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German Pages 521 [524] Year 2010
Ödön von Horváth Wiener Ausgabe
I
Ödön von Horváth
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Historisch-kritische Edition Am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek herausgegeben von Klaus Kastberger
Band 9
De Gruyter II
Ödön von Horváth
Don Juan kommt aus dem Krieg
Herausgegeben von Nicole Streitler unter Mitarbeit von Julia Hamminger und Martin Vejvar
De Gruyter III
Erstellt mit Unterstützung durch den Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) und die Kulturabteilung der Stadt Wien. Dank an die Österreichische Nationalbibliothek (Wien) und die Wienbibliothek im Rathaus für die Überlassung von Reprorechten an den Faksimiles.
ISBN 978-3-11-022627-0 e-ISBN 978-3-11-022628-7 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2010 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/New York Satz: Dörlemann Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck: Mercedes-Druck, Berlin Buchbinderische Verarbeitung: Stein+Lehmann GmbH, Berlin ÜGedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com
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Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Konzeption 1: Ein Don Juan unserer Zeit – Zeitstück . . . . . . . . . Konzeption 2: Ein Don Juan unserer Zeit – Filmexposés . . . . . . . Konzeption 3: Ein Don Juan unserer Zeit – Großmutter . . . . . . . Konzeption 4: Don Juan kommt aus dem Krieg in vier Teilen . . . . . Konzeption 5: Don Juan kommt aus dem Krieg in drei Akten . . . . Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel (Endfassung, emendiert)
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17 135 149 207 245 377
Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Editionsprinzipien . . . Siglen und Abkürzungen Literaturverzeichnis . . Inhalt (detailliert) . . .
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Vorwort
Vorwort Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel Uraufführung: 12. November 1952 unter dem Titel Don Juan kommt zurück im Theater der Courage in Wien (Regie: Edwin Zbonek). Dauer der Schreibarbeiten: Juli 1934 bis vermutlich Juli 1936; Erwerb der Vertriebsrechte des Stückes gemeinsam mit Figaro läßt sich scheiden durch den Verlag Max Pfeffer mit Vertrag datiert auf den 3. November 1936. Umfang des genetischen Materials: 299 Blatt an Entwürfen und Textstufen, unterteilt in fünf Konzeptionen. Erstdruck: Don Juan kommt aus dem Krieg. In: Ödön von Horváth: Stücke. Hg. von Traugott Krischke. Mit einem Nachwort von Ulrich Becher. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961, S. 293–333.
Datierung und Druck In einem Brief, den man mit großer Wahrscheinlichkeit auf den 25. April 1933 datieren kann,1 schreibt Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, seinen Freund in den dreißiger Jahren: Mein lieber Csokor, heute ging ich in der Früh fort und kam erst Nachmittags heim, wo ich erfuhr, dass Du angerufen hast. – Hoffentlich sehen wir uns bald. Dein Stück [Feuer vom Himmel, Anm.]2 habe ich gelesen und bin begeistert! Das ist wirklich ein historisches Stück, so wie es sein soll – es offenbart sich nämlich darin die Seele (wie das Wort lautet) eines ganzen Volkes, unabhängig von der Zeit, und trotzdem ist die Zeit gestaltet – also: die Seele durch die Zeit! Es ist eines der aufschlussreichsten Dokumente deutschen Wesens – doch sicher wird es viel missverstanden werden! Aber das schadet ja nichts, ist ja ganz wurscht – denn die Hauptsache: Du hast das, was man Deutschtum nennt, wundervoll gestaltet. Die Deutschen werden es natürlich in einem für sie günstigen Lichte sehen (sofern man da überhaupt mit Werturteilen operieren will, die ja doch immer nur dumm sind) – aber eben deshalb: sie werden sich im günstigem [sic!]
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Der Brief ist mit „Wien, Dienstag abends“ datiert. In einer Postkarte Horváths an Csokor vom 21. April 1933 bittet Horváth Csokor jedoch, sich telefonisch bei ihm zu melden, weshalb man davon ausgehen kann, dass sich die Datierung auf einen dem 21. April unmittelbar nachfolgenden Dienstag und dabei mit großer Wahrscheinlichkeit bereits auf den ersten, nämlich den 25. April, bezieht. Vgl. dazu „Leben ohne Geländer“. Briefwechsel zwischen Franz Theodor Csokor und Ödön von Horváth aus den Jahren 1933 bis 1938. Zusammengestellt und kommentiert von Traugott Krischke. In: Lebensbilder eines Humanisten. Ein Franz Theodor Csokor-Buch. Hg. v. Ulrich N. Schulenburg unter Mitarbeit von Helmut Stefan Milletich. Wien: Löcker/Sessler 1992, S. 139–172, hier S. 141. Auf dem Brief wurde, wahrscheinlich von Csokor, hs. vermerkt: „Betrifft das Wiedertäuferdrama ‚Feuer vom Himmel‘“ (Krischke 1992, S. 141).
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Vorwort
Lichte sehen, denn sie werden Dir dankbar sein, dass Du das Chaotische gestaltet hast. Für sie ist ja das Chaos kein Chaos, sondern ein militantes Formproblem. (So ungefähr: trägt man statt 5 Knöpf 6 Knöpf, so ist das Chaos gebannt). Ein beneidens- und bemitleidenswertes Volk! Da sie aber nicht bemitleidet werden wollen, tun wir ihnen den Gefallen und beneiden wir sie. Es muss schön sein, ein Deutscher zu sein. Sei vielmals gegrüsst von Deinem Ödön3
So ausführlich und detailliert äußert sich Horváth selten über die eigene Arbeit oder über die seiner Kollegen, was den Brief zu einer wichtigen Quelle macht. Zudem ist anzunehmen, dass der Autor darin anhand von Csokors Stück Kriterien auch für die eigene dramatische Praxis formuliert, oder, anders gesagt, dass ihm zu diesem Zeitpunkt bereits ein Stück in dem beschriebenen Sinne vorschwebt, ein „historisches Stück“, in dem sich „die Seele […] eines ganzen Volkes [offenbart], unabhängig von der Zeit, und trotzdem ist die Zeit gestaltet – also: die Seele durch die Zeit!“ Seele und Zeit, das sind dann auch die beiden Kategorien, von denen her Horváths bald darauf entstandenes Stück Don Juan kommt aus dem Krieg zu verstehen ist. Wie Zeit und Seele darin miteinander verwoben werden, lässt sich an dem komplexen Entstehungsprozess nachvollziehen, der, ausgehend vom Konzept eines Zeitstücks, schließlich zu einem historisch grundierten Charakterdrama führt und damit gewissermaßen zunächst „die Seele durch die Zeit“ darstellt und später die Zeit durch die Seele. Horváths Arbeit am Don Juan-Projekt erstreckt sich mindestens auf den Zeitraum zwischen Juli 1934 und Juni/Juli 1936. Vielleicht sind die ersten Entwürfe noch früher entstanden. In einem (allerdings nicht handschriftlich vorliegenden) Brief vom 2. Juli 1934 fragt Franz Theodor Csokor bei Horváth nach: „Kommt bei Dir endlich das Don Juan-Stück an die Reihe, von dem Du mir und Ibach erzähltest, als wir ihn im Spital besuchten, wo er mit herausgeschälten Halsmandeln lag?“4, was den Terminus post quem für die Datierung der Arbeit am Stück darstellt. Csokor liefert auch den Terminus ante quem. In einem Brief an Ferdinand Bruckner vom 4. Juli 1936 schreibt er: „Horváth, der jetzt ständig in Wien wohnt, hat 2 sehr gute neue Stücke geschrieben, ‚Figaro lässt sich scheiden‘ (moderne Fortsetzung des ‚Figaro‘) und ‚Don Juan kommt aus dem Krieg‘ (modernes Don Juan-Drama)“.5 Am 3. November 1936 erwirbt der Verlag Max Pfeffer (Wien-Berlin-London) von dem Dramaturgen, Autor und Verleger Alfred Ibach die Rechte am „Subvertrieb [der beiden Stücke] für alle Länder“6, womit ein definitiver Zeitpunkt für die Fertigstellung vorliegt.7 Offensichtlich hatte 3
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Brief Ödön von Horváths an Franz Theodor Csokor, handschriftliches Original, Handschriften-, Autografen- und Nachlasssammlung der ÖNB, Autograf Nr. 296/30–1. Am linken Rand des Briefes fügt Horváth hinzu: „Wann sehen wir uns? Ruf mich bitte an!“ Franz Theodor Csokor: Zeuge einer Zeit. Briefe aus dem Exil 1933–1950. München/Wien: Albert Langen/Georg Müller 1964, S. 74. Was den quellenkundlichen Status der in diesem Band abgedruckten Briefe betrifft, richtet sich gegen viele ein berechtigter Vorbehalt, da Csokor die meisten Originalbriefe während des Nationalsozialismus vernichtet hat und später aus dem Gedächtnis rekonstruierte. Vgl. dazu Christian Schnitzler: Der politische Horváth. Untersuchungen zu Leben und Werk. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 1990, S. 149–150. Brief Franz Theodor Csokors an Ferdinand Bruckner, handschriftliches Original, Stiftung Archiv der Akademie der Künste Berlin-Brandenburg, Ferdinand-Bruckner-Archiv, Signatur 81. Vertrag zwischen Ibach, Horváth und dem Verlag Max Pfeffer vom 3. November 1936; zitiert nach der Kopie im Nachlass Krischke, ÖLA 84/97, Schachtel 48. Ibach war Regisseur bei Max Reinhardt und Heinz Hilpert und übernahm 1936 den Verlag E. P. Thal in Wien, den er unter dem Namen Alfred Ibach-Verlag weiterführte. Ibach hatte be-
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Vorwort
sich Pfeffer jedoch erst nach Vorliegen des Figaro für die Vertriebsübernahme auch des Don Juan entschieden, allerdings zu ermäßigten Bedingungen. Im Vertrag heißt es nämlich: Nachdem ich mich seinerzeit nicht für die Vertriebsübernahme von: „Don Juan kommt aus dem Krieg“ ausgesprochen habe, verbleibt die Verpflichtung zur Zahlung eines weiteren allgemeinen Vorschusses von S 500,– (Schilling fünfhundert), sobald das Stück in die Theaterproben geht, mit Auslassung der bei der Vertriebsübernahme eines neuen Werkes vereinbarten S 500,--.8
Während sich für das Stück Figaro läßt sich scheiden die Herstellung eines Stammbuches durch den Verlag Max Pfeffer (im Vertrag ist eine Stückzahl von 200 vorgesehen) definitiv nachweisen lässt,9 ist dies beim Don Juan-Drama nicht der Fall; der zitierte Vertrag enthält darüber auch keinerlei Bestimmungen. Für die Erstellung der fragmentarischen Endfassung (K5/TS10/A11) wurde auf drei Typoskripte (BS 19, Bl. 1–26, BS 19 a, Bl. 1–37 und BS 19 b, Bl. 1–22) zurückgegriffen, die unter Berücksichtigung der handschriftlichen Korrekturen Horváths auch als emendierte Endfassung abgedruckt werden. Da das letzte Blatt (folgend auf Bl. 22 mit der Pag. 77) des Typoskripts der Mappe 19 b bereits vor der Übernahme des Nachlassbestandes an die Österreichische Nationalbibliothek in Wien verloren gegangen ist und bis heute als verschollen gilt, wurde die letzte Replik Don Juans in der emendierten Endfassung mithilfe der Kommentierten Werkausgabe ergänzt, der noch das vollständige Typoskript vorgelegen haben muss. Krischke spricht dort nämlich im editorischen Anhang zum Stück davon, dass als Textgrundlage ein „86seitige[s] von Horváth hs korrigierte[s] Typoskript“10 – das nun vorliegende Typoskript der Endfassung (gebildet aus den drei Typoskripten BS 19, BS 19 a und BS 19 b) umfasst nur noch 85 Blatt – diente, aufgrund dessen der Text erstellt wurde und das Krischke also bei der Vorbereitung dieser Ausgabe, ebenso wie bei der Vorbereitung der Ausgabe in den Gesammelten Werken von 1970, noch in vollständiger Form vorgelegen haben muss.11 Der Erstdruck des Stückes im Jahr 1961 erfolgte wahrscheinlich auf derselben quellenkundlichen Basis.12
Das genetische Material und seine Chronologie Das Konvolut zum Stück Don Juan kommt aus dem Krieg im Nachlass Ödön von Horváths umfasst 299 Blatt. Der Großteil der handschriftlichen Materialien (Entwürfe und Textstufen) befindet sich in zwei Notizbüchern, dem Notizbuch o. Nr. mit violettem Einband (ÖLA 3/W 367) und dem Notizbuch Nr. 4 mit schwarzem Einband (ÖLA 3/W 370). Das Notizbuch o. Nr. ist das frühere. In ihm wechseln Entwürfe zum
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reits am 6. März 1936 die Rechte am Stück Figaro läßt sich scheiden erworben. Vgl. die Kopie des brieflichen Vertrags zwischen Ibach und Horváth im Nachlass Krischke, ÖLA 84/97, Schachtel 48. Vertrag zwischen Ibach, Horváth und dem Verlag Max Pfeffer vom 3. November 1936; zitiert nach einer Kopie des Vertrags im Nachlass Krischke, ÖLA 84/97, Schachtel 48. Vgl. dazu das Exemplar im Nachlass Horváth aus dem Jahr 1937, ÖLA 27/W 34. KW 9, S. 143. Vgl. GW I, S. 10*. Horváth 1961, S. 293–333. In dieser Ausgabe findet sich kein editorischer Hinweis auf die verwendete Textgrundlage.
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Vorwort
Don Juan-Drama – noch unter dem Titel Ein Don Juan unserer Zeit – mit solchen zum Stück Figaro läßt sich scheiden (1936/37) ab. Explizite Datierungshinweise finden sich im Notizbuch o. Nr. keine, aber man kann davon ausgehen, dass Horváth es etwa von Mitte 1934 bis Ende 1935/Anfang 1936 verwendet hat. Es enthält die frühesten Entwürfe zum Don Juan-Drama. Die Notizen zu der Komödie Figaro läßt sich scheiden beziehen sich auf spätere Konzeptionsphasen, die auf Mitte bis Ende 1935 zu datieren sind. Horváth hat die Fassung des Figaro in dreizehn Bildern im Frühjahr 1936 fertiggestellt.13 Die Notizen im Notizbuch o. Nr. entstammen der Phase unmittelbar davor. Das Notizbuch Nr. 4 dürfte Horváth im unmittelbaren Anschluss daran verwendet haben. Auch hier liegen keine expliziten Datierungshinweise vor, aber die Reihe der Stücke, zu denen sich darin Notizen und Entwürfe finden, lässt eine Datierung auf Mitte 1935 bis Mitte 1936 plausibel erscheinen. Im vorderen Teil des Notizbuchs Nr. 4 finden sich Strukturpläne, Notizen, Dialogskizzen und Textstufen zum Stück Don Juan kommt aus dem Krieg, im hinteren Teil Entwürfe und Notizen zu den Werkprojekten Kaiser Probus in Wien, Herkules, Orpheus, Das jüngste Gericht, Die Diadochen, Die Komödie des Menschen, zu einem Filmexposé von Kasimir und Karoline, sowie eine Liste von Filmprojekten unter dem Titel „Fünf Filme“. Die Frage der chronologischen Abfolge der Textträger ist einerseits leicht zu beantworten, weil davon ausgegangen werden kann, dass Horváth die Notizbücher nacheinander verwendet und – mit einer Ausnahme – chronologisch von vorne nach hinten beschrieben hat.14 Andererseits gibt es eine nicht unbeträchtliche Zahl an handschriftlichen Entwürfen auf losen Blättern, die teilweise parallel zu den Einträgen in die Notizbücher entstanden sind, teilweise aber auch vor- oder nachher. Parallel zu den Einträgen in den Notizbüchern bzw. auch später entstanden sind die wenigen vorhandenen Typoskripte, die im Allgemeinen ausgereifte Textstufen darstellen. Darüber hinaus liegen ein handschriftlicher Romanentwurf und zwei maschinenschriftliche Filmexposés vor (eines davon in Form zweier minimal differierender Durchschläge einer nicht überlieferten Reinschrift), deren Stellung in der Chronologie bis dato ungeklärt war. Aus motivischen und strukturellen Gründen sind sie eher den frühen Phasen der Arbeit am Don Juan-Projekt zuzuordnen. Der Arbeitsprozess gliedert sich im Wesentlichen in zwei große Konzeptionsphasen. Die Entwürfe der ersten tragen den Titel Ein Don Juan unserer Zeit, die der zweiten sind mit Don Juan kommt aus dem Krieg überschrieben, was auch der Titel der Endfassung ist. Innerhalb dieser zwei Konzeptionsphasen sind jedoch weitere Binnendifferenzierungen nötig und sinnvoll, weshalb der Entstehungsprozess hier in fünf Konzeptionen unterteilt wird. Die ersten drei Konzeptionen stehen unter dem Titel Ein Don Juan unserer Zeit und beinhalten auch die beiden Filmexposés und den Romanentwurf, die Konzeptionen 4 und 5 führen den Titel Don Juan kommt aus dem Krieg, wobei Konzeption 4, im Gegensatz zu den drei Akten der Endfassung (Konzeption 5), vier Akte bzw. vier Teile aufweist. Insgesamt ergibt sich daraus das folgende Bild: 13 14
Vgl. KW 8, S. 183. Zum gleichen Befund kommt Jürgen Hein: Die „Fronttheater“-Szene in Ödön von Horváths Don Juan kommt aus dem Krieg. Notizen zur Edition und Interpretation. In: Ödön von Horváth. Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Hg. v. Klaus Kastberger. Wien: Zsolnay 2001, S. 92–107, insbesondere S. 101.
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Vorwort
Konzeption 1: Ein Don Juan unserer Zeit – Zeitstück Konzeption 2: Ein Don Juan unserer Zeit – Filmexposés Konzeption 3: Ein Don Juan unserer Zeit – Großmutter Konzeption 4: Don Juan kommt aus dem Krieg in vier Teilen Konzeption 5: Don Juan kommt aus dem Krieg in drei Akten
Konzeption 1: Ein Don Juan unserer Zeit – Zeitstück Der früheste Entwurf (K1/E1) zum Don Juan-Projekt ist der auf dem Blatt ÖLA 3/ W 367 – o. BS, Bl. 81v, in dem Horváth bereits das stationendramaartige Wandern Don Juans von einer Frau zur nächsten als strukturbildendes Merkmal des geplanten Stückes vorsieht, an dessen Ende dann das Zusammentreffen mit der toten Braut stehen soll. Konzeption 1, die Zeitstück-Konzeption, ist darüber hinaus durch eine starke Betonung des zeitgeschichtlichen Hintergrunds gekennzeichnet, vor dem sich die Figur des Don Juan konturiert. Dies zeigt beispielhaft der komplexe und mehrfach überarbeitete Strukturplan K1/E2, der eine Einteilung des Stückes in drei Akte mit den Jahresschnitten 1918, 1925 und 1935 vorsieht. Während die ersten beiden Akte politisch orientiert sind – die Bildtitel lauten hier: „Revolutionäres Weiberbüro“, „Reaktionäre Wohnung“, „[Don Juan] wird Abgeordneter“, „Attentat auf ihn“, „Zelle der Attentäterin“ und „Attentäterin kommt frei durch die Revolution und beschützt Don Juan“ – und auch ein Engagement Don Juans beim Film vorsehen, zeigt der III. Akt („In der Emigration“) Don Juan als Privatperson. Er findet seine „alte Liebe“ wieder, wird aber zugleich von der Attentäterin aus dem II. Akt aufgesucht, die ein Kind von ihm haben möchte und ein Buch „über die Pflichten der neuen Frau“ geschrieben hat. Sie sagt, sie gehöre zu Don Juan und wünscht sich und ihm: „Ein geruhsames Alter.“ Auf einem ebenfalls der ersten Konzeptionsphase zugehörigen Blatt (K1/H4) finden sich die Titelentwürfe Ein Don Juan seiner Zeit und Ein Don Juan unserer Zeit (K1/E5) und ein erster Dialog zum 1. Bild des I. Aktes „Fronttheater“, der eine Frühform des 1. Bildes der Endfassung des Stückes darstellt, die in der Folge nicht mehr gravierend verändert wurde. Der handschriftliche Romanentwurf (K1/TS5) übersetzt diese erste Textstufe zum 1. Bild in Prosaform, ist aber nur fragmentarisch überliefert oder, was wahrscheinlicher ist, überhaupt fragmentarisch geblieben. Die erste Gruppe größerer Textstufen (K1/TS2–TS4) unter dem Titel Ein Don Juan unserer Zeit, die eine dialogische Ausarbeitung der ersten zehn Bilder des Stückes beinhaltet, findet sich gleich zu Beginn des Notizbuchs o. Nr. Ergänzt werden diese Ausarbeitungen durch zwei dazwischen bzw. gleich im Anschluss daran befindliche Entwürfe (K1/E6, E7): Horváth skizziert darin zum einen (E6) die Anlage der Bilder 6 bis 8, die jedoch in weiterer Folge (TS3) davon abweichend realisiert werden, zum anderen (E7) rekapituliert er das bereits ausgearbeitete Bild 9 „Bei der Zahnärztin“, unterwirft das in unmittelbarer Nähe zu E7 liegende Bild 10 „Bar“ (TS4) einer grundlegenden Wandlung („Konditorei“) und plant ein 11. Bild „Damenklub“, das er jedoch erst mehrere Blätter später (K1/TS7), bereits als dem „II. Teil“ zugehörig, fragmentarisch ausarbeitet. Die erwähnte erste, fragmentarische Fassung des Stückes K1/TS2–TS4 beginnt mit der „Fronttheater“-Szene, in die die Korrekturen aus TS1 bereits eingearbeitet sind. Dieser folgt ein Bild „Lazarett“, in das Don Juan kommt, weil er Fieber hat. Er trifft dort auf eine Krankenschwester, das Gespräch der beiden kreist um ihre Heimat-
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Vorwort
losigkeit nach dem Ende des Krieges. Die Oberschwester stößt dazu und diagnostiziert bei Don Juan eine im Anschluss an den Krieg grassierende Krankheit: „Spanische Grippe. Geben Sie acht! Es ist die Pest.“ (TS2/ÖLA 3/W 367, Bl. 6) Im nächsten Bild „Grab“ befinden sich die Oberschwester und Don Juan am Grab der Krankenschwester, die an der Grippe verstorben ist. Das 4. Bild zeigt eine „Schlange“ von Frauen vor einem Lebensmittelgeschäft, die über die Männer und den Krieg debattieren. Im 5. Bild trifft Don Juan auf der Straße zwei „lose Mädchen“ und die „Altmodische“, die als der leibhaftige „Tod“ erscheint. Das 6. Bild spielt auf einer pazifistischen Frauendemonstration, auf der Don Juan eine junge Frau namens Elli kennen lernt. Bild 7 zeigt die beiden – entgegen dem skizzierten weiteren Verlauf in E6, der das Bild „Redaktion“ vorsieht – in einem Hotelzimmer, wo sie über den Krieg und das Geschlechterverhältnis diskutieren. Bild 8 und Bild 9 spielen bei einer Zahnärztin, bei der Don Juan nach Informationen über den Verbleib seiner Braut sucht. In Bild 9 scheinen die beiden bereits eine Affäre zu haben, die Don Juan jedoch abrupt beendet. Einer neben diesem Bild notierten Replik zufolge soll Don Juan im Wartezimmer eine „Dame“ kennen lernen. Die Figur der Dame wird im anschließenden Bild „Bar“ wiederaufgenommen; sie bietet Don Juan eine Rolle beim Film an, ein motivisches Element, das bis in die Endfassung des Stückes (K5/TS10/A11) präsent bleiben wird. In E7 geht Horváth einen Schritt zurück und setzt in diesem Strukturplan wieder mit dem 9. Bild „Bei der Zahnärztin“ ein. Die Bilder 10 und 11 sind nur skizziert. Bild 10 hat als Schauplatz, hier vermutlich dem Bild „Bar“ (TS4) verwandt, eine „Konditorei“, in der Don Juan „nach Stellungen“ „telephoniert“ (E7). Er wird zuletzt von einer Frau als Diener für einen Damenklub engagiert. Bild 11 schließlich soll in diesem Damenklub spielen. Die durch die Abfolge TS2–TS4 lose und fragmentarisch konstituierte Fassung des ersten Aktes exponiert bereits eine Fülle von Figurenkonstellationen und Motiven, die in derselben bzw. abgewandelter Form in die Endfassung eingehen werden. Das einzige Typoskript (T1), das zu Konzeption 1 zu rechnen ist und bald nach der ersten, fragmentarischen durch TS2–TS4 konstituierten Fassung im Notizbuch o. Nr. entstanden sein dürfte, enthält dialogische Ausarbeitungen der ersten acht Bilder des I. Aktes, die zusammen die Textstufe K1/TS6 bilden. Diese weist große Ähnlichkeiten mit der Ausarbeitung in TS2–TS4 auf; auch hier lautet die Bilderfolge „Fronttheater“, „Lazarett“, „Friedhof“, „Vor einem Laden in der Stadt“, „Dunkle Strassenecke“, „Grosse Frauendemonstration“, „Hotelzimmer“ und „Bei einer Zahnärztin“. Der Ausreifungsgrad sowie die Übernahme von in den vorangehenden Textstufen vermerkten Korrekturen und Strukturänderungen deuten auf einen späteren Entstehungszeitpunkt hin. Zu Konzeption 1 zählen ferner die Bilder „Damenklub“ (K1/TS7) und „Schloss“ (K1/TS8), die in größerem Abstand zu den vorherigen Textstufen ebenfalls im Notizbuch o. Nr. ausgeführt sind. Das Bild „Damenklub“ nimmt dabei die Skizze zum 11. Bild aus E7 wieder auf, nachdem Horváth in den zwischenzeitlich angefertigten Entwürfen vor allem zeitgeschichtlich-politische Elemente in den Vordergrund treten lässt (vgl. v.a. E31–E50) und an Abfolge wie Struktur der bereits bestehenden Bilder und Dialoge des intendierten ersten Aktes dieser Konzeption arbeitet bzw. Ideen und Bilder für die darauf folgenden sammelt (vgl. v.a. E8–E30). In diesem Bild kommt Don Juan als Diener in einen Damenklub, wogegen die meisten Klubteilnehmerinnen protestieren; Don Juan selbst jedoch kommt den Damen bekannt vor: „Erste: Den kenn ich doch. / Zweite: Mir kommt er auch bekannt vor.“ (TS7/ÖLA 3/W 367,
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Vorwort
Bl. 55) Das Bild „Schloss“ wiederum, in dem Don Juan als Inflationsgewinnler das Schloss einer verarmten Gräfin kauft, steht vereinzelt und vor allem aus Gründen der Blattfolge des Notizbuchs im Rahmen dieser Konzeption. Es besitzt in den gesamten Konzeptionen zum Stück keinen festen Platz: Das Bild taucht erneut in einigen späteren Strukturplänen auf (K3/E19, E32–E34, K4/E4, E8, E13, K5/E1, E3, zum Teil auch adaptiert unter der Bezeichnung „Gräfin“), wird dann aber nicht mehr weiterverwendet. Ebenfalls zu Konzeption 1 gehörig ist ein Romanfragment mit dem Titel „Ein Don Juan unserer Zeit. Roman von Ödön von Horváth“ (K1/TS5). Das Fragment findet sich auf einem nicht näher datierbaren Blatt, ist aber aus motivischen wie strukturellen Gründen dieser frühen Konzeption zuzurechnen.
Konzeption 2: Ein Don Juan unserer Zeit – Filmexposés Die maschinenschriftlichen Filmexposés (K2/TS1–TS3) dürften, entgegen dem Hinweis im Titel, dass sie „nach einer Komödie von Ödön von Horváth“ gestaltet seien, vor dieser entstanden sein, zumindest vor dem endgültigen Stück Don Juan kommt aus dem Krieg. Bei TS2 und TS3 handelt es sich um Durchschläge eines vermutlich verloren gegangenen Typoskripts, wie die Beschaffenheit des Papiers sowie identische Tippfehler nahe legen. Das verloren gegangene Typoskript dürfte im Anschluss an TS1 entstanden sein, da handschriftliche Korrekturen aus TS1 hier bereits maschinenschriftlich umgesetzt sind. Die Durchschläge selbst unterscheiden sich voneinander nur in minimalen handschriftlichen Fehlerkorrekturen. Die Filmexposés (TS1–TS3) weisen deutliche Züge der frühen Entwürfe auf, besonders des Strukturplans in 19 Bildern (K1/E4). Dementsprechend tragen sie den Titel Ein Don Juan unserer Zeit, wobei dieser noch mit dem Zusatz oder Die Sage vom Don Juan in unserer Zeit versehen ist. Die Motive, die in den Filmexposés vorkommen, sind auf dem erwähnten Strukturplan vorgebildet, etwa der lesbische Damenklub, Don Juans Karriere als Filmstar, seine politische Laufbahn, das Attentat, die Journalistin, das junge, reine Mädchen, das ein Kind von ihm bekommt, Don Juans Arbeit als Reisender in Damenwäsche, die Spionageaffäre, seine Verurteilung, die Zeit im Zuchthaus und schließlich sein Tod.
Konzeption 3: Ein Don Juan unserer Zeit – Großmutter In Konzeption 3 findet eine markante motivische und strukturelle Neuerung statt, indem ein Teil der Handlung des I. Teils nach „Neuburg an der Donau“ verlegt und die Figur der Großmutter eingeführt wird (K3/E1/ÖLA 3/W 367, Bl. 63v) – eine Transformation, die sich in ähnlicher Form und mit ebenso maßgeblichen Implikationen auch am Entstehungsprozess der Geschichten aus dem Wiener Wald beobachten lässt.15 Was den Don Juan-Stoff betrifft, so leitet Horváth mit der Einführung des neuen Schauplatzes und der neuen Figur die allmähliche Abkehr von der Vorstellung eines Zeitstückes ein. In dieser Arbeitsphase kommt es zu einer Abwanderung der ursprünglich 15
Vgl. dazu Klaus Kastberger: Revisionen im Wiener Wald. Horváths Stück aus werkgenetischer Sicht. In: Kastberger 2001, S. 108–130.
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Vorwort
dominierenden Motive (Film, Politik, Wirtschaft) in den Hintergrund; umgekehrt tritt die Don Juan-Handlung selbst desto stärker hervor. Die wohl wenig später entstandene Textstufe K3/TS1 enthält einen Dialog zwischen Don Juan und der Großmutter „In Neuburg an der Donau“. Horváth plant in diesem Stadium der Arbeit ein Zusammentreffen Don Juans mit der Großmutter im I. Akt, während in späteren konzeptionellen Phasen die Kommunikation im I. Akt nur brieflich erfolgt, und zwar einseitig von Don Juan aus, dessen Briefe unbeantwortet bleiben. In Konzeption 3 ist zudem vorgesehen, dass Don Juan sofort über den Tod des Fräuleins, über den Sterbetag – „3. März 1916“ (TS1/ÖLA 3/W 367, Bl. 67) – und über seine Schuld an ihrem Tod aufgeklärt wird. Diese Mitteilung wird in späteren Arbeitsphasen im Stück immer weiter und schließlich ganz nach hinten verschoben, was die dramatische Spannung wesentlich erhöht und eine analytische Struktur erzeugt. Ein Strukturplan (K3/E13), der aufgrund der darauf verzeichneten GroßmutterFigur ebenfalls zu Konzeption 3 zu zählen ist, trägt den Titel Ein Don Juan unserer Zeit. Komödie in sieben Teilen und sieht die folgenden Teiltitel vor: „Der Krieg ist aus“, „Im Taumel der Inflation“, „In den Klauen der Politik“, „In ländlicher Stille“, „Die Fabrik“, „Spionage“ und „Zuchthaus. Tod“. Damit stellt dieser Strukturplan eine Kombination von Elementen der Konzeptionen 1 und 2 mit denen von Konzeption 3 dar.
Konzeption 4: Don Juan kommt aus dem Krieg in vier Teilen Am Beginn von Konzeption 4 steht eine Reihe von Textstufen, die alle äußerst fragmentarisch geblieben sind und teilweise noch Figuren enthalten, die im weiteren Verlauf der Arbeit an den Konzeptionen 4 bzw. 5 aus dem Stück ausgeschieden werden, so etwa die Heilsarmee-Mädchen (K4/TS1, TS6), die Figuren der Gräfin, der Attentäterin und des Landmädchens (K4/TS6). Eine Textstufe zum I. Teil enthält eine fragmentarische Fassung des Bildes „Zimmer der Großmutter“ (K4/TS2). Zwei Textstufen liefern fragmentarische Fassungen des Bildes „Krankenhaus“ (K4/TS3 und TS4). Auf vier weiteren Blättern, die zu Konzeption 4 zu rechnen sind, finden sich fragmentarische Fassungen der Szenenanweisung zum Bild „Café“ des II. Teils (K4/TS5, TS7/A1–A3). Konzeption 4 zeichnet sich nicht nur durch den neuen Titel Don Juan kommt aus dem Krieg aus (erstmals in K4/TS5), sondern auch durch eine immer stärkere Konzentration der Handlung auf die Figur des Don Juan, der weniger als Zeittypus, sondern als schicksalhaftes Individuum erscheint. Demgemäß lautet der Untertitel des Stückes jetzt auch nicht mehr „Komödie“, sondern „Schauspiel in vier Teilen“ (vgl. K4/E1). Allerdings erfolgt im mittleren Abschnitt des Stückes in den Konzeptionen 4 und 5, der bis zuletzt den Titel „Im Taumel der Inflation“ trägt, sehr wohl noch eine Konfrontation der Don Juan-Figur mit Phänomenen seiner Zeit wie dem Film oder der Politik. Allerdings wandern diese Motive von äußerlichen Geschehnissen in Figuren ab, so etwa in die Figur der Bordellbesitzerin Nevada, die in einem Strukturplan des ersten Blattes von Konzeption 4 (K4/E1) für den II. Akt vorgesehen ist, später jedoch wieder aus dem Stück eliminiert wird, oder in die Figur des „Inflationsgewinnlers“, in dessen Wohnung sich die vier Damen zum Tee treffen; der Film bleibt als mögliches berufliches Betätigungsfeld bis in die Endfassung (K5/TS10/A11) eine Perspektive für Don Juan. Für den vierten Akt dieses Strukturplans, der unter dem Titel „Der Weg
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Vorwort
nach Neuburg“ steht, entwirft Horváth eine Bilderfolge, die der Abfolge der vier Jahreszeiten entspricht, eine Idee, die auf ein Werkprojekt von 1932 mit dem Titel Die Jahreszeiten (ÖLA 3/W 362 – Bl. 3v, 4, 7v = Notizbuch Nr. 7) zurückgehen könnte. Allerdings eliminiert Horváth diese Motivkette noch im Laufe von Konzeption 4 wieder aus dem Stück – mit Ausnahme des Winters, der im Schneemann-Motiv der Endfassung eine neue Form der Umsetzung findet und dem dritten Akt („Der Schneemann“) seine atmosphärische Grundierung verleiht. In einem nachfolgenden Entwurf (K4/E4) erweitert Horváth den IV. Akt um das abschließende Bild „Grab“ und nimmt damit bereits die Koppelung der beiden Motive „Winter“ und „Tod“ vorweg, die für den Schluss der Endfassung K5/TS10/A11 charakteristisch ist. Diese Bilderfolge übernimmt er auch in den Strukturplan K4/E5, wo sie allerdings den V. Akt kennzeichnet. Für den IV. Akt sind hier die Bilder „Bei der Bürgerin“ und „Don Juan im Gefängnis“ vorgesehen. Die Entwürfe zu Konzeption 4 werden im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) fortgesetzt, wo sich zu Beginn ein wohl wenig später entstandener Strukturplan in vier Akten findet (K4/E9), der unter dem Titel „Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel in vier Akten“ die Entwürfe der weiter oben erwähnten (losen) Blätter zusammenführt. Hier taucht im I. Akt bereits die Großmutter-Figur auf. Bemerkenswert scheint aber v.a. der II. Akt, der folgende Bilderfolge aufweist: „Cafè“ (1.), „Krankenhaus“ (2.), „Bei der Nevada“ (3.), „Beim Film“ (4.), „Attentäterin“ (5.) und „Redakteurin“ (6.). Der Autor greift damit auf Figuren zurück, die bereits in Konzeption 1 entwickelt wurden und erst im Laufe von Konzeption 5 endgültig aus dem Stück eliminiert werden. Der III. Akt soll „Don Juan als große[n] Mann“ zeigen und ein „Attentat“ enthalten. Allerdings landet Don Juan in der „Zelle“ (6. Bild). Im IV. Akt notiert Horváth wieder die Abfolge der Jahreszeiten als erste vier Bilder und das Bild „Grab“ wie in E4 als Schlussbild. Ein Typoskript, das mit einem Umfang von sieben Blättern die einzige längere Textstufe (K4/TS8) von Konzeption 4 darstellt, enthält eine Ausarbeitung des 1. und 2. Bildes des II. Aktes, allerdings noch in der Reihenfolge „Café“, „Lazarett“ (vgl. K4/E9), die dann in der Endfassung umgekehrt wird.
Konzeption 5: Don Juan kommt aus dem Krieg in drei Akten Konzeption 5 setzt mit einem Strukturplan zum II. und III. Akt ein (K5/E1), der sich im Notizbuch Nr. 4 (ÖLA 3/W 370) befindet. Er sieht für den Beginn des II. Aktes wieder die Bilderfolge „Cafè“ und „Spital“ (vgl. K4/E9) vor. Dann folgt der Bildtitel: „Atelier“. Es handelt sich hierbei um das Bild mit den beiden Kunstgewerblerinnen, das sich bereits in früheren Konzeptionen findet und bis in die Endfassung (K5/TS10/A11) beibehalten wird. Das folgende Bild (4.) ist mit „Madame“ betitelt. Horváth greift damit auf eine Figur zurück, die er in Konzeption 4 (K4/TS9) ins Stück hineinnimmt. Die mütterliche Figur soll Don Juan Geld leihen, damit er zu seiner Braut fahren kann. Horváth hatte den Figurennamen Madame in der Korrekturschicht von K4/TS9 durch Tante ersetzt, möglicherweise nimmt er diese Ersetzung in Konzeption 5 aber wieder zurück (vgl. K5/E9). Auf das Bild „Madame“ folgt in K5/E1 ein „Grossmutter“-Bild, das sich später nicht mehr im II. Akt findet. Das abschließende Bild soll in einem „Bureaux“ (vgl. K5/E5) spielen. Auch ein solches Bild findet sich später nicht mehr, wohl aber arbeitet die „Erste Tochter“ der Vermieterin Don Juans in der Endfassung in einem Büro. Im III. Akt taucht in K5/E1 wie schon in Kon-
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Vorwort
zeption 4 (K4/E4, E8, E13) die Figur der „Gräfin“ (1. Bild) auf. Auch die „Heilsarmee“ findet sich hier noch (4. Bild). Für den III. Akt notiert Horváth wiederum ein Bild „Grossmutter“ (5.) und ein abschließendes „Gefängnis“-Bild, das in diesen Entwürfen wohl schon das Stück beschließen soll, das jetzt nur noch drei Akte umfasst und die Abgrenzung einer eigenen Konzeption erlaubt (vgl. K4/E13, wo das Bild „Gefängnis“ noch im IV. Akt positioniert wird). Die folgenden Strukturpläne K5/E2–E4 stellen geringfügig abweichende Varianten des Strukturplans K5/E1 dar. So erweitert Horváth diesen Strukturplan in der Folge um Bilder mit einer Studentin (K5/E2–E4, E8; dialogisch ausgearbeitet in K5/TS1) und mit Arbeiterinnen (K5/E6, E8). Bemerkenswert ist ein weiterer Strukturplan zu den ersten drei Akten im erwähnten Notizbuch (K5/E18). Horváth notiert darin für den II. Akt nur die Zahl der Bilder „1–9.“, die offensichtlich schon feststehen (vgl. K5/E17, wo sie ausformuliert sind und K5/E20–E23, E27–E31, E35, wo sie neu festgelegt werden), ebenso wie der I. Akt, der hier gänzlich unerwähnt bleibt, wahrscheinlich weil er schon in K5/E13 seine endgültige Ausformung erhielt (vgl. auch K5/E35). Der III. Akt sieht die Bilder „Grossmutter“, „Gefängnis“, „Flucht. (Bauernhaus)“, „Grossmutter“ und „Grab“ vor, womit Horváth die Drei-Akt-Struktur endgültig gefunden zu haben scheint, endet doch der III. Akt in K5/E18 nicht im „Gefängnis“, wie in den vorhergehenden Entwürfen, die noch eine Fortsetzung möglich erscheinen ließen, sondern – wie schon in Konzeption 4 (K4/E4, E9) vorgesehen – am „Grab“, das einen definitiven Endpunkt markiert. Die Bilderfolge des III. Aktes wird sich im Zuge der Ausarbeitung zwar noch ändern, die Schlussbilder „Grossmutter“ und „Grab“ bleiben indes erhalten und bilden bis zur Endfassung K5/TS10/A11 das charakteristische Finale des Stücks. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entwürfe im Notizbuch Nr. 4 vor allem der endgültigen Fixierung der Bilderfolge in den drei Akten anhand von Strukturplänen dienen. Weiters findet sich in dem Notizbuch eine geringe Zahl an Textstufen, die parallel zur Arbeit an den Strukturplänen entstanden sein dürften und dialogische Ausformulierungen von Bildern enthalten, die in den Strukturplänen angelegt sind. So etwa eine Textstufe (K5/TS1) zum 4. Bild des II. Aktes des Strukturplans E4 mit einer Studentin, die ein (unerwünschtes) Kind erwartet und einer Ärztin, die ihr dieses „ungeschehen“ (TS1/ÖLA 3/W 370, Bl. 8) machen will. Eine weitere Textstufe (K5/TS2) enthält eine fragmentarisch überlieferte Ausarbeitung des Bildes „Vier Damen“ des II. Aktes, das Horváth erstmals in K5/E8 erwähnt und das bis in die Endfassung (K5/TS10/A11) Bestandteil des II. Aktes bleiben wird. Im Gegensatz zur Endfassung sieht die Textstufe TS2 jedoch noch vor, dass Don Juan tatsächlich zu diesem Damentee kommt, während er in der Endfassung ausbleibt und die Damen damit ein weiteres Mal „erniedrig[t]“ (TS2/ÖLA 3/W 370, Bl. 21). Eine Textstufe (K5/TS3) zum Bild „Atelier“ mit den beiden Kunstgewerblerinnen zeigt deren sadomasochistische Neigungen, eine Tendenz, die Horváth in der Endfassung unterdrücken wird. Außerdem erwartet die Erste Kunstgewerblerin in K5/TS3 ein Kind von Don Juan, ein Motiv, das bis in die Endfassung erhalten bleibt, in der die Erste das Kind, das sie von Don Juan bekommen würde, abtreiben lässt und dann darüber klagt, dass sie keine Kinder mehr wird bekommen können (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 32). Auch in der Textstufe K5/TS4 befürchtet die Angestellte, mit der Don Juan sich in deren Zimmer aufhält, dass ihr Verhältnis mit Don Juan „was Kleines gegeben hat, was Putziges“ (TS4/ÖLA 3/W 370, Bl. 32). Die Figur der Angestellten findet sich auch in der Textstufe K5/TS5, wo sie mit Don Juan darüber diskutiert, wer an ihrem Verhältnis und seinen Folgen die Schuld trägt. Sie wird im weiteren Verlauf von Konzeption 5 aus
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Vorwort
dem Stück ausgeschieden. Die Textstufe K5/TS6 enthält einen Dialog zwischen Don Juan und einer Dame, in der die beiden über ein gefälschtes Kunstwerk sprechen, das Don Juan der Dame verkauft hat. Die Textstufe ist eine Vorstufe des Bildes „Balkonloge in der grossen Oper“ (II. Akt, 5. Bild) der Endfassung (K5/TS10/A11) und zeigt Don Juan als Schieber in der Inflation. Den Abschluss der Einträge im Notizbuch Nr. 4 zum Stück Don Juan kommt aus dem Krieg bilden eine Textstufe zum 8. Bild des III. Aktes „Vor dem Hause der Grossmutter“ und zum folgenden Bild „Bei der Grossmutter“ (K5/TS7), zwei Textstufen zum Vorwort (K5/TS8, TS9), ein Entwurf zum Figurenverzeichnis (K5/E37) und ein Entwurf zur Rollenverteilung (K5/E38), die mit wenigen Änderungen Eingang in die Endfassung K5/TS10/A11 finden. Insgesamt ist die Überlieferungslage, was die Entwürfe und die Textstufen zu Konzeption 5 betrifft, sehr lückenhaft, weshalb der Entstehungsprozess zur Endfassung nicht kontinuierlich nachvollzogen werden kann. Vielmehr sieht man sich einer Fülle von Entwürfen und Textstufen mit sehr unterschiedlichem, meist geringem Ausreifungsgrad gegenüber, die sich zwar chronologisch reihen lassen, aber keine lückenlose textgenetische Reihe bis zur Endfassung bilden. Die Endfassung K5/TS10/A11 besteht aus den drei Akten: „Der Krieg ist aus“, „Im Taumel der Inflation“ und „Der Schneemann“. Horváth konzentriert damit die Geschehnisse der Inflationszeit im Wesentlichen auf den Mittelteil, mit Ausläufern in den III. Akt. Der III. Akt spielt zumindest zur Hälfte auf dem Land, eine Idee, die auf Konzeption 3 (vgl. K3/E1 und TS1) zurückgeht. Schon im I. Akt gibt es zwei Bilder „Zimmer der Grossmutter“ (Bild 3 und Bild 7), die auf dem Land angesiedelt sind (vgl. K5/E13 und folgende). Allerdings erfolgt Don Juans Reise dorthin erst im III. Akt. Sie bringt die Auflösung der dramatischen Spannung, da Don Juan bei der Großmutter vom Tod seiner Braut erfährt und an ihrem Grab selbst stirbt. Das Bild „Grab“ beendet also, wie schon in Konzeption 4 (K4/E4, E9, vgl. auch K5/E18) vorgesehen, das Stück. Die Endfassung ist als Typoskript, über drei Mappen (BS 19, Bl. 1–26, BS 19 a, Bl. 1–37, BS 19 b, Bl. 1–22) für die drei Akte verteilt, überliefert, wobei das letzte Blatt des Typoskripts (folgend auf BS 19 b, Bl. 22) fehlt. Es handelt sich bei dem Typoskript um keine Reinschrift, sondern um eine hochgradig überarbeitete Fassung mit einer deutlich wahrnehmbaren Korrekturschicht, die sich zuweilen nur auf einzelne Wörter, zuweilen aber auf ganze Absätze bezieht. Horváth hat bis zuletzt an der Abfolge und Zahl der Bilder Änderungen vorgenommen (vgl. auch die im Anhang dieses Bandes befindlichen Simulationsgrafiken, S. 492–496). So etwa im I. Akt, wo er zunächst die Bilder „Fronttheater“, „Strasse“, „Strassenecke“ aufeinanderfolgen lässt, und erst in einem Korrekturvorgang (TS10/A2) das neue 3. Bild des I. Aktes „Zimmer bei der Grossmutter“ einfügt. In einem weiteren Korrekturvorgang (TS10/A3) arbeitet er den Schluss des I. Aktes um, wobei er dabei möglicherweise auch ein neues Bild eingefügt hat. Im II. Akt ändert Horváth vor allem den Aktschluss, den er um ein Bild erweitert (TS10/A7), das Bild „Zimmer bei der Mutter“. Auch im III. Akt werden einzelne Passagen gestrichen und Blätter ausgetauscht, wobei ein ganzes Bild durch ein anderes ersetzt wird. So hätten die Heilsarmee-Mädchen noch bis zu TS10/A5, möglicherweise sogar bis TS10/A6 im Stück vorkommen sollen (3. Bild), Horváth streicht sie in TS10/A7 jedoch endgültig und ersetzt das Bild mit den Heilsarmee-Mädchen durch das Bild „In der Wohnung des Inflationsgewinnlers“. Abhängig von den Veränderungen im II. Akt ändern sich die Seitenzahlen des III. Aktes mehrfach, da die beiden Akte in der Entstehung miteinander verquickt
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Vorwort
sind und teilweise parallel zueinander verfasst wurden. Das Vorwort, das Figurenverzeichnis, die Rollenverteilung und die Aktübersicht – den ganzen Vorspann zum Stück also – hat Horváth erst nachträglich zu diesem geschrieben, einzelne Teile davon jedoch schon vor der Erstellung des letzten Ansatzes (A11) der Endfassung, weshalb auch dieser Abschnitt des Typoskripts mehrfach überarbeitet wurde.
Uraufführung und Rezeption Auf einer Postkarte vom 19. Oktober 1936 schreibt Horváth an Franz Theodor Csokor: „Mit Rozsi M.16 hab ich gesprochen, auch mit Bárdos17 – er wird meine Stücke lesen. Werden sehen, ob etwas geschieht, glaubs kaum.“18 Wenn sich diese Bemerkung auf die eben entstandenen Stücke Don Juan kommt aus dem Krieg und Figaro läßt sich scheiden beziehen sollte, so bestätigt sich Horváths Skepsis zumindest im Fall des Don Juan. Während Figaro läßt sich scheiden am 2. April 1937 in Prag in Anwesenheit des Autors uraufgeführt wird, erlebt Horváth die Uraufführung seines Don JuanDramas nicht mehr. Diese findet erst am 12. November 1952 im „Theater der Courage“ in Wien unter der Regie von Edwin Zbonek statt, und zwar unter dem Titel Don Juan kommt zurück, wahrscheinlich „weil Kriegs-Assoziationen vermieden werden sollten“.19 Allerdings reichte diese Titeländerung nicht aus, um „die psychologische, ökonomische und soziale Grundlage aller Figuren des Stückes [zu tilgen]“.20 Das Stück wurde sehr wohl als Kriegsheimkehrer- bzw. Nachkriegsstück rezipiert. Die Kritiken waren jedoch, aus anderen Gründen, großteils negativ.21 In der Presse vom 14. November 1952 etwa war zu lesen: Erst in den letzten Szenen erkennt man die sonst so scharfe, ironische Geistigkeit Ödön von Horváths in diesem Zyklus von impressionistischen Bildern. […] Man kann nicht neue Motive, nicht neue Erklärungen in den Szenen Horváths finden, die den Don-Juan-Komplex der psychischen oder etwa der biologischen Erklärung näher brächten. Daß der rasende Verführer nicht eigentlich ein manischer Verbrecher, sondern selbst ein Opfer ihn verführender Weiber ist, taucht hier auch nicht zum ersten Male auf. Eine Auffassung, die Don Juan übrigens die dramatische Aktion benimmt, ihn zum passiven Schwächling, noch bedenklicher, zum Jämmerling macht. So ziemlich die Umkehrung des Don-Juan-Mythos! Im besonderen angemerkt, mutet dieses „Stück“ Horváths – der bekanntlich starkes Theater zu bauen verstand – wie ein Entwurf an.22
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Rozsi Meller (1902–1960), auch Rose Meller, hatte unter dem Pseudonym Frank Maar das Stück Leutnant Koma geschrieben, das am Wiener Akademietheater großen Erfolg hatte. (Vgl. Krischke, in: Schulenburg 1992, S. 150) Möglicherweise versuchte Horváth, über sie den Kontakt zu Theaterleuten herzustellen. „Artur Bárdos (1882–[1974]), Direktor des Belvárosi Szinház (Innenstädtisches Theater) in Budapest, sehr bekannter Regisseur und Förderer vieler Autoren.“ (Krischke, in: Schulenburg 1992, S. 150). Postkarte Ödön von Horváths an Franz Theodor Csokor, handschriftliches Original, Wienbibliothek im Rathaus, IN 186.096. GW I, S. 10*. Gisela Günther: Die Rezeption des dramatischen Werkes von Ödön von Horváth von den Anfängen bis 1977. Univ.-Diss. Göttingen 1978, S. 143. Vgl. Kurt Bartsch: Ödön von Horváth. Stuttgart/Weimar: Metzler 2000, S. 138. R. H.: Don Juan kommt zurück. In: Die Presse, 14. 11. 1952.
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Vorwort
Dass Horváth nichts anderes als eine „Umkehrung des Don-Juan-Mythos“ im Sinn hatte, wird hier als Möglichkeit gar nicht in Betracht gezogen. Diese Einsicht sollte der späteren, insbesondere literaturwissenschaftlichen Rezeption vorbehalten bleiben. Edwin Rollett urteilt anlässlich der Uraufführung in der Wiener Zeitung deutlich positiver. Er spricht vom „in viele prägnante Bilder aufgespaltenen Zeit- und Schicksalsbild, mit dem er [Horváth] seine persönliche Variation des Don-Juan-Themas gibt“. Ferner schreibt Rollett: Das ‚Theater der Courage‘ hat mit der Aufführung des interessanten und gehaltreichen Werkes wieder eine sehr beachtliche Kraftprobe abgelegt. Unter der Regie von Edwin Zbonek werden auch die technischen Schwierigkeiten des bilderreichen Stückes klaglos bewältigt. Der Hauptund einzige männliche Darsteller Robert Werner verkörpert den Typus des von allen Verlockungen angenagten Mannes in einer Süße und Brutalität vereinenden Haltung und macht das Nachkriegsprodukt glaubhaft.23
Die Kritik war also durchaus geteilter Meinung über den Wert des Stückes und der Aufführung und blieb dies auch bei der Neuinszenierung 1964 im Wiener Ateliertheater.24 1967 erfuhr das Stück in Ulm seine erste Aufführung in Deutschland. Dem folgten Inszenierungen in Paris (1970), Wien (1972), Hamburg (1973), Budapest (1975), London (1978), Rom (1979), Kopenhagen (1980), Frankfurt (1980/81), Moskau (1981), Ramat Gan (1983), Amsterdam (1984) und Berlin (1993) – um nur einige zu nennen. Insgesamt fällt an den Besprechungen auf, dass das Stück im fremdsprachigen Ausland positiver aufgenommen wurde als im deutschsprachigen Raum, wo immer wieder der Hinweis fällt, dass es sich um ein entlegeneres Stück Horváths handle, das hinter die großen Volksstücke zurückfällt. Anlässlich der Aufführung des Stückes in den Kammerspielen des Deutschen Theaters in Berlin 1993 mit Peter Simonischek in der Titelrolle (Regie: Michael Gruner) etwa schreibt der Theaterkritiker der Berliner Morgenpost lakonisch: „Das 1936 geschriebene Stück zählt mit Sicherheit nicht zu den Meisterwerken Horváths.“25 Diese Einschätzung der Kritik schien die Literaturwissenschaft zumindest bis vor Kurzem zu teilen. Die Arbeiten zum Stück lassen sich an einer Hand abzählen. In jüngster Zeit hat sich jedoch die Beschäftigung damit intensiviert, was möglicherweise Ausdruck einer veränderten Bewertung ist. 1996 hat sich Kiki Gounaridou mit der Figur des Don Juan und seiner „Suche nach seiner Seele“ auseinandergesetzt.26 Ingrid Haag hat den „weißen Mantel der Unschuld“ als charakteristisches Horváthsches Motiv auch im Schneemann Don Juan ausgemacht.27 Jürgen Hein hat sich in einer textgenetischen Studie mit der „Fronttheater“-Szene des Stücks und ihrer Genealogie beschäftigt und dabei versucht, das Material der Handschriften und 23
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Edwin Rollett: Don Juan kehrt zurück. Premiere im „Theater der Courage“. In: Wiener Zeitung, 16. 11. 1952. Vgl. Wolfgang Lechner: Mechanismen der Literaturrezeption in Österreich am Beispiel Ödön von Horváths. Stuttgart: Akademischer Verlag Hans-Dieter Heinz 1978, S. 73. Volker Oesterreich: Die erotischen Eskapaden eines Melancholikers. In: Berliner Morgenpost, 17. 1. 1993. Vgl. Kiki Gounaridou: Horváth’s Don Juan. An Actor ‚in Search of His Soul‘. In: Maske und Kothurn 42, H. 2–4 (1996), S. 115–119. Vgl. Ingrid Haag: Der weiße Mantel der Unschuld. Dramatische Textur eines Horváthschen Motivs. In: Kastberger 2001, S. 63–73.
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Vorwort
Typoskripte erstmals in eine textgenetische Reihe zu bringen.28 Slavija Kabic hat das Don-Juan-Motiv bei Horváth und Max Frisch untersucht.29 Ulrich Dronske schließlich hat unter dem Titel Der Schneemann ist müd Horváths Don Juan neben Schnitzlers Casanova gestellt.30 Er bestätigt in seiner Untersuchung im Wesentlichen einen Befund, den die Motiv- und Stoffforschung wiederholt gemacht hat, nämlich dass die Don Juan-Figur der „Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert […] vollends jede Freude an der selbstgenügsamen Befriedigung seiner sexuellen Bedürfnisse verloren“ habe: „Don Juan kämpft immer seltener mit äußeren Feinden […] und immer stärker gegen die eigene donjuaneske ‚Natur‘ an. Er liegt in Fehde mit sich selbst.“31 Ein Befund, der sicher auch auf Horváths Don Juan zutrifft.
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Vgl. Hein 2001. Vgl. Slavija Kabic: Das Don-Juan-Motiv bei Ödön von Horváth und Max Frisch. In: Geboren in Fiume: Ödön von Horváth 1901–1938. Lebensbilder eines Humanisten. Hg. v. Ute KarlavarisBremer/Karl Müller/Ulrich N. Schulenburg. Wien: Löcker/Sessler 2001, S. 121–138. Vgl. Ulrich Dronske: Der Schneemann ist müd. Anmerkungen zu Arthur Schnitzlers Casanovas Heimfahrt und Ödön von Horváths Don Juan kommt aus dem Krieg. In: Karlavaris-Bremer/Müller/Schulenburg 2001, S. 111–120. Mythos Don Juan. Zur Entwicklung eines männlichen Konzepts. Hg. v. Beatrix Müller-Kampel. Leipzig: Reclam 1999, S. 20.
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Lesetext
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Konzeption 1: Ein Don Juan unserer Zeit – Zeitstück
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Strukturplan in sechs Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 81v
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Strukturplan in sechs Bildern
K1/E1
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Strukturpläne in drei Akten
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 9
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Strukturpläne in drei Akten
K1/E2–E3
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Strukturplan in 19 Bildern
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 7
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Strukturplan in 19 Bildern
K1/E4
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Lesetext
Strukturplan in 19 Bildern (Fortsetzung)
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 8
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Strukturplan in 19 Bildern (Fortsetzung)
K1/E4
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Lesetext
Titelentwürfe
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 2
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Titelentwürfe
K1/E5
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Lesetext
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes
K1/TS1 (Korrekturschicht)
1.) Fronttheater. (Barracke mit Aufschrift „Fronttheater.“) E LSE , N ELLY (K RANKENSCHWESTER ) E LSE Der Krieg ist aus und wir haben den Krieg verloren. N ELLY Ich find meine rote Perrücke nicht. E LSE Der Direktor ist auf der Kommandatur. Sie haben den General abgesetzt, die Offiziere laufen ohne Sterne herum – es gibt keine Offiziere mehr. Ein Feldwebel ist General. N ELLY Glaubst Du, dass wir heut abend noch spielen werden? E LSE Ich glaub es kaum. Vergiss nicht, wir haben den Krieg verloren. N ELLY Ich wollt, ich wär niemals hierher an die Front gekommen – ein Fronttheater, wo ich ein Engagement in Raab hätt haben können! E LSE Hauptsach ist, wir haben den Frieden. Was glaubst Du, wie jetzt die Theaterverhältnisse werden ? N ELLY Da ist sie, die Perrücke! E LSE Heut um 12 beginnt der Waffenstillstand. N ELLY Also in einer halben Stunde. E LSE Wieviel mögen jetzt noch fallen in dieser halben Stund! N ELLY Um die Männer ist nicht schad. Mir tun nur die Weiber leid, die ohne Männer zurückbleiben! E LSE Wie Du redest! Ist denn ein Mann kein Mensch? N ELLY Nein. * B
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N ELLY In welchen Rollen haben Sie mich gesehen? D ON J UAN In allen. – In Klassik und Posse. Ihr Lächeln erinnert mich nur an eine Frau. Ich danke Ihnen. Darf ich Ihnen ein kleines Geschenk – echte Zigaretten, ist eine Seltenheit. Ich danke Ihnen für die Erinnerung. (ab) E LSE (lacht) N ELLY Lach nicht! (sie wirft ihr die Zig. ins Gesicht) \Abbruch der Bearbeitung\
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N ELLY (K RANKENSCHWESTER )N ] ] BN ELLY f werden?N ] BEngagementN ] BwerdenN ] BDa f Perrücke!N ] BAlso f Stunde.N ] BWie DuN ] BN] B
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N ELLY [,]|(|K RANKENSCHWESTER ) [Achsel]| \N ELLY f werden?/ korrigiert aus: Engagment korrigiert aus: weden [Ich find meine Perrücke nicht!] |Da f Perrücke!| [Also f Stunde.] [Nein,] [w]|W|ie \Du/ [D ON J UAN (kommt; er ist ein Offizier) Ich suche Sie. N ELLY Mich? D ON J UAN Ich kenne Sie. N ELLY Aber ich kenne Sie nicht. D ON J UAN Ich habe Sie als Kätchen gesehen in „Alt-Heidelberg“, ihre Stimme hat mich an die Front verfolgt – ich sah das Lächeln und alles. N ELLY Bitte, nehmen Sie Platz! D ON J UAN Danke!] [|D ON J UAN (kommt) E LSE Sie wünschen? D ON J UAN Ein Stück Brot. E LSE Was gibts Neues an der Front? D ON J UAN Weiß ich nicht. Ich bin ein Kriegsgefangener.|]
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IN 221.002/05 – BS 18 a [2], Bl. 2
Fassung des 1. bis 5. Bildes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ein Don Juan unserer Zeit 1.) Fronttheater. (in der Ferne Trommelwirbel; ein Signale-Trompete; dumpfes Rollen; ein ferner Granateinschlag; Stille) Plakat: „Dreimäderlhaus“ B
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E LSE Der Krieg ist aus und wir haben den Krieg verloren. N ELLY Ich find meine rote Perrücke nicht. Glaubst Du, dass wir heut abend noch spielen werden? E LSE Der Direktor ist auf der Kommandantur. Sie haben den General abgesetzt, die Artillerie hat gemeutert, und der ganze Stab lauft ohne Sterne herum – es gibt keine Offiziere mehr. Ein Feldwebel ist General. N ELLY Ich wollt, ich wär niemals hierher an die Front gekommen – Soubrett in einem Fronttheater, wo ich doch ein Halbjahresengagement in Raab hätt haben können! E LSE Hauptsache ist, wir bekommen endlich den Frieden! N ELLY Ich bin nur neugierig, wie sich die Theaterverhältnisse entwickeln werden – E LSE Heut um 12 Uhr beginnt der Waffenstillstand. N ELLY Also in einer halben Stunde. E LSE Wieviel mögen jetzt noch fallen in dieser halben Stund! N ELLY Um die Männer ist nicht schad. Mir tun nur die Weiber leid, die ohne Männer zurückbleiben! E LSE Wie Du redest! Ist denn ein Mann kein Mensch? N ELLY Nein.
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D ON J UAN (tritt ein; er ist in Uniform, verdreckt, ohne Sterne) E LSE (überrascht) Sie wünschen? D ON J UAN (zu N ELLY ) Ich suche Sie. N ELLY Mich? D ON J UAN Ich kenne Sie. N ELLY Wüsst nicht, woher. D ON J UAN Ich habe Sie als Kätchen in Alt-Heidelberg gesehen, als Franziska in „Minna von Barnhelm“ und in zwei Operetten. Ihr Lächeln hat mich verfolgt. (Stille) E LSE Bitte, nehmen Sie Platz. D ON J UAN Danke. Ich hab keine Zeit, ich muss weiter – N ELLY In welchen Rollen haben Sie mich gesehen? B
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(in f Stille)N ] Plakat: „Dreimäderlhaus“N ] BN] B B
] E LSE f nicht.N ] BN] Bder ganze StabN ] BlauftN ] BSoubrettN ] BHalbjahresengagementN ] Bein;N ] BE LSE N ] BIch f weiter –N ] BN B
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 2
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\(in f Stille)/
|| \Plakat: „Dreimäderlhaus“/
[E LSE Der Krieg ist aus und wir haben den Krieg verloren.] [|E LSE Der Krieg|] gestrichen: N ELLY || \ELSE f nicht./ [G] [die Offiziere] |der ganze Stab| lauf[en]|t| [{}] |Soubrett| korrigiert aus: halbjahresengagment ein[)] |;| [N ELLY ] |E LSE | [(ab)] |Ich f weiter –|
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. I
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. I
Fassung des 1. bis 5. Bildes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
D ON J UAN In allen. Klassik und Posse – aber es war immer Ihr Lächeln, das mich erinnerte, erinnerte an eine Frau, die ich verlor – – Darf ich Ihnen ein kleines Present? Erbeutete Zigaretten, das einzige, was ich in diesem Kriege eroberte – (er reicht es ihr und ab) N ELLY Was sagst Du nun? Ich erinnere ihn an eine Frau – E LSE Er ist durch den Krieg verrückt geworden. (Dunkel) 2.) Lazarett. B
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D ON J UAN (tritt ein) S CHWESTER (trocknet rasch ihre Thränen) D ON J UAN Man hat mich hierhergewiesen, ich habe hohes Fieber – – S CHWESTER Nehmen Sie Platz! (sie nimmt ein Thermometer und misst ihn) D ON J UAN Sind Sie Ärztin? S CHWESTER Nein. Ich bin nur eine freiwillige Krankenschwester. D ON Jetzt gehts ja dann wieder zurück in die Heimat. S CHWESTER Ja. D ON Sie haben geweint? S CHWESTER Ja. Weil wir den Krieg verloren haben. Was soll ich in der Heimat? Ich habe keine. Meine Heimat war hier bei Euch an der Front. BN
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D ON Ich habe auch keine Heimat. Ich bin freiwillig in den Krieg gezogen. Aber jetzt möcht ich leben, nur leben – (er sinkt etwas zurück)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 5
BN
S CHW Um Gottes Willen! (nimmt Thermometer heraus) 39.8! – – So kommen Sie doch zu sich – –! D ON (umarmt sie) Bist Du es? Ach, Anna! Du hast so einen einfachen Namen, es heissen soviele Anna – aber ich liebe nur Dich, in allen Frauen sah ich nur Dich – – zuerst warst Du verschwunden, jetzt stehst Du wieder vor mir – – Wieder vor mir – – Komm, gib mir einen Kuss, ja, umarme mich – – S CHWEST (gibt ihm einen Kuss) D ON J (umarmt sie) Lass mich sterben – B
30
B
N
N
35
O BERSCHWESTER (kommt) Was ist das? S CHWESTER Der Mann wurde ohnmächtig. Er hat 39.8. O BERSCHWESTER Ja. (sie beugte sich über ihn) S CHWESTER Was ist? IhrN ] ihrN ] BLazarett.N ] BN]
1 4 8 11
B
23
BN
26 27 34
BN
B
]
] 39.8!N ] BLassN ] B
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 6
korrigiert aus: ihr
ihr[)] [L] |Lazarett.| [E IN S CHWERVERWUNDETER (liegt rechts) 2. S CHWESTER (kommt)] gestrichen: || 8. Bild.
|| 8. Bild. [40 Grad] |39.8!| [{e}]|L|ass gestrichen:
30
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 3v ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 4v
Fassung des 1. bis 5. Bildes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
O BERSCHWESTER Spanische Grippe. Geben Sie acht! Es ist die Pest. (ab) S CHWESTER (zu Don Juan, der bewustlos ist) Es ist die Pest – – (sie schmiegt sich an ihn) Die Pest – ( Dunkel ) B
5
N
BN
3.) Grab. D ON J UAN (am Grabe; mit der Oberschwester) – O BER Können Sie noch beten? D ON Ja. Ich hab es verlernt, aber ich kann es noch. O BERSCHWESTER Es ist ihr Opfer. Armes Kind! Sie hat mir alles erzählt. Wie konnten Sie sie nur anstecken – Sie haben sich mit ihr eingelassen – D ON Ja. Ich erinnere mich an nichts. O BER Kavalier schweigt? D ON Ja. O BER Sie wurden gesund. Unkraut verdirbt nicht. (ab) B
B
15
N
B
B
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D ON J UAN (zum Grab, geht weg (verhängt sich) ) Hältst Du mich fest? Rufst Du mich? Hast mir noch was zu sagen? – – (er lacht) Achja, ich werd Dich nicht vergessen – – jaja, ich nehm es auch auf mich, dass ich Dich verführt habe – – Soll ich zu Dir kommen? – – Nein! Ruhe in Frieden! 4 .) Frauen stehen vor einem Laden nach Lebensmittel an. E RSTE F RAU Kein Brot, kein Fleisch, kein Schmalz, – ist das der Frieden?! Z WEITE Beruhigen Sie sich, Frau Sedlacek. Es ist der Frieden. Auch ohne Brot und Fleisch, die Hauptsach, die Männer sind wieder da! E RSTE An dem ganzen Krieg sind die Männer schuld. Mein Mann hätt ruhig wegbleiben können, der sass immer hier in der Kanzlei und prügelt mich, ob Krieg, ob Frieden! D RITTE Versündigen Sie sich nicht! Mein armer Mann sitzt in Sibirien und wer weiss, wann er wiederkommt! Sie werdens erst sehen, wie Ihnen die Prügel abgehen werden, wenn Sie keinen Mann mehr haben! E RSTE Ich scheiss auf die Herren der Schöpfung! B
B
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 6
N
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 7
D ON J UAN (geht vorbei) E RSTE (sehen ihm nach) Z WEITE Gefällt {der} Ihnen? B
B
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 8
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 7
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4 5 6–32,2 7 8 10 10 17 19 21 21 25 33 34 35–32,1
Dunkel N ] ] B3.) f Dunkel)N ] BGrabe;N ] BO BER N ] BO BERSCHWESTER N ] BSie f erzählt.N ] B(verhängt sich)N ] BSollN ] B4N ] BN] BAn f schuld.N ] B(geht vorbei)N ] BE RSTE N ] BZ WEITE f grinst)N ] B
BN
[{D}]|D|unkel
gestrichen: × (3.) (nächste Seite)
!|| 4.) f || (Dunkel)" !|| 3.) f || Frieden!" Grabe[)] |;| \O BER / korrigiert aus: D ON [Wie konnten] |Sie f erzählt.| \(verhängt sich)/ [{Wa}] |Soll| [3]|4| [\Links eine Tafel: Wer weitergeht, wird erschossen!/] \An f schuld./ [(kommt)] |(geht vorbei)| [A LLE ] |E RSTE | \Z WEITE f grinst)/
31
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 6 ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 7 ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 8
Fassung des 1. bis 5. Bildes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RSTE Der schon, (grinst) (Dunkel) 5.) Dunkle Strasse. Schild: Wer weitergeht, wird erschossen! N
N
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 9
5
Z WEI H UREN E INE Halt! Kannst Du nicht lesen? Z WEITE Jesus Maria! E INE Einen Schritt, und sie schiessen scharf – dort stehen die Weissen. (Stille) Z WEITE Gestern war ein Roter bei mir. Es ist wenig Unterschied zwischen Rot und Weiss. E RSTE Es ist alles so lilablassblau. (Stille) D ON J UAN (kommt) E RSTE Halt! Wohin? D ON J UAN Ich hab mich verirrt. Ich möcht zum Bahnhof. E RSTE Der Bahnhof ist zusammengeschossen. D ON So? (Ich müsst fort.) Z WEITE Bleib bei uns – wir sind lieb und billig. D ON Ich habe noch nie in meinem Leben dafür bezahlt – E RSTE Dann schenk uns eine Zigarette. D ON Bitte – meine letzte. E RSTE Danke! ( Sie teilt sie für die Zweite auch) D ON Feuer gefällig? (er zündet an) (Salve links) D IE Z WEI (schreien auf und ab nach rechts Z WEITE (bricht zusammen) BN
BN
10
B
15
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N
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A LTMODISCHE (kommt) Ein verirrter Schuss, was? D ON (sieht sie an) Wer sind Sie? A LTMOD Sind der Herr immer so neugierig? D ON Was haben Sie denn an? Ist denn Fasching? A LT Es ist mein einziges Kleid. Ich hab es seit 1904 nicht getragen. Hasch mich, ich bin die Sünde! D ON Was hast Du denn getragen?! A LT Zwillich. Ich sass im Zuchthaus, aber jetzt wurden die Tore geöffnet – durch die Revolution. Ich bin amnestiert . B
6 8 11 19 22 23 24 27 28 38
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 10
N
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N
] ] BUnterschiedN ] BmüsstN ] BDann f Zigarette.N ] BN BN
meine letzte.N ] SieN ] BrechtsN ] BZ WEITE N ] BamnestiertN ] B B
N
[Halt!] [Der {ga}] [u]|U|nterschied m[u]|ü|ss\t/ (1) [Bei uns musst Du bezahlen –] |Dann f Zigarette.| (2) || E RSTE Dann zahlst Du eben jetzt! Heut ist nicht gestern – jetzt, wo sich alles so verändert, die Welt dreht sich – – – [Ich] |meine letzte.| [s]|S|ie rechts[)] [E INE ] |Z WEITE | a[{mnes}]|mnes|tiert
32
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 11
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 9v
Fassung des 1. bis 5. Bildes
K1/TS2 (Korrekturschicht)
D ON Was war Dein Verbrechen? A LT Ich hatte lebenslänglich. D ON Politisch? A LT Nein. Erotisch. (Stille) D ON Du kokettierst damit? A LT Nein. – Komm mit, bring mir Glück! D ON Ich hab kein Geld. A LT Bei Dir mach ichs umsonst. D ON Umsonst ist der Tod. (ab) A LT (schreit ihm nach) Hund! Halunke! Ich bin der Tod, ich bin der Tod! (Dunkel) B
N
5
10
2– 4
B
Ich f Erotisch.N ]
[Giftmord] |Ich f Erotisch.|
33
Lesetext
Strukturplan in drei Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 12
34
Strukturplan in drei Bildern
K1/E6
35
Lesetext
Fassung des 6. bis 9. Bildes
K1/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
6.) Denkmal des Kriegsgottes.
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 13
K OMITEE (steht am Sockel mit Transparenten: „Nie wieder Krieg!“) D EMONSTRATION (zieht vorbei, Geschrei, Hoch- und Niederrufe, Hoch-Rufe auf den Frieden und die Frauen, Niederrufe auf den Krieg und den Kapitalismus. B
5
10
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N
E INE R EDNERIN (tritt vor) Meine Mitschwestern! Frauen! Frauen aller Stände, insbesondere Ihr Proletarierinnen! Wenn ich hier diese unübersehbare Menge überblicke, so ist das ein direkt königliches Gefühl! Meine lieben Republikanerinnen! – Wir fordern aktivstes Mitbestimmungsrecht der Frauen – diese gewaltige Demonstration der Frauen gibt mir recht! Wieviel verwundete, blutende Herzen befinden sich unter Euch?! Sagen wir es, dass alles so weit kam, dass 12 Millionen Tote in Europa kamen, daran sind die Männer schuld! Was hatten wir Weiber zu sagen? Nichts! – Die Männer sind schuld! D ON J UAN (erscheint) R EDNERIN Die Männer sind das Unheil, vielleicht haben sie Verstand, aber keinen Instinkt! In der Natur gibt es Mann und Weib, so muss es auch bleiben, zusammen sollen sie entscheiden – was ist ein Mann allein?! Höchstens ein Soldat! – (sie tritt zurück) 2. R EDNERIN Ich bitte um Annahme der Resolution: die hier versammelten 80000 Frauen fordern Mitbestimmungsrecht, sie haben kein Vertrauen zu den Männern. (Vorbeimarsch) Sie fordern: „Nie wieder Krieg!“ 1. R ED (zu Elli) Wer ist das? E LLI Keine Ahnung. Er tauchte plötzlich auf. Er war plötzlich da. 1. R ED Sag ihm, er möge verschwinden, sonst kann er was erleben! Sag ihm, wir haben den Saalschutz hier, den männlichen Saalschutz!
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 14
B
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 15
E LLI (zu Don Juan) Mein Herr, ich muss Sie auffordern, den Platz zu räumen. D ON J UAN Gern. Aber wie kann ich da durch. Ich wollte nur zum Bahnhof und komme nicht hindurch – E LLI Ja, unsere Demonstration dauert mindestens 5 Stunden. D ON J UAN Und Sie halten das aus? E LLI Es ist natürlich nicht leicht, aber unsere Frauenideale stehen über alles. B
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N
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1. R ED (zu Elli) Hast es ihm noch immer nicht gesagt? E LLI Nein. 1. R ED Hier kann doch kein Mann auf die Tribüne –! Bring ihn weg! E LLI (zu Don Juan) Ich soll Sie wegbringen. (Dunkel) B
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4 16–17 18 19 21 31 37
Niederrufe,N ] vielleicht f Instinkt!N ] Bwas f allein?!N ] B(sie f zurück)N ] BdenN ] Bunsere f Stunden.N ] BHier f Tribüne –!N ] B B
Niederrufe[)]| ,| [wir ford] |vielleicht f Instinkt!| [ein Mann allein] |was f allein?!| [Ich bitte um Annahme] |(sie f zurück)| [ihren] |den| [diese Dem] |unsere f Stunden.| [Ich ver] |Hier f Tribüne –!|
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 16
Fassung des 6. bis 9. Bildes
K1/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
7.) Hotelzimmer. E LLI Eigentlich wollt ich Dich nur wegbringen, und jetzt hat es so geendet. D ON J UAN Du bist Pazifistin? E LLI Ja. Mein Vater ist vermisst. B
5
N
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D ON J UAN Hör auf! Sonst krieg ich nur Mitleid mit Dir und mach Blödsinn mit uns! E LLI Ach, was machst Du mit mir – nein, Du umarmst mich ja – – was machst Du mit mir? Wenn das mein Vater wüsste! D ON J UAN Wie kann man nur so egoistisch sein! Dein Vater ist vermisst und hat andere Sorgen – E LLI Ich hasse den Krieg! D ON J UAN Ich auch. Aber der Frieden befriedigt mich auch nicht. E LLI Wenn Du politisierst, dann ist ein Abgrund zwischen uns. – Zwischen den Geschlechtern scheint es wirklich einen unüberwindlichen Krieg zu geben. D ON J UAN Ich bitt Dich, hör auf so zu formulieren! Es ist ja entsetzlich! Eine junge Frau! E LLI Ich bin keine junge Frau. Der Krieg hat uns alt gemacht. Sieh mich an – ich bin unterernährt. Das nennt man schlanke Linie. Es ist die Mode des Kriegskindes. – Meine erste Liebe war die kolorierte Postkarte eines verwundeten Helden. D ON J UAN (sieht auf die Uhr) E LLI Du siehst auf die Uhr? D ON J UAN Ja, es ist spät. Ich muss zum Bahnhof, sonst versäum ich auch noch den letzten Zug – E LLI Wohin fährst Du denn? D ON J UAN Das weiss ich noch nicht. Zuerst in die Hauptstadt und dann: werden sehen! Ich suche jemand. E LLI Eine Frau? D ON J UAN (nach einer Stille) Ja. (Stille) E LLI Also geh schon, damit Du den Zug nicht versäumst! D ON J UAN Wenn Du so schreist, werd ich ihn noch versäumen – E LLI Geh! Geh! D ON J UAN Wie Du wünschest! (ab) E LLI Schuft! (Dunkel) N
BB
20
25
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NN
DichN ] esN ] BN] BWenn f wüsste!N ] BkolorierteN ] BkolorierteN ] BN] BHauptstadtN ] BsucheN ] B B
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 18
N
N
8. Bild. Zahnärztin. Ä RZTIN – N UTTCHEN 2 2 5 8 19 19 19 25 26
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 17
BN
B
B
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10
B
[Sie]|Dich| [{}] |es| [(Stille)] [D ON J UAN ] |Wenn f wüsste!| x kolorierte koloriert[en]|e| [kolorierte]f x Hauptsta[t]|d|t su[{ch}]|che|
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 19
Fassung des 6. bis 9. Bildes
Lesetext
Ä RZTIN Ihre Zähne sind arg vernachlässigt. Waren Sie rachitisch? N UTTE Was ist das? Ä RZTIN Sie warens sicher. Schon allein durch die Ernährung. N UTTE Oh bitte! Ich hatte immer zu essen. Ä RZTIN Sie vergessen den Krieg. Diese Hungersnot und dieser Ersatz! N UTTE Eigenartiger Weise sind mir die Männer garnicht abgegangen, mir genügen meine zwei – der eine ist über 50, der andere 16. N UTTE Sie haben schöne Beine – Ä RZTIN So? Finden Sie? N UTTE Ihre Beine gefallen mir. Die möcht ich mal von unten sehen. Ä RZTIN Wieso? N UTTE Sie müssten über mir stehen – Ä RZTIN (murrt) Symbolisch? N UTTE Ach was symbolisch! Gott, sind Sie talentlos! Los! Bohrens mich an, aber wenn es weh tut, dann tritt ich Ihnen ins Gsicht! Ä RZTIN Nana! N UTTE Doch! Ist Ihnen noch nie eine ins Gesicht getreten? Ä RZTIN Nein. N UTTE (starrt sie an) Sie haben so blasse Augen – Haben Sie einen Bräutigam? B
N
B
5
K1/TS3 (Korrekturschicht)
N
B
B
N
N
B
B
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N
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 20 ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 19v
N
N
N
BN BN
25
Ä RZTIN Nein. N UTTE Schad! Ä RZTIN Ich hab noch nie solche Beine gesehen – Ihre Absätze {verwirren} mich – N UTTE Los! Bohrens mich an, aber schmerzlos – Ä RZTIN (bohrt) N UTTE Au! Das nennen Sie schmerzlos?! Ich tät Ihnen ins Maul speien! – Sie haben mir weh getan?! Mich sehen Sie nichtmehr! (ab) Ä RZTIN (öffnet die Tür) Darf ich bitten? D ON J UAN (kommt) Ä RZTIN Bitte! (deutet auf den Stuhl) Wo fehlts? D ON J UAN Pardon, ich komme nicht als Patient. Mir tut kein Zahn weh. Ich möcht nur eine Information. – Es wohnte doch hier vor langer Zeit eine Frau, namens Anna – Ä RZTIN Wie bitte?
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 20v
N
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35
2 4 6 7 8–28
9 10 13 19 20 21
Was f das?N ] OhN ] BgenügenN ] BzweiN ] BN UTTE f ab)N ] B B
So?N ] DieN ] BSymbolisch?N ] B(starrt sie an)N ] BN] BN] B B
[J] |Was f das?| Oh[,] genüg[t]|en| \zwei/ (1) || Ä RZTIN Soso. (sie bohrt) N UTTE Au! – Sie sagten doch, es würde nicht weh tun! Ich geh jetzt zu einem Zahnarzt! Ihr Weiber [{}] seid ja Weibern gegenüber immer gemein! (ab) (2) N UTTE f ab) [So?] [Sie] |Die| [Wieso?] |Symbolisch?| \(starrt sie an)/ [Ä RZTIN ] gestrichen: (nächste Seite)
38
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 20
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 21
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 20
Fassung des 6. bis 9. Bildes
5
K1/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ON J UAN Ja, aber den Familiennamen hab ich nie erfahren, ich hab mich damals auch nicht darum gekümmert, ich weiss nur, dass sie den seltenen Namen Anna hatte – – Aber was für eine Anna! Ä RZTIN Ich bin seit 11 Jahren hier. D ON J UAN 11 Jahre! Sie ists! Dann wissen Sie auch, wohin sie zog ? Ä RZTIN Radikal, radikal! D ON J UAN Oh, könnt ich das nur erfahren! B
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N
B
N
N
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BN
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 22
BN
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BN
9. Bild Bei der Zahnärztin. Zwei Wochen später.
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Z AHN So – jetzt schau Dich an! Da ist die Brücke! D ON J UAN (vor dem Spiegel) Fabelhaft! Z AHN Ach, Du! Weiss der Himmel, warum ich Dich so lieb habe! D ON J UAN Ich bin so gerne bei Dir, schon allein wegen dieser Wohnung – Z AHN Immer diese Wohnung! Ich möchte am liebsten ausziehen, das ist ja schon direkt degradierend! D ON J UAN Verzeih mir – Ich kann ja gehen. Z AHN Jetzt, wo Du die Brücke hast?! D ON J UAN (starrt sie an) Jetzt muss ich gehen. Nachdem Du das gesagt hast – (ab) Z AHN Wo gehst Du hin?! Bleib, bleib!! D AME (lernt ihn im Vorzimmer kennen) Wir haben uns im Vorzimmer kennen gelernt –
5 5 5 7 8 9
10
11 Jahre!N ] wohinN ] BzogN ] BD ON J UAN N ] BN] BN] B B
BN
]
[Dann {müssen} Sie] |11 Jahre!| [woher] |wohin| [{zog}]|zog| [{D ON J UAN }] |D ON J UAN | [D ON J UAN ] [Ä RZTIN Sie suchen eine Anna, von der Sie nur den Vornamen wissen – – Sie werden sie finden: ich garantiere Ihnen. Sie zog nach [Wien] [|Berlin|], in den III. Bezirk, Gusshausstr. 37/Tür 13 – (Dunkel)] [9. Bild Konservatives Gebäude D ON (sagt eine Artigkeiten)]
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 23
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 22v
Fassung eines Bildes
K1/TS4 (Grundschicht)
40
Lesetext
Fassung eines Bildes
K1/TS4 (Grundschicht)
Bar. D ON J UAN – D AME . D ON J UAN Nein, Madame. Man soll sich von einer Frau nie etwas schenken lassen, ich hab mir in meinem Leben ein einzigesmal was schenken lassen und es bereut. Bitter! D AME Sie haben so schöne Zähne – D ON J UAN (starrt sie an) D AME Sie sind ein grosses Kind und ich empfinde für Sie mütterliche Gefühle, glauben Sie es mir – Als wir uns kennen lernten, gleich damals, wusste ich, dass ich für Sie etwas tun werde, aber Sie sind stolz und hungern lieber. Bitte-bitte! Nun habe ich aber einen Plan: Sie wissen der Film beginnt einen Siegeszug. Sie müssten Filmschauspieler werden. – Der Mann meiner Freundin ist beim Film als Produzent, Sie können es zu was bringen – bei dieser tadellos eleganten Haltung, wir haben doch kaum Männer. D ON J UAN Hm. Wenn das ginge, das wäre allerdings wunderbar! D AME Ich arrangier das schon! Wollen Sie tanzen? Einen Fox – D ON J UAN Gern. (er tanzt) B
5
Lesetext
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 24
N
B
10
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N
1. F REUNDIN ( kommt ) Sieh an, wo sie sich den aufgegabelt hat! 2. F REUNDIN Auf der Strasse. Sie hat ihn angesprochen. 1. F REUNDIN Warum nicht? Was die Männer dürfen , das können wir auch! 2. F REUNDIN Darf ich Dir was verraten: ich kenne ihn schon. 1. F REUNDIN Was?! 2. F REUNDIN Wir trafen uns auf dem Autobus . 1. F REUNDIN Du machst Dich ja! Schon der Fünfte, mit dem Du Deinen Mann betrügst und Ihr seid erst ein halbes Jahr verheiratet! 2. F REUNDIN Dass Du das immer noch „betrügen“ nennst! Warum soll man sich nicht ausleben? ! Aber mit dem hatte ich noch nichts! D AME – D ON J UAN (kommen) D AME Ach! Darf ich vorstellen – 2. F REUNDIN Wir kennen uns bereits. D AME Durch wen? 2. F REUNDIN (lügt) Durch meinen Mann. * N
B
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B
N
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N
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B
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B
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N
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N
meinemN ] Als f lieber.N ] B1. F REUNDIN N ]
4 9–10 19
B
19 19 21 24 28
B
B
kommtN ] SiehN ] BdürfenN ] Bauf f AutobusN ] Bausleben?N ] B
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 25
[{}] |meinem| [{Wir si}] |Als f lieber.| (1) 2 F REUNDINNEN (2) 1. F REUNDIN komm[en]|t | Si[{}]|eh| [dü] [|können|] |dürfen| [in einer Telefonzelle] |auf f Autobus| ausleben[!]|?|
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ÖLA 3/W367 – o. BS, Bl. 26
Strukturplan in drei Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 27
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Strukturplan in drei Bildern
K1/E7
43
Lesetext
Strukturplan in vier Akten
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 26v
44
Strukturplan in vier Akten
K1/E8
45
Lesetext
Strukturplan in vier Akten
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 27v
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Strukturplan in vier Akten
K1/E9
47
Lesetext
Fragmentarische Fassung (Roman)
IN 221.002/4 – BS 18 a [1], Bl. 1
48
Fragmentarische Fassung (Roman)
K1/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
Ein Don Juan unserer Zeit Roman von Ödön von Horváth. 5
IN 221.002/4 – BS 18 a [1], Bl. 1
Eine halbe Stunde vor dem Waffenstillstand 1918 verliess Don Juan die Front. Er hatte, wie alle Soldaten, treu gedient, war dreimal verwundet worden, einmal verschüttet, hatte die silberne Tapferkeitsmedaille bekommen. Nun war der Krieg zu ende und verloren. Er hatte ihn satt. Die Soldaten verliessen die Front, es hatte keinen Sinn mehr. B
N
10
Es war ein grauer Novembertag und es regnete in einer Tur. In der Etappe ging es drunter und drüber, der Nachschub hat gemeutert, der Oberst war eingesperrt, der Stab lief ohne Sterne herum. Ein Feldwebel war General. B
B
15
B
N
Die Kriegsgefangenen waren freigelassen und verbrüderten sich mit den ehemaligem Feind. Quer über dem Platz war ein Theater im „Grand Hotel“. Es war ein Fronttheater, und die Schauspieler packten ihre Koffer ein. Don Juan betrat das Hotel und fragte nach einer \Abbruch der Bearbeitung\ B
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N
N
5 11 12 12 18
verliessN ] gingN ] BNachschubN ] Bder OberstN ] BPlatzN ] B B
N
[betrat das] |verliess| [liefen] |ging| korrigiert aus: Nachsub [die Off] |der Oberst| Pla\t/z
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Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
D ON J UAN (tritt ein; er ist in einer verdreckten Uniform, ohne Sterne) E LSE (überrascht) Sie wünschen? D ON (zu Nelly) Ich suche Sie. Wir kennen uns. N ELLY Wir? Wüsst nicht, woher -D ON Ich hab Sie in zwei Operetten gesehen. N ELLY In welchen? D ON Die hab ich vergessen. Ich war verschüttet. (Stille) E LSE Bitte, nehmen Sie Platz! D ON Danke, ich muss weiter -- (zu Nelly ) Sie erinnern mich nämlich an eine Frau, aber das liegt weit zurück. Noch vor dem Krieg. Oft – wenn es still war, hörte ich ihre Schritte. Ihr Gang hat mich verfolgt. Aber es war nur der Wachtposten – – Man kann nach dem Gang einen Menschen rekonstruieren. – Darf ich Ihnen ein kleines Geschenk? Zigaretten, das einzige, was ich eroberte -(er lächelt und gibt sie ihr) Echte ägyptische -- (ab) (Stille) N ELLY Hast Du Worte? E LSE Er ist verrückt geworden. BN
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2. Bild Lazarett. Raum in einem Lazarett. Betten, in denen Tote liegen. Die Namen an den Kopfenden sind durchgestrichen. S CHWESTER (steht am Fenster und weint) D ON (tritt ein) S CHWES (trocknet rasch ihre Trähnen) D ON Man hat mich hierhergewiesen -- Schwester Anna? S CHWES Ja. D ON Ich fühl mich elend . B
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N
B
6 7 8 8 9 11 11 11 12 12 12–14
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15 15 16 16 16 17 28 29 30
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] welchen?N ] BN] B Ich f verschüttet.N ] B(Stille)N ] BN] BNellyN ] BN] Bliegt f zurück.N ] BNoch f Krieg.N ] BOft f rekonstruieren. –N ] B
] ] Blächelt undN ] Bihr)N ] BEchteN ] B(Stille)N ] BSchwester Anna?N ] BJa.N ] BelendN ] BN
N
[Ihr Gang hat mich verfolgt und Ihr Lächeln lag in der Luft --] welchen\?/ [Operetten haben Sie mich gesehen?] [Das weiss ich nicht.] \Ich f verschüttet./ \(Stille)/ [ich habe keine Zeit,] korrigiert aus: Nelliy [Ich] [liegt weit zurück.] [|war noch vor dem Krieg.|] \Noch f Krieg./ (1) Ihr Gang hat mich verfolgt und Ihr Lächeln lag in der Luft -(2) Oft f rekonstruieren. – [Erbeutete] [in diesem Kriege] \lächelt und/ ihr\)/ [und ab)] [Es sind] [e]|E|chte \(Stille)/ \Schwester Anna?/ [Und?] |Ja.| korrigiert aus: elehd
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IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 1
Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
5
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
S CHWES Setzen Sie sich. D ON (folgt) S CHWES (schiebt ihm einen Thermometer unter den Arm) Waren Sie oft verwundet? D ON Dreimal. S CHWEST Dreimal -- (die Thränen treten ihr in die Augen) D ON Sie weinen? S CHWESTER Tag und Nacht. Soviele Opfer, soviel Leid, und dann: den Krieg verloren. Armes Vaterland! Ich höre in der Nacht die Siegesfanfaren in den anderen Städten und über uns ist Nacht. Die geschlagene Armee, ich werd es nicht überleben. Jetzt fliegt ein anderer Adler über unser Land.
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Warum bin ich kein Mann? Ich würde noch draussen stehen und fechten und schiessen -- bis zum Letzten! Aber die laufen ja alle zurück! Alle wollen in die Heimat! Was soll ich in der Heimat? Meine Heimat war hier bei Euch an der Front! D ON Sie sind stolz. S CHWEST Gottseidank! D ON Ich bin auch stolz -- (sein Kopf fällt herab) S CHWEST Halt! Was machen Sie da -- (sie hilft dem Bewustlosen, nimmt das Thermometer heraus, sieht nach) Was? Neununddreissig acht? -- (sie eilt an ihren Medizinschrank und sucht Mittel) D ON (kommt zu sich, erhebt sich im Fieberdelirium) S CHWEST Setzen Sie sich! D ON Anna -- Bist Du es? Komm, ich bin da -S CHWEST Hören Sie -D ON Nichts hör ich. Endlich, bist Du da -- endlich wieder! Bitte, bleib, die Sonne geht noch nicht auf, es ist noch Nacht -- wir haben noch Zeit -S CHWEST So kommen Sie doch -D ON Ich weiss es, Du: es wird nie wiederkommen -- nie diese Nacht -S CHWEST Hören Sie auf! Sie sind krank! D ON Ich bin nicht krank! Du hast mich krank gemacht, lass mich Dich -- (er umarmt wild die Schwester) S CHWEST Lassen Sie mich los! D ON Nein! Hörst Du hinter einem Gebüsch, es ist eine sandige Heide, da wimmert wer -- ist es ein Kind? Nein, es wurde wer erschlagen -- hörst Du? Bleib bei mir, lass mich nicht allein -- Bist Du es, die erschlagen wurde -- Du? (er küsst sie wild) S CHWEST (reisst sich los von ihm und taumelt) D ON Lass mich sterben, bitte -- (er verliert wieder das Bewustsein) O BERSCHWESTER (kommt) Was ist das? S CHWEST Er hat neununddreissig acht. Kein Verwundeter. B
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NeununddreissigN ] acht? --N ] BlassN ] BN] Bbitte -- (erN ] BneununddreissigN ] B
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[Ich weine] [D ON Sie sind stolz. S CHWEST Gottseidank!] korrigiert aus: Neundundreissig korrigiert aus: acht?-korrigiert aus: l ass gestrichen: ( korrigiert aus: bitte -- (er korrigiert aus: neunddreissig
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IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 3
Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
O BER Hm. (sie beugt sich über ihn; zur Schwest) Sofort dem Oberarzt melden. Es grassiert eine geheimnissvolle Krankheit, eine Seuche, nach jedem Krieg, man nennt sie das spanische Fieber. Geben Sie acht, es ist die Pest. (ab) S CHWEST (beugt sich über Don Juan) Geben Sie acht, geben Sie acht – (sie stürzt sich auf Don Juan und küsst ihn) B
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3. Bild Friedhof. Hinter der Front. Grab der Schwester Anna. B
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O BER Es ist ein Wunder, dass Sie wieder gesund geworden sind. Mit Ihnen scheint die Vorsehung noch allerhand vorzuhaben. Hier liegt Schwester Anna. D ON (nimmt die Kappe ab) O BER Sie hat Sie gepflegt und hat sich angesteckt. Sie war ein Engel. Sie verdanken ihr Ihr Leben. D ON Sie wollte sterben. (Stille) O BER Können Sie noch beten? D ON Nein. (Stille) O BER Hören Sie: Ich habe noch nie einen solchen Mann getroffen, wie Sie. D ON Ich bin mir kein Rätsel. O BER Bei jedem anderen, weiss man, wer er ist, hat eine Vorstellung, was er will, -ich kann es mir nicht denken, dass Sie überhaupt einen Plan haben. D ON Ich hab keinen Plan, ich hab nur etwas vor. Ich muss jemanden finden, den ich verloren hab. O BER Wollen Sie heiraten? D ON Daran hab ich noch nicht gedacht. O BER Wissen Sie, wie ich Sie getauft habe? D ON Wie? O BER Don Juan. D ON Warum? O BER Sie haben so etwas in den Augen -- (sie sieht sich um) Aber ich muss jetzt fort. Leben Sie wohl und versäumen Sie nicht den Zug! (ab) D ON (allein am Grab) Anna, hörst Du mich? -- Wo liegt Dein Kopf? So oder so? -Wie Du eines Morgens plötzlich nichtmehr da warst, das hat mir sehr weh getan -B
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acht f ihn)N ]
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HinterN ] ]
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ihn;N ] grassiertN ]
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Sie gepflegtN ] ] BN] BPlan, ichN ] Bum)N ] B-- WoN ] BN
korrigiert aus: ihn)x; (1) ist (2) grassiert
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acht\,/ [-- und Du hast mich geküsst? (sie lächelt) Es ist die Pest -- --] |geben Sie acht – (sie stürzt sich auf Don Juan und küsst ihn)| korrigiert aus: hinter [O BER Können Sie noch beten? D ON Nein.] korrigiert aus: sie geplflegt [-- -- ist es wahr, dass Sie sie heiraten wollten?] [Sie sind ein Zyniker, nicht?] korrigiert aus: Plan,ich korrigiert aus: um,) korrigiert aus: --Wo
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IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 4
Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
-- Leb wohl, Anna! (er will weg, verhängt sich jedoch am Strauch ) Wie? Du hältst mich zurück? Hast Du mir noch was zu sagen? -- -- Nein, ich werde Dich nicht vergessen -- -- oder soll ich zu Dir kommen? Nein, ich möchte leben, hörst Du, leben! Ist es schön bei Dir? Lass mich, sonst versäum ich noch den Zug! (ab) B
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5. Bild Dunkle Strassenecke. Ein Schild links und Stacheldraht: „Wer weitergeht, wird erschossen!“ Z WEI F RAUNZIMMER (kommen) E RSTE (reisst plötzlich die Zweite zurück) Halt ! Kannst denn nicht lesen?! Z WEITE Jesus Maria! E RSTE Einen Schritt weiter und sie schiessen scharf. Dort stehen die Roten. (Stille) Z WEITE Gestern war ein Weisser bei mir. E RSTE Es ist alles nur lilablassblau. B
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4. Bild Vor einem Laden in der Stadt. Frauen stehen Schlange und warten. E RSTE Kein Brot, kein Fleisch, kein Schmalz -- ist das der Frieden?! Z WEITE Beruhigen Sie sich, Frau Sedlacek. Lieber hungern, die Hauptsach ist, dass die Männer wieder da sind! E RSTE Mein Mann hätt ruhig wegbleiben können, der sass immer in der Kanzlei hier, hat den grossen Mann markiert, und ich hab das ganze Gschäft führen dürfen, und wenn ich aufgemuckt hab, dann hat er mich prügelt -- ob Krieg, ob Frieden, einerlei ! D RITTE Versündigen Sie sich nicht! Und ausserdem kann ich mir es schon vorstellen, dass Sie ihm auch eine hingehaut haben. E RSTE Ich bleib niemand was schuldig. V IERTE Mein armer Joseph sitzt in Sibirien und wer weiss, wann der wiederkommt. Sibirien ist riesig weit -- Sie werden erst sehen, Frau Sedlacek, wie Ihnen die Prügel abgehen werden, wenn Sie keinen Mann mehr haben. E RSTE Ich scheiss auf die Herren der Schöpfung! D ON J UAN (geht vorbei) E RSTE (sieht ihm nach) Z WEITE (boshaft) Gefällt der Ihnen? E RSTE (grinst) Der schon.
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StrauchN ]
E RSTE N ] MännerN ] BKanzleiN ] BgrossenN ] BFrieden, einerleiN ] BJosephN ] BHaltN ] BN] Bscharf. DortN ] B
(1) Grab (2) Strauch korrigiert aus: E RST E korrigiert aus: Mänher korrigiert aus: Kanzleii korrigiert aus: grossenn korrigiert aus: Frieden,eeinerlei
[Mann] |Joseph| korrigiert aus: Ha lt [Wer weitergeht, wird erschossen!] scharf \./ [-- d]|D|ort
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IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 6
Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
Lesetext
Z WEITE (liest ein Plakat) „Frauen, Schwestern, Töchter! Die Männer sind schuld!“ Blödsinn! (sie spuckt es an) D ON J UAN (kommt) E RSTE Halt! D ON (hält) E RSTE (deutet auf das Schild) Wer weitergeht, wird erschossen. D ON Aha. E RSTE Ich hab Ihnen jetzt das Leben gerettet. Wohin , Bubi? D ON Ich möchte zum Bahnhof. Z WEITE (gewollt gebildet) Der Bahnhof ist zusammengeschossen. Mit Artillerie. Er bildet einen rauchenden Trümmerhaufen. D ON So? Dann gehen wohl auch keine Züge mehr? E RSTE Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will. Streik. Z WEITE Generalstreik. D ON So? Seit wann? E RSTE Liest Du denn keine Zeitung? (Stille) D ON Nein. E RSTE Bleib bei uns, wir streiken nie – und arbeiten unter Tarif. D ON Ich habe noch nie in meinem Leben dafür bezahlt. Z WEITE Wir sind billig. E RSTE Ausverkauf. Na? D ON (lächelt) Ich bin kein Spekulant -E RSTE Schenk uns eine Zigarette. D ON Bitte -- meine Letzte. E RSTE (teilt sie in zwei Teile für sich und die Zweite) D ON (zur Zweiten) Feuer gefällig? (er zündet das Feuerzeug an, ein Schuss von links, die Zweite fasst sich an den Kopf und bricht zusammen) E RSTE (schreit auf und gellend ab) D ON (beugt sich über die Zweite) A LTMODISCHE (in einem Kostüm aus dem Jahre 1904 kommt) Ein verirrter Schuss, was? D ON Sie ist tot. Ich wollte ihr Feuer geben und sie haben das Feuer für ein Signal gehalten -- nehm ich an. (er starrt die Alt an) BN
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K1/TS6 (Korrekturschicht)
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Z WEITE f an)N ] ] BBlödsinn f an)N ] BN] BAha.N ] Bgerettet. WohinN ] BN] B(gewollt gebildet)N ] BEr f rauchendenN ] BN] Bmehr?N ] BAlle f Streik.N ] BZ WEITE N ] B(Stille)N ] Bstreiken f Tarif.N ] BN] Bkommt)N ] B
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\Z WEITE f an)/ [{hebt}] (Blödsinn f an)) [Die Männer sind] [Achso.] |Aha.| korrigiert aus: gerettet. Wohin [Ich hab mich verirrt.] \(gewollt gebildet)/ \Er bildet/ [E]|e|in\en/ rauchende[r]|n| [Dann verkehren wohl auch keine Züge mehr?] mehr\?/ [ab?] [Es steht alles still.] |Alle f Streik.| \Z WEITE / \(Stille)/ [können alles, sind lieb und billig.] |streiken f Tarif.| gestrichen: die korrigiert aus: kommt )
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IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 7
Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
Lesetext
A LT Was starren mich denn der Herr so an? D ON Sie sind so modern gekleidet – A LT Ach, Sie meinen mein Kostüm -- nein, es ist nicht Fasching, es ist nur mein einziges Kleid, ich habe kein Anderes. Es stammt aus anno domini 1904. D ON Und Sie trugen immer dasselbe? A LT Nein, ich trag es erst wieder seit vorgestern. (sie summt: Wenn meine Frau sich auszieht, wie die dann aussieht -- sie macht einige Tanzschritte) Maxixe bresilienne. Hasch mich, ich bin die Sünde! -- ich mache Dir nichts Böses, ich hab es schon hinter mir, ich bin amnestiert -- durch die Revolution. D ON Achso! Du sasst seit 1904, bist jetzt frei und trägst das Kleid – A LT Erraten. D ON Was war Dein Verbrechen ? A LT Ich hatte lebenslänglich. Es war ein Verbrechen wider die Person. D ON Du kokettierst damit? A LT (hängt sich plötzlich an ihn) Komm, bring mir Glück! D ON Ich hab kein Geld. A LT Umsonst, umsonst! Bring mir Glück -- umsonst! D ON Umsonst ist der Tod. (ab nach rechts) A LT (schreit ihm nach) Hund! Halunke! Grüss Gott, tritt ein, bring Pech herein! Ich bin der Tod, ich bin der Tod! B
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K1/TS6 (Korrekturschicht)
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6. Bild Grosse Frauendemonstration auf einem Riesenplatz. Auf dem Sockel eines Denkmals vor einem Ritter in Rüstung, steht das Komitee mit einem Transparent: Nie wieder Krieg! F RAUENRECHTLERIN Meine Mitschwestern! Frauen , Mütter, Töchter! Wenn ich hier diese unübersehbare Menge überblicke, so ist das der Beweis eines unerschütterlichen Willens und ein königliches Gefühl, ein Wille, nie wieder Krieg! (Brausende Hochrufe) Wir fordern aktivstes Mitbestimmungsrecht der Frauen -- in allen Dingen, also auch in der Politik! Auch in das Kriegsministerium gehören Frauen -- diese gewaltige Demonstration der Frauen gibt mir recht! Wieviele verwundete, blutende Herzen befinden sich unter Euch ?! Sagen wir es laut und offen, dass alles so entsetzlich kam, 12 Millionen Tote, und daran sind die Männer schuld! Was hatten wir Weiber zu sagen? Nichts! Die Männer sind schuld! D ON J UAN (taucht im Hintergrund auf) F RAU Die Männer sind unser Unheil, vielleicht haben sie Verstand aber sie haben keinen Instinkt! In der Natur gibt es Mann und Weib, so muss es auch bleiben, zusammen sollen sie entscheiden -- denn was ist ein Mann allein? Höchstens ein Soldat! (sie tritt zurück und erblickt Don Juan; perplex) B
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Sie f gekleidet –N ]
bresilienne. HaschN ] VerbrechenN ] BFrauenN ] BeinesN ] BDemonstrationN ] BFrauenN ] BEuchN ] B B
(1) Wie sehen Sie aus? Ist denn Fasching? (2) Sie f gekleidet – korrigiert aus: bresilienne. Hasch korrigiert aus: Verb rechen korrigiert aus: Fr uen korrigiert aus: einer korrigiert aus: Demonstratioj korrigiert aus: Fraauen korrigiert aus: Ech
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Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
2. R EDNERIN Ich bitte um Annahme der Resolution: die hier versammelten achtzigtausend Frauen fordern schärfstes Mitbestimmungsrecht, das Wahlrecht, sie haben kein Vertrauen mehr zu den Männern! Sie ziehen jetzt in gewaltiger Demonstration vor den hohen Rat und fordern: Nie wieder Krieg! (Musik und die Demonstration zieht an den Führern vorbei) 1. R ED (zu einer Jungen) Hier ein Mann auf der Tribüne! Was sucht denn der Mann hier? Geh, er muss verschwinden! Aber sofort! J UNGE (zu Don) Ich fordere Sie auf, sofort den Platz zu verlassen, im Namen des Komitees, der weiblichen Arbeitsgemeinschaft der Frauen gegen den Krieg, Alkohol und Vivisektion . D ON Verzeihung, aber ich möchte zum Bahnhof. Ich wollte nur dorthin und plötzlich stand ich da -- konnte weder vor, noch zurück. J UNGE Kommen Sie, ich führe Sie hinten herum -D ON Sie demonstrieren hier gegen den Krieg? J UNGE Ja. D ON Sie haben damit recht, was Sie über die Männer gesagt haben. Wir Männer sind auch zu dumm. Hoffentlich wird es Euch Frauen gelingen, besser zu regieren – J UNGE Sie scheinen ein weisser Rabe zu sein. D ON Weiss vielleicht, aber Rabe? Nein. J UNGE (lächelt) 1. R EDNERIN Hast ihm noch nicht weggebracht? Ein Skandal! Fort mit ihm! 7. Bild Hotelzimmer. D IE J UNGE (halbnackt auf dem Bett) D ON (bindet sich die Kravatte) J UNGE Ich trau mich nichtmehr auf die Strasse. Sie demonstrieren noch immer, die Frauen -- und ich hab sie verraten. D ON Du beurteilst Dich zu hart. Die Schuld trifft immer nur den Mann. Falls es überhaupt eine Schuld gibt -J UNGE Eigentlich wollt ich Dich nur vom Denkmal wegbringen -- hinten herum, und dann hat es hier geendet. D ON Und ich wollt nur zum Bahnhof -- und jetzt hab ich den Zug versäumt -J UNGE Wo fährst Du hin? D ON J Ich suche jemand. J UNGE Wen? D ON J Ich muss jemand finden. J UNGE Eine Frau? (Stille) B
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2–3 4 10 11 17–18 33 33 34–57,9
sie habenN ] ] BVivisektionN ] BBahnhof. IchN ] BHoffentlich f regieren –N ] Bich wolltN ] Bhab ichN ] BWo f denken.N ] B
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korrigiert aus: siehaben gestrichen: „ korrigiert aus: Vi visektion korrigiert aus: Bahnhof.Ich
\Hoffentlich f regieren –/
korrigiert aus: ichwollt korrigiert aus: habich
\Wo f denken./
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IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 10
Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
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K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ON J UAN Ja. Eine Frau. (Stille) J UNGE Du bist verheiratet? D ON J UAN Nein. J UNGE Wer ist die Frau? D ON J Ich kenne ihren Namen nicht. J UNGE So halt mich doch nicht zum Besten! D ON J Ich kenne ihren Namen wirklich nicht. Es war noch vor dem Kriege, aber immer musste ich an sie denken. J UNGE Tut es Dir leid? D ON Nein. (Stille) J UNGE Man braucht Euch Männer eben manchmal. Aber dann wirft man Euch weg, wie Mist! D ON Manchmal denk ich, in einer anderen Welt zu leben. Es hat sich alles geändert -- wenn ich mir überleg, wie vor dem Krieg die jungen Mädchen reagiert haben und jetzt? Ja, es ist auch ein Unterschied, Ihr seid alle männlicher -- schon von der Statur aus. J UNGE Das ist der Krieg. Ich bin nur unterernährt, und davon machen wir die schlanke Mode. Meine erste Liebe war die kolorierte Postkarte eines idealisierten verwundeten Helden. Ach, Ihr Männer! Ich hasse Euch alle! D ON Das gibt sich. J UNGE Ich liebe nur einen Mann, aber der lebt nichtmehr. Mein Vater. Er starb in Gefangenschaft. Gott, was ist das für ein Unterschied zu Euch allen! -- Geh! Schau mich nicht so an! Du entweihst mich! D ON Das wagst Du mir zu sagen, der ich im Kriege draussen stand und Euch beschützte?! J UNGE Schweig, erinner mich nicht an meinen Vater! Geh, ich hasse Dich! Ich hasse Dich! 8. Bild Bei einer Zahnärztin. Sie behandelt eine aufgedonnerte Nutte eines Schiebers. A ERZTIN Ihre Zähne sind arg vernachlässigt. Waren Sie rachitisch? N UTTE Was ist das? A ERZTIN Sie warens sicher. Schon allein durch die Ernährung -N UTTE Oho, ich hatte immer zum essen! A ERZT So war es nicht gemeint -- Aber der Krieg und all der Ersatz, den wir gegessen haben, der hat auf unsere Konstitution doch gewirkt.
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8 10 15 21 25–27 25 28 28 32
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[{ic}]
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] J UNGE N ] BManchmalN ] BverwundetenN ] BSchau f beschützte?!N ] BN] BJ UNGE f Vater!N ] BN] BNutteN ]
eingefügt
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derN ]
Manchma[o]|l|
korrigiert aus: Verwundeten
\Schau f beschützte?!/ [so{}] \J UNGE f Vater!/ [Geh!] (1) Ausgehaltene (2) Nutte korrigiert aus: den
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IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 11
Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes
K1/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
N UTTE Auf meine Konstitution hat garnichts gewirkt. Mein Freund hat Lieferungen gehabt für die Armee und ich hatte alles. Immer! Mein Freund ist das, was man einen grossen Schieber nennt -A ERZT Gott, da kann man nur gratulieren -N UTTE Sie haben schöne Beine. A ERZT Finden Sie? Ich? (verlegen) N UTTE Ja. Ihre Beine gefallen mir. Geben Sie sie mir -A EZT Sie sind zu komisch! N UTTE Darf ich sie mal anfassen -- (sie fasst sie an) A EZT Lassen Sie das! N UTTE Schön. -- Also los, bohren Sie mich an, aber wenn Sie mir wehtun, dann schrei ich, dass die Scheiben zittern! A ERZT (bohrt) N UT Au! -- Sie sagten doch, das wird nicht weh tun! Jetzt geh ich aber zu einem Zahnarzt, zu einem Mann, Gottseidank ist der Krieg aus und die Männer sind wieder da! Ihr Weiber seid ja Weibern gegenüber immer ordinär! (ab) D ON J UAN (tritt ein) A ERZT Bitte -- (deutet auf den Stuhl) B
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\Abbruch der Bearbeitung\
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hatN ]
manN ] ScheibenN ] BWeibernN ] B
(1) ist (2) hat korrigiert aus: maan korrigiert aus: Scgeiben korrigiert aus: Weibe
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Werkverzeichnisse
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28
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Werkverzeichnisse
K1/E10–E11
61
Lesetext
Strukturplan in 14 Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 29
62
Strukturplan in 14 Bildern
K1/E12
63
Lesetext
Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 30
64
Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)
K1/E12
65
Lesetext
Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 31
66
Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)
K1/E12
67
Lesetext
Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 32
68
Strukturplan in 14 Bildern (Fortsetzung)
K1/E12
69
Lesetext
Strukturplan in fünf Akten
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 40
70
Strukturplan in fünf Akten
K1/E13
71
Lesetext
Strukturplan in fünf Akten (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 41
72
Strukturplan in fünf Akten (Fortsetzung)
K1/E13
73
Lesetext
Strukturplan in fünf Akten (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 42
74
Strukturplan in fünf Akten (Fortsetzung)
K1/E13
75
Lesetext
Figurenliste
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 42v
76
Figurenliste
K1/E14
77
Lesetext
Strukturpläne in vier und sechs Bildern zum I. Akt
78
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 43v
Strukturpläne in vier und sechs Bildern zum I. Akt
79
K1/E15–E16
Lesetext
Strukturpläne in sechs Bildern zum I. Akt
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 44
80
Strukturpläne in sechs Bildern zum I. Akt
K1/E17–E19
81
Lesetext
Strukturpläne
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 45
82
Strukturpläne
K1/E20–E24
83
Lesetext
Strukturpläne
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 46
84
Strukturpläne
K1/E25–E26
85
Lesetext
Strukturpläne in sechs und sieben Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 46v
86
Strukturpläne in sechs und sieben Bildern
K1/E27–E29
87
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 47
88
Strukturplan in sieben Bildern
K1/E30
89
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 48
90
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
K1/E30
91
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 49
92
Strukturplan in sieben Bildern (Fortsetzung)
K1/E30
93
Lesetext
Strukturpläne in fünf Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 50
94
Strukturpläne in fünf Bildern
K1/E31, E34
95
Lesetext
Strukturpläne in fünf Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 51
96
Strukturpläne in fünf Bildern (Fortsetzung)
K1/E34–E35
97
Lesetext
Strukturpläne in vier und fünf Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 49v
98
Strukturpläne in vier und fünf Bildern
K1/E32–E33
99
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 50v
100
Strukturplan in sieben Bildern
K1/E36
101
Lesetext
Strukturpläne
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 3
102
Strukturpläne
K1/E37–E45
103
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern zum I. Akt
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 5
104
Strukturplan in sieben Bildern zum I. Akt
K1/E50
105
Lesetext
Strukturplan in zwei Akten
N 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 4
106
Strukturplan in zwei Akten
K1/E47
107
Lesetext
Strukturplan in fünf Teilen
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 51v
108
Strukturplan in fünf Teilen
K1/E48
109
Lesetext
Strukturplan in fünf Akten
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 52
110
Strukturplan in fünf Akten
K1/E49
111
Lesetext
Strukturplan in sieben Teilen
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 53
112
Strukturplan in sieben Teilen
K1/E50
113
Lesetext
Strukturplan in sieben Teilen (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 54
114
Strukturplan in sieben Teilen (Fortsetzung)
K1/E50
115
Lesetext
116
Fassung eines Bildes des II. Teils
K1/TS7 (Grundschicht)
Lesetext
II. Teil. Im Taumel der Inflation.
5
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Damenklub./ P RÄSIDENTIN Wir wollten hier zusammen sein, aber ich dachte ein Mann würde nichts schaden, es gibt doch Dinge, die ein Mann besser erledigen kann. Mit dem Hausbesitzer verhandeln und dergleichen – A LLE (protestieren dagegen) E INE (kommt) Es ist ein Mann draussen – P RÄS Das ist er. D ON J UAN (kommt) P RÄS Darf ich bekannt machen? D ON J UAN Wir kennen uns bereits. P RÄS Ihre Aufgabe wird es sein, hier Ordnung zu halten – D ON J UAN Ja. (ab) E RSTE Den kenn ich doch. Z WEITE Mir kommt er auch bekannt vor. D RITTE Woher? V IERTE Ich hab mal mit ihm getanzt. F ÜNFTE Mann bleibt Mann. *
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P RÄS N ] P RÄS N ] BIch f getanzt.N ] B B
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[Z W ] |P RÄS | [P R ] |P RÄS | [Mir] |Ich f getanzt.|
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 55
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Figurenliste
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 56v
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Figurenliste
K1/E51
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Lesetext
Strukturpläne in vier Bildern zum II. Teil
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 57
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Strukturpläne in vier Bildern zum II. Teil
K1/E52
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Lesetext
Strukturpläne in vier Bildern zum II. Teil (Fortsetzung)
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 57v, 58
Strukturpläne in vier Bildern zum II. Teil (Fortsetzung)
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K1/E52–E54
Lesetext
Strukturplan in fünf Bildern zum II. Teil
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 59
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Strukturplan in fünf Bildern zum II. Teil
K1/E55
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Lesetext
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Fassung des 1. Bildes des II. Teils
K1/TS8 (Grundschicht)
Lesetext
II. Teil.
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 60
1.) Schloss. G RÄFIN Warten wir auf den neuen Herrn. Ich werde die Schlüssel übergeben, wie einer eroberten Stadt. 700 Jahre sass hier mein Geschlecht – nun ist es vorbei. D IENERIN Er hat seine Carrière durch die Weiber gemacht. Die haben ihn protegiert. Was er erreichte, erreichte er durch die Weiber. G RÄFIN Durch mich wird er nichts erreichen. D IENERIN Er kommt. D ON J UAN (kommt) G RÄFIN Wir sehen uns zum erstenmal. Ich übergebe Ihnen hiermit das Schloss. Und ich habe nur eine Bitte: fällen Sie nie den Baum, der hinten steht, obwohl er die Aussicht verdirbt. Es ist eine alte Sage, dass das mir Unglück bringt. D ON J UAN Ich werde den Baum pflegen. G RÄFIN Danke. D ON J UAN Bitte ! Ich kann es verstehen, dass Sie mich hassen. – Sie sehen in mir Ihren Verderber, doch bedenken Sie: ich dachte, ich wäre Ihr Retter. Ich kaufte das Schloss. Nicht ich habe die Inflation gemacht, obwohl ich ein Nutzniesser bin. G RÄFIN Ich hasse Sie, ja. B
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Danke.N ] BitteN ]
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[Ich k] |Danke.|
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Strukturplan in sieben Teilen
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Strukturplan in sieben Teilen
K1/E56
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Strukturplan in zwei Teilen
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 62
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Strukturplan in zwei Teilen
K1/E57
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Lesetext
Chansons
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 62v, 63
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Chansons
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Lesetext
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Konzeption 2: Ein Don Juan unserer Zeit – Filmexposés
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Filmexposé
K2/TS1 (Korrekturschicht)
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Ein Don Juan unserer Zeit oder: Die Sage vom Don Juan in unserer Zeit. Filmexposé nach einer Komödie von Ödön von Horváth . B
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November 1918, der Krieg ist aus, die Soldaten kehren heim. In eine Barracke, in der ein Fronttheater spielt, tritt ein Offizier aus dem Schlamm des Grabens und bedankt sich bei der ältlichen Soubrette des bereits abreisenden Ensembles für das künstlerische Erlebnis, das sie ihm gewährte, als er sie auf der Bühne sah. Die Soubrette ist geschmeichelt, im Gegensatz zu ihren Kolleginnen, die den Mann für verrückt halten, und sie erkundigt sich bei ihm, in welchen Rollen er sie gesehen hätte. Der Offizier kann sich an die Rollen nichtmehr erinnern, denn er war inzwischen verschüttet, er weiss es nur, dass es eine Gesangspartie war und dass in dem Stück ein steinerner Reiter lebendig wurde. Es war die Oper „Don Juan“ -- und erst als dieser Name fällt, fangen die übrigen Schauspielerinnen an, den merkwürdigen Offizier näher zu betrachten und sie müssen es sich gestehen, dass er sie ganz besonders interessieren könnte. Der Offizier bedankt sich nun auch bei der Soubrette für ihr Lächeln, das ihn an eine ferne Frau erinnert hätte, an seine einzige grosse Liebe, noch lange vor dem Kriege. Er kenne zwar garnicht den richtigen Namen jener Frau, er sei nur eine einzige Nacht mit ihr zusammengewesen, aber schon damals hätte er mit einer gewissen Wehmut gefühlt, dass er diese Frau verlieren und dass keine sie ihm ersetzen könnte. Drum hätte er sich nun auch entschlossen, diese Frau zu suchen, er müsse sie finden und sollte er ewig suchen. -- So verlässt er das Grauen des Krieges und jagt mit dämonischer Wucht seiner Sehnsucht nach. Er ist der von einer grossen Leidenschaft Ergriffene, die ihn nunmehr ausschliesslich, einzig und allein, beherrschen soll. Er ist der Mann, der in dem Leben nur die Frau sieht, der sich aus dieser Frau ein Götterbild machte und dessen ganzes Sinnen und Trachten danach gerichtet ist, dieses Bild zu besitzen. Seine unerhörte Aktivität im Suchen und Sehnen nach „IHR“, führt ihn zu einer Passivität gegenüber der einzelnen Frau, aber gerade diese Mischung in seinem Wesen reizt die Frauen, sodass sie ihm alle hemmungslos entgegenkommen. Er nimmt sie auch alle, denn bewusst oder unbewusst, findet und sucht er in jeder einzelnen ein Teilchen seiner grossen Liebe, und er hofft auch, vielleicht eine zweite grosse Liebe zu finden, die ihn von seiner unstillbaren Sehnsucht befreit, die ihn selbst zerstört. Aber nach jedem Liebeserlebnis fühlt er sich noch einsamer und sehnt sich nur noch stärker nach „IHR“ -- Erst am Ende seines Lebens wird es ihm klar, dass er sich eigentlich nach dem Tode gesehnt hat. „Ein Don Juan“, meint die Soubrette, nachdem er die Barracke verlassen hat. Er kommt in die Heimat zurück -- Revolution und Nachkriegswirren, Auflösung einer alten Moral, all dies berührt ihn nicht innerlich. Er betritt die Wohnung, in der er damals seine grosse Liebe fand, noch in der glücklichen Friedenszeit. Aber in der Wohnung wohnt eine andere Frau, eine Zahnärztin. Er findet sie nicht, seine Frau, niemand kann es ihm sagen, wo sie jetzt wohnt -- und er kann auch nicht weiterforschen, denn er kennt ja ihren Namen nicht. So irrt er nun scheinbar planlos durch die Strassen und lernt bei einer grossen Frauenkundgebung gegen den Krieg ein MädB
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korrigiert aus: Offizier bedankt
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korrigiert aus: hat. „Ein
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chen kennen, den Typus des „reinen Mädchens“. Sie will ihr junges Leben dem Kampfe gegen die Greuel des Krieges weihen, vernachlässigt jedoch ihre Ideale und Pflichten und kann Don Juan nicht widerstehen. Erschüttert durch seine Interesselosigkeit an ihren Idealen, wird sie von ihm verlassen, als sie nun dahinterkommt, dass er sie mit zahlreichen Frauen betrogen hat. Durch die Frauen bekommt er auch seinen Beruf: sie protegieren ihn überallhin, obwohl ihm diese Art peinlich ist. Aber schliesslich muss er doch leben und dazu muss man Geld verdienen . Seine erste Stellung ist diejenige eines „gehobenen Kammerdieners“ in einem Damentanz- und Spielklub der Inflation. Seine Anwesenheit jedoch genügt, um alle Mitglieder gegeneinander aufzubringen, jede ist auf jede eifersüchtig, trotz manchem männlichen Einschlag der einzelnen Damen, und der Klub fliegt auf. Seine zweite Stellung bekommt er durch eine Frau, die von einem Schieber ausgehalten wird. Sie, der Typ eines Vamps der Nachkriegszeit, bringt ihn als Schauspieler zum stummen Film. Er muss nur gut aussehen und das genügt, um ein gefeierter Stummfilmstar zu werden. Wenn er sich irgendwo in der Oeffentlichkeit zeigt, geraten die Frauen ausser sich und feiern ihn, wie einen König. Der „Vamp“, der keinen Mann liebt, fühlt plötzlich wahre Liebe zu Don Juan. Mit Bestürzung muss sie jedoch feststellen, dass er nicht auf sie eifersüchtig ist, denn „lieben“ tut er ja doch nur seine ferne Braut, die er nie vergessen kann. Zutiefst verletzt schleudert sie ihm ins Gesicht, dass er doch überhaupt kein Schauspieler sei, sondern nur ein gutaussehender Mann, der seinen Lebensunterhalt gewissermassen durch seine erotische Wirkung verdiene. Es wird ihm klar, dass sie recht hat, er verlässt sie und verlässt auch den Film. Das Damenkomitee einer politischen Partei fasst die Resolution, den unerhört beliebten ehemaligen Star, als Abgeordnetenkandidaten auftreten zu lassen, um die Stimmen der wahlberechtigten Frauen zu bekommen. So beginnt seine politische Laufbahn. Die Weiber entfalten eine unerhörte Wahlpropaganda für ihren Kandidaten und Don Juan siegt. Er tritt als Redner auf und alle Herzen schlagen für ihn -doch er bringt der Partei Unglück, denn auch hier fangen die Frauen an, eifersüchtig aufeinander zu werden und die Partei spaltet sich in lauter kleine und kleinste einander gehässig und erbittert bekämpfende Sekten. Und Don Juan kümmert sich eigentlich überhaupt nicht um Politik, sondern benützt seine einflussreiche Stellung, um mit Hilfe des amtlichen Apparates nach seiner grossen Liebe zu forschen, er beschäftigt auf Staatskosten ein ganzes Heer von Detektivinnen , doch es kommt nichts dabei heraus, nur ein grosser Skandal. Eine Journalistin enthüllt diesen sonderbaren „Korruptionsfall“ und die Wählerinnen Don Juans fangen ihn nun an, enttäuscht zu hassen. Er besucht die Journalistin persönlich, nachdem er gestürzt worden ist, um ihr den Fall zu erklären, sie empfängt ihn voll Hohn und bald darauf gibt sie sich ihm hin, trotzdem dass sie politisch seine schärfste Gegnerin ist, und trotzdem er nicht in der Absicht kam, um sie als Weib zu erobern. Als er das Haus in der Nacht verlässt, wird ein Attentat auf ihn verübt -- eine Revolverkugel streift dicht neben seinem Kopfe vorbei und die Attentäterin ist jenes Mädchen, das er seinerzeit bei der Kundgebung gegen den Krieg kennen gelernt hatte und dessen erstes Erlebnis er gewesen B
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Filmexposé
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ist. Das Mädchen hasst ihn aus tiefster Seele und ist sich nicht bewusst, dass es eine Hassliebe ist. Auf die Detonation des Schusses hin, eilt die Journalistin auf die Strasse und es entwickelt sich nun ein wilder Kampf zwischen den beiden Frauen. Die Journalistin ruft nach Verhaftung des Mädchens, obwohl Don Juan beteuert, dass er den Schuss abgefeuert hätte, aber das Mädchen bezichtigt sich selbst als Attentäterin und als Opfer Don Juans, schon um die Journalistin, die sie als ihre Nebenbuhlerin betrachtet, zu verletzen -- der Auftritt endet damit, dass Don Juan mit dem Mädchen in einem Auto flieht, knapp bevor die Polizei auf dem Tatort erscheint. Er flieht mit dem Mädchen in ein „anderes Land“, hinaus in das Dorf, weg von der Stadt, in die Einsamkeit. Und hier meint er nun kurze Zeit, sein Glück und seinen Frieden in ihrer Liebe gefunden zu haben. Aber bald genügt ihm ihre reine, keusche Hingebung nichtmehr -- es geht ihm auch das Geld aus und es kommt zu Reibereien, wie in jeder armen Ehe, wie bei kleinen Leuten, als wäre er garnicht der Don Juan. Eines Tages schleudert sie ihm ihre Empörung ins Gesicht, ein Mann müsse arbeiten können und müsste auch etwas anderes im Kopf haben, als wie nur die Liebe -- -- und sie verlässt ihn. Es ist das erstemal in seinem Leben, dass eine Frau ihn verlässt. Zuerst glaubt er, es sei das Alter, aber dann bekommt er moralische Anwandlungen und er beschliesst zu arbeiten. Er wird Reisender in Damenwäsche und das Geschäft floriert in ungeahntem Ausmass. Er ist bei seinen Kundinnen unglaublich beliebt und sie können sein Kommen kaum erwarten -- ja, einzelne vernichten sogar Wäschestücke, sehr zum Aerger ihrer Gatten, nur um sich von Don Juan ein neues Stück kaufen zu können. Es hagelt nur so Bestellungen und Don Juan erfindet ein neues Korselett, lässt es patentieren und übers Jahr hat er eine Fabrik und überall Filialen. Aber das geschäftliche Glück soll nicht lange dauern -- durch eifersüchtige weibliche Angestellte wird er, der diesmal wirklich unschuldig ist, vor Gericht gezerrt, er hätte sich an ihnen vergangen. Er wird zwar, nicht zuletzt durch eine feuerige Verteidigungsrede seiner Rechtsanwältin, freigesprochen, doch „etwas bleibt immer hängen“ und er ist moralisch erledigt, seine Existenz vernichtet. Es geht bergab. Da taucht der „Vamp“ wieder auf und tritt an ihn mit einem sonderbaren Geschäft heran -- er begreift nicht ganz den Sinn, tut jedoch mit, und es wird ihm erst bei ihrer Verhaftung klar, dass er in eine Spionageaffaire verwickelt ist. Er versucht die Frau zu schützen, verwickelt sich aber dadurch nur in Wi- dersprüche, macht sich erst recht verdächtig und wird zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Erst in der Zelle erfährt er, dass sie ihn verraten hat und längst geflohen ist. So sitzt er nun im Zuchthaus und gibt schon alle Hoffnung auf. Wenn er wieder frei wird, dann ist sein Leben vorbei und er ein alter Mann. Niemand kümmert sich um ihn, er bekommt keine Briefe. Aber eines Tages erhält er doch einen und als er ihn liest, fasst er sich ans Herz, so weh tut es ihm plötzlich vor lauter Glück. Der Brief stammt von jener Frau, nach der er sich immer sehnte, die er überall suchte und nirgends fand. Jetzt schreibt sie ihm, dass sie sein Leben immer verfolgt hat, dass sie sich aber nicht gemeldet hat, denn sie hätte gedacht, er hätte sie vielleicht schon längst vergessen, und vor dieser Erkenntnis hätte sie sich gefürchtet. Nun aber in seinem grossen Unglück fühlt sie mütterliche Gefühle für ihn und sie erwarte ihn, wenn er wieder frei wird -- -- sie warte auf ihn bis in den Tod. -- -- -Endlich ist der Tag seiner Freiheit da. Er zieht sich seine altmodisch gewordenen Kleider an, lässt sich um das Geld, das er während all der Jahre im Zuchthaus verB
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diente, rasieren, frisieren und herrichten -- und eilt zu ihr. Er wird eingelassen. Im Salon hängt ihr Bild, so wie sie in seiner Erinnerung lebt. Versunken in den Anblick bemerkt er es garnicht, dass sie selbst eingetreten ist -- eine alte, sehr alte Frau. Erschüttert erkennt er in ihrem Antlitz, sucht in ihren Bewegungen sein Idol. Das also war seine Sehnsucht -- und während er mit ihr über Nebensächliches plaudert, wird er sichtbar älter und älter. Es dämmert ihm langsam auf, dass es kein Ideal gibt, das vergänglich ist. Die wirklichen Werte liegen jenseits des Lebens. Er verlässt das Haus. Es schneit, immer stärker. Durch das Schneegestöber taucht eine junge Frau auf mit einem Kinderwagen. Es ist das Mädchen, das ihn verlassen hat. Verdutzt erkennt sie ihn, ruft ihm sogar einige Worte nach, doch er erkennt sie nicht, verschwindet wieder im Schneegestöber. Er betritt ein armseliges, leeres Cafe. Apathisch fängt er an, Billard mit sich selbst zu spielen. Die alte Kellnerin kommt und sagt ihm, es wäre ein Herr hier, der möchte gerne mit ihm eine Partie Billard spielen. Er nickt ja -- und der Herr erscheint, er ist hager, wie ein Skelett, trägt schwarze Glacehandschuhe und Don Juan kann sein Gesicht nie richtig sehen. Der Herr spricht kein Wort, lässt nur Don Juan sprechen, dem es unheimlich wird -- er weiss nicht recht warum. Der Fremde gibt ihm etwas vor, 56, genau soviel, als Don Juan Jahre zählt. Don Juan beginnt und verfehlt. Nun spielt der fremde Herr. Mit automatischer Präzision klappt alles. Immer wieder drückt er die Nummertafel -- 28, 37, 42 -- da bemerkt plötzlich Don Juan, dass der Herr unter seinen Glacéhandschuhen eine knöcherne Hand hat, er erblickt das Gelenk. Und nun weiss er, er spielt mit dem Tod, und der Tod wird gewinnen. 56 -- der Herr hat gewonnen, Don Juan fasst sich ans Herz, wie damals im Zuchthaus und bricht tot zusammen.
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Bemerkung: Ausser der Figur des Don Juans spielen in diesem Filme nur Frauen und der Tod. Es soll auch versucht werden, in den Dialogen, Zeitprobleme von der Einstellung der Frau her zu beleuchten.
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Filmexposé
K2/TS2 (Korrekturschicht)
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Ein Don Juan unserer Zeit
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oder: Die Sage vom Don Juan in unserer Zeit Filmexposé nach einer Komödie von Ödön von Horváth . B
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November 1918, der Krieg ist aus, die Soldaten kehren heim. In eine Barracke, in der ein Fronttheater spielt, tritt ein Offizier aus dem Schlamm des Grabens und bedankt sich bei der ältlichen Soubrette des bereits abreisendem Ensembles für das künstlerische Erlebnis, das sie ihm gewährte, als er sie auf der Bühne sah. Die Soubrette ist geschmeichelt, im Gegensatz zu ihren Kolleginnen, die den Mann für verrückt halten, und sie erkundigt sich bei ihm, in welchen Rollen er sie gesehen hätte. Der Offizier kann sich an die Rollen nichtmehr erinnern, denn er war inzwischen verschüttet, er weiss es nur, dass die eine eine Gesangspartie war und dass in dem Stück ein steinerner Reiter lebendig wurde. Es war die Oper „Don Juan“ -- und erst als dieser Name fällt, fangen die übrigen Schauspielerinnen an, den merkwürdigen Offizier näher zu betrachten und sie müssen es sich gestehen, dass er sie ganz besonders interessieren könnte. Der Offizier gesteht nun seltsam lächelnd der Soubrette, dass er sich nicht für ein künstlerisches Erlebnis, sondern nur für ihr Lächeln bedanken wollte, für dieses Lächeln, das ihn an eine ferne Frau erinnert hätte, an seine einzige grosse Liebe, noch lange vor dem Kriege. Zwar kenne er garnicht den richtigen Namen jener Frau, er sei nur eine einzige Nacht mit ihr zusammengewesen, aber schon damals hätte er es mit einer gewissen Wehmut gefühlt, dass er diese Frau verlieren und dass keine sie ihm ersetzen könnte. Drum hätte er sich nun auch entschlossen, diese Frau zu suchen, er müsse sie finden und sollte er ewig suchen. -- -- So verlässt er das Grauen des Krieges und jagt mit dä- monischer Wucht seiner Sehnsucht nach. Er ist der von einer grossen Leidenschaft Ergriffene, die ihn nunmehr ausschliesslich, einzig und allein, beherrschen soll. Er ist der Mann, der in dem Leben nur die Frau sieht, der sich aus dieser Frau ein Götterbild machte und dessen ganzes Sinnen und Trachten danach gerichtet ist, dieses Bild zu besitzen. Seine unerhörte Aktivität im Suchen und Sehnen nach „IHR“, führt ihn zu einer Passivität gegenüber der einzelnen Frau, aber gerade diese Mischung in seinem Wesen reizt die Frauen, sodass sie ihm alle hemmungslos entgegenkommen. Er nimmt sie auch alle, denn bewusst oder unbewusst, findet und sucht er in jeder einzelnen ein Teilchen seiner grossen Liebe, und er hofft auch, vielleicht eine zweite grosse Liebe zu finden, die ihn von seiner unstillbaren Sehnsucht befreit, die ihn selbst zerstört. Doch nach jedem Liebeserlebnis fühlt er sich noch einsamer und sehnt sich nur noch stärker nach „IHR“. Erst am Ende seines Lebens wird es ihm klar, dass er sich eigentlich nach dem Tode gesehnt hat. „Ein Don Juan“, meint die Soubrette, nachdem er die Barracke verliess. Er kommt in die Heimat zurück -- Revolution und Nachkriegswirren, Auflösung einer alten Moral, all dies berührt ihn nicht innerlich. Er betritt die Wohnung, in der er damals seine grosse Liebe fand, noch in der glücklichen Friedenszeit als blutjunger Mensch. Aber nun wohnt in der Wohnung eine andere Frau, eine Zahnärztin -- und sein Suchen endet damit, dass sie ihm einen Zahn plombiert und sich ihm hingibt. Seine grosse Liebe findet er nirgends, niemand kann es ihm sagen, wo die jetzt 4
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wohnt -- und er kann auch nicht weiterforschen, denn er kennt ja ihren Namen nicht. So irrt er nun scheinbar planlos durch die Strassen und lernt bei einer grossen Frauenkundgebung gegen den Krieg ein Mädchen kennen, den Typus des „reinen Mädchens“. Sie will ihr junges Leben dem Kampfe gegen die Greuel des Krieges weihen, vernachlässigt jedoch ihre Ideale und Pflichten und kann Don Juan nicht widerstehen . Erschüttert durch seine Interesse- losigkeit an ihren Idealen, bringt sie es soweit, dass er sie verlässt, als sie dahinterkommt, dass er sie mit zahlreichen Frauen aller Gesellschaftsschichten betrügt. Durch diese Frauen bekommt er auch seinen Beruf: sie protegieren ihn überallhin, obwohl ihm diese Art peinlich ist. Aber schliesslich muss man doch leben und dazu muss erst Geld verdient werden. -- Seine erste Stellung ist diejenige eines „gehobenen Kammerdieners“ in einem Damentanz- und Spielklub der Inflation. Seine Anwesenheit jedoch genügt, um alle Mitglieder gegeneinander aufzubringen, jede ist auf jede eifersüchtig, trotz manchem männlichen Einschlag der einzelnen Damen, und der Klub fliegt auf. Seine zweite Stellung bekommt er durch eine Frau, die von einem Schieber ausgehalten wird. Sie, der Typ eines Vamps der Nachkriegszeit, bringt ihn als Schauspieler zum stummen Film. Er muss nur gut aussehen und das genügt, um ein gefeierter Stummfilmstar zu werden. Wenn er sich irgendwo in der Oeffentlichkeit zeigt, geraten die Frauen ausser sich und feiern ihn, wie einen König. Der „Vamp“, der keinen Mann liebt, fühlt plötzlich wahre Liebe zu Don Juan. Mit Bestürzung muss sie jedoch feststellen, dass er nicht auf sie eifersüchtig ist, denn „lieben“ tut er ja doch nur seine ferne Braut, die er nie vergessen kann. Zutiefst verletzt schleudert sie ihm ins Gesicht, dass er doch überhaupt kein Schauspieler sei, sondern nur ein gutaussehender Mann, der seinen Lebensunterhalt indirekt durch seine erotische Wirkung verdiene. Es wird ihm klar, dass sie recht hat, er verlässt sie und verlässt auch den Film. Das Damenkomitee einer politischen Partei fasst die Resolution, den unerhört beliebten ehemaligen Star, als Abgeordnetenkandidaten auftreten zu lassen, um die Stimmen der wahlberechtigten Frauen zu bekommen. So beginnt seine politische Laufbahn. Die Weiber allen Alters (auch Schulmädchen, die dafür von ihren Lehrerinnen be- straft werden, denn das Politisieren steht nur den Lehrerinnen zu) entfalten eine Wahlpropaganda von einer noch kaum jemals erlebten intensiven Wucht -und Don Juan siegt natürlich. Er tritt als Redner auf und alle Herzen schlagen für ihn, doch er bringt der Partei Unglück, denn auch hier fangen Parteigenossinnen an, eifersüchtig aufeinander zu werden und die Partei spaltet sich in lauter kleine und kleinste einander gehässig und erbittert bekämpfende Sekten. Und Don Juan kümmert sich eigentlich überhaupt nicht um Politik, sondern benützt seine einflussreiche Stellung, um mit Hilfe des amtlichen Apparates nach seiner grossen Liebe zu forschen, er beschäftigt auf Staatskosten ein ganzes Heer von Detektivinnen , doch es kommt nichts dabei heraus, nur ein grosser Skandal. Eine Journalistin enthüllt diesen sonderbaren „Korruptionsfall“ und die Wählerinnen Don Juans fangen ihn nun an enttäuscht zu hassen. Er besucht die Journalistin persönlich, nachdem er gestürzt worden ist, um ihr den Fall zu erklären, sie empfängt ihn voll Hohn und bald darauf gibt sie sich ihm B
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hin, trotzdem dass sie politisch seine schärfste Gegnerin ist, und trotzdem er nicht in der Absicht kam, sie als Weib zu erobern. Als er in der Nacht das Haus verlässt, wird ein Attentat auf ihn verübt -- eine Revolverkugel streift dicht an seinem Kopfe vorbei und die Attentäterin ist jenes Mädchen, das er seinerzeit bei der Kundgebung gegen den Krieg kennen gelernt hatte und dessen erstes Erlebnis er gewesen ist. Das Mädchen hasst ihn aus tiefster Seele und ist sich nicht bewusst, dass es eine Hassliebe ist. Auf die Detonation des Schusses hin, eilt die Journalistin auf die Strasse und es entwickelt sich nun ein wilder Kampf zwischen den beiden Frauen. Die Journalistin ruft nach Verhaftung des Mädchens, obwohl Don Juan beteuert, dass er den Schuss abgefeuert hätte, aber das Mädchen bezichtigt sich selbst als Attentäterin und als Opfer Don Juans, schon um die Journalistin, die sie als Nebenbuhlerin betrachtet, zu verletzen -- der Auftritt endet damit, dass Don Juan mit dem Mädchen in einem Auto flieht, knapp bevor die Polizei auf dem Tatort erscheint. Er flieht mit dem Mädchen in ein „anderes Land“, hinaus in das Dorf, weg von der Stadt, in die Einsamkeit. Und hier meint er nun kurze Zeit, sein Glück und seinen Frieden in ihrer Liebe gefunden zu haben. Aber bald genügt ihm ihre reine, keusche Hingebung nichtmehr -- es geht ihm auch das Geld aus, obwohl er sich schriftstellerisch zu betätigen sucht: er arbeitet an seinen Memoiren, aber sieht es bald ein, dass er seine Abenteuer nur erleben konnte und niemals gestalten wird können. Wie gesagt, die tägliche Sorge um das liebe Brot kehrt bei ihm ein und es kommt zu Reibereien, wie in jeder armen Ehe, wie bei kleinen Leuten, als wäre er garnicht der Don Juan. Eines Tages schleudert sie ihm ihre Empörung ins Gesicht, ein Mann müsse arbeiten können und müsste auch etwas anderes im Kopf haben, als wie nur die Liebe -- -- und sie verlässt ihn. Es ist das erstemal in seinem Leben, dass eine Frau ihn verlässt. Zuerst glaubt er, es sei das beginnende Alter, aber dann bekommt er moralische Anwandlungen und er beschliesst zu arbeiten. Er wird Reisender in Damenwäsche und das Geschäft floriert in ungeahntem Ausmass. Er ist bei seinen Kundinnen unglaublich beliebt und sie können alle vier Wochen sein Kommen kaum erwarten -- ja, einzelne vernichten sogar Wäschestücke, sehr zum Aerger ihrer Gatten, nur um sich von Don Juan ein neues Stück kaufen zu können. Es hagelt nur so Bestellungen und Don Juan erfindet einen neuen Büstenhalter, lässt ihn patentieren und übers Jahr hat er eine Fabrik und überall Filialen. Aber das geschäftliche Glück soll nicht lange dauern. Durch eifersüchtige weibliche Angestellte, Arbeiterinnen und Manequins, wird er, der diesmal wirklich unschuldig ist, vor Gericht gezerrt, er hätte sich an ihnen vergangen. Er wird zwar, nicht zuletzt durch eine feuerige Verteidigungsrede seiner Rechtsanwältin, freigesprochen, doch „etwas bleibt immer hängen“ und er ist moralisch erledigt, seine Existenz vernich- tet. Es geht bergab. Da taucht der „Vamp“ wieder auf und tritt an ihn mit einem sonderbaren Geschäft heran -- er begreift nicht ganz den Sinn, tut jedoch mit, und es wird ihm erst bei ihrer Verhaftung klar, dass er in eine Spionageaffaire verwickelt ist. Er versucht die Frau zu schützen, verwickelt sich aber dadurch nur in Widersprüche, macht sich erst recht verdächtig und wird zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Erst in der Zelle erfährt er, dass sie ihn verraten und längst geflohen ist. So sitzt er nun im Zuchthaus und gibt schon alle Hoffnung auf. Wenn er wieder frei wird, dann ist sein Leben vorbei und er ein alter Mann. Niemand kümmert sich B
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K2/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
um ihn, er bekommt keine Briefe. Aber eines Tages erhält er doch einen und als er ihn liest, fasst er sich ans Herz, so weh tut es ihm plötzlich vor lauter Glück. Der Brief stammt von jener Frau, nach der er sich immer sehnte, die er überall suchte und nirgends fand. Jetzt schreibt sie ihm, dass sie sein Leben immer verfolgt hat, dass sie sich aber nicht gemeldet hat, denn sie hätte gedacht, er hätte sie doch wahrscheinlich schon längst vergessen, und vor dieser Erkenntnis hätte sie sich gefürchtet. Nun aber in seinem grossen Unglück empfindet sie mütterliche Gefühle für ihn und sie erwarte ihn, wenn er wieder frei würde -- sie warte auf ihn bis in den Tod. -- -Endlich ist der Tag seiner Freiheit da. Er zieht sich seine altmodisch gewordenen Kleider an, lässt sich um das Geld, das er während all der Jahre im Zuchthaus verdiente, rasieren, frisieren und herrichten -- und eilt zu ihr. Er wird eingelassen. Im Salon hängt ihr Bild, so wie sie in seiner Erinnerung lebt. Versunken in den Anblick bemerkt er es garnicht, dass sie selbst eingetreten ist -- eine alte, sehr alte Frau. Erschüttert erkennt er in ihrem Antlitz, sucht in ihren Bewegungen sein Idol. Das also war das Ziel seiner Sehnsucht -- und während er mit ihr über Nebensächliches plaudert, wird er sicht- bar älter und älter. Langsam dämmert es in ihm, dass es kein Ideal gibt, das vergänglich ist. Die wirklichen Werte liegen jenseits des Lebens. Er verlässt das Haus. Es schneit, immer stärker. Durch das Schneegestöber taucht eine junge Frau auf mit einem Kinderwagen. Es ist das Mädchen, das ihn verlassen hat. Verdutzt erkennt sie ihn, ruft ihm sogar einige Worte nach, doch er erkennt sie nicht, verschwindet wieder im Schneegestöber. Er betritt ein armseliges, leeres Cafe. Apathisch fängt er an, Billard mit sich selbst zu spielen. Die alte Kellnerin kommt und sagt ihm, es wäre ein Herr hier, der möchte gerne mit ihm eine Partie Billard spielen. Er nickt ja -- und der Herr erscheint, er ist hager, wie ein Skelett, trägt schwarze Glacehandschuhe und Don Juan kann sein Gesicht nie richtig sehen. Der Herr spricht kein Wort, lässt nur Don Juan sprechen, dem es unheimlich wird -- er weiss nicht recht, warum. Der Fremde gibt ihm etwas vor, 56, genau soviel, als Don Juan Jahre zählt. Don Juan beginnt und verfehlt. Nun spielt der fremde Herr. Mit automatischer Präzision klappt alles. Immer wieder drückt er die Nummertafel -- 28, 37, 42 -- da bemerkt plötzlich Don Juan, dass der Herr unter seinen Glacehandschuhen eine knöcherne Hand hat, er erblickt das Gelenk. Und nun weiss er, er spielt mit dem Tod, und der Tod wird gewinnen. 56 -- der Herr hat gewonnen, Don Juan fasst sich ans Herz, wie damals im Zuchthaus und bricht tot zusammen. BN
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Bemerkung: Ausser der Figur des Don Juan spielen in diesem Film nur Frauen und der Tod. Es soll auch versucht werden, in den Dialogen, Zeitprobleme von der Einstellung der Frau her zu beleuchten. XXXXXXXXXXXXXXXX
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gestrichen: windet
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IN 221.002/3 – BS 47 h, Bl. 7
Filmexposé
K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Ein Don Juan unserer Zeit
IN 221.002/3 – BS 47 h, Bl. 8
oder: Die Sage vom Don Juan in unserer Zeit Filmexposé nach einer Komödie von Ödön von Horváth . B
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November 1918, der Krieg ist aus, die Soldaten kehren heim. In eine Barracke, in der ein Fronttheater spielt, tritt ein Offizier aus dem Schlamm des Grabens und bedankt sich bei der ältlichen Soubrette des bereits abreisendem Ensembles für das künstlerische Erlebnis, das sie ihm gewährte, als er sie auf der Bühne sah. Die Soubrette ist geschmeichelt, im Gegensatz zu ihren Kolleginnen, die den Mann für verrückt halten, und sie erkundigt sich bei ihm, in welchen Rollen er sie gesehen hätte. Der Offizier kann sich an die Rollen nichtmehr erinnern, denn er war inzwischen verschüttet, er weiss es nur, dass die eine eine Gesangspartie war und dass in dem Stück ein steinerner Reiter lebendig wurde. Es war die Oper „Don Juan“ -- und erst als dieser Name fällt, fangen die übrigen Schauspielerinnen an, den merkwürdigen Offizier näher zu betrachten und sie müssen es sich gestehen, dass er sie ganz besonders interessieren könnte. Der Offizier gesteht nun seltsam lächelnd der Soubrette, dass er sich nicht für ein künstlerisches Erlebnis, sondern nur für ihr Lächeln bedanken wollte, für dieses Lächeln, das ihn an eine ferne Frau erinnert hätte, an seine einzige grosse Liebe, noch lange vor dem Kriege. Zwar kenne er garnicht den richtigen Namen jener Frau, er sei nur eine einzige Nacht mit ihr zusammengewesen, aber schon damals hätte er es mit einer gewissen Wehmut gefühlt, dass er diese Frau verlieren und dass keine sie ihm ersetzen könnte. Drum hätte er sich nun auch entschlossen, diese Frau zu suchen, er müsse sie finden und sollte er ewig suchen. -- -- So verlässt er das Grauen des Krieges und jagt mit dä- monischer Wucht seiner Sehnsucht nach. Er ist der von einer grossen Leidenschaft Ergriffene, die ihn nunmehr ausschliesslich, einzig und allein, beherrschen soll. Er ist der Mann, der in dem Leben nur die Frau sieht, der sich aus dieser Frau ein Götterbild machte und dessen ganzes Sinnen und Trachten danach gerichtet ist, dieses Bild zu besitzen. Seine unerhörte Aktivität im Suchen und Sehnen nach „IHR“, führt ihn zu einer Passivität gegenüber der einzelnen Frau, aber gerade diese Mischung in seinem Wesen reizt die Frauen, sodass sie ihm alle hemmungslos entgegenkommen. Er nimmt sie auch alle, denn bewusst oder unbewusst, findet und sucht er in jeder einzelnen ein Teilchen seiner grossen Liebe, und er hofft auch, vielleicht eine zweite grosse Liebe zu finden, die ihn von seiner unstillbaren Sehnsucht befreit, die ihn selbst zerstört. Doch nach jedem Liebeserlebnis fühlt er sich noch einsamer und sehnt sich nur noch stärker nach „IHR“. Erst am Ende seines Lebens wird es ihm klar, dass er sich eigentlich nach dem Tode gesehnt hat. „Ein Don Juan“, meint die Soubrette, nachdem er die Barracke verliess. Er kommt in die Heimat zurück -- Revolution und Nachkriegswirren, Auflösung einer alten Moral, all dies berührt ihn nicht innerlich. Er betritt die Wohnung, in der er damals seine grosse Liebe fand, noch in der glücklichen Friedenszeit als blutjunger Mensch. Aber nun wohnt in der Wohnung eine andere Frau, eine Zahnärztin -- und sein Suchen endet damit, dass sie ihm einen Zahn plombiert und sich ihm hingibt. Seine grosse Liebe findet er nirgends, niemand kann es ihm sagen, wo die jetzt wohnt -- und er kann auch nicht weiterforschen, denn er kennt ja ihren Namen nicht. 4
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Ödön von HorváthN ]
[O]|Ö|dön von Horv[a]|á|th
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IN 221.002/3 – BS 47 h, Bl. 9
Filmexposé
K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
So irrt er nun scheinbar planlos durch die Strassen und lernt bei einer grossen Frauenkundgebung gegen den Krieg ein Mädchen kennen, den Typus des „reinen Mädchens“. Sie will ihr junges Leben dem Kampfe gegen die Greuel des Krieges weihen, vernachlässigt jedoch ihre Ideale und Pflichten und kann Don Juan nicht widerstehen . Erschüttert durch seine Interesse- losigkeit an ihren Idealen, bringt sie es soweit, dass er sie verlässt, als sie dahinterkommt, dass er sie mit zahlreichen Frauen aller Gesellschaftsschichten betrügt. Durch diese Frauen bekommt er auch seinen Beruf: sie protegieren ihn überallhin, obwohl ihm diese Art peinlich ist. Aber schliesslich muss man doch leben und dazu muss erst Geld verdient werden. -- Seine erste Stellung ist diejenige eines „gehobenen Kammerdieners“ in einem Damentanz- und Spielklub der Inflation. Seine Anwesenheit jedoch genügt, um alle Mitglieder gegeneinander aufzubringen, jede ist auf jede eifersüchtig, trotz manchem männlichen Einschlag der einzelnen Damen, und der Klub fliegt auf. Seine zweite Stellung bekommt er durch eine Frau, die von einem Schieber ausgehalten wird. Sie, der Typ eines Vamps der Nachkriegszeit, bringt ihn als Schauspieler zum stummen Film. Er muss nur gut aussehen und das genügt, um ein gefeierter Stummfilmstar zu werden. Wenn er sich irgendwo in der Oeffentlichkeit zeigt, geraten die Frauen ausser sich und feiern ihn, wie einen König. Der „Vamp“, der keinen Mann liebt, fühlt plötzlich wahre Liebe zu Don Juan. Mit Bestürzung muss sie jedoch feststellen, dass er nicht auf sie eifersüchtig ist, denn „lieben“ tut er ja doch nur seine ferne Braut, die er nie vergessen kann. Zutiefst verletzt schleudert sie ihm ins Gesicht, dass er doch überhaupt kein Schauspieler sei, sondern nur ein gutaussehender Mann, der seinen Lebensunterhalt indirekt durch seine erotische Wirkung verdiene. Es wird ihm klar, dass sie recht hat, er verlässt sie und verlässt auch den Film. Das Damenkomitee einer politischen Partei fasst die Resolution, den unerhört beliebten ehemaligen Star, als Abgeordnetenkandidaten auftreten zu lassen, um die Stimmen der wahlberechtigten Frauen zu bekommen. So beginnt seine politische Laufbahn. Die Weiber allen Alters (auch Schulmädchen, die dafür von ihren Lehrerinnen be- straft werden, denn das Politisieren steht nur den Lehrerinnen zu) entfalten eine Wahlpropaganda von einer noch kaum jemals erlebten intensiven Wucht -und Don Juan siegt natürlich. Er tritt als Redner auf und alle Herzen schlagen für ihn, doch er bringt der Partei Unglück, denn auch hier fangen Parteigenossinnen an, eifersüchtig aufeinander zu werden und die Partei spaltet sich in lauter kleine und kleinste einander gehässig und erbittert bekämpfende Sekten. Und Don Juan kümmert sich eigentlich überhaupt nicht um Politik, sondern benützt seine einflussreiche Stellung, um mit Hilfe des amtlichen Apparates nach seiner grossen Liebe zu forschen, er beschäftigt auf Staatskosten ein ganzes Heer von Dedektivinnen , doch es kommt nichts dabei heraus, nur ein grosser Skandal. Eine Journalistin enthüllt diesen sonderbaren „Korruptionsfall“ und die Wählerinnen Don Juans fangen ihn nun an enttäuscht zu hassen. Er besucht die Journalistin persönlich, nachdem er gestürzt worden ist, um ihr den Fall zu erklären, sie empfängt ihn voll Hohn und bald darauf gibt sie sich ihm hin, trotzdem dass sie politisch seine schärfste Gegnerin ist, und B
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widerstehenN ] OeffentlichkeitN ] BZutiefstN ] BAltersN ] BDetektivinnenN ] B B
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korrigiert aus: wiederstehen korrigiert aus: Oeffentlicjkeit korrigiert aus: Zu tiefst
Alter\s/
korrigiert aus: Dedektivinnen
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Filmexposé
K2/TS3 (Korrekturschicht)
trotzdem er nicht in der Absicht kam, sie als Weib zu erobern. Als er in der Nacht das Haus verlässt, wird ein Attentat auf ihn verübt -- eine Revolverkugel streift dicht an seinem Kopfe vorbei und die Attentäterin ist jenes Mädchen, das er seinerzeit bei der Kundgebung gegen den Krieg kennen gelernt hatte und dessen erstes Erlebnis er gewesen ist. Das Mädchen hasst ihn aus tiefster Seele und ist sich nicht bewusst, dass es eine Hassliebe ist. Auf die Detonation des Schusses hin, eilt die Journalistin auf die Strasse und es entwickelt sich nun ein wilder Kampf zwischen den beiden Frauen. Die Journalistin ruft nach Verhaftung des Mädchens, obwohl Don Juan beteuert, dass er den Schuss abgefeuert hätte, aber das Mädchen bezichtigt sich selbst als Attentäterin und als Opfer Don Juans, schon um die Journalistin, die sie als Nebenbuhlerin betrachtet, zu ver- letzen -- der Auftritt endet damit, dass Don Juan mit dem Mädchen in einem Auto flieht, knapp bevor die Polizei auf dem Tatort erscheint. Er flieht mit dem Mädchen in ein „anderes Land“, hinaus in das Dorf, weg von der Stadt, in die Einsamkeit. Und hier meint er nun kurze Zeit, sein Glück und seinen Frieden in ihrer Liebe gefunden zu haben. Aber bald genügt ihm ihre reine, keusche Hingebung nichtmehr -- es geht ihm auch das Geld aus, obwohl er sich schriftstellerisch zu betätigen sucht: er arbeitet an seinen Memoiren, aber sieht es bald ein, dass er seine Abenteuer nur erleben konnte und niemals gestalten wird können. Wie gesagt, die tägliche Sorge um das liebe Brot kehrt bei ihm ein und es kommt zu Reibereien, wie in jeder armen Ehe, wie bei kleinen Leuten, als wäre er garnicht der Don Juan. Eines Tages schleudert sie ihm ihre Empörung ins Gesicht, ein Mann müsse arbeiten können und müsste auch etwas anderes im Kopf haben, als wie nur die Liebe -- -- und sie verlässt ihn. Es ist das erstemal in seinem Leben, dass eine Frau ihn verlässt. Zuerst glaubt er, es sei das beginnende Alter, aber dann bekommt er moralische Anwandlungen und er beschliesst zu arbeiten. Er wird Reisender in Damenwäsche und das Geschäft floriert in ungeahntem Ausmass. Er ist bei seinen Kundinnen unglaublich beliebt und sie können alle vier Wochen sein Kommen kaum erwarten -- ja, einzelne vernichten sogar Wäschestücke, sehr zum Aerger ihrer Gatten, nur um sich von Don Juan ein neues Stück kaufen zu können. Es hagelt nur so Bestellungen und Don Juan erfindet einen neuen Büstenhalter, lässt ihn patentieren und übers Jahr hat er eine Fabrik und überall Filialen. Aber das geschäftliche Glück soll nicht lange dauern. Durch eifersüchtige weibliche Angestellte, Arbeiterinnen und Manequins, wird er, der diesmal wirklich unschuldig ist, vor Gericht gezerrt, er hätte sich an ihnen vergangen. Er wird zwar, nicht zuletzt durch eine feuerige Verteidigungsrede seiner Rechtsanwältin, freigesprochen, doch „etwas bleibt immer hängen“ und er ist moralisch erledigt, seine Existenz vernich- tet. Es geht bergab. Da taucht der „Vamp“ wieder auf und tritt an ihn mit einem sonderbaren Geschäft heran -- er begreift nicht ganz den Sinn, tut jedoch mit, und es wird ihm erst bei ihrer Verhaftung klar, dass er in eine Spionageaffaire verwickelt ist. Er versucht die Frau zu schützen, verwickelt sich aber dadurch nur in Widersprüche, macht sich erst recht verdächtig und wird zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Erst in der Zelle erfährt er, dass sie ihn verraten und längst geflohen ist. So sitzt er nun im Zuchthaus und gibt schon alle Hoffnung auf. Wenn er wieder frei wird, dann ist sein Leben vorbei und er ein alter Mann. Niemand kümmert sich um ihn, er bekommt keine Briefe. Aber eines Tages erhält er doch einen und als er ihn B
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Lesetext
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dasN ] seinen FriedenN ]
korrigiert aus: dass korrigiert aus: seinen Frieden
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IN 221.002/3 – BS 47 h, Bl. 13
Filmexposé
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K2/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
liest, fasst er sich ans Herz, so weh tut es ihm plötzlich vor lauter Glück. Der Brief stammt von jener Frau, nach der er sich immer sehnte, die er überall suchte und nirgends fand. Jetzt schreibt sie ihm, dass sie sein Leben immer verfolgt hat, dass sie sich aber nicht gemeldet hat, denn sie hätte gedacht, er hätte sie doch wahrscheinlich schon längst vergessen, und vor dieser Erkenntnis hätte sie sich gefürchtet. Nun aber in seinem grossen Unglück empfindet sie mütterliche Gefühle für ihn und sie erwarte ihn, wenn er wieder frei würde -- sie warte auf ihn bis in den Tod. -- -Endlich ist der Tag seiner Freiheit da. Er zieht sich seine altmodisch gewordenen Kleider an, lässt sich um das Geld, das er während all der Jahre im Zuchthaus verdiente, rasieren, frisieren und herrichten -- und eilt zu ihr. Er wird eingelassen. Im Salon hängt ihr Bild, so wie sie in seiner Erinnerung lebt. Versunken in den Anblick bemerkt er es garnicht, dass sie selbst eingetreten ist -- eine alte, sehr alte Frau. Erschüttert erkennt er in ihrem Antlitz, sucht in ihren Bewegungen sein Idol. Das also war das Ziel seiner Sehnsucht -- und während er mit ihr über Nebensächliches plaudert, wird er sicht- bar älter und älter. Langsam dämmert es in ihm, dass es kein Ideal gibt, das vergänglich ist. Die wirklichen Werte liegen jenseits des Lebens. Er verlässt das Haus. Es schneit, immer stärker. Durch das Schneegestöber taucht eine junge Frau auf mit einem Kinderwagen. Es ist das Mädchen, das ihn verlassen hat. Verdutzt erkennt sie ihn, ruft ihm sogar einige Worte nach, doch er erkennt sie nicht, verschwindet wieder im Schneegestöber. Er betritt ein armseliges, leeres Cafe. Apathisch fängt er an, Billard mit sich selbst zu spielen. Die alte Kellnerin kommt und sagt ihm, es wäre ein Herr hier, der möchte gerne mit ihm eine Partie Billard spielen. Er nickt ja -- und der Herr erscheint, er ist hager, wie ein Skelett, trägt schwarze Glacehandschuhe und Don Juan kann sein Gesicht nie richtig sehen. Der Herr spricht kein Wort, lässt nur Don Juan sprechen, dem es unheimlich wird -- er weiss nicht recht, warum. Der Fremde gibt ihm etwas vor, 56, genau soviel, als Don Juan Jahre zählt. Don Juan beginnt und verfehlt. Nun spielt der fremde Herr. Mit automatischer Präzision klappt alles. Immer wieder drückt er die Nummertafel -- 28, 37, 42 -- da bemerkt plötzlich Don Juan, dass der Herr unter seinen Glacehandschuhen eine knöcherne Hand hat, er erblickt das Gelenk. Und nun weiss er, er spielt mit dem Tod, und der Tod wird gewinnen. 56 -- der Herr hat gewonnen, Don Juan fasst sich ans Herz, wie damals im Zuchthaus und bricht tot zusammen. BN
Bemerkung: Ausser der Figur des Don Juan spielen in diesem Film nur Frauen und der Tod. Es soll auch versucht werden, in den Dialogen, Zeitprobleme von der Einstellung der Frau her zu beleuchten. XXXXXXXXXXXXXXXX
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gestrichen: windet
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IN 221.002/3 – BS 47 h, Bl. 14
Konzeption 3: Ein Don Juan unserer Zeit – Großmutter
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Strukturplan in sechs Bildern zum I. Teil
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 63v
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Strukturplan in sechs Bildern zum I. Teil
K3/E1
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Lesetext
Strukturpläne in sieben und zwei Bildern zum I. Teil
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 64
Strukturpläne in sieben und zwei Bildern zum I. Teil
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K3/E2–E4
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 64v
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Strukturplan in sieben Bildern
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Lesetext
Strukturplan in zwei Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 65
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Strukturplan in zwei Bildern
K3/E6
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Lesetext
158
Fassung des 5. Bildes
K3/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
5.) In Neuburg an der Donau.
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 66
D IE G ROSSMUTTER – D IENSTMÄDCHEN . G ROSSMUTTER (schimpft wegen des Staubs) Schliess die Fenster, Anna! Jetzt ist der Krieg aus und es kommt der Frieden. Auch bei uns in Neuburg. Was ich alles erlebe! Warum darf ich nicht sterben! Alle sind weggestorben. Es ist eine Strafe, zu leben. D IENSTMÄDCHEN Es ist ein Herr draussen und erkundigt sich nach dem Fräulein – G ROSSMUTTER Nach dem Fräulein? D IENSTMÄDCH Ja. (Stille) G ROSSMUTTER Wer ist das? D IENSTMÄDCHE Er sieht so sonderbar aus. G ROSSMUTTER Lass ihn herein! D ON J UAN (tritt ein) G ROSSMUTTER Sie erkundigen sich nach dem Fräulein. Die ist meine Enkelin. Ich bin ihre Grossmutter, das heisst: ich war ihre Grossmutter. D ON J UAN Wieso? G ROSSMUTTER Sie ist gest. Am 3. Mär 1916. D ON J UAN Tot?! (Stille) G ROSSMUTER Sie starb während des Krieges. Darf ich fragen, woher Sie sie kennen. D ON J UAN Ich kannte sie gut. Noch vor dem Kriege. G ROSSMUTTER Ein Mann hatte sie verlassen. Ein Schurke. Sie starb an gebrochenem Herzen. Aber die Toten kommen nicht wieder. Sie sind friedlich. Warum bin nicht ich statt ihrer gestorben? D ON J UAN Wo liegt sie denn begraben? G ROSSMUTTER Wollen Sie das Grab besuchen? So gehen Sie – das Dienstmädel wird es Ihnen zeigen. (sie tritt auf ihn zu) Ich weiss, wer Sie sind. Lügen Sie nicht. Ich sehe schlecht, aber ich fühle es. Sie sind der, wegen dem sie starb. D ON J UAN Könnt ich es ungeschehen machen – G ROSSMUTTER Nichts können Sie ungeschehen machen – nichts! Können Sie noch beten? D ON J UAN Nein. G ROSSMUTTER (usw.) Beten Sie auch für mich ein Vaterunser. N
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 67
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D IE f D IENSTMÄDCHEN .N ] [Weiber stehen und lesen eine Zeitung. Unter ihnen die Frau] |D IE f D IENSTMÄDCHEN .| B(schimpft f Staubs)N ] ||\(schimpft f Staubs)/ BAuch f Neuburg.N ] \Auch f Neuburg./ BsichN ] [S]|s|ich Bgest. f 1916.N ] [{tot.}][|gestorben, a|]|gest. f 1916.| BDarf f kennen.N ] [Ein M] |Darf f kennen.| BnichtN ] [i]|nicht| Bzeigen.N ] zeigen[!] |.| BKönnen f beten?N ] [D ON J UAN ] |Können f beten?| B
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 65v
Notiz
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 68v
160
Notiz
K3/E7
161
Lesetext
162
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes
K3/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
6.) Friedhof.
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 69
D ON J UAN – D IENSTMÄDCHEN 5
D IENSTMÄDCHEN Hier liegt das gnädige Fräulein. D IENSTMÄDCH Auch mein Bräutigam ist tot. Er fiel bei Gorlice. D ON J UAN Bei Gorlice war ich dabei. Ich wollt , ich wär gefallen – D IENSTMÄDCH Wie können Sie so reden! Wo wären Sie jetzt schon?! Unter der Erde, halbverwest –! Freuen Sie sich, dass Sie das alles überstanden haben! D ON J UAN Freuen? D IENSTMÄDCH Ist denn das Leben so schlecht? Ich geh tanzen, wenn ich kann – jetzt ist das eine Epidemie direkt – die Zeit heilt alles! D ON J UAN Sie gehn tanzen? D IENSTMÄDCH Ja. Und zwar gern. (ab) D ON J UAN (allein am Grabe) Ich hab Dich umgebracht? Soll ich zu Dir kommen? – – Ist Dir kalt, wenn es schneit? B
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\Abbruch der Bearbeitung\
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Gorlice.N ] ichN ] BwolltN ] BSieN ] BWo f schon?!N ] BN] BdieN ] BzwarN ] B B
[Verdun. Aber das Leben geht] |Gorlice.| ergänzt: ich w[{}]|oll|t [s]|S|ie [Wenn] |Wo f schon?!| [Ist] d[as] |ie| [{}]|zwar|
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 70
Strukturplan in sieben Bildern zum I. Teil
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 70v
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Strukturplan in sieben Bildern zum I. Teil
K3/E8
165
Lesetext
Strukturplan in fünf Bildern zum II. Teil
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 71
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Strukturplan in fünf Bildern zum II. Teil
K3/E9
167
Lesetext
Strukturpläne in zwei und fünf Bildern zum I. Teil
168
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 71v, 72
Strukturpläne in zwei und fünf Bildern zum I. Teil
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K3/E10–E12
Lesetext
Strukturplan in sieben Teilen
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 10
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Strukturplan in sieben Teilen
K3/E13
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Lesetext
Strukturpläne, Dialogskizzen zum II. Teil
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 6
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Strukturpläne, Dialogskizzen zum II. Teil
K3/E14–E18
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Lesetext
Strukturplan in sechs Teilen
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 13
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Strukturplan in sechs Teilen
K3/E19
175
Lesetext
Strukturplan in sechs Teilen (Fortsetzung)
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 14
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Strukturplan in sechs Teilen (Fortsetzung)
K3/E19
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Lesetext
Strukturpläne in sechs und drei Teilen
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 11
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Strukturpläne in sechs und drei Teilen
K3/E20–E24
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Lesetext
Strukturplan in sechs Bildern zum II. Teil
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 12
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Strukturplan in sechs Bildern zum II. Teil
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Lesetext
Fassung des 1. Bildes des II. Teils
K3/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
II. Teil. 1.) Silvester. Meine Damen und Herren! Das alte Jahr neigt sich dem Ende zu, es weicht, und es kommt das Neue! Prost 1922! Es soll glücklicher werden, als das Alte! (12 Gongschläge, Dunkel, dann hell) Prosit Neujahr! A LLE Prosit Neujahr, Prosit Neujahr! (sie beglückwünschen sich – Tanz) (Dunkel)
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D ON J UAN (kommt) E IN M ÄDCHEN Sie dürfen nicht herein! Es ist eine geschlossene Damengesellschaft. D ON J UAN Ich möchte Frau Nevada sprechen. M ÄDCHEN Frau Nevada? Einen Moment! Aber gehn Sie , wenn Sie hier jemand sieht, flieg ich! Hier darf kein Mann herein. ( ab – sie holt Frau Nevada) N EVADA Ein Mann? Was sagst Du: ein Mann? M ÄDCHEN Er sagt, er kennt Sie. N EVADA Ich kenne keine Männer! (erblickt Don Juan) Grosser Gott! D ON J UAN (lächelt) Verzeih, dass ich Dich überfalle, ich las draussen Deinen Namen. Ich wusste nicht, dass Du Dich inzwischen so verändert hast. N EVADA Ich hab mich nicht verändert. Nur die Männer haben sich verändert. Aber Du – Du bist eine Ausnahme! Na wie gehts, wie stehts?! D ON J UAN Ich komme mir hier deplaciert vor. N EVADA Wie in einer Hexenküche, was? Mein Gott, was hat sich alles ereignet seit den sechs Jahren, die wir uns nichtmehr sahen! D ON J UAN Ich war im Krieg. B
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N EVADA Und ich bin sehr dick geworden, was? D ON J UAN Kaum! N EVADA Immer galant, immer galant! Apropos galant : Bist Du verheiratet? D ON J UAN Nein. N EVADA Du warst doch aber mal verlobt? D ON J UAN Ja. Aber sie heiratete einen Anderen. N EVADA Das nenn ich Glück! D ON J UAN Das weiss ich nicht. Ich wäre ganz gerne nichtmehr allein. N EVADA Du suchst eine neue Braut? D ON J UAN Ja. N EVADA Das muss eine momentane Schwäche von Dir sein. Du bringst den Frauen Unglück. D ON J UAN Warum? B
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] sich –N ] BgeschlosseneN ] BNevadaN ] BSieN ] Bab –N ] BmirN ] BgalantN ] BBist f verheiratet?N ] BN B
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Figurenname fehlt
sich[)] |–|
korrigiert aus: geschlosene
[Maria] |Nevada| [s] |S|ie ab[)] |–| [h] |mir| [{}] |galant| [was macht Deine Brau] |Bist f verheiratet?|
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IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 12
Fassung des 1. Bildes des II. Teils
K3/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
N EVADA Weil Du ihnen zu gut gefällst. D ON J UAN Ich hab mir ein Zimmer angesehn, heut – vielleicht geh ich morgen hin. Eine kleine Wohnung. * B
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ihnenN ]
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korrigiert aus: Ihnen
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Strukturpläne in drei und zwei Bildern zum II. Teil
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ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 72v
Strukturpläne in drei und zwei Bildern zum II. Teil
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K3/E26–E27
Lesetext
Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 73
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Strukturplan in sieben Bildern
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Lesetext
Strukturplan in drei Teilen
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 73v
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Strukturplan in drei Teilen
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Lesetext
Strukturplan in drei Teilen
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 74
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Strukturplan in drei Teilen
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Lesetext
Strukturplan in sechs Teilen
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 74v
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Strukturplan in sechs Teilen
K3/E31
193
Lesetext
Strukturpläne in vier und sechs Bildern zum II. Teil
194
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 75
Strukturpläne in vier und sechs Bildern zum II. Teil
195
K3/E32–E34
Lesetext
Replik und Notiz
ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 75v
196
Replik und Notiz
K3/E35
197
Lesetext
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes des I. Aktes
K3/TS4 (Grundschicht)
Lesetext
ERSTER AKT
5
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 1
1. Bild Fronttheater. in einer Barracke. Primitivste Garderobe. Man rüstet zur Heimfahrt. 1918. Spätherbst. Es regnet. Else und Nelly, zwei ältliche Soubretten packen ihre Koffer. In weiter Ferne Trommelwirbel, Trompetensignale. Dann Stille. Es regnet. E LSE Der Krieg ist aus und wir haben den Krieg verloren. \Abbruch der Bearbeitung\
198
Fragmentarische Fassung des II. Aktes
K3/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
ZWEITER AKT Im Taumel der Inflation. IM TAUMEL DER INFLATION.
5
1. Bild Bar. Eine Nische, daneben Telephon. Tanzmusik. Zwei halbwüchsige Mädchen, wie Damen gekleidet. E RSTE Da drüben sitzt ein Mann, der tät mir gefallen -Z WEITE Wo? Auf den wär ich neugierig?! E RSTE Wollen wir tanzen? Z WEITE Gern! E RSTE Ich kann ihn von hier nicht sehen. Z WEITE Geh hinüber und schau ihn Dir an. Halt! Er kommt! D ON J UAN (kommt und tritt ans Telephon) Z WEITE Du hast recht. Das wär ein Mann, der könnt mich bekehren. E RSTE Nanana! Komm, tanzen wir! (ab mit ihr) D ON J UAN (telephoniert) Ja. Bitte, die gnädige Frau -- Schön. Hallo, Else, wie geht es Dir? Ich wollte nur fragen, ob Du etwas erfahren hast -- -- So. Also das geht dann nicht. Wo ich jetzt bin? Im Chapeau rouge. Ja, das übliche. Ich danke, es ist halbzwölf. Du gehst jetzt noch aus? Danke! (er hängt ein und wählt wieder) Hallo, Tilde! Ja, hast Du mit dem gesprochen -- wie? Schön. Es ist also nichts. Gut. Ist recht. (er telephoniert) Ja, Hilde, ja -- hast Du gesprochen? So? Es ist also nichts. Danke. (er telephoniert) Hallo, bitte die gnädige Frau / wie? Sie ist nicht zuhaus? Danke! DIE F RAU (erschien und wartete) D ON J UAN (verlässt die Zelle) Ach! Ich habe soeben mit dir telephonieren wollen. F RAU Ich hab es geahnt, dass Du hier bist. Komm -- (sie setzen sich) Zunächst bin ich Dir sehr böse, dass Du erst in allerletzter Linie an mich gedacht hast. Soviele Frauen hast Du bereits bemüht und gerade mich nicht, erst am Schluss. D ON J UAN Ich wollte Dich nicht damit belästigen, Du bist eine Künstlerin -F RAU Stimmt. Ich kenne Deine schwierige Lage. Du hast kein Geld. D ON Stimmt. F RAU Und Du willst wirklich Buchhalter werden? D ON Ich muss. F RAU Du könntest doch anders leben. Du bist doch zu etwas anderem geboren. Ein Mann, der so wirkt -- ein Buchhalter! Es ist grotesk! B
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IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 1
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9 11 13 13 16 16 20 21 24 25 26 27 36 36
neugierig?!N ] Gern!N ] BHalt!N ] Bkommt!N ] BNanana!N ] Bwir!N ] BDanke!N ] BTilde!N ] BDanke!N ] BN] BAch!N ] BsetzenN ] BBuchhalter!N ] Bgrotesk!N ] B B
N
korrigiert aus: neugierig?’ korrigiert aus: Gern’ korrigiert aus: Halt’ korrigiert aus: kommt’ korrigiert aus: Nanana’ korrigiert aus: wir’ korrigiert aus: Danke’ korrigiert aus: Tilde’ korrigiert aus: Danke’ gestrichen: lin korrigiert aus: Ach’ korrigiert aus: setzt en korrigiert aus: Buchhalter’ korrigiert aus: grotesk’
199
B
N
N
IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 2
Fragmentarische Fassung des II. Aktes
5
B
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\Textverlust\
4. Bild Bei der Hausmeisterin . Mutter und Tochter. In kleiner Stube. T OCHTER (stopft Strümpfe) M UTTER (liest aus der Zeitung) -- „und somit ist diese unselige Phase der Geschichte unseres Volkes endgültig erledigt. Der Aufruhr ist niedergebrochen und es entwickelt sich alles zu einer glücklicheren Zukunft --“ T OCHTER (lacht auf) M UTTER Lach nicht! T OCHTER Die sollen es sich nur einbilden , dass die Ruhe wiederkehrt! Aber da kennst Du uns schlecht, mich und meine Kameraden! Sie sollen uns jetzt nur an die Wand stellen, wir kommen wieder! M UTTER Ich versteh es nicht, woher Du das hast. Ein junges Mädel findet Gefallen an blutigem Umsturz -- Von mir hast Dus nicht! Und von Deinem Vater auch nicht! T OCHTER Was weisst Du denn vom Vater? M UTTER Vater war immer ein braver Sozialdemokrat und der hätt es Dir ausgetrieben -- mein Gott, ich hab ja solche Angst, dass sie Dich auch noch verhaften! T OCHTER Sollen Sie mich nur, sie sollen nur kommen! (Es klopft) M UTTER Herein! T OCHTER Ich werde mich verteidigen! Ich habe Handgranaten! B
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Lesetext
D ON Du weisst, ich lasse mir nichts schenken. Besonders von keiner Frau. F RAU Aber die Frauen können Dir doch auch anders nützlich sein. D ON Keine kann mir eine Stellung verschaffen. F RAU Nur ich. D ON Du? Wieso? F RAU Hör her! Du siehst fabelhaft aus und das ist Dein Kapital. Der Film beginnt einen beispiellosen Siegeszug und Du könntest doch Filmstar werden -- musst nichts reden, nur aussehen. Na? Ich werde Dich protegieren -- komm morgen zu mir! B
10
K3/TS5 (Korrekturschicht)
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6 9 12 14 15 19 20 20 21 22 23 24 25 27–28 28 29 31 32 32
her!N ] mir!N ] BHausmeisterinN ] BT OCHTER f Strümpfe)N ] B-- „undN ] Bnicht!N ] BeinbildenN ] Bwiederkehrt!N ] BKameraden!N ] Bwieder!N ] BGefallenN ] Bnicht!N ] Bnicht!N ] BausgetriebenN ] Bverhaften!N ] Bkommen!N ] BHerein!N ] Bverteidigen!N ] BHandgranaten!N ] B B
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B
korrigiert aus: her’ korrigiert aus: mir’ korrigiert aus: Hausmeistrin
\T OCHTER f Strümpfe)/
korrigiert aus: --„und korrigiert aus: nicht’ korrigiert aus: eibliden korrigiert aus: wiederkehrt’ korrigiert aus: Kameraden’ korrigiert aus: wieder’ korrigiert aus: gefallen korrigiert aus: nicht’ korrigiert aus: nicht’ korrigiert aus: aus etrieben korrigiert aus: verhaften’ korrigiert aus: kommen’ korrigiert aus: Herein’ korrigiert aus: verteidigen’ korrigiert aus: Handgranaten’
200
N
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IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 4
Fragmentarische Fassung des II. Aktes
K3/TS5 (Korrekturschicht)
M UTTER Tu das Ding weg! T OCHTER Ich spreng uns alle in die Luft! (Es klopft) M UTTER Herein! D ON J UAN (tritt ein) Guten Abend. M UTTER Der Herr wünschen? D ON J UAN Ich bitte um eine Auskunft. M UTTER Bitte -- sind der Herr von der Polizei? D ON Nein. Es dreht sich um etwas privates. Hier im Hause wohnte im dritten Stock links eine Dame, deren Namen ich nichtmehr weiss -- ich weiss auch nichtmehr genau, wo sie wohnte, ob im zweiten oder dritten Stock oder vierten -M UTTER Wir haben garkeinen vierten. D ON So? Hm. Ich hätte gerne gewusst, ob die Dame noch da wohnt -M UTTER Wann soll denn das gewesen sein? D ON Vor dem Krieg. Sie wohnte in Untermiete bei einer alten Dame -M UTTER Achjaja, ich erinnere mich: eine schöne Frau war das. D ON Ja. Wohnt sie noch da? M UTTER Nein. Sie ist gestorben. D ON Gestorben? M UTTER Ja. Noch vor dem Krieg. D ON Wissen sie das genau? M UTTER Ganz genau. Sie war immer so niedergeschlagen -- sie hatte was mit einem Manne, aber der liess plötzlich nichtsmehr von sich hören. Er betrog sie nach Strich und Faden. Na, und da starb sie. Sie war nicht lang mit dem Manne zusammen -D ON Nur eine Nacht. M UTTER Stimmt. Man sagte damals, sie sei an gebrochenem Herzen gestorben -- -Wenn ich Sie so betrachte, sind Sie nicht der Mann? Ja, natürlich -- Sie sinds! D ON Sie erkennen mich wieder? M UTTER Nein. Aber ich weiss es auch nicht, wieso ich weiss, dass Sie es sind -- Es wird nie nach ihr gefragt. D ON Nie. -- Ich hab es erst zu spät erfahren, dass sie die einzige in meinem Leben war -- hm. Ich habe oft an sie gedacht, eigentlich immer -- ich habe ihren Namen vergessen, können Sie sich das vorstellen, und plötzlich stand sie vor mir. Ich hab alles, den Krieg, ausgehalten, um sie zu sehen. Und jetzt ist sie tot. (er fixiert die Tochter) Sie sehen ihr übrigens ähnlich -T OCHTER Ich? D ON Ja. Erschreckend ähnlich. Etwas in Ihren erinnert mich an sie -T OCHTER Möglich. Ansonsten muss ich Ihnen sagen, dass ich mir persönlich ziemlich uninteressant vorkomme. Das einzelne Schicksal spielt keine Rolle neben den Idealen der Allgemeinheit. D ON Sie bedauern, dass der Krieg aus ist? B
B
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Lesetext
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2 4 26 27 32 32 37 37
Luft!N ] Herein!N ] BStimmt. ManN ] Bsinds!N ] Bhm. IchN ] BihrenN ] BIhrenN ] BsieN ] B B
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IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 5
N
korrigiert aus: Luft’ korrigiert aus: Herein’ korrigiert aus: Stimmt.Man korrigiert aus: sinds’ korrigiert aus: hm.Ich korrigiert aus: ihre gemeint ist: Ihnen oder Ihren Augen korrigiert aus: Sie
201
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IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 6
Fragmentarische Fassung des II. Aktes
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5. Bild Friedhof in der Nacht. Don Juan kommt mit der Tochter. T OCHT Hier ist es gleich. D ON J UAN Es ist sehr lieb von Ihnen, dass Sie mich begleiten -T OCHT Sie sind fremd und könnten sich verirren. T OCHTER Hier, das Grab. D ON J UAN So. (er tritt hin und hebt den Hut und bekreuzigt sich) D ON J UAN Ich hatte sie verloren. Aber einmal – ich stand zwischen Leben und Tod, da wusste ich, dass nur ihr mein Herz gehörte – nur ihr. T OCHTER Sie beten? D ON Nein. T OCHTER Drum. Es gib doch keinen Gott. D ON Wer hat Ihnen diesen Unsinn erzählt? T OCHTER Was sagen Sie? Unsinn?! D ON Ja. Ich wollte, ich könnte noch beten. (Stille) T OCHT Wenn es einen Gott gäbe, dann hätten wir nicht den Krieg verloren. Hören Sie, ich habe noch nie einen solchen Mann getroffen, wie Sie einer sind -- alle anderen Männer sind anders. B
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Lesetext
T OCHTER (fährt herum) Ich?! Wie können Sie sowas sagen, Sie?! Ich hasse den Krieg! Und es wird noch eine Zeit kommen! D ON Sie sehen ihr ähnlich. Sie erinnern mich an meine tote Frau. T OCHTER (starrt ihn an) M UTTER (zu Don Juan) Ich bitte Sie, lassen Sie das Kind aus dem Spiel! (zur Tochter) Elli, tu die Handgranate weg! (zu Don Juan) Wenn Sie Ihre Frau besuchen wollen, sie liegt, wenn Sie hereinkommen, gleich rechts -- -D ON J UAN Gleich rechts. M UTTER Aber doch nicht jetzt in der Nacht. D ON J UAN Warum nicht? M UTTER Es gibt noch Wunder -T OCHTER Ich komm gleich! (ab) M UTTER Wohin? T OCHTER Ich muss zur Partei, B
5
K3/TS5 (Korrekturschicht)
1 1 2 2 3 3 5 6 12 15 20 24–25 24 30 33
Ich?!N ] Sie?!N ] BKrieg!N ] Bkommen!N ] BD ON f Frau.N ] BN] BSpiel!N ] Bweg!N ] Bgleich!N ] BN] BSieN ] BD ON J UAN f ihr.N ] BN] BUnsinn?!N ] BWenn f verloren.N ] B B
N
korrigiert aus: Ich?’ korrigiert aus: Sie?’ korrigiert aus: Krieg’ korrigiert aus: kommen’
\D ON f Frau./ [erinnern] korrigiert aus: Spiel’ korrigiert aus: weg’ korrigiert aus: gleich’ [M UTTER ] korrigiert aus: sie \D ON J UAN f ihr./ [{}] korrigiert aus: Unsinn?’ \Wenn f verloren./
202
IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des II. Aktes
5
10
K3/TS5 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ON Vielleicht. T OCHT Ich kenne vielleicht auch keine Männer, weil die alle im Krieg waren. Sie kümmern sich um nichts und denken nur an diese tote Frau. D ON Ja. T OCHT Sie müssten sich aber mit dem Leben beschäftigen. Ich meine das jetzt nicht so, wie Sie es meinen. Sie müssten sich in den Dienst einer grossen Sache stellen -- würden Sie nicht kämpfen wollen für ein grosses Ideal? D ON Nein. T OCHT Ich begreife Sie nicht. D ON Ich habe Sie auch garnicht aufgefordert, mich zu begreifen. T OCHT Was ist die Liebe? Das darf überhaupt kein Problem mehr sein zwischen den Geschlechtern -D ON So schweigen Sie doch! B
N
\Textverlust\
13
B
doch!N ]
korrigiert aus: doch’
203
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS6 (Korrekturschicht)
Lesetext
BN
M UTTER Du musst mir helfen! M AGDA Wieso? Ich habe nichts. M UTTER Wenn ich Dir sage, ich habe gestohlen! Du musst mir helfen, sonst ist es aus! Du bist doch meine Schwester! M AGDA Ihm kann ich nichts sagen, und sonst kenn ich nur einen, der helfen kann. M UTTER Wer ist das? M AGDA Ein Kunsthändler. Ich werde ihn anrufen. (Telephon) Hallo! Es meldet sich niemand. M UTTER Dann bin ich verloren. M AGDA Da ist er! D ON J UAN (tritt ein) M AGDA Ich habe gerade mit Ihnen telephoniert, aber Sie sind ja nie zu erreichen. D ON J UAN Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass die Leute den Corot nicht verkaufen wollen, aber einen kleinen Toulouse Lautrec hätte ich, Handzeichnung -M AGDA Es dreht sich um Wichtigeres. Mensch, ich brauche Geld! Wissen Sie einen Wucherer? D ON J UAN Und die Sicherheit? M AGDA Die Sicherheit bin ich. N
B
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B
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5
B
B
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B B
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B
\Abbruch der Bearbeitung\
1 2 2 3 4 4 5 5 6 7 8 8 10 11 11 13 16 16 19
BN
]
M UTTER N ] helfen!N ] BM AGDA N ] BM UTTER N ] Bgestohlen!N ] Baus!N ] BSchwester!N ] BM AGDA N ] BM UTTER N ] BM AGDA N ] BHallo!N ] BM UTTER N ] BM AGDA N ] Ber!N ] BM AGDA N ] BM AGDA N ] BGeld!N ] BM AGDA N ] B B
[BEi der N UTTE , die ausgehalten wird. Der Freund hat ihr einen Corot gekauft.] [S CHWESTER ] |M UTTER | korrigiert aus: helfen’ [N UTTE ] |M AGDA | [S CHWESTER ] |M UTTER | korrigiert aus: gestohlen’ korrigiert aus: aus’ korrigiert aus: Schwester’ korrigiert aus: N UTTE korrigiert aus: S CHWESTER korrigiert aus: N UTTE korrigiert aus: Hallo’ korrigiert aus: S CHWESTER korrigiert aus: N UTTE korrigiert aus: er’ korrigiert aus: N UTTE korrigiert aus: N UTTE korrigiert aus: Geld’ korrigiert aus: N UTTE
204
N
IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 3
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS7 (Korrekturschicht)
Boudoir bei Silvia Scantini. Don Juan sitzt im Frack auf dem Sofa. S CANTINI Ich finde es bodenlos undankbar. Alles, was Du erreicht hast, hast Du durch mich erreicht. Und was ist der Dank? Du betrügst mich hinten und vorn! Wer hat Dich zum Film gebracht? Ich! Wessen Idee war das? Meine! D ON J UAN Das ist ein Irrtum, Silvia. Es war nicht Deine Idee. Es war die Idee eines kleinen Mädchens. S CANTINI \Abbruch der Bearbeitung\ B
B
5
Lesetext
3 4 4
vorn!N ] Ich!N ] BMeine!N ] B B
N
B
korrigiert aus: vorn’ korrigiert aus: Ich’ korrigiert aus: Meine’
205
N
N
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 2
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K3/TS8 (Grundschicht)
Strasse vor einem Kino. Nebeneingang. Man sieht Leuchtschrift: SILVIA SCANTINI PERSOENLICH ANWESEND. Margot wartet davor mit einer Freundin. F REUNDIN Kommt sie auch sicher? M ARGOT Ganz sicher. Sie hat mir gesagt, wir sollen hier am Nebenausgang warten, alle warten vorne auf sie, aber sie will sich französisch empfehlen. Ich habe ihr schon viel von Dir erzählt. F REUNDIN Sie ist göttlich. M ARGOT Und sie hat die Männer satt. F REUNDIN Sie ist auch zu schön für einen Mann. Oh Margot, ich zittere -- Neulich war ich vor ihrem Hause gestanden, die halbe Nacht. Meine Eltern meinten, ich sei mit einem Mann gewesen. Komisch, die haben keinen Blick dafür. D ON J UAN (kommt) F REUNDIN Wer ist denn das? M ARGOT Das ist Pech. Dass der gerade hier ist, das ist der Einzige, der in Frage kommen könnte bei Silvia -F REUNDIN Wer ist das? M ARGOT Ein Kunsthändler. D ON J UAN (wendet sich an die Freundin) Pardon, aber Silvia kommt doch hier heraus? M ARGOT Ja. D ON J UAN (starrt plötzlich die Freundin an) M ARGOT Was haben Sie denn? D ON J UAN Wer ist das? M ARGOT Nichts für Sie. D ON J UAN Möglich. Aber sie erinnert mich an jemand. Sie sieht jemandem ähnlich. M ARGOT Sie finden immer eine Aehnlichkeit. Auch mich haben Sie mal ähnlich gefunden -- ich glaub, Sie wissen es selber nicht, wem wir ähnlich sehen. Ich möcht nur gern, wissen, was Sie suchen. D ON J UAN Hoffentlich werd ich es mal finden. M ARGOT Hoffentlich. Mein Gott, was Sie schon zusammengesucht haben! Ich allein weiss bereits zwölfe. Man muss sich vor Ihrer Sucherei direkt in acht nehmen. D ON J UAN Ich kann nichts dafür, dass ich überall eine Aehnlichkeit finde. B
NB
N
B
5
Lesetext
N
B
10
B
15
20
25
N B
N
B
\Abbruch der Bearbeitung\
2 2 4 9 14 26 26 30
PERSOENLICHN ] ANWESEND. MargotN ] BwirN ] B-- NeulichN ] BPech. DassN ] BSieN ] BmalN ] Bhaben!N ] B B
N
N
B
30
IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 8
PERSOENL[O] |i|CH
korrigiert aus: ANWESEND.Margot
[si] |wir|
korrigiert aus: --Neulich korrigiert aus: Pech.Dass
[s] |S|ie [h] |m|al
korrigiert aus: haben’
206
N
IN 221.002/08 – BS 18 b [3], Bl. 9
Konzeption 4: Don Juan kommt aus dem Krieg in vier Teilen
207
208
Fragmentarische Fassung des 6. Bildes des I. Aktes
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 3
STRASSE. H EILSARMEEMÄDCHEN singen. (Gesang) M AEDCHEN Unser Glück, unser Vertrauen, bist Du nur Jesu Christ! Die Welt versinkt -- in der Genussucht und die sieben Todsünden triumphieren -D ON J UAN (kommt und hört zu) M AEDCHEN Einen Groschen für die Seele -D ON J UAN Ich hab keinen Groschen mehr. M AEDCHEN Ein so ein feiner Herr und hat keinen Groschen mehr für eine arme Seele? B
N
B
10
Lesetext
ERSTER AKT
6. Bild
5
K4/TS1 (Grundschicht)
B
N
\Abbruch der Bearbeitung\
4 7 11
H EILSARMEEMÄDCHEN N ] Christ!N ] BGroschenN ] B B
korrigiert aus: H EILSARMEEM : DCHEN korrigiert aus: Christ’
Gr[i]|o|schen
209
N
Fragmentarische Fassung eines Bildes des I. Teils
K4/TS2 (Grundschicht)
Lesetext
ERSTER TEIL.
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 16
BN
5
G ROSSMUTTER ---------- ich änder mich nicht! Halts Maul! A NNA (Magd) (ab) E LVIRA Du solltest mit den Dienstboten nicht so schreien, Grossmutter. Du sollst ihnen nicht sagen, dass sie das Maul halten sollen. In der Zeitung steht, es wird geplündert. Sie haben den Metzger erschlagen und den Bäcker verletzt. Der Metzger hatte sieben Kinder. Vor vier Wochen haben sie geplündert, sie können wieder plündern. G ROSSMUTTER Sie sollen uns ruhig erschlagen. E LVIRA Mir täts auch nichts machen. B
N
10
\Abbruch der Bearbeitung\
2 8–9
] Vor f plündern.N ]
BN B
gestrichen: – 11 – \Vor f plündern./
210
Fragmentarische Fassung zweier Bilder
K4/TS3 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
Z WEITE Hallo. Hallo! -- -- Was ist Dir denn? (sie geht langsam zum Sofa, beugt sich über ihn und betrachtet ihn) Bist Du tot? *********************************
5
Krankenhaus . Es ist Nacht. Krankensaal. D ON J UAN liegt bewustlos in einem Bett. S CHWESTER und O BERSCHWESTER. O BER Geben Sie acht. S CHWESTER Er hat neununddreissig zwei. Aber das Fieber ist gesunken. O BER Falls was passiert, sofort dem Arzt melden. Ist er ein Verwundeter aus den Strassenkämpfen? S CHWESTER Nein. O BER Es ist die Grippe. Geben Sie acht. S CHWESTER Er wurde bewustlos aufgefunden, auf der Strasse. O BER (ab) N
B
10
15
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 5
BN
20
D ON J UAN (erwacht) Wo bin ich? S CHWESTER Sie sind krank. D ON J UAN Ich muss aber fort. Was fehlt mir denn? Bin ich wieder verwundet? S CHWESTER Nein. Sie haben die Grippe. D ON J UAN Wie lang wirds denn dauern, bis ich wieder gesund bin? S CHWESTER Sieben Wochen, sicher. D ON J UAN So? Könnt ich einen Brief schreiben? S CHWESTER Ja. D ON J UAN (schreibt) Bitte, geben Sie das auf -S CHWESTER Gut . B
25
N
B
30
N
D ON J UAN Sie sind stolz. S CHWESTER Gottseidank. D ON J UAN (lächelt) Ich bin auch stolz -- (er wird bewustlos) S CHWESTER (liest den Brief) \Abbruch der Bearbeitung\
7 17 23 28
KrankenhausN ] ] B WieN ] BGutN ] B
BN
korrigiert aus: KRankenhaus [S CHWESTER ] [Ich möcht] |Wie| [(]Gut
211
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 6
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS4 (Grundschicht)
In den Isolierbarracken für Grippekranke. Es ist Nacht und nur auf dem Tischchen der S CHWESTER brennt ein Licht. D ON J UAN liegt in dem einen Bett und scheint zu schlafen. Die S CHWESTER N ACHTSCHWESTER sitzt an dem Tischchen, starrt vor sich hin und weint. D ON J UAN (kommt langsam zu sich; er sieht sich überrascht um, begreift nicht, wo er sich befindet, entdeckt die S CHWESTER, denkt nach, scheint zu begreifen; leise) Hallo! S CHWESTER (zuckt zusammen, trocknet rasch ihre Tränen und wendet sich ihm zu) D ON J UAN Wo bin ich? S CHWESTER Ach, endlich erwacht -- (sie versucht zu lächeln) Hat ja lange gedauert -D ON J UAN Wo bin ich? Wie komm ich hierher? S CHWESTER Sie wurden bewustlos aufgefunden. Vor drei Tagen. D ON J UAN Drei Tage? S CHWESTER Ja. D ON J UAN Was ist denn mit mir? S CHWESTER Jetzt gehts schon besser. Sie haben die Grippe. D ON J UAN Was ist das? S CHWESTER Das weiss man nicht \Abbruch der Bearbeitung\ BN
5
10
15
Lesetext
B
1 10
] versuchtN ]
B N B
gestrichen: das
versucht[, freundlich]
212
N
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 7
Fragmentarische Fassung des 1. Bildes des II. Teils
DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG ZWEITER TEIL: IM TAUMEL DER INFLATION 5
1. Bild. Tanzcafe mit Musik. \Abbruch der Bearbeitung\
213
K4/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 15v
Figurenliste zum 1. Bild des II. Aktes
K4/TS6 (Grundschicht)
Lesetext
ZWEITER AKT
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 4
1. Bild 5
N EVADA G RAEFIN B UERGERIN mit T OCHTER H EILSARMEEMAEDCHEN * – A TTENTAETERIN – L ANDMAEDCHEN (ein und dieselbe)
214
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS7/A1 (Grundschicht)
Lesetext
Sieben Wochen sind vergangen. Z WEI K UNSTGEWERBLERINNEN sitzen im NEBENZIMM \Abbruch der Bearbeitung\
215
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 17v
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS7/A2 (Korrekturschicht)
Lesetext
Sieben Wochen sind vergangen. Z WEI K UNSTGEWERBLERINNEN sitzen im Nebenzimmer eines kleineren Grossstadtcafes. \Abbruch der Bearbeitung\ BN
2
BN
]
[Fünf Uhr Tee mit Tanz. Draussen scheint die Sonne]
|
|
[ Es wird getanzt. Im ]
216
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 8
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS7/A3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Sieben Wochen sind vergangen. Z WEI K UNSTGEWERBLERINNEN sitzen im Nebenzimmer eines kleineren Grossstadtcafes. Draussen scheint die Sonne, aber die Gardinen sind dicht. Die Musik spielt ein Boston. Im Saal wird getanzt. BN
B
B
\Abbruch der Bearbeitung\
2 3 3
] dicht f getanzt.N ] BSaalN ] BN B
[Es wird getanzt.] \dicht f getanzt./ [Hauptraum] |Saal|
217
N
N
IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 9
Strukturpläne
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 15
218
Strukturpläne
K4/E1–E3
219
Lesetext
Strukturplan in vier Akten
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 16
220
Strukturplan in vier Akten
K4/E4
221
Lesetext
Strukturplan in fünf Akten
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 17
222
Strukturplan in fünf Akten
K4/E5
223
Lesetext
Dialogskizzen, Strukturplan
IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 18
224
Dialogskizzen, Strukturplan
K4/E6–E8
225
Lesetext
Fassung des 1. und 2. Bildes des II. Aktes
K4/TS8 (Korrekturschicht)
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ZWEITER AKT
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IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 1
Fünf Uhr Tee mit Tanz in einem kleinem Cafe. Zwei Kunstgewerblerinnen sitzen in einer Loge, wie ein Liebespaar. Die Musik spielt einen Boston. E RSTE Dort steht ein Mann, der könnt mir gefallen. Z WEITE Wo? E RSTE Auf den wär ich neugierig. Z WEITE Ich kann ihn von hier nicht sehen. E RSTE Geh hinüber und schau ihn Dir an. Z WEITE Ich soll hinüber? Wegen einem Mann? -- Ach, Peter! Was wird mir die Zukunft noch alles bringen! Ich werd Dich verlieren -E RSTE Er kommt! D ON J UAN (kommt, gefolgt von der Kellnerin, die ihm beim Mantelausziehen behilflich ist) Sagen Sie: gibts denn nirgends ein Lokal ohne Musik? K ELLNERIN Nirgends. D ON J UAN Wird überall getanzt? K ELLNERIN Ueberall. Sogar oft schon in der Früh. Wir haben ja jetzt vier Jahre nichtmehr getanzt -D ON J UAN (fixiert sie) Kennen wir uns nicht? K ELLNERIN Woher? D ON J UAN Vor dem Krieg? K ELLNERIN Vor dem Krieg? Da war ich doch noch ein Kind -D ON J UAN Komisch. Aber Sie erinnern mich -- einen Cognak. (er setzt sich und beginnt einen Brief zu schreiben) K ELLNERIN (ab) Z WEITE (zur E RSTEN , die immer nach D ON J UAN schielt) Wollen wir tanzen? E RSTE Ich werd mit dem dort tanzen -Z WEITE Bist Du von Sinnen?! E RSTE (erhebt sich) Ich werde ihn auffordern -Z WEITE Wenn Du das tust -E RSTE (fällt ihr ins Wort) Droh mir nicht, Charlie! (sie geht zu D ON J UAN ) Darf ich bitten? D ON J UAN (begreift nicht) Bitte? E RSTE Darf ich Sie zum Tanz bitten? D ON J UAN (perplex) Tanz? Sie mich? B
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in f Früh.N ]
sichN ] und f schreiben)N ] BbeginntN ] BwerdN ] BN] BN] B(erhebt sich)N ] BN] B(fällt f Wort)N ] B(begreift nicht)N ] BN] B(perplex)N ] B
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(1) Vormittags. (2) in f Früh.
sich[)] \und f schreiben)/ [will] |beginnt| werd[e] [wahnsinnig] [Vielleicht.] x (erhebt sich) [(sie] [\(/erhebt sich)]f x \(fällt f Wort)/ \(begreift nicht)/ [(perplex)]f x x (perplex)
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IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 2
Fassung des 1. und 2. Bildes des II. Aktes
K4/TS8 (Korrekturschicht)
E RSTE Es wundert Sie, dass Sie eine Frau zum Tanz auffordert, aber die Welt hat sich gedreht und warum sollen nur die Männer Don Juane sein dürfen? D ON J UAN (lächelt) Aber ich kenne die neuen Tänze nichtmehr -E RSTE Sie müssen nur gehen. Kommen Sie, ich führe Sie -D ON J UAN Ich hab das Tanzen schon verlernt -E RSTE Das gibt es nicht! D ON J UAN Wenns das nicht gibt, dann komm ich -- aber eigentlich wollt ich einen Brief schreiben -E RSTE Das hat Zeit – D ON J UAN Meinen Sie? E RSTE Ja. (sie erhebt sich) Ich will jetzt tanzen. D ON J UAN (folgt perplex) (ab mit der E RSTEN ) K ELLNERIN (kommt mit dem Cognak) Z WEITE Zahlen! K ELLNERIN Acht Millionen. Z WEITE (zahlt) Kennen Sie den Herrn, der mit meiner Freundin tanzt? K ELLNERIN Möglich. Bekannt kommt er mir vor, so irgendwie – E RSTE (kommt mit D ON J UAN zurück) Z WEITE (ab mit K ELLNERIN ) E RSTE Sie tanzen doch wunderbar. D ON J UAN Ich hab mal gut getanzt. Aber es geht wirklich noch, hätts kaum mehr gedacht, hab mirs wirklich eingebildet, dass ichs verlernt hab. Auch modern gehts sogar noch. E RSTE Sehen Sie, das hab ich gleich gewusst. D ON J UAN Ich hab jetzt vier Jahre, ewig lang nichtmehr getanzt. Und Sie, Sie sind also Kunstgewerblerin? E RSTE Ja. Batik. Sehen Sie, solche Tücher verfertige ich -- aber ich geh jetzt in die Töpferklasse. D ON J UAN So? Töpferklasse? -- Sagen Sie: darf ich jetzt meinen Brief zu Ende schreiben? B
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[Dame] |Frau|
FrauN ] Das f tanzen.N ]
(1) Den können Sie auch hernach -- Kommen Sie!
E RSTE f tanzen.N ]
(2) \Das f tanzen./ (1) E RSTE Geschäftlich?
Sie werden mir doch keinen Korb geben?
D ON J UAN [Ja] |Nein.| E RSTE Also an eine Frau – D ON J UAN Ja. (2) E RSTE f tanzen. BMöglich.N ] [Nein. Vielleicht. Es ist m]|M|öglich. BBekannt f irgendwie –N ] (1) Er sagte, er kennt mich, aber damals wär ich ja noch ein Kind gewesen, || aber obwohl es unmöglich ist, ist es mir doch so, als hätt ich ihm schon begegnet -(2) \Bekannt f irgendwie –/ BE RSTE N ] korrigiert aus: Z WEITE BZ WEITE N ] korrigiert aus: E RSTE BE RSTE N ] korrigiert aus: Z WEITE BE RSTE N ] korrigiert aus: Z WEITE BE RSTE N ] korrigiert aus: Z WEITE BN] [Und wir lernen auch zeichnen.] BTöpferklasse? --N ] korrigiert aus: Töpferklasse? --
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Fassung des 1. und 2. Bildes des II. Aktes
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E RSTE Ist er so wichtig? D ON J UAN Ja. E RSTE An eine Frau oder geschäftlich? D ON J UAN An eine Frau. E RSTE Wie kann man einer Frau nur Briefe schreiben -D ON J UAN Wieso? E RSTE Sie schwärmen so für eine entfernte Liebe? D ON J UAN Das ist etwas anderes. Wir haben uns ewig lang nicht gesehen -- ich hab ihr schon sechs Wochen hindurch fünf Briefe geschrieben, aber sie antwortet nicht -E RSTE Sie sind ein ulkiger Mann! Heutzutag schreibt man eine Postkarte -- wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht, wenn an jeder Ecke eine andere steht -- -- Warum fahren Sie denn nicht hin? D ON J UAN Weil ich nicht darf. E RSTE Was heisst das? D ON J UAN Ich bin heut zum erstenmal aus. Ich muss auch bald wieder zurück. Ich hatte eine schwere Grippe, lag sechs Wochen, und heut ist der erste schönere Tag, da durft ich weg, aber ich muss um sechs, am abend wieder im Spital sein, damits keinen Rückschlag gibt, und Rückschläge sind gefährlich. E RSTE Haben Sie Angst vor dem Tod? D ON J UAN Hm. Sterben möchte ich eigentlich noch nicht -E RSTE Sind Sie noch ansteckend? D ON J UAN Nein. (er lächelt) E RSTE Ich möchte nämlich noch nicht sterben -D ON J UAN Ich auch nicht. (Pause) D ON J UAN Sie sind also Kunstgewerblerin? E RSTE Ja. Ich lerne auch zeichnen. Ich möcht Sie gern mal zeichnen. Wollen Sie mir Modell stehen? D ON J UAN (lächelt) Was versprechen Sie sich davon? E RSTE Ich hab noch nie einen Mann gezeichnet. D ON J UAN Immer nur Landschaft? E RSTE Nein. Immer nur Frauen. (Pause)
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E RSTE N ] E RSTE N ] BE RSTE N ] BE RSTE N ] BsechsN ]
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Wochen hindurchN ] E RSTE N ] BMann!N ] BauseinanderN ] BE RSTE N ] BGrippe,N ] BE RSTE N ] BE RSTE N ] BE RSTE N ] BE RSTE N ] BE RSTE N ] BE RSTE N ] B
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korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE (1) drei (2) sechs korrigiert aus: Wochen hindurch korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Mann’ korrigiert aus: ausei nander korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Grippe , korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE
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IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 4
Fassung des 1. und 2. Bildes des II. Aktes
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D ON J UAN Ich muss jetzt meinen Brief schreiben -E RSTE Tun Sie, was Sie nicht lassen können -- -- Ist das Ihre grosse Liebe? D ON J UAN Liebe? Hm. Eigentlich ist es nur meine grosse seelische Liebe, ich war im Krieg, und da fiel es mir so auf -- aber, ich kann den Brief jetzt nicht schreiben -bei der Musik. Ich werd ihn dann im Krankenhaus schreiben. E RSTE Wann müssen Sie wieder zurück sein? D ON J UAN Bei Einbruch der Dunkelheit. (Pause) E RSTE Wollen wir tanzen? D ON J UAN Ja. (er erhebt sich und ruft) Zahlen!
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Im Krankenhaus. Es ist Nacht. Dienstzimmer die K RANKENSCHWESTER wacht. Die O BERSCHWESTER kommt. O BER Alles in Ordnung? S CHWESTER Ja. Nur er ist noch immer nicht zurück. O BER Das dacht ich mir -B
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O BER Was ist? S CHWESTER Ach, ich kränk mich so sehr -O BER Was ist? Hat er ein Herz gebrochen? S CHWESTER Nein, er will nichts von mir wissen, er sieht mich garnicht -O BER Aber Kind, er liebt eine Andere -- er schreibt ihr doch jeden zweiten Tag einen Brief und wartet auf die Antwort -S CHWESTER Es kommt keine Antwort, hoffentlich! Ach, ich frag mich oft, was hab ich verbrochen, dass bei mir alles schief ausgeht, zuerst verlieren wir den Krieg und dann krieg ich keinen Mann -- -- und dieser Mann, das fühl ich, der bringt mir das grösste Unglück, der wird mein Verderben -N
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E RSTE N ] E RSTE N ] BE RSTE N ] BDienstzimmerN ] BdieN ] BJa.N ]
2 6 9 16 16 19
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NurN ] immerN ] BN] BmirN ] BN] BN] BN] BO BER f ist?N ] B
korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE korrigiert aus: Z WEITE
[\Zimmer/] |Dienstzimmer| [D]|d|ie (1) Zwei sind gestorben wieder. Nummer zehn, elf, dreizehn geht es besser. (2) \Ja./ [Aber] |Nur| \immer/ [wieder] mir[, wahrscheinlich ist er ins Kino] gestrichen: S CHWESTER [Hoffentlich ist er nur ins Kino.] [(Stille)][|(Stille)|] (1) O BER f ist? (2) \S CHWESTER [Es] Jetzt regnets draussen. Er kann sich den Tod holen – O BERIN [Der Tod ist noch nicht das Schlimmste] Wenns das nur wär! (Stille) O BERIN Hör, Schwester:/
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IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 6
Fassung des 1. und 2. Bildes des II. Aktes
K4/TS8 (Korrekturschicht)
O BER Aber Kind, Kind -S CHWESTER Ja. Er hat mal gefiebert und da hat er von seinem Leben gesprochen -Schwester, ich weiss, es war alles wahr -- oh, was hab ich da alles für Verbrechen gehört, lauter entsetzliche Verbrechen -- lauter Dinge, die ich noch nie hörte -- er ist vom Bösen besessen , -- und drum schreibt er auch immer die Briefe, er sagte, es wäre seine Seele, die er sucht -- -S CHWESTER Ich hab ihn gepflegt, aber ich möcht ihn nichtmehr pflegen – O BER Beruhige Dich. Und Du weisst, es gibt nur einen, zu dem Du kommen musst, wenn Du Dir entfliehen möchtest -- und der Eine erhört Dich immer -- (ab) S CHWESTER (allein) Ach -- -- Wenn er nur nicht wiederkäm, nur nicht -- -- er sollte lieber überfahren worden sein -- Oh Gott, was red ich da?! Ich wünsch ihm ja den Tod! Lieber Gott, hilf mir, schau, wie tief ich schon gesunken bin -- -D ON J UAN (kommt; er ist etwas angeheitert) Ich hab mich etwas verspätet, nicht? Ich bitte Sie um Verzeihung, Schwester -- es soll nicht wieder vorkommen -- (er lächelt) S CHWESTER Sie können sich nochmal den Tod holen. D ON J UAN Meinen Sie? S CHWESTER Sie müssen aufpassen, Ihr Herz ist angegriffen -- durch den Krieg und durch die Krankheit -D ON J UAN Nicht durch den Krieg, nicht durch die Krankheit, durch das Leben, Schwester -S CHWESTER Wo waren Sie? D ON J UAN Ich wollte einen Brief schreiben, aber ich hab ihn noch nicht geschrieben --- Wissen Sie, ich dachte, es wär alles aus und ich wär ein anderer geworden, aber es hatte nur eines Künstlers bedurft, der mich zeichnen wollte und in dieser Zeichnung hab ich mich wieder erkannt -S CHWESTER Sie haben getrunken? D ON J UAN Sie war eine Kunstgewerblerin. Ich habe eine Frau gerettet, wenn auch nicht ihre Seele -- -- ja, in mir war alles verschüttet, alles, aber jetzt fang ich wieder an, der Alte zu werden -- (er starrt sie plötzlich an) Sie erinnern mich, fällt mir erst jetzt auf -D ON J UAN Hab ich einen Brief bekommen? S CHWESTER Nein. S CHWESTER An wen? D ON J UAN Das weiss ich nicht. Aber an jemand -- an eine Frau -S CHWESTER Was machen Sie mit mir? Lass mich -- (sie fällt ihm um den Hals) B
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3 5 7 8 9 11 12 32–33
B B
wahrN ] vom f besessenN ]
S CHWESTER f pflegen –N ] DuN ] BN] Bda?!N ] BTod!N ] BD ON J UAN f Nein.N ] B B
korrigiert aus: war (1) ein Bessessener (2) vom f besessen
\S CHWESTER f pflegen –/
ergänzt: Du
[(ab)]
korrigiert aus: da?’ korrigiert aus: Tod’
\D ON J UAN f Nein./
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IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 7
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS9 (Korrekturschicht)
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\Textverlust\
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Zeiten! D ON J UAN (kommt) T ANTE (überrascht) Grosser Gott! D ON J UAN Ich bins. T ANTE Ich habs schon gehört, dass Du im Lande bist -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Woher? T ANTE (grinst) Die Luft hats mir zugetragen, dass Du den Krieg überdauert hast, und ich dacht schon, wo bleibt er denn so lange, dass er nicht zu seiner lieben Tante findet -D ON J UAN Ich war krank. T ANTE Ich weiss alles. Hast eine schwere Grippe gehabt, was? D ON J UAN Ich lag fast zwei Monat im Spital. Heut ist der erste schönere Tag, da durft ich weg, aber nur bis zum Einbruch der Dunkelheit, dann muss ich wieder zurück, damits keinen Rückschlag gibt, denn Rückschläge sind gefährlich. T ANTE Bist Du noch ansteckend? D ON J UAN Nein. T ANTE Ich möcht nämlich noch nicht sterben. D ON J UAN Ich auch nicht. T ANTE (lächelt) Jaja, ich habs gewusst, dass Du kommen wirst -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Ich wollte nie wieder zu Dir, aber die Verhältnisse zwingen mich dazu. T ANTE Das kränkt mich nicht, denn ich lebe von den Verhältnissen. D ON J UAN Ich komm sogar mit einer Bitte zu Dir, denn Du bist anscheinend die einzige Frau in meinem Leben, die mich nicht hasst – T ANTE (grinst) Das kann ich zur Not verstehen. Von den Herrn Männern ganz zu schweigen, die würden Dich ausrotten –
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T ANTE N ] T ANTE N ] BT ANTE N ] Bseiner f TanteN ] BT ANTE N ] BN] BIch f Spital.N ] BHeutN ] BT ANTE N ] BT ANTE N ] BT ANTE N ] B(lächelt)N ] BN] B(fällt f Wort)N ] BwollteN ] BDir,N ] BT ANTE N ] BIchN ] BsogarN ] BFrauN ] Bhasst –N ] BT ANTE N ] Bzur NotN ] BVon f ausrotten –N B B
[M ADAME ]|T ANTE | [M ADAME ]|T ANTE | [M ADAME ]|T ANTE | [mir] |seiner f Tante| [M ADAME ]|T ANTE | [(lächelt)] [Erraten.] [|Ja.|] |Ich f Spital.| [Und] [h]|H|eut [M ADAME ]|T ANTE | [M ADAME ]|T ANTE | [M ADAME ]|T ANTE | [lächelt] [|{gri}|] [ich hab mir keine Sorgen gemacht,] [(fällt f Wort)] wollt\e/ Dir\,/ [kommen,] [M ADAME ]|T ANTE | [Ich] [|Und heut|] |Ich| [heut] [|ich|] |sogar| Frau[, die] hasst[-]|–| [M ADAME ]|T ANTE | \zur Not/ \Von f ausrotten –/
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IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 8
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K4/TS9 (Korrekturschicht)
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dachte, jetzt naht mein Tod. Da fühlte ich, dass man nur einer gehört. T ANTE Bist Du gestorben? D ON J UAN (perplex) Wieso? T ANTE Nun, wenn Du gestorben wärst, dann könnt ich es verstehen, dass Du nur einer gehören willst, damit wenigstens im Jenseits die Schlamperei ein Ende nimmt – da Du aber noch lebst , wenn auch immerhin etwas ramponiert, so setzt Du Dich lediglich selbst ins Unrecht mit derartig vorschnellen Ambitionen – (sie lächelt) D ON J UAN Du hast zuviel im Kopf , liebe Tante, um mich zu verstehen – – Es dreht sich also natürlich wieder um T ANTE Ich hab lieber im Kopf zuviel. ein Weib. D ON J UAN (grimmig) Erraten. T ANTE Um eine Braut. Aber um welche? D ON J UAN Ich hatte nur eine. T ANTE Oho! D ON J UAN Nur eine! (Stille) T ANTE (überlegte; plötzlich) Ach, Du meinst die Kleine, die in der Kirche umsonst auf Dich gewartet hat -- (sie lacht) D ON J UAN Lach nicht! Ich hab es mir zugeschworen, alles wieder gut zu machen. Also das ist Dein Geheimnis. Der Herr hatte Angst , in die T ANTE
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T ANTE f Kleine,N ]
lebstN ] setztN ] BDichN ] BUnrechtN ] Bhast f KopfN ] Bhab f zuviel.N ] BN] Bzuviel.N ] BN] BN] BumsonstN ] Blacht)N ] BN] BhabN ] BT ANTE N ] BN] BAlso f Geheimnis.N ] BAlsoN ] BdasN ] BDer f hatteN ] BAngst,N ] BN] BN] BN] BN] B
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N B NN
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(1) M ADAME Der Mutter?
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D ON J UAN (perplex) Wieso? M ADAME So stehts doch in jedem Roman. D ON J UAN Ich bin kein Roman. Und es dreht sich nicht um die Mutter. M ADAME Sondern? D ON J UAN Um meine Braut. M ADAME Um welche? D ON J UAN Ich hatte nur eine. M ADAME Ach, Du meinst die Kleine, (2) T ANTE f Kleine, [am Leben bi] |leb|st [tust] |setzt| Di[r]|ch| Unrecht[,] [bist zu klug] |hast f Kopf| [bin lieber intelligent] |hab f zuviel.| [zuviel] \zuviel./ [als anderswo –] gestrichen: (usw) \umsonst/ [grinst)] |lacht)| [werde alles wieder gutmachen, ich] hab[e] korrigiert aus: M ADAME [Das] [kann kein Mensch. -- Also,] |Also f Geheimnis.| [a]|A|lso \das/ [Du hattest Angst vor dem Tod,] [|Hattest|] |Der f hatte| Angst\,/ [\gehabt/] gestrichen:, [dass Du] [in] [|i|]
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IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 9
Fragmentarische Fassung eines Bildes
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Hölle zu kommen , und fing an, über sein sinnliches Leben nachzugrübeln – und bist dahinter gekommen, dass Du nur einer gehörst. Du hättest recht, wenn Du gestorben wärst, aber Du lebst und somit hast Du Unrecht. D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Nein, ich hab keine Angst, weder vor der Hölle, noch vor dem Himmel , ich hab nur etwas gesucht, es war mir nur plötzlich, als würd mir etwas fehlen, was ich suchen sollte – T ANTE Deine Seele, was? D ON J UAN (perplex) Wie kommst Du darauf? T ANTE So stehts doch in jedem Roman. D ON J UAN Warum bist Du so boshaft? T ANTE (fällt ihm ins Wort) Weil Du mich ärgerst! Für eine Seele leih ich Dir kein Geld, merk Dir das. Für alles andere, jederzeit, aber ich B
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K4/TS9 (Korrekturschicht)
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\Textverlust\
zuN ] kommenN ] Bfing an,N ] BseinN ] BsinnlichesN ] Bnachzugrübeln –N ] B(fällt f Wort) N ] BNein f HimmelN ]
1 1 1 1 1 1 4 4–5
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4 6 6 7 7 7 8–9 8 10 10 10 10 11 11
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habN ] etwasN ] Bwas f sollte –N ] BT ANTE N ] BN] Bwas?N ] BD ON J UAN f Roman.N ] BWie f darauf?N ] BN] BWarumN ] BbistN ] Bboshaft?N ] BT ANTE N ] BWeil f ärgerst!N ] B
\zu/ komm[st]|en| [da hast Du angefangen\,/] |fing an,| [D]|s|ein [erotisches] |sinnliches| nachzu[denken,] |grübeln –| \(fällt f Wort)/ (1) Das wirst Du nie verstehen, das war etwas ganz anderes. Es war nicht Angst vor der Hölle (2) Nein f Himmel ha[tte]|b| \et/was [und das hab ich gesucht --] |was f sollte –| korrigiert aus: M ADAME [(ironisch)] was\?/ [-- wie im Roman --] \D ON J UAN f Roman./ [Wieso?]|Wie f darauf?| [Ich versteh es nicht,] [w]|W|arum \bist/ boshaft\?/ [bist.] korrigiert aus: M ADAME \Weil f ärgerst!/
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Strukturplan in vier Akten
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 1
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Strukturplan in vier Akten
K4/E9
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Lesetext
Strukturplan in vier Akten (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 1v
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Strukturplan in vier Akten (Fortsetzung)
K4/E9
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Lesetext
Konfigurationsplan, Strukturplan
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 2
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Konfigurationsplan, Strukturplan
K4/E10–E11
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Lesetext
Strukturplan zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 3
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Strukturplan zum II. und III. Akt
K4/E12
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Lesetext
Strukturplan zum I.–IV. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 4
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Strukturplan zum I.–IV. Akt
K4/E13
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Lesetext
244
Konzeption 5: Don Juan kommt aus dem Krieg in drei Akten
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Strukturplan zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 5
246
Strukturplan zum II. und III. Akt
K5/E1
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Lesetext
Strukturpläne zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 5v, 6
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Strukturpläne zum II. und III. Akt
K5/E2–E4
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Lesetext
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Fassung des 4. Bildes des II. Aktes
K5/TS1 (Korrekturschicht)
Lesetext
II. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 7
4. Bild. 5
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S TUDENTIN – Ä RZTIN 10
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S TUDENTIN Es ist also so. – Ä RZTIN Ja. Sie haben ein Kind. Ohne Zweifel. Sie werden sich doch um den Vater kümmern. S TUDENTIN Ich hab ihn eines Tages kennen gelernt, wo ich gewohnt hab – ich hätt nie gedacht, dass es soweit kommt. Wir gingen am nächsten Tag spazieren, ich wollt ihn in die Politik einführen, und dabei bekomm ich das. Ich könnte versinken vor Schande. Ä RZTIN Wir könnens ja ungeschehen machen. S TUDENTIN Ungeschehen –? Ä RZTIN Ja. (Stille) B
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S TUDENTIN Lieber von so einem Schuft kein Kind. Lieber aufhören. Wie soll auch das Kind aussehen, er hat mich so erniedrigt – Ä RZTIN Ich mach es. Ich kenn auch so einen Fall. An mir persönlich. S TUDENTIN Ich hätt Angst von dem ein Kind zu bekommen. Wie würd das Kind aussehen? Eine Missgeburt, aus Hass und Dreck! XXXXXXX B
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5 7 8 10 12–13
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] ] BN] BN] BSie f kümmern.N BN
] ungeschehenN ] BUngeschehen –?N ] BsoN ] BN] BIch f XXXXXXXN ] B
[S TUDENTIN – D ON J UAN .] [S TUDENTIN (allein)] [Es {ko}] [Ä RZTIN Ja.] (1) Sie f kümmern. (2) \Es ist eine Einbildung von Ihnen, dass Sie ein Kind haben. S TUDENTIN Nein, ich hab ein Kind. Ä RZTIN Ausgeschlossen!/ [Er sitzt draussen im Wartezimmer. Aber er kümmert sich nicht um mich.] [{f}] |ungeschehen| Ungeschehen [{}] |–?| [so] |so| gestrichen: auch (1) Bringens mich um. Nein, von dem möchte ich kein Kind – – ich hätt nichts gegen ein Kind, aber von dem nicht, von\ /dem nicht! Ä RZTIN Also los!
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AngstN ]
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 8
(2) \Ich f XXXXXXX/ Angst[,]
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ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 9
Dialogskizze
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 10
252
Dialogskizze
K5/E5
253
Lesetext
Dialogskizze
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 11
254
Dialogskizze
K5/E6
255
Lesetext
Replik
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 12
256
Replik
K5/E7
257
Lesetext
Strukturplan zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 13
258
Strukturplan zum II. und III. Akt
K5/E8
259
Lesetext
Dialogskizze
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 14
260
Dialogskizze
K5/E9
261
Lesetext
Dialogskizzen
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 15
262
Dialogskizzen
K5/E10–E11
263
Lesetext
Dialogskizze, Strukturplan in sieben Bildern
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 16
264
Dialogskizze, Strukturplan in sieben Bildern
K5/E12–E13
265
Lesetext
Dialogskizze
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 17
266
Dialogskizze
K5/E14
267
Lesetext
Dialogskizze (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 18
268
Dialogskizze (Fortsetzung)
K5/E14
269
Lesetext
Replik
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 19
270
Replik
K5/E15
271
Lesetext
Dialogskizze
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 20
272
Dialogskizze
K5/E16
273
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
\Textverlust\
5
E RSTE Warum? V IERTE Er will uns doch nur erniedrigen! Z WEITE Aber Kind! V IERTE Ich bin kein Kind! Ich bin älter, wie Sie! Sie können sich an die Friedenszeit garnicht mehr erinnern, ich ja! (zu Don Juan) Mit mir kann man das nicht machen, verstanden?! D RITTE (frisst Zucker ) Was denn? V IERTE (weint plötzlich) D ON J UAN (zur Ersten) Was hat sie denn? E RSTE (leise) Ihr Bräutigam hat sie verlassen – D ON J UAN Achso, ich dacht schon, es wär wegen mir – V IERTE (fährt ihn an) Es ist auch wegen Dir! Mein Alfred hat mich ja nur wegen Dir verlassen! Nur wegen Dir! Oh, wie war ich blöd und bin Dir hereingefallen, dass ich Dich an Deine grosse Liebe erinnere – Du Schuft! An Deine grosse Liebe! Z WEITE (boshaft) Das hat er mir auch gesagt. V IERTE (zu Don Juan) Ihr auch! Du Lügner, Lügner, Lügner! (sie weint) (Stille) D ON J UAN Ich bin kein Lügner. E RSTE Nana! Mir hast Dus auch gesagt, dass ich Dich erinner. D RITTE Mir auch. D ON J UAN Das stimmt ja auch. Ihr erinnert mich alle – (er grinst) Z WEITE Jaja, bei der Einen sinds die Augen, bei der andern ist der Mund – D RITTE Bei mir die Beine. E RSTE Du suchst Dir Dein Ideal stückerlweis zusammen, was? D ON J UAN Ich hab kein Ideal. Mein Ideal ist tot. Z WEITE (bissig) Mein Beileid. D RITTE (frisst Zucker) Warum ist es denn gestorben? D ON J UAN Es ist gestorben, als es nichts mehr von mir wissen wollte – (er grinst) E RSTE Dann ist es wirklich tot. D ON J UAN (stutzt) Wirklich tot? – Nein-nein, das gibt es nicht! Ausgeschlossen! Es lebt irgendwo und hat sicher einen braven Bürger geheiratet, hat Kinder und hat seinen ehrlichen Frieden, möcht seine Ruhe haben – drum hat es nicht geantwortet – Es möcht nichts mehr von mir wissen – – B
B
B
10
15
N
BN
25
30
N
B
B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 22
BN
N
B
N
N
B
20
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 21
N BN
N
B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 23
N
B
N
35
N B
5 6 8 18 23 23 24 24 24 26 30 33–34 34 34–35 35
N
die FriedenszeitN ] kann manN ] BZuckerN ] BweintN ] BN] BN] BZ WEITE N ] Bist f Mund –N ] BN] BIdealN ] Bwollte –N ] Bhat f Frieden,N ] BN] Bdrum f geantwortet –N ] BEsN ] B B
BN B
[den Ausbruch des Krieges] |die Friedenszeit| [wirst Du] |kann man| [Bonbons] |Zucker| [{weint})] |weint)| [Es ist nicht gelogen.] [mich alle –] [E RSTE ] |Z WEITE | [der Mu] |ist f Mund[,]|–|| [bei der Dritten] [Ideal] |Ideal| wollte[.]|–| \hat f Frieden,/ [\und möchte nicht gestört werden, {denn}/] || \drum f geantwortet –/ \Es/
274
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 22v
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS2 (Korrekturschicht)
Lesetext
V IERTE Das kann ich verstehen – (sie erhebt sich) Ich geh jetzt. D ON J UAN Wann sehen wir uns wieder? V IERTE Du bist ein Hund. D ON J UAN Der Hund ist der treueste Freund des Menschen – (er grinst) D RITTE Au! E RSTE Was ist? D RITTE Mein Zahn, ich hab auf Zucker gebissen – Z WEITE Zucker! Natürlich! D RITTE Oh – (sie hält sich die Backe) E RSTE Tuts weh? D RITTE Hundsordinär – Z WEITE Zum Glück haben wir eine Dentistin unter uns – (zur Vierten) Los! Es ist Ihre Pflicht, als Ärztin – V IERTE (zur D RITTEN ) Zeigen Sie mal her – D RITTE (öffnet den Mund) V IERTE (sieht nach) Waren Sie mal rachitisch? , Sie?! Ich hab immer zum Fressen D RITTE Ich?! Was bilden Sie sich denn ein gehabt, auch in der grössten Not, ich stamm aus einem prima Haus und mein Freund hat Stacheldräht geliefert, verstanden?! Eher sind Sie rachitisch, wie ich, Sie Zahnstocher, Sie! D ON J UAN (schlägt auf den Tisch) Ruhe! (Stille) D RITTE Du schlag hier nicht auf den Tisch, sonst erzähl ich was – Z WEITE Was? D RITTE Sag ich nicht. Er weiss es. (Stille) D ON J UAN (erhebt sich) Wenn Du das erzählst, dann hau ich Dir eine herunter – Z WEITE Das wär vielleicht ein Grund für Sie – D RITTE (starrt Don Juan an) Nein. (Stille) D ON J UAN Du kannst es übrigens ruhig erzählen, denn ich hab Dich ja nur angelogen, weil ich sah, dass Du das brauchst – D RITTE (starrt ihn an) Es ist aber wahr – D ON J UAN Nein. Es wär kinderleicht, das Gegenteil zu beweisen. – (zur Ersten) Gnädige Frau, ich seh, dass ich störe, und empfehle mich – E RSTE Wiedersehn – D ON J UAN Sicher. (ab) B
N
BN
5
B
10
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 24
N
N
B
B
N
15
BN BN B
N
BN
20
25
30
BN B
B
35
1 3 9 10 12–13 17 17 17 18 25 25 32 32
B
(sieN ] ] BhältN ] BE RSTE N ] BEs f Ärztin –N ] BN] BN] B, Sie?!N ] BN] BN] BErN ] Bweil f brauchst –N ] Bdass f brauchst –N ] B
BN
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 25
N
NN
[(er] |(sie| [Nie.] [h] |hält| [V IERTE ] |E RSTE | \Es f Ärztin –/ gestrichen: , [Sie Zahnstocher] [?!] |, Sie?!| [\Z WEITE {H} –/] [Aber] [e]|E|r [{damit}] |weil f brauchst –| [wie dumm Du bist – und dass Du mir darauf hereinfällst –] |dass f brauchst –|
275
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 26
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS2 (Korrekturschicht)
(Stille) Z WEITE (zur Dritten) Was hat er Dir denn gesagt? D RITTE Er hätt mal jemand umgebracht. E RSTE Umgebracht?! D RITTE Eine Frau. Er sieht es noch oft vor sich, eine sandige Heide, alles voll Staub, und er hört einen wimmernden Ton. V IERTE Alles Lüge! E RSTE Ich trau ihms schon zu. Z WEITE Davon lebt er, dass wir es ihm zutrauen – D RITTE (nimmt eine Tasse und schmeisst sie nach der Türe , dass sie zerschellt) V IERTE Ich hab ihm mal einen Zahn gezogen, ohne Betäubung, und er hat nicht mit der Wimper gezuckt. B
B
5
Lesetext
N
N
BN
B
N
BN
B
10
N B
N
B
BN
15
Z WEITE Das kann er. E RSTE Jetzt hab ich Angst – D RITTE Er lügt, er lügt, er lügt!! xxxxxxxxxxxxxxxxx
2 3 3 5–6 7 9 9 10 10 13
DirN ] malN ] BN] Balles f Ton.N ] B B
] er,N ] Bdass f zutrauen –N ] BTüreN ] BN] BN] BN B
\Dir/ [mal] |mal| [Eine Frau.] (1) und hinter dem Gebüsch röchelt wer – (2) \alles f Ton./ [Das hat er nur erfunden!] er[.]|,| \dass f zutrauen –/ korrigiert aus: türe [Hund, elender!] [E RSTE ]
276
N
BN
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 27
Fassung eines Bildes
K5/TS3 (Korrekturschicht)
Lesetext
Atelier E RSTE und Z WEITE . Z WEITE Er hat gesagt, Du erinnerst ihn an die Venus von Boticelli? E RSTE Hör auf. Z WEITE Boticelli war der grösste Maler. Da stecken die letzten Dinge dahinter. E RSTE Er hat gesagt, die Venus von Boticelli erinnert ihn an eine grosse Liebe – Z WEITE Und Du hast ihm geglaubt? E RSTE Er wird kommen. Z WEITE Er wird nicht kommen. Du wartest schon seit 14 Tag. – E RSTE Ich habs ihm geschrieben. Z WEITE Er wird Deinen Brief zerrissen, Du Venus von Boticeli. (Stille) E RSTE (sieht die Zweite traurig an) Willst Du mich umbringen? Z WEITE Er wird Dich umbringen. E RSTE (schreit) So halt doch endlich Dein Maul! (Stille) B
5
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 28
N
B
B
N
N
B
N BN
B
B
10
N
BNN
B
N
B
15
B
N B
N
N
BN BN
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 29
20
Z WEITE Ich habs ja geahnt, wenn die Mannsbilder zurück sind, dann gehst Du vor die Hunde – E RSTE Du bist der Hund! Hast es vergessen?! (Stille) Z WEITE Bin ich noch Dein Hund? E RSTE Vielleicht. Z WEITE (kratzt am Bettholz) Wauwau! E RSTE Willst Du Prügel? Z WEITE Ja. (Stille) B
N
25
30
B
N
E RSTE Ich dachte, er würd mich erlösen – Z WEITE Von was? 4 4 6 6 6 7–8 8 8 10 12 12 16 18
B
Du f ihnN ] die f vonN ] Bder grössteN ] Bdahinter.N ] BN] BE RSTE f geglaubt?N ] BhastN ] BN] BDu f Tag. –N ] Bzerrissen,N ] BDu f Boticeli.N ] B(schreit)N ] BN]
19
BN
21–22 25
B
B
B
]
dann f Hunde –N ] Bin f Hund?N ]
[er e] |Du f ihn| \die f von/ [ein grosser] [|der Grösste|] |der grösste| dahinter\./ [{Gott} und Du hast es ihm geglaubt –] || \ERSTE f geglaubt?/ [{hast}] |hast| [{Du}] \Du f Tag. –/ zerrissen[.]|,| \Du f Boticeli./ \(schreit)/ [Z WEITE Bin ich noch Dein Hund? E RSTE Vielleicht.] [Z WEITE (kratzt am [Bett[)]|hol|] |Bettholz)| Wauwau!] E RSTE (lächelt)] [{}] |dann f Hunde –| [(kratzt am B] [|(kratzt am Bettholz)|] |Bin f Hund?|
277
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 30
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 27v
Fassung eines Bildes
K5/TS3 (Korrekturschicht)
E RSTE Von Dir. Z WEITE (grinst) Dachtest Du? B
Lesetext
N
BN
BN BN
5
Und jetzt bist Du erlöst, was? Jetzt hast Du den Mann, jetzt bist Du auf den Geschmack gekommen – jetzt hast Du die Folgen – E RSTE (unterbricht sie) Er wird kommen und wird sich kümmern. Ich habs ihm geschrieben, rekommandiert. Er muss den Brief erhalten haben, sonst wär er zurückgekommen. – Z WEITE Er hat ihn erhalten, aber er kommt nicht. Bring doch das Kind weg! E RSTE Nein! Z WEITE Willst Du es haben? Von so einem Schuften? E RSTE Ja. Ich will es. Z WEITE Was wird das schon für ein Kind?! E RSTE Ein Hund. Wauwau! B
N
10
B
15
N
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
1 2 3 4 5–6 12
Dir.N ] ] BN] BN] B
BN
B B
GeschmackN ] Von f Schuften?N ]
Dir [{}] |.| [Wir bleiben zusammen.] gestrichen: (Stille) [E RSTE Er wird kommen. Ich hab ihm geschrieben, rekommandiert. Er muss den Brief erhalten haben.] korrigiert aus: geschmack [E RSTE ] |Von f Schuften?|
278
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 31
Fragmentarische Fassung eines Bildes
N B
N
B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 32
N
B
10
Lesetext
Zimmer der Angestellten. Zwei Betten. Don Juan und eine Büroangestellte. Hernach. A NGESTELLTE Ich hab Angst. D ON J UAN Vor was? A NGESTELLTE Dass es was Kleines gegeben hat, was Putziges – D ON J UAN Ausgeschlossen. Bei mir kommt das nicht vor. A NGESTELLTE Ich möcht zwar gern von Dir was Kleines – aber in der heutigen Zeit ist das undenkbar, wo das Geld alle zehn Minuten fällt. D ON J UAN Weisst Du, dass Du mich erinnerst – A NGESTELLTE Ich? An wen denn? D ON J UAN Du hast sie nicht gekannt. Du siehst ihr auch nicht ähnlich, aber wenn Du so gegen das Licht stehst, dann hast Du was von ihr – A NGESTELLTE Warum beleidigst Du mich? D ON J UAN Wieso? A NGESTELLTE Dass Du mich mit anderen Frauen vergleichst – D ON J UAN Mit der, mit der ich Dich vergleiche, das ist keine Beleidigung, das ist das grösste Kompliment , was ich sagen kann – A NGESTELLTE Ich pfeif Dir was auf solche Komplimente! D ON J UAN Wer schläft denn da im zweiten Bett? A NGESTELLTE Eine Studentin. Wohnungsnot. Die bleibt aber immer die ganze Nacht aus – sie betätigt sich politisch. D ON J UAN In der Nacht? A NGESTELLTE Ich glaub, sie ist revolutionär, sie erzählt immer was von der Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau – ach, Du! Das ist alles Unsinn! S TUDENTIN (kommt) A NGESTELLTE Ich hab Parfum! S TUDENTIN Triumphier nur! B
5
K5/TS4 (Korrekturschicht)
N
B
N
B
N
B
15
B B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 33
NN
N
20
B
25
1 1 4
der Angestellten.N ] Zwei Betten.N ] BIch f Angst.N ] B B
6 11 12–13
B
14–19 18 18
B
21
B
was f gegebenN ] denn?N ] Bwenn f ihr –N ] B
A NGESTELLTE f Komplimente!N ] KomplimentN ] BKomplimentN ] B
Wohnungsnot.N ]
N
[des Don Juan.] |der Angestellten. [Zwei]| \Zwei Betten./ (1) Ich f Angst. (2) (An wen erinner ich Dich?) [ein Kind gegeben] |was f gegeben| [denn?] |denn?| (1) in der Stimme hast Du was – (2) \wenn f ihr –/ [A NGESTELLTE f Komplimente!] [Lob] |Kompliment| (1) Kompliment (2) (Lob) \Wohnungsnot./
279
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 32v
Strukturplan in neun Bildern zum II. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 34
280
Strukturplan in neun Bildern zum II. Akt
K5/E17
281
Lesetext
Strukturplan in neun Bildern (Fortsetzung)
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 34v
282
Strukturplan in neun Bildern (Fortsetzung)
K5/E17
283
Lesetext
Strukturplan zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 33v
284
Strukturplan zum II. und III. Akt
K5/E18
285
Lesetext
Replik
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 35
286
Replik
K5/E19
287
Lesetext
Strukturpläne in neun und fünf Bildern zum II. Akt
288
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 36
Strukturpläne in neun und fünf Bildern zum II. Akt
289
K5/E20–E21
Lesetext
Strukturpläne in neun und drei Bildern zum II. Akt
290
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 37
Strukturpläne in neun und drei Bildern zum II. Akt
291
K5/E22–E23
Lesetext
Strukturplan in vier Bildern, Replik
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 36v
292
Strukturplan in vier Bildern, Replik
K5/E24–E25
293
Lesetext
Repliken
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 38
294
Repliken
K5/E26
295
Lesetext
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS5 (Grundschicht)
Lesetext
\Textverlust\
D ON J UAN Du bist schlank. A NGESTELLTE Das ist modern.
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 39
B
5
N
BN
A NGESTELLTE Ich bin doch garnicht Dein Typ. Ich fühl es genau. D ON J UAN Das ist ein Irrtum – A NGESTELLTE So lüg doch nicht! Du bist mein Typ, aber ich bin nicht der Deine! BN
10
15
Gott, bist Du verlogen! D ON J UAN Es wird Zeit, dass wir mal reden, denn ich will keine Verantwortung mehr tragen: wer ist denn Schuld? Hab ich Dich verführt, oder Du mich? A NGESTELLTE Du bist kein Mann, wenn Du so fragst – D ON J UAN Das ist mir jetzt wurscht! Ich möcht es jetzt festgestellt haben, mathematisch genau, wer verführt hat, Du oder ich! Wo haben wir uns denn kennen Ich war zwei Tag vom Spital heraussen und ging auf der Strasse, gelernt? es war gerade Büroschluss, auf der rechten Seite – und Du gingst links. Wer kam denn herüber? Ich zu Dir oder Du zu mir? A NGESTELLTE Ich kam nur per Zufall, weil Du mir gefallen hast – Du Schuft! D ON J UAN Und ich sprach Dich an , weil ich Dir gefallen hab. A NGESTELLTE Du willst mich, mir scheint, nur erniedrigen? D ON J UAN Sicher nicht. B
N
B
B
B
BN
20
NN
B
N B
B
Du f modern.N ]
3–4
B
5 9
BN
15
16–297,15 17 17 18 18 18 18 18 20
BN
B
] ]
Wo f gelernt?N ]
Ich f Schluss)N ] es f Büroschluss,N ] BBüroschluss,N ] BN] BIch f DirN ] Boder f zuN ] BDuN ] Bmir?N ] BDich anN ] B B
B
N
N B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 40 ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 39v
N
N
(1) Ja. (Stille) A NGESTELLTE Warum lügst Du? D ON J UAN Ich? (2) \Du f modern./ gestrichen: x [D ON J UAN Wie kannst Du sowas sagen – A NGESTELLTE ] (1) !Wer hat mich denn so und so umarmt, wer liess mir denn keine Ruh – Du oder ich??" ![Wir arbeiteten zusammen im Bureaux.] |Wo haben wir uns denn kennen gelernt? Im Cafè Parsival.| Wer hat denn den Sonntagsausflug vorgeschlagen, wer wollte mit mir am Sonntag fort? Du mit mir oder ich mit Dir??" (Stille) A NGESTELLTE Der Sonntag ist vorbei. Es ist nach Mitternacht, wir haben wieder Montag. D ON J UAN Umso besser! (Stille) A NGESTELLTE Und was ist, wenn es etwas Kleines gegeben hat, etwas \Abbruch der Bearbeitung\ (2) Wo f gelernt?
|| [Im Cafè Parsival.] |Ich f Schluss)| \es f Büroschluss,/ korrigiert aus: Büroschluss. [zu {mir}] [Du zu mir oder] |Ich f Dir| \oder f zu/ ergänzt: Du [oder D] |mir?| [mit] |Dich an|
296
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 40
Fragmentarische Fassung eines Bildes
K5/TS5 (Grundschicht)
A NGESTELLTE Ich bin zwar nur ein armes Mädchen, das seinen Unterhalt durch seiner Hände Arbeit verdient – ich bin Stenotypistin, aber wär der Krieg nicht gekommen, säss ich jetzt in einer Villa mit lauter Rhododendren – D ON J UAN (streicht ihr übers Haar) Du tust mir leid – A NGESTELLTE Ich pfeif auf Dein Mitleid! Was fällt Dir denn ein, mich zu bemitleiden?! Du Schurke! Ich hasse Dich, hasse, hasse, hasse Dich! D ON J UAN Schön. Und wenn Du mich noch so hasst, werd ich Dich nie beschimpfen – A NGESTELLTE Du willst mich nur erniedrigen, was?! B
5
B
N
BN
D ON J UAN Nein. (er zückt das Taschentuch) Darf ich Dir dies Tuch als Andenken. Batik – Z WEITE (nimmt es) Es ist nichts wert. D ON J UAN Das verstehst Du noch nicht. (Schluss) N
B
15
N
N
B
10
Lesetext
N
3 7 9 10 13
Rhododendren –N ] Und wennN ] Berniedrigen,N ] BN] BZ WEITE N ] B B
[Rhododendren –] |Rhododendren –| [Wenn Du mich] |Und wenn| [erniedrigen,] |erniedrigen,| gestrichen: XXXXXXX gemeint ist: A NGESTELLTE
297
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 40
Strukturplan in zehn Bildern zum II. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 41
298
Strukturplan in zehn Bildern zum II. Akt
K5/E27
299
Lesetext
Strukturpläne in sieben und fünf Bildern zum II. Akt
300
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 42
Strukturpläne in sieben und fünf Bildern zum II. Akt
301
K5/E28–E29
Lesetext
Strukturplan zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 41v
302
Strukturplan zum II. und III. Akt
K5/E30
303
Lesetext
Strukturplan zum II. und III. Akt
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 42v
304
Strukturplan zum II. und III. Akt
K5/E31
305
Lesetext
306
Fragmentarische Fassung eines Bildes
5
K5/TS6 (Korrekturschicht)
D ON J UAN Was?! D AME Ich habe mich erkundigt – D ON J UAN Ich hab ihn als echt gekauft – D AME Das glaub ich Dir, und deshalb verlang ich auch keinen Heller zurück – D ON J UAN Aber ich werde alles zurück – D AME (fällt ihm ins Wort) Du musst garnichts zurück! Wie liegt denn der Fall? Du dachtest, etwas Echtes zu haben und hast etwas Falsches verkauft. Das ist, als wie wenn sich eine Frau einbildete, ein Mann hätte eine Seele, aber er hat keine – D ON J UAN (rechnet in seiner Brieftasche) Hier das Geldstück, ich hab den Scheck noch nicht eingelöst – D AME Du hast keine Seele, behalte den Scheck. Ich brauch auch Deine Seele nicht, gottseidank! B
10
N
N
BN
15
Lesetext
D ON J UAN – S TUDENTIN . *
9 9–10 11
(rechnet f Brieftasche)N ] \(rechnet f Brieftasche)/ den f eingelöst –N ] (1) den f eingelöst – (2) (es noch nicht gewechselt –) BN] [Scheckt.] B B
307
B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 43
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 44
Replik
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 45
308
Replik
K5/E32
309
Lesetext
Notiz und Replik
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 46
310
Notiz und Replik
K5/E33
311
Lesetext
Strukturpläne
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 47
312
Strukturpläne
K5/E34–E35
313
Lesetext
Replik
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 49
314
Replik
K5/E36
315
Lesetext
Fragmentarische Fassung zweier Bilder
8. Bild.
K5/TS7 (Korrekturschicht)
Lesetext
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 49
Vor dem Hause der Grossmutter.
BN
5
Z WEI KLEINE M ÄDCHEN ( kommen, läuten und verstecken sich) M AGD (öffnet die Tür) Ist jemand da? Hallo! Ist jemand da? D IE M ÄDCHEN (kichern leise) M AGD (ab) E RSTE Läut nochmal! Ärger die Hexe! Z WEITE Wir müssen noch was warten – sonst ist sie gleich – (sie läutet) M AGD (kommt wieder) Wer ist denn da?! Sicher wieder diese verdammten Saufratzen ! Wollen die Alte ärgern, und hetzen mich herum ! (ab) B
B
10
N B
N
B
N
N
B
N
B
N
15
B
N B
N
N
B
B
B
B
30
4 6 6 6 9 10 12–13 13 13 15 15 17 18 19 19 25 28 28 29
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 50
N
B
25
BN
E RSTE Nochmal? Z WEITE Natürlich! E RSTE (läutet Sturm und sie verstecken sich) (Stille) G ROSSMUTTER (erscheint im Tor; sieht sich um) Wo seid Ihr? Ich reiss Euch die Ohren aus, ich bring Euch um! Gesindel, dreckiges! Mist! Nocheinmal, aber dann!! (ab) E RSTE Läut nochmal! Z WEITE Jetzt läut Du! E RSTE Nein! Jetzt bist Du dran! Z WEITE Ich hab schon zweimal ! D ON J UAN (kommt) D IE Z WEI (schrecken zusammen) D ON J UAN (sieht sich um) Sagt mal: wo ist denn hier Nummer sieben? E RSTE Da! D ON J UAN So? Wo steht das? Z WEITE Die Tafel ist verschneit – (sie laufen davon)
B
B
20
N
N
B
N
N
B
N
] kommen,N ] BläutenN ] Bverstecken sich)N ] B(ab)N ] BÄrger die Hexe!N ] Bverdammten SaufratzenN ] BherumN ] BN] BE RSTE N ] BNochmal?N ] BSturmN ] B(Stille)N ] BTor;N ] BreissN ] BzweimalN ] B(sieht f um)N ] Bhier f sieben?N ] BE RSTE N ] BN B
N
[Die Magd kommt und klopft den Teppich.] kommen\,/ [und] läuten[)] [laufen davon)] |verstecken sich)| [Verdammte Saufratzen! (ab)] |(ab)| \Ärger die Hexe!/ [S] |verdammten Saufratzen| [{heru}] |herum| [Ich reiss ihnen die Ohren aus –] [Die Mädc] |E RSTE | [Noch{}] [|Noch|] |Nochmal?| \Sturm/ \(Stille)/ Tor[)] |;| [re] [|reiss E|] |reiss| [zw] |zweimal| [Sagt] |(sieht f um)| [{Si}] |hier f sieben?| [D IE M ÄDCHEN ] |E RSTE |
316
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 51
Fragmentarische Fassung zweier Bilder
N
B
N
B
10
N
B
B
15
Lesetext
D ON J UAN (sieht ihnen überrascht nach, geht dann und läutet. Es rührt sich nichts. Er läutet noch mal. Wieder nichts. Er läutet abermals) G ROSSMUTTER (erscheint wütend) Wer läutet da?! Ich werds Euch austreiben, Mistfratzen – (sie erblickt Don Juan und stockt) D ON J UAN Pardon, hier ist doch Nummer sieben? G ROSSMUTTER Ja. Sie wünschen? D ON J UAN Ich möchte das gnädige Fräulein sprechen. G ROSS (starrt ihn an) D ON J UAN Ist sie zuhaus? G ROSS (starrt ihn an) D ON J UAN Ich meine, ob sie zuhause ist? G ROSSMUTTER (tonlos) Ja. Wen darf ich, bitte, melden? D ON J UAN (lächelt) Ich möchte sie überraschen – (Stille) G ROSSMUTTER Kommen Sie – D ON J UAN (kommt) B
5
K5/TS7 (Korrekturschicht)
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 52
N
N
XXXXXXXXX
Bei der Grossmutter.
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 53
20
Grossmutter kommt mit Don Juan G ROSSMUTTER Nehmen Sie Platz. D ON J UAN Danke. G ROSSMUTTER (setzt sich in den Sorgenstuhl) N
B
25
BN
Ich weiss, wer Sie sind. D ON J UAN (sieht sie perplex an) G ROSSMUTTER Sie haben ihr viele Briefe geschrieben – D ON J UAN Ja. G ROSSMUTTER Aber sie hat nicht geantwortet. D ON J U Deshalb bin ich hier – G ROSSMUTTER Ich habe Sie erwartet. Ich bin ihre Grossmutter. D ON J (lächelt) Das hab ich mir gedacht. (Stille) N
B
30
35
G ROSS Sie werden steckbrieflich verfolgt? D ON J (starrt sie bestürzt an) G ROSS Ich weiss alles. B
4 6 7 13 14 22 25
B
Mistfratzen –N ] wünschen?N ] BIch f sprechen.N ] Büberraschen –N ] B(Stille)N ] BG ROSSMUTTER N ] BN]
29 38
B
B
B
D ON J UAN N ] Ich f alles.N ]
N
Mistfratzen[!]|–| [{wünsch}] |wünschen?| [Ich] [|Ist da|] |Ich f sprechen.| [über] |überraschen –| \(Stille)/ [Gross] |G ROSSMUTTER | [Ich bin ihre Grossmutter – D ON J UAN (lächelt) Das hab mich mir gedacht. G ROSSMUTTER ] [D ON J UAN ] |D ON J UAN | [Ich weiss] [|Wir wissen alles.|] |Ich f alles.|
317
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 54
Fragmentarische Fassung zweier Bilder
5
Lesetext
D ON J Es ist alles nicht wahr. G ROSS Es ist eine hohe Belohnung auf Sie ausgesetzt – D ON J Zeigen Sie mich an. G ROSS Nein. Das werden Sie nicht erleben, und wenn ich verhungern müsst – (Stille) D ON J Weiss sie auch davon? G ROSS Nein. Ich habs ihr verheimlicht – (sie grinst) D ON J Danke. (Stille) G ROSS Was wollen Sie ihr sagen? D ON J So manches. Wo ist sie? G ROSS Später? (Stille) B
10
K5/TS7 (Korrekturschicht)
B
N
N
B
N B
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 55
15
D ON J Sagen Sie: hat sie einen anderen Mann? G ROSS Nein. Sicher nicht. (Stille) 20
D ON J Ich habe mich schlecht ihr gegenüber benommen. Ich weiss es. Aber im Krieg bin ich ein anderer geworden. Und dann hab ich ihr geschrieben, hab aber keine Antwort bekommen. Ich bin jetzt nur her, um sie zu sehen, um sie zu fragen, warum sie mir nicht antwortet, warum sie mich wieder zurückstiess in mein früheres Leben. B
N
B
25
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 56
BN
G ROSS Das müssen Sie sie selber fragen – (sie grinst) (Still) 30
D ON J Wo ist sie? G ROSS Später! D ON J UAN Eigentlich bin ich gekommen, um ihr Vorwürfe zu machen – G ROSS Vorwürfe? D ON J Jawohl, Vorwürfe. Warum hat sie keinen meiner Briefe beantwortet. Ich rief nach ihr aus der Nacht. Es war sehr finster. (Still) G ROSS Sie konnte Ihre Briefe nicht beantworten – D ON J Warum nicht? Ein paar Zeilen – G ROSS Sie konnte nicht! D ON J Sie hat kein Herz! G ROSS Beschimpfen Sie sie nur! B
35
40
9 11 12 12 21–22 24 25 31
N
Danke.N ] G ROSS N ] BSo manches.N ] BWo f sie?N ] BUnd f bekommen.N ] BLeben.N ] BN] BSpäter!N ] B B
[Gottseidank.] |Danke.| [G ROSS ] |G ROSS | [Ich] |So manches.| [Ich habe sie] |Wo f sie?| [E] |Und f bekommen.| Leben [–] |.| [(Stille)] [{U}] |Später!|
318
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 57
Fragmentarische Fassung zweier Bilder
K5/TS7 (Korrekturschicht)
D ON J Ich beschimpf sie auch! Auch ein Stein wär gerührt! Jawohl, ich war ein Schuft! Ich hab sie bei der Hochzeit sitzen lassen, in der Kirche im Brautstaat – sie war mir zu rein, ich konnt nicht nur, ich weiss es garnicht mehr genau, wie sie aussieht – sie hat mich in der Nacht lassen und kümmerte sich nichtmehr um mich! Ich werds ihr aber auch sagen, wenn ich sie seh, ich nehm mir kein Blatt vor den Mund! Ich bin \Textverlust\ G ROSS Ist es wirklich schade? D ON J Ja. Ich werd nichtmehr lang leben. (Stille) G ROSS Sie suchen mein Enkelkind? B
5
Lesetext
N
B
N
B
10
N
BN
\Abbruch der Bearbeitung\
3 5–6 7 11
garnichtN ] Ich f binN ] BwirklichN ] BN] B B
garnicht[mehr] [G ROSSMU ] |Ich f bin| \wirklich/ gestrichen: (usw. wie im Manuskript)
319
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 58
Fragmentarische Fassung des Vorworts
K5/TS8 (Korrekturschicht)
Lesetext
Erstes Vorwort
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59
BN
5
Die Gestalt des Don Juan ist schon lange zu einem Typus geworden. Sie hat verschiedene Wandlungen durchgemacht, vom absoluten Verbrecher, bösen Menschen, dem Frauenverführer, Totenlästerer, bis zum psychologisch durchleuchteten Wesen. Die metaphysische Bindung der Sexualität. \Abbruch der Bearbeitung\
2
BN
]
[Die Gestalt des Don Juan hat [unzählige] |eine| [Schriftsteller –] |Unmenge Schriftsteller| angeregt]
320
Fassung des Vorworts
K5/TS9 (Korrekturschicht)
Lesetext
Vorwort. Es gibt keinen historischen Don Juan, d.h. Don Juan hat als Person nachweislich niemals gelebt. Immer waren mehrere Personen da, über die die Meinungen auseinandergingen, wer nun der wirkliche Don Juan gewesen ist. Fest steht also nur, dass es den Don Juan als Typus gegeben hat, und da es ihn mal gegeben hat, ist es klar, dass es ihn auch heute gibt und immer geben wird. Es ist also klar, dass Don Juan auch heute noch lebt, gleichgültig, mit welchem bürgerlichen Namen er durch seine Geburt abgestempelt worden ist. N
B
5
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 60
B
B
BN
N
B
NN B
N
B
N
B
B
10
NN
BN
× Ich habe es mir also erlaubt, einen Don Juan unserer Zeit zu schildern, d. h: streng genommen, ist auch dieser Don Juan bereits Vergangenheit, denn er wird geschildert in den Jahren 1918 bis ungefähr 1920 – also in der Inflationszeit, in einer Zeit, wo sich, auch im banalsten Sinne des Wortes, alle Werte verschoben haben. Von einer historischen Warte aus gesehen, ist aber diese Zeit noch nicht zu Ende, und es ist auch noch nicht abzusehen, wann sie zu Ende gehen wird. Es ist nur zu sagen, gleichgültig wie sie zu Ende gehen wird, einen Don Juan wirds immer geben. B
15
B
B
N
N
N
B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 61
N
BN
20
× Warum das Stück „Don Juan kommt aus dem Krieg“ heisst , das findet seine Erklärung darin, dass auch ein Don Juan ein gesellschaftliches Wesen ist, wie jeder Mensch, und da gerade heutzutage der einzelne Mensch unter den gesellschaftlichen Zuständen, gleichgültig ob selbe durch die Gesellschaft verschuldet wurden oder nicht (oder von einer höheren Stelle) in Mitleidenschaft gezogen wird. Das Stück spielt nach einem verlorenen Kriege, es könnt aber auch nach einem gewonB
25
N
B
3 5 6 6 6 7 7 8–9 9
EsN ] wirklicheN ] Bden f TypusN ] BN] Bals TypusN ] BundN ] BDonN ] Bmit f ist.N ] Bworden ist.N ] B B
10
BN
14
B
15 16 16 18 23 27–322,3
B
]
wird geschildertN ]
1918N ] auchN ] BbanalstenN ] BN] BKrieg“ heisstN ] BDas f können.N ] B
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 62 ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 61v
[I] |Es|
korrigiert aus: Wirkliche
[mehrere T] |den f Typus| [Typus] \als Typus/ [{}] |und| [{Don}] |Don| [wie sein bü] |mit f ist.| (1) worden ist. (2) (wurde). || [\Die Gestalt des Don Juan hat die verschiedensten Wandlungen du/] (1) wird geschildert (2) (er lebte) 1918[–1920] \auch/ [wahrsten] |banalsten| [und wie] Krieg\“/ heisst[“] (1) || Ja, es ist typisch für unsere Zeit, dass sich der Einzelne ändert, infolge Wandlungen, oder Katastrophen, [gesell] [der] die die Allgemeinheit betreffen. – (2) \Das f können./
321
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59v
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 62
Fassung des Vorworts
K5/TS9 (Korrekturschicht)
nenen spielen. Heut haben wir keinen Krieg, aber auch keinen Frieden. Und ausserdem: der Krieg ist noch nicht überwunden, es stehen noch schwere Schlachten bevor , und es wird auch nach jenen spielen können. So wird Don Juan „ein anderer Mensch“, er bildet es sich aber nur ein, denn er kann nicht anders, er wird den Weibern „nicht entrinnen.“ B
N
5
Lesetext
B
N
N
B
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 62
× Das Problem des Don Juan wurde in mannigfacher Weise zu lösen gesucht. Die vom absoluten Gestalt hat die verschiedenartigsten Wandlungen durchgemacht, Verbrecher, bösen Menschen, dem Frauenverführer, Totenlästerer, bis zum psychologisch durchleuchteten Wesen. Ich suchte es so: der Don Juan ist für mich Repräsentant und Symbol der Tragik und Wirkung der männlichen Sexualität, und ich versuchte die metaphysische Bindung dieser Sexualität zu begreifen. B
10
B
NN BN B
N
B
B
N
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 61v
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 62 ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 63
15
× Ich schreibe ein Vorwort, es ist aber eigentlich ein Nachwort. Denn ich habe zuerst das Stück geschrieben, ohne Programm und ohne es mir zu überlegen, was ich damit schreiben möchte. Erst nachträglich fiel es mir selber auf, was es bedeutet, was ich da geschrieben habe, und um nicht wiedermal missverstanden zu werden , an Hand meiner Erfahrungen, beeile ich mich, es niederzuschreiben, was ich wollte, ohne, dass es mir ganz klar wurde. B
20
B
25
N
N
× Und nun einiges, was eine Aufführung betrifft: das Stück zerfällt in drei Akte, und zwar: 1. Akt: Der Krieg ist aus 2. Akt: Im Taumel der Inflation 3. Akt: Der steinerne Gast. B
30
B
N
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 64
Es hat 26 Bilder. Selbstverständlich sind das keine Bilder im Sinne von „Bildern“, sondern kleine Szenen, die durch Licht und die sparsamste Dekoration dargestellt B
2 2–3 3 9–10 10 10
B
10 13 14 19 21 21 26 33–323,1 33–323,1
B
B
[kommen] |stehen| \bevor/ \und/ \Die f durchgemacht,/ ergänzt:, gestrichen: (3 Seiten vorher!!!) (verweist auf:
stehenN ] bevorN ] BundN ] BDie f durchgemacht,N ] Bdurchgemacht,N ] BN] B
vom f Wesen.N ] Bder f WirkungN ] BdieN ] BundN ] Bum f werdenN ] BwiedermalN ] BeineN ] BSzenen f müssen.N ] Bdargestellt f müssen.N ]
||
K5/TS8/ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59) \vom f Wesen./ (vgl. K5/TS8)
\der f Wirkung/ [diese] |die| [,]|u|nd \um f werden/ \wiedermal/ [{di}] |eine| Szenen[. Ich {hof}] |, die f müssen.| \dargestellt f müssen./
322
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59
Fassung des Vorworts
K5/TS9 (Korrekturschicht)
werden müssen. „Sparsam“ mein ich nicht unter dern unter der Rücksicht auf den Stil des Stückes. NN BN
BN
Lesetext
Rücksicht auf die Kasse, son-
× 5
Obwohl Das Stück hat eine einzige Männerrolle ansonsten nur Frauenrollen. es ein Don Juanstück kommt keine Verführungsszene vor. Es ist uninteressant, wie eine Frau fällt, es ist nur interessant, wie sie weiter lebt, wie sie es überwindet. Es sind 38 Frauenrollen und ich gebe im Folgenden eine Aufstellung, welche Rollen von derselben Frau gespielt werden können. Es ist dies ebenfalls nicht aus Rücksicht auf die Kasse, sondern in Erkenntnis dessen, dass es bedeutend weniger innerlich verschiedene Typ Frauen gibt, als 38 , wenn sie auch eine andere Perücke aufhaben. Also: B
B
10
20
BN
N
B
15
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 65
N
(Aufstellung) (Folgende Frauen sind von einer Schauspielerin, darzustellen: 1.) × 2.) 3.) 4.) Ich wollte auch noch folgendes: die ganze Zeit vom Standpunkt der Frau aus sehen. Die Zeit soll lebendig werden durch die Frau. B
N
× 25
Ich weiss, dass es nicht leicht ist, dies Stück aufzuführen. Ich weiss aber auch, dass es meine Pflicht ist, ohne Rücksicht auf Aufführungsmöglichkeiten, das zu schreiben, was ich muss. Das klingt sehr stolz, ist aber sehr bescheiden. BN
×
30 BN
1 1 6 6 9 12 20 28
BN
] ] Bansonsten f Frauenrollen.N ] BN] B38N ] B38N ] Bvom f sehen.N ] BN]
32
BN
BN
]
gestrichen:.
[der] \ansonsten f Frauenrollen./ gestrichen:. [5]|3|8 korrigiert aus: 58 [{di}] |vom f sehen.| [Es ist nur eine tiefe Verbeugung vor dem lieben Gott, der mir die Gabe zu Teil werden liess, schreiben zu können] [Es würde mich freuen, wenn ich eine Aufführung dieses Stückes erleben könnte, aber ich glaube nicht daran. Die Welt versinkt im Dreck der Plebejer, und die Theater sind nicht so hoch, um aus dem Morast zu ragen. Sie haben sich prostituiert. Sie haben die Sprache verachtet, sie haben die Dichtung verachtet, und schrien: wir haben keine [Dichter.] |guten Stücke.| Wer soll so verrückt sein, keine Kompromisse zu machen, wenn ein solcher Pöbel den Ton angibt? Ödön von Horváth]
323
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 66
Fassung des Vorworts
K5/TS9 (Korrekturschicht)
Wir leben in einer Übergangszeit, in welcher der Plebejismus sich als Herrscher dünkt. Der Geist wird verachtet und verboten , die Kunst wird aufgefordert, sich in die Niederungen der Machthaber zu begeben. Dumme und, im besten Falle, irrsinnige Anschauungen geben den Ton an. Es wird Zeit, sammelt Euch! Gegen die Plebs! * B
B
N
N
B
5
Lesetext
2–3 2 3 4
Der f begeben.N ] verbotenN ] BbestenN ] BTonN ] B B
N
[{}] |Der f begeben.| [verb] |verboten| [besten] |besten| [Ton] |Ton|
324
B
N
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 65v
325
Figurenliste, Notiz
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59v
326
Figurenliste, Notiz
K5/E37–E38
327
Lesetext
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG Schauspiel in drei Akten von Ödön von Horváth . B
N
B
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 1
N
VORWORT
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 2
5
10
Man weiss es nicht, ob Don Juan als historische Person jemals gelebt hat. Fest steht nur, dass es den Typus Don Juan einstmals gegeben hat, und infolgedessen ist es klar, dass es ihn auch heute noch gibt und immer geben wird. Ich habe es mir also erlaubt, einen Don Juan unserer Zeit zu schildern, weil uns die eigene Zeit immer näher liegt. Scheinbar gehört zwar auch dieser Don Juan bereits der Vergangenheit an, denn er starb während der grossen Inflation 1919–23, also in einer Zeit, in der sich, auch im banalsten Sinne des Wortes, alle Werte verschoben haben. Es ist aber, wie gesagt, nur eine scheinbar vergangene Zeit, denn, von einer etwas höheren Warte aus gesehen, leben wir noch immer in der Inflation, und es ist nicht abzusehen, wann sie zu Ende gehen wird.
15
Es ist typisch für unsere Tage, wie sehr sich jeder Einzelne in seinem innerstem Wesen ändert, infolge der Katastrophen, die die Allgemeinheit betreffen. So kommt auch Don Juan aus dem Krieg und bildet sich ein, ein anderer Mensch geworden zu sein. Jedoch er bleibt, wer er ist. Er kann nicht anders. Er wird den Damen nicht entrinnen. B
N
B
N
20
Das Rätsel des Don Juan wurde in mannigfacher Weise zu lösen ver- sucht, seit hunderten Jahren, aber das Rätsel ist unlösbar. Die Gestalt hat die verschiedenartigsten Wandlungen durchgemacht, vom primitiv gesehenen Ehebrecher, Mörder und Totenlästerer, bis zum psychologisch sezierten müden Kavalier. Er lebt in der Ueberlieferung und der Sage als ein gewaltiger Verbrecher, der wie eine Naturmacht, gegen Sitte und Recht Sturm läuft. Er ist der grosse Verführer, der immer und immer von den Frauen verführt wird. Alle erliegen ihm, aber -- und dies dürfte das Entscheidende sein: wirklich geliebt wird er von keiner. (Drum hat auch dieses Stück keine einzige Liebesszene) B
B
25
N B
N
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 3
N
30
Was treibt nun die Frauen zu Don Juan? Es ist nicht allein die männliche Sexualität, deren stärkster Repräsentant er ohne Zweifel ist, sondern es ist die besonders innige und ausschliesslich ausgeprägte metaphysische Bindung dieser Sexualität, deren Wirkung sich die Frauen nicht entziehen können. Der Don Juan sucht immer die Vollkommenheit, also etwas, was es auf Erden nicht gibt. Und die Frauen wollen es ihm, und auch sich selbst, immer wieder beweisen, dass er alles, was er sucht, auf Erden finden kann. Das Unglück der Frauen ist, dass sie einen irdischen Horizont haben -- erst, da sie es schaudernd ahnen, dass er nicht das Leben sucht, sondern sich nach dem Tode sehnt, schrecken sie von ihm zurück. Die tragische Schuld Don Juans B
N
B
N
35
2 2 18–19 19 21 24 24 32 32–33
ÖdönN ] HorváthN ] BJedochN ] BDamenN ] Bsucht,N ] BseziertenN ] BmüdenN ] BstärksterN ] BinnigeN ] B B
[O]|Ö|dön Horv[a]|á|th [Aber] |Jedoch| [Weibern] |Damen| || [sucht,] |sucht,| sezierte[m]|n| müde[m]|n| [erster] |stärkster| [stark] |innige|
328
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 2
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
ist, dass er seine Sehnsucht immer wieder vergisst oder gar verhöhnt, und so wird er zum zynischen Opfer seiner Wirkung, aber nicht ohne Trauer. B
*****************************
5
PERSONEN:
10
N
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 4
Don Juan und fünfunddreissig Frauen. Diese fünfunddreissig Frauen können nicht nur, sondern müssen auch von weit weniger Schauspielerinnen dargestellt werden, sodass also fast jede Schauspielerin mehrere Rollen zu spielen hat. Es sei dies nicht nur mit Rücksicht auf die Aufführbarkeit dieses Schauspiels festgestellt, sondern als Resultat einer alten Erkenntnis: es gibt nämlich keine fünfunddreissigerlei Frauen, sondern bedeutend weniger. Die gleichen Grundtypen kehren immer wieder und sollen daher auch auf der Bühne von den gleichen Frauen dargestellt werden. Trotzdem war es natürlich durchaus notwendig, fünfunddreissig Frauen zu bringen, um zu zeigen, wie sich die einzelnen Grundtypen entwickeln können. Zunächst nun ein korrektes Personenverzeichnis, der Reihenfolge der Auftritte nach: B
N
B
15
20
25
30
35
40
B
D ON J UAN Z WEI ÄLTLICHE S OUBRETTEN D REI W EIBER G ROSSMUTTER M AGD Z WEI LOSE M ÄDCHEN O BERIN S CHWESTER W ITWE Z WEI K UNSTGEWERBLERINNEN K ELLNERIN M UTTER I HRE BEIDEN T ÖCHTER V IER D AMEN E INE D AME AUS B ERN D IE D ICKE D IE B LONDE D IE D UNKLE N ACHBARIN E INE M ASKE Z WEI ALTE W EIBER Z WEI D ORFMÄDCHEN W IRTIN Z WEI KLEINE M ÄDCHEN . 2 11 14 15
N
N
Wirkung f Trauer.N ] nicht nurN ] BBühneN ] Bden gleichenN ] B B
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 5
Wirkung[.]|,| \[{}] aber nicht [ohn] ohne Trauer./ [keineswegs] |nicht nur| Bühne[n] den\ /gleichen
329
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
Und nun ein Verzeichnis der Zusammenfassung der einzelnen Frauenrollen, mit Rücksicht auf den Grundtypus (in Klammern der jeweilige Aufzug ihrer Auftritte): 5
ERSTE ROLLE ZWEITE ROLLE DRITTE ROLLE
10
VIERTE ROLLE FUENFTE ROLLE SECHSTE ROLLE SIEBENTE ROLLE
15
ACHTE ROLLE
Erste ältliche Soubrette (I) Oberin (I II) Mutter (II III) Erstes altes Weib (III) Zweite ältliche Soubrette (I) Witwe (II) Erste Dame (II III) Erstes Weib (I) Nachbarin (II) Zweites altes Weib (III) Wirtin (III) Grossmutter (I III) Magd (I III) Zweite Dame (II III) Maske (III) Erstes loses Mädchen (I) Kellnerin (II) Dritte Dame (II) Zweites Dorfmädchen (III) Zweites loses Mädchen (I) Zweite Tochter (II III) Erstes Dorfmädchen (III) Schwester (I) Erste Kunstgewerblerin ( II ) Erste Tochter (II III) Vierte Dame (II) Zweite Kunstgewerblerin (II) Dame aus Bern (II) Zweites Dorfmädchen (III) B
NEUNTE ROLLE
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 6
N
20
25
30
Die restlichen Rollen sind durchwegs sehr klein. Es sind dies: Zweites und drittes Weib (I) Die Dicke (II) Die Blonde (II) Die Dunkle (II) Erstes und zweites kleines Mädchen (III) **************************************** ZEIT UND SCHAUPLATZ: Das Stück beginnt im Spätherbst 1918 und dauert dann relativ nichtmehr lang. Es hat drei Akte und dreiundzwanzig Bilder. Natürlich sind dies keine Bilder im strengen Sinne des Wortes, sondern fast immer nur kleine Szenen, die sich auf kleinstem Raume ereignen . Der Schauplatz darf nur angedeutet werden, nicht nur um die einzelnen Akte pausenlos durchspielen zu können, sondern auch um der Sprache gerecht zu werden. Uebersicht: B
35
40
45
B
N
N
ERSTER AKT: DER KRIEG IST AUS. 1. Fronttheater. 2. Strasse. 3. Zimmer der Grossmutter. 4. Strassenecke. 5. Zimmer des zweiten losen Mädchens. 16 33 35
IIN ] dreiundzwanzigN ] BereignenN ] B B
[I]|II| [sechs] |drei|undzwanzig [abspielen] |ereignen|
330
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 7
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
6. Krankenhaus. 7. Zimmer der Grossmutter.
5
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15
20
25
ZWEITER AKT: IM TAUMEL DER INFLATION. 1. Krankenhaus. 2. Cafe. 3. Zimmer bei der Mutter. 4. In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers. 5. Balkonloge in der grossen Oper. 6. Auf dem Eislaufplatz. 7. Zimmer bei der Mutter. 8. Atelier der beiden Kunstgewerblerinnen. 9. Zimmer bei der Mutter. DRITTER AKT: DER SCHNEEMANN. 1. Treppenhaus. 2. Zimmer bei der Mutter. 3. In der Wohnung des Inflationsgewinnlers. 4. Im tiefverschneitem Wald. 5. Der Schneemann. 6. Vor dem Hause der Grossmutter. 7. Friedhof. ***************************************
331
IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 8
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
ERSTER AKT: DER KRIEG IST AUS
5
10
15
20
25
30
35
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Spätherbst 1918. Fronttheater in einer Barracke. Primitivste Künstlergarderobe. Z WEI S OUBRETTEN , bereits etwas bejahrt, packen ihre Koffer. In weiter Ferne Trommelwirbel und Trompetensignal. Es regnet. E RSTE Der Krieg ist aus und wir haben den Krieg verloren. Z WEITE Ich find meine rote Perrücke nicht. E RSTE Der Direktor ist auf der Kommandantur. Der Nachschub hat gemeutert und der dicke Oberst ist abgesetzt. Es gibt keine Offiziere mehr. Ein Feldwebel ist General. Z WEITE Ich wollt, ich hätt diesen Hundsvertrag niemals unterschrieben -- Soubrett in einem Fronttheater, wo ich doch schon das Gretchen gestaltet hab! Glaubst Du, dass wir heut abend noch spielen werden? E RSTE Das steht bei Gott. Die Hauptsache ist, wir bekommen bald Frieden. Z WEITE Ich bin nur neugierig, wie sich jetzt die Theaterverhältnisse entwickeln werden -- da ist sie, die rote Perrücke! (sie setzt sie sich auf, wie einen Hut; der Wekker läutet) Kusch! (sie stellt ihn ab) E RSTE (blickt auf den Wecker) Heut ist ein historisches Datum. Um zwölf beginnt der Waffenstillstand. Z WEITE (vor dem Spiegel) Also in zwanzig Minuten. (In weiter Ferne schlägt eine Granate ein) E RSTE Wieviel mögen wohl noch fallen -Z WEITE Mir tun nur die Weiber leid, die ohne Männer zurückbleiben. E RSTE Wie Du redest! Ist denn ein Mann kein Mensch? Z WEITE Nein. D ON J UAN (tritt ein; er steckt in einer verdreckten Uniform, ohne Sterne, ohne Waffen) E RSTE (perplex) Sie wünschen? D ON J UAN (zur Z WEITEN ) Ich suche Sie. Wir kennen uns. Z WEITE Wir? Wüsste nicht, woher -D ON J UAN Ich sah Sie in zwei Operetten. Z WEITE (plötzlich interessiert) In welchen? D ON J UAN (starrt sie an) Die hab ich vergessen. Ich weiss nur, Sie standen am Souffleurkasten und warteten. Sie wussten, dass er kommen wird. Die Gardinen waren weiss, erinnern Sie sich? Das war die erste Rolle. Dann schrieben Sie einen Brief, es war Nacht, und Sie wussten, dass er antworten wird. Das war die andere Rolle. Ihr Lächeln erinnerte mich an eine Frau, noch vor dem Krieg, und manchmal ist es mir, als wären schon hunderte Jahre vergangen -- hm. Darf ich Ihnen ein kleines Geschenk, als Dank dafür, dass Sie mich erinnerten -- (er lächelt und überreicht ihr ein Päckchen) Zigaretten, meine ein- zige Eroberung. Echte ägyptische -- (er nickt ihr zu und ab) (Stille) Z WEITE Hast Du Worte? E RSTE Er ist verrückt geworden.
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
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In der Heimat. W EIBER stehen Schlange vor einem leerem Lebensmittelgeschäft. E RSTE Kein Brot, kein Salz, kein Fett -- ist das der Friede?! Z WEITE Beruhigen Sie sich, Frau Hausmeister! Die Hauptsach ist, dass die Männer wieder da sind aus den Hekatomben der Front. E RSTE Also meinem Herrn Gemahl hätt ich ruhig ein bisserl Trommelfeuer vergönnt, aber der hat Plattfüss und ist während der ganzen grossen Zeit hinterm Ofen gehockt und wenn ich nur aufmuck, dann haut er mir eine hin -- ob Krieg, ob Frieden: das ist mir wurscht! D RITTE Versündigen Sie sich nicht! Mein armer Joseph hockt in Sibirien und wer weiss, wann der wiederkommt. Sie werdens erst fühlen, wie Ihnen die Prügel abgehen werden, wenn Sie keinen Prügler mehr haben werden. E RSTE Ich pfeif auf die Herren der Schöpfung! D ON J UAN (erscheint und wendet sich an die W EIBER ) Ich suche die Frau Hausmeister -E RSTE (fällt ihm resolut ins Wort) Die bin ich. D ON J UAN Ihr Mann sagte mir, Sie wären hier, ich war gerade bei Ihnen -E RSTE (fällt ihm wieder ins Wort) Sie wünschen? D ON J UAN Nur eine Auskunft -- (er sieht sich um, als würde ihn wer verfolgen; langsam) Es war noch vor diesem Krieg, da wohnte bei Ihnen im dritten Stock links eine junge Dame -- und diese Dame suche ich. Ihr Mann sagte mir zuvor, sie wäre fortgezogen, doch wusste er nicht, wohin -E RSTE (starrt ihn an) Eine Dame -- (sie stockt plötzlich und erkennt ihn entsetzt) Jesus Maria Josef, jetzt erkenn ich den Herrn erst wieder! Gott steh mir bei, ich dachte, Sie wären tot! D ON J UAN (lächelt leise) Ich war nur vermisst. E RSTE Es gibt noch Wunder. Also, das gnädige Fräulein, das ist fort. Die wohnt jetzt bei ihrer Frau Grossmutter. D ON J UAN (horcht überrascht auf) Wo? E RSTE Wie heisst denn nur das Nest? (sie sieht in ihrem Notizbuch nach) Richtig, da stehts. So heisst es -- (sie zeigt ihm die Adresse) D ON J UAN (liest sie) So weit? E RSTE Ja. (Stille) D ON J UAN (langsam) Wann ist sie denn fort? E RSTE 1915. Ich erinner mich noch genau an den Tag, denn es war grad der grosse Sieg bei Gorlice und der Sturm hat unsere Fahne zerfetzt. D ON J UAN Bei Gorlice war ich dabei. E RSTE So? Na, hin ist hin! (Stille) D ON J UAN Drum hat sie mir also nicht geantwortet, ich hab ihr nämlich geschrieben, vor sechs Wochen schon -E RSTE Wir haben alles nachgesandt, aber in einem Krieg geht immer viel Post verloren. D ON J UAN Ja. (er blickt empor) Wer wohnt denn jetzt im dritten Stock links? E RSTE Eine praktische Dentistin. Es hat sich halt alles verändert durch diesen Krieg.
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Die Herren Dentisten sind gefallen und die Weiber haben studiert, aber ich persönlich hätt als Patient kein Vertrauen zu einem Weib. D ON J UAN (lächelt wieder leise) Warum nicht? (er sieht sich wieder um, als würde ihn wer verfolgen) Also dann fahr ich halt jetzt. Zur Grossmutter – (ab) E RSTE Glückliche Reise, gnädiger Herr! Glückliche Reise! (sie wendet sich rasch an die W EIBER ) Wisst Ihr, wer das war? Das war mal eine stadtbekannte Persönlichkeit mit lauter erotischen Skandalaffairen! Der hat seine Braut verlassen, knapp vor der Hochzeit und knapp vor dem Krieg, und hat sich mit tausend miserablen Frauenzimmern herumgetrieben in Saus und Braus, derweil war seine Braut eine reine Seele, ein direkter Engel. Aber jetzt scheint ihn die Reue gepackt zu haben -- na, wenn dieser Don Juan mein Bräutigam gewesen wär, den hätt ich erwürgt! D RITTE (boshaft) Aber gepfiffen hätten Sie nicht auf ihn? E RSTE (grinst) Das ist ein anderes Kapitel. B
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In einer kleinen Stadt. Dort sitzt die G ROSSMUTTER in ihrem Sorgenstuhl und liest die neueste Zeitung. G ROSSMUTTER (ruft) Anna! Anna! M AGD (kommt) G ROSSMUTTER In der Zeitung steht, seit gestern ruhen die Waffen, jetzt wird geplündert, auch bei uns. Sie haben den Metzger erschlagen und den Holzhändler verletzt. Schliess die Fenster, schliess die Türen, aber doppelt, dumme Gans! M AGD (fährt sie an) Ich bin keine dumme Gans, verstanden?! Jetzt gibts eine andere Zeit, auch bei uns, und auch eine Magd will jetzt anders behandelt werden, verstanden?! G ROSSMUTTER (kreischt) Ich werd mir wegen Deiner neuen Zeit keinen anderen Ton angewöhnen! Sechsundsiebzig Jahr bin ich alt geworden und hab schon alles hinter mir, Kriege und Frieden und Revolutionen -- ich änder mich nicht! Es wird alles verriegelt! M AGD (höhnisch) Doppelt, doppelt! (ab) G ROSSMUTTER (blickt ihr wütend nach; murmelt) Bestie -(Es läutet am Tor) G ROSSMUTTER (zuckt zusammen und lauscht furchtsam; dann kreischt sie wieder) Anna! Anna! Wer läutet, wer läutet?! M AGD (kommt mit einem Brief; fast feierlich) Hier ist ein Brief gekommen -G ROSSMUTTER Ein Brief? Wer schreibt mir denn noch? M AGD Er ist nicht für Sie, er ist für das Fräulein -G ROSSMUTTER Für wen? (sie erhebt sich entsetzt) M AGD Für das arme gnädige Fräulein. (Stille) 4
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Zur Grossmutter –N ]
Zu[m]|r| [gnädigen Fräulein. Vielen Dank!] |Grossmutter –|
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
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G ROSSMUTTER Zeig her. M AGD (gibt ihr den Brief) Er kommt noch aus dem Feld. G ROSSMUTTER (starrt auf das Couvert und überlegt) M AGD Das arme Fräulein, zwei Jahr ist sie tot und bekommt einen Brief -G ROSSMUTTER (fällt ihr ins Wort) Schick ihn zurück. M AGD In den Krieg? (Stille) G ROSSMUTTER (erbricht den Brief mit plötzlichem Entschluss und liest) „Liebste“ -Ach, er ist das -- -- (sie überfliegt die Zeilen) -- „ich werde kommen und gehöre nur Dir“ -- (sie horcht auf) Nur Dir? Einer Toten? (sie bekreuzigt sich) Gott steh ihm bei -- --
*********************************************** Strassenecke in der Nacht. Der Mond scheint auf ein Schild: „Wer weitergeht wird erschossen!“ Darunter spanische Reiter. Z WEI LOSE M AEDCHEN kommen. E RSTE (reisst plötzlich die Z WEITE zurück; unterdrückt) Halt! Kannst denn nicht lesen?! Z WEITE (erblickt das Schild) Heiliger Strohsack! E RSTE Einen Schritt und sie schiessen scharf. Dort stehen die Roten. (Stille) Z WEITE Gestern war ein Weisser bei mir. E RSTE Es ist alles nur lilablassblau -- (sie überfliegt apathisch ein Plakat an der Wand im Mondenschein) Frauen, Mütter, Töchter. Wo sind Euere Männer? Im Massengrab. Schluss mit der Vorherrschaft des Mannes -- (sie wendet sich ab und grinst) Schluss. D ON J UAN (erscheint und will vorbei) Z WEITE (unterdrückt) Halt! D ON J UAN (hält) Z WEITE Wer weitergeht wird erschossen. D ON J UAN Warum? E RSTE (zur Z WEITEN ) Der Mann gefällt mir. Er fragt, warum man ihn erschiesst -(zu D ON J UAN ) Bist Du Ausländer? D ON J UAN (lächelt) Nein. Ich komme vom Mond. Z WEITE Erzähl uns was vom Mond! D ON J UAN Auf dem Mond ist alles tot -- (er entdeckt erst jetzt das Schild und die spanischen Reiter) Wie komm ich denn hier zum Bahnhof? E RSTE Der Bahnhof bildet einen rauchenden Trümmerhaufen. Er wurde bombardiert, mein Herr. Liest Du denn keine Zeitung? D ON J UAN Nein. E RSTE Wo willst Du denn hin? D ON J UAN Nachhaus. Z WEITE Zur Mutter? D ON J UAN (horcht auf) Das wär schön. E RSTE Aber es fährt kein Zug. Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will. Bist Du rot oder weiss?
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Kahles Zimmer mit Bett, Sofa und eisernem Waschtisch. D ON J UAN kommt mit der Z WEITEN . Z WEITE (macht Licht) Grüss Gott, tritt ein, bring Pech herein! Hier ist mein Schloss. D ON J UAN Ich werd auf dem Sofa übernachten. Z WEITE Du kannst auch im Bett -D ON J UAN Danke. (er sieht sich wieder um, als würde ihn wer verfolgen) Es riecht nach Flieder. Z WEITE Lach mich nur aus. D ON J UAN Es riecht aber wirklich nach Flieder. Wie spät ist es denn schon? Z WEITE Immer noch viel zu früh. D ON J UAN (setzt sich auf das Sofa) Mach das Fenster auf, bitte. Z WEITE Das Fenster? Damit es noch kälter wird? D ON J UAN Mir ist es heiss. Z WEITE (beobachtet ihn) Hast Du Fieber? Gib acht, es grassiert eine geheimnisvolle Krankheit und die Leut sterben, wie die Fliegen. Es ist alles verseucht und die Bazillen liegen in der Luft, man nennts die Grippe, aber es ist die Pest. Fühlst Du Dich matt? D ON J UAN Ja. Z WEITE (deutet auf ihr Herz) Sticht es da drinnen? D ON J UAN Ja. Z WEITE Komm, leg Dich ins Bett, ich deck Dich zu. D ON J UAN (lächelt müde) Du bist ein braves Mädchen. N
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Lesetext
D ON J UAN Ich bin garnichts -- (er blättert in seinem Fahrplan) Einmal muss ich noch umsteigen, ein einzigesmal -- Jetzt wär ich vielleicht schon dort. (In der Ferne fallen einige Schüsse) Z WEITE Sie schiessen schon wieder. D ON J UAN Das war ein leichtes Maschinengewehr. Wo kann man denn hier übernachten? E RSTE Nur bei uns. In den Hotels liegen Bewaffnete. (Stille) D ON J UAN Ich möchte schlafen und sonst nichts. E RSTE Ist das alles? Wir arbeiten unter Tarif. D ON J UAN (lächelt) Ich bin kein Unternehmer. (Stille) E RSTE Dann bleib ich lieber, wo ich bin. Z WEITE (zur E RSTEN ) Sie werden Dich noch erschiessen! E RSTE Betrunkene gibts immer. Z WEITE (zu D ON J UAN ) Komm!
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D ON J UAN Ja.N ]
\D ON J UAN Ja./
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
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Z WEITE Ich bin nur brav, weil Du mir gefällst. So leg Dich doch! D ON J UAN (erhebt sich) Nein, ich darf nicht krank werden -- (er geht auf und ab) Z WEITE (gekränkt-ironisch) Hast noch grosse Dinge vor? D ON J UAN Wie mans nimmt. (Stille) Z WEITE Bist Du verheiratet? D ON J UAN (lächelt leise) Fast. Z WEITE Also verlobt? D ON J UAN Ich bin treu. Z WEITE (lächelt) Seit wann? D ON J UAN Seit dem Krieg -- (er grinst leise) Z WEITE (starrt ihn plötzlich an) Schad. D ON J UAN Still! (er lauscht) Jetzt hat doch wer meinen Namen gerufen -- (er blickt empor) Z WEITE Wie heisst Du? D ON J UAN Wer wohnt denn da über uns? Z WEITE Ueber uns ist nur das Dach und dann ist Schluss. D ON J UAN Wirklich? Z WEITE Ja. D ON J UAN (legt sich auf das Sofa) Z WEITE (sitzt auf dem Bett und betrachtet ihn) Warst Du lang im Krieg? D ON J UAN Solang er gedauert hat. Z WEITE Auch im Osten? D ON J UAN Ueberall. (Stille) Z WEITE Mein Vater ist bei Gorlice gefallen. D ON J UAN Bei Gorlice war ich auch dabei. Z WEITE Vielleicht hast Du dann meinen Vater gekannt? Er war beim hundertvierundzwanzigsten Landsturmregiment, ein auffallend Grosser mit einem schwarzen Bart -D ON J UAN Ich hab ihn nicht gekannt. Z WEITE Schad -- (sie lächelt leise und legt sich hin) (Stille) D ON J UAN Wer liegt denn unter dem Bett? Z WEITE (schnellt entsetzt empor) Was?! Wo? -- (sie sieht ängstlich nach) Da liegt doch nichts -D ON J UAN Ich dacht, es wär ein grosser Hund. Z WEITE Mir scheint, Du hast wirklich Fieber und phantasierst herum -D ON J UAN (erhebt sich wieder) Ich bin nicht krank, ich fühl mich nur elend -Z WEITE Leg Dich lieber hin! D ON J UAN Nein. (er geht auf und ab) Hast Du Briefpapier? Z WEITE (perplex) Warum? D ON J UAN Weil ich einen Brief schreiben möcht -Z WEITE (grinst) An Deine Braut? D ON J UAN Ja. Denn vielleicht hast Du recht, dass ich krank bin, und dann wirds noch eine Zeit dauern -- (er fasst sich ans Herz und setzt sich wieder auf das Sofa) Eigentlich wollt ich sie überraschen. Z WEITE Habt Euch lange nicht gesehen?
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Fragmentarische Endfassung
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ON J UAN Den ganzen Krieg über nicht. Z WEITE (ironisch) Und sie blieb Dir treu? D ON J UAN (stutzt; dann bestimmt) Ja. Z WEITE (ironisch) Sie hat Dir jeden Tag geschrieben? D ON J UAN Nein. Nie. Mit Recht. Denn ich war schuld, dass wir uns trennten -- aber sie wartet auf mich. Z WEITE Wie sicher Du das sagst -D ON J UAN Ich weiss es. (er legt sich wieder hin) (Stille) Z WEITE Ich hab noch nie einen Solchen getroffen, wie Dich. Aber vielleicht kenn ich auch keine richtigen Männer, weil die Richtigen alle im Krieg waren, wie ich angefangen hab. D ON J UAN Wann? Z WEITE Das hab ich vergessen -- (sie grinst) D ON J UAN Ich nicht. Z WEITE Ich weiss nur, es hat geregnet. Da hast Du Dein Briefpapier -- (sie legt es auf den Tisch) D ON J UAN (schwach) Danke. (Stille) Z WEITE Wo wohnt denn Deine Braut? D ON J UAN Bei ihrer Grossmutter. Z WEITE (gähnt und zieht sich mechanisch aus) Ihr Männer verdient keine Frauen -Oh Gott, was seid Ihr doch alle neben meinem armen Vater! Nichts. Lauter nichts -- (sie gähnt wieder) Man sollt Euch wegwerfen. Eigentlich hass ich Euch alle. -- Hörst Du mich? D ON J UAN (ist bewustlos geworden) Z WEITE Hallo. Hallo! -- -- Was ist Dir denn? (sie geht langsam zum Sofa, beugt sich über ihn und betrachtet ihn) Bist Du tot?
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In Krankenhaus wacht die junge S CHWESTER. Es ist Nacht. Die O BERIN kommt und kontrolliert. O BERIN Ist etwas geschehen? S CHWESTER Schwester Oberin, der Mann, den wir schon aufgegeben haben, der ist wieder zu sich gekommen. O BERIN So? S CHWESTER Nur auf Minuten, aber der Medizinalrat meint, er ist jenseits der Gefahr. O BERIN Weiss man es schon, wer er ist? S CHWESTER Man weiss nur, er kommt aus dem Krieg, und der Medizinalrat meint, nach den Narben zu schliessen, muss er mal schwer verwundet worden sein -(sie sieht sich ängstlich um) Schwester Oberin, der Mann ist vom Bösen besessen -O BERIN Was redest Du da?!
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Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
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S CHWESTER Er sprach zuvor mit seiner Braut, er hätt alles bereut -- es waren lauter Todsünden, so entsetzliche, wie ich noch nie welche gehört hab, aber während er sie aufzählte, wurde er wieder stolz und brüstete sich damit -O BERIN Er hat doch fast vierzig -S CHWESTER (fällt ihr ins Wort) Nein, es war nicht nur das Fieber, es ist alles wahr, was er gesprochen hat, ich fühls -- Schwester Oberin, er ist der Teufel! O BERIN Still! (Stille) S CHWESTER Ich hab ihn gepflegt, aber ich möcht ihn nichtmehr pflegen. (Stille) O BERIN Du musst auch den Teufel pflegen, wenn er krank sein sollte -- (sie will ab, wendet sich jedoch noch einmal an die S CHWESTER ) Du weisst, es gibt nur Einen, zu Dem Du kommen kannst, wenn Du Dir entfliehen musst. S CHWESTER (fährt hoch und starrt sie an) O BERIN Friede sei mit Dir -- (ab) B
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Wieder in der kleinen Stadt. Die G ROSSMUTTER sitzt in ihrem Sorgenstuhl und liest einen Brief. Die M AGD scheuert den Boden. G ROSSMUTTER Er ist noch immer krank, sonst wär er schon da. Er schreibt, er wär mal schwerverwundet gewesen und da hätt er es erst gefühlt, dass man nur einer gehört. Jaja, der Herr hatte Angst vor der Hölle und hat sichs vorgenommen, alles wieder gutzumachen -- (sie kichert grimmig) M AGD Sollten Sie ihm nicht schreiben, dass das arme Fräulein längst nichtmehr ist? G ROSSMUTTER Kümmer Dich um den Boden! M AGD Es ist schon der fünfte Brief -G ROSSMUTTER Er soll nur noch schreiben, bis ihn der Teufel holt! (sie blickt wieder in den Brief und grinst) Er sucht ja seine Seele -M AGD (fährt sie plötzlich an) Lassen Sie die Toten ruhen! (Stille) G ROSSMUTTER Du weisst, was er ihr angetan hat, Du weisst es, wie sie gestorben ist -jetzt soll er sie nur suchen, ich will es ihm selber sagen, dass er sie umgebracht hat. Nur das will ich noch erleben, dass er kommt -M AGD (fällt ihr ins Wort) Er wird nicht kommen, wenn er keine Antwort kriegt. G ROSSMUTTER Er kommt. M AGD Nie! (Stille)
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S CHWESTER f damit --N ]
] (Stille)N ] BN] BN B
|| [SCHWESTER
Er hatte fast vierzig und sprach zu seiner Braut, er hätt alles bereut -- es waren lauter Todsünden, so ent-] |S CHWESTER f damit --| [Grad] \(Stille)/ [{}]
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Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
G ROSSMUTTER (lauernd) Woher weisst denn Du das? Kennst Du ihn denn? M AGD Nein. Aber ich kann ihn mir vorstellen. G ROSSMUTTER (höhnisch) Wie sieht er denn aus? M AGD Auf das kommts nicht an. Er könnt auch einen Buckel haben. (Stille) G ROSSMUTTER Mit oder ohne Buckel, hier wird er vor mir stehen, Du wirst es erleben, und wenn ich hundert Jahr warten müsst, ich werd es erwarten, denn ich will es erwarten -(Es läutet am Tor) G ROSSMUTTER (zuckt zusammen) M AGD (ab, um zu öffnen) G ROSSMUTTER (lauscht furchtsam; kreischt) Anna! Anna! Wer läutet, wer läutet?! M AGD (kommt) Es war nur ein Bettler. G ROSSMUTTER Du hast ihm doch nichts gegeben? M AGD Nein. (sie scheuert wieder den Boden) G ROSSMUTTER (liest die Zeitung) Deine „neue Zeit“ ging rasch vorbei. Bettler bleibt Bettler. In der Zeitung steht, es kommen wieder die alten Zeiten -M AGD (murmelt) Nicht für Sie -G ROSSMUTTER (horcht auf) Hast Du was gesagt? M AGD Nein. Nichts. B
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ENDE DES ERSTEN AKTES
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Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
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ZWEITER AKT: IM TAUMEL DER INFLATION
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Nach zwei Monaten. Korridor im Krankenhaus. Die O BERIN teilt einer tiefverschleierten W ITWE den plötzlichen Tod ihres Gatten mit. W ITWE Ich kann es noch nicht fassen. O BERIN Gott gibt und Gott nimmt. W ITWE Vier Jahr stand er im Schützengraben und war nur zweimal leicht verwundet, aber jetzt, wo endlich Frieden ist, stirbt er an einer Erkältung, im Bett -O BERIN Auch die Grippe gehört noch zum Krieg. W ITWE (schluchzt) Oh Mann, Mann! -- (sie fasst sich wieder) Kann ich ihn denn nicht sehen? O BERIN Zehn Minuten, liebe Frau. Wir ziehen ihn nur an -- (sie nickt ihr freundlich zu und will nach links ab) D ON J UAN (kommt von links; er hat keinen Kragen an, ist unrasiert und sieht gelb und müde aus; zur O BERIN ) Schwester Oberin, ist die Post schon gekommen? W ITWE (horcht bei seiner Stimme auf) O BERIN (zu D ON J UAN ) Ja. D ON J UAN Und für mich wieder nichts? O BERIN (fixiert ihn) Sagen Sie: auf was warten Sie denn schon seit acht Wochen? D ON J UAN Auf eine Antwort. Aber, wenn ich sie nicht bekomm -O BERIN (fällt ihm ins Wort) Was ist dann? D ON J UAN (grinst) Nichts. Dann bleibt alles beim alten. (Stille) O BERIN Sie sollten sich etwas ablenken -- (ab nach links) D ON J UAN (sieht ihr nach) Ablenken? -- (er lächelt leise und will an der W ITWE vorbei nach rechts ab) W ITWE (ergreift plötzlich seinen Arm) D ON J UAN (hält perplex) Sie wünschen? W ITWE (langsam) Du bist es doch, nicht? D ON J UAN (begreift nicht) Wer? Wer soll ich denn sein? (er sieht sich etwas hilfesuchend um) W ITWE Wir kennen uns doch. D ON J UAN Hm. Durch den Schleier seh ich nicht durch -- (er lächelt) W ITWE (hebt den Schleier; sie ist eine alte Frau) D ON J UAN (weicht etwas zurück; verlegen) Offen gestanden -W ITWE (fällt ihm ins Wort) Wie gehts denn Deiner Braut? D ON J UAN (zuckt zusammen und starrt sie an) W ITWE Ist sie glücklich mit Dir? Oder hat sie Dich genau so betrogen, wie Du mich? Blieb sie Dir treu? Sie ist doch ein Engel, nicht? (sie lacht) D ON J UAN Jetzt weiss ich, wer Du bist -W ITWE (gehässig) Hast mich erkannt? D ON J UAN An Deinem Lachen – (er fasst sich ans Herz und krümmt sich etwas) W ITWE (beobachtet ihn; boshaft) Sticht es da drinnen?
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] D ON f etwas)N ] Lachen –N ]
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J UAN An Deinem Lachen. Jaja, diese Zeit. Wie gehts denn Deinem Mann?] |D ON f etwas)| Lachen[.] |–|
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|| [DON
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Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
D ON J UAN (lächelt müde) Es blieb mir etwas auf dem Herzen, vom Krieg -- die Grippe hats beschleunigt. W ITWE (langsam, lauernd) Du hattest sie auch, diese Grippe? D ON J UAN Sogar ziemlich. W ITWE Und Du lebst noch? D ON J UAN Ich bild es mir ein -- (er grinst) (Stille) W ITWE Mein Mann ist tot. D ON J UAN Das tut mir aber leid -W ITWE (fällt ihm ins Wort) Halt den Mund. (Stille) W ITWE Er hat uns alles verziehen, mein Mann, mir und Dir. Jetzt ist er tot und Du lebst. Du -- (sie fährt ihn an) Warum bist denn nicht Du verreckt?! Was suchst Du hier noch unter Menschen?! Bringst bloss Unglück und Unglück, wo Du auftauchst, lauter Unglück! (Stille) D ON J UAN (langsam) Ich glaub, ich bin durch diesen Krieg ein Anderer geworden -W ITWE (höhnisch) Bei Deinen Talenten? D ON J UAN Ich glaub, die hab ich verloren. W ITWE Nein. Du bleibst, wer Du bist. D ON J UAN Ich bin es müde. W ITWE Man sollte Dich ausrotten. D ON J UAN Ich weiss, ich bringe den Damen nichts Gutes -- (er lächelt leise) W ITWE Du wirst ihnen nicht entrinnen. BN
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Im Nebenzimmer eines kleineren Grossstadtcafes sitzen ZWEI K UNSTGEWERBLERINNEN . Draussen scheint die Sonne, aber die Gardinen sind dicht. Die Musik spielt einen Boston. Im Hauptraum wird getanzt. E RSTE Dort steht ein Mann, der könnt mir gefallen. Z WEITE Wo? E RSTE Er hat etwas Bestimmtes. Z WEITE Ich kann ihn von hier nicht sehen. E RSTE Geh hinüber und schau ihn Dir an. Z WEITE Ich soll hinüber? Wegen einem Mann? Ach, Peter! Was wird mir die Zukunft noch alles bringen -E RSTE Er findet keinen Platz -Z WEITE Wir werden uns verlieren. 1 1 1 20 23
] vomN ] BN] BN] BDamenN ] BN B
[Ja.] vo[n]|m| [diesem] [und] [Du hast keine Seele.] [Frauen] |Damen|
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Fragmentarische Endfassung
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
E RSTE Er kommt! D ON J UAN (kommt, gefolgt von der K ELLNERIN , die ihm aus dem Mantel hilft) Gibts denn nirgends ein Lokal ohne Musik? K ELLNERIN Nirgends. D ON J UAN Wird überall getanzt? K ELLNERIN Wir haben vier Jahr nichtmehr getanzt, jetzt holen wirs nach. D ON J UAN Schon am Mittag? K ELLNERIN Schon in der Früh. D ON J UAN Hm. (er setzt sich) Einen Cognak. K ELLNERIN (ab) D ON J UAN (beginnt einen Brief zu schreiben) Z WEITE (zur E RSTEN , die immer nach D ON J UAN schielt) Wollen wir tanzen? E RSTE Ich werd mit dem dort tanzen -Z WEITE Bist Du von Sinnen?! E RSTE (erhebt sich) Ich werde ihn auffordern -Z WEITE Wenn Du das tust -E RSTE (fällt ihr ins Wort) Droh mir nicht, Charlie! (sie geht zu D ON J UAN ) Darf man bitten -D ON J UAN (begreift nicht) Bitte? E RSTE Ich möcht mit Ihnen tanzen. D ON J UAN (perplex) Tanzen? E RSTE Es wundert Sie, dass Sie eine Frau zum Tanz auffordert, aber die Welt hat sich gedreht, mein Herr, und warum sollen nur die Männer Don Juane sein dürfen? Was schreiben Sie da? D ON J UAN Einen Brief. E RSTE Geschäftlich? D ON J UAN (lächelt) Ja. E RSTE Zeigen Sie mir Ihre Schrift -D ON J UAN Warum? E RSTE Ich versteh was davon. D ON J UAN Genügt das Couvert? E RSTE Lang. (sie betrachtet das Couvert und kriegt grosse Augen; murmelt) Himmel, tu Dich auf -D ON J UAN (betrachtet die E RSTE ; plötzlich) Sie wollen also mit mir tanzen? E RSTE (starrt ihn an) Ja. D ON J UAN (lächelt) Ich fürchte, ich habs schon verlernt -E RSTE (mechanisch) Das gibt es nicht. D ON J UAN (fixiert sie) Und die neuen Tänze kenn ich überhaupt noch nicht -- (er erhebt sich) E RSTE (fast kleinlaut) Sie müssen nur gehen. Kommen Sie, ich führe Sie -- (ab mit ihm in den Hauptraum) Z WEITE (allein; sie sieht den Beiden nach, erhebt sich dann, geht zu Don Juans Tisch und liest seinen angefangenen Brief) -- „ich hab Dich gerufen, aber Du antwortest nicht -- gut, dann werde ich bleiben, wer ich bin“ -- -- (sie blickt nach dem Hauptraum) Wer sind Sie? B
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MarschN ] gefährlich f lächelt)N ] BHeut f ungefährlich –N ] B(er f Herz)N ] B B
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K ELLNERIN (kommt mit dem Cognak; zur Z WEITEN , die sie nicht kommen sah) Ist das Ihr Brief? Z WEITE (erschrickt) Nein. (sie legt den Brief rasch auf den Tisch und lächelt verlegen) K ELLNERIN Auf den Platz! Marsch! Z WEITE Wie reden Sie zu mir?! K ELLNERIN Marsch . Sonst erzähl ichs mal Ihrer Freundin, was Sie mir angeboten haben, Sie Haufen Unglück -- (sie stellt den Cognak auf Don Juans Tisch und ab) Z WEITE (setzt sich wieder auf ihren Platz, vergräbt den Kopf in den Händen und weint) D ON J UAN (kommt mit der E RSTEN vom Tanzen, aber sie setzen sich nicht) Sie sind also eine Kunstgewerblerin? E RSTE Ja. (sie zeigt ihm ein kleines Tuch) Solche Tücher, das ist mein Beruf -- (sie steckt es ihm in die Brusttasche) Batik. Eigener Entwurf. D ON J UAN Danke. E RSTE Ich lerne auch zeichnen. D ON J UAN So? E RSTE Ich möchte Sie gern mal zeichnen. D ON J UAN Was versprechen Sie sich davon? E RSTE Ich hab noch nie einen Mann gezeichnet. D ON J UAN Immer nur Landschaft? E RSTE Nein. Immer nur Frauen. (Pause) D ON J UAN Wollen wir tanzen? E RSTE (leise) Ja. D ON J UAN Aber nur bis zum Einbruch der Dunkelheit -- (er lächelt) E RSTE (verwirrt) Was verstehen Sie darunter? D ON J UAN Ich war nämlich acht Wochen krank und heut ist der erste schönere Tag, da durft ich weg aus dem Spital, ich muss aber bald wieder zurück, damits keinen Rückschlag gibt, denn Rückschläge sind gefährlich. Mein Herz – (er lächelt) E RSTE Was fehlt Ihnen? D ON J UAN Ich hatte eine ziemliche Grippe. E RSTE (ängstlich) Sind Sie noch ansteckend? D ON J UAN (lächelt) Heut bin ich ungefährlich – E RSTE Ich möcht nämlich noch nicht sterben. D ON J UAN Ich auch nicht -- (er starrt sie plötzlich an) E RSTE (wird unsicher) Was haben Sie? D ON J UAN Du erinnerst mich. An jemand, der mir nicht geantwortet hat -E RSTE (starrt ihn an) Seit wann sind wir per Du? D ON J UAN (überhört die Frage) Du siehst ihr zwar garnicht ähnlich -- (er fasst sich ans Herz) (Pause) E RSTE (plötzlich) Komm -- (ab mit ihm in den Hauptraum) Z WEITE (allein; sie schreit plötzlich) Zahlen! Zahlen! K ELLNERIN (kommt) Ich bin nicht taub! Drei Millionen. B
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[Kusch] |Marsch| gefährlich\./ [--]|Mein Herz – (er lächelt)| [Keine Angst --] |Heut f ungefährlich –| \(er f Herz)/
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Z WEITE (zahlt und erhebt sich) K ELLNERIN (grinst) Ihre Freundin wird, mir scheint, verführt -Z WEITE (tonlos) Kennen Sie den Mann? K ELLNERIN (blickt nach dem Hauptraum) Z WEITE Wer ist das? K ELLNERIN Bekannt kommt er mir vor, so irgendwie --
**************************************************** Ein Opfer der Inflation, die Witwe eines Professors, muss das eine ihrer beiden Zimmer vermieten. Sie ist die Mutter zweier Töchter, die Erste ist eine zwanzigjährige Angestellte, die Zweite ist fünfzehn Jahre alt und sitzt zuhause. Jetzt kramt die M UTTER in einer Lade, während die Z WEITE T OCHTER vor dem Schrankspiegel steht. Z WEITE Hast Du die Leuchter schon versetzt? M UTTER Ja. Z WEITE Dann haben wir nichtsmehr -- (sie betrachtet ihre Beine im Spiegel) M UTTER Wir haben noch siebzehn Milliarden -- (sie grinst und wird plötzlich ernst; tonlos) Ich häng mich auf. Z WEITE Jammer nicht immer, Mama! Was sollt denn dann ich erst sagen? Du hast doch wenigstens noch eine schöne Zeit gekannt, warst an der Riviera, in Paris und in Norwegen, aber ich? Seit ich mich erinnern kann, hör ich Dich nur herumjammern, ist ja zum Hinwerden! M UTTER Machst mir noch Vorwürfe? Z WEITE Jawohl mach ich Dir Vorwürfe, denn Du bist schuld, Du und sonst niemand! Warum hast Du mich denn voriges Jahr, wie unser Geld noch was wert war, nicht studieren lassen?! Jetzt könnt ich auftreten und wir müssten Dein Zimmer nicht vermieten, doch Dir war eine Tochter als Tänzerin nicht vornehm genug, was? Aber alles versetzen ist vornehmer, wie, Frau Professor? Das sag ich Dir: ich werd hier nicht mit Dir vermodern, Frau Professor -M UTTER Gretl, Gretl, wie gehässig Du bist -Z WEITE Papa hätt mich tanzen lassen. Papa war ein praktischer Mensch. M UTTER (braust auf) Was weisst denn Du schon von Deinem Papa?! Als der in den Krieg zog, warst Du noch keine zehn Jahr! Z WEITE Du schweig! Ich hab seine Feldpostbriefe gelesen, die er an Dich geschrieben hat -M UTTER (fällt ihr ins Wort) Du? Z WEITE Ja. Gestern. Ich war so frei und hab Deinen Schreibtisch erbrochen, Frau Professor -M UTTER Schäm Dich. Z WEITE Schäm Du Dich! Du weisst, was Papa Dir schrieb, und Du weisst es auch, warum Du es mich nicht hast lesen lassen -- was stand denn drinnen, Frau Professor? M UTTER (schreit) Sag mir nicht immer Frau Professor! Z WEITE (überschreit sie) Lass die Gretl lernen, was sie will, schrieb der Papa, es kommen andere Zeiten! (Stille) M UTTER (fährt sie plötzlich an) Schau nicht immer Deine Beine an!
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Z WEITE (höhnisch) Warum nicht? Wer schöne Beine hat, soll sie ruhig herzeigen -M UTTER Oh, Mann, Mann -- schau vom Himmel herab! (Es läutet) Z WEITE Das wird der Herr Kohlenhändler sein. M UTTER Er soll morgen kommen -- (sie will ab, um die Haustür zu öffnen) Z WEITE (spöttisch) Wirst Du denn morgen zahlen können? M UTTER Gib acht, dass Dich der liebe Gott nicht straft -- (ab) Z WEITE (allein; sie sieht der M UTTER nach, zuckt mit den Schultern, summt einen Boston und tanzt) M UTTER (tritt wieder ein, und zwar mit D ON J UAN ) Z WEITE (hält überrascht mitten im Tanz und sieht ihn an) D ON J UAN (sah sie noch tanzen und lächelt) M UTTER (zur Z WEITEN ) Der Herr möchte mieten, er hat es durch die Schwester Oberin erfahren, dass ich zu vermieten gedenke -- (zu D ON J UAN ) Meine Tochter. D ON J UAN (verbeugt sich leicht) M UTTER Und dies wär das Zimmer. Es geht nach dem Garten und ist sehr still. D ON J UAN (sieht sich um) M UTTER Es ist alles da. D ON J UAN (blickt auf die Beine der Z WEITEN ) Ja. M UTTER Wollen Sie nicht Platz nehmen? D ON J UAN Danke -- (er setzt sich mit der M UTTER an den Tisch) Z WEITE (setzt sich abseits und betrachtet D ON J UAN etwas scheu) D ON J UAN Das Zimmer gefällt mir und ich will es haben. M UTTER Der Preis wäre -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Das spielt keine Rolle. Z WEITE (tonlos) Fein. M UTTER (zur Z WEITEN ) Aber Gretl -- (sie wendet sich lächelnd an D ON J UAN ) Darf man fragen, was der Herr für einen Beruf haben? D ON J UAN (lächelt) Das frag ich mich auch ab und zu. Als noch Frieden war, hatte ich es nicht nötig, zu arbeiten, aber ich sollte durch diesen Krieg alles verlieren -- und jetzt, jetzt bin ich ein Kunsthändler. Z WEITE (horcht auf) M UTTER Ach! D ON J UAN Ja. Durch einen dummen Zufall kam ich vor kurzer Zeit mit kunstgewerblichen Kreisen in Berührung, so Batik -- (er zeigt der M UTTER sein Tuch, das ihm die erste Kunstgewerblerin schenkte) und Keramik, Graphik, auch Holzschnitte. Eine Kunstgewerblerin brachte mich auf die Idee, den Verkauf dieser Dinge zu organisieren -- man kann sich zwar kein Schloss dafür kaufen, aber immerhin lässt es sich leben, denn die Leute wollen ihr Geld loswerden, bevor es überhaupt nichtsmehr wert ist und Du brauchst keine kaufmännische Ader. Gestern, zum Beispiel, verkaufte ich eine Briefmarkensammlung -- lächerlich, nicht? Wenn Sie wollen, nennen Sie mich einen Schieber, eine Hyäne der Inflation -- (er lächelt) M UTTER Oh nein! Sie sind keine Hyäne, Sie nicht -D ON J UAN Wollen es hoffen. (Jetzt kommt die E RSTE T OCHTER aus dem Büro) M UTTER (zu D ON J UAN ) Meine ältere Tochter -D ON J UAN (erhebt sich) M UTTER (zur E RSTEN ) Unser Zimmerherr.
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E RSTE (zu D ON J UAN ) Bleiben Sie nur ruhig sitzen. (zur M UTTER ) Ich muss gleich wieder weg. M UTTER Wohin? E RSTE Das weisst Du doch, Mama! M UTTER Wieder diese Partei? E RSTE Immer und immer. M UTTER (zu D ON J UAN ; ironisch) Meine Tochter will die Welt verbessern -E RSTE (grinst) Erraten. D ON J UAN (lächelt) Respekt! E RSTE (verärgert) Danke. (zur M UTTER ) Ich möcht nur rasch was essen. M UTTER Es ist nichts da. E RSTE Heut Mittag liess ich aber doch extra was übrig -Z WEITE (frech) Das hab ich vertilgt. E RSTE Schon wieder? M UTTER Ich bitt Euch, den Herrn dürft doch das garnicht interessieren -E RSTE (fällt ihr ins Wort) Es ist möglich, dass es den Herrn nicht interessiert, ob einer satt ist oder nicht -M UTTER Aber Magda! Du hast Dir einen Ton angewöhnt -E RSTE (unterbricht sie) Mein Ton ist richtig, glaub es mir! M UTTER (zu D ON J UAN ) Sie ist fanatisiert -- (zur E RSTEN ) Tu Deine Pflicht im Büro, ehrlich, fleissig, treu und Schluss! E RSTE (braust auf) Red keinen Mist, Mama! Du weisst ja garnicht, wie ein Büro aussieht, Du warst ja nie angestellt, für Dich hat Papa immer gesorgt und Du hast Dir keine Gedanken gemacht -- wer war denn schuld an diesem Krieg? Deine Welt! D ON J UAN (lächelt) Kriege wirds immer geben, Fräulein -E RSTE Meinen Sie? D ON J UAN Ja. M UTTER Selbstverständlich. (Stille) E RSTE (zu D ON J UAN ) Waren Sie im Krieg? D ON J UAN Ja. E RSTE (spöttisch) In der Etappe? D ON J UAN (fixiert sie) Nein. Ich war sogar mal schwerverwundet, aber der liebe Krieg hat auch seine guten Seiten -- (er lächelt zynisch) zum Beispiel, ich: ich bin durch diesen Krieg ein besserer Mensch geworden und erst jetzt im Frieden finde ich mich allmählich wieder -M UTTER (lacht) Z WEITE (betrachtet ihre Beine) E RSTE (starrt D ON J UAN an) Ich versteh es nicht, ein Mensch mit solchen Ansichten, zuwas lebt denn sowas? M UTTER (fährt die E RSTE an) Aber Magda! So nimm doch Rücksicht, bitt ich mir aus! D ON J UAN (zur M UTTER ) Pardon! (zur E RSTEN ) Wozu ich lebe, das müssen Sie den lieben Gott fragen. E RSTE Der liebe Gott ist nur eine Illusion, um die ausgebeuteten Massen auf ein „Jenseits“ vertrösten zu können. D ON J UAN Gott, wie arm -- (er grinst) E RSTE (wird etwas unsicher) Was starren Sie mich denn so an?
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D ON J UAN Sie haben Temperament. E RSTE (wütend) Ach! (rasch ab) M UTTER (zu D ON J UAN ) Sie ist verrückt. Lauter „Ideale“ -D ON J UAN Das geht vorbei. Z WEITE (zu D ON J UAN ) Warum sind Sie eigentlich nicht beim Film? D ON J UAN (perplex) Beim Film? Ich? Z WEITE Weil Sie ein Profil haben. M UTTER (seufzt) Jetzt fängt die an! (zu D ON J UAN ) Lauter Unsinn! D ON J UAN Warum? Der Film hat sicher eine Zukunft. Z WEITE (zur M UTTER ) Hörst Du den Herrn? Ich lach mich tot! (sie lacht) D ON J UAN (starrt sie an) Z WEITE (verstummt plötzlich) D ON J UAN (zur M UTTER ) Merkwürdig. Wie Ihr Fräulein Tochter jetzt sagte: „ich lach mich tot“, da erinnerte sie mich plötzlich an jemand -Z WEITE An die Asta Nielsen, nicht? D ON J UAN Nein. Nur an Eine, die niemand kennt -- (er fasst sich ans Herz) Z WEITE (lächelt) Aber Sie kennen doch jene Eine? D ON J UAN (ist unangenehm berührt) M UTTER (zur Z WEITEN ) Sei nicht so vorlaut! Geh jetzt, höchste Zeit, marsch! Z WEITE (grinst) Wiedersehen! (ab) D ON J UAN (denkt an seine Braut) Wiedersehen. (Stille) M UTTER Man merkts, dass der Vater bei der Erziehung gefehlt hat -- (sie seufzt) Soviel Opfer, soviel Leid, und alles, nur damits schlechter wird. Mein Gatte war Universitätsprofessor. D ON J UAN (erhebt sich) Also dann komm ich morgen früh. Ich wohn jetzt in einer Pension, aber die ist mir zu laut. M UTTER (erhebt sich) Ich wünsche Ihnen, dass Sie sich gut bei mir fühlen -- (sie reicht ihm die Hand und fixiert ihn plötzlich; langsam) Sagen Sie: kennen wir uns denn nicht? D ON J UAN Möglich -- (er verabschiedet sich) B
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In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers trinken V IER D AMEN Thee. Die E RSTE , eine ehemalige Gouvernante, ist die Frau des Hauses und zählt dreissig Jahre, die Z WEITE , eine Filmschauspielerin, dreiundzwanzig, die D RITTE , die Freundin eines Pferdehändlers und Tochter einer Hausbesorgerin, achtzehn, und die V IERTE , eine Dentistin, siebenundzwanzig. E RSTE (zur Z WEITEN ) Zitrone oder Rum? Z WEITE Nur keinen Zucker! D RITTE Ohne Zucker könnt ich nicht leben. 16
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Z WEITE Von Zucker bekommt man einen Busen. D RITTE Pfui. E RSTE Die Männer hängen aber halt doch noch daran. Geht eine Dicke durchs Cafe, glotzen sie auf Teufel komm raus. D RITTE Aber mit einer Dicken über die Strasse gehen, das würden sie nicht! V IERTE Lauter Lügner. (Stille) E RSTE Gestern las ich ein himmlisches Buch über die Psychologie der indischen Erotik, in Bütten gebunden. Es ist staunenswert, welch grandiose Erfindungsgabe die Völker des fernen Ostens produzieren. Sie werden uns alle überflügeln mit ihrer uralten Kultur. Z WEITE Auch wir beim Film sind zur Zeit mit Asien ganz verrückt. Wir drehen lauter exotische Motive, ausser den Aufklärungsfilmen. Ab morgen bin ich eine Prinzessin in China -D RITTE (fällt ihr ins Wort) Apropos Chines: wo bleibt er denn solang? E RSTE (lacht) V IERTE (lächelt seltsam) Er verspätet sich manchmal -Z WEITE Bei mir nicht. V IERTE (wechselt mit der Z WEITEN einen gehässigen Blick) D RITTE (isst Zucker) Bei mir kommt er immer zu früh. E RSTE (wirft der D RITTEN einen gehässigen Blick zu; zur Z WEITEN ) Ein originelles Persönchen. Z WEITE (zur E RSTEN ) Was haben Sie da für ein himmlisches Tuch, Teuerste? E RSTE Ein Geschenk von ihm. Batik. Der Holzschnitt dort ist übrigens auch von ihm -Z WEITE Ach! E RSTE Ein heiliger Sebastian. Z WEITE (erhebt sich und betrachtet den Holzschnitt) Sehr interessante Perspektive. Mir hat er zu meiner letzten Angina eine Keramik geschenkt. Einen flötenden Pan. D RITTE Was ist er denn eigentlich? Z WEITE (perplex) Das wissen Sie nicht? D RITTE Keine Ahnung! Ich kenn ihn nur so. Z WEITE Er ist doch Kunsthändler -- (zur E RSTEN ) Uebrigens: unlängst wollte er auch zum Film, ich weiss nicht, wer ihm das eingeredet hat, ich hab ihn zwar protegiert, aber die Probeaufnahmen sind radikal vorbeigelungen -E RSTE (lächelt) Jaja, der Beste wirkt nur direkt. D RITTE (grinst) Das sowieso. E RSTE (seufzt ironisch) Die jungen Mädchen heutzutag, sie haben keine Ideale mehr -D RITTE „Ideale“, das ist was für Männer. Mir hat er immer erzählt, ich erinner ihn an eine Gewisse -Z WEITE (wegwerfend) Das hat er mir auch erzählt. E RSTE Wir erinnern ihn eben alle. Bei der einen sinds die Augen, bei der anderen ists der Mund -D RITTE Bei mir die Beine. Z WEITE (boshaft zur V IERTEN ) Und bei Ihnen, Teuerste? V IERTE (schweigt) Z WEITE (zur E RSTEN ) Bei ihr ists wahrscheinlich die Seele --
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E RSTE (lächelt) Jaja, er sucht sich seine grosse Liebe stückerlweise zusammen. V IERTE (erhebt sich plötzlich) Ich halt das nichtmehr aus -- (sie geht nervös auf und ab) D RITTE (perplex zur Z WEITEN ) Was hat sie denn? V IERTE (hält ruckartig) Was ich hab?! Fühlt Ihr es denn noch immer nicht oder wollt Ihr es überhaupt nicht fühlen, dass er uns nur erniedrigen möcht -E RSTE (fällt ihr perplex ins Wort) Wer? V IERTE Er, er, er! Z WEITE (spöttisch zur V IERTEN ) Aber Kind! V IERTE (fährt die Z WEITE an) Ich bin kein Kind, ich bin eine Frau und er hat seine Freude daran, wenn er uns drunten sieht, aber das Furchtbarste ist, dass wir uns selber erniedrigen -D RITTE (isst Zucker; höhnisch) Das ist mir zu hoch. V IERTE Möglich. D RITTE Au! Mein Zahn -Z WEITE Zucker! D RITTE Oh -- (sie hält sich die Backe) E RSTE (lächelt) Tuts weh? D RITTE Hundsordinär -Z WEITE Zum Glück haben wir ja eine Dentistin unter uns -- (sie deutet grinsend auf die V IERTE ) V IERTE (zur D RITTEN ) Zeigen Sie mal -D RITTE (öffnet den Mund) V IERTE (sieht nach) Das hört gleich auf. Waren Sie mal rachitisch? D RITTE Ich? Was bilden Sie sich denn ein, Sie?! Ich hab immer zum Fressen gehabt, auch in der grössten Hungersnot, ich stamm aus einem prima Haus und mein Freund hat Stacheldräht geliefert, capisco, Sie Zahnstocher?! E RSTE Aber meine Damen! Ich bitte, es doch zu berücksichtigen, dass Sie sich im Hause eines Syndikus befinden, der seit vierzehn Tagen die rechte Hand der Regierung -D RITTE (fällt ihr ins Wort) Wer hat ihn denn zur Regierung gebracht? Der Meine! Wer hat denn die beiden Minister bestochen -E RSTE (fällt ihr ins Wort) Nicht so laut! (sie sieht sich ängstlich um) Die Opposition liegt auf der Lauer. (Stille) V IERTE (unheimlich kalt und klar) Sowie er jetzt kommt, sag ich es ihm ins Gesicht, wer er ist: das Letzte auf der Welt. Z WEITE Warum? Weil er nichtsmehr von Ihnen will? V IERTE (zuckt zusammen) Wer sagt das? Z WEITE Er selbst. D RITTE (lacht) V IERTE (fixiert die D RITTE ) Tuts noch weh? D RITTE (grinst) Alles in Ordnung -V IERTE So -- -- Hm, ich hab ihm mal einen Zahn gezogen und er hat nicht mit der Wimper gezuckt -- Nein, was der aushält -- (sie grinst und wirft sich plötzlich hysterisch weinend auf ein Sofa) (Das Telephon läutet) E RSTE (am Apparat) Hallo. Ja? -- (sie bekommt ein langes Gesicht) So? Danke. (sie hängt ein) Er lässt es uns ausrichten, er könnte nicht kommen --
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Z WEITE Was?! E RSTE Er lässt uns sitzen. D RITTE Mich?! V IERTE (lacht hysterisch) Bravo! Bravo! D RITTE (zur V IERTEN ) Kusch! V IERTE (verstummt und stiert die D RITTE an) Z WEITE (zur E RSTEN ) Wo steckt er denn? E RSTE Wahrscheinlich wieder bei dieser Kuh aus Bern. Er hat ihr gestern einen Daumier verkauft, angeblich echt. V IERTE (erhebt sich und nähert sich langsam-drohend der D RITTEN ) Z WEITE Alles, was er erreicht, erreicht er durch uns arme Weiber. V IERTE (hält vor der D RITTEN ; leise) „Kusch“, hast Du gesagt? D RITTE (misst die V IERTE voll Verachtung) Pferd, hysterisches -V IERTE (brüllt sie an) Raus! E RSTE (schreit die V IERTE an) Keinen Skandal, bitte! (Stille) D RITTE Auf Wiedersehen im Massengrab! (rasch ab) Z WEITE (murmelt vor sich hin) Wiedersehen, wiedersehen --
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Zwei Balkonlogen in der grossen Oper. In der einen sitzt die D AME AUS B ERN , von der vorhin die Rede war. In der anderen sitzt eine immens D ICKE F RAU , eine mit Brillanten behangene Fleischhauerin. Man gibt den „Don Juan“ von Mozart, und zwar soeben das Duettino „Reich mir die Hand mein Leben“. Die D AME ist sehr ner- vös, immer wieder sieht sie sich um, während die D ICKE durch ein winziges Opernglas regungslos auf die Bühne hinab stiert. Am Ende des Duettino betritt D ON J UAN die Loge der D AME . Er hat einen Frack an und küsst ihre Hand. Sie unterhalten sich sehr leise. D AME (atmet erleichtert auf) Endlich! Ich hatte schon Sorgen, wo Du bleibst -- mein Mann lässt mich auch immer warten. D ON J UAN (setzt sich und lächelt) Keine Angst. (Pause) D AME Wo warst Du denn? D ON J UAN Auf dem Eislaufplatz. D AME (perplex) Wo? D ON J UAN Die eine Tochter meiner Hausfrau hat heut Geburtstag und ich hab dem Kind Schlittschuhe geschenkt -- sie wollt mir nur zeigen, was sie schon kann. D AME So? D ON J UAN Sie ist tänzerisch begabt. Vielleicht wird sie mal Weltmeisterin. (Pause) D AME Wie alt ist denn dieses „Kind“, Deine zukünftige Weltmeisterin? B
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[aus Bern]|A US B ERN | \Sie f begabt./
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D ON J UAN Fünfzehn. D AME (zuckt etwas zusammen) D ICKE (ohne ihren Blick von der Bühne zu wenden) Pst! (Pause) D AME Du hast mir doch gestern einen Daumier verkauft, einen echten Daumier? D ON J UAN (horcht auf) Ja. Und? D AME Das Bild ist eine Fälschung. D ON J UAN (perplex) Was?! D AME Ich hab mich erkundigt. (Pause) D ON J UAN Ich hab es als garantiert echt erworben -D AME (fällt ihm ins Wort) Ich glaub Dir alles und behalte Dein garantiert Echtes in Ehren -- (sie grinst) D ON J UAN Ich werde Dir alles zurück, jeden Groschen -- (er kramt in seiner Brieftasche) D AME Du wirst mir garnichts zurück, hörst Du? D ICKE (ohne ihren Blick von der Bühne zu wenden) Pst! D ON J UAN (hält der D AME einen Scheck hin) Hier hast Du Deinen Scheck. Nimm ihn -D AME Nein. D ON J UAN Nimm ihn. D AME (sieht ihn gross an) Du hast keine Seele. D ON J UAN Mich wirst Du nicht erniedrigen -- (er hält den Scheck über die Brüstung, lässt ihn hinabflattern und verfolgt seinen Flug) Jetzt ist er drunten. Adieu. Man hält ihn für nichts. (Pause) D AME Zufrieden? D ON J UAN (laut) Ja. D ICKE Pst! D ON J UAN (zur D ICKEN ) Pardon! D ICKE (erblickt ihn erst jetzt und stiert ihn regungslos an) D AME (zu D ON J UAN ; sie deutet auf die D ICKE und lächelt gebrochen) Deine neueste Eroberung -D ON J UAN (grinst) Mal den Teufel nicht an die Wand. (Der Akt ist zu Ende, es wird Licht, starker Applaus) D AME (hält ihr Taschentuch vor die Augen) D ICKE (stiert D ON J UAN noch immer an) D ON J UAN (erhebt sich und applaudiert)
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Der Eislaufplatz wird geschlossen, denn es ist bereits spät am Abend. Auf einem Bänkchen im Freien sitzt die Z WEITE T OCHTER mit zwei ihrer Schulkameradinnen, einer D UNKLEN und einer B LONDEN . Sie ziehen sich die Schlittschuhe aus.
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D UNKLE (zur Z WEITEN ) Ich beneid Dich um Deine neuen Schlittschuhe. Solche hab ich mir immer gewünscht. Z WEITE Sie sind mein Geburtstag. B LONDE Schad, dass ich erst im Sommer Geburtstag hab, sonst liess ich mir auch solche schenken. Das muss eine Wonne sein. (Stille) D UNKLE (zur Z WEITEN ) Wer war denn vorhin der elegante Herr, der Dir zugeschaut hat? Z WEITE Der wohnt bei uns. B LONDE Das wär mein Typ. Z WEITE Mir gefällt er nicht. B LONDE Tu nur nicht so! Z WEITE Nein, ich mag ihn nichtmehr. B LONDE Aber ich habs doch gesehen, Du bist vorhin dreimal so schwungvoll gelaufen, nur weil er zugeschaut hat! Z WEITE (horcht auf) Komisch, und ich hab gedacht, ich komm nicht vom Fleck -D UNKLE Du warst totsicher ! Z WEITE Nein, unsicher -B LONDE (fällt ihr ins Wort) So gut bist Du überhaupt noch nie gelaufen! Z WEITE (lächelt spöttisch) Ihr müsst es ja wissen. (Stille) D UNKLE Was hat er Dir denn getan, dass er Dir nichtmehr gefällt? Z WEITE Nichts. Ich hab nur neulich von ihm geträumt. B LONDE Ist das alles? Z WEITE Er hat mich umgebracht. D UNKLE Wie denn? Z WEITE Ich ging dort drüben durch das Wäldchen, wo der Weg eine Krümmung macht und der unheimliche Baum steht, es war finster, und da fühlte ich plötzlich seine Hand, aber die Finger waren lauter Messer -- nein, ich mag nicht daran denken, es war zu schrecklich! Ich war schon lang wieder wach und dachte noch immer, ich wär tot. B LONDE (lacht) Du lebst doch! Z WEITE (lächelt) Hoffentlich. (In der Ferne ein dumpfes Grollen) D UNKLE (lauscht) Das Eis kracht. Z WEITE Morgen wirds noch kälter. B LONDE Kommt! Das Tor ist schon zu, sie sperren uns ein! B
20
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
N
N
40
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17 29
B B
IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 26
totsicherN ] Hand, aberN ]
gemeint ist: todsicher Hand\,/ [und] |aber|
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IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 27
Fragmentarische Endfassung
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Lesetext
D ON J UAN frühstückt in seinem möbliertem Zimmer. Er trägt einen dunklen Pyjama. Die M UTTER öffnet lautlos die Türe, schleicht sich von hinten an ihn heran und hält plötzlich mit ihren Händen seine Augen zu. M UTTER Kuckuk! Kuckuk! Wer bin ich? D ON J UAN (grinst) Keine Ahnung -M UTTER (lässt seine Augen los) Du Gauner -- schmeckts? D ON J UAN Danke. M UTTER Es ist ein Brief für Dich gekommen -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Woher? M UTTER (gibt ihm den Brief) Warum bist Du jetzt erschrocken? D ON J UAN Das hab ich vergessen -- (er lächelt, öffnet und liest den Brief) M UTTER Er ist von einem Weib. Darf ich ihn lesen? D ON J UAN Nein. (Stille) M UTTER Du hast Geheimnisse vor mir? D ON J UAN Ja. (Stille) M UTTER (reisst ihm plötzlich den Brief aus der Hand) D ON J UAN Gib ihn augenblicklich her. M UTTER Fällt mir nicht ein -- (sie liest ihn rasch und sieht D ON J UAN bestürzt an) D ON J UAN (lächelt) Bist Du nun zufrieden? M UTTER (deutet auf den Brief) Das bist Du? D ON J UAN Wird behauptet. M UTTER Ist das wahr? D ON J UAN Ich lehne jede Verantwortung ab. M UTTER Eine Frau will wegen Dir ins Wasser -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Sie wird sichs noch überlegen. M UTTER Gott, wie Du sprichst! D ON J UAN Kann ich dafür, dass sie mir nichtmehr gefällt? Soll ich mich zu ihr zwingen? M UTTER Jetzt hab ich Angst. D ON J UAN (lächelt) Fürchte Dich nicht -- (er nimmt ihr den Brief wieder ab) Sie ist eine Kunstgewerblerin und forderte mich zum Tanzen auf. Sie liess nicht locker und bekam, was sie wollte. Punkt. Wir trafen uns noch einigemal, doch dann sah ich es ein, dass ich mich in ihr getäuscht hab -- (er grinst) sie hat mich nämlich ursprünglich an jemand erinnert, aber es bestand keine Aehnlichkeit, ich hab das nur in sie hineingedichtet. Ja, so gehts einem immer wieder. Ich find es halt nicht, mein Ideal -- (er lacht) M UTTER Du wirst es nie finden, denn Du hast kein Ideal mehr. Es ist tot. D ON J UAN (stutzt) Tot? (er fasst sich ans Herz) Nein-nein, ausgeschlossen! Es lebt sicher irgendwo und hat einen ehrlichen Mann geheiratet, hat Kinder und möcht seinen Frieden, drum hat es mir auch nicht geantwortet -- (er grinst) M UTTER Das kann ich begreifen. D ON J UAN (fährt sie plötzlich an) Was kannst denn Du schon begreifen?! Was Du siehst und hörst und schmeckst! Wer bist denn Du? Eine brave Beamtenwitwe, B
15
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
N
B
N
B
11 11 40
habN ] vergessenN ] B(er f Herz)N ] B B
IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 28
N
[weiss] |hab| [nichtmehr] |vergessen| [--] |(er f Herz)|
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IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 29
Fragmentarische Endfassung
5
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
die meint, wenn sie sich einem Mann hingibt, dann stürzt sofort ein Stern vom Himmel! M UTTER Vergiss nicht, dass ich auch nur ein Mensch bin! D ON J UAN Ich will es aber vergessen! Ich will nichtmehr erinnert werden! Schluss! (Stille) M UTTER Wo Du liegst, das war sein Bett -- hörst Du mich? Und es war sein Schreibtisch, wo Du schreibst, und in diesem Schrank hingen seine Kleider, die ich dann verschenkte -- -- ich hab ihn oft noch hier sitzen sehen, an diesem Schreibtisch, auch nachdem er gefallen war, und auch wenn ich ihn nicht sah, wusste ich, dass er im Zimmer ist und mich betrachtet, als gäbs keine Zeit -- -- Du, Du hast ihn erst von hier vertrieben. Gib acht, dass er nicht zurückkommt, dass er nicht draussen im Gang steht, wenn ich jetzt hinausgeh -- -- (sie nähert sich ihm) Du, ich möcht ihn nicht wieder sehen, nein, nie wieder -- (sie presst sich an ihn) Lass mich, bitte, lass -D ON J UAN (rührt sich nicht) Ich lass Dich doch. M UTTER (lässt ihn plötzlich los und fasst sich an den Kopf, als würde sie erst zu sich kommen müssen) Was ist das, was mich zu Dir zieht? D ON J UAN Nichts. M UTTER (tonlos) Ja, es ist nichts – – (sie schreit ihn an) Was machst Du denn aus mir?! D ON J UAN Nichts. (er schreit sie an) So lass mich doch endlich in Frieden! (Stille) M UTTER (gehässig) Ich lass Dich, ich lass Dich -- (ab) D ON J UAN (allein; sieht ihr nach) Höchste Zeit. B
B
N
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IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 30
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Die B EIDEN K UNSTGEWERBLERINNEN betreten ihr kleines Atelier. Die E RSTE ist total betrunken, die Z WEITE dreht das Licht an, denn es ist bereits tief in der Nacht. E RSTE (singt) Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht -Z WEITE (unterbricht sie unterdrückt) Ruhe! Leg Dich ins Bett -E RSTE Warum? (sie will sich Schnapps eingiessen) Z WEITE (nimmt ihr die Flasche weg) E RSTE Ich bin nicht betrunken -Z WEITE Du hast genug. (Stille) E RSTE (schreit die Z WEITE plötzlich an) Ich hab nicht genug! Z WEITE Nicht so laut! Die Nachbarschaft -E RSTE (unterbricht sie brüllend) Ich will noch mehr, ich will noch mehr! (sie reisst ihr die Flasche aus der Hand) (Die Nachbarschaft pocht an die Wand) 17–19
B
Was f schreitN ]
18
B
Nichts.N ]
[Oh Gott, ich hab ja schon eine erwachsene Tochter -- -- (sie schreit] |Was f schreit| [Es ist] [n]|N|ichts.
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IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 31
Fragmentarische Endfassung
5
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Z WEITE Hörst Du? Wir fliegen noch raus. E RSTE (giesst sich ein; leise) Egal. Z WEITE Mir aber nicht! Bei dieser Wohnungsnot -E RSTE Ich schlaf auch am Mist. (sie trinkt und weint plötzlich bitterlich) Du bist schuld, dass er nichtsmehr von mir wissen will, dass ich ihm nichtmehr gefall -Z WEITE (perplex) Ich? E RSTE Er hat meine Briefe zerissen , und ich hab gedacht, er würd mich erlösen -Z WEITE (höhnisch) Erlösen? E RSTE Ja, von Dir -- (sie blickt sie ernst an und lacht sie dann leise aus) (Stille) Z WEITE (nickt ihr traurig zu) Du wirst noch nach mir winseln -E RSTE (schreit sie wieder an) Einen Dreck werd ich nach Dir winseln! Du hast gesagt, Locken sind weibisch und Spitzen sind weibisch und hohe Absätze sind weibisch, und ich hab getragen, was Du wolltest und wie Du es wolltest, aber jetzt, jetzt ist damit Schluss! (sie reisst sich ihre smokingartige Bluse vom Leibe und wirft sie der Z WEITEN vor die Füsse) Da hast Du Deine Mode! (Die Nachbarschaft pocht wieder an die Wand, diesmal bedeutend heftiger) Z WEITE (hört das Pochen garnicht, sondern starrt nur die E RSTE an; tonlos) Peter, Peter -E RSTE (kreischt) Ich heisse nicht Peter! Ich heiss Alice! (Stille) Z WEITE Adieu Alice -- (sie will plötzlich ab) E RSTE (perplex) Wohin? Z WEITE Spazieren. E RSTE (gehässig) Kannst noch nicht schlafen? Z WEITE (fährt sie an) Schlaf allein! (ab) E RSTE (allein; sie trinkt und zieht sich aus) Allein? Nein, ich schlaf nichtmehr allein -- (sie sieht sich um) Wo bist Du denn, Schuft? -- (sie holt aus der Schublade Don Juans Photographie hervor) Da bist Du ja -- (sie stellt die Photographie auf den Tisch, setzt sich und betrachtet sie) Wie gehts? Gut? Mir auch -(sie lacht) Hör her: unser Kind ist weg, jaja, es ist weg, verschwunden, und ich werd nie wieder eines bekommen können, nie wieder, verstehst Du? Pech -- -Ich hab Dir geschrieben, dass ich ins Wasser geh, wenn Du nicht kommst, tät Dir so passen, was? -- Schau mich nur an. An wen hab ich Dich denn erinnert, Du? So sags mir doch mal, wer ist das Tier ? Wer? -- (sie schnellt empor) Schau mich nicht so an! Na wart -- (sie nimmt eine Nadel, sticht der Photographie die Augen aus und stellt sie wieder auf den Tisch) So, jetzt schau, wenn Du kannst -- -- Was? Du schaust noch immer?! (sie brüllt die Photographie an) Schau nicht, schau nicht! (sie ergreift einen Stuhl und schlägt wütend auf den Tisch los, auf dem die Photographie steht, sodass Gläser und Teller zerbrechen) Da und da und da! (Die Nachbarschaft pocht sehr heftig an die Wand und eine weibliche Stimme ruft wütend: Ruhe!) B
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Lesetext
N
IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 32
BN
BN
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B
7 27 28 35
zerissenN ] ] BN] BTierN ] B
BN
gemeint ist: zerrissen
[--] [Du] [Vieh] |Tier|
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N
IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 33
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RSTE (lehnt sich erschöpft an die Wand) N ACHBARIN (kommt im Schlafrock; sie keift) Was soll der Krach, wo man schlafen möcht?! Was denn los, Fräulein?! E RSTE (lächelt stumpfsinnig; langsam) Ich hab jetzt jemand erschlagen -N ACHBARIN Jesus Maria! (sie bekreuzigt sich) B
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IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 34
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D ON J UAN geht in seinem möbliertem Zimmer auf und ab. Es ist Nachmittag und er erwartet Besuch. Ein Tischchen ist gedeckt. Er sieht auf seine Uhr, es klopft leise und die Z WEITE T OCHTER tritt ein. D ON J UAN (ist überrascht) Z WEITE (sieht ihn ernst an) Ich hätt eine grosse Bitte. D ON J UAN (lächelt) Nur Mut. Z WEITE Sie werden böse sein -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Ich bin nicht böse. Z WEITE Ehrenwort? D ON J UAN Auch das. Nun? (Stille) Z WEITE Bitte, kommen Sie nichtmehr auf den Eislaufplatz -D ON J UAN (perplex) Warum nicht? Z WEITE (blickt ihn gross an) Schauen Sie mir nichtmehr zu, bitte -(Stille) D ON J UAN Warum soll ich denn nicht, wenn es mir Freude macht? Z WEITE Weil ich noch nichts kann. D ON J UAN Sie sind ein grosses Talent, liebes Kind. Sie werden nochmal Weltmeisterin. Z WEITE Wenn Sie mir zuschaun, sicher nicht. (Stille) D ON J UAN Also das hat mir noch keine gesagt -Z WEITE (fällt ihm ins Wort) Sie versprechen es mir, dass Sie nichtmehr kommen? D ON J UAN Ich werde mein Möglichstes tun, aber sowas verspreche ich nie. (Stille) Z WEITE Soll ich Ihnen die Schlittschuhe zurückgeben? N
4–15
B
E RSTE f ein.N ]
|| [ERSTE (lächelt stumpfsinnig; langsam) Ich hab jetzt jemand erschlagen -N ACHBARIN Jesus Maria! (sie bekreuzigt sich)
*************************************************** ENDE DES ZWEITEN AKTES Die E RSTE T OCHTER wartet im Treppenhaus auf Don Juans Heimkehr. Es] |E Rf ein.|
STE
357
IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 35
IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 33
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ON J UAN (horcht auf und fixiert sie) Wer will das? Die Frau Mama? Z WEITE Die will es auch, aber das zählt nicht. D ON J UAN Was zählt denn? Darf ich denn niemand was schenken? B
B
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BN
B
B
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N
N
B
N
BN
5
(Stille) Z WEITE (langsam) Ich werd Ihre Schlittschuhe behalten -D ON J UAN (ironisch) Herzlichen Dank. Z WEITE (lächelt unheimlich) Aber wenn ich mal im Eis einbrech und untergeh, dann sind Sie daran schuld -D ON J UAN Natürlich. (Es läutet an der Haustür) D ON J UAN (horcht auf, wirft einen Blick auf das gedeckte Tisch- chen) Z WEITE Sie erwarten Besuch? D ON J UAN (lächelt) Ich nehm es an -Z WEITE Wieder eine Dame? D ON J UAN Sie hat sich selber eingeladen -- (er will ab, um die Haustür zu öffnen) Z WEITE Ich mach schon auf! (rasch ab) D ON J UAN (allein; er richtet sich vor dem Spiegel automatisch seine Kravatte; zu seinem Spiegelbild) Jaja, Du bist schuld, immer -- (er lacht kurz) Z WEITE (tritt wieder ein) D ON J UAN Nun? Z WEITE Die Dame ist wieder weg. D ON J UAN (perplex) Wieso? Z WEITE Ich hab sie weggeschickt. (Stille) D ON J UAN Mir tun Sie damit nichts an -- (er grinst) Z WEITE (schreit ihn plötzlich an) Sie sollen hier keinen Besuch mehr haben, die Wände sind dünn, ich halt das nicht aus, ich hör jedes Wort, ich geh noch zugrund! (Stille) D ON J UAN (giesst sich Cafe ein und trinkt) Z WEITE (beobachtet ihn; leise) In Ihrer Haut möcht ich nicht stecken. D ON J UAN Soso -- (er isst Kuchen) Z WEITE Wenn ich Sie wär, würd ich nichtmehr leben wollen -D ON J UAN (verbeugt sich lächelnd) Zur Kenntnis genommen. Wollen Sie einen Cafe? B
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Wer f Mama?N ]
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B
1 2 2 3 3 4
BN
6 19 22
N
] DieN ] Bnicht.N ] Bdenn?N ] Bwas schenken?N ] BN] B
(langsam)N ] ] BDie DameN ] B
BN
[Was ist denn in Sie gefahren? Will es Ihre Frau Mama, dass Sie mir mein Geschenk zurück --] |Wer f Mama?| [Ihre Fr] [(fällt ihm wieder ins Wort) Meine Mama? Ph,] [d]|D|ie nicht[!] |.| denn\?/ [sonst?] [mehr eine Freude machen?] |was schenken?| [Z WEITE Mir nicht. D ON J UAN Schämen Sie sich.] [Schön.] |(langsam)| [immer] [Sie] |Die Dame|
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IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 36
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
Z WEITE Von Ihnen will ich nichts! (sie schluchzt auf und rasch ab) D ON J UAN (allein; er sieht ihr nach) Wart nur, bis Du grösser wirst -- (er grinst)
5
ENDE DES ZWEITEN AKTES
359
IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 37
Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
DRITTER AKT: DER SCHNEEMANN
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IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 1
Die E RSTE T OCHTER wartet im Treppenhaus auf Don Juans Heimkehr. Es ist eine stockdunkle Winternacht und nur das Licht einer Strassenlaterne fällt in den Raum. Endlich sperrt D ON J UAN das Haustor auf; er kommt vom Maskenball mit einer M ASKE , einer jungen Kaufmannsgattin. D ON J UAN (dreht das Licht an) E RSTE (wird sichtbar) M ASKE (kreischt, obwohl sie die E RSTE nicht bemerkt) Mach das Licht aus! Wenn mich mein Mann sieht, bringt er mich um! D ON J UAN (dreht das Licht wieder aus, auch er sah die E RSTE nicht) Hier sieht Dich niemand. Ich wohne nicht hoch, komm -M ASKE (hält plötzlich) Warum geh ich mit Dir? D ON J UAN (lächelt) Das weisst Du nicht? M ASKE Ich kann nicht. D ON J UAN (perplex) Bitte? (Stille) M ASKE Ist es denn ein Wunder, wenn sich mal eine schöne Maske weigert? D ON J UAN Du sprichst, wie ein guter Roman. M ASKE Ich bin kein Roman. D ON J UAN Komm -M ASKE Nein. Weil ich momentan nichts bei Dir fühl -D ON J UAN Das ist ein gewaltiger Irrtum. M ASKE Bei Dir ist alles tot, als wär Glas zwischen uns, so dickes Glas, auf das man treten kann -- Lass mich gehen, bitte! Du gehörst einer Anderen! D ON J UAN Ich gehör keiner. M ASKE Ich will Dich keiner wegnehmen. Du wirst mir nochmal dankbar sein, dass ich jetzt nicht mit Dir -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Dankbar? Wann? Beim jüngsten Gericht? M ASKE Vielleicht sehen wir uns dann wieder -D ON J UAN (grinst) Sicher. (Stille) M ASKE Also lass mich heraus -D ON J UAN (öffnet das Haustor) M ASKE (zögert) Du lässt mich so einfach fort? D ON J UAN Ich dräng mich niemand auf. Ich werd Dich verschmerzen -- (er lächelt und fasst sich ans Herz) M ASKE Schuft! (rasch ab) D ON J UAN (schliesst das Haustor, dreht das Licht an und erblickt überrascht die E RSTE ) Was treiben denn Sie hier? E RSTE Ich warte auf Sie. Seit einer Stunde. Ich warte hier, denn meine Mutter soll nichts davon wissen, was wir jetzt sprechen werden, und untertags hab ich nie Zeit. D ON J UAN Dreht sichs um Ihre Mutter? BN
N
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36 36–37
] lächelt f Herz)N ]
BN B
[{ausserdem bin ich müde und die Augen werden rot}] lächelt[)] |und fasst sich ans Herz)|
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B
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 2
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 3
Fragmentarische Endfassung
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Lesetext
E RSTE Nein. Es dreht sich um etwas weitaus Wichtigeres. Ich brauche Geld. Es fällt mir schwer, Sie zu bitten, aber ich überwinde mich gerne, denn es geht um das Wohl und Wehe einer Genossin, und Sie sind der einzige Kapitalist, den ich kenne -- (sie lächelt spitz) D ON J UAN Sie sehen mich in einem falschen Licht -- (er lächelt) E RSTE Meine Genossin hat sich an einer revolutionären Tat be- teiligt und wird steckbrieflich verfolgt. Sie braucht eine Karte ins Ausland. Helfen Sie mir, bitte. Es eilt. D ON J UAN Hm. Was passiert ihr denn, wenn ich nicht helfe? E RSTE Zuchthaus. D ON J UAN Schlimm. Ist sie hübsch? E RSTE (perplex) Wer? D ON J UAN Ihre Genossin -E RSTE (starrt ihn an) Was Sie alles fragen -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Das Natürlichste von der Welt. E RSTE Man merkts, dass Sie es nicht kennen, das ungeheuere Leid der breiten Masse -D ON J UAN Masse, Masse, Masse! Wenn ich das nur schon hör! E RSTE Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Zwar regiert noch Ihre Welt, durch Terror, Mord und Entrechtung -D ON J UAN (unterbricht sie) Meine Welt? E RSTE Ja, Ihr habt die Revolution niedergeknüppelt, aber wir kommen wieder! D ON J UAN Ich hab nichts niedergeknüppelt, das muss ein Irrtum sein. Sie halten mich anscheinend für eine aufbauende Kraft? (er lächelt) E RSTE Ich red doch jetzt nicht von Ihnen persönlich -D ON J UAN (fällt ihr ins Wort) Schad. Sehr schad. E RSTE Lassen Sie doch diesen Unfug! Auch Sie sind nur ein Produkt Ihrer Klasse und es gibt nur zwei Klassen: Ausbeuter und Ausgebeutete, und Sie -D ON J UAN (fällt ihr wieder ins Wort) Ich werd immer ausgebeutet. E RSTE (höhnisch) Von wem denn? D ON J UAN Von Euch Weibern. Aber ich zahls Euch auch heim. Alle unter Euch, die mir nicht gefallen können -- das sind für mich keine Menschen. E RSTE Für Sie beginnt also eine Frau erst ein Mensch zu werden, wenn sie Geld hat, um sich herrichten zu können? Ich sitz im Büro und verdien fast nichts! Und all die Millionen in den Fabriken, die jung verwelken -- für all die haben Sie garkein Herz?! D ON J UAN Nein. Das ging nämlich zu weit. E RSTE Sie sind ein atavistischer Verbrecher! D ON J UAN Wie mans nimmt! E RSTE Die Beziehung zwischen den Geschlechtern ist für uns überhaupt kein Problem mehr, ist ja nur eine Funktion, wie Essen und Trinken! D ON J UAN (ironisch) Interessant. E RSTE Da gibts keine Geheimnisse mehr! Wir sind darüber hinaus. D ON J UAN Und wo sind Sie jetzt? E RSTE (zuckt zusammen und starrt ihn an) B
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
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B
Und f jetzt?N ]
N
[Waren Sie schon mal darunter drinnen?] |Und f jetzt?|
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IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 4
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 5
Fragmentarische Endfassung
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ON J UAN Sehen Sie sich mal in den Spiegel. E RSTE Ich bin nicht eitel. D ON J UAN Sie sind ein hässliches Mädchen. Ich werd aber trotzdem Ihrer Genossin helfen -- (er grinst und gibt ihr ein Bündel Banknoten) Glückliche Reise! E RSTE (nimmt ihm das Bündel ab und starrt ihn noch immer an; tonlos) Sie Tier -D ON J UAN Ist das der Dank? E RSTE Warum quälen Sie mich? D ON J UAN Weil Sie mich beleidigen -- (er lässt sie stehen und steigt die Stufen empor) E RSTE (allein; sie setzt sich auf die unterste Stufe, zählt mechanisch das Geld -- plötzlich weint sie)
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 6
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D ON J UAN zieht sich in seinem Zimmer den Frack aus. Er raucht eine Zigarette. Die M UTTER kommt, sie ist ausser sich. M UTTER Ich muss Dich sofort sprechen. D ON J UAN Bitte? BN
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M UTTER Du warst doch heut wieder auf dem Eislaufplatz, abends -D ON J UAN Ja. M UTTER Und Du hast die Gretl ein Stück begleitet -- durch das Wäldchen, nicht? D ON J UAN Und? M UTTER (sieht ihn gross an und weint plötzlich heftig) D ON J UAN (berührt ihren Arm) Was ist denn? M UTTER (kreischt) Rühr mich nicht an! Rühr mich nicht an, Du Verbrecher! Du hast mein Kind verführt -D ON J UAN Was?! Ich?! M UTTER Du hast das Kind geschändet! D ON J UAN Ich hab das Kind?! Wer sagt das?! M UTTER Sie selbst! D ON J UAN Sie lügt, sie lügt! M UTTER Du lügst, Du! Oh, ich kenne Dich ja! D ON J UAN (starrt sie an; leise) Du bist wohl wahnsinnig geworden -M UTTER (fixiert ihn voll Hass) Du bist schuld. Sie hat mir alles gebeichtet. D ON J UAN Wo ist sie? Sie solls mir doch selber ins Gesicht sagen -M UTTER Du wirst sie nichtmehr sehen. Erst vor Gericht. (Stille) BN
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BN
]
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BN
]
[M UTTER Es ist grauenhaft -D ON J UAN Was?] [Ja.]
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IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 7
Fragmentarische Endfassung
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
D ON J UAN Bei allem, was mir noch heilig ist, schwöre ich es Dir zu -M UTTER (lacht) Dir ist nichtsmehr heilig, Dir nicht! D ON J UAN (schreit sie an) Ich soll meine Augen verlieren! Z WEITE (kommt, verstört und verweint) M UTTER (kreischt) Verschwind! Hinaus! D ON J UAN (stellt sich rasch vor die Türe) Halt! (zur Z WEITEN ) Was hab ich getan? Z WEITE (fixiert ihn ängstlich) Sie haben mir Schlittschuhe geschenkt -D ON J UAN Und?! Z WEITE Sie schauen immer auf meine Beine -M UTTER (fährt sie an) Geh jetzt! (sie packt sie am Arm und kneift sie) Z WEITE Au! Lass mich! (sie reisst sich los und fixiert wieder fasziniert D ON J UAN ) Sie haben mir den Mund zugehalten -D ON J UAN Den Mund? Z WEITE In dem Wäldchen, wo der Weg eine Krümmung macht. Sie haben mich an einen Baum gelehnt, Sie wollten mich anbinden -- (sie schreit ihn an) Sie haben mich geschlagen! D ON J UAN Lüge, Lüge, Lüge! Z WEITE Ich möcht nichtmehr leben! Warum haben Sie mich nicht umgebracht?! D ON J UAN (starrt sie fassungslos an, zieht sich dann rasch den Frack und den Mantel an) M UTTER (beobachtet ihn und stellt sich vor die Türe) Wohin? Du wirst mir nicht entrinnen -D ON J UAN Es muss sich alles klären. Ich geh jetzt zur Polizei. M UTTER Das glaub ich Dir nicht! D ON J UAN Schäm Dich. Weg! (ab) M UTTER (ruft ihm nach) Dich bring ich noch an den Galgen! Z WEITE (betrachtet schluchzend ihre Beine)
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 8
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In der Wohnung des Inflationsgewinnlers trinkt die E RSTE D AME , die Frau des Hauses, allein ihren Thee. Die Z WEITE D AME , die Filmschauspielerin, kommt aufgeregt mit einer Zeitung. Z WEITE Hast Du es schon gelesen? Jetzt hat ihn endlich der Teufel geholt! E RSTE Wen? Z WEITE Unsere grosse Liebe -- (sie lacht schadenfroh und reicht ihr die Zeitung) Er hat eine Minderjährige verführt -E RSTE Ach! Z WEITE Es musste so kommen. B
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 9
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35–37
B
In f Zeitung.N ]
|| [In derselben Nacht singen an der Strassenecke VIER
M AEDCHEN der Heilsarmee mit Fahne und Lautenbegleitung Worte eines Chorals auf] |In f Zeitung.|
363
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 8
Fragmentarische Endfassung
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K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
E RSTE (liest gierig) Das ist das Ende. Z WEITE Er hat sich zwar selbst bei der Polizei gestellt und leugnet beharrlich, aber man glaubt dem Herrn seine Unschuld nicht -- (sie grinst) Er hat keinen guten Ruf. E RSTE (liest) Auch wenn er unschuldig ist, verdient hat er alles. Z WEITE Heut sollte er verhaftet werden, doch zog er es vor, zu verschwinden -- (sie giesst sich Thee ein) Er hat nichtsmehr zu hoffen. Es ist ein Steckbrief erlassen worden. E RSTE (liest noch immer) Hat man schon eine Spur? Z WEITE Man tappt noch im Dunkeln, aber sie werden ihn finden. Auf der Welt ist kein Platz mehr für ihn. E RSTE Ja, die Welt ist klein -- (ihr Blick fällt auf ein Inserat in der Zeitung) Uebrigens: hast Du die „Lieblingsfrau des Maharadscha“ schon gesehen? Z WEITE Ein begeisternder Film! Da stecken die letzten Dinge dahinter!
IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 10
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In einem tiefverschneitem Wald. Z WEI ALTE W EIBER kommen mit Holzbündeln auf dem Rücken. Es wird bald Nacht. E RSTE (unterdrückt) Halt! Dort geht wer! D IE Z WEI (lauschen) Z WEITE Ich hör nichts, ich seh nichts. E RSTE Mir wars aber, als hätt sich was gerührt -D IE Z WEI (lauschen wieder) Z WEITE Gestern hat mich der Förster verjagt, er hat mit der Gendarmerie gedroht -E RSTE Der Förster gehört schon lang weg! Z WEITE Alles wegen dem bisserl Holz. Er sagt, das wär Diebstahl -- ich möcht nicht wissen, was die hohen Herren in der Stadt drinn stehlen! E RSTE (sieht sich um) Wem gehört denn jetzt dieser Wald? Z WEITE Ich weiss nicht, wie sich der schreibt. Ein grosser Schieber soll er sein -E RSTE Jaja, die Welt geht unter. D ON J UAN (erscheint plötzlich; er sieht verwittert aus) D IE Z WEI (erschrecken) D ON J UAN (betrachtet die Z WEI misstrauisch) Z WEITE (kleinlaut) Grüss Gott, der Herr. D ON J UAN (sieht sich um) Bin ich hier richtig? Ich möcht zum Bahnhof -B
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(unterdrückt)N ] D ON f Schneemann!N ]
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\(unterdrückt)/
|| [DON JUAN (sieht sich um) Bin ich hier richtig? Ich möcht über das Moor --
Z WEITE Jetzt? In der Nacht? D ON J UAN Ich möcht zum Bahnhof. Z WEITE Bahnhof? Der liegt doch gleich da drüben! D ON J UAN Der liegt mir zu nah -- (er lächelt) Ich möcht lieber dort einsteigen. Z WEITE Da brauchens doch noch gute drei Stund!
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Fragmentarische Endfassung
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Lesetext
Z WEITE Wir haben keinen Bahnhof. Der nächste liegt noch gute drei Stund. D ON J UAN Das geht vorbei -- (er will weiter) Z WEITE Da müssens noch über das Moor, aber jetzt in der Nacht tät ich das nicht. D ON J UAN Es ist ja alles zugefroren. E RSTE Ein Moor friert nie zu, und es zieht Dich hinab, gnädiger Herr, wenn Du nicht weisst, wo der liebe Gott wohnt. D ON J UAN (horcht auf) Wo wohnt er denn? Z WEITE (lacht; zu D ON J UAN ) Sie weiss es! Sie weiss es genau! E RSTE (zur Z WEITEN ) Weiss ich auch, weiss ich auch! Z WEITE (fährt die E RSTE an) Ich glaub an nichts! An garnichtsmehr! (Stille) D ON J UAN (zur E RSTEN ) Sagen Sie: sprechen Sie ihn manchmal, den lieben Gott? E RSTE Ja. Z WEITE (grinst) Jeden Morgen und jeden Abend. D ON J UAN (zur E RSTEN ) Dann sagen Sie ihm doch einen schönen Gruss von mir, man glaubt es mir nicht, dass ich verleumdet werd und ich bin unschuldig -E RSTE (starrt ihn fast erschrocken an) Um was dreht sichs, bitte? D ON J UAN Er weiss es schon -- (ab) D IE Z WEI (schauen ihm überrascht nach) Z WEITE (ruft ihm plötzlich nach) Glückliche Reise, gnädiger Herr! Glückliche Reise! (sie lacht)
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D ON J UAN Das geht vorbei. (Stille) E RSTE In der Nacht möcht ich nicht übers Moor. D ON J UAN Es ist ja alles zugefroren. E RSTE Ein Moor friert nie zu, und es zieht Dich hinab, gnädiger Herr. D ON J UAN (lächelt) Das kenn ich -- (ab) Z WEITE (ruft ihm nach) Glückliche Reise, gnädiger Herr, glückliche Reise! (sie lacht und wendet sich dann an die || Z WEITE ) Wer war das? E RSTE Ich trau ihm nicht. [Das ist] [v]|V|ielleicht ein Gendarm in Zivil -Z WEITE (erschrickt) Sei so gut! E RSTE Komm! (rasch ab mit der Z WEITEN )
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Der Mond scheint auf einen Schneemann im Dorf. Z WEI D ORFMAEDCHEN kommen. E RSTE Schau den Schneemann!] |D ON f Schneemann!|
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Fragmentarische Endfassung
K5/TS10/A11 (Korrekturschicht)
Lesetext
Der Mond scheint auf einen Schneemann im Dorf. Z WEI D ORFMAEDCHEN kommen. E RSTE Schau den Schneemann! Z WEITE Den hat mein Bruder gebaut. Komm, wir schlagen ihm den Arm ab, dann wird er sich ärgern -- (sie nimmt einen Prügel und schlägt dem Schneemann den rechten Arm ab) E RSTE Ich schlag auf den Kopf! (sie tut es) D ON J UAN (kommt) D IE Z WEI (erschrecken ein bisschen) D ON J UAN Wo ist denn hier der Bahnhof? E RSTE Dort. Z WEITE Wollens noch fort? D ON J UAN Ja. Z WEITE Heut geht kein Zug mehr, der Letzte ist schon weg. D ON J UAN So? (er sieht sich um) Wo kann man denn hier übernachten? E RSTE Im Wirtshaus. D ON J UAN Und ausser dem Wirtshaus? E RSTE (zuckt die Schultern) Nirgends. D ON J UAN Hm. (er überlegt) (Stille) D IE Z WEI (tuscheln miteinander) Z WEITE (frech) Warum wollens denn nicht im Wirtshaus übernachten? Habens was angestellt? D ON J UAN (zuckt etwas zusammen) Ich? (er fasst sich ans Herz) Wieso? Z WEITE Weil wir das kennen. Unser Vater hat auch mal was angestellt und ist dann in kein Wirtshaus hinein, weil er Angst gehabt hat vor dem Meldezettel -- (sie grinst) E RSTE (sachlich) Er ist im Wald erfroren. D ON J UAN (starrt die Z WEI an) Z WEITE Es ist lang her. Schon anderthalb Jahr -- (sie haut dem Schneemann auf den Kopf) E RSTE (haut ihm den linken Arm ab) D ON J UAN Was hat Euch denn der Schneemann getan? E RSTE Nichts. Aber der, der ihn gebaut hat -Z WEITE Morgen ist er eh hin. E RSTE Es wird wärmer -- (sie haut auf den Schneemann los) N
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zusammen\)/ [und fasst sich ans Herz)] \(er f Herz)/
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****************************************************** Zimmer im Wirtshaus. D ON J UAN füllt den Meldezettel aus. Dann läutet er. Die W IRTIN kommt, sie ist sehr geschwätzig und neugierig. D ON J UAN Der Meldezettel -- (er gibt ihn ihr)
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Lesetext
W IRTIN Ich dank schön -- (sie betrachtet den Meldezettel) Der Herr sind ein Geschäftsreisender? D ON J UAN Ja. Und bitte, weckens mich morgen in aller früh, damit ich den ersten Zug nicht versäum -W IRTIN (fällt ihm ins Wort) Warum fahrens denn mit dem Ersten? Der ist nämlich miserabel, fahrens lieber mit dem Zweiten, ich sags nicht wegen dem Frühstück, an dem verdien ich eh nichts! D ON J UAN Mit dem Zweiten hab ich keinen Anschluss mehr. W IRTIN Ah, Sie wollen noch weiter? D ON J UAN Ich fahr zu meiner Braut -- (er lächelt) W IRTIN (überrascht) Da legst Dich nieder! Wo wohnt denn das Fräulein Braut? D ON J UAN Wir haben uns lange nicht gesehen. W IRTIN Wieso das? D ON J UAN Ich war beruflich verhindert -- (er lächelt wieder) W IRTIN Jaja, es ist ein Kreuz! Aber da werden sie sich jetzt viel zu erzählen haben -D ON J UAN Sehr viel. W IRTIN Gibts gar bald eine Hochzeit? D ON J UAN (grinst) Vielleicht -W IRTIN Tapfer, sehr tapfer! D ON J UAN (fasst sich ans Herz und krümmt sich etwas) W IRTIN Was habens denn? D ON J UAN (leise) Es tut mir nur weh -W IRTIN Passens auf, ein Herz ist kein Witz! D ON J UAN (setzt sich) Könnt ich ein Glas Wasser? W IRTIN Ich lauf schon, Herr Bräutigam! (ab)
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In der kleinen Stadt, vor dem Hause der Grossmutter. Es ist noch Tag, aber die Sonne kann nicht durch den Nebel scheinen . Alles ist tief verschneit. Vor dem eisernen Tor des Vorgartens stehen Z WEI KLEINE M AEDCHEN mit ihren Schulranzen auf den Rükken; sie läuten heftig und verstecken sich. M AGD (öffnet das Haustor) Ist jemand da? Hallo! (sie schreit) Wer ist denn da?! D IE Z WEI (kichern leise) M AGD (sieht sich um) Sicher wieder diese verdammten Saufratzen! Wollen die alte Hex ärgern und hetzen mich herum! (wütend ab) B
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EsN ] kannN ] Bdurch f scheinenN ] Bda?N ] B(sie f da?!]N ] Bum)N ] B
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\1.)/ D ON J UAN (grinst) Vielleicht -- [(er] |3) D ON J UAN | \(/fasst sich [plötzlich] ans Herz und krümmt sich etwas) \2.)/ W IRTIN Tapfer, sehr tapfer! \4.) W IRTIN / Was habens denn? [Es ist nichts,] [e]|E|s [scheint] |kann| \durch f scheinen/ da?[!] \(sie f da?!/ um\)/ [und schreit) Wer ist denn da?!]
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E RSTE (zur Z WEITEN ) Jetzt bist Du dran! Z WEITE Ich läut Sturm -- (sie tut es und versteckt sich wieder mit der E RSTEN ) (Stille) G ROSSMUTTER (erscheint im Haustor, auf einen Stock gestützt; sie sieht sich lauernd um; leise) Wo seid Ihr? Ich reiss Euch die Ohren aus, ich bring Euch um -- Gesindel, Bagage -- noch einmal, aber dann! (sie hebt drohend ihren Stock und ab) (Stille) E RSTE (zur Z WEITEN ) Läut nochmal! Z WEITE Nein, jetzt bist Du wieder dran! E RSTE Ich hab ja schon zweimal -- (sie stockt plötzlich erschrocken und deutet verstohlen die Strasse entlang) Halt! Es kommt ein Mann! D ON J UAN (kommt und hält) Sagt mal: wo ist denn hier Nummer sechs? Z WEITE (deutet auf das Haus der Grossmutter) Da. D ON J UAN (sieht sich suchend um) Wo steht das? E RSTE Die Tafel ist verschneit -- (sie läuft mit der Z WEITEN davon) D ON J UAN (sieht ihnen nach und läutet dann) (Stille) D ON J UAN (läutet nochmals) (Stille) D ON J UAN (läutet abermals) G ROSSMUTTER (erscheint im Haustor, zitternd vor Zorn; sie kreischt) Wer läutet, wer läutet?! Wer lässt mir keine Ruh?! (sie erblickt D ON J UAN und stockt) D ON J UAN Pardon, hier ist doch Nummer sechs? G ROSSMUTTER (mustert ihn misstrauisch) Sie wünschen? Ich brauch nichts, ich hab alles! D ON J UAN (lächelt) Ich bin kein Bettler. Ich möchte das gnädige Fräulein sprechen. G ROSSMUTTER (erschrickt und starrt ihn an) D ON J UAN Ist sie zuhaus? G ROSSMUTTER (starrt ihn nur an) D ON J UAN Ich meine, ob sie zuhause ist? G ROSSMUTTER (tonlos) Sie suchen mein Enkelkind? D ON J UAN (verbeugt sich leicht) Ja. G ROSSMUTTER Wen darf ich, bitte, melden? D ON J UAN (lächelt) Ich möchte sie überraschen -(Stille) G ROSSMUTTER Ich weiss, wer Sie sind. D ON J UAN (zuckt zusammen und fasst sich ans Herz) Wo ist sie? G ROSSMUTTER Später. Was wollen Sie noch von ihr? (Stille) D ON J UAN (langsam) Ich kam hierher, um ihr zu sagen, dass man einen Menschen nicht so warten lassen darf, dass man ein Verantwortungsgefühl haben muss für einen, der sich bessern möcht -G ROSSMUTTER (unterbricht ihn) Sie sagen das, Sie?! D ON J UAN Jawohl, ich war ein Schuft! Aber ich wollte wiedergutmachen -G ROSSMUTTER (fällt ihm gehässig ins Wort) Das können Sie nicht! B
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Lesetext
D ON J UAN Das will ich jetzt auch nichtmehr! Alles wär anders geworden, hätte sie geantwortet! G ROSSMUTTER (höhnisch) Kaum! D ON J UAN Sicher! Wo steckt sie denn?! Ich will es jetzt sehen, was mich so sehr an sie band, dass ich mich an nichts binden konnte -- was bindet mich denn noch?! Ich weiss es ja garnichtmehr, wie sie aussieht! (er fasst sich ans Herz und wird bleich) G ROSSMUTTER (beobachtet ihn) Was haben Sie? D ON J UAN (leise) Ich darf mich nicht aufregen -G ROSSMUTTER Tatsächlich? (sie grinst) (Stille) D ON J UAN (langsam, leise) Sagen Sie: hat sie einen anderen Mann? (Stille) G ROSSMUTTER Sie suchen eine Tote. D ON J UAN (starrt sie bestürzt an) G ROSSMUTTER Sie ist von uns gegangen. Am 3. März 1916. D ON J UAN Von uns -- -(Stille) G ROSSMUTTER Sie wollte sterben. Es hatte jemand kein Verantwortungsgefühl für sie, ein Schuft. Können Sie noch beten? (Stille) D ON J UAN Am 3. März 1916 -- -- Sie hat also meine Briefe garnicht gelesen? G ROSSMUTTER Nein. Nur ich. D ON J UAN (sieht sich um, als würde er verfolgt werden) G ROSSMUTTER Haben Sie Angst? D ON J UAN Ja. G ROSSMUTTER Die Toten sind friedlich und lassen uns allein -- (sie grinst wieder) D ON J UAN (fixiert sie) Geben Sie acht. Vielleicht bekommen Sie bald Besuch -G ROSSMUTTER (stutzt und starrt ihn entsetzt an; kreischt plötzlich) Anna! Anna! M AGD (erscheint im Haustor) G ROSSMUTTER Führe den Herrn aufs Grab! Er ist ein entfernter Verwandter -D ON J UAN Ich find auch allein hin. G ROSSMUTTER Nein, Sie könnten sich verlaufen.
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Auf dem Friedhof. D ON J UAN kommt mit der M AGD . Es wird bald Nacht. M AGD Hier liegt das gnädige Fräulein. D ON J UAN (tritt an das Grab und betrachtet es) M AGD (blickt empor) Wir kriegen noch Schnee. (Stille) D ON J UAN (unsicher) Sagen Sie: hat sich das Fräulein was angetan? M AGD Wie kommen Sie darauf? Nein, das arme Fräulein ist ganz von allein gestorben -- sie hatte nur einen grossen Schmerz und weinte Tag und Nacht, aber plötz-
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Lesetext
lich fing sie an zu lachen, und dann lachte sie Tag und Nacht. Schrecklich wars, ich hörs noch oft, wie man sie abtransportiert hat -D ON J UAN Wohin? M AGD Zum guten Hirten. D ON J UAN Was ist das? M AGD Eine geschlossene Anstalt. (Es beginnt zu schneien, immer stärker) M AGD Dort drüben liegt meine Schwester. Ich geh nur hinüber und bet ein Vaterunser, bin gleich wieder da --- (ab) D ON J UAN (allein; er spricht zu seiner toten Braut) Ist es Dir kalt, wenn es schneit? Soll ich zu Dir kommen? -- -- Ja, ich werde Dich immer suchen, als würdest Du leben. Jetzt weiss ichs ja wieder, wie Du aussiehst -- -- Wiedersehen -- (er will fort, doch sein Mantel verhängt sich an dem Grabgitter) Du hältst mich? Hast mir noch was zu sagen? (er lauscht und lächelt leise) Nein, ich werd Dich nie wieder vergessen -- -- Warum lachst Du? (er reisst sich entsetzt los und fasst sich ans Herz) M AGD (kommt zurück) Wie dunkel es wird, bleiben Sie noch? D ON J UAN (blickt empor) Es schneit -M AGD (lächelt) Sie sind schon der reinste Schneemann -D ON J UAN (horcht auf und lächelt leise) Ja, es wird immer wärmer -- (er setzt sich auf einen Stein) M AGD (bange) Was ist Ihnen? D ON J UAN Der Schneemann ist müd. (Stille) M AGD Auf dem kalten Stein, Sie holen sich noch den Tod. Darf ich jetzt gehen, ich hab erst die halbe Wäsche -D ON J UAN (tonlos) Bitte-bitte. M AGD Finden Sie auch allein zurück? D ON J UAN (sieht sich wieder so um, als würde ihn wer verfolgen) Ich wart noch auf jemand. M AGD Dann empfehl ich mich, gnädiger Herr! Aber wartens nicht zu lang! (ab)
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M AGD f ab)N ]
[M AGD Auf dem kalten Stein, Sie holen sich noch den Tod. D ON J UAN (sieht sich wieder so um, als würde ihn wer verfolgen) Ich wart noch auf jemand.] |M AGD f ab)|
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Strukturplan in zwei Bildern
ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 99v
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Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel Endfassung, emendiert
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DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG Schauspiel in drei Akten von Ödön von Horváth.
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Man weiß es nicht, ob Don Juan als historische Person jemals gelebt hat. Fest steht nur, daß es den Typus Don Juan einstmals gegeben hat, und infolgedessen ist es klar, daß es ihn auch heute noch gibt und immer geben wird. Ich habe es mir also erlaubt, einen Don Juan unserer Zeit zu schildern, weil uns die eigene Zeit immer näher liegt. Scheinbar gehört zwar auch dieser Don Juan bereits der Vergangenheit an, denn er starb während der großen Inflation 1919–23, also in einer Zeit, in der sich, auch im banalsten Sinne des Wortes, alle Werte verschoben haben. Es ist aber, wie gesagt, nur eine scheinbar vergangene Zeit, denn, von einer etwas höheren Warte aus gesehen, leben wir noch immer in der Inflation, und es ist nicht abzusehen, wann sie zu Ende gehen wird. Es ist typisch für unsere Tage, wie sehr sich jeder Einzelne in seinem innersten Wesen ändert, infolge der Katastrophen, die die Allgemeinheit betreffen. So kommt auch Don Juan aus dem Krieg und bildet sich ein, ein anderer Mensch geworden zu sein. Jedoch er bleibt, wer er ist. Er kann nicht anders. Er wird den Damen nicht entrinnen. Das Rätsel des Don Juan wurde in mannigfacher Weise zu lösen versucht, seit Hunderten Jahren, aber das Rätsel ist unlösbar. Die Gestalt hat die verschiedenartigsten Wandlungen durchgemacht, vom primitiv gesehenen Ehebrecher, Mörder und Totenlästerer, bis zum psychologisch sezierten müden Kavalier. Er lebt in der Überlieferung und der Sage als ein gewaltiger Verbrecher, der wie eine Naturmacht gegen Sitte und Recht Sturm läuft. Er ist der große Verführer, der immer und immer von den Frauen verführt wird. Alle erliegen ihm, aber – und dies dürfte das Entscheidende sein: Wirklich geliebt wird er von keiner. (Drum hat auch dieses Stück keine einzige Liebesszene.) Was treibt nun die Frauen zu Don Juan? Es ist nicht allein die männliche Sexualität, deren stärkster Repräsentant er ohne Zweifel ist, sondern es ist die besonders innige und ausschließlich ausgeprägte metaphysische Bindung dieser Sexualität, deren Wirkung sich die Frauen nicht entziehen können. Der Don Juan sucht immer die Vollkommenheit, also etwas, was es auf Erden nicht gibt. Und die Frauen wollen es ihm, und auch sich selbst, immer wieder beweisen, daß er alles, was er sucht, auf Erden finden kann. Das Unglück der Frauen ist, daß sie einen irdischen Horizont haben – erst, da sie es schaudernd ahnen, daß er nicht das Leben sucht, sondern sich nach dem Tode sehnt, schrecken sie von ihm zurück. Die tragische Schuld Don Juans ist, daß er seine Sehnsucht immer wieder vergißt oder gar verhöhnt, und so wird er zum zynischen Opfer seiner Wirkung, aber nicht ohne Trauer. *****************************
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Don Juan kommt aus dem Krieg
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Don Juan und fünfunddreißig Frauen. Diese fünfunddreißig Frauen können nicht nur, sondern müssen auch von weit weniger Schauspielerinnen dargestellt werden, sodaß also fast jede Schauspielerin mehrere Rollen zu spielen hat. Es sei dies nicht nur mit Rücksicht auf die Aufführbarkeit dieses Schauspiels festgestellt, sondern als Resultat einer alten Erkenntnis: Es gibt nämlich keine fünfunddreißigerlei Frauen, sondern bedeutend weniger. Die gleichen Grundtypen kehren immer wieder und sollen daher auch auf der Bühne von den gleichen Frauen dargestellt werden. Trotzdem war es natürlich durchaus notwendig, fünfunddreißig Frauen zu bringen, um zu zeigen, wie sich die einzelnen Grundtypen entwickeln können. Zunächst nun ein korrektes Personenverzeichnis, der Reihenfolge der Auftritte nach: D ON J UAN Z WEI ÄLTLICHE S OUBRETTEN D REI W EIBER G ROSSMUTTER M AGD Z WEI LOSE M ÄDCHEN O BERIN S CHWESTER W ITWE Z WEI K UNSTGEWERBLERINNEN K ELLNERIN M UTTER I HRE BEIDEN T ÖCHTER V IER D AMEN E INE D AME AUS B ERN D IE D ICKE D IE B LONDE D IE D UNKLE N ACHBARIN E INE M ASKE Z WEI ALTE W EIBER Z WEI D ORFMÄDCHEN W IRTIN Z WEI KLEINE M ÄDCHEN . Und nun ein Verzeichnis der Zusammenfassung der einzelnen Frauenrollen, mit Rücksicht auf den Grundtypus (in Klammern der jeweilige Aufzug ihrer Auftritte): ERSTE ROLLE
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ZWEITE ROLLE DRITTE ROLLE VIERTE ROLLE
Erste ältliche Soubrette (I) Oberin (I II) Mutter (II III) Erstes altes Weib (III) Zweite ältliche Soubrette (I) Witwe (II) Erste Dame (II III) Erstes Weib (I) Nachbarin (II) Zweites altes Weib (III) Wirtin (III) Großmutter (I III)
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Don Juan kommt aus dem Krieg
FÜNFTE ROLLE SECHSTE ROLLE SIEBENTE ROLLE 5
ACHTE ROLLE NEUNTE ROLLE
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Magd (I III) Zweite Dame (II III) Maske (III) Erstes loses Mädchen (I) Kellnerin (II) Dritte Dame (II) Zweites Dorfmädchen (III) Zweites loses Mädchen (I) Zweite Tochter (II III) Erstes Dorfmädchen (III) Schwester (I) Erste Kunstgewerblerin (II) Erste Tochter (II III) Vierte Dame (II) Zweite Kunstgewerblerin (II) Dame aus Bern (II) Zweites Dorfmädchen (III)
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Die restlichen Rollen sind durchwegs sehr klein. Es sind dies: Zweites und drittes Weib (I) Die Dicke (II) Die Blonde (II) Die Dunkle (II) Erstes und zweites kleines Mädchen (III) ***************************** ZEIT UND SCHAUPLATZ
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Das Stück beginnt im Spätherbst 1918 und dauert dann relativ nicht mehr lang. Es hat drei Akte und dreiundzwanzig Bilder. Natürlich sind dies keine Bilder im strengen Sinne des Wortes, sondern fast immer nur kleine Szenen, die sich auf kleinstem Raume ereignen. Der Schauplatz darf nur angedeutet werden, nicht nur um die einzelnen Akte pausenlos durchspielen zu können, sondern auch um der Sprache gerecht zu werden. Übersicht: ERSTER AKT: DER KRIEG IST AUS. 1. Fronttheater. 2. Straße. 3. Zimmer der Großmutter. 4. Straßenecke. 5. Zimmer des zweiten losen Mädchens. 6. Krankenhaus. 7. Zimmer der Großmutter. ZWEITER AKT: IM TAUMEL DER INFLATION. 1. Krankenhaus. 2. Café. 3. Zimmer bei der Mutter. 4. In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers. 5. Balkonloge in der großen Oper. 6. Auf dem Eislaufplatz. 7. Zimmer bei der Mutter. 8. Atelier der beiden Kunstgewerblerinnen. 9. Zimmer bei der Mutter.
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Don Juan kommt aus dem Krieg
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Endfassung, emendiert
DRITTER AKT: DER SCHNEEMANN. 1. Treppenhaus. 2. Zimmer bei der Mutter. 3. In der Wohnung des Inflationsgewinnlers. 4. Im tiefverschneiten Wald. 5. Der Schneemann. 6. Vor dem Hause der Großmutter. 7. Friedhof.
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Don Juan kommt aus dem Krieg
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ERSTER AKT: DER KRIEG IST AUS
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Spätherbst 1918. Fronttheater in einer Baracke. Primitivste Künstlergarderobe. Z WEI S OUBRETTEN , bereits etwas bejahrt, packen ihre Koffer. In weiter Ferne Trommelwirbel und Trompetensignal. Es regnet. E RSTE Der Krieg ist aus, und wir haben den Krieg verloren. Z WEITE Ich find meine rote Perücke nicht. E RSTE Der Direktor ist auf der Kommandantur. Der Nachschub hat gemeutert, und der dicke Oberst ist abgesetzt. Es gibt keine Offiziere mehr. Ein Feldwebel ist General. Z WEITE Ich wollt, ich hätt diesen Hundsvertrag niemals unterschrieben – Soubrett in einem Fronttheater, wo ich doch schon das Gretchen gestaltet hab! Glaubst du, daß wir heut abend noch spielen werden? E RSTE Das steht bei Gott. Die Hauptsache ist, wir bekommen bald Frieden. Z WEITE Ich bin nur neugierig, wie sich jetzt die Theaterverhältnisse entwickeln werden – Da ist sie, die rote Perücke! (Sie setzt sie sich auf, wie einen Hut; der Wecker läutet.) Kusch! (Sie stellt ihn ab.) E RSTE (blickt auf den Wecker.) Heut ist ein historisches Datum. Um zwölf beginnt der Waffenstillstand. Z WEITE (vor dem Spiegel) Also in zwanzig Minuten. (In weiter Ferne schlägt eine Granate ein.) E RSTE Wieviel mögen wohl noch fallen – Z WEITE Mir tun nur die Weiber leid, die ohne Männer zurückbleiben. E RSTE Wie du redest! Ist denn ein Mann kein Mensch? Z WEITE Nein. D ON J UAN (tritt ein; er steckt in einer verdreckten Uniform, ohne Sterne, ohne Waffen.) E RSTE (perplex) Sie wünschen? D ON J UAN (zur Z WEITEN ) Ich suche Sie. Wir kennen uns. Z WEITE Wir? Wüßte nicht, woher – D ON J UAN Ich sah Sie in zwei Operetten. Z WEITE (plötzlich interessiert) In welchen? D ON J UAN (starrt sie an.) Die hab ich vergessen. Ich weiß nur, Sie standen am Souffleurkasten und warteten. Sie wußten, daß er kommen wird. Die Gardinen waren weiß, erinnern Sie sich? Das war die erste Rolle. Dann schrieben Sie einen Brief, es war Nacht, und Sie wußten, daß er antworten wird. Das war die andere Rolle. Ihr Lächeln erinnerte mich an eine Frau, noch vor dem Krieg, und manchmal ist es mir, als wären schon Hunderte Jahre vergangen – hm. Darf ich Ihnen ein kleines Geschenk, als Dank dafür, daß Sie mich erinnerten – (Er lächelt und überreicht ihr ein Päckchen.) Zigaretten, meine einzige Eroberung. Echte ägyptische – (Er nickt ihr zu und ab.) (Stille) Z WEITE Hast du Worte? E RSTE Er ist verrückt geworden.
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In der Heimat. W EIBER stehen Schlange vor einem leeren Lebensmittelgeschäft. E RSTE Kein Brot, kein Salz, kein Fett – Ist das der Friede?! Z WEITE Beruhigen Sie sich, Frau Hausmeister! Die Hauptsach ist, daß die Männer wieder da sind aus den Hekatomben der Front. E RSTE Also meinem Herrn Gemahl hätt ich ruhig ein bisserl Trommelfeuer vergönnt, aber der hat Plattfüß und ist während der ganzen großen Zeit hinterm Ofen gehockt, und wenn ich nur aufmuck, dann haut er mir eine hin – Ob Krieg, ob Frieden: Das ist mir Wurscht! D RITTE Versündigen Sie sich nicht! Mein armer Joseph hockt in Sibirien, und wer weiß, wann der wiederkommt. Sie werdens erst fühlen, wie Ihnen die Prügel abgehen werden, wenn Sie keinen Prügler mehr haben werden. E RSTE Ich pfeif auf die Herren der Schöpfung! D ON J UAN (erscheint und wendet sich an die W EIBER.) Ich suche die Frau Hausmeister – E RSTE (fällt ihm resolut ins Wort.) Die bin ich. D ON J UAN Ihr Mann sagte mir, Sie wären hier, ich war gerade bei Ihnen – E RSTE (fällt ihm wieder ins Wort.) Sie wünschen? D ON J UAN Nur eine Auskunft – (er sieht sich um, als würde ihn wer verfolgen; langsam) Es war noch vor diesem Krieg, da wohnte bei Ihnen im dritten Stock links eine junge Dame – und diese Dame suche ich. Ihr Mann sagte mir zuvor, sie wäre fortgezogen, doch wußte er nicht, wohin – E RSTE (starrt ihn an.) Eine Dame – (Sie stockt plötzlich und erkennt ihn entsetzt.) Jesus Maria Josef, jetzt erkenn ich den Herrn erst wieder! Gott steh mir bei, ich dachte, Sie wären tot! D ON J UAN (lächelt leise.) Ich war nur vermißt. E RSTE Es gibt noch Wunder. Also, das gnädige Fräulein, das ist fort. Die wohnt jetzt bei ihrer Frau Großmutter. D ON J UAN (horcht überrascht auf.) Wo? E RSTE Wie heißt denn nur das Nest? (Sie sieht in ihrem Notizbuch nach.) Richtig, da stehts. So heißt es – (Sie zeigt ihm die Adresse.) D ON J UAN (liest sie.) So weit? E RSTE Ja. (Stille) D ON J UAN (langsam) Wann ist sie denn fort? E RSTE 1915. Ich erinner mich noch genau an den Tag, denn es war grad der große Sieg bei Gorlice, und der Sturm hat unsere Fahne zerfetzt. D ON J UAN Bei Gorlice war ich dabei. E RSTE So? Na, hin ist hin! (Stille) D ON J UAN Drum hat sie mir also nicht geantwortet, ich hab ihr nämlich geschrieben, vor sechs Wochen schon – E RSTE Wir haben alles nachgesandt, aber in einem Krieg geht immer viel Post verloren. D ON J UAN Ja. (Er blickt empor.) Wer wohnt jetzt im dritten Stock links? E RSTE Eine praktische Dentistin. Es hat sich halt alles verändert durch diesen Krieg. Die Herren Dentisten sind gefallen, und die Weiber haben studiert, aber ich persönlich hätt als Patient kein Vertrauen zu einem Weib. D ON J UAN (lächelt wieder leise.) Warum nicht? (Er sieht sich wieder um, als würde ihn wer verfolgen.) Also dann fahr ich halt jetzt. Zur Großmutter – (ab)
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E RSTE Glückliche Reise, gnädiger Herr! Glückliche Reise! (Sie wendet sich rasch an die W EIBER.) Wißt ihr, wer das war? Das war mal eine stadtbekannte Persönlichkeit mit lauter erotischen Skandalaffairen! Der hat seine Braut verlassen, knapp vor der Hochzeit und knapp vor dem Krieg, und hat sich mit tausend miserablen Frauenzimmern herumgetrieben in Saus und Braus, derweil war seine Braut eine reine Seele, ein direkter Engel. Aber jetzt scheint ihn die Reue gepackt zu haben – Na, wenn dieser Don Juan mein Bräutigam gewesen wär, den hätt ich erwürgt! D RITTE (boshaft) Aber gepfiffen hätten Sie nicht auf ihn? E RSTE (grinst.) Das ist ein anderes Kapitel.
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In einer kleinen Stadt. Dort sitzt die G ROSSMUTTER in ihrem Sorgenstuhl und liest die neueste Zeitung. G ROSSMUTTER (ruft.) Anna! Anna! M AGD (kommt.) G ROSSMUTTER In der Zeitung steht, seit gestern ruhen die Waffen, jetzt wird geplündert, auch bei uns. Sie haben den Metzger erschlagen und den Holzhändler verletzt. Schließ die Fenster, schließ die Türen, aber doppelt, dumme Gans! M AGD (fährt sie an.) Ich bin keine dumme Gans, verstanden?! Jetzt gibts eine andere Zeit, auch bei uns, und auch eine Magd will jetzt anders behandelt werden, verstanden?! G ROSSMUTTER (kreischt.) Ich werd mir wegen deiner neuen Zeit keinen anderen Ton angewöhnen! Sechsundsiebzig Jahr bin ich alt geworden und hab schon alles hinter mir, Kriege und Frieden und Revolutionen – Ich änder mich nicht! Es wird alles verriegelt! M AGD (höhnisch) Doppelt, doppelt! (ab) G ROSSMUTTER (blickt ihr wütend nach; murmelt.) Bestie – (Es läutet am Tor.) G ROSSMUTTER (zuckt zusammen und lauscht furchtsam; dann kreischt sie wieder.) Anna! Anna! Wer läutet, wer läutet?! M AGD (kommt mit einem Brief; fast feierlich) Hier ist ein Brief gekommen – G ROSSMUTTER Ein Brief? Wer schreibt mir denn noch? M AGD Er ist nicht für Sie, er ist für das Fräulein – G ROSSMUTTER Für wen? (Sie erhebt sich entsetzt.) M AGD Für das arme gnädige Fräulein. (Stille) G ROSSMUTTER Zeig her. M AGD (gibt ihr den Brief.) Er kommt noch aus dem Feld. G ROSSMUTTER (starrt auf das Couvert und überlegt.) M AGD Das arme Fräulein, zwei Jahre ist sie tot und bekommt einen Brief – G ROSSMUTTER (fällt ihr ins Wort.) Schick ihn zurück. M AGD In den Krieg? (Stille) G ROSSMUTTER (erbricht den Brief mit plötzlichem Entschluß und liest.) „Liebste“ – Ach, er ist das – – (Sie überfliegt die Zeilen.) – „Ich werde kommen und gehöre
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nur Dir“ – (Sie horcht auf.) Nur dir? Einer Toten? (Sie bekreuzigt sich.) Gott steh ihm bei – –
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***************************** Straßenecke in der Nacht. Der Mond scheint auf ein Schild: „Wer weitergeht, wird erschossen!“ Darunter spanische Reiter. Z WEI LOSE M ÄDCHEN kommen. E RSTE (reißt plötzlich die Z WEITE zurück; unterdrückt) Halt! Kannst denn nicht lesen?! Z WEITE (erblickt das Schild.) Heiliger Strohsack! E RSTE Einen Schritt und sie schießen scharf. Dort stehen die Roten. (Stille) Z WEITE Gestern war ein Weißer bei mir. E RSTE Es ist alles nur lilablaßblau – (Sie überfliegt apathisch ein Plakat an der Wand im Mondenschein.) Frauen, Mütter, Töchter. Wo sind Euere Männer? Im Massengrab. Schluß mit der Vorherrschaft des Mannes – (Sie wendet sich ab und grinst.) Schluß. D ON J UAN (erscheint und will vorbei.) Z WEITE (unterdrückt) Halt! D ON J UAN (hält.) Z WEITE Wer weitergeht, wird erschossen. D ON J UAN Warum? E RSTE (zur Z WEITEN ) Der Mann gefällt mir. Er fragt, warum man ihn erschießt – (zu D ON J UAN ) Bist du Ausländer? D ON J UAN (lächelt.) Nein. Ich komme vom Mond. Z WEITE Erzähl uns was vom Mond! D ON J UAN Auf dem Mond ist alles tot – (Er entdeckt erst jetzt das Schild und die spanischen Reiter.) Wie komm ich denn hier zum Bahnhof? E RSTE Der Bahnhof bildet einen rauchenden Trümmerhaufen. Er wurde bombardiert, mein Herr. Liest du denn keine Zeitung? D ON J UAN Nein. E RSTE Wo willst du denn hin? D ON J UAN Nach Haus. Z WEITE Zur Mutter? D ON J UAN (horcht auf.) Das wär schön. E RSTE Aber es fährt kein Zug. Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will. Bist du rot oder weiß? D ON J UAN Ich bin gar nichts – (Er blättert in seinem Fahrplan.) Einmal muß ich noch umsteigen, ein einziges Mal – Jetzt wär ich vielleicht schon dort. (In der Ferne fallen einige Schüsse.) Z WEITE Sie schießen schon wieder. D ON J UAN Das war ein leichtes Maschinengewehr. Wo kann man denn hier übernachten? E RSTE Nur bei uns. In den Hotels liegen Bewaffnete. (Stille) D ON J UAN Ich möchte schlafen und sonst nichts. E RSTE Ist das alles? Wir arbeiten unter Tarif. D ON J UAN (lächelt.) Ich bin kein Unternehmer.
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(Stille) E RSTE Dann bleib ich lieber, wo ich bin. Z WEITE (zur E RSTEN ) Sie werden dich noch erschießen! E RSTE Betrunkene gibts immer. Z WEITE (zu D ON J UAN ) Komm! *****************************
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Kahles Zimmer mit Bett, Sofa und eisernem Waschtisch. D ON J UAN kommt mit der Z WEITEN . Z WEITE (macht Licht.) Grüß Gott, tritt ein, bring Pech herein! Hier ist mein Schloß. D ON J UAN Ich werd auf dem Sofa übernachten. Z WEITE Du kannst auch im Bett – D ON J UAN Danke. (Er sieht sich wieder um, als würde ihn wer verfolgen.) Es riecht nach Flieder. Z WEITE Lach mich nur aus. D ON J UAN Es riecht aber wirklich nach Flieder. Wie spät ist es denn schon? Z WEITE Immer noch viel zu früh. D ON J UAN (setzt sich auf das Sofa.) Mach das Fenster auf, bitte. Z WEITE Das Fenster? Damit es noch kälter wird? D ON J UAN Mir ist es heiß. Z WEITE (beobachtet ihn.) Hast du Fieber? Gib acht, es grassiert eine geheimnisvolle Krankheit, und die Leut sterben wie die Fliegen. Es ist alles verseucht, und die Bazillen liegen in der Luft, man nennts die Grippe, aber es ist die Pest. Fühlst du dich matt? D ON J UAN Ja. Z WEITE (deutet auf ihr Herz.) Sticht es da drinnen? D ON J UAN Ja. Z WEITE Komm, leg dich ins Bett, ich deck dich zu. D ON J UAN (lächelt müde.) Du bist ein braves Mädchen. Z WEITE Ich bin nur brav, weil du mir gefällst. So leg dich doch! D ON J UAN (erhebt sich.) Nein, ich darf nicht krank werden – (Er geht auf und ab.) Z WEITE (gekränkt-ironisch) Hast noch große Dinge vor? D ON J UAN Wie mans nimmt. (Stille) Z WEITE Bist du verheiratet? D ON J UAN (lächelt leise.) Fast. Z WEITE Also verlobt? D ON J UAN Ich bin treu. Z WEITE (lächelt.) Seit wann? D ON J UAN Seit dem Krieg – (Er grinst leise.) Z WEITE (starrt ihn plötzlich an.) Schad. D ON J UAN Still! (Er lauscht.) Jetzt hat doch wer meinen Namen gerufen – (Er blickt empor.) Z WEITE Wie heißt du? D ON J UAN Wer wohnt denn da über uns?
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Z WEITE Über uns ist nur das Dach und dann ist Schluß. D ON J UAN Wirklich? Z WEITE Ja. D ON J UAN (legt sich auf das Sofa.) Z WEITE (sitzt auf dem Bett und betrachtet ihn.) Warst du lang im Krieg? D ON J UAN Solang er gedauert hat. Z WEITE Auch im Osten? D ON J UAN Überall. (Stille) Z WEITE Mein Vater ist bei Gorlice gefallen. D ON J UAN Bei Gorlice war ich auch dabei. Z WEITE Vielleicht hast du dann meinen Vater gekannt? Er war beim hundertvierundzwanzigsten Landsturmregiment, ein auffallend Großer mit einem schwarzen Bart – D ON J UAN Ich hab ihn nicht gekannt. Z WEITE Schad – (Sie lächelt leise und legt sich hin.) (Stille) D ON J UAN Wer liegt denn unter dem Bett? Z WEITE (schnellt entsetzt empor.) Was?! Wo? – (Sie sieht ängstlich nach.) Da liegt doch nichts – D ON J UAN Ich dacht, es wär ein großer Hund. Z WEITE Mir scheint, du hast wirklich Fieber und phantasierst herum – D ON J UAN (erhebt sich wieder.) Ich bin nicht krank, ich fühl mich nur elend – Z WEITE Leg dich lieber hin! D ON J UAN Nein. (Er geht auf und ab.) Hast du Briefpapier? Z WEITE (perplex) Warum? D ON J UAN Weil ich einen Brief schreiben möcht – Z WEITE (grinst.) An deine Braut? D ON J UAN Ja. Denn vielleicht hast du recht, daß ich krank bin, und dann wirds noch eine Zeit dauern – (Er faßt sich ans Herz und setzt sich wieder auf das Sofa.) Eigentlich wollt ich sie überraschen. Z WEITE Habt euch lange nicht gesehen? D ON J UAN Den ganzen Krieg über nicht. Z WEITE (ironisch) Und sie blieb dir treu? D ON J UAN (stutzt; dann bestimmt) Ja. Z WEITE (ironisch) Sie hat dir jeden Tag geschrieben? D ON J UAN Nein. Nie. Mit Recht. Denn ich war schuld, daß wir uns trennten – Aber sie wartet auf mich. Z WEITE Wie sicher du das sagst – D ON J UAN Ich weiß es. (Er legt sich wieder hin.) (Stille) Z WEITE Ich hab noch nie einen solchen getroffen wie dich. Aber vielleicht kenn ich auch keine richtigen Männer, weil die richtigen alle im Krieg waren, wie ich angefangen hab. D ON J UAN Wann? Z WEITE Das hab ich vergessen – (Sie grinst.) D ON J UAN Ich nicht. Z WEITE Ich weiß nur, es hat geregnet. Da hast du dein Briefpapier – (Sie legt es auf den Tisch.)
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D ON J UAN (schwach) Danke. (Stille) Z WEITE Wo wohnt denn deine Braut? D ON J UAN Bei ihrer Großmutter. Z WEITE (gähnt und zieht sich mechanisch aus.) Ihr Männer verdient keine Frauen – Oh Gott, was seid ihr doch alle neben meinem armen Vater! Nichts. Lauter nichts – (Sie gähnt wieder.) Man sollte euch wegwerfen. Eigentlich haß ich euch alle. – Hörst du mich? D ON J UAN (ist bewußtlos geworden.) Z WEITE Hallo. Hallo! – – Was ist dir denn? (Sie geht langsam zum Sofa, beugt sich über ihn und betrachtet ihn.) Bist du tot? *****************************
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In Krankenhaus wacht die junge S CHWESTER. Es ist Nacht. Die O BERIN kommt und kontrolliert. O BERIN Ist etwas geschehen? S CHWESTER Schwester Oberin, der Mann, den wir schon aufgegeben haben, der ist wieder zu sich gekommen. O BERIN So? S CHWESTER Nur auf Minuten, aber der Medizinalrat meint, er ist jenseits der Gefahr. O BERIN Weiß man es schon, wer er ist? S CHWESTER Man weiß nur, er kommt aus dem Krieg, und der Medizinalrat meint, nach den Narben zu schließen, muß er mal schwer verwundet worden sein – (Sie sieht sich ängstlich um.) Schwester Oberin, der Mann ist vom Bösen besessen – O BERIN Was redest du da?! S CHWESTER Er sprach zuvor mit seiner Braut, er hätt alles bereut – Es waren lauter Todsünden, so entsetzliche, wie ich noch nie welche gehört hab, aber während er sie aufzählte, wurde er wieder stolz und brüstete sich damit – O BERIN Er hat doch fast vierzig – S CHWESTER (fällt ihr ins Wort.) Nein, es war nicht nur das Fieber, es ist alles wahr, was er gesprochen hat, ich fühls – Schwester Oberin, er ist der Teufel! O BERIN Still! (Stille) S CHWESTER Ich hab ihn gepflegt, aber ich möcht ihn nicht mehr pflegen. (Stille) O BERIN Du mußt auch den Teufel pflegen, wenn er krank sein sollte – (Sie will ab, wendet sich jedoch noch einmal an die S CHWESTER.) Du weißt, es gibt nur Einen, zu dem du kommen kannst, wenn du dir entfliehen mußt. S CHWESTER (fährt hoch und starrt sie an.) O BERIN Friede sei mit dir – (ab)
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Wieder in der kleinen Stadt. Die G ROSSMUTTER sitzt in ihrem Sorgenstuhl und liest einen Brief. Die M AGD scheuert den Boden. G ROSSMUTTER Er ist noch immer krank, sonst wär er schon da. Er schreibt, er wär mal schwerverwundet gewesen, und da hätt er es erst gefühlt, daß man nur einer gehört. Jaja, der Herr hatte Angst vor der Hölle und hat sichs vorgenommen, alles wieder gutzumachen – (Sie kichert grimmig.) M AGD Sollten Sie ihm nicht schreiben, daß das arme Fräulein längst nicht mehr ist? G ROSSMUTTER Kümmer dich um den Boden! M AGD Es ist schon der fünfte Brief – G ROSSMUTTER Er soll nur noch schreiben, bis ihn der Teufel holt! (Sie blickt wieder in den Brief und grinst.) Er sucht ja seine Seele – M AGD (fährt sie plötzlich an.) Lassen Sie die Toten ruhen! (Stille) G ROSSMUTTER Du weißt, was er ihr angetan hat, du weißt es, wie sie gestorben ist – Jetzt soll er sie nur suchen, ich will es ihm selber sagen, daß er sie umgebracht hat. Nur das will ich noch erleben, daß er kommt – M AGD (fällt ihr ins Wort.) Er wird nicht kommen, wenn er keine Antwort kriegt. G ROSSMUTTER Er kommt. M AGD Nie! (Stille) G ROSSMUTTER (lauernd) Woher weißt denn du das? Kennst du ihn denn? M AGD Nein. Aber ich kann ihn mir vorstellen. G ROSSMUTTER (höhnisch) Wie sieht er denn aus? M AGD Auf das kommts nicht an. Er könnt auch einen Buckel haben. (Stille) G ROSSMUTTER Mit oder ohne Buckel, hier wird er vor mir stehen, du wirst es erleben, und wenn ich hundert Jahr warten müßt, ich werd es erwarten, denn ich will es erwarten – (Es läutet am Tor.) G ROSSMUTTER (zuckt zusammen.) M AGD (ab, um zu öffnen.) G ROSSMUTTER (lauscht furchtsam; kreischt.) Anna! Anna! Wer läutet, wer läutet?! M AGD (kommt.) Es war nur ein Bettler. G ROSSMUTTER Du hast ihm doch nichts gegeben? M AGD Nein. (Sie scheuert wieder den Boden.) G ROSSMUTTER (liest die Zeitung.) Deine „neue Zeit“ ging rasch vorbei. Bettler bleibt Bettler. In der Zeitung steht, es kommen wieder die alten Zeiten – M AGD (murmelt.) Nicht für Sie – G ROSSMUTTER (horcht auf.) Hast du was gesagt? M AGD Nein. Nichts. ENDE DES ERSTEN AKTES
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ZWEITER AKT: IM TAUMEL DER INFLATION
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Nach zwei Monaten. Korridor im Krankenhaus. Die O BERIN teilt einer tiefverschleierten W ITWE den plötzlichen Tod ihres Gatten mit. W ITWE Ich kann es noch nicht fassen. O BERIN Gott gibt, und Gott nimmt. W ITWE Vier Jahr stand er im Schützengraben und war nur zweimal leicht verwundet, aber jetzt, wo endlich Frieden ist, stirbt er an einer Erkältung, im Bett – O BERIN Auch die Grippe gehört noch zum Krieg. W ITWE (schluchzt.) Oh Mann, Mann! – (Sie faßt sich wieder.) Kann ich ihn denn nicht sehen? O BERIN Zehn Minuten, liebe Frau. Wir ziehen ihn nur an – (Sie nickt ihr freundlich zu und will nach links ab.) D ON J UAN (kommt von links; er hat keinen Kragen an, ist unrasiert und sieht gelb und müde aus; zur O BERIN ) Schwester Oberin, ist die Post schon gekommen? W ITWE (horcht bei seiner Stimme auf.) O BERIN (zu D ON J UAN ) Ja. D ON J UAN Und für mich wieder nichts? O BERIN (fixiert ihn.) Sagen Sie: Auf was warten Sie denn schon seit acht Wochen? D ON J UAN Auf eine Antwort. Aber, wenn ich sie nicht bekomm – O BERIN (fällt ihm ins Wort.) Was ist dann? D ON J UAN (grinst.) Nichts. Dann bleibt alles beim alten. (Stille) O BERIN Sie sollten sich etwas ablenken – (ab nach links) D ON J UAN (sieht ihr nach.) Ablenken? – (Er lächelt leise und will an der W ITWE vorbei nach rechts ab.) W ITWE (ergreift plötzlich seinen Arm.) D ON J UAN (hält perplex.) Sie wünschen? W ITWE Du bist es doch, nicht? D ON J UAN (begreift nicht.) Wer? Wer soll ich denn sein? (Er sieht sich etwas hilfesuchend um.) W ITWE Wir kennen uns doch. D ON J UAN Hm. Durch den Schleier seh ich nicht durch – (Er lächelt.) W ITWE (hebt den Schleier; sie ist eine alte Frau.) D ON J UAN (weicht etwas zurück; verlegen) Offen gestanden – W ITWE (fällt ihm ins Wort.) Wie gehts denn deiner Braut? D ON J UAN (zuckt zusammen und starrt sie an.) W ITWE Ist sie glücklich mit dir? Oder hat sie dich genau so betrogen wie du mich? Blieb sie dir treu? Sie ist doch ein Engel, nicht? (Sie lacht.) D ON J UAN Jetzt weiß ich, wer du bist – W ITWE (gehässig) Hast mich erkannt? D ON J UAN An deinem Lachen – (Er faßt sich ans Herz und krümmt sich etwas.) W ITWE (beobachtet ihn; boshaft) Sticht es da drinnen? D ON J UAN (lächelt müde.) Es bleibt mir etwas auf dem Herzen, vom Krieg – Die Grippe hats beschleunigt. W ITWE (langsam, lauernd) Du hattest sie auch, diese Grippe? D ON J UAN Sogar ziemlich.
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W ITWE Und du lebst noch? D ON J UAN Ich bild es mir ein – (Er grinst.) (Stille) W ITWE Mein Mann ist tot. D ON J UAN Das tut mir aber leid – W ITWE (fällt ihm ins Wort.) Halt den Mund. (Stille) W ITWE Er hat uns alles verziehen, mein Mann, mir und dir. Jetzt ist er tot, und du lebst. Du – (Sie fährt ihn an.) Warum bist denn nicht du verreckt?! Was suchst du hier noch unter Menschen?! Bringst bloß Unglück und Unglück, wo du auftauchst, lauter Unglück! (Stille) D ON J UAN (langsam) Ich glaub, ich bin durch diesen Krieg ein anderer geworden – W ITWE (höhnisch) Bei deinen Talenten? D ON J UAN Ich glaub, die hab ich verloren. W ITWE Nein. Du bleibst, wer du bist. D ON J UAN Ich bin es müde. W ITWE Man sollte dich ausrotten. D ON J UAN Ich weiß, ich bring den Damen nichts Gutes – (Er lächelt leise.) W ITWE Du wirst ihnen nicht entrinnen. *****************************
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Im Nebenzimmer eines kleineren Großstadtcafés sitzen ZWEI K UNSTGEWERBLERINNEN . Draußen scheint die Sonne, aber die Gardinen sind dicht. Die Musik spielt einen Boston. Im Hauptraum wird getanzt. E RSTE Dort steht ein Mann, der könnt mir gefallen. Z WEITE Wo? E RSTE Er hat etwas Bestimmtes. Z WEITE Ich kann ihn von hier nicht sehen. E RSTE Geh hinüber, und schau ihn dir an. Z WEITE Ich soll hinüber? Wegen einem Mann? Ach, Peter! Was wird mir die Zukunft noch alles bringen – E RSTE Er findet keinen Platz – Z WEITE Wir werden uns verlieren. E RSTE Er kommt! D ON J UAN (kommt, gefolgt von der K ELLNERIN , die ihm aus dem Mantel hilft.) Gibts denn nirgends ein Lokal ohne Musik? K ELLNERIN Nirgends. D ON J UAN Wird überall getanzt? K ELLNERIN Wir haben vier Jahr nicht mehr getanzt, jetzt holen wirs nach. D ON J UAN Schon am Mittag? K ELLNERIN Schon in der Früh. D ON J UAN Hm. (Er setzt sich.) Einen Cognac. K ELLNERIN (ab) D ON J UAN (beginnt einen Brief zu schreiben.)
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Z WEITE (zur E RSTEN , die immer nach D ON J UAN schielt.) Wollen wir tanzen? E RSTE Ich werd mit dem dort tanzen – Z WEITE Bist du von Sinnen?! E RSTE (erhebt sich.) Ich werde ihn auffordern – Z WEITE Wenn du das tust – E RSTE (fällt ihr ins Wort.) Droh mir nicht, Charlie! (Sie geht zu D ON J UAN .) Darf man bitten – D ON J UAN (begreift nicht.) Bitte? E RSTE Ich möcht mit Ihnen tanzen. D ON J UAN (perplex) Tanzen? E RSTE Es wundert Sie, daß Sie eine Frau zum Tanz auffordert, aber die Welt hat sich gedreht, mein Herr, und warum sollen nur die Männer Don Juane sein dürfen? Was schreiben Sie da? D ON J UAN Einen Brief. E RSTE Geschäftlich? D ON J UAN (lächelt.) Ja. E RSTE Zeigen Sie mir Ihre Schrift – D ON J UAN Warum? E RSTE Ich versteh was davon. D ON J UAN Genügt das Couvert? E RSTE Lang. (Sie betrachtet das Couvert und kriegt große Augen; murmelt.) Himmel, tu dich auf – D ON J UAN (betrachtet die E RSTE ; plötzlich) Sie wollen also mit mir tanzen? E RSTE (starrt ihn an.) Ja. D ON J UAN (lächelt.) Ich fürchte, ich habs schon verlernt – E RSTE (mechanisch) Das gibt es nicht. D ON J UAN (fixiert sie.) Und die neuen Tänze kenn ich überhaupt noch nicht – (Er erhebt sich.) E RSTE (fast kleinlaut) Sie müssen nur gehen. Kommen Sie, ich führe Sie – (ab mit ihm in den Hauptraum) Z WEITE (allein; sie sieht den beiden nach, erhebt sich dann, geht zu Don Juans Tisch und liest seinen angefangenen Brief.) – „Ich hab Dich gerufen, aber Du antwortest nicht – gut, dann werde ich bleiben, wer ich bin“ – – (Sie blickt nach dem Hauptraum.) Wer sind Sie? K ELLNERIN (kommt mit dem Cognac; zur Z WEITEN , die sie nicht kommen sah.) Ist das Ihr Brief? Z WEITE (erschrickt.) Nein. (Sie legt den Brief rasch auf den Tisch und lächelt verlegen.) K ELLNERIN Auf den Platz! Marsch! Z WEITE Wie reden Sie zu mir?! K ELLNERIN Marsch. Sonst erzähl ichs mal Ihrer Freundin, was Sie mir angeboten haben, Sie Haufen Unglück – (Sie stellt den Cognac auf Don Juans Tisch und ab.) Z WEITE (setzt sich wieder auf ihren Platz, vergräbt den Kopf in den Händen und weint.) D ON J UAN (kommt mit der E RSTEN vom Tanzen, aber sie setzen sich nicht.) Sie sind also eine Kunstgewerblerin? E RSTE Ja. (Sie zeigt ihm ein kleines Tuch.) Solche Tücher, das ist mein Beruf – (Sie steckt es ihm in die Brusttasche.) Batik. Eigener Entwurf.
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D ON J UAN Danke. E RSTE Ich lerne auch zeichnen. D ON J UAN So? E RSTE Ich möchte Sie gern mal zeichnen. D ON J UAN Was versprechen Sie sich davon? E RSTE Ich hab noch nie einen Mann gezeichnet. D ON J UAN Immer nur Landschaft? E RSTE Nein. Immer nur Frauen. (Pause) D ON J UAN Wollen wir tanzen? E RSTE (leise) Ja. D ON J UAN Aber nur bis zum Einbruch der Dunkelheit – (Er lächelt.) E RSTE (verwirrt) Was verstehen Sie darunter? D ON J UAN Ich war nämlich acht Wochen krank, und heut ist der erste schönere Tag, da durft ich weg aus dem Spital, ich muß aber bald wieder zurück, damits keinen Rückschlag gibt, denn Rückschläge sind gefährlich. Mein Herz – (Er lächelt.) E RSTE Was fehlt Ihnen? D ON J UAN Ich hatte eine ziemliche Grippe. E RSTE (ängstlich) Sind Sie noch ansteckend? D ON J UAN (lächelt.) Heut bin ich ungefährlich – E RSTE Ich möcht nämlich noch nicht sterben. D ON J UAN Ich auch nicht – (Er starrt sie plötzlich an.) E RSTE (wird unsicher.) Was haben Sie? D ON J UAN Du erinnerst mich. An jemand, der mir nicht geantwortet hat – E RSTE (starrt ihn an.) Seit wann sind wir per du? D ON J UAN (überhört die Frage.) Du siehst ihr zwar gar nicht ähnlich – (Er faßt sich ans Herz.) (Pause) E RSTE (plötzlich) Komm – (ab mit ihm in den Hauptraum) Z WEITE (allein; sie schreit plötzlich.) Zahlen! Zahlen! K ELLNERIN (kommt.) Ich bin nicht taub! Drei Millionen. Z WEITE (zahlt und erhebt sich.) K ELLNERIN (grinst.) Ihre Freundin wird, mir scheint, verführt – Z WEITE (tonlos) Kennen Sie den Mann? K ELLNERIN (blickt nach dem Hauptraum.) Z WEITE Wer ist das? K ELLNERIN Bekannt kommt er mir vor, so irgendwie – ***************************** Ein Opfer der Inflation, die Witwe eines Professors, muß das eine ihrer beiden Zimmer vermieten. Sie ist die Mutter zweier Töchter, die erste ist eine zwanzigjährige Angestellte, die zweite ist fünfzehn Jahre alt und sitzt zu Hause. Jetzt kramt die M UTTER in einer Lade, während die Z WEITE T OCHTER vor dem Schrankspiegel steht. Z WEITE Hast du die Leuchter schon versetzt? M UTTER Ja.
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Z WEITE Dann haben wir nichts mehr – (Sie betrachtet ihre Beine im Spiegel.) M UTTER Wir haben noch siebzehn Milliarden – (Sie grinst und wird plötzlich ernst; tonlos) Ich häng mich auf. Z WEITE Jammer nicht immer, Mama! Was sollt denn dann ich erst sagen? Du hast doch wenigstens noch eine schöne Zeit gekannt, warst an der Riviera, in Paris und in Norwegen, aber ich? Seit ich mich erinnern kann, hör ich dich nur herumjammern, ist ja zum Hinwerden! M UTTER Machst mir noch Vorwürfe? Z WEITE Jawohl mach ich dir Vorwürfe, denn du bist schuld, du und sonst niemand! Warum hast du mich denn voriges Jahr, wie unser Geld noch was wert war, nicht studieren lassen?! Jetzt könnt ich auftreten, und wir müßten dein Zimmer nicht vermieten, doch dir war eine Tochter als Tänzerin nicht vornehm genug, was? Aber alles versetzen ist vornehmer, wie, Frau Professor? Das sag ich dir: Ich werd hier nicht mit dir vermodern, Frau Professor – M UTTER Gretl, Gretl, wie gehässig du bist – Z WEITE Papa hätt mich tanzen lassen. Papa war ein praktischer Mensch. M UTTER (braust auf.) Was weißt denn du schon von deinem Papa?! Als der in den Krieg zog, warst du noch keine zehn Jahr! Z WEITE Du schweig! Ich hab seine Feldpostbriefe gelesen, die er an dich geschrieben hat – M UTTER (fällt ihr ins Wort.) Du? Z WEITE Ja. Gestern. Ich war so frei und hab deinen Schreibtisch erbrochen, Frau Professor – M UTTER Schäm dich. Z WEITE Schäm du dich! Du weißt, was Papa dir schrieb, und du weißt es auch, warum du es mich nicht hast lesen lassen – was stand denn drinnen, Frau Professor? M UTTER (schreit.) Sag mir nicht immer Frau Professor! Z WEITE (überschreit sie.) Laß die Gretl lernen, was sie will, schrieb der Papa, es kommen andere Zeiten! (Stille) M UTTER (fährt sie plötzlich an.) Schau nicht immer deine Beine an! Z WEITE (höhnisch) Warum nicht? Wer schöne Beine hat, soll sie ruhig herzeigen – M UTTER Oh, Mann, Mann – schau vom Himmel herab! (Es läutet.) Z WEITE Das wird der Herr Kohlenhändler sein. M UTTER Er soll morgen kommen – (Sie will ab, um die Haustür zu öffnen.) Z WEITE (spöttisch) Wirst du denn morgen zahlen können? M UTTER Gib acht, daß dich der liebe Gott nicht straft – (ab) Z WEITE (allein; sie sieht der M UTTER nach, zuckt mit den Schultern, summt einen Boston und tanzt.) M UTTER (tritt wieder ein, und zwar mit D ON J UAN .) Z WEITE (hält überrascht mitten im Tanz und sieht ihn an.) D ON J UAN (sah sie noch tanzen und lächelt.) M UTTER (zur Z WEITEN ) Der Herr möchte mieten, er hat es durch die Schwester Oberin erfahren, daß ich zu vermieten gedenke – (zu D ON J UAN ) Meine Tochter. D ON J UAN (verbeugt sich leicht.) M UTTER Und dies wär das Zimmer. Es geht nach dem Garten und ist sehr still.
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D ON J UAN (sieht sich um.) M UTTER Es ist alles da. D ON J UAN (blickt auf die Beine der Z WEITEN .) Ja. M UTTER Wollen Sie nicht Platz nehmen? D ON J UAN Danke – (Er setzt sich mit der M UTTER an den Tisch.) Z WEITE (setzt sich abseits und betrachtet D ON J UAN etwas scheu.) D ON J UAN Das Zimmer gefällt mir, und ich will es haben. M UTTER Der Preis wäre – D ON J UAN (fällt ihr ins Wort.) Das spielt keine Rolle. Z WEITE (tonlos) Fein. M UTTER (zur Z WEITEN ) Aber Gretl – (Sie wendet sich lächelnd an D ON J UAN .) Darf man fragen, was der Herr für einen Beruf haben? D ON J UAN (lächelt.) Das frag ich mich auch ab und zu. Als noch Frieden war, hatte ich es nicht nötig, zu arbeiten, aber ich sollte durch diesen Krieg alles verlieren – Und jetzt, jetzt bin ich ein Kunsthändler. Z WEITE (horcht auf.) M UTTER Ach! D ON J UAN Ja. Durch einen dummen Zufall kam ich vor kurzer Zeit mit kunstgewerblichen Kreisen in Berührung, so Batik – (Er zeigt der M UTTER sein Tuch, das ihm die erste Kunstgewerblerin schenkte.) und Keramik, Graphik, auch Holzschnitte. Eine Kunstgewerblerin brachte mich auf die Idee, den Verkauf dieser Dinge zu organisieren – Man kann sich zwar kein Schloß dafür kaufen, aber immerhin läßt es sich leben, denn die Leute wollen ihr Geld loswerden, bevor es überhaupt nichts mehr wert ist, und du brauchst keine kaufmännische Ader. Gestern, zum Beispiel, verkaufte ich eine Briefmarkensammlung – lächerlich, nicht? Wenn Sie wollen, nennen Sie mich einen Schieber, eine Hyäne der Inflation – (Er lächelt.) M UTTER Oh nein! Sie sind keine Hyäne, Sie nicht – D ON J UAN Wollen es hoffen. (Jetzt kommt die ERSTE T OCHTER aus dem Büro.) M UTTER (zu D ON J UAN ) Meine ältere Tochter – D ON J UAN (erhebt sich.) M UTTER (zur E RSTEN ) Unser Zimmerherr. E RSTE (zu D ON J UAN ) Bleiben Sie nur ruhig sitzen. (zur M UTTER ) Ich muß gleich wieder weg. M UTTER Wohin? E RSTE Das weißt du doch, Mama! M UTTER Wieder diese Partei? E RSTE Immer und immer. M UTTER (zu D ON J UAN ; ironisch) Meine Tochter will die Welt verbessern – E RSTE (grinst.) Erraten. D ON J UAN (lächelt.) Respekt! E RSTE (verärgert) Danke. (zur M UTTER ) Ich möcht nur rasch was essen. M UTTER Es ist nichts da. E RSTE Heut Mittag ließ ich aber doch extra was übrig – Z WEITE (frech) Das hab ich vertilgt. E RSTE Schon wieder? M UTTER Ich bitt euch, den Herrn dürft doch das gar nicht interessieren –
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E RSTE (fällt ihr ins Wort.) Es ist möglich, daß es den Herrn nicht interessiert, ob einer satt ist oder nicht – M UTTER Aber Magda! Du hast dir einen Ton angewöhnt – E RSTE (unterbricht sie.) Mein Ton ist richtig, glaub es mir! M UTTER (zu D ON J UAN ) Sie ist fanatisiert – (zur E RSTEN ) Tu deine Pflicht im Büro, ehrlich, fleißig, treu und Schluß! E RSTE (braust auf.) Red keinen Mist, Mama! Du weißt ja gar nicht, wie ein Büro aussieht, du warst ja nie angestellt, für dich hat Papa immer gesorgt, und du hast dir keine Gedanken gemacht – Wer war denn schuld an diesem Krieg? Deine Welt! D ON J UAN (lächelt.) Kriege wirds immer geben, Fräulein – E RSTE Meinen Sie? D ON J UAN Ja. M UTTER Selbstverständlich. (Stille) E RSTE (zu D ON J UAN ) Waren Sie im Krieg? D ON J UAN Ja. E RSTE (spöttisch) In der Etappe? D ON J UAN (fixiert sie.) Nein. Ich war sogar mal schwerverwundet, aber der liebe Krieg hat auch seine guten Seiten – (Er lächelt zynisch.) Zum Beispiel, ich: Ich bin durch diesen Krieg ein besserer Mensch geworden, und erst jetzt im Frieden finde ich mich allmählich wieder – M UTTER (lacht.) Z WEITE (betrachtet ihre Beine.) E RSTE (starrt D ON J UAN an.) Ich versteh es nicht, ein Mensch mit solchen Ansichten, zu was lebt denn so was? M UTTER (fährt die E RSTE an.) Aber Magda! So nimm doch Rücksicht, bitt ich mir aus! D ON J UAN (zur M UTTER ) Pardon! (zur E RSTEN ) Wozu ich lebe, das müssen Sie den lieben Gott fragen. E RSTE Der liebe Gott ist nur eine Illusion, um die ausgebeuteten Massen auf ein „Jenseits“ vertrösten zu können. D ON J UAN Gott, wie arm – (Er grinst.) E RSTE (wird etwas unsicher.) Was starren Sie mich denn so an? D ON J UAN Sie haben Temperament. E RSTE (wütend) Ach! (rasch ab) M UTTER (zu D ON J UAN ) Sie ist verrückt. Lauter „Ideale“ – D ON J UAN Das geht vorbei. Z WEITE (zu D ON J UAN ) Warum sind Sie eigentlich nicht beim Film? D ON J UAN (perplex) Beim Film? Ich? Z WEITE Weil Sie ein Profil haben. M UTTER (seufzt.) Jetzt fängt die an! (zu D ON J UAN ) Lauter Unsinn! D ON J UAN Warum? Der Film hat sicher eine Zukunft. Z WEITE (zur M UTTER ) Hörst du den Herrn? Ich lach mich tot! (Sie lacht.) D ON J UAN (starrt sie an.) Z WEITE (verstummt plötzlich.) D ON J UAN (zur M UTTER ) Merkwürdig. Wie Ihr Fräulein Tochter jetzt sagte: „Ich lach mich tot“, da erinnerte sie mich plötzlich an jemand –
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Z WEITE An die Asta Nielsen, nicht? D ON J UAN Nein. Nur an eine, die niemand kennt – (Er faßt sich ans Herz.) Z WEITE (lächelt.) Aber Sie kennen doch jene eine? D ON J UAN (ist unangenehm berührt.) M UTTER (zur Z WEITEN ) Sei nicht so vorlaut! Geh jetzt, höchste Zeit, marsch! Z WEITE (grinst.) Wiedersehen! (ab) D ON J UAN (denkt an seine Braut.) Wiedersehen. (Stille) M UTTER Man merkts, daß der Vater bei der Erziehung gefehlt hat – (Sie seufzt.) Soviel Opfer, soviel Leid, und alles, nur damits schlechter wird. Mein Gatte war Universitätsprofessor. D ON J UAN (erhebt sich.) Also dann komm ich morgen früh. Ich wohn jetzt in einer Pension, aber die ist mir zu laut. M UTTER (erhebt sich.) Ich wünsche Ihnen, daß Sie sich gut bei mir fühlen – (Sie reicht ihm die Hand und fixiert ihn plötzlich; langsam) Sagen Sie: Kennen wir uns denn nicht? D ON J UAN Möglich – (Er verabschiedet sich.) ***************************** In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers trinken V IER D AMEN Tee. Die E RSTE , eine ehemalige Gouvernante, ist die Frau des Hauses und zählt dreißig Jahre, die Z WEITE , eine Filmschauspielerin, dreiundzwanzig, die D RITTE , die Freundin eines Pferdehändlers und Tochter einer Hausbesorgerin, achtzehn, und die V IERTE , eine Dentistin, siebenundzwanzig. E RSTE (zur Z WEITEN ) Zitrone oder Rum? Z WEITE Nur keinen Zucker! D RITTE Ohne Zucker könnt ich nicht leben. Z WEITE Von Zucker bekommt man einen Busen. D RITTE Pfui. E RSTE Die Männer hängen aber halt doch noch daran. Geht eine Dicke durchs Café, glotzen sie auf Teufel komm raus. D RITTE Aber mit einer Dicken über die Straße gehen, das würden sie nicht! V IERTE Lauter Lügner. (Stille) E RSTE Gestern las ich ein himmlisches Buch über die Psychologie der indischen Erotik, in Bütten gebunden. Es ist staunenswert, welch grandiose Erfindungsgabe die Völker des fernen Ostens produzieren. Sie werden uns alle überflügeln mit ihrer uralten Kultur. Z WEITE Auch wir beim Film sind zur Zeit mit Asien ganz verrückt. Wir drehen lauter exotische Motive, außer den Aufklärungsfilmen. Ab morgen bin ich eine Prinzessin in China – D RITTE (fällt ihr ins Wort.) Apropos Chines: Wo bleibt er denn so lang? E RSTE (lacht.) V IERTE (lächelt seltsam.) Er verspätet sich manchmal – Z WEITE Bei mir nicht.
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V IERTE (wechselt mit der Z WEITEN einen gehässigen Blick.) D RITTE (ißt Zucker.) Bei mir kommt er immer zu früh. E RSTE (wirft der D RITTEN einen gehässigen Blick zu; zur Z WEITEN ) Ein originelles Persönchen. Z WEITE (zur E RSTEN ) Was haben Sie da für ein himmlisches Tuch, Teuerste? E RSTE Ein Geschenk von ihm. Batik. Der Holzschnitt dort ist übrigens auch von ihm – Z WEITE Ach! E RSTE Ein Heiliger Sebastian. Z WEITE (erhebt sich und betrachtet den Holzschnitt.) Sehr interessante Perspektive. Mir hat er zu meiner letzten Angina eine Keramik geschenkt. Einen flötenden Pan. D RITTE Was ist er denn eigentlich? Z WEITE (perplex) Das wissen Sie nicht? D RITTE Keine Ahnung! Ich kenn ihn nur so. Z WEITE Er ist doch Kunsthändler – (zur E RSTEN ) Übrigens: Unlängst wollte er auch zum Film, ich weiß nicht, wer ihm das eingeredet hat, ich hab ihn zwar protegiert, aber die Probeaufnahmen sind radikal vorbeigelungen – E RSTE (lächelt.) Jaja, der Beste wirkt nur direkt. D RITTE (grinst.) Das sowieso. E RSTE (seufzt ironisch.) Die jungen Mädchen heutzutag, sie haben keine Ideale mehr – D RITTE „Ideale“, das ist was für Männer. Mir hat er immer erzählt, ich erinner ihn an eine Gewisse – Z WEITE (wegwerfend) Das hat er mir auch erzählt. E RSTE Wir erinnern ihn eben alle. Bei der einen sinds die Augen, bei der anderen ists der Mund – D RITTE Bei mir die Beine. Z WEITE (boshaft zur V IERTEN ) Und bei Ihnen, Teuerste? V IERTE (schweigt.) Z WEITE (zur E RSTEN ) Bei ihr ists wahrscheinlich die Seele – E RSTE (lächelt.) Jaja, er sucht sich seine große Liebe stückerlweise zusammen. V IERTE (erhebt sich plötzlich.) Ich halt das nicht mehr aus – (Sie geht nervös auf und ab.) D RITTE (perplex zur Z WEITEN ) Was hat sie denn? V IERTE (hält ruckartig.) Was ich hab?! Fühlt ihr es denn noch immer nicht, oder wollt ihr es überhaupt nicht fühlen, daß er uns nur erniedrigen möcht – E RSTE (fällt ihr perplex ins Wort.) Wer? V IERTE Er, er, er! Z WEITE (spöttisch zur V IERTEN ) Aber Kind! V IERTE (fährt die Z WEITE an.) Ich bin kein Kind, ich bin eine Frau, und er hat seine Freude daran, wenn er uns drunten sieht, aber das Furchtbarste ist, daß wir uns selber erniedrigen – D RITTE (ißt Zucker; höhnisch) Das ist mir zu hoch. V IERTE Möglich. D RITTE Au! Mein Zahn – Z WEITE Zucker! D RITTE Oh – (Sie hält sich die Backe.)
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E RSTE (lächelt.) Tuts weh? D RITTE Hundsordinär – Z WEITE Zum Glück haben wir ja eine Dentistin unter uns – (Sie deutet grinsend auf die V IERTE .) V IERTE (zur D RITTEN ) Zeigen Sie mal – D RITTE (öffnet den Mund.) V IERTE (sieht nach.) Das hört gleich auf. Waren Sie mal rachitisch? D RITTE Ich? Was bilden Sie sich denn ein, Sie?! Ich hab immer zum Fressen gehabt, auch in der größten Hungersnot, ich stamm aus einem prima Haus, und mein Freund hat Stacheldräht geliefert, capisco, Sie Zahnstocher?! E RSTE Aber meine Damen! Ich bitte, es doch zu berücksichtigen, daß Sie sich im Hause eines Syndikus befinden, der seit vierzehn Tagen die rechte Hand der Regierung – D RITTE (fällt ihr ins Wort.) Wer hat ihn denn zur Regierung gebracht? Der Meine! Wer hat denn die beiden Minister bestochen – E RSTE (fällt ihr ins Wort.) Nicht so laut! (Sie sieht sich ängstlich um.) Die Opposition liegt auf der Lauer. (Stille) V IERTE (unheimlich kalt und klar) Sowie er jetzt kommt, sag ich es ihm ins Gesicht, wer er ist: das Letzte auf der Welt. Z WEITE Warum? Weil er nichts mehr von Ihnen will? V IERTE (zuckt zusammen.) Wer sagt das? Z WEITE Er selbst. D RITTE (lacht.) V IERTE (fixiert die D RITTE .) Tuts noch weh? D RITTE (grinst.) Alles in Ordnung – V IERTE So – – Hm, ich hab ihm mal einen Zahn gezogen, und er hat nicht mit der Wimper gezuckt – Nein, was der aushält – (Sie grinst und wirft sich plötzlich hysterisch weinend auf ein Sofa.) (Das Telephon läutet.) E RSTE (am Apparat) Hallo. Ja? – (Sie bekommt ein langes Gesicht.) So? Danke. (Sie hängt ein.) Er läßt es uns ausrichten, er könnte nicht kommen – Z WEITE Was?! E RSTE Er läßt uns sitzen. D RITTE Mich?! V IERTE (lacht hysterisch.) Bravo! Bravo! D RITTE (zur V IERTEN ) Kusch! V IERTE (verstummt und stiert die D RITTE an.) Z WEITE (zur E RSTEN ) Wo steckt er denn? E RSTE Wahrscheinlich wieder bei dieser Kuh aus Bern. Er hat ihr gestern einen Daumier verkauft, angeblich echt. V IERTE (erhebt sich und nähert sich langsam-drohend der D RITTEN .) Z WEITE Alles, was er erreicht, erreicht er durch uns arme Weiber. V IERTE (hält vor der D RITTEN ; leise) „Kusch“, hast du gesagt? D RITTE (mißt die V IERTE voll Verachtung.) Pferd, hysterisches – V IERTE (brüllt sie an.) Raus! E RSTE (schreit die V IERTE an.) Keinen Skandal, bitte! (Stille)
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D RITTE Auf Wiedersehen im Massengrab! (rasch ab) Z WEITE (murmelt vor sich hin.) Wiedersehen, wiedersehen –
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***************************** Zwei Balkonlogen in der großen Oper. In der einen sitzt die D AME AUS B ERN , von der vorhin die Rede war. In der anderen sitzt eine immens D ICKE F RAU , eine mit Brillanten behangene Fleischhauerin. Man gibt den „Don Juan“ von Mozart, und zwar soeben das Duettino „Reich mir die Hand mein Leben“. Die D AME ist sehr nervös, immer wieder sieht sie sich um, während die D ICKE durch ein winziges Opernglas regungslos auf die Bühne hinab stiert. Am Ende des Duettino betritt D ON J UAN die Loge der D AME . Er hat einen Frack an und küßt ihre Hand. Sie unterhalten sich sehr leise. D AME (atmet erleichtert auf.) Endlich! Ich hatte schon Sorgen, wo du bleibst – Mein Mann läßt mich auch immer warten. D ON J UAN (setzt sich und lächelt.) Keine Angst. (Pause) D AME Wo warst du denn? D ON J UAN Auf dem Eislaufplatz. D AME (perplex) Wo? D ON J UAN Die eine Tochter meiner Hausfrau hat heut Geburtstag, und ich hab dem Kind Schlittschuhe geschenkt – Sie wollt mir nur zeigen, was sie schon kann. D AME So? D ON J UAN Sie ist tänzerisch begabt. Vielleicht wird sie mal Weltmeisterin. (Pause) D AME Wie alt ist denn dieses „Kind“, deine zukünftige Weltmeisterin? D ON J UAN Fünfzehn. D AME (zuckt etwas zusammen.) D ICKE (ohne ihren Blick von der Bühne zu wenden.) Pst! (Pause) D AME Du hast mir doch gestern einen Daumier verkauft, einen echten Daumier? D ON J UAN (horcht auf.) Ja. Und? D AME Das Bild ist eine Fälschung. D ON J UAN (perplex) Was?! D AME Ich hab mich erkundigt. (Pause) D ON J UAN Ich hab es als garantiert echt erworben – D AME (fällt ihm ins Wort.) Ich glaub dir alles und behalte dein garantiert Echtes in Ehren – (Sie grinst.) D ON J UAN Ich werde dir alles zurück, jeden Groschen – (Er kramt in seiner Brieftasche.) D AME Du wirst mir gar nichts zurück, hörst du? D ICKE (ohne ihren Blick von der Bühne zu wenden.) Pst! D ON J UAN (hält der D AME einen Scheck hin.) Hier hast du deinen Scheck. Nimm ihn – D AME Nein.
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D ON J UAN Nimm ihn. D AME (sieht ihn groß an.) Du hast keine Seele. D ON J UAN Mich wirst du nicht erniedrigen – (Er hält den Scheck über die Brüstung, läßt ihn hinabflattern und verfolgt seinen Flug.) Jetzt ist er drunten. Adieu. Man hält ihn für nichts. (Pause) D AME Zufrieden? D ON J UAN (laut) Ja. D ICKE Pst! D ON J UAN (zur D ICKEN ) Pardon! D ICKE (erblickt ihn erst jetzt und stiert ihn regungslos an.) D AME (zu D ON J UAN ; sie deutet auf die D ICKE und lächelt gebrochen.) Deine neueste Eroberung – D ON J UAN (grinst.) Mal den Teufel nicht an die Wand. (Der Akt ist zu Ende, es wird Licht, starker Applaus.) D AME (hält ihr Taschentuch vor die Augen.) D ICKE (stiert D ON J UAN noch immer an.) D ON J UAN (erhebt sich und applaudiert.)
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Der Eislaufplatz wird geschlossen, denn es ist bereits spät am Abend. Auf einem Bänkchen im Freien sitzt die Z WEITE T OCHTER mit zwei ihrer Schulkameradinnen, einer D UNKLEN und einer B LONDEN . Sie ziehen sich die Schlittschuhe aus. D UNKLE (zur Z WEITEN ) Ich beneid dich um deine neuen Schlittschuhe. Solche hab ich mir immer gewünscht. Z WEITE Sie sind mein Geburtstag. B LONDE Schad, daß ich erst im Sommer Geburtstag hab, sonst ließ ich mir auch solche schenken. Das muß eine Wonne sein. (Stille) D UNKLE (zur Z WEITEN ) Wer war denn vorhin der elegante Herr, der dir zugeschaut hat? Z WEITE Der wohnt bei uns. B LONDE Das wär mein Typ. Z WEITE Mir gefällt er nicht. B LONDE Tu nur nicht so! Z WEITE Nein, ich mag ihn nicht mehr. B LONDE Aber ich habs doch gesehen, du bist vorhin dreimal so schwungvoll gelaufen, nur weil er zugeschaut hat! Z WEITE (horcht auf.) Komisch, und ich hab gedacht, ich komm nicht vom Fleck – D UNKLE Du warst todsicher! Z WEITE Nein, unsicher – B LONDE (fällt ihr ins Wort.) So gut bist du überhaupt noch nie gelaufen! Z WEITE (lächelt spöttisch.) Ihr müßt es ja wissen. (Stille) D UNKLE Was hat er dir denn getan, daß er dir nicht mehr gefällt?
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Z WEITE Nichts. Ich hab nur neulich von ihm geträumt. B LONDE Ist das alles? Z WEITE Er hat mich umgebracht. D UNKLE Wie denn? Z WEITE Ich ging dort drüben durch das Wäldchen, wo der Weg eine Krümmung macht und der unheimliche Baum steht, es war finster, und da fühlte ich plötzlich seine Hand, aber die Finger waren lauter Messer – nein, ich mag nicht daran denken, es war zu schrecklich! Ich war schon lang wieder wach und dachte noch immer, ich wär tot. B LONDE (lacht.) Du lebst doch! Z WEITE (lächelt.) Hoffentlich. (In der Ferne ein dumpfes Grollen.) D UNKLE (lauscht.) Das Eis kracht. Z WEITE Morgen wirds noch kälter. B LONDE Kommt! Das Tor ist schon zu, sie sperren uns ein! *****************************
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D ON J UAN frühstückt in seinem möblierten Zimmer. Er trägt einen dunklen Pyjama. Die M UTTER öffnet lautlos die Türe, schleicht sich von hinten an ihn heran und hält plötzlich mit ihren Händen seine Augen zu. M UTTER Kuckuck! Kuckuck! Wer bin ich? D ON J UAN (grinst.) Keine Ahnung – M UTTER (läßt seine Augen los.) Du Gauner – Schmeckts? D ON J UAN Danke. M UTTER Es ist ein Brief für dich gekommen – D ON J UAN (fällt ihr ins Wort.) Woher? M UTTER (gibt ihm den Brief.) Warum bist du jetzt erschrocken? D ON J UAN Das hab ich vergessen – (Er lächelt, öffnet und liest den Brief.) M UTTER Er ist von einem Weib. Darf ich ihn lesen? D ON J UAN Nein. (Stille) M UTTER Du hast Geheimnisse vor mir? D ON J UAN Ja. (Stille) M UTTER (reißt ihm plötzlich den Brief aus der Hand.) D ON J UAN Gib ihn augenblicklich her. M UTTER Fällt mir nicht ein – (Sie liest ihn rasch und sieht D ON J UAN bestürzt an.) D ON J UAN (lächelt.) Bist du nun zufrieden? M UTTER (deutet auf den Brief.) Das bist du? D ON J UAN Wird behauptet. M UTTER Ist das wahr? D ON J UAN Ich lehne jede Verantwortung ab. M UTTER Eine Frau will wegen dir ins Wasser – D ON J UAN (fällt ihr ins Wort.) Sie wird sichs noch überlegen. M UTTER Gott, wie du sprichst!
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D ON J UAN Kann ich dafür, daß sie mir nicht mehr gefällt? Soll ich mich zu ihr zwingen? M UTTER Jetzt hab ich Angst. D ON J UAN (lächelt.) Fürchte dich nicht – (Er nimmt ihr den Brief wieder ab.) Sie ist eine Kunstgewerblerin und forderte mich zum Tanzen auf. Sie ließ nicht locker und bekam, was sie wollte. Punkt. Wir trafen uns noch einigemal, doch dann sah ich es ein, daß ich mich in ihr getäuscht hab – (Er grinst.) Sie hat mich nämlich ursprünglich an jemand erinnert, aber es bestand keine Ähnlichkeit, ich hab das nur in sie hineingedichtet. Ja, so gehts einem immer wieder. Ich find es halt nicht, mein Ideal – (Er lacht.) M UTTER Du wirst es nie finden, denn du hast kein Ideal mehr. Es ist tot. D ON J UAN (stutzt.) Tot? (Er faßt sich ans Herz.) Nein-nein, ausgeschlossen! Es lebt sicher irgendwo und hat einen ehrlichen Mann geheiratet, hat Kinder und möcht seinen Frieden, drum hat es mir auch nicht geantwortet – (Er grinst.) M UTTER Das kann ich begreifen. D ON J UAN (fährt sie plötzlich an.) Was kannst denn du schon begreifen?! Was du siehst und hörst und schmeckst! Wer bist denn du? Eine brave Beamtenwitwe, die meint, wenn sie sich einem Mann hingibt, dann stürzt sofort ein Stern vom Himmel! M UTTER Vergiß nicht, daß ich auch nur ein Mensch bin! D ON J UAN Ich will es aber vergessen! Ich will nicht mehr erinnert werden! Schluß! (Stille) M UTTER Wo du liegst, das war sein Bett – hörst du mich? Und es war sein Schreibtisch, wo du schreibst, und in diesem Schrank hingen seine Kleider, die ich dann verschenkte – – Ich hab ihn oft noch hier sitzen sehen, an diesem Schreibtisch, auch nachdem er gefallen war, und auch wenn ich ihn nicht sah, wußte ich, daß er im Zimmer ist und mich betrachtet, als gäbs keine Zeit – – Du, du hast ihn erst von hier vertrieben. Gib acht, daß er nicht zurückkommt, daß er nicht draußen im Gang steht, wenn ich jetzt hinausgeh – – (Sie nähert sich ihm.) Du, ich möcht ihn nicht wieder sehen, nein, nie wieder – (Sie preßt sich an ihn.) Laß mich, bitte, laß – D ON J UAN (rührt sich nicht.) Ich laß dich doch. M UTTER (läßt ihn plötzlich los und faßt sich an den Kopf, als würde sie erst zu sich kommen müssen.) Was ist das, was mich zu dir zieht? D ON J UAN Nichts. M UTTER (tonlos) Ja, es ist nichts – – (Sie schreit ihn an.) Was machst du denn aus mir?! D ON J UAN Nichts. (Er schreit sie an.) So laß mich doch endlich in Frieden! (Stille) M UTTER (gehässig) Ich laß dich, ich laß dich – (ab) D ON J UAN (allein; sieht ihr nach.) Höchste Zeit. *****************************
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Die B EIDEN K UNSTGEWERBLERINNEN betreten ihr kleines Atelier. Die E RSTE ist total betrunken, die Z WEITE dreht das Licht an, denn es ist bereits tief in der Nacht.
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E RSTE (singt.) Wer wird denn weinen, wenn man auseinandergeht – Z WEITE (unterbricht sie unterdrückt.) Ruhe! Leg dich ins Bett – E RSTE Warum? (Sie will sich Schnaps eingießen.) Z WEITE (nimmt ihr die Flasche weg.) E RSTE Ich bin nicht betrunken – Z WEITE Du hast genug. (Stille) E RSTE (schreit die Z WEITE plötzlich an.) Ich hab nicht genug! Z WEITE Nicht so laut! Die Nachbarschaft – E RSTE (unterbricht sie brüllend.) Ich will noch mehr, ich will noch mehr! (Sie reißt ihr die Flasche aus der Hand.) (Die Nachbarschaft pocht an die Wand.) Z WEITE Hörst du? Wir fliegen noch raus. E RSTE (gießt sich ein; leise) Egal. Z WEITE Mir aber nicht! Bei dieser Wohnungsnot – E RSTE Ich schlaf auch am Mist. (Sie trinkt und weint plötzlich bitterlich.) Du bist schuld, daß er nichts mehr von mir wissen will, daß ich ihm nicht mehr gefall – Z WEITE (perplex) Ich? E RSTE Er hat meine Briefe zerrissen, und ich hab gedacht, er würd mich erlösen – Z WEITE (höhnisch) Erlösen? E RSTE Ja, von dir – (Sie blickt sie ernst an und lacht sie dann leise aus.) (Stille) Z WEITE (nickt ihr traurig zu.) Du wirst noch nach mir winseln – E RSTE (schreit sie wieder an.) Einen Dreck werd ich nach dir winseln! Du hast gesagt, Locken sind weibisch, und Spitzen sind weibisch, und hohe Absätze sind weibisch, und ich hab getragen, was du wolltest und wie du es wolltest, aber jetzt, jetzt ist damit Schluß! (Sie reißt sich ihre smokingartige Bluse vom Leibe und wirft sie der Z WEITEN vor die Füße.) Da hast du deine Mode! (Die Nachbarschaft pocht wieder an die Wand, diesmal bedeutend heftiger.) Z WEITE (hört das Pochen gar nicht, sondern starrt nur die E RSTE an; tonlos) Peter, Peter – E RSTE (kreischt.) Ich heiße nicht Peter! Ich heiß Alice! (Stille) Z WEITE Adieu Alice – (Sie will plötzlich ab.) E RSTE (perplex) Wohin? Z WEITE Spazieren. E RSTE (gehässig) Kannst noch nicht schlafen? Z WEITE (fährt sie an.) Schlaf allein! (ab) E RSTE (allein; sie trinkt und zieht sich aus.) Allein? Nein, ich schlaf nicht mehr allein – (Sie sieht sich um.) Wo bist du denn, Schuft? – (Sie holt aus der Schublade Don Juans Photographie hervor.) Da bist du ja – (Sie stellt die Photographie auf den Tisch, setzt sich und betrachtet sie.) Wie gehts? Gut? Mir auch – (Sie lacht.) Hör her: Unser Kind ist weg, jaja, es ist weg, verschwunden, und ich werd nie wieder eines bekommen können, nie wieder, verstehst du? Pech – – Ich hab dir geschrieben, daß ich ins Wasser geh, wenn du nicht kommst, tät dir so passen, was? – Schau mich nur an. An wen hab ich dich denn erinnert, du? So sags mir doch mal, wer ist das Tier? Wer? – (Sie schnellt empor.) Schau mich nicht so an! Na wart – (Sie nimmt eine Nadel, sticht der Photographie die Augen aus und stellt
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sie wieder auf den Tisch.) So, jetzt schau, wenn du kannst – – Was? Du schaust noch immer?! (Sie brüllt die Photographie an.) Schau nicht, schau nicht! (Sie ergreift einen Stuhl und schlägt wütend auf den Tisch los, auf dem die Photographie steht, sodaß Gläser und Teller zerbrechen.) Da und da und da! (Die Nachbarschaft pocht sehr heftig an die Wand, und eine weibliche Stimme ruft wütend: Ruhe!) E RSTE (lehnt sich erschöpft an die Wand.) N ACHBARIN (kommt im Schlafrock; sie keift.) Was soll der Krach, wo man schlafen möcht?! Was denn los, Fräulein?! E RSTE (lächelt stumpfsinnig; langsam) Ich hab jetzt jemand erschlagen – N ACHBARIN Jesus Maria! (Sie bekreuzigt sich.) *****************************
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D ON J UAN geht in seinem möblierten Zimmer auf und ab. Es ist Nachmittag, und er erwartet Besuch. Ein Tischchen ist gedeckt. Er sieht auf seine Uhr, es klopft leise, und die Z WEITE T OCHTER tritt ein. D ON J UAN (ist überrascht.) Z WEITE (sieht ihn ernst an.) Ich hätt eine große Bitte. D ON J UAN (lächelt.) Nur Mut. Z WEITE Sie werden böse sein – D ON J UAN (fällt ihr ins Wort.) Ich bin nicht böse. Z WEITE Ehrenwort? D ON J UAN Auch das. Nun? (Stille) Z WEITE Bitte, kommen Sie nicht mehr auf den Eislaufplatz – D ON J UAN (perplex) Warum nicht? Z WEITE (blickt ihn groß an.) Schauen Sie mir nicht mehr zu, bitte – (Stille) D ON J UAN Warum soll ich denn nicht, wenn es mir Freude macht? Z WEITE Weil ich noch nichts kann. D ON J UAN Sie sind ein großes Talent, liebes Kind. Sie werden noch mal Weltmeisterin. Z WEITE Wenn Sie mir zuschaun, sicher nicht. (Stille) D ON J UAN Also das hat mir noch keine gesagt – Z WEITE (fällt ihm ins Wort.) Sie versprechen es mir, daß Sie nicht mehr kommen? D ON J UAN Ich werde mein Möglichstes tun, aber so was verspreche ich nie. (Stille) Z WEITE Soll ich Ihnen die Schlittschuhe zurückgeben? D ON J UAN (horcht auf und fixiert sie.) Wer will das? Die Frau Mama? Z WEITE Die will es auch, aber das zählt nicht. D ON J UAN Was zählt denn? Darf ich denn niemand was schenken? (Stille) Z WEITE (langsam) Ich werd Ihre Schlittschuhe behalten – D ON J UAN (ironisch) Herzlichen Dank.
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Z WEITE (lächelt unheimlich.) Aber wenn ich mal im Eis einbrech und untergeh, dann sind Sie daran schuld – D ON J UAN Natürlich. (Es läutet an der Haustür.) D ON J UAN (horcht auf, wirft einen Blick auf das gedeckte Tischchen.) Z WEITE Sie erwarten Besuch? D ON J UAN (lächelt.) Ich nehm es an – Z WEITE Wieder eine Dame? D ON J UAN Sie hat sich selber eingeladen – (Er will ab, um die Haustür zu öffnen.) Z WEITE Ich mach schon auf! (rasch ab) D ON J UAN (allein; er richtet sich vor dem Spiegel automatisch seine Krawatte; zu seinem Spiegelbild) Jaja, du bist schuld, immer – (Er lacht kurz.) Z WEITE (tritt wieder ein.) D ON J UAN Nun? Z WEITE Die Dame ist wieder weg. D ON J UAN (perplex) Wieso? Z WEITE Ich hab sie weggeschickt. (Stille) D ON J UAN Mir tun Sie damit nichts an – (Er grinst.) Z WEITE (schreit ihn plötzlich an.) Sie sollen hier keinen Besuch mehr haben, die Wände sind dünn, ich halt das nicht aus, ich hör jedes Wort, ich geh noch zugrund! (Stille) D ON J UAN (gießt sich Café ein und trinkt.) Z WEITE (beobachtet ihn; leise) In Ihrer Haut möcht ich nicht stecken. D ON J UAN Soso – (Er ißt Kuchen.) Z WEITE Wenn ich Sie wär, würd ich nicht mehr leben wollen – D ON J UAN (verbeugt sich lächelnd.) Zur Kenntnis genommen. Wollen Sie einen Café? Z WEITE Von Ihnen will ich nichts! (Sie schluchzt auf und rasch ab.) D ON J UAN (allein; er sieht ihr nach.) Wart nur, bis du größer wirst – (Er grinst.) ENDE DES ZWEITEN AKTES
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DRITTER AKT: DER SCHNEEMANN
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Die E RSTE T OCHTER wartet im Treppenhaus auf Don Juans Heimkehr. Es ist eine stockdunkle Winternacht, und nur das Licht einer Straßenlaterne fällt in den Raum. Endlich sperrt D ON J UAN das Haustor auf; er kommt vom Maskenball mit einer M ASKE , einer jungen Kaufmannsgattin. D ON J UAN (dreht das Licht an.) E RSTE (wird sichtbar.) M ASKE (kreischt, obwohl sie die E RSTE nicht bemerkt.) Mach das Licht aus! Wenn mich mein Mann sieht, bringt er mich um! D ON J UAN (dreht das Licht wieder aus, auch er sah die E RSTE nicht.) Hier sieht dich niemand. Ich wohne nicht hoch, komm – M ASKE (hält plötzlich.) Warum geh ich mit dir? D ON J UAN (lächelt.) Das weißt du nicht? M ASKE Ich kann nicht. D ON J UAN (perplex) Bitte? (Stille) M ASKE Ist es denn ein Wunder, wenn sich mal eine schöne Maske weigert? D ON J UAN Du sprichst wie ein guter Roman. M ASKE Ich bin kein Roman. D ON J UAN Komm – M ASKE Nein. Weil ich momentan nichts bei dir fühl – D ON J UAN Das ist ein gewaltiger Irrtum. M ASKE Bei dir ist alles tot, als wär Glas zwischen uns, so dickes Glas, auf das man treten kann – Laß mich gehen, bitte! Du gehörst einer anderen! D ON J UAN Ich gehör keiner. M ASKE Ich will dich keiner wegnehmen. Du wirst mir noch mal dankbar sein, daß ich jetzt nicht mit dir – D ON J UAN (fällt ihr ins Wort.) Dankbar? Wann? Beim jüngsten Gericht? M ASKE Vielleicht sehen wir uns dann wieder – D ON J UAN (grinst.) Sicher. (Stille) M ASKE Also laß mich heraus – D ON J UAN (öffnet das Haustor.) M ASKE (zögert.) Du läßt mich so einfach fort? D ON J UAN Ich dräng mich niemand auf. Ich werd dich verschmerzen – (Er lächelt und faßt sich ans Herz.) M ASKE Schuft! (rasch ab) D ON J UAN (schließt das Haustor, dreht das Licht an und erblickt überrascht die E RSTE .) Was treiben denn Sie hier? E RSTE Ich warte auf Sie. Seit einer Stunde. Ich warte hier, denn meine Mutter soll nichts davon wissen, was wir jetzt sprechen werden, und untertags hab ich nie Zeit. D ON J UAN Dreht sichs um Ihre Mutter? E RSTE Nein. Es dreht sich um etwas weitaus Wichtigeres. Ich brauche Geld. Es fällt mir schwer, Sie zu bitten, aber ich überwinde mich gerne, denn es geht um das Wohl und Wehe einer Genossin, und Sie sind der einzige Kapitalist, den ich kenne – (Sie lächelt spitz.)
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D ON J UAN Sie sehen mich in einem falschen Licht – (Er lächelt.) E RSTE Meine Genossin hat sich an einer revolutionären Tat beteiligt und wird steckbrieflich verfolgt. Sie braucht eine Karte ins Ausland. Helfen Sie mir, bitte. Es eilt. D ON J UAN Hm. Was passiert ihr denn, wenn ich nicht helfe? E RSTE Zuchthaus. D ON J UAN Schlimm. Ist sie hübsch? E RSTE (perplex) Wer? D ON J UAN Ihre Genossin – E RSTE (starrt ihn an.) Was Sie alles fragen – D ON J UAN (fällt ihr ins Wort.) Das Natürlichste von der Welt. E RSTE Man merkts, daß Sie es nicht kennen, das ungeheuere Leid der breiten Masse – D ON J UAN Masse, Masse, Masse! Wenn ich das nur schon hör! E RSTE Sie werden sich daran gewöhnen müssen. Zwar regiert noch Ihre Welt, durch Terror, Mord und Entrechtung – D ON J UAN (unterbricht sie.) Meine Welt? E RSTE Ja, ihr habt die Revolution niedergeknüppelt, aber wir kommen wieder! D ON J UAN Ich hab nichts niedergeknüppelt, das muß ein Irrtum sein. Sie halten mich anscheinend für eine aufbauende Kraft? (Er lächelt.) E RSTE Ich red doch jetzt nicht von Ihnen persönlich – D ON J UAN (fällt ihr ins Wort.) Schad. Sehr schad. E RSTE Lassen Sie doch diesen Unfug! Auch Sie sind nur ein Produkt Ihrer Klasse, und es gibt nur zwei Klassen: Ausbeuter und Ausgebeutete, und Sie – D ON J UAN (fällt ihr wieder ins Wort.) Ich werd immer ausgebeutet. E RSTE (höhnisch) Von wem denn? D ON J UAN Von euch Weibern. Aber ich zahls euch auch heim. Alle unter euch, die mir nicht gefallen können – Das sind für mich keine Menschen. E RSTE Für Sie beginnt also eine Frau erst ein Mensch zu werden, wenn sie Geld hat, um sich herrichten zu können? Ich sitz im Büro und verdien fast nichts! Und all die Millionen in den Fabriken, die jung verwelken – Für all die haben Sie gar kein Herz?! D ON J UAN Nein. Das ging nämlich zu weit. E RSTE Sie sind ein atavistischer Verbrecher! D ON J UAN Wie mans nimmt! E RSTE Die Beziehung zwischen den Geschlechtern ist für uns überhaupt kein Problem mehr, ist ja nur eine Funktion, wie Essen und Trinken! D ON J UAN (ironisch) Interessant. E RSTE Da gibts keine Geheimnisse mehr! Wir sind darüber hinaus. D ON J UAN Und wo sind Sie jetzt? E RSTE (zuckt zusammen und starrt ihn an.) D ON J UAN Sehen Sie sich mal in den Spiegel. E RSTE Ich bin nicht eitel. D ON J UAN Sie sind ein häßliches Mädchen. Ich werd aber trotzdem Ihrer Genossin helfen – (Er grinst und gibt ihr ein Bündel Banknoten.) Glückliche Reise! E RSTE (nimmt ihm das Bündel ab und starrt ihn noch immer an; tonlos) Sie Tier – D ON J UAN Ist das der Dank? E RSTE Warum quälen Sie mich? D ON J UAN Weil Sie mich beleidigen – (Er läßt sie stehen und steigt die Stufen empor.)
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E RSTE (allein; sie setzt sich auf die unterste Stufe, zählt mechanisch das Geld – plötzlich weint sie.)
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***************************** D ON J UAN zieht sich in seinem Zimmer den Frack aus. Er raucht eine Zigarette. Die M UTTER kommt, sie ist außer sich. M UTTER Ich muß dich sofort sprechen. D ON J UAN Bitte? M UTTER Du warst doch heut wieder auf dem Eislaufplatz, abends – D ON J UAN Ja. M UTTER Und du hast die Gretl ein Stück begleitet – durch das Wäldchen, nicht? D ON J UAN Und? M UTTER (sieht ihn groß an und weint plötzlich heftig.) D ON J UAN (berührt ihren Arm.) Was ist denn? M UTTER (kreischt.) Rühr mich nicht an! Rühr mich nicht an, du Verbrecher! Du hast mein Kind verführt – D ON J UAN Was?! Ich?! M UTTER Du hast das Kind geschändet! D ON J UAN Ich hab das Kind?! Wer sagt das?! M UTTER Sie selbst! D ON J UAN Sie lügt, sie lügt! M UTTER Du lügst, du! Oh, ich kenne dich ja! D ON J UAN (starrt sie an; leise) Du bist wohl wahnsinnig geworden – M UTTER (fixiert ihn voll Haß.) Du bist schuld. Sie hat mir alles gebeichtet. D ON J UAN Wo ist sie? Sie solls mir doch selber ins Gesicht sagen – M UTTER Du wirst sie nicht mehr sehen. Erst vor Gericht. (Stille) D ON J UAN Bei allem, was mir noch heilig ist, schwöre ich es dir zu – M UTTER (lacht.) Dir ist nichts mehr heilig, dir nicht! D ON J UAN (schreit sie an.) Ich soll meine Augen verlieren! Z WEITE (kommt, verstört und verweint.) M UTTER (kreischt.) Verschwind! Hinaus! D ON J UAN (stellt sich rasch vor die Türe.) Halt! (zur Z WEITEN ) Was hab ich getan? Z WEITE (fixiert ihn ängstlich.) Sie haben mir Schlittschuhe geschenkt – D ON J UAN Und?! Z WEITE Sie schauen immer auf meine Beine – M UTTER (fährt sie an.) Geh jetzt! (Sie packt sie am Arm und kneift sie.) Z WEITE Au! Laß mich! (Sie reißt sich los und fixiert wieder fasziniert D ON J UAN .) Sie haben mir den Mund zugehalten – D ON J UAN Den Mund? Z WEITE In dem Wäldchen, wo der Weg eine Krümmung macht. Sie haben mich an einen Baum gelehnt, Sie wollten mich anbinden – (Sie schreit ihn an.) Sie haben mich geschlagen! D ON J UAN Lüge, Lüge, Lüge! Z WEITE Ich möcht nicht mehr leben! Warum haben Sie mich nicht umgebracht?!
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D ON J UAN (starrt sie fassungslos an, zieht sich dann rasch den Frack und den Mantel an.) M UTTER (beobachtet ihn und stellt sich vor die Türe.) Wohin? Du wirst mir nicht entrinnen – D ON J UAN Es muß sich alles klären. Ich geh jetzt zur Polizei. M UTTER Das glaub ich dir nicht! D ON J UAN Schäm dich. Weg! (ab) M UTTER (ruft ihm nach.) Dich bring ich noch an den Galgen! Z WEITE (betrachtet schluchzend ihre Beine.)
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In der Wohnung des Inflationsgewinnlers trinkt die E RSTE D AME , die Frau des Hauses, allein ihren Tee. Die Z WEITE D AME , die Filmschauspielerin, kommt aufgeregt mit einer Zeitung. Z WEITE Hast du es schon gelesen? Jetzt hat ihn endlich der Teufel geholt! E RSTE Wen? Z WEITE Unsere große Liebe – (Sie lacht schadenfroh und reicht ihr die Zeitung.) Er hat eine Minderjährige verführt – E RSTE Ach! Z WEITE Es mußte so kommen. E RSTE (liest gierig.) Das ist das Ende. Z WEITE Er hat sich zwar selbst bei der Polizei gestellt und leugnet beharrlich, aber man glaubt dem Herrn seine Unschuld nicht – (Sie grinst.) Er hat keinen guten Ruf. E RSTE (liest.) Auch wenn er unschuldig ist, verdient hat er alles. Z WEITE Heut sollte er verhaftet werden, doch zog er es vor, zu verschwinden – (Sie gießt sich Tee ein.) Er hat nichts mehr zu hoffen. Es ist ein Steckbrief erlassen worden. E RSTE (liest noch immer.) Hat man schon eine Spur? Z WEITE Man tappt noch im Dunkeln, aber sie werden ihn finden. Auf der Welt ist kein Platz mehr für ihn. E RSTE Ja, die Welt ist klein – (Ihr Blick fällt auf ein Inserat in der Zeitung.) Übrigens: Hast du die „Lieblingsfrau des Maharadscha“ schon gesehen? Z WEITE Ein begeisternder Film! Da stecken die letzten Dinge dahinter! *****************************
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In einem tiefverschneiten Wald. Z WEI ALTE W EIBER kommen mit Holzbündeln auf dem Rücken. Es wird bald Nacht. E RSTE (unterdrückt) Halt! Dort geht wer! D IE Z WEI (lauschen.) Z WEITE Ich hör nichts, ich seh nichts. E RSTE Mir wars aber, als hätt sich was gerührt – D IE Z WEI (lauschen wieder.)
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Z WEITE Gestern hat mich der Förster verjagt, er hat mit der Gendarmerie gedroht – E RSTE Der Förster gehört schon lang weg! Z WEITE Alles wegen dem bisserl Holz. Er sagt, das wär Diebstahl – ich möcht nicht wissen, was die hohen Herren in der Stadt drin stehlen! E RSTE (sieht sich um.) Wem gehört denn jetzt dieser Wald? Z WEITE Ich weiß nicht, wie sich der schreibt. Ein großer Schieber soll er sein – E RSTE Jaja, die Welt geht unter. D ON J UAN (erscheint plötzlich; er sieht verwittert aus.) D IE Z WEI (erschrecken.) D ON J UAN (betrachtet die Z WEI mißtrauisch.) Z WEITE (kleinlaut) Grüß Gott, der Herr. D ON J UAN (sieht sich um.) Bin ich hier richtig? Ich möcht zum Bahnhof – Z WEITE Wir haben keinen Bahnhof. Der nächste liegt noch gute drei Stund. D ON J UAN Das geht vorbei – (Er will weiter.) Z WEITE Da müssens noch über das Moor, aber jetzt in der Nacht tät ich das nicht. D ON J UAN Es ist ja alles zugefroren. E RSTE Ein Moor friert nie zu, und es zieht dich hinab, gnädiger Herr, wenn du nicht weißt, wo der liebe Gott wohnt. D ON J UAN (horcht auf.) Wo wohnt er denn? Z WEITE (lacht; zu D ON J UAN ) Sie weiß es! Sie weiß es genau! E RSTE (zur Z WEITEN ) Weiß ich auch, weiß ich auch! Z WEITE (fährt die E RSTE an.) Ich glaub an nichts! An gar nichts mehr! (Stille) D ON J UAN (zur E RSTEN ) Sagen Sie: Sprechen Sie ihn manchmal, den lieben Gott? E RSTE Ja. Z WEITE (grinst.) Jeden Morgen und jeden Abend. D ON J UAN (zur E RSTEN ) Dann sagen Sie ihm doch einen schönen Gruß von mir, man glaubt es mir nicht, daß ich verleumdet werd, und ich bin unschuldig – E RSTE (starrt ihn fast erschrocken an.) Um was dreht sichs, bitte? D ON J UAN Er weiß es schon – (ab) D IE Z WEI (schauen ihm überrascht nach.) Z WEITE (ruft ihm plötzlich nach.) Glückliche Reise, gnädiger Herr! Glückliche Reise! (Sie lacht.)
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Der Mond scheint auf einen Schneemann im Dorf. Z WEI D ORFMÄDCHEN kommen. E RSTE Schau den Schneemann! Z WEITE Den hat mein Bruder gebaut. Komm, wir schlagen ihm den Arm ab, dann wird er sich ärgern – (Sie nimmt einen Prügel und schlägt dem Schneemann den rechten Arm ab.) E RSTE Ich schlag auf den Kopf! (Sie tut es.) D ON J UAN (kommt.) D IE Z WEI (erschrecken ein bißchen.) D ON J UAN Wo ist denn hier der Bahnhof? E RSTE Dort.
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Z WEITE Wollens noch fort? D ON J UAN Ja. Z WEITE Heut geht kein Zug mehr, der letzte ist schon weg. D ON J UAN So? (Er sieht sich um.) Wo kann man denn hier übernachten? E RSTE Im Wirtshaus. D ON J UAN Und außer dem Wirtshaus? E RSTE (zuckt die Schultern.) Nirgends. D ON J UAN Hm. (Er überlegt.) (Stille) D IE Z WEI (tuscheln miteinander.) Z WEITE (frech) Warum wollens denn nicht im Wirtshaus übernachten? Habens was angestellt? D ON J UAN (zuckt etwas zusammen.) Ich? (Er faßt sich ans Herz.) Wieso? Z WEITE Weil wir das kennen. Unser Vater hat auch mal was angestellt und ist dann in kein Wirtshaus hinein, weil er Angst gehabt hat vor dem Meldezettel – (Sie grinst.) E RSTE (sachlich) Er ist im Wald erfroren. D ON J UAN (starrt die Z WEI an.) Z WEITE Es ist lang her. Schon anderthalb Jahr – (Sie haut dem Schneemann auf den Kopf.) E RSTE (haut ihm den linken Arm ab.) D ON J UAN Was hat euch denn der Schneemann getan? E RSTE Nichts. Aber der, der ihn gebaut hat – Z WEITE Morgen ist er eh hin. E RSTE Es wird wärmer – (Sie haut auf den Schneemann los.) *****************************
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Zimmer im Wirtshaus. D ON J UAN füllt den Meldezettel aus. Dann läutet er. Die W IRTIN kommt, sie ist sehr geschwätzig und neugierig. D ON J UAN Der Meldezettel – (Er gibt ihn ihr.) W IRTIN Ich dank schön – (Sie betrachtet den Meldezettel.) Der Herr sind ein Geschäftsreisender? D ON J UAN Ja. Und bitte, weckens mich morgen in aller Früh, damit ich den ersten Zug nicht versäum – W IRTIN (fällt ihm ins Wort.) Warum fahrens denn mit dem ersten? Der ist nämlich miserabel, fahrens lieber mit dem zweiten, ich sags nicht wegen dem Frühstück, an dem verdien ich eh nichts! D ON J UAN Mit dem zweiten hab ich keinen Anschluß mehr. W IRTIN Ah, Sie wollen noch weiter? D ON J UAN Ich fahr zu meiner Braut – (Er lächelt.) W IRTIN (überrascht) Da legst dich nieder! Wo wohnt denn das Fräulein Braut? D ON J UAN Wir haben uns lange nicht gesehen. W IRTIN Wieso das? D ON J UAN Ich war beruflich verhindert – (Er lächelt wieder.) W IRTIN Jaja, es ist ein Kreuz! Aber da werden Sie sich jetzt viel zu erzählen haben –
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D ON J UAN Sehr viel. W IRTIN Gibts gar bald eine Hochzeit? D ON J UAN (grinst.) Vielleicht – W IRTIN Tapfer, sehr tapfer! D ON J UAN (faßt sich ans Herz und krümmt sich etwas.) W IRTIN Was habens denn? D ON J UAN (leise) Es tut mir nur weh – W IRTIN Passens auf, ein Herz ist kein Witz! D ON J UAN (setzt sich.) Könnt ich ein Glas Wasser? W IRTIN Ich lauf schon, Herr Bräutigam! (ab) *****************************
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In der kleinen Stadt, vor dem Hause der Großmutter. Es ist noch Tag, aber die Sonne kann nicht durch den Nebel scheinen. Alles ist tief verschneit. Vor dem eisernen Tor des Vorgartens stehen Z WEI KLEINE M ÄDCHEN mit ihren Schulranzen auf den Rükken; sie läuten heftig und verstecken sich. M AGD (öffnet das Haustor.) Ist jemand da? Hallo! (Sie schreit.) Wer ist denn da?! D IE Z WEI (kichern leise.) M AGD (sieht sich um.) Sicher wieder diese verdammten Saufratzen! Wollen die alte Hex ärgern und hetzen mich herum! (wütend ab) E RSTE (zur Z WEITEN ) Jetzt bist du dran! Z WEITE Ich läut Sturm – (Sie tut es und versteckt sich wieder mit der E RSTEN .) (Stille) G ROSSMUTTER (erscheint im Haustor, auf einen Stock gestützt; sie sieht sich lauernd um; leise) Wo seid ihr? Ich reiß euch die Ohren aus, ich bring euch um – Gesindel, Bagage – noch einmal, aber dann! (Sie hebt drohend ihren Stock und ab.) (Stille) E RSTE (zur Z WEITEN ) Läut noch mal! Z WEITE Nein, jetzt bist du wieder dran! E RSTE Ich hab ja schon zweimal – (Sie stockt plötzlich erschrocken und deutet verstohlen die Straße entlang.) Halt! Es kommt ein Mann! D ON J UAN (kommt und hält.) Sagt mal: Wo ist denn hier Nummer sechs? Z WEITE (deutet auf das Haus der Großmutter.) Da. D ON J UAN (sieht sich suchend um.) Wo steht das? E RSTE Die Tafel ist verschneit – (Sie läuft mit der Z WEITEN davon.) D ON J UAN (sieht ihnen nach und läutet dann.) (Stille) D ON J UAN (läutet nochmals.) (Stille) D ON J UAN (läutet abermals.) G ROSSMUTTER (erscheint im Haustor, zitternd vor Zorn; sie kreischt.) Wer läutet, wer läutet?! Wer läßt mir keine Ruh?! (Sie erblickt D ON J UAN und stockt.) D ON J UAN Pardon, hier ist doch Nummer sechs? G ROSSMUTTER (mustert ihn mißtrauisch.) Sie wünschen? Ich brauch nichts, ich hab alles!
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D ON J UAN (lächelt.) Ich bin kein Bettler. Ich möchte das gnädige Fräulein sprechen. G ROSSMUTTER (erschrickt und starrt ihn an.) D ON J UAN Ist sie zu Haus? G ROSSMUTTER (starrt ihn nur an.) D ON J UAN Ich meine, ob sie zu Hause ist? G ROSSMUTTER (tonlos) Sie suchen mein Enkelkind? D ON J UAN (verbeugt sich leicht.) Ja. G ROSSMUTTER Wen darf ich, bitte, melden? D ON J UAN (lächelt.) Ich möchte sie überraschen – (Stille) G ROSSMUTTER Ich weiß, wer Sie sind. D ON J UAN (zuckt zusammen und faßt sich ans Herz.) Wo ist sie? G ROSSMUTTER Später. Was wollen Sie noch von ihr? (Stille) D ON J UAN (langsam) Ich kam hierher, um ihr zu sagen, daß man einen Menschen nicht so warten lassen darf, daß man ein Verantwortungsgefühl haben muß für einen, der sich bessern möcht – G ROSSMUTTER (unterbricht ihn.) Sie sagen das, Sie?! D ON J UAN Jawohl, ich war ein Schuft! Aber ich wollte wiedergutmachen – G ROSSMUTTER (fällt ihm gehässig ins Wort.) Das können Sie nicht! D ON J UAN Das will ich jetzt auch nicht mehr! Alles wär anders geworden, hätte sie geantwortet! G ROSSMUTTER (höhnisch) Kaum! D ON J UAN Sicher! Wo steckt sie denn?! Ich will es jetzt sehen, was mich so sehr an sie band, daß ich mich an nichts binden konnte – Was bindet mich denn noch?! Ich weiß es ja gar nicht mehr, wie sie aussieht! (Er faßt sich ans Herz und wird bleich.) G ROSSMUTTER (beobachtet ihn.) Was haben Sie? D ON J UAN (leise) Ich darf mich nicht aufregen – G ROSSMUTTER Tatsächlich? (Sie grinst.) (Stille) D ON J UAN (langsam, leise) Sagen Sie: Hat sie einen anderen Mann? (Stille) G ROSSMUTTER Sie suchen eine Tote. D ON J UAN (starrt sie bestürzt an.) G ROSSMUTTER Sie ist von uns gegangen. Am 3. März 1916. D ON J UAN Von uns – – (Stille) G ROSSMUTTER Sie wollte sterben. Es hatte jemand kein Verantwortungsgefühl für sie, ein Schuft. Können Sie noch beten? (Stille) D ON J UAN Am 3. März 1916 – – Sie hat also meine Briefe gar nicht gelesen? G ROSSMUTTER Nein. Nur ich. D ON J UAN (sieht sich um, als würde er verfolgt werden.) G ROSSMUTTER Haben Sie Angst? D ON J UAN Ja. G ROSSMUTTER Die Toten sind friedlich und lassen uns allein – (Sie grinst wieder.) D ON J UAN (fixiert sie.) Geben Sie acht. Vielleicht bekommen Sie bald Besuch –
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G ROSSMUTTER (stutzt und starrt ihn entsetzt an; kreischt plötzlich.) Anna! Anna! M AGD (erscheint im Haustor.) G ROSSMUTTER Führe den Herrn aufs Grab! Er ist ein entfernter Verwandter – D ON J UAN Ich find auch allein hin. G ROSSMUTTER Nein, Sie könnten sich verlaufen. *****************************
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Auf dem Friedhof. D ON J UAN kommt mit der M AGD . Es wird bald Nacht. M AGD Hier liegt das gnädige Fräulein. D ON J UAN (tritt an das Grab und betrachtet es.) M AGD (blickt empor.) Wir kriegen noch Schnee. (Stille) D ON J UAN (unsicher) Sagen Sie: Hat sich das Fräulein was angetan? M AGD Wie kommen Sie darauf? Nein, das arme Fräulein ist ganz von allein gestorben – Sie hatte nur einen großen Schmerz und weinte Tag und Nacht, aber plötzlich fing sie an zu lachen, und dann lachte sie Tag und Nacht. Schrecklich wars, ich hörs noch oft, wie man sie abtransportiert hat – D ON J UAN Wohin? M AGD Zum guten Hirten. D ON J UAN Was ist das? M AGD Eine geschlossene Anstalt. (Es beginnt zu schneien, immer stärker.) M AGD Dort drüben liegt meine Schwester. Ich geh nur hinüber und bet ein Vaterunser, bin gleich wieder da – (ab) D ON J UAN (allein; er spricht zu seiner toten Braut.) Ist es dir kalt, wenn es schneit? Soll ich zu dir kommen? – – Ja, ich werde dich immer suchen, als würdest du leben. Jetzt weiß ichs ja wieder, wie du aussiehst – – Wiedersehen – (Er will fort, doch sein Mantel verhängt sich an dem Grabgitter.) Du hältst mich? Hast mir noch was zu sagen? (Er lauscht und lächelt leise.) Nein, ich werd dich nie wieder vergessen – – Warum lachst du? (Er reißt sich entsetzt los und faßt sich ans Herz.) M AGD (kommt zurück.) Wie dunkel es wird, bleiben Sie noch? D ON J UAN (blickt empor.) Es schneit – M AGD (lächelt.) Sie sind schon der reinste Schneemann – D ON J UAN (horcht auf und lächelt leise.) Ja, es wird immer wärmer – (Er setzt sich auf einen Stein.) M AGD (bange) Was ist Ihnen? D ON J UAN Der Schneemann ist müd. (Stille) M AGD Auf dem kalten Stein, Sie holen sich noch den Tod. Darf ich jetzt gehen, ich hab erst die halbe Wäsche – D ON J UAN (tonlos) Bitte-bitte. M AGD Finden Sie auch allein zurück? D ON J UAN (sieht sich wieder so um, als würde ihn wer verfolgen.) Ich wart noch auf jemand. M AGD Dann empfehl ich mich, gnädiger Herr! Aber wartens nicht zu lang! (ab)
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D ON J UAN (allein; er spricht wieder zu seiner toten Braut.) Dauerts noch lang? – Lach nur, lach – Was hat dir denn der Schneemann getan? (Er lächelt leise.) Schlag nur zu, morgen ist er eh hin – Es wird immer wärmer – Adieu, Schneemann – 5
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Konzeption 1
Chronologisches Verzeichnis Konzeptionen Konzeption 1: Ein Don Juan unserer Zeit – Zeitstück H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 81v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 6 Bildern mit Werktitel „Don Juan“ Druck in: GW IV, S. 31*.
Bei dem Strukturplan in sechs Bildern handelt es sich wahrscheinlich um den frühesten Entwurf zum Don Juan-Drama. Dies legt der einfache Titel „Don Juan“ nahe, den Horváth in der Folge um die Zusätze „in unserer Zeit“ bzw. „kommt aus dem Krieg“ erweitert, sowie die einfache Struktur, die zu diesem Zeitpunkt für das Drama vorgesehen ist. Horváth hat das Notizbuch o. Nr. also zunächst von der Seite her beschrieben, auf der sich E1 befindet, und erst in der Folge von der anderen Seite her. In E1 plant der Autor eine stationendramaartige Struktur, in der die Titelfigur von einer Geliebten zur nächsten wandert und in jeder nur „die Seine“ bzw. den Tod wiederfindet. Diese Struktur bleibt rudimentär bis in die Endfassung (K5/TS10/A11) des Dramas erhalten, wo Don Juan auf „fünfunddreissig Frauen“ (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 4) trifft, allerdings gekoppelt an eine Folge zeitgeschichtlicher Motive, wodurch der Liebesreigen in den Hintergrund rückt. Unter diesem Gesichtspunkt gehört E1 noch nicht wirklich zur Zeitstück-Konzeption (K1), sondern bildet vielmehr eine Vorstufe zu dieser. Da dieser Entwurf aber singulär geblieben ist und ein Vergleich nur zu einem wahrscheinlich späten Entwurf in Notizbuch Nr. 4 (K5/E24) herstellbar ist, wo Don Juan in vier Stationen jeweils mit einer Frau zusammentrifft, die ihn an seine Braut „erinner[t]“, wurde er der Zeitstück-Konzeption vorangestellt. Aus diesem einzelnen Entwurf eine eigene Konzeption oder Vorarbeit zu machen, erscheint als nicht sehr sinnvoll. Die stationendramaartige Struktur im Strukturplan E1 erinnert nicht nur an Mozarts Don Giovanni, sondern auch an Arthur Schnitzlers Reigen und Hugo von Hofmannsthals Jedermann, den Horváth gesehen haben dürfte. Dies lässt jedenfalls der im Kontext des Don Juan-Dramas entstandene fragmentarische Entwurf für ein Jedermann-Drama vermuten, der sich im selben Notizbuch befindet und in dem eine Lehrerin in Salzburg gewesen ist und davon erzählt (ÖLA 3/W 367, Bl. 72). Die Bedeutung des Todes in E1 und des Totenschädels im Jedermann-Entwurf nimmt die Bedeutung des Todes im Schauspiel Don Juan kommt aus dem Krieg vorweg, an dessen Ende der Tod Don Juans steht. Der erste Teiltitel von E1 lautet bereits wie im ersten Akt der Endfassung (K5/TS10/A11): „Der Krieg ist aus“. H2 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 9
1 Blatt unliniertes Papier (287 × 229 mm), schwarzblaue Tinte E2 = Strukturplan in 3 Akten und 12 Bildern mit Notizen zu Motiven und Dialogskizzen (mittig) E3 = Strukturplan in 3 Akten und 12 Bildern mit Notizen (oben rechts) Druck von E2 in: KW 9, S. 137f.
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Zwischen dem Strukturplan E1 und den Strukturplänen E2 und E3 klafft wohl eine Überlieferungslücke. Die Blätter der Mappe 18 a [2] enthalten eine Reihe von Strukturplänen, die aber vermutlich unterschiedlichen Konzeptionen, d.h. unterschiedlichen Stadien des Arbeitsprozesses zuzuordnen sind. Die Blätter BS 18 a [2], Bl. 2–5 sowie 7–9 gehören aufgrund struktureller und inhaltlicher Merkmale zur ZeitstückKonzeption (K1). Die restlichen Blätter der Mappe BS 18 a [2] wurden chronologisch später gereiht, d.h. der Großmutter-Konzeption (K3) bzw. der Konzeption in vier Teilen (K4) zugeordnet. Der Strukturplan E2 stellt einen der ausführlichsten hs. Entwürfe der ZeitstückKonzeption (K1) dar. Horváth versucht darin, die Don Juan-Figur mit den wichtigsten historischen Ereignissen und Phänomenen seiner Zeit bzw. der nahen Zukunft zu verbinden und dadurch zu beobachten, welchen Veränderungen der Mensch in seiner Zeit ausgesetzt ist. Die Struktur in drei Akten ist mit drei Jahreszahlen verbunden: 1918, 1925 und 1935. Die einzelnen Akte sind in jeweils vier Bilder unterteilt. Horváth entwirft also eine sehr symmetrische Struktur für sein Stück. Während die ersten beiden Akte stark politisch orientiert sind – es finden sich dort etwa die Bildtitel bzw. Notizen „Revolutionäres Weiberbüro“, „Reaktionäre Wohnung“, „Er wird Abgeordneter“, „Attentat auf ihn“ und „Attentäterin kommt frei durch die Revolution und beschützt Don Juan“ – und auch Bilder enthalten sollen, in denen Don Juan zum Film gehen will – ein Motiv, das sich in abgewandelter Form bis in die Endfassung im Stück halten wird (vgl. TS4/ÖLA 3/W 367, Bl. 24, 25, K3/TS5/BS 18 b [3] Bl. 2, K3/TS7, K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 16 und 19) –, soll der III. Akt „In der Emigration“ spielen. Dort findet Don Juan wie auch in E4 seine „alte Liebe“ wieder, wird aber zugleich von der Attentäterin aus dem II. Akt aufgesucht, die ein Kind von ihm haben möchte und ein Buch „über die Pflichten der neuen Frau“ geschrieben hat. Sie sagt, sie gehöre zu Don Juan und wünscht sich und ihm: „Ein geruhsames Alter.“ Damit entwickelt Horváth schon zu diesem Zeitpunkt Themen und Figuren, die das Stück bis zuletzt kennzeichnen werden. Sie wandern allerdings in andere Figuren bzw. in den atmosphärischen Hintergrund ab, etwa in die Figur der Ersten Tochter der Zimmervermieterin Don Juans im II. Akt, die sich politisch engagiert und mit Don Juan über seine politische Gesinnung diskutiert (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 3–6). Eine Verwicklung Don Juans in politische Ereignisse oder gar eine Entwicklung Don Juans zum Politiker findet sich weder in späteren Konzeptionen noch in der Endfassung des Stückes (K5/TS10/A11). Die Drei-Akt-Struktur von E2 findet sich indes auch in der Endfassung (K5/TS10/A11) wieder, hat aber mit der ursprünglichen Drei-Akt-Einteilung der Zeitstück-Konzeption nur mehr wenig zu tun. Zum einen sind die drei Akte der Endfassung asymmetrisch, d.h. sie enthalten eine unterschiedliche Anzahl von Bildern. Vor allem aber fehlen in der Endfassung die eindeutig markierten Zeitsprünge. In K5/TS10/A11 findet sich nur der Hinweis, dass der II. Akt „Im Taumel der Inflation“ „zwei Monat[e]“ (BS 19 a, Bl. 2) nach dem I. Akt „Der Krieg ist aus“ angesiedelt ist. Zwischen dem II. und dem III. Akt „Der Schneemann“ scheint indes überhaupt kein Zeitsprung mehr zu liegen, jedenfalls ist kein solcher markiert. Die Handlung spielt sich also in der Endfassung innerhalb von zwei bis maximal drei Monaten ab, und ist, das muss man aus dem Gesagten schließen, unmittelbar nach dem Kriegsende (1918) angesiedelt. In E3 entwirft Horváth einen weiteren Strukturplan in drei Akten und zwölf Bildern, der großteils E2 entspricht. Einzig im II. Akt finden sich Änderungen gegenüber E2. Hier lautet das 1. Bild „Bei Schauspielerin. Boudoir“ statt „Er wird Abgeord-
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neter“ und das 4. Bild „Attentäterin verhaftet ihn“ statt „Attentäterin kommt frei durch die Revolution“. Dies ist ein für Horváth typisches Verfahren: Häufig notiert er Strukturpläne mehrmals auf ein und demselben Blatt, mitunter ohne Änderungen daran vorzunehmen, sozusagen nur um sich ihrer zu vergewissern; manchmal aber auch, wie in E3, mit kleinen Änderungen gegenüber den vorhergehenden Entwürfen (vgl. Hein 2001, S. 101). H3 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 7, 8
2 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), schwarzblaue Tinte E4 = Strukturplan in 19 Bildern mit Notizen zu Motiven und Dialogskizzen
Der Strukturplan E4 stellt einen der elaboriertesten hs. Entwürfe zur ZeitstückKonzeption (K1) dar. Das 1. Bild „Fronttheater“ wird nur als Titel erwähnt, während Horváth zu allen anderen Bildern Dialoge und Notizen notiert, was möglicherweise darauf hindeutet, dass der Dialogentwurf zu diesem Bild schon anderswo festgehalten wurde. Das würde eine Einordnung von E4 nach TS1 nahe legen. Allerdings spricht die Zahl der in TS1 im Titel erwähnten Bilder (27) doch für eine Reihung von TS1 nach E4, wo nur 19 Bilder erwähnt werden (in E2 bzw. E3 waren es nur 12). Das 2. Bild sollte zunächst in einer „Bauernstube“ (Bl. 7) spielen, wo Don Juan sich mit einer Bäuerin, die Horváth in der Korrekturschicht als Wirtin bezeichnet, über das Ende des Krieges unterhält und über seinen Wunsch, „eine Frau wieder[zu]finden“, die er vor dem Krieg gekannt hat. Wenn er sie nicht finde, könne von ihm aus der Krieg ruhig weiter gehen. Es handelt sich dabei um eine frühe Vorstufe des Bildes „Zimmer im Wirtshaus“, das das 6. Bild des III. Aktes der Endfassung darstellen würde, von Horváth aber nicht als eigenes Bild gewertet wurde, sondern nur einen Teil des 6. Bildes des III. Aktes der Endfassung („Der Schneemann“) bildet. Den Entwurf zum 1. Bild streicht Horváth in einem Korrekturvorgang und notiert auf der rechten oberen Seite des Blattes, wohl erst nachdem er das Bild „Bauernstube“ skizziert und gestrichen hatte, das neue 1. Bild „Fronttheater“, das hier nur als Bildtitel erwähnt wird, vermutlich weil es andernorts schon ausgearbeitet wurde, und das neue 2. Bild „Lazarett“ (vgl. TS2). Dazu findet sich eine Dialogsequenz Don Juans mit einer Krankenschwester eingetragen, in dem die Oberschwester mit der Replik schließt: „Niemanden sagen. Es ist nicht das spanische Fieber, es ist die Pest“, ein Motiv, das sich auch in TS2 (ÖLA 3/W 367, Bl. 6) und in einigen Entwürfen (E22, E30, E36) sowie schließlich auch in der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 19) findet. Das 3. Bild von E4 spielt am „Grab“, wobei es in diesem Fall das Grab der Krankenschwester ist. Ein Zusatz weist darauf hin, dass Don Juan am Grab der Schwester auf die „Altmodische“ treffen soll, eine Figur, die sich auch in TS2 (ÖLA 3/W 367, Bl. 10, 11) und einigen späteren Strukturplänen (E15–E20, E23, E24, E57, E58) findet. Im 4. Bild „Unter dem Denkmal des Ritters in Waffen“ findet eine pazifistische Frauendemonstration statt, bei der Don Juan auftaucht und weggeschickt wird. Hier fällt der Name „Elli“, ein junges Mädchen, das an der Demonstration teilnimmt. Der Name kommt auch in TS3 und in K3/TS5 vor. Bild 5 spielt in einer „Redaktion“, wo Don Juan interviewt wird, Bild 6 in einem „Hotelzimmer“ mit der Redakteurin aus Bild 5. Hier findet sich wieder das Motiv des nach seiner Braut suchenden Don Juan. Bild 7 spielt bei der „Zahnärztin“, bei der sich eine „kleine Nutte“ befindet, „die von einem Schieber ausgehalten wird“ (vgl. TS3/ÖLA 3/W 367, Bl. 19–23). Bild 8 ist mit „Die Konservativen“ überschrieben, Bild 9 mit „Die Revolutionären“, was Indizien dafür sind,
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dass Horváth in diesen Bildern neuerlich politische Aspekte ausarbeiten wollte (vgl. E2 und E3). Bild 10 ist in einem „Spielklub“ verortet, Bild 11 „Im Filmatelier“ (vgl. E2 und E3). Eine Notiz dazu lautet: „Es ist der Tonfilm erfunden worden und ich weiss nicht, ob seine Stimme auch im Mikrophon so klingt, wie auf der Leinwand.“. Mit dem Film ist eine Thematik angesprochen, die sich bis in die Endfassung des Stückes hält (vgl. TS4/ÖLA 3/W 367, Bl. 24, 25, K3/TS5/BS 18 b [3], Bl. 2, K3/TS7 und K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 16 und 19 sowie den Kommentar zu K1/E2). Don Juan wird in der Folge von Politikerinnen dazu aufgefordert zu kandidieren (vgl. E2 und E3). Bild 12 spielt bei einer „Politikerin“, der die Politik plötzlich „egal“ ist. In Bild 13 soll auf einem „Sportfest“ ein „Attentat“ auf Don Juan stattfinden, der als großer „Gönner“ bezeichnet wird. Bild 14 spielt in der „Zelle der Attentäterin“. In Bild 15 beschützt die Attentäterin Don Juan vor der Revolution. Bild 16 soll in einer „Konditorei“ spielen, Bild 17 in einem „Hotel“. Bild 18 ist mit „Die alte Liebe“ überschrieben, was wohl ein Hinweis darauf ist, dass Don Juan in dieser Fassung seine „alte Liebe“ wiederfindet. Bild 19 schließlich soll in einem „[b]illige[n], möblierte[n] Zimmer“ spielen. Die Zahl der Bilder sowie die einzelnen Bildtitel bzw. Bildinhalte weisen E4 als Weiterentwicklung von E2 bzw. E3 aus. Eine große Zahl von Motiven, Themen, Schauplätzen und Figuren, die dort notiert sind – etwa Spielklub, Frauendemonstration, Politik, Film, Attentäterin, Sportfest, alte Liebe, Hotel, Konditorei, billiges, möbliertes Zimmer – werden in E4 wiederaufgenommen oder variiert. H4 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 2
1 Blatt unliniertes Papier (287 × 229 mm), schwarzblaue Tinte E5 = Titelentwürfe TS1 = fragm. Fassung des 1. Bildes „Fronttheater“ mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit. Komödie in 2 Teilen [27 Bildern]“ (Korrekturschicht) Faksimile in: Hein 2001, S. 99.
Horváth korrigiert den Titel mehrfach, bevor er ihn stehen lässt. In den ersten beiden Titelentwürfen von E5 findet sich noch die Jahresangabe „1918–1935“, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass E5 nach E2 entstanden ist. Außerdem streicht Horváth die in E2 vorhandene Drei-Akt-Struktur („Komödie in drei Akten [12 Bildern]“) im dritten Titel-Entwurf durch und ersetzt sie durch „Komödie in 2 Teilen [27 Bildern]“, was auch für eine Reihung nach E4 spricht, wo nur 19 Bilder erwähnt werden. Die Dialogsequenz zwischen Else und Nelly stellt eine frühe Fassung der Dialogskizze zum 1. Bild dar, wie sie dann auch in die Endfassung (K5/TS10/A11) eingeht. Allzu viele Korrekturvorgänge an diesem Bild dürften zwischen TS1 und der dortigen Fassung des 1. Bildes nicht stattgefunden haben, denn das Bild erscheint in TS1 schon als sehr ausgereift. Die von Horváth in der Korrekturschicht ergänzten Teile am Ende von TS1 über die Rollen, die Nelly gespielt hat, werden direkt in TS2 übernommen (zur Reihung und zu inhaltlichen Elementen vgl. den Kommentar zu TS2), weshalb die chronologische Abfolge zweifelsfrei feststeht (vgl. auch Hein 2001, S. 102f.). H5 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. I, 1–3, 3v, 4, 4v, 5–9, 9v, 10, 11
12 Blatt aus dem Notizbuch o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte TS2 = Fassung des 1. bis 5. Bildes mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit“ (Korrekturschicht)
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H6 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 12
1 Blatt aus dem Notizbuch o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E6 = Strukturplan in 3 Bildern
H7 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 13–19, 19v, 20, 20v, 21, 22, 22v, 23
11 Blatt aus dem Notizbuch o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte TS3 = Fassung des 6. bis 9. Bildes (Korrekturschicht) Druck der Bl. 19, 19v, 20, 20v, 21–23 in: GW IV, S. 362f. (vgl. TS6). Druck der Bl. I, 1–9, 9v, 10–19, 19v, 20, 20v, 21, 22 in: KW 9, S. 75–85.
H8 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 24–26
3 Blatt aus dem Notizbuch o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte TS4 = Fassung eines Bildes „Bar“ (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 351f.
H9 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 27
1 Blatt aus dem Notizbuch o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E7 = Strukturplan in 3 Bildern mit Notizen
In TS2 arbeitet Horváth die Bilder 1 bis 5 dialogisch aus. Das Stück setzt mit der „Fronttheater“-Szene mit den beiden Schauspielerinnen Else und Nelly ein, die Don Juan aufsucht. Er behauptet, Nelly zu suchen, weil er sie vom Theater kenne bzw. weil sie ihn an eine bestimmte Frau erinnere. Dieses Motiv geht auf den vermutlich ersten Strukturplan zum Don Juan-Drama zurück, wo dieser von einer zur anderen Frau wandert, immer auf der Suche nach der „Seine[n]“ (vgl. E1). Für eine Reihung von TS2 nach TS1 spricht, dass die folgende Passage von TS1: „Nelly: In welchen Rollen haben Sie mich gesehen? / Don Juan: In allen. – In Klassik und Posse. Ihr Lächeln erinnert mich nur an eine Frau. Ich danke Ihnen. Darf ich Ihnen ein kleines Geschenk – echte Zigaretten, ist eine Seltenheit. Ich danke Ihnen für die Erinnerung.“ (BS 18 a [2], Bl. 2) in TS2 folgendermaßen wiederaufgenommen wird: „Nelly: In welchen Rollen haben Sie mich gesehen? / Don Juan: In allen. Klassik und Posse – aber es war immer ihr Lächeln, das mich erinnerte, erinnerte an eine Frau, die ich verlor – – Darf ich Ihnen ein kleines Present? Erbeutete Zigaretten, das einzige, was ich in diesem Kriege eroberte –“. Ein Teil dieser Korrekturen geht dann in TS6 ein, wo es heißt: „Don: Ich hab Sie in zwei Operetten gesehen. / Nelly: In welchen? / Don: Die hab ich vergessen. Ich war verschüttet. / (Stille) Else: Bitte, nehmen Sie Platz! / Don: Danke, ich muss weiter – (zu Nelly) Sie erinnern mich nämlich an eine Frau, aber das liegt weit zurück. Noch vor dem Krieg. Oft – wenn es still war, hörte ich ihre Schritte. Ihr Gang hat mich verfolgt. Aber es war nur der Wachtposten – – Man kann nach dem Gang einen Menschen rekonstruieren. – Darf ich Ihnen ein kleines Geschenk? Zigaretten, das einzige, was ich eroberte -- (er lächelt und gibt sie ihr) Echte ägyptische -- (ab)“ (BS 17, Bl. 1). Zunächst hatte Horváth in TS6 wie in TS2 „Erbeutete Zigaretten“ getippt, dann aber „Erbeutete“ gestrichen. In der Endfassung (K5/TS10/A11) heißt es schließlich: „Don Juan: Ich sah Sie in zwei Operetten. / Zweite: (plötzlich interessiert) In welchen? / Don Juan: (starrt sie an) Die hab ich vergessen. Ich weiss nur, Sie standen am Souffleurkasten und warteten.
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Sie wussten, dass er kommen wird. Die Gardinen waren weiss, erinnern Sie sich? Das war die erste Rolle. Dann schrieben Sie einen Brief, es war Nacht, und Sie wussten, dass er antworten wird. Das war die andere Rolle. Ihr Lächeln erinnerte mich an eine Frau, noch vor dem Krieg, und manchmal ist es mir, als wären schon hunderte Jahre vergangen -- hm. Darf ich Ihnen ein kleines Geschenk, als Dank dafür, dass Sie mich erinnerten -- (er lächelt und überreicht ihr ein Päckchen) Zigaretten, meine einzige Eroberung. Echte ägyptische -- (er nickt ihr zu und ab)“ (BS 19, Bl. 11, 12). Hier nimmt Horváth nicht nur die Passage über die „Operetten“ wieder auf und die Tatsache, dass Don Juan „vergessen“ hat, in welchen er die Zweite gesehen hat, sondern auch diejenige mit den Zigaretten, die, wie schon in TS6, als „Echte ägyptische“ qualifiziert werden. Die chronologische Reihenfolge der erwähnten Textstufen kann also aufgrund der zitierten Passage zweifelsfrei geklärt werden. Das 2. Bild von TS2 spielt, wie in E4 vorgesehen, in einem „Lazarett“. Don Juan kommt dort hin, weil er hohes Fieber hat (vgl. das 6. Bild des I. Aktes der Endfassung K5/TS10/A11). Er trifft dort auf eine Krankenschwester, die weint, weil der Krieg aus ist und sie keine Heimat hat. Auch Don Juan klagt darüber, dass er heimatlos sei. Zu dieser Stelle notiert sich Horváth einen Pfeil mit dem Zusatz „8. Bild“, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass diese Idee dort weiter ausgearbeitet werden sollte. Das 8. Bild der Textstufe TS3, die TS2 fortsetzt, spielt jedoch bei einer Zahnärztin, wo eine vergleichbare Passage nicht zu finden ist. Möglicherweise hat Horváth an dieser Stelle noch ein anderes 8. Bild geplant. Don Juan bricht im Fieber zusammen und glaubt, Anna, die Frau, die er sucht, vor sich zu sehen: „Ach, Anna! Du hast so einen einfachen Namen, es heissen soviele Anna – aber ich liebe nur Dich, in allen Frauen sah ich nur Dich – – zuerst warst Du verschwunden, jetzt stehst Du wieder vor mir – – Wieder vor mir – – Komm, gib mir einen Kuss, ja, umarme mich – –“ (Bl. 5), worauf ihn die Krankenschwester umarmt und er sich zu sterben wünscht. Dann kommt jedoch die Oberschwester dazu und konstatiert: „Spanische Grippe. Geben Sie acht! Es ist die Pest.“ (Bl. 6) Die Krankenschwester hört jedoch nicht auf die Warnungen der Oberschwester und „schmiegt“ (Bl. 6) sich an Don Juan. Das 3. Bild, das Horváth erst nach dem 4. Bild ausarbeitet, spielt am „Grab“ der Krankenschwester, die an der „Pest“ gestorben ist. Hier findet sich bereits ein Motiv, das bis in die Endfassung (K5/TS10/A11) erhalten bleibt: Don Juan verhängt sich am Grab der Krankenschwester (in TS6/BS 17, Bl. 5: an einem „Strauch“; in K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 22: „an dem Grabgitter“ am Grab seiner Braut) und glaubt, dass die Tote ihn zurückhält. Bild 4 spielt „vor einem Laden“, wo Frauen „nach Lebensmitteln [anstehen]“ (Bl. 6). Das ist das Bild „Schlange“ bzw. „Strasse“ der späteren Entwürfe (E13, E15–E21, E23–E47) und das Bild „Strasse“ der Endfassung (K5/TS10/A11), das dort das 2. Bild darstellt, also unmittelbar auf das „Fronttheater“-Bild folgt. Die Frauen diskutieren darin über den Krieg und die Männer. Bild 5 spielt in einer „Dunkle[n] Strasse“ mit der Szenenanweisung: „Schild: Wer weitergeht, wird erschossen!“ (Bl. 9). Das Bild findet sich unter dem Titel „Huren“, „Huren und Altmodische“, „Altmodische“ und „Strassenecke“ in den folgenden Entwürfen (E13, E15–E20, E23–E41, E43, E45–E47) und geht in abgewandelter Form in die Endfassung (K5/TS10/A11) ein, wo es das 3. Bild des I. Aktes darstellt. Don Juan trifft hier auf die beiden Huren bzw. „losen Mädchen“, wie sie später (erstmals in E14) heißen, und dann auf die „Altmodische“, die von sich behauptet, immer noch ein Kleid von 1904 zu tragen, weil sie damals aus „[e]rotisch[en]“ (Bl. 11) Gründen ins Gefängnis gekommen sei (vgl. E4) – eine Figur, die in späteren Konzeptionen keine Rolle mehr spielt. Sie lockt Don Juan zunächst mit den
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Worten „Hasch mich, ich bin die Sünde“ (Bl. 10), bittet ihn dann, ihr Glück zu bringen und droht ihm schließlich damit, der „Tod“ zu sein. Damit wird erstmals ein Motiv angedeutet, das das Stück bis zur Endfassung (K5/TS10/A11) kennzeichnet, die Auseinandersetzung Don Juans mit dem (eigenen) Tod. In E6 skizziert Horváth eine mögliche Fortsetzung von TS2 in Form eines Strukturplans der Bilder 6–8 samt einigen Notizen. Das 6. Bild sollte demnach beim „Denkmal des Kriegsgottes“ spielen, wo eine Frauendemonstration stattfindet (vgl. E4). Die zwei Repliken, die Horváth zu diesem Bild notiert, gehen praktisch unverändert in das 6. Bild von TS3 ein: „Nie wieder Krieg!“ und „Die Männer sind am Krieg schuld, und wir fordern Mitbestimmungsrecht der Frauen!“. Das 7. Bild soll laut dem Strukturplan E6 in einer „Redaktion“ (vgl. E4) spielen. Diese Idee wird Horváth nicht in TS3 aufnehmen. Bild 8 soll laut E6 in einem „Hotelzimmer“ angesiedelt sein. Eine Redakteurin (wohl aus Bild 7) sagt hier zu Don Juan: „In der Bar hast Du mir gesagt, dass Du mich liebst –“, worauf dieser antwortet: „Ja. Ich liebe Dich auch.“ Den intendierten Ablauf von E6 ändert Horváth in TS3 geringfügig: Bild 6 spielt in TS3 noch, wie in E6 vorgesehen, beim „Denkmal des Kriegsgottes“ (Bl. 12), wo eine Frauendemonstration stattfindet. Eine Rednerin fordert, wie in E6 skizziert, „aktivstes Mitbestimmungsrecht“ für die Frauen und „Nie wieder Krieg!“ (Bl. 13) und gibt den Männern die Schuld am Geschehenen. Hier kommt auch die Figur Elli vor, die Horváth schon in E4 erwähnt. Sie wird von der Rednerin aufgefordert, Don Juan wegzuschicken und landet dann mit ihm in einem Hotelzimmer (Bild 7), das im Strukturplan von E6 für das 8. Bild vorgesehen war (das 7. Bild von E6 „Redaktion“ findet in TS3 keine Umsetzung). Dort erzählt sie ihm, dass ihr Vater vermisst werde und sie deshalb Pazifistin sei. Sie spricht wie eine Anhängerin der Frauenbewegung, was Don Juan sichtlich abschreckt. Er erzählt ihr, dass er zum Bahnhof müsse, er wolle in die Hauptstadt, wo er eine Frau suche. Das 8. Bild spielt, entgegen dem Strukturplan E6, wo ein solches Bild nicht vorgesehen ist, bei einer Zahnärztin, zu der ein „Nuttchen“ (Bl. 19) kommt, was allerdings schon in E4 skizziert wurde. Die Szene enthält lesbische Anspielungen, die im Laufe der Arbeit am Stück in die Beziehung der beiden Kunstgewerblerinnen zueinander abwandern (vgl. K4/TS8/BS 18 b [2], Bl. 1, 2, K5/TS3). Die Nutte verlässt schließlich wütend die Zahnarztpraxis, weil ihr die Ärztin beim Bohren wehgetan hat: „Au! Das nennen Sie schmerzlos?! Ich tät Ihnen ins Maul speien! – Sie haben mir weh getan?! Mich sehen Sie nichtmehr! (ab)“ (Bl. 20v). Die Ärztin öffnet daraufhin die Tür zum Vorzimmer, wo Don Juan wartet. Dieser sucht seine Anna und glaubt, dass ihm die Zahnärztin weiterhelfen kann; in der Grundschicht der Textstufe weiß sie auch genauestens über deren Verbleib Bescheid: „Sie zog nach Wien, in den III. Bezirk, Gusshausstr. 37/Tür 13 –“ (Bl. 22), heißt es dort. Allerdings streicht Horváth diese Passage wieder und lässt die Frage nach der neuen Adresse von Anna unbeantwortet, denn die Zahnärztin antwortet auf Don Juans Vermutung, dass sie deren Adresse wissen könnte, weil sie schon elf Jahre in dem Haus ihre Praxis hat, nur mit den kryptischen Worten: „Radikal, radikal!“ (Bl. 21). Don Juans Replik: „Oh, könnt ich das nur erfahren!“ (ebd.) beschließt dieses Bild und lässt die Frage nach dem Verbleib Annas somit unbeantwortet. Auch in Horváths Roman Ein Kind unserer Zeit (1938), der schon im Titel an Ein Don Juan unserer Zeit erinnert, sucht der Soldat nach einem Fräulein, das seine Braut gewesen ist. Auch sie heißt Anna: „Anna, die Soldatenbraut“, wie das 10. Kapitel betitelt ist (vgl. Horváth 1938, S. 153). Auch sie hat „im dritten Stock“ (ebd., S. 162)
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gewohnt, ist aber „vor einem halben Jahr ausgezogen“ (ebd., S. 164), wie der Soldat von der Hausmeisterin erfährt. In einer Textstufe zu dem Roman, in der der Soldat auf den Friedhof an das Grab seiner Braut gehen soll, findet sich auf ihrem Grabstein der Name: „Anna Lechner“ (ÖLA 3/W 181 – BS 26 l [2], Bl. 1), der nicht in die Endfassung des Romans eingeht, der aber der Name der „Gastwirtstochter“ (Horváth 1937, S. 60) im Stück Der jüngste Tag (1937) wird. Über die in E6 skizzierte Abfolge hinausgehend arbeitet Horváth in TS3 auch noch ein 9. Bild aus. Dieses spielt wieder bei der Zahnärztin, allerdings zwei Wochen später. Don Juan hat eine Brücke bekommen und betrachtet sich im Spiegel, wobei er die Brücke mit dem Wort „Fabelhaft!“ (Bl. 23) kommentiert. Die Zahnärztin und Don Juan erklären einander ihre Liebe, aber bei Don Juan ist es mehr die Liebe für die Wohnung der Zahnärztin, in der seine Braut Anna früher gewohnt hatte, was die Zahnärztin sehr kränkt. Sie fordert ihn deshalb auf zu gehen, will ihn dann aber doch zurückhalten. Die Figur der Zahnärztin bleibt bis zuletzt, d.h. bis zur Endfassung erhalten. Sie bildet als „Dentistin“ eine der Vier Damen beim „Fünf-Uhr-Thee“ „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ (4. Bild des II. Aktes, vgl. K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 17–22). Außerdem findet sich in der Endfassung „[e]ine praktische Dentistin“ (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 14), die die ehemalige Wohnung der Braut Don Juans bewohnt – ein Relikt aus TS3. In TS4 arbeitet Horváth ein Bild mit dem Titel „Bar“ aus, welches er nachträglich mit einer durchgehenden vertikalen Linie streicht, das aber zunächst wahrscheinlich als Fortsetzung zu TS3 und also als 10. Bild geplant war. In diesem Bild sehen wir Don Juan mit einer Dame, die er im Wartezimmer der Zahnärztin kennen gelernt hat, in einer Bar. Die Bekanntschaft der beiden wird bereits in einer Notiz auf Bl. 22v angedeutet, die Horváth mit Hilfe eines Pfeils dem Schluss des Bildes „Bei der Zahnärztin“ zuweist. In TS4 wird neuerlich die stationendramaartige Struktur erkennbar (vgl. E1), die sich bis zur Endfassung (K5/TS10/A11) hält, wo Don Juan in 23 Bildern mit 35 Frauen in Kontakt kommt. In TS4 diskutiert Don Juan mit der Dame über (Geld-)Geschenke (vgl. E45). Die Dame hat „mütterliche Gefühle“ (Bl. 24) für Don Juan und rät ihm, „Filmschauspieler“ (Bl. 24) zu werden: „Sie können es zu was bringen – bei dieser tadellos eleganten Haltung, wir haben doch kaum Männer“ (Bl. 25). In K5/TS10/A11 rät ihm die Erste der beiden Töchter seiner Hausherrin, der Witwe des Universitätsprofessors, zum Film zu gehen, weil er ein tolles „Profil“ (BS 19 a, Bl. 16) hat. In dem ersten Bild „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ (4. Bild des II. Aktes) erfährt man dann von der Zweiten Dame, einer Filmschauspielerin, dass sie versucht hat, Don Juan zum Film zu bringen, aber die Probeaufnahmen seien „radikal vorbeigelungen“ (BS 19 a, Bl. 19). Bilder, in denen Don Juan von (meist älteren) Frauen protegiert wird und solche, in denen es um Geld geht, finden sich innerhalb des genetischen Materials zuhauf (vgl. K1/E4, E45, E52, E55; K2/TS1–TS3; K3/E22, TS5, TS6; K4/E1, E6; K5/TS6). Inflationsbedingt ist die Suche nach einem Job bzw. nach Möglichkeiten, Geld zu verdienen, ein leitmotivisch wiederkehrendes Thema, das Horváth bis in die letzten Arbeitsphasen beibehält und variiert. In E7 findet sich ein Hinweis, der das „Bar“-Bild obsolet erscheinen lässt. Dort heißt es: „9. Bild. Bei der Zahnärztin“ und dann wird ein „10. Bild. Konditorei“ skizziert, in dem Don Juan wegen eines Jobs Anrufe bei verschiedenen Frauen tätigt. Bei der Vierten hat er Erfolg. Sie „engagiert ihn als Diener in einem Damenklub“. Das 11. Bild, das folgerichtig in einem Damenklub spielt, wird nur kurz skizziert. Dazu
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Konzeption 1
findet sich die Notiz: „Damenklub. (Hier wird er zum Film entdeckt)“, womit Horváth auf inhaltliche Elemente von TS4 zurückgreift. Das „Bar“-Bild sollte also gemäß E7 auf zwei Bilder aufgeteilt werden: Bild 10 und Bild 11, die beide Elemente von TS4 enthalten. In TS7 erfährt das in E7 nur angedeutete Bild 11 „Damenklub“ eine dialogische Ausarbeitung. Die Textstufen und Entwürfe TS2, E6, TS3 (TS4) und E7 lassen sich zu einer, allerdings nur teilweise dialogisch ausgearbeiteten Fassung des 1. bis 11. Bildes zusammenfügen, die hier durch die Zusammenstellung und gemeinsame Kommentierung der Textträger angedeutet werden soll. H10 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 26v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E8 = Strukturplan in 4 Akten Druck in: GW IV, S. 32*.
H11 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 27v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E9 = Strukturplan in 4 Akten
In E8 entwirft Horváth einen Strukturplan in vier Akten: „Der Krieg ist aus“, „Inflation – Deflation. (Einbruch des Tonfilms)“, „Politik“ und „Emigration. Spionage. In einem anderen Land“. Der Strukturplan ist mit Sicherheit nach den Entwürfen und Textstufen TS2, E6, TS3 (TS4) und E7 entstanden, weil Horváth zum I. Akt „1–11“ notiert, was sich auf die Zahl der Bilder bezieht, die dort entworfen werden. E9 enthält gegenüber E8 nur zwei Ergänzungen zum I. Akt: „Die Dame. (der Vamp)“ und „Das reine Mädchen“. Dabei handelt es sich um zwei Frauentypen, die im I. Akt auftauchen sollten und die in den Filmexposés (K2/TS1–TS3) eine wichtige Rolle spielen. H12 = IN 221.002/4 – BS 18 a [1], Bl. 1
1 Blatt unliniertes Papier (290 × 230 mm), schwarzblaue Tinte TS5 = fragm. Fassung mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit. Roman von Ödön von Horváth“ (Grundschicht) Druck in: GW IV, S. 33*.
Der Romanentwurf, den Horváth wohl parallel zu der Arbeit an dem Dramenprojekt geschrieben hat, umfasst nur das Bild „Fronttheater“, wobei unklar ist, wie weit Horváth den Entwurf ausgeführt hat. Wahrscheinlich bleibt er auf dieses einzelne Blatt beschränkt. Dies legt zumindest der Abbruch des Textes mitten im Satz nahe. Die Schilderung des Zustands an der Front hat große Ähnlichkeit mit TS1 und TS2, der Romanentwurf dürfte also in unmittelbarer zeitlicher Nähe dazu entstanden sein, weshalb er an dieser Stelle gereiht wurde. Die Ersetzung der „Offiziere“ durch den „Stab“, der „ohne Sterne [herumläuft]“, wie sie in TS2/ÖLA 3/W 367, Bl. 1 in der Korrektur vorgenommen wird, ist in TS5 schon umgesetzt, was für eine Reihung nach TS2 spricht. Außerdem findet sich in TS5 die exakte Wiederaufnahme des Satzes: „Ein Feldwebel ist General“ (TS2/ÖLA 3/W 367, Bl. 1), der gemäß dem Erzähltempus ins Präteritum gesetzt ist.
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T1 = IN 221.002/1 – BS 17, Bl. 1–11
11 Blatt unliniertes Papier (287 × 224 mm), violettes Farbband, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 2–12 TS6 = fragm. Fassung des 1. bis 8. Bildes (Korrekturschicht: schwarze Tinte) Druck in: GW IV, S. 353–363 (Bild 2–9, Schluss von Bild 8 sowie das 9. Bild mithilfe von TS3 ergänzt) und KW 9, S. 86–98 (Bild 1–9, Bild 8 nicht ergänzt, Bild 9 mithilfe von TS3).
In TS6 arbeitet Horváth die ersten acht Bilder masch. aus, die große Ähnlichkeit mit den ersten acht Bildern von TS2 und TS3 haben. Die Bilderfolge lautet: „Fronttheater“, „Lazarett“, „Friedhof“, „Vor einem Laden in der Stadt“, „Dunkle Strassenecke“, „Grosse Frauendemonstration“, „Hotelzimmer“ und „Bei einer Zahnärztin“. Das Blatt, das die Paginierung 1 getragen hat, fehlt, das Typoskript setzt auf Bl. 1 – das die Pag. 2 trägt – im letzten Drittel des 1. Bildes „Fronttheater“ ein. Entscheidend für die Reihung von TS6 nach TS2–TS4 ist die Tatsache, dass Horváth einige Passagen aus TS2 direkt in TS6 übernimmt und sie dann wiederum hs. Korrekturen unterwirft, die in die Endfassung K5/TS10/A11 eingehen (vgl. auch den Kommentar zu TS2–TS4). So etwa im Fall der „[e]rbeutete[n] Zigaretten“, die sich in TS2 und TS6 finden, wobei in TS6 „Erbeutete“ nachträglich gestrichen wird. Außerdem findet sich hier der Zusatz „Echte ägyptische“, der in TS1 und TS2 noch nicht vorhanden ist, wohl aber in K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 12. Allerdings dürften zwischen der Fassung des 1. Bildes von TS6 und derjenigen der Endfassung K5/TS10/A11 doch noch etliche Korrekturvorgänge stattgefunden haben, die aber nicht überliefert sind, denn einzelne Passagen, etwa die lange Replik Don Juans über Nellys Rollen und über die Tatsache, dass sie ihn an eine andere Frau erinnert, weichen in der Endfassung K5/TS10/A11 doch entschieden von TS6 ab. In TS2 plant Horváth zunächst ein 3. Bild „Strasse vor einem Laden“, fügt jedoch davor noch ein 3. Bild „Grab“ ein, wodurch das Bild „Strasse“ an die 4. Stelle rückt. In TS6 wird diese Reihenfolge bereits in der masch. Grundschicht realisiert, was ein weiteres Indiz dafür ist, dass TS6 nach TS2 zu reihen ist. Die dialogische Ausarbeitung der Bilder 1 bis 8 von TS6 weist große Ähnlichkeiten mit TS2 und TS3 auf. Am stärksten hat Horváth im 2. Bild „Lazarett“ und im 3. Bild „Grab“ bzw. „Friedhof“ eingegriffen. Hier streicht er ganze Passagen oder ersetzt sie durch andere. Tendenziell werden beide Bilder in TS6 ausgebaut. In beiden Textstufen verwechselt Don Juan die Krankenschwester Anna mit seiner Braut Anna, die er sucht. In TS6 wird der Krankenschwester wesentlich mehr Redezeit und Persönlichkeit zugestanden als noch in TS2. Horváth ist also an einer stärkeren Gewichtung der Nebenfiguren gelegen. Dasselbe gilt für das 3. Bild „Friedhof“ von TS6. Hier wird die Oberschwester bedeutend stärker in die Handlung einbezogen, als dies noch in TS2 der Fall war. Der Oberschwester kommt in beiden Textstufen die Rolle einer Richterin über Don Juans Verhalten gegenüber der Krankenschwester zu – eine Rolle, die in späteren Konzeptionen (K3–K5) der Großmutter-Figur in Bezug auf Don Juans Verhalten gegenüber ihrer Enkelin (seiner Braut) zukommen wird. Die Oberschwester geht in TS6 sogar so weit, Don Juan (s)einen Namen zu geben: „Ober: Wissen Sie, wie ich Sie getauft habe? / Don: Wie? / Ober: Don Juan. / Don: Warum? / Ober: Sie haben so etwas in den Augen […]“ (Bl. 4). Das 4. Bild, das die Frauen zeigt, die vor einem Laden nach Lebensmitteln anstehen, wird in TS6 gegenüber TS2 kaum verändert. Bild 5, das an der „Dunkle[n] Strassenecke“ spielt, wird in TS6 etwas erweitert, aber die Grundkonstellation sowie ein Großteil der Repliken bleiben erhalten. Die Zwei Huren von TS2 werden zu „Zwei Fraunzimmer[n]“. Der Auftritt der Altmodischen wird etwas erweitert. Aber auch hier endet das Bild mit ihrer Drohung: „Ich bin der Tod,
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Konzeption 1
ich bin der Tod!“ (Bl. 8). Das 6. Bild „Grosse Frauendemonstration“ weist mit Ausnahme des Bildtitels und der Szenenanweisung keine gravierenden Änderungen gegenüber TS3 auf. Allerdings wird die Figur der Elli, die seit E4 in der Konzeption des Stückes vorhanden ist, von Horváth in eine anonyme „Junge“ umbenannt. Wie in TS3 landet sie im 7. Bild mit Don Juan in einem „Hotelzimmer“. Horváth stellt dabei den Ablauf des Bildes um. Während in TS3 zuerst der Vater von Elli zum Gegenstand des Gesprächs wird, dann der Krieg und dann erst die Frau, die Don Juan sucht, wird diese Reihenfolge in TS6 umgekehrt: Dort sprechen die Junge und Don Juan zuerst über die Frau, die Don Juan sucht und deren Namen er nicht zu kennen scheint, dann über den Krieg und zuletzt über den Vater der Jungen, die sich aber die Erinnerung an den in der Gefangenschaft Verstorbenen verbittet. Das 8. Bild spielt wie schon in TS3 „Bei einer Zahnärztin“. Horváth nimmt hier kaum Änderungen gegenüber TS3 vor. Wieder stehen die Zähne und die schönen Beine der „Nutte“ – die in der Endfassung K5/TS10/A11 der Ersten Tochter der Zimmerherrin Don Juans gehören (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 11) – im Mittelpunkt des Gesprächs. Die Ausarbeitung des 8. Bildes bricht jedoch beim Abgang der Nutte und dem Auftritt Don Juans unvermittelt ab. Darüber, warum Horváth die masch. Ausarbeitung an dieser Stelle abbricht, kann nur spekuliert werden. Möglicherweise wollte er den folgenden Teil unverändert aus TS3 übernehmen. Vielleicht hat er ihn aber auch andernorts bereits neu ausgearbeitet und wollte diesen verwenden. Aufgrund der Fülle an Eingriffen, die zwischen TS2/TS3 und TS6 doch stattgefunden haben, wäre es möglich, dass zwischen diesen beiden Textstufen noch ein oder mehrere Arbeitsschritte (Textstufen) gestanden hätten, die dann aber verloren gegangen sind. Abschließend sei noch auf die hs. Korrekturen von TS6 eingegangen. Das Typoskript enthält eine Fülle von hs. Korrekturen (Korrekturschicht mit schwarzblauer Tinte), die jedoch bald nach der Erstellung der masch. Grundschicht entstanden sein dürften. Darüber hinausgehend streicht Horváth das 1. Bild (Bl. 1) mit rotem Buntstift quer durch und setzt gleichfalls mit rotem Buntstift eine seitliche Längslinie links entlang eines Teils des 2. Bildes (Bl. 1 und 2). Was genau mit diesen Markierungen gemeint ist, ist schwer zu sagen. Oft streicht Horváth Text, um zu kennzeichnen, dass er ihn andernorts verwendet oder dass er eine Ausarbeitung schon erledigt hat. Dass die Streichung in diesem Fall eine wirkliche Streichung im Sinne einer Tilgung bedeutet, scheint eher unwahrscheinlich. H13 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 28
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E10 = Werkverzeichnis (oben) E11 = Werkverzeichnis (unten)
In E10 und E11 entwirft Horváth zwei Werkverzeichnisse. Diese sind insofern interessant, als sie beide einen Werktitel Der Büstenhalter enthalten, ein Titel, zu dem in E12 ein Strukturplan mit Dialogskizzen entworfen wird und der in einem späten Entwurf zur Zeitstück-Konzeption (K1/E50) in das Don Juan-Werkprojekt gerät, wo er eine Zeit lang Teil der Strukturpläne (vgl. auch K3/E19–E24) ist, schließlich aber wieder eliminiert wird.
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H14 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 29–32
4 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E12 = Strukturplan in 14 Bildern mit Werktitel „Der Büstenhalter“ mit Dialogskizzen und Notizen
In E12 entwirft Horváth einen Strukturplan zu einem Stück mit dem Titel Der Büstenhalter, das er in den späten Entwürfen von K1 und in K3 unter dem Titel Rund um einen Büstenhalter als V. Teil in das Werkprojekt Ein Don Juan unserer Zeit aufnehmen wollte (vgl. K1/E50, K3/E19–E24). Die Eingangsreplik des Ansagers: „Wir spekulieren auf die Erotik – jawohl! Denn die Erotik ist noch das einzige, womit man wen ins Theater locken kann!“ in der Dialogskizze zum 1. Bild hat einen thematischen Konnex zum Don Juan-Drama insofern, als auch Don Juan ein Sinnbild für Erotik ist. Zugleich erinnert die Szene an die Maxim-Szene in den Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. Horváth 1931, S. 105–118). H15 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 40–42
3 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E13 = Strukturplan in 5 Akten mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit“
Der Strukturplan E13 ist sicher nach TS2–TS4 und nach E8 und E9 entstanden. Er enthält im I. Akt die Bildtitel „Fronttheater“ und in der Korrektur „Lazarett“, dann die Bilder „Grab“, „Frauen vor Geschäft“, „Huren“, „Nie wieder Krieg!“ und „Hotel“, die sich schon in TS2 bzw. TS3 finden. Das Bild „Zahnärztin“ wurde von Horváth zunächst an den Beginn des II. Aktes gestellt, nachträglich aber mittels eines Pfeils doch wieder in den I. Akt verschoben. Die Bilder „Konditorei“, „Damenklub“, „Filmschauspieler. (Vor dem Kino.)“ und „Als Filmschauspieler“ sind ebenfalls schon in TS2–TS4 vorgebildet. Der III. Akt soll ähnlich wie in den Strukturplänen E2–E4, E8, E9 in den Sphären der Politik angesiedelt sein. Wie schon in E2 und E3 wird Don Juan in diesem Entwurf „Gewählter Abgeordneter“ und „Politiker“, auch ein „Attentat“ ist vorgesehen. Zugleich entwickelt Horváth im IV. Akt ein Bild „auf dem Lande“ – hier mit einem Mädchen, in das sich Don Juan verliebt –, ein Handlungselement, das in späteren Konzeptionen (K3–K5) eine immer bedeutendere Rolle spielt, da dort ein Teil der Handlung, und zwar für das Stück entscheidende Bilder, aufs Land („Neuburg an der Donau“, vgl. K3/E1) verlegt wird. Ebenfalls im IV. Akt soll Don Juan „[m]oralisch erledigt“ sein und es kommt zu einer „Verhaftung“, weil er mit dem „Vamp“, der nun eine Spionin ist, in Kontakt gekommen ist. Der V. Akt spielt zunächst im „Zuchthaus“. Dazu notiert Horváth: „Einbruch der Hässlichkeiten“, was mit der Tatsache zu tun haben könnte, dass Don Juan altert und hässlich wird. Der Schluss findet Don Juan „Bei der Alten“, wo er stirbt. Der Strukturplan E13 weist große Ähnlichkeiten mit den Filmexposés auf (K2/TS1–TS3), die kurz vor oder bald nach E13 entstanden sein dürften. H16 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 42v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E14 = Figurenliste zum 1. und 2. Teil
Die Figurenliste E14 enthält folgende Figuren: Don Juan, zwei Soubretten, Frau Sedlacek, zwei Weiber, zwei lose Mädchen, Grossmutter, Anna, die Magd, dazu im zweiten
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Konzeption 1
Teil noch: Mutter, Tochter, Silvia Scanzoni, Zofe, Zahnärztin. Frau Sedlacek ist eine der Frauen, die in der „Schlange“ stehen und sich über die Rückkehr der Männer aus dem Krieg unterhalten. Der Name findet sich bereits in TS2 (ÖLA 3/W 367, Bl. 6) und TS6 (BS 17, Bl. 5). Silvia Scanzoni, später auch Scantini, ist eine Schauspielerin, die Don Juan zu einer Filmkarriere verhelfen soll; ein Motiv, das Horváth bis in die Endfassung (K5/TS10/A11) beibehält, wo im 3. Bild „Zimmer bei der Mutter“ die Zweite Tochter der Universitätsprofessoren-Witwe Don Juans Profil bewundert und ihm rät, zum Film zu gehen (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 16). Im 4. Bild der Endfassung, dem Damen-Thee „[i]n der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“, erfährt man von der Filmschauspielerin („Zweite“), dass sie Don Juan zu Probeaufnahmen verholfen hat, die aber „radikal vorbeigelungen“ (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 19) seien. Bemerkenswert ist darüber hinaus, dass Horváth in E14 zum ersten Mal die Figur der Großmutter und die der Magd (Anna) erwähnt. Die Großmutter wird in späteren Konzeptionen (K3–K5) eine bedeutende inhaltliche und strukturelle Rolle spielen, da sie die zyklische bzw. analytische Struktur des Dramas bewirkt. Im Strukturplan E13 ist sie als solche noch nicht vorgesehen, auch die Zofe spielt dort keine Rolle. Dies könnte darauf hinweisen, dass die Figurenliste E14 eine bedeutende Weiterentwicklung der Konzeption im Vergleich zu E13 darstellt oder aber dass sie aus einer späteren Entwurfsphase stammt und nur zufällig an dieser Stelle des Notizbuchs zu stehen gekommen ist. Da Horváth oft nur die recto-Seiten der Notizbücher beschreibt, könnte es sein, dass die Seite, auf der sich die Figurenliste befindet, zunächst frei geblieben ist, und diese erst später vom Autor hier eingetragen wurde. Der Schriftstil spricht allerdings eher dafür, dass sie direkt nach E13 entstanden ist. H17 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 43v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E15 = fragm. Strukturplan in 4 Bildern zum I. Akt mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit. Schauspiel in fünf Akten“ (oben) E16 = Strukturplan in 6 Bildern zum I. Akt (unten)
H18 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 44
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E17 = Strukturplan in 6 Bildern zum I. Akt (oben links) E18 = Strukturplan in 6 Bildern (oben rechts) E19 = Strukturplan in 6 Bildern (unten)
Einem fragmentarischen Strukturplan in vier Bildern (E15) mit den Bildtiteln „Fronttheater“, „Schlange“, „Huren und Altmodische“ und einem Bild ohne Titel folgt ein Strukturplan (E16) mit den Bildtiteln „Fronttheater“, „Schlange“, „Altmodische“, „‚Nie wieder Krieg!‘“, „Hotelzimmer“ und „Zahnärztin“. Erstmals fällt hier die Gattungsbezeichnung „Schauspiel“ statt „Komödie“ wie noch in E7. E17 und E18 sind in der Abfolge der Bilder identisch mit E16. In E19 wird zum 5. Bild „Hotelzimmer“ noch „Krankheit. [Grippe]“ ergänzt, das 6. Bild trägt den Titel „Grab“, ein Bildtitel, der in den späteren Entwürfen (vgl. etwa K3/E1, K4/E9, K5/E30, E31, E34) immer weiter nach hinten verschoben wird und in der Endfassung (K5/TS10/A11) das Schlussbild („Auf dem Friedhof“, BS 19 b, Bl. 21, 22) darstellt. Die schon in TS3 (ÖLA 3/W 367, Bl. 19) und TS6 (BS 17, Bl. 11) erwähnte Zahnärztin wird in den späten Entwürfen und Text-
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stufen (K3/E25, K5/TS2) in eine Dentistin verwandelt, die auch noch in K5/TS10/A11 (BS 19 a, Bl. 17–22) auftritt. H19 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 45
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E20 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern (oben links) E21 = gestrichener, fragm. Strukturplan in 3 Bildern (oben rechts) E22 = Strukturplan in 2 Bildern mit einer Replik (rechts mittig) E23 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern (unten links) E24 = Strukturplan in 4 Bildern mit einer Replik (unten rechts)
Die Bildtitel „Fronttheater“, „Schlange“, „Altmodische“ und „Nie wieder Krieg!“ finden sich bereits in den vorhergehenden Entwürfen, neu ist das Bild „Bahnhofslazarett“ (E22) mit dem Hinweis „Es ist eine geheimnissvolle Krankheit ausgebrochen –“. Damit nimmt Horváth ein Motiv wieder auf, das sich bereits in TS2 (ÖLA 3/W 367, Bl. 6) und TS6 (BS 17, Bl. 3) findet und bis in die Endfassung K5/TS10/A11 (BS 19, Bl. 19) erhalten bleibt. Die „geheimnissvolle Krankheit“ wird dort als „spanisches Fieber“ oder „spanische Grippe“ oder auch als „Pest“ bezeichnet. In E24 setzt Horváth das 4. Bild „Nie wieder Krieg!“ vor das vormals 3. Bild „Altmodische“. Zum 4. Bild „Altmodische“ findet sich der Zusatz: „Er unterhält sich mit der Jungen, wie oft er verwundet worden ist. ‚Dreimal.‘“ – ein Motiv, das sich auch in der Endfassung findet, wo Don Juan allerdings nur einmal „schwerverwundet“ (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 25) wurde. H20 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 46
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E25 = gestrichener Strukturplan in 4 Bildern zum I. Akt mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit“ (oben) E26 = teilweise gestrichener, fragm. Strukturplan in 6 bzw. 7 Bildern mit einer Szenenanweisung (unten)
Auf den ersten Bildtitel „Fronttheater“ folgen in E25 die Bildtitel „Strasse“, „Strassenecke“ und „Nie wieder Krieg!“. In E26 wird diese Reihenfolge leicht verändert, das Bild „Nie wieder Krieg!“ steht hier vor dem Bild „Strassenecke“, als fünfter Bildtitel folgen alternativ „Zahnärztin“ und „Bei den beiden Nutten. [Die Altmodische]“. Die neuen Bildtitel 2 und 3 finden sich noch in den späten Entwürfen von Konzeption 1 (E23–E47) sowie in der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 12–15, 17–19), wo sie das 2. und 4. Bild darstellen. In E26 bildet „Nie wieder Krieg!“ das 3. Bild, zu dem die Szenenanweisung „Am Schluss: Ein Schuss fällt; dann Maschinengewehrfeuer“ eingetragen ist. Damit ist wohl das schon in früheren Entwürfen geplante „Attentat“ (E2–E4, E13) gemeint. H21 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 46v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E27 = teilw. gestrichener, fragm. Strukturplan in 6 Bildern (oben) E28 = Strukturplan in 6 Bildern (unten links) E29 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern (unten rechts)
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Konzeption 1
H22 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 47–49
3 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E30 = Strukturplan in 7 Bildern mit einem Dialog zum 6. Bild „Bei den Huren“ und einer Replik zum 7. Bild „Grab“ Druck (teilweise) in: KW 9, S. 99f.; GA 3, S. 522–524.
Wie in E27–E29 findet sich auch in E30 wieder das 2. Bild „Schlange“ und das 3. Bild „Nie wieder Krieg“, was für eine Reihung nach den genannten Entwürfen spricht. Bild 4 ist mit „Hotel“ betitelt. Die „Strassenecke“ findet sich in Bild 5. Bild 6 ist mit „Bei den Huren“ überschrieben. Zu diesem Bild arbeitet Horváth einen Dialog aus. Er enthält bereits die stark formalisierten definitiven Figurennamen „Erste“ und „Zweite“. Außerdem beinhaltet der Dialog zwei Motive, die sich auch in der Endfassung (K5/TS10/A11) wiederfinden. Das erste Motiv ist das Erinnerungsmotiv, das schon im ersten Entwurf zum Drama (E1) angelegt war und dort das zentrale Handlungselement darstellt. Das zweite Motiv ist das der „geheimnisvolle[n] Krankheit“ (Bl. 49), das sich bereits in TS2 (ÖLA 3/W 367, Bl. 6) und TS6 (BS 17, Bl. 3) findet und hier erneut dialogisch ausgearbeitet wird: „Zweite: Gib acht! Es grassiert eine geheimnisvolle Krankheit – […] die Leut sterben, wie die Fliegen. Man nennt es die spanische Grippe. Aber es ist die Pest“ (E30/ÖLA 3/W 367, Bl. 49). Diese Stelle findet sich fast identisch in K5/TS10/A11 im 5. Bild des I. Aktes mit dem Titel „Zimmer des zweiten losen Mädchens“ (BS 19, Bl. 19). Zum 7. Bild „Grab“ notiert Horváth nur eine Replik der „Ersten“: „(zu Don Juan) Hier liegt sie. Sie ist ihr Opfer. In drei Tagen war sie tot.“ (Bl. 49). Das Todesmotiv geht hier also von der Krankenschwester (vgl. TS2/ÖLA 3/W 367, Bl. 7, 8) auf die Zweite der beiden Huren über. Die GrabSzene wird in der Entwicklung des Stückes immer weiter nach hinten verschoben. Im letzten Bild der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 21, 22) ist es die Magd der Großmutter, die Don Juan ans Grab seiner toten Braut führt, wo er schließlich stirbt. H23 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 50, 51
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E31 = teilw. gestrichener Strukturplan in 5 Bildern (Bl. 50 oben) E34 = teilw. gestrichener Strukturplan in 5 Bildern mit Notizen zum 4. und 5. Bild (Bl. 50 unten und Bl. 51 oben) 35 E = Strukturplan in 5 Bildern mit einer Replik (Bl. 51 unten)
H24 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 49v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E32 = teilw. gestrichener Strukturplan in 4 Bildern (oben) E33 = teilw. gestrichener Strukturplan in 5 Bildern (unten)
In E31 bis E34 entwirft Horváth erneut Strukturpläne zum I. Akt, wobei die ersten drei Bilder – „Fronttheater“, „Schlange“ und „Strassenecke“ – einigermaßen feststehen. Horváth beginnt auf der Doppelseite des Notizbuchs oben rechts mit E31. Dort schiebt er zwischen Bild 2 und 3 ein neues Bild mit dem Titel „‚Es lebe die Freiheit!‘ (Die Altmodische)“ ein, das er aber sofort wieder streicht. Das 5. Bild ist hier mit „Zahnärztin“ überschrieben. In E32 kopiert Horváth diesen Strukturplan, wobei er das 3. Bild
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Chronologisches Verzeichnis
nicht mehr übernimmt. Das Bild „Zahnärztin“ wird jetzt mit dem Zusatz „In der Wohnung“ versehen. In E33 kopiert Horváth zunächst diesen Strukturplan, ersetzt dann aber das 4. Bild durch „Bei den Huren“, dann wieder durch „In der Wohnung. (Konservative Frau)“ und fügt ein 5. Bild „Grab“ hinzu. Diese Bilderfolge übernimmt er in E34, wo er das 4. Bild zunächst mit „Die Wohnung [konservative Frau]“ betitelt, dieses dann durch „Bei der Zahnärztin“ ersetzt, und dieses wiederum durch „Bei der konservativen jungen Frau [ihre fortschrittliche Freundin] (mit der er etwas hat; er hat Grippe; steckt sie an – das Sterben)“. Das 5. Bild trägt den Titel „Grab“, zu dem sich Horváth auf der folgenden Seite die Notizen macht: „Don Juan – Freundin der jungen Frau. Noch eine Frau. = Zahnärztin. [Eifersucht der beiden Frauen am Grabe]“ – Motive, die in der Folge jedoch wieder fallengelassen werden. Der Strukturplan E35 führt sehr ähnliche Bildtitel an: „Fronttheater“, „Schlange“, „Strassenecke“, „Zahnärztin“ und nochmals „Zahnärztin“. Zur Zahnärztin findet sich die Replik: „Du hast mich betrogen!“, was bereits auf das Bild „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 17–22) verweist, wo unter den vier Damen auch eine Dentistin ist, die sich, wie alle anderen, von Don Juan betrogen fühlt. H25 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 50v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E36 = Strukturplan in 7 Bildern mit Notizen
Es ist anzunehmen, dass Horváth zunächst Bl. 51 des Notizbuchs, wo sich neben E35 der letzte Teil von E34 befindet, und dann erst Bl. 50v beschrieben hat. Dies legt vor allem die Erweiterung des Strukturplans nahe, die Horváth in E36 vornimmt, wo die Bilder 1–3 feststehen. Bild 4 trägt den Titel „Bei den Huren“, das mit der Notiz: „Es grassiert eine geheimnisvolle Krankheit – die Pest“ (vgl. E30) versehen ist, Bild 5 spielt in einer „[a]lte[n] Wohnung“, bei einer „[k]onservative[n] Frau“, wo Don Juan die „Grippe“ bekommen soll. Bild 6 trägt den Titel „Grab“ und den Zusatz „[Frau stirbt]“. Alle diese Bilder finden sich bereits in den Entwürfen E31–E35. Bild 7 ist jedoch neu, hier taucht erstmals „[d]ie Heilsarmee“ auf, die sich in Entwürfen und Textstufen von K4 und K5 findet (vgl. K4/TS1, TS6, E1, E2, E4, E8; K5/E1, E3, E8, E17, E28, E31), jedoch im letzten Ansatz der Endfassung (K5/TS10/A11) nicht mehr vorkommt (vgl. den Kommentar zu K5/TS10/A1–A11). H26 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 3
1 Blatt unliniertes Papier (290 × 228 mm), schwarzblaue Tinte E37 = Strukturplan in 3 Bildern zum I. Akt (oben links) E38 = Strukturplan in 2 Bildern zum I. Akt mit einer Notiz (links mittig) E39 = gestrichener Strukturplan in 3 Bildern zum I. Akt (oben links-mittig) E40 = gestrichener Strukturplan in 3 Bildern zum I. Akt (oben rechts-mittig) E41 = gestrichener Strukturplan in 4 Bildern zum I. Akt (oben rechts) E42 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern zum I. Akt (rechts mittig) E43 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern zum I. Akt mit einer Notiz und zwei Repliken (links unten) E44 = Strukturplan in 4 Bildern zum I. Akt (unten mittig) E45 = Strukturplan in 9 Bildern zum I. Akt mit Notizen zu Motiven (unten rechts)
Die Entwürfe E37–E45 dürften die Fortsetzung zu den Entwürfen im Notizbuch o. Nr. bilden. Wieder finden sich hier die Bildtitel „Fronttheater“, das vormals „Schlange“
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Konzeption 1
betitelte 2. Bild heißt jetzt „Strasse. (Schlange)“ – die „Schlange“ in Klammern weist auf den vorigen Bildtitel zurück. Der Titel des 3. Bildes „Strassenecke“ findet sich bereits in E25 und E26 und ist von diesem Zeitpunkt an fester Bestandteil des I. Akts und zwar bis in die Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 17–19), wo es das 4. Bild darstellt. Neu ist in E38 die „Hausmeisterin“, die eine Weiterentwicklung der „[k]onservative[n] Frau“ in der „[a]lte[n] Wohnung“ von E36 sein könnte und später wohl teils in die Mutter, teils in die Großmutter transformiert wird. Das 3. Bild „Nie wieder Krieg!“ von E41, E42, E44, E45 verweist zurück auf E16–E20, E23 und E25, wo es das 4. Bild, und auf E24, E26–E30, wo es das 3. Bild darstellt. Das „Hotelzimmer“ als 4. Bild von E42, E44 und E45 findet sich bereits in TS3 und TS6 (dort Bild 7), sowie in E6, E13, E17–E19, E27–E30. Das 4. Bild von E43 „Bei den Huren“ geht hingegen auf E30 zurück. E45 ist zweifellos der am weitesten entwickelte Strukturplan. Er besteht aus neun Bildern, von denen die zwei letzten vollkommen neu sind. In Bild 8 ist erstmals von der „Inflation“ die Rede: „Bar in der Inflation“. In Bild 9 wird eine Malerin eingeführt, die sich noch in K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 8 als die Erste der beiden Kunstgewerblerinnen findet. In E45 kommt es zu einer Integration und Neuordnung der Bilder der vorausgehenden Entwürfe. Die Abfolge der Bilder lautet jetzt: „Fronttheater“, „Strasse“, „Nie wieder Krieg“, „Hotelzimmer“, „Strassenecke“, „Zimmer der Nutte“, „Hausmeisterin“, „Bar in der Inflation“ und „Bei der Malerin“. H27 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 5
1 Blatt unliniertes Papier (290 × 228 mm), schwarzblaue Tinte E46 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern zum I. Akt mit Notizen
In E46 finden sich zwei neue Bildtitel im Vergleich zu E45. Zum 4. Bild „Hausmeisterin“ findet sich die Notiz: „Die Tochter ehemalige Krankenschwester“, das 5. Bild trägt den Titel „Die frühere Hausmeisterstochter“. Damit entwickelt Horváth möglicherweise die Hausmeisterin-Figur bereits in Richtung der Mutter der beiden Töchter, die in der Endfassung (K5/TS10/A11) Don Juans Zimmervermieterin wird. Bild 6 mit dem Bildtitel „Selbstmord der Revolutionärin. (In der Bar)“ verweist erneut auf die politische Komponente im Stück, die Horváth zunächst stärker ausarbeitet und in den späteren Konzeptionen (K3–K5) eher wieder zurücknimmt. H28 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 4
1 Blatt unliniertes Papier (290 × 228 mm), schwarzblaue Tinte E47 = teilw. gestrichener Strukturplan in 9 Bildern zum I. Akt „Der Krieg ist aus“ mit Notizen und Dialogskizzen und in 2 Bildern zum II. Akt „Im Taumel der Inflation“ mit einer Dialogskizze
In E47 finden sich die Akttitel „Der Krieg ist aus“ und erstmals „Im Taumel der Inflation“. Die neun Bilder des I. Aktes sind eine Weiterentwicklung der Entwürfe E45 und E46. Das 4. Bild spielt jetzt wieder „Bei der Hure“, das 5. Bild bei der „Hausmeisterin“, die Don Juan an die Nachbarn verweist. „Die frühere Hausmeisterstochter“ ist jetzt „Eine Revolutionärin“, die Don Juan im 7. Bild „bekehren“ will, sich aber im 8. Bild umbringt, denn: „Die Revolution ist tot. Ich habe nurmehr Dich. Wenn Du noch von mir gehst, ist es aus – ist es aus mit mir.“ In der Endfassung ist die Erste Tochter der Zimmervermieterin Don Juans („Mutter“) revolutionär gesinnt (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 15, 16). Don Juan betrügt die „Revolutionärin“ jedoch in der Folge mit einer „Reaktionärin“, worauf sie sich erschießt. Das 9. Bild spielt dann offensichtlich „[a]m Grab“ der revolutionär gesinnten Hausmeisterstochter.
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Chronologisches Verzeichnis
Der Entwurf zum II. Akt „Im Taumel der Inflation“ ist wenig ausgearbeitet, er enthält nur die beiden Bilder „Konditorei“ und „Zahnärztin“. Zum 2. Bild ist ein kurzer Dialog skizziert, der vom Ausgehaltenwerden und vom Schenken handelt, hier in Bezug auf die Zahnärztin (vgl. auch TS3). Ein Motiv, das sich auch noch in K5/TS10/A11 findet, wo Don Juan der Dame aus Bern einen Daumier verkauft, von dem er glaubt, dass er echt sei. Als die Dame feststellt, dass es eine Fälschung ist, will er ihr das Geld zurückgeben, denn er will sich nichts schenken lassen und schon gar nicht von einer Frau (vgl. BS 19 a, Bl. 22–25). Die Dame aus Bern besucht in K5/TS10/A11 die Oper, wo Mozarts Don Giovanni gespielt wird. Als Don Juan zu ihr in die Loge kommt, wird gerade das Duettino Reich mir die Hand mein Leben gesungen (vgl. BS 19 a, Bl. 22); auf dem vorliegenden Entwurf wird dieses der „Altmodischen“ zugewiesen, die schon aus früheren Entwürfen (E15–E20, E23, E24) und TS2 (ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 10, 11) bekannt ist. Das im Duettino angesprochene Schloss wird in den wenig später folgenden Entwürfen als Bild des II. Aktes entworfen und mit der Figur der Gräfin assoziiert (vgl. E52–E55 und TS8). H29 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 51v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E48 = Strukturplan in 5 Teilen mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit. Komödie in fünf Teilen“ Druck in: KW 9, S. 135.
Horváth hatte zunächst „Komödie in sieben Teilen“ geschrieben und „sieben“ dann durch „fünf“ ersetzt. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass E48 nach E50 entstanden ist, was aber aufgrund der Akt- bzw. Teiltitel nicht sehr wahrscheinlich ist. Die Titel der Teile lauten: „Der Krieg ist aus“, „Im Taumel der Inflation“, „In ländlicher Stille“, „Auf und ab“ und „Der Tod“. H30 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 52
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E49 = fragm. Strukturplan in 5 Akten
Der Strukturplan E49 dürfte nach E48 entstanden sein, was schon die Reihung im Notizbuch nahe legt. Horváth wollte hier offensichtlich die Szenenabfolge in den einzelnen Teilen ausarbeiten, ohne diesen Plan jedoch wirklich umzusetzen. Mit Ausnahme des II. Aktes ist keine Bilderfolge ausgeführt. Der IV. Akt trägt jetzt den Titel „Aufstieg und Sturz“ statt „Auf und ab“, was Horváth ursprünglich eintragen wollte. H31 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 53, 54
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E50 = teilw. gestrichener Strukturplan in 7 Teilen mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit“ Druck in: KW 9, S. 135f.
Die Teiltitel lauten „Der Krieg ist aus“, „Im Taumel der Inflation“, „In den Klauen der Politik“, „In ländlicher Stille“, „Rund um einen Büstenhalter“, „Von Stufe zu Stufe“ und „Die neue Zeit und der alte Tod“. Damit erweitert Horváth die Fünf-Teile-Konzeption um zwei weitere Teile. Anscheinend soll der Szenenentwurf Der Büstenhalter
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Konzeption 1
(E12) in diesem Entwurf in das Don Juan-Drama aufgenommen werden. Horváth ersetzt den zunächst eingetragenen Teiltitel des V. Teils „Auf und ab“ durch „Rund um einen Büstenhalter“. Die Bilderfolge im I. Teil: „Fronttheater“, „Strasse“, „Strassenecke“, „Hausmeister“ und „Grab“ weist deutliche Ähnlichkeiten mit E33 und E34 auf. Zum II. Teil skizziert Horváth eine Reihe von Bilderfolgen, die er aber alle bis auf die letzte, sehr fragmentarische, wieder streicht. Die gestrichenen Bilderfolgen enthalten vor allem Bilder, die mit dem Film und einer politischen Partei zu tun haben. Letztlich bleibt die Bilderfolge: „Bar / Filmatelier / Film“, die als fragmentarisch betrachtet werden muss. Zum IV. Teil „In ländlicher Stille“ findet sich die Notiz: „(Die Attentäterin. Sie hat ein Kind, aber nicht von ihm.)“, was ein weiterer Hinweis darauf ist, dass es auch in dieser Fassung ein Attentat geben soll, worauf schon ein (gestrichener) Bildtitel zum II. Teil explizit hinweist („Attentat“). H32 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 55, 56
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte TS7 = Fassung eines Bildes „Damenklub“ des II. Teils „Im Taumel der Inflation“ (Grundschicht) Druck in: KW 9, S. 107.
In TS7, das eine dialogische Ausarbeitung des 11. Bildes von E7 (ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 27) ist, welches dort nur als Bildtitel genannt wurde, wird Don Juan von der Präsidentin in den Damenklub eingeführt, weil „es […] doch Dinge [gibt], die ein Mann besser erledigen kann“ (Bl. 55) – eine Aussage, die allgemeinen Protest auslöst. Don Juan hat im Klub „Ordnung zu halten“ (Bl. 55), vielen Damen kommt er bekannt vor. H33 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 56v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E51 = fragm. Figurenliste zum II. Teil
H34 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 57, 57v, 58
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E52 = teilw. gestrichener Strukturplan in 4 Bildern zum II. Teil „Im Taumel der Inflation“ mit einer Replik und Notizen (Bl. 57, 57v und 58 oben) E53 = Strukturplan in 4 Bildern zum II. Teil (Bl. 58, unten) E54 = Strukturplan in 4 Bildern zum II. Teil (Bl. 58, rechts mittig)
H35 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 59
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E55 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern zum II. Teil „Im Taumel der Inflation“
In E51 werden nur Don Juan, die Tochter der Hausmeisterin und die Gräfin erwähnt. Die Figurenliste steht offensichtlich in Zusammenhang mit dem folgenden Strukturplan E52. Dieser Strukturplan bringt eine ganz neue Facette in den II. Teil des Stückes. Don Juan soll eine Gräfin kennen lernen, deren Schloss er kauft. Don Juan ist also reich, erlebt dann aber im 2. Bild einen finanziellen Zusammenbruch beim Roulette, wird im 3. Bild Filmstar und dankt im 4. Bild („Im Hotelzimmer“) als Filmstar
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Chronologisches Verzeichnis
wieder ab. Auf Bl. 57v findet sich der Hinweis „die Gräfin = die Spionin. (im 6. Teil)“, womit die Spionage-Handlung des frühen Strukturplans E13 aufgenommen wird. Der Strukturplan E53 besteht aus den Bildern: „Gräfliches Schloss“, „Gräfliches Schloss. Roulette“, „Don Juan wird Filmstar“ und „Im Hotelzimmer“. E54 ist praktisch identisch mit E53, der 2. Bildtitel lautet hier nur „Roulette“. Der Strukturplan E55 enthält die Bildtitel: „Gräfliches Schloss. [Der Verkauf]“, „Roulette“ und „Der Film“. Zunächst waren zwei Bilder „Bar“ und „Filmatelier“ geplant, die Horváth aber streicht, um im Wesentlichen wieder zur Bilderfolge von E52–E54 zurückzukehren. H36 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 60, 61
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte TS8 = Fassung des 1. Bildes des II. Teils „Schloss“ (Grundschicht) Druck in: KW 9, S. 108.
Don Juan hat in einer nicht genannten Form „Carrière“ gemacht und zwar durch „die Weiber“, die ihn „protegiert“ haben, wie es die Dienerin der Gräfin ausdrückt (vgl. E7, TS7, K2/TS1–TS3, K3/TS5 und K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 19). Deshalb kann er sich das Schloss leisten. Er ist eine Art Inflationsgewinnler, ein Motiv, das in der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 17) in eine eigene Figur abwandert. Don Juan hingegen wird dort „Kunsthändler“, er handelt mit „Batik […] und Keramik, Graphik, auch Holzschnitte[n]“ (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 13), wovon er sich zwar kein Schloss mehr leisten, aber immerhin ganz gut leben kann. H37 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 61v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E56 = Strukturplan in 7 Teilen mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit“
Der Strukturplan E56 ist in der Abfolge der Teile identisch mit dem Strukturplan E50 – es scheint sich um eine Art Reinschrift zu handeln – und weist deutliche Ähnlichkeiten mit den Strukturplänen K3/E19–E24 auf. Außerdem verweist er zurück auf den fünfteiligen Strukturplan E48. H38 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 62
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E57 = Strukturplan in 2 Teilen mit Bühnenanweisungen und Notizen
H39 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 62v, 63
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E58 = Chanson der Altmodischen, Replik E59 = Chanson der Hausmeisterin Druck in: KW 9, S. 109f.
In E57 versucht Horváth, die Bühne in seine Überlegungen einzubeziehen. Er entwirft Auftritte für den linken und rechten Bühnenteil. Vorgesehen sind zwei Lieder, die Horváth in den Entwürfen E58 und E59 festhält: die Chansons der Altmodischen und der Hausmeisterin. Die Altmodische singt: „Hasch mich, ich bin die Sünde!“ (Bl. 62v).
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Konzeption 2
Sie war lange Zeit im Gefängnis, weil sie ihren Mann vergiftet hat (vgl. TS2/ÖLA 3/ W 367, Bl. 10, 11). Die Hausmeisterin hingegen singt vom Mann, der sein Weib umbringt: „Gewiss, das ist dumm / Doch was ist gescheit / Gestern und heut, liebe Leut?“ Die beiden Chansons, die an Lieder von Bertolt Brecht oder Kurt Weill erinnern, finden keinen Eingang in die Endfassung des Stückes (K5/TS10/A11). Die Figur der Altmodischen kommt dort nicht mehr vor. Eine Hausmeisterin findet sich im Bild „Schlange“ der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 12–15), insgesamt kommt ihr dort aber nur eine Nebenrolle zu. Allerdings stellt die Hausmeisterin eine Vorstufe der Großmutter-Figur dar, die in Konzeption 3 entwickelt wird (vgl. K3/E1) und bis in die Endfassung (K5/TS10/A11) erhalten bleibt. Auch die Mutter, die Zimmervermieterin Don Juans in der Endfassung (K5/TS10/A11), wird zuweilen als „Hausmeisterin“ bezeichnet, etwa in der Textstufe K3/TS5 in der Szene zwischen der Hausmeisterin (Mutter) und ihrer Tochter, die in manchem an das spätere Bild „Zimmer der Grossmutter“ (3. Bild des I. Aktes von K5/TS10/A11), das Gespräch zwischen der Großmutter und ihrer Magd, erinnert. An der Figur der Hausmeisterin lässt sich also ein bei Horváth vielfach beobachtbares Phänomen erkennen: Namen, Eigenschaften und Redeteile von Figuren können im Laufe des Produktionsprozesses von einer Figur zur anderen wandern. Besonders an den Namen lässt sich dieses Phänomen wiederholt beobachten: Man denke etwa an den Namen „Irene“, der in der Endfassung der Geschichten aus dem Wiener Wald der Name der verstorbenen Gattin des Zauberkönigs ist (vgl. Horváth 1931, S. 103), aber in einigen Entwürfen zur Konzeption Die Schönheit aus der Schellingstraße noch der Name der Tochter ist. Weiters findet sich der Name Irene in Die Lehrerin von Regensburg, in Glaube Liebe Hoffnung und in Eine Unbekannte aus der Seine. Weitere Beispiele für solche wandernden Namen wären etwa die bereits erwähnte Anna Lechner (vgl. den Kommentar zu TS3), Schminke (Die Mädchenhändler, Von Kongreß zu Kongreß, Rund um den Kongreß, Sladek, der schwarze Reichswehrmann, Ein Fräulein wird verkauft, Die Schönheit aus der Schellingstraße, Die Lehrerin von Regensburg), Elisabeth (Die Lehrerin von Regensburg, Elisabeth, die Schönheit von Thüringen, Glaube Liebe Hoffnung) oder Reithofer (Der ewige Spießer, Ein Fräulein wird verkauft, Stunde der Liebe).
Konzeption 2: Ein Don Juan unserer Zeit – Filmexposés T1 = IN 221.002/2 – BS 17 a, Bl. 1–7
7 Blatt unliniertes Papier (290 × 228 mm), violettes Farbband, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 1–7 TS1 = Filmexposé mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit oder: Die Sage vom Don Juan in unserer Zeit. Filmexposé nach einer Komödie von Ödön von Horváth“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 636–642.
Das Filmexposé dürfte entgegen dem Hinweis im Titel, dass es „nach einer Komödie von Ödön von Horváth“ entstanden sei, vor dieser, zumindest vor dem endgültigen Stück Don Juan kommt aus dem Krieg, entstanden sein. Es trägt deutliche Züge der frühen Entwürfe, besonders des Strukturplans K1/E4, ist also der frühen Konzeptionsphase zuzuordnen, als das Stück noch den Titel Ein Don Juan unserer Zeit tragen sollte. Die Motive, die im Filmexposé auftauchen, sind dort schon vorgebildet, etwa
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Chronologisches Verzeichnis
der lesbische Damenklub, Don Juans Karriere als Filmstar, seine politische Karriere, das Attentat, die Journalistin, das junge Mädchen, das ein Kind von ihm bekommt, seine Arbeit als „Reisender in Damenwäsche“, die Spionageaffäre, seine Verurteilung, die Zeit im Zuchthaus und schließlich sein Tod. Das violette Farbband, das Horváth für dieses Typoskript verwendet, findet sich auch in K1/TS6, was einen zusätzlichen Anhaltspunkt für eine relativ frühe Positionierung darstellt. TS1 setzt mit der Fronttheater-Szene ein. Don Juan kommt dorthin, als die ältlichen Soubretten gerade die Koffer packen, und bedankt sich bei einer von ihnen für das „künstlerische Erlebnis“ (Bl. 1), das sie ihm gewährt hat, als er sie in der Oper Don Juan gesehen hat und für ihr Lächeln, „das ihn an eine ferne Frau erinnert hätte, an seine einzige grosse Liebe, noch lange vor dem Kriege“ (Bl. 1). Er will diese Frau wiederfinden und jagt mit „dämonischer Wucht seiner Sehnsucht nach“ (Bl. 1). Da er sie nicht finden kann, ihm aber viele Frauen begegnen und auch verfallen, „sucht er in jeder einzelnen ein Teilchen seiner grossen Liebe“ (Bl. 2). Das ist das Motiv vom „stückerlweise“ Zusammensuchen der großen Liebe, wie Horváth es im Laufe der Arbeit am Stück entwickelt und wie es am deutlichsten in der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 19) zu finden ist. Nach der Rückkehr in die Heimat sucht Don Juan das Haus auf, in dem seine ehemalige Braut wohnte, doch in ihrer Wohnung wohnt jetzt eine Zahnärztin. Niemand kann ihm sagen, wo seine Braut jetzt lebt, und er kann nicht weiter nach ihr forschen, weil er ihren Namen nicht kennt, was an K1/TS3 erinnert. Bei einer Frauendemonstration lernt er den Typus des „reinen Mädchens“ (Bl. 2) kennen. Doch er interessiert sich nicht für ihre Ideale, betrügt und verlässt sie. Durch eine Reihe von Frauen macht Don Juan dann Karriere. Er übernimmt zunächst die „Stellung […] eines ‚gehobenen Kammerdieners‘ in einem Damentanz- und Spielklub der Inflation“ (Bl. 3). Doch seine bloße Anwesenheit bringt in diesen Damenklub ein Durcheinander (vgl. K1/TS4, TS7). Dann kommt er durch einen „Vamp“ (der Figurenname taucht bereits in K1/E9 und E13 auf) zum Film. „Er muss nur gut aussehen und das genügt, um ein gefeierter Stummfilmstar zu werden“ (Bl. 3). Der Vamp entdeckt seine „wahre Liebe“ (Bl. 3) für Don Juan, doch als sie feststellt, dass er noch immer nur seine „ferne Braut“ (Bl. 3) liebt, ist sie zutiefst verletzt und wirft ihm vor, kein richtiger Schauspieler zu sein. Er „verlässt sie und verlässt auch den Film“ (Bl. 3). Stattdessen wird er Abgeordneter (vgl. K1/E2, E3, E13, E49, E50). Doch auch in der Partei fangen die Frauen an, eifersüchtig aufeinander zu werden. Don Juan ist aber gar nicht an Politik interessiert, sondern nutzt seine Stellung nur, um nach seiner verschollenen Braut zu suchen. Eine Journalistin deckt diesen eigenartigen „Korruptionsfall“ (Bl. 4) auf, und Don Juan wird von nun an von vielen gehasst. Er besucht die Journalistin, und sie gibt sich ihm hin, obwohl sie seine politische Gegnerin ist. Es wird ein Attentat auf ihn verübt (vgl. K1/E2–E4, E13). Die Attentäterin ist das junge Mädchen, das er auf der Frauendemonstration kennen gelernt hat. Es kommt zu einem Streit zwischen der Attentäterin und der Journalistin. Don Juan flieht schließlich mit dem jungen Mädchen „in ein ‚anderes Land‘, hinaus in das Dorf, weg von der Stadt, in die Einsamkeit“ (Bl. 5), wo er eine Zeit lang glücklich nur der reinen Liebe des Mädchens lebt (vgl. K1/E2–E4). Dann kommt es jedoch zu Streitereien zwischen den beiden, weil ihnen das Geld ausgeht. Sie verlässt ihn. Don Juan wird „Reisender in Damenwäsche“ (Bl. 5). Er ist bei seinen Kundinnen sehr beliebt und erfindet schließlich ein neues Korselett. Er eröffnet eine Fabrik und überall Filialen, doch schließlich wird er von seinen eifersüchtigen weiblichen Angestellten der sexuellen Belästigung angeklagt. Er wird zwar freigesprochen, ist aber
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Konzeption 3
moralisch und finanziell erledigt. Der Vamp taucht wieder auf und verwickelt ihn in eine Spionageaffäre. Er wird zu einer langjährigen Zuchthausstrafe verurteilt. In der Zelle erhält er einen Brief von jener Frau, die er immer liebte, die er überall suchte und nirgends fand. Sie verspricht, auf ihn zu warten, wenn notwendig, bis in den Tod. Als er sie nach seiner Entlassung aufsucht, ist sie „eine alte, sehr alte Frau“ (Bl. 6). Er erkennt, dass es sein „Idol“ (Bl. 6) nicht mehr gibt. Er verlässt sie und begegnet im Schneegestöber einer jungen Frau mit Kinderwagen. Es ist das junge Mädchen, aber er erkennt sie nicht wieder. Er betritt ein leeres Café und stellt sich an den Billardtisch. Eine Kellnerin sagt ihm, dass da ein Herr sei, der mit ihm spielen will. Im Laufe des Spiels bemerkt Don Juan, dass er mit dem Tod spielt, und bricht nach verlorenem Spiel tot zusammen. Diese Konfrontation mit einem personifizierten Tod erinnert an den Auftritt des „steinernen Gastes“ im Don Giovanni und wirkt wie ein Relikt aus einer anderen Zeit (einem anderen Stück). Es kann als Indiz dafür gewertet werden, dass das Filmexposé einer frühen Konzeptionsphase zugehört, in der Horváth sich in einigen Details noch an da Pontes Version des Stoffes orientierte. T2 = IN 221.002/3 – BS 47 h, Bl. 1–7
7 Blatt unliniertes Papier, dünn (285 × 228 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 1–7 TS2 = Filmexposé mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit oder: Die Sage vom Don Juan in unserer Zeit. Filmexposé nach einer Komödie von Ödön von Horváth“ (Korrekturschicht)
T3 = IN 221.002/3 – BS 47 h, Bl. 8–14
7 Blatt unliniertes Papier, dünn (285 × 228 mm), Durchschlag, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 1–7 TS3 = Filmexposé mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit oder: Die Sage vom Don Juan in unserer Zeit. Filmexposé nach einer Komödie von Ödön von Horváth“ (Korrekturschicht)
Bei den beiden Typoskripten TS2 und TS3 handelt es sich um Durchschläge eines nicht überlieferten Typoskripts, das eine geringfügig überarbeitete Fassung von TS1 war, die als Reinschrift vorlag. Die Unterschiede zu TS1 sind gering, es handelt sich dabei im Wesentlichen um kleinere stilistische Korrekturen, die am Gesamtkonzept, der stationendramaartigen Handlung und den entscheidenden Motiven nichts ändern.
Konzeption 3: Ein Don Juan unserer Zeit – Großmutter H1 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 63v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E1 = fragm. Strukturplan in 6 Bildern zum I. Teil mit einer Dialogskizze zum 4. Bild und Notizen zum 4. und 5. Bild
In E1 nennt Horváth die ersten drei Bildtitel nicht, weil diese offensichtlich feststehen. Es handelt sich wohl um die in den Entwürfen von Konzeption 1 vielfach genannten Bilder: „Fronttheater“, „Strasse“ und „Strassenecke“. Zum 4. Bild „Bei der Nutte“ entwirft Horváth einen kurzen Dialog, in dem das Erinnerungsmotiv anklingt. Die Freundin der „Nutte“ soll „Revolutionärin“ sein. Auch von „Strassenkämpfe[n]“ ist die Rede, die „[d]raussen“ stattfinden. Bild 5 sollte zunächst bei der „Hausmeis-
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Chronologisches Verzeichnis
terin in N“ spielen. Horváth streicht diesen Bildtitel jedoch wieder und ersetzt ihn durch „In Neuburg an der Donau“, was ein entscheidender Schritt zur Verlagerung eines Teils der Handlung von der Stadt auf das Land ist, wie sie schon in den Strukturplänen K1/E48 und E49 mit dem Bildtitel „In ländlicher Stille“ angelegt war. Weiters wird in der Ersetzung die Entwicklung der Großmutter-Figur aus der Figur der Hausmeisterin deutlich, was ausschlaggebend für das Ansetzen einer neuen Konzeption an dieser Stelle ist. Das 6. Bild spielt auf einem „Friedhof“, womit wieder das Grabmotiv eingeführt wird. H2 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 64
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E2 = gestrichener fragm. Strukturplan in 7 Bildern zum I. Teil (oben) E3 = gestrichener Strukturplan in 2 Bildern (mittig) E4 = Strukturplan in 2 Bildern (unten)
H3 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 64v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E5 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern
Die Entwürfe E2–E4 sind eindeutig nach E1 entstanden, da sich im 5. Bild bereits der neue Bildtitel „In Neuburg an der Donau“ findet, der in E1 entworfen wurde. In E2 plant Horváth ein neues 6. Bild, das Bild „Friedhof“ wird ins 7. verschoben. In E3 und E4 ersetzt er das 2. Bild „Heimat. Strasse“ durch „Hausportal. Hausmeisterin – Krankenschwester = Tochter“. In E5 ist das 2. Bild ähnlich wie in E3 und E4 mit „In der Heimat. Hausmeisterin – Tochter“ überschrieben. Dazu findet sich die Notiz: „Don Juan kommt“. Das 3. Bild lautet „Strassenecke“, das 4. „Bei der Nutte“. Bild 7 ist wie schon in E2 mit „Friedhof“ betitelt. H4 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 65
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E6 = Strukturplan in 2 Bildern mit Dialogskizze zum 2. Bild „In der Heimat. Hausmeisterin – Tochter“
E6 enthält einen Dialog zwischen der Hausmeisterin und ihrer Tochter über den Waffenstillstand. Die Hausmeisterin liest ihrer Tochter einige Zeilen aus einem Zeitungsartikel vor, wo vom Frieden die Rede ist, was der Tochter jedoch nur ein zynisches Lachen entlockt. In der Endfassung ist es die Großmutter, die im „Sorgenstuhl“ sitzt und ihrer Magd aus der Zeitung vorliest (vgl. K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 15, 16). Ansonsten erinnert die Szene an Passagen zwischen der Mutter und ihrer revolutionär gesinnten Ersten Tochter in der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 13–16). H5 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 65v, 66–68
4 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit rotem Buntstift TS1 = Fassung des 5. Bildes „In Neuburg an der Donau“ (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck in: GW IV, S. 350f.
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Konzeption 3
TS1 ist die erste Dialogskizze zum neuen 5. Bild des I. Teils. Horváth plant in diesem Stadium der Arbeit ein unmittelbares Zusammentreffen Don Juans mit der Großmutter, während in den späteren Fassungen die Kommunikation im I. Akt nur brieflich erfolgt, und zwar einseitig von Don Juan aus, dessen Briefe unbeantwortet bleiben. In TS1 ist vorgesehen, dass Don Juan sofort über den Tod des Fräuleins, über den Sterbetag – „3. Mär 1916“ – und über seine Schuld aufgeklärt wird. Die Vergabe dieser Information wird in den späteren Fassungen immer weiter und schließlich ganz nach hinten – ins vorletzte Bild – verschoben, was die dramatische Spannung erhöht und dem Drama eine analytische Struktur gibt. Auf den Versoseiten der Bl. 66 und 67 finden sich hs. Eintragungen mit rotem Buntstift. Horváth skizziert dort Bilder zu einem nicht näher spezifizierten Stück. In den Notizen kommen die Figuren Kaminski und Sokal vor. Außerdem notiert sich Horváth: „Zuerst einfacher, damit Steigerung ist“ sowie „Reichsdeutscher“. Auf Bl. 66v schließlich findet sich die Notiz: „Schnee schmilzt – {Flieder} blüht –“. Es dürfte sich dabei um singulär gebliebene Notizen aus einem anderen Werkprojekt handeln. H6 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 68v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E7 = Notiz
H7 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 69, 70
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte TS2 = fragm. Fassung des 6. Bildes „Friedhof“ (Korrekturschicht) Druck in: GW IV, S. 351.
Die Notiz auf Bl. 68v (E7), die möglicherweise zu TS2 gehört, deutet an, dass Horváth ein Bild plant, in dem Don Juan am „Jahrestag der Toten“, also des toten Fräuleins, dessen Grab besucht. TS2 ist die erste Dialogskizze zum neuen 6. Bild „Friedhof“. Das Dienstmädchen führt Don Juan an das Grab des Fräuleins, wie es die Großmutter in TS1 vorschlägt. Dieses Handlungselement bleibt bis zur Endfassung erhalten, wo die Magd der Großmutter Don Juan auf den Friedhof führt (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 21, 22). Don Juan bleibt schon in TS2 allein am Grabe zurück. Er ist todessehnsüchtig und redet mit der Toten: „Ich hab Dich umgebracht? Soll ich zu Dir kommen? – – Ist Dir kalt, wenn es schneit?“ (ÖLA 3/W 367, Bl. 70). Dabei klingt bereits das Schneemotiv an, das für den III. Akt von K5/TS10/A11 („Der Schneemann“) kennzeichnend ist. Ob das hier entworfene Bild tatsächlich am „Jahrestag der Toten“ spielt, wie in E6 angedeutet, kann nicht eindeutig entschieden werden. Wahrscheinlich setzt TS2 jedoch TS1 fort. H8 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 70v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E8 = Strukturplan in 7 Bildern zum I. Teil
E8 sieht die Bilderfolge: „Fronttheater“, „Grossmutter“, „Hausmeisterin“, „Strassenecke“, „Zimmer“, „Grossmutter“ und „Friedhof“ vor und stellt damit eine konden-
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Chronologisches Verzeichnis
sierte Fassung des späteren Dramas in drei Akten dar, wobei die zyklisch-analytische Struktur durch die „Grossmutter“-Bilder am Anfang und Ende des Stückes gewährleistet wird. H9 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 71
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), Bleistift E9 = Strukturplan in 5 Bildern zum II. Teil „Inflation“
E9 sieht die Bilderfolge: „Vor dem Kino“, „Bei Don Juan“, „Bei der Frauenpartei“, „Parlament“ und „Journalistin“ vor und greift damit auf Bildtitel zurück, die sich bereits in dem frühen Strukturplan K1/E13 finden. Außerdem lassen sich Ähnlichkeiten zum Strukturplan E13 feststellen. H10 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 71v, 72
2 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E10 = gestrichener, fragm. Strukturplan in 2 Bildern zum I. Teil (oben) E11 = Strukturplan in 5 Bildern zum I. Teil (unten links) E12 = fragm. Strukturplan in 2 Bildern zum I. Teil mit einer Dialogskizze zum 2. Bild „Grossmutter“ (unten rechts)
Horváth entwirft zunächst den Strukturplan E10, in dem das 2. Bild mit „Gross[mutter]“ überschrieben ist, streicht diesen dann und entwirft E11, der die folgende Bilderfolge vorsieht: „Fronttheater“, „Hausmeisterin“, „Strassenecke“, „Zimmer“ und „Grossmutter“. In E12 ist das 2. Bild wieder mit „Grossmutter“ betitelt. Die Dialogskizze von E12 enthält einen Dialog zwischen der Großmutter und ihrem Dienstmädchen, das, wie schon in K3/TS1, Anna heißt. Hier ist erstmals vom Brief die Rede, von dessen Eintreffen Anna berichtet. Die Großmutter liest den Brief laut vor und bekreuzigt sich, weil er an eine Tote gerichtet ist. Sie wünscht Don Juan, dem Absender des Briefes, in diesem Entwurf noch nichts Böses, sondern: „Gott steh ihm bei!“. H11 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 10
1 Blatt unliniertes Papier, weiß (295 × 210 mm), gerissen, schwarzblaue Tinte E13 = Strukturplan in 7 Teilen mit Werktitel „Ein Don Juan unserer Zeit. Komödie in sieben Teilen“ Druck in: GW IV, S. 32*.
Die Entwürfe der Mappe BS 18 a [2] dürften aus unterschiedlichen Arbeitsphasen am Stück Don Juan kommt aus dem Krieg stammen. Ein Teil dieser Blätter (2–5, 7–9) wurde bereits in Konzeption 1 platziert (K1/E2–E5, E37–E47, TS1), die restlichen Blätter können K3 und K4 zugeordnet werden. In E13 entwirft Horváth einen Strukturplan in sieben Teilen. Er weist Ähnlichkeiten mit dem Strukturplan K1/E50 auf. Die ersten vier Teiltitel „Der Krieg ist aus“, „Im Taumel der Inflation“, „In den Klauen der Politik“ und „In ländlicher Stille“ sind identisch. Die Bildtitel des III. Teils erinnern an K1/E49. Der V. Teil von K1/E50 „Rund um einen Büstenhalter“ wird in E13 ersetzt durch „Die Fabrik“. Der VI. Teil lautet in E50 „Von Stufe zu Stufe“, in E13 „Die Spionage“ und erinnert damit an die frühen Entwürfe zu Konzeption 1 (K1/E8, E9). Gegen eine solch frühe Positionierung von E13 spricht allerdings, dass im I. Teil bereits eine Großmutter auftaucht, die – mit Ausnahme des Personenverzeichnisses von K1/E14 – erst
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Konzeption 3
in den Entwürfen von K3 eine Rolle spielt. Das Bild „Cabaret“ ist neu und könnte als eine Weiterentwicklung des Büstenhalter-Fragments (K1/E12) gedacht sein, lässt aber auch an die Maxim-Szene im III. Akt der Geschichten aus dem Wiener Wald (Horváth 1931, S. 105–118) denken. Auch die Figur der Magda und die der Mutter in der Cabaret-Szene sind neu – mit der Figur Magda ersetzt Horváth in einem Korrekturvorgang die Figur der Nutte in K3/TS6 –, die Ansagerin erinnert hingegen an den Ansager im Büstenhalter-Fragment (K1/E12). H12 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 6
1 Blatt unliniertes Papier (289 × 228 mm), gefalten, schwarzblaue Tinte E14 = gestrichener Strukturplan in 2 Bildern zum II. Teil (oben) E15 = Strukturplan in 3 Bildern zum II. Teil „Im Taumel der Inflation“ mit Konfigurationsplänen (mittig oben) E16 = gestrichener, fragm. Strukturplan in 2 Bildern (mittig) E17 = Dialogskizze zum Bild „Bar mit Musik“ des II. Teils (mittig unten) E18 = Dialogskizze zum 1. Bild des II. Teils „Silvesterfeier“ (unten)
In E14 notiert Horváth die beiden Bilder „Zimmer“ und „Bar“, streicht diesen Entwurf aber wieder. In E15 nimmt er diese Bilder wieder auf und erweitert sie durch das Bild „Eröffnung der Kunstausstellung“. Der Strukturplan E15 weist Ähnlichkeiten mit dem Strukturplan E13 auf und dürfte eine Wiederaufnahme der dort angelegten Bilder sein. E16 nimmt wie in den vorangegangenen Entwürfen das 1. Bild „Zimmer“ wieder auf, bricht jedoch mit dem 2. ab, ohne den Titel dieses Bildes zu nennen. In E17 entwirft Horváth einen Dialog zum 2. Bild. Don Juan fragt darin, ob es denn kein Lokal ohne Musik gebe, worauf ihm eine Kellnerin antwortet, dass überall Musik gespielt und getanzt werde. Dieses Motiv findet sich wieder im Bild „Im Nebenzimmer eines kleineren Grossstadtcafes“ mit den beiden Kunstgewerblerinnen von K5/TS10/A11/ BS 19 a, Bl. 5–9. In E18 entwirft Horváth einen Dialog zum Bild „Silvesterfeier“, das in einem Lokal spielt, in dem „nur Damen verkehren“. Dies könnte der „Damenklub“ von K1/E7, E13 und TS7 oder der „Lesbische Club“ des folgenden Entwurfs K3/E19 bzw. die Silvesterfeier der Nevada von TS3 sein. H13 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 13, 14
2 Blatt unliniertes Papier, weiß (295 × 210 mm), gerissen, schwarzblaue Tinte E19 = fragm. Strukturplan in 6 Teilen mit Konfigurationsplänen, Szenenanweisungen, Notizen und Dialogskizzen
E19 stellt einen der am weitesten entwickelten Strukturpläne zur Großmutter-Konzeption dar. Er weist Ähnlichkeiten zu K1/E48–E50, E56, K3/E13, besonders aber zu K1/E13 auf. Die Figur der Gräfin und das Motiv des Schlosses im 3. Bild des II. Teils weisen darauf hin, dass E19 nach K1/E52–E55 und K1/TS8, aber in relativer Nähe zu diesen Entwürfen und der Textstufe entstanden ist. Ein Blatt mit dem Entwurf zum I. Teil ist wahrscheinlich verloren gegangen. Das 1. Bild des II. Teils spielt in einem „Lesbische[n] Club“, wo eine Silvesterfeier stattfindet. Don Juan trifft dort auf die Nevada, die hier zum ersten Mal auftaucht, und die Scantini, eine Freundin der Nevada. Im 3. Bild des II. Teils wird Don Juan „Filmstar“ und kauft das Schloss der Gräfin; im 4. Bild, das mit „Bar“ überschrieben ist, dankt er allerdings schon wieder ab als Filmstar. Die Scantini kommentiert seinen nicht gerade erfolgreichen Einstand beim Film folgendermaßen: „Durch den Apparat
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Chronologisches Verzeichnis
wirkst Du nicht“. Dem III. Teil weist Horváth zunächst den Titel „Der Büstenhalter“ zu (vgl. K1/E12), die Bilderfolge weist aber vor allem politische Inhalte auf und würde deshalb eher den Titel „In den Klauen der Politik“ nahe legen; Horváth überschreibt den Titel dieses Teils mit einem Fragezeichen. Hier gibt es eine „Frauen-Parteiversammlung“, das „Radio“, das davon berichtet, dass Don Juan gewählt wurde, eine „Tribüne des Parlaments“ und eine Journalistin, die sich ihm „hingibt“. Der IV. Teil trägt den Titel „In ländlicher Stille“. Hier soll ein Landmädchen vorkommen, das Don Juan stehen lässt, „weil ‚er an eine Andere denkt‘, wenn er bei ihr ist“. Horváth notiert darunter: „eventl: er erschlägt das Mädchen“. Im V. Teil „Der Büstenhalter“ landet Don Juan im „Zuchthaus“, und es wird ihm ein Prozess wegen Vergewaltigung gemacht. Der Prozess endet aber mit einem Freispruch. Im 2. Bild ist ein „Fabrikherr“ vorgesehen, im 4. Bild eine „Spionin“, was auf frühere Entwürfe (K1/E8, E9, E13, vgl. auch K2/TS1–TS3) zurückverweist. Im VI. Teil plant Horváth zunächst ebenfalls ein Bild „Zuchthaus“, das er aber dann in den V. Teil zurückverschiebt. Das 2. Bild trägt den Titel „Einbruch der Hässlichkeit“, was sich offensichtlich auf Don Juans Aussehen bezieht, denn eine Randnotiz lautet: „Eine: Wie der jung war, hätt er mir gefallen“. Das 3. Bild sollte in „Neuburg“ spielen, wo die Großmutter „noch immer“ lebt und sich vor einem Gespenst fürchtet, das um ihr Haus spuken soll, was für eine Entstehung des Strukturplans nach K3/E1–E4 sowie TS1 spricht. Das 4. Bild ist mit „Grab“ betitelt. Damit ist bereits der spätere Schluss des Dramas angelegt. H14 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 11
1 Blatt unliniertes Papier, weiß (295 × 210 mm), gerissen, schwarzblaue Tinte E20 = Strukturplan in 6 Teilen (oben links) E21 = Strukturplan in 6 Teilen (oben rechts) E22 = Strukturplan in 3 Teilen mit Notizen (rechts mittig) E23 = Strukturplan in 6 Teilen mit Notizen (unten links) E24 = Strukturplan in 6 Teilen mit einer Dialogskizze zum V. Teil (unten rechts)
Die Strukturpläne E20–E24 dürften nach E19 entstanden sein; dies lässt sich an einer kurzen Notiz in E22 ablesen, wo Horváth zum II. Teil „Im Taumel der Inflation“ notiert: „Don Juan wird kein Filmstar; er hat nur eine Briefmarke weiterverkauft“. Diese Stelle revidiert eine ganze Motivkette der vorhergegangenen Entwürfe, Don Juans Karriere als Schauspieler. Sie verweist damit bereits auf die Endfassung des Stückes (K5/TS10/A11), wo Don Juan eine „Briefmarkensammlung“ (BS 19 a, Bl. 13) sowie einen (gefälschten) Daumier (BS 19 a, Bl. 22–24) verkauft und als Filmschauspieler bereits bei den Probeaufnahmen scheitert (BS 19 a, Bl. 19). Die Strukturpläne E20–E24 weisen große Ähnlichkeit mit dem Strukturplan in sieben Teilen von K1/E50 auf. Eventuell könnten sie auch vor diesem entstanden sein, da dort der V. Teil bereits den Titel „Rund um einen Büstenhalter“ trägt; in E20 lautet der Teiltitel zunächst aber noch „Der Büstenhalter“ wie der dazugehörige Szenenentwurf von K1/E12. Erst in den folgenden Entwürfen E21–E24 wird er mit „Rund um einen Büstenhalter“ überschrieben, wobei er einmal den IV. und dann wieder den V. Teil des Stückes bilden sollte. Ein weiterer Hinweis darauf, dass E20–E24 eventuell vor K1/E50 zu datieren sind, könnte die Tatsache sein, dass der letzte Teil in E20 noch „Der Tod. (Einbruch einer neuen Zeit)“ heißt, in K1/E50 aber bereits „Die neue Zeit und der alte Tod“ wie auch im Strukturplan K1/E56. In der Dialogskizze zum letzten Entwurf dieses Blattes (E24) klingt mit der Unterstellung einer weiblichen Figur (der Bildtitel „In ländlicher Stille“ lässt auf das
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Konzeption 3
„Landmädchen“ von E19 schließen), Don Juan denke „an eine Andere“, das Erinnerungsmotiv des ersten Entwurfes zum Stück (K1/E1) wieder an. H15 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 12
1 Blatt unliniertes Papier, weiß (295 × 210 mm), gerissen, schwarzblaue Tinte E25 = Strukturplan in 6 Bildern zum II. Teil „Im Taumel der Inflation“ mit Konfigurationsplänen und Notizen (oben) TS3 = Fassung des 1. Bildes des II. Teils „Silvester“ (unten; Korrekturschicht) Druck von TS3 in: GW IV, S. 364f.
E25 enthält einen Strukturplan zum II. Teil, in dem der „Lesbische Club“ von E19 das 2. Bild darstellt. Dort sollen gemäß einer Randnotiz Morgenstern, Rilke und ein „[e]xpressionistisches Gedicht“ rezitiert werden. Das 3. oder 4. Bild des II. Teils spielt im „Atelier der beiden Malerinnen“, womit erstmals die beiden „Kunstgewerblerinnen“ der späteren Bearbeitungen (K4/E5, E13, TS7, TS8, K5/TS3, TS10) als Figurennamen eingeführt werden. Eine Andeutung dieser Figuren findet sich bereits in K1/E45, hier noch unter dem Bildtitel „Bei der Malerin“. Das letzte Bild des II. Teils ist mit „Dentistin“ betitelt, womit die Zahnärztin der frühen Strukturpläne (K1/E2, E3, E13, E14, E16–E18, E26, E31–E35) wiederaufgenommen wird. In der Endfassung K5/TS10/A11 findet sich eine Dentistin im 4. Bild des II. Aktes, dem Damen-Tee „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ (BS 19 a, Bl. 17–22). Der Konfigurationsplan zum 1. Bild „Zimmer“ sieht folgende Figuren vor: Mutter, Magda und Klara, ihre Töchter, von denen eine Tänzerin, die andere Krankenschwester sein soll. Damit ist bereits das 3. Bild des II. Aktes von K5/TS10/A11 „Zimmer bei der Mutter“ angedeutet, in dem Don Juan Untermieter der Witwe des Universitätsprofessors ist, deren erste Tochter auch Magda heißt und Büroangestellte mit politischen Ambitionen ist und deren zweite, Gretl, Tänzerin werden möchte. Der Silvesterabend von TS3 spielt an der Jahreswende von 1921/22, was ein Hinweis darauf ist, dass Horváth in dieser Konzeption die Jahresschnitte anders setzt als in der Drei-Akt-Konzeption von K1/E2. Der Dialog zwischen Don Juan und der Nevada findet sich so in keiner der späteren Fassungen. Überhaupt verschwindet die Figur der Nevada allmählich wieder aus dem Konzept, nachdem ihr in K3 und K4 eine bedeutende Rolle zugeschrieben wird. Auch der „lesbische Club“ spielt in K5 keine Rolle mehr. Rudimente davon treten in weiterer Folge in den verschiedenen Fassungen des Bildes „Café“ wieder hervor. In TS3 kommt Don Juan aus dem Krieg zurück und spricht bei der Nevada vor, die er schon „sechs Jahr[e]“ früher gekannt hat. Diese Verbundenheit mit einem Leben vor und während des Krieges findet sich in K5/TS10/A11 nur noch in Bezug auf die Großmutter und die ehemalige Braut. Alle anderen Figuren – mit Ausnahme der Witwe, mit der Don Juan ein Verhältnis hatte (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 2–5), und der Mutter, die andeutet, dass sie Don Juan kennt (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 17) – sind dort für Don Juan neu und damit geschichtslos und erinnerungsfrei. Sie haben kein ihm bekanntes Vorleben. So entsteht der starke Kontrast zwischen dem erinnerungsschwangeren Großmutter-Braut-Handlungsstrang, der wie ein Schritt in die Vergangenheit wirkt, und den meisten anderen Handlungssträngen, die, scheinbar geschichtslos, in der Nachkriegsgegenwart angesiedelt sind. Die Geschichte der Braut grundiert damit als dunkel-melancholischer Basso continuo alles Handeln in der Gegenwart.
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Chronologisches Verzeichnis
H16 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 72v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E26 = gestrichener, fragm. Strukturplan in 3 Bildern zum II. Teil „Im Taumel der Inflation“ (oben) E27 = Strukturplan in 2 Bildern zum II. Teil „Im Taumel der Inflation“ mit einer Dialogskizze zum 2. Bild „Hotelzimmer“ (unten)
Der II. Teil trägt hier wieder den Titel „Im Taumel der Inflation“. In E27 taucht die Filmschauspielerin Scantini auf, die bereits in der Figurenliste von K1/E14 (dort allerdings noch als Silvia Scanzoni) und in K3/E19 erwähnt wurde. Sie behauptet, Don Juan zum Film gebracht zu haben (vgl. K1/TS8 und K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 19). H17 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 73
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E28 = fragm. Strukturplan in 7 Bildern mit Szenenanweisungen, Regieanweisungen und einer Notiz
In E28 entwirft Horváth eine Sieben-Bilder-Struktur zum II. Teil. Dem ersten Bild „Bürgerliches Wohnzimmer“, das sich schon in E26 und E27 findet, soll ein zweites Bild „Vor dem Kino-Palast“ (vgl. TS8) folgen. Auch eine Revolutionärin soll hier vorkommen, die „dagegen“ „spricht“, was einerseits an frühe Entwürfe (K1/E2–E4, K2/TS1–TS3) erinnert, aber auch vorausweist auf spätere Bearbeitungen (TS5). H18 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 73v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E29 = Strukturplan in 3 Teilen
Der Strukturplan E29 enthält erstmals eine Drei-Teile-Struktur, wie sie auch in der Endfassung von K5/TS10/A11 zu finden ist. Dabei werden die Teile IV–VII der SiebenTeile-Struktur von K1/E50 und K1/E56 dem III. Teil subsumiert. Der I. Teil trägt den Titel „Der Krieg ist aus“, der II. „Im Taumel der Inflation“ und der III. soll die folgenden Bildtitel umfassen: „In den Klauen der Politik“, „In ländlicher Stille“, „Rund um einen Büstenhalter“, „Von Stufe zu Stufe“ und „Der Tod“, die den früheren Teiltiteln entsprechen. H19 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 74
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E30 = fragm. Strukturplan in 3 Teilen mit einer Dialogskizze zum I. Teil
Der Strukturplan E30 weist wie E29 eine Drei-Teile-Struktur auf. Der I. Teil trägt den Titel „Der Krieg ist aus“, der II. „Im Taumel der Inflation“, der III. ist in diesem Entwurf nicht betitelt. Die Dialogskizze zum I. Teil enthält ein Gespräch der Großmutter mit Don Juan und ihrem Dienstmädchen Anna, in dem erstmals das Verschweigen des Todes der Braut gegenüber Don Juan exponiert wird. Die Großmutter verrät Don Juan nicht, dass das Fräulein tot ist, sondern warnt ihn nur: „Suchen Sie sie nicht. Forschen Sie nicht nach. Stören Sie nicht ihre Ruhe.“ Das Dienstmädchen Anna fragt die Großmutter nach der Motivation für ihre Lügen, diese meint daraufhin: „Er ist es nicht wert.“
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Konzeption 3
In der Endfassung (K5/TS10/A11) befindet sich ein ähnlicher Dialog im 3. Bild des I. Aktes, allerdings nur zwischen der Großmutter und der Magd. Ein Brief Don Juans kommt an, und die Großmutter befiehlt der Magd, ihn zurückzuschicken. Als sie bemerkt, von wem der Brief ist, äußert sie Folgendes: „Ach, er ist das – – (sie überfliegt die Zeilen) – ‚ich werde kommen und gehöre nur Dir‘ – (sie horcht auf) Nur Dir? Einer Toten? (sie bekreuzigt sich) Gott steh ihm bei“ (BS 19, Bl. 16). Die direkte Konfrontation zwischen Don Juan und der Großmutter wird in der Endfassung (K5/TS10/A11) in das vorletzte Bild des Stückes (BS 19 b, Bl. 17–21) verschoben. H20 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 74v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E31 = Strukturplan in 6 Teilen mit Notizen und Repliken
In E31 greift Horváth noch einmal auf eine Sechs-Teile-Struktur zurück. Sie beinhaltet die Teile „Der Krieg ist aus“, „Im Taumel der Inflation“, „In den Klauen der Politik“, „Büstenhalter“, „In ländlicher Stille“ und „Zuchthaus“ mit dem Zusatz „In Neuburg“. Allerdings weist Horváth durch Pfeile darauf hin, dass er den IV. Teil in den III. und den VI. in den V. integrieren will, wodurch eine Vier-Teile-Struktur entstünde, wie sie sich in K4/E1 findet. Horváth notiert die Bilder zum I. und II. sowie einige Notizen zum III. und IV. Teil. Don Juan soll einen Büstenhalter erfunden haben, was eine neue Variante des Büstenhalter-Motivs (vgl. K1/E12) darstellt und auf die Erfindung eines neuen „Korseletts“ in den Filmexposés verweist (vgl. K2/TS1/BS 17 a, Bl. 5). Im V. Teil soll eine Rechtsanwältin auftauchen, die versuchen will, Don Juan „freizubekommen“. Don Juan gesteht einem „Mädel“: „Ich hab mal eine gekannt, die hat mich an Dich erinnert. Sie wollt meine Seele retten.“ Die Stellung des Strukturplans E30 im Notizbuch legt nahe, dass er nach K1/E50 und E56 entstanden ist. Außerdem weist der Titel des VI. Teils „In Neuburg“ auf eine Entstehung nach E1–E4 und TS1 hin. H21 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 75
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E32 = teilw. gestrichener Strukturplan in 4 Bildern zum II. Teil (oben) E33 = gestrichener, fragm. Strukturplan in 6 Bildern zum II. Teil (mittig) E34 = Strukturplan in 6 Bildern und Replik zum II. Teil (unten)
In E32 bis E34 entwirft Horváth Bilderfolgen zum II. Teil in vier und sechs Bildern. Ähnlich wie schon in K1/E52–E55 und K1/TS8 findet sich in allen drei Entwürfen ein Bild „Schloss“ bzw. „Gräfin“, in E34 auch ein Bild „Silvester auf der Strasse“. E34 sieht den Auftritt einer Bettlerin vor, die zu Don Juan sagt: „Ihre Braut ist tot.“ H22 = ÖLA 3/W 367 – o. BS, Bl. 75v
1 Blatt des Notizbuchs o. Nr. mit violettem, wellig strukturiertem Einband, kariertes Papier (145 × 89 mm), schwarzblaue Tinte E35 = Replik und Notiz
E35 steht in keinem engeren Zusammenhang zu den vorhergehenden Entwürfen und weist allein zu E1 und E28 Beziehungen über die Figur der Revolutionärin auf. Der Entwurf enthält eine Replik Don Juans, der zu einer Revolutionärin sagen soll: „Man
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Chronologisches Verzeichnis
darf auch die bürgerlichen Frauen nicht so abtun. Ich kannte eine, die ist jetzt sicher ‚Mutter‘.“ Die Figur der Revolutionärin findet sich bereits in Entwürfen der ZeitstückKonzeption (K1/E2–E4, E46, E47) und in den Filmexposés (K2). Eine Notiz enthält den Hinweis auf eine Rede, in der proklamiert wird: „Zurück zum Harem!“ Hierzu gibt es im Vorfeld keine Entwürfe. Weder die Replik, noch die Notiz findet weitere Verwendung. T1 = IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 1
1 Blatt unliniertes Papier (289 × 228 mm), Paginierung 1 TS4 = fragm. Fassung des 1. Bildes des I. Aktes „Fronttheater“ (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden)
T2 = IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 1, 2, IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 4–7
Insgesamt 6 Blatt, davon 2 Blatt unliniertes Papier (289 × 228 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 1, 2 auf BS 18 b [3], Bl. 1, 2 und 4 Blatt unliniertes Papier (289 × 228 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 7–10 auf BS 18 b [3], Bl. 4–7 TS5 = fragm. Fassung des II. Aktes (Korrekturschicht) Druck von BS 18 b [3], Bl. 1, 2 in: GW IV, S. 365f., Druck von BS 18 b [3], Bl. 4–7 in: GW IV, S. 366–368.
Ein Teil der Typoskripte der Mappe BS 18 b [3] ist wahrscheinlich gemeinsam mit dem Blatt BS 18 b [1], Bl. 1 Teil einer (allerdings nicht durchnummerierten) Fassung des I. und II. Aktes, die nur fragmentarisch überliefert ist. Dies lassen nicht nur Papierqualität und -größe vermuten, sondern auch ein Längsknick im Papier sowie das identische Farbband, mit dem die Blätter getippt wurden. Außerdem wurden die Bildtitel und die Figurennamen in derselben formalen Darstellungsweise realisiert. Eine typografische Eigenheit weist die Blätter der Mappe BS 18 b [3] darüber hinaus als zusammengehörig aus: In fast allen Fällen wurde in diesen Typoskripten das Rufzeichen durch ein Apostroph realisiert. Bei den meisten gängigen Schreibmaschinenmodellen der Zeit (etwa den Marken „Olympia“ oder „Continental“) befand sich das Apostroph auf der Tastatur rechts unten gleich neben dem Rufzeichen. Wahrscheinlich war das Rufzeichen auf der von Horváth für diese Typoskripte verwendeten Schreibmaschine defekt und er hat es deshalb durch ein Apostroph realisiert. Gemeinsam mit einem Teil der Blätter der Mappe BS 18 b [1] stellen die Blätter der Mappe BS 18 b [3] masch. Frühformen des Stückes dar, die aber aufgrund der darin vorkommenden Figuren (Nutte, Scantini, Hausmeisterin) und Themen (Don Juans Suche nach Stellungen) noch zu K3 zu rechnen sind. Das 1. Bild des I. Aktes ist das Bild „Fronttheater“ (TS4). Horváth arbeitet hiervon jedoch nur die Szenenanweisung und eine Replik aus. Else und Nelly werden in der Szenenanweisung als „zwei ältliche Soubretten“ bezeichnet. Das nur fragmentarisch ausgearbeitete 1. Bild, das wahrscheinlich ein erster Ansatz eines andernorts vollständig ausgearbeiteten, jedoch nicht überlieferten 1. Bildes war, hat große Ähnlichkeit mit dem Beginn des 1. Bildes der Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 10–12). Es kann deshalb davon ausgegangen werden, dass nicht allzu viele Korrekturvorgänge zwischen diesen Typoskripten liegen (vgl. auch den Kommentar zu K1/TS2 und TS6). Allerdings tragen die Soubretten in TS4 noch die Namen „Else“ und „Nelly“ wie in K1/TS1, TS2 und TS6, wohingegen sie in K5/TS10/A11 bereits die formalisierten Namen „Erste“ und „Zweite“ tragen. Die restlichen Bilder des I. Aktes fehlen.
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Konzeption 3
Das 1. Bild des II. Aktes „Im Taumel der Inflation“ ist mit „Bar“ überschrieben Ein Bild „Bar“ findet sich bereits in K1/TS4 sowie in einigen Strukturplänen der vorangegangenen Konzeptionen (K1/E46, E47, K3/E13). Horváth arbeitet hier einen Dialog zwischen „[z]wei halbwüchsige[n] Mädche[n]“ und Don Juan aus, der in überarbeiteter Form den Auftakt des Streitgesprächs zwischen den beiden Kunstgewerblerinnen in K4/TS8 bildet und schließlich, wiederum überarbeitet, von dort aus in die Endfassung (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 5–9) eingeht. In der vorliegenden Szene telefoniert Don Juan (wie schon in K1/E7/ÖLA 3/W 367, Bl. 27) wegen seiner Bewerbungen, erhält aber lauter Absagen. Die daraufhin auftretende Frauenfigur ist offensichtlich eine Variante der Nevada oder der Silvia Scantini (vgl. K3/E19, E27), denn sie rät Don Juan, Filmstar zu werden, und verspricht, ihn dabei zu protegieren (vgl. K1/TS8). Die Bilder 4 und 5 des II. Aktes sind mit „Hausmeisterin“ und „Friedhof“ überschrieben. Die Bilder „Hausmeisterin“ und „Grab“ sind in den Strukturplänen von K1/E47 und K3/E1, E5 Teil des I. Aktes. Horváth arbeitet hier einen Dialog zwischen der Mutter und ihrer Tochter aus, der eine Weiterentwicklung von E6 darstellt. Die beiden Figuren stellen zugleich Vorstufen der späteren Witwe des Universitätsprofessors („Mutter“) und der Ersten Tochter („Erste“) dar, denn die Tochter vertritt schon in dieser Textstufe revolutionäre Ansichten (vgl. Bl. 4). Don Juan tritt auf und sucht seine ehemalige Braut, die vor dem Krieg im selben Haus gewohnt hat. Er erfährt, dass sie „an gebrochenem Herzen“ (Bl. 5) gestorben sei, worauf er einigermaßen gelassen reagiert. Er findet, dass die Tochter des Hauses ihr ähnlich sehe, womit das Erinnerungsmotiv – Don Juan sucht in jeder nur die „Seine“ (vgl. K1/E1) – hier sogar über Don Juans Gewahren des Todes seiner Braut hinausgeführt wird. Die Tochter führt ihn im folgenden Bild auf den Friedhof ans Grab seiner ehemaligen Geliebten. Dort versucht sie, Don Juan zum Leben und zum Kampf für Ideale zu bekehren. Er fordert sie aber auf zu schweigen. (K3/TS5).
T3 = IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 3
1 Blatt unliniertes Papier (289 × 228 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 4 TS6 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht) Druck in: KW 9, S. 125f.
Die Paginierung könnte ein Hinweis darauf sein, dass TS6 Teil einer längeren Fassung war, die aber nur fragmentarisch überliefert ist. Das vorliegende Typoskript, das wie einige Blätter von TS5 der Mappe BS 18 b [3] entstammt, könnte Teil von TS5 gewesen sein, da dort zwei Bilder zwischen dem 1. und dem 4. Bild fehlen. Auch die typografische Eigenheit (Apostroph statt Rufzeichen) teilt TS6 mit TS5. Allerdings fehlt in TS6 genauso wie in TS7 und TS8 der Bildtitel. Auch die Figurennamen sind hier anders als in TS4 und TS5, nämlich in Blockbuchstaben getippt, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass TS6 und TS7 bzw. TS8 Teil einer anderen detaillierter ausgearbeiteten Fassung waren. Im Strukturplan K3/E1 stellt das Bild „Bei der Nutte“ das 4. Bild dar. In TS6 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen einer Nutte und ihrer Schwester aus, wobei die Schwester die Nutte um Geld bittet. In einem Korrekturvorgang ersetzt er die beiden Figurennamen durch „Mutter“ (Schwester) und „Magda“ (Nutte), die später als die Namen der Zimmervermieterin und ihrer Ersten Tochter in der Endfassung (K5/TS10/A11) verwendet werden. Diese Namen fallen bereits im Strukturplan E13 und tauchen wenig später (E25) erneut auf. Dies spricht dafür, dass Horváth den Korrek-
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Chronologisches Verzeichnis
turvorgang kurz nach der Erstellung der Grundschicht vorgenommen hat. Dadurch kommt es innerhalb der vorliegenden Konzeption zu einer Vergrößerung des Figurenkreises und zu einer strukturellen Neuorientierung. Allerdings nimmt Horváth keine Korrekturen im Dialog vor, weshalb Magda als Schwester der Mutter und nicht, wie in K3/E13 bzw. in Konzeption 5, als deren Tochter erscheint. Im Laufe des Dialogs kommt Don Juan hinzu, der vom Erwerb eines Corot bzw. eines Toulouse-Lautrec spricht. Ein Hinweis am Beginn des Blattes zeigt, dass die Nutte von ihrem Freund ausgehalten wird – darin dem „Nuttchen“ aus K1/TS3 verwandt – und von ihm einen Corot bekommen soll. Diese Szenenanweisung streicht Horváth jedoch bei der Überarbeitung, der folgende Dialog enthält jedoch einen weiteren Hinweis auf den Corot: Don Juan erklärt Magda, dass „die Leute den Corot nicht verkaufen wollen, aber einen kleinen Toulouse Lautrec hätte [er]“, d.h. die Nutte ist nicht im Besitz des Corot, sondern sollte ihn erst bekommen. Diese kleine Unstimmigkeit zwischen der Szenenanweisung und dem folgenden Dialog entfällt in der Korrekturschicht, da dort die Szenenanweisung ja gestrichen wird. Magda will dort nichts kaufen, sondern im Gegenteil verkaufen, denn sie braucht Geld und fragt Don Juan, ob er einen Wucherer kenne – eine Stelle, die auch schon in der Grundschicht vorhanden war, dort aber von der Nutte geäußert wurde. Das Motiv des Schiebertums, des Handels mit Kunstgegenständen oder Briefmarken in den Zeiten der Inflation, bleibt bis K5/TS10/A11 erhalten, wo Don Juan mit „Batik […,] Keramik, Graphik, auch Holzschnitte[n]“ (BS 19 a, Bl. 13) handelt und der „Dame aus Bern“ einen gefälschten Daumier verkauft (vgl. BS 19 a, Bl. 22–25). T4= IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 2
1 Blatt unliniertes Papier (289 × 228 mm), Paginierung 22 TS7 = fragm. Fassung eines Bildes „Boudoir bei Silvia Scantini“ (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden)
T5 = IN 221.002/8 – BS 18 b [3], Bl. 8, 9
2 Blatt unliniertes Papier (289 × 228 mm), Paginierung 22, 23 TS8 = fragm. Fassung eines Bildes „Strasse vor einem Kino“ (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden) Druck in: GW IV, S. 371f.
Eine Notiz in E28 zum 2. Bild: „Aufschrift: Persönlich anwesend!“ lässt annehmen, dass TS8, wo sich eine ähnliche „Leuchtschrift“ findet, in zeitlicher Nähe zu E28 entstanden ist. Die Paginierung und die Blockbuchstaben der Figurennamen sind ein Hinweis darauf, dass TS7 bzw. TS8 möglicherweise gemeinsam mit TS6 Teil einer längeren Fassung gewesen sind, die aber nur sehr fragmentarisch überliefert ist. Außerdem weist die Paginierung TS8 als Ersetzung von TS7 aus. Sowohl TS7 als auch TS8 sind nur fragmentarisch ausgearbeitet. Wahrscheinlich handelt es sich deshalb bei beiden Textstufen um Versuche, eine bereits bestehende längere Fassung fortzusetzen. Eine typografische Eigenheit (Apostroph statt Rufzeichen) weist diese Typoskripte überdies als zeitgleich mit TS5 aus. Horváth arbeitet in TS7 einen Dialog zum Bild „Boudoir“ aus, das sich in dieser Phase der Arbeit am Don Juan-Drama am Beginn des II. Aktes findet (vgl. K3/E13). In der vorliegenden Szene behauptet Silvia Scantini, dass sie Don Juan zum Film gebracht habe und er sie trotzdem betrüge (vgl. in E19 die Eifersucht zwischen der Gräfin und Silvia Scantini). Don Juan erwidert, dass nicht sie es war, die die Idee
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Konzeption 4
hatte, ihn zum Film zu bringen, sondern „ein kleines Mädchen“. Dies kann als Hinweis darauf gewertet werden, dass zu diesem Zeitpunkt das Bild mit der Zimmervermieterin und ihren beiden Töchtern zumindest konzeptionell bereits existiert. In der Endfassung ist es schließlich die Zweite Tochter der Vermieterin, die Don Juan rät, zum Film zu gehen: „Weil Sie ein Profil haben“ (K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 16). In TS8 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen zwei offensichtlich lesbischen Mädchen und Don Juan aus, der wie schon in TS6 und auch noch in K5/TS10/A11 Kunsthändler ist. Alle drei warten auf Silvia Scantini. Don Juan interessiert sich für die Freundin von Margot – ein Name, der sonst nicht aufscheint –, weil sie ihn an jemanden „erinnert“ (TS5/BS 18 b [3], Bl. 6), was in Margot eine Tirade über Don Juans Erinnerungsobsession auslöst.
Konzeption 4: Don Juan kommt aus dem Krieg in vier Teilen T1 = IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 3
1 Blatt unliniertes Papier (290 × 227 mm), Paginierung 1 TS1 = fragm. Fassung des 6. Bildes des I. Aktes „Strasse. Heilsarmeemädchen“ (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden)
Die Blätter 3–9 der Mappe 18 b [1] tragen Paginierungen, die sie als Teile einer oder mehrerer längerer ausgearbeiteter Fassungen ausweisen; Blattgröße, -farbe, ein durch die Mitte gehender Knick im Papier, Farbband und Schriftbild stellen die Blätter zudem in einen Zusammenhang zueinander. Die Bl. 8 und 9 (K4/TS7/A2, TS7/A3) bilden gemeinsam mit BS 18 a [2], Bl. 17v (TS7/A1) eine genetische Reihe. Die Mappe 18 a [2] enthält zwei Blätter, die eine beschriebene recto- und verso-Seite besitzen, die Bl. 15 und 17. Die verso-Seite ist jeweils masch. beschrieben und müsste deshalb eigentlich als recto-Seite bezeichnet werden, da davon ausgegangen werden kann, dass Horváth das Blatt zunächst masch. beschrieben, das Typoskript dann abgebrochen – in beiden Fällen ist der masch. Entwurf fragmentarisch – und das Blatt in der Folge als Schmierblatt für hs. Entwürfe benutzt hat. Die folgenden Typoskripte T2 und T3, und mit ihnen wohl auch T1, sowie T4–T7, sind deshalb vor den Strukturplänen E1–E3 und E5 zu reihen, die sich auf den recto-(recte: verso-)Seiten der erwähnten Blätter befinden. In TS1 entwirft Horváth einen Dialog zwischen einem Heilsarmee-Mädchen und Don Juan. Das Mädchen predigt gegen „Genussucht“ und den Triumph der „sieben Todsünden“ und bittet dann um „[e]inen Groschen für die Seele“. Die Heilsarmee findet in K1/E36 erstmals Erwähnung, in K4 bildet sie einen integralen Bestandteil des Stückes (vgl. E1, E4, E8), auch in K5 wird sie noch in einem Großteil der Strukturpläne erwähnt (K5/E1, E3, E8, E17, E28, E30, E31) und erst im Laufe der Arbeit an der Endfassung aus dem Werkprojekt eliminiert (vgl. den Kommentar zu K5/TS10/A1–A11). Dies belegt der Beginn einer Szenenanweisung („In derselben Nacht singen an der Strassenecke Vier Mädchen der Heilsarmee mit Fahne und Lautenbegleitung Worte eines Chorals auf“), der sich auf BS 19 b, Bl. 8 befindet und wahrscheinlich erst in K5/TS10/A7 gestrichen wurde. Auch in den Entwürfen zum Figurenverzeichnis des Stückes führt Horváth das/die Heilsarmeemädchen noch an (K5/E37, E38). In den masch. Ausarbeitungen des Figurenverzeichnisses von K5/TS10/A9–A11 kommen sie jedoch nicht mehr vor, was ein weiterer Beleg dafür ist, dass Horváth den gesamten ‚Vorspann‘ zu seinem
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Chronologisches Verzeichnis
Stück erst nach K5/TS10/A7, wahrscheinlich aber erst nach K5/TS10/A8 geschrieben hat. Auf Grund des Fehlens elaborierter Entwürfe bzw. Textstufen zum HeilsarmeeBild ist von weitreichenden Überlieferungsverlusten auszugehen. T2 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 16 (vgl. H2)
1 Blatt unliniertes Papier (288 × 224 mm), hs. Eintragung mit schwarzer Tinte, Paginierung 1 bzw. 11 TS2 = fragm. Fassung eines Bildes des I. Teils (Grundschicht)
Die Paginierung ist ein Hinweis darauf, dass TS2 Teil einer längeren ausgearbeiteten Fassung des I. Teils war. In TS2 tauchen die Figuren Großmutter, Elvira, ihre Enkelin, und Anna, die Magd, auf. Horváth hat sich hier bei der Namenswahl noch eng an da Ponte gehalten. Das macht die Einordnung dieses Blattes sehr schwierig, da sich dafür sonst keine Belege finden. In früheren Entwürfen und Textstufen (K1/TS2, TS3, TS6, E14) trägt Don Juans ehemalige Braut den Namen Anna. Hier ist dieser wie schon in K3/TS1 und in den Dialogskizzen von K3/E11, E19 und E30 auf die Magd übergegangen. Durch die Einführung der Großmutter-Handlung kommt auch das Dienstmädchen endgültig in das Figureninventar des Stückes. Problematisch in Bezug auf die Einordnung dieses Blattes ist auch die Tatsache, dass Horváth in diesem kurzen Dialog die Enkelin Elvira auftauchen lässt, eine Figurenvariante von Don Juans Braut, die hier offensichtlich noch am Leben ist. Dadurch ergibt sich eine Konstellation, die sich sonst in keiner Textstufe und keinem Entwurf findet. Für die Einordnung des Blattes an dieser Stelle spricht aber der typografische Zusammenhang zu TS1 und TS3–TS6. Das Auftauchen der Großmutter-Figur würde eine Einordnung bereits in Konzeption 3 erlauben, allerdings ist der hs. auf demselben Blatt notierte Strukturplan (E4) eindeutig K4 zuzuordnen. Die Diskussion, in die die Großmutter sich mit ihrer Enkelin verstrickt, nicht zuletzt der Satz: „ich änder mich nicht! Halts Maul!“, den die Großmutter der abgehenden Magd zuruft, weist die Textstufe als eine Vorstufe des 3. Bildes des I. Aktes der Endfassung aus, wo die Großmutter gegenüber der Magd Folgendes äußert: „Ich werd mir wegen Deiner neuen Zeit keinen anderen Ton angewöhnen! Sechsundsiebzig Jahr bin ich alt geworden und hab schon alles hinter mir, Kriege und Frieden und Revolutionen -- ich änder mich nicht!“ (K5/TS10/A11/BS 19, Bl. 15). In einem späteren Arbeitsschritt streicht Horváth die masch. Passage (TS2) auf dem vorliegenden Blatt und notiert auf der unteren Seite des Blattes hs. einen Strukturplan in vier Akten mit dem Werktitel „Don Juan kommt aus dem Krieg“ (E4). T3 = IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 5, 6
2 Blatt unliniertes Papier (289 × 227 mm), Paginierung 11, 12 TS3 = fragm. Fassung eines Bildes „Im Zimmer des zweiten losen Mädchens“ und eines Bildes „Krankenhaus“ (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden)
T4 = IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 7
1 Blatt unliniertes Papier (289 × 227 mm), Paginierung 12 TS4 = fragm. Fassung eines Bildes „In den Isolierbarracken für Grippekranke“ (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden)
Die Paginierung auf den vorliegenden Blättern dürfte ein Hinweis darauf sein, dass diese Teil einer längeren ausgearbeiteten Fassung waren, die aber nur sehr fragmentarisch überliefert ist. Diesen Schluss lässt vor allem der Beginn von Blatt BS 18 a
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Konzeption 4
[1], Bl. 5 zu, wo die letzte Replik des späteren 5. Bildes des I. Aktes „Zimmer des zweiten losen Mädchens“ noch ausgeführt ist. Damit ist bereits die Bilderfolge der Endfassung (K5/TS10/A11) gegeben. In TS3 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen der Schwester Oberin, der Schwester und Don Juan aus. Wie in TS4 ist auch hier die Rede davon, dass Don Juan bewusstlos aufgefunden und dann ins Krankenhaus eingeliefert wurde. In beiden Fassungen ist er an Grippe erkrankt, ein Motiv, das sich schon in K1/TS2 findet und in die Endfassung (K5/TS10/A11) eingeht. Allerdings fehlt die Dämonisierung dieser Grippe als „Pest“, wie sie in der Zeitstück-Konzeption (K1/E4, K1/TS2/ÖLA 3/W 367, Bl. 6, K1/E22, K1/E30, K1/E36) noch vorgenommen wird und wie sie auch in K5/TS10/A11 (BS 19, Bl. 19) zu finden ist. In der vorliegenden Textstufe findet sich bereits das Brief-Motiv und wie schon in K1/TS6 das Gespräch zwischen Don Juan und der Krankenschwester über Stolz. In TS4 arbeitet Horváth einen Dialog aus zwischen Don Juan und der Krankenschwester unter der Szenenanweisung „In den Isolierbarracken für Grippekranke“, die hier als Bildtitel gewertet wurde. Wie in TS3 erwacht Don Juan aus der Bewusstlosigkeit. Die Textstufe bricht nach dem Gespräch über „Grippe“ ab. T5 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 15v (vgl. H1)
1 Blatt unliniertes Papier (287 × 224 mm) TS5= fragm. Fassung des 1. Bildes „Tanzcafe mit Musik“ des II. Teils „Im Taumel der Inflation“ mit Werktitel „Don Juan kommt aus dem Krieg“ (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden)
In TS5 beginnt Horváth mit einer Reinschrift des 1. Bildes „Tanzcafe mit Musik“ zum 2. Teil „Im Taumel der Inflation“. Die Textstufe bricht aber nach der Bildtitelnennung ab. Im Strukturplan E9 befindet sich das Bild „Cafè“ an der 1. Stelle des II. Aktes; in späteren Entwürfen (erstmals in K5/E8 bzw. E17) bis hin zu K5/TS10/A11 rückt das Bild „Krankenhaus“ an die 1. Stelle des II. Aktes, das Bild „Cafè“ hingegen an die 2. Stelle. T6 = IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 4
1 Blatt unliniertes Papier (289 × 227 mm), Paginierung 1 TS6 = Figurenliste zum 1. Bild des II. Aktes (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden)
In TS6 arbeitet Horváth eine Figurenliste zum 1. Bild des II. Aktes aus mit den Figuren Nevada, Gräfin, Bürgerin mit Tochter, Heilsarmeemädchen, Attentäterin, Landmädchen, die mit Ausnahme der letzten beiden alle im Strukturplan E4 auftauchen. Allerdings dürfte der Titel hier irreführen, da diese Figuren kaum in ein Bild zusammenzubringen sind. Vielmehr dürfte es sich deshalb um eine Figurenliste für den gesamten II. Akt oder zumindest für mehrere Bilder desselben handeln. T7 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 17v, IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 8, 9 (vgl. H3)
Insgesamt 3 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier (289 × 226 mm) und 2 Blatt unliniertes Papier (289 × 226 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte, Paginierung 17 jeweils auf Bl. 17v, 8, 9 TS7/A1= fragm. Fassung eines Bildes „Café“, konstituiert durch Blatt IN 221.002/5 – BS 18 [a], Bl. 17v (Grundschicht; keine Korrekturschicht vorhanden) TS7/A2 = fragm. Fassung eines Bildes „Café“, konstituiert durch Blatt IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 8 (Korrekturschicht) 7 TS /A3 = fragm. Fassung eines Bildes „Café“, konstituiert durch Blatt IN 221.002/6 – BS 18 b [1], Bl. 9 (Korrekturschicht)
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Chronologisches Verzeichnis
In TS7/A1 beginnt Horváth mit einer masch. Niederschrift des späteren 2. Bildes „Café“ des II. Aktes. Die Textstufe bricht jedoch noch mit der fragmentarischen Szenenanweisung ab. Auch in TS7/A2 entwirft Horváth eine Szenenanweisung zum selben Bild, die ebenfalls fragmentarisch bleibt. Allerdings findet sich hier bereits die Ortsangabe „im Nebenzimmer eines kleineren Grossstadtcafes“, die in K5/TS10/A11 (BS 19 a, Bl. 5) eingegangen ist. Das Blatt BS 18 b [1], Bl. 8 ist deshalb nach BS 18 a [2], Bl. 17v zu platzieren. Auf die Ortsangabe folgt der Hinweis: „Fünf Uhr Tee“, den Horváth aber hs. streicht. Diese Passage findet sich in TS7/A3 nicht mehr. Wie in TS7/A1 und TS7/A2 entwirft Horváth auch in TS7/A3 eine Szenenanweisung zum späteren 2. Bild des II. Aktes, die wie schon in den vorhergehenden Ansätzen fragmentarisch bleibt. Der Ort des Geschehens ist hier wie in TS7/A2 das „Nebenzimmer eines kleineren Grossstadtcafes“. In TS7/A3 wird die Passage: „Draussen scheint die Sonne“, die in TS7/A2 gestrichen wird, wiederaufgenommen und um den Zusatz: „aber die Gardinen sind dicht“ erweitert. Die in TS7/A2 in der Korrekturschicht hinzugefügte Bemerkung: „Es wird getanzt.“ wird in TS7/A3 masch. realisiert, allerdings in der Korrekturschicht wieder gestrichen. Der in TS7/A2 fragmentarisch gebliebene, hs. hinzugefügte und wieder gestrichene Satzanfang „Im“ wird in TS7/A3 zu: „Im Saal wird getanzt.“ erweitert. Weiters findet sich hier erstmals der Satz: „Die Musik spielt ein Boston.“ Horváth übernimmt einen Teil der in TS7/A3 entworfenen Szenenanweisung in TS8/BS 18 b [2], Bl. 1 und schließlich in die Endfassung K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 5, wobei die Fassung von K5/TS10/A11 näher bei TS7/A3 steht als bei TS8, die aber doch nach TS7/A3 entstanden sein dürfte. Ein Hinweis darauf könnte sein, dass Horváth hier wie in K5/TS10/A11 korrekt: „Die Musik spielt einen Boston.“ schreibt, während er in TS7/A3 noch „ein Boston“ geschrieben hatte. Auffallend ist ferner, dass der Autor den Beginn der Szenenanweisungen TS7/A1–A3 „Sieben Wochen sind vergangen.“ weder in TS8 noch in K5/TS10/A11 übernimmt; in Letzterer sind Zeitangaben überhaupt selten. H1 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 15 (vgl. T5)
1 Blatt unliniertes Papier (288 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan in 4 Teilen mit Werktitel „Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel in vier Teilen“ mit Notizen und Repliken (links) E2 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern zum I. und in 2 Bildern zum II. Teil (rechts oben) E3 = Strukturplan in 5 Bildern zum I. Teil (rechts mittig) Druck von E1 in: GW IV, S. 32*f.
E1 ist der erste Strukturplan mit dem Titel Don Juan kommt aus dem Krieg. Horváth notiert dazu zunächst den Untertitel „Eine romantische Ballade […] in fünf Teilen“, bevor er diesen durch „Schauspiel in vier Teilen“ ersetzt. Zum 3. Bild „Grossmutter“ des I. Teils, das zunächst „In Neuburg“ geheißen hatte, notiert er: „Der Brief kommt an“. Im zweiten Teil soll die Nevada (vgl. K3/E19 und K3/TS3) auftauchen, die hier als „ehemalig[e] Bordellwirtin“ bezeichnet wird. Don Juan „pumpt sie um Geld an“. Im II. Teil ist auch eine Szene mit Mutter und Tochter vorgesehen. Die Tochter bildet sich ein, mit Don Juan etwas gehabt zu haben. Die Mutter kommentiert: „Ohne Geld ist ein Don Juan-Leben sehr schwer – ohne Geld wirds direkt strafbar!“ Vom III. Teil ist nur das 5. Bild betitelt: „Heilsarmee-Mädchen“ (vgl. den Kommentar zu TS1 und zu K5/TS10/A1–A11). Der IV. Teil trägt den Titel: „Der Weg nach Neuburg“ und soll vier Bilder, benannt nach den vier Jahreszeiten, umfassen. Für den Schluss des Stückes ist „Winter“ vorgesehen. Damit greift Horváth eine Strukturidee wieder auf, aus der
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Konzeption 4
er ursprünglich ein eigenes Stück hatte machen wollen. Im Notizbuch Nr. 7, das sich auf August bis November 1932 datieren lässt, also zwei Jahre vor der Arbeit am Don Juan von Horváth verwendet wurde, entwirft er vier Strukturpläne, zwei Figurenlisten und einen Titel zu einem „Bürgerlichen Trauerspiel“ oder „Schauspiel in vier Teilen“ mit dem Titel Die Jahreszeiten (ÖLA 3/W 362, Bl. 3v, 4, 7v), in dem die Jahreszeitenfolge die sozusagen natürliche Struktur des Stückes bildet. In E2 und E3 notiert Horváth noch einmal die fünf Bilder des I. Teils wie in E1. Dazu fügt er allerdings in E2 zwei Bilder vom Beginn des II. Teils hinzu, wobei nur das 1. Bild überschrieben ist und zwar mit „Heilsarmee-Mädchen“, dem 5. Bild des III. Teils von E1. H2 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 16 (vgl. T2)
1 Blatt unliniertes Papier (288 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E4 = Strukturplan in 4 Akten mit Werktitel „Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel aus der Inflation in vier Akten“
Die masch. Dialogpassagen in der oberen Hälfte des Blattes, die einen Dialog zum I. Teil zwischen der Großmutter, Anna und Elvira enthalten (= TS2), lassen darauf schließen, dass der Strukturplan E4 relativ spät entstanden ist, zu einem Zeitpunkt, als schon ausformulierte masch. Dialogpassagen zu einem Teil des Stückes vorhanden waren. In E4 überarbeitet Horváth den Untertitel. Zunächst lautet er: „Schauspiel aus der Inflation in vier Teilen“, dann „in vier Akten“, was er wieder streicht und durch „Ein Traumspiel aus der Inflation“ ersetzt. Dieser Untertitel wird schließlich in „Schauspiel aus der Inflation in vier Akten“ geändert. Der I. Akt hat schon wie in E1 die Abfolge „Fronttheater“, „Strasse“, „Grossmutter“, „Strasse. Tafel“ und „Zimmer“. Im II. Akt geht dem Bild „Bei der Nevada“ ein Bild „Heilsarmee-Mädchen“ voraus. Auch ein Bild „Bei der Gräfin“ ist vorgesehen. Offensichtlich soll dort wieder wie schon in K1/E52–E55 Roulette gespielt werden: Don Juan gewinnt zunächst (Bild 3) und verliert daraufhin (Bild 4). Der dritte Akt ist nur fragmentarisch entworfen. Er enthält ein 1. Bild „Bei der Mutter – Tochter“ und ein 4. Bild „Heilsarmemädchen“. Der IV. Akt ist wie schon in E1 nach den Jahreszeiten gegliedert und weist ein zusätzliches 5. Bild „Grab“ auf. Zum 4. Bild „Winter“ findet sich der Zusatz „(in Neuburg)“, was auf die Entwürfe der Großmutter-Konzeption (K3/E1–E4) zurückverweist. H3 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 17 (vgl. T7)
1 Blatt unliniertes Papier (288 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E5 = Strukturplan in 5 Akten mit einer Dialogskizze und einer Replik
Ähnlich wie die Strukturpläne E1 und E4 sieht auch E5 für das Ende des Stückes eine Abfolge der vier Jahreszeiten vor. Wie schon in E4 wird diese um ein Bild „Grab“ erweitert. Das 1. Bild des III. Aktes spielt „Bei der Nevada“ – in E1 und E4 findet sich dieses im II. Akt –, Bild 2 beim „Film“, Bild 3 in der „Politik“. Im II. Akt taucht hier erstmals das Bild „Bei der Kunstgewerblerin“ auf. Zum 5. Bild des II. Aktes „Grossmutter“ entwirft Horváth einen Dialog, in dem die Großmutter sich bei der Magd nach der Post erkundigt. Auf die negative Antwort der Magd und deren Replik „Vielleicht kommt er selbst“ antwortet die Großmutter: „Hoffentlich werd ich ihn noch erleben. Rache muss sein.“ Die Rachsucht der Großmutter sollte sich laut E5 – und im Gegensatz zu TS2 – im Lauf des Stückes ausheilen. Der Magd wird nämlich im 4. Bild
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Chronologisches Verzeichnis
„Winter“ des V. Aktes der Satz in den Mund gelegt: „Sie [die Großmutter] ist zahm geworden. Sie sagt das Wort ‚Bitte!‘“ H4 = IN 221.002/5 – BS 18 a [2], Bl. 18
1 Blatt unliniertes Papier (288 × 224 mm), schwarzblaue Tinte E6 = Dialogskizze (links oben) E7 = Dialogskizze (rechts) E8 = Strukturplan zum II. und III. Akt mit zwei Dialogskizzen (links unten)
Don Juan bittet die Nevada in E6, wie schon in E1 angedeutet, um Geld. Wahrscheinlich handelt es sich deshalb bei der vorliegenden Dialogskizze um einen Entwurf zum II. Akt. Die Nevada fordert Don Juan auf zu „arbeiten“. Auf seine Frage, was er arbeiten soll, rät sie ihm, zum Film zu gehen. In einem zweiten Entwurf (E7) spricht Don Juan davon, dass er „anständig“ habe werden wollen, doch seine „Seele“ habe ihm auf seine Briefe nicht geantwortet und die anderen Weiber seien ihm so „entgegengekommen“. In einer knappen Ergänzung werden die „Batik-Tücher“ und die „Graphik[en]“ erwähnt, die Don Juan verkauft hat, zwei Motive, die sich noch in K5/TS10/A11 (BS 19 a, Bl. 13) finden. Der Strukturplan E8 enthält die Akttitel „Im Taumel der Inflation“ (II. Akt) und „Auf dem Granit der Deflation“ (III. Akt). Der II. Akt sieht die Bilderfolge „Cafè“, „Spital“, „Atelier“, „Nevada“ und „Grossmutter“ vor, der III. die Bilderfolge: „Gräfin“, „Bürgerin“, „Heilsarmee“, „Grossmutter“ und „Gefängnis“. Don Juan landet dort, weil er „betrogen“ hat. Damit entwickelt Horváth eine Idee, die bis zur Endfassung (K5/TS10/A11) im Werkprojekt erhalten bleibt, allerdings kommt Don Juan dort nicht ins Gefängnis, wird aber steckbrieflich (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 10) gesucht (vgl. auch K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 9, wo die Schauspielerin („Zweite“) „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ davon spricht, dass sich Don Juan „selbst bei der Polizei gestellt“ habe, was aber durch den Dialog der beiden „alten Weiber“ in der Folge als unwahr ausgewiesen wird; vgl. K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 10–13), weil er sich an der Zweiten Tochter seiner Zimmervermieterin vergangen haben soll – was aber wahrscheinlich eine schlichte Verleumdung ist (vgl. K5/TS10/A11/BS 19 b, Bl. 12). Er stirbt, bevor er verhaftet werden könnte, auf der Flucht, am Grab seiner Braut. T8 = IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 1–7
7 Blatt unliniertes Papier (289 × 226 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 1–7 TS8 = Fassung des 1. Bildes „Café“ und des 2. Bildes „Krankenhaus“ des II. Aktes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck des 2. Bildes in: GW IV, S. 369–371 und vollständig in: KW 9, S. 112–118.
Die Typoskripte der Mappe BS 18 b [2] dürften nach den Typoskripten der Mappe BS 18 b [1] entstanden sein. Die Blattgröße, das Farbband und das Schriftbild stellen sie jedoch in einen Zusammenhang mit einem Teil der Blätter dieser Mappe. Die Bilder „Café“ und „Krankenhaus“ stehen erstmals im Strukturplan E5 in dieser Reihenfolge am Beginn des II. Aktes. Don Juan trifft hier auf die beiden Kunstgewerblerinnen, die in einem Gespräch, das eine überarbeitete Variante des Dialogs der beiden Mädchen von K3/TS5 darstellt, auf Don Juan aufmerksam werden. Er tanzt mit der Ersten und spricht dann mit ihr über „Batik“ bzw. über Malerei. Sie möchte ihn malen, weil sie
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Konzeption 4
noch nie einen Mann gemalt habe, sondern „immer nur Frauen“, was sich in ganz ähnlicher Form auch in der Endfassung K5/TS10/A11 (BS 19 a, Bl. 8) findet. Die Szene im Krankenhaus übernimmt aus früheren Fassungen desselben Bildes die Liebe der Schwester für Don Juan, die in ihm zugleich ihr Unglück bzw. das Böse sieht, sowie die Umarmung am Schluss, wobei sich die Schwester in den früheren Fassungen mit der Grippe ansteckt (vgl. K1/TS2, TS6). Allerdings wird dieses Motiv mit seinen Folgen in TS8 nicht weiter ausgeführt. Einige der hs. Korrekturen, die Horváth in TS8 vornimmt, gehen direkt in K5/TS10/A11 ein. Dies würde eine spätere Positionierung (Konzeption 5) erlauben, gegen die allerdings die Reihenfolge der Bilder spricht, welche ab K5/E8 bzw. E17 umgekehrt wird. T9 = IN 221.002/7 – BS 18 b [2], Bl. 8, 9
2 Blatt unliniertes Papier (289 × 226 mm), hs. Eintragungen mit schwarzblauer Tinte und rotem Buntstift, Paginierung 21, 23 TS9 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte) Druck in: KW 9, S. 119f. (Grundschicht), S. 121–123 (Korrekturschicht).
Die Paginierung deutet darauf hin, dass TS9 möglicherweise gemeinsam mit TS8 Teil einer längeren ausgearbeiteten Fassung war, die jedoch nur sehr fragmentarisch überliefert ist. Außerdem fehlt das Blatt mit der Paginierung 22, das sich zwischen BS 18 b [2], Bl. 8 und Bl. 9 befunden haben muss, das aber – dies lässt sich aus der Foliierung schließen – wohl schon den Berliner Bearbeitern nicht mehr vorgelegen hat. Die Textstufe ist also sehr fragmentarisch überliefert, es fehlen sowohl am Anfang, als auch am Ende sowie in der Mitte Teile des Textes, über deren Länge jedoch keine genauen Aussagen gemacht werden können. In TS9 arbeitet Horváth einen Dialog zum I. oder II. Akt aus, zunächst zwischen Don Juan und einer Madame, in der Korrekturschicht streicht er jedoch den Figurennamen Madame und ersetzt ihn durch Tante – ein Figurenname, der später nicht mehr auftaucht, während sich die Figur der Madame noch in Entwürfen von Konzeption 5 findet (vgl. K5/E1–E2, E9). Der Dialog enthält Motive der Dialogskizze zwischen Don Juan und der Nevada (Geld; vgl. E1, E6, K5/E9), aber auch von Dialogen zwischen Don Juan und der Krankenschwester (Ansteckung; vgl. K1/TS2/ÖLA 3/W 367, Bl. 6, TS6/BS 17, Bl. 1–5, E30, E35, E36, K4/TS8/BS 18 b [2], Bl. 4), der Kunstgewerblerin (Braut; vgl. K4/TS8/BS 18 b [2], Bl. 4, 5) und der Großmutter (Überleben, Rückkehr aus dem Krieg, Bosheit; vgl. K3/TS1/ÖLA 3/W 367, Bl. 66–68, E30, K4/E5). Einige Markierungen mit rotem Buntstift entlang des linken Seitenrandes eines Teils der Textstufe deuten wahrscheinlich an, dass Horváth Teile dieses Bildes andernorts wiederverwendet hat. H5 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 1, 1v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E9 = Strukturplan in 4 Akten mit Werktitel „Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel in vier Akten“ mit Notizen und Dialogskizzen
Die Chronologie der folgenden Entwürfe sowie derjenigen von K5 wird im Wesentlichen von ihrer Abfolge im Notizbuch Nr. 4 vorgegeben. Der erste Akt des Strukturplans E9 weist bereits die Bilderfolge der Endfassung K5/TS10/A11 auf. Allerdings ist darin wie in einigen Entwürfen von K1–K3 noch Don Juans politische Karriere als
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Chronologisches Verzeichnis
Motiv vorgesehen. Dies legt die Notiz: „Wahl-Chor: Friede, Freiheit, Brot / Don Juan tut uns Not“ (Bl. 1) nahe. Im zweiten Akt finden sich, ähnlich wie in E6, die Bildtitel „Bei der Nevada“ und „Beim Film“. Die Notiz „[Er wirkt nicht durch die Maschine]“ (Bl. 1) zu Bild 4 weist auf K3/E19 zurück, wo die Scantini den Satz äußert: „Durch den Apparat wirkst Du nicht“ (BS 18 a [2], Bl. 13). Neu ist die Dialogskizze zwischen Don Juan und einer Krankenschwester im 2. Bild des II. Aktes („Krankenhaus“), in der Don Juan beteuert, dass er seine „Seele“ (Bl. 1) sucht. Der III. Akt beinhaltet, wie schon frühe Entwürfe zur Zeitstück-Konzeption (K1/E2–E4, E13, E49, E50), die Filmexposés (K2/TS1–TS3) sowie Entwürfe der Großmutter-Konzeption (K3/E13, E19), ein Attentat und ein darauf folgendes Bild in der Gefängniszelle. Eine Mutter-Tochter-Szene ist gleichfalls vorgesehen, worauf ein Bild folgt, das mit „Don Juan in der Zelle“ (Bl. 1v) überschrieben ist. Die Mutter besucht ihn und sagt: „Ich habe falsch geschworen, aber Dir wollt ich eins auswischen.“ (Bl. 1v) Der IV. Akt besteht wie schon in E4 und E5 aus fünf Bildern: den vier Jahreszeiten und einem abschließenden Bild „Grab“. H6 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 2
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E10 = Konfigurationsplan mit einer Dialogskizze (oben) E11 = Strukturplan in 5 Bildern mit Notizen und Repliken (unten)
In E10 entwirft Horváth eine Szene zwischen Mutter, Tochter und Don Juan, in der die Mutter Don Juan wiedererkennt, dieser sich aber nicht mehr erinnert. In E11 findet sich ein Strukturplan zum II. Akt, der wie schon E9 die Bilder „Bei der Nevada“ und „Beim Film“ vorsieht. Don Juans Zwischenspiel beim Film endet enttäuschend: „Die Probeaufnahmen sind nichts!“, heißt es in einer Notiz zu diesem Bild, was an die Aussage der Nevada bzw. der Scantini in früheren Entwürfen (K3/E19 und K4/E9) erinnert. Im 4. bzw. 5. Bild tritt eine Revolutionärin auf; auch diese Figur findet sich in früheren Entwürfen (K1/E46, E47, K3/E1, E28, E35). H7 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 3
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E12 = Strukturplan zum II. und III. Akt
In E12 entwirft Horváth einen Strukturplan zum II. Akt, in dem die Bilder „Bei der Nevada“ und „Beim Film“ eliminiert sind. Das in E11 angedeutete 5. Bild „Stundenhotel mit der Revolutionärin“ wandert hier an die 4. Position. Im 5. Bild fordert eine Reaktionärin Don Juan auf zu kandidieren. Im 6. Bild kandidiert er und wird Opfer eines Attentats. Das 1. Bild des III. Aktes soll dann in der Zelle einer Attentäterin spielen. Das 2. Bild enthält den Konfigurationsplan „Mutter – Tochter“, das 3. Bild „Zelle Mutter – Don Juan“, was ähnlich wie in E9 bedeuten könnte, dass die Mutter Don Juan ins Gefängnis gebracht hat. H8 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 4
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E13 = fragm. Strukturplan zum I.–IV. Akt
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Konzeption 5
In E13 entwirft Horváth neuerlich einen Strukturplan in vier Akten, wobei er nur die Akte II–IV detailliert ausarbeitet. Der I. Akt scheint zu diesem Zeitpunkt schon festzustehen. Das 3. Bild des II. Aktes heißt hier „Bei der Kunstgewerblerin“. Ähnliche Bilder finden sich bereits in K1/E45 („Bei der Malerin“) und K3/E25 („Atelier der beiden Malerinnen“), in K4/E5 ist es erstmals „Bei der Kunstgewerblerin“ betitelt. Neben der Kunstgewerblerin sollen in dem Bild auch eine Revolutionärin und eine bisher nicht erwähnte Figur namens „Charlie“ auftreten. Denselben Namen trägt in K5/TS10/A11/BS 19 a, Bl. 6 die zweite Kunstgewerblerin. Das 4. Bild ist mit „Revolutionärin in der Zelle“ betitelt. Der nur fragmentarisch ausgearbeitete III. Akt beinhaltet wie schon E4, E6–E9 und E11 ein 1. Bild „Bei der Nevada“. Dazu kommt ein 2. Bild „Bei der Gräfin. Die Konservative“ und ein 3. Bild mit der Notiz: „Jetzt hat er wieder ein Schloss“, womit ebenfalls frühere Entwürfe (K1/E52–E55 und TS8) anklingen. Der IV. Akt sieht die Bilder „Bei der Mutter“ und „In der Zelle“ vor, die sich in ähnlicher Form schon in E9 finden, dort jedoch im III. Akt.
Konzeption 5: Don Juan kommt aus dem Krieg in drei Akten H1 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 5
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E1 = Strukturplan zum II. und III. Akt
Mit dem Strukturplan E1 beginnt Horváth, sich auf eine dreiaktige Struktur festzulegen, weshalb hier eine neue Konzeption angesetzt werden kann. Auch innerhalb der einzelnen Akte nimmt er nun einige signifikante Änderungen vor. Auf die schon bekannte Bilderfolge „Cafè“, „Spital“ (vgl. K4/E9) am Beginn des II. Aktes folgt der Bildtitel: „Atelier“. Es handelt sich hierbei um das Bild mit den beiden Kunstgewerblerinnen, das sich bereits in früheren Konzeptionen findet und bis in die Endfassung (TS10/A11) beibehalten wird. Das folgende Bild (4.) ist mit „Madame“ betitelt. Horváth greift damit auf eine Figur zurück, die er in Konzeption 4 (K4/TS9) ins Stück hineinnimmt. Die mütterliche Figur soll Don Juan Geld leihen, damit er zu seiner Braut fahren kann. Horváth hatte den Figurennamen Madame in der Korrekturschicht von K4/TS9 durch Tante ersetzt, möglicherweise nimmt er diese Ersetzung in Konzeption 5 aber wieder zurück (vgl. E9). Auf das Bild „Madame“ folgt in E1 ein „Grossmutter“-Bild, das sich später nicht mehr im II. Akt findet. Das abschließende Bild soll in einem „Bureaux“ (vgl. E5) spielen. Auch ein solches Bild findet sich später nicht mehr, wohl aber arbeitet die „Erste Tochter“ der Vermieterin Don Juans in einem Büro. Im III. Akt taucht in E1 wie schon in Konzeption 4 (K4/E4, E8, E13) die Figur der „Gräfin“ (1. Bild) auf. Auch die „Heilsarmee“ findet sich hier noch (4. Bild). Für den III. Akt notiert Horváth wiederum ein Bild „Grossmutter“ (5.) und ein abschließendes „Gefängnis“-Bild, das in diesen Entwürfen wohl schon das Stück beschließen soll, das jetzt nur noch drei Akte umfasst (vgl. K4/E13, wo das Bild „Gefängnis“ noch im IV. Akt positioniert wird). Bemerkenswert ist, dass Horváth zu diesem Zeitpunkt die Großmutter in jedem Akt auftreten lassen will. In der Endfassung (TS10/A11) gibt es nur noch im I. und III. Akt Bilder bei der „Grossmutter“. Außerdem ist E1 der erste Strukturplan, in dem die Bilder mit der Revolutionärin gänzlich aus dem Stück eliminiert sind.
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Chronologisches Verzeichnis
H2 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 5v, 6
2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E2 = Strukturplan zum II. und fragm. Strukturplan zum III. Akt (Bl. 6 links) E3 = Strukturplan zum II. und III. Akt (Bl. 6 rechts) E4 = Strukturplan zum II. Akt mit Notizen und einer Dialogskizze (Bl. 5v und Bl. 6 unten)
Da sich am Ende von Bl. 6 Notizen finden, die die Dialogskizze von Bl. 5v (E4) fortsetzen, kann davon ausgegangen werden, dass Bl. 6 vor Bl. 5v beschrieben wurde, d.h. dass die Strukturpläne von Bl. 6 (E2 und E3) vor dem Strukturplan von Bl. 5v, 6 (E4) entstanden sind. Wäre Bl. 6 nicht schon beschrieben gewesen, hätte Horváth wohl die Dialogskizze von Bl. 5v (E4) am Beginn von Bl. 6 fortgesetzt, so aber musste er sie an den unteren Rand des Blattes setzen. In E2 und E3 entwirft Horváth Strukturpläne zum II. und III. Akt. In E2 findet sich die Bilderfolge „Cafè“, „Spital“, „Atelier“, „Studentin“, „Grossmutter“ und „Madame“ im II. Akt sowie „Gräfin“ und nochmals „Gräfin“ im III. Akt. In E3 bleibt der II. Akt unverändert, der III. Akt sieht jedoch die folgende Bilderfolge vor: „Bureaux“, „Fabrik“, „Bürgerin = Gräfin“, „Heilsarmee“, „Grossmutter“ und „Gefängnis“. In E4 entwirft Horváth neuerlich einen Strukturplan zum II. Akt, und zwar indem er die vorhergehenden Entwürfe zum II. und III. Akt (E2 und E3) zusammenführt. Wie schon in E1–E3 findet sich auch hier ein 3. Bild „Atelier“. Bild 4 sieht die Konfiguration „Studentin – Ärztin“ vor und trägt den Zusatz „Nutte – rachitisch“, was an den Dialog der Ärztin und der Nutte im 8. Bild von K1/TS3/ÖLA 3/W 367, Bl. 19, 20, 20v erinnert. Das 5. Bild ist nun mit „Arbeiterinnen“ überschrieben, was eine Umformung des 2. Bildes des III. Aktes von E3 („Fabrik“) sein dürfte. Das 1. Bild des III. Aktes „Bureaux“ von E3 bildet in E4 das 6. Bild des II. Aktes. Das 5. Bild „Grossmutter“ von E2 und E3 wandert in E4 an die 7. Position. Zum 6. Bild „Bureaux“ notiert Horváth: „Don Juan kauft eine Briefmarke“ (Bl. 5v). Dies erinnert an eine Notiz in K3/E22, wo es heißt: „Don Juan wird kein Filmstar, er hat nur eine Briefmarke weiterverkauft“, eine Notiz, die die allmähliche Abkehr Horváths von der Idee anzeigt, dass Don Juan Filmstar werden soll. Zum 6. Bild „Bureaux“ notiert Horváth einen Dialog zwischen Don Juan und einer „[r]eiche[n] Ausländerin“ über Käuflichkeit. Die reiche Ausländerin will Don Juan kaufen, doch er erwidert, dass er sie kaufen werde, und fragt dann nach dem Preis ihrer Knie, ihrer Arme, ihrer ganzen Person. Dieses Motiv verschwindet in der Folge völlig aus dem Stück, auch wenn es in der Endfassung (TS10/A11) noch „lose Mädchen“ gibt. H3 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 7–9
3 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS1 = Fassung des 4. Bildes des II. Aktes (Korrekturschicht)
In TS1 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen der Studentin und der Ärztin aus, wie er im Strukturplan E4 angedeutet ist. Die Studentin ist schwanger von Don Juan, der im Wartezimmer sitzt. Eigentlich habe sie ihn nur in die Politik einführen wollen und jetzt bekomme sie ein Kind von ihm. Sie sagt: „Lieber von so einem Schuft kein Kind“ (Bl. 8). Die Ärztin rät ihr daher zu einer Abtreibung, für die sich die Studentin schließlich auch entscheidet. Die Szene, die in TS10/A11 nur noch motivisch vorkommt – dort ist es die Erste der beiden Kunstgewerblerinnen, die ein Kind von Don
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Konzeption 5
Juan abtreiben hat lassen –, erinnert an Entwürfe Horváths zu den Werkprojekten Die Mädchenhändler und Von Kongreß zu Kongreß. Dort wird die Sekretärin Anna Weber von ihrem Geliebten dazu gedrängt, das Kind, das sie von ihm erwartet, abtreiben zu lassen (vgl. KW 16, S. 35f.). Auch Marianne in den Geschichten aus dem Wiener Wald versucht, ihr Kind abtreiben zu lassen, aber der Versuch misslingt (vgl. Horváth 1931, S. 67f.). H4 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 10
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E5 = Dialogskizze zum Bild „Im Bureaux“
E5 stellt eine Dialogskizze zum Bild „Im Bureaux“ dar, das im Strukturplan E4 als 6. Bild des II. Aktes angeführt wird. Die Idee, dass Don Juan „Im Taumel der Inflation“ einen bürgerlichen Beruf ergreift, geht zwar in die Endfassung (TS10/A11) ein, aber in einem Büro arbeitet er dort nicht, sondern er ist „Kunsthändler“ (BS 19 a, Bl. 13). Magda, die „Erste“ der beiden Töchter der Witwe des Universitätsprofessors, wiederum ist Büroangestellte (vgl. BS 19 a, Bl. 10). H5 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 11
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E6 = Dialogskizze zum Bild „In der Fabrik“
Der Strukturplan E3 sieht im III. Akt das 2. Bild „Fabrik“ vor. Demnach lässt sich vermuten, dass es sich bei dem vorliegenden Entwurf um eine dialogische Ausarbeitung zu diesem Bild handelt. Die in E6 geschilderte Szene spielt an einem Fließband („Am laufenden Band“). Darin unterhalten sich Arbeiterinnen über ihre Männer und eine der Arbeiterinnen schwärmt offensichtlich für Don Juan. „Morgen werd ich einen treffen, der hebt alles auf. Auch das laufende Band.“ In der folgenden Replik spricht die „Zweite“ davon, dass er „Beamter“ sei, was zurück auf E5 verweist, und dass ihm alles „wurscht“ sei. Zugleich zeichnet sie aber das Bild eines Menschen, der offensichtlich alles andere als oberflächlich ist: „Ich weiss, dass er nicht nach Kleidung geht – er sieht durch alles durch!“ H6 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 12
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E7 = gestrichene fragm. Replik zu einem Bild des III. Aktes
In diesem sehr fragmentarischen Entwurf zum III. Akt soll Don Juan als Handelsreisender für Bettwäsche oder „prima Seife“ – „die wäscht alles ab. Hygienisch und schäumt vortrefflich“ – in ein Bordell kommen. Nach dieser kurzen Regieanweisung bricht der Entwurf jedoch ab. Er findet keine weitere Verwendung innerhalb des Werkprojekts.
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Chronologisches Verzeichnis
H7 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 13
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E8 = Strukturplan in 8 Bildern zum II. und in 5 Bildern zum III. Akt mit einer Replik zum 6. Bild „Bureaux“
In E8 entwirft Horváth neuerlich Strukturpläne zum II. und III. Akt. Dabei nimmt er im Vergleich zu E2–E4 einige gravierende Veränderungen vor, die zum Teil bis TS10/A11 erhalten bleiben. Neu ist das 2. Bild des II. Aktes, das in einem „Bordell“ spielen soll. Das zuvor meist „Krankenhaus“ betitelte 2. Bild ist an die 1. Position gerückt, dafür das vormals 1. Bild „Cafè“ an die 3. Position. In Bild 4 treffen sich „Vier Damen“, womit Horváth vermutlich die Teegesellschaft „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ von TS2 und TS10/A11 vorwegnimmt (vgl. E17, E20–E23). Das „Atelier“ ist an die 5. Stelle gerückt, das „Bureaux“ findet sich nach wie vor an der 6. Position. Im 7. Bild tauchen die „Arbeiterinnen“ von E6 wieder auf und in Bild 8 findet sich die vormals in Bild 4 positionierte „Studentin“. Der Entwurf zum III. Akt sieht die Bilderfolge „Bürgerin“, „Bürgerin“, „Heilsarmee“, „Grossmutter“, „Gefängnis“ vor, was weitgehend den Entwürfen E1 und E3 entspricht. H8 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 14
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E9 = Dialogskizze zum 2. Bild des II. Aktes
E9 stellt eine Dialogskizze zum 2. Bild des II. Aktes dar, in dem Don Juan und eine Madame (vgl. K4/TS9 und K5/E1, E2) auftreten. Don Juan möchte zu der „einzigen“ fahren und braucht dafür Geld, das ihm die Madame geben soll. Sie quittiert jedoch seine Forderung mit dem Satz: „Du bist wohl wahnsinnig –!“ Das Motiv des um Geld bittenden Don Juan tritt in Konzeption 4 wiederholt auf (vgl. K4/E1, E6), findet sich aber nicht mehr in der Endfassung. H9 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 15
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E10 = teilw. gestrichene Dialogskizze zum 1. Bild „Krankenhaus“ des II. Aktes (oben) E11 = gestrichene Dialogskizze zum Bild „Mutter – Tochter“ des II. Aktes (unten)
In E10 entwirft Horváth einen Dialog zwischen Don Juan und der Schwester Oberin, in dem diese Don Juan nur kurzen Ausgang erlaubt. Diese Passage ist nicht in die Endfassung (TS10/A11) eingegangen. In E11 skizziert Horváth einen Dialog zwischen der Mutter und der Tochter, in dem die Tochter davon spricht, dass sie ein Gespenst gesehen hat, womit sie wahrscheinlich Don Juan meint. H10 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 16
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E12 = Dialogskizze zum 1. Bild „Krankenhaus“ des II. Aktes (oben) E13 = Strukturplan in 7 Bildern zum I. Akt (unten)
In E12 skizziert Horváth einen Dialog zum 1. Bild des II. Aktes. Don Juan ist im Krankenhaus. Er möchte einen Brief schreiben und bekommt Besuch. E13 enthält einen
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Konzeption 5
Strukturplan zum I. Akt, der bereits die Bilderfolge der Endfassung (TS10/A11) aufweist. Horváth fügt zunächst zu den sieben Bildern noch ein 8. Bild „Kirchenportal“ hinzu, streicht dieses aber wieder. H11 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 17, 18
2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E14 = Dialogskizze zum 7. Bild „Bei der Grossmutter“ des I. Aktes
E14 stellt einen relativ elaborierten Dialogentwurf zum 7. Bild des I. Aktes „Bei der Grossmutter“ dar. Wesentliche Ingredienzen von TS7 und TS10/A11 sind darin bereits angelegt: die unbeantworteten Briefe Don Juans, die Aufforderung der Magd, ihm endlich zurückzuschreiben, die Nachricht über den Tod des Fräuleins, die harsche Reaktion der Großmutter, die Magd solle sich um den Boden kümmern sowie ihre Bosheit bzw. Rachsucht und der Wunsch, Don Juan leiden zu sehen. H12 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 19
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E15 = Replik zum II. Akt
In E15 notiert Horváth eine Replik der Mutter, aus der hervorgeht, dass sie die Geliebte Don Juans war und jetzt wieder ist. Auch in der Endfassung (TS10/A11/BS 19 a, Bl. 27–30) wird die Mutter der beiden Töchter, die Witwe des Universitätsprofessors, Don Juans Geliebte. H13 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 20
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E16 = Dialogskizze zum 1. Bild des II. Aktes „Vor dem Kirchenportal“
In E16 entwirft Horváth einen Dialog zwischen mehreren Blumenfrauen vor einem Kirchenportal, der in der Folge keine weitere Ausarbeitung oder Verwendung erfährt. In E13 war das Bild „Kirchenportal“ zunächst für das 8. Bild des II. Aktes vorgesehen, bevor Horváth es wieder strich. H14 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 21, 22, 22v, 23–27
7 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS2 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht)
Der Beginn des Bildes fehlt. Vor Bl. 21 wurde ein Blatt aus dem Notizbuch herausgerissen, weshalb TS2 nur fragmentarisch überliefert ist. TS2 stellt eine Vorstufe zum späteren Bild „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ dar. Die vier Damen, die dort Tee trinken, sind bereits in dieser Ausarbeitungsphase vorhanden. Allerdings taucht hier Don Juan noch selbst auf, während die Damen in der Endfassung (TS10/A11/BS 19 a, Bl. 17–22) zwar auf ihn warten, er aber nicht kommt. Stattdessen diskutieren dort die vier Damen über ihn. Einige Elemente dieses Gesprächs sind schon in TS2 vorgebildet: die Tatsache, dass ihn jede Frau an seine große Liebe erinnert, dass er sich seine Geliebte „stückerlweis“ (TS2/ÖLA 3/W 370, Bl. 22) zusammensucht,
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Chronologisches Verzeichnis
dass er die Frauen nur „erniedrigen“ (Bl. 21) will und dass er keinen Schmerz gespürt hat, als ihm die Dentistin einen Zahn gezogen hat, was ihm als Gefühlskälte ausgelegt wird (TS2/ÖLA 3/W 370, Bl. 27; vgl. TS10/A11/BS 19 a, Bl. 21). Allerdings fehlt in dieser Textstufe noch die „Dame aus Bern“, die Don Juan in der Endfassung (TS10/A11/BS 19 a, Bl. 22) in der Opernloge besucht, statt zum Damentee zu kommen. Horváth streicht nachträglich das ganze Bild mit einer durchgängigen, vertikalen Linie, die mit derselben Tinte ausgeführt ist wie der Text des Bildes selbst, also wahrscheinlich unmittelbar nach dessen Fertigstellung entstanden ist. Ob die Streichung einer Tilgung gleichkommt, kann nicht entschieden werden. Das Bild findet zwar in der hier vorliegenden Form keine weitere Verwendung; wie oben aber gezeigt wurde, gehen einige Elemente dieser Textstufe in die Endfassung (TS10/A11) ein, wo das Bild „Vier Damen (Fünf-Uhr-Tee)“ in zwei Bilder aufgespalten wird, die beide „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ betitelt sind und das 4. Bild des II. Aktes (vgl. E8) und das 3. Bild des III. Aktes bilden. H15 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 27v, 28–31
5 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS3 = Fassung eines Bildes „Atelier“ (Korrekturschicht)
Das Bild „Atelier“ stellt im Strukturplan E8 das 5. Bild des II. Aktes dar. In TS3 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen den beiden Kunstgewerblerinnen aus, die in K3/E25 (hier noch als „Malerinnen“) bzw. K4/E5 erstmals erwähnt werden. Die Erste ist demnach schwanger von Don Juan und hat ihm einen Brief geschrieben, um ihn davon zu unterrichten. Sie hofft, dass sie durch Don Juan von ihrer Freundin und Mitbewohnerin loskommt. Wie in TS1 wird auch hier die Möglichkeit einer Abtreibung diskutiert, weil man „[v]on so einem Schuften“ (Bl. 31) ja kein Kind will. Doch die Erste bleibt dabei. Sie will dieses Kind, auch wenn es vielleicht „[e]in Hund“ wird. Das Bild wurde nachträglich von Horváth mit einer durchgängigen, vertikalen Linie mit schwarzblauer Tinte gestrichen, was möglicherweise eine Streichung im Sinne einer Tilgung des gesamten Bildes bedeutet (vgl. TS2). Die Schwangerschaft der Ersten, Don Juans Verweigerung des Kontaktes und der Beziehungsstreit des Frauenpaares finden sich in veränderter Form im II. Akt der Endfassung wieder (TS10/A11/BS 19 a, Bl. 30–34). H16 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 32, 32v, 33
2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS4 = fragm. Fassung eines Bildes „Zimmer der Angestellten“ (Korrekturschicht)
Ein Bild „Angestellte“ findet sich im Strukturplan E17. In TS4 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen Don Juan und einer Angestellten aus. Die beiden haben offensichtlich ein Verhältnis miteinander, und die Angestellte befürchtet, dass „es was Kleines gegeben hat, was Putziges“, worauf Don Juan aber erwidert: „Ausgeschlossen. Bei mir kommt das nicht vor.“ (Bl. 32) Außerdem kommt in der Szene wieder das Erinnerungsmotiv zum Einsatz. Die Angestellte erinnert ihn an eine andere, d.h. an die „Seine“ (K1/E1), die er in allen sucht: „Du hast sie nicht gekannt. Du siehst ihr auch nicht ähnlich, aber wenn Du so gegen das Licht stehst, dann hast Du was von ihr –“ (Bl. 32). Die Angestellte fühlt sich durch diesen Vergleich beleidigt, Don Juan aber
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Konzeption 5
hält dies nicht für eine Beleidigung, sondern für „das grösste Kompliment“ (Bl. 33). Das zweite Bett im Zimmer der Angestellten wird von einer Studentin benutzt, die als „revolutionär“ bezeichnet wird, da sie immer von der „Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau“ (Bl. 33) spricht. Das Bild wurde von Horváth nachträglich mit einer durchgängigen vertikalen Linie mit schwarzblauer Tinte bis zur Replik Don Juans „Wer schläft denn da im zweiten Bett?“ (Bl. 33) gestrichen, die Streichung wurde von ihm aber durch Wellenlinien wieder rückgängig gemacht. Auf Bl. 32v findet sich eine kurze Dialogskizze zwischen der Angestellten und der Studentin, die nach den Eintragungen auf Bl. 33 entstanden sein dürfte. Sie findet zwar keinen expliziten Platz in der vorangegangenen Szene zwischen der Angestellten und Don Juan, kann aber als dieser zugehöriger, eventuell sie fortsetzender Bestandteil betrachtet werden. H17 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 34, 34v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E17 = teilw. gestrichener Strukturplan in 9 Bildern zum II. Akt mit Notizen und Repliken
In E17 entwirft Horváth in mehreren Anläufen einen Strukturplan zum II. Akt, zunächst in elf Bildern, dann in neun, indem er die letzten zwei Bilder („Grossmutter“ und „Gefängnis“) streicht. Der fertige Strukturplan weist dann folgende Bilderfolge auf: „Spital“, „Cafè“, „Thee“, „Atelier“, „Angestellte“, „Zimmersuche“, „Ärztin“, „Zimmer des Don Juan“ und „Heilsarmee“. Erstmals ist damit die Abfolge der ersten beiden Bilder „Spital“ und „Cafè“ gegeben, die so bis in die Endfassung (TS10/A11) erhalten bleibt. Zum 5. Bild „Angestellte“ notiert Horváth: „Er beschimpft und verhöhnt sein Ideal = die Tote“ (Bl. 34). Danach soll ein Dialog zwischen Don Juan und einem Kind folgen, das sagt, dass man ohne Ideal nicht leben kann, und das selber nicht mehr leben will, obwohl es alles hat. Auf Bl. 34v notiert Horváth dazu die Replik: „Ich trage die abgelegten Anzüge meiner Verwandten – wir haben alles verloren.“ Und zum 7. Bild „Ärztin“ notiert er: „(Studentin bildet sich ein, ein Kind zu haben, sie hat aber keines)“ und: „Studentin: Ich hatte gerade grosse politische Dinge vor –“ (Bl. 34), was auf K1/TS3 und K5/TS1 zurückverweist. H18 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 33v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E18 = Strukturplan in 9 Bildern zum II. Akt und in 5 Bildern zum III. Akt
In E18 fasst Horváth den Strukturplan zum II. Akt von E17 mit der Notiz „1–9.“ noch einmal zusammen und entwirft in der Folge einen Strukturplan für den III. Akt, der die Bilderfolge: „Grossmutter“, „Gefängnis“, „Flucht. (Bauernhaus)“, „Grossmutter“ und „Grab“ vorsieht. Mit E17 und E18 bekräftigt Horváth noch einmal die Abkehr von einem vieraktigen Stück, wie er es zu Beginn des Notizbuchs Nr. 4 noch entworfen hatte (vgl. K4/E9), zu Gunsten eines dreiaktigen. Dies äußert sich vor allem darin, dass er den III. Akt mit dem Bild „Grab“ enden lässt, das einen definitiven Endpunkt markiert und bis in die Endfassung (Bild „Friedhof“; vgl. TS10/A11/BS 19 b, Bl. 21, 22) den charakteristischen Schluss des Stückes bildet.
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H19 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 35
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E19 = Replik zum 6. Bild des II. Aktes
In E19 skizziert Horváth eine Replik der Mutter, bei der Don Juan gemäß dem Strukturplan E17 auf „Zimmersuche“ ist. Durch die Replik wird deutlich, dass Don Juan die Mutter schon vor dem Krieg, als ihr Mann noch lebte, gekannt hat, ein Motiv, das in der Endfassung (TS10/A11) fallen gelassen wird. Eine Notiz sieht vor, dass sie sich Don Juan erst jetzt hingibt und von der Tochter „beim Küssen“ „überrascht“ wird. Horváth präformiert in diesem Entwurf das 7. Bild des II. Aktes „Zimmer bei der Mutter“ (BS 19 a, Bl. 27–30) der Endfassung (TS10/A11), in dem klar wird, dass die Mutter Don Juans Geliebte wurde. H20 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 36
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E20 = Strukturplan in 9 Bildern zum II. Akt (links) E21 = Strukturplan in 5 Bildern zum II. Akt (rechts oben)
H21 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 37
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E22 = Strukturplan in 9 Bildern zum II. Akt mit einer Replik (links) E23 = Strukturplan in 3 Bildern zum II. Akt mit einer Dialogskizze zum 3. Bild „Vier Damen“ (rechts oben)
In E20 entwirft Horváth wie schon in E17 und E18 einen Strukturplan zum II. Akt in neun Bildern. Die Bildtitel entsprechen weitgehend denen von E17, nur das 3. Bild, das vormals mit „Thee“ überschrieben war, trägt im vorliegenden Entwurf den Bildtitel „Vier Damen“ (erstmals in E8, erste Ausarbeitung in TS2). In E21 skizziert Horváth einen Strukturplan in fünf Bildern, in dem das vormals 5. Bild „Angestellte“ durch das Bild „Fasching“ ersetzt wird, eine Idee, die er in den folgenden Entwurf E22 übernimmt und um eine Replik erweitert. Die Bilder 1–4 und 6–9 werden in E22 im Wesentlichen von E20 übernommen. E23 exponiert in einer Dialogskizze die Absage Don Juans beim Damentee, wie sie auch in die Endfassung K5/TS10/A11 eingeht. Bis zu diesem Zeitpunkt war ein Auftritt Don Juans auf dieser Teegesellschaft geplant (vgl. TS2). H22 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 36v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E24 = Strukturplan in 4 Bildern mit Notizen und Repliken (oben) E25 = gestrichene Replik zum Bild „Bauernhof“ des III. Aktes (unten)
In E24 entwirft Horváth einen Strukturplan in vier Bildern, der an den vermutlich frühesten Entwurf zum Don Juan-Drama (K1/E1) anknüpft, dessen stationendramaartige Erinnerungsmotivik Horváth hier wieder aufgreift. Wieso Horváth an dieser Stelle im Notizbuch auf diesen frühen Entwurf zurückgreift, ist nicht eindeutig zu klären. Der Entwurf findet in dieser Form keine weitere Verwendung. Allerdings fin-
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Konzeption 5
det sich der Satz, den Horváth zum 1. Bild notiert: „Du suchst sie Dir stückerlweise zusammen –“, in ähnlicher Form bereits in der Tee-Runde „Vier Damen“ von TS2/ÖLA 3/W 370, Bl. 22 und wird im Bild „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ der Endfassung (TS10/A11/BS 19 a, Bl. 19) wiederaufgenommen. In E25 notiert Horváth eine Replik zum Bild „Bauernhof“ des III. Aktes, in dem Don Juan einen Brief von seiner ehemaligen Braut erhalten hat und sie umbringen möchte, da sie ihm „jetzt erst geschrieben“ hat. H23 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 38
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E26 = Repliken zum Bild „Bauernhof“ des III. Aktes
In E26 skizziert Horváth wie schon in E25 noch einmal zwei Varianten einer Replik Don Juans zum Bild „Bauernhof“ des III. Aktes. In beiden Entwürfen geht es um eine Art nachträgliche Profilierung Don Juans gegenüber seiner ehemaligen Braut; einmal, indem er sie umbringen will, das andere Mal, indem er ihr zeigen möchte, wer er ist. H24 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 39, 39v, 40
2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit rotem Buntstift TS5 = fragm. Fassung eines Bildes (Grundschicht)
Die vorliegende Fassung eines Bildes zwischen Don Juan und einer Angestellten dürfte nur fragmentarisch überliefert sein, da der Dialog unvermittelt einsetzt und sich im Notizbuch in der Blattbiegung eine Klebenarbe findet, die von einem eingeklebten Blatt stammen könnte, das nachträglich verloren gegangen ist oder herausgerissen wurde. In TS5 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen der Angestellten und Don Juan aus, in dem die Angestellte sich zurückziehen möchte, weil sie nicht Don Juans „Typ“ (Bl. 39) sei. Auch das Motiv einer eventuellen ungewollten Schwangerschaft kommt in diesem Dialog wieder vor (vgl. TS1, TS3). Don Juan und die Angestellte machen sich gegenseitig Vorwürfe und Vorhaltungen. Die Bl. 39v und 40 sind voller Korrekturen und Ergänzungen, die über Hinweispfeile miteinander verbunden sind. Es handelt sich dabei jedoch wahrscheinlich um Sofortkorrekturen und -ergänzungen und keine spätere Korrekturschicht. Derartige Blätter, in denen Horváths hs. Dialogentwürfe so komplex aussehen, sind eher selten im Material zum Don Juan (vgl. etwa K1/E2). Darüber hinaus streicht Horváth Bl. 39v und Bl. 40 nachträglich mit einer durchgängigen vertikalen Linie mit rotem Buntstift, was aber möglicherweise nicht als Streichung im eigentlichen Sinne zu werten ist, sondern nur bedeutet, dass Horváth diese Passage anderweitig verwendet und damit ‚erledigt‘ hat. Allerdings findet die vorliegende Textstufe in keinem der überlieferten Textträger eine Wiederaufnahme, auch wenn Motive dieses Dialogs (wie die Schwangerschaft) bis in die Endfassung (vgl. TS10/A11/BS 19 a, Bl. 32) erhalten bleiben.
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Chronologisches Verzeichnis
H25 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 41
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit rotem Buntstift E27 = Strukturplan in 10 Bildern zum II. Akt
H26 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 42
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit rotem Buntstift E28 = Strukturplan in 7 Bildern zum II. Akt (links) E29 = fragm. Strukturplan in 5 Bildern zum II. Akt (rechts)
In E27 entwirft Horváth einen Strukturplan zum II. Akt. Dabei führt er zwei neue Bilder ein: Bild 4 ist jetzt mit „Garderobe der Mannequins“ betitelt, Bild 6 mit „Mit dem einen Mannequin“. In Bild 7 findet sich wieder das Bild „Fasching“ von E20 und E22. In E28 streicht Horváth die Mannequin-Bilder von E27 wieder aus dem Strukturplan. Auch die Bilder „Fasching“ und „Studentin“ eliminiert er, das letzte Bild „Zimmer“ rückt an die 6. Position und Bild 7 ist jetzt mit „Heilsarmee“ betitelt. In E29 werden fünf Bilder nummeriert, von denen nur die ersten vier Bilder betitelt sind. Die Bilderfolge ist identisch mit der von E28. H27 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 41v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit rotem Buntstift E30 = Strukturplan in 7 Bildern zum II. Akt und in 6 Bildern zum III. Akt mit Konfigurationsplänen
H28 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 42v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E31 = Strukturplan in 8 Bildern zum II. Akt und in 5 Bildern zum III. Akt
In E30 entwirft Horváth einen Strukturplan für den II. und III. Akt. Die Reihung dieses Blattes nach Bl. 42 kann dadurch begründet werden, dass Horváth im Strukturplan E30 das 7. Bild „Heilsarmee“ von E28 vom Ende des II. Aktes an den Anfang des III. Aktes verschiebt. Statt diesem Bild findet sich nun im 7. Bild des II. Aktes von E30 ein weiteres Bild „Zimmer“, zu dem er den Konfigurationsplan „Studentin / Mutter / Tochter“ notiert. In Bild 5, das mit „Zimmer“ betitelt ist, findet sich die Konfiguration „Mutter – Don Juan“. Es dürfte sich dabei um einen Vorläufer des Bildes „Zimmer bei der Mutter“ des II. Aktes von TS10/A11 (BS 19 a, Bl. 27–30) handeln. Das Bild „Salon-Inflation“ – eine Vorstufe des Damen-Tees „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“ der Endfassung (TS10/A11) – rückt von der 5. an die 6. Position. Der Entwurf zum III. Akt sieht sechs Bilder vor und zwar in folgender Reihung: „Heilsarmee“, „Grossmutter“, „Gefängnis“, „Flucht“, „Grossmutter“ und „Grab“. Damit entwirft Horváth eine Reihe von neuen Bildern und einen Strukturplan, der bis ans Ende des Stückes reicht. In E31 verschiebt Horváth das Bild „Heilsarmee“ wieder vom III. Akt in den II., wo es nun das 8. Bild darstellt. Die übrigen Bilder notiert er noch einmal wie in E30, wobei das 3. Bild „Flucht“ von E30 hier nur mit „Bauernhof“ betitelt wird (vgl. E18, wo das 3. Bild des III. Aktes mit „Flucht. (Bauernhaus)“ betitelt ist). Der III. Akt findet sich folgerichtig auf fünf Bilder reduziert, wobei Horváth das 2. und das 3. Bild von E30 vertauscht; die neue Abfolge sieht die Bilder „Gefängnis“, „Grossmutter“, „Bauernhof“, „Grossmutter“ und „Grab“ vor.
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Konzeption 5
H29 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 43, 44
2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit rotem Buntstift TS6 = fragm. Fassung eines Bildes (Korrekturschicht: schwarzblaue Tinte)
Die Textstufe TS6 setzt unvermittelt im Dialog mit Don Juans Frage „Was?“ ein, zu der innerhalb des überlieferten Materials kein Anschluss herstellbar ist. Da im Notizbuch an dieser Stelle weder ein Blatt fehlt, noch eines hinzugefügt worden ist – es ist keine Klebenarbe sichtbar –, hat Horváth mit dieser Textstufe wohl an ein auf einem losen Blatt ausgearbeitetes Bild angeschlossen, das nicht überliefert ist. In TS6 arbeitet Horváth einen Dialog zwischen Don Juan und einer Dame aus, die in der Endfassung TS10/A11 in die „Dame aus Bern“ (BS 19 a, Bl. 22) transformiert wird. Bereits in dieser Fassung dreht sich die Konversation um ein Bild, das Don Juan der Dame verkauft hat, welches sich als Fälschung herausstellt. In TS10/A11 wird es sich bei dem fraglichen Bild um einen Daumier handeln. Eine Vorstufe zu diesem Bild findet sich in K3/TS6, wo Don Juan mit der Nutte über den Verkauf eines Corot bzw. einer Zeichnung von Toulouse-Lautrec spricht. Entscheidend für die vorliegende Textstufe ist die Frage des Geldes. Don Juan besteht darauf, das Geld für das gefälschte Bild zurückzugeben, die Dame aber will, dass er es behält, da Don Juan das Bild für echt erworben hätte. Sie setzt den Kauf in Bezug zum Geschlechterverhältnis: „Das ist, als wie wenn sich eine Frau einbildete, ein Mann hätte eine Seele, aber er hat keine –“ (Bl. 43) Diese Stelle erinnert an frühere Entwürfe Horváths, in denen es ebenfalls um Käuflichkeit geht (vgl. K5/E4) und darum, dass Don Juan sich „von einer Frau nie etwas schenken lassen“ will (vgl. K1/TS4/ÖLA 3/W 367, Bl. 24 und K1/E47). Eine Figurennotiz am Ende der Textstufe (Bl. 44) weist darauf hin, dass dem hier vorliegenden Bild eines mit Don Juan und einer Studentin folgen sollte. Horváth streicht die gesamte Textstufe nachträglich mit einer durchgängigen vertikalen Linie mit rotem Buntstift, über deren Bedeutung hier nur Vermutungen angestellt werden können. Möglicherweise hat Horváth Teile des Textes der vorliegenden Textstufe anderweitig verwendet und damit TS6 ‚als erledigt gestrichen‘; möglicherweise hat er die Textstufe mit dieser Streichung aber auch als Ganze verworfen. H30 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 45
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E32= Replik
E32 enthält eine einzige Replik Don Juans, in der dieser einen Vergleich zwischen einem Schweinskopf und einer Frau anstellt, eine Passage, die in Ton und Stil stark von den im Umfeld stehenden Entwürfen abweicht und keine weitere Verwendung findet. H31 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 46
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E33 = Notiz und Replik zu einem Bild des III. Aktes
In E33 notiert Horváth einige Handlungselemente sowie eine Replik zum Bild „Gefängnis“, das neben der Verwendung des Bildes in den vorangehenden Konzeptionen
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Chronologisches Verzeichnis
auch in K5/E1–E3 sowie in E18 Erwähnung fand. Seit E30 bzw. E31 bildet es das 3. bzw. 1. Bild des III. Aktes. Die Mutter aus dem II. Akt besucht Don Juan im Gefängnis, nachdem sich ihre Tochter umgebracht hat. Sie ist offensichtlich für seine Inhaftierung verantwortlich, denn es heißt in der Notiz: „sie wiederruft nichts“. Don Juan hingegen meint, wie schon in E26, dass seine ehemalige Braut schuld sei, denn sie hätte ihm schreiben sollen. H32 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 47
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E34 = Strukturplan in 5 Bildern zum III. Akt (links oben) E35 = Strukturplan in 3 Akten (rechts)
E35 stellt einen entscheidenden Schritt in der Konzeption des Don Juan-Dramas dar. Horváth entwirft in E34 zunächst noch einmal einen Strukturplan in fünf Bildern zum III. Akt, der eine Zusammenführung der Entwürfe von E30 und E31 darstellt. Dann streicht er diesen und entwirft in E35 einen Strukturplan zum gesamten Stück in drei Akten mit zahlreichen entscheidenden Neuerungen. Im I. Akt findet sich die Bilderfolge der Endfassung (TS10/A11), wie sie schon in K4/E9 festgelegt wurde, allerdings um ein zusätzliches Bild „Grossmutter“ (3. Bild) erweitert. Im II. Akt tauchen mit „Oper“ (Bild 5) und „Eislaufplatz“ (Bild 6) zwei völlig neue Bilder auf. Der „Eislaufplatz“ bringt, wie in TS10/A11 umgesetzt, mit der Zuwendung Don Juans zur Zweiten Tochter seiner Vermieterin nicht nur einen neuen Aspekt donjuanesker Liebe in das Stück, sondern mit dem Eis auch das Motiv der Kälte und des Winters, das sich noch stärker im III. Akt in Form des neuen 6. Bildes „Schneemann“ manifestiert und in der Endfassung (TS10/A11) durch den Akttitel „Der Schneemann“ dem ganzen III. Akt seine atmosphärische Grundierung verleiht. Die Bilderfolge des III. Aktes entwirft Horváth völlig neu. Der Akt umfasst nun neun Bilder in folgender Reihung: „Treppenhaus“, „Zimmer“, „Strasse“, „Thee“, „Feldweg“, „Schneemann“, „Wirtshaus“, „Grossmutter“ und „Grab“. Eine nachträgliche Notiz sieht vor, dass Horváth zwischen dem 7. und 8. Bild noch ein Bild „Bei der Mutter“ einschieben wollte. Er notiert dazu: „Erste glaubt es der Zweiten nicht. Krach mit Mutter“. Horváth entwickelt mit dem „Schneemann“-Bild eine Motivik, die er auch in seinem Roman Ein Kind unserer Zeit (1938) einsetzen wird. Immer wieder ist in diesem Text davon die Rede, dass es schneit: „Der Schnee beginnt zu treiben.“ (Horváth 1938, S. 56) In einem Fiebertraum nimmt die Hauptfigur das Ende des Buches vorweg: „Es schneit auf das Grab meiner Zukunft –“ (ebd.) Das Kapitel „Im Reiche des Liliputaners“ beginnt mit den Worten: „In der Nacht hat es geschneit und jetzt ist alles weiss.“ (ebd., S. 138) Im letzten Kapitel des Buches schließlich, das mit „Der Schneemann“ betitelt ist, wird die Hauptfigur auf einer Parkbank eines Kinderspielplatzes eingeschneit. Ein Kind, das mit seiner Mutter daherkommt, sieht ihn und ruft: „Schau Mutti! Ein Schneemann!“ (ebd., S. 201) Der hinzugerufene Polizist kann nur noch den Tod des ‚Schneemannes‘ feststellen. Eine Textstufe zu diesem Kapitel zeigt, dass Horváth die Szene zunächst, wie in Don Juan kommt aus dem Krieg, auf einem Friedhof spielen lassen wollte: „Ich gehe auf den Friedhof und suche ihr [Annas] Grab.“ (ÖLA 3/W 181 – BS 26 l [2], Bl. 1) Zwei hs. Notizen auf demselben Blatt zeigen die Weiterentwicklung dieser Szene an: „(Kinderspielplatz) (Aber der Sand ist verschneit)“ (vgl. auch ÖLA 3/W 181 – BS 26 l [2], Bl. 3) und „Der Park. ‚Ge-
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Konzeption 5
öffnet von 8 bis zum Einbruch der Dunkelheit‘“(ebd.). In einer weiteren Textstufe, die eine deutliche hs. Korrekturschicht enthält, und in einem hs. Entwurf (ÖLA 3/ W 181 – BS 26 l [2], Bl. 4, 5) entwickelt Horváth die Szene in der Richtung weiter, wie sie im Roman vorkommt (ÖLA 3/W 181 – BS 26 l [2], Bl. 3). H33 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 49
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E36 = Replik zum 7. Bild des III. Aktes „Wirtshaus“
E36 zeigt den Schluss des Bildes „Wirtshaus“, in dem Don Juan sich verabschiedet. Der Zusatz neben dem Bildttitel „(Fortsetzung)“ lässt annehmen, dass zu diesem Schluss irgendwo ein Anfang ausformuliert wurde, der aber nicht im Notizbuch enthalten und auch anderweitig nicht überliefert ist. H34 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 49–58
10 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS7 = Fassung des 8. Bildes „Vor dem Hause der Grossmutter“ und fragm. Fassung des Bildes „Bei der Grossmutter“ des III. Aktes (Korrekturschicht)
TS7 stellt eine verhältnismäßig elaborierte Fassung des Dialogs zwischen der Großmutter und Don Juan im III. Akt dar. Die Großmutter lüftet darin das Geheimnis vom Tod des Fräuleins jedoch nicht, sondern lässt Don Juan im Ungewissen. Horváth unterstreicht damit noch die Boshaftigkeit der Großmutter, die bereits in der Reaktion auf die läutenden Mädchen am Eingang des Bildes deutlich wird. Die Fassung endet mit dem Satz „Sie suchen mein Enkelkind? (usw. wie im Manuskript)“ (Bl. 58), was ein Hinweis darauf ist, dass Horváth die folgende Passage zu diesem Zeitpunkt bereits anderswo ausgearbeitet hat. Die entsprechenden Manuskriptseiten sind jedoch nicht überliefert. In der Endfassung TS10/A11/BS 19 b, Bl. 18–20 verrät die Großmutter Don Juan den Tod des Fräuleins relativ rasch, wodurch der Spannungsbogen aufgelöst wird und der Gang ans Grab folgen kann. Damit nimmt Horváth die Boshaftigkeit der Großmutter etwas zurück, so wie dies auch schon in früheren Bearbeitungsphasen der Fall war. H35 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS8 = fragm. Fassung des Vorworts mit Titel „Erstes Vorwort“ (Korrekturschicht)
TS8 stellt den ersten Versuch Horváths dar, ein Vorwort zum Don Juan-Drama zu entwerfen. Er rekurriert darin vor allem auf die „Wandlungen“ der Don Juan-Figur und entwickelt bereits die Idee von der „metaphysische[n] Bindung der Sexualität“, die er in TS9 als die zentrale Idee der Don Juan-Figur und seines Dramas darstellt. Ein Teil des Vorworts von TS8 wird von Horváth in das Vorwort von TS9 durch Rückverweis integriert (vgl. TS9).
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H36 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59v, 60, 61, 61v, 62–65, 65v, 66 (unter Einbezug von K5/TS8/ÖLA 3/W 370, Bl. 59)
8 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte TS9 = Fassung des Vorworts mit Titel „Vorwort“ (Korrekturschicht)
H37 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 59v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E37 = Figurenliste (links) E38 = Notiz zur Rollenverteilung (rechts mittig und unten)
In TS9 arbeitet Horváth das Vorwort zum Stück aus. Er zeichnet darin Don Juan als Menschen, der von „1918 bis ungefähr 1920 – also in der Inflationszeit“ (Bl. 61) lebte. Außerdem wird Don Juan als ein Typus beschrieben, der Wandlungen ausgesetzt ist. An dieser Stelle verweist Horváth auch auf den ersten Entwurf zum Vorwort (TS8) und nimmt die dortige Formulierung: „[Die Figur des Don Juan] hat verschiedene Wandlungen durchgemacht, vom absoluten Verbrecher, bösen Menschen, dem Frauenverführer, Totenlästerer, bis zum psychologisch durchleuchteten Wesen“ (TS8/ÖLA 3/W 370, Bl. 59) mit dem Verweis „(3 Seiten vorher!!!)“ (Bl. 61v) wieder auf. Aber nicht nur die Figur, die Gestalt des Don Juan hat sich historisch verändert, auch der Don Juan, den Horváth in seinem Stück beschreibt, ist Verwandlungen ausgesetzt. Dies wird von Horváth als gängiges Zeitphänomen gedeutet; in einer Variante schreibt er: „Ja, es ist typisch für unsere Zeit, dass sich der Einzelne ändert, infolge Wandlungen, oder Katastrophen, die die Allgemeinheit betreffen“ (Bl. 62). In einer abschließenden Bemerkung schränkt Horváth aber die Wandlungsfähigkeit seines Helden wieder ein bzw. deutet sie als rein äußerliche Veränderung. Don Juan glaube zwar, dass er sich verändert, aber „er bildet es sich […] nur ein, denn er kann nicht anders, er wird den Weibern ‚nicht entrinnen‘“ (Bl. 62). Don Juan ist also der letztlich Unveränderliche in Zeiten des totalen Wandels der Gesellschaft. Wesentliche Passagen dieses Anfangsteils gehen in das Vorwort der Endfassung (TS10/A11) ein. In der Folge nimmt Horváth den Begriff von der „metaphysische[n] Bindung [der] Sexualität“ (Bl. 63) von TS8 wieder auf, den er als die eigentlich zentrale Problematik seines Dramas ausweist und der auch in das Vorwort der Endfassung eingeht (vgl. TS10/A11/BS 19, Bl. 3). Dem folgt eine Akteinteilung des Stückes: „1. Akt: Der Krieg ist aus / 2. Akt: Im Taumel der Inflation. / 3. Akt: Der steinerne Gast“ (TS9/Bl. 64), in der Horváth sich im letzten Akt noch an da Pontes Version des Stoffes hält. Erst in weiteren Überarbeitungsvorgängen wird er den dritten Akt mit „Der Schneemann“ betiteln und damit dem Stoff eine eigenständige Form geben (vgl. E35 und TS10/A11). Im weiteren Verlauf des Vorworts spricht Horváth von „38 Frauenrollen“ (Bl. 64), wobei er zunächst „58“ geschrieben hatte, wie er dies auch in der Folge noch einmal tut, wo er schreibt, dass es viel weniger Frauentypen gebe als diese „58“ (Bl. 64). Beides wird schließlich in TS10/A11 auf 35 (BS 19, Bl. 4) korrigiert. Den Schluss des Vorworts bildet eine Polemik Horváths gegen „die Plebs“ (Bl. 65v) und die Kompromissbereitschaft der Theater, zu der es keine Entwürfe gibt und die auch nicht in TS10/A11 eingeht. In E37 entwirft Horváth eine detaillierte Figurenliste zum Drama, in der er bereits die „36 Rollen“ festhält, die die Endfassung TS10/A11 enthalten wird: „Don Juan und fünfunddreissig Frauen“ (BS 19, Bl. 4). Allerdings enthält E37 in Wahrheit 37 Rollen,
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Konzeption 5
denn Horváth fügt nachträglich noch die „Kellnerin“ hinzu, ohne jedoch die angegebene Gesamtzahl zu ändern. Das/Die in E37 und E38 noch erwähnte/n „Heilsarmeemädchen“ verschwindet/n in weiterer Folge aus dem Stück. Dies dürfte jedoch erst verhältnismäßig spät geschehen sein, wie die gestrichene Anfangspassage eines nicht zur Gänze überlieferten Bildes in TS10/A5–A7/BS 19 b, Bl. 8 erkennen lässt: „In derselben Nacht singen an der Strassenecke vier Mädchen der Heilsarmee mit Fahne und Lautenbegleitung Worte eines Chorals auf“ (vgl. den Kommentar zu K4/TS1). Die angesprochene Szene dürfte in TS10/A6 noch enthalten gewesen und erst in TS10/A7 gestrichen worden sein (vgl. den Kommentar zu TS10/A1–A11 sowie die dazugehörigen Simulationsgrafiken). Da zu diesem Bild keine elaborierten Entwürfe bzw. Textstufen vorliegen, muss von einem weitreichenden Überlieferungsverlust ausgegangen werden (vgl. auch K4/TS1). Direkt unter der linken Kolonne von E37 notiert Horváth einen Zusatz zu dem auf den Bl. 60–66 entstehenden Vorwort (TS9), der wohl nach diesem entstanden ist (Korrekturschicht), aber wieder gestrichen wurde. Aufgrund der Verteilung der Entwürfe auf Bl. 59v, besonders aber aufgrund der Zweiteilung von E38, der rund um die gestrichene Ergänzung zum Vorwort herumgruppiert ist, muss davon ausgegangen werden, dass die Notiz zur Rollenverteilung (E38) und vielleicht auch die Figurenliste (E37) erst nach dem gestrichenen Zusatz zum Vorwort und damit auch nach TS9 entstanden sind. Aufgrund der hs. Änderungen der Seitenzahlen, die Horváth im Figuren- und Schauplatzverzeichnis von TS10/A9–A11 vornimmt, geht hervor, dass Horváth das Vorwort erst nachträglich in das Typoskript seines Stückes eingefügt hat. E38, TS8, TS9 und eventuell auch E37 dürften also erst entstanden sein, nachdem schon ein Großteil des Stückes in masch. Form vorgelegen hat (vgl. den Kommentar und die Simulationsgrafiken zu K5/TS10/A1–A11). Wahrscheinlich hat Horváth mit der masch. Abfassung des Vorworts während der Erstellung des Figuren- und Schauplatzverzeichnisses begonnen. In E38 entwirft Horváth einen Plan zur Rollenverteilung im Stück, der in TS10/ 9 A –A11 (BS 19, Bl. 5, 6) übernommen, dort aber noch ausgebaut wird. Im Gegensatz zu E37 unterteilt Horváth das Personal seines Stückes hier in neun Gruppen, die er in TS10/A9–A11 als „Rollen“ (BS 19, Bl. 4) bezeichnet und die den Grundtypen der auftretenden Frauenfiguren entsprechen, die jeweils von einer Schauspielerin zu spielen seien: „es gibt nämlich keine fünfunddreissigerlei Frauen, sondern bedeutend weniger“ (ebd.). Statt der 36 Frauen von E37 finden sich in E38 jedoch nur 26 (die Heilsarmeemädchen als eine Figur gezählt), wobei Horváth (genau wie in TS10) das „2. Dorfmädchen“ doppelt anführt. Horváth erweitert im Rollenverzeichnis von TS10/A9–A11 die neun Rollen von E38 um vier Figuren (Erste Dame, Zweite Dame, Maske, Dame aus Bern), streicht das/die Heilsarmeemädchen von E38 und fügt eine Liste kleinerer Rollen hinzu, die noch einmal sieben Figuren umfasst, wodurch er schließlich auf 36 Frauenfiguren kommt, wobei das „2. Dorfmädchen“ doppelt gelistet ist (im Figurenverzeichnis von TS10/A9–A11 findet sich die korrekte Zahl von 35 Frauen). Dieselbe Zahl an Rollen hatte er schon in E37 genannt, wobei hier noch das/die Heilsarmeemädchen enthalten war(en) (das/die Horváth hier offensichtlich als eine Rolle zählt) und das 2. Dorfmädchen nur einmal gezählt wurde. Außerdem fügt Horváth in E37 die Kellnerin nachträglich hinzu, weshalb er, die Don Juan-Figur eingerechnet, eigentlich auf 37 statt der notierten „36 Rollen“ kommt. In TS10/A9–A11 wird Horváth dann schließlich
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„fünfunddreissig Frauen“ (BS 19, Bl. 4) anführen, das/die Heilsarmeemädchen ist/ sind damit vollständig aus dem Stück verschwunden. Krischke vermerkt im Kommentar zur Ausgabe des Don Juan in der Kommentierten Werkausgabe, dass „frühere ausführlichere Entwürfe [des] Vorworts […] nicht mehr auffindbar“ sind und verweist auf die Dissertation von Gabriele Reuther (Reuther 1962, vgl. S. 103), in der noch derartige Entwürfe zitiert würden (KW 9, S. 143). Die Stelle, die er mit Verweis auf Reuther anführt: „Der Don Juan ist für mich Repräsentant und Symbol der männlichen Sexualität, und ich versuchte die metaphysische Bindung dieser Sexualität zu begreifen“ findet sich in TS9/ÖLA 3/W 370, Bl. 62f., allerdings mit dem Zusatz: „[Symbol] der Tragik und Wirkung“ (Bl. 63). Reuther führt in ihrer Arbeit zu der Stelle, die bei ihr mit etwas anderer Kommasetzung und ohne den Zusatz zitiert wird, den Quellenverweis „Ausführliche Aufzeichnungen im Nachlaß, gekürzte und geänderte Anmerkung im Bühnenmanuskript“ (Reuther 1962, S. 103) an, jedoch keine genaue Quellenangabe. Offensichtlich lagen ihr für ihre Arbeit die Notizbücher bzw. der ganze Nachlass vor sowie ein Bühnenmanuskript, das inzwischen nicht mehr vorhanden ist – es sei denn, es ist damit das Typoskript der Endfassung (TS10/A11) gemeint. Wieso Krischke den Entwurf zum Vorwort nicht gekannt hat, obwohl er an anderer Stelle auf die Notizbücher verweist (vgl. KW 9, S. 143), ist nicht nachvollziehbar. T1 = IN 221.002/9 – BS 19, Bl. 1–26, IN 221.002/10 – BS 19 a, Bl. 1–37, IN 221.002/11 – BS 19 b, Bl. 1–22
85 Blatt unliniertes Papier (289 × 225 mm), hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung I–VIII auf BS 19, Bl. 1–8, Paginierung 1–18 auf BS 19, Bl. 9–26, Paginierung 19–55 auf BS 19 a, Bl. 1–37, Paginierung 56–77 auf BS 19 b, Bl. 1–22 TS10/A1 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19, Bl. 9–14, 17, 18, 20–22, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A2 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19, Bl. 9–23, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A3 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19, Bl. 9–26, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A4 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19 a, Bl. 1–3, 5–31, 33, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A5 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19 a, Bl. 1–33, BS 19 b, Bl. 2–8, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A6 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19 a, Bl. 1–33, BS 19 b, Bl. 2–8, 10, 11, 14–20, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A7 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19 a, Bl. 1–36, BS 19 b, Bl. 2–11, 14–20, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A8 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19 a, Bl. 1–37, BS 19 b, Bl. 2–22, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A9 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19, Bl. 1, 4–7, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A10 = fragm. Fassung konstituiert durch BS 19, Bl. 1, 4–7, vgl. Simulationsgrafik; nicht gedruckt TS10/A11 = fragm. Endfassung mit Werktitel „Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel in drei Akten von Ödön von Horváth“ konstituiert durch BS 19, Bl. 1–26, BS 19 a, Bl. 1–37, BS 19 b, Bl. 1–22 (Korrekturschicht), vgl. Simulationsgrafik Druck von TS10/A11 in: Horváth 1961, S. 293–333.
Die Endfassung des Stückes mit dem Titel Don Juan kommt aus dem Krieg ist als Typoskript überliefert, wobei das letzte Blatt (folgend auf BS 19 b, Bl. 22) und damit die letzte Replik Don Juans fehlt. Bei Krischke (Horváth 1961, GW I und KW 9) ist
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Konzeption 5
diese Fassung inklusive der hs. Korrekturen Horváths abgedruckt, die sich einigermaßen gleichmäßig auf die drei Akte, auf Vorwort, Figurenliste und Schauplatzverzeichnis verteilen. Ihm dürfte bei der Erstellung der diversen Ausgaben noch das vollständige Typoskript vorgelegen haben. In der Ausgabe Stücke von 1961, wo Krischke im ‚Vorspann‘ des Stückes die Abfolge von Personen- und Schauplatzverzeichnis sowie Vorwort vertauscht, findet sich kein editorischer Nachweis. In den Gesammelten Werken merkt er an, dass „die Ausgabe […] einem mit handschriftlichen Korrekturen Horváths versehenen Typoskript im Ödön von Horváth-Archiv [folgt]“ (GW I, S. 10*). In der Kommentierten Werkausgabe spricht er davon, dass ihm als Textgrundlage ein „86seitige[s] von Horváth hs korrigierte[s] Typoskript“ (KW 9, S. 143) gedient habe, womit wahrscheinlich derselbe Textträger wie bei den Gesammelten Werken gemeint ist. Das nun vorliegende Typoskript der Endfassung (gebildet aus den drei Einzel-Typoskripten BS 19, Bl. 1–26, BS 19 a, Bl. 1–37 und BS 19 b, Bl. 1–22) umfasst nur noch 85 Blatt. Das letzte Blatt des Typoskripts muss als verloren erachtet werden. Die Bilderfolge in den drei Akten sieht nun folgendermaßen aus: „Erster Akt: Der Krieg ist aus“: „Fronttheater“, „Strasse“, „Zimmer der Grossmutter“, „Strassenecke“, „Zimmer des zweiten losen Mädchens“, „Krankenhaus“ und „Zimmer der Grossmutter“. „Zweiter Akt: Im Taumel der Inflation“: „Krankenhaus“, „Cafe“, „Zimmer bei der Mutter“, „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“, „Balkonloge in der grossen Oper“, „Auf dem Eislaufplatz“, „Zimmer bei der Mutter“, „Atelier der beiden Kunstgewerblerinnen“ und „Zimmer bei der Mutter“. „Dritter Akt: Der Schneemann“: „Treppenhaus“, „Zimmer bei der Mutter“, „In der Wohnung eines Inflationsgewinnlers“, „Im tiefverschneitem Wald“, „Der Schneemann“, „Vor dem Hause der Grossmutter“ und „Friedhof“. Zu den meisten hier erwähnten Bildern gibt es Entwürfe und/oder Vorstufen. Ausnahmen bilden die Bilder „Auf dem Eislaufplatz“ und „Treppenhaus“. Horváth stellt dem Stück überdies ein Vorwort, ein Figuren- und Schauplatzverzeichnis sowie eine Aktübersicht voran. Der Autor hat – das lässt sich aus den hs. korrigierten Seitenzahlen und den sonstigen hs. Eingriffen im Text schließen – das vorliegende Typoskript nicht in einem Zug geschrieben, d.h. es handelt sich dabei nicht um eine Reinschrift, sondern um eine mitunter hochgradig überarbeitete Fassung mit einer deutlich wahrnehmbaren Korrekturschicht. Vor allem aus der hs. Änderung von Seitenzahlen lässt sich schließen, dass er sowohl im ‚Vorspann‘ zum Stück (Vorwort, Figuren- und Schauplatzverzeichnis, Aktübersicht), als auch innerhalb des Stückes immer wieder neues Material einarbeitet, d.h. er fügt während des Schreibprozesses (Korrekturschicht) bzw. bei der Kollationierung des Materials, das möglicherweise noch aus früheren Bearbeitungsphasen stammt, neue Bilder oder Passagen (auf Einzelblättern) hinzu. TS10/A1 beginnt mit BS 19, Bl. 9, das die masch. Pag. 1 trägt und den Akttitel des I. Aktes führt: „Erster Akt: Der Krieg ist aus“. Auf BS 19, Bl. 10 beginnt der eigentliche I. Akt mit dem Bild „Fronttheater“. Horváth führt dieses Bild und das folgende Bild „Strasse“ praktisch ohne Änderung bis BS 19, Bl. 14 aus. Wahrscheinlich hat das 2. Bild am Fuß von Bl. 14, das die masch. Pag. 6 trägt, geendet. Danach folgt zunächst das Bild „Strassenecke“, das auf BS 19, Bl. 17 beginnt, welches ursprünglich die masch. Pag. 7 trug, und bis BS 19, Bl. 18 (masch. Pag. 8) überliefert ist. Wahrscheinlich befand sich der Schluss des 3. Bildes auf einem Blatt mit der Pag. 9, das
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nicht erhalten ist. Dann folgt BS 19, Bl. 20 (masch. Pag. 10), das im „Zimmer des zweiten losen Mädchens“ spielt. Dieses ursprüngliche 4. Bild ist bis BS 19, Bl. 22 (masch. Pag. 12) überliefert. Der Schluss des Bildes, der sich wahrscheinlich auf einem Blatt mit der masch. Pag. 13 befand, ist nicht erhalten. Vielleicht hatte Horváth in diesem Ansatz noch weitere Bilder ausgearbeitet, die auf das Blatt mit der Pag. 13 gefolgt sind. Diese Blätter sind aber nicht überliefert. Nachdem Horváth das 4. Bild – und möglicherweise noch weitere – ausgearbeitet hat, fügt er in TS10/A2 das neue 3. Bild des I. Aktes „Zimmer der Grossmutter“ ein. Dieses neue 3. Bild erhält nun die masch. Pag. 7 und 8 (BS 19, Bl. 15, 16), während die vormaligen masch. Pag. 7 und 8 des vormals 3. Bildes „Strassenecke“ hs. auf 9 und 10 (BS 19, Bl. 17, 18) korrigiert werden. Horváth führt dabei am Beginn von BS 19, Bl. 15 (masch. Pag. 7) noch zwei Repliken zum Schluss des 2. Bildes an, die ursprünglich wohl nicht vorhanden waren, d.h. das 2. Bild „Strasse“ endete in A1 wohl am Fuß von BS 19, Bl. 14 (masch. Pag. 6) und BS 19, Bl. 17 (masch. Pag. 7) setzte zunächst an dieser Stelle direkt mit dem Beginn des vormals 3. Bildes „Strassenecke“ ein. Zusätzlich zu diesen materiellen Verschiebungen ändert Horváth auf BS 19, Bl. 14 die Replik Don Juans: „Also dann fahr ich halt jetzt. Zum gnädigen Fräulein.“ hs. zu: „Also dann fahr ich halt jetzt. Zur Grossmutter –“. Er kündigt damit schon am Ende des 2. Bildes das neue, darauf folgende „Grossmutter“-Bild (3.) an. Der Einschub des neuen 3. Bildes, den Horváth hier vornimmt, ist ganz zentral, da er damit das erste „Grossmutter“-Bild sehr früh im Stück platziert und damit den Spannungsbogen bereits an dieser Stelle aufzubauen beginnt. Außerdem unterbricht er damit den Aufbau der Don Juan-Handlung und exponiert dessen Widerpart: die Großmutter und die ländliche Welt, in die Don Juan am Schluss des Stückes fährt. Der Brief Don Juans an seine Braut, der in diesem Bild ankommt und thematisiert wird, stellt eine erste Verbindung zwischen Don Juan und der Großmutter her. Er ist gewissermaßen der Angelhaken, den Don Juan bei der Großmutter platziert, und den er erst am Schluss des Stückes wieder einholt. Indirekt ist damit die Don Juan-Figur natürlich auch in diesem Bild präsent. Den Schluss des 4. (vormals 3.) Bildes („Strassenecke“) schreibt Horváth neu, denn auf Blatt BS 19, Bl. 19 wurde die Pag. (11) masch. erstellt und nicht hs. korrigiert. Dieses Blatt dürfte ein Blatt ersetzen, das ursprünglich die Pag. 9 trug und den Anschluss an BS 19, Bl. 18 mit der masch. Pag. 8 bildete. Auf dieses waren in A1 die Blätter BS 19, Bl. 20–22 gefolgt, die die masch. Pag. 10, 11 und 12 tragen und in A2 durch den Einschub des neuen 3. Bildes hs. zu 12, 13 und 14 geändert werden. Wie weit der I. Akt in A2 ausgearbeitet wurde, lässt sich nicht genau sagen, wahrscheinlich jedoch bis zum Ende des 6. Bildes „Krankenhaus“, das auf BS 19, Bl. 23 (masch. Pag. 15) beginnt und dort noch nicht zu Ende ist. Wahrscheinlich sind hier noch ein bis zwei Blätter gefolgt. Diese hat Horváth dann in A3 durch die Blätter BS 19, Bl. 24–26 (masch. Pag. 16–18) ersetzt. Dies lässt sich aus der Tatsache schließen, dass er am Schluss von BS 19, Bl. 23 (masch. Pag. 15) zwei Zeilen (eine unvollständige Replik der Schwester) streicht und am Blattanfang von BS 19, Bl. 24 (masch. Pag. 16) in etwas anderer Form neu schreibt. Wahrscheinlich wurde das letzte Bild des I. Aktes „Zimmer der Grossmutter“ (BS 19, Bl. 24–26) erst beim zweiten Korrekturvorgang (in A3) eingefügt, möglicherweise war es aber auch schon auf den verloren gegangenen Blättern vorhanden, die in A2 auf BS 19, Bl. 23 folgten.
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Konzeption 5
Nachzutragen ist ferner die Tatsache, dass Horváth am Fuß von BS 19, Bl. 19 (masch. Pag. 11) die Replik „Don Juan: Ja.“ hs. hinzufügt. Diese Replik hatte sich wohl zuvor bereits auf dem Blatt mit der Pag. 9 befunden, das in A2 durch BS 19, Bl. 19 (masch. Pag. 11) ersetzt wird, konnte aber aufgrund der textlichen Erweiterung, die Horváth wohl auf diesem Blatt vornimmt – möglicherweise handelt es sich dabei um die zwei Repliken, die den Schluss von Bild 4 bilden und die sich am Beginn von BS 19, Bl. 19 befinden –, masch. nicht mehr auf diesem Blatt platziert werden, weil der untere Rand des Blattes schon erreicht war. Um den Anschluss an das bereits existente Blatt BS 19, Bl. 20 (mit der masch. Pag. 10 und der hs. Pag. 12) herstellen zu können, musste diese Replik aber noch am Blattende von BS 19, Bl. 19 hs. hinzugefügt werden. Der II. Akt weist eine relativ glatte Struktur auf. Hier hat Horváth kaum nachträglich eingegriffen und er dürfte den Großteil des Aktes in einem Zug geschrieben haben. Dass der II. Akt erst nach Fertigstellung des I. Aktes von Horváth masch. verfasst wurde, lässt sich aus der Paginierung schließen, die mit dem Titelblatt des II. Aktes (BS 19 a, Bl. 1, masch. Pag. 19) direkt an das letzte Blatt des I. Aktes anschließt. Da der Aktschluss des I. Aktes wohl erst in TS10/A3 fertig gestellt wurde, kann der II. Akt erst nach dessen Fertigstellung begonnen worden sein. Um den neuen Akt zu markieren, werden die Blätter des II. Aktes hier als neuer Ansatz gewertet, auch wenn sie vielleicht in einem Zug mit den Blättern von TS10/A3 entstanden sind. Im Gegensatz zum I. Akt wurden die masch. Paginierungen auf den Blättern der Mappe BS 19 a nicht mehr hs. geändert, d.h. es wurden in diesem Akt im Laufe der Überarbeitung keine Verschiebungen von Einzelblättern oder ganzen Bildern vorgenommen. Wohl aber wurden einzelne Blätter ersetzt bzw. hs. überarbeitet. Wann genau diese hs. Korrekturen vorgenommen wurden, ist nicht immer leicht zu entscheiden, kann aber – ähnlich wie beim I. Akt – fallweise geklärt werden. In A4 dürfte der II. Akt bereits bis zum Schluss ausgearbeitet worden sein. Der Schluss des II. Aktes von A4 befindet sich auf dem Blatt BS 19 a, Bl. 33 (Pag. 51). Das davor befindliche Blatt mit der Pag. 50 fehlt. Dies lässt sich aus der Tatsache schließen, dass das überlieferte Blatt mit der Pag. 50 (BS 19 a, Bl. 32) nur zu zwei Dritteln beschriftet ist und deshalb wohl in A5 ein Blatt ersetzt, das in A4 an dieser Stelle stand und zur Gänze beschriftet war. Außerdem fehlt von A4 ein Blatt, das die Pag. 22 getragen haben muss (Bl. 4). In A5 streicht Horváth auf BS 19 a, Bl. 3 (Pag. 21) unten die Replik: „Don Juan: An Deinem Lachen. Jaja, diese Zeit. Wie gehts denn Deinem Mann?“ und setzt auf BS 19 a, Bl. 4 (Pag. 22) mit der Replik: „Don Juan: An Deinem Lachen – (er fasst sich ans Herz und krümmt sich etwas)“ fort. Da BS 19 a, Bl. 4 nur etwa zu drei Vierteln beschrieben ist, muss davon ausgegangen werden, dass dieses Blatt ein anderes Blatt mit der Pag. 22 (von A4) ersetzt. Dies legt auch der Anschluss auf BS 19 a, Bl. 5 (Pag. 23) nahe, der nicht ganz geglückt scheint. Die Witwe spricht dort von Don Juans „Talenten“, was als Anschluss auf die letzte Replik Don Juans auf BS 19 a, Bl. 4: „Ich glaub, ich bin durch diesen Krieg ein Anderer geworden --“ nicht ganz stimmig wirkt. Möglicherweise hat Horváth am Blattanfang von BS 19 a, Bl. 5 (Pag. 23) vergessen, zwei Repliken zu streichen. Denn über die 3. Replik dieses Blattes: „Witwe: Nein. Du hast keine Seele. Du bleibst, wer Du bist.“ (Grundschicht) bzw.: „Witwe: Nein. Du bleibst, wer Du bist.“ (Korrekturschicht) wäre ein direkter Anschluss an
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Chronologisches Verzeichnis
BS 19 a, Bl. 4 gegeben. Wann die Korrektur dieser Passage erfolgt ist, lässt sich nicht genau sagen. Möglicherweise ist sie zugleich mit der Blattersetzung vorgenommen worden, also in A5. Innerhalb der Blätter BS 19 a, Bl. 6–30 finden keine Ersetzungen statt, weshalb diese Blätter auf der Simulationsgrafik zum II. Akt (Simulationsgrafik zu K5/TS10/A4–A8) nur in reduzierter Form ausgewiesen sind. Allerdings findet sich dort eine Reihe kleinerer hs. Korrekturen, die hier ausführlicher besprochen werden sollen. Auf BS 19 a, Bl. 6 ersetzt Horváth die 7 der masch. Pag. 27, die er aber vielleicht nur irrtümlich getippt hatte, ohne dass dadurch eine Vertauschung oder Ersetzung von Blättern angezeigt würde, durch die hs. Pag. 4 (24). Am Blattende von BS 19 a, Bl. 29 streicht Horváth einen Teil der Replik der Mutter und ersetzt ihn durch die Replik: „Was ist das, was mich zu Dir zieht?“ Don Juan antwortet darauf mit: „Nichts.“, wobei Horváth hier die erste Korrektur, in der es noch geheißen hatte: „Es ist nichts.“ durch „Nichts.“ ersetzt. Dies legt auch die folgende Replik der Mutter nahe, in der diese sagt: „(tonlos) Ja, es ist nichts – –“, was sich eher auf die erste Version der Replik Don Juans bezieht. Wann Horváth diese Korrekturen vornimmt, lässt sich nicht genau sagen. Es scheint indes wahrscheinlich, dass beide Korrekturvorgänge unmittelbar aufeinander gefolgt sind, d.h. dass es sich bei der zweiten Version der Replik Don Juans um eine Sofortkorrektur handelt. Bemerkenswert ist weiters eine Reihe hs. Korrekturen, die Horváth offensichtlich in einem einzigen Korrekturvorgang vornimmt, und die alle in die gleiche thematische Richtung gehen. Auf BS 19 a, Bl. 9 fügt er zur Replik Don Juans: „Ich war nämlich acht Wochen krank und heut ist der erste Tag, da durft ich weg aus dem Spital, ich muss aber bald wieder zurück, damits keinen Rückschlag gibt, denn Rückschläge sind gefährlich.“ (Bl. 8f.) den elliptischen Zusatz: „Mein Herz – (er lächelt)“ hinzu. Auf demselben Blatt, wenige Repliken später, ergänzt er die Replik Don Juans: „Du siehst ihr zwar garnicht ähnlich --“ um die Regieanweisung: „(er fasst sich ans Herz)“ (Bl. 9). Auf BS 19 a, Bl. 16 fügt er zur Antwort Don Juans auf die Frage, an wen die Zweite Tochter ihn erinnere: „Nur an Eine, die niemand kennt --“ neuerlich die Regieanweisung: „(er fasst sich ans Herz)“ hinzu. Und auf BS 19 a, Bl. 28 ergänzt er die Antwort Don Juans auf die Vermutung der Mutter, dass sein Ideal tot sei: „Tot? -- Nein-nein, ausgeschlossen!“ wieder um die Regieanweisung: „(er fasst sich ans Herz)“. Mit diesen vier nachträglichen Ergänzungen verstärkt Horváth eine bereits in einem frühen Stadium der Arbeit vorhandene (vgl. etwa das Filmexposé K2/TS1/BS 17 a, Bl. 7) und auch in den masch. Teilen von TS10/A11 existente leitmotivische Dimension des Stückes und betont auf auffallende Weise den Schmerz seines Protagonisten, der ein körperlicher, aber wohl auch ein seelischer Schmerz ist. Wahrscheinlich hat Horváth alle diese kleineren hs. Korrekturen erst in einem abschließenden Korrekturvorgang vorgenommen, bei dem der II. Akt materiell schon fertig gestellt war. Am stärksten hat er am Ende des II. Aktes in den bereits bestehenden Text eingegriffen. Wieder ist es vor allem die Paginierung, die deutlich macht, dass Horváth hier nachträglich Blätter getippt und eingefügt hat. Da der II. und III. Akt in der Entstehung verquickt waren, muss hier teilweise bereits auf den III. Akt vorausgegriffen werden. Am Fuß von BS 19 a, Bl. 33 (masch. Pag. 51) befindet sich sowohl der (gestrichene) Aktschluss des II. Aktes als auch die (gestrichene) erste Zeile einer Szenenanweisung
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Konzeption 5
für den III. Akt, die mitten im Satz abbricht. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Horváth hier unmittelbar mit dem III. Akt fortsetzte und dass auf Blatt BS 19 a, Bl. 33 in A4 noch weitere Blätter (des III. Aktes) gefolgt sind, die dann als verloren erachtet werden müssten. Da das Blatt BS 19 b, Bl. 33 aber nicht ganz voll getippt erscheint, ist es wahrscheinlicher, dass Horváth an dieser Stelle abbricht, ohne den III. Akt weiter auszuarbeiten. In A5 streicht er dann zunächst wohl nur den untersten Teil des Blattes BS 19 a, Bl. 33, wo sich eine Sternenleiste, der Hinweis „Endes des zweiten Aktes“ und der Beginn der Szenenanweisung für den III. Akt befindet und tippt diese auf BS 19 b, Bl. 2 (masch. Pag. 52) neu, wo sich der Beginn des III. Aktes befindet. Diesen arbeitet er in A5 vermutlich bis BS 19 b, Bl. 8 aus. In A6, der nur den III. Akt betrifft, fügt er vermutlich ein nicht überliefertes Titelblatt für den III. Akt ein, das nun die masch. Pag. 52 erhält, wodurch sich die Seitenzahlen der Blätter BS 19 b, Bl. 2–8 des III. Aktes um jeweils eins verschieben. Diese werden von Horváth hs. korrigiert. In A7 streicht er dann den Aktschluss (die letzten beiden Repliken) des II. Aktes von BS 19 a, Bl. 33 (Pag. 51) und tippt den Schluss des Bildes auf BS 19 a, Bl. 34 (Pag. 52) neu, wobei er die beiden (gestrichenen) Repliken der Ersten Kunstgewerblerin und der Nachbarin von BS 19 a, Bl. 33 unverändert wieder hinschreibt. Allerdings handelt es sich bei diesen beiden Repliken nun nicht mehr um den Aktschluss, sondern um ein Bildende, denn Horváth fügt in A7 das Bild „Zimmer bei der Mutter“ (Bild 9) hinzu, das den neuen Schluss des II. Aktes bildet (BS 19 a, Bl. 34–36). In diesem Bild besucht die Zweite Tochter der Hauswirtin Don Juans (Mutter) diesen auf seinem Zimmer und bittet ihn, sie nicht mehr am Eislaufplatz aufzusuchen und ihr beim Eislaufen zuzuschauen, weil sie doch nichts könne. Außerdem will sie ihm die Schlittschuhe zurückgeben. Als es an der Tür klopft und eine Dame Don Juan besuchen will, wird diese von der Zweiten Tochter weggeschickt. Das Bild endet damit, dass die Zweite Tochter Don Juan sagt, dass sie in seiner „Haut“ „nicht stecken [möchte]“ und dass sie ihm versichert, dass sie nichts von ihm will, nicht einmal einen Kaffee, was Don Juan mit der Replik quittiert, die er der bereits abgetretenen Tochter nachsagt: „Wart nur, bis Du größer wirst“ (BS 19 a, Bl. 37). Das Blatt BS 19 a, Bl. 37, auf dem sich diese Replik befindet, die den definitiven Schluss des II. Aktes bildet, trägt die Pag. 55. Es dürfte von Horváth erst in TS10/A8 eingefügt worden sein, denn gegenüber den Blättern mit den Pag. 52–54 (BS 19 a, Bl. 34–36) ist es mit einem neuen Farbband getippt worden. Horváth hat also die letzten Repliken des II. Aktes noch einmal überarbeitet. BS 19 a, Bl. 37 ersetzt ein Blatt, das gleichfalls die Pag. 55 getragen hat und in A7 den Schluss des II. Aktes bildete. Da Horváth in A6 das Titelblatt des III. Aktes einfügt, wodurch sich die Paginae der folgenden Blätter verschieben, und da sich der Umfang des II. Aktes in A7 durch die Einfügung des neuen Schlussbildes um vier Blätter vergrößert, muss Horváth die Seitenzahlen des III. Aktes hs. daran anpassen. So trägt BS 19 b, Bl. 2 in A5 die masch. Pag. 52, die in A6 hs. zu 53 und in A7 zu 57 korrigiert wird, BS 19 b, Bl. 3 in A5 die masch. Pag. 53, die in A6 hs. zu 54 und in A7 zu 58 korrigiert wird, BS 19 b, Bl. 4 in A5 die masch. Pag. 54, die in A6 hs. zu 55 und in A7 (wohl fälschlicherweise) zunächst zu 58 und schließlich zu 59 korrigiert wird, BS 19 b, Bl. 5 in A5 die masch. Pag. 55, die in A6 hs. zu 56 und in A7 zu 60 korrigiert wird, BS 19 b, Bl. 6 in A5 die masch. Pag. 56, die in A6 hs. zu 57 und in A7 zu 61 korrigiert wird, BS 19 b, Bl. 7 in A5 die masch. Pag.
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Chronologisches Verzeichnis
57, die in A6 hs. zu 58 und in A7 zu 62 und schließlich BS 19 b, Bl. 8 in A5 die masch. Pag. 58, die in A6 hs. zu 59 und in A7 zu 63 korrigiert wird. Zum III. Akt gilt es noch Folgendes zu ergänzen: Das Blatt, das den Titel des III. Aktes trägt und das von Horváth wohl mehrfach neu getippt wurde, erhält durch die Blatthinzufügungen des II. Aktes in A7 die hs. Pag. 56, der darauf folgende Beginn des III. Aktes auf BS 19 b, Bl. 2 die hs. Pag. 57. Das definitive Titelblatt des III. Aktes, das den Titel „Dritter Akt: Der Schneemann“ trägt (BS 19 b, Bl. 1), dürfte jedoch erst in A11 eingefügt worden sein. Denn Horváth hat wahrscheinlich bis zum letzten Korrekturvorgang am Titel für den III. Akt „Der steinerne Gast“ festgehalten und diesen auch im ‚Vorspann‘ erst in A11 geändert (vgl. auch den Kommentar zu TS9). Das Titelblatt des III. Aktes von A7 trug also wahrscheinlich die hs. Pag. 56 und den Titel „Dritter Akt: Der steinerne Gast“, ist aber nicht überliefert. Bereits in A5 arbeitet Horváth den III. Akt mindestens bis zum 3. Bild (BS 19 b, Bl. 2–8) aus. In diesem 3. Bild des III. Aktes hätten zunächst Heilsarmeemädchen auftauchen sollen. Dies lässt sich aus einer gestrichenen Szenenanweisung schließen, die sich am Fuß von BS 19 b, Bl. 8 befindet und die den Beginn des 3. Bildes markiert hätte: „In derselben Nacht singen an einer Strassenecke Vier Maedchen der Heilsarmee mit Fahne und Lautenbegleitung Worte eines Chorals auf“ (vgl. auch den Kommentar zu K4/TS1). Die Heilsarmeemädchen hätten also jedenfalls in A5, möglicherweise aber auch noch in A6 im Stück vorkommen sollen und wurden wohl erst in A7 von Horváth aus diesem eliminiert. Dies bedeutet auch, dass die Entwürfe E37 und E38, wo sich die Heilsarmeemädchen ja gleichfalls noch finden, zwar vor der letzten Fassung des Stückes (A8 bzw. A11) entstanden sein müssen, aber wahrscheinlich erst nach A5 oder A6. Chronologisch wären sie also zwischen den ersten und den letzten Ansätzen von TS10 zu reihen. Aus praktischen Gründen ist dies nicht geschehen, da dies die Darstellung der Textgenese von TS10 unnötig kompliziert und auseinandergerissen hätte. Das Stück dürfte in A6 bereits zu Ende geschrieben worden sein. Horváth fügt hier zunächst die Blätter BS 19 b, Bl. 10 und 11 mit den masch. Pag. 62 und 63 hinzu, die den Anschluss zu BS 19 b, Bl. 8 (hs. Pag. 59) bilden. Die Blätter mit den Pag. 60 und 61, die unmittelbar auf BS 19 b, Bl. 8 folgten, dürften verloren gegangen sein. Dann folgt eine Reihe von Blättern, die den Akt bis zu Ende führen. Die masch. Seitenzahlen der Blätter BS 19 b, Bl. 14–20 (masch. Pag. 64–70) schließen direkt an BS 19 b, Bl. 11 mit der masch. Pag. 63 an. Am Fuß von BS 19 b, Bl. 20 fordert die Großmutter die Magd auf, Don Juan ans Grab seiner Braut zu führen. Wahrscheinlich war zu diesem Blatt noch eine Fortsetzung vorhanden, die aber nicht überliefert ist und auf der sich der Schluss dieser Fassung des Stückes befand. Vielleicht waren es auch mehrere Blätter. Jedenfalls hat Horváth in A6 das Stück bereits bis zum letzten Bild ausgearbeitet. Ob dieses letzte Bild bereits abgeschlossen vorlag, kann indes nicht mit Sicherheit gesagt werden. Das Blatt BS 19 b, Bl. 9, das ist der Beginn des 3. Bildes, in dem nach der oben erwähnten Streichung nicht mehr die Heilsarmeemädchen auftreten, sondern das nun „In der Wohnung des Inflationsgewinnlers“ betitelt ist, wurde wohl erst in TS10/A7 neu geschrieben. Es trägt die masch. Pag. 64, die den Anschluss zu der durch die Erweiterung des II. Aktes um ein neues Schlussbild entstandenen zweiten hs. Korrektur der Pagina von BS 19 b, Bl. 8 (Pag. 63) darstellt. Außerdem ist BS 19 b, Bl. 9 nur zu zwei Dritteln beschrieben, was ein Hinweis darauf sein dürfte, dass es ein anderes Blatt (aus A6) ersetzt, das zunächst an dieser Stelle gestanden hat, genau genom-
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Konzeption 5
men, zwei Blätter, denn dort sind auf BS 19 b, Bl. 8 wahrscheinlich die Blätter mit den Pag. 60 und 61 gefolgt, über die der Anschluss zu BS 19 b, Bl. 10 und 11 hergestellt werden kann, die die masch. Pag. 62 und 63 tragen. In A7 korrigiert Horváth nun die masch. Pag. 62 von Blatt BS 19 b, Bl. 10 hs. zu 65, und die masch. Pag. 63 von BS 19 b, Bl. 11 hs. zu 66. Gegenüber A6 ist also, dies lassen die Seitenzahlenkorrekturen (um drei statt um vier wie am Beginn des III. Aktes) erkennen, in A7 ein Blatt, möglicherweise sogar ein ganzes Bild – das ursprüngliche 3. Bild „Heilsarmeemädchen“? – gestrichen und ein Blatt durch BS 19 a, Bl. 9 (masch. Pag. 64) ersetzt worden. Auch BS 19 b, Bl. 14 zählt noch zu A7. Hier streicht Horváth die masch. Pag. 64 – die noch in A6 gültig war – und korrigiert sie hs. zu 67. Möglicherweise hatte er den III. Akt in A7 noch über Blatt BS 19 b, Bl. 14 hinausgeführt. Die entsprechenden Blätter müssen in dem Fall als verloren erachtet werden. Wahrscheinlicher scheint aber, dass er die Überarbeitung des III. Aktes in A7 gar nicht weiter fortgesetzt hat, also die Seitenzahlen der Blätter BS 19 b, Bl. 15–20 nicht mehr angepasst hat, obwohl diese nach wie vor Gültigkeit hatten und den III. Akt fortsetzten, und statt dessen gleich mit der neuerlichen Überarbeitung des III. Aktes (A8) begonnen hat. In A8 streicht Horváth auf BS 19 b, Bl. 11 (hs. Pag. 66) mehr als die Hälfte des Blattes und schreibt eine neue Fortsetzung zu dem Bild „Im tiefverschneitem Wald“, die sich auf BS 19 b, Bl. 12 befindet, das die nicht korrigierte masch. Pag. 67 trägt und offensichtlich erst in A8 eingefügt wurde. Auch das darauf folgende Blatt BS 19 b, Bl. 13 wurde erst in A8 hinzugefügt. Es trägt die masch. Pag. 68 und ist nur bis zur Hälfte beschrieben. Unter dem masch. Text befindet sich ein hs. eingetragener Pfeil, der auf den Anschluss auf das Blatt BS 19 b, Bl. 14 (masch. Pag. 64, hs. Pag. 67 bzw. 69) verweist, das bereits in A6 und A7 zum III. Akt gehörte. Die hs. Pag. von BS 19 b, Bl. 14 korrigiert Horváth in A8 von 67 auf 69 und auf den folgenden Blättern BS 19 b, Bl. 15–20 werden die masch. Pag. in A8 hs. jeweils um fünf korrigiert. Diese Blätter waren bereits Teil von A6 (und eventuell auch von A7), demgegenüber A8 fünf Blätter mehr umfasst, denn vier Blätter (Pag. 52–55) wurden in A7 am Ende des II. Aktes eingefügt, ein Blatt (das fehlende Blatt mit der Pag. 60 oder 61 von A6) wurde in A7 im III. Akt gestrichen und weitere zwei Blätter (BS 19 b, Bl. 12 und 13 mit den Pag. 67 und 68) wurden in A8 im III. Akt eingefügt, was eine Verschiebung um fünf Paginae für die Blätter des Dramenendes ergibt, das ja bereits in A6 mindestens bis Blatt BS 19 b, Bl. 20 ausgearbeitet war. Die den III. Akt abschließenden Blätter BS 19 b, Bl. 21 und 22 hat Horváth wohl erst im Zuge der Überarbeitungen von A8 neu geschrieben. Die masch. Paginae 76 und 77 sind hier nicht hs. korrigiert worden. Auf BS 19 b, Bl. 22 streicht Horváth im abschließenden Dialog zwischen Don Juan und der Magd je eine Replik, und ersetzt diese wahrscheinlich bereits im Zug der masch. Ausarbeitungen durch die darauf folgenden Textpassagen. Das letzte Blatt des Typoskripts, das die masch. Pag. 78 getragen haben muss, fehlt. Wie bereits erwähnt, muss es Krischke bei der Erstellung der Ausgabe des Stückes im Band Stücke, sowie in den Gesammelten Werken und der Kommentierten Werkausgabe noch zur Verfügung gestanden sein. Über den Verbleib dieses letzten Blattes ist heute leider nichts bekannt. Gesondert hingewiesen werden soll noch auf eine Reihe hs. Ergänzungen und Korrekturen, die Horváth, ähnlich wie im II. Akt, auch im III. Akt vornimmt. So findet sich auf BS 19 b, Bl. 3 bei Don Juans Replik: „Ich dräng mich niemand auf. Ich werd
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Dich verschmerzen“ zur Regieanweisung: „(er lächelt)“ der Zusatz: „und fasst sich ans Herz)“. Auf BS 19 b, Bl. 15 streicht Horváth in Don Juans Replik: „(zuckt etwas zusammen und fasst sich ans Herz) Ich? Wieso?“ den zweiten Teil der Regieanweisung, setzt ihn jedoch dann in der Form: „(er fasst sich ans Herz)“ zwischen die beiden Teile der Replik. Mit beiden Eingriffen verstärkt Horváth noch einmal eine motivische Linie, die er bereits im II. Akt betont hat, und die schon in den masch. Teilen des III. Aktes in auffälliger Form präsent ist, die des leidenden und dem Tod geweihten Don Juan, der es offensichtlich am Herzen hat bzw. dem der Schmerz über den (bis dahin zwar nur räumlichen) Verlust seiner Braut förmlich ans Herz geht. Vermutlich hat Horváth diese feineren textlichen Korrekturen wie im II. Akt erst bei einem abschließenden Korrekturvorgang vorgenommen. Es ist anzunehmen, dass Horváth den gesamten ‚Vorspann‘ (Vorwort, Figuren- und Schauplatzverzeichnis, Aktübersicht) zu seinem Stück erst nachträglich, also erst nach A8 geschrieben und überarbeitet hat. Dies legt nicht nur die römische Bezifferung nahe, die er dafür wählt, sondern auch die Tatsache, dass etwa die „HeilsarmeeMädchen“, die ja wahrscheinlich bis A6 im Stück vorkommen, im Figurenverzeichnis nicht zu finden sind. Außerdem gibt es in der Übersicht über die einzelnen Akte und Bilder keine hs. Korrekturen, d.h. Horváth kann diesen Teil frühestens nach A7 geschrieben haben, wo der II. Akt schon steht, der ja noch in A7 um ein Bild – das 9. Bild: „Zimmer bei der Mutter“ – erweitert wurde, und wo im III. Akt nicht nur die Zahl, sondern auch der Inhalt der sieben Bilder entschieden ist. Wahrscheinlich hat er den ‚Vorspann‘ also erst in A8, vermutlich aber erst in A9 – also nachdem die letzten Blattverschiebungen und -ersetzungen, vielleicht aber noch nicht die letzten hs. Korrekturen vollzogen waren – geschrieben. In A9 arbeitet Horváth das Titelblatt des Typoskripts aus, das die masch. Pag. I trägt, und die Blätter BS 19, Bl. 4–7, die die masch. Pag. II–V tragen und das Figurenverzeichnis, die Rollenverteilung („Personen“), die kurzen Ausführungen über die Zeit der Handlung und über den Begriff des Bildes sowie die Übersicht über die Akte und Bilder („Zeit und Schauplatz“) enthalten. Erst in A10 entschließt sich der Autor dazu, dem Stück auch ein „Vorwort“ voranzustellen. Aus den Änderungen der masch. Seitenzahlen auf den Blättern BS 19, Bl. 4 und 5, die zunächst hs. zu Pag. III und IV geändert wurden, lässt sich schließen, dass dieses Vorwort zunächst nur ein Blatt umfasst hat, das aber nicht überliefert ist. Es ist wahrscheinlich auf den hs. Entwurf zum Vorwort TS8 zurückgegangen und dürfte unmittelbar nach diesem entstanden sein. Die Paginae IV und V der Blätter BS 19, Bl. 6 und 7 passt Horváth in A10 nicht an, obwohl diese beiden Blätter nach wie vor Gültigkeit haben dürften. Den Schluss dieses Ansatzes bildete ein fehlendes Blatt mit der Pag. VI, das wahrscheinlich aus A9 übernommen wurde. TS9 bildete vermutlich die unmittelbare Vorstufe für das Vorwort von A11, das sich nun über zwei Blätter erstreckt, weshalb die Paginae der Blätter BS 19, Bl. 4–7 hs. angepasst werden mussten (III–VII), die Seitenzahlen auf den Blättern BS 19, Bl. 4 und 5 wurden somit ein zweites Mal geändert. Das Blatt BS 19, Bl. 8 mit der masch. Pag. VIII wurde erst in A11 geschrieben, weshalb die Seitenzahl hier nicht geändert werden musste. Wahrscheinlich hat Horváth dieses Blatt noch einmal getippt, weil er wohl bis zuletzt (A11) am Titel des III. Aktes „Der steinerne Gast“ (TS9) festgehalten hat. Vermutlich hat er diesen Titel erst in A11 sowohl im ‚Vorspann‘ als auch im
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Konzeption 5
Textteil (BS 19 b, Bl. 1) geändert und also das Titelblatt für den dritten Akt erst im letzten Ansatz neu eingefügt. Das Vorwort von A11 stellt eine stark überarbeitete Fassung von TS9 dar, wobei die Überarbeitung vor allem in der Richtung einer Kürzung und Neuformulierung gegangen ist. Außerdem wandern Teile von TS9 – wie etwa die Ausführungen über die Zahl der Figuren und die (nur angedeutete) Rollenverteilung sowie die Akteinteilung und die Erläuterungen über den Begriff des „Bildes“ – in die Abschnitte Figuren- und Rollenverzeichnis sowie Schauplatzverzeichnis bzw. Aktübersicht ab. Wann die beiden hs. Entwürfe zum Vorwort TS8 und TS9 genau entstanden sind, ist nicht eindeutig zu klären. Möglicherweise wurden sie erst nach den ersten Ansätzen von TS10 geschrieben. Da sich dies nicht eindeutig klären lässt, wurden sie vor TS10 gereiht. Sie sind auf jeden Fall vor A9 entstanden, da bereits A9 eine Reihe von Ausführungen (Rollenverteilung, Akteinteilung, Ausführungen über den Begriff des „Bildes“) enthält, die sich in TS9 befinden, das ja eine Weiterentwicklung von TS8 darstellt. Auch der definitive ‚Vorspann‘ zum Stück von A11 enthält eine Reihe hs. Ergänzungen und Korrekturen, von denen einige herausgegriffen werden sollen. Wann diese Feinkorrekturen entstanden sind, kann nicht eindeutig gesagt werden. Es muss jedoch angenommen werden, dass sie, ähnlich wie die Feinkorrekturen im ganzen Stück, erst bei einem abschließenden Lektüre- und Korrekturvorgang zustande gekommen sind, also wohl erst in oder nach den letzten Ansätzen. Im Schauplatzverzeichnis ändert Horváth in dem Satz: „Es [das Stück; Anm.] hat drei Akte und sechsundzwanzig Bilder.“ die Zahl der Bilder von 26 auf 23. Es dürfte sich bei dieser Korrektur jedoch um eine Korrektur einer versehentlich falsch geschriebenen Bilderzahl handeln und man muss darin keinen Hinweis auf eine mögliche Reduktion des Stückes um drei Bilder sehen, die es wohl nicht – jedenfalls nicht in nachvollziehbarer Weise, und schon gar nicht erst nach Abfassung des ‚Vorspanns‘ – gegeben hat (vgl. KW 9, S. 143). Im Vorwort ändert Horváth in der Passage: „Er wird den Weibern nicht entrinnen.“ „Weibern“ zu „Damen“ (BS 19, Bl. 2), was kein unwesentlicher Eingriff scheint, wird doch damit den „Weibern“ die negative Konnotation genommen. Am Ende des Vorworts erweitert Horváth den Satz: „Die tragische Schuld Don Juans ist, dass er seine Sehnsucht immer wieder vergisst oder gar verhöhnt, und so wird er zum zynischen Opfer seiner Wirkung.“ um den Zusatz: „aber nicht ohne Trauer.“ Krischke schreibt in seiner Anmerkung zu „Entstehung, Überlieferung, Textgestaltung“ des Stückes vom „Zusatz aber nicht ohne Trauer am Ende des Typoskripts“, den er als den „wichtigste[n]“ innerhalb der hs. Korrekturen Horváths bezeichnet (vgl. KW 9, S. 143). Tatsächlich findet sich der Zusatz aber nicht am Ende des Typoskripts, sondern am Ende des Vorworts (BS 19, Bl. 3). Es handelt sich dabei um einen Eingriff, der noch einmal einen ganz spezifischen Akzent auf das Stück setzt, der in enger Verbindung mit der Verstärkung des „Herz“-Schmerzes zu stehen scheint, auf die bereits bei der Besprechung der Akte II und III hingewiesen wurde.
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Chronologisches Verzeichnis
H38 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 98v, 99
2 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E39 = Werkverzeichnis
In E39 macht Horváth eine Aufstellung seiner bis zu diesem Zeitpunkt geschriebenen Werke. Zunächst listet er die „Vier Volksstücke“ auf: Italienische Nacht, Geschichten aus dem Wiener Wald, Kasimir und Karoline und Glaube Liebe Hoffnung. Dann führt er „Komödie, Posse und Märchen“ an: L’inconnue de la Seine, Hin und her, Himmelwärts. Darauf folgen „Figaro und Don Juan“, die wie Gattungsnamen angeführt werden, darunter die eigentlichen Werktitel: Figaro lässt sich scheiden, Don Juan kommt aus dem Krieg. Zuletzt wird noch Die Komödie des Menschen angeführt, deren I. Bd. drei oder vier Teile umfassen soll, je nachdem ob das auf Bl. 99 notierte „Mittelalter“ noch zum I. Bd. hinzugerechnet wird oder nicht. Auf dem unteren Teil von Bl. 99 entwirft Horváth allerdings eine Komödie des Menschen „in sieben Teilen“ (Urzeit, Die Diadochen, Die Völkerwanderung, Das Mittelalter, Das Meer, Die Maschinen, Das jüngste Gericht). E39 dürfte erst einige Zeit nach Abschluss des Stückes Don Juan kommt aus dem Krieg entstanden sein, da sich der Entwurf im Notizbuch Nr. 4 doch in einigem Abstand (etwa 30 Blatt) zu den letzten Entwürfen (E37, E38, TS8, TS9) zum Don JuanDrama befindet. Zwischen diesen und dem hier vorliegenden Entwurf E39 finden sich Entwürfe zu einer Komödie mit dem Titel Orpheus, zu einem Schauspiel mit dem Titel Das jüngste Gericht, das Teil der auf Bl. 99 entworfenen Komödie des Menschen „in sieben Teilen“ hätte werden sollen und möglicherweise eine Vorarbeit zum Stück Der jüngste Tag darstellt, zu einem Werkprojekt mit dem Titel Herkules sowie zu einer Komödie Die Diadochen; diese sollte laut dem Werkplan von Bl. 99 den Schlussteil der Komödie des Menschen bilden. Besonders ausführliche Entwürfe in dialogischer Form (Textstufen) finden sich zu den Dramenprojekten Grottenbahn und Kaiser Probus in Wien (vgl. KW 16, S. 192–194). Diesen folgen Überlegungen Horváths zu möglichen Filmprojekten: zunächst eine Liste mit der Überschrift „Fünf Filme“, die folgende (sechs) Titel umfasst: Denkschrift eines Dramatikers, Kasimir und Karoline, Die kleinen Paragraphen, Zwischen den Grenzen, Ein Pakt mit dem Teufel, Ein Kuss im Senat; dann ein kurzes Filmexposé zu Kasimir und Karoline sowie zum Filmprojekt Die kleinen Paragraphen, die beide nicht realisiert wurden. H39 = ÖLA 3/W 370 – o. BS, Bl. 99v
1 Blatt des Notizbuchs Nr. 4 mit schwarzem, glattem Kunstledereinband, kariertes Papier (149 × 88 mm), roter Blattschnitt, schwarzblaue Tinte E40 = gestrichener Strukturplan in 2 Bildern mit Werktitel „Don Juan“
In E40 notiert sich Horváth die zwei Bilder „Bei der Hausmeisterin“ und „Bei der Grossmutter“ unter dem Titel „Don Juan“. Es handelt sich dabei wohl nicht um einen frühen, sondern nur um einen fragmentarischen Entwurf. Die beiden Figuren Hausmeisterin und Großmutter gehören in dieser Form zwar eher der mittleren Konzeptionsphase (K3–K4) an, die Einordnung des Entwurfs an dieser Stelle wird jedoch durch die Position im Notizbuch nahe gelegt. Die im Entwurf skizzierte Reihung der Bilder findet indes im Stück keine Umsetzung.
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Endfassung, emendiert
Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel (Endfassung, emendiert) Die emendierte Endfassung folgt dem fragmentarisch überlieferten Typoskript K5/T1, einer von Horváth mit zahlreichen hs. Korrekturen versehenen Endfassung, die auch die Grundlage der fragmentarischen Endfassung K5/TS10/A11 bildet und im zugehörigen Kommentar ausführlich beschrieben wurde. Das letzte Blatt des Typoskripts (folgend auf BS 19 b, Bl. 22), und damit die letzte Replik Don Juans, fehlt. Es wurde unter Rückgriff auf die Kommentierte Werkausgabe (KW 9, S. 72) ergänzt, da die dort von Krischke verwendete Textgrundlage mit großer Wahrscheinlichkeit dem hier verwendeten Typoskript entspricht. Die emendierte Endfassung folgt den Rechtschreibregeln der Entstehungszeit (Duden 1929). Davon abweichend werden Horváths Eigenheiten der Fremdwortschreibung beibehalten, vor allem die Schreibung französischer Fremdwörter wie „Couvert“, „Affaire“ etc. Die gemischte Schreibung „Cognak“ wurde zu „Cognac“ verbessert. Die dem Typoskript eigene Absatzgestaltung wurde normalisiert. Die schreibmaschinenbedingte Realisierung der Umlaute „Ä“, „Ö“ und „Ü“ als „Ae“, „Oe“, „Ue“ wurde nicht wiedergegeben. Alle weiteren Normalisierungen finden sich in den Editionsprinzipien am Ende dieses Bandes aufgelistet (vgl. S. 502).
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Chronologisches Verzeichnis
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Simulationsgrafiken
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Simulationsgrafik zu K5/TS10/A1–A3, A11 (I. Akt)
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Simulationsgrafik zu K5/TS10/A4–A8, A11 (II. Akt)
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Simulationsgrafik zu K5/TS10/A5–A8, A11 (III. Akt)
494
Simulationsgrafik zu K5/TS10/A5–A8, A11 (III. Akt, Fortsetzung)
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Simulationsgrafik zu K5/TS10/A9–A11 (Vorwort etc.)
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Anhang
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Editionsprinzipien
Editionsprinzipien Die Wiener Ausgabe (WA) sämtlicher Werke Ödön von Horváths ist eine historischkritische Edition. Sie umfasst alle abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke sowie alle verfügbaren Briefe und Lebensdokumente des Autors. Den Ausgangspunkt bilden die umfangreichen werkgenetischen Materialien aus dem Nachlassbestand des Autors im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (teilweise als Leihgabe der Wienbibliothek im Rathaus). Die einzelnen Bände der WA sind in Vorwort, Text- und Kommentarteil gegliedert. In ihrem Zusammenspiel machen diese Teile den Entstehungsprozess der Werke transparent und bieten die Möglichkeit eines schrittweisen Nachvollzugs bis in die Letztfassungen der Texte. Das Vorwort skizziert die Entstehungsgeschichte unter Miteinbeziehung der zeitgenössischen Rezeption. Der Textteil reiht die genetischen Materialien chronologisch, wobei die Edition in Auswahl und Textkonstitution auf Lesbarkeit zielt. Dem Lesetext ist ein kritisch-genetischer Apparat beigegeben. Dieser macht die Änderungsprozesse des Autors deutlich, auf denen die konstituierten Fassungen basieren, ferner verzeichnet er alle Eingriffe der Herausgeber. Die Endfassung des Werkes wird zusätzlich in emendierter Form dargestellt. Im Kommentarteil findet sich ein chronologisches Verzeichnis, das alle vorhandenen Textträger formal und inhaltlich beschreibt und Argumente für die Reihung der darauf befindlichen Entwürfe (E) und Textstufen (TS) sowie für die Konstitution der innerhalb der Textstufen vorliegenden Fassungen liefert. Simulationsgrafiken dienen zur Darstellung komplexer genetischer Vorgänge.
1 Textteil 1.1 Genetisches Material Das genetische Material wird in zwei unterschiedlichen Formen zur Darstellung gebracht: Entwürfe erscheinen in diplomatischer Transkription, Fassungen innerhalb von Textstufen werden linear konstituiert. 1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) Von genetischen Materialien, deren Topografie sich nicht in eine lineare Folge auflösen lässt, wird eine diplomatische Transkription geboten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Entwürfe (E), in denen Horváth auf meist nur einem Blatt in Form von Strukturplänen u.ä. das grobe Konzept von Werken und Werkteilen oder knappe Textskizzen entwirft. Die diplomatische Transkription versteht sich als eine Orientierungshilfe zur Entzifferung des nebenstehend faksimilierten Originals und gibt dessen Erscheinungsbild nicht in allen Details, sondern nur insofern wieder, als dies der Ermöglichung einer vergleichenden Lektüre dient. Den verwendeten Schriftgrößen kommt dabei keine distinktive Funktion zu; sie dienen dazu, die räumlichen Verhältnisse des Originals annähernd wiederzugeben. Folgende Umsetzungen finden statt:
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Überschriebene Zeichen oder Wörter werden links neben den ersetzenden wiedergegeben, wobei der ursprüngliche Ausdruck gestrichen und der neue Ausdruck mittels zweier vertikaler Linien eingeklammert wird: tä|e|xt; |text|text|. Unlesbare Wörter erscheinen als { }, gegebenenfalls mehrfach gesetzt; unsicher entzifferte Zeichen und Wörter als: te{x}t, {text}. Gestrichener Text in Zeilen erscheint als: text. Vertikale oder kreuzförmige Streichungen werden als solche dargestellt. Mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie gekennzeichneter Text wird als solcher wiedergegeben. Unterstreichungen erscheinen als: text, text. Deutlich von einem Wort abgesetzte Punkte werden entsprechend dargestellt: text . Eingerahmte oder in eckige Klammern gestellte Ziffern, Wörter und Textpassagen erscheinen als: [text], gegebenenfalls auch über mehrere Zeilen gestellt. Der vom Autor zur Strukturierung verwendete Stern (manchmal eingekreist und bis hin zu dicken schwarzen Punkten intensiviert) erscheint als: . Das vom Autor zur Strukturierung verwendete große X erscheint als: . Von Horváth zur Markierung verwendete An- und Durchstreichungen werden individuell angepasst wiedergegeben. Verweispfeile und Linien werden schematisch dargestellt, sofern sie Wörter und Textblöcke miteinander verbinden. Dienen solche Zeichen der Abgrenzung von Textteilen, werden sie nicht wiedergegeben. Liegen auf einem Blatt mehrere Entwürfe nebeneinander, werden diese ab dem zweiten Entwurf zur besseren Unterscheidung grau hinterlegt. Aktuell nicht relevanter Text (Entwürfe zu anderen Werken und Werkvorhaben) erscheint in grau 50 %: text. Die im Zuge der Berliner Bearbeitung von Horváths Nachlass partiell vorgenommene Transkription schwer lesbarer Wörter bzw. allfällige Kommentare direkt in den Originalen erscheinen kursiv und in grau 50 %: text.
1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) Textausarbeitungen des Autors, die eine lineare Lektüre zulassen, werden (ohne Faksimileabdruck) konstituiert. Hierbei handelt es sich um Fassungen oft im Rahmen umfänglicher Textstufen (TS). Folgende Prinzipien kommen zur Anwendung: x
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Schichtwahl: Im Lesetext wird entweder die Grundschicht oder die in der jeweiligen Arbeitsphase gültige Korrekturschicht einer Textstufe ediert. Die Grundschicht wird im Allgemeinen dann gewählt, wenn es um die Präsentation frühester Schreibansätze geht; in eher seltenen Fällen liegen Typoskripte auch ohne handschriftliche Korrekturschichten vor. Ein genauer Ausweis der Schichtwahl (im Fall des Vorliegens komplexer Schichtungen differenziert nach unterschiedlichen Schreibwerkzeugen und Farben – z.B. schwarze Tinte, roter Buntstift) erfolgt im chronologischen Verzeichnis. Punktuelle Streichungen und Einfügungen, die aus einer späteren Bearbeitungsphase stammen, weil das Material im Laufe des Produktionsprozesses dorthin weitergewandert ist, werden im Lesetext nicht berücksichtigt. Besondere Auffälligkeiten werden gegebenenfalls im chronologischen Verzeichnis beschrieben.
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Textausarbeitungen, die linear in eine Fassung nicht sinnvoll integriert werden können, aber offensichtlich aus der gegenwärtigen Bearbeitungsphase stammen, erscheinen im Lesetext eingerückt und grau hinterlegt. Deutlich gesetzte Leerzeilen werden in entsprechender Anzahl wiedergegeben.
Emendiert (und im kritisch-genetischen Apparat ausgewiesen) werden offensichtliche Schreib- und Tippfehler des Autors sowie inkonsequente Ersetzungen oder offensichtlich falsche Setzungen von Figuren- oder Ortsnamen. Folgende Normierungen finden statt: Regie- und Szenenanweisungen erscheinen kursiv, Figurennamen in Kapitälchen (innerhalb von Regie- oder Szenenanweisung nur dann, wenn sie vom Autor grafisch hervorgehoben wurden, ansonsten bleiben sie ohne Auszeichnung). Von Horváth hs. fallweise anstelle von (runden Klammern) gesetzte [eckige Klammern] werden als runde Klammern wiedergegeben. Autortext erscheint in Times New Roman 11,75 pt. Herausgebertext innerhalb des Autortextes wird unter Backslashes in Helvetica 8,75 pt. gesetzt; im Einzelnen umfassen diese Eintragungen den Abbruch von Textbearbeitungen ohne Anschluss an den folgenden Text bzw. am Ende von Texten durch den Eintrag: \Abbruch der Bearbeitung\ sowie den Verlust von Text (z.B. durch Abriss oder Blattverlust): \Textverlust\. Unsicher entzifferte Buchstaben bzw. unsicher entzifferte Wörter erscheinen als: te{x}t, {text}; unleserliche Wörter (gegebenenfalls mehrfach gesetzt) als: { }. Blattwechsel wird durch angezeigt, die Angabe des neuen Textträgers mit Signatur erfolgt in der Randspalte. Die Ansatzmarke: text kennzeichnet im Lesetext Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungsvorgängen des Autors oder Eingriffen der Herausgeber hervorgegangen sind; nachgewiesen wird beides im kritisch-genetischen Apparat. B
N
1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat Werden Fassungen in der Grundschicht ediert, verzeichnet der kritisch-genetische Apparat die Veränderungsprozesse nur in dieser Schicht (Sofortkorrekturen). Werden Fassungen in der Korrekturschicht ediert, verzeichnet er alle Änderungsprozesse im Übergang von der Grundschicht zur Korrekturschicht; Sofortkorrekturen in der Grundschicht werden hier nicht mehr verzeichnet, sondern als Ausgangspunkt gesetzt. Ferner weist der kritisch-genetische Apparat alle Eingriffe der Herausgeber nach (diese werden von Herausgeberkommentaren eingeleitet, wie z.B. korrigiert aus:, gestrichen:, gemeint ist:). Autortext erscheint in Times New Roman 8,5 pt., Herausgebertext in Helvetica 7 pt.
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1.2 Emendierter Text (Endfassung) Die Endfassung des Textes wird zusätzlich in emendierter Form wiedergegeben. Die Basis dafür bieten die zeitgenössischen Rechtschreibregeln (Duden 1929). Horváth selbst hatte gegen die Normierung von Texten, die er zum Druck gab, nichts einzuwenden. Dies gilt für seine selbstständigen Publikationen ebenso wie für den Abdruck von Texten in Zeitschriften und Zeitungen. Gegenüber den (nicht immer konsequent gepflogenen) Eigentümlichkeiten von Horváths Schreibung ergeben sich Abweichungen vor allem in folgenden Punkten: x
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Zusammengeschriebene Wörter und Wortgruppen wie „garnicht“, „garkein“, „nichtmehr“ werden getrennt. Doppel-s anstelle von ß wird berichtigt (mit Ausnahme des Doppel-s im Format Figurennamen, z.B. G ROSSMUTTER ). Die Interjektionen, bei Horváth oft: „A“ und „O“, werden auf „Ah“ und „Oh“ vereinheitlicht. Falschschreibung von Fremdwörtern wird korrigiert, sofern es sich nicht um stilistische Setzungen handelt. Werden bereits zu Horváths Lebzeiten gemäß zeitgenössischer Rechtschreibkonvention veraltete Fremdwortschreibungen verwendet (z.B. „Affaire“, „Couvert“), so wird die Schreibung Horváths beibehalten. Fehlende Accents werden nachgetragen, ebenso fehlende Punkte, auch in „usw.“ etc. Gedankenstriche, die in Typoskripten als -- realisiert sind, erscheinen als –. Die groß geschriebene Anrede „Du“, „Ihr“ etc. wird klein gesetzt, die Höflichkeitsform erscheint groß. Ebenfalls groß bleiben persönliche Anreden in Zitaten innerhalb von Figurenreden (z.B. in von Figuren vorgelesenen Briefen, Schildern etc.). Kleinschreibung am Beginn ganzer Sätze nach Doppelpunkten und Gedankenstrichen wird korrigiert. Kommasetzung, im Einzelnen: – Überzählige Kommata in als- und wie-Vergleichen werden getilgt. – Fehlende Kommata in vollständigen Hauptsätzen, die durch „und“ oder „oder“ verbunden sind, werden ergänzt; ebenso in Relativsätzen und erweiterten Infinitiv- und Partizipialgruppen. – Nach Interjektionen wie „Ja“, „Nein“, „Na“, „Ah“, „Oh“, „Geh“ wird nur dann ein Komma gesetzt, wenn die Interjektionen betont sind und hervorgehoben werden sollen. Wenn sie in den Folgetext integriert sind, werden sie nicht durch Kommata getrennt, z.B. „Na und?“ Grammatikalische Fehler werden nur soweit korrigiert, als es sich dabei nicht um stilistische Setzungen handelt; alle dialektal geprägten Formen bleiben erhalten. Normierungen in Regieanweisungen: Bilden Regieanweisungen ganze Sätze (auch in Verbindung mit vorangegangenen Figurennamen), so wird abschließend ein Punkt gesetzt.
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2 Kommentarteil 2.1 Chronologisches Verzeichnis Das chronologische Verzeichnis beschreibt alle zu einem Werk vorhandenen Textträger und sichert die Reihung der darauf befindlichen werkgenetischen Einheiten argumentativ ab. Textträger und Text werden getrennt sigliert: Die Materialsigle bezeichnet den Textträger und unterscheidet Handschrift (H), Typoskript (T) und Druck (D). Die Textsigle bezeichnet die auf dem Textträger befindliche werkgenetische Einheit und differenziert Entwürfe (E) und Textstufen (TS) mit teilweise mehreren Ansätzen (A). Die Beschreibung des Textträgers umfasst folgende Elemente: Signatur: Wiener Signatur (ÖLA bzw. IN) des Nachlassbestandes und Berliner Signatur (BS), gegebenenfalls auch andere Angaben zu Bezeichnung und Herkunft des Textträgers Materielle Beschreibung: Umfang, Papierart samt Angaben über spezielle Erscheinung, Größe in Millimeter, Angabe über Teilung, Faltung, Reißung o.ä., Wasserzeichen, Schreibmaterial, Paginierung vom Autor samt Seitenzahlen und Blattnachweisen, Eintragungen fremder Hand Der Beschreibung des Textträgers folgt eine Auflistung und formale Beschreibung der auf dem jeweiligen Textträger befindlichen Entwürfe, Textstufen und Ansätze. Umfasst ein Textträger mehrere werkgenetische Einheiten und ist eine dieser Einheiten im Entstehungsprozess später einzuordnen, wird sie erst dort verzeichnet und kommentiert. Die Beschreibung des Textträgers wird an der späteren Stelle wiederholt. Auch das Weiterwandern von Textträgern (durch Übernahme von Blättern in spätere Fassungen) wird vermerkt. Sofern die Entwürfe und Fassungen veröffentlicht sind, wird deren Erstdruck in einer abschließenden Zeile verzeichnet. Das konkrete Erscheinungsbild der Texte in den Erstdrucken weicht jedoch von den in der Wiener Ausgabe gebotenen Neueditionen oftmals gravierend ab. Der nachfolgende werkgenetische Einzelkommentar beschreibt die Entwürfe, Textstufen und Ansätze auch inhaltlich. Argumente für deren Reihung (manchmal in Form von gesetzten Wahrscheinlichkeiten) werden genannt und Beziehungen zu anderen Einheiten im werkgenetischen Material hergestellt; gegebenenfalls wird auch auf den Zusammenhang mit anderen Werken des Autors verwiesen. Folgende werkgenetische Begriffe finden Verwendung: Konzeption Als Konzeption (K) gilt eine übergeordnete Gliederungseinheit des genetischen Materials innerhalb eines Werkes. Sie bezeichnet eine meist längere Arbeitsphase, die sich durch eine prinzipielle Annahme des Autors über die makrostrukturelle Anlage des Werkes von einer anderen Phase deutlich unterscheidet. Einzelne Konzeptionen sind durch Unterschiede in der Struktur (drei Teile/sieben Bilder/etc.) und/oder wichtige Strukturelemente (zentrale Motive und Schauplätze, Figurennamen der Hauptpersonen etc.) voneinander getrennt.
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Vorarbeit Frühere Werkvorhaben, aus denen der Autor im Zuge der Entstehungsgeschichte eines Werkes einzelne Elemente entlehnt und/oder übernimmt, werden dem jeweiligen Werk als Vorarbeiten (VA) zugeordnet. Im Falle des Vorliegens mehrerer Vorarbeiten werden diese nach genetischen Zusammenhängen gruppiert und/oder in eine Folge gebracht. Entwurf In einem Entwurf (E) legt Horváth die Gesamtstruktur eines Werkes oder eines einzelnen Strukturelements (Bild, Kapitel, Szene, …) fest. Entwürfe sind fast ohne Ausnahme handschriftlich ausgeführt und zumeist auf ein einziges Blatt beschränkt. Zur näheren Beschreibung stehen (spezifisch für den Dramentext) folgende Begriffe zur Verfügung: x
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Strukturplan: Skizzierung des Gesamtaufbaus eines Werkes bzw. einer Werkkonzeption (enthält z.B. Gliederung in Akte oder Teile, Szenen, Titeleintrag und -varianten, Schauplätze, knappe Schilderung wichtiger Handlungselemente und erste Repliken einzelner Figuren). Konfigurationsplan: Skizzierung einzelner Szenen (= Auftritte). Skizze: Punktuell bzw. schematisch ausgearbeitete Textsequenz. Der Begriff wird auch für grafische Entwürfe (z.B. zum Bühnenbild) verwendet. Darüber hinaus können Entwürfe auch lose Notizen zu Motiven, Figuren, Schauplätzen, Dialogpassagen oder Handlungselementen enthalten.
Textstufe Eine Textstufe (TS) bezeichnet eine klar abgrenzbare Arbeitseinheit im Produktionsprozess, die intentional vom Anfang bis zum Ende einer isolierten Werkeinheit (Bilderfolge, Bild, Akt, Kapitel, Unterkapitel, …) reicht und (anders als der Entwurf) bereits der konkreten Ausformulierung des Textes dient. Materiell umfasst der Begriff alle Textträger, die der Autor in dieser Arbeitseinheit durch schriftliche Bearbeitung oder Übernahme aus einer frühen Arbeitsphase zur Zusammenstellung aktueller Fassungen verwendet hat. Ansatz Ein neuer Ansatz (A) liegt dann vor, wenn der Autor innerhalb einer Textstufe eine materielle Ersetzung von Textträgern oder Teilen davon (Blattbeschneidungen, Austausch von Blättern) vornimmt. Innerhalb einer Textstufe bilden die einander folgenden Ansätze eine genetische Reihe; textlich repräsentiert sich in ihnen in der jeweils gültigen Textschicht die jeweils aktuelle Fassung des Textes. Der letzte Ansatz einer Textstufe, d.h. der letztmalige Austausch von Textträgern, bildet die materielle Grundlage der letzten Fassung innerhalb der jeweiligen Textstufe. Die Abfolge der Ansätze innerhalb einer Textstufe wird in komplizierten Fällen in Simulationsgrafiken dargestellt. Fassung Der Begriff der Textstufe ist ein dynamischer; er bezeichnet die Gesamtheit des in einer Arbeitsphase vorliegenden genetischen Materials, das in Grund- und Korrekturschicht und in verschiedene Ansätze differenziert sein kann. Der Begriff der
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Fassung bezeichnet im Gegensatz dazu die konkrete Realisation eines singulären Textzustandes (z.B. K1/TS7/A5 – Korrekturschicht). Die Fassungen, die im Textteil konstituiert werden, stellen eine Auswahl innerhalb einer Vielzahl von Möglichkeiten dar. Der Produktionsprozess wird von ihnen an möglichst aussagekräftig gesetzten Punkten unterbrochen, und ein jeweils aktuelles Textstadium linear fixiert. Vorarbeiten und Konzeptionen, Entwürfe, Textstufen und Ansätze werden im chronologischen Verzeichnis über Siglen gereiht, die Reihung von TS und E erfolgt innerhalb der jeweiligen Kategorie, sodass sich als genetische Abfolge z.B. ergeben kann: K2/E1, K2/TS1, K2/TS2/A1, K2/TS2/A2, K2/E2, K2/E3, K2/TS3 usw.
2.2 Simulationsgrafiken In den Simulationsgrafiken wird die Abfolge von Ansätzen innerhalb einer Textstufe dargestellt und zwar in der Art, dass die Textträger mit syntagmatisch zusammengehörendem Text untereinander stehen und die ersetzenden Textträger rechts von den ersetzten positioniert werden. Ausgangspunkt der Darstellung ist der früheste Ansatz der jeweiligen Textstufe. Die Textträger werden an allen rekonstruierbaren Positionen abgebildet und damit die materiellen Vorgänge der Textentstehung und -ersetzung simuliert. Die ungefähre Form des Textträgers ist in der Grafik durch einen Rahmen wiedergegeben. Die Paginierung Horváths – so vorhanden – und die Berliner Blattnummer sind eingetragen. An seiner ersten Position wird der Textträger mit durchgezogenen Rahmenlinien dargestellt, an allen späteren mit strichlierten, wobei der Textträger so lange eingeblendet bleibt, wie er Gültigkeit hat. Die doppelt-strichpunktierten Linien kennzeichnen Schnitte, die punktierten Linien „Klebenähte“, die nach dem Ankleben von neuem Text auf den Originalen erkennbar sind. Zur Illustration der Funktionsweise dient die nachstehend abgebildete Simulationsgrafik zu einer Textstufe der Hofrat-Konzeption aus Geschichten aus dem Wiener Wald. Diese Grafik, die ausschließlich Material der Mappe BS 37 c darstellt, zeigt einen relativ gleichmäßig verlaufenden Produktionsprozess: Horváth beginnt (links oben eingetragen) auf Bl. 14 mit der Ausarbeitung des Bildes, bricht jedoch mitten auf Bl. 15a ab, setzt auf Bl. 15b mit dem Text neu an und kommt bis Bl. 17. Er korrigiert den Text dieser Blätter handschriftlich und macht sich am Fuß von Bl. 17 Notizen zum weiteren Textverlauf. Auf Bl. 18 und 19 schreibt er den Text von Bl. 17 ins Reine und setzt ihn dann auf Bl. 19 neu fort, bricht jedoch wieder ab, noch bevor er das Blatt vollgeschrieben hat. Bl. 19 wird dann durch Bl. 20 ersetzt, Bl. 20 gemeinsam mit Bl. 21 durch Bl. 22–24. In dieser Art schreibt sich Horváth in immer neuen Ansätzen bis ans Ende des Bildes durch. Bei Bl. 32 wendet der Autor ein Verfahren an, das ihm kürzere Rückschritte ermöglicht: Er schneidet Bl. 32a von Bl. 32 ab und klebt ein Stück mit neuem Text an. Die anschließenden Blätter 33 bis 37 sind in einem Zug geschrieben.
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Siglen und Abkürzungen
Siglen und Abkürzungen Schriftarten (allgemein) Times New Roman
Autortext
Helvetica
Herausgebertext, im Autortext in Backslashes
Diplomatische Transkriptionen (Entwürfe) text, text
getilgtes Zeichen, getilgter Text. Tilgungen über mehrere Zeilen (meist durch Kreuz) werden grafisch entsprechend dargestellt
tä|e|xt
überschriebenes und ersetzendes Zeichen
text |text|
überschriebener und ersetzender Text
text, text
unterstrichener Text
text
unterwellter Text; mit Fragezeichen überschriebener Text wird grafisch entsprechend dargestellt
[text]
eingerahmter oder in eckige Klammern gestellter Text oder Ziffer; falls über mehrere Zeilen reichend, grafisch entsprechend dargestellt Strukturierungszeichen: Stern, Punkt Strukturierungszeichen: großes
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
Times New Roman, 50 % grau
Eintragung fremder Hand, Berliner Bearbeitung
Times New Roman, 50 % grau
aktuell nicht relevanter Text grau hinterlegte Fläche zur Abgrenzung verschiedener Ent-
\E1\
würfe
Lineare Konstitutionen (Fassungen) B
textN, B N
Ansatzmarke; kennzeichnet Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungen des Autors hervorgegangen sind, sowie Eingriffe der Herausgeber Blattwechsel; Angabe des Textträgers in der Randspalte eingerückt, grau hinterlegt. Textzusätze des Autors in der aktuellen Fassung, die sich in den Lesetext linear nicht integrieren lassen
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
\Abbruch der Bearbeitung\ \Textverlust\
Herausgebertext im Autortext
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Siglen und Abkürzungen
Kritisch-genetischer Apparat text\e/
nachträglich eingefügtes Zeichen
\text/
nachträglich eingefügter Text
text[e]
getilgtes Zeichen
[text]
getilgter Text
t[ä]|e|xt,
getilgtes Zeichen in Verbindung mit Ersetzung
[text] |text|
getilgter Text in Verbindung mit Ersetzung
[text]|text|
überschriebener Text
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggfs. mehrfach gesetzt
[text]
rückgängig gemachte Tilgung
text
mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie versehener Text
!text"!text"
durch Verweisungszeichen des Autors umgestellter und gegenseitig ausgetauschter Text
text f text [text]f x
Text von bis Textverschiebung
x
neuer Textanschluss
text2 text1
geänderte Wortfolge
(1), (2) …
Variantenfolge
gestrichen: gemeint ist: verweist auf K2/TS3:
irrorrp
korrigiert aus:
Herausgeberkommentare in Helvetica 7,5 pt.
Signaturen ÖLA
(ehemals: Österreichisches) Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien
BS
Berliner Signatur
IN
Inventarnummer (Signatur der Wienbibliothek im Rathaus)
ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 5
Signatur Österreichisches Literaturarchiv
IN 221.003 – BS 12 d, Bl. 3
Signatur Wienbibliothek im Rathaus
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Siglen und Abkürzungen
Abkürzungen K
Konzeption
H
Handschrift
T
Typoskript
TS
Textstufe
A
Ansatz
E
Entwurf
Bl.
Blatt
Pag.
Pagina (vom Autor eingefügt)
hs.
handschriftlich
masch.
maschinenschriftlich
fragm.
fragmentarisch
r
recto (Vorderseite)
v
verso (Rückseite)
o. BS
ohne Berliner Signatur
teilw.
teilweise
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Siglen und Abkürzungen
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Literaturverzeichnis
Literaturverzeichnis GW GWA GA
Horváth 1931 Horváth 1937 Horváth 1938 Horváth 1961 KW KW 15 KW 16 WA
Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Dieter Hildebrandt/Walter Huder/Traugott Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970–71. Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 8 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke/Dieter Hildebrandt. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2., verbesserte Auflage 1978. Ödön von Horváth: Gesammelte Werke in 4 Bänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988 (= Gedenkausgabe anlässlich des 50. Todestages, Abdruck von Texten und genetischem Material aus den Gesammelten Werken und Bibliothek Suhrkamp-Bänden, der 5. Band mit Skizzen, Fragmenten und einem Gesamtkommentar ist nicht erschienen). Ödön von Horváth: Geschichten aus dem Wiener Wald. Volksstück in drei Teilen. Berlin: Propyläen 1931. Ödön von Horváth: Der jüngste Tag. Schauspiel in sieben Bildern. Wien [u.a.]: Georg Marton 1937. Ödön von Horváth: Ein Kind unserer Zeit. Roman. Amsterdam: Allert de Lange 1938. Ödön von Horváth: Stücke. Hg. von Traugott Krischke. Mit einem Nachwort von Ulrich Becher. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1961. Ödön von Horváth: Kommentierte Werkausgabe in 14 Einzelbänden. Hg. v. Traugott Krischke unter Mitarbeit von Susanna Foral-Krischke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1985–88. Ödön von Horváth: Himmelwärts und andere Prosa aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2001. Ödön von Horváth: Ein Fräulein wird verkauft und andere Stücke aus dem Nachlass. Hg. v. Klaus Kastberger. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2005. Ödön von Horváth: Wiener Ausgabe sämtlicher Werke. Historisch-kritische Edition am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek. Hg. v. Klaus Kastberger. Berlin: de Gruyter 2009ff.
Bartsch, Kurt: Ödön von Horváth. Stuttgart/Weimar: Metzler 2000. (Bartsch 2000) Csokor, Franz Theodor: Zeuge einer Zeit. Briefe aus dem Exil 1933–1950. München/Wien: Albert Langen/Georg Müller 1964. Dronske, Ulrich: Der Schneemann ist müd. Anmerkungen zu Arthur Schnitzlers Casanovas Heimfahrt und Ödön von Horváths Don Juan kommt aus dem Krieg. In: Karlavaris-Bremer/Müller/ Schulenburg 2001, S. 111–120. Geboren in Fiume: Ödön von Horváth 1901–1938. Lebensbilder eines Humanisten. Hg. v. Ute Karlavaris-Bremer/Karl Müller/Ulrich N. Schulenburg. Wien: Löcker/Sessler 2001. (KarlavarisBremer/Müller/Schulenburg 2001) Gounaridou, Kiki: Horváth’s Don Juan. An Actor ‚in Search of His Soul‘. In: Maske und Kothurn 42, H. 2–4 (1996), S. 115–119. Günther, Gisela: Die Rezeption des dramatischen Werkes von Ödön von Horváth von den Anfängen bis 1977. Univ.-Diss. Göttingen 1978. H., R.: Don Juan kommt zurück. In: Die Presse, 14. 11. 1952. Haag, Ingrid: Der weiße Mantel der Unschuld. Dramatische Textur eines Horváthschen Motivs. In: Kastberger 2001, S. 63–73. Hein, Jürgen: Die „Fronttheater“-Szene in Ödön von Horváths Don Juan kommt aus dem Krieg. Notizen zur Edition und Interpretation. In: Kastberger 2001, S. 92–107. (Hein 2001) Kabic, Slavija: Das Don-Juan-Motiv bei Ödön von Horváth und Max Frisch. In: Karlavaris-Bremer/ Müller/Schulenburg 2001, S. 121–138. Kastberger, Klaus: Revisionen im Wiener Wald. Horváths Stück aus werkgenetischer Sicht. In: Kastberger 2001, S. 108–130.
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Literaturverzeichnis
„Leben ohne Geländer“. Briefwechsel zwischen Franz Theodor Csokor und Ödön von Horváth aus den Jahren 1933 bis 1938. Zusammengestellt und kommentiert von Traugott Krischke. In: Lebensbilder eines Humanisten. Ein Franz Theodor Csokor-Buch. Hg. v. Ulrich N. Schulenburg unter Mitarbeit von Helmut Stefan Milletich. Wien: Löcker/Sessler 1992, S. 139–172. (Krischke 1992) Lechner, Wolfgang: Mechanismen der Literaturrezeption in Österreich am Beispiel Ödön von Horváths. Stuttgart: Akademischer Verlag Hans-Dieter Heinz 1978. Mythos Don Juan. Zur Entwicklung eines männlichen Konzepts. Hg. v. Beatrix Müller-Kampel. Leipzig: Reclam 1999. Ödön von Horváth. Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Hg. v. Klaus Kastberger. Wien: Zsolnay 2001. (Kastberger 2001) Oesterreich, Volker: Die erotischen Eskapaden eines Melancholikers. In: Berliner Morgenpost, 17. 1. 1993. Reuther, Gabriele: Ödön von Horváth. Gestalt, Werk und Verwirklichung auf der Bühne. Univ.-Diss. Wien 1962. Rollett, Edwin: Don Juan kehrt zurück. Premiere im „Theater der Courage“. In: Wiener Zeitung, 16. 11. 1952. Schnitzler, Christian: Der politische Horváth. Untersuchungen zu Leben und Werk. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 1990.
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Inhalt (detailliert)
Inhalt (detailliert) Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Konzeption 1: Ein Don Juan unserer Zeit – Zeitstück . . . . . . . . Strukturplan in sechs Bildern (K1/E1) . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in drei Akten (K1/E2–E3) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in neunzehn Bildern (K1/E4) . . . . . . . . . . . . Titelentwürfe (K1/E5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes (K1/TS1) . . . . . . . . . Fassung des 1. bis 5. Bildes (K1/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern (K1/E6) . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des 6. bis 9. Bildes (K1/TS3) . . . . . . . . . . . . . . . Fassung eines Bildes (K1/TS4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Bildern (K1/E7) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in vier Akten (K1/E8) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in vier Akten (K1/E9) . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung (Roman) (K1/TS5) . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. bis 8. Bildes (K1/TS6) . . . . . . Werkverzeichnisse (K1/E10–E11) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in vierzehn Bildern (K1/E12) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in fünf Akten (K1/E13) . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste (K1/E14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in vier und sechs Bildern zum I. Akt (K1/E15–E16) Strukturpläne in sechs Bildern zum I. Akt (K1/E17–E19) . . . . . Strukturpläne (K1/E20–E24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne (K1/E25–E26) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sechs und sieben Bildern (K1/E27–E29) . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E30) . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in fünf Bildern (K1/E31, E34–E35) . . . . . . . . . . Strukturpläne in vier und fünf Bildern (K1/E32–E33) . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern (K1/E36) . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne (K1/E37–E45) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern zum I. Akt (K1/E46) . . . . . . . Strukturplan in zwei Akten (K1/E47) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in fünf Teilen (K1/E48) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in fünf Akten (K1/E49) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Teilen (K1/E50) . . . . . . . . . . . . . . Fassung eines Bildes des II. Teils (K1/TS7) . . . . . . . . . . . . Figurenliste (K1/E51) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in vier Bildern zum II. Teil (K1/E52–E54) . . . . . . Strukturplan in fünf Bildern zum II. Teil (K1/E55) . . . . . . . . Fassung des 1. Bildes des II. Teils (K1/TS8) . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Teilen (K1/E56) . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in zwei Teilen (K1/E57) . . . . . . . . . . . . . . . Chansons (K1/E58–E59) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
Konzeption 2: Ein Don Juan unserer Zeit – Filmexposés Filmexposé (K2/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . Filmexposé (K2/TS2) . . . . . . . . . . . . . . . . Filmexposé (K2/TS3) . . . . . . . . . . . . . . . .
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Konzeption 3: Ein Don Juan unserer Zeit – Großmutter . . . . . . . Strukturplan in sechs Bildern zum I. Teil (K3/E1) . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben und zwei Bildern zum I. Teil (K3/E2–E4) . Strukturplan in sieben Bildern (K3/E5) . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in zwei Bildern (K3/E6) . . . . . . . . . . . . . . . Fassung des 5. Bildes (K3/TS1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notiz (K3/E7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 6. Bildes (K3/TS2) . . . . . . . . . Strukturplan in sieben Bildern zum I. Teil (K3/E8) . . . . . . . . Strukturplan in fünf Bildern zum II. Teil (K3/E9) . . . . . . . . . Strukturpläne in zwei und fünf Bildern zum I. Teil (K3/E10–E12) . Strukturplan in sieben Teilen (K3/E13) . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne, Dialogskizzen zum II. Teil (K3/E14–E18) . . . . . . Strukturplan in sechs Teilen (K3/E19) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in sechs und drei Teilen (K3/E20–E24) . . . . . . . Strukturplan in sechs Bildern zum II. Teil (K3/E25) . . . . . . . . Fassung des 1. Bildes des II. Teils (K3/TS3) . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in drei und zwei Bildern zum II. Teil (K3/E26–E27) . Strukturplan in sieben Bildern (K3/E28) . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen (K3/E29) . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in drei Teilen (K3/E30) . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in sechs Teilen (K3/E31) . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in vier und sechs Bildern zum II. Teil (K3/E32–E34) . Replik und Notiz (K3/E35) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes des I. Aktes (K3/TS4) . . . Fragmentarische Fassung des II. Aktes (K3/TS5) . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K3/TS6) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K3/TS7) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K3/TS8) . . . . . . . . . .
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Konzeption 4: Don Juan kommt aus dem Krieg in vier Teilen . Fragmentarische Fassung des 6. Bildes des I. Aktes (K4/TS1) Fragmentarische Fassung eines Bildes des I. Teils (K4/TS2) . Fragmentarische Fassung zweier Bilder (K4/TS3) . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS4) . . . . . . . Fragmentarische Fassung des 1. Bildes des II. Teils (K4/TS5) Figurenliste zum 1. Bild des II. Aktes (K4/TS6) . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS7/A1) . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS7/A2) . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS7/A3) . . . . . Strukturpläne (K4/E1–E3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in vier Akten (K4/E4) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in fünf Akten (K4/E5) . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen, Strukturplan (K4/E6–E8) . . . . . . . . . . . Fassung des 1. und 2. Bildes des II. Aktes (K4/TS8) . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K4/TS9) . . . . . . . Strukturplan in vier Akten (K4/E9) . . . . . . . . . . . . . Konfigurationsplan, Strukturplan (K4/E10–E11) . . . . . . . Strukturplan zum II. und III. Akt (K4/E12) . . . . . . . . . Strukturplan zum I.–IV. Akt (K4/E13) . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
Konzeption 5: Don Juan kommt aus dem Krieg in drei Akten . . . . . Strukturplan zum II. und III. Akt (K5/E1) . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne zum II. und III. Akt (K5/E2–E4) . . . . . . . . . . . Fassung des 4. Bildes des II. Aktes (K5/TS1) . . . . . . . . . . . . Dialogskizze (K5/E5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze (K5/E6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Replik (K5/E7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan zum II. und III. Akt (K5/E8) . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze (K5/E9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizzen (K5/E10–E11) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze, Strukturplan in sieben Bildern (K5/E12–E13) . . . . . Dialogskizze (K5/E14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Replik (K5/E15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dialogskizze (K5/E16) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS2) . . . . . . . . . . Fassung eines Bildes (K5/TS3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS4) . . . . . . . . . . Strukturplan in neun Bildern zum II. Akt (K5/E17) . . . . . . . . Strukturplan zum II. und III. Akt (K5/E18) . . . . . . . . . . . . . Replik (K5/E19) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne in neun und fünf Bildern zum II. Akt (K5/E20–E21) . Strukturpläne in neun und drei Bildern zum II. Akt (K5/E22–E23) . Strukturplan in vier Bildern, Replik (K5/E24–E25) . . . . . . . . . Repliken (K5/E26) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS5) . . . . . . . . . . Strukturplan in zehn Bildern zum II. Akt (K5/E27) . . . . . . . . . Strukturpläne in sieben und fünf Bildern zum II. Akt (K5/E28–E29) Strukturplan zum II. und III. Akt (K5/E30) . . . . . . . . . . . . . Strukturplan zum II. und III. Akt (K5/E31) . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung eines Bildes (K5/TS6) . . . . . . . . . . Replik (K5/E32) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Notiz und Replik (K5/E33) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturpläne (K5/E34–E35) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Replik (K5/E36) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung zweier Bilder (K5/TS7) . . . . . . . . . . Fragmentarische Fassung des Vorworts (K5/TS8) . . . . . . . . . . Fassung des Vorworts (K5/TS9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Figurenliste, Notiz (K5/E37–E38) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel in drei Akten – Fragmentarische Endfassung (K5/TS10/A11) . . . . . . . . . . . Werkverzeichnis (K5/E39) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Strukturplan in zwei Bildern (K5/E40) . . . . . . . . . . . . . . .
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Don Juan kommt aus dem Krieg. Schauspiel (Endfassung, emendiert) . . . . . . . . . .
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Kommentar
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Chronologisches Verzeichnis Konzeption 1 . . . . . . . Konzeption 2 . . . . . . . Konzeption 3 . . . . . . . Konzeption 4 . . . . . . . Konzeption 5 . . . . . . . Endfassung, emendiert . .
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Inhalt (detailliert)
Simulationsgrafiken . K5/TS10/A1–A3, A11 K5/TS10/A4–A8, A11 K5/TS10/A5–A8, A11 K5/TS10/A9–A11 . .
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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Genetisches Material. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) 1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen). . . . . . . . 1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat . . . . . . . . . . . . . 1.2 Emendierter Text (Endfassung) . . . . . . . . . . . . . 2. Kommentarteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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