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German Pages 664 [666] Year 2022
Ödön von Horváth Wiener Ausgabe
Ödön von Horváth
Wiener Ausgabe sämtlicher Werke Historisch-kritische Edition Am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz herausgegeben von Klaus Kastberger
Band 18
De Gruyter
Ödön von Horváth
Briefe, Dokumente, Akten Herausgegeben von Martin Vejvar unter Mitarbeit von Orsolya Ambrus, Erwin Gartner, Nicole Streitler-Kastberger und Elisabeth Tworek Mit einem Dossier: Akten zu Ödön von Horváth eingeleitet und aktenkundlich kommentiert von Holger Berwinkel
De Gruyter
Die Forschungsarbeiten an der Wiener Ausgabe werden unterstützt vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF; P 32509) und von der Kulturabteilung der Stadt Wien. Die Forschungsarbeiten an der Wiener Ausgabe werden seit Oktober 2015 am Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt.
Dank für die Überlassung der Reprorechte an den Faksimiles an: Österreichische Nationalbibliothek, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Bundesarchiv (Koblenz/Berlin), Staatsarchiv München, Universitätsarchiv München, Schlossmuseum Murnau, Ödön-von-Horváth-Gesellschaft Murnau, ullstein bilderdienst, Monacensia, Archiv der Salzburger Festspiele. Dank für die Überlassung der Rechte an den bisher unveröffentlichten Briefen Franz Theodor Csokors an Frau Irmgard Broz-Rieder, Wien. © für die in Zeuge einer Zeit erschienenen Briefe Csokors: Ephelant-Verlag (Wien)
ISBN 978-3-11-073944-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-077408-5
Library of Congress Control Number: 2022936816
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: Dörlemann Satz, Lemförde Einbandgestaltung: Martin Zech, Bremen Druck und buchbinderische Verarbeitung: Beltz Grafische Betriebe GmbH, Bad Langensalza Printed in Germany www.degruyter.com
Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Briefe von und an Ödön von Horváth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Briefentwürfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Briefabschriften Franz Theodor Csokors . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Dokumente. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lebensdokumente und Urkunden Verträge . . . . . . . . . . . . . Varia . . . . . . . . . . . . . . . Fotografien . . . . . . . . . . .
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Quellenverzeichnis und Kommentar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Dossier: Akten zu Ödön von Horváth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Akten zu Ödön von Horváth (Holger Berwinkel) . . . . . . . . . . . . . . Aktenfaksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Regesten (Holger Berwinkel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register (Personen und Verlage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt
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Vorwort
Vorwort Allgemeiner Überblick Über die Briefe und Dokumente Ödön von Horváths sowie die ihn betreffenden behördlichen Akten zu sprechen, heißt, über Lücken zu sprechen.1 Lücken zum einen, die sich bei jeder Überlieferung von Briefen durch die zahllosen, mit ihren Adressaten verstreuten Fundorte ergeben, verschärft durch die Extremsituationen von Emigration, Exil und Krieg, die das 20. Jahrhundert und insbesondere die Zeit Horváths so nachdrücklich geprägt haben. Zum anderen auch Lücken, die sich in einer zunehmend technisierten Welt ergeben haben, in der Briefe und andere postalisch verschickte Schriftstücke nicht mehr die einzigen verlässlichen Möglichkeiten einer Kommunikation über Distanz sind. Ein Telefon zu verwenden, ist bei Horváth bereits ganz selbstverständlich. Im Umfeld der Arbeit an Glaube Liebe Hoffnung (1933) schreibt der Autor etwa an seinen Verleger Ullstein über seine bisherigen Unkosten, die er sich mit seinem Mitarbeiter Wilhelm Lukas Kristl im Tausch für eine höhere Beteiligung an der Tantieme teilen möchte: „Diese Summe (seine 45 %) beträgt bis heute RM 110.55, das sind fast nur Telefongespräche.“2 Und schließlich hat Horváth Lücken selbst (zu-)gelassen. Vor allem an seinen Korrespondenzen wird dies offensichtlich, denn der Autor hat keinen einzigen an ihn gerichteten Brief aufgehoben oder eine Durchschrift eines eigenen behalten, was in frappantem Kontrast zu seinem teils penibel aufbewahrten literarischen Nachlass steht. Sämtliche an ihn gerichteten Briefe sind nur erhalten, wenn der Absender eine Durchschrift aufbewahrt hat. In seinen jüngeren Jahren dürfte Horváth überdies seine Korrespondenz aus Angst vor fremden Lesern gezielt vernichtet haben, wie sich aus einem erhaltenen Schreiben an seine Freundin Lotte Fahr aus dem Jahr 1929 schließen lässt. Dort gibt er als Grund an, warum er eine bestimmte Sache nur mündlich mitteilen könne, „weil ich befürchte, dass der Brief in andere Hände fällt. Weiss Gott, ich werde diesen Gedanken nicht los und verbrenne diesen sofort, bitte: in Deinem Interesse.“3 Wesentlich für diese vom Autor verursachten Lücken sind aber nicht allein die technischen Möglichkeiten fernmündlicher Kommunikation und eine Bevorzugung des persönlichen Gesprächs, sondern auch seine an vielen Stellen durchscheinende Zurückhaltung, sich zu seiner Person zu äußern, die bisweilen einer Verweigerung des Autobiographischen per se nahekommt. Diese Haltung drückt sich auch im völligen Fehlen von Tagebüchern, Journalen oder ähnlichen Dokumenten aus. Die über1
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Vgl. zum Folgenden auch Martin Vejvar: Ödön von Horváths Quellenlagen. Briefe, Dokumente, Akten. In: Wernfried Hofmeister/Andrea Hofmeister-Winter (Hg.): Textrevisionen. Berlin: de Gruyter 2017, S. 229–242. Brief Ödön von Horváths an Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag) vom 5.1.1933 (B71). Brief Ödön von Horváths an Lotte Fahr vom 22.1.1929 (B10).
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Vorwort
lieferten Notizbücher beziehen sich fast ausschließlich auf die Text-Arbeit und enthalten nur in Ausnahmefällen Notizen aus dem Alltag wie Telefonnummern, Adressen u.ä.4 Der ironisch-neusachliche Lakonismus seiner um 1930 entstandenen autobiographischen Texte wie Fiume, Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien, München … (1929), die allesamt im weitesten Sinne „auf Bestellung“5 zustande gekommen sind, ist bekannt und findet sich auch später wieder. Im November 1937 etwa bittet ihn der Wiener Journalist Paul Fent aus nicht näher bekannten Gründen um einige Zeilen zu seiner Person. Horváth kommt dem zögerlich nach und entschuldigt sich gleich vorab, diese Zeilen seien „äusserlich so uninteressant aber ich kann nix dafür“. Nachdem er einen schnellen Bogen von seiner Geburt, seinem unsteten Aufwachsen und den häufigen Sprachwechseln über seine ersten Erfolge auf den Berliner Bühnen bis zum gerade erschienenen Roman Jugend ohne Gott geschlagen hat, schließt er knapp: „Das ist alles. Damit ist es auch schon aus mit mir.“6 Horváth, so lässt sich anhand dieser und anderer Selbstäußerungen feststellen, nahm sich selber nicht sonderlich wichtig und sah auch die meiste Zeit seines Lebens in den unterschiedlichen Möglichkeiten, die dem Brief als Gattung des autobiographischen Diskurses, als „durch Schreiben vergegenwärtigtes Leben“7 inhärent sind, keine für ihn probate Ausdrucksform. Briefe sind bei ihm keine Ergänzung bzw. Kommentar des Werkes, kein Bei- oder Neben-Werk, sondern in erster Linie ein Mittel zu einem kommunikativen Zweck: Kurze Grüße und Danksagungen, Ankündigungen, Terminvereinbarungen sowie knappe Auskünfte auf konkrete Fragen dominieren seine Schreiben. Auch wenn Horváth ein (auto-)biographisches Extemporieren verhältnismäßig fremd blieb, findet sich in seinen Briefen dennoch eine Vielzahl an kleinen und kleinsten expliziten wie impliziten Hinweisen, die für das Verständnis seines Werkes wie seiner Biographie unentbehrlich sind. Die veränderten Lebensbedingungen nach seiner endgültigen Emigration aus dem Deutschen Reich 1935, die ihn zu einem Vertreter der deutschsprachigen Exilliteratur machte, führten zu einer veränderten Haltung, die sich mit einer glücklichen Fügung der Überlieferung trifft. In der zunehmenden Zersplitterung der literarischen Landschaft für die Exilierten und Emigrierten wurde der briefliche Kontakt auch für Horváth zunehmend wichtiger. Walter Landauer, früher Lektor bei Kiepenheuer, nun beim Exilverlag Allert de Lange, wurde nicht nur sein bedeutsamster Verlagskontakt, sondern auch, da er sich in Amsterdam befand, ein wichtiger Korrespondenzpartner für den bis 1938 in Österreich wohnhaften Horváth.8 Dieser sehr reichhaltige Austausch konnte im Verlagsarchiv des Allert de Lange Verlags trotz seiner wechselvollen Geschichte nach dem deutschen Einmarsch in die Niederlande 1940 zumindest für das Jahr 1938 bewahrt werden.9 Der in 4 5 6 7
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Vgl. etwa das Notizbuch ÖLA 3/W 366 – o. BS aus dem Jahr 1932. Vgl. etwa die Autobiographische Notiz (auf Bestellung), WA 17/AU1/TS1. Brief Ödön von Horváth an Paul Fent vom 30.11.1937 (B126). Ulfert Ricklefs: Leben und Schrift. Autobiographische und biographische Diskurse. Ihre Intertextualität in Literatur und Literaturwissenschaft (Edition). In: editio 9 (1995), S. 37–62, hier S. 44. Vgl. die Korrespondenz beginnend ab B134. Grundlegend zu dieser Korrespondenz vgl. auch dessen erstmalige Edition sowie den Kommentar in Hansjörg Schneider: Briefwechsel Ödön von Horváth – Verlag Allert de Lange. In: Zeitschrift für Germanistik 10 (1989), H. 2, S. 169–188. Vgl. zur Geschichte des Verlagsarchivs Kerstin Schoor: Verlagsarbeit im Exil. Untersuchungen zur Geschichte der deutschsprachigen Abteilung des Amsterdamer Allert de Lange Verlages 1933–1940. Amsterdam [u.a.]: Rodopi 1992.
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Vorwort
diesen Briefen sichtbar werdende, sich ungewohnt umfassend über seine Pläne äußernde Horváth lässt die Lücken der Jahre davor besonders deutlich spüren. Wie groß der Mangel an Selbstzeugnissen Horváths nach 1945 war, macht ein Blick in die Briefedition der Gesammelten Werke (1970/1971) deutlich: Gerade 18 Briefe waren hier versammelt.10 Der bereits im Vorfeld der sogenannten Horváth-Renaissance einsetzende Horror Vacui suchte deshalb, die Lücken anderweitig zu füllen, was eine rege Sammlung wie (Neu-)Produktion von Horváth-Erinnerungen und -Anekdoten nach sich zog. Neben einzelnen Erinnerungstexten wie einem 1951 erschienenen umfangreichen Essay von Franz Theodor Csokor,11 der für den ersten, österreichischen Strang der Horváth-Rezeption bedeutsam war, ergänzte Traugott Krischke bereits die wichtige Ausgabe Stücke von 1961 um ein persönlich-biographisches Nachwort von Ulrich Becher.12 Die Gesammelten Werke wurden zu diesem Zweck von einem Materialienband der Reihe edition suhrkamp begleitet.13 Dieser enthielt zahlreiche solcher häufig erst Jahre später entstandener Erinnerungstexte, die noch dazu unterschiedslos und quasi gleichberechtigt neben authentischen Briefen und Dokumenten gemeinsam mit quellenkritisch problematischem Material wie den Briefen Franz Theodor Csokors zu stehen kamen.14 Ein gemeinsamer Nenner dieser Erinnerungen ist ihre schützende, eher das Positive hervorstreichende Haltung gegenüber Horváth, die im Sinne eines freundschaftlichen Andenkens problematische Aspekte aussparte. Der anschaulichste Fall für derartige Interventionen in Horváths Biographie ist mit Sicherheit die Rückkehr des Autors in das Deutsche Reich in den Jahren 1934/35. Diese wird zumeist zwar nicht direkt geleugnet, aber doch zu beschönigen versucht, indem seine dokumentierte Anbiederung und sein Eintritt in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller schlicht nicht erwähnt werden. Stattdessen habe Horváth den Nationalsozialismus „studieren“15 wollen, so eine wirkmächtige Formulierung der Fama, die Krischke in der Zeittafel seiner ersten Edition der Dramen von 1961 aufbrachte, die auch ihren Weg in die frühe Horváth-Monographie Kurt Kahls fand.16 Allerdings meldete Dieter Hildebrandt bereits 1975 Zweifel an dieser Darstellung der Ereignisse an und nannte die Reise nach Berlin eine „Merkwürdigkeit“ bzw. ihre Deutung durch Krischke und Kahl eine „treuherzige Version“17 der tatsächlichen Hintergründe. Diese ließen sich freilich erst einige Jahre später, nach dem Entdecken der Akte in der Reichsschrifttumskammer, erhellen.18 Krischke nennt keine Quelle für die von ihm verbreitete Version des Berlin-Aufenthalts Horváths, es ist aber nicht unplausibel, diese bei Franz Theodor Csokor 10
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Vgl. GW IV, S. 672–683, wovon einer allerdings ein Briefentwurf ist; vgl. dazu auch die Anm. 35 und 37. Vgl. Franz Theodor Csokor: Ödön von Horváth. In: Der Monat, 4. Jg., H. 33 (1951), S. 309–313. Auch abgedruckt in: Ulrich N. Schulenburg (Hg.): Lebensbilder eines Humanisten. Ein Franz Theodor Csokor-Buch. Wien: Löcker/Sessler 1992. Ulrich Becher: Stammgast im Liliputanercafé. In: Horváth 1961, S. 419–429. Traugott Krischke (Hg.): Materialien zu Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1970 (= edition suhrkamp 436). Zu Csokor vgl. insbesondere den Abschnitt „Briefabschriften Franz Theodor Csokors“. Horváth 1961, S. 438. Vgl. Kurt Kahl: Ödön von Horváth. Velber: Friedrich 1966, S. 13. Dieter Hildebrandt: Ödön von Horváth in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek: Rowohlt 1975, S. 86. Vgl. AK2; vgl. dazu auch den Abschnitt „Akten“.
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Vorwort
(oder in dessen Umfeld) zu vermuten. Csokor war unbestritten einer der engsten Freunde Horváths nach 1933, sein Briefband Zeuge einer Zeit von 1964 ist aber zugleich das Epizentrum zahlreicher die tatsächliche Geschichte klitternder HorváthMythen.19 Die in diesem Band versammelten Briefe heischen Authentizität, sie beruhen aber fast ausschließlich auf Rekonstruktionen von im Zweiten Weltkrieg vernichteten oder verlorenen Schreiben. Insbesondere in den von Csokor an Horváth gerichteten Briefen des Bandes trifft sich Faktisches mit Anekdotischem, falsch oder nur teilweise richtig Erinnertem und rein Hinzugedichtetes, was ihren Wert als Quelle drastisch einschränkt. Die in Zeuge einer Zeit gedruckten Briefe an Horváth aus den Jahren 1934/35 sind etwa konsequent an erst Jahre später genutzte Adressen gerichtet, und vermeiden peinlich genau jeden Hinweis auf das Deutsche Reich, in dem sich Horváth zu dieser Zeit aufhielt. Allein in einer im Teilnachlass Csokor erhaltenen Rekonstruktion, die für den Band vorgesehen, dann aber nicht verwendet wurde, kommt Csokor ex negativo darauf zu sprechen: In dem auf den 20. Mai 1934 datierten Schreiben (BA4) gratuliert er Horváth zu seiner neuerlichen Rückkehr aus Berlin von „der Liquidation“ seiner „dortigen Angelegenheiten“, die er geschützt durch seinen „frischen ungarischen Pass“20 erledigen hätte können. Zu diesem Zeitpunkt war Horváth schon seit über zwei Monaten nicht mehr in Wien, hatte in Berlin beim Neuen Bühnenverlag einen Vertrag über Himmelwärts (1934) unterzeichnet und würde in Bälde seinen anbiedernden, vom Neuen Bühnenverlag weitergeleiteten Brief vom 18. Juni 1934 verfassen, der ihm den Weg zu einer Mitgliedschaft beim Reichsverband Deutscher Schriftsteller und damit zu einer Publikationserlaubnis ebnen sollte.21 Der sich so reichhaltig gebende Briefwechsel mit Csokor aus dem Band Zeuge einer Zeit hatte einen starken Einfluss auf die Rezeption und konnte erst Anfang der 1990er-Jahre eindeutig als unzuverlässige Quelle identifiziert werden, die einer umfassenden Neubewertung bedurfte.22 Eine weitere Folge des Versuchs, den Mangel an Dokumenten durch Memoiren und Zeitzeugenberichte auszugleichen, war die Entstehung einer legendenhaften HorváthBiographie, die nur bedingt im Faktischen wurzelte. Horváths Person wandelte sich darin immer mehr zu einer Persona, zu einer formbaren Projektionsfläche (gewünschter) Rezeptionen, die Unstimmigkeiten mit einer scheinbar zwingenden Fabel überschrieb. Den Übergang von einer wünschenswerten „Horváth-Renaissance“ über eine hinzunehmende „Horváth-Mode“ hin zu einem abzulehnenden „Horváth-Mythos“23 konstatierte bereits Marcel Reich-Ranicki in seiner Besprechung von Horváths Werk angesichts des Erscheinens der Gesammelten Werke. Zu einem Teil griff die Rezeption nach 1945 dafür auch auf eine bereits 1938 etablierte Wahrnehmung seines tragischen Unfalltodes in Paris zurück, die den Verunglückten zu einem frühen 19
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Franz Theodor Csokor: Zeuge einer Zeit. Briefe aus dem Exil. 1933–1950. München/Wien: Langen/ Müller 1964. Briefrekonstruktion Csokors an Horváth, ohne Ort, 28.5.1934 (BA4). Vgl. zu den Ereignissen den Meldezettel M8, den Vertrag V3, den Brief B83 und die Akten AK2 und AK6 sowie die jeweiligen Kommentare dazu. Vgl. auch die Abschnitte „Briefabschriften Franz Theodor Csokors“ und „Akten“ im Folgenden. Vgl. Christian Schnitzler: Der politische Horváth. Frankfurt am Main [u.a.]: Peter Lang 1990, S. 148–150 und 250–253. Marcel Reich-Ranicki: Horváth, Gott und die Frauen. Die Etablierung eines neuen Klassikers der Moderne. In: Traugott Krischke/Dieter Hildebrandt (Hg.): Über Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1972, S. 83–90, hier S. 83. Zum Begriff siehe auch Anm. 32.
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Vorwort
Opfer des literarischen Exils stilisierte. Stellvertretend dafür kann ein zeitgenössischer Beitrag Klaus Manns im Neuen Tage-Buch von 1938 stehen, der freilich mehr die sich in Paris sammelnden, verunsicherten deutschsprachigen Literatinnen und Literaten adressierte, seine Wirkung auf die postume Wahrnehmung Horváths aber gleichermaßen nicht verfehlte. Mann gründet seine Würdigung des Verstorbenen vor allem auf die späten antifaschistischen Romane, Jugend ohne Gott (1937) und Ein Kind unserer Zeit (1938), und charakterisiert den Autor als Antifaschisten aus eigenem Antrieb. Horváth, so Mann, habe sich nicht vom Dritten Reich getrennt, weil er es hätte müssen, sondern „aus Gründen des guten Geschmacks“ und der „Anständigkeit“.24 Die darin eingeschlossene, quasi tadellos antifaschistische Biographie Horváths wurde von den sich formierenden gesellschaftskritischen Bewegungen der 1960er-Jahre, die ein Hauptträger der (Wieder-)Entdeckung des Autors auf den bundesdeutschen Bühnen war, bereitwillig angenommen.25 Umso größer war die Irritation, als die Fama auf die Fakten in Gestalt der in den 1980er-Jahren aufgetauchten Unterlagen zu Horváths Eintritt in die Reichsschrifttumskammer traf.26 Die vorliegende Edition der Briefe, Dokumente und Akten Ödön von Horváths ist die erste vollständige in der Forschungsgeschichte des Autors. Sie soll zum einen ein philologisches Fundament der kritischen Befragung biographischer Horváth-Mythen sein und auch problematische Episoden wie die Anbiederung an Kulturfunktionäre des Dritten Reiches möglichst objektiv bewertbar machen. Zum anderen möge sie ein Ausgangspunkt für eine noch zu schreibende, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Biographie Ödön von Horváths sein.27
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Klaus Mann: Ödön von Horváth † [1938]. In: Traugott Krischke (Hg.): Materialien zu Ödön von Horváth. Frankfurt am Main: 1970, S. 129–132, hier S. 131. Vgl. Gisela Günther: Die Rezeption des dramatischen Werkes von Ödön von Horváth von den Anfängen bis 1977. Bd. 1. Göttingen: Univ.-Diss. 1978, S. 118–124. Günther macht in diesem Zusammenhang auch auf die besondere Bedeutung der Grabrede Carl Zuckmayers für die Rezeption in der BRD aufmerksam, die Horváth als humanistischen Moralisten zeichnet. Vgl. zu dieser Wahrnehmung auch den Beitrag von Uwe Baur: Horváth und die kleinen Nationalsozialisten (Zwei wiederaufgefundene Prosatexte). In: Literatur und Kritik 125 (Juni 1978), S. 288–294, den Traugott Krischke als „revisionsbedürftig“ bezeichnete. (Traugott Krischke: Materialien zur Horváth-Forschung. Aspekte und Möglichkeiten. In: Traugott Krischke (Hg.): Ödön von Horváth. Frankfurt am Main 1981, S. 203–218, hier S. 208.) Vgl. Traugott Krischke: Ödön von Horváth. Kind seiner Zeit. München: Heyne 1980, S. 185–188 und Jutta Wardetzky: Theaterpolitik im faschistischen Deutschland. Studien und Dokumente. Berlin: Henschel 1983, S. 103–105 u. 277–279. Die bis dato einzige deklarierte Biographie Ödön von Horváths stammt von Traugott Krischke, vgl. Krischke 1980 (Anm. 26) und ist zwar sehr materialreich, scheitert aber sowohl am nachvollziehbaren Nachweis der zahlreichen verwendeten Materialien als auch an der mangelhaften Distinktion zwischen am Dokument belegbaren Fakten und den mehr oder minder akkuraten Erinnerungen befragter Zeitgenossen. Die nach dem Tod Krischkes zu Stande gekommene Neuauflage (Traugott Krischke: Ödön von Horváth. Kind seiner Zeit. Berlin: Ullstein 1998) unterscheidet sich davon nur durch einen verknappten Bildteil; neu aufgefundene Dokumente wurden darin nicht berücksichtigt.
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Vorwort
Überlieferung und Druckgeschichte Insgesamt sind heute 201 authentische Briefe von und an Ödön von Horváth bekannt, worunter Briefe im engeren Sinne ebenso wie Post- und Ansichtskarten, Telegramme als auch offene Briefe zu verstehen sind. Etwa 80 davon sind bis dato nicht oder nur an eher unzugänglichen Orten wie z.B. in Auktionskatalogen abgedruckt worden und liegen hier erstmalig in einer zugänglichen Form vor. Die übrigen Schreiben sind zumeist sehr verstreut erschienen. Hinzu kommen 10 Briefentwürfe von der Hand des Autors sowie 31 Brief-Abschriften durch Franz Theodor Csokor, die nur zum Teil und unter Vorbehalt als Quellen tauglich sind. Der prekären Überlieferungssituation zwischen Exil und Krieg auf der einen und Horváths laxer Einstellung gegenüber dem Medium auf der anderen Seite geschuldet, handelt es sich bei einem Großteil der authentischen Briefe (153 Stück)28 um Schreiben von Ödön von Horváth, die von den Empfängerinnen und Empfängern aufbewahrt wurden. Die an ihn gerichteten Schreiben sind mit wenigen Ausnahmen Schreiben seiner Verleger, die sich als Durchschläge in den jeweiligen Verlagsarchiven erhalten haben. Die größten Konvolute stammen hier aus den Beständen der Verlage Ullstein und Allert de Lange. Insgesamt liegen darüber hinaus 23 Lebensdokumente und Urkunden wie Schulzeugnisse, Zuständigkeitszeugnisse, Führerschein und ähnliches vor, sowie neun Verlagsverträge, einige Meldezettel und vermischte Objekte wie Kinderzeichnungen und ein Exlibris des Autors. Schließlich existieren knapp hundert Fotografien, die Horváth zeigen bzw. die in seinem Nachlass enthalten sind.29 Aus behördlichen Beständen liegen überdies noch sechs Aktenkonvolute vor, die die Person Horváths zum Thema haben. Ödön von Horváth war nach dem Zweiten Weltkrieg einer breiten literarischen Öffentlichkeit de facto unbekannt, woran auch die Initiativen von Freunden und Weggefährten rund um das Wiener Theater in der Josefstadt oder von Regisseuren wie Heinz Hilpert in der BRD zunächst nur wenig ändern konnten.30 Erst mit der eher auf eine modernistische Inszenierung des Autors abzielenden Publikation der Stücke durch Traugott Krischke 196131 entstand eine sich alsbald zur sogenannten HorváthRenaissance32 steigernde Aufmerksamkeit für das Werk, womit auch das Interesse an der Biographie des Autors erwachte. Die Quellenlage war mehr als desolat, gleichermaßen die Publikations- bzw. Editionsgeschichte der Quellendokumente. Die ersten Briefe Ödön von Horváths, die einem größeren Publikum zugänglich gemacht wurden, waren die in Csokors Band Zeuge einer Zeit 1964 abgedruckten Schreiben, die zwar ein plastisches Bild Horváths zu vermitteln schienen, sich als Quellen aber nur sehr bedingt eignen, da ihnen keine überprüfbaren Originale zu28
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Einschließlich des als in einem Mantelschreiben überlieferten Brief Ödön von Horváths an den Neuen Bühnenverlag vom 18.6.1934 (B83). In den vorliegenden Band wurden die Fotos aufgenommen, die Horváth persönlich zeigen bzw. Teil seines persönlichen Nachlasses sind und in reprofähiger Form zugänglich waren. Es ist keinesfalls ausgeschlossen, dass insbesondere in der reichhaltigen Zeitungslandschaft der Weimarer Republik noch nicht gesichtete Fotos Horváths existieren. Zur Fotoauswahl siehe auch die Editionsprinzipien in diesem Band, S. 627. Vgl. dazu WA 10, S. 12f.; vgl. auch Wolfgang Lechner: Mechanismen der Literaturrezeption in Österreich am Beispiel Ödön von Horváths. Stuttgart: Heinz 1978 sowie Günther 1978 (Anm. 25). Vgl. Horváth 1961. Eine sehr kritische Bewertung des Begriffes ‚Renaissance‘ findet sich bereits bei Günther 1978 (Anm. 25), Bd. 1, S. 6f.
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Vorwort
grunde liegen. Ein Jahr später veröffentlichte Csokor in der österreichischen Zeitschrift FORVM mit Briefe an einen Freund weitere Schreiben, basierend auf einem separaten Bestand an Abschriften in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest.33 Teile dieser Korrespondenz, ergänzt um neues Material, jedoch nach wie vor hinsichtlich ihres Quellenzustandes uneindeutig gekennzeichnet, erschienen im Begleitkatalog zur Ausstellung „Ödön von Horváth 1901–1938“ durch die Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur in Wien, die von Hans F. Prokop kuratiert wurde.34 Parallel dazu entstand die Briefedition im vierten Band der Gesammelten Werke, der von Traugott Krischke und Dieter Hildebrandt verantwortet wurde. Darin waren insgesamt 1835 Briefe Horváths abgedruckt, wovon einer jedoch, das Schreiben an den „Herausgeber des ‚Murnauer Tagblatts‘“36 eindeutig als Briefentwurf zu werten ist. Die übrigen Briefe entstammen den damals bekannten Konvoluten aus dem Archiv der Akademie der Künste, teilweise auch den in Zeuge einer Zeit abgedruckten Schreiben und einigen Abschriften Jenö Krammers, die sich auf Teile des Briefwechsels mit Lajos und Jolán von Hatvany bezogen.37 Detailliertere Quellenangaben fehlen hier allerdings. Die Herausgeber bemerken in ihrem Nachwort, dass „die hier abgedruckten Briefe nur einen geringen Bruchteil von Horváths Korrespondenz“ darstellen, die Recherchen aber „ergebnislos“ verlaufen seien. Es sei damit „künftigen Publikationen vorbehalten“38 hier zu ergänzen. Tatsächlich vollzog sich dieser Prozess sehr langsam und fand in den folgenden Editionen nur indirekten Niederschlag. Die Neuauflage der Gesammelten Werke von 1978, die eher auf die Berichtigung von Textfehlern der in dieser Hinsicht stark kritisierten Erstausgabe fokussierte, verzeichnete nach wie vor allein die auch in der Erstausgabe von 1971 enthaltenen Briefe.39 Es waren in der Folge vermehrt kleinere Publikationen und sonstige Sammlungen zur Rezeption, die weitere Briefe Horváths sammelten und zugänglich machten. Bereits 1970 wurden die wenigen Briefe Horváths an die ungarischen Mäzene Lajos und Jolán von Hatvany an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften in Budapest ge-
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Vgl. Csokor 1964 (Anm. 19) sowie Franz Theodor Csokor: Briefe an einen Freund. In: FORVM XII, H. 142 (Oktober 1965), S. 462–464. Vgl. zur Bewertung den Abschnitt „Briefabschriften Franz Theodor Csokors“ unten. Hans F. Prokop (Hg.): Ödön von Horvath 1901 – 1938. Museum des 20. Jahrhunderts Schweizergarten, Wien, 26. Oktober bis 5. Dezember 1971. Eine Ausstellung der Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, Wien, in Verbindung mit der Akademie der Künste, Berlin. Wien 1971. Traugott Krischke schreibt später wiederholt von 19 in den Gesammelten Werken veröffentlichten Briefen. Vgl. Krischke 1981 (Anm. 25), S. 207 sowie Traugott Krischke: Aspekte und Möglichkeiten der Horváth-Forschung. In: Literatur und Kritik 231/232 (Februar/März 1989), S. 1–10, hier S. 2. GW IV, S. 672; vgl. hier BE4. Neben BE4 waren in GW IV folgende Briefe abgedruckt: B30, B57, B77, B84, B96, B98, B114, B121, B123, B128, B130, B133, B193, B194, B199 sowie unter den Abschriften BA18 und BA25. GW IV, S. 45* Vgl. GWA 8, S. 672–683. Eine grundlegende Kritik der Gesammelten Werke sowie der Briefedition darin findet sich bei Kurt Bartsch: Tendenzen der Horváth-Forschung. In: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch. Im Auftrag der Görres-Gesellschaft hg. v. Hermann Kunisch. Bd. 18. Berlin: Duncker & Humboldt 1977, S. 365–382.
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hoben und teilweise zugänglich gemacht.40 Besonders wichtig waren die Recherchearbeiten von Gisela Günther und Wolfgang Lechner, die eigentlich die Rezeption Horváths bis Ende der 1970er-Jahre zum Ziel hatten, dabei aber zugleich sehr bedeutsame Quellen zur Biographie erschlossen. Neben neu entdeckten Materialien im Archiv der Akademie der Künste, die den Herausgeber der Gesammelten Werken noch nicht zugänglich waren bzw. von diesen übersehen wurden, waren dies u.a. auch die Briefe und Dokumente im Vertragsarchiv des Ullstein Buchverlags sowie weitere, authentische Schreiben an Franz Theodor Csokor. Lechner weist Ende der 1970er-Jahre 47 Briefe Ödön von Horváths nach, die er als authentisch beurteilt, sowie vier weitere, die er als Entwurf bzw. als umstritten einordnet.41 Dabei waren allerdings nicht die Ullstein-Schreiben in ihrem vollen Umfang mitgezählt, die parallel dazu Günther eruierte, welche diese aber nicht separat edierte, sondern als Faksimiles ihrer umfangreichen Materialsammlung beischloss.42 Einzelstücke erschienen in verstreuten Publikationen der 1970er-Jahre.43 Etwas besser war die Lage im Fall der Lebensdokumente und Urkunden, die zumeist im Familienbesitz bzw. Nachlassteile und deshalb leicht verfügbar waren. Im Verlauf der 1970er-Jahre stellten Traugott Krischke und Hans F. Prokop, basierend auf der Wiener Ausstellung 1971, zwei Materialienbände zusammen, die viele Dokumente, darunter auch Fotografien, zugänglich machten.44 Beiden Bänden gemeinsam war jedoch ein eher eklektisch-kuratorischer anstelle eines systematischen Zugangs, der vor allem aufgrund der nur schwer nachvollziehbaren Provenienz der Dokumente ihre Benutzbarkeit einschränkten. Eine leicht verfügbare, in ihren Quellen belastbare Edition der Briefe wurde umso mehr ein Desiderat für die sich intensivierende akademische Auseinandersetzung mit Horváth. Krischke ging auf dieses Problem Anfang der 1980er-Jahre in einem Beitrag ein, der primär als Abwehr der teilweise heftigen Kritik an seiner bisherigen Editionspraxis konzipiert war. Im Kontext einer notwendigen Revision der Ausgabe weist er auf die Situation der Briefe hin, die er mit „insgesamt 70“ beziffert, unter Hinzuziehung der zu den Verträgen zu zählenden Materialien gibt er „mehr als 100“45 Schreiben an. Die kurzlebigen Horváth-Blätter, die nur in zwei Jahrgängen 1983 und 1984 erschienen, wurden zu einer wichtigen ersten Sammlung der Horváth-Briefe bis 1930.46 Die im Laufe der 1980er-Jahre bei Suhrkamp erscheinende Kommentierte Werkausgabe konnte zwar einige wesentliche Defizite der Gesammelten Werke berei-
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Vgl. Dezsö Báder: Einzelheiten aus der Literatur der Emigration. Briefwechsel Ödön von Horváths und Franz Theodor Csokors mit Lajos Hatvany. In: Acta litteraria Academiae Scientiarum Hungaricae, 1970, S. 202–227. Vgl. Lechner 1978 (Anm. 30), S. 305–328; Lechner hatte hierbei das Problem, dass Kontext fehlte bzw. die Überlieferungen einiger Materialien allein als Fotokopien zu fehlerhaften Einordnungen führten. So beurteilte er etwa den Briefentwurf an Marton vom 10.7.1937 (BE9) als vollwertiges Schreiben (vgl. ebd., S. 313). Vgl. Günther 1978 (Anm. 25), Bd. 2, S. 119–121 u. 171. Vgl. etwa die Überlieferung einer Postkarte an P.A. Otte vom Mai 1929 (B17) allein als Faksimile in Hildebrandt (Anm. 17) 1975, S. 56. Traugott Krischke/Hans F. Prokop: Ödön von Horváth. Leben und Werk in Dokumenten und Bildern. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1972; Traugott Krischke/Hans F. Prokop: Ödön von Horváth. Leben und Werk in Daten und Bildern. Frankfurt am Main: Insel 1977. Krischke 1981 (Anm. 25), S. 207. Vgl. Ödön von Horváths Briefwechsel (1. Teil: 1908–1929) in: HB 1, S. 100–114 und Ödön von Horváths Briefwechsel (2. Teil: 1930). In: HB 2, S. 115–126
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nigen, eine Briefedition enthielt sie jedoch nicht. In einer 1989 vorgelegten, aktualisierten Rundschau zur Horváth-Forschung ergänzt Krischke seine Anmerkungen von 1981 um die seither gemachten Funde. Die Gesamtzahl der noch nicht veröffentlichten „Briefe und Dokumente“47 gibt er mit 120 Stück an, zuzüglich zu den bisher in den Horváth-Blättern erschienenen 29 Stück. Der bedeutsame Briefwechsel Ödön von Horváths mit dem Allert de Lange Verlag und seinem Lektor Walter Landauer wurde durch die Öffnung der Archive in der DDR bekannt und von Hansjörg Schneider mittels einer kommentierten Edition zugänglich gemacht.48 Das Verlagsarchiv des bedeutenden Amsterdamer Exilverlags war 1940 von der Gestapo beschlagnahmt und nach Berlin gebracht worden und wurde dort von den sowjetischen Truppen erbeutet, die das Material später an die DDR übergaben, die es im Zentralarchiv in Potsdam verwahrte.49 Bereits 1983 entdeckte Jutta Wardetzky bei ihren Forschungsarbeiten zur NS-Theaterpolitik eben dort die Abschrift des vom Neuen Bühnenverlag an die Reichsschrifttumskammer weitergeleiteten Schreibens, mit dem Horváth 1934 seine politische Zuverlässigkeit demonstrieren wollte.50 Als zentrale Figur der Horváth-Forschung sammelte Traugott Krischke Kopien und Abzüge neu entdeckter Briefe und Dokumente und stellte seinerseits Recherchen an, die zu kleineren Funden führten, welche er jedoch nie wirklich in eine gemeinsame Publikation zu bündeln vermochte. Seine fallweise sehr zerstreute Ablage des Materials bildet sich heute in seinem Nachlass51 ab, der eine umfangreiche Sammlung zu Horváth enthält; viele Briefe und Dokumente, deren Provenienz sich teilweise nicht mehr völlig klären lässt, sind nur hier nachgewiesen. Große Teile seiner Sammlung flossen in seine 1980 zuerst aufgelegte Horváth-Biographie sowie die 1988 erschienene Horváth-Chronik ein, in der viele Dokumente erstmals zumindest in Zitatform zugänglich gemacht wurden.52 In seiner Biographie geht Krischke auch erstmals auf die zuvor aufgetauchte Akte Horváths in der Reichsschrifttumskammer ein, die dem bis dahin gepflegten vorherrschenden Bild des tadellosen Antifaschisten einen schweren Schlag zu versetzen drohte.53 Die Darstellung Krischkes ist hier wie auch in seiner Darlegung zum Stand der Horváth-Forschung sehr defensiv, bringt aber im Bildteil seiner Biographie einen Ausschnitt aus dem Akt.54 Der Beitritt Horváths zum Reichsverband
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Krischke 1989 (Anm. 35), S. 2. Vgl. Schneider 1989 (Anm. 8). Vgl. edd., S. 169 und Schoor 1992 (Anm. 9), S. 7f. Das Material befindet sich seit Anfang der 1990er-Jahre wieder in Amsterdam und wird am International Institute of Social History verwahrt (Bestand Uitgeverij Allert de Lange Archives). Vgl. Wardetzky 1983 (Anm. 26), S. 103–105 u. 277–279; vgl. hier den Brief Ödön von Horváths an den Neuen Bühnenverlag, ohne Ort, 18.6.1934 (Der neue Bühnenverlag an Rainer Schlösser, Berlin, 26.6.1934) (B83). Nachlass Traugott Krischke am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, ÖLA 84. Vgl. Krischke 1980 (Anm. 26) bzw. Krischke 1998 (Anm. 27); vgl. auch Traugott Krischke: Horváth-Chronik. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988. Vgl. Krischke 1980 (Anm. 26), S. 185–188; vgl. hier AK2 sowie den Abschnitt „Akten“ im Folgenden. Krischke 1980 (Anm. 26), S. 185–188 sowie dort Abb. 31. Die Irritation Krischkes in der adäquaten Einordnung dieses Dokuments schlägt sich hier gewissermaßen typographisch nieder, es handelt sich um nur eines von zwei Objekten des Bildteils, welche keine erläuternden Bezeichnungen tragen. In der Neuauflage 1998 ist dieses Dokument nicht abgebildet.
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Deutscher Schriftsteller und dessen mögliche Implikationen verblieben in der Horváth-Forschung in weiterer Folge immer nur knapp über der Wahrnehmungsschwelle. Man versuchte allenfalls, Angriffe gegen Horváths politische Integrität erklärend abzufangen.55 Einen letzten Versuch, zumindest einen Teil des Briefkonvoluts systematisch abzubilden machte Krischke 1992 mit einer Edition des Briefwechsels HorváthCsokor. Die Edition versammelt zwar fast alle bekannten Briefe der beiden Korrespondierenden, Krischke fand jedoch keinen überzeugenden Umgang mit den kurz davor von Christian Schnitzler aufgeworfenen Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der Briefabschriften Csokors, die den Hauptteil des Konvoluts ausmachen.56 Nennenswerte Neufunde gelangen erst Anfang der 2000er-Jahre, wo Teile eines Briefwechsels mit dem aus Bayern stammenden Filmproduzenten Rudolph S. Joseph entdeckt wurden.57 Mit dem Band Ödön von Horváth. Einem Schriftsteller auf der Spur wurde ein neuer, wesentlich aktualisierter biographischer Dokumente-Band vorgelegt, der neue Materialien – Fotografien, Lebensdokumente, Postkarten sowie Teile des Aktenmaterials – präsentierte und sich wesentlich zugänglicher als die Materialienbände der 1970er-Jahre gab, aber kein Ersatz für das Fehlen einer Quellenedition sowie einer wissenschaftlich belastbaren Biographie war.58 Im selben Jahr erschien ein Kulturführer des Schlossmuseums Murnau, der vor allem auf Horváths langjährige oberbayerische Wahlheimat Murnau fokussierte und auch den Einbürgerungsantrag Horváths aus dem Jahr 1927 (AK1) ins Bewusstsein brachte.59 2006 veröffentlichte Urs Kamber die bis dahin völlig unbekannten Briefe Horváths an den Schweizer Schriftsteller Cäsar von Arx. Die Korrespondenz verdeutlicht das wachsende Interesse Horváths an der Schweiz und seine zunehmende Vernetzung dort, die sich etwa auch im Kontakt mit Otto Kleiber, Redakteur der Berner Tageszeitung Der Bund, abbildete. Bereits Ulrich Becher wies auf Horváths Vorhaben hin, sich im Sommer 1938, nach seinen Aufenthalten in Amsterdam und Paris, eine längerfristige Bleibe in der deutschsprachigen Schweiz zu suchen.60 Zahlreiche andere Briefkonvolute und Einzelstücke sind hier zum ersten Mal abgedruckt. Das wichtigste und umfangreichste davon ist sicherlich der Briefwechsel Hor-
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Vgl. dazu Alexander Fuhrmann: „Zwischen Budapest und dem Dritten Reich“. Horváths Umwege in die Emigration. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Stücke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 37–53. Vgl. Traugott Krischke: „Leben ohne Geländer“. Briefwechsel zwischen Franz Theodor Csokor und Ödön von Horváth aus den Jahren 1933 bis 1938. In: Ulrich N. Schulenburg (Hg.): Lebensbilder eines Humanisten. Ein Franz Theodor Csokor-Buch. Wien: Löcker/Sessler 1992, S. 139–172; siehe dazu auch den Abschnitt „Briefabschriften Franz Theodor Csokors“ unten. Vgl. Evelyne Polt-Heinzl/Christine Schmidjell: Geborgte Leben. Ödön von Horváth und der Film. In: Klaus Kastberger (Hg.): Ödön von Horváth. Unendliche Dummheit – dumme Unendlichkeit. Wien: Zsolnay 2001 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 8), S. 193–261, hier S. 242f. Vgl. Heinz Lunzer/Victoria Lunzer-Talos/Elisabeth Tworek: Horváth. Einem Schriftsteller auf der Spur. Salzburg [u.a.]: Residenz 2001. Vgl. Brigitte Salmen/Elisabeth Tworek (Hg.): Ödön von Horváth. Ein Kulturführer des Schloßmuseums Murnau. Murnau: Schloßmuseum 2001; vgl. auch Elisabeth Tworek-Müller (Hg.): Horváth und Murnau 1924–1933. Murnau: Ödön-von-Horváth-Verein 1988. Vgl. Becher 1961 (Anm. 12); vgl. auch die Ankündigung gegenüber seinem Bruder Lajos vom 30. Mai 1938, zu Pfingsten 1938 wieder in Zürich sein zu wollen (B199).
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váths mit Ullstein, der hier erstmals vollständig vorliegt.61 Besonders zu nennen sind auch einige frühe Briefe an den Theaterkritiker Herbert Ihering, dem Horváth seine Stücke zeigen wollte, der bislang sonst nur als Zitat veröffentlichte Brief Wilhelm Lukas Kristls betreffend der Zusammenarbeit zu Glaube Liebe Hoffnung, briefliche Kontakte mit Berthold Viertel, mit Ise Gropius, der Ehefrau des Bauhaus-Gründers Walter Gropius, dem Ehepaar Zuckmayer, dem Ehepaar Werfel und Stefan Zweig. Hinzu kommen die erst in jüngerer Vergangenheit recherchierten bzw. (wieder)aufgetauchten Briefwechsel mit den Journalisten P.A. Otte und Bernhard Diebold, mit der Wiener Universal Edition bzw. Hans Heinsheimer, dem Leiter des dort beheimateten Wiener Operettenverlags, und mit Berta Zuckerkandl, die einen einflussreichen Wiener Salon führte. Erstmals in dieser Geschlossenheit werden hier die Lebensdokumente und Urkunden veröffentlicht, wobei den ungarischsprachigen Dokumenten, dies ebenfalls erstmalig, verlässliche Übersetzungen beigegeben sind.62 Ein besonderer Abschnitt dieses Bandes sind die Fotografien Ödön von Horváths, bei denen gleichermaßen Vollständigkeit angestrebt wurde.63 Die in einem separaten Dossier gesammelten und eingeleiteten behördlichen Akten zu Ödön von Horváth sind bislang zumeist in Auszügen veröffentlicht worden.64 Sie liegen hier, aktenkundlich kommentiert und kontextualisiert,65 erstmals vollständig und in der für eine germanistisch-literaturwissenschaftliche Edition ungewohnten Form als Faksimile-Edition in ihrer Gesamtheit vor. Damit soll versucht werden, den Zusammenhang des Aktenmaterials zu bewahren, das über die Signifikanz einzelner, im Akt enthaltener Dokumente hinaus immer auch einen behördlichen Vorgang abbildet, dessen spezifische Materialität und Medialität erhalten und sichtbar gemacht werden soll.66 Trotz intensiver Recherchebemühungen ist schließlich nicht auszuschließen, dass nach wie vor neue Briefe und Dokumente Ödön von Horváths auftauchen können und werden, im privaten Bereich als auch bei der fortschreitenden Erschließung von Nachlässen in Archiven, Bibliotheken und sonstigen verwahrenden Institutionen.
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Bisher sind nur die Teile bis 1930 zugänglich, die in HB 1 und HB 2 ediert wurden (vgl. Anm. 46). Die Übersetzungen in diesem Band aus dem Ungarischen stammen, so nicht anders angegeben, von Orsolya Ambrus. Vgl. auch Orsolya Ambrus: Der ungarische Horváth. Saarbrücken: Südwestdeutscher Verlag für Hochschulschriften 2010. Vgl. dazu den Abschnitt „Varia und Fotografien“. Einzelne Dokumente daraus, etwa das Aufnahmegesuch an den Reichsverband Deutscher Schriftsteller (AK2/2.1), wurden wiederholt als Einzeldokumente gebracht, vgl. etwa Krischke 1980 (Anm. 26), Abb. 31 (folgend auf S. 224) und Polt-Heinzl/Schmidjell 2001 (Anm. 57), S. 231 u. 258. Vgl. dazu im Detail die Einleitung von Holger Berwinkel in diesem Band, S. 505–516. Siehe dazu weiterführend den Abschnitt „Akten“ im Folgenden.
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Briefe Korrespondenzen Die lückenhafte Überlieferung der Briefwechsel Ödön von Horváths hat zur Folge, dass sie nur einseitig zu lesen sind: Die dialogische Gegenstimme zu Horváths Briefen – Schreiben, die ihn erreicht haben, auf die er geantwortet oder die er ignoriert hat – fehlt zumeist, und das sich daraus ergebende Bild ist zwangsläufig unvollständig und verzerrt. Eine Darstellung der unterschiedlichen Korrespondenzen und deren kritische Bewertung muss sich dieser Einseitigkeit ebenso bewusst sein wie dem Umstand, dass die erhaltenen Schreiben nur ein kleiner Ausschnitt dessen sein dürften, was ursprünglich vorgelegen hat. Dass es mehr und umfassendere Briefwechsel gegeben hat, folgt zunächst aus in den überlieferten Schreiben erwähnten Briefen, die wir heute nicht mehr auffinden können sowie aus den hie und da überlieferten Einzelschreiben an Personen, deren vertrauter Umgang auf regelmäßigen (brieflichen) Kontakt hindeutet. Darüber hinaus wissen wir durch bekannte Verluste an Archivmaterial davon: So ist etwa die Korrespondenz mit dem Allert de Lange Verlag des Jahres 1937, die es zweifelsohne gegeben haben muss, im Verlauf der wechselvollen Geschichte des Archivs verloren gegangen. Emigration, Exil und Krieg haben schließlich zu Verlusten geführt, die nur schwer zu fassen sind. Neben vielen Originalbriefen Csokors, die u.a. durch Kriegseinwirkung verloren gegangen sind, ist hier stellvertretend eine mögliche Korrespondenz mit dem Schriftsteller Ernst Weiß zu nennen. Weiß war ein enger Freund Horváths in den 1920er-Jahren, beide hatten zeitweilig auch an derselben Adresse in der Berliner Luitpoldstraße gewohnt.67 Ihm ist auch der erste Roman Horváths, Der ewige Spießer, gewidmet.68 Ernst Weiß nahm sich 1940 in Paris angesichts der einmarschierenden Wehrmacht das Leben, sein Nachlass ging unwiederbringlich verloren.69 Diese und andere Verluste, Lücken und Defizite gilt es in der Beschäftigung mit den Briefen und Dokumenten gewahr zu sein, die trotz allem eine reichhaltige Quelle zu Werk und Person Ödön von Horváths sind.
Familie und Freunde Die frühesten Zeugnisse Ödön von Horváths sind einige wenige Briefe an die Familie, wobei das erste erhaltene Schreiben zugleich auf die Mehrsprachigkeit des Autors hinweist: Es handelt sich dabei um einige ungarische Zeilen, mit denen er seinem Vater zum Namenstag gratuliert. Wie gut Horváth Ungarisch sprach, war in der Forschung lange Zeit umstritten. Tatsächlich war er durchgängig zweisprachig, wobei er sich aber über weite Strecken seines Erwachsenenlebens als im weitesten Sinne ‚deutsch‘ verstand. Ungarische Themen sind in seinem Werk eher die Ausnahme, aber 67
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Vgl. Krischke 1998 (Anm. 27), S. 87 sowie hier die Briefe Ödön von Horváths an Herbert Ihering vom 11. bzw. 19.5.1927 (B4 und B5), die von der Adresse Luitpoldstraße 34 aus adressiert sind, unter der auch Weiß wohnte; in B4 wird Weiß auch namentlich erwähnt. Vgl. WA 14, S. 777 (Endfassung, emendiert). Vgl. Art. „Weiß, Ernst“. In: Renate Heuer (Red.): Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Bd. 20 (Susm – Zwei). Berlin: de Gruyter 2012, S. 273–284.
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vorhanden. Vor allem der Kontakt zu Lajos und Jolán von Hatvany erneuerte später sein Interesse und brachten ihn dazu, seine ‚Vatersprache‘ häufiger zu benutzen, wobei er auch mit dem Umstand, darin etwas schwerfällig geworden zu sein, kokettierte.70 Insgesamt sind nur 9 Briefe an die Familie von Horváth überliefert, wovon acht an die Eltern gerichtet sind. Nur eine Ansichtskarte, geschrieben einen Tag vor Ödön von Horváths Tod, ist an den Bruder Lajos adressiert. Es ist unbedingt zu vermuten, dass ursprünglich wesentlich mehr Briefe vorgelegen haben, die entweder nicht überliefert sind oder von der Familie nicht herausgegeben wurden. Einige Ansichtskarten dokumentieren etwa das Faible des jungen Horváth für das Bergsteigen, das sich auch in den frühen Sportmärchen niedergeschlagen hat.71 An den Bruder Lajos sind abseits der einen Ansichtskarte nur fingierte Schreiben erhalten, die Ödön von Horváth für sein Prosawerkprojekt Reise ins Paradies (WA 13/WP18, 1935/36) angefertigt hat. Aus seiner Zeit in Murnau und München hatte sich Horváth einige persönliche Freundschaften erhalten, aus denen einzelne Korrespondenzstücke überliefert sind. Die beständigsten Freundschaften davon waren mit Sicherheit die zu Hans Geiringer und zu seiner späteren Schwägerin Auguste („Gustl“) von Horváth (geb. Emhardt). Geiringer kannte er seit den frühen 1920er-Jahren und stand immer wieder mit ihm in Kontakt; u.a. setzte er sich für ihn 1934 im Berliner Filmgeschäft ein und besuchte ihn 1936 und 1938 in Budapest.72 Auguste Emhardt kannte Horváth bereits aus seiner Schulzeit in München, mit ihr und ihrem Bruder, Heiner Emhardt, unternahm er zahlreiche Bergtouren.73 Seine Lebensgefährtin dieser Jahre, die auch auf einigen der Fotografien auf diesen Touren und auf andren Bildern der 1920er-Jahre zu sehen ist, war Felizia Seyd; eine Korrespondenz der beiden ist nicht überliefert. An die Münchnerin Lotte Fahr, mit der Horváth Ende der 1920er-Jahre sehr vertraut war, haben sich einige wenige Schreiben erhalten, die einen kleinen Einblick in Horváths schriftstellerisches Selbstbild am Anfang seiner Berliner Karriere geben. Die Korrespondenz der beiden soll recht umfangreich gewesen sein, Fahr gab jedoch an,
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Vgl. insbesondere die Karte Horváths an Jolán von Hatvany vom 18.5.1938 (B191), die Horváth durchgängig auf Ungarisch verfasst und mit „Ist das richtig ungarisch?“ beschließt. Vollständig auf Ungarisch verfasst sind überdies B1 und B158. Wie die Schulzeugnisse zeigen, hatte Horváth außer in seinen Jahren in München immer auch Unterricht in ungarischer Sprache und Literatur. Dezidiert ungarische Themen liegen mit dem Fragment Dósa (1923/24, vgl. WA 12/WP3), dem auf einer ungarischen Novelle fußenden Ein Dorf ohne Männer (1937, vgl. WA 10) und dem Konzept zu einer Komödie des Menschen (1937, vgl. WA 12/WP49) vor; vgl. dazu allgemein Eva Kun: „Die Komödie des Menschen“ oder Horváth und Ungarn. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Stücke. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1988, S. 9–36 und Ambrus 2010 (Anm. 62); vgl. auch WA 10, S. 260f. sowie WA 12, S. 2f. und 15f. Vgl. die Ansichtskarten an die Eltern vom 14.7.1920 und vom 25.7.1921 (B2 und B3) sowie die Tourenfotos F29–F37 und F57; vgl. auch Susanna Foral-Krischke: Wettersteingebirge. Ödön von Horváths Bergtouren. In: HB 2, S. 103–114. Vgl. die Schreiben Horváths an Geiringer B84, B96 und B194 sowie Hans Geiringer: Kleinigkeiten aus Horváths Leben. In: HB 2, S. 99–101. Vgl. Gustl Schneider-Emhardt: Erinnerungen an Ödön von Horváths Jugendzeit. In: HB 1, S. 63–81; Schneider-Emhardt, geborene Emhardt, heiratete 1925 den Bruder Lajos, trennte sich aber bereits 1928 wieder von ihm; die Ehe wurde allerdings erst 1943 rechtsgültig geschieden und Emhardt führte bis dahin den Namen von Horváth. Vgl. Brigitte Salmen: Lajos von Horváth 1903 – 1968. Zeichner und Illustrator. Murnau: Schloßmuseum 2001, S. 11.
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dass nur mehr wenige Briefe vorhanden waren.74 Von besonderem Interesse sind Horváths Kontakte zum Bauhaus-Kreis. Vor allem mit Hertha Frank, der Schwester von Ise Gropius, scheint Horváth engere Beziehungen unterhalten zu haben. An Frank wie an Gropius sind allerdings jeweils nur ein Brief erhalten.75
Verleger Horváths Briefwechsel mit seinen Verlegern gehören zu den im Verhältnis am besten dokumentierten Korrespondenzen im gesamten Konvolut, vorausgesetzt, die Verlagsarchive konnten die Gefährdungen durch politische Beschlagnahmung, Exil und Krieg überwinden. Sehr gut erhalten ist etwa die Korrespondenz mit dem Ullstein Buchverlag bzw. den dort zugehörigen Verlagen wie Propyläen. Die Ullstein Verlagsgruppe war eines der größten und modernsten Verlagshäuser der Weimarer Republik und Horváths Vertragsunterzeichnung dort, die ihm ein regelmäßiges Einkommen garantierte, ein großer Schritt für ihn als Schriftsteller.76 Während dieser Verlagsbeziehung von Anfang 1929 bis Anfang 1933 entstanden die vier ‚großen‘ Volksstücke Italienische Nacht, Geschichten aus dem Wiener Wald, Kasimir und Karoline sowie Glaube Liebe Hoffnung, die ihren Autor bereits zu Lebzeiten bekannt machten und das Fundament seiner ‚Renaissance‘ nach 1945 waren. Überdies verlegte Horváth dort mit Der ewige Spießer seinen ersten Roman. Anschließend an den Abschluss des Generalvertrags vom 11. Januar 192977 liegen bis Anfang 1933 insgesamt 23 Briefe vor, wovon fünf von Horváth an Ullstein und 17 von Ullstein an Horváth ergingen. Aufgrund eines Disputs über eine Option auf Rund um den Kongreß sind auch ein Brief sowie ein Telegramm des Volksbühnen Verlags, der die Stücke Horváths der Jahre 1926 bis 1929 verlegte, in diesem Konvolut erhalten. Es handelt sich um die einzigen Spuren dieser Verlagsbeziehung. Die Volksbühne und vor allem der dem Haus verpflichtete Dramaturg und Kritiker Julius Bab waren wichtige Förderer Horváths in seinen Anfängen; mit Bab blieb der Autor auch weit über seine Zeit bei der Volksbühne hinaus in Kontakt.78 Der Kontakt Horváths im Ullstein Verlag war der Prokurist Wilhelm Gronle; fallweise war auch der Verlagsleiter Emil Herz an der Korrespondenz beteiligt. Die durchwegs sachbezogenen Schreiben dokumentieren die Entstehungsdaten und -umstände wichtiger Werke und zeigen Horváths sukzessives Vorankommen in Form von Vertragsverlängerungen und höheren Vorschuss-Zahlungen. Im Lauf des Jahres 1932 entfremdeten sich Horváth und Ullstein aber. Einige Briefe begleiten
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Vgl. HB 1, S. 105f. sowie zur Überlieferungssituation spezifisch von B11 HB 1, S. 108. Vgl. den Brief Horváths an Hertha Frank vom 4.2.1931 (B43) und den an Ise Gropius vom 5.8.1932 (B65). Zu Ullstein und der Bedeutung des Verlags vgl. grundlegend Anne Enderlein (Hg.): UllsteinChronik 1903–2011. Berlin: Ullstein 2011; vgl. auch Stephan Füssel: Belletristische Verlage. In: Ernst Fischer/Stephan Füssel (Hg.): Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Die Weimarer Republik 1918–1933. Teil 2. Berlin: de Gruyter 2012, S. 1–90 sowie David Oels/Ute Schneider (Hg.): „Der ganze Verlag ist einfach eine Bonbonniere“. Ullstein in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Berlin: de Gruyter 2015. (= Archiv für Geschichte des Buchwesens. Studien, 10) Vgl. V1; der Vertrag wurde mehrfach brieflich verlängert und die Konditionen angepasst. Vgl. den Abschnitt „Literarische und journalistische Kontakte“ unten.
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hier die Vereinbarungen rund um die Deckung von Horváths Ausständen beim Verlag, woraus sich Einblicke in seine unmittelbaren Pläne, etwa durch Arbeit für den Film, ergeben.79 Dabei wird auch Horváths Wechsel zum Kiepenheuer Verlag erwähnt, der sonst nur mit wenigen Schreiben Dritter belegt ist.80 Korrespondenzen mit Gustav Kiepenheuer oder einem der dort tätigen Mitarbeiter Fritz Landshoff, Hermann Kesten oder Walter Landauer haben sich infolge des Verlagskonkurses bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 nicht erhalten.81 Mit Landshoff und Landauer war Horváth jedoch später nachgewiesen in Kontakt. An Landshoff, der mittlerweile die Leitung der deutschsprachigen Abteilung des Amsterdamer Querido Verlags innehatte, schrieb Horváth zuletzt im September 1933, als er seine Mitarbeit in Klaus Manns Zeitschrift Die Sammlung absagte. Er begründete dies damit, dass er „prinzipiell an keiner Zeitschrift mehr mitarbeiten“ wolle „die sich (und seis auch nur in Glossenform) mit Politik beschäftigt“.82 Mit Walter Landauer wiederum ist der mit Abstand umfangreichste und wohl auch persönlichste authentische Briefwechsel Horváths überliefert. Walter Landauer begann nach seiner Flucht aus dem Deutschen Reich gemeinsam mit Hermann Kesten beim Amsterdamer Allert de Lange Verlag eine deutschsprachige Abteilung aufzubauen, die das Haus neben dem Querido Verlag zu einer der wichtigsten Adressen des frühen deutschsprachigen literarischen Exils machte.83 Während die Korrespondenz des Jahres 1937, die es zweifelsohne gegeben hat, als verloren gelten muss, umfasst allein die erhaltene des Jahres 1938 42 Briefe, fast ein Viertel aller von und an Horváth überlieferten Schreiben insgesamt. Diese Briefe sind eine wichtige Quelle für Horváths Leben in der Zeit unmittelbar vor und nach dem „Anschluss“ Österreichs, wo er sich seit 1935 aufhielt. Sie sind zugleich von großer Bedeutung für Horváths literarische Pläne im Allgemeinen und die Entstehung von Ein Kind unserer Zeit im Besonderen.84 Die Möglichkeit, bei Allert de Lange Romane für ein breites Publikum zu veröffentlichen, schaffte für Horváth, dessen Optionen als Dramenautor aufgrund des Wegfalls der reichsdeutschen Bühnen stark beschränkt waren, völlig neue Möglichkeiten; darüber hinaus galten die Konditionen des Allert de Lange Verlags als relativ großzügig. Anders als in der Kommunikation mit Ullstein, die sehr geschäftlich war, beherrscht ein freundschaftlich-offener Ton die an Landauer gerichteten Briefe. Sie zeigen einen höchst motivierten Schriftsteller, der nach einer Zeit der Irritation wieder eine in künstlerischer wie wirtschaftlicher Hinsicht lohnende Beschäftigung gefunden zu haben scheint. Kleinere Verlagskonvolute sind zu Horváths Zusammenarbeit mit dem Georg Marton Verlag in Wien erhalten, an den er von Fritz Landshoff für den Kiepenheuer Ver-
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Vgl. dazu etwa den Brief der Ullstein Aktiengesellschaft an Horváth vom 23.12.1932 (B68) und Horváths Antwortbrief darauf vom 2.1.1933 (B69). Vgl. dazu im Detail die Kommentare zu V1 und V2 im Quellenverzeichnis. Zum Verlag Gustav Kiepenheuer vgl. allgemein Siegfried Lokatis/Ingrid Sonntag (Hg.): 100 Jahre Kiepenheuer. Berlin: Links 2011 sowie Füssel 2012 (Anm. 76), S. 21–25. Vgl. auch WA 6, S. 5f. und 171. Brief Ödön von Horváths an Fritz Landshoff vom 7.9.1933 (B79). Vgl. Schoor 1992 (Anm. 9), S. 1–10 sowie Ernst Fischer: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Drittes Reich und Exil. Teil 3: Der Buchhandel im deutschsprachigen Exil 1933–1945. Teilbd. 1. Berlin: de Gruyter 2021, S. 316–323. Vgl. WA 16, S. 2–9.
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lag vermittelt worden war.85 Der Marton Verlag war neben dem Max Pfeffer Verlag, mit dem sich keine Korrespondenz erhalten hat,86 der wichtigste Wiener Verleger Horváths, sollte aber nach dem Zweiten Weltkrieg noch bedeutender für ihn werden: Der Bestand des Georg Marton Verlags bildete den Grundstock für den Theaterverlag Thomas Sessler, der nach dem Zweiten Weltkrieg der wesentliche Verlag für Horváths Werk werden sollte. Relativ jungen Datums ist die Entdeckung mehrere Briefe, die Horváth mit der Wiener Universal Edition gewechselt hat. Horváth hatte über Der jüngste Tag einen Vertrag mit dem zur Universal Edition gehörigen Wiener Operettenverlag geschlossen. Die Briefe, zumeist adressiert an den Verlagsleiter Hans W. Heinsheimer, beschäftigen sich vor allem mit diesem Stück und seiner Uraufführung am Deutschen Theater im tschechoslowakischen Mährisch-Ostrau.87 Unter die Verlagskontakte Horváths ist auch der Brief vom 18. Juni 1934 zu zählen, den der gleichgeschaltete Neue Bühnenverlag an das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda weitergeleitet hat. Horváth befand sich im nationalsozialistischen Deutschen Reich, in das er 1934 nach einem wenig erfolgreichen Jahr in Wien zurückgekehrt war, in einer sehr unklaren Position: Als ungarischer Staatsbürger vor rechtlichen Repressalien bewahrt und auch auf keiner der damaligen Verbotslisten verzeichnet, hatte er sich bereits in den Jahren davor die Feindschaft des nunmehrigen „Reichsdramatrugen“ Rainer Schlösser zugezogen, der Horváth-Aufführungen strikt unterband. Als das Vorhaben Heinz Hilperts, das Stück Himmelwärts zu inszenieren, Anfang Juni 1934 öffentlich bekannt wurde, hielt Schlösser in einer Eingabe fest, „daß Horvarth nicht in Frage käme“.88 Horváth verfasste den Brief B83 also mit der Intention, Schlösser (und andere) umzustimmen, indem er sich als politisch unverdächtig präsentierte und seinen Willen bekundete, „am Wiederaufbau Deutschlands mitzuarbeiten, soweit dies mir meine Kräfte erlauben“.89 Zwar ist der Brief allein als zeitgenössische Abschrift durch den Neuen Bühnenverlag überliefert, die Umstände, der Schreibduktus und einige inhaltliche Aspekte belegen aber die Authentizität des Geschriebenen. Der Brief wurde sehr kontrovers diskutiert. Jutta Wardetzky, die ihn entdeckt hatte, sah darin eine schwer verständliche „Sehnsucht“ des Autors, „künstlerisch und politisch von den Nazis angenommen zu werden“, die ihren Grund in seiner „zutiefst falschen Einsicht in das Wesen des Faschismus“ mangels theoretischer Reflexion habe.90 Alexander Fuhrmann versuchte daraufhin eine erste umfangreiche Apologie des Autors aus seinen damaligen Umständen heraus, diese krankte jedoch in mancherlei Hinsicht an der mangelhaften Quellenlage.91 85
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Vgl. die Korrespondenz von Fritz Landshoff für den Kiepenheuer Verlag mit dem Georg Marton Verlag, Günther 1978 (Anm. 25), Bd. 2, S. 165–168; vgl. dazu auch den Kommentar zu V2 im Quellenverzeichnis. Aus der Zusammenarbeit mit Max Pfeffer ist allein der Vertrag zwischen Max Pfeffer, Alfred Ibach und Horváth über die Rechte an Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg überliefert, vgl. V5 sowie den Abschnitt „Verträge“ unten. Vgl. WA 10, S. 10f.; vgl. hierzu insbesondere die Briefe an Heinsheimer vom 30.4.1937 und vom 24.11.1937 (B103 und B122). Akt im Bundesarchiv Berlin, R 55–20296, Bl. 76f. Vgl. auch Michael Dillmann: Heinz Hilpert. Leben und Werk. Berlin: Edition Hentrich 1990, S. 112. Brief Ödön von Horváths an den Neuen Bühnenverlag vom 18.6.1934 (B83). Wardetzky 1983 (Anm. 26), S. 103f. Vgl. Fuhrmann 1988 (Anm. 55). Sowohl die Einschätzung Wardetzkys als auch die defensive Replik Fuhrmanns können exemplarisch für die stark voneinander abweichenden Bewertungen
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Explizit gegen Wardetzkys Annahme, Horváth sei nicht verfolgt worden, richtet sich Elisabeth Tworeks Rekonstruktion der auf die nationalsozialistische Machtübernahme folgenden Wochen in Murnau. Tatsächlich wurde Horváth angefeindet und bedroht, auch fand, nachdem sich der Autor bereits nach München begeben hatte, eine Hausdurchsuchung in der Horváth-Villa statt. Das konkrete Bedrohungsszenario mache Horváths Verhalten im Jahr darauf aber nur noch „unverständlicher“.92 Der Brief ist eindeutig ein Anbiederungsschreiben, brachte Horváth aber nicht den erhofften Erfolg: Zwar wurde er in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller, die der Reichsschrifttumskammer vorgelagerte, gleichgeschaltete Einheitsorganisation aufgenommen, die Bühnen blieben ihm aber verschlossen.93 Keinerlei Spuren, weder Korrespondenz noch Verträge, haben sich zum Schahin Verlag, der das frühe Buch der Tänze verlegt hat, sowie zum Verlag Die Schmiede erhalten, der 1924 Horváths Tragödie Niemand annahm. Auffällig ist hier aber eine personelle Kontinuität: In diesem Verlag, der im Lauf der 1920er-Jahre im Gustav Kiepenheuer Verlag aufging, begann Walter Landauer 1923 seine Tätigkeit als Lektor.94
Literarische und journalistische Kontakte Horváth war als Schriftsteller zwar keiner eindeutig positionierten Strömung oder Gruppierung seiner Zeit zugehörig, stand aber als nur scheinbarer Solitär sehr wohl in beständigem Austausch mit dem literarischen Feld, in dem er sich bewegte. Hier gibt es allerdings wohl die größten Lücken unter den Korrespondenzen zu gewärtigen. Das völlige Fehlen brieflicher und sonstiger Spuren zur Freundschaft mit Ernst Weiß wurde bereits erwähnt. Es gibt aber auch nur wenige erhaltene Korrespondenzen etwa mit Carl Zuckmayer, dem Horváth den Kleist-Preis 1931 verdankte und mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband. Nach 1933 war Horváth dem sogenannten Henndorfer Kreis zugehörig, einer losen Gruppierung von österreichischen wie aus Deutschland geflohenen Autorinnen und Autoren rund um die Wiesmühl‘ von Carl Zuckmayer und seiner Frau Alice Herdan-Zuckmayer. Zuckmayer erwähnt seinen Freund Horváth auch ausführlich in seinen diversen Erinnerungsbüchern, eine eventuelle Korrespondenz dürfte aber den Umständen der Emigration Zuckmayers zum Opfer gefallen sein.95
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spezifischer Phasen von Horváths Biographie stehen, die durch die desolate Quellenlage hervorgerufen bzw. befeuert wurden. Während Wardetzky etwa wesentliche Kontexte für die Einschätzung von Horváths Entscheidungen fehlen, bezieht Fuhrmann sich häufig auf den problematischen Briefwechsel mit Csokor und auf nur unzureichend gewürdigte Quellen. Die von ihm ins Treffen geführte Episode über die angebliche Ausweisung Horváths aus Pöcking etwa konnte mittlerweile als Horváth-Mythos offengelegt werden. Vgl. dazu Fuhrmann 1988 (Anm. 55), S. 49 und Marita Krauss/Erich Kasberger: Ein Dorf im Nationalsozialismus. Pöcking 1930–1950. München: Volk 2020, S. 246–249 sowie hier den Kommentar zu B92 im Quellenverzeichnis. Elisabeth Tworek-Müller: Provinz ist überall. Zum Vorbildcharakter des bayerischen Oberlandes in Horváths Prosa. In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Prosa. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1989, S. 34–56, hier S. 38. Vgl. dazu im Detail die Kommentare zu B83 und V3. Vgl. Füssel 2012 (Anm. 76), S. 26 und WA 1, S. 3 und 9. Vgl. Christian Strasser: Carl Zuckmayer. Deutsche Künstler im Salzburger Exil. Wien [u.a.]: Böh-
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Eine nennenswerte Korrespondenz liegt etwa mit dem Schweizer Schriftsteller Cäsar von Arx vor, mit dem Horváth 1937/38 einige Briefe wechselte.96 Der Kontakt kam vermutlich über Zuckmayer zustande, der schon länger mit Arx bekannt war. Horváth unternahm im Herbst 1937 einige eigene Versuche, seinen gerade erschienenen Roman Jugend ohne Gott in der Schweiz zu bewerben. Horváth und Arx fanden rasch einen vertrauten Umgang miteinander und versuchten, sich gegenseitig bei der Verbreitung ihrer Werke zu unterstützen. Ein ebenfalls auf die Schweiz bezogener Kontakt Horváths war der Theaterkritiker und Filmagent Bernhard Diebold, der indirekt zugleich Thema des Briefwechsels mit Arx wurde. Diebold war bis 1933 Theaterkritiker der Frankfurter Zeitung und hatte in dieser Funktion viele Uraufführungen von Horváths Stücken euphorisch besprochen. Bereits in dieser Zeit stand er mit Horváth in brieflichem Kontakt.97 Nachdem Diebold aufgrund seiner jüdischen Herkunft im Deutschen Reich Berufsverbot erhielt, flüchtete er in sein Geburtsland Schweiz, wo er u.a. den Filmvertrieb THEMA aufbaute. In dieser Funktion wandte er sich 1937 wieder an Horváth, den er nach Filmideen fragte. Horváths Antwort darauf sowie einige weitere Schreiben aus der zweiten Jahreshälfte 1937 wurden erst vor relativ kurzer Zeit wiederentdeckt. So teilt Horváth Diebold etwa mit, nichts für den Film machen zu wollen, da er „filmisch verblödet“98 sei. Im Herbst 1937 wirbt er auch bei Diebold für seinen Roman Jugend ohne Gott, erhält vom Kritiker aber eine der wenigen ablehnenden Rückmeldungen zu seinem Text, was ihn zu einigen sonst sehr seltenen Erläuterungen über seine Gedanken zum Werk motiviert hat.99 Die von Diebold verfasste Kritik in der Neuen Züricher Zeitung ist später dann auch ein Thema zwischen Horváth und Arx. In seinen Berliner Jahren stand Horváth regelmäßig mit dem aus dem Umfeld der Volksbühne stammenden Theaterkritiker und Dramaturgen Julius Bab in Kontakt, der einer der wichtigsten Förderer des jungen Schriftstellers war und auch später Horváths Stücke immer wieder in Kritiken und Übersichten über die neuere Dramatik besprach.100 Die insgesamt sieben erhaltenen Briefe an Bab erstrecken sich über die Jahre 1928 bis 1931, in denen sich Horváth für Besprechungen bedankt, aber auch auf stattgefundene wie geplante persönliche Treffen Bezug nimmt. In seinen Anfängen versuchte Horváth auch, mit Herbert Ihering, Kritiker des Berliner Börsen-Couriers, in Kontakt zu kommen, wobei ihm anscheinend sein bereits arrivierter Freund Ernst Weiß behilflich war.101 lau 1996 sowie Carl Zuckmayer: Als wär’s ein Stück von mir. Horen der Freundschaft. Frankfurt am Main: Fischer 1966 und ders.: Aufruf zum Leben. Porträts und Zeugnisse aus bewegten Zeiten. Frankfurt am Main: Fischer 1995. 96 Vgl. den am 25. Oktober 1937 einsetzenden Briefwechsel (B117); vgl. auch die Kommentierung in der Erstedition, Urs Viktor Kamber (Hg.): Ödön von Horváth. Briefe von Ödön von Horváth an Cäsar von Arx. 25. Oktober 1937 bis 27. Mai 1938. Erlinsbach: Cäsar-von-Arx-Stiftung 2006. 97 Vgl. dazu die Briefe Ödön von Horváths an Bernhard Diebold vom 9.12.1931 und vom 5.1.1932 (B58 und B59). 98 Brief Ödön von Horváths an Bernhard Diebold vom 19.6.1937 (B105). 99 Vgl. dazu den Brief Ödön von Horváths an Bernhard Diebold vom 11.12.1937 (B129). 100 Vgl. etwa die Behandlung Horváths in Julius Bab: Deutsche Bühnenkunst. In: Die Hilfe. Wochenschrift für Politik, Literatur und Kunst, 37. Jg., H. 47 (21.11.1931), S. 1131–1135 sowie in Julius Bab: Junge Dramatik. In: Die Lesestunde. Zeitschrift der Deutschen Buch-Gemeinschaft 10 (April 1933). 101 Vgl. dazu Anm. 67.
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Ein wichtiger Kontakt Horváths in seinen Anfangsjahren war der beim Berliner Tageblatt beschäftigte Journalist P. A. Otte,102 an den insgesamt neun Briefe aus dem Jahr 1929 überliefert sind. Es ist anzunehmen, dass hier eine wesentlich umfassendere Korrespondenz vorgelegen hat, die verloren gegangen ist.103 Die Bekanntschaft mit Otte dürfte Horváth die Möglichkeit verschafft haben, einige seiner frühen Kurzprosatexte im Berliner Tageblatt zu veröffentlichen. Womöglich stammt der Kontakt bereits aus dem Jahr 1926, als Horváth begann, einige seiner Sportmärchen in der Berliner Volks-Zeitung zu veröffentlichen, die wie das Berliner Tageblatt Teil des Zeitungsunternehmens Rudolf Mosse war.104 Das Konvolut bietet einige Einsichten in Horváths Projekte dieser Zeit, so ist in einem Schreiben an Otte die vom Autor gewünschte Umbenennung des bis dahin noch Sechsunddreißig Stunden geheißenen Romans zu Herr Reithofer wird selbstlos belegt.105 Briefe aus dem zweiten Halbjahr 1929 kreisen um die bevorstehende Uraufführung von Sladek, der schwarze Reichswehrmann, von der Horváth anscheinend überrumpelt wurde.106 Von besonderer Bedeutung sind schließlich zwei Briefe an Hans Ludwig Held, den Leiter der Münchener Stadtbibliothek, der Horváth bereits 1930 um ein Manuskript für seine Sammlungen bat. Daraus wird zum einen die frühe Wertschätzung Horváths ersichtlich, dessen Uraufführungen von Italienische Nacht und Geschichten aus dem Wiener Wald erst bevorstanden. Zum anderen hatte das Ansuchen Helds zur Folge, dass Horváth sich dem Wert seiner Arbeitsmaterialien bewusst wurde. Am 22. März 1930 antwortete Horváth Held noch, er habe die „üble Angewohnheit, meine Manuscripte, sobald sie in irgendeiner Form vervielfältigt vorliegen, zu verbrennen“.107 Tatsächlich begann er aber von diesem Zeitpunkt an, seine Materialien aufzubewahren. Zu allen seinen Werkprojekten, an denen er zu diesem Zeitpunkt arbeitete, sowie zu den darauffolgenden, sind in großem Umfang textgenetische Materialien überliefert. Helds Schreiben erweckten in Horváth anscheinend eine Form von Nachlassbewusstsein,108 dem sein reichhaltiger literarischer Nachlass zu verdanken ist. Viele weitere Kontakte Ödön von Horváths aus den Jahren 1927 bis 1938, etwa mit Hermann Kesten, Hans Henny Jahnn, Berthold Viertel, Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel, Berta Zuckerkandl u.a. sind nur durch einzelne Schreiben belegt oder,
Eigentlich Adalbert Bornhaben, vgl. Kurt Bartsch: Volks- und österreichfeindlich. Zu den Horváth-Aufführungen in Österreich zwischen 1945 und den frühen sechziger Jahren. In: Helmut Koopmann/Manfred Misch (Hg.): Grenzgänge. Studien zur Literatur der Moderne. Festschrift für Hans-Jörg Knobloch. Paderborn: Mentis 2002, S. 251–272, hier S. 251. 103 P. A. Otte übergab ein Konvolut an Briefen Horváths dem Verleger Heinrich Ledig-Rowohlt, das später nicht mehr aufzufinden war, vgl. HB 1, S. 110. Vermutlich handelt es sich bei einem in jüngerer Vergangenheit bei diversen Auktionen gehandelten Konvolut an Karten und Briefen aus dem Jahr 1929 um Teile davon, vgl. B9, B12, B13, B23, B24, B27 und B29 sowie die bereits früher bekannten B14, B15 und B17. 104 Der früheste dort veröffentlichte Text war Abseits der Alpenstraßen am 1. März 1929, vgl. WA 13/ET11. 105 Vgl. WA 14, S. 2 sowie hier die Postkarte an P. A. Otte vom 23.4.1929 (B15). 106 Vgl. die Briefe Ödön von Horváths an P. A. Otte vom 6.9. und 8.9.1929 (B23 und B24). 107 Brief Ödön von Horváths an Hans Ludwig Held vom 22.3.1930 (B33). 108 Zum Begriff vgl. Kai Sina/Carlos Spoerhase: Nachlassbewusstsein. Zur literaturwissenschaftlichen Erforschung seiner Entstehung und Entwicklung. In: Zeitschrift für Germanistik 23 (2013), H. 3, S. 607–623. 102
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wie im Fall von Oskar Maria Graf, allein durch dessen offenen Brief vom 3. Juni 1933.109 Sie weisen jedoch auf einen umtriebigen, im Literaturbetrieb seiner Zeit gut vernetzten Autor hin.
Briefentwürfe Die äußere Form der meisten Briefe Ödön von Horváths deutet drauf hin, dass er seine Schreiben nur selten vorab konzipiert hat. Bei den insgesamt zehn erhaltenen Briefentwürfen handelt es sich dementsprechend zumeist um angefangene und nicht vollendete Briefe. Diejenigen darunter, die eindeutig die Konzeption eines später ins Reine geschriebenen Briefes sind, hat Horváth ironischerweise wiederum oft nicht abgeschickt bzw. fehlt ein entsprechender Beleg für eine Reinschrift. Dessen ungeachtet, sind einige der Entwürfe von besonderer Relevanz, da sie zu ganz spezifischen Debatten verfasst wurden und der Autor hier seine Gedanken sortiert. Sie ergänzen in dieser Hinsicht das magere Korpus theoretischer Schriften Horváths bzw. seiner Äußerungen zu einzelnen seiner Werke. In einem Entwurf zu einem vermutlich offenen Brief an den Herausgeber des Murnauer Tagblattes, Ernst Fürst, äußert sich Horváth im Frühjahr 1930 ausführlich über die Differenzen zwischen Berufs- und Vereinstheater anlässlich der Planungen zu einem neuen Reichsbühnengesetz und gibt Einblicke in die Ideen des Autors zur Belebung der Theater (BE4).110 Kurz darauf konzipierte Horváth einen Brief an Heinrich Mann anlässlich von dessen Besprechung des Bandes 24 deutsche Erzähler in der Literarischen Welt vom 4. April 1930 (BE5). Horváth, der in dem von Hermann Kesten herausgegebenen Band mit der Erzählung Das Fräulein wird bekehrt vertreten war,111 sucht hier, sich zur Neuen Sachlichkeit und ihren Absetzungsversuchen von ihrer literarischen Vorgängergeneration zu positionieren, wobei er merklich ambivalent bleibt.112 Zu beiden Briefentwürfen ist kein tatsächliches Schreiben bekannt. Ein offener Brief Horváths an Marita Hasenclever (B53), der sonst durch die Wiedergabe bei seinen deklarierten Gegnern belegt ist, wird durch die Existenz eines dazu gehörigen Briefentwurfes (BE6) wiederum in seiner Authentizität bestätigt. In der von Willy Vesper geleiteten Zeitschrift Die neue Literatur, ein völkisch-nationales Organ, das in der NS-Zeit zu einer der wichtigsten literarischen Publikationen werden sollte, zitiert der konservative Wiener Autor Richard von Schaukal Ende 1931 einen offenen Brief Horváths, der in Der Schriftsteller erschienen sein soll. Darin lobt Horváth in ungelenkem Deutsch die rasche Vervielfältigung seines Stückes Geschichten aus dem Wiener Wald durch die Adressatin, die Schwester des Dramatikers Walter Ha-
Abgedruckt in Anonym: Zwischen Budapest und dem Dritten Reich. In: Arbeiter-Zeitung (Wien), 2.6.1933; vgl. hier B76. Die frühere Bekanntschaft Grafs mit Horváth ist etwa durch eine gemeinsam unterzeichnete Resolution zur Münchener Kulturpolitik im März 1932 belegt, vgl. Krischke 1998 (Anm. 27), S. 129f. 110 Vgl. den Kommentar zu BE4 im Quellenverzeichnis. 111 Vgl. WA 13/ET16 und WA 14/ET3. 112 Vgl. den Kommentar zu BE5 im Quellenverzeichnis sowie Martin Vejvar: „Überhaupt bilden wir Jungen uns viel zu viel ein …“ Ödön von Horváth reagiert auf Heinrich Mann. In: Marcel Atze/ Volker Kaukoreit (Hg.): Erledigungen. Pamphlete, Polemiken und Proteste. Wien: Praesens 2014 (= Sichtungen, 14./15. Jg.), S. 267–271. 109
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senclever. Schaukal will damit das „Balkandeutsch“113 des frisch gekürten Kleistpreisträgers belegen, übersieht dabei jedoch die absichtsvolle Ironie.114 Der Briefentwurf BE6 belegt eindeutig, dass es sich dabei nicht um ein von Dritten fingiertes Schreiben handelt, das Horváth schaden sollte, sondern zeigt viel eher ein selbstironisches Spiel des Autors mit den Vorwürfen seiner Kritiker, die hier sogleich nochmals in die Falle tappen. Ähnliche Anspielungen auf sein angeblich schlechtes Deutsch macht Horváth zur selben Zeit auch in einem Brief an Bernhard Diebold.115 Im Umfeld der Adaptierungsarbeiten zu Kasimir und Karoline (WA 4/K5a–K5c) hielt Horváth im Herbst 1932 in seinem Notizbuch Nr. 7 einige Zeilen eines Briefentwurfs an den Regisseur der Uraufführung, Francesco von Mendelssohn, fest (BE7). Mendelssohn hatte bereits bei Italienische Nacht 1931 Regie geführt und war ein persönlicher Freund des Autors. Im Vorfeld der Uraufführung von Kasimir und Karoline im November 1932 scheint es aber zu abweichenden Ansichten über den Fokus des Stückes und der Inszenierung gekommen zu sein. Horváth experimentierte auf Wunsch des Regisseurs und des Produzenten Ernst Josef Aufricht mit einigen Änderungen am Stück, war aber erkennbar unzufrieden. Im Briefentwurf weist er nochmals darauf hin, dass „das Oktoberfest an sich nicht das Wichtige ist“.116 Eine Bestätigung für seinen Ansatz fand Horváth erst einige Jahre später in einer Bearbeitung seines Volksstücks für eine kleine Wiener Bühne durch eine Spielgruppe um den Piscator-Schüler Ernst Lönner. In einem Briefentwurf (BE8), der Lönner und seine Gruppe anlässlich der Wiederaufnahme des Stückes im Herbst 1935 erwähnt, die mittlerweile das Kleine Theater in der Wiener Praterstraße bespielten, bringt er seine Zustimmung zu einer freien, modernistischen Behandlung seines Stückes zum Ausdruck. Zuvor habe es eine „Verwechslung von Schauplatz und Inhalt“117 gegeben. Horváth scheint mit Lönner auch darüber hinaus in Kontakt gestanden zu sein: So berichtete das Wiener Kino-Journal Anfang 1936 von einer geplanten Kooperation zu einem JedermannFilm118 und von einem (letztlich gescheiterten) Vorhaben, die Posse Hin und her in Wien zu inszenieren.119
Briefabschriften Franz Theodor Csokors Die Abschriften seiner Korrespondenz mit Horváth durch den österreichischen Schriftsteller Franz Theodor Csokor sind, wie die Forschung bereits seit längerem erwiesen hat, quellenkritisch problematisch. Sie sind deshalb in einer eigenen Sektion versammelt und ihre Edition hier zugleich ein Beitrag zur Klärung, welche dieser Abschriften als (authentische) Quelle in Frage kommen können. Csokor gilt als einer der engsten Freunde Ödön von Horváths nach 1933. Der von ihm in seinem Erinnerungsband Zeuge einer Zeit sowie in der Zeitschrift FORVM in den 1960er-Jahren veröffentlichte Briefwechsel der beiden war eine der frühesten verfügbaren Quellen zu HorRichard von Schaukal: Unsere Meinung. In: Die neue Literatur, 32. Jg. (1931), H. 12, S. 626. Vgl. dazu im Detail die Kommentare zu B53 und BE6 im Quellenverzeichnis. 115 Vgl. den Brief Ödön von Horváths an Bernhard Diebold vom 9.12.1931 (B58) 116 Briefentwurf Ödön von Horváths an Francesco von Mendelssohn, Herbst 1932 (BE7). 117 Briefentwurf Ödön von Horváths an das Kleine Theater in der Praterstraße, Herbst 1935 (BE8). 118 Vgl. Anonym: Zur Verfilmung von „Jedermann“. In: Kino-Journal (Wien), 22.2.1936; vgl. auch den Kommentar zu BE8 sowie WA 12/WP40. 119 Vgl. dazu im Detail den Kommentar zu B97 im Quellenverzeichnis. 113 114
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váths Biographie.120 Wie Csokor allerdings dort bereits freimütig angab, lagen viele dieser Briefe nicht mehr im Original vor, da er sie im Lauf seiner Emigration vernichtet hatte bzw. Briefe in einem Bukarester Depot, in dem er sie verwahrt hatte, verbrannten. Csokor hat diese Briefe später aus dem Gedächtnis bzw. basierend auf Notizen rekonstruiert, wie er auch in seinem Vorwort schreibt.121 Trotz der offenkundig prekären Überlieferung wurden die von Csokor herausgegebenen Briefe wiederholt für Fragen zu Horváths Biographie wie Werk verwendet, nicht zuletzt aufgrund ihres Umfangs und ihrem zitierfähigen Gehalt.122 Vollends ins Zwielicht gerieten die in Zeuge einer Zeit veröffentlichten Briefe spätestens durch die Arbeit Christian Schnitzlers 1990, der wieder im Original aufgetauchte Briefe Csokors an seinen Freund Ferdinand Bruckner mit den im Briefband abgedruckten Schreiben verglich.123 Dabei stellte sich heraus, dass Csokor dort in großem Stil Passagen, die Horváth betreffen, nachträglich eingefügt hatte, womit auch die abgedruckte Korrespondenz mit Horváth selbst zweifelhaft wurde. Eine umfassende Prüfung war jedoch aufgrund der disparaten Editionslage der Briefe Horváths im Allgemeinen und der diversen Abschriften Csokors im Besonderen nur teilweise möglich. Die Briefabschriften Csokors wurden für den Abdruck der Briefe in den Gesammelten Werken 1970/71 zwar nur vereinzelt verwendet, sie erschienen aber in anderen Briefzusammenstellungen der Folgejahre, wo sie oft unterschiedslos neben im Original überlieferten Briefen zu stehen kamen und immer wieder als verlässliche Quelle verwendet wurden.124 Besonders problematisch ist hier die Zusammenstellung in der kommentierten Edition Krischkes 1992, die bereits vor dem Hintergrund der von Schnitzler aufgeworfenen Zweifel an Csokors Glaubwürdigkeit erfolgte. Krischke, sichtlich bemüht um die Rettung des Konvoluts im ohnehin sehr schmalen überlieferten Briefbestand Ödön von Horváths, begründete die Aufnahme der Briefe aus Zeuge einer Zeit sowie einiger weiterer maschinenschriftlicher Abschriften aus der Sammlung Horváth im Archiv der Akademie der Künste in Berlin mit der Betonung einer „grundsätzliche[n] Bedeutung“125 des Materials für Horváths Biographie. Neuerlich kamen im Original überlieferte Briefe unmittelbar neben Csokors Rekonstruktionen zu stehen, ohne dass die großen Unterschiede der Quellen deutlich sichtbar gemacht worden wären.126 Die vorliegende, genaue Klärung der Quellenlage der verschiedenen Briefe und Abschriften Csokors erlaubt erstmals eine fundierte Einschätzung. Insbesondere die gezielte Erschließung zweier zusätzlicher Quellen waren für das Gesamtbild entscheidend. Zum einen ist dies ein Bestand an Abschriften, den Csokor 1938 dem Ehepaar Hatvany übergeben hat. Dieser heute in der Ungarischen Akademie der Wissenschaften verwahrte Bestand war die Grundlage für die 1965 erfolgte Veröffentlichung von Vgl. Csokor 1964 (Anm. 19) und Csokor 1965 (Anm. 33). Csokor schreibt konkret „teils nach den Originaltexten, teils rekonstruiert aus von Tagebuchnotizen gestützten Entwürfen“, Csokor 1964 (Anm. 19), S. 13. 122 Vgl. Klaus Kastberger: 200 Jahre Bosheit. Nestroy und Horváth – ein forcierter Vergleich. In: Nestroyana 26, H. 1/2 (2006), S. 62–76, hier S. 65–69. 123 Vgl. Schnitzler 1990 (Anm. 22), S. 250–253. 124 Vgl. Prokop 1971 (Anm. 34) und Krischke 1992 (Anm. 56). Zu den Fallstricken der Nutzung als Quelle vgl. exemplarisch Fuhrmann 1988 (Anm. 55). 125 Krischke 1992 (Anm. 56), S. 140. 126 Krischke gibt zwar die Textgrundlage in Endnoten an, behandelt die Texte aber im Hauptteil der Edition gleichwertig, ohne auf den Status der Quelle gezielt hinzuweisen. 120 121
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Briefen Horváths in der Zeitschrift FORVM und der Forschung prinzipiell bekannt, wurde aber in seiner Überlieferungssituation nicht gewürdigt. Besonders hervorzuheben ist hier ein separates Beiblatt, das Csokor als Begleitschreiben seiner Übersendung der Abschriften an die Hatvanys angefertigt hat. Auf diesem ist handschriftlich von Csokor das Datum 26. Juli 1938 festgehalten; ebenfalls von Csokors Hand stammt eine spätere Eintragung von 1964, das Wiedersehen mit Frau Hatvany betreffend.127 Die spätere Eintragung deutet darauf hin, dass Csokor dieses Konvolut tatsächlich erst 1964 wieder zugänglich war, was wiederum erklärt, warum keines dieser Schreiben in Zeuge einer Zeit Eingang gefunden hat. Eine vermutlich zu eben diesem Zeitpunkt entstandene weitere Abschrift bzw. Fotokopie davon war Krischke bekannt, jedoch nicht das dieses Konvolut datierende Beiblatt.128 Diese Briefabschriften sind mit hoher Wahrscheinlichkeit als authentisch anzusehen, da sie zeitlich sehr nahe zu den Originalen entstanden. Wie verlässlich Csokors Abschriften sein konnten, zeigt sich unter anderem an den wenigen Abschriften von Briefen, die auch im Original überliefert sind und so einen Vergleich erlauben.129 Zum anderen konnten im Teilnachlass Csokor an der Wienbibliothek im Rathaus die Arbeitsexemplare der Rekonstruktionen gefunden werden, die Csokor für die Arbeit am Band Zeuge einer Zeit benutzt hat. Dabei wurden neben den in den Band aufgenommenen Schreiben auch alternative Versionen dazu sowie nicht aufgenommene Rekonstruktionen identifiziert. Während die gefundenen Versionen einen (wenngleich nur sehr eingeschränkten) Vergleich einzelner Schreiben ermöglichen, verbreitern die neu aufgefundenen Rekonstruktionen die Textgrundlage, welche mit den gesicherten Fakten abgeglichen werden kann. Diese Vergleiche belegen im Wesentlichen, dass sämtliche vor 1935/36 datierte Schreiben Csokors an Horváth in Zeuge einer Zeit fast vollständig als fingiert anzusehen sind. Zahlreiche Details darin sind zwar authentisch, sie stehen aber völlig außerhalb ihrer chronologischen Ordnung oder setzen Horváth an Orte, wo er schlicht nicht gewesen sein konnte. In manchen Fällen dürfte selbst Csokor die Unvertretbarkeit seiner Rekonstruktionen aufgefallen sein, weshalb diese Briefe nicht in Zeuge einer Zeit aufgenommen wurden. Besonders anschaulich für die Zusammenfügung zeitlich weit auseinanderliegender Fakten ist BA4 vom 28. Mai 1934. Bereits die Adresse des Briefes, die Dominikanerbastei in der Wiener Innenstadt, kann nicht stimmen, da Horváth dieses Quartier erst Anfang 1936 bezog.130 Andere Schreiben, die auch in Zeuge einer Zeit eingingen, erwähnen bereits Anfang Juli 1934 die Schauspielerin Wera Liessem, die Horváth aber erst im Herbst 1934 kennen lernen sollte.131 Besonders frappierend ist der Fall des in Zeuge einer Zeit mit dem Datum 31. Mai 1938 wiedergegebenen Schreibens (BA30): Die ursprüngliche Version war auf den 28. Mai 1938 datiert (BA29), was Csokor vermutlich Die handschriftlichen Eintragungen lauten: „Den lieben Hatvanys in gemeinsamer Trauer um einen Menschen! Franz Theodor Csokor Mikolow, 26. Juli 1938“ sowie „und Frau Hatvany nach dem Wiedersehen 1964 in Liebe F. T. Csokor“, UAW, Signatur Ms 5371/206. 128 Krischke gibt als Quelle für diese Briefe das Horváth-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, an, vgl. Krischke 1992 (Anm. 56), S. 170–172. Neu getippte Abschriften, die auf den ursprünglichen Abschriften basieren, befindeen sich im Teilnachlass Csokor an der Wienbibliothek im Rathaus, ZPH 414/3. 129 Vgl. dazu im Detail die Auflistung im Folgenden. 130 Vgl. den Meldezettel M8. Vgl. zu den Umständen des Schreibens auch die Ausführungen oben sowie den Kommentar zu BA4 im Quellenverzeichnis. 131 Vgl. etwa den Brief Csokors an Horváth vom 2.7.1934 (BA5). 127
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aus dramaturgischen Gründen auf den Tag vor Horváths Tod in Paris am 1. Juni 1938 verlegte. Auch an Briefen Horváths an Csokor lassen sich Eingriffe Csokors feststellen. So ist in Zeuge einer Zeit ein Brief Horváths an Csokor aus Zürich vom 7. Mai 1938 enthalten, der dort mit einer Fußnote versehen ist, die ihn als „einzige[n] Brief Ödön von Horvaths an Csokor aus der Exilzeit, der im Original erhalten blieb“132 ausweist. Vor dem Hintergrund der den Originalen näherstehenden Budapester Abschriften indes erweist sich dieses Schreiben als Chimäre, zusammengefügt aus einer auf den 4. Mai 1938 datierten Karte und einem auf den 7. Mai 1938 datierten Brief.133 Csokors Schreiben an Horváth sind somit grosso modo keine authentischen Briefe; und die Rekonstruktionen versuchen auch nicht irgendeine Form von Authentizität wiederherzustellen. Stattdessen ist eher von einer Simulation von Authentizität zu sprechen, die Csokor als Bühne für allgemeine Betrachtungen benutzt. Sie müssen im mindesten Falle als stark stilisiert gelten, so sie nicht völlig Fiktion sind. Wie die im Original erhaltenen Briefe Horváths und die vermutlich authentischen Budapester Abschriften zeigen, war die Korrespondenz Horváths mit Csokor durchaus gehaltvoll. Die ausschweifenden Diskurse zum Zeitgeschehen, die sich vor allem in den Rekonstruktionen finden, sind jedoch eindeutig als spätere Zutat zu erkennen.134 Die Korrespondenz Ödön von Horváths mit Franz Theodor Csokor lässt sich, basierend auf der hier vorgelegten Untersuchung, im Überblick folgendermaßen einteilen:
Originalbriefe an Csokor, Wien, 21.4.1933 (B73) an Csokor, Wien, 25.4.1933 (B74) an Csokor, Wien, 22.7.1936 (B91) an Csokor, Budapest, 19.10.1936 (B95) an Csokor, Rom, 2.2.1937 (B98) an Csokor, Prag, 1.4.1937 (B101) an Csokor, Salzburg, 6.9.1937 (B114) an Csokor, Amsterdam, 10.9.1937 (B115) an Csokor, Henndorf, 24.11.1937 (B121) an Csokor, Henndorf, 11.12.1937 (B128) an Csokor, Henndorf, 14.12.1937 (B130) an Csokor, Henndorf, 29.12.1937 (B133)
Csokor 1964 (Anm. 19), S. 180. Vgl. im Detail BA23–BA25 und die Kommentare dazu im Quellenverzeichnis. 134 Besonders auffällig sind Csokors weitschweifige Exkurse zum jüdischen Leben seiner Zeit in BA3 und BA29 bzw. BA30, die möglicherweise tatsächlich Thema der originalen Briefwechsel waren, aber in der vorliegenden, teilweise prophetisch anmutenden Form deutlich von der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs und der Shoah geprägt sind. 132 133
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Abschriften, basierend auf Originalen an Csokor, Budapest, 19.10.1936 (BA7, Abschrift von B95 mit dort nicht belegtem Postskriptum) an Csokor, Rom, 2.2.1937 (BA8, Abschrift von B98) an Csokor, Henndorf, 24.11.1937 (BA13, Abschrift von B121) an Csokor, Henndorf, 14.12.1937 (BA14, Abschrift von B130) an Csokor, Henndorf, 28.12.1937 (BA15, Abschrift von B133 mit abweichendem Datum, Postskriptum stammt aus B101)
Vertrauenswürdige Abschriften (Bestand Hatvany / Budapest) an Csokor, Wien, 11.3.1937 (BA9) an Csokor, Henndorf, 26.10.1937 (BA12) an Csokor, Budapest, 23.3.1938 (BA18) an Csokor, Budapest, 29.3.1938 (BA20) an Csokor, Teplice-Sˇanov, 15.4.1938 (BA21) an Csokor, Teplice-Sˇanov, 17.4.1938 (BA22) an Csokor, Milano, 4.5.1938 (BA23) an Csokor, Zürich, 7.5.1938 (BA24) an Csokor, Zürich, 16.5.1938 (BA26) an Csokor, Bruxelles, 18.5.1938 (BA27) an Csokor, Amsterdam, 23.5.1938 (BA28)
Nicht vertrauenswürdige Abschriften (Rekonstruktionen Csokors) an Horváth, Sallach, 12.8.1933 (BA1) an Horváth, Zürich, 30.11.1933 (BA2) an Horváth, Semmering, 29.12.1933 (BA3) an Horváth, ohne Ort, 28.5.1934 (BA4) an Horváth, Nizza, 2.7.1934 (BA5) an Horváth, Salzburg, 20.8.1934 (BA6) an Horváth, Purkersdorf, 11.3.1937 (BA10) an Horváth, Purkersdorf, ohne Datum [März 1937] (BA11) an Horváth, Chorzów, 18.3.1938 (BA16) an Horváth, Chorzów, 18.3.1938 (BA17) an Horváth, Chorzów, 25.3.1938 (BA19) an Csokor, Zürich, 7.5.1938 (BA25) an Horváth, Mikolow, 28.5.1938 (BA29) an Horváth, Mikolow, 31.5.1938 (BA30) an Horváth, Mikolow, 13.6.1938 (BA31)
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Dokumente Die Dokumente Ödön von Horváths umfassen hier Lebensdokumente wie Urkunden und (Schul-)Zeugnisse, die von ihm eingegangenen Verträge, einige vermischte Materialien (Kinderzeichnungen, Exlibris u.a.), die in seinem Nachlass sowie im Kryptonachlass Horváth im Nachlass Traugott Krischke enthalten waren,135 sowie die Fotografien, die den Autor zeigen. Davon zu unterscheiden sind die (behördlichen) Akten, die zu seiner Person vorliegen, und hier in einem eigenen Dossier zusammengeschlossen sind.136
Lebensdokumente: Zeugnisse und Urkunden Unter den überlieferten Lebensdokumenten im engeren Sinne liegen Personenstandsurkunden, Schulzeugnisse, Ausweisdokumente und ähnliches vor. Das früheste Lebensdokument Horváths ist hier ein Auszug aus dem Taufregister der Pfarre Suˇsak in Fiume/Rijeka (D1), der 1908 aus unbekanntem Grund angefertigt wurde. Ein ähnliches Dokument liegt von 1923 mit einer Abschrift aus dem Taufbuch vor (D17), der auch eine amtliche Übersetzung des ungarischen Konsulats in München beigegeben ist; Ödön von Horváths Vater, Edmund von Horváth, war dort als Ministerialrat für das Ungarische Handelsministerium tätig.137 Schulzeugnisse Ödön von Horváths sind für die zweite (D2) und fünfte Schulstufe 3 (D ) in Ungarn belegt. Während der junge Horváth in seiner Volksschulzeit vor allem Privatunterricht erhielt und darüber Externistenprüfungen ablegte,138 trat er im Schuljahr 1911/12 in das Erzbischöfliche Rákóczy-Gymnasium in Budapest ein, wo er zwei Jahre mit relativ guten Noten absolvierte. Die Übersiedelung nach München und der Wechsel an das humanistische Münchener Wilhelmsgymnasium im Schuljahr Vgl. den Kryptonachlass Horváth im Nachlass Traugott Krischke, ÖLA 84/SL 21. Die vorgenommene Differenzierung zwischen (Lebens-)Dokumenten und Akten folgt in ihren Grundzügen derer zwischen Urkunde und Akte, vgl. Michael Hochedlinger: Aktenkunde. Urkunden- und Aktenlehre der Neuzeit. Wien/München: Böhlau/Oldenbourg 2009 S. 25–44. Nach Hochedlinger ist der Unterschied zwischen „Urkunden“ und „Akten“ „weniger ein formaler als ein funktionaler: Urkunden fixieren einen Rechtszustand nach außen. ‚Akten‘ werden als ‚Gedächtnisstütze‘ angelegt und aufbewahrt, um die Amtshandlung einer Behörde für den eigenen Gebrauch, nach innen, zu dokumentieren“, ebd., S. 37. Vgl. dazu auch die Editionsprinzipien in diesem Band, S. 627f. Entscheidend war außerdem das pragmatische Kriterium, ob ein Dokument bei Horváth persönlich (etwa: Schulzeugnisse, Ausweisdokumente) oder allein in einem behördlichen Akt (etwa: Antrag auf Aufnahme in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller) verblieb. Diese Differenzierung ist allerdings nicht immer völlig trennscharf, woraus sich fallweise Doppelungen ergeben; namentlich etwa in Form der Scheidungsurteile Horváth-Elsner, die hier sowohl in Abschrift unter den Lebensdokumenten als auch als Faksimileedition in ihrem Aktenkontext erscheinen (vgl. D18 und D20 sowie AK3). Als (Lebens-)Dokumente (im Sinne der Fortführung seiner an die Schulzeit anschließenden Bildungsbiographie) wurden auch die erhaltenen Unterlagen Horváths aus seiner Studienzeit gewertet und entsprechend wiedergegeben (vgl. D11–D15). Ein Grenzfall sind auch die über Horváth überlieferten Meldezettel, die hier den Lebensdokumenten zugeschlagen wurden, wo sie allein im Quellenverzeichnis ausgewertet erscheinen (vgl. M1–M14, hier S. 488–492). 137 Vgl. Krischke 1998 (Anm. 27), S. 33. 138 Vgl. ebd., S. 21f. 135 136
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1913/14, mit dem auch ein Wechsel der Unterrichtssprache einherging, ließen seine Leistungen allerdings beständig sinken. Nachdem er im Jahreszeugnis in Latein ein ‚Ungenügend‘ erhielt, wechselte er bereits im folgenden Schuljahr 1914/15 an das Königliche Realgymnasium in München. Auch dort fiel es Horváth schwer, Fuß zu fassen: Er wiederholte 1915/16 die vierte Klasse (8. Schulstufe), scheiterte aber neuerlich an Latein. Das Jahreszeugnis für das Schuljahr 1915/16 (D8) gab ihm dennoch die Erlaubnis aufzusteigen, da Horváths Vater einen Wechsel an die Realschule in Bratislava organisiert hatte.139 Horváths schulische Leistungen blieben auch dort unterdurchschnittlich, er konnte aber die folgenden Klassen absolvieren, wie das Zeugnis von 1917/18 für die 6. Klasse (10. Schulstufe, D9) belegt. In den Wirren, die auf das Ende des Ersten Weltkriegs folgten, kam Horváth wieder nach Budapest, wo er im Frühjahr 1919 eine Prüfung über die 7. Klasse (11. Schulstufe) an der Realschule im fünften Bezirk ablegte, für die er ein Zeugnis (D10) erhielt. Im Sommer desselben Jahres besuchte er dann ein privates Maturainstitut in Wien und legte dort noch im Jahr 1919 die Reifeprüfung ab.140 Im Oktober 1919 inskribierte Horváth an der Universität München, wo er bis 1922 verschiedene Kurse belegte, die Universität dann aber ohne Abschluss verließ. Die Studentenkartei (D11) reicht bis Wintersemester 1921/22, Belegbögen sind jedoch aufgrund von Kriegsschäden nur bis ins Sommersemester 1921 erhalten (D12–D15). Obwohl Horváth als Hauptfach in einem 1937 an Paul Fent gerichteten Brief „ausgerechnet Psychologie“141 angibt, ist das Gros seiner belegten Kurse eindeutig aus den Gebieten der Literatur- und Theaterwissenschaft. Neben Vorlesungen zur Geschichte des Märchens, die ihn zu seinen modernen Sportmärchen angeregt haben, und zur Dramengeschichte (Ibsen, Strindberg, Hauptmann) sind hier vor allem die Kurse des Theaterwissenschaftlers Artur Kutscher bedeutsam, die u.a. auch Bertolt Brecht und Marieluise Fleißer besucht hatten. Eine Vorlesung über „D[ie] Bekämpfung d[er] Prostitution in hygienischer u. rechtl[icher] Beziehung“,142 die Horváth im Sommersemester 1921 bei dem Sozialmediziner Albrecht Freiherr von Notthafft belegte, war schließlich von großer Bedeutung für seine spätere Themenwahl. Insbesondere die Volksstücke sowie der Roman Der ewige Spießer kreisen immer wieder um Fragen der offenen wie verdeckten Prostitution und um die Käuflichkeit von Menschen.143 Nach dem Studienabbruch klafft in Horváths Biographie bis zum Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit eine Lücke unter den Dokumenten. Aus dem Jahr 1923 liegt allein ein Zuständigkeitszeugnis der Stadt Budapest vor (D16), das Horváth als Staatsbürgerschaftsnachweis diente. Die Notwendigkeit, seine Zugehörigkeit zum Staat Ungarn regelmäßig zu erneuern – ein weiteres derartiges Zeugnis wurde Vgl. Lunzer 2001 (Anm. 58), S. 13–18 sowie die Eintragungen auf der Rückseite von D8 über eine Ergänzungsprüfung. 140 Vgl. Krischke 1988 (Anm. 52), S. 26. 141 Brief Ödön von Horváths an Paul Fent vom 30.11.1937 (B126). 142 Ludwig-Maximilians-Universität München: Verzeichnis der Vorlesungen. Sommer-Halbjahr 1921. München 1921, S. 9. 143 Vgl. grundlegend Belinda Horton Carstens: Prostitution in the works of Ödön von Horváth. Stuttgart: Heinz 1982; Erwin Gartner/Klaus Kastberger: Das ganze Fräulein – ein Stück. Von den Geschichten vom Mädchenhandel zu den Geschichten aus dem Wiener Wald. In: Bernhard Fetz/Klaus Kastberger (Hg.): Die Teile und das Ganze. Bausteine der literarischen Moderne in Österreich. Wien: Zsolnay 2003 (= Profile. Magazin des Österreichischen Literaturarchivs, Bd. 10), S. 216–222. 139
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Horváth 1938 ausgestellt (D22) – war vermutlich eine Anregung zur Posse Hin und her (1934). Am 27. Dezember 1933 heiratete Horváth in Wien, wo er sich seit April 1933 dauerhaft aufhielt, für viele seiner Freunde und Bekannten überraschend die Sängerin Maria Elsner. Die genauen Hintergründe dieser Ehe sind bis heute unbekannt. Horváth selbst hat sich dazu nie näher geäußert und Maria Elsner verweigerte später jegliche Auskunft darüber.144 Belegt ist, dass die Ehe nur sehr kurze Zeit hielt: Bereits in der Silvesternacht 1933 soll es zu einem ernsten Streit gekommen sein, da die im Deutschen Reich von Aufführungsverbot bedrohte Elsner gestanden haben soll, Horváth nur wegen seines Namens und der ungarischen Staatsbürgerschaft geheiratet zu haben. Schon im Februar einigte man sich auf eine Scheidung, die vor dem Landesgericht für Zivilrechtssachen in Wien verhandelt wurde. Die Niederschrift des Urteils durch den verhandelnden Richter Ernst Jerusalem vom 2. September 1934 (D18), in dem die Gründe für das Scheitern und die Stattgabe der Scheidung mit Maria Elsner als schuldigem Teil festgehalten sind, ist die wichtigste Quelle für die gesamte Episode. Sie ist jedoch nur unter Vorbehalt zu betrachten, da die Verhandlung gänzlich in Abwesenheit der beiden Eheleute stattfand und eine gewisse Einseitigkeit der Darstellung, die zu einer raschen Scheidung führen sollte, im Sinne der Eheleute gewesen sein dürfte. Das Urteil basiert allein auf (nicht erhaltenen) Briefen der beiden sowie den Aussagen von Richard Flatter, zugleich der Rechtsvertreter beider Parteien, und Franz Horch, Dramaturg der Reinhardt-Bühnen.145 Eine Berufungsverhandlung fand kurz darauf vor dem Oberlandesgericht Wien statt, dort wurde das Urteil des Erstgerichts aber im Wesentlichen bestätigt (D20).146 In der Zwischenzeit hatte Horváth Österreich bereits wieder verlassen und hielt sich in Berlin auf, wo er nach seinem Eintritt in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller zumindest Arbeit als Filmschreiber fand. Diese Arbeit und seine eigene moralische Ambiguität dem NS-Regime gegenüber hat Horváth später bereut, dessen ungeachtet dürfte er aber anfänglich einigen wirtschaftlichen Erfolg gehabt haben. Ein Beleg dafür ist, neben seiner Übersiedelung in zwei Zimmer einer möblierten Villa in Berlin-Nikolassee,147 die Tatsache, dass Horváth im September 1934 einen Führerschein erwirbt (D19) und vermutlich auch über ein eigenes Auto verfügt. Ein weiteres Ausweisdokument des Autors liegt mit der Erkennungskarte (Personalausweis) für den Bundesstaat Österreich von 1936 vor (D21), wo sich Horváth seit August 1935 wieder dauerhaft aufhielt. Die Erkennungskarten waren eine vom ständestaatlichen Regime in Österreich eingeführte Überwachungsmaßnahme zusätzlich zur regulären polizeilichen Meldung und war ausländischen Staatsbürgern wie Horváth verpflichtend auszuhändigen.148 Als letztes „Lebens“-Dokument Horváths kann schließlich der in Paris ausgestellte Totenschein gelten (D23).
Vgl. Krischke 1998 (Anm. 27) S. 187. Franz Horch und Horváth waren schon länger bekannt, vgl. etwa den erhaltenen Brief Horváths an Horch vom 5.2.1932 (B60). 146 Zu weiteren Details siehe auch die Anmerkungen zu diesen Unterlagen im Abschnitt „Akten“ unten. 147 Vgl. den Brief Horváths an seine Eltern vom 2.12.1934 (B87) sowie die Wohnsitzangaben im Akt der Reichsschrifttumskammer, AK2/2.3. 148 Vgl. die Bestimmungen zum Gesetz über die Einwohnerverzeichnung (EinwG) im BGBl. 113/ 1935 vom 30. Oktober 1935. 144 145
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Verträge Als freier Schriftsteller ohne Brotberuf war Horváth ökonomisch ganz und gar von guten Verträgen mit seinen Verlegern abhängig. Seine ersten Verträge dürfte der junge Autor mit dem Münchener Verlag Schahin (Das Buch der Tänze, 1922) und dem Berliner Verlag Die Schmiede (Niemand, 1924) geschlossen haben, hierzu ist aber nichts Näheres überliefert. Vermutlich im Jahr 1926 schloss Horváth einen Vertrag mit dem Volksbühnenverlag, der in weiterer Folge die Stücke Revolte auf Côte 3018 / Die Bergbahn, Zur schönen Aussicht und Sladek oder: Die schwarze Armee / Sladek, der schwarze Reichswehrmann als Theaterstammbücher verlegte. Zu diesem Vertrag (bzw. diesen Verträgen) ist gleichermaßen nichts Näheres bekannt. Einige Details daraus wie eine Option des Volksbühnenverlags auf Horváths Stück Rund um den Kongreß (1929) ergeben sich allerdings aus den Verhandlungen mit dem Ullstein Verlag 1929, der dem Volksbühnenverlag diese Option abnahm und Rund um den Kongreß als erstes Stück Horváths in seinem Haus verlegte. Der Generalvertrag mit dem Ullstein Verlag (V1), geschlossen am 11. Januar 1929, nur wenige Tage nach der erfolgreichen Uraufführung von Die Bergbahn an der Berliner Volksbühne, bescherte dem jungen Autor ein beständiges Einkommen und gute Vermarktungsmöglichkeiten in einem der größten Verlagshäuser der Weimarer Republik.149 Wie Horváth in einem Brief an Lotte Fahr andeutete, stand er parallel auch mit dem S. Fischer Verlag in Verhandlung, den Ausschlag gab aber, dass Ullstein mehr bezahlte – „Kapitalist bleibt Kapitalist“.150 Eine wesentliche Rolle spielte hier auch der erste Roman Horváths, Sechsunddreißig Stunden, später Herr Reithofer wird selbstlos, der in den Roman Der ewige Spießer mündete. Der Vertrag wurde brieflich mehrfach verlängert, wobei der Verlag zunächst mit Horváths Produktion unzufrieden gewesen zu sein scheint und nur halbjährlich verlängerte.151 Mit den Bühnenerfolgen von Italienische Nacht und Geschichten aus dem Wiener Wald (1931) waren diese Bedenken aber ausgeräumt. V1 garantierte Horváth zunächst einen monatlichen Vorschuss von 300 Reichsmark, der 1931 auf 500 Reichsmark ausgeweitet wurde.152 Der Verlag sicherte sich dafür die „gesamte schriftstellerische Produktion“ des Autors, mit der diese Vorschüsse gedeckt werden sollten. Ende 1932 verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Autor und Verlag und man kam überein, den Vertrag nicht mehr zu verlängern. Die noch offenen Ausstände Horváths wurden hier wiederholt Thema, da er diese aus den Vorschüssen seines neuen Verlegers Kiepenheuer nicht sogleich abdecken konnte.153 Zum Vertragsverhältnis Horváths mit Kiepenheuer gibt es außer den Erwähnungen im Briefwechsel mit Ullstein und einer Vereinbarung, die der Kiepenheuer-Geschäftsführer Fritz Landshoff im April 1933 mit dem Georg Marton Verlag geschlossen hat,
Zu Ullstein siehe die Angaben in Anm. 76. Brief Ödön von Horváths an Lotte Fahr vom 15.1.1929 (B8) 151 Vgl. den Brief des Ullstein Buchverlags an Ödön von Horváth vom 18.1.1930 (B32). 152 Das durchschnittliche Bruttoeinkommen im Deutschen Reich betrug im Jahr 1929 175 Reichsmark monatlich, vgl. BGBl. [BRD] 2002 Teil I Nr. 12, ausgegeben zu Bonn am 26.2.2002 [Bekanntmachung der Neufassung des Sechsten Buches Sozialgesetzbuch]. 153 Vgl. dazu den Brief der Ullstein AG an Horváth vom 23.12.1932 (B68) und Horváths Antwort vom 2.1.1933 (B69). 149 150
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keine Unterlagen mehr.154 Der Wiener Georg Marton Verlag, an den Horváth in seiner ersten Emigration 1933 vermittelt wurde, wurde neben dem Max Pfeffer Verlag zum wichtigsten Verlagspartner des Autors. Der ebenfalls aus Ungarn stammende Georg Marton betrieb eine florierende Verlagsagentur, deren Wiener Büro nach 1933 bald zum Hauptsitz avancierte.155 Neben dem Vertrag für Eine Unbekannte aus der Seine (1933), den Marton von Kiepenheuer übernahm, unterzeichnete Horváth auch einen über Hin und her (1934; vgl. V2). Nach der neuerlichen, endgültigen Emigration des Autors aus dem Deutschen Reich im Jahr 1935 schloss man 1936 auch noch einen Vertrag über Ein Dorf ohne Männer (1937; vgl. V6), darüber hinaus bestand eine wohl überwiegend mündlich getroffene Vereinbarung zum Vertrieb von Pompeji (1937).156 Horváths Situation als freier Schriftsteller, noch dazu vor allem als Bühnenautor, wurde nach 1933 zunehmend prekär. Verschärfend kam hinzu, dass ihm in Österreich, das sich gerade in den austrofaschistischen Ständestaat wandelte, die großen Bühnen ebenfalls verschlossen blieben; dies nicht zuletzt durch Pressekampagnen, die gegen ihn geführt wurden und ihn als ‚österreichfeindlich‘ denunzierten.157 Mit dem gleichgeschalteten Neuen Bühnenverlag in Berlin, der in V3 das dramatische Märchen Himmelwärts annahm, versuchte er in mancherlei Hinsicht eine Flucht nach vorne. Spätestens zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung am 19. April 1934 hielt sich der Autor durchgängig in Berlin bzw. allgemein im Deutschen Reich auf, entgegen dem Zeugnis von Freunden wie Franz Theodor Csokor, die diese Eskapade zu kaschieren suchten. Damit in engem Zusammenhang steht der Brief Horváths an den Neuen Bühnenverlag, mit dem Horváth seine politische Zuverlässigkeit belegen wollte, und den der Verlag an das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda übermittelte.158 Nach seiner Rückkehr nach Österreich im Spätsommer 1935 stand Horváth mehrfach mit dem Max Pfeffer Verlag in Beziehung, der Mit dem Kopf durch die Wand (1935), Don Juan kommt aus dem Krieg und Figaro läßt sich scheiden (beide 1936) in seinen Vertrieb aufnahm.159 Während für Mit dem Kopf durch die Wand kein Vertrag überliefert ist,160 existiert eine Vereinbarung vom 3. November 1936 über die anderen beiden Stücke (V5), in die auch der Verlagsagent und Dramaturg Alfred Ibach mit einbezogen ist. Mit Ibach hatte Horváth bereits im März 1936 einen Vertrag über Figaro abgeschlossen (V4). Alfred Ibach entstammte dem Reinhardt-Umfeld und war auch am Theater in der Josefstadt involviert.161 Eine bislang nur brieflich belegte VertragsVgl. im Detail die Kommentare zu V1 und V2 im Quellenverzeichnis sowie allgemein zu Kiepenheuer die Angaben in Anm. 81. 155 Zu Marton vgl. Ernst Fischer: Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Drittes Reich und Exil. Teil 3: Exilbuchhandel – Supplement. Berlin: de Gruyter 2020, S. 328 sowie Fischer 2021 (Anm. 83), S. 771f. 156 Vgl. dazu Georg Marton an Ödön von Horváth vom 14.7.1937 (B109) sowie den Briefentwurf Horváths an Marton vom 10.7.1937 (BE9). 157 Vgl. WA 6, S. 181–183. 158 Vgl. die Ausführungen zu B83 oben sowie im Quellenverzeichnis. 159 Zum Max Pfeffer Verlag vgl. Fischer 2020 (Anm. 155), S. 375 und Fischer 2021 (Anm. 83), S. 764f. 160 Wera Liessem berichtete hier von einem Vorschuss Pfeffers, der Horváth „fertig“ machte, GW II, S. 6*. Vgl. auch WA 7, S. 334f. 161 Alfred Ibach war ab Anfang 1936 in Wien als Dramaturg und Verlagsagent tätig. 1938 arisierte er in Wien den E.P. Thal Verlag, den er später als A. Ibach Verlag weiterführte. Vgl. Murray G. Hall: Österreichische Verlagsgeschichte 1918–1938. Bd. 2. Wien: Böhlau 1985, S. 409–414. 154
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beziehung hatte Horváth 1937 mit dem Wiener Operettenverlag in der Universal Edition über das Stück Der jüngste Tag (1937). Krischke berichtet zwar über einen Vertrag, dessen Existenz konnte aber bislang nicht verifiziert werden.162 Am 13. Juli 1937 unterzeichnete Horváth seinen ersten Vertrag mit dem niederländischen Exilverlag Allert de Lange (V7), dem am 30. November 1937 (V8) und am 27. Mai 1938 (V9) zwei weitere folgten. Aus diesen Verträgen gingen die beiden Romane Jugend ohne Gott und Ein Kind unserer Zeit hervor, die die endgültige Ankunft des Autors im Lager der Exilliteratur anzeigten und seinen Nachruhm als antifaschistischer Schriftsteller (unbeschadet seiner Ambivalenzen in den Jahren davor) begründeten. Die deutschsprachige Abteilung des Allert de Lange Verlags war neben dem ebenfalls in Amsterdam beheimateten Querido Verlag einer der wichtigsten Verleger des frühen deutschsprachigen Exils bis zur deutschen Invasion in den Niederlanden 1940.163 Sie wurde 1933 von ehemaligen Mitarbeitern des unter den Zensurund Unterdrückungsmaßnahmen kollabierenden Berliner Verlagshauses Gustav Kiepenheuer begründet. Horváth war gerade Ende 1932/Anfang 1933 von Ullstein zu Kiepenheuer gewechselt, der ehemalige Geschäftsführer Fritz Landshoff, sowie die Lektoren Hermann Kesten und Walter Landauer waren ihm aus dieser Zeit und, im Falle Kestens und vermutlich auch Landauers, bereits davor schon bekannt.164 Es scheint nicht unwahrscheinlich, dass einer der drei Horváth für den Verlag warb. Ein möglicher Vermittler könnte auch der Wiener Journalist und Autor Karl Tschuppik gewesen sein, der 1933 neben Alexander Lernet-Holenia einer der Trauzeugen bei Horváths kurzzeitiger Ehe mit Maria Elsner war. Tschuppik ließ seine Texte bereits im Gründungsjahr der deutschsprachigen Abteilung des Verlags bei Allert de Lange verlegen.165 Wie Horváth in einem Brief an Landauer festhält, plante er für die kommenden Jahre eine dichte Folge an Texten, um auf dem Markt präsent zu sein, wofür er sich sogar selbstironisch mit der höchst erfolgreichen Trivialautorin Hedwig CourthsMahler verglich.166 Der relativ gute Verkaufserfolg von Jugend ohne Gott, die Vorschüsse des Verlags und Erlöse durch die Vergabe von Übersetzungslizenzen167 sicherten ihm seit Längerem wieder ein beständiges Einkommen. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch das hohe Tempo, in dem die Romane entstanden. Sowohl Jugend ohne Gott als auch Ein Kind unserer Zeit waren jeweils mehrere Monate vor ihren vereinbarten Abgabeterminen fertig und mit dem gerade begonnenen Romanprojekt, aus dem Adieu, Europa! hätte werden sollen, wollte Horváth am 1. September 1938 fertig sein.168 V7 und V8 sind hinsichtlich ihrer Vertragsbedingungen quasi identisch. Neben 500 holländischen Gulden Vorschuss gewährte der Verlag dem Autor eine Beteiligung von 12 % am Ladenpreis, von 75 % an den Erlösen aus Übersetzungsrechten sowie von
Vgl. KW 10, S. 425. Vgl. Schoor 1992 (Anm. 9), S. 1–10 und Fischer 2021 (Anm. 83), S. 306–323. 164 Vgl. zur Verbindung Landauers mit dem Verlag Die Schmiede oben und Anm. 94; zu Kesten vgl. WA 14, S. 3. 165 Vgl. Schoor 1992 (Anm. 9), S. 30. 166 Brief Horváths an Landauer vom 26.2.1938 (B157). 167 Noch zu Lebzeiten Horváths wurden Verträge für die Übersetzung in acht verschiedene Sprachen geschlossen, vgl. im Detail die Kommentare zu V9 und B198 sowie WA 15, S. 3. 168 Vgl. Anm. 166. 162 163
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85 % an den Erträgen aus Filmrechten. Allert de Lange gilt als Verlag, der seinen Autorinnen und Autoren verhältnismäßig gute Konditionen anbieten konnte. Die Spannweite möglicher Vorschüsse des Verlags betrug, je nach Autorin oder Autor und erwartetem Erfolg, zwischen 300 und 5000 Gulden, die der Anteile am verkauften Exemplar 10 bis 17,5 %.169 Horváth stieg also mit seinen Konditionen nicht ganz am unteren Ende des Möglichen ein. Der mit 800 Gulden nennenswert höhere Vorschuss von V9 belegt schließlich, dass der Verlag mit Horváths bisherigen Leistungen zufrieden war und sich, trotz Wegfall des österreichischen Marktes nach dem „Anschluss“ im März 1938,170 einen ähnlichen Erfolg von Ein Kind unserer Zeit erwartete.
Varia und Fotografien Horváths Nachlass umfasst neben den Werkmaterialien, einigen wenigen Briefen sowie Dokumenten auch eine beträchtliche Zahl an Miszellen, vermischtem Material und Fotografien, die hier versammelt sind. Zu den frühesten Lebenszeugnissen Ödön von Horváths zählen einige Zeichnungen und Aquarelle, die er meist im schulischen Kontext angefertigt hat (VR1–VR7, VR9–VR13). Ein „Diplom über vorzügliche Leistungen im Hochsprung“ (VR8) des elfjährigen Horváth belegt nicht nur seine sportliche Neigung in jungen Jahren, sondern auch seine Aufenthalte in München vor seiner eigentlichen Übersiedelung dorthin im Herbst 1913. Seine Eltern hielten sich bereits seit der Versetzung seines Vaters 1909 dauerhaft dort auf. Das Exlibris Horváths (VR14), das von A. Seitz 1922 gestochen wurde, zeigt einen Luftgeist und ein Flöte spielendes Skelett über einer Berglandschaft. Insbesondere die im musizierenden Knochenmann anklingende Allegorie des Totentanzes nimmt zentrale Motive des späteren Werkes vorweg bzw. belegt ihre Bedeutung bereits in den frühesten Texten.171 Im Nachlass Ödön von Horváth, in den Sammlungen, die Traugott Krischke angelegt hat, sowie vereinzelt in Verlagsarchiven und privaten Sammlungen sind zahlreiche Fotografien Ödön von Horváths erhalten. Zu Lebzeiten des Autors hatte sich die Privatfotografie bereits als alltägliche Praktik durchgesetzt. In der hochentwickelten Medienöffentlichkeit der Weimarer Republik wurden Fotos von Prominenten, wie auch Horváth nach seinen Theatererfolgen einer war, allgegenwärtig und begleiteten Artikel, illustrierten sie bzw. hinterließen einen eigenständigen, bildlichen Kommentar.172 Als Lebensdokumente des Autors verstanden, sollen sie hier möglichst vollständig erscheinen.173 Der größte Teil des Bestandes entfällt auf Porträtaufnahmen des Autors, die in verschiedenen Lebensphasen entstanden sind. Insbesondere in der Zeit seiner Berliner Erfolge stechen hier mehrere Fotografien (vgl. v.a. F74–F78) hervor, die zum Teil im Auftrag des Ullstein Verlags entstanden und Elemente einer konzernübergreifenden,
Vgl. Schoor 1992 (Anm. 9), S. 91f. Vgl. zu den Folgen ebd., S. 198f. 171 Vgl. etwa Herbert Gamper: Todesbilder in Horváths Werk. In: Kurt Bartsch/Uwe Baur/Dietmar Goltschnigg (Hg.): Horváth-Diskussion. Kronberg im Taunus: Scriptor 1976, S. 67–81. 172 Vgl. David Oels/Ute Schneider: Masse, Mobilität, Moderne – Zur Einleitung. In: Oels/Schneider (Hg.) 2015 (Anm. 76), S. 1–15. 173 Zur Fotoauswahl und ihren Grenzen vgl. die Editionsprinzipien, S. 627. 169 170
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Vorwort
cross-medialen Inszenierung des Autors sind.174 Der Zusammenhalt der Familie von Horváth dokumentiert sich in zahlreichen Familienaufnahmen, nicht zuletzt rund um die Sommervilla in Murnau am Staffelsee. Weiter Fotos aus Murnau und Umgebung zeigen die Verbindung, die der Autor zu seiner oberbayerischen Wahlheimat hatte und belegen seine Integration ins dortige Sozialleben. Wie bei anderen Dokumenten, klaffen auch unter den Fotos merkliche Lücken. Fotografisch sehr wenig dokumentiert ist etwa Horváths schriftstellerische und bühnenpraktische Arbeit im engeren Sinne: Nur vereinzelt gibt es Aufnahmen, die ihn am Theater (F90) oder im Kontakt mit Schriftstellerkolleginnen und -kollegen (F92) zeigen. Familien- und Porträtaufnahmen werden überdies, wohl auch aufgrund von Horváths prekärer Situation ab 1933, in den letzten Jahren markant weniger.
Meldedaten (und sonstige Aufenthalte) Meldedaten zu Ödön von Horváth sind fast ausschließlich aus Wien überliefert, wo sie den Kriegseinwirkungen widerstanden haben. Aus Berlin, München oder Murnau liegen zu seiner Person keine amtlich erfassten Meldedaten vor, aus verschiedenen anderen Unterlagen lassen sich diese und andere jedoch teilweise erschließen. Die frühesten, mit Meldezettel belegbaren Aufenthalte in Wien datieren auf das Frühjahr 1920, in dem Horváth mehrere Monate in der Pension Zipser in der Langen Gasse im achten Wiener Bezirk verbrachte, unweit der Piaristengasse, wo auch sein Onkel Josef („Pepi“) Pˇrehnal wohnte (M1). Dieser Aufenthalt steht womöglich mit dem kuriosen Umstand im Zusammenhang, dass sein Belegbogen an der Universität München für dieses Semester eindeutig mit der Handschrift seines Vaters ausgefüllt wurde.175 Der Aufenthalt 1919, als sich Horváth zum Besuch einer privaten Maturaschule mehrere Monate in Wien aufhielt, scheint unter den erhaltenen Materialien nicht auf, wurde aber im Zuge einer behördlichen Anfrage bestätigt.176 Zwei weitere Aufenthalte im Jahr 1931 hängen mit der österreichischen Erstaufführung von Italienische Nacht am Raimundtheater zusammen (M2 und M3).177 Nachdem Horváth im März 1933 das Deutsche Reich im Gefolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlassen hatte, traf er nach Aufenthalten im Salzkammergut und in Salzburg laut Meldezettel am 18. April 1933 in Wien ein, wo er bis 6. Juni blieb (M4). Nach Aufenthalten in Schärding, Tirol und Vöslau,178 liegen ab 5. September wieder Meldungen aus Wien vor, die bis 9. Dezember 1933 reichen (M5 und M6). Nach einem kurzen Aufenthalt in Budapest – Krischke spekuliert, dass Horváth administrative Angelegenheiten rund um seine Hochzeit mit Maria Elsner klären wollte179 – befand er sich am 13. Dezember 1933 wieder in Wien (M7). Dort Zu Ullstein als Medienkonzern vgl. Erhard Schütz: Ullstein-Buchabteilung 1918 bis 1933. In: Enderlein (Hg.) 2011 (Anm. 76), S. 95–128 und Thomas Wegmann: Die Henne annonciert, die Ente drückt sich. Bücher und Werbung im Medienverbund. In: Enderlein (Hg.) 2011 (Anm. 76), S. 83–94. 175 Vgl. D13 und den Kommentar dazu. 176 Vgl. Krischke/Prokop 1972 (Anm. 44), S. 136. 177 Vgl. WA 2, S. 227f. 178 Vgl. dazu im Detail den Kommentar zu B77. 179 Vgl. Krischke 1988 (Anm. 52), S. 104; vgl. dazu im Detail die Kommentare zu D18 und D20 sowie die Anmerkungen im Abschnitt „Lebensdokumente“ oben. 174
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Vorwort
verblieb er bis 9. Januar 1934. Sein Aufenthaltsort bis zum 7. Februar 1934, als er wieder im Wiener Hotel Bristol abstieg, ist nicht eindeutig (M8). Die Angabe des letzten Aufenthaltsortes „Murnau“ auf dem Meldezettel ist vermutlich falsch und stammt auch nicht von Horváths Hand; ein Aufenthalt in Murnau nach dem März 1933 ist nicht nachweisbar bzw. wird auch von niemandem erwähnt.180 Mit 12. März 1934 verlässt Horváth Wien neuerlich und wird erst fast anderthalb Jahre später, am 19. August 1935 (M9) wieder dort eintreffen – diesmal für längere Zeit. In der Zwischenzeit befand sich Horváth in Berlin und München, wo er im Filmgeschäft Fuß fassen wollte. An seiner Quartierwahl ab August 1935, die weg von Hotels und hin zu Wohnungen und Privatzimmern ging, ist abzusehen, dass Horváth endgültig mit dem Deutschen Reich abgeschlossen hatte und seinen dauerhaften Wohnort in Österreich sah. Am 22. September 1935 bezog er eine Wohnung in der Bastiengasse im 18. Wiener Bezirk, übersiedelte am 2. Dezember 1935 in die Marc-Aurel-Straße in der Wiener Innenstadt und von dort am 15. Januar 1936 auf die Dominikanerbastei (M10–M12). Dies blieb seine Adresse bis zum 13. Juli 1937, dann verlegte Horváth seinen Aufenthaltsort bis September in den Gasthof Wagner („Caspar-Moser-Bräu“, M13) und blieb, nach einer Reise in die Niederlande, vermutlich Gast der Zuckmayers in Henndorf bis zu einem neuerlichen Kuraufenthalt in Schärding. Danach nahm Horváth vom 13. Februar 1938 in einer Wiener Pension in der Währinger Straße im 9. Bezirk Quartier (M14). Sie wurde seine letzte Wiener Adresse bis zum 12. März 1938; einen Tag nach dem „Anschluss“ Österreichs machte sich Horváth nach Budapest auf. Seine weiteren Aufenthalte lassen sich aus den Briefen dieser Tage fast lückenlos erschließen. Auch wenn insbesondere zu Horváths Jahren in Deutschland keine Meldedaten erhalten sind, liefern Angaben in einigen Dokumenten sowie in zwei der erhaltenen Akten zu Horváth eine ungefähre Eingrenzung seiner amtlich gewordenen Aufenthalte, die hier kurz zusammengefasst werden sollen. Viele Angaben finden sich etwa im Akt zu Horváths Einbürgerung in Bayern von 1927 (AK1). Die von Horváth im Antrag angegebenen Aufenthaltsorte seit seiner Geburt sind mit Sicherheit zu diesem Zweck geschönt. So ist angegeben, dass Horváth von 1908 bis 1916 und wieder von 1920 bis 1924 in München gemeldet gewesen war, womit er sich zumindest teilweise allein auf die Meldedaten der Eltern bezieht.181 Bereits aus seinen ungarischen Schulzeugnissen geht hervor, dass er Anfang der 1910er-Jahre noch vornehmlich in Budapest lebte. In der im selben Akt befindlichen Stellungnahme des Einwohnermeldeamtes München gibt man den Aufenthalt der Eltern in München von 19.10.1909 bis 16.7.1921 „mit Unterbrechung“ und danach „ohne Unterbrechung“ an. Horváths Meldedaten werden von derselben Behörde vom 12.9.1915 bis 5.5.1926 „mit Unterbrechungen“ festgehalten.182 Danach dürfte Murnau sein Hauptwohnsitz bis 1933 gewesen sein, wenngleich er freilich immer wieder Zeit in Berlin verbracht hat.183 Der einzige erhaltene Brief aus der Zeit ist klar mit Absenderangabe „Wien“ versehen, worin Horváth überdies darauf verweist, wieder auf Kur nach Schärding zu fahren, vgl. B82 an Rudolph S. Joseph vom 23.1.1934. Womöglich hielt sich Horváth in Wien bei Freunden auf, womit eine polizeiliche Meldung nicht zwingend notwendig war. Siehe dazu auch Anm. 183. 181 Vgl. AK1/1.2.1. 182 Vgl. AK1/1.5.2. 183 Elisabeth Tworek gibt, teilweise auf dieselben Quellen rekurrierend, an, dass Murnau zwischen 1926 und 1934 der Hauptwohnsitz Horváths gewesen sein muss, vgl. Elisabeth Tworek: „Ein Volksstück, das im besten Sinne bodenständig ist …“ Der Einfluss der bayerischen Volkskultur 180
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Vorwort
Hinweise auf Horváths Zeit in München gibt ergänzend auch seine Studentenkartei, die seine Münchener Adressen von 1919 bis 1921 nachweist.184 Lassen sich Horváths Berlin-Aufenthalte bis 1933 entlang der Korrespondenzen in etwa bestimmen, so ist für die Zeit danach der Akt der Reichsschriftumskammer (AK2) eine taugliche Quelle. Der darin befindliche Mitgliedsbogen listet die Adresse Berlin, Kurfürstendamm 33 als Adresse zum Zeitpunkt des Eintritts Horváths in den RDS; die nachgetragenen Adressänderungen nennen das Hotel Kreuzer in Bad Wörishofen im Allgäu,185 ab 3.12.1934 die Berliner Adresse An der Rehwiese 4186 und schließlich mit 1.4.1935 die Adresse Maximilianstraße 15 in München; dabei handelt es sich um die Adresse der Eltern.187 Man kann die Übersiedelung nach München als Endpunkt der Beschäftigung Horváths im Berliner Filmbetrieb betrachten.
Akten Zur Person Ödön von Horváths sind insgesamt sechs Akten bzw. Einzelstücke aus behördlichen Akten überliefert.188 Horváth lebte bereits in einer zunehmend verwalteten Welt, in der Menschen eine Vielzahl verschriftlichter bürokratischer Spuren hinterlassen, die in behördlichen Archiven überdauern.189 Ihren unmittelbaren Niederschlag finden die behördlichen Vorgänge in einzelnen Schriftstücken, die in Akten zusammengefasst werden. Eine Akte bildet dabei eine Klammer um höchst heterogenes Material, dessen spezifische Materialität und Medialität sowie der mit der Umklammerung einhergehende Sinnzusammenhang in der vorliegenden Darstellung als Faksimileedition nach Möglichkeit erhalten werden soll. Möglich ist dies insbesondere bei den Akten zu Horváths Einbürgerungsgesuch in Bayern (AK1), der Personenakte in der Reichsschrifttumskammer (AK2) und der Akte zu Horváths Scheidung (AK3). Bei anderen Akten, etwa den Emigrantenakten des Bezirksamtes Weilheim (AK4), ist dies aufgrund des weitreichenderen Zusammenhangs nur in Auszügen möglich. Während die Signifikanz der Akten als Verwaltungsschriftstücke an anderer Stelle detailliert behandelt wird, sollen hier einige Anmerkungen zu ihren biographischen und werkbezogenen Implikationen gemacht werden.190 Die Akte, die den in Bayern gestellten Einbürgerungsantrag Horváths 1927 enthält (AK1), wird zumeist als Anzeichen für Horváths Verbundenheit mit Murnau und Oberauf die Literatur Ödön von Horváths. In: Nicole Streitler-Kastberger/Martin Vejvar (Hg.): Horváth lesen. Wien: Böhlau 2013 (= Maske und Kothurn, 59. Jg., H. 3), S. 73–87, hier S. 78. Die für die Bestimmung des Endzeitpunktes herangezogenen Angaben in den Emigrantenakten des Bezirksamtes Weilheim (AK4) beruhen jedoch teilweise deutlich auf Hörensagen und sind angesichts der übrigen Evidenz wohl nicht verlässlich. Zum dort herangezogenen Meldezettel M8 und der Verlässlichkeit der dortigen Angaben vgl. die Ausführungen oben. 184 Vgl. dazu D11 und den Kommentar dazu. 185 Vgl. dazu auch den Kommentar zu B61. 186 Vgl. dazu auch den Kommentar zu B87. 187 Vgl. Krischke 1988 (Anm. 52), S. 49. 188 Zur Abgrenzung siehe Anm. 136 sowie die Editionsprinzipien, S. 627f. 189 Vgl. einführend auch Gerhard Schmid: Akten. In: Friedrich Beck/Eckhart Hening (Hg.): Die archivalischen Quellen. 5., erweiterte und aktualisierte Aufl. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2012, S. 89–124, sowie Hochedlinger 2009 (Anm. 136). 190 Vgl. dazu den Beitrag von Holger Berwinkel in diesem Band, S. 505–516.
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Vorwort
bayern gedeutet, wobei sich einige Unklarheiten ergeben haben, wer genau den Antrag abgelehnt hat.191 Der junge Autor hätte über die bayerische zugleich die reichsdeutsche Staatsbürgerschaft erlangt. Sowohl den Antrag selbst als auch dessen Ablehnung aufgrund der unklaren wirtschaftlichen Situation des Antragsstellers 1928 hat er später nie erwähnt. Auch hat er, nachdem sich seine wirtschaftliche Situation durch den Vertrag mit Ullstein 1929 radikal gebessert hatte,192 keinen weiteren Versuch unternommen, die bayerische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Er blieb sein ganzes restliches Leben ungarischer Staatsbürger. Möglicherweise sind autobiographische Texte Horváths, in denen er seine kosmopolitisch gefärbte Heimatlosigkeit betont, auch vor diesem Hintergrund zu lesen.193 Die Ablehnung des Antrags erfolgte schließlich aus nicht vollständig rekonstruierbaren Gründen durch die oberbayerische Regierung. Der in der Akte der Reichsschriftumskammer (AK2) enthaltene Antrag auf die Aufnahme in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller (AK2/2.1) und, damit verbunden, der Brief an den Neuen Bühnenverlag vom 18. Juni 1934 (AK6 bzw. B83) bilden aufgrund der durch diese Dokumente manifesten Anbiederung an das NS-Regime das mit Abstand größte Skandalon in der Biographie Horváths.194 Einige Details des Antrags bzw. des damit verbundenen Fragebogens (AK2/2.2) sind hier von gesondertem Interesse. So gibt Horváth hier Auskunft über seine Mitgliedschaften in Schriftstellerverbänden und nennt neben dem Verband Deutscher Bühnenschriftsteller und Bühnenkomponisten auch die Union Nationaler Schriftsteller. Während der Verband Deutscher Bühnenschriftsteller eine Untergruppe des bereits 1933 gleichgeschalteten und in den RDS überführten Schutzverbands Deutscher Schriftsteller war, handelt es sich bei der Union Nationaler Schriftsteller um die Anfang 1934 gegründete Gegen-Organisation zum PEN-Club, aus dem die deutsche Sektion Ende 1933 ausgetreten war.195 Als Filmgesellschaften, mit denen er arbeitet, gibt Horváth hier „Fox“ und „Europa“ an. Von besonderer Bedeutung sind auch die zwei genannten Bürgen, die für eine Aufnahme notwendig waren. Neben Willy Stuhlfeld, dem Leiter des Neuen Bühnenverlags, mit dem im April 1934 der Vertrag über Himmelwärts (V3) unVgl. zum Einbürgerungsantrag bisher Lunzer 2001 (Anm. 58), S. 43; Salmen/Tworek 2001 (Anm. 59), S. 40 und 66; Elisabeth Tworek: Auf den Spuren Ödön von Horváths. In: Markt Murnau am Staffelsee (Hg.): Leben ohne Geländer. Internationales Horváth-Symposium Murnau 2001. Murnau 2003, S. 176–203, hier S. 179 und Gabi Rudnicki: „ … ob Gesuchsteller sich dauernd zu ernähren imstande ist“ – Der Einbürgerungsantrag Ödön von Horváths in Oberbayern 1927. In: Streitler-Kastberger/Vejvar 2013 (Anm. 183), S. 61–72. Zu Horváths Interesse an der bayerischen Kultur vgl. im Überblick Tworek 2013 (Anm. 183). 192 Vgl. dazu V1 und den Kommentar dazu. 193 Vgl. dazu insbesondere den 1929 erschienenen Text Fiume, Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien, München…, WA 17/AU3/TS1. 194 Vgl. die bereits erfolgten Ausführungen zu den Briefen und Verträgen der Zeit oben. 195 Vgl. dazu Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im NS-Staat. Von der „Gleichschaltung“ bis zum Ruin. Frankfurt am Main: Fischer 2010 u. ders.: Die Arbeits- und Lebensbedingungen der Schriftsteller. In: Ernst Fischer/Reinhard Wittmann (Hg.): Geschichte des deutschen Buchhandels im 19. und 20. Jahrhundert. Drittes Reich. Teil 1. Berlin: de Gruyter 2015, S. 7–72, hier S. 7–20. Der im November 1933 in London durch Edgar von Schmidt-Pauli (den Horváth im Fragebogen auch als Bürgen angibt) verkündete Austritt hatte sein Vorspiel auf dem PEN-Kongress in Ragusa/Dubrovnik im Mai 1933. Horváths Verhalten im Umfeld einer Protestnote führte zum Zerwürfnis mit Oskar Maria Graf und öffentlichen Anfeindungen, vgl. B75 und B76 sowie die Kommentare dazu. 191
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Vorwort
terzeichnet wurde, ist dies mit Edgar von Schmidt-Pauli ein hochrangiger NS-Literaturfunktionär.196 Woher Horváth Schmidt-Pauli kannte bzw. warum dieser für ihn als Bürge auftrat, ist unbekannt. Der Umstand deutet aber auf erstaunlich gute Kontakte Horváths im gleichgeschalteten NS-Literaturbetrieb hin und dürfte, angesichts der sonstigen Feindschaft einflussreicher Persönlichkeiten wie Rainer Schlösser, wesentlich für seine Aufnahme in den RDS gewesen sein. Der zumindest teilweise erfolgreiche Anbiederungserfolg des Autors blieb jedenfalls nicht ohne Einflüsse auf das spätere Werk. In der Komödie Figaro läßt sich scheiden (1936) etwa ist das zwiespältige Verhältnis zu einer Revolution offensichtlich, und die Pläne zu einer Komödie des Menschen ab 1937 sind ganz deklariert „ohne Kompromisse, ohne Gedanken ans Geschäft“197 abgefasst. Auch die Perspektive einer Innensicht des „Menschen im totalitären Staate“,198 gepaart mit den Motiven moralischer Erkenntnis und Wandlung in den beiden vollendeten Exilromanen gewinnt vor diesem Hintergrund besondere (auto-)biographische Prägnanz. Verschiedene Notizen zum letzten Romanprojekt Adieu, Europa! nehmen dieses Thema wohl am eindeutigsten auf: Im Kontext mehrerer ‚Emigrationen‘ und einer „Rückkehr“ des Protagonisten ist hier deklariert von „Figaro lässt sich scheiden“ und „Korruption“199 die Rede. Aufgrund zahlreicher anderer Details wurde hier auch spekuliert, bei dem Text könnte es sich um eine geplante Autobiographie Horváths handeln.200 Die in der Akte des Wiener Stadt- und Landesarchiv versammelten Unterlagen (AK3), die erst nachträglich aus der eigentlichen Gerichtsakte erstellt wurde, dokumentieren die Scheidung Ödön von Horváths von der Sängerin Maria Elsner, die er am 27. Dezember 1933 überraschend geehelicht hatte. Dass sich die beiden im mittlerweile ständestaatlichen Österreich überhaupt scheiden lassen konnten, lag auch an ihren Religionszugehörigkeiten: Elsner war Jüdin, Horváth konfessionslos, weshalb § 115 des Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches (ABGB) als Grundlage diente. Einem katholischen Paar wäre dies nicht ohne weiteres möglich gewesen.201 In den Emigrantenakten des Bezirksamtes Weilheim (AK4) laufen Anfang 1935 verschiedene Auskünfte zu Horváth aus Murnau zusammen, die sich jedoch bei näherer Betrachtung im Wesentlichen als Hörensagen erweisen und, wohl bedingt durch die seit Horváths Weggang im März 1933 vergangene Zeit, eher ungenau sind. So wird angegeben, dass Horváth nach dem 30. Juni 1933 Murnau verlassen hat; tatsächlich dürfte er aber nach dem März 1933 nicht mehr dort gewesen sein. Die sonstigen Angaben unterstreichen diese Konfusion und vermuten seinen derzeitigen Aufenthaltsort u.a. in Prag. Tatsächlich lebte Horváth zu diesem Zeitpunkt unbehelligt in Berlin. Unter den Einzelstücken befindet sich schließlich noch die Zeugenaussage Horváths im sogenannten „Saalschlachtprozess“ aus dem Jahr 1931, der sich mit einer Zu von Schmidt-Pauli vgl. Barbian 2010 (Anm. 195), S. 31 und 33–36. WA 12/WP49/TS1, S. 564. 198 Brief Horváths an Landauer vom 26.2.1938 (B157). 199 WA 13/WP24/E4, S. 468f. 200 Vgl. Ian Huish: Adieu Europa! Entwurf zu einer Autobiographie? In: Traugott Krischke (Hg.): Horváths Prosa. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1989, S. 178–189; vgl. zur Einschätzung auch WA 13, S. 42. 201 Vgl. Herbert Kalb: Das Eherecht in der Republik Österreich 1918–1978. In: Beiträge zur Rechtsgeschichte Österreichs 1/2012, S. 27–43, hier S. 28f. Vgl. dazu auch die Ausführungen im Abschnitt „Lebensdokumente und Urkunden“. 196 197
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Vorwort
gezielten Sprengung einer SPD-Veranstaltung in Murnau durch nationalsozialistische Provokateure befasste (AK5). Der erhaltene Gerichtsakt betrifft bereits den Revisionsprozess. Obwohl die Ereignisse frappant zu Horváths Volksstück Italienische Nacht zu passen scheinen, fanden sie definitiv erst nach dessen Fertigstellung statt.202 AK6 schließlich ist ein Auszug aus einem umfassenden Akt zu verschiedenen Einzelfällen, die im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda eingingen. In einem Mantelschreiben des Neuen Bühnenverlages ist hier Horváths Anbiederungsschreiben B83 vom Juni 1934 überliefert.
202
Vgl. WA 2, S. 228f.
38
Lesetext
Lesetext
Lesetext
Lesetext
Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften Briefe von und an Ödön von Horváth
41
Briefe von und an Ödön von Horváth
B1–B3
Lesetext
얍 B1 = Ödön von Horváth an Edmund Josef von Horváth, Budapest, 16.11.1908
Kedves Atyám! Szivbo˝l köszöntöm neve napján! Áldja meg az Isten minden jóval! Adjon sok örömet, egészséget, boldogságot. Isten éltesse sokáig! Kezeidet csókolja a te Ödönöd. Budapest 16/11.1908. B
5
ÖvHG
N
B
N
10
Deutsche Übersetzung:
15
Mein lieber Vater! Herzliche Grüße zu Ihrem Namenstag. Gott segne Sie mit allem Guten! Er gebe Ihnen viel Freude, Gesundheit, Glück. Gott lasse Sie lange leben! Deine Hände küsst Dein Ödön. 얍 B2 = Ödön und Lajos von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Höllenthalhütte, 14.7.1920
ÖLA 84/SL 10
20
25
I. Hochw. Herrn und Frau Dr. von Horváth Murnau. Hotel Fröhler. den 14. Juli 20 Von unserer schönen Tour senden wir Euch die besten Grüsse und Küsse Ödön B
30
N
Grüsse und Küsse Luci B
N
35
얍 B3 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Coburger Hütte, 25.7.1921
40
Familie von Horváth Murnau/Oberbayern. Hotel Fröhler
4 6 29 32–33
Szivbo˝lN ] csókoljaN ] BunsererN ] BGrüsse f LuciN ] B B
korrigiert aus: Szivböl korrigiert aus: csokolja
[{ }]|unserer| Eintragung von Lajos von Horváths Hand
42
ÖLA 27/B 1
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B3–B5
Lesetext
Die herzlichsten und allerbesten Grüsse und Küsse sendet Euch von einer sehr wohlgelungenen Tour Euer Ödön. den 25. VII. 21. 얍 B4 = Ödön von Horváth an Herbert Ihering, Berlin, 11.5.1927
10
Ödön von Horváth Berlin W 30 Luitpoldstr. 34 /II B
Ihering-Archiv, M. 1593, AAdK
N
am 11. Mai 27
Sehr verehrter Herr Jhering, 15
20
verzeihen Sie mir, bitte, dass ich Ihnen mein Stück, über das Sie unlängst mit Ernst Weiss und mir telephoniert hatten, noch immer nicht zusenden kann. Ich laufe nun schon seit einer Woche hinter meinen zwei einzigen Manuscripten her, leider nur mit dem Erfolg, dass ich vertröstet wurde, Ende dieser Woche eines wiederzusehen. Ich lasse es Ihnen dann sofort zukommen. Mit ergebensten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth B
N
25
얍 B5 = Ödön von Horváth an Herbert Ihering, Berlin, 19.5.1927
Ödön von Horváth Berlin W 30 Luitpoldstr. 34 /II B
30
N
Berlin, am 19. Mai 27
Sehr verehrter Herr Jhering, 35
leider bekam ich meine beiden Manuscripte noch immer nicht zurück und so musste ich mit der Sendung warten bis der Volksbühnenverlag, mit dem ich abgeschlossen hatte, das Stück vervielfältigt hat. Beiliegend ein Exemplar. Und ich danke Ihnen nochmals, dass Sie es lesen wollen.
40
Mit besten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth B
N
10 23–24 29 41–42
HorváthN ] Ihr f HorváthN ] BHorváthN ] BIhr f HorváthN ] B B
Horv[a]|á|th \Ihr f Horváth/ Horv[a]|á|th \Ihr f Horváth/
43
Ihering-Archiv, M. 1593, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B6–B7
Lesetext
얍 B6 = Ödön von Horváth an Herbert Ihering, Murnau, 20.6.1927
Ödön von Horváth Murnau (Ober-Bayern) Bahnhofstr. 76a B
5
Ihering-Archiv, M. 1593, AAdK
N
am 20. Juni 27
Sehr verehrter Herr Jhering, leider kann ich Sie nun nicht persönlich über mein Stück „Revolte auf Côte 3018“ sprechen, da ich vor ungefähr 14 Tagen Berlin plötzlich verlassen musste. Da Sie mir aber Anfang Juni telephonisch mitteilten, dass ich bis Mitte des Monats Ihr Urteil hören könnte, erlaube ich mir nun mich schriftlich an Sie zu wenden und wäre Ihnen sehr dankbar um wenige Worte. -- Falls Sie das Buch nicht mehr gebrauchen sollten, legen Sie es, bitte, in das beiliegende Couvert. Ich besitze nämlich kaum Exemplare. B
10
15
N
Mit vorzüglicher Hochachtung! Ihr Ödön Horváth B
N
20
얍 B7 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 28.5.1928
25
Murnau am 28 . Mai 28. B
N
Sehr verehrter Herr Bab,
30
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ich habe vor einigen Tagen dem Verlag mein neues Stück übersandt und wollte Ihnen wieder ein Exemplar persönlich zukommen lassen – ich bin aber leider noch immer nicht fertig mit der Korrektur der Durchschläge. Ich bin Anfang Juni in Berlin und hoffe Sie, sehr verehrter Herr Bab, erreichen zu können und bin schon sehr neugierig, wie Sie dies Stück beurteilen werden. Mit den ergebensten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth
3 9 18–19 25
HorváthN ] CôteN ] BIhr f HorváthN ] B28N ] B B
Horv[a]|á|th C[o]|ô|te \Ihr f Horváth/ 2[9]|8|
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Julius BabArchiv 445, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B8–B9
Lesetext
얍 B8 = Ödön von Horváth an Lotte Fahr, Berlin, 15.1.1929
ÖLA 84/SL 21
Berlin am 15. I. 29 5
Meine liebe Lotte,
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ich danke Dir vor allem herzlichst für Deinen lieben langen Brief, über den ich mich sehr, sehr gefreut habe! Sei mir nur, bitte, nicht böse, dass ich Dir nun so lange nichts mehr schrieb, aber wenn Du wüsstest, wie ich hier herumgehetzt werde, es ist wirklich nichtmehr schön und ich sehne mich nach der Fürstalm, um mit Dir Schach spielen zu können. Alles weitere werde ich Dir mündlich mitteilen, wie ich wieder nach München komme. Leider muss ich jetzt einige Zeit hier bleiben, so 얍 zwei Monate ungefähr. Ich freue mich schon sehr auf unser Wiedersehen. – Also: hier die Aufführung war ein riesiger Erfolg, wie Du ja inzwischen es vielleicht gelesen haben wirst in einigen Zeitungen. Ich kann Dir keine Kritik schicken, es ist ein furchtbares Durcheinander bei mir, aber mein Bruder in Murnau hat alle Kritiken. Es war einer der grössten Erfolge in dieser Saison in Berlin. – Der Roman wird im Propyläen-Verlag erscheinen. Die haben mehr gezahlt als Fischer, der wollte ihn auch haben. Kapitalist bleibt Kapitalist, warum soll ich ihnen was schenken? – Sonst gibt es nichts Neues. Ich schreibe Dir, sobald als möglich wieder – und alles weitere mündlich aus bestimmten Gründen – Wenn ich nur wieder in Murnau sein könnte! Ich grüsse Dich herzlichst Dein Ödön B
N
얍 B9 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Berlin, 15.1.1929
Privatbesitz
Berlin W30 am 15 . Jan. 29.
30
B
N
Lieber Herr Otte, 35
ich hätte eine Bitte und bitte Sie dies nur als persönliche Anfrage zu behandeln, als Erkundigung gewissermassen. Sagen Sie: wäre es möglich, dass der „Weltspiegel“ ein Szenenbild meines Stückes bringt oder mein Bild? (ich lege Ihnen beiliegend eines ein) Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mal anfragen wollten, aber tun Sie dies nur, wenn es Ihnen keinerlei Schwierigkeiten bereitet. Mit den besten Grüssen Ihr Ödön Horváth B
N
B
40
15 31 37 39
unser Wiedersehen. –N ] 15N ] BeinN ] BkeinerleiN ] B B
N
[{D}] |unser Wiedersehen. –| 1[4]|5| korrigiert aus: eine [keine { }] |keinerlei|
45
Briefe von und an Ödön von Horváth
B10–B11
Lesetext
얍 B10 = Ödön von Horváth an Lotte Fahr, Berlin, 22.1.1929
ÖLA 84/S 57
Berlin W30 am 22.I.29. 5
Meine liebste Lotte,
10
ich danke Dir herzlichst für Deinen lieben Brief und möchte Dir nun nur rasch mitteilen, dass Du Dir vollständig unnötig finstere Gedanken machst – meine Worte, betr. der „mündlichen Erklärung“ sind doch sehr einfach zu verstehen. Ich kann es jetzt nicht schriftlich niederlegen, auf alle Fälle teile ich Dir nur mit, dass sie gerade das absolute Gegenteil von dem bedeuten, was Du Dir denkst – die Erklärung ist sehr einfach: ich habe (ich weiss es selbst nicht warum) eine Ahnung oder Befürchtung oder weissgottwas, dass ich Dir nicht so schreibe, wie ich will. Aus einem sehr einfachen Grunde: weil ich befürchte, dass der Brief in andere Hände fällt. Weiss Gott, ich werde diesen Gedanken nicht los und verbrenne diesen sofort, bitte: in Deinem Interesse. – Hier gibt es nichts Neues. Hast Du meine Kritiken gelesen? Die Münchner Weltblätter haben mal wieder richtig gefälscht, wenn ich einen von diesen Verleumdern erwisch, kriegt er ein paar Ohrfeigen. Ich verstehe ja die Wut: ganz Bayern bringt seit 1914 keinen Dramatiker heraus und nun kommt ausgerechnet ein „Ausländer“, der ein „bodenständig“, „völkisches“ Stück schreibt! Das einzige, das die Bayern haben. Die Wut dieser Nationalisten ist ja verständlich: ich habe mir erlaubt durch ihre Rechnung einen dicken Strich zu machen. – Bleibst Du jetzt in München? Ich bleibe hier bis ungefähr Mitte März. Muss hier bleiben. Dann komme ich nach Murnau bis Juni oder Juli. Ich freue mich schon sehr, sehr darauf. Schreibe mir, bald, bitte, wieder! Und fasse nichts falsch auf. Ich bin doch ein offener Mensch, ich tu nichts hinten herum. Innigst Dein Ödön B
15
20
25
30
35
N
B
N
얍 B11 = Ödön von Horváth an Lotte Fahr, Berlin, 6.2.1929
Berlin W 30 6. II. 29 40
Meine liebe Lotte, über Deinen letzten Brief habe ich mich sehr gefreut und sei mir nicht böse, wenn ich Dir nun in größter Eile nur antworte, denn ich werde ja bald ausführlich reden können, denn ungefähr Mitte nächster Woche erscheine ich in München resp. in Murnau. B
13 15 43
weissN ] WeissN ] BgrößterN ] B B
N
korrigiert aus: weis korrigiert aus: Weis korrigiert aus: größer
46
HB 1, S. 108
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B11–B15
Lesetext
Bleib dort bis Ende März. Habe nämlich sehr viel zu arbeiten und hier bekomme ich nicht die nötige Ruhe. Also auf recht, recht baldiges Wiedersehen. Datum teile ich Dir noch genau mit. Herzlichst Dein Ödön 얍 B12 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, 21.3.1929
Privatbesitz
10
[…] seien Sie mir nicht böse, dass ich nur auf einer Karte antworte. Bis Ende der Woche habe ich meinen Roman fertig und bin nach Ostern […] in Berlin […]\Text nicht zugänglich\
\Text nicht zugänglich\
15
얍 B13 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Salzburg, 5.4.1929
Privatbesitz
[…] Den Roman habe ich nun fertig und arbeite bereits an einem mystischen Volksstück […] Es ist mir bereits alles so klar, dass ich besorgt bin, unklar zu werden. Das schönste wärs, wenn man nur Filmtitel schreiben müsst. Die sind nämlich überflüssig und es muss halt doch welche geben […] \Text nicht zugänglich\
\Text nicht zugänglich\ 20
얍 B14 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Berlin, vor dem 23.4.1929
Privatbesitz
25
Berlin, Freytag abends Lieber Herr Otte, 30
35
ich entdecke soeben, dass ich Ihnen gestern ein nicht ganz durchkorrigiertes Exemplar übergab – verzeihen Sie mir! Beiliegend das richtige! Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth 얍 B15 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Berlin, 23.4.1929
40
[…] seien Sie so gut, den Titel meines Romans zu ändern. Setzen Sie bitte […] statt „36 Stunden“ – „Herr Reithofer wird selbstlos“. Das soll nun der endgültige Titel sein. […]
47
HB 1, S. 108
Briefe von und an Ödön von Horváth
B16–B17
Lesetext
얍 B16 = Ullstein Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 26.4.1929
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
26. April 1929 5
G/Sa 81 Herrn 10
Ödön von H o r v a t h M u r n a u / Oberbayern Bahnhofstr. 76a
15
Wir beziehen uns auf den mit Ihnen unterm Datum vom 11. Januar ds. Js. abgeschlossenen Vertrag und bestätigen die mit Ihnen getroffene Abrede, wonach wir Ihren Roman „ 36 Stunden“ in unsern Verlag nehmen. Wir erwerben also die Verlagsrechte zu den im Vertrag niedergelegten Bedingungen.
20
Der Roman wird im Propyläen-Verlag erscheinen. Wir empfehlen uns Ihnen und zeichnen 25
mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN AKTIENGESELLSCHAFT Emil Herz ppa Wilhelm Gronle B
N B
N B
N
30
얍 B17 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, Mai 1929
35
40
Herrn P. A. Otte Berlin-Wilmersdorf Südwestkorso 47 Horváth Murnau Bahnhofstr. 76a (Ober-Bayern) \Text nicht zugänglich\ ihrer norddeutschen Mundart gründlich nachzuprüfen, ob sie durch die Grippe vielleicht, nicht verschärft worden ist, denn bei der hiesigen Kriegs-
28 28 28
Emil HerzN ] ppaN ] BWilhelm Gronle N ] B B
Paraphe Abkürzung: per procura Paraphe
48
Hildebrandt 1975, S. 56
Briefe von und an Ödön von Horváth
B17–B18
stimmung könnten Sie leicht als Spion gelten, der nach geheimen Akten über Abmachungen zwischen Ober- und Niederbayern für irgendein „Utrechter Tageblatt“ stöbert! – Seien Sie herzlichst gegrüßt von Ihrem Ödön Horváth B
B
5
Lesetext
N
N
Viele Grüsse an Ihre Frau!
10
얍 B18 = Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H. (Bruno Henschel) an Ödön von Horváth, Berlin, 23.7.1929
Abschrift 15
Berlin, den 23. Juli 1929 Herrn Ödön H o r v a t h z.Zt. F r a n k f u r t a/M. Feldbergstr. 7 bei/ Schulz .
20
B
25
30
Lieber Herr Horvath, wir müssen also, so sehr wir es bedauern, in den sauren Apfel beissen und auf Ihre Posse „Rund um den Kongress“ verzichten. Uns bleibt nur noch die Hoffnung, dass der Ullstein Verlag recht viel von Ihnen ablehnt und wir dadurch doch noch etwas von Ihnen herausbringen können. Darf ich Sie bitten, mir von allem, was Sie Ullstein zum Vertrieb anbieten, ein Leseexemplar zu senden; denn ich nehme persönlich so stark an Ihrem Schaffen teil, dass ich es schmerzlich empfinden würde, erst durch die Presse davon zu erfahren. Sie werden doch, lieber Herr Horvath, meine Bitte erfüllen, gelt? Ich verstehe Ihre Entscheidung durchaus und bedaure nur, dass der Volksbühnenverlag nicht in der Lage ist mit Ullstein zu konkurieren. Hoffentlich tritt auch hier bald eine Wandlung ein. Es verbleibt mit dem Wunsche, dass Sie recht grosse Erfolge erzielen,
35
Ihr stets ergebener
40
N
gez. Bruno Henschel Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H. Berlin N.W.40, Platz der Republik 7
1 2 21
nach f AktenN ] irgendeinN ] BSchulzN ] B B
[{geheime}] |nach f Akten| [{das}] |irgendein| gemeint ist: Schultz
49
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B19–B21
Lesetext
얍 B19 = Volksbühnenverlags- und Vertriebs-G.m.b.H. an Ödön von Horváth, Berlin, 26.7.1929 (= Beilage zu B20)
5
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Horváth Hindenburgstr. 76 Murnau Aufgenommen 26/7 1150
10
In Schreiben vom 23 auf rund um den Kongreß verzichtet = Volksbühnenverlag 15
얍 B20 = Ödön von Horváth an Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag), Murnau, 26.7.1929
20
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Ödön Horváth Murnau (Obb.) Hindenburgstr. 76a am 26. Juli 29 Sehr verehrter Herr Gronle,
25
30
beiliegend die telegraphische Erklärung des Volksbühnenverlages betreffs meiner Posse „Rund um den Kongress“. Das in diesem Telegramm erwähnte Schreiben vom 23. habe ich nicht erhalten, weil es irrtümlich nach Frankfurt/Main gesandt worden ist, wo ich mich einige Tage aufgehalten hatte. Ich werde sofort schreiben, dass es mir hierher nachgesandt wird, doch glaube ich, dass dieses Telegramm genügen dürfte. Mit den besten Empfehlungen verbleibe ich Ihr ergebener Ödön Horváth B
35
N
얍 B21 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horvath, Berlin, 31.7.1929
40
Herrn Ödön Horváth Hindenburgstr. 76 a M u r n a u (Obb.)
45
Sehr geehrter Herr Horvath, wir bestätigen, dass wir Ihre Posse „Rund um den Kongress“ auf Grund der im Vertrage vom 11. Januar ds. Js. niedergelegten Bedingungen annehmen und den Bühnenvertrieb durch die Arcadia-Verlag G.m.b.H. besorgen werden.
32
B
Ödön HorváthN ]
den 31. Juli 1929
\Ödön Horváth/
50
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B
B21–B23
Lesetext
Wir zeichnen in vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle N
얍 B22 = Ödön von Horváth an Walter Zadek (Berliner Tageblatt), Murnau, 2.8.1929 10
Ödön Horváth Murau (Obb.) Hindenburgstr. 76 a
ÖLA 84/SL 10
am 2. August 29
Lieber Herr Zadek, 15
20
danke Ihnen herzlichst für Ihre Zeilen – das gewünschte Familienporträt werden Sie spätestens Dienstag erhalten. Hoffentlich ists dann noch nicht zu spät. Mit den besten Grüssen Ihr Ödön Horváth 얍 B23 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, 6.9.1929
25
Ödön Horváth Murnau (Obb.) Hindenburgstr. 76a
am 6. Sept. 29
Mein lieber Otte, 30
35
40
45
danke Ihnen bestens für Ihren lieben Brief! Verzeihen Sie mir, dass ich ihn erst heute beantworte, aber Sie können sich es ja denken, wie es jetzt hier zugegangen ist. Der Onkel Pepi ist nun tot und ich lebe hier mit seiner Mutter zusammen, eine fast achtzigjährige Frau -- es war alles sehr traurig. Mein Bruder ist gestern mit seiner Frau auf einige Tage nach Österreich gefahren, Sonntag voraussichtlich will er wieder hier sein. Ich habe in den letzten zwei Wochen fast nichts gearbeitet, nun fange ich aber wieder an. Gestern sprach ich einen Ingenieur vom Zugspitzbahnbau. Er versprach mir, mich mit auf die Baustellen zu nehmen und er versicherte mir auch, dass ich die Erlaubis zum Photographieren bekommen werde. Es gibt in Garmisch ein grosses photographisches Archiv der Zugspitzbahn, vielleicht finde ich dort etwas passendes. Soeben erfahre ich, dass mein „schwarzer Reichswehrmann“ bereits am 1. Oktober durch die Aktuelle Bühne (Leiter: Erich Fisch) als Abendvorstellung wahrscheinlich im Lessingtheater uraufgeführt werden wird. Wissen Sie etwas näheres über diese Aktuelle Bühne? Wer steckt da eigentlich dahinter? Könnten Sie mir da nicht etwas darüber mitteilen? 5
B
Wilhelm GronleN ]
Paraphe
51
Privatbesitz
Briefe von und an Ödön von Horváth
B23–B24
Lesetext
Am 18. September ungefähr bin ich wieder in Berlin. Sie sind doch dann auch da? Also auf baldiges Wiedersehen! Herzlichst Ihr Ödön Horváth Beste Grüsse an Ihre Frau! B
5
N
N
B
얍 B24 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, 8.9.1929 10
Ödön Horváth Murnau (Obb.) Hindenburgstr. 76a
am 8. September 29
15
Mein lieber Otte,
20
25
30
35
danke Ihnen herzlichst für Ihren langen Brief! Inzwischen werden Sie ja den meinen erhalten haben. Auch für mich kam diese Sladekaufführerei ganz überraschend. Nun steht aber die Sache so: das Aufführungsrecht hat lediglich der Volksbühnenverlag zu vergeben, ich habe gar nichts dabei mitzureden. Ich erfuhr es erst vom Verlag, nachdem er bereits mit der „Aktuellen Bühne“ abgeschlossen hat. Wer ist das eigentlich? Der Verlag schreibt mir, es stünden literarische Kreise dahinter. Was heisst das „literarische Kreise“? Können Sie mir vielleicht da etwas Aufschluss geben? Ich bin nun tatsächlich in keiner angenehmen Lage. Ungefähr nur hab ich mir einen Plan zurechtgelegt und zwar: Mitte des Monats bin ich in Berlin, dann werde ich mir die Proben mal ansehen. Sind sie so, dass sie ernst zu nehmen sind, nun dann lass ich den „Sladek“ aufführen. Sind sie aber mies, dann lass ich eine Erklärung los, dass ich nichts damit zu tun habe. Sonst kann ich ja nichts machen. (Meine Ansicht über das Stück hat sich nicht geändert, betreffs nämlich „historisch“ und „zeitgemäss“. Ich will aber vor der Vorstellung einen Artikel darüber schreiben und das Wesentliche an dem Stücke stark herausstreichen: die Tragikomödie des proletarisierten Mittelstandes, des Menschen, der nicht weiss, wo seine Front liegt) Also auf baldiges gutes Wiedersehen in Berlin! Herzlichst Ihr Ödön Horváth B
N
Schreiben Sie mir bitte über die „Aktuelle Bühne“. Dank im Voraus! 40
5 6 37
Ödön HorváthN ] Beste f Frau!N ] BÖdön HorváthN ] B B
\Ödön Horváth/ \Beste f Frau!/ \Ödön Horváth/
52
Inv. Nr. 12486, Schloßmuseum Murnau
Briefe von und an Ödön von Horváth
B25–B26
Lesetext
얍 B25 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 9.9.1929
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
9. September 1929 G/Sa 81 5
Herrn Ödön H o r v a t h M u r n a u (Obb.) Hindenburgstr. 76a 10
Sehr geehrter Herr Horvath! Wir haben Ihnen Ihrem Wunsche entsprechend heute Mk. 600.-- überwiesen. 15
Dieser Betrag gilt in gleicher Weise, wie die Ihnen nach dem Vertrage vom 11. Januar ds. Js. geleisteten monatlichen Zahlungen als àconto Tantiemen oder Honorare gezahlt, die Ihnen an von uns schon angenommenen oder später erst zur Annahme gelangenden Werken zustehen werden.
20
Hochachtungsvoll ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle
B
N
25
얍 B26 = Ödön von Horváth an Katharina Leitner, Barcelona, 22.9.1929
30
Fräulein Katharina Leitner Ludwigshöhe
35
Murnau/Staffelsee (Oberbayern) (by Munich) (Alemania) Barcelona, 22. Sept. 29. Liebe Kathl, – alsdann bin ich hier. Es ist nicht gerade gemütlich hier, aber das Bier ist ähnlich, wie in Bayern. Auf der Fürstalm. Hab grad an Stierkampf gesehen. Abscheulich. Eckelhaft. Ich fahr auch in 2 Tag wieder nach Marseille. Nach Frankreich. Es ist halt doch anders. Herzlichst! Dein Ödön B
40
23 39
B B
Wilhelm GronleN ] Auf derN ]
N
Paraphe
[{ }] |Auf der|
53
Privatbesitz
Briefe von und an Ödön von Horváth
B27–B28 Lesetext
얍 B27 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Barcelona, 22.9.1929
5
10
Privatbesitz
Mein lieber Otte. - sah heute Nachmittag Stierkämpfe, - nun das dürfte wohl das widerlichste, ekelerregendste sein, was ich jemals gesehen habe. Es ist überhaupt unglaublich. Aber das grässlichste sind diese 20 000 Menschen, die sich beim schwersten Tode eines guten Tieres angeilen. Fahre übermorgen wieder fort. Nach Marseille. Herzlichst - viele Grüsse an Ihre Frau! Ihr Ödön Horváth. 얍 B28 = Ödön von Horváth an Hans Henny Jahnn, Marseille, 25.9.1929
Marseille, 25. Sept. 29 Sehr verehrter Herr Jahnn, 15
20
25
leider kann ich das Schreiben des Kartells Hamburger Künstlerverbände erst heute beantworten, da ich selbes erst soeben nachgesandt erhielt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufforderung und bin natürlich sehr gerne bereit, mich über den geplanten Theaterneubau zu äussern – hoffentlich nutzt es Ihrem schönen Projekte auch etwas. Also ich freue mich vor allem darüber, dass es heute noch – im sogenannten Zeitalter des sogenannten Tonfilmes – Menschen gibt, die sich an einen Theaterneubau, der der modernen Literatur gerecht werden soll, wagen. Dies meine ich so: es ist kein erwähnenswertes 얍 Wagnis, mit einer solchen Bühne wirtschaftlich arbeiten zu wollen, aber es ist ein ganz ausserordentliches Wagnis, diese These zu vertreten. – Herzlichst begrüsse ich es, dass das Haus eine unkomplizierte Bühneneinrichtung aufweisen soll – denn ich finde, es ist höchste Zeit, dass wir wieder das Wort = den Menschen auf die Bühne bringen und nicht Maschinenmissgeburten. Aber zu allererst begrüsse ich es, dass das Haus weder pomphaft noch exklusiv die Kardinalfrage des heutigen aufgezogen werden soll. Der Platzpreis ist ja Theaters. Es dreht sich doch darum: für wen spielt man? Hoffentlich wird es der geplanten 얍 Hamburger Bühne gelingen, einer Unzahl Menschen, denen es infolge der heutigen Platzpreise unmöglich ist oder doch zumindest sehr erschwert wird, zu ermöglichen, sich selbst zu erleben. – Mit den besten Empfehlungen Ihr sehr ergebener Ödön Horváth B
N
B
30
B
N
N
B
B
N
N
B
B
35
25 29 29 30 30 32 33
Herzlichst f es,N ] PlatzpreisN ] B N] Bdarum:N ] Bspielt man?N ] BistN ] Bwird,N ] B B
N
[V{ }] |Herzlichst f es,| [Ein] |Platzpreis| [doch] darum[,] |:| [man spielt] |spielt man?| \ist/ [ist, das] |wird,|
54
N
NHHJ: B: H: 1413, Universitätsbibliothek Hamburg
Briefe von und an Ödön von Horváth
B29–B31
Lesetext
얍 B29 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Marseille, 27.9.1929
Privatbesitz
\Text nicht zugänglich\ […] auch von hier recht viele herzliche Grüße! Bitte schreiben Sie
mir nach Murnau (bin in 4 Tagen dort) bis wann Sie den Artikel für B T brauchen […] \Text nicht zugänglich\ B
5
N
얍 B30 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 15.10.1929 10
15
20
Ödön Horváth Murnau (Obb.) Hindenburgstr. 76a
Julius BabArchiv 446, AAdK
am 15. Oktober 29
Sehr verehrter Herr Bab, es tut mir ganz ausserordentlich leid, dass ich Sie gestern in Berlin nicht sprechen konnte -- leider musste ich bereits früh am abend nach hierher fahren. Ich hätte Sie, sehr verehrter Herr Bab, so gerne gesprochen und Ihnen meine nächsten Arbeitspläne mitgeteilt, um Ihren Rat zu hören. Ich arbeite zur Zeit an einem Roman. Über Ihre Kritik habe ich mich riesig gefreut. Nehmen Sie, bitte, meinen herzlichsten Dank für Ihre grosse Hilfe! Wie Sie mich durchgesetzt haben und sich immer wieder für mich einsetzen -- ich muss es wiederholen: ich bedauere es ausserordentlich, dass ich Sie, sehr verehrter Herr Bab, gestern nicht sprechen konnte.
25
Mit vielen guten Grüssen Ihr sehr ergebener Ödön Horváth B
N
30
얍 B31 = Ödön von Horváth an Hans Henny Jahnn, Murnau, 13.12.1929
35
Ödön Horváth Murnau (Obb.) Hindenburgstr. 76a
am 13. Dez. 29
Sehr verehrter Herr Jahnn, 40
danke Ihnen bestens für Ihre Aufforderung, mich mit einem Beitrag an der Festzeitung zu beteiligen. Ich will Ihnen sehr gerne etwas senden und zwar eine kurze Skizze für das Feuilleton. Mit den besten Empfehlungen! Ihr Ödön Horváth B
45
N
4 28 44–45
B
gemeint ist: Berliner Tageblatt
B
B TN ] Ödön HorváthN ] BIhr f HorváthN ]
\Ödön Horváth/ \Ihr f Horváth/
55
NHHJ: B: H: 1414, Universitätsbibliothek Hamburg
Briefe von und an Ödön von Horváth
B32
Lesetext
얍 B32 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 18.1.1930
18. Januar 1930
5
G/Ed
10
Herrn Ödön Horvath Hindenburgstr. 76a M u r n a u (Obb.)
Sehr geehrter Herr Horvath, 15
wir bestätigen mit Ihnen folgende Abrede getroffen zu haben: Wir verlängern den mit Ihnen am 11. Januar 1929 geschlossenen Vertrag um weitere sechs Monate. Wir zahlen Ihnen also, beginnend mit dem 15. dieses Monats und endigend am 15. Juni ds. Js., je Monat weiter
20
RM 300. – (dreihundert Reichsmark), die in gleicher Weise wie die bisherigen nach dem Vertrage geleisteten Zahlungen verrechnet werden sollen. B N
25
30
Während der gleichen Zeit läuft Ihre Verpflichtung, uns Ihre gesamte schriftstellerische Produktion einzureichen, weiter. Sollten wir bis zum 15. Juni ds. Js. kein weiteres, neues Werk von Ihnen erworben haben, so bleiben Sie auch über den Termin des 15. Juni hinaus zur Einreichung Ihres nächsten Werkes verpflichtet, es sei denn, dass durch Eingänge aus Tantiemen oder Honoraren unsere Forderung aus den geleisteten Zahlungen vorher abgedeckt ist. In allen übrigen Punkten behalten die Bestimmungen des Vertrages vom 11. Januar 1929 unverändert ihre Gültigkeit.
35
40
Wir bitten um kurze Bestätigung Ihres Einverständnisses und zeichnen in vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle B
23 40
N
B N
[für]
B
] Wilhelm GronleN ]
Paraphe
56
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B33–B34
Lesetext
얍 B33 = Ödön von Horváth an Hans Ludwig Held, Murnau, 22.3.1930
Horváth A I/2, Monacensia
Ödön Horváth zur Zeit: Murnau (Obb) Hindenburgstraße 76a B
5
N
Sehr verehrter Herr Held, 10
15
20
B
vor allem danke ich Ihnen herzlichst für Ihre Aufforderung, Ihnen eine handschriftliche Fassung eines meiner Stücke oder Romane zu übersenden -- und ich bitte Sie um Verzeihung, dass ich erst heute antworte, aber leider erhielt ich Ihre freundlichen Zeilen, über die ich mich sehr freue, erst heute, da ich nun drei Tage verreist war. Natürlich bin ich sehr bereit, für Ihre Sammlung, über die ich schon viel las und hörte, ein Manuscript zu übersenden, aber leider habe ich eben die üble Angewohnheit, meine Manuscripte, sobald sie in irgendeiner Form vervielfältigt vorliegen, zu verbrennen. Ich verspreche es Ihnen aber, sehr verehrter Herr Held, das Manuscript meines nächsten Stückes -- das ich ungefähr Mitte Juni beendet haben werde -- nicht zu verbrennen, sondern es Ihnen sobald als möglich zukommen zu lassen. Und ich würde mich sehr freuen, wenn es Sie interessieren könnte. Nochmals vielen Dank! Mit den besten Empfehlungen Ihr sehr ergebener Ödön Horváth N
25 B
22. März 30
N
얍 B34 = Ödön von Horváth an Auguste von Horváth, Murnau, 11.4.1930 30
Frau Gustl von Horváth Frankfurt/Main Feldbergstr. 7 35
Horváth 얍 Murnau (Obb) Hindenburstr. 76a 40
Murnau, 11.IV.30 Liebe Gustl, bitte sei mir nix bös, dass ich solang nichts hören liess! Aber – – Punkt. Ich war gerade fünf Tage in München und traf im Ratskeller Papa und Mama Emhardt, worauf wir uns dem Rebensaft wiedmeten . Ich hab gehört, dass Du zu Ostern B
3 24 26 44
HorváthN ] Ödön HorváthN ] B22. März 30N ] BwiedmetenN ] B B
N
Horv[a]|á|th \Ödön Horváth/ \22. März 30/ gemeint ist: widmeten
57
Inv. Nr. 11454, Schloßmuseum Murnau
Briefe von und an Ödön von Horváth
B34–B35
Lesetext
nicht herkommst und auch Heiner nicht – das ist recht schad, ich habs mir schon direkt ausgerechnet, wohin wir zu Ostern wandeln sollten. Alsdann, Fräulein: wie geht es Euch alsdann? Und Wally? Und Peter? Und Heiner? (Grüsse bitte alle von mir wiederholt und lieb. Ich hab auch gehört, dass Ihr Euch über meine Hinterhornbacher Romanze aufgeregt habt – Bitte vielmals um Verzeihung, ich bin halt ein gemeiner Mensch, ein verkommenes Subjekt.) – Hier gibts prinzipiell nichts Neues. 얍 Mein neuer Roman (über Barcelona) erscheint auch im Propyläen-Verlag. Entweder noch im Frühjahr oder im Herbst. Herzlichst – Gruss und Kuss Dein Ödön B
5
10
N
얍 B35 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 14.4.1930
14. April 1930
15
G/Sa 81 Herrn Ödön H o r v a t h M u r n a u (Obb.) Hindenburgstr. 76a
20
Sehr geehrter Herr Horvath! 25
Wir beziehen uns auf den mit unserer Roman-Abteilung geführten Schriftwechsel und erklären hiermit die Annahme Ihres Romans mit dem vorläufig vorgesehenen Titel „Der ewige Spießer“ für unsern Verlag. Wir erwerben also die Verlagsrechte zu den im Vertrage vom 11. Januar 1929 niedergelegten Bedingungen.
30
Der Roman wird im Propyläen-Verlag erscheinen.
35
Unsere Erklärung vom 26. April vor. Js. bezüglich des in vorstehendem Roman mit enthaltenen Schlußteils, für sich seinerzeit mit „36 Stunden“ betitelt, wird hiermit gegenstandslos.
40
Wir empfehlen uns Ihnen und zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle
B
N
5 42
B B
habtN ] Wilhelm GronleN ]
korrigiert aus: hab Paraphe
58
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B36
Lesetext
얍 B36 = Ödön von Horváth an den Ullstein Buchverlag, Murnau, 22.5.1930
An die U l l s t e i n Aktiengesellschaft – Abt. Buchverlag/Hauptbüro B e r l i n S.W. 68 Kochstr. 22/26
5
Sehr geehrte Herren! 10
Ich erhielt Ihr Schreiben vom 19. ds. Mts. folgenden Inhalts: „Wir verlängern den mit Ihnen am 11. Januar 1929 geschlossenen und am 18. Januar 1930 um sechs Monate verlängerten Vertrag auf ein weiteres Jahr.
15
Wir zahlen Ihnen also, beginnend mit dem 15. Juli 1930 und endigend am 15. Juni 1931 jeden Monat RM 300.-- (dreihundert Reichsmark), die in gleicher Weise wie die bisher nach dem Vertrage vom 11. Januar vor. Js. geleisteten Zahlungen zu verrechnen sind.
20
25
Ihre Verpflichtung, uns Ihre gesamte schriftstellerische Produktion einzureichen, läuft bis zum 15. Juli 1931. Sollte durch Eingänge aus Tantiemen oder Honoraren unsere Forderung aus den geleisteten Zahlungen nicht vorher abgedeckt sein, so wird unser im Vertrage vom 11. Januar 1929 vorgesehenes Vorrecht, das erste Angebot zu machen und in jedes von anderer Seite schriftlich gemachte Angebot einzutreten, bis zum 15. Juli 1932 verlängert. In allen übrigen Punkten behalten die Bestimmungen des Vertrages vom 11. Januar 1929 unverändert ihre Gültigkeit.
30
Wir bitten um Bestätigung Ihres Einverständnisses und zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung“ 35
Ich erkläre mich mit allen Punkten dieses Briefes einverstanden. den 22. Mai 30 Ödön Horváth B
N
36–37
B
22. f HorváthN ]
\22. f Horváth/
59
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B37–B38
Lesetext
얍 B37 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 4.11.1930
5
z.Zt. Murnau (Obb) Hindenburgstr. 76a
Julius BabArchiv 447, AAdK
am 4. Nov. 30
Sehr verehrter Herr Julius Bab, 10
bis heute warte ich leider vergeblich auf ein Exemplar meines Romanes „Der ewige Spiesser.“ Ich wollte das Buch nicht durch den Verlag, sondern ich wollte es Ihnen, sehr verehrter Herr Bab, persönlich zusenden. Bitte gedulden Sie sich also nur noch einige Tage, wie ich das Buch bekomme, sende ich es Ihnen sofort zu. Bin schon sehr neugierig, ob und wie es Ihnen gefallen wird.
15
Mit den besten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth 20
얍 B38 = Propyälen Verlag an Ödön von Horváth, Berlin, 13.11.1930
ÖLA 3/B 4
Herrn Ödön Horvath, Murnau Obb. 25
Sehr geehrter Herr Horvath!
30
Wichtige Besprechungen Ihres Buches sind bisher noch nicht eingegangen. Jetzt vor Weihnachten, wo sich die Flut der Neuerscheinungen häuft, dauert es immer etwas länger. Sowie einige Rezensionen vorliegen, werden wir Ihnen diese selbstverständlich zuschicken. Mit vorzüglicher Hochachtung Propyläen-Verlag {Oppenheimer} Werbe-Abteilung
13.11.30. o/c
B
35
34
B
{Oppenheimer}N ]
\{Oppenheimer}/
60
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
B39–B40
Lesetext
얍 B39 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 18.11.1930
G/Sa 308
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
18. November 1930
5
Herrn Ödön H o r v a t h M u r n a u (Obb.) Hindenburgstr. 76 a 10
15
20
Sehr geehrter Herr Horvath! Wir bestätigen, daß wir Ihr satyrisches Volksstück „Wochenendspiel“ auf Grund der im Vertrage vom 11. Januar 1929 niedergelegten Bedingungen annehmen und den Bühnenvertrieb durch die Arcadia Verlag G.m.b.H. besorgen werden. Wir zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle B
N
얍 B40 = Ödön von Horváth an Julius Bab, München, 14.12.1930 25
z.Zt. München, 14. Dez. 30
Sehr verehrter Herr Bab, 30
als ich Sie gestern besuchte, vergass ich leider, Ihre Aufmerksamkeit auf einen Mann zu lenken, der meiner Meinung nach ein ungewöhnlich starkes episches Talent ist. Er heisst Franz Zeise, schreibt (vollendet) zur Zeit einen Roman, aus dem einzelne Teile bereits im „B.T.“ abgedruckt worden sind. Er steht mit Fischer und Kiepenheuer in Verhandlung – und ich glaube, dass sein Roman die Buchgemeinschaft sehr interessieren wird. Zeise wird Sie, Herr Bab, in den nächsten Tagen anrufen, da er sich Ihnen gern vorstellen möchte. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie ihn sich mal ansehen würden . Mit den besten Empfehlungen Ihr sehr ergebener Ödön Horváth B
35
B
40
21 34 38
N
Wilhelm GronleN ] ErN ] BwürdenN ] B
Paraphe
B
[{V}] |Er| [{wü}] |würden|
61
N
Julius BabArchiv 448, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B41–B42
Lesetext
얍 B41 = Hermann Kesten (Gustav Kiepenheuer Verlag) an Ödön von Horváth, Berlin, 6.1.1931
K/H.
ÖLA 3/B 2
Berlin, den 6. 1. 31
5
Herrn Oedön H o r v a t h , M u r n a u (Oberbayern) Hindenburgstr. 10
Lieber Herr Horvath, nichts von Thoma - überhaupt keine Vergleiche für Ihr reizendes Buch (nicht einmal mit Aristophanes, Mark Twain, Don Quichote, Voltaire und Swift). Ich schicke Ihnen morgen eine Abschrift der Kritik, die ich der „Literarischen Welt“ gebe. Wie geht es Ihnen? Mit herzlichen Grüssen Ihr Hermann Kesten B
15
B
N
N
20
얍 B42 = Hermann Kesten an Ödön von Horváth, Berlin, 8.1.1931
25
Hermann Kesten Berlin S. 59 Urbanstrasse 62
Lieber Herr Horváth , hier schicke ich Ihnen die Abschrift des Referats, das die Literarische Welt bereits empfangen hat. Sie können daraus sehen, dass ich Ihr Buch „unvergleichlich“ finde. Ich habe bei der Gelegenheit wieder in Ihrem Buch gelesen und habe dabei wieder sehr viel Vergnügen gehabt. Sowie die Kritik erschienen ist, werde ich gerne, wenn Sie nicht inzwischen Einspruch dagegen erheben, sie noch der einen oder andern Provinzzeitung zum Abdruck geben. Wie geht es Ihnen? Fahren Sie munter Ski in den Bergen oder schreiben Sie an Ihrem neuen Drama? Lassen Sie gelegentlich wieder von sich hören. Mit besten Grüßen Ihr Hermann Kesten. B
30
35
Berlin, den 8. Januar 1931.
B
N
N
B
N
40
12 18 28 36 37–38
IhrN ] Hermann KestenN ] BHorváthN ] BIhremN ] BMit f Kesten.N ] B B
\Ihr/ \Hermann Kesten/ korrigiert aus: Horvàth [einem] |Ihrem| \Mit f Kesten./
62
ÖLA 3/B 3
Briefe von und an Ödön von Horváth
B43
Lesetext
얍 B43 = Ödön von Horváth an Hertha Frank, Murnau, 4.2.1931
Inv. Nr. 11997, Schloßmuseum Murnau
Murnau, 4.II.31 5
Lieber Mack, sei mir bitte nicht böse und betrachte es bitte nicht für etwas Böses, dass ich Dir diese Zeilen schreibe. Es ist keinerlei Hintergedanke dabei – es ist nur eine Bitte: trennen wir uns bitte nicht in einer derartigen Weise, wie dies gestern geschehen ist. Weder hast Du mir, noch hab ich Dir etwas Feindseliges zugefügt, so lassen wir uns auch menschlich verabschieden. Lieber Mack, bitte lese diesen Brief nicht, wenn Du noch immer so verbittert bist – hebe ihn Dir auf und lese ihn später. Ich habe viele Fehler und war oft, sehr oft ungerecht zu Dir – das ist mir voll und ganz bewusst und tut mir furchtbar weh. Und weh tut mir auch ein Ausspruch gestern von Dir, mit dem Du mich so gekränkt hast, wie mich noch kaum jemand in meinem 얍 Leben gekränkt hat. Lieber Mack, ich glaub nicht an Gott, aber was ich Dir nun hier schreibe, das ist wahr, wahr, wahr – und das schwöre ich beim Leben meiner Mutter: der Gedanke, Dir und Ati in Euerem schweren Leben helfen zu können, dieser Gedanke band mich mit am Stärksten an Euch. Ich wollte Euch helfen, nicht aus irgendeinem Mitleid, sondern weil ich Euch lieb hatte. Deshalb war ich auch so empfindlich, wenn Ati etwas sagte, was ich vermeintlich oder nichtvermeintlich gegen mich gerichtet fand – und das mich- ausschliessen von allen Fragen, die sich um Ati drehten, ging mir viel, viel näher, als ich es mir je anmerken liess. Glaub mir, es fällt mir nicht leicht, Dir dies zu schreiben. Lieber Mack, lassen wir uns mit guten Gedanken trennen, nicht mit Gedanken, die der Wut und dem Hass entstammen – wir hatten auch schöne Tage und Stunden, und bewahre ihnen bitte eine kleine Liebe und Dankbarkeit. Für mich waren sie mit die glücklichsten meines Lebens. B N
B
10
15
20
N
B
N
B
25
N
30
Lasst es Euch immer recht gut gehen, Du und Ati, mein grosser und mein kleiner Mack!
35
Euer Ödön
8 9 20 23
] wir unsN ] BanN ] BausschliessenN ] B N B
[{wenn wir uns}] [{ }] |wir uns| [{zu}]|an| [A]|a|usschliessen
63
Briefe von und an Ödön von Horváth
B44
Lesetext
얍 B44 = Ullstein Aktiengesellschaft (Wilhelm Gronle, Emil Herz) an Ödön von Horváth, Berlin, 19.3.1931
G/Sa 308
19. März 1931
5
Herrn Ödön H o r v a t h Berlin W.30, Motzstr.20 Pension „Lüttich“
10
Sehr geehrter Herr Horvath! Wir beziehen uns auf das mit Ihnen am 19./22. Mai 1930 getroffene Abkommen und verlängern unsere darin ausgesprochene Verpflichtung zu monatlichen Zahlungen bis zum 15. Dezember ds. Js. einschließlich.
15
Für die Monate, während welcher Sie sich in Berlin aufhalten, erhöhen wir die monatliche Rate von RM 300.-- auf RM 500.-- (fünfhundert Reichsmark). 20
Auch die auf Grund vorliegenden Schreibens geleisteten Zahlungen werden in gleicher Weise wie die bisher nach dem Vertrage vom 11. Januar 1929 und den Abkommen vom 19. Januar und 19./22. Mai 1930 gezahlten Beträge verrechnet. Ihre Verpflichtung, uns Ihre gesamte schriftstellerische Produktion einzureichen, verlängert sich gleichfalls und zwar läuft sie nunmehr bis zum 31. Dezember dieses Jahres.
25
In allen übrigen Punkten gelten die bisher verabredeten Bestimmungen, insbesondere die im Vertrage vom 11. Januar 1929 niedergelegten. 30
Wir bitten um Erklärung Ihres Einverständnisses und zeichnen
35 B
mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN AKTIENGESELLSCHAFT Emil Herz ppa Wilhelm Gronle N B
36 36 36
N B
Emil HerzN ] ppaN ] BWilhelm Gronle N ] B B
N
Paraphe Abkürzung: per procura Paraphe
64
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B45–B46
Lesetext
얍 B45 = Carl Zuckmayer an Ödön von Horváth, offener Brief, 20.3.1931
Horváth 87, AAdK
Lieber Horvath! Ich muß Ihnen einen Gruß schicken und meinen Dank sagen, in großer Freude über Ihr dichterisches, mutiges und kluges Lustspiel „Italienische Nacht“, das ich gerade gelesen habe. Da ist Blick und Griff, Sicherheit des Instinkts, Humor und vor allem: innere Unabhängigkeit. Der große Reiz des Stückes liegt für mich vor allem in der bezaubernden Leichtigkeit und Echtheit der Dialoge, deren Verknüpfungen und geistige Hintergründe ebenso sicher wie absichtslos, unaufdringlich, spürbar sind, – und in der Luft zwischen den Menschen, der Lebensdichtheit der Atmosphäre. Vielfach wird man Ihr Stück mißverstehen, – wird versuchen, es politisch einzuschachteln, abzugrenzen, dem Schlagworthorizont bequemer und billiger faßbar zu machen. Kümmern Sie sich nicht darum, lassen Sie sich nicht beirren! Ihr Weg ist richtig, er führt zu neuer Menschengestaltung, zu neuer Lebensdeutung, zum neuen deutschen Drama. Ich beglückwünsche Sie dazu!
5
10
15
In herzlicher Kameradschaft! Ihr Carl Z u c k m a y e r.
20
얍 B46 = Ödön von Horváth an Emil Herz (Ullstein Aktiengesellschaft), Berlin, 25.3.1931 25
B
Berlin, 25. III. 31. Pension Lüttich Motzstr. 20 N
30
Sehr verehrter Herr Doktor Herz,
35
im Besitze Ihrer freundlichen Zeilen vom 19. März 31, erkläre ich Ihnen gerne mein Einverständnis mit der von Ihnen vorgeschlagenen Verlängerung, sowie der ab 15. April 31 in Kraft tretenden Veränderung des Vertrages und bin mit den besten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth
40
27–28
B
Pension f 20N ]
Eintragung von fremder Hand (Ullstein): \Pension f 20/
65
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B47–B48
Lesetext
얍 B47 = Ödön von Horváth an Bernard von Brentano, Berlin, 21.4.1931
Berlin – Charlottenburg 9 Schaumburgallee 12 Westend 5675
5
DLA
am 21. Apr. 31
Lieber Herr von Brentano, beiliegend das Stück. Das Buch liess ich Ihnen durch den Verlag zusenden. – Bin schon recht neugierig, was Sie zu diesem Stück sagen werden. Mit besten Grüssen Ihr Ödön Horváth
10
15
얍 B48 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 4.5.1931
G/Sa 308
4. Mai 1931
20
Herrn Ödön Horvath Berlin - We s t e n d Schaumburg Allee 12 b/Hensel 25
Sehr geehrter Herr Horvath! Wir bestätigen noch der Ordnung halber, daß wir Ihr Bühnenwerk „Die italienische Nacht“ auch in den Verlag nehmen, also jetzt eine Buchausgabe, die im Propyläen-Verlag erscheinen wird, veranstalten werden.
30
Für die Tantieme, die Abrechnung, etc. sind die Bestimmungen des Generalvertrages vom 11. Januar 1929 maßgebend.
35
40 B
Wir zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle N
41
B
Wilhelm GronleN ]
Paraphe
66
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B49–B51
Lesetext
얍 B49 = Ödön von Horváth an Bernard von Brentano, München, 6.5.1931
z Zt. München Maximilianstr. 15/I.
DLA, ohne Signatur
6. Mai 31
5
10
15
Lieber Herr von Brentano, würden Sie bitte die Güte haben, beiliegenden Brief weiterzuleiten – ich kenne die Adresse Dr. Schöninghs nicht. Vielen Dank! – Haben Sie meinen Roman erhalten? Es würde mich sehr interessieren, wie Sie über diesen Volksbuch-Versuch denken. Mit besten Grüssen Ihr Ödön Horváth 얍 B50 = Ödön von Horváth an Albert Hoerrmann, Murnau, 29.5.1931
20
Herrn Albert Hoerrmann Berlin-Wilmersdorf Laubenheimerstr. 15 B
N
25
Murnau, 29. Mai 31
30
Lieber Albert, vielen Dank für Deinen Brief und die B.Z. Notiz! Mitte Juni ist mein neues Stück fertig – mit einer wunderbaren Rolle für Dich! Die musst Du spielen!! Wenn Robitschek nichts hören lässt, lass ihn nur in Ruh! Ich kann Dir nur heute schon sagen: Du wirst mit Deiner Rolle riesig zufrieden sein! Herzlichst! Dein Ödön Viele Grüsse an Deine Frau!
Adresse: München Maximilianstr. 15 I. B
B
35
N
B
N
N
얍 B51 = Ödön von Horváth an Julius Bab, München, 14.6.1931
z.Zt. München, 14. Juni 31.
40
Privatbesitz
Sehr verehrter Herr Bab, leider bekomme ich Ihre mir freundlichst zugesandte Kritik erst heute, da ich ver-
21 28 28 29
HoerrmannN ] BriefN ] BB.Z.N ] BStückN ] B B
korrigiert aus: Eintragung von fremder Hand: [Hoerrmann], vgl. Quellenverzeichnis
[{ }] |Brief| gemeint ist: Berliner Zeitung
[{Stück}] |Stück|
67
Julius BabArchiv 449, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B51–B53
Lesetext
reist war. Ich danke Ihnen herzlichst und freue mich sehr über Ihre Worte – hoffentlich wird nun mein nächstes Stück nicht so skizzenhaft, sondern etwas „fertiger“.
5
Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth 얍 B52 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 17.10.1931
10
G/Sa 308
15
20
25
17. Oktober 1931
Herrn Ödon H o r v a t h M u r n a u /Staffelsee Hindenburgstraße 44 Sehr geehrter Herr Horvath! Wir stellen heute fest, daß wir Ihnen noch die Annahme Ihres Bühnenwerkes „Geschichten aus dem Wiener Wald“ für den Vertrieb durch die Arcadia Verlag G.m.b.H. zu bestätigen haben. Wir empfehlen uns Ihnen und zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle B
N
얍 B53 = Ödön von Horváth an Marita Hasenclever, offener Brief, 26.10.1931 30
26. Oktober 1931. Wertes Fräulein, 35
40
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
indem, daß ich es einsehen muss, daß meine Manuskripte von meinen Stücken infolge ihrer Satzstellungen und ihrer Regiebemerkungen äußerst schwierig zu vervielfältigen sind, habe ich festzustellen, daß Sie, wertes Fräulein, diese Vervielfältigungen kurzerhand fehlerlos tun. Besonders meine „Geschichten aus dem Wiener Wald“, die wo sehr lang sind, haben Sie innerhalb 24 Stunden fix und fertig gehabt. Über sowas kann man sich natürlich nur wundern. In diesem Sinne Ihr Ödoen Horvath.
26
B
Wilhelm GronleN ]
Paraphe
68
Die Neue Literatur, 32. Jg. (1931), Heft 12
Briefe von und an Ödön von Horváth
B54–B55
Lesetext
얍 B54 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 2.11.1931
G/Sa 308
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
2. November 1931
Herrn Ödön Horvath z.Zt. B e r l i n
5
Sehr geehrter Herr Horvath! 10
Im Anschluß an unser Schreiben vom 17. vor. Mts. bestätigen wir Ihnen noch, daß wir Ihr Bühnenwerk „Geschichten aus dem Wiener Wald“ auch in den Verlag nehmen; die Buchausgabe wird im Propyläen-Verlag erscheinen. 15
Für die Tantieme, Abrechung, etc. gelten die Bestimmungen wie im Vertrage vom 11. Januar 1929 mit Ihnen verabredet.
20
B
Wir zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle N
25
얍 B55 = Ullstein Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 10.11.1931
den 10. November 1931. 30
Herrn Ödön H o r v a t h Berlin-Grunewald Königsallee 16 35
40
Sehr geehrter Herr Horvath, wir bestätigen Ihnen unsere heutige Abmachung, nach der, unter Annullierung unserer Absprache vom 30. Oktober 1931, folgendes festgelegt ist: Unser Abkommen vom 19. März dieses Jahres wird bis Ablauf des Jahres 1932 verlängert. Sie erhalten monatlich einen Betrag von Mark 500.-- (fünfhundert Mark). Im übrigen bleiben unsere beiderseitigen Rechte und Pflichten bestehen. Die Ihnen am 15. Oktober dieses Jahres geleistete Zahlung von 300.-- Mark (dreihundert Mark) wird auf die letzte Monatsrate 1932 verrechnet.
23
B
Wilhelm GronleN ]
Paraphe
69
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B55–B57
Lesetext
Wir haben das Recht, Ihnen ultimo 1932 zu erklären, dass wir dieses Abkommen zu den gleichen Bedingungen um ein weiteres Jahr, bis Ende 1933 verlängern wollen. Sollten wir von diesem Rechte keinen Gebrauch machen, so sind Sie verpflichtet, Ihren etwa vorhandenen Debetsaldo mit 2/3 (zwei Dritteln) des aufgelaufenen Betrages bis Ende 1933 zurückzuzahlen. Wir bitten um Gegenbestätigung und zeichnen hochachtungsvoll ULLSTEIN AKTIENGESELLSCHAFT Emil Herz ppa Wilhelm Gronle
5
B
10
B
N B
N B
N
Einverstanden Ödön Horváth
N
15
얍 B56 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 22.11.1931
Julius BabArchiv 450, AAdK
Murnau, 22. Nov. 31 20
25
30
Sehr verehrter Herr Bab, vielen, herzlichen Dank für Ihre Zeilen – leider musste ich nun so plötzlich (aus familiären und auch gesundheitlichen Gründen) Berlin verlassen, dass ich Sie, sehr verehrter Herr Bab, nichtmehr besuchen konnte. Ich hätte es Ihnen so gerne persönlich gesagt, wie sehr ich mich über Ihr Urteil freue, und wie sehr es mich stärkt auf meinem Wege. Höchstwahrscheinlich bin ich noch vor Weihnachten wieder in Berlin, hoffentlich sind Sie dann auch da. Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth 얍 B57 = Ödön von Horváth an Julius Bab, München, 30.11.1931
35
z.Zt. München, 30. Nov. 31
40
Lieber Herr Bab, soeben erhalte ich Ihre freundlichen Zeilen und die „Hilfe“ nachgesandt – ich freue mich sehr darüber und besonders über diese Wörter „eine kritisch mutige Lebensbejahung“. Endlich! Sie sind der Einzige! Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth
10 10 10 12–13
B
\Emil Herz/
B
Emil HerzN ] ppaN ] BWilhelm Gronle N ] BEinverstanden f HorváthN ]
Abkürzung: per procura Paraphe Eintragung ÖvH: \Einverstanden f Horváth/
70
Julius BabArchiv 451, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B58–B59
Lesetext
얍 B58 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, München, 9.12.1931
5
10
15
20
Diebold-Archiv, 67/1, AAdK
München, 9. Dez. 31 Maximilianstr. 15I. Lieber Herr Doktor Diebold, also indem, dass ich verreist gewesen bin, und erst heute hierhergekommen bin, und, indem dass ich leider gerade in jenen Tagen die Frankfurter nicht zu Gesicht bekommen habe – habe ich nun also erst heute den wunderbaren Artikel über so einen elenden hergelaufenen barstardischen Kleistpreisträger gelesen, den ein gewisser Herr Doktor Diebold zur Verteidigung dieser Ungeheuerlichkeit 얍 verfasst hat. Das ist wirklich sehr schön und eine wahre Freude. Und ich erlaube mir diesen Herrn Doktor Diebold meinen allerherzlichsten Dank auszusprechen. Und mit guten Wünschen für Frau Nelly. Und undsoweiter. In diesem Sinne Euer Ödön Horváth
Beiliegend ein Zeitungsausschnitt, den wo ich seinerzeit irrtümlich mitgenommen hab! 얍 B59 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, München, 5.1.1932
25
Diebold-Archiv, 67/2, AAdK
München, 5. I. 32 Lieber Herr Doktor Diebold,
30
komme hier in München an und finde das wunderschöne Buch – es tut so sehr gut, dass es so etwas gibt (nämlich: nicht so sehr, dass die Menschen damals (in jenen Verbrecherjahren 14–18) Gutes taten (auch Gutes taten) – sondern: dass diese Menschen, diese ihre wirklich guten Taten heute noch von sich geben) Heute!!! Lieber Herr Diebold, vielen Dank! 얍 War jetzt 5 Tage in Berlin und rief 2x bei Ihnen an – es kam aber niemand ans Telefon. Las dann in der Frankfurter Ihre Kritik über „Alles Schwindel“ und sah, dass Sie in Frankfurt sind. Schade! – Hätte Sie gerne gesprochen! Spätestens Mitte März bin ich wieder in Berlin! Also auf Wiedersehen! Herzlichst! Ihr Ödön Horváth B
N
B
35
40
B
32 34 35
Heute!!!N ] IhreN ] Bsind.N ] B B
[{H}] |Heute!!!| [i]|I|hre [waren.] |sind.|
71
N
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
B60–B62
Lesetext
얍 B60 = Ödön von Horváth an Franz Horch, Murnau, 5.2.1932
ÖvHG
Murnau, 5. II. 32. 5
Lieber Herr Dr. Horch,
10
erhalte erst soeben Ihr Telegramm, da ich verreist war. Beiliegend einige Worte in grösster Eile! Vielen Dank, dass Sie an mich gedacht haben! Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth
15
얍 B61 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 9.5.1932
G/Sa 308
20
25
30
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
9. Mai 1932
Herrn Ödön Horvath Bad Wörishofen Kurhotel Sproll Sehr geehrter Herr Horvath! Wir bestätigen, daß wir Ihr Volksstück „Kasimir und Karoline“ auf Grund der im Vertrage vom 11. Januar 1929 niedergelegten Bedingungen annehmen und den Bühnenvertrieb durch die Arcadia Verlag G.m.b.H. besorgen werden. Wir zeichnen mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle B
N
35
얍 B62 = Wilhelm Lukas Kristl an Ödön von Horváth, ohne Ort, 12.5.1932
12. Mai 1932 40
45
Lieber Horvath, hier eine weitere Szene. Ich hab sie mit Absicht nicht fertiggemacht, da ich mich vorher mit Dir darüber noch besprechen will. Meiner Meinung nach müsste jetzt eigentlich der Sipo etwas auf dem Kerbholz haben, er müßte entweder verheiratet sein oder in der Scheidung und das müsste der Grund sein, warum unser Fräulein gegenüber der Polizei beharrlich schweigt. Damit würde sich also aus einer kleinen 33
B
Wilhelm GronleN ]
Paraphe
72
ÖLA 84/SL 10
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B62–B64
Lesetext
Konfliktsgeschichte gleich wieder eine weitere entwickeln, gemäss dem Sinn unseres Stückes, gerade die Kleinigkeiten darzustellen, in denen jeder Einzelne steckt und die wiederum die Menschen zueinander und durcheinander bringen. Also auf Wiedersehen am Samstag abend 10 Uhr, Torggelstube. Herzlichst Dein 얍 B63 = Ödön von Horváth an Hans Ludwig Held, Murnau, 6.6.1932
10
15
얍 An die Stadtbibliothek Herrn Hans Ludwig Held München 2 C Rathaus
Horváth A I/1, Monacensia Kuvert recto
얍 Horváth
Murnau (Obb)
Kuvert verso
얍 Murnau, 6. Juni 32 20
25
30
Sehr verehrter Herr Held, leider erhalte ich Ihr freundliches Schreiben vom 1.6.32 erst heute – nehmen Sie, bitte, meinen herzlichen Dank dafür, dass Sie an mich gedacht haben. Ich würde Ihnen natürlich sofort ein Manuscript zusenden, wenn ich nur eines hätte! Aber ich schreibe alles gleich in die Maschine und korrigiere dann nur. Wenn Ihnen damit gedient sein sollte, würde ich Ihnen das Manuscript des Stückes, an dem ich zur Zeit arbeite, so ungefähr Anfang Juli zusenden können. Mit den besten Empfehlungen Ihr sehr ergebener Ödön Horváth 얍 B64 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 27.7.1932
35
G/Sa 308
40
Herrn Ödön Horvath Murnau am Staffelsee Hindenburgstraße 44
27. Juli 1932
Sehr geehrter Herr Horvath!
45
Wir bestätigen hiermit, daß wir Ihr gemeinsam mit Herrn Lukas Kristl verfaßtes Volksstück „Glaube, Liebe, Hoffnung“ auf Grund der im Vertrage vom 11. Januar 1929 verabredeten Bedingungen annehmen, den Bühnenvertrieb wird, wie üblich, die Arcadia Verlag G.m.b.H. besorgen.
73
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B64–B65
Lesetext
Wir nahmen noch von Ihrer Vereinbarung mit Herrn Kristl Kenntnis, wonach der Ihnen auf Grund unserer Abmachungen verbleibende Anteil an den Bühnentantiemen oder sonstigen Einnahmen aus der Verwertung des Stückes zwischen Ihnen und Herrn Kristl im Verhältnis von 60 % (sechzig Prozent) für Sie und 40 % für Herrn Kristl geteilt wird. Die Herrn Kristl hiernach zustehende Beteiligung werden wir an ihn direkt abführen. Wir zeichnen
10
mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN Buchverlag / Hauptbüro Wilhelm Gronle B
N
15
얍 B65 = Ödön von Horváth an Ise Gropius, Murnau, 5.8.1932
Inv. Nr. 650045, Bauhaus-Archiv
Murnau, 5. August 32 20
Liebe Frau Gärtnerin, herzlichsten Dank für Ihren Brief – und am liebsten möchte ich Ernst Weiss Ihre Ansicht mitteilen! Ich sag es ihm nochmal, bestimmt! – Seit vorgestern Nacht bin ich wieder hier, war eine ziemlich anstrengende Reise. Ursprünglich sollten nun meine beiden Stücke bereits Anfang September herauskommen, der „Kasimir“ am 3., das andere am 9. September. Jetzt hat sichs aber wieder 얍 geändert, und zwar kommt nun der „Kasimir“ erst Ende Oktober und das andere viel später – so nach Weihnachten. Ist doch bedeutend besser so, nicht? – Hertha fühlt sich unberufen ganz gut, und Ati auch. Wann sind Sie wieder in Berlin? Ich bleibe nun hier bis Ende September. Dann gehen die Proben los. Viele gute Grüsse von Ihrem Ödön Horváth B
25
30
N
35
(Danke auch noch für die Rücksendung des Buches!)
40
Wegen Herrn Schawinski habe ich mit Aufricht gesprochen. Er hat starkes Interesse. Bitte teilen Sie mir seine Adresse mit, damit ich ihm den Kasimir schicken kann. Aufricht meint, das beste wäre, wenn er ihm dann mal unverbindlich einige Szenenentwürfe des Stückes zusenden würde. B
N
14 23 40–41
Wilhelm GronleN ] NachtN ] BSzenenentwürfeN ] B
Paraphe
B
Nacht[s] [Entw] |Szenenentwürfe|
74
Briefe von und an Ödön von Horváth
B66
Lesetext
얍 B66 = Ullstein Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 7.11.1932
7. November 1932 5
Herrn Ödön Horvath z.Zt. Berlin 10
Sehr geehrter Herr Horvath!
15
Wir haben nach der Abrede, welche wir mit Ihnen am 10. November 1931 trafen, das Recht, Ihnen Ende dieses Jahres zu erklären, ob wir das Abkommen vom 19. März 1931, das Ihre Einreicheverpflichtung und unsere Zahlungszusage regelt, um ein weiteres Jahr verlängern wollen. Ihrem Wunsche gemäss bestätigen wir Ihnen bereits heute, dass wir auf Grund gegenseitigen freundschaftlichen Uebereinkommens von diesem Rechte der Vertragsverlängerung nicht Gebrauch machen werden.
20
Ihre nach den geltenden Abreden für diesen Fall vorgesehenen Verpflichtungen bleiben hiervon unberührt, insbesondere auch hinsichtlich Ihrer bis Ende dieses Jahres entstandenen beziehungsweise entstehenden Werke. 25
B
Mit vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN AKTIENGESELLSCHAFT Emil Herz ppa Wilhelm Gronle N B
N B
N
30
28 28 28
Emil HerzN ] ppaN ] BWilhelm Gronle N ] B B
Eintragung Emil Herz: \Emil Herz/ Abkürzung: per procura Paraphe
75
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B67–B68
Lesetext
얍 B67 = Propyläen Verlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 10.11.1932
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
den 10. November 1932. G/R/800. 5
Herrn Ödön Horvath, Berlin – Grunewald Königsallee 16 bei Mendelssohn.
10
Sehr geehrter Herr Horvath, Da der Absatz Ihres Buches „Der ewige Spiesser“ seit längerer Zeit ausserordentlich zurückgegangen ist, können wir nicht erwarten die Bestände auf reguläre Weise zu verwerten.
15
Wir heben daher den Ladenpreis jetzt auf und verkaufen die Bestände zu einem niedrigeren Preise. Den mit Ihnen verabredeten Tantiemesatz werden wir Ihnen vom vollen uns zufliessenden Erlös vergüten und Abrechnung über die so verkauften Bestände statt im April nächsten Jahres möglichst schon im Laufe des Januar Ihnen erteilen.
20
Wir bitten um gefällige Kenntnisnahme und zeichnen 25
B
mit vorzüglicher Hochachtung DER PROPYLÄEN-VERLAG HAUPTBÜRO Wilhelm Gronle N
30
얍 B68 = Ullstein Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 23.12.1932
G/Sa 308
23. Dezember 1932
35
Herrn Ödön Horvath Berlin-Grunewald Königs-Allee 16 40
Sehr geehrter Herr Horvath! Wir möchten der guten Ordnung halber die folgende Abrede, die wir mit Ihnen kürzlich trafen, schriftlich festlegen:
45
Die Buchausgabe Ihres letzten Bühnenwerkes „Glaube, Liebe, Hoffnung“ wird bei uns erscheinen und zwar sobald uns das endgültige druckfertige Manuskript vorliegt. 28
B
Wilhelm GronleN ]
Paraphe
76
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B68–B69
Lesetext
Was den Stand Ihres Kontos und Ihre Verpflichtung zur Rückzahlung anbelangt, so erklärten sie uns, zunächst nicht in der Lage zu sein von den monatlichen Ratenzahlungen, die der Kiepenheuer Verlag Ihnen im folgenden Jahre leistet, Teilbeträge an uns abzuführen, sagten aber zu, auch eine solche Regulierung für später in Erwägung zu ziehen. Jedenfalls erklärten Sie uns, daß Sie mit Einnahmen aus der Arbeit an Aufträgen zur Herstellung von Filmmanuskripten rechnen, und daß Sie uns diese zugängig machen werden. Sie sagten uns des Weiteren, daß Sie an einem neuen Roman arbeiteten, und daß Sie uns diesen für Abdruckszwecke zuerst einreichen würden, schon damit auf diese Weise, durch Verrechnung des Abdruckshonorars, etc., eine weitere Möglichkeit zur Abdeckung Ihres Kontos tunlichst gegeben ist.
5
10
Wir bitten Sie uns freundlichst bestätigen zu wollen, daß wir in den vorerwähnten Punkten einig gehen. 15
20
B
Wir zeichnen mit besten Empfehlungen in vorzüglicher Hochachtung ULLSTEIN AKTIENGESELLSCHAFT Emil Herz ppa Wilhelm Gronle N B
N B
N
얍 B69 = Ödön von Horváth an Wilhelm Gronle (Ullstein Verlag), Murnau, 2.1.1933 25
Murnau, 2. I. 33
Sehr geehrter Herr Gronle, 30
verzeihen Sie, bitte, dass ich Ihren Brief erst heute beantworte, aber ich erhielt ihn erst am 31. Dezember aus Berlin, wohin Sie ihn adressiert hatten, hierher nachgesandt. Durch Fräulein Zweig liess ich Ihnen bereits ausrichten, dass ich sofort nach Neujahr den Brief beantworten werde.
35
Nun was den Stand meines Kontos und meine Verpflichtung zur Rückzahlung anbelangt, so möchte ich nur nochmals betonen, dass ich meinen Verpflichtungen unter allen Umständen nachzukommen gedenke. Und zwar werde ich mich dabei strikte an unseren Vertrag halten. Falls ich etwa Einnahmen aus der Arbeit an Aufträgen zur Herstellung von Filmmanuskripten haben sollte, so werde ich mit diesen Einnahmen meinen vertraglichen Verpflichtungen nachkommen. Und was den Roman, den ich schreiben will, anbelangt, so kann ich Ihnen nur versichern, dass von meiner Seite aus alles geschehen wird, damit Sie den Roman für Abdruckszwecke als erster erhalten. Natürlich hat Kiepenheuer dabei etwas mitzureden, aber ich sehe keine Schwierigkeiten. -- Von den monatlichen Ratenzahlungen, die mir Kiepenheuer in diesem
40
20 20 20
Emil HerzN ] ppaN ] BWilhelm Gronle N ] B B
Eintragung Emil Herz: \Emil Herz/ Abkürzung: per procura Paraphe
77
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Briefe von und an Ödön von Horváth
B69–B70
Lesetext
Jahre leistet, werde ich wohl kaum etwas für die Rückzahlung zurücklegen können. Ich werde aber mein Möglichstes tun. Nur bitte ich den Verlag freundlichst um Folgendes: dass auch von seiner Seite aus etwas betr. der Abdeckung meines Kontos geschieht. Bei der letzten Aufführung in Leipzig war in der ganzen Stadt bei keinem Buchhändler auch nur eines meiner Bücher zu sehen. Und in Berlin war sogar nicht einmal in einer Ullsteinfiliale ein Buch vorrätig, geschweige denn, dass sich mal eines in eine Auslage verirrt hätte. Ich hoffe, dass dies bei der Aufführung von „Glaube Liebe Hoffnung“ etwas anders wird, denn es schädigt doch eigentlich nur uns, wenn niemand in die Lage versetzt wird, sich eines meiner Bücher kaufen zu können.
5
10
Und dann bitte ich den Verlag noch um folgendes: Herr Dr. Sulzbach sagte mir kurz vor meiner Abreise aus Berlin, dass der Arcadia-Verlag es bedeutend lieber sehen würde, wenn „Glaube Liebe Hoffnung“ erst in der nächsten Saison gespielt werden würde. Ich bin nicht der Ansicht. Keineswegs. Sollte aber der Verlag diese seine Absicht durchführen, dann muss er natürlicherweise den Termin meiner Rückzahlungsverpflichtung um mindestens ein halbes Jahr verschieben. Ich bitte aber den Verlag nochmals, unbedingt darnach zu trachten, dass das Stück noch in dieser Saison herauskommt.
15
20
Indem ich Sie, sehr geehrter Herr Gronle, bitte Herrn Dr. Herz meine besten Empfehlungen zu übermitteln, verbleibe ich ebenfalls mit den besten Empfehlungen
25
B
Ihr Ödön Horváth
N
얍 B70 = Ödön von Horváth an Berthold Viertel, Murnau, 2.1.1933 30
A: Viertel 78.898/7, DLA
Murnau, 2. I. 33 Lieber Doktor Viertel, beiliegend „Wiener Wald“. Seien Sie mir nicht böse, dass es heute erst abgeht, aber hier geht es ziemlich drunter und drüber – ich hab es Ihnen ja geschrieben. „Glaube Liebe Hoffnung“ erhalten Sie von Kristl. Das ist der Mann, der mir das Material zu diesem Stück lieferte. Er schreibt ein ganz ausführliches Exposé. Dem Verlag hab ich schon vor einer Woche geschrieben betr. Regie. Ich würde mich riesig freuen! Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth B
35
40
25 34
B B
Ödön HorváthN ] dass f abgeht,N ]
\Ödön Horváth/ \dass f abgeht,/
78
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
B71–B72
Lesetext
얍 B71 = Ödön von Horváth an Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag), Murnau, 5.1.1933
Vertragsarchiv des UllsteinBuchverlags
Murnau, am 5. Jan. 33 5
Sehr geehrter Herr Gronle, hätte nur eine Bitte betr. „Glaube Liebe Hoffnung“. Bitte senden Sie auch an den Mann, von dem ich das Material zu dem Stück bekommen habe und der daran auch mitgearbeitet hat, eine Erklärung, dass der Verlag das Stück angenommen hat. Und, dass er von den Aufführungen, usw. 40 % bekommt (wie Sie es ja mir bereits geschrieben haben). Nur bitte ich Sie von den Berliner Aufführungen dem Manne 45 % zu geben, dafür muss er aber auch an meinen sämtlichen Unkosten zu 45 % beteiligt sein. Diese Summe (seine 45 %) beträgt bis heute RM 110.55, das sind fast nur Telefongespräche. Die Summe wird sich aber noch ziemlich erhöhen, da er sich natürlich auch an den Unkosten beteiligen muss, die mir erwachsen werden, wenn ich bei der Regie in Berlin anwesend sein muss. Bitte, ziehen Sie also diese Summen sofort von den Einnahmen ab. Der Mann heisst Lukas Kristl und wohnt: München, Mettinghstr. 4/II. Er ist Redakteur an der „Münchner Post“. Mit den besten Empfehlungen Ihr sehr ergebener Ödön Horváth
10
15
20
B
B
25
N
Zukünftige Kosten, die wir etwa Ihnen belasten sollten, so z.B. für besondere Ihnen anzurechnende Vervielfältigungskosten würden wir Kristl anteilig belasten. N
얍 B72 = Ödön von Horváth an Bruno Frank, Murnau, 2.2.1933 30
35
Murnau, 2. II. 33 Lieber Herr Doktor Frank, besten Dank für Ihr Schreiben! Leider, sehr leider ist es mir aber ganz und gar unmöglich, am 20. Februar in Berlin zu sein. Hätte sehr gerne über dieses Thema einiges gesprochen. Bitte richten Sie dem Vorstand der Berliner Ortsgruppe meine besten Empfehlungen aus und Dank für die Aufforderung. Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth B
N
40
22 24–25 39
Ödön HorváthN ] \Ödön Horváth/ Zukünftige f belasten.N ] Eintragung von fremder Hand (Ullstein Verlag): \Zukünftige f belasten./ BÖdön HorváthN ] \Ödön Horváth/ B B
79
Inv. Nr. 11525, Schloßmuseum Murnau
Briefe von und an Ödön von Horváth
B73–B74
Lesetext
얍 B73 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, 21.4.1933
5
Herrn Franz Theodor Csokor Rennweg 41 Wien
HAN 296/30–2
Horváth Hotel Bristol Altes Haus Wien
B N
얍 Wien, 21. April 33 10
15
Lieber Csokor, bin seit vorgestern hier und würde mich sehr freuen, wenn wir uns sehen könnten! Bitte, ruf mich hier an – bin Vormittags bis 10 Uhr immer da. Herzlichst! Dein Horváth 얍 B74 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, vmtl. 25.4.1933
20 B N B N
Wien, Dienstag abends.
25
30
Mein lieber Csokor, heute ging ich in der Früh fort und kam erst Nachmittags heim, wo ich erfuhr, dass Du angerufen hast. – Hoffentlich sehen wir uns bald. Dein Stück habe ich gelesen und bin begeistert! Das ist wirklich ein historisches Stück, so wie es sein soll – es offenbart sich nämlich darin die Seele (wie das Wort lautet) eines ganzen Volkes, unabhängig von der Zeit, und trotzdem ist 얍 die Zeit gestaltet – also: die Seele durch die Zeit! Es ist eines der aufschlussreichsten Dokumente deutschen Wesens – doch sicher wird es viel missverstanden werden! Aber das schadet ja nichts, ist ja ganz wurscht – denn die Hauptsache: Du hast das, was man Deutschtum nennt, wundervoll gestaltet. Die Deutschen werden es natürlich in einem für sie günstigem Lichte sehen (sofern man da überhaupt mit Werturteilen 얍 operieren will, die ja doch immer nur dumm sind) – aber eben deshalb: sie werden sich im günstigem Lichte sehen, denn sie werden Dir dankbar sein, dass Du das Chaotische gestaltet hast. Für sie ist ja das Chaos kein Chaos, sondern ein militantes Formproblem. (So ungefähr: trägt man statt 5 Knöpf 6 Knöpf, so ist das Chaos gebannt). Ein beneidens- und bemitleidenswertes Volk! Da sie aber nicht bemitleidet werden wollen, tun wir ihnen B
35
N
B
7
B N
]
21
B N
]
21
B N
]
N
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Franz Theodor Csokor?): \Ödön von Hor-
vath/ gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Franz Theodor Csokor): \Ödön von Hor-
vath/
33 36
B B
mitN ] militantesN ]
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Franz Theodor Csokor): \x Betrifft das
Wiedertäuferdrama „Feuer vom Himmel“./ \mit/ [{ }] |militantes|
80
HAN 296/30–1
Briefe von und an Ödön von Horváth
B74–B76
Lesetext
den Gefallen und beneiden wir sie. Es muss schön sein, ein Deutscher zu sein. Sei vielmals gegrüsst von Deinem Ödön B
Wann sehen wir uns? Ruf mich bitte an!
N
5
얍 B75 = Ödön von Horváth an Josef Luitpold Stern, Wien, um den 30.5.1933
Horváth 8, AAdK
Sehr geehrter Herr Dr. Stern! 10
15
20
Heute vormittag teilte mir ein Herr, dessen Namen ich leider nicht verstand, den Text des telegrafischen Protestes an den Penklub mit. Dieses mir heute mitgeteilte Telegramm kann ich leider unmöglich unterschreiben. (Es weicht auch in mancher Formulierung beträchtlich von dem ab, was Sie mir gestern telefonisch mitgeteilt haben, so z.B. kann ich doch nicht im Namen der österreich. und geflüchteten Schriftsteller sprechen, da ich weder Oesterreicher noch geflüchtet bin. Ich bin bekanntlich ungarischer Staatsbürger). Ich habe also dem Herrn am Telefon heute vormittag sofort gesagt, dass ich den Protest nicht unterzeichnen kann. Ich sandte Ihnen auch ein Telegramm. Sollten Sie den Protest an den Penklub und an die Presse bereits mit meiner Unterschrift abgesandt haben, so bitte ich Sie dies zu korrigieren. Es ist doch besser wenn Sie es machen, als wie wenn ich mich gezwungen sehen sollte Dementis u.s.w. zu fabrizieren. Mit den besten Empfehlungen
25
Ihr Oedön Horvath B
N
얍 B76 = Oskar Maria Graf an Ödön von Horváth, offener Brief, 2.6.1933 30
Herrn Oedön v. Horvath zurzeit Wien, Hotel Bristol am Kärntnerring
35
40
Lieber Horvath! Soeben erfahre ich durch die Bildungszentrale, daß Du Deine Unterschrift für das Telegramm an den Kongreß des Penklubs in Ragusa wieder zurückgezogen hast und muß sagen, daß ich baß erstaunt bin. Noch erstaunter aber bin ich über die fadenscheinige und feige Begründung, mit welcher Du das tust. Du berufst Dich nämlich darauf, das Telegramm sei nicht der genaue Wortlaut, den wir Dir am Telephon gesagt hätten – gewiß doch, Du Held, aber der S i n n ist absolut der gleiche! Dann kommst Du mit einem gar zu schönen Argument daher. Du gibst an, daß Du nicht zu den g e fl ü c h t e t e n deutschen Schriftstellern gehörst und außerdem Ungar seist, also ungarischer Schriftsteller!
4 26
B B
Wann f an!N ] OedönN ]
\Wann f an!/ korrigiert aus: Oeden
81
ArbeiterZeitung (Wien), 2.6.1933
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
B76–B78
Lesetext
Daß Du wohl zu den geflüchteten deutschen Schriftstellern gehörst, hast Du mir gegenüber doch stets betont – oder war das reine Aufschneiderei, wie etwa das, daß Du – umringt von zehn SA-Männern – aus Murnau vertrieben worden bist? Daß Du auf einmal ein ungarischer Schriftsteller sein willst, ist geradezu pikant angesichts der Tatsache, daß Du Dich bei der Kleist-Preisverteilung absolut als Deutscher gefühlt hast! Der langen Rede kurzer Sinn: Du willst Dir nach keiner Seite irgendein Geschäftchen verderben. Mit solchen Leuten, deren Gesinnung nicht weiter reicht als ihr Maul, und die bei einem so geringfügigen Ansinnen, das an ihren kollegialen Anstand gestellt wird (von einem Solidaritätsbewußtsein ganz zu schweigen!), die Flucht ergreifen, habe ich nichts zu schaffen. Ich teile Dir mit, daß ich von diesem Brief d e n Gebrauch machen werde, der mir gut scheint.
15
얍 B77 = Ödön von Horváth an Unbekannt, Schärding, 30.6.1933
ÖLA 3/B 1
Schärding (Ober-Österreich), am 30. Juni 33 Kurhaus 20
25
30
35
Liebe gnädige Frau, soeben erhalte ich Ihren lieben ausführlichen Brief aus Berlin hierher nachgesandt, er war fast eine Woche unterwegs: von Wien ins Zillertal, von dort nach Innsbruck und dann erst hierher, wo ich seit einigen Tage weile. Ich halte hier strenge Diät von wegen meines Magens, usw. Hab es wirklich nötig. – In ungefähr 14 Tagen werde ich dann wieder in Wien sein und dann werden wir uns ja sehen, bin schon sehr neugierig, was Sie mir alles erzählen werden. Mein Stück wird allerdemnächst fertig, leider werde ich es Ihnen aber nichtmehr nach Berlin senden können – und nun eine grosse Bitte: bitte grüssen Sie Hilpert, Frl. Mayer und Dr. Ibach herzlichst von mir, und ich werde Hilpert das Stück, sobald ich es fertig habe, zusenden. Ich freue mich schon, Sie in Wien wiederzusehen, dann gehen wir zum Heurigen und fahren mit der Geisterbahn! Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth 얍 B78 = Ödön von Horváth an Rudolph S. Joseph, Schärding, 1.7.1933
40
45
Schärding, 1. Juli 33 (Ober-Österreich) Kurhaus. Lieber Rudi, durch Albrecht, den ich neulich beim Zuck in Henndorf getroffen habe, habe ich Deine Adresse erfahren, und auch, dass Du nun vorerst dort bleiben willst und Dich filmisch betätigen und ausleben willst. Ich freute mich vor allem, ein Lebenszeichen von Euch zu hören – und ich freue mich besonders, dass Du in Frankreich bist. Seit einigen Monaten bin ich ja auch hier in Österreich, war in Wien, in
82
EB 96/111 – B.01.0082, Deutsches Exilarchiv
Briefe von und an Ödön von Horváth
B78–B80
Lesetext
Tirol und jetzt hier, wo ich wegen meines unanständigen 얍 Magens eine Kur durchmachen muss – in einem braven katholischen Kloster-Kurhaus. Der Katholizismus tut doch wohl, ich komme immer mehr und mehr dahinter, ohne dabei auch nur irgendwelche Talente zum Mönchsleben zu besitzen. – Ansonsten arbeite ich an einem neuen Stück (ich bin jetzt beim Marton-Verlag) – das Stück heisst: „Die Unbekannte in der Seine“ Ödön Horváth – nach der Totenmaske. In drei Akten. Also sehr korrekt. Eine Komödie. In zwei Wochen muss es aber jetzt endlich fertig sein, sonst häng ich mich auf! Lieber Rudi, lass mal was von Dir hören! Brauchst keinen Filmstoff, ich wüsst zwar nur recht ungenau einen? Aber vielleicht denkst mal an mich! Herzlichst grüsst Dich Dein Ödön B
5
N
10
얍 B79 = Ödön von Horváth an Fritz Landshoff, Wien, 7.9.1933 15 B
20
25
30
Ödön Horváth Hotel Bristol Wi e n
N
am 7. Sept. 33
Lieber Doktor Landshoff, gestern schrieb ich Ihnen und zwar betr. eines Abdruckes irgendeiner Szene aus einem meiner Stücke in der „Sammlung“. Nun muss ich Ihnen aber heute leider folgendes mitteilen: gestern, das heisst: bis gestern hatte ich nur zwei Beiträge gelesen (Roth und Kesten), heute Nacht das ganze Heft. Wie ich Ihnen bereits im März sagte, will ich prinzipiell an keiner Zeitschrift mehr mitarbeiten, die sich (und seis auch nur in Glossenform) mit Politik beschäftigt. Seien Sie mir bitte nicht böse, lieber Doktor Landshoff, und verstehen Sie bitte meinen Standpunkt. Mit den herzlichsten Grüssen Ihr Ödön Horváth B
35
KM B 125, Monacensia
N
얍 B80 = Georg Marton Verlag an Ödön von Horváth, Wien, 16.9.1933
Wien, 16. September 1933
40
Herrn Oedön Horvath derzeit Wien.
45
Ich bestätige unsere Vereinbarung wie folgt: Sie räumen mir das Recht ein, Ihr nächstes abendfüllendes Werk, dessen Titel noch nicht feststeht, zu den gleichen Bedingungen wie „DIE BRÜCKE“ für meinen Verlag erwerben zu können. 5 16 32
B
gemeint ist: „Eine Unbekannte aus der Seine“
B
„Die f Seine“N ] Ödön HorváthN ] BÖdön HorváthN ]
[O]|Ö|dön Horv[a]|á|th \Ödön Horváth/
83
ÖLA 84/SL 10
Briefe von und an Ödön von Horváth
B80–B81
Lesetext
Sie erhalten bei Unterschrift des Vertrages einen Vorschuss von S 2500.--, der bei Ueberreichung des Manuskriptes und nach erfolgter endgültiger Entscheidung wegen Inverlagnahme auf S 5000.-- zu ergänzen ist. All diese Vorschüsse werden auf Generalkonto bezahlt. 5
Mit vorzüglicher Hochachtung Einverstanden Ödön Horváth B
N
10
얍 B81 = Ödön von Horváth an Rudolph S. Joseph, Wien, 30.10.1933
EB 96/111 – B.01.0082, Deutsches Exilarchiv
Wien, am 30. Okt. 33 15
20
25
30
35
40
Mein lieber Rudi, vielen Dank für Deinen Brief, es ist wirklich zu sehr ärgerlich, dass Albrechts Stück verschoben werden musste, schon aus dem egoistischem Grunde, weil ich sonst nun hier mit Albrecht zusammenhausen hätte können, und so muss ich mir nun mutterseelenallein mit allerhand Dingen, die mir nicht bekommen, den Magen verderben. -- -- Lieber Rudi, das wäre ja ungemein vorteilhaft, wenn Du es fertigbringen würdest, dass irgendwas von mir verfilmt wird. Oder auch: vielleicht kannst Du mich mal zu einem Dialog brauchen oder zu irgendeiner Bearbeitung -- ich danke Dir herzlichst, dass Du an mich denkst und ich wäre Dir sehr, sehr dankbar. In der letzten Zeit habe ich zwei Stücke geschrieben, betitelt „Eine Unbekannte in der Seine“ und „Hin und her“. Ersteres eine Komödie, an die sich infolge ihrer (in Anbetracht der heute herrschenden Sandbänke) abgrundtiefen Pessimität (ein neues Wort, weil mich das alte schon zu sehr langweilt) kein Theaterdirektor herantraut, nur verkleidet als Matinee-Unternehmer mit fragwürdigen Ehrenwörtern bez. späterer Uebernahme in den Abendspielplan. Das zweite Stück ist eine Posse mit Gesang, ein höherer Blödsinn, und das wird aufgeführt, und zwar am hiesigen Deutschen Volkstheater mit Moser und wahrscheinlich der Niese unter Martins Regie so um Sylvester herum. Die „Unbekannte“ schick ich Dir mit gleicher Post, das andere 얍 Geblödel in allernächster Zeit, sowie ich ein Manuscript haben werde -- auch nur ein vorläufiges, weil ich an den Verserln noch zu schwitzen hab. Meine anderen Sachen kann ich Dir leider nicht schicken, denn ich besitze überhaupt keine Exemplare mehr. Wende Dich aber doch bitte an Ullstein oder Arcadia, die schicken es Dir sicher umsonst zu. -- -- Uebrigens hab ich ein paar Ideen für Filme, vielleicht taugen sie was. Ich könnt Dir aber Exposes erst in 14 Tagen schicken, stecke zur Zeit in einer überaus dringenden Arbeit, weil ich Geld brauch zum schlafen. Und zum essen. Und zum trinken. Und für den Zahnarzt. Mit einem Wort: Sorgen. B
8–9 25
B B
Einverstanden f HorváthN ] „Eine f Seine“N ]
N
Eintragung von Horváths Hand: \Einverstanden f Horváth/ gemeint ist: „Eine Unbekannte aus der Seine“
84
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B81–B83
Lesetext
Du kennst doch von Nestroy: Einen Jux will er sich machen? Wär das kein Film, modernisiert? -- Könnt ein gutes Filmlustspiel sein, mir scheint. Sei herzlichst gegrüsst und schreib bitte bald wieder -Dein Ödön B
N
얍 B82 = Ödön von Horváth an Rudolph S. Joseph, Wien, 23.1.1934 10
15
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30
35
am 23.I.34 Mein lieber Rudi, bin auf 2 Tage hier in Wien und bekomme soeben von Frau Schwarzschild einen Brief, und da möchte ich Dich ganz vertraulich was fragen. Also: Frau Schwarzschild schreibt mir, Karol Rathaus möchte mit mir gerne ein Stück zusammen schreiben, 얍 d.h. natürlich: er möchte die Musik dazu liefern – um mich ganz kaufmännisch auszudrücken. Ich hätte nun ein meiner Meinung nach wirklich grossartiges Thema für solch ein Stück. Und ich würde auch gleich nach Paris kommen – aber: ich muss dort natürlich von irgendwas leben können. Glaubst Du, dass ich im Film was machen könnte? Mit Dir oder mit 얍 Rathaus, der nach Frau Schwarzschilds Beschreibung, ganz entsetzlich viel für den Film zu tun hat? Bitte, lieber Rudi, schreibe mir möglichst postwendend an die Adresse: Schärding (Oberösterreich) Kurhaus, ob Du denkst, dass, und wie Du überhaupt die Dinge beurteilst! Tausend Dank im Voraus! Hoffentlich auf Wiedersehen und viele herzliche Grüsse von Deinem Ödön 얍 B83 = Ödön von Horváth an den Neuen Bühnenverlag, ohne Ort, 18.6.1934 / Der Neue Bühnenverlag (Willy Stuhlfeld) an Rainer Schlösser, Berlin, 26.6.1934
An den Reichsdramaturgen Herrn Dr. Rainer Schlösser B e r l i n W.8. Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Wilhelmstr.
40
St/O. 26.6.34.
45
EB 96/111 – B.01.0082, Deutsches Exilarchiv
Sehr verehrter Herr Doktor! In den Kreis unserer Mitarbeiter haben wir Oedön von Horvath aufgenommen, nachdem wir uns überzeugt hatten, dass das unschöne Gerede über den Dichter, das hie und da auftauchte, jeder Grundlage entbehrt. 5
B
ÖdönN ]
\Ödön/
85
R 55–20168, Bl. 195f., Deutsches Bundesarchiv
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
15
20
25
30
B83
In der Annahme, dass Sie, sehr verehrter Herr Doktor, nachstehende Ausführungen interessieren, die uns Herr von Horvath mit Schreiben vom 18. Juni machte, übermitteln wir Ihnen den Inhalt dieses Briefes zur Kenntnisnahme: -------„Nun muss ich Ihnen leider folgendes mitteilen und Sie sehr bitten, in dieser Angelegenheit zu intervenieren, und zwar so, wie Sie es für gut halten, denn ich weiss nun nicht mehr, was ich machen soll und bin auch über all das etwas erschüttert. Es dreht sich um folgendes: man hat mir erzählt, dass Hilpert im V.B. (Berliner Ausgabe) und im „Der Deutsche“ angegriffen worden ist, weil er in der nächsten Spielzeit ein Stück von mir bringen will. „Der Deutsche“ soll unter anderem geschrieben haben, ich hätte ein kommunistisches Stück, betitelt „Die Bergbahn“ geschrieben, das im Januar 1929 in der Volksbühne aufgeführt worden ist. - Hierzu habe ich zu bemerken: dieses Stück war kein kommunistisches, sondern ein ausgesprochen antikommunistisches Stück. Es war seinerzeit das erste Stück, in dem Arbeiter nicht von dem üblichen doktrinär-marxistischen Winkel aus gesehen und zu gestalten versucht worden sind, weshalb mich auch die gesamte marxistische Presse, mit geringen Ausnahmen, verhöhnt oder verdammt hat. Piscator hatte seinerzeit, bereits 1928, das Stück inszenieren wollen, allerdings unter der Bedingung, dass ich in das Stück eine 얍 kommunistische Tendenz „hinzudichte“. Ich hatte das immer wieder abgelehnt und bin daher erst ein Jahr später aufgeführt worden, unter der Regie des verstorbenen Viktor Schwanneke. Der Kreis um Piscator und Brecht tobte gegen mich und „zerriss mich nach allen Noten der Kunst“, wie man es so zu sagen pflegt. Wie man also unter solchen Umständen von einem „kommunistischen Stück“ sprechen kann, ist mir unerfindlich. Es dürfte Sie in diesem Zusammenhange interessieren, dass ich ja mit meinen Eltern 1919 aus Ungarn, wo die Sowjets regierten, flüchten musste. Mir „Kommunismus“ vorzuwerfen ist also schlechthin grotesk. Ich habe nun hier gehört, dass das Propagandaministerium sich gegen eine Aufführung irgendeines Stückes von mir ausgesprochen haben soll - wie gesagt: ich habe dies nur gehört, ob es aber stimmt, das weiss ich nicht. In diesem Zusammenhange möchte ich Ihnen nur noch folgendes mitteilen: ich habe im April erfahren, dass das Propaganda-Ministerium den Vorwurf gegen mich erhebt, ich hätte in meinem Stück „Geschichten aus dem Wienerwald“, welches im November 1931 uraufgeführt worden ist, behauptet, Deutschland sei Schuld am Weltkrieg gewesen . Sowie ich diesen Vorwurf gehört hatte, habe ich es dem Propagandaministerium in einwandfreiester Weise nachgewiesen, dass ich dies niemals behauptet habe, und dass die Kritik des Herrn Paul Fechter vom November 31, auf der die Beschuldigung des Ministeriums basierte, ein Irrtum des Herrn Fechter ist. Herr Fechter hat mir dies selbst schriftlich bestätigt. Und nun nur nebenbei, vielleicht interessiert es Sie: ich bin bereits im Januar 1924 in Paris verprügelt worden, weil ich öffentlich behauptet hatte, dass Deutschland nicht Schuld am Krieg gewesen sei. Und nun, verzeihen Sie mir bitte, dass ich Ihnen noch folgendes mitteile, es ist nicht meine Art, mit eigenen Taten aufzutreten, aber ich habe das Gefühl, dass ich leider dazu gezwungen bin. Also, wie Sie wissen, bin ich Ausländer, aber meine Muttersprache ist deutsch und daher fühle ich mich als Mitglied des mächtigen deutschen Kulturkreises. Ich habe beim Ausbruch der deutschen nationalen Revolution und B
35
40
45
Lesetext
33
B
Weltkrieg gewesenN ]
korrigiert aus: Weltkrieg.gew\Blatteinriss\sen
86
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
B83–B84
Lesetext
während der folgenden Zeit bis Mitte April 1934 im Ausland gelebt und gearbeitet. Ich habe während dieser ganzen Zeit es kategorisch abgelehnt, irgend etwas in Wort und Schrift oder Tat gegen Deutschland und seine Regierung zu unternehmen. Ich habe keinerlei Proteste unterzeichnet und bin deshalb auch von der gesamten marxistischen Presse Oesterreichs in wüstester Weise angepöbelt und verleumdet worden. Ja, ich habe mich nicht nur geweigert, irgend einen Protest zu unterschreiben, ich habe sogar öffentlich erklärt, dass ich an keiner Emigrantenzeitung mitarbeite und radikal nichts damit zu tun habe. Diese meine Erklärung hat auch die Verbandszeitschrift „Der Autor“ abgedruckt. Wegen dieser meiner öffentlichen Stellungnahme bin ich natürlich wieder wüst angegriffen worden, in Wien, Prag, Budapest, und zwar nicht nur von den rein marxistischen Organen. Ich habe mich also aus freien Stücken in eindeutigster Weise für Deutschland erklärt, und zwar bereits zu einer Zeit im Ausland, wo eine derartige Erklärung für einen Künstler nicht gerade ohne jede Gefahr verbunden war. Und nun, fast 얍 fünfviertel Jahr später, ereignet sich der Fall, dass ein deutsches Theater ein Stück von mir spielen will, und da muss ich hören, dass man kein Stück von mir in Deutschland spielen kann, also in dem Lande, für das ich im Ausland immer eingetreten bin. Ich erwarte es niemals, dass man mich irgendwo mit offenen Armen empfängt, aber es wäre für mich mehr als ein sehr schmerzliches Erlebnis, wenn man es mir untersagen würde, am Wiederaufbau Deutschlands mitzuarbeiten, soweit dies mir meine Kräfte erlauben“. Wir wären Ihnen, sehr verehrter Herr Doktor, sehr dankbar, wenn Sie vorstehende Aufklärung allen massgebenden Stellen im Propaganda-Ministerium zuleiten würden. Mit den besten Empfehlungen begrüssen wir Sie mit
5
10
15
20
25
Heil Hitler!
30 B
Verlag für Kulturpolitik G.m.b.H. Abt.: DER NEUE BÜHNENVERLAG W. Stuhlfeld N
얍 B84 = Ödön von Horváth an Hans Geiringer, Berlin, 16.9.1934 35
Berlin, 16. Sept. 34.
40
Mein lieber Hanselach, Du bist mir sicher ganz entsetzlich böse, dass ich solange nichts von mir hören liess, und zwar bist Du dies mit gewissermassen vollem Recht. Aber bitte vergesse es nicht, dass ich selbst bis heute in Deiner Angelegenheit bei der Fox noch nicht klar sehe. Jeden Tag wurd es mir versprochen, immer wieder hab ich den Brief an Dich aufgeschoben; nun hab ich es aufgegeben. – Du machst Dir ja keine Ahnung, mit welchen Schwie-얍rigkeiten hier gefilmt wird, Zensur und drgl. – so, dass alle Leut den Kopf ständig mit Zores voll haben. – – Sowie ich etwas Definitives höre, verständige ich Dich selbstredend sofort. B
45
31 44
B B
W. StuhlfeldN ] vollN ]
\W. Stuhlfeld/ [{ }]|voll|
87
N
Horváth 3/1, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
10
Lesetext
Der Ullrich hat Deine „Sanfte“ über alle Massen gefallen. Ob es aber zur Verwirklichung kommt, möchte ich, offen gestanden, stark bezweifeln, da der Stoff, filmjargonhaft ausgedrückt: zu trist ist. (Die Frau Pietsch ist seit Wochen auf Urlaub, und zwar auf der Insel Malorca in Spanien). Bei meinen sonstigen Filmen geht alles durcheinander. Den „Kuss im Parlament“ 얍 hat er verboten, in Deutschland ist also damit nichtsmehr zu machen. Vielleicht übernimmt ihn die amerikanische Fox, aber das ist nur sehr vielleicht!! Ob ich den „Kean“ mache, ist mir noch nicht ganz klar. Er soll erst Anfang April erscheinen, so hätte ich also noch Zeit. Zur Zeit arbeite ich am „Jux“, alles andere ist noch in Schwebe. Ich muss nun noch 2–3 Wochen hier bleiben, dann komme ich sicher nach Mün얍 chen. Und, bitte, glaube mir eines: ich vergesse Dich nicht! Wo, wann und wie immer sich nur eine Gelegenheit bietet, denke ich an Dich! B
5
B84–B85
N
15
Sei herzlichst gegrüsst von Deinem Ödön
20
얍 B85 = Ödön von Horváth an Hans Gál, Berlin, 16.9.1934
Ana 414, A Horváth, Ödön, Bayerische Staatsbibliothek
Berlin, 16. Sept. 34 Mein lieber Hans Gal, 25
herzlichsten Dank für Ihren Brief und ich sehne mich danach , mit Ihnen wieder arbeiten zu können – ich habe volles Verständnis dafür, dass Sie mich Schlamper beschimpfen. – – Aber eine Entschuldigung: Ich bin hier Verträge eingegangen und komme nichtmehr fort! So grotesk es auch klingen mag! – – Ich verstehe es aber nicht, wieso zu der Klärung der Jahn-Angelegenheit meine persönliche An-얍wesenheit erforderlich ist – ich habe doch alles schriftlich bereits niedergelegt, was dazu zu sagen wäre. Mehr kann ich sowieso nicht von mir geben. Alle meine diesbezüglichen Behauptungen nehme ich auf meinen Eid. B
30
35
N
B
Ich hoffe, hoffe, hoffe, bald wieder bei Ihnen zu sein – seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth
40
4 26 26
B
gemeint ist: Mallorca
B
MalorcaN ] BriefN ] BdanachN ]
[Ber]|Bri|ef dana[h]|ch|
88
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
B86–B87
Lesetext
얍 B86 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Berlin, 3.11.1934
ÖLA 27/B 2
Berlin, 3. Nov. 34 5
Liebe Eltern, beiliegend das Geld für Sarg. Ich danke Euch vielmals, dass Ihr das mit dem Kranz für den l. Beppo bácsi erledigt habt! Wie geht es Euch? Ich habe sehr viel zu tun und kann wirklich jetzt leider nicht nach München. Hoffentlich sehen wir uns, l. apus , hier nächster Woche. Schreib mir nur, bitte, bei Zeiten, wann Du ankommst. Es grüsst und küsst Euch vielmals Euer Ödön B
N
B
10
15
N
얍 B87 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Potsdam, 2.12.1934
z.Zt. Potsdam, 2. Dez. 34
20
25
Liebe Eltern, gestern bin ich umgezogen, ich wohne jetzt: Berlin – Nicolassee An der Rehwiese 4 Telefon: Wannsee 5176 Es ist eine Villa und die zwei Zimmer sind sehr schön. Die Garage ist auch im Hause. – Wie geht es euch? Am 13. Dezember wird mein Stück „Hin und her“ am Schauspielhaus in Zürich uraufgeführt, unter der Regie von Gustav Hartung. In 얍 einer wunderbaren Besetzung. Horwitz und Kalser, die früher in München waren, spielen auch mit. Leider kann ich unmöglich hin. Aber vielleicht könnt Ihr hinfahren, Du l. apus , hast doch Freikarten – könntest auf den einen Abend wirklich hinfahren. Ich schreibe dann hin und ihr bekommt 2 wunderbare Plätze. Es ist ein Stück mit Musik und Gesang – das erstemal, dass ich Lieder geschrieben habe. Die Musik ist von einem berühmten Komponisten, Hans Gál, und ist wunderbar! Wann kommst Du, l. apus , wieder hierher? Ich kann leider erst zu Weihnachten 얍 kommen, habe hier mit dem Film furchtbar viel zu tun. Es zieht sich immer mehr in die Länge Es grüsst und küsst Euch vielmals Euer Ödön B
N
30
B
35
6 8 28–29 33
l. Beppo bácsiN ] l. apusN ] Bl. apusN ] Bl. apusN ] B B
N
Ungarisch: Onkel Pepi Ungarisch: Vater Ungarisch: Vater Ungarisch: Vater
89
ÖLA 27/B 3
Briefe von und an Ödön von Horváth
B88–B90
Lesetext
얍 B88 = Ödön von Horváth an Gustav Hartung, Berlin, 9.12.1934
ÖLA 84/SL 10
Berlin – Nikolassee, am 9. Dez. 34 An der Rehwiese 4 5
Lieber Herr Hartung, beiliegend die neue Szene, hoffentlich gefällt Sie Ihnen! Schreibe Ihnen morgen einen ganz, ganz ausführlichen Brief! Herzlichst! Ihr Ödön Horváth 10
얍 B89 = Rudolf Beer an Ödön von Horváth, Wien, 22.10.1935
ÖLA 27/B 7
Wien, 22. Oktober 1935. 15
Sehr verehrter Herr Horvath!
20
25
Mit wirklichem Interesse habe ich Ihr Stück gelesen und mit noch grösserer Freude kann ich Ihnen mitteilen, dass es mir ausserordentlich gefallen hat. Ich hoffe, dass sich auch der erwartete Publikumserfolg einstellt. Wir werden also wie mündlich vereinbart einen näheren Aufführungstermin festlegen, jedenfalls werde ich noch in diesem Jahr Ihr Werk herausbringen. Über die Besetzung und die übrigen Details, werden wir uns ja, ebenso wie über den Titel des Stückes noch eingehend unterhalten. Mit den besten Grüssen bin ich Ihr Dr. Rudolf Beer B
30
N
얍 B90 = Ödön von Horváth an Unbekannt, Wien, 6.3.1936
HAN 296 / 30 – 3
Ödön von Horváth, geb. 9. Dez. 1901 in Fiume, ungarischer Staatsbürger, schreibe aber nur deutsch, und zwar seit 1926. Habe folgende Stücke verfasst : (in Klammern der Ort der Uraufführung) „Die Bergbahn“ (Kammerspiele, Hamburg) „Italienische Nacht“ (Theater am Schiffbauerdamm, Berlin) „Geschichten aus dem Wienerwald“ (Deutsches Theater, Berlin) „Kasimir und Karoline“ (Komödie, Berlin) „Hin und Her“ (Schauspielhaus, Zürich) Erhielt den Kleist-Preis 1931. Das ist alles. Wien, 6. III. 36 Ödön Horváth B
35
40
27 33
B B
Dr. f BeerN ] verfasstN ]
\Dr. f Beer/ [ge] |verfasst|
90
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
B91–B93
Lesetext
얍 B91 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, 22.7.1936
5
Herrn Franz Theodor Csokor Rennweg 41 Wien III.
IN 186.095, Wienbibliothek
Horváth Wien I. Dominikanerbastei 6/11
얍 Wien-Westbahnhof, abends 10 Uhr, 22. Juli 36. 10
Mein lieber Franz Theodor, kurz vor meiner Abreise will ich Dich nochmals grüssen! Leb wohl, und auf ein baldiges, gutes Wiedersehen! Ruf mal die Katz an, hie und da, wie es ihr geht – sie wird sich sehr freuen! Sei herzlichst umarmt von Deinem Ödön
15
얍 B92 = Ödön von Horváth an Alice Herdan-Zuckmayer, Possenhofen, 4.8.1936
20
25
30
35
A: Zuckmayer, Carl, 1986.1516/1, DLA
Possenhofen, 4. August 36 Landhaus Sedlmayer Liebe Liccie, vielen, herzlichen Dank für Deinen Brief und Euere Einladung – grüss auch, bitte, Zuck bestens von mir! Wann ich erscheinen werde, kann ich leider noch nicht mit Sicherheit sagen, höchstwahrscheinlich Ende August, es ist aber auch schon um den 16. oder 20. herum möglich. Ich bitte Euch nur, macht Euch meinetwegen nicht die geringsten Scherereien – tät sich auszahlen! Ich freu mich schon sehr, mit Euch über alles zu sprechen! Bitte, liebe Liccie, frag mal den Zuck, ob er noch mein Figaro-Manuscript hat – 얍 wenn ja, wäre ich Dir sehr dankbar, wenn Du es mir als Drucksache herschicken würdest, da ich keines mehr besitze und wahrscheinlichst in 8 Tagen dringendst eines gebrauchen werde. Meine genaue Adresse: Possenhofen / Starnbergersee Landhaus Sedlmayer. B
N
B
N
Also auf Wiedersehen und herzlichst! Dein Ödön 얍 B93 = Ödön von Horváth an Franz Werfel, Budapest, 16.10.1936
40
Budapest, 16. Okt. 36
45
Lieber Herr Werfel, hoffentlich erreicht Sie dieser Brief, leider kenne ich Ihre derzeitige Adresse nicht und hoffentlich störe ich Sie nicht in Ihrer Arbeit durch diese Zeilen. Ich hätte eine Frage und eine Bitte an Sie, es dreht sich um Folgendes: im Sommer erwähnten Sie mal, dass Sie sich für die Regie meines „Figaro“ interessieren 25 30
B B
16. oderN ] besitzeN ]
[16 o] |16. oder| besi\t/ze
91
Mahler-Werfel Papers Ms. Coll. 575, Van Pelt Library
Briefe von und an Ödön von Horváth
B93–B94
Lesetext
würden, und ihr Interesse hat mich riesig gefreut. Ich erzählte es Pfeffer, der das Stück im Subvertrieb hat, 얍 und er fragte mich, ob er darüber eine Notiz in die Zeitung bringen darf, in der Form, dass Sie, Herr Werfel, sich für die Regie interessieren würden. Es wäre für die Plazierung und überhaupt für das Schicksal dieses Stückes von entscheidender Bedeutung. Nun möchte ich Sie nur fragen, ob Sie eine solche Notiz erlauben würden, aber ich bitte Sie sehr, sich nicht den geringsten Zwang aufzuerlegen, ich habe volles Verständnis dafür, wenn Sie die Notiz nicht haben wollen . Seien Sie mir, bitte, nicht böse, wegen dieser Bitte. Herzlichst grüsst Sie stets Ihr Ödön Horváth B
5
B
10
B
15
N
N
Bitte, schreiben Sie mir paar Zeilen nach: Wien, I. Dominikanerbastei 6/11
N
얍 B94 = Ödön von Horváth an Berta Zuckerkandl, Budapest, 16.10.1936
Frau Hofrätin Berta Zuckerkandl Wien I. Opolzergasse 6 B
N
20
얍 Budapest, 16. Okt. 36
Sehr verehrte Frau Hofrätin, 25
30
es tut mir ausserordentlich leid, dass ich am Sonntag nicht bei Ihnen sein kann, ich muss aber leider noch bis Dienstag hier bleiben. Bitte Sie sehr, es nicht zu vergessen, dass mich der Plan, den Sie mir am Telephon andeuteten, sehr, sehr interessiert, und ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn wir uns möglichst bald nach meiner Rückkehr sprechen könnten. Ich verbleibe, sehr verehrte Frau Hofrätin, mit den besten Empfehlungen stets Ihr Ödön Horváth
4 7 12 19
vonN ] wollenN ] BBitte, f 6/11N ] BOpolzergasseN ] B B
[{fü}] |von| [{}] |wollen| \Bitte, f 6/11/ gemeint ist: Oppolzergasse
92
LIT 438/B41/1
Briefe von und an Ödön von Horváth
B95–B96
Lesetext
얍 B95 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 19.10.1936 (vgl. BA7)
5
Herrn Franz Theodor Csokor Wien III. Rennweg 41
IN 186.096, Wienbibliothek
Horváth Ödön Budapest – Margitsziget Hotel Palatinus
B N
얍 Bpest, 19. Okt. 36 10
15
20
Lieber Csokor, vor allem: die allerherzlichsten Grüsse! Leider muss ich nun noch hier bleiben, und zwar bis ungefähr Mittwoch – Donnerstag bin ich aber sicher wieder in Wien. Mit Rozsi M. hab ich gesprochen, auch mit Bárdos – er wird meine Stücke lesen. Werden sehen, ob etwas geschieht, glaubs kaum. Ab heute bin ich vom Bartsch auf 2–3 Tage auf die Margaretheninsel eingeladen, Hotel Palatinus. Hab viel mit ihm zu arbeiten. Also Wiedersehen, mein lieber guter Csokor – es umarmt Dich Dein Ödön 얍 B96 = Ödön von Horváth an Hans Geiringer, Wien, 22.10.1936
Herrn Hans Geiringer Budapest V. Báthori-utca 3/II. emelet 25
Abs.: Horváth Wien I. Dominikanerbastei 6/11 30
35
얍 Wien, 22. Okt. 36
Mein lieber Hanselach, in Eile: bin gut eingetroffen, habe mit Hertha Pauli telephoniert, Deine Sachen gefallen ihr und sie wird sie in ihre Korrespondenz nehmen. Sie hat nur sehr viel zu tun und ist noch nicht dazu gekommen, Dir zu schreiben, wird dies aber allerdemnächst tun. {Ladra} Becher entfällt nun also, die Pauli ist sicher besser, auch wenn Du einen Roman schreiben solltest. – Lieber Hanselach, ich danke Dir noch vielmals für all Deine Freundlichkeit, es ist wirklich rührend, wie Du für mich gesorgt hast, und ich freu mich schon, wenn Du mal wieder herkommst und ich mich revanchieren kann. Sei herzlichst gegrüsst von Deinem Ödön B
N
40
7
38
B N
B
]
undN ]
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Csokor): \Rudolfsplatz 1.
II/4 Lakátos/ [{ }] |und|
93
Horváth 3/2, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B97–B98
Lesetext
얍 B97 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Wien, 26.11.1936 B
ÖLA 27/B 4
Das Paket habe ich erhalten. Vielen Dank!
N
Wien, 26. Nov. 36 5
Liebe Eltern, ich danke Euch vielmals für Eueren Brief, auch Dir, l. Omama und Luci. Beiliegend eine Kritik aus dem „Pester Lloyd“. Was ich Euch bis jetzt geschickt hab, das war alles, was ich gelesen habe. Sonst habe ich noch nichts bekommen, in einzelnen Zeitungen wird ja noch was drinnen stehen. – 10
Wie geht es Euch? Es wär sehr schön und sehr wichtig, wenn Du, l. apus , bald herkommen würdest. Es hat sich jetzt wieder allerhand verändert. Der Lönner wird mein Stück unbedingt spielen, und zwar noch vor Weihnachten. Ich müsste jetzt unbedingt noch hier aushalten, dann hätt ich ziemlich 얍 solide Chancen, auch in allerkürzester Zeit Geld zu bekommen. Aber, wie gesagt, ich muss es halt jetzt abwarten. Zur Zeit arbeite ich an einer neuen Sache, mit der ich hoffe, noch vor Weihnachten fertig zu werden. – Sonst gibts hier nix Neues. Es grüsst und küsst Euch vielmals Euer Ödön B
15
20
N
얍 B98 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Rom, 2.2.1937 (vgl. BA8) 25
30
35
얍 Per avion!
Kuvert
Herrn Franz Theodor Csokor Wien III. Rennweg 41 (Austria) 얍 BHorváth Hotel Eden RomN
Hotel Eden. Rom, 2. II. 37 40
Lieber Csokor, lieber Franz Theodor, lieber Freund – Du wirst Dich wundern, woher ich schreib. Ja, das kam so: ich wollte nach Prag, aber in Budweis stieg ich aus und ging zu Fuss nach Venedig, wo ich vorgestern eintraf. Hierauf fuhr ich zum Papst. B
Das f Dank!N ] l. apusN ] BHorváth f RomN ]
3 11 33
B
\Das f Dank!/
B
Ungarisch: Vater
41
B
[Grand Hotel d’Italie Bauer-Grünwald Venise] |Horváth f Rom| Budweis[s]
BudweisN ]
Horváth 1/1, AAdK
94
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B98–B100
Lesetext
Unter „ich“ hast Du „wir“ zu verstehen. Ich hoffe, Du verstehst es und sagst es keinem, dass Du es verstehst, sonst bring ich Dich um, indem ich Dir beim nächsten Glatteis Deine Fersen entferne. Ich, d. h: „wir“ umarmen Dich – herzlichst und alles Gute Dein Ödön 얍 B99 = Ödön von Horváth an Maria von Horváth, Rom, 2.2.1937
ÖLA 27/B 5
10
15
I. Hochw. Frau Marie von Horváth München Schachstr. 1/0 (Germania) Rom, 2. II. 37.
20
25
30
Liebe Mama, hier schicke ich Dir eine Karte, die Dir sicher Freude bereiten wird. Habt Ihr mein Telegramm erhalten? Brief folgt. Es grüsst und küsst Dich vielmals Dein Ödön 얍 B100 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Vatikanstadt, 6.2.1937
Herrn und Frau Dr. Edmund von Horváth Schachstr. 1/0 München (Germania) Vatikanstadt, 6 . II. 37 B
35
N
Liebe Eltern, viele Grüsse von hier, ich schick Euch hier die berühmte Figur des heiligen Petrus. Bei der kann man sich etwas wünschen und ich hab mir gewünscht, dass Du, l. Mama, bald wieder ganz gesund wirst. Es grüsst und küsst Euch vielmals Euer Ödön
40
33
6 ]
B N
[5]|6|
95
ÖLA 27/B 6
Briefe von und an Ödön von Horváth
B101–B102
Lesetext
얍 B101 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Prag, 1.4.1937 (vgl. BA15)
am 1. April 37 5
10
15
B N
Mein lieber, guter Freund, danke Dir tausendmal für Deine Worte! Freue mich riesig und umarme Dich! Wie schade, dass Du nicht hier sein kannst – Bin seit gestern abend hier, im Theater hab ich noch nichts gesehen, heute um ½12 ist Hauptprobe, morgen Generalprobe und Première. Werden sehen, wie alles wird. In München war es 얍 zuhause sehr schön, aber auf der Strasse unwahrscheinlich grässlich. Dort ist selbst die Luft verblödet. Gib nur acht auf Dich, wenn Du nun Deine Irrenanstalt verlässt – halte streng weiter Diät, ich bitt Dich, tu mir den Gefallen! Bin Samstag früh wieder in Wien und rufe Dich sofort an und werde Dir alles genauestens erzählen – sei herzlichst umarmt von Deinem Ödön 얍 B102 = Georg Marton Verlag an Ödön von Horváth, Wien, 26.4.1937
20
Herrn Oedön von Horvath Dominikanerbastei 6/11 Wien, I.
Wien, am 26. April 1937
25
30
IN 186.097, Wienbibliothek
Lieber Herr Horvath! Ich bestätige bestens dankend Ihr Schreiben vom 23.d.M. wie auch den unterschriebenen Vertrag über „SZELISTYE DAS DORF OHNE MAENNER“ und habe Ihrem Wunsche gemäss aus dem Bühnenvertriebsvertrag die Stelle über den Abzug der Druck-, Kopiatur- und Materialanschaffungskosten gestrichen: ebenso auch jenen Punkt, wonach die Kosten der Drucklegung der Autor trägt. Mit besten Empfehlungen. Ihr
35
3
B N
]
gestrichen: Eintragungen von fremder Hand (Csokor): \2. April u. 21. Sept. 37 Auf-
führungen Ödöns in Prag/
96
ÖvHG
Briefe von und an Ödön von Horváth
B103–B104
Lesetext
얍 B103 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Wien, 30.4.1937
Archiv Universal Edition
Wien, 30. April 37 5
Lieber Doktor Heinsheimer, nach unserer heutigen Unterredung hab ich mir überlegt , wem man noch Exemplare senden könnte – und da bin ich dahintergekommen, dass wir unbedingt noch mehr Exemplare brauchen. Bitte, lassen Sie das Stück nochmals abschreiben oder gleich vervielfältigen! Exemplare brauchen folgende Leute: B
N
10
1.) der Dr. Fejér in Budapest, Hotel Carlton, dem ich heute geschrieben hab. 2.) Dr. Otto Pick, Chefredakteur der „Prager Presse“, der mir sagt, ich soll ihm welche schicken für die tschechischen Theater, er hat da die besten Beziehungen. Er braucht jedoch 3 Exemplare. 3.) für das Theater Guild in New York. 4.) für das Nationaltheater – Budapest. 5.) für Herrn Burger, dem Vertreter der Paramount. 6.) für Karda in London. (Somló) 7.) für Frau Zuckerkandl für Frankreich (mindestens 2 Exemplare) 8.) für Rózsi Meller, die sich in Budapest ebenfalls sehr dafür einsetzen würde. Ich glaube dies wäre unbedingt wichtig. – Herzlichst! Ihr Ödön v Horváth.
15
20
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얍 B104 = Bernhard Diebold an Ödön von Horváth, Zürich, 9.6.1937
Sammlung THEMA 66, AAdK
9. Juni 1937.
30
Herrn Oedön v. Horvath, Dominikaner Bastei 6, Türe 11, Wi e n I . Hochverehrter, hochgeschätzter und freundschaftlich empfundener Herr Oedön v. Horvath!
35
Ihre Adresse verdanke ich der schönen Vera. Se non è vera….
40
45
Auf meinem Briefkopf sehen Sie, dass ich der artistische Leiter des Filmstoff-Vertriebs THEMA bin, und wie oft habe ich nächtelang nach Ihrer Adresse geseufzt… bis eben Vera kam und sie mir verkündete. Zur Sache: Sollten Sie eine fabelhafte Filmidee haben, original aus der Luft gegriffen oder aus einem Ihrer Meisterwerke abgeleitet - zur Hand haben - oder im Kopfe haben - oder gar auf dem Papier haben, dann schicken Sie sie mir, damit mein dieser Tage schon wieder einmal nach London und Paris verreisender geschäftlicher Leiter Ihre Perlen auf die Märkte von London, Paris und Hollywood schleudert. Die Perlen 7–8
B
überlegtN ]
[{ }] |überlegt|
97
Briefe von und an Ödön von Horváth
B104–B105
Lesetext
sollen etwa 3–5 Exposé-Seiten enthalten. Uebersetzung und Vervielfältigung besorgt meine Firma - über die Sie der beiliegende Prospekt vorläufig orientieren mag.
5
10
Nach dem Grundsatz: Erst das Geschäft und dann das Vergnügen - komme ich in den restierenden zwei Zeilen dieses Briefes also noch auf das Vergnügen, Ihnen einen herzlichen guten Tag sowie auch einen guten Abend zu wünschen - und ich schliesse diese Ansprache mit einem Ihrem Klima angemessenen ‚Küss die Hand‘ Ihr Dr. Bernhard Diebold P. S. Nelly ist hier und erwartet von Ihnen ein Lebenszeichen. 1 Prospekt
15
얍 B105 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 19.6.1937
20
25
Henndorf/bei Salzburg bei Zuckmayer
Mein lieber, bester Diebold, freue mich riesig, nach so langer Zeit wieder von Ihnen zu hören – von Ihnen und von Nelly! Bitte, grüssen Sie sie allerherzlichst von mir, ich hätt ihr schon längst geschrieben, aber leider wusst ich niemals ihre Adresse! – Wera erzählt soviel von Zürich und ist ganz begeistert von Euch, oh Herr und Meister in W. Tells Gefilden! Im Herbst komme ich sicher auch nach Zürich, wenn auch nur für wenige Tage – bis dahin 얍 muss ich noch viel arbeiten, sehr viel – denn jeder Kilometer D-Zug kostet ungefähr einen längeren Satz. Liebster Diebold, betreffs der Filme habe ich alles meinen Verlegern übergeben, die alle Rechte über die Stücke haben. Es sind das: Marton, Pfeffer und die Universal-Edition. Sie werden Ihnen alle schreiben. Filmideen hab ich leider keine. Ich bin filmisch verblödet, ein optischer Idiot, ein Drehbuch-Cretin , ein Treatment-Tepp, usw. usw. – Schreiben Sie mir doch, bitte bald wieder! Ich sitze jetzt hier beim Zuckmayr und 얍 arbeit in einem herrlichen Blockhaus – ganz weit weg von dem sogenannten Getriebe der Welt. Nebbich! B
30
am 19. Juni 37
N
B N
35
Es umarmt Sie herzlichst Ihr Ödön Horváth 40
26 33
B
W. TellsN ] ]
B N
[T] |W. Tells| gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Diebold?): \Kretin/
98
Diebold-Archiv, 67/3, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B106–B107
Lesetext
얍 B106 = Ödön von Horváth an Alma Mahler-Werfel, Henndorf, 20.6.1937
Henndorf/Salzburg
Mahler-Werfel Papers Ms. Coll. 575, Van Pelt Library
am 20. Juni 37
B N
5
10
15
Meine liebste Alma, noch in Wien wollte ich mit Dir sprechen, aber ich kam nicht dazu, es waren immer soviel fremde Leut um uns herum – nun muss ich es von hier schreiben, ich wohne und arbeite hier im Hause Zucks. Ich hatte das unbedingte Gefühl, es Dir sagen zu müssen, was Du für mich und damit in erster Linie für meine Arbeit bedeutest! Jetzt wirst 얍 Du bald aus dem Hause ausziehen und ich muss es Dir immer wieder sagen, wie glücklich ich jede Minute bei Dir war – Du ahnst es vielleicht, doch wir wissen es beide noch nicht, was Deine liebevolle Freundschaft mir gab. Es ist viel zu viel, als dass ich danken dürfte. Ich kann es nur immer und immer wieder sagen und will immer und immer daran denken! Stets Dein Ödön Horváth B
N
얍 B107 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 25.6.1937 20
Horváth Henndorf/bei Salzburg.
25
30
Herrn Dr. Heinsheimer Universal-Edition I. Karlsplatz 6 Wien 얍 Henndorf, am 25. Juni 37 B N
Lieber Doktor Heinsheimer,
35
alsdann ich arbeite sozusagen Tag und Nacht – bis zum zirka 5. Juli bin ich fertig, unberufen! Dann komm ich sofort nach Wien. Viele Grüsse an die liebe Frau Steger! Herzlichst Ihr Ödön Horváth B N
40
4 10 31 39
B N
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Alma Mahler-Werfel?): \Ödön v. Horváth/
B
] ausziehenN ] B N] B N]
auszi[{hen}]|ehen| gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Universal Edition): \Steger/ gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Universal Edition): \Horváth/
99
Archiv Universal Edition
Briefe von und an Ödön von Horváth
B108–B109
Lesetext
얍 B108 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 1.7.1937
5
Archiv Universal Edition
Horváth Henndorf/bei Salzburg Express
10
15
20
Herrn Dr. Heinsheimer „Universal-Edition“ Wien I. Bösendorferstr. 12 얍 Henndorf, 1. Juli 37
Lieber Doktor Heinsheimer, ich wollte Ihnen heute das fertige Stück zusenden, aber ich wage es doch nicht, da ich nur ein Exemplar besitze und es wär schlimm für die Nachwelt, wenns die Post verschlampen tät! Also werde ich es persönlich bringen, und zwar treffe ich am Sonntag, den 4. Juli, in aller Früh in Wien ein und wäre froh, wenn ich es Ihnen noch am Sonntag Vormittag geben könnte, da ich nur solange in Wien bleiben will, bis Sie und Frau Steger es gelesen haben. Viele Grüsse – auch an Frau Steger von Ihrem Ödön Horváth
25
얍 B109 = Georg Marton Verlag an Ödön von Horváth, Wien, 14.7.1937
Wien, am 14. Juli 1937 30
Herrn Oedön v.Horváth per Adr. Carl Zuckmayer Henndorf bei Salzburg
35
Lieber Herr Horvath Bezugnehmend auf unsere Rücksprache habe ich Ihnen heute express S 300,– als Vorschuss auf Ihr nächstes Stück (zu den gleichen Bedingungen wie „DORF OHNE MAENNER“) anweisen lassen. Mit besten Grüssen
100
ÖvHG
Briefe von und an Ödön von Horváth
B110–B111
Lesetext
얍 B110 = Ödön von Horváth an Alma Mahler-Werfel, Henndorf, 24.7.1937
Mahler-Werfel Papers Ms. Coll. 575, Van Pelt Library
Henndorf, 24 . Juli 37 B
N
5
10
15
Meine liebe Alma, bin riesig froh über Deine Worte! Es ist zu schön – ––––––– Hier mein neues Stück, habe es eben beendet und schick es Dir gleich. Wirds Dir gefallen? Dein Ödön Horváth 얍 B111 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 1.9.1937 B N
Henndorf, 1. Sept. 37 20
25
30
Lieber Doktor Heinsheimer, eben haben wir telephoniert. Selbstverständlich ist es keineswegs nötig, dass Sie mir eine Kopie unseres Vertrages zusenden! Ich hatte nur so die leise Erinnerung, als müsst ich was bekommen und da ich am 4. Sept. Österreich für längere Zeit verlasse, dachte ich, ob Sie es mir hierhersenden könnten, wenn ja – aber 얍 bitte, halten Sie mich nicht für so geldgierig! Ich freue mich sehr, dass es zu der Aufführung kommt! – Am 4. Sept. fahre ich auf paar Tage nach München und bin ab ungefähr 10. Sept. in Amsterdam. Sie können mich dort immer erreichen unter Allert de Lange Verlag, Damrak 62, Amsterdam. Vielleicht fahre ich 얍 auch auf paar Monate nach Belgien und teile Ihnen dann meine Adresse, sofern ich eine halbwegs ständige haben sollte, gleich mit. Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth B N
35
Schöne Grüsse an Frau Steger!
3 18
B
24N ] ]
35
B N
B N
2[3]|4| gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Universal Edition): \W.O.V./ gemeint ist:
Wiener Operettenverlag ]
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Universal Edition): \Horváth/
101
Archiv Universal Edition
Briefe von und an Ödön von Horváth
B112–B113
Lesetext
얍 B112 = Ödön von Horváth an Otto Kleiber, Henndorf, 1.9.1937
NL 336, A 68, 1, Universitätsbibliothek Basel
B N
Ödön von Horváth z.Zt. Henndorf / bei Salzburg 5
am 1. September 37
Sehr verehrter Herr Doktor Kleiber, 10
15
20
durch Herrn Dr. Güsster erfahre ich, dass ich mich an Sie wenden soll. Es dreht sich um folgendes: ich habe einen Roman geschrieben, der im Allert de Lange Verlag, Amsterdam, erscheinen wird. Er wird bereits gedruckt. Nun schrieb mir Herr Landauer von Allert de Lange, dass vielleicht die „National-Zeitung“ für den Abdruck 얍 in Frage kommt. Ich würde mich natürlich riesig darüber freuen und erlaube mir, Ihnen, Herr Doktor, das Manuscript zuzusenden. Bitte, seien Sie mir nicht böse, wenn ich Sie darauf aufmerksam mache, dass ich nur 2 Exemplare besitze, das eine in Amsterdam, das zweite demnächst bei Ihnen. Ich bin schon riesig neugierig, was Sie dazu sagen werden. Meine Adresse: ab 13. Sept. 37 c/o Allert de Lange, Damrak 62, Amsterdam. B
N
Mit den besten Empfehlungen! Ihr Ödön Horváth 25
얍 B113 = Ödön von Horváth an Otto Kleiber, Henndorf, 1.9.1937
30
Meine Adresse: c/o Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam Henndorf / bei Salzburg
35
Sehr geehrter Herr Doktor,
40
mit gleicher Post sende ich Ihnen meinen Roman, über den ich Ihnen bereits schrieb. Der Titel ist: „Jugend ohne Gott.“ Bitte Sie vielmals um Verzeihung, dass das Exemplar nicht schön ist, aber es ist mein einziges und ich möchte gerne, dass Sie es möglichst bald bekommen. Der Roman wird bereits gedruckt, er erscheint bei Allert de Lange in Amsterdam. Mit den besten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth
45
2 15
B N
B
]
freuen undN ]
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Kleiber): † Paris 1.VI.38 von einem stür-
zenden Baum erschlagen freuen[.]|und|
102
NL 336, A 68, 2, Universitätsbibliothek Basel
Briefe von und an Ödön von Horváth
B114–B116
Lesetext
얍 B114 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Salzburg, 6.9.1937
5
10
Horváth c/o Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam Herrn Franz Theodor Csokor Wien III. Rennweg 41
15
얍 Salzburg, 6. Sept. 37 Lieber Csok, fahre in einer Stunde nach München, bleibe aber nur 2 Tage, dann weiter nach Amsterdam auf 3–4 Tage, wieder zurück und nach Prag, so ab 15. Sept. 21. Sept ist Première. Wenn alles gut klappt, ist dies die Route! Herzlichst! Dein Ödön
20
얍 B115 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Amsterdam, 10.9.1937
25
30
35
40
IN 186.610, Wienbibliothek
Herrn Franz Theodor Csokor III. Rennweg 41 Wien (Austria) Amsterdam, 10. Sept. 37. Mein lieber Franz Theodor, vielen, vielen Dank für Deine Zeilen! Bleibe bis Montag hier und dann nach Prag und dann nach Henndorf, alswo ich bis Mitte November bleiben werde. Freue mich schon sehr, Dich wiederzusehen! Herzlichst Dein Ödön 얍 B116 = Ödön von Horváth an Paul Fent, Henndorf, 15.10.1937
Herrn Paul Fent Eichendorffgasse 4 Wien XIX Horváth Henndorf / bei Salzburg
45
Horváth 1/2, AAdK
얍 Henndorf, 15. Okt. 37
Mein lieber Paul Fent, Dank für Ihre Zeilen, den Brief sandte ich sofort express Csokor nach Innsbruck, Hotel grauer Bär, er wird ihn morgen in aller Früh erhalten. Bis
103
ÖLA 84/SL 10
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B116–B119
Lesetext
morgen bleibt er noch dort, dann weiss ich seine Adresse auch nichtmehr. – Hier gibts nichts Neues, wenigstens nichts besonders Neues. Ich arbeite und bleibe bis Ende 얍 November sicher noch hier. Viele Grüsse an Ihre Frau! Herzlichst Ihr Ödön Horváth 얍 B117 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 25.10.1937
10
Henndorf / bei Salzburg,
NL Cäsar von Arx, S I 497/ Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
am 25. Okt. 37
Lieber Herr von Arx,
15
in den nächsten Tagen erscheint bei Allert de Lange in Amsterdam mein erster, richtiger Roman – ich lasse ihn Ihnen durch den Verlag zusenden und würde mich sehr freuen, wenn er Ihnen gefallen könnte – Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth
20
얍 B118 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Henndorf, 28.10.1937
Henndorf, bei Salzburg 25
am 28. Okt. 37
Sehr verehrte gnädige Frau, wenn Sie diese Zeilen lesen, werden Sie wahrscheinlich schon im Besitze meines Romans sein, er ist nämlich vorgestern in Amsterdam erschienen, und ich liess Ihnen sogleich ein Exemplar zusenden. Bin schon sehr neugierig, was Sie dazu sagen werden! Mit den besten und herzlichsten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth B
30
35
am 2. Nov. 37
Lieber Herr von Arx, über Ihren Brief habe ich mich sehr, sehr gefreut! Ja, es ist so selten, dass man jemand begegnet, den man schon immer zu kennen glaubte – so wie es Ihnen mit mir, genau so ging es mir mit Ihnen. Ich freue mich auch sehr und danke Ihnen herzlichst für den „Dreikampf“ – den ersten Akt habe ich bereits gelesen und finde ihn ehrlich wirkungsvoll, vor allem auch sprachlich – – wissen Sie schon, 얍 wo es in Wien gespielt werden wird? Es sind ja herrliche Rollen! Wenn es Ihnen recht ist und ich in Wien etwas höre, so bin ich sehr gerne bereit, soweit es mir meine beB
45
N
얍 B119 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 2.11.1937
Henndorf / bei Salzburg
40
Horváth 4/1, AAdK
28 41
N
B B
ich liessN ] es IhnenN ]
[liess] |ich liess| [Ih] |es Ihnen|
104
NL Cäsar von Arx, S I 497/ Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
B119–B121
Lesetext
scheidenen Kräfte erlauben, für eine Aufführung zu arbeiten – – Bitte, seien Sie mir nicht böse, dass ich das Stück noch nicht ganz las, aber ich bin erst seit gestern wieder hier, war paar Tage fort, und darum antworte ich auch erst heute – – Zuckmayer treffe ich morgen und werde ihm alles gleich ausrichten. Ich hoffe, dass Sie inzwischen mein Buch aus Amsterdam schon erhalten haben – 얍 kann es Ihnen garnicht sagen, wie neugierig ich bin, wie Sie es finden werden, gerade nachdem Sie mir über meinen „bösen Blick“ geschrieben haben. Jaja, man wird natürlich älter und g’scheiter! Aber im Vertrauen: ich war immer davon überzeugt, dass ich keinen „bösen Blick“ habe – es war immer mehr Trauer, als Wut – Seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth B
Viele Grüsse, auch, bitte an Ihre Frau!
N
15
얍 B120 = Ödön von Horváth an Berta Zuckerkandl, Henndorf, 9.11.1937
ÖLA 438/B41/2
Henndorf, am 9. Nov. 37 bei Salzburg. 20
Liebe, sehr verehrte Frau Hofrätin,
25
über Ihre Zeilen habe ich mich riesig gefreut! Dank, vielen Dank! Ich bin glücklich darüber, was Sie mir schreiben – und ich hoffe, mit meinem Buch einen kleinen, winzig kleinen Baustein für ein Leben, eine Zeit, geliefert zu haben, für Tage, die menschenwürdiger sein sollen, als unsere. Hoffentlich sind wir noch nicht so weit 얍 herab gekommen, dass ein Büchlein keinerlei Wirkung mehr hat. B
30
N
Sein Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth 얍 B121 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 24.11.1937 (vgl. BA13)
35
Henndorf, am 24. Nov. 37
40
45
Mein lieber, guter Csok, dank für Deinen Brief! Ich schreibe der Frau Eltbogen mit gleicher Post. Hier ist es, unberufen, sehr schön. Nur kalt und wieder kalt. Putzi lässt Dich bestens grüssen. Als ich ankam, gabs eine Bauernhochzeit mit 400 Gästen, Tanz, Fressen und Rauferei wegen der „Kuchelmenscher“ – zu deutsch: wegen der Damenwelt. – Hier fand ich einige begeisterte Briefe über 얍 meinen Roman vor, so von Hatvany, über den ich mich besonders freue. Thomas Mann hat Zuck geschrieben, dass er den 13 26
B B
Viele f Frau!N ] weitN ]
\Viele f Frau!/ [tie] |weit|
105
Horváth 1/3, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B121–B122
Lesetext
Roman für das beste Buch der letzten Jahre hält. Zuck hat von der „Neuen Fr. Presse“ Nachricht: sie wollen, dass er es im Literaturblatt bespricht und nicht als Feuilleton wahrscheinlich wegen des Verkaufs im III. Reich . Er will aber nur ein Feuilleton, einen grösseren Artikel schreiben, so wird er nun auf die „Presse“ verzichten und will in der Zeitschrift von Thomas Mann einen Artikel über das Buch schreiben. Vielleicht willst Du in der „Presse“ schreiben? Das wäre wunderbar, lieber Csok! 얍 Es dreht sich für mich jetzt soviel darum, dass die Besprechungen noch vor Weihnachten, möglichst bald, erscheinen! – Schreib mir bald wieder, mein lieber Csok, wie es Dir geht! Arbeite nur das LoyolaStück weiter, ich bin überzeugt, dass es richtig ist und dass Du es in ganz kurzer Zeit fertig haben wirst . Mach aber nur möglichst ein reines Männerstück – ich hab so das Gefühl, dass dies das beste wär! Unberufen, toi toi toi! Ich umarme Dich Dein Ödön B
N
B
5
10
N
B
N
15
얍 B122 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 24.11.1937 20
Herrn Dr. Heinsheimer in „Universal-Edition“ I. Karlsplatz 6 Wien B
25
30
N
얍 Henndorf/bei Salzburg, am 24. Nov. 37
Lieber Doktor Heinsheimer, besten Dank für Ihre Zeilen! Machen Sie sich nur keine Sorgen wegen der Aufführung, ich bin selbstverständlich gewissenhaftest dabei! Das letzte Bild, die Gespenster, möchte ich aber nach reiflicher Überlegung nicht streichen, wie ich dies Dir. Zeisel bereits schrieb und ich werde ihm morgen nochmals 얍 ausführlich schreiben. Haben Sie meinen Roman erhalten? Ich liess ihn Ihnen zusenden. Viele Grüsse, bitte, an Frau Steger! Herzlichst! Ihr Ödön Horváth B
35
1–2 3 11 22 32
„Neuen f Presse“N ] wahrscheinlich f ReichN ] BwirstN ] BKarlsplatzN ] Bzusenden.N ] B B
gemeint ist: „Neuen Freien Presse“ \wahrscheinlich f Reich/ [willst] |wirst| Karlspla\t/z zusenden[?] |.|
106
N
Archiv Universal Edition
Briefe von und an Ödön von Horváth
B123–B124
Lesetext
얍 B123 = Ödön von Horváth an Lajos von Hatvany, Henndorf, 25.11.1937
UAW, Ms 5366/282
Henndorf / bei Salzburg, am 25. Nov. 37 5
10
15
Sehr verehrter Herr von Hatvany, zurückgekehrt von einer Reise finde ich hier Ihren lieben Brief vor, über den ich mich riesig freue! Es ist wunderschön, dass Ihnen meine Arbeit so gefällt, ich bin ganz glücklich darüber! Und ich danke Ihnen vielmals und herzlichst für alle Ihre Mühe, die Sie sich mit dem 얍 Buch machen wollen – und ich danke Ihnen auch für die Einladung, über die ich ganz gerührt bin, denn ich bin ein perverser Mensch und möchte gerne wiedermal nachhaus, auch wenn ich deutsch schreibe – aber vor allem möchte ich Sie gerne wiedersehen, denn nach Ihrem Briefe kann ich es nicht mehr sagen, dass es ein Bekannt-werden wird, sondern eben wirklich ein Wiedersehen – 얍 und, bitte, empfehlen Sie mich allerbestens Ihrer Frau, und ich grüsse Sie herzlichst Ihr Ödön Horváth Viele Grüsse soll ich sagen von Zuckmayers, von ihm und ihr!
20
얍 B124 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 25.11.1937
Henndorf, bei Salzburg, am 25. Nov. 1937 25
30
35
Lieber Herr von Arx, zurückgekehrt aus Wien finde ich hier Ihren lieben Brief vor – ich muss es Ihnen wohl nicht sagen, wie sehr, wie ehrlich ich mich freue und wie glücklich Sie mich mit Ihrer Anerkennung machen! Ich schreibe nun weiter meine Romane und hoffentlich gefallen sie Ihnen auch! – Mit Zuckmayer habe ich gesprochen, er lässt Sie herzlichst grüssen und 얍 wird alles erledigen. Er lässt sich entschuldigen, dass er es nicht schon getan hat, aber er steckt gerade in einer grossen Arbeit! – Für Ihr Stück will ich, wie schon gesagt, sehr gerne in Wien etwas unternehmen. Dürfte die Frau etwas älter sein? Dann wäre es nämlich eine herrliche Rolle für die Maria Fein, die ja immer Rollen sucht. Lieber Herr von Arx, da Ihnen mein 얍 Buch so gefallen hat, wage ich an Sie mit einer Bitte heranzutreten, ob sie nicht jemanden wissen, der es in einer Schweizer Zeitung besprechen würde? Ich wäre Ihnen sehr dankbar!
40
Seine Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth Viele Grüsse, bitte, an Ihre Frau! 45
107
NL Cäsar von Arx, S I 497/ Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
Briefe von und an Ödön von Horváth
B125–B126
Lesetext
얍 B125 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 30.11.1937
5
10
B
Diebold-Archiv, 67/4, AAdK
Herrn Bernhard Diebold Forthstr. 28 Zürich 8 (Schweiz) N
Horváth Henndorf/bei Salzburg 얍 Henndorf/bei Salzburg, am 30. Nov. 37
15
20
Mein lieber Bernhard Diebold, bitte, seien Sie mir nicht böse, wenn ich Sie frage, ob Sie meinen Roman „Jugend ohne Gott“ erhalten haben? Ich liess ihn Ihnen schon vor 4 Wochen zusenden, aber es ist möglich, dass es verschlampt worden ist und ich möchte doch furchtbar gerne, dass Sie ihn lesen, denn ich bin riesig neugierig, was Sie dazu sagen werden! Bitte, schreiben Sie mir, ob Sie ihn erhalten haben! Viele herzliche Grüße von Ihrem Ödön Horváth 얍 B126 = Ödön von Horváth an Paul Fent, Henndorf, 30.11.1937
25
얍 Herrn Paul Fent XIX. Eichendorffgasse 4 Wien
Kuvert Vorderseite
얍 Horváth
Henndorf/bei Salzburg
얍 Henndorf/bei Salzburg
am 30. Nov. 37
30
Mein lieber Paul Fent, 35
40
45
hier will ich Ihnen nur einige Daten meines Lebens schicken, sie sind äusserlich so uninteressant aber ich kann nix dafür. Also: Geboren am 9. Dez. 1901 im Fiume an der blauen Adria, lebte fast nie in Ungarn, immer im Ausland, wechselte in der Mittelschule 4x die Unterrichtssprache, war ein fauler, unaufmerksamer 얍 Schüler, absolvierte jedes Jahr nur mit gewaltigem Ach und Krach. Dann studierte ich 5 Semester Psychologie (ausgerechnet!) und es wurde mir zu fad, weil ich nicht folgen konnte. Ich war dann in einem Verlag tätig, ging weg, weil ich nichts davon verstand. Fuhr nach Paris auf 1½ Jahr wo es mir reichlich mies ging und dann fing ich an zu schreiben, zuerst am „Simplicissimus“, dann Theaterstücke, die wurden gleich aufgeführt, das erste an den Hamburger Kammerspielen B
5 35
B B
Forthstr.N ] meinesN ]
ÖvHG
N
gemeint ist: Forchstraße
[sch]|meines|
108
Kuvert Rückseite
Briefe von und an Ödön von Horváth
B126–B127
Lesetext
1927. War ein enormer 얍 Durchfall, dasselbe Stück aber 29 in der Berliner Volksbühne ein Riesenerfolg. Dann „Italienische Nacht“ in Berlin und ebenfalls bei Reinhardt „Geschichten aus dem Wienerwald“. 1931 erhielt ich den Kleistpreis. Die weiteren Stücke wurden von mir uraufgeführt in Berlin (Kasimir und Karoline) Zürich (Hin und her) Prag (Figaro lässt sich scheiden; Dorf ohne Männer). Jetzt erschien der Roman „Jugend ohne Gott“ und im Frühjahr wird ein neuer erscheinen. Das ist alles. Damit ist es auch schon aus mit mir. B
5
N
Viele herzliche Grüße von Ihrem Ödön Horváth
10
B
Bin zur Zeit im III. Reich ungemein unerwünscht. Grüsse an Ihre Frau!!
N
15
얍 B127 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 30.11.1937 20
25
Horváth Henndorf/bei Salzburg Herrn Dr. Heinsheimer Universal-Edition I. Karlsplatz 6 Wien 얍 Henndorf, 30. Nov. 37
30
Lieber Doktor Heinsheimer, ich hoffe, Sie haben inzwischen schon mein Buch bekommen, wenn nicht, dann tun Sie mir bitte den grossen Gefallen und kaufen Sie es sich auf Verlagskosten, lesen Sie es und sagen Sie es mir möglichst bald, ob Sie es für dramatisierbar halten! Es eilt aus bestimmten Gründen sehr und bitte vorerst ganz diskret. Das Buch heisst „Jugend ohne Gott.“ Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth Schöne Grüsse an Frau Steger! B
35
N
B
B
B
N
N
40
1 13 33 33 36 38
BerlinerN ] Bin f unerwünscht.N ] BaufN ] BmöglichstN ] BSieN ] BSchöne f Steger!N ] B B
Berlin\er/ \Bin f unerwünscht./ au[{}]|f| mögl\i/chst [s]|S|ie \Schöne f Steger!/
109
N
Archiv Universal Edition
Briefe von und an Ödön von Horváth
B128–B129
Lesetext
얍 B128 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 11.12.1937
Horváth 1/4, AAdK
Henndorf / bei Salzburg, am 11. Dez. 37 5
10
Mein lieber, guter Csok, das ist ja wirklich unerfreulich, dass Du wieder ins Sanatorium kommst! Aber wie Du so richtig sagst, man weiss es nie, wozu es gut ist, es steckt immer was dahinter und sicher ists für Deine Arbeit gut! Es wäre doch das beste, glaube ich, wenn Du wieder nach Purkersdorf gingst, da Dich dort die Ärzte schon kennen, ich glaube, es 얍 ist vielleicht besser wie Schärding, weil da halt doch kein direkter Spezialist dafür da ist. Aber erkundige Dich, lieber Csok, genau in Wien und schreibe nach Schärding eine Postkarte und frage dort an, ob sie richtig dafür wären – sie werden Dir sicher gewissenhaft Auskunft geben. – Im übrigen stehe ich auch auf dem Standpunkt, dass der Zernatto unbedingt etwas für Dich tun muss! Ich bin überzegt, dass er persönlich alles in Bewegung setzen wird, aber es wäre die Pflicht des 얍 Staates, Dir zu helfen. Besonders in der jetzigen Situation. Du bist doch ohne Zweifel der Erste, dem es gebührt! B
15
20
N
Mein lieber Csok, schreibe mir nur bald wieder, wie es Dir geht – Viele Grüsse von Zucks, Putzi und den Geistern! (Neulich erzählte mir der Gendarm, er hätte die verschleierte schwarze Dame gesehen, er ist ihr nachgerannt, aber sie ist plötzlich verschwunden. Was sagst Du jetzt? Höher gehts nimmer!) Herzlichst grüsst Dich Dein Ödön
25
얍 B129 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 11.12.1937 B N
Henndorf/bei Salzburg, am 11. Dez. 37 30
35
40
Lieber Bernhard Diebold, es tut mir wirklich sehr leid, dass Ihnen mein Roman nicht gefällt, oder nur so zu einem viertel – aber ich glaube, dass da, wenigstens was einen Punkt betrifft, ein Missverständnis herrscht. Ich wollte keineswegs einen Jahrgang 1904 schreiben, der Lehrer ist nicht die Hauptperson, sondern 얍 die Jugend. Und ich wollte auch keine Seelenkonflikte à la Dostojewski schreiben, sondern ich wollte eigentlich nichts anderes, als einen Gottesbeweis führen. Ich wollte zeigen, dass Gott, nämlich das ewige Sittengesetz, immer, auch heute, in uns wohnt. Mit anderen Worten: dass es einen lebendigen Gott gibt, und zwar nur einen – es gibt nur eine Wahrheit, daran glaube ich felsenfest! Leider gibt es zahlreiche „Wirklichkeiten“, die alle mehr oder minder unschön 얍 und dumm sind – in unserer Zeit: Kommunismus, Nationalismus, Rassismus und dergleichen mehr. Lieber Bernhard Diebold, es ist mir leider nicht gegeben, mich über meine SchreiB
N
B
14 28
B
42 43
B
IchN ] ]
N
[Da] |Ich|
B N
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Diebold): Jugend ohne Gott NZZ 12.XII.
mehr.N ] BmichN ]
37/ [{ }] |mehr.| \mich/
110
Berlin, DieboldArchiv, 67/5, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B129–B132
Lesetext
bereien mustergültig deutlich auszudrücken , aber ich hoffe doch, dass es mir etwas gelungen ist. Ich bin zwar sehr skeptisch. Seien Sie vielmals und herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth B
B
N
N
5
얍 B130 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 14.12.1937 (vgl. BA14) 10
IN 186.098, Wienbibliothek
Henndorf, 14. Dez. 37 Mein lieber Csok, liebster Freund,
15
20
gratuliere Dir zu Deiner neuen Würde im Schutzverband! Und vor allem gratuliere ich Dir zu Deiner herrlichen Rede, die Du gehalten hast, und von der ich leider nur einen Auszug im „Morgen“ gelesen habe! Aber auch diese wenigen 얍 Zeilen sind prachtvoll formuliert, wirklich: von einem echtem grossem Dichter unserer Zeit mit dem menschlichen Mut, der seelischen Sauberkeit gegen den Wahn, die Schlagworte der Blödheit, dieser Zeit! Ich umarme Dich! Dein Ödön 얍 B131 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 18.12.1937
25
Diebold-Archiv, 67/6, AAdK
Henndorf, 18. Dez. 37 Lieber Doktor Diebold, 30
das ist ja wirklich rührend, dass Sie mir die Kritik zuschicken – danke Ihnen aus ganzem Herzen! Und ich freue mich ehrlich und riesig, dass Ihnen das Buch doch nicht so sehr missfällt! Nochmals Dank und viele herzliche Grüsse von Ihrem Ödön Horváth
35
얍 B132 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Henndorf, 29.12.1937
Henndorf/bei Salzburg, am 29. Dez. 37 40
Sehr verehrte Baronin, bitte, seien Sie mir nicht böse, dass ich erst heute schreibe – ich war wiedermal verreist und fand Ihren Brief, über den ich mich sehr, sehr freue hier vor! Ich danke Ihnen aus ganzem Herzen für die prächtige Einladung und wenn ich Sie nicht zu sehr er-얍schrecke, so werde ich furchtbar gerne Sie und Ihren Herrn und
1 2
B B
auszudrückenN ] Ich f skeptisch.N ]
aus[s]|z|udrücken \Ich f skeptisch./
111
Horváth 4/2, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
Lesetext
Ihr Haus mit meiner Anwesenheit belästigen – und ich werde dann auch das neue Buch, das ich jetzt schreibe, gleich mitbringen und nichts Böses ahnend vorlesen. Mit den herzlichsten Empfehlungen und das Allerbeste zum neuen Jahre – und dies alles auch Herrn von Hatvany – Ihr Ödön Horváth
B
5
B132–B134
N
얍 B133 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 29.12.1937 (vgl. BA15)
Horváth 1/5, AAdK
10
Herrn Franz Theodor Csokor Wien III. Rennweg 41 15
20
Mein liebster, guter Freund, ein Jahr geht zu Ende, ein neues kommt, ich denke soviel an Dich. Wo bist Du, schreib mir doch mal wieder, bitte! Ich bleibe noch hier bis Ende Januar. Was ich Dir, mein Liebster, wünsche, das wirst Du Dir denken können, wenn Du nachdenkst, wie sehr ich Dich liebe – Ich umarme Dich Dein Ödön 얍 B134 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 1.1.1938
25
30
Henndorf / bei Salzburg, am 1. Jan. 38 Sehr verehrte Herren, herzlichen Dank für Ihre Zeilen und die Erledigung der Überweisung der II. Rate! Beiliegend die Bestätigung. Bin schon recht neugierig, was Sie zu den ersten drei Kapiteln sagen werden – das 3. Kapitel arbeite ich noch gründlichst um, es gefällt mir nicht, da plötzlich nicht vom Soldaten, sondern vom Autor aus ge-얍sprochen wird. Ich werde Ihnen in allernächster Zeit weitere Kapitel zusenden (und auch das neue dritte „Der Hauptmann“.) Was die Filmsache in Hollywood betrifft, so schliesse ich mich selbstverständlich ganz und gar Ihren Ansichten an. Vielleicht ist es ja dumm, das Buch eventl. jetzt schon als Film zu verkaufen, und nicht abzuwarten, ob es nicht doch ins Englische übersetzt werden kann. Klaus Mann schrieb mir aus New York, er ist sehr begeistert und wird auch überall in 얍 seinen Vorträgen darüber sprechen. Erika Mann schlägt mir vor, ob man das Buch nicht für die amerikanische Bühne dramatisieren könnte. Was halten Sie davon? (Sie nennt auch als Übersetzer Thomas Wolfe). Lassen Sie, bitte, bald wieder von sich hören – mit den herzlichsten Grüssen Ihr Ödön Horváth B
35
N
B
40
1 32 38
IhrN ] zusenden (undN ] BdieN ] B B
N
Ihr[{er}] zusenden[,] |(und| [eine] |die|
112
Allert de Lange Archives 27 / 509–510, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B135–B136
Lesetext
얍 B135 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 1.1.1938
Henndorf / bei Salzburg, am 1. Jan. 38
NL Cäsar von Arx, S I 497/ Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
Lieber Herr von Arx, Ihren Brief erhielt ich, leider, verspätet – wie ich Ihnen bereits schrieb – erst vor paar Tagen, da ich weg war. Danke Ihnen aus ganzem Herzen, dass Sie etwas für die Besprechung tun wollen, es wäre wirklich sehr schön, und ich bin gerührt über die Mühe, die sie sich machen wollen! Ja, die Kritik 얍 in der „Neuen Züricher Zeitung“ war nicht gerade entsprechend – aber allen Leuten kann man eben nicht gefallen und es ist und bleibt, glaube ich, immer die Hauptsache, wem man gefällt. –
5
10
Bitte, senden Sie mir doch ein Exemplar Ihres Stückes, das ich dann sogleich nach Wien an Maria Fein weiterleiten werde, und auch noch an andere Stellen. (Ist es Ihnen möglich, mir 2 Exemplare zu senden?)
15
Mit vielen herzlichen Grüssen, Ihr Ödön Horváth 20
얍 B136 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Salzburg, 2.1.1938
Horváth Henndorf/bei Salzburg
25
Herrn Dr. Heinsheimer „Universal-Edition“ Wien I. Karlsplatz 6
30
B
N
얍 Salzburg, 2. Jan. B38N
Lieber Doktor Heinsheimer,
35
eben erfahre ich durch Csokor, dass sich Eduard Köck von der Exl-Bühne für den „Jüngsten Tag“ interessieren würde – bitte, setzen Sie sich mit ihm in Verbindung, ich schreibe ihm mit gleicher Post. (Ob er das Stück schon kennt, weiss ich nicht). Herzlichst Ihr Ödön Horváth
40
B
Viele Grüsse an Frau Steger!
N
45
31 33 43
B
Karlspla[{}]|tz|
B
korrigiert aus: 37
KarlsplatzN ] 38N ] BViele f Steger!N ]
\Viele f Steger!/
113
Archiv Universal Edition
Briefe von und an Ödön von Horváth
B137–B138
Lesetext
얍 B137 = Hans W. Heinsheimer (Universal Edition) an Ödön von Horváth, Wien, 4.1.1938
5
10
Archiv Universal Edition
Hei/Wi. Wien, 4. Jänner 1938. Herrn Oedön von Horvath, H e n n d o r f bei Salzburg Lieber Herr v. Horvath! Herzlichen Dank für Ihre Zeilen. Mit Herrn Direktor Köck habe ich mich bereits in Verbindung gesetzt, er war schon von Herrn Csokor informiert. Ich hoffe, Ihnen recht bald von irgend einem Resultat berichten zu können. Mit vielen herzlichen Grüssen WIENER OPERETTENVERLAG GESELLSCHAFT M.B.H.
15
얍 B138 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 7.1.1938
7. Januar 1938 B
N
20
Herrn Ödön von Horváth, b/ Zuckmayer, HENNDORF b/ Salzburg. 25
Lieber Freund, Eben bin ich erst zurückgekommen. Meine Reise hat sich wider Erwarten etwas verzögert. Daher antworte ich Sie so spät. Ich fand hier den Anfang Ihres Romans vor, den ich sofort gelesen habe und der mir wieder sehr gefällt. Auch das dritte Kapitel, von dem Sie schreiben dass Sie es umarbeiten wollen. Ich schreibe gleich an Frau Machaty. Mir wäre es an sich durchaus recht, dass sie Filmverhandlungen führt. Ich habe nur das Buch vor einigen Wochen an Herrn Knopf von der Metro Goldwyn Mayer geschickt und ich möchte gerne Verwirrungen vermeiden, zumal ich weiss wie penibel man in Amerika in diesen Dingen ist. Ich schreibe also der Frau Machaty wie es sich verhält. Sie kann ja dann sehen was sie für richtig hält. Ich schreibe Ihnen bald ausführlicher. Ich wollte nur, dass Sie eine Nachricht bekommen. B
30
35
N
40
Herzlichst Ihr
19 28
B B
1938N ] SieN ]
korrigiert aus: 8 gemeint ist: Ihnen
114
Allert de Lange Archives 27 / 511, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B139–B140
Lesetext
얍 B139 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 7.1.1938
Allert de Lange Archives 27 / 512, IISH
84 HENNDORF 59/56 7 1545 5
10
15
ELT LANGE DAMRAK 62 AMSTERDAM ERHALTE KABEL HOLLYWOOD MIT BEZAHLTER RUECKANTWORT STOP MARIA MACHATY HAT MOEGLICHKEIT SOFORT MIT GROSSEM BUCHVERLAG ABZUSCHLIESSEN UND VERLANGT PER KABEL MINDESTBETRAGSHOEHE FUER FILMRECHTE UND BUCHVERLAGSRECHTE FUER ENGLISCH SPRECHENDE LAENDER UND VERKAUFSBEDINGUNGEN SETZT EUCH MIT LANDAUER IN VERBINDUNG UND DEPESCHIERT WAS ICH TUN SOLL UEBERLASSE ALLES EUCH VERHANDELT MIT DER FRAU HORVATH + OEW/ES/1617 +
20
얍 B140 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 7.1.1938
Henndorf, bei Salzburg, 7. Jan. 38 B
25
N
Sehr geehrte Herren, soeben sandte ich Ihnen ein langes Telegramm, habe ein ebenso langes aus Hollywood erhalten mit bezahlter Rückantwort. Bitte, setzen Sie sich mit Frau Maria Machaty möglich sogleich in Verbindung. Sie schrieb mir auch einen Brief, aus dem ich ersehe, dass der Roman in Hollywood riesig gefällt. Die Warner Broth. suchen angeblich gerade 얍 einen derartigen Filmstoff. – Welcher grosse amerikanische Buchverlag sich für den Roman interessiert, das kabelte sie mir nicht. Es wäre doch wichtig, das zu wissen. Ich glaube auch, dass man die Filmrechte nicht so ohne weiteres hergeben soll – oder nur gegen eine richtige Summe. B
30
35
40
N
Nun teile ich Ihnen meine neue Adresse mit: Schärding (Oberösterreich) Kurhaus. Leider ist ein altes Magenübel bei mir wieder aufgetaucht und so muss ich dort 얍 eine Kur machen – so zirka 4–5 Wochen lang. Ab 10. Januar bin ich dort. Mit den besten Grüssen Ihr Ödön Horváth
23 28
B B
bei Salzburg,N ] HollywoodN ]
korrigiert aus: \bei Salzburg/
Hollywo[d]|od|
115
Allert de Lange Archives 27 / 513–514, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B141–B142
Lesetext
얍 B141 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 8.1.1938
Allert de Lange Archives 27 / 515, IISH
8. Januar 1938 B
N
5
Herrn Ödön von Horváth, b/ Zuckmayer, HENNDORF b/ Salzburg. 10
15
20
25
Lieber Freund, Ich erhielt Ihre Depesche. Darauf depeschierte ich sofort an Frau Machaty, nachdem ich bereits gestern geschrieben habe: „Horváth „Jugend“ englisch-amerikanische Verlagsrechte $ 1.000.- Vorschuss Beteiligung 10 %, ab 5. Tausend 12½% Weltfilmrechte $ 8.000.-“ Mir kam die Summe für die Filmrechte selbst etwas merkwürdig vor, aber ich glaube falls tatsächlich ein ernsthaftes Interesse besteht, hat es keinen Sinn etwas unter diesem Preis zu verlangen, da $ 5.000.- wie ich weiss die Mindestsumme ist, die grosse amerikanische Gesellschaften für Weltfilmrechte zahlen. Andererseits wollte ich den Preis nicht von vornherein zu hoch nehmen, dass eventuelle Verhandlungen gefährdet werden. Es ist ja bei solchen Dingen immer sehr schwer, die richtige Zahl zu nennen. Haben Sie die Idee, dass es sich um etwas wirklich ernsthaftes handelt? Wenn irgendetwas daraus entstehen würde, wäre es natürlich grossartig. Ich überlasse Ihnen, was Sie evtl. auf dem Rückantworttelegramm noch drahten wollen. Herzlichst Ihr
30
P.S. Eben bekomme ich eine Depesche, dass die tschechischen Rechte verkauft sind. 얍 B142 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 8.1.1938
35
Henndorf / bei Salzburg, am 8. Jan. 38
40
Mein Lieber Herr von Arx, danke Ihnen aus ganzem Herzen für Ihre Mühe, es ist wirklich rührend von Ihnen und ich werde es Ihnen niemals vergessen! Es ist doch viel mehr wert, dass Sie meiner Arbeit so zugetan sind, als wie wenn der „Bund“ statt 3–4 etwa 25 Zeilen gebracht hätte! Ich empfinde es wirklich so und es ist vielleicht dumm, es extra zu betonen. Ja, dumm und undankbar! – Nochmals, lieber Herr von Arx, vielen, vielen Dank – ich muss es immer wieder sagen!
4
B
1938N ]
korrigiert aus: 8
116
NL Cäsar von Arx, S I 497/ Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
Briefe von und an Ödön von Horváth
얍
5
B142–B143
Lesetext
Von Zuckmayer soll ich Sie herzlichst grüssen, er arbeitet zur Zeit noch immer mit Volldampf an seinem Drama, das er nun bald fertig haben dürfte. – Die beiden Exemplare Ihres Stückes habe ich erhalten und werde sie weiterleiten. Maria Fein spielt zur Zeit die Hauptrolle in dem „Women“-Stück im Theater in der Josefstadt. Ich schick es ihr mit gleicher Post. Das zweite – das werde ich mir noch genau überlegen, wem ichs zuerst sende, ich denke an ein Theater und an eine Produktion, die Tourneen machen will. Dafür wäre es ja 얍 sehr geeignet. – Leider kann ich nurmehr bis morgen hier bleiben, dann muss ich eine Kur machen wegen meines idiotischen Magens – es ist aber nicht schlimm! Meine neue Adresse: (4–5 Wochen lang) Schärding (Oberösterreich) Kurhaus.
10
Viele herzliche Grüsse von Ihrem
15
Ödön Horváth 20
B
Beiliegend der Brief!
N
얍 B143 = Ödön von Horváth an Alice Herdan-Zuckmayer, Schärding, 10.1.1938 25
30
Frau Liccie Zuckmayer Henndorf / bei Salzburg Schärding, 10. Jan. 38 Liebe Liccie, auf der Rückseite kannst Du sehen, wo ich gelandet bin, es liegt wirklich herrlich, die Zimmer haben etwas von der Stille einer Klosterzelle und es sind gottlob nur wenig Kurgäste da. Die genaue Diät teile ich Dir peinlich genau mit, sowie ich sie weiss. Herzlichst grüsst Dich und Zuck Euer Ödön
35
20
B
Beiliegend f Brief!N ]
\Beiliegend f Brief!/
117
A: Zuckmayer, Carl, HS 1986.1516/2, DLA
Briefe von und an Ödön von Horváth
B144–B145
Lesetext
얍 B144 = Ödön von Horváth an Gertrud Zuckerkandl, Schärding, 10.1.1938
5
얍 Frau Gertrud Zuckerkandl Sanatorium Purkersdorf Purkersdorf / bei Wien
Kuvert Vorderseite
얍 Horváth Kurhaus Schärding 10
LIT 438/B 217
Kuvert Rückseite
얍 Schärding, am 10. I. 38 Kurhaus
Sehr verehrte, liebe gnädige Frau, 15
20
leider erreichte mich Ihr liebes Schreiben erst eine Stunde vor meiner Abreise aus Henndorf, nachdem ich mich hier bereits eingemietet hatte. Das tut mir ausserordentlich leid, denn ich wäre sehr gerne nach Purkersdorf gekommen – und ich danke Ihnen allerherzlichst für Ihr liebenswürdiges Entgegenkommen! Ich freue mich auch sehr, dass Ihnen mein Buch gefiel. Von hier aus werde ich nach Wien fahren und hoffentlich sehen wir uns dann mal wieder – bis dahin: nochmals vielen, vielen Dank und herzlichste Grüsse von Ihrem Ödön Horváth
25
얍 B145 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 13.1.1938
30
35
Schärding, am 13. I. 38 Kurhaus Mein lieber Freund, erhalte soeben einen Brief von Frau Machaty, in dem sie mir mitteilt, dass ihr Mann bereits Verhandlungen führt betr. Verfilmung des Romans in eigener Produktion – natürlich im Rahmen eines grossen Verleihes. Er weiss es nur noch nicht, ob er nicht vorher noch einen Film für MGM 얍 machen muss. Sollte er es in eigener Produktion machen, so könnte man ja vielleicht mit der Summe ein bischen herabgehen. Sie schreibt mir auch, dass sie mit New-Yorker Verlegern in Verbindung ist. Der Brief ist vom 28. Dez., also überholt. Ich teile ihn Ihnen nur mit. B
40
Herzlichst Ihr Ödön Horváth 45
35
B
MGMN ]
gemeint ist: Metro-Goldwyn-Meyer
118
N
Allert de Lange Archives 27 / 516–517, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B146–B147
Lesetext
얍 B146 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 22.1.1938
Allert de Lange Archives 27 / 518–519, IISH
Schärding, 22. I. 38 5
10
Lieber Freund, in Eile – schreibe Ihnen noch heute einen anderen Brief – nur folgendes: eben erhalte ich einen verzweifelten Brief von Frau Machaty, die sagt, sie hätte noch immer keine Vollmacht von Ihnen und sie stehe schon ganz unseriös da. Sie schreibt, die Filmsache für das Buch steht sehr günstig, unberufen! Sie verhandeln sogar schon wegen der Besetzung. Ich bitte Sie sehr, kabeln Sie der Frau folgendes: „Vollmacht längst unterwegs senden Duplikat“ – dann ist sie rehabilitiert. Und schikken Sie ihr, bitte, sofort eine 얍 Vollmacht per Luftpost! Sonst gehts eventuell noch schief! Die Vollmacht muss auf den Namen Frau Maria Ray Machaty lauten. B
N B N
15
Dann schickt sie mir folgenden Zeitungsausschnitt aus dem „Hollywooder Reporter.“ Kennen Sie diese Sache von Pagnol? Besteht da nicht eventl. bei dieser Verfilmung die Möglichkeit eines kleinen Plagiates? Ich meine, die Stelle mit dem Fischgesicht. Steht die schon ursprünglich bei Pagnol? Wenn nicht, könnte man was unternehmen. Können Sie mir nicht sagen, ob das Buch Ähnlichkeit mit meinem hat – denn diese Szenen müsste man für Amerika ändern. – Bitte, kabeln Sie unbedingt und schicken Sie sofort die Vollmacht! Herzlichst Ihr Ödön Horváth B
20
N
25
얍 B147 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 23.1.1938 30
Schärding, 23. I. 38 Lieber Freund, gestern schrieb ich Ihnen express, heute kommt ein neuer Brief, vom 12. Jänner, der , den ich gestern erhielt war vom 7. Jänner. Ich lege ihn bei, habe nur einige Stellen herausgeschnitten, die privat waren – sie liess sich nämlich mittendrinn über Ehedinge aus. Also, Sie sehen, die Frau macht Betrieb. „Gusto“ = das ist ihr Mann, Gustav Machaty. Der Herr Györi hat mein Buch bereits übersetzt – kennen Sie ihn? Frau Machaty behauptet, es sei erstklassig übersetzt. – Was wollen Sie ihr nun kabeln? Sie kennt sich mit dem ersten Telegramm nicht aus. Inzwischen wird sie ja meinen Brief erhalten 얍 haben, in dem ich schrieb, sie soll alles direkt mit Ihnen abschliessen. Aber irgendetwas muss jetzt geschehen. Schreiben Sie ihr auf alle Fälle sogleich einen Luftpostbrief, ausführlich über die VerkaufsB
35
40
N
B
12 12 18–20 33 35
B
\per Luftpost!/
B N
per Luftpost!N ] ] BIch f unternehmen.N ] BderN ] BmachtN ]
gestrichen: !
\Ich f unternehmen./ korrigiert aus: den korrigiert aus: mach
119
N
Allert de Lange Archives 27 / 520, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B147–B148
Lesetext
bedingungen. Ich würde ihr das Recht zum Abschluss geben – ich glaube wenigstens, dass sie dort vielleicht was erreichen kann, unberufen toi toi toi!
5
10
Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth 얍 B148 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 25.1.1938
25. Januar 1938 B
15
N
Herrn Ödön von Horváth, Kurhaus, SCHÄRDING.
Lieber Freund, 20
35
Anbei schicke ich Ihnen die Kopie des Briefes an Frau Machaty, aus der Sie ersehen, dass ich ihr auch gleich telegraphiert habe. Mit den Buchrechten konnte ich mich nicht ganz so eindeutig ausdrücken, denn es ist erstens jemand in England der sich dafür interessiert und zweitens habe ich einem Agenten in Amerika, der ganz entzückt von Ihrem Buche ist, einen Auftrag gegeben. Falls sich aus diesen Verhandlungen etwas ergeben sollte (ich werde sie im Moment nicht forcieren) so möchte ich doch, dass wir uns die Sache noch einmal überlegen. Die Möglichkeiten die durch Frau Machaty gegeben sind scheinen zwar sehr gross zu sein, aber schliesslich ist das alles sehr unsicher und wir dürften ein wirklich konkretes Angebot für die Buchausgabe nicht ohne weiteres abschlagen. Hoffentlich haben wir in dieser Sache etwas Glück. Ich schicke Ihnen auch die Depesche die ich heute erhalten habe. Schicken Sie sie mir wieder zurück. Die Preise hatte sie von uns bekommen und sie will scheinbar verhandeln auf Grund einer Depesche ohne Preisangabe, da sie vielleicht hofft, höhere Bedingungen zu erzielen.
40
Gerne wüsste ich wie es Ihnen geht. Haben Sie sich etwas erholt? Ich lasse Ihnen Geld nach Schärding anweisen, das wohl Ende der Woche in Ihren Händen sein wird. Falls Sie nicht da bleiben, so müssten Sie rechtzeitig Anweisungen geben.
25
30
B N
mit herzlichen Grüssen Ihr 45
Beilagen. 12 25
B
1938N ] ]
B N
korrigiert aus: 8
[ja]
120
Allert de Lange Archives 27 / 521, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B149–B150
Lesetext
얍 B149 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 27.1.1938 5
10
Schärding, am 27. I. 38 Lieber Freund, ich danke Ihnen allerherzlichst für all die prompten Erledigungen – wie gesagt, ich verlasse mich da ganz und gar auf Sie, ich versteh nicht soviel davon – und unberufen, toi toi toi! Mehr will ich jetzt garnicht sagen! – (Beiliegend Brief und Depesche). Ich bin natürlich auch absolut Ihrer Auffassung, dass man in keinem Falle ein konkretes Angebot für die Buchausgabe ablehnen soll. Vielleicht kann man aber dabei die Übersetzung dieses Herrn Györi anbringen , wenn sie wirklich so ausgezeichnet ist, wie Frau Machaty meint. Es wäre doch arg, wenn er es ganz umsonst gemacht hätte. – Lieber Freund, ich danke Ihnen auch vielmals für 얍 die Überweisung der III. Rate! Das ist sehr lieb von Ihnen! Ich bleibe noch bis zum 13. oder 15. II. hier, dann muss ich nach Wien. Die Adresse teile ich ihnen rechtzeitig mit. – B
15
N
20
Eigentlich wollte ich Ihnen heute ¾ des Romans zusenden, aber da ich in 8–10 Tagen ganz fertig sein werde, werde ich es Ihnen doch lieber erst dann schicken, damit Sie das ganze auf einmal lesen können. Bin schon enorm neugierig, was Sie dazu sagen werden! Es sind elf Kapitel geworden. –
25
Lieber Freund, mir geht es hier soweit unberufen ganz gut, ich fühle mich schon viel besser, ich war wirklich hundeelend – aber diese Kur hier ist tatsächlich ein Wunderding, Sie sollten auch mal sowas machen! Man fühlt sich unerhört erfrischt und dabei ist es einfach grotesk billig. Mit Arzt und allem 10.- Schilling im Tag. – Lassen Sie bald wieder von sich hören! Seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth
30
얍 B150 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Schärding, 28.1.1938 35
Schärding (O.-Ö.), am 28. I. 38. Kurhaus Sehr verehrte Baronin, mit dem Schicksal lässt sich nix spassen, – nem lehet vele tréfálni, kérem szépen – und das ist ungemein schwer, meistens, und, um es gleich zu sagen: es ist sehr leicht möglich, dass ich Anfang oder Mitte März nach Budapest kommen werde, und da denke ich mit original bús-magyar – erwartungsvoller Wehmut an Ihre und Ihres Mannes Liebenswürdigkeit, dass ich nämlich bei Ihnen erB
N
40
Allert de Lange Archives 27 / 522, IISH
B
13 38–39 41
N
B
[{ }] |anbringen|
B
Ungarisch: mit dem ist nicht zu spaßen, bitte schön Ungarisch: schwermütig-ungarischer
anbringenN ] nem f szépenN ] Bbús-magyarN ]
121
Horváth 4/3, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
B150–B151
Lesetext
scheinen darf – doch bitte-bitte, teilen Sie es mir unbedingt mit, wenn ich auch nur im geringsten störe! – Ich sitze jetzt hier und kuriere meinen blöden Magen. Ausserdem habe ich einen neuen Roman geschrieben, der auch bei Allert de Lange erscheinen wird – der erste ist bereits in viele Sprachen übersetzt, was ja soweit recht erfreulich ist. Sonst wäre nichts zu berichten, ausser, dass ich vorgestern ein Nordlicht gesehen habe. Also nochmals: bitte-bitte, schreiben Sie es mir, ob ich wirklich nicht störe – Mit vielen herzlichsten Empfehlungen – auch bitte an Ihren Mann – von Ihrem Ödön Horváth 얍 B151 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 3.2.1938
15
3. Februar 1938 B
20
N
Herrn Ödön von Horváth, Kurhaus, SCHÄRDING.
Lieber Freund, 25
30
35
40
45
Entschuldigen Sie. Ich wollte Ihnen in diesen Tagen einen ganz ausführlichen Brief schreiben und dann kam ich nicht dazu. Ich freue mich ganz besonders, Ihren Roman so bald zu bekommen. Ich bin mir nur nicht darüber im Klaren, ob man ihn im Sommer schon herausgeben soll, oder ob man bis zum Frühherbst warten soll. Mit den Übersetzungen steht es recht gut. In Amerika und England, was allerdings das wichtigste wäre, mache ich im Moment nicht so viel, da ich Frau Machaty eine Option gegeben habe. Abgeschlossen sind bis jetzt die holländischen Rechte für Hfl. 150.- die polnischen Rechte für Hfl. 100.- die tschechischen Rechte für Kc. 3.000.- (ungefähr Hfl. 180.-). Es scheint auch so, als ob die dänischen Rechte verkauft werden für Hfl. 100.und wegen der französischen Rechte wird nicht ohne Chance verhandelt. Von all diesen Summen wird die Verlagsprovision von 25 % abgezogen und 25 % auf den Buchvorschuss verrechnet. Sie erhalten also ungefähr die Hälfte von all diesen Beträgen. Hereingekommen ist bis jetzt der holländische Vorschuss. Ich kann Ihnen sofort Ihren Anteil auszahlen. Bitte schreiben Sie mir nur wohin. Die Summen sind zwar ziemlich gering, aber ich stand auf dem Standpunkt, dass man den ersten Roman in möglichst vielen Sprachen herausbringen muss und die Verhandlungen nicht an Fl. 20.- oder Fl. 30.- mehr scheitern lassen soll. Immerhin, wenn die englisch-amerikanische Ausgabe hinzukommen sollte, wird das Buch in den meisten Sprachen erscheinen. Es scheint als ob ein ungarischer Abschluss nicht recht möglich ist. Ich könnte nun das Buch einem ungarischen Verleger der in Prag
16
B
1938N ]
korrigiert aus: 8
122
Allert de Lange Archives 27 / 523, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B151–B152
Lesetext
Bücher herausgibt anbieten. Er hat mehrere Bücher von uns erworben. Ich weiss nur nicht, ob Ihnen das sympathisch ist. Schreiben Sie mir jedenfalls darüber. Herzlichst Ihr 5
얍 B152 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 6.2.1938 10
Schärding (O.-Ö.), am 6. II. 38 Kurhaus
Lieber Freund, 15
20
25
danke Ihnen für Ihren Brief! Ich habe inzwischen auch die Abrechnung erhalten, 1200 Exemplare verkauft ist doch ganz hübsch, nicht? – Lieber Freund, bitte, lassen Sie mir das Geld durch Kende in Wien auszahlen, ich hol es mir dort persönlich ab, in den nächsten 5–6 Tagen, solang bleib ich nämlich noch hier. Ich habe mich, unberufen, sehr gut erholt. Den Roman sende ich Ihnen am Dienstag oder Mittwoch zu. – Bitte, lieber Freund, beantworten Sie mir doch die Frage betr. des Buches meines Bruders – seien Sie mir nicht böse, dass ich Sie damit quäle, aber ich erachte es für meine Pflicht. – Ich überlasse es natürlich Ihnen, ob Sie den „Soldaten“ schon im Frühjahr oder im Herbst bringen wollen. 얍 Für das Frühjahr spricht, glaube ich, nur zweierlei: 1.) wäre er gerade jetzt sehr zeitgemäss. 2.) es existieren von mir doch keine Bücher, sodass es vielleicht nichts schaden würde, wenn mal ein paar vorliegen. Doch, wie gesagt, ich überlasse es Ihnen, Sie werdens besser wissen. B N
30
Von Frau Machaty erhielt ich vorgestern wieder einen Brief. Sie schreibt, die oberste Zensur-Behörde von Amerika hat der United Artist mitgeteilt, dass gegen den Stoff keine Bedenken vorliegen. Nun, wir werden sehen! – Ich würde auf alle Fälle, Ihre begonnenen Verhandlungen mit englischen und amerikanischen Agenten nicht bei Seite stellen, man weiss ja nie nichts gewisses! B
35
N
Schreiben Sie mir, bitte, bald über all diese Dinge! Bis zum 12. II. 38 bleibe ich wohl noch hier, dann: Wien, IX. Währingerstr. 33, Pension Atlanta. B
40
N
Seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth
26 34 38
] mitN ] BIX.N ] B N B
[{sicherlich}] [{ }] |mit| IX[,]|.|
123
Allert de Lange Archives 27 / 524–525, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B153–B154
Lesetext
얍 B153 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 7.2.1938
5
Herrn Walter Landauer c/o Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam (Holland)
Allert de Lange Archives 27 / 526, IISH
Abs: Horváth Schärding (O.-Ö.) Kurhaus.
10
얍 Schärding, am B7N. II. 38
15
20
Lieber Freund, haben Sie meinen Brief erhalten? Also ich bin ab 13. II. in: Wien IX. Währingerstr. 33. Pension Atlanta. 1.) Bitte überweisen Sie das Geld an Kende. Ich hol es mir dort persönlich ab. 2.) Wegen des Prager ungarischen Verlages bitte ich Sie noch einige Zeit zu warten, aus ganz bestimmten Gründen. 3.) Ich bräuchte noch unbedingt 5 geb. Exemplare meines Buches. Wollen Sie mir die zusenden, natürlich mit Belastung meines Kontos? Oder, was einfacher wäre, kann ich sie mir bei Kende abholen? (Es sind wirklich wichtige Geschenkartikel ). Seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth B
N
25
얍 B154 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 10.2.1938
30
Herrn Walter Landauer c/o Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam (Holland)
Horváth Schärding (O.-Ö.) Kurhaus.
35
40
얍 Schärding, 10. II. 38. Lieber Freund, also morgen sende ich Ihnen den fertigen Roman eingeschrieben zu, und zwar in Ihre Wohnung, damit Sie Ihn vielleicht noch vor dem Sonntag erhalten. Titel: „Ein Soldat der Diktatur.“ – Ich bitte Sie, das erste Kapitel in „Der Vater aller Dinge“ umzutaufen. Schreiben Sie mir, bitte, nun bald, wie es Ihnen gefällt, Sie können es sich denken, wie neugierig ich bin! – Ab Sonntag, 13. II., bin ich in Wien IX. Währingerstr. 33 Pension Atlanta. Und bitte, schreiben Sie an Kende, damit er mir die Summe auszahlt, sonst steh ich ohne was da. – In BWien will ichN zirka
11 20–21 43
B N
korrigiert aus: 8; vgl. Poststempel.
B
7 ] GeschenkartikelN ] BWien f ichN ]
[{Exem}] |Geschenkartikel| [{will ich}] |Wien f ich|
124
Allert de Lange Archives 27 / 527, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B154–B156
Lesetext
10 Tage bleiben, dann fahre ich voraussichtlich nach Budapest. – Also: hoffentlich gefällt Ihnen das Buch, unberufen! Seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth 5 B
Im Prager „Sozialdemokrat“ ist eine grossartige Kritik.
N
얍 B155 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Wien, 14.2.1938
Horváth 4/4, AAdK
10
Wien IX. Währingerstr. 33 Pension Atlanta
am 14. II. 38
15
Sehr verehrte Baronin,
20
25
vielen-vielen Dank für Ihre Zeilen und ich freue mich sehr, dass ich kommen darf! Ich werde auch sehr rechtzeitig schreiben, wann 얍 ich eintreffen werde. Bitte viele Grüsse an Herrn von Hatvany und ich freue mich schon auf das unschriftliche Kennenlernen! Mit den herzlichsten Empfehlungen Ihr Ödön Horváth 얍 B156 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 24.2.1938
30
24. Februar 1938 B
35
N
Herrn Ödön von Horváth, Pension Atlanta, Währingerstrasse 33, W I E N IX. Mein lieber Freund,
40
Zuerst etwas sehr erfreuliches. Der Verlag Plon in Frankreich (einer der besten und vielleicht der grösste französische Verlag) hat Ihr Buch angenommen. Der Betrag den er zahlt ist allerdings gering (Frs. 2.000.- beim Abschluss, Frs. 2.000.- bei Erscheinen), aber es ist aus Frankreich im Moment nicht mehr zu bekommen und es ist ausserordentlich wichtig für Sie, dass Sie dort erscheinen.
6 31
B B
Im f Kritik.N ] 1938N ]
\Im f Kritik./ korrigiert aus: 8
125
Allert de Lange Archives 27 / 528, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
15
20
B156–B157
Lesetext
Ich habe ausserdem mit jemandem von einem grossen englischen Verlag, der hier in Amsterdam war, lange über Ihr Buch gesprochen. Wenn wir Glück haben, wird etwas daraus. Es ist wieder der Einwand, dass es für England zu kurz ist. Es käme nun tatsächlich evtl. in Frage (vorläufig ist alles noch sehr ungewiss), dass er beide Romane in einem Band veröffentlicht. Falls das akut werden sollte muss ich wissen, ob Sie noch genügend Durchschläge von dem Roman haben, sodass ich meine Kopie notfalls wegsenden kann. Es wäre sehr gut, wenn Sie mir jetzt schon in jedem Falle noch eine Kopie sendeten. Wie immer, gefällt mir der Titel nicht sehr gut. Ich finde ihn etwas zu grob für das Buch. Was halten Sie von „Ich war ein Kind unserer Zeit“? Auch dachte ich evtl. an einen Titel, der in einem Satz die Hauptthese des Buches, nämlich dass der einzelne kein Dreck ist, in irgendeiner Weise wiedergibt. Ich kann es nicht finden, aber vielleicht fällt Ihnen etwas ein. Ich bin mir immer noch nicht ganz im klaren, ob wir das Buch jetzt schon herausbringen sollen, aber ich verspreche Ihnen, mich bald zu entscheiden. Jedenfalls bin ich sehr froh, dass die Übersetzungssache so gut funktioniert. Wenn es uns noch gelingt einen englisch-amerikanischen Abschluss zustande zu bringen, so ist in dieser Beziehung wirklich alles erreicht, was wir nur hoffen konnten. Herzlichst Ihr 얍 B157 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Wien, 26.2. 1938
25
Wien, 26. II. 38
30
35
40
45
Lieber Freund, das ist ja ganz, ganz ausserordentlich erfreulich, dass mein Buch in Frankreich kommt! Ich bin sehr froh darüber und danke Ihnen viele-vielemal für all Ihre Mühe! Das ist wirklich grossartig und ich glaube, ich werde allmählich wirklich noch eingebildet! – Lieber Freund, über den Titel des zweiten Romans werden wir uns sicher einigen. Wie finden Sie: „Das verwunschene Schloss“? Ich glaube, es ist sehr gut. – Der gemeinsame Titel im Englischen müsste natürlich lauten: „Kinder der Diktatur“ oder „Kinder der Totalität“ – oder irgendsowie. – – Ich hab noch ein 2. Exemplar und wenn Sie wollen, 얍 schicke ich es Ihnen zu. Aber, bitte, nur dann, wenn es unbedingt sein muss! Nun zum „Soldaten.“ Also: nach reiflichster Überlegung und nach Umfragen aller Art bin ich trotz allem absolut dafür, dass er bereits jetzt im Frühjahr erscheint. Lieber Freund, Sie wissen es, dass mir jedes Eingebildetsein fehlt, aber ich höre es von allen Seiten, dass der erste Roman auch weiterhin gekauft werden wird, wenn der zweite auch bereits vorliegt: Und es ist wichtig, dass von mir einige Bücher vorliegen – genau wie von der Courts-Mahler, die jährlich 4 Bücher produziert. Glauben Sie mir, ich bin überzeugt davon, dass es richtig ist, denn meine Bücher fallen irgendwie aus dem sogenannten Rahmen. Ich möchte mit meinen Romanen ein Bild des Menschen im totalitären Staate schreiben – dies ist mein Plan. Und ich halte es für absolut richtig, dass jedes Jahr B
45
B
ein BildN ]
N
[eine Geschi] |ein Bild|
126
Allert de Lange Archives 27 / 529–531, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
15
20
B157–B158
Lesetext
zwei Romane erscheinen. Zumindest die ersten zwei bis drei Jahre. (Sie wundern sich, dass ich in 10000 Jahren denke, aber ich bin ein Optimist, heut mehr, denn je!). Nun etwas anderes: 얍 morgen will ich einen neuen Roman beginnen und zwar werde ich dieses Buch spätestens am 1. September fertig haben. Titel: „Das Ende der Kunst.“ Ein BohèmeRoman aus unserer Zeit, sogenannte Erlebnisse eines Autors, der für das Theater schreibt. Abgesehen von einer „richtigen“ (sozusagen fast filmgemässen) Handlung, möchte ich in diesem Buche folgendes versuchen: zum Beispiel: es sitzen drei Leute (Künstler) in einem Zimmer und unterhalten sich, was man heutzutag 얍 schreiben soll und muss (und schreiben sollte und müsste). Sie erzählen sich ganze Romane – wobei die Thematas und die „Helden“ der zu schreibenden Bücher nicht nur von allen Seiten „beleuchtet“ werden, sondern – und dies ist die Hauptsache – von dem Standpunkt aus gesehen werden, von welchem aus sie in unserer Zeit gesehen werden können, dürfen und sollen. Ich bin, das muss ich gestehen, sehr begeistert von diesem Einfall. Lassen Sie bald von sich hören, mein lieber Freund, und seien Sie umarmt von Ihrem Ödön Horváth. 얍 B158 = Ödön von Horváth an Erno˝ Träger, Wien, 2.3.1938
Wien, 1938 márc. 2. Méltóságos Uram! 25
30
Nagy örömmel vettem Méltóságos Uram kegyes sorait és a mellékelt útlevelemet. Nem is tudom, hogyan fejezzem ki köszönetemet ezekért a rendkivüli fáradozásokért. Fogadja kérem Méltóságos Uram hálám mély kifejezését. Pestre jöve bátor fogok lenni Méltóságos Uramnál jelentkezni, hogy szóbelileg is köszöneteimet lerójjam.
35
Maradok mély tisztelettel Méltóságos Uram híve Horváth Ödön
Deutsche Übersetzung: 40
Wien, 2. März 1938 Mein hochgeschätzter Herr!
45
Mit großer Freude habe ich die gnädigen Zeilen meines hochgeschätzten Herrn und meinen beigelegten Pass entgegengenommen. Ich weiß nicht, wie ich meinen Dank für diese außerordentlichen Bemühungen ausdrücken soll. Nehmen Sie bitte, mein hochgeschätzter Herr, den tiefen Ausdruck meiner Dankbarkeit entgegen. Wenn ich
127
Privatbesitz
Briefe von und an Ödön von Horváth
B158–B159
Lesetext
nach Pest komme, werde ich es wagen, mich bei meinem werten Herrn zu melden, damit ich meinen Dank auch mündlich abstatten kann.
5
10
Ich verbleibe in tiefer Verehrung meinem hochgeschätzten Herrn sehr ergebener Horváth Ödön 얍 B159 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 2.3.1938
2. März 1938 B
N
15
Herrn Ödön von Horváth Pension Atlanta Währingerstrasse 33 W I E N IX . B
N
20
Mein lieber Freund,
25
30
Vielen Dank für Ihren Brief. Ich bitte Sie vor allem noch eine Kopie Ihres Romanes eingeschrieben an den Verlag zu senden. Ich habe mein Exemplar doch nach England gesandt, weil ich das für sehr wichtig hielt. Da Ihnen soviel daran liegt, dass Ihr Buch jetzt herauskommt, so möchte ich es tun, obwohl ich gewisse Schwierigkeiten sehe. Der Titel „Das verwunschene Schloss“ gefällt mir nicht schlecht, obwohl es nicht ganz meinem Ideal entspricht. Er ist dichterisch aber nicht aktuell. Der erste Titel war nur aktuell. Aber falls uns nichts besseres einfällt, bleiben wir dabei. Ihren neuen Romanplan finde ich sehr schön. Ich schreibe Ihnen bald etwas ausführlicher. Vorläufig herzlichste Grüsse B
N
35
Ihr
13 16 32
1938N ] HorváthN ] BRomanplanN ] B B
korrigiert aus: 8 korrigiert aus: Horvàth
Roman\plan/
128
Allert de Lange Archives 27 / 532, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B160–B161
Lesetext
얍 B160 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 5.3.1938
Allert de Lange Archives 27 / 533, IISH
5. März 1938 B
N
5
Herrn Ödön von Horváth Pension Atlanta Währingerstrasse 33 W I E N IX . B
10
N
Mein lieber Freund,
15
20
Ich danke Ihnen für Ihren Brief. Es ist nicht ganz so einfach, aber hoffentlich finde ich eine Möglichkeit Ihnen für die nächsten Monate etwas Geld zu verschaffen. Ich schreibe Ihnen noch in der nächsten Woche ausführlich. Nun etwas anderes, was Sie, wie ich fürchte, als eine sehr starke Belästigung auffassen werden. Können Sie mir ein paar Zeilen über Ihr Buch schreiben, die für Prospekte etc. verwendbar sind. Sie brauchen keine Selbstanpreisung zu schreiben. Ich werde es so verändern, dass es für die Reklame brauchbar ist, aber es wäre mir angenehm, wenn ich eine Unterlage erhielt. Möglichst bald. Ich glaube auch, dass wir den Titel so lassen. B
25
N
Alles Gute Ihr 얍 B161 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Wien, 7.3.1938
30
Herrn Walter Landauer Jan Villem Brouwerstraat 21 Amsterdam (Holland) B
N
35
얍 Wien, 7. III. 38
40
Lieber Freund, danke Ihnen herzlichst für Ihre Zeilen – selbstverständlich sende ich Ihnen den Artikel und zwar werden Sie ihn in den allernächsten Tagen haben! Das Manuscript geht morgen an Sie ab. Zuckmayer wollte es noch lesen und hat es noch nicht fertig. Ich fahre Ende der Woche nach 얍 Budapest, Adresse schreibe ich Ihnen noch. Schreiben Sie bis dahin ruhig hierher. Herzlichst umarmt Sie Ihr Ödön Horváth
4 7 22 32
1938N ] HorváthN ] BMöglichstN ] BVillemN ] B B
korrigiert aus: 8 korrigiert aus: Horvàth
Möglich\st/ gemeint ist: Willem
129
Allert de Lange Archives 27 / 534, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B162–B163
Lesetext
얍 B162 = Ödön von Horváth an Jolán und Lajos von Hatvany, Wien, 9.3.1938
UAW, Ms 5366/283
= = HATVANY BECSIKAPU TER 7 BUDAPEST 5
WIEN 72+ 166 13 9 1308= = HOCHERFREUT EINTREFFE MONTAG ABEND EMPFEHLUNGEN UND HANDKUESSE = HORVATH + + B N
10
얍 B163 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lang) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 11.3.1938 15
11. März 1938 B
20
N
Herrn Ödön von Horváth, Pension Atlanta, Währingerstrasse 33, W I E N IX. Mein lieber Freund,
25
Ihr Roman mit dem Titel „Ein Kind unserer Zeit“ ist angekommen. Ich habe ihn an die Druckerei geschickt. Er wird also noch in diesem Frühjahr erscheinen. Inzwischen wieder etwas sehr erfreuliches. Der Methuen-Verlag, einer der besten englischen Verläge , hat Ihre beiden Bücher angenommen. Es ist noch nicht perfekt, da er für beide Bücher nur £ 50.- zahlen will, (d.h. so viel wie sonst für einen Roman mindestens gezahlt wird) wovon noch die englische Einkommsteuer von über 20 % abgeht. Ich versuche also mehr zu bekommen. Aber die Leute scheinen sehr begeistert zu sein und wollen das gross aufziehen. Wenn wir das perfektuieren, so wird das auch Ihre finanzielle Situation erleichtern, da ich Ihnen die Gelder aus Frankreich und England evtl. bevorschussen kann. Das kann Ihnen wenigstens für einige Monate Ruhe geben. Danach können wir wohl wieder einen neuen Vertrag schliessen. Soeben erhielt ich einen Brief von Herrn Siodmak, der sich ausserordentlich für die Weltfilmrechte von „Jugend ohne Gott“ interessiert. Aber was machen wir mit Frau Machaty? Sie meint es sicherlich recht gut mit Ihnen, aber bis jetzt hat sie, aufrichtig gesagt, nur gestört. Die amerikanischen Buchrechte hätte ich ohne sie sicherlich verkauft, wie ich Ihr Buch ja in fast allen Sprachen verkauft habe. Ihre Beziehungen zu amerikanischen Verlegern bestanden darin dass sie 2 amerikanischen B
30
35
40
N
B
10 16 29 41
] 1938N ] BVerlägeN ] BichN ] B N B
N
gestrichen: Eintragung von fremder Hand (Hatvany): \ÖDÖN von HORVÁTH/ korrigiert aus: 8 gemeint ist: Verlage
\ich/
130
Allert de Lange Archives 27 / 535, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
15
B163–B164
Lesetext
Verlegern mit denen ich seit Jahren befreundet bin und die, ohne all zu eingebildet zu sein, auf mich mehr hören werden als auf sie, Briefe geschrieben hat. Die Filmoption die ich gegeben habe läuft noch einen Monat. Ich werde ihr jedenfalls telegraphieren und sie bitten mir keine Schwierigkeiten zu machen falls etwas werden sollte. Ich bin so froh dass die „Jugend“ doch überall eine grosse Wirkung findet, obwohl der Buchverkauf der deutschen Ausgabe in keinem Verhältnis zu dem allgemeinen Interesse steht. Ich verstehe nicht ganz woran das liegt. Versuchen Sie, wie ich Ihnen schon schrieb, in Budapest einen Abschluss zu erreichen. Mir ist es evtl. auch recht, dass Sie selbst dort einen Vertrag schliessen und sich das Geld auszahlen lassen. Wir können das ja später verrechnen. Herzlichst Ihr 얍 B164 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Budapest, 23.3.1938
Budapest, am 23. III. 38 20
Mein lieber Freund, eben erhalte ich aus der Schweiz Nachricht, das Geld ist angekommen, herzlichsten Dank! Ich fahre in einigen Tagen nach der Tschechoslowakei; bin dort eingeladen, Adresse: Horváth c/o Busch Haus am Hang Teplice – Sˇanov 1642 (Cˇ.S.R.) Möchte gerne längere Zeit dort bleiben und arbeiten, werden sehen, wie sich alles inzwischen weiterentwickelt. Auf jeden Fall lasse ich mir das holländische Visum schon hier geben, damit ich jederzeit 얍 von Prag nach Amsterdam fliegen kann. Lieber Freund, wir leben in Zeiten, wo man die Koffer nichteinmal auspacken darf, wie der liebe gute selige Tschuppik gesagt hat. – – B
25
30
35
40
N
Aber ich war noch nie in einer Zeit, in der ich so sehr auf die Arbeit brannte, wie jetzt. „Brannte“ ist ein schönes Wort, nicht? – Zuckmayer soll in Zürich sein, ich weiss es nicht sicher. Oder in London. Von Werfel hab ich noch keine Nachricht. Ich umarme Sie, lieber Freund, und grüsse Sie Ihr Ödön Horváth
23
B
HorváthN ]
\Horváth/
131
Allert de Lange Archives 27 / 537, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B164–B165
Lesetext
Lieber Freund, eben erfahre ich von einem grossen Buche eines jungen ungarischen Autors über „Kaiser Joseph II.“, den Sohn Maria Theresias. Es erscheint demnächst und soll sehr interessant sein. Ich werde das Manuscript lesen. Würde es Sie interessieren? B
B
N
N
5 B
Kann man die englische Übersetzung des Mr. Györi aus Hollywood verwenden? Das wäre sehr schön, sie soll auch recht gut sein und dann hat der arme Kerl nicht umsonst gearbeitet. N
10
얍 B165 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 24.3.1938
24. März 1938 B
N
15
B
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Herrn Ödön von Horváth, c/o Hatvany, Becsikapnter 7, B U D A P E S T 1. N
Lieber Freund, 25
Die Adresse und Name des ungarischen Verlags in Prag ist Eugen Prager, Lützowova 37, Prag 2. Aber falls Sie dahin gehen wollen, benachrichtigen Sie mich. Ich danke Ihnen sehr dafür, dass Sie an Zuckmayer und Werfel geschrieben haben. Schreiben Sie mir nur wenn Sie was hören und geben Sie mir evtl. die Adressen, falls Sie es für zweckmässig halten, dass ich mich jetzt an sie wende.
30
Herzlichst Ihr
1–4 3 6–8 14 19
Lieber f interessieren?N ] Ich werdeN ] BKann f gearbeitet.N ] B1938N ] BBecsikapnterN ] B B
\Lieber f interessieren?/ [Wer] |Ich werde| \Kann f gearbeitet./ korrigiert aus: 8 gemeint ist: Bécsi kapu tér
132
Allert de Lange Archives 27 / 536, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B166–B167
Lesetext
얍 B166 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Budapest, 27.3.1938
Herrn Walter Landauer c/o Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam (Hollandia)
5
Allert de Lange Archives 27 / 538, IISH
Horváth Budapest I. Bécsi kapu tér 7
10
15
20
얍 Budapest, am 27. III. 38 Lieber Freund, eben erfahre ich Zucks Adresse: Zürich, Pension Schmelzberg, BSchmelzbergstr.N 22. Ich schreibe ihm, Sie können ihm auch schreiben. Von Werfel hab ich noch keine Antwort, es ist möglich, dass er nichtmehr in Capri ist, sogar wahrscheinlich, da er sonst sicher geantwortet hätte. Am Dienstag fahre ich von hier fort und werde sehen, wie lange ich bleibe. Es ist sehr leicht möglich, dass ich sehr bald in Amsterdam auftauchen werde. Seien Sie herzlichst umarmt von Ihrem Ödön Horváth B
Es ist möglich, dass ich Briefe in die J. Villem Brouwerstraat, bekomme, lassen Sie sie bitte dort liegen. Sagen Sie, dass man sie nicht zurückschickt! B
N
N
25
얍 B167 = Ödön von Horváth an Carl Zuckmayer, Budapest, 28.3.1938
30
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Budapest, am 28. III. 38 I. Bécsikapu tér 7 Mein lieber Zuck, hoffentlich sehen wir uns bald wieder und dann, glaube ich, haben wir uns manches zu erzählen. Vor allem: viele Grüsse, herzliche Grüsse an Licie – ich denke soviel an Euch und freue mich, dass Ihr in der Schmelzbergstr seid. Lieber Zuck, nun will ich Dir nur folgendes ausrichten: die 얍 Amsterdamer (Allert de Lange) würden sich riesig freuen, wenn Du zu ihnen kommen würdest. Sie schrieben mirs bereits vor drei Wochen, aber ich erfuhr erst jetzt Deine Adresse. Sie wollen den Verlag ausbauen und eng mit den angelsächsischen Ländern zusammenarbeiten. Ich teile es Dir pflichtschuldigst mit – vielleicht interessiert es Dich. Lieber Zuck, sei herzlichst umarmt von Deinem Ödön
13 23–24 23
Schmelzbergstr.N ] Es f zurückschickt!N ] BVillemN ] B B
[S{ }] |Schmelzbergstr.| \Es f zurückschickt!/ gemeint ist: Willem
133
A: Zuckmayer, Carl, HS 1986.1516/3, DLA
Briefe von und an Ödön von Horváth
B168
Lesetext
얍 B168 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 29.3.1938
29. März 1938 B
N
5
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Herrn Ödön von Horváth, c/o Busch, Haus am Hang, TEPLICE-SANOV 1642.
Lieber Freund, 15
Ich erhielt eben Ihren lieben Brief. Ich nehme an, dass Sie inzwischen in der Tschecho-Slowakei sind und sende Ihnen auch gleich die ersten Korrekturen Ihres Romans zu. Bitte machen Sie die Korrekturen möglichst schnell, damit wir bald herauskommen. Ich denke eine Korrektur wird genügen. Ich lasse es dann, wie bei der Jugend hier noch einmal gründlich durchsehen.
20
Gibt es von dem Manuskript über „Kaiser Joseph II“ schon eine deutsche Übersetzung? Wenn das der Fall ist, so schicken Sie sie mir bitte zu. Ich würde es gerne lesen, obwohl ich für ein derartiges Thema, nachdem Österreich weggefallen ist, nicht sehr viel Chancen sehe. Aber immerhin, man kann es ja überlegen. 25
Die Übersetzung habe ich an Methuen gesandt. Ich muss es den Leuten überlassen, ob Sie sie nehmen wollen oder nicht. Es ist jedenfalls das wichtigste, dass eine sehr gute englische Übersetzung erscheint und das können wir nicht beurteilen. 30
Alles Gute Ihr
4
B
1938N ]
korrigiert aus: 8
134
Allert de Lange Archives 27 / 539, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B169–B170
Lesetext
얍 B169 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 30.3.1938
Allert de Lange Archives 27 / 540, IISH
30. März 1938 B
N
5
10
Herrn Ödön von Horváth, c/o Busch, Haus am Hang, TEPLICE-SANOV 1642.
Lieber Freund, 15
20
Vielen Dank für die Adresse von Zuckmayer. Bitte schicken Sie mir auch die Adresse von Werfel, wenn Sie keine neue haben, die alte in Italien. Ich glaube Sie haben sie mir schon einmal geschickt und ich habe Ihren Brief verloren. Ich möchte jetzt doch an ihn schreiben. Ich wollte am Anfang nicht so voreilig sein, aber es hat keinen Sinn zu warten. Falls Sie hierher kämen wäre es grossartig. Im nächsten Monat werde ich allerdings vielleicht 10 Tage in Paris und London sein. Aber sonst bleibe ich hier. Herzlichst Ihr
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얍 B170 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 31.3.1938
Teplice-Sˇanov 1642, am 31. III. 38 30
Meine liebe báróno˝ o˝méltósága , ich schreibe allein Ihnen, denn ich nehme an, dass báró úr o˝méltósága bereits zur Kur gefahren ist. Wenn nicht, dann bitte grüssen Sie ihn allerherzlichst, wenn ja, dann grüssen Sie ihn bitte ebenso schriftlich und schreiben Sie mir bitte seine Adresse. Ich denke soviel an Euch und es wird mir immer rührender um das Herz herum, wenn ich so denke, wie lieb und gut Ihr zu mir wart, wie schön es bei Euch gewesen ist. Ich muss es immer wieder sagen und muss Euch danken und immer wieder danken. Hoffentlich sehen wir uns recht bald wieder und auf längere Zeit – es wäre wunderschön, wenn wir uns in Italien treffen könnten, so in zirka 4–5 Wochen. Ich fliege von Prag nach Amsterdam, in zirka 2 Wochen, solang bleib ich noch hier. Heute erhielt ich einen Brief vom Verlag, betr. des Fejto˝-Buches. Ich lege ihn bei, bitte, zeigen Sie ihn dem Herrn Fejto˝. Es ist die Antwort auf meinen Brief, Hatvanys Brief hat er noch nicht er-얍halten. Das beste wäre, wenn er das eine Kapitel übersetzen könnte. Bitte, schicken Sie mir den Brief wieder zurück! Vielen Dank im Voraus! – B
B
35
40
4 31 32
N
N
1938N ] báróno˝ o˝méltóságaN ] Bbáró úr o ˝méltóságaN ] B B
korrigiert aus: 8 Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz Ungarisch: Herr Baron Seine Exzellenz
135
Horváth 4/5, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B170–B171
Wie geht es Klári? Und was macht Laki , der pláne-kelef ? Bitte, lassen Sie bald von sich hören, liebe báróno˝ o˝méltósága – und seien Sie herzlichst, vielmals, bestens gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth B
B
5
Lesetext
N
B
N
N
얍 B171 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 2.4.1938 10
Teplice-Sˇanov, am 2. April 38 Mein lieber Freund, 15
hoffentlich haben Sie meinen Brief von hier bereits erhalten, ich bin gut eingetroffen, korrigiere und beginne bereits das neue Buch. Werfels Adresse war Capri, Hotel Tiberio – eben erhalte ich jedoch einen Brief aus Zürich, in dem mir mitgeteilt wird, dass er in Zürich ist, und zwar bei seinem Schwager Rieser, Direktor des Schauspielhauses, Adresse: Zürich-Rüschlikon, Niedelbadstr. 24. – – B
N
20
25
30
Was das „Kind unserer Zeit“ betrifft: bitte, wäre es nicht möglich, dass man von jeder Seite 4–5 Zeilen wegnimmt? Ich glaube, die Seiten sind zu lang – und das Buch würde dann auch länger werden. Auf alle Fälle bitte ich Sie, jedes 얍 Kapitel auf einer neuen Seite zu beginnen, diesmal sinds ja nur 11 Kapitel und ich halte das für unbedingt notwendig. (Die Korrekturen gehen morgen ab.) Und nun noch etwas, das leidliche finanzielle: Sie schrieben mir, Sie könnten mir den Vorschuss von Plon und London bevorschussen. Das wäre wunderbar! Bitte, teilen Sie mir doch die Summe mit, ich muss mich darnach einrichten. Diese Reiserei kostet mich ein enormes Geld. Und bitte lassen Sie mir hierher 1000.- tschech Kronen überweisen oder schreiben Sie mir, wo ich in Prag das Geld abholen kann. Ich hab hier fast keinen Heller mehr. Aber vor allem: vergessen Sie, bitte, Zürich nicht! Ich umarme Sie herzlichst! Ihr Ödön Horváth
35
1 1 2 19
B
[{Láky}] |Laki|
B
genaue Bedeutung ungeklärt Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz gemeint ist: Nidelbadstraße
LakiN ] pláne-kelefN ] Bbáróno ˝ o˝méltóságaN ] BNiedelbadstr.N ]
136
Allert de Lange Archives 27 / 541, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B172–B173
Lesetext
얍 B172 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 4.4.1938
5
B
Herrn Walter Landauer c/o Verlag Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam (Holland)
Allert de Lange Archives 27 / 542, IISH
Abs: Horváth c/o Busch Teplice-Sˇanov 1642 Haus am Hang (Cˇ.S.R)
N
10
Teplice-Sˇanov, am 4. April 38
15
Lieber Freund, heute sandte ich Ihnen den ersten Teil der Korrekturen, eben kommt der zweite, ich sende ihn Ihnen in wenigen Tagen zu. Bitte, seien Sie nur so gut und lassen Sie jedes Kapitel auf einer neuen Seite beginnen, desgleichen bitte ich Sie, das Manuscript nochmals genau zu korrigieren, besonders die sogenannten ort. Schreibfehler . – Lassen Sie bald von sich hören und seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön von Horváth B
B
N
N
20
얍 B173 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 7.4.1938
7. April 1938 B
N
25
30
Herrn Ödön von Horváth, c/o Busch, Haus am Hang, TEPLICE-SANOV 1642.
Lieber Freund, 35
40
Also ich bin bis nach den Osterfeiertagen weg, in London und in Paris und erwarte Sie jedenfalls nach Ostern. Gegen den 20.4. bin ich bestimmt hier. Die Zahlung in die Schweiz habe ich, sofort als Sie schrieben aufgegeben. Ich habe jetzt der Andreschen Buchhandlung, Palais „Praha“, Havirská, Prag 1, aufgegeben, Ihnen Kc. 1000.- zu zahlen. Falls Sie in Prag sind, so würde ich sie abholen. Gehen Sie ruhig zu dem Verlage Prager. Ich schreibe ihm noch eine Zeile. Herzlichst Ihr
45
8 16–17 16 24
(Holland)N ] die f SchreibfehlerN ] Bort.N ] B1938N ] B B
[{ }] |(Holland)| [{orth}] [|– so|] |die f Schreibfehler| \ort./ gemeint ist: orthographischen korrigiert aus: 8
137
Allert de Lange Archives 27 / 543, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B174–B175
Lesetext
얍 B174 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 7.4.1938
Horváth 4/6, AAdK
Teplice-Sˇanov 1642, am 7. April 38 5
Sehr verehrte, liebe báróno˝ o˝méltósága – Exzellenz! B
10
N
Vielen, vielen Dank für Ihre lieben Zeilen! Ich wollte schon gestern, vorgestern und vorvorgestern antworten, aber ich wartete noch immer, denn es hätte sich entscheiden sollen, ob ich über Italien fahre, oder direkt fliege – nun, es hat sich leider noch immer nicht 얍 entschieden. Wie lange bleiben Sie noch in Budapest? Vielleicht können wir dann zusammen fahren, was wunderschön wäre – aber nun muss ich, wie gesagt, noch verschiedene Nachrichten abwarten. Was hören Sie von báró úr o˝méltósága ? Ich weiss seine Adresse in Abbazzia nicht, sonst hätte ich schon längst geschrieben – bitte grüssen Sie ihn viele, vielemals! Und auch viele Grüsse an Klárika kisasszony ! Und Handküsse an die Frau Mama – und herzlichst, bestens, usw. usw. immer Ihr Ödön B
N
15
B
20
N
얍 B175 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 9.4.1938 25
Ödön von Horváth Teplice-Sˇanov 1642, am 9. April 38 Haus am Hang c/o Busch (Cˇ.S.R) B
N
30
Sehr verehrte Herren,
35
eben erhalte ich einen Brief Herrn Landauers, in dem er mir mitteilt, dass er verreist, darum schreibe ich Ihnen so „anonym“. Herr Landauer teilte mir mit, dass er bereits längst 300.- (dreihundert) Schweizer francs an die Adresse: Frau Wera Liessem, Zeltweg 44, Zürich, überwiesen hat, leider ist das Geld jedoch bis heute, wie ich soeben erfahre, dort nicht eingetroffen. Bitte, seien Sie so gut und 얍 sehen Sie nach, ob da nicht irgendwo ein Irrtum vorliegt und lassen Sie das Geld raschestens an jene Adresse überweisen. Vielen Dank im Voraus!
40
6 13–14 16 27
báróno˝ o˝méltóságaN ] báró úr o˝méltóságaN ] BkisasszonyN ] Bc/o BuschN ] B B
Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz Ungarisch: Herr Baron Seine Exzellenz Ungarisch: Fräulein
\c/o Busch/
138
Allert de Lange Archives 27 / 544–545, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B175–B177
Lesetext
Der Rest der Korrekturen „Ein Kind seiner Zeit“ geht heute ab. Mit den besten Grüssen Ihr Ödön Horváth
5
얍 B176 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 11.4.1938
Verlag Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam (Holland)
10
Allert de Lange Archives 27 / 547, IISH
Abs: Horváth c/o Busch Teplice-Sˇanov 1642 Haus am Hang (Cˇ.S.R)
B N
Teplice-Sˇanov, am 11. April 38
15
Sehr geehrte Herren, B
20
die Korrekturen „Kind unserer Zeit“ sind an Sie abgegangen. Nur bitte ich Sie sehr, sie nochmals sehr aufmerksam durchkorrigieren zu lassen, besonders in Hinblick auf ortographische Fehler. Die übersehe ich nämlich leider regelmässig. Und dann bitte ich Sie, die Sendung nach Zürich nicht zu vergessen. Mit den besten Grüssen Ihr Ödön Horváth N
B
B
N
N
25
얍 B177 = Verlag Allert de Lange an Ödön von Horváth, Amsterdam, 11.4.1938
Allert de Lange Archives 27 / 546, IISH
11. April 1938 B
30
N
Herrn Ödön von Horváth, c/o Busch, Haus am Hang, TEPLICE-SANOV 1642.
35
Sehr geehrter Herr Horváth, In Beantwortung Ihres Schreibens vom 9.4. beeilen wir uns Sie zu benachrichtigen, dass wir am 7.4. schon eine Bestätigung unserer Auslieferung in Olten erhielten, dass
12 19 19 21 28
] dieN ] BunsererN ] BortographischeN ] B1938N ] B N B
[{ }] d[{}]|ie| [seiner]|unserer| gemeint ist: orthographische korrigiert aus: 8
139
Briefe von und an Ödön von Horváth
B177–B179
Lesetext
die Sfs. 300.- an Frau Wera Liessen , Zürich, ausgezahlt sind. Hoffentlich hat Frau Liessen die Zahlung inzwischen erhalten. B
5
N
mit ergebenen Grüssen ALLERT DE LANGE. 얍 B178 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 13.4.1938
10
Teplice-Sˇanov 1642, am 13. April 38
Allert de Lange Archives 27 / 548–549, IISH
Sehr verehrte Herren, 15
20
eben erhalte ich Ihren freundlichen Brief und danke Ihnen herzlichst für die Erledigung des Züricher Geldes. Mit gleicher Post bekam ich die Bestätigung aus Zürich – sie hat sich verzögert und ich bitte Sie um Verzeihung, dass ich Sie damit belästigte. – Hoffentlich haben Sie die Korrekturen erhalten. Eben lese ich das 2. Exemplar und entdecke einen Fehler auf Seite 116. 얍 Da steht „Jenes“ mit zwei n. Bitte, streichen Sie das zweite – da es sonst fast komisch wirkt. Mit den besten Grüssen Ihr Ödön Horváth
25
얍 B179 = Ödön von Horváth an Auguste von Horváth, Teplice-Sˇanov, 14.4.1938
ÖLA 84/SL 10
Frau Gustl von Horváth 30
B N
München Kaulbachstr. 33a
35
Liebe Gustl, zu den uns bevorstehenden österlichen Feiertagen wünsche ich Dir über das Übliche hinaus alles Gute und Liebe! Behalte mich in gutem Angedenken, jach bin jetzt zum Weltreisenden geworden – um von München nach Possenhofen zu fahren, brauch ich solang wie eine Brieftaube, die zu Fuss geht. Herzlichst immer Dein Ödön B
40
1 30 35
LiessenN ] ] BjachN ] B
B N
gemeint ist: Liessem
[{ }] gemeint ist: ich möglicherweise bewusst gesetzt
140
N
Briefe von und an Ödön von Horváth
B180–B181
Lesetext
얍 B180 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 14.4.1938
5
Baronin Jolán Hatvany I. Bécsikapu tér 7 Budapest Ungarn Liebe báróno˝ o˝méltósága , vielen Dank für Ihre liebe Karte! Ich würde mich riesig freuen, wenn wir uns noch in Bpest sehen könnten! In der Woche nach Ostern werde ich losfahren müssen und ich werde noch sehr bei Zeiten schreiben, wann ich ankommen werde. Bis dahin viele, beste, herzlichste Grüsse von Ihrem Ödön B
N
B
10
15
Horváth 4/7, AAdK
N
얍 B181 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 22.4.1938
Horváth 4/8, AAdK
Teplice-Sˇanov 1642, am 22. April 38 Haus am Hang 20
Meine liebe báróno˝ o˝méltósága , B
N
bis heute dachte ich unbedingt, dass wir uns übermorgen sicher sehen werden, denn ich wollte morgen nach Budapest fahren und dann weiter nach Olaszország – aber leider, leider kann ich noch nicht fort, ich muss hier noch Telegramme aus Zürich und Amsterdam abwarten. Es ist leicht möglich, dass ich noch zwei Wochen hier bleiben muss – aber dann 얍 fahre ich sicher über Budapest-Milano nach Zürich, usw. – und ich möchte Sie und Herrn báró úr o˝méltósága furchtbar gern in Olaszország begrüssen, ich würde paar Tage sicher meine Reise unterbrechen können – bitte-bitte, schreiben Sie mir, wo ich Sie in Olaszország erreichen kann. Bleiben Sie in Abbazzia ? Und bitte um die Adresse! B
25
B
N
B
30
N
N
Und viele, viele herzlichste Grüsse von Ihrem Ödön 35
8 9 20 23 27 27 29 29–30
báróno˝ o˝méltóságaN ] BpestN ] Bbáróno ˝ o˝méltóságaN ] BOlaszországN ] Bbáró úr o ˝méltóságaN ] BOlaszországN ] BOlaszországN ] BAbbazziaN ] B B
Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz gemeint ist: Budapest Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz Ungarisch: Italien Ungarisch: Herr Baron Seine Exzellenz Ungarisch: Italien Ungarisch: Italien gemeint ist: Abbazia
141
N
B
N
B
Briefe von und an Ödön von Horváth
B182–B183
Lesetext
얍 B182 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 22.4.1938
5
10
15
Herrn Ödön von Horváth, TEPLICE-SANOV.
Amsterdam, 22.4.‘38
Lieber Freund, Ich bin wieder hier. Wann kommen Sie hierher? Es ist möglich und sogar wahrscheinlich, dass ich noch einmal Ende nächster Woche auf kurze Zeit wegfahren muss, aber bestimmt nur ein paar Tage. Schreiben Sie mir auf jeden Fall. Herzlichst Ihr 얍 B183 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 23.4.1938
Teplice-Sˇanov 1642, am 23. April 38 20
25
Lieber Freund, also ich fahre in 3–4 Tagen hier ab, zuerst nach Zürich, und dann weiter. Bitte, seien Sie so gut und schreiben Sie mir nach Zürich einen Brief, mit dem ich mir 200.- frs. abholen kann. (Das Prager Geld habe ich nicht behoben, da ich mir hier etwas ausgeliehen habe – 얍 und da ich bis heute wegen irgendwelcher Devisenbestimmungen die 1000.- Kcˇ. nicht ausbezahlt bekommen konnte.) Bitte, lieber Freund, seien Sie so gut und erledigen Sie die Sache postwendend, da ich sonst ohne einen Groschen in Zürich ankommen werde. Schreiben Sie, bitte, den Brief c/o Wera Liessem, Zeltweg 44, Zürich. – Ich freue mich schon sehr, Sie wiederzusehen – ich habe richtiggehende „Pläne“ und will sie Ihnen erzählen. – In Prag sprach ich mit dem ungarischen Verlag. Sie hatten noch kein Buch. Wollen Sie ihnen eines schicken? Interesse ist stark vorhanden. B
30
35
Allert de Lange Archives 27 / 550, IISH
N
Seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth
29
B
sieN ]
[Sie] |sie|
142
Allert de Lange Archives 27 / 551–552, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B184–B185
Lesetext
얍 B184 = Ödön von Horváth an Alma Mahler-Werfel, Teplice-Sˇanov, 23.4.1938
5
Teplice-Sˇanov 1642, am 23. April 38 c/o Busch Haus am Hang (Cˇ.S.R)
15
Meine liebe Alma, ich höre, dass Du in Zürich bist, Du und Franz, und ich schreibe Dir eingeschrieben, damit Du diesen Brief ja sicher bekommst. Ich habe Euch nach Capri vor 4 Wochen einen langen Brief geschrieben – habt Ihr ihn erhalten? Ich möchte Dich schon so gerne sehen und sprechen. Auch wenn wir uns nichts erzählen, haben wir uns was zu erzählen. – Vier Wochen war ich in Budapest und nun 얍 bin ich seit vier Wochen hier bei lieben guten Freunden. In zirka 10 Tagen werde ich in Zürich sein, aber nur 3–4 Tage und fahre dann weiter nach Amsterdam. Hoffentlich sehen wir uns wieder, hoffentlich bist Du dann noch dort –
20
Ich schreibe ein neues Buch, ein (dem Umfang nach) ganz grosses. Mein zweiter Roman erscheint im Mai bei Allert de Lange. Er ist bereits aus dem Manuscript fürs englische erworben 얍 worden – vom Methuen-Verlag in London. Desgleichen der erste. Das ist immerhin erfreulich.
10
B
Mahler-Werfel Papers Ms. Coll. 575, Van Pelt Library, Philadelphia
N
Ich hätte Dir schon längst ein Manuscript geschickt, aber ich habe keins. Aber das erste Buch gehört wieder Dir. 25
Sei herzlichst gegrüsst von Deinem Ödön Und auf Wiedersehen! Und viele Grüsse an Franz! Und Empfehlungen an Herr und Frau Rieser.
30
35
얍 B185 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 25.4.1938 B N
am 25. April 38
Mein lieber Freund, 40
Dank für Ihre Karte, ich freue mich schon sehr aufs Wiedersehen! Vor dem 5. Mai werde ich keinesfalls erscheinen können, da ich vorher noch unbedingt nach Zürich muss. Haben Sie meinen letzten Brief erhalten? –
19 37
B
vomN ] ]
B N
vo[n]|m| gestrichen: ,
143
Allert de Lange Archives 27 / 553, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
10
15
B185–B186
Lesetext
Ich arbeite schon sehr an dem neuen Roman und habe auch bereits den Titel. Er gefällt mir so gut, dass ich Angst habe, es könnt ihn mir jemand nehmen. Lässt sich dagegen etwas praktisch tun? Wenn man es vielleicht irgendwo veröffentlicht, dass ich an einem 얍 Roman mit diesem Titel arbeite – schützt das einen? Der Titel lautet: Adieu, Europa! Wie gefällt er Ihnen? Lieber Freund, auf Wiedersehen und seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth 얍 B186 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 1.5.1938
20
Herrn Walter Landauer c/o Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam (Holland)
25
Horváth Teplice-Sˇanov 1642 (Cˇ.S.R.) 얍 Teplice-Sˇanov 1642, am 1. Mai 38
30
Lieber Freund, eben höre ich aus Zürich, dass die Überweisung bereits angekommen ist, vielen herzlichen Dank für die Erledigung. Ich fahre morgen hier ab und hoffe in ungefähr 10 Tagen bei Ihnen zu sein – unberufen, toi toi toi! Viele gute Grüsse von Ihrem Ödön Horváth B
35
32
B
dieN ]
N
d[as]|ie|
144
Allert de Lange Archives 27 / 554, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B187–B189
Lesetext
얍 B187 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 2.5.1938
5
10
Herrn Walter Landauer c/o Allert de Lange Damrak 62 Amsterdam (Holland) 얍 Teplice-Sˇanov, am 2. Mai 38
Lieber Freund, bitte seien Sie so gut und senden Sie ein Korrekturexemplar (-bögen) vom „Kind unserer Zeit“ an die Adresse: Wera Liessem, Zürich, Zeltweg 44. Ich bräuchte dort ein Buch. Herzlichst und auf Wiedersehen Ihr Ödön Horváth B
15
20
N
얍 B188 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 9.5.1938
Herrn Ödön von Horváth, ZÜRICH.
Lieber Freund, Ich war in der letzten Zeit sehr oft verreist, sodass ich Ihnen überhaupt nicht geschrieben habe. Ich habe alle Ihre Briefe erhalten. Ich erwarte Sie also jetzt sehr bald. Wir können dann über alles andere sprechen. Ich freue mich sehr auf Sie.
30
Herzlichst Ihr 얍 B189 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Zürich, 10.5.1938
Zürich, am 10. Mai 38 Lieber Freund, 40
da ich nun noch bis zum 15. Mai hierbleiben werde, bitte ich Sie, mir nochmals 200.francs hierher, auf die Adresse Wera Liessem, Zeltweg 44, zu überweisen. Ich will hier noch verschiedene Leute sehen und sprechen, hier und in 얍 Basel und möchte
13
B
unsererN ]
Allert de Lange Archives 27 / 556, IISH
Amsterdam, 9.5.’38
25
35
Allert de Lange Archives 27 / 555, IISH
[s]|u|nserer
145
Allert de Lange Archives 27 / 557–558, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
B189–B191
Lesetext
überhaupt diese Verbindungen anknüpfen, hauptsächlich zu Zeitungen wegen der Buchbesprechungen, usw. Ich glaube, dass dies sehr wichtig wäre.
5
10
Seien Sie herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth 얍 B190 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Zürich, 12.5.1938
Herrn Caesar von Arx Nieder-Erlinsbach bei Aarau B
N
NL Cäsar von Arx, S I 497/Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
15
얍 Zürich, am 12. Mai 38
Lieber Herr von Arx, 20
wollte Sie schon anrufen, sehe aber, dass Sie nicht im Telefonbuch stehen, hoffentlich erreicht Sie diese Karte. Ich bin für paar Tage hier in Zürich und würde Sie sehr gerne sprechen, bitte schreiben Sie mir doch hierher poste restante, ob Sie in den nächsten Tagen zuhause sind, ich würde gerne mit dem Auto hinüberkommen und Sie besuchen. Viele herzliche Grüsse von Ihrem Ödön Horváth. B
N
25
얍 B191 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Bruxelles, 18.5.1938
30
얍 Adresse: BAmsterdamN Jan BVillemN BBrouwerstraatN 21
35
얍 Baronin Jolán Hatvany I. Bécsi kapu tér 7 Budapest (Hongrie)
Motivseite
Bruxelles, am 18. Mai 1938
40
Báró úr és báróno˝ o˝méltósága – nem tudom, Abbaziában vannake még s azért Pestre küldöm legeslegszívélyesebb üdvözleteimet Belgium fo˝városából. (Ist das richtig ungarisch?) Viele, viele Grüsse Ihr Ödön Horváth 12 22 29 30 30
CaesarN ] dochN ] BAmsterdamN ] BVillemN ] BBrouwerstraatN ] B B
Horváth 4/9, AAdK
[{ }] |Caesar| doch[,] Amsterdam [{ }] gemeint ist: Willem Brouwers\t/raat
146
Briefe von und an Ödön von Horváth
B191–B193
Lesetext
Deutsche Übersetzung:
Herr Baron und Frau Baronin Ihre Exzellenz – ich weiß es nicht, ob Sie noch in Abbazia sind, deswegen schicke ich Ihnen nach Pest meine allerallerherzlichsten Grüße aus der Hauptstadt von Belgien.
5
얍 B192 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Amsterdam, 18.5.1938 10
Amsterdam, 18. Mai 38 Jan Villem Brouwerstraat 21 B
NL Cäsar von Arx, S I 497/Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
N
Lieber Herr von Arx, plötzlich musste ich raschestens aus Zürich hierherfahren und so konnte ich Sie leider nicht besuchen! Aber in zirka 14 Tagen werde ich es nachholen, länger bleibe ich nicht hier. Ich freue mich schon sehr, Sie wiederzusehen – und seien Sie und Ihre liebe Frau herzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth
15
20
얍 B193 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Amsterdam, 19.5.1938
25
30
35
40
B
Madame Jolán Hatvany báróno˝ o˝méltósága Hotel Britannia Venezia (Italia)
N
Horváth c/o Allert de Lange, Damrak 62 Amsterdam 얍 Amsterdam, am B19N. Mai 38. Liebe Bbáróno˝ o˝méltóságaN, eben erhalte ich Ihre liebe Karte aus Venezia, aus Teplice über Zürich hierhernachgeschickt – endlich weiss ich es nun, wo Sie sind! Vorgestern schrieb ich Ihnen aus Bruxelles eine Karte nach Budapest, sie wird Ihnen ja nachgesandt werden. Ich bleibe noch 10–14 Tage hier, dann fahre ich wieder in die Schweiz und werde dort irgendwo paar Monate bleiben, um ein neues Buch zu schreiben. Ein anderes neues erscheint hier in 8 Tagen, ich schicks Ihnen dann sofort, bin schon riesig neugierig, was Sie und „nicht zuletzt“ Bbáró úr o˝méltóságaN dazu sagen werden. Wie geht es Ihnen? Ich möchte Sie furchtbar gerne sehen, ich denke soviel an Sie zwei – gibt es keine Möglichkeit, dass wir uns sehen? Vielleicht 얍 im Laufe des Sommers in der Schweiz oder an der Grenze (in der Nähe) von Italien? 12 25 33 34 40
VillemN ] báróno˝ o˝méltóságaN ] B19N ] Bbáróno ˝ o˝méltóságaN ] Bbáró úr o ˝méltóságaN ] B B
gemeint ist: Willem Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz
1[8]|9| Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz Ungarisch: Herr Baron Seine Exzellenz
147
Horváth 4/10, AAdK
Briefe von und an Ödön von Horváth
B193–B195
Lesetext
Bitte, schreiben Sie mir bald wieder! Und seien Sie und Sie = báró und báróno˝ o˝méltósága allerherzlichst gegrüsst von Ihrem Ödön B
N
B
N
5
얍 B194 = Ödön von Horváth an Hans Geiringer, Amsterdam, 20.5.1938
10
15
Horváth 3/3, AAdK
Herrn János Geiringer V. Báthory – utca 3 Budapest (Hungaria) Amsterdam, 20. Mai 38. Lieber Hanselach, dank für Deine Karte, bin nach einer Weltreise erst seit gestern hier – morgen geht das Buch an Dich ab. Schreib mir, wie es Dir gefallen hat. Ich bleibe noch 8 Tage hier, aber es wird mir alles nachgesandt. Viele Grüsse an Deine l. Mama und an Marianne! Herzlichst Dein Ödön (ohne R{ })
20
얍 B195 = Ödön von Horváth an Stefan Zweig, Amsterdam, 20.5.1938
Amsterdam, 20. Mai 38 25
Lieber Herr Doktor Zweig,
30
35
40
Sie werden, vielleicht mit gleicher Post, einen Brief meines Verlegers erhalten, und ich will mich hiemit nur der Bitte anschliessen, es wäre wunderschön, wenn Sie paar Zeilen schreiben könnten und ich wäre Ihnen sehr, sehr dankbar. Ich wage es, mich mit dieser Bitte an Sie zu wenden, da ich 얍 seinerzeit mit grosser Freude in Salzburg hörte, dass Ihnen mein Roman gefallen hat. Die paar Zeilen von Ihnen würden dem Buch ungemein viel nützen. Bitte, lassen Sie von sich hören und seien Sie herzlichst und vielmals gegrüsst von Ihrem Ödön Horváth Amsterdam c/o Allert de Lange Damrak 62
1 1–2
B B
báróN ] báróno˝ o˝méltóságaN ]
Ungarisch: Baron Ungarisch: Baronin Ihre Exzellenz
148
Stefan Zweig Collection, Reed Library
Briefe von und an Ödön von Horváth
B196–B197
Lesetext
얍 B196 = Ödön von Horváth an Otto Kleiber, Amsterdam, 23.5.1938
NL 336 (Otto Kleiber), A 68, 3, Univerisitätsbibliothek Basel
Amsterdam, 23. Mai 38 5
Sehr verehrter Herr Doktor,
10
15
20
sofort nach meiner Ankunft hier liess ich Ihnen meinen neuen Roman zusenden – bin schon sehr neugierig, wie er Ihnen gefallen wird! In ungefähr 10 Tagen werde ich wieder in Basel sein. Sehr verehrter Herr Doktor, 얍 ich hätte eine grosse Bitte: wäre es möglich, dass Sie eine kleine Notiz bringen, dass mein Roman „Jugend ohne Gott“ bereits in folgende Sprachen übersetzt wurde: englisch, französisch, holländisch, polnisch, spanisch, tschechisch und ungarisch? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn dies ginge! Mit den besten Empfehlungen Ihr ergebener Ödön Horváth 얍 B197 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Amsterdam, 27.5.1938
Amsterdam, 27. Mai 38
25
Lieber Herr von Arx,
30
herzlichen Dank für Ihre lieben Zeilen! Heute abend fahre ich nach Paris und bleibe dort zirka 8 Tage, dann bin ich wieder in der Schweiz, voraussichtlich in Zürich – auf alle Fälle werden wir uns sicher sehen, ich werde Sie so um den 15. Juni herum besuchen und 얍 freue mich schon sehr, Sie wiederzusehen! Viele liebe Grüsse von Ihrem Ödön Horváth
35
Hotel de l’Univers 63 Rue M. le Prince Paris 6 40
Beste Empfehlungen, bitte, an Ihre Frau!
149
NL Cäsar von Arx, S I 497/Mappe Nr. 129, Zentralbibliothek Solothurn
Briefe von und an Ödön von Horváth
B198–B199
Lesetext
얍 B198 = Verlag Allert de Lange an Ödön von Horváth, Amsterdam, 27.5.1938
Allert de Lange Archives 27 / 560, IISH
27. Mai 1938 B
5
10
Sehr verehrter Herr Horváth, Wir erlauben uns Ihnen anbei einen Vertragsentwurf für Ihren neuen Roman zu übersenden. Wir bestätigen Ihnen noch einmal, dass wir für Ihre früheren Bücher Übersetzungsverträge geschlossen haben mit holländischen, polnischen, tschechischen, französischen und englischen Verlegern und einem Verleger in Buenos-Aires für die Spanischen Rechte. Bis jetzt sind an Vorschüsse von diesen Verlegern ca. Fl. 1.000.gezahlt worden, die wir mit Ihnen verrechnen. Über einen amerikanischen Abschluss wird z.Z. verhandelt, ebenso wie über einen ungarischen Abschluss. Sie können also, abgesehn von den Einnahmen des beiliegenden Vertrags, noch mit grösseren Summen rechnen; die Ihnen fortlaufend ausgezahlt werden. B
15
N
N
mit ergebener Hochachtung ALLERT DE LANGE. 20
Beilage. 얍 B199 = Ödön von Horváth an Lajos von Horváth, Paris, 30.5.1938 25
Herrn Lajos von Horváth Hotel goldener Sternen Bellevueplatz Zürich (La Suisse) B
30
35
N
Paris, 30. Mai 38 Lieber Luc, danke Dir herzlichst für Deine Karte, es tut mir sehr leid, dass ich jetzt nicht in Zürich sein kann, um Dich zu sehen und sprechen! Ich bin erst zu Pfingsten da. Die Wera wirst Du ja inzwischen schon getroffen haben und sprich auch mit dem Ulli Becher! Sei herzlichst gegrüsst und geküsst von Deinem Ödön Grüsse Wera und Ulli von mir! B
3 11 27 37
N
1938N ] VorschüssenN ] Bgoldener SternenN ] BGrüsse f mir!N ] B B
korrigiert aus: 8 korrigiert aus: Vorschüsse gemeint ist: goldener Stern
\Grüsse f mir!/
150
ÖvHG
Briefe von und an Ödön von Horváth
B200–B201
Lesetext
얍 B200 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Paris, 31.5.1938
Allert de Lange Archives 27 / 559–559a, IISH
Paris, 31 . Mai 38 B
N
5
10
Lieber Freund, danke Ihnen bestens für die Übersendung des „Kindes“ – ich habe mit Frau Prensky bereits gesprochen, Plon will die beiden Bücher nicht zusammen bringen, da er es gerade für so sehr gut hält, dass das Buch kurz ist. Mit Siodmak stehe ich in ständiger Verbindung, und ich habe auch noch andere Verbindungen angeknüpft. Werde Ihnen alles genau schreiben, sobald es mir mein Aberglauben zulässt. Bitte, lieber Freund 얍 teilen Sie es mir sofort mit, ob der Vertrag und die 300.- Gulden an mich hierher abgegangen sind. Bis jetzt habe ich noch nichts erhalten und ich bin in grosser Sorge, ob nicht etwa um Gotteswillen verloren gegangen ist. Schreiben Sie mir, bitte, sogleich! Viele, viele herzlichste Grüsse von Ihrem Ödön Horváth B
15
20
N
얍 B201 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 1.6.1938
Amsterdam-C, den 1. Juni 1938 Damrak 62 25
Herrn Ödön von Horváth 63, Rue M. le Prince Hotel de l’Univers PA R I S VIe. 30
Mein lieber Horvath,
35
Herzlichen Dank für Ihre Briefe. Ich schicke Ihnen heute Vertrag und Geld. Entschuldigen Sie die kleine Verzögerung. Es war sehr schön mit Ihnen hier. Hoffentlich haben Sie in Paris etwas Glück. Werfel ist, wie ich höre, in Paris. B
40
N
Alles Gute Ihr W. Landauer B
4 13 37 40
N
31N ] nicht f GotteswillenN ] BWerfel f in Paris.N ] BW. LandauerN ] B B
3[0]|1| [das { }] |nicht f Gotteswillen| \Werfel f in Paris./ \W. Landauer/
151
Allert de Lange Archives 27 / 561, IISH
Briefe von und an Ödön von Horváth
5
B201
Beilagen. 1Quittung 1Banknote in Höhe von hfl. 100.- Nr. AR. 011530 1 “ “ “ “ hfl. 100.- Nr. AE. 106246 1 “ “ “ “ hfl. 100.- Nr. AW. 042182
152
Lesetext
Lesetext
Briefentwürfe
153
Briefentwürfe
BE1–BE4
Lesetext
얍 BE1 = Ödön von Horváth an Karen und Dorice, Berlin, 10.2.1927
ÖLA 3/W 224 – BS 47 aj, Bl. 1v
Berlin W 30 am 10. II. 27. 5
Meine liebe Karen, liebe Dorice,
10
vor allem: ich danke Euch herzlichst für Euere lieben Zeilen. Ich denke viel an Murnau – an Euch, an den Schnee, an das Land. – Jetzt ist Jakob \Abbruch der Bearbeitung\ 얍 BE2 = Ödön von Horváth an Karen und Dorice, Berlin, 10.2.1927
ÖLA 3/W 224 – BS 47 aj, Bl. 1v
Berlin W 30 am 10. II. 27
15
Meine liebe Karen, liebe Dorice, 20
vor allem: ich danke Euch herzlichst für Euere lieben Zeilen. Ich denke viel an Murnau – an Euch, an den Schnee, an das Land. Hier ists grau, wie es mir in allen Städten erscheint. \Abbruch der Bearbeitung\
25
얍 BE3 = Ödön von Horváth an Flachs, Ende 1929
30
ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 37
Mein lieber Flachs, indem dass ich Dir zu Deiner Verlobung gratuliere und es aufrichtig bedauere, nicht ein \Abbruch der Bearbeitung\ 얍 BE4 = Ödön von Horváth an Ernst Fürst, nach dem 13.3.1930
35
40
ÖLA 3/W 364 – o. BS, Bl. 1, 1v, 2, 3, 3v, 4
얍 Offener Brief
Bl. 1
Lieber Herr Fürst, in Ihrem „Murnauer Tagblatt“ No 60 vom 13. März 30 steht ein Artikel über das neue Reichsbühnengesetz, zu dem ich als Fachmann einiges zu sagen hätte. Zunächst: das geplante Reichsbühnengesetz kenne ich nicht und will daher also annehmen, dass es stimmt, was in dem Artikel steht. Ich will hier nur meinen persönlichen Standpunkt darlegen: ich bin absolut für das Vereinstheater, sofern es nicht berufliche Schauspieler zu Grunde richtet und in bitterste Not stösst. In diesem Falle bin ich „Materialist“ und lehne das „Ideelle“ der Vereinsspielerei ab. B
40
B
will daherN ]
[will daher] |nehme daher|
154
N
Briefentwürfe
얍
BE4
Lesetext
Im vorigen Herbst wandte sich das Kartell Hamburger Künstlerverbände an mich, um ein Gutachten über einen Neubau der dortigen Kammerspiele abzugeben. Ich erklärte damals alles in einem Satz: „Billigere Platzpreise!“ Dann aber: in dem Artikel stehen die schwersten Vorwürfe gegen das Berufsthea얍 ter , die sich durch völlige Unkenntnis des Sachverhalts und durch engstirnige Bosheit auszeichnen. Man muss so scharf werden, denn der anonyme Verfasser greift hier ein wirkliches deutsches Kulturgut an, auf das das deutsche Volk stolz sein darf. Dem anonymen Herrn dürfte es anscheinend völlig unbekannt sein, dass Deutschland die besten Bühnen der Welt besitzt – und, dass dies vom ganzen Ausland gewürdigt wird. Der Artikelverfasser scheint es nicht zu wissen, woher die Not des heutigen deutschen Theaters stammt. Das ist nicht der „Zeitgeist“, sondern die Schuld der Autoren, die Stücke schreiben, die die Masse des Volks nicht interessiert. Letzthin 얍 also ein Ausfluss jener verhängnisvollen Entwicklung unserer Kunst zur „Klassenkunst“ – die nur der versteht, der genügend vorgebildet ist. Zur Bildung gehört aber bekanntlich Geld, falls nicht eine ausserordentliche Energie vorhanden ist. Und wieviele haben die? Kino und Radio haben wohl dem Theater geschadet – wieso zählt aber der Verfasser Kino und Radio als materiellen Geist. Völlig idiotisch ist nun, was er über die Berufsbühnen schreibt: die Berufsbühnen predigen nicht die Unmoral – das ist eine unverschämte Behauptung. Als ein Autor, der für die Berufsbühnen schreibt, muss ich eine solche Behauptung energisch zurückweisen! Der Verfasser steckt in den geistigen Kinderschuhen, sofern er nicht zu unterscheiden weiss, wann 얍 ein Stück die Unmoral predigt. Der Verfasser verwechselt anscheinend zwei Momente: er meint ein Stück sei unmoralisch, wenn es unmoralische Zustände aufdeckt – die beliebte Auffassung der Flachköpfe. Der Verfasser ist in seinen eigenen Augen ein „edler“ Mensch, in meinen ein kompletter Idiot. Er muss es doch wissen, es gibt kein deutsches Stück, das die Unmoral predigt! Allerdings sind die Bühnen heutzutage leider oft gezwungen, 1.) infolge des hohen Platzpreises , 2.) infolge des Publikums, das sich diese Platzpreise leisten kann – billige Lustspiele aufzuführen, um dann wieder Kunst bringen zu können. Dass das Publikum nur Sensationen sucht, ist ebenso idiotisch. Der Kulturwille des Volkes ist stark. ÷ Der Verleger ist nach den Tantièmen, aber in erster Linie doch der Autor. ÷ B
B
Bl. 1v
N
N
B
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Bl. 2
N
B
N
10
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B
N
B
20
B
N
N
B
25
N
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N B
30
B
N
N
B N
B
35
1–3 2 4–5 6–7 18 18 19 24–25 26–28 28 30 31 32
Im f Platzpreise!“N ] GutachtenN ] BBerufstheaterN ] Bgreift hierN ] BTheaterN ] BzähltN ] Bmateriellen Geist.N ] BDer f Momente:N ] BDer f wissen,N ] B esN ] BPlatzpreisesN ] B N] Bidiotisch.N ] B B
Bl. 3
N
\Im f Platzpreise!“/ [Urteil] |Gutachten| [The] |Berufstheater| [dieses] |greift hier| [{ }]|The|ater [nennt] |zählt| materiellen[\,/] [{Gei}] |Geist.| [Ich kenne keinen einzigen] |Der f Momente| [Der Verfasser] ||Bl. 3v|| |Der f wissen,| korrigiert aus: Es Pla\t/zpreises [ernste] [dü] |idiotisch.|
155
Bl. 4
Briefentwürfe
BE5–BE7
Lesetext
얍 BE5 = Ödön von Horváth an Heinrich Mann, nach dem 4.4.1930
5
10
15
ÖLA 3/W 364 – o. BS, Bl. 21, 22
얍 Sehr verehrter Herr Heinrich Mann, indem ich Ihnen zu allererst danke, dass Sie sich mit der Bj. L.N beschäftigen, erlaube ich mir einiges zu sagen, natürlich nur für meine Person und keineswegs im Namen der anderen 23. Was Sie über den einen sagten, erschüttert mich. Natürlich ist das völliger Idiotismus. Überhaupt bilden wir Jungen uns viel zu viel ein. Wir werden verhätschelt, wir sind obenauf, weil die BAltenN zusammengebrochen sind, nicht durch uns Jungen – aber wir tun nur zu oft, als hätten wir gesiegt. Weiter: Bder Satz über „wir Bsind dafür,N 얍 dass es den anderen gut geht, damit es auch uns gut geht“ und „wir können nicht bessern, das haben wir eingesehen.“N Wer, wie ich, nichts Grosses geleistet habe, sondern verkommen war und sich langsam emporgearbeitet habe, weiss, dass auch die Literatur ihr Gutes hat. Und wenn man nur in der Gunst einer Frau steigt, dass sie einem mehr liebt, weil sie stolz darauf ist, es mit einem zu tun, der ein Feuilleton verfasste.
Bl. 1
Bl. 2
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얍 BE6 = Ödön von Horváth an Marita Hasenclever, vor dem 26.10.1931
Liebes Fräulein, indem, dass ich es einsehen muss, dass die Manuscripte von meinen Stücken infolge ihrer Satzstellung und Regiebemerkungen und angedeutetem Dialekt äusserst schwierig zu vervielfältigen sind, muss ich gerne feststellen, dass Sie dies sozusagen fehlerlos tun. Besonders meine „Geschichten“ die wo ein sehr langes Stück sind, haben Sie innerhalb 24 Stunden vervielfältigt, gebunden – mit einem Wort: fix und fertig gehabt. Über das man sich nur wundern kann. B
25
ÖLA 3/W 365 – o. BS, Bl. 13
N
30
얍 BE7 = Ödön von Horváth an Francesco de Mendelssohn, Herbst 1932
35
Mein lieber Francesco, beiliegend die neue Fassung. Den Untertitel wählte ich, er drückt das balladeske aus – und Liebe und Zeit! Eine Anspielung im Titel auf das Oktoberfest liess ich weg, weil das Oktoberfest an sich nicht das Wichtige ist.
4 9 11–12 11 24
j. L.N ] AltenN ] Bder f eingesehen.“N ] Bsind dafür,N ] Bdie f StückenN ] B B
gemeint ist: jüngsten Literatur [{E }] |Alten| [die Sachlichkeit] |der f eingesehen.“| [gehen] |sind dafür,| [meine Stücke] |die f Stücken|
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ÖLA 3/W 362 – o. BS, Bl. 1v
Briefentwürfe
BE8
Lesetext
얍 BE8 = Ödön von Horváth an das Kleine Theater in der Praterstraße in Wien, Herbst 1935
Als ich vor einem halben Jahr von der erfolgreichen Aufnahme meines Stückes „Kas. und Karoline“ in Wien erfuhr, habe ich mich sehr gefreut, denn ich habe es immer gehofft und geahnt, dass meine Stücke gerade in Wien Verständnis finden müssten. Denn genau wie der Verfasser, sind auch seine sogenannten Kinder „K. u. K.“ Erzeugnisse – d.h. sie streben nach Wahrheit, trotz der Illusion, dass es eine solche nicht gibt oder nicht geben darf. Als mein Stück 1932 in Berlin uraufgeführt wurde, schrieb fast die gesamte Presse, es wäre eine Satyre auf München und auf das dortige Oktoberfest – ich muss es nicht betonen, dass dies eine völlige Verkennung meiner Absichten war, eine Verwechslung von Schauplatz und Inhalt ; es ist überhaupt keine Satyre, es ist die Ballade vom arbeitslosen Chauffeur Kasimir und seiner Braut mit der Ambition, eine Ballade voll stiller Trauer, gemildert durch Humor, das heisst durch die alltägliche Erkenntnis : „Sterben müssen wir alle!“ Unabhängig von den zeitlich bedingten Kostümierungen ist und war es in Berlin immer Sitte zu fragen: „Gegen wen richtet sich das?“ Man hat nie gefragt: „Für wen tritt es ein?“ Das „Gegen“ war und ist dort immer wichtiger, als das „für“. Ich habe die Wiener Aufführung noch nicht gesehen und ich freue mich sehr, dass Herr Lönner sie wieder im Spielplan aufgenommen hat, und zwar aus dem egoistischen Wunsch, sie sehen zu können. Und es freut mich umsomehr , dass ich B
5
B
N
B
B
N
N
B
B
10
B
N
NNN
B
B
N
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B
N B
N B
N
15
B
N
B
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B
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B N
20
B
N
B
B
B
NN B
4–9
B
5 5 6 7–9 9 9 10 11 12 12 12–13 15–16 17 17 18 19 19 20 21–22 21 21–22
B
Als f darf.N ]
„Kas. und Karoline“N ] gefreut, dennN ] BmeineN ] BDenn f darf.N ] Boder f darf.N ] BnichtN ] Bfast dieN ] Beine SatyreN ] Bmeiner AbsichtenN ] Bwar,N ] Beine f InhaltN ] Bdie f ErkenntnisN ] BUnabhängigN ] BbedingtenN ] Bdas?“N ] B N] BdortN ] BgesehenN ] Bdass f können.N ] BaufgenommenN ] Bund f können.N ] B
22–158,2 BUnd f werde.N ] 22
B
umsomehrN ]
N
N
N
B
B
N
[„K] [|„Kasimir und Karoline“ ist|] [|Durch einen Zufall erfuhr ich [über] |von||] [|Ich habe [kei] |keinerlei| Talent,|] [|Leider [fehlt mir] |bin ich nicht im Stande,| über irgendeines meiner Stücke, irgendetwas zu erzählen. Ich kann meine Stücke nicht erzählen, es [sind] |ist| [mir] |immer| die { } Form, wie ich es ausdrücken kann.|] |Als f darf.| gemeint ist: Kasimir und Karoline gefreut[.]|,| [–]|denn| [erstens] [meine] [|gerade|] \Denn f darf./ [–] |oder f darf.| \nicht/ [die]|fast die| ein\e/ [Stück] |Satyre| \meiner Absichten/ war\,/ \eine f Inhalt/ [das]|die| [Bewustsein] |alltägliche Erkenntnis| [E] |Unabhängig| korrigiert aus: bedingsten das[“] |?“| [\dort/]f x xdort gesehen[,] [Sie sehen] |dass f können.| [untergebracht] |aufgenommen| (1) [damit] |dann kann ich sie sehen.| (2) \und f können./ [Da ich die Künstler, die es spielen kenne, freut es mich, sie in diesen Rollen sehen zu können.] |Und f werde.| [{ }] |umsomehr|
157
ÖLA 3/W 241 – BS 64 a, Bl. 1
Briefentwürfe
BE8–BE10
Lesetext
die Darsteller, die ich in anderen Stücken und Rollen als wahrhafte Künstler kennen und schätzen gelernt habe, in meinem Stück sehen werde. B
N
N
5
얍 BE9 = Ödön von Horváth an Georg Marton, Henndorf, 10.7.1937 얍 Henndorf / bei Salzburg
10
20
25
Bl. 4
Lieber Herr Marton, vor allem möchte ich Ihnen nur nochmal sagen, dass ich mich sehr freue, dass Sie auf meinen Vorschlag eingegangen sind! Hoffentlich, unberufen, toi-toi-toi! – geht alles so, wie wir es uns denken! Nun, lieber Herr Marton, bitte ich Sie nur um folgendes: ziehen Sie mir 얍 von den 300,– Schilling 27,55 Schilling ab und behalten Sie die im Verlag – der brave Csokor, der es in Wien für mich auslegte, wird es abholen. Dank im Voraus! B
15
10. Juli 37
ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 4, 4v
Bl. 4v
N
Von Zuckmayer kam ein Telegramm, er muss leider noch einige Tage in London bleiben. Somló schreibe ich mit gleicher Post. Bitte, schicken Sie ihr das Exemplar! Mein neues Stück werden Sie in zwei Wochen haben. Herzlichst grüsst Sie Ihr Ödön Horváth 얍 BE10 = Ödön von Horváth an Wera Liessem, nach dem 26. Oktober 1937
Liebes Werchen, eben erhalt ich mein Buch und ich schick es Dir sofort zu. Ich bin so froh, dass er Dir gefällt und grüsse Dich in Freundschaft Dein alter Ödön B
1
B
ich f RollenN ]
(1) es spielen werden (2) \ich f Rollen/
14 27
B
SchillingN ] ichN ]
Schilling[,] \ich/
B
158
N
ÖLA 3/W 148 – BS 26 a [1], Bl. 13
Lesetext
Briefabschriften Franz Theodor Csokors
159
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA1
Lesetext
얍 BA1 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Sallach, 12.8.1933
5
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An Ödön von Horvath1 Wien III Rennweg 41
Liebster Ödön, hoffentlich fühlst Du Dich in meiner Wohnung so wohl wie ich mich in diesen Nachwehen von dem dalmatinischen Kongreß, die ich bei meinem Freund und Streitgenossen in dieser so peinlich verlaufenen Sache, Jan Fabricius, am Wörthersee verlebe. Deine „Unbekannte aus der Seine“ bringt also das „Theater der Neunundvierzig“ im Keller des Hôtel de France als nächste Premiere? Das Stück gehört natürlich auf eine richtige Bühne, und es ist eine Affenschande, daß in einem Land, wo man vorderhand noch das Maul aufmachen kann, und nicht nur zum Fressen, sondern auch, um etwas zu sagen wie Du – damit in eine Katakombe gegangen werden muß. Und das ist um so widerlicher, als sich unsere Art, Stücke zu schreiben, die Mahnungen zur Menschlichkeit sein sollen, ohnehin das Deutschland von heute verschließt. Die Nachricht, dass Du dort als „entartet“ nicht mehr gespielt wirst, ist mehr wert als jeder Literaturpreis – sie bestätigt Dir öffentlich, daß Du ein Dichter bist! Auch ich habe das drohende Verbot meiner Stücke, von denen eines eben geprobt wird und ein anderes schon ausgedruckt vorliegt, als hohe Auszeichnung betrachtet. Dabei gibt man sich drüben Mühe, mich zu halten: ein eigenhändiger Brief eines maßgebenden Berliner Kollegen forderte mich zum Widerruf meiner Unterschrift bei dem Penklub-Protest auf; ich erwiderte ihm, was er wohl antworten würde, wenn man ihm zumuten sollte, um privater Vorteile willen sich selbst zu verleugnen? Auf Bruckners Versuch, sich mit dem, was dort angebrochen ist, auseinanderzusetzen in einem Stück, bin ich wirklich gespannt. Dazu müßte man ein Nestroy sein, hast Du mir unlängst geschrieben, und es stimmt, daß sich das Unmenschliche wirksamer als Komödie gestalten läßt, denn im Tragischen herrscht noch immer das Bedürfnis nach einer menschlichen Durchdringung des Bestialischen, selbst ein Richard der Dritte erklärt sich, ein Macbeth ergreift – doch die Komödie kann die Bestialität in ihrer nackten Reinkultur zeigen; Du hast das schon in Deinen „Geschichten aus dem Wienerwald“ bewiesen, und vor Dir hat Nestroy die Ära des guten Kaiser Franz und diesen selbst in seinem „Häuptling Abendwind“ dämonisch verkörpert. Bruckner kann in seinen „Rassen“ allerdings nur einer Teilerscheinung der deutschen Enthumanisierung gerecht werden, im biologischen Sektor. Die letzte Konsequenz, jene der Menschenfresserei, wird bei Nestroy gezogen. Ob unsere Zeit auch noch dahin gelangt –? Hauptsache, daß von uns der Krieg gegen die als heilsame Härte gepredigte Ab얍 schaffung der Menschenrechte im Dritten Reich an der ganzen Front aufgenommen wird! Das geschieht bei Dir in der „Unbekannten aus der Seine“ auf dem erotischen Sektor, wo alle chthonischen Mächte einzudringen vermögen. Diesen Krieg führe ich seit meiner „Gesellschaft der Menschenrechte“ bewußt in meinen Stücken; auch mein neues dient einem solchen Ziel! Beziehen wir unsere Posten! Kämpfen wir! Wenn einer fällt, darf sein Platz nicht lange leer stehen. Los! Dein Franz Theodor B
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40
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Sallach, Kärnten c/o Jan Fabricius 12. August 1933
23
B
Berliner KollegenN ]
N
gemeint ist: Hanns Johst
160
ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA1–BA2
Lesetext
1
5
Ödön von Horvath, eng mit dem Schreiber dieses Briefes befreundet, hatte für sein Stück „Geschichten aus dem Wienerwald“, einer schonungslosen Abrechnung mit der österreichischen Sentimentalität, 1931 den Kleistpreis erhalten. 1938 ging der 1902 in Fiume Geborene freiwillig in die Emigration und wurde am 1. Juni desselben Jahres in Paris durch einen vom Sturm geknickten Baumstamm getötet.
얍 BA2 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Zürich, 30.11.1933 10
An Ödön von Horvath Henndorf bei Salzburg Gasthof Bräu
Zürich, Hotel St. Peter 30. November 1933
Liebster Ödön, 15
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40
bist Du nun über die Grenze wieder heim zu uns –? Gott sei Dank! Was Du mir nämlich über Deine Erlebnisse in Murnau mitteilst,1 wundert mich nicht im geringsten. Wir sind ja alle schon mitten in der Emigration, ob wir noch in Bayern wohnen oder bereits in Wien. Nur hier in der Schweiz wird es die erste Zuflucht geben, ehe wir uns über die Welt zerstreuen. Nie habe ich das, was über uns hängt, so deutlich gespürt als an jenem vernebelten Novemberabend der Premiere von „Rassen“ im Zürcher Schauspielhaus. Von der Bühne herab schrieen und klagten Sätze, die man in Deutschland nicht mehr und bei uns in Wien nur gedämpft über die Lippen bringt, Worte, die den Teufel endlich beim Namen nennen, der sich auch kräftig auf den Schwanz getreten fühlt. Als der Vorhang zur Pause fiel und der aus Paris gekommene Bruckner stürmisch gerufen wurde, zischte neben mir eine fette Ratte mit borstigem Schädel und einem graugrünen Trachtenrock: „Pfui! Pfui!“ und rannte durch den begeistert klatschenden Zuschauerraum ab. Dabei liefern „Rassen“ bloß ein gelindes Exempel. Noch sind keine Synagogen darin verbrannt, keine Friedhöfe geschändet, und dem jüdischen Großkapital wird eine Unterstützung der Volksbewegung entsprechend honoriert. Künftig freilich kommen Bruckners Helden nicht so billig davon mit einer Ausreise nach Palästina oder nur bespuckt und geprügelt wie sein Siegelmann! Daß das, was sich zwei Bahnstunden von hier abspielt, erst den Beginn unausdenkbarer Scheußlichkeiten bedeutet – das fürchtet man hier, und deshalb prasselte der Beifall so laut für den Dichter, der uns damit in dem letzten freien deutschen Raum so nachdrücklich gewarnt hat. Leben wir neben unseren gepackten Koffern, mein Lieber, lernen wir Englisch, Nähen und Kochen. Und schreiben wir trotzdem unsere Stücke und unsere Bücher weiter – dann bedeutet alles, was sich in jener verwandelten Welt drüben abspielt, nichts als Stoff für uns, den wir vielleicht einmal zu formen haben. Auf bald! Dein Franz Theodor
45
1
Eine Hausdurchsuchung hatte bei Horvath in Murnau in seiner Abwesenheit stattgefunden.
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA3
Lesetext
얍 BA3 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Semmering, 29.12.1933
5
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Hotel Erzherzog Johann, Semmering 29.12.1933. An Ödön von Horváth, Gasthof Bräu, Henndorf bei Salzburg. Liebster Ödön, aus dem „Erzherzog Johann“, der Semmeringgrenze zwischen Niederösterreich und Steiermark, wo zwischen den schneebeladenen Tannen vor meinem Fenster ein unwahrscheinliches Abendrot brennt, schicke ich dir meine Neujahreswünsche in deinen Henndorfer Gasthof, darin du wohl zwischen Poltergeistern und weissen Frauen an der Arbeit bist. Wirst du dort sehr behelligt von den Hausgespenstern oder kommst du gut vorwärts? Schliesslich hast du ja noch, solltest du inzwischen heimgekehrt sein, deine nicht minder makabre Arbeitsstätte in dem Beisel der Schönlaterngasse, wo dir die Umgebung Gescheiterter beiderlei Geschlechtes auch eine produktive Atmosphäre für Figuren aus dem Zwielicht der Zeit bietet, wie sie deine „Unbekannte aus der Seine“ bevölkern. Warst du übrigens je in der jüdischen Kleinkunstbühne, die man am Franz Josefs Kai eröffnet hat? Dort spielen sie ein Stück des chassidischen Mystikers I.L. Perez und das über meinen goischen Rat: es heisst „Die goldene Kette“, und du musst es unbedingt sehen! Vier Generationen von Rabbiner lösen darin einander ab: der tanzende Rabbi, für den höchste Lebenslust und Gott eins wird, er will die Formel nicht sprechen, die die Sabbathruhe beendet, er möchte das ewige Fest! Sein Sohn Pinkas, der schwarze Rabbi, spricht sie hinter seinem Rücken. Er ist als Rabbi der Mann des Gesetzes, der der Tochter den Bräutigam verbietet, einen jüdischen Arzt, der seinen Glauben verlor. Der Blitz trifft das Haus des Gottlosen, doch der triumphiert, er war ja versichert. Aber an seinem Kind geschieht die Rache - es kommt blind zur Welt. Der Bruder der unseligen Frau folgt dem Vater in der „Goldenen Kette“, ein Zweifler, und die Gemeinde merkt das und wendet sich von ihm ab, und sein Sohn wieder ist ein schwaches lebensuntaugliches Kind, die goldene Kette ist abgerissen - und die Gemeinde sieht sich vor einer schreckensvollen Zukunft in einer finsteren Ahnung, die heute schon die ganze Judenschaft erfüllt. Diese jüdische Direktion wollte ursprünglich die bewährte Posse „Lillis Erbschaft“ spielen und sie sind jetzt glücklich, dass sie über meinen Vorschlag den Perez wählten. Allabendlich ist das Haus voll, die Leute sind erschüttert von dem Stück. Ein Freund, der aus Polen kam, erzählte mir übrigens, dass dort die gleiche Stimmung herrsche, in den galizischen Gemeinden tue man Busswerke aller Art vor dem schweren Schicksal, das in Deutschland begonnen hat. Und es wird wohl nicht nur dem aus-얍erwähltem Volke gelten, was unserer Welt bevorsteht. Nun - wir beide tun unsere Arbeit jenseits davon: sie ist unsere Busse, sie soll unsere Rechtfertigung sein! „Scholen alejechem!“ - so verabschieden sie sich dort - der Friede sei mit dir! Scholem alejchem, mein Ödön! Dein alter Franz Theodor
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA4
Lesetext
얍 BA4 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, ohne Ort, 28.5.1934
An Ödön von Horváth Wien I. Dominikanerbastei 6
28.5.1934.
5
Liebster Ödön,
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höre eben, dass du von Berlin zurückkamst - heil zurückkamst, und das will etwas heissen. Aber du hattest ja deinen frischen ungarischen Pass - wer also hätte dir bei der Liquidation deiner dortigen Angelegenheiten etwas anhaben können? Und so konntest du alldas sehen, was ich mir nicht leisten darf, weil ich nicht davor das Maul halten würde. Du sperrst es in dir ein, kommst zurück und schreibst es dir hier herunter so grausig wie es gewesen ist, die nackte braune Wahrheit. Hätten die draussen das an dir gewittert - auch dein ungarischer Pass wäre kein Schutz für dich gewesen. Du wohnst bei einer alten Gräfin im dritten Stock, höre ich? Am 16. Juni verreise ich für anderthalb Monate; falls es dir dort nicht passt und du wieder zu mir ziehen möchtest, so sei mein Gast! Ich transportiere Bruckner junior nach Nizza und wünsche mir auch Marseille zu sehen, den Misthaufen des Mittelmeeres. Meine Telefonnummer ist hier nach wie vor U 19855. Aber nur bis 16. dieses. „Hin und Her“ heisst dein neues Stück. Das weiss ich auch schon. Wäre es etwas für Beer in der Scala? Ist der schnurrende Pfeffer noch dein Verleger? Und die andern -? Warum drucken die Burschen nichts von dir? Warum spielt man dich nicht -? Gut, in Deutschland Hitlers hast du nichts zu suchen, und es wäre traurig, würde es anders sein! Aber hier -? Und in der Schweiz -? Und in deinem zweiten Vaterland Ungarn, wo du doch dich selbst übersetzen könntest? Dass man mich nicht aufführt begreife ich. Meine „Gesellschaft der Menschenrechte“ steckt ihnen noch hier im Hals. Ausserdem heisst es für einen österreichischen Dichter nach Goethe: Stirb und werde -! Doch vor allem: Stirb erst einmal! Du hingegen giltst unter uns als Fremder, obwohl du es nicht bist! Du warst noch in der Monarchie zur Welt gekommen in einer ungarischen Stadt an der Küste von Kroatien, die einen italienischen Namen trägt: Fiume! Heute ist sie wieder Italien - zur Hälfte, und auch das nur bis auf weiteres. Wer müsste jetzt demnach gespielt werden, wenn nicht du? Bleibt nur ein Hindernis: Die Stücke sind zu weit dieser Zeit voraus. Traurig genug, zu spät zu kommen! Und noch viel trauriger, zu früh da gewesen zu sein! Wie Büchner. Wie du. Trotzdem arbeite fort! Ich spüre eine Welt hinter deinen Stücken, und der Tag, da auch andere das fühlen werden, kommt! Ruf mich gleich an! Und sei umarmt vom Herzen Deines alten Franz Theodor
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163
ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA5
Lesetext
얍 BA5 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Nizza, 2.7.1934
5
An Ödön von Horvath Wien I, Dominikanerbastei 6
Nizza, 6, Avenue du Chateau de la Tour c/o F. Bruckner 2. Juli 1934
Liebster Ödön, 10
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hier erlebe ich etwas vielleicht auch und noch Bevorstehendes als Wirklichkeit: die Emigration! und obendrein die Prominenz der deutschen Emigration. Werden wir aber mit solchen Spitzen prunken können wie hier? Heinrich Mann, René Schickele, Annette Kolb, um mit dreien zu beginnen, die es nicht nötig gehabt hätten nach der Meinung der Daheimverbliebenen? Und unter den „andern“ Schalom Asch, Theodor Wolff, Walter Hasenclever, Hermann Kesten, Josef Roth, Valeriu Marcu, Julius Meier-Gräfe, Ludwig Marcuse? Und ob wir ausserdem wie jene in dieser paradiesischen Gegend die „Tausend Jahre“ des Dritten Reiches abwarten dürfen, steht ebenfalls dahin. Bisher hatten Österreicher wie unsere sozialistischen Februarkämpfer keine solche noblen Zufluchtsorte; uns stand Brünn, Prag, Agram und äusserstens noch Zürich offen! Die hier „Zugereisten“ sind seit dem 30. Juni sehr hoffnungsfreudig. „Der Reichskanzler ernennt und erschiesst seine Funktionäre eigenhändig“, witzelte man hier und erwartet täglich eine sichere Rebellion der auf Röhm eingeschworen gewesenen SA. Die rechnen hier nicht mit dem deutschen Subordinationsbedürfnis; „ihre tiefste Lust ist der Gehorsam“, heisst es im „Zauberberg“, und Thomas Mann kennt seine Deutschen, muss man sagen! Seinen Bruder Heinrich sehe ich hier täglich – vor dem „Negresco“ an der Promenade des Anglais. Beileibe, dass er dort wohnen würde, sein Quartier liegt stadteinwärts in der Rue du Congres 11. Dori, der ihn kürzlich besuchte, fand ihn sehr begeistert von seinen „Rassen“, die er gelesen hatte, und ebenso verbittert über die verlassene Heimat. Keinesfalls, versicherte er Dori, wolle er je wieder nach Deutschland zurück, selbst wenn die Dinge sich dort ändern sollten, weil er diesen Menschen nicht mehr glauben könne, selbst wenn sie schwören würden, für sie sei alles vorbei. Doch was treibst Du -? Kommt bei Dir endlich das Don-Juan-Stück an die Reihe, von dem Du mir und Ibach1 erzähltest, als wir ihn im Spital besuchten, wo er mit herausgeschälten Halsmandeln lag? Du brachtest ihm damals einen Strauß spitzer roter Paprikafrüchte, und der Arme hatte solche Schmerzen, schon beim Lachen darüber, er könne das teufelsscharfe Zeug auch nur riechen. Was mich betrifft, so möchte ich von hier noch zu meinem Freund Emil Alphons Rheinhardt in die Provence nach Le Lavandou und von dort nach Marseille - dann aber kehre ich heim, denn auch mich plagen 얍 hier einige Stück-Pläne. Und ich freue mich zudem ehrlich auf unser Wiedersehen - Du gibst einem ja so viel Mut zur Arbeit, auch ins scheinbar Vergebliche hinein. Denn das ist nicht vergeblich, was wir tun, jeder auf seine Art, wir zwei. Wir nehmen darin Stellung zu einer Zeit, in der in unserer Generation - und Dich rechne ich trotz deiner 34 Jahre zu uns - die Humanisten sind und in einer einst für revolutionär geltenden Jugend die Reaktionäre. Unsere Rolle wird also auf jeden Ausgang hin die bessere bleiben, selbst wenn man sie uns daheim nicht mehr zu Ende spielen lassen wird.
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA5–BA6
Lesetext
Grüße vielmals die brave „Katze“!2 Und Hertha, die an einem Roman schreibt! Und Deine holländischen Bekannten! Kurz, die ganze Schlangenfarm! Und bleib bei Deiner Arbeit - oder wie der selige Peter Altenberg sagte: Wirf’s in die Welt und laß dich kreuzigen! 5
In diesem Sinne immer Dein Franz Theodor
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P. S. Die „Katze“ soll doch unter Berufung auf mich Beer vorsprechen - einen solchen sauberen geraden, entschlossenen Typ wie sie wird er vielleicht brauchen können? 1
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Dr. Alfred Ibach, Dramaturg und bei Kriegsende 1945 Direktor des Josefstädtertheaters in Wien, starb dort nach dem Krieg. Er war ein enger Freund Horvaths gewesen. 2 „Die Katze“, die Schauspielerin Vera Liessem, mit Horvath befreundet und mit Hertha Pauli, die zu Horvaths engerem Kreis zählte. 얍 BA6 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Salzburg, 20.8.1934
An Ödön von Horvath Wien I, Dominikanerbastei 6
Salzburg Hotel Münchener Hof 20. August 1934
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Mein Lieber, eine Vereinigung österreichischer Intellektueller, an ihrer Spitze Max Mell und Franz Werfel, soll eine Adresse an den neuen Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg gerichtet haben - die Veröffentlichung geschah in der Sonn- und Montagszeitung -, worin sie ihn auf das herzlichste begrüsst. Schuschnigg ist ein kultivierter Mann und eindeutig auf Österreichs Autonomie bedacht gewesen in jenen gefährlichen Tagen. Wieweit er in die tragischen Februarereignisse verwickelt war, die erst die Julitragödie ermöglichten, weiss ich nicht, ich weiss nur, dass er damals eine ihm von Dollfuß angebotene Auszeichnung mit der Begründung abwies, er könne keinen Orden für Verdienste in einem Bürgerkrieg annehmen! Du wirst ja jetzt bald zu Zucks nach Henndorf kommen, aber ich werde dann gerade wieder weg sein - entweder für paar Tage in Wien oder bei Egon in Kufstein. Im Salzburger Café Bazar drängen sich vier Erdteile, und an dem Lokal vorbei schäumt „mit Recht“, wie Polgar schreibt, die Salzach, die Hochwasser führt. Mehring1 unterbrach hier die Fahrt nach Paris, angeblich nur im Pyjama, weil er erfuhr, der Schlafwagenzug würde wegen Vermurung der Salzach über das braune München nach Paris geleitet. Jedenfalls wurde er hier „der Vermuhrte“ getauft. Ich selbst bin - ohne Behelligung - bei einer Fahrt nach Zell am See im Autobus statt über Hallein über deutsches Gebiet umgelenkt worden; einer Panne wegen hielten wir uns dort, in Reichenhall, eine halbe Stunde auf. Im Gegensatz zu dem lärmenden Salzburg schweigende Passanten auf den Gehsteigen, an deren Rand schwarze SS patrouillierte - „ein bewachtes Volk“, war mein Eindruck, und ich atmete auf, als ich bei Lofer wieder österreichischen Boden unter mir spürte.
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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Lesetext
Wenn etwas Wichtiges ist, schreib mir Kufstein, Thierseestraße 4/ c/o Dr. Egon Friedell! Vom Herzen umarmt Dich und die brave Katze Dein alter Franz Theodor 1
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BA6–BA7
Der Schriftsteller Walther Mehring, der dem Freundeskreis um Horváth angehörte.
얍 BA7 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 19.10.1936 (vgl. B95)
An Franz Theodor Csokor Wien III Rennweg 41. 19. Oktober 1936
Absender: Ödön Horvath Budapest-Margitsziget Hotel Palatinus
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Lieber Csokor,
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vor allem die allerherzlichsten Grüsse! Leider muss ich nun noch hier bleiben, und zwar bis ungefähr Mittwoch, aber Donnerstag bin ich sicher wieder in Wien. Mit Rozsi Meller hab ich gesprochen, auch mit Direktor Arthur Bardos - er will meine Stücke lesen. Werden sehen, ob etwas geschieht, ich glaube es kaum. Aber heute bin ich von Bartsch (amerikanisch-ungarischer Bühnen- und Filmagent, mit dem Horvath die Dramatisierung einer Novelle des ungarischen Dichters Koloman von Miksath besprach) auf zwei bis drei Tage ins Hotel Palatinus auf der Margaretheninsel eingeladen, habe viel mit ihm zu arbeiten. Also Wiedersehen, mein lieber guter Csokor - es umarmt dich Dein Ödön P. Ruf mal die Katz an, hie und da, wie es ihr geht - sie wird sich sehr freuen! Sei herzlichst umarmt von Deinem Ödön. Bemerkung des Autors: Dies ist eines der wenigen noch erhaltenen Schreiben des Dichters Ödön von Horvath an mich. Die zahllosen Briefe, die er mir ins Exil sandte und in denen er - selbst freiwillig in die Emigration gegangen - mich bat auszuharren, gingen bis auf zwei im Krieg zugrunde. Über Horváths tragisches Ende in Paris Anfang Juni 1938 berichtet die Post aus jener Zeit. „Die Katze“ ist die in Ödöns Stücken mehrfach aufgetretene Schauspielerin Vera Liessem, die ihm auch ins Exil gefolgt war und bei der für Horvath veranstalteten Totenfeier in Paris aus seinen Arbeiten las.
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA8–BA10
Lesetext
얍 BA8 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Rom, 2.2.1937 (vgl. B98)
An Franz Theodor Csokor Wien 3. Rennweg 41
ZPH 414/3
Hotel Eden, Rom, 2.II.37. Ödön Horvath
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Lieber Csokor, lieber Franz Theodor, lieber Freund - Du wirst Dich wundern, woher ich Dir schreib. Ja, das kam so: ich wollte nach Prag, aber in Budweis stieg ich aus und ging zu Fuss nach Venedig, wo ich vorgestern eintraf. Hierauf fuhr ich zum Papst. Unter „ich“ hast Du „wir“ zu verstehen. Ich hoffe, Du verstehst es und sagst es keinem, dass Du es verstehst, sonst bring ich Dich um, indem ich Dir beim nächsten Glatteis Deine Fersen entferne. Ich, d.h.: „wir“ umarmen Dich Herzlichst und alles Gute Dein Ödön
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Aus dem Schreiben seiner Begleiterin, die ungefähr ein Jahr nach Horvaths Tod durch Selbstmord endete: „… Morgen fahre ich abends nach Rom und übermorgen fährt Ödön nach Wien zurück. Leider! Bleib gesund und pass mir auf Ödön auf und teile mir immer alles mit, wenn es wichtige Dinge gibt - aber rechtzeitig! Ich danke Dir im Voraus vom ganzen Herzen und ich bin glücklich, dass Ihr befreundet seid! Alles Schöne für die Zukunft und hoffentlich auf baldigstes Wiedersehen! Immer Deine X.
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얍 BA9 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, 11.3.1937 (vgl. B98)
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UAW, Ms 5371/207
Wien, 11. März 37 Nach Prem. „3. Nov.“ 1937 Mein lieber, guter, bester Freund - nun muss ich dir schreiben, ich habe alle die Kritiken gelesen und freue mich so sehr, so riesig, dass endlich alle es sehen, es sehen müssen, wer du bist! Lieber Csokor, du weisst garnicht, wie glücklich ich bin darüber! Wie habe ich immer gehofft und wie hab ichs immer gewusst, dass dieser Tag für dich kommen muss, dieser Tag eines ehrlichen, grossen Welterfolges, den du so sehr verdienst! Ich beglückwünsche dich und will dir danken für dieses herrliche Stück, für diese grosse Dichtung, die jeden ergreifen muss, auch den, dessen Herz nur schlägt und nicht wärmt. Sei innigst umarmt von Deinem Oedön
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얍 BA10 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Purkersdorf, 11.3.1937
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An Ödön von Horváth, Wien Purkersdorf, Sanatorium Westend Am Morgen nach der Schlacht (nach der Uraufführung von Csokors „Dritter November 1918“ im Wiener Burgtheater, 10. März 1937)
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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BA10
Lesetext
Liebster, „nach dem Sieg“ darf ich sogar sagen, den mir dein herrlich herzenswarmer Eilbrief bestätigte, mit dem mich der Briefbote früh am morgen vor der Rückreise in mein Sanatorium gerade noch erreichte! Ja, gibt es das noch - dass einem ein Kollege so schreibt „.. Jetzt muss es ja jeder spüren, was für ein grosser Dichter du bist! ..“ Ich weiss nicht, ob das auf mich zutrifft, ich weiss nur, dass es für den besten Freund auf dieser Welt so ausschaut, und dieser beste Freund bist du für mich! Und der liebste dazu! Und wenn mich etwas giftet, so ist es, dass du, der du in deinen Stücken jünger und weiter als ich bist, noch immer nicht die gebührende Anerkennung gefunden hast. Nach „Geschichten aus dem Wiener Wald“ sah es so aus: der brave Zuck, der dir dafür den Kleistpreis und sich die Todfeindschaft einer Reihe zeitgenössischer Kollegen verschaffte, hatte ganz richtig getypt. Und doch war gerade dieses Stück, das der Stroheim’sche „Hochzeitsmarsch“ angeregt hatte, wie du mir selbst gestandest, noch nicht aus der ganz besonderen Substanz deiner dichterischen Vision. Die habe ich erst in deiner „Unbekannten aus der Seine“ gespürt und den ihr folgenden Produktionen. Was Kubin in der Graphik, das bildest du im Drama. Das wird etwas ganz anderes als der jetzt viel und sicherlich mit einem gewissen Recht gerühmte Brecht: der bleibt dabei im Politischen hängen, in der Zone, die Büchner mit „Dantons Tod“ hinter sich liess. Im „Baal“ mochte Brecht jenem Büchner noch nahe sein; den Büchner des „Woyzzeck“ Fragmentes wird er nie erreichen. Dort ist nämlich der einzig richtige und durch keine politische Theorie zu beseitigende Klassenkampf gestaltet jener sich ewig wiederholende Klassenkampf der Nervensysteme, dem zufolge der Rohe fast zwangsläufig immer gegen den Zarteren losgeht. Du aber fühlst das, und darum weisst du auch um die ewige Schuld des Mannes an der Frau von deiner Marianne aus dem Wienerwald angefangen bis zu deinem grossartigen Don Juan, der aus dem Krieg von 1918 kommt und zu deinem verstockten Stationsvorstand Hudetz im „Jüngsten Tag“, der auch für Tausende seines Typus steht. Was mir erstmalig im „Dritten November“ glückte, das hast du längst gefunden, nämlich deine Figuren als Vertreter einer bestimmten biologischen Gattung zu sehen, nicht politisch abgestempelt wie bei Brecht, sondern sozusagen natur-얍wissenschaftlich, was ja keineswegs ein soziales Empfinden ausschliesst. Ich verspreche mir darum viel von deinem Roman, weil er auch dieses Direkte, das Menschliche Ansprechende besitzt, wenn er eine „Jugend ohne Gott“ untersucht, die ohne Zentrum ins Leere lebt. Darum darfst du aber nicht aufhören, für das Theater zu schreiben so wenig wie ich mich davon je abhalten lassen werde, wie immer sich unsere recht umdüsterte Zukunft noch auswachsen möge. Es ist gewiss peinlich, mit seinen Arbeiten zu spät zu kommen, es ist einfach schrecklich, wenn man damit zu früh kommt wie du - und dennoch darfst du nicht verdrossen werden. Wir müssen an das grosse Beispiel Georg Büchners denken, der in der absoluten Hoffnungslosigkeit einer Biedermeier-Emigration fast bis zum letzten Atemzug an der Arbeit blieb. Und darum wurde mir auch dein schöner Brief so wichtig! Solange unter uns ein solcher Bund besteht, wird es beinahe gleichgültig, wer heute und wer morgen das wesentliche Werk schreibt - dass es geschrieben wird, das zählt allein. Und ich wünsche dir, dass du noch den Tag erleben mögest, wo das Deine strahlend für uns alle aufgeht! Ich umarme dich vom ganzen Herzen! Dein Franz Theodor
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168
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA11
Lesetext
얍 BA11 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Purkersdorf, März 1937
An Ödön von Horvath ohne Datum und Adresse
Purkersdorf bei Wien Sanatorium Wienerwald
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Mein Guter,
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dieser Brief ist meine Antwort auf Dein liebes ungestümes Schreiben in der Nacht nach meiner Aufführung, das mir mehr von Dir verrät, als Du je über Deine Lippen gebracht hättest. In dem Loyola-Drama, das ich Deinem Rat verdanke, gebe ich dieser Gestalt den Glauben, den ich selbst nicht besitze, die Liebe, an der es mir mangelt, den Traum in mir, der den Tag überwindet - mag mein Held damit dort anlangen, wohin ich niemals komme - meine Arbeit, die ihn heraufbeschwört, widme ich Dir! Jeder Mensch hat eine Aufgabe, die seinen Sinn bildet; er mag sie fallen lassen oder aufnehmen und durchführen, das bleibt seine Sache. Bei den einen geht es ins Grosse, wendet es sich an Millionen, bei anderen erfüllt sie sich bereits an Einzelnen. Ein solcher Einzelner bist Du für mich geworden. Vor Jahren, nachts, an einer trostlosen kleinen Station im Warten auf den verspäteten Zug, hast Du mir Deine Einsamkeit geklagt. Was ich Dir damals antwortete ich weiss es nicht. Ich kannte Dich damals nur aus Deinen frühen erbitterten, höhnischen, doch von einem glühenden Begehren nach Gerechtigkeit hungernden Stükken. Nicht abbringen wollte ich Dich von einem solchen Weg, nur Dir zeigen, dass der Mensch bei aller seiner Niedrigkeit zur Wandlung fähig ist und dass er, wenn ihm dieser Drang bewusst wird, sich nicht widerstehen möge, ja, daß er danach trachten soll, sich aus seiner Verstocktheit zu erlösen durch die Erkenntnis seiner Schuld. Du hast diesen Weg gesucht seit Deinem Stück „Der jüngste Tag“ bis zu Deinem jüngsten Buche „Jugend ohne Gott“ - vielleicht bist Du darin schon weitergekommen als ich, der Dich dorthin gewiesen hat? Über meinem Loyola träumte ich eben sehr sonderbar, und Dir erzähle ich nun diesen Traum. Ich sah mich auf der Plattform eines Turmes in Erwartung seiner Ankunft. Auch andere umstanden mich, die warteten. Da kam er tief unter mir den Pfad herauf zum Tor des Turmes. Ich streckte den Arm nach ihm aus, ihm den mühsamen Weg zu erleichtern, obgleich ihn meine Hand doch nicht erreichen konnte. Und ich erfasste sie trotzdem. „Halte sie leicht und zärtlich“, gebot etwas in mir, „nur lasse sie nicht los!“ Und auch das glückte mir. Doch er, der Heilige, kam nicht herauf, er kreiste unten um den Turm: seltsamerweise mußte ich mich deshalb nicht wenden, ich hielt die kühle glatte Hand in meiner - erst im 얍 Erwachen ist sie mir entglitten. Und nun empfinde ich darin eine Beziehung zu uns. Gemeinsam kämpfen wir gegen das Gleiche in uns und um uns. Wir fassen uns nur nicht an den Händen, mit ihnen kämpfen wir Rücken an Rücken, und die Hälfte der Welt, in die wir schauen, nimmt jeder für den anderen auf sich. Und wenn einer von uns auch früher fällt, so ist er doch noch für den anderen da. So steht es um uns beide, und so mag es bleiben - es gibt kein Draußen, das uns trennen könnte, nicht in der Zeit, nicht in der Ewigkeit! Auch diesen Brief mit irgendwelcher Post an Dich zu schicken, wäre sinnlos - Du liest ihn ja schon jetzt in Deinem Herzen mit, in das ich ihn Dir sende. Dein Franz Theodor
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA12–BA13
Lesetext
얍 BA12 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 26.10.1937
Henndorf / bei Salzburg 5
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UAW, Ms 5371/208
am 26.Okt.37
Mein lieber Freund, hast du meine Karte erhalten? Und das Buch? - („Jugend ohne Gott“, Anm. des Empfängers) Heute wirds versandt, aber vor Anfang oder Mitte November soll keine Besprechung erscheinen, schrieb mir der Landauer, wahrscheinlich liegt dann das Buch in der Schweiz auf. Ich freue mich sehr, dass du es in der „Nationalzeitung“ besprechen wirst - ich habe das Buch jetzt nochmals so für mich gelesen, und ich kann mir nicht helfen: mir gfallts auch! - Es ist mir dabei noch etwas aufgefallen, nämlich: dass ich, ohne Absicht, auch zum erstenmal den sozusagen faschistischen Menschen (in der Person des Lehrers) geschildert habe, an den die Zweifel nagen - oder besser gesagt: den Menschen im faschistischen Staate. ---------------Sei herzlichst umarmt von Deinem Oedön Wann kommst du wieder?
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얍 BA13 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 24.11.1937 (vgl. B121) 25
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Herrn F. T. Csokor Wien 3. Rennweg 41
24. November 1937. Henndorf Gasthof Bräu, Ödön Horvath
Mein lieber guter Csok, Dank für Deinen Brief! Hier ist es unberufen sehr schön. Nur halt und wieder halt. Als ich ankam, gabs eine Bauernhochzeit mit vierhundert Gästen, Tanz, Fressen und Rauferei wegen der „Kuchelmenscher“ - zu Deutsch: wegen der Damenwelt. Hier fand ich einige begeisterte Briefe über meinen Roman+ („Jugend ohne Gott“) vor, so von Hatvany, über den ich mich besonders freue. Thomas Mann hat Zuck(mayer) geschrieben, dass er den Roman für das beste Buch der letzten Jahre hält. Zuck(mayer) hat von der „Neuen Freien Presse“ Nachricht: sie wollen, dass er es im Literaturblatt bespricht und nicht als Feuilleton - wahrscheinlich wegen des Verkaufs im Dritten Reich (wo das in einem Emigrantenverlag gedruckte Buch auch seines Inhaltes wegen scharf abgelehnt worden war), den sie sich nicht gefährden möchten. Er will aber nur ein Feuilleton, einen grösseren Artikel schreiben, so wird er nun auf die „Presse“ verzichten und will in der Zeitschrift von Thomas Mann („Mass und Wert“ Europaverlag Zürich) einen Essai über das Buch schreiben. Vielleicht willst Du Deine Basler Kritik der „Presse“ geben? Es dreht sich für mich jetzt soviel darum, dass die Besprechungen möglichst bald, noch vor Weihnachten erscheinen! Schreib mir bald wieder, mein lieber Csok, wie es Dir geht! Arbeite nur das „Loyola“-Stück weiter, ich bin überzeugt, dass es richtig ist und dass Du es in ganz
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA13–BA14
Lesetext
kurzer Zeit fertig haben wirst. Mach aber nur möglichst ein reines Männerstück - ich hab so das Gefühl, dass dies das beste wär! Unberufen, toi toi toi! Ich umarme Dich Dein Ödön 5
+ Der
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Roman, den Ödön von Horvath, verbittert über die dauernde Ablehnung seines dramatischen Schaffens durch die Bühnen in Österreich und der Schweiz (im Dritten Reich war er als „zersetzend“ verboten) damals vollendet und im Amsterdamer Allert de Lange-Verlag veröffentlichte, nannte sich „Jugend ohne Gott“ und behandelte die Gefährdung der Jugend in einem totalitären Staat. Der Erfolg dieses Buches übertraf alle Erwartungen: es wurde - ebenso wie sein Nachfolger „Ein Kind unserer Zeit“, das erst nach Horvaths Tod erschien - fast in alle Kultursprachen übersetzt; über seine Verfilmung in den USA hatte Horvath Anfang Juni 1938 mit Robert Siodmak unterhandelt, knapp bevor ihn ein von einem Windstoss geknickter Baumstamm auf den Champs-Elysees erschlug.
얍 BA14 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 14.12.1937 (vgl. B130) 20
An Franz Theodor Csokor Wien III Rennweg 41 (Ev. Purkersdorf, „Westend“) 25
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Henndorf 14.12.37. Ödön Horvath Land Salzburg
Mein lieber Csok, liebster Freund, gratuliere Dir zu Deiner neuen Würde im Vorstand des Schutzverbandes! Und vor allem gratuliere ich Dir zu Deiner herrlichen Rede, die Du gehalten hast, und von der ich leider nur einen Auszug im „Morgen“ gelesen habe!+ Aber auch diese wenigen Zeilen sind prachtvoll formuliert, wirklich: von einem echten grossen Dichter unserer Zeit mit dem menschlichen Mut, der seelischen Sauberkeit gegen den Wahn, die Schlagworte der Blödheit, dieser Zeit! Ich umarme Dich! Dein Ödön
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+ F.
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T. Csokor, in den Vorstand des Schutzverbandes deutscher Schriftsteller in Österreich berufen, hatte in einer grossen Rede an die Öffentlichkeit einen Appell zur Verteidigung der bedrohten Menschenrechte gerichtet, der stärkstes Aufsehen erregte. Der Dichter habe in solchen Ländern eher die Heimat zu verlassen als sich dem als Unrecht Erkannten zur Verfügung zu stellen! In Konsequenz dieser Haltung ging dann Csokor auch im März 1938 nach Hitlers Einzug in Wien freiwillig ins Exil. Ödön von Horváth, obgleich er durch seinen ungarischen Pass nicht gefährdet gewesen wäre, folgte seinem Beispiel, ebenso wie wenige Monate später der Dichter Robert Musil, der Maler C.M. Hauser und der Bildhauer Fritz Wotruba.
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA15–BA16
Lesetext
얍 BA15 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 28.12.1937 (vgl. B101 und B133)
5
An Franz Theodor Csokor Wien III. Rennweg 41 ev. Sanatorium Purkersdorf nachsenden!
ZPH 414/3
28.12.1937. Henndorf Ödön (von) Horvath
Mein lieber guter Freund, 10
ein Jahr geht zuende, ein neues beginnt, ich denke soviel an dich. Wo bist du, schreib mir doch mal wieder, bitte! Ich bleibe noch hier bis Ende Januar. Was ich dir, mein Liebster, wünsche, das wirst du dir denken können, wenn du nachdenkst, wie sehr ich dich liebe -
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Ich umarme Dich Dein Ödön
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P.S. In München+ war es zuhause sehr schön, aber auf der Strasse unwahrscheinlich grässlich. Dort ist selbst die Luft verblödet. Gib nur acht auf dich, wenn du nun deine Irrenanstalt verlässt - halt streng weiter Diät, ich bitte dich, tu mir den Gefallen! + Horvaths
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Eltern besassen in München eine Wohnung und im bayrischen Murnau ein Haus. Ödön Horvath hatte damals einen ungarischen Pass, so dass er ungehindert in das Dritte Reich einreisen konnte; er war zur Weihnachtsfeier nach München gereist. Trotzdem blieb diese Fahrt ein Wagnis, weil zu diesem Zeitpunkt bereits Horváths Roman „Jugend ohne Gott“, der sich aufs Schärfste gegen den braunen Totalitarismus richtete, in dem Amsterdamer Emigrantenverlag Allert de Lange erschienen war.
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얍 BA16 = Franz Theodor Csokor an Ödön Horváth, Chorzów, 18.3.1938
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An Ödön von Horvath c/o Lajos Hatvany Budapest, Becsi Kapetan Ter Chorzów ul. Moscickiego 32 18. März 1938. Gorny Slask, Polen Liebster Ödön, den Schmutz des Verrates, die begeisterte Einfalt, den Triumph des Abschaums und den erschütternden Anblick seiner ersten der öffentlichen Entwürdigung zur Schau gestellten Opfer habe ich hinter mich gebracht - ich schreibe dir aus der Glasveranda einer bescheidenen Gastwirtschaft oberhalb des schlesischen Kohlengeländes. Der Blick schweift über das abendliche Chorzów, die Schwesterstadt von Kattowitz - „Katowice“ heute - mit seinen Gruben, den Metallgerippen der Elevatoren, den Schlackenhügeln, über feuerschnaubende Pyramidenstümpfe einer mir unbekannten Bestimmung über düstere von scharfen Lichtern durchzuckte Arbeitshallen auf gelbe und schwarze Dämpfe, die aus ihnen emporquellen - und dennoch ist diese rauchende zischende brausende Hölle voll Russ und Dreck ein Paradies, wenn ich mich der Hölle erinnere, die ich heute verliess.
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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BA16–BA17
Lesetext
Früh morgens fuhr ich vom Wiener Ostbahnhof, meinem Schicksalsbahnhof schon im Weltkrieg gewesen, ab. Vorsichtshalber hatte ich vorher nicht in meiner Wohnung geschlafen sondern bei meiner Schwester Jenny, die mich auch zum Zug begleitete. Nach dem vorgestrigen Abschied von dir, war ich noch bei den Wenigen gewesen, deren Zukunft in Wien mir nahegeht, Lina vor allem, Hertha, Carli, die Fontanas und Grete Wiesenthal. Dass die Werfels in Prag, Martha und Paul in Paris und die Zuckmayerischen schon in Zürich sind, macht mir Herz und Reise leichter. In Mödling sah ich noch meine Mutter, der ich eine dringende Fahrt vorgab, und meine jüngere Schwester, der ich es überliess, der Mutter später mählich beizubringen, dass sie mich doch so bald nicht wiedersehen werde. Mein letzer Wiener Blick streift die Hauptallee des Praters, die wir kreuzen und die Donau mit den Höhenzügen hinter ihr. Aus dem Krematorium des Zentralfriedhofes auf der Gegenseite steigt Rauch. „Lasset die Toten ihre Toten begraben!“ mahnt die Schrift. Und als ich durch die Stationen des Marchfeldes fuhr, die die neuen Fahnen schmückten, da schwor ich mir: „Nur über sie weg kehre ich erst wieder!“ Nach Kundenburg jenseits der Grenze war ich dann mit allem fertig, was nicht zu mir gehörte so wie du - und voll einer unsagbaren Erwartung auf ein künftiges Leben ohne das Geländer bürgerlicher Sicherungen! In Kattowitz winkten mir Theo und Ursel Holtz, die lieben Freunde, vom Bahnsteig zu, umhalsten mich - in Tränen aufgelöst waren wir drei. Mit dem Auto ging es dann über versteppte Kohlenhalden auf die „Wyzwolenie“, die „Auferstehungshöhe“ - so nennt sich diese Schenke. Und während ich auf einem wackeligen Tisch meinen Brief an dich hinfetze, richten mir die Beiden in Theos naher Dienstwohnung eine Schlafstatt ein. Mein Gott - wie sauber fühle ich den Kohlenstaub, der mir Gesicht und Kleider 얍 überzieht mit dem verglichen, was dort hinter mir blieb! Wie köstlich schmeckt mir diese schwefelige Luft, die keine Lüge mehr um mich verpestet! Grüsse mir deinen Bruder Lajos und die lieben Hatvanys! Grossartig, dass auch sie dich dort behergen wie meine Freunde mich! Zwischen uns Beiden liegen ja noch bisher freie Länder! Vergiss das nicht und schreib mir gleich über deine nächsten Pläne! Und sei umarmt von Deinem neugeborenen Franz Theodor 얍 BA17 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Chorzów, 18.3.1938
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An Ödön von Horváth c/o Lajos Hatvany Becsi Kapetan Ter
18. März 1938 Chorzow, ul. Moscickiego 32 Gorny Slask, Polen
Liebster Ödön, zehn Stunden im Waggon, und hier eine andere Welt! „Wyzwolenie“ - Auferstehung nennt sich die Schnapsbude, wo ich auf einem wackligen Tisch diesen Brief an Dich hinfetze mit dem Blick auf das nächtliche Chorzow mit seinen Elevatoren, Schlackenhügeln und feuerschnaubenden Pyramidenstümpfen und von scharfen Lichtern durchzuckten gelben und schwarzen Rauchwolken - eine schnaubende zischende rasselnde Hölle voll Ruß und Dreck - und trotzdem ein Paradies, wenn ich mich an die Hölle erinnere, die ich heute verlassen habe. Nach dem vorgestrigen Abschied von Dir war ich bei den wenigen gewesen, die mir in Wien nahestanden, Lina (Loos) vor allem, Hertha (Pauli), Carli (Frucht), die
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
5
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BA17–BA18
Lesetext
Fontanas und die Grete Wiesenthal. Dass die Werfels in Prag, Martha und Paul (Friedländer) in Paris und die Zuckmayerischen schon in Zürich sind, machte einem den Abschied von Wien leicht. In Mödling sah ich noch meine Mutter, der ich eine dringende Fahrt zu einer Vorlesung vorschützte und meine Schwestern, denen ich es überliess, ihr später mählich beizubringen, dass sie mich doch so bald nicht wieder sehen werde. Meine ältere Schwester, bei der ich vorsichtshalber über Nacht geblieben war, begleitete mich noch zum Ostbahnhof, von wo ich den Kattowitzer Freunden meine Ankunft kabelte. Dann fuhr ich los. Mein letzter Wiener Blick streifte die Hauptallee des Praters, die der Zug kreuzte, und das Krematorium bei dem Zentralfriedhof, wo man aus dem Qualm erriet, daß man dort eben einige Abgeschiedene verheizte. Und ein Satz der Bibel fiel mir dazu ein: „Lasset die Toten ihre Toten begraben!“ Lieber, das gilt auch privat für uns! In Kattowitz winkten mir vom Bahnsteig Theo und Ursel Holtz, die lieben Freunde, in Tränen aufgelöst. Mit dem Auto ging es dann über versteppte Kohlenhalden hierher. Mein Gott - wie sauber fühle ich den Kohlenstaub, der mir Gesicht und Wäsche überzieht, mit dem verglichen, was hinter mir geblieben ist in meiner sogenannten Heimat! Wie köstlich schmeckt mir diese schwefelige Luft, die keine Lüge mehr verpestet! Dir geht es bei den lieben Hatvanys wohl auch nicht anders. Grüße sie tausendmal und auch deinen Bruder. Jetzt liegen freie Länder zwischen uns. Auf Wiedersehen also mit
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Deinem neugeborenen Franz Theodor P.S. Schreibe mir über deine allernächsten Pläne!
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얍 BA18 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 23.3.1938
Budapest am 23. III. 1938
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Mein lieber guter Csok, dank dir tausendmal für Deine Karte! Ich bin riesig froh, dass du in Polen bist! Gott, was sind das für Zeiten! Die Welt ist voller Unruhe, alles drunter und drüber, und doch weiss man nichts Gewisses! Man müsste ein Nestroy sein, um all das definieren zu können, was einem undefiniert im Wege steht! Die Hauptsache, lieber guter Freund, ist: Arbeiten! Und nochmals: Arbeiten! Und wieder: Arbeiten! Unser Leben ist Arbeit - ohne ihr haben wir kein Leben mehr. Es ist gleichgültig, ob wir den Sieg oder auch nur die Beachtung unserer Arbeit erfahren, - es ist völlig gleichgültig, solange unsere Arbeit der Wahrheit und der Gerechtigkeit geweiht bleibt. Solange gehen wir auch nicht unter, solange werden wir auch immer Freunde haben und immer eine Heimat, überall eine Heimat, denn wir tragen sie mit uns - unsere Heimat ist der Geist. Der Geist, der nichts zu tun hat mit den blöden Schlagworten von Blut und Boden, dieser abwegigen nordischen Erscheinung, dieser Reaktion auf eine Ueberschätzung des „Asphalts“. Woher kam dieser „Asphalt“? Ein Produkt des Grossbürgertums. Aber es wäre ein lächerlicher erbärmlicher Geist, der mit irgendeiner Kaste auch nur irgendetwas zu tun hätt! Ich weiss, du denkst wie ich. Sei gegrüsst mein lieber Freund! Wir sehen uns bald wieder! ------------Ich umarme Dich Dein Oedön
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UAW, Ms 5371/209
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA19
Lesetext
얍 BA19 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Chorzów, 25.3.1938
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An Ödön von Horvath c/o Ludwig von Hatvany Becsi Kapetan Ter Budapest
Chorzow, ul. Moscickiego 32 c/o Ing. Theo Holtz 25. März 1938
Liebster Ödön, zu Deinem Entschluss für ein freiwilliges Exil sage ich nun, wo ich glücklich draussen bin, „ja“ und tausendfach „ja“! Und ich hoffe, Du fühlst Dich nach dem Weg über den Rubikon, der bei uns beiden, wenn auch in verschiedenen Richtungen, die Donau war, in Budapest jetzt nicht anders wie ich mich in Polen. Nie vergesse ich, wie Du im verflossenen Sommer mitten in einer durchzechten Nacht in Zuckmayers Henndorfer Wiesmühle schwankend, aber prophetisch im Blick auf das schmucke Heim verkündigtest: „Es steht uns nicht zu!“ Was uns nicht zustünde, wusstest Du damals nicht ganz genau zu sagen - aber heute, wo der gute Zuck sein Haus ebenso verloren hat wie wir unsere Untermietezimmer, weiss ich es und dass es gut so ist - für uns zumindest! Tag um Tag, Jahr um Jahr wanderte man damals die gleichen Wege, begegnete den gleichen Gesichtern in den gleichen Häusern - man schlug manchmal freiwillig Umwege ein, um diese ewige Wiederkehr zu vermeiden! Dann kamen Erfolge für uns, Deine „Geschichten aus dem Wiener Wald“, mein „Dritter November 1918“ man würde also sein Auskommen künftig haben, war vorauszusehen, Du an Reinhardts Bühne in Wien, ich im Burgtheater, wir sahen uns bei gemächlicher Arbeit dick werden und schliesslich mehr oder weniger friedlich sterben, zwei Tage lang betrauert und danach vergessen - oder auch schon früher. Und jetzt ist das mit einem Schlag ganz anders, man spaziert in einem Leben ohne Geländer unter einem fremden Himmel, durch fremde Strassen unter einer fremden Sprache, und die Leute, denen man begegnen will, sucht man sich aus, der Zufall der Zeugung spielt da keine Rolle, Verwandte gibt es für uns jetzt nurmehr im Geist oder in der gleichen Gesinnung, die auch uns über die Grenze trieb. Das begann bei mir mit den lieben Holtzens, die mich im Kattowitzer Bahnhof umhalsten, wo ich nach zehnstündiger Fahrt abends eingetroffen war, noch alle die widerlichen Szenen der Anbiederungen und Anpöbelungen vor Augen in einer verlassenen Heimat, darin Freunde 얍 von einst einander plötzlich nicht kennen wollten, dafür aber die einmarschierenden fremden Soldaten jubelnd begrüssten. Du hast auch das verfressene Gesindel nicht mehr mitgemacht, das sich um die Gulaschkanonen des „bayrischen Hilfszuges“ drängte, als hätte es nicht weit Besseres in den eigenen Speise- und Vorratskammern daheim. Allerdings donnerten die Nacht vor meiner Abreise dauernd deutsche Bomber in drohenden Kreisflügen über der Stadt, von der Du gedacht hattest, sie könne ein zweites Madrid werden! Wäre es allein auf die Sozialisten angekommen, auf die jungen natürlich - übrigens, wer weiss? Die verlangten Waffen, und der Bürgermeister Schmitz schien auch willens, sie ihnen zu geben. Nur Schuschnigg wollte kein Blut, lehnte jedoch alle Versuche Seiss-Inquarts, ihn zur Flucht zu veranlassen, ab. Nun sitzt er im Arresthaus der Elisabethpromenade, und seine Wächter spielen ihm auf Platten dauernd seine Reden vor. Grüsse mir Deinen Bruder Lucy und die braven Hatvanys! Wer liess sich das träumen, als ich im Vorjahr nach der Budapester Premiere meines „Dritten Novem-
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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BA19–BA20
Lesetext
ber“ bei ihnen mit Klaus Mann zu Gast gewesen bin? Ich kenne also das wunderschöne Haus am „Wiener Tor“, und seine Gastzimmer kenne ich auch. Dennoch: Vergiss nicht, Du wirst weiter wandern müssen so wie ich! Wir leben heute keiner mehr privat für uns, aber wir haben das gerade jetzt, was wir uns insgeheim schon immer wünschten: Durch unsere Arbeit helfen, die Welt wieder ins rechte Lot zu bringen! Und dort, wo wir das tun dürfen, dort wird auch künftig unsere Heimat sein! In diesem Sinne umarmt Dich und Lucy Dein Ferencz Tivadar (Franz Theodor)
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얍 BA20 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 29.3.1938
Budapest, am 29. III. 38 15
Mein liebster, bester Freund, danke dir für deine zweite Karte - hast du meinen Brief erhalten? -- Du erwähnst nichts davon, drum schick ich dir diesen eingeschrieben. Ich bin sehr froh, dass Du in Polen bist. Morgen fahre ich nach der C.S.R („tschechoslovakischen Republik“ Anm. des Empfängers) und zwar nach ---Wie lange ich dort bleibe, weiss ich noch nicht. Ich habe mir auf alle Fälle das polnische Visum geben lassen und vielleicht werde ich dich in Ch. besuchen können. Das wäre wunderschön! (Uebrigens, damit ichs nicht vergesse: Hatvanys lassen dich herzlichst grüssen, es sind wirklich rührend gute Menschen) -- Von Prag will ich allerhöchstwahrscheinlich nach Amsterdam fliegen, da gibt es ein direktes Flugzeug. Willst du zu …… ? Du musst dir das natürlich sehr sehr gut überlegen - denn dann gibts keinerlei zurück mehr. Warte noch einige Zeit, würde ich dir raten, aber wenn du kein Anzeichen einer Entspannung siehst, dann hat es keinen Sinn für dich, nicht zu ….. zu gehen. Ich spreche jetzt gewissermassen ganz „geschäftlich“, sei mir bitte nicht böse, aber ich weiss, was das heisst, irgendwohin nichtmehr zurückkehren zu können. Ich würde dir sagen: Komme zu …. ! Wenn du willst, schreib mir nur nach T. und ich werde mit L. reden. -- Wie wäre es, wenn du jetzt ein Oesterreich-Buch schreiben würdest, weisst du, so Deine kleinen (- grossen) Erlebnisse, die Du auch bei Zucks erzählt hast? Ueberleg es Dir, bitte! Deine Heiligen-Dramen sind natürlich das absolut richtige, und ich würde sie ruhig weiterschreiben, das kann durch nichts berührt werden, auch wenn es nun im Burgtheater nicht herauskommen sollte. („Gottes General“, ein Loyoladrama des Briefempfängers ist es, worauf Horvath hier anspielt, sowie weitere Heiligendramen, die zu schreiben er dem Briefempfänger geraten hatte) Aber das ist auch absolut etwas für Amerika. Lieber Csok, lass bald, sehr bald etwas von dir hören und sei herzlichst umarmt von Deinem Oedön B
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----N ] Ch.N ] B……N ] B……N ] B….N ] BT.N ] BL.N ] B B
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gemeint ist: Teplitz-Schönau gemeint ist: Chórzow gemeint ist: Verlag Allert de Lange gemeint ist: Verlag Allert de Lange gemeint ist: Verlag Allert de Lange gemeint ist: Teplitz-Schönau gemeint ist: Walter Landauer
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UAW, Ms 5371/210
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA21–BA22
Lesetext
얍 BA21 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Teplice-Sˇanov, 15.4.1938
UAW, Ms 5371/211
Teplice-Sanov am 15. April 38 5
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Mein lieber, guter Csok, bester Freund - ich wollte Dir schon die ganze Zeit über schreiben und immer wieder hoffte ich, Dir schreiben zu können, dass ich Dich besuchen werde, aber leider, leider geht das nun nicht. Ich kann jetzt nicht kommen, muss hier bleiben und fahre Ende nächster Woche nach Zürich und Amsterdam, über Budapest, Jugoslawien und Milano. Jaja, die Welt wird immer grösser - Mein lieber guter Csok, ich kann es dir absolut nachfühlen, dass du vorerst in Polen bleiben willst. Für uns alle kommt es ja erst in zweiter oder dritter (manchmal auch in letzter) Hinsicht in Frage, wo wir sitzen, die Hauptsache ist, dass wir arbeiten können. Und man soll immer weiter sein Zeug machen, das ist das einzig richtige und dann wirds auch richtig. Du bist ausserdem noch in der ungemein günstigen Lage, dass Du in Polen selbst einen Ruf und Ruhm hast - es ist wirklich ein schönes Geschenk der Vorsehung für Dich. Ich gratuliere Dir zu all Deinen grossen Ehrungen! (Das Goldene Verdienstkreuz und der goldene Lorbeer der Polnischen Literaturakademie waren dem Briefempfänger für seine Bearbeitung der „Ungöttlichen Komödie“ Krasinskis, eines polnischen Nationaldramas, verliehen worden) Mein lieber Freund, ich würde es mir an Deiner Stelle wirklich sehr überlegen, ob Du nicht polnischer Staatsbürger werden kannst. Ich bilde mir ein, dass dies leicht gehen könnte … leicht bei allen Deinen Verdiensten um die polnische Literatur ---Aus Wien höre ich nichts, das heisst, nichts direktes, nur, was in den Zeitungen steht. Es ist nichts Schönes, mein Gott! ---Ueberlege es Dir auf alle Fälle, ob Du nicht etwas in Prosa schreiben willst - ich werde auf alle Fälle in A. und ganz unverbindlich für Dich sprechen. Du kannst Dir dann alles noch genauestens überlegen. --Wo ich landen werde weiss ich noch nicht. Am Liebsten würde ich in die französische Schweiz fahren oder in Frankreich irgendwo in der Nähe von Genf am Alpenrand sitzen. Ich hab ein neues grosses Buch vor. Liebster bester Csok, alles alles Gute zu Ostern! Sei innigst umarmt von Deinem Oedön P.S. Ich schreibe dir diesen Brief express, damit du ihn zu Ostern bekommst! B
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얍 BA22 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Teplice-Sˇanov, 17.4.1938
TEPLICE-Sanov, am 17. April 38 40
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Mein lieber guter Csok, bester Freund! Eben kommen Deine beiden lieben Briefe mit derselben Post und ich beeile mich, sie Dir Punkt für Punkt sofort zu beantworten: 1) und 2) Mitteilungen privater Natur 3) Die polnische Staatsbürgerschaft wäre das Beste. Du könntest dann auch immer vollständig ungestört durch das Reich fahren und würdest dir Shanghai ersparen. (H. meint, die Fahrt um die Erde) 26
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A.N ]
gemeint ist: Amsterdam
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UAW, Ms 5371/212
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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Lesetext
4) Das Jadwiga-Drama (ein Drama, das der Briefempfänger plante und über das er Horvath geschrieben hatte) schreibe unbedingt! -- Nur wenn ich Dir einen kleinen Rat geben darf: Gestalte die Jadwiga ganz primitiv - Du kannst auch so alles sagen, nur gerade bei einer Heiligen und noch nationalen dazu -- du wirst mich schon verstehen, obwohl ich das jetzt ganz unklar formuliere. 5) bis 14) privat. 15) Liebster Csok, bleibe beim Drama! Arbeite das, was du musst! Immer nur das was Dir Freude macht! Dann kommt auch der Erfolg, - und nur dann! Arbeit ohne Konzession! Ohne Rücksicht! Ohne Kompromisse! 16) privat. 17) Wann ich nach A. fahre, ist nun plötzlich doch leider unsicher geworden. Entweder in allernächster Zeit - oder ich bleibe noch hier sicher zwei Monate. Dann werden wir uns ja sicher sehen, dann komme ich sicher zu dir! Du bist ja der einzige Freund, den ich sehen möchte - liebster, bester Csok! Werde nur nicht nervös oder ungeduldig, es hat alles seinen tiefen Sinn - es musste so sein, dass wir wegmussten - und ich werde das Gefühl nicht los, es ist gut für uns, gut für unsere Arbeit! ---------Sei innigst umarmt von Deinem Oedön B
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BA22–BA24
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얍 BA23 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Milano, 4.5.1938 25
Milano, am 4. Mai 38
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Lieber Freund, guter, bester - bin heute hier gelandet, auf dem direkten Weg PragBudapest-Jugoslawien-Trieste-Venezia - und nun fahre ich in einer Stunde weiter nach Zürich, allwo ich die Katze (nom de guerre einer Bekannten Horvaths) zu treffen hoffe. Von dort schreibe ich Dir einen langen ausführlichen Brief ---Liebster Freund, lebwohl und auf baldiges Wiedersehen! Es umarmt Dich Dein Oedön
UAW, Ms 5371/213
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얍 BA24 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Zürich, 7.5.1938
Zürich, am 7. Mai 38 40
Liebster bester Freund, also ich bin hier gut nach langer Fahrerei eingetroffen und habe die brave Katze wohlauf getroffen, sie lässt Dich herzlichst grüssen. --- Ich -fahre dann nach A. Mit L. werde ich dann sogleich wegen Dir sprechen, auch wegen des katholischen Verlages mich erkundigen. Mit O. werde ich wegen der DruckB
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A.N ] A.N ] BL.N ] BO.N ] B B
gemeint ist: Amsterdam gemeint ist: Amsterdam gemeint ist: Walter Landauer gemeint ist: Emil Oprecht
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UAW, Ms 5371/214
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA24–BA25
legung des „Loyola“ (das Drama „Gottes General“ des Briefempfängers ist gemeint) auch reden, ich möchte nur zuerst noch mit Br. sprechen. - Hier wandeln sich Wiener am Seeufer auf und ab, P.E.B. usw. Der brave Berghof spielt hier am Schauspielhaus, was mich sehr freut. -Mein liebster Freund, für uns, für Dich gibts jetzt nur eines: einfach weiterarbeiten, weiterarbeiten, ja nicht sich durch die lauten Weltereignisse stören lassen, und seien sie noch so laut - wenn man arbeitet, das heisst: wenn man weiss, was man zu sagen hat, wird auch die lauteste Umwelt nur zu einer stillen Bestätigung des eigenen Wissens - mit anderen Worten: unsereins muss immer egozentrischer werden, damit er immer weniger egoistischer wird ----- Und Du, Du weisst es ja genau, was Du sagen willst, und die einzige Konzession, die man machen muss in einer derartigen Zeit, ist vielleicht nur rein äusserlicher Natur, indem man sein Wissen in einem Rahmen gestaltet, der für andere noch irgendwie beeinflussbare Nationen das Verständnis erleichtert, - mit anderen Wörtchen: indem Du die „Jadwiga“ schreibst und nicht irgendeine Heilige aus Sachsen oder Würtemberg. -----Hier in der Schweiz ist es sehr still und friedlich, kaum vorstellbar für unsereinen. Die Villen der Millionäre liegen in schönen Gärten, und lieblich lächelt der See -- wie lange, wie lange noch? ------Sei innigst umarmt von Deinem Oedön B
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얍 BA25 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Zürich, 7.5.1938
An Franz Theodor Csokor Chorzow, ul. Moscickiego 32 c/o Ing. Theo Holtz
Ödön Horvath Zürich, Hauptpostlagernd 7. Mai 1938
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Mein liebster Freund,1
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bin über Prag, Budapest, Fiume, Venedig hierher gefahren, muß bald weiter nach Amsterdam und vielleicht nach Paris. Mein liebster Freund, für uns, für Dich, gibt es jetzt nur eines: einfach weiter arbeiten, ja sich nicht durch die lauten Weltereignisse stören lassen, und seien sie noch so laut - wenn man arbeitet, das heißt: wenn man weiß, was man zu sagen hat, wird auch die lauteste Umwelt nur zu einer stillen Bestätigung des eigenen Wissens - mit anderen Worten: unsereins muß immer egozentrischer werden, damit man immer weniger egoistisch wird … Und Du, Du weißt ja genau, was Du sagen willst, und die einzige Konzession, die man machen muß in einer derartigen Zeit, ist vielleicht rein äußerlicher Natur, indem man sein Wissen in einem Rahmen gestaltet, der für andere noch irgendwo beeinflußbare Nationen das Verständnis erleichtert - wie Du mit Deiner „Jadwiga“.
2 3
B B
Br.N ] P.E.B.N ]
gemeint ist: Ferdinand Bruckner gemeint sind: Alfred Polgar, Albert Ehrenstein, Herbert Berghof
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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BA25–BA27
Lesetext
Hier, in der Schweiz, ist es sehr still und friedlich, kaum vorstellbar für unsereinen. Die Villen der Millionäre liegen in wunderschönen Gärten, und lieblich lächelt der See - wie lange, wie lange noch? Sei innigst umarmt von Deinem Ödön 1 Dies ist der einzige Brief Ödön von Horvaths an Csokor aus der Exilzeit, der im Ori-
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ginal erhalten blieb. Die andere Korrespondenz ging in dem Bukarester Depot, wo Csokor sie hinterlegt hatte, durch Brand zugrunde. Den obigen Brief hatte Csokor nach Horváths Tod am 1. Juni 1938 seinen Eltern zur Erinnerung an den Sohn übersandt. 얍 BA26 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Zürich, 16.5.1938
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UAW, Ms 5371/215
Zürich, am 16. Mai 1938
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Mein lieber Csok, dank Dir herzlichst für Deine Zeilen! Also die Hauptsache ist, dass es bei Dir vorwärtsgeht -- die Vorträge in Warschau usw. das ist doch alles herrlich, unberufen toitoitoi! Ich würde nur an Deiner Stelle nicht alle Brücken nach Wien abbrechen - warte mal ab, wie es in einem halben Jahr aussieht vielleicht, vielleicht wirds doch noch besser - man kann das nie wissen. Das Beste wäre, wenn Du polnischer Staatsbürger werden könntest. Hier habe ich mit O. gesprochen! Er hat auch einen Bühnenvertrieb und er würde Deine Stücke drucken. --Ueber alles weitere Schreibe ich Dir aus A. Bin jetzt in grosser Eile sei herzlichst umarmt bester Freund, Dein Oedön B
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얍 BA27 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Bruxelles, 18.5.1938
Bruxelles, am 18. Mai 1938 35
Lieber Csok, das ist hier eine ganz herrliche Stadt - bin begeistert, fahr leider in 2 Stunden schon weiter. Sei innigst umarmt von Deinem Oedön
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O.N ] A.N ]
gemeint ist: Emil Oprecht gemeint ist: Amsterdam
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UAW, Ms 5371/215
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA28–BA29
Lesetext
얍 BA28 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Amsterdam, 23.5.1938
UAW, Ms 5371/216
Amsterdam, am 23. Mai 38 5
Mein lieber Csok, nun bin ich hier seit einer Woche und bleibe noch bis Freytag abend, dann fahre ich nach Paris auf 4–5 Tage und von dort wieder nach der Schweiz zurück. Ich werde den Sommer über in der Schweiz bleiben, in einem kleinen Dorf, und werde dort arbeiten. Mein lieber Csok, ich schreib Dir dann noch genauestens meine Adresse. Hier habe ich mit L. des langen und breiten über Dich gesprochen, er hat ohne Zweifel starkes Interesse an dem Wiedertäufer-Roman, und er erzählte mir, dass er Dir bereits geschrieben hätte. Die Hauptsache wäre, dass Du ihm etwas zuschickst --- Aber vielleicht schickst Du es zuerst mir, denn ich weiss nun bereits, was hier notwendig ist und ich kann Dir sicherlich einige Ratschläge geben, was nötig wäre und dergleichen. ---Lass bald von Dir hören und sei herzlichst und innigst umarmt von Deinem Oedön B
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얍 BA29 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Mikolow, 28.5.1938
Letzter Brief an Ödön von Horvath
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Dwor Regulowiec - Gut Ludwigshof Mikolow, Gorny Slask, Polen.
28. Mai 1938
Liebster Ödön! Schön, dass du dir die Einreise nach Polen besorgen willst! Auf deinen ungarischen Pass und auf die Einladung, die du von meinen Freunden hast, erhältst du leicht ein Visum in Paris. Ist also dort einmal alles nach Wunsch für dich gediehen, dann besteige ein Flugzeug in der Richtung Katowice - Krakau - und innerhalb paar Stunden bist du bei uns! Der Gutshof, den ich bewohne, wird deinem Pusztablick behagen; er liegt auf einer Hügelkuppe, von der man über Waldhänge und Wiesen der oberschlesischen Ebene nach Süden schaut zu den Beskiden, nach Norden und nach Osten dehnt sich ein ungeheurer Raum flach bis an die Grenzen von Europa, das doch noch nicht so ganz verloren ist, wie es dein jüngstes Manuskript behauptet, das du „Adieu Europa!“ taufen willst. Der „Gutsherr“, mein Freund Theo und Ursel seine Frau verschlingen deine „Jugend ohne Gott“, diesen Roman, der mich auf meiner Flucht begleitet hat und der jenseits der nahen Grenze sich täglich mehr verwirklicht. Hier Gott sei Dank noch nicht, hier wirst du dich richtig geborgen fühlen! Bleiben kannst du bei uns solang dein Visum gilt, denn Zimmer findest du genug und eine unbegrenzte Gastfreundschaft; „Gast im Haus, Gott im Haus!“ heisst es bei den Polen. Und willst du durchaus unseren Kontinent verlassen wie der Held deiner Geschichte, die du vorhast, so geht das glatt von hier aus über Danzig - Gdynia: der „Stefan Bathory“ kreuzt zwischen Polen und den U.S.A.
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gemeint ist: Walter Landauer
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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BA29
Lesetext
Neulich kam aus der Tschechoslovakei ein Jugendfreund, der Brünner Maler Gustav Böhm mich zu besuchen; im Auto der Holtzischen durchfuhren wir die westlichen Karpathen. Dort gibt es tiefblau angestrichene Dörfer wie Trümmer eines eingestürzten Himmels - Blau schützt angeblich vor der Fliegenplage - und Orte mit dreiviertel jüdischer Bewohner, die darin freiwillige Ghettos bilden; hauptsächlich sind es Wirte, Schmiede, Kutscher, und bei den Bürgern Anwälte und Ärzte. Kaftan und Schläfenlocken werden hier noch unter den Strenggläubigen getragen, Perücken von den Frauen und Fuchsschwänze um die breitkrämpigen Rabbinerhüte. Auch junge Talmudisten trifft man; in ihren langen schwarzen Röcken ähneln sie mittelalterlichen Scholaren. Neugierig drängte man sich um unser Auto, einen Fiat, stellte Fragen in einer deutsch-vermengten Sprache, die dem Schwyzer Alemannisch ähnelt. Böhm, ein „Westjude“, wie er sich nennt, der in Paris studierte, in Prag den Präsidenten Masaryk gemalt hat, schien gerade von dem befangen und gedrückt, was uns hier faszinierte, immer wieder dieser an sich erprobten Bindung zwischen Religion und Rasse; melancholisch meinte er, so fremd ihm das geworden sei - seit Hitler spüre er doch wieder, wie sehr er immer noch dazu gehöre. Ungefähr ist es so wie ich mich dir und unserem ganzen Kreis verbunden fühle, der nach dem Wiener März in alle Welt zerstob. Ihr seid jetzt meine Angehörigen geworden, die Zuckmayers und Franz und Alma Werfel, die beiden Friedländers, und Hertha Pauli und Carli Frucht und der schwarz-gelbe Joseph Roth und Mehring, der „Vermuhrte“ und vor allem du - 얍 ich allein fehle jetzt unter euch Gästen des Hotel de l’Univers, und sehnsüchtig luge ich westwärts in den roten Rauch des Sonnenuntergangs hinter den schwarzen Wäldern nach dem Sixieme hinüber, wo Ihr im Bistro eben diskutiert, wann und wie wir in die Heimat wiederkehren werden -? Ich glaube nie! In deine Richtung starteten wir zur Heimfahrt, kamen an einem finsteren Bau vorüber, einem Nonnenkloster. Dort hausten wohl die einzigen verbürgten Christen des wunderlichen Ortes, den wir verliessen, dieses galizischen Jerusalem. „Oswiecim“ heisst es auf polnisch, „Auschwitz“ - deutsch. Nun gute Nacht, mein Lieber! Antworte mir geschwind, am besten kommst du ohne jede Antwort zum Pfingstfest, wo der Heilige Geist vom Himmel fuhr. Die Welt hats nötig, dass er nochmals kommt. Was immer aber auch geschieht - wir zwei müssen uns wiedersehen, Ödön, wir müssen überleben, du und ich! In dieser Hoffnung Dein Franz Theodor (Dieser Brief kam an den Absender zurück, denn der, an den er sich richtete, wurde am Abend des ersten Juni 1938 bei einem Sturm auf den Champs Elysées von einem Ast erschlagen.)
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Briefabschriften Franz Theodor Csokor
BA30
Lesetext
얍 BA30 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Mikolow, 31.5.1938
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An Ödön von Horváth1 Paris VI., Hotel de l’Univers Rue Monsieur Le Prince
Mikolow, Gut Ludwigshof c/o Ing. Theo Holtz 31. Mai 1938
Liebster Ödön, war das eine Freude, Dich bei den Freunden in Paris zu wissen! Die erste Begegnung unserer Gruppe, seit uns die Iden des österreichischen März über die Welt zerstreuten! So gerne käme ich, doch woher soll ein Ex-Autrichien in Polen im Exil ein Visum nach Paris erhalten können! Um so leichter fällt es Dir, mit Deinem guten ungarischen Pass und auf die Einladung meines Freundes Holtz nach „unserem“ Gut ein Visum von den Polen zu bekommen. Alles andere ist eine Angelegenheit einiger Stunden Flug Paris bis Krakau, wo wir Dich im Auto dann erwarten. Der „Gutsherr“, mein Freund Theo, und Ursel, seine Frau, verschlingen eben Deine „Jugend ohne Gott“, diesen prophetischen Roman, der mich auf meiner Flucht hierher begleitet hat und der sich jenseits der nahen Grenze täglich mehr und mehr verwirklicht. Hier allerdings, Gott sei’s gedankt, noch nicht, hier wirst Du Dich richtig geborgen fühlen! Bleiben kannst Du, solange Dein Visum gilt, denn Zimmer und Platz zur Arbeit findest Du hier genug und eine unbegrenzte Gastfreundschaft „Gast im Haus - Gott im Haus“ heisst es bei den Polen. Und unser Gutshof liegt auf einer Hügelkuppe, von der man über Waldhänge und Wiesen der oberschlesischen Ebene nach Süden die Konturen der Beskiden sieht; nach Norden und nach Osten dehnt sich ein ungeheurer Raum bis an die Grenzen von Europa, das gegen Westen freilich schon bei Beuthen, wo das Dritte Reich beginnt, zu Ende ist. Und willst Du durchaus unseren Kontinent verlassen, wie der Held Deiner Geschichte „Adieu Europa!“, über die Du mir in Deinem letzten Brief Andeutungen gemacht hast, so geht das glatt von hier aus über Danzig-Gdynia; der „Stefan Bathory“ kreuzt zwischen Polen und den USA. Vorher fahren wir aber noch fleissig hier herum, wo Du in den Städten, in Krakau und in Lemberg und in den Beskiden so viel von jenem alten k. u. k. Österreich noch treffen wirst, wie es in Wien nicht mehr zu finden ist. Und dann noch eines, was man dort heute verfemt und verfolgt mit allen Mitteln - eine eingesessene Judenschaft mit eigener Sprache, eigenen Bräuchen, einem Ghetto, das sie über sich verhängen, weil sie der Außenwelt nicht trauen wollen. Der König Kasimir der Grosse hatte sie hier angesiedelt, als sie vor den Pogroms des Mittelalters flohen; sie waren treue Bürger Österreichs, das sie beschützte, und auch Pilsudski hielt es darin nicht anders, obgleich die Polen ihre Abschließung schockierte. 얍 Neulich kam aus der Tschechoslowakei ein Jugendfreund, der Brünner Maler Gustav Böhm, mich zu besuchen; im Auto der Holtzischen durchfuhren wir die westlichen Karpaten. Dort gibt es tiefblau angestrichene Dörfer wie Trümmer eines eingestürzten Himmels - Blau schützt angeblich vor der Fliegenplage - und Orte mit dreiviertel jüdischer Bewohner, die darin freiwillige Ghettos bilden; hauptsächlich sind es Wirte, Schmiede, Kutscher und bei den Bürgern Anwälte und Ärzte. Kaftan und Schläfenlocken werden hier noch unter den Strenggläubigen getragen, Perücken von den Frauen und Fuchsschwänze um die breitkrämpigen Rabbinerhüte. Auch junge Talmudisten trifft man; in ihren langen schwarzen Röcken ähneln sie mittelalterlichen Scholaren. Neugierig drängte man sich um unser Auto, einen Fiat, stellte Fragen in einer deutsch-vermengten Sprache, die dem Schwyzer Alemannisch äh-
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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nelt. Böhm, ein „Westjude“, wie er sich nennt, der in Paris studierte, in Prag den Präsidenten Masaryk gemalt hat, schien gerade von dem befangen und gedrückt, was uns hier faszinierte, stets wieder diese an sich erprobte Bindung zwischen Religion und Rasse; melancholisch meinte er, so fremd ihm das geworden sei - seit Hitler spüre er doch wieder, wie sehr er immer noch dazu gehöre. Ungefähr ist es so, wie ich mich Dir und unserem ganzen Kreis verbunden fühle, der nach dem Wiener März in alle Welt zerstob. Ihr seid jetzt meine Angehörigen geworden, die Zuckmayers und Franz und Alma Werfel, die beiden Friedländers und Hertha Pauli und Carli Frucht und der schwarz-gelbe Joseph Roth und Mehring, der „Vermuhrte“, und vor allem Du - 얍 ich allein fehle jetzt unter Euch Gästen des Hotel de l’Univers, und sehnsüchtig luge ich westwärts in den roten Rauch des Sonnenuntergangs hinter den schwarzen Wäldern nach dem Sixième hinüber, wo Ihr im Bistro eben diskutiert, wann und wie wir in die Heimat wiederkehren werden -? Ich glaube - nie! In Deine Richtung starteten wir zur Heimfahrt, kamen an einem finsteren Bau vorüber, einem Nonnenkloster. Dort hausten wohl die einzigen verbürgten Christen des wunderlichen Ortes, den wir verliessen, dieses galizische Jerusalem. „Oswiecim“ heisst es auf polnisch, „Auschwitz“ - deutsch. Nun gute Nacht, mein Lieber! Antworte mir geschwind, am besten kommst Du ohne jede Antwort zum Pfingstfest, wo der Heilige Geist vom Himmel fuhr. Die Welt hat’s nötig, dass Er nochmals kommt. Was immer aber auch geschieht - wir zwei müssen uns wiedersehen, Ödön, wir müssen überleben, Du und ich! In dieser Hoffnung Dein Franz Theodor 1
Dieser Brief kam an den Absender zurück, denn er erreichte Ödön von Horvath vor seinem Tod am 1. Juni 1938 nicht mehr.
얍 BA31 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Mikolow, 13.6.1938 30
An Ödön von Horvath1 Paris Cimetière St. Ouen 31. division, 14. ligne, 9. fosse 35
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Mikolow, Gut Ludwigshof c/o Ing. Theo Holtz 13. Juni 1938
Mein Odön! Ein Sturm kam auf; er knickte einen Baum. Der Baum knickte einen Menschen. Inmitten einer Riesenstadt von vier Millionen diesen Einen! Dich! Da sucht man nach einer Deutung. Geschah das, weil unsere Zeit immer gerne auf Köpfe Jagd macht, immer nur auf die Köpfe - und wenn es schon Menschen versäumt haben, tut es ein Baum? Das war das erste, was sich aus der Bitterkeit über Deinen Tod aufdrängte. Aber gerade Du hast uns in Deinem Buch „Jugend ohne Gott“, das jetzt in vielen Sprachen von Dir zeugen wird, einen Helden gezeigt, der diese unsere Zeit überwindet. Sie wird ihm gegenstandslos vor einer höheren Erkenntnis. Diese Erkenntnis heißt: Gott! Dein Held ist ein schwacher schuldiger Mensch, ein „Jedermann“ von heute aber alle Angst und alle Mangelhaftigkeit der Kreatur besiegt er nach seiner Erkennt-
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ZPH 414/3
Briefabschriften Franz Theodor Csokor
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nis des Göttlichen, die ihn in einer Szene voll unvergesslicher Eindringlichkeit überwältigt, in einer Szene, in die nichts mehr von Politik hereindringt, sondern darin einzig die menschliche Bereitschaft herrscht, die Erkenntnis zu erleiden. Du hast auf Deine Weise durch dieses Dein Werk Gott gesehen. Wer aber Gott sieht - stirbt. War das der Grund -? Dass einer reif geworden war? Dass er seine Erkenntnis immer wieder gestalten, aber nie überbieten hätte können? Dass sie uns jetzt desto stärker leuchten soll, weil der nicht mehr ist, der sie erlitten und gestaltet hat? Zur Heidenzeit hätte man gesagt: Die Götter haben ihn zu sich entrückt. Müssen wir nicht etwas Ähnliches empfinden, und kommt uns daher nicht ein tröstliches Licht? Du bist ja bei mir, mein Lieber, solange ich atmen werde - nicht in jener dunklen Knabenangst von einst, in der Du Dich mir vor Jahren eröffnet hast, krank an Gott, an den Du doch so sehr gebunden bliebst, auch noch 얍 in der Abwehr, durch Dein leidenschaftliches Verlangen nach Wahrheit und nach Gerechtigkeit. Gelöst und friedvoll, in der tatbereiten Güte Deiner letzten Zeit bist Du bei mir als ein Herr, der Du immer warst - aber ein Herr, der es nicht erträgt, dass es Knechte geben soll, damit sich andere als Herren fühlen können. Man wird Dich und Dein Werk zu Kronzeugen für Dinge dieser Welt anrufen. Die grosse feierliche Art Deines Todes macht Dich aber zum Kronzeugen für etwas Höheres, für die ewige Wahrheit gegenüber der vergänglichen Wirklichkeit, für eine überirdische Gerechtigkeit gegenüber menschlichem Richten.Und das ist das göttliche Erbe in uns, diese Sehnsucht nach den beiden, die uns nicht loslässt - dafür das Kreuz auf uns zu nehmen, sollen wir die Kraft besitzen - jeder von uns. Bei Dir - ist es ein Baumstamm gewesen, jener Baumstamm, der Dich erschlug. Auch das Kreuz kam aus einem Baumstamm. Und Du warst bereit darauf - in der Zugeständnislosigkeit Deines Werkes. „Ich bitte euch, mich nicht zu stören“, sagt in den Katakomben Deines seltsamen Stückes „Pompeji“, des letzten, das Du für die Bühne schriebst, der arbeitende Apostel Paulus. Auch wir versammeln uns heute in einer Katakombe: sie ist sehr gross, und mir ist, als hörte ich darin Deine Stimme: „Ich bitte euch, mich nicht zu stören!“ So wollen wir denn schweigen und denken, dass das Samenkorn in die Erde verschwindet, um hundertfältige Frucht zu tragen, und dass jeder von uns nach dem grossen Vorbild, das Du im Abend Deines jungen Lebens erkannt hast, heute im Wandel und Werk so leben soll, dass er für alle Menschen lebt, und so sterben, dass er für alle Menschen stirbt. Mein Freund, mein Bruder - der Friede sei mit Dir, mit mir, mit uns allen!
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Dein Franz Theodor 1
Dieser Brief in die Ewigkeit wurde bei der Pariser Gedächtnisfeier des Schutzverbandes am 13. Juni 1938 von Hertha Pauli gelesen.
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Dokumente Lebensdokumente und Urkunden
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Auszug aus dem Taufregister (1908)
ÖLA Lesetext 84/SL 7
188
Auszug aus dem Taufregister (1908)
D1
189
Lesetext
Jahreszeugnis, Budapest, Schuljahr 1908/09 (1)
190
ÖLA Lesetext 84/SL 7
Jahreszeugnis, Budapest, Schuljahr 1908/09 (1)
191
D2
Lesetext
Jahreszeugnis, Budapest, Schuljahr 1908/09 (2)
192
ÖLA Lesetext 84/SL 7
Jahreszeugnis, Budapest, Schuljahr 1908/09 (2)
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D2
Lesetext
Jahreszeugnis des Erzbischöflichen Gymnasiums, Budapest, Schuljahr 1911/12
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ÖLALesetext 3/L 12
Jahreszeugnis des Erzbischöflichen Gymnasiums, Budapest, Schuljahr 1911/12
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D3
Lesetext
Impfschein „Horváth Eduard“ (recto)
D4
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Impfschein „Horváth Eduard“ (verso)
D4
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Impfschein „Horváth Edmund“ (recto)
D5
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ÖLALesetext 3/L 19
Lesetext
199
Jahreszeugnis des K. Wilhelms-Gymnasiums München, Schuljahr 1913/14
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ÖLALesetext 3/L 13
Jahreszeugnis des K. Wilhelms-Gymnasiums, München, Schuljahr 1913/14
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D6
Lesetext
Osterzeugnis des K. Realgymnasiums, München, Schuljahr 1915/16
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ÖLALesetext 3/L 14
Osterzeugnis des K. Realgymnasiums, München, Schuljahr 1915/16
203
D7
Lesetext
Jahreszeugnis des K. Realgymnasiums, München, Schuljahr 1915/16 (recto)
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ÖLALesetext 3/L 15
Jahreszeugnis des K. Realgymnasiums, München, Schuljahr 1915/16 (recto)
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D8
Lesetext
Jahreszeugnis des K. Realgymnasiums, München, Schuljahr 1915/16 (verso)
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ÖLALesetext 3/L 15
Jahreszeugnis des K. Realgymnasiums, München, Schuljahr 1915/16 (verso)
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D8
Lesetext
Jahreszeugnis der Oberrealschule, Pressburg, Schuljahr 1917/18 (recto)
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ÖLALesetext 3/L 16
Jahreszeugnis der Oberrealschule, Pressburg, Schuljahr 1917/18 (recto)
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D9
Lesetext
Jahreszeugnis der Oberrealschule, Pressburg, Schuljahr 1917/18 (verso)
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ÖLALesetext 3/L 16
Jahreszeugnis der Oberrealschule, Pressburg, Schuljahr 1917/18 (verso)
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D9
Lesetext
Jahreszeugnis für Privatschüler, Budapest, Schuljahr 1918/19 (recto)
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ÖLALesetext 3/L 17
Jahreszeugnis für Privatschüler, Budapest, Schuljahr 1918/19 (recto)
213
D10
Lesetext
Jahreszeugnis für Privatschüler, Budapest, Schuljahr 1918/19 (verso)
214
ÖLALesetext 3/L 17
Jahreszeugnis für Privatschüler, Budapest, Schuljahr 1918/19 (verso)
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D10
Lesetext
Studentenkartei, Universität München, 1919–1922
216
Universitätsarchiv München Lesetext
Studentenkartei, Universität München, 1919–1922
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D11
Lesetext
Belegbogen Universität München, Wintersemester 1919/20
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Universitätsarchiv München Lesetext
Belegbogen Universität München, Wintersemester 1919/20
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D12
Lesetext
Belegbogen Universität München, Sommersemester 1920
220
Universitätsarchiv München Lesetext
Belegbogen Universität München, Sommersemester 1920
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D13
Lesetext
Belegbogen Universität München, Wintersemester 1920/21
222
Universitätsarchiv München Lesetext
Belegbogen Universität München, Wintersemester 1920/21
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D14
Lesetext
Belegbogen Universität München, Sommersemester 1921
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Universitätsarchiv München Lesetext
Belegbogen Universität München, Sommersemester 1921
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D15
Lesetext
Zuständigkeitszeugnis, 1923 (recto)
D16
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ÖLALesetext 3/L 18
Zuständigkeitszeugnis, 1923 (verso, amtliche Übersetzung)
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D16
ÖLALesetext 3/L 18
Taufschein, 1926 (recto)
D17
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Taufschein, 1926 (verso)
D17
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Taufschein, Übersetzung, 1926 (recto)
D17
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Taufschein, Übersetzung, 1926 (verso)
D17
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Scheidung 1934 / Ersturteil
D18
Lesetext
얍 D18 = Urteil des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Wien, Geschäftszahl 5 Cg 143/34–6 vom 2.9.1934 (Scheidung Ödön von Horváth und Maria Elsner)
WStLA, 3.1.4.A1.H17
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5 Cg 143/34 6
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Das Landesgericht für ZRS Wien hat durch den OLGR Dr. Erwin Jerusalem als Einzelrichter über das einverständliche Ansuchen des 1.) Ödön von Horvath, Schriftstellers in Wien I., Opernring, Hotel Bristol und der 2.) Maria von Horvath, geborene Elsner, Sängerin Prag Hotel Esplanade, beide vertreten durch Dr. Richard Flatter Rechtsanwalt in Wien 6. Mariahilferstrasse 1b um Trennung ihrer Ehe auf Grund der mündlichen in Gegenwart des Ehebandverteidigers Dr. Hans Löwit, Rechtsanwalt in Wien I., Salzgries 16 durchgeführten Verhandlung zu Recht erkannt: Die zwischen Ödön von Horvath und Maria von Horvath am 27. Dezember 1933 vor dem Magistrate Wien geschlossene Ehe wird als getrennt erklärt. An der Trennung trägt die Gattin allein das Verschulden. Die Gattin Marie von Horvath ist schuldig, dem Ehebandverteidiger Dr. Hans Löwit, die mit S 176.88 bestimmten Prozesskosten binnen 14 Tagen bei Exekution zu bezahlen. Entscheidungsgründe. Aus den Standesurkunden wurde folgendes festgestellt: Der Gatte Ödön von Horvath ist am 9.12.1901 geboren und nach röm. kath. Brau얍 che getauft ungarischer Staatsangehöriger. Er hat am 12.9.1930 seinen Austritt aus der römisch katholischen Kirche angemeldet und am 27.12.1933 vor dem Magistrate Wien die Ehe mit Maria Elsner, geboren am 10.6.1905 mosaischer Konfession geschlossen. Da für die Ehen zwischen Konfessionslosen und Juden nach herrschender Lehre und Rechtsübung (Lenhoff in Klangs Kommentar I/1 Seite 754 folgende und die dort genannten Autoren und Entscheidungen) das Trennungsrecht des § 115 abGB. gilt, war die Trennung der Ehe aus den in dieser Gesetzesstelle angeführten Trennungsgründen zulässig. Die Ehegatten haben die Trennung der Ehe einverständlich aus dem Grunde der beiderseitigen unüberwindlichen Abneigung verlangt. Sie haben zunächst in ihrem Gesuche, offenbar um der Erörterung des wahren Grundes ihrer Entfremdung auszuweichen, bloss äussere nicht glaubhaft scheinende Momente für diese Entfremdung hervorgehoben. Im Lauf des amtswegigen Verfahrens sind aber gleichwohl die wahren Gründe der Zerrüttung der Ehe zu Tage getreten. Auf Grund der glaubwürdigen Aussagen des Zeugen Dr. Horch und Dr. Flatter in Verbindung mit den vorgelegten Briefwechsel der Gatten hat das Gericht folgenden Sachverhalt als festgestellt angenommen: Die Gattin, die bereits vor der Ehe einige Monate im gemeinsamen Haushalt mit ihrem künftigen Gatten gelebt hatte, drängt durch den Zeugen Horch unter Betonung B
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KommentarN ]
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Scheidung 1934 / Ersturteil
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Lesetext
얍 ihrer grossen Liebe und der notwendigen Fürsorge für den Gatten zur Eheschliessung. Bald nachher in der Neujahrsnacht gestand sie aber dem Gatten, dass sie einen anderen liebe und ihn nur geheiratet habe, um durch die Ehe die ungarische Staatsbürgerschaft und den Namen des Gatten zu erlangen. Der Gatte war über dieses Geständnis so erregt, dass er die Gattin anfasste, schüttelte, vielleicht auch schlug. Einige Zeit später, kam es infolge einer ähnlichen, den Gatten reizenden Bemerkung zu einer ähnlichen Szene. Die Gatten versöhnten sich aber dann wieder. Die Gattin, die Mitte Jänner 1934 nach Berlin gefahren war und von dort auch mit dem Gatten in kameradschaftlicher Weise korrespondiert hatte (Beilage 2 und 3) schrieb diesem nun plötzlich den Brief vom 20.2.1934 (Beilage 4), in welchem sie ihm die eheliche Gemeinschaft unter Berufung auf die erfolgten „Demütigungen“ und „Brutalitäten“ endgiltig aufsagte. Der Gatte antwortet mit dem ausführlichen Schreiben vom 21. Februar 1934, Beilage G, in welchem er nach Darlegung der erschütternden Wirkung der plötzlichen Absage der Gattin schliesslich seine Zustimmung zur Trennung gibt. Seither hat jedes Zusammenleben und jede Gemeinschaft der Ehegatten aufgehört, der weitere Briefwechsel war nur der Lösung der äusseren Beziehungen gewidmet. Das Gericht glaubte die persönliche Vernehmung der Ehegatten entbehren zu können, da der ausführliche und charakteristische Briefwechsel in Verbindung mit den 얍 Zeugenaussagen genügenden Aufschluss über die Gründe der Zerrüttung der Ehe gab. Das Gericht hat aus diesen Beweismitteln die Überzeugung gewonnen, dass bei der Gattin schon bei der Schliessung der Ehe jene Zuneigung und jenes Zusammengehörigkeitsgefühl fehlte, das die Grundlage der Ehe bilden muss. Es ist nach ihren brieflichen Aeusserungen und den Zeugenaussagen glaubwürdig, dass sie die Ehe nur wegen des Namens und der Staatsbürgerschaft des Gatten geschlossen hat, zumal sie dadurch bei den gegenwärtigen Theaterverhältnissen im Deutschen Reiche eher die Möglichkeit BkünstlerischenN Fortkommens erlangen konnte. Das Gericht glaubt daher auch, dass die Gattin durch ihr Geständnis, dass sie den Gatten nicht liebe, einem anderen zugetan sein, den Bruch vorsätzlich herbeiführen wollte und dass sie die körperlichen Angriffe durch den Beklagten nur zum Anlass nahm, um daraus ihre Berechtigung zur Lösung der Ehe abzuleiten. Der burschikose Ton, in welchem die diesen körperlichen Angriffen nachgefolgten Briefe der Gattin aus Berlin gehalten sind, lässt nicht darauf schliessen, dass jene Angriffe einen tieferen Eindruck auf sie gemacht hatten. Das Fehlen jeder Zuneigung und jedes ehelichen Zusammengehörigkeitsgefühles schon zu Beginn der Ehe erfüllt aber, wenn sich dieser Zustand während der Ehe nicht ändert, den Tatbestand der Abneigung. Der innere Zustand, den diese darstellt, muss nicht erst während der Ehe entstanden sein. (Lenhoff in Klangs BKommentarN 1/1 Seite 765 얍 Ehrenzweig II/2 Seite 100 OGH. vom 26.4.1922 ZBl. 1922 Nr 319) Dass aber die Abneigung der Gattin eine unüberwindliche ist, geht aus ihrem ganzen Verhalten insbesondere aus der kühlen und unerbittlichen Sprache ihrer Briefe, sowie aus den von den Zeugen Dr. Horch und Dr. Flatter glaubwürdig bezeugten Umstand hervor, dass sie seit Februar 1934 keinerlei Verbindung mit dem Gatten gesucht und diesen trotz dessen schlechter materieller Lage in keiner Weise weder seelisch noch materiell zu stützen versucht hat. Da zum Tatbestand der unüberwindlichen Abneigung nach herrschender Lehre und Rechtsübung die einseitige Abneigung eines Gatten genügt, brauchte das Gericht nicht weiter zu 26 37
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prüfen, ob auch auf Seite des Gatten der gleiche Zustand eingetreten ist. Es wäre verständlich, wenn der Gatte nach den kühlen Geständnissen und Eröffnungen der Gattin ihr auch entfremdet wäre und mit Abneigung gegenüber stünde. Aus dem eine ehrliche Erschütterung ausdrückenden Schreiben des Gatten vom 21.2.1934, das auch in der schonungslosen Aufrichtigkeit gegen die eigene Person ehrlich und glaubwürdig wirkt, kann man aber immer noch die Hoffnung auf eine Fortsetzung der Gemeinschaft und auch eine fortdauernde Zuneigung herauslesen. Da das Gericht nach dem Dargelegten den Tatbestand der unüberwindlichen Abneigung auf Seite der Gattin als gegeben ansah, war dem Trennungsbegehren stattzugeben. An der Trennung war der Gattin allein das Verschulden beizumessen, da sie, wie 얍 dargelegt, die Ehe aus äusseren Gründen und ohne die notwendige innere Beziehung zum Gatten geschlossen und, ohne eine solche Beziehung zu suchen, ihre Lösung bewusst herbeigeführt hat. Die tätlichen Angriffe des Gatten gegen die Gattin wären, wenn auch in höchster Erregung über die für ihn erschütternden Mitteilungen von dem Fehlen jedes Zugehörigkeitsgefühles erfolgt, in einem anderen Falle gewiss geeignet, ein Mitverschulden des Gatten zu begründen; in diesem Falle konnte aber ein solches deshalb nicht angenommen werden, da diese Angriffe, wie dargelegt, an dem schon vorher vorhandenen ehewidrigen Gemütszustand der Gattin nichts geändert und ihr, ohne ihr wirklich nahe zu gehen, nur den äusseren Anlass gegeben haben, die von Anfang an gewünschte baldige Lösung der Ehe herbeizuführen. Die Kostenentscheidung beruht auf \p 1 des Ges. v. 2.2.1909 RGBL Nr 24. Landesgericht für ZRS Wien Abtl 5, am 2. September 1934.
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Führerschein, 1934 (Innenseite)
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Führerschein, 1934 (Außenseite)
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Scheidung 1934 / Berufungsurteil
D20
Lesetext
얍 D20 = Urteil des Oberlandesgerichts Wien, Geschäftszahl 5 Cg 143/34–11 vom 16.10.1934 (Scheidung Ödön von Horváth und Maria Elsner, Berufungsverfahren).
WStLA, 3.1.4.A1.H17
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Das Oberlandesgericht Wien als Berufungsgericht hat unter dem Vorsitze des Vorsitzenden Rates des OLG. Dr. Velicogna und im Beisein der Räte des Oberlandesgerichtes Dr. Billek und Dr. Ruef als Richter in der Rechtssache betreffend den einverständlichen Antrag des Ödön von Horvath, Schriftstellers in Wien I., Opernring, Hotel Bristol, und der Maria von Horvath, geb. Elsner, Sängerin, derzeit in Prag, Hotel Esplanade, beide vertreten durch Dr. Richard Flatter, Rechtsanwalt in Wien, auf Trennung ihrer am 27. Dezember 1933 vor dem Magistrate Wien geschlossenen Ehe über Berufung des Ehebandsverteidigers Dr. Hans Loewit, Rechtsanwalt in Wien, wider das Urteil des Landesgerichts für ZRS. in Wien vom 2. September 1934, GZ. 5 Cg 143/34 – 6 und infolge Verzichtes der Beteiligten auf die mündliche Berufungsverhandlung in nicht öffentlicher Sitzung zu Recht erkannt: Der Berufung wird nicht Folge gegeben und das 얍 Urteil des Erstgerichtes bestätigt. Die Antragstellerin Maria von Horvath ist schuldig, dem Ehebandsverteidiger die mit 102 S 96 g bestimmten Kosten des Berufungsverfahrens binnen 14 Tagen bei Zwangsvollstreckung zu ersetzen.
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Der Ehebandsverteidiger bekämpft das Urteil der Erstgerichtes, mit den dem einverständlichen Trennungsbegehren stattgegeben wurde, seinem ganzen Inhalte nach mittels Berufung, machte als Berufungsgründe Mangelhaftigkeit des Verfahrens, unrichtige Beweiswürdigung und unrichtige rechtliche Beurteilung der Sache geltend und stellte den Berufungsantrag, das angefochtene Urteil aufzuheben und die Sache zur neuerlichen Verhandlung und Entscheidung an das Prozessgericht erster Instanz zurückzuverweisen oder es dahin abzuändern, dass das einverständliche Trennungsbegehren abgewiesen werde. Die beiden Antragsteller beantragen Abweisung der Berufung. Insoweit die gegen den gesamten Inhalt des Ersturteiles gerichtete Berufung auch die Verschuldensfrage erfassen wollte, ist sie unzulässig, weil die Anfechtung des Ausspruches über das Verschulden nicht in den Rahmen der dem Ehebandsverteidiger zustehenden Be-얍fugnisse fällt. Im übrigen ist die Berufung unbegründet. Sie findet den vom Erstrichter übermittelten Prozesstoff zu dürftig, um auf dieser Grundlage eine unüberwindliche Abneigung beider Ehegatten oder nur eines von ihnen feststellen zu können und erachtet es als wesentlichen Mangel des Verfahrens, dass das Erstgericht die Parteien selbst nicht vernommen habe. Allein diese Angriffe gegen das Ersturteil gehen fehl. Der Erstrichter hat auf Grund der durchgeführten Zeugenbeweise und aus dem Inhalte des vorgelegten
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Scheidung 1934 / Berufungsurteil
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Briefwechsels zutreffend ausgesprochen, dass für die Antragstellerin der Abschluss der Ehe nur das Mittel war, um sich, die sie deutsche Staatsbürgerin und jüdischer Abstammung war, durch den Erwerb einer fremden Staatsbürgerschaft ein Betätigungsfeld ausserhalb ihres Heimatlandes zu schaffen. Gegen die Glaubwürdigkeit der durchgeführten Beweise selbst erhebt die Berufung keine Bedenken und auch das Berufungsgericht findet bei amtlicher Prüfung der Sache keinen Anlass, die Beweiswürdigung des Erstrichters in Zweifel zu ziehen, vielmehr übernimmt es sie und die hiedurch erzielten Feststellungen. Sie reichen vollständig aus um die vom Erstrichter aus ihnen gezogenen Schlüsse zu rechtfertigen. Danach hatte die Antragstellerin die 얍 Ehe nur aus den vom Erstrichter angenommenen berechnenden Gründen geschlossen. Darauf weist auch der Umstand hin, dass sie schon vier Tage nach der Trauung ihrem Manne gestand, dass sie einen anderen liebe und die Ehe nur zu dem Zwecke geschlossen habe, um eine fremdländische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Auch der ganze Ton der an den Antragsteller gerichteten Briefe lässt darauf schliessen, dass sie nicht nur keine Neigung für ihren Mann empfand, sondern seine Gutmütigkeit und Schwerfälligkeit geradezu belächelte und bespöttelte. Dieser Mangel an einer Zuneigung kommt aber, da er sich im weiteren Verlaufe naturgemäss steigern muss, in seinen seelischen Wirkungen einer unüberwindlichen Abneigung gleich. Wiewohl es für die Ehetrennung genügt, dass eine solche Abneigung auf einer Seite besteht, kann mit voller Sicherheit darauf gerechnet werden, dass das Verhalten der Frau auch bei dem Manne in kurzer Zeit die gleiche Abneigung auslösen muss, mag er auch derzeit noch eine Anhänglichkeit an sie bewahrt haben. Die vorgelegten Briefe beider Teile, namentlich die Schreiben der Antragstellerin haben, wie der Erstrichter vollkommen richtig erkannte, mit ihrer kennzeichnenden Ausdrucksweise das ganze Bild dieser unüberlegten auf Berechnung auf Seiten der Frau aufgebauten und deren vollständig unhaltbaren 얍 Ehe derart klar gezeigt, dass es weiterer Beweise nicht bedurfte. In der Unterlassung der Parteienvernehmung kann also ein wesentlicher Mangel des Verfahrens nicht erblickt werden. Bei dieser Sachlage war auch von einem Ausspruch auf vorläufige Scheidung der Ehe von Tisch und Bett kein Erfolg zu erwarten. Da auch die amtliche Ueberprüfung der Akten zu keinen Bedenken in rechtlicher und tatsächlicher Beziehung Anlass gibt und Mängel des Verfahrens nicht wahrgenommen wurden, war der Berufung der Erfolg zu versagen. Der Ausspruch über die Kosten des Ehebandsverteidigers stützt sich auf \p 1 des Gesetzes vom 2. Feber 1909, RGBl. Nr. 24 B
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
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Zuständigkeitszeugnis, 1938 (recto)
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Lesetext
Zuständigkeitszeugnis, 1938 (verso)
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Zuständigkeitszeugnis, 1938 (verso)
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Totenschein, Übersetzung, Wien 1950 (recto)
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Totenschein, Übersetzung, Wien 1950 (verso)
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Totenschein, Paris 1938
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Ödön-von-Horváth-Gesellschaft,Lesetext Murnau
Lesetext
Verträge
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Generalvertrag mit dem Ullstein Verlag, 1929
V1
Lesetext
얍 V1 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Ullstein Verlag, 11.1.1929. 얍
Vertrag.
Vertragsarchiv der UllsteinVerlagsgesellschaft, ohne Signatur Bl. 1
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Zwischen Herrn Ö d ö n von H o r v a t h , und dem Verlag U l l s t e i n Aktiengesellschaft, Berlin S.W.68, wird folgende Vereinbarung getroffen: Der Verlag leistet an Herrn von Horvath, und zwar beginnend am 15. Januar 1929 und endigend am 15. Dezember 1929, monatliche Pränumerando-Zahlungen in Höhe von je Mk. 500.-- (fünfhundert Mark) am 15. Januar und 15. Februar 1929 und je Mk. 300.-- (dreihundert Mark) am 15. der weiteren Monate. Die Summe dieser Pränumerando-Zahlungen ist auf die Herrn von Horvath zustehenden Tantiemen aus dem Bühnenvertrieb, für Buchausgaben und Vorabdrucke zu verrechnen, jedoch nicht auf Honorare für Einzelbeträge. Herr von Horvath verpflichtet sich, seine gesamte schriftstellerische Produktion an dramatischen, erzählenden und lyrischen Werken während der Zeit bis 15. Januar 1930 dem Verlag Ullstein zuerst einzureichen. Im Falle der Annahme der Werke durch den Verlag Ullstein steht es diesem frei, die Werke im Ullstein- oder im Propyläen Verlag, bezw. einem dem Ullstein-Verlage nahestehenden Bühnenverlage herauszubringen bezw. zu verwerten. Auf vom Verlage veranstaltete Buchausgaben erhält Herr von Horvath für jedes verkaufte Exemplar 12 % (zwölf Prozent) vom Ladenpreis, errechnet auf den Ladenpreis des broschierten Exemplars. Von Eingängen aus dem Bühnenvertrieb der Werke, also von dem Urheberanteil, der dem Verlag zufließt, erhält Herr von Horvath 80 % (achtzig Prozent), während dem Bühnenverlag 20 % (zwanzig Prozent) verbleiben. Von dem für Bühnenzwecke hergestellten und vertriebenen Material erhält Herr 얍 von Horvath vom erzielten Gewinn (Verkaufserlös abzüglich Herstellungskosten) 10 % (zehn Prozent), und zwar tritt eine Verrechnung dieses Anteils erst ein, nachdem die vom Verlag zu verauslagenden Herstellungskosten voll gedeckt sind. Abrechnung über Tantieme aus Bücherverkäufen, über Urheberanteil am Bühnenvertrieb und über Gewinnanteile an Bühnenmaterial etc. erfolgt für jedes Kalenderhalbjahr bis spätestens sechs Wochen nach Ablauf eines Halbjahres. Das Recht der Vergebung von Übersetzungs- und Filmrechten an vom Verlage angenommenen Werken gehört ebenfalls dem Verlag, jedoch ist er gehalten, die Hälfte der hierfür eingehenden Beträge Herrn von Horvath gutzuschreiben, bezw. an ihn abzuführen. Im Falle des Abdrucks von Werken in Blättern (Zeitungen und Zeitschriften) des Verlages wird das dafür zu vergütende Honorar nach den Normalsätzen der betreffenden Zeitungen und Zeitschriften berechnet. Herr von Horvath hat das Recht, über einen Abdruck anderweitig zu verfügen, falls der Verlag Ullstein die betreffenden Manuskripte ablehnen oder im Laufe von B
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Generalvertrag mit dem Ullstein Verlag, 1929
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Lesetext
vier Wochen nach deren Einreichung nicht ihre Annahme Herrn von Horvath bestätigen sollte. Von dem vom Verlage veranstalteten Buchausgaben seiner Werke erhält Herr von Horvath zehn gebundene und zehn broschierte Freiexemplare. Auf Werke, die Herr von Horvath gemeinsam mit einem Anderen verfaßt, hat der Verlag Ullstein eine Option. Herr von Horvath räumt auf seine gesamt schriftstellerische Produktion bis zum 15. Januar 1931 dem Verlag Ullstein das Vor-얍recht derart ein, daß der Verlag das erste Angebot machen und in jedes von anderer Seite schriftlich gemachte Angebot eintreten kann.
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Berlin, am 11. Jan. 29 Ödön Horváth
Ullstein Aktiengesellschaft Dr. Emil Herz
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Berlin f HorváthN ] Dr. Emil HerzN ] B N] B B
von Horváths Hand: \Berlin f Horváth/ korrigiert aus: Paraffe Dr. Emil Herz unleserliche Unterschrift
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Vertrag mit dem Georg Marton Verlag (Hin und her; 1933)
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10
ÖvHG
얍
recto
Verlags- und Bühnenvertriebs-Vertrag. Zwischen den Unterzeichneten Oedoen Horvath (nachstehend „Autor“ genannt) und dem Georg Marton Verlag (nachstehend „Verlag“ genannt) ist heute folgender Vertrag geschlossen worden: Der Autor überträgt an den Verlag die alleinigen, unbeschränkten Bühnenverlags- und Vertriebsrechte des von ihm verfaßten (bearbeiteten und komponierten) Werkes: „Hin und Her“ „Die Brücke“ (provisorischer Titel) für alle Länder der Welt und alle Sprachen, desgleichen auch alle ihm zustehenden Urheberrechte, wie z.B. die mechanisch-musikalischen, kinematographischen, Tonfilm-, Sprechfilm-, Fernseh- und Hör- und Radiorechte, sowie auch jene Urheberrechte, die während der Dauer des vorliegenden Vertrages noch entstehen. Der Verlag hat das alleinige Recht, Aufführungsverträge für d… obengenannte… Werk… abzuschließen, Aufführungshonorare, Tantièmen, Verkaufssummen, Pönali usw. nach eigenem Gutdünken zu vereinbaren und die aus diesen Verträgen resultierenden Beträge einzuheben. Der Verlag übernimmt die Verpflichtung, die Aufführungen obige… Werke… … zu kontrollieren, unrechtmäßige Aufführungen zu verfolgen. Desgleichen ist der Verlag berechtigt, sich wegen Vertragsverletzung der Erwerber der Aufführungsrechte oder wegen unrechtmäßiger Aufführungen auszugleichen. Der Verlag erhält für seine Mühewaltung von allen Eingängen aus Deutschland 20 %, Oesterreich, Tschechoslowakei 25 %, Ungarn 25 %, von den Erträgnissen fremdsprachiger Aufführungen in diesen Ländern 30 %, aus Jugoslavien, Rumänien und Griechenland 35 %, von den Erträgnissen aus allen übrigen Ländern ohne Unterschied der Sprache eine Provision von 30 %, von der Verwertung der kinematographischen oder Tonfilm- und Fernsehrechte 33 %, von Radiorechten 30 %, von Vertragsstrafen und von den durch Verfolgung unrechtmäßiger Aufführungen eingehenden Beträgen 30 %. Die Provisionen der Untervertreter werden von Autor und Verlag proportionell ihrer Beteiligung an den Eingängen getragen. Sollt der Autor vom Verlage einen Vorschuß erhalten, so wird dieser mit dem bankmäßigen Zinsfuße verzinst. Die Folgen einer eventuellen Geldentwertung trägt der Autor; der Verlag ist berechtigt, den Vorschuß und seine Provisionen stets in erster Linie von den einfließenden Beträgen in Abzug zu bringen und diesen, entsprechend dem Verhältnis des Zahlungstages laut damaliger Goldparität zu berechnen. Der Verlag ist verpflichtet, über sämtliche Eingänge monatlich, und zwar binnen 14 Tagen nach Ablauf des auf den Eingang des Betrages folgenden Monates Rechnung zu legen und mit dieser Rechnungslegung auch den nach Abzug der Verlagsprovision, Druck-, Kopiaturen-, und sonstigen Materialanschaffungskosten erübrigenden Ueberschuß abzuliefern. B
25
30
35
40
5 11 12 12
N
N
N B N
B
20
Lesetext
얍 V2 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Georg Marton Verlag, 25.7.1933.
B
15
V2
Oedoen HorvathN ] „Hin f Her“N ] B„Die f Titel)N ] B N] B B
\Oedoen Horvath/ \„Hin f Her“/ \„Die f Titel)/ [und sein nächstes abendfüllendes Werk]
250
Vertrag mit dem Georg Marton Verlag (Hin und her; 1933)
V2
Lesetext
Der Verlag ist berechtigt, d… obige… Werk… als Manuskript drucken zu lassen. Die Kosten der Drucklegung trägt der Autor. Außerdem wurde folgendes vereinbart: 얍 B N B
5
Horváth
N
Dieses Abkommen, das auch auf die Rechtsnachfolger aller Kontrahenten übergeht, ist binden für die Dauer des gesetzlichen Schutzrechtes für d… obgenannte… Werk…. Sollte eine der kontrahierenden Parteien dieses Abkommen in irgend einem Punkte vorsätzlich verletzen, so hat sie an die andere eine Strafsumme von S 500,– zu zahlen, durch welche Zahlung die Pflicht zur Erfüllung des Abkommens nicht aufgehoben wird. Die Parteien verzichten auf das Recht, diese Strafe durch den Richter ermäßigen zu lassen. Im Falle von Streitigkeiten aus diesem Abkommen unterwerfen sich beide Parteien der Kompetenz der Wiener Gerichte.
10
B
15
B
N
Ödön Horváth
N
20
Wien, am 25.7.33 B
4
5 11 19 22
B N
N
]
HorváthN ] S 500,–N ] BÖdön HorváthN ] B25.7.33N ] B B
Streichung von Horváths Hand: [\Falls wegen weiterer Vorschüsse keine Einigung erzielt werden kann, so hat Herr Horvath das Recht gegen Rückzahlung der Vorschüsse vom Vertrag zurückzutreten./] Eintragung von Horváths Hand: \Horváth/ \S 500,–/ Eintragung von Horváths Hand: Ödön Horváth \25.7.33/
251
verso
Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag (Himmelwärts, 1934)
V3
Lesetext
얍 V3 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und Der neue Bühnenverlag, 14.4./ 19.4.1934 얍
Ve r t r a g
ÖLA 27/S 1
Bl. 1
5
über die Abtretung von Urheber- und Bühnenvertriebsrechten. I. Zwischen 10
„Der neue Bühnenverlag“ im Verlag für Kulturpolitik, Berlin W 50 Marburgerstrasse 12, im folgenden kurz „Vertrieb“ genannt, und 15
dem Herrn: Ödön von Horvath Wien – Hotel Bristol kurz „Autor“ genannt, kommt folgender Vertrag zustande: B
N
II.
20
Autor erklärt allein Inhaber aller Urheberrechte, Filmrechte und Vertriebsrechte an dem Bühnenwerk: Himmelwärts zu sein. Diese Rechte sind auch mit keinem dinglichen Rechte Dritter oder irgendeiner Verfügungsbeschränkung belastet. B
25
N
III. 30
Autor überträgt hiermit das uneingeschränkte Urheberrecht, Filmrecht, Aufführungsrecht und Bühnenvertriebsrecht an dem vorgenannten Werke mit der Befugnis der ausschliesslichen Vervielfältigung, gewerbsmässigen Verbreitung und Wiedergabe, für alle Auflagen und für alle Länder für die auf Grund internationaler Vereinbarungen oder in den einzelnen Staaten geltenden gesetzlichen Schutzdauer. Die übertragenen Rechte erstrecken sich auch auf das Aufführungsmaterial, auf 얍 alle Veröffentlichungsarten, einschliesslich Verbreitung durch Film, Rundfunk, sowie alle weiteren Rechte mit Ausnahme der Verbreitung durch Schallplatten, ferner alle eventuell in Zukunft noch anfallenden Verbreitungsmöglichkeiten. Der Autor verpflichtet sich weiter, alle eventuellen durch spätere Gesetzgebung anfallenden Rechte gleichfalls allein dem Vertrieb zu übertragen, gegen eine für jeden Fall zu vereinbarende Vergütung. B
N
35
40
16–17 24 33–34
Ödön f BristolN ] HimmelwärtsN ] Binternationaler VereinbarungenN ] B B
\Ödön f Bristol/ \Himmelwärts/ korrigiert aus: intern.Vereinbarungen
252
Bl. 1v
Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag (Himmelwärts, 1934)
V3
Lesetext
IV. Der Vertrieb ist befugt, das Recht zur Bearbeitung des Werkes als Opernstoff zu vergeben. 5
V.
10
15
Der Vertrieb ist allein und ausschliesslich berechtigt, das Vertragswerk in der ganzen Welt zur scenischen Aufführung zu bringen, nach seinem pflichtgemässen Ermessen die Bühnen für die Aufführung auszuwählen und die Anordnungen hierüber und über die für die Aufführung zu beziehende Vergütung zu treffen, abzuändern oder aufzuheben. Es ist ihm die Bestimmung über die Zeit der Herausgabe und Aufführung zu überlassen. Der Vertrieb ist berechtigt, für fremdsprachige Aufführungen das Werk übersetzen zu lassen, ohne das hierfür dem Autor eine Sondervergütung anfällt, hat jedoch dem Autor Einsicht in die Übersetzung zu gewähren und wird dessen Vorschläge nach Möglichkeit berücksichtigen. B
N
VI.
20
Der Autor ist verpflichtet, auf Verlangen des Vertriebes Änderungen in textlicher oder scenischer Fassung vorzunehmen, soweit dadurch nicht der künstlerische Gesamtwert beeinträchtigt wird. 25
VII. Das Manuskript bleibt Eigentum des Vertriebes. Er ist zur Veräusserung desselben 10 Jahre nach Ablieferung befugt. 30
VIII. Dem Autor stehen die nachstehend genannten Vergütungen aus den Nettoeinkünften zu, die der Vertrieb durch die Verwertung des Werkes erzielt: 35
40
75 % von allen deutschsprachigen Aufführungen in Deutschland und Österreich, 75 % von allen deutschsprachigen Aufführungen in den Sukzessionsstaaten, 75 % von allen deutsch- und fremdsprachigen Aufführungen in allen Staaten der ganzen Welt, 50 % von dem durch Verfolgung unberechtigter Aufführungen und aus den Konventionalstrafen eingehenden Beträgen.
B
N
B
N
B
N
B
N
16 36 37 38 40
B
korrigiert aus: hierpfr
B
hierfürN ] 75N ] B75N ] B75N ] B50N ]
\75/ \75/ \75/ \50/
253
Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag (Himmelwärts, 1934)
얍
V3
Lesetext
Blatt 2
Bl. 2
40 % von der durch den Verlag vermittelten Verfilmung bezw. 70 % von der durch eigene Verhandlungen zustande gekommenen Verfilmung
B
N
B
N
B
N
5
IX. Autor liefert korrigiert und druckreif das gesamte Text- und musikalische Material, Klavierauszüge, Stimmen und Orchestermaterial. Die Herstellung des Materials für den Bühnenvertrieb obliegt dem Vertrieb.
10
X. Der Vertrieb ist berechtigt, ausser dem Aufführungsmaterial auch Verkaufsbücher herstellen zu lassen oder den Verlag hierfür zu vergeben zu noch zu vereinbarenden Bedingungen.
15
XI. Die Abrechnung und Bezahlung der dem Autor nach Ziffer VIII zustehenden Ansprüche erfolgt monatlich und zwar jeweils am 15. für den vorhergegangenen Monat. B
20
N
XII. Der Vertrieb verpflichtet sich, nach besten Kräften bemüht zu sein, öffentliche Aufführung zu erzielen. Er übernimmt die gesamten Kosten der Propaganda zu seinen Lasten.
25
XIII. allein oder mit anderen Der Autor verpflichtet sich sein nächstes Werk , das er verfassen wird, dem Vertrieb zu den Bedingungen dieses Vertrages und mit allen darin behandelten Rechte anzubieten, ohne sich vorher anderweitig zu binden. B
30
얍
N
B
N
B N B N
XIV.
35
40
Im Falle höherer Gewalt, polizeilichen Verbots, Schliessung der zur Aufführung bestimmten Theater, Streik, wird der Vertrieb insoweit von seinen Verpflichtungen frei: Er kann in diesem Falle die eingezogenen Gelder in erster Linie auf die aus dem Anschluss mit dem betreffenden Theater angefallenen Kosten verrechnen. Der Autor verpflichtet sich, auf Verlangen des Vertriebes ihm die Verbreitung des Werkes oder einzelner Teile hieraus durch Schallplatten zu gestatten. 3 4 20 30 30 30 30
40N ] 70N ] BZiffer VIIIN ] Bsein f WerkN ] BdasN ] B N] B N] B B
\40/ \70/ korrigiert aus: Ziff.VIII
[sämtliche Bühnenarbeiten] |sein f Werk| d[ie]|as| gestrichen: in [den nächsten Jahren]
254
Bl. 2v
Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag (Himmelwärts, 1934)
V3
Lesetext
XV. Erfüllungsort aus diesem Vertrag ist Berlin: für alle Streitigkeiten heraus wird als ausschließlicher Gerichtsstand die Zuständigkeit des Amtsgerichts Berlin - Tegler Weg vereinbart.
5
XVI. Die Kosten dieses Vertrages übernimmt, soweit staatliche Gebühren in Frage kommen, der Autor: sie werden jedoch vom Vertriebe vorgeschossen und auf die ersten anfallenden Ansprüche verrechnet.
10
XVII. Irgendwelche Nebenabreden haben nur Wirksamkeit, soweit sie schriftlich diesem Vertrag angefügt sind, oder in der Folgezeit schriftlich niedergelegt werden. Die Schriftform wird hiermit von sämtlichen Teilen als bindende Voraussetzung wirksamer Vereinbarungen festgesetzt.
15
20
Berlin , den 14/4. 1934
B
N
B
N B
Berlin, den 19./4. 34 W. Stuhlfeld VERLAG FÜR KULTURPOLITIK G.m.b.H. BERLIN W.50, Marburger Str. 12
N
B
B
Autor B
Ödön v. Horváth
N
N
N
25
20 20 20 20 21 24
BerlinN ] 14/4.N ] B1934N ] B19./4. 34N ] BW. StuhlfeldN ] BÖdön v. HorváthN ] B B
\Berlin/ \14/4./ 19\34/ \19./4. 34/ \W. Stuhlfeld/ Eintragung von Horváths Hand: \Ödön v. Horváth/
255
Vertrag mit Alfred Ibach (Figaro, 1936)
V4
Lesetext
얍 V4 = Brieflicher Vertrag zwischen Ödön von Horváth und Alfred Ibach, 6.3.1936
Dr. Alfred Ibach, Wien I. Postgasse ii (elf), Tuer 16.
Wien, d. 6. Maerz 1936.
5
Sehr geehrter Herr von Horvath,
10
15
20
25
30
35
40
wir haben heute folgende Vereinbarung getroffen: I. Sie erklaeren, ueber die Rechte an der voelligen Neufassung Ihres Stueckes mit dem derzeitigen Titel: „Figaro laesst sich scheiden“ frei verfuegen zu koennen und verpflichten sich, mir saemtliche Rechte an diesem Stueck fuer Theaterauffuehrungen, Verfilmung, Rundfunksendung und die z.Zt. unter dem Namen Fernsehen bekannte mechanische Uebertragungsart in deutscher Sprache sowie in allen uebrigen Sprachen abzutreten. II. Ich verpflichte mich, von meinem Erloes aus dem Verkauf alle deutschsprachigen Rechte an diesem Stueck 90 % (neunzig Prozent) und als dem Verkauf aller fremdsprachigen Rechte 80 % (achtzig Prozent) unmittelbar nach Erhalt an Sie abzufuehren. III. Sie erhalten einen Vorschuss von £75 (fuenfundsiebzig Pfund Sterling) oder deren Gegenwrt in oesterreichischer Valuta, der Ihnen in drei Raten in Hoehe von je £25 (fuenfundzwanzig Pfund Sterling) oder deren jeweiligen Gegenwert in oesterreichischer Valuta auszuzahlen ist, deren Faelligkeit sich wie folgt verteilt: I. Rate: Sofort, d.h. nicht spaeter als eine Woche nach Unterzeichnung dieses Abkommens. 2. Rate: Nicht spaeter als 10. April 1936, unter der Voraussetzung und Bedingung, dass bis zu diesem Datum die erste Haelfte des Stueckes fertiggestellt und mir vorgelegt worden ist. 3. Rate: Nicht spaeter als 15. Mail 1936, unter der Voraussetzung und Bedingung, dass bis zu diesem Datum das ganze Stueck voellig fertiggestellt und mir vorgelegt worden ist. IV. Dieses Abkommen wird wirksam mit der Auszahlung der ersten Rate an Sie. V. Sollte es mir innerhalb Jahresfrist nach Unterzeichnung dieses Abkommens nicht moeglich gewesen sein, die deutsch- oder fremdsprachigen Theater- oder Filmrechte an diesem Stueck zu verkaufen, so wird der von Ihnen erhaltene Vorschuss an mich oder meine(n) etwaigen Rechtsnachfolger rueckzahlbar und zwar muss seine Rueckzahlung, die in zu vereinbarenden Raten oder in Form einer Beteiligung an Ihren Einkuenften aus Ihrer uebrigen Produktion geschehen kann, bis spaetestens 31. Dezember 1938 erfolgt sein, widrigenfalls der gesamte Rest sofort faellig und einklagbar wird. VI. Als Gerichtsort wird das zustaendige Wiener Gericht vereinbart. B
20
B
Sterling)N ]
korrigiert aus: Sterling
256
N
ÖLA 84/SL 10
Vertrag mit Alfred Ibach (Figaro, 1936)
V4
Lesetext
Ich bitte Sie, mir durch Ihre Unterschrift auf beiliegender Kopie Ihr Einverstaendnis mit diesem Abkommen bezeugen zu wollen.
Ihr sehr ergebener
5
Einverstanden: Alfred Ibach B
N
10
8
B
Alfred IbachN ]
\Alfred Ibach/
257
Vertrag mit Ibach und dem Max Pfeffer Verlag (Figaro, Don Juan; 1936)
V5
Lesetext
얍 V5 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth, Alfred Ibach und dem Max Pfeffer Verlag, 3.11.1936 얍 Herrn
recto
5
Dr. Alfred Ibach, Wi e n I . , Johannesgasse 16/8 10
Sehr geehrter Herr Doktor!
15
20
25
30
35
40
45
ÖLA 84/SL 10
Ich nehme davon Kenntnis, dass Sie als Besitzer der beiden Werke von Oedön Horvath und zwar: a) „FIGARO LAESST SICH SCHEIDEN“ b) „DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG“ mit mir folgendes Abkommen treffen können, wobei als Grundlage das vorgedruckte Vertragsformular vom 21. September 1935 mit Ausschaltung der §§ 14 und 20 dienen soll. Ich übernehme den Subvertrieb für alle Länder der erwähnten beiden Werke und verpflichte mich, wie in dem vorgedruckten Vertrag vorgesehen, allmonatlich abzurechnen. Ich habe das Recht, zur Abdeckung meiner Forderung an Oedön Horvath, die per 15. April S 1.538.60 beträgt, 20 % (zwanzig Prozent) einzubehalten und die restlichen 80 % (achtzig Prozent) werden an Sie ausbezahlt. Nachdem ich mich seinerzeit nicht für die Vertriebsübernahme von: „DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG“ ausgesprochen habe, verbleibt die Verpflichtung zur Zahlung eines weiteren allgemeinen Vorschusses von S 500,- (Schilling fünfhundert), sobald das Stück in die Theaterproben geht, mit Auslassung der bei der Vertriebsübernahme eines neuen Werkes vereinbarten S 500.--. Mit Rücksicht darauf, dass nunmehr die Vertriebsübernahme des: „FIGARO LAESST SICH SCHEIDEN“ als vollzogen angesehen werden soll, sind die in meiner Forderung an Oedön Horvath fixierten seinerzeit gezahlten S 500.-- als erledigt anzusehen. Dagegen verpflichte ich mich, die seinerzeitige Abmachung einzuhalten und sobald das Stück in die Proben geht, weitere S 500.- (Schilling fünfhundert) zu bezahlen. Die zweimaligen S 500.- zahle ich selbstverständlich zum gegebenen Zeitpunkt an Sie aus. Sobald die eine Zahlung von S 500.- oder beide an Sie erfolgt sind, werden Eingänge auf die bezüglichen Werke nicht, wie oben, behandelt, sondern bis zur Höhe dieser oder dieser beiden Zahlungen bei mir einbehalten und der Ueberschuss an Sie nach Provisionsabzug ausbezahlt. Ich verpflichte mich, sofort nachdem dieses Abkommen perfekt geworden ist, 200 Exemplare von: „FIGARO LAESST SICH SCHEIDEN“ als Manuskript drukken zu lassen und die Kosten für die Herstellung auszulegen. Die Eingänge aus dem Verkauf der Bücher werden auf der Basis wie sie im vorgedruckten Vertrag festgelegt sind, verrechnet und verteilt.
258
Vertrag mit Ibach und dem Max Pfeffer Verlag (Figaro, Don Juan; 1936)
V5
Lesetext
Dieses Abkommen hat nur dann Giltigkeit , wenn es nicht nur von Ihnen, sondern auch von Oedön Horvath mitun-얍terzeichnet wird. B
N
Mit besten Empfehlungen, bin ich
5
Ihr B
10
B
Einverstanden: Dr. Alfred Ibach
N
Ödön v Horváth
N
1 9–10 12
GiltigkeitN ] gemeint ist: Gültigkeit Einverstanden f IbachN ] \Einverstanden f Ibach/ BÖdön v HorváthN ] Eintragung von Horváths Hand: \Ödön v Horváth/ B B
259
verso
Vertrag mit dem Georg Marton Verlag (Ein Dorf ohne Männer, 1937)
V6
Lesetext
얍 V6 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Georg Marton Verlag, 21.4.1937 얍
21. April 1937 Herrn Oedön von Horvath Dominianerbastei 6/11 Wi e n I .
5
ÖvHG
Bl. 1
Betrifft: „SZELISTYE DAS DORF OHNE MAENNER“ von Koloman Mikszath ich bestätige unsere Vereinbarung wie folgt: Gegen Zahlung eines Betrages von 300.- S (dreihundert), der gleichzeitig bestätigt wird, haben Sie mir eine Option, die Bühnenvertriebsrechte Ihrer Dramatisierung an obigem Roman zu den Bedingungen des beiliegenden Vertriebsvertrages zu übernehmen, erteilt. Innerhalb von vier Tagen nach erfolgter Einreichung des Manuskriptes (das nur im Verlag selbst gelesen werden darf), habe ich mich zu entscheiden, ob ich die Vertriebsrechte übernehme. In diesem Falle erhalten Sie bei Abgabe dieser Erklärung einen weiteren Vorschuss von 700 Schilling (siebenhundert) und bei Annahme durch eine Wiener Bühne weitere 1500 S (eintausendfünfhundert). Die Verteilung der Autoreneingänge von der ganzen Welt erfolgt nach dem Schlüssel von 30 % für die Mikszath’schen Erben und 70 % für Sie. Sollte ich von meinem Optionsrecht keinen Gebrauch machen, so verpflichte ich mich zur Diskretion, während Sie sich verpflichten bei einem eventuellen Abschluss mit einem Bühnenverlag oder sonstigen Eingängen des genannten Werkes mir die 300 S zu refundieren. Zum Zeichen Ihres Einverständnisses bitte ich Sie auf beiliegende Kopie Ihre Unterschrift zu setzen. Mit vorzüglicher Hochachtung
10
15
20
25
30
B B B
Einverstanden: Ödön v Horváth {Miknig} { } 1937 1.5.
N
N
N
35
얍
Verlags- und Bühnenvertriebs-Vertrag. Zwischen den Unterzeichneten …
40
… (nachstehend „Autor“ genannt) und dem Georg Marton Verlag (nachstehend „Verlag“ genannt) ist heute folgender Vertrag geschlossen worden: Der Autor überträgt an den Verlag die alleinigen, unbeschränkten Bühnenverlags- und Vertriebsrechte d… von ihm verfaßten (bearbeiteten und komponierten) Werkes: … 32 33 34
B
Eintragung von Horváths Hand: \Ödön v Horváth/
B
Ödön v HorváthN ] {Miknig}N ] B{ } 1937 1.5.N ]
\{Miknig}/ \{ } 1937 1.5./
260
Bl. 2
Vertrag mit dem Georg Marton Verlag (Ein Dorf ohne Männer, 1937)
5
10
15
20
25
30
35
40
45
V6
Lesetext
… für alle Länder der Welt und alle Sprachen, desgleichen auch alle ihm zustehenden Urheberrechte, wie z.B. die mechanisch-musikalischen, kinematographischen, Tonfilm-, Sprechfilm-, Fernseh- und Hör- und Radiorechte, sowie auch jene Urheberrechte, die während der Dauer des vorliegenden Vertrages noch entstehen. Der Verlag hat das alleinige Recht, Aufführungsverträge für d… obengenannte… Werk… abzuschließen, Aufführungshonorare, Tantièmen, Verkaufssummen, Pönali usw. nach eigenem Gutdünken zu vereinbaren und die aus diesen Verträgen resultierenden Beträge einzuheben. Der Verlag übernimmt die Verpflichtung, die Aufführungen obige… Werke… … zu kontrollieren, unrechtmäßige Aufführungen zu verfolgen. Desgleichen ist der Verlag berechtigt, sich wegen Vertragsverletzung der Erwerber der Aufführungsrechte oder wegen unrechtmäßiger Aufführungen auszugleichen. Der Verlag erhält für seine Mühewaltung von allen Eingängen aus Deutschland, Oesterreich, Tschechoslowakei, Ungarn, die Schweiz 20 %, von den Erträgnissen fremdsprachiger Aufführungen in diesen Ländern 25 %, von den Erträgnissen aus allen übrigen Ländern ohne Unterschied der Sprache eine Provision von 30 %, von der Verwertung der kinematographischen oder Tonfilm- und Fernsehrechte, von Radiorechten, von Vertragsstrafen und von den durch Verfolgung unrechtmäßiger Aufführungen eingehenden Beträgen 30 %. Die Provisionen der Untervertreter werden von Autor und Verlag proportionell ihrer Beteiligung an den Eingängen getragen. Sollte der Autor vom Verlage einen Vorschuß erhalten, so wird dieser mit dem bankmäßigen Zinsfuße verzinst. Die Folgen einer eventuellen Geldentwertung trägt der Autor; der Verlag ist berechtigt, den Vorschuß und seine Provisionen stets in erster Linie von den einfließenden Beträgen in Abzug zu bringen und diesen, entsprechend dem Verhältnis des Zahlungstages laut damaliger Goldparität zu berechnen. Der Verlag ist verpflichtet, über sämtliche Eingänge monatlich, und zwar binnen 14 Tagen nach Ablauf des auf den Eingang des Betrages folgenden Monates Rechnung zu legen und mit dieser Rechnungslegung auch den nach Abzug der Verlagsprovision, Druck-, Kopiaturen-, und sonstigen Materialanschaffungskosten erübrigenden Ueberschuß abzuliefern. Der Verlag ist berechtigt, d… obige… Werk… als Manuskript drucken zu lassen. Die Kosten der Drucklegung trägt der Autor, dem auch der Erlös der verkauften Bücher nach Abzug einer 10 %igen Inkassoprovision für den Verlag zukommt. 얍 Außerdem wurde folgendes vereinbart: …
Dieses Abkommen, das auch auf die Rechtsnachfolger aller Kontrahenten übergeht, ist binden für die Dauer des gesetzlichen Schutzrechtes für d… obgenannte… Werk…. Sollte eine der kontrahierenden Parteien dieses Abkommen in irgend einem Punkte vorsätzlich verletzen, so hat sie an die andere eine Strafsumme von … zu zahlen, durch welche Zahlung die Pflicht zur Erfüllung des Abkommens nicht aufgehoben wird. Die Parteien verzichten auf das Recht, diese Strafe durch den Richter ermäßigen zu lassen.
261
Bl. 2v
Vertrag mit dem Georg Marton Verlag (Ein Dorf ohne Männer, 1937)
V6
Lesetext
Im Falle von Streitigkeiten aus diesem Abkommen unterwerfen sich beide Parteien der Kompetenz der Wiener Gerichte.
5
… …
Wien, am …
262
Vertrag mit Allert de Lange (Jugend ohne Gott, 1937)
V7
Lesetext
얍 V7 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Verlag Allert de Lange, 13.7.1937
V E RT R A G . 5
Zwischen Herrn Ödön v. Horvath, (im Folgenden der Autor genannt) und dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, (im Folgenden der Verlag genannt) wird hiermit folgender Vertrag geschlossen: 10
1/. Der Autor übergibt dem Verlag das ausschliessliche Verlagsrecht für die deutsche Ausgabe seines nächsten Romans. 2/. Als Honorar erhält der Autor für jedes verkaufte Exemplar eine Beteiligung von 12 % vom Ladenpreis.
15
3/. Abrechnungen über die verkauften Exemplare finden zweimal im Jahre statt und zwar am 1.1. und 1.7. Etwaige Auszahlungen erfolgen einen Monat nach der Abrechnung. B
20
25
30
35
N
4/. Der Autor übergibt dem Verlag die Übersetzungsrechte in fremde Sprachen. Der Verlag erhält von allen Einnahmen aus diesen Rechten 25 %, der Autor 75 %. Der Verlag verpflichtet sich alle Eingänge, nach Abzug seiner Provision, sofort an den Autor auszuzahlen. Er hat jedoch das Recht, abgesehen von seiner Provision, 25 % dieser Eingänge auf den Vorschuss zu verrechnen, solange dieser noch nicht durch die deutsche Buchausgabe gedeckt ist. 5/. Der Autor übergibt dem Verlag die Weltfilmrechte. Falls durch Vermittlung des Verlages die Filmrechte verkauft werden, so erhält der Verlag 15 %, der Autor 85 %. Falls die Filmrechte ohne Vermittlung des Verlages verkauft werden, erhält der Autor 95 %, der Verlag 5 %. Alle Eingänge aus den Filmrechten werden sofort nach Eingang an den Autor ausgezahlt. 6/. Der Autor erhält eine Garantie von Hfl. 500.-, von denen 1/3 bei Unterschrift des Vertrages fällig ist; die übrigen 2/3 werden nach Ablieferung eines grösseren Teils des Manuskripts in 2 monatlichen Raten ausgezahlt. 7/. Der Autor verpflichtet sich das gesamte Manuskript spätestens bis zum 1.12.’37 abzuliefern.
40
8/. Der Verlag setzt den Ladenpreis fest und hat das Recht ihn heraufzusetzen bezw. herabzusetzen. Falls der Verlag Exemplare zu einem niedrigeren Preise als zu dem ursprünglich festgesetzten Ladenpreise verkauft, so erhält der Autor 10 % des Erlöses. 45
18
B
einenN ]
ein\en/
263
Allert de Lange Archives, 1/83, IISH
Vertrag mit Allert de Lange (Jugend ohne Gott, 1937)
V7
Lesetext
9/. Der Verlag erhält das Recht 10 % über die Auflage hinaus honorarfrei zu drucken, für den Versand von Freiexemplaren, etc. 10/. Der Autor erhält für das erste Tausend der Auflage 10 Freiexemplare, für jedes weitere Tausend 5 Freiexemplare.
5
11/. Eventuelle Streitigkeiten aus diesem Vertrage, welche die kontrahierenden Parteien nicht untereinander schlichten können, werden entschieden durch einen beiden Parteien günstig bekannten fachmännischen Schiedsrichter. 10
Erfüllungsort: Amsterdam. Ausgefertigt in duplo. 15
den 13. Juli 1937.
20
B
{}
B
Ödön v. Horváth
N
N
18 20
B B
{ }N ] Ödön v. HorváthN ]
Unterschrift durch den Allert de Lange Verlag: \{ }/ Eintragung von Horváths Hand: \Ödön v. Horváth/
264
Vertrag mit Allert de Lange (Ein Kind unserer Zeit, 1937)
V8
Lesetext
얍 V8 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Verlag Allert de Lange, 30.11.1937
V E RT R A G . 5
Zwischen Herrn Ödön v. Horvath, (im Folgenden der Autor genannt) und dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, (im Folgenden der Verlag genannt) wird hiermit folgender Vertrag geschlossen: 10
1/. Der Autor übergibt dem Verlag das ausschliessliche Verlagsrecht für die deutsche Ausgabe seines nächsten Romans.
15
2/. Als Honorar erhält der Autor für jedes verkaufte Exemplar eine Beteiligung von 12 % vom Ladenpreis. 3/. Abrechnungen über die verkauften Exemplare finden zweimal im Jahre statt und zwar am 1.1. und 1.7. Etwaige Auszahlungen erfolgen einen Monat nach der Abrechnung.
20
25
30
35
4/. Der Autor übergibt dem Verlag die Übersetzungsrechte in fremde Sprachen. Der Verlag erhält von allen Einnahmen aus diesen Rechten 25 %, der Autor 75 %. Der Verlag verpflichtet sich alle Eingänge, nach Abzug seiner Provision, sofort an den Autor auszuzahlen. Er hat jedoch das Recht, abgesehen von seiner Provision, 25 % dieser Eingänge auf den Vorschuss zu verrechnen, solange dieser noch nicht durch die deutsche Buchausgabe gedeckt ist. 5/. Der Autor übergibt dem Verlag die Weltfilmrechte. Falls durch Vermittlung des Verlages die Filmrechte verkauft werden, so erhält der Verlag 15 %, der Autor 85 %. Falls die Filmrechte ohne Vermittlung des Verlages verkauft werden, erhält der Autor 95 %, der Verlag 5 %. Alle Eingänge aus den Filmrechten werden sofort nach Eingang an den Autor ausgezahlt. 6/. Der Autor erhält eine Garantie von Hfl. 500.--, von denen 1/3 bei Unterschrift des Vertrages fällig ist; die übrigen 2/3 werden nach Ablieferung eines grösseren Teils des Manuskripts in 2 monatlichen Raten ausgezahlt.
40
7/. Der Autor verpflichtet sich das gesamte Manuskript spätestens bis zum 1.8.’38 abzuliefern.
45
8/. Der Verlag setzt den Ladenpreis fest und hat das Recht ihn heraufzusetzen bezw. herabzusetzen. Falls der Verlag Exemplare zu einem niedrigeren Preise als zu dem ursprünglich festgesetzten Ladenpreise verkauft, so erhält der Autor 10 % des Erlöses. B
44
B
niedrigerenN ]
niedrig\er/en
265
N
Allert de Lange Archives, 1/85, IISH
Vertrag mit Allert de Lange (Ein Kind unserer Zeit, 1937)
V8
Lesetext
9/. Der Verlag erhält das Recht 10 % über die Auflage hinaus honorarfrei zu drucken, für den Versand von Freiexemplaren, etc. 10/. Der Autor erhält für das erste Tausend der Auflage 10 Freiexemplare, für jedes weitere Tausend 5 Freiexemplare.
5
11/. Eventuelle Streitigkeiten aus diesem Vertrage, welche die kontrahierenden Parteien nicht untereinander schlichten können, werden entschieden durch einen beiden Parteien günstig bekannten fachmännischen Schiedsrichter. 10
Erfüllungsort: Amsterdam. Ausgefertigt in duplo. 15
den 30. November 1937.
B
C.V. ALLERT DE LANGE {} N
20 B
Ödön von Horváth
19 21
B B
N
{ }N ] Ödön von HorváthN ]
Unterschrift durch den Allert de Lange Verlag: \{ }/ Eintragung von Horváths Hand: \Ödön von Horváth/
266
Vertrag mit Allert de Lange (Adieu, Europa!, 1938)
V9
Lesetext
얍 V9 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Verlag Allert de Lange, 27.5.1938
V E RT R A G . 5
Zwischen Herrn Ödön v. Horvath, (im Folgenden der Autor genannt) und dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, (im Folgenden der Verlag genannt) wird hiermit folgender Vertrag geschlossen: 10
15
1/. Der Autor übergibt dem Verlag das ausschliessliche Verlagsrecht für die deutsche Ausgabe seines nächsten Romans, d.h. des Romans der nach dem Roman „Ein Kind unserer Zeit“ folgt. 2/. Als Honorar erhält der Autor für jedes verkaufte Exemplar eine Beteiligung von 12 % vom Ladenpreis. 3/. Abrechnungen über die verkauften Exemplare finden zweimal im Jahre statt und zwar am 1.1. und 1.7. Etwaige Auszahlungen erfolgen einen Monat nach der Abrechnung.
20
25
30
35
4/. Der Autor übergibt dem Verlag die Übersetzungsrechte und Abdrucksrechte in fremde Sprachen. Der Verlag erhält von allen Einnahmen aus diesen Rechten 25 %, der Autor 75 %. Der Verlag verpflichtet sich alle Eingänge, nach Abzug seiner Provision, sofort an den Autor auszuzahlen. Er hat jedoch das Recht, abgesehen von seiner Provision, 25 % dieser Eingänge auf den Vorschuss zu verrechnen, solange dieser noch nicht durch die deutsche Buchausgabe gedeckt ist. 5/. Der Autor übergibt dem Verlag die Weltfilmrechte. Falls die Filmrechte verkauft werden, so erhält der Verlag 15 %, der Autor 85 % von allen eingehenden Beträgen. Falls eine etwaige Agentenprovision zu zahlen ist, so trägt sie der Verlag und Autor zu gleichen Teilen. Alle Eingänge aus den Filmrechten werden sofort nach Eingang an den Autor ausgezahlt. 6/. Der Autor erhält eine Garantie von Hfl. 800.-, von denen 1/3 bei Unterschrift des Vertrages fällig ist; die übrigen 2/3 werden nach Ablieferung eines Teils des Manuskripts in 2 monatlichen Raten ausgezahlt.
40
7/. Der Autor verpflichtet sich das gesamte Manuskript spätestens bis zum 31.12.’38 abzuliefern.
45
8/. Der Verlag setzt den Ladenpreis fest und hat das Recht ihn heraufzusetzen bezw. herabzusetzen. Falls der Verlag Exemplare zu einem niedrigeren Preise als zu dem ursprünglich festgesetzten Ladenpreis verkauft, so erhält der Autor 10 % des Erlöses. 9/. Der Verlag erhält das Recht 10 % über die Auflage hinaus honorarfrei zu drucken, für den Versand von Freiexemplaren, etc.
267
Allert de Lange Archives, 1/84, IISH
Vertrag mit Allert de Lange (Adieu, Europa!, 1938)
V9
Lesetext
10/. Der Autor erhält für das erste Tausend der Auflage 10 Freiexemplare, für jedes weitere Tausend 5 Freiexemplare. 11/. Eventuelle Streitigkeiten aus diesem Vertrage, welche die kontrahierenden Parteien nicht untereinander schlichten können, werden entschieden durch einen beiden Parteien günstig bekannten fachmännischen Schiedsrichter.
5
Erfüllungsort: Amsterdam.
10
Ausgefertigt in duplo den 27. Mai 1938 15
B
B
C.V. ALLERT DE LANGE {} N
Ödön Horváth
N
17 19
B B
{ }N ] Ödön HorváthN ]
Unterschrift durch den Allert de Lange Verlag: \{ }/ Eintragung von Horváths Hand: \Ödön Horváth/
268
Lesetext
Varia
269
„Vogel“ / „Häuser am See mit Booten“, um 1908
270
VR1–VR2
ÖLALesetext 3/L 11
„Gebirgssee“, 1910
VR3
271
ÖLA Lesetext 3/L 4
„Sternsinger“, um 1912
VR4
272
ÖLA Lesetext 3/L 8
„Dorf“, um 1912
VR5
273
ÖLA Lesetext 3/L 5
„Haus mit Brunnen“, um 1912
VR6
274
ÖLA Lesetext 3/L 3
„Dorf am See“, um 1912
VR7
275
ÖLA Lesetext 3/L 6
Diplom Faschingsturnen, 1913
VR8
276
ÖLALesetext 3/L 21
„Wallensteins Lager“, Juli 1913
VR9
277
ÖLA Lesetext 3/L 1
„Mann“, 1913
VR10
278
ÖLA Lesetext 3/L 9
„Jesus mit Engeln“, 1913
VR11
279
ÖLA Lesetext 3/L 7
„Selbstporträt“, um 1914
VR12
280
ÖLA Lesetext 3/L 2
„Schmetterling“, um 1914
VR13
281
ÖLALesetext 3/L 10
Exlibris, 1922
VR14
282
ÖLA 84/SL Lesetext 21
Lesetext
Fotografien
283
Porträtaufnahmen
F1 (1904)
F2 (1904)
F4 (1906)
F14 (um 1910)
284
Porträtaufnahmen
F25 (1919)
F26 (1919)
F28 (1919)
F27 (1919)
F65 (1928)
285
Porträtaufnahmen
F67 (1928)
F52 (um 1925) F40 (1920er)
F53 (um 1925) F58 (nach 1925)
F70 (1929)
F68 (1928)
F71 (1929)
286
Porträtaufnahmen
F74 (1929)
F75 (1929)
F77 (1931)
F78 (1931)
F76 (1931)
287
Porträtaufnahmen
F80 (1934)
F79 (1932)
F82 (1936)
F81 (1935)
F93 (1937)
288
Porträtaufnahmen
F83 (1936)
F88 (1936)
F85 (1936)
289
Porträtaufnahmen
F89 (1936)
F91 (1937)
F94 (1938)
290
Familie von Horváth
F3 (um 1905)
F6 (1907)
F12 (um 1908)
F5 (1907)
F11 (um 1908)
291
Familie von Horváth
F7 (um 1907)
F8 (um 1907)
F13 (um 1910)
F17 (um 1910)
292
Familie von Horváth
F15 (um 1910)
F9 (um 1907)
F16 (um 1910) F10 (1908)
F20 (um 1910)
F19 (um 1910)
293
Familie von Horváth
F24 (um 1915)
F18 (um 1910)
F23 (um 1915)
F48 (um 1925)
F21 (um 1915)
294
Familie von Horváth
F42 (um 1925)
F43 (um 1925)
F38 (um 1925)
F54 (um 1925)
F55 (um 1925)
F44 (um 1925)
F57 (um 1925)
295
Familie von Horváth
F84 (1936)
F86 (1936)
F87 (1936)
F96 (o. Dat.)
F95 (o. Dat.)
F97 (1910)
296
Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen
F29 (1923) F33 (um 1923)
F30 (1923)
F31 (1923)
F37 (um 1923)
F34 (um 1923)
F32 (um 1923)
297
Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen
F36 (um 1923)
F35 (um 1923)
F47 (um 1925)
F45 (um 1925)
F46 (um 1925)
298
Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen
F39 (1920er)
F56 (um 1925)
F22 (um 1916)
299
Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen
F60 (um 1925) F41 (1920er)
F61 (um 1925)
F64 (1926)
F63 (1926)
F62 (1926)
300
Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen
F66 (1928)
F69 (1929)
F59 (um 1925)
F73 (1929)
F72 (1929)
301
Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen
F49 (um 1925)
F50 (um 1925)
F51 (um 1925)
302
Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen
F90 (1937)
F92 (1937)
303
Quellenverzeichnis und Kommentar
305
306
Briefe von und an Ödön von Horváth
Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften Briefe von und an Ödön von Horváth B1 = Ödön von Horváth an Edmund Josef von Horváth, Budapest, 16.11.1908 Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Brief, 1 Blatt liniertes Papier, hs., schwarze Tinte, gefaltet, Vorderseite beschrieben, Aquarell-Vignette zweier Tänzer am Briefkopf Druck in: HB 1, S. 101f.
In diesem ersten überlieferten Schriftzeugnis Ödön von Horváths gratuliert der zu diesem Zeitpunkt sechs Jahre alte Knabe seinem Vater Edmund Josef von Horváth zu dessen Namenstag am 20. November. Die Familie Horváth wohnte 1908 erst seit kurzem in Budapest. Zuvor war sie aufgrund der Beamtenlaufbahn des Vaters in Fiume (Rijeka) und Belgrad zu Hause gewesen. Erst 1909 übersiedelte sie nach München, wo der Vater Handelsattaché an der k.u.k. österr.-ungar. Gesandtschaft wurde (vgl. Krischke 1988, S. 7f. und 13f.). Das auf Ungarisch verfasste Schreiben ist zugleich einer der wenigen Belege für Horváths solide Beherrschung dieser Sprache, die fallweise bezweifelt wurde (vgl. B158 und B191; vgl. dazu allgemein Ambrus 2010). B2 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Höllentalhütte (Hüttenstempel), 14.7.1920 ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht zugänglich, Kopie Ansichtskarte, hs., vmtl. Tinte, mit Motiv „Vor der Höllentalhütte. Blick auf die Zugspitze mit Riffelspitzen“, frankiert mit Briefmarke Deutsches Reich/Bayern (30 Pfennig), Poststempel unleserlich, Hüttenstempel Höllentalhütte Druck in: HB 1, S. 102; als Faksimile in: HB 2, S. 102.
Die Brüder Ödön und Lajos (genannt „Luci“) von Horváth schreiben ihren Eltern, die im Juli 1920 auf Sommerurlaub in Murnau im Hotel Fröhler weilten, von einer Bergtour in die Höllentalklamm unter der Zugspitze auf bayerischer Seite. Die Ansichtskarte trägt einen Stempel der Höllentalhütte, von der sie wahrscheinlich auch versandt wurde. Die Höllentalhütte (heute: Höllentalangerhütte) lag auf 1382 m (laut Stempel: 1383 m; heute: 1387 m) und konnte als Schutzhütte etwa 150 Bergsteiger beherbergen (vgl. Foral-Krischke 1984, S. 108). Im Hütten- und Tourenbuch für die Unterstandsstelle in der Äußeren Höllentalspitze gibt es einen Eintrag von Horváths Hand, der auf den 17. Juli 1920 datiert ist und in dem der Autor eine genaue Auflistung der Stationen der Tour vornimmt: „Knorrhütte Innere Mittlere Äußere Höllentalhütte Volkarspitze Hochblassen Alpspitze Kreuzeck“ (vgl. dazu das Faksimile in Foral-Krischke 1984, S. 110, Original im Archiv des Deutschen Alpenvereins München). Die Brüder von Horváth waren begeisterte Bergsteiger. Bereits mit 17 Jahren trat Ödön von Horváth dem D.Ö.A.V (Deutschen und Österreichischen Alpenverein) bei (vgl. Foral-Krischke 1984, S. 107). Von seinem Freund Hans Geiringer wurde er einmal als „hervorragender Alpinist und treuer Tourkamerad“ bezeichnet und er meinte weiter, dass Horváth „die Berge liebte, als wenn sie seine Heimat wären“ (Geiringer
307
Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
1984, S. 101). Zahlreiche Fotografien belegen seine ausgedehnten alpinen Touren, die er mit Freunden wie den Geschwistern Auguste („Gustl“) und Heiner Emhardt, Felizia Seyd und Wolf Justin Hartmann unternahm (vgl. etwa F29–F31). Er verarbeitete seine Bergtouren literarisch vor allem in den Sportmärchen, etwa in den Texten Der sichere Stand, Der große und der kleine Berg, Begegnung in der Wand, Die Mauerhakenzwerge und Die Eispickelhexe (vgl. WA 13), aber sie flossen auch in größere Prosaarbeiten ein, beispielsweise in den Roman Der ewige Spießer und in Das Märchen vom Fräulein Pollinger (vgl. WA 14). B3 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Coburger Hütte (Hüttenstempel), 25.7.1921 ÖLA 27/B 1 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Ansichtskarte, hs., grüne Tinte, Motiv „Vorderer und Hinterer Drachenkopf mit Coburger Hütte am Drachensee“, frankiert mit deutsch-österreichischer Briefmarke (1 Krone), Poststempel unleserlich, Hüttenstempel Coburger Hütte Druck in: HB 1, S. 102.
Horváth schreibt in B3 seiner Familie, die im Juli 1921 erneut auf Sommerurlaub in Murnau weilte (vgl. den Kommentar zu B2), von einer Bergtour, die er mit Freunden in den österreichischen Alpen unternahm. Die Tour führte ihn zum Drachenkopf, den die Vorderseite der Ansichtskarte zeigt. Der Drachenkopf (2302 m) ist eine schroffe Bergspitze bei Ehrwald in Tirol. Am darunter liegenden Drachensee befindet sich die Coburger Hütte (1917 m), die 1901 erbaut wurde (vgl. Foral-Krischke 1984, S. 112). Zum Vorderen Drachenkopf verläuft ein Klettersteig mit 1. Schwierigkeitsgrad. Horváth adressiert diesen Brief, wie auch B2, an das Hotel Fröhler. Dabei handelte es sich, wie auch die „Kur- und Fremdenliste des Marktes Murnau am Staffelsee“ vom 12. Juli 1921 belegt, um das Hotel Schönblick, das die Vorlage für das Hotel „Zur schönen Aussicht“ in der gleichnamigen Komödie von 1927 bildete (vgl. Krischke 1988, S. 31 und WA 1, S. 4). B4 = Ödön von Horváth an Herbert Ihering, Berlin, 11.5.1927 Herbert Ihering-Archiv, M. 1593 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, eh. Unterschrift
B5 = Ödön von Horváth an Herbert Ihering, Berlin, 19.5.1927 Ihering-Archiv, M. 1593 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, eh. Unterschrift
B6 = Ödön von Horváth an Herbert Ihering, Murnau, 20.6.1927 Herbert Ihering-Archiv, M. 1593 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, eh. Unterschrift
Die drei im Mai bzw. Juni 1927 an den Theaterkritiker Herbert Ihering gesandten Briefe gehören zu den ersten Zeugnissen Horváths nach einer langen, schlecht do-
308
Briefe von von und und an Ödön von von Horváth / B6–B7 Briefe an Ödön Horváth
kumentierten Phase seines Lebens nach seinem Studienabbruch 1922, über die er nur beschränkt Auskunft gegeben hat (vgl. insbesondere den biographischen Abriss im Schreiben an Paul Fent, B126; vgl. auch D11–D15). Die Briefe sind Teil seiner frühen Versuche, sich als junger Schriftsteller in Berlin bemerkbar zu machen. Ähnliche Schreiben sind etwa auch an Julius Bab überliefert (vgl. B7, B30, B37, B40, B51, B56 und B57). Den Kontakt zu Ihering könnte möglicherweise der bereits arrivierte Schriftsteller Ernst Weiß hergestellt haben, der in B4 erwähnt wird. Weiß wohnte von 1926 bis 1931 unter der Berliner Adresse Luitpoldstraße 34, die Horváth auch in seinen Briefen an Ihering als Absenderadresse angibt. Das Verhältnis von Ernst Weiß und Ödön von Horváth war insbesondere in den späten 1920er- und frühen 1930er-Jahren sehr eng (vgl. Krischke 1998, S. 87). Horváth widmete ihm 1930 seinen Romanerstling Der ewige Spießer, wobei es sich um die einzige gedruckte Widmung eines Werkes Horváths überhaupt handelt (vgl. WA 14, S. 777). Weitere schriftliche Zeugnisse dieser Freundschaft haben sich jedoch nicht erhalten. Zu dem Zeitpunkt, als die vorliegenden Briefe abgefasst wurden, hatte Horváth bereits mehrere Sportmärchen veröffentlicht (vgl. WA 13/SM/D1–D9) und einige Stücke abgeschlossen, die zumindest im Falle von Niemand durch einen Verlag (Die Schmiede, Berlin) angenommen wurden (vgl. WA 1, S. 3). Wie aus B6 deutlich wird, handelte es sich bei dem Manuskript, das Ihering beurteilen sollte, um Revolte auf Côte 3018, mit dem Horváth beim Volksbühnen Verlag unter Vertrag stand. Das Stück entstand 1926/27 und wurde am 4. November 1927 an den Hamburger Kammerspielen uraufgeführt. Stark überarbeitet und unter dem neuen Titel Die Bergbahn wurde es am 4. Januar 1929 an der Berliner Volksbühne gegeben (vgl. WA 1). Warum Horváth, wie in B6 angemerkt, Berlin so kurzfristig verlassen musste, ist ungeklärt. Herbert Ihering war 1927 einer der einflussreichsten Theaterkritiker der Weimarer Republik und förderte regelmäßig junge Talente. Seine Besprechungen erschienen v.a. im Berliner Börsen-Courier (vgl. Krischke 1991, S. 365f.). Eine Antwort Iherings auf Horváths Schreiben ist nicht überliefert, auch schrieb er zu Revolte auf Côte 3018 bzw. Die Bergbahn keine Rezension. Für den Berliner Börsen-Courier verfasste Emil Faktor eine sehr durchwachsene Kritik zur Berliner Uraufführung am 4. Januar 1929 (vgl. WA 1, S. 22). Als erstes Stück Horváths besprach Herbert Ihering das historische Schauspiel Sladek, der schwarze Reichswehrmann, welches er wenig schmeichelhaft ein „törichtes Stück“ (WA 2, S. 11 und Krischke 1991, S. 70) nennt. In dieser Kritik kommt Ihering auch kurz auf Die Bergbahn zu sprechen, anhand deren er Horváth zumindest „Talent für humoristische Episoden“ (ebd.) bescheinigt, was darauf hindeutet, dass er das Stück gesehen bzw. die von Horváth übermittelte Abschrift gelesen hatte. Erst mit der Uraufführung von Italienische Nacht 1931 änderte sich Iherings Urteil gegenüber Horváth (vgl. WA 2, S. 224). B7 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 28.5.1928 Julius Bab-Archiv, Sign. 445 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Lechner 1978, S. 307.
Julius Bab, der Adressat dieses Briefes, war einer der wichtigsten Förderer, wenn nicht gar der Entdecker Horváths. Einer der renommiertesten Kritiker und Theatertheoretiker im Berlin seiner Zeit, u.a. in der von Horváth gern gelesenen Weltbühne
309
Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Siegfried Jacobsons, war Bab zugleich wichtiger Mitarbeiter des Verbandes der deutschen Volksbühnenvereine (vgl. Trapp 1999, S. 36f.). Als dramaturgischem Beirat oblag ihm von 1923 bis 1932 die Herausgabe der Dramaturgischen Blätter, die als der Volksbühne verbundenes Organ auch die vom Volksbühnen Verlag angenommenen Stücke Horváths vorbesprach. Bereits 1926 hatte die Volksbühnen-Verlags und Vertriebs GmbH Horváths Volksstück Revolte auf Côte 3018 und 1927 seine Komödie Zur schönen Aussicht angenommen. Besprechungen in den Dramaturgischen Blättern erfolgten im Juli (4. Jg., H. 4) und November (4. Jg., H. 6) 1927. Die Stammbücher zu den beiden Stücken erschienen in den jeweils darauffolgenden Jahren (vgl. WA 1). Bei dem neuen, von Horváth angekündigten Werk handelt es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um Sladek oder: Die schwarze Armee. Historie in drei Akten (11 Bildern). Das Stammbuch zu dem Stück, der ersten Fassung des Sladek, trägt das Imprimatur 1928 (vgl. WA 2). Von Bab besprochen wurde es in der August-Ausgabe der Dramaturgischen Blätter 1928 (6. Jg., H. 5) Aus dem Brief geht hervor, dass Horváth Anfang Juni 1928 nach Berlin kommen wollte. Er pendelte in diesen Jahren zwischen Murnau, wo er in der Sommervilla seiner Eltern wohnte, und Berlin, wo er wechselnde Wohnsitze zur Untermiete bzw. Zimmer in Pensionen bezog. Zwischen seiner „plötzlichen“ Abreise nach Murnau im Mai 1927 (vgl. B6) und seiner Reise nach Berlin Anfang Juni 1928 dürften mehrere Reisen in die eine und andere Richtung erfolgt sein. Auch über seine Zeit beim Volksbühnenverlag hinaus stand Horváth mit Bab in Kontakt, wie mehrere weitere Briefe bis Ende 1931 belegen (vgl. B30, B37, B40, B51, B56 und B57). Horváth bedankte sich darin für Kritiken und Ratschläge und übersandte Bab seine Texte. Antworten Babs abseits seiner öffentlichen Äußerungen in Zeitungen und Zeitschriften sind nicht erhalten. B8 = Ödön von Horváth an Lotte Fahr, Berlin, 15.1.1929 ÖLA 84/SL 21 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben Druck in: HB 1, S. 105f.
Horváth hatte die Münchnerin Lotte Fahr in Murnau kennengelernt. Von der nach Aussagen Fahrs intensiven Korrespondenz (vgl. HB 1, S. 105) hat sich neben dem vorliegenden nur noch ein weiterer Brief im Original erhalten (vgl. B10); ein dritter ist in Form einer Abschrift Traugott Krischkes überliefert, der diese nach einem Diktat Fahrs angefertigt hat (vgl. B11). Der zu Beginn des vorliegenden Schreibens angesprochene Brief Fahrs ist nicht überliefert. B8 steht ganz im Zeichen von Horváths ersten Erfolgen in Berlin, die ihm eine Existenz als freier Schriftsteller ermöglichten. Am 4. Januar 1929 wurde Die Bergbahn an der Berliner Volksbühne uraufgeführt und am 11. Januar unterzeichnete Horváth einen Vertrag mit dem Ullstein Verlag, der ihm monatliche Pränumerando-Zahlungen zusicherte (vgl. V1). Horváth hat die Uraufführung von Die Bergbahn, trotz mancher durchwachsener Urteile, als „riesige[n] Erfolg“ wahrgenommen (vgl. auch B126; vgl. zu Uraufführung und Rezeption WA 1, S. 21–25). Bei dem angesprochenen Roman handelt es sich um Sechsunddreißig Stunden bzw. Herr Reithofer wird selbstlos, der später im Roman Der ewige Spießer (1930, vgl. WA 14) aufgehen wird. Horváth hatte, wie aus dem Brief hervorgeht, neben dem zu Ullstein gehörenden Propyläen Verlag
310
Briefe von von und und an Ödön von von Horváth / B8–B9 Briefe an Ödön Horváth
auch mit dem S. Fischer Verlag verhandelt und sich dann aus finanziellen Gründen für Ullstein entschieden. Dokumente für etwaige Verhandlungen mit dem S. Fischer Verlag sind nicht überliefert. Ullstein bestätigte Horváth am 26. April 1929 die Aufnahme des Romans in das Verlagsprogramm (vgl. B16). Die Fürst Alm war ein von Horváth und seinen Freunden gern gewähltes Ausflugsziel (vgl. dazu F72 und F73 sowie die von dort an Albert Hoerrmann versandte Postkarte, B50). Das Aussichtscafé gleichen Namens betrieb der langjährige Herausgeber der Lokalzeitung Staffelsee-Bote (ab 1930: Murnauer Tagblatt), Josef Fürst (vgl. Lunzer 2001, S. 51–53 und Tworek 2003, S. 200f.; vgl. dazu auch den Entwurf eines offenen Briefes an das Tagblatt, BE4). Horváth hat zur Fürst Alm auch ein Prosafragment verfasst (Die Fürst Alm, WA 13/WP8). Wie aus dem Brief ebenfalls hervorgeht, spielte Horváth gerne Schach (vgl. dazu auch F53). B9 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Berlin, 15.1.1929 Privatbesitz Original nicht zugänglich, Druck nach Faksimile Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier Druck (als Faksimile) in: Katalog 187, Autographen & Bücher Eberhard Köstler, Tutzing, Januar 2019, S. 96. Druck (Auszug) in: J. A. Stargardt, Katalog 700, Berlin 2014, S. 117.
Zwischen Ödön von Horváth und dem für das Berliner Tageblatt tätigen Journalisten P. A. Otte (i.e. Adalbert Bornhagen, vgl. Bartsch 2002, S. 251) entfaltete sich im Lauf des Jahres 1929 ein umfangreicher Briefwechsel, der nur teilweise überliefert und aufgrund verstreuten Privatbesitzes schwer zugänglich ist (vgl. B12–B15, B17, B23, B24, B27 und B29). Mehrere dieser Schreiben sind nur durch eine Abschrift im Auktionskatalog der Autographenhandlung J. A. Stargardt belegt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass bereits zuvor und auch danach Briefe zwischen den beiden gewechselt wurden. Ein umfangreiches Konvolut von Briefen Horváths, dem auch die hier vorliegenden entstammen dürften, befand sich im Besitz von Heinrich Ledig-Rowohlt, war aber bereits 1970 unauffindbar (vgl. dazu den Kommentar zu B17). Horváth erkundigt sich im vorliegenden Brief bei Otte, ob es möglich wäre, im WeltSpiegel, der Wochenendbeilage des Berliner Tageblatts, eine Szene seines (aktuellen) Stückes abzudrucken. Damit ist mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Szene der „Historie“ Sladek oder: Die schwarze Armee gemeint, die im November 1929 in der überarbeiteten Fassung Sladek, der schwarze Reichswehrmann am Berliner Lessingtheater uraufgeführt werden wird (vgl. WA 2). Zum Abdruck einer Szene im Welt-Spiegel kam es nicht, dafür erschien am 27. Januar 1929 ein kurzer Text Horváths mit dem Titel „Sladek oder die Schwarze Reichswehr“ im 5. Beiblatt des Berliner Tageblatts (vgl. WA 2/SL/K1/TS2). Im Berliner Tageblatt erschienen anschließend an diese Miszelle bis Mitte 1930 mehrfach Kurzprosatexte Horváths (WA 13/ET11–ET13, ET15, ET18 und ET20). Diese Veröffentlichungen kamen vermutlich auch durch die Vermittlung Ottes zu Stande.
311
Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B10 = Ödön von Horváth an Lotte Fahr, Berlin, 22.1.1929 ÖLA 84/SL 21 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: HB 1, S. 106f.
Horváth reagiert mit diesem Schreiben auf eine zwischenzeitlich eingegangene, nicht überlieferte Antwort Lotte Fahrs auf seinen Brief vom 15. Januar 1929 (B8). Neben einigen persönlichen Erklärungen sind hier Horváths Anmerkungen über die Münchener Rezeption der Uraufführung von Die Bergbahn (Berliner Volksbühne, 4.1.1929) hervorzuheben. Er übertreibt dabei freilich, wenn er meint, der einzig erfolgreiche ‚bayerische‘ Dramatiker zu sein, hatten sich doch etwa Bertolt Brecht und Marieluise Fleißer bereits zuvor deutschlandweit etablieren können. Die Aufforderung Horváths, Fahr solle seinen Brief verbrennen, könnte erklären, warum insbesondere aus Horváths jungen Jahren nur sehr wenige Briefe überliefert sind. Neben seiner Bevorzugung des persönlichen Gesprächs, die auch aus diesem Brief deutlich wird, und des Telefonats (vgl. etwa zuvor B4 und insbesondere die Telefonkosten aus der Zusammenarbeit mit Lukas Kristl, die in B71 erwähnt werden), ist darin wohl ein wesentlicher Grund für die nur schlechte Überlieferungslage von Horváths Korrespondenzen zu sehen (vgl. dazu das Vorwort in diesem Band). Horváths Aufforderung erinnert zudem an die Erklärung, die er 1930 gegenüber Hans Ludwig Held, dem Leiter der Münchener Stadtbibliothek, gegeben hat, warum er nur wenige Manuskripte für dessen Sammlung bei der Hand habe (vgl. B33). B11 = Ödön von Horváth an Lotte Fahr, Berlin, 6.2.1929 Privatbesitz (verschollen) Original nicht überliefert, folgt bestehendem Abdruck Brief, hs. (Angabe laut bestehendem Abdruck) Druck in: HB 1, S. 108.
Der vorliegende Brief, in dem Horváth seiner Freundin Lotte Fahr seinen baldigen Aufenthalt in München bzw. Murnau ankündigt, ist nicht im Original bzw. als Kopie überliefert. Textgrundlage ist allein eine Abschrift, die Traugott Krischke 1978 basierend auf dem Tonbandmitschnitt einer Vorlesung des zu diesem Zeitpunkt noch vorliegenden Originals durch Lotte Fahr angefertigt hat, die die Grundlage des Abdrucks in den Horváth-Blättern war. Dabei wurden „einige Teile privaten Inhalts möglicherweise ausgespart“ (HB 1, S. 108). Horváth war Anfang Februar in Berlin sehr beschäftigt und arbeitete am Roman Sechsunddreißig Stunden bzw. Herr Reithofer wird selbstlos (vgl. WA 14) sowie an der Posse Rund um den Kongreß (WA 1). Gegenüber dem Brief an dieselbe Empfängerin vom 22. Januar 1929 (B10) scheinen sich Horváths Pläne etwas geändert zu haben: Entgegen seinem Vorhaben, Mitte März nach München bzw. Murnau zu kommen, hat er nun vor, bereits in der ersten Februarhälfte dort einzutreffen. Wie aus den folgenden Briefen an den Journalisten P. A. Otte hervorgeht, war Horváth dann auch nicht wie geplant bis in den Sommer in Murnau, sondern war zumindest im April auch noch in Salzburg (vgl. B13) sowie wieder in Berlin (vgl. B14 und B15). Ab Mai dürfte sich Horváth dann aber bis zum Antritt seiner Reise nach Barcelona im September 1929 v.a. in Murnau aufgehalten haben (vgl. schließlich B26).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B12–B15 von an undÖdön an Ödön von Horváth
B12 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, 21.3.1929 Privatbesitz Original nicht zugänglich, folgt bestehendem Abdruck Unbekanntes Format, vermutlich Postkarte, hs. Druck (Auszug) in: J. A. Stargardt, Katalog 700. Berlin 2014, S. 117.
B13 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Salzburg, 5.4.1929 Privatbesitz Original nicht zugänglich, folgt bestehendem Abdruck Unbekanntes Format, vermutlich Postkarte, hs. Druck (Auszug) in: J. A. Stargardt, Katalog 700. Berlin 2014, S. 117.
Im Laufe des Jahres 1929 stand Horváth regelmäßig mit dem beim Berliner Tageblatt beschäftigten Journalisten P. A. Otte in Kontakt (vgl. die Kommentare zu B9 sowie B14, B15, B17, B23, B24, B27 und B29). Die beiden Schreiben B12 und B13, bei denen es sich vermutlich um Postkarten handelt, befinden sich in Privatbesitz und konnten nicht im Original eingesehen werden. Grundlage der Wiedergabe ist ihre teilweise Transkription im Auktionskatalog der Autographenhandlung J. A. Stargardt, Berlin. In beiden Schreiben informiert Horváth Otte über seine Fortschritte bei der Arbeit am Roman Sechsunddreißig Stunden/Herr Reithofer wird selbstlos. In B12 ist von einer Fertigstellung in der kommenden Woche die Rede; B13 berichtet etwas über 2 Wochen darauf davon, dass der Roman nun abgeschlossen sei. Die Übernahme des Textes durch Ullstein wurde Horváth mit dem Schreiben vom 26. April 1929 (B16) bestätigt. Zu einer Drucklegung kam es indes nicht. Horváth verband das vorliegende Material mit dem im Laufe des Jahres 1929 erarbeiteten Roman Herr Kobler wird Paneuropäer zum Roman Der ewige Spießer, der 1930 im Propyläen Verlag erschien (vgl. WA 14, S. 10f.) B14 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Berlin, ohne Datum, vmtl. vor dem 23.4.1929 Privatbesitz Original nicht zugänglich, Druck nach einer Kopie der Autographenhandlung J. A. Stargardt, Berlin Brief, hs., vmtl. Tinte Druck in: HB 1, S. 108.
B15 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Berlin (Poststempel), 23.4.1929 (Poststempel) Privatbesitz Original nicht zugänglich, folgt bestehendem Abdruck Postkarte, hs., vmtl. Tinte (Angabe laut bestehendem Abdruck) Druck in: HB 1, S. 108f.
B14 und B15 gehören zur Korrespondenz, die Horváth 1929 mit dem Journalisten P. A. Otte führte (vgl. B9, B12, B13, B17, B23, B24, B27 und B29). Otte war Journalist beim Berliner Tageblatt und war von Horváth bereits zuvor um Gelegenheiten zum Abdruck seiner Texte gefragt worden (vgl. B9). Beide Briefe befinden sich in Privatbesitz und konnten nur in Kopie bzw. anhand einer nur teilweisen Abschrift in den Horváth-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Blättern eingesehen werden. Die Schreiben sind vermutlich im Zusammenhang zu betrachten. Krischke mutmaßte im Erstabdruck in den Horváth-Blättern, dass es sich bei dem in B14 erwähnten „nicht ganz durchkorrigierte[n] Exemplar“ um eine Abschrift des Romans Sechsunddreißig Stunden/Herr Reithofer wird selbstlos handelte (vgl. HB 1, S. 108; vgl. dazu auch WA 14, S. 2). Möglicherweise ist damit aber auch die Druckvorlage für den im Berliner Tageblatt erschienenen Kurzprosatext Begegnung mit Kriminellen gemeint, der Krischke noch unbekannt war (vgl. WA 13/ET12). Indiz dafür ist B15: Dieses Schreiben richtete Horváth zwei Tage vor dem Abdruck des Kurzprosatextes am 25. April 1929 (vgl. WA 13, S. 602f.) an Otte. In einer redaktionellen Vorbemerkung zu diesem Kurzprosatext wird dann auch der geänderte Titel verwendet (vgl. WA 13/ET12/TS1). Das auf den 26. April 1929 datierte Schreiben des Ullstein Verlags über die Annahme des Romans nimmt von dieser Titeländerung wiederum noch keine Notiz (vgl. B16). Der erste Text Horváths, der im Berliner Tageblatt erschien, war der Reisetext Abseits der Alpenstraßen Anfang März 1929 (vgl. WA 13/ ET11; vgl. auch den Kommentar zu B22). B16 = Ullstein Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 26.4.1929 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt mit Stampiglie „Ullstein Aktiengesellschaft“ und hs. Paraphen Emil Herz, und Wilhelm Gronles in schwarzer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Tinte sowie Paraphen unbekannter Hand in Kopierstift durch den Ullstein Verlag Druck in: HB 1, S. 109.
Seit 11. Januar 1929 stand Horváth bei Ullstein unter Vertrag (vgl. V1). B16 ist das erste überlieferte Schreiben des Verlags an Horváth und wie die übrigen allein in der bei Ullstein verbliebenen und dort archivierten Durchschrift erhalten. Im vorliegenden Brief bestätigen Emil Herz als Leiter sowie Wilhelm Gronle als Prokurist seitens des Verlags, Horváths aktuellen Roman unter dem Titel „36 Stunden“ zu den vereinbarten Bedingungen in den Vertrieb zu nehmen. Drei Tage zuvor hatte Horváth allerdings schon P. A. Otte vom Berliner Tageblatt über die Titeländerung zu Herr Reithofer wird selbstlos informiert (vgl. B15). Warum diese Änderung hier noch keinen Niederschlag gefunden hat, ist unbekannt, möglicherweise war sie aber auch erst kurzfristig erfolgt und Otte allein aufgrund des bevorstehenden Abdrucks von Begegnung mit Kriminellen mitgeteilt worden (vgl. den Kommentar zu B15). Die Zusage, dass Sechsunddreißig Stunden/Herr Reithofer wird selbstlos von Ullstein verlegt würde, ist wohl bereits vor dem Vertragsabschluss mit 11. Januar 1929 gemacht worden. Darauf deutet insbesondere Horváths Bericht gegenüber Lotte Fahr vom 15. Januar des Jahres hin: „Der Roman wird im Propyläen Verlag erscheinen. Die haben mehr gezahlt als Fischer, der wollte ihn auch haben“ (B8). Damit war das Honorar für diesen Text sogar entscheidend für den Abschluss des Generalvertrags mit Ullstein. Der Roman, der in einer fast vollständigen Reinschrift überliefert ist (vgl. WA 14/ K2/TS8), wurde vom Verlag schließlich doch nicht gedruckt und von Horváth Anfang 1930 zum zweiten und dritten Teil des Romans Der ewige Spießer umgearbeitet, der im Oktober 1930 im Propyläen Verlag erschien (vgl. dazu WA 14).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B17–B20 von an undÖdön an Ödön von Horváth
B17 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, Mai 1929 Privatbesitz, verschollen Original nicht zugänglich, Druck nach dem unvollständigen Faksimile Postkarte, hs., vmtl. Tinte, vorfrankierte deutsche Drucksorte mit Briefmarke Porträt Friedrich Ebert (8 Pfennig), Poststempel Murnau, { } / MAI / 29 Druck in: HB 1, S. 109; als Faksimile in: Hildebrandt 1975, S. 56.
B17 ist Teil der umfänglichen Korrespondenz, die Horváth im Jahr 1929 mit dem Journalisten P. A. Otte unterhalten hat (vgl. B9, B12–B15, B23, B24, B27 und B29). Der Adresse lässt sich entnehmen, dass P. A. Otte Bewohner der Künstlerkolonie in Berlin Wilmersdorf war, in welcher unter anderem Johannes R. Becher, Ernst Bloch, Erich Engel, Walter Hasenclever, Heinz Hilpert, Joachim Ringelnatz und Kurt Tucholsky wohnten. Die wenigen persönlichen Zeilen lassen sich schwer kontextualisieren, belegen aber einen vertrauten Umgang zwischen Horváth und Otte. Der Verbleib des Originals ist ungeklärt. Die verwendete Textgrundlage ist ein unvollständiges Faksimile (vgl. Hildebrandt 1975, S. 56). Den Recherchen Krischkes zufolge wurde das Original zusammen mit anderen Korrespondenzstücken Horváths von P. A. Otte an Heinrich Ledig-Rowohlt übergeben und war später (1970) laut Auskunft des Rowohlt Verlags unauffindbar (vgl. HB 1, S. 110). Auch in den mittlerweile am Deutschen Literaturarchiv Marbach bzw. am Institut für Buchwissenschaft in Mainz verwahrten Teilen des Rowohlt Verlagsarchivs bzw. dem Nachlass Ledig-Rowohlt konnte das Schreiben nicht ausfindig gemacht werden. Es ist zu vermuten, dass viele der heute in verstreutem Privatbesitz befindlichen Schreiben Horváths an Otte aus diesem Konvolut stammen. B18 = Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H. (Bruno Henschel) an Ödön von Horváth, Berlin, 23.7.1929 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, ohne Signatur Original nicht überliefert, Abschrift Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragung „Vertrag“ mit rotem Buntstift und Stempel „zum Vertrag“ durch den Ullstein Verlag, hs. Paraphen des Verlags Druck in: HB 1, S. 110; als Faksimile in: Günther 1978, Bd. 2, S. 88.
B19 = Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H. an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 26.7.1929 (= Beilage zu B20) Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Telegramm, hs. ausgefüllter Vordruck der Deutschen Reichspost Murnau, hs. Paraphen von Wilhelm Gronle und unbekannten Verlagsmitarbeitern für den Ullstein Verlag Druck in: HB 1, S. 111; als Faksimile in: Günther 1978, Bd. 2, S. 89.
B20 = Ödön von Horváth an Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag), Murnau, 26.7.1929 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit vorgedrucktem Briefkopf mit eh. Unterschrift in schwarzblauer Tinte, Stempel „zum Vertrag“ durch den Ullstein Verlag Druck in: HB 1, S. 111; als Faksimile in: Günther 1978, Bd. 2, S. 90.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B21 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 31.7.1929 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und hs. Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift sowie unleserliche Anmerkungen mit Bleistift und rotem Buntstift durch den Ullstein Verlag Druck in: HB 1, S. 112.
B18 ist als Abschrift durch den Ullstein Verlag überliefert und wurde von diesem als Teil der Vertragsunterlagen aufbewahrt. Der Unterzeichnete Bruno Henschel leitete die Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H., welche die Rechte von Horváths Stücken Revolte auf Côte 3018 / Die Bergbahn, Zur schönen Aussicht und Sladek innehatte. Horváth hatte sich mit 11. Januar 1929 vertraglich verpflichtet, seine literarischen Werke zuerst dem Ullstein Verlag anzubieten (vgl. V1). Der Volksbühnen Verlag dürfte sich aber bei der Annahme von Horváths Sladek, wie dies üblich war, das gleiche Recht vertraglich gesichert haben (vgl. die diversen Verträge Horváths, V1–V9). Nur so lässt sich erklären, wieso die beiden Verlage um Horváths Posse Rund um den Kongreß konkurrierten. Der finanzschwächere Volksbühnen Verlag konnte dabei mit anderen Verlagen kaum mithalten, wie auch Henschel hier offen anspricht. B18 ist an die Adresse der Familie Schultz in Frankfurt am Main adressiert, bei der sich Horváth zu dieser Zeit aufhielt. Allerdings erreichte ihn dieses Schreiben dort nicht mehr, wie der Autor in B20 anmerkt, weshalb der Volksbühnenverlag den Verzicht Horváth nochmals via Telegramm (vgl. B19) bestätigte. Dieses Telegramm übersandte der Autor als Beilage an den Ullstein Verlag (vgl. B20). Horváth hat B18 vermutlich dann dem Ullstein Verlag für die Anfertigung der vorliegenden Abschrift überlassen. Das Original von B18 ist nicht überliefert. Mit B21 reagiert schließlich Wilhelm Gronle für den Ullstein Verlag auf diese Schreiben und bestätigt Horváth die Übernahme von Rund um den Kongreß. Die Posse erschien damit als erstes von Horváths Stücken als Stammbuch-Druck im zu Ullstein gehörigen Arcadia Verlag, der später auch alle Stücke Horváths bis hin zu Glaube Liebe Hoffnung (1933) als Theaterdrucke verlegte (vgl. zu Rund um den Kongreß WA 1). Hinter der Frankfurter Adresse bei Schultz verbergen sich Franz Schultz, Professor für Neuere deutsche Literatur in Frankfurt am Main und seine vierte Ehefrau Wally Schultz. Horváth verbrachte mit den beiden u.a. Urlaube im Tiroler Hinterhornbach, wo diese ein Haus besaßen (vgl. HB 1, D- 86). Auf diese gemeinsamen Urlaube geht u.a. der Kurzprosatext Hinterhornbach zurück, der am 30. März 1930 im Berliner Tageblatt veröffentlicht wurde (vgl. WA 13/ET18). Möglicherweise ist auch das Werkprojekt Unsere Universität Ende 1929 auf den Einfluss Schultz zurückzuführen (vgl. WA 12/WP8). Außer einigen Fotos, die Horváth mit dem Ehepaar Schultz zeigen, haben sich keine Spuren der Freundschaft erhalten (vgl. F49–F51). Allem Anschein nach hat sich nach der Veröffentlichung von Hinterhornbach das Verhältnis zu Horváth merklich abgekühlt. Jedenfalls sah sich Franz Schultz veranlasst, in der Tiroler Lokalzeitung Ausferner Bote wenige Wochen nach dem Erscheinen des Textes eine „Erklärung“ abzugeben, dass er und seine Frau „mit diesem Artikel nicht das Mindeste zu tun haben und jede Verantwortung für ihn ablehnen“ (Schultz 1930). Horváth spielt auf diesen Text auch in seiner Postkarte an seine Schwägerin Auguste von Horváth vom 11. April 1930 an (vgl. den Kommentar zu B34).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B22–B24 von an undÖdön an Ödön von Horváth
B22 = Ödön von Horváth an Walter Zadek, Murnau, 2.8.1929 ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier mit vorgedrucktem Briefkopf
Der Adressat Walter Zadek war Redakteur des Berliner Tageblatts. Bei dem angesprochenen Familienporträt handelt es sich um Horváths Text Pepis Album, der im 5. Beiblatt des Tageblatts am Sonntag, den 11. August 1929 abgedruckt wurde (vgl. WA 13/ET15). Der Text gehört zu einer Reihe von Prosastücken, die Horváth 1929/30 im Berliner Tageblatt veröffentlichen konnte, darunter Abseits der Alpenstraßen (ebd./ET11), Begegnung mit Kriminellen (ebd./ET12), Hinterhornbach (ebd./ET18) und Aus der Stille in die Stadt (ebd./ET20). Den Kontakt hat vermutlich P. A. Otte, Journalist beim Berliner Tageblatt, hergestellt, mit dem Horváth regelmäßig in Kontakt stand (vgl. B9, B12–B15, B17, B23, B24, B27 und B29). Wie Otte lebte auch Zadek zu dieser Zeit in der Künstlerkolonie Berlin-Wilmersdorf. Der Verbleib des Originals dieses Briefes ist bis dato ungeklärt, vermutlich befindet er sich in Privatbesitz. Die verwendete Textgrundlage ist eine hinsichtlich ihrer Provenienz nicht weiter gekennzeichnete Fotokopie des Schreibens im Nachlass Traugott Krischke (ÖLA 84). Wie der auf der Kopie ersichtliche vorgedruckte Briefkopf zeigt, wurde dasselbe Briefpapier wie für die Schreiben B23 und B24 an P. A. Otte verwendet. B23 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, 6.9.1929 Privatbesitz Original nicht zugänglich, Druck nach einer Kopie der Autographenhandlung Eberhard Köstler, Tutzing Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit vorgedrucktem Briefkopf, hs. Eintragungen und eh. Unterschrift mit schwarzblauer Tinte Druck (Auszug) in: J. A. Stargardt: Katalog 700. Berlin 2014, S. 117.
B24 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Murnau, 8.9.1929 Inv. Nr. 12486 Schloßmuseum Murnau Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit vorgedrucktem Briefkopf, hs. Eintragungen und eh. Unterschrift mit schwarzblauer Tinte Druck (Auszug) in: J. A. Stargardt: Katalog 700. Berlin 2014, S. 117.
B23 und B24 sind die ausführlichsten Briefe der erhaltenen Korrespondenz zwischen Horváth und dem Journalisten P. A. Otte (vgl. zu deren weiterem Verbleib den Kommentar zu B17). Sie waren bis in die jüngste Vergangenheit noch unbekannt. In beiden Briefen thematisiert Horváth die beabsichtigte Uraufführung von Sladek, der schwarze Reichswehrmann. Horváth hatte die erste Fassung des Stückes, die den Titel „Sladek oder: Die schwarze Armee“ trägt (vgl. WA 2, S. 3) über den Sommer stark überarbeitet. Die Rechte an dem Stück hielt der Volksbühnenverlag, der die Uraufführung an die „Aktuelle Bühne“ im Berliner Lessingtheater vergab. Das 1888 eröffnete und 1945 zerstörte Lessingtheater stand in der Saison 1929/30 unter der Leitung eines Kollektivs junger Schauspieler v.a. aus dem Umfeld Erwin Piscators. Diese
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
„Aktuelle Bühne“ war ein Ensemble noch unbekannter Schauspieler, die sich eigens für die Uraufführung des Sladek konstituiert hatte (vgl. Krischke 1991, S. 62 und WA 2, S. 12f.). Horváth, der bereits seit Anfang des Jahres bei Ullstein unter Vertrag stand (vgl. V1 sowie die letzten Verhandlungen über den Vertrieb von Rund um den Kongreß zwischen Horváth, Ullstein und der Volksbühne in B18–B21), wurde vom Volksbühnenverlag anscheinend nur unzureichend über die Hintergründe informiert, weshalb er sich an Otte wandte. Wie spätere Aufführungen verdeutlichen, war Horváth als Bühnenschriftsteller sehr an den Details der Uraufführungen interessiert, wohnte den Proben bei und war auch darauf bedacht, die Kontrolle über seinen Text nicht ganz aus der Hand zu geben (vgl. etwa die Nacharbeiten zu Kasimir und Karoline, WA 4/K5a–K5c, sowie seine Ausführungen in der Gebrauchsanweisung, Horváth 2009, S. 160–166). Die Uraufführung von Sladek war überdies, nach Die Bergbahn im Januar 1929, erst die zweite Berliner Uraufführung des noch jungen Autors, der seine gerade erworbene Reputation nicht durch eine schlechte, seiner Kontrolle entzogene Inszenierung gefährdet sehen wollte. Aus diesen Aspekten erklärt sich die sehr defensive Haltung Horváths gegenüber der geplanten Uraufführung, die v. a. in B24 sichtbar wird. Die Premiere fand schließlich erst am 13. Oktober 1929 statt, nicht wie hier noch erwähnt am 1. Oktober (vgl. WA 2, S. 9–13). Bei dem angekündigten Artikel, in dem Horváth „das Wesentliche an dem Stück“ (B24) thematisieren wollte, handelt es sich um den als „Gespräch mit Ödön von Horváth“ bezeichneten Text Typ 1902, der am Tag der Uraufführung in der Berliner, zu Ullstein gehörigen Zeitung Tempo erschien (vgl. WA 2, S. 15f.). Insgesamt dürfte Horváth die Inszenierung des Sladek eher abgelehnt haben. Der Hauptdarsteller, Otto Matthies, berichtete Krischke, dass Horváth zwar bei Proben anwesend war, sich aber kaum beteiligte (vgl. Krischke 1998, S. 69). In den zwei erhaltenen brieflich-biographischen Abrissen Horváths von 1936 (B90) bzw. 1937 (B126) erwähnt er die Inszenierung des Sladek ebenso wie die seiner 1935 durchgefallenen Film-Persiflage Mit dem Kopf durch die Wand nicht (vgl. die Kommentare dort). In B23 spricht Horváth neben der Uraufführung von Sladek noch weitere Themen an. Der jüngst verstorbene „Onkel Pepi“ ist der in Wien wohnhafte Onkel mütterlicherseits, Josef Pˇrehnal, bei dem Horváth einige Zeit wohnte (vgl. Krischke 1988, S. 26). Aufhorchen lässt die Bemerkung Horváths, er habe Kontakt zu einem Ingenieur des (bayerischen) Zugspitzbahnbaus hergestellt. Die genauen Hintergründe zu den Recherchen des Autors in der Sache sind unklar. Möglicherweise überlegte Horváth, anschließend an sein Stück Die Bergbahn, eine neue Arbeit rund um den Bahnbau auf die Zugspitze zu beginnen. Im erhaltenen Nachlass finden sich dazu jedoch keine Belege. Allerdings flicht Horváth in den ersten Teil des Romans Der ewige Spießer, „Herr Kobler wird Paneuropäer“, der aus dem gleichnamigen Romanprojekt hervorging, eine Passage ein, in der der Bau der bayerischen Zugspitzbahn thematisiert wird (vgl. WA 14/K4/TS4/BS 8, Bl. 40).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B25–B27 von an undÖdön an Ödön von Horváth
B25 = Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 9.9.1929 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und hs. Paraphe Wilhelm Gronles in Kopierstift, hs. Eintragung „Vertrag“ sowie unleserliche Anmerkungen mit Bleistift durch den Ullstein Verlag Druck in: HB 1, S. 112.
Wilhelm Gronle bestätigt Horváth in B25 die Auszahlung von 600 Reichsmark, die gemäß den Vereinbarungen des Generalvertrags als Vorschuss verrechnet wurden (vgl. V1). Horváth benötigte die Summe für seine Reise zur Weltausstellung 1929 in Barcelona in der zweiten Septemberhälfte, die ihn zum Roman Herr Kobler wird Paneuropäer anregte. Der zuvor eigenständig konzipierte Roman wurde später zusammen mit dem bereits abgeschlossenen Roman Herr Reithofer wird selbstlos (zuvor: Sechsunddreißig Stunden) Teil des Romans Der ewige Spießer, der im Oktober 1930 im Propyläen Verlag erschien (vgl. WA 14). Die 600 Reichsmark Vorschuss des Verlags werden von Horváth dabei literarisch-ironisch verarbeitet: Um 600 Reichsmark verkauft Alfons Kobler, Protagonist des Romans bzw. nachmaligen Romanteils, ein kaputtes Kabriolett und verwendet die Summe, um selbst nach Barcelona zur Weltausstellung zu fahren (vgl. WA 14/K4/TS4/BS 8, Bl. 3). B26 = Ödön von Horváth an Katharina Leitner, Barcelona, 22.9.1929 Privatbesitz Ansichtskarte, hs., Tinte, mit Motiv „Barcelona 51“ – „Interior de la Plaça de Braus ‚Monumental‘ / Interior de la Plaza de Toros ‚Monumental‘“, Poststempel Barcelona, 24SET29 Druck (als Faksimile) in: Lunzer 2001, S. 76.
B27 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Barcelona, 22.9.1929 Privatbesitz Original nicht zugänglich, folgt bestehendem Abdruck Ansichtskarte, hs., mit Motiv: „Barcelona – 21. Paseo de Gracia“ (Angabe laut bestehendem Abdruck) Druck in: Katalog 187, Autographen & Bücher Eberhard Köstler, Tutzing, Januar 2019, S. 41.
Die beiden mit 22. September 1929 datierten Ansichtskarten B26 und B27 sind die einzigen Belege dafür, dass sich Horváth tatsächlich auf eine Reise nach Barcelona zur Weltausstellung begeben hat. B26 ist an Katharina Leitner adressiert, sie zählte zu Horváths Murnauer Freundeskreis. Die in diesem Schreiben angesprochene Fürst Alm war ein beliebtes Ausflugsziel in der Gegend, der Horváth später auch einen kurzen Text widmete (vgl. den Kommentar zu B8). B27 ist an den Journalisten P. A. Otte gerichtet, mit dem Horváth im Lauf des Jahres 1929 laufend in Kontakt stand (vgl. den Kommentar zu B9). Auf beiden Ansichtskarten gibt Horváth seiner Abneigung gegen einen Stierkampf Ausdruck, den er kurz zuvor gesehen hatte. Der Besuch in der Stierkampfarena dürfte ihn zur Gestaltung einer Stierkampf-Episode im Roman bzw. nachmaligen Romanteil Herr Kobler wird Paneuropäer angeregt haben. Die dort der Figur Rudolf Schmitz zugedachte Formulierung „Diese Spanier begeilen sich ja an dem Todeskampf eines edlen, nützlichen Tieres!“ (WA 14/K4/TS4/BS 8, Bl. 117f.) er-
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innert dabei stark an die hier gegenüber Otte geäußerte Meinung Horváths zu den Stierkämpfen. Die beiden Schreiben sind gegen Ende der Spanien-Reise entstanden und Horváth kündigt sowohl gegenüber Leitner als auch gegenüber Otte an, in zwei Tagen wieder in Marseille zu sein (vgl. hierzu das in Marseille verfasste Schreiben an Hans Henny Jahnn, B28). B28 = Ödön von Horváth an Hans Henny Jahnn, Marseille, 25.9.1929 Nachlass Hans Henny Jahnn / NHHJ: B: H: 1413 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Brief, hs., schwarze Tinte, 2 Blatt unliniertes Papier, teilweise beidseitig beschrieben Druck in: Bernd Goldmann: Hans Henny Jahnn. Eine Ausstellung. Steiner: Wiesbaden 1973, S. 92; HB 1, S. 113.
Horváth verfasste B28 auf der Rückfahrt seiner Reise zur Weltausstellung in Barcelona in der zweiten Septemberhälfte 1929 (vgl. B26 und B27). Horváth beantwortet hier ein nicht erhaltenes Schreiben Hans Henny Jahnns, welches dieser wahrscheinlich in seiner Funktion als Vorsitzender des am 20. Februar 1929 gegründeten „Kartells Hamburger Künstlerverbände“ an ihn richtete, worin er um Unterstützung für einen geplanten Theaterneubau geworben haben dürfte. Einige Passagen von Horváths Plädoyer für den Neubau eines Theaters, „das der modernen Literatur gerecht werden soll“, weisen bereits auf seine späteren theoretischen Ausführungen hin. So findet sich die Betonung des Wortes bzw. des Menschen auf der Bühne anstelle von „Maschinenmissgeburten“ ebenso in der Gebrauchsanweisung von 1932 wie die Idee eines ‚Selbsterlebnisses‘ im Theater (vgl. Horváth 2009, S. 162), was auch auf die These einer dramatischen Katharsis in der Randbemerkung zu Glaube Liebe Hoffnung von 1933 hinführt (vgl. WA 5, S. 296f.). Den einen Theaterbesuch für die breite Masse verunmöglichenden ‚Pomp‘ thematisiert Horváth auch in seinem Interview mit Willi Cronauer im Jahr 1932 (vgl. KW 11, S. 205f.) sowie im Dramolett Ohne Titel (WA 12/WP24), das 1933 erschienen ist. B29 = Ödön von Horváth an P. A. Otte, Marseille, 27.9.1929 Privatbesitz Original nicht zugänglich, folgt bestehendem Abdruck. Medientyp unbekannt, vmtl. Ansichtskarte, hs. Druck (Auszug) in: J. A. Stargardt: Katalog 700. Berlin: Stargardt 2014, S. 117.
Wie mehrere andere Schreiben aus der umfangreichen Korrespondenz Horváths mit P. A. Otte im Jahr 1929, ist auch B29 nur als teilweise Abschrift im Auktionskatalog 700 des Auktionshauses J. A. Stargardt überliefert (vgl. den Kommentar zu B9). Bei B29 dürfte es sich vermutlich um eine Ansichts- oder Postkarte handeln, die Horváth auf der Rückreise von der Weltausstellung 1929 in Barcelona verfasst hat. Bereits am 22. September hatte er aus Barcelona eine Ansichtskarte an Otte geschrieben (vgl. B27), seit 24. oder 25.9. befand er sich in Marseille (vgl. B28), wo er sich allem Anschein nach noch einige Tage aufgehalten hat. Der Autor rechnet mit einer Rückkehr nach Murnau „in 4 Tagen“, wohin Otte ihm schreiben solle. Ob dies geschehen ist, lässt sich aufgrund der fehlenden Überlieferung nicht verifizieren. Auch ist unklar, welchen „Artikel für B T“ (womit das Berliner Tageblatt gemeint ist) Horváth hier im
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BriefeBriefe von und von Horváth / B29–B30 von an undÖdön an Ödön von Horváth
Sinn hat. Vermutlich auf Vermittlung Ottes konnte Horváth 1929 mehrere Beiträge im Berliner Tageblatt veröffentlichen (vgl. WA 13/ET11–ET13). Zuletzt war dies der Text Pepis Album (ebd., ET15), der im August 1929 erschien (vgl. dazu B22 an Walter Zadek). Der nächste belegte Text Horváths im Berliner Tageblatt ist erst im März 1930 erschienen (Hinterhornbach, WA 13/ET18, vgl. auch den Kommentar zu B18). Möglicherweise hatte Horváth den im Brief vom 8. September angekündigten Text zum „Wesentliche[n]“ (B24) seines Stückes Sladek, das in einer von ihm nicht beeinflussbaren Form am 13. Oktober 1929 im Berliner Lessingtheater zur Premiere gebracht werden sollte, Otte für das Berliner Tageblatt angeboten. Im Endeffekt erschien dieser Text allerdings als „Gespräch“ im zum Ullstein Verlag gehörigen Blatt Tempo (vgl. den Kommentar zu B24). B30 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 15.10.1929 Julius-Bab-Archiv, Signatur 446 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit vorgedrucktem Briefkopf mit eh. Unterschrift in schwarzblauer Tinte Druck in: GW IV, S. 672.
Am 13. Oktober 1929 fand die Uraufführung von Sladek im Berliner Lessingtheater statt (vgl. WA 2). Wie der Briefwechsel mit P. A. Otte nahelegt, war Horváth damit unzufrieden, auch, weil er in die Inszenierung nur wenig eingebunden gewesen zu sein scheint (vgl. den Kommentar zu B24). Die Rezension Julius Babs, auf welche sich Horváth bezieht, erschien gleich am folgenden Tag in der Berliner Volks-Zeitung. Bab bekämpft die von der rechten Presse zu erwartende Beurteilung Horváths als Tendenz- und Zeitdichter und lobt die „gewachsene Begabung eines echten Dichters, eines dramatischen Gestalters, auf dessen Weg man wird achten müssen“ (Bab 1929). Bab gehörte zu den wesentlichen Förderern Horváths in der Frühphase seiner schriftstellerischen Karriere und sein Urteil schien dem jungen Autor besonders wichtig gewesen zu sein (vgl. dazu den Kommentar zu B7). Horváths baldige Abreise aus Berlin gleich am Tag nach der Uraufführung ist für diese Phase seines Schaffens typisch. Regelmäßig pendelte er zwischen Berlin und dem oberbayerischen Murnau, wo er sich wohl fühlte (vgl. dazu etwa die Briefe an Lotte Fahr, v.a. B8). Bei der angemerkten Arbeit an einem Roman handelt es sich um die Ausarbeitung von Herr Kobler wird Paneuropäer, in den die Erfahrungen seiner Reise nach Barcelona im vorangegangenen September einflossen. Herr Kobler wird Paneuropäer wurde als eigenständiges Werkprojekt schließlich aufgegeben und im Verlauf des Jahres 1930 gemeinsam mit den bereits abgeschlossenen Arbeiten zu Herr Reithofer wird selbstlos zum Roman Der ewige Spießer amalgamiert (vgl. WA 14).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B31 = Ödön von Horváth an Hans Henny Jahnn, Murnau, 13.12.1929 Nachlass Hans Henny Jahnn / NHHJ: B: H: 1414 Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit vorgedrucktem Briefkopf mit eh. Unterschrift in schwarzblauer Tinte, Eintragungen mit schwarzer Tinte (H.H. Jahnn) und Bleistift von fremder Hand
Hans Henny Jahnn hatte Horváth vermutlich bereits im September 1929 auf der Suche nach Unterstützern für einen Theaterneubau des Kartells Hamburger Künstlerverbände kontaktiert. Horváth war dem mit einer kurzen Wortspende nachgekommen (vgl. B28). Auch zur vorliegenden Antwort Horváths ist kein Anschreiben überliefert. Es dürfte sich dabei um eine Anfrage zur Mitarbeit am Almanach des Künstlerfestes für das Jahr 1930 handeln, das unter dem Thema „Gläserne Maske K.O.“ stand. Horváth hat aber vermutlich entgegen seines Versprechens keinen Beitrag abgeliefert, zumindest ist im Hamburger Nachlass Hans Henny Jahnn kein weiteres Schreiben Horváths oder ein von ihm übersandtes Manuskript überliefert. Jahnn notierte noch mit schwarzer Tinte „18. XII. 29“ auf dem Blatt, wobei es sich um den Tag des Briefempfangs handeln dürfte. B32 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 18.1.1930 (vgl. V1) Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und hs. Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ sowie unleserliche Anmerkungen mit Bleistift durch den Ullstein Verlag Druck in: HB 2, S. 116f.
In B32 bestätigt Wilhelm Gronle als Prokurist die Verlängerung des am 11. Januar 1929 geschlossenen Vertrags (V1) zwischen Horváth und Ullstein um weitere sechs Monate. Die Konditionen sind im Wesentlichen dieselben, so soll Horváth monatlich 300 Reichsmark an Vorschuss erhalten, die mittels der Einkünfte aus seiner schriftstellerischen Produktion zu decken sind. Bedeutsam ist die Verkürzung der Laufzeit auf nur mehr ein halbes Jahr sowie die explizite Vereinbarung, dass Horváth seine Texte dem Verlag auch über den 15. Juni hinaus anzubieten hat, sofern seine Vorschüsse nicht gedeckt sind. Horváth hatte in seinem ersten Jahr bei Ullstein an größeren Werken nur den Roman Herr Reithofer wird selbstlos abgeliefert, der zwar angenommen (vgl. B16), aus ungeklärten Gründen aber dann nicht gedruckt wurde (vgl. WA 14). Um die Posse Rund um den Kongreß entspann sich eine Debatte über die Optionsrechte, die aus Horváths altem Vertrag mit dem Volksbühnenverlag resultierte (vgl. B18–B21). Eine Uraufführung kam 1929 nicht zu Stande und war auch nicht in Aussicht (vgl. dazu allgemein WA 1). Mit diesen Klauseln dürfte Ullstein angestrebt haben, Horváth zu etwas höherer Produktion anzuregen. Tatsächlich arbeitete der Autor anschließend sehr intensiv an der Montage von Herr Reithofer wird selbstlos und Herr Kobler wird Paneuropäer zum Roman Der ewige Spießer, dessen Annahme der Verlag Horváth mit 14. April 1930 bestätigte (vgl. B35). Parallel dazu arbeitete er an Ein Wochenendspiel, der ersten Fassung des späteren Volksstückes Italienische Nacht (vgl. WA 2). Ullstein dürfte zufrieden gewesen sein, der Vertrag
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BriefeBriefe von und von Horváth / B32–B33 von an undÖdön an Ödön von Horváth
mit Horváth wurde schließlich noch vor Ablauf der in B32 vereinbarten Frist um ein weiteres Jahr bis zum 15. Juni 1931 verlängert (vgl. B36). B33 = Ödön von Horváth an Hans Ludwig Held, Murnau, 22.3.1930 Horváth, Ödön von A I/2 Monacensia in der Münchener Stadtbibliothek Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit eh. Unterschrift in schwarzer Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (H. L. Held) Druck in: HB 2, S. 119f.
Hans Ludwig Held war Bibliotheksdirektor der Stadtbibliothek München und begründete 1924 deren v.a. auf bayerische Autorinnen und Autoren ausgerichtete Handschriftensammlung in der Monacensia. Sein Brief, in dem er um Manuskripte Horváths für seine Sammlung gebeten hat, ist nicht erhalten. Die Bitte um einen Beitrag für die Handschriftensammlung kann als Indiz für die wachsende Anerkennung Horváths als Autor gewertet werden. Bei dem von Horváth in Aussicht gestellten Manuskript seines „nächsten Stückes“ (B33) dürfte es sich um Ein Wochenendspiel handeln, das später in Italienische Nacht aufgegangen ist (vgl. WA 2). Die Ankündigung eines entsprechenden Manuskriptes bis Mitte Juni ist wohl auf die verschärften Bedingungen seines Vertrags mit Ullstein zurückzuführen, der Anfang des Jahres vorerst nur für ein halbes Jahr verlängert wurde (vgl. B32). Tatsächlich erfolgte die Übernahme des Stückes erst im November 1930 (vgl. B39). Entgegen seinem hier gegebenen Versprechen, hat Horváth Held nichts übersandt, wie die neuerliche Bitte Helds um Manuskripte 2 Jahre später nahelegt (vgl. B63). Auch diese Bitte blieb vermutlich unerfüllt, zumindest findet sich, abseits dieser beiden Briefe sowie eines Schreibens an Friedrich Landshoff von 1933 (B79), kein Autograph des Schriftstellers in den Sammlungen der Monacensia. Darüber hinaus ist die Bitte Helds ein wichtiger Hinweis auf die Arbeitsformen des jungen Horváth und von großer Signifikanz für den späteren Nachlass des Autors. Tatsächlich sind zu den frühesten vollendenten Stücken bis hin zu Sladek praktisch keinerlei genetische Materialien erhalten und wenn, dann nur in Zusammenhang mit noch unvollendeten Werkprojekten, die sich Horváth sehr wohl aufbewahrt hatte, vermutlich, um sie später zu vollenden (vgl. zu diesem Konnex die genetischen Konvolute bzw. deren Fehlen insbesondere zu den frühen Dramen in WA 1 im Vergleich zu unvollendeten Projekten in WA 12 und WA 13). Die Aussage Horváths, seine „Manuscripte […] zu verbrennen“ (B33) dürfte also den Tatsachen entsprochen haben (siehe dazu auch den Brief an Lotte Fahr vom 22. Januar 1929, der ähnliches für die Briefe annehmen lässt, vgl. B10). Helds Anliegen scheint allerdings Horváth eine Idee vom Wert seiner Arbeitsmaterialien vermittelt zu haben. Beginnend mit den beiden gerade in Arbeit befindlichen Projekten Ein Wochenendspiel / Italienische Nacht (1930/31) und Der ewige Spießer (1930) wird er in Zukunft große Teile des genetischen Materials aufbewahren, das seinen reichhaltigen literarischen Nachlass begründet.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B34 = Ödön von Horváth an Auguste von Horváth, Murnau, 11.4.1930 Inv. Nr. 11454 Schloßmuseum Murnau Postkarte, hs., blaue Tinte, vorfrankierte deutsche Drucksorte mit Briefmarke Porträt Friedrich Ebert (8 Pfennig), Poststempel Murnau, 12 / APR / 30
Die Adressatin der Postkarte B34, Auguste von Horváth, meist nur als Gustl apostrophiert, war eine der ältesten Freundinnen Horváths bereits aus der Zeit in München vor dem Ersten Weltkrieg. 1925 heiratete die als Auguste Emhardt geborene den Bruder Lajos von Horváth, die Eheleute lebten aber bereits seit 1928 getrennt. Die Scheidung erfolgte erst 1943, nach ihrer neuerlichen Eheschließung trug sie den Namen Schneider-Emhardt (vgl. Salmen 2001, S. 11). Obwohl der persönliche Kontakt sehr eng gewesen sein muss (vgl. die Erinnerungen in Schneider-Emhardt 1983), haben sich nur wenige materielle Spuren erhalten. Neben B34 liegen noch eine Karte zu Ostern 1938 (vgl. B179) sowie einige Fotografien aus einem Fotoalbum der Familie Emhardt vor (vgl. F29–F33, F35, F44, F61, F73). Der Anlass für die Postkarte war eine zufällige Begegnung Horváths mit den Eltern Emhardt in München. Wie der Adresse zu entnehmen ist, hielt sich seine Schwägerin zu dieser Zeit in Frankfurt am Main beim Ehepaar Schultz auf, mit dem auch Horváth befreundet war. Interessant ist hier die Erwähnung der „Hinterhornbacher Romanze“. Dabei handelt es sich um den Reisetext Hinterhornbach (WA 13/ET18), der am 30. März 1930 im Berliner Tageblatt erschienen ist und zu einer merklichen Abkühlung des Verhältnisses zwischen Horváth und dem Ehepaar Schultz geführt haben dürfte. Franz Schultz, Professor für Neuere deutsche Literatur in Frankfurt am Main, sah sich sogar zu einer öffentlichen Erklärung in der Lokalzeitung Ausferner Bote genötigt (vgl. den Kommentar zu B21). Mit dem angekündigten neuen Roman „über Barcelona“ (B34) ist Der ewige Spießer gemeint: Am 14. April 1930 bestätigte Ullstein dem Autor die Übernahme des Textes. Das Buch erschien schließlich am 6. Oktober des Jahres (vgl. WA 14). B35 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 14.4.1930 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und hs. Paraphe Wilhelm Gronles in Kopierstift, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift durch den Ullstein Verlag Druck in: HB 2, S. 120f., als Faksimile in: Günther 1978, Bd. 2, S. 123.
Wilhelm Gronle bestätigt Horváth mit diesem Schreiben seitens des Ullstein Verlags die Übernahme des Romans Der ewige Spießer zu den im Generalvertrag (V1) festgelegten vertraglichen Bedingungen. Zugleich wird die Vereinbarung bezüglich Herr Reithofer wird selbstlos (hier nach wie vor „36 Stunden“) vom 26. April 1929 (B16) gelöst, da dieser in Der ewige Spießer aufgeht. Der Roman erschien ein knappes halbes Jahr später, am 6. Oktober 1930, im Propyläen Verlag (vgl. WA 14). Der erwähnte Schriftwechsel mit der Roman-Abteilung des Verlags ist nicht überliefert. Horváth befand sich nicht zuletzt aufgrund einer Verschärfung seiner Vertragsbedingungen Anfang 1930 (vgl. B32) unter Zugzwang, bis Juni 1930 dem Verlag publizierbare Texte anzubieten.
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BriefeBriefe von und von Horváth / B36–B38 von an undÖdön an Ödön von Horváth
B36 = Ödön von Horváth an den Ullstein Buchverlag, ohne Ort (Murnau), 22.5.1930 (vgl. V1) Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit eh. Unterschrift und Eintragungen Ödön von Horváths in schwarzer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag!“ mit schwarzer Tinte und hs. Eintragungen sowie Paraphen mit Bleistift und schwarzer Tinte durch den Ullstein Verlag Druck in: HB 2, S. 121f.
Nachdem der Ullstein Verlag Anfang des Jahres Horváths Vertrag nur um ein halbes Jahr verlängert und die Bedingungen zur Deckung seines Vorschuss-Kontos verschärft hatte, stand der Autor unter erhöhtem Druck zur Ablieferung eines Manuskripts. Die Übernahme von Der ewige Spießer (vgl. B35) sowie die laufenden Arbeiten zu Ein Wochenendspiel, das im November angenommen wurde (vgl. B39; zur weiteren Genese hin zu Italienische Nacht vgl. WA 2) scheinen dem Verlag genügt zu haben, um noch vor Ablauf der in B32 festgelegten Vertragslaufzeit mit 15. Juni 1930 eine Verlängerung zu vereinbaren. Bei Beibehaltung der sonstigen Vertragspunkte, wie sie in V1 niedergelegt sind, erhielt Horváth nun für ein weiteres Jahr bis 15. Juni 1931 laufende Vorschusszahlungen von 300 Reichsmark monatlich. Der vorliegende Brief entspricht in seiner Einrichtung den übrigen Schreiben des Verlags an Horváth und wurde deshalb mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht von ihm getippt, sondern ihm als Vorlage zur Unterschrift übersandt. Das zu Beginn erwähnte Schreiben des Verlags vom 19. Mai 1930 ist nicht erhalten. B37 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 4.11.1930 Julius-Bab-Archiv, Signatur 447 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., schwarzblaue Tinte, 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier Druck in: Lechner 1978, S. 307f.
Horváth entschuldigt sich in B37 dafür, dass er Julius Bab, einem seiner wichtigsten Förderer, noch immer kein Exemplar seines jüngst erschienenen Romans Der ewige Spießer übersenden konnte. Der Roman war im Propyläen Verlag bereits am 6. Oktober 1930 erschienen. Ob Horváth seine Freiexemplare noch nicht erhalten hatte oder ein speziell für die Weitergabe an Bab geordertes Exemplar ausständig war, lässt sich nicht mehr klären. Neben der persönlichen Wertschätzung Babs, der Horváth schon früh förderte (vgl. bereits den Kommentar zu B7), war Horváth auch an dessen Kontakten zur Deutschen Buch-Gemeinschaft interessiert, wie aus einem späteren Brief deutlich wird (vgl. B40). B38 = Propyläen Verlag an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 13.11.1930 ÖLA 3/B 4 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Postkarte, masch., mit Stampiglie „Der Propyläen-Verlag Werbe-Abteilung“ und eh. Unterschrift {Oppenheimer} Druck in: HB 2, S. 123.
Die Werbe-Abteilung des Propyläen Verlags informiert Horváth, wohl auf dessen Anfrage, dass noch keine nennenswerten Besprechungen zu seinem bereits vor über einem Monat, am 6. Oktober 1930, erschienenen Roman Der ewige Spießer vorliegen.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Unter Umständen waren dafür auch Verzögerungen im Vertrieb verantwortlich, wie Horváths längeres Warten auf Beleg- bzw. Schenkexemplare (etwa für Julius Bab, vgl. B37) vermuten lässt. Tatsächlich stellten sich noch vor Ende des Jahres einige Kritiken ein, die den Roman mehrheitlich positiv bewerteten (vgl. dazu WA 14). B39 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 18.11.1930 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift durch den Ullstein Verlag, hs. Paraphe in schwarzer Tinte unbekannter Hand Druck in: Günther 1978, Bd. 2, S. 124 (Faksimile).
Wilhelm Gronle bestätigt seitens des Ullstein Verlags die Übernahme des Stückes „Wochenendspiel“ zu den in V1 niedergelegten Bedingungen und den Vertrieb des Stückes durch den Arcadia Verlag. Arcadia war der Bühnenverlag des Hauses Ullstein und brachte die Stücke Horváths bis hin zu Glaube Liebe Hoffnung 1933 als Bühnendrucke heraus. Bei dem genannten Stück handelt es sich um Ein Wochenendspiel, eine frühe Fassung des späteren Volksstücks Italienische Nacht, die zuletzt in einem verlagsfertigen Typoskript vorliegt (vgl. WA 2/IN/K1–K3). Angesichts der mehrfach belegten Zurückweisung des Satirischen durch Horváth, etwa in der Gebrauchsanweisung (vgl. Horváth 2009, S. 164f.), überrascht die Kategorisierung von Ein Wochenendspiel als „satyrisches Volksstück“. Möglicherweise stammt diese Bezeichnung vom Verlag, um den Text von den geltenden Rezeptionserwartungen gegenüber einem Volksstück abzuheben. Allerdings gibt Horváth im Rahmen des sogenannten Saalschlacht-Prozesses über die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und Sozialdemokraten im Murnauer Gasthof Kirchmeir auch an „satyrische Stücke“ zu schreiben (vgl. dazu im Detail WA 2, S. 229 sowie hier AK5). Die von Ernst Josef Aufricht, dem Direktor des Theaters am Schiffbauerdamm, kolportierte Geschichte, wonach Horváth ihm ein Typoskript des Stückes persönlich übergeben habe, das er verschlungen und sogleich zur Inszenierung angenommen hätte, ist etwas komplexer (vgl. Aufricht 1998, S. 120f.). Laut den Erinnerungen Helmut Kindlers an ein Probengespräch zwischen dem Regisseur Francesco von Mendelssohn und Horváth bot der Arcadia Verlag Aufricht das Stück bereits zuvor an. Horváth habe ihn bei einem gemeinsamen Abendessen nur daran erinnert, es endlich zu lesen (vgl. Kindler 1991, S. 110f.). Aufricht übernahm später auch die Produktion von Kasimir und Karoline als an die Produktionsweise des New Yorker Broadway angelehnte „Ernst-Josef-Aufricht-Produktion“ (vgl. WA 4). B40 = Ödön von Horváth an Julius Bab, München, 14.12.1930 Julius-Bab-Archiv, Signatur 448 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., schwarzblaue Tinte, 1 halbiertes Blatt hochkariertes Papier Druck in: Lechner 1978, S. 308.
In B40 versucht Horváth, zwischen seinem frühen Förderer Julius Bab und seinem Schriftstellerkollegen Franz Zeise Kontakt herzustellen. Zeise gehört derselben jun-
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BriefeBriefe von und von Horváth / B40–B42 von an undÖdön an Ödön von Horváth
gen Schriftsteller-Generation wie Horváth an und war ebenfalls in der 1929 von Hermann Kesten besorgten Anthologie 24 neue deutsche Erzähler mit einer Erzählung (Ein Reisender liebt) vertreten (vgl. zu Horváths Beitrag Das Fräulein wird bekehrt WA 13/ET16 bzw. WA 14/ET3). Bei dem gegenständlichen Roman Zeises handelt es sich um den schließlich nie veröffentlichten Text Der Aufstand. Auszüge davon wurden, wie Horváth schreibt, in der Morgen-Ausgabe des Berliner Tageblatts („B.T.“) vom 26. Oktober 1930 unter den Titel „Der Ritt auf dem Sturm“ abgedruckt. Die Verlage S. Fischer und Gustav Kiepenheuer (zu dem Horváth selber später einen Wechsel plante, vgl. hierzu B68 und B69 sowie allgemein WA 6, S. 5 bzw. 171), die mit Zeise verhandelten, gehörten zu den renommiertesten deutschen Romanverlagen der Zwischenkriegszeit. Bab wiederum hatte gute Kontakte zur Deutschen Buch-Gemeinschaft, einer der zahlreichen Buchgemeinschaften, die sich in der Weimarer Republik formierten. Gerade um 1930 sank aufgrund der Wirtschaftskrise der Absatz (vgl. Fischer 2007, S. 282f.). Die Buchgemeinschaften, die aufgrund der Überbrückung des Buchhandels geringere Preise boten, erlebten einen Aufschwung. Dem Autor sicherte die Aufnahme ins Programm einer Buchgemeinschaft einen kalkulierbaren Absatz (zu den Buchgemeinschaften vgl. Schneider 2007, S. 180f.). B41 = Hermann Kesten an Ödön von Horváth, Berlin, 6.1.1931 ÖLA 3/B 2 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, masch., 1 Blatt Briefpapier des Gustav Kiepenheuer Verlags (Berlin NW 87 / Altoner Strasse 4 / Telefon: C5 Hansa 9560/9561) mit vorgedrucktem Briefkopf und -fuß, eh. Unterschrift Kestens und hs. Eintragungen mit Bleistift Druck in: HB 2, S. 125f.
B42 = Hermann Kesten an Ödön von Horváth, Berlin, 8.1.1931 ÖLA 3/B 3 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen und eh. Unterschrift Kestens mit Bleistift
In B41 und B42 schreibt Hermann Kesten, seit 1928 literarischer Leiter des Verlags Gustav Kiepenheuer, Horváth bezüglich des Romans Der ewige Spießer (1930). Die in B42 übersandte, äußerst positive Kritik des Romans erschien aus nicht näher bekannten Gründen erst am 26. Juni 1931 in der Literarischen Welt (vgl. WA 14, S. 12). Ein Kontakt mit Kesten bestand spätestens seit 1929, als Horváth als Beiträger für die von Kesten herausgegebene, neusachliche Anthologie 24 neue deutsche Erzähler gewonnen werden konnte, in der die Erzählung Das Fräulein wird bekehrt erschien (vgl. WA 13/ET16). Es war später vermutlich auch Kesten, der Horváth zu einem geplanten, aber aufgrund der Machtübernahme der Nationalsozialisten nur teilweise vollzogenen Wechsel zu Kiepenheuer bewegt hatte, nachdem sich das Verhältnis zu Ullstein sukzessive verschlechtert hatte (vgl. dazu B68 und B69). Kesten flüchtete 1933 vor dem NS-Regime in die Niederlande und übernahm in Amsterdam die Leitung der deutschsprachigen Abteilung des Verlags Allert de Lange, der schließlich Horváths Romane Jugend ohne Gott (1937) und Ein Kind unserer Zeit (1938) verlegte. Horváths Lektor dort war der ebenfalls zuvor mit Kesten bei Kiepenheuer tätige Walter Landauer.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B43 = Ödön von Horváth an Hertha Frank, Murnau, 4.2.1931 Inv. Nr. 11997 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., blaue Tinte, 1 Blatt liniertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand
Bei der mit „Mack“ angesprochenen Adressatin des Briefes handelt es sich um Hertha Frank, Schwester von Ise Frank, verheiratete Gropius (vgl. auch B65). Horváth war mit Hertha Frank und ihrer Schwester über deren regelmäßige Besuche in Murnau bekannt (vgl. Salmen/Tworek 2001, S. 17). Wie dem für Horváths Verhältnisse ungewöhnlich intimen Brief zu entnehmen ist, hat zwischen ihm und Hertha Frank ein sehr persönliches Verhältnis bestanden, in dem sich Horváth auch Franks Tochter Beate, „Ati“, sehr verbunden fühlte. Ati, geb. Forberg, wurde nach dem frühen Tod ihrer Mutter vom Ehepaar Gropius adoptiert und emigrierte später als Ati Gropius mit ihnen in die USA. Der Grund oder die genaue Natur für das angesprochene Zerwürfnis zwischen Horváth und Hertha Frank ist unbekannt, dürfte aber überwindbar gewesen sein, wie die Erwähnung von Mutter wie Tochter in B65 zeigt. B44 = Ullstein Aktiengesellschaft (Wilhelm Gronle, Emil Herz) an Ödön von Horváth, Berlin, 19.3.1931 (vgl. V1) Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Aktiengesellschaft“ und hs. Paraphen Emil Herz’ und Wilhelm GronleS in schwarzer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift sowie Paraphen unbekannter Hand in schwarzer Tinte durch den Ullstein Verlag
Mit diesem Brief, unterzeichnet vom Verlagsdirektor Emil Herz und dem Prokuristen Wilhelm Gronle, verlängert Ullstein den am 15. Juni 1931 (vgl. B36) auslaufenden Vertrag um ein weiteres halbes Jahr. Horváth bestätigt diese Vereinbarung mit dem Schreiben vom 25. März 1931 (B46). Die Erhöhung seiner Vorschusszahlungen für die Monate, in denen sich Horváth in Berlin aufhält, trägt dabei einerseits dem Umstand Rechnung, dass seine Lebenshaltungskosten in der Reichshauptstadt höher als in seiner oberbayerischen Wahlheimat Murnau waren. Andererseits spiegelt sich darin auch Horváths gestiegener Marktwert wider, stand doch die Uraufführung von Italienische Nacht im Theater am Schiffbauerdamm am 20. März 1931 unmittelbar bevor. Die erfolgreiche, auch von Schriftstellerkollegen wie Carl Zuckmayer (vgl. B45) wohlwollend begleitete Premiere stellte einen ersten Höhepunkt in Horváths Karriere als Bühnenschriftsteller dar (vgl. WA 2). B45 = Carl Zuckmayer an Ödön von Horváth, 20.3.1931 Offener Brief, folgt bestehendem Abdruck Druck in: Programmheft der Uraufführung von Italienische Nacht am 20.3.1931 im Theater am Schiffbauerdamm, Berlin (Exemplar in: Horváth 87, Archiv der Akademie der Künste, Berlin).
Carl Zuckmayer war nach dem Erfolg seines Dramas Der fröhliche Weinberg (1925) einer der bekanntesten Dramatiker des Deutschen Reichs. Horváth lernte er nach eigenen Angaben im Januar 1929 rund um die gerade laufende Inszenierung von Die Bergbahn in der Kantine der Berliner Volksbühne kennen (Zuckmayer 1995, S. 206).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B45–B47 von an undÖdön an Ödön von Horváth
Im Oktober 1931, kurz vor der vielbeachteten Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. WA 3), sprach Zuckmayer Horváth (gemeinsam mit Erik Reger) den Kleist-Preis zu. In seiner Begründung führt Zuckmayer aus: „Es ist anzunehmen, daß er der dramatischen Kunst, die immer und ohne Einschränkungen eine Menschenkunst und eine Sprachkunst bleibt, neue, lebensvolle Werte zuführen wird.“ (Zuckmayer 1995, S. 211) Die Verleihung an Horváth war von starken Protesten nationalkonservativer wie völkischer Stimmen begleitet (vgl. den Kommentar zu B53). B45 ist im Programmheft der Uraufführung von Italienische Nacht abgedruckt. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wurden diese Zeilen als offener, für den Abdruck vorgesehener Brief konzipiert, weshalb auch kein entsprechendes persönliches Schreiben an Horváth erhalten ist. Allerdings gilt für die wichtige Bekannt- und später Freundschaft Horváths mit Zuckmayer allgemein, dass sie kaum brieflichen Niederschlag gefunden hat, sieht man von einigen wenigen Briefen an ihn sowie seine Ehefrau Alice Herdan-Zuckmayer ab, die sich erhalten haben (vgl. B92, B143 und B167). Eine recht ähnliche Situation liegt bei der engen Freundschaft Horváths mit Ernst Weiß vor, wozu sich bis auf die gedruckte Widmung von Der ewige Spießer (vgl. WA 14), kurze Erwähnungen in Briefen bzw. eine gemeinsame Anschrift (vgl. B4 und den Kommentar dazu) sowie das Zeugnis des Bruders Lajos keinerlei Spuren erhalten haben. In beiden Fällen sind jedoch auch starke, von Vertreibung und Exil bedingte Überlieferungsverluste anzunehmen. Zweifelsohne stand Horváth aber regelmäßig mit den Zuckmayers in Kontakt. Insbesondere nach 1933 hat er sich häufig und für längere Zeit in bzw. um die Zuckmayer’sche Wiesmühl‘ im Salzburgischen Henndorf am Wallersee aufgehalten, wie auch eine große Zahl dort verfasster Briefe und Postkarten sowie die erhaltenen Meldeunterlagen belegen (vgl. v.a. die Briefe ab B105 sowie M13) B46 = Ödön von Horváth an Emil Herz (Ullstein Aktiengesellschaft), Berlin, 25.3.1931 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Brief, hs., 1 Blatt hochkariertes Papier, schwarzblaue Tinte, Stempel „zum Vertrag“ durch den Ullstein Verlag, hs. Eintragungen mit Bleistift, Kopierstift und schwarzer Tinte durch den Ullstein Verlag, gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles und von unbekannter Hand
Horváth bestätigt in B46 dem Ullstein Verlag den Erhalt der Vertragsverlängerung vom 19. März 1931 (B44) und erklärt sein Einverständnis damit. In der Zwischenzeit war am 20. März im Theater am Schiffbauerdamm erfolgreich Italienische Nacht uraufgeführt worden (vgl. WA 2 sowie den offenen Brief Carl Zuckmayers, B45). Von Seiten des Verlags wurde auf dem Brief Horváths Adresse in Berlin in der Pension Lüttich, Motzstraße 20 festgehalten (vgl. auch B44). Horváth hatte in Berlin keine fixe Adresse, sondern nutzte für seine Aufenthalte verschiedene Pensionen, mietete Zimmer oder kam bei Bekannten unter. B47 = Ödön von Horváth an Bernard von Brentano, Berlin, 21.4.1931 A: Brentano, Bernard von, ohne Signatur. Deutsches Literaturarchiv, Marbach Brief, hs., 1 halbiertes Blatt kariertes Papier (gerissen), schwarzblaue Tinte
Bernard von Brentano war Journalist in Berlin und arbeitete bis 1930 als Nachfolger Joseph Roths im Berliner Büro der Frankfurter Zeitung, danach beim Berliner Tage-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
blatt. Bei dem Buch, dessen Zusendung Horváth an den Ullstein Verlag delegiert hat, kann es sich nur um Der ewige Spießer handeln, da dies das einzige zu diesem Zeitpunkt gedruckt vorliegende Werk des Autors war (vgl. auch B49, wo Horváth diesbezüglich nachfragt). Bei dem übersandten Stück wiederum kann es sich entweder um das einen Monat zuvor uraufgeführte Volksstück Italienische Nacht handeln, oder um die Fassung in sieben Bildern von Geschichten aus dem Wiener Wald. Horváth arbeitete in dieser Zeit intensiv an der Umarbeitung des Stückes in die Endfassung in drei Teilen (vgl. die Anmerkung über die baldige Fertigstellung Ende Mai 1931 in B50 und die definitive Annahme durch Ullstein erst im Oktober des Jahres mit B52). B48 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 4.5.1931 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift durch den Ullstein Verlag, hs. Paraphen in schwarzer Tinte und Bleistift von unbekannter Hand
Mit der Uraufführung von Italienische Nacht gelang Horváth ein erster großer Erfolg auf den Berliner Bühnen, weshalb sich der Ullstein Verlag zu einer Buchausgabe des Stückes entschloss. Diese wurde vom Propyläen Verlag besorgt, der bereits im Vorjahr den Roman Der ewige Spießer (1930) verlegt hatte (vgl. WA 14). Sie erschien am 4. Juli 1931, dem Tag der österreichischen Erstaufführung von Italienische Nacht (vgl. WA 2). Horváth bestand in der Folge häufig auf gedruckten Ausgaben seiner Theaterstücke. Eine Buchausgabe von Geschichten aus dem Wiener Wald kam, beflügelt vom kurz zuvor erhaltenen Kleist-Preis, schon bald nach der Uraufführung zustande (vgl. WA 3). Die geplante Veröffentlichung einer gemeinsamen Buchausgabe von Kasimir und Karoline und Glaube Liebe Hoffnung wiederum verzögerte sich aufgrund zunehmender Unstimmigkeiten Horváths mit dem Verlag, die in seinen bevorstehenden Wechsel zu Kiepenheuer kulminierten (vgl. zur Verzögerung etwa B65 an Ise Gropius und die Vertragsauflösung mit B66 sowie die daran anschließenden Briefe). Die Publikation konnte aufgrund der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten schließlich nicht mehr verwirklicht werden (vgl. WA 5, S. 3f.). B49 = Ödön von Horváth an Bernard von Brentano, Berlin, 6.5.1931 A: Brentano, Bernard von, ohne Signatur. Deutsches Literaturarchiv, Marbach Brief, hs., 1 Blatt hochkariertes Papier (gerissen), schwarzblaue Tinte
B49 ist ein Anschlussschreiben Horváths an die Übersendung von Der ewige Spießer und (vermutlich) Italienische Nacht an den Journalisten und Schriftsteller Bernard von Brentano, wie er am 21. April 1931 in Aussicht gestellt hatte (vgl. B47). Eine Reaktion Brentanos auf Horváths Texte ist nicht überliefert. Zugleich versucht Horváth, mit einem Dr. Schöningh in Kontakt zu treten, für den er einen (nicht erhaltenen) Brief beigelegt hat. Es ist unklar, wer damit gemeint ist, möglicherweise handelte es sich um den aus der gleichnamigen Verlegerfamilie stammenden Franz Joseph Schöningh, der zu diesem Zeitpunkt Universitätsassistent in München war.
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BriefeBriefe von und von Horváth / B49–B51 von an undÖdön an Ödön von Horváth
Der genaue Kontakt zwischen Horváth und Schöningh bzw. Horváths Motivation zu einer Kontaktaufnahme sind unbekannt. B50 = Ödön von Horváth an Albert Hoerrmann, Murnau, 29.5.1931 Privatbesitz Ansichtskarte mit Motiv „Fürst-Alm (Innen-Ausblick)“, hs., schwarze Tinte, Stempel der FürstAlm, frankiert mit Briefmarke mit Porträt Friedrich Ebert (8 Pfennig), Poststempel Murnau, 30. Mai 31 Druck in: Irene Dütsch: Die Fürst Alm. In: Schönere Heimat H. 2, 2015.
Der Adressat dieser Ansichtskarte ist der Schauspieler Albert Hoerrmann, der in der Uraufführung von Italienische Nacht mitwirkte und dort die Rolle des Karl verkörperte (vgl. WA 2, S. 222). Bei dem für Mitte Juni angekündigten Stück handelt es sich um Geschichten aus dem Wiener Wald. Im Umfeld der Arbeiten zum 3. Bild der Fassung in sieben Bildern notiert Horváth bereits eine Liste mit Vorschlägen zur Besetzung; Hoerrmanns Name findet sich dort für die Rolle des Alfred vorgesehen (vgl. WA 3/K4/E23); er wiederholt diesen Besetzungswunsch während der Umarbeitung zur Fassung in drei Teilen (vgl. ebd./K5/E13). Schlussendlich spielte Hoerrmann nicht in der Uraufführung mit, der Part des Alfred wurde von Peter Lorre gegeben (vgl. WA 3, S. 14 und 27). Unklar ist, wer mit „Robitschek“ gemeint ist, möglicherweise handelt es sich um Kurt Robitschek, Theater- und Kabarettdirektor in Berlin. Der erwähnte Brief Hoerrmanns ist nicht überliefert. Die Ansichtskarte B50 verfasste Horváth direkt auf der von ihm und seinem Murnauer Freundeskreis als Ausflugsziel geschätzten Fürst-Alm, einer Almstation nahe Murnau, die von Josef Fürst, zugleich Herausgeber der lokalen Zeitung StaffelseeBote, betrieben wurde (vgl. dazu BE4). Horváth erwähnt die Station auch in seinen Briefen an Lotte Fahr (vgl. B8) und widmet ihr um 1929 einen kurzen, unvollendeten Prosa-Text (vgl. WA 13/WP8); auch sind einige Fotos erhalten, die Horváth mit Freunden dort zeigen (vgl. F72 und F73). Der Familienname Hoerrmanns auf der Ansichtskarte wurde nachträglich geschwärzt; warum, ist nicht bekannt. B51 = Ödön von Horváth an Julius Bab, München, 14.6.1931 Julius-Bab-Archiv, Signatur 449 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 halbiertes Blatt hochkariertes Papier, schwarzblaue Tinte Druck in: Lechner 1978, S. 308.
Horváth war in der ersten Hälfte des Jahres 1931 viel unterwegs, pendelte zwischen Murnau, München und Berlin und war, wohl im Vorfeld der österreichischen Erstaufführung von Italienische Nacht, im Mai auch mehrere Tage in Wien (vgl. Krischke 1988, S. 70 sowie M2 und M3). Vermutlich aufgrund dieser beständigen Ortswechsel erreichte ihn die von Bab persönlich übersandte Kritik zu Italienische Nacht, die dieser am 21. März 1931 für die Berliner Volks-Zeitung verfasst hatte, erst Mitte Juni. Babs Kritik hebt die scharfe Analyse der politischen Phrase im Volksstück hervor, bemängelt allerdings den dramaturgischen Aufbau: „Nur zersplittert das Ganze in zu locker verbundene, zu langsam bewegte Einzelheiten“ (Bab 1931; zu diesem wiederkehrenden Topos der Kritik an Horváths Stücken vgl. WA 2, S. 224–226 sowie Vejvar 2015). Bei dem von Horváth angesprochenen nächsten Stück handelt es sich um
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Geschichten aus dem Wiener Wald (vgl. WA 3), das zumindest in der Fassung in sieben Bildern bereits vorlag und am 6. Juni vom Branchenblatt Deutsche Bühne angekündigt worden war (vgl. WA 3, S. 6, vgl. auch B50; die Annahme des Stückes bestätigte der Verlag erst nachträglich im Oktober 1931, vgl. B52). B52 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 17.10.1931 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift durch den Ullstein Verlag, hs. Paraphe in Bleistift von unbekannter Hand
Der Ullstein Verlag, vertreten durch Wilhelm Gronle, bestätigt Horváth im Nachhinein die Annahme von Geschichten aus dem Wiener Wald in den Vertrieb des Arcadia Verlags. Tatsächlich wurde das Stück schon früher angenommen, wie verschiedene Zeitungen berichteten, darunter etwa das Branchenblatt Deutsche Bühne am 6. Juni 1931 (vgl. WA 3, S. 6). Am Deutschen Theater Berlin begannen bereits Ende September die Probenarbeiten für die von Heinz Hilpert geleitete Uraufführung (vgl. Krischke 1988, S. 74). Gemäß den Vereinbarungen des Anfang 1929 geschlossenen Vertrags (V1) wäre der Ullstein Verlag eigentlich angehalten, dem Autor die Annahme eines Stückes innerhalb von 4 Wochen zu bestätigen. Sonst hätte Horváth das Recht „über einen Abdruck anderweitig zu verfügen“ (V1/Bl. 2). B53 = Ödön von Horváth an Marita Hasenclever, 26.10.1931 (vgl. BE6) Offener Brief, folgt bestehendem Abdruck Druck in: Die neue Literatur, 32. Jg. (1931), H. 12, S. 626.
B53 ist der einzige bekannte offene Brief, den Horváth veröffentlicht hat (vgl. unter den Entwürfen noch BE4). Hinter der nicht genannten Adressatin verbirgt sich Marita Hasenclever, die Schwester des Literaten Walter Hasenclever, die für Horváth bzw. den Arcadia Verlag u.a. Geschichten aus dem Wiener Wald abgetippt und vervielfältigt hat (vgl. das entsprechende Impressum im Stammbuch von Geschichten aus dem Wiener Wald, ÖLA 27/W 9; vgl. dazu WA 3, S. 6). Das Schreiben ist deutlich stilisiert verfasst, wie auch das Vorliegen eines Briefentwurfes verdeutlicht, der im Notizbuch Nr. 5 festgehalten ist (ÖLA 365, Bl. 13, vgl. BE6). Im selben Notizbuch notierte Horváth auch wiederholt den Namen „Marita“ (vgl. ÖLA 365 – o. BS, Bl. 1 und 8v), wobei der Kontext der anderen Notizen Arbeitstreffen oder -besprechungen nahelegt. Horváth spielt hier selbstironisch darauf an, dass ihm insbesondere völkisch-nationalistische Kritiker mangelnde Beherrschung des Deutschen vorgeworfen hatten. Eine ähnliche stilisierte Pose nimmt Horváth etwa auch in einem Brief an Bernhard Diebold, Theaterkritiker der Frankfurter Zeitung, ein, der der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald und der Verleihung des Kleist-Preises an Horváth einen umfänglichen, euphorischen Artikel gewidmet hatte (vgl. B58). Die genaue Motivation Horváths für dieses Schreiben ist nicht bekannt. Möglicherweise waren Werbezwecke der Hintergrund, es kann sich aber auch schlicht um einen Jux gehandelt haben. Das Schreiben erregte jedenfalls infolge der von konservativer
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BriefeBriefe von und von Horváth / B53–B55 von an undÖdön an Ödön von Horváth
Seite stark kritisierten Zuerkennung des Kleist-Preises an Horváth am 25. Oktober 1931 und der aufsehenerregenden Premiere von Geschichten aus dem Wiener Wald am 2. November 1931 zusätzliche Aufmerksamkeit literarischer Kreise, die Horváths Literatur rundheraus ablehnten. Der nationalkonservative Wiener Autor Richard von Schaukal nahm das selbstpersiflierende Schreiben in einer ironischen Wendung zum Anlass für seine Glosse „Unsere Meinung“ in der Dezember-Ausgabe der Zeitschrift Die neue Literatur, die zunehmend im Fahrwasser der NSDAP agierte und nach 1933 zu einer der wichtigsten literarischen Zeitschriften des Deutschen Reiches werden sollte (vgl. den Abdruck in Krischke/Prokop 1972, S. 77). Schaukal echauffierte sich darin, die Stilisierung des Briefes wohl absichtsvoll ignorierend, über die scheinbar mangelhaften Deutschkenntnisse Horváths und bezeichnet ihn gar als „Balkanliteraten“ (vgl. dazu auch WA 3, S. 7). B54 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 2.11.1931 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift durch den Ullstein Verlag, hs. Paraphen in Bleistift und Tinte von unbekannter Hand
B54 wurde am Tag der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald verfasst. Wilhelm Gronle bestätigt darin seitens des Ullstein Verlags die Übernahme des Volksstückes in den Propyläen Verlag, der bereits Der ewige Spießer (1930) und die Buchausgabe von Italienische Nacht (1931) hergestellt hatte (vgl. B35 und B48). Mit der Zuerkennung des Kleist-Preises am 25. Oktober 1931 hatte sich Horváths Stellung im literarischen Betrieb seiner Zeit massiv verbessert, weshalb der Verlag noch unmittelbar vor der Uraufführung die Buchausgabe zusicherte. B55 = Ullstein-Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, Berlin, 10.11.1931 (vgl. V1) Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Aktiengesellschaft“, gezeichnet mit eh. Unterschrift Emil Herz’ und Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzblauer Tinte, eh. Unterschrift und hs. Eintragung Ödön von Horváths mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag!“ mit schwarzer Tinte durch den Ullstein Verlag, hs. Paraphe in schwarzer Tinte von unbekannter Hand
Mit B55 verlängert der Ullstein Verlag, vertreten durch Direktor Emil Herz und Prokuristen Wilhelm Gronle, seinen Vertrag mit Horváth (vgl. V1), der zuvor am 19. März 1931 bis Jahresende verlängert worden war (vgl. B44), bis Ende 1932. Knapp eine Woche nach der äußerst erfolgreichen Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald am Deutschen Theater Berlin und zwei Wochen nach der Zuerkennung des KleistPreises hatte sich Horváths Verhandlungsposition entschieden verbessert. Nach den Bedingungen der neuen Vereinbarung bezog er nun unabhängig von seinem Aufenthaltsort pauschal 500 Reichsmark an monatlichen Vorschusszahlungen. Überdies wurde vereinbart, dass eventuell zu Vertragsende vorhandene Schulden Horváths nur zu zwei Dritteln beglichen werden mussten (vgl. hierzu auch den Briefwechsel zur
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Vertragsauflösung ein Jahr später, B66–B69 und B71). Über die erwähnte, mit B55 aufgehobene Absprache vom 30. Oktober 1931 ist nichts Näheres bekannt. Wie aus der Adresse hervorgeht, wohnte Horváth in diesen Tagen in der Villa der Familie Mendelssohn in der Berliner Königsallee (vgl. auch B67). Francesco von Mendelssohn hatte bei der Uraufführung von Italienische Nacht im vergangenen Frühjahr Regie geführt (vgl. WA 2) und übernahm im Herbst 1932 die Regie der Uraufführung von Kasimir und Karoline (vgl. WA 4). Francesco und seine Schwester Eleonora von Mendelssohn unterhielten in ihrer Villa ein reges Gesellschaftsleben mit zahlreichen prominenten Gästen, darunter Gustaf Gründgens, mit dem Horváth befreundet war (vgl. Krischke 1998, S. 128). Briefliche Spuren des engen Kontakts Horváths mit der Familie Mendelssohn haben sich abseits eines Briefentwurfs an Francesco von Mendelssohn im Rahmen der von Dissonanzen beschatteten Inszenierungsarbeit an Kasimir und Karoline jedoch nicht erhalten (vgl. BE7). B56 = Ödön von Horváth an Julius Bab, Murnau, 22.11.1931 Julius-Bab-Archiv, Signatur 450 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., schwarzblaue Tinte, 1 halbiertes Blatt hochkariertes Papier Druck in: Lechner 1978, S. 308f.
Mit Julius Bab, seinem frühen Förderer aus dem Umfeld der Berliner Volksbühne, unterhielt Horváth seit 1928 regelmäßigen Kontakt (vgl. B7, B30, B37, B40, B51 und B57). Horváth bezieht sich mit dem „Urteil“ vermutlich auf die von Bab verfasste Kritik von Geschichten aus dem Wiener Wald in der Berliner Volkszeitung. Bab hebt darin hervor: „Hier ist viel mehr als Satire, als brutale Negation, hier ist ein sehr echtes, sehr fruchtbares Gefühl für die leidende Kreatur laut geworden. Ein kämpferischer und schöpferischer Ernst. Zuckmayer hat seinen Kleistpreis durchaus nicht an den Unrechten gegeben.“ (Bab 1931a) Die große Bedeutung, die Horváth insbesondere Babs Urteil zugemessen hat, belegt auch das Folgeschreiben vom 30. November 1931 (vgl. B57). Horváth hält sich in diesen Tagen in Murnau auf. Seine jähe Abreise dürfte von einem Oberschenkelhalsbruch, den sich seine Mutter bei einem Spaziergang zugezogen hatte, herrühren (vgl. Krischke 1988, S. 78). B57 = Ödön von Horváth an Julius Bab, München, 30.11.1931 Julius-Bab-Archiv, Signatur 451 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 halbiertes Blatt kariertes Papier, schwarzblaue Tinte Druck in: GW IV, S. 674.
Julius Bab hatte Horváth einige weitere Zeilen sowie die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift Die Hilfe nach Murnau gesandt, in der Bab anlässlich der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald und der Verleihung des Kleist-Preises mehrere Seiten Horváth gewidmet hat. Die (nicht überlieferte) Sendung erreichte ihn schließlich in München. Trotz seiner Kürze ist der Brief hinsichtlich Horváths eigener Einschätzung seiner Poetologie relevant. Seine Hervorhebung des Optimismus, die er in der von Bab festgestellten „Lebensbejahung“ bestätigt sieht, steht in Kontrast zur stark negativ konnotierten ‚Zerstörung‘ des Volksstückes, wie sie im Gefolge der Gebrauchsanweisung bzw. des Interviews mit Willi Cronauer betont wurde (vgl. WA 17).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B57–B59 von an undÖdön an Ödön von Horváth
In seiner Besprechung in der Hilfe attestiert Bab Horváth zwar noch eine gewisse „Unreife“ und bezeichnet diese „Komödie als dramatisches Ganzes nicht viel geschlossener als die bisherigen Werke“, sieht sie aber als „Angelegenheit der dramatischen Literatur“. Er schreibt weiter in Bezug auf die Vorwürfe, das Stück sei zynisch: „Aber ob das nicht im wesentlichen der Lärm eben der schwachen Nerven war, die noch jedesmal eine neue Wahrheit, eine kritisch mutige Lebensbejahung als Lebensverlästerung ausgeschrien haben, die den jungen Hauptmann und den jungen Hebbel, den jungen Schiller und sogar den jungen Goethe als ruchlos geschmäht haben!?“ (Bab 1931b, S. 1133) Besonderes Augenmerk legt Bab dabei auf das Bild „Im Stephansdom“ (II/7) und meint, Mariannes „Ausbruch“ am Ende des Bildes ins „elementarische Gottesgespräch“ gehöre „zu dem Stärksten […], was in den letzten zwanzig Jahren für die deutsche Bühne geschrieben worden ist“ (Bab 1931b, S. 1135). B58 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, München, 9.12.1931 Diebold-Archiv, 67/1 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., schwarzblaue Tinte, 1 Blatt hochkariertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben
B59 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, München, 5.1.1932 Diebold-Archiv, 67/2 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., schwarzblaue Tinte, 1 Blatt hochkariertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben
Der angeschriebene Bernhard Diebold war Journalist und Theaterkritiker bei der Frankfurter Zeitung, für die er Horváths Werk schon seit Die Bergbahn begleitete. Anlässlich der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald und der Verleihung des Kleist-Preises eine Woche zuvor, verfasste Diebold eine sehr ausführliche Besprechung des Stückes, die besonders die sprachliche Erneuerung in den Vordergrund stellt (vgl. Diebold 1931). Gerade die Verwendung eines dem sprachlichen Alltag nachkonstruierten und diesen decouvrierenden Bildungsjargons war vielen konservativen Kritikern ein wesentlicher Stein des Anstoßes, die darin bloß einen Mangel an Sprachbegabung erkennen konnten bzw. wollten (vgl. den Kommentar zu B53). Wie auch im offenen Brief an Marita Hasenclever (B53), verwendet Horváth in B58 ein absichtsvoll stilistisch entstelltes Deutsch, das diesen Umstand selbstironisch aufnimmt. Die Identität von „Nelly“ konnte nicht geklärt werden; auch ist nicht bekannt, welchen Zeitungsausschnitt Horváth zurücksendete. In B59 bedankt sich Horváth für die Übersendung des von Diebold herausgegebenen Bandes Das Buch der guten Werke 1914–1918, in dem verschiedene Zeugnisse ‚guter Taten‘ während des Ersten Weltkriegs versammelt sind. Mit „Alles Schwindel“ ist vermutlich eine Rezension der gleichnamigen Revue von Mischa Spoliansky und Marcellus Schiffer gemeint, die 1931 uraufgeführt wurde. Der Kontakt zu Diebold riss mit der NS-Machtübernahme 1933 ab. Diebold selbst war zwar jüdischer Herkunft, versuchte aber zunächst, sich dem neuen Regime anzubiedern. 1934 wurde er mit Berufsverbot belegt, woraufhin er in sein Geburtsland Schweiz zurückkehrte. Als Leiter des Filmstoffvertriebs Thema nahm er, vermittelt über Horváths Freundin Wera Liessem, 1937 wieder Kontakt mit Horváth auf, wovon
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
sich eine Korrespondenz zu Horváths Selbsteinschätzung als Filmautor und zu seinem Verständnis von Jugend ohne Gott (1937) erhalten hat (vgl. B104, B105, B125, B129 und B131). B60 = Ödön von Horváth an Franz Horch, Murnau, 5.2.1932 Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Brief, hs., schwarze Tinte, 1 gefaltetes Blatt hochkariertes Papier
Der Adressat des Schreibens ist Franz Horch, Dramaturg bei den Reinhardt-Bühnen in Berlin. Horch kontaktierte Horváth wohl für die Festschrift der Blätter des Deutschen Theaters zum Auftakt der Feierlichkeiten zum 70. Geburtstag von Gerhart Hauptmann, die bereits am 16. Februar 1932 erschien. In dieser waren, neben Gratulationen von Carl Zuckmayer, Georg Kaiser, Knut Hamsun, Ernst Toller, Eugene O’Neill, Franz Werfel, Heinrich Mann, Arnold Zweig und anderen, auch einige Zeilen von Horváth zu Gerhart Hauptmann abgedruckt (vgl. KW 11, S. 195 und 269; vgl. WA 17). B61 = Ullstein Buchverlag an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 9.5.1932 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzblauer Tinte, Stampiglie „zum Vertrag“ und Paraphen in Bleistift von unbekannter Hand durch den Ullstein Verlag
Wilhelm Gronle bestätigt Horváth in B61 seitens des Ullstein Verlags die Annahme von Kasimir und Karoline und den Vertrieb durch den Arcadia Bühnenverlag. Es ist dabei nicht ganz klar, ob das Stück hier noch in der Fassung in sieben Bildern oder in der in 117 Szenen vorlag. Das in der Folge hergestellte Stammbuch basiert schließlich auf der Fassung in 117 Szenen, wurde aber für die Uraufführung in Leipzig bzw. Berlin am 18. bzw. 25. November 1932 noch mehrfach überarbeitet (vgl. WA 4, S. 2). Parallel dazu arbeitete Horváth in dieser Zeit an der Fertigstellung von Glaube Liebe Hoffnung, das (in einer noch nicht finalisierten Form) am 27. Juli 1932 angenommen wurde (vgl. B64). Das Schreiben ist an das Kurhotel Sproll im Allgäuer Bad Wörishofen adressiert, einem bereits zu Horváths Lebzeiten weithin bekannten Kurort. Horváth, der wiederkehrend Probleme mit seinem Magen hatte, war in den kommenden Jahren wiederholt auf Kur, in den Jahren 1933/34 und 1938 etwa in Schärding im oberösterreichischen Innviertel (vgl. B77, B78, B82 und B143–B154). Anmerkungen in dem über ihn geführten Mitgliedsbogen des RDS deuten darauf hin, dass Horváth sich 1934 dort nochmals aufgehalten hat, vermutlich neuerlich zur Kur (vgl. AK2/2.3). B62 = Wilhelm Lukas Kristl an Ödön von Horváth, ohne Ort, 12.5.1932 ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht überliefert, Kopie einer Abschrift Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier
B62 ist das einzige erhaltene briefliche Zeugnis der Zusammenarbeit Horváths mit dem Journalisten Wilhelm Lukas Kristl, die in den „kleinen Totentanz“ Glaube Liebe
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BriefeBriefe von und von Horváth / B62–B63 von an undÖdön an Ödön von Horváth
Hoffnung mündete. Dem Bericht Kristls zufolge traf man sich regelmäßig in diversen Münchener Gaststätten, u.a. der in B62 genannten Torggelstube, einem unter Intellektuellen beliebten Lokal im Tiroler Stil, und telefonierte; man schrieb sich aber auch regelmäßig Briefe in der Sache, die bis auf den vorliegenden als verloren gelten müssen. Horváth hatte Kristl, Journalist bei der sozialdemokratischen Münchener Post, vermutlich anlässlich eines Autorenabends des SDS (Ortsgruppe München) am 19. März 1930 in München kennengelernt (vgl. Krischke 1988, S. 59). Bei einer Autorenlesung, veranstaltet von der Münchener Gesellschaft „Die Gegenwart“ am 2. Februar 1932, trafen sich beide wieder, wo die Idee zu einer Kollaboration entstand. Diese mündete in den „kleinen Totentanz“ Glaube Liebe Hoffnung. Kristl steuerte dafür das Material und einige Rohszenen bei, die Horváth be- bzw. überarbeitete. Es ist unklar, welche Szene genau Kristl dem vorliegenden Schreiben beigelegt hatte. B62 ist allein als Kopie einer maschinenschriftlichen Abschrift überliefert, kann aber aufgrund zahlreicher Aussagen Wilhelm Lukas Kristls rund um seine Zusammenarbeit mit Horváth als authentisch gelten (vgl. dazu detailliert WA 5, S. 16–19). B63 = Ödön von Horváth an Hans Ludwig Held, Murnau, 6.6.1932 Horváth, Ödön von A I/1 Monacensia in der Münchener Stadtbibliothek Brief, hs., 1 Blatt hochkariertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, hs. adressiertes Kuvert, frankiert mit Briefmarke mit Porträt Friedrich Ebert (8 Pfennig), Poststempel Murnau, 6. Jun 32
Bereits im März 1930 war Horváth von Hans Ludwig Held, dem Leiter der Stadtbibliothek München, mit einer Bitte um Originalmanuskripte für die im Aufbau befindliche Handschriftensammlung kontaktiert worden (vgl. B33). Horváth hatte Held damals mit dem Hinweis, dass er keine Manuskripte aufbewahre, vertröstet. Das Schreiben Helds kann als Initialzündung des umfangreichen literarischen Nachlasses Horváths gelten (vgl. den Kommentar zu B33). Obwohl die Übermittlung eines Manuskripts versprochen war, ist Horváth dem dann doch nicht nachgekommen, weshalb Held anderthalb Jahre später den nun wesentlich bekannteren Schriftsteller neuerlich kontaktiert haben dürfte. Bei dem aktuell in Arbeit befindlichen Stück, dessen Fertigstellung Horváth mit „Anfang Juli“ angibt, könnte es sich um eine frühe Fassung von Glaube Liebe Hoffnung handeln, das aber noch mehrfach überarbeitet werden und erst Ende des Jahres fertiggestellt sein würde (vgl. dazu B64 und B68). Wahrscheinlicher ist jedoch, dass damit die Fassung in 117 Szenen von Kasimir und Karoline gemeint ist. In jedem Fall ist Horváth auch nach diesem Schreiben Helds Bitte um ein Manuskript nicht nachgekommen; zumindest liegt in der Handschriftensammlung der Monacensia kein Material aus Horváths Hand vor. Überraschend ist an diesem Schreiben die Selbsteinschätzung Horváths hinsichtlich seiner Arbeitsweise: „[I]ch schreibe alles gleich in die Maschine und korrigiere dann nur“ (B63). Gerade diese Korrekturen, vornehmlich in der wiederkehrend angewandten Methode eines cut-and-paste, machen einen großen Anteil an den erhaltenen Nachlassmaterialien aus, denen eine gleichermaßen große Zahl an hs. Entwürfen und vorläufigen Textstufen gegenübersteht (vgl. zum Überblick Reimann 2010).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B64 = Ullstein Buchverlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 27.7.1932 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt mit Stampiglie „Ullstein Buchverlag / Hauptbüro“ und gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles in schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ und Paraphen mit Bleistift von unbekannter Hand durch den Ullstein Verlag
Wilhelm Gronle bestätigt Horváth seitens des Ullstein Verlags, dass Glaube Liebe Hoffnung, hier unter dem Titel „Glaube, Liebe, Hoffnung“, vom Verlag angenommen wurde und gemäß den Bedingungen des Generalvertrags (vgl. V1) vom Bühnenverlag Arcadia vertrieben wird. Wilhelm Lukas Kristl, mit dem Horváth zusammengearbeitet hat, führte später aus, dass das Stück zu diesem Zeitpunkt noch nicht fertig war (vgl. WA 5, S. 2). Tatsächlich lag wohl erst zum Jahreswechsel 1932/33 das Stück, das hier auch noch als „Volksstück“ bezeichnet wird (zuletzt: WA 5/K2/TS6) in seiner finalen Form vor. Dies geht aus einem Schreiben des Ullstein Verlags vom 23. Dezember 1932 hervor, in dem das „endgültige, druckfertige Manuskript“ (B68) erwartet wurde. Gronle nimmt darüber hinaus auch die Vereinbarung zwischen Horváth und Kristl zur Kenntnis. Die beiden hatten, wie hier ersichtlich wird, eine Aufteilung der Horváth gemäß dem Verlagsvertrag zustehenden Einkünfte im Verhältnis 60:40 vereinbart. Später informiert Horváth den Verlag, dass die Tantiemen für die Berliner Uraufführung nach dem Verhältnis 45:55 geteilt werden sollen, unter der Voraussetzung, dass sich Kristl auch an Horváths Auslagen das Stück betreffend beteiligt (vgl. B71). Kristl selbst hatte mit dem Verlag keine Vereinbarung. B65 = Ödön von Horváth an Ise Gropius, Murnau, 5.8.1932 Inv. Nr. 650045; Gropius, Walter/Korrespondenzen/GS 19 Private Korresp.: Briefwechsel mit Pers. H Bauhaus-Archiv Berlin Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand
Mit „Frau Gärtnerin“ ist hier Ise Gropius, Ehefrau des Bauhaus-Architekten Walter Gropius, angesprochen. Horváth hat sie vermutlich über ihre Schwester Hertha Frank kennengelernt, die mit ihrer (später von Gropius adoptierten) Tochter Beate, „Ati“, regelmäßig in Murnau zu Gast war und, wie die Mitteilung über ihr Wohlbefinden zu erkennen gibt, wohl gerade (wieder) in Murnau weilte (vgl. Salmen/Tworek 2001, S. 17). B65 ist, neben dem sehr persönlichen Brief Horváths an Gropius‘ Schwester Hertha Frank (vgl. B43), das einzige schriftliche Zeugnis dieser Bekanntschaft. Das erwähnte Schreiben Gropius‘ ist nicht erhalten, auch ist unklar, welches Buch Gropius an Horváth zurückgesandt hatte; möglicherweise handelte es sich um ein Exemplar von Geschichten aus dem Wiener Wald oder ein Stammbuch von Kasimir und Karoline. Der Brief gibt einigen Aufschluss über Horváths Pläne und Absichten zu dieser Zeit. Er hatte seine kommenden Stücke, Kasimir und Karoline und „das andere“ – womit Glaube Liebe Hoffnung gemeint ist –, zunächst in rascher Folge gleich Anfang September herauskommen gesehen. Kasimir und Karoline wurde nun allerdings in den Oktober verschoben; die effektive Uraufführung war sogar noch später, am 18. November in Leipzig und am 25. November in Berlin (vgl. WA 4). Glaube Liebe Hoffnung
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BriefeBriefe von und von Horváth / B65–B66 von an undÖdön an Ödön von Horváth
wiederum, das Horváth „so nach Weihnachten“ (B65) sah, lag zu diesem Zeitpunkt vermutlich noch nicht in seiner endgültigen Gestalt vor (vgl. WA 5 und hier B64 und B68). Der Verlag erwog später eine Verschiebung von Glaube Liebe Hoffnung erst in die nächste Saison, was Horváth strikt ablehnte (vgl. B69). In der im vorliegenden Brief an Gropius formulierten Unzufriedenheit Horváths mit dem in seinen Augen zu gemächlichen Tempo, in dem seine Stücke auf die Bühne kamen, zeichnen sich der bevorstehende Bruch mit Ullstein und der Wechsel zu Kiepenheuer ab (vgl. dazu B66). B65 ist eines von nur zwei Schreiben (das andere ist B4 an Herbert Ihering), das Horváths engen Freund Ernst Weiß erwähnt, dem Der ewige Spießer gewidmet ist (vgl. WA 14, S. 777). Bei dem in einem nachträglich eingefügten Absatz erwähnten Herrn „Schawinski“ handelt es sich um den Bauhaus-Künstler Alexander (Xanti) Schawinsky, der als Bühnenbildner tätig war. Bei den angesprochenen Szenenentwürfen dürfte es sich um solche für Kasimir und Karoline gehandelt haben. Ernst Josef Aufricht, an den diese gesandt werden sollten, produzierte im Rahmen einer „Ernst-Josef-Aufricht-Produktion“ dieses Volksstück, bei dem Francesco von Mendelssohn Regie führte. Ob hier weitere Kontakte zustande kamen, ist unbekannt; die Entwürfe für das verwendete Szenenbild stammten schließlich von Caspar Neher (vgl. Streitler-Kastberger/Vejvar 2018, S. 240–255). B66 = Ullstein Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 7.11.1932 (vgl. V1) Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Aktiengesellschaft“, gezeichnet mit eh. Unterschrift Emil Herz’ und Paraphe Wilhelm Gronles mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift, Paraphe mit Bleistift von Wilhelm Gronle und Paraphe mit schwarzer Tinte von unbekannter Hand durch den Ullstein Verlag
Mit B66 bestätigen Emil Herz und Wilhelm Gronle, dass der Anfang 1929 geschlossene und mehrfach verlängerte Vertrag Horváths mit dem Ullstein Verlag (vgl. V1) auf Wunsch des Autors nicht verlängert wird. Die wachsende Entfremdung Horváths von seinem Verleger wurde bereits im Brief an Ise Gropius vom Sommer 1932 (B65) deutlich. Neben Verzögerungen bei den von Horváth deutlich früher angestrebten Uraufführungen von Kasimir und Karoline sowie von Glaube Liebe Hoffnung, dürfte auch mangelnde sonstige Aktivität seitens des Verlages den Autor zunehmend frustriert haben (vgl. insbesondere B69). Parallel dazu dürfte Horváth bereits mit dem Gustav Kiepenheuer Verlag Verhandlungen aufgenommen haben, wobei den Kontakt wohl Hermann Kesten hergestellt hatte, der dort Lektor war und auch 1929 den Band 24 neue deutsche Erzähler besorgt hatte, in dem Horváth mit einem Beitrag vertreten war (vgl. den Kommentar zu B42). Kesten war nachgewiesenermaßen begeistert von Horváths Roman Der ewige Spießer (vgl. B41 bzw. B42). Kiepenheuer war als Verleger eher für Prosa bekannt, was auf eine stärkere Hinwendung Horváths zur Prosa hindeutet. Tatsächlich arbeitete er Ende 1932 bereits an einem fantastisch-satirischen Picaro-Roman mit dem Titel „Himmelwärts“, der allerdings unvollendet blieb (vgl. WA 13/WP17). Erwartete Erträge aus einem geplanten Roman sind auch Gegenstand der weiteren Debatte mit Ullstein über die Abdeckung von Horváths Ausständen, wofür der Autor Ullstein den Roman sogar anbietet (vgl. B68 und B69).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B67 = Propyläen Verlag (Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin] 10.11.1932 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Der Propyläen Verlag Hauptbüro“, gezeichnet mit Paraphe Wilhelm Gronles mit Bleistift, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift, Paraphe mit Bleistift von Wilhelm Gronle und Paraphen von unbekannter Hand durch den Ullstein Verlag
Wilhelm Gronle informiert Horváth im Namen des Propyläen Verlags darüber, dass aufgrund des rückläufigen Absatzes von Der ewige Spießer (1930) der Ladenpreis aufgehoben werden soll. Die einvernehmliche Lösung des Vertrags zwischen Horváth und Ullstein (vgl. B66) dürfte den Propyläen Verlag zu einer schnelleren Abrechnung der Tantiemen bewogen haben, um Horváths Ausstände, die er zu zwei Dritteln zu bedienen hatte (vgl. B55), möglichst bald zu decken. Die Herabsetzung des Verkaufspreises bedeutete für Horváth wiederum, dass er diese Rückstände vermutlich schwerer aufholen konnte. Vor diesem Hintergrund sind auch die folgenden Briefe zu verstehen, in denen Horváth den Verlag zu einer stärkeren Vermarktung seiner Werke drängt (vgl. v.a. B69).
B68 = Ullstein Aktiengesellschaft (Emil Herz, Wilhelm Gronle) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Berlin], 23.12.1932 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Ullstein Aktiengesellschaft“, gezeichnet mit eh. Unterschrift Emil Herz’ und Paraphe Wilhelm Gronles mit schwarzblauer Tinte, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift, Paraphe mit Bleistift von unbekannter Hand durch den Ullstein Verlag
B68 steht ganz im Zeichen der Auflösung des seit Anfang 1929 bestehenden Vertrags zwischen Horváth und dem Ullstein Verlag. Verlagsleiter Emil Herz und Prokurist Wilhelm Gronle halten hier einige Punkte fest, die vorab in einer mündlichen Unterredung besprochen wurden und vornehmlich die Deckung von Horváths Ausständen betreffen. Horváth war zwar dabei, zum Kiepenheuer Verlag zu wechseln (vgl. den Kommentar zu B66), konnte aber aus den dort bezahlten monatlichen Vorschüssen die Ausstände bei Ullstein nicht laufend bedienen. Zu Horváths Vertragsbedingungen mit Kiepenheuer haben sich allerdings keine Unterlagen erhalten, was eine Einschätzung von Horváths finanzieller Situation schwierig macht. Um die Forderungen Ullsteins zu erfüllen, gibt Horváth an, Einkünfte aus Arbeiten für den Film zu erwarten. Wie wahrscheinlich dies war, ist schwer zu prüfen: Horváth zeigte zwar wachsendes Interesse am Film, tatsächliche Film-Arbeiten aus der Zeit vor 1933 sind jedoch nicht überliefert (vgl. Polt-Heinzl/Schmidjell 2001). Allerdings kontaktierte Horváth schon kurz darauf den Regisseur Berthold Viertel; vermutlich erhoffte er sich, ihn für die Regie der Uraufführung von Glaube Liebe Hoffnung oder eine Filmadaptierung eines seiner aktuellen Bühnenwerke gewinnen zu können (vgl. B70) Von höherer Relevanz ist demgegenüber die Option, die Horváth Ullstein auf seinen in Arbeit befindlichen Roman gibt. Tatsächlich arbeitete er in dieser Zeit an Himmelwärts (WA 13/WP17), einem zeitsatirischen Roman. Die Arbeiten dazu brach er nach der Macht-
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BriefeBriefe von und von Horváth / B68–B69 von an undÖdön an Ödön von Horváth
übernahme der Nationalsozialisten und seiner ersten Flucht aus dem Deutschen Reich 1933 wohl mangels eines Verlegers ab, der Text blieb Fragment. Die zu Beginn des Schreibens festgehaltene Zusage des Verlags, eine Buchausgabe von Glaube Liebe Hoffnung herauszubringen, konnte Ullstein aufgrund des massiven politischen Drucks und der baldigen ‚Arisierung‘ des Hauses nicht umsetzen. Als Bühnentext wurde Glaube Liebe Hoffnung um den Jahreswechsel in der Fassung in 5 Bildern (WA 5/K3/TS7) fertig gestellt, der Stammbuchdruck des Arcadia Verlags erschien mit dem Imprimatur 1933 (vgl. WA 5). Nach der Machtübernahme der NSDAP im Frühjahr konnte einerseits Horváth nicht mehr mit Aufführungen rechnen, nicht zuletzt, da er von wesentlichen Akteuren des NS-Literaturbetriebs wie dem späteren „Reichsdramaturgen“ Rainer Schlösser mehrmals angefeindet wurde (vgl. WA 7, S. 7f. und Schnitzler 1990, S. 136f.). Andererseits war auch Ullstein bald Opfer der NS-Gleichschaltungspolitik und nicht mehr in der Lage, sein Verlagsgeschäft in der gewohnten Form zu betreiben (vgl. Wippermann 2011). Prinzipiell hatte Horváth, wie verschiedene Entwürfe zeigen, eine gemeinsame Buchausgabe von Glaube Liebe Hoffnung und Kasimir und Karoline angestrebt. Beide Texte erschienen so in Buchform erst nach 1945 in der einflussreichen Sammlung Stücke, die Traugott Krischke 1961 für den Rowohlt Verlag besorgte (vgl. Horváth 1961). B69 = Ödön von Horváth an Wilhelm Gronle (Ullstein Verlag), Murnau, 2.1.1933 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit eh. Unterschrift in schwarzer Tinte, hs. Eintragung „zum Vertrag“ mit Bleistift durch den Ullstein Verlag, hs. Eintragungen und Paraphen von unbekannter Hand aus dem Ullstein Verlag Druck in: Lechner 1978, S. 309f.
B69 ist Horváths ausführliche Antwort auf das Schreiben des Ullstein Verlags vom 23. Dezember 1932 (B68), in dem Emil Herz und Wilhelm Gronle einige Eckpunkte zur Deckung der Ausstände des Autors festgehalten haben. Der Brief Ullsteins war zunächst an die Mendelssohn-Villa adressiert, wo sich Horváth regelmäßig aufhielt, und wurde nach Murnau nachgeschickt, weshalb er dieses für ihn sehr wichtige Schreiben erst über eine Woche später beantworten konnte. Horváth bestätigt zunächst die von Ullstein festgehaltenen Möglichkeiten zusätzlicher Einnahmen durch Filmmanuskripte wie durch den geplanten Roman, womit das Prosafragment Himmelwärts (WA 13/WP17) gemeint ist. Er weist auch darauf hin, dass mit den von Kiepenheuer gezahlten monatlichen Raten wohl keine Tilgung möglich sein wird (vgl. den Kommentar zu B68). Horváths finanzielle Situation dürfte sich durch den Wechsel zu Kiepenheuer also nicht wesentlich verbessert haben, was die Gründe für den Wechsel v.a. in der Unzufriedenheit mit der Behandlung durch Ullstein vermuten lässt. Der Kiepenheuer Verlag war zwar für seine hohen Vorschusszahlungen bekannt und war Sammelbecken von linksbürgerlichen Autorinnen und Autoren, befand sich aber Ende 1932 bereits in einer relativ prekären finanziellen Situation. Der Umstand, dass nach den Bücherverbrennungen im Mai 1933 ein Großteil der verlegten SchriftstellerInnen tatsächlich oder de facto verboten war, führte zur Insolvenz des Verlags (vgl. WA 6, S. 171 sowie allgemein Füssel 2012, S. 24f.). Horváths Unzufriedenheit scheint in den beiden folgenden Absätzen des Schreibens besonders durch. Zum einen beklagt er sich, dass bei der Uraufführung von Kasimir und Karoline in Leipzig bzw. Berlin im November 1932 nirgendwo Bücher von
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
ihm ausgelegt bzw. erhältlich waren. Zu diesem Zeitpunkt lagen von ihm Der ewige Spießer (1930), Italienische Nacht und Geschichten aus dem Wiener Wald (beide 1931) als Bücher des Propyläen Verlags vor. Zum anderen verwahrt sich der Schriftsteller gegen eine mögliche Verschiebung von Glaube Liebe Hoffnung in die kommende Herbst-Saison 1933, die ihm Ernst Sulzbach, Leiter des Bühnenverlags Arcadia, vor Weihnachten avisiert hatte. Bereits zuvor hatte er, eher widerwillig, eine Verschiebung der Uraufführung hinnehmen müssen, wie aus dem Brief an Ise Gropius hervorgeht (vgl. B65). Bereits im Zuge der Ankündigung von Glaube Liebe Hoffnung im Sommer 1932 hatte das Deutsche Theater Berlin Interesse bekundet (vgl. WA 5, S. 20), wobei Horváth vermutlich auf eine neuerliche Beteiligung von Heinz Hilpert, dem Regisseur von Geschichten aus dem Wiener Wald, hoffte, der ein gutes Verständnis der Poetik des Autors erkennen lassen hatte (vgl. WA 3). Sollte die Uraufführung von Glaube Liebe Hoffnung indes erst in den Herbst fallen, bedingt sich Horváth hier bei Ullstein eine Stundung um zumindest ein halbes Jahr aus. Die politischen Ereignisse der kommenden Wochen und Monate indes durchkreuzen alle Pläne: Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der rapiden Zerstörung der Demokratie waren Horváth die Bühnen im Deutschen Reich verschlossen. Zugleich werden seine beiden Verleger, Ullstein wie Kiepenheuer, Opfer der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialsten bzw. in den Ruin getrieben (vgl. Wippermann 2011; Füssel 2012, S. 24f.). B70 = Ödön von Horváth an Berthold Viertel, Murnau, 2.1.1933 A: Viertel, Zugangsnummer 78.898/7 Deutsches Literaturarchiv, Marbach Brief, hs., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte
Der Adressat Berthold Viertel war Schriftsteller, Theater- und auch Filmregisseur und in den Jahren vor 1932 für verschiedene US-amerikanische Filmfirmen in Hollywood tätig. Seit dem Herbst 1932 befand sich Viertel wieder in Deutschland und war dort u.a. mit Literaturverfilmungen, etwa von Hans Falladas Kleiner Mann, was nun? befasst (vgl. Prager 2018). Mit der Zusendung von Geschichten aus dem Wiener Wald erhoffte sich Horváth eine mögliche Bearbeitung des Stückes als Film (vgl. die Angaben gegenüber Ullstein, mit Einnahmen aus Filmmanuskripten zu rechnen, B68 und B69). Glaube Liebe Hoffnung wiederum sollte Kristl als „ausführliches Exposé“ (B70) übermitteln – ein Hinweis, dass das Stück nach wie vor nicht druckreif bzw. vervielfältigt war (vgl. WA 5). Das erwähnte vorangegangene Schreiben an Viertel ist ebenso wenig überliefert wie dessen Antwort, so es eine gegeben hat. Unklar ist schließlich, was mit der Mitteilung „betr. Regie“ an den Verlag gemeint ist; im Ullstein Verlag hat sich kein entsprechendes Schreiben erhalten. Möglicherweise hat Horváth dies auch seinem neuen Verleger Kiepenheuer kommuniziert, hier ist allerdings der gesamte Horváth betreffende Bestand mit Ausnahme eines Schreibens von Kiepenheuer an den Marton Verlag (vgl. Günther 1978, Bd. 2, S. 165f.) verloren gegangen. Für den Film wurde Horváth erst 1934 nach seiner höchst ambivalenten Rückkehr nach Berlin tätig (vgl. Polt-Heinzl/Schmidjell 2001, S. 228 sowie exemplarisch B84).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B71–B72 von an undÖdön an Ödön von Horváth
B71 = Ödön von Horváth an Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag), Murnau, 5.1.1933 Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit eh. Unterschrift in schwarzblauer Tinte, Stampiglie „zum Vertrag“, hs. Eintragungen mit Bleistift durch den Ullstein Verlag, Paraphen von Wilhelm Gronle und unbekannt mit Bleistift Druck (als Faksimile) in: Günther 1978, Bd. 2, S. 197.
Die Zusammenarbeit zwischen Wilhelm Lukas Kristl und Horváth für Glaube Liebe Hoffnung beruhte allein auf einer Vereinbarung der beiden Autoren (vgl. B62 sowie WA 5, S. 17–19). Der Ullstein Verlag war darin nicht involviert, wurde aber von Horváth bereits im Juli 1932 davon in Kenntnis gesetzt (vgl. B64). Wieso Horváth erst fast ein halbes Jahr im Nachhinein darum bittet, Kristl von der Annahme sowie von der Kenntnisnahme der Vereinbarung über die Tantiemenaufteilung 60:40 seitens des Verlags zu informieren, kann nur vermutet werden. Möglicherweise hatte Horváth die endgültige Fertigstellung des Stückes abgewartet, das Ende 1932 noch nicht druckfertig vorlag (vgl. B68). Es ist aber auch denkbar, dass Horváth so Druck auf Ullstein bzw. den Bühnenvertrieb Arcadia aufbauen wollte, das Stück ehestmöglich zu spielen (vgl. B69). Darüber hinaus hat Horváth, der bei Ullstein noch Ausstände zu decken hatte (vgl. B68 und B69), hier seine Ausgaben im Blick: Für eine Erhöhung des Anteils Kristls an der Berliner Uraufführung auf 45 % soll dieser aliquot auch an den rund um die angestrebte Berliner Uraufführung anfallenden Unkosten beteiligt werden. Dies sind, wie Horváth festhält, zum Zeitpunkt der Niederschrift 110,55 Reichsmark, die fast gänzlich auf Telefonkosten entfallen. Damit kamen Horváth und Kristl bis dahin auf etwa 246 Reichsmark gemeinsamer Ausgaben, was der Hälfte von Horváths monatlichen Vorschuss-Zahlungen durch Ullstein entspricht (vgl. zuletzt B55 sowie allgemein den Kommentar zu V1) und auf eine sehr große Zahl gemeinsamer Telefonate hindeutet. B72 = Ödön von Horváth an Bruno Frank, Murnau, 2.2.1933 Inv. Nr. 11525 Schloßmuseum Murnau Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit eh. Unterschrift in schwarzer Tinte, Wasserzeichen „M.K.-Papier“
Beim hier angeschriebenen Dr. Frank handelt es sich um den Schriftsteller Bruno Frank, 2. Vorsitzender des Bayerischen Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS). Dessen Anschreiben ist nicht überliefert. Horváth war seit Ende der 1920erJahre ebenfalls Mitglied des SDS (vgl. Krischke 1998, S. 131f.) und wurde von Frank offenkundig zu einer Veranstaltung in Berlin am 20. Februar 1933 eingeladen. Um welche es sich dabei gehandelt hat, konnte nicht eruiert werden.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B73 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, 21.4.1933 HAN 296/30–2 Handschriftenabteilung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Postkarte, hs., schwarze Tinte, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel Wien, 21.IV.1933 Druck in: Krischke 1992, S. 140.
Anfang 1933 hatte sich mit der Regierungsbeteiligung der NSDAP und Hitlers Ernennung zum Reichskanzler die politische Lage im Deutschen Reich rapide verschlechtert. Im Zuge der Radio-Übertragung der ersten Rede Hitlers als Reichskanzler am 10. Februar 1933 geriet Horváth in Murnau mit einigen SA-Männern in Streit und verließ kurz darauf Murnau in Richtung München. SA-Männer durchsuchten im März 1933 die Villa der Familie Horváth in Murnau; überdies griff der später zum „Reichsdramaturgen“ ernannte Rainer Schlösser am 14. Februar 1933 Ödön von Horváth im Völkischen Beobachter direkt an (vgl. Krischke 1988, S. 89; Schnitzler 1990, S. 136f.). Horváth verbrachte die folgenden Wochen in München. Spätestens nach dem Reichstags-Brand am 27. Februar 1933 und der am Tag darauf erfolgenden Aushebelung des Rechtsstaates durch die „Verordnung zum Schutz von Volk und Staat“ dürfte in Horváth der Entschluss gereift sein, das Deutsche Reich zu verlassen. Mitte März begab er sich ins Salzkammergut und nach Salzburg, wo er wohl Mitte April mit den beiden Kiepenheuer-Mitarbeitern Fritz Landshoff (vgl. B79) und Walter Landauer zusammentraf (vgl. Lunzer 2001, S. 108; Lernet-Holenia 1970, S. 60–62). Dabei dürfte es u.a. um die Vermittlung Horváths an den Wiener Verleger Georg Marton gegangen sein, der den Vertrieb der Dramen Horváths außerhalb des Deutschen Reiches, in dem sich Kiepenheuer in fataler Lage befand (vgl. den Kommentar zu B69), übernahm und zu einem von Horváths wichtigsten Verlegern der kommenden Jahre werden sollte (vgl. dazu auch die Verhandlungen zwischen Landshoff und Marton betreffend Horváth in Günther 1978, Bd. 2, S. 165–168 sowie den Kommentar zu V2). Walter Landauer wiederum baute später gemeinsam mit Hermann Kesten (vgl. zum Kontakt B41 und B42) die deutschsprachige Abteilung des Allert de Lange Verlags auf, der Horváths Romane Jugend ohne Gott (1937) und Ein Kind unserer Zeit (1938) verlegen sollte. Walter Landauer war dabei Horváths wichtigster Ansprechpartner (vgl. die Korrespondenz ab B134 bzw. B138). Nach einem längeren Aufenthalt im Salzkammergut, den Horváth bei Alexander Lernet-Holenia verbrachte, traf der Autor, aus St. Wolfgang am Wolfgangsee kommend, laut Meldedaten am 18. April 1933 in Wien ein, wo er sich ins Hotel Bristol am Kärntner Ring einmietete (vgl. M4; vgl. auch Krischke 1988, S. 92). In B73 informiert Horváth den österreichischen Schriftsteller Franz Theodor Csokor darüber, dass er „seit vorgestern“ (also seit 19. April 1933) in Wien sei. Seit wann genau die beiden miteinander bekannt waren, ist unbekannt; B73 ist das früheste Zeugnis ihrer Bekanntschaft. Fakt ist jedoch, dass Csokor binnen kurzer Zeit einer der wichtigsten Freunde Horváths werden wird. Große Teile des Briefwechsels der beiden gingen jedoch im Zweiten Weltkrieg verloren. Viele Schreiben wurden von Csokor später u.a. für seinen Band Zeuge einer Zeit (1961) rekonstruiert. Dabei dürfte er jedoch insbesondere in seine eigenen Schreiben in hohem Maße stilisierend eingegriffen haben; für die Abschriften der Briefe Horváths kann zumindest teilweise Authentizität angenommen werden (vgl. dazu das Vorwort sowie die Sektion zu den Briefabschriften Franz Theodor Csokors, S. 159–185). Im Original überliefert sind ne-
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BriefeBriefe von und von Horváth / B73–B75 von an undÖdön an Ödön von Horváth
ben B73 die Schreiben B74, B91, B95, B98, B101, B114, B115, B121, B128, B130 und B133. Dabei handelt es sich ausschließlich um Briefe Horváths an Csokor. B74 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, ohne Datum [25.4.1933] HAN 296/30–1 Handschriftenabteilung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier, Vorder-, Innen-, und Rückseite beschrieben, hs. Eintragungen von fremder Hand (Csokor) mit schwarzer Tinte Druck in: Krischke 1992, S. 140f.
B74 gehört zu den im Original überlieferten Schreiben Horváths an Csokor (vgl. den Kommentar zu B73 sowie die Sektion Briefabschriften). Wann genau der Brief verfasst wurde, ist unklar, Horváth verwendet zur Datierung nur ein unbestimmtes „Dienstag abends“. Da der 21. April 1933, an dem Horváth die Postkarte B73 an Csokor geschickt hat, ein Freitag war, vermutet Krischke, dass es sich hierbei um den folgenden Dienstag und damit den 25. April 1933 gehandelt haben könnte (vgl. Krischke 1992, S. 141). Diese Datierung ist allerdings höchst ungewiss. B74 ist einer der wenigen Briefe, in denen Horváth konkrete Aussagen über Werke anderer tätigt. Er artikuliert hier vor allem seine Begeisterung über ein Stück Csokors, das dieser selbst in einer handschriftlichen Anmerkung auf dem Brief als das Wiedertäuferdrama Feuer vom Himmel identifiziert, das unveröffentlicht blieb. Die Ausführungen über Csokors historisches Stück sind vor allem deshalb interessant, da sich Horváth in den kommenden Jahren literarisch völlig neu orientieren wird und sich dabei auch u.a. (literatur-)historischen Stoffen zuwendet, was schließlich in dem um 1937 gefassten Plan einer Komödie des Menschen gipfelt (vgl. WA 12/WP49). B75 = Ödön von Horváth an [Josef Luitpold] Stern, ohne Ort [vmtl. Wien], ohne Datum [um den 30.5.1933] Horváth 8 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Abschrift Brief, masch., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, Abschrift Weitere Abschrift in: Oskar Maria Graf Papers, M. E. Grenander Department of Special Collections & Archives, Albany, NY, Correspondence, Signatur 2/73 Druck in: Lechner 1978, S. 327.
B75 markiert eine wesentliche politische Zäsur in Horváths schriftstellerischem Leben und führte zum baldigen Bruch mit einem Teil der linksgerichteten Autorschaft, allen voran mit Oskar Maria Graf, mit dem er seit Jahren bekannt und befreundet war (vgl. Krischke 1998, S. 132). Das Schreiben ist allein als Abschrift überliefert, kann aber als authentisch gelten; eine weitere Abschrift befindet sich im Nachlass Oskar Maria Graf in den USA. In dem an den österreichischen Schriftsteller Josef Luitpold Stern gerichteten Brief zieht Horváth eine bereits mündlich zugesagte Unterschrift unter ein Protesttelegramm des österreichischen P.E.N.-Klubs zurück, welches an die Adresse des gerade unter großen Turbulenzen ablaufenden 11. Kongress des Internationalen P.E.N.-Klubs in Ragusa (Dubrovnik) gerichtet war. Auf dem vom 22. bis 28. Mai tagenden Kongress konnte man sich nicht auf die einhellige Verurteilung der Schriftstellerverfolgung im Deutschen Reich einigen. Die Erteilung des Rederechtes
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
an den aus dem Deutschen Reich geflüchteten Ernst Toller führte schließlich zum Eklat und dem Auszug der reichsdeutschen, NS-treuen Delegation sowie einiger Sympathisanten aus anderen Ländern. Insbesondere den österreichischen P.E.N.-Klub stellte dies vor eine Zerreißprobe. Die Zustimmung der offiziellen österreichischen Delegierten Felix Salten und Grete von Urbanitzky zum reichsdeutschen Protest führte schließlich tatsächlich zur Spaltung des österreichischen P.E.N.-Klubs (vgl. zur Übersicht Amann 1984). Über den Inhalt des Protesttelegramms gibt ein umfänglicher, als „Rechenschaftsbericht“ deklarierter Artikel des österreichischen Lyrikers Sonka (Hugo Sonnenschein) Auskunft, der am 3. Juni 1933 in der Wiener Allgemeinen Zeitung erschienen ist. Sonka verlas das Telegramm, seinem Bericht zufolge, ohne das Wort erhalten zu haben. Es lautete: „Sonka, Penklubkongreß, Dubrovnik. Erklären Sie im Plenum im Namen österreichischer und geflüchteter deutscher Penklubmitglieder und Schriftsteller: Erwarten von Kongreß und Penklubs mannhaftes hilfreiches Eintreten für verfolgte deutsche Literatur. Oskar Maria Graf, A[lexander] M. Frey, Hermynia zur Mühlen, Doktor D[avid] Bach, Fritz Bruegel, Rudolf Brunngraber, Theodor Kramer, Josef Luitpold“ (Sonka 1933; vgl. dazu Amann 1984, S. 147). Die Gründe, die Horváth für die Zurücknahme seiner Unterschrift angibt, sind spitzfindig: Zum einen bemängelt er, dass die Formulierung des ihm zuvor von Stern mitgeteilten Telegramms nun abweichen würde, zum anderen vermeint er, weder im Namen der österreichischen noch der geflüchteten Schriftsteller sprechen zu können, da er „weder Österreicher noch geflüchtet“ sei. Der Rückzug auf die ungarische Staatsbürgerschaft steht hier in Kontrast zu seiner früheren Feststellung, er sei eine „typisch altösterreichisch-ungarische Mischung“ (KW 11, S. 184; vgl. WA 17) und dem Umstand, dass diese sonst auch immer relativ gegenstandslos für ihn war. Nicht zuletzt war Horváth auch sicherlich bewusst, dass mit Oskar Maria Graf und Alexander Frey zwei deutsche Autorenkollegen unter den Unterzeichnern waren. Seinen Hinweis, nicht geflüchtet zu sein, wiederum nimmt Graf in seinem offenen Brief drei Tage später in der Arbeiter-Zeitung auf. Er hält ihm dort die Geschichte seiner Vertreibung aus Murnau „umringt von zehn SA-Männern“ (B76) vor, womit vermutlich die Auseinandersetzung rund um die Sportpalast-Rede Hitlers am 10. Februar 1933 im Murnauer Hotel Post gemeint ist (vgl. den Kommentar zu B73 und zu Grafs Reaktion den Kommentar zu B76). Den Hinweis, qua Staatsbürgerschaft ungarischer Schriftsteller zu sein, kontert Graf mit Horváths eigenen Bekundungen anlässlich der Verleihung des Kleist-Preises, sich „als Deutscher gefühlt“ (B76) zu haben. Horváths Gründe sind also vorgeschoben. Tatsächlich verfolgte er in dieser Zeit eine teilweise schlingernde Strategie, sich möglichst wenig politisch zu exponieren. In dieses Muster fällt auch seine Absage gegenüber dem ehemaligen KiepenheuerGeschäftsführer Fritz Landshoff, an der von Klaus Mann beim Querido Verlag in Amsterdam herausgegebenen Zeitschrift Die Sammlung mitzuarbeiten (vgl. B79). Graf schreibt bissig davon, dass sich Horváth „nach keiner Seite irgendein Geschäftchen verderben“ (B76) wolle und trifft damit ziemlich genau den Punkt. Mit dem Wegfall der reichsdeutschen Bühnen war Horváth sein wichtigstes Betätigungsfeld abhandengekommen; sein reichsdeutscher Verleger Kiepenheuer stand vor der Liquidation (vgl. dazu die Kommentare zu B69 und B79). Horváth versuchte in der Folge zwar, im Wiener Theaterbetrieb Fuß zu fassen, was ihm aber nicht gut gelang, wofür nicht zuletzt eine gegen ihn gerichtete Pressekampagne im Herbst 1933 verantwortlich war, die ihm im seinerseits polarisierten und autoritären politischen Klima in Österreich,
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BriefeBriefe von und von Horváth / B75–B76 von an undÖdön an Ödön von Horváth
das sich auf dem Weg in den austrofaschistischen Ständestaat befand, schwer schadete (vgl. dazu WA 6, S. 181–183). Ein Jahr später, am 26. Juni 1934, übermittelte der gleichgeschaltete reichsdeutsche Neue Bühnenverlag ein Schreiben Horváths an den „Reichsdramaturgen“ Rainer Schlösser, in dem sich Horváth erklärt und seine Mitarbeit im NS-Kulturbetrieb anbietet (B83). Kurz darauf stellte er ein Eintrittsgesuch an den gleichgeschalteten Reichsverband Deutscher Schriftsteller (RDS) für die Sparte Bühne (vgl. AK2). Er wurde aber nur für die Sparte Film zugelassen und betätigte sich bis 1935 verschiedentlich im Berliner Filmbetrieb. B76 = Oskar Maria Graf an Ödön von Horváth, Wien, 2.6.1933 Offener Brief, folgt bestehendem Abdruck Druck in: Arbeiter-Zeitung, Wien, 2.6.1933.
Der offene Brief Oskar Maria Grafs wurde in der sozialdemokratischen österreichischen Arbeiter-Zeitung veröffentlicht und ist die unmittelbare Folge der Zurücknahme von Horváths Unterschrift unter das vom österreichischen Schriftsteller Sonka übermittelte Protesttelegramm an den 11. Internationalen Kongress des P.E.N.-Klubs in Ragusa (Dubrovnik) (vgl. zu den Geschehnissen den Kommentar zu B75). Ob Graf ihn zuerst an Horváth selbst als Brief im eigentlichen Sinne geschickt hat, wie die letzten Zeilen andeuten, ist unbekannt. Die beiden Schriftsteller (SDS) waren Ende der 1920er-Jahre gemeinsam in den Schutzverband Deutscher Schriftsteller eingetreten (vgl. Krischke 1998, S. 132) und seither befreundet. Während Horváth nach der Machtübernahme der NSDAP lavierte und abwartete, ging Graf, der sich bereits seit 17. Februar 1933 im freiwilligen Exil in Österreich befand, auf Konfrontationskurs mit dem Regime. Er prangerte insbesondere die Bücherverbrennungen vom 10. Mai 1933 an und forderte in einem mit „Verbrennt mich!“ betitelten Beitrag in der Arbeiter-Zeitung vom 12. Mai 1933, seine Werke mögen auch verbrannt werden (vgl. Bollenbeck 1999, S. 98). Grafs kompromisslose eigene Haltung, gepaart mit ehrlicher menschlicher Enttäuschung waren wohl ausschlaggebend für die Schärfe, mit der er Horváth im offenen Brief angreift. Tatsächlich waren Horváths Gründe im Wesentlichen vorgeschobene (vgl. den Kommentar zu B75) und stark davon getragen, sein wirtschaftliches Überleben zu sichern. Den Rückzug auf die ungarische Staatsbürgerschaft weist Graf mit Blick auf Horváths wiederholte Identifikation mit der deutschen Kultur zurück. Er konfrontiert ihn darüber hinaus mit der Geschichte seiner Flucht aus Murnau, womit wohl die Auseinandersetzung mit SA-Männern im Hotel Post am 10. Februar 1933 und die kurz darauf erfolgende Hausdurchsuchung gemeint sind (vgl. den Kommentar zu B73). Graf wiederholte seine Anschuldigungen am 15. Juni 1933 in der Prager Emigrantenzeitung Der Gegen-Angriff und in der Innsbrucker Volkszeitung (vgl. Krischke 1988, S. 96). Horváth hat auf die Vorwürfe nicht geantwortet, sieht man von einer indirekten Reaktion darauf im Brief an den Neuen Bühnenverlag ab: „Ich habe keinerlei Proteste unterzeichnet und bin deshalb auch von der gesamten marxistischen Presse Oesterreichs in wüstester Weise angepöbelt und verleumdet worden.“ (B83) Horváths Lavieren ist ein deutliches Signal für die prekäre Lage, in der er sich Mitte 1933 befand: Anders als Autoren wie Thomas Mann und Stefan Zweig, die sich ebenfalls vor eindeutigen politischen Aussagen hüteten, konnte Horváth nicht genug eigenes Gewicht im literarischen Betrieb aufbringen und wurde zunehmend zwischen
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
den sich formierenden Blöcken der NS-treuen Schriftsteller und der Exil-Opposition isoliert. Die Weigerung, sich (politisch) eindeutig zu bekennen (vgl. etwa auch den Brief an Fritz Landshoff, B79) gab Horváth erst auf, als er sich, desillusioniert vom Berliner Filmbetrieb und der immer brutaleren Entwicklung der NS-Politik, 1935 endgültig dazu entschloss, dem Deutschen Reich den Rücken zu kehren. B77 = Ödön von Horváth an Unbekannt, Schärding, 30.6.1933 ÖLA 3/B 1 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte Druck in: GW IV, S. 674f.
Die Adressatin dieses Briefes ist unbekannt, muss jedoch im Theater- oder Verlagswesen tätig gewesen sein, da Horváth sie mit Grußübermittlungen an drei Theaterleute beauftragt. Möglicherweise handelte es sich um einen der verbliebenen Kontakte Horváths beim Gustav Kiepenheuer Verlag, der aufgrund des Verbots fast des gesamten Verlagsprogramms durch die Nationalsozialisten vor dem wirtschaftlichen Zusammenbruch stand und im Sommer 1933 liquidiert wurde (vgl. WA 6, S. 171 sowie den Kommentar zu B69). Der erwähnte Heinz Hilpert war Regisseur der erfolgreichen Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald am Deutschen Theater Berlin 1931, der mittlerweile die Berliner Volksbühne leitete (vgl. Dillmann 1990, S. 75); Gustl Mayer war die Direktionssekretärin des Deutschen Theaters. Alfred Ibach schließlich war als Schauspieler und Dramaturg an verschiedenen Reinhardt-Bühnen beschäftigt (vgl. im Detail den Kommentar zu V4). Ibach erwarb 1936 die Rechte an Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg, die er dann an den Verlag Max Pfeffer veräußerte (vgl. dazu V4 und V5 sowie WA 8 bzw. WA 9). Bei dem erwähnten Stück, an dem Horváth arbeitete, könnte es sich entweder um Eine Unbekannte aus der Seine oder um Hin und her handeln (vgl. WA 6); wahrscheinlich ist Eine Unbekannte aus der Seine gemeint, wie aus dem Brief an Rudolph S. Joseph am folgenden Tag hervorgeht (vgl. B78). Die geplante Zusendung an Hilpert macht deutlich, dass Horváth sich immer noch Aufführungen im Deutschen Reich erhoffte; ob sie erfolgt ist, lässt sich nicht überprüfen. Der Brief wurde im Kurhaus im oberösterreichischen Schärding verfasst, wo sich Horváth wegen eines wiederkehrenden Magenleidens aufhielt (vgl. auch seinen Kuraufenthalt in Bad Wörishofen, B61 und die beiden weiteren Kuraufenthalte in Schärding 1934 bzw. 1938, vgl. B82 sowie B143–B154). Gemäß den erhaltenen Meldeunterlagen hatte Horváth bereits am 3. Juni 1933 das Wiener Hotel Bristol verlassen, wo er seit 18. April 1933 gemeldet war (vgl. Krischke 1988, S. 95 sowie M4). Krischke vermutet, dass sich Horváth alsbald ins Zillertal bzw. nach Innsbruck und von dort nach Schärding begeben hat, wohin ihm der Brief nachgesandt wurde. Aus einem Bericht der Schauspielerin Marianne Hoppe ist verbrieft, dass Horváth sie bei den zwischen Juni und Juli im Zillertal stattfindenden Dreharbeiten zu Der Judas von Tirol (D 1933) besucht hatte (vgl. Polt-Heinzl/Schmidjell 2001, S. 223). Aus seinen Meldeunterlagen geht hervor, dass sich Horváth am 5. September wieder in Wien befunden hat; auf dem erhaltenen Meldezettel des Hotel Bristol gibt er „Vöslau“ als letzten Aufenthaltsort an, womit der südlich von Wien gelegene Kurort Bad Vöslau gemeint ist (vgl. M5).
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BriefeBriefe von und von Horváth / B78–B79 von an undÖdön an Ödön von Horváth
B78 = Ödön von Horváth an Rudolph S. Joseph, Schärding, 1.7.1933 EB 96/111 – B.01.0082 Deutsches Exilarchiv, Frankfurt am Main Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier
Ödön von Horváth war mit dem Brüderpaar Rudolph und Albrecht Joseph schon länger über den Kreis um Zuckmayer und von Besuchen am oberbayerischen Tegernsee, wo die beiden wohnten, bekannt (vgl. auch Polt-Heinzl/Schmidjell 2001, S. 224 und Tworek 2013, S. 84f.). Beide waren im Theater- und Filmbetrieb engagiert und begaben sich nach 1933 ins Exil, Rudolph nach Paris und Albrecht nach Österreich (vgl. Augst 2000, S. 288). Horváth traf auf Albrecht möglicherweise auf dem Weg nach Tirol (vgl. den Kommentar zu B77) bzw. von dort Richtung Schärding in der Henndorfer Wiesmühl‘, dem österreichischen Wohnort Carl Zuckmayers, die bis 1938 ein wichtiger Bezugspunkt für viele Exilierte darstellen sollte (vgl. Strasser 1996). Neben der erneuten Kontaktaufnahme geht es Horváth freilich auch um Geschäftliches, er erhofft sich eine Beschäftigung im Filmbetrieb. Bereits in den Monaten vor der NS-Machtübernahme in Deutschland war sein Interesse, eine Filmbearbeitung eines seiner Stücke zu versuchen, deutlich gestiegen (vgl. etwa die Kontaktaufnahme mit Berthold Viertel, B70). Seine wirtschaftliche Zukunft war trotz Verträgen mit dem Wiener Verleger Georg Marton (vgl. V2 sowie den Kommentar zu B73) äußerst unsicher, was dieses Interesse nur gesteigert haben kann. Wie aus B81 hervorgeht, hat Joseph Horváth geantwortet, dieses Schreiben ist aber nicht überliefert (vgl. den Kommentar dort). B79 = Ödön von Horváth an Fritz Landshoff, Wien, 7.9.1933 Nachlass Klaus Mann, KM B 125 Monacensia in der Münchener Stadtbibliothek Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit eh. Unterschrift und hs. Eintragungen in schwarzer Tinte
Fritz Landshoff war Geschäftsführer des Gustav Kiepenheuer Verlags, zu dem Horváth Ende 1932/Anfang 1933 wechseln wollte (vgl. dazu auch B68 und B69). Die Machtübernahme der NSDAP verhinderte dieses Vorhaben und das Verbot weiter Teile des Verlagsprogramms führte schließlich zur Liquidation des Verlags (vgl. auch den Kommentar zu B69). Horváths Kontakt zu Mitarbeitern des Verlags blieb aber aufrecht. So traf er sich nach seiner Ausreise aus dem Deutschen Reich im April mit Landshoff und Walter Landauer, der später sein wesentlicher Kontakt bei Allert de Lange werden sollte, in Salzburg (vgl. den Kommentar zu B73). Auf dieses Treffen bezieht sich Horváth auch in diesem Schreiben. Landshoff verhandelte schließlich im April mit Georg Marton die Übernahme der Verwertungsrechte für die Stücke Horváths außerhalb des Deutschen Reiches (vgl. Günther 1978, Bd. 2, S. 165–168 sowie den Kommentar zu V2). Nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten nahm Landshoff das Angebot des Amsterdamer Verlegers Querido an, einen deutschsprachigen Verlag aufzubauen. Der Querido Verlag entwickelte sich, ebenso wie die von Walter Landauer und Hermann Kesten geleitete deutschsprachige Abteilung des Amsterdamer Verlags Allert de Lange, zu einer der zentralen Verlagsadressen des deutschsprachigen Exils. Im Querido Verlag erschien ab September die von Klaus Mann herausgegebene Exilzeitschrift
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Die Sammlung, die ursprünglich rein literarisch konzipiert war, jedoch starke antinationalsozialistische Züge trug. Bei den vorwiegend literarischen Beiträgen, die Horváth zuvor bereits gelesen hatte, handelt es sich um einen Vorab-Auszug aus Joseph Roths 1934 veröffentlichtem Roman Tarabas und um die Erzählung Die Tote von Ostende von Hermann Kesten. Bereits im von Klaus Mann verfassten redaktionellen Vorwort zur ersten Ausgabe drückt sich aber der Wille zu einer engagierten Literatur aus: „Eine literarische Zeitschrift ist keine politische […]. Trotzdem wird sie heute eine politische Sendung haben.“ (Die Sammlung, 1. Jg., H. 1, S. 1) Mit Heinrich Mann, Jakob Wassermann und Alfred Döblin waren in dieser Ausgabe zugleich drei im Deutschen Reich verbotene Autoren, deren Werke im Mai 1933 öffentlich verbrannt wurden, mit umfangreichen Beiträgen vertreten. Insbesondere die Beiträge von Mann und Döblin scheuen dabei keine expliziten politischen Positionierungen. Von besonderer Schärfe ist auch Klaus Manns als „Glosse“ deklarierte Abrechnung mit Gottfried Benn, Gottfried Benn. Oder: Die Entwürdigung des Geistes (ebd., S. 49f.). Ob damit die von Horváth in B79 monierte „Glossenform“ gemeint ist, ist nicht eindeutig zu belegen, jedoch wahrscheinlich. Neben Horváth distanzierten sich nach Erscheinen der ersten Ausgabe auch Stefan Zweig, Thomas Mann und René Schickele, die ihre Mitarbeit bereits zugesagt hatten. Bei den drei Letztgenannten lässt sich die Absage allerdings auf Druck ihrer Verleger im Deutschen Reich zurückführen, die durch die Mitarbeit an einer Exilzeitschrift Repressalien gegenüber den von den Nationalsozialisten noch nicht verbotenen Werken befürchteten. Horváth war demnach der einzige Autor, der seine Zusage aus mehr oder minder freien Stücken zurückzog (vgl. WA 6, S. 170f.). Überdies zog der Autor seine Zusage, ebenso wie Stefan Zweig, noch vor einer im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels im Oktober 1933 veröffentlichten Aufforderung zurück, von einer Mitarbeit an Die Sammlung abzusehen (vgl. Schnitzler 1990, S. 140f.). B80 = Georg Marton Verlag an Ödön von Horváth, Wien, 16.9.1933 ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht überliefert, Kopie Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit vorgedrucktem Briefkopf des Georg Marton Verlags (Berlin-Wilmersdorf 1, Nikolsburgerplatz 5 / Wien, I. Bösendorferstrasse 4) mit hs. Eintragungen Horváths vmtl. mit Tinte, hs. Eintragung „Optionsvertrag“ vmtl. mit Bleistift durch den Georg Marton Verlag Druck (als Faksimile) in: Günther 1978, Bd. 2, S. 171.
Bereits im April 1933 hatte Fritz Landshoff für den Kiepenheuer Verlag den Vertrieb von Horváths Stücken außerhalb des Deutschen Reiches mit dem Wiener Georg Marton Verlag verhandelt (vgl. Günther 1978, Bd. 2, S. 165–168). Der erste eigenständige Vertrag, den Horváth mit Marton schloss, datiert auf den 25. Juli 1933 und betrifft Hin und her, das dort noch den provisorischen Titel „Die Brücke“ trug, der auch hier verwendet wird (V2, vgl. dazu WA 6). Hin und her war zum Zeitpunkt von B80 noch nicht fertig gestellt (vgl. dazu auch B81). Die bezahlten 2500 österreichische Schillinge Vorschuss entsprachen damals 1478 Reichsmark (vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 286). Marton sichert sich im vorliegenden Schreiben die Rechte an Horváths nächstem abendfüllenden Werk, wobei unklar ist, um welches Stück es sich handelt. Möglicher-
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BriefeBriefe von und von Horváth / B80–B81 von an undÖdön an Ödön von Horváth
weise handelte es sich dabei um das dramatische Märchen Himmelwärts. Da das nächste, von Marton vertriebene Stück des Autors erst die Komödie Ein Dorf ohne Männer 1937 sein wird, ist davon auszugehen, dass Autor oder Verlag von dieser Vereinbarung zurückgetreten sind (vgl. dazu den Kommentar zu V2). Jedenfalls schloss Horváth 1934 zu Himmelwärts einen Vertrag mit dem gleichgeschalteten reichsdeutschen Neuen Bühnenverlag ab (vgl. WA 7, S. 5f. und in diesem Band B83 und V3). B81 = Ödön von Horváth an Rudolph S. Joseph, Wien, 30.10.1933 EB 96/111 – B.01.0082 Deutsches Exilarchiv, Frankfurt am Main Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, beidseitig beschrieben, mit eh. Unterschrift in schwarzer Tinte Druck (als Faksimile) in: Polt-Heinzl/Schmidjell 2001, S. 242f.
Horváth hatte den Dramaturgen und Filmproduzenten Rudolph S. Joseph, der sich mittlerweile im Pariser Exil befand, bereits Anfang des Sommers während seiner Kur in Schärding kontaktiert (vgl. B78). Er wurde dabei wohl von Rudolphs Bruder Albrecht Joseph vermittelt, der nach Österreich geflüchtet war. Horváth hat Albrecht mit einiger Wahrscheinlichkeit rund um seine Reisen nach Tirol bzw. Schärding im Henndorfer Kreis Carl Zuckmayers getroffen. Die Zusammenarbeit Zuckmayers mit den Brüdern Joseph datiert auf die Zeit der Uraufführung von Der fröhliche Weinberg (1925). Horváths Bekanntschaft mit den Brüdern Joseph reicht allerdings auch bereits länger zurück, man kannte sich u.a. von Begegnungen am oberbayerischen Tegernsee (vgl. detailliert den Kommentar zu B78). Horváth hatte nicht zuletzt aufgrund seiner sehr angespannten finanziellen Situation Interesse an Beschäftigung beim Film, weshalb er den Kontakt zu Rudolph Joseph suchte, der in der europäischen Filmbranche gut vernetzt war. Wie aus B81 hervorgeht, hatte Rudolph Joseph Horváth auf seinen vorigen Brief geantwortet. Wie umfangreich die Korrespondenz schließlich war, ist unklar, nach dem vorliegenden Schreiben hatten die beiden zumindest noch einmal belegten Kontakt (vgl. B82). Tatsächlich scheint Joseph Horváth eine Perspektive auf Mitarbeit bei Filmen gegeben zu haben. In B81 bewirbt er dementsprechend seine beiden aktuellen Stücke, Eine Unbekannte aus der Seine (1933) und Hin und her (1934). Im Falle von Hin und her glaubte Horváth noch an eine Uraufführung am Wiener Deutschen Volkstheater, die aber nicht zuletzt infolge einer Pressekampagne gegen den Autor nicht zustande kam und erst über ein Jahr später, am 13. Dezember 1934 in Zürich realisiert werden konnte (vgl. WA 6, S. 169 und 181–184 sowie den Kommentar zu B75). Eine Unbekannte aus der Seine wiederum war für eine Aufführung durch Schüler des Wiener Reinhardt-Seminars Anfang 1934 im Gespräch, die auch nicht stattfand. Das Stück fand so erst 1947 erstmals ein Publikum (vgl. WA 6, S. 3 und 13–15). Die Idee, Nestroys Stück Einen Jux will er sich machen (1842) für einen Film zu bearbeiten, dürfte tatsächlich aufgegriffen worden sein, denn Horváths Name findet sich auf der Stafflist zum Film Das Einmaleins der Liebe (D 1935), der am 20. September 1935 in Berlin uraufgeführt wurde (vgl. Polt-Heinzl/Schmidjell 2001, S. 246) und auf Nestroys Posse basiert. Am „Jux“ zu arbeiten berichtet Horváth später auch seinem Freund Hans Geiringer (vgl. B84). Im Filmvorspann wird er allerdings nicht mehr erwähnt. Ob Horváth die angekündigten Treatments zu weiteren Filmideen geschickt oder überhaupt verfasst hat, ist unklar; im Nachlass des Autors hat sich dazu nichts erhalten.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B82 = Ödön von Horváth an Rudolph S. Joseph, Wien, 23.1.1934 EB 96/111 – B.01.0082 Deutsches Exilarchiv, Frankfurt am Main Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. Tinte, vmtl. 2 Blatt unliniertes Papier mit Briefkopf „Hotel Bristol Wien“
Horváth hatte den Filmproduzenten Rudolph S. Joseph im Sommer 1933 erstmals kontaktiert (B78) und zumindest einen weiteren Brief (B81) mit ihm gewechselt, worin er ihm Exposees für Filmideen angekündigte. Ob er diese erstellt und übermittelt hat, ist unbekannt. Im vorliegenden letzten erhaltenen Brief an Joseph berichtet Horváth über ein kolportiertes Interesse von Karol Rathaus an einer Zusammenarbeit. Rathaus war ein gefragter Komponist und auch für den Film tätig. 1933 flüchtete vor den Nationalsozialisten nach Paris, wohin sich auch Joseph begeben hatte, den Horváth hier nach Beschäftigungsmöglichkeiten fragt, sollte sich aus Rathaus‘ Interesse etwas ergeben. Bei der erwähnten Frau Schwarzschild, die Horváth dies mitgeteilt hatte, könnte es sich um Valerie Schwarzschild, die Ehefrau des Herausgebers des Neuen Tage-Buchs Leopold Schwarzschild, handeln. Die genauen Verbindungen Horváths sowohl mit Schwarzschild als auch mit Rathaus sind nicht bekannt, das kolportierte Interesse blieb ohne belegbare Folgen. B82 ist eine der wenigen erhaltenen Spuren zu Horváths Verbleib in dieser Zeit. Er schreibt, dass er gerade „2 Tage hier in Wien“ sei, woraus sich das verwendete Briefpapier des Wiener Hotels Bristol erklärt, in dem er 1933/34 regelmäßig Quartier bezog. Er dürfte tatsächlich nicht sehr lange in Wien verblieben sein, da in den Meldeunterlagen diesbezüglich nichts evident ist. Den erhaltenen Meldezetteln zufolge war Horváth von 13. Dezember 1933 bis 9. Januar 1934 (von Budapest kommend) und dann wieder vom 8. Februar 1934 bis 12. März 1934 (angeblich von Murnau kommend) in Wien gemeldet, jeweils im Hotel Bristol (vgl. M7 und M8). Am 27. Dezember 1933 heiratete Horváth zur allgemeinen Überraschung die deutsch-jüdische Sängerin Maria Elsner, die ihm jedoch bald danach gestanden haben soll, dies nur zur Erlangung des Namens und der ungarischen Staatsbürgerschaft getan zu haben, was die Ehe sogleich zerrüttete. Sie wurde im Laufe des Jahres 1934 wieder geschieden (vgl. ausführlich den Kommentar zu D18 und D20). Als Adresse für eine eventuelle Zusendung durch Joseph gibt Horváth wieder das Kurhaus Schärding an, in dem er sich bereits im Sommer 1933 befunden hatte. Horváth hatte wiederkehrende Probleme mit seinem Magen, weshalb er sich auch Anfang 1938 nochmals dort aufhielt (vgl. B143–B154). Der hier erwähnte Kuraufenthalt in Schärding war bislang unbekannt, möglicherweise stand er in Zusammenhang mit der Trennung von Maria Elsner, die den Scheidungsdokumenten zufolge für ihn emotional sehr aufwühlend war (vgl. D18 und D20). Er steht auch in gewissem Konflikt mit der Angabe im Meldezettel vom 8. Februar 1933, also nur zwei Wochen darauf, von Murnau her angereist zu sein. Wie oft sich Horváth nach seiner Abreise im März 1933 noch in Murnau aufgehalten hat, ist ungeklärt, zumeist wird aber davon ausgegangen, dass er seine ehemalige oberbayerische Wahlheimat danach gar nicht mehr aufgesucht hat. Belegt ist jedenfalls, dass Horváth noch bis 1937 regelmäßig und relativ unbehelligt in München seine Eltern besuchte (vgl. B114) und sowohl 1935 als auch 1936 einige Zeit in Pöcking verbrachte, wo seine Eltern, nachdem sie Murnau verlassen und die Villa veräußert hatten, ihre Sommerfrische verbrachten (vgl. Krauss/ Kasberger 2020, S. 243–249 sowie die Kommentare zu B89 und B92).
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Briefe vonvon undund an an Ödön vonvon Horváth / B83 Briefe Ödön Horváth
B83 = Ödön von Horváth an den Neuen Bühnenverlag, ohne Ort, 18.6.1934 / Der neue Bühnenverlag (Willy Stuhlfeld) an Rainer Schlösser, Berlin, 26.6.1934 (vgl. AK6) R 55–20168, Bl. 195f. Deutsches Bundesarchiv, Berlin Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier mit Briefkopf „Der Neue Bühnenverlag im Verlag für Kulturpolitik G.m.b.H.“, beidseitig beschrieben, Stampiglie „Verlag für Kulturpolitik G.m.b.H.“ und eh. Unterschrift von Wilhelm Stuhlfeld auf Bl. 2, Eingangsstempel des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda (27. Juni 1934) auf Bl. 1, hs. Eintragungen in Bleistift, Tinte und blauem Buntstift (vmtl. Sachbearbeitung), fortlaufender Zählstempel 195, 196 Druck in: Wardetzky 1983, S. 227f.
Horváth hatte ursprünglich einen Brief an den Neuen Bühnenverlag adressiert, der eine Abschrift (B83) davon an den „Reichsdramaturgen“ Rainer Schlösser im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda übersandt hat. Das den Brief einrahmende Begleitschreiben stammt von Willy Stuhlfeld, dem Verlagsleiter des Neuen Bühnenverlags. Dieses Schreiben ist in den Akten des Ministeriums für Volksaufklärung und Propaganda überliefert, wo das Büro Schlössers angesiedelt war, und wurde dort unter „Einzelfälle“ abgelegt; eine allfällige Bearbeitung ist nicht ersichtlich. Rainer Schlösser war ein erklärter Gegner Horváths und maßgeblich daran beteiligt, dass dessen Stücke, obwohl nicht offiziell verboten, nicht mehr im Deutschen Reich gespielt werden konnten. Anlässlich der Verleihung des Kleist-Preises an Horváth verfasste Schlösser, damals Redakteur beim Völkischen Beobachter, eine Brandschrift gegen ihn (vgl. Schlösser 1931) und griff ihn auch in seiner ‚Abrechnung‘ mit dem „Systemtheater“ im Februar 1933 scharf und direkt an (vgl. Schlösser 1933). Der unmittelbare Anlass für B83 sind Angriffe auf Heinz Hilpert, der für die Saison 1934/35 als neuer Intendant für das Deutsche Theater Berlin vorgesehen war und dafür u.a. Himmelwärts als mögliche Uraufführung ankündigte, woraufhin scharfe Presseattacken und Interventionen im Ministerium erfolgten. Schlösser zitierte in seiner Funktion als „Reichsdramaturg“ Hilpert zu sich und wies ihn in der Sache zurecht (vgl. dazu Dillmann 1991, S. 111f. und 328; vgl. dazu auch eine Aktennotiz des Propagandaministeriums in R-55–20296, Bl. 74f. im Deutschen Bundesarchiv). Der Hintergrund des übermittelten Briefes ist also auch der Versuch, Schlösser umzustimmen und eine Uraufführung von Himmelwärts, das der gleichgeschaltete Neue Bühnenverlag in den Vertrieb genommen hatte, zu ermöglichen. Horváth befand sich nach dem Scheitern seiner kurzzeitigen Ehe mit Maria Elsner (vgl. D18 und D20) und einer schwierigen Zeit in Wien, wo es ihm nicht gelang, als Bühnenautor Fuß zu fassen (vgl. WA 7, S. 4f. sowie hier den Kommentar zu B75), vermutlich seit Mitte März 1934 wieder im Deutschen Reich. Die letzte diesbezügliche Spur ist seine Abmeldung im Wiener Hotel Bristol am 12. März 1934, wo auf dem Meldezettel keine nächste Destination vermerkt ist (vgl. M8). Obwohl nicht im Original überliefert, geben der Duktus und einige biographische Details den Brief eindeutig als von Horváth selbst verfassten Text zu erkennen. Horváth distanziert sich darin wiederholt vom Vorwurf des „Kommunismus“ und schildert einige Episoden, die zu seinen Gunsten sprechen sollen. Einige lassen sich nicht überprüfen, und die, die überprüfbar sind, sind merklich übertrieben dargestellt. Nicht überprüfbar sind etwa die angebliche Aufforderung Piscators, Die Bergbahn stärker im Sinne des Marxismus zu gestalten und die angebliche negative Reaktion
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
des Kreises um Piscator und Brecht. Von beiden ist keine Erwähnung Horváths bekannt. Ebenfalls nicht zu prüfen ist, dass er 1924 in Paris aufgrund der Deutschen Kriegsschuldfrage verprügelt worden sei. Horváth befand sich nach dem Abbruch seines Studiums nachgewiesenermaßen für eine längere Zeit in Paris (vgl. auch die Auskunft gegenüber Paul Fent in B126), diese Geschichte ist aber sonst nirgendwo verbrieft. Horváth nennt im Brief eine Kritik Paul Fechters aus dem November 1931 als Quelle der Vorwürfe betreffend die Kriegsschuldfrage. Damit meint er allerdings nicht die sehr negative Bühnenkritik Fechters zur Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald, die am 4. November 1931 in der nationalkonservativen Deutschen Allgemeinen Zeitung veröffentlicht wurde, sondern eine Glosse Fechters mit dem Titel „Unsere Meinung“, die am selben Tag dort erschien (vgl. Krischke 1991, S. 163). Fechter greift darin die Auseinandersetzung zwischen dem Rittmeister und Erich im sechsten Bild des zweiten Teiles auf, wo der Rittmeister meint, ohne Preußen hätte es gar keinen Krieg gegeben (vgl. WA 3, S. 737). Sowohl die von Horváth eingeholte schriftliche Klarstellung Fechters als auch Horváths erwähnte Eingabe beim Propagandaministerium in der Sache sind nicht erhalten. Horváths Bemühungen, eventuell im Raum stehende Vorwürfe gegen ihn als Missverständnisse darzustellen, ergänzen sich mit seiner Strategie politischer Neutralität, die sich bereits 1933 abzeichnete. Er erläutert hier, er habe es seit der „nationalen Revolution“ „kategorisch abgelehnt, irgend etwas in Wort und Schrift oder Tat gegen Deutschland und seine Regierung zu unternehmen“. In dieses Bild fügen sich sowohl seine Zurücknahme der Unterschrift unter das Protest-Telegramm zum P.E.N.Kongress in Ragusa (vgl. B75) als auch seine Weigerung, an Klaus Manns Die Sammlung mitzuarbeiten (vgl. B79). Anhand der Anmerkung „von der gesamten marxistischen Presse Oesterreichs in wüstester Weise angepöbelt und verleumdet worden“ (B83) zu sein, wird deutlich, wie Horváth die Geschehnisse hier aufbauscht. Tatsächlich sind allein Angriffe seines langjährigen Freundes Oskar Maria Graf zu belegen, allen voran der in der Wiener Arbeiter-Zeitung veröffentlichte offene Brief (B76), der zwar äußerst scharf formuliert ist, aber dabei schlicht feststellt, dass sich Horváth „kein Geschäftchen“ (ebd.) verderben wolle, was durchaus den Tatsachen entspricht. Graf wiederholte diese Anschuldigungen am 15. Juni 1933 in der Prager Emigrantenzeitung Der Gegen-Angriff und in der Innsbrucker Volkszeitung (vgl. Krischke 1988, S. 96 sowie den Kommentar zu B76). Der Brief ist eindeutig ein Anbiederungsschreiben, durchsetzt mit zugespitzten Anekdoten und entsprechenden Schlagworten, verfasst mit dem deklarierten, opportunistischen Ziel, über die bestehende politische Hürde zu gelangen und wieder auf den Bühnen des Deutschen Reiches gespielt zu werden. Vermutlich ist er auf direkte Aufforderung des Neuen Bühnenverlags entstanden, um beim Ministerium vorgelegt zu werden. Horváths kurz darauf erfolgender Eintritt in den gleichgeschalteten Reichsverband Deutscher Schriftsteller (RDS) am 13. Juli 1934 (vgl. AK2) ist in jedem Fall vor diesem Hintergrund zu sehen. Die Mitgliedschaft in der als Zwangsorganisation gestalteten, der Reichsschrifttumskammer zu diesem Zeitpunkt noch vorgeschalteten Vereinigung, in der neben dem Schutzverband Deutscher Schriftsteller (SDS) auch andere Schriftstellerorganisationen aufgegangen waren, war in jedem Fall Bedingung für eine öffentliche literarische Tätigkeit (vgl. Barbian 2010, S. 38f.). Die von Horváth angestrebte Zulassung in der Fachschaft Drama wurde ihm allem Anschein nach nicht gewährt, wohl aber die in der Fachschaft Film. Der Autor arbeitete dann bis etwa Mitte 1935 als Autor für Unterhaltungsfilme in der Filmwirtschaft des
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BriefeBriefe von und von Horváth / B83–B85 von an undÖdön an Ödön von Horváth
Deutschen Reiches. Parallel dazu wurde er in Murnau als flüchtiger „Edelkommunist“ in den Polizeiakten geführt (vgl. AK4). Seiner ganzen Situation und seines Opportunismus schließlich überdrüssig, reiste Horváth im September 1935 endgültig nach Wien und begann, sich als Schriftsteller im Exil neu zu definieren. Die Zunahme ‚moralischer‘ Themen in seinem Werk kann vor diesem biographischen Hintergrund gesehen werden. B84 = Ödön von Horváth an Hans Geiringer, Berlin, 16.9.1934 Horváth 3/1 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original verschollen, Kopie Brief, hs., vmtl. 2 Blatt unliniertes Papier, beidseitig beschrieben, vmtl. Tinte Druck in: GW IV, S. 675f.
Der Adressat des Briefes, Hans Geiringer, genannt Hanselach, war seit den frühen 1920er-Jahren mit Horváth befreundet (vgl. Krischke 1998, S. 47). Wie aus B84 deutlich wird, konnte Horváth nach seinem Eintritt in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller (RDS; vgl. den Kommentar zu B83) im Berliner Filmbetrieb Fuß fassen und war bei verschiedenen Projekten engagiert, einerseits innerhalb Deutschlands, andererseits auch mit US-amerikanischen Filmfirmen wie der Fox Film Corporation (die 1935 in 20th Century Fox aufging). Horváth betont dabei mehrfach, wie sehr die Zensur seine Arbeit einschränke. Über das Filmdrehbuch aus der Feder Geiringers, das Horváth anscheinend zu vermitteln versprochen hat, ist nur wenig bekannt. Horváth hat es augenscheinlich Luise Ullrich zu lesen gegeben, die er von der Uraufführung von Kasimir und Karoline 1932 kannte, wo sie den Part der Karoline gab (vgl. Krischke 1991, S. 205). Ullrich spielte auch die Hauptrolle in Das Einmaleins der Liebe (D 1935), einer Bearbeitung von Nestroys Einen Jux will er sich machen (1842), in deren Produktion Horváth involviert war (vgl. B81 sowie Polt-Heinzl/Schmidjell 2001, S. 246) und die auch in B84 angesprochen wird. Bei dem erwähnten „Kuss im Parlament“ könnte es sich um die Bearbeitung eines eigenen Stückes handeln: In einem Notizbuch finden sich zwei Listen mit dem Titel „Fünf Filme“, in denen Horváth mehrere seiner Stücke mit Filmtiteln versieht. „L’inconnue de la Seine“ überschreibt er hier mit „Ein Kuss im Parlament“ (vgl. WA 6/HH/K2/E20–E21, S. 466f.). Ob es sich dabei um eine Vorarbeit zur späteren Komödie Mit dem Kopf durch die Wand (vgl. WA 7) oder ein gänzlich eigenes Projekt handelt, ist nicht mit Gewissheit zu bestimmen. Auch ist unklar, wer genau die Arbeit daran verboten hat. Bei dem erwähnten „Kean“ dürfte es sich um eine Bearbeitung von Alexandre Dumas‘ Drama über den englischen Schauspieler Edmund Kean von 1836 handeln, das bereits 1921 im Deutschen Reich zu einem Stummfilm verarbeitet wurde. B85 = Ödön von Horváth an Hans Gál, Berlin, 16.9.1934 Ana 414, A Horváth, Ödön Bayerische Staatsbibliothek, München Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Tinte
Der Komponist Hans Gál arbeitete mit Horváth zusammen an den Liedern von Hin und her, die dem darin ungeübten Schriftsteller schwerfielen, wie Gál später berichtete (vgl. WA 6, S. 172f. und auch die Anmerkung von den „Verserln“, an denen er „noch
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
zu schwitzen“ habe in B81). Der vorliegende Brief dürfte im Zusammenhang mit der zunächst in Wien am Deutschen Volkstheater geplanten und dann in Zürich am Schauspielhaus realisierten Uraufführung von Hin und her entstanden sein. Mit der „JahnAngelegenheit“ könnte eine notwendige Klärung mit dem Direktor des Wiener Deutschen Volkstheaters, Rolf Jahn, im Umfeld der ursprünglichen Pläne gemeint sein. Jahn und das Deutsche Volkstheater wurden Ende 1933, als erste Pläne für die Inszenierung eines Horváth-Stückes in Wien auftauchten, von der reaktionären Presse scharf attackiert (vgl. WA 6, S. 181f.). Möglicherweise hatte es im Nachhinein Zerwürfnisse zwischen Jahn und Horváth bzw. Gál gegeben, die einer Klärung bedurften. Als Gründe für sein Fernbleiben nennt Horváth Verträge, die er in Berlin eingegangen sei. Verpflichtungen in Berlin sind auch der Grund, warum er der Uraufführung von Hin und her in Zürich am 13. Dezember nicht beiwohnen konnte (vgl. B87). Die von Gustav Hartung verantwortete Inszenierung fand dann unter Anwesenheit und musikalischer Leitung von Hans Gál statt, scheiterte aber beim Zürcher Publikum (vgl. WA 6, S. 183–185). Allem Anschein nach war Horváth in dieser Zeit in Berlin gut mit Arbeit versorgt, was sich für ihn auch finanziell ausgezahlt haben dürfte. Das zeigt, neben dem Erwerb eines Führerscheins (vgl. D19) auch die Übersiedlung in zwei möblierte Zimmer einer Villa in Berlin Nikolassee Ende November/Anfang Dezember mit „Garage […] im Hause“ (B87). B86 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Berlin, 3.11.1934 ÖLA 27/B 2 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, schwarze Tinte
Mit „l. Beppo bácsi“ (ungarisch: Onkel Pepi) ist Horváths Onkel Josef Pˇrehnal gemeint. Dieser starb am 31. August 1929 und wurde in Murnau am Staffelsee begraben. Zu Allerheiligen 1934 dürfte die Familie Horváth, die zu diesem Zeitpunkt in München wohnte, das Grab mit einem Kranz geschmückt haben. Mit Onkel Pepi, der in der Piaristengasse 62 im 8. Wiener Bezirk gewohnt hatte, war Horváth seit seiner Schulzeit in Bratislava und Wien viel in Kontakt gestanden, im Sommer 1919 wohnte er auch einige Zeit bei ihm (vgl. Krischke 1988, S. 26). Unweit der Piaristengasse lag die parallel verlaufende Lange Gasse, die ihn später zur „Stillen Straße“ von Geschichten aus dem Wiener Wald anregen sollte. Seinen Onkel stilisierte er im Kurzprosatext Pepis Album, der am 11. August 1929, kurz vor Onkel Pepis Tod, im Berliner Tageblatt erschien (vgl. WA 13/ET15; vgl. auch B22 und B23). Ebenfalls ungarisch spricht Horváth mit „l. apus“ hier seinen Vater an, den er anscheinend zu einem Besuch in Berlin erwartete. B87 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Potsdam, 2.12.1934 ÖLA 27/B 3 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., 1 Blatt hochkariertes Papier, gefaltet, beidseitig beschrieben, Bleistift Druck in: Lechner 1978, 110–112; als Faksimile in: Krischke/Prokop 1977, S. 166.
Horváth unterrichtet in B87 seine Eltern von seiner neuen Adresse in Berlin Nikolassee, wo er seit 1. Dezember 1934 vermutlich mit der Schauspielerin Wera Liessem zu-
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BriefeBriefe von und von Horváth / B87–B89 von an undÖdön an Ödön von Horváth
sammenwohnte. Der angekündigte Umzug in zwei Zimmer einer Villa mit Garage unter der Adresse Rehwiese 4 deutet darauf hin, dass es ihm finanziell in dieser Zeit nicht schlecht ging (vgl. auch die Angabe in AK2/2.3). Seit 21. September 1934 war Horváth im Besitz eines Führerscheins und hatte sich anscheinend auch ein Auto angeschafft (vgl. D19). Wie aus den Mitgliedervermerken des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller hervorgeht, war Horváth bis 1. April 1935 dort gemeldet, mit diesem Datum scheint er unter der Adresse Maximilianstraße 15 in München auf, das ist die Wohnung seiner Eltern (vgl. AK2/2.3). Laut Angabe im Briefkopf wurde B87 in Potsdam abgefasst; was Horváth dort zu tun hatte, ist unbekannt. Wie bereits im Brief an Hans Gál vom September 1934 (B85) deutlich wurde, war Horváth dermaßen mit Arbeit im Berliner Filmbetrieb eingedeckt, dass er der Uraufführung seines Stückes Hin und her am 13. Dezember 1934 in Zürich unter der Regie von Gustav Hartung nicht beiwohnen konnte (vgl. WA 6, S. 183). Er ermuntert allerdings seine Eltern, die in München wohnten, zu einem Besuch der Vorführung. Ob sie dieser Aufforderung gefolgt sind, ist unbekannt. Das Stück fiel durch und wurde bereits nach der zweiten Vorführung am 15. Dezember 1934 wieder abgesetzt (vgl. WA 6, S. 185). B88 = Ödön von Horváth an Gustav Hartung, Berlin, 9.12.1934 ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, vmtl. Tinte
Gustav Hartung war der Regisseur der Uraufführung von Horváths Posse Hin und her am Schauspielhaus in Zürich, die am 13. Dezember 1934 stattfand. Horváth konnte den Probenarbeiten wie der Uraufführung aufgrund seiner großen Belastung mit Arbeit für den Film in Berlin nicht beiwohnen (vgl. B85 und B87), sie fand unter Anwesenheit und musikalischer Leitung des beteiligten Komponisten Hans Gál statt (vgl. WA 6, S. 183). Bei der in B88 erwähnten „neuen Szene“ handelt es sich um eine handschriftliche Neufassung der 11. Szene des 2. Teiles des Stückes in der Züricher Fassung (vgl. WA 6/HH/K1/TS2/A4/ÖLA 27/W 23, Bl. 75–77). Die Blätter sind in einem im Splitternachlass ÖLA 27 enthaltenen Stammbuch abgelegt, das den Stempel des Züricher Schauspielhauses sowie einen handschriftlichen Vermerk „dringend an Züricher Schauspielhaus zurück“ trägt (vgl. WA 6, S. 575). Der Verbleib des Originals des vorliegenden Briefes ist ungeklärt. Das für den folgenden Tag angekündigte längere Schreiben ist nicht überliefert. Hin und her fiel in Zürich durch und wurde bereits nach der zweiten Vorführung am 15. Dezember 1934 wieder abgesetzt (vgl. WA 6, S. 185). B89 = Rudolf Beer an Ödön von Horváth, Wien, 22.10.1935 ÖLA 27/B 7 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Stampiglie „Scala / WIEN IV. FAVORITENSTR. 8“ als Briefkopf, eh. Unterschrift Rudolf Beers.
Rudolf Beer war Direktor des Wiener Raimund Theaters (1921–1924) sowie des Deutschen Volkstheaters Wien (1924–1932) gewesen und hatte bis 1933 gemeinsam mit Karlheinz Martin die Leitung des Deutschen Theaters Berlin inne. Nach seiner Flucht vor den Nationalsozialisten übernahm er 1934 das zuletzt als Kino genutzte und zu
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
diesem Zeitpunkt leerstehende Theater Scala (ehemaliges Johann-Strauss-Theater) in der Favoritenstraße im 4. Wiener Bezirk. Horváth wiederum hatte nach über einem Jahr intensiver Arbeit spätestens Mitte 1935 dem Berliner Filmbetrieb desillusioniert den Rücken gekehrt. Bereits seit 1. April 1935 scheint er in seinen Mitgliedsunterlagen des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller mit der Münchener Adresse Maximilianstraße 15 auf, das ist die Wohnung seiner Eltern (vgl. AK2/2.3). Nach einem längeren Aufenthalt in München und im oberbayrischen Pöcking (vgl. Krischke 1988, S. 116; Krauss/Kasberger 2020, S. 243–249) entschloss er sich endgültig, das Deutsche Reich zu verlassen. Seine Lebensgefährtin Wera Liessem begleitete ihn dabei. Horváth und Liessem trafen am 20. September 1935 in Wien ein, wo sie sich für einen Tag im Hotel Regina am Dollfußplatz (heute: Rooseveltplatz) im 9. Bezirk einlogierten. Horváth nahm dann in der Bastiengasse 56 im 18. Bezirk Quartier, wo er bis 2. Dezember 1935 wohnte. Am 3. Dezember 1935 übersiedelte er in die Marc-Aurel-Straße im 1. Bezirk, wo er nur kurz, bis 15. Januar 1936 wohnte, bevor er auf die Dominikanerbastei 6/11, ebenfalls im 1. Bezirk wechselte, die bis 13. Juli 1937 seine längste offizielle Wiener Adresse bleiben sollte (vgl. M10–M12). Beer nahm Horváths Stück Mit dem Kopf durch die Wand, zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Titel Das unbekannte Leben (vgl. WA 7, S. 335), zur Uraufführung an, die am 10. Dezember 1935 stattfand. Wera Liessem gab dabei die Rolle der Unbekannten. Wie aus den Zeilen Beers hervorgeht, war der Titel durchaus strittig. Beer, der dann auch die Regie führte, mischte sich in den Probenarbeiten überdies stark in Horváths Textvorlage ein. Das Stück wurde sehr gemischt aufgenommen und nach fünf Vorstellungen wieder abgesetzt (vgl. WA 7, S. 345–348). Horváth bezeichnete Mit dem Kopf durch die Wand später gar als seinen „Sündenfall“ (ebd., S. 348; vgl. auch ebd./K3/TS22). B90 = Ödön von Horváth an Unbekannt, Wien, 6.3.1936 HAN 296/30–3 Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarze Tinte, hs. Eintragung mit schwarzer Tinte von fremder Hand auf der Rückseite Druck in: Krischke 1998, S. 224.
Der Adressat wie der Grund für diese biographische Notiz sind unbekannt. Neben seinen grundlegenden Lebensdaten gibt Horváth hier eine Auflistung seiner bisherigen Uraufführungen. Dabei sticht ins Auge, dass er die Uraufführung von Revolte auf Côte 3018 als diejenige von Die Bergbahn, die erst Anfang 1929 in Berlin stattfand, ausgibt. Zwei Uraufführungen bleiben vollkommen unerwähnt, die von Sladek (1929) als auch die jüngste von Mit dem Kopf durch die Wand (1935). Ob es sich bei dem vorliegenden Dokument um einen Brief im engeren Sinne gehandelt hat, ist ungewiss. Die Edition in diesem Zusammenhang erfolgt über seine Ablage mit anderen Schreiben Horváths im Teilnachlass Franz Theodor Csokor an der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek und die briefmäßige Zeichnung der biographischen Notiz. Auf der Rückseite wurde mit schwarzer Tinte der Name Horváths notiert. Möglicherweise stehen diese Zeilen in Zusammenhang mit Pressearbeiten rund um eine Ankündigung im Kino-Journal vom 22. Februar 1936, in der die Beteiligung Horváths an einer Filmproduktion des Jedermann nach dem Stück Hugo von Hofmannsthals vermeldet wird (vgl. dazu die wenigen Notizen in WA 12/WP40; vgl. auch WA 12,
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BriefeBriefe von und von Horváth / B90–B92 von an undÖdön an Ödön von Horváth
S. 20f.). Über ein Jedermann-Projekt Horváths war bis dato nur aus den als Quellen problematischen Briefen Franz Theodor Csokors etwas bekannt, der in einem Brief an Lina Loos berichtete, Max Reinhardt hätte Horváth ein solches im August 1937 vorgeschlagen (vgl. Csokor 1964, S. 148). Im Kino-Journal wiederum ist von einer Zusammenarbeit mit dem Regisseur Ernst Lönner die Rede, der mit der österreichischen Erstaufführung von Kasimir und Karoline am 4. Februar 1935 einen Achtungserfolg verbuchen konnte (vgl. dazu WA 4, S. 12f. sowie BE8 anlässlich der Wiederaufnahme der Inszenierung im November/Dezember 1935). Eine ähnliche, allerdings wesentlich ausführlichere biographische Notiz verfasste Horváth 1937 für den Wiener Journalisten Paul Fent (vgl. B126). Auch dort ist der genaue Grund bzw. die Verwendung, die Fent davon machte, unbekannt. B91 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, 22.7.1936 IN 186.095 Wienbibliothek im Rathaus Postkarte, hs., schwarze Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel Wien, 23.VII.1936 Druck in: Krischke 1992, S. 150.
B91 ist eines der wenigen Schreiben an seinen engen Freund Franz Theodor Csokor, das sich im Original erhalten hat (vgl. dazu den Kommentar zu B73 sowie die Sektion Briefabschriften). Horváth gibt die Dominikanerbastei als seine Anschrift an, dort wohnte er gemäß Meldeunterlagen seit dem 15. Januar 1936 (vgl. M12). Er befand sich auf dem Weg nach Possenhofen im oberbayrischen Pöcking, wo er seine Eltern besuchen wollte, die dort seit dem Verkauf der Murnauer Villa ihre Sommerfrische verbrachten (vgl. Krischke 1998, S. 229; die Angabe in Krischke 1988, S. 122, Horváth sei nach Budapest gereist, ist nicht korrekt). Möglicherweise hat er auf dem Weg dorthin auch in Henndorf in der Wiesmühl‘ der Zuckmayers Halt gemacht; in jedem Fall kontaktierte er Alice Herdan-Zuckmayer, Carl Zuckmayers Ehefrau, zwei Wochen später aus Possenhofen (vgl. B92). Der kolportierte Verlauf der Geschehnisse, dass Horváth nur wenige Stunden in Possenhofen verbrachte und keine Aufenthaltsgenehmigung erhielt (vgl. Krischke 1998, S. 229) ist vor diesem Hintergrund als Legende zu werten (vgl. dazu Krauss/Kasberger 2020, S. 246–249). B92 = Ödön von Horváth an Alice Herdan-Zuckmayer, Possenhofen, 4.8.1936 A: Zuckmayer, Carl, 1986.1516/1 Deutsches Literaturarchiv, Marbach Brief, hs., 1 Blatt, gefaltet, beidseitig beschrieben, schwarzblaue Tinte, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand
Horváth besuchte im Sommer 1936 seine Eltern, die im oberbayerischen Possenhofen auf Sommerfrische waren. Vermutlich hatte er sich am 22. Juli dorthin auf den Weg gemacht, möglicherweise mit einem Zwischenhalt in der Wiesmühl‘ der Zuckmayers in Henndorf (vgl. B91). Wie aus B92 hervorgeht, antwortet Horváth hier auf ein nicht erhaltenes Schreiben, das ihm Alice Herdan-Zuckmayer nach Possenhofen geschickt hatte. Dieser Umstand widerlegt die in der Horváth-Biographik kolportierte Geschichte, dass der Schriftsteller bei seinem Besuch in Possenhofen 1936 schon bald weggewiesen wurde (vgl. Krischke 1998, S. 229; zu Horváth und Pöcking/Possenho-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
fen allgemein Krauss/Kasberger 2020, S. 246–249). Herdan-Zuckmayer dürfte Horváth zu einem längeren Aufenthalt in Henndorf eingeladen haben, wo sich der Autor in den Jahren nach 1933 häufig aufgehalten hatte. Er stellt in Aussicht, zwischen 16. und 20. August zu erscheinen und bittet Herdan-Zuckmayer zugleich um Übersendung seines Manuskripts von Figaro läßt sich scheiden, welches er um den 12. August herum dringend brauchen werde. Welche Fassung der Figaro-Komödie hier gemeint ist (die in 13 oder die in neun Bildern) ist ebenso unklar wie der Grund, warum er das Stück in Possenhofen benötigte (vgl. WA 8, S. 3). B93 = Ödön von Horváth an Franz Werfel, Budapest, 16.10.1936 Mahler-Werfel Papers, Ms. Coll. 575, Folder 508 Van Pelt Library, Philadelphia (Pennsylvania) Brief, hs., 1 Blatt, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben, schwarze Tinte
Wann genau Horváth Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel kennenlernte, ist nicht bekannt. Krischke vermutet mit Berufung auf die Erinnerungen Ulrich Bechers, dass er 1934 vorgestellt wurde, was aber aus Bechers Aufzeichnungen nicht eindeutig hervorgeht (vgl. Krischke 1998, S. 220 sowie Becher 1961, S. 423). Auch scheint es aufgrund von Horváths neuerlichem Aufenthalt im Deutschen Reich seit März 1934 eher unwahrscheinlich. Es ist also anzunehmen, dass die Bekanntschaft erst 1935 erfolgte. Vermutlich wurde er von seinem engen Freund Franz Theodor Csokor in den Salon Mahler-Werfels eingeführt, wo er auch Franz Werfel kennenlernte. B93 wurde in Budapest verfasst, wo sich Horváth nach einem Bericht Géza von Cziffras zwecks Besprechung einiger Filmideen aufhielt (vgl. Krischke 1998, S. 229f.). Dies geht insbesondere auch aus B95 hervor (vgl. dort). Horváth fragt in B93 an, ob er ein von Werfel zuvor geäußertes Interesse, sein aktuelles Stück Figaro läßt sich scheiden zu inszenieren, für Werbezwecke verwenden darf. Er wurde dazu von seinem Verleger Max Pfeffer angeregt, der das Stück, um dessen Vertrieb es einige Querelen zwischen Pfeffer und dem Dramaturgen Alfred Ibach gegeben hatte, gut lanciert wissen wollte (vgl. WA 8, S. 2f. sowie die Kommentare zu V4 und V5). Eine Antwort Werfels auf Horváths Anfrage ist nicht überliefert; auch ist nicht bekannt, ob eine vergleichbare Annonce veröffentlicht wurde. B93 ist das einzige Schreiben, das Horváth direkt an Franz Werfel richtet. An Alma Mahler-Werfel indes sind drei weitere Briefe überliefert (vgl. B106, B110 und B184), die einen sehr vertrauten Umgang nahelegen. Für Walter Landauer bzw. den Verlag Allert de Lange eruierte Horváth nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 auch die Kontaktdaten von Franz Werfel (vgl. B164, B166 und B171). B94 = Ödön von Horváth an Berta Zuckerkandl, Budapest, 16.10.1936 LIT 438/B41/1 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Faltpostkarte mit perforiertem Rand, hs., schwarze Tinte, ungarische Drucksorte, frankiert mit insgesamt 3 Briefmarken, davon eine mit Porträt János Arany (2 Fillér), eine mit Porträt István Széchenyi (10 Fillér) und eine mit Turul und Stephanskrone (20 Fillér), Poststempel Budapest, Datum unleserlich
Die Journalistin und Schriftstellerin Berta Zuckerkandl führte einen der einflussreichsten Salons im Wien der Zwischenkriegszeit, der von 1917–1938 in der Oppol-
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BriefeBriefe von und von Horváth / B94–B95 von an undÖdön an Ödön von Horváth
zergasse im ersten Wiener Bezirk nahe dem Burgtheater zusammenkam (vgl. Czeike 1997, S. 713). Egon Friedell, Max Reinhardt und Franz Theodor Csokor verkehrten hier, die alle in unterschiedlichem Maße dafür in Frage kommen, Horváth in diesen Kreis eingeführt zu haben. Über den „Plan“ Berta Zuckerkandls ist nichts Näheres bekannt. Diese Karte sowie die wenigen anderen Schreiben Horváths an Berta Zuckerkandl (B120) bzw. an ihre Schwiegertochter, die Künstlerin Gertrud ZuckerkandlStekel (B144) belegen eine lange nur vermutete, intensive Beteiligung Horváths am literarischen Leben in Österreich während der Zeit des Ständestaates. B95 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 19.10.1936 (vgl. BA7) IN 186.096 Wienbibliothek im Rathaus Postkarte, hs., schwarze Tinte, hs, Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Franz Theodor Csokor?), vorfrankierte ungarische Drucksorte (10 fillér), zusätzlich frankiert mit Briefmarke (6 fillér), Poststempel Budapest, 36-OKT-19 Druck in: Krischke 1992, S. 150.
B95 gehört zu einer Reihe von Schreiben, die Horváth in Budapest verfasst hatte, wo er sich, dem Bericht Géza von Cziffras zufolge, für verschiedene Verhandlungen aufgehalten hat (vgl. Krischke 1998, S. 229f. und B93). Der Brief ist überdies bedeutsam, da er sowohl im Original als auch in einer Abschrift durch Franz Theodor Csokor vorliegt (BA7) und somit Rückschlüsse darauf zulässt, wie nahe am Original Csokor seine Abschriften bzw. Rekonstruktionen verfasst hat (vgl. überblickend den Kommentar zu B73 sowie die Sektion Briefabschriften). Zu seiner Abschrift (BA7) vermerkt Csokor, dies sei eines von nur zwei Schreiben, die sich im Original erhalten hätten (was nicht korrekt ist, vgl. den Kommentar dort). Seine Abschrift ist hier im Wesentlichen am Original, wenngleich ein in BA7 vermerktes Postscriptum, in dem um einen Anruf bei der „Katz“ (i.e. Wera Liessem) gebeten wird, wohl hinzugefügt wurde. Diese Bitte findet sich wortwörtlich in der Postkarte B91 vom 22. Juli 1936, die Horváth kurz vor seiner Abreise nach Bayern an Csokor richtete. Anhand einiger Ergänzungen Csokors in seiner Abschrift können die in Horváths Brief erwähnten Namen ergänzt werden: Bei „Rozsi M.“ handelt es sich demnach um die ungarisch-österreichische Schriftstellerin und Chemikerin Rózsi Meller, die Horváth auch in B103 erwähnt. Meller stammte ursprünglich aus Ungarn und erzielte unter dem Pseudonym Frank Maar einige Bühnenerfolge in Wien, bevor sie aufgrund wachsenden Antisemitismus Anfang der 1930er-Jahre wieder nach Ungarn zurückkehrte. Mit Bardós ist der ungarische Theaterdirektor Artúr Bardós gemeint, der in den 1920er-Jahren auch einige Drehbücher verfasst hatte. Unklar ist, wer sich hinter dem erwähnten Namen Bartsch verbirgt. Csokor notiert in BA7, dass es sich um einen „amerikanisch-ungarische[n] Bühnen- und Filmagent, mit dem Horvath die Dramatisierung einer Novelle des ungarischen Dichters Koloman von Miksath besprach“ gehandelt hat. Mit der Dramatisierung meint Csokor das spätere Stück Ein Dorf ohne Männer, basierend auf Kálmán Mikszáths Roman Szelistyee das Dorf ohne Männer (A szelistyei asszonyok). Wann genau Horváth die Arbeit an diesem Stück begonnen hatte, ist ungewiss; der früheste positive Beleg ist eine Vereinbarung mit seinem Verleger Georg Marton darüber, die auf den 21. April 1937 datiert, also erst über ein halbes Jahr später (vgl. V6 sowie allgemein WA 10, S. 260f.). Die Hinweise Csokors de-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
cken sich allerdings zumindest teilweise mit dem Bericht Cziffras, der neben einem Treffen mit einem Produzenten auch von Plänen über ein Drama über Matthias Corvinus berichtet (vgl. Krischke 1988, S. 123) B96 = Ödön von Horváth an Hans Geiringer, Wien, 22.10.1936 Horváth 3/2 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original verschollen, Kopie Postkarte, hs., vmtl. Tinte, Bild „Ruine Aggstein, Niederösterreich“ auf der Adressseite, vorfrankierte österreichische Drucksorte (25 Groschen), Poststempel Wien, 22.X.36 Druck in: GW IV, S. 676.
Wie aus B96 hervorgeht, kehrte Horváth kurz nach seinem Aufenthalt auf der Budapester Margaretheninsel (vgl. B95) nach Wien zurück und setzte sich sogleich wieder mit Hans Geiringer in Verbindung, der zu diesem Zeitpunkt in Budapest lebte. Wie seine Dankesworte andeuten, dürfte er in Budapest regelmäßig mit Geiringer zusammengekommen sein. Horváth vermittelt ihn hier an die Schriftstellerin Hertha Pauli, eine enge Freundin Horváths, die mit der „Österreichischen Korrespondenz“ auch eine Agentur für Manuskripte betrieb. Bereits während seiner Zeit im Berliner Filmbetrieb 1934 versuchte Horváth, für seinen Freund Geiringer zu intervenieren (vgl. B84). B97 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Wien, 26.11.1936 ÖLA 27/B 4 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben Druck in: Lechner 1978, S. 311f.; als Faksimile in: Krischke/Prokop 1977, S. 183.
Die von Horváth angesprochene Kritik bezieht sich auf die Uraufführung seines Stückes Glaube Liebe Hoffnung unter dem Titel „Liebe, Pflicht und Hoffnung“ am 13. November 1936 im Theater für 49 im Hotel de France in Wien (vgl. WA 5). Anscheinend hatte er auch vorher schon den Eltern Kritiken dazu geschickt; die entsprechenden Schreiben sind nicht überliefert. Trotz der nur sehr kleinen Aufführung – die „Theater für 49“ nutzten eine Lücke im Wiener Theatergesetz aus, um ohne Konzession spielen zu können und die ständestaatliche Theaterzensur zu umgehen (vgl. WA 5, S. 22) – konnte das Stück für Resonanz sorgen und wurde in mehreren wichtigen österreichischen Zeitungen besprochen, darunter im Wiener Tagblatt und in der Neuen Freien Presse. Insgesamt konnte Horváth hier, nach den durchwachsenen Uraufführungen von Hin und her in Zürich 1934 und Mit dem Kopf durch die Wand an der Wiener Scala 1935, einen (wenngleich im Umfang kleinen) Erfolg verbuchen (vgl. WA 5). Der Wiener Regisseur Ernst Lönner hatte am 4. Februar 1935 die erfolgreiche österreichische Erstaufführung von Kasimir und Karoline verantwortet, die im Herbst am Kleinen Theater in der Praterstraße wiederaufgenommen wurde (vgl. WA 4, S. 12f.). Horváth war davon begeistert, wie ein Briefentwurf an Lönner bzw. das Kleine Theater belegt (vgl. BE8). Als neues Stück war im November 1936 eine Inszenierung von Hin und her im Gespräch, die etwa der Wiener Tag unter dem Titel „Hin und her und
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BriefeBriefe von und von Horváth / B97–B98 von an undÖdön an Ödön von Horváth
auf und ab“ ankündigte (vgl. Der Wiener Tag, 15. November 1936, sowie die Bearbeitungsnotizen Horváths in WA 6/HH/K2). Allerdings vermeldete bereits am 18. November 1936 die Kleine Volks-Zeitung (Wien) den Zusammenbruch der Lönner-Gruppe aufgrund mangelnder Rentabilität infolge der auf unter 49 begrenzten Sitzplatzzahl. Möglicherweise war Lönner aber auch auf der Suche nach weiteren Optionen, das Stück zu realisieren. Unklar ist zuletzt auch, was mit der geplanten „neuen Sache“ gemeint ist. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete Horváth an Der jüngste Tag (vgl. WA 10). Eventuell handelte es sich dabei aber auch um Arbeiten zum Jedermann-Filmprojekt, an dem Horváth gemeinsam mit Lönner arbeiten wollte. Dieses ist, neben sehr wenigen Notizen Horváths im Notizbuch Nr. 7 (vgl. WA 12/WP40), nur durch eine kurze Meldung im Wiener Kino-Journal vom 22. Februar 1936 belegt (vgl. dazu auch den Kommentar zu B90).
B98 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Rom, 2.2.1937 (vgl. BA8) Horváth 1/1 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier mit hs. gestrichenem Briefkopf „Grand Hotel d’Italie / BauerGrünwald / Venise“, blaue Tinte; Kuvert auf der Vorderseite mit Stampiglie „PER VIA AEREA / PAR AVION“, frankiert mit italienischer Briefmarke mit Porträt Vittorio Emanuele III (1,25 Lire), eine Briefmarke wurde entfernt, Poststempel Roma, 3.2.37; auf der Rückseite hs. gestrichener Vordruck „Grand Hotel d’Italie / Bauer-Grünwald / Venise“ Druck in: GW IV, S. 677.
Das kryptisch anmutende Schreiben gehört zu den im Original überlieferten Briefen an Csokor (vgl. den Kommentar zu B73 sowie die Sektion Briefabschriften). Horváth sandte es von einer Italien-Reise, seine unerwähnte Mitreisende war Maria Ray-Machat´y, die Ehefrau des tschechischen Regisseurs Gustav Machat´y. In Zeuge einer Zeit gibt Csokor gegenüber dem in Hollywood weilenden Ferdinand Bruckner am 29. Januar 1937 an, dass er eben diesen Brief Maria Ray-Machat´y mitgeben werde, die auf dem Weg in die USA sei (vgl. Csokor 1964, S. 132). Csokor übt sich hier vermutlich in Diskretion, denn wie ein Originalbrief Ray-Machat´ys an ihn vom 1. Februar 1937 (heute in AAdk, Horváth 10) belegt, war er über die gemeinsame Reise mit Horváth informiert (vgl. den Kommentar zu BA8). Die teilweise intensiven Überarbeitungen der Briefe Csokors in Zeuge einer Zeit, die auch Geschehnisse und Ereignisse insbesondere rund um Ödön von Horváth klittern, sind vielfältig nachgewiesen (vgl. hier die Briefabschriften und das Vorwort sowie Schnitzler 1990). Maria Ray-Machat´y setzte sich später wiederholt vergeblich (und zum wachsenden Verdruss von Walter Landauer) für die Verfilmung des Romans Jugend ohne Gott in den USA ein (vgl. dazu die Briefe ab B138). Das erhaltene Schreibmaterial bestätigt die Reiseroute über Venedig: Horváth verwendet hier Briefpapier mit dem Briefkopf des Grand Hotel d’Italie in Venedig, wo er am 31. Januar 1937 eintraf. Mit demselben Papier verfasste auch Maria Ray-Machat´y einen Brief an Csokor, datiert auf den 1. Februar, in dem sie ihm einschärft, niemandem von dieser Italienreise zu erzählen. Sie gibt dort an, dass Horváth „übermorgen“, also am 3. Februar, wieder nach Wien fahren wollte und sie selber am 2. Februar abends nach Rom (vgl. das Original in AAdK, Signatur Horváth 10). Wie der vorliegende Brief und die folgenden Ansichtskarten an die Eltern B99 und B100 zeigen, än-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
derte Horváth kurzfristig seine Pläne und hielt sich dann noch bis zumindest 6. Februar in Rom auf. B99 = Ödön von Horváth an Maria von Horváth, Rom, 2.2.1937 ÖLA 27/B 5 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Ansichtskarte, hs., Motiv „ROMA Monum. a S. Francesco d’Assisi“, blaue Tinte, frankiert mit italienischer Briefmarke mit Porträt Vittorio Emanuele III. (75 Centesimi), Poststempel Roma, 3.II.37 und Poststempel Roma, 4.II.37
B100 = Ödön von Horváth an Maria und Edmund Josef von Horváth, Vatikanstadt, 6.2.1937 ÖLA 27/B 6 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Ansichtskarte, hs., Motiv „ROMA – BASILICA DI S. PIETRO – LA STATUA DEL SANTO“, blaue Tinte, frankiert mit vatikanischer Briefmarke „Esposizione mondiale della stampa cattolica 1936“ (75 Centesimi), Poststempel Vatikanstadt 6.II.1937
Horváth reiste Ende Januar gemeinsam mit Maria Ray-Machat´y zuerst nach Venedig und am 2. Februar 1937 weiter nach Rom. Wie aus B98 hervorgeht, war die gemeinsame Reise ein Geheimnis, in das nur Franz Theodor Csokor eingeweiht war. Gegenüber den Eltern gibt Horváth hier keine Mitreisenden an. Das in B99 erwähnte Telegramm bzw. der angekündigte Brief sind nicht überliefert. B100 ist auf den 6. Februar datiert und am selben Tag im Vatikan gestempelt, Horváth hat also entgegen ursprünglichen Planungen (vgl. den Kommentar zu B98) seinen Aufenthalt wesentlich verlängert. Wann genau er nach Wien zurückkehrte, ist nicht bekannt. B101 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Prag, 1.4.1937 (vgl. BA15) IN 186.097 Wienbibliothek im Rathaus Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier mit Briefkopf „ESPLANADE HOTEL PRAHA“, beidseitig beschrieben, blaue Tinte, hs. Eintragungen von fremder Hand mit Bleistift (Franz Theodor Csokor) Druck in: Prokop 1971; Krischke 1992, S. 153.
B101 gehört zu den im Original dokumentierten Schreiben Horváths an Csokor (vgl. den Kommentar zu B73 sowie die Sektion Briefabschriften). Am 2. April 1937 wurde die Komödie Figaro läßt sich scheiden (1936) an der Kleinen Bühne des Neuen Deutschen Theaters in Prag uraufgeführt. Horváth begab sich, wie aus B101 hervorgeht, am 31. März nach Prag, um der Haupt- wie Generalprobe und der Uraufführung selbst beizuwohnen. Diese wurde zu einem passablen Erfolg (vgl. WA 8), was wohl auch dazu beitrug, dass seine zweite Prager Uraufführung in diesem Jahr, Ein Dorf ohne Männer, am Großen Haus gespielt wurde (vgl. WA 10). Horváth sah einen Aufenthalt bis Samstag, den 3. April, vor. Das zu Beginn angesprochene Schreiben Csokors ist nicht überliefert. In mehrfacher Hinsicht ist die Bemerkung über München bedeutsam: Einerseits belegt sie, dass Horváth auch 1937 noch unbehelligt ins Deutsche Reich reisen und dort seine Eltern besuchen konnte (vgl. auch B111 und B114). Andererseits ist sie ein Mosaikstein im Nachweis der Klitterungen, die Csokor in seinen Brief-Rekonstruktionen
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B101–B103 vonan und an Ödön von Horváth
vorgenommen hat, denn in seinen Abschriften taucht diese Passage erst als Postskriptum zu einem Brief vom 28. Dezember 1937 auf (vgl. dazu BA15 sowie B133, lt. Poststempel datiert auf 29. Dezember 1937). Die als „Irrenanstalt“ apostrophierte Einrichtung ist das Sanatorium Purkersdorf in Wien, in dem sich Csokor wiederholt zur Kur aufhält (vgl. B128 sowie BA10, BA11 und BA14). Horváth selbst suchte in Österreich wiederholt das Kurhaus Schärding für seine Gesundheitsprobleme auf (vgl. B77, B78, B82 und B143–B154). B102 = Georg Marton Verlag an Ödön von Horváth, Wien, 26.4.1937 (vgl. V6) Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier
Mit B102 bestätigt der Wiener Georg Marton Verlag den Erhalt des unterfertigten Vertrags zur Dramatisierung von Kálmán Mikszáths Roman Szelistye, das Dorf ohne Männer, dem späteren Ein Dorf ohne Männer (vgl. V6). Der Vertrag datiert auf den 21. April 1937 und wurde am 23. April von Horváth zurückgesandt. Es ist nicht ganz klar, warum Horváth, der hier an seiner Wiener Adresse angeschrieben wird, den Vertrag postalisch übersandte. Möglicherweise war er unterwegs, so ist ein Aufenthalt in Henndorf bei Zuckmayer denkbar. Auf der Dominikanerbastei 6/11 im 1. Wiener Bezirk war Horváth seit 15. Januar 1936 gemeldet (vgl. M12). Der Georg Marton Verlag war nach 1933 Horváths wichtigster Verleger, auch wenn der Autor wiederholt mit Max Pfeffer, Alfred Ibach und der Universal Edition Geschäfte machte (vgl. insbesondere zu den Problemen, die daraus erwuchsen, die Kommentare zu den Verträgen). Marton bestätigt Horváth zuletzt zwei Änderungen am Vertrag: Einerseits werden Materialkosten nicht mehr von den Tantiemen abgezogen, anderseits hat die Kosten der Drucklegung nicht mehr der Autor zu tragen. Gemäß Vertrag erhielt Horváth 300 Schilling Vorschuss auf das Stück, weitere 700 Schilling wurden bei Ablieferung und 1500 Schilling bei Annahme durch eine Wiener Bühne vereinbart (vgl. V6). B103 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Wien, 30.4.1937 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, blaue Tinte, Eintragungen mit Kopierstift von fremder Hand (Universal Edition), Eingangsstempel vom 3. Mai 1937
Am 22. April 1937 unterzeichnete Ödön von Horváth einen Vertrag über Der jüngste Tag (1937) mit dem Wiener Operettenverlag, der zum Wiener Musikverlag UniversalEdition gehörte (vgl. KW 10, S. 425f.) Mit Hans Heinsheimer, dem Leiter der Bühnenabteilung in der Universal Edition, entspann sich daraufhin ein Briefwechsel, der Der jüngste Tag, seine Bewerbung und die Vorbereitung der Uraufführung, aber auch ein neues Stück betraf, bei dem es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit um die Posse Ein Sklavenball (1937) gehandelt hat (vgl. B107, B108, B111, B122, B127, B136 und B137). Die Existenz dieses Briefwechsels war der Horváth-Forschung lange Zeit völlig unbekannt und konnte erst durch Horváths eigenen Hinweis im neu entdeckten Briefwechsel mit Bernhard Diebold (vgl. B105) erschlossen werden. In B103 macht Horváth, anschließend an eine Unterredung, eine Reihe von Vorschlägen, an wen man noch
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
„Exemplare“ – gemeint ist von Der jüngste Tag – senden könnte. Die genannten acht Kontakte sind zwar vermutlich nicht Horváths bzw. Heinsheimers erste Wahl, diese haben sie wohl bereits mündlich besprochen. Die Liste gibt aber eine zumindest ungefähre Ahnung von Horváths Vernetzung im (internationalen) Literaturbetrieb seiner Zeit. Überdies ergibt sich daraus eine weitere Eingrenzung der Entstehung von Der jüngste Tag: Da hier bereits die Distribution besprochen wird, musste das Stück bereits abgeschlossen sein und in einer nennenswerten Menge vervielfältigt vorgelegen haben (vgl. auch die Datierung in WA 10, S. 1). Otto Pick, Chefredakteur der Prager Presse, war Horváth über die Prager Uraufführung von Figaro läßt sich scheiden (1936; UA 2. April 1937) bekannt, die Pick selbst sehr wohlwollend besprochen hat (vgl. Krischke 1991, S. 318f.). In den bedeutenden Salon Berta Zuckerkandls war Horváth schon seit einiger Zeit eingeführt, vermutlich durch Franz Theodor Csokor (vgl. B94). Mit der Chemikerin und Schriftstellerin Rószi Meller war Horváth vermutlich bereits ebenfalls länger bekannt, er traf sie u.a. persönlich in Budapest (vgl. B95). Mit Somló ist möglicherweise die junge, in London lebende Übersetzerin Mariska Somló gemeint, die auch in einem Briefentwurf an Georg Marton erwähnt wird (vgl. BE9; vgl. auch Krischke 1988, S. 127f.). Der Eintrag zur Theater Guild New York betrifft konkret Franz Werfel, wie auch aus einer handschriftlichen Eintragung Heinsheimers deutlich wird, der sowohl Werfels Name als auch den seiner Übersetzerin ins Englische, Ruth Langer, dort vermerkt. Wer mit Dr. Fejér in Budapest gemeint ist, konnte nicht eruiert werden, ebenso wenig wer „Karda“ in London ist. Auch die Kontakte zum Budapester Nationaltheater und zu dem erwähnten Herrn Burger der US-amerikanischen Filmfirma Paramount bleiben opak. Heinsheimer notiert zu Karda bzw. Somló zusätzlich „Metro-Goldwin“, womit vermutlich die US-amerikanische Filmfirma Metro-Goldwyn-Mayer (MGM) gemeint ist. Er hakt die ersten beiden Punkte ab und unterstreicht die Theater Guild sowie den Kontakt zu Paramount separat; vermutlich hielt er sie für besonders bedeutsam. Den Eintrag zu Zuckerkandl streicht er indes durch. B104 = Bernhard Diebold an Ödön von Horváth, ohne Ort [Zürich], 9.6.1937 Sammlung THEMA 66 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier
B104 ist als der bei Diebold bzw. dem Filmvertrieb THEMA verbliebene Durchschlag überliefert. Bernhard Diebold war bis 1933/34 Theaterkritiker bei der Frankfurter Zeitung, für die er alle wichtigen Premieren Horváths besprochen hat. Autor und Journalist standen vor 1933 auch in brieflichem Kontakt: So bedankte sich Horváth in einem in scherzhaft schlechtem Deutsch gehaltenen Brief über die umfangreiche Kritik Diebolds zu Geschichten aus dem Wiener Wald (1931) und empfing einen von Diebold herausgegebenen Band zum Ersten Weltkrieg (vgl. B58 und B59). Bernhard Diebold versuchte nach der Machtübernahme der NSDAP im Deutschen Reich, sich mit dem Regime zu arrangieren, was ihm u.a. eine eigene, beißend spöttische Erwähnung in Karl Kraus‘ erst postum veröffentlichter Schrift Die dritte Walpurgisnacht (verfasst 1933) einbrachte. Aufgrund seiner jüdischen Herkunft war es ihm schließlich unmöglich, weiterzuarbeiten, weshalb er 1934/35 in sein Geburtsland Schweiz zurückkehrte. Dort arbeitete Diebold ab ca. 1936 gemeinsam mit dem Journalisten
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B104–B105 vonan und an Ödön von Horváth
Julius Marx am Aufbau des Filmstoffvertriebs THEMA. Zur Werbung von Klienten kontaktierten sie neben Horváth auch eine Vielzahl anderer zeitgenössischer Autorinnen und Autoren, wie die überlieferte Sammlung zeigt (vgl. die Sammlung THEMA im Archiv der Akademie der Künste, Berlin). Den durch die Emigration abgerissenen Kontakt zu Horváth stellte Horváths Freundin Wera Liessem her, die zwischenzeitlich am Schauspielhaus Zürich engagiert war. Die Adresse auf der Dominikanerbastei 6/11 im 1. Wiener Bezirk bewohnte Horváth seit dem 15. Januar 1936 (vgl. M12). Um wen es sich bei Nelly handelt, ist ungewiss (vgl. auch B58) Bislang musste davon ausgegangen werden, dass Horváth die Anfrage Diebolds nach Filmexposés nicht beantwortet hat. Im Nachlass Horváth (ÖLA 3) findet sich allein ein an Diebold adressiertes Kuvert, das Horváth aber auch für einen Entwurf zur Posse Ein Sklavenball verwendet hat (ÖLA 3/W 92 – BS 28 [3], Bl. 23, vgl. WA 11/K2/E4). Dies deutet auf einen nicht abgeschickten Brief hin (vgl. ebd./S. 3f.). Tatsächlich hatte Horváth Diebold aber ausführlich geantwortet, wie B105 zeigt (vgl. den Kommentar dort). Darüber hinaus schrieb Horváth Diebold auch rund um die Veröffentlichung von Jugend ohne Gott (vgl. B125, B129 und B131). Insbesondere B129 vom 11. Dezember 1937 ist hier hervorzuheben, da er eine der wenigen authentischen Auskünfte Horváths über seinen Roman enthält. Dieser sich bis Ende 1937 erstreckende Briefwechsel wurde erst vor kurzem wieder entdeckt und war der Horváth-Forschung zuvor noch unbekannt. B105 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 19.6.1937 Diebold-Archiv, 67/3 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, blaue und schwarze Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift und rotem Buntstift von fremder Hand (vmtl. Bernhard Diebold)
B105 ist die unmittelbare Antwort auf das Anschreiben Diebolds B104 vom 9. Juni 1937 (vgl. auch den Kommentar dort). Der Brief weist eine materielle Besonderheit auf: Das Datum und die Anrede Diebolds sind in schwarzer Tinte, der restliche Brief ist in blauer Tinte verfasst. Vermutlich hatte Horváth die Abfassung des Briefes unterbrochen. Horváth verweist Diebold, der auf der Suche nach Filmstoffen für seinen im Aufbau befindlichen Schweizer Filmvertrieb THEMA ist, bezüglich der Filmrechte für alle seine Stücke an seine Verleger. Er nennt hier Marton, Pfeffer und die Universal Edition, nicht aber Alfred Ibach (vgl. zu den Verlagsquerelen WA 8, S. 2f. sowie die Kommentare zu V4 und V5). Seine früheren Verleger in Deutschland – Volksbühnenverlag, Ullstein, Kiepenheuer – waren inzwischen alle gleichgeschaltet oder liquidiert worden. Diebolds Schreiben erreichte Horváth vermutlich noch in Wien, seine Antwort kommt bereits aus Henndorf bei Salzburg, wo der Autor den Sommer in Gesellschaft der Zuckmayers verbrachte. Tatsächlich polizeilich gemeldet scheint Horváth allerdings erst mit 6. Juli auf, als er sich im dortigen Gasthof Wagner (CasparMoser-Bräu) einmietete (vgl. M13). Zuvor wohnte er wohl noch bei Zuckmayers in der Wiesmühl (vgl. die Absenderangabe hier). Horváth arbeitete zu diesem Zeitpunkt an Ein Sklavenball (vgl. hierzu den Kommentar zu B108). Parallel dazu entstanden wohl auch schon Teile des Romans Jugend ohne Gott, über den Horváth mit Allert de Lange einen mit 13. Juli 1937 datierten Vertrag schloss (vgl. V7). Sämtliche Texte dieser Zeit vollendete der Autor äußert schnell (vgl. dazu WA 11 und WA 15).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Bemerkenswert sind die Aussagen über die eigene (Nicht-)Eignung zum Film, die Horváth hier vorbringt. Spätestens seit 1932 hatte Horváth Interesse, an Filmen mitzuarbeiten, was schließlich 1934/35 im NS-Filmbetrieb in Berlin seine einzige Beschäftigungsmöglichkeit war. Bereits die Komödie Mit dem Kopf durch die Wand (1935) war eine große Persiflage auf dieses Filmgeschäft, das dem Autor zunehmend missfiel (vgl. WA 7). Nichtsdestotrotz finden sich danach immer noch Entwürfe und Ideen zu Filmprojekten, etwa ein ausführliches Treatment zu einer Filmadaption von Don Juan kommt aus dem Krieg (vgl. WA 9/K2) sowie verstreut Mitarbeit an Filmen, insbesondere an Treatments, etwa von Der Pfarrer von Kirchfeld (1937, vgl. PoltHeinzl/Schmidjell 2001, S. 248–252). Noch Anfang 1936 berichtete das Wiener KinoJournal über Pläne zu einem Jedermann-Film gemeinsam mit Ernst Lönner (vgl. den Kommentar zu B90). Aus den hier angehäuften, spöttischen Selbstbezeichnungen wie „filmisch verblödet“ geht indes hervor, dass Horváth seine Film-Arbeiten zusehend als gescheitert bzw. wenig fruchtbringend und seine persönliche Eignung dazu als unzulänglich einzuschätzen scheint. Dessen ungeachtet ist er später sehr interessiert an möglichen Verfilmungen seines Romans Jugend ohne Gott (vgl. den Briefwechsel mit Landauer ab B134). Die Ankündigung, im Herbst nach Zürich zu kommen, erwies sich als verfrüht. Horváth traf erst am 7. Mai 1938 nach zwei längeren, auf den ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich folgenden Aufenthalten in Budapest und dem tschechoslowakischen Teplitz-Schönau dort ein (vgl. B189). Ob er sich dann auch mit Diebold getroffen hat, konnte nicht eruiert werden. B106 = Ödön von Horváth an Alma Mahler-Werfel, Henndorf, 20.6.1937 Mahler-Werfel Papers, Ms. Coll. 575 Correspondence Ödön von Horváth Van Pelt Library, Philadelphia (Pennsylvania) Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben, hs. Eintragungen mit blauem Buntstift und Bleistift von fremder Hand
Wann genau Ödön von Horváth Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel kennen gelernt hat bzw. in Mahler-Werfels Salon eingeführt wurde, ist unbekannt, vermutlich aber erst nach seiner endgültigen Emigration 1935 (vgl. den Kommentar zu B93). Insgesamt sind drei Briefe an Mahler-Werfel erhalten (vgl. auch B110 und B184), die ein sehr intensives, persönliches Verhältnis der beiden nahelegen. Wie viele andere Autoren seiner Zeit, dürfte Horváth Mahler-Werfel als Muse empfunden haben. In ihrer Autobiographie Mein Leben schreibt sie: „Unser lieber Freund und Kumpan, der hochbegabte Ödön von Horváth, ist nicht mehr. Er war uns in den letzten Jahren in Wien ganz nahe gekommen. Besonders mir, der er alle Skizzen und Ideen zu neuen Stücken schickte. Er war mir von meiner ‚Platte‘ – wie ich die jungen Dichter, Zuckmayer, Csokor und Horvath nannte, der liebste.“ (Mahler-Werfel 1960, S. 278) Tatsächlich übersandte Horváth Mahler-Werfel Abschriften der Manuskripte seiner Stücke, so etwa am 24. Juli 1937, wobei es sich um die Komödie Pompeji gehandelt hat (vgl. WA 11, S. 5 sowie den Kommentar zu B110). Das vorliegende Schreiben ist bereits in Henndorf verfasst. Tatsächlich polizeilich gemeldet scheint Horváth allerdings erst mit 6. Juli 1937 auf, als er sich im dortigen Gasthof Wagner (Caspar-Moser-Bräu) einmietete (vgl. M13). Am Tag zuvor befand er sich bei Zuckmayers in der Henndorfer Wiesmühl‘, wo er wohl die ersten Tage in Henndorf verbrachte (vgl. die Absenderangabe in B105).
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B107–B108 vonan und an Ödön von Horváth
B107 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 25.6.1937 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Postkarte, hs., schwarzblaue Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel 25.VI.37, Ort unleserlich, Eingangsstempel 26. Juni 1937, hs. Eintragungen von fremder Hand mit Bleistift und Kopierstift (Universal Edition)
B108 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 1.7.1937 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Postkarte, hs., schwarzblaue Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), zusätzlich frankiert mit einer Briefmarke mit Motiv „Jäger vor Prügg und dem Grimming“ (30 Groschen), Stampiglie „Durch Eilboten. Exprés.“, Poststempel Salzburg, 1.VII.37 und Wien 1, 2 VII 37, Eingangsstempel 2. Juli 1937, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Universal Edition), Beantwortungsvermerk 2.7.1937
B107 und B108 belegen, dass Horváth nach Der jüngste Tag (1937) dem Wiener Operettenverlag bzw. der Universal Edition noch ein weiteres Stück angeboten hatte. Hierfür kommt de facto nur Ein Sklavenball bzw. Pompeji (beide 1937) in Frage, da Horváth mit Ein Dorf ohne Männer (1937), das um diese Zeit abgeschlossen wurde (vgl. WA 10), bereits bei Georg Marton unter Vertrag stand und aufgrund der notwendigen Zustimmung der Erben Mikszáths hier völlig gebunden war (vgl. B102 sowie V6). Andere Dramenwerkprojekte dieser Zeit waren für ein konkretes Verlagsangebot noch viel zu wenig entwickelt (vgl. WA 12). Vermutlich legte Horváth der Universal Edition konkret Ein Sklavenball vor. Dafür sprechen mehrere Indizien: Zum einen war er noch Mitte Juni mit Arbeiten zu Konzeption 2 (von insgesamt vier) des Stückes befasst, das Stück also noch von seiner Fertigstellung entfernt, jedoch soweit gediehen, dass ein Abschluss bis Ende Juni/Anfang Juli möglich schien (vgl. dazu WA 11 bzw. hier den Kommentar zu B104). Zum anderen passt Ein Sklavenball als Stück mit wiederholten Liedeinlagen und einer ausgeprägten gesanglichen Komponente im dritten Akt (erste Textstufen nennen es gar „Operette“, vgl. WA 11/K1/TS1) sehr gut in das verlegerische Profil eines Operetten- bzw. Musikverlegers. Am 25. Juni 1937 kündigt Horváth mit B107 somit die baldige Fertigstellung von Ein Sklavenball an, die er dann am 1. Juli mit B108 vermeldet. Interessant ist der große Wert, den Horváth seinem neuen Stück beimisst, da er es nicht der Post anvertrauen will und extra dafür von Henndorf bei Salzburg nach Wien reisen möchte. Die Universal Edition hat Ein Sklavenball wohl aber abgelehnt, wie die weitere Textgeschichte zeigt. Die Posse wurde nicht vervielfältigt, stattdessen schließt genetisch sogleich die Umarbeitung in die Komödie Pompeji an, die von Georg Marton verlegt wurde (vgl. WA 11). Der zwei Wochen später in B109 erwähnte Vorschuss Martons dürfte also in unmittelbarem Anschluss an die Ablehnung von Ein Sklavenball verhandelt worden sein (vgl. den Kommentar dort). Horváth wohnte in diesen Tagen wohl noch bei Zuckmayers in der Wiesmühl, seine polizeiliche Meldung für Henndorf im Gasthof Wagner (Caspar-Moser-Bräu) datiert auf den 6. Juli 1937 (vgl. den Kommentar zu B106). Die fast parallele Fertigstellung von Ein Dorf ohne Männer und Ein Sklavenball, dessen sehr rasche Überarbeitung in Pompeji und zugleich die Arbeiten am Roman Jugend ohne Gott weisen auf ein enormes Arbeitstempo Horváths hin und machen den Sommer 1937 zum wohl produktivsten seiner schriftstellerischen Laufbahn. Dies
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
deckt sich mit dem Zeugnis verschiedener Freunde und Weggefährten des Autors zu dieser Zeit (vgl. KW 13, S. 157 sowie WA 15, S. 2f.). B109 = Georg Marton Verlag an Ödön von Horváth, Wien, 14.7.1937 Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragung „Vertrag“ mit Bleistift durch den Georg Marton Verlag
B109 ist in Form des bei Georg Marton verbliebenen Durchschlags überliefert. Anschließend an eine Unterredung mit seinem Verleger weist diese Horváth einen Vorschuss von 300 Schilling auf ein kommendes Stück zu den gleichen Bedingungen wie Ein Dorf ohne Männer an. Dementsprechend ist dieses Schreiben als Vor-Vertrag zu werten. Bei dem hier noch unbenannten Stück handelt es sich um die Komödie Pompeji (vgl. WA 11). Die Unterredung fand vermutlich mündlich statt: Wie die Meldeunterlagen zeigen, meldete sich Horváth polizeilich am 13. Juli 1937 von seiner bisherigen Adresse in der Dominikanerbastei 6/11 ab (vgl. M12), wofür er nach Wien gereist sein muss und bei dieser Gelegenheit mit Marton verhandelte. Die 300 Schilling entsprachen damals umgerechnet 139,2 Reichsmark (Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 268). B109 steht in engem Zusammenhang mit B107 und B108: Horváth kündigt dort Hans Heinsheimer von der Universal Edition, mit der er einen Vertrag über Der jüngste Tag (1937) abgeschlossen hatte (vgl. B103), sein neues Stück an, bei dem es sich nur um Ein Sklavenball handeln kann (vgl. die Kommentare zu B107 und B108). Die Universal Edition hat Ein Sklavenball aber mit größter Wahrscheinlichkeit abgelehnt, weshalb Horváth das bestehende Material zu Pompeji verarbeitet und bei Marton untergebracht hat. Abseits von B109 existiert kein expliziter Vertrag mit Marton, der das Stück als Durchschlag vervielfältigt hat (vgl. WA 11/K7/TS5). Mit ziemlicher Sicherheit steht auch der Briefentwurf BE9 an Georg Marton in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Verkauf der Rechte an Pompeji an diesen. Der fertig ausgeführte, aber nicht abgesandte Brief an Marton hat auch die 300 Schilling Vorschuss zum Thema (vgl. den Kommentar dort). Horváth verwendete ihn dann für zwei konzeptionell wichtige Entwürfe zu Pompeji (vgl. WA 11/K6/E9 und E10). Der Autor kündigt in BE9 den Abschluss des „neue[n] Stück[s]“ (BE9), also von Pompeji, in zwei Wochen an. Dies deckt sich in etwa mit der Übermittlung einer Abschrift (wenn nicht des Originals) an Alma Mahler-Werfel am 24. Juli 1937 (vgl. B110). B110 = Ödön von Horváth an Alma Mahler-Werfel, Henndorf, 24.7.1937 Mahler-Werfel Papers Ms. Coll. 575 Correspondence Ödön von Horváth Van Pelt Library, Philadelphia (Pennsylvania) Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gerissen, schwarzblaue Tinte
Horváth kannte Alma Mahler-Werfel vermutlich seit 1935 (vgl. die Kommentare zu B93 und B106). Bei dem angesprochenen neuen Stück handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Komödie Pompeji, das letzte von Horváth vollendete Drama. Die Weiterleitung an Mahler-Werfel unterstreicht die Bedeutung, die sie für Horváth gehabt hat. Das mit „Deine Worte“ angedeutete Schreiben Mahler-Werfels ist nicht überliefert.
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B110–B112 vonan und an Ödön von Horváth
B110 belegt, dass Pompeji in hohem Tempo entstanden ist: Im Briefentwurf BE9 an Georg Marton kündigte Horváth an, sein neues Stück „in zwei Wochen“ vollendet haben zu wollen. Wie B110 zeigt, scheint diese Ankündigung sehr präzise gewesen zu sein (vgl. auch WA 11, S. 4f.). Der Sommer 1937 gehört zu den wohl produktivsten Zeiten des Autors: Neben der Vollendung von Ein Dorf ohne Männer und Ein Sklavenball wie Pompeji verfasste er in dieser Zeit auch den Roman Jugend ohne Gott (vgl. auch den Kommentar zu B107 und B108). B111 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 1.9.1937 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, Vorder-, Innen und Rückseite beschrieben, schraffiertes Wasserzeichen, Eingangsstempel vom 2. September 1937, hs. Eintragungen mit rotem und blauem Buntstift von fremder Hand (Universal Edition)
Ödön von Horváth stand seit April 1937 mit Der jüngste Tag auch bei der Universal Edition unter Vertrag (vgl. den Kommentar zu B103). Die Bedingungen wohl genau dieses Vertrags waren es, weswegen Horváth mit Hans Heinsheimer, dem Leiter der Bühnenabteilung der Universal Edition, telefoniert hatte. Vermutlich erwartete er, dass Gelder zur Ausschüttung vorlagen, die er aufgrund seiner geplanten Reisen gebrauchen konnte. Klagen über die hohen Reisekosten sind in Horváths Briefen 1937/38 häufig zu lesen (vgl. etwa B171). Mit der Ankündigung, am 4. September 1937 verreisen zu wollen, lag Horváth nicht ganz richtig. Tatsächlich machte er sich erst am 6. September in Richtung München auf, wo er nur kurz bei seinen Eltern verblieben sein dürfte (vgl. B114, er schreibt dort von zwei Tagen). Jedenfalls befand er sich, wie auch hier angekündigt, am 10. September bereits in Amsterdam (vgl. B115). Die Ankündigung, eventuell nach Belgien zu reisen, findet sich nur hier gegenüber Heinsheimer. In den nur wenige Tage später verfassten Schreiben an Csokor ist ausschließlich von einer baldigen Rückreise nach Prag, zur Uraufführung von Ein Dorf ohne Männer, die Rede (vgl. B114 und B115). Der genaue Grund für Horváths persönlichen Besuch in Amsterdam ist ungeklärt, da die gesamte Korrespondenz mit Allert de Lange bzw. Walter Landauer vor 1938 nicht überliefert ist (vgl. dazu den Kommentar zu B134). Vermutlich dürfte es aber um die Fahnenkorrektur von Jugend ohne Gott bzw. Vorbereitungen zur unmittelbar bevorstehenden Drucklegung gegangen sein. Der Roman wurde am 26. Oktober 1937 ausgeliefert (vgl. WA 15). Denkbar ist auch, dass Horváth bereits die Konditionen für sein folgendes Romanprojekt verhandelte. Der maßgebliche Vertrag dazu datiert auf den 30. November 1937 und wurde wohl auf dem Postweg zur Unterschrift versandt, da sich Horváth zu dieser Zeit ausschließlich in Henndorf aufhielt (vgl. die Kommentare zu V8 und B125, der genau am 30. November 1937 in Henndorf verfasst wurde). B112 = Ödön von Horváth an Otto Kleiber, Henndorf, 1.9.1937 Nachlass Otto Kleiber / NL 336, A 68, 1 Universitätsbibliothek Basel Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben, schraffiertes Wasserzeichen, hs. Eintragung von fremder Hand
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B113 = Ödön von Horváth an Otto Kleiber, Henndorf, nach dem 1.9.1937 Nachlass Otto Kleiber / NL 336, A 68, 2 Universitätsbibliothek Basel, Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, nur Vorderseite beschrieben
Zur Bewerbung und Förderung seiner Romane bemühte sich Horváth besonders um die Schweiz, wo er bis dahin nur mit der 1934 in Zürich gescheiterten Posse Hin und her präsent gewesen war (vgl. WA 6). Möglicherweise konnte hier auch seine Freundin Wera Liessem, die 1937/38 am Züricher Schauspielhaus engagiert war, Kontakte herstellen. Überdies war Horváth aus seiner Zeit in Wien mit dem Schweizer Schriftsteller Ulrich Becher näher bekannt (vgl. Becher 1961). Von Bedeutung ist auch seine Bekanntschaft mit dem Schweizer Dramatiker Cäsar von Arx, die auch briefliche Spuren hinterlassen hat (vgl. die Korrespondenz ab 25. Oktober 1937, B117). Dieser Kontakt wurde vermutlich von Carl Zuckmayer hergestellt. B112 und B113 datieren beide auf den 1. September 1937. Der Adressat beider Schreiben, Otto Kleiber, war Redakteur im Feuilleton der Basler National-Zeitung. Wer mit Dr. Güsster gemeint ist, der den Kontakt vermittelte, ist ungeklärt. Die Anfrage, in der National-Zeitung abgedruckt zu werden, ist der einzige bekannte Versuch Horváths, sich selbst um einen Abdruck des Romans zu bemühen. Dies ist umso überraschender, da dieser zu diesem Zeitpunkt allein im Manuskript bzw. als Vorabzug vorlag und erst am 26. Oktober 1937 ausgeliefert wurde (vgl. WA 15 sowie den Hinweis, der Roman werde „bereits gedruckt“ in B112 und B113). Die in Basel verlegte NationalZeitung war ein radikaldemokratisches Blatt; vermutlich erhoffte sich Horváth deshalb, mit seinem antifaschistischen Roman besonders Gehör zu finden. Überdies war die National-Zeitung eines der wenigen Blätter der Schweiz, die das deutschsprachige literarische Exil vorbehaltlos aufnahm und Platz für dieses auf seinen Seiten schuf (vgl. Braun 2012). Ob es zu einem Abdruck kam, ist unbekannt. Vorabdrucke von Jugend ohne Gott sind sonst in der von Leopold Schwarzschild herausgegebenen Emigrantenzeitschrift Das Neue Tage-Buch (Paris, 16. Oktober 1937) und im Prager Tagblatt (2. November 1937) belegt. Der Kontakt zu Otto Kleiber dürfte indes beständiger gewesen sein, am 23. Mai 1938 kontaktierte ihn Horváth erneut, das Erscheinen des Romans Ein Kind unserer Zeit (1938) betreffend (vgl. B196). In einer der vermutlich authentischen Abschriften Franz Theodor Csokors der an ihn gerichteten Horváth-Briefe bedankt sich Horváth überdies für eine geplante Besprechung des Romans Jugend ohne Gott durch Csokor in der National-Zeitung (vgl. BA12). Csokors Rezension wurde dort am 28. November 1937 veröffentlicht (vgl. WA 15, S. 16). In B113 gibt Horváth an, erst ab 13. September in Amsterdam zu sein (vgl. aber B111 vom selben Tag). Tatsächlich ist er bereits am 10. September dort und reist am 13. September schon wieder ab (vgl. B115). Vermutlich von Kleibers Hand stammt der Eintrag „† Paris 1.VI.38 von einem stürzenden Baum erschlagen“ auf der Vordersite von B112 oben. B114 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Salzburg, 6.9.1937 Horváth 1/2 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Postkarte, hs., schwarze Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel Salzburg, 6.IX.37 Druck in: GW IV, S. 677.
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B115–B116 vonan und an Ödön von Horváth
B115 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Amsterdam, 10.9.1937 IN 186.610 Wienbibliothek im Rathaus Ansichtskarte, hs., schwarze Tinte, mit Motiv „Amsterdam – Raadhuisstraat, Kon Paleis“, frankiert mit holländischer Briefmarke (7,5 Cent), Poststempel Amsterdam, 11.IX.1937 Druck in: Krischke 1992, S. 154.
B114 und B115 gehören zu den wenigen im Original erhaltenen Schreiben aus dem Briefwechsel Horváths mit seinem Freund Franz Theodor Csokor (vgl. B73 sowie den dazugehörigen Kommentar, B74, B91, B95, B98, B101, B121, B128, B130 und B133 sowie die Sektion Briefabschriften). Ursprünglich plante Horváth, am 4. September 1937 nach Amsterdam zu fahren (vgl. B111), meldet sich dann aber den erhaltenen Unterlagen zufolge erst am 6. September vom Henndorfer Gasthof Wagner (Caspar-Moser-Bräu), wo er seit 6. Juli dieses Jahres gemeldet war, ab (vgl. M13). Da er seine Adresse auf der Wiener Dominikanerbastei mit 13. Juli auch abgemeldet hatte, hat er nun keinen ordentlichen Wohnsitz in Österreich mehr. Die Postkarte B114 wurde in Salzburg aufgegeben, vermutlich kurz bevor sich Horváth per Zug auf die Reise machte. Nach zwei Tagen Aufenthalt in München bei seinen Eltern plante der Autor seine Weiterreise nach Amsterdam zu seinem Verleger Allert de Lange (zu den Hintergründen des Aufenthalts vgl. den Kommentar zu B111), dann die Rückreise nach Prag, wo die Uraufführung von Ein Dorf ohne Männer bevorstand. Diese fand aber erst am 24. September und nicht, wie hier festgehalten, am 21. September 1937 am Großen Haus des Neuen Deutschen Theaters in Prag statt (vgl. WA 10, S. 259). Horváth hat die angekündigte Reiseroute eingehalten, wie B115 aus Amsterdam belegt. In Amsterdam erreichte ihn ein Brief Csokors, der nicht überliefert ist. Der angesprochene Montag, bis zu dem Horváth in Amsterdam bleiben wollte, war der 13. September (vgl. aber den Brief an Otto Kleiber, wo Horváth überhaupt davon ausgeht, erst zu diesem Datum in Amsterdam zu sein, B112). Die Uraufführung von Ein Dorf ohne Männer in Prag fand am 24. September 1937 in Anwesenheit Horváths statt (vgl. WA 10 sowie F90). Danach hielt sich Horváth bis Januar 1938 fast durchgängig in Henndorf auf, von wo aus er sich zu einer erneuten Kur im oberösterreichischen Schärding aufmachte.
B116 = Ödön von Horváth an Paul Fent, Henndorf, 15.10.1937 ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht überliefert, Kopie Postkarte, hs., vmtl. Tinte, auf Rück- wie Adressseite beschrieben, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel Henndorf, 15 / 10 / 37.
B116 ist allein als Kopie im Nachlass Traugott Krischke überliefert; der Verbleib des Originals ist ungeklärt. Woher Horváth den Schriftsteller und Journalisten Paul Fent kannte, ist ungewiss. Eine Verbindung über Franz Theodor Csokor, für den Horváth hier auch einen Brief Fents weiterleitet, scheint die wahrscheinlichste Variante zu sein. Möglich ist allerdings auch eine Verbindung über den mit Horváth bekannten österreichischen Schriftsteller Oskar Maurus Fontana; Fontana wie Fent arbeiteten beide unregelmäßig für die Tageszeitung Der Wiener Tag. Der eingeflochtene Gruß an
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Fents Ehefrau deutet jedenfalls auf eine nähere Bekanntschaft hin (vgl. neuerlich in B126). Csokor war zuvor auf Kurzbesuch in Henndorf gewesen und dann nach Innsbruck weitergefahren, von wo aus er nach Paris reisen wollte, wo er die österreichische Literatur auf der Pariser Weltausstellung 1937 vertreten sollte (vgl. Csokor 1964, S. 149–155). Horváth gibt hier an, bis Ende November „sicher“ noch in Henndorf bleiben zu wollen. Tatsächlich blieb er bis Anfang 1938 (vgl. B142). Ende November 1937 nahm Fent nochmals Kontakt mit Horváth auf, der ihm auf Fents Wunsch eine ausführliche (auto-)biographische Notiz sandte (vgl. B126). B117 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 25.10.1937 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497 / Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, nur Vorderseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (August Kamber) Druck in: Kamber 2006, S. 6.
Wie der Kontakt zwischen Horváth und dem Schweizer Dramatiker Cäsar von Arx zu Stande kam, ist unbekannt. Vermutlich ist von einer Verbindung über Carl Zuckmayer auszugehen, der ebenfalls mit Arx in Kontakt stand (vgl. Kamber 2006, S. 2). Der Roman Jugend ohne Gott wurde bereits am 26. Oktober 1937 ausgeliefert (vgl. WA 15, S. 3). Für die Bewerbung seiner Romane bemühte sich Horváth besonders um die Schweiz, wie auch die Bitte um einen Vorabdruck in der National-Zeitung belegt (vgl. B112). Aus dem anfänglichen Kontakt betreffend Jugend ohne Gott erwuchs ein Briefwechsel von dem insgesamt acht Schreiben Horváths erhalten sind; die Rückschreiben Arx‘ sind nicht überliefert (vgl. B119, B124, B135, B142, B190, B192 und B197). B118 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Henndorf, 28.10.1937 Horváth 4/1 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, vmtl. Tinte Druck in: Báder 1970, S. 205.
B118 ist das älteste überlieferte Dokument der Bekanntschaft Ödön von Horváths mit dem ungarischen Schriftsteller und Mäzen Lajos von Hatvany sowie seiner Ehefrau Jolán von Hatvany. Er erkundigt sich hier, ob sie bereits ein Exemplar von Jugend ohne Gott (1937) erhalten haben, dessen Versand der Verlag Allert de Lange veranlasst hat. Der Kontakt wurde vermutlich über Franz Theodor Csokor hergestellt, der mit Lajos von Hatvany bereits seit längerem bekannt war. In Frage kommen aber auch Carl Zuckmayer und Franz Werfel, die zum Kreis um Hatvany zählten und mit Horváth näher bekannt bzw. befreundet waren (vgl. Báder 1970, S. 204f.). Eva Kun wiederum erwähnt, dass Horváth zunächst allein Jolán von Hatvany 1937 in Henndorf kennen gelernt hatte (vgl. Kun 1988, S. 25). Lajos von Hatvany stammt aus einer wohlhabenden ungarisch-jüdischen Industriellenfamilie und war ein wichtiger Vermittler der literarischen Moderne in Ungarn. Er begründete 1908 die Zeitschrift Nyugat („Westen“), die auch Horváth in seinen in Budapest verbrachten Jugendjahren vertraut war (vgl. ebd., S. 19).
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B118–B120 vonan und an Ödön von Horváth
Der Briefwechsel zwischen Horváth und den Hatvanys ist nur in Teilen überliefert – insbesondere fehlen die Anschreiben von Jólan bzw. Lajos von Hatvany –, war aber, wie die erhaltenen Schreiben Horváths belegen, äußerst rege (vgl. B123, B132, B150, B155, B162, B170, B174, B180, B181, B191 und B193). Nur zwei Schreiben, die an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften verwahrt werden (B123 und B162), sind im Original überliefert. Die Provenienz der Kopien im Archiv der Akademie der Künste konnte nicht geklärt werden. B119 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 2.11.1937 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497 / Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand Druck in: Kamber 2006, S. 9–13.
B119 ist die Antwort auf ein nicht überliefertes Schreiben Cäsar von Arx‘, welches dieser anlässlich des Briefes Horváths vom 25. Oktober 1937 (B117) verfasste. Arx übersandte Horváth ein Exemplar seines aktuellen, vor dem Totalitarismus warnenden Zeitstückes Der Dreikampf (1937/38), für dessen Bewerbung in Wien sich Horváth später verwandte (vgl. B124, B135 und B142). Der Brief erreichte Horváth etwas verspätet, da dieser „paar Tage fort“ war; wo genau sich Horváth aufgehalten hatte, ist unbekannt. Aus dem vorliegenden Schreiben geht hervor, dass Cäsar von Arx den Roman Jugend ohne Gott noch nicht erhalten hatte, jedoch über Kenntnis von Horváths bisherigem Werk verfügt. Von Interesse ist hier die Ausführung über den „bösen Blick“, die eine häufig zitierte Sentenz Dieter Hildebrandts vorwegnimmt (vgl. Hildebrandt 1975, S. 63). Arx dürfte hier vermutlich auf eine ‚Milderung‘ Horváths anspielen, der sich nach 1933, nicht zuletzt aus Erwägungen über die Vermarktbarkeit seiner Werke, merklich von der literarischen Schärfe seiner Volksstücke entfernt hat. Horváth nimmt das durchaus positiv wahr – „man wird natürlich älter und g’scheiter!“ –, sieht dies aber als immer schon gegeben, da es bei ihm immer „mehr Trauer, als Wut“ gewesen sei. Dies trifft sich in gewisser Weise mit der Zustimmung, mit der Horváth die Einschätzung seiner Texte als „Lebensbejahung“ durch den Theaterkritiker Julius Bab begrüßt hatte (vgl. B57). B120 = Ödön von Horváth an Berta Zuckerkandl, Henndorf, 9.11.1937 LIT 438/B41/2 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben
Wie sich aus B120 erschließen lässt, haben Horváth bzw. der Verlag Allert de Lange auch Berta Zuckerkandl mit einem Exemplar von Jugend ohne Gott bedacht. Ihr Schreiben, in dem sie ihr Urteil über den Roman mitteilt, ist nicht überliefert, aus Horváths Zeilen geht aber deutlich hervor, dass ihr der Roman gefallen hat. Der Autor verkehrte in Zuckerkandls einflussreichem Salon in der Wiener Oppolzergasse vermutlich seit 1935, spätestens seit 1936 (vgl. den Kommentar zu B94).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B121 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 24.11.1937 Horváth 1/3 (vgl. BA13) Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben Druck in: GW IV, S. 677f.
Wie aus B121 und den darauffolgenden Schreiben an Lajos von Hatvany (B123) sowie Cäsar von Arx (B124) hervorgeht, war Horváth einige Tage verreist; in B124 gibt er an, in Wien gewesen zu sein. Nach Henndorf zurückgekehrt, fand Horváth zahlreiche briefliche Reaktionen auf seinen Roman Jugend ohne Gott vor: Neben Briefen von Lajos von Hatvany und Cäsar von Arx, die nicht überliefert sind (vgl. B123), berichtet er auch von einer positiven Erwähnung durch Thomas Mann. Die wohlwollende Meinung Thomas Manns dem Roman gegenüber ist mehrfach verbrieft. So schrieb Mann u.a. auch an seinen Verleger Gottfried Bermann Fischer, er bedauere, dass Horváth den Roman nicht ihm gegeben habe (vgl. Krischke 1988, S. 135 sowie Mann 1975, S. 138). In B121 will Horváth seinen Freund Csokor für eine Rezension des Romans in der Wiener Neuen Freien Presse gewinnen, nachdem Carl Zuckmayer abgesagt hatte und einen Beitrag in Thomas Manns Schweizer Zeitschrift Mass und Wert plante. Von Csokor erschien keine Rezension in der Neuen Freien Presse, dafür aber in der Basler National-Zeitung (vgl. den Kommentar zu B113). Für Mass und Wert verfasste schließlich Rudolf Jakob Humm eine Besprechung, die in der Ausgabe März/April 1938 erschien (vgl. dazu WA 15, S. 17f.), Zuckmayer verfasste keinen Beitrag dazu. Wer sich hinter den genannten Personen Frau Eltbogen und „Putzi“ verbirgt, konnte nicht geklärt werden. Bei dem mit „Loyola-Stück“ benannten Werk handelt es sich um Gottes General, an dem Csokor nach seinem sehr erfolgreichen Drama 3. November 1918 arbeitete. Csokors Angaben zufolge wurde er dazu von Horváth angeregt (vgl. BA11 und in der Folge BA20 und BA24; vgl. auch Wimmer 1981, S. 185). Das Anschreiben Csokors zu diesem Brief ist nicht überliefert und liegt auch nicht als rekonstruierte Abschrift vor (vgl. die Sektion Briefabschriften). B121 selbst gehört zur verhältnismäßig kleinen Menge der Briefe an Csokor, die im Original überliefert sind (vgl. den Kommentar zu B73). Wie auch im Falle von B95, B98, B130 und B133 liegt hier zugleich ein Schreiben vor, das auch als Abschrift Csokors erhalten ist und damit einen Vergleich erlaubt (vgl. BA13). Wie dieser zeigt, hat Csokor hier nur wenig in Horváths Text eingegriffen und im Wesentlichen die persönlichen Bemerkungen zu Frau Eltbogen und „Putzi“ unterdrückt. Die Abschrift ist dafür um Parenthesen mit erklärenden Notizen Csokors angereichert. Bezeichnenderweise ist diese genaue Abschrift nicht in Zeuge einer Zeit aufgenommen worden und wurde von Csokor auch nicht als einer der Briefe wahrgenommen, die im Original überliefert sind (vgl. den Kommentar zu BA13).
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B122–B123 vonan und an Ödön von Horváth
B122 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 24.11.1937 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Postkarte, hs., schwarze Tinte, beidseitig beschrieben, Bild „Bad Hall, Tassiloquelle, Oberösterreich / Bestbekanntes Jod-Brombad“ auf der Adressseite, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel Henndorf 24 / 11 / 37, Eingangsstempel 25. November 1937, hs. Eintragungen von fremder Hand (Universal Edition), Beantwortungsvermerk 25.11.37
Das Anschreiben Heinsheimers, das Anlass für die vorliegende Postkarte war, ist nicht erhalten. B122 hängt mit der Uraufführung von Der jüngste Tag (1937) am Deutschen Theater im tschechoslowakischen Mährisch-Ostrau am 11. Dezember 1937 zusammen (vgl. WA 10, S. 10). Mit diesem Stück stand Horváth bei der Universal Edition unter Vertrag (vgl. B103), wenngleich das erhaltene Stammbuch vom Georg Marton Verlag stammt (vgl. WA 10, S. 4). Unter seinem Direktor Rudolf Zeisel, der das Haus seit 1929 leitete, entwickelte sich das Deutsche Theater trotz seiner Randlage zu einer der anspruchsvollsten Sprechbühnen deutscher Sprache, an der auch viele EmigrantInnen Engagements fanden (vgl. Trapp 1999, Bd. 2, S. 1048). Anscheinend gab es Überlegungen, die „Gespenster“-Figuren, gemeint sind damit die Totengeister des Streckengehers und des Lokomotivführers Pokorny im siebenten Bild, aus dem Stück zu entfernen (vgl. WA 10, S. 173–177, K4/TS5/SB Georg Marton, S. 63–69). Horváth sprach sich dagegen aus und vermittelte dies in zwei nicht erhaltenen Schreiben auch Rudolf Ziesel. Wie die Theaterkritik der Ostrauer Zeitung zu erkennen gibt, waren die Gespenster schließlich Teil der Inszenierung (vgl. Krischke 1991, S. 345). Zuletzt erkundigt sich Horváth, ob Heinsheimer den Roman, gemeint ist Jugend ohne Gott (1937), erhalten habe (vgl. dazu B127). B123 = Ödön von Horváth an Lajos von Hatvany, Henndorf, 25.11.1937 Ms 5366/282 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben Druck (als Faksimile) in: Báder 1970, S. 206–208.
Bereits am Tag zuvor, dem 24. November 1937, berichtete Horváth seinem Freund Franz Theodor Csokor brieflich von den bisherigen, durchwegs positiven Reaktionen auf Jugend ohne Gott (1937), die er nach seiner Rückkehr aus Wien in Henndorf vorgefunden hatte (vgl. den Kommentar zu B121). Darunter war auch diejenige Lajos von Hatvanys, für die sich Horváth mit B123 bedankt. Hatvany hatte Horváth in seinem nicht überlieferten Schreiben nach Budapest eingeladen und anscheinend auch Bemühungen um das Buch zugesagt, was vermutlich eine Übersetzung des Romans ins Ungarische bedeuten sollte (vgl. Báder 1970, S. 205; tatsächlich erfolgte die Übersetzung des Textes ins Ungarische erst 1984). Horváth folgte der Einladung der Hatvanys im Frühjahr 1938 und traf am 14. März, wenige Tage nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich, dort ein (vgl. den Kommentar zu B162). Er kehrte daraufhin nicht mehr nach Österreich zurück. Zuletzt hatte sich Horváth im Oktober 1936 in Budapest zu Verhandlungen aufgehalten (vgl. B93–B96). Bemerkenswert ist, dass Horváth sich in diesem Brief auf Ungarn als „nachhaus“ bezieht. Allgemein ist
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
in seinen letzten Jahren eine stärkere Hinwendung zu seiner ungarischen Identität zu beobachten (vgl. Kun 1988 und Ambrus 2010). B124 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 25.11.1937 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497 / Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (August Kamber) Druck in: Kamber 2006, S. 14f.
Unter den Reaktionen auf Jugend ohne Gott, die Horváth nach seiner Rückkehr aus Wien vorgefunden hatte (vgl. den Kommentar zu B121), befand sich, wie B124 zeigt, auch eine von Cäsar von Arx. Horváth hatte sich bereits Anfang November bei Arx erkundigt, ob dieser denn seinen Roman erhalten habe (vgl. B119). Der Brief Arx‘ ist nicht erhalten, sprach aber, wie der erfreuten Reaktion zu entnehmen ist, ein positives Urteil über den Text. Horváth, der sehr um die Verbreitung seines Romans bemüht war (vgl. exemplarisch B112 an Otto Kleiber und B121 an Franz Theodor Csokor), bittet hier sogleich Arx um eine Besprechung für eine Schweizer Zeitung. Bei dem Stück, für das sich Horváth für Arx einzusetzen verspricht, handelt es sich um das antitotalitaristische Zeitstück Der Dreikampf (1937/38, vgl. den Kommentar zu B119). Wie weit die Vermittlung an die Wiener Reinhardt-Schauspielerin und Direktrice Maria Fein, die Horváth hier vorschlägt, gediehen ist, ist unbekannt. In B142 vom 8. Januar 1938 verspricht Horváth jedenfalls, eines von zwei Exemplaren, die Arx übersandt hatte, gleich an Fein weiterzuleiten. Eine Reaktion Feins ist indes nur über einen Brief derselben im Oktober 1938 belegt, als die Schauspielerin sich bereits im Exil in Paris befand. In diesem Brief wird auf eine mögliche Vermittlung durch Horváth nicht eingegangen (vgl. Kamber 2006, S. 15). Welchen Hintergrund die ebenfalls angesprochene Vermittlung durch Zuckmayer hat, ist unbekannt. B125 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 30.11.1937 Diebold-Archiv, 67/4 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Postkarte, hs., schwarze Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), zusätzlich frankiert mit zwei Briefmarken, davon eine mit Motiv „Oberösterreicherin mit Goldhaube vor dem Mondsee“ (20 Groschen) und eine mit Motiv „Bäuerin auf dem Gang zum Wochenmarkt vor dem Schloss Forchtenstein“ (3 Groschen), Poststempel Salzburg, 30.11.37
In seinen Bemühungen um eine möglichst breite Streuung seines Romans Jugend ohne Gott ließ Horváth auch ein Exemplar an den Journalisten und Theaterkritiker Bernhard Diebold senden. Der vor 1933 bestehende Kontakt zwischen den beiden war durch ihrer beider Emigration abgerissen und wurde 1937 von Wera Liessem wieder hergestellt (vgl. B105). Diebold war einer der wenigen ablehnenden Kritiker des Textes, woraufhin Horváth, was sehr selten vorkommt, kurz einige seiner Gedanken zum Text umrissen hat (vgl. B129). Die Postkarte ist an die „Forthstraße“ in Zürich 8 (Riesbach) adressiert, die es allerdings nicht gibt. Vermutlich meinte Horváth hier die in diesem Stadtteil gelegene Forchstraße.
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Briefe vonvon undund an an Ödön vonvon Horváth / B126 Briefe Ödön Horváth
B126 = Ödön von Horváth an Paul Fent, Henndorf, 30.11.1937 Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben, adressiertes Kuvert, frankiert mit Briefmarke mit Motiv „Holzfäller vor Zeller See und Kitzsteinhorn“ (24 Groschen) mit Poststempel Salzburg, 30.XI.37, hs. Eintragung mit schwarzer Tinte von fremder Hand (vmtl. Paul Fent)
Ödön von Horváth stand mit dem Journalisten Paul Fent bereits im Oktober kurz in Briefkontakt, wo er ein Schreiben Fents dem bereits nach Innsbruck abgereisten Franz Theodor Csokor nachsandte (vgl. B116). Der Grad der Bekanntschaft der beiden lässt sich nicht genau bestimmen, dürfte aber etwas enger gewesen sein; zumindest richtet Horváth auch hier Grüße an Fents Ehefrau aus. Den initialen Kontakt dürfte Franz Theodor Csokor hergestellt haben, aber auch Oskar Maurus Fontana kommt dafür in Frage (vgl. den Kommentar zu B116). B126 enthält eine (auto-)biographische Skizze Horváths, die an den mit 6. März 1936 datierten biographischen Abriss in B90 erinnert, allerdings wesentlich ausführlicher geraten ist. Neben dem Geburtsdatum und seinen Aufführungsdaten gibt er auch einige Zwischenstationen und eigene Wertungen an. Er berichtet von seiner Laufbahn als schlechter Schüler (vgl. die Zeugnisse D2, D3 und D6–D10) und gibt als Studienschwerpunkt Psychologie an, was nicht ganz korrekt ist, da ein großer Teil seiner belegten Kurse aus dem Feld der Literatur- und Theaterwissenschaft gewählt waren (vgl. die erhaltenen Belegbögen der Universität München, D12–D15). Bedeutsam sind die allein hier belegten Anmerkungen, er habe nach dem Studienabbruch 1922 für einen Verlag gearbeitet und sei anderthalb Jahre in Paris gewesen. Bei diesem Verlag könnte es sich eventuell um den Münchener Schahin Verlag gehandelt haben, der auch Horváths Buch der Tänze (1922) verlegt hatte. Dieses verschweigt Horváth hier und lässt seine schriftstellerische Karriere mit den Beiträgen zum Simplicissimus beginnen. Dort erschien am 22. September 1924 mit Der Faustkampf, das Harfenkonzert und die Meinung des lieben Gottes das erste der Sportmärchen (vgl. WA 13/SM/D1). Der längere Aufenthalt in Paris war bis dato v.a. über Aussagen des Bruders belegt, der ihn aber allein für den Herbst 1923 angibt (vgl. dazu Krischke 1998, S. 55f.; vgl. auch den Hinweis, in Paris verprügelt worden zu sein, in B83). Wie auch in B90 erwähnt Horváth hier die Uraufführungen von Sladek (1929; vgl. WA 2) und Mit dem Kopf durch die Wand (1935; vgl. WA 7) nicht. Er nennt die bisherigen Uraufführungen des Jahres 1937 in Prag, die Veröffentlichung von Jugend ohne Gott und das baldige Erscheinen eines zweiten Romans, des späteren Ein Kind unserer Zeit, der im Mai 1938 gedruckt werden wird (vgl. WA 16) und schließt lapidar mit: „Das ist alles. Damit ist es auch schon aus mit mir.“ Einen sehr ähnlichen Schluss verwendete Horváth auch in B90. Bemerkenswert ist die Ergänzung, im „III. Reich ungemein unerwünscht“ zu sein. Ob sich dies auf einen Vorfall abseits seiner bekannten Probleme mit Funktionären wie Rainer Schlösser bezieht (vgl. dazu allgemein B83) ist unklar. Deklariert verboten wird erst sein Roman Jugend ohne Gott im März 1938 werden (vgl. dazu die behördliche Korrespondenz in A2). Das Schreiben ist eine der seltenen (auto-)biographischen Äußerungen des Autors nach 1933. Unklar bleibt, wofür Horváth sie an Fent übersandt hat. Denkbar ist, dass sie als Hintergrundinformation für einen Bericht oder eine Bühnenkritik zur bevorstehenden Wiener Premiere von Himmelwärts am 5. Dezember 1937 gedacht war (vgl. WA 7, S. 18–20). Fent arbeitete als Journalist u.a. für die Zeitung Der Wiener Tag, in
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
der allerdings die Kritik zur Uraufführung von Oskar Maurus Fontana übernommen wurde, der schon länger mit Horváth bekannt war. B127 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 30.11.1937 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Postkarte, hs., schwarzblaue Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel Salzburg, 30.XI.37, Eingangsstempel 1. Dezember 1937, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Universal Edition)
Horváth hatte bereits eine Woche zuvor angefragt, ob Hans Heinsheimer, sein Kontakt bei der Universal Edition, den Roman Jugend ohne Gott (1937) erhalten habe (vgl. B122). Anscheinend ist zwischenzeitlich keine Antwort Heinsheimers bei ihm eingegangen, weshalb sich Horváth neuerlich diesbezüglich erkundigt. Die Frage nach einer möglichen Dramatisierung des Romans ist in zweierlei Hinsicht überraschend: Einerseits, weil bislang von Plänen zu einer Dramatisierung seitens des Autors nichts bekannt war; und andererseits, da wesentliche Teile des Romans Jugend ohne Gott ihrerseits einem Dramenprojekt entstammen: Der Lenz ist da!, das als Vorarbeit zu Jugend ohne Gott zu werten ist, bildet bereits wesentliche Teile der Handlung im Jugendlager vor (vgl. WA 15/VA1). Eine einschlägige Antwort Heinsheimers ist nicht überliefert. Möglicherweise hat Erika Mann Horváth zu dieser Idee angeregt (vgl. dazu B134). B128 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 11.12.1937 Horváth 1/4 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben Druck in: GW IV, S. 679.
Sowohl Csokor als auch Horváth fuhren aufgrund ihrer angeschlagenen Gesundheit wiederholt auf Kur. Csokor, der bereits im März 1937 auf Kur im Sanatorium Purkersdorf war, trat eine neuerliche Kur im Sanatorium Wienerwald in Purkersdorf im Januar 1938 (vgl. Krischke 1992, S. 157), möglicherweise noch im Dezember 1937 an (vgl. BA14 und BA15), während Horváth Anfang Januar 1938 in Schärding kuriert wurde (vgl. B143). Horváth hatte das Kurhaus Schärding, das er auch Csokor hier empfiehlt, nachweislich bereits im Sommer 1933 (vgl. B77) und nochmals zum Jahresbeginn 1934 aufgesucht (vgl. B82). Der erwähnte Guido Zernatto, katholisch-konservativer Kärntner Schriftsteller, war spätestens mit seiner Ernennung zum Staatssekretär im Bundeskanzleramt 1936 durch Kurt Schuschnigg zur zentralen Figur der ständestaatlichen Kulturpolitik geworden. Politisch besonders einflussreich war auch seine ebenfalls 1936 angetretene Stellung als Generalsekretär der als austrofaschistische Einheitspartei konstituierten Vaterländischen Front. Er bekleidete darüber hinaus verschiedene andere Funktionen, etwa war er Präsident des Verbands katholischer Schriftsteller (seit 1935) und seit dem österreichischen Bürgerkrieg 1934 Vizepräsident des Österreichischen Bundesverlags. Wobei genau Csokor hätte unterstützt werden sollen, ist nicht bekannt. Horváth übermittelt abschließend Grüße von Carl Zuckmayer und Alice Herdan-
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B128–B130 vonan und an Ödön von Horváth
Zuckmayer, von einer (nicht ermittelten) „Putzi“ (vgl. B121) sowie von den „Geistern“. Damit spielt Horváth, der eine belegte, halb ernsthafte, halb selbstironische Neigung zum Aberglauben hatte, auf zahlreiche Geschichten um Geister und Gespenster in Henndorf an (vgl. dazu Krischke 1992, S. 157). B129 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 11.12.1937 Diebold-Archiv, 67/5 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben, hs. Eintragungen mit rotem Buntstift von fremder Hand (Bernhard Diebold)
Horváth hatte sich Ende November bei Bernhard Diebold erkundigt, ob dieser seinen Roman Jugend ohne Gott erhalten habe (vgl. B125). Die nicht überlieferte Antwort des Journalisten dürfte ihn spürbar enttäuscht haben, denn diesem hat, anders als vielen andere in Horváths Umfeld, der Roman nicht gefallen (siehe dazu etwa die Briefe an Franz Theodor Csokor, Lajos von Hatvany u.a., vgl. B121 und B123). Horváths Erläuterungen und Gedanken zu Jugend ohne Gott, die er Diebold deshalb in B129 übermittelt, sind eine der wenigen Quellen für seine Gedanken zum Text abseits seiner wenigen werkgenetischen Spuren und einiger weniger anderen brieflichen Äußerungen dazu, etwa gegenüber Walter Landauer (vgl. etwa B157). Horváth erläutert Diebold hier knapp, was er als dessen „Missverständnis“ erachtet. Er habe mit Jugend ohne Gott keinen aktualisierten Jahrgang 1902 (so der Titel des Romans von Ernst Glaesers von 1928, den Horváth hier wohl irrtümlich mit „Jahrgang 1904“ wiedergibt) intendiert, als den ihn Diebold rezipiert haben dürfte. Der Lehrer, so Horváth, sei nicht die Hauptfigur, sondern die „Jugend“. Als Anzeichen für die latent immer vorhandene, in den Jahren ab 1933 manifester werdende religiös-christliche Orientierung Horváths kann die Erklärung gewertet werden, er habe einen „Gottesbeweis“ versuchen wollen. Die Figur Gottes steht ihm hier stellvertretend für die eine Wahrheit, die von unterschiedlichen „Wirklichkeiten“ – er nennt „Kommunismus, Nationalismus, Rassismus“ – verzerrt werde. Diebold notierte auf diesen Brief handschriftlich „NZZ 12. XII 37“, womit eine von ihm verfasste Kritik des Romans für die Neue Zürcher Zeitung gemeint ist. Er übersandte sie Horváth gleich im Anschluss, was diesen versöhnlicher stimmte, wie sein Antwortbrief vom 18. Dezember 1937 belegt (vgl. B131). Dennoch scheint er auch damit nicht ganz zufrieden gewesen zu sein: Die Kritik Diebolds ist nochmals Thema im Briefwechsel mit Cäsar von Arx, der Horváth darauf angesprochen hatte. Im Brief vom 1. Januar 1938 (B135) repliziert er ihm, die Kritik sei „nicht gerade entsprechend“ gewesen – ohne allerdings anzumerken, dass er mit dem Rezensenten bekannt war und in der Sache korrespondiert hatte. B130 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 14.12.1937 IN 186.098 (vgl. BA14) Wienbibliothek im Rathaus Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarze Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben Druck in: GW IV, S. 680.
Franz Theodor Csokor war Mitglied in drei literarischen Vereinigungen bzw. Interessensvertretungen: dem Schutzverband Deutscher Schriftsteller in Österreich (SDSOe),
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
dem PEN-Club sowie im Presseclub Concordia (vgl. Klauhs 1988, S. 407). 1937 wurde er in den Vorstand des SDSOe gewählt, wie er selbst auch in einer Fußnote zur Abschrift dieses Briefes festhält. Dort notiert Csokor auch eine Synopse seiner Rede (vgl. BA14). Wo genau Horváth die Ausschnitte gelesen hat, ist jedoch unklar. In der Zeitung Morgen. Das Wiener Montagsblatt vom 13. Dezember 1937 sind sie nicht enthalten. BA14, die von Csokor gefertigte Abschrift von B130, ist weitgehend mit der Vorlage identisch, was allerdings nichts am grundlegenden Vorbehalt gegenüber einem Teil der sonstigen Abschriften Csokors ändert (vgl. den Kommentar dort). B131 = Ödön von Horváth an Bernhard Diebold, Henndorf, 18.12.1937 Diebold-Archiv, 67/6 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Brief, hs., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte
Als Reaktion auf die in B129 spürbare Enttäuschung Horváths über sein negatives Urteil über Jugend ohne Gott (1937) übersandte Bernhard Diebold dem Autor seine Besprechung des Romans, die am 12. Dezember 1937 in der Neuen Züricher Zeitung erschienen war (vgl. auch die handschriftliche Notiz Diebolds auf B129). Diese ist zwar durchwachsen, hebt aber auch positive Aspekte hervor: „Man glaubt im ersten Teil der Erzählung den Moralisten Wedekind mit einer Verspätung von dreißig Jahren wieder zu hören“, schreibt Diebold und kritisiert insbesondere die uneindeutige Charakterisierung der Lehrerfigur. Er schließt: „Im Augenblick, da der Autor über die blassen Schemen der N und Z und T sein eigenes Gewissen anfragen läßt, wird die Geschichte greifbar, spannt die Seele an, verliert die kritische Kälte; und erfüllt uns trotz mancher Künstlichkeit mit Menschlichkeit.“ (Diebold 1937; vgl. auch Kamber 2006, S. 16f.) Trotz der versöhnlichen Worte Horváths in B131 dürfte er doch noch immer nicht ganz einverstanden gewesen sein. Darauf deutet seine Anmerkung im Brief an Cäsar von Arx vom 1. Januar 1938 (B135) hin, nachdem Arx ihn nach der Kritik in der Neuen Züricher Zeitung gefragt hatte. Er meint dort: „Ja, die Kritik in der ‚Neuen Züricher Zeitung‘ war nicht gerade entsprechend – aber allen Leuten kann man eben nicht gefallen und es ist und bleibt, glaube ich, immer die Hauptsache, wem man gefällt.“ In jedem Falle setzte Horváth seine Korrespondenz mit Diebold nicht mehr fort, B131 ist das letzte an ihn gerichtete Schreiben. B132 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Henndorf, 29.12.1937 Horváth 4/2 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, vmtl. Tinte Druck in: Lechner 1978, S. 315f.
Die ungarischen Mäzene Lajos und Jolán von Hatvany hatten Horváth, mit dem sie im Sommer bzw. Herbst 1937 bekannt wurden (vgl. B118), wiederholt zu einem Aufenthalt in Budapest eingeladen. Die Zustimmung, die er aus einem Brief Lajos von Hatvanys zu seinem Roman Jugend ohne Gott (1937) erfahren hatte (vgl. B123), veranlasste ihn, dem Ehepaar auch eine Vorstellung des zu diesem Zeitpunkt noch unter dem Titel „Ein Soldat der Diktatur“ stehenden neuen Romans Ein Kind unserer Zeit
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B132–B133 vonan und an Ödön von Horváth
anzukündigen. Horváth schloss das Manuskript des Romans Anfang Februar 1938 ab (vgl. B154; vgl. zum Titel und der Debatte mit Landauer darüber auch B156 und B157 sowie allgemein zur Werkgenese WA 16). Ende Januar konkretisierte er gegenüber Jolán von Hatvany, wohl auf deren Nachfrage, „Anfang oder Mitte März“ (B150) seine Aufwartung machen zu wollen. Tatsächlich kam er der Einladung kurz nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich nach und traf am 14. März 1938 in Budapest ein (vgl. den Kommentar zu B162). Wohin Horváth, wie er in B132 erwähnt, zuvor verreist war, ist unbekannt, möglicherweise befand er sich über die Weihnachtstage bei seinen Eltern in München. B133 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, ohne Ort [Poststempel Henndorf], ohne Datum [Poststempel 29.12.1937] (vgl. BA15) Horváth 1/5 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Vmtl. Ansichtskarte, hs., vmtl. Tinte, frankiert mit Briefmarke mit Motiv „Bauer aus dem Traunkreis vor dem Traunsee“ (12 Groschen) und Poststempel Henndorf, 29.12.1937, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Franz Theodor Csokor) Druck in: GW IV, S. 680.
B133 ist allein als Fotokopie überliefert. In einem kurzen Gruß zum bevorstehenden neuen Jahr 1938 erkundigt sich Horváth hier nach seinem Freund Franz Theodor Csokor. Das Schreiben ist undatiert und weist keine Ortsangabe auf, der Poststempel datiert es aber eindeutig auf den 29. Dezember 1937 und verortet es in Henndorf. Csokor hielt sich zu diesem Zeitpunkt vermutlich bereits wieder zur Kur in Purkersdorf auf (vgl. den Kommentar zu B128). Das Schreiben liegt auch als Abschrift Franz Theodor Csokors vor (BA15). Diese gibt den Text von B133 zwar korrekt wieder, fügt aber ein Postskriptum Horváths hinzu, das aus dem Original-Brief Horváths an Csokor vom 1. April 1937 aus Prag (B101) entnommen wurde. Die in der Abschrift verwendete Formulierung, dass in München „selbst die Luft verblödet“ sei, könnte eventuell durch eine Verwechslung Csokors entstanden sein, da ein Aufenthalt Horváths in München rund um die Weihnachtstage 1937 nicht unwahrscheinlich gewesen sein dürfte (vgl. B132). Überdies befand sich Csokor im März 1937 ebenfalls auf Kur in einem Purkerdsdorfer Sanatorium, das hier wie dort als „Irrenanstalt“ apostrophiert wird. Da B133 nur als Kopie der Schriftseite der Karte vorliegt, könnte eventuell auf der anderen Seite noch Text Horváths, etwa ein Postskriptum, vorgelegen haben. Da sich auf der kopierten Seite aber auch das Adressfeld befindet, dürfte es sich bei B133 materiell wohl um eine Ansichtskarte gehandelt haben, was eine Beschriftung wiederum unwahrscheinlich erscheinen lässt. In jedem Fall ist es unplausibel, dass Horváth genau die in B101 vorliegende Formulierung hier nochmals verwenden würde.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B134 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 1.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 509–510 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben, Eingangsstempel 4 JAN. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 172.
Die Korrespondenz zwischen Horváth und seinem Amsterdamer Verlag Allert de Lange, hier vor allem mit dem Lektor Walter Landauer, wurde erst Ende der 1980er-Jahre im Zentralarchiv Potsdam in der damaligen DDR entdeckt und von Hansjörg Schneider erstmalig ediert (vgl. Schneider 1989). Insgesamt liegen 42 Schreiben vor, 17 von Allert de Lange bzw. Landauer an Horváth, 25 in die Gegenrichtung. Der Bestand der deutschsprachigen Abteilung des Allert de Lange Verlags wurde 1940 von den NS-Besatzungstruppen konfisziert und nach Deutschland verfrachtet, wo er ausgewertet wurde (vgl. Schneider 1989, S. 169). 1945 erbeuteten die sowjetischen Truppen das Archiv und brachten es nach Moskau; 1957 erfolgte die teilweise Verlagerung in die DDR. 1991 wurde es schließlich an die Niederlande zurückgegeben, wo es im Amsterdamer Institut für Sozialgeschichte (IISH) verwahrt wird. Überliefert sind allein die Schreiben des Jahres 1938 bis zu Horváths Tod am 1. Juni desselben Jahres. Die Schreiben für das Jahr 1937 sind verloren gegangen; dass es diese gegeben haben muss, steht indes außer Zweifel. Aufgrund dieses fehlenden Teiles der Korrespondenz kann über die Anfänge des Verhältnisses zwischen Horváth und Allert de Lange nur gemutmaßt werden. Es waren wohl Walter Landauer und Hermann Kesten, die Horváth zum Verlag brachten. Beide waren vor der nationalsozialistischen Machtübernahme Lektoren bei Gustav Kiepenheuer gewesen, zu dem Horváth wechseln wollte (vgl. dazu den Kommentar zu B66). Im Falle Kestens sind Kontakte bereits Ende der 1920er-Jahre belegt, als dieser Horváth für den Band 24 neue deutsche Erzähler gewinnen konnte (vgl. dazu WA 13/ET16 bzw. WA 14/ET3 sowie B41 und B42). Zuletzt waren Horváth, Kesten und Landauer 1933 in Salzburg zusammengetroffen (vgl. den Kommentar zu B73). Kesten wie Landauer flüchteten noch 1933 vor den Nationalsozialisten und bauten für Allert de Lange in Amsterdam die deutsche Verlagsabteilung auf, für die sie auch einige ehemalige Autorinnen und Autoren des Kiepenheuer Verlags gewinnen konnten (vgl. zum Überblick Schoor 1992). Der erste Vertrag Horváths mit Allert de Lange (zu Jugend ohne Gott, 1937) datiert auf den 13. Juli 1937 (vgl. V7); an diesem Tag meldete sich Horváth polizeilich in Wien ab (vgl. M12) und befand sich auf dem Weg ins Salzburgische Henndorf, bekam diesen also sicher postalisch übersandt. Der Kontakt musste also im ersten Halbjahr 1937 hergestellt worden sein, im sonstigen Briefkonvolut finden sich dafür aber keine Anhaltspunkte. Auch existieren keine Aussagen von Zeitzeugen dazu. Vom 9. bis 13. September 1937 fuhr Horváth zu einem Arbeitsbesuch nach Amsterdam (vgl. B114), der auch entsprechend von Korrespondenz begleitet gewesen sein dürfte, gleichermaßen die Abgabe des Romans, die vermutlich im August stattfand und wohl auch auf dem Postweg abgewickelt wurde (vgl. WA 15, S. 3). Den Vertrag zu Ein Kind unserer Zeit (1938), datierend auf den 30. November 1937 (vgl. V8), unterzeichnete Horváth auch nicht persönlich. Schließlich weist auch der vertrauliche Ton Walter Landauers in seinem ersten überlieferten Schreiben auf einen bereits länger bestehenden Kontakt hin, wenngleich sich Horváth und Landauer freilich schon aus der Zeit vor 1933 kannten. Die genauen Vorgänge von Horváths Vermittlung an
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Briefe vonvon undund an an Ödön vonvon Horváth / B134 Briefe Ödön Horváth
Allert de Lange müssen jedoch aufgrund der umfangreichen Überlieferungsverluste im Dunkeln bleiben. Anders als ein Großteil der persönlich an Walter Landauer adressierten Briefe erging dieser unbestimmt an den Verlag. Landauer war, wie er in B138 schreibt, verreist, was Horváth vermutlich bekannt war (vgl. dazu etwa auch B175). Horváth bedankt sich für die Überweisung einer Rate aus seinem aktuellen Vertrag mit Allert de Lange zu Ein Kind unserer Zeit, den er am 30. November 1937 abgeschlossen hatte (vgl. V8). Dort wurde vereinbart, dass der Autor insgesamt 500 holländische Gulden Honorar erhalten sollte (ca. 690 Reichsmark, vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 154). Davon würde ein Drittel bei Vertragsabschluss und die restlichen zwei Drittel in insgesamt zwei monatlichen Raten „nach Ablieferung eines grösseren Teils des Manuskripts“ (V8) fällig. Bei der gegenständlichen Rate handelt es sich also um das zweite Drittel seines Gesamthonorars (vgl. auch B149 vom 27. Januar 1938, in dem sich Horváth dann für die bereits dritte Rate bedankt). Im vorliegenden Brief B134 ist allerdings erst von den „ersten drei Kapiteln“ die Rede, während Horváth in B149 davon schreibt, Landauer „3/4 des Romans zusenden“ zu wollen (vgl. zu den werkegenetischen Abläufen WA 16). Es scheint also, dass die Ratenzahlungen eher vorgezogen wurden. Möglicherweise gaben die vielen positiven Rückmeldungen auf Jugend ohne Gott dafür den Ausschlag (vgl. dazu den Kommentar zu B121). Der wachsende Erfolg von Jugend ohne Gott führte bald zu Ideen um eine Verfilmung, was den zuletzt gegenüber seinen eigenen Fertigkeiten als Filmautor sehr skeptischen Horváth besonders freute (vgl. seine Selbsteinschätzung als Filmautor gegenüber Bernhard Diebold, B105). Horváth bekam hier insbesondere von Klaus und Erika Mann, die sich zu dieser Zeit in den USA befanden, entsprechende Signale. Der erwähnte Vorschlag Erika Manns zu einer Dramatisierung könnte eventuell mit einer entsprechenden Rückfrage Horváths in der Universal Edition zusammenhängen (vgl. B127). Die „Filmsache in Hollywood“ betrifft verschiedene Versuche von Maria RayMachat´y, der Ehefrau des Regisseurs Gustav Machat´y (vgl. den Kommentar zu B98), Horváth in den USA zu vermitteln bzw. zu protegieren. Obwohl er zunächst zustimmt, wirkt Walter Landauer von Ray-Machat´ys Unternehmungen zunehmend irritiert (vgl. B138 und B163). Das in der Folge angeschnittene Thema der Übersetzung von Jugend ohne Gott ins Englische ist wiederholt Gegenstand des Briefwechsels Horváth-Landauer. Der von Erika Mann vorgeschlagene Übersetzer Thomas Wolfe war selbst expressionistischer Autor und regelmäßig in Deutschland unterwegs. Wolfe war wiederum mit dem Dichter Hans Schiebelhuth befreundet, der ebenfalls regelmäßiger Gast bei Zuckmayer in Henndorf war (vgl. Schneider 1989, S. 172). Auch Maria Ray-Machat´y vermittelte hinsichtlich einer Übersetzung ins Englische und informierte Horváth von der Arbeit Nicholas Györys (vgl. B147). Schlussendlich wurde die Übersetzung ins Englische von R. Wills Thomas vorgenommen, der auch Ein Kind unserer Zeit übersetzte. Sie wurde sowohl für die Veröffentlichung in Großbritannien 1938 im Methuen Verlag (London) als auch in den USA 1939 bei Dial Press (New York) verwendet (vgl. WA 15, S. 3 sowie die Kommentare zu B147 und B163).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B135 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 1.1.1938 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497 / Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (August Kamber) Druck in: Kamber 2006, S. 16f.
Cäsar von Arx hatte Horváth bereits im November eine positive Rückmeldung über Jugend ohne Gott (1937) zukommen lassen (vgl. B124). In einem nicht überlieferten weiteren Schreiben, das vermutlich die Antwort auf B124 war, verspricht Arx dem Autor, sich für den Roman in der Schweiz einzusetzen. Dabei spricht er auch die Kritik in der Neuen Züricher Zeitung an, die eher durchwachsen ausfiel. Diese stammte von Bernhard Diebold, mit dem Horváth auch in Verbindung stand. Seinen diesbezüglichen Austausch mit Diebold erwähnt Horváth gegenüber Arx nicht (vgl. B129 und B131). Horváth bittet abschließend Arx um zwei Exemplare seines Stückes Der Dreikampf, das er in Wien an die Schauspielerin und Direktrice Maria Fein vermitteln möchte (vgl. bereits B124). B136 = Ödön von Horváth an Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Salzburg, 2.1.1938 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Postkarte, hs., schwarzblaue Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), Poststempel Salzburg, 2.1.38, Eingangsstempel 3. Jan. 1938, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Universal Edition), hs. Beantwortungsvermerk 4. Jan. 1938
B137 = Hans W. Heinsheimer (Universal Edition) an Ödön von Horváth, Wien, 4.1.1938 Archiv der Universal Edition, ohne Signatur Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, Durchschlag, Stampiglie „Wiener Operettenverlag Gesellschaft m.b.H.“
Der jüngste Tag, mit dem Horváth bei der Wiener Universal Edition unter Vertrag stand (vgl. B103), war am 11. Dezember 1937 im tschechoslowakischen MährischOstrau uraufgeführt worden (vgl. WA 10, S. 10 sowie den Kommentar zu B122). Das von Csokor übermittelte Interesse der Tiroler Exl-Bühne, die in Innsbruck und Wien inszenierte, versprach für Horváth eine mögliche österreichische Erstaufführung, weshalb er beim Verlag urgierte. Das in Form des im Verlag verbliebenen Durchschlags überlieferte Rückschreiben Heinsheimers vom 4. Januar 1938 (B137) ist das einzige erhaltene Schreiben der Universal Edition an Horváth. Über die Verhandlungen mit Eduard Köck, dem Leiter der Exl-Bühne, ist nichts bekannt. Die österreichische Erstaufführung fand dann erst nach dem Zweiten Weltkrieg am 7. Dezember 1945 im Theater in der Josefstadt statt (vgl. WA 10, S. 12f.).
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B138–B140 vonan und an Ödön von Horváth
B138 = Verlag Allert de Lange (Walter Landauer) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 7.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 511 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 173.
B138 ist die Antwort auf Horváths Brief vom 1. Januar 1938 (B134), die wieder vom von seiner Reise zurückgekehrten Walter Landauer, Horváths Lektor bei Allert de Lange, gezeichnet wurde. Neben grundsätzlicher Zustimmung zu den übersandten ersten Kapiteln von Ein Kind unserer Zeit (1938) spricht Landauer hier auch die Vermittlung Maria Ray-Machat´ys in den USA an. Über ihren Ehemann Gustav Machat´y hatte diese insbesondere Zugang zur Produktionsfirma Metro-Goldwyn-Mayer (MGM). Walter Landauer hatte aber zuvor bereits den Roman an den MGM-Vertreter Edwin H. Knopf in den USA gesandt und befürchtete nun Verwirrungen, die einen Abschluss mit der Filmfirma gefährden könnten (vgl. Schneider 1989, S. 173). Noch am selben Tag, in Unkenntnis von B138, schickte Horváth in der Sache ein Telegramm wie einen Brief an Landauer (vgl. B139 und B140). Das damit einsetzende Hin und Her zwischen Horváth, Ray-Machat´y und Landauer begann, Letzteren zunehmend zu ermüden (vgl. insbesondere B163). Nahezu alle Schreiben Landauers bzw. des Verlags Allert de Lange an Horváth sind allein in Form des im Verlag verbliebenen Durchschlags überliefert. Die einzige Ausnahme hievon ist B201 vom 1. Juni 1938, das Horváth aufgrund seines Todes nicht mehr erreichte und an den Verlag retourniert wurde. B139 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Henndorf, ohne Datum [7.1.1938] Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 512 IISH Amsterdam Telegramm, masch., Vordruck des Rijkstelegraafkantoor Amsterdam, hs. Eintragungen von fremder Hand (vmtl. Walter Landauer) auf der Rückseite Druck in: Schneider 1989, S. 173f.
B140 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 7.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 513–514 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Eingangsstempel 10 JAN. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 173f.
Am 7. Januar 1938 veranlasste Horváth ein Telegramm an den Allert de Lange Verlag. Unmittelbar zuvor hatte er ein Telegramm von Maria Ray-Machat´y erhalten, die in den USA einen Verlagsabschluss zu Jugend ohne Gott (1937) in Reichweite wähnte und um Konditionen bat. Nachdem dies in B138 von Landauer an Horváth keine Erwähnung fand, auch nicht in Form eines Postskriptums o.ä., hatte dieser Brief zum Zeitpunkt des Eintreffens des Telegramms wohl schon den Verlag verlassen. Zusätzlich verfasste Horváth am selben Tag noch B140, in dem er weitere Details schildert. Diese Schreiben erreichten den Verlag gemäß Eingangsstempel erst am 10. Januar.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Der Verlag, der sich laut Ray-Machat´y für Horváths Roman interessierte, war vermutlich Alfred A. Knopf Inc. in New York. Landauer war mit diesem Verlag allerdings schon länger bekannt (vgl. Schneider 1989, S. 173), worauf er auch später, als ihm die Interventionen Ray-Machat´ys zunehmend lästig wurden, direkt hinweist (vgl. B163). Auf der Rückseite des Telegramms B139 konzipierte Landauer ein Telegramm an Ray-Machat´y („Horvath Jugend / American and English bookrights / Worldfilm rights 8000,– / 1000,– advance / letter follows / from 5000 12 ½% / Allert de Lange / Maria Machaty / 8590 Hollywood Boulevard / Hollywood (California)“) sowie eine Mitteilung an Horváth („Horváth Henndorf bei Salzburg / Kabel Hollywood unterwegs / Brief folgt / Landauer“). Das Telegramm an Horváth ist nicht überliefert. Die Konditionen, die Landauer Ray-Machat´y übermittelte, teilt er tags darauf, am 8. Januar, auch Horváth in einem separaten Schreiben mit (vgl. B141). Schließlich informiert Horváth seinen Verleger über eine bevorstehende Kur, die er ab dem 10. Januar 1938 im Kurhaus Schärding in Oberösterreich beginnen werde (vgl. das erste Schreiben von dort an eben diesem Tag an Alice Herdan-Zuckmayer, B143). Horváth war zuvor bereits im Sommer 1933 (vgl. B78) und im Frühjahr 1934 (vgl. B82) in Schärding auf Kur gewesen, des erwähnten Magenleidens wegen. Bereits 1932 hielt er sich deshalb zur Kur im bayerischen Bad Wörishofen auf (vgl. B61). Horváth blieb schließlich bis 12. Februar 1938 in Schärding, dann kehrte er nach Wien zurück (vgl. B154 sowie M14). B141 = Allert de Lange (Walter Landauer) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 8.1.[193]8 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 515 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 174.
B141 ist die Reaktion Landauers auf das Telegramm Horváths B139, die Aussichten Maria Ray-Machat´ys auf eine Verfilmung von Jugend ohne Gott (1937) in Hollywood betreffend. Der am selben Tag verschickte Brief B140 zum selben Thema erreichte Landauer erst am 10. Januar (vgl. den Eingangsstempel dort). Die hier an Horváth weitergeleiteten Konditionen, die Landauer an Ray-Machat´y telegrafierte, stimmen mit den Notizen Landauers in B139 weitgehend überein. 1000 US-Dollar entsprachen im Januar 1938 2485 Reichsmark. Landauer ist gegenüber den Verhandlungen Ray-Machat´ys von Beginn an kritisch eingestellt, auch, da sie seine eigenen behindern (vgl. B138). Zuletzt empfindet er sie direkt als störend (vgl. B163). Tatsächlich erreichte Ray-Machat´y wenig. Die tschechischen Rechte, die Landauer im Postskriptum erwähnt, erwarb der Prager Sfinx Verlag (vgl. Schneider 1989, S. 175).
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B142–B143 vonan und an Ödön von Horváth
B142 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Henndorf, 8.1.1938 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497 / Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben Druck in: Kamber 2006, S. 18f.
B142 antwortet auf ein nicht erhaltenes Schreiben Arx‘, folgend auf Horváths Brief vom 1. Januar (B135). Horváth, der für seine Romane verstärkt in der Schweiz warb (vgl. die Briefe an Kleiber, B112 und B113 sowie an Diebold, B125, B129 und B131), war über die starke Unterstützung seitens Cäsar von Arx hocherfreut. In der Berner Tageszeitung Der Bund war bereits am 9. Dezember 1937 eine eher abwehrende Kurzrezension zu Jugend ohne Gott (1937) erschienen, die Arx thematisierte: „Die ganze Idee und die teilweise tiefgreifenden Gedanken in Horvaths Roman wären wohl einer gründlicheren Bearbeitung und einer weniger drastischen Darstellung wert. In der gegenwärtigen Form darf das Buch auf keinen Fall Jugendlichen in die Hände gegeben werden“ (H.Z. 1937). Carl Zuckmayer war in dieser Zeit noch mit der Arbeit an seinem Drama Bellmann (UA 1938) befasst, über das er später im Jahr 1938 wiederholt mit Arx korrespondieren sollte (vgl. Kamber 2006, S. 18). Möglicherweise ist auch der von Horváth laut einer nachträglichen Einfügung mitübersandte Brief von Zuckmayers Hand (vgl. ebd. sowie B124). Eine Vermittlung von Arx’ Zeitstück Der Dreikampf, von dem Horváth mit diesem Schreiben zwei Exemplare erhielt, an die Reinhardt-Schauspielerin Maria Fein hatte Horváth bereits im November 1937 in Aussicht gestellt. Wie weit diese gediehen war, lässt sich nicht mehr genau feststellen (vgl. den Kommentar zu B124). Bei dem Stück, in dem Maria Fein an der Josefstadt spielte, liest Kamber in seinem Kommentar „Wasser“, und mutmaßt, dass damit das Stück Wasser für Canitoga (1936) von Hans Rehfisch gemeint sein könnte (vgl. Kamber 2006, S. 18). Dieses wurde zwar in dieser Saison in Wien gegeben, aber am Deutschen Volkstheater; Fein war an dieser Produktion nicht beteiligt. Tatsächlich hat Horváth hier aber „Women“ geschrieben: The Women (1936) ist der englischsprachige Originaltitel einer Broadway-Produktion von Clare Boothe Luce, die in Wien unter dem Titel Die Frauen von New York in der Saison 1937/38 im Theater an der Josefstadt inszeniert wurde. Maria Fein spielte hier die Rolle der Mrs. Mary Haines. Unklar ist, wem Horváth das zweite Exemplar von Der Dreikampf übersandt hat. Die hier aufgeworfene Idee einer Theater-Tournee nimmt Arx später selber wieder auf (vgl. Kamber 2006, S. 19). Zuletzt übermittelt Horváth Arx noch seine Kur-Adresse in Schärding (vgl. dazu den Kommentar zu B140). B143 = Ödön von Horváth an Alice Herdan-Zuckmayer, Schärding, 10.1.1938 A: Zuckmayer, Carl, HS 1986.1516/2 Deutsches Literaturarchiv, Marbach Ansichtskarte mit Motiv „Schärding, am Inn / Kurhaus“, hs., schwarzblaue Tinte, frankiert mit Briefmarke „Bauer aus dem Traunkreis vor dem Traunsee“ (12 Groschen) und Poststempel Schärding, 11.I.37
Wie im Brief an den Verlag Allert de Lange vom 7. Januar angekündigt (vgl. B140), befand sich Horváth mit 10. Januar 1938 auf einer mehrwöchigen Kur in Schärding im
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
oberösterreichischen Innviertel. Bereits im Sommer 1933 (vgl. B78) sowie im Frühjahr 1934 (vgl. B82) hatte er sich wegen eines Magenleidens dort aufgehalten. Anscheinend sollte er für Alice Herdan-Zuckmayer die genaue Kur-Diät auskundschaften. Gegenüber Walter Landauer hob er sowohl die Qualität als auch den in seinen Augen günstigen Preis der Kur in Schärding hervor (vgl. B149). Auch Franz Theodor Csokor, der kurz zuvor eine Kur in Purkersdorf bei Wien angetreten hatte, empfahl er, sich nach einem Aufenthalt in Schärding zu erkundigen (vgl. B128). B144 = Ödön von Horváth an Gertrud Zuckerkandl, Schärding, 10.1.1938 LIT 438/B217 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte, adressiertes Kuvert, frankiert mit Briefmarke „Holzfäller vor Zeller See und Kitzsteinhorn“ (24 Groschen), Poststempel Schärding, 10.I.37
B144 ist das einzige erhaltene Schreiben Horváths an die Künstlerin Gertrud Zuckerkandl. Sie war die Schwiegertochter von Berta Zuckerkandl, in deren Salon Horváth verkehrte (vgl. B94 und B120). Im nicht erhaltenen Anschreiben hatte Zuckerkandl Horváth anscheinend zu einem Kuraufenthalt im Sanatorium Purkersdorf eingeladen, in dem sich zur selben Zeit wohl auch Franz Theodor Csokor aufhielt (vgl. B128). Horváth war zum Zeitpunkt seiner Antwort allerdings bereits auf Kur in Schärding (vgl. B143). Wie hier angekündigt, machte sich Horváth nach dem Ende seiner Kur am 12. Februar 1938 auf nach Wien, wo er ab 13. Februar ein Zimmer im Hotel Atlanta im 9. Bezirk bezog (vgl. B154, B155 sowie M14). Bei dem erwähnten Buch handelt es sich um den Roman Jugend ohne Gott (1937). B145 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 13.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 516–517 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben, Eingangsstempel 15 JAN. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 174.
Horváth macht Landauer in B145 von den Aktivitäten Maria Ray-Machat´ys in den USA Mitteilung, die sich dort um eine Verfilmung von Jugend ohne Gott (1937) bemühte (vgl. B139 und B140). Er erhielt einen auf den 28. Dezember 1937 datierten Brief von Ray-Machat´y, die von Versuchen ihres Ehemannes, des Regisseurs Gustav Machat´y, berichtete, sich um eine Verfilmung in eigener Produktion zu bemühen. Dieser Brief ist nicht erhalten. Machat´y, der mit dem Film Ekstase (CSR 1933) einen großen Erfolg gelandet hatte, war seit 1936 für verschiedene US-Filmfirmen, u.a. die genannte Metro-Goldwyn-Meyer (MGM), als Co-Regisseur tätig (vgl. Cargnelli 2005). Offenkundig erwog er die Verfilmung von Horváths Roman als eine Möglichkeit, eine eigene Regiearbeit zu lancieren. Der Hinweis Horváths, mit der „Summe“ in diesem Fall „herabgehen“ zu können, weist darauf hin, dass Horváth bereits im Besitz des Schreibens Landauers vom 8. Januar 1938 (B140) war, in dem dieser ihm das Ray-Machat´y übermittelte Pouvoir für Verhandlungen schildert.
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B146–B147 vonan und an Ödön von Horváth
B146 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 22.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 518–519 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben, Eingangsstempel 24 JAN. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 174.
B147 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 23.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 520 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Rückseite beschrieben, Eingangsstempel 25 JAN. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 175.
Zwischen dem letzten Brief B145 vom 13. Januar 1938 und B146 liegt, zumindest was den gut dokumentierten Briefwechsel mit Landauer betrifft, eine größere Lücke von knapp zehn Tagen vor, in der sich Horváth wohl ganz auf seine Kur bzw. auf die Arbeit an Ein Kind unserer Zeit (1938) konzentriert hat (zu dessen Fortschritt vgl. B149). Augenscheinlich aufgeschreckt durch das Eintreffen eines Briefes von Maria Ray-Machat´y vom 7. Januar 1938 (vgl. B147), bittet Horváth Landauer nun darum, jener so bald als möglich eine Vollmacht zukommen zu lassen. Wie aus B147 sowie insbesondere aus Landauers Antwort B148 hervorgeht, war Ray-Machat´y mit der gegenüber Horváth am 8. Januar in B141 erwähnten Depesche über die Vertragsbedingungen unzufrieden (vgl. den Kommentar zu B148). Darüber hinaus befürchtete Horváth in B146 scheinbar, unter Plagiatsverdacht zu kommen, da eine Arbeit des französischen Autors und Filmproduzenten Marcel Pagnol, von der der Hollywood Reporter berichtete, den Ray-Machat´y ihm übersandt hatte, seinem Motiv des Fischgesichts in Jugend ohne Gott (1937) anscheinend stark ähnelte (vgl. WA 15/K/TS2/Horváth 1938a, S. 41, 100, 152 u. ö.). Anstelle eines zweiten Schreibens am 22. Januar 1938 schrieb Horváth Landauer erst am darauffolgenden Tag wieder. B147 steht einerseits im Gefolge der Querele um die Verhandlungen Ray-Machat´ys, andererseits ist aber auch ein neu eingelangter Brief vom 12. Januar Thema, den Horváth, unter Aussparung privater Stellen, Landauer weiterleitet. Dieses Schreiben ist, ebenso wie der hier erwähnte Brief Horváths an Ray-Machat´y, nicht erhalten. Interessant ist die Erwähnung einer bereits erfolgten Übersetzung von Jugend ohne Gott ins Englische. Diese wurde von Nicholas Györy angefertigt (vgl. Schneider 1989, S. 175). Die englischen Rechte erwarb kurz darauf der Londoner Methuen Verlag, gemeinsam mit denen an Ein Kind unserer Zeit (1938; vgl. B163). Landauer war im Besitz der Übersetzung Györys, die ihm Maria RayMachat´y übersandt hatte (vgl. dazu den Kommentar zu B149), wie auch aus B164 hervorgeht, und übersandte diese zur Prüfung an den Methuen Verlag (vgl. B168). Dort entschied man sich allerdings für eine Übersetzung durch R. Wills Thomas, der auch den zweiten Roman übersetzte. Beide Texte erschienen in einer gemeinsamen Ausgabe unter dem Titel „A child of our time: being Youth without God and A child of our time“ und erweitert um Nachworte von Stefan Zweig und Franz Werfel nach Horváths Tod 1938 in Großbritannien. Dieselbe Übersetzung von R. Wills Thomas lag
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auch den 1939 in den USA vom New Yorker Verlag Dial Press veröffentlichten Einzelausgaben von Jugend ohne Gott (unter dem veränderten Titel „The age of the fish“) und Ein Kind unserer Zeit (unter dem Titel „A child of our time“) zugrunde (vgl. WA 15 und WA 16; vgl. auch die Kommentare zu B164 und B168). B148 = Allert de Lange (Walter Landauer) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 25.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 521 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 175.
Mit B148 reagiert Landauer auf den Brief Horváths vom 22. Januar 1938 (B146), der laut Eingangsstempel am 24. Januar bei Allert de Lange eintraf. Möglicherweise lag ihm auch schon der Brief vom 23. Januar (B147) vor, der den Eingangsstempel 25. Januar trägt. Aus dem Inhalt von Landauers Schreiben lässt sich dies allerdings nicht eindeutig schließen. Aus Landauers Ausführungen wird klar, warum Ray-Machat´y mit den ihr vorliegenden Schreiben unzufrieden war: Zum einen musste Landauer andere Interessen berücksichtigen. Zu dem beauftragten Agenten in Amerika gibt Schneider an, dass es sich dabei um Barthold Fles in New York gehandelt habe (vgl. Schneider 1989, S. 175). Der Interessent aus England dürfte bereits der Londoner Methuen Verlag sein, der die Rechte schließlich im März erwarb (vgl. B163). Zum anderen wollte sich Ray-Machat´y durch die Anfang Januar übermittelten Preise Landauers nicht binden lassen und verlangte nach einer weniger spezifischen Depesche. Landauer übersandte Horváth sowohl eine Kopie seines Schreibens an Ray-Machat´y als auch die Depesche, die der am 25. Januar erhalten hatte. Beide Schreiben haben sich innerhalb der umfangreichen, bis weit ins Jahr 1939 reichenden Korrespondenz zwischen Landauer und Ray-Machat´y im Archiv des Allert de Lange Verlags erhalten (vgl. die Signaturen Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 250 und 251). Bei der zuletzt angesprochenen Geldanweisung handelt es sich um die dritte Rate wie im Vertrag vom 30. November 1937 (V8) vereinbart. Insgesamt erhielt Horváth für Ein Kind unserer Zeit (1938) ein Fixum von 500 holländischen Gulden (entsprach ca. 692 Reichsmark, vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 154; vgl. V8 sowie den Kommentar zu B134). Horváth bedankt sich im folgenden Brief (B149) dafür. B149 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 27.1.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 522 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Rückseite beschrieben, Eingangsstempel 29 JAN. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 175f.
B149 reagiert bereits auf den nur zwei Tage zuvor von Landauer verfassten Brief B148 und zeigt, dass sich Horváth nach dem Abklingen der anfänglichen Aufregung in Sachen Ray-Machat´y ganz auf das Urteil und die Vorschläge des erfahrenen Lektors ver-
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B149–B150 vonan und an Ödön von Horváth
lässt. Die erwähnte Übersetzung ins Englische von Nicholas Györy, die in diesem Zusammenhang Thema war, lag Landauer vor (vgl. B164). Sie wurde ihm von RayMachat´y mit einem Schreiben vom 8. Februar 1938 übersandt (vgl. Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 242), wurde aber nicht verwendet (vgl. den Kommentar zu B147). Die dritte Rate, für die sich der Autor bedankt, betrifft die 500 holländischen Gulden Fixum, die er für Ein Kind unserer Zeit (1938) vertragsgemäß erhalten sollte (vgl. V8 sowie den Kommentar zu B134). Horváth hat seinen Kuraufenthalt für intensive Arbeit am Roman Ein Kind unserer Zeit genutzt. Während er Anfang Januar 1938 noch von den ersten drei Kapiteln spricht (vgl. B134), so lagen Ende Januar bereits große Teile des Romans vor, die Horváth noch innerhalb seines Aufenthalts in Schärding, den er auf spätestens 15. Februar datiert, zu beenden trachtete. Tatsächlich wird er seine Kur bereits etwas davor abschließen, er befindet sich am 13. Februar wieder in Wien (vgl. B153); das Romanmanuskript sandte er am 11. Februar an Landauer (vgl. B154). Damit war Horváth wesentlich vor der vertraglich vereinbarten Frist fertig, die eine Abgabe des Manuskripts bis spätestens 1. August 1938 vorsah (vgl. V8). Ein Kind unserer Zeit ist damit ähnlich rasch entstanden wie Jugend ohne Gott (1937; vgl. WA 15), was sich in diesem Falle auch durch das überlieferte werkgenetische Material stützen lässt (vgl. WA 16). Die insgesamt knapp einmonatige Kur scheint Horváth gesundheitlich geholfen zu haben, wie er Landauer hier schreibt. Die erwähnten täglichen Kosten von 10 Schilling für das „Wunderding“, wie Horváth die Kur bezeichnet, entsprachen 1938 4,9 Reichsmark. B150 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Schärding, 28.1.1938 Horváth 4/3 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, vmtl. Tinte Druck in: Báder 1970, S. 205.
B150 ist nur als Kopie im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, überliefert, der Verbleib des Originals ist unbekannt. Der Brief ist die Antwort auf ein nicht erhaltenes Anschreiben durch die ungarische Mäzenin Jolán von Hatvany, die Horváth bereits Ende 1937 nach Budapest eingeladen hatte (vgl. B132). Wie aus B150 hervorgeht, dürfte sie diese Einladung wiederholt haben, und Horváth sichert sein Erscheinen im kommenden März zu. Tatsächlich traf der Autor am 14. März 1938, nur wenige Tage nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich, in Budapest ein (vgl. den Kommentar zu B162). Über Ein Kind unserer Zeit (1938) schreibt Horváth hier, als wäre der Roman bereits fertig, wenngleich er dies gemäß B149 erst zu drei Vierteln ist. Schon in B132 vom 29. Dezember 1937 hatte der Autor den Hatvanys versprochen, das Manuskript mitzunehmen und daraus vorzulesen; zum damaligen Zeitpunkt lagen erst die ersten Kapitel vor (vgl. B134).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B151 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 3.2.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 523 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit Tinte Druck in: Schneider 1989, S. 176.
Gemäß Eingangsstempel des Verlags langte Horváths Brief vom 27. Januar 1938 (B149) am 29. Januar ein. Landauer beantwortet ihn am 3. Februar mit einigen Tagen Verzögerung, wofür er sich auch sogleich entschuldigt. Gemäß Vertrag vom 30. November 1937 (V8) wäre das Manuskript für Ein Kind unserer Zeit (1938) erst Anfang August abzugeben gewesen. Die raschen Arbeitsfortschritte Horváths während seiner Kur (vgl. B149) veranlassen Landauer nun zu Überlegungen, wann genau das Buch erscheinen solle. Horváth wird in der Folge auf einen möglichst frühen Erscheinungstermin drängen (vgl. B152), auch vor dem Hintergrund, dass er sich bereits mit seinen kommenden Romanprojekten, „Das Ende der Kunst“ (vgl. B157) und Adieu, Europa! (vgl. B185 sowie WA 13/WP24) beschäftigt. In B151 bilanziert Landauer den bisherigen internationalen Erfolg von Jugend ohne Gott (1937). Abzüglich der Verlagsprovision und der Rate auf den Buchvorschuss (gemäß Vertrag V7) erhält Horváth damit weitere Einkünfte in der Höhe von ungefähr 270 holländischen Gulden (umgerechnet ca. 375 Reichsmark, vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 155). Aufgrund der bestehenden Option für Maria Ray-Machat´y (vgl. B148) waren die englischsprachigen Rechte, die gemäß Landauer, auch aufgrund der potentiellen Leserzahl und der Filmindustrie, „das wichtigste“ wären, noch nicht gesichert. Landauer wird schließlich die Übersetzungsrechte für sieben Sprachen verkaufen (Französisch, Schwedisch, Niederländisch, Polnisch, Tschechisch, Dänisch und Englisch; vgl. B198, WA 15, S. 3 und Schoor 1992, S. 261; zur englischen Übersetzung vgl. B163, in dem Landauer bestätigt, dass der Methuen Verlag beide Romane erworben hat). Der Verkauf der Übersetzungsrechte im Falle Horváth kann im Vergleich als „relativ erfolgreich“ (Schoor 1992, S. 189) bewertet werden (zum allgemeinen Erfolg vgl. den Kommentar zu B152). Eine Übersetzung ins Ungarische konnte Landauer indes nicht erreichen, wohl auch aufgrund der autoritären politischen Lage in Ungarn und der starken ungarischen Beziehungen zum nationalsozialistischen Deutschen Reich. Landauer schlägt Horváth hier also vor, über einen ungarischen Verleger außerhalb Ungarns zu verfahren, womit der Verleger Eugen Prager in der Tschechoslowakei gemeint ist. Horváth suchte ihn in der Sache im April 1938 auf, nachdem er Landauer zunächst noch gebeten hatte, abzuwarten, da er eine letztlich nicht zustande gekommene Vermittlung durch Lajos von Hatvany anstrebte (vgl. B153, B165, B173 sowie B183 und die Kommentare dazu).
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Briefe vonvon undund an an Ödön vonvon Horváth / B152 Briefe Ödön Horváth
B152 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 6.2.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 524–525 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben Druck in: Schneider 1989, S. 176f.
Horváth beantwortet mit B152 den vorangegangenen Brief Landauers vom 3. Februar 1938 (B151) und erwähnt dabei auch, die Verlagsabrechnung bereits erhalten zu haben. Zu den hier genannten 1200 Exemplaren von Jugend ohne Gott (1937) kamen vermutlich nochmals 534 Exemplare im Jahr 1938 hinzu, die Kerstin Schoor für den Titel ermittelt hat (vgl. Schoor 1992, S. 193). Basierend auf Bemerkungen Landauers im Jahr 1936, konnte man im Durchschnitt von Auflagen zwischen 2000 und 3000 Stück ausgehen, wobei letzteres bereits als „ganz guter Erfolg“ (Schoor 1992, S. 194) zu werten war. Mit den bisherigen Verkäufen bewegte sich Horváth also absehbar im Verlagsdurchschnitt, wenngleich der Wegfall des österreichischen wie des deutschsprachigen tschechoslowakischen Marktes infolge der nationalsozialistischen Annexionen 1938 einen Vergleich nur bedingt erlaubt. Einen Eindruck der Bedeutung des österreichischen Marktes gibt etwa die Tatsache, dass kurz nach dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 in der Buchhandlung Kende in Wien 50 Exemplare von Jugend ohne Gott beschlagnahmt wurden (vgl. ebd., S. 236). Auch ist unklar, ob alle Verlagsaufzeichnungen zum Absatz des Textes erhalten geblieben sind. Das Manuskript kündigt Horváth „in den nächsten 5–6 Tagen“ an (vgl. auch die Mitteilung in B149) und gibt als Adresse ab dem 12. Februar 1938 die Pension Atlanta in der Wiener Währinger Straße im neunten Bezirk an (vgl. B155 sowie M14). Die Auszahlung seiner Gelder erbittet Horváth über die bereits erwähnte Buchhandlung Kende in Wien (I., Opernring 17; vgl. dazu auch Schneider 1989, S. 176). Der jüdische Buchhändler und Antiquar Josef Kende, Nachfolger der Firma Halm & Goldmann, war einer der wenigen in Österreich, die eine Verbindung mit Exilverlagen nicht scheuten. Kurz nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich wurde er von der Gestapo verhaftet und verstarb noch 1938 im KZ Dachau (vgl. Schoor 1992, S. 78f.). Horváth drängt in B152 auf eine möglichst baldige Veröffentlichung seines Romans, auch wenn dieser vertragsgemäß erst eher später vorgesehen war (vgl. V8 sowie den Kommentar zu B151). Dabei weist er auf die Aktualität des Stoffes hin, die darüber hinaus von den Zeitläuften, konkret des „Anschlusses“ Österreichs im März 1938, nochmals drängender werden würde. Er betont außerdem, dass von ihm „doch keine Bücher“ vorliegen würden, womit er auf einen Aspekt seiner bisherigen Tätigkeit als Bühnenschriftsteller hinweist: Seine Stücke waren, bis auf wenige Ausnahmen, nur als Theaterdrucke erschienen und im regulären Buchhandel nicht zu erwerben. Seine im Druck verlegten Titel – der Roman Der ewige Spießer (1930) sowie die Volksstücke Italienische Nacht und Geschichten aus dem Wiener Wald (beide 1931) – wiederum waren bei Propyläen im Ullstein Verlag erschienen. Mit der „Gleichschaltung“ der politisch links verorteten Ullstein Verlagsgruppe nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Enteignung ihrer jüdischen Besitzer wurde auch der Vertrieb von Horváths Titeln unterbunden. Wie wenige Wochen später auch aus B157 deutlich wird, zielt Horváth auf eine intensive Bücherproduktion von zwei Titeln pro Jahr ab und hat bereits Pläne für weitere Bücher (vgl. den Kommentar dort).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Abschließend erwähnt Horváth noch die Neuigkeiten, die er von Maria Ray-Machat´y erfahren hat. Tatsächlich lagen allerdings noch einige Schwierigkeiten mit dem Stoff von Jugend ohne Gott (1937) vor, da man eine Beschädigung der 1938 nach wie vor bestehenden geschäftlichen Interessen US-amerikanischer Filmfirmen im Deutschen Reich befürchtete. Deshalb waren mehrere Änderungen durch die Filmzensur notwendig, die in ein neues Drehbuch-Exposé verarbeitet werden mussten, wie Ray-Machat´y Landauer in einem Schreiben vom 20. Februar 1938 informierte (vgl. Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 242; vgl. dazu auch Schneider 1989, S. 177, mit Bezug auf diesen Brief). Mit diesen Schreiben übersandte Ray-Machat´y auch die Übersetzung des Romans durch Nicholas Györy, die Landauer auch Methuen anbot (vgl. B168 sowie den Kommentar zu B149). Bei dem erwähnten Buch für seinen Bruder Lajos konnte nicht abschließend geklärt werden, was damit gemeint ist. Lajos von Horváth war ausgebildeter Grafiker und auch als Buchillustrator tätig (vgl. hierzu auch das Werkprojekt Reise ins Paradies, WA 13/WP18). Im Katalog von Allert de Lange findet sich Lajos von Horváths Name aber allein als Einbandgestalter für die Erstausgabe von Joseph Roths Die Legende vom heiligen Trinker 1939 (vgl. Schoor 1992, S. 256). B153 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 7.2.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 526 IISH Amsterdam Postkarte, hs., mit Bild „Bad Tatzmannsdorf, Burgenland“, schwarzblaue Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), zusätzlich frankiert mit zwei Briefmarken, davon eine mit Motiv „Bäuerin auf dem Gang zum Wochenmarkt vor dem Schloss Forchtenstein“ (3 Groschen) und eine mit Motiv „Oberösterreicherin mit Goldhaube vor dem Mondsee“ (20 Groschen), Poststempel Schärding, 7.II.38, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand, Eingangsstempel 9 FEB. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 177.
In der Postkarte B153 ergänzt Horváth einige Dinge, die er im Brief vom Vortag (B152) augenscheinlich vergessen hatte. Er setzt zwar den 8. Februar 1938 als Datum ein, der Schärdinger Poststempel weist aber ganz eindeutig den 7. Februar als Versanddatum aus. Dem entspricht auch der Eingangsstempel des Verlags mit 9. Februar, im Schnitt waren Schreiben zwischen Horváth und Landauer zwei Tage unterwegs. Horváth bittet einerseits, neben der Anweisung des Geldes an die Buchhandlung Kende in Wien, auch um die Ausgabe von fünf Exemplaren von Jugend ohne Gott (1938) zu Lasten seines Kontos als „Geschenkartikel“. In der Sache des Verlags Eugen Prager, betreffend eine ungarische Übersetzung von Jugend ohne Gott (vgl. B151), bittet der Autor andererseits, noch abzuwarten. Genaue Gründe dafür nennt er zwar nicht, es ist aber davon auszugehen, dass Horváth Hoffnungen auf eine Vermittlung durch Lajos von Hatvany hatte. Dem Ehepaar Hatvany hatte er bereits Ende Januar 1938 einen Besuch im kommenden März angekündigt (vgl. B150).
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B154–B155 vonan und an Ödön von Horváth
B154 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Schärding, 10.2.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 527 IISH Amsterdam Postkarte, hs., schwarzblaue Tinte, vorfrankierte österreichische Drucksorte (12 Groschen), zusätzlich frankiert mit zwei Briefmarken, davon eine mit Motiv „Bäuerin auf dem Gang zum Wochenmarkt vor dem Schloss Forchtenstein“ (3 Groschen) und eine mit Motiv „Oberösterreicherin mit Goldhaube vor dem Mondsee“ (20 Groschen), Poststempel Schärding, 10.II.38, Eingangsstempel 12 FEB. 1938. Druck in: Schneider 1989, S. 177.
Etwas später als im Brief vom 27. Januar 1938 angekündigt (vgl. B149), aber immer noch bemerkenswert lange vor der ursprünglich vereinbarten Abgabe im Sommer 1938 (vgl. V8), sandte Horváth Walter Landauer das Manuskript seines neuen Romans Ein Kind unserer Zeit (1938) zu. Der Text trägt hier noch den Titel „Ein Soldat der Diktatur“ (vgl. WA 16/K2), weshalb wahrscheinlich das erste Kapitel, neu betitelt werden sollte, da es ursprünglich vermutlich mit „Der Soldat“ überschrieben war (vgl. WA 16, S. 13). Horváth teilt Landauer nochmals seine neue Wiener Adresse mit (vgl. B153) und urgiert eine Geldanweisung via Kende, da er sonst mittellos sei. Die Ankündigung, nur etwa zehn Tage in Wien bleiben zu wollen und dann nach Budapest zu reisen, steht im Zusammenhang mit der Einladung der Hatvanys, der er so bald als möglich folgen wollte (vgl. B132 und B150). Tatsächlich blieb er aber fast einen ganzen Monat in Wien und reiste erst kurz nach dem Einmarsch der nationalsozialistischen Truppen nach Ungarn, wo er am 14. März eintraf (vgl. den Kommentar zu B162). Der Grund für diese Verzögerung war vermutlich, unter anderem, die Organisation eines neuen ungarischen Passes (vgl. den Brief an Ern˝o Träger vom 2. März in der Sache, B158). Nachträglich fügt Horváth noch einen Hinweis auf eine Besprechung von Jugend ohne Gott (1937) in der deutschsprachigen Prager Tageszeitung Sozialdemokrat auf der Postkarte ein. Der Sozialdemokrat war ein von der Deutschen sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik (DSAP) getragenes Blatt, die Kritik darin, veröffentlicht am 27. Januar 1938, stammt von Stefan Grossmann. Grossmann hatte Horváth bereits 1927 in der Deutschen Liga für Menschenrechte kennengelernt, wo er unter anderem zu den Fememorden recherchierte, was er in Sladek verarbeitete (vgl. WA 2 sowie den Kommentar zu BE2). In Form eines offenen Briefes schreibt Grossmann: „Was Sie in ‚Jugend ohne Gott‘ gestalten ist die Tragödie unserer Zeit, die wir nicht aufzuhalten vermochten“ (zit. nach Schneider 1989, S. 177). B155 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Wien, 14.2.1938 Horváth 4/4 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, vmtl. Tinte Druck in: Báder 1970, S. 205.
B155 ist die Antwort auf ein nicht überliefertes Schreiben von Jolán von Hatvany, welches diese folgend auf Horváths Brief vom 28. Februar 1938 (B150) verfasst hatte. Bereits Ende 1937 war Horváth von den Hatvanys zu einem Besuch nach Budapest eingeladen worden (vgl. B132), was Jolán von Hatvany in einem Schreiben, das den
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Anlass zu B150 gab, wiederholt haben dürfte. Der Autor gibt sich dort gegenüber dem Mäzenatenpaar bescheiden: „Also nochmals: bitte-bitte, schreiben Sie es mir, ob ich wirklich nicht störe –“ (B150). Mit B155 nimmt Horváth endlich, der Höflichkeit genügend, die Einladung an; gegenüber Walter Landauer etwa hatte er sehr wohl bereits avisiert, im März nach Budapest fahren zu wollen (vgl. B154). B155 wurde bereits wieder in Wien verfasst, wohin sich Horváth nach seiner Kur in Schärding begeben hatte. Die erhaltenen Meldeunterlagen zeigen, dass Horváth, wie im Brief an Landauer vom 10. Februar angekündigt (vgl. B154), am 13. Februar in der Pension Atlanta in der Wiener Währinger Straße eintraf (vgl. M14). Über sein geplantes Eintreffen setzte Horváth die Hatvanys in einem Telegramm vom 9. März 1938 (B162) in Kenntnis. Wie aus den vorhergehenden Schreiben wie B154 deutlich wird, wollte er bereits früher fahren, dürfte aber aufgehalten worden sein. Möglicherweise spielte die Beantragung eines neuen ungarischen Passes eine Rolle. Dabei war ihm Ern˝o Träger behilflich, bei dem er sich am 2. März brieflich bedankt (vgl. B158). Horváth verließ Österreich schließlich kurz nach dem ‚Anschluss‘ an das Deutsche Reich und traf am 14. März in Budapest ein (vgl. dazu den Kommentar zu B162). Wie im Falle der bisherigen und noch kommenden Briefe an Jolán von Hatvany, liegt das Schreiben B155 nur als Fotokopie im Archiv der Akademie der Künste, Berlin, vor. Die Originalschreiben sind verschollen. B156 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 24.2.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 528 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 177f.
Mit B156 beginnt eine längere Diskussion zwischen Walter Landauer und Horváth über den Titel des kommenden Romans, der schließlich Ein Kind unserer Zeit (1938) heißen wird (vgl. B157, B159, B160 und B163.) Horváth sah ursprünglich den Titel „Ein Soldat der Diktatur“ vor (B154); dieser findet sich auch wiederholt im genetischen Konvolut zum Text (vgl. v.a. WA 16/K2). Weitere Titelideen waren „Ein Soldat seiner Zeit“ (etwa WA 16/K2/E10) und „Das verwunschene Schloss“ (etwa WA 16/K2/E11). Letzteren schlägt Horváth dann auch Landauer in B157 vor, den dieser beibehalten will „falls uns nichts besseres einfällt“ (B159). In dieser Korrespondenz dürften allerdings einige Briefe fehlen, wie die weitere Entwicklung zeigt, denn in B163 steht mit einem Mal der Titel „Ein Kind unserer Zeit“ fest. Dabei handelt es sich um eine nur geringfügige Adaption des von Landauer in B156 vorgeschlagenen, auf dem Schlusssatz des Romans basierenden Titels – der Lektor hat sich gegenüber dem Autor also durchgesetzt. Von Interesse ist hierbei auch die Bemerkung Landauers, „[w]ie immer, gefällt mir der Titel nicht sehr gut“. Dies deutet auf eine sehr ähnliche Diskussion den Romantitel von Jugend ohne Gott (1937) betreffend hin, ein Verdacht, der sich mangels genetischen Materials und dem Verlust des Verlagsarchivs für den betreffenden Zeitraum allerdings nicht weiter erhärten lässt. Landauer kann zudem von einem weiteren Erfolg im Verkauf der Übersetzungsrechte für Jugend ohne Gott berichten. Bereits Anfang Februar 1938 hatte er Andeu-
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B156–B157 vonan und an Ödön von Horváth
tungen darüber gemacht, dass „wegen der französischen Rechte […] nicht ohne Chance verhandelt“ werde (B151). Nun ist der Vertrag mit dem Verlag Plon fixiert. Horváths Roman erschien schließlich in der Reihe ‚Feux croiséés’ der Editions Plon. In Paris wollte sich Horváth in der Sache mit dem beauftragten Übersetzer Armand Pierhal treffen (vgl. Pauli 1990 [1970], S. 55). Die von Landauer als „gering“ erachtete Summe, die Plon dafür bezahlte, belief sich auf insgesamt 4000 Franc, das entsprach knapp 500 Reichsmark (vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 152). Für die englischen Übersetzungsrechte stellt Landauer einen möglichen Abschluss in den Raum, der dann beide Romane umfassen soll. Wie in B163 offenbar wird, erwarb der Londoner Methuen Verlag diese Rechte (vgl. den Kommentar dort). B157 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Wien, 26.2.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 529–531 IISH Amsterdam Brief, hs., insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Vorder-, Innen- und Rückseite beschrieben und 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte Druck in: Schneider 1989, S. 178f.
B157 ist einer der ausführlichsten unter allen erhaltenen Briefen Horváths und zugleich einer der ergiebigsten, sein schriftstellerisches Selbstverständnis und seine Pläne in dieser Zeit betreffend. Am Anfang des Schreibens steht die von Landauer im vorherigen Schreiben B156 aufgeworfene Titelfrage, für die Horváth den alternativen Titel „Das verwunschene Schloss“ vorschlägt, der zugleich der Titel des zweiten Kapitels des Romans Ein Kind unserer Zeit ist. Für den absehbaren Verkauf der englischen Rechte, wie in B156 angesprochen, hat Horváth auch Titelvorschläge für eine gemeinsame Ausgabe: „Kinder der Diktatur“ bzw. „Kinder der Totalität“, was dem hier konkretisierten Plan, mit seinen Romanen „ein Bild des Menschen im totalitären Staate“ schreiben zu wollen, entgegenkommt. Seine Vorschläge wurden nicht übernommen (vgl. dazu den Kommentar zu B163). Horváth insistiert in der Folge auf einem frühen Erscheinungstermin für den Roman Ein Kind unserer Zeit (1938), den er hier noch als „Soldat“ apostrophiert (vgl. B154). Daran anschließend skizziert er ein sehr ambitioniertes Vorhaben, jährlich zwei Romane zu produzieren, auch vor dem Hintergrund, dass (noch) nichts von ihm vorliegen würde – eine Folge seiner langjährigen Arbeit für das Theater, die nur wenige im Handel erhältliche Drucke gezeitigt hatte (vgl. dazu den Kommentar zu B152). Der Hinweis auf die höchst produktive und erfolgreiche Trivialautorin Hedwig Courths-Mahler ist in diesem Zusammenhang durchaus selbstironisch zu verstehen, wie auch die Pläne zu seinem nächsten Vorhaben zeigen, das gleichermaßen den Menschen, hier konkret den Künstler, im Totalitarismus im Blick hat. Diesen „Bohème-Roman“ möchte Horváth bereits bis Anfang September 1938 vollendet haben. Unter dem Titel „Das Ende der Kunst“ will er dabei auch der Frage nachgehen „was man heutzutag schreiben soll und muss“. Dieser Titel findet sich auch im Konvolut von Ein Kind unserer Zeit immer wieder erwähnt (vgl. WA 16/VA1/E11 und VA2/TS4), ist dort aber noch stark mit anderen Werk-Ideen aus der Romangenese, insbesondere Krieg ohne Kriegserklärung und Die stille Revolution, verknüpft (vgl. ebd., S. 533). Die geplante Form des Textes erinnert an das Decamerone Boccaccios (um 1350) bzw. die Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter (1795) Goethes. In beiden
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Werken erzählen sich die Figuren in einer Ausnahmesituation verschiedene Geschichten. Dies kam vermutlich auch Horváths üblicherweise kleinräumigem Schreibstil in der Prosa entgegen, der sich bereits in den Arbeiten rund um den Roman Der ewige Spießer (1930) abbildete, wo er wiederholt Novellensammlungen überlegte (vgl. WA 14). Vermutlich ist das üblicherweise unter den theoretischen Texten Horváths eingeordnete Fragment (vgl. KW 11, S. 223–226; vgl. auch WA 17) die einzige erhaltene Spur dieses Vorhabens. Der als „Vortrag“ (KW 11, S. 223) apostrophierte Text beschäftigt sich ausführlich mit Fragen der Zensur. Wohl unter dem Eindruck des ‚Anschlusses‘ Österreichs an das Deutsche Reich am 12. März 1938 änderte Horváth allerdings seinen Fokus und beschäftigte sich in seinem letzten Prosa-Werkprojekt Adieu, Europa! (WA 13/WP24) vornehmlich mit Fragen des Exils und der Emigration (vgl. dazu B185). B158 = Ödön von Horváth an Ern˝o Träger, Wien, 2.3.1938 Privatbesitz Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte Druck in: Ambrus 2010, S. 14.
Ursprünglich plante Horváth, nach seinem Kuraufenthalt in Schärding „zirka 10 Tage“ (B154), also bis zur letzten Februarwoche, in Wien zu bleiben, um dann nach Budapest zu reisen, wo er das Mäzenatenpaar Hatvany besuchen wollte (vgl. B155). Vermutlich hinderten ihn jedoch bürokratische Probleme an der Umsetzung. Horváth war Zeit seines Lebens ungarischer Staatsbürger (vgl. D16 und D22) und bedankt sich in B158 bei seinem sonst nicht in Erscheinung getretenen Budapester Bekannten Ern˝o Träger für die Unterstützung bei der Beantragung eines neuen ungarischen Passes. Die Neubeantragung war vermutlich aufgrund seines erneuerten ungarischen Zuständigkeitszeugnisses, datiert auf den 8. Januar 1938, notwendig geworden (vgl. den Kommentar zu D22). Zuletzt scheint in den Meldeunterlagen des Hotels Atlanta, in dem Horváth von 13. Februar bis 12. März 1938 gemeldet war, auf, dass er über einen am 17. März 1937 von der ungarischen Gesandtschaft in Wien ausgestellten Pass verfügte (vgl. M14) B158 ist eines der wesentlichen Zeugnisse für die in der früheren Forschung immer wieder in Zweifel gezogenen Ungarischkenntnisse Horváths. Wie nachgewiesen werden konnte, war Horváth trotz einiger selbstironischer Anspielungen auf sein Ungarisch (vgl. insbesondere B191), in der Lage, fehlerlos in einem sehr formellen Ungarisch zu kommunizieren (vgl. dazu umfassend Ambrus 2010). B159 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 2.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 532 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit Bleistift Druck in: Schneider 1989, S. 179.
Mit B159 antwortet Landauer auf den ausführlichen Brief Horváths vom 26. Februar 1938 (B157). Der Lektor gibt dem Drängen des Autors um eine baldige Veröffentlichung von Ein Kind unserer Zeit, das eigentlich für den Herbst 1938 vorgesehen war
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B159–B160 vonan und an Ödön von Horváth
(vgl. den Kommentar zu B151), hier endgültig nach. Noch nicht gänzlich geklärt ist hier die Frage nach dem Romantitel, die Landauer in B156 aufgeworfen hatte. Den von Horváth vorgeschlagenen Alternativtitel „Das verwunschene Schloss“ (B157) hält Landauer zwar für besser, aber „nicht aktuell“. Die Abschrift des Romans, die Horváth im Februar 1938 an Landauer übersandt hatte, wurde von diesem an Interessenten in England weitergegeben, wobei es sich um den Methuen Verlag handelt, der schließlich auch die Übersetzungsrechte an beiden Romanen erwerben wird (vgl. B163). Der Bitte um Übersendung einer weiteren Abschrift kommt Horváth wenige Tage später in B161 nach. B160 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 5.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 533 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1979, S. 179.
Der Brief Horváths, für welchen sich Landauer bedankt, ist nicht überliefert, was im sonst gut dokumentierten Briefwechsel der beiden eher die Ausnahme darstellt (vgl. aber die Kommentare zu B164 und B171). Möglicherweise hatte Horváth das vorangehende Schreiben an Landauers Privatadresse in der Amsterdamer Jan Willem Brouwerstraat geschickt, wie er dies etwa auch im Fall von B161 getan hat (vgl. den Kommentar dort). Vermutlich hatte Landauer in der Folge vergessen, das Schreiben im Verlag abzulegen, weshalb es nicht überliefert ist. Darauf deutet auch hin, dass in der fortlaufenden Nummerierung des Verlagseingangs hier keine Lücke vorliegt (vgl. dazu die Signatur des vorliegenden und der chronologisch vorhergehenden bzw. nachfolgenden Schreiben). Anscheinend hatte Horváth Landauer zuvor um einen weiteren Vorschuss gebeten, den ihm Landauer auch verschaffen möchte. Zuletzt wurden für Horváth Bezüge aus dem Verkauf der Übersetzungsrechte von Jugend ohne Gott (1937) für verschiedene europäische Sprachen verbucht (vgl. dazu B151). Die Bevorschussung der französischen und englischen Rechte ist dann später nochmals Thema (vgl. B171). Allgemein litt Horváth, trotz des Erfolgs mit Jugend ohne Gott, in dieser Zeit nach wie vor unter chronischem Geldmangel. Ein Problem, das sich nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs am 12. März 1938 weiter verschärfte, als er de facto dauernd auf Reisen war (vgl. ebd.). Die von Landauer erbetenen Zeilen zum Roman Ein Kind unserer Zeit (1938) sollten für Werbezwecke verwendet werden. Horváth nimmt die befürchtete „starke Belästigung“ indes nicht übel und antwortet darauf in B161 (vgl. den Kommentar dort). Zuletzt erwähnt Landauer noch den Titel des Romans den er „so lassen“ möchte. Da der nächste erwähnte Titel bereits der endgültige ist (vgl. B163), hat Horváth vermutlich in dem nicht überlieferten Schreiben dem ursprünglichen Vorschlag Landauers in B156 zugestimmt (vgl. dazu den Kommentar dort sowie zu B163).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B161 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Wien, 7.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 534 IISH Amsterdam Postkarte, hs., schwarzblaue Tinte, auf Rück- wie Adressseite beschrieben, vorfrankierte österreichische Drucksorte (35 Groschen) mit Bild „Wien, Ringstraße“ (Ansicht in nördlicher Richtung mit Parlament, Rathaus, Burgtheater und Votivkirche im Hintergrund) auf der Adressseite, Poststempel 8.III.38, Ort unleserlich Druck in: Schneider 1989, S. 180.
Die Postkarte B161 antwortet auf Landauers Brief vom 5. März 1938 (B160). Wieso sie Horváth an Landauers Privatadresse in der Jan Willem Brouwerstraat (vgl. Schoor 1992, S. 56) und nicht an den Verlag im Amsterdamer Damrak geschickt hat, ist unklar. Die Adressierung an Landauers Privatadresse war vermutlich auch der Grund, warum zwischen B159 und B160 ein Schreiben Horváths verloren gegangen ist (vgl. den Kommentar zu B160). Mit der Ankündigung, das „Manuscript“ zu übersenden, bezieht sich Horváth auf Landauers in B159 geäußerte Bitte um eine weitere Abschrift von Ein Kind unserer Zeit (1938). Zugleich gibt er seine bevorstehende Reise nach Budapest zu den Hatvanys bekannt, die er eigentlich bereits in den letzten Februarwochen antreten wollte (vgl. B154 und die Angelegenheit um seinen Pass in B158). Er gibt hier (der 7. März 1938 war ein Montag) „Ende der Woche“ an, zwei Tage später in B162 spricht er gegenüber den Hatvanys von Montagabend, womit der 14. März gemeint ist. Tatsächlich traf Horváth dann am 14. März in Budapest ein. Horváth verspricht überdies, der Bitte Landauers um „ein paar Zeilen über Ihr Buch […] für Prospekte etc.“ (B160) nachzukommen. Ein Begleitschreiben o.ä. dazu ist nicht überliefert, jedoch vermutet Hansjörg Schneider, dass Horváths Text in den Prospekt der Neuerscheinungen des Allert de Lange Verlages für das Jahr 1938 aufgenommen wurde. Er lautet: „Ein Kind unserer Zeit wird nach einer traurigen Jugend in der Nachkriegszeit Soldat der Diktatur. Er erfüllt seinen Beruf mit der Überzeugung, dass das Leben und Glück des Einzelnen nichts wert ist, Religion ein lächerliches Vorurteil ist, Gerechtigkeit ein veralteter Standpunkt und Ritterlichkeit nicht mehr in dieses Jahrhundert gehört. Er erlebt, von der Regierung seines Landes als Kriegsfreiwilliger gesandt, den Fluch des modernen totalen Krieges, dessen Ziel es ist, das feindliche Land zu vernichten und die Zivilbevölkerung auszurotten. Aber noch ist ihm nicht alle Menschlichkeit erloschen, die Mechanisierung nicht völlig geglückt. Er spürt das Vorhandensei[n] einer eigenen Persönlichkeit und beginnt zu denken. Er geht unter, aber mit der Erkenntnis, das[s] für das Gute und das Böse sich nur der Einzelne zu verantworten habe und keinerlei Vaterland zwischen Himmel und Hölle, und keine Gemeinschaft das Recht hat, Leben und Recht des Einzelnen zu verachten.“ (WA 16, S. 5) Der Text findet sich ebenfalls in der deutschen Erstausgabe 1938 als Klappentext.
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Briefe vonvon undund an an Ödön vonvon Horváth / B162 Briefe Ödön Horváth
B162 = Ödön von Horváth an Jolan und Lajos von Hatvany, Wien, 9.3.1938 Ms 5366/283 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Telegramm, masch., ungarischer Vordruck mit Stampiglien der ungarischen Post und eingeklebtem Text, hs. Eintragung mit schwarzer Tinte (vmtl. Jolán bzw. Lajos Hatvany) Druck in: Báder 1970, S. 208.
Mit dem Telegramm B162, dem vermutlich ein nicht erhaltener Brief der Angeschriebenen vorangegangen ist (vgl. dazu die Kommentare zu B150 und B155), kündigt Horváth dem Ehepaar Hatvany seine Ankunft in Budapest für den 14. März 1938 an. Parallel dazu hatten sich die politischen Ereignisse überschlagen: In der Nacht vom 11. zum 12. März 1938 begann die deutsche Wehrmacht mit dem Einmarsch in das bis dahin unabhängige Österreich und vollzog den ‚Anschluss‘ an das Deutsche Reich. Zahlreiche aus dem Deutschen Reich emigrierte Schriftsteller, die in Österreich ein erstes Refugium gefunden hatten, flüchteten, zusammen mit vielen österreichischen Staatsbürgern, die eine Verhaftung befürchteten. Praktisch sämtliche Freunde, Bekannte und Kontakte, die Horváth in Österreich hatte – Franz Theodor Csokor, Carl Zuckmayer, das Ehepaar Mahler-Werfel, Berta Zuckerkandl, seine beiden Bühnenverleger Georg Marton und Max Pfeffer und viele andere mehr – begaben sich nun gleichfalls in die Emigration. Viele davon wählten Paris als ihren ersten Fluchtort. Die, die nicht sogleich die Möglichkeit zur Emigration ergriffen, bekamen die Grausamkeit des NS-Regimes zu spüren: Der Buchhändler Josef Kende, der die Bücher des Allert de Lange Verlags in Wien vertrieb, wurde von der Gestapo verhaftet und war unter den ersten in das KZ Dachau geschickten Österreichern (vgl. den Kommentar zu B152). Rudolf Beer, der Theaterdirektor der Wiener Scala (vgl. B89 und WA 7) wurde von NS-Funktionären verhaftet und schwer misshandelt und nahm sich kurz darauf das Leben. Auch Horváths Freund Egon Friedell nahm sich das Leben, indem er, seine Verhaftung durch die SA erwartend, am 16. März 1938 aus dem Fenster seiner Wohnung sprang. Horváth selbst befand sich am 11. März in einer Gesellschaft bei Berta Zuckerkandl und traf sich später mit anderen Autorinnen und Autoren in einer Wohnung in Wien, um über die Lage zu sprechen. Am 12. März kam er nochmals mit Franz Theodor Csokor, Hertha Pauli und Carl Frucht zusammen, bevor er am 13. März 1938 Österreich, bzw. de jure bereits das gemäß ‚Wiedervereinigungs-Gesetz‘ um das Staatsgebiet Österreichs erweiterte Großdeutsche Reich Richtung Budapest verließ (vgl. Krischke 1988, S. 140f.). Horváth traf damit früher in Budapest ein als geplant und verbrachte die Nacht im Hotel Pannonia, von dort ließ ihn Lajos von Hatvany am 14. März morgens abholen (vgl. ebd., S. 141; vgl. aber abweichend die Angaben bei Báder 1970, S. 208). Horváth blieb bis zum 29. März Gast der Familie Hatvany (vgl. B166) und reiste dann weiter in die Tschechoslowakei, wo er in Teplitz-Schönau im „Haus am Hang“ der Schauspielerin Lydia Busch (vgl. B164) wohnte. In Budapest traf er sich auch mit seinem langjährigen Freund Hans Geiringer, wie aus dessen im Pester Lloyd veröffentlichten Nachruf auf Horváth hervorgeht (vgl. Geiringer 1984).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B163 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 11.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 535 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte Druck in: Schneider 1989, S. 180f.
B163 ist vermutlich das ausführliche Schreiben, das Landauer Horváth am 5. März 1938 angekündigt hatte (vgl. B160). Die Bestätigung der erhaltenen Abschrift des Romans Ein Kind unserer Zeit (1938) ist zugleich die erste Nennung des definitiven Romantitels. Zunächst hatte Horváth „Ein Soldat der Diktatur“ als Titel vorgesehen (vgl. B154), was Landauer nicht überzeugte (vgl. B156). Auch mit dem vorgeschlagenen Alternativtitel „Das verwunschene Schloss“ (vgl. B157) war der Lektor nur halb zufrieden (vgl. B160). Die Festlegung auf „Ein Kind unserer Zeit“, das sehr nahe dem ursprünglich von Landauer in B156 vorgeschlagenen „Ich war ein Kind unserer Zeit“ ist, muss in dem nicht überlieferten Schreiben Horváths erfolgt sein, welches zwischen B160 und B161 bei Landauer eingegangen ist (vgl. auch WA 16). Den bevorstehenden Abschluss mit dem Londoner Methuen Verlag, der beide Romane Horváths für den Vertrieb in Großbritannien erwarb, hatte Landauer bereits am 24. Februar 1938 anklingen lassen (vgl. B156). Das in Landauers Augen noch recht niedrige Angebot Methuens von 50 Pfund Sterling (ca. 622 Reichsmark, vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 151) ließ indes auf höhere Erträge in der Zukunft hoffen, deren Bevorschussung auch Horváths angespannte finanzielle Situation entlasten sollte (vgl. B160). Wie sich aus der parallel mit Maria Ray-Machat´y geführten Korrespondenz Landauers ergibt, hatte er Methuen auch den von Horváth vorgeschlagenen gemeinsamen Titel „Kinder der Diktatur“ (vgl. B157) angedient (vgl. Landauer an Ray-Machat´y vom 19. März 1938, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 235; vgl. Schneider 1989, S. 180). Schlussendlich wurden die Texte in Großbritannien unter dem Titel „A child of our time: being Youth without God and A child of our time“ (1938) vertrieben (vgl. auch WA 16, S. 9). Als Erscheinungstermin gab Landauer gegenüber seinem US-amerikanischen Agenten Barthold Fles (vgl. den Kommentar zu B148) den 7. November an (vgl. Schneider 1989, S. 180). Die von Maria Ray-Machat´y vermittelte Übersetzung durch Nicholas Györy (vgl. den Kommentar zu B149) fand dabei, nach anfänglicher Prüfung (vgl. B168) keine Verwendung. Als Übersetzer fungierte R. Wills Thomas (vgl. den Kommentar zu B147). Landauer äußert in diesem Brief explizit seinen Unmut über Maria Ray-Machat´ys Vermittlungsarbeit, die seine eigenen Verhandlungen mit amerikanischen Verlagen und internationalen Filmfirmen bremsten (vgl. auch B148 und B151). Landauer war insbesondere in der Bredouille, da er Ray-Machat´y eine Option auf die Weltverfilmungsrechte von Jugend ohne Gott (1937) gegeben hatte, nun aber mit lebhaftem Interesse des Regisseurs Robert Siodmak konfrontiert war. Landauer deutet dies auch im bereits angeführten Brief an Ray-Machat´y vom 19. März 1938 an, wo er ihr die weitere Überlassung der Rechte nur gegen eine Option auf einen separaten europäischen Abschluss einräumt (vgl. Landauer an Ray-Machat´y, 19. März 1938, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 235). Mit dem Interesse Siodmaks ist ein biographischer Bogen zum Tod Horváths auf den Champs-Élysées geschlagen: kurz vor dem Unfall traf sich der Schriftsteller mit Siodmak, um über die geplante Verfilmung zu
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B163–B164 vonan und an Ödön von Horváth
sprechen (vgl. B200; zu den Ereignissen vgl. auch die Darstellung bei Krischke 1998, S. 271f.). Nach dem Tod Horváths und der Ablehnung der Verfilmung durch Siodmak gab Landauer Ray-Machat´y neuerlich eine Option in den USA (vgl. das Telegramm Allert de Lange an Ray-Machat´y vom 16. Februar 1939, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 228; vgl. auch Schneider 1989, S. 180). Die beiden amerikanischen Verleger, bei denen Ray-Machat´y einen Abschluss erreichen wollte, waren Alfred A. Knopf Inc., New York, und Mr. Hübsch von der Viking Press Inc., New York, mit denen Landauer allerdings bereits gesprochen hatte (vgl. ebd.). Allerdings will Ray-Machat´y herausgefunden haben, dass Alfred Knopf das Buch abgelehnt hat, obwohl er es gar nicht gelesen hatte (vgl. Ray-Machat´y an Landauer, 5. April 1938, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 234). Schlussendlich erschienen beide Romane 1939 beim Verlag The Dial Press in New York: Ein Kind unserer Zeit unter dem direkt übertragenen Titel „A child of our time“ und Jugend ohne Gott unter dem veränderten Titel „The age of the fish“; beide Texte in der auch für Methuen verwendeten Übersetzung (vgl. auch den Kommentar zu B198). Bei neuerlichen Verhandlungen rund um die Filmrechte an Jugend ohne Gott wie Ein Kind unserer Zeit in den USA durch Maria Ray-Machat´y nach Horváths Tod wurde offenbar, dass The Dial Press seine Buchrechte sehr weit auslegte und teilweise auch Landauer getäuscht haben dürfte. Die Gefahr eines Rechtsstreits konnte nur durch eine direkte Intervention von Fritz Landshoff von Querido, der auch im Auftrag Allert de Langes in den USA war, gebannt werden (vgl. Landauer an Ray-Machat´y, 27. Juli 1939, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 199). Eine Folge davon war allerdings, dass die Filmrechte nun doch von The Dial Press vertreten wurden, was Maria Ray-Machat´y aus dem Spiel nahm. Wie aus dem Briefwechsel zwischen Landauer und Ray-Machat´y hervorgeht, hatte Landauer selber keine Erfahrung mit The Dial Press, mit der er nur abgeschlossen hatte, da seine sonstigen Verlagskontakte in den USA Horváths Bücher immer abgelehnt hatten (vgl. Landauer an Ray-Machat´y, 23. März 1939, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 94 / 201). Eine Verfilmung in den USA kam nie zustande. Abschließend spricht Landauer in B163 noch die Möglichkeiten an, die sich durch Horváths Besuch bei den Hatvanys ergeben könnten. Lajos von Hatvany dürfte dem Autor signalisiert haben, eine Übersetzung von Jugend ohne Gott ins Ungarische und einen entsprechenden Vertrieb vor Ort organisieren zu können (vgl. Báder 1970, S. 205). Landauer ließ daraufhin seine Verhandlungen mit dem tschechischen Verlag Eugen Prager ruhen (vgl. B151, B153 und B165). Nachdem Hatvany wohl absehbar nichts bewirken konnte, sprach Horváth im April in Prag direkt mit dem Eugen Prager Verlag, der interessiert war (vgl. B183). Einen Abschluss erreichten schließlich weder Horváth noch Landauer; die erste ungarische Ausgabe von Jugend ohne Gott erschien erst 1984 (vgl. auch den Kommentar zu B123). B164 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Budapest, 23.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 537 IISH Amsterdam Brief, hs.,1 halbiertes Blatt hochkariertes Papier, schwarzblaue Tinte Druck in: Schneider 1989, S. 181.
Zwischen B163 vom 11. März 1938 und dem vorliegenden Brief vom 23. März dürfte es Korrespondenz zwischen Horváth und Landauer gegeben haben, die nicht überliefert
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
ist. Horváths Bitte um weitere Vorschüsse ist zwar belegt (vgl. den Kommentar zu B160), jedoch waren weitere Details dazu kein Thema im erhaltenen Konvolut. Es ist auch nicht auszuschließen, dass Horváth mit Landauer telefoniert hatte. Die Anweisung des Geldes in die Schweiz betrifft Horváths Lebensgefährtin Wera Liessem, die zu dieser Zeit am Züricher Schauspielhaus engagiert war (vgl. dazu die Anmerkung Diebolds in B104). Ein ähnlicher Transfer ereignet sich auch einige Wochen später (vgl. B171, B173 und B175–B178). Horváth befand sich in diesen Tagen noch auf Besuch bei Lajos und Jolán von Hatvany, plante aber bereits seine nächsten Aufenthalte. Die Rückkehr nach Österreich schied nach dem vollzogenen ‚Anschluss‘ Mitte März aus (vgl. den Kommentar zu B162). Wie genau der Kontakt zur Schauspielerin Lydia Busch zustande kam, die ihn zu sich nach Teplitz-Schönau einlud, ist unbekannt. Schneider gibt mit Bezug auf Csokor an, dass Busch u.a. im Januar 1938 am Theater in der Josefstadt engagiert war (vgl. Schneider 1989, S. 181 und Csokor 1964, S. 157 und 176). Horváth, der auch im Umfeld Max Reinhardts und seiner Bühnen verkehrte, könnte sie dort kennengelernt haben. Teplice-Sˇanov, deutsch Teplitz-Schönau (heute: Teplice), ist eine im Nordwesten Böhmens gelegene Bezirksstadt unweit der deutschen Grenze. Sie verzeichnete Ende der 1930er-Jahre um die 26.000 Einwohner, von denen die Mehrheit deutschsprachig war. Horváth blieb schließlich bis zum 2. Mai 1938 dort (vgl. B186) und arbeitete insbesondere an seinem letzten Romanprojekt, Adieu, Europa! (vgl. WA 13/WP24), das seine zuvor noch gegenüber Landauer geäußerten Pläne zu „Das Ende der Kunst“ ablöste (vgl. B157). Er traf schließlich nicht mit dem Flugzeug, sondern nach einer umständlichen Bahnreise über Budapest, Triest, Mailand, Zürich und Brüssel am 18. Mai 1938 in Amsterdam ein (vgl. B192 sowie die unmittelbar vorangehenden Schreiben). Trotz schwieriger Umstände wirkt Horváth in diesen Zeilen nicht niedergeschlagen. Bei dem „selige[n] Tschuppik“, auf den er sich hier beruft, handelt es sich um den 1937 verstorbenen österreichischen Publizisten Karl Tschuppik. Tschuppik war, neben Alexander Lernet-Holenia, Trauzeuge Horváths bei seiner Vermählung mit Maria Elsner 1933, mit der er kurze Zeit verheiratet war (vgl. den Kommentar zu D18 und D20). Tschuppik hatte in den vergangenen Jahren auch Bücher bei Allert de Lange veröffentlicht (vgl. Schoor 1992, S. 251 und 254). Vermutlich ebenfalls Gegenstand einer nicht überlieferten Korrespondenz oder telefonischen Unterredung Horváths und Landauers war der Verbleib von Carl Zuckmayer und Franz Werfel nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs. Horváth eruierte ihre Adressen in den kommenden Wochen und leitete sie an Landauer weiter (vgl. B166 und B171). Der Austausch mit Landauer weist auf einiges an Korrespondenz zwischen Horváth und den Zuckmayers bzw. MahlerWerfels hin, die nicht überliefert ist (vgl. auch B166). Auf der Vorderseite des Briefes fügt Horváth zuletzt noch zwei Postskripta ein. Im ersten schreibt er vom kommenden Buch eines jungen ungarischen Autors über Kaiser Joseph II., das für den Verlag von Interesse sein könnte. Beim Autor handelt es sich um Ferenc Fejt˝o. Der Verlag Allert de Lange hatte zwar entsprechende Titel im Verlagsprogramm (vgl. etwa auch die Biographie Maria Theresia von Karl Tschuppik, 1934), Landauer sah aber nach dem Wegfall des österreichischen Marktes wenig Chancen (vgl. B168). Das Buch Fejt˝os erschien erst nach dem Zweiten Weltkrieg, zuerst im französischen Verlag Plon (Un Habsbourg révolutionnaire. Joseph II, portrait d’un déspote éclairé, 1954), 1956 dann im deutschen Koehler Verlag unter dem Titel Kaiser Josef II. Kaiser und Revolutionär. Zuletzt macht sich Horváth, nachdem der
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B164–B166 vonan und an Ödön von Horváth
Abschluss mit dem Londoner Methuen Verlag in Aussicht stand, nochmals für die Übersetzung von Nicholas Györy stark, die Maria Ray-Machat´y organisiert hatte. Diese Übersetzung lag Landauer vor (vgl. den Kommentar zu B149), der sie auch an Methuen zur Prüfung sandte (vgl. B168). Dort entschied man sich jedoch für eine Übersetzung durch R. Wills Thomas, die auch in den USA verwendet wurde (vgl. die Kommentare zu B147 und zu B163). B165 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 24.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 536 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 181f.
Ob Landauer bereits im Besitz des Schreibens B164 war, als er das vorliegende Schreiben verfasste, ist unklar. Für gewöhnlich waren Briefe zwischen ihm und Horváth zwei Tage auf dem Postweg (vgl. etwa B166). Da ein Eingangsstempel des Verlags auf B163 fehlt und zumindest ein vorhergehendes Schreiben verloren gegangen sein muss (vgl. den Kommentar zu B163), lässt sich nicht mit Sicherheit bestimmen, auf welche Nachricht Landauer antwortete. Da etwa das Buch Fejt˝os über Joseph II. erst in B168 von Landauer angesprochen wird, war ihm B164 vermutlich noch nicht bekannt. Die Adressvermittlung an den ungarischsprachigen Eugen Prager Verlag in Prag wurde jedenfalls durch das offenkundige Scheitern einer Vermittlung via Lajos von Hatvany in Budapest notwendig (vgl. den Kommentar zu B163). Horváth suchte den Prager Verlag Ende April auf (vgl. B183), ein Abschluss kam trotz Interesses nicht zustande. B166 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Budapest, 27.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 538 IISH Amsterdam Postkarte, hs., schwarzblaue Tinte, Bild „Veszprém: A Vár Nyugatról“ (Ansicht der Burg von Veszprém von Westen) auf Adressseite, frankiert mit ungarischer Briefmarke mit Turul (10 Fillér), Poststempel Budapest, Datum unleserlich, Eingangsstempel 29 MRT. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 182.
In einer kurzen Postkarte informiert Horváth Landauer über die Züricher Adresse Zuckmayers und seine nächsten Schritte. Der als Abreisetag erwähnte Dienstag war der 29. März 1938. Horváth wird allerdings nicht „sehr bald“ nach Amsterdam kommen, stattdessen verbringt der Autor den gesamten April im Haus seiner Bekannten Lydia Busch in Teplitz-Schönau (vgl. den Kommentar zu B164). Bei der Amsterdamer Adresse Jan Willem Brouwerstraat 21 handelt es sich um die Pension Hirsch, in der auch Landauer wohnte (vgl. etwa B161). Welche Korrespondenz Horváths dorthin gelangte, ist unbekannt.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B167 = Ödön von Horváth an Carl Zuckmayer, Budapest, 28.3.1938 A: Zuckmayer, Carl, HS 1986.1516/3 Deutsches Literaturarchiv, Marbach Brief, hs., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, beidseitig beschrieben
Wie in der Postkarte B166 an Landauer angemerkt, schreibt Horváth selbst sogleich an Zuckmayer. Carl Zuckmayer befand sich seit seiner dramatischen Flucht aus Österreich am 15. März 1938 bereits in Zürich, wie er auch in seiner Autobiographie schildert (vgl. Zuckmayer 1966, S. 64–82). Horváth übermittelt Zuckmayer hier das allgemeine Interesse Allert de Langes an einer Zusammenarbeit. Bereits seit der Begründung der deutschsprachigen Abteilung des Verlags war Kesten an Verträgen mit Autoren wie Zuckmayer und Werfel interessiert. Der ‚Anschluss‘ Österreichs und der Wegfall der dortigen Verlagslandschaft bot für die Exilverleger die Chance, weitere bekannte Autoren in ihre Programme aufnehmen zu können. Im Falle von Zuckmayer und Werfel indes hinderte der rasche Aufbau eines Exilvertriebs durch Fischer, der die Rechte am Gesamtwerk beider besaß, eine Zusammenarbeit mit Allert de Lange (vgl. Schoor 1992, S. 227–229). Zuckmayer ist, neben Wera Liessem, eine der möglichen Quellen für Horváths Informationen über den Aufenthaltsort Franz Werfels, den er Landauer in B171 mitteilt. B168 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 29.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 539 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 182.
B169 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 30.3.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 540 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 182.
B168 dürfte schlussendlich die Antwort auf B164 vom 23. März sein (vgl. den Kommentar dort). Landauer übermittelt Horváth hier die ersten Korrekturfahnen des Romans Ein Kind unserer Zeit, die der Autor im Verlauf der kommenden Wochen durchsah (vgl. B171, B172, B175 und insbesondere B176). Landauer richtet sein Schreiben bereits an die Adresse „Haus am Hang“ in Teplitz-Schönau, die ihm Horváth in B164 genannt hatte; gemäß der Postkarte B166 wollte Horváth am 29. März dorthin abreisen. Er hielt sich dort bis zum 2. Mai auf (vgl. die Kommentare zu B186 und B164), bevor er über Zürich nach Amsterdam reiste, wo er am 18. Mai eintraf (vgl. B192). Landauer reagiert hier auch auf die beiden Postskripta Horváths in B164. Betreffend des Buches von Ferenc Fejt˝o über Joseph II. ist er interessiert, dämpft aber eventuelle Erwartungen aufgrund des nicht mehr zugänglichen österreichischen Marktes. Die Übersetzung von Jugend ohne Gott (1937) ins Englische von Nicholas Györy, für
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B169–B171 vonan und an Ödön von Horváth
die sich Horváth nochmals einsetzte, hatte er an Methuen zur Prüfung gesandt. Dort entschied man sich schließlich dagegen, die zeitgenössische englische Übersetzung sowohl für Großbritannien als auch für die USA stammt von R. Wills Thomas (vgl. im Detail die Kommentare zu B147 und B163). Die Postkarte B166 vom 27. März 1938, in der Horváth Landauer die Adresse Zuckmayers übermittelt, traf laut Eingangsstempel des Verlags am 29. März bei Allert de Lange ein; Landauer dürfte sie aber erst nach Versand von B168 gelesen haben. Deshalb folgt tags darauf B169, in dem sich der Lektor bei Horváth für die Vermittlung bedankt und nochmals um die Adresse Werfels bittet (vgl. zum Interesse Landauers an Zuckmayer und Werfel den Kommentar zu B167; zu Werfels Adresse siehe B171). B170 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 31.3.1938 Horváth 4/5 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. 2 Blatt unliniertes Papier, vmtl. Tinte, Paginierung 1, 2 Druck (als Faksimile) in: Báder 1970, S. 210f.
Horváth hatte sich vom 14. bis zum 29. März 1938 im Palais der Hatvanys im Budapester Stadtteil Buda aufgehalten. Wie aus den an Jolán von Hatvany adressierten Zeilen in B170 hervorgeht, verstand man sich sehr gut. Horváth informierte die Hatvanys in den folgenden Wochen regelmäßig über seine aktuellen Vorhaben (vgl. B174, B180, B181, B191 und B193). Der längere Aufenthalt in Budapest dürfte Horváth auch zum regelmäßigeren Gebrauch seiner Zweitsprache angeregt haben; jedenfalls verwendet er in den weiteren Briefen an Hatvany regelmäßig ungarische Wendungen (vgl. insbesondere B191). Wie noch in den vorangehenden Briefen an Landauer, geht Horváth von einem nur kurzen Aufenthalt in Teplitz-Schönau und einer anschließenden Flugreise nach Amsterdam aus (vgl. den Kommentar zu B164). Tatsächlich wird Horváth erst Anfang Mai und via Zug abreisen. Als Beilage übermittelt er das in seinem Besitz befindliche Original von Landauers Schreiben vom 29. März 1938 betreffend eine mögliche Vermittlung des Buches von Ferenc Fejt˝o an Allert de Lange (vgl. B168). Lajos von Hatvany hatte sich kurz nach Horváths Abreise auf Kur ins zu diesem Zeitpunkt italienische Abbazia (heute: Opatija/Kroatien) begeben (vgl. B181). Bei der zuletzt erwähnten „Klári“ handelt es sich um die Tochter der Hatvanys, Klára, bei „Laki“ um den Hund der Familie, den Horváth als „kelef“ (vmtl. jiddisch „Hund“) bezeichnet. B171 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), TepliceSˇanov, 2.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 541 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte, beidseitig beschrieben Druck in: Schneider 1989, S. 183.
B171 antwortet auf Landauers Brief vom 30. März 1938 (B169). In der Sache der Adresse Franz Werfels, um die Landauer gebeten hatte, kann Horváth bereits mit Neuigkeiten aufwarten. Anstelle einer Adresse in Capri, wo sich das Ehepaar Werfel während des ‚Anschlusses‘ Österreichs aufgehalten hatte, weiß er, dass sich Werfel bereits in Zü-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
rich befand, wo sich auch die Zuckmayers seit dem ‚Anschluss‘ Österreichs aufhielten (vgl. B167). Werfel und Alma Mahler-Werfel wohnten bei ihrem Schwager Ferdinand Rieser, Ehemann von Franz‘ Schwester Marianne Werfel, der seit den 1920er-Jahren das Züricher Schauspielhaus leitete (vgl. Bolbecher/Kaiser 2000, S. 688f.). Da dort auch Horváths Lebensgefährtin Wera Liessem engagiert war, kann vermutet werden, dass sie über den Aufenthaltsort Werfels Bescheid wusste und Horváth informierte. Liessem hatte 1937 auch den Kontakt zwischen Horváth und dem Theaterkritiker und nunmehrigen Filmagenten Bernhard Diebold wieder hergestellt (vgl. B104). Möglicherweise hatte Horváth die Information auch vom ebenfalls in Zürich befindlichen Carl Zuckmayer erhalten, den er am 28. März 1938 angeschrieben hatte (B167). Horváth arbeitete in diesen Tagen an der Korrektur der ersten Druckfahnen von Ein Kind unserer Zeit (1938), die ihm Landauer mit B168 vom 29. März übersandt hatte. Seiner hier festgehaltenen Bitte um eine großzügigere Einrichtung des Buches dürfte man nachgekommen sein. Das lässt vor allem die Tatsache vermuten, dass man seinen ebenfalls geäußerten Wunsch um einen Kapitelbeginn auf einer je neuen Seite umgesetzt hat (vgl. auch B172 sowie allgemein WA 16, S. 5f.). Das „neue Buch“ dürfte bereits die Arbeit an Adieu, Europa! sein, von der er Landauer Ende April genauer unterrichtet (vgl. B185 sowie zum Werkprojekt WA 13/WP24). Schließlich ist „das leidliche finanzielle“ nochmals Thema des in dieser Zeit nach wie vor von chronischen Geldsorgen geplagten Autors. Vor allem die beständigen Reisekosten waren eine Belastung. Eine mögliche Bevorschussung der Zahlungen des französischen Verlags Plon bzw. des britischen Methuen Verlags hatte Landauer bereits am 11. März 1938 erwähnt (vgl. B163). Horváth erbittet zunächst 1000 tschechische Kronen, das entsprach zu diesem Zeitpunkt etwa 87 Reichsmark. Gleich zu Beginn enthält das Schreiben einen Hinweis auf verloren gegangene Korrespondenzstücke: Horváth erkundigt sich, ob Landauer seinen Brief „von hier“, also aus Teplitz-Schönau, bereits erhalten habe. Tatsächlich ist B171 das erste aus der Tschechoslowakei an den Lektor gerichtete Schreiben, das zuletzt vorliegende ist das vom 27. März aus Budapest (B166). Da die fortlaufende Signatur des Verlags auf keine Lücke hinweist, könnte es sich wieder um ein Schreiben an Landauers Privatadresse gehandelt haben, das seinen Weg in die Verlagsunterlagen nicht gefunden hat (vgl. auch B161 und B166). Vor diesem Hintergrund ist vermutlich auch Horváths Insistieren auf „Zürich“ zu verstehen, womit eine Geldanweisung an Wera Liessem gemeint ist, wie sie bereits im März 1938 vollzogen wurde (vgl. B164, dort bedankt sich Horváth für eine bereits erfolgte Transaktion). Die hier angesprochene Überweisung konnte anscheinend nicht sogleich durchgeführt werden und war dann wiederholt in B175–B178 Thema. B172 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), TepliceSˇanov, 4.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 542 IISH Amsterdam Postkarte, hs., mit Bild „Tatry“ (Tatra-Gebirge) auf der Adressseite, frankiert mit 2 Briefmarken, davon eine mit Porträt T. Masaryk (1 Krone, 20 Heller) und eine mit dem mittleren Staatswappen der CSR (30 Heller), Poststempel Teplice-Sˇanov/Teplitz-Schönau, 5.IV.38, Eingangsstempel 6 APR. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 183.
Wie in B171 bereits angekündigt, sandte Horváth begleitend zu B172 den ersten Teil der korrigierten Druckfahnen an den Verlag zurück, den er am 29. März 1938 erhal-
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B172–B174 vonan und an Ödön von Horváth
ten hatte (vgl. B168). Zugleich erreichte ihn der zweite Teil, den er mit 9. April zurückschickte (vgl. B175). Horváths hier neuerlich geäußerter Wunsch, jedes Kapitel auf einer eigenen Seite beginnen zulassen, wurde umgesetzt (vgl. WA 16, S. 5f.), weshalb auch davon ausgegangen werden kann, dass auch seine Bitte um eine Reduktion der Zeilenzahl pro Blatt berücksichtigt wurde (vgl. B171). Ungeachtet seiner sonstigen Eingriffe bittet Horváth hier nochmals um eine genaue Korrektur durch den Verlag „besonders die sogenannten ort[hographischen] Schreibfehler“ betreffend. In B176 wird er diese Bitte nochmals wiederholen. Tatsächlich war Horváth notorisch bezüglich seiner Schreibfehler und -versehen, wie sich aus den werkgenetischen Materialien zu seinen Texten ersehen lässt. Bereits früher hatte er gegen normierende Eingriffe in seine Texte nichts einzuwenden gehabt, wie etwa die überlieferte Bearbeitung des Romans Der ewige Spießer durch den Ullstein Verlag 1930 belegt (vgl. WA 14/K4/TS4). B173 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 7.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 543 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 183.
Walter Landauer reagiert in B173 auf die letzten beiden Briefe Horváths und hier vor allem auf B171 vom 2. April 1938. Bezüglich der Geldanweisung in die Schweiz kalmiert er Horváth, der dann in B175 nochmals auf eine rasche Erledigung drängt. Zugleich bestätigt Landauer die Anweisung der gewünschten 1000 tschechischen Kronen an die K. Andresche Buchhandlung in Prag, eine renommierte deutschsprachige Verlagsbuchhandlung am Prager Pulverturm (vgl. Schneider 1989, S. 183 sowie den Kommentar zu B171). Des weiteren kündigt er an, den Verlag Eugen Prager von einem bevorstehenden Besuch Horváths in Kenntnis zu setzen. Landauer hatte den Prager Verlag bereits Anfang Februar als möglichen Kontakt für eine ungarische Übersetzung von Jugend ohne Gott (1937) vorgeschlagen, nachdem in Ungarn, wohl aus politischen Gründen, kein Abschluss zu erreichen war (vgl. den Kommentar zu B151). Horváth berichtet schließlich in B183 vom 23. April 1938 von einem Interesse des Verlags; ein Abschluss kam aber nicht zustande. B174 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 7.4.1938 Horváth 4/6 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, vmtl. Tinte, vmtl. auf Vorder- und Innenseite beschrieben Druck in: Báder 1970, S. 214.
Horváth reagiert mit B174 auf ein nicht überliefertes Schreiben Jolán von Hatvanys, das diese ihrerseits als Antwort auf Horváths Brief B170 vom 31. März verfasst hatte. Dort hatte Horváth einerseits Ferenc Fejt˝os Buch über Joseph II. vermittelt und sich andererseits der Freundschaft der Hatvanys versichert, deren Gast er von 14. bis
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
29. März 1938 in Budapest gewesen war. Der auch in den übrigen erhaltenen Briefen vorherrschende herzliche Ton zeigt, dass Horváth von Lajos und Jolán Hatvany sehr eingenommen war. Wie schon in B170 zu bemerken ist, befleißigt sich Horváth in den an seinen Besuch anschließenden Briefen wiederholt ungarischer Floskeln und Wendungen. Bei der erwähnten Klárika handelt es sich um eine Koseform von Klára, der Tochter der Hatvanys (vgl. den Kommentar zu B170). In B174 spricht Horváth indirekt einige seiner Reiseplanungen an: War er bis dahin noch von einem Direktflug von Prag nach Amsterdam ausgegangen (vgl. B164 und B170), so steht hier erstmals eine Reisevariante via Eisenbahn zur Debatte. Auch scheint Horváth noch von einem eher kurzen Aufenthalt im Haus von Lydia Busch in Teplitz-Schönau auszugehen. Schlussendlich wird er bis zum 2. Mai bleiben und den umständlichen Weg mit dem Zug über Budapest, Mailand und Zürich nehmen (vgl. dazu allgemein den Kommentar zu B164). B175 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 9.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 544–545 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, schwarzblaue Tinte, Vorder- und Innenseite beschrieben, Eingangsstempel 11 APR. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 183.
B176 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 11.4. 1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 547 IISH Amsterdam Postkarte, hs., mit Bild „Krkonoˇse“ (Riesengebirge) auf der Adressseite, frankiert mit 2 Briefmarken, davon eine mit Bild von T. Masaryk (1 Krone, 30 Heller) und eine mit dem mittleren Staatswappen der CSR (30 Heller), Poststempel Teplice-Sˇanov/Teplitz-Schönau, 11.IV.38, Eingangsstempel 13 APR. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 184.
B177 = Verlag Allert de Lange an Ödön von Horváth, ohne Ort [Amsterdam], 11.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 546 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 184.
B178 = Ödön von Horváth an den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 13.4. 1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 548–549 IISH Amsterdam Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte Druck in: Schneider 1989, S. 184.
B175–B178 sind in rascher Folge entstanden und hängen unmittelbar zusammen. Da sein regulärer Kontakt Walter Landauer über die Karwoche und Ostern (der Oster-
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B178–B179 vonan und an Ödön von Horváth
sonntag 1938 war der 16. April) verreist war (vgl. B173), richtete Horváth B175 unpersönlich an den Allert de Lange Verlag (vgl. bereits B134 und B140). Grund für das Schreiben ist die nach wie vor nicht angekommene Überweisung von 300 Schweizer Franken in die Schweiz an die Adresse Wera Liessems, nach der sich Horváth bereits in B171 erkundigt hatte. Horváths Lebensgefährtin Liessem war in dieser Zeit am Züricher Schauspielhaus engagiert (vgl. den Kommentar zu B113), die erwünschten 300 Franken entsprachen nach damaligem Wechselkurs 171 Reichsmark (vgl. Schneider/ Schwarzer/Denzel 1997, S. 157). Parallel zu einer neuerlichen Urgenz in B176 vom 11. April 1938 bestätigt der Verlag die Anweisung des Geldes in B177 und die Auszahlung an Liessem durch das Schweizerische Vereinssortiment Olten (vgl. Schneider 1989, S. 184). Mit B178 vom 13. April bestätigt Horváth schließlich, dass das Geld in Zürich eingetroffen ist. Horváth kündigt in B175 auch den Rest der Korrekturfahnen von Ein Kind unserer Zeit an, die er am 4. April erhalten hatte (vgl. B172). Er verwendet dafür den abweichenden Titel „Ein Kind seiner Zeit“, was allerdings nicht auf eine Titeländerung hindeutet, sondern ein Schreibversehen ist: In B176 korrigiert er diesen Fehler sogleich (vgl. auch B187, wo er zunächst mit „s“ ansetzt, dies aber sogleich überschreibt). In diesem Versehen spiegeln sich vermutlich noch Reste von Horváths verschiedenen Überlegungen der Werkgenese, wo er unter anderem „Ein Soldat seiner Zeit“ als Titel vorsah (vgl. WA 16/K1). Tatsächlich versandt dürfte Horváth die Korrekturen aber erst am 10. oder 11. April haben, wie B176 zeigt. Eingedenk seiner fehlerhaften Rechtschreibung bittet er, wie bereits in B172, um eine genaue Korrektur seitens des Verlages „in Hinblick auf ortographische Fehler“, wobei der Rechtschreibfehler, der ihm dabei passiert, sein Anliegen (unfreiwillig) unterstreicht. Damit war die Arbeit an diesem Roman für ihn bis zur Umsetzung seiner Korrekturen vorläufig abgeschlossen (vgl. B187) und er konnte sich auf neue Projekte, vor allem auf das Werkprojekt Adieu, Europa! (WA 13/WP24), konzentrieren. Über seine Pläne setzt er Landauer Ende April in B183 und B185 in Kenntnis. Zuletzt hatte er noch über einen Roman mit dem Titel „Das Ende der Kunst“ räsoniert (vgl. B157). B179 = Ödön von Horváth an Auguste von Horváth, ohne Ort [Teplice-Sˇanov, Poststempel], ohne Datum [14.4.1938, Poststempel] ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht überliefert, Kopie Glückwunschkarte mit Motiv Osterhase, hs., vmtl. Tinte, frankiert mit tschechischer Briefmarke (1 Krone, 20 Heller), Poststempel Teplice-Sˇanov/Teplitz-Schönau, 14.IV.38
B179 ist das seltene Exemplar einer Glückwunschkarte unter den erhaltenen Schreiben Horváths. Er übersendet damit Osterwünsche an seine Schwägerin und Jugendfreundin Auguste („Gustl“) von Horváth, geborene Emhardt, eine der ältesten und engsten Bekannten des Autors aus der Zeit in München und Murnau in den 1920erJahren (vgl. Schneider-Emhardt 1983). Sie heiratete am 25. Juni 1925 Ödöns Bruder Lajos von Horváth, trennte sich jedoch drei Jahre später wieder von ihm, und führte nach einer neuerlichen Eheschließung den Namen Schneider-Emhardt (vgl. Salmen 2001, S. 11; siehe auch den Kommentar zu B34). 1938 fiel der Ostersonntag auf den 16. April, laut Poststempel wurde die Karte bereits am 14. April aufgegeben.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B180 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, ohne Ort [Teplice-Sˇanov, Poststempel], ohne Datum [14.4.1938, Poststempel] Horváth 4/7 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Vmtl. Ansichtskarte, hs., frankiert mit tschechischer Briefmarke (1 Krone, 20 Heller), Poststempel Teplice-Sˇanov/Teplitz-Schönau, 14.IV.38
Horváth hatte zuletzt am 7. April 1938 an Jolán von Hatvany geschrieben (vgl. B174), worauf diese mit einer (nicht überlieferten) Karte antwortete. Horváth bedankt sich dafür und stellt in Aussicht, in der Woche nach Ostern aus Teplitz-Schönau abzureisen und gegebenenfalls mit Jolán von Hatvany einen Teil der Bahnreise zurückzulegen, die ihrem auf Kur in Abbazia/Opatija weilenden Ehemann nachreisen wollte (vgl. B170). Der Ostersonntag 1938 war der 16. April, Horváth wollte also spätestens am 23. April abreisen. Tatsächlich verschob er seine Abfahrt neuerlich, wie er Jolán von Hatvany auch am 22. April schreibt (B181) und brach erst am 2. Mai auf (vgl. B186 und den Kommentar zu B164). Wie auch die übrigen Schreiben an Jolán von Hatvany ist auch B180 nur als Kopie überliefert. Aufgrund der Platzierung des Adressfeldes auf derselben Seite wie der Text hat es sich dabei vermutlich um eine Ansichtskarte gehandelt. B181 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 22.4.1938 Horváth 4/8 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Brief, hs., vmtl. 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, vmtl. Tinte, beidseitig beschrieben Druck in: Báder 1970, S. 214.
Wie Horváth in B181 schreibt, verzögert sich seine Abreise aus Teplitz-Schönau erneut. Eine knappe Woche zuvor war er noch davon ausgegangen, am 23. April 1938 unterwegs zu sein (vgl. B180). Welcher Natur die erwarteten Schreiben aus Zürich bzw. Amsterdam sind, ist unbekannt; Horváth wird schließlich am 2. Mai aus Teplitz-Schönau abreisen (vgl. B186). Die ursprünglichen Überlegungen, mit einem Flugzeug zu reisen, waren anscheinend vollends hinfällig (vgl. zuletzt B174); Horváth sprach auch in B180 nur mehr von einer Bahnreise, die er hier konkretisiert: „Budapest-Milano nach Zürich“, damit das Deutsche Reich umgehend. So es sich einrichten lässt, möchte er dennoch das Ehepaar Hatvany in Italien besuchen; der in Istrien gelegene Kurort Abbazia/Opatija, wo sich die Hatvanys aufhalten, wäre auf dieser Route allerdings ein nennenswerter Umweg gewesen. Horváth wird schließlich direkt nach Zürich reisen, ohne sich mit den Hatvanys getroffen zu haben (vgl. B191).
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B182–B184 vonan und an Ödön von Horváth
B182 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 22.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 550 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 184.
Walter Landauer war vor Ostern für einige Tage verreist (vgl. B173) und meldet sich nun wieder zurück. Horváth hatte, wie auch aus anderen Korrespondenzen hervorgeht, seine Abreise aus Teplitz-Schönau immer wieder verschoben, weshalb Landauer wohl unklar war, wann genau Horváth nun nach Amsterdam kommen würde. Tatsächlich reiste Horváth erst am 2. Mai 1938 ab (vgl. B186 und B187) und erreichte, aufgrund eines mehrtätigen Aufenthalts in Zürich, Amsterdam erst am 18. Mai (vgl. B192). B183 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), TepliceSˇanov, 23.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 551–552 IISH Amsterdam Brief, hs., schwarzblaue Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Vorder- und beide Innenseiten beschrieben, Eingangsstempel 25 APR. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 184f.
Horváth verfasste B183 noch in Unkenntnis von Landauers Karte vom 22. April 1938 (B182), wie auch aus B185 hervorgeht. Während seine letzten Schreiben unspezifisch an den Verlag Allert de Lange adressiert waren (vgl. B175, B176 und B178), schreibt er Landauer hier wieder direkt an, vermutlich aufgrund von Landauers Mitteilung, „[g]egen den 20.4.“ (B173) wieder erreichbar zu sein. Die angekündigte Abfahrt in wenigen Tagen verzögerte sich nochmals kurz; Horváth brach schlussendlich am 2. Mai auf (vgl. B186). Wie so oft, bittet Horváth Landauer um Geld, das dieser nach Zürich zu seiner Lebensgefährtin Wera Liessem anweisen soll (vgl. B175). Die erbetenen 200 Schweizer Franken entsprachen etwa 115 Reichsmark (vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 157). Zwischenzeitlich war Horváth auch nach Prag gefahren, um dort mit dem Verleger Eugen Prager zu sprechen (vgl. die Kommentare zu B163 und B173). Dort war man interessiert, ein Abschluss kam aber nicht (mehr) zustande. Die in B171 erbetenen 1000 tschechischen Kronen wiederum hatte Horváth nicht behoben, wie er Landauer weiter informiert. Über die angekündigten „Pläne“, die er Landauer berichten will, schreibt er detaillierter in B185. B184 = Ödön von Horváth an Alma Mahler-Werfel, Teplice-Sˇanov, 23.4.1938 Mahler-Werfel Papers, Ms. Coll. 575, Correspondence Ödön von Horváth, Rare Book and Manuscript Collections Van Pelt Library, University of Pennsylvania, Philadelphia Brief, hs., 2 Blatt unliniertes Papier mit Schnittkante, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (vmtl. Alma Mahler-Werfel)
Ödön von Horváth war vermutlich seit 1935 mit Alma Mahler-Werfel bekannt, die in Wien einen literarischen Salon unterhielt (vgl. den Kommentar zu B93). Die letzten
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Briefe, in denen ein vergleichbar vertraulicher Ton herrscht, hatte er 1937 aus Henndorf an sie gerichtet (vgl. B106 und B110). Walter Landauer war für den Verlag Allert de Lange an Kontakten mit Autorinnen und Autoren interessiert, die nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich geflohen waren, weshalb er Horváth fragte, ob er über Adressen von Carl Zuckmayer und Franz Werfel verfüge (vgl. dazu und zu Landauers Interesse an den beiden die Kommentare zu B164 und B167). Carl Zuckmayer und Alice Herdan-Zuckmayer befanden sich seit Mitte März in Zürich; Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel wiederum waren zuvor in Capri und reisten vermutlich Ende März ebenfalls nach Zürich, wo sie bei Werfels Schwager Ferdinand Rieser, seines Zeichens Direktor des Schauspielhauses Zürich, untergebracht waren (vgl. den Kommentar zu B171). Horváth rekapituliert gegenüber Mahler-Werfel die Ereignisse der vergangenen Wochen und berichtet sowohl über das baldige Erscheinen von Ein Kind unserer Zeit (1938) als auch über sein „neues Buch“, womit Adieu, Europa! (WA 13/WP24) gemeint ist, das er in B171 angedeutet hat und dessen Titel er in B185 Landauer nennt. Mit dem „Manuscript“ ist eine eigenhändige Abschrift von Ein Kind unserer Zeit gemeint, die er Mahler-Werfel übersenden wollte (vgl. auch B110, wo er ihr vermutlich eine Abschrift von Pompeji übersandte). Sein letztes verbliebenes Exemplar hatte Horváth an Landauer gesandt, der seines an den Methuen Verlag weitergegeben hatte (vgl. B159).
B185 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), TepliceSˇanov, 25.4.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 553 IISH Amsterdam Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier mit Briefkopf „Haus am Hang / Teplice-Sˇanov 1642 / Cˇ .S.R“, beidseitig beschrieben, Eingangsstempel 28 APR. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 185.
Mit B185 antwortet Horváth auf Landauers kurze Nachricht vom 22. April 1938 (B182) und erkundigt sich, ob dieser sein unabhängig davon versandtes Schreiben vom 23. April (B183) erhalten habe. Als frühestes Ankunftsdatum in Amsterdam gibt Horváth den 5. Mai an; tatsächlich wird es der 18. Mai werden (vgl. B192). Horváth erwähnt in B185 erstmals den Namen seines geplanten Romans: „Adieu, Europa!“ In B157 hatte Horváth noch von seinen Plänen zu einem Bohème-Roman mit dem Titel „Das Ende der Kunst“ berichtet; unter dem Eindruck seiner eigenen, mit dem ‚Anschluss‘ Österreichs definitiv eingetretenen Exilsituation war aber das Thema der Emigration in den Vordergrund getreten. Erste Anmerkungen dazu machte Horváth gegenüber Landauer kurz nach seiner Ankunft in Teplitz-Schönau (vgl. B171). Über den geplanten Roman schlossen Horváth und der Verlag Allert de Lange einen neuerlichen Vertrag, datiert auf den 27. Mai 1938 (vgl. V9). Die Arbeiten zu Adieu, Europa! (WA 13/WP24) sind das letzte Prosa-Werkprojekt des Autors, die überlieferten dreizehn Blatt Material enthalten mehrere Entwürfe zur Struktur des Textes, der in drei separaten „Emigrationen“ gegliedert sein soll, darin teilweise Horváths eigenen, ‚langen‘ Weg in die Emigration spiegelnd. Dabei findet auch die für „Das Ende der Kunst“ zentrale Frage nach dem, was ein Schriftsteller schreiben solle, Berücksichtigung (vgl. WA 13, S. 41f.). Nach seinem Tod veröffentlichten Freunde und Weggefährten die letzte erhaltene Fassung des geplanten ersten
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B185–B187 vonan und an Ödön von Horváth
Kapitels unter dem Titel „Neue Wellen“ in der von Thomas Mann herausgegebenen Emigranten-Zeitschrift Mass und Wert (vgl. WA 13/WP24/TS5). B186 = Ödön von Horváth an Allert de Lange (Walter Landauer), Teplice-Sˇanov, 1.5.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 554 IISH Amsterdam Postkarte, hs., schwarze Tinte, frankiert mit zwei tschechoslowakischen Briefmarken, davon eine mit Porträt T. Masaryk (1 Krone) und eine mit dem mittleren Staatswappen der CSR (50 Heller), Poststempel Teplice-Sˇanov/Teplitz-Schönau, 1.V.38, Eingangsstempel 3 MEI 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 185.
B187 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), TepliceSˇanov, 2.5.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 555 IISH Amsterdam Postkarte, hs., schwarze Tinte, mit Bild „Krkonoˇse“ (Riesengebirge) auf der Adressseite, frankiert mit 2 tschechoslowakischen Briefmarken, davon eine mit Porträt T. Masaryk (1 Krone, 20 Heller) und eine mit dem mittleren Staatswappen der CSR (30 Heller), Poststempel Teplice-Sˇanov/ Teplitz-Schönau, 2.V.38, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Verlag Allert de Lange), Eingangsstempel 3 MEI 1938. Druck in: Schneider 1989, S. 185.
Die beiden an Landauer gerichteten Postkarten B186 und B187 sind die letzten erhaltenen Schreiben Horváths von seinem Aufenthalt in Teplitz-Schönau. In B186 bedankt sich der Autor für die Überweisung der in B183 erbetenen 200 Franken nach Zürich, über deren Durchführung ihm Wera Liessem berichtet haben dürfte. Zugleich kündigt er an, „morgen“, also am 2. Mai 1938, abzureisen und „in ungefähr 10 Tagen“ in Amsterdam anzukommen. Aufgrund eines längeren Aufenthaltes in Zürich traf Horváth erst am 18. Mai in Amsterdam ein (vgl. B192). In B187 vom 2. Mai 1938 bittet Horváth, wohl kurz vor der Abreise, um Sendung einer Druckfahne von Ein Kind unserer Zeit (1938) nach Zürich. Ob tatsächlich noch Korrekturen zu tätigen waren oder ob er einen Vorabzug vor Ort für andere Zwecke brauchte, ist unbekannt. Denkbar wäre etwa, dass er den Text seinem Bekannten Cäsar von Arx zukommen lassen wollte, mit dem er sich im vergangenen Herbst und Winter regelmäßig ausgetauscht hatte (vgl. zuletzt B142) und den er während seines Aufenthalts in der Schweiz treffen wollte (vgl. B190). Auch ein Treffen mit Otto Kleiber von der National-Zeitung scheint wahrscheinlich, jedenfalls avisiert Horváth diesem von Amsterdam aus die Zusendung eines Exemplars von Ein Kind unserer Zeit (vgl. den Kommentar zu B196). Die Passage mit der Bitte um ein Korrekturexemplar wurde seitens des Allert de Lange Verlags markiert und mit dem Datum „3.5.“ versehen, was wohl bedeutet, dass der Bitte Horváths noch am Tag des Posteingangs der Karte (vgl. Eingangsstempel) nachgekommen wurde. Eine Sofortkorrektur im Titel des Romans, wo ein zuvor gesetztes „s“ sogleich mit „unserer“ überschrieben ist, weist zurück auf die Schreiben B175 und B176. Dort hatte Horváth versehentlich den (abweichenden) Titel „Ein Kind seiner Zeit“ gesetzt (vgl. den Kommentar dort).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B188 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 9.5.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 556 IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 185.
B189 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Zürich, 10.5.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 557–558 IISH Amsterdam Brief, hs., schwarzblaue Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Vorder- Innenseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand (Allert de Lange), Eingangsstempel 11 MEI 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 185.
Walter Landauer war bald nach seiner Abwesenheit um Ostern (vgl. B173) wieder für einige Zeit beruflich unterwegs, worüber er Horváth auch in B182 vom 22. April 1938 informierte. Mit B188 bestätigt er dem Schriftsteller, der seine Ankunft in Amsterdam um den 10. Mai angekündigt hatte (vgl. zuletzt B186), wieder in Amsterdam zu sein und alle bisherigen Schreiben erhalten zu haben. Den Angaben in den Briefabschriften Csokors zufolge, traf Horváth am 7. Mai in Zürich ein (vgl. BA24). Im vorliegenden Brief vom 10. Mai und wohl noch in Unkenntnis von Landauers Zeilen gibt er bekannt, noch bis 15. Mai in der Schweiz bleiben zu wollen, um seine Kontakte dort zu pflegen. Verbrieft ist, dass er den Schriftsteller Cäsar von Arx treffen wollte, was nicht gelang (vgl. B190 bzw. B192). Darüber hinaus hat er sich höchstwahrscheinlich mit Zuckmayer und Werfel getroffen, die in Zürich ihre erste Exilstation nach dem ,Anschluss’ Österreichs im März 1938 bezogen hatten (vgl. die Kommentare zu B167 und B171). Bekannt ist auch, dass er sich mit dem Schriftsteller Ulrich Becher sowie dem Verleger Emil Oprecht (vgl. BA24 und BA26 sowie Becher 1961 und Krischke 1988, S. 145) getroffen hat. Möglicherweise hat er auch Bernhard Diebold, mit dem er Mitte 1937 wieder in Kontakt gekommen war, aufgesucht (vgl. B105). Auch Otto Kleiber, Feuilleton-Redakteur der Basler NationalZeitung, mit dem er schon betreffend Jugend ohne Gott in Kontakt stand (vgl. B112) hat er vermutlich aufgesucht, darauf deutet seine neuerliche Kontaktaufnahme aus Amsterdam wenige Wochen später hin (vgl. B196). Für diese Zeit bittet Horváth Landauer um neuerliche Anweisung von 200 Schweizer Franken für seine Auslagen. Im Mai 1938 entsprach dies 114,52 Reichsmark (vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 157). Eine Bleistiftnotiz des Verlags auf dem Brief deutet an, dass diese Überweisung am 11. Mai, zugleich der Tag des Posteingangs bei Allert de Lange, veranlasst wurde.
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B190–B191 vonan und an Ödön von Horváth
B190 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Zürich, 12.5.1938 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497 / Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Postkarte, hs., schwarze Tinte, Bild „Ofenpass“ auf der Adressseite, vorfrankierte Schweizer Drucksorte (10 Rappen), Poststempel Zürich, 12.V.1938 Druck in: Kamber 2006, S. 20f.
Horváth, der sich seit 7. Mai in Zürich befand (vgl. den Kommentar zu B189), versuchte, sich auch mit dem Schweizer Schriftsteller Cäsar von Arx zu treffen. Mit Arx stand er im Herbst 1937 rund um die Veröffentlichung und Bewerbung von Jugend ohne Gott in regelmäßigem brieflichem Kontakt und versprach, dessen Stück Der Dreikampf in Wien zu bewerben (vgl. zuletzt B142). Arx wohnte im Solothurner Niedererlinsbach bei Aarau, knapp 50 Kilometer von Zürich entfernt, weshalb Horváth vorschlägt, ihn mit dem Auto zu besuchen; Horváth besaß seit 21. September 1934 einen Führerschein (vgl. D19). Das angestrebte Treffen fand nicht statt, da Horváth vorzeitig nach Amsterdam reisen musste (vgl. B192) B191 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Bruxelles, 18.5.1938 Horváth 4/9 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Ansichtskarte mit Motiv „Bruxelles – Brussel / Panorama (Palais de Justice et Église de la Chapelle) Panorama (Justitiepaleis en Kapel kerk)“, hs., vmtl. Tinte, frankiert mit belgischer Briefmarke mit Porträt Leopold III. (1 Franc), Poststempel unleserlich, hs. Eintragung der Amsterdamer Adresse Horváths auf der Motivseite Druck in: Báder 1970, S. 214.
B191 ist, neben einer Briefabschrift Csokors (vgl. BA27), der erste Beleg für Horváths Abreise aus Zürich und seine bevorstehende Ankunft in Amsterdam, wo er noch am selben Tag eintraf (vgl. B192). Ursprünglich hatte er geplant, sich bis 15. Mai in Zürich aufzuhalten (vgl. B189), blieb aber dann doch länger (vgl. etwa auch BA26). Das Schreiben ist, neben dem Glückwunschbrief an den Vater (B1) und dem Schreiben an Ern˝o Träger (B158) eines der wenigen durchgängig ungarischen Schriftzeugnisse Horváths. Der Nachsatz: „Ist das richtig ungarisch?“, ist wohl selbstironisch zu deuten. Wie auch der Brief an Träger weist B191 keinen Fehler im Sprachgebrauch auf; wohl aber war Horváth ungeübt im ungarischen Schriftverkehr, seine bevorzugte (Schrift-)Sprache, auch innerhalb der Familie, war Deutsch (vgl. Ambrus 2010). In Unkenntnis des genauen Aufenthaltsortes der Hatvanys – Lajos von Hatvany befand sich auf Kur in Abbazia/Opatija (vgl. B170), Jolán von Hatvany reiste nach Ostern zu ihrem Mann nach Istrien (vgl. B181) – richtet Horváth sein Schreiben an die Budapester Adresse des Paares. Unter der auf der Motivseite eingetragenen Adresse „Jan Villem Brouwerstraat 21“ wird Horváth in den kommenden Tagen erreichbar sein. Die dort gelegene Pension Hirsch war auch der ständige Wohnsitz seines Lektors Walter Landauer (vgl. B161; vgl. dazu Schoor 1992, S. 56). Vermutlich war Horváth auch bei seinem ersten Aufenthalt in Amsterdam im September 1937 dort einquartiert gewesen.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
B192 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Amsterdam, 18.5.1938 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497/Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt hochkariertes Papier, hs. Eintragungen von fremder Hand (August Kamber) Druck in: Kamber 2006, S. 22.
Wie der Vergleich mit B191 zeigt, ist Horváth noch am selben Tag von Brüssel nach Amsterdam weitergereist (vgl. dazu auch BA27). Während seines Zürich-Aufenthaltes hatte er geplant, sich auch mit dem im Kanton Solothurn beheimateten Schriftsteller Cäsar von Arx zu treffen (vgl. B190). Da er sich dann doch „raschestens“ aufmachen musste, wie er in B192 schreibt, wurde aus dem geplanten Besuch nichts. Auch die Ankündigung, den Besuch in zwei Wochen nachholen zu wollen, hätte der Autor aufgrund seiner Fahrt nach Paris nicht einhalten können. In seinem letzten Schreiben an Arx vom 27. Mai 1938 verspricht er, ihn Mitte Juni aufzusuchen (vgl. B197). Wie Ulrich Becher berichtete, plante Horváth, sich für längere Zeit in der Schweiz aufzuhalten (vgl. Becher 1961). Am 1. Juni 1938 stirbt Horváth jedoch in Paris. B193 = Ödön von Horváth an Jolán von Hatvany, Amsterdam, 19.5.1938 Horváth 4/10 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Postkarte, hs., vmtl. Tinte, vorfrankierte niederländische Drucksorte (7,5 Cent), Poststempel unleserlich, beidseitig beschrieben Druck in: Báder 1970, S. 215.
Nachdem Horváth während seines kurzen Aufenthaltes in Brüssel (vgl. B191) noch eine Ansichtskarte an die Budapester Adresse der Hatvanys versandt hat, erreichte ihn in Amsterdam eine Karte Jolán von Hatvanys, die von Teplitz-Schönau über Zürich nachgeschickt wurde. Jolán und vermutlich auch Lajos von Hatvany befanden sich nun in Venedig. Wie Horváth ankündigt, soll sein Roman Ein Kind unserer Zeit (1938) in den kommenden Tagen erscheinen. Er gibt hier indirekt den 27. Mai an, was vermutlich auch gestimmt hat; jedenfalls berichtet er am 31. Mai vom Erhalt eines Exemplars (vgl. B200), wobei es sich aber vermutlich um ein Korrekturexemplar oder einen Vorabzug gehandelt hat, wie er es für Zürich angefordert hatte (vgl. B187). Der Roman wurde jedenfalls aufgrund von Horváths Tod noch zurückgehalten und, vermehrt um ein Vorwort Franz Werfels und die Grabrede Carl Zuckmayers, erst einige Wochen später tatsächlich ausgeliefert (vgl. WA 16, S. 9). B194 = Ödön von Horváth an Hans Geiringer, Amsterdam, 20.5.1938 Horváth 3/3 Archiv der Akademie der Künste, Berlin Original nicht überliefert, Kopie Vmtl. Ansichtskarte (Bildseite nicht überliefert), hs., vmtl. Tinte, frankiert mit niederländischer Briefmarke mit Porträt der belgischen Königin Wilhelmina (7,5 Cent), Poststempel unleserlich, hs. Eintragung vmtl. mit Bleistift von fremder Hand (vmtl. Hans Geiringer) Druck in: GW IV, S. 683.
B194 ist das letzte überlieferte Schreiben Horváths an seinen langjährigen Freund Hans „Hanselach“ Geiringer. Geiringer lebte seit mehreren Jahren bereits in Buda-
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B194–B196 vonan und an Ödön von Horváth
pest, Horváth besuchte ihn dort etwa anlässlich seines Aufenthalts im Herbst 1936 (vgl. B96). Wie ein von Geiringer verfasster Beitrag zum Tod Horváths im Pester Lloyd offenlegt, hatte ihn der Schriftsteller wenige Wochen vor seinem Tod nochmals in Budapest getroffen (vgl. Geiringer 1984). Ob sich dieses Treffen während Horváths Aufenthalt bei den Hatvanys in der zweiten Märzhälfte 1938 oder auf Horváths Durchreise nach seiner Zeit in Teplitz-Schönau Anfang Mai ereignet hat, ist unbekannt. Weder die angesprochene Karte Geiringers noch eine Antwort auf B194 sind überliefert. Ob es sich bei der für den folgenden Tag angekündigten Büchersendung um ein Exemplar von Ein Kind unserer Zeit (1938) handelte, ist unklar. Das Buch erschien zwar in diesen Tagen, die Auslieferung wurde dann aber unter dem Eindruck von Horváths Tod verzögert und um ein Vorwort Franz Werfels sowie die Grabrede Zuckmayers erweitert (vgl. den Kommentar zu B193). Vermutlich handelte es sich dabei wie bei dem von Horváth am 31. Mai erhaltenen Exemplar (vgl. B200) um Erstabzüge (vgl. Schneider 1989, S. 187). B195 = Ödön von Horváth an Stefan Zweig, Amsterdam, 20.5.1938 Stefan Zweig Collection, Stefan Zweig Correspondence – Oedeon von Horváth Reed Library, State University of New York, Fredonia, NY Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben, hs. Eintragungen mit Bleistift von fremder Hand
Horváth, der mit Zweig nicht persönlich bekannt war, wurde vermutlich von Walter Landauer zu B195 angeregt. In den Jahren vor dem ‚Anschluss‘ Österreichs war Horváth, vermittelt durch Carl Zuckmayer, im sogenannten Henndorfer Kreis gut vernetzt und war auch regelmäßig in Salzburg. Vermutlich kam Horváth so in Kenntnis von Zweigs Urteil, der seinerseits bis 1934 in Salzburg gewohnt hatte und nach wie vor in Kontakt mit früheren Freunden und Weggefährten stand. Einen ähnlichen Brief mit der Bitte um eine symbolische Unterstützung liegt an Franz Werfel vor, dessen mögliches Interesse an einer Inszenierung von Figaro läßt sich scheiden (1936) für die Bewerbung des Dramas genutzt werden sollte und gleichfalls auf eine Aufforderung des Verlegers zurückgehen dürfte (vgl. B93). Stefan Zweig kam der Bitte Horváths tatsächlich nach und verfasste einen Text, der als „Appreciation“ Teil der 1938 veröffentlichten englischsprachigen Ausgaben der Romane Jugend ohne Gott und Ein Kind unserer Zeit wurde (vgl. WA 16, S. 17f. sowie die Kommentare zu B147 und B163). Zweig hebt darin die Bedeutung der beiden Romane als Zeitdiagnosen ausdrücklich hervor, „bearing the stamp of true poetry and masterpieces of their kind“. Sie seien „one of the most important German documents of the age“ (Horváth 1938). B196 = Ödön von Horváth an Otto Kleiber, Amsterdam, 23.5.1937 Nachlass Otto Kleiber / NL 336, A 68, 3 Universitätsbibliothek Basel Brief, hs., schwarze Tinte, 1 halbiertes Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben
Horváth stand mit Otto Kleiber, Feuilleton-Redakteur der Basler National-Zeitung, bereits im Spätsommer 1937 in Kontakt (vgl. B112 und B113). Anders als viele andere Schweizer Zeitungen der Zeit, war die National-Zeitung der reichsdeutschen und ös-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
terreichischen literarischen Emigration gegenüber sehr aufgeschlossen (vgl. Braun 2016). Vermutlich war Horváth während seines Aufenthaltes in der Schweiz vom 7. bis zum 16. oder 17. Mai 1938 auch persönlich mit Kleiber zusammengetroffen. Darauf deutet jedenfalls der unvermittelte Einsatz des Briefes hin, in dem er Kleiber über die bevorstehende Übersendung seines neu erschienenen Roman Ein Kind unserer Zeit (1938) informiert. Darüber hinaus bittet er Kleiber um die Veröffentlichung einer Notiz, in wie viele Sprachen Jugend ohne Gott (1937) bereits übersetzt wurde. Interessant ist hier die Erwähnung der Übersetzung ins Ungarische: Horváth selbst hatte in Prag den ungarischsprachigen Verleger Eugen Prager aufgesucht, nachdem eine Übersetzung bzw. ein Vertrieb durch die üblichen Kontakte Walter Landauers sowie durch die Vermittlung Lajos von Hatvanys nicht zustande gekommen war (vgl. die Kommentare zu B163 und B183). Der Verlag Allert de Lange bestätigte Horváth wenige Tage darauf, Verhandlungen über eine ungarische Ausgabe aufgenommen zu haben (vgl. B198). Tatsächlich erschien Jugend ohne Gott erst in den 1980er-Jahren auch auf Ungarisch (vgl. den Kommentar zu B123). B197 = Ödön von Horváth an Cäsar von Arx, Amsterdam, 27.5.1938 Nachlass Cäsar von Arx, S I 497 / Mappe Nr. 129 Zentralbibliothek Solothurn Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt liniertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben Druck in: Kamber 2006, S. 23.
Horváth gibt in B197 an, sich noch am Abend des 27. Mai 1938 nach Paris aufzumachen; dies deckt sich mit der in einer Briefabschrift Franz Theodor Csokors überlieferten Angabe, die über lange Zeit die einzige Quelle für Horváths genaue Abreise nach Paris war (vgl. BA28). Dort ist allerdings von einem nur vier- bis fünftägigen Aufenthalt in Paris die Rede; gegenüber Arx schreibt Horváth von „zirka 8 Tage[n]“, was sich auch mit der Angabe gegenüber seinem Bruder Lajos wenige Tage später deckt, gegen Pfingsten, das 1938 auf den 5. Juni fiel, nach Zürich zu kommen (vgl. B199). Ein mögliches Treffen mit Arx, das bei seinem vorhergehenden Aufenthalt in der Schweiz ja nicht zustande gekommen war (vgl. B190 bzw. B192), stellt er mit 15. Juni in Aussicht. Wie Ulrich Becher berichtete, plante Horváth überdies, sich für die Arbeit an seinem nächsten Roman in der Schweiz niederzulassen (vgl. Becher 1961, S. 426). Das Schreiben Arx‘, für das sich Horváth hier bedankt, ist nicht überliefert. B198 = Verlag Allert de Lange an Ödön von Horváth, Amsterdam, 27.5.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 560 (vgl. V9, Beilage) IISH Amsterdam Original nicht überliefert, Durchschlag Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier Druck in: Schneider 1989, S. 185f.
B198 kann als die Zusammenfassung der Gespräche erachtet werden, die Horváth während seines Aufenthaltes in Amsterdam mit Allert de Lange geführt hat. Der beigefügte Vertragsentwurf (V9) sah für Horváth günstigere Konditionen als die beiden vorangehenden Verträge (V7 bzw. V8) vor, was auf seinen gesteigerten verlegerischen Wert nach dem Erfolg von Jugend ohne Gott (1938) und seine zügige Produktion zurückzuführen ist (vgl. die Kommentare dort). Horváth hat diesen Vertragsentwurf
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BriefeBriefe von und Ödön von Horváth / B198–B199 vonan und an Ödön von Horváth
auch unterzeichnet und zur Gegenzeichnung an Allert de Lange zurückgesandt. Nach dem Verbleib seiner gegengezeichneten Abschrift erkundigt er sich wenige Tage darauf in B200. Allert de Lange gibt Horváth hier auch einen Überblick über die bis dato vereinbarten Übersetzungsrechte sowie die damit erwirtschafteten Einnahmen. Einen Teil der Übersetzungen hatte Horváth bereits gegenüber Otto Kleiber (vgl. B196) erwähnt. Wie die Auflistung hier zeigt, wurden die ungarischen Rechte noch verhandelt, höchstwahrscheinlich mit dem in Prag ansässigen Eugen Prager Verlag, den Horváth Ende April in der Sache aufgesucht hatte (vgl. B183). In der letzten Aufstellung der verhandelten Rechte, die ihm Walter Landauer Anfang Februar übermittelt hatte, waren aus den holländischen, polnischen, tschechischen und dänischen Rechten etwa 540 holländische Gulden erwirtschaftet worden (vgl. B151). Durch die seither hinzugekommenen Rechte für Frankreich und Großbritannien, eventuell auch für die spanischsprachigen Rechte, hat sich diese Summe fast verdoppelt. Für den Roman wurden auch, wie Schneider und Schoor gleichermaßen festhalten, schwedische Rechte gesichert, die jedoch im Briefwechsel mit Horváth zu keinem Zeitpunkt erwähnt werden und eventuell erst nach Horváths Tod vereinbart wurden (vgl. Schneider 1989, S. 186; Schoor 1992, S. 261). Abzüglich der Vermittlungsprovision des Verlags und dem Anteil für die Rückzahlung der bereits geleisteten Vorschüsse (von je 25 %) konnte Horváth also mit der Hälfte, also knapp 500 Gulden rechnen. Das entsprach nach damaligem Wechselkurs etwa 690 Reichsmark (vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 155). Der angesprochene amerikanische Abschluss kam im November 1938 zustande. Jugend ohne Gott wurde unter dem Titel „The age of the fish“ von der New Yorker Dial Press Inc. übernommen, die auch die vom Methuen Verlag verwendete Übersetzung von R. Wills Thomas druckte. Anders als Methuen brachte die Dial Press aber die Übersetzung von Ein Kind unserer Zeit 1939 als separate Publikation unter dem Titel „A child of our time“ (vgl. Schneider 1989, S. 186; vgl. auch den Kommentar zu B163). Möglicherweise ergab sich aus dem merklich abweichenden amerikanischen Titel von Jugend ohne Gott eine Anregung für den Titel „Zeitalter der Fische“, den der Bergland Verlag 1953 für eine gemeinsame Ausgabe der beiden Romane verwendete (vgl. WA 16, S. 9). B199 = Ödön von Horváth an Lajos von Horváth, Paris, 30.5.1938 Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Ansichtskarte mit Motiv „Paris – Perspective sur le Tulleries et l’arc de Triomphe de l’Étoile“, hs., schwarze Tinte, frankiert mit französischer Briefmarke mit Motiv „Ceres“ (1 franc), Poststempel Tribunal de Commerce, 30–5–38 Druck in: GW IV, S. 683; als Faksimile in: Hildebrandt 1975, S. 140.
B199 ist das einzige und zugleich letzte überlieferte Schreiben Ödön von Horváths an seinen Bruder Lajos, mit dem Horváth zuletzt im März 1938 in Wien zusammen war (vgl. Krischke 1998, S. 260). Einige im Nachlass Ödön von Horváth vorliegende, an Lajos adressierte Briefentwürfe sind nicht authentisch und Teil des Werkprojekts Reise ins Paradies, das Horváth in den Jahren 1935/36 erarbeitet hatte (vgl. WA 13/WP18). Lajos von Horváth erfuhr von diesem erst nach dem Tod seines Bruders (vgl. WA 13, S. 40). Lajos, hier kurz „Luc“ (auch: Luci) geheißen, kam gerade in der Zeit in Zürich an, als Ödön von Horváth seine Reisepläne kurzfristig um den letztlich fatalen Besuch in Paris erweiterte; er reiste am 27. Mai 1938 aus Amsterdam dorthin ab (vgl. B197). In der Zwischenzeit verweist er seinen Bruder an Wera Liessem, die sich in Zürich aufhielt, sowie
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
an seinen Bekannten Ulrich Becher, der Horváth einen längeren Aufenthalt in der Innerschweiz ermöglichen wollte (vgl. Becher 1961). Als Zeitpunkt seiner Rückkehr nach Zürich gibt Horváth hier Pfingsten an, das 1938 auf den 5. Juni fiel. Dies deckt sich mit seinen Reiseplänen, die er Cäsar von Arx mitteilte (vgl. B197), weicht jedoch etwas von den in der Briefabschrift Csokors übermittelten ab (vgl. BA28). B200 = Ödön von Horváth an Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Paris, 31.5.1938 Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 559–559a IISH Amsterdam Brief, hs., schwarze Tinte, 1 Blatt hochkariertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben, Eingangsstempel 1 JUN. 1938 Druck in: Schneider 1989, S. 187.
B200 ist das letzte Schreiben Horváths vor seinem Tod am 1. Juni 1938 auf den Pariser Champs-Élysées. Bei dem Exemplar von Ein Kind unserer Zeit (1938), für dessen Erhalt sich Horváth bedankt, handelt es sich vermutlich um einen Vorabzug (vgl. Schneider 1989, S. 187 sowie den Kommentar zu B194). Nach Horváths Tod wurde die Auslieferung des Romans zurückgehalten, das Buch erschien erst im Spätsommer bzw. Herbst, erweitert um ein Vorwort Franz Werfels und die Grabrede Carl Zuckmayers (vgl. WA 16, S. 9). Horváth informiert Landauer über seine bisherigen Ergebnisse in Paris. So stand er mit der Literatur- und Theateragentin Eva Prensky in Kontakt, die eine der Ansprechpersonen des Allert de Lange Verlags war und wohl den Übersetzungsvertrag mit dem Pariser Verleger Plon vermittelt hatte (vgl. B156). Anders als Methuen in London (vgl. dazu B163) stellt Plon eine je separate Ausgabe der beiden Romane in Aussicht. Jugend ohne Gott (1937) erschien unter dem Titel „Jeunesse sans Dieu“ im Jahr 1939, Ein Kind unsere Zeit unter dem Titel „Soldat du Reich“ 1940. Beide Romane wurden von Armand Pierhal übersetzt (vgl. WA 16, S. 9). Der französische Titel des zweiten Romans erinnert eher an Horváths ursprüngliche Titelidee („Ein Soldat der Diktatur“, vgl. B154), worin sich wohl auch die zunehmenden, bald in Krieg überschlagenden Spannungen Frankreichs mit dem Deutschen Reich dieser Zeit reflektieren. Die Gespräche mit Robert Siodmak, die Horváth hier erwähnt, waren vermutlich einer der wesentlichen Gründe, warum er überhaupt nach Paris gefahren war. Siodmak hatte bereits Anfang März 1938 großes Interesse an einer Verfilmung von Jugend ohne Gott erkennen lassen (vgl. B163). Aufgrund der zu diesem Zeitpunkt noch gültigen Option, die Walter Landauer Maria Ray-Machat´y ausgehändigt hatte, mussten diese Verhandlungen damals jedoch zurückgestellt werden. Horváth befand sich gerade auf dem Rückweg von einer Besprechung mit Siodmak, als ihn am 1. Juni ein herabfallender Ast erschlug (vgl. Krischke 1988, S. 147). Nach seinem Tod kamen die Verhandlungen mit Siodmak jedoch zu keinem Ergebnis mehr, weshalb Landauer 1939 neuerlich eine Option an Ray-Machat´y ausstellte (vgl. dazu ausführlich den Kommentar zu B163). Abschließend erkundigt sich Horváth nach dem Verbleib seiner Abschrift des neuen Vertrags (V9), den er mit einem auf den 27. Mai 1938 ausgestellten Schreiben als Entwurf erhalten hatte. Diesen hatte er wohl unterfertigt und wieder retourniert. Landauer übersendet ihm diesen mit dem Brief vom 1. Juni, der Horváth allerdings nicht mehr erreichte, weshalb sich beide Vertragsabschriften im Verlagsarchiv von
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Briefe von und an Ödön von Horváth / B200–B201 – Briefentwürfe / BE1–BE2 Briefentwürfe
Allert de Lange befinden (vgl. den Kommentar zu B198). Die hier angesprochenen 300 holländischen Gulden waren vermutlich ein Teil des Vertragsvorschusses von insgesamt 800 Gulden (vgl. dazu den Kommentar zu V9) bzw. der Horváth zustehenden Anteile an den Erlösen der Übersetzungsrechte (vgl. den Kommentar zu B198). 300 Gulden entsprachen zu diesem Zeitpunkt etwa 415 Reichsmark (Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 155). Die recht unvermittelte Art, in der Horváth die Geldzahlung anspricht, deutet darauf hin, dass Korrespondenzstücke verloren gegangen sein könnten. Möglicherweise hatten sich Horváth und Landauer in der Sache aber auch zuvor persönlich ausreichend ausgetauscht. B201 = Walter Landauer (Verlag Allert de Lange) an Ödön von Horváth, Amsterdam, 1.6.1938 (vgl. V9, Beilage) Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 561 IISH Amsterdam Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier mit Briefkopf der deutschen Verlagsabteilung des Verlags Allert de Lange, eh. Unterschrift und hs. Eintragungen mit Bleistift von Walter Landauer Druck in: Schneider 1989, S. 187.
B201 ist das letzte Schreiben Walter Landauers an Ödön von Horváth und auch das letzte erhaltene (authentische) Schreiben an den Schriftsteller überhaupt (vgl. kontrastierend dazu die offenkundig manipulierten Briefabschriften Csokors, BA29 bzw. BA30). Es ist als unmittelbare Antwort auf das Schreiben B200 verfasst, das gemäß Eingangsstempel am 1. Juni 1938 bei Allert de Lange eintraf. Neben der Horváth zustehenden Vertragskopie von V9 übersandte Landauer die gewünschten 300 holländischen Gulden. Dieser Brief erreichte den in den Abendstunden des 1. Juni 1938 in Paris verstorbenen Horváth nicht mehr und wurde an den Verlag Allert de Lange retourniert. Es ist deshalb das einzige im Original erhaltene Schreiben Landauers an Horváth. Dessen Vertragskopie wurde im Verlagsarchiv als Beilage bei dem Schreiben belassen, weshalb sich zwei unterfertigte Vertragsexemplare in den Allert de Lange Archives finden (Signatur 27 / 562; vgl. den Kommentar zu V9). Ebenfalls erhalten ist die maschinenschriftliche Durchschrift des Schreibens, die bis auf die bereits auf dem Vordruck des Briefkopfes befindlichen Daten sowie die handschriftliche Einfügung Landauers zum Aufenthalt Werfels in Paris bzw. die Unterschrift Landauers identisch ist (Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27 / 563).
Briefentwürfe BE1 = Ödön von Horváth an Karen und Dorice, Berlin, 10.2.1927 ÖLA 3/W 224 – BS 47 aj, Bl. 1v Briefentwurf, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte, mit rotem Buntstift gestrichen
BE2 = Ödön von Horváth an Karen und Dorice, Berlin, 10.2.1927 ÖLA 3/W 224 – BS 47 aj, Bl. 2v Briefentwurf, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarzblaue Tinte, mit rotem Buntstift gestrichen
Die beiden Briefentwürfe BE1 und BE2 befinden sich auf der jeweiligen Rückseite der Blätter BS 47 aj, Bl. 1 und 2, die auf den Vorderseiten eine maschinenschriftliche
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Textstufe des Werkprojekts Zwei Liebeserklärungen (WA 13/WP4/TS2) enthalten. Sie wurden vermutlich vor der Verwendung für das Werkprojekt eingetragen und deshalb mit rotem Buntstift gestrichen. Bei den angesprochenen Personen Karen und Dorice handelt es sich vermutlich um Murnauer Bekannte des Autors; welche, konnte nicht ermittelt werden. Aufgrund der Einrichtung der Briefe, die jener anderer authentischer Schreiben entspricht, ist es unwahrscheinlich, dass es sich bei den Entwürfen um literarisch-fiktive Briefe handelt. Die Textstufe zu Zwei Liebeserklärungen auf den Vorderseiten, die als fiktiver, ironischer Liebesbrief gestaltet ist, gibt dazu einen entsprechenden Kontrast. Wie in den Anfang 1929 verfassten Briefen an seine Bekannte Lotte Fahr (vgl. B8 und B10), drückt sich in den Entwürfen Horváths Sehnsucht nach Murnau aus. Auch in den folgenden Jahren, als seine Berliner Bühnenerfolge einsetzten, verbrachte der Autor längere Zeiträume in Murnau. Horváth befand sich im Februar 1927 bereits immer wieder für längere Zeit in Berlin. Wie Kurt Grossmann in seiner Biographie Carl von Ossietzkys (1963) festgehalten hat, befand sich Horváth Anfang 1927 in den Räumlichkeiten der Berliner „Liga für Menschenrechte“ und sichtete dort, gemeinsam mit anderen, Material für eine Denkschrift (vgl. KW 2, S. 145; Krischke 1988, S. 44). Über die Liga kam Horath in Kontakt mit der zeitgenössischen Aufarbeitung der Fememorde in den Anfangsjahren der Weimarer Republik, die zum Ausgangspunkt seiner „Historie“ Sladek wurden (vgl. WA 2, S. 3f.). Die frühesten überlieferten Schreiben dieser Zeit datieren auf den Mai 1927 und sind an den Theaterkritiker Herbert Ihering gerichtet (vgl. B4 und B5). Die hier angeführte, sehr ungefähre Adresse „Berlin W 30“ deutet darauf hin, dass Horváth in dieser Zeit bereits in der Luitpoldstraße 34/II wohnte, aus der auch die Briefe an Ihering adressiert sind. Im selben Haus wohnte der Schriftsteller Ernst Weiß, der als einer der engsten Freunde Horváths in dieser Zeit gilt und dem der Autor seinen Roman Der ewige Spießer (1930) widmete (vgl. WA 14, 777). BE3 = Ödön von Horváth an Flachs, ohne Ort, ohne Datum [Ende 1929] ÖLA 3/W 363 – o. BS, Bl. 37 Briefentwurf, hs., 1 Blatt kariertes Papier aus dem Notizbuch Nr. 6 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, schwarze Tinte Druck in: WA 14, S. 364f. (WA 14/K3/E34).
Der in Notizbuch Nr. 6 eingetragene Briefentwurf umfasst nur wenige handschriftliche Zeilen und lässt sich auf das Jahresende 1929 datieren. Ein wichtiges Indiz dafür sind Notizen, die Horváth wenige Seiten vorher gemacht hat und die auf die Gemeinderatswahlen in Murnau vom 8. Dezember 1929 Bezug nehmen dürften (vgl. WA 14, S. 885). Wer mit „Flachs“ gemeint sein könnte, zu dessen Verlobung Horváth hier gratuliert, ist unbekannt. Das Notizbuch Nr. 6 enthält ansonsten überwiegend Eintragungen zum Roman Herr Kobler wird Paneuropäer (WA 14/K3), die Horváth u.a. auf seiner Reise nach Barcelona im September 1929 angefertigt hat, sowie zu verschiedenen verstreuten Werkprojekten der Zeit wie Die Arbeitslosen (WA 12/WP7), Unsere Universität (WA 12/WP8) sowie zu Wochenend am Staffelsee, einer Vorarbeit zu Italienische Nacht (vgl. WA 2/IN/VA).
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Briefentwürfe / BE4 Briefentwürfe
BE4 = Ödön von Horváth an Ernst Fürst, ohne Ort [Murnau], ohne Datum [nach dem 13.3.1930] ÖLA 3/W 364 – o. BS, Bl. 1, 1v, 2, 3, 3v, 4 Briefentwurf, hs., 4 Blatt liniertes Papier des Notizbuchs Nr. 3 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, blauer Blattschnitt, schwarze Tinte Druck in: GW IV, S. 672–674.
Der im Notizbuch Nr. 3 festgehaltene Entwurf zu einem offenen Brief lässt sich über den darin erwähnten Artikel des Murnauer Tagblattes (bis 1930: Staffelsee-Bote) vom 13. März 1930 relativ genau datieren. Der Adressat ist hier Ernst Fürst, Herausgeber des Murnauer Tagblattes und Sohn des Zeitungsgründers Josef Fürst, der zugleich der Betreiber der von Horváth wiederholt thematisierten „Fürst-Alm“ bei Murnau war (vgl. die Briefe an Lotte Fahr, B8, und Katharina Leitner, B26, sowie das Prosa-Werkprojekt Die Fürst-Alm, WA 13/WP8). Horváth reagiert in diesem Briefentwurf auf den im Tagblatt erschienenen Beitrag „Das Ende des Vereinstheaters?“ (vgl. den Abdruck in HB 2, S. 118f.), der die Pläne zu einem neuen Reichsbühnengesetz als drohende Einengung des Vereinstheaters darstellt, da die Vereine ihre volksbildnerische Tätigkeit belegen und amtliche Spielerlaubnisse einholen müssten. Als treibende Kräfte macht der Verfasser die Berufsbühnen sowie die Berufsschauspieler aus, die die Vereinstheater als „Prügelknaben“ (ebd., 119) missbrauchten. Der eigentliche Grund für den Zuschauerschwund an den deutschen Theatern sei jedoch im materiellen „Zeitgeist“ zu sehen, in Kino und Radio sowie darin, dass „die Stücke der Berufsbühnen vielfach die Unmoral predigen“ (ebd.) würden. Die Diskussion um ein Reichsbühnengesetz, das die Stellung der Berufstheater festigen und diese über die bestehende Gewerbeordnung hinaus vor nicht konzessionierten, kommerziellen Theaterunternehmungen (etwa in Gastwirtschaften) schützen sollte, bestand während der gesamten Weimarer Republik. Die Einführung eines entsprechenden Gesetzes, wie hier angesprochen, scheiterte aber immer wieder an der sehr unterschiedlichen Interessenlage der involvierten Gruppen (vgl. dazu Becker 2014, S. 41f.). In seinem Briefentwurf greift Horváth verschiedene, teils polemische Aspekte des Beitrags im Murnauer Tagblatt auf und steuert seine Sicht der Dinge dazu bei, die den Entwurf zu einer wichtigen Quelle bezüglich seiner praktischen Theaterauffassung machen. Horváth war, wie er schreibt, tatsächlich ein Unterstützer und Liebhaber des Vereinstheaters und besuchte gerne Bauerntheater in und um Murnau (vgl. Tworek 2013). Auch seine Berufung auf die „Traditionen der Volkssänger und Volkskomiker“ in der gängigen Fassung der Gebrauchsanweisung (Horváth 2009, S. 164; vgl. WA 17) ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Bezüglich der Berufstheater attestiert er aber „völlige Unkenntnis des Sachverhalts“ und „engstirnige Bosheit“ (Bl. 2). Die Verantwortung für die Not der deutschen Theater sieht Horváth im Mangel an guten Stücken, womit er ein erneuertes Volksstück anstelle einer große Vorbildung voraussetzenden „Klassenkunst“ (Bl. 3) meint. Besonders scharf kritisiert er dabei aber den Vorwurf, die Bühnen predigten „Unmoral“: „Der Verfasser verwechselt anscheinend zwei Momente: er meint ein Stück sei unmoralisch, wenn es unmoralische Zustände aufdeckt – die beliebte Auffassung der Flachköpfe.“ (Bl. 4) Diesem Vorwurf sah sich später auch Horváth, der zu diesem Zeitpunkt erst auf die Uraufführungen von Die Bergbahn und Sladek (beide 1929) zurückblicken konnte, mit seinen Stücken im-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
mer wieder ausgesetzt. Er repliziert auf dieses Problem später auch theatertheoretisch, wenn er in der Gebrauchsanweisung schreibt: „[E]s ist doch eigenartig, dass Leute ins Theater gehen, um zu sehen, wie ein (anständiger) Mensch umgebracht wird“ (Horváth 2009, S. 162). In der Auseinandersetzung mit einem ‚unmoralischen‘ Inhalt erfülle das Theater so eine pädagogisch-moralische Aufgabe. In diesem Sinne ist auch die in der Randbemerkung zu Glaube Liebe Hoffnung herausgestellte „Rücksichtslosigkeit“ (WA 5/K3/TS7/SB Arcadia 1933, S. 3) zu verstehen, mit der seine Stücke geschrieben sind, und die zu einer Selbsterkenntnis des Zuschauers beitragen sollen . Für wesentlich erachtet Horváth überdies grundlegende soziale und ökonomische Aspekte, wobei er ganz besonders auf die „hohen Platzpreise“ (Bl. 4) hinweist. Zu dieser Frage spielt er auch auf seine Korrespondenz mit Hans Henny Jahnn an: Bei dem erwähnten „Gutachten“ (Bl. 1v) für das Kartell Hamburger Künstlerverbände handelt es sich um das an Jahnn adressierte Schreiben B28, das Horváth auf der Rückreise von der Weltausstellung in Barcelona am 25. September 1929 beantwortet hatte. Dort hält er unter anderem fest: „Der Platzpreis ist ja die Kardinalfrage des heutigen Theaters. Es dreht sich doch darum: für wen spielt man?“ (B28) Die Frage der sozialen Öffnung der Theater hat Horváth auch weiterhin beschäftigt. Im 1932 ausgestrahlten Interview mit Willi Cronauer argumentiert er in eine ähnliche Richtung, wenn er auf die Frage, wie man Menschen „gerade aus dem Volk“ wieder ins Theater bringen könnte, mit einem „kleinen praktischen Vorschlag“ antwortet: „Abschaffung der Garderobe und des gesellschaftlichen Kleidungszwanges“ (KW 11, S. 205). Horváth hat diesen Briefentwurf, nach heutigem Kenntnisstand, nicht weiterverfolgt und auch nicht als offenen Brief veröffentlicht. Sicher ist jedenfalls, dass er dieses Schreiben dafür noch weiter überarbeitet hätte, wie sowohl die teilweise nicht glatt aufgelösten Textübergänge als auch manche Kraftausdrücke („Flachköpfe“, „kompletter Idiot“, Bl. 4) nahelegen. BE5 = Ödön von Horváth an Heinrich Mann, ohne Ort, ohne Datum [nach dem 4.4.1930] ÖLA 3/W 364 – o. BS, Bl. 21, 22 Briefentwurf, hs., 2 Blatt liniertes Papier des Notizbuchs Nr. 3 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, blauer Blattschnitt, schwarze Tinte Druck in: Vejvar 2014, S. 268f.
Der Briefentwurf wurde wie derjenige an Ernst Fürst im Notizbuch Nr. 3 festgehalten und hatte, soweit heute bekannt ist, keinen tatsächlichen Brief (an Heinrich Mann) zur Folge. Das Schreiben ist eine Reaktion auf eine Besprechung des von Hermann Kesten 1929 herausgegebenen Bandes 24 neue deutsche Erzähler, der zentrale Autorinnen und Autoren der Neuen Sachlichkeit zusammenführte, durch Heinrich Mann. Horváth, der an die neusachliche Bewegung bis 1930 teilweise anknüpfte, war darin mit der zur Spießer-Prosa gehörigen Erzählung Das Fräulein wird bekehrt (vgl. WA 13/ET16 und WA 14/ET3) vertreten. Die Besprechung Manns mit dem Titel „Gelegentlich der jüngsten Literatur“ erschien am 4. April 1930 in der Zeitschrift Die literarische Welt (vgl. Mann 1930). Diese Rezension ist deshalb besonders bedeutsam, da Hermann Kesten in seinem Vorwort zur Anthologie Heinrich Mann als eine Referenz anführt (vgl. Kesten 1929, S. 9). Zugleich steht dieser aber auch für die vorangehende Literatur, von der sich die Neue Sachlichkeit distanzieren möchte. Diesen schwelenden Generationenkonflikt
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Briefentwürfe / BE5–BE7 Briefentwürfe
nimmt Heinrich Mann in seiner Besprechung schließlich auch auf. Zunächst nicht ohne Lob für die Kunstfertigkeit der Autorinnen und Autoren des Bandes, kritisiert Mann die grundlegende ‚sachliche‘ Haltung an sich und meint: „Wer sachlich ist, kann nicht kritisch sein und muß sich Vorsicht auferlegen besonders im Urteil über Aeltere.“ (Mann 1930) Die Anekdote, mit der er dies illustriert – ein junger Schriftsteller quittiert die Verdienste eines älteren mit „Alles, was Sie geschrieben haben, ist Dreck“ (ebd.) – nimmt Horváth in seinem Briefentwurf auf. Dabei bleibt er allerdings sowohl was den literarischen Generationenkonflikt als auch das Verhältnis zur Neuen Sachlichkeit betrifft, merklich ambivalent, wie sich besonders im ironischen Schluss über den Nutzen der Literatur abbildet: „Und wenn man nur in der Gunst einer Frau steigt, dass sie einem mehr liebt, weil sie stolz darauf ist, es mit einem zu tun, der ein Feuilleton verfasste“ (vgl. dazu ausführlich Vejvar 2014). BE6 = Ödön von Horváth an Unbekannt [Marita Hasenclever], ohne Ort, ohne Datum [vor dem 26.10.1931] ÖLA 3/W 365 – o. BS, Bl. 13 Briefentwurf, hs., 1 Blatt kariertes Papier aus dem Notizbuch Nr. 5 mit schwarzem, leicht strukturiertem Kunstledereinband, schwarze Tinte
BE6 liegt dem im Oktober 1931 im Branchenblatt Der Schriftsteller veröffentlichten offenen Brief B53 zugrunde. Die Adressatin ist Marita Hasenclever, Schwester des Autors Walter Hasenclever, die für Horváths Theaterverleger Arcadia u.a. das Stammbuch zu Geschichten aus dem Wiener Wald vervielfältigt hatte. Das Vorliegen eines Briefentwurfs zu diesem Schreiben unterstreicht nochmals dessen stilisiert-selbstironischen Charakter. Horváth inszeniert sich hier absichtlich als des Deutschen nur bedingt mächtig, wie ihm wiederholt von nationalkonservativer wie völkischer Seite unterstellt wurde. Vor diesem Hintergrund erscheint es als keine kleine Ironie, dass B53 in einer Glosse des Wiener Schriftstellers Richard von Schaukal in der DezemberAusgabe von Die neue Literatur für bare Münze genommen und Horváth als „Balkanliterat“ bezeichnet wurde (vgl. ausführlich den Kommentar zu B53). BE7 = Ödön von Horváth an Francesco von Mendelssohn, ohne Ort, ohne Datum [Herbst 1932] ÖLA 3/W 362, Bl. 1v Briefentwurf, hs., 1 Blatt kariertes Papier des Notizbuchs Nr. 7 mit ziegelrotem Kartoneinband und Spiralbindung, schwarzblaue Tinte Druck in: WA 4, S. 412f. (WA 4/K5a/E35).
Der Adressat des Briefentwurfs, Francesco von Mendelssohn (auch: de Mendelssohn), war der Regisseur der Uraufführung von Italienische Nacht 1931 und übernahm diese Aufgabe neuerlich für die Inszenierung von Kasimir und Karoline, das als „Ernst-Josef-Aufricht-Produktion“ in Leipzig und Berlin im November 1932 uraufgeführt wurde (vgl. WA 2, S. 222 und WA 4, S. 9). Horváth und Mendelssohn waren befreundet, was sich nicht zuletzt darin zeigt, dass sich Horváth wiederholt länger in der Berliner Villa der Mendelssohns aufhielt (vgl. den Kommentar zu B55). Trotz ihrer Freundschaft kam es im Laufe der Probenarbeiten an Kasimir und Karoline offenbar zu gröberen Meinungsverschiedenheiten zwischen Autor und Regisseur über die Ausrichtung der Inszenierung. Unmittelbaren Niederschlag fand diese Auseinanderset-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
zung im Notizbuch Nr. 7, das Horváth zu großen Teilen mit verschiedenen Adaptierungsarbeiten zur Uraufführung befüllte, die allesamt nach Vollendung der Endfassung in 117 Szenen entstanden sind (vgl. WA 4/K5a–K5c). Mendelssohn setzte für das Berliner Publikum vor allem die Schauwerte des Oktoberfests in den Vordergrund, während Horváth dies nur als Nebenaspekt verstanden wissen wollte. Neben einigen Dialogskizzen zu neuen Szenen bzw. neuen Handlungssträngen, die die Märchenfigur Harun al Raschid vorsehen, wurde das Stück in eine Struktur in Bildern zurückübersetzt und ein neuer (Unter-)Titel gesucht, wie die vorangehenden Blätter des Notizbuchs zeigen (vgl. etwa WA 4/K5a/E33). Dabei versucht Horváth im Briefentwurf, das Oktoberfest zugunsten einer allgemeingültigeren Deutung des Stückes zu dämpfen. Dass er sich damit nicht durchgesetzt hat, belegen die folgenden Blätter des Notizbuchs, in denen er verschiedene neue Titel ‚ausprobiert‘, die allesamt auf das Fest ausgerichtet sind (vgl. etwa WA 4/K5b/E3–E9). Man einigte sich schließlich auf „Kasimir und Karoline. Ein Abend auf dem Oktoberfest“, so der Titel, der auf dem Programmzettel steht (vgl. Krischke 1991, S. 205). Die im Briefentwurf erwähnte „neue Fassung“ ist nicht überliefert, muss aber in irgendeiner Form vorgelegen haben, da eine Fassung in acht Bildern gegeben wurde (vgl. etwa Diebold 1932), die auch über einen adaptierten Schluss verfügt hat (vgl. WA 4, S. 11). Die in seinen Augen fehlerhafte Interpretation des Stückes als „Satyre auf München und das dortige Oktoberfest“ (BE8) spricht Horváth einige Jahre später auch im Briefentwurf an das Kleine Theater in der Praterstraße an (vgl. den Kommentar dort). BE8 = Ödön von Horváth an das Kleine Theater in der Praterstraße in Wien, ohne Ort, ohne Datum [Herbst 1935] ÖLA 3/W 241 – BS 64 a, Bl. 1 Briefentwurf, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarze Tinte Druck in: KW 11, S. 222.
BE8 ist der Entwurf eines Briefes an das Kleine Theater, eine jüdische Wiener Bühne, die sich 1935 im Haus Praterstraße 60 im zweiten Bezirk befand und von der Gruppe Ernst Lönner bespielt wurde. Horváth thematisiert darin die am 29. November 1935 erfolgte Wiederaufnahme der österreichischen Erstaufführung von Kasimir und Karoline, die ursprünglich am 4. Februar 1935 als einmaliges Gastspiel der Gruppe um den Wiener Regisseur Ernst Lönner im Wiener Theater Die Komödie stattgefunden hatte (vgl. WA 4, S. 12f.). Die Wiener Aufführung, von der Anfang 1935 sechs Vorstellungen gegeben wurden, unterschied sich sehr stark von der Leipziger bzw. Berliner Uraufführung. Lönner und andere ergänzten zusätzliche Texte, der Komponist Josef Knaflitsch verfasste zu der Inszenierung eine eigene, moderne Bühnenmusik inklusive mehrerer Lieder (vgl. Krischke 1991, S. 256). Wie BE8 belegt, hat Horváth diese modernistische Adaption zugesagt. Der Entwurf ist jedenfalls aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum einen ist er einer der wenigen Briefe bzw. Briefentwürfe, die der Autor regelrecht erarbeitet hat: Neben mehreren, sehr unterschiedlichen Briefanfängen, die er wieder verworfen hat, korrigiert und ergänzt er in diesem Schreiben seinen Text auch mehrfach. Zum anderen gibt der Autor mit diesem Brief ex post seine Bewertung der Uraufführung von Kasimir und Karoline als Missgriff zu erkennen. Die Betonung, dass dort eine „Verwechslung von Schauplatz und Inhalt“ vorlag, deckt sich mit den Andeutungen im Briefentwurf an
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Briefentwürfe / BE8–BE9 Briefentwürfe
Francesco von Mendelssohn (BE7) sowie dem allgemeinen Charakter der Adaptierungsarbeiten (WA 4/K5a–K5c), die einen forcierten und bemühten Eindruck hinterlassen. Seine Ausführungen zum Stück und zu den Reaktionen des Publikums wiederum, in denen er dem Eintreten für etwas der Frage, wogegen sich etwas richte, den Vorzug gibt, knüpfen an Horváths Verständnis seiner Stücke als Versuch einer ‚Besserung‘ an. Ähnliche Gedanken legt er sowohl in den theoretischen Bemerkungen zu seinen Stücken wie der Gebrauchsanweisung (1932) bzw. der Randbemerkung zu Glaube Liebe Hoffnung (1933) dar. Dies trifft sich auch mit dem Selbstverständnis seiner Volksstücke als „kritisch mutige Lebensbejahung“ (B57), wie er in einem Brief an seinen Förderer Julius Bab zustimmend dessen Rezension von Geschichten aus dem Wiener Wald zitiert. Ob Horváth diesen Entwurf tatsächlich in einen abgeschickten Brief umgesetzt hat, ist unbekannt. Gesichert ist jedoch, dass Horváth verschiedentlich mit Lönner in Kontakt blieb und zusammenarbeitete, wenngleich dies keinen konkreten Niederschlag gefunden hat. Anfang 1936 gab es anscheinend Überlegungen zu einem Jedermann-Film, zu dem Horváth das Drehbuch beisteuern und Lönner Regie führen sollte. Dieses Projekt kam jedoch über eine Ankündigung im Wiener Kino-Journal nicht hinaus. Eine weitere Zusammenarbeit sollte eine Bearbeitung von Horváths Stück Hin und her (1934) werden, die im November 1936 angekündigt wurde. Kurz darauf brach die Gruppe um Lönner aus finanziellen Gründen aber zusammen, da die engen Restriktionen des ständestaatlichen Wiener Theatergesetzes einen rentablen Betrieb nicht erlaubten. Nichtsdestotrotz betont Horváth kurz darauf in einem Brief an die Eltern, dass „Lönner […] mein Stück unbedingt spielen“ (B97) werde, was sich schlussendlich nicht bewahrheitete (vgl. zu diesen Zusammenhängen im Detail den Kommentar zu B97). BE9 = Ödön von Horváth an Georg Marton, Henndorf, 10.7.1937 ÖLA 3/W 110 – BS 57 [2], Bl. 4 Brief, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, gefaltet, Vorder- und Innenseite beschrieben, schwarzblaue Tinte, hs. Entwürfe mit schwarzblauer Tinte zu Pompeji auf demselben Blatt Druck in: Lechner 1978, S. 312; als Faksimile (teilweise) in: WA 11, S. 508f. (WA 11/K6/E9–E10).
BE9 ist ein fertig ausgeführter Brief Ödön von Horvaths, den er schlussendlich nicht abgesendet und für einen Entwurf zu seiner Komödie Pompeji (1937) verwendet hat (vgl. WA 11/K6/E9–E10). Aufgrund dieses Blattes, das Horváth mit dem Datum 10. Juli 1937 versieht, kann diese Phase der Entstehung des Stückes sehr genau datiert werden (vgl. WA 11, S. 4f. und 809). Neu vorliegende Quellen wie der lange Zeit unbekannte Briefwechsel Horváths mit der Wiener Universal Edition (vgl. die Korrespondenz ab B103) lassen dabei die Entstehung von Pompeji aus der ihr zugrundeliegenden Posse Ein Sklavenball noch gedrängter erscheinen als bisher vermutet. Höchstwahrscheinlich bot Horváth Ein Sklavenball Anfang Juli 1937 der Universal Edition an, die das Stück jedoch nicht annahm. Mit seinem Stammverleger Marton kam er dann sogleich überein, das Stück zu überarbeiten (vgl. die Kommentare zu B107 und B108). Bei dem im Entwurf angekündigten „neue[n] Stück“ handelt es sich um Pompeji, von dessen Vorschuss von 300 Schilling Horváth einen Teil für Franz Theodor Csokor reservieren möchte. Was sich hinter dem anfangs angesprochenen „Vorschlag“, den Horváth wohl bei dem vermuteten Treffen in Wien Anfang Juli machte, verbirgt, kann nur gemutmaßt werden. Wesentlich ist hier die Erwähnung des Namens Somló,
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
der auch in einem Brief Ende April 1937 an Hans Heinsheimer von der Universal Edition als mögliche Empfängerin von Ansichtsexemplaren von Der jüngste Tag genannt wurde (vgl. B103). Dahinter verbirgt sich die vom Max Pfeffer Verlag auch für Figaro läßt sich scheiden verpflichtete Übersetzerin Mariska Somló, die eine Übersetzung des Textes anfertigen sollte (vgl. den Kommentar zu B103; vgl. auch Krischke 1988, S. 127f.). Vermutlich wollte Horváth eines der Stücke, mit denen er bei Marton in der Pflicht war, ins Englische übersetzen lassen. Näheres dazu ist allerdings nicht bekannt. Warum Horváth diesen fertig abgefassten Brief schließlich nicht abgeschickt hat, ist unbekannt. Da sich der Autor kurz darauf aber nochmals in Wien befunden haben muss, um sich dort polizeilich mit 13. Juli 1937 von seiner bisherigen Adresse in der Dominikanerbastei abzumelden (vgl. M12), ist wahrscheinlich, dass er die hier notierten Angelegenheiten gleich direkt mit Marton vor Ort geklärt hat. BE10 = Ödön von Horváth an Wera Liessem, ohne Ort [Henndorf], ohne Datum [nach dem 26. Oktober 1937] ÖLA 3/W 148 – BS 26 a [1], Bl. 13 Briefentwurf, hs., 1 Blatt unliniertes Papier, schwarze Tinte, hs. Entwurf zu Ein Kind unserer Zeit auf demselben Blatt (WA 16/K1/E6) Druck (als Faksimile) in: WA 16, S. 110f. (WA 16/K1/E6).
BE10 ist eine der wenigen direkt an Wera Liessem adressierten Zeilen Ödön von Horváths. Die beiden lernten sich 1934 nach Horváths Rückkehr ins Deutsche Reich in Berlin kennen und wohnten später zusammen in Berlin-Nikolassee (vgl. den Kommentar zu B87). Liessem begleitete Horváth 1935 nach Österreich und spielte in Wien in der von Rudolf Beer inszenierten Uraufführung von Mit dem Kopf durch die Wand die Rolle der Unbekannten (vgl. WA 7, S. 346). Im Sommer 1937, während Horváth in Henndorf an Jugend ohne Gott arbeitete, befand sie sich ebenfalls im Salzburgischen und besuchte den Autor regelmäßig. Sie berichtet aus dieser Zeit auch von seiner intensiven Arbeit am Roman (vgl. WA 15, S. 2f.). In den Jahren 1937/38 hielt sie sich zumeist in der Schweiz auf, da sie am Züricher Schauspielhaus engagiert war (vgl. den Kommentar zu B104). Horváth notierte den Briefentwurf auf einem Blatt, das zur frühen Phase der Werkgenese des Romans Ein Kind unserer Zeit (1938) zu rechnen ist (vgl. WA 16/K1). Bei dem übersandten Buch handelt es sich also zweifelsfrei um Jugend ohne Gott (1937). Als Entstehungszeitraum muss die Zeit nach dem 26. Oktober 1937 angenommen werden; an diesem Tag wurde der Roman Jugend ohne Gott vom Verlag Allert de Lange in Amsterdam ausgeliefert. Ob Horváth einen auf BE10 basierenden Brief an Liessem geschickt hat, ist unbekannt.
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA1 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
Briefabschriften Franz Theodor Csokors BA1 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Sallach, 12.8.1933 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier, hs. Einträge mit blauem, rotem und grünem Kugelschreiber sowie mit Bleistift, Paginierung 13, 14. Weitere Abschrift (Reinschrift) in ZPH 414, Archivbox 3. Druck in: Csokor 1964, S. 28f.
BA1 ist die am frühesten datierte Rekonstruktion eines Briefes Franz Theodor Csokors an Ödön von Horváth und auch das erste Schreiben des Briefwechsels der beiden, das in Zeuge einer Zeit enthalten ist (zum allgemeinen Charakter dieser Rekonstruktionen vgl. das Vorwort in diesem Band, S. 21–25). Chronologisch gehen diesem Schreiben allein die authentischen Schreiben B73 und B74 von Horváths Hand voraus, mit denen er Csokor im April 1933 seine Ankunft in Wien mitteilt. Neben dem Abdruck ist BA1 in einer Abschrift, die als Arbeitsexemplar verwendet wurde, überliefert, deren Korrekturschicht hier als Grundlage dient. Von dieser Arbeitsabschrift wurde eine Reinschrift angefertigt, die ebenfalls im Teilnachlass vorliegt. In der Arbeitsabschrift überarbeitete Csokor stilistische Details und unterdrückte die in der Grundschicht noch explizit festgehaltene Identität des NS-Kulturfunktionärs und Schriftstellers Hanns Johst, der nunmehr als „Berliner Kolleg[e]“ firmiert. Auch die Fußnote zu Horváths Vita ist handschriftlich nachgetragen, sie geht in der vorliegenden Form (inklusive des falschen Geburtsjahrs 1902) in Zeuge einer Zeit ein. Die Abschrift ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht authentisch und kann als exemplarisch für die problematischen Klitterungen Csokors im gesamten ‚rekonstruierten‘ Briefwechsel gelten. Zahlreiche Details stimmen nicht oder nur sehr ungefähr mit den belegten Daten überein. Bereits die Adressierung wirft einige Fragen auf. Csokor richtet BA1 an seine eigene Adresse am Wiener Rennweg, wo sich Horváth während seiner Abwesenheit eingerichtet habe. Zwar ist es nicht unwahrscheinlich, dass Horváth eine Zeit lang in Csokors Wohnung untergebracht war, die hier und an anderer Stelle angegebenen Zeiträume decken sich aber nicht ganz mit den erhaltenen Meldezetteln (vgl. M4–M6). Im ebenfalls in Zeuge einer Zeit abgedruckten Brief vom 9. Oktober 1933 an Ferdinand Bruckner gibt Csokor an, dass Horváth während seiner „slowakischen Zeit“ (Csokor 1964, S. 32) dort war; damit ist ein direkt an die Kärnten-Reise anschließender Aufenthalt bei Verwandten seines Verlegers Zsolnay in der Tschechoslowakei im Zeitraum August/September 1933 gemeint. An der Adresse Rennweg war Horváth nie gemeldet: Nachdem er Murnau im März 1933 verlassen hat, hielt er sich bis Mitte April in St. Wolfgang auf, dann ist er im Wiener Hotel Bristol gemeldet (vgl. M4) und befand sich anschließend in Tirol sowie im Kurhaus Schärding (vgl. B77 und den Kommentar dazu). Seine nächste gesicherte Adresse ist ab 5. September wieder das Hotel Bristol, wo er allerdings den südlich von Wien gelegenen Kurort Bad Vöslau als letzten Herkunftsort angibt (vgl. M5). Horváth bleibt bis 16. September 1933 im Bristol und ist mit 18. September in der nur wenige hundert Meter entfernten Pension Opernring gemeldet (vgl. M6). Wenn, dann hat sich Horváth also nur kurz bei Csokor eingerichtet. Wie schließlich ein Vergleich des in Zeuge einer Zeit enthaltenen Schreibens an Bruckner vom 9. Oktober 1933 mit dem wieder aufgetauchten Originalbrief belegt, ist
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
die Passage Horváth betreffend von Csokor später hinzugefügt worden (vgl. Schnitzler 1990, S. 250). Csokor schreibt Horváth in BA1 aus Sallach in Kärnten, wo er mit dem niederländischen Schriftsteller Jan Fabricius beisammen war, den er auf dem angesprochenen „dalmatinischen Kongreß“ kennen gelernt hatte. Damit ist der berüchtigte 11. Kongress des Internationalen P.E.N.-Klubs in Ragusa (Dubrovnik) vom 22. bis 28. Mai 1933 gemeint, an dem Csokor als „inoffizieller Begleiter“ (Klauhs 1988, S. 417) teilgenommen hatte. Die Erteilung des Rederechts an Ernst Toller hatte den Auszug der NS-treuen reichsdeutschen Schriftsteller aus dem internationalen P.E.N.-Klub zur Folge; die Unterstützung der reichsdeutschen Position durch die österreichische Delegation führte schließlich zur Spaltung auch des österreichischen Klubs. Csokor unterzeichnete dort nach dem Eklat eine spontan zustande gekommene Resolution gegen die Bücherverbrennungen der NSDAP und für die Freiheit der Schriftsteller (vgl. Klauhs 1988, S. 418f.). Horváth wiederum hatte kurz zuvor seine eigene Unterschrift unter ein von Sonka (Hugo Sonnenschein), Oskar Maria Graf und anderen vorbereitetes Protesttelegramm wieder zurückgezogen (vgl. B75 und B76 sowie die Kommentare dazu). Im Hauptteil des vorliegenden Briefes beschäftigt sich Csokor vor allem mit Horváths Stück Eine Unbekannte aus der Seine (1933). Das Stück war zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen und Csokor vermutlich bereits bekannt; verbrieft ist jedenfalls eine Erwähnung in einem im Original erhaltenen Brief an Bruckner vom 2. September 1933 (vgl. WA 6, S. 5f.). Die umfänglichen interpretatorischen Ausführungen Csokors in BA1 zum Stück, die eher für die Öffentlichkeit eingefügt wirken, stimmen allerdings verdächtig, und einige zu Widersprüchen führende Details verraten endgültig den artifiziellen, fingierten Charakter des Schreibens. So wurde das erwähnte „Theater für Neunundvierzig“ Ernst Jubals erst 1934 begründet, wo 1936 mit der Uraufführung von Glaube Liebe Hoffnung (1933) ein Stück Horváths gebracht wurde (vgl. WA 5, S. 21f.). Dafür inszenierte man dort bereits 1934 das Stück L’inconnue de la Seine von Robert Lantz, mit dem es Csokor wohl verwechselte (vgl. WA 6, S. 10). Die Mitteilung, dass Horváth „dort“, gemeint ist im Deutschen Reich, als „entartet“ gelte, entbehrt auch einer belastbaren Grundlage. Tatsächlich wurden Horváths Werke zwar, nicht zuletzt auf Intervention des ‚Reichsdramaturgen‘ Rainer Schlösser (vgl. Dillmann 1990, S. 112; vgl. auch den Kommentar zu V3), nicht mehr gespielt, sie waren aber auch nicht explizit verboten. Erst die späten Romane Jugend ohne Gott (1937) und Ein Kind unserer Zeit (1938) wurden 1938 auf die ,Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums’ gesetzt (vgl. dazu AK2). Das indirekte Zitat, dass man ein „Nestroy“ sein müsse, geht ebenfalls auf eine Verwechslung Csokors zurück; tatsächlich findet es sich erst in der als authentisch zu wertenden Briefabschrift BA18, die auf den 23. März 1938 datiert ist (siehe den Kommentar dort). Die in BA1 offenbarte Vermengung von tatsächlichen Ereignissen mit falsch erinnerten bzw. zeitlich vertauschten Begebenheiten, zu denen später auch gänzlich erfundene Aspekte hinzugefügt oder in denen Episoden wie Horváths Rückkehr ins Deutsche Reich 1934/35 gezielt unterdrückt werden (vgl. etwa BA2), ist prototypisch für die von Csokor ‚rekonstruierten‘ Schreiben. Diese sind, anders als die weitgehend authentischen Abschriften von Briefen Horváths (vgl. dazu den Kommentar zu BA9) nur unter größten Vorbehalten zu benutzen.
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA2 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
BA2 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Zürich, 30.11.1933 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier (Durchschlag), hs. Eintragungen mit blauem und rotem Kugelschreiber sowie mit Bleistift, Paginierung 23 Druck in: Csokor 1964, S. 37f.
Das Schreiben BA2 ist als maschinenschriftliche Arbeitsabschrift im Teilnachlass Csokor überliefert und erschien auf dieser Grundlage in Zeuge einer Zeit (vgl. den Kommentar zu BA1). Die handschriftlichen Eintragungen auf der Abschrift betreffen v.a. orthografische Korrekturen, einige Anmerkungen zur Einrichtung des Textes für den Druck und die Einfügung der dort auch vorhandenen Fußnote. Der Brief, den Csokor anlässlich der Uraufführung von Ferdinand Bruckners Die Rassen (1933) am Schauspielhaus Zürich verfasst hat, ist neuerlich von einer delikaten Mischung von Fakt und Fiktion geprägt. Csokor richtet das Schreiben an den Gasthof Bräu (gemeint ist der Gasthof Wagner, auch Caspar-Moser-Bräu genannt, vgl. auch M13) im Salzburgischen Henndorf am Wallersee. Horváth hielt sich nach 1933 dort sowie in der nahen Wiesmühl‘ Carl Zuckmayers tatsächlich häufig auf. Der hier insinuierte Aufenthalt hat aber, ebenso wie die Reise Horváths nach Bayern, mit ziemlicher Sicherheit so nicht stattgefunden. Ein wesentlicher Hinweis ist die in der Fußnote erwähnte Hausdurchsuchung; diese fand bereits im Februar 1933 nach der Auseinandersetzung Horváths mit der Murnauer SA anlässlich der Übertragung der Sportpalastrede Hitlers am 10. Februar 1933 statt (vgl. Krischke 1988, S. 89). Wenngleich sich Horváth später immer wieder, auch entgegen der oftmals kolportierten Fama einer ‚Ausweisung‘, unbehelligt in Bayern aufgehalten hat (vgl. die Kommentare zu B91 und B92 sowie B114), ist ein Aufenthalt in Bayern für 1933 nicht belegt. Laut den erhaltenen Meldezetteln war Horváth vom 18. September bis zum 9. Dezember 1933 in der Wiener Pension Opernring gemeldet (vgl. M6). Eine Reise nach Bayern oder Henndorf scheint in den Unterlagen nicht auf, wohl aber lässt sich eine viertägige Reise nach Budapest vom 9. bis 13. Dezember 1933 erschließen (vgl. M6 und M7). Im Brief an Bruckner vom 9. Oktober 1933 macht Csokor in Zeuge einer Zeit ebenfalls Andeutungen, dass Horváth beabsichtigte, nach Murnau zu fahren und sich in Henndorf niederzulassen (vgl. Csokor 1964, S. 32); diese Passage fehlt aber im Originalbrief und ist von Csokor hinzugefügt worden (vgl. Schnitzler 1990, S. 250f.). Bereits im Dezember 1933 hatten Horváths Eltern die Villa in Murnau veräußert (vgl. Salmen/Tworek 2001, S. 58); spätere, belegte Besuche führten den Autor somit entweder nach München in die elterliche Wohnung, wo er zwischenzeitlich auch wieder wohnte (vgl. die Angaben in AK2/2.3) oder nach Pöcking, das neue SommerfrischeDomizil der Horváths (vgl. Krauss/Kasberger 2019, S. 243–249 sowie die Kommentare zu B82, B89 und B92). Diese Umstände nähren den Verdacht, dass Csokor den Brief an Horváth nur als Rahmen für seine Gedanken zu Bruckners Stück und als ein konstruiertes ‚Vorausahnen‘ der Emigration inszeniert hat. In diese Richtung deutet auch der Hinweis zum Briefschluss, Englisch zu lernen, was Csokor auch gegenüber Bruckner im Brief vom 30. Dezember 1933 erwähnt (vgl. Csokor 1964, S. 45; zu diesem Schreiben liegt kein Original vor). Dass Horváth Englisch gelernt hätte, ist sonst nirgendwo belegt.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
BA3 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Semmering, 29.12.1933 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 30, 31
Unter den Arbeitsabschriften für Zeuge einer Zeit finden sich im Teilnachlass Csokor auch Blätter zu Briefen, die er für eine Aufnahme in den Band in Erwägung zog, aber später verworfen hat (vgl. auch BA4 sowie BA10, BA16 und BA29, bei denen es sich um ‚alternative‘ Abschriften handelt). Für diese bislang unveröffentlichten Abschriften gelten dieselben Vorbehalte wie für die veröffentlichten; in einigen Belangen geben sie aber jedenfalls Auskunft über die Manipulationen und Klitterungen Csokors, indem sie mit belegten Fakten verglichen und so narrative Strategien bzw. Mythenbildungen Csokors offengelegt werden können. Die erste unter diesen nicht genutzten Abschriften ist BA3, die einen Brief vom 29. Dezember 1933 enthält, den Csokor am Semmering verfasst hat (vgl. den in Zeuge einer Zeit enthaltenen Brief an Bruckner vom 30. Dezember 1933 in Csokor 1964, S. 44f.; vgl. auch den Kommentar zu BA2). Csokor richtet dieses Schreiben wieder an den Gasthof Bräu (Gasthof Wagner, vgl. ebd.) in Henndorf bei Salzburg, wo sich Horváth aber zu dieser Zeit mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aufgehalten hat; laut den Meldezetteln befand er sich vom 13. Dezember 1933 bis zum 9. Januar 1934 im Wiener Hotel Bristol; am 27. Dezember ehelichte er in Wien standesamtlich die Sängerin Maria Elsner (vgl. M8 sowie D18 und D20; vgl. auch Krischke 1988, S. 105). Die Anspielungen auf die Geister betreffen lokale Folklore über Spukerscheinungen im Gasthof, auf die Horváth erst 1937 eingeht (vgl. etwa recht eindrücklich das authentische Postskriptum in B128). Horváth war recht abergläubisch veranlagt und beschäftigte sich gerne mit übernatürlichen Phänomenen, worauf sich Csokor bezieht, vermutlich liegt hier wieder eine Verwechslung der Chronologie vor. Das eigentliche Thema des Briefes ist eine längere Ausführung über die Inszenierung des Stückes Die goldene Kette (1907) des polnisch-jiddischen Schriftstellers Jizchok Leib Perec, die auf Csokors Anregung umgesetzt worden sein soll. Eine Recherche zu den Details der nur recht ungefähren Inszenierungsangaben in BA3 offenbart den fingierten Charakter des Briefes: Mit der „jüdischen Kleinkunstbühne, die man am Franz Josefs Kai eröffnet hat“ kann nur das Jüdische Kulturtheater in Wien gemeint sein, das aber erst im Dezember 1935 eröffnet wurde (vgl. Dalinger 2003, S. 7). Die Premiere von Die goldene Kette in der Regie von Ernst Jubal, der auch Direktor des Theaters für 49 (siehe den Kommentar zu BA1) war, fand erst im Februar 1936 statt (vgl. die Ankündigung im Wiener Tag vom 26. Februar 1936). Ein Austausch Csokors und Horváths über diese Inszenierung ist zwar denkbar, hat aber mit Sicherheit erst 1935/36 stattgefunden. Die umfangreiche Schilderung des Stückes und die Anmerkungen über das jüdische Leben in Polen zum Schluss des Stückes – mit dem Freund ist vermutlich Theo Holtz (vgl. BA16, BA17, BA19, BA29 und BA30) gemeint – treffen sich mit der Darstellung jüdischen Lebens in BA29 bzw. BA30, mit denen Csokor, das Schicksal der jüdischen Bevölkerung quasi ‚prophetisch‘ vorhersieht. Wie viel von diesen Anmerkungen authentisch ist und welchen Anteil Stilisierungen aus den 1950er- bzw. 1960er-Jahren daran haben, lässt sich mangels der Originalbriefe nicht mit Sicherheit beurteilen (vgl. auch den Kommentar zu BA29 und BA30).
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA4 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
BA4 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, ohne Ort, 28.5.1934 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem Kugelschreiber, Paginierung 52
Wie im Fall von BA3 handelt es sich bei BA4 um ein rekonstruiertes Schreiben Csokors an Horváth, welches er für eine Verwendung in Zeuge einer Zeit vorbereitet, dann aber nicht in den Band aufgenommen hat. Das Schreiben weist einige offensichtliche Fehler die Chronologie betreffend auf. Bereits die angegebene Adresse und das Datum 28. Mai 1934 widersprechen den belegten Tatsachen: Csokor richtet das Schreiben an die Adresse Dominikanerbastei 6, unter der Horváth erst vom 15. Jänner 1936 bis zum 13.Juli 1937 gemeldet war. Tatsächlich befand sich Horváth zu diesem Zeitpunkt Ende Mai 1934 bereits wieder in Berlin: Laut den erhaltenen Meldezetteln hat Horváth Wien am 12. März 1934 verlassen (vgl. M8). Sein Vertrag mit dem gleichgeschalteten Neuen Bühnenverlag über das dramatische Märchen Himmelwärts datiert auf den 14. bzw. 19. April 1934 (vgl. V3 sowie WA 7, S. 5f.). Laut dem am 26. Juni 1934 an den ‚Reichsdramaturgen‘ Rainer Schlösser ergangenen Schreiben des Neuen Bühnenverlags verfasste Horváth den darin beigeschlossenen Brief, mit dem er seine politische Zuverlässigkeit beweisen wollte, am 18. Juni 1934 (vgl. B83 bzw. AK6). Die Angelegenheit führte zu Horváths Beitrittsgesuch im Reichsverband Deutscher Schriftsteller vom 11. Juli 1934 (vgl. AK2/2.1). Horváth blieb dann bis Mitte 1935 im Deutschen Reich. Csokor wiederum insinuiert hier, dass sich sein Freund nur kurz und zur „Liquidation“ seiner „dortigen Angelegenheiten“ (BA3) in Berlin aufgehalten habe. Ähnliche, nicht den Tatsachen entsprechende Deutungen des Berlin-Aufenthalts Horváths 1934/35 finden sich auch in anderen frühen Publikationen zu Horváth (vgl. etwa Kahl 1966). Diese hatten von den erst 1980 bzw. 1983 wieder aufgetauchten Akten zu Horváth, die seinen Opportunismus belegen, keine Kenntnis. Es ist jedoch kaum anzunehmen, dass ausgerechnet der enge Freund Csokor über Horváths Arbeit in der NS-Filmindustrie nicht im Bilde war. Die vorliegende Rekonstruktion fügt sich somit in den Versuch, diese Episode in Horváths Biographie bewusst zu unterdrücken bzw. schönzufärben (vgl. Kastberger 2006, S. 63). Die Hinweise zur Posse Hin und her (1933), zum Verleger Pfeffer und zu Rudolf Beer sowie dem Theater Scala sind teilweise in Fakten begründet und wirken authentisch, sind aber neuerlich aus unterschiedlichen Zeiträumen zusammengefügt. Horváth hatte bereits am 25. Juli 1933 einen Vertrag mit dem Georg Marton Verlag über Hin und her abgeschlossen (vgl. V2 und WA 6, S. 171). Über die Fertigstellung des Stückes wurde bereits im September 1933 in Wien berichtet und nach einer Überarbeitung gemeinsam mit dem Komponisten Hans Gál eine Inszenierung für den Februar 1934 am Wiener Deutschen Volkstheater angekündigt, was eine Pressekampagne gegen Horváth zur Folge hatte (vgl. WA 6, S. 171–173). Die Uraufführung fand erst im Dezember 1934 in Zürich statt (vgl. ebd., S. 183). Der Verleger Max Pfeffer nahm erst 1935 Mit dem Kopf durch die Wand als erstes Stück Horváths unter Vertrag. Dieses wurde auch in der von Rudolf Beer betriebenen Wiener Scala im Dezember 1935 uraufgeführt (vgl. WA 7, S. 335f.). Hier liegt also wiederum eine Vermischung verschiedener Daten durch Csokor vor. Die anschließenden biographischen Bemerkungen zu Horváths Geburtsort sowie der Hinweis auf die Parallele zu Büchner wir-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
ken, wie viele Digressionen in den Briefabschriften, eher für ein späteres Publikum denn den angegebenen Briefempfänger verfasst. Einen sehr ähnlichen Vergleich mit Büchner zieht Csokor etwa in einem Essay zu Horváth, der 1951 in der Zeitschrift Der Monat erschien (vgl. Csokor 1951, S. 309f.). Die angekündigte Reise Csokors nach Nizza zu Ferdinand Bruckner fand jedenfalls statt (vgl. BA5, Csokor 1964, S. 67 und Klauhs 1988, S. 467f.). Die Aufforderung an Horváth, in dieser Zeit wieder die Wohnung am Wiener Rennweg zu nutzen, ist angesichts der Umstände sicherlich hinzugedichtet. Die nächste polizeiliche Meldung Horváths in Wien erfolgte erst am 19. August 1935 (vgl. M9). An der Adresse Rennweg 41 war Horváth nie offiziell gemeldet, auch wenn gelegentliche längere Aufenthalte dort nicht auszuschließen sind (vgl. den Kommentar zu BA1). BA5 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Nizza, 2.7.1934 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit rotem und blauem Kugelschreiber sowie mit Bleistift, Paginierung 63, 64 Druck in: Csokor 1964, S. 73–75.
BA5 ist als Arbeitsabschrift für die Zusammenstellung von Zeuge einer Zeit überliefert und dort auch auf dieser Grundlage abgedruckt. Franz Theodor Csokor hielt sich, wie auch in BA4 angekündigt, im Sommer 1934 in Nizza bei Ferdinand Bruckner auf (vgl. den Kommentar dort). Den Hauptteil des Schreibens nehmen Gedanken über die möglicherweise bevorstehende Emigration und das deutschsprachige literarische Leben in Nizza ein. Die ausführlichen, eher an ein späteres Publikum gerichteten Reflexionen und der allgemeine Duktus des Briefes entsprechen denen anderer, wenig authentischer Rekonstruktionen Csokors. Der Brief ist in der vorliegenden Form sicher nicht an Horváth geschrieben worden, was sich bereits an der Adressierung erkennen lässt: Horváth wohnte erst ab Anfang 1936 unter der Adresse Dominikanerbastei 6 in Wien und befand sich Anfang Juli 1934 bereits wieder in Berlin (vgl. den Kommentar zu BA4). Wie in den meisten der rekonstruierten Briefe der Jahre 1933/34 finden sich auch darüber hinaus wieder einige chronologische Fehler, die aber nicht ganz so eklatant ausfallen. Beim angesprochenen „Don-Juan-Stück“ handelt es sich um Don Juan kommt aus dem Krieg, das effektiv erst 1936 vollendet wurde, wenngleich erste Arbeiten dazu auf das Jahr 1934 zurückgehen dürften. Horváth bot das Stück neben dem Dramaturgen Alfred Ibach auch Max Pfeffer an, woraus sich im Zusammenhang mit Figaro läßt sich scheiden (1936) einige vertragliche Unklarheiten ergaben (vgl. V5, WA 8, S. 3f. sowie WA 9, S. 2f.). Bei der Erwähnung des Don Juan in BA5 handelt es sich um die früheste, die aber angesichts der Quellenlage nur ein scheinbarer Beleg ist (vgl. WA 9, S. 2); wahrscheinlicher ist, dass Horváth zu diesem Zeitpunkt überhaupt erst mit der Arbeit begann. Einen belastbaren, positiven Beleg über seine Arbeit an dem Stück bei Csokor gibt es erst 1936, wo es in einem der im Original überlieferten Briefe an Bruckner Thema ist (vgl. ebd.). Die Mandeloperation Alfred Ibachs könnte einen Anhaltspunkt für den Wahrheitsgehalt des Berichteten liefern, ihr Zeitpunkt ließ sich aber nicht eruieren. Weitere ungenaue Datierungen und fehlerhafte Angaben betreffen Horváths Alter, das mit 34 angegeben wird – tatsächlich wurde Horváth 1934 erst 33 Jahre alt (vgl. dazu auch das falsche Geburtsjahr 1902 in der Fußnote von BA1, welches somit auch
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Briefabschriften FranzFranz Theodor Csokors / BA5–BA6 Briefabschriften Theodor Csokors
innerhalb von Csokors Angaben widersprüchlich ist) – und die „holländischen Bekannten“, mit denen Csokor wohl Walter Landauer, Hermann Kesten und Fritz Landshoff meint. Landauer, Kesten und Landshoff waren bis 1933 für den Kiepenheuer Verlag tätig, zu dem auch Horváth wechseln wollte, und bauten danach die deutschsprachigen Abteilungen der bedeutsamen niederländischen Exilverleger Querido und Allert de Lange auf. Horváths wichtigster Kontakt war hier Walter Landauer (vgl. den Briefwechsel ab B138). Die Kontakte mit Allert de Lange sind aber erst ab 1937 belegt und wohl frühestens 1936 wahrscheinlich (vgl. auch Horváths strikte apolitische Haltung in den Jahren 1933/34, vgl. dazu die Kommentare zu B75 und B76). Wer unter der „Schlangenfarm“ zu verstehen ist, ist unklar. Krischke gibt an, dass damit „jene Pension in St. Aigen“ gemeint sei, „in der sich während des Salzburger Festspielsommers 1937 Wera Liessem und deren Freundinnen eingemietet hatten“ (Krischke 1992, S. 148). Mit der „Katze“ ist eben die Schauspielerin Wera Liessem gemeint, die Horváth 1935 aus Berlin nach Wien folgte; die beiden lernten sich aber erst im September 1934 kennen. Das von Csokor im Postskriptum angeregte Vorsprechen bei Rudolf Beer, der 1933 als Leiter der Berliner Reinhardt-Bühnen vor den Nazis geflüchtet war und seither das Wiener Theater in der Scala leitete, kann so auch frühestens 1935 erfolgt sein. Tatsächlich spielte Liessem in der von Beer verantworteten Inszenierung von Mit dem Kopf durch die Wand Ende 1935 die Hauptrolle der Unbekannten (vgl. WA 7, S. 346). Beim erwähnten Roman Hertha Paulis handelt es sich vermutlich um ihr Buch Toni, ein Frauenleben, das 1936 erschienen ist (vgl. Krischke 1992, S. 148). Insgesamt präsentiert sich BA5 wie auch andere Schreiben aus Zeuge einer Zeit als Verschnitt unterschiedlicher Ereignisse und Aspekte der Jahre 1935–1937 und ist in keiner Weise authentisch. BA6 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Salzburg, 20.8.1934 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem und rotem Kugelschreiber sowie mit Bleistift, Paginierung 74 Druck in: Csokor 1964, S. 81f.
BA6 ist als Arbeitsabschrift im Teilnachlass Csokor überliefert und als Abdruck in Zeuge einer Zeit erschienen. Wieder an die Wiener Adresse Dominikanerbastei 6 gerichtet, die Horváth erst Jahre später bezog (vgl. den Kommentar zu BA4), ist auch dieses Schreiben ein Verschnitt von aus dem Zusammenhang gerissenen Geschehnissen unterschiedlicher Zeiträume und erst ex post verfassten bzw. erweiterten zeithistorischen Betrachtungen Csokors (vgl. bereits BA3–BA5). Csokor befand sich im August 1934 auf dem Rückweg von seinem Aufenthalt in Nizza und machte, wie er auch hier angibt, Station in Salzburg sowie in Tirol beim Schauspieler und Autor Egon Friedell (vgl. Klauhs 1988, S. 468f.). Horváth und Friedell waren gut bekannt: Friedell spielte im Dezember 1935 den Part des Direktors Semper in Mit dem Kopf durch die Wand (vgl. WA 7, S. 346). Zwischenzeitlich hatte sich in Österreich am 25. Juli 1934 ein Putschversuch ereignet, bei dem bewaffnete Nationalsozialisten in das Bundeskanzleramt eindrangen und den seit 1933 de facto diktatorisch regierenden Bundeskanzler Engelbert Dollfuß ermordeten (Juliputsch). Eine Unterstützungserklärung für den neuen Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, zuvor Justizminister unter Dollfuß, die mehrere österreichische Intellektuelle am 6. Au-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
gust 1934 unter der Überschrift „Geist und Wissenschaft begrüßen Dr. Schuschnigg“ in der Wiener Sonn- und Montagszeitung veröffentlicht haben, thematisiert Csokor am Beginn des Schreibens. Franz Werfel hebt in seiner Wortmeldung dort etwa die „[r]eligiöse Tiefe, unbestechliche Geistigkeit, hohe musische Begabung und Bildung“ Schuschniggs hervor, die die „gottgeschenkte Harmonie des österreichischen Wesens“ (Werfel 1934) seien. Max Mell bescheinigt ihm „ungewöhnliche Einsicht in das Wesen künstlerischer Persönlichkeit überhaupt“ (Mell 1934). Weitere Beiträge stammen von Clemens Holzmeister, Prorektor der Akademie der bildenden Künste, Hans Nüchtern, Präsident der Deutsch-österreichischen Schriftstellergenossenschaft sowie Leiter der Literaturabteilung des öffentlichen Rundfunks RAVAG, und dem Staatsoperndirektor Klemens Krauß. Csokor spricht Schuschnigg, den er als „kultivierte[n] Mann“ bezeichnet, in BA6 sein Vertrauen aus. Bereits Anfang August hatte Csokor einen Brief mit vergleichbaren Bekundungen direkt an Schuschnigg gerichtet (vgl. Klauhs 1988, S. 469). Diese Ausführungen gingen mit einiger Sicherheit nicht tatsächlich an Horváth, der sich, wie die original erhaltenen Briefe zeigen, praktisch gar nicht zur politischen Situation im ständestaatlichen Österreich geäußert hatte. Csokor dürfte hier Aspekte seines Briefwechsels mit Bruckner eingebaut haben; in jedem Fall weist ein im Original erhaltener Brief an Bruckner vom 7. August eine sehr ähnliche Formulierung, die Unterstützungserklärungen Mells und Werfels betreffend auf (vgl. Klauhs 1988, S. 468). Horváth befand sich zum Zeitpunkt des Schreibens bereits wieder in Berlin, von wo er nach BA4 eigentlich wieder zurückgekehrt sein sollte, und war seit einem Monat Mitglied des Reichsverbands Deutscher Schriftsteller (vgl. AK2). In der Wiesmühl‘ der Zuckmayers war er mit einiger Sicherheit vor 1935 nicht mehr zu Gast. Mit dem Autor Walter Mehring war Horváth seit 1932 bekannt, die beiden lernten sich über Max Reinhardt und die geplante Zusammenarbeit zu einer Revue kennen (vgl. Krischke 1998, S. 157–159). Mit der „Katze“ ist wieder die Schauspielerin Wera Liessem gemeint, die Horváth erst im September 1934 kennenlernte und die vor 1935 mit Csokor nicht bekannt sein konnte (vgl. den Kommentar zu BA5). BA7 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 19.10.1936 Abschrift eines erhaltenen Originals; vgl. B95 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit Kopierstift, Paginierung 120
Zwischen BA6 vom August 1934 und BA7 vom Oktober 1936 klafft eine auffällige zeitliche Lücke in den Briefabschriften Franz Theodor Csokors. Wie eine genauere Betrachtung von BA1–BA6 zeigt, sind viele davon aus unterschiedlichen Begebenheiten der Jahre 1933–1936 zusammengesetzt und wurden explizit für die Dramaturgie des Bandes Zeuge einer Zeit gestaltet. Das Fehlen von Abschriften über den Zeitraum von mehr als zwei Jahren ist vor diesem Hintergrund vor allem dem Umstand geschuldet, dass Csokor keine weiteren ‚Briefe‘ für seinen Band benötigte. BA7 ist im Teilnachlass Csokor überliefert. Die Briefabschrift war, wie die Einrichtung des Blattes (insbesondere die Paginierung „120“) vermuten lässt, ursprünglich für eine Aufnahme in Zeuge einer Zeit vorgesehen (vgl. auch BA3 und BA4). Csokor hat für seinen Band, bis auf den speziellen Fall von BA25, schlussendlich keine auch im Original oder in einer zumindest vertrauenswürdigen Abschrift überlieferten Briefe verwendet (vgl. auch den Kommentar zu BA13–BA15 sowie das Vorwort in diesem Band).
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Briefabschriften FranzFranz Theodor Csokors / BA7–BA8 Briefabschriften Theodor Csokors
BA7 ist unter den Abschriften der früheste von Horváth verfasste Brief – BA1–BA6 sind ausschließlich von Csokor verfasste Schreiben – und zugleich eine der wenigen, zu der ein überlieferter Originalbrief vorliegt (vgl. auch BA8 und BA13–BA15). Damit ist eine Überprüfung möglich, wie verlässlich Csokor diese Abschriften angefertigt hat, was vor allem für die Bewertung der bereits 1938 entstandenen Abschriften (BA9, BA12, BA18, BA20–BA24 und BA26–BA28) bedeutsam ist. Prinzipiell lässt sich anhand dieser wenigen Fälle konstatieren, dass Csokor sich in den Abschriften der Briefe von Horváth weitaus weniger Freiheiten genommen zu haben scheint als in den Rekonstruktionen seiner Briefe an Horváth. BA7 entspricht zum überwiegenden Teil dem Original B95 und bietet anhand der mit eingetragenen Notizen Csokors auch Hilfe bei der Zuordnung einiger Namen. So sind die Schriftstellerin Rózsi Meller und der Theaterdirektor Artúr Bárdos hier mit ihren vollständigen Namen angegeben. Der „Bartsch“ geheißene Agent konnte nicht identifiziert werden (vgl. den Kommentar zu B95). Das Postskriptum, das im Originalbrief B95 nicht enthalten ist, entstammt wieder einer Klitterung Csokors. Der hier wiedergegebene Text mit der Bitte, die „Katze“, i.e. die Schauspielerin Wera Liessem, anzurufen, entstammt der Postkarte B91, die Horváth bereits im Juli 1936 an Csokor gesandt hatte. Horváth machte sich zu diesem Zeitpunkt auf die Reise ins bayerische Possenhofen, wo er seine Eltern besuchte (vgl. die Kommentare zu B91 und B92). Von besonderem Interesse ist die „Bemerkung des Autors“ (womit Csokor nicht den Briefverfasser, sondern sich selbst meint), die einige Widersprüche aufweist. Anscheinend war sie als eine Anmerkung über den Verlust der Brieforiginale gedacht, die in Zeuge einer Zeit später die Fußnote zum dort abgedruckten, nachweislich fingierten Brief vom 7. Mai 1938 (BA25), der aus BA23 und BA24 kompiliert wurde, erfüllen sollte. In dieser Fußnote hält Csokor fest, dass BA25 „der einzige Brief“ der „Exilzeit“ sei, der sich im Original erhalten habe (vgl. dazu ausführlich die Kommentare zu BA23–BA25). In der Bemerkung zu BA7 wiederum meint Csokor, dass von den „zahllosen Briefe[n]“, die ihm Horváth ins Exil sandte, alle „bis auf zwei“ verloren gegangen sind. Hier liegt überdies eine maschinenschriftliche Korrektur vor, Csokor hatte zunächst nur „bis auf einen“ getippt, woraus sich ein gewisser Widerspruch innerhalb der Zählung Csokors ergibt. Zu BA25 merkte Csokor noch an, dass er diesen Brief an Horváths Eltern gesandt habe – womöglich meinte er mit der Bemerkung in BA7 die beiden Schreiben BA23 und BA24, die er zu BA25 verarbeitet hat. Keines der beiden Schreiben findet sich im Nachlass Horváth. Tatsächlich liegt von Horváth aus dem Jahr 1938 kein Brief an Csokor im Original vor; allein die an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften verwahrten Abschriften können eine gewisse Authentizität für sich beanspruchen (vgl. dazu das Vorwort sowie den Kommentar zu BA9). Aus der vorangegangenen Zeit zwischen 1933 und 1937 haben sich insgesamt zwölf Schreiben Horváths an Csokor im Original erhalten. Die Originalbriefe Csokors an Horváth sind alle verloren gegangen. BA8 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Rom, 2.2.1937 Abschrift eines erhaltenen Originals; vgl. B98 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier
BA8 ist eine der wenigen Abschriften eines im Original erhaltenen Briefes Horváths (B98; vgl. auch BA7 und BA13–BA15) und liegt im Teilnachlass Csokor an der Wienbibliothek vor. Die Einrichtung des Textes entspricht in etwa jener anderer Arbeits-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
abschriften für die Kompilation von Zeuge einer Zeit; das völlige Fehlen von Bearbeitungsspuren sowie einer Paginierung, die ihren Platz im Band angezeigt hätte, lassen vermuten, dass BA8 schon sehr bald nicht weiter dafür berücksichtigt wurde (vgl. auch BA13–BA15). Zum Kontext des Briefes siehe die Ausführungen im Kommentar zu B98. Das in der Nachbemerkung angedeutete Todesjahr Ray-Machat´ys mit 1939 ist falsch; Maria Ray-Machat´y verstarb 1951 in den USA. Die von Csokor hier wiedergegebene Passage lautet im Original: „Morgen fahre ich abends nach Rom u. übermorgen früh fährt Ödön nach Wien zurück. Leider! Bleib gesund u. paß mir auf Ödön auf – in jeder Beziehung u. teile mir immer alles mit, wenn es wichtige Dinge gibt – aber rechtzeitig! / Ich danke Dir im Voraus von ganzem Herzen u. bin glücklich, daß Ihr befreundet seid! / Alles Schöne für die Zukunft u. hoffentlich auf baldigstes Wiedersehen / Immer Deine Maria.“ (Ray-Machat´y an Csokor, Venedig, 1.2.1937, AAdK, Signatur Horváth 10).
BA9 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Wien, 11.3.1937 Ms 5371/207 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit Bleistift und schwarzer Tinte, Paginierung 1. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Csokor 1965, S. 462; Prokop 1971, o. S.
BA9 entstammt einem Konvolut an Abschriften, das Franz Theodor Csokor bereits 1938 an Lajos und Jolán von Hatvany in Budapest übergeben hat. Darin liegen auf 10 Blatt Papier insgesamt 11 maschinenschriftlich abgeschriebene Briefe vor, denen Csokor ein zusätzliches Blatt mit einem Vorwort beigegeben hat, auf dem er dem Konvolut den Titel „Briefe an einen Freund“ gibt (Signatur Ms 5371/206). Csokor betont in diesem sehr persönlichen Vorwort, diese Abschriften nicht aus Eitelkeit weiterzugeben, sondern „um das liebreiche, verantwortungsvolle und beispielhaft nach dem Reinen und Rechten trachtende Herz eines Dichters zu zeigen, dessen Schaffen man oft kalt und genialisch boshaft hiess, weil man eine Durchgangsphase seiner Entwicklung über sein ganzes Wesen verallgemeinerte“ (ebd.). Horváths Ziel sei „die Wahrheit hinter der Wirklichkeit, die Gerechtigkeit hinter dem irdischen Richten“ gewesen (ebd.). In diesen wenigen Zeilen kommen bereits die Grundlinien der auch später vertretenen Horváth-Deutung Csokors zum Vorschein, die dem ‚späten‘ Horváth den Vorzug vor dem ‚frühen‘ der Volksstücke gibt (vgl. zu der Horváth-Deutung Csokors auch den Kommentar zu BA31). Auf dem Vorblatt ist mit schwarzer Tinte von Csokors Hand vermerkt: „Den lieben Hatvanys in gemeinsamer Trauer um einen Menschen! Franz Theodor Csokor / Mikolow, 26. Juli 1938“. Mit rotem Kugelschreiber wurde, wieder von Csokors Hand, später hinzugefügt: „und Frau Hatvany nach dem Wiedersehen 1964 in Liebe F. T. Csokor“. Es ist zu vermuten, dass Csokor in diesem Jahr das Material wieder einsehen konnte und davon die weitere Abschrift angefertigt hat, die sich im Teilnachlass Csokor an der Wienbibliothek befindet. Daraus würde sich auch erklären, wie es zu den offenen Widersprüchen etwa zwischen BA23 bzw. BA24 und BA25 kommen konnte (vgl. den Kommentar dort). Unter dem gleichen
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Briefabschriften Franz Franz Theodor Csokors / BA9–BA11 Briefabschriften Theodor Csokors
Titel „Briefe an einen Freund“ erschien im Jahr 1965 eine Auswahl von 8 Briefen aus diesem Konvolut in der österreichischen Zeitschrift FORVM. Dem mittlerweile an der Ungarischen Akademie der Wissenschaften verwahrten Konvolut kommt eine besondere Bedeutung zu, da diese Abschriften überwiegend als authentisch zu bewerten sind. Wesentlich für diese Einschätzung ist die verbürgte frühzeitige Entstehung nur zwei Monate nach Horváths Tod, die umfassende Eingriffe und Klitterungen durch Csokor im Nachhinein eher unwahrscheinlich macht, sowie die Widersprüche zu den in Zeuge einer Zeit erschienenen Rekonstruktionen von auch hier vorliegenden Briefen (vgl. BA25). Überdies scheint Csokor, wie die Abschriften von im Original überlieferten Briefen zeigen, in Briefe Horváths tendenziell weniger eingegriffen zu haben als in seine eigenen (vgl. die Kommentare zu BA7 und BA8). Eine detaillierte Bewertung der Verlässlichkeit der einzelnen Abschriften findet sich in den jeweiligen Kommentaren (vgl. auch das Vorwort, S. 24f.). BA9 enthält die wahrscheinlich authentische Abschrift eines Schreibens, das Horváth unmittelbar nach der Premiere von 3. November 1918 am Wiener Burgtheater am 10. März 1937 an Csokor gerichtet hat, wie dieser hier auch mit Bleistift oben auf dem Blatt vermerkt hat. Die Inszenierung des Stückes war ein großer Erfolg für Csokor, nicht zuletzt, da es sich an die im Ständestaat etablierte ‚Österreich-Ideologie‘ anschließen ließ und deshalb auch politisch unterstützt wurde (vgl. Klauhs 1988, S. 540–546). Horváth gratuliert Csokor hier ausdrücklich und äußert sich positiv zum Stück, das er als „grosse Dichtung, die jeden ergreifen muss“ bezeichnet. Wie Csokor in Zeuge einer Zeit in einem Brief an Bruckner angibt, hat ihm Horváth bei der Titelfindung geholfen (vgl. Csokor 1964, S. 122), diese Bemerkung konnte aber an keinem Original verifiziert werden. Gemeinsame Arbeitsprozesse aus der Zeit der Entstehung von 3. November 1918 im Jahr 1936 sind allerdings im authentischen Briefwechsel mit Bruckner belegt (vgl. Schnitzler 1990, S. 251). Die Abschrift bildet zugleich den Hintergrund für die beiden vorliegenden Varianten des rekonstruierten Antwortschreibens Csokors BA10 und BA11, wenngleich sie Csokor zum Zeitpunkt von deren ‚Rekonstruktion‘ mit ziemlicher Sicherheit nicht vorgelegen haben dürfte, wie die dortigen Unsicherheiten (vgl. etwa das dort verwendete Zitat, das aus dem vorliegenden Brief stammen soll) belegen. BA10 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Purkersdorf, 11.3.1937 (vgl. BA11) Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier
BA11 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Purkersdorf, ohne Datum [März 1937] (vgl. BA10) Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem und rotem Kugelschreiber sowie mit Bleistift, Paginierung 150, 151 Druck in: Csokor 1964, S. 145f.
BA10 und BA11 sind beide als Antworten auf Horváths Schreiben vom 11. März 1937 zur Uraufführung von 3. November 1918 konzipiert, das als authentische Abschrift
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
gelten kann, Csokor zum Zeitpunkt der Rekonstruktion des Schreibens aber nicht vorgelegen hat (vgl. den Kommentar dort). Sowohl von BA10 als auch von BA11 finden sich Arbeitsabschriften im Teilnachlass Csokor. BA10 enthält dabei, ähnlich wie die Abschrift eines Horváth-Briefes in BA8, keine weiteren Anmerkungen und auch keine Paginierung, was auf eine weitere Bearbeitung für Zeuge einer Zeit hindeuten würde. BA11 baut auf BA10 auf und liegt in einer entsprechend bearbeiteten Form vor; diese Abschrift wurde in der überarbeiteten Fassung der Abschrift, die hier als Grundlage gewählt wurde, auch in den Briefband Csokors aufgenommen. Beide Schreiben sind nicht authentisch, wobei BA10 um Nuancen näher an der nicht überlieferten originalen Reaktion Csokors sein dürfte, die es angesichts des engen Verhältnisses der beiden Schriftsteller zweifelsohne gegeben haben muss. BA11 wiederum gibt mit der Anmerkung, es sei „sinnlos“, dieses Schreiben zu versenden, da es Horváth ja bereits mit dem „Herzen“ lese, recht unmittelbar zu, fingiert zu sein. Unter diesem Aspekt ist auch die unpräzise Datumsangabe „ohne Datum und Adresse“ sowie die überraschende chronologische Einordnung in Zeuge einer Zeit zu sehen, die das Schreiben erst nach anderen, bereits auf den Mai 1937 datierten Briefen wiedergibt. BA10 ist gleichfalls keine authentische Abschrift, aber noch vom Versuch getragen, Authentizität zu suggerieren, etwa durch das Zitat „Jetzt muss es ja jeder spüren, was für ein grosser Dichter du bist!“, das aus dem vorangegangenen Brief Horváths stammen soll. Dies kann man dort aber nur sinngemäß entdecken (vgl. BA9), ein wesentliches Indiz, dass die in Budapest verwahrten Abschriften Csokors zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorlagen. Csokor referiert nochmals in einem in Zeuge einer Zeit enthaltenen Brief an Bruckner vom 15. März 1937 auf dieses Schreiben (vgl. Csokor 1964, S. 136). Dieser Brief ist auch im Original erhalten, hier fehlt das wörtliche Zitat aber; Csokor hält dort nur fest: „Und Horváth ist ausser sich vor Begeisterung gewesen!“ (zit. nach Schnitzler 1990, S. 251) Auf den artifiziellen Charakter von BA10 weisen auch andere Details hin, so insbesondere die ausführlichen, deutenden Passagen über Horváths poetische Entwicklung und die Seitenblicke auf Kubin, Brecht und Büchner (vgl. dazu auch den Kommentar zu BA31). Die hier indirekt gelieferten Datierungen von Horváths Werken sind nicht ganz unplausibel. Der jüngste Tag wurde erst später im Jahr 1937 fertig, hier ist aber nicht auszuschließen, dass Csokor mit früheren Fassungen des Stückes vertraut war. Jugend ohne Gott wiederum entstand in äußerst großem Tempo im Sommer 1937 und erhielt seinen Titel wohl erst ganz zum Schluss (vgl. etwa die Debatten über den Titel von Ein Kind unserer Zeit mit Landauer ab B156). Hier ist es aber sehr unwahrscheinlich, dass der Titel im März 1937 bereits feststand. BA12 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 26.10.1937 Ms 5371/208 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 2. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Csokor 1965, S. 462; Prokop 1971, o. S.
BA12 entstammt dem als authentisch zu bewertenden Konvolut an Briefabschriften, die Csokor bereits 1938 angefertigt und Lajos und Jolán von Hatvany übergeben hat (vgl. dazu grundlegend den Kommentar zu BA9). Eine weitere Abschrift von BA12
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA12–BA15 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
liegt im Teilnachlass Csokor vor. Der Brief wurde 1965 gemeinsam mit einigen anderen aus diesem Konvolut in der Zeitschrift FORVM publiziert. Wie dem Briefkopf zu entnehmen ist, befindet sich Horváth in Henndorf bei Salzburg, wo er sich bereits den ganzen Sommer 1937 aufgehalten hatte und seit einer Reise nach Amsterdam im September 1937 wieder aufhält (vgl. B117 an Cäsar von Arx vom 25. Oktober). Vorrangiges Thema von BA12, die als originalgetreu gelten kann, ist das Erscheinen von Jugend ohne Gott. Der Roman wurde tatsächlich am selben Tag vom niederländischen Verlag Allert de Lange ausgeliefert (vgl. WA 15, S. 1). Horváth informiert Csokor hier über die Auskunft seines Lektors Walter Landauer, dass mit Rezensionen vor Mitte November nicht zu rechnen ist. Zugleich bedankt er sich für Csokors Vorhaben, eine Rezension in der Basler National-Zeitung zu schreiben, einer der wenigen Zeitungen der Schweiz, die der deutschsprachigen literarischen Emigration gegenüber aufgeschlossen waren. Horváth hatte für einen möglichen Vorabdruck bereits Anfang September 1937 mit Otto Kleiber, Redakteur der National-Zeitung, Kontakt aufgenommen (vgl. den Kommentar zu B112 und B113). Csokors Besprechung „Ein Buch von Morgen“ erschien schließlich am 28. November 1937 (vgl. WA 15, S. 16). Von besonderem Interesse sind hier die knappen Ausführungen Horváths zu seinem Text, mit dem er „den Menschen im faschistischen Staate“ schildern möchte. Konkrete Aussagen Horváths über seine Texte sind selten (vgl. dazu insbesondere den Kommentar zu B129). BA13 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 24.11.1937 Abschrift eines erhaltenen Originals; vgl. B121 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit Bleistift, Paginierung 10
BA14 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 14.12.1937 Abschrift eines erhaltenen Originals; vgl. B130 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit Bleistift, Paginierung 12
BA15 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Henndorf, 28.12.1937 Abschrift eines erhaltenen Originals; vgl. B133, kompiliert mit B101 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit Bleistift und rotem Kugelschreiber, Paginierung 13
Mit BA13–BA15 liegen drei Abschriften von im Original überlieferten Briefen vor. Die Einrichtung des Textes entspricht im Wesentlichen der Form anderer Arbeitsabschriften, die Csokor für Zeuge einer Zeit verwendet hat. Dafür sprechen insbesondere die erläuternden Fußnoten, die im Falle von BA15 auch handschriftlich ergänzt wurden. Abseits einer mit Bleistift eingetragenen Paginierung (die Pag. 11 fehlt hierbei) finden sich aber keine nennenswerten Bearbeitungsspuren. Falls diese Abschriften für Zeuge einer Zeit gedacht waren, hat Csokor sie also schon bald aus seinen Plänen ausgeschieden. BA13 vom 24. November 1937 entspricht im Wesentlichen der Vorlage B121 (vgl. zur Einordnung den Kommentar dort). Csokor hat hier allein einige Erläuterungen beigefügt und die Bemerkung Horváths, Frau Eltbogen zu schreiben, sowie die weiter-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
gegebenen Grüße von „Putzi“ unterdrückt. Wer mit diesen Namen gemeint ist, konnte nicht geklärt werden. Die Fußnote, die den Roman Jugend ohne Gott (1937) und Horváths Tod thematisiert, hat nicht den Charakter einer persönlichen Erinnerungsstütze Csokors, sondern scheint auf eine Veröffentlichung für ein allgemeines, mit dem Autor nicht vertrautes Publikum hin verfasst. Die Behauptung, Horváth wäre schon vor Erscheinen von Jugend ohne Gott im Deutschen Reich „als ‚zersetzend‘ verboten“ gewesen, ist nicht korrekt; erst Jugend ohne Gott wurde auf die ,Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums’ gesetzt (vgl. AK2/2.7). Allerdings hatte sich Horváth bereits in der Zeit der Weimarer Republik mit dem ‚Reichsdramaturgen‘ Rainer Schlösser einen einflussreichen Feind geschaffen, der Versuche, seine Stücke nach 1933 im Reich aufführen zu lassen, unterbunden hatte (vgl. WA 5, S. 21f. und WA 7, S. 16f.). BA14 ist eine getreue Abschrift des Briefes B130 vom 14. Dezember 1937 (vgl. den Kommentar dort). Der von Csokor nach dem Muster der anderen Abschriften eingerichtete Briefkopf lässt sich nicht am überlieferten Brief belegen, es ist aber möglich, dass er einem nicht überlieferten Umschlag o.ä. entstammt. Die vermerkte Nachsendung nach Purkersdorf könnte authentisch sein, da Horváth von einem möglichen Sanatoriumsaufenthalt Csokors wusste (vgl. B128). Wie auch in B130 angegeben, befand sich Horváth im Dezember 1937 die meiste Zeit in Henndorf. In der Fußnote macht Csokor einige Angaben zur Rede, die er anlässlich seiner Wahl in den Vorstand des Schutzverbands Deutscher Schriftsteller in Österreich gehalten hat. Die von Horváth angesprochenen Teilabdrucke waren in der Zeitung Morgen. Das Wiener Montagsblatt vom 13. Dezember 1937 nicht auffindbar. Wie auch in BA13 scheint die erläuternde Fußnote nicht als Gedächtnisstütze, sondern für eine Veröffentlichung geschrieben. In BA15, einer Abschrift von B133, ist der Hauptteil des Schreibens getreu wiedergegeben. Das Originalschreiben ist nur als Fotokopie der Schriftseite (vermutlich einer Ansichtskarte) überliefert, weshalb sich auch Angaben auf der nicht kopierten Seite befinden könnten (vgl. den Kommentar dort). Es ist aber anzunehmen, dass Csokor den Briefkopf hier unabhängig davon selbst vervollständigt hat. Horváth gibt jedenfalls keine genaue Angabe zu seinem Aufenthaltsort und zum Datum, die sich aber aus dem Poststempel erschließen lassen; dieser nennt den 29. Dezember 1937. Die Ergänzung „ev. Sanatorium Purkersdorf nachsenden!“ lässt sich auch nicht verifizieren, ist aber wie in BA14 plausibel. Das in der Abschrift vorhandene Postskriptum, in dem von einem Aufenthalt in München berichtet wird, ist von Csokor nachträglich hinzugefügt worden. Es handelt sich dabei um belegbare Äußerungen Horváths, die aus B101 vom 1. April 1937 an Csokor stammen (vgl. den Kommentar dort). Die Fußnote an dieser Stelle ist diesem Umstand entsprechend nicht korrekt, Horváth hielt sich, wie sich aus B101 ergibt, zu Ostern, das 1937 auf den 28. März fiel, in München auf und reiste dann nach Prag zur Uraufführung von Figaro läßt sich scheiden am 2. April weiter. Der letzte belegbare Besuch Horváths bei seinen Eltern in München fand im September 1937 statt, wo der Autor auf seiner Reise nach Amsterdam Station machte (vgl. den Kommentar zu B115). Ein Besuch bei den Eltern zu Weihnachten 1937 ist nicht belegt, aber im Bereich des Möglichen (vgl. den Kommentar zu B132). Das Haus in Murnau verkauften sie bereits 1934. Ob eine Fahrt ins Deutsche Reich Ende 1937 für Horváth aufgrund der Veröffentlichung von Jugend ohne Gott Ende Oktober 1937 bereits ein „Wagnis“ gewesen wäre, wie Csokor in der Fußnote ausführt, ist nicht einzuschätzen. Der Vorgang zur Indizierung des Buches
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA15–BA17 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
im Deutschen Reich, veranlasst durch die Gestapo mit einem Schreiben an das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, begann am 10. Januar und wurde erst mit 24. März 1938 wirksam (vgl. AK2/2.4–2.9). BA16 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Chorzów, 18.3.1938 (vgl. BA17) Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier
BA17 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Chorzów, 18.3.1938 (vgl. BA16) Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem Kugelschreiber, Paginierung 155 Druck in: Csokor 1964, S. 166f.
BA16 und BA17, die eine jeweils stark abweichende Fassung eines auf den 18. März 1938 datierten Briefes enthalten, sind anschauliche Beispiele für die Adaptionen, die Csokor an seinen ‚Rekonstruktionen‘ vorgenommen hat. BA16 ist allein in Form einer zwei Blatt umfassenden maschinenschriftlichen Abschrift im Teilnachlass Csokor ohne Bearbeitungsspuren überliefert; BA17 liegt als Arbeitsabschrift auf einem Blatt mit den für die Kompilation von Zeuge einer Zeit typischen Bearbeitungsspuren vor und ging auf dieser Grundlage auch in den Band ein. Wie die vertrauenswürdige Abschrift BA18 belegt, hat Horváth ein Brief Csokors über seine Ankunft im polnischen Exil erreicht, wenngleich dieses Schreiben wahrscheinlich nur bedingt mit einer der beiden vorliegenden Rekonstruktionen übereingestimmt hat. In der vertrauenswürdigen Abschrift BA20 spricht Horváth auch von einer „zweite[n] Karte“, die ihn erreicht hat, was darauf hindeutet, dass Csokor nur eher kurze Postkarten geschickt hatte. Franz Theodor Csokor begab sich am 17. März 1938, wenige Tage nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich, freiwillig ins Exil nach Chorzów im polnischen Schlesien, wo er, wie auch die folgenden Abschriften angeben, beim befreundeten Ehepaar Ursel und Theo Holtz unterkam. Ödön von Horváth befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Tagen in Budapest, wo er einer Einladung des ungarischen Mäzens und Schriftstellers Lajos von Hatvany gefolgt war. Beide Abschriften beschreiben ein ähnliches Szenario und haben teilweise übereinstimmende Textpassagen, sind aber merklich anders aufgebaut. So gibt BA16 der Entrüstung über den ‚Anschluss‘ und der Beschreibung der Bahnfahrt vom Wiener Ostbahnhof weg mehr Raum. Auch wenn die Unterschiede letztlich vor allem stilistischer Natur sind, zeigen sie deutlich, dass es Csokor insbesondere in den Rekonstruktionen mehr um die Wirkung denn um die Faktizität des Geschilderten gegangen ist. Ähnliche, teilweise krassere Eingriffe finden sich auch in späteren Abschriften (vgl. BA29 bzw. BA30). Bedeutsam sind hier vor allem die Hinweise Csokors auf den teilweise gemeinsamen Wiener Freundes- und Bekanntenkreis.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
BA18 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 23.3.1938 Ms 5371/209 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 3. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Csokor 1965, S. 463; GW IV, S. 680f.
BA18 entstammt dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor bereits 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegende Abschrift kann damit als vertrauenswürdig gelten. Der enthaltene Brief wurde von Csokor mit einem Teil der übrigen Schreiben dieses Konvoluts zuerst in der österreichischen Zeitschrift FORVM veröffentlicht (vgl. den Kommentar zu BA9). Der enthaltene Brief datiert auf den 23. März 1938. Horváth befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit über einer Woche in Budapest im Stadtpalais der Hatvanys, nachdem er Wien am Tag nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs verlassen hatte (vgl. den Kommentar zu B162). Wie aus dem Briefanfang hervorgeht, hat ihn ein Schreiben Csokors erreicht, mit dem dieser ihn über sein Exil in Polen unterrichtet hat (vgl. den Kommentar zu BA16 und BA17). Die zuletzt umstrittene Sentenz „Man müsste ein Nestroy sein, um all das definieren zu können, was einem undefiniert im Wege steht!“ kann vor dem Hintergrund der gesamten Überlieferung als authentischer Ausspruch Horváths verstanden werden (vgl. zur Debatte Kastberger 2006, S. 65–67). Csokor verwendet sie aber fälschlicherweise bereits in BA1 vom August 1933 (vgl. auch den Kommentar dort). Horváth äußert sich hier für seine Verhältnisse sehr ausführlich über seine Einstellung zu seiner schriftstellerischen Produktion und zur Haltung des Schriftstellers überhaupt. Bemerkenswert ist insbesondere seine Betonung, dass die „Heimat“ der „Geist“ sei, was als unmittelbares Bekenntnis zu einem (intellektuellen) Exil gedeutet werden kann und sich zugleich an Horváths Bekenntnisse zu einer im engeren Sinne geographischen Heimatlosigkeit (vgl. etwa Fiume, Belgrad, Budapest, Preßburg, Wien, München, KW 11, S. 184) anschließen lässt. Diese Überlegungen bilden eines der Substrate für Horváths letztes Romanprojekt Adieu, Europa! (WA 13/WP24). In der Gegenüberstellung von „Blut und Boden“ und „Asphalt“ positioniert sich Horváth darüber hinaus zu einigen zeitgenössischen literarischen Verwerfungslinien. Er versteht die aus dem völkischen Diskurs kommende ‚Blut-und-Boden‘-Ideologie der Nationalsozialisten als überschießende Reaktion auf die unter dem Schlagwort des ‚Asphalts‘ firmierende modernistisch-großstädtische Literatur im Deutschen Reich nach 1918. Der Begriff der Asphaltliteratur wurde in der Zeit der Weimarer Republik von Vertretern einer völkisch-‚heimattreuen‘ Kulturbetrachtung von Beginn an polemisch verwendet (vgl. etwa die ironische Passage über den „Asphaltdeutschen“ in Der ewige Spießer, WA 14, S. 791f.) und später auch von den Nationalsozialisten als Kampfbegriff instrumentalisiert. Horváth bezeichnet den ‚Asphalt‘ hier in einer klassenanalytischen Wendung als „Produkt des Grossbürgertums“ und distanziert sich auch davon: „[E]s wäre ein lächerlicher erbärmlicher Geist, der mit irgendeiner Kaste auch nur irgendetwas zu tun hätte“.
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA19 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
BA19 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Chorzów, 25.3.1938 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem und rotem Kugelschreiber und Bleistift, Paginierung 173, 174 Druck in: Csokor 1964, S. 168f.
BA19 liegt in einer Arbeitsabschrift im Teilnachlass Csokor sowie gedruckt in Zeuge einer Zeit vor. Der auf den 25. März 1938 datierte Brief ist neuerlich eine Mischung aus Anekdoten, Reflexionen über eigene bzw. von Horváth verfasste Texte sowie zeitgeschichtlichen Bemerkungen und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in der vorliegenden Form an Horváth ergangen. Bereits Csokors Freude über Horváths „freiwilliges Exil“ stimmt verdächtig, da in der vertrauenswürdigen Abschrift des Briefes vom 25. März 1938 davon nur sehr unbestimmt über die „Heimat“ im „Geist“ (BA18) die Rede ist. In der ebenfalls vertrauenswürdigen Abschrift des Briefes vom 29. März 1938 wiederum bedankt sich Horváth nur für den Erhalt einer „Karte“ (BA20) und fragt darüber hinaus nach, ob Csokor seinen Brief erhalten habe, da Csokor nichts davon erwähnt habe. Das steht deutlich im Widerspruch einerseits zum Umfang des in BA19 vorliegenden Schreibens, das weit über eine (Post-)Karte hinaus geht, und andererseits zur Einleitung, die als Reaktion auf eine erhaltene Nachricht formuliert ist. Ebenfalls keine Erwähnungen in den in Zeuge einer Zeit enthaltenen Briefen sowie den übrigen Abschriften finden die Probleme Csokors mit seinem Verleger Paul Zsolnay, die Horváth etwa in BA20 anspricht; es scheint wenig wahrscheinlich, dass Horváth dieses Thema ohne vorherige Unterredung in der Sache thematisieren würde (vgl. den Kommentar dort). Vor diesem Hintergrund ist BA19 unbedingt als erst später entstandener, fingierter Brief zu verstehen. Csokor erwähnt in BA19 zahlreiche zeithistorische Bezüge (vgl. dazu Krischke 1992, S. 161): Der „bayerische Hilfszug“ war eine Propaganda-Aktion der Nationalsozialisten in Österreich, bei dem von der Wehrmacht kurz nach dem ,Anschluss’ bis zur „Volksabstimmung“ über den ,Anschluss’ vom 10. April 1938 kostenlos Gulasch und Bekleidung ausgegeben wurde. Der Hinweis auf Madrid bezieht sich auf die Verteidigung Madrids im Spanischen Bürgerkrieg. Die Stadt hielt den Truppen Francos noch bis 1939 stand. Ob Horváth tatsächlich meinte, Wien könnte ein „zweites Madrid“ werden, kann nicht verifiziert werden. Die Geschehnisse um den Wiener Bürgermeister Richard Schmitz betreffen eine Abordnung ‚Revolutionärer Sozialisten‘, die Wien gegen die Deutschen verteidigen wollten. Sozialistische Parteien waren in Österreich seit dem Bürgerkrieg von 1934 verboten. Bundeskanzler Schuschnigg hatte einem bewaffneten Widerstand jedoch schon im Vorfeld eine Absage erteilt. Nach Schuschniggs Absetzung wurde der Berlin-treue vorherige Innenminister Artur Seyß-Inquart interimistisch Bundeskanzler und bis zum Inkrafttreten des Ostmarkgesetzes vom 1. Mai 1939 Reichsstatthalter.
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
BA20 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Budapest, 29.3.1938 Ms 5371/210 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 4. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3. Druck in: Csokor 1965, S. 463; Prokop 1971, o. S.
BA20 entstammt dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegende Abschrift kann damit prinzipiell als vertrauenswürdig gelten. Der enthaltene Brief wurde von Csokor mit einem Teil der übrigen Schreiben dieses Konvolutes zuerst in der österreichischen Zeitschrift FORVM veröffentlicht (vgl. den Kommentar zu BA9). Horváth bedankt sich in BA20 für eine zweite „Karte“ Csokors aus seinem polnischen Exil und fragt nach dem Erhalt seines eigenen Briefes, womit vermutlich die Abschrift BA18 vom 23. März 1938 gemeint ist, woraus sich auf die mehr als nur mangelhafte Verlässlichkeit der beiden in Zeuge einer Zeit enthaltenen Schreiben Csokors BA17 und BA19 rückschließen lässt (vgl. dazu die Kommentare dort). Nach seinem zweiwöchigen Aufenthalt bei den Hatvanys in Budapest gibt Horváth seine bevorstehende Reise in die Tschechoslowakei in das Haus seiner Bekannten Lydia Busch in Teplitz-Schönau bekannt. Die Auslassungen zu konkreten Orten und Personen in den folgenden Passagen stammen von Csokor, lassen sich aber leicht auflösen und wurden auch im Abdruck 1965 von Csokor weitgehend vervollständigt wiedergegeben. Neben den Aufenthaltsorten der beiden – Chorzów in Polen und Teplitz-Schönau in der Tschechoslowakei – betrifft dies auch den Namen des niederländischen ExilVerlags Allert de Lange (bzw. den seines Lektors Walter Landauer), für den Horváth Csokor begeistern möchte. Der Hintergrund dieses Vermittlungsangebotes sind wachsende Probleme Csokors mit seinem bisherigen Verleger Paul Zsolnay, der als jüdischösterreichscher Verlag im Lauf der 1930er-Jahre sein Programm aus wirtschaftlichen Überlegungen zunehmend (deutsch-)national aufgestellt hatte, dessen ungeachtet aber nach dem ‚Anschluss‘ enteignet wurde (vgl. Krischke 1992, S. 163; Hall 1985, S. 490–521; Hall 1994, S. 245–247). In der überlieferten Korrespondenz Horváths mit dem Verlag Allert de Lange ist eine Vermittlung Csokors zwar kein Thema, Horváth sprach aber in der zweiten Maihälfte 1938 in Amsterdam direkt mit dem Verlag und knüpfte grundlegende Bande. 1940 erschien bei Allert de Lange Csokors Bericht Als Zivilist im polnischen Krieg als eines der letzten Bücher vor der deutschen Okkupation der Niederlande (vgl. Schoor 1992, S. 257). Für das Drama Gottes General konnte Horváth Csokor erfolgreich an den niederländischen Verlag De Gemeenschap vermitteln (vgl. den Kommentar zu BA25). Die Pläne, per Flugzeug nach Amsterdam zu fliegen, erwähnt Horváth auch in den im Original überlieferten Briefen der Zeit regelmäßig (vgl. B164 und B170). Da er seine zunächst für Ostern geplante Abreise aber mehrfach verschoben hat (vgl. B174 und B181 sowie die Kommentare dazu), entschied sich Horváth doch für eine Bahnfahrt über Ungarn, Italien und die Schweiz. Bedeutsam sind hier die Hinweise, dass sich Horváth ein Visum für Polen geben hat lassen (ein Besuch kam aber nicht zustande) sowie die Anspielung, dass die „Heiligendramen“, die die beiden im Umfeld von Csokors Gottes General diskutiert haben,
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA20–BA21 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
„auch absolut etwas für Amerika“ wären. Der Themenkomplex der Emigration, letztlich nach Amerika, steht in Horváths letzten Romanprojekt Adieu, Europa! (WA 13/ WP24) im Vordergrund. Auch wenn keine definitiven Pläne belegt sind, lag eine Emigration in die USA für ihn zumindest im Bereich des Denkbaren. BA21 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Teplice-Sˇanov, 15.4.1938 Ms 5371/211 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 5. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Csokor 1965, S. 463; Prokop 1971, o. S.
BA21 entstammt dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegende Abschrift kann damit prinzipiell als vertrauenswürdig gelten. Der enthaltene Brief wurde von Csokor mit einem Teil der übrigen Schreiben dieses Konvoluts zuerst in der österreichischen Zeitschrift FORVM veröffentlicht (vgl. den Kommentar zu BA9). Ein Schreiben Csokors, das Horváths Brief veranlasst haben könnte, ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich. Horváth informiert seinen Freund, dass ein geplanter Besuch in Polen, wofür er sich auch bereits das Visum hat geben lassen (vgl. BA20) vermutlich nicht zustande kommen wird, da er bereits seine Abreise in die Niederlande vorbereite. Wie sich schon im Brief vom 7. April 1938 an Jolán von Hatvany (B174) abgezeichnet hatte, war ein Direktflug von Prag aus keine Option mehr, stattdessen plante Horváth eine Bahnreise über „Budapest, Jugoslawien und Milano“. Dies entspricht tatsächlich der Route, die der Autor nehmen wird, allerdings erst am 2. Mai 1938 (vgl. B186 und B187). Ab 7. Mai 1938 war Horváth dann in Zürich, wo er zehn Tage verblieb und dann über Brüssel nach Amsterdam reiste (vgl. B191) Die wiederholte Verzögerung seiner Abfahrt aus unterschiedlichen Gründen ist Thema in anderen Briefen dieser Tage (vgl. B181). Csokor hatte in den Jahren 1936/37 aufgrund seiner Übersetzung der Ungöttlichen Komödie (Nie Boska komedia, 1835) des polnischen Dichters Zygmunt Krasinski, ´ die im Juni 1936 am Wiener Burgtheater mit großem Erfolg aufgeführt worden war (vgl. Klauhs 1988, S. 499) mit dem Lorbeer der Warschauer Literaturakademie und dem polnischen Goldenen Verdienstkreuz einige hohe Ehrungen des Staates Polen erhalten. Diese hohe Wertschätzung war wohl auch ausschlaggebend für Csokor, Polen als Exilland zu wählen. Horváth schlägt seinem Freund deshalb hier vor, er möge in Erwägung ziehen, die polnische Staatsbürgerschaft anzunehmen, um sich nicht in die Gefahr einer Staatenlosigkeit zu begeben, die Horváth selbst nur allzu vertraut war. Die Bemerkung Horváths, aus Wien nur zu wissen, „was in den Zeitungen steht“, ist ein Indiz dafür, dass sein literarisches Netzwerk in Wien völlig zusammengebrochen ist. Wie in BA20 ausführlicher besprochen, wiederholt er hier auch sein Versprechen, beim Verlag Allert de Lange in Amsterdam für Csokor vorzusprechen. Bei dem angeregten Prosa-Projekt handelt es sich um den ebenfalls in BA20 geäußerten Vorschlag, Csokor solle ein Österreich-Buch schreiben, das für den niederländischen Exil-Verlag von Interesse sein könnte. Die Pläne Horváths, sich für sein nächstes
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Werkprojekt in der Schweiz oder in Frankreich niederzulassen, verdichten sich während seines Aufenthaltes in der Schweiz Anfang Mai. Wie Ulrich Becher berichtete, hatte Horváth nach seiner Reise nach Amsterdam bzw. Paris vor, sich in der Schweiz niederzulassen und an seinem Roman Adieu, Europa! (WA 13/WP24) zu arbeiten (vgl. Becher 1961). BA22 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Teplice-Sˇanov, 17.4.1938 Ms 5371/212 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 6. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Prokop 1971, o. S.
BA22 entstammt dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegende Abschrift kann damit prinzipiell als vertrauenswürdig gelten (vgl. den Kommentar zu BA9). Anders als in den übrigen Abschriften hat Csokor in diesem ursprünglich anscheinend sehr ausführlichen Brief einige Stellen unterdrückt, die als „privat“ gekennzeichnet sind. Dieser Brief wurde von Csokor nicht in den Abdruck dieses Konvoluts in der Zeitschrift FORVM einbezogen (vgl. auch BA23 und BA27). Die beiden eingangs erwähnten Briefe Csokors sind nicht überliefert. Die (nicht unterdrückten) Themen des Briefes sind neuerlich die polnische Staatsbürgerschaft für Csokor, die Horváth bereits in BA21 angeregt hat. In diesem Zusammenhang sind auch die Ratschläge zum Drama Jadwiga zu sehen, an dem Csokor in dieser Zeit arbeitete (vgl. Wimmer 1981, S. 194). Die Tragödie der polnischen Königin Jadwiga (Hl. Hedwig von Anjou) steht im Kontext weiterer „Heiligendramen“ (BA20) Csokors in dieser Zeit, zu denen auch das kurz zuvor beendete Stück Gottes General, das den Hl. Ignatius von Loyola behandelt, zu zählen ist. Horváth weist später auch auf die in seinen Augen große Bedeutung der Auswahl von Jadwiga als Stoff hin, da sie als polnische ‚Nationalheilige‘ gilt (vgl. Krischke 1992, S. 164f.; vgl. dazu auch BA24). Die Aussage, Csokor solle beim Drama bleiben, ist vermutlich vor dem Hintergrund der nicht überlieferten Reaktion Csokors auf Horváths Vorschlag, ein ÖsterreichBuch zu schreiben zu verstehen (vgl. BA20 und BA21). Die Betonung „ohne Konzession“, „Rücksicht“ und „Kompromisse“ zu arbeiten, erinnert dabei an die Worte, die Horváth in einem Text zu seinem eigenen Vorhaben einer Komödie des Menschen gewählt hat (vgl. WA 12/WP49/K/TS1). Eine vergleichbare Emphase auf die Wichtigkeit der eigenen literarischen Arbeit insbesondere in der Zeit des anbrechenden Exils liegt auch in anderen Briefen der Zeit vor (vgl. B164, BA18 und BA24). Zuletzt informiert Horváth Csokor über seine geänderten Reisepläne (vgl. den Kommentar zu BA21). Horváth wird schließlich am 2. Mai 1938 Teplitz-Schönau verlassen und via Ungarn, Jugoslawien und Italien mit dem Zug rund um das um Österreich vergrößerte Deutsche Reich in Richtung Zürich und Amsterdam fahren.
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA23–BA25 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
BA23 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Milano, 4.5.1938 (vgl. BA25) Ms 5371/213 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 7. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Lechner 1978, S. 322f.
BA24 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Zürich, 7.5.1938 (vgl. BA25) Ms 5371/214 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 8. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Csokor 1965, S. 463f.
BA25 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Zürich, 7.5.1938 (vgl. BA23 und BA24) Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem und rotem Kugelschreiber sowie mit Bleistift Druck in: Csokor 1964, S. 180f.
BA23 vom 4. Mai und BA24 vom 7. Mai 1938 entstammen dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegenden Abschriften können damit prinzipiell als vertrauenswürdig gelten (vgl. den Kommentar zu BA9). BA24 wurde von Csokor in den Abdruck des Teilkonvoluts in der Zeitschrift FORVM aufgenommen, BA23 nicht (vgl. BA22 und BA27). BA25 wiederum enthält eine auf den 7. Mai datierte ‚Rekonstruktion‘ eines Briefes Ödön von Horváths, den Csokor für Zeuge einer Zeit augenscheinlich aus den beiden Abschriften BA23 und BA24 kompiliert hat. Neben dem Abdruck liegt dieser Brief auch in einer Arbeitsabschrift im Teilnachlass Csokor vor. In BA23 berichtet Horváth Franz Theodor Csokor über seine Ankunft in Mailand „auf dem direkten Weg Prag-Budapest-Jugoslawien-Trieste-Venezia“, also rund um das nationalsozialistische Deutsche Reich herum. Horváth hatte sein Ende März bezogenes Domizil im Haus der Schauspielerin Lydia Busch in Teplitz-Schönau am 2. Mai verlassen (vgl. B187). In BA24 vom 7. Mai meldet sich Horváth bereits aus der Schweiz, wo er für Csokor auch einige Vermittlungsarbeit erledigt. Csokor hat in der Abschrift wieder einige Namen abgekürzt, die er in der Drucklegung von 1965 vollständig aufgelöst hat. Horváth kündigt erneut an, in Amsterdam mit Walter Landauer von Allert de Lange über Verlagsmöglichkeiten für Csokor zu sprechen (vgl. dazu den Kommentar zu BA20). Mit dem katholischen Verlag ist De Gemeenschap in Blithoven gemeint, den Horváth über Joseph Roth kontaktierte. 1939 erschien dort Csokors Loyola-Drama Gottes General (vgl. Csokor 1964, S. 196; vgl. auch Spring 1994, S. 99 und Hall 1994, S. 247). Wie später aus BA28 deutlich wird, hat Horváth auch den Schweizer Verleger Emil Oprecht
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
erreichen können, der an Csokor als Autor interessiert gewesen wäre; über einen Abschluss Csokor mit Oprecht ist aber nichts bekannt. Hervorzuheben ist Horváths Bemerkung, in der Sache auch Kontakt mit Bruckner zu suchen – zwar war Csokor gleichermaßen eng mit beiden befreundet, Kontakte zwischen Bruckner und Horváth sind aber keine belegt. Die Betonung der eigenen Arbeit, in der man sich „durch die lauten Weltereignisse“ nicht stören lassen soll, entspricht einem unerschütterlichen ArbeitsOptimismus, den Horváth auch in anderen Briefen der Zeit erkennen lässt. Die Wahl des Jadwiga-Stoffes für das nächste Stück Csokors sieht Horváth dabei als „äusserlich[e] Natur“, mit der man einem polnischen Publikum das Verständnis des literarischen Anliegens erleichtern könne (vgl. den Kommentar zu BA22). Mit dem Datum 7. Mai 1938 und der Ortsangabe Zürich versehen, bringt Csokor in BA25 eine Kompilation aus Teilen beider Briefe. Dafür entnimmt er die Einleitung von BA23 und verbindet sie mit dem emphatischen Appell ans Weiterarbeiten aus dem Schluss von BA24, den er dafür sprachlich-stilistisch leicht modifiziert. Den Anfangsteil von BA24 zu den diversen Verlagskontakten spart Csokor aus. Besonders bemerkenswert ist dabei die bereits in der Arbeitsabschrift vorhandene Fußnote, in der Csokor ausgerechnet dieses Schreiben als den einzigen „im Original“ erhaltenen Brief Horváths aus der Exilzeit bezeichnet. Wenngleich keine Originalbriefe an Csokor aus dieser Zeit erhalten sind, sind die beiden Abschriften BA23 und BA24 aus den dargelegten Gründen mit hoher Wahrscheinlichkeit als authentisch zu bewerten, weshalb BA25 mit gleichermaßen hoher Wahrscheinlichkeit als fingiert gelten muss. Falls Csokor tatsächlich einen Originalbrief, der vermutlich eher BA23 oder BA24 entsprochen haben dürfte, an die Eltern übergeben hat, so hat dieser seinen Weg in den durch die Pflege seitens der Familie sonst sehr gut erhaltenen Nachlass Horváths nicht gefunden. Eine besondere Ironie ist, dass Csokor im Abdruck der „Briefe an einen Freund“ in der Zeitschrift FORVM auf BA24 zurückgreift und damit seinem gerade ein Jahr zuvor erschienenen Band Zeuge einer Zeit direkt widerspricht. BA23 wiederum ist, weil vermutlich zu kurz bzw. wenig aussagekräftig, nicht Teil des Abdrucks von 1965 und wurde erstmals von Wolfgang Lechner im Rahmen seiner Dissertationsschrift 1978 abgedruckt. BA26 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Zürich, 16.5.1938 Ms 5371/215 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 9. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Csokor 1965, S. 464; Prokop 1971, o. S.
BA26 entstammt dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegende Abschrift kann damit prinzipiell als vertrauenswürdig gelten. Der Brief wurde von Csokor mit einem Teil der übrigen Schreiben dieses Konvoluts zuerst in der österreichischen Zeitschrift FORVM veröffentlicht, wo er auch in der Abschrift verwendete Abkürzungen aufgelöst hat (vgl. den Kommentar zu BA9). Auf demselben Blatt wie BA26 befindet sich auch die Abschrift BA27. Der Brief, für den sich Horváth hier bedankt, ist nicht überliefert. Csokor berichtete darin anscheinend über Vorträge, u.a. zu Anton Wildgans, die er in Warschau gehalten
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA26–BA28 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
hatte (vgl. Krischke 1992, S. 167). Der Rat, den Kontakt nach Wien nicht vollständig einzustellen, deutet darauf hin, dass Horváth auf eine absehbare Entspannung der Lage im Deutschen Reich spekulierte. Seine Empfehlung, polnischer Staatsbürger zu werden, hat er Csokor bereits zuvor gegeben (vgl. BA21 und BA22). In der im Teilnachlass Csokor in Wien liegenden Abschrift dieser Abschrift fehlt dieser Satz allerdings. Horváth informiert seinen Freund schließlich darüber, bereits mit Emil Oprecht gesprochen zu haben, der Csokors Stücke verlegen würde. Diese Kooperation kam nicht zustande, Csokor verlegte sein Drama Gottes General beim niederländischen Verlag De Gemeenschap (vgl. den Kommentar zu BA25). Wie BA27 und B191, die in Brüssel aufgegeben wurden, belegen, befand sich Horváth tatsächlich in Eile und machte sich bald auf den Weg nach Amsterdam. BA27 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Bruxelles, 18.5.1938 Ms 5371/215 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 9. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Krischke 1992, S. 167.
BA27 entstammt dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegende Abschrift kann damit prinzipiell als vertrauenswürdig gelten (vgl. den Kommentar zu BA9). BA27 befindet sich auf demselben Blatt wie BA26 und gehört zu den drei Schreiben dieses Konvoluts, die Csokor 1965 nicht in der Zeitschrift FORVM veröffentlicht hat (vgl. BA22 und BA23). Das Schreiben BA27 dürfte ursprünglich eine Post- oder Ansichtskarte wie B191 an Jolán von Hatvany gewesen sein, die Horváth bei seinem kurzen Zwischenhalt in Brüssel ebenfalls versandt hatte. Wie auf dem Schreiben angekündigt, verließ Horváth Brüssel kurz darauf und traf noch am selben Tag in Amsterdam ein (vgl. B192). BA28 = Ödön von Horváth an Franz Theodor Csokor, Amsterdam, 23.5.1938 Ms 5371/216 Abteilung für Handschriften und Alte Bücher der Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest Original verschollen, zeitgenössische Abschrift von Franz Theodor Csokor Brief, masch., 1 Blatt unliniertes Papier, Paginierung 10. Weitere Abschrift im Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek. Druck in: Csokor 1965, S. 464, Prokop 1971, o. S.
BA28 entstammt dem Konvolut an Abschriften von Briefen Ödön von Horváths, die Csokor 1938 angefertigt und dem Ehepaar Hatvany in Budapest übergeben hat. Die vorliegende Abschrift kann damit prinzipiell als vertrauenswürdig gelten. Der Brief wurde von Csokor mit einem Teil der übrigen Schreiben dieses Konvoluts zuerst in der österreichischen Zeitschrift FORVM veröffentlicht, wo er auch in der Abschrift verwendete Abkürzungen aufgelöst hat (vgl. den Kommentar zu BA9).
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
Horváth befand sich seit 18. Mai 1938 in Amsterdam und hatte Termine im Verlag Allert de Lange mit seinem Lektor Walter Landauer wahrzunehmen. Zum einen finalisierte man den Roman Ein Kind unserer Zeit, der Ende Mai bereits vorlag, aufgrund des plötzlichen Todes Horváths am 1. Juni aber noch zurückgehalten und erst im Herbst ausgeliefert wurde, erweitert um ein Vorwort Franz Werfels und die Grabrede Carl Zuckmayers (vgl. WA 16, S. 9 sowie den Kommentar zu B193). Zum anderen gab es Verhandlungen über den Vertrag zu Horváths nächstem Roman, Adieu, Europa! (WA 13/WP24). Der Schriftsteller konnte hier aufgrund des eingetretenen Erfolgs von Jugend ohne Gott (und dem erwarteten von Ein Kind unserer Zeit) für sich bessere Konditionen herausschlagen (vgl. den Kommentar zu V9). Die hier gemachte Ankündigung, bis „Freytag“, das war der 27. Mai 1938, in Amsterdam zu bleiben, war lange Zeit die einzige Quelle zum genauen Datum von Horváths Weiterreise nach Paris. Dass sie auch den folgenden Ereignissen entsprach, kann mittlerweile anhand des Briefwechsels mit Cäsar von Arx verifiziert werden (vgl. B197). Über seine Pläne, sich in der Schweiz niederzulassen, hat Horváth gegenüber Csokor bereits in BA21 Andeutungen gemacht, diese scheinen sich konkretisiert zu haben (vgl. Becher 1961, S. 426). Wie in den vorherigen Briefen besprochen, hat sich Horváth bei Allert de Lange für Csokor eingesetzt, wo man an seinem Roman über die Wiedertäufer interessiert war. Csokor hatte mit diesem Text, an dem er bereits seit 1934 arbeitete, jedoch Probleme und vollendete ihn erst nach dem Zweiten Weltkrieg (vgl. Klauhs 1988, S. 475f.). Im Verlag Allert de Lange erschien dafür 1940 sein Erlebnisbericht Als Zivilist im polnischen Krieg. BA29 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Mikolow, 28.5.1938 (vgl. BA30) Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 3 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem Kugelschreiber, Paginierung 2, 3
BA30 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Mikolow, 31.5.1938 (vgl. BA29) Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Original verschollen, Rekonstruktion Franz Theodor Csokors Brief, masch., 3 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem und rotem Kugelschreiber und Bleistift, Paginierung 188–190 Druck in: Csokor 1964, S. 184–186.
BA29, datiert auf den 28. Mai 1938, und BA30, datiert auf den 31. Mai 1938, sind zwei Fassungen desselben, von Csokor bearbeiteten Briefes. Das Verhältnis der beiden Fassungen gibt ein anschauliches Beispiel für die Eingriffe, die der Autor an seinen eigenen Briefen vorgenommen hat, welche damit als Quelle nur unter starken Vorbehalten in Frage kommen. Beide Abschriften liegen als Arbeitsexemplare im Umfang von jeweils drei Blatt im Teilnachlass Csokor vor; BA30 wurde in den Band Zeuge einer Zeit aufgenommen. Die bislang unveröffentlichte Abschrift BA29 ist die frühere Rekonstruktion dieses letzten Briefes an Horváth, auf der BA30 basiert. Dies lässt sich auch am Material ersehen, da die mit 189 und 190 paginierten beiden letzten Blätter Durchschläge von BA29 sind. Das erste, mit 188 paginierte Blatt von BA30 wurde neu
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Briefabschriften Franz Theodor Csokors / BA30–BA31 Briefabschriften Franz Theodor Csokors
erstellt und weist im Datum des Briefkopfs auch eine die Situation decouvrierende maschinenschriftliche Sofortkorrektur von „28“ zu „31“ auf. Auch wenn BA29 vorher entstanden ist, ist die Abschrift keinesfalls als authentisch zu bewerten. Zahlreiche Details weisen auf die mangelhafte Authentizität der Abschriften hin. Horváth hatte sich zwar tatsächlich ein Visum für Polen besorgt, aber bereits Ende März in Budapest, wie er in BA20 schreibt. Ursprünglich hatte er einen Besuch in Polen geplant, der aber nicht zustande kam, ein neuerliches Besuchsvorhaben ist in den sonstigen Briefen bzw. den vertrauenswürdigen Abschriften nicht dokumentiert. Zugleich hat Horváths mehrfache Ankündigung, nur kurz in Paris zu bleiben und dann den Sommer in der Schweiz zu verbringen (vgl. BA21 und BA28), hier keinerlei Niederschlag gefunden. Auch ist nicht bekannt, dass sich die beiden über Details des Romanprojekts Adieu, Europa! ausgetauscht hätten. Kenntnis davon könnte Csokor freilich ex post durch die Veröffentlichung des Kapitels „Neue Wellen“ in Thomas Manns Zeitschrift Mass und Wert erlangt haben (vgl. WA 13/WP24/TS5). In BA29 finden sich dafür neuerlich weitschweifige Ausführungen Csokors über seine Erlebnisse, was den Verdacht nährt, Csokor nutze den Brief nur als Anlass für eigene Inhalte. Insbesondere die Schilderung der Fahrt mit dem Brünner Maler Gustav Böhm durch Kleinpolen lässt hier aufhorchen, endet sie doch nach einer umfangreichen Schilderung des galizischen jüdischen Lebens in fast prophetischer Manier in der Ortschaft Auschwitz. Stilisiert stellt sich auch die Passage über den in Paris versammelten „Kreis“ an Exilanten dar, dem Csokor sich zurechnet. BA30 unterscheidet sich abseits der geänderten Datierung vor allem durch den Text auf dem ersten Blatt bis zum Beginn der Schilderung der Fahrt mit Böhm. Csokor dreht hier die Gegebenheiten wieder um und formuliert, dass sich Horváth eher ein Visum für Polen besorgen könne denn er für Frankreich. Die Anspielungen auf eine mögliche Auswanderung in die USA, die in BA29 mehr im Ungefähren gehalten sind, werden hier verdichtet. Dabei ist insbesondere auf den Hinweis, Horváth habe in seinem letzten Brief „Andeutungen“ zu Adieu, Europa! gemacht, aufmerksam zu machen, der sich vor dem Hintergrund der ‚Rekonstruktion‘ des Briefes wie den in der vertrauenswürdigen Überlieferung dokumentierten Schreiben als nachträglich eingefügtes Mittel erweist, das Authentizität suggerieren soll. Bevor auf dem zweiten Blatt die aus BA29 übernommene Schilderung der galizischen Landschaft und des dortigen jüdischen Lebens beginnt, verfasst Csokor auf dem neuen ersten Blatt auch einen thematischen Übergang mit historischer Kontextualisierung, der erkennbar für ein weiteres Publikum gedacht war. Obwohl es sich bei BA30 eindeutig um eine Rekonstruktion (bzw. gar um die Rekonstruktion einer Rekonstruktion) handelt, behält Csokor auch im Abdruck in Zeuge einer Zeit die in BA29 wie BA30 getippte Fußnote bei, dass dieser Brief an den Absender zurückgekommen sei. BA31 = Franz Theodor Csokor an Ödön von Horváth, Mikolow, 13.6.1938 Teilnachlass Franz Theodor Csokor, ZPH 414, Archivbox 3, Wienbibliothek Fingierter Brief, postum verfasst Brief, masch., 2 Blatt unliniertes Papier, hs. Eintragungen mit blauem und rotem Kugelschreiber sowie mit Bleistift, Paginierung 198, 199 Druck in: Csokor 1964, S. 193–195.
BA31 bildet als deklariert an den verstorbenen Horváth gerichtetes Schreiben – „in die Ewigkeit“, wie es in der Fußnote heißt – im vorliegenden Briefkorpus ein gewis-
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften
ses Kuriosum. Als deklariert fingierter Brief (vgl. dazu auch die Andeutung im Fall von BA11), der wie viele andere der unverlässlichen ‚Rekonstruktionen‘ Csokors in Zeuge einer Zeit erschienen ist, wird er der Vollständigkeit halber hier mit einbezogen. Zugleich kann er aber auch, ähnlich den Grabreden Carl Zuckmayers, Klaus Manns und anderer, als wichtiges frühes Dokument zur postumen Rezeption Ödön von Horváths gelesen werden. Csokor war als Präsident des österreichischen PENKlubs eine wichtige Figur in den Versuchen einer Re-Etablierung seines nach dem Zweiten Weltkrieg in der Öffentlichkeit völlig vergessenen Freundes, weshalb seiner Horváth-Deutung, die sich in BA31 ausdrückt, einiges an Gewicht zugesprochen werden kann. Der Text wurde, wie die Fußnote angibt, bei der Pariser Gedächtnisfeier am 13. Juni 1938 von Hertha Pauli vorgetragen. Neben dem Abdruck in Zeuge einer Zeit liegt er auch als Arbeitstyposkript im Teilnachlass Csokor bei den übrigen Briefabschriften vor, welches hier die Grundlage bildet. BA31 enthält in nuce die wesentlichen Aspekte von Csokors Horváth-Deutung, die er auch später vertreten wird (weitere Anhaltspunkte dazu finden sich auch in der Vorbemerkung zum Konvolut an Briefabschriften von 1938, vgl. den Kommentar zu B31). Mit dem Roman Jugend ohne Gott und der 1937 entstandenen „Komödie eines Erdbebens“ (WA 11, S. 672) Pompeji stehen hier deklariert zwei Texte des späten Horváth im Vordergrund. Ihr gemeinsamer Nenner ist, weit über den Rahmen eines Totengedenkens hinaus, die Gottes-Erkenntnis, die als Lösung einer früheren „dunklen Knabenangst“ dargestellt wird. Einen ähnlichen Gedanken der „Wandlung“ (Csokor 1951, S. 311) formuliert Csokor auch in seiner frühen Gesamtdarstellung von Horváths Werk, die 1951 in der Zeitschrift Der Monat erschien. Horváth war für Csokor ein wesentlich ‚unvollendeter‘ Dichter, der sich mit seinen letzten Dramen und den beiden Romanen gerade zu einer ‚Vollendung‘ angeschickt habe. Diese Einschätzung prägt ausdrücklich die frühe, von Csokor herausgegebene Textauswahl Unvollendet … (1961), die von einem Wiederabdruck des in Der Monat erschienenen Textes begleitet wurde. Im gleichen Jahr wie die von Traugott Krischke verantwortete Sammlung Stücke (1961) erschienen, steht diese Auswahl exemplarisch für die katholisch-konservative Horváth-Rezeption der 1950er-Jahre, gegen die sich die modernistische Auffassung letztlich durchgesetzt hat. Christologische Motive, die bis zur Gleichsetzung des tödlichen Baumstamms mit dem Kreuz Jesu‘ und einer Parallelisierung von Horváth mit dem Apostel Paulus gehen, durchziehen den Text von BA31. Horváth und sein Werk gelten Csokor als „Kronzeugen“ für „Dinge dieser Welt“, aber auch für „die ewige Wahrheit“. Mit der Wahrnehmung von Horváths Tod als exemplum, als Ereignis, das eine Bedeutung weit über die persönliche Tragödie hinaus hat, trifft sich Csokor mit anderen Trauerrednern wie Klaus Mann, die Horváths Schicksal jedoch in einen gänzlich anderen, weltlichen Rahmen, konkret den der Herausbildung einer Exil-Gemeinschaft, stellen.
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Lebensdokumente und Urkunden
Dokumente Lebensdokumente und Urkunden D1 = Auszug aus dem Taufregister, Suˇsak (1908) ÖLA 84/SL 7 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht zugänglich, Druck nach Fotografie Vordruck in serbokroatischer und lateinischer Sprache, hs. mit Tinte in serbokroatischer Sprache ausgefüllt, Auszug aus dem Taufregister des Pfarramtes Trsat der Pfarre Suˇsak, ungarische Stempelmarke (1 Korona) und Stempel des Pfarramtes Trsat, datiert auf den 21. Juni 1908 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 16f.
Der auf den 21. Juni 1908 datierte Auszug aus dem Taufregister des Pfarramtes Trsat in der Pfarre Suˇsak (Taufbuch Nr. 8, Seite 305, Diözese Senjska i Morduˇska) ist, abgesehen von einigen Fotografien (vgl. F1–F10), das früheste Lebensdokument Ödön von Horváths. Der Taufort Suˇsak war zu diesem Zeitpunkt noch ein von Fiume/Rijeka unabhängiger Ort und wurde erst später der Stadt einverleibt. Der Verbleib des Originaldokuments ist unbekannt, es ist allein als Fotografie im Nachlass Traugott Krischke überliefert. In diesem Auszug wird bestätigt, dass Edmund Josip, Sohn von Dr. Edmund Josip und Maria Hermine Horváth am 9. Dezember 1901 geboren und am 23. Dezember 1901 nach römisch-katholischem Ritus in der Kirche zum Heiligen Georg (sv. Jurja) im zwischen Suˇsak und Fiume/Rijeka gelegenen Ortsteil Trsat getauft wurde (vgl. auch die Abschrift des Taufscheins, D17). Wie aus den Scheidungsunterlagen von 1934 hervorgeht, trat Horváth 1930 aus der katholischen Kirche aus (vgl. den Kommentar zu D18). Seine Taufpaten waren sein Onkel mütterlicherseits, Josef Pˇrehnal, und seine Mutter. Zu welchem Zweck der Auszug hergestellt wurde, ist nicht bekannt. Die Familie Horváth hatte Fiume/Rijeka bereits 1903 verlassen, da der Vater im Zuge seines diplomatischen Dienstes nach Belgrad versetzt worden war (vgl. Krischke 1988, S. 8). 1908 übersiedelte die Familie nach Budapest. D2 = Jahreszeugnis 1908/1909 (2. Klasse Volksschule/2. Schulstufe), Privatschüler ÖLA 84/SL 7 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht zugänglich, Druck nach Fotografie Vordruck in ungarischer Sprache, hs. mit Tinte in ungarischer Sprache ausgefüllt Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 26f.
D2 ist das einzige Zeugnis Horváths aus seiner Volksschulzeit und belegt seine schulischen Leistungen für die zweite Klasse. Der Verbleib des Originaldokuments ist unbekannt, es ist allein als Fotografie im Nachlass Traugott Krischke überliefert, wobei nicht völlig ausgeschlossen ist, dass es sich bei dem Stammblatt und dem Zeugnis um separate Dokumente handeln kann. Ödön wie sein Bruder Lajos wurden in den ersten Jahren durch Hauslehrer unterrichtet (vgl. Krischke 1998, S. 21f.) und legten darüber Jahresprüfungen als Externisten ab. Horváths Leistungen zu diesem Zeitpunkt
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Dokumente
waren, anders als in den späteren Jahren an Münchener Gymnasien, ausgesprochen gut. Mit 19. Juni 1909 wurde ihm die Ablegung einer Externistenprüfung bescheinigt, die ihn zum Aufstieg in die nächsthöhere Klasse befähigte. In den Stammdaten ist als Muttersprache Horváths „Ungarisch“ eingetragen, weitere Sprachen werden nicht angeführt. Tatsächlich erhielt er seinen Unterricht in ungarischer Sprache, die Familiensprache war aber, mit Rücksicht auf die Mutter, die deutsche (vgl. ebd., S. 22). Als Adresse ist Damjanich utca 52 angegeben; die Damjanich-Straße liegt im auf der Pester Seite gelegenen siebten Bezirk Budapests. Auf dem Zeugnis ist überdies ausgewiesen, dass der Schüler Horváth nicht an den Pocken erkrankt ist, aber bereits seine erste Impfung erhalten hat (vgl. dazu auch D4 und D5). D3 = Jahreszeugnis 1911/1912 (1. Klasse Gymnasium/5. Schulstufe), RákóczyGymnasium, Budapest ÖLA 3/L 12 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Vordruck des Erzbischöflichen Gymnasiums Budapest in ungarischer Sprache, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, ungarische Stempelmarke (30 Fillér), Schulstempel, datiert auf den 12. Juni 1912
Im Schuljahr 1911/12 trat Horváth in das Budapester Rákócziánum ein, ein von Geistlichen geführtes Gymnasium in der Keleti Károly utca in Buda, wo er die ersten beiden Klassen absolvierte. Als Zeugnis ist allein dasjenige für die 1. Klasse (5. Schulstufe) erhalten. Die Eltern befanden sich seit 1909 regelmäßig in München, wohin der Vater als Fachberichterstatter für das Königliche Ungarische Handelsministerium versetzt wurde (vgl. Krischke 1988, S. 14). Die Söhne verblieben vorerst in Budapest, erst 1913, als sich eine langfristige Bestellung des Vaters in München abzeichnete, wurden Ödön und Lajos nachgeholt. D3 weist Horváth nach wie vor als sehr guten Schüler aus, der bis auf Latein und Ungarisch, wo er nur die zweitbeste Note „jó“ („gut“) erhält, durchaus ausgezeichnete („jeles“) Leistungen erbringt. D4 = Impfschein (1914) Ödön von Horváth-Gesellschaft Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Amtlicher Vordruck für den Impfbezirk München Stadt, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, ausgestellt auf „Horvath Eduard“, datiert auf den 2. Juni 1914, Stempel der „K. B. Central-Impf-Anstalt München“
D5 = Impfschein (1914) ÖLA 3/L 19 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Amtlicher Vordruck für den Impfbezirk München Stadt, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, ausgestellt auf „Horvath Edmund“, datiert auf den 2. Juni 1914, Stempel der „K. B. Central-Impf-Anstalt München“; verso-Seite nicht gedruckt (vgl. D4)
D4 und D5 sind die Nachweise für Ödön von Horváths Pocken-Auffrischungsimpfung. Eine Impfung gegen die gefährliche Pockenkrankheit war im Königreich Bayern bereits seit 1807 vorgeschrieben und wurde nach der Reichseinigung in Form des Impfgesetzes von 1874 für alle Bürger des Reiches unter Strafandrohung verpflichtend (vgl. RGBl. 11/1874, S. 31–34). Das Exemplar D4 wurde, bei sonstiger Übereinstimmung aller Daten, auf „Horvath Eduard“ ausgefüllt, was vermutlich auf ein Versehen
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Lebensdokumente und und Urkunden / D5–D6 Lebensdokumente Urkunden
des zuständigen Beamten zurückzuführen ist. D5 ist korrekt auf „Horvath Edmund“ ausgestellt. Der Impfschein bestätigt, dass Ödön von Horváth mit 24. Mai 1914 „zum ersten Male mit Erfolg wieder geimpft“ wurde. Die Grundimmunisierung hat Horváth bereits in Ungarn erhalten (vgl. die Eintragung auf D2). Der Impfschein selbst ist mit dem 2. Juni 1914 datiert, entsprechend der auf der Rückseite vermerkten Vorschrift, dass jeder Impfling „frühestens am 6. und spätestens am 8. Tage nach der Impfung“ einer Kontrolle des Impferfolges durch einen Arzt unterzogen werden musste. Gemäß der auch auf der Rückseite des Scheins vermerkten gesetzlichen Vorschrift, war jedes Kind in dem Jahr, in dem es das 12. Lebensjahr vollendete, einer Wiederauffrischung der Impfung zu unterziehen. Horváth vollendete das 12. Lebensjahr bereits im Dezember 1913 und befand sich deshalb über dem vorgeschriebenen Zeitraum. Vermutlich erfolgte die Impfung aber erst 1914, da gemäß § 6 Impfgesetz die staatliche Impfung nur von Mai bis September durchgeführt wurde, Horváth aber erst im Spätherbst 1913 nach München übersiedelt war (vgl. Krischke 1998, S. 23). D6 = Jahreszeugnis 1913/1914 (3. Klasse / 7. Schulstufe), K. Wilhelms-Gymnasium, München ÖLA 3/L 13 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Vordruck des K. Wilhelms-Gymnasium München, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, Schulstempel, datiert auf den 14. Juli 1914, hs. Eintragungen mit Bleistift von unbekannter Hand
Ödön von Horváth und sein Bruder Lajos übersiedelten erst im Herbst 1913 endgültig nach München, als sich abzeichnete, dass die Bestellung des Vaters als Fachberichterstatter für das Königliche Ungarische Handelsministerium eine langfristige sein würde. Wie auch von unbekannter Hand vermerkt, wohnte die Familie 1913 in der Widenmayerstraße 43, direkt an der Isar (vgl. Krischke 1988, S. 17). Ödön von Horváth dürfte sich aber schon früher immer wieder in München aufgehalten haben: So erhält er etwa am 1. Februar 1913 in München ein Diplom über „vorzügliche Leistungen im Hochsprung beim Faschingsturnen“ (VR8). Horváth trat im Spätherbst 1913 in die dritte Klasse, Abteilung B des Münchener Wilhelmsgymnasiums in der Thierschstraße 46 ein, nachdem er bis dahin das Budapester Rákóczy-Gymnasium besucht hatte (vgl. D3). Insbesondere die Änderung der Unterrichtssprache und die strengen Schulsitten dürften ihm den Schulwechsel sehr schwer gemacht haben (vgl. Krischke 1998, S. 23). Sein Jahreszeugnis war dementsprechend schlecht: Neben einer nur ‚genügenden‘ Leistung in Religion, Deutsch, Arithmetik und Geschichte brachten ihm seine Leistungen in Latein nur ein ‚ungenügend‘ ein. Die mündliche Beurteilung des Zeugnisses hält fest, dass er die deutsche Sprache soweit beherrsche, „daß er dem Unterricht zu folgen vermochte“, jedoch fehlten ihm ausreichende Kenntnisse in Grammatik und Orthographie, die er auch „bei anerkennenswertem Fleiße“ nicht verbergen konnte. Bereits im folgenden Schuljahr wechselt Horváth an das Königliche Realgymnasium in der Siegfriedstraße (vgl. D7 und D8).
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Dokumente
D7 = Osterzeugnis 1916 (4. Klasse / 8. Schulstufe), K. Realgymnasium, München ÖLA 3/L 14 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Vordruck für das Weihnachts- bzw. Osterzeugnis des K. Realgymnasiums München, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, Schulstempel, datiert auf den 14. April 1916
D8 = Jahreszeugnis 1915/16 (4. Klasse / 8. Schulstufe), K. Realgymnasium, München ÖLA 3/L 15 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Vordruck des K. Realgymnasiums München, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, Schulstempel, datiert auf den 15. Juli 1916, hs. Eintragungen mit rotem Buntstift auf der Vorderseite, auf der Rückseite hs. Eintragung der Realschule Preßburg/Pozsonyi mit schwarzer Tinte in ungarischer Sprache über eine Ergänzungsprüfung aus ungarischer Sprache und Geschichte, datiert auf den 1. Dezember 1916
D7 und D8 dokumentieren Horváths Wechsel an das Königliche Realgymnasium in der Münchener Siegfriedstraße, nachdem seine Leistungen im humanistischen Wilhelmsgymnasium im Schuljahr 1913/14 unterdurchschnittlich waren (vgl. D6). Der Schultyp des Realgymnasiums war jünger und moderner, dennoch konnte Ödön von Horváth dort auch nur schwer schulisch Fuß fassen. Überliefert sind das Osterzeugnis 1916 sowie das Jahreszeugnis für das Schuljahr 1915/16. Beide Zeugnisse sind für die vierte Klasse, Abteilung d, ausgestellt, was darauf hinweist, dass der Schüler sie schon zum zweiten Male absolviert und im Schuljahr 1914/15 sitzen geblieben ist. Bereits im Osterzeugnis D7 wird ein „Aufsteigen gefährdet!“ vermerkt, da Horváth nach wie vor in Latein nur ungenügende Leistungen erzielte. Auch das Jahreszeugnis 1915/16 D8 weist schließlich ungenügende Leistungen in Latein auf. Damit aber wäre er zum zweiten Male in derselben Klasse durchgefallen, was ihn gemäß Schulordnung vom weiteren Schulbesuch ausschließen würde. Daraufhin hat sein Vater interveniert: Mit der Zusage, seinen Sohn in eine ungarische Schule ohne Latein zu schicken, kann er erwirken, dass der junge Horváth mit einem Vermerk in Latein die Erlaubnis zum Aufstieg erhält (vgl. dazu Lunzer 2001, S. 13f.). Im folgenden Schuljahr wechselt Ödön von Horváth an die Staatliche Realschule in Bratislava/Preßburg, wo er bis 1918 zur Schule gehen wird. Die dafür erforderliche Nachprüfung aus Ungarischer Sprache und Geschichte besteht Horváth mit „genügendem Erfolg“, wie eine auf den 1. Dezember 1916 datierte handschriftliche Eintragung auf der Rückseite des Zeugnisses belegt. Die Bestätigung ist von Károly Bittera unterfertigt, dem Rektor der Realschule in Preßburg. D9 = Jahreszeugnis 1917/18 (6. Klasse / 10. Schulstufe), Realschule Preßburg/ Pozsonyi ÖLA 3/L 16 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Vordruck der Realschule Preßburg/Pozsonyi in ungarischer Sprache, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, Schulstempel, datiert auf den 15. Juni 1918, ungarische Stempelmarke (30 Fillér), hs. Eintragung unbekannter Hand mit rotem Buntstift auf der Rückseite
Horváth konnte nach seinem Wechsel nach München 1913 nur mehr unbefriedigende schulische Leistungen erbringen. Am dortigen Realgymnasium drohte ihm 1916 ein
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Lebensdokumente und und Urkunden / D9–D10 Lebensdokumente Urkunden
neuerliches Sitzenbleiben in der vierten Klasse (8. Schulstufe), was ihm einen weiteren Besuch der Schule versagt hätte. Seine Eltern entschieden sich deshalb, ihren Sohn in die Realschule nach Preßburg (ungarisch Poszonyi, seit 1918 slowakisch Bratislava) in der Slowakei, damals ein Teil des Königreichs Ungarn, zu geben. Sein Vater konnte überdies erwirken, dass Ödön von Horváth aufgrund des Wechsels in eine ungarischsprachige Schule eine neuerliche Aufstiegserlaubnis trotz ungenügender Leistungen in Latein erhielt (vgl. den Kommentar zu D8). Ödön von Horváth besuchte in Preßburg kein Internat, sondern wohnte privat bei Professor Ede Macher (vgl. Krischke 1998, S. 28). Nicht zuletzt aufgrund der großen Nähe zu Wien war auch der deutschsprachige Einfluss auf die Stadt sehr stark. Mit seinem letzten Zeugnis des Münchener Realgymnasiums konnte Horváth in Preßburg ab Herbst 1916 regulär die fünfte Klasse (9. Schulstufe) besuchen. Eine dafür notwendige Ergänzungsprüfung aus ungarischer Sprache und Geschichte bestand er am 1. Dezember 1916, wie auf der Rückseite des Zeugnisses D8 vermerkt wurde. Ein Zeugnis über die fünfte Klasse im Schuljahr 1916/17 ist zwar nicht überliefert, da mit D9 aber aus dem darauffolgenden Schuljahr 1917/18 ein Zeugnis über die sechste Klasse (10. Schulstufe) vorhanden ist, hat er sie wohl bestanden. D9, datiert auf den 15. Juni 1918, zeigt neuerlich durchwachsene Leistungen, die aber zum Aufstieg genügen: Mit der besten Note „ausgezeichnet“ wird er in deutscher Sprache und Literatur sowie in Geschichte bewertet, seine Leistungen in „Religion und Sittenlehre“ und in ungarischer Sprache und Literatur sind „gut“, die restlichen Fächer, darunter das ungeliebte Latein, sind „genügend“, sein allgemeines Verhalten ist „gut“. Ehemalige Mitschüler und Bekannte berichteten später, dass Ödön von Horváth auch in Preßburg ein recht aufsässiger Schüler war, der sich dem Schulzwang nur schwer unterordnen konnte (vgl. Krischke 1998, S. 28–30). D9 ist zugleich das letzte Zeugnis Horváths an der Oberrealschule in Preßburg: Mit dem Zerfall Österreich-Ungarns Ende 1918 wird Preßburg, nun offiziell Bratislava geheißen, zur Hauptstadt des slowakischen Teils der neugegründeten Tschechoslowakei. Viele Ungarn und deutschsprachige Österreicher verließen daraufhin die Stadt in Richtung der nun voneinander unabhängigen Nationalstaaten (Deutsch-)Österreich und Ungarn. Horváths Vater wurde bereits Anfang 1918 aus München nach Budapest zurückbeordert (vgl. ebd., S. 31). Es ist anzunehmen, dass Ödön von Horváth zumindest Teile des folgenden Schuljahres 1918/19 in Budapest besucht hat (siehe dazu den Kommentar zu D10). D10 = Jahreszeugnis für Privatschüler 1918/1919 (7. Klasse / 11. Schulstufe), Staatliche Realschule, Budapest ÖLA 3/L 17 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Vordruck der Staatlichen Realschule für den fünften Bezirk in Budapest, hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, ungarische Stempelmarke (30 Fillér), Schulstempel, datiert auf den 11. April 1919
D10 ist das letzte erhaltene Schulzeugnis Ödön von Horváths und wurde von der Realschule im fünften Budapester Bezirk ausgestellt. Zuvor hatte er die Realschule in Preßburg besucht, nach dem Kollaps der Donaumonarchie und der Rückberufung des Vaters nach Budapest war ein Verbleib dort aber wohl nicht mehr opportun. Datiert auf den 11. April 1919 wird ihm in D10 als Privatschüler eine insgesamt genügende Leistung für die siebte Klasse (11. Schulstufe) bescheinigt, die ihn zum Aufstieg in die achte (und damit letzte) Klasse einer höheren Schule befähigte. Die Benotung
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„gut“ erhielt er nur in deutscher Sprache und Literatur sowie in Geschichte, die restlichen Fächer schloss Horváth mit „genügend“ ab. Aufgrund der für ein Schuljahr ungewöhnlichen Datierung auf den April 1919 handelte es sich bei D10 vermutlich um eine Jahresprüfung als Externist. Die Anführung eines Erlasses des „Volkskommissariats für Unterricht“ als Grundlage für das Zeugnis weist auf die politische Situation in Ungarn hin, wo am 21. März 1919 Béla Kun die Räterepublik ausgerufen hatte, die bis zum 1. August 1919 Bestand hatte. Dieser Umstand wurde wiederholt missverständlich gedeutet, indem insinuiert wurde, das Zeugnis sei direkt vom Volkskommissariat ausgestellt worden (vgl. Krischke 1988, S. 26; Krischke 1998, S. 33). Tatsächlich stellte das Zeugnis die Budapester Realschule aus. Horváths Vater wurde im Frühjahr als hoher Beamter von den Kräften der Räterepublik zunächst unter Hausarrest gestellt. Die Eltern und der Bruder Lajos setzten sich dann bei der ersten sich bietenden Gelegenheit nach Deutschland ab und verbrachten den Sommer abwartend in einer Pension im bayerischen Bad Reichenhall (vgl. Krischke 1988, S. 25). Das autokratische Regime Miklós Horthys, das sich nach dem Sturz der Räterepublik bildete, setzte Dr. Edmund von Horváth wieder als Beamten ein und entsandte ihn 1920 als ungarischen Regierungsvertreter für Bayern, Baden und Württemberg nach München (vgl. ebd., S. 28). Ödön von Horváth ging nicht mit seinen Eltern und dem Bruder Lajos nach Bad Reichenhall, sondern befand sich ab Mai 1919 in Wien, wo er am privaten Institut Vrtl die Matura (Abitur) ablegte, die ihn zu einem Studium befähigte (vgl. Krischke 1988, S. 26). Dieses nahm Horváth im Oktober 1919 an der Ludwigs-Maximilians-Universität in München auf, wo auch seine Eltern wieder wohnten (vgl. D11–D15). In einer von Traugott Krischke eingeholten Meldeauskunft scheint Horváth ab dem 26. Mai 1919 in Wien unter der Adresse Rathausstraße 17/6 im ersten Bezirk auf; ein Abmeldedatum ist nicht eingetragen (vgl. Krischke/Prokop 1972, S. 136). Diese Meldeeintragung scheint in den Unterlagen des Wiener Stadt- und Landesarchivs nicht auf (vgl. den Abschnitt „Meldezettel“), ist aber plausibel. Horváth dürfte auch einige Zeit bei seinem Onkel Josef Pˇrehnal gewohnt haben, der im achten Bezirk in der Piaristengasse 62 zu Hause war (vgl. Krischke 1988, S. 26) und in Horváths Texten wiederholt charakterisiert wurde (vgl. etwa Mein Onkel Pepi / Pepis Album, WA 13/ET15). D11 = Studentenkartei Universität München (1919–1922) Universitätsarchiv München Karteikartenvordruck, hs. von verschiedenen Schreiberhänden mit Tinte und Bleistift ausgefüllt, diverse Stempelungen, beigefügt eine Fotografie Ödön von Horváths, vmtl. 1919 entstanden (vgl. F28), angelegt am 13. Oktober 1919, geschlossen am 27. Juli 1922
D12 = Belegbogen für das Wintersemester 1919/1920, Universität München Universitätsarchiv München Vordruck, hs. mit schwarzer Tinte von Horváths Hand ausgefülltes Kursverzeichnis, hs. Eintragungen von unbekannter Hand mit violettem und rotem Buntstift durch die Universitätsverwaltung
D13 = Belegbogen für das Sommersemester 1920, Universität München Universitätsarchiv München Vordruck, hs. mit schwarzer Tinte von der Hand Edmund von Horváths (Vater) ausgefülltes Kursverzeichnis, hs. Eintragungen von unbekannter Hand mit violettem und rotem Buntstift durch die Universitätsverwaltung
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Lebensdokumente und Urkunden / D14–D15 Lebensdokumente und Urkunden
D14 = Belegbogen für das Wintersemester 1920/21, Universität München Universitätsarchiv München Vordruck, hs. mit schwarzer Tinte von Horváths Hand ausgefülltes Kursverzeichnis, hs. Eintragungen von unbekannter Hand mit blauem und rotem Buntstift durch die Universitätsverwaltung
D15 = Belegbogen für das Sommersemester 1921, Universität München Universitätsarchiv München Vordruck, hs. mit grüner Tinte von Horváths Hand ausgefülltes Kursverzeichnis, hs. Eintragungen von unbekannter Hand mit blauem und rotem Buntstift durch die Universitätsverwaltung
Die Studentenkartei D11 und die Belegbögen D12–D15 dokumentieren Horváths Zeit als Student an der Ludwig-Maximilians-Universität München von Wintersemester 1919 bis Wintersemester 1921/22. Für das letzte Semester sind aufgrund von Kriegseinwirkung keine Belegbögen erhalten, es ist nur in der Studentenkartei D11 verbrieft. Im Sommer 1919 legte Horváth nach einer durchwachsenen Schulkarriere in Budapest, München und Preßburg am privaten Wiener Institut Vrtl die Matura ab, was ihm die Aufnahme eines Studiums ermöglichte (vgl. den Kommentar zu D10). Mit Anmeldenummer 634 scheint er unter dem Namen Edmund von Horváth mit dem Datum 13. Oktober 1919 in den Unterlagen der Universität auf. Als Wohnung ist bis zum Sommersemester die Ludwigstraße 17b angegeben; in der dortigen Pension Doering wohnten bis Anfang 1921 auch die Eltern (vgl. D12–D14; vgl. auch Krischke 1988, S. 26 und 31), für das Wintersemester 1921 ist die Arcisstraße 50II angegeben, wo er allein zur Untermiete wohnte. Horváth war als Student der Philosophie inskribiert und besuchte verschiedene Kurse aus den Gebieten Literatur- und Theaterwissenschaft, Psychologie und Philosophie. Als ausländischer Student mit ungarischer Staatsangehörigkeit unterlag er der vollen Honorarpflicht für die belegten Kurse. Eine Konstante seiner Studien waren die auch für andere Schriftsteller seiner Generation einflussreichen Kurse des Theater- und Literaturwissenschaftlers Artur Kutscher, die er in jedem Semester belegte. Kutscher galt als vehementer Verfechter einer von der Literaturwissenschaft unabhängigen Erforschung des Theaters und hat mit Sicherheit Horváths praktischen, bühnenorientierten Zugang, der in vielen seiner Stücke sichtbar wird, wesentlich mitgeprägt. Andere Vorlesungen zeigen ein besonderes Interesse am Theater Ibsens und Strindbergs (D12) und jenem Gerhart Hauptmanns (D13), die nicht ohne Auswirkung auf sein Schaffen gewesen sein dürften. Seine spätere Schwägerin Auguste Schneider-Emhardt bestätige in ihren Erinnerungen das große Interesse, das Horváth bereits als Schüler an moderner Literatur hatte (vgl. Schneider-Emhardt 1983, S. 65); den großen Einfluss insbesondere Strindbergs auf das Frühwerk Horváths hat Herbert Gamper minutiös nachgewiesen (vgl. Gamper 1987). Für die Entwicklung der frühen Sportmärchen (entstanden ab 1923, vgl. WA 13, S. 2f.) wiederum dürfte die im Wintersemester 1919/20 besuchte Vorlesung bei von der Leyen zum Märchen von Bedeutung gewesen sein. Im Sommersemester 1921 besuchte Horváth beim Sozialmediziner Albrecht Freiherr von Notthafft (in D15 fälschlich „Notthaft“ geschrieben) einen Kurs an der medizinischen Fakultät, die für Hörer aller Fakultäten offene Vorlesung „D[ie] Bekämpfung d[er] Prostitution in hygienischer u. rechtl[icher] Beziehung“ (LMU 1921, S. 9). Das zeitgenössische Problem der Prostitution sollte in Horváths Stücken bis 1933, prominent etwa in Rund um den Kongreß, aber auch in den Volksstücken sowie im Roman Der ewige Spießer ein wichtiges und wiederkehrendes Thema werden.
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Es ist unbedingt anzunehmen, dass er aus den Ausführungen Notthaffts Anregungen bezogen hat. Der Belegbogen zum Sommersemester 1920 (D13), dem zweiten von Horváth absolvierten Halbjahr an der Universität, wirft formal einige Fragen auf, da er eindeutig nicht in Horváths Handschrift beschrieben ist. Stattdessen dürfte er von Horváths Vater Edmund von Horváth ausgefüllt und auch unterschrieben worden sein (vgl. die Schriftprobe in Lunzer 2001, S. 15). Wieso dieser Belegbogen vom Vater ausgefüllt wurde, ist unbekannt. Die überlieferten Meldedaten zeigen allerdings auch, dass Horváth von 17. März bis 22. Juni 1920 in Wien gemeldet war (siehe M1). Er wohnte zu der Zeit in der Pension Zipser, Lange Gasse 49, und damit unweit der Wohnung seines Onkels Josef Pˇrehnal, bei dem er bereits 1919 einige Zeit untergebracht war (vgl. den Kommentar zu D10). Es ist anzunehmen, dass er in diesem Semester nur selten an der Universität in München war. Horváth brach sein Studium mit dem Wintersemester 1921/22 ohne Abschluss ab, in der Studentenkartei D11 wird die Exmatrikulation mit 27. Juli 1922 vermerkt. Später hat sich Horváth nur selten zu seiner Studienzeit geäußert. In einem (auto-)biographischen Kurzabriss für den Wiener Journalisten Paul Fent gibt er an: „Dann studierte ich 5 Semester Psychologie (ausgerechnet!) und es wurde mir zu fad, weil ich nicht folgen konnte.“ (B126) Diese Selbsteinschätzung überrascht, denn Horváth hat zwar in den ersten beiden Semestern mehrere Wochenstunden an Vorlesungen in Psychologie belegt (vgl. D12 und D13), das Gros seiner Kurse war aber eindeutig literaturund theaterwissenschaftlich ausgerichtet. Nach dem Abbruch des Studiums klafft in Horváths Biographie eine größere Lücke. Dem Brief an Fent zufolge arbeitete er bei einem Verlag und befand sich dann für anderthalb Jahre in Paris, wo es ihm „reichlich mies ging“ (B126). „Ich versuchte es noch mit allerhand mehr oder minder bürgerlichen Berufen“, bekannte Horváth auch 1932 im Interview mit Willi Cronauer, „aber es wurde nie etwas Richtiges daraus – anscheinend war ich doch zum Schriftsteller geboren.“ (WA 17/TH9/TS1/Bl. 4)
D16 = Zuständigkeitszeugnis mit beeideter Übersetzung, Budapest/München (1923) ÖLA 3/L 18 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Urkunde der Stadt Budapest, hs. mit violetter Tinte in ungarischer Sprache ausgefüllt, datiert auf den 17. Mai 1923, ungarische Stempelmarke (10 Korona), Unterschrift des Bürgermeisters der Stadt Budapest und eines Notars, österreichische Stempelmarke (1 Schilling) und Stempel der Magistratsabteilung 50 der Stadt Wien auf der Vorderseite; maschinenschriftliche amtliche Übersetzung ins Deutsche durch das Königliche Ungarische Konsulat München sowie diverse ungarische Stempelungen und 3 ungarische Stempelmarken (zu 30 bzw. 40 Fillér), mit Bleistift hs. vervollständigter Stempel der Stadt Wien mit der Aktenzahl 5 Cg 143/34 auf der Rückseite, starke Restaurationsspuren
Horváth wurde als ungarischer Staatsbürger geboren und blieb dies sein Leben lang. 1927 suchte er zwar um die bayerische Staatsbürgerschaft an, die ihn zugleich zu einem Bürger des Deutschen Reiches gemacht hätte, erhielt diese aber nicht (vgl. AK1; siehe dazu den Beitrag von Holger Berwinkel in diesem Band, S. 512–515, sowie das Vorwort). Da er über weite Teile seines Lebens im Ausland lebte, musste er regelmäßig seine Zugehörigkeit zum Staat Ungarn mittels eines Zuständigkeitszeugnisses
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Lebensdokumente und Urkunden / D16–D17 Lebensdokumente und Urkunden
beglaubigen lassen. Die vorliegenden Urkunde D16 bestätigt, ebenso wie die 15 Jahre später angeforderte Urkunde D22, dass Horváth dem „Verband der Hauptstadt Budapest angehört“, so die auf der Rückseite eingetragene, amtliche Übersetzung des Dokuments ins Deutsche. Das Dokument wurde vom Bürgermeister der Stadt Budapest abgezeichnet und notariell beglaubigt. Die Übersetzung hat, gemäß Stempel auf der Rückseite, das Königliche Ungarische Konsulat in München angefertigt (vgl. auch die Übersetzung von D17). Die Notwendigkeit, seine Staatsbürgerschaft wiederholt zu bestätigen, war vermutlich auch eine der Anregungen zur Posse Hin und her (1934). Das Dokument weist zahlreiche zusätzliche Eintragungen und Abstempelungen auf, was auf eine regelmäßige Vorlage bei Ämtern und Behörden hindeutet. Bemerkenswert sind hier eine österreichische Stempelmarke (1 Schilling) auf der Vorderseite mitsamt einem Stempel der damaligen Magistratsabteilung 50, die nach der Wiener Magistratsordnung von 1920 für Bevölkerungswesen und Wehrangelegenheiten zuständig war (vgl. Czeike/Csendes 1971). Dieser Stempel ist entweder im Zuge von Horváths dauerhaftem Aufenthalt in Wien nach 1933 oder, spezifischer, erst im Zuge seiner Eheschließung mit bzw. -scheidung von Maria Elsner 1933/34 angebracht worden (vgl. auch die Stempelmarken auf D17). Insbesondere für letzteres spricht ein Stempel auf der Rückseite des Dokuments, der die Aktenzahl 5 Cg 143/34 aufweist; dies ist die Aktenzahl der Scheidungsunterlagen Horváths (vgl. dazu AK3 sowie den Kommentar zu D18 und D20). D17 = Abschrift des Taufscheins mit beeideter Übersetzung, Suˇsak/München (1926) Ödön-von-Horváth-Gesellschaft Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Vordruck der Pfarre Suˇsak, masch. ausgefüllt mit violettem Farbband sowie mit schwarzer Tinte, datiert auf den 2. August 1926, hs. Eintragungen in rotem und blauem Buntstift, österreichische Stempelmarke (1 Schilling) und Stempel der Magistratsabteilung 50 der Stadt Wien; urkundlich gebunden mit der masch. gefertigten amtlichen Übersetzung durch das Königliche Ungarische Konsulat München auf einem Blatt einer Drucksorte des Konsulats, Stempel des Konsulats sowie eine österreichische Stempelmarke (20 Groschen) und Stempel der Magistratsabteilung 50 der Stadt Wien auf der Vorderseite; diverse ungarische Stempelungen und 3 ungarische Stempelmarken (zu 30 bzw. 40 Fillér) auf der Rückseite, starke Restaurationsspuren
Mit D17 liegt eine auf den 2. August 1926 datierte Abschrift des Taufscheins Ödön von Horváths sowie eine auf den 20. September 1926 datierte und notariell beglaubigte, amtliche Übersetzung des Dokuments ins Deutsche vor. Wie auch im Falle des Auszugs aus dem Taufregister (D1), der erst Jahre nach Horváths Geburt entstanden ist, ist auch hier der Anlass für die Anfertigung dieser Abschrift unbekannt. Die auf einem separaten Blatt vorliegende amtliche Übersetzung, die mit der Urkunde verbunden wurde, hat wie auch im Falle von D16 das Königliche Ungarische Konsulat in München besorgt. Zahlreiche Stempelungen und Eintragungen auf dem Dokument belegen, dass es wiederholt vorgelegt wurde. Wie auch auf D16 finden sich Stempel der Abteilung 50 des Wiener Magistrats darauf, die gemäß Magistratsordnung 1920 für ‚Bevölkerungswesen und Wehrangelegenheiten‘ zuständig war. Vermutlich hatte Horváth dieses Dokument im Zuge seines dauerhaften Aufenthalts in Wien oder seiner Eheschließung bzw. -scheidung 1933/34 vorgelegt (vgl. den Kommentar zu D16).
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Dokumente
D18 = Scheidungsurteil des Landesgerichts für Zivilrechtssachen Wien, (Scheidung Ödön von Horváth und Maria Elsner, 1934) (vgl. AK3/3.3.3) Sign. 3.1.4.A1.H17, Bl. 11–13 Wiener Stadt- und Landesarchiv 3 Blatt unliniertes Papier, masch., jeweils Vorder- und Rückseite beschrieben, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, Paginierung 1–3, Geschäftszahl 5 Cg 143/34–6, datiert auf den 2. September 1934; hs. Nachtrag zur Rechtskräftigkeit des Urteils mit Datumsstempel 27. November 1934 auf Bl. 13v
Am 27. Dezember 1933 heiratete Horváth in Wien standesamtlich die Sängerin Maria Elsner. Trauzeugen waren der Journalist Karl Tschuppik und der Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia (vgl. Krischke 1988, S. 104f.), bei dem sich Horváth in den Wochen nach seiner Ausreise aus dem Deutschen Reich infolge der nationalsozialistischen Machtübernahme im Salzkammergut aufgehalten hatte (vgl. den Kommentar zu B73). Abgesehen von den beiden Scheidungsurteilen D18 und D20 und dem Akt AK3, in dem sie sich befinden, haben sich vom Verhältnis Horváths mit Maria Elsner keine Spuren erhalten. Weder Maria Elsner noch die Tatsache, einmal verheiratet gewesen zu sein, wird in seinen Briefen erwähnt bzw. thematisiert. Möglicherweise lässt sich im teilweise autobiographischen Substrat des 1938 begonnenen letzten Werkprojekts Adieu, Europa! in der Erwähnung einer „verlorene[n] Braut“ (WA 13/WP24/E4) eine indirekte Anspielung auf die Ehe mit Elsner erkennen. Allein in den Angaben des Totenscheins (D23) und auf einigen späteren Meldezetteln scheint er als geschieden auf (vgl. M11– M13). Auffällig ist auch eine Eintragung auf dem Meldezettel für die Unterkunft Horváths in der Pension Opernring: Dort wurde mit dem Hochzeitsdatum 27.12.1933 eine Eintragung zu Maria Elsner eingefügt, die jedoch mit Sicherheit erst später entstanden ist; Horváth hatte diese Unterkunft bereits am 9. Dezember 1933 aufgegeben (vgl. M6) Die Eheschließung kam für viele Freunde und Bekannte Horváths überraschend, die Ehe selbst hielt nur kurz. Bereits im Februar 1934 kamen die Ehegatten überein, sich einvernehmlich trennen zu wollen, wobei die vorliegenden Dokumente nahelegen, dass Elsner Horváth aus Kalkül geheiratet hat, was diesem wiederum nicht bewusst war. Eines der wenigen, jedoch erst weit später entstandenen Zeugnisse dazu ist der Bericht von Hertha Pauli in ihren Memoiren Der Riß der Zeit geht durch mein Herz (1970). Darin schildert sie, dass Horváth Maria Elsner spontan einen Heiratsantrag gemacht habe, als er von deren Auftrittsverbot im Deutschen Reich erfahren habe, der ihr zu einer „Flucht“ verhelfen hätte sollen (Pauli 1990 [1970], S. 59). Diese Angaben stehen allerdings in gewissem Widerspruch zu den Ereignissen, wie sie in den Gerichtsakten geschildert werden. Wie Krischke bei seinen Recherchen feststellen musste, war Maria Elsner, die schließlich nach Großbritannien emigrierte, später zu keinen Auskünften bereit. Ihr Bruder, Hans Elsner, meinte, seine Schwester sei keinesfalls berechnend vorgegangen, sie sei im Gegenteil von Horváth so lange bedrängt worden, bis sie in eine Ehe eingewilligt habe (vgl. Krischke 1998, S. 186f.). Das Urteil des Wiener Landesgerichts für Zivilrechtssachen in erster Instanz fiel mit Datum vom 2. September 1934 und gab der einvernehmlichen Scheidung statt, wobei Maria Elsner als der schuldige Teil erkannt wurde. Da Horváth aus der römischkatholischen Kirche ausgetreten und Elsner jüdischer Herkunft war, wurde die Ehe rein zivilrechtlich geschlossen und konnte so auch nach dem Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuch (ABGB, § 115) wieder geschieden werden; für katholisch verehelichte Christen war das in Österreich in dieser Zeit nicht ohne weiteres möglich (vgl.
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Lebensdokumente undund Urkunden / D18 Lebensdokumente Urkunden
Kalb 2012). Das Urteil wurde vom Ehebandsverteidiger Hans Löwit angegriffen und ging somit an das Oberlandesgericht Wien als übergeordneter Instanz, wo aber der ursprüngliche Richtspruch am 16. Oktober 1934 in vollem Umfang bestätigt wurde (vgl. D20). Wie aus der Abschrift des Urteils im Akt ersichtlich wird, erlangte es am 27. November 1934 Rechtskraft (vgl. Bl. 13v, siehe dazu das Faksimile in AK3/3.3.3). Neben den im Urteil enthaltenen Umständen der Eheschließung und -scheidung sowie dem darin verbrieften Hochzeitsdatum 27. Dezember 1933 ist auch der hier festgehaltene Hinweis auf Horváths Austritt aus der römisch-katholischen Kirche mit dem 12. September 1930 von biographischem Interesse (vgl. Krischke 1988, S. 63, dort nur unspezifisch nachgewiesen). Horváths spätere Unterkunftgeber führen fallweise auf den Meldezetteln an, dass Horváth „ohne [Religion]“ (M10–M12) sei; andere geben auch nach 1930 an, er sei katholischer Konfession (vgl. M6 und M13). Dabei wird es sich aber wohl um Versehen handeln. Mit D18 liegt die Ausfertigung des Ersturteils im Scheidungsverfahren vor, das vollständig ohne Vernehmung der beiden Ehegatten geführt wurde. Als Entscheidungsgrundlage dienten dem zuständigen Richter Ernst Jerusalem von den Ehegatten vorgelegte Briefe, die die eheliche Zerrüttung belegen sollten, sowie die Zeugenaussagen von Richard Flatter, der beide als Rechtsanwalt vertrat, und von einem Dr. Horch. Mit Dr. Horch ist vermutlich Franz Horch gemeint, Dramaturg der Reinhardt-Bühnen, mit dem Horváth und wahrscheinlich auch die u.a. an den Wiener Reinhardt-Bühnen tätige Elsner bekannt war (vgl. B60). Der Rechtsanwalt Richard Flatter wiederum vertrat Horváth auch Anfang Januar 1934 im Prozess gegen Felix Potz, Redakteur des Wiener 12-Uhr-Blattes, das im Herbst 1933 eine ehrenrührige Kampagne gegen den Autor geführt hatte (vgl. WA 6, S. 181–183). Richter Jerusalem sah in seiner Beweiswürdigung folgendes als erwiesen an: Maria Elsner sei die Ehe nur eingegangen, um in den Besitz der ungarischen Staatsbürgerschaft zu kommen, da ihr aufgrund ihrer jüdischen Herkunft die Möglichkeiten zum Auftritt im nationalsozialistischen Deutschen Reich versagt waren. Bereits in der Silvesternacht 1933, wenige Tage nach der Eheschließung, habe sie Horváth gestanden, dass sie einen anderen liebe, worauf dieser sie in seiner Erregung „anfasste, schüttelte, vielleicht auch schlug“, man sich aber auch wieder „versöhnte“ (Bl. 12). Maria Elsner, nun von Horváth, reiste Mitte Januar 1934 wieder nach Berlin; Horváth war, wie aus den Meldeunterlagen hervorgeht, am 9. Januar ebenfalls mit unbekanntem Ziel aus Wien abgereist und kehrte am 7. Februar 1934 wieder hierher zurück (vgl. M7 und M8). In der Zwischenzeit hatten er und seine Frau „freundschaftlich“ miteinander korrespondiert, am 20. Februar sagte sie ihm aber „endgiltig“ (Bl. 12) die Ehe auf. Der Richter ging davon aus, dass Elsner die Ehe allein aus „äusseren Gründen und ohne die notwendige innere Beziehung zum Gatten“ (Bl. 13v) geschlossen und die Tätlichkeiten Horváths absichtlich herbeigeführt habe, um eine baldige Trennung der Ehe erwirken zu können. Angesichts der so festgestellten Umstände entsprach das Gericht dem Wunsch nach einer einvernehmlichen Trennung und sprach Maria Elsner das alleinige Verschulden daran zu, was sie zur Zahlung der Gerichtskosten verpflichtete. In der zeitgenössisch patriarchalen Denkweise des Gerichts erkannte man zwar die körperliche Misshandlung Elsners durch Horváth in der Silvesternacht 1933 an, da Elsner aber vorab Unaufrichtigkeit unterstellt wurde, sah das Gericht darin nichts, was eine Mitschuld Horváths verursachen hätte können. Zum Zeitpunkt des Ersturteils befand sich Horváth schon seit fast einem halben Jahr nicht mehr in Österreich: Am 13. März 1934 verließ er Wien mit unbekanntem
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Dokumente
Ziel. Wie die überlieferten Dokumente zeigen, begab er sich ins Deutsche Reich, wo er im April 1934 einen Vertrag mit dem gleichgeschalteten Neuen Bühnenverlag zu Himmelwärts unterzeichnete (vgl. V3). Im Juli 1934 trat er dem Reichsverband Deutscher Schriftsteller bei (vgl. AK2) und arbeitete als Drehbuchschreiber für diverse Unterhaltungsfilme. D19 = Führerschein (1934) Ödön-von-Horváth-Gesellschaft Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Amtliche Drucksorte (Nr. 23 II, Berlin 1934), hs. ausgefüllt mit schwarzer Tinte, innen gestempelt mit Datum 21. September 1934 durch den Polizeipräsidenten Berlin, zwei reichsdeutsche Stempelmarken (jeweils 2 Reichsmark), eh. Unterschrift Ödön von Horváths, beigefügt eine Fotografie Ödön von Horváths, vmtl. 1934 entstanden (vgl. F80)
Ödön von Horváths Führerschein wurde am 21. September 1934 vom Polizeipräsidenten Berlin ausgestellt und erlaubte ihm das Lenken von Kraftfahrzeugen der „Klasse 3“ (Kraftwagen mit bis zu 2,5 Tonnen Gesamtgewicht und mehr als 10 PS). Das Dokument ist nicht nur ein weiterer Beleg für seinen Aufenthalt im Deutschen Reich vom Frühjahr 1934 bis Mitte 1935, sondern deutet auch auf seinen relativen wirtschaftlichen Erfolg in dieser Zeit hin, der ihm den Erwerb eines Autos gestattete. Horváth war ursprünglich in der Hoffnung, als Dramatiker wieder gespielt zu werden, ins Deutsche Reich zurückgekehrt; seine Abmeldung in Wien datiert auf den 9. März 1934. Diese Hoffnung erfüllte sich aber aufgrund des Widerstandes von wichtigen NS-Funktionären wie dem „Reichsdramaturgen“ Rainer Schlösser nicht (vgl. den Kommentar zu V3; vgl. auch WA 7, S. 16f.). Nach seinem Beitritt in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller im Juli 1934, wo er sich in der Fachschaft Film als „Gast“ eintragen ließ (vgl. AK2/2.2), war es Horváth jedoch möglich, Arbeit als Drehbuchschreiber im Berliner Filmbetrieb zu finden. Ein wichtiger Beleg dazu ist etwa der Brief an Hans Geiringer vom 16. September 1934 (B84), in dem er über zahlreiche laufende Film-Projekte schreibt und sich auch über Zensurprobleme äußert. Die Arbeit dürfte jedenfalls so ertragreich gewesen sein, dass Horváth an die Anschaffung eines Autos dachte: Am 2. Dezember 1934 (B87) informiert er seine Eltern über seine neue Adresse in Berlin Nikolassee, wo er, vermutlich gemeinsam mit seiner neuen Lebensgefährtin Wera Liessem, zwei möblierte Zimmer einer Villa an der Rehwiese bezogen hatte. In diesem Schreiben erwähnt er auch, dass sich eine Garage im Haus befinde. Wera Liessem erinnerte sich später, dass sie und Horváth 1935, nachdem Sie das Deutsche Reich verlassen hatten, ein Auto erwarben, um an die Riviera zu fahren (vgl. WA 7, S. 334f.). D20 = Scheidungsurteil des Oberlandesgerichts Wien (Scheidung Ödön von Horváth und Maria Elsner, Berufungsverfahren, 1934) (vgl. AK3/3.2.1) Sign. 3.1.4.A1.H17, Bl. 2–4 Wiener Stadt- und Landesarchiv 3 Blatt unliniertes Papier, masch., Vorder- und Rückseite beschrieben, hs. Eintragungen mit schwarzer Tinte, diverse Amtsstempel und Vermerke, Paginierung 2–5 auf den Bl. 2v, 3, 3v, 4, Geschäftszahl 5 Cg 143/34–11, datiert auf den 16. Oktober 1934
Die am 27. Dezember 1933 zwischen Ödön von Horváth und Maria von Elsner geschlossene Ehe hatte nur kurz Bestand. Bereits im Februar 1934 kam man überein,
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Lebensdokumente und Urkunden / D20–D21 Lebensdokumente und Urkunden
sich einvernehmlich scheiden zu lassen. Am Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien wurde mit Urteil vom 2. September der Scheidung in erster Instanz stattgegeben und Maria Elsner als schuldiger Teil erkannt (vgl. den Kommentar zu D18). Nachdem der vom Gesetz vorgesehene Ehebandsverteidiger Hans Löwit dieses Urteil angefochten hatte, kam die Sache vor einen Richtersenat am Oberlandesgericht Wien. Wie auch am zuvor zuständigen Landesgericht fand die Verhandlung ohne Anwesenheit von Horváth oder Elsner statt, die beide durch den Rechtsanwalt Richard Flatter vertreten wurden. Das Oberlandesgericht lehnte die Berufung jedoch ab und bestätigte mit Datum vom 16. Oktober 1934 das Ersturteil in vollem Umfang. Die Kosten für das Berufungsverfahren musste auch hier Maria Elsner als schuldiger Teil tragen. Das Ersturteil wurde gemäß einem Vermerk auf der im Akt verwahrten Durchschrift am 27. November 1934 rechtskräftig (vgl. den Kommentar zu D18 sowie das Faksimile zu AK3/3.3.3). Horváth selbst befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits seit längerem wieder im Deutschen Reich und arbeitete dort für den Film (vgl. den Kommentar zu D19). D21 = Erkennungskarte Bundesstaat Österreich, Wien (1936) Ödön-von-Horváth-Gesellschaft Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Amtliche Drucksorte des Bundesstaats Österreichs, hs. ausgefüllt mit schwarzer Tinte, datiert auf den 4. März 1936, Stempel der Stadt Wien, eh. Unterschrift Ödön von Horváths, beigefügt ein Foto Ödön von Horváths, vmtl. 1936 entstanden (vgl. F82) Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 172f.
Nachdem Ödön von Horváth dem Deutschen Reich im Sommer 1935 endgültig den Rücken gekehrt hatte, zog er wieder nach Österreich, wo er sich vornehmlich in Wien und im salzburgischen Henndorf am Wallersee aufhielt, wo auch Carl Zuckmayer seit 1933 wohnte. Österreich hatte sich nach dem kurzen Bürgerkrieg vom Februar 1934 mittlerweile vollständig in einen autokratischen Ständestaat verwandelt. 1935 beschloss der Bundestag, ein ständisches Gremium, welches nach der sogenannten „Maiverfassung“ von 1934 das Parlament ersetzte, das von der Regierung vorgeschlagene Bundesgesetz über die Einwohnerverzeichnung (EinwG), das am 1. November 1935 in Kraft trat (vgl. BGBl. 113/1935 vom 30. Oktober 1935). Nach diesem Gesetz hatten sich alle Personen mit dauerhaftem Aufenthalt in Österreich unabhängig ihrer Staatsbürgerschaft bei ihrer Wohnsitzgemeinde zu melden und verzeichnen zu lassen. Diese Meldung erfolgte zusätzlich zur regulären polizeilichen Meldung und sollte das bestehende System, auch in Vorbereitung weiterer gesetzlicher Maßnahmen des Ständestaats, ablösen (vgl. die zeitgenössische Berichterstattung im Vorfeld, Fey 1935). Österreichische Staatsbürger konnten gemäß § 6 des Gesetzes eine Erkennungskarte (Personalausweis) anfordern. Für ausländische Staatsangehörige wie Horváth war die Aushändigung einer solchen Karte verpflichtend. Zuwiderhandlungen gegen das Gesetz, insbesondere unwahre oder unvollständige Angaben sowie die mangelhafte Erfüllung der Meldepflicht, wurden mit Verwaltungsstrafen bis 3000 Schilling (ca. 1500 Reichsmark) oder 3 Monaten Arrest bestraft. Ödön von Horváth bekam seine Erkennungskarte mit Datum vom 4. März 1936 von der Stadt Wien ausgestellt. Nachdem er 1935 zuerst im Hotel Bristol, in der Bastiengasse im 18. Bezirk und in der Marc-Aurel-Straße im 1. Bezirk gewohnt hatte, war seine Meldeadresse seit 16. Januar 1936 die Dominikanerbastei 6/4/11, ebenfalls in der Wiener Innenstadt. Hier war er bis 13. Juli 1937 gemeldet (vgl. M12). Seine vereinheitlichte Grundnummer, die auch auf anderen österreichischen Dokumenten auf-
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scheinen sollte, war 00034690, weitere amtliche Dokumente aus Österreich sind jedoch nicht überliefert. Auf dem Meldezettel des Gasthofs Wagner („Caspar-MoserBräu“) in Henndorf von 1937 etwa scheint die Nummer nicht auf, als Identifikation wurde hier allein „Reisepass“ eingetragen (vgl. M13). D22 = Zuständigkeitszeugnis, Budapest, 8.1.1938 Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Urkunde der Stadt Budapest, hs. ausgefüllt mit violetter Tinte, datiert auf den 8. Januar 1938, ungarische Stempelmarke (1 Peng˝o), Unterschrift des Bürgermeisters der Stadt Budapest und eines Notars, Bestätigungsstempel und Unterschrift des Obernotars auf der Rückseite
Da sich Ödön von Horváth als ungarischer Staatsbürger fast ausschließlich im Ausland aufhielt, war er dazu angehalten, in regelmäßigen Abständen seine Staatsbürgerschaft bestätigen zu lassen (vgl. auch den Kommentar zu D16). Das vorliegende Dokument ist auf den 8. Januar 1938 datiert. Da keinerlei Eintragungen oder ähnliches von anderen Ämtern und Behörden ersichtlich sind, wurde es vermutlich direkt in Budapest ausgestellt. Dies wiederum deutet darauf hin, dass es Horváth zugesandt oder anderweitig übermittelt wurde, denn der Autor befand sich, seiner Korrespondenz zufolge, am Ausstellungstag in Henndorf am Wallersee (vgl. B142); auch in den Tagen davor hatte er sich entweder in Henndorf, in Salzburg oder in Wien aufgehalten. Einzig für die Zeit unmittelbar um Weihnachten gibt er an, „wiedermal verreist“ (B132) gewesen zu sein, wobei er aber vermutlich nicht in Budapest, sondern wie schon im September 1937 (vgl. B114) in München bei seinen Eltern war. Möglicherweise konnte er das Zuständigkeitszeugnis auch direkt über seinen Vater beziehen. Eine amtliche Übersetzung wie im Falle des Zeugnisses von 1923 liegt nicht vor. Mit D22 steht vermutlich auch ein Brief an Horváths sonst nicht in Erscheinung getretenen Bekannten Ern˝o Träger in Zusammenhang, bei dem sich Horváth am 2. März 1938 in einem sehr förmlichen ungarischen Schreiben für seine Unterstützung bei der Beantragung eines neuen ungarischen Passes bedankt (vgl. B158) D23 = Totenschein, Paris (1938) mit beeideter Übersetzung (1950) Ödön-von-Horváth-Gesellschaft Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Auszug aus den Sterberegisterakten des XVII. Pariser Arrondissement, auf Stempelpapier der Stadt Paris (9 Francs 35 Centimes), masch. Niederschrift in französischer Sprache mit hs. Eintragungen in schwarzer Tinte und mehreren Unterschriften für den Todesanzeiger, den Verantwortlichen der Niederschrift und den Bürgermeister, datiert auf den 27. Juli 1938, Gebührenstempel (8 Francs 10 Centimes), urkundlich gebunden mit einer amtlichen masch. Übersetzung ins Deutsche auf einem separaten Vorblatt durch den beeideten Gerichtsdolmetscher Eduard Hofmann mit dessen eh. Unterschrift und Stempel, österreichische Stempelmarke (4 Schilling), Wien, datiert auf den 30. Juni 1950
Ödön von Horváth starb am 1. Juni 1938 abends auf den Pariser Champs-Élysées. Bei einem Sturm brach ein Ast eines Baumes ab und traf den zufällig passierenden Schriftsteller am Hinterkopf, der Augenzeugen zufolge sofort tot gewesen sein soll (vgl. Krischke 1998, S. 272). D23 ist der den Eltern und dem Bruder Lajos ausgehändigte Totenschein, ein auf den 27. Juli 1938 datierter Auszug aus den Sterberegisterakten des zuständigen 17. Pariser Bezirks. Festgehalten ist, dass Horváth am 1. Juni 1938 um 19 Uhr 30 in der Rue d’Armaillé 19 für tot erklärt wurde, damit ist das dort befindliche Hôpital Marmottan gemeint, in das er eingeliefert worden war.
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Lebensdokumente und Verträge Urkunden / D23 – Verträge / V1
Die Niederschrift erfolgte am 4. Juni 1938. Die Totenanzeige wurde von einem Maurice Gozard, der die Anzeige eingebracht hatte, sowie einem Jules Henri Leclerc für den Bürgermeister unterfertigt, die Richtigkeit der Abschrift bestätigte der Bürgermeister. Die beigefügte Übersetzung ins Deutsche wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg von Eduard Hofmann, beeideter Gerichtsdolmetscher für die französische Sprache in Wien, durchgeführt und datiert auf den 30. Juni 1950.
Verträge V1 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Ullstein Verlag, Berlin, 11. Januar 1929 (Generalvertrag; vgl. B32, B36, B44, B55, B66) Vertragsarchiv des Ullstein-Buchverlags, Berlin, ohne Signatur 2 Blatt unliniertes Papier, masch., hs. Eintragungen von Horváths und fremder Hand (Ullstein Verlag), Stampiglie der Ullstein Aktiengesellschaft, hs. unterfertigt von Ödön von Horváth und der Ullstein Aktiengesellschaft (Dr. Emil Herz, eine unleserliche Unterschrift), Stempelmarke (3 Reichsmark) und Stampiglie des staatlichen Stempelverteilers mit Datum vom 15. Februar 1929 auf Bl. 1 Druck (als Faksimile) in: Günther 1978, Bd. 2, S. 119–121.
Der am 11. Januar 1929 mit dem großen Berliner Verlagshaus Ullstein unterzeichnete Vertrag ist der früheste überlieferte Verlagsvertrag Horváths und zugleich einer der wichtigsten seiner schriftstellerischen Karriere. Der junge Autor war zuvor dem Volksbühnenverlag verpflichtet gewesen, der frühe Stücke wie Die Bergbahn (1927), Zur schönen Aussicht (1927) und Sladek, der schwarze Reichswehrmann (1929) verlegt hatte (vgl. WA 1 und WA 2). Zu diesem Verlagsverhältnis hat sich kein Vertrag erhalten. Wie die wenigen erhaltenen Dokumente zum Verlagswechsel Horváths belegen, bestand jedenfalls eine Option des Volksbühnenverlags auf das folgende Werk Horváths, woraus sich Klärungsbedarf für das aktuelle Stück des Autors, die Posse Rund um den Kongreß, ergab. Der Volksbühnenverlag verzichtete schließlich zugunsten von Ullstein auf seine Option (vgl. B18 und B19). Horváth war, wie aus den vorliegenden (Theater-)Drucken zu schließen ist, zuvor auch Verträge mit dem Verlag Die Schmiede (für das Frühwerk Niemand, 1924, vgl. WA 1) sowie mit dem Münchener Verlag Schahin (Das Buch der Tänze, 1922, vgl. WA 17) eingegangen. Hierzu sind aber keine Unterlagen überliefert. Der Vertrag mit Ullstein sieht eine Laufzeit vom 15. Januar bis 15. Dezember 1929 vor. Für die Monate Januar und Februar waren 500 Reichsmark, für die darauffolgenden Monate bis Dezember 1929 je 300 Reichsmark an „Pränumerando-Zahlungen“ vereinbart, womit Vorschüsse auf die zu erwartenden Erträge der Werke gemeint sind. Diese Zahlungen lagen deutlich über dem durchschnittlichen Bruttoeinkommen im Deutschen Reich, das 1929 knapp 175 Reichsmark im Monat betrug (vgl. BGBl. I 2002, S. 869f.), und ermöglichten Horváth eine wirtschaftlich gesicherte Existenz als freier Schriftsteller. Weitere Passagen decken die Beteiligungen des Autors an den Erlösen der Buchverkäufe sowie die Handhabe eventueller Rechte an Übersetzungen und Verfilmungen ab. V1 wurde dabei nicht mit Blick auf ein konkretes Werk, sondern als Generalvertrag über Horváths „gesamte schriftstellerische Produktion“ bis zum Stichtag 15. Januar 1930, also einen Monat über die monatlichen Zahlungen hinaus, geschlossen. Der Autor hatte dafür bis einschließlich des Stich-
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tags alle „dramatischen, erzählenden und lyrischen Werke“ dem Ullstein Verlag zuerst einzureichen, der sie im Falle einer Annahme im „Ullstein- oder im Propyläen Verlag, bezw. einem dem Ullstein-Verlage nahestehenden Bühnenverlage“ verwerten würde. Wie B8 an Lotte Fahr vom 15. Januar 1929 verdeutlicht, ging es zumindest im Vorfeld aus Horváths Perspektive aber sehr wohl um ein konkretes Werk, nämlich den späteren Roman Herr Reithofer wird selbstlos bzw. Sechsunddreißig Stunden (1929), der 1930 im Roman Der ewige Spießer aufgehen sollte (vgl. WA 14). Wie aus dem Brief überdies hervorgeht, fanden konkurrierende Verhandlungen mit dem S. Fischer Verlag statt. Den Ausschlag gab das wirtschaftlich für Horváth bessere Angebot des großen, auf modernen Massenbetrieb ausgelegten Hauses Ullstein: „Die haben mehr gezahlt als Fischer, der wollte ihn auch haben. Kapitalist bleibt Kapitalist, warum soll ich ihnen was schenken?“ (B8) Der vorliegende Vertrag blieb der einzige mit Ullstein, wurde brieflich aber mehrere Male verlängert, wobei sich auch einzelne Vertragsbestandteile änderten (vgl. B32, B36, B44 und B55). Anfang September 1929 bestätigte der Ullstein-Prokurist Wilhelm Gronle die Auszahlung von zusätzlichen 600 Reichsmark Vorschuss an Horváth gemäß den Vereinbarungen von V1 (vgl. B25). Mit diesem Geld finanzierte Horváth seine Reise zur Weltausstellung nach Barcelona, die ihn u.a. zum Roman Herr Kobler wird Paneuropäer anregte (vgl. WA 14/K3). Mit dem Schreiben B32 vom 18. Januar 1930 verlängerte Ullstein den Vertrag mit Horváth für ein weiteres halbes Jahr bis zum 15. Juni 1930. Einige Details dieser Verlängerung lassen eine wachsende Ungeduld des Verlags mit dem Autor erkennen, da dieser aus verlegerischer Sicht zu wenig produzierte. Die am 13. Oktober 1929 uraufgeführte Historie Sladek, der schwarze Reichswehrmann gehörte noch zu den bei der Volksbühne abgelieferten Stücken und die Posse Rund um den Kongreß, die Ullstein der Volksbühne abgenommen hatte (vgl. B18), fand erst nach 1945 eine Bühne. Der Roman Herr Reithofer wird selbstlos (Sechsunddreißig Stunden) wurde zwar im April vom Verlag angenommen (vgl. B16), dann aber aus unbekannten Gründen nicht verlegt und erst als Teil von Der ewige Spießer verwertet (vgl. WA 14, S. 2–4). Den bis dahin an Horváth ausgegebenen Vorschüssen standen also keine Erträge gegenüber. Während die vereinbarte monatliche Rate Horváths mit 300 Reichsmark konstant blieb, deuten die Verlängerung um nur ein halbes Jahr und die zugefügte Klausel, auch über den 15. Juni 1930 hinaus alle Werke zuerst Ullstein anzubieten, bis die Ausstände gedeckt sind, also darauf hin, dass Ullstein Horváth unter Zugzwang setzte. Vor diesem Hintergrund erklärt sich die äußerst rasche Kompilation des Romans Der ewige Spießer aus den vorhandenen Textkonvoluten zu Herr Reithofer wird selbstlos und Herr Kobler wird Paneuropäer (vgl. ebd.). Der Roman wurde von Ullstein mit Schreiben B35 vom 14. April 1930 angenommen und etwas über einen Monat später der Vertrag bis Juni 1931 verlängert (vgl. B36). Die verschärften Bedingungen blieben dabei aber aufrecht: Horváth war gemäß B36 verpflichtet, auch über die Laufzeit der Ratenzahlung hinaus seine Werke bis zum 15. Juli 1931 zuerst Ullstein anzubieten; sollten dann noch Ausstände vorliegen, würde sich dieses Optionsrecht um ein weiteres Jahr bis 15. Juli 1932 verlängern. Horváth intensivierte 1930 seine gesamte Produktion, wie sich an der Arbeit an Ein Wochenendspiel zeigt, das am 18. November 1930 vom Verlag angenommen (vgl. B39) und binnen kurzer Zeit zu Italienische Nacht umgearbeitet wurde (vgl. WA 2, S. 211). Auf dieses Jahr datieren auch wesentliche Vorarbeiten zu Geschichten aus dem Wiener Wald (1931, vgl. WA 3/VA1 und VA2) und zahlreiche Prosa- und Dramenfragmente, etwa die Ausarbeitungen zu einem Roman Der Mittelstand (WA 13/WP13) und zum dokumen-
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Verträge / V1–V2 Verträge
tarischen Drama Die Lehrerin von Regensburg (WA 12/WP14). Die Annahme von Italienische Nacht durch Ernst Josef Aufricht sicherte Horváth eine wesentliche Verbesserung seines Vertrags: Am 19. März 1931, einen Tag vor der Uraufführung am Theater am Schiffbauerdamm, bestätigte Ullstein in B44 eine Verlängerung bis zum 15. Dezember 1931 auf der Grundlage der Bedingungen von B36 vom Mai 1930 und eine Erhöhung des Vorschusses auf 500 Reichsmark für die Monate, in denen sich Horváth in Berlin aufhielt. Das Optionsrecht Ullsteins verlängerte sich bis Ende 1931. Da die vorherige Verlängerung bereits im Dezember 1930 abgelaufen war, ist davon auszugehen, dass Horváth zwischen Januar und März 1931 keine monatlichen Raten von Ullstein bezogen hat. Die äußerst erfolgreiche Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald am Deutschen Theater Berlin vom 2. November 1931 verschaffte dem Autor schließlich eine neuerliche Verlängerung seines Vertrags einen Monat vor dem Ende der vereinbarten Laufzeit. In B55 vom 10. November 1931 hält Ullstein die neuen, bis Ende 1932 geltenden Konditionen fest, die sehr zum Vorteil Horváths ausfallen: Neben einer der allgemeinen Erhöhung der monatlichen Vorschuss-Rate auf 500 Reichsmark unabhängig vom Aufenthaltsort muss er im Falle einer Trennung nur mehr zwei Drittel von eventuell noch verbleibenden Ausständen an den Verlag zurückführen. Im Lauf des Jahres 1932 verschlechterte sich allerdings das Verhältnis zwischen Horváth und dem Ullstein Verlag zunehmend, was Anfang November 1932 zur einvernehmlichen Einigung führte, den Vertrag nicht neuerlich zu verlängern (vgl. B66 und den Kommentar dazu). Die wesentlichen Gründe dafür sind in dem, aus Horváths Sicht, zu zögerlichen Vorgehen des Verlags beim Vertrieb von Kasimir und Karoline sowie von Glaube Liebe Hoffnung zu sehen, die der Autor eigentlich bereits zu Beginn der Herbstsaison 1932 inszeniert sehen wollte (vgl. B65). Auch dürfte sich Horváth nicht angemessen durch den Verlag vertreten gefühlt haben, wie seine Ausführungen im Brief B69 vom 2. Januar 1933 nahelegen. In diesem Schreiben und anderen Schreiben der Zeit ist auch die Abdeckung seiner bisher erhaltenen Vorschüsse wiederholt Thema (vgl. den Kommentar zu B69). Horváth hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Kontakt mit dem Gustav Kiepenheuer Verlag aufgenommen, zu dem er wechseln wollte (vgl. den Kommentar zu B66). Ein Verlagsvertrag mit Horváth ist nicht überliefert; es ist anzunehmen, dass die Unterlagen dazu während der Liquidierung des Verlags nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Deutschen Reich verloren gegangen sind (vgl. WA 6, S. 171). Neben den Erwähnungen Kiepenheuers im Briefwechsel mit Ullstein existiert nur mehr ein im Bestand des Wiener Georg Marton Verlags erhaltenes Schreiben, in dem Kiepenheuer die Bühnenvertriebsrechte außerhalb Deutschlands an Marton überträgt (vgl. Günther 1978, Bd. 2, S. 165f.), das als Beleg für einen Vertrag dienen kann. V2 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und dem Georg Marton Verlag, Wien, 25. Juli 1933 (Hin und her) Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur 1 Blatt Vordruck mit Kopf des Georg Marton Verlags (Wien I, Bösendorferstraße 4), hs. mit schwarzer Tinte ausgefüllt, Vorder- und Rückseite bedruckt bzw. beschrieben, hs. Eintragungen von Horváths und fremder Hand (Georg Marton Verlag), hs. unterfertigt von Ödön von Horváth Druck als Faksimile in: Günther 1978, Bd. 2, S. 169f.
V2 ist der erste Vertrag, den Ödön von Horváth mit dem Georg Marton Verlag geschlossen hat, der in den Jahren nach 1933 neben dem Wiener Max Pfeffer Verlag
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sein wichtigster Theaterverleger werden sollte. Die Vermittlung zu Georg Marton, der seinerseits das Deutsche Reich nach der Machtübernahme der NSDAP verlassen musste, aber auf ein bereits existierendes Netz an Niederlassungen in Europa zurückgreifen konnte, geschah vermutlich über Kiepenheuer, wie die erhaltenen Bruchstücke der Korrespondenz nahelegen (vgl. Günther 1978, Bd. 2, S. 165–168). Nachdem Horváth im März 1933 das Deutsche Reich nach einem Zwischenfall mit der lokalen SA in seiner bayerischen Wahlheimat Murnau verlassen hatte (vgl. Krischke 1988, S. 91), begab er sich wie viele andere, die vor dem NS-Regime flüchteten, nach Österreich. Zunächst hielt er sich im Salzkammergut bei Alexander Lernet-Holenia auf, von wo aus er in Salzburg vermutlich Mitte April mit Fritz Landshoff und Walter Landauer vom Kiepenheuer Verlag zusammentraf, um das weitere Vorgehen zu besprechen (vgl. den Kommentar zu B73). Hier dürfte die Übergabe des Vertriebs außerhalb des Deutschen Reiches an Georg Marton vereinbart worden sein. Der Kiepenheuer Verlag, zu dem Horváth nach Beendigung seines Vertrags mit Ullstein Ende 1932 gewechselt hatte (vgl. den Kommentar zu V1), befand sich nach dem Verbot eines Großteils seines Programms in höchst prekärer Lage und stand kurz vor der Liquidation (vgl. Füssel 2012, S. 24f.). Horváth war damit ohne festen Verleger und von seinem bisherigen literarischen Umfeld abgeschnitten, seine Werke waren jedoch nicht deklariert verboten und er selbst durch seine ungarische Staatsbürgerschaft noch vor Repressalien geschützt. Aus dieser Position zwischen allen Stühlen lässt sich vermutlich auch ein Teil seines fragwürdigen Verhaltens gegenüber dem sich formierenden literarischen Exil in diesen Tagen erklären (vgl. WA 6, S. 170f. sowie die Kommentare zu B69, B75 und B76). Am 18. April 1933 traf Horváth in Wien ein (vgl. B73 und den Kommentar dazu). Bereits im Vorfeld hatte der Kiepenheuer Verlag mit dem Georg Marton Verlag Kontakt aufgenommen, wie die erhaltenen Korrespondenzstücke belegen. Marton teilt Fritz Landshoff vom Kiepenheuer Verlag dementsprechend am 24. April 1933 mit, dass Horváth den Vereinbarungen der beiden Verleger zugestimmt habe (vgl. Günther 1978, Bd. 2, S. 165–168 sowie den Kommentar zu V1). Bei dem im Brief Kiepenheuers an Marton vom 20. April 1933 (Günther 1978, Bd. 2, S. 165f.) angesprochenen, in Arbeit befindlichen Stück Horváths, dessen Vertrieb Marton übernimmt, handelt es sich mit einiger Sicherheit um Eine Unbekannte aus der Seine (vgl. WA 6, S. 5f). Der dazugehörige Verlagsvertrag mit Kiepenheuer ist zwar nicht überliefert, die Angaben zu den Verlagsanteilen sowie zu den bereits geleisteten Vorschüssen im Schreiben an Marton geben aber einen ungefähren Einblick in die Konditionen sowie in Horváths finanzielle Situation der Zeit. Den vorliegenden Indizien zufolge dürfte sein Vertrag mit Kiepenheuer weniger vorteilhaft als der mit Ullstein gewesen sein (vgl. auch den Kommentar zu B69, wo auf Horváths Unvermögen, seine Ausstände bei Ullstein über bei Kiepenheuer lukrierte Gelder zu decken, eingegangen wird). Im Brief vom 20. April 1933 schreibt Kiepenheuer, dass bereits 1200 Reichsmark an Vorschüssen bezahlt worden sind, darüber hinaus 300 Schilling (etwa 180 Reichsmark; vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 286), die Teil einer Gesamtsumme von 4000 Schilling (etwa 2380 Reichsmark) waren, die zusätzlich zu der bezahlten Summe von 1200 Reichsmark vereinbart waren. Damit wäre das neue Stück Horváths dem Kiepenheuer Verlag insgesamt etwa 3580 Reichsmark wert gewesen. Unklar ist aber, ob sich diese Vorschusssumme nur auf Eine Unbekannte aus der Seine oder, analog dem Generalvertrag mit Ullstein, auf die gesamte Produktion des Autors (etwa den Roman Himmelwärts, vgl. WA 13/WP17) bezogen hat. Einen auf ein Jahr geschlossenen Vertrag voraussetzend, würde das einer monatlichen Rate von etwa 300
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Verträge / V2 Verträge
Reichsmark entsprochen haben. Bei Ullstein bezog Horváth nach der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald zuletzt 500 Reichsmark monatlich (vgl. den Kommentar zu V1). In der Vereinbarung zwischen Kiepenheuer und Marton wird jedenfalls festgelegt, dass Marton aus diesem Vertragsverhältnis noch 3350 Schilling (ca. 2000 Reichsmark) an Horváth abführen möge. Angesichts der wenigen überlieferten Angaben zu Vorschüssen bzw. mangels detaillierter Abrechnungen ist stark davon auszugehen, dass die Verträge mit Marton, Pfeffer und anderen in den folgenden Jahren weitaus weniger lukrativ für Horváth waren als der alte Vertrag mit Ullstein. Anders als der mit Ullstein geschlossene Vertrag (und vermutlich auch der mit Kiepenheuer) ist V2 kein Pauschal-Vertrag über seine Produktion, sondern über ein konkretes Einzelwerk. Bereits in der auf den 21. April 1933 datierten Antwort Martons auf das oben angeführte Schreiben Kiepenheuers vom 20. April ist erwähnt, „dass uns solange Stücke von Herrn Horvath geliefert werden, bis der Vorschuss gedeckt wird“ (Günther 1978, Bd. 2, S. 167). Der Gegenstand von V2, die Posse Hin und her, ist, neben Eine Unbekannte aus der Seine, eines davon. Zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung am 25. Juli 1933 firmiert es noch unter dem Titel „Die Brücke“ (vgl. WA 6, S. 171); der finale Titel wurde zu einem späteren Zeitpunkt handschriftlich nachgetragen. Zugleich wurde ein handschriftlicher Passus gestrichen, der dem Verlag eine Option auf das nächste Werk Horváths verschafft hätte. Diese Option wurde aber später nachverhandelt, wie ein erhaltener Brief des Georg Marton Verlags an den Autor vom 16. September 1933 zeigt (vgl. B80). Der Verlag sichert sich hier die Rechte auf Horváths „nächstes abendfüllendes Werk, dessen Titel noch nicht feststeht“ zu denselben Konditionen wie in V2. Als Vorschuss werden 2500 Schilling vereinbart, bei Annahme nochmals 2500 Schilling (insgesamt also etwa 2956 Reichsmark; vgl. Schneider/Schwarzer/Denzel 1997, S. 286). Es ist aber unklar, welches Stück genau damit gemeint sein könnte. Horváth arbeitete zu diesem Zeitpunkt bereits an dem dramatischen Märchen Himmelwärts (vgl. WA 7, S. 4), über das er aber im April 1934 mit dem nationalsozialistischen Neuen Bühnenverlag einen Vertrag abschloss (vgl. V3). Das nächste Stück Horváths sollte dann erst Ende 1935 die Film-Persiflage Mit dem Kopf durch die Wand sein, das wiederum bei Max Pfeffer erschien. Deklariert bei Marton war Horváth erst wieder mit Ein Dorf ohne Männer (1937) unter Vertrag (vgl. V6). Es ist also davon auszugehen, dass entweder Marton seine Option nicht wahrnahm oder Horváth aufgrund der allgemeinen Verschlechterung seiner Situation in Österreich von dieser Vereinbarung zurücktrat (vgl. dazu den Kommentar zu V3). V2 ist, wie der Vordruck zeigt, ein Standard-Vertrag des Georg Marton Verlags, welcher die Verlagsanteile detailliert nach Ländern bzw. Verwertungsformen gestaffelt auflistet. Ausnahmen davon wurden, ebenso wie konkrete Summen, abseits einer Strafzahlung von 500 Schilling (knapp 295 Reichsmark) bei Vertragsverletzung, nicht vermerkt. Einen zunächst handschriftlich vom Verlag eingetragenen Passus über ein mögliches Rücktrittsrecht des Autors vom Verlag hat Horváth eigenhändig gestrichen. Wann genau das Stück fertig gestellt wurde, ist nicht ganz klar. Eine erste, allein von Horváth erstellte Fassung dürfte im Herbst 1933 vorgelegen haben. Erst Ende 1933 lernte Horváth den Komponisten Hans Gál kennen, der ihm wesentlich bei der Arbeit an den Couplets half und die Musik für das Stück komponierte. Die Arbeit am Stück war vermutlich Anfang 1934 abgeschlossen, eine geplante Uraufführung in Wien kam aber nicht zuletzt aufgrund einer Pressekampagne, die Horváth als österreichfeindlich denunzierte, nicht zustande. Das Stück wurde schließlich am 13. Dezember 1934 am Zürcher Schauspielhaus in Abwesenheit Horváths, der sich be-
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reits wieder in Berlin aufhielt (vgl. den Kommentar zu V3), gespielt und leider nur schlecht vom Publikum angenommen (vgl. WA 6, S. 170–172 und 181–184). Neben Eine Unbekannte aus der Seine und Hin und her stand Horváth auch mit den Komödien Ein Dorf ohne Männer und Pompeji (1937) bei Marton unter Vertrag. Für Der jüngste Tag (1937), über das Horváth einen Vertrag mit dem Wiener Operettenverlag hatte (vgl. KW 10, S. 425), übernahm Georg Marton den Vertrieb, wie ein von diesem Verlag hergestelltes Stammbuch nahelegt (vgl. WA 10, S. 4). Von diesen Beziehungen zu Marton ist allein der Vertrag zu Ein Dorf ohne Männer sowie Korrespondenz mit Bezug auf Pompeji erhalten (vgl. V6 sowie den Kommentar dazu). V3 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth und Der neue Bühnenverlag, Berlin, 14. bzw. 19. April 1934 (Himmelwärts) ÖLA 27/S 1 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien 2 Blatt masch. vervielfältigter Vordruck mit Kopf des Neuen Bühnenverlags im Verlag für Kulturpolitik (Berlin W 50, Marburger Straße 12), hs. mit schwarzer Tinte vervollständigt, hs. Eintragungen von verschiedenen Schreiberhänden, Stampiglie des Verlags für Kulturpolitik, hs. unterfertigt am 14.4.1934 von Ödön von Horváth und am 19.4.1934 von Willy Stuhlfeld.
Der Vertrag V3 über das Zaubermärchen Himmelwärts ist der erste definitive Beleg zu Horváths Rückkehr ins Deutsche Reich 1934, das er im März 1933 verlassen hatte. Seine Versuche, als Dramatiker in Österreich Fuß zu fassen, schlugen aus unterschiedlichen Gründen fehl: Die zwei in dieser Zeit fertig gestellten bzw. entstandenen Stücke Eine Unbekannte aus der Seine und Hin und her wurden wiederholt für verschiedene Bühnen angekündigt, eine Inszenierung in Österreich fand zu Lebzeiten des Autors aber nicht statt. Horváth hatte zwar im September 1933 bereits auf sein da noch unbenanntes, nächstes Stück, bei dem es sich wohl um Himmelwärts gehandelt hat, eine Optionsvereinbarung mit Georg Marton unterschrieben, Marton machte davon aber allem Anschein nach keinen Gebrauch (vgl. B80 sowie den Kommentar zu V2). Möglicherweise war Horváth angesichts der für ihn zunehmend schwierigen Umstände auch seinerseits von der Vereinbarung zurückgetreten. Insbesondere seit September 1933 verschlechterte sich seine Situation rapide. Eine gegen ihn geführte Pressekampagne, die ihn implizit der ‚Österreichfeindlichkeit‘ beschuldigte und die sich zuspitzende politische Lage in Österreich, die in den kurzen Bürgerkrieg im Februar 1934 und die endgültige Durchsetzung eines diktatorischen Regimes führten, machten einen absehbaren Erfolg zunehmend unwahrscheinlich (vgl. WA 6, S. 181–183). In dieser Zeit ging auch seine erst Ende 1933 geschlossene Ehe mit der Sängerin Maria Elsner bereits wieder in die Brüche (vgl. D18 und D20). Am 19. April 1934 unterzeichnete Horváth, der laut Meldedaten bereits am 12. März 1934 Wien mit unbekanntem Ziel verlassen hatte (vgl. M8), mit dem in Berlin ansässigen Neuen Bühnenverlag über Himmelwärts einen Vertrag. Der Neue Bühnenverlag im Verlag für Kulturpolitik, so dessen vollständiger Name, war, wie alle Verlagshäuser im Deutschen Reich zu diesem Zeitpunkt, ein gleichgeschalteter NS-Kulturbetrieb und wurde vom ehemaligen Theaterintendanten Willy Stuhlfeld geleitet. Die Vertragskonditionen – zumeist verbleiben 25 % der Einkünfte beim Verlag – sind nicht weiter auffällig und unterscheiden sich nur geringfügig von den Verträgen, die Horváth zuvor eingegangen ist. Dafür sichert sich der Neue Bühnenverlag, auch hier mit den sonstigen Usancen übereinstimmend, das exklusive Recht an dem Text, darunter
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Verträge / V3 Verträge
auch die Rechte an einer Bearbeitung als Opernstoff sowie zu einer Verfilmung. Vorschusssummen werden keine genannt. Der Neue Bühnenverlag ließ sich darüber hinaus eine Option auf das nächste Stück des Autors geben, was aufgrund der weiteren Entwicklungen, die Horváth endgültig vom reichsdeutschen Bühnenbetrieb abschneiden sollten, aber hinfällig werden wird. Die Umstände und Folgen dieses Vertrags sind weitreichend und betreffen in seinem Opportunismus gegenüber dem NS-Regime das vielleicht problematischste Kapitel in der Biographie Ödön von Horváths. Einiges davon liegt jedoch nach wie vor im Dunklen. Wie etwa der Kontakt zum Neuen Bühnenverlag zustande kam, ist kaum zu rekonstruieren. Gesichert ist jedenfalls, dass Heinz Hilpert, seit 1934 Intendant des Deutschen Theaters Berlin, daran interessiert war, ein Stück Horváths zu inszenieren. Hilpert hatte bereits 1931 am Deutschen Theater bei der Uraufführung von Geschichten aus dem Wiener Wald Regie geführt und war ursprünglich auch an einer Inszenierung von Glaube Liebe Hoffnung interessiert (vgl. WA 3, S. 1; vgl. auch WA 5, S. 21). Werke Ödön von Horváths waren zu diesem Zeitpunkt im Deutschen Reich nicht explizit verboten, jedoch hatte sich der Autor in den Jahren zuvor die erklärte Feindschaft von Rainer Schlösser zugezogen, der zunächst Theaterkritiker des Völkischen Beobachters und ab 1933 „Reichsdramaturg“ im Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda und damit ein höchst einflussreicher Funktionär war. Als das Vorhaben, ein Stück Horváths zu inszenieren, bekannt wurde, führte dies zu einem ernsthaften Konflikt zwischen Hilpert und Schlösser (vgl. im Überblick WA 7, S. 16f.). Nach der Ankündigung von Himmelwärts im 12-Uhr-Blatt vom 2. Juni 1934 verfasste Schlösser noch am selben Tag eine Eingabe an das Ministerium dazu (vgl. BArch R 55–20296, Bl. 76f.). Darin spricht er u.a. von einer bereits zuvor stattgefundenen, einstündigen Unterredung mit Hilpert, in der der „Reichsdramaturg“ auch die Weisung ausgegeben habe „daß Horvarth nicht in Frage käme“ (ebd., Bl. 76; vgl. a. Dillmann 1990, S. 112). Wenige Tage darauf erschien ein Artikel in der Deutschen Zeitung, in dem Hilpert stark angegriffen wurde (vgl. WA 7, S. 16; Dillmann 1990, S. 111f.). Auf diesen und andere Artikel nimmt Horváth in seinem Brief vom 18. Juni 1934 Bezug, der als Abschrift durch den Neuen Bühnenverlag an Rainer Schlösser überliefert ist (vgl. B83 und den Kommentar dazu). Horváth versucht darin, sich als politisch unverdächtig zu präsentieren und „am Wiederaufbau Deutschlands mitzuarbeiten, soweit dies mir meine Kräfte erlauben“ (B83; vgl. a. AK6). In enger Verbindung mit V3 ist auch Horváths Eintrittsgesuch in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller (RDS) vom 11. Juli 1934 zu sehen (vgl. AK2/2.1). Die Mitgliedschaft in dieser gleichgeschalteten Einheitsvertretung der SchriftstellerInnen im Deutschen Reich war die Voraussetzung dafür, veröffentlichen zu können. Im Endeffekt brachten aber weder der Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag, das anbiedernde, an Schlösser weitergeleitete Schreiben B83 noch der Eintritt in den RDS für Horváth die erhoffte Wendung. Seine Zulassung ermöglichte ihm allein eine Betätigung als Drehbuchschreiber im Berliner Filmbetrieb, was ihm zwar ein Auskommen, aber kaum Freiheiten als Autor ermöglichte. Desillusioniert kehrte Horváth im September 1935 dem Deutschen Reich endgültig den Rücken (vgl. den Kommentar zu B89). Himmelwärts konnte erst am 5. Dezember 1937 in einer Bearbeitung von Philipp von Zeska an der Freien Bühne in der Komödie in Wien uraufgeführt werden (vgl. WA 7, S. 18). Heinz Hilpert ermöglichte nach dem Zweiten Weltkrieg als Intendant des Deutschen Theaters Göttingen die deutsche Erstaufführung am 30. Dezember 1953 (vgl. Dillmann 1990, S. 498).
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V4 = Brieflicher Vertrag zwischen Ödön von Horváth und Alfred Ibach, Wien, 6. März 1936 (Figaro läßt sich scheiden) ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht zugänglich, Wiedergabe nach Fotokopie 1 Blatt, masch., mit Briefkopf Alfred Ibachs (Wien I, Postgasse 11), eh. Unterschrift Alfred Ibachs
V5 = Brieflicher Vertrag zwischen Ödön von Horváth, Alfred Ibach und dem Max Pfeffer Verlag, Wien, 3. November 1936 (Don Juan kommt aus dem Krieg, Figaro läßt sich scheiden) ÖLA 84/SL 10 Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Original nicht zugänglich, Wiedergabe nach Fotokopie 1 Blatt, masch., mit vorgedrucktem Briefkopf des Max Pfeffer Verlags (Wien I, Bösendorferstraße 1), hs. Eintragungen von fremder Hand, eh. Unterschriften von Ödön von Horváth und Alfred Ibach
V4 und V5 wurden zwischen Ödön von Horváth und dem Dramaturgen Alfred Ibach bzw. zwischen den beiden und dem Wiener Max Pfeffer Verlag geschlossen und betreffen die Vertragsverhältnisse rund um die Stücke Figaro läßt sich scheiden und Don Juan kommt aus dem Krieg im Jahr 1936. Beide Dokumente sind als Kopien im Nachlass Traugott Krischke überliefert. Mit dem Max Pfeffer Verlag hatte Horváth nach seiner endgültigen Emigration aus dem Dritten Reich im zweiten Halbjahr 1935 eine Vereinbarung zu Mit dem Kopf durch die Wand geschlossen, das am 10. Dezember 1935 am Wiener Theater in der Scala uraufgeführt wurde. Wera Liessem berichtete später davon, dass „der Stoff und der Vorschuß“ Horváth „fertig“ gemacht hätten (zit. nach GW II, S. 6*; vgl. auch WA 7, S. 334f.). Ein Verlagsvertrag zu diesem Stück ist nicht überliefert, gemäß den üblichen Vertragsbedingungen ist jedenfalls eine Option Pfeffers auf das folgende Stück Horváths anzunehmen. Dabei dürfte es sich um Don Juan kommt aus dem Krieg gehandelt haben, welches der Verlag aber, wie wiederum aus V5 hervorgeht, zunächst abgelehnt hat. Zu Figaro läßt sich scheiden schließt Horváth in der Folge eine Vereinbarung mit Alfred Ibach ab. V4 trägt allein die Unterschrift Ibachs; wie aus V5 zu folgern ist, wo dieser als Rechteinhaber des Figaro angesprochen wird, hat Horváth dieser Vereinbarung aber zugestimmt. Es dürfte sich bei dem der vorliegenden Kopie zugrundeliegenden Exemplar um einen bei Ibach verbliebenen Durchschlag handeln. Ibach stammte ursprünglich aus dem Kreis um Reinhardt und war bis 1936 am Deutschen Theater, wo Heinz Hilpert Intendant war, als Dramaturg tätig, bevor er sich in Wien u.a. als Verlagsagent betätigte. Anfang 1937 übernahm Ibach die Leitung des Wiener E.P. Thal Verlags, den er sich 1938 im Zuge einer ‚Arisierung‘ vollständig aneignete und als Alfred Ibach Verlag weiterführte (vgl. Czeike 1994, S. 299 und Hall 1985, Bd. 2, S. 409–414). Der Vertrag über Figaro läßt sich scheiden dürfte, vor diesem Hintergrund betrachtet, einer der ersten gewesen sein, die Ibach in Österreich abgeschlossen hat. Aufgrund seiner Tätigkeit am Deutschen Theater ist eine Bekanntschaft von Ibach und Horváth über Hilpert nicht unwahrscheinlich, sie könnte aber auch anderweitig, etwa über das zu den Reinhardt-Unternehmungen zählende Theater in der Josefstadt, zustande gekommen sein. Ibach sichert sich in dem als Brief abgefassten Vertrag das exklusive Recht an Figaro läßt sich scheiden, wofür er dem Autor den, verglichen mit V2 und V3, großzügigen Anteil von 90 % bzw. 80 % überlässt. Ibach verlangt jedoch eine „voellig[e] Neufassung“
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Verträge / V5–V6 Verträge
(V4) des Stückes und knüpft den vereinbarten Vorschuss von insgesamt 75 Pfund Sterling (etwa 1532 Reichsmark oder 2589 Schilling) an einen Zeitplan bis 15. Mai 1936. Zu diesem Datum sollten die Überarbeitungen abgeschlossen sein. Weiterhin räumte sich Ibach als Sicherheit ein, dass, falls er das Stück nicht binnen eines Jahres verkaufen könne, Horváth diesen Vorschuss bis 31. Dezember 1938 zurückzahlen müsste. Ob Horváth den hier fixierten Plan einhalten konnte und wann genau Figaro läßt sich scheiden abgeschlossen war, ist nicht eindeutig zu klären (vgl. WA 8, S. 2f.). Mit V5 übernimmt im November 1936 der Max Pfeffer Verlag den Subvertrieb von Figaro läßt sich scheiden sowie vom zuvor noch abgelehnten Stück Don Juan kommt aus dem Krieg von Alfred Ibach. Zu Don Juan kommt aus dem Krieg ist keine Vereinbarung Ibachs mit Horváth überliefert, es ist aber davon auszugehen, dass eine ähnliche wie V4 vorgelegen haben muss. Der in V5 erwähnte Verlags-Vordruck, vermutlich ähnlich den Vordrucken wie Georg Marton sie verwendete (vgl. V2 und V6), ist nicht erhalten, weshalb über die hier dezidiert ausgeschalteten Paragraphen nichts Näheres gesagt werden kann. Den sonstigen Vertragsinhalten ist jedenfalls zu entnehmen, dass Horváth noch Ausstände bei Max Pfeffer, vermutlich aus Vorschüssen für Mit dem Kopf durch die Wand, in der Höhe von 1538,60 Schilling (etwa 915 Reichsmark) hatte, die durch eine Provision von 20 % auf die erwarteten Einnahmen abgedeckt werden sollten. Die verbliebenen 80 % gingen an Ibach, der sie dann nach den mit Horváth eingegangenen Verträgen aufteilen würde (siehe oben zu den Vertragsdetails von V4). Die weiteren Absätze von V5 widmen sich den bereits bezahlten bzw. noch zu zahlenden Vorschüssen auf beide Stücke, die sich jeweils auf den relativ niedrigen Wert von 500 Schilling (etwa 295 Reichsmark) belaufen. Die vereinbarte Herstellung von 200 Exemplaren (Stammbüchern) von Figaro läßt sich scheiden deutet neuerlich darauf hin, dass Don Juan kommt aus dem Krieg nur als Beigabe zum Figaro akzeptiert wurde, dem Pfeffer augenscheinlich den größeren Erfolg zutraute. Während Don Juan kommt aus dem Krieg tatsächlich zu Lebzeiten Horváths nicht aufgeführt bzw. nicht einmal eine für den Vertrieb taugliche Vervielfältigung des Typoskripts angestrebt wurde (vgl. WA 9, S. 3), konnte Figaro läßt sich scheiden recht bald an eine Bühne vermittelt werden. Am 2. April 1937 feierte das Stück am Kleinen Haus des Neuen Deutschen Theaters in Prag seine Uraufführung in der Regie von Arnold Marlé. Das Haus war eine wichtige Anlaufstelle für SchauspielerInnen und RegisseurInnen, die aus dem Deutschen Reich geflohen waren oder es aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme aus freien Stücken verlassen hatten (vgl. Schneider 1998). Der mit Figaro läßt sich scheiden erzielte Erfolg brachte Horváth kaum ein halbes Jahr darauf mit Ein Dorf ohne Männer eine weitere Uraufführung in Prag ein (vgl. V6). V6 = Vertrag zwischen Ödön von Horváth, dem Georg Marton Verlag und weiteren Parteien, Wien, 21. April 1937 (Ein Dorf ohne Männer) Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur Insgesamt 2 Blatt, davon 1 Blatt, masch., mit Briefkopf des Georg Marton Verlags (Wien I, Bösendorferstraße 4), hs. Anmerkungen fremder Hand, hs. unterfertigt von Ödön von Horváth, zwei weitere, unleserliche Unterschriften vermutlich der Erben bzw. Rechtevertreter Kálmán Mikszáths, eine datiert auf den 1. April 1937; sowie 1 Blatt beidseitig bedruckter Vordruck mit Kopf des Georg Marton Verlags (Wien I, Bösendorferstraße 4)
Nach verlegerischen Beziehungen zum Neuen Bühnenverlag (vgl. V3), dem Max Pfeffer Verlag und dem Dramaturgen Alfred Ibach (vgl. V4 und V5), kehrte Horváth mit
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seinen letzten Stücken wieder zum Georg Marton Verlag zurück. Marton war 1933, vermittelt über den Kiepenheuer Verlag, die erste Wiener Anlaufstelle Horváths gewesen (vgl. den Kommentar zu V2) und sollte in seinen letzten beiden Lebensjahren der für seine Bühnenwerke maßgebliche Verlag bleiben. Die Ausnahme davon bildet ein Vertrag mit dem Wiener Operettenverlag, Teil des Wiener Musikverlegers Universal Edition, über Der jüngste Tag, zu dem Marton aber aus nicht näher bekannten Gründen das Stammbuch angefertigt hat (vgl. KW 10, S. 423, WA 10, S. 4 und B103). Der auf den 21. April 1937 datierte Vertrag V6 betrifft das Stück Ein Dorf ohne Männer und besteht aus einer von Georg Marton brieflich abgefassten Übereinkunft sowie einem nicht ausgefüllten Verlagsvordruck des Hauses Georg Marton. Ein Vordruck, wenngleich vermutlich nicht genau derselbe wie der beigefügte, hat auch Horváth vorgelegen, worauf B102, ein auf den 26. April 1937 datierter Brief Martons an Horváth, hinweist, mit dem Marton den Eingang des unterschriebenen Vertrags bestätigt. Marton hält in B102 auch fest, dass auf Horváths Wunsch die Punkte über den Abzug von Materialkosten sowie über die Druckkostenübernahme durch den Autor aus dem Vertrag gestrichen werden. Horváths Unterschrift, sowie vermutlich die der Rechteinhaber oder -vertreter der Erben Mikszáths, welche urheberrechtliche Ansprüche an dem Text des 1910 verstorbenen Schriftstellers hielten, befinden sich allerdings nur auf dem brieflich abgefassten Vertrag Martons. Ein nach den Angaben von B102 modifizierter Verlagsvertrag ist nicht überliefert. Das Stück trägt im Vertrag noch keinen Titel, sondern wird schlicht als „Dramatisierung“ des Romans Szelistye, das Dorf ohne Männer bezeichnet. Es ist davon auszugehen, dass Horváth zu diesem Zeitpunkt bereits mitten im Arbeitsprozess war, der sich von einer schlichten Dramatisierung zusehends zu einer eingeständigen Bearbeitung des Stoffes entwickelte (vgl. WA 10, S. 262–269). Erste Kontakte mit den Erben Mikszáths könnten bis auf den Oktober 1936 zurückgehen, als sich Horváth u.a. zu Verhandlungen in Budapest befunden hat (vgl. B95 und BA7). Darauf deuten Notizen Franz Theodor Csokors hin, gegen dessen Briefabschriften und Erinnerungen aber aufgrund zahlreicher Manipulationen ein allgemeiner Vorbehalt gelten muss (vgl. dazu das Vorwort in diesem Band, S. 21–25, sowie die Kommentare zu den Briefabschriften im Detail). Man einigte sich schließlich auf den in V6 festgehaltenen Verteilungsschlüssel von 30 % für die Erben Mikszáths und 70 % für Horváth. Davon waren noch die Verlagsanteile Martons abzuführen, 20 % für Aufführungen in „Deutschland, Oesterreich, Tschechoslowakei, Ungarn, die Schweiz“, 25 % bei fremdsprachigen Aufführungen in diesen Ländern, so die Konditionen auf dem beigefügten Blanko-Vertrag. An Vorschüssen hatte Horváth bereits für die Option auf das nächste Stück (für das er wohl auch bei Max Pfeffer oder Ibach in der Pflicht gewesen sein könnte, vgl. V4 und V5) 300 Schilling (etwa 180 Reichsmark) erhalten. Im Falle der Annahme durch den Verlag waren 700 Schilling (etwa 420 Reichsmark) an Vorschuss vereinbart, 1500 Schilling (etwa 890 Reichsmark) bei Annahme durch eine Wiener Bühne. Die Konditionen, zu denen Horváth seine Stücke anbringen musste, waren also wesentlich schlechter als noch knapp nach 1933, von seinen Berliner Jahren davor ganz zu schweigen. Die relativ niedrigen Zahlungen pro Stück durch seine Verleger erklären vermutlich auch, warum Horváth seine Produktion ab 1936 derart erhöht hat. Ein Dorf ohne Männer entstand schließlich in relativ kurzer Zeit und war vermutlich im Mai oder Juni 1937 abgeschlossen. Bereits im Mai 1937 kursierten erste Zeitungsmeldungen über eine Annahme des Stückes durch das Theater in der Josef-
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Verträge / V6–V8 Verträge
stadt, die auch im Sommer wieder auftauchten (vgl. WA 10, S. 270). Tatsächlich wurde das Stück aber, wie bereits Figaro läßt sich scheiden, vom Neuen Deutschen Theater in Prag angenommen. Da die Vereinbarung in V6 explizit auf eine „Wiener Bühne“ abzielt, ist nun unklar, wie viel Geld Horváth dafür im Endeffekt bekommen hat. Die Uraufführung am 21. September 1937 fand im Großen Haus der für das deutschsprachige Exiltheater wichtigen Bühne in Anwesenheit Horváths statt (vgl. auch den Kommentar zu B115). Vom Schlussapplaus der Premiere ist überdies eine der wenigen Fotografien überliefert, die Horváth am Theater zeigen (vgl. F90). Die Aufführung konnte den Kritiken nach als Erfolg gewertet werden (vgl. WA 10, S. 270f.); über die Premiere hinaus sind vier weitere Aufführungen bis Mitte Oktober belegt (vgl. Krischke 1991, S. 324). V6 ist der letzte überlieferte Vertrag mit Georg Marton. Tatsächlich hat es zur Komödie Pompeji aber noch zumindest eine mündliche Vereinbarung gegeben, die aus der Ablehnung von Pompeji bzw. Ein Sklavenball durch die Wiener Universal Edition hervorgegangen ist und sich indirekt rekonstruieren lässt (vgl. den Kommentar zu B108). Am 14. Juli 1937 bestätigt Marton in B109 einen Vorschuss von 300 Schilling auf Horváths „nächstes Stück“ zu denselben Bedingungen wie Ein Dorf ohne Männer. Dabei handelt es sich eindeutig um Pompeji, von dem der Marton Verlag auch ein vom Autor durchgesehenes Stammbuch anfertigte (vgl. WA 11, S. 4f.; vgl. auch BE9 und den Kommentar dazu). Ein eigener Vertrag dazu ist jedoch nicht überliefert und wurde womöglich auch gar nicht aufgesetzt. Mit dem ‚Anschluss‘ Österreichs an das Deutsche Reich war auch Georg Marton zur Flucht vor den Nationalsozialisten gezwungen, konnte dabei aber auf das bis in die USA reichende Netz seiner Tätigkeiten als Literatur- und Theateragent zurückgreifen. Eine ‚Arisierung‘ des Wiener Verlagsbüros konnte durch eine Treuhandschaft vermieden und der Verlag nach 1945 an Marton zurückgegeben werden (vgl. Fischer 2020, S. 771f.). Die Bestände des Georg Marton Verlags bildeten dann einen wesentlichen Grundstock des in München gegründeten und dann nach Wien verlegten Thomas Sessler Verlags, der die Rechte am Werk Ödön von Horváths für die Erben verwaltete. Eine Überantwortung der vollständigen Rechtevertretung durch die Erben an den Georg Marton Verlag fand mittels Spezialvollmacht am 21. Mai 1947 statt (vgl. das Original im Besitz der Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee). V7 = Vertrag Ödön von Horváths mit dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, 13. Juli 1937 (Jugend ohne Gott) Uitgeverij Allert de Lange Archives, 1/83 IISH Amsterdam 1 Blatt, masch., hs. Eintragungen von unbekannter Hand, eh. Unterschrift von Ödön von Horváth und von unbekannter Hand für den Allert de Lange Verlag. Ein weiteres Exemplar des Vertrags im Besitz der Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur.
V8 = Vertrag Ödön von Horváths mit dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, 30. November 1937 (Ein Kind unserer Zeit) Uitgeverij Allert de Lange Archives, 1/85 IISH Amsterdam 1 Blatt, masch., hs. Eintragungen mit Bleistift von unbekannter Hand, eh. Unterschrift von Ödön von Horváth und von unbekannter Hand für den Allert de Lange Verlag.
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V9 = Vertrag Ödön von Horváths mit dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, 27. Mai 1938 (Adieu, Europa!) Uitgeverij Allert de Lange Archives, 1/84 IISH Amsterdam 1 Blatt, masch., hs. unterfertigt von Ödön von Horváth und von unbekannter Hand für den Allert de Lange Verlag. Ein weiteres Exemplar überliefert als Beilage zu B201, Uitgeverij Allert de Lange Archives, 27/561.
In den Jahren 1937 und 1938 hat Horváth insgesamt drei Verträge mit dem niederländischen Exilverleger Allert de Lange abgeschlossen. Die beiden daraus hervorgegangenen Romane Jugend ohne Gott (1937) und Ein Kind unserer Zeit (1938) begründeten seinen Nachruhm als früher antifaschistischer Romanschriftsteller und waren als Auftakt zu einer ganzen Reihe an Romanen gedacht. In einem Brief an seinen Lektor Walter Landauer vom 25. Februar 1938 bekennt der Autor: „Ich möchte mit meinen Romanen ein Bild des Menschen im totalitären Staate schreiben – dies ist mein Plan. Und ich halte es für absolut richtig, dass jedes Jahr zwei Romane erscheinen. Zumindest die ersten zwei bis drei Jahre.“ (B157) Angesichts der äußerst raschen Entstehung der beiden Romane erscheint dieser Zeitplan nicht unwahrscheinlich. Der frühe Tod Horváths in Paris am 1. Juni 1938, wenige Tage nach Unterzeichnung von V9, unterband diese wohl fruchtbarste verlegerische Beziehung des Autors plötzlich. Wie Horváth mit dem Exilverlag Allert de Lange in Kontakt kam, ist nicht bekannt. Die Korrespondenzen aus dem Jahr 1937, die darüber Aufschluss geben könnten, sind im Laufe der wechselvollen Geschichte der Uitgeverij Allert de Lange Archives verloren gegangen (vgl. den Kommentar zu B134). Eine wesentliche Voraussetzung für Horváths Zusammenarbeit mit einem Exilverleger wie Allert de Lange war es, die politische Situation im Deutschen Reich zu akzeptieren und einzusehen, dort als Autor keine Perspektive mehr zu haben. Noch im September 1933 hatte Horváth etwa Beiträge für die von Klaus Mann im Amsterdamer Querido-Verlag besorgte Exil-Zeitschrift Die Sammlung verweigert, da er „prinzipiell an keiner Zeitschrift mehr mitarbeiten“ wolle „die sich […] mit Politik beschäftigt“ (B79). Die Versuche, sich in der Zeit unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durch strikte Neutralität, die ehemalige Weggefährten wie Oskar Maria Graf schwer brüskierte (vgl. B76), eine Tür ins Deutsche Reich offen zu halten, zeitigten nur sehr bedingt den Erfolg, den der Autor sich erhofft hatte (vgl. die Kommentare zu B75, B76 und V3). Erst nach seiner endgültigen Emigration nach Österreich im Sommer 1935 begann Horváth, seine Situation zu revidieren. Die regelmäßigen Kontakte mit dem Henndorfer Kreis um Carl Zuckmayer, den Salons Berta Zuckerkandls und Alma Mahler-Werfels in Wien sowie mit vielen nach Österreich emigrierten Schriftstellerinnen und Schriftstellern dürften diese Entwicklung befördert haben. Eine wesentliche Rolle in der Vermittlung Horváths an Allert de Lange haben sicherlich Walter Landauer und Hermann Kesten gespielt, die für die inhaltliche Arbeit der deutschsprachigen Abteilung des Hauses verantwortlich waren (vgl. Schoor 1992). Sowohl Kesten als auch Landauer waren bis zu ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten 1933 im Kiepenheuer Verlag tätig gewesen, zu dem Horváth Ende 1932 gewechselt war, und vermittelten den Autor im April 1933 an den Georg Marton Verlag in Wien weiter (vgl. den Kommentar zu V2). Während Horváth Hermann Kesten spätestens seit 1929 kannte, als er den Kurzprosatext Das Fräulein wird bekehrt (WA 13/ET16) zu der von Kesten herausgegebenen Sammlung 24 neue deutsche Erzähler beisteuerte, könnte die Bekanntschaft
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Verträge / V9 Verträge
mit Landauer noch weiter zurückreichen: Landauer begann seine Arbeit als Lektor im Verlag Die Schmiede, der 1924 Horváths lange unentdeckte Tragödie Niemand verlegte (vgl. Fischer 2012, S. 26). Wie die überlieferte Korrespondenz zeigt, war Landauer der zentrale Ansprechpartner Horváths und der Umgang der beiden miteinander sehr vertraut (vgl. den Briefwechsel ab B134 bzw. B138). V7 datiert auf den 13. Juli 1937, die Unterzeichnung des Vertrags fand aber wohl nicht in Amsterdam, sondern auf dem Postweg statt. Horváth hielt sich etwa am 10. bzw. am 14. Juli 1937 mit einiger Sicherheit in Henndorf auf (vgl. BE9 und B109). Eine Reise in die Niederlande ist erst im September 1937 belegt, als Horváth das Manuskript des Romans ablieferte und wohl die Konditionen für den nächsten Vertrag vorverhandelte (vgl. B115). Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass sich Horváth bereits zuvor mit Landauer oder einem anderen Repräsentanten von Allert de Lange persönlich besprochen hat, wobei eine Reise Horváths Ende 1936/Anfang 1937 nach Amsterdam, die sich ob der spärlichen Überlieferung allerdings nicht nachweisen lässt, ebenso plausibel scheint wie ein Treffen in Österreich. Die Konditionen von V7 sehen eine Beteiligung Horváths in der Höhe von 12 % des Ladenpreises pro verkauftes Exemplar vor sowie einen Anteil von 75 % der erzielten Erlöse für die Übersetzungsrechte. Insbesondere die Übersetzungsrechte sollten eine erfreuliche und beständige Einkommensquelle für den finanziell stark unter Druck stehenden Horváth werden. Jugend ohne Gott wurde in insgesamt acht Sprachen übersetzt (vgl. im Detail den Kommentar zu B198). Der Vertrag sah für Horváth einen Vorschuss („Garantie“) über 500 holländische Gulden (etwa 690 Reichsmark) vor, zahlbar in drei Tranchen. Allgemein galt Allert de Lange als Exil-Verlag, der seinen Autoren überdurchschnittlich gute Honorare bot (vgl. Schoor 1992, S. 92). Als erster Vertrag Horváths mit dem Verlag waren seine Konditionen in V7 nicht überragend, aber auch nicht ganz am unteren Ende des Möglichen angesiedelt. Als Spannweite der Beteiligungen gibt Schoor 10 bis 17,5 % an, die Vorschüsse beliefen sich je nach Autor auf 300 bis 5000 holländische Gulden (vgl. ebd., S. 91f.). Für die Weltfilmrechte war ein Schlüssel von 15:85 zu Gunsten des Autors vorgesehen, der sich im Falle einer Vermittlung ohne Beteiligung des Verlags auf 5:95 ändern sollte. Die sehr guten Konditionen im letzteren Falle erklären vermutlich auch, neben der persönlichen Bekanntschaft der beiden, warum Horváth so lange für die (letztlich fruchtlose) Vermittlungsarbeit von Maria Ray-Machat´y optiert hat (vgl. den Briefwechsel ab B138). Als Abgabedatum für das Manuskript wurde der 1. Dezember 1937 festgelegt. Dieses Datum unterbot Horváth, der im Sommer 1937 intensiv an seinem Text arbeitete, um fast drei Monate (vgl. WA 15, S. 2f.). Der Roman konnte somit bereits am 26. Oktober 1937 erscheinen. Der Vertrag V8 zu Ein Kind unserer Zeit datiert auf den 30. November 1937. Wahrscheinlich hatte es dazu Vorverhandlungen mit Allert de Lange gegeben, als Horváth Anfang September in Amsterdam war und der Vertrag wurde ihm postalisch zur Unterzeichnung zugesandt. Aufgrund der erst ab Anfang 1938 überlieferten Korrespondenz muss der genaue Ablauf spekulativ bleiben. Zum 30. November 1937 befand sich der Autor jedenfalls nachweislich in Henndorf, wie drei auf diesen Tag datierte Schreiben belegen (vgl. B125–B127). Erste Vorarbeiten zum Roman entstanden vermutlich bereits im Sommer 1937, die eigentliche Arbeit am Text begann im Herbst des Jahres (vgl. WA 16, S. 1). Die Konditionen von V8 sind mit denen von V7 identisch: 12 % Autorenanteil pro verkauftes Exemplar, 75 % Anteil an den Übersetzungsrechten und 500 holländische Gulden Vorschuss. Als Abgabetermin für den Roman war vertraglich der 1. August 1938 vorgesehen, den Horváth hier sogar noch weiter un-
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terbot als den von Jugend ohne Gott: Am 10. Februar 1938 kündigt er Walter Landauer die bevorstehende Übersendung des Manuskriptes an (vgl. B154 und den Kommentar dazu). Landauer verlangte noch einige Änderungen u.a. am Titel, den endgültigen Eingang und die Übermittlung an die Druckerei bestätigte er dem Autor am 11. März 1938 (vgl. B163). Die ersten Fahnen übersandte Walter Landauer Ende März 1938 an Horváth, die Korrektur fand im Wesentlichen während dessen Aufenthalt im Haus Lydia Buschs in Teplitz-Schönau/Teplice-Sˇanov im April 1938 statt. Sein nächstes Romanprojekt Adieu, Europa! kündigte Horváth Landauer bereits Ende April 1938 vorab an (vgl. B185), den Vertrag dazu verhandelte er mit Allert de Lange während seines Aufenthalts in Amsterdam vom 18. bis 27. Mai 1938. V9 datiert auf den 27. Mai 1938 und beinhaltet neben den bekannten Konditionen (12 % Anteil am verkauften Exemplar, 75 % der Einnahmen aus Übersetzungen) einen wesentlich höheren Vorschuss („Garantie“) von 800 holländischen Gulden (etwa 1108 Reichsmark), was den relativ guten Absatz von Jugend ohne Gott würdigt und auf die Erwartung eines vergleichbar guten Geschäfts mit dem vor der Auslieferung stehenden Ein Kind unserer Zeit durch den Verlag hindeutet. Horváth erkundigte sich am 31. Mai 1938 von Paris aus nach dem Verbleib seiner Kopie des Vertrags (vgl. B200). Das ihm am 1. Juni 1938 übersandte Schreiben B201 samt der Kopie erreichte ihn aber nicht mehr und ging wieder an den Verlag zurück, wo B201 samt dem beigelegten Vertrag als einziges Schreiben Walter Landauers im Original überliefert ist (vgl. den Kommentar zu B201). Der Roman Adieu, Europa! blieb Fragment (vgl. WA 13/WP24).
Varia VR1 = Zeichnung „Vogel“ (vgl. VR2) ÖLA 3/L 11 1 Blatt unliniertes Papier, Bleistift, um 1908
VR2 = Zeichnung „Häuser am See mit Booten“ (vgl. VR1) ÖLA 3/L 11 1 Blatt unliniertes Papier, Bleistift, um 1908
VR3 = Aquarell „Gebirgssee“ ÖLA 3/L 4 1 Bogen Kartonpapier, Aquarellfarben und Bleistift, Restaurationsspuren mit Japanpapier, hs. Eintragung „Horváth“ von Ödön von Horváths Hand, datiert auf 1910 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 24.
VR4 = Zeichnung „Sternsinger“ ÖLA 3/L 8 1 Blatt Zeichenpapier, Bleistift und schwarze Tinte, hs. Eintragung „Horváth I oszt. tan.“ mit Tinte von Ödön von Horváths Hand, um 1912
VR5 = Zeichnung „Dorf“ ÖLA 3/L 5 1 Blatt unliniertes Papier, Bleistift und Buntstifte, hs. Eintragung „Horváth Ödön, I. oszt. tan.“ mit Bleistift von Ödön von Horváths Hand, um 1912
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Varia /Varia VR6–VR14
VR6 = Zeichnung „Haus mit Brunnen“ ÖLA 3/L 3 1 Blatt unliniertes Papier, Bleistift und Buntstifte, hs. Eintragung „Horváth Ödön, I. oszt. tan.“ mit Bleistift von Ödön von Horváths Hand, um 1912
VR7 = Aquarell „Dorf am See“ ÖLA 3/L 6 1 Blatt Zeichenpapier, Bleistift und Aquarellfarbe, hs. Eintragung „Horváth Ödön“ mit Bleistift von Ödön von Horváths Hand, um 1912 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 25.
VR8 = Diplom über vorzügliche Leistungen im Hochsprung beim Faschingsturnen, München ÖLA 3/L 21 Urkunden-Vordruck, hs. Eintragung mit schwarzer und roter Tinte, hs. unterfertigt von Willy Lang, Emilie Kugler und Obermayer {Obl.}, ausgestellt auf Edmund v. Horwárth, München, 1. Februar 1913 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 27.
VR9 = Zeichnung „Wallensteins Lager“ ÖLA 3/L 1 1 Blatt liniertes Papier (vmtl. Schulheft, gerissen), Bleistift, datiert auf Juli 1913 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 38.
VR10 = Aquarell „Mann“ ÖLA 3/L 9 1 oval ausgeschnittenes Blatt Zeichenpapier, Bleistift und Aquarellfarbe, hs. Eintragung „Horváth 1913“ mit Bleistift von Ödön von Horváths Hand, 1913
VR11 = Zeichnung „Jesus mit Engeln“ ÖLA 3/L 7 1 rund ausgeschnittenes Blatt Zeichenpapier, Bleistift und Wasserfarbe, 1913
VR12 = Zeichnung „Selbstporträt“ ÖLA 3/L 2 1 Blatt kariertes Papier (Schulheft, gerissen), Bleistift, hs. Eintragung „Edmund v. Horváth“ von Ödön von Horváths Hand, um 1914 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 23.
VR13 = Aquarell „Schmetterling“ ÖLA 3/L 10 1 Blatt Zeichenpapier, Risskante, Bleistift und Aquarellfarbe, hs. Eintragung „Edmund v. Horváth“ mit Bleistift von Ödön von Horváths Hand, um 1914
VR14 = Exlibris-Stempel ÖLA 84/SL 21 1 Blatt Büttenpapier auf verglastem Bilderrahmen, schwarze Stempelfarbe, Stempelgestaltung A. Seitz, 1922
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Meldezettel M1 = Wien, 17. März 1920 – 22. Juni 1920 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel, ausgefüllt mit schwarzer Tinte von Ödön von Horváths Hand, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 8., Lange Gasse 49, Mezzanin, Tür 6 (Pension Zipser). Edmund Horváth, Student, geb. in Fiume (Ungarn), Heimatort Budapest (Ungarn), Staatsbürger von Ungarn, geb. 9.12.1901; röm kath.; ledig. Frühere Wohnung: München, Ludwigstraße 17/b. Reisedokument: Reisepass, ausgestellt vom k. ung. Konsulat in München am 12. Sept. 1919. Wien, den 17.3.1920. Polizeistempel vom 18.3.1920. Abmeldung am 22.6.1920 nach München, Bayern. M2 = Wien, 11. Mai 1931 – 21. Mai 1931 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Unterparteien, ausgefüllt mit schwarzer Tinte von Ödön von Horváths Hand, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 8., Lange Gasse 49 (Pension Zipser). Ödön v. Horváth, Schriftsteller, geb. in Fiume (Italien), Heimatort Budapest (Ungarn), Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. 9.12.01; ohne Religion; ledig. Ordentlicher Wohnsitz: Murnau (Ober-Bayern). Letzter Aufenthaltsort: Murnau. Reisedokument: Pass No. 975.159. Wien, am 11.5.1931. Polizeistempel vom 13.5.1931. Abmeldung am 21.5.1931 nach München. M3 = Wien, 22. Juni 1931 – 10. Juli 1931 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Unterparteien, ausgefüllt mit schwarzer Tinte, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 8., Lange Gasse 49 (Pension Zipser). Ödön Horváth, Schriftsteller, geb. in Fiume Ungarn, Heimatort Budapest, Staatsbürgerschaft ungarisch, geb. 9.12.1901 r.k. ledig. Frühere Wohnung in Wien: Pension Zipser VIII. Bez. Langeg. 49 Mezzanin bis 21.5. 1931. Ordentlicher Wohnsitz: Murnau Bayern. Reisedokument: ung. Pass Nr. 975159 ung. Konsulat München v. 29.1.1929. Polizeistempel vom 22.6.1931. Ausgezogen am 10.6.1931, abgemeldet am 14.7.1931 nach Berlin.
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Meldezettel / M4–M6 Meldezettel
M4 = Wien, 18. April 1933 – 3. Juni 1933 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Reisende, Vordruck der Hotel Bristol A.G., I. Kärntnerring 1–7, ausgefüllt mit Bleistift von Ödön von Horváths Hand, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 1., Kärntner Ring 1–7 (Hotel Bristol). Ödön Horváth, Schriftsteller, geb. in Fiume, Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.01. Ordentlicher Wohnsitz: Murnau (Obb) Hindenburgstr. 76a. Letzter Aufenthalt: St. Wolfgang. Reiseurkunde: Pass. Wien, am 18.4.1933. Polizeistempel vom 19.4.1933. Abgereist am 3.6.1933, abgemeldet am 4.6.1933. M5 = Wien, 5. September 1933 – 16. September 1933 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Reisende, Vordruck der Hotel Bristol A.G., I. Kärntnerring 1–7, ausgefüllt mit Bleistift, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 1., Kärntner Ring 1–7 (Hotel Bristol). Horvath Ödön, Schriftsteller, geb. in Fiume, Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.1900 [recte: 1901]. Ordentlicher Wohnsitz: Murnau. Letzter Aufenthalt: Vöslau. Reiseurkunde: Pass. Wien, am 5.9.1933. Polizeistempel vom 6.9.1933. Abgereist am 16.9.1933, abgemeldet am 17.9.1933. M6 = Wien, 18. September 1933 – 9. Dezember 1933 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Unterparteien, ausgefüllt mit Schreibmaschine, vmtl. später entstandene hs. Eintragungen mit violetter Tinte, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 1., Opernring Nr. 11, Stiege 4 Tür 5 (Pension Opernring). Edmond von Horvath, Schriftsteller, geb. in Fiume Italien, Heimatort Murnau Ungarn, Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.1901, led., kath. Frühere Wohnung in Wien: Hotel Bristol. Ordentlicher Wohnsitz: Murnau Ungarn. Letzter Aufenthalt: Wien. Reisedokument: ungarischer Reisepass Nr. A-033.943. Wien, am 18.9.1933. Polizeistempel vom 18.9.1933. Abgereist und abgemeldet am 9.12.1933 nach Budapest.
489
Dokumente
Teilweise unleserliche hs. Eintragung: „{Getraut} am 27. XII. 1933 mit Maria Rita Elsner 10/6 1905 Leipzig geb.“ M7 = Wien, 13. Dezember 1933 – 9. Januar 1934 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Reisende, Vordruck der Hotel Bristol A.G., I. Kärntnerring 1–7, ausgefüllt mit Bleistift, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 1., Kärntner Ring 1–7 (Hotel Bristol). Horvath Ödön, Schriftsteller, geb. in Fiume, Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.1901. Ordentlicher Wohnsitz: Murnau. Letzter Aufenthalt: B‘pest. Reiseurkunde: Pass. Wien, am 13.12.1933. Polizeistempel vom 14.12.1933. Abgereist am 9.1.1934, abgemeldet am 10.1.1934. M8 = Wien, 7. Februar 1934 – 12. März 1934 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Reisende, Vordruck der Hotel Bristol A.G., I. Kärntnerring 1–7, ausgefüllt mit Bleistift, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 1., Kärntner Ring 1–7 (Hotel Bristol) Ödön von Horvath, Schriftsteller, geb. in Fiume, Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.1901. Ordentlicher Wohnsitz: Murnau. Letzter Aufenthalt: Murnau. Wien, am 7.2.1934. Polizeistempel vom 8.2.1934. Abgereist am 12.3.1934, abgemeldet am 13.3.1934. M9 = Wien, 19. August 1935 – 21. September 1935 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Reisende, Vordruck des Hotel Regina, Brüder Kremslehner, Wien IX., Dollfußplatz 16, ausgefüllt mit Bleistift, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 9., Dollfußplatz 16 (Hotel Regina). Edmund v Horvath, Schriftsteller, geb. in Fiume, Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.1901. Mitgemeldet: Gattin. Ordentlicher Wohnsitz: Berlin. Reiseurkunde: 033.943 München 24.2.32. Wien, am 19.8.1935. Polizeistempel vom 20.9.1935. Abgereist am 21.9.1935, abgemeldet am 22.9.1935.
490
Meldezettel / M10–M12 Meldezettel
M10 = Wien, 22. September 1935 – 2. Dezember 1935 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Unterparteien, ausgefüllt mit violetter Tinte, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 18., Bastiengasse 56 Tür 2. Ödön von Horváth, Schriftsteller, geb. in Fiume (Italien), Heimats(Zuständigkeits)ort Budapest (Ungarn) Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.1901, ohne Religion, ledig. Frühere Wohnung: Hotel Regina bis 1935. Reiseurkunde: Reisepass; Ung. Generalkonsulat München, A 033.943. Wien, am 22.9.1935. Polizeistempel vom 23.9.1935. Unterschrift Josef Bellak (Wohnungsgeber). Unterschrift des Hauseigentümers fehlt, hs. Eintragung „nach Angabe des Horvath verweigert! 23.9.35“ durch die Polizeidienststelle. Ausgezogen und abgemeldet am 2.12.1935 nach unbekannt. M11 = Wien, 2. Dezember 1935 – 16. Januar 1936 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Unterparteien, ausgefüllt mit schwarzer Tinte von Ödön von Horváths Hand, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 1., Mark Aurel Gasse [Marc-Aurel-Straße] 9, Stiege 1, Stock 3 Tür 12. Ödön von Horváth, Schriftsteller, geb. in Fiume (Italien), Heimats(Zuständigkeits)ort Budapest (Ungarn) Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.01, ohne [Religion], gesch. Frühere Wohnung: 18., Bastiengasse 56. Ordentlicher Wohnsitz: Wien. Reiseurkunde: Pass A 033/943/84. Wien, am 2.12.1935. Polizeistempel vom 3.12.1935. Unterschrift Emil Geringer (Wohnungsgeber). Unterschrift des Hauseigentümers unleserlich {Melanie} { }. Ausgezogen und abgemeldet am 16.1.1936 nach unbekannt. M12 = Wien, 15. Januar 1936 – 13. Juli 1937 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Unterparteien, ausgefüllt mit schwarzer Tinte von Horváths Hand, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 1., Dominikanerbastei 6, Stiege 4, Tür 11. Ödön von Horváth, Schriftsteller, geb. in Fiume (Italien), Heimats(Zuständigkeits)ort Budapest (Ungarn) Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.01, ohne [Religion], gesch.
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Dokumente
Frühere Wohnung: 1., Mark Aurel Gasse 9 bis 1936. Ordentlicher Wohnsitz: Wien. Reiseurkunde: Pass A 033/94384. Wien, am 15.1.1936. Polizeistempel vom 16.1.1936. Unterschrift Gräfin D. Arzt (Wohnungsgeberin). Unterschrift Marie Knirsch (Hauseigentümerin). Ausgezogen und abgemeldet am 13.7.1937 nach Deutschland. M13 = Henndorf (Salzburg), 6. Juli 1937 – 6. September 1937 Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee, ohne Signatur. Meldezettel für Reisende, Abschrift des Original-Meldescheins durch die Gemeinde Henndorf vom 6. Juli 1950, ausgefüllt mit Schreibmaschine
Wagner Franz, Gasthof in Henndorf Nr. 2. Ödön von Horvath, Schriftsteller, geb. in Fiume (Italien), Heimatsort Budapest (Ungarn) Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.01, kath., gesch. Frühere Wohnung: Wien. Ordentlicher Wohnsitz: Wien. Reiseurkunde: Reisepass. Henndorf, am 6.7.1937. Amtsstempel vom 6.7.1937. Ausgezogen und abgemeldet am 6.9.1937 nach unbekannt. M14 = Wien, 13. Februar 1938 – 12. März 1938 Sign. 2.5.1.4.K11.Horvath Ödön Wiener Stadt- und Landesarchiv Meldezettel für Reisende, ausgefüllt mit Bleistift, diverse Stempel und hs. Eintragungen
Wien 9., Währinger Straße 33 (Hotel-Pension „Atlanta“, Flint & Groper). Horwath Öden, Schriftsteller, geb. in Fiume Staatsbürgerschaft Ungarn, geb. am 9.12.1901. Ordentlicher Wohnsitz: Wien. Letzter Aufenthalt: Schärding. Reiseurkunde: Pass 2032/3637, 17.3.1937, Ungarische Gesandtschaft Wien. Wien, am 13.2.1938. Polizeistempel vom 15.2.1938. Abgereist am 12.3.1938, abgemeldet am 14.3.1938.
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Fotografien / F1–F9 Fotografien
Fotografien F1 = Porträt Ödön von Horváth (1904) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 19.
F2 = Porträt Ödön von Horváth (1904) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke 1980, Abb. 1 [unpaginierter Bildteil].
F3 = Ödön von Horváth und sein Bruder Lajos von Horváth (um 1905) ÖLA 3/L 47 Ödön (rechts, stehend) und sein Bruder Lajos von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 14.
F4 = Porträt Ödön von Horváth (um 1906) ÖLA 3/L 48 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 14.
F5 = Familie von Horváth im Boot (1907) ÖLA 3/L 46 Ödön, Bruder Lajos, Vater Edmund und Mutter Maria von Horváth (v.l.n.r.) im Boot am Millstätter See in Döbriach (Kärnten), Fotografie datiert auf den 25. Juli 1907 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 17.
F6 = Ödön und Lajos von Horváth am Steg (1907) ÖLA 3/L 50 Ödön (links) mit seinem Bruder Lajos von Horváth auf einem Steg in Döbriach (Kärnten), 1907 Druck in: Salmen 2001, S. 7.
F7 = Ödön von Horváth mit Familie in Budapest (um 1907) ÖLA 3/L 45 Mutter Maria, Bruder Lajos und Ödön von Horváth (v.l.n.r.) sowie zwei weitere, nicht identifizierte Personen in Budapest Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 15.
F8 = Ödön und Lajos von Horváth (um 1907) ÖLA 3/L 49 Ödön (sitzend) mit seinem Bruder Lajos von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 30.
F9 = Familie von Horváth im Garten (um 1907) ÖLA 3/L 44 Vater Edmund, Ödön, Bruder Lajos und Mutter Maria von Horváth (v.l.n.r.) mit zwei nicht identifizierten Personen im Garten Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 27.
493
Dokumente
F10 = Familie von Horváth (1908) ÖLA 3/L 56 Mutter Maria und Ödön von Horváth sowie eine nicht identifizierte Person (vorne, v.l.n.r.), Großmutter Pˇrehnal, Bruder Lajos, eine nicht identifizierte Person und Vater Edmund von Horváth (hinten, v.l.n.r.) Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 20.
F11 = Familie von Horváth im Auto (um 1908) ÖLA 3/L 51 Ödön (am Steuer sitzend), dahinter Bruder Lajos, Vater Edmund und Mutter Maria von Horváth sowie drei weitere, nicht identifizierte Personen Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 20.
F12 = Ödön und Lajos von Horváth auf einem Fahrrad (um 1908) ÖLA 3/L 43 Ödön (vorne) und Bruder Lajos am Fahrrad sitzend, daneben Vater Edmund von Horváth, Fotografie eines Belgrader Fotografen Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 16.
F13 = Ödön und Lajos von Horváth vor Glasfenstern (um 1910) ÖLA 3/L 54 Ödön (links) und Bruder Lajos von Horváth vor einer Glasfront Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 27.
F14 = Porträt Ödön von Horváth (um 1910) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth sitzend, in Matrosenuniform Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 31
F15 = Ödön und Lajos von Horváth (um 1910) ÖLA 3/L 42 Ödön (stehend) und Lajos von Horváth in Matrosenuniform; Fotografenstempel „Franz Grainer / München“ Druck in: Lunzer 2001, S. 9.
F16 = Ödön und Lajos von Horváth (um 1910) ÖLA 3/L 55 Ödön (rechts) und Lajos von Horváth in Matrosenuniform; Fotografenstempel „Franz Grainer / München“ Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 21.
F17 = Familie von Horváth im Seebad (um 1910) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (Mitte links) mit Familie und nicht identifizierten Bekannten beim Baden Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 181.
F18 = Familie von Horváth bei einem Spaziergang (um 1910) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (vorne) mit Familie und nicht identifizierten Bekannten vor einer Holzbrücke Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 32.
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Fotografien / F19–F28 Fotografien
F19 = Familie von Horváth im Wald (um 1910) ÖLA 3/L 39 Sitzend Ödön (links) und Bruder Lajos, dahinter Mutter Maria und Vater Edmund von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 26.
F20 = Ödön von Horváth in Tutzing (um 1910) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (Mitte), ev. Bruder Lajos (links) und ein nicht identifizierter Knabe vor dem Hotel Simson in Tutzing/Oberbayern
F21 = Ödön von Horváth mit Bruder und Vater auf einem Steg (um 1915) ÖLA 84/SL 8 Ödön (links), Vater Edmund und Bruder Lajos von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 26.
F22 = Ödön von Horváth mit einem Schulkollegen (um 1916) ÖLA 3/L 53 Ödön von Horváth (rechts) mit einem unbekannten Schulkollegen Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 50.
F23 = Ödön von Horváth mit Familienmitgliedern (um 1915) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (vorne) mit Onkel Josef Pˇrehnal, Mutter Maria von Horváth und Großmutter Pˇrehnal (v.l.n.r.) Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 181.
F24 = Ödön von Horváth mit Bruder auf Holzbrücke (um 1915) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (rechts) mit Bruder Lajos und einer weiteren Person (ev. Onkel Josef Pˇrehnal) (v.l.n.r.) Druck in: Kastberger 2001, S. 58.
F25 = Porträt Ödön von Horváth als Abiturient (1919) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 36.
F26 = Porträt Ödön von Horváth als Abiturient (1919) ÖLA 84/SL 8 Fotografenstempel „Franz Grainer / München“ Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 36.
F27 = Porträt Ödön von Horváth als Abiturient (1919) ÖLA 3/L 26 Fotografenstempel „Franz Grainer / München“ Druck in: Hildebrandt 1975, S. 25.
F28 = Porträt Ödön von Horváth (1919; vgl. D11) Universitätsarchiv München Porträtfoto aus der Studentenkartei der Ludwig-Maximilians-Universität München Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 24.
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Dokumente
F29 = Ödön von Horváth mit Freunden am Höllentalferner I (1923) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth mit einer unbekannten Person, Felizia Seyd und Heiner Emhardt (v.l.n.r.), hs. Eintragung „Am Höllentalferner“; Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt
F30 = Ödön von Horváth mit Freunden am Höllentalferner II / Münchner-Haus (1923) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth (rechts) mit Heiner Emhardt, Felizia Seyd und einer unbekannten Person (v.l.n.r.), hs. Eintragung „Münchner-Haus“; Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt
F31 = Ödön von Horváth mit Freunden am Höllentalferner III (1923) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth (rechts) mit Heiner Emhardt, Felizia Seyd und einer unbekannten Person (v.l.n.r.), hs. Eintragung „Am Höllentalferner“; Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt Druck in: Lunzer 2001, S. 55.
F32 = Ödön von Horváth mit Felizia Seyd am Gletscher I (um 1923) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth (links) mit Felizia Seyd, vermutlich am Alpeiner Ferner aufgenommen, hs. Eintragung „Kraft und Schönheit am Gletscher“; Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 28.
F33 = Ödön von Horváth mit Felizia Seyd am Gletscher II (um 1923) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth (rechts) mit Felizia Seyd, vmtl. am Alpeiner Ferner aufgenommen; Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt
F34 = Ödön von Horváth mit Felizia Seyd vor Gebirgsmassiv (um 1923) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (links) mit Felizia Seyd, vmtl. am Alpeiner Ferner aufgenommen Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 35.
F35 = Ödön von Horváth am Alpeiner Ferner (um 1923) Signatur P a 1724 Monacensia Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt Druck in: HB 2, S. 100.
F36 = Ödön von Horváth mit Freunden am Alpeiner Ferner (um 1923) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth (links) mit Felizia Seyd und Heiner Emhardt
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Fotografien / F37–F45 Fotografien
F37 = Ödön von Horváth im Gebirge (um 1923) ÖLA 3/L 36 Vmtl. am Alpeiner Ferner aufgenommen Druck in: Tworek-Müller 1988, S. 44.
F38 = Ödön von Horváth mit Familie (frühe 1920er-Jahre) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (rechts) mit Bruder Lajos und Mutter Maria von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 180.
F39 = Ödön von Horváth und Wolf Justin Hartmann (frühe 1920er-Jahre) ÖLA 3/L 34 Ödön von Horváth (rechts) und der Schriftsteller Wolf Justin Hartmann im Strandbad Murnau Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 46
F40 = Ödön von Horváth vor dem Bauernhof Utzenschneider (frühe 1920erJahre) ÖLA 3/L 37 Ödön von Horváth vor dem Bauernhof Jakob Utzenschneider in Murnau Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 42.
F41 = Ödön von Horváth im Murnauer Strandbad (frühe 1920er-Jahre) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (hinten links) mit Freunden und Bekannten im Murnauer Strandbad. Vorne (v.l.n.r.): B. Kressulot, Christian Emhardt, Onkel Josef („Pepi“) Pˇrehnal. Mitte (v.l.n.r.): Frau von Glatzkin, Felizia Seyd, die Schwiegertochter B. Kressulots, Bruder Lajos von Horváth. Hinten (v.l.n.r.): B. Kressoluts Sohn (rechts) und Enkelsohn (auf Ödön von Horváths Schoß); Identifikation nach Lunzer 2001, S. 37 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 180.
F42 = Ödön von Horváth mit Familie vor der Horváth-Villa in Murnau I (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön (rechts) mit Bruder Lajos und Mutter Maria von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 66.
F43 = Ödön von Horváth mit Familie vor der Horváth-Villa in Murnau II (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön (rechts) mit Bruder Lajos und Mutter Maria von Horváth
F44 = Ansicht der Horváth-Villa in Murnau (um 1925) Signatur P a 1724 Monacensia Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 42.
F45 = Ödön von Horváth und Felizia Seyd I (um 1925) ÖLA 3/L 28 Druck in: HB 2, S. 74.
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Dokumente
F46 = Ödön von Horváth und Felizia Seyd II (um 1925) ÖLA 3/L 31 F47 = Ödön von Horváth und Felizia Seyd III (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 67.
F48 = Ödön von Horváth und Maria von Horváth auf Alpenstraße (um 1925) ÖLA 3/L 32 F49 = Ödön von Horváth mit dem Ehepaar Schultz im Auto I (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (am Beifahrersitz), auf der Rückbank Wally und Franz Schultz. Die Aufnahme entstand vmtl. in oder auf dem Weg nach Hinterhornbach.
F50 = Ödön von Horváth mit dem Ehepaar Schultz im Auto II (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (links stehend), Franz Schultz (rechts stehend); im Auto vmtl. Wally Schultz und eine unbekannte Person. Die Aufnahme entstand vmtl. in oder auf dem Weg nach Hinterhornbach. Druck in: Krischke 1980, Abb. 21 [unpaginierter Bildteil].
F51 = Ödön von Horváth mit dem Ehepaar Schultz im Pferdewagen (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (rechts am Kutschbock) neben einer unbekannten Person, hinten Franz und Wally Schultz. Die Aufnahme entstand vmtl. in Hinterhornbach. Druck in: Krischke 1980, Abb. 22 [unpaginierter Bildteil].
F52 = Ödön von Horváth mit Gepäck (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Die Aufnahme entstand vmtl. in Hinterhornbach. Druck in: HB 1, S. 75.
F53 = Ödön von Horváth beim Schach (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 80.
F54 = Familie von Horváth mit Hund vor der Villa in Murnau (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Vater Edmund, Ödön, Mutter Maria und Bruder Lajos von Horváth auf der Veranda der Villa in Murnau Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 43.
F55 = Familie von Horváth mit Hunden vor der Villa in Murnau (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 43.
F56 = Ödön von Horváth vor Gebirgsmassiv (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Druck in: HB 1, S. 72.
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Fotografien / F57–F66 Fotografien
F57 = Ödön von Horváth mit Freunden im Garten (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (rechts, stehend) mit Felizia Seyd (stehend), Bruder Lajos von Horváth und Auguste Schneider-Emhardt
F58 = Ödön von Horváth mit Hunden in der Wiese liegend (nach 1925) ÖLA 27/L 3 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 66.
F59 = Silberhochzeit der Eltern Emhardt (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (vorne, 2. von rechts) auf der Feier zur Silberhochzeit der Eltern von Auguste Schneider-Emhardt (zu den Personen vgl. Salmen 2001, S. 10) Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 181.
F60 = Ödön von Horváth mit Freunden im Strandbad Murnau I (um 1925) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (links) mit einer unbekannten Person (Mitte), Heiner Emhardt (rechts) und zwei unbekannten Kindern im Strandbad Murnau
F61 = Ödön von Horváth mit Freunden im Strandbad Murnau II (um 1925) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth (2. von links) mit Freunden und Bekannten, darunter Heiner Emhardt (ganz rechts); Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt
F62 = Ödön von Horváth auf einem Murnauer Maskenball (1926) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (hinten, 2. von links) mit Freunden und Bekannten Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 49.
F63 = Ödön von Horváth beim Eisstockschießen in Murnau (1926) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (3. von links) mit Freunden und Bekannten Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 48.
F64 = Ödön von Horváth auf Murnauer Faschingsball (1926) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (links vorne) mit Freunden und Bekannten auf dem Faschingsball des StrandHotels Murnau Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 31.
F65 = Porträt Ödön von Horváth (1928) ÖLA 3/L 33 Druck in: Lunzer 2001, S. 65.
F66 = Ödön von Horváth mit Bekannten und Verwandten in Murnau (1928) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (rechts außen) mit Bekannten und Verwandten auf der Veranda
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Dokumente
F67 = Ödön von Horváth am Staffelsee (1928) ÖLA 84/SL 8 F68 = Ödön von Horváth mit Zigarillo und Trachtenhose (1928) Schlossmuseum Murnau, Bildarchiv Druck in: Salmen/Tworek 2001 [Cover].
F69 = Ödön mit Bekannten vor der Horváth-Villa (um 1929) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (links) mit Bekannten auf der Veranda der Villa in Murnau
F70 = Ödön von Horváth (1929) ÖLA 3/L 35 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 44.
F71 = Ödön von Horváth (1929) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 44.
F72 = Ödön von Horváth mit Freunden auf der Fürst-Alm I (1929) ÖLA 84/SL 8 Ödön von Horváth (rechts) mit Auguste und Heiner Emhardt und einer unbekannten Person (v.r.n.l.) Druck in: Tworek-Müller 1988, S. 61.
F73 = Ödön von Horváth mit Freunden auf der Fürst-Alm II (1929) Signatur P a 1724 Monacensia Ödön von Horváth (rechts) mit Auguste und Heiner Emhardt und einer unbekannten Person (v.r.n.l.); Fotografie aus dem Fotoalbum der Familie Emhardt Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 44.
F74 = Porträt Ödön von Horváth (1929) ÖLA 3/L 27 Porträtfotografie von Alice Domker Druck in: Lunzer 2001, S. 69.
F75 = Porträt Ödön von Horváth (1929) ullstein bilderdienst Porträtfotografie von Alice Domker Druck in: Das Theater (Februar 1929, H. 4), S. 81; Krischke/Prokop 1972, S. 7.
F76 = Porträt Ödön von Horváth (1931) ÖLA 3/L 23 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 79.
F77 = Porträt Ödön von Horváth (1931) ullstein bilderdienst Druck in: Hildebrandt 1975, S. 6.
500
Fotografien / F78–F88 Fotografien
F78 = Porträt Ödön von Horváth (1931) ullstein bilderdienst Druck in: Blätter des Deutschen Theaters, Heft 3, Spielzeit 1931/32; Krischke/Prokop 1977, S. 120, 155.
F79 = Porträt Ödön von Horváth (1932) Schlossmuseum Murnau, Bildarchiv Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 62.
F80 = Porträt Ödön von Horváth (1934; vgl. D19) Ödön von Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee Fotografie aus dem Führerschein
F81 = Ödön von Horváth unter Sonnenschirm (1935) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 179.
F82 = Porträt Ödön von Horváth (1936, vgl. D21) Ödön von Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee Fotografie mit eh. Unterschrift aus der Erkennungskarte für Österreich
F83 = Ödön von Horváth in Possenhofen I (1936) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Lunzer 2001, S. 109.
F84 = Ödön von Horváth in Possenhofen II (1936) ÖLA 84/SL 8 Ödön (links) mit Vater Edmund von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 176.
F85 = Ödön von Horváth in Possenhofen III (1936) ÖLA 3/L 29 Druck in: Kastberger 2001, S. 91.
F86 = Ödön von Horváth in Possenhofen IV (1936) ÖLA 84/SL 8 Ödön (links) mit Vater Edmund von Horváth. Foto aufgenommen vor dem Bauernhaus Jakob Sedlmaier, Possenhofen Nr. 4 (vgl. Krauss/Kasberger 2020, S. 246) Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 177.
F87 = Ödön von Horváth in Possenhofen V (1936) ÖLA 84/SL 8 Ödön (links) mit Vater Edmund von Horváth. Foto aufgenommen vor dem Bauernhaus Jakob Sedlmaier, Possenhofen Nr. 4 (vgl. Krauss/Kasberger 2020, S. 246) Druck in: Salmen/Tworek 2001, S. 61.
F88 = Ödön von Horváth in Possenhofen VI (1936) ÖLA 84/SL 8 Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 178.
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Dokumente
F89 = Ödön von Horváth in Possenhofen VII (1936) ÖLA 84/SL 8 Foto aufgenommen am Possenhofener Dampfersteg, Starnberger See Druck in: Krischke/Prokop 1977, S. 182.
F90 = Schlussapplaus der Uraufführung von „Ein Dorf ohne Männer“ (1937) ÖLA 27/L 4 Ödön von Horváth (5. v. links) mit den Schauspielern der Uraufführung von Ein Dorf ohne Männer am 24. September 1937 im Großen Haus des Neuen Deutschen Theaters in Prag Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 122.
F91 = Porträt Ödön von Horváth (1937) ÖLA 3/L 24 Druck in: Hildebrandt 1975, S. 104.
F92 = Ödön von Horváth in Salzburg (1937) Sammlung Ellinger Archiv der Salzburger Festspiele Ödön von Horváth (Mitte) mit Carl Zuckmayer (links) und Hans Müller Druck in: Lunzer 2001, S. 145.
F93 = Porträt Ödön von Horváth (1937) ÖLA 84/SL 8 Fotografie mit eh. Unterschrift und Resten einer Stampiglie, vermutlich aus einem nicht näher spezifizierbaren Ausweisdokument Druck in: Lunzer 2001, S. 148.
F94 = Porträt Ödön von Horváth (1938) ÖLA 3/L 22 Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 141.
F95 = Porträt Maria von Horváth (o. Dat.) ÖLA 3/L 40 Fotografie der Mutter Maria von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 8.
F96 = Porträt Edmund von Horváth (o. Dat.) ÖLA 3/L 41 Fotografie des Vaters Edmund von Horváth Druck in: Krischke/Prokop 1972, S. 9.
F97 = Porträt Edmund von Horváth (1910) ÖLA 3/L 38 Fotografie des Vaters Edmund von Horváth in ungarischer Tracht Druck in: Lunzer 2001, S. 6.
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Fotografien
Dossier: Akten zu Ödön von Horváth
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Dokumente
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Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
Holger Berwinkel Akten zu Ödön von Horváth: Einleitung und aktenkundlicher Kommentar „Sie vergessen das geheime Rundschreiben 5679 u/33!“ Jugend ohne Gott (1937)1 Diese Einleitung soll (I.) ein Vorverständnis bürokratischer Schriftlichkeit vermitteln und (II.) den Aufbau der Regesten (siehe S. 609–618) erläutern, bevor die Schriftstücke (III.) als Spiegel der Handlungen der Akteure aktenkundlich kommentiert werden. Die Aktenkunde ist eine Historische Hilfswissenschaft, die Verwaltungsschriftgut nach formalen Kriterien kontextualisiert und damit der inhaltlichen Interpretation erschließt.2 Sie erbringt diese Leistung auf zwei Wegen: ‚Systematisch‘ rekonstruiert sie in den Typen der Schriftstücke die Kommunikationssituationen und Handlungsebenen, ‚genetisch‘ zeichnet sie in den physischen Spuren der Entstehung und Bearbeitung von Schriftstücken die Entscheidungsfindung nach.3 Ihr Rohstoff sind die Formalien der Schriftstücke, soweit diese in den strukturierten Arbeitsprozessen der Behörden bedeutungstragend waren. Zum Verständnis der Prozesse zieht sie zeitgenössische Rechtsvorschriften, Organisationspläne und Personaltableaus heran. Aktenkundliche Schlüsselbegriffe sind hervorgehoben. Auf einzelne Schriftstücke wird mit ihrer Regestennummer Bezug genommen.
I. Bürokratische Schriftlichkeit Die Tätigkeit der Verwaltung schlägt sich in zusammengehörigen Schriftstücken nieder: den Akten. Der Begriff kommt von lat. acta (Handlungen). Akten dokumentieren diese Handlungen nicht nur, sondern sind Medium und Werkzeug der Behörde zur Vornahme von Handlungen. Der Vorgang in den Akten vertritt ein Problem der Außenwelt, das durch symbolische Manipulation von Schriftstücken einer realen Lösung zugeführt wird. Dies vollzieht sich strukturiert im Geschäftsgang, einem durch Regeln und Praktiken konstituierten selbstreferentiellen System, das die Entstehung von 1 2
3
WA 15, S. 216 (Endfassung, emendiert). Zur Wissenschaftsgeschichte vgl. Eckart Henning: Wie die Aktenkunde entstand. Zur Disziplingenese einer Historischen Hilfswissenschaft und ihrer weiteren Entwicklung im 20. Jahrhundert. In: Ders.: Auxilia Historica. Beiträge zu den historischen Hilfswissenschaften und ihren Wechselbeziehungen. 2. Aufl. Köln: Böhlau 2004, S. 105–127. Vgl. Holger Berwinkel: Zur Epistemologie amtlicher und literarischer Aufzeichnungen. In: Petra Maria Dallinger/Georg Hofer/Bernhard Judex (Hg.): Archive für Literatur. Der Nachlass und seine Ordnungen. Berlin: de Gruyter 2018 (= Literatur und Archiv, Bd. 2), S. 31–53, hier S. 37 und 42f. sowie Lorenz Beck: Leistung und Methoden der Aktenkunde bei der Interpretation formalisierter Merkmale von historischem Verwaltungsschriftgut. In: Nils Brübach (Hg.): Der Zugang zu Verwaltungsinformationen. Transparenz als archivische Dienstleistung. Marburg: Archivschule 2000 (= Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, 33), S. 67–79, hier S. 68–70.
505
Akten
Schriftstücken steuert und seinerseits durch die Stücke gesteuert wird.4 Der Zusammenhang der Schriftstücke eines Vorgangs ergibt sich nicht aus ihrer, oft zufälligen, gemeinsamen Abheftung, sondern aus dem gemeinsamen Sachbezug,5 der sich in wiederkehrenden Ordnungsmerkmalen manifestiert: in einem Geschäftszeichen, d.h. einer thematischen Zuordnung der Sache, oder einer Journalnummer, die die Eingänge eines Jahres durchzählt. Diese Merkmale sind emblematisch für das Wesen von Akten und den Habitus der Verwaltung. Wenn die Lehrer in Jugend ohne Gott auf den Militarismus des Regimes verpflichtet werden, dann unter Angabe der Journalnummer des betreffenden Runderlasses des Ministeriums. Wenn die Verwaltung über Horváths Einbürgerung zu entscheiden hatte, dann unter der Journalnummer 7038/27. Der Geschäftsgang wird in drei Bereiche unterteilt: 1. Einlauf von außen empfangener Schriftstücke, 2. Innenlauf von Schriftstücken in der Behörde, 3. Auslauf eigener Schriftstücke nach außen.6 Im Geschäftsgang erhalten die Schriftstücke Bearbeitungsspuren, die ihren weiteren Lauf steuern und einen, meist durch Handschriftlichkeit abgehobenen, mehrschichtigen Metatext zum primären Inhalt bilden. Man unterscheidet Verfügungen, die Arbeitsschritte planen, von Vermerken, die abgeschlossene Schritte dokumentieren.7 Die Bestätigung der Streichung Horváths auf AK2/2.10 durch „not[iert]“ ist ein Vermerk, auf den die Verfügung der Adressermittlung reagierte. Ein weiterer Grundbegriff ist die Überlieferungsform. Schriftstücke des Einlaufs liegen meist als behändigte Ausfertigungen vor, d.h. die vom Absender erhaltene maschinenschriftliche Reinschrift trägt Bearbeitungsspuren des Empfängers, mindestens in Form eines Eingangsstempels mit Datum, eines Ordnungsmerkmals und vielleicht einer Zuschreibung auf einen Bearbeiter. Die für große Behörden charakteristischen extensiven Geschäftsgangsverfügungen, die die weitere Bearbeitung genau regeln, finden sich nur bei den Münchener Stadt- und Polizeidienststellen (vgl. AK1/1.5.1–1.6.3). Das zentrale Merkmal einer Ausfertigung ist die Beglaubigung. In der Regel ist dies die eigenhändige Unterschrift, an ihre Stelle kann jedoch ein Unterschriftenstempel (vgl. AK1/1.7.3) oder ein Beglaubigungsvermerk (vgl. AK2/2.6 und 2.7) treten. Schriftstücke des Auslaufs sind komplexer. Im Zeitalter der Schreibmaschine liegen sie in den Akten des Verfassers in der Überlieferungsform8 der Durchschrift vor, 4
5 6
7
8
Vgl. Angelika Menne-Haritz: Schriftgut oder Dokumente. Was sind die Spuren automatisierter Verwaltungsarbeit? In: Archivalische Zeitschrift 79 (1996), S. 1–36, hier S. 3–5; Angelika Menne-Haritz: Schriftlichkeit im Entscheidungsprozeß der Verwaltung. Die Geschäftsordnung der preußischen Regierung Kassel von 1867. In: Jahrbuch für europäische Verwaltungsgeschichte 9 (1997), S. 83–96. Vgl. Menne-Haritz 1996 (Anm. 4), S. 6f. Vgl. Heinrich Otto Meisner: Allgemeine archivische Schriftgutkunde und Fragen der Archivwissenschaft. In: Archivalische Zeitschrift 54 (1958), S. 49–73, hier S. 50. Vgl. im Überblick Terminologie der Archivwissenschaft / Archivschule Marburg, https:// www.archivschule.de/uploads/Forschung/ArchivwissenschaftlicheTerminologie/Terminologie. html (2.11.2021). Vgl. zu den im folgenden genannten Formen Karsten Uhde: Schriftgut des 20. und 21. Jahrhunderts genetisch betrachtet. In: Holger Berwinkel/Robert Kretzschmar/Karsten Uhde (Hg.): Mo-
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Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
die simultan mit der Reinschrift entstanden ist, aber weder eine Beglaubigung noch die vorgedruckten Elemente eines Kopfbogens aufweist.9 Während also die abschließende Vollziehung des Schriftstücks nur auf der Ausfertigung in den Akten des Empfängers zu erkennen ist, weist die Durchschrift neben der Abzeichnung, d.h. der Paraphe des verantwortlichen Referenten, der die Ausfertigung unterschrieben hat, oft auch die Paraphe des Konzipienten, d.h. des tatsächlichen Verfassers, und eventuell weiterer Sachbearbeiter aus. Der Unterschied lässt sich an den Stücken AK2/2.12.1 und 2.13 erkennen. Hier liegen ausnahmsweise Ausfertigung und Durchschrift in derselben Akte vor. Die Durchschrift gewährt also einen Einblick in die Genese des Schriftstücks und die interne Entscheidungsfindung, den die Ausfertigung nicht bieten kann. In Deutschland ist es seit den 1920er-Jahren verbreitet, den Bearbeitungsspuren verschiedener Ebenen in der Behörde eindeutige Kennfarben zuzuweisen: Nur der Behördenleiter darf mit grünem Farbstift schreiben, nur sein Stellvertreter mit rotem.10 Die Frage der Verantwortung, zentrale Frage jeder Beschäftigung mit Akten, erschließt sich dann auf einen Blick (vgl. AK2/2.11). Bestimmung der Überlieferungsform und Zuordnung der Bearbeitungsspuren sind die zentralen Arbeitstechniken der „Genetischen Aktenkunde“. Nun ist das aktenkundliche Konzept des Schriftstücks aber nicht an diskrete physische Einheiten wie ein Blatt Papier gebunden, sondern meint ein Textgefüge, das sich seinen Schriftträger durchaus mit anderen Schriftstücken teilen kann. So im Fall von AK2/2.12.1, das deshalb in Ausfertigung vorliegt, weil der Adressat sein Antwortschreiben als angelehnten, d.h. aus sich selbst nicht verständlichen, Eintrag11 auf die Rückseite des Eingangs gesetzt und diesen urschriftlich zurückgeschickt hat. Einträge im urschriftlichen Verkehr oder in Formularen liegen unikal, ohne Durchschrift für die eigenen Akten, nur beim Adressaten in der Überlieferungsform der Direktschrift vor. Dies kann zu Überlieferungslücken führen und verkompliziert die ‚genetische‘ Lektüre: Während der Schriftverkehr in den Akten der Reichsschrifttumskammer (RSK) als fortlaufender Text gelesen werden kann, zerfallen im virtuos gehandhabten urschriftlichen Einbürgerungsverfahren der bayerischen Verwaltung die physische Komposition und das Narrativ der Akten. Noch verschärft wird die Aktenlage in diesem Fall durch die Verwendung von Büroverfügungen, die ganze Verfahrensabschnitte als durchnummerierte Listen programmieren.12 Jeder Punkt kann dabei einer Entwurfsanweisung für ein Schriftstück entsprechen, das anderen Ortes in den Akten als urschriftlich hin und her gesandte Direktschrift vorliegt. Wenn das Bezirksamt Weilheim mit einer Büroverfügung (AK1/1.3) Mitteilungen vergleichbaren Inhalts an drei Empfänger auslöste, handelte es innerhalb der Verwaltungshierarchie auf verschiedenen Ebenen, denn der Gemeindeverwaltung Murnau
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derne Aktenkunde. Marburg: Archivschule 2016 (= Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, 64), S. 51–72, hier S. 64. Vgl. Erich Neuß: Aktenkunde der Wirtschaft. Bd. 1. Berlin (Ost): Rütten & Loening 1954 (= Schriftenreihe der Staatlichen Archivverwaltung, 4), S. 300. Vgl. Harald Rösler: Bürokunde und ein Blick ins Archiv. Duisburg: Re di Roma 2015, S. 116f. Vgl. Johannes Papritz: Archivwissenschaft. 2. Aufl. Marburg: Archivschule 1983, Bd. 1, S. 212– 214. Vgl. Holger Berwinkel: Zur Kanzleigeschichte des 20. Jahrhunderts – ein Versuch. In: Berwinkel/Kretzschmar/Uhde 2016 (Anm. 8), S. 29–50, hier S. 37.
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Akten
konnte es als örtlich zuständige Kommunalaufsicht eine Weisung erteilen, gegenüber einer auswärtigen Stadt und einem anderen Bezirksamt aber nur Ersuchen stellen. Die RSK korrespondierte mit dem Propagandaministerium auf dem Berichtsweg (AK2/2.5), mit der Gestapo dagegen auf Augenhöhe (AK2/2.9). Solche Differenzierungen sind Gegenstand der ‚Systematischen Aktenkunde‘: 1. Eine vorgesetzte schreibt einer nachgeordneten Behörde Weisungen, die Verfügungen13 oder, wenn sie vom Ministerium kommen, Erlasse, heißen. 2. Die nachgeordnete Behörde sendet Berichte ‚nach oben‘. 3. Behörden der gleichen Ebene oder unterschiedlicher Verwaltungszweige kommunizieren mit Schreiben. Diese Formen begegnen auch im Innenlauf zwischen den Referaten und der Amtsleitung einer Behörde. Interne Schriftstücke, die ohne expliziten Partnerbezug vor allem dem Festhalten von Informationen dienen, heißen Aktenvermerke.14 Um den Verlauf oder die Ergebnisse von Verhandlungen oder Beratungen festzuhalten, wurden schließlich Protokolle gefertigt.15
II. Aufbau der Regesten Die Regesten orientieren über den Inhalt und die Form der faksimilierten Aktenstücke.16 Sie weisen für den Geschäftsgang relevante Bearbeitungsspuren nach. Im Unterschied zu einer Handschriftenbeschreibung zielen aktenkundliche Regesten nicht auf die Materialität der Stücke, sondern auf die dahinterstehenden Handlungen, und treffen eine entsprechende Auswahl der aufgenommenen Merkmale. Die Regesten bestehen aus drei bis vier Abschnitten: 1. Laufende Nummer, Ort und Datum. Stücke im selben Archivale werden durch eine zweigliedrige, Stücke auf demselben Schriftträger durch eine dreigliedrige Nummer als zusammengehörig ausgewiesen. 2. Verfasser, Adressat, Hauptbetreffe in Stichworten.
13
14 15
16
Der Begriff ist aktenkundlich unglücklicherweise doppelt belegt. Er darf nicht mit der oben genannten Art von Bearbeitungsspuren verwechselt werden. Vgl. Meisner 1958 (Anm. 6), S. 63. Vgl. Rainer Polley: Die Archivierung der Mündlichkeit. Protokollierung in kollegialen Gremien. In: Andreas Metzing (Hg.): Digitale Archive – ein neues Paradigma? Marburg: Archivschule 2000 (= Veröffentlichungen der Archivschule Marburg, 31), S. 253–273, hier S. 261f. Vgl. das Stichwort „Editionsregest“, in: Lexikon Archivwesen der DDR. Berlin: Staatsverlag 1976, S. 115. Da die Form der Regesten von der Beschaffenheit der Aktenstücke abhängt, kennt die Archivwissenschaft gewisse Standards, aber kein verbindliches Regelwerk. Hinwiese bieten z.B. Jürgen Kloosterhuis: Amtliche Aktenkunde der Neuzeit. Ein hilfswissenschaftliches Kompendium. In: Archiv für Diplomatik 45 (1999), S. 465–563, hier S. 471–474; Hans Wilhelm Eckardt/ Gabriele Stüber/Thomas Trumpp: „Thun kund und zu wissen jedermänniglich“. Paläographie – Aktenkunde – archivalische Textsorten. Neustadt an der Aisch: Degener 2005 (= Historische Hilfswissenschaften bei Degener & Co., 1), S. 37–41; Gerhard Schmid: Aktenkunde des Staates. Potsdam: Fachschule für Archivwesen 1959.
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Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
3. Schriftstücktyp, Überlieferungsform, eventuelle Besonderheiten der Beschreibweise, Beglaubigungsmittel, Bearbeitungsspuren des Auslaufs wie Paraphen oder Journalnummer des Absenders.17 4. Bei behändigten Stücken: Eingangsvermerk, Journalnummer und andere Bearbeitungsspuren des Empfängers. Die Archivaliensignatur wird bei Einzelstücken unter dem Regest angegeben, bei zusammenhängenden Vorgängen als Zwischenüberschrift. Erschlossene Angaben stehen in eckigen Klammern.
III. Die Schriftstücke Mitgliedsakte der Reichsschrifttumskammer (AK2) Es handelt sich um eine klassische Betreffakte, die angelegt wurde, um ergebnisoffen alles zukünftige Schriftgut zu einem Verwaltungsgegenstand, hier der Personalie Horváth, zusammenzufassen. Aus Einzelkammern der Reichskulturkammer (RKK) sind solche Akten zu etwa 180 000 eingegliederten Kulturschaffenden überliefert.18 Jede spiegelt eine individuelle Entwicklung der Mitgliedschaft. Inhalt und Struktur sind darum sehr heterogen. Die Mitgliedsakten liegen als lose Blätter in Hängeheftern vor. Dieser Zustand ist das Ergebnis der Kriegswirren und der jahrzehntelangen Aufbewahrung im Berlin Document Center, einer alliierten Dienststelle für personenbezogenes Schriftgut des NS-Apparats.19 Die ursprüngliche Ordnung in der Registratur der RSK ist anhand der Geschäftszeichen ersichtlich. Horváths Akte wurde noch beim Reichsverband Deutscher Schriftsteller e. V. (RDS) angelegt, der auf seinen Aufnahmeantrag (AK2/2.1) die Mitgliedsnummer 875 vergab. Mit der Eingliederung des RDS in die RSK zum 1. Oktober 1935 wurden die Mitgliedsakten übernommen, neu geordnet und fortlaufend nummeriert.20 Horváths Akte erhielt die – auf dem Vorblatt (AK2/2.0) notierte – Nummer 02512. Gemäß der Geschäftsordnung der RKK21 bauten die Geschäftszeichen der RSK in Mitgliedssachen auf diesen Nummern auf. Betreffakten gliedern sich in diskontinuierliche Vorgänge, die jeweils die Bearbeitung eines Geschäftsvorfalls spiegeln. Horváths Akten enthalten drei Vorgänge:
17
18
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Üblicherweise sollte auch das Papierformat angegeben werden. Da die Stücke mit Ausnahme der RSK-Akten nur als Digitalisate zugänglich waren, kann das tatsächliche Format nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden, obwohl es sich durchgängig um DIN-A4 (hochkant) und DIN-A5 (quer) handeln dürfte. Vgl. Volker Dahm: Anfänge und Ideologie der Reichskulturkammer. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 34 (1986), Heft 1, S. 53–84, hier S. 84. Vgl. Dieter Krüger: Archiv im Spannungsfeld von Politik, Wissenschaft und öffentlicher Meinung. Geschichte und Überlieferungsprofil des ehemaligen ‚Berlin Document Center‘. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 45 (1997), Heft 1, S. 49–74, hier S. 72. Innerdienstliche Verfügung Heinls vom 19. Oktober 1935, BArch R 56–V/40, Bl. 1. Vgl. Hinrich Grensemann (Hg.): Leitfaden für den Geschäftsbetrieb der Reichskulturkammer. Geschäftsordnungs-, Personal-, Haushalts-, Kassen- und Wirtschaftsbestimmungen. Berlin: Heymanns 1937, S. 11.
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Akten
1. Beitritt, 2. Verbot von Jugend ohne Gott, Geschäftszeichen GF II a – 02512, 3. Streichung, Geschäftszeichen II D – /2 mi 875. Die Reichskulturkammer hatte die Gemeinsame Geschäftsordnung der Reichsministerien, Teil I (GGO I)22, übernommen. Die dort vorgesehenen Steuerungsmechanismen wurden in den Mitgliedsakten nur zum kleinen Teil genutzt; der Organisationsgrad der halbstaatlichen Kammern war gering.23 Als Indiz für einen mangelhaft arbeitenden Geschäftsgang kann gewertet werden, dass das Ersuchen der RSK nach München um Horváths Anschrift, ein Schreiben des in der Sache zuständigen Referats II D (Organisatorische Betreuung der Schriftsteller), von dem dort arbeitenden Mitarbeiter im Entwurf zur Zeichnung nicht durch den eigenen Chef, sondern durch den Leiter des Referats II A (Fachliche Betreuung) vorgesehen war, am Ende aber von dessen Kollegen aus II B (Rechtliche Betreuung) unterschrieben wurde (vgl. AK2/ 2.12.1 mit 2.13). In den Horváth-Akten haben folgende Referate und Personen Bearbeitungsspuren hinterlassen, soweit dies aus den überlieferten Geschäftsverteilungsplänen und dem Organigramm zu rekonstruieren war:24 Referat
Name
Position
GF II a
Ihde Menz
Geschäftsführer Referent (Leiter)
Abteilung I, Verwaltung Buchhaltung Mitgliederkartei Mitgliederkartei
Paetzold Geisler Dachmann
Leiter Leiter Mitarbeiter
Abteilung II, Gruppe Schriftsteller II A II B II D II D
Meyer Reisner Linhard Müller
Referent (Leiter) Referent (Leiter) Referent (Leiter) Mitarbeiter
Leitung
Entsprechend der GGO I führte der Geschäftsführer der RSK, Wilhelm Ihde25, als Leiter des Verwaltungsapparats unter dem Kammerpräsidenten einen Rotstift. Seine Beteiligung an den Horváth-Vorgängen kann daher rekonstruiert werden. Doch nicht jede Farbspur ist Bedeutungsträger. Die Verfügung einer Anfrage beim Einwohnermeldeamt in München (AK2/2.11) stammt ebenso wie rote Notizen noch aus der Zeit 22 23
24
25
Vgl. BArch R 2/50433, Bl. 30–85, training.ehri-project.eu/aktenkunde-hilfsmittel (2.11.2021). Vgl. Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im NS-Staat. Von der „Gleichschaltung“ bis zum Ruin. Frankfurt am Main: Fischer 2010, S. 107–110. In BArch R 56–V/35 liegen die Geschäftsverteilungspläne vom 1. Juli 1937, 1. April 1938 und 1. April 1939 vor. Die Tabelle verzeichnet keine Verschiebungen wie die zwischenzeitliche Auflösung des Leitungsstabs GF. Zur Person vgl. Jan-Pieter Barbian: Literaturpolitik im „Dritten Reich“. Institutionen, Kompetenzen, Betätigungsfelder. München: dtv 1995, S. 210f.
510
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
des RDS (AK2/2.1–2.3) nicht von Ihdes Hand. Vor allem zeigen grüne Haken an Horváths Namen im Verbotsverfahren keine Befassung des Kammerpräsidenten Hanns Johst an, sondern dienten der Vorherbestimmung des späteren Ablageorts (nämlich in den Mitgliedsakten). Wie die Verwendung farbigen Durchschlagpapiers zur Kennzeichnung der Abteilungen der Kammerverwaltung sollte damit die Ordnung in den Akten gefördert werden (die Durchschläge stehen auf rotem Papier).26 Der erste Aktenvorgang umfasst die Beitrittserklärung Horváths zum RDS (AK2/2.1–2.2), die bereits am Folgetag genehmigt war und zur Anlage eines später fortgeschriebenen Mitgliedsbogens (AK2/2.3) führte. Der Verband war 1933 zur Gleichschaltung der bestehenden Schriftstellervereinigungen als Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Mitgliedschaftszwang gegründet worden.27 Der Geschäftsgang der Aufnahme lässt sich aus den Stücken nicht ersehen. Eine intensive Prüfung kann nicht erfolgt sein. Den Vollzug zeigt der schlichte Vermerk „gen[ehmigt]“ an (AK2/2.1). Auf anderen Mitgliedsanträgen, wie dem von Theodor Heuß, findet sich stattdessen eine aufgestempelte Verfügung für den Innenlauf der RSK, die z.B. Platz für den Vermerk des geleisteten Mitgliedsbeitrags ließ.28 Ihr Fehlen kann aber rein bürotechnische Ursachen haben; vielleicht war er gerade nicht zur Hand. Der zweite Vorgang zeigt die RSK in der typischen Verwaltungsaufgabe des gebundenen Vollzugs von Rechtsnormen, hier der Anordnung über ‚schädliches und unerwünschtes Schrifttum‘ vom 25. April 1935, die das Zusammenwirken mehrerer Stellen erforderte.29 Die RSK wurde auf Antrag tätig, den die Gestapo stellte (AK2/2.4). Die Entscheidung über ein Verbot sollten einvernehmlich der Reichspropagandaminister und der Präsident der RKK treffen. Da Goebbels in Personalunion beide Ämter innehatte,30 wäre dies, wörtlich genommen, Spiegelfechterei gewesen. Es war aber preußische Tradition, die Behörde als Institution metonymisch mit dem Titel ihres Leiters zu bezeichnen: „der Minister“ statt „das Ministerium“.31 Entsprechend war auch der Verbotserlass (AK2/2.7) des „Reichsministers“ an den Präsidenten der RSK adressiert. Eine persönliche Befassung Goebbels mit dem Vorgang kann daraus nicht abgeleitet werden; es korrespondierten Behörden. Auch scheint die RKK als Institution nicht interveniert zu haben. Dass sämtlicher Schriftverkehr der Einzelkammern mit dem Ministerium die RKK durchlaufen musste, war eine der Geschäftsordnung entsprechende Routine.32 Das gesamte Verfahren wurde im Referat GF IIa der RSK betrieben, in dessen Zuständigkeit solche „Buchver26
27 28
29
30
31
32
Beide Regelungen sind Bestandteil der innerdienstlichen Verfügung Ihdes vom 8. Oktober 1937, vgl. BArch R 56–V/40, Bl. 7. Vgl. Dahm 1986 (Anm. 18), S. 59–61. Vgl. BArch R 9361–V/6236. Faksimile bei Elke Seefried (Hg.): Theodor Heuß – In der Defensive. Briefe 1933–1945. München: Saur 2009, S. 174. Vgl. §§ 1, 3–4 = Karl-Friedrich Schrieber/Ernst Pogge (Hg.): Schrifttumsrecht. Sammlung der für die Reichskulturkammer geltenden Gesetze und Verordnungen, der amtlichen Anordnungen und Bekanntmachungen der Reichskulturkammer und der Reichsschrifttumskammer. Berlin: Junker und Dünnhaupt 1936 (= Das Recht der Reichskulturkammer in Einzelausgaben), S. 55f. Vgl. § 11 Erste Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes = Schrieber/ Pogge 1936 (Anm. 29), S. 4. Heinz Hoffmann: Die Bundesministerien 1949–1999. Bezeichnungen, amtliche Abkürzungen, Zuständigkeiten, Aufbauorganisation, Leitungspersonen. Koblenz: Bundesarchiv 2003 (= Materialien aus dem Bundesarchiv, 8), S. 12f. Vgl. Grensemann 1937 (Anm. 21), S. 22.
511
Akten
botsanträge“ fielen, und damit im Leitungsstab des Geschäftsführers Ihde, über den ohnehin jeder Schriftverkehr mit der RKK zu laufen hatte.33 In mehrfacher Hinsicht war Wilhelm Ihde also der zentrale Akteur, dem GF IIa zuarbeitete. Am dritten Vorgang, der Streichung, ist zu sehen, wie Bürokratie funktioniert: Ein Schreiben an Horváth war als unzustellbar zurückgekommen. Es wird eine Mahnung gewesen sein, von der nur der Briefumschlag als Anlass eines neuen Vorgangs diente. Zunächst machte der Leiter der Buchhaltung, Paetzold, den Sachverhalt mit einem Vermerk aktenkundig (AK2/2.10), der im Innenlauf dem Referat II D, „Organisatorische Betreuung der Schriftsteller“, zuging, das u.a. für die „Sachliche Vorbereitung der Ausschlußverfahren“ zuständig war. Der Referatsleiter Linhard hatte schon im RDS als Geschäftsführer gewirkt, kannte wohl seine Pappenheimer und verfügte unmittelbar Horváths Streichung (AK2/2.11). Die Bestätigung durch den Mitarbeiter der Mitgliederkartei Dachmann mit dem Vermerk „not[iert]“ zeigt an, dass die Streichung ausgeführt wurde. Danach wurde mit dem eigentlich dem Geschäftsführer vorbehaltenen Rotstift, aber von unbekannter Hand im Bereich der Verwaltungsabteilung verfügt, Horváths aktuelle Adresse zu ermitteln: Der Rauswurf musste verkündet werden. Doch erst nach einem halben Jahr wurde das Münchener Einwohnermeldeamt um Amtshilfe ersucht (AK2/2.12.1), zu der es gegenüber der RSK verpflichtet war.34 So wurde der schlecht organisierten NS-Schrifttumsbürokratie erst jetzt der Tod Ödön von Horváths offenbar.
Einbürgerungsakte des Bezirksamts Weilheim (AK1) Bis zur Gleichschaltung der Länder (1934) setzte das deutsche Staatsangehörigkeitsrecht vor die Reichs- die Landesangehörigkeit. Formal wollte Horváth 1927 also erst einmal Bayer werden. Die Einbürgerung gehört zu den normierten Verwaltungsverfahren, die große Massen gleichförmiger Akten hervorbringen. Die einzelnen Schritte sind durch Rechtsgrundlagen genau geregelt und können nur zu einer kleinen Spannweite definierter Ergebnisse führen. So ist auch der Akteninhalt von der Antragstellung bis zur Gebührenberechnung weitgehend vorhersehbar.35 Er zeigt ein anderes Gepräge als die inhaltlich offene Betreffakte, die die RSK über Horváth führte. Die Beamten handeln weitgehend ohne Entscheidungsspielraum als Räder im Getriebe.36 Die Normierung des Verfahrens führte z.B. dazu, dass der Murnauer Bürgermeister Utzschneider sich selbst in seiner Funktion als Vorsteher des kommunalen Armenrats
33
34
35
36
Hans Hinkel (Hg.): Handbuch der Reichskulturkammer. Berlin: Deutscher Verlag für Wissenschaft und Politik 1937, S. 140. Vgl. § 29 Erste Verordnung zur Durchführung des Reichskulturkammergesetzes vom 1.11.33 = Schrieber/Pogge 1936 (Anm. 29), S. 7. Vgl. am preußischen Beispiel Helmut Schraven: Einbürgerungsakten der Bezirksregierungen, kreisfreien Städte und Kreise. In: Jens Heckl (Hg.): Unbekannte Quellen. „Massenakten“ des 20. Jahrhunderts. Untersuchungen seriellen Schriftguts aus normierten Verwaltungsverfahren. Bd. 1. Düsseldorf: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen 2010 (= Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen, 32), S. 15–21. Es wurde deshalb nicht versucht, unleserliche Unterschriften und Paraphen anhand sekundärer Quellen zu identifizieren.
512
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
förmlich um eine Stellungnahme zu Horváths wirtschaftlichen Verhältnissen ersuchen musste, was auf dem Dienstweg sechs Wochen in Anspruch nahm (AK1/1.1.3–1.1.4).37 Zu stellen war der Antrag bei der Gemeindeverwaltung am Wohnsitz. Das war für Horváth der Gemeinderat des Marktes Murnau.38 Entschieden wurde durch die mittlere Verwaltungsebene, hier die Regierung für Oberbayern in München. Dazwischen wurde der Antrag durch die untere Gebietsverwaltung geprüft, in Bayern durch das zuständige Bezirksamt, das einem heutigen Landkreis entsprach. Die Bezirksämter waren Querschnittsbehörden mit weit gefassten Zuständigkeiten für die Zivilverwaltung und führten die Rechtsaufsicht über die Kommunen.39 Murnau unterstand dem Bezirksamt Weilheim. Im System der urschriftlichen Korrespondenz waren die Weilheimer Akten der Mittelpunkt des schriftlichen Verfahrens und der Ort ihrer gemeinsamen Ablage und Archivierung, nachdem die Teile in unterschiedlichen Konfigurationen von April 1927 bis Juni 1928 ihre Bahnen durch den Behördenkosmos gezogen hatten. Weiterhin treten auf: die Außenstelle Bad Reichenhall des Bezirksamts Berchtesgaden40, die Stadtverwaltung Bad Reichenhall, die staatliche Gendarmerie in Murnau, die Stadtverwaltung in München, die staatliche Polizeidirektion ebendort und in einer Nebenrolle das Reichsministerium der Justiz. Das Drama wurde ungleichmäßig gespielt. Auf kurze Laufwege zwischen den Behörden folgten wochenlange Liegezeiten auf Aktenstapeln. Es zu lesen ist schwierig, weil die beteiligten Stellen grundsätzlich im direktschriftlichen Verfahren arbeiteten und die wenigen primären Schriftstücke des Vorgangs durch immer neues Aufsetzen von Einträgen und urschriftliche Weitergabe an die nächste Behörde fortspannen. Dabei bedienten sie sich häufig Verfügungen aus zwei Punkten, wobei (I.) eine Aufforderung für den Empfänger und (II.) die Versendung „G. R.“, d.h. gegen Rückgabe, enthält, oder aber (I.) die Beantwortung der Anfrage und (II.) die Rücksendung des Schriftstücks. Eine lineare Lektüre dieser Kettenbriefe ist unmöglich, doch die Journalnummern können als roter Faden dienen. Das Formular aus Murnau hätte glatt zur Vorlage bei der Regierung durchlaufen können, hätte das Bezirksamt die Angaben nicht für ungenügend gehalten und am 13. Dezember 1927 Nachforschungen bei vier Stellen ausgelöst, deren Niederschlag die heutige komplexe Aktenlage bildet: 1. Gemeinde Murnau: Wäre Horváth als Staatsbürger ein Gewinn für Bayern? Sind seine Verhältnisse gesichert? Unterliegt er in Ungarn der Wehrpflicht? Wie steht es um die Familie? 2. Gendarmerie Murnau: Sicherheitsüberprüfung auf politischen Extremismus und Erpressbarkeit. 37
38
39
40
Im Gegensatz zu dem oben über preußische Behördenbezeichnungen Gesagten, handelte hier wirklich der Bürgermeister des Marktfleckens. Der Gemeinderat benutzte noch einen Eingangsstempel mit der Bezeichnung Magistrat, die mit der Kommunalreform von 1919 obsolet geworden war, vgl. Emma Mages: Gemeindeverfassung (19./20. Jahrhundert). In: Historisches Lexikon Bayerns, https://www.historisches-lexikonbayerns.de/Lexikon/Gemeindeverfassung_(19./20._Jahrhundert) (2.11.2021). Vgl. Wilhelm Volkert/Richard Bauer: Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. München: Beck 1983, S. 92, 96–98 und 413f. sowie Kurt G. A. Jeserich/Georg-Christoph von Unruh (Hg.): Deutsche Verwaltungsgeschichte. Bd. 2. Stuttgart: DVA 1983, S. 532f. Vgl. Volkert/Bauer 1983 (Anm. 39), S. 434 und 591.
513
Akten
3. Unmittelbar an die bezirksamtsfreie Stadt München: Einzelheiten zum angegebenen Aufenthalt Horváths dort. 4. Desgleichen an die Stadt Bad Reichenhall, hier mittelbar über die Außenstelle des zuständigen Bezirksamts. Um die Komplexität des urschriftlichen Geschäftsgangs zu erfassen, lohnt es sich, die Manifestationen dieses Akts im Papier zu betrachten: 1. Das ursprüngliche Formular wird an die Gendarmerie geschickt und kehrt mit aufgesetzter Stellungnahme zurück (AK1/1.1.6–1.1.7). 2. Die Nachforschungen werden mit einem abgeänderten Formschreiben (AK1/1.3) für solche Fälle eingeleitet, dessen Original an die Gemeindeverwaltung von Murnau geht und von dort mit einem Erhebungsbogen (AK1/1.2.1) beantwortet wird. Da sich daraus Unstimmigkeiten mit anderen Erkenntnissen ergeben, wird der Bogen urschriftlich zurückgesandt (AK1/1.2.2). 3.–4. Das Formschreiben für Murnau enthielt auch die Entwurfsanweisungen zu den Nachforschungen in München und Bad Reichenhall. Dazu waren gesonderte Schreiben (AK1/1.5.1 und 1.7.1) auszufertigen, die von den Empfängern ihrerseits urschriftlich beantwortet wurden. Der interne Geschäftsgang der Stadt München spiegelt diese Komplexität im Kleinen (AK1/1.5.2 und 1.6.1–1.6.3). Es wurde eine Reihe von Ämtern bis hin zum Stadtarchiv beteiligt. Die Verwendung von Stempelverfügungen lässt erkennen, wie standardisiert das Verfahren war. Gleichzeitig geht der Weg des physischen Papiers daraus nicht lückenlos hervor. Den internen Geschäftsgang in München nachzuvollziehen, wäre ebenso frucht- wie hoffnungslos. Insgesamt ergibt sich folgende Chronologie, die jeweils beim Eingangsstempel des Adressaten ansetzt: Datum 7. April 1927
Schriftstücke Handlungen 1.1.1 Horváth stellt Einbürgerungsantrag
30. Juni – 2. Juli 1927
1.4.1–1.4.3
Gemeinderat Murnau holt Strafregisterauszug ein
20. Juli – 26. September 1927
1.1.2–1.1.5
Einbürgerungsverfahren in Murnau
13. Dezember 1927
1.1.6, 1.3, 1.5.1, 1.7.1
Prüfung beim Bezirksamt Weilheim, Nachforschungen werden ausgelöst
15. Dezember 1927 – 27. Januar 1928
1.5.1–1.6.3
Nachforschungen der Stadtverwaltung München
15.–21. Dezember 1927 1.3, 1.2.1
Nachforschungen der Gemeinde Murnau
15.–21. Dezember 1927 1.1.6, 1.1.7
Nachforschungen der Gendarmeriestation Murnau
16. Dezember 1927 – 4. Januar 1928
1.7.1–1.7.4
Nachforschungen der Bezirksamtsaußenstelle Bad Reichenhall
31. Januar – 1. März 1928
1.2.2, 1.8.1
Revision der Angaben der Gemeinde Murnau
514
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
3. März 1928
1.2.3
Horváth interveniert persönlich beim Bezirksamt
17. März – 18. Mai 1928
1.8.2, 1.10
Regierung Oberbayern entscheidet über den Antrag
22. Mai – 27. Juni 1928
1.11, 1.9.1–1.9.3
Abwicklung in Weilheim und Murnau, Verkündung gegenüber Horváth
Die bekannte Maxime „quod non est in actis, non est in mundo“ war immer Wunschdenken: Weder die mündlichen Absprachen Horváths mit dem Bürgermeister Utzschneider, die vorausgegangen sein müssen und wohl auch zu seiner Vorsprache beim Bezirksamt zwei Tage nach der letzten Stellungnahme der Gemeinde geführt haben, sind aktenmäßig fassbar, noch die Gründe, aus denen die Regierung in München den Antrag abgelehnt hat.
Urteile im Ehescheidungsprozess (AK3) Die Unterlagen stammen aus den Akten des Landesgerichtes für Zivilrechtssachen Wien. Neben mehreren Überlieferungsformen von dessen erstinstanzlichem Urteil (AK3/3.3.1–3.3.3) enthält sie ein Exemplar des bestätigenden Urteils der zweiten Instanz (AK3/3.2.1) sowie der Postzustellungsurkunden an die Anwälte der Prozessparteien für beide Urteile (AK3/3.2.2 und 3.3.4). Ein Blanko-Formular (AK3/3.1) über eine Testamentseröffnung ist anhand des Aktenzeichens als Teil des Vorgangs zu erkennen, doch bleibt der Bezug unklar. Da es sich nicht um den vollständigen Vorgang des Gerichts handelt, sondern um ein Selekt des verwahrenden Archivs in einer Sammlung von Einzelunterlagen zu bedeutenden Persönlichkeiten, entziehen sich diese Fragmente einer näheren Einordnung. Hierfür wäre die Kenntnis der Verhandlungsniederschriften und eingereichten Unterlagen der Parteien nötig.
Emigrantenakten des Bezirksamts Weilheim (AK4) Bayern stellte 1812, wie andere deutsche Staaten, nach napoleonischem Vorbild als Teil des Militärs eine Gendarmerie auf, die auf dem Land für Ordnung sorgen sollte. Mit der Revolution wurde die Gendarmerie 1919 zu einer zivilen Institution im Geschäftsbereich des Innenministeriums.41 Der dritte und kürzeste Vorgang enthält den örtlichen Niederschlag einer landesweiten Umfrage der Gendarmerie bei ihren örtlichen Gliederungen zur Erfassung von Personen, die als Kommunisten betrachtet wurden und entweder aus dem Zuständigkeitsbereich geflüchtet oder in diesem aufgetaucht waren. Er enthält den Einzelbericht der Murnauer Station an das Bezirkskommando zur Person des „Edelkommunisten“42 Horváth (AK4/4.1) und die tabellarische Zusam41 42
Vgl. Volkert/Bauer 1983 (Anm. 39), S. 51f. Diese Charakterisierung wird auch in einem Polizeibericht zur Verhaftung des Studenten Walter Specht-Fey wiederholt, in dessen Wohnung neben kommunistischer Literatur ein Brief Horváths gefunden worden war, vgl. Staatsarchiv München, LRA 199043, unfoliiert.
515
Akten
menfassung (AK4/4.2), die dort aus allen Meldungen zusammengestellt und an das Bezirksamt als zuständige koordinierende Behörde der Innenverwaltung berichtet wurde. Es fehlt der auslösende, im Murnauer Bericht genannte Bezugserlass der Bayerischen Politischen Polizei als oberer Landesbehörde im Geschäftsbereich des Innenministeriums, die ab April 1933 von Himmler aufgebaut worden war. „Politische Polizei“ ist auch der Betreff der Akte, aus der die Stücke stammen. In einer weiteren Akte dieses Betreffs liegt eine eigene Tabelle des Bezirksamts vor (AK4/4.3), zu deren Kontext keine Informationen vorhanden sind.
Einzelstücke Horváths Zeugenaussage im Saalschlachtprozess (AK5/5) ist ein Teil eines Eintrags in einem Verhandlungsprotokoll des erkennenden Gerichts ohne weitere Besonderheiten. Der Brief Horváths an den Neuen Bühnenverlag (AK6/6) unterliegt insofern einem quellenkritischen Vorbehalt, weil er nicht als Entwurf, Ausfertigung oder Durchschrift vorliegt (umgangssprachlich: ‚im Original‘), sondern als Insert, d.h. als ihres Kontexts entkleidete Abschrift, die in ein Mantelschriftstück eingebettet ist.
516
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
Aktenfaksimiles
517
Akten
518
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes Weilheim 1927–1928 (AK1)
519
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
520
AK1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher Kommentar AK1 StA München, LRA 138989
521
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
522
AK1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1Kommentar /1.1.1 StA München, LRA 138989
523
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
524
AK1/1.1.1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1/1.1.2–1.1.4 Kommentar StA München, LRA 138989
525
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten AK1/1.1.5–1.1.7
526
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1/1.2.1–1.2.3 Kommentar StA München, LRA 138989
527
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten AK1/1.2.1–1.2.3
528
StA München, LRA 138989
1/1.3 Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicherAK Kommentar StA München, LRA 138989
529
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
530
AK1/1.4.1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1Kommentar /1.4.1 StA München, LRA 138989
531
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
532
AK1/1.4.2
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1Kommentar /1.4.3 StA München, LRA 138989
533
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
534
AK1/1.5.1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1Kommentar /1.5.2 StA München, LRA 138989
535
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
536
AK1/1.6.1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1/1.6.2–1.6.3 Kommentar StA München, LRA 138989
537
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
538
AK1/1.7.1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1/1.7.2–1.7.4 Kommentar StA München, LRA 138989
539
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten AK1/1.8.1–1.8.2
540
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1Kommentar /1.9.1 StA München, LRA 138989
541
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
542
AK1/1.9.2
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher AK1/1.10–1.11 Kommentar StA München, LRA 138989
543
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes WeilheimAkten
544
AK1
StA München, LRA 138989
Einbürgerungsakte des Bezirksamtes EinleitungWeilheim und aktenkundlicher Kommentar AK1 StA München, LRA 138989
545
Akten
546
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
Mitgliedsakte der Reichsschrifttumskammer 1934–1938 (AK2)
547
Mitgliedsakte der Reichsschrifttumskammer, 1934–1938 Akten
548
AK2
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK
Einleitung und aktenkundlicher AK2/2.0 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
549
Mitgliedsakte RSK – Aufnahme in den RDS
Akten
550
AK2/2.1
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – Aufnahme Einleitung in denund RDSaktenkundlicher AK2/2.2 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
551
Mitgliedsakte RSK – Aufnahme in den RDS
Akten
552
AK2/2.2
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – Aufnahme Einleitung in denund RDSaktenkundlicher AK2/2.3 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
553
Mitgliedsakte RSK – Verbot Jugend ohne Gott Akten
554
AK2/2.4
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – VerbotEinleitung Jugend ohne undGott aktenkundlicher AK2/2.5 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
555
Mitgliedsakte RSK – Verbot Jugend ohne Gott Akten
556
AK2/2.6
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – VerbotEinleitung Jugend ohne undGott aktenkundlicher AK2/2.7 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
557
Mitgliedsakte RSK – Verbot Jugend ohne Gott Akten
558
AK2/2.8
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – VerbotEinleitung Jugend ohne undGott aktenkundlicher AK2/2.9 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
559
Mitgliedsakte RSK – Streichung MitgliederlisteAkten AK2/2.10
560
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – Streichung Einleitung Mitgliederliste und aktenkundlicher AK2/2.10 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
561
Mitgliedsakte RSK – Streichung MitgliederlisteAkten AK2/2.10
562
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – Streichung Einleitung Mitgliederliste und aktenkundlicher AK2/2.11 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
563
Mitgliedsakte RSK – Streichung MitgliederlisteAkten AK2/2.12.1
564
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Mitgliedsakte RSK – Streichung Einleitung Mitgliederliste und aktenkundlicher AK2/2.12.2 Kommentar Bundesarchiv, R 9361-V/6585
565
Mitgliedsakte RSK – Streichung MitgliederlisteAkten AK2/2.13
566
Bundesarchiv, R 9361-V/6585
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
Akte des Wiener Stadt- und Landesarchivs zur Ehescheidung 1934 (AK3)
567
Persönlichkeitsakte Horváth – Ehescheidung 1934 Akten
568
AK3
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Testamentseröffnung blanko Einleitung und aktenkundlicher Kommentar AK3/3.1
569
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Testamentseröffnung blanko
Akten
570
AK3/3.1
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Testamentseröffnung blanko Einleitung und aktenkundlicher Kommentar AK3/3.1
571
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Ablehnung der BerufungAkten
572
AK3/3.2.1
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Ablehnung Einleitung der Berufung und aktenkundlicher Kommentar AK3/3.2.1
573
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Ablehnung der BerufungAkten
574
AK3/3.2.1
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Ablehnung Einleitung der Berufung und aktenkundlicher Kommentar AK3/3.2.1
575
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Ablehnung der BerufungAkten
576
AK3/3.2.1
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Flatter/Löwit Einleitunganund LG aktenkundlicher Wien, 10.11.1934Kommentar AK3/3.2.2
577
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Entwurf
Akten
578
AK3/3.3.1
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Entwurf und aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.1
579
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Entwurf
Akten
580
AK3/3.3.1
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Entwurf und aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.1
581
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Entwurf
Akten
582
AK3/3.3.1
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Durchschrift und 1aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.2
583
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Durchschrift 1
Akten
584
AK3/3.3.2
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Durchschrift und 1aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.2
585
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Durchschrift 1
Akten
586
AK3/3.3.2
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Durchschrift und 1aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.2
587
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Durchschrift 1
Akten
588
AK3/3.3.2
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Durchschrift und 2aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.3
589
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Durchschrift 2
Akten
590
AK3/3.3.3
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Durchschrift und 2aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.3
591
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Durchschrift 2
Akten
592
AK3/3.3.3
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Einleitung Durchschrift und 2aktenkundlicher Kommentar AK3/3.3.3
593
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Urteil, Durchschrift 2
Akten
594
AK3/3.3.3
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Ehescheidung 1934 – Flatter/Löwit Einleitunganund LG Wien, aktenkundlicher 7.9.1934 Kommentar AK3/3.3.4
595
WStLA, 3.1.4.A1.H17
Akten
596
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
Emigrantenakten des Bezirksamts Weilheim 1935 (AK4)
597
Emigrantenakten 1935
Akten
598
AK4/4.1
StA München, LRA 3862
Emigrantenakten 1935
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar AK4/4.2
599
StA München, LRA 3862
Emigrantenakten 1935
Akten
600
AK4/4.2
StA München, LRA 3862
Emigrantenakten 1935
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar AK4/4.3
601
StA München, LRA 3865
Akten
602
Einleitung und aktenkundlicher Kommentar
Einzelstücke Zeugenaussage im Murnauer Saalschlachtprozess 1931 (AK5) Der Neue Bühnenverlag im Verlag für Kulturpolitik an Reichsdramaturgen Schlösser, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda 1934 (AK6)
603
Zeugenaussage „Saalschlachtprozess“ 1931
Akten AK5/5
604
StA München, AG 69110, Bl. 168
Zeugenaussage „Saalschlachtprozess“ Einleitung und 1931aktenkundlicher AK5/5Kommentar StA München, AG 69110, Bl. 169
605
Bühnenverlag an Schlösser, 26. Juni 1934
Akten AK6/6
606
Bundesarchiv, R 55/20168, Bl. 195
Bühnenverlag an Schlösser,Einleitung 26. Juni 1934 und aktenkundlicher AK6/6 Kommentar Bundesarchiv, R 55/20168, Bl. 195v
607
Bühnenverlag an Schlösser, 26. Juni 1934
Akten AK6/6
608
Bundesarchiv, R 55/20168, Bl. 196
Regesten
Regesten Zusammengestellt von Holger Berwinkel
AK1 = Einbürgerungsakte des Bezirksamtes Weilheim, 1927–1928 1. Einbürgerungsakte des Bezirksamts Weilheim Staatsarchiv München, LRA 138989, unfoliiert 1.1.1 Murnau, 1927 April 7 Gemeinderat Murnau: Einbürgerungsantrag Ödön von Horváths. Verhandlungsprotokoll als Punkt I einer Büroverfügung, Direktschrift, Vordruck mit hs. Eintragungen, Unterschriften Horváths und des Bürgermeisters Utzschneider, Journalnummer III/1797. 1.1.2 Murnau, 1927 Juli 20 Gemeinderat Murnau: Keine weitere Bearbeitung des Antrags wegen zum Teil nicht erfüllter Voraussetzungen. Beschlussprotokoll als Punkt IV einer Büroverfügung, Direktschrift, Vordruck mit hs. Streichungen und Eintragungen, Unterschrift des Bürgermeisters Utzschneider. 1.1.3 Murnau, 1927 August 1 Gemeinderat Murnau an Ortsfürsorgeausschuss („Armenrat“) Murnau: Aufforderung zur Stellungnahme. Schreiben als Punkt V einer Büroverfügung, Direktschrift, Vordruck mit hs. Eintragungen, Unterschrift des Bürgermeisters Utzschneider. 1.1.4 Murnau, 1927 September 13 Ortsfürsorgeausschuss Murnau an Gemeinderat Murnau: Befürwortung der weiteren Bearbeitung. Schreiben als Punkt VI einer Büroverfügung, Direktschrift, Vordruck mit hs. Eintragungen, Unterschrift des Ausschussvorstands Utzschneider. 1.1.5 Murnau, 1927 September 26 Gemeinderat Murnau an Bezirksamt Weilheim: Urschriftliche Abgabe des Vorgangs zur weiteren Bearbeitung. Bericht als Punkt VII einer Büroverfügung, Direktschrift, Vordruck mit hs. Eintragungen, Unterschrift des Bürgermeisters Utzschneider. Journalnummer des Bezirksamt 7038. 1.1.6 Weilheim, 1927 Dezember 13 Bezirksamt Weilheim an Gendarmeriestation Murnau: Urschriftliche Übersendung des Vorgangs zur Stellungnahme zu Lebensverhältnissen und Gesinnung Horváths. Schreiben als Punkt II einer Büroverfügung, unter 1.1.5 aufgesetzte masch. Direkt-
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Akten
schrift, Unterschrift, Journalnummer 7038, Geheimhaltungsgrad Vertraulich. Punkt I der Büroverfügung mit Durchstreichungen als Zeichen der Erledigung, siehe 1.3. Eingangsvermerk der Gendarmeriestation vom 15. Dezember, Journalnummer 2389. 1.1.7 Murnau, 1927 Dezember 21 Gendarmeriestation Murnau an Bezirksamt Weilheim: Stellungnahme zu 1.1.6. Schreiben, unter 1.1.6 aufgesetzte masch. Direktschrift, Unterschrift des Stationskommandanten Mühlhauer. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 22. Dezember, Journalnummer 7038. 1.2.1 Murnau, 1927 Dezember 21 Gemeinderat Murnau an Bezirksamt Weilheim: Stellungnahme zu 1.3. Bericht, Ausfertigung, recto hs. ausgefülltes Formular, verso masch., Behördenstempel und Unterschrift „Paul“. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 22. Dezember, Journalnummer 7038. 1.2.2 Weilheim, 1928 Januar 31 Bezirksamt Weilheim an Gemeinderat Murnau: Urschriftliche Rücksendung von 1.2.1 zur Berichtigung der Angaben. Verfügung, unter 1.2.1 aufgesetzte masch. Direktschrift, Unterschrift. Eingangsvermerk des Gemeinderats Murnau vom 3. Februar, Journalnummer 379. 1.2.3 Weilheim, 1928 März 3 Bezirksamt Weilheim: Vorsprache Horváths zu Deutsch als Muttersprache. Aktenvermerk, unter 1.2.2 aufgesetzte masch. Direktschrift, Unterschrift. 1.3 Weilheim, 1927 Dezember 13 Bezirksamt Weilheim: Ausfertigung der vorgesehenen (1.1.6) Schreiben an Stadtrat München (1.5.1) und Bezirksamtsaußenstelle Reichenhall (1.7.1). Urschriftliche Übersendung an Gemeinderat Murnau zur Ergänzung des Einbürgerungsantrags. Büroverfügung, Direktschrift, vervielfältigtes Formular mit masch. Ergänzung ab Punkt 3 und hs. Eintragungen, Unterschrift, Journalnummer 7038. Eingangsvermerk des Gemeinderats („Magistrat“) Murnau vom 15. Dezember, Journalnummer 3580. 1.4.1 [Berlin, 1927 Juli 2] Reichsministerium der Justiz: Strafregisterauszug zu Horváth. Registerauszug, Direktschrift als Anlage zu 1.4.2, Vordruck mit hs. Eintragungen. 1.4.2 Murnau, 1927 Juni 30 Gemeinderat Murnau an Reichsministerium der Justiz: Übersendung des Formulars 1.4.1 zum Ausfüllen. Schreiben, behändigte Ausfertigung, hs. ausgefüllter Vordruck, Unterschrift des Bürgermeisters Utzschneider. Eingangsvermerk des Ministeriums vom 2. Juli. Ausfertigungsnummer der Anlage (1.4.1) 1824.
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Regesten RegestenA1
1.4.3 Berlin, 1927 Juli 2 Reichsministerium der Justiz an Gemeinderat Murnau: Urschriftliche Rücksendung von 1.4.2 mit 1.4.1. Schreiben, Ausfertigung, hs. ausgefüllter Vordruck auf der verso-Seite von 1.4.1, Portofreistempel. 1.5.1 Weilheim, 1927 Dezember 13 Bezirksamt Weilheim an Stadtrat München: Anforderung von Erkenntnissen über Horváths Zeit in München. Schreiben, behändigte Ausfertigung, vervielfältigtes Formular mit hs. Eintragungen, Unterschrift, Journalnummer 7038. Eingangsstempel der Posteingangsstelle („Einlaufamt“) des Stadtrats München vom 15. Dezember 1927, Journalnummer 1469/27. Urschriftliche Übersendung durch das Wohlfahrtsamt der Stadt an Referat V vom 19. Dezember, Journalnummer 3282. Urschriftliche Übersendung durch das Stadtarchiv an Referat V vom 20. Dezember 1927, Journalnummer 1505/239. Urschriftliche Übersendung durch die Registratur an Referat V vom 21. Dezember, Journalnummer 1469 I 27. Unterschriften und Paraphen. 1.5.2 München, 1927 Dezember 23 Stadtrat München, Referat V, an Polizeidirektion München: Aufforderung zur Einschätzung des Leumunds und der Aufenthaltszeit Horváths in München. Schreiben, auf verso-Seite von 1.5.1 aufgesetzte hs. Direktschrift, Unterschrift, Journalnummer 1469 V. Verfügung der Polizeidirektion (Leumundsamt) vom 27. Dezember über den Geschäftsgang. Dazu: Hs. Stellungnahme des Einwohnermeldeamts vom 27. Dezember; undatierter hs. Vermerk des Aktenraums über die Beigabe von 2 Akten; gestempelter Vermerk der Steckbriefsammlung vom 30. Dezember über die Nicht-Vormerkung im Fahndungsbuch; gestempelter Vermerk der Abteilung VI a zur politischen Einschätzung vom 31. Dezember. Unterschriften und Paraphen. 1.6.1 München, 1928 Januar 1 Abteilung VI b der Polizeidirektion München an Leumundsamt: Rückgabe von 1.5.2 mit beigefügten Akten. Innerdienstlicher Bericht, hs. Ausfertigung, Unterschrift, Paraphe des Konzipienten „Tr“. 1.6.2 München, 1928 Januar 4 Polizeidirektion München, Leumundsamt, an Stadtrat München, Referat V: Keine nachteiligen Erkenntnisse über Horváth bekannt. Schreiben, auf verso-Seite von 1.6.1 aufgesetzte Direktschrift, Stempel mit hs. Eintragungen, Unterschriftenstempel, Journalnummer IV.152. Eingangstagesstempel des Stadtrats vom 7. Januar.
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Akten
1.6.3 München, 1928 Januar 27 Stadtrat München an Bezirksamt Weilheim: Rückübersendung des Vorgangs. Keine Einwände gegen Horváths Einbürgerung. Schreiben, unter 1.6.2 aufgesetzte hs. Direktschrift, Unterschriften, Journalnummer 1469 V, Abgangstagesstempel vom 27. Januar. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 29. Januar, Journalnummer 7038/27. 1.7.1 Weilheim, 1927 Dezember 13 Bezirksamt Weilheim an Bezirksamtsaußenstelle Bad Reichenhall: Anforderung von Erkenntnissen über Horváths Aufenthalt in Bad Reichenhall. Schreiben, behändigte Ausfertigung, vervielfältigtes Formular mit hs. Eintragungen, Unterschrift, Journalnummer 7038. Eingangsvermerk der Bezirksamtsaußenstelle vom 16. Dezember, Journalnummer 5025. 1.7.2 Bad Reichenhall, 1927 Dezember 16 Bezirksamtsaußenstelle Bad Reichenhall an Stadtrat Bad Reichenhall: Urschriftliche Übersendung zur Beantwortung. Verfügung, auf verso-Seite von 1.7.1 aufgesetzte hs. Direktschrift, Unterschriftenstempel, Journalnummer 5025. Eingangsvermerk des Stadtrats vom 16. Dezember, Journalnummer 3888. 1.7.3 Bad Reichenhall, 1928 Januar 2 Stadtrat Bad Reichenhall an Bezirksamtsaußenstelle Bad Reichenhall: Horváth vor Ort niemals gemeldet, Kuraufenthalt 1919. Bericht, unter 1.7.2 aufgesetzte masch. Direktschrift, Unterschriftenstempel, Journalnummer 3888.IV. Eingangsvermerk der Bezirksamtsaußenstelle vom 4. Januar, Journalnummer 5025. 1.7.4 Bad Reichenhall, 1928 Januar 4 Bezirksamtsaußenstelle Bad Reichenhall an Bezirksamt Weilheim: Rückübersendung des Vorgangs. Schreiben, unter 1.7.3 aufgesetzte hs. Direktschrift, Unterschrift. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 11. Januar, Journalnummer 7038. 1.8.1 Murnau, 1928 März 1 Gemeinderat Murnau an Bezirksamt Weilheim: Rückübersendung des Vorgangs mit Stellungnahme zu 1.2.2. Schreiben, behändigte Ausfertigung, Unterschrift. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 3. März 1928, Journalnummer 7038/27. 1.8.2 Weilheim, 1928 März 15 Bezirksamt Weilheim an Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern: Vorlage des Vorgangs zur Entscheidung. Bericht, masch. Direktschrift unter 1.8.1, Unterschriften, Journalnummer 7038/27. Eingangsvermerk der Kammer vom 17. März 1928, Journalnummer d 1513 A I. Unklare Zuschreibung auf „5“ vom 20. März, Paraphe.
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Regesten Regesten A1–A2
1.9.1 Weilheim, 1928 Mai 23 Bezirksamt Weilheim an Gemeinderat Murnau: Ablehnung des Einbürgerungsantrags. Rückgabe von Unterlagen. Verfügung, behändigte masch. Ausfertigung, Unterschrift, Journalnummer 3647. Eingangsvermerk des Gemeinderats vom 30. Mai 1928, Journalnummer 1591, Gebührenvermerk. 1.9.2 Murnau, 1928 Juni 27 Gemeinderat Murnau an Bezirksamt Weilheim: Erfolgte Verkündung der Ablehnung, Aushändigung der Unterlagen und Begleichung der Gebühren. Quittung, masch. Direktschrift mit hs. Eintragungen auf verso-Seite von 1.9.1, Unterschriften Horváths und des Bürgermeisters Utzschneider. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 29. Juni 1928, Journalnummer 3647. 1.10 Murnau, 1928 Mai 18 Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern: Ablehnung des Einbürgerungsantrags. Verfügung, Ausfertigung, masch. ausgefülltes Formular, Unterschrift, Gebührenvermerk, Journalnummer d 1513 A I. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 22. Mai, Journalnummer 3647. 1.11 Weilheim, 1928 Mai 23 Bezirksamt Weilheim an Gemeinderat Murnau: Ablehnung des Einbürgerungsantrags. Rückgabe von Unterlagen. Verfügung, hs. Entwurf zu 1.9.1, Unterschrift, Journalnummer 3647, gestempelter/hs. Gebührenvermerk.
AK2 = Mitgliedsakte der Reichsschrifttumskammer, 1934–1938 2. Mitgliedsakte der Reichsschrifttumskammer Bundesarchiv R 9361-V/6585, teilweise vorarchivisch foliiert 2.0 Vorblatt mit Mitgliedsnummer des RDS „875“ und Registratursignatur der RSK „02512“. Vorgang: Aufnahme Horváths in den RDS 2.1 Berlin, 1934 Juli 11 Horváth an Reichsverband Deutscher Schriftsteller: Erklärung des Beitritts. Antrag, Direktschrift, Vordruck (Kopfbogen) mit hs. Eintragungen, Unterschrift. Mitgliedsnummer 875, unklarer Vermerk „N“, Einstufung als „arisch“, Genehmigung der Aufnahme mit Rotstift.
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Akten
2.2 Berlin, 1934 Juli 11 Anlage zu 2.1: Angaben zur Person. Fragebogen, Direktschrift, Vordruck (Kopfbogen) mit hs. Eintragungen, Unterschrift. Mitgliedsnummer 875, unklarer Vermerk „N“. 2.3 [Berlin] 1934 Juli 12 RSK: Mitgliedsbogen über Horváth. Aktenvermerk, masch. Durchschrift eines Formulars mit hs. Nachträgen der Aufenthaltsorte und Beitragszahlungen, Mitgliedsnummer 875, rote Zuschreibung „Mi[tgliederkartei]“ vom 25. Juli, Vermerk „VDB“ (Verband deutscher Bühnenschriftsteller). Vorgang: Verbot von Jugend ohne Gott (1937) 2.4 Berlin, 1938 Januar 10 Geheimes Staatspolizeiamt (über RKK) an RSK: Aufforderung zum Verbot von Jugend ohne Gott. Schreiben, behändigte masch. Ausfertigung auf Kopfbogen, Unterschrift „Dr. Ranz“, Journalnummer II P 2 4046/E, Anlagenvermerk mit Rückerbittung des Belegexemplars. Eingangsvermerk der RKK vom 8. Januar, Aktenzeichen 524/358 vom 15. Januar. Eingangsvermerk der Reichsschrifttumskammer vom 20. Januar, Geschäftszeichen Gf IIa – 02512, Foliierung 1. 2.5 Berlin, 1938 Januar 25 RSK über RKK an Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda, Abteilung VIII: Anforderung eines Votums zum Verbot von Jugend ohne Gott. Bericht, masch. Durchschrift auf rotem Papier, Paraphe des Konzipienten Menz, Abzeichnung durch Ihde, abgehaktes Geschäftszeichen Gf IIa – 02512, Anlagenvermerk, zdA-Verfügung des Konzipienten vom 25. Januar, Foliierung 2. 2.6 Berlin, 1938 Februar 7 Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda an RSK: Zwischenbescheid über die eingeleitete Prüfung. Erlass, behändigte masch. Ausfertigung auf Kopfbogen, gez. „Dr. Hövel“, Beglaubigungsvermerk, Geschäftszeichen und Journalnummer VIII/8270/25.1.38–1649.5/8. Eingangsvermerk der Reichsschrifttumskammer vom 9. Februar, Geschäftszeichen Gf IIa – 02512, rote Kenntnisnahme Ihdes vom 9. Februar, zdA-Verfügung mit Paraphe vom selben Tag, Foliierung 3. 2.7 Berlin, 1938 März 7 Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda an RSK: Zustimmung zum Verbot. Aufforderung zur Berichterstattung. Erlass, behändigte masch. Ausfertigung auf Kopfbogen, gez. „Dr. Greiner“, Beglaubigungsvermerk, Geschäftszeichen und Journalnummer VIII/8270/25.1.38–1649.5/8. Eingangsvermerk der Reichsschrifttumskammer vom 9. März, abgehaktes Geschäftszeichen Gf IIa – 02512, grüne Unterstreichung an Horváths Namen im Betreff, Kenntnisnahme Ihdes vom 9. März, Foliierung 4.
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Regesten RegestenA2
2.8 [Berlin] 1938 März 14 RSK über RKK an Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda: Verbot von Jugend ohne Gott. Veranlassung der Beschlagnahme. Bericht, masch. Durchschrift auf rotem Papier, Abzeichnung durch Ihde, abgehaktes Geschäftszeichen Gf IIa – 02512, zdA-Verfügung, Foliierung 5. 2.9 [Berlin] 1938 März 14 RSK über RKK an Geheimes Staatspolizeiamt: Verbot von Jugend ohne Gott. Aufforderung zur Beschlagnahme auftauchender Exemplare. Schreiben, masch. Durchschrift auf rotem Papier, Abzeichnung durch Ihde, Geschäftszeichen Gf IIa – 02512, Vermerk „Emigrant“, Verfügung der durchschriftlichen Mitteilung an den Reichsführer SS, zdA-Verfügung vom 19. März, Foliierung 6. Vorgang: Streichung Horváths aus der Mitgliederliste 2.10 Berlin, 1937 Februar 19 RSK, Buchhaltung: Horváth in Wien ansässig. Streichung wegen Beitragssäumigkeit. Aktenvermerk, hs. Direktschrift auf der verso-Seite eines unausgefüllten (!) Formulars zur Zwangseintreibung von Mitgliedsbeiträgen, Unterschrift Paetzolds, Mitgliedsnummer 875, Anlagenvermerk „siehe auch anliegenden Umschlag“, bezogen auf einen leeren, an Horváth, Maximilianstraße 35 in München, adressierten Briefumschlag mit Dienststempel der RSK und postalischem Unzustellbarkeitsvermerk vom 10. Februar. 2.11 Berlin, 1937 Februar 24 RSK, Referat II D, an Zentral-Mitgliederkartei: Streichung Horváths. Verfügung, Direktschrift, hs. ausgefülltes Formular, Abzeichnung durch Linhard und Paraphe des Konzipienten Müller, Geschäftszeichen IID – /2 mi 875. Vermerk der Mitgliederkartei über die Streichung vom 6. März, rote Verfügung „Einwohnermeldeamt anfragen“. 2.12.1 Berlin, 1938 September 23 RSK, Referat II D, an Einwohnermeldeamt München: Ersuchen um Horváths neue Anschrift. Schreiben, behändigte masch. Ausfertigung auf Kopfbogen, Dienstsiegel und Unterschrift Reisners. Eingangsstempel des Polizeipräsidiums München vom 26. September, Paraphe. 2.12.2 München, 1938 Oktober 6 Polizeipräsidium München, Einwohnermeldeamt, an RSK: Tod Horváths am 1. Juni 1938 in Paris. Adresse des Vaters. Rückübersendung des Vorgangs. Schreiben, auf verso-Seite von 2.12.1 aufgesetzte masch. Direktschrift, Unterschrift. Eingangsvermerk der Reichsschrifttumskammer vom 8. Oktober, Geschäftszeichen IID 02512, Vermerke der Kenntnisnahme in den Sachgebieten Buchhaltung, Mitgliederkartei und Statistik der RSK mit Paraphen, 21. Oktober.
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Akten
2.13 Berlin, 1938 September 23 Durchschrift von 2.12.1, Abzeichnung durch Reisner anstelle des vorgesehenen Meyer, Paraphe des Konzipienten Müller und einer unidentifizierten Person („Man“), zdA-Verfügungen.
AK3 = Scheidung von Maria von Horváth, geb. Elsner, 1934 3. Persönlichkeitsakte des Wiener Stadt- und Landesarchivs Wiener Stadt- und Landesarchiv, HAA Persönlichkeiten, A 1, H 17 3.1 [Wien, 1934] Blanko-Formular einer Testamentseröffnung. Protokoll, vervielfältigte masch. Direktschrift mit einzelnen vorgedruckten Bestandteilen, Aktenzeichen 5g 143/34, Foliierung Bl. 1–1a. 3.2.1 Wien, 1934 Oktober 16 Oberlandesgericht Wien, Abteilung 4: Ablehnung der Berufung Maria von Horváths gegen die Scheidung ihrer Ehe. Urteil, masch. Ausfertigung, Beglaubigung durch Dienstsiegel und Unterschrift namens des Vorsitzenden Rates Velicogna, masch. Aktenzeichen des Oberlandesgerichts 4 R 769/34/11 und gestempeltes/hs. Aktenzeichen des Landesgerichts Wien 5 Cg 143/34/11, Eingangsstempel des Landesgerichts vom 7. November 1934, Umlaufverfügung vom 8. November, Foliierung Bl. 2–4. 3.2.2 Wien, 1934 November 9–10 Rechtsanwälte Flatter und Löwit an Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien: Zwei Empfangsbekenntnisse für des Urteil des Oberlandesgerichts. Reverse, urschriftlich zurückgesandtes Formular mit hs. Eintragungen und Beglaubigungen der Kanzleien, Aktenzeichen 5 Cg 143/34/11, Poststempel, Foliierung Bl. 15–16. 3.3.1 [Wien], 1934 September 2 Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien, Abteilung 5: Scheidung der Ehe zwischen Maria und Ödön von Horváth. Urteil, hs. Entwurf, gez. Jerusalem, Aktenzeichen 5 Cg 143/34/7 (nachträglich korrigiert aus „/6“), zahlreiche Textkorrekturen und sonstige Bearbeitungsspuren, Foliierung Bl. 6–8. 3.3.2 Wien, 1934 September 2 Wie 3.3.1. Urteil, masch. Durchschrift, Dienstsiegel und Unterschrift Jerusalems. Aktenzeichen 5 Cg 143/34/6, Foliierung Bl. 9–10a. 3.3.3 Wien, 1934 September 2 Wie 3.3.1. Urteil, masch. Mehrfertigung, Aktenzeichen 5 Cg 143/34/6, Abfertigungsvermerk
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Regesten Regesten A3–A4
vom 3. September, Vermerk über die Rechtskräftigkeit des Urteils und die Veraktung des Vorgangs vom 27. November, Foliierung Bl. 11–13. 3.3.4 Wien, 1934 September 7 Rechtsanwälte Flatter und Löwit an Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien: Zwei Empfangsbekenntnisse für das Urteil des Landesgerichts. Reverse, urschriftlich zurückgesandtes Formular mit hs. Eintragungen und Beglaubigungen der Kanzleien, Aktenzeichen 5 Cg 143/34/7, Poststempel, Foliierung Bl. 7a–7b
AK4 = Emigrantenakten des Bezirksamts Weilheim, 1935 4. Emigrantenakten des Bezirksamts Weilheim Staatsarchiv München, LRA 3862 und 3865 4.1 Murnau, 1935 Januar 18 Gendarmeriestation Murnau an Bezirksamt Weilheim: Flucht „Edmund“ von Horváths aus Murnau nach dem 30. Juni 1933. Gerüchte über eine Beschäftigung im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda. Personenbeschreibung und Charakterisierung. Bericht, masch. Ausfertigung, Unterschrift des Kommissärs Vogel, Journalnummer 126, Geheimhaltungsgrad Geheim. Staatsarchiv München, LRA 3862, unfoliiert. 4.2 Weilheim, 1935 Januar 25 Gendarmerie-Bezirksführung Weilheim an Bezirksamt Weilheim: Aufstellung aus dem Amtsbezirk geflohener Kommunisten, darunter Ödön („Edmund“) von Horváth (Nr. 1). Bericht, masch. Ausfertigung, Unterschrift. Eingangsvermerk des Bezirksamts vom 25. Januar, Kenntnisnahme durch Unterschrift. Staatsarchiv München, LRA 3862, unfoliiert. 4.3 [Weilheim] undatiert Bezirksamt Weilheim: Aufstellung aus dem Amtsbezirk emigrierter Personen. Aktenvermerk, Direktschrift. Staatsarchiv München, LRA 3865, unfoliiert.
AK5 = Zeugenaussage im Murnauer Saalschlachtprozess, 1931 5 [Bezugszeit: Murnau, 1931 Oktober 1] Horváth: Zeugenaussage im Murnauer Saalschlachtprozess. Eintrag in einem Verhandlungsprotokoll, masch. Direktschrift mit hs. Anstreichungen und Vermerk „SPD Auer?“. Staatsarchiv München, AG 69110, Bl. 168–169
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Akten
AK6 = Der Neue Bühnenverlag im Verlag für Kulturpolitik an Reichsdramaturgen Schlösser, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda 6 Berlin, 1934 Juni 26 Der Neue Bühnenverlag im Verlag für Kulturpolitik an Reichsdramaturgen Schlösser, Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda: Anstellung Horváths als Mitarbeiter. Politische Selbsterklärung Horváths. Geschäftsbrief, masch. Ausfertigung auf Kopfbogen, Unterschrift W. Stuhlfeld, Diktatzeichen St.O. Darin inserierter Privatbrief Horváths an den Verlag vom 18. Juni: Unberechtigte Unterstellung kommunistischer Tendenzen. Haltung zur Kriegsschuldfrage. Bekenntnis zu Deutschland. Eingangsvermerk des Reichsministeriums vom 27. Juni, Journalnummer 6070/26.6, Zuschreibung auf Abteilung VI, Paraphe We vom 4. August, unklares Tagesdatum vom 21. August. Bundesarchiv, R 55/20168 Bl. 195–196
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Regesten
Anhang
Akten
Editionsprinzipien
Editionsprinzipien Die Wiener Ausgabe (WA) sämtlicher Werke Ödön von Horváths ist eine historischkritische Edition. Sie umfasst alle abgeschlossenen und Fragment gebliebenen Werke sowie alle verfügbaren Briefe und Lebensdokumente des Autors. Den Ausgangspunkt bilden die umfangreichen werkgenetischen Materialien aus dem Nachlassbestand des Autors im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek und der Wienbibliothek im Rathaus. Für die Edition der Briefe, Dokumente und Akten Ödön von Horváths wurden zudem Bestände in zahlreichen Archiven und Institutionen in Europa und den USA gesichtet. Die einzelnen Bände der WA sind in Vorwort, Text- und Kommentarteil gegliedert. In ihrem Zusammenspiel machen diese Teile in den auf das Werk bezogenen Bänden (WA 1 bis WA 17) den Entstehungsprozess der Werke transparent und bieten die Möglichkeit eines schrittweisen Nachvollzugs bis in die Letztfassungen der Texte. Das Vorwort skizziert die Entstehungsgeschichte unter Miteinbeziehung der zeitgenössischen Rezeption. Der Textteil reiht die genetischen Materialien chronologisch, wobei die Edition in Auswahl und Textkonstitution auf Lesbarkeit zielt. Dem Lesetext ist ein kritisch-genetischer Apparat beigegeben. Dieser macht die Änderungsprozesse des Autors deutlich, auf denen die konstituierten Fassungen basieren, ferner verzeichnet er alle Eingriffe der Herausgeber. Die Endfassung des Werkes wird zusätzlich in emendierter Form dargestellt. Im Kommentarteil findet sich ein chronologisches Verzeichnis, das alle vorhandenen Textträger formal und inhaltlich beschreibt und Argumente für die Reihung der darauf befindlichen Entwürfe (E) und Textstufen (TS) sowie für die Konstitution der innerhalb der Textstufen vorliegenden Fassungen liefert. Simulationsgrafiken dienen zur Darstellung komplexer genetischer Vorgänge. Im vorliegenden Band zu den Briefen, Dokumenten und Akten (WA 18) liegt der Schwerpunkt auf der Sicherung und Bündelung der verstreuten Texte und Objekte, die erstmals in dieser Vollständigkeit ediert und in ihrer Provenienz genau belegt werden. Das Vorwort bietet hier einen Abriss der Überlieferungs- und Editionsgeschichte der Briefe, Dokumente und Akten und eine grobe Charakterisierung bedeutsamer Aspekte. Der Textteil ist unterteilt in Sektionen zu den Briefen und Dokumenten, die chronologisch geordnet kritisch ediert werden. Die einzelnen Texte und Objekte werden dabei je nach ihrem Medientyp und ihrer Beschaffenheit als linearisierter Text mit Apparat, als Faksimile mit diplomatischer Umschrift oder als reines Faksimile ediert. Die Akten zu Ödön von Horváth finden sich in einem eigenen Dossier in Form einer reinen Faksimile-Edition versammelt. Der Kommentarteil besteht für die Briefe und Lebensdokumente aus einem kommentierten Quellenverzeichnis, das sämtliche Textträger ausführlich formal und inhaltlich beschreibt und kontextualisiert. Das Dossier zu den Akten wird von einer eigenen Einleitung samt aktenkundlichem Kommentar sowie Regesten begleitet.
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Editionsprinzipien
1 Textteil Für die Transkription bzw. Konstitution der Briefe und Dokumente im Textteil gelten prinzipiell die Regeln der Wiener Ausgabe für die literarischen Texte Horváths. Aufgrund der spezifischen Medialität dieser Objekte sowie dem Umstand, dass textgenetische Aspekte hier in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle zu vernachlässigen sind, wurden bestimmte Adaptionen vorgenommen, die in Punkt 1.3 gesammelt sind.
1.1 Genetisches Material Das genetische Material wird in zwei unterschiedlichen Formen zur Darstellung gebracht: Entwürfe erscheinen in diplomatischer Transkription, Fassungen innerhalb von Textstufen werden linear konstituiert.
1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) Von genetischen Materialien, deren Topografie sich nicht in eine lineare Folge auflösen lässt, wird eine diplomatische Transkription geboten. Hierbei handelt es sich um sogenannte Entwürfe (E), in denen Horváth auf meist nur einem Blatt in Form von Strukturplänen u.ä. das grobe Konzept von Werken und Werkteilen oder knappe Textskizzen entwirft. Die diplomatische Transkription versteht sich als eine Orientierungshilfe zur Entzifferung des nebenstehend faksimilierten Originals und gibt dessen Erscheinungsbild nicht in allen Details, sondern nur insofern wieder, als dies eine vergleichende Lektüre ermöglicht. Den verwendeten Schriftgrößen kommt dabei keine distinktive Funktion zu; sie dienen dazu, die räumlichen Verhältnisse des Originals annähernd wiederzugeben. Folgende Umsetzungen finden statt: • Überschriebene Zeichen oder Wörter werden links neben den sie ersetzenden wiedergegeben, wobei der ursprüngliche Ausdruck gestrichen und der neue Ausdruck mittels zweier vertikaler Linien eingeklammert wird: tä|e|xt; text|text|. • Unlesbare Wörter erscheinen als: { }, gegebenenfalls mehrfach gesetzt; unsicher entzifferte Zeichen und Wörter als: te{x}t, {text}. • Gestrichener Text in Zeilen erscheint als: text. Vertikale oder kreuzförmige Streichungen werden als solche dargestellt. • Mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie gekennzeichneter Text wird als solcher wiedergegeben. • Unterstreichungen erscheinen als: text, text. • Deutlich von einem Wort abgesetzte Punkte werden entsprechend dargestellt: text . • Eingerahmte oder in eckige Klammern gestellte Ziffern, Wörter und Textpassagen erscheinen als: [text], gegebenenfalls auch über mehrere Zeilen gestellt. • Der vom Autor zur Strukturierung verwendete Stern (manchmal eingekreist und bis hin zu dicken schwarzen Punkten intensiviert) erscheint als: . • Das vom Autor zur Strukturierung verwendete große X erscheint als: .. • Von Horváth zur Markierung verwendete An- und Durchstreichungen werden individuell angepasst wiedergegeben.
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Editionsprinzipien
• Verweispfeile und Linien werden schematisch dargestellt, sofern sie Wörter und Textblöcke miteinander verbinden. Dienen solche Zeichen der Abgrenzung von Textteilen, werden sie nicht wiedergegeben. • Liegen auf einem Blatt mehrere Entwürfe nebeneinander, werden diese ab dem zweiten Entwurf zur besseren Unterscheidung grau hinterlegt. • Aktuell nicht relevanter Text (Entwürfe zu anderen Werken und Werkvorhaben) erscheint in Grau (50 %): text. • Die im Zuge der Berliner Bearbeitung von Horváths Nachlass partiell vorgenommene Transkription schwer lesbarer Wörter bzw. allfällige Kommentare direkt in den Originalen erscheinen kursiv und in Grau (50 %): text.
1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) Textausarbeitungen des Autors, die eine lineare Lektüre zulassen, werden (ohne Faksimileabdruck) konstituiert. Hierbei handelt es sich oft um Fassungen im Rahmen umfänglicher Textstufen (TS). Folgende Prinzipien kommen zur Anwendung: • Schichtwahl: Im Lesetext wird entweder die Grundschicht oder die in der jeweiligen Arbeitsphase gültige Korrekturschicht einer Textstufe ediert. Die Grundschicht wird im Allgemeinen dann gewählt, wenn es um die Präsentation frühester Schreibansätze geht; in eher seltenen Fällen liegen Typoskripte auch ohne handschriftliche Korrekturschichten vor. Ein genauer Ausweis der Schichtwahl (im Fall des Vorliegens komplexer Schichtungen differenziert nach unterschiedlichen Schreibwerkzeugen und Farben – z.B. schwarze Tinte, roter Buntstift) erfolgt im chronologischen Verzeichnis. • Punktuelle Streichungen und Einfügungen, die aus einer späteren Bearbeitungsphase stammen, weil das Material im Laufe des Produktionsprozesses dorthin weitergewandert ist, werden im Lesetext nicht berücksichtigt. Besondere Auffälligkeiten werden gegebenenfalls im chronologischen Verzeichnis beschrieben. • Textausarbeitungen, die nicht sinnvoll linear in eine Fassung integriert werden können, aber offensichtlich aus der gegenwärtigen Bearbeitungsphase stammen, erscheinen im Lesetext eingerückt und grau hinterlegt. • Deutlich gesetzte Leerzeilen werden in entsprechender Anzahl wiedergegeben. Emendiert (und im kritisch-genetischen Apparat ausgewiesen) werden offensichtliche Schreib- und Tippfehler des Autors sowie inkonsequente Ersetzungen oder offensichtlich falsche Setzungen von Figuren- oder Ortsnamen. Folgende Normierungen finden statt: Regie- und Szenenanweisungen erscheinen kursiv, Figurennamen in Kapitälchen (innerhalb von Regie- oder Szenenanweisungen nur dann, wenn sie vom Autor grafisch hervorgehoben wurden, ansonsten bleiben sie ohne Auszeichnung). Von Horváth handschriftlich fallweise anstelle von (runden Klammern) gesetzte [eckige Klammern] werden als runde Klammern wiedergegeben. Autortext erscheint in Times New Roman 12 pt. Herausgebertext innerhalb des Autortextes wird unter Backslashs in Helvetica 9 pt. gesetzt; im Einzelnen umfassen diese Eintragungen den Abbruch von Textbearbeitungen ohne Anschluss an den folgenden Text bzw. am Ende von Texten durch den Eintrag: \Abbruch der Bearbeitung\ sowie den Verlust von Text (z.B. durch Abriss oder Blattverlust): \Textverlust\. Unsicher
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Editionsprinzipien
entzifferte Buchstaben bzw. unsicher entzifferte Wörter erscheinen als: te{x}t, {text}; unlesbare Wörter (gegebenenfalls mehrfach gesetzt) als: { }. Blattwechsel wird durch 얍 angezeigt, die Angabe des neuen Textträgers mit Signatur erfolgt in der Randspalte. Die Ansatzmarke: text kennzeichnet im Lesetext Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungsvorgängen des Autors oder Eingriffen der Herausgeber hervorgegangen sind; nachgewiesen wird beides im kritisch-genetischen Apparat. B
N
1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat Werden Fassungen in der Grundschicht ediert, verzeichnet der kritisch-genetische Apparat die Veränderungsprozesse nur in dieser Schicht (Sofortkorrekturen). Werden Fassungen in der Korrekturschicht ediert, verzeichnet er alle Änderungsprozesse im Übergang von der Grundschicht zur Korrekturschicht; Sofortkorrekturen in der Grundschicht werden hier nicht mehr verzeichnet, sondern als Ausgangspunkt gesetzt. Ferner weist der kritisch-genetische Apparat alle Eingriffe der Herausgeber nach (diese werden von Herausgeberkommentaren eingeleitet, wie z.B. korrigiert aus:, gestrichen:, gemeint ist:). Autortext erscheint in Times New Roman 10 pt, Herausgebertext in Helvetica 9 pt.
1.2 Emendierte Endfassungen (normierter Lesetext) Was die Gestalt der Endfassungen betrifft, werfen die bisherigen Leseausgaben Horváths zahlreiche Fragen auf. Um den Benutzern der Wiener Ausgabe einen einheitlich normierten Lesetext zu bieten, erscheinen die Endfassungen der Texte zusätzlich in emendierter Form. Die Basis der Emendation sind die zeitgenössischen Rechtschreibregeln (Duden 1929 u.a.). Gegenüber den (nicht immer konsequent gepflogenen) Eigentümlichkeiten von Horváths Schreibung ergeben sich vor allem in folgenden Punkten Abweichungen: • Zusammengeschriebene Wörter und Wortgruppen wie „garnicht“, „garkein“, „nichtmehr“ werden getrennt. • Doppel-s anstelle von ß wird berichtigt (mit Ausnahme des Doppel-s im Format Figurennamen, z.B. G ROSSMUTTER ). • Interjektionen, bei Horváth oft: „A“ und „O“, werden auf „Ah“ und „Oh“ vereinheitlicht. • Falschschreibungen von Fremdwörtern werden korrigiert, sofern es sich nicht um stilistische Setzungen handelt. Werden bereits zu Horváths Lebzeiten gemäß zeitgenössischer Rechtschreibkonvention veraltete Fremdwortschreibungen verwendet (z.B. „Affaire“, „Couvert“), so wird die Schreibung Horváths beibehalten. • Fehlende Akzente werden nachgetragen, ebenso fehlende Punkte, auch bei „usw.“ etc. • Gedankenstriche, die in Typoskripten als -- realisiert sind, erscheinen als –. • Die großgeschriebene Anrede „Du“, „Ihr“ etc. wird klein gesetzt, die Höflichkeitsform erscheint groß. Ebenfalls groß bleiben persönliche Anreden in Zitaten innerhalb von Figurenreden (z.B. in von Figuren vorgelesenen Briefen, Schildern etc.).
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Editionsprinzipien
• Kleinschreibung zu Beginn ganzer Sätze nach Doppelpunkten und Gedankenstrichen wird korrigiert. • Kommasetzung, im Einzelnen: – Überzählige Kommata in „als“- und „wie“-Vergleichen werden getilgt. – Fehlende Kommata in vollständigen Hauptsätzen, die durch „und“ oder „oder“ verbunden sind, werden ergänzt; ebenso in Relativsätzen und erweiterten Infinitiv- und Partizipialgruppen. – Nach Interjektionen wie „Ja“, „Nein“, „Na“, „Ah“, „Oh“, „Geh“ wird nur dann ein Komma gesetzt, wenn die Interjektionen betont sind und hervorgehoben werden sollen. Wenn sie in den Folgetext integriert sind, werden sie nicht durch Kommata getrennt, z.B. „Na und?“ • Grammatikalische Fehler werden nur so weit korrigiert, als es sich dabei nicht um stilistische Setzungen handelt; alle dialektal geprägten Formen bleiben erhalten. • Figurennamen erscheinen in Kapitälchen (auch in Regie- und Szenenanweisungen). • Normierungen in Regieanweisungen: Bilden Regieanweisungen ganze Sätze (auch in Verbindung mit vorangegangenen Figurennamen), so wird abschließend ein Punkt gesetzt.
1.3 Zur Edition der Briefe, Dokumente und Akten Die Briefe und Dokumente Ödön von Horváths bzw. die ihn betreffenden behördlichen Akten sind in ihrer Materialität wie Medialität von den literarischen Texten und ihrem genetischen Material wesentlich verschieden. Für ihre vorliegende Edition kommen deshalb ergänzende bzw. modifizierte Prinzipien zur Anwendung.
1.3.1 Briefe Unter den Briefen sind die Briefe von und an Ödön von Horváth im engeren Sinne, die Briefentwürfe sowie die (quellenkritisch problematischen) Briefabschriften Franz Theodor Csokors zu verstehen. Der Begriff Brief umfasst hier auch, der technisch-medialen Gegenwart Horváths geschuldet, Post- bzw. Ansichtskarten und Telegramme sowie gegebenenfalls offene Briefe, die in Zeitungen oder Programmheften publiziert wurden. Sie erscheinen als linearisiert konstituierter Text in chronologischer Ordnung. Es gelten die Transkriptionsregeln wie unter 1.1.2. dargelegt; folgende Adaptionen finden statt: Am Beginn jedes Briefes, jedes Briefentwurfs und jeder Abschrift steht: • Eine eindeutige Briefsigle (B). • Eine Kurzangabe zur Provenienz in der Randspalte; die ausführliche Quellenangabe erfolgt im kommentierten Quellenverzeichnis. • Eine normalisierte Angabe von Absender, Empfänger, Ort und Datum des Schreibens. Darauf folgt der Text des einzelnen Briefes, wobei auch die darauf enthaltenen Adressvermerke etc. transkribiert werden. Blattwechsel, der Wechsel zwischen Vorder- und Rückseite einer Postkarte etc. werden mittels Zeichen 얍 im Text angezeigt.
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Editionsprinzipien
In Fällen, in denen mehrere separate Textträger beteiligt sind (etwa ein Kuvert), wird dies in der Randspalte kenntlich gemacht. Für die Briefe sowie die Briefentwürfe gilt, dass grundsätzlich immer die letzte handschriftliche Bearbeitungsstufe der vorliegenden Schreiben transkribiert wird. Veränderungen am Text (Einfügungen, Streichungen, Ergänzungen etc.) werden im kritischen Apparat in der Fußzeile nach den oben dargelegten Regeln der Wiener Ausgabe abgebildet. Als Haupt-Schreiberhand gilt immer die des Briefverfassers, eine davon abweichende Hand wird im Apparat explizit vermerkt. (Sofort-)Korrekturen in einer eventuell vorliegenden maschinenschriftlichen Grundschicht, bei denen es sich fast immer um Sofortkorrekturen handelt, werden aufgrund mangelnder Signifikanz konsequent nicht abgebildet. In an Horváth adressierten Briefen (etwa durch den Ullstein Verlag) werden offensichtliche Schreibversehen (Tippfehler in einzelnen Wörtern, fehlende Abstände zwischen Satzzeichen etc.) stillschweigend emendiert. Bei den Briefabschriften Franz Theodor Csokors handelt es sich ausschließlich um maschinenschriftliche, teilweise handschriftlich ergänzte und überarbeitete Abschriften der bis auf wenige Ausnahmen nicht überlieferten Originale, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach Horváths Tod zwischen 1938 und 1964 entstanden sind (vgl. die Ausführungen dazu im Vorwort, S. 21–25). Während sich für einige Abschriften Originaltreue nachweisen lässt, handelt es sich bei anderen um Briefe, die Csokor für seinen Erinnerungsband Zeuge eine Zeit (1964) rekonstruiert hat und die nicht als authentische Quellen zu bewerten sind. Die Textgrundlage ist hier konsequent das Material, das Csokor für die Arbeit an diesem Band verwendet hat und im Teilnachlass Franz Theodor Csokor in der Wienbibliothek im Rathaus (ZPH 414) abgelegt ist. Die Abschriften Csokors werden allein als emendierter Text basierend auf der letzten Bearbeitungsstufe der jeweils überlieferten Vorlage geboten. Auf gegebenenfalls relevante Details ihrer Überarbeitung wird im kommentierten Quellenverzeichnis hingewiesen.
1.3.2 Dokumente In der Sektion Dokumente sind sehr heterogene Objekte versammelt: Lebensdokumente und Urkunden (Sigle D), Verträge (Sigle V), Varia (Sigle VR), Fotografien (Sigle F) und Meldezettel (Sigle M). Sie sind von allgemeinen Lebensspuren (wie etwa Erwähnungen in Zeitungen oder Tagebüchern Dritter, die nicht in den Band aufgenommen wurden) dadurch unterschieden, dass sie als Urkunden oder persönliche Dokumente (vgl. etwa die Kinderzeichnungen) von nennenswerter Signifikanz für Horváths Leben waren. Nicht berücksichtigt wurden somit mindere autographische Lebensspuren wie z.B. hs. Widmungen, Eintragungen in Alben o.ä. Ein Nachweis der Provenienz aller Objekte erfolgt im kommentierten Quellenverzeichnis. Die Objekte dieser Sektion werden je nach ihrem spezifischen Material gemischt als Faksimile (ggf. mit diplomatischer Umschrift) oder, wie die Briefe, als linear konstituierter Text wiedergebeben. Linear konstituiert werden diejenigen Objekte, die wesentlich textlichen Charakter haben; dies umfasst einerseits die Verträge Ödön von Horváths mit seinen Verlegern (Sigle V) sowie die Niederschriften der Gerichtsurteile im Falle seiner Scheidung. Es gelten hierbei dieselben Regeln wie unter 1.3.1 zu den Briefen. Alle anderen Objekte erscheinen als Faksimiles. Diplomatische Umschriften werden nur dann beigegeben, wenn eine Verständnishilfe geboten ist. Dies betrifft
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Editionsprinzipien
zum einen Dokumente in einer Fremdsprache (etwa die ungarischen Schulzeugnisse), sofern diesen keine zeitgenössische, amtliche, leicht lesbare Übersetzung beiliegt (wie etwa dem Zuständigkeitszeugnis von 1923 oder dem französischen Totenschein). Eine diplomatische Umschrift liegt zum anderen auch deutschsprachigen Dokumenten wie den Schulzeugnissen oder den Universitätsunterlagen bei, da diese in nicht immer leicht lesbarer Kurrentschrift ausgefüllt wurden. Nicht ediert, sondern allein mit ihren vollständigen Daten im Quellenverzeichnis aufgenommen wurden die erhaltenen Meldezettel zu Ödön von Horváth. Die wesentlichen Quellen für die Fotografien des Autors sind die Nachlässe Ödön von Horváth (ÖLA 3 und ÖLA 27) sowie die von Traugott Krischke angelegten Sammlungen im Nachlass Traugott Krischke (ÖLA 84) am Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, das Fotoalbum der Familie Emhardt (Monacensia), das Schlossmuseum Murnau sowie Aufnahmen im Bestand des Ullstein Verlags. Bei der Auswahl der Fotografien war maßgeblich, dass eindeutig Ödön von Horváth auf den Bildern abgebildet ist. Fotografien, bei denen dies nicht eindeutig klar war, wurden nicht aufgenommen. Ausnahmen davon bilden nur eine zeitgenössische Fotografie der Horváth-Villa in Murnau sowie Aufnahmen der Eltern Ödön von Horváths, die sich im Nachlass des Autors befinden und vermutlich aus seinem eigenen Besitz stammten. Die Fotografien erscheinen in Form eines Albums und grob thematisch gruppiert. Einige wenige Fotografien, die nicht als Abzug, sondern nur als Kopie o.ä. überliefert sind, wurden aus qualitativen Gründen bzw. aufgrund unklarer Provenienz nicht aufgenommen.
1.3.3 Akten Das überlieferte Aktenmaterial (Sigle AK) zu Ödön von Horváth umfasst amtliches Schriftgut, das über Ödön von Horváth angelegt wurde bzw. ihn zum wesentlichen Thema hat. Die Trennung zwischen urkundlichen Dokumenten und Akten ist dabei nicht in jedem Fall trennscharf zu ziehen (siehe dazu auch die Anmerkungen zur Korpusbildung im Vorwort, S. 35–38). Die Differenzierung zwischen Lebensdokument/Urkunde und Akte richtet sich zum einen nach dem Verbleib des Materials (Unterlagen, die Horváth selbst verwahrte – Unterlagen, die bei der Behörde verblieben) und dem Vorliegen eines konkreten behördlichen Vorgangs (etwa der Bearbeitung eines gestellten Antrags, Geschäftslauf). Grundlegend war die Differenzierung, dass Urkunden einen Rechtszustand von „außen“ definieren, während Akten nach „innen“ gerichtet sind und allein der „Gedächtnisstütze“ einer Behörde über ihren Geschäftsgang dienen (vgl. dazu Hochedlinger 2009, S. 37). In einigen Fällen war diese Unterscheidung nicht ganz trennscharf, da Akten ein „inhaltlich wie formal aber schwammiger Schriftgut- oder Archivalientyp“ sind (vgl. ebd.). Die wesentlichen Akten-Konvolute sind der Einbürgerungsantrag in Bayern 1927 (AK1), die Akte, die nach Horváths Eintritt in den Reichsverband Deutscher Schriftsteller 1934 über ihn in der Reichskulturkammer angelegt wurde (AK2) und die in einer Selekt-Akte des Wiener Stadt- und Landesarchivs überlieferte Gerichtsakte zur Scheidung von Maria Elsner 1934 (AK3). Daneben liegen Teile der Emigranten-Akten des Bezirks Weilheim (AK4) und Einzelstücke (AK5 und AK6) vor. Aufgrund der spezifischen Form dieses Schriftgutes wird es hier als separates Dossier beigeschlossen. Die Akten erscheinen darin als reine Faksimileedition, eingeleitet und als Akten in
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Editionsprinzipien
ihrem behördlichen Kontext kommentiert (vgl. dazu den Beitrag von Holger Berwinkel in diesem Band, S. 505–516). Der Quellennachweis und die Binnendifferenzierung der verschiedenen behördlichen Vorgänge in einem Akt erfolgen in den anschließenden Regesten. In Ausnahmefällen erfolgt ein nochmaliger Abdruck von Material aus den Akten auch in anderen Sektionen, sofern eine besondere biographische Signifikanz des Materials vorliegt. Dies betrifft zum einen den Brief Horváths an den Neuen Bühnenverlag vom 18. Juni 1934, der als Abschrift einem Schreiben des Neuen Bühnenverlages an den Reichsdramaturgen Rainer Schlösser in den Akten der Reichsschrifttumskammer überliefert ist (vgl. B83 bzw. AK2). Zum anderen betrifft dies die beiden Urteile in Horváths Scheidungsprozess 1934, die in einem Akt des Wiener Stadt- und Landesarchivs abgelegt wurden (vgl. D18 und D20 bzw. AK3).
2 Kommentarteil 2.1 Chronologisches Verzeichnis Das chronologische Verzeichnis beschreibt alle zu einem Werk vorhandenen Textträger und sichert die Reihung der darauf befindlichen werkgenetischen Einheiten argumentativ ab. Textträger und Text werden getrennt sigliert: Die Materialsigle bezeichnet den Textträger und unterscheidet Handschrift (H), Typoskript (T) und Druck (D). Die Textsigle bezeichnet die auf dem Textträger befindliche werkgenetische Einheit und differenziert Entwürfe (E) und Textstufen (TS) mit teilweise mehreren Ansätzen (A). Die Beschreibung des Textträgers umfasst folgende Elemente: Signatur: Wiener Signatur (ÖLA bzw. IN) des Nachlassbestands und Berliner Signatur (BS), gegebenenfalls auch andere Angaben zu Bezeichnung und Herkunft des Textträgers Materielle Beschreibung: Umfang, Papierart samt Angaben über spezielle Erscheinung, Größe in Millimetern, Angaben über Teilung, Faltung, Reißung o.ä., Wasserzeichen, Schreibmaterial, Paginierung vom Autor samt Seitenzahlen und Blattnachweisen, Eintragungen fremder Hand Der Beschreibung des Textträgers folgen eine Auflistung und eine formale Beschreibung der auf dem jeweiligen Textträger befindlichen Entwürfe, Textstufen und Ansätze. Umfasst ein Textträger mehrere werkgenetische Einheiten und ist eine dieser Einheiten im Entstehungsprozess später einzuordnen, wird sie erst dort verzeichnet und kommentiert. Die Beschreibung des Textträgers wird an der späteren Stelle wiederholt. Auch das Weiterwandern von Textträgern (durch Übernahme von Blättern in spätere Fassungen) wird vermerkt. Sofern die Entwürfe und Fassungen veröffentlicht sind, wird deren Erstdruck in einer abschließenden Zeile verzeichnet. Das konkrete Erscheinungsbild der Texte in den Erstdrucken weicht jedoch von den in der Wiener Ausgabe gebotenen Neueditionen oftmals gravierend ab. Der nachfolgende werkgenetische Einzelkommentar beschreibt die Entwürfe, Textstufen und Ansätze auch inhaltlich. Argumente für deren Reihung (manchmal in
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Editionsprinzipien
Form von gesetzten Wahrscheinlichkeiten) werden genannt und Beziehungen zu anderen Einheiten im werkgenetischen Material hergestellt; gegebenenfalls wird auch auf den Zusammenhang mit anderen Werken des Autors verwiesen. Folgende werkgenetische Begriffe finden Verwendung: Konzeption Als Konzeption (K) gilt eine übergeordnete Gliederungseinheit des genetischen Materials innerhalb eines Werkes. Sie bezeichnet eine meist längere Arbeitsphase, die sich durch eine prinzipielle Annahme des Autors über die makrostrukturelle Anlage des Werkes von einer anderen Phase deutlich unterscheidet. Einzelne Konzeptionen sind durch Unterschiede in der Struktur (drei Teile, sieben Bilder, etc.) und/oder wichtige Strukturelemente (zentrale Motive und Schauplätze, Figurennamen der Hauptpersonen etc.) voneinander getrennt. Vorarbeit Frühere Werkvorhaben, aus denen der Autor im Zuge der Entstehungsgeschichte eines Werkes einzelne Elemente entlehnt und/oder übernimmt, werden dem jeweiligen Werk als Vorarbeiten (VA) zugeordnet. Liegen mehrere Vorarbeiten zugrunde, werden diese nach genetischen Zusammenhängen gruppiert und/oder in eine Folge gebracht. Entwurf In einem Entwurf (E) legt Horváth die Gesamtstruktur eines Werkes oder eines einzelnen Strukturelements (Bild, Kapitel, Szene, …) fest. Entwürfe sind fast ohne Ausnahme handschriftlich ausgeführt und zumeist auf ein einzelnes Blatt beschränkt. Zur näheren Beschreibung stehen (spezifisch für den Dramentext) folgende Begriffe zur Verfügung: • Strukturplan: Skizzierung des Gesamtaufbaus eines Werkes bzw. einer Werkkonzeption (enthält z.B. Gliederung in Akte oder Teile, Szenen, Titeleintrag und -varianten, Schauplätze, knappe Schilderungen wichtiger Handlungselemente und erste Repliken einzelner Figuren). • Konfigurationsplan: Skizzierung einzelner Szenen (= Auftritte). • Skizze: punktuell bzw. schematisch ausgearbeitete Textsequenz. Der Begriff wird auch für grafische Entwürfe (z.B. zum Bühnenbild) verwendet. • Darüber hinaus können Entwürfe auch lose Notizen zu Motiven, Figuren, Schauplätzen, Dialogpassagen oder Handlungselementen enthalten. Textstufe Eine Textstufe (TS) bezeichnet eine klar abgrenzbare Arbeitseinheit im Produktionsprozess, die intentional vom Anfang bis zum Ende einer isolierten Werkeinheit (Bilderfolge, Bild, Akt, Kapitel, Unterkapitel, …) reicht und (anders als ein Entwurf) bereits der konkreten Ausformulierung des Textes dient. Materiell umfasst der Begriff alle Textträger, die der Autor in dieser Arbeitseinheit durch schriftliche Bearbeitung oder Übernahme aus einer frühen Arbeitsphase zur Zusammenstellung aktueller Fassungen verwendet hat.
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Editionsprinzipien
Ansatz Ein neuer Ansatz (A) liegt dann vor, wenn der Autor innerhalb einer Textstufe eine materielle Ersetzung von Textträgern oder Teilen davon (Blattbeschneidungen, Austausch von Blättern usw.) vornimmt. Innerhalb einer Textstufe bilden die einander folgenden Ansätze eine genetische Reihe; textlich repräsentiert sich in ihnen in der jeweils gültigen Textschicht die jeweils aktuelle Fassung des Textes. Der letzte Ansatz einer Textstufe, d.h. der letztmalige Austausch von Textträgern, bildet die materielle Grundlage der letzten Fassung innerhalb der jeweiligen Textstufe. Die Abfolge der Ansätze innerhalb einer Textstufe wird in komplizierten Fällen in Simulationsgrafiken dargestellt. Fassung Der Begriff der Textstufe ist ein dynamischer; er bezeichnet die Gesamtheit des in einer Arbeitsphase vorliegenden genetischen Materials, das in Grund- und Korrekturschicht und in verschiedene Ansätze differenziert sein kann. Der Begriff der Fassung bezeichnet im Gegensatz dazu die konkrete Realisation eines singulären Textzustands (z.B. K1/TS7/A5 – Korrekturschicht). Die Fassungen, die im Textteil konstituiert werden, stellen eine Auswahl innerhalb einer Vielzahl von Möglichkeiten dar. Der Produktionsprozess wird von ihnen an möglichst aussagekräftig gesetzten Punkten unterbrochen und ein jeweils aktuelles Textstadium linear fixiert. Endfassung Der Begriff der Endfassung bezeichnet eine Fassung, in der sich aus Autorensicht eine endgültige Textgestalt repräsentiert. Durch eine spätere Wiederaufnahme der Arbeit können innerhalb einer Werkgenese mehrere Endfassungen (meist auch als Abschluss einzelner Konzeptionen) vorliegen. Stammbuch Mit dem Begriff Stammbuch bezeichneten Horváths Theaterverlage in kleiner Auflage hergestellte Drucke, die nicht für den allgemeinen Verkauf, sondern für den Gebrauch an Theatern bestimmt waren. Oft tragen solche Stammbücher den Aufdruck: „Als unverkäufliches Manuskript vervielfältigt“ sowie den meist handschriftlich notierten Vermerk „ST“ (für „Stammbuch“). Mit diesen Anmerkungen wurde der für die jeweilige Aufführung autorisierte Text gekennzeichnet. Vorarbeiten und Konzeptionen, Entwürfe, Textstufen und Ansätze werden im chronologischen Verzeichnis über Siglen gereiht, die Reihung von Textstufen (TS) und Entwürfen (E) erfolgt innerhalb der jeweiligen Kategorie, sodass sich als genetische Abfolge z.B. ergeben kann: K2/E1, K2/TS1, K2/TS2/A1, K2/TS2/A2, K2/E2, K2/E3, K2/TS3 usw.
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Editionsprinzipien
2.2 Quellenverzeichnis und Regesten 2.2.1 Quellenverzeichnis (Briefe und Dokumente) Das Quellenverzeichnis zu den Briefen und Dokumenten unterscheidet sich wesentlich von einem Chronologischen Verzeichnis eines auf das Werk bezogenen Bandes, da hier keine autographischen Textträger in ihrem genetischen Verhältnis, sondern sehr heterogene Schriftträger bzw. Objekte und ihre Provenienz verzeichnet werden müssen. Das Quellenverzeichnis ist untergliedert in eigene Sektionen, entsprechend dem Textteil: Briefe von und an Horváth; Briefentwürfe; Briefabschriften Franz Theodor Csokors; Lebensdokumente und Urkunden; Verträge; Varia; Meldezettel; Fotografien. In dieser Untergliederung hat allein das Verzeichnis der Meldezettel keine Entsprechung im Textteil, da hier nur die auf den Zetteln festgehaltenen Meldedaten wiedergegeben werden (siehe auch 1.3.2). Das Quellenverzeichnis gibt alle Schriftträger bzw. Objekte innerhalb der einzelnen Segmente in ihrer chronologischen Reihenfolge an. Die Beschreibung der Schriftträger bzw. Objekte umfasst • Eine eindeutige Sigle sowie eine eindeutige Benennung. • Eine genaue Angabe der Provenienz des Objekts, bestehend aus der besitzhaltenden Institution sowie der dort vergebenen Signatur. • Angaben über die materiellen Eigenschaften des Textträgers bzw. Objekts. • Angaben über einen bereits erfolgten Abdruck in einer früheren Publikation. Im Falle der Briefe erfolgt die eindeutige Benennung über die Angabe von Sender, Empfänger, Ort und Datum des einzelnen Schreibens. Erschlossene Angaben (etwa eines Datums oder Aufgabeortes über den Poststempel) erscheinen in [eckigen Klammern]. Wenn mit Institutionen korrespondiert wurde (etwa mit Verlagen) wird der für Horváth wesentliche Kontakt genannt und zusätzliche Angaben in Klammern nachgestellt – etwa korrespondierte Horváth mit dem Verlag Allert de Lange vornehmlich über Walter Landauer, den er auch als persönlichen Freund betrachtete. Die Briefe an ihn als seinen Lektor sind also mit „an Walter Landauer (Allert de Lange)“ benannt. So von Briefen kein Original zugänglich war, wird dies ebenfalls in der Beschreibung vermerkt und die genaue Quelle der vorliegenden Abschrift (etwa ein bestehender Abdruck oder eine Kopie) ausgewiesen. Gegebenenfalls aus dieser Sekundärquelle bezogene Angaben über die materielle Beschaffenheit des Briefes werden entsprechend ausgewiesen. Für die Dokumente erfolgt die Angabe von Datum und ggf. Ort in der Beschreibung, sofern beides nicht aus der eindeutigen Benennung der Schriftträger bzw. Objekte hervorgeht. Im Verzeichnis der Meldezettel erfolgt die eindeutige Benennung durch die Angabe des Meldezeitraums. Die Fotografien wurden zur leichteren Identifikation mit Titeln versehen, die nicht von Horváth oder dem Fotografierenden stammen. Bei Porträtaufnahmen des Autors besteht dieser aus seinem Namen und dem Aufnahmejahr. Der Titel anderer Fotografien setzt sich aus einer Beschreibung des Bildinhaltes und dem Aufnahmejahr zusammen. Die Briefe, Briefentwürfe und die Briefabschriften Csokors, die Lebensdokumente und Urkunden sowie die Verträge sind jeweils mit einem ausführlichen, diskursiven Kommentar versehen, der die Schriftträger und Objekte im biographischen Kontext
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Editionsprinzipien
des Autors erläutert und Querverbindungen aufzeigt. Die Meldezettel weisen statt eines Kommentars eine Angabe der auf den Zetteln enthaltenen Meldedaten in gebündelter Form auf; sie werden fortlaufend für den diskursiven Kommentar der übrigen Objekte referenziert. Den Fotografien ist eine Aufzählung der abgelichteten Personen beigegeben, sofern mehrere Personen auf dem Bild zu sehen und auch identifizierbar sind. In jedem Falle wird die Position von Ödön von Horváth auf dem Bild ausgewiesen.
2.2.2 Regesten (Akten) Die Regesten sind kommentierende Zusammenfassungen der Akten Ödön von Horváths und der darin beschlossenen behördlichen Vorgänge. Sie sind nach den einzelnen Akten (Sigle AK) chronologisch angeordnet, wobei die Einzelstücke aus umfassenderen Aktenzusammenhängen den vollständigen Akten nachgestellt werden. Die einzelnen Akten erhalten einen eindeutigen Titel, der ihre Herkunft, Funktion und Laufzeit verdeutlicht. Ihre Provenienz wird mittels Angabe des bewahrenden Archivs und der dortigen Signatur eindeutig nachgewiesen. Die einzelnen Aktenstücke werden im Folgenden in ihrem jeweiligen Zusammenhang chronologisch gelistet. Die Einträge erhalten hier eine eindeutige Nummerierung, die zusammenhängende Aktenläufe sichtbar macht (z.B. AK1/1.1.7). Die einzelnen Einträge sind mit einem Datum versehen, wobei erschlossene Angaben in [eckigen Klammern] stehen. Die miteinander kommunizierenden Stellen sind fett hervorgehoben, darauf folgen aktenkundlich relevante Angaben zu den einzelnen Teilen des Aktes. Enthält ein Akt mehr als einen Vorgang (etwa in AK2), werden diese durch Zwischenüberschriften voneinander getrennt und identifizierbar gemacht.
2.3 Simulationsgrafiken In den Simulationsgrafiken wird die Abfolge von Ansätzen innerhalb einer Textstufe dargestellt und zwar in der Art, dass die Textträger mit syntagmatisch zusammengehörendem Text untereinanderstehen und die ersetzenden Textträger rechts von den ersetzten positioniert werden. Ausgangspunkt der Darstellung ist der früheste Ansatz der jeweiligen Textstufe. Die Textträger werden an allen rekonstruierbaren Positionen abgebildet und damit werden die materiellen Vorgänge der Textentstehung und -ersetzung simuliert. Die ungefähre Form des Textträgers ist in der Grafik durch einen Rahmen wiedergegeben. Die Paginierung Horváths – so vorhanden – und die Berliner Blattnummer sind eingetragen. An seiner ersten Position wird der Textträger mit durchgezogenen Rahmenlinien dargestellt, an allen späteren mit strichlierten, wobei der Textträger so lange eingeblendet bleibt, wie er Gültigkeit hat. Die doppelt-strichpunktierten Linien kennzeichnen Schnitte, die punktierten Linien „Klebenähte“, die nach dem Ankleben von neuem Text auf den Originalen erkennbar sind. Zur Illustration der Funktionsweise dient die nachstehend abgebildete Simulationsgrafik zu einer Textstufe der Hofrat-Konzeption aus Geschichten aus dem Wiener Wald. Diese Grafik, die ausschließlich Material der Mappe BS 37 c darstellt, zeigt einen relativ gleichmäßig verlaufenden Produktionsprozess: Horváth beginnt (links oben eingetragen) auf Bl. 14 mit der Ausarbeitung des Bildes, bricht jedoch mitten
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Editionsprinzipien
auf Bl. 15a ab, setzt auf Bl. 15b mit dem Text neu an und kommt bis Bl. 17. Er korrigiert den Text dieser Blätter handschriftlich und macht sich am Fuß von Bl. 17 Notizen zum weiteren Textverlauf. Auf Bl. 18 und 19 schreibt er den Text von Bl. 17 ins Reine und setzt ihn dann auf Bl. 19 neu fort, bricht jedoch wieder ab, noch bevor er das Blatt vollgeschrieben hat. Bl. 19 wird dann durch Bl. 20 ersetzt, Bl. 20 gemeinsam mit Bl. 21 durch Bl. 22–24. In dieser Art schreibt sich Horváth in immer neuen Ansätzen bis ans Ende des Bildes durch. Bei Bl. 32 wendet der Autor ein Verfahren an, das ihm kürzere Rückschritte ermöglicht: Er schneidet Bl. 32a von Bl. 32 ab und klebt ein Stück mit neuem Text an. Die sich anschließenden Bl. 33 bis 37 sind in einem Zug geschrieben.
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Editionsprinzipien
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Siglen und Abkürzungen
Siglen und Abkürzungen Schriftarten (allgemein) Times New Roman
Autortext
Helvetica
Herausgebertext, im Autortext unter Backslashs
Diplomatische Transkriptionen (Entwürfe) text, text
getilgtes Zeichen, getilgter Text; Tilgungen über mehrere Zeilen (meist durch Kreuz) werden grafisch entsprechend dargestellt
tä|e|xt
überschriebenes und ersetzendes Zeichen
text|text|
überschriebener und ersetzender Text
text, text
unterstrichener Text
text
unterwellter Text; mit Fragezeichen überschriebener Text wird grafisch entsprechend dargestellt
[text]
eingerahmter oder in eckige Klammern gestellter Text oder gestellte Ziffer; falls über mehrere Zeilen reichend, grafisch entsprechend dargestellt Strukturierungszeichen: Stern, Punkt Strukturierungszeichen: großes X
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggf. mehrfach gesetzt
Times New Roman, 50 % grau
Eintragung fremder Hand, Berliner Bearbeitung
Times New Roman, 50 % grau
aktuell nicht relevanter Text
\E1\
grau hinterlegte Fläche zur Abgrenzung verschiedener Entwürfe
Lineare Konstitutionen (Fassungen) textN, B N
Ansatzmarke; kennzeichnet Wörter oder Textpassagen, die aus Änderungen des Autors hervorgegangen sind, sowie Eingriffe der Herausgeber
얍
Blattwechsel; Angabe des Textträgers in der Randspalte
B
eingerückt, grau hinterlegt. Textzusätze des Autors in der aktuellen Fassung, die sich in den Lesetext linear nicht integrieren lassen
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggf. mehrfach gesetzt
\Abbruch der Bearbeitung\
Herausgebertext im Autortext
\Textverlust\
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Siglen und Abkürzungen
Kritisch-genetischer Apparat text\e/
nachträglich eingefügtes Zeichen
\text/
nachträglich eingefügter Text
text[e]
getilgtes Zeichen
[text]
getilgter Text
t[ä]|e|xt
getilgtes Zeichen in Verbindung mit Ersetzung
[text] |text|
getilgter Text in Verbindung mit Ersetzung
[text]|text|
überschriebener Text
te{x}t, {text}
unsicher entzifferter Buchstabe; unsicher entziffertes Wort
{}
unlesbares Wort, ggf. mehrfach gesetzt
[text]
rückgängig gemachte Tilgung
text
mit Fragezeichen überschriebener oder mit Wellenlinie versehener Text
!text"!text"
durch Verweisungszeichen des Autors umgestellter und gegeneinander ausgetauschter Text
text f text [text]f x
Text von bis Textverschiebung
x
neuer Textanschluss
text2 text1
vom Autor geänderte Wort- oder Satzfolge
(1), (2) …
Variantenfolge
gestrichen: gemeint ist: Eintragung von fremder Hand: eingefügt verweist auf K3/TS7
irrrorrrp
korrigiert aus:
Herausgeberkommentare in Helvetica 9 pt.
Archive / Institutionen / Signaturen ÖLA (LIT) BS IN IN 221.000/34 – BS 38 a [1], Bl. 1 ÖLA 3/W 365 – BS 33 [1], Bl. 9 ÖvHG AAdK NHHJ DLA HAN UAW IISH
(vormals: Österreichisches) Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Berliner Signatur Inventarnummer (Wienbibliothek im Rathaus) Signatur Wienbibliothek im Rathaus, Wien Signatur Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien Ödön-von-Horváth-Gesellschaft, Murnau am Staffelsee Archiv der Akademie der Künste, Berlin Nachlass Hans Henny Jahnn Deutsches Literaturarchiv, Marbach Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Österreichische Nationalbibliothek, Wien Bibliothek der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Budapest International Institute of Social History / International Instituut voor Sociale Geschiedenis, Amsterdam
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Siglen und Abkürzungen
WStLA RDS RSK
Wiener Stadt- und Landesarchiv Reichsverband Deutscher Schriftsteller Reichsschrifttumskammer
Abkürzungen A AK B BA BE Bl. D D E F fragm. H hs. Inv. Nr. K KOM M masch. NL o. BS Pag. r T Tab. TS V v VA VR WP
Ansatz Akte Brief Briefabschrift Briefentwurf Blatt Druck (Lebens-)Dokument Entwurf Fotografie fragmentarisch Handschrift handschriftlich Inventarnummer Konzeption Kommentar Meldezettel maschinenschriftlich Nachlass ohne Berliner Signatur Pagina (vom Autor eingefügt) recto (Vorderseite) Typoskript Tabelle Textstufe Vertrag verso (Rückseite) Vorarbeit Varia Werkprojekt
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Busch, Lydia (1898–1970) 403, 406f., 412, 450, 453 Courths-Mahler, Hedwig, (1867–1950) (egtl. Ernestine Friederike Elisabeth C.-M.) 31, 126, 399 Cronauer, Willi (1901–1974) 320, 334, 428, 466 Csokor, Franz Theodor (1885–1969) 3f., 6–8, 10, 17, 21–25, 30, 80, 91, 93f., 96, 103, 105, 110–114, 158, 160–185, 344f. 358–361, 363–366, 368, 371–374, 376–383, 386, 390, 403, 406, 431, 433–458 Csokor-Rieder, Eugenie (Jenny) (1888–1979) 173 Cziffra, Géza von (1900–1989) 160f. De Gemeenschap (Verlag) 450, 453, 455 Diebold, Bernhard (1886–1945) 11, 18, 21, 71, 97f., 108, 110f., 332, 335, 365–368, 378, 381f., 385f., 389, 406, 410, 418, 430 Döblin, Alfred (1878–1957) 350 Dollfuß, Engelbert (1892–1934) 165, 439 Dostojewski, Fjodor (1821–1881) 110 Elsner, Maria (1905–1983) (verh. von Horváth, Ehefrau) 26, 28, 31, 33, 37, 232, 234, 237f., 352f., 406, 436, 467–471, 478, 490, 616 Emhardt, Karl Heinrich („Heiner“) (nicht ermittelt) 13, 308, 496, 499f. Engel, Erich (1891–1966) 315 Eugen Prager (Verlag) 124, 132, 137, 394, 405, 407, 411, 415, 422f. Fabricius, Jan (1871–1963) 160, 434 Fahr, Lotte (1898–?) 1, 13, 29, 45f., 310, 312, 314, 321, 323, 331, 426f., 474 Fallada, Hans (1893–1947) 342 Fechter, Paul (1880–1958) 86, 354 Fein, Maria (1892 [1894]–1965) 107, 113, 117, 378, 386, 389 Fejt˝o, Ferenc [Francois] (1909–2008) 132, 134f., 405–409, 411 Fent, Paul (1906–1980) 2, 27, 103f., 108f., 309, 354, 359, 373f., 379, 466 Fisch, Erich (nicht ermittelt) 51 Fischer, Aloys (1880–1937) 224f. Flatter, Richard (1891–1960) 23, 232f., 237, 469, 471, 577, 595, 616f. Fleißer, Marieluise (1901–1974) 27, 312 Fles, Barthold (1902–1989) 392, 404 Fontana, Oskar Maurus (1889–1969) 173f., 373, 379f. Frank, Bruno (1887–1945) 79, 343 Frank, Hertha („Mack“) (1899–1936) 14, 63, 74, 328, 338
647
Register (Personen und Verlage)
Frey, Alexander Moritz (1881–1957) 346 Friedell, Egon (1878–1938) 166, 361, 403, 439 Frank, Ati f Gropius, Ati Friedell, Egon (1878–1938) 166, 361, 403, 439 Friedländer, Martha (1893–?) 174, 182, 184 Friedländer, Paul (1891–1942) 174, 182, 184 Frucht, Carl (1911–1991) 173, 182, 184, 403 Fürst, Ernst (1898–1974) 20, 154f., 427f. Fürst, Josef (1863–1940) 311, 331 Gál, Hans (1890–1987) 88f., 355–357, 437, 477 Gärtnerin f Gropius, Ise Geiringer, Hans (1899–1962) 13, 87, 93, 148, 307, 351, 355, 362, 403, 420f., 470 Georg Marton (Verlag) 15f., 29f., 83f., 96, 98, 100, 250f., 260–262, 342, 344, 349–351, 361, 365, 367, 369f., 377, 403, 437, 475–478, 481–484 Gerathewohl, Fritz (1886–1956) 224f. Goebbels, Joseph (1897–1945) 511 Goethe, Johann Wolfgang (1749–1832) 163, 335, 399 Graf, Oskar Maria (1894–1967) 20, 36, 81f., 345–347, 354, 396, 434, 484 Gronle, Wilhelm (nicht ermittelt) 1, 14, 48, 50f., 53, 56, 58, 61, 64, 66, 68f., 70, 72–79, 314–316, 319, 322, 324, 326, 328–330, 332f., 336, 338–341, 343, 474 Gropius, Ati (1926–2014) (egtl. Beate, geb. Forberg) 63, 74, 328 Gropius, Ise (1897–1983) (egtl. Ilse, geb. Frank) 11, 14, 74, 328, 330, 338f., 342 Gropius, Walter (1883–1969) 11, 328 Gustav Kiepenheuer Verlag 2, 15–17, 29–31, 61f., 77, 327, 330, 339–342, 344, 346, 348–350, 367, 384, 439, 475–477, 482, 484 Györy, Nicholas (nicht ermittelt) 119, 121, 132, 385, 391, 393, 396, 404, 407f. Hamsun, Knut (1859–1952) 336 Hanselach f Geiringer, Hans Hartmann, Wolf Justin (1894–1969) 308, 497 Hartung, Gustav Ludwig (1887–1946) 89f., 356f. Hasenclever, Marita (1902–1993) 20f., 68, 156, 332, 335, 429 Hasenclever, Walter (1890–1940) 20f., 164, 315, 332, 429 Hatvany, Jolán (1903–1991) (geb. Somogyi) 7, 13, 22f., 105, 107, 112, 125, 130, 135, 138, 141, 147, 170, 172–176, 374f., 377, 382f., 393, 396–398, 400, 402f., 405f., 409, 412, 414, 419–421, 442, 444, 448, 450–455 Hatvany, Klára (nicht ermittelt) 136, 138, 409, 412 Hatvany, Lajos (1880–1961) 7, 13, 22f., 105,
107, 112, 125, 130, 135, 138, 141, 147, 170, 172–176, 374–377, 381f., 393f., 396–398, 400, 402f., 405–407, 409, 412, 414, 419–422, 442, 444, 447f., 450–455 Hauptmann, Gerhart (1862–1946) 27, 220f., 335f. Hauser, Carl Maria (1895–1985) 171 Hebbel, Friedrich (1813–1863) 335 Heinsheimer, Hans W. (1900–1993) 11, 16, 97, 99–101, 106, 109, 113f., 365f., 369–371, 377, 380, 386, 431 Held, Hans Ludwig (1885–1954) 19, 57, 73, 312, 323, 337 Henschel, Bruno (1900–1976) 49, 315f. Herdan-Zuckmayer, Alice (1901–1991) 17, 91, 117, 329, 359f., 380, 388–390, 416 Herz, Emil Emanuel (1877–1971) 14, 48, 64f., 69f., 75–78, 249, 314, 328f., 333, 339–341, 473 Heuß, Theodor (1884–1963) 511 Hildebrandt, Dieter (geb. 1932) 3, 7 Hilpert, Heinz (1890–1967) 6, 82, 86, 315, 332, 342, 348, 353, 479f. Hoerrmann, Albert (1899–1980) 67, 311, 331 Holtz, Theo (nicht ermittelt) 173–175, 182f., 436, 447 Holtz, Ursel (nicht ermittelt) 173–175, 182f., 447 Holzmeister, Clemens (1886–1983) 440 Hoppe, Marianne (1909–2002) 348 Horch, Franz (1901–1951) 28, 72, 232f., 336, 469 Horthy, Miklós (1868–1957) 464 Horváth, Edmund Josef von (Vater) (1874–1950) 26, 42, 89, 94f., 307f., 356, 362, 364, 459, 464, 466–472, 493–495, 498, 501f., 523, 527, 530, 535 Horváth, Auguste von (Schwägerin) (geb. Schneider, wiederverheiratete Schneider-Emhardt) (nicht ermittelt) 13, 57, 140, 308, 316, 324, 413, 465, 499f. Horváth, Lajos von (Bruder) (1903–1968) 10, 13, 42, 150, 173, 307, 324, 329, 396, 413, 422f., 459–461, 464, 472, 493–495, 497–499 Horváth, Maria von (Mutter) (geb. Pˇrehnal) (1882–1959) 42, 89, 94f., 307f., 356, 362, 364, 459, 464, 472, 493–495, 497f., 502, 523, 527, 530, 535 Ibach, Alfred (1902–1948) 16, 30, 82, 164f., 256–259, 348, 360, 365, 367, 438, 480–482 Ibsen, Henrik (1828–1906) 218f. Ihde, Wilhelm (1883–1977) 510–512, 614f. Ihering, Herbert (1888–1977) 11f., 18, 43f., 308f., 339, 426
648
Register (Personen und Verlage)
Jahn, Rolf (1898–1968) 88, 356 Jahnn, Hans Henny (1894–1959) 19, 54f., 320, 322, 428 Jerusalem, Ernst (nicht ermittelt) 28, 232, 496, 616f. Johst, Hanns (1890–1978) 160, 433, 511 Joseph, Albrecht (1901–1991) 82, 84, 349, 351 Joseph, Rudolph S. (1904–1998) 10, 82–85, 348f., 351f. Jubal, Ernst (1901–nach 1954) (egtl. Benjamin Neumann) 434, 436 Kaiser, Georg (1878–1945) 336 Kende, Josef (1868–1938) 123f., 395–397, 403 Kesten, Hermann (1900–1996) 15, 19f., 31, 62, 83, 164, 327, 339, 344, 349f., 384, 408, 428, 439, 484 Kiepenheuer f Gustav Kiepenheuer Verlag Kindler, Helmut (1912–2008) 326 Kleiber, Otto (1883–1969) 10, 102, 149, 371–373, 378, 389, 417f., 421–423, 445 Knaflitsch, Josef Carl (1907–1982) 430 Knopf, Edwin H. (1899–1981) 114, 387 Köck, Eduard (1882–1961) 113f., 386 Kolb, Annette (1870–1967) 164 Kramer, Theodor (1897–1958) 346 Krasinski, ´ Zygmunt (1812–1859) 177, 451 Kraus, Carl von (1868–1952) 224f. Krischke, Traugott (1934–1996) 3–10, 22f., 26, 31–33, 310, 312, 314f., 317, 373, 459, 464, 468, 480 Kristl, Wilhelm Lukas (1903–1985) 1, 11, 72–74, 78f., 312, 336–338, 342f. Kubin, Alfred (1877–1959) 168, 444 Kutscher, Artur (1878–1960) 27, 218–225, 465 Landauer, Walter (1902–1944) 2, 9, 15, 17, 31, 37, 102, 114, 116, 118–138, 142–145, 151, 170, 176, 178, 181, 327, 344, 349, 360, 363, 368, 371, 381, 383–385, 387f., 390–402, 404–413, 415–419, 421–425, 439, 444f., 450, 453, 456, 476, 484–486 Landshoff, Fritz (1901–1988) 15f., 29, 31, 83, 323, 344, 346, 348–350, 405, 439, 476 Langer, Ruth (nicht ermittelt) 366 Lantz, Robert (1914–2007) 343 Ledig-Rowohlt, Heinrich Maria (1908–1992) 19, 311 Leitner, Katharina (nicht ermittelt) 53, 319f. 427 Lernet-Holenia, Alexander (1897–1976) 31, 344, 406, 468, 476 Leyen, Friedrich von der (1873–1966) 218–221, 465 Liessem, Wera (1909–1991) 23, 30, 138, 140, 142, 145, 158, 165f., 335, 356, 358, 361,
367, 372, 378, 406, 408, 410, 413, 415, 417, 423, 432, 439–441, 470, 480 Linhard, Hugo (1896–1950) 510, 512, 615 Loos, Lina (1882–1950) 173, 359 Lönner, Ernst (1903–1982) 21, 94, 157, 359, 362f., 368, 430f. Lorre, Peter (1904–1964) 331 Löwit, Hans (nicht ermittelt) 232, 237, 469, 471, 616f. Luci f Lajos von Horváth Machat´y, Gustav (1901–1963) 118f., 363, 385, 387, 390 Mahler-Werfel, Alma (1879–1964) 19, 99, 101, 143, 360, 368, 370, 403, 410, 415f., 484 Mann, Erika (1905–1969) 112, 380, 385 Mann, Heinrich (1871–1950) 20, 156, 164, 336, 428f. Mann, Klaus (1906–1949) 5, 15, 112, 176, 346, 349f., 354, 458 Mann, Thomas (1875–1955) 105f., 164, 170, 347, 349, 376, 417, 457 Marcu, Valeriu (1899–1942) 164 Marcuse, Ludwig (1894–1971) 164 Marton, Georg (1899–1979), s.a. Georg Marton (Verlag) 8, 30, 158, 366, 371, 431f. Marx, Julius (1882–1944) 367 Mayer, Gustl Adele (1898–1983) 82, 348 Max Pfeffer (Verlag) 16, 30, 98, 258f., 348, 365, 367, 403, 431, 438, 475, 477, 480–482 Mehring, Walter (1896–1981) 165f., 182, 184, 440 Meier-Gräfe, Julius (1867–1935) 164 Mell, Max (1882–1971) 165, 440 Meller, Rosi/Rose (1902–1960) 97, 166, 361, 366, 441 Mendelssohn, Eleonora von (1900–1951) 76, 334, 341 Mendelssohn, Francesco von (1901–1972) 21, 76, 156, 326, 334, 339, 341, 429f. Methuen (Verlag) 130, 134, 143, 385, 391f., 394, 396, 399, 401, 404f., 407, 409f., 416, 423f. Metro Goldwyn Mayer / MGM (Filmgesellschaft) 114, 118, 366, 387, 390 Meyer, Hans (nicht ermittelt) 222f. Mikszáth, Kálmán (1847–1910) 166, 260, 361, 365, 369, 481f. Moser, Hans (1880–1964) 84 Mühlen, Hermynia zur (1883–1951) 346 Müller, Hans (1882–1950) 502 Muncker, Franz (1855–1926) 218f., 222f. Musil, Robert (1880–1942) 171 Mutter f Maria von Horváth
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Register (Personen und Verlage)
Nestroy, Johann Nepomuk (1801–1862) 85, 160, 174, 351, 355, 434, 448 Niese, Hansi (verh. Jarno) (1875–1934) 84 Nietzsche, Friedrich (1844–1900) 218f., 222f. Notthaft, Albrecht Freiherr von (1868–1950) 27, 465f. Nüchtern, Hans (1896–1962) 440 Otte, P. A. (nicht ermittelt) (egtl. Adalbert Bornhagen) 8, 11, 19, 45, 47f., 51f., 54f., 311–315, 317–321 O’Neill, Eugene (1888–1953) 336 Oprecht, Emil (1895–1952) 178, 180, 418, 453–455 Ossietzky, Carl von (1889–1938) 426 Pagnol, Marcel (1895–1974) 119, 391 Pauli, Hertha (1906–1973) 93, 105, 173, 182, 184f., 362, 403, 439, 458, 468 Pepi f Pˇrehnal, Josef Perec, Isaac Leib (1852–1915) 162, 436 Pfeffer, Max (1884–nach 1942), s.a. Max Pfeffer (Verlag) 92, 163, 360, 437 Pick, Otto (1887–1940) 97, 366 Pierhal, Armand (1897–1976) 399, 424 Piscator, Erwin (1893–1966) 21, 86, 317, 353f. Plon (Verlag) 125, 136, 151, 399, 406, 410, 424 Potz, Felix (nicht ermittelt) 469 Pˇrehnal, Josef (Onkel) (?–1929) 33, 51, 89, 317f., 356, 459, 464, 466, 495, 497 Prensky, Eva (?–1941) 151, 424 Propyläen (Verlag) 14, 45, 48, 58, 60, 66, 69, 76, 248, 310, 313f., 319, 324f., 330, 333, 340, 342, 395, 474 Querido (Verlag) 15, 31, 346, 349, 405, 439, 484 Rathaus, Karol (1895–1954) 85, 352 Ray-Machat´y, Maria (1904–1951) (geb. Altschul) 114–116, 118–123, 130, 363f., 385, 387f., 390–394, 396, 404f., 407, 424, 442, 485 Reger, Erik (1893–1954) 329 Rehfisch, Hans (1891–1960) 389 Reinhardt, Max (1873–1943) 109, 175, 336, 348, 351, 359, 361, 406, 440, 480 Reinhardt, Emil Alphonse (1889–1945) 164 Rieser, Ferdinand (1886–1947) 136, 143, 410, 416 Ringelnatz, Joachim (1883–1934) 315 Robitschek, Kurt (1890–1950) 67, 331 Roth, Joseph (1894–1939) 83, 164, 182, 184, 329, 350, 396, 453 S. Fischer (Verlag) 29, 45, 61, 311, 314, 327, 474 Salten, Felix (1869–1945) 346
Schaukal, Richard von (1874–1942) 20f., 333, 429 Schawinsky, Alexander (1904–1979) 74, 339 Schickele, René (1883–1940) 164, 339 Schiffer, Marcellus (1892–1932) 335 Schiller, Friedrich (1759–1805) 218f., 335 Schlösser, Rainer (1899–1945) 9, 16, 37, 85–87, 341, 344, 347, 353, 379, 434, 437, 446, 470, 479, 606–608, 618 Schmidt-Pauli, Edgar von (1881–1955) 36f. Schmitz, Richard (1885–1954) 175, 449 Schöningh, Franz Josef (1902–1960) 67, 330f. Schopenhauer, Arthur (1788–1860) 222f. Schultz, Franz (1877–1950) 49, 316, 324, 498 Schultz, Wally (nicht ermittelt) 49, 316, 324, 498 Schuschnigg, Kurt (1897–1977) 165, 175, 380, 439f., 449 Schwarzschild, Leopold (1891–1950) 352, 372 Schwarzschild, Valerie (nicht ermittelt) 85, 352 Seyd, Felizia („Lizzy“) (nicht ermittelt) 13, 308, 496–499 Siodmak, Robert (1900–1973) 130, 151, 171, 404f., 424 Sonnenschein, Hugo (Sonka) (1889–1953) 346f., 434 Spoliansky, Mischa (1898–1985) 335 Stern, Josef Luitpold (1886–1966) 81, 345f. Strindberg, August (1849–1912) 218f. Stroheim, Erich von (1885–1957) 168 Stuhlfeld, Willy M. A. (1879–?) 36, 85, 87, 255, 353, 478, 618 Sulzbach, Ernst Rudolf (1887–1954) 78, 342 The Dial Press (Verlag) 385, 392, 405, 423 Toller, Ernst (1893–1939) 336, 346, 434 Tolstoi, Lew (1828–1910) 222f. Träger, Ern˝o (1887–1971) 127, 397f., 400, 419, 472 Tschuppik, Karl (1876–1937) 31, 131, 406, 468 Tucholsky, Kurt (1890–1935) 315 Ullrich, Luise (1910–1985) 88, 355 Ullstein (Verlag) 1, 6, 8, 11, 14f., 29, 31–33, 36, 48–50, 53, 56, 58f., 61, 64–66, 68f., 72f., 75–79, 84, 248f., 310f., 313–316, 318f., 321–330, 332f., 336, 338–343, 367, 395, 411, 473–477 Urbanitzky, Grete von (1893–1974) 346 United Artists (Filmgesellschaft) 123 Universal Edition (Verlag) 11, 16, 31, 97–101, 106, 109, 113f., 365, 367, 369–372, 377, 380, 385f., 431, 482f. Utzschneider, Sebastian (1856–1932) 512f., 524–526, 540, 542, 609f., 613
650
Register (Personen und Verlage)
Vater f Edmund Josef von Horváth Viertel, Berthold (1885–1953) 11, 19, 78, 340, 342, 349 Viking Press Inc. (Verlag) 405 Wagner, Richard (1813–1883) 222f. Wassermann, Jakob (1873–1934) 350 Warner Brothers (Filmgesellschaft) 115 Weiß, Ernst (1882–1940) 12, 17f., 309, 329, 339, 426 Werfel, Franz (1890–1945) 11, 19, 91f., 131–133, 135f., 143, 151, 165, 173f., 182, 184, 336, 360, 366, 368, 374, 391, 403, 406, 408–410, 416, 418, 420f., 424f., 440, 456 Wiesenthal, Grete (1885–1970) 173f. Wolfe, Thomas (1900–1938) 112, 385 Wolff, Theodor (1867–1927) 164 Wölfflin, Heinrich (1864–1945) 224f. Wörner, Roman (1863–1945) 218–221 Wotruba, Fritz (1907–1975) 171 Zadek, Walter (1900–1992) 51, 317, 321
Zeise, Franz (1896–1966) 61, 326f. Zeisel, Rudolf (1869–1942) 106, 377 Zernatto, Guido (1903–1943) 110, 380 Zsolnay (Verlag) 433, 449f. Zuckerkandl, Berta (1864–1945) (geb. Szeps) 11, 19, 92, 97, 105, 360f., 366, 375, 403, 484 Zuckerkandl, Gertrud (1895–1981) (geb. Stekel) 118, 361, 390 Zuckmayer, Carl (1896–1977) 5, 11, 17f., 34, 65, 91, 98, 100, 105, 107, 114, 116f., 129, 131–133, 135, 158, 173–175, 182, 184, 328f., 334, 336, 349, 351, 359, 365, 367–369, 372, 374, 376, 378, 380, 385, 389, 403, 406–410, 416, 418, 420f., 424, 435, 440, 456, 458, 471, 484, 502 Zweig, Arnold (1887–1968) 336 Zweig, Stefan (1881–1942) 11, 148, 347, 350, 391, 421
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Register (Personen und Verlage)
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Inhalt (detailliert)
Inhalt (detailliert) Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Lesetext . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Briefe, Briefentwürfe und Briefabschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Briefe von und an Ödön von Horváth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Edmund Josef von Horváth, Budapest, 16.11.1908 (B1) . . . . . . . . . . . . An Maria und Edmund Josef von Horváth, Höllenthalhütte, 14.7.1920 (B2) . . . . An Maria und Edmund Josef von Horváth, Coburger Hütte, 25.7.1921 (B3) . . . . An Herbert Ihering, Berlin, 11.5.1927 (B4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Herbert Ihering, Berlin, 19.5.1927 (B5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Herbert Ihering, Murnau, 20.6.1927 (B6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Julius Bab, Murnau, 28.5.1928 (B7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Lotte Fahr, Berlin, 15.1.1929 (B8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Berlin, 15.1.1929 (B9). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Lotte Fahr, Berlin, 22.1.1929 (B10) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Lotte Fahr, Berlin, 6.2.1929 (B11) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Murnau, 21.3.1929 (B12) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Salzburg, 5.4.1929 (B13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Berlin, vor dem 23.4.1929 (B14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Berlin, 23.4.1929 (B15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Aktiengesellschaft an Horváth, Berlin, 26.4.1929 (B16) . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Murnau, Mai 1929 (B17) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H. an Horváth, Berlin, 23.7.1929 (B18) Volksbühnen-Verlags- und Vertriebs-G.m.b.H. an Horváth, Berlin, 26.7.1929 (B19) An Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag), Murnau, 26.7.1929 (B20) . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 31.7.1929 (B21). . . . . . . . . . . . . . An Walter Zadek (Berliner Tageblatt), Murnau, 2.8.1929 (B22) . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Murnau, 6.9.1929 (B23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Murnau, 8.9.1929 (B24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 9.9.1929 (B25) . . . . . . . . . . . . . . An Katharina Leitner, Barcelona, 22.9.1929 (B26) . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Barcelona, 22.9.1929 (B27) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Hans Henny Jahnn, Marseille, 25.9.1929 (B28) . . . . . . . . . . . . . . . . . An P. A. Otte, Marseille, 27.9.1929 (B29) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Julius Bab, Murnau, 15.10.1929 (B30) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Hans Henny Jahnn, Murnau, 13.12.1929 (B31) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 18.1.1930 (B32). . . . . . . . . . . . . . An Hans Ludwig Held, Murnau, 22.3.1930 (B33) . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Auguste von Horváth, Murnau, 11.4.1930 (B34) . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 14.4.1930 (B35). . . . . . . . . . . . . . An den Ullstein Buchverlag, Murnau, 22.5.1930 (B36) . . . . . . . . . . . . . . . An Julius Bab, Murnau, 4.11.1930 (B37) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Propyälen-Verlag an Horváth, Berlin, 13.11.1930 (B38) . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 18.11.1930 (B39) . . . . . . . . . . . . . An Julius Bab, München, 14.12.1930 (B40). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hermann Kesten (Gustav Kiepenheuer Verlag) an Horváth, Berlin, 6.1.1931 (B41) Hermann Kesten an Horváth, Berlin, 8.1.1931 (B42) . . . . . . . . . . . . . . . . An Hertha Frank, Murnau, 4.2.1931 (B43) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Aktiengesellschaft an Horváth, Berlin, 19.3.1931 (B44) . . . . . . . . . . Carl Zuckmayer an Horváth, offener Brief, 20.3.1931 (B45) . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
An Emil Herz (Ullstein Aktiengesellschaft), Berlin, 25.3.1931 (B46) . . An Bernard von Brentano, Berlin, 21.4.1931 (B47) . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 4.5.1931 (B48) . . . . . . . . . An Bernard von Brentano, München, 6.5.1931 (B49) . . . . . . . . . . An Albert Hoerrmann, Murnau, 29.5.1931 (B50) . . . . . . . . . . . . An Julius Bab, München, 14.6.1931 (B51) . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 17.10.1931 (B52) . . . . . . . An Marita Hasenclever, offener Brief, 26.10.1931 (B53) . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 2.11.1931 (B54) . . . . . . . . Ullstein-Aktiengesellschaft an Horváth, Berlin, 10.11.1931 (B55) . . . An Julius Bab, Murnau, 22.11.1931 (B56) . . . . . . . . . . . . . . . . An Julius Bab, München, 30.11.1931 (B57) . . . . . . . . . . . . . . . An Bernhard Diebold, München, 9.12.1931 (B58) . . . . . . . . . . . . An Bernhard Diebold, München, 5.1.1932 (B59). . . . . . . . . . . . . An Franz Horch, Murnau, 5.2.1932 (B60) . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 9.5.1932 (B61) . . . . . . . . . Wilhelm Lukas Kristl an Horváth, ohne Ort, 12.5.1932 (B62) . . . . . . An Hans Ludwig Held, Murnau, 6.6.1932 (B63) . . . . . . . . . . . . . Ullstein Buchverlag an Horváth, Berlin, 27.7.1932 (B64) . . . . . . . . An Ise Gropius, Murnau, 5.8.1932 (B65) . . . . . . . . . . . . . . . . . Ullstein Aktiengesellschaft an Horváth, Berlin, 7.11.1932 (B66) . . . . Propyläen Verlag an Horváth, Berlin, 10.11.1932 (B67) . . . . . . . . . Ullstein Aktiengesellschaft an Horváth, Berlin, 23.12.1932 (B68). . . . An Wilhelm Gronle (Ullstein Verlag), Murnau, 2.1.1933 (B69). . . . . . An Berthold Viertel, Murnau, 2.1.1933 (B70) . . . . . . . . . . . . . . An Wilhelm Gronle (Ullstein Buchverlag), Murnau, 5.1.1933 (B71) . . . An Bruno Frank, Murnau, 2.2.1933 (B72) . . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Wien. 21.4.1933 (B73) . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Wien, vmtl. 25.4.1933 (B74) . . . . . . . . . An Josef Luitpold Stern, Wien, um den 30.5.1933 (B75) . . . . . . . . Oskar Maria Graf an Horváth, offener Brief, 2.6.1933 (B76) . . . . . . . An Unbekannt, Schärding, 30.6.1933 (B77) . . . . . . . . . . . . . . . An Rudolph S. Joseph, Schärding, 1.7.1933 (B78). . . . . . . . . . . . An Fritz Landshoff, Wien, 7.9.1933 (B79) . . . . . . . . . . . . . . . . Georg Marton Verlag an Horváth, Wien, 16.9.1933 (B80) . . . . . . . . An Rudolph S. Joseph, Wien, 30.10.1933 (B81) . . . . . . . . . . . . . An Rudolph S. Joseph, Wien, 23.1.1934 (B82) . . . . . . . . . . . . . An den Neuen Bühnenverlag, ohne Ort, 18.6.1934 / Der Neue Bühnenverlag an Rainer Schlösser, Berlin, 26.6.1934 (B83) An Hans Geiringer, Berlin, 16.9.1934 (B84) . . . . . . . . . . . . . . . An Hans Gál, Berlin, 16.9.1934 (B85) . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Maria und Edmund Josef von Horváth, Berlin, 3.11.1934 (B86) . . . An Maria und Edmund Josef von Horváth, Potsdam, 2.12.1934 (B87) . . An Gustav Hartung, Berlin, 9.12.1934 (B88) . . . . . . . . . . . . . . Rudolf Beer an Horváth, Wien, 22.10.1935 (B89) . . . . . . . . . . . . An Unbekannt, Wien, 6.3.1936 (B90) . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Wien, 22.7.1936 (B91) . . . . . . . . . . . . An Alice Herdan-Zuckmayer, Possenhofen, 4.8.1936 (B92) . . . . . . . An Franz Werfel, Budapest, 16.10.1936 (B93) . . . . . . . . . . . . . . An Berta Zuckerkandl, Budapest, 16.10.1936 (B94) . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Budapest, 19.10.1936 (B95) . . . . . . . . . An Hans Geiringer, Wien, 22.10.1936 (B96) . . . . . . . . . . . . . . . An Maria und Edmund Josef von Horváth, Wien, 26.11.1936 (B97) . . . An Franz Theodor Csokor, Rom, 2.2.1937 (B98) . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
An Maria von Horváth, Rom, 2.2.1937 (B99) . . . . . . . . . . . . . . . . . An Maria und Edmund Josef von Horváth, Vatikanstadt, 6.2.1937 (B100) . . An Franz Theodor Csokor, Prag, 1.4.1937 (B101) . . . . . . . . . . . . . . . Georg Marton Verlag an Horváth, Wien, 26.4.1937 (B102) . . . . . . . . . . An Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Wien, 30.4.1937 (B103) . . . . Bernhard Diebold an Horváth, Zürich, 9.6.1937 (B104) . . . . . . . . . . . . An Bernhard Diebold, Henndorf, 19.6.1937 (B105) . . . . . . . . . . . . . . An Alma Mahler-Werfel, Henndorf, 20.6.1937 (B106) . . . . . . . . . . . . . An Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 25.6.1937 (B107) . . An Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 1.7.1937 (B108) . . Georg Marton Verlag an Horváth, Wien, 14.7.1937 (B109) . . . . . . . . . . An Alma Mahler-Werfel, Henndorf, 24.7.1937 (B110) . . . . . . . . . . . . . An Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 1.9.1937 (B111) . . An Otto Kleiber, Henndorf, 1.9.1937 (B112) . . . . . . . . . . . . . . . . . An Otto Kleiber, Henndorf, 1.9.1937 (B113) . . . . . . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Salzburg, 6.9.1937 (B114) . . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Amsterdam, 10.9.1937 (B115) . . . . . . . . . . . An Paul Fent, Henndorf, 15.10.1937 (B116). . . . . . . . . . . . . . . . . . An Cäsar von Arx, Henndorf, 25.10.1937 (B117) . . . . . . . . . . . . . . . An Jolán von Hatvany, Henndorf, 28.10.1937 (B118) . . . . . . . . . . . . . An Cäsar von Arx, Henndorf, 2.11.1937 (B119) . . . . . . . . . . . . . . . . An Berta Zuckerkandl, Henndorf, 9.11.1937 (B120) . . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Henndorf, 24.11.1937 (B121) . . . . . . . . . . . An Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 24.11.1937 (B122) . An Lajos von Hatvany, Henndorf, 25.11.1937 (B123) . . . . . . . . . . . . . An Cäsar von Arx, Henndorf, 25.11.1937 (B124) . . . . . . . . . . . . . . . An Bernhard Diebold, Henndorf, 30.11.1937 (B125) . . . . . . . . . . . . . An Paul Fent, Henndorf, 30.11.1937 (B126). . . . . . . . . . . . . . . . . . An Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Henndorf, 30.11.1937 (B127) . An Franz Theodor Csokor, Henndorf, 11.12.1937 (B128) . . . . . . . . . . . An Bernhard Diebold, Henndorf, 11.12.1937 (B129) . . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Henndorf, 14.12.1937 (B130) . . . . . . . . . . . An Bernhard Diebold, Henndorf, 18.12.1937 (B131) . . . . . . . . . . . . . An Jolán von Hatvany, Henndorf, 29.12.1937 (B132) . . . . . . . . . . . . . An Franz Theodor Csokor, Henndorf, 29.12.1937 (B133) . . . . . . . . . . . An den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 1.1.1938 (B134) . . . . . . . . . . An Cäsar von Arx, Henndorf, 1.1.1938 (B135) . . . . . . . . . . . . . . . . An Hans W. Heinsheimer (Universal Edition), Salzburg, 2.1.1938 (B136) . . . Hans W. Heinsheimer (Universal Edition) an Horváth, Wien, 4.1.1938 (B137) Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 7.1.1938 (B138). An den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 7.1.1938 (B139) . . . . . . . . . . An den Verlag Allert de Lange, Henndorf, 7.1.1938 (B140) . . . . . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 8.1.1938 (B141). An Cäsar von Arx, Henndorf, 8.1.1938 (B142) . . . . . . . . . . . . . . . . An Alice Herdan-Zuckmayer, Schärding, 10.1.1938 (B143) . . . . . . . . . . An Gertrud Zuckerkandl, Schärding, 10.1.1938 (B144) . . . . . . . . . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Schärding, 13.1.1938 (B145) . . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Schärding, 22.1.1938 (B146) . . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Schärding, 23.1.1938 (B147) . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 25.1.1938 (B148) An Walter Landauer (Allert de Lange), Schärding, 27.1.1938 (B149) . . . . . An Jolán von Hatvany, Schärding, 28.1.1938 (B150) . . . . . . . . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 3.2.1938 (B151). An Walter Landauer (Allert de Lange), Schärding, 6.2.1938 (B152). . . . . .
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Inhalt (detailliert)
An Walter Landauer (Allert de Lange), Schärding, 7.2.1938 (B153) . . . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Schärding, 10.2.1938 (B154) . . . . . An Jolán von Hatvany, Wien, 14.2.1938 (B155) . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 24.2.1938 (B156) An Walter Landauer (Allert de Lange), Wien, 26.2.1938 (B157) . . . . . . . . An Ern˝o Träger, Wien, 2.3.1938 (B158) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 2.3.1938 (B159) . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 5.3.1938 (B160) . An Walter Landauer (Allert de Lange), Wien, 7.3.1938 (B161). . . . . . . . . An Jolán und Lajos von Hatvany, Wien, 9.3.1938 (B162) . . . . . . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lang) an Horváth, Amsterdam, 11.3.1938 (B163) . An Walter Landauer (Allert de Lange), Budapest, 23.3.1938 (B164) . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 24.3.1938 (B165) An Walter Landauer (Allert de Lange), Budapest, 27.3.1938 (B166) . . . . . . An Carl Zuckmayer, Budapest, 28.3.1938 (B167) . . . . . . . . . . . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 29.3.1938 (B168) Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 30.3.1938 (B169) An Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 31.3.1938 (B170). . . . . . . . . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 2.4.1938 (B171) . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 4.4.1938 (B172) . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 7.4.1938 (B173) . An Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 7.4.1938 (B174) . . . . . . . . . . . . An den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 9.4.1938 (B175) . . . . . . . . An den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 11.4.1938 (B176). . . . . . . . Verlag Allert de Lange an Horváth, Amsterdam, 11.4.1938 (B177). . . . . . . An den Verlag Allert de Lange, Teplice-Sˇanov, 13.4.1938 (B178). . . . . . . . An Auguste von Horváth, Teplice-Sˇanov, 14.4.1938 (B179) . . . . . . . . . . An Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 14.4.1938 (B180). . . . . . . . . . . . An Jolán von Hatvany, Teplice-Sˇanov, 22.4.1938 (B181). . . . . . . . . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 22.4.1938 (B182) An Walter Landauer (Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 23.4.1938 (B183). . . . An Alma Mahler-Werfel, Teplice-Sˇanov, 23.4.1938 (B184) . . . . . . . . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 25.4.1938 (B185). . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 1.5.1938 (B186) . . . . An Walter Landauer (Allert de Lange), Teplice-Sˇanov, 2.5.1938 (B187) . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 9.5.1938 (B188) . An Walter Landauer (Allert de Lange), Zürich, 10.5.1938 (B189) . . . . . . . An Cäsar von Arx, Zürich, 12.5.1938 (B190) . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Jolán von Hatvany, Bruxelles, 18.5.1938 (B191) . . . . . . . . . . . . . . An Cäsar von Arx, Amsterdam, 18.5.1938 (B192) . . . . . . . . . . . . . . . An Jolán von Hatvany, Amsterdam, 19.5.1938 (B193) . . . . . . . . . . . . . An Hans Geiringer, Amsterdam, 20.5.1938 (B194) . . . . . . . . . . . . . . . An Stefan Zweig, Amsterdam, 20.5.1938 (B195) . . . . . . . . . . . . . . . . An Otto Kleiber, Amsterdam, 23.5.1938 (B196) . . . . . . . . . . . . . . . . An Cäsar von Arx, Amsterdam, 27.5.1938 (B197) . . . . . . . . . . . . . . . Verlag Allert de Lange an Horváth, Amsterdam, 27.5.1938 (B198). . . . . . . An Lajos von Horváth, Paris, 30.5.1938 (B199) . . . . . . . . . . . . . . . . An Walter Landauer (Verlag Allert de Lange), Paris, 31.5.1938 (B200). . . . . Walter Landauer (Allert de Lange) an Horváth, Amsterdam, 1.6.1938 (B201) . Briefentwürfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Karen und Dorice, Berlin, 10.2.1927 (BE1) . . . . . . . . . . . . . . . . An Karen und Dorice, Berlin, 10.2.1927 (BE2) . . . . . . . . . . . . . . . . An Flachs, Ende 1929 (BE3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Ernst Fürst, nach dem 13.3.1930 (BE4) . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
An Heinrich Mann, nach dem 4.4.1930 (BE5) . . . . . . . . . . . . . . . . . An Marita Hasenclever, vor dem 26.10.1931 (BE6) . . . . . . . . . . . . . . . An Francesco de Mendelssohn, Herbst 1932 (BE7) . . . . . . . . . . . . . . . An das Kleine Theater in der Praterstraße Wien, ohne Ort, Herbst 1935 (BE8). An Georg Marton, Henndorf, 10.7.1937 (BE9) . . . . . . . . . . . . . . . . . An Wera Liessem, nach dem 26. Oktober 1937 (BE10) . . . . . . . . . . . . . Briefabschriften Franz Theodor Csokors. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Sallach, 12.8.1933 (BA1) . . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Zürich, 30.11.1933 (BA2) . . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Semmering, 29.12.1933 (BA3) . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, ohne Ort, 28.5.1934 (BA4). . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Nizza, 2.7.1934 (BA5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Salzburg, 20.8.1934 (BA6) . . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Budapest, 19.10.1936 (BA7) . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Rom, 2.2.1937 (BA8). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Wien, 11.3.1937 (BA9). . . . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Purkersdorf, 11.3.1937 (BA10) . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Purkersdorf, März 1937 (BA11) . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Henndorf, 26.10.1937 (BA12) . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Henndorf, 24.11.1937 (BA13) . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Henndorf, 14.12.1937 (BA14) . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Henndorf, 28.12.1937 (BA15) . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Chorzów, 18.3.1938 (BA16) . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Chorzów, 18.3.1938 (BA17) . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Budapest, 23.3.1938 (BA18) . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Chorzów, 25.3.1938 (BA19) . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Budapest, 29.3.1938 (BA20) . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Teplice-Sˇanov, 15.4.1938 (BA21) . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Teplice-Sˇanov, 17.4.1938 (BA22) . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Milano, 4.5.1938 (BA23) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Zürich, 7.5.1938 (BA24) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Zürich, 7.5.1938 (BA25) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Zürich, 16.5.1938 (BA26) . . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Bruxelles, 18.5.1938 (BA27) . . . . . . . . . . . . . . . . Horváth an Csokor, Amsterdam, 23.5.1938 (BA28) . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Mikolow, 28.5.1938 (BA29). . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Mikolow, 31.5.1938 (BA30). . . . . . . . . . . . . . . . . Csokor an Horváth, Mikolow, 13.6.1938 (BA31). . . . . . . . . . . . . . . . . Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lebensdokumente und Urkunden . . . . . . . . . . . . . . Auszug aus dem Taufregister (1908; D1) . . . . . . . . . Jahreszeugnis 1908/1909 (D2) . . . . . . . . . . . . . . Jahreszeugnis 1911/1912 (D3) . . . . . . . . . . . . . . Impfschein (1914, D4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Impfschein (1914, D5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Jahreszeugnis 1913/1914 (D6) . . . . . . . . . . . . . . Osterzeugnis, Schuljahr 1915/16 (D7) . . . . . . . . . . Jahreszeugnis 1915/1916 (D8) . . . . . . . . . . . . . . Jahreszeugnis 1917/1918 (D9) . . . . . . . . . . . . . . Jahreszeugnis 1918/1919 (D10) . . . . . . . . . . . . . Studentenkartei Universität München (1919–1922, D11) . Belegbogen Wintersemester 1919/1920 (D12) . . . . . . Belegbogen Sommersemester 1920 (D13) . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
Belegbogen Wintersemester 1920/1921 (D14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Belegbogen Sommersemester 1921 (D15) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zuständigkeitszeugnis mit beglaubigter Übersetzung (1923, D16) . . . . . . . . . Abschrift des Taufscheins mit beglaubigter Übersetzung (1926, D17) . . . . . . . . Scheidungsurteil Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien (1934, D18) . . . . . . Führerschein (1934, D19) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Scheidungsurteil Oberlandesgericht Wien (1934, D20). . . . . . . . . . . . . . . . Erkennungskarte Österreich (1936, D21) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zuständigkeitszeugnis (1938, D22) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Totenschein mit beglaubigter Übersetzung (1938/1950, D23). . . . . . . . . . . . Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vertrag mit dem Ullstein Verlag, Berlin, 11.1.1929 (V1). . . . . . . . . . . . . . . Vertrag mit dem Georg Marton Verlag, Wien, 25.7.1933 (V2) . . . . . . . . . . . . Vertrag mit dem Neuen Bühnenverlag, Berlin, 14./19.4.1934 (V3) . . . . . . . . . Brieflicher Vertrag mit Alfred Ibach, Wien, 6.3.1936 (V4). . . . . . . . . . . . . . Brieflicher Vertrag mit Alfred Ibach und dem Max Pfeffer Verlag, Wien, 3.11.1936 (V5) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vertrag mit dem Georg Marton Verlag und weiteren Parteien, Wien, 21.4.1937 (V6) Vertrag mit dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, 13.7.1937 (V7) . . . . . . . . Vertrag mit dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, 30.11.1937 (V8) . . . . . . . Vertrag mit dem Verlag Allert de Lange, Amsterdam, 27.5.1938 (V9) . . . . . . . . Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Vogel“ (1908, VR1) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Häuser am See mit Booten“ (1908, VR2) . . . . . . . . . . . . . . . . Aquarell „Gebirgssee“ (1910, VR3) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Sternsinger“ (um 1912, VR4) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Dorf“ (um 1912, VR5). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Haus mit Brunnen“ (um 1912, VR6) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aquarell „Dorf am See“ (um 1912, VR7). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Diplom Faschingsturnen (1913, VR8) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Wallensteins Lager“ (Juli 1913, VR9) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aquarell „Mann“ (1913, VR10). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Jesus mit Engeln“ (1913, VR11). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeichnung „Selbstporträt“ (um 1914, VR12). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aquarell „Schmetterling“ (um 1914, VR13) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Exlibirs-Stempel (1922, VR14) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fotografien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ödön von Horváth – Porträtaufnahmen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Familie von Horváth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . In und um Murnau / Bergsteigen / Diverse Aufnahmen . . . . . . . . . . . . . . Quellenverzeichnis und Kommentar . . . . Briefe von und an Horváth . . . . . . . Briefentwürfe. . . . . . . . . . . . . . Briefabschriften Franz Theodor Csokors Lebensdokumente und Urkunden. . . . Verträge . . . . . . . . . . . . . . . . Varia . . . . . . . . . . . . . . . . . . Meldezettel . . . . . . . . . . . . . . . Fotografien . . . . . . . . . . . . . . .
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Dossier: Akten zu Ödön von Horváth . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Akten zu Ödön von Horváth – Einleitung und aktenkundlicher Kommentar (Holger Berwinkel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Inhalt (detailliert)
Aktenfaksimiles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einbürgerungsakte des Bezirksamtes Weilheim (1927–1928, AK1) . . . . . . Mitgliedsakte der Reichsschrifttumskammer (1934–1938, AK2). . . . . . . . Akte des Wiener Stadt- und Landesarchivs zur Ehescheidung (1934, AK3) . . Emigrantenakten des Bezirks Weilheim (1935, AK4) . . . . . . . . . . . . . Einzelstücke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zeugenaussage im Murnauer Saalschlachtprozess (1931, AK5) . . . . . . . Der Neue Bühnenverlag an den Reichsdramaturgen Schlösser (1934, AK6) Regesten (Holger Berwinkel) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Register (Personen und Verlage) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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Anhang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editionsprinzipien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Textteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Genetisches Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.1 Diplomatische Transkription und Faksimile (Entwürfe) 1.1.2 Lineare Textkonstitutionen (Fassungen) . . . . . . . 1.1.3 Kritisch-genetischer Apparat . . . . . . . . . . . . . 1.2 Emendierte Endfassungen (Endfassung) . . . . . . . . . . 1.3 Zur Edition der Briefe, Dokumente und Akten . . . . . . . 1.3.1 Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2 Dokumente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.3 Akten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Kommentarteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Chronologisches Verzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Quellenverzeichnis und Regesten . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Regesten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Simulationsgrafiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Siglen und Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
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