250 69 16MB
German Pages 698 [720] Year 2000
Weimarer Arnim-Ausgabe Werke und Briefwechsel
Ludwig Achim von Arnim Werke und Briefwechsel Historisch-kritische Ausgabe In Zusammenarbeit mit der Stiftung Weimarer Klassik herausgegeben von Roswitha Burwick, Lothar Ehrlich, Heinz Härtl, Renate Moering, Ulfert Ricklefs und Christof Wingertszahn
Band 30
MAX NIEMEYER VERLAG TÜBINGEN 2000
Ludwig Achim von Arnim Briefwechsel 1788-1801 Herausgegeben von Heinz Härtl
MAX N I E M E Y E R VERLAG T Ü B I N G E N 2000
Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs- und Beihilfefonds Wissenschaft der VG Wort.
Der Abdruck der Abbildungen aus dem Stammbuch Arnims (Kunstdrucktafeln und Umschlag) erfolgte mit freundlicher Genehmigung des Schiller-Nationalmuseums / Deutsches Literaturarchiv, Marbach a. N.
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Arnim, Achim von: Werke und Briefwechsel / Ludwig Achim von Arnim. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Weimarer Klassik hrsg. von Boswitha Burwick ... - Historisch-kritische Ausg. - Tübingen : Niemeyer ISBN 3-484-15600-7 Bd. 50. Briefwechsel 1788 - 1801 / hrsg. von Heinz Härtl. - 2000 ISBN 3-484-15650-9 © Max Niemeyer Verlag GmbH, Tübingen 2000 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany. Satz: pagina GmbH, Tübingen Druck: AZ Druck- und Datentechnik GmbH, Kempten Buchbinder: Heinr. Koch, Tübingen
Inhalt Briefwechsel 1788-1801 1.
Von Hans von Labes, vmtl. Anfang September 1788, spätestens Herbst 1793
3
2.
An Joachim Erdmann von Arnim, 10. September 1788
4
*3. 4. 5.
An Joachim Erdmann von Arnim, August 1789
5
An Joachim Erdmann von Arnim, 29. Dezember 1789
5
Von August Ludwig Ferdinand oder Alexander Carl Wilhelm von Wartensleben, vmtl. Anfang 1792
6
6.K1
An Hans von Labes, I.Januar 1792
7
6.K2
An Hans von Labes, I.Januar 1792
7
7.Κ
An Joachim Erdmann von Arnim, I.Januar 1792
8
7.
An Joachim Erdmann von Arnim, I.Januar 1792
9
8.Κ
An Joachim Erdmann von Arnim, vmtl. zwischen Mitte Oktober und Anfang November 1793
10
9.Κ
An Joachim Erdmann von Arnim, vmtl. U a n u a r 1794
10
An Joachim Erdmann von Arnim, I.Januar 1794
11
10.K
9.
An Hans von Schlitz, vmtl. U a n u a r 1794
12
11.Κ
An Louise von Schlitz, vmtl. Ende Februar/Anfang März 1794
12
12.Κ
An Hans von Schlitz, vmtl. zwischen Anfang und Mitte März 1794
13
13.Κ
An Hans von Schlitz, vmtl. 10. Oktober 1794
13
14.K
An Joachim Erdmann von Arnim, vmtl. zwischen 20. Oktober
15.Κ
An Hans und Louise von Schlitz, Ende Dezember 1794/Anfang
und Mitte November 1794
15
Januar 1795
15
16.
An Joachim Erdmann von Arnim, 24. September 1795
16
17.Κ
An Hans von Schlitz, vmtl. zweites Drittel Oktober 1795 . . . .
18
Von Joachim Erdmann von Arnim, vmtl. Mitte Oktober 1795 .
18
*18.
V
Inhalt 19.
A n Joachim Erdmann von Arnim, 27. Oktober 1795
18
20.Κ
A n Hans von Schlitz, vmtl. November/Dezember 1795
19
21.
A n Joachim Erdmann von Arnim, 31. Dezember 1795
21
22.Κ
A n Hans von Schlitz, vmtl. Anfang Januar 1796
22
*23.
A n Hans von Schlitz, vmtl. zwischen Anfang A u g u s t und zweitem Drittel September 1796
*24.
23
A n Hans von Schlitz, vmtl. zwischen Anfang August und zweitem Drittel September 1796
24
*25.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. letztes Drittel A u g u s t 1796
.
24
*26.
A n Friedrich von Raumer, vmtl. letztes Drittel August 1796 . .
24
Von Friedrich von Raumer, vmtl. Anfang September 1796 . . .
24
A n Friedrich von Raumer, vmtl. erste Hälfte September 1796 .
26
29.
Von Carl Franz Georg von der Goltz, 7. September 1796
27
30.
Von Hans von Schlitz, 15. September 1796
31.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zweite Hälfte September 1796
29
32.
A n Joachim Erdmann von Arnim, Anfang Oktober 1796 . . . .
30
*33.
A n Hans von Schlitz, vmtl. zwischen Mitte und Ende Oktober
27. *28.
...
28
1796
32
34.
Von Hans von Schlitz, vmtl. November 1796
35.
Von Johann Heinrich Ludwig Meierotto, 10. Dezember 1796
*36. 37.
32 .
A n Hans von Schlitz, vmtl. Mitte Dezember 1796
33 33
Von Hans von Schlitz, 30. Dezember 1796 bis etwa 8. Februar 1797
33
38.
A n Joachim Erdmann von Arnim, 2. Mai 1797
37
39.
A n Daniel Heinrich Noeldechen, vmtl. zwischen Anfang Juni und Ende 1797
38
*40.
A n Heinrich David von Pajon, vmtl. zwischen Anfang Juni und
*41.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Anfang Juni und
Mitte September 1797
38
erster Hälfte Juli 1797 *42.
39
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Anfang Juni und erster Hälfte Juli 1797
39
*43.
A n Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Anfang Juni und
44.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Mitte und Ende
erster Hälfte Juli 1797
*45.
39
Juli 1797
39
A n Friedrich von Raumer, vmtl. Ende Juli 1797
43
VI
Inhalt *46. 47.
A n Hans von Schlitz, vmtl. erste Hälfte August 1797
43
Von Friedrich von Raumer, 4. August 1797
43
*48.
A n Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen 5. und 10. August
*49.
A n Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen 10. und 15. August
1797
46
1797
47
50.
Von Friedrich von Raumer, 14. bis 18. August 1797
47
51.
Von Hans von Schlitz, 17. August 1797
50
A n Friedrich von Raumer, vmtl. letztes Drittel August 1797 . .
52
*52. 53.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. Ende August/erste Hälfte September 1797
*54.
53
A n Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Anfang und Mitte September 1797
56
55.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. von Mitte September bis Ende Oktober 1797
56
56.
Von Heinrich David von Pajon, 23. September 1797
61
*57. 58.Κ
A n Friedrich von Raumer, vmtl. erste Hälfte Oktober 1797
. .
Dezember 1797 *58. 59. *60. 61.
63
A n Louise von Schlitz, vmtl. zwischen Mitte und Ende 63
A n Louise von Schlitz, vmtl. zwischen Mitte und Ende Dezember 1797
64
Von Louise von Schlitz, Januar 1798
64
A n Hans von Schlitz, vmtl. zwischen Anfang Februar und Anfang März 1798
65
Von Hans von Schlitz, 14. März 1798
66
*62.
A n Friedrich von Raumer, vmtl. zweites Drittel April 1798 . . .
*63.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zweites Drittel April 1798
. .
68 68
64.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. letztes Drittel April 1798 . . .
65.Κ
Vmtl. an Gotthilf Carl Philipp von der Goltz, vmtl. zwischen Ende Juli und Ende August 1798
70
66.
Von Louise von Schlitz, 5. Dezember 1798
71
67.
Von Caroline von Labes, 26. Januar 1799
68.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. Anfang Februar 1799
69.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. zwischen Anfang März und
70.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. zwischen Mitte April und
71.
A n das Justiz-Departement des preußischen Staatsministeriums,
68
72 ... .
Mitte April 1800
73 74
Anfang September 1800
75
Justizminister Julius Eberhard Wilhelm Ernst von Massow, 19. April 1800
75 VII
Inhalt 72.K1
A u s d e m Justiz-Departement des preußischen
72.K2
A u s dem Justiz-Departement des preußischen
Staatsministeriums, 21. A p r i M 8 0 0
76
Staatsministeriums, Justizminister Julius Eberhard Wilhelm Ernst von M a s s o w , 21. April 1 8 0 0
77
72.
V o m Justiz-Departement des preußischen Staatsministeriums,
73.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. Ende April/erste Hälfte
21. April 1 8 0 0
77
Mai 1800 74.K1
78
Für Caroline v o n Labes an Friedrich Wilhelm III. v o n Preußen, zwischen 30. April u n d 2. M a i 1 8 0 0
74.K2
zwischen 30. April und 2. M a i 1 8 0 0 74.K3 75.Κ *76.
79
Für Caroline von Labes an Friedrich Wilhelm III. von Preußen, zwischen 30. April u n d 2. M a i 1 8 0 0
80
Von Karl Friedrich Beyme an Caroline von Labes, 6. M a i 1 8 0 0
80
A n Carl Gottlob Häkel, vmtl. zwischen 20. M a i u n d Mitte Juni 1 8 0 0
*77.
79
Für Caroline v o n Labes an Friedrich Wilhelm III. von Preußen,
81
A n Simon Andreas Friedrich Kehling, vmtl. zwischen 20. M a i u n d Mitte Juni 1 8 0 0
81
78.Ρ
A n Alexander Nicolaus Scherer, 20. M a i 1 8 0 0
81
79.
Von Alexander Nicolaus Scherer, 25. M a i 1 8 0 0
83
80.
Von Hans von Schlitz, 26. M a i 1 8 0 0
84
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, 30. M a i 1 8 0 0
84
*82.
A n Alexander Nicolaus Scherer, vmtl. Juni 1 8 0 0
85
*83.
A n Carl Gottlob Häkel, vmtl. zwischen A n f a n g Juni und 10. A u g u s t 1 8 0 0
86
*84.
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, u m den 9. Juni 1 8 0 0
86
*85.
A n Alexander Nicolaus Scherer, vmtl. zwischen Mitte Juni u n d
81a/b.P
86. *87. 88.Ρ *89.
Mitte Juli 1 8 0 0
86
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 18. Juni 1 8 0 0
87
A n Caroline von Labes, u m den 23. Juni 1 8 0 0
88
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, u m den 27. Juni 1 8 0 0
89
Von Caroline v o n Labes, U u l i 1 8 0 0
89
90.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 3. Juli 1 8 0 0
89
91.
Von S i m o n Andreas Friedrich Kehling, 5. Juli 1 8 0 0
91
92.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 10. Juli 1 8 0 0
93
93.
Von Caroline von Labes, 12. Juli 1 8 0 0
95
VIII
Inhalt *94.
A n Caroline von Labes, um den 14. Juli 1800
*95.
Von Carl Gottlob Häkel, vmtl. zwischen Mitte Juli und Mitte August 1800
*96.
96 96
A n Alexander Nicolaus Scherer, vmtl. zwischen Mitte und 20. Juli 1800
96
97.Κ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, 18. Juli 1800
96
97.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, 18. Juli 1800
99
*98.
A n Alexander Nicolaus Scherer, vmtl. zwischen 20. und Ende Juli 1800
99.
99
Von Caroline von Labes, 20. Juli 1800
100
100.
Von Alexander Nicolaus Scherer, 22. Juli 1800
100
101.
Von August Christoph von Bredow, 26. Juli 1800
101
102.
Von Alexander Nicolaus Scherer, 4. August 1800
102
*103. *104. 105.
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. zwischen 5. und 8. August 1800
104
A n Caroline von Labes, 10. August 1800
105
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 10. und 13. August 1800
105 108
106.
Von Carl Gottlob Häkel, 20. August 1800
107.Κ
A n Alexander Nicolaus Scherer, vmtl. um den 24. August 1800
111
107.Ρ
A n Alexander Nicolaus Scherer, 24. August 1800
111
108. Κ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. zwischen Ende August und
108.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. zwischen Ende August und
109.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Anfang und
Ende September 1800
112
Ende September 1800
112
10. September 1800
113
110.
Von Friedrich von Raumer und Carl Friedrich von Redtel, vmtl. zwischen Anfang und 10. September 1800
113
111.
Von Caroline von Labes, 2. September 1800
114
112.
Von Johann Horkel, 2. September 1800
116
*113. 114. *115.
A n Hans von Schlitz, vmtl. bald nach dem 18. September
1800
118
Von Friedrich von Raumer, vmtl. Ende September 1800
119
A n Johann Horkel, vmtl. November 1800
119
116.
Von Johann Friedrich Zöllner, 6. November 1800
120
117.
Von Breitkopf & Härtel, 10. November 1800
121
118.
Von Heinrich Adolf Schräder, 11. November 1800
121
IX
Inhalt 119.
Von Carl Philipp Heinrich Pistor, 12. November 1800
120.
Von Christian Friedrich Gotthard Henning Westfeld,
122
121.Κ
Vmtl. an Heinrich Dieterich, vmtl. zwischen Mitte und Ende
121.
Vmtl. an Heinrich Dieterich, vmtl. zwischen Mitte und Ende
14. November 1800
123
November 1800
124
November 1800 * 122.
125
A n Johann Friedrich Zöllner, vmtl. zwischen Mitte November und Ende Dezember 1800
123. *124.
126
Von Carl Philipp Heinrich Pistor, 18. November 1800
126
A n Carl Philipp Heinrich Pistor, vmtl. 21. November 1800
.. .
127
125.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 24. November 1800
127
126.
Von Alexander Nicolaus Scherer, 25. November 1800
129
127.
Von Heinrich Dieterich, 30. November 1800
130
* 128.
A n Carl Gottlob Häkel, vmtl. erste Hälfte Dezember 1800 . . .
130
129.
Von Carl Gottlob Häkel, vmtl. zweite Hälfte Dezember 1800 .
131
130.
Von Carl Philipp Heinrich Pistor, 17. Dezember 1800
133
131.
Von Johann Wilhelm Ritter, 18. Dezember 1800
134
132.
Von Johann Horkel, 26. Dezember 1800
135
* 133.
A n Carl Philipp Heinrich Pistor, vmtl. zwischen Anfang und Mitte Januar 1801
*134.
138
A n Hans von Schlitz, vmtl. zwischen Anfang und Mitte Januar 1801
138
135.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 7. Januar 1801
139
136.
Von Johann Friedrich Zöllner, 9. Januar 1801
141
* 137.
A n Johann Horkel, vmtl. zwischen Mitte und Ende Januar 1801
138.Κ
142
A n Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, vmtl. zwischen Ende Januar und 20. Februar 1801
143
139.
Von Carl Philipp Heinrich Pistor, 29. Januar 1801
144
140.
Von Hans von Schlitz, 31. Januar 1801
145
141.
Von Johann Horkel, vmtl. Februar 1801
149
*142.
A n Johann Wilhelm Ritter, vmtl. zwischen Anfang Februar und Ende März 1801
*143.
150
A n Carl Philipp Heinrich Pistor, vmtl. zwischen Anfang Februar und Anfang März 1801
144. * 145.
151
Von Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, 27. Februar 1801 A n Johann Horkel, vmtl. März 1801
X
...
151 152
Inhalt *146.
An Alexander Nicolaus Scherer, vmtl. zwischen Anfang und
150. 151.
20. März 1801 An Ludwig Wilhelm Gilbert, 10. März 1801 Von Carl Philipp Heinrich Pistor, 10. März 1801 An Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. zwischen Mitte März und Mitte Juni 1801 Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 20. März 1801 Von Alexander Nicolaus Scherer, 28. März 1801
154 155 156
152. 153.Ρ 154.Ρ
Von Johann Wilhelm Ritter, 6. Mai 1801 An Ludwig Wilhelm Gilbert, 22. Mai 1801 An Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. Juni 1801
158 163 163
155.
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Anfang Juni und Mitte Juli 1801 An Carl Friedrich von Redtel, vmtl. bald nach dem 8. Juni 1801 An Christian Friedrich Nasse, vmtl. Ende Juni/Anfang Juli 1801 Von Christian Friedrich Nasse, 8. Juli 1801 Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 13. Juli 1801 An Ludwig Wilhelm Gilbert, vmtl. zwischen 20. Juli und Anfang August 1801 An Carl Gottlob Häkel, um den 20. Juli 1801
165 166 166 168
Von Carl Friedrich von Redtel, 26. Juli 1801 Von Carl Gottlob Häkel, 26. Juli 1801 An Carl Friedrich von Redtel, vmtl. Anfang August 1801
171 172 174
147.Ρ 148. 149.Ρ
156. *157. 158. 159. 160.Ρ *161. 162. 163. 164. Κ
...
165. 166. *167. * 168. *169.
Von Christian Samuel Weiß, 10. August 1801 Von Johann Horkel, 17. August 1801 An ?, um den 25. August 1801 An Heinrich Dieterich, um den 25. August 1801 Vmtl. von Samson Ruben Goldschmidt, vmtl. zwischen Anfang und 20. September 1801
* 170.
Vmtl. von Samson Ruben Goldschmidt, vmtl. zwischen Anfang und 20. September 1801 Von Theodor Friedrich Arnold Kestner, 4. September 1801 . . . An Stephan August Winkelmann, 24. September 1801 An Theodor Friedrich Arnold Kestner, um den 20. Oktober 1801 Von Johanna (Jeannette) Dieterich, 21. Oktober 1801
171. 172. * 173. 174. * 175.
An Johanna (Jeannette) Dieterich, vmtl. zwischen Anfang Oktober und Mitte Dezember 1801 XI
152 153 153
164
170 170
176 178 179 179 179 180 180 181 183 183 184
Inhalt 176. 177.Ρ
Von Theodor Friedrich Arnold Kestner, 25. Oktober 1801
...
An Ludwig Wilhelm Gilbert, 29. Oktober 1801
*178.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen 3. und Ende November
*179.
An Heinrich Dieterich, vmtl. zwischen 6. und 23. November
1801
180.
184 187 187
1801
188
An Louise von Schlitz, vmtl. Mitte November 1801
188
* 181.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen Anfang Dezember
* 182.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen Anfang Dezember
1801 und letztem Drittel Januar 1802 1801 und letztem Drittel Januar 1802 * 183.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen Anfang Dezember
*184.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen Anfang Dezember
*185.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen Anfang Dezember
1801 und letztem Drittel Januar 1802 1801 und letztem Drittel Januar 1802 1801 und letztem Drittel Januar 1802
189 189 189 189 190
* 186.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen Anfang Dezember
* 187.
Von ?, vmtl. Dezember 1801
190
188.Κ
An Friedrich von Raumer, vmtl. erste Hälfte Dezember 1801 .
190
189.
An Clemens Brentano, 8. Dezember 1801
192
1801 und letztem Drittel Januar 1802
190
Anhang I Eintragungen in Stammbücher und Ähnliches (1785-1801) Al. 1.
Scherenschnitt mit dem Profil von Johann Friedrich Wilhelm Kuhlmey in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen Frühjahr und Herbst 1785
Al.2.
197
Scherenschnitt vmtl. mit dem Profil von Christian Ernst Friedrich Lisco in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen 1785 und 1788 .
Al.3.
Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen 1785 und 1788 Al.4.
197
Scherenschnitt mit dem Profil von Johann Friedrich Zöllner in 197
Eintragung Wilhelm d'Orville von Löwenclau (de Dorville) in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen 1785 und 1798 XII
197
Inhalt ΑΙ.5.
Eintragung Louis d'Orville von Löwenclau (de Dorville) in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen 1785 und 1798
Al.6.
197
Scherenschnitt mit den Profilen von Carl Otto und Ludwig Achim von Arnim in Arnims Stammbuch, 1788
Al.7.
Eintragung Hans von Labes in Arnims Stammbuch, 1. August
AI.8.
Eintragung August Ludwig Ferdinand und Alexander Carl
1788
198 198
Wilhelm von Wartensleben in Arnims Stammbuch, 1. Februar 1792 Al.9.
198
Eintragung Maria Elisabeth Koppen in Arnims Stammbuch, 26. Januar 1793
Al. 10.
199
Eintragung Johann Heinrich Ludwig Meierotto in Arnims Stammbuch (1), 6. April 1798
Al. 11.
Stammbuch (2), 7. April 1798 Al.12.
Eintragung Friedrich Wblff in Arnims Stammbuch, 22. April
Al.13.
Eintragung August Christoph von Bredow in Arnims
1798
200
Eintragung Adolf von Uthmann in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800
Al. 15.
199 200
Stammbuch, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte Mai 1800 Al. 14.
199
Eintragung Johann Heinrich Ludwig Meierotto in Arnims
200
Eintragung Johann Joachim Friedrich Wegener in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April
1800 Al. 16.
201
Eintragung Carl Gottlob Häkel in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800
Al. 17.
vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800 Al.18.
201
Eintragung Arnims in das Stammbuch von Carl Friedrich Friccius, vmtl. März 1800
AI.20.
202
Eintragung Arnims in das Stammbuch von Friedrich Hedwig, 25. März 1800
Al.21.
202
Eintragung Franz Theremin in Arnims Stammbuch, 2. April 1800
Al.22.
201
Eintragung Carl Friedrich Friccius in Arnims Stammbuch, März 1800
Al. 19.
201
Eintragung Christian Friedrich Krumpe in Arnims Stammbuch,
202
Eintragung Carl Wilhelm Contessa (Salice-Contessa) in Arnims Stammbuch, 4. April 1800
203 XIII
Inhalt ΑΙ.23. Al.24. Al.25. Al.26. Al.27. Al.28. Al.29. Al.30. Al.31. Al.32. Al.33. Al.34. Al.35. Al.36. Al.37. Al.38. Al.39. Al.40. Al.41.
Eintragung Ernst Christoph von Houwald in Arnims Stammbuch, 5. April 1800 Eintragung Carl Philipp Heinrich Pistor in Arnims Stammbuch, 7. Mai 1800 Eintragung Arnims in das Fremdenbuch der Bielshöhle (Harz), 18. September 1800 Eintragung Carl Friedrich von Redtel in Arnims Stammbuch, 6. März 1801 Eintragung Bernhard Heinrich Frister in Arnims Stammbuch, 13. April 1801 Eintragung Clemens Brentano in Arnims Stammbuch (1), Göttingen, vmtl. zwischen Mitte Mai und Ende Juli 1801 . . . Eintragung Friederike (Fritzchen) Marie Heyne in Arnims Stammbuch, Juli 1801 Eintragung Marianne Jagemann in Arnims Stammbuch, vmtl. 8. Juli 1801 Eintragung Caroline Jagemann in Arnims Stammbuch, 8. Juli 1801 Eintragung Johann Friedrich Blumenbach in Arnims Stammbuch, 26. Juli 1801 Eintragung Carl von Raumer in Arnims Stammbuch (1), 28. Juli 1801 Eintragung Heinrich Dieterich in Arnims Stammbuch, 28. Juli 1801 Eintragung Ferdinand Friedrich Reuß in Arnims Stammbuch, 28. Juli 1801 Eintragung Arnims in das Stammbuch von Johann Daniel Ferdinand Sotzmann, 28. Juli 1801 Eintragung Christiane Luise Koehler in Arnims Stammbuch, 29. Juli 1801 Eintragung Friedrich Bouterwek in Arnims Stammbuch, 29. Juli 1801 Eintragung Conrad Friedrich Heyer in Arnims Stammbuch, 29. Juli 1801 Eintragung Heinrich Friedrich Meierotto in Arnims Stammbuch, vmtl. 30. Juli 1801 Eintragung Ludwig Alberthal in Arnims Stammbuch, 30. Juli 1801
XIV
203 203 204 204 205 205 206 206 206 207 207 208 208 208 209 209 209 209 210
Inhalt ΑΙ.42. AI.43. AI.44. AI.45. AI.46.
Albumblatt Arnims vmtl. für Ludwig Alberthal, 30. Juli 1801 . Eintragung Stephan August Winkelmann in Arnims Stammbuch, 31. Juli 1801 Eintragung Johanna (Jeannette) Dieterich in Arnims Stammbuch, vmtl. Ende Juli 1801 Eintragung Arnims in dem Stammbuch von Johanna (Jeannette) Dieterich, vmtl. Ende Juli 1801 Eintragung Clemens Brentano in Arnims Stammbuch (2), vmtl. Ende Juli 1801
210 210 211 211 212
Anhang II Übungsbrief, Kontextbriefe, Protokoll der Beschäftigungen der Freunde freyer Untersuchung, Buchhändler-Rechnung, Aufnahme-Urkunde, Reisevertrag (1793-1801) AIM. All.2. All.3. AII.4.
All.5. All.6. All.7. All.8. All.9. All. 10. All.11.
Übungsbrief, vmtl. Oktober/November 1793 Hans von Schlitz an Carl Otto von Arnim, 13. März 1797 . . . Alexander Carl Wilhelm von Wartensleben an Friedrich Doelz, 21. April 1798 Arnim, Beschäftigungen der Freunde freyer Untersuchung Protokoll, 15. Juli 1798 - nach dem 27. Februar 1799 Caroline von Labes an Joachim Erdmann von Arnim, 6. März 1799 Rechnung von Hemmerde und Schwetschke, vmtl. zwischen 25. März und Mitte April 1800 Karl Friedrich Beyme an Johann Friedrich Zöllner, 3. Mai 1800 Ludwig Wilhelm Gilbert an die Physikalische Gesellschaft in Göttingen, 21. März 1801 Aufnahme-Urkunde in die Linnéische Privatgesellschaft in Leipzig, 10. Juni 1801 Stephan August Winkelmann an Freunde in der Gaststätte Rose in Jena, Ende Juli/Anfang August 1801 Stephan August Winkelmann an Gottlieb Hufeland, Ende Juli/ Anfang August 1801
XV
215 215 217 218 218 220 222 223 224 224 225 225
Inhalt All. 12.
Reisevertrag der Brüder Arnim, entworfen von Hans von Schlitz vmtl. Februar 1801, unterzeichnet 8. Oktober 1801
226
Kommentar Zu dieser Ausgabe
231
Editorische Abkürzungen und Zeichen
241
Abkürzungen und Zeichen in den Texten
243
Abgekürzt zitierte Literatur
245
Zum Briefwechsel
259
Zu Anhang I
581
Zu Anhang II
613
Korrespondenten und Unterzeichner
633
Personenregister
663
XVI
BRIEFWECHSEL 1788-1801
1.
Von Hans von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim in Zernikow Reise von Zernikow nach Wien (?), vmtl. Anfang September 1788, spätestens Herbst 1793
Lieber Carl lieber Louis, lebet wohl! Euren jungen Tagen gebe der V Himmel die Freude, die er oft spätem Jahren versagt und lernet früh, daß anderer Gluck befördern für den edlern Mann die höchste Stuffe eigenes glücks ist. 5 Du Carl solst ein Mann werden. Andern gefallen ist gut — aber ihnen nützlich werden ist noch beßer. Andere Reitze verschwienden aber die Früchte unserer Thaten begleiten uns ins Grab. Gewohne dich nicht an viele Bedürfniß. Sie wecken viele Leiden der wenig hat ist leichter befriediegt, und glücklich der immer begehrt ist arm bei aller Habe, io Erhalte deinen Hertzen das zärtliche Mitgefühl das dir so oft Liebe erwarb, und dencke zuweilen andie deinen scheidenden Freund. Dich Louis hoffe ich bald glücklicher sehen wenn einst der Beifall der Menschen dir wichtiger ist. Schmeichlerich um ihn buhlen ist klein, aber ihn mit Füßen treten ist ein Stoltz den auch der erste von Range 15 nicht fühlen darf Wir sind nicht für uns allein hierher gesetzt. Einen Theil unserer selbst eigenet sich Mitmensch zu, und fremden Liebe bedarf selbst der unbeschränkteste König. Schäme dich nicht fremder Liebe das hieße erröthen das du ein Mensch bist — ohne Sie hörst du auf es zu sein. Der Stand macht groß aber das Hertz noch großer das 20 Hertz. Festigkeit ist gut, aber Eigensinn ist ein Gewehr welches wir gegen unsre eigene Brust kehren. Unther Thieren ist das sterkere das erstere des Menschen Stärke besteht in Köpf und Hertz. Darum mußen Klugheit und Güte deine Waffen sein, und viele Hertzen werden dir gehorchen wenn Eigensinn und Härte dir Feßeln anlegen, die dich 25 bald zu Boden drücken werden. Stoße niemahls Hertzen zurück am wenigsten das deines Freundes Frh ν Lbs
30
An meine beiden Neveus Carl und Louis ν Arnim in Zernikow ρ Reinsberg 3
r
Nr. 2
2.
An Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Zernikow, 10. September 1788, Mittwoch
ν Hochzuehrender Vater Weil ich so lange nicht an Sie geschrieben habe, so hielt ich es für Schuldigkeit an Sie zu schreiben, um zu wissen ob Sie sich Wohlbefinden. Sein Sie doch so gütig und antworten Sie mir bald auf diesen Brief, denn es ist mir viel daran gelegen zu wissen ob Sie sich noch wohl befinden, weil ich seid sehr langer Zeit nicht weis ob Sie sich noch wohl befinden. Hier in Zernikow ist die ganze Geselschaft noch munter und die Zeit wird uns niemals lang, des Abends gehen wir gewöniglich spatziren von zwölfe bis eins gehe ich und Karl mit Herr Lisco spatziren. Weil mein Onkel nach Wien reiste so setzete sich r Grosmutter in | meinen Onkel seinen Wagen, und die andern setzeten sich in den Aust-Wagen, am Ende Zernikows war eine Ehrenpforte und an der Grenze war wieder eine Ehrenpforte, auf dieser hieng ein Wunsch mit Blumen bewunden, dan wurde in Woltersdorf und bei dem Herrn Prediger Stil gehalten darauf fuhren wir noch eine Strecke hinter Woltersdorf, und dan sagten wir dem Onkel adieu und füren nach Zernikow wieder zurück, aber wir hielten uns noch etwas bei dem Herrn Prediger auf. Meine Cusine sagte mir ich mögte doch Ihnen fragen: ob die Cousinen und die Tante bei Ihnen in Friedenfelde wären? geben Sie mir doch im Brief den Sie mir schreiben werden Antwort hierauf. 2' Heute nemlich den 10— September fischten wir | Vormittags in dem Teich der im Englischen Garten liegt; Nachmittags wurde gefischt im Tirgarten-Teich. Viele Komplimente an meinen Cousienen des selben gleichen von der ganzen Geselschaft; ich aber verbleibe mit vieler Zärtlichkeit Ihr Zernikow den 10— Sept: 1788.
Sie aufrichtig liebender Sohn Louis ν Arnim
4
5
10
15
20
25
29. Dezember 1789 30
An meinen lieben Vater, den Herrn Kammerherrn ν Arnim in Friedenfelde
*3.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Zernikow, August 1789
An Joachim Erdmann von Arnim, 29. Dezember 1789: (...) indem ich schon i m August von Zernikow aus an sie geschrieben habe. (Nr. 4,3-4.) Keine Angabe zum Inhalt.
4.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, 29. Dezember 1789, Dienstag Teuerster Vater
r
Fast mit jeder umgehenden Post habe ich auf ein gütiges Antworte Schreiben gehofft indem ich schon i m August von Zernikow aus an sie geschrieben habe. Ich kann mir Ihr langes Stillschweigen auf keiner 5 andern Art erklären als daß entweder mein Brief verloren gegangen ist, oder Sie vieler Geschäefte wegen nicht haben antworten können. I m ersten Fall hoffe und wünsche ich daß dieser Brief nicht ein ähnliches Schiksal haben wird, und im zweyten Fall bin ich zu sehr von Ihrer väterlichen Güte über zeigt als daß Sie mich noch länger solten 10 warten laßen. Zu d e m bevorstehenden Jahres Wächsell wünsche ich Ihnen na(c)h Γ meinen geringen fähigkeiten von Grund meines Herzens alles Glück und Wohlergehn der Schöpfer erhalte Sie nicht blos in den kommenden sondern noch in vielen volgenden Jaren gesund. Ich will ihn recht 15 fleißig darum bitten daß er Ihnen nach seiner Güte wohl thue, damit Sie i m m e r recht vergnücht leben, und wir uns mich hier Ihres Wohlseins bestandig freuen können. Schenken Sie mir fernerhin Ihre Vaterliche L i e b e und Gewogenheit. Wie sehr und wie reichlich mich meine gütige Großmutter dieses Weinachts Fest beschenkt hat, kann 5
Nr. 4
ich Ihnen nicht genug rühmen die Haupt Geschenke bestehen in folgendes: nemlich 1 habe ich erhalten ein silbernes Besteck 2 einen hiipschen Stock 3 einen obtischen Kasten 4 ein Buch unter den Titel. | statistisch geogravisches Hand Buch über alle 4 Weltheile 5 allerley Kleinigkeiten zum Naschen 6 Seiden Zeug zu einer Weste 7 Tuch zu einem Kleide. Meine Groß Mutter läßt ihre Empfalung vermelden Madam Moritz und Herr Herrmanni versichchern ihren Respeckt. Ich bin mit kindlicher Hochachtung Ihr Berlin den 29— December 1789
5.
Gehorsamer Sohn Louis
Von August Ludwig Ferdinand oder Alexander Carl Wilhelm von Wartensleben in Berlin Berlin, vmtl. Anfang 1792
Liebster Herr Luis Du mußtes Deinem Bruder nicht sagen was für ein Stück bei Hauchecorns spielen werd en; Sie lassen Dich fragen ob Du auch eine Rolle übernehmen wollst, antworte mir hierauf Morgen schriftlich; u* bringe es mir um 2 Uhr: Graf v: Wartensleben. A monsieur Luis de Arnim· a) Berlin. ches lui
1. Januar 1792 6.K1
5
10
15
20
An Hans von Labes in Regensburg Berlin, 1. Januar 1792, Sonntag
Geehrtester Onckel Berlin den 1— Januar 2" Sie nanten mich träge in den Brief an meiner Grosmutter weil ich keine Briefe an sie schreibe (xxx) daß nicht bin wil ich ihnen durch folgende Gründe beweisen. Die Aufgaben von meinen Lehrern erlauben nicht daß ich sehr viel Zeit zum Briefschreiben endwenden kann aber ich würde wohl einige Briefe geschrieben haben wenn ich nicht geglaubt hatte daß sie bald wiederkommen würden aber jetzt sehe ich mich genötiget sie mit einen Brief zu beschweren und ihnen zu einem doppelt festligen Tag glück zu wünschen nemlich indem wie sie wohl wissen auf den Neujarstag ihr Geburttag fait ich wünsche ihnen also zu diesen doppelt festlichen Tag daß groste Glück eine immerwährende Gesuntheit und eine Lange Lebensdauer. Sie haben doch von mir verlangt daß ich schreiben solte wie es mit unseren lernen geht aber ich weis nun hierüber nicht zu schreiben ausser wir sind im Lateinisehen beim Examen von das und, doch ich muß ihnen eine Neuigkeit schreiben meine Grosmutter hat gewolt das ich solte frisirt werden und ob es mir gleich nicht behagt so gehe ich doch jetzt ganz gravitätisch mit einen Zopf doch mein Brief wird zu lang also schließe ich diesen Brief nachdem ich viele Komplemente von meiner Grosmutter Madam Moritz besteh und ich verbleibe ihr ewig liebender N e f f e Louis
6.K2
An Hans von Labes in Regensburg Berlin, 1. Januar 1792, Sonntag
Geehrtester Onckel r Sie nanten mich in den Briefe an meine Grosmutter träge weil ich keine Briefe schreibe, daß ich das nicht bin, kann ich Ihnen aus folgenden Gründen beweisen weil mir die Aufgaben meiner Lehrer nicht 5 Zeit genug zu einer Correspondence übrig laßen; weil es Ihnen auch nicht viel Vergnügen machen kann, einige Briefe von mir zu haben und da ich doch aus ihren Briefen an meiner Grosmutter erfahre daß Sie Sich noch in guter Gesuntheit befinden, aber nun sehe ich mich 7
Nr. 6.K2
doch genöthiget Sie mit einen Briefe bei einen für mir doppelt festlichen Tag zu beschweren; indem auf dem NeujahrsTag ihr Gebuhrtstag fält ich wünsche ihnen also das groste Glück eine immer währende Gesuntheit ein langes leben Doch e(r) Sie haben doch von mir verlangt daß ich schreiben solte wie es mit unseren lernen gehe aber hieüber weis ich wenig zu schreiben aus daß wir jetzt im Lateinischen (Titel-Notizen:)
960 Thomas Morus ein Trauerspiel 14 g* 977
98 43
7.Κ
Verbrechen aus Ehrsucht König Lear Beiisar Die Französin Agnes Bernauerin Clavigo Otto von Wittelsbach
1) 2) 3) 4)
An Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, 1. Januar 1792, Sonntag
Geehrtester Vater Ich schreibe diesen Brief um ihnen meinen Glückwunsch bei diesen jetzigen Jahreswecksel abzustatten, ich wünsche ihnen also, daß sie eine Lebenszeit Glück und Gesuntheit genießen und daß sie noch 100 mahl diesen Tag erleben möchten. Doch ich habe eine Frage zu thun, sind sie seit dem Zwischenraume zwischen ihren hiesigen Besuche und bis diesen Tag gesund gewesen ich wünsche es von Herzen und werde mich sehr freuen, wenn sie mir meine Frage mit einen Ja in ihrer Antwort geben werden. Wir haben den Weinachtsabend eine rechte Freude über unsre Geschencke gehabt, indem sie so ganz unsere Wünsche erfüllt haben, aber fast hätte ich vergessen mich nach den Wohlbefinden meiner Cousinen zu erkundigen von welchen ich seit langer Zeit nichts gehört habe; ich wünsche daß sie sich recht wohl befinden mögen und wünsche Ihnen auch, daß groste Glück zu diesen Neuen Jare und bitte sie daß sie ihnen meine Empfehlungen beste(l)lellen 8
1. Januar 1792 mochten Meine Grosmutter M a d m Moritz und Herr Varenkampf laßen sich ihnen empfehlen und ich verbleibe mit der grosten Hochachtung Ihr gehorßamer Sohn 20 Ludewig
7.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, 1. Januar 1792, Sonntag Geehrtester Vater
Γ
lieh schreibe diesen Brief u m Ihnen meinen Glück-Wunsch bei diesen jetzigen Jahres-Wecksel abzustatten ich wünsche Ihnen daß Sie ein beständiges Glück und Gesundheit genießen und daß Sie noch 100 5 mahl diesen Tag erleben mögen. Doch ich habe eine Frage an Sie zu thun? haben Sie Sich seit d e m Zwischraume zwischen ihren hiesigen Besuche und heute noch recht wohl befunden ich wünsche es von Hertzen und werde mich sehr freuen wenn Sie es mir in Ihrer Antwort mit ein ,Ja' beantworten werden. lieh habe den | Weinachts-Abend eine r 10 Große-Freude über meine Geschencke gehabt, indem sie so ganz meine Wünsche erfült haben. Aber fast hätte ich vergessen mich nach den Wohlsein meiner Cousinen zu erkundigen von welchen ich seit langer Zeit nichts gehört habe ich wünsche daß sie sich recht wohl befinden mögen und wünsche Ihnen auch das groste Glück zu diesen neuen 15 J a h r e und bitte Sie daß Sie Ihnen meine E m p f e l u n g e n bestellen möchten. Meine Grosmutter M a d a m Moritz und Heer Vahrenkampf laßen sich Ihnen empfehlen, und ich verbleibe mit der grösten Hochachtung Ihr
20
Berlin den 1— Jen·. 1 792 Sie ewigliebender Sohn L . ν Arnim
9
Nr. 8.Κ 8.Κ
An Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Berlin, vmtl. zwischen Mitte Oktober und Anfang November 1793
H o c h z u e h r e n d e r H e r r Vater Vergeben sie daß ich i h n e n m e i n e schuldige D a n k s a g u n g w e g e n des von i h n e n e r h a l t e n e n Geschencks n i c h t f r ü h e r abstestattet h a b e aber ich entschuldige m i c h d a m i t daß der W i r t v o m goldenen Stern m i r sagte daß er sie täglich e r w a r t e d a m i t n u n also m e i n Brief i h n e n nich f e r f e h l t e sonder | bis zu ihrer A n k u n f t da sie aber n u n nicht erfolgte so d a n k e ich i h n e n in diesem Brief f ü r das uberschickte Geschenck. Nicht w e n i g e r f r e u t es m i r aber auch daß sie sich noch r e c h t wohl b e f i n d e n u n d i h r e G e s u n d h e i t s u m s t ä n d e m i t d e n e n unseres ganzen Hauses ü b e r e i n s t i m m e n . M e i n Onkel der vor einigen Tagen hier a n g e k o m m e n ist brachte uns eine schlechte N a c h r i c h t von d e m Cousin Foller u n d seiner G e m a h l i n m i t i n d e m n e m l i c h i h n e n auf der Reise n a c h P o m m e n ihr Coffer der m i t vielen Tischzeuge u n d Kleidern beladen gewesen abgeschnitten. Ich b e d a u r e daß da ich i h n e n so n a h e gewesen b i n n da T e m p l i n n u r 1 Meile von F r i e d e n f e l d e daß ich sie u n d ihre G ü t h e r n i c h t e i n m a h l h a b e s e h n k ö n n e n es w ä r e auch vieleicht geschehen w ä r e w e n n n i c h t das Wetter so sehr schlecht gewesen | Viele C o m p l i m e n t e bitte ich a n m e i n e ü b r i g e n Cousinen in Prezlau zu m a chen auch läßt sich m e i n Onkel u n d G r o ß m u t t e r e m p f e h l e n u n d M a d a m Moritz u n d H e r r Knoblach unser H o f m e i s t e r lassen i h r e n Respeckt v e r m e l d e n u n d ich verbleibe m i t der größten H o c h a c h t u n g Ihr Sie stets v e r e h r e n d e r Sohn L ν A
9.Κ
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Berlin, vmtl. 1. Januar 1794, Mittwoch H o c h z u e h r e n d e r Vater
M i t vieler F r e u d e sehe ich zurück in das A vergangene J a h r i n d e m ich sehe daß sie es frölich u n d gesund zurückgelegt d e n n was h ä t t e wohl einen größeren u n d gerechtern A n t h e i l an m e i n e r Z u f r i e d e n h e i t als ihr Wohlssein ichwünsche i h n e n also daß sie noch viele J a h r e f r o h u n d 10
1. Januar 1794 gesund durchleben und mir dadurch am Ende jedes Jahres diese Freude machen möchten. Ich gehe | jetzt auf das joachimthalsche Gimnasium wo es mir sehr wohl gefält. Die Vermählungen die hier mit so vieler Pracht gefeiert worden habe ich so wie den großen Einzug der beiden Prinzeßinnen angesehen zu welchem Behuf der Magistrat am Ende der Linden eine große Ehrenpforte hatte errichten lassen wo Mädchen und Knaben den Prinzeßinnen Gedichte überreichten. Doch sie werden dieses vermuthlich ausführlicher in der Zeitung gelesen haben also will ich hievon nichts mehr erzählen. Meine Großmutter hat von der Cousine Follern noch keine Nachricht ob sie g(l)eich schon fünf Wochen von hier weg sind. Meine Großmutter läßt sich Ihnen empfehlen Madam Moritz läßt ihren Respeckt A vermelden und ich verbleibe mit der grösten Hochachtung Ihr Sie stets verehrender Sohn L vArnim
9.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Berlin, 1. Januar 1794, Mittwoch
Hochzuverehrender Vater Mit vieler Freude sehe ich zurück in das vergangene Jahr indem ich weis daß Sie es gesund, denn was giebt es wohl für ein größeres Gut dieser Erde als Gesundheit, zurückgelegt haben. Ich wünsche Ihnen noch ferner dieses Glück und mir an jedem Anfange eines neuen Jahrs diese Freude. Wir besuchen seit einigen Wochen das Joachimsthalsche Gimnasium und haben beym Anfange dieses Jahrs einen neuen Hofmeister bekommen welcher Zimmermann heist. Die Vermählungen der beiden Princeßinnen und Ihr Einzug ist mit ausserordentlicher Pracht wie sie vermuthlich aus der Zeitung werden gesehen haben gefeiert worden. Die am Sontage zum ersten Mahle aufgeführt Oper der Triumph der Ariadne soll nach aller Urtheil die schönste seyn die jemahls aufgeführt worden ist. Mann sagt daß einige schlimme Nachrichten von der Armee eingelaufen sind aber viele glauben daß sie von schlechten Leuten ausgesprengt sind. Unser ganzes Haus läßt sich Ihnen gehorsamst empfehlen und ich verbleibe mit der grösten Hochachtung 11
Nr. 9
Berlin d e n 1— 1794
10.Κ
Ihr Jenner
Sie stets v e r e h r e n d e r Sohn ν Arnim
A n Hans von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. 1. Januar 1794, Mittwoch
Werthgeschätzter Onkel M i t a u f r i c h t i g e n Vergnügen statte ich I h n e n m e i n e n G l ü c k w u n s c h w e g e n des f ü r Sie doppelt wichtigen ersten Tag dieses a n g e f a n g e n e n J a h r s ab welchen welchen Sie zu erleben ich i h n e n noch o f t wünsche. I h r gütiges Anerbieten u n s e r e schlechten Briefe m o n a t h l i c h e i n m a h l lesen zu wollen n e h m e ich m i t vielem Vergnügen an soviel es m i r m e i n e etwas besetzte Zeit erlaubt. | Das G i m n a s i u m m a c h t m i r noch i m m e r sehr viel Vergnügen. H e u t e h a b e n wir auch e i n e n n e u e n H o f meister Z i m m e r m a n n g e n a n t b e k o m m e n welcher sich dazu entschloß e n h a t auf d e m Gimnasio w ä h r e n d der S t u n d e n zu bleiben. Ich b i n n bey den V e r m ä h l u n g e n der beiden P r i n c e ß i n n e n zugegengewesen. Ich bitte m e i n e n Respect u n d m e i n e n G l ü c k w u n s c h bey d e m A n f a n g dieses n e u e n J a h r s an das ganze Jörzische H a u s u n d besonders a n m e i n e r k ü n f t i g e n T a n t e zu v e r m e l d e n u n d verbleibe m i t der grösten H o c h a c h t u n g I h r Sie liebender Neff L ν A r n i m .
11.K
A n Louise von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. Ende Februar / Anfang März 1794 Gnädige Gräfin
N i c h t n u r m e i n e Schuldigkeit zu befolgen sondern auch m e i n eigener A n t r i b m a c h t daß ich u m m e i n e n erst A wegen Glückwunsch bei der z u k ü n f t i g e n Verbindung m i t m e i n e n Onckel apzustatten ich an Sie diesen Brief schreibe auch schetze ich es m i r zur E h r e m i t sie in einer so n a h e n Verwandschaft zu k o m m e n u n d w ü n s c h e I h n e n zu dieser Verbindung sehr viel Glück obgleich ich n i c h t die E h r e h a b e Sie von Person zu k e n n e n . 12
Vmtl. 10. Oktober 1794 (Fiktionaler Text:)
Auf gr(a)(u)s(f)ollen und bemosten Felsen erblickte man viele Thurme so hoch wie den gruslichen Felsen und Schwarz wie der Tot, noch mehrere Fahnen erhoben ihre verrosteten Flügel wie der König der Vögel, der Adler sein Haupt es eine beständige Stille hersche zwischen denen Felsen großmächtigen Eichen und Fichten welche stoltz ihr Hau(p)t gegen den blauen Himmel streckten herschte eine ewige Stille
12.Κ
An Hans von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Anfang und Mitte März 1794
Werthgeschätzter Onkel Dieses sind die Ursachen und Entschuldigungen meines langen Stillschweigens und meines zu späten GlückwünschungsASchreibens von welch(e)n ich wünsche daß immer zu Ihrem Glücke gereichen möge in lateinischer Sprache in deutscher muß ich aber noch hinzusetzen daß der MangelAan Zeit sehr viel daran schuld ist. Denn an dieser habe ich jetzt einen großen Mangel da ich mich im deutschen und lateinischen nach der zweiten Classe examiniren lasse
13.Κ
An Hans von Schlitz in Hohen Demzin Zernikow, vmtl. 10. Oktober 1794, Freitag
Verzeihen Sie wenn ich mir die Freyheit nehme sie, bester Onkel wieder mit einem Briefe zu belästigen aber ich kann dieses nicht unterlassen ohne mir eines so großes Vergnügens zu berauben als es für mich ist mich mit ihnen wenn es gleich nur in einer großen Entfernung geschieht zu unterhalten. Es sind hier keine wichtige Veränderungen vorgenommen worden indeß ist hier doch nach so heftigen Bewegungen wie die Reise verursacht hat keine besondere Stille. Stürme und Ungewitter steigen nicht nur täglich sondern mit jeder Stunde an dem Horizonte herauf. Die Stelle des jungen Wachlin ist bis jetzt mit anderem Jäger ad interim von (der) (xxx) worden da er aber heute als den lOten zur Betrübniß aller seiner Anverwanten an einem auf13
Nr. 13.Κ
gegangenem Geschwüre in der Leber erstickt ist, so sucht meine Großmutter einen tüchtigen Gegenstand (subjection) um diese Stelle zu besetzen wozu sich aber wohlkein solcher finden wird weil diese Stelle mit sovielen Anhängseln (pertinentiis) als Graben, Schaufeln, Harken u. dgl. verbunden ist. ist den 7ten denen heisigen Teichen von (xxx) nicht wenig gefischt worden ist und einige Hechte von ausserordentlicher Große sind dabey in Gefangenschaft gerathen. Der Thiergarten teich ist ausserordentlich voll Modde und da er jetzt in der (warmen Witerung) aus getrocknet ist so haben einige Tagelöhner soviel hinaus gebracht als sie vermochten dieses hülft aber im Ganzen nicht viel ich habe daher eine Berechnung gemacht wie man ihn aufgrahben ablaufen lassen, reinigen und sogleich wieder mit Wasser versehen kann ohne auf die (xxx) im Teiche zu rechnen Die Modde steht jetzt schon auf der einen Seite über 1 Vi Fuß tief darin und die Fische schmecken mooricht. 30 Segeblöcke sind ungefähr noch in den Rheebergen und meine Großmutter wird ihnen des wegen wohl bald etwas Bestimmtes schreiben. Der Rohrteich ist diesem Jahre so trocken daß man in (staubigen) Schuhen darin jehen kann in der Mitte will das Rohr nicht mehr wachsen weil er zu trocken ist und er könte daher mit weniger Mühe aus jegraben werden. Wir bleiben jetztnoch bis zu dem 20ten hier und wenn sie erlauben so werde ich so bald es mir möglich ist | aus Berlin an Ihnen schreiben. Ich bitte bey Gelegenheit meine gehorsamste Empfehlung an meine gnädige Tante zu machen et si valet (xxx) valeo (Darunter zwei Passagen mit Einweisungszeichen, jedoch ohne Einweisungsmarkierung im Konzepttext:)
Ich muß bekennen ich hegte den eigennützigen Wunsch diesen Winter in Demzin zu zubringen um ihres Umganges auf eine längere Zeit als gewöhnlich zu geniessen Wäre ich ein Herrenhuter so würde ich glauben ich hätte einen inneren Antrieb dazu so wie bey meinem Auffenthalte in Demzin während daß sie einen Brief in unserer pro tempore Stube schrieben ich ein lateinisches Tractat über den zweyten punischen Krieg schrieb
14
Ende Dezember 1 7 9 4 / A n f a n g Januar 1795
14.Κ
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, vmtl. zwischen 20. Oktober und Mitte November 1794
habe ich mir mehrere Bucher gekauft, die mir sehr viel Vergnügen machen. Meine Großmutter hat es zu Michael nach vielen Bitten zugegeben daß ich die Classen inweiche ich versetzet binn besuchen darf auch des wegen binn ich (xxx) und dieß macht mir ausserordentlich viel Vergnügen die Geschichte älterer u neuerer Weltweisen ist soAinteressant daß jede Stunde mir immer mehr Vergnügen macht und (xxx) Feld der Mathematik die ich es sey aus Vorurtheil welches ich wohl nicht glaube oder wegen ihres wirklichen Vorzuges mehrals jede andere Wissenschaft liebe, sich immer mehr um mich herum erweitere. IchAwünschteAwohl daß wenn der Unterricht wiederum um 7 anfangt u ich daher noch Zeit habe einige Stunden Privat-Unterricht die Woche hindurch zu geniessen ich weiß es daß ein gewisser Herr Kosmann Professor der Mathematik bey der Academie militaire und bey dem Kadettenhause der eine zeitlang im Gymnasio während einer Krankheit des Herrn Professor Wolff es wohl thun würde für 8 gl» die Stunde;
15.Κ
A n Hans und Louise von Schlitz in Regensburg Berlin, Ende Dezember 1 7 9 4 / A n f a n g Januar 1795
Werthgeschätzter Onkel Die bestandige Arbeit in die mich das Gymnasium nach meiner Abwesenheit in Zernikow setzte benahmen mir so viel Zeit daß ich nicht das Vergnügen haben konte an sie bester Onkel zu schreiben. Die Weynachtferien haben jetzt ihren Anfang genommen mit Freuden ergreife ich daher die Gelegenheit an sie bester Onkel zu schreiben. Zugleich hatte ich aber die Beruhigung: daß ich ihre glückliche Ankunft und ihres Wohlseyn zu Regensburg erfuhr. Dieses Jahr ist verflossen ein neues beginnt mein Herz erinnert mich daran ihnen bester Onkel zu diesem Tage andern sie der Welt geschenkt wurden und der Anfang macht in dem Creislaufe des Jahres meinen herzlichsten Glückwunsch abzustatten, der ihnen Glück u Zufriedenheit bis in das späteste Alter verspricht. (Das) Jahr (r)aubte indesen mir und der Welt den jungen Wartensleben dessen Umgang ich schon von früheren Jah15
Nr. 15.Κ ren genossen u n d der durch seinen richtigen Verstand u Fleiß bey allen sehr große H o f n u n g e n vonßich erregte Das Einstürzen eines Simses bey d e m B r a n d e des Werderschen R a t h h a u s e s beschädigte i h n ausserlich u n d i m I n n e r n des Kopfes. Das Werdersche Gimn(asio) h a t bey diesem B r a n d e seine ganze Bibliothek verlohren u es hält jetzt seine Classen bey des Rectors H a u s e u in der Academie M a n b e h a u p t e t daß das R a t h h a u s nie wieder a u f g e b a u e t w e r d e n w e n n d e n n der Schule n i c h t ein eigenes H a u ß e i n g e r ä u m t wird so glaube ich wird es ebenßoviele Schüler in kurzer Zeit verliehren als es vor einigen J a h r e n b e k a m . Ich h a b e die Bücher deren E i n b i n d u n g Sie m i r a u f t r u g e n besorgt. Ich stehe in der festen H o f n u n g daß sie bester Onkel R e g e n s p u r g bald verlassen u n d zu uns, den kalten W e n d e n k o m m e n w e r d e n Ich bitte ppp. Gnedigste(r) T a n t e Ich h a b e n i c h t e r m a n g e l n wollen I h n e n gnädigste Tante, bey d e m A n f a n g e dieses n e u e n Jahres m e i n e n a u f r i c h t i g e n Wunsch f ü r D e r o zukünftiges Glück u Wohlseyn abzustatten Zugleich b e g e h e ich aber eine kleine Eigennützigkeit ich h e g e den Wunsch in D e r o Gesellschaft in diesem J a h r e wieder einige Zeit zuzubringen u nicht so oft nach kurzer Zeit wie in P o t s d a m Strelitz u Celendorf von I h n e n getrent zu werden. M e i n zweyter Wunsch ist I h r e baldige R ü c k k e h r aus Regensb u r g durch welches die E r f ü l l u n g m e i n e s ersten Wunsches u m sehr viel n ä h e r rückt. D e n dritten der i h r e baldige R ü c k k e h r aus R e g e n s b u r g b e t r i f t w a g e ich zu n e n n e n weil es I h n e n vielleicht zu u n a n g e n e h m ist i n d e m Sie durch diesen e b e n sobald wieder von D e r o w e r t h e n Eltern getrent werden.
16.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Zernikow, 24. September 1795, Donnerstag
H o c h z u e h r e n d e r Vater! D i e Reise n a c h H a m b u r g , die bey I h r e m A u f f e n t h a l t e in Berlin, Hochz u e h r e n d e r Vater, in Vorschlag war, ist würklich zu Stande g e k o m m e n . W i r alle h a b e n daselbst sehr viel Vergnügen genossen, u n d alle Merk16
24. September 1795
Würdigkeiten in, und um, Hamburg aufgesucht. Die uns günstige Witterung, und die Güte eines dasigen Kauffmannes, des Herrn Korns, vereinten sich mit einander, unseren Auffenthalt daselbst so angenehm wie möglich zu machen. Wir haben alle umliegenden Gegenden besucht, und bey allen die anmuthige Lage bewundert; wir sind sogar nach Harburg übergeschifft, um auch das Lager der | Emigrirten zu sehen; und kurz, meine Großmutter fand Hamburg so angenehm, daß sie es sich zu ihrem beständigem Auffenthalte wünschte. Nachdem wir uns drey Wochen daselbst verweilt hatten, so traten wir unsere Rückreise an; und es wurde beschloßen über Ludwigslust zu gehen, um einen halben Tag daselbst uns aufzuhalten. Auf dem Wege zwischen Boitzeburg und Lipten wurden wir umgeworfen, aber so sanft, daß keiner von uns einigen Schaden litt. Zwischen Lipten und Ludwigslust wurden wir aber, durch die Unvorsichtigkeit des Postknechtes, so unsanft in einen Graben geworfen, daß meine Großmutter sich die Sehnen am rechtem Arme zerschellte, sonst aber auch keiner von unserer Reisegesellschaft Schaden litt. Als man diese nun mühsam durch das Wagenfenster heraus gebracht hatte, und dieses war um desto schwerer, weil man den Arm nicht berühren konte, ohne ihr sehr viele Schmerzen zu machen; so brachten wir sie nach Ludwigslust, | wo der dasige Hofmedicus Witstock einige Umschläge verordnete. Der Arm wurde danach zwar um ein ganz Theil besser, sie hatte gedoch noch immer Schmerzen darin. Sie setzte darauf ihre Reise in der grösten Angst, und unter vielen Schmerzen, fort, da jede Bewegung des Wagens die beschädigten Nerven reitzte, und ihr die Gefahr des Umwerfens zeigte. Dieses bewürkte, daß sie alle Reisen, ausser in sandigen Gegenden, aufgab, und ausserdem schmerzt ihr der Arm noch so, daß sie ihn nicht ordentlich gebrauchen kann; ich glaube daher nicht, daß ich in diesem Herbste das große Vergnügen haben werde Sie, Hochzuehrender Vater, in Friedenfelde zu umarmen, und ein Theilnehmer an der Freude bey der Vermählung meiner Cousine zu seyn. Dieses ist mir sehr unangenehm, weil ich mir viel Vergnügen davon versprach; indeß tröste ich mich mit der Hofnung, Sie bald in Berlin zu sehen, wohin wir in 2 oder 3 Wochen reisen werden. Dem jungen | Brautpaare bitte ich meinen Glückwunsch abzustatten, und ihnen zu sagen, wie sehr ich es bedauerte, nicht ein Zeuge bey diesem frohen Feste seyn zu können. Madam Moritz, und Herr Dieckmann, lassen sich Ihnen ganz gehorsamst empfehlen; ich aber verbleibe, mit der grösten Hochachtung 17
Nr. 16 Ihr Z e r n i k o w den 2 4 ^ Sep: 1795
17.Κ
Sie stets v e r e h r e n d e r Sohn L Arnim
A n Hans von Schlitz in Hohen Demzin (?) Zernikow (?), vmtl. zweites Drittel Oktober 1795
Edition: WAA I.
*18.
Von Joachim Erdmann von Arnim nach Berlin Friedenfelde, vmtl. Mitte Oktober 1795
An Joachim Erdmann von Arnim, 27. Oktober 1795: (...) A u f f o r d e r u n g , so bald wie möglich I h n e n , t h e u e r s t e r Vater, einige N a c h r i c h t von den G e s u n d h e i t s u m s t ä n d e n m e i n e r G r o ß m u t t e r zu geben (...) D i e Hochzeit m e i n e r Cousine W i l h e l m i n e h a b e n wir a n d e m Tage, an w e l c h e m sie n a c h i h r e m Briefe v e r m u t h l i c h vollzogen w o r d e n ist, (...) gefeiert (...). Vgl. Nr. 19,6-16 und Erl.
19.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Berlin, 27. Oktober 1795, Dienstag
' H o c h z u e h r e n d e r Vater! D e n 25ten d. M. keimen wir glücklich in Berlin an, n a c h d e m w i r eine N a c h t in O r a n i e n b u r g zugebracht h a t t e n , weil m e i n e G r o ß m u t t e r die D u n k e l h e i t derselben zu v e r m e i d e n suchte, u m n i c h t noch e i n m a l in G e f a h r zu k o m m e n u m g e w o r f e n zu w e r d e n . H i e r f a n d ich I h r e n wert h e n Brief, u n d folge m i t vielem Vergnügen I h r e r A u f f o r d e r u n g , so bald wie möglich I h n e n , t h e u e r s t e r Vater, einige N a c h r i c h t von den G e s u n d h e i t s u m s t ä n d e n m e i n e r G r o ß m u t t e r zu geben, überdies da diese N a c h r i c h t e n n i c h t a n g e n e h m e r seyn k ö n n e n . D e r A r m h a t sich sehr gebessert, so daß sie n u r d a n n u n d w a n n noch Schmerzen darin e m p 18
Vmtl. November / Dezember 1795
findet, u n d i h n jetzt völlig | wieder g e b r a u c h e n k a n n ; n u r die F u r c h t w e g e n des U m w e r f e n s ist noch zurückgeblieben, u n d h a t sie auf dieser Reise oft erschreckt. D i e Hochzeit m e i n e r Cousine W i l h e l m i n e h a b e n wir an d e m Tage, an w e l c h e m sie n a c h i h r e m Briefe v e r m u t h l i c h vollzogen w o r d e n ist, m i t einer G e s u n d h e i t u n d e i n e m herzlichem W u n s c h e f ü r I h r u n d der N e u v e r m ä h l t e n Wohl gefeiert, u n d uns zugleich n a c h F r i e d e n f e l d e gewünscht, u m i h r b e y w o h n e n zu k ö n n e n . I h r kleiner Geschäftsträger h a t m i r H o f f n u n g g e m a c h t , daß sie bald n a c h Berlin k o m m e n w ü r d e n , welches f ü r m i c h sehr erfreulich gewesen ist, u n d ich w ü n s c h e d a h e r sehnlichst daß nichts sie davon a b h a l t e n möge. M e i n e T a n t e ist auf d e m Wege h i e h e r so k r a n k geworden, daß sie sich g e n ö t h i g e t gesehen h a t in Begleitung i h r e r M u t ter, wieder zurückzukehren, sonst w ü r d e sie v e r m u t h l i c h hier schon e i n g e t r o f f e n seyn. D i e E n k e l i n der F r a u G e h e i m e - R ä t h i n Seidel, die F r ä u l e i n von L u d w i g , ist m i t d e m H e r r e n von Briesen v o m R e g i m e n t e K u n h e i m verlobt, u n d wird in e i n e m M o n a t durch eheliche B a n d e m i t i h m vereiniget werden; sie sowohl wie i h r e F r a u M u t t e r lassen sich i h n e n gehorsamst e m p f e h l e n . Ich h o f f e Sie, t h e u e r s t e r Vater, bald zu u m a r m e n , u n d I h n e n m ü n d lich zu versichern daß ich stets, m i t der grösten H o c h a c h t u n g , b i n n Ihr Berlin den 27ten Octob: 1795
20.Κ
Sie liebender Sohn L Arnim
A n Hans von Schlitz in Hohen Demzin (?) Berlin, vmtl. November / Dezember 1795
Obgleich eine gänzlich veränderte, Lebensart, m a n n i g f a l t i g e Beschäft i g u n g e n undas G y m a s u m m e i n n e Zeit völlig besetzet: so benutze ich doch g e r n eine müssige Virtheilstunde u m m i t i h n e n t h e u e r s t e r Onkel zu u n t e r h a l t e n . Jeder Tag h a t zwar 24 S t u n d e n aber die Tage f l i e h e n wie jede von seinen S t u n d e n u n d m a n b e m e r k t i h r e n L a u f n i c h t w e n n jede S t u n d e des Tages u n t e r Beschäftigungen A n s t r e n g u n g e n u n d ü b e r h a u p t zu einer B e s t i m m u n g a n g e w e n d e t wird. Ich k a n n n i c h t sagen daß ich hier v e r g n ü g t e r b i n n die Zeit die ich i m G y m n a s i o zu 19
Nr. 20.Κ
bringe ist für mich die angenehmste die übrige verbrauche ist einförm i g a m Schreibespinde. Ich muß gestehen die Menschen die ich hier erblike k o m m e n mir sonderbarer als jemals vor in d e m grösten Theile der finde ich so etwas lächerliches so viele Sonderbarkeiten. Ich habe mich sehr gefreuet als ich erfahren habe daß meine verehrungswürdige Tante ihre Reise angetreten hat ich habe gefühlt, obgleich ich eben Gesellschaft so sehr nicht liebe, wie unangenehm es ihnen hätte seyn müssen den Winter ohne j e m a n d e m der ihre müssigen Stunden verkürzt hätte zu zu bringen und wenn sie ermüdet von der Anstreng u n g welche die Landwirtschaft und ihre übrigen Geschäfte erfordern ihre Arbeitsstube verliessen keinen zu finden durch dessen Unterhaltung die übrige Zeit ihnen frohgemuth würde" ich wünsche ihnen daher Glück u hoffe das Vergnügen zu haben sie nun eher als sonst geschehen wäre zu sehen wenn sie der Tante entgegenreisen. D a s Pack hat Herr Dieckmann b e k o m m e n und wird es besorgen wenn Sie sonst noch Bestellungen hätten würde es mit ein großes Vergnügen seyn sie auf das pünctlichste auszurichten D i e Gesellschaft wovon ich sprach ist nun ein eingerichtet sie führt den Titel Societas Gesellschaft von Schulfreunden zur Vermehrung ihrer Kentnisse, lachen sie nicht zusehr darüber ich verspreche mir gar viel davon' 3 beyliegende von mir entworfene Gesetze werden ihnen die Einrichtung derselben zeigen ich habe die übrigen Mitglieder deswegen u m Erlaubniß gebeten und sie erhalten. Büsch Mathematik für das bürgerliche L e b e n kostet rt* g* es ma(c)ht mir sehr viel Vergnügen und ihr gütiges Geschenk ist mir nun doppelt werth. Wenn sie Walchs philosophisches Lexikon die neueste Ausgabe kaufen wollen so steht e(s> ihnen zu Dienste (e)s kostet nur 6 rt« 12 g» jetzt 4 rt» 12 g* D i e Ausfuhr sowohl des Brenn al(s) auch des Nutzholzes ist gänzlich in den preußischen L a n d e n ohne eine besondere Erlaubniß verboten und diese bekömt m a n wohl wenn m a n d a r u m hechelt aber dann m u ß m a n sehr viel Geld abgeben. D i e Getreideausfuhr ist unter der Bedingung erlaubt worden daß m a n für den Scheffel 6 g* Zoll giebt da wie m a n hier erzählt der Scheffel Rogger in Rostock schon (2) rt* in (xxx) PC gilt und hier nur 1 rt* 14 g* 5 PC so glaube ich werden (s)ich wohl einige finden die sich dazu entschließen überhaupt aber finde ich es u(n)recht daß m a n Erlaubniß zu etwas was nach den vorhergegangenen Verboten dem Staat auf (unschädlich) gehalten wird für | für Geld erkaufen kann 20
31. Dezember 1795
21.
A n Joachim Erdmarin vori Arnim in Friedenfelde Berlin, 31. Dezember 1795, Donnerstag
Verehrungswürdiger Vater! M e i n Wunsch Sie bald zu u m a r m e n ist n i c h t erfüllt worden, dieses J a h r ist verflossen o h n e der E r f ü l l u n g n ä h e r zu k o m m e n , m e i n e H o f f n u n g aber ist, daß das k o m m e n d e J a h r Sie, t h e u e r s t e r Vater, bald n a c h Berlin f ü h r e n wird. Ich g l a u b t e daß ich I h n e n m ü n d l i c h m e i n e n G l ü c k w u n s c h w ü r d e abstatten k ö n n e n , aber leider h a b e ich m i c h darin geirrt, u n d ich m u ß das d e m P a p i e r e a n v e r t r a u e n , was ich I h n e n gern selbst ü b e r g e b e n hätte. M ö c h t e doch jedes Glück jede F r e u d e Sie begleiten, d a h i n g e g e n jedes U n g e m a c h fernseyn: zu d e m Glücke r e c h n e ich vorzüglich Gesundheit, den Quell des Lebens, der uns f ü r | jede F r e u d e e m p f ä n g l i c h m a c h t , u n d endlich selbst das M ü r r i s c h e des hoh e n Alters verscheucht, welche uns also lange noch u n s e r e n verehr u n g s w ü r d i g e n Vater erhält. D i e K r a n k h e i t der Cousine h a t u n s alle sehr erschreckt, es m u ß eine schreckliche E m p f i n d u n g seyn zu wissen, daß m a n lebt, u n d doch n i c h t den G e b r a u c h der Sinne zu h a b e n ; i h r e Besserung h a t m i r sehr viel Vergnügen g e m a c h t D e r Cousin Louis, der sich I h n e n gehorsamst e m p f e h l e n läst, brachte uns die erste sichere Nachricht von ihrer allmäligen Besserung; er h a t sich hier etwa acht Tage a u f g e h a l t e n , u n d reiste von hier n a c h Leuske, d e m G u t e des G r a f e n Bresler, u m von da n a c h seinem Bestimm u n g s o r t e zu gehen: es w a r i h m sehr u n a n g e n e h m so weit von seinen Verwandten u n d B e k a n t e n g e t r e n n t zu werden. Ich h a b e eine Bitte, theuerster Vater, die zwar etwas unbescheiden ist, die Sie m i r aber doch n i c h t übel n e h m e n werden, wie ich hoffe: der W e i h n a c h t e n h a t zwar viele m e i n e r W ü n s c h e befriedigt, i n d e ß h e g e ich doch noch einige die ich bey einer Bücherauction in kurzer Zeit stillen k ö n t e w e n n n u r das n ö t h i g e Geld in m e i n e r Kasse wäre, aber dieses ist n u n n i c h t der Fall!. Ich dachte bey m i r nach; Wer k a n n wohl, wer wird wohl, m i r etwas in m e i n e Kasse z u m Ankauf dieser Bücher legen? D e i n gütiger Vater, a n t w o r t e t e eine g e h e i m e S t i m m e , ich folgte der S t i m m e R u f , u n d lege m e i n e n Wunsch I h n e n vor. D e r Chevalier Pinetti, ein I t a l i ä n e r u n d großer Taschenspieler, h a t den König w ä h r e n d acht Tagen d u r c h seine Kunststücke ergötzet; der Konig h a t i h m d a f ü r zur B e l o h n u n g ein Geschenk von 10,000 r t h 21
Nr. 21 gemacht. Wegen dieser ausserordentlich großen Belohnung ist er jetzt der Hauptgegenstand u m welchen sich das Gespräch der Berliner drehet; jeder erdenkt fast ein neues Kunststück, u m das Modengespräch durch seinen Witz zu bereichern. Leute, die sich ein angelegentliches Geschäft daraus m a c h e n stets übele Nachrichten zu verbreiten, sagen, daß bald ein Krieg m i t Rußland ausbrechen würde, denn sie hätten sich geweigert Warschau den Preussen zu überlassen; andere lachen darüber, u n d hoffen das Beste, ich auch, und wünschen das Beste, ich auch; noch andere verbreiten andere Nachrichten, die wiederum andere widerlegen: kurz es giebt keine Neuigkeit die nicht bestritten wird, also auch keine die zuverlässig und gegründet wäre. Meine Großmutter läst sich I h n e n empfehlen, u n d ich verbleibe, m i t der grösten Hochachtung, verehrungswürdiger Vater, Ihr Berlin den 31 December 1795 Sie stets liebender u n d gehorsamer Sohn Ludwig Arnim
22.Κ
An Hans von Schlitz in Hohen Demzin Berlin, vmtl. Anfang Januar 1796
Theuerster Onkell Dreyfach ist die Absicht meines Briefes, ihnen w ä r m e n D a n k f ü r das mir gütigst ertheilte Geschenk u I h n e n einen aufrichtigen Glückwunsch zu d e m Tage den m a n als eine Epoche zur Abstattung unserer Wünsche f ü r das ganze k o m m e n d e J a h r ansieht abzustatten aber dieses nicht umfassen wenn Virgils Wunsch mihi si linguae centum sint, oraque centum, ferrea vox! m i r auch gewährt wurde. Sie wissen vieleicht aus E r f a h r u n g daß m a n die (min) bis zu d e m Augenblicke zählt wo ein Geklingel, Bellen oder sonstiges hörbares Zeichen unsere Ohren erreicht und unsre Füße in eine mechanische Bewegung setzet, sie wissen es wie eilig m a n da d e m beschwerten Tische zu läuft, wie m a n die Sachen durch sieht u n d über die plötzliche Befriedigung so vieler Wünsche sich freuet m i r gehet es wenigstens so 22
Vmtl. zwischen Anfang August und zweitem Drittel September 1796 Wie sehr angenehm mir dieses schöne Werk war kann ich ihnen nicht beschreiben, es k a m so unerwartet so erwünscht daß ich meine Freude nicht aus drücken konte. Ich hatte es schon längst in m e i n e m Verzeichnisse von Büchern die ich besitzen möchte und es zwey u dreyfach unterstrichen die (etwanige) Gewährung dieses Wunsches aber aufgeschoben bis mein Vater nach Berlin | k ä m e ich glaube die Urheber aller darin enthaltenen Erfindungen können über ihre Erfindungen zusammengenommen keine solche Freude empfunden haben als ich da ich dieses Werk erhielt. Ich hebe meinen Wunsch hundert Zungen und ein eisernes Sprechorgan zu besitzen wieder auf meine Freude ist ein lebhafteres Zeichen meines wärmsten Dankes, ein Zeichen wie sehr ich ihre Güte erkenne und wie sehr ich sie verehre. Mein Wunsch sey ganz kurz, die L ä n g e bestimmt doch nicht meine Herzlichkeit: es werde ihnen der sie so vieler Wünsche befriedigen jeder Wunsch jeder aufkeimende Gedanke dazu befriediget denn dieses wird Ihr und anderer Glück befördern. Wenn sie Leupoldt iheatrum Machinarum 9 Bände in einer Auction erstehen wollen so seyn sie so A gut u schreiben es mir bald u Preis wie so hoch m a n (xxx) (gehen) soll den es ist schon den Januar dieses Buch k a m schon in einer vorhergehenden Auction vor und wurde für 15 rth verkauft derjenige d e m m a n dann Commission giebt erhält 2 g* von jedem Thaler. Beiliegender Catalogue enthält das Verzeichnis der ganzen Büchersamlung die mit einem Striche be. Ich habe sobald ich nach Berlin g e k o m m e n binn Büsch Mathematik zum Nutzen u Vergnügen des bürgerlichen Lebens für das mir getheilte Geschenkgeschenk gekauft auch deswegen binn ich Ihnen vielen D a n k schuldig. Für das aus meinen Waaren erhaltene
*23.
A n Hans von Schlitz in Hohen Demzin Zernikow, vmtl. zwischen Anfang August und zweitem Drittel September 1796
Von Hans von Schlitz, 15. September 1796: Nur zwei Worte für heute auf Deine lieben Briefe. (Nr. 30,1.) Keine Angabe zum Inhalt.
23
Nr. *24
*24.
An Hans von Schlitz in Hohen Demzin Zernikow, vmtl. zwischen Anfang August und zweitem Drittel September 1796
Von Hans von Schlitz, 15. September 1796: N u r zwei Worte f ü r h e u t e auf D e i n e lieben Briefe. (Nr. 30,1.) Keine Angabe zum Inhalt.
*25.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Berlin, vmtl. letztes Drittel August 1796
Von Friedrich von Raumer, vmtl. Anfang September
1796:
Ich
schreibe
bald wieder (...). (Nr. 27,2.) Keine Angabe zum Inhalt.
*26.
An Friedrich von Raumer in Berlin Zernikow, vmtl. letztes Drittel August 1796
Von Carl Franz Georg von der Goltz, 7. September 1796: A u c h d e n
Brief,
welchen D u an R a u m e r geschrieben hast, h a b e ich, weil dieser i h n verloren hat, n i c h t gelesen. (Nr. 29,7-9.) Keine Angabe zum Inhalt.
27.
r
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Berlin, vmtl. Anfang September 1796 Lieber Arnim!
Ich schreibe bald wieder, u n d zwar in einer Sache, wo es auf dich a n k o m m t , durch deine Z u s t i m m u n g m i r m a n c h e S t u n d e zu versüßen. Ich bitte dich daher, recht innig m i r den G e f a l l e n zu t h u n folgenden Vorschlägen beizutreten. D o c h vorher eine kurze E i n l e i t u n g ( e x o r d i u m 5 introitus) d e n n das ganze h a t die F o r m einer Rede, die ich bei deiner G e g e n w a r t gesprochen h a b e n würde. Schon e i n i g e m a l m a c h t e n wir (du, Golz u» ich) verschiedene P l ä n e theils litterarische, s o g e n a n n t e Classenarbeiten m i t e i n a n d e r anzufertigen, oder eigne Aufsätze zur U n t e r h a l t u n g u. B e l e h r u n g zu liefern. 10 24
Vmtl. Anfang September 1796
Aber leider n a h m die Ausführung derselben bald ein Ende, obgleich wir von ihren Nutzen überzeugt waren. Weil nun der Nutzen solcher freundschaftlichen Verbindungen äußerst evident ist, so wage ich es noch einmal mit einem neuen Vorschlage aufzutreten. — Es ist ausgemacht daß wir Arbeiten, welche zu einer gewissen Zeit zu liefern, wir uns fest vorgenommen haben, nach u. nach als pflichtmäßige ansehn. u. uns ihrer nie überheben. Weil aber eigne Übungen zur Schärfimg der Denkkraft, u. zur Bildung des Ausdrucks, von unsrer Willkühr abhängen, ob wir sie früh oder später vornehmen wollen, so schieben wir sie gewöhnlich auf, bis dringendere Geschäfte uns | zwingen sie gänzlich zu unterlassen. Sind wir hingegen verbunden etwa wöchentlich einen Aufsatz über diesen oder jenen Gegenstand zu liefern, so fallt dies weg, denn das Versprechen dürfen wir nicht vernachläßigen. Nachdem ich dies vorausgeschickt habe, will ich suchen die Grundzüge eines Plans zu entwickeln, deßen weitere Auseinandersetzung u» Bildung ich von deiner Freundschaft erwarte. Wöchentlich wollen wir wenigstens einen Bogen liefern, angefüllt mit Aufsätzen aus allen Theilen der Wissenschaften, auch mit amplificirten oder ins Kurze gezogenen und übersetzten Stellen alter klassischer Autoren, auch werden gute kurze Excerpte aufgenommen. An Gegenstanden kann es denn wohl nicht fehlen, denn es sind ja so viele als es in der ganzen Welt giebt. Diesen Bogen einigemal abzuschreiben erbietet sich unentgeltlich und mit deutlicher Hand. H. Johann Mathias Zachariä Bedienter allhier, und die Correctur übernehme ich. Der Titel der ganzen Schrift sey: Miscellanea. Jeder von denen der fleißig Aufsätze liefert erhält so einen Bogen u m ihn Männern zu lesen zu geben die darüber urtheilen können. Doch wird hiebei der N a m e des Mitarbeiters nicht beigeschrieben, damit alle Partheiligkeit unmöglich sey. Auch kann | ein V4 Bogen beigelegt werden worauf Kriticken geschrieben werden können, aber auch die werden dann erst von Joh. Zach, abgeschrieben damit alles unpartheiisch hergehe. Sobald 12 Stücke erschienen sind wird ein Titel u* Register beigefügt. D a s ist etwas, die Idee hast du so rudis wie sie in m e i n e m Kopf entstand. Nun erwarte ich deinen Tadel, Änderungen, Vorschläge aber wenn du kannst, bald damit die Sache aufs reine kommt, und angeht. Alles kannst du umwerfen, nur halt das fest. E i n e solche Schrift soll geschrieben werd((en)) und die Gegenstände dürfen nicht beschränkt werden d((amit)) die ganze Sache nicht bei der 3 ! Woche ins stecken geräht. Auf deinen Brief nächsten Posttag Antwort heut ist es mir 25
Nr. 27 unmöglich. Ich bin eilig. Verwirf meinen Vorschlag nicht ganz, du magst ihn ändern wie du willst. Auf dich hoffe ich vorzügl. denn ich glaube du wirst öfter Sachen liefern als Golz. Es wäre ja schlimm wenn das nicht gehn wollte so bald wir nur wollen. Schreib mir bald ausführlich deine Ideen, ich erwarte es von deiner Freundschaft u. von deiner Teilnahme an diesen Plan. Es m u ß bald in Richtigkeit kommen. D u hast ja schon Aufsätze vorräthig, ich auch einige u» mache stets mehr. Leb wohl. Ich bin Dein Dich liebender R. An den Herrn von Arnim zu frei Zernikow bei Rheinsberg. ( Γ alR:> Die Geschichte die Golz von Lehm, schrieb ist äußerst amüsant aber natürl» ein Spaß, daß aber die Gräfinn v. d. Mark vom Musikus Moser in Wochen k o m m t u» mit ihm hat durchgehen wollen ist kein Spaß, sondern Wahrheit u« Ernst.
*28.
An Friedrich von Raumer in Berlin Zernikow, vmtt. erste Hälfte September 1 7 9 6
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zweite Hälfte September 1796: Antwort in Absicht der Miscellanea. Was den Titel anbetrift so gefällt er mir auch nicht recht (...) In Absicht Golzens bin ich ganz deiner Meinung (...) Das Buch werde ich kaufen. Wenn Adami deinen Band nicht vergessen hat, könnte es noch gebunden werden. Den Jenisch habe ich gekauft (...). Vgl. Nr. 31,2-18 und Erl.
26
7. September 1796
29.
Von Carl Franz Georg von der Goltz nach Zernikow Berlin, 7. September 1796, Mittwoch Beri» d. 7— Sept. 96.
Lieber Arnim!
Zwar verdiente Deine Nachläßigkeit (denn für Mangel der Freundschaft gegen mich will ich Dein langes Stillschweigen nicht ansehen) nicht, daß ich an Dich schriebe. Aber ich will großmüthig seyn, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten, sondern Dir verzeihen, und feurige Kohlen auf Dein H a u p t sammeln. Auch den Brief, welchen D u an R a u m e r geschrieben hast, habe ich, weil dieser ihn verloren hat, nicht gelesen. Dieser gute J u n g e scheint nicht nur mir, sondern auch allen, die ihn kennen, seit seiner Reise sehr verändert. Er ist bey weitem nicht mehr so munter und lustig, sondern sehr still, fast möchte ich sagen niedergeschlagen und mißmuthig. Vielleicht entdeckt er Dir, d e m Freunde seines Herzens, den K u m m e r , der ihn drückt, und erhält dann sicher von Deiner Klugheit | und Freundschaft den Trost, deßen er bedarf. D a s Königl. Joachimsthalische G y m n a s i u m befindet sich bis jetzt noch bey erwünschtem Wohlseyn, und läßt Dir seinen gnädigen Gruß vermelden, fügt aber auch die ernste E r m a h n u n g hinzu, seiner nicht so ganz u gar zu vergeßen. B e y m Rector lesen wir jetzt den Lib I in Verrem. D i e Actio prima ist überschlagen. D i e Ausarbeitungen wurden diesmal auf eine sehr strenge Art eingefordert. Alle diejenigen welche dieselben nicht ablieferten, mußten sich dazu bequemen i m Arrest — ihr Pfeifchen zu rauchen und ihren K a f f e zu trincken. Ich habe mir zur Verfertigung derselben Winkelmanns Geschichte der Kunst, und auch des Plinius Naturgeschichte (beri. Ausgabe) gekauft; aber, | zu meiner Schande muß ich es gestehen, wenig oder gar nichts in der letztern gelesen. D i e Rede de Signis hingegen habe ich ganz u gar noch vor meiner Abreise durchgelesen. In der Rhetorik ist der erste Abschnitt vom verständlichen bestirnten Vortrage geendigt; und nun wird der zweyte ganz kurz, beynahe wie bey der Repetition durchgegangen, indem die Regeln, welche in demselben vorkommen, mit denen des ersten Abschnittes verglichen werden. Wolfs Stunden sind jetzt recht intereßant. In der Philosophie hat er von d e m Triebe zum Leben, zur Freyheit, Nachahmung, Ehre u.s.w. gehabt, und künftig wird er von der L i e b e handeln. In der Optick wird er uns die innere Einrichtung des Microscops zeigen. In der Physic stehen wir bey der L e h r e 27
Nr. 29
von der Electricität. — Unsere englischen Stunden sind noch nicht wieder angegangen; und möchten es auch wohl noch so bald nicht, da H. Ebers über 3 Wochen als Lehrer der engl. Sprache vermuthlich nach Halle gehen wird. Mehr kann ich Dir nicht schreiben, weil ich mich zur Rhetorick präpariren muß. Wie sehnlich ich Deine Rückckehr wünsche, brauche ich Dir nicht erst zu sagen; wie sehr sie alle Deine Mitschüler wünschen kann ich Dir nicht sagen, ohne bey Dir den Verdacht der Schmeicheley zu erregen. Leb also wohl, und komm bald in die Arme Deines Dich sehnl. erwartenden Freunds Goltz. N.S. Deinem Bruder, sowie H. Dickmann empfiehl mich, und sage dem erstem, daß seine geliebte M. Koch es für angenehmer gehalten hätte, bey einem reichen, polnischen Grafen Schiglinsky, der sie entführt hat, als bey ihren Eltern zu leben, daß ferner die jüngste Lehmann an einem Schleimfieber ohne Hoffnung darnieder liegt, und daß endlich die älteste es der Politick gemäß gefunden habe, sich einige Zeit auf dem Lande aufzuhalten.
30.
Von Hans von Schlitz nach Zernikow Hohen Demzin, 15. September 1796, Donnerstag
Nur zwei Worte für heute auf Deine lieben Briefe, mein guter Louis. Das erste ein Wort meines herzlichen Danks für selbige — das andere, das Versprechen, mit Ende dieser, oder Anfang der künftigen Woche Dich in Z. zu sehen. Dann soll es nicht bei zweien Worten sein Bewenden haben, dann schließt Dich in seine Arme H. Demz. d. 15 Sept. der Deinige auf ewig. 1796. S. N. S. theile dieses unsrer Mutter mit.
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Vmtl. zweite Hälfte September 1796
Herrn Louis Baron von Arnim Hochwohlgebohren p. Furstemberg a empfolen H. Burgemeister Fangatz daselbst. Zemikow
31.
Von Friedrich von Raumer nach Zemikow Berlin, vmtl. zweite Hälfte September 1796
Lieber Arnim! Dank für deinen Brief und für die Antwort in Absicht der Miscellanea. Was den Titel anbetrift so gefällt er mir auch nicht recht und ich stelle es dir ganz anheim einen zweckmäßigem zu wählen. In Absicht Golzens bin ich ganz deiner Meinung, und glaube daß es am besten seyn wird folgenden Weg einzuschlagen. Wir beide vereinigen uns über die ganze Einrichtung dieser Wochenschrift, tragen es dann Golzen an ob er mitarbeiten will, denn ihn ganz wegzulassen möchte er doch vielleicht übelnehmen. Ist es ihm nun wirklich Ernst mitzuarbeiten, so muß er regelmäßig seinen Aufsatz, Excerpt, (kurzes) oder was es sey liefern wo nicht so bekömmt er von unsern aufsätzen keinen zu sehn. Ich glaube daß sich hiebei sein Eifer gleich in seiner wahren Gestalt zeigen wird. Liefert er nichts, nun so werden wir beide auch noch den Bogen füllen, und haben die Pflicht der Freundschaft | nicht vernachläßigt. Wir beiden wollen uns dann schon daran halten, es soll recht gut gehn. Das Buch werde ich kaufen. Wenn Adami deinen Band nicht vergessen hat, könnte es noch gebunden werden. Den Jenisch habe ich gekauft, obgleich noch nicht gelesen. Ich lese auch einige Werke die in die schönen Wissenschaften einschlagen, e. g. Nikolais Gedichte, dann soll Iphigenia folgen u.s.w. Hievon mündl. mehr. Hast du denn schon etwas von dem Streite gehört den Jenisch mit Mag. Reinhard in Göttingen gehabt? Wenn du kommst will ich ihn dir erzählen. Nun einiges von Klassensachen. Im Horaz. werde ich das 4-' Buch anfangen. Im Tacitus fangen wir das 16! Buch an. Cie. 47 Cap. Litterat. Asop. etc. 29
Nr. 31 Hier werden große Kabalen gespielt, in Absicht deßen was Wolf zu Michaelis in der Mathemat. nehmen soll. Die Schale schwankt, doch höre die Sache. Wolf hat Lust | Algebra u* dann Trigometrie zu nehmen. Dagegen kabaliren als Anführer Golz, Meierotto, Bergius etc. welche Mechanik haben wollen. Die Algebristen haben keinen rechten Einfluß, dich ausgenommen. Ich — wohl zu merken bin noch keiner Parthei zugetreten. Mechanik wäre mir vielleicht lieber, aber Wolf, läßt auf mein Befragen hoffen, nach der Trigonometrie, Astronomie zu nehmen. Weil ich nun letztere Wissensch, gern capiren möchte u. es ohne die erstere nicht angeht, ich vermuthl. auch bei Boden recht was lernen werde, wenn ich etwas Tr((ig.)) weiß, so bin ich entschloßen, gegen alle Maschinen der Mechaniker doch Algebra durchzusetzen. Komm aber ja bald zurück damit ich nicht unterliege und hilf. Ich hoffe aber von dir, mir auch künftig beizustehn damit Astronomie genommen wird. Ich wünsche auch sehr daß Wolf zu Ostern prakt. Logik nehme. Er wird stimmen laßen. W i r müßen es durchsetzen. Ich will aber von Mich, bis Ost. noch einmal die Logik bei ihm anhören, und mir ein gutes Handbuch dazu kaufen. Golz wird auch mitgehn, thu es doch auch, ich bitte dich. Schreib mir doch noch einmal, und bestimme mir in deinem zu kommenden Briefe, ob du noch so lange in Z. bleibst, daß ich noch einmal antworten kann. L e b wohl. Ich bin dein
treuer Algebrist vÄ.
An den Herrn von Arnim zu Zernikow bei Rheinsberg.
32.
An Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Zernikow, Anfang Oktober 1796
Hochzuehrender Vater! Sie haben bester Vater vermutlich schon erfahren, daß wir Sie unvermutet in Friedenfelde haben überraschen wollen; daß wir Sie aber
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Anfang Oktober 1796
nicht daselbst gefunden haben, hat uns sehr leid gethan. Die Veranlassung zu dieser Reise war folgende. Die Cousine Wilhelmine machte uns in Begleitung der Frau ν Aschersleben, das Vergnügen uns zu besuchen. Da meine Tante Arnim zu Prenzlow oft das Verlangen geäusert hatte, uns zu sehen, so beschloß meine Großmutter, unsere | Gäste nach Prenzlow zu begleiten und Sie dann bester Vater in Friedenfelde zu überraschen. Wir kamen den 29— Abends um sieben in Prenzlow an, wo wir uns auch noch den folgenden Tag aufhielten, um die Tante zu besuchen und die Merkwürdigkeiten der Stadt in Augenschein zu nehmen. Unterdeß erfuhren wir von Her(r) Stilken zu unserem großem Mißvergnügen, daß unser lieber Vater wahrscheinlich nicht in Friedenfelde wäre; da wir aber dennoch hoften daß Sie kürzlich könten daselbst angelangt seyn und wir gern die Güter sehen wolten, so reisten wir doch am folgenden Tage nach Friedenfelde. Da Herr Stilke die Güte gehabt hatte, ohne unser Wissen, unsere Ankunft in Friedenfelde zu melden, so holten uns Cackstädter Bauern von Prenzlow ab, wir wurden in Cackstäd von den Bäuerinnen empfangen und bey Herr Knaken bewirtet, zugleich bekamen wir aber auch hier die unangenehme Gewißheit daß wir Sie in Friedenfelde nicht finden würden. Sobald wir in Friedenfelde angekommen waren, so hoften wir den Onkel aus Böckeberg dahin. Nachdem wir | die Mittagsmahlzeit eingenommen hatten, so betrachteten wir das Schloß und den Garten und meine Großmutter fand, daß sich beides sehr verschönert hätte; das dunkele Grün der Fichten wechselte mit dem hellen Grün der übrigen Bäume auf eine sehr angenehme Art ab. Wir reisten um 6 ab und trösteten uns wegen Ihrer Abwesenheit, durch den Gedanken, Sie künftiges Jahr hier zu sehen. An Neuigkeiten sind wir hier sehr arm, für mich würde aber die angenehmste seyn, wenn ich hörte, daß Sie bester Vater nach Berlin kämen wohin wir nun auch d 9' October reisen werden, und ich verbleibe mit der größten Hochachtung Ihr Sie stets verehrender und liebender Sohn L Arnim
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Nr. *33 *33.
An Hans von Schlitz in Hohen Demzin Berlin, vmtl. zwischen Mitte und Ende Oktober 1796
Von Hans von Schlitz, vmtl. November 1796: K ü r z l i c h e r h i e l t ich v o n e i n e m
ungenannt gebliebenen großen Oekonomen, die Zeichnung und Beschreibung eines beim Erdtoffel Pflanzen brauchbaren Werkzeugs (...) Es ist mir sehr angenehm gewesen aus dessen Briefe zu ersehen, wie selbiger selbst auf seinen Erholungs Spatziergängen, mit Beobachtungs Geiste um A her A schauet, und so jeden Moment seines Lebens zur Erweiterung seiner Kenntniße benutzt. Vgl. Nr. 34,1-10 und Erl.
34.
Von Hans von Schlitz nach Berlin Hohen Demzin, vmtl. November 1796
Kürzlich erhielt ich von einem ungenannt gebliebenen großen Oekonomen, die Zeichnung und Beschreibung eines beim Erdtoffel Pflanzen brauchbaren Werkzeugs. Dennoch errieth ich sogleich den zu bescheidenen Herrn Einsender, und erkannte nach dem Spruchworte: ex ungue leonem in selbigen den Hoch und Wohlgeborhnen Herrn Ludwig von Arnim, auf Kakstedt Erben. Es ist mir sehr angenehm gewesen aus dessen Briefe zu ersehen, wie selbiger selbst auf seinen Erholungs Spatziergängen, mit Beobachtungs Geiste um A her A schauet, und so jeden Moment seines Lebens zur Erweiterung seiner Kenntniße benutzt. Nun muß ich bemerken, wie die mitgetheilte | Maschine sich gleichfalls im Modell unter den befand, welche ich die Ehre hatte selbigem ganz gehorsamst vorzuzeigen. Zu fernerer Gewogenheit und Freundschaft empfielt sich dem liebenswürdigen Ungenannten deßen Sr. Hochwohlgeb» g. ergebenster Herrn Louis v. Arnim S. Erben auf Kakstedt, p. p. Berlin.
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30. Dezember 1796 bis etwa 8. Februar 1797 35.
Von Johann Heinrich Ludwig Meierotto in Berlin Berlin, 10. Dezember 1796, Sonnabend
Erlauben Sie, mein Theurer, daß ich mit nochmaligem herzlichen Danke für Ihre so gütige, und für Sie nur zu beschwerliche Besorgung, Ihnen anbey die 3 Thl. 8 g* für die erhaltnen Bücher übersende, und Sie ergebenst bitte, die gütige Besorgung der ganzen Unterhandlung zu beenden, und dies Geld gefälligst an die Behörde abzugeben Zu Ihrer ersten Autorschaft verschaffe ich Ihnen dafür einst den Verleger Meierotto 10 Dec. 96. A Monsieur d'Arnim cadet étudiant en belles Lettres
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An Hans von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. Mitte Dezember 1796
Von Hans von Schlitz, 30. Dezember 1796 bis etwa 8. Februar 1797: (...) dass mir dein Geschmack an Chemie viele Freude macht (...). Vgl. Nr. 37,115116 und Erl.
37.
Von Hans von Schlitz nach Berlin Regensburg, 30. Dezember 1796, Freitag, bis etwa 8. Februar 1797, Mittwoch
Ein Künstler Genie erfand einst einen Flügel, welcher die Fantasien dessen der ihn spielte, zugleich niederschrieb. Meiner Freundschaft für Dich, lieber L., wünschte ich das Hülfsmittel einer ähnlichen Erfindung, denn wie viel hättest Du von mir gelesen, wenn lebhaft empfundene Rückerinnerung an Dich, gehabte Gefühle der Sehnsucht nach Dir, der warmen Theilnahme an Dein Schicksal, zugleich, jeder 33
Nr. 37
zeit aufgezeichnet, so der Mittheilung fáhig geworden! Allein so liegt es unabänderlich in meinem Schicksale, dass meine rege Freundschaft für ferne Freunde grossentheils stumm erscheint — von manchem darüber verkannt wird — doch nicht von Dir, mein guter L., der Du mein Herz für Dich kennst. Sagt Dir diese Kenntniss dass unter den wenigen Menschen, mit welchen ich genauer verbunden, Du eine der ersteren Stellen einnimmst — so bewahre sorgfältig diesen Glauben an mich. Meiner Liebe für Dich wird er Belohnung, der Deinigen, welche Du mir gewidmet, ein Beweggrund seyn, jederzeit in mir über den älteren Freund, den zärtlicheren nicht zu vergessen. Mit jener Klage, mich so selten mit Dir unterhalten zu können, verbindet sich natürlich die, weniger als ich es wünschte, Dir nützlich zu seyn. Sie ist mir desto empfindlicher, je mehr ich glaube Dir nutzlich seyn zu können. Weil, wenn ich Dich beobachte, ich mich selbst, als ich in Deinen Jahren war, wiederfinde, so giebt mir dieses den Schlüssel zu Deinem Karakter, und ich glaube Dich besser vielleicht den irgend wer von den zu kennen, mit welchen Du in näherer Verbindung. An Jahren älter denn Du, ist dennoch der Zeitpunkt meines Junglings Alters noch nicht so fern, dass dessen Bild meiner Rückerinnerung nicht gegenwärtig wäre, und Dein älterer Freund gehört noch nicht zu der Zahl jener mürrischen Alten, welche in jedem Auflodern jugendlichen Feuers, den Funken zu der Höllen A flamme erblicken. Vereinigt nun meine Liebe für Dich richtige Kenntniss Deiner selbst in Deinem Schatten und Lichte — ist sie auf Harmonie in unsern Karakteren gegründet kann freundschaftlich sie rathen, ohne Splitter in Dir zu richten — so lass uns | den Bund der engsten Freundschaft schliessen, und wenn er geschlossen, aufmerksam wachen, dass nichts jemals ihn hier zu trennen im Stande sey. Und hierauf eingeschlagen lieber L., wir gehen hier Hand in Hand unserm Ziele zu. d. 30. Xber. Ich muss Dir zuvörderst für Deinen Wunsch danken, welchen ich bei meinem Erwachen nach der Abreise von Z. an der Decke meines Wagens angeheftet fand — dann fur Deinen langen Brief, welchen ich kürzlich hieselbst erhalten· Mir ist jeder Beweis Deines Andenkens an mich so willkommen, dass keiner derselben für uns verlohren. Schreibe an mich, so oft Deine Zeit Dir es verstattet, Dein Herz Dich dazu auffordert, und beurtheile den Grad meiner Dankbarkeit nicht nach meinem Schweigen. Bin ich gleich hier eigentlich ohne Geschäfte, so muss ich dennoch mit dem Strome der Tags Ordnung der grossen Welt 34
30. Dezember 1796 bis etwa 8. Februar 1797
hieselbst fortschwimmen, und darüber bleiben mir für meinen Briefwechsel I täglich höchstens 2 Stunden übrig. Ich bin nichts weniger denn glucklich bei meinem jetzigen Berufe, die Zeit, nach einer conventionellen Form zu verschwenden, und nichts denn allein die Liebe zu meiner Frau hält hier mich gefesselt. Allein wie ist auch dieses Glück mir getrübt durch die fortdauernde Leiden derselben, durch die Ungewisheit unsrer gemeinschaftlichen Zukunft. Noch immer darf ich kaum die Möglichkeit hoffen, im nächsten Frühjahr sie wenigstens so weit hergestellt zu sehen, dass ich mit ihr die Reise nach Meklenburg zu unternehmen im Stande. Sie theilt meine Gefühle für Dich, lieber L. und dankt herzlich für jeden Beweis Deines Andenkens an sie. Kaum kann sie sich überzeugen, dass seitdem Deine zaarten Glieder in so riesenmässiger Länge sich ausgedehnt. χ d. 31 Xber. Um meinen Briefen an Dich ein nützlicheres Interesse zu geben, nahm ich mir vor, nach jedem persönlichen Zusammentreffen Dir mein Urtheil über Dich selbst, mitzutheilen. Der nächst folgende Versuch ist der erste in dieser Art, und wenn ich ihn gleich nicht fur ein Abbild Deiner in allen Theilen halte, so wird er wenigsten einige Hauptzuge enthalten, vorzuglicher Aufmerksamkeit würdig. Mit innigem Wohlgefallen bemerkte ich bei unserm letzteren Beisammenseyn, dass bei Deinem emsigen Streben die Summe Deiner Kenntnisse zu vermehren, Deinen Kopf zu bereichern — Dein Herz nicht erkaltete. Nicht selten ist der Enthusiasmus fur Wissenschaft tödtend für jede andre Empfindung, und indem er uns hinaus über nähere Verhältnisse mit Menschen, in das Reich der Ideen versetzt, zerreisst er die zaarten Fäden des Gefühls die den Menschen mit dem Menschen verbinden. Wir dunken | uns dann zu gros für den übrigen minder unterrichteten Theil unserer Brüder, befreiet von der Verbindlichkeit uns um das Wohlwollen derselben zu bewerben, und verschmähen jeden Eindruck des warhaft Schönen und guten, erhalten wir ihn nicht auf dem Wege unsers Strebens nach Kenntnissen. Wolle nie vergessen lieber L., dass wenn ein Haupt Zweck des wissenschaftlichen Studiums die Ausbildung unseres besseren Ichs, diese nur durch gleichmässige Entwickelung der Kräfte desselben erreicht werde. Der gefühllose Denker — oder der gedankenlose Schwärmer — keiner von beiden wird je warhaft gros seyn, oder auch nur warhaft nutzlich, und 35
Nr. 37 die Geschichte lehrt, dass eigentlich nur die Menschen sich zu der erhabenen Rolle empor schwangen ihrem Geschlechte nutzlich zu werden, bei welchen Kopf und Herz in gleichem Maasse ausgebildet. Allein diese Sorgfalt in der Entwickelung unserer höheren Kräfte, 4' darff sich nicht | über die Aufmerksamkeit hinaus setzen, welche wir der Erhaltung unseres Körpers schuldig. Er ist nun einmal gleichsam das Band, das uns mit dem irrdischen in Verbindung setzt, und was das wichtigste, die Schwächung desselben lässt zugleich geistige Kräfte erschlaffen. Du lächelst dazu lieber L., denn Deiner bisherigen Gesundheit fehlt vielleicht selbst der Begriff von körperlichen Leiden. Und dennoch giebt es deren um desto mehrere im Gefolge der sitzenden Lebensart, je weniger der Mensch für selbige geschaffen. Deine jugendliche Munterkeit ahndet nicht einmal die Möglichkeit jenes Uebels, das Körper und Geist zugleich ergreifft, und schon so manche Blüthe grade in dem Augenblicke verzehrte, als sie zur Frucht reiffen sollte. Das Uebel heisst: Hypochondrie, und auch ich, einst mit einem nicht minder rüstigen Körper denn der Deinige es ist, ausgestattet, lernte selbiges kennen, weil Wisbegierde und Ehrgeitz mich blind fur die meinem Körper zu widmende Sorgfalt machten. Jetzt gäbe ich 4" gern manche | gesammlete Kenntnisse hin, um in der weiteren Entwickelung und nutzbaren Anwendung anderer, körperlich minder gehindert zu seyn. Nur zu oft fühle ich meinen Geist wie gefesselt, vergeblich entgegenAstrebend einem ihn umfassenden Drucke, der ihn in seinem Wege hemmt. Dem Wohlgefallen an Thätigkeit steht körperliche Verstimmung entgegen, und düsterer Sinn leihet den mich umgebenden Gegenständen ein falsches Licht, welches die Seele nicht immer von dem wahren unterscheidet. Einer der geübtesten Denker und wohlwollendsten Menschen unsers Jahrhunderts endigte durch kränkliche Stimmung misleitet damit, der Feind seiner Freunde selbst zu werden.
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U m diesen lange aufgehaltenen Brief nicht länger noch in meinem Pulte aufzubewahren, schliesse hier, wenn ich Dir noch gesagt, dass 115 mir dein Geschmack an Chemie viele Freude macht. Deinem Bruder schreibe ich mit nächstem in dessen danke ihm in meinen Nahmen für seine Briefe, und liebt mich ferner beide als euern treu ergebenen. S. 120
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2. Mai 1797
38.
An Joachim Erdmann von Arnim in Bärwalde Berlin, 2. Mai 1797, Dienstag
Verehrungswürdiger Vater! Schon längst würde ich die Gelegenheit genutzt haben, mich mit Ihnen, theuerster Vater schriftlich zu unterhalten, hätte mich nicht die Erwartung des Herrn von Sellentier, Sie bald wieder hier zu sehen, hingehalten. Aber vier Wochen verstrichen und wiederum vier Wochen, ich ergreife daher dies Mittel, u m Ihre Gegenwart wenigstens einigermassen zu ersetzen. Daß Sie unterdeß gesund und von den lästigen Fußschmerzen befreyet gewesen seyn möchten, war m e i n Wunsch und fast kann ich vermuthen, er sey erfüllt worden; aber wahrscheinlich werden auch Sie das Unglück mitgefühlt haben, welches sich während Ihrer Abwesenheit von Berlin über einen schönen Theil unseres deutschen Vaterlandes verbreitete. Ich konnte wenigstens nie ohne U n m u t h die Zeitungen lesen, oder die Karten betrachten. Das Blutvergiessen ist nun zwar geendigt, ich will wünschen für eine lange | Zeit, aber durch welche Aufopferungen, durch welche Demüthigungen der Friede erkauft sey, ist noch unbekant. Möchten doch die Franken eben so massig seyn, als glücklich. Auf eine angenehmere Art wird sie unterdeß, Bauen u Verbessern zu Bärwalde beschäftiget haben, zwar ist auch manche Unannehmlichkeit, w e g e n der Nachlässigkeit und der eingeschränkten Kentniß der Arbeiter, damit verbunden, aber doch m u ß es angenehm seyn, gleichsam ein Schöpfer i m Kleinen zu seyn. D i e Berliner haben sich seit Ihrer Abwesenheit noch nicht geändert, sie sind noch eben so neugierig, noch eben so bereit, alle Beschwerden eines kleinen Vergnügens w e g e n zu ertragen. Gestern sah ich davon ein merkwürdiges Beyspiel. Es hatten nämlich die Herren von Schack und von Lanke den Entschluß gefasst w e g e n einer ansehnlichen Wette in dem Thiergarten ein Pferderennen zu halten. Nun eilte die Hälfte Berlins, Menschen von allen Geschlechtern und Altern v o m frühen Morgen an bis zur bestimmten Zeit durch alle Thore Berlins nach dem Thiergarten, und verließ seine Geschäfte, u m zwey Pferde und zwey Reiter zu sehen. Vor einiger Zeit hat ein Unglück die grossen Hunde hier sehr verhasst gemacht. Es haben nämlich die Hunde unseres Königs, vor seinen Augen, ohne das Rufen desselben und die thätige Hülfe seiner Diener 37
Nr. 38 zu achten, ein Mädchen zerrissen. Dieser schreckliche Auftrit hat ihn ' so erschüttert, daß er sogleich alle seine Hunde, | so sehr er sie auch bisher liebte, erschiessen lassen. Unsere Einsegnung hat Ihnen, verehrungs A würdiger Vater, m e i n Bruder schon angezeigt, ich brauche wohl nicht zu wiederholen, wie viele Freude mir Ihre Gegenwart würde gewährt haben. Ich schliesse in der H o f f n u n g Sie bald zu u m a r m e n u n d mich zu n e n n e n Ihr Berlin den 2ten May 1797. gehorsamer Sie zärtlich liebender Sohn Lud: Arnim.
39.
A n Daniel Heinrich Noeldechen in Neuruppin Zernikow oder Berlin, vmtl. zwischen Anfang Juni und Ende 1797
Ueber Freyheit u n d N o t w e n d i g k e i t , nebst einigen Bemerkungen über ein Moralsystem Edition: WAA I.
*40.
A n Heinrich David von Pajon in Frankfurt/O. Zernikow, vmtl. zwischen Anfang Juni und Mitte September 1797
Von Heinrich David von Pajon, 23. September 1796: (...) daß D u mich sub rosa mit einer Laterne vergleichst (...). (Nr. 56,26.)
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Vmtl. zwischen Mitte und Ende Juli 1797
*41.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow (?) Dessau, vmtl. zwischen Anfang Juni und erster Hälfte Juli 1797
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Mitte und Ende Juli 1 7 9 7 : (...) d i e s i s t
d e r 3 - B r i e f (...). (Nr. 44,98-99.) Keine Angabe zum Inhalt der vorigen Briefe.
*42.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow (?) Dessau, vmtl. zwischen Anfang Juni und erster Hälfte Juli 1797
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Mitte und Ende Juli 1 7 9 7 : (...) d i e s i s t
d e r 3 - B r i e f (...). (Nr. 44,98-99.) Keine Angabe zum Inhalt der vorigen Briefe.
*43.
A n Friedrich von Raumer nach Dessau Zernikow, vmtl. zwischen Anfang Juni und erster Hälfte Juli 1797
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Mitte und Ende Juli 1 7 9 7 : (...) v o n d i r h a b e i c h erst e i n e n . (Nr. 4 4 , 9 9 . ) Keine A n g a b e zum Inhalt.
44.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Dessau, vmtl. zwischen Mitte und Ende Juli 1797
Lieber Arnim! N u n lasset uns den L e i b begraben etc. denn — L. Metellus ist glückl. crepit, morgen soll Atticus vors Bret. M . thatenreiches L e b e n habe ich bewunderswiirdig genug auf 9 Seiten, weitläufig geschrieben breit gebrochen, beendigt, denn so wie der Brief hier geschr. giebt noch Q 4 S. E s ist aber ein wahrer Fünftelsaft. Ich habe Tischbeins G e m ä l d e gesehn, wenigstens den Theil, den er selbst besaß, du kannst glauben wie schön. 1) Verschiedne Porträte, als sein eignes mit F r a u u , Kinder höchst ähnl. dann einige allerliebste dessauer Mädchen, denn du mußt wissen daß der hiesige Prinz Hansjurge alle schönen hiesigen Mädchen, von Tischbein mahlen läßt pro Stück 6 Ld'or quibus in verschiedenen Positionen u* Attitüden, nur nicht indecent. Wahrl. keine 39
Nr. 44
üble Idee, er b e k o m m t eine trefl. Sammlung. D a n n war da Wieland, gar Q sehr ausgezeichnet, keine herausgebogene Nase, doch klug genug. Herder Stirn u* Nase fast 1 Linie; längl. Gesicht, — Mathison hübsch genug. Aber als eigne Idee,, als Kunstwerk war ein Faun? der ein schönes Mädchen schlafend i m Arm hält. Sie nakt, Bruststück alla adonis pater ganz herrl. er m i t einer w a h r e n Bocksmiene, aber trefl. einmal in Ol dann in Pastell und zwar so unbegreifl. fein, in einanderfließ. daß ich es k a u m begreife. In der grösten Nähe kein Strich zu sehn, so richtig gezeichnet, ich ganzes ê genug loben. Ich wollte Golz hätte es m i t seinen kritischen Scharfsinn untersuchen können, aber seine Strikhosen!? Welch seltnes Talent solch ein Künstler; wie selten die Gelegenheit, daß verborgne Tal. sich ausbilden können. Je weniger solcher M ä n n e r sind desto m e h r sollten sie geschätzt u. e r m u n t e r t werden. Aber wiederum ist es gut, daß 0 der größere Theil der Menschen blos Fähigkeit u« Sinn f ü r solche Dinge hat. Juristen etc. sind unentbehrlicher noch als Künstl. sind praktisch nützlich. Leichter ist es sich dazu auszubilden — Auch der den äußerl. Umstände so betteten, daß er unabhängig f ü r sich leben kann, auch der t h u t weit besser ein bestimmtes A m t zu wählen. Er ist schuldig als Bürger d e m Staate zu dienen, ob ich i h m gleich verdenken wollte, sich so m i t Amtsgeschäften zu behängen, daß i h m gar keine Zeit f ü r weitere eigne Ausbildung bliebe, wozu oft der Ärmere gezwungen wird. — Wenige Menschen haben den Vorrath von Ideen, haben hinlängl. Gabe u. Stetigkeit, sich aus sich selbst zu beschäftigen. Sie verfallen in eine unnütze | Thätigkeit, oder sie arbeiten blos f ü r sich. D a h i n geht aber 0 unsre Bestimmung, wir sollen das Wohl unsrer Nebenmenschen m i t befördern, wir sollen des Gefühls der Pflicht halber, auch einige una n g e n e h m e r e Geschäfte ü b e r n e h m e n . Wohin geht unsre jetzige Ausbildung?, doch i m m e r auch auf künftige Mittheilung an andre, w a r u m strengen wir uns an? u m auch andren einst nützen zu können. Wahrl. ein wohlthätiger Gedanke, besser als i m eignen Genüsse zu schwelgen, seys auch litterarischer Genuß. Einige Berufsgeschäfte halten den Geist in einer gewißen regelmäßigen Spannung, gewöhnen ihn an Ordnung i m Arbeiten u. Denken. — D e r Gedanke als Autor der Welt zu nützen ist hoch, ist schön, aber ist ein Gedanke der nicht leicht zu erreichen, auf den wir wir deshalb nicht blos zuarbeiten dürfen. Es ist oft n u r jugendl. Stolz, sich an diesen Gedanken zu wagen, aber er ist zu süß, als daß er nicht bei einem der sich nicht ganz ohne Talente f ü h l t einmal aufsteigen sollte. Ich möchte ihn auch nicht ganz verdrängen, 40
Vmtl. zwischen Mitte und Ende Juli 1797
er ist ein Sporn der Thätigkeit, ich möchte aber noch weniger, daß er das G e f ü h l der Pflicht unterdrüke als praktischer Arbeiter i m Staate dem Nächsten zu dienen. Und w a r u m will m a n beides trennen, da es zusammen bestehn kann, erreicht m a n dann auch den höhern Zweck des Schriftstellers nicht, so fehlt einem dann doch nicht die Beruhigung, durch seinen Fleiß sich soweit heraufgearbeitet zu haben, den andern zu erfüllen. Betrachtet m a n reiche Leute ohne Amter, selbst gebildete Männer, so sind es doch fast i m m e r n u r geschäftige Müssiggänger, die ohne Plan in den Tag hinein leben. I m umgekehrten Fall giebt das Amtsgeschäft, bes. formelle, juristische selbst den schriftstellerischen Produkten, eine gewiße Ordnung, eine regelmäßigere Folge i m Denken. — | Schriften von größerer Popularität, über wichtige Gegenstände, die daher allgemeiner, nicht blos von schulgerechten Köpfen benutzt werden können, scheinen mir unter allen Arten die schätzbarsten, so die Schriften eines Garve — Geliert. Auf Originalität, auf Umwälzungen u. Revoluzionen in einem Theil der Wissenschaften loszuarbeiten, ist ein ungeheueres, schwärmerisches U n t e r n e h m e n . Köpfe die dazu bestimmt sind, sind seltner als ein Phönix dies bleibt also gänzl. aus allen unsern mögl. Planen ausgeschlossen. Nicht so das Populärermachen, das Ausbreiten wichtiger Wahrheiten, welche tiefsinnige Köpfe in der ihnen eigenthüml. Sprache vorgetragen haben. Hiezu gehört vor allen ein planer, deutl. doch ja nicht trokner Stil, eine Fertigkeit i m Erklären, i m Erläutern i m Auffassen des rechten Punkts, und dies wird doch sicher alles geübt bei juristischen Arbeiten, besonders itzt, da sie schon viel von ihrer sonstigen Steifigkeit verlohren. Geübt unter strengen Vorgesetzten lernt m a n sich deutl. ausdrüken, kurz m a n bildet sich aus zu den ebengenannten schriftst. Arbeiten, und nützt seinen Mitmenschen. Ich weiß sehr gut, wie ungleich stärkern Reiz Beschäftigungen m i t philosoph u dergl. D i n g e n haben, ich würde mich unglückl. fühlen, wenn Juristerei, od. Cameralfach mich einst so beschäftigte, daß ich m e i n e n Garve, Herder, daß ich m e i n e n Tacitus u. Horaz ganz bei Seite legen müßte, aber eben so ungi, würde ich seyn fehlte es m i r ganz an bestimmten Berufsgeschäften, ich erfüllte dann nicht ganz m e i n e Pflicht als Mensch als Staatsbürger. — N i m m ein Beispiel an den Ferien, hier fehlt das | was unsre Berufsgeschäfte sind. Ist m a n wohl so thätig, so entschlossen u» bestimmt, dies u. jenes vorzunehmen. H a t die häusl. Beschäftigung den Reitz, erquickt uns selbst ein Garve hier beim tägl. G e n u ß so, als in Berlin nach einer geograph. Stunde bei Poppe. 41
Nr. 44
D u wunderst dich über diese lange Oration, a n u n diese Ideen stiegen bei mir auf, ich wußte nichts besseres damit anzufangen als sie einzupaken. auf die Post zu schicken, indessen gehörig verarbeitet, könnten sie zu einem zieml. Aufsatz ausgebildet werden, verliehr daher den Brief Q i m Fall ich mich noch entschließe etwas darüber aufzusetzen. 95 Schreib n u r oft, bald sind wir auch wieder näher. D u mußst dir von deiner Großmutt. lassen das Postgeld bezahlen, so wie m e i n e Mutter es hier bezahlt. Ich werde dir zuvorkommen i m schreiben, dies ist der 3 Brief, von dir habe ich erst einen. Wenn n u r Schneegaß erst antwortete, m e i n e n Brief m u ß er schon erhalten haben, noch k a n n aber 100 keine Antwort zurükseyn, in 8—10 Tagen aber, w e n n er anders nicht trag ist. — Kirschen, Birn u. Johanesb. ist m e i n stetes Essen u. alles gratis, das ist das beste, aber die Hitze habe ich leider m e h r denn zu stark gratis, ich möchte eine Kollekte f ü r die Sonne sammlen u m sie zu bewegen, eine dichte Kappe über die Nase zu hängen. — Unser Fürst ist 105 ein eben so arger Kirci« als fV. n u r bei m e h r e r n Kräften, die chronique scandaleus, giebt der berliner nichts nach. — . D u siehst ich schreibe lauter Sätze wie Rochefaucault. — Von Hofbauers Kunst lange zu leben, sind in W i e n 3 Nachdruke herausgek. einer sogar auf Pränumeration, ich denke unser Herr soll nicht unterlaßen diesem guten Beispiele 110 nachzufolgen — Ich habe einen terriblen Schnupfen — . W i r haben schon 2 ganze Nächte hindurch, die stärksten Gewitter gehabt, und doch hat die Hitze nicht abgenommen, hei notisi — Ich werde m i r laßen einbinden 2 Buch Papier 4 9 u m miscellen, zur Characteristik der Menschen aus gehörten oder gesehenen Scenen aufzusetzen, vielleicht 115 giebts einst ein Ganzes, doch das unter uns u m £> bespöttelt zu werden, wenigstens schärfte die Aufmerksamkeit beim beobachten auch zur A u f b e w a h r u n g einzelner fragmentalischer Ideen, die sonst verlohren gehn, welch ein Schade f ü r die Welt! Vielleicht hinterlaße ich einst wie Budler der leider todt ist 2 Bände in 4 5 er voll Manuscripte der 120 Nachwelt würdig, ich voll Schnupftücher, die einst verfault praktisch auf dem Felde zur D ü n g u n g nutzen. Schreib bald, schreib oft. Grüß deinen Bruder, D i k m ä n n c h e n , u» empfiel mich deiner Großmutter, u. bitte in m e i n e m N a m e n u m Erstattung des Postgeldes damit ich m i t leichterm Herzen an dich schreiben k a n n 0 voll Furcht, dein Beutel 125 möchte G r i m m e n wie Johannis Honigbüchlein, das du m e i n e m Briefe zum — wünschest.)) v. R. 42
4. August 1797 *45.
Ari Friedrich von Raumer nach Dessau Zernikow, vmtl. Ende Juli 1797
Von Friedrich von Raumer, 4. August 1797: Deine große Perroation über mein weniges Schreiben fällt ganz auf dich zurük, denn meine ganze Vertheid. ist: du schriebst 2 mal, ich hier zum 4^ male (...) Daß du Garvens Aufsatz über die Geduld, eine praktische Übung der Geduld nennst ist wahrl. arg. Deine Abhandl. von Zylius möchte ich wohl lesen (...) Herders Hypoth. ist etwas schwärmerisch, aber sie gefällt mir sehr (...) Sattlers Auszug aus Goguet möchte ich haben (...). Vgl. Nr. 47,51-88 und Erl.
*46.
A n Hans von Schlitz in Karstorf (seit 1817 Burg Schlitz) Zernikow, vmtl. erste Hälfte A u g u s t 1797
Von Hans von Schlitz, 17.
August
1797:
Du bist in Chemie vergraben lieber
L . (...). (Nr. 51,37.)
47.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Dessau, 4. A u g u s t 1797, Freitag
(4ter August)
( P e r v u l g a r e nefas) Lieber Arnim! Ich lese Garvens Abh. über Rochef. Maxime. Er sagt daselbst es sey das vornehmste Bestreben junger Leute von Stande gute Gesellschafter zu werdenl Ganz wahr, aber eben dies Best, macht daß sie oft Os werden als gute Gesellsch. in einigen denj. Gesellsch. die zu zahlreich sind, als daß eine Materie bis auf den Grund besprochen werde, wo der Strom der Ideen, von vielen Dingen nur die Oberfläche berührt. Hier können sie mit seichten Kenntnissen, allerdings noch hinlängl. durchkommen, aber im vertrautern Cirkel, wo auch wissensch. Materien vorkommen, in Geschäften möchten dergl. Menschen doch schlecht wegkommen. Jenes Bestreben raubt ihnen alle Zeit zum Studieren, statt eine vernünftige Eintheil. ihrer Zeit zu machen, bleibt für ihre wahre geistige Ausbildung nichts übrig. So sehr mich Garve für den gesellschaftl. 43
Nr. 47
Umgang gewonnen, so weit bin ich doch von jenem Abwege entfernt. Etwas muß sich schon mit geringem Aufwand von Zeit erringen lassen. Ich wünschte deine Abneigung an Gesellsch. würde gleich der Meinigen ein wenig vermindert, da du außerdem ungleich vorzüglichere Talente zu gefallen hast als ich armer Schluker, da du selbst mehr Gelegenheit hast dich auch zum guten Gesellschafter zu bilden, würdest du doch stets weniger Zeit brauchen als ich. ZuAgleich man auch sich selbst wie Garve sagt Übungen in der Geduld auflegen, die dann leider auch in Gesellschaft nicht fehlen, und mir nie Geduld sauerer wird, als in Ertragung der Langeweile, da ich mir bewußt bin, die Zeit besser anwenden zu können. Doch werde ich es bei häufiger Übung im nächsten Winter, schon zieml. weit in dieser Geduld bringen müssen. Die Uberzeug, daß die im gewöhnl. Umgange verbrachte Zeit schlecht angewandt sey, hat mich den Gesellschaften abgeneigt gemacht, die Schwierigkeit mich mit Leuten zu unterhalten, die mir fade vorkommen, hat mich auch das verekelt, da es uns doch unmögl. ist, in unserer Lage die Leute auszuwählen mit denen wir umzugehn wünschen od. das Gespräch zu lenken. Dann bin ich selbst geneigt zu glauben, daß selbst ein gutes Gespräch noch nicht das sey, was ein gutes Buch ist. Mir wird es besonders sauer, mich in die verschiednen Sorten Menschen zu schicken, wer hat Lust einen Diskurs zu führen der einem alten ungebildeten Weibe gefallen kann, wer weiß auch was ihr gefallen kann, und wenn ich dann weiß womit sie zu unterhalten sey, o mein Garve warum bin ich nicht bei dir. — . Es ist wahr man findet, Menschen von allen Ständen, Charakteren u. Altern die so gebildet sind, daß man gleich weiß etwas zu | sagen, die gleich den Faden zu einem interessanten Gespräch zu knüpfen wissen, die selbst das uninteressantere angenehmer zu machen verstehn. aber wie selten! wie groß hingegen die Menge deren die blos vom Wind u* Wetter, oder von Schuh u. Strümpfen zu reden wissen. Freilich ist es die wahre Kunst des guten Gesellschafters auch diesen zu gefallen, aber diese Kunst ist un A angenehm für den der sie versteht u* ausübt. Aber der Mensch lebt mit Menschen u, unter Menschen, bedarf ihrer tägl. muß sich also in sie schiken lernen, muß sie suchen geneigt gegen sich zu machen, und dann ist es unser geistigen Bildung sehr nützl. — Doch eben erhalte ich deinen Brief, ich breche daher ab um zu antworten. Deine große Perroation über mein weniges Schreiben fällt ganz auf dich zurük, denn meine ganze Vertheid. ist: du schriebst 2 mal, ich hier zum 4^ m a l e , weshalb ich sehr ermahne fleißig nachzuholen. Hiebei 44
4. August 1797
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dienet zur Nachricht, daß ich den \T- Abends in Berlin anlange weshalb du von der Zeit an dahin zu schreiben hast, damit nicht etwa noch einer nach Dessau kommt wenn ich schon dort bin, doch erwarte ich sicher noch einen hieher der hoffentl. schon abgegangen ist wenn dieser ankommt. Daß du Garvens Aufsatz über die Geduld, eine praktische Übung der Geduld nennst ist wahrl. arg. Deine Abhandl. von Zylius möchte ich wohl lesen, wenn sie O zu sehr außer dem Gebiete der Bücher läge, die die Zeit mir erlaubt zu lesen. Bald werden wir, o des schreckl. Gedankens des Univers. Examens wegen statt Garve u* Herder, den kleinen Popp, in die Hand nehmen müssen. Von Jenisch Werke üb. Kant erwarte ich viel, doch verspare ich auch dies bis zur Univers. Nur sein Witz will nicht recht fort, so wenig wie sein Dichtertalent in der Borussias. Beim Küssen ist mir noch nie eingefallen jemanden zu fressen, Hr J. muß sehr cannibalisch gesinnt seyn, ich danke qui modo für seine Gunstbezeugungen. — Hofbauer ist trefl. du wirst einst bei ihm hören und ich — bei Platner, (so) nun beide gut! Wenn wir uns nur das 3 - Jahr sicher in Göttingen, treffen, das mußt du bei deiner GrMutter zu erlangen suchen. Herders Hypoth. ist etwas schwärmerisch, aber sie gefällt mir sehr, ich hatte den Gedanken a(l)s ich ihn durch diesen großen | Mann kennen lernte! Er ist angenehm 2' dies. Ged. kann ich mich auch itzt nicht von seiner Wahrheit überzeugen. — Bist du vielleicht nicht seelenlos bist du unsterbl. sagt Klopst. von dem Würmch. in der herrl. Ode, die Frühlingsfeier. Wie ist denn H. Styl in den Ideen, weniger geschraubt, gesucht, in den Lüften schwebend als in den Preisschr. ich hoffe es. Schreib mir davon. — So eben lese ich in dem Int. Bl. der Lit. Zeit, eine Nachricht von Kant, daß ein H. Schietwein aus Greifswalde ihm angetragen habe einen Briefwechsel anzufangen, — worin er K. ganze Phil, theor. u. prakt. gänzl. über den Haufen werfen will. Kant 74 Jahr alt schlägt es aus um sarcinas colligere. (Heißt dies seiner Phil, den Bündel schnüren, weil sie bald zu Ende gehen würde) Doch kurz nun will H. S. wissen wer nach K. Meinung ihn von seinen Anhängern wirkl. verstanden habe, wie er verstanden seyn wolle, da nennt er — H. Prediger Schulz in Königsberg den Verfasser der Prüfung etc. Mit de((m)) wird dann die Fehde beginnen. — Sattlers Auszug aus Goguet möchte ich haben, aber eget seris Cappadocum rex. — Mit dem Prediger Conrad war ich im Handel über Ulrichs Ency. als ich weg ging, den muß sie anschmieren aber gegen baare Bezahl: Was ich sonst noch habe verkaufen wollen, muß gleich fort wenn ich nach Berlin komme, denn egeo pecunia, bes. 45
Nr. 47
wenn der Nachdrukker ankommt. Doch k o m m t Zeit k o m m t Rath. — Höre, wenn ich nun bei meiner Rükkunft nach Berlin bei d e m Antiq. gute Werke antreffe die du auch gern besäßest, soll ich dir schreiben 95 was da ist, Aber du must gleich antworten, oder willst du mir überhaupt einige nennen nach welchen ich suchen soll. Vielleicht schreibe ich noch einmal ehe ich nach Berlin zurükkehre, du hole in dessen deine Schuld nach. L e b wohl dein Freund R. 2"
Des Herrn von Arnim Hochwohlgeb» zu Zernikow bei Rheinsberg.
100
D i e Briefe müssen in Berlin vermuth, lange liegen ehe die Rheinsb. 105 Post abgeht, da du meine Br. noch 0 hast. Schreib also wenigstens schon von 10— an nach Berlin, oder rechne es i m Kaiend. nach.
*48.
A n Friedrich von Raumer in Dessau Zernikow, vmtl. zwischen 5. und 10. August 1797
Von Friedrich von Raumer, 14. August 1797: Tellers A b h a n d l . m u ß g u t seyn
nach d e m zu urtheilen was du mir davon schreibst besonders gefällt mir No I). D a s 2 über die Reinh. Sachen in der Phil, will mir nicht gleich gut scheinen, denn in d e m praktischen Theile ders. von dem allein die Rede seyn kann, ist nichts unwichtig, bes. # in der Moral. — D a s Buch de finibus kenne ich blos ex argumento. — D a s de off. hat nun nach Garvens Bearbeit. wohl den meisten Werth unter allen phil. Schriften des Cicero. — Villaumes Behauptung scheint mir auch unwahr, doch kann ich weder über sie, noch über deine Wiederlegung urtheilen, ehe ich sie gelesen. (...) In Absicht der Thiere gefällt mir weder R e i m a r u s noch Villaumes Behauptung (...) Werthers Leiden mußt du lesen, u m dein Urtheil abzuändern. (...) Und wo wäre denn das Unmoralische ich kann es nicht finden bei mir hat ganz eine andre Wirkung hervorgebracht. Vgl. Nr. 50,13-68 und Erl. 46
14. bis 18. August 1797
*49.
A n Friedrich von Raumer in Berlin Zernikow, vmtl. zwischen 10. und 15. August 1797
Von Friedrich von Raumer, 18. August 1797: dein Auszug aus Heidenreich ist mir sehr angenehm, selbst nachdem ich ihn mit dem Postgelde auf der Wagschale gehabt. I m Middleton findest du gar £>s über Attic., ich hoffte ihn auch benutzen zu können, habe mich aber geirrt. (...) Deine Bemerk, über wenig Mensch, die Char, haben ist sehr richtig. D i e Unterredung über Popul.Ph. des Haushahns u* der Hennen die deine pro u* reprod. Einbildungskraft hervorgebr. haben, würde mir glauben gemacht haben, du wolltest über jene spötteln, wüßte ich nicht deine Meinung über die trefl. unter dieser Phil. — Meine Apologie trift Ô Juristen, sondern ich glaube nur überhaupt daß es nützl. u* Pflicht ist seinen Nebenm. zu dienen. (...) In der Schriftstellerei heists die mediocritas nicht aurea. Mache mir ja nicht viel Einwand, ich hatte mir nun einmal mit vieler M ü h e diese Trostpredigt heraus calculirt, u m meine Abneig, gegen Jsp. zu unterdrüken. Doch so viel zur Berichtigung, ich bin ganz deiner Meinung über Autorschaft (...) In Absicht deines Gefallens i m U m g a n g e ist meine S a g e nicht blos Schmeichelei (...). Vgl. Nr. 50,69-92 und Erl.
50.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Dessau, Berlin, 14. bis 18. August 1797, Montag bis Freitag den 14 te " August 1'
Bester Arnim! Eben e m p f a n g e ich deinen 5— Brief, u m ihn noch hier in Dessau zum Theil zu beantworten, denn den 16— reise ich und in der ersten Zeit 5 werde ich in Berlin zu viel Arbeit haben, weil ich dort die Ausarbeit, abschreiben, zum Theil sogar noch machen will. Diesmal liebe ich noch mehr als gewöhnl. die edle Kürze. Doch zur Antwort. — Mit der Besorgung der Briefe muß es wohl in Berlin hapern, vermuthl. geht die Post nach Rheinsberg erst einige Tage nach Ankunft der unsrigen, 10 da bleiben die Briefe liegen, denn du hast erst 2, und dies ist schon mein 5—. Vielleicht bleiben sie auch eine Zeitlang in Rheinsberg liegen, denn mein Aufenthalt hindert nicht, denn nach Wörlitz müßten die Briefe erst von Dessau geschickt werden. — Tellers Abhandl. muß
47
Nr. 50
gut seyn nach dem zu urtheilen was du mir davon schreibst besonders gefallt mir No I). D a s 2 über die Reinh. Sachen in der Phil, will mir nicht gleich gut scheinen, denn in dem praktischen Theile ders. von d e m allein die Rede seyn kann, ist nichts unwichtig, bes. O in der Moral. — D a s Buch de Jinibus kenne ich blos ex argumento. — D a s de off. hat nun nach Garvens Bearbeit. wohl den meisten Werth unter allen phil. Schriften des Cicero. — Villaumes Behauptung scheint mir auch unwahr, doch kann ich weder über sie, noch über deine Wiederlegung urtheilen, ehe ich sie gelesen. — Ich halte es für sehr nützl. sich i m Beurtheilen, recensiren u. wiederlegen dergl. Schriften zu üben, nur ne quid nimis, bleibe m a n in gehörigen Schranken. Wir sind noch Schüler, sammlen noch Materialien, doch natürl. mit gehöriger Prüfung, und fast mit stetem Zweifeln, ohne Vorurtheil für oder gegen. Nur zu leicht werden wir auf eine oder die andre Parthei gezogen, nachdem unsere L a g e ist, so hören wir von Wolf. Moral nach Kant, ohne die Gegenparthei hören zu können, wir wollen nicht für sie eingenommen werden, aber sind es i m Grunde schon, da wir die Einwürfe nicht gehörig kennen. Wir müssen erst kennen lernen was gethan, ehe an neue Hypothesen denken können; wir müssen in unsre Kräfte Zweifel setzen, nie etwas ohne Beweise zu behaupten wagen, aber eben so wenig uns zu der großen Gänseherde der Nachbeter schlagen. In Absicht der Erklärung der Träume hat mir Hofbauer sehr gefallen, doch wünschte ich sehr Vili, u , dich darüber zu hören. Vielleicht gäb es was zu debattiren. — Hast du Garve über die Kunst zu denken gelesen, es ist mir wie aus der Seele geschrieben, so wahr so treffend scheinen mir alle seine Bemerkungen, ich möchte es auswendig lernen. | Er verdient öfter gelesen zu werden, auch dir rathe ich es. Mir fehlt ein großes hiebei, näml. das zu kurze Ausharren bei einem Gegenstände, welches durch die erschrekl. Abschweifung der Ideen bewirkt wird, wenn ich i m besten Schreiben bin über Meteil. denke ich auf einmal an den groß. Mogul, und das wird mir herzl. sauer bei einem Gegenstande mit den Gedanken auszuhalten, denn leider sind die Sachen über die ich zu denken gezwungen bin oft erschreckl. uninteressant, daher ist das Herumirren so natürl. Dir geht es gewissermaßen ähnl. aber nicht ganz so, du wirst wegen deinem Vorrath vielfältiger Kenntniße, auf Ideen geführt die mit dem Gegenstande des Denkens nahe zusammenhängen, von diesen kommst du unvermerkt auf entferntere, die an sich recht gut sind, aber nur nicht zum T h e m a gehören, es thut dir leid sie wegzuschneiden, oder du merkst auch 48
14. bis 18. August 1797
beim wiederhohlten Durchlesen nicht daß dies geschehn solle, so natürl. ist dir dein Ideengang aber fiat justitia, ich muß mich zwingen fest zu halten, du wegzujagen, auszuwählen, abzusondern. Nun, mit der Zeit werden wirs wohl zwingen! — In Absicht der Thiere gefállt mir weder Reimarus noch Villaumes Behauptung, warum erklärt man es nicht aus Pro- u. Reproduktionskraft; bei den Krebsen werden abgebrochne Scheeren, Füsse wieder hergestellt, bei diesen Thieren ist sie noch stärker, und bildet mehr; die Anhäufung mehrerer Thiere, u. die mechanische Bewegung beim V. ist mir gänzl. unwahrscheinl. — Werthers Leiden mußt du lesen, um dein Urtheil abzuändern. Sie sind trefl. mit jedem Briefe sieht man den Fortgang der Leidenschaft, jede einzelne Bemerkung schildert den Zustand des Gemüths so richtig, so schön. Gleich trefl. sind Schild, von Gegenst. der Natur. Nur Göthe kann solch ein Werk hervorbringen. Und wo wäre denn das Unmoralische ich kann es nicht finden bei mir hat ganz eine andre Wirkung hervorgebracht. Berlin den 18— eben erhalte ich deinen Brief um schnell noch zu antworten u* dann an meine Ausarbeit, dein Auszug aus Heidenreich | ist mir sehr angenehm, selbst nachdem ich ihn mit dem Postgelde auf der Wagschale gehabt. Im Middleton findest du gar Qs über Attic., ich hoffte ihn auch benutzen zu können, habe mich aber geirrt. Mein 2 Buch dickes Buch ist überhaupt zu allen mögl. Aufsätzen gewidmet, die mir aufzusetzen gefällig ist. Deine Bemerk, über wenig Mensch, die Char, haben ist sehr richtig. Die Unterredung über Popul.Ph. des Haushahns u* der Hennen die deine pro u* reprod. Einbildungskraft hervorgebr. haben, würde mir glauben gemacht haben, du wolltest über jene spötteln, wüßte ich nicht deine Meinung über die trefl. unter dieser Phil. — Meine Apologie trift 0 Juristen, sondern ich glaube nur überhaupt daß es nützl. u« Pflicht ist seinen Nebenm. zu dienen. Theol. u», Arzt sind für uns fort ergo restant — . — . — Ich traue mir zu einmal recht gut Juris{{xxx)) aber es wäre arrogant, meinen Kräften für so groß zu ((xxx)) zu belehren, so unangenehm mir das erste ist, so sehr bin ich ((xxx))gen. In der Schriftstellerei heists die mediocritas nicht aurea. Mache mir ja nicht viel Einwand, ich hatte mir nun einmal mit vieler Mühe diese Trostpredigt heraus calculirt, um meine Abneig, gegen Jsp. zu unterdrüken. Doch so viel zur Berichtigung, ich bin ganz deiner Meinung über Autorschaft, ich mochte lieber Garve seyn als die Juristerei eines Dutzend Kammergerichtsräthe besitzen, aber ich kann es nicht seyn, werde es nicht seyn darum zur Themis. Mündl. läßt uns dies Thema noch viel Stoff. In Absicht 49
Nr. 50
deines Gefallens im U m g a n g e ist meine Sage nicht blos Schmeichelei, denn das sey unter Freunden fern, sondern ich habe von vielen, die selbst Φ einmal wußten daß ich dich kannte sehr vortheilhaft über dich deshalb urtheilen hören, dies kam mir in die Feder, weit entfernt zu 95 glauben daß du es als Schmeichelei aufnehmen solltest, oder könntest, ich spreche von der Leber weg, thue desgl. unter wahren Freunden, die es nicht blos gewißer Umständen halber auf einige Zeit sind, muß dies seyn. Ich lobe, ich spotte, ich tadle nach meinen Einsichten Gleichheit der Neig, u , Gesinnung bestimmte uns zu Freunden, keine 100 Conventionen können u. werden uns trennen. Dein Raumer. 2"
Des Herrn von Arnim Hochwohlgeb» zu Zernikow bei Rheinsberg.
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(Schreib bald ich antworte gleich)
51.
τ
Von Hans von Schlitz an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Zernikow Karstorf (seit 1817 Burg Schlitz), 17. August 1797, Donnerstag
Karstorff, d , 17. Aug. 97. Guten Morgen meine schöne Herren Karl und Louis, beide von so schlanker Höhe, dass das Auge von euerm Zenith bis zu euerem Nadir fast eine Reise zurucklegen muss. Mir sind, in meiner unruhevollen Einsamkeit euere Sendschreiben 5 geworden, und haben die Sorgen auf einige Stunden verscheucht, das Herz zu Empfindungen der Liebe für euch geöffnet, wozu ohnedies es stets gestimmt ist. Sie hätten ganz die Sorgen gebannt, wenn ich ohne dieses letztere Erden Angebinde seyn könnte. Aber die sorgenfreie Stunden meines Leben haben mir noch nicht geschlagen, oder sie sind 10 vielmehr längst verstrichen in eben dem Alter, welches jetzt das eurige ist. Darum freuet euch jetzt eueres Lebens! — 50
17. August 1797
Du schreibst mir lieber K. von Deinem jetzigen Geschmacke am Landleben. Dieser möchte fürs erste wohl nur ein noch vorübergehender seyn. Man muss das alles durchgekostet haben, wornach Menschen streben, um endlich tief zu fühlen, innig überzeugt zu werden, dass es in der grossen Welt viel Kleines gebe. Dabei interessili das Kleine durch seine Mannigfaltigkeit, ersetzt durch sie den Mangel an Gehalt | des Einzelnen, und nur wenn wir zwischen den Blüthen des Gartens umhergeirrt, stehen wir endlich vor den Früchten desselben still. Wohl dem dessen Schutzgeist, oder besser noch dessen eigne Klugheit und Karakters Kraft, ihn von dem mancherlei Giftpflanzen abhielten, die hie und da im Garten des Lebens stehen, und der mit unverdorbenen Körper und Geiste sein Männer Alter antritt. Wäre indessen dieser Dein Sinn für das Land auch nur der Keim eines einstigen würklich entschiedenen Geschmaks, so freue ich mich der Hoffnung, weil ich glaube dass des Guths Besitzers erste Bestimmung die, ein Eigenthum zu verwalten, das durch seine Natur von jedem andren Besitzstande so sehr verschieden ist, wo wir Muster, Väter, Richter unserer Untergebenen seyn können, und in allem dem vorangehen, was zu dem Glücke des Ganzen hinwürkt. Wer den so lebenden Land Edelmann einen Müssiggänger schilt, hat die Waagschaale verlohren, womit wir den Werth der Dinge abwägen sollen — er hat vergessen, dass wir dem Staate dienen können, ohne grade von ihm Titel Ehre und Besoldung zu erhalten. — Du hast mir sonst noch | verschiedenes geschrieben, besonders in Deinem ersteren Briefe, darüber mundlich ein mehreres. Du bist in Chemie vergraben lieber L., Bucherwurm genannt. Man kann in allem sich den Magen überladen, und weiss dieses gewohnlich nur dann erst, wenn das Bauchgrimmen da ist. Erhalte Dir Deinen gesunden Körper, sonst hemmt er einst den Flug des Geistes selbst, und das ist eine Hölle für den, welcher den inneren Beruf zum handeln fühlt, und durch Krankheit sich gelähmt findet. Ist bei dem Reichthume an Kenntnissen ein Glück, so beseeligt er dann vorzüglich, wenn wir im praktischen Leben sie anwenden. Schone Dich für diesen Zeitpunkt. Da hätte ich nun wieder mit Dir gehadert, doch nur wie Freunde hadern. Wie gern ich euch sähe, weiss ich am besten, und hoffentlich auch ihr; allein da bin ich wie gefesselt. Das Wetter hat mich in vielem, mein Baumeister in allem zuruck gesetzt. Einer von den jetzt so hauffigen Menschen die aus Trägheit und Geistes Armuth in ihren Arbeiten ohne Methode und Plan, und um sich gegen sich selbst | zu 51
Nr. 51 rechtfertigen, sich f ü r Genies, und die f u r Pedanten erklären, welche die ihre Schritte überlegen. Der Mensch hat mir vielen Aerger verursacht, viele sonst leicht zu vermeidende Unannehmlichkeiten, und zwingt hier bei ihm Schildwache zu stehen, wenn anders nicht alles in das Kreutz und in die Quere gehen soll. Der Himmel bewahre jeden in Geschäften f ü r solche Mitarbeiter, und stelle alle Baumeister dieser Art zu Babel an. Weiss ich indessen, wie lange unsre Mutter in Z. bleibt, so will ich dann sehen, ob ich auf einige Tage herüber kommen kann. Die Einlagen bitte zu besorgen, und den sonst phlegmatischen Amtmann anzuspornen, oder auch andren, die dazu taugen, das Geschäft zu übertragen. Mir ist sehr, sehr viel daran gelegen. Empfiehl mich dem Zernikowschen Publikum, das unter den Kastanien speiset, und warn sie für die Zeit, da die reiffen Stachel Früchte derselben hinabfallen. Sie verbesseren die Suppe um nichts und sind den Perrüken, Karkassen, Frisuren und Nasen immer nachtheile. Der Himmel bewahre die eurigen, so wie euch selbst. S.
*52.
An Friedrich von Raumer in Berlin Zernikow, vmtl. letztes Drittel August 1797
Vori Friedrich von Raumer, vmtl. Ende August / erste Hälfte September 1797: Was du über Unentschlossenheit sagst empfand ich leider schon sehr ehe ich Garves Abh. las, u. itzt nur um so empfindlicher, da ich aufmerksamer darauf geworden bin. (...) Herder wünsche ich bald zu lesen (...) Seine Behauptungen in dem einen Theile können ihm wohl kaum von Herzen gehn, ich kann nicht glauben daß er davon überzeugt sey — ich für mein Theil gewiß nicht. Für den Auszug aus Kants Theorie etc danke ich herzl (...) Nun zu Jenisch (...) / (...) Die Antwort auf deine Fragen soll dir Karl schreiben. Vgl. Nr. 5 3 , 1 4 - 4 8 und Erl.
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Vmtl. Ende August / erste Hälfte September 1797
53.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Berlin, vmtl. Ende August / erste Hälfte September 1797 Lieber Arnim!
Daß aus Büchern sehr oft mehr zu lernen, als aus mündl» Unterricht habe ich nie mehr empfunden als itzt. Herausgerissen aus einem gewissen Stande der Natur, (der näml. meiner Natur so behagte, nicht der Stand der Rohheit u. Unwissenheit Rouss.) erschlafft mich jede Stunde i m G y m n . statt daß Sie spornend und leitend seyn sollte. D e r einzige Wolf, mußte mich den(n) für Poppens elenden Unterricht, für Naudés HerGenöhl des größten Dichters, für des Rektors Auseinanderziehn u. anatonniren des herrl. Horaz entschädigen. Wahrl. zu viel. Doch so viel versichere ich dich, nie war es mir unausstehlicher ich bin ganz hin, matt; niedergedrükt vor Langerweile, da zu sitzen, ohne daß die Seelen kräfte in gehörige Thätigkeit u* angemeßnes Spiel gesetzt werden. Hu! Indeß die Rede pro leg. M. ist doch etwas besser als die pro Csecina. Was du über Unentschlossenheit sagst empfand ich leider schon sehr ehe ich Garves Abh. las, u. itzt nur u m so empfindlicher, da ich aufmerksamer darauf geworden bin. E s ist für mich die unangenehmste L a g e , und doch ist es mir nicht mögl. einen festen Entschluß zu fassen, mich herauszureissen(!) Herder wünsche ich bald zu lesen, doch hat Schneeg. noch # geantw. Seine Behauptungen in d e m einen Theile können ihm wohl k a u m von Herzen gehn, ich kann nicht glauben daß er davon überzeugt sey — ich für mein Theil gewiß nicht. Für den Auszug aus Kants Theorie etc danke ich herzl. er war mir höchst angenehm, wunderbar wie später Herschels Entdekungen ganz mit K. Hypoth. übereinstimmen. — Doch weißt du wohl daß wir unvermerkt Kantianer werden? seys nur geprüft u. gemäßigt geblieben. — Nun zu Jenisch, du weißt wie sehr ich für ihn eingenommen war und nun habe ich sein Buch noch 0 ausgelesen, weil ich es k a u m ausgehalten haben. Der Vortrag ist so unausstehl. geziert, pathetisch frostig, gar nicht ruhige Untersuchung deutl. simpler Vortrag der mir so ausnehmend bei solchen Gegenständen a m rechten Orte zu seyn scheint. An Abschweifungen fehlt es auch nicht, doch will ich mich noch einm a l daran wagen, vielleicht ist der ungelesene Theil der philosophischere u* besser ausgefallen. Mir scheint er i m m e r höchste E m p f i n dung ausdrüken zu wollen, ohne | vielleicht selbst zu empfinden, daß er also 0 T h e i l n a h m e erwekt ist leicht denkbar. Kurz dies Werk hat bis itzt meinen Erwartungen gar nicht entsprochen. — 53
Nr. 53
Dagegen habe ich Jacobs allgemeine Rei. von Wolf geliehen, und die Darstellung der Grundwahrh. jeder Rei. die ich fast beendigt, u. die den l ten Theil des Werks ausmachen, hat mir sehr gefallen. Der Ton und Styl ist recht gut, gemäßigt u. angemessen. Nicht pedantisch, sonder mit einer natiirl. Empfindung, und sehr popular für eine Auseinandersetz. der sonst oft so verworren ausgedrükten Kantschen Begriffe. Ich bin sehr voller Erwartung auf das Übrige, so bald ich mehr gelesen, mein weiteres Urtheil. De Marées Buch ich recht sehr hübsch, ob ich mich gleich über einzelne gezogne Schlüsse noch einmal mit ihm herumstreiten werde. Die Literatur ist itzt auch langweilig, fast bloßes Namenregister unbekannter verlohrner Dichter. — Die Antwort auf deine Fragen soll dir Karl schreiben. Die Veranlassung welche ich die Ehre gehabt herzusagen ist lang, u* von mir so geschmit daß man sie nicht lesen kann. Anmerk. schreibe ich ê mit, ich überschmiere meine Selecta orat. u. gebe dadurch zugleich besser Achtung. — Dies alles schreibe ich des Abends, indem ich nach des großen Franklins Manier ein Luftbad nehme, denn zum Wasserbad ist es fast zu kalt. — Wolf hat vom Selbstmorde gehandl. nun das delikate Kapitel von dem gehörigen Geschlechtstriebe etc. quee conjuncta sunt. Doch heute muß ich zu Bett, um mich morgen früh noch zu präpariren, um Naudé was vorzuknaupeln. Seine Encyclop. ist sehr langw. wir haben itzt die Sprache angefangen. Er glaubt es sey mit ihr außerordentlich wundervolle Offenbarung, nicht allmähl. Erfindung u. Ausbild, durch mensch. Vernunft. — Wolf trägt alle Hypoth. über Geogonien vor, sehr unterhaltend, in der Phys. Elektricität. cognita. Ich habe gezögert mancherlei Hindernisse halber. Doch nur weiter. Themata zum Univ. examen. 1) lateinische, ungefähr tanti est honeste agere, sive fructus bene institutse juventutis. 2) deutsche ungefähr. Ist bei der Menge der Bücher etc. der mündl. Unterricht überflüßig etc. 3) Histor. Messenische Krieg. 4) Phil. Unterschied zwischen necesse u* | ' oportet. Das letztere ist sehr schön in Jacobs Rei. ausgeführt. Mündl. Examen lat. aus somn. Scip. u« 28 Ode des Buchs Horaz (und) Phil, vom obigen qusedam moralia tum logica schlecht genug. Griechisch wußte keiner eben, Geschichte nur so so. Poppe examinite verrückt. Noch eins. Traue wird vermuthl. emeritus Braumüller bekommt dann Tertia, de Mar. Quarta, doch davon nächstens mehr, wenn es erst bestimmter ist. — Golz ist wieder da, wann kommst du denn. Ich habe jitzt Schillers Gesch des 30j. K. gelesen zum 2-male. Es ist trefl»; wären alle histor. Werke so geschrieben wollte ich blos Gesch. treiben, aber 54
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Poppe o der faule, schlaffe, träge Poppe. — Der 2te Theil in Jacobs Rei. ist religiöse Betrachtung der Natur, oder gewissermaßen eine Phisicotheologie, nur mit dem Unterschiede, daß er nicht das Daseyn Gottes daraus beweiset, das nimmt er schon nach dem ihm einzigen moralisehen Beweise, als gewiß an, und sucht nur uns erkennbare Spuren seiner Weisheit u. Güte. Es läßt sich recht gut lesen, du mußt dich auch daran machen. Im Agathon habe ich etwas gelesen, er ist trefl. aber schwer, nicht flüchtig als Roman, sondern mit gespannten Nachdenken zu lesen, wenn man den von W. beabsichtigten Nutzen haben will, u. nicht etwa blos nach einzelnen Begebenheiten jagt, die nur zur angenehmen Einkleidung, wichtiger Lehren, u« philosophischer Systeme angebracht sind. Harles seine lateinische Literat, von Anno 1781. in 2 Part, habe ich sehr wohlfeil für 16 g*. gekauft, im heruntergesetzt. Preise in der RealBuchh. Es war das einzige was ich davon mochte, u. nur 1 Exempl. dagewesen sonst hätte ich dir eins gekauft. Als ich ankam war von den übrig. Büchern das meiste fort. — Habe ich dir etwa Henaults Geschichte von Frankr. den 2 ! Theil geliehen? Ich sehe eben mit Schreken, daß er nicht unter des Onkels Büchern steht. Ich habe geglaubt ihn längst wieder hin gesetzt zu haben, nun steht er nicht da, u. ich weiß gar nicht wo er mag geblieben seyn. — Jam gefunden. | Naudé läßt die Sprache durch außerordentl. göttl. A.b.C- 2" StundenAlernen. Als er es vortrug fing ich an zieml laut zu knurren. Was will υ. Raumer. H» Süßmilch hat es ja bewiesen? Was will H» Süßmilch Herder hat ihn ja wiederlegt. — Hä womit denn v. Raumer? — H» Professor die Piece ist sehr philosophisch geschrieben, und die Gründe schwer so herzuerzählen, Sie können sie nachlesen. Ich will sie bringen, etc. Aber es steht doch Gott sprach mit Adam etc. Im December ist Univ. Examen oder im Januar. Da muß ich noch Logik capiren, ich glaube Snell wird hinlängl» seyn. Mathem. vermutl. nach Euklid — Griech. Geschichte nach der introduction in der Reise des Anacharsis etc. denn es ist hohe Zeit anzufangen wenn ich fertig werden will. Für die deutsche Gesch. ist mir Schmidt zu weitläufig, ich will Pütter lesen u. Robertson Geschichte Karls V. so wie Schillers Abfall der Niederlande. — Philosophica extra-ordinaria die ich bis itzt stark gelesen, werden leider bis Ostern liegen müssen, um dann desto eifriger getrieben zu werden. Daß Böhmer in Gotting, todt ist weist du doch — Vermuthl* gehe ich 2 Jahr nach Leipz. u« IV2 Jahr nach Göttingen. Platner Heidenreich soll gehört werden, so wie morgen — Geographie bei Poppe. Leb wohl Dein ν R.
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A n Friedrich von Raumer in Berlin Zernikow, vmtl. zwischen Anfang und Mitte September 1797
Von Friedrich von Raumer, vmtl. Mitte September 1797: D e i n e r u n a n g e n e h -
men Schicksale wegen beklage ich Dich sehr, aber die vortrefliche, junge, schöne unzuvergleichende F r a u gefunden zu haben, sollte dich entschädigen, ob ich gleich behaupten möchte, es sey mir lieber, so ein herrl. Geschöpf gar nicht kennen gelernt zu haben, als es nur einige Tage zu sehn, zu sprechen. (...) D i e Betrachtung der schönen Kupferstichsamml. hat in dir Ideen hervorgebracht, die den meinigen ähnl. sind bei Betrachtung der vollendeten Werke der chalcograph. Gesellschaft zu Dessau. (...) Gezeichnet habe ich nicht, aber eine Idee zu einer Zeichnung hätte ich; doch laß das (...) D u sagst von m e i n e m so beschränktem Leseplane (...) / (...) Was du wohl nur aus Spas mir von dem angenehmen heilsamen Vortrag Poppens u* Naudés vorsophistirt, hindert nicht daß ich tägl. darüber seufze, u. daß du bei deiner Rükkunft accompagniren wirst. Vgl. Nr. 55,3-132 und Erl.
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Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Berlin, vmtl. von Mitte September bis Ende Oktober 1797
Lieber Arnim! Ich bekenne mich schuldig, will aber ohne mich durch reuige Ausbrüche an der Besserung hinderlich zu seyn, sogleich antworten. Deiner unangenehmen Schicksale wegen beklage ich Dich sehr, aber die vortrefliche, junge, schöne unzuvergleichende F r a u gefunden zu haben, sollte dich entschädigen, ob ich gleich behaupten möchte, es sey mir lieber, so ein herrl. Geschöpf gar nicht kennen gelernt zu haben, als es nur einige Tage zu sehn, zu sprechen. Doch tröste dich mit m e i n e m so ähnl. Schicksale in Dessau,. Ein junges, artiges, geistreiches talentvolles, liebenswürdiges Mädchen gesehn gesprochen, u m sie m i t Naudés Encyclop. zu verwechseln. Aber so sind die Schicksale der Menschen. — D i e Betrachtung der schönen Kupferstichsamml. hat in dir Ideen hervorgebracht, die den meinigen ähnl. sind bei Betrachtung der vollendeten Werke der chalcograph. Gesellschaft zu Dessau. D a hier in Berlin vermuthl. eine Niederlage angelegt wird, kannst du sie vielleicht bald sehn, und du wirst erstaunen. Ein gewißer Pichler, und 56
Vmtl. von Mitte September bis Ende Oktober 1797
Freidhoff, stehen unvergleichl. — Jenisch Werk üb. Rei. gehört in Absicht des Styls nicht in die Zeiten des Cicero u. Livius, nicht in die Zeiten des Quintil u. Tacit,, denn es ist ärger als Florus schwulstiger Bau. — Gezeichnet habe ich nicht, aber eine Idee zu einer Zeichnung hätte ich; doch laß das, kurz und plan einige Gedanken, ohne seynsollende Einkleidung. 1) Exordium derumptum extra Causam. Der Prof. Wolf behauptet zwar, eine Freundschaft, wo man sich gegenseitig Bemerkungen über se ipsum mittheile würde nicht lange bestehn, aber nichtsdestoweniger überzeugt vom Gegentheil, spreche ich mit dir von mir u. von dir. Du sagst von meinem so beschränktem Leseplane, aber ich kann ihn doch wahrhaftig nicht weiter ausdehnen, da ich nicht einmal mit den | nöthigsten Dingen fertig werde. Wenn ich mich dann an ein Werk gemacht habe, so wird mir auch der sonst reinste Genuß getrübt, wenn ich bedenke, daß ich noch dies, noch jenes zu lesen, daß ich aber doch nicht daran kommen kann. So gern ich mich auf mehrere der interessanten Gegenstände verbreitete, so unangenehmer ist mir das Gefühl der Unmöglichkeit. Durch diese Uberzeugung bin ich stets beunruhigt, indem ich mich bei jedem élant in ein neues Fach, in unbekanntere Gegenstände, durch einen schmerzlichen Stoß, in meinen Kreis, zurückeworfen fühle. Du trozest diesem, und kannst es bei einer beharrlichen Thätigkeit eher als ich, aber doch wünschte ich, daß du deinem Forschungsgeiste auch nicht zu viel Freiheit ließest, daß du nicht etwa in eine andre Periode des Lebens vorgreiffest. Dies beziehe ich nicht auf Smellies, Herder etc. Eher auf ein genaueres Studium der kantischen Phil., der kantischen Schriften et consorten. So nützl. ich es halte, sich mit einigen wichtigen Hauptbegriffen dieser Schule, schon itzt bekannt zu machen, so unangemessen scheint mir ein übertriebenes Beschäftigen mit derselben. Weit entfernt dich auch nur im geringsten mit jenem seynwollenden kantischen gelbschnäbelichten Philosophen (et hebräischen) seynwollenden Genies, deren leidige Bekanntschaft dir bei ihrer Anzahl nicht entgangen seyn kann, in Vergleichung zu bringen, bemerke ich blos, daß da in der Jugend, doch die Bildung eines klaren, deutlichen, zweckmäßigen deutschen Styls Hauptsache ist, die nie nachgehohlt werden kann, die Schriftsteller | kantischer Schule, ich möchte fast auch sagen kantische Begriffe so weit ich sie kenne, hierinn ein schlechtes Muster abgeben,. Sie sind dieser Darstellung kaum fähig, man verwöhnt sich, weil die eigne Schreibart eines jeden, in unsern Jahren noch nicht fest genug ist, noch keinen bestimmten Charakter angenommen hat Dies ist neben dem 57
Nr. 55 Hauptgrunde:, der zu kurzen Zeit, einer der wichtigsten, die mich auf Schulen von diesem Studium abhalten. Ein gleiches gilt von mehrern andern Theilen, doch schon zu viel Plaz hat diese peroration eingenommen. Sie m a g auf einen schickligeren Ort warten. — . — Die Rede pro leg. Man. ich ungleich besser u. interess. als die pro Ceec. — Die Schminke mochte wohl für den römischen Pöbel, denn das war er doch auch, sehr nöthig seyn, dadurch ließ er sich leiten hinreißen, von einem Cie. zum Guten, vom Antonius zu Verbrechen. Brutus Schicksal beklagte ich immer, aber die Römer konnten eine zweckmäßige Freiheit nicht mehr ertragen, sie waren zu schlaff, entnervt, um herrschen zu können, sie mußten beherrscht werden. So stieg Athen von Königen, zu einer weisen Demokratie, u m trozig auf Macht u. Reichthum bald sich unter ein despotisches Joch zu beugen. Griechenl. Geschichte die ich itzt nach Goldschmidt gelesen ist höchst interessant, aber nur in der Periode des persischen Krieges kann man standhaft eine Parthei ergreifen, und schon damals verschmachte Miltiades in Fesseln | ward Aristides vertrieben. I m peloponnesischen Kriege haßt man bald diese bald jene Parthei, jede hatte doch immer unlautere Absichten, man kann keine lieben. Einzelne Männer wie Epaminondas reißen dahin, aber das Ganzel — Man behauptet das menschl. Geschlecht rücke einer immer größern Vollkommenheit entgegen, aber auch schon in diesem Leben,? Ist nicht von der Geburt bis zum Tode eines jeden, ein gleich beschränkter Zeitraum, eine Kindheit. Nach dem Tode ist da nicht vielleicht erst der Anfang einer 2— Stufe der Vervollkommnung,? Werden wir da auf eine höhere Stufe gelangt seyn, schon auf einer höhern Stufe das Werk unsrer Ausbildung fortsetzen, als Griechen als Römer. Der moralische Werth der itzigen Generation, sollte der wohl mehr betragen, als der Werth der vorhergehenden? Das jitige Leben ist für uns die Kindheit in der unbeschrankten Fortbildung so gut, als es dem Römer ein gleiches war. — Aus der Geschichte einen höhern moralischen Werth, eine allgemeinere Erhöhung der Ausbildung beweisen zu wollen, ist vielleicht ein fruchtloses Werk — die Scenen die die französische Revolution dargestellt sind, diese Beweise, einer Grausamkeit und Unmenschlichkeit verfeinerter Barbaren, wo finden wir zu ihnen in der altern Geschichte eine schrecklichere Parallele. Und der itzige | Zustand Frankr. ist noch u m keinen Schritt einer festgesetzten Ordnung u» Regierung näher als vor einige Jahren. Dieselben Leidenschaften treiben itzt, so wie vor 1000 Jahren zur Thätigkeit, das moralische natürl. Gefühl von Recht u. Unrecht wirkte damals wie itzt, 58
Vmtl. von Mitte September bis Ende Oktober 1797
95 Kants Moral hat und wird wohl nichts ändern. Unter den Millionen Menschen sind vielleicht wenige Hundert die ihn verstehn u. in jeder Generation verstehn werden, wenige Zehnd auf die er im Handeln wirken wird. Plato, Aristoteles, Locke, Leibnitz u« wie sie heissen mögen haben nur für Einzelne geschrieben auf Einzelne gewirkt, daher 100 wird ein Atheist unt. den Phil warl. die Menschen nicht dazu machen, denn hätte er auch recht, wie wenige Menschen denken. Neuton, dieser von jedem angestaunte Mann, wo wird er gelesen verstanden. — Alle Wirkungen der größten Geister auf Mit- u» Nachwelt, wie gering wie wenig ausgebreitet sind sie! Selbst Kants PfLichtPrinzip wie 105 gespitzt ist alles, wie gesucht wie hitzig will man das Handeln aus dem Gefühl der Pflicht, mit dem um Glücksei. trennen, als wenn unzertrennbare Dinge getrennt werden könnten, als wenn mit jeder rechtlichen That, nicht das Gefühl der Glückseligkeit u» Zufriedenheit unzertrennl. als wenn Glücksei. absolute ohne jenes wäre. Es geht manilo chen wie Lessings Mann mit dem Bogen, über dem vielen Poliren, spitzen u. ausputzen knikt u. zerbricht alles. Was ihr wollt daß euch etc. ist faßl. als Kants Maxime, etc., und viele Folger jener Lehrer haben nach ihr rechtschaffener gehandelt, als mancher Kantianer der mit seinem Princip um sich wirft, und auf Eudämonisten bellt. Aber all ihr 115 Wirken ist nichts, beide Theile sind so beschränkt, und doch besonders der eine so anmaaßend. Er ist ein Eudämonist ist mancher nach ihren Ausdrücken zu urtheilen als er ist eine Mensch ohne alle Moral, o ihr Wichte, je mehr man lernt je länger man lebt u. zu wirken wünscht, desto mehr sieht man ein, daß der Mensch ein kleines Geschöpf, desto 120 mehr wird man überzeugt, daß der Mensch wenig, herzl. wenig weiß u. vermag. Doch ich möchte | melancholische, wohl abgeschmakte Din- 3V ge schreiben u. breche daher ab. Ich laß irgendwo einen Zweifel ob man eher faktische Geschichte oder eher raisonnirende Werke qua Iselin etc. lesen sollte. Ohne dies fest zu bestimmen laße man sich nur 0 125 durch die raisonnirende Gattung ein bestimmtes festes System einflössen in welches hernach alles passen soll es mag biegen oder brechen. — · — · — · — Was Classensachen anbetrift ist es in omnibus ut olim. Die leidigen, deutschen Themata folgen hinten. Was du wohl nur aus Spas mir von 130 dem angenehmen heilsamen Vortrag Poppens u« Naudés vorsophistirt, hindert nicht daß ich tägl. darüber seufze, u. daß du bei deiner Rükkunft accompagniren wirst. — Wieder ein Brief nun werden meine Gewissensbisse zu stark, ich muß einen fortschicken über Hals u. Kopf. 59
Nr. 55 — Kant (in Absicht des Beweises vom Das. Gott will nur den aus der prakt. Vernunft gelten lassen (heec nach Jacob) d. h. er verwirft die theoretischen als Beweise a priori, läßt ihne aber allen Werth in soweit sie dazu dienen a posteriori nachdem schon der Beweis festgestellt ist, das übereinstimmende der Natur u* Weltregierung i m phisicotheol. zu zeigen; u zu bestätigen was uns die Vernunft von der Allmacht u. Weisheit Gottes zu glauben befiehlt. D a g e g e n kann der phisi, nicht als Beweis a priori dienen, wo sich für uns itzt unauflösbare Einwendungen finden würden. D i e Auseinandersetz. dies. Mater, hat mir i m Jacob recht wohl gefallen. — Itzt lese ich Goldschmit Gesch. von England und amüsire mich dabei recht gut, zugleich habe ich in den Abendstunden den Hube wieder angefangen. — Geschichte ist mir itzt ein Quell von Vergnügen und Belehrung davon mündl. — Geld zu Bücher fehlt total denn ich bin ein Erzreiter, und diese Stunden kostet mein Geld, überdies habe ich noch genug Bücher die ich noch nicht gelesen habe. — Wenn ich will kann ich itzt doch mündl. — 4' Daß du zurückkomst ist mir herzl. lieb, daß du dich in den leidigen Stunden plagen sollst ist mir herzl. leid. — N u n die T h e m a t a 1) Versuche i m affecktvollen Vortrag 1) Klagen eines der aus dem nun bald durch Frieden beglückten Frankreich deportirt wird. — (Meierotto hat eine schlechte Vorhersehung, es ist zum Todtlachen wenn in der Ausarb. St. gelesen wird. D i e Friedensunterhandl. haben den besten Fortgang, während in der Wirklichkeit Malmesbury zu Frankr. hinaus gejagt wird, τ ) 2) Unwillen über die einreißende Verschwendung und Schwelgerei 5) Mitleiden über die J u g e n d die des besten Unterrichts beraubt ist. 4) Bedauern der Armen welch((en)) gegen den nahen Winter Holz u. Decke fehlt. (Ex. aus des alt. Hosp. Schulze ((xxx)) (((Die» rieselnden Bäche, die erhabnen Ströme gefrieren, der heulende Nord rauscht {{xxx)) 2 ] U m den Unterschieds des Tons und Ausdruks merkl. zu machen. Α. 1) Was ist, ist alles recht. 2) Kein Weiser haßt die Welt. 3) Es ist vor Gott der Welten Bau, so wie ein Tropf v o m Morgenthau. Β. 1) Ein bessernder Verweis sollt i m m e r D a n k erweken. 2) J a Titus hatte Recht der Tag ist zu bereuen, an welchem wir durch nichts ein leidend Herz erfreuen. 3) O wie beglükt ist der auf dessen reine Schätze nicht Fluch noch Schande fällt. C. 1) Der Schlaf, der goldne Schlaf, ist nicht den Reichen eigen. 2) Es ist das wahre Glück an keinen Stand gebunden. 3) Wie ruhig ist das Herz das seine Pflichten kennt, u. jede seine L u s t wie seine Richtschnur nennt. (3 u , 3, gehören zu sammen, die Stelle giebt den Ton an, nach welchem m a n in einigen wenigen 60
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Zeilen fortzufahren hat. — So w ä r e ein Brief fertig an d e m ich seit 4 Wochen schreibe — Verzeih d e m R e u i g e n u» k o m m bald gesund an u m 175 in lA St. m e h r zu reden als in Vi J a h r zu schreiben.) (Schneegaß hat Catalog geschickt) Dein ν R.
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Des Herrn von A r n i m Hochwohlgeb» zu Zernikow bei Rheinsberg.
56.
Von Heinrich David von Pajon nach Zernikow Frankfurt/O., 23. September 1797, Sonnabend Viadrine d» 2 3 s Sept» 1797. ν
Herrn LvA. Bester Freund! 5 Ende gut alles gut, sagt das Sprichwort — Ich bin nun schon beynahe fünf Monathe hier, ohne an Dich geschrieben zu haben (ich gestehe selbst es ist unverantwortlich): nur noch acht Tage bleibe ich hier, und diese w i l l ich nicht verstreichen laßen ohne m e i n e Pflicht zu erfüllen. Ich hoffe daher, daß du, u m das Sprichwort nicht u n w a h r zu machen, 10 diesen Brief als ein Sühnopfer meines l a n g e n Schweigens gnädigst a u f n e h m e n wirst. Neuigkeiten enthält er nicht; denn seit d e m Streite der Musensöhne und Soldaten hat sich keine M e r k w ü r d i g k e i t in meiner Sphäre zugetragen. Ueber diesen Streit habe ich in dem Briefe an Deinen Bruder ein langes und ein breites geschwatzt, und es ist also 15 nicht nöthig, daß ich Dir jetzt etwas davon sage. Hier ist m m alles wieder ruhig, und w i r m ü ß e n abwarten, w i e T h e m i s entscheiden wird. W i r Juristen sehen nun wohl ab, daß sich nothwendiger Weise die Schale | auf unsere Seite neigen muß, w e n n nur nicht Herr Mars seinen r Kindern zu H ü l f e eilt; w i e w e y l a n d Brennus sein Schwerdt auf die 20 entgegengesetzte Schale legt, und diese alsdann das Uebergewicht über 61
Nr. 56 Recht und Billigkeit erhält. Aber auch, wenn dieses geschehen sollte verzweifeln wir noch nicht; wir flehen unsere Mütter die göttlichen Pieriden u m Beystand an und zuletzt Pallas Athenen, die es gewiß nicht zulaßen wird, daß ihre Oder-Athenienser auf den Hund kommen sollten (um mich technice auszudrücken). Ad vocem Athene fallt mir ein, daß D u mich sub rosa mit einer Laterne vergleichst; wäre es noch eine Zauberlaterne, oder die womit Diogenes seel«: einen Menschen suchte — ey denn ließ ich es noch gelten. Aber so meinst D u nichts mehr und nichts weniger als das gewöhnliche Haupt eines Lanternenpfahls, und das ist denn doch wohl ein sehr trauriges lumen. Wo dichte Finsterniß herrscht, da können seine Stralen wohl blenden, aber bey Tage bemerkt man kaum das un|bedeutende Flämchen. Und Dich, der D u mit forschenden Blike den Lauf der Sonne verfolgst und Dein mit Fernröhren bewafnetes Auge auf den gestirnten Himmel umherschweifen läßt — Dich, u m den es stets Tag ist, sollte das unbedeutende Flämmchen geblendet haben. Nein Freund! wenn ich Dich geblendet haben sollte, müßte ich mehr, als das vereinte Licht aller Himmelskörper — dann müßte ich ein größeres Licht seyn als Du. Genug von Lichtern; denn mein Brief ist schon so voll davon, daß ein weniger geübtes Auge als das deinige, das von ohngefähr an einem gewißen Orte darauf fallen könnte, vieleicht nie wieder im Stande seyn würde, weiß von schwarz zu unterscheiden. Ueber acht Tagen bin ich, wie gesagt, schon in Berlin; wenn Du, oder Dein Bruder mich also mit einer Antwort erfreuen willst, oder will: so bitte ich sie nach Berlin zu senden. Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, wie sehr es mich freuet Dich und alle meine alten Schulfreunde wiederzusehen. Bis dahin wünsche ich euch allen recht | viel Gesundheit, Vergnügen pp. Ich empfehle mich Hern Diekmann, der wahrscheinlich an unseren Heldentha(ten) lebhaften Antheil nehmen wird, da er doch auch einst in Viadrinens Mauren seine Zeit den Musen widmete, und den Werth der academischen Freyheit kennt. Dein Bruder will mich zum Proselyten machen, oder vielmehr zum Renegaten; er will mich bereden Frankfurt mit Halle zu vertauschen; aber es gefällt mir in Frankfurt so gut, daß ich es gewiß nicht verlaßen werde. I m Gegentheil ihr solltet hieher kommen, und ich stehe dafür, es würde euch nicht gereuen. Mündlich davon ein Mehreres. Ich bin Dein, HvPajon 62
Vmtl. zwischen Mitte und Ende Dezember 1797 *57.
A n Friedrich von Raumer in Berlin Zernikow, vmtl. erste Hälfte Oktober 1797
Von Friedrich von Raumer, vmtl. zwischen Mitte und Ende Oktober 1797: D a ß du zurückkomst ist m i r herzl. lieb, daß d u dich in den leidigen Stunden plagen sollst ist m i r herzl. leid. — N u n die T h e m a t a (...). (Nr. 55,150-151.)
58.Κ
A n Louise von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Mitte und Ende Dezember 1797
Gnädigste Tante! W i e sehr ich i h r e l a n g e E n t f e r n u n g i h r e n m a n g e l h a f t e n G e s u n d h e i t zustand u n d die f ü r Sie d a m i t v e r b u n d e n e n U n a n n e h m l i c h k e i t e n , bed a u e r t h a b e wird ein jeder f ü h l e n der das Glück h a t sie zu k e n n e n . Welchen A n t h e i l ich bey so m a n n i g f a l t i g e n U m s t ä n d e n die Sie u die m i t i h n e n so n a h e v e r b u n d n e n erlitten h a b e n b r a u c h e ich i h n e n n i c h t w o h l n i c h t zu sagen, nie aber T h e i l n a h m e | o h n e einen herzlichen Wunsch zur glücklichen E n t f e r n u n g jedes U n a n g e n e h m e n . Z w a r ändert er n i c h t den L a u f der Schicksale, noch e n t f e r n t er die Uebel v o m Wege ein jeder glaubtaber d a d u r c h seiner Schuldigkeit ein G e n ü g e zu leisten w e n n er n i c h t k r ä f t i g e Beistand leisten k a n n , daß er herzlich w ü n s c h t jedes Glück jede F r e u d e f ü r den zu s a m m e l n der dessen so w ü r d i g ist, d a h i n g e g e n jedes U n g e m a c h so l a n g e wie möglich zu verb a n n e n . Dieses ist auch m e i n Wunsch dessen E r f ü l l u n g sehnlich h o f f e m i t Wahrscheinlichkeit erwarte, u n d i h r e R ü c k k e h r die solange verzögert w o r d e n von der günstigen k o m m e n d e n Jahreszeit fordere welche alles m i t e r n e u t e r K r a f t L e b e n u Stärke erfüllt. Bey u n s e r e m A u f e n t h a l t e in D e m p s i n h a b e n alle ihre A b w e s e n h e i t b e d a u e r t durch welche die Fröhlichkeit welche daselbst herrschte allein n u r h ä t t e verm e h r t w e r d e n k ö n n e n u n d jede Mahlzeit w u r d e m i t e i n e m Wunsche f ü r I h r e Gesund(heit) bey vollen Gläsern beschlossen, daß dieser Wunsch u n s m e h r genützet h a t als I h n e n h a b e ich leider darauf erf a h r e n ich gebe die Schuld dieser entgegengesetzten W i r k u n g d e m W e i n e der i h n (in) uns z u r ü c k f ü h r t e . D i e kurze Zeit welche ich dazu brachte h a b e ich sogut zu b e n u t z e n gesucht als es die W i t t e r u n g u a n d e r e U m s t ä n d e e r l a u b t e n aber leider v e r h i n d e r t e n die m e h r e r n Be63
Nr. 58.Κ
Schäfte indeß habe ich doch genug gesehen um sehnlich zu wünschen eine längere Zeit daselbst zuzuAbringen.
*58.
A n Louise von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Mitte und Ende Dezember 1797
Von Louise von Schlitz, Januar 1798; T a u s e n d D a n k m e i n lieber, f ü r Ihr
gütiges Andenken (...) / Ihre Theilnahme, Ihre Wünsche für meine Gesundheit bey Gelegenheit des neuen Jahres haben mich sehr gerührt. (Nr. 59,2-7.)
59.
Von Louise von Schlitz nach Berlin Regensburg, Januar 1 7 9 8
Regensburg. d.
Januar 98.
Tausend Dank mein lieber, für Ihr gütiges Andenken recht herzlich hat es mich erfreüet, um so mehr da ich es kaum erwarten durfte, daß Sie nach einer so langen Trennung Ihrer kranken Tante gedenken würden Ihre Theilnahme, Ihre Wünsche für meine Gesundheit bey Gelegenheit des neuen Jahres haben mich sehr gerührt. Auch ich mein theurer Freund habe bey dieser, wie bey jeder Gelegenheit mein Wünsche für Sie wiederholt. Bey dem bevorstehenden, für Sie so wichtigen Jahre habe ich es mit doppelten Interesse gethan — . Gewis bleibt Ihren Freunden bey der gänzlichen Veränderung Ihrer äußeren Lage wohl nichts zu wünschen, als daß Sie selbst immer derselbe bleiben mögen — und auch dieses verbürgt uns Ihre so schöne und in Ihren Alter so seltene Festigkeit des Karackters, welche Sie weit über die Verführungen des Beyspiels, und der Eitelkeit erhebt — In einer uneingeschrenkteren Lage werden Sie blos Spielraum zur Entwickelung und Übung Ihrer Kräfte in einer zerstreuteren Lebens A Art blos Mittel zu mehreren Erfahrungen, und einer pracktischen Lebens A Philosophie finden. Ihr Onkel schreibt mir von Ihnen mit der größten Zärtlichkeit.. Durch seine Liebe fur Sie verdient er wahrlich immer Ihr erster Freund zu 64
Vmtl. zwischen Anfang Februar und Anfang März 1798
bleiben — Trösten Sie Ihm, mein lieber über seine, wenigstens bis jetzt, zerstörte H o f f n u n g e n von hauslichen Glück. Sie und Ihr Bruder allein vermögen es — Wie sehr Ihre Tante Ihnen dafür dankbar seyn wird das brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen Verzeihen Sie, mein theurer Freund, den ernsten Ton dieses Briefes. Er ist so wie m a n ihm vom Krankenlager schreiben kann. Sollte je das Schicksal sich erbitten lassen und uns wieder vereinigen dann wollen wir die glücklichen Tage, die fröhlichen Stunden, die wir zusammen verlebt, wieder auferstehen machen — Inzwischen m a g es mir i m m e r mit meinen Geschwätz wie der gewissen Prentzlower Tante ergehen | Vergessen Sie nur darüber nicht m i t welcher zärtlichen Freundschaft ich theil an allen nehme daß Sie betrift. Luise v. Schlitz. A MonSieur Monsieur le Baron Louis d'Arnim Chéz Moderne la Baronne de Labess. a fro.
*60.
DouderStadt.
Berlin
A n Hans von Schlitz in Karstorf (seit 1817 Burg Schlitz) Berlin, vmtl. zwischen Anfang Februar und Anfang März 1798
Von Hans von Schlitz, 14. März 1798: Ich bin zuvörderst Deiner Meinung, daß der Gedanke, Dich in Schachten zu vergraben, wohl eigentlich nur durch seine Neuheit Dich überrascht. Was D u dafür anführest kann ich zwar nicht mißbilligen, allein das Gebäude der Wissenschaften enthält noch mehrere Theile (...) / Was die Auswahl Deiner Lehrer anbelangt, so muß ich Dir selbst es überlassen, sie zu treffen. D i e meisten, welche ich in d e m übersandten Verzeichnisse finde, sind, m i t Inbegriff der Götter Konopak und Scheufeihut, für mich nur unbekannte Götter. Vgl. Nr. 61,11-45 und Erl.
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Nr. 61 61.
Von Hans von Schlitz nach Berlin Karstorf (seit 1817 Burg Schlitz), 14. März 1798, Mittwoch
U m Deinen Brief, Lieber Louis, schon heute beantworten zu können, muß ich mich einer fremden Feder bedienen. Ich bin wieder ziemlich augenkrank, entzweyt mit jedem andern, denn d e m Sonnenlichte; und da dieses in den Abendstunden, welche ich allein meinen Freunden schenken kann, hier nicht leuchten will: so fließen dann m e i n e Gedanken einer fremden Federspitze zu. Ich hätte Dir vieles zu sagen, und doch wird wahrscheinlich das Viele nur wenig werden. D a D u weißt, wie gern ich mit Dir plaudere, so schreibe meinen Laconismos nicht etwaniger Unlust zu, Dich zu berathen, wenn D u Rath verlangest. Ich bin zuvörderst Deiner Meinung, daß der Gedanke, Dich in Schachten zu vergraben, wohl eigentlich nur durch seine Neuheit Dich überrascht. Was D u dafür anführest kann ich zwar nicht mißbilligen, allein das Gebäude der Wissenschaften enthält noch mehrere Theile, deren Studium weitere Aussichten auf der Oberfläche der Erde, als dieses unterirdische Bestreben, gewähret. I m Geiste erblicke ich Dich nicht gern als Richter — noch vielweniger sehe ich Dich gern in der Gesellschaft von Kobolten, gebückt in finstern Bergwerks-Labyrinthen. Ich glaube, allen Scherz bey Seite gesetzt, wie das Finanz-Fach eigentlich das Deinige. Von Deiner Thätigkeit und Kraft erwarte ich freylich in diesem ein Mehreres, als die gewöhnlichen Cameralisten leisten, welche schon nach dem Sprichworte selten mehr, denn verdorbene Juristen, sind. | Wäre es Dir wohl entgangen, daß gewöhnlich diesen Menschen die Hülfswissenschaften fremd sind, und ihre Theorie von Finanzen höchstens Preußische Kammer-Principien umfaßt. Gewiß würde der, welcher mehreres hierin zu leisten i m Stande eben so gesucht und geschätzt werden, als seine Erscheinung zu den seltenern hingehört. D a s Studium der höhern Finanz-Wissenschaft, der Hülfswissenschaften, aus welchen sie ihre Resultate abstrahiret, gewähret Dir bey einstigen Reisen, überall verbreiteten gar nicht zu verbrauchenden Stoff zu Beobachtungen, zu Erfahrungen, aus welchen oft, die richtigsten Begriffe über das, was Menschenglück befördert, allein herzuleiten. D i e höchste Bestimmung, welche der Mensch in irdischen Verhältnissen erreichen kann, die, Gesetzgeber zu seyn, findet einen ihrer vorzüglichsten Leitfäden in der der Betriebsamkeit der Menschen gegebenen Tendenz, so wie in richtigen Grundsätzen von 66
14. März 1798
dem zweckmäßigem Gebrauche der Kräfte eines Staats und seiner einzelnen Bürger. Andererseits öffnet dieses Studium Dir den Weg zu mehrern Bestimmungen, Du möchtest die Deinigen nun einst im Cameral oder auswärtigen Departement, oder auch auf Deiner eigenen Hufe suchen. So viel über diesen Gegenstand! Was die Auswahl Deiner Lehrer anbelangt, so muß ich Dir selbst es überlassen, sie zu treffen. Die meisten, welche ich in dem übersandten Verzeichnisse finde, sind, mit Inbegriff der Götter Konopak und Scheufelhut, für mich nur unbekannte Götter. Was aber die Lehrstunden selbst anlangt, darüber möchte ich folgendes sagen. Ich rechne für Halle etwa einen 2V2jährigen für Göttingen einen jährigen Aufenthalt. Die so genannten Brot-Collegia, worunter ich sämmtliche juristische verstehe, werden wohl wegen Abweichungen in den Theorien der Gesetze, vorzüglich in Halle zu hören seyn, da hingegen der Vortrag der Hülfswissenschaften in Göttingen vorzuziehen. Ich rechne zu den letztern Naturgeschichte, Physik, Chemie, Botanik, Technologie, Landwirthschafts-Lehre, und wenn alles nach meinen Wünschen ginge, so müßtest Du unausbleiblich einige Zeit in Hamburg den Unterricht des Handlungs-Instituts genießen. Nun nehme ich an, und rathe sehr dazu, daß nie mehr, denn 4 Collegia, angenommen würden. Von diesen 4 aber wären deren 2 stets den Hülfswissenschaften gewidmet. Wer zu viel umfaßt, hält nichts recht fest. Dieß vergiß nicht, Lieber Louis, und verbinde damit das Gefühl, durch Wisjsen nützen, nicht aber glänzen zu wollen. Nicht immer wird Deine Kraft so unermüdbar, Dein Gedächtniß Dir so treu seyn, als es jetzt ist. Auch der Ehrgeiz wird in spätem Jahren gesättigt und der berauschende Genuß, den er gegeben, weicht dann dem Lohne in dem Bewußtseyn, auch unbemerkt genützt zu haben. Nach diesem sey all Dein Bestreben gerichtet. Wahrscheinlich reisest Du nunmehr bald nach der hohen Saline ab. Dahin können nur meine besten Wünsche Dich begleiten, da ich selbst hier gefesselt. Möge es Dir doch wohl gehen, und wenigstens Du selbst nicht Verderber an Deinem Glücke werden! Auch nicht in der Art, daß Du über den Geist Deinen Körper vergäßest, der spät oder früh die ihm zugefügte Unbilde rächt. Schreiber dieses war Hoffrath Krüger, mein alter Freund, Er konnte schon Zeuge von dem seyn, was ich Dir zu sagen hatte. Carl erhält mit nächster Post meinen Brief. Unveränderlich der Deinige. S. d. 14 Märtz. 1798. 67
Nr. * 6 2
*62.
A n Friedrich von Raumer in Dessau Berlin, vmtl. zweites Drittel April 1798
Von Friedrich von Raumer, vmtl. letztes Drittel April 1 7 9 8 : (...) ü b e r B e r l i n (...)
eine (...) Jeremiade (...) / (...) Daß du nun gar ein horrender Trauerspiel Dichter wirst hat mir baß erstaunl. geschienen. (...) D u tadelst deinen Ausdruk Realschule, u* vergißt daß du dich ebenso schwer an Gediken versündigst wenn du v o m grauen Kloster sprichst. Vgl. Nr. 64,3-53 und Erl.
*63.
Von Friedrich von Raumer nach Berlin Dessau, vmtl. zweites Drittel April 1798
Von Friedrich von Raumer, vmtl. letztes Drittel April 1 7 9 8 : N a c h e i n e m Z e t t e l i n sedez
64.
(...). (Nr. 64,2.) Keine A n g a b e zum Inhalt.
Von Friedrich von Raumer nach Berlin Dessau, vmtl. letztes Drittel April 1798
Lieber Arnim! Nach einem Zettel in sedez, k o m m t ein Brief in folio, wapne dich mit Geduld, und schlaf nicht ein. — In Absicht dessen was du über Berlin schreibst, so ist es mir sehr denkbar, u m kantisch zu sprechen, ich könnte eine ähnliche Jeremiade über Deßau anstimmen, wenn mir das Papier nicht dauerte, mündl. will ich es nicht vortragen, damit die Winde es fortführen und kein bleibendes Stäubchen der Nachwelt Gelegenheit zum Tadel der Vorwelt gebe, oder u m juristisch zu sprechen, ich will nichts schwarzes auf weiß von mir geben. secundo loco de perigrinatione. Stubenrauch schien ganz zur Nachtmütze geworden zu seyn, womit sein starkes Haupt bedeckt war, H. v. Beyer ist ein sehr artiger, angenehmer Mensch; sein Commilito H. Müller ein guter Mensch, Philosoph, der mit der wohlmeinendsten Miene von der Welt Kantische Ideen eintrichtern wollte. Ich verzeihe ihm von Herzen seine Lehrbegierde, wie H a m a n n schreibt. — Ein Herr Wichmann, der Schadow 68
Vmtl. letztes Drittel April 1 7 9 8
hier will modelliren helfen, sah den Bauermädchen nach den Füßen und — des modellirens halber — denn an einem infamen Schind- — das mit uns fuhr konte m a n wahrlich keine Formen studieren, die war so 20 venerisch, daß ihr der Mund der L ä n g e nach gezogen, ihre Gesicht u* H ä n d e voll Schwüre waren. Doch ich will dir keine Indigestionen zuziehn. D a r u m
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tertio loco de Collegiis audiendis Klein lieset pubi. Geschichte des Naturechts Montag von 5—6. / auditores in colloquiis literariis jurisprudent, naturalem et positivam spectantibus exercebit et dubio proposita solvei die Merc. IV—5. | Dies zu r hören würde nicht viel Anstrengung kosten, noch würde es viel schaden wenn wir sie einmal versäumen. Eberhard lieset nur historiam philosophie barbarica«, das wird denn sehr mager ausfallen. Reil continuabit Physiologiam. Forsters Mineralogie von 10—IV ist privatissime ad tabulam publicandam. Gren Chemie von 11—12. Exp. Physik. 9—10. Junker ist leider in der Mitte seiner Vorlesung über Anthropologie —. Wenn du den Sue ton von Ernesti in Berlin für 18 gl. bekommen kannst so bringe ihn mir doch mit, aber den ganzen Sommer 5 m a l u m 3 Uhr das mit anzuhören, mochte mehr den Schlaf und die Verdauung befördern als den Kopf aufhellen. Jacobs Psych, ist von 8—9. Indessen soll er zu seinem Lehrbuche nur einige Anekdoten zufügen und so nicht viel von ihm zu lernen seyn. Wer weiß ob es auch wahr ist, nicht jeder findet Geschmak an Psychologie. Prange lieset von 2—3 da halte ich es i m S o m m e r nicht aus. Ich habe überhaupt keine große Idee von ihm. Bei M a a s höre ich i m nächsten V2 J a h r e Psychol. Kleins Naturecht 9—10 Hofbauer Psy. u* L o g i k 6—7, Beck, zu gleich mit Jacob 8—9. Audio sive rectius audiam.
6—7 L o g i k u* Ps. bei Hofbauer. 8—9 vielleicht bei Jacob Psych. 9—10 45 Naturrecht bei Klein — 10—11 reine Math, bei Gilbert, {de céteris coram) — Mein Büchervorrath besteht in Heidenr. Asth. die ich beendigt in deinem Herder, wovon ein Band fast absolvirt und aus Locke, den ich noch nicht angefangen. — Daß du nun gar ein horrender Trauerspiel 50 Dichter wirst hat mir baß erstaunl. geschienen. Ich dächte du überließest diese branche literarischer Productionen ά votre cher frère. D u tadelst deinen Ausdruk Realschule, u» vergißt | daß du dich ebenso 2' schwer an Gediken versündigst wenn du vom grauen Kloster sprichst. Bring doch sein P r o g r a m m mit, die Censuren mögen lieblich seyn, da 55 sogar die Zeitungen davon wiedertönen, bei Wolfen werde ich mich 69
Nr. 64
bedanken, und überlasse dir gern anjetzo den Nießnutz alldieweil u. dabeneben ich jedoch hoffe u» préjudicire daß quodad'rem keine deterioration sich ereignen möge. Unser alter Freund Wielep wird sich bei e i n t r e t e n d e r Hitze wohl in Absicht des Gebrauchs des B a l s a m de Lille der cynischen Schule ergeben, ich habe ihm blos eine Vorlesung über die Offenbarung Johannis empfolen, denn ich glaube er wird noch eher als Theolog davon eine unwiederstre((xxx)) Erklärung herausklauben als sich zu der antichristisch((xxx)) Philosophie Kants schlagen. D a mein Vater verreiset ist nach des Fürsten Güter in der Neumark, so pflege ich einen Tag u m den andern einen kleinen Spazieritt zu machen. Heute n a h m mein schwarzbrauner einen entsetzlichen Bockssprung, daß ich fast glaubte mit unsrer aller Mutter näher vereinigt zu werden, doch ging es noch gut ab. Schreib bald noch einmal, u* bestimme wenn du aus Berlin wegreisest. D e n T- Mai ist der große Fuchstag, vielleicht k o m m e ich den 8— nach Halle. Unter den zu kaufenden Büchern steht H u m e u» Steeb über den Menschen. L e b wohl, grüß alle. Dein Freund F υ.
Raumer
Des Herrn von Arnim Hochwohlgeb* zu Abzugeben bei der F r a u Baronesse Berlin von Labes.
65.Κ
Vmtl. an Gotthilf Carl Philipp von der Goltz in Carwitz (bei Klein Mellen [Pommern/Polen]) Halle, vmtl. zwischen Ende Juli und Ende August 1798
D e n Schmerz welchen E» Hochwohlgeboren jene unglückliche Nachrichte erregen (erreichen) würde fühlte ich nur zu lebhaft u m der Bote derselben seyn zu können; doch sie wissen es, es ist meine Pflicht gegen meinen unglücklichen Freund und gegen das Wenige was noch weiß E« Hochwohlgeboren mitzutheilen. Was wir verloren w(e)iß ich nur zu gut, wie wir es verloren frage ich b e k o m m aber wer eine Antwort hören kann wo keine S t i m m e redet. Und sicher, alles was bis 70
Β. Dezember 1798
jezt Freundschaft ersonnen, Neugierde ausAgestreuet und | rohe Fühllosigkeit hier aufgefangen ist nur Vermuthung. Kein Zettel fand nach der genauesten Durchsuchung, der das Geheimnis verrathen. Und wie selten ist es doch, daß jemand nur für sich selbst erschiest. Aber sagt mir so mancher, sagt mir auch der wie Wielepp sie waren doch sein Freund, haben sie nie keine leise Ahndung des Vorfall gehabt. Ich antworte dem mit jedem seiner Freunde einstimmig, leider nein, wir glaubten ihn zu kennen, aber wir kannten ihn nicht, wir glaubten seine Freunde zu seyn aber wir waren nur seine Bekannte. | Offenherzigkeit rechne ich zu keiner Tugend Classe sie ist eine Ausstattung der Natur wie ein leichter Gang, glücklich wer sie hat, denn sie öffnet euch das Geheimste aber wehe auch meinem Freunde, der ihrer leider so ganz entbehrte. Nie erfuhr ich etwas von ihm, was nicht der Fremdeste selbst hätte hören können, und wer sollte nicht endlich nach mehrjährigem Umgange glauben sollen, daß da nicht weiter aufzufinden | sey, wo sich nach so langen Suchen auch nicht das Mindeste hatte entdecken lassen. Ich glaubte er hätte gar nichts auf seinem Herzen, was Mittheilung nöthig wäre. Ach! zu viel trug sein Herz, es brach und warum es brach darum war es auch nachher jedem Theilnehmenden jedem trauernden Freunde verschlossen!
66.
Von Louise von Schlitz nach Halle Regensburg, 5. Dezember 1798, Mittwoch
Regensburg d. 5 December 98 Darf ich Sie bitten, mein theurer Freund, diesen Brief Ihren Oncle einzuhändigen, wenn er das Glück haben wird Sie zu umarmen? Befürchten Sie nicht daß ich ihn von Ihnen abruffen mögte. So ungeduldig ich auch ihn erwarte, theile ich doch zu sehr Ihre Freude, und die Seinige bey dieser kurzen Zusammenkunft um sie im geringsten stören zu wollen, und um sie nicht beyden herzlich zu gönnen — Sehr erwünscht ist mir übrigens eine Gelegenheit mich Ihren Andenken, und Ihrer Freundschaft zu errinnern. Im künftigen Jahre wird es mir hoffentlich vergönnt, es selbst persönlich thun zu können denn endlich erlaubt mir, meine wiederkehrende Gesundheit, eine solche Hoffnung zu nähren — Indessen, gedenke ich diesen Winter viel von 71
Nr. 66 Ihnen mit meinen M a n n mich zu unterhalten und meine Schuld soll es nicht seyn, wenn er nicht fleißiger wie gewöhnlich Ihnen sagt wie zärtlich er Sie liebt — E m p f a n g e n Sie auch die nehmliche Versicherung für Sie und Ihren lieben Bruder von Ihrer Sie zärtlich liebenden Tante Louise Schlitz.
67.
Von Caroline von Labes nach Halle Berlin, 26. Januar 1799, Sonnabend
Gott Seegne deinen Eintritt i m d e m 19 ! Lebensjahre, Mögtest du darin in allen Gutten so viehl möglich zunehmen, und bis zum grauen Alter glücklich und gesund darin verbleiben und von allen Menschen deshalb geschätzet werden. Amen. N B ein Kuchen ist für Karl, ich blieb ihn solchen a m 1- August Schuldig, deßen adresse ist darauf zu ersehen. N B Solte Mad: Rosenfeld Auslagen für den Kuchen gehabt haben, so must D u ihr selbige erstatten. Sei heutte recht vergnügt aber mit Maßen, ich werde Deine Gesundheit trinken. Adieu in gl. grüß deinen Bruder. vLabes Berh d , 26 ! Jenner 99.
D i e Schachtel erbitte ich mir wieder mit zu bringen wenn du nach Berlin körnst. Des Herren Ludewig v. Arnim Hochwohlgeb» der Rechte Beflißener Nebst eine zu Schachtel Halle Sig* M. R.
72
Vmtl. Anfang Februar 1799
68.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Halle, vmtl. Anfang Februar 1799
Ueber die Electricität des Wassers, von J. B r e s s y . " 5
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(Aus einem Briefe.) — L e s s i n g sagt einmal bei guter Gelegenheit von einem Werke: Es enthalte viel Neues und viel Wahres, aber das Neue sey nicht wahr, das Wahre nicht neu. Ich glaube dies mit gleichem Rechte von diesem Werke sagen zu können. Es enthält eine neue Bemerkung, welche, wenn sie sich bestätigt,'3 merkwürdig, aber gar keines solchen Aufwandes von neuen Erklärungen bedarf, an welcher wenigstens der Verfasser die altern Theorien hätte prüfen können. Mit dieser Erfahrung beginnt das Buch. Sie besteht darin, daß Wasser in einem porzellanenen Gefäße, durch Umrühren mit einer Kette, so electrisch werden soll, daß ein Stück Siegellack, welches darauf schwimmt, von einem nicht electrisirten Körper sehr sichtbar angezogen wird. Nun bemerkte B r e s s y , daß, wenn er eine Münze in der Nähe dieses Siegellackstücks isolirte, dieselbe nicht eher davon angezogen wurde, bis er es mit der Hand berührte. Statt diesen Versuch aus den gewöhnlichen Theorien zu erklären, glaubte er sich genöthigt, noch I eine dritte Art von Electrisirung anzunehmen. Er theilt nämlich 378 das electrische Fluidum in drei Strahlenarten, in den glasigen, harzigen und Lebensstrahl. Durch diesen wird erklärt, wo es ihm mit jenen nicht gelingt: er erklärt durch denselben sogar die Galvanischen Versuche, die er, wie er eingesteht, nur dem Namen nach kennt; sogar den Scheintod hofft er durch jene Lebens-Electricität, die ihm zugleich eine neue Sorte von Weltseele ist, zu entdecken, und in dieser Rücksicht nennt er jenes Gefäß mit Wasser Psychoskop, das Siegellackstück Sensitif, und die Verbindung desselben mit dem isolirten Metalle Conjonction. Doch ich will Sie nicht länger mit der Erzählung der übrigen Curiositäten in diesem Buche aufhalten, das durchgängig mehr ein Herumtappen als ein Suchen nach Wahrheit ist. Ich füge nur noch die Abbildung der drei Sorten von Electricität hinzu. (Taf. VI, Fig. 9.) Interessant ist übrigens eine Zusammenstellung verschiedener Mei73
Nr. 68.Ρ
nungen über das Leuchten des Meeres; sie ist das Einzige, wo der Verfasser seine Leser nur selten mit eignen Ideen belästigt. Wozu eine Uebersetzung dieser Schrift dienen soll, welche ich vor einigen Tagen in der Litteraturzeitung angekündigt fand, sehe ich nun freilich nicht ein; aber der Uebersetzer mag wohl mit desto mehr Gewißheit wissen, daß sie ihm nutzen könne. A. α E s s a i s u r l ' é l e c t r i c i t é d e l ' e a u , à Paris, l'an 5. ^ Versuche darüber werden in einem der nächsten Stücke nachfolgen.
69.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Halle, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800
Dieser kleine Bursche begehrt wieder MS. Ich weise ihn hiermit zu Ihnen, nicht um Sie zu übereilen, sondern blos um Sie von seinem Anliegen zu unterrichten. Können Sie Ihren, gewiß nicht wenig intressanten Aufsatz auch nicht vor Sonntag mit Muße endigen, so soll das nichts schaden; ich lasse dann, wenn ich es bestimmt erfahre, von Gruner (u)nd Witrim Β V. St 1 anfangen. Ihr Gilbert Η. v. Arnim II Hochwohlg. (Notizen von Arnim aoR:)
Ueber Leiter Ueber Springkugeln (Notizen vmtl. von Arnim auR in umgekehrter Schreibrichtung:)
Die Wärmecapacität wird vermindert Die Die Wärmecapacität drückt das Verhältniß zwischen der zur Einheit angenommenen
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19. April 1800 70.Ρ
An Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Berlin oder Göttingen, vmtl. zwischen Mitte April und Anfang September 1800
Zusätze und Verbesserungen zu den Annalen der Physik. 5
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Ueber die Hermbstädtschen und Bertierschen Attractions-Versuche, zu den Annalen, II, 63.
(...) Folgende Meinung äußerte mir in einem Briefe Herr von Arnim 463 über die Hermbstädtschen Versuche: » D i e Zeit von einigen Sekunden, 10 welche in diesen sicher sehr merkwürdigen Versuchen erfordert wurde,« (S. 67,) »ehe die Anziehung sich zeigte, scheint mir den Gesetzen der Schwere entgegen, und macht mir eine electrische Anziehung, wie zwischen den Platten eines Duplikators wahrscheinlicher. Vielleicht wurde das Quecksilber beim Eingießen in die Schale electrisch, und 15 durch das Piedestal isolirt. Doch glaube ich nicht, daß diese entgegengesetzte Electricitäts-Vertheilung mit den sogenannten galvanischen, eigentlich aber rein-electrischen Ketten in Verbindung steht, da der Gegensatz in jenem Falle durch die Berührung aufgehoben werden, in diesem nur durch die Berührung entstehen kann.« 20 (...)
71.
Mit Carl Otto von Arnim an das Justiz-Departement des preußischen Staatsministeriums, Justizminister Julius Eberhard Wilhelm Ernst von Massow in Berlin Berlin, 19. April 1800, Sonnabend
Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster, Allergnädigster König und Herr! D e n Unterricht mehrerer der Treflichen Männer und die übrigen grossen wissenschaftlichen Hülfsmittel zu benutzen, welche die Universität 5 Göttingen zu besitzen das Glück hat, bitten wir Ew: Königliche Majestät unterthänigst die Erlaubniß, nach zweijährigen Studien auf der 75
2'
Nr. 71 Universität zu Halle, nach dem Besuche aller zu unsrer künftigen Bestimmung nöthigen Collégien daselbst (worüber wir die von einer hochlöblichen juristischen und philosophischen Fakultät erhaltenen Zeugnisse beybringen können), noch | ein Jahr in Göttingen studieren zu dürfen, uns allergnädigst zu ertheilen. Wir ersterben in tiefster Ehrfurcht, Ew: Majestät. Berlin den 1 9 - April 1800 unterthänigste, treugehorsamste, Karl von Arnim Ludwig Achim von Arnim Au Roi Zur Erbrechung Sr: Excellenz des Justizministers von Massow
72.K1 Aus dem Justiz-Departement des preußischen Staatsministeriums Berlin, 21. April 1800, Montag Rescribatur: daß die Supplicanten auf denen Königl« Universiteeten zulängliche Gelegenheit hätten, ihre Kenntniß zu erweitern, und daß Ihnen die verlangte Dispensation, ein Jahr in academisch* Studien in Göttingen fortzusetzen, nicht erteilet werden könne. B. 21. April. 1800. ita conclusum eo* Villau*
76
21. April
1800
72.K2 Aus dem Justiz-Departement des preußischen Staatsministeriums, Justizminister Julius Eberhard Wilhelm Ernst von Massow, an Arnim und Carl Otto von Arnim in Berlin Berlin, 21. April 1800, Montag (Lehens) Berlin den 21ten April
1800.
An den Carl und an den
Ludwig
Seine Königliche Majestät von Preußen, U. Α. H., laßen dem Carl und
Ludwig
Achim von Arnim.
Achim von Arnim;
(Gesuch u m den Consens die
vom 19ten d. M., worin sie u m den
Universität
Goettingen
besuchen zu können.) 6 g.St. (.XXX>
auf ihre Eingabe
Consens, die Universität zu Gottingen Jahr lang frequentim
haben, hiedurch zur Resolution daß Supplicanteη
ein
zu dürfen, angesucht ertheilen:
auf den hiesigen
Universitäten zulängliche Gelegenheit finden, ihre Kenntniße zu erweitern, u. ihnen daher der ve(r)langte Consens nicht ertheilt werden könne. Auf jeden Fall aber dergleichen Gesuch von ihrem Vater oder Vormunde hatte angebracht werden müßen. Sig,: Berlin, den 21ten April ad
1800.
mandatum.
Massow 23. 2 g.. H. 1540. R. 22. n. 3. d , 30. ins. ρ W.
1502.
Geistl. Dep. S.
72.
29.
Vom Justiz-Departement des preußischen Staatsministeriums an Arnim und Carl Otto von Arnim in Berlin Berlin, 21. April 1800, Montag
Seine Königliche Majestät von Preußen p. Unser aller gnädigster Herr, laßen dem Carl und Ludwig Achim von Arnim, auf ihre Eingabe vom 19— d. M., worin sie u m den Consens, die Universität zu Goettingen ein Jahr lang frequentiteli zu dürfen, angesucht haben, hierdurch zur Resolution ertheilen: 77
Nr. 72
daß Supplicanten auf den hiesigen Universitäten zulängliche Gelegenheit finden, ihre Kenntnisse zu erweitern, und ihnen daher der verlangte Consens nicht ertheilet werden könne. Auf jeden Fall aber dergleichen Gesuch von ihrem Vater oder Vormunde hätte angebracht werden müssen. Signatum Berlin, den 2 1 - April 1800. Auf Seiner Königl. Majestät allergnädigsten Special-Befehl. Reck Goldbeck Thulemeier Massow Reck, Goldbeck, Thulemeier, Massow. An den Carl und an den Ludwig von Arnim. An den Carl und an den Ludewig ν Arnim
Achim
Achim
15 g* 4 g* pro Insinuation
73.Ρ
An Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Berlin, vmtl. Ende April/erste Hälfte Mai 1800
Nachrichten und Bemerkungen. 1. Von einer ältern Araneologie. (Aus einem Briefe.) J e n e Nachricht, die ich in einem öffentlichen Blatte fand, und ziemlich sicher zu seyn scheint, geht Herrn Q u a t r e m e r e d ' I b y o n v a l und seine meteorologischen Spinnen a m meisten an. In einem zu Görlitz 1588 von B a r t o l . S c u l t e t u s unter dem Titel: M e t e o r o g r a p h i c u m p e r p e t u u m , oder e w i g w ä h r e n d e P r a k t i c a , herausgegebenen Werke, beschäftigt sich S c u l t e t u s i m 7ten Kapitel des zweiten Theils mit Anzeigen von bevorstehender Witterung aus d e m Benehmen der Spinnen, und giebt uns eine Araneologie, die wohl m i t 78
Zwischen 30. April und 2. M a i 1800
unsrer 200 Jahr spätem verglichen zu werden verdient. Da das Finden an und für sich selbst nicht viel Anstrengung kostet, die Finder sich aber darüber gewöhnlich gar viel einbilden, so werden solche historische Notizen auch in moralischer Hinsicht ihren Werth behalten. A.
74.K1
Für Caroline von Labes an Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Potsdam Berlin, zwischen 30. April und 2. Mai 1800, Mittwoch und Freitag
Daß es kein Landesgesetz entgegen sey, wodurch weine beyden H. Karl und Lud Α. ν Arnim es mit Bewilligung ihrer Aeltern bewilligen ausser Lande zu reisen und sich auf dieser Reise ein Jahr oder länger in Göttingen aufzuhalten und nach Gefallen Unterricht aller Art zu nehmen sobald sie nur ein Zeugniß der Universität daselbst beybringen können, daß sie dort nicht als Studierende sondern als Reisende sich aufgehalten, auch weder inseribili noch immatrikulirt worden bezeugt mit der Versicherung in dem nicht wahrscheinlichen Falle einer gerichtlichen Anklage in diesem Falle zu übernehmen
74.K2
Für Caroline von Labes an Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Potsdam Berlin, zwischen 30. April und 2. Mai 1800, Mittwoch und Freitag
Den Unterricht mehrerer der treflichen Männer und die übrigen wissenschaftlichen vor(trefflichen) Hülfsquellen zu benutzen welche die Universität Göttingen zu besitzen das Glück hat; erbitten wir unterthänigst von Ew: Königlich. Majestät die Erlaubniß nach zweyjährigen Studien auf der Universität zu Halle, nach dem Besuch aller zu unsrer künftigen Bestimmung nöthigen Collégien (worüb(e)r wir von einer hochloblichen Juristen und philosophischen Fakultät ertheilten Zeugnisse beybringen können) | noch ein Jahr in Gottin zu studieren, uns allergnädigst zu ertheilen. Wir ersterben in tiefster Ehrfurcht Er Majestet unterthanigste Frau, gehorsamste 79
Nr. 74.K3 74.K3 Für Caroline von Labes an Friedrich Wilhelm III. von Preußen in Potsdam Berlin, zwischen 30. April und 2. Mai 1800, Mittwoch und Freitag Von Ew. Königliche Majestät bitte ich in aller Untherthänigkeit, meinen beyden Enkeln K. u L . ν A, deren ganze Erziehung ich seit d e m frühen Tode ihrer Mutter übernommen, ihnen allergnädigst die Erlaubniß zu ertheilen ein Jahr die Universität Göttingen beziehen zu dürfen. Sie haben zwey J a h r e zu Halle studirt, haben alle dort zu ihrer künftigen B e s t i m m u n g nöthigen Collegia gehört und erhielten die besten Zeugnisse ihres Fleisses. Alle erfahrne Männer rathen | mir, sie zur weitern Ausbildung besonders zur Erlernung des juris publici der Technologie, Mineralogie und Zoologie, zu deren Erlernung jezt in Halle keine Gelegenheit ist, nach der genannten Universität zu schikken, E w Majestät G n a d e lege ich daher nochmals diese meine unterthanige Bitte mit hoffnungsvoller (Erwartung) zu Füsse und glaube dadurch diesenfalls in den Stand gesetzt zu werden dem Staate zwey brauchbare Bürger (xxx) liefern zu können. Ich, ersterbe in die tiefsten Unterthänigkeit Ew.
75.Κ
Von Karl Friedrich Beyme an Caroline von Labes in Berlin Potsdam, 6. Mai 1800, Dienstag
B. L . Eure Enkel, der Carl und der Ludwig ν Arnim, sollen Erlaubniß haben auch noch die Universität Goettingen auf 1. Jahr beziehen zu dürfen, wodurch Ew. Bitte ein G e n ü g e geschiehet, von E w etc. An die vere: Freiin ν L a b e s zu Berlin No 1374 XV
80
20. Mai 1800
*76.
A n Cari Gottlob Häkel in Halle Göttingen, vmtl. zwischen 20. Mai und Mitte Juni 1800
Von Carl Gottlob Häkel, 2 0 . August 1 8 0 0 (vielleicht Bezug auf Nr. * 8 3 oder
Deine PreisAufgaben sind uns sehr angenehm gewesen: nur wünschen wir bald möglichst noch einige nähere Instruktionen, weil wir ungewiß sind, ob wir alle ein und daßelbe Thema oder mehrere sich von einander verschiedne Themata wählen sollen. Vgl. Nr. 106,7-11 und Erl. eine Beilage):
*77.
A n Simon Andreas Friedrich Kehling in Halle Göttingen, vmtl. zwischen 20. Mai und Mitte Juni 1800
5. Juli 1800: Bey meiner Rückkunft fragte ich unsre Freunde nach Deinem Kasten, keiner wußte ein Wort davon — ich glaubte Du müßtest Dich geirrt haben: denn Du sagtest mir noch bei Scherer, daß alles in den langen Kasten hineinginge u Du ihn mitnehmen würdest (...) / Es freut mich sehr Dich noch so munter wie hier vorzufinden. Die Papiermühle u Plesse wären immer meine Lieblingsörtern (...) Künftige Woche werde ich Dir von Talk und Reißbley schicken — das französische Dictionäre, Kästners Mathematik u Veneroni italianische Grammatik sind unter meinen Büchern nicht zu finden. Vgl. Nr. 91,6-56 und Erl. Von Simon Andreas Friedrich Kehling,
78.Ρ
A n Alexander Nicolaus Scherer in Halle Göttingen, 20. Mai 1800, Dienstag
Correspondenz.
659
(...)
25. G ö t t i n g e n , den 20 May 1800. 5 — — Sehr angenehm haben mich die scharfsinnigen Ideen der Hrn. Girtanner und Mayer in dem letzten Stücke Ihres Journals, auf meiner 81
Nr. 78.Ρ
660 Reise hieher unterhalten. Es | ist wahrlich leichter das Alte zu vertheidigen, als so viel Neues wenn auch unbewiesen aufzustellen; für Nachsprecher wird doch kein rechtlicher Mann schreiben und den übrigen bleibt es unbenommen, selbst zu prüfen. (...) auf dem Wege zu ihm erhielt ich die unangenehme Nachricht von seinem plötzlichen Tode. Was er der Naturwissenschaft hätte werden können, wenn er ihr einzig sich gewidmet hätte, davon giebt uns sein Aufsatz über den Sauerstoff als Grund der Reitzbarkeit den unvergeßlichsten Beweis. (...) 666 An meinen S a m m l u n g e n z u r M e t e o r o l o g i e , von denen schon zur nächsten Messe der erste Theil erscheinen soll, werde ich jetzt ungestörter fortarbeiten. Die meiste Arbeit macht mir die Sammlung meteorologischer Resultate, besonders aus den Londner und Pariser Beobachtungen. Saussure's wichtige meteorol. Bemerkungen aus den vier noch unübersetzten Theilen zusammengestellt und mit Anmerkungen begleitet (der mineralogische Theil wird bald von der Hand eines bekannten Mineralogen erscheinen) werden ihren Platz schon im ersten Theile finden. Hier haben Sie kurz meinen Plan bey diesen Sammlungen, meine Idee, welche ich mit Meteorologie verbinde etc. So wie die Physik jede vereinzelte Erscheinung als nie getrennt betrachtete Wirkung des Ganzen zu rechtfertigen sucht, so sucht die Meteorologie das Ganze der Erscheinung in einzelne Momente zu zerlegen, und nur dadurch wird sie begreiflich. Beyde sind daher in ihrem Standpunkte sowohl wie in ihrem letzten Zwecke einander entgegengesetzt, doch kann ohne Meteorologie keine Physik denkbar seyn und so lange jene nicht getrennt und für sich entwickelt wird, kann diese auf keine Vollständigkeit Anspruch machen. Meteorologie und Physik sind beyde bis jetzt nur Sammlungen zu künftigen Wissenschaften, sie bedürfen eines fortgesetzten, ununterbrochenen Sammlens, einer Revision der Beobachtungen, Resultate, Gesetze. Die Physik hat ihre Sammlungen, nur der Meteorologie fehlten sie bisher. Der Grund, warum ich jene vorher bestimmte Kenntniß Meteorologie genannt habe, liegt eigentlich nur darin, weil der Name eben keinen Widerspruch enthält und die bisher sogenannte Meteorologie noch am mei667 sten den Charakter jener | Meteorologischen Wissenschaften behalten hat, was ihr, insofern man sie bisher als einen Theil der Physik betrachtete, eben nicht zum Ruhme gereicht. — Lud. Achim von A r n i m . (...)
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25. Mai 1800
79.
Von Alexander Nicolaus Scherer nach Göttingen Halle, 25. Mai 1800, Sonntag Halle, 25. May, 1800
Lieber Freund, soeben erhalte ich von Mayer das Programm u zugleich die traurige Nachricht von Girtanners Tode. Ich bitte Mayern in inliegenden Briefe um Unterstützung u Beyträge zu einer Biographie Girtanners. Gewiß können Sie mir dazu auch behülflich seyn; ich bitte Sie daher gleichfalls drum. Blumenbach, Hoyer waren besonders Girtanners Freunde. Geben Sie mir besonders Nachricht, wer den literarischen Nachlaß erbt? ppp. Hoffentlich werden Sie sich nun völlig eingerichtet haben. Sollten Sie meine Briefe an Girtanner nicht haben abgeben können, so bitte ich sie mir zurükzuschiken. Mayer schreibt mir viel über seine Theorie. Werden Sie mir bald die versprochene Notiz in Rüksicht der Mayer schen Berechnungen mittheilen? Ich bin recht sehr auf Ihren ersten Brief b((xxx)) Schreiben Sie mir ja recht viel über alles, Localia et Person((alia u)) was die Chemie besonders macht. Alles was Sie über Girtanners Leben u Nachlaß erfahren melden Sie mir doch ja sobald es möglich. Mir fehlt alles, was zu seiner Biographie erforderlich ist. Was machen meine Freunde? Wie gefällt Ihnen der Musensitz an der Leine? Schifft sie Ihnen die Gallica eben so zeitig herbey als die Anglica? ((xxx))s empfohlen seyn Ihren ganz ergebensten Scherer. Herrn L. A. v. Arnim jun. im Gürtherschen Hause in freo. Göttingen.
83
Nr. 80
80.
Von Hans von Schlitz nach Göttingen Kassel, 26. Mai 1800, Montag
Ich werffe Dir den Vorschlag hin, lieber Louis, daß Du am 28ten Abends in Minden wärest, woselbst ich am 29ten Vormittags, vielleicht aber auch erst am 30t. Vormittags eintreffe. Wir könnten dann zusammen nach Göttingen reisen, wo ich mich warscheinlich nicht lange aufhalten darf. Wie Du dort hin kömmst, darüber halte Rath mit Deinen Geldbeutel und Deinen Beinen, und nimm zur Unterhaltung einen Band Deiner Schriften in der Tasche mit. Ich umarme Dich in Gedancken. Cassell d, 26t. May 1800. Schlitz. Herrn A. L. Baron von Arnim der Rechte Beflißenen fr. zu Göttingen b. d. Condii. Gunther
81a/b.P An Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, 30. Mai 1800, Freitag Anmerkungen zur Licht-Theorie. (Aus einem Briefe von L . A. v o n A r n i m . ) Göttingen den 30sten Mai. Ich wundere mich, wie ich in den Versuchen über das chemische und electrische Verhältniß der Körper" N a i r n e ' s Erfahrungen über die Verkürzung der Metalldrähte durch electrische Schläge^ vergessen habe. Sie sind für mich sehr merkwürdig, besonders auch in Rücksicht der g a l v a n i s c h e n E r s c h e i n u n g e n . (...) 84
Vmtl. Juni 1800
(...) Es giebt zwei einander entgegengesetzte electrische Zustände: + 470 15 E und — E, und + + , + —, sind alle mögliche Combinationen derselben. Demnach werden zur Hervorbringung electrischer Thätigkeit zwei Klassen erfodert: eine, die eines einfachen; die zweite, die durch diesen einfachen in einen zwiefachen Zustand versetzt werden kann, und von diesen zwei Klassen drei Individuen. So sehen sie dieses 20 von R i t t e r entdeckte Gesetz der galvanischen Action, welches ich auch bei genauerer Betrachtung im Magnetismus gefunden, auf | eine 471 scheinbar scherzhafte, aber doch wohl ernsthafte Art bewiesen; auch die Nothwendigkeit der Anschauung der Materie nach drei Dimensionen kann hiernach vollständig bewiesen werdend 25 (...) Aus einem andern Briefe desselben Verfassers. Es wird Ihnen sicher angenehm seyn, das sehr bequeme E n t w i c k e l u n g s g e r ä t h z u m S a l p e t e r g a s - E u d i o m e t e r kennen zu lernen, dessen sich Herr v o n H u m b o l d t bei seinen Untersuchungen 30 bedient. Ich danke es der Güte des Herrn v o n B u c h . (...) α p
γ
35
A n n a l , V, 33. Crell's A n n . f. 1784, I, 96; L i c h t e n b e r g ' s M a g a z i n , I. B., 2. St., S. 22. Dass es mit einem solchen Beweise dem Briefschreiber nicht recht Ernst seyn könne, darf wohl kaum erinnert werden, d. H.
*82.
A n Alexander Nicolaus Scherer in Halle Göttingen, vmtl. Juni 1 8 0 0
Keine Angabe zum Inhalt. Vgl. Datierung.
85
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Nr. * 8 3
*83.
A n Carl Gottlob Häkel in Halle Göttingeri, vmtl. zwischen Anfang Juni und 10. August 1800
Von Carl Gottlob Häkel, 20. August 1800 (vielleicht Bezug auf Nr. * 7 6 oder
eine nur weil rere
Beilage): D e i n e P r e i s A u f g a b e n sind uns sehr a n g e n e h m gewesen: w ü n s c h e n wir bald möglichst noch einige n ä h e r e I n s t r u k t i o n e n , wir u n g e w i ß sind, ob wir alle ein u n d daßelbe T h e m a oder m e h sich von e i n a n d e r verschiedne T h e m a t a w ä h l e n sollen. Vgl.
Nr. 106,7-11 und Erl.
*84.
A n Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, um den 9. Juni 1800, Montag
Von Ludwig Wilhelm Gilbert, 18. Juni 1800 (möglicher Bezug auf Nr. 81a/b.P):
(...) k a n n ich w e g e n Sprengeis Sonderbarkeit I h n e n gleich noch k e i n e n Brief an H e y n e beylegen, so h o f f e ich doch dazu b e y m n ä c h s t e n Schreiben i m Stande zu seyn (...) I h r e S a m m l . zur Electricität sind interessant, u n d ich h a b e sie auch (freylich n i c h t o h n e alles R a t h e n ) lesen k ö n n e n , n u r zwey Worte nicht. Bey den Vers. Vassalis m i t Pulv e r n k ö m m t n a c h der Talkerde als — E gebend vor T a n b i t h u n d Alaunpulver. Was sind das f ü r Worte (...) / I h r e m Coulomb sehe ich m i t Verlangen entgegen. Vgl. Nr. 86,3-25 und Erl.
*85.
A n Alexander Nicolaus Scherer in Halle Göttingen, vmtl. zwischen Mitte Juni und Mitte Juli 1800
Keine A n g a b e zum Inhalt. Vgl. Datierung von Nr. *82.
86
18. Juni 1800
86.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert nach Göttingen Halle, 18. Juni 1800, Mittwoch Halle d. 18' Jun. 1800
Ich habe Ihre beyden Briefe, mein bester H. v. Arnim, richtig und mit vielem Vergnügen erhalten, und kann ich wegen Sprengeis Sonderbarkeit Ihnen gleich noch keinen Brief an Heyne beylegen, so hoffe ich doch dazu beym nächsten Schreiben im Stande zu seyn, da er ihn mir gewiß zugesagt hat. v. Grolmann meint, u m die Bibliothek zu benutzen sey es noch besser sich an Pr Reuß zu halten, oder einen der Custoden, wenn ich nicht irre e. gew. Bennecke, dadurch zu gewinnen daß man 1 Monat Englisch bey ihm triebe. — Ihre Samml. zur Electricität sind interessant, und ich habe sie auch (freylich nicht ohne alles Rathen) lesen können, nur zwey Worte nicht. Bey den Vers. Vassalis mit Pulvern kömmt nach der Talkerde als — E gebend vor Tanbith und Alaunpulver. Was sind das für Worte; mein Rathingenium verläßt mich dabey. — Heft 2 ist zwar schon ganz gedruckt, der böse Eberhard hält mich aber mit den Kupfern hin. Sie werden darin Haidane, Prévost, Gerstner, Grimms Eud., und 3 art. Abhandlungen, die lezte e. Verbesser, des Destillirgeräths finden. Von Heft 3 sind auch schon 4 Bogen abgezogen. Darunter eine geistreiche und ziemlich pikante Vertheidigung Zylius gegen Lichtenberg, die zwar etwas physikalischer seyn könnte, die er aber urspr. für den litt. Anz. bestimmt, und deshalb populärer | abgefast hatte. In Anmerkungen hoffe ich, werde er noch manches nachtragen. Außerdem rücke ich Bertholets Angriff auf Humboldts Eudiometrie, Ihre beyden Auszüge und eine artige Fata Morgana aus dem Thüring. Walde in dieses Heft ein. Ihrem Coulomb sehe ich mit Verlangen entgegen. Zwar wünschte ich mir die Bearb. vorzubehalten. Aber wenn werde ich daran kommen. Nur müssen Sie mir den Gefallen thun, und mir den Aufsatz wo möglich so vollständig ausgezogen, oder vielmehr übersezt liefern, als ich das mit dem Cavendischen gethan habe, damit er für eine Uebertragung der wichtigen Coulombschen Schrift auf deutschem Boden gelten könne. — Ihre Anti Ritt. Schlußanmerk. hat mir einige Sorgen gemacht. Der arme Ritter möchte dadurch sich hinten an gesezt glauben. Sie müssen mir daher schon eri. ein paar Worte etwas anders zu stellen. Der Sinn m a g immer bleiben. Denn am Ende ist es doch sonderbar | den Galvanismus ganz aus den Ann. d Phys. ausschneiden zu sollen. 87
Nr. 86
Haben Sie und ν R. u Re. sich endlich eingewöhnt. Schreiben Sie mir doch in gleicher Eile als ich diesen Brief hinwerfe ein paar Worte üb. Göttingen u. die das. Physiker. Was macht M. und ist er nicht für d. Ann. zu interessiren, daß er bey s. jetz. Muße interess. Versuche anstelle, Unters, ausführe, u. mir davon etw. wissen lasse. Van M{amm) ist noch nicht im Bes. d. Annalen. Am Ende schicke ich sie ihm ohne großen Commentar. Mache er damit was er wolle. Scher, habe ich lange nicht gesehn, wir passen für den U m g a n g nicht recht, da gelehrte Disc, ihn aneklen. Und wovon sollen am Ende Gelehrte sonst sprechen. Der Himmel behüte Sie und lasse seine Hand auf Ihnen ruhen; das wünscht Ihr Gilbert. Auf Ihre Beytr. zur Meteorologie bin ich sehr begierig; um so mehr je schwieriger die Sache ist. Leslie's Hygrom. u Photometer ist nach seinen Aussagen ein wahres Wunderinstrument; doch traue ich der Sache nicht ganz. In H. 3 finden Sie es einst beschrieben. Herrn L. A. von Arnim Hochwohl» der Kameralwiss. Candid, aus Berlin frey. in Göttingen ( r alR:>
Für Coulomb hebe ich alleni, in H. 4 Platz auf. Aber nur bitte ich Sie nochmals doch dies, wicht. Auf. nicht gar zu sehr abzukürzen.
*87.
An Caroline von Labes in Berlin Göttingen, um den 23. Juni 1800, Montag
Keine Angabe zum Inhalt. Vgl. Datierung.
88
3. Juli 1800
88.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, um den 27. Juni 1800, Freitag Einige electrische B e m e r k u n g e n . (Aus e i n e m Briefe des H e r r n L. A. v. A r n i m . )
Edition: W A A II/III.
*89.
Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Göttingen Berlin, 1. Juli 1800, Dienstag
Keine A n g a b e zum Inhalt. Vgl. Datierung.
90.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert nach Göttingen Halle, 3. Juli 1800, Donnerstag H a l l e d e n 3' Juli 1800.
D i e Posten zwischen G ö t t i n g e n u n d H a l l e gehn, wie Sie aus m e i n e m Briefe gesehn h a b e n w e r d e n gar langsam; das ist der G r u n d m e i n e r so verspätheten Antwort, die ich unsrer Abrede g e m ä ß gleich m i t u m g e h e n d e r Post a b g e h n ließ. W a r u m sind Sie aber auch n a c h e i n e m solchen Provinzialstädtchen gezogen, das a u ß e r h a l b alles ordentlichen Postcourses liegt. D e n W ä c h t e r s c h e n Aufsatz, I h r e A n m e r k . dazu u n d die Aufzähl, der m a g n e t . Steine, h a b e ich sogleich in die D r u c k e r e y gegeben. Sie d u r f t e n n i c h t e i n e n Posttag späther k o m m e n , sonst w ä r e ich in Verlegenheit gewesen sie in Stück 4 h i n e i n zu bringen. St 2 u n d 3 sind schon ganz gedruckt, u n d Sie e r h a l t e n sie nächstens. M o n t a g g e h t St 2, u n d 14 Tage darauf St 3 ab. Sie e n t h a l t e n m a n c h e s Interessante. I n I h r e r Aufzähl, der m a g n e t . Steine k o n n t e ich ein paar Worte n i c h t entziffern; doch w a r e n sie, so viel k o n n t e ich sehn, bloße Einschiebsel u n d k o n n t e n o h n e den Sinn zu stören fehlen. Ich ließ sie d a h e r fort; sonst h ä t t e ich 4 Wochen auf die Berichtigung w a r t e n müssen; d e n n so l a n g e d a u e r t es fast e h e Briefe von H a l l e n a c h G ö t t i n g e n hin, u n d wieder h e r laufen. Sie sehn daraus aber, wie sehr
89
Nr. 90
Sie mich verpflichten würden, wenn Sie Worte oder Stellen die nicht recht lesbar sind, noch einmahl an den Rand sezten, wie das ζ. B. bey der L.Z. geschieht. Bey einer nochmaligen Durchlesung jedes Aufsatzes ehe Sie ihn mir schicken, fallt Ihnen das gewiß bald in die Augen. Dann lieber einen Posttag späther, als daß ich dann in Verlegenheit komme sie bis zur Antwort auf eine Frage darüber zurückhalten zu müssen. Bey Ihrem Briefe fehlt die Zeichnung des Humboldtschen Entwicklungsapparats, die Sie wahrscheinlich beyzulegen nur vergessen haben, und die dem Leser gewiß angenehm seyn wird. Heft 4 enthält nun Ihre Aufs., die Beschr. eines neuen Ventilators, eine Fata Morg. im Thüringer Walde beobachtet vom Vicekonsist.präs. Heim, und I die Vesuviana, die ich in Berlin bearbeitete. — In Ihrer Bemerkung zu Wächter ist mir die Vorstellung Vassalis, wie in einem prismatischen Stahl an einer Seite zwey entgegengesezte Pole erzeugt wurden, nicht ganz deutlich geworden, und mit dem Rittero-Schelling. Gesetze scheint es mir doch, als legten Sie allerseits einen Werth darauf, den es kaum haben möchte, wenigstens in so weit ich es verstehe. Schellings Diatribe gegen den empirischen Physiker, der sich mit Gewalt nennen soll, hat mich fürwahr ergözt. Unser Kl. verachtet aber diese Rodom. zu sehr, u m sich auf etwas einzulassen, ist hier auch wohl im Nachtheil, da Ree. seine Stärke eben nicht ist, und er Blößen genug dabey gegeben hat. Was Kieling mir aus Lichtenbergs Nachlaß zeigen wollte, habe ich, so begierig ich darauf bin, noch nicht zu sehn erhalten. — Schulz sagt mir Leop. ν Buch sey durch Göttingen gereißt. Wenn, und wo ist er jezt? — Ihr lezter Brief hat mir viel Vergnügen gemacht. Hier dagegen einige Hallens. Nachrichten. Uns. Fr. Scherer ist an der Liebe gänzlich krank. Die Ankunft Prof. Vaters mit s. Frau hat die alte Liebe, die schon erstickt werden sollte, wieder zu hellen Flammen gebracht. Er ist krank geworden und wieder verreist. Daß der alte K. nicht ein Jahr ehr gestorben ist, ist mir sehr lieb. Hätte er doch noch ein paar Jahr gelebt, seine Gesch. wäre fürwahr fertig geworden. An Pfaff würde Göttingen einen sehr gründlichen Mathematiker erhalten. Von M hatte ich ganz andre Vorstellungen. Er hat die Ann. und ich bitte ihn nächst, um eine Recens. Stoppani bringt mir nichts, weder das Schw. Areom., noch meine Electr. Masch, noch andre Instrumente, die er von mir zur Reparatur hat. Ich muß mich darum entschließen morgen selbst nach Leipz. zu reisen und ihn zu exequiren Sie würden mich verpfl. wenn Sie mir das bewuste St. des Journ. de Phys., und die andern Bücher durch 90
5. Juli
1800
Geleg. wieder zustellten. Haben Sie nicht auch von mir Mark. Litt, d. Phys. Band 1 in Lederpap. mit rothem Titel? — Ist Canzler noch in Göttingen, oder schon in Greifswald?. Ich sehe Ihren fernem Aufsätzen, und den Auszügen aus Werken, die ich nicht haben kann, mit Verlangen entgegen, und wünschte mit Ihrer Antwort auf die 2 unleserl. Namen in den electr. Versuchen, allenfalls noch von diesen ein paar, um die Reihe desto zusammenhängender zu machen. — Ich habe der L. Z. es recht ans Herz gelegt, die Ann. endlich einmahl zu recens, und zwar d. Rez. einem Sachverst. aufzutragen, damit sie nicht einen so jämmerl. Unverständ. als in d. E. L. Z. die physikal. Artikel in die Hand fallen. Daß Gmel. sie nicht einmahl hält und kennt, ist arg; fast sollte man daraus schließen es sey nöthig sie durch die bekannten Wege, durch Reichs Anz. etc, in kleine Anfragen, Anmahn. etc. bekannter zu machen. Da Voigts M. fort geht, (ich habe von B. 2 noch nichts,) so dächte ich ließen wir fürs erste noch einen förmlich rubricirten Litt. Anz. fort, ohne doch einzelne dahin gehör. Artikel von den Annalen auszuschließen — Doch hat es damit ja noch bis gegen Neujahr Zeit. Von meiner Beri. Gesch. höre ich kein Wort. Ich weiß nicht ob ich das zum Guten oder Bösen deuten soll, hoffe aber auf jeden Fall endl. zu reüssiren. Viele Grüße v. R. u R. Ihr ganz ergebner Gilbert. Herrn L. A. von Arnim II Hochwohlg* der Kameralwiss. Candid, aus Berlin in frey. Göttingen
91.
Von Simon Andreas Friedrich Kehling nach Göttingen Halle, 5. Juli 1800, Sonnabend
Halle d. 5' Juni 1800. Liebster Freund. Es thut mir herzlich leid, daß ich nicht früher Deinen lieben Brief habe nach Wunsch beantworten können. Scherer ist wieder 14 Tage 91
Nr. 91
verreißt gewesen, ich selbst war einige Zeit in Leipzig um Herrn Gohlis auszukundschaften, er war aber nirgends zu finden. Bey meiner Rückkunft fragte ich unsre Freunde nach Deinem Kasten, keiner wußte ein Wort davon — ich glaubte D u müßtest Dich geirrt haben: denn D u sagtest mir noch bei Scherer, daß alles in den langen Kasten hineinginge u D u ihn mitnehmen würdest; übrigens hat Scherer kein Wort des Kastens gedacht. Halb verrükt kam er von Weimar zurück, wo er seine Braut wieder gesehen hat, und sein gewöhnliches lamento ward tuono alto wiederholt. Sein U m g a n g ist jezt ganz ungenießbar, er besucht Niemand, auch kömt kein menschliches Wesen, außer seiner Aufwärtterin, auf sein Zimmer. Seine Collegia gehen sehr schläfrig u mit häufigen Unterbrechungen von seiner Seite fort. Tausend Pläne durchströmen seinen | Kopf, die der Morgen schuf werden vom Abend zerstört — dies ist ungefähr der tägliche Reihentanz seines Lebens. Wenn man es mit Recht von einem Menschen behaupten kann, daß er Geschäfte übernimmt, wozu seine Schultern nicht gemacht sind, so scheint Scherer mir vorzüglich dazu ausersehen. Wankelmuth und Unentschloßenheit sind die Hauptzüge seines Charakters, — daß er aber nicht auch viele gute Züge hat, wirst D u nicht zweifeln wollen, D u kennst ihn von dieser Seite auch wohl selbst. — Mein U m g a n g ist durch Deine Abwesenheit u m vieles vermindert, unter den Neuangekomnen will mir fast keiner gefallen. Sie haben grade nicht die Vorzüge und Fehler an denen ich gewohnt bin u dies ist vieleicht einer der Hauptursachen. Mr. de Busch tranche du grand seigneur in ausgedehntesten Sinn dieser Bedeutung: denn er hat kaum 1000 Thaler jährlich Wechsel und der Zuschnitt seines hiesigen Lebens ist auf 4 bis 5000 Thaler gemacht. Er hat kürzlich den hiesigen Professoren u Honoratioren einen Ball gegeben, welcher über 300 Thaler kostet; von einem gewißen Trotte hat er Pferde und Wagen zu 84 Louisd'or gekauft | beides ansehnliche Ausgaben, wovon er aber seinen Gläubigern noch keinen rothen Heller gegeben hat. Auf dem Berge beym Johannisfeste hatte er 10 Personen gebeten, welche er auf seine Kosten frei halten wollte — auch dies ist noch Alles unbezahlt. Bey Dost geht es nicht besser — Kurz die Cronique scandaleuse von Halle spricht bloß von den Buschsischen Schulden. Mit Bedauern muß ich Dir auch erzählen, daß sich einige unsrer Freunde an diesen Menschen, der leer an Kopf und Hertzen ist, drängen u m nur seinen Umgang (Gott weiß aus welcher Ursache) genießen zu können, obgleich er sie in einem sch(n)öden und weg werfenden Ton behandelt und bei 92
1 0 . Juli 1 8 0 0
vorkommender Gelegenheit sie auch wohl das Uebergewicht der Geburt empfinden läßt. Sollte dies noch bis zu Deiner hiesigen Ankunft fortdauren: so wird Dein scharfsichtiges Auge sie wohl zu entdecken — übrigens wirst D u erlauben, sie zur Zeit noch namentlich zu verschweigen. Es freut mich sehr Dich noch so munter wie hier vorzufinden. Die Papiermühle u Plesse wären immer meine Lieblingsörtern; freylich entschädigen sie Dich nicht ganz für den Hochgenuß und die menschliche Ansicht im Reichardtschen Hause — auch ist ja dort | keine Insel der Seligen. — Künftige Woche werde ich Dir von Talk und Reißbley schicken — das französische Dictionäre, Kästners Mathematik u Veneroni italianische Grammatik sind unter meinen Büchern nicht zu finden. Schließlich muß ich Dich noch bitten, Dich versichert zu halten, daß bloß die eben eingetretnen Umstände mich verhindert haben, Dir früher zu antworten, künftig werde ich gewiß prompter seyn. Gruß u Kuß von Deine(m) aufrichtige(n) Freunde S. A. Fr. Kehling.
92.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert nach Göttingen Halle, 10. Juli 1800, Donnerstag Halle d. 10' Juni 1800
Ich nehme die Gelegenheit wahr, durch die Schiff Ihnen das Journal de Phys. Tome VII überschickt, diesen Brief bey zu legen. Aus Cah IV habe ich die 3 Aufsätze Sages und Blagden's Brief benuzt für das 4te Heft von Β IV. Patrin steht im Auszuge schon in Heft 2. Van Swindens erster Brief ist schon gewaltig lang und betrifft erst den Winter 1709; er paßt sich also schwerlich für die Annalen. Vassali-Eandis Vitalitometer werden Sie am besten zur Forts, der Electr. Versuche brauchen können, die ich für Heft 1 Band VI wünsche. Noch mehr sein Brief in Cah II ρ 148. — Aus Cah II habe ich noch nichts benuzt, auch nicht aus Cah III. Vielleicht daß ich eine Uebers. von Lair aufnehme. — Von den Ann. de Chimie habe ich seit Ihrer Abwesenheit noch kein neues Heft 93
Nr. 92 wieder gesehn. — Hierbey Β. V. Heft II; Heft III ist auch schon fertig, nur fehlt noch das Kupfer, und von Η IV sind 5 Bogen gedruckt. Wächter, und Ihr magnet. Verzeichniß sind darin Aufs. 3, 4. Unter den 15 Briefen am Ende, Ihr Brief. Humboldts Entwickl. Flasche kam eben noch zur rechten Zeit um auf die Kupferpl. zu kommen, aber ob wir das Kyanom. noch werden hinauf bringen können, da schon alles arrangirt und ein Theil eingerissen war, das wird die Frage seyn. — Von den vermischt. Bemerk, in 20 Ihr. lezten Briefe hoffe ich noch in Heft 4 Gebr. zu machen. Socquet kömmt gleich inAd Β VI Heft 1. Für Emmerts und Meyers Diss, meinen besten Dank. Γ Lichtenb. Urtheil über unsern Kl., zeigt daß er ihn ziemlich kannte; gewiß war er in seinen Studirjahren ungefähr so. 25 Berlin ist zwar der Mittelpunkt der Gelehrsamkeit, wie R. gezeigt hat; allein drin ist nicht sonderlich viel und Liebe zur Wiss. beseelt wahrlich nur wenige. Was in B. zu wenig ist, ist, oder vielmehr war in Gött. vielleicht sonst zu viel. Ich gestehe es, ich wünschte das Wesen schon einmahl mit eignen Augen zu sehn. 30 Aus Blagdens Brief werden Sie sehn daß also doch die Salzsäure endlich zerlegt ist, und zwar durch Electric. — Herrscheis Wärme-Farbenversuche scheinen von vieler Wichtigk. zu seyn. In größter Eile muß ich schließen Ganz 35 Ihr ergebenster L. Gilbert. Coulomb wird mir dreyfach angenehmer seyn, da ich ihn unverkürzt, nur in schickliche Tabellen die Versuche rangirt von Ihnen erhalte. (Die) G. hatte ich an mir. 40 Herrn v. Arnim II aus Berlin d. R. B. Hochwohlgeb. durch Einlage. in Hierbey Ann. d Phys. Göttingen Bd V Heft 2.
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1 2 . Juli
93.
1800
Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Göttingen Berlin, 12. Juli 1800, Sonnabend
Liebe Kinder Wie in aller Welt gehet es zu daß ich in so langer Zeit keine Briefe erhalten; d« 30! Junii erhielt ich von Louis und Karl zugleich die letzten Briefe. D» 1- Jullii schikte ich einen mit Euer Aßignation hier zur Post, und noch keine Antwort — waß ist vorgefallen? — wollet Ihr meine Sorgen auch noch vermehren? — ich bin in der grösten Wirwar; Montag ziehet die neue Demoiselle an, die große Ubergabe gehet an; gleich nachherr gehet die Packerei nach Zerniko an. Heutte erwarte ich die Moritzen zu diesen allen. Eine Köchin ist gemiethet; | (NB sie sagt sie kan gefrornes machen) zu Micheli ziehet Tropsch (der Esel) ab — und so gehet es mit mir altes armes Weib von einer Unruhe in der andern, von meinen Sohn habe ich nicht die mindeste Nachricht seit d« 14 ! May und der Zeit daß er mir schrieb daß er nach Hannover reisen wolte, ich weiß also gar wo er anzutreffen ist. Schreibet mir doch balde; den Tag meiner Abreise von hier kan ich noch gar nicht bestimmen lebet wohl und gesund vergeßet Eure doch nicht Berlin d, 12! Julii 1800 (V
treue Groß Mutter vLabes
alR:>
Schreibet mir doch deutlich wie es mit Eurer Geldhebung abgelauffen ist. Des Herren Karl von Arnim Hochwohlgeb* der Rechte Beflißener Abzugeben zu in der Printzen Göttingen Straße bei dem Conditer fr: Duderstadt Günther 95
Nr. *94
*94.
An Caroline von Labes in Berlin Göttingen, um den 14. Juli 1800, Montag
Von Caroline von Labes, 20. Juni 1800: Auf d e i n e n letzten Brief o h n e Datum h a b e ich nichts zu antworten: gleichgültige D i n g e zu schreiben, h a b e ich h e u t t e n i c h t zeit, noch w e n i g e r lust (...). (Nr. 99,2-4.)
*95.
Von Carl Gottlob Häkel nach Göttingen Halle, vmtl. zwischen Mitte Juli und Mitte August 1800
Keine Angabe zum Inhalt. Vgl. Datierung.
*96.
An Alexander Nicolaus Scherer in Halle Göttingen, vmtl. zwischen Mitte und 20. Juli 1800
Von Alexander Nicolaus Scherer, 4. August 1800: (...) herzlichen D a n k f ü r I h r e Briefe u Geschenke. Sie h a b e n m i c h sehr a n g e n e h m überrascht, zugleich aber auch m i c h zu I h r e m großen Schuldner gemacht. (Nr. 102,2-4.)
97.Κ
r
An Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, 18. Juli 1800, Freitag
G ö t t i n g e n den 18— J u l y Sollte sich n i c h t ein kleines M i ß v e r s t ä n d n i ß , vielleicht selbst durch m i c h veranlasst, in der A n m e r k u n g S 190 T h V der A n n a l e n finden? Ich e r i n n e r e m i c h nur, daß Η . ν Buch sagte, er h a b e den von m i r g e r ü g t e n E i n f l u ß der W ä r m e (Annal I I I B. S 91) b e r e c h n e t u n d zu 5 klein g e f u n d e n , u m bey d e m grösseren T h e i l e eudiometrischer U n t e r s u c h u n g e n beachtet zu w e r d e n . D a r a n zweifle ich auch gar nicht, aber
96
18. Juli 1800
auf ganz geringe Abweichungen machte ich auch gar nicht aufmerksam, sondern nur auf grössere Wärmeunterschiede wie ζ. B. bey der von Garnerin mitgebrachten L u f t , bey der i m Winter 98 von H u m boldt eingesammelten L u f t , wo A das Thermometer den 13ten Januar auf — 8,5 ° R stand, das Eudiometer 111,5 Rückstand zeigte. Daß hier eine Reduction wegen der verschiedenen Ausdehnbarkeit der verschiedenen Gasarten durch gleiche Grade der W ä r m e ganz unerläßlich sey, wird ein bestimmtes Beyspiel a m besten zeigen. Der Temperatur Unterschied zwischen der L u f t wo sie eingesammelt | und wo sie untersucht wird: sey nur 28° R , die Ausdehnung des Stickgases sey nach H. Schmidt's genauen Versuchen, (die ich dort statt der wahrscheinlich falschen Prieurschen Versuche hätte anführen sollen) in Gren's neuem Journal d. P. IV B. S 597 von 0—60° Reaum: 0,3612 seines Volums, die Ausdehnung der atmosphärischen L u f t von 0—60° R e a u m 0,26805, das Eudiometer gebe in der Kälte einen Sauerstoffgehalt von 0,2500 an, so wird in der angegebenen wärmeren Temperatur das Volumen einer gewissen dort zur Einheit angenommenen atmosphärischen L u f t m e n g e 1,1248, das Volumen der 0,75 Theile abgeschiedenen Stickgases 0,9236 seyn, also 1,1248 - 0,9236 = 0,2012 Sauerstoff. Wie ist es möglich, daß Η. ν Humboldt auf diesen Unterschied Rücksicht genommen, aber ihn bey der Ausübung und in seiner vortreflichen selbst die geringsten Ursachen des Irrthums nicht vernachlässigenden | Untersuchungen der Eudiometrie als zu unbedeutend übergangen und doch hätte versichern können (Ueber die chem: Zeri: des Luftkreises S 54) die angegebene Methode gebe bis auf 0,003 genaue Resultate, da sie hier doch schon einen ganz bestimmten Fehler von 0,05 zulässt? Die andre Veranlassung zu Fehlern, worauf ich in jenem Aufsatze aufmerksam machte, die verschiedene Compressibilität der Luftarten ist, wenn auch nur seltener, doch in diesen Fällen, wenn m a n der von Humboldt in den andern Operationen erreichten Genauigkeit sich auch hier nähern will, nicht zu vernachlässigen. Es sey die vorher als Beyspiel angenommene kalte L u f t von einem hohen Berge, wo die L u f t Vá dünner als in dem Orte der Untersuchung a m Fusse desselben sey. Nach Fontana's | Versuchen (Opuscul: phys: et chyrrv. Paris 1784 ρ 126) ist die Compressibilität des Stickgases %2o grösser als der atmosphärischen L u f t , daher wird ein gewisses L u f t v o l u m in der Höhe zur Einheit angenommen dieses unten 0,6666, das Volum der oben gefundenen 0,7500 Stickgas unten 0,7500 (% + Vi 20) = 0,5051 und (weil 0,6666 : 0,5051 = 1,00 : 0,7577) daher 1,00 - 0,7577 = 0,2483 Sauer97
Nr. 97.Κ
stoffgehalt statt der oben gefundenen 0,2500 seyn. Wenn weiter kein Hinderniß wäre, so Hessen sich doch noch jene Fehler berichtigen, aber ein neues findet sich in der verschiedenen hygroscopischen Beschaffenheit der Luft. Wie sehr verschieden ist die Ausdehnung der Luft durch gleiche | Wärmegrade bey verschiedenem Stande des Hygrometers H: Schmidt's Versuchen zu folge (Gren's neues Journal IV Band S 353). Für atmosphärische Luft sind diese Abweichungen schon bekannt, für das Stickgas müssen sie aber erst durch eine neue Versuchsreihe ausgemittelt werden. Sollte vielleicht sogar Stickgas in einem sehr abweichenden Verhältnisse mit Wasser verbunden als atmosphärische Luft ausgedehnt seyn, so würde dies eine neue Schwierigkeit für die gesammte Eudiometrie abgeben, die dann ohne daß der Sauerstoffgehalt eines gewissen Luft-Volums verändert doch sehr verschiedene Rückstände nach Verschiedenheit des Hygrometerstandes erhalten würde. Die Beobachtimg des Η. ν Humboldt | über den Zusammenhang zwischen Luftverschlimmrung und Wolkenbildung (Annal: d. Ph I I I Β S. 81) nicht wahrscheinlich, daß eine solche Verschiedenheit vielleicht statt finden könnte. Bis dieser Punkt einmal von bewährten Männern, die zu Untersuchungen dieser Art Neigung und Gelegenheit haben, bestimmt worden, wird es gut seyn, genaue eudiometrische Untersuchungen bey wenig verschiedenen Hygrometerständen anzustellen; überhaupt aber in jedem Falle, wenn es irgend möglich, die eudiometrische Untersuchung einer Luft nur bey der Wärme und dem Barometerstande, wobey sie eingesammelt, zu unternehmen, sollte hingegen dieses nicht möglich seyn, die Correctionen wegen des Luftdruks nur bey grossen Unterschieden nicht, die Correctionen wegen der Wärme nur bey sehr geringen Abweichungen zu vergessen (1 v -2 r Nachtrag im inneren Rand:)
Daß in den höhren Graden ein Fehler H Prieurs vorgefallen ist (xx) nicht zu bezweifeln, das Eudiometer kann ihn leicht entdeken und ich werde dies versuchen, aber bey den untern ist so etwas nicht wahrscheinlich. Sollte er wohl an diesen scheinbaren Sauerstoffver(lust) durch Erkaltung gedacht haben wenn er S 50(1) T h 1 Ueberzeugend beweist dies endlich eine Stelle S 301 Th. 1 der gereizten Muskel und Nervenfaser wo der Kälte der die Prieurschen Versuche erwähnt, aber ihnen nach den selben (xxx) eine blos scheinbare Sauerstoffvermehrung zuschreibt, eine wirkliche Vermehrung des Sauerstoffgehalts beylegt?
98
Vmtl. zwischen 20. und Ende Juli 1800
Aber darin muß ich mich selbst berichtigen, daß jede der dort erwähnten (scheinbaren) Sauerstoffverminderung nur bey (xxx) nicht nur bey hohen Temperaturen und nur nach den Schmidtschen Versuchen auch bey niedrigen, die ungeachtet ihrer Genauigkeit aus Gründen, die noch hier angeführt werden, keine Anwendung erleiden. (3V nach vielleicht statt finden könnte. (Z. 64); zwischen den Zeilen und arR:)
Zur Gewißheit beweist dies die Vergleichung der von H Schmidt (Grens IV 396 und Prieur (Ann de Chimie I S. 236) angestellten Versuch, über Ausdehnung der Gasarten, jener untersuchte (xxx) dieser gewöhnliche Luftarten (xxx) mit Wasser balden wie (sie) gewöhnlich sind. Beyde Reihen von Versuche
97.Ρ
A n Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, 18. Juli 1800, Freitag
Ueber einige bisher nicht beachtete Ursachen des Irrthums bei Versuchen mit dem Eudiometer, von L . A. von A r n i m . " α
Aus einem Briefe an den Herausgeber, Göttingen den 18ten Juli 1800.
Edition: W A A II/III.
*98.
A n Alexander Nicolaus Scherer in Halle Göttingen, vmtl. zwischen 20. und Ende Juli 1800
(...) herzlichen Dank für Ihre Briefe u Geschenke. Sie haben mich sehr angenehm überrascht, zugleich aber auch mich zu Ihrem großen Schuldner gemacht.
Von Alexander Nicolaus Scherer, 4. August 1800:
(Nr. 102,2-4.)
99
Nr. 99 99.
Von Caroline von Labes nach Göttingen Berlin, 20. Juli 1800, Sonntag
Lieber Louis Auf deinen letzten Brief ohne Datum habe ich nichts zu antworten: gleichgültige D i n g e zu schreiben, habe ich heutte nicht zeit, noch weniger lust; mein Sohn ist seit 8 Tagen hier — Der Hauptzweck meines Briefes ist also nur für heutte, Euch zu Vermeidung neuer Schulden, Euch Euren Wechßel zu schicken. NB. E s bedarf zu einkaßirung dieses Geldes keine Reise nach Cassel sondern bloß ein Schreiben dorthin an H» Goldschmidt mit der Anzeige Eures erhaltenen Wechsels, und Bitte u m der Anweisung in Göttingen von w e m das Geld zu e m p f a n g e n sei. Dieses | versichert der hiesige Banquier Levi, daß es auf diese Arth, ohne alle U m s t ä n d e und Kosten, als welche ich alle hier berichtiget habe, könne zu Göttingen gehoben werden. Bleibt Gesund, dieses ist alles waß ich für heutte zu sagen habe. Berh d» 2 0 - Ju. ν Labes 1800. Fräul» Lottchen Alim ist noch hier und machet viehle E m p f e h l u n g e n
100.
Von Alexander Nicolaus Scherer nach Göttingen Halle, 22. Juli 1800, Dienstag Halle, 22 Jul. 800.
Mit unsrer Correspondenz, lieber Freund, scheint es noch gar nicht recht gehen zu wollen! Ihren zweyten Brief b e k a m ich zuerst u ihren letzten zuerst. Ob Sie den meinigen v o m 25 M a y erhalten haben, steht auf die Art auch wohl noch Dahin. Wundern Sie sich darüber nicht, daß Ihre Arbeiten noch nicht abgedrukt sind. Der Grund davon ist zweyfach: 1) sollte den Verlag des Journals Cotta übernehmen, durch mancherley Umstände fügte es sich indeß, daß ich es Härteln noch überließ — daher Zeitverlust — 2) war zu viel des alten Mscpts liegen geblieben, das fortgeschafft werden muste. Sie sollen aber mit dem 24 H e f t sich ausgesöhnt finden; es wird bald die Presse verlassen können. | H a b e n Sie indeß den innigsten 100
2 6 . Juli 1 8 0 0
D a n k f ü r alle mitgetheilten Bemerkungen. Sie haben m i r viel Freude gemacht. Könnten Sie m i r denn nichts von Girtanners Leben verschaffen; denn ob von seinen hinterlaßenen Mscpten etwas zu b e k o m m e n seyn möchte, wage ich k a u m zu fragen. Vielleicht würde I h n e n H f r . Mayer, dem ich mich bestens zu empfehlen bitte, dazu a m besten behülflich seyn. Sehen Sie doch zu lieber Freund, daß Sie m i r wenigstens Beyträge zur Biographie verschaffen können. Soll ich Ihre Annales de Chimie noch verschreiben u wie wollen Sie sie, monatlich oder vierteljährig? Es m a c h t zuviel Porto, sonst hätte ich I h n e n schon die Journalhefte f ü r Lentin geschickt; ich werde aber bald Gelegenheit dazu erhalten. Gern hätte ich I h n e n m i t den verlangten Mineralien geholfen — aber lieber Gott — hier fält es schwer Mineralien zu bekommen. D a h e r verzeihen Sie m i r ja. Ich f ü h l e es selbst jetzt, wie beschwerlich es ist, eine Mineraliensammlung zu Stande zu bringen. Doch was ich t h u n kann soll gewiß geschehen. Ich h a b e auch zeither in einer der u n a n g e n e h m s t e n Seelenstimm u n g e n u geprest von Arbeiten gelebt. Ich habe mein Compendium über 2/3 ausgearbeitet. Bald wird m i r auch m e i n e Auflösung zu Theil werden, die m i r wieder R u h e bringt. Vergeßen Sie nicht Ihren Scherer. H e r r n L. A. von Arnim Wohlg» im Gurtherschen Hause, in fr. Duderstadt. Göttingen.
101.
Von August Christoph von Bredow nach Göttingen Halle, 26. Juli 1800, Sonnabend
Hätte ich D e i n e m R a t h e gefolgt so hättest D u einen langen langen Brief bekommen, n u n aber da ich es glücklich so lange aufgeschoben bis mich meine schreckliche L a u n e überfiel, m u ß t D u darauf gänzlich Verzicht thun, u Dich m i t diesen wenigen Zeilen begnügen, die dir 101
Nr. 101
Nachricht von meiner Gesundheit, u zugleich von der Zerrüttung meiner Finanzen, u damit verbundnen traurigem GemüthsZustande geben. Ich habe mich gestern in aller Stille betrunken um meiner Ideen Reise eine andere Richtung zu geben, allein nicht ganz mit dem erwünschten Erfolge. Der Himmel gebe daß es euch besser gehe; es ist mir herzlich lieb, daß ich itzt nichts mehr mit euch zu theilen habe, denn was ich abgeben könnte, das würde euch nicht glücklich machen! In 14 Tagen gehe ich ab, werde ich wärend der Zeit noch einmal vernünftig, so schreibe ich Dir noch, wo nicht? so sei wenigs überzeugt daß ich recht oft u recht gern an euch denke, es aber nicht über mich erhalten kann, euch den leidenschaftlichen Zustand meiner Seele zum Besten zu geben, ihr würdet mich nur mit Recht verspotten. Deinen Auftrag an Lippert habe ich noch nicht besorgt, wenigstens nicht bezahlt, da ich so arm wie eine KirchenMaus bin, er sagt es wäre mehr wie 5 Thl», wie viel? erfährst du im nächsten Briefe. Auch Hemmerde habe ich noch nicht bezahlt, es beträgt 25 rt* 18 g*, wenn Du es mir noch vor meiner Abreise schicken könntest, wäre es mir sehr angenehm Wo nicht? so schicke es nur gradezu an Hemmerde bei dem ich warscheinlich noch eine Rechnung behalten werde. Dein Reißbrett habe ich auch von Klügel erhalten, schreibe doch was Du darüber verfügen willst, aber gleich mit umgehender Post, wenn Dein Brief mich noch treffen soll u kann, denn den 11 August gehe ich fort. Leb wol u grüß Deinen lieben Bruder recht herzlich. Ich werde recht bald an ihn schreiben. Halle den 26 Juli Dein ACvBredow 1800
102.
Von Alexander Nicolaus Scherer nach Göttingen Halle, 4. August 1800, Montag
Halle, 4. August, 1800. Lieber Freund, ich sage herzlichen Dank für Ihre Briefe u Geschenke. Sie haben mich sehr angenehm überrascht, zugleich aber auch mich zu Ihrem großen Schuldner gemacht. Nun zu unsern Angelegenheiten. 1. Wegen Girtanner bitten Sie doch Mayer in meinem Namen um Unterstützung. Wer hat denn den Nachlaß zu revidiren? Noch hab' ich von M. nichts. 102
4. August 1800
2. Herrn Emmert will ich gern 4 rtl. für eigenthüml. Arbeiten, auch wohl mehr nach Umständen offeriren; 4 rtl. will ich ihm auch gern für Auszüge geben, nur vollständige Ubersetzungen werde ich jetzt schwerlich mehr aufnehmen können, da sich die Menge derselben immer vermehrt. Bitten Sie ihn doch, daß er mir seine Dißertation aufs Neue bearbeitet bald einschiken möge; ich wünsche sie gerne nur mit Weglaßung des bereits bekannten aufzunehmen. Gern hätte ich ihm selbst geschrieben aber ich habe keine Zeit. Ich freue mich aber seiner Bekanntschaft. Vielleicht übernähme er auch wohl die Redaction u Bearbeitung meiner Blasensteinsammlung. Sprechen Sie doch mit ihm darüber u geben mir bald Nachricht. 3. Die Annales de Chimie will ich Ihnen nun gewiß vom Jahr VIII. an besorgen laßen. Sie können sich darauf verlaßen. Sie sollen Ihnen von Leipzig aus geschikt werden. Verzeihen Sie daß ich es nicht schon besorgt habe. Ich lebe aber in großer Confusion. 4. Nun auch etwas von mir. Ich gehe nach Berlin. Das wird Ihnen gewiß sonderbar vorkommen. Genug es ist entschieden. Ich habe als Prof. schon meine Dimission. Ich habe mich mit dem H* v. Eckardstein associirt, der kürzlich hier war. Er giebt mir freye Station u jährliches Fixum von 1000 rth. Ich richte ein großes Laboratorium ein u* will mich freuen, wenn Sie wieder nach Berlin kommen werden, mit Ihnen gemeinschaftlich arbeiten zu können. Ich bin jetzt wieder ganz heiter u froh. Ich paße nicht in das Enge der Universitäten. Ein bloßer Zufall hat meinem Schiksale diese Wendung gegeben, denn ich war schon fest entschloßen, nach Belveder zu Mounier zu ziehen, der mir auch sehr vortheilhafte Bedingungen machte u mit ihm nach Frankreich zu gehen. So ist aber alles beßer. Nun will ich auch wieder der technischen Chemie leben. Mein Journal, oder vielmehr meine Journale setze ich fort. Ich bin überzeugt, daß es mir in Berlin gewiß gefallen wird. Kommen Sie auch bald nach Berlin. 5. Lentin empfehlen Sie mich bestens u geben Sie ihm die beyfolgenden Journalshefte. 6. Was sagen Sie zu Bökmanns Phosphorescenzen? Ich für mein Theil bin noch Sceptiker. Er hat mir über das Leuchten des faulen Holzes eine sehr artige Abhandlung eingeschikt. 7. So eben schikt mir Hahnemann die Beschreibung seines entdekten Pneumalkali wie er es nennt, das sich im Glühen bis zum 20fachen Umfang aufbläst. 103
Nr. 102
8. Ihre Aufsätze werden nun gedrukt. Sie kommen zwar spät, aber die Menge concurrirender Umstände, die ich nicht wegräumen konnte, haben einen zeitigeren Abdruk unmöglich gemacht. Achard's Portrait kommt vor den 4— Band. Göttling, den ich um das seinige bat, antwortete wie ein grober Apotheker es nur thun konnte. Zum Spaß möcht
Nach gestern eingegangenen Nachrichten, heirathet nun würklich des Grafen Solms Wittwe (Η) ν Ompteda. 115
Nr. 111
Des Herren Carl von Arnim Hochwohlgeb* Der Rechte Beflißener Wohnhaft bei zu dem Conditor Göttingen Günther in frey Duderstadt der Printzen Straße.
112.
Von Johann Horkel nach Göttingen Halle, 2. September 1800, Dienstag
Halle am 2— Septem. 1800. Lieber Arnim, Mit Vergnügen höre ich eben dass Sie uns in einigen Wochen besuchen werden. Eine Nachricht die mir umso angenehmer ist, da Sie eben so wie ich das Briefschreiben für ein sehr kümmerliches Surrogat der mündlichen Unterhaltung zu halten scheinen. Bei meiner angebohrnen Saumseeligkeit im Briefschreiben, können Sie schon im Voraus vermuthen dass heute ein mächtiger Stimulus meine Unerregbarkeit für das schreiben überwunden haben muss. Ich habe nun wirklich das lange angedrohte Archiv für die thierische Chemie zu tage zu fördern angefangen und des ersten Bandes erstes Heft glücklich soweit vollendet, dass ich es beilegen könnte, wenn ich es Ihnen nicht lieber selbst einhändigen wollte. Im zweiten od. dritten Hefte wünschte ich nun unter andern das wichtige Lavoisiersche Ultimatum über Athemholen und Hautausdünstung mitzutheilen. Da nun aber die neuesten Bände der Memoires de l'Academ. des Sciences hier und in Leipzig nirgends aufzutreiben sind, so nehme ich zu Ihrer Göttingschen Fülle meine Zuflucht und bitte Sie mir die beiden letzten Jahrgänge von 1789 (Paris 1793) und von 1790 (Paris an 2) zu verschaffen. Die Abhandlungen werden sich doch hoffentlich in der Zeit Ihres Hierseins übersetzen | lassen, so dass Sie sie gleich wieder mitnehmen könnten. Sie werden mich recht sehr dadurch verbinden wenn Sie mir diese beiden Jahrgänge der Memoiren auf eine Zeitlang verschaffen. Auf den Fall dass Sie auf eine Art reisen wo Ihnen die 116
2. September 1800
beiden Quartbände lästig fielen oder wenn Sie glauben dass sich die Ubersetzung nicht so schnell endigen liesse so dürften Sie sie m i r n u r auf der Post zuschicken. Mit dieser ansehnlichen Bitte begnügt sich aber m e i n e thierischchemische Unersättlichkeit noch nicht, sondern ich f ü g e noch eine bei. Ist des Genfer Wundarztes Jurine (1° Prschr) sur l'utilité medicale de l'Eudiometrie irgend wo in den Mémoires de la Société royale de Médecine abgedruckt oder ist sie allein erschienen? Es ist eine sehr wichtige, fast noch ganz unbekannte ältere Arbeit über Athemholen, H a u t ausdünstung und Gasarten i m Darmkanal. Ich habe einen sehr ausführlichen Auszug von Hallé in der Encyclopédie Method. Medecine Art. Air vor mir. In seiner Abhandlung sur l'animalisation sagt Hallé m a n denke en c(e) m o m e n t an Jurine's (Prschr). Wahrscheinlich ist sie, da sie bei der Société de Medecine den Preis erhalten auch in ihren Schriften abgedruckt. Könnten Sie mir darüber Auskunft oder noch besser könnten Sie m i r Jurine's Abhandl. selbst, mitbringen so würden Sie mich noch m e h r | verbinden, den ich wünschte das wichtigste daraus in A n m e r k u n g e n zum Lavoisier zu bearbeiten. I m Vertrauen auf Ihre Freundschaft hoffe ich dass Sie alle Schwierigkeiten die meiner Bitte entgegen sein können beseitigen werden und mich durch die Erfüllung derselben beglücken werden. Wahrscheinlich ist I h n e n der neue Voltasche electrische Apparat und die damit angestellten Versuche, von Carlisle, Cruickshank u n d Garnet, keine Neuigkeit mehr, da sie in N° 40 u 41 von Nicholson enthalten sind, die Sie wahrscheinlich in Göttingen f r ü h e r als wir haben. Auf Volta's eigene Abhandlung über diesen merkwürdigen Gegenstand die in den Philosoph. Transactions erscheinen soll bin ich sehr neugierig und sie würden sicher auf den D a n k vieler rechnen können wenn sie uns recht f r ü h damit bekannt machten. Vieleicht sind I h n e n Berthollets k ü h n e Vermuthungen über das Radikal der Salzsäure noch nicht zu Gesichte gekommen. Die ich I h n e n daher b r ü h w a r m aus dem Messidorbogen des Bulletins der Soc. philomatique im Auszuge mittheilen will. Berthollet wurde durch folgende 2 Thatsachen auf die Untersuchungen über die Natur der Salzsäure geleitet 1) Durch das von H u m b o l d t bemerkte Entstehen des Salzsauren Eisens bei der Absorption des Salpetergas durch schwefelsaures Eisen. 2) Durch das von Cavendish bemerkte Niederschlagen des | salpetersauren Silbers als salzsaures Silber durch das Nitrite d. Potasche was beim G l ü h e n des Salpeters zurückbleibt. 117
Nr. 112
Bei der Auflösung des Eisens, Zinn, Zinks u n d K u p f e r in Salpetersäure e n t f l i e h e n e b e n d e m A m m o n i a k auch Salzsäure. I m Wasser u n d in der Salpetersäure m ö c h t e n d a h e r die Urstoffe der Salzsäure e n t h a l t e n sein u n d Berthollet g l a u b t d a h e r sie bestehe aus Oxygen w e n i g H y d r o g e n u n d viel Azot. N a c h dieser Voraussetzung erkläre sich das E n t s t e h e n der Salzsäure u n t e r verschiedenen U m s t ä n d e n sch(on) in den Salpeterplantagen. E r glaube auch das u n t e r gewissen U m s t ä n d e n die Salzsäure zersetzt werde. So glaubt er dass das Azot n u r in d e m aus oxygenirt salzsaurem Kali e n t b u n d e n e m Oxygengas e n t h a l t e n ist, von dieser Zersetzung h e r s t a m m e , den das Azot k o m e erst eigentlich gegen das E n d e der Operation Ich w i e d e r h o h l e noch m a i s m e i n e d r i n g e n d e Bitte u m den J a h r g a n g 89 u 90 von den Pariser M e m o i r e n . W e n n I h n e n sonst noch etwas neues u n d interessantes f ü r die thierische C h e m i e in die H ä n d e fällt so versteht es sich dass ich m i c h u n d m e i n Archiv dazu bestens e m p f e h l e . L e b e n Sie w o h l lieber A r n i m u n d k o m m e n sie bald u n d glücklich zu Ihrem Horkel Sollten Sie m i t e i n e m Koffer zu uns k o m e n so h ä t t e ich noch eine Bitte m i r ein Riess von d e m G ö t t i n g e r Klein Folio Papier, das in der m i t t e ein Posthorn u n d an den Seiten einliegende Nelik z u m Wasserstempel hat, m i t z u b r i n g e n . H
*113. An Hans von Schlitz in Regensburg (?) Harz (vielleicht Rübeland), vmtl. bald nach dem 18. September 1800 Von Hans von Schlitz, 31. Januar 1801: F u r D e i n e n ersteren Brief n a c h d e m Brocken h i n a u f u n d h e r a b k a n n ich D i r n u r d a n k e n lieber L. (Nr. 140,2-3.)
118
Vmtl. November 1800 114.
Von Friedrich von Raumer nach Göttingen Halle, vmtl. Ende September 1 8 0 0
Ich muß um mein Wort so wol gegen dich als einige andre zu halten nun schnell die Feder ansetzen. Ich thue dir hiermit kund daß ich verlange, daß dieser Brief od. dieses Brieflein als Brief betrachtet u* beantwortet werde. In Schargfeld waren wir wohl aufgehoben, der andre Theil der Reise bis Eisl. verdient keiner Erwähn, von Eisl. bis hieher fuhren wir brillant mit Extrapost, deshalb dies hier honoris causa angezeigt wird. Alles stand hier auf dem alten Fleck — Jeannette hat eine neue Katze, ein Ddtz. Stud, haben Klügeln ein Viv. gebracht, das etwas jocos gefallen ist, weil allein an dem es lebe pp 3 nacheinander in canonischei Folge geschrien haben. Meierotto kommt Ost. nach G., er hat ein so dikes 4eckiges Gesicht bekommen wie Heinr. VIII in meinem Hume — Hagen hat bei Möllenhofs Viv. mit einig. Westphal. Händel bekommen, darauf erfolgte ein Espece von Handgemenge, eine Klage, u. vermuthl. bald ein Urtheil, wobei nichts | herauskömmt. Morgen gehe ich nach Dessau ob nach Berlin, weiß Gott. Redt, läßt sehr grüß, bittet an ihn nach Bresl. zu schreiben u» geht vielleicht über Berlin. Ich bin hier blos bei Türk u» Weinm. gewesen, höchl. erfreut daß ihr Instrument ohne Vergleich schlechter ist als meins. Inliegend. Brief trag zu Krämer d. h. den mit der Adresse, den andern gieb der K. so daß es keiner sieht noch merkt, ich verlaße mich auf deine Geschickl. — Ich konte ihr die Bitte um meine Silk. nicht abschlag. um so weniger da ich ihr pflichtmäß. sonst alle Hoffnung abschneiden mußte. Schreib mir bald u* adress. nur nach Dessau. Die Patentschnallen habe ich erhalten. Ich muß packen, leb wohl dein R. An Achim Arnim
*115.
A n Johann Horkel in Halle Göttingen, vmtl. November 1800
Von Johann Horkel, 26. Dezember 1800: Dass Sie für Scherer eine Übersicht der iährlichen Fortschritte in der Phyto und Zoochemie arbeiten wollen ist mir ganz recht (...). Vgl. Nr. 132,55-56 und Erl. 119
Nr. 116
116.
Von Johann Friedrich Zöllner nach Göttingen Berlin, 6. November 1800, Donnerstag
Mein theurer Freund, Wenn ich nicht gefürchtet hätte, durch eine Correspondenz, die wenigstens nicht dringend nothwendig war, Ihre Zeit zu zersplittern: so hätte ich schon mehr als einmal geschrieben. Jetzt thue ich es, weil die Sache Ihnen selbst, als einem thätigen Freunde der Wißenschaften, wichtig seyn wird. Sie wißen wahrscheinlich, daß Prof. Scherer Halle wieder verläßt. An seine Stelle ist Hr. ρ Lentin, welcher jetzt in Göttingen naturhistorische, mineralogische und technologische Collegia lieset, in Vorschlag gekommen. So viel als Schriftsteller und durch unverdächtige Zeugniße von demselben bekannt ist, scheint er von Seiten seiner Kenntniße ganz das zu seyn, was wir — ich sage: wir, in der Qualität eines nagelneuen Ober-Schulrathes — von ihm erwarten; aber es liegt auch daran, daß er einen guten Vortrag habe; weil die traurigen Beispiele — auch in Halle lehren, daß sehr geschickte und gelehrte Männer, aus Mangel eines guten Vortrage, der Universität ganz unnütz sind. | ich bitte Sie daher recht dringend, mir soAbald als möglich recht aufrichtig zu sagen, ob Lentin einen guten Vortrag habe (was dazu gehört habe ich nicht nöthig Ihnen zu sagen!) und ob er gut experimentiere. Können Sie mir zugleich Nachricht geben, ob er eine eigene Sammlung von physikalischen Instrumenten, einen chemischen Apparat und Modelle zum Behuf der Technologie besitzt: so wäre auch dies mir sehr lieb. Bei Beurtheilung des Vortrags muß ich doch noch bitten, daß Sie, wenn Sie ihn hören oder gehört haben, nicht bloß Sich Selbst zum Maßstabe nehmen und also etwa mit der vorzüglichen Gründlichkeit zufrieden sind, sondern sich auch daran erinnern, daß nicht jeder Student mit der Sache so bekannt und zufrieden ist, daß er darüber die Darstellung vergäße. Dies soll kein Compliment seyn! Uebrigens bleibe diese meine Anfrage ganz unter uns, welches ich mir von Ihrer freundschaftlichen Güte ganz besonders erbitte. In Berlin giebt es nichts neues von Belang. Ihre Frau Großmutter ist gesund und alle Ihre näheren Freunde sind es. Empfehlen Sie mich Ihrem Herrn Bruder bestens und behalten Sie ein wenig lieb Ihren eignen Freund u* Diener Berlin d, 6'* 9b* Zöllner 1800. 120
11. November 1800 117.
Von Breitkopf & Härtel nach Göttingen Leipzig, 10. November 1800, Montag
Herrn L. A. von Arnim in Goettingen
Leipzig, d. 10. Nov. 1800.
Zu Folge eines vom Herrn Bergrath Scherer erhaltenen Auftrages haben wir die Ehre Ew. Hochwohlgeb. hierbey zu übersenden 1 Annales de Chimie T. 32—35. Die Fortsetzung davon wird jedesmal sobald als möglich nachAfolgen. Mit größter Hochachtung verharren wir Ew. Hochwohlgeb. ergebenste Breitkopf & Haertel. Herrn L. A. von Arnim Hochwohlgeb. Nebst 1 Paket gedruckte Sachen in Pappe sig* H. v. A.
118.
in Goettingen im Gürtherschen Hause.
Von Heinrich Adolf Schräder in Göttingen Göttingen, 11. November 1800, Dienstag
Göttingen d. 11. Nov. 1800. Eu. Hochwohlgebohrnen habe ich die Ehre anzuzeigen, daß die physikalische Gesellschaft Sie bey der letzten Versammlung unter die Zahl der hiesigen ordentlichen Mitglieder aufgenommen hat. Die Gesellschaft kennt nur diese Art, um Ihnen die Achtung zu bezeigen, welche sie für Ihre Verdienste um die Naturwissenschaften hegt. Die Gesellschaft versammlet sich alle 3 Wochen, Mittwochen Abends um 6 Uhr in meinem Logis. Da indess die nächste Versammlung auf d. Stiftungstag der Gesellschaft fallt, so wird der Vice-Secretär, Hr. Dr. Nöhden, Ihnen in einem Circular den noch zu bestimmenden Versammlungsort u. die Zeit der Zusammenkunft, genauer angeben. 121
Nr. 118 Indem ich mich dieser Pflicht entledige, habe ich die Ehre mich hochachtungsvoll zu nennen Eu. Hochwohlgebohrnen gehorsamster Diener Schräder Secretar der Gesellschaft Sr. Hochwohlgebohrnen dem Herrn von Arnim Hieselbst.
119.
Von Carl Philipp Heinrich Pistor nach Göttingen Berlin, 12. November 1800, Mittwoch Lieber Arnim!
Ich k o m m e so eben von einer Reise nach Hamburg zurück, und erfahre hier die angenehme Nachricht daß ich künftig beständig auf Reisen sein werde, zu diesem E n d e habe ich mir u m für die Geographie nicht minder nüzlich als für das Postwesen sein zu können, einen hier käuflich gewesnen ganzen Kreis von Troughton angeschaft; ich bedarf jedoch dazu noch eines künstlichen Horizonts·, kanst du daher den kleinen mit d e m hölzernen Gestell sowie das dazu gehörige Niveau entbehren so über A sende mir beides gut eingepackt so bald als möglich mit der Post. Ich will dafür 10 rt von meiner Forderung fallen laßen, bitte dich jedoch zugleich, mir die übrigen 110 rt. wenn es dir möglich ist, bald zu übersenden. Schreibe mir über beide Punkte bestirnt mit der ausgehenden reitenden Post, du setzest mich sonst in große Verlegenheit. Hemmerde u S. hat eine Rechnung an mich von circa eben so viel zu fordern, kanst du vielleicht leichter an den assigniren, so ist mir es u m so lieber. Sieh übrigens diesen Brief wenn ich dich bitten darf nicht als einen Mahnbrief an, was bedarf es unter uns der U m s t ä n d e wenn m a n in Verlegenheit ist? Der Horizont wird mir sehr angenehm sein, weil ich sonst noch nach London u m einen dergleichen schreiben muß. Schreibe mir doch auch ob du schon viel mit d e m Sextanten bestirnt hast. 122
14. November 1800
Ich selbst b e k o m m e vielleicht bald einen Chronometer, wenn Seiffert in Dresden nur will. D a n n kann ich dir wenn du es wünschest, eine sehr gute cilinder Uhr i m silbernen Gehäuse zu dergleichen Beobachtungen, die ich hier bei meiner letzten Reise gekauft habe, vieleicht | wieder abiaßen wenn du noch keine hast, sie kostet nicht m e h r als 4 Frd'or ist aber dafür, als bloße Secunde Uhr betrachtet außerordentlich gut; ich hatte sie so regulirt daß sie circa 25 bis 4 0 " je Tag nur differir te, welches für eine Uhr ohne Compensation außerordentlich viel ist. D a s einzige worum ich dich recht sehr bitte ist die schleunigste Antwort, indem ich vielleicht den 20ten huj schon wieder abreisen muß; dann k o m m e ich vielleicht, noch eh ihr aus Gottingen abreiset, auch dahin. Behalte lieb dei» Grüße Redtel recht herzlich. Berlin d» 12. Novb» 1800
120.
treuen Freund Pistor
Von Christian Friedrich Gotthard Henning Westfeld nach Göttingen Weende (bei Göttingen), 14. November 1800, Freitag
Euer Hochwohlgebohren erlauben, daß ich mich bey Ihnen erkundige, ob der von Ritter angegebene Apparat zu Volta's galvanischer Batterie, welcher in Voigts Magazin f. d. n. Z. der Naturkunde 2t» Bds 2t» St» beschrieben ist, in Göttingen schon gemacht wird, u» von wem, u» was er kostet, da die Erfindung mir so äusserst intressant scheint; so wollte ich mir gern geschwind auch einen anschaffen, u m einige Versuche damit anzustellen. Ich empfehle mich gehorsamst ChGWestfeld Weende, d» 14 Novbr. 1800. An den Herrn von Arnim den jüng. frey Göttingen
123
Nr. 121.Κ 121.Κ Vmtl. an Heinrich Dieterich in Göttingen Göttingen (?), vmtl. zwischen Mitte und Ende November 1800 E w Wohlgeboren übersende ich den nachfolgenden Plan zu meiner Uebersetzung des S. mit der w i e d e r h o l t e n Bitte sich durchaus nicht aus Gefälligkeit oder Freundschaft gegen mich dabey bestimmen zu lassen. Nicht nur weil diese Gefälligkeit mich kränken (w)ürde sobald sie mit der Vermehrung der Makulatursammlungen begleitet wäre sondern weil Prof: Gilbert in Halle mich sehr dringend bat das Ganze (in) (einzelne) Abschnitten für die An. d. Ph. ihm mitzutheilen und ich nur diese Vereinzelung zu vermeiden wünschte. Ich kenne den Geschmack des lesenden Haufens nicht und habe mich nur u m das Urtheil der Kenner bekümmert es könnte daher leicht seyn daß jenen lang weilig wäre was diese bewundern sicher ist es wenigstens daß Robinson Crusoe mehr Leser als Seussure hat und ewig haben wird. Doch k o m m e n auch in diesem IV—VIII Theile manche gefahrvolle Eisfahrten vor. Ich übernehme wie | beyliegende A(n)zeigen sagen nur den physikalischen Theil, den mineralogischen hoffe ich von den trefflichen Mineralogen Η. ν Buch. Ich glaube durch die Trennung den Absatz beyder sicher zu stellen da nur wenige in beyden Studien sich widmen (und) daher bey der jezigen V(ermischun^ des mineralogischen mit d e m chemischen für den Mineralogen wie für den Physiker ein grosser Theil ungeniessbar ist. Der von mir übernommene Theil wird wie ich glaube mit den Zusätzen nicht ν Α. überschrieben Er würde daher unter drey Titeln erscheinen 1) S a m m l u n g e n zur Meter, her: ν Α. 2) Saussure neuere Reisen durch die Alpen U e b vo Α. I Β 3) Physikalische ReiseBeobachtungen von seinen Reisen Ueb: ν Α. Der Absatz dieses Bandes kann die Fortsetzung bestimmen Ich erwähnte vorher meiner | Zusätze, und gewissermassen sind sie es die mich veranlast haben in Stunden, wo ich nichts Bessres thun konnte, die jämmerliche Uebersetzerrolle anzunehmen. Zuerst Säussure's Leben. Ausser mehren biographischen Nachrichten in die ich mir verschaffen soll zugleich es einen Auszug der vor zwey Monate in Genf ersch: Menu sur la vie de de Saussure enthalten eine Abhandlung über die bisherigen Meteorologie, und ihre Grenzen in Resulten, als Zueignungsschrift an meinen Freund Ritter 3) Ueber die Höhe der Gebirge nach den bisherigen Messungen und ihre Vertheilung auf der Erde 4) Ueber die V e r k e i lung der W ä r m e in der Atmosphäre. 5) D i e Fortsetzung meiner in Gilberts Ann: abgebrochnen Beyträge zur B(erichtigung) des Streit über 124
Vmtl. zwischen Mitte und Ende November 1800 Hygrologie und Hygrometrie. 6) Saussure's einzelne in den Gesellschaftsschriften zerstreute Abhandlungen u noch manches andre | was sich noch bei der Ausarbeitung finden wird. Von H. von Β hoffe ich viele neue Beyträge zu erhalten —
121.
Vmtl. an Heinrich Dieterich in Göttingen Göttingen (?), vmtl. zwischen Mitte und Ende November 1800
Ew: Wohlgeboren übersende ich den verlangten Plan zu meiner Uebersetzung des Saussure mit der wiederholten Bitte, Ihr Urtheil über den Geschmack des lesenden Haufens an Dingen der Art nicht aus Gefälligkeit gegen mich zu verändern. Nicht nur, weil diese Gefälligkeit mich kränken würde, sobald die Vermehrung der allgemeinen Makulatursammlung ihre Folge wäre, sondern weil ich selbst dringend vom Prof: Gilbert in Halle gebeten werde, das Ganze zu vereinzeln und i h m für die Annalen der Physik mitzutheilen. Ich habe mich nie u m das Urtheil der Menge bekümmert, mir war das Urtheil der Kundigen genug, doch können vielleicht die gefahrvollen | Reisen nach d e m Mont-Blanc in diesen vier neuern und letzten Theilen der Voyages dans les Alpes zur Gemüthsergötzlichkeit jener gereichen. Ich über A nehme, wie beyliegende Anzeigen sagen, nur den physikalischen Theil der Reisebeobachtungen, die Bearbeitung des mineralogischen Theils hoffe ich von d e m trefflichen, jezt in der Schweiz reisenden Mineralogen H. v. Buch. Durch diese Trennung hoffe ich den Absatz beider zu sichern, da nur wenige beiden Studien sich widmen und daher beiden in der jezigen Vermischung ein Theil der Reise ungenießbar ist. Der von mir übernommene Theil wird, wie ich glaube, mit den Zusätzen kein Alphabet überschreiten, und könnte mit drey Titeln erscheinen: 1) S a m m l u n g e n zur Meteorologie, herausgegeben von Α. I B. 2) Saussure's neue Reisen durch die Alpen, übersetzt von A. u. Β. I B. 3) Saussure's physikalische Reisebeobachtungen, übersetzt mit Anmerkungen und Zusätzen von A. Der Absatz dieses, selbst ein Ganzes bildenden Theils könnte die Fortsetzung bestimmen. Ich erwähnte vorher meiner Zusätze besonders und gewisser A massen sind sie es, die mich veranlassen, in Stunden, wo ich zu nichts Besserm L u s t habe, die Uebersetzerrolle anzunehmen. Sie 125
Nr. 121
sollen 1) Saussures Leben enthalten, nach den besten Quellen, besonders den eben erschienenen interessanten Mémoires sur la vie de Saussure bearbeitet. 2) Abhandlung über die bisherige Meteorologie, ihre | Aussichten und Resultate als Zueignungsschrift an meinen Freund Ritter. 3) Ueber die Höhe der Gebirge in verschiedenen Breiten und über ihre Vertheilung auf der Erde. 4) Ueber die Vertheilung der Wärme in der Atmosphäre 5) Die Fortsetzung meiner in Gilbert's Annalen abgebrochenen Beyträge zur Hygrologie und Hygrometrie und manches andre. Von Η. ν Buch hoffe ich neue Beobachtungen über die Alpen zu bekommen. Der Ehrensold (honorarium) soll uns keine Umstände machen, ich bin mit dem mittleren Uebersetzermarktpreise zufrieden in Büchern oder wie sonst. Ganz der Ihre L. A. Arnim
* 122. A n Johann Friedrich Zöllner in Berlin Göttingen, vmtl. zwischen Mitte November und Ende Dezember 1800 Von Johann Friedrich Zöllner, 9. Januar 1801: (...) a u s f ü h r l i c h e u n d g e n u g -
thuende Nachricht über Hrn D. L. {...). Vgl. Nr. 136,3 und Erl.
123.
Von Carl Philipp Heinrich Pistor nach Göttingen Berlin, 18. November 1800, Dienstag
Lieber Arniml
Berlin d» 18'* Novbr 1800.
Du hast mir auf meinen letzten Brief nicht so schleunig geantwortet als ich es wohl gewünscht hätte; nichts destoweniger hoffe ich wirst du mir nun wohl den nächsten Posttag schreiben; Eine Aeußerung von Redtel aber in seinem letzten Brief macht mir es wahrscheinlich daß du vielleicht meinen Sextanten überhaupt itzt wenig oder gar nichts brauchst, mithin dir solcher ganz unnüz sein dürfte, und der vielleicht das pactum mit mir gen(xxx) könnte; ich selbst kann itzt von dem 126
24. November 1800
Sextanten sehr guten Gebrauch machen, und bitte dich diesertwegs wenn du Lust hast, und es dich sonst nicht verdrießt, der Sextant auch noch, worauf es vorzüglich ankomt, in gutem Stande ist, mir solchen nebst dem Zubehör wieder zurück zu senden, ich will alsdann unser Kaufrecht gern zurückgehen laßen. Nur mußt du beim Einpacken dafür einstehen, daß ihm auch unterweges kein Schaden zustößt, mein ganzer Kreis ist zwar sehr schön doch hat er natürlich nicht das Halbmeßer als der | Sextant und Mondsdistancen laßen sich mit letzterm leichter nehmen als mit dem Kreise. Die Toise würde ich inzwischen auch als dan gern zurück erhalten, zumahl ich an vielen Arten Maaß und Gewicht mit zu bestimmen mir vorgenommen habe; zwei Hurtersche Reisebarometer sind auch schon bestellt. Das Seiffertsche Chronometer erhalte ich schon zu Ende December, what a luxury shal it be to observe all the longitudes and altitudes so exactlyV. Brauchst du als dan noch Tabulae motuum solis und den Fixstern Catalog von Zach? Mec Parsays Instrument ist zur Beobachtung des Ganges des Chronometers unten in der Postconferenz Stube aufgestellt, ist das nicht spashaft? Hierauf bitte ich dich inständigst so bald als nur irgend möglich zu antworten, und wenn du es willst auch | sogleich für die Ueberkunft aller Instrumente Sorge zu tragen; das PostGeld wollen wir allenfals dafür jeder zur Hälfte tragen, bleibe gut deinem Pistor.
*124. An Carl Philipp Heinrich Pistor in Berlin Göttingen, vmtl. 21. November 1800, Freitag Von Carl Philipp Heinrich Pistor, 17. Dezember 1800: (...) Vorschläge wegen der Bezahlung usw (...). Vgl. Nr. 130,7-8 und Erl.
125.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert nach Göttingen Halle, 24. November 1800, Montag Halle d. 24st. Nov. 1800.
Daß Sie dieß Briefchen, und beyliegende Rolle erst jezt erhalten, daran ist theils eine kleine Unpäßlichkeit, theils D. Horkels thönerne 127
Nr. 125
F o r m schuld, die ich mit beypacken sollte, und die, ich mochte es anfangen wie ich wollte, sich zu der Rolle nicht fügen wollte. Endlich habe ich sie ihm zurück geschickt; er m a g sie Ihnen zustellen, wenn es der M ü h e werth ist, woran ich jedoch zweifle, da sie sehr schlecht gemacht ist, und der Zinngießer für dasselbe Geld weit bessere macht — Sollten Sie nicht in Göttingen oder der Nachbarschaft, wo so viele Gewerbe blühen, nach Beckmanns jährlichen Reisen zu schließen, weit besser dazu kommen. Wahrscheinlich würden weder Zinkscheiben noch F o r m nach Gött. g e k o m m e n seyn, hätte ich sie zusammen packen wollen. — In den Versuchen die ich mit der Foltaischen Säule gemacht habe, bin ich auf einige neue, recht artige Bemerkungen gekommen, wovon ich in St. 2 Gebrauch zu machen denke. Müller hat jezt in Schlesien Versuche mit e. Säule aus 600 ungeprägten Thalerstücken vor. — St. 4 wird in einigen Tagen fertig; noch kann ich es aber nicht bey legen. Auch Β 7 St 1 ist schon fast ganz gedruckt, u zu St 2 b e k o m m e ich einen großen Aufsatz Ritters; schon hatte R. mich durch seine Annonce in der L . Z. etwas in Harnisch gesezt, da ich glaubte, sie habe einige polemische | Tendenz. Allein er hat es durch das Ueberschickte wieder gut gemacht, und so m a g es hin gehn. Schon hatte ich ein Gegen-Inserat entworfen. — Herrscheis höchst artige Entdeckungen über W ä r m e und Licht, erscheinen gleichfalls in H e f t 2. Wie ist doch Eichhorn mit seinen Uebertragungen der Gesch. der Physik so unglücklich. Erst an Murhard, und nun an Fischer. U n m ö g lich kann ich da viel erwarten. Lichtenberg war beyder großer Gönner; das zeigt mir auch ihn in ein sonderbares Licht. Wie ich höre hat ein E (der es mir sagte meinte Eck, vielleicht ab. ist es Eichhorn) gegen meine Kästn. Recension eine Invective in d. L . Anz. eingerückt, und Sprengel sagt mir, er habe mich dagegen vertheidigt. Wenn ich es nur zu sehn bekomme, will ich das auch schon selbst thun, da ich gewiß bin kein Wort, kein D a t u m gebraucht zu haben, das ich nicht aufs beste belegen kann. D a r u m ließ sich in der T h a t auch nichts dagegen sagen, und der alte beißige K. hält es für das rathsamste sie ganz zu ignoriren. Wenigstens scheint sie mir doch das gefruchtet zu haben, daß T h 3 u 4 besser gearbeitet sind. Viele Grüße Η. ν Rettel. Sehn wir Sie Weihnachten hier. Ich verreise nicht, und würde mich darüber recht sehr freuen. Ihr ganz ergebner Gilbert. 128
25. November 1800
Eilt Herrn von Arnim II aus Berlin Hierbey eine Rolle in mit Metallscheiben in Papier mit Bindfaden sign. Η. v. A.
126.
Göttingen
Von Alexander Nicolaus Scherer nach Göttingen Berlin, 25. November 1800, Dienstag
Berlin, 25. Nov. 1800. Da war ich denn nun, mein lieber Freund. Ich bin erst 8 Tage hier, recht vergnügt u* was das beste ist, gesund u* wohl. Ich bin noch etwas umher gereist. Ich höre, daß Lentin von Göttingen die unglückl» hallische Professur bekommen soll. — Quod Deus benevertat. — Haben Sie herzlichen Dank für alle mir erwiesene Güte u» Freundschaft. Bleiben Sie meinem Journale eben so hinfort gewogen, wie ich mir schmeicheln darf, daß Sie es meinem Herzen sind. Ihre Recensionen werden abgedrukt. Die über Bökmann hat mir sehr wohl gefallen. Sollten Sie nicht wieder bald Ihre Sammlung chemischer Bemerkungen in meinem Journale fortsetzen können? Noch bin ich im Einrichten — viel können Sie also jetzt von mir nicht erwarten. Klaproth hat die Eigenthümlichkeit der Yttererde durch neue Versuche bestätigt. Sollte nicht aus den Pariser Memoiren die Abhandl. sur le combustion du gaz hydr. dans des vaisseaux eine Übersetzung verdienen? Ich habe nichts von den französischen schußsüchtigen Chemikern erfahren. Warum blieben Sie nicht hübsch in Leipzig. Sie dauern mich wegen Ihrer fatiganten Reise. Ich kenne diese Dinge gar wohl. Mir sind solche gottlose Dinge auch paßirt.
129
Nr. 126
Noch habe ich keine Verleger zu Ihrem Saussvire, aber ich verzweifle keinesweges Gruß u Freundschaft! Ihr Scherer. Herrn
von Arnim d. jüng.
127.
Von Heinrich Dieterich in Göttingen Göttingen, 30. November 1800, Sonntag Gottingen a m 30 Novb* 1800.
Ich übernehme mein lieber Arnim mit Vergnügen den Druck Ihrer Ubersetzung der Voyages par Saussure pp allein zur Oster-Meße bin ich nicht i m Stande, sie fertig zu liefern — ich habe schon zuviel Arbeiten angenommen; allein zur Michaelis Meße würde ich es Ihne festversprechen — für jeden gedruckten Bogen Zahle ich Ihnen ein Honorar von 4 rt an Büchern — Wollen Sie es tinter diesen Bedingung« mir überlaßen so sezen Sie einen kleinen Contract auf, den wir gegenseitig unterschreiben. — Ich bin stets Ihr ergebenster Heinr. Dieterich Herr v. Arnim der Jüngere
* 128. A n Carl Gottlob Häkel in Halle Göttingen, vmtl. erste Hälfte Dezember 1800 Von Carl Gottlob Häkel, vmtl. zweite Hälfte Dezember 1800: Für Deine Condulation in D e i n e m letzten Briefe sage ich Dir herzlichen D a n k
B e y l i e g e n d e n B r i e f b i t t e i c h Sie, a n H e y e r z u b e s o r g e n . O d e r ist e r nicht m e h r in Göttingen, i h n unter gehöriger Addresse nach
schweig
zu besorgen.
162
Braun-
Vmtl. Juni 1801
153.Ρ An Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, 22. Mai 1801, Freitag
Bemerkungen über V o l t a ' s Säule, von L . A. v o n A r n i m , in Briefen an den Herausgeber.
5
Zweiter Brief. Göttingen den 22ten Mai 1801. io
Wirkungen der Voltaischen Säule auf vegetabilische und animalische Stoffe. Edition: W A A II/III.
154.Ρ An Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, vmtl. Juni 1801
Bemerkungen über V o l t a ' s Säule, von L . A. v o n A r n i m , in Briefen an den Herausgeber.
5
(...)
Dritter Brief. Untersuchungen über die Leiter. Edition: W A A II/III.
163
Nr. 155 155.
Von Friedrich von Raumer nach Göttingen Dessau, vmtl. zwischen Anfang Juni und Mitte Juli 1801
Lieber Arnim! U n s r e F a u l h e i t i m Briefschreiben ist groß; u n d da ich kein b e q u e m e r e s G n a d e n m i t t e l als die B e ß e r u n g u* Buße f i n d e n k a n n , weil einige andere an der Kopfwassersucht od dergl. gestorben, so w e r f e ich m i c h diesem G n a d e n m i t t e l , oder beßer dir selbst in die Arme, m i t herzl. W ü n s c h e n alles Heils u n d Wohlergehns. Von u n s e r m L e b e n k a n n dir Meierotto etwas erzählen, u n s t ä t t u flüchtig. — Nächste Woche gehts n a c h Sandersl. etc. d a n n 3 Wochen n a c h Wörlitz. I n k e i n e m D i n g e profitire ich so gut als i m Reiten, vielleicht weil es blos S t u t e n sind, wovon die eine herrl. Ecossais Pas m a c h t . — Von i h r e m Kosackisch tanzen h a l t e ich n i c h t viel. D a ß bis itzt Kolrauschers Recept n i c h t m o b i l geworden, m e l d e t m e i n undeteriorirtes H i n t e r t h e i l u n t e r Verb i t t u n g aller F r e u d e n s b e z e u g u n g e n . Schreib m i r von D e i n e n P l a n e n u* I d e e n in Rücks. deines k ü n f t . A u fenthalts; die m e i n , sind u n d bleiben so s c h n u r g e r a d e i m Wege, daß ich dir gar k e i n e Seitenaussicht ö f f n e n k a n n , die höchstens m e h r als m o m e n t a n e T r ä u m e r e i eines M o n d s ü c h t i g e n wäre. Schade daß m a n n i c h t leicht das H i m m e l r e i c h e r w e r b e n , d. h. seinen W i l l e n h a b e n k a n n , o h n e m e t a l l u r g i s c h e V o r r a t h s k a m m e r n , sonst triebe ich m i c h noch ein P a a r J a h r in der Welt h e r u m , ja ich wollte m i c h anheischig m a c h e n , n i c h t nördl. der Elbe m i c h blicken zu laßen, auch einen H a h n s c h r e i , oder einen H u n d e k l a f f weit von allen O r t e r n e n t f e r n t zu bleiben, die ich ja auch n u r m i t d e m Tubus gesehn, also auch von Sonne M o n d u* Wandelsternen. K o m m s t d u n i c h t i m H e r b s t n a c h Beri, das w ä r e gar sehr erfreul. Unser R e d t e l h a t hier seine J u n g f e r s c h a f t u Junggesellensch, auf eine gar schnöde Weise, auf d e m großen Platz an der luther. Kirche verloren. d. h. er ist v o m P f e r d e gefallen, u* h a t noch ein P a a r Scheiben m i t d e m H a u p t e (sie dicit.) eingestoßen, übrigens o h n e alle b l e i b e n d e n Beschwerden. H . von F a h r e n h e i t ist wirkl. w e n n m a n allein m i t i h m ist ein ganz guter Kerl aber der H o f m e i s t e r ist doch trotz seinem Verstände ein entsetzl. Swadroneur. — G r ü ß d e i n e n Bruder, g e h t er wieder n a c h P y r m o n t ? Auch Kästner, H o y e r etc m e i n e n G r u ß . Schreib bald einmal, itzt ist die Zeit verflossen, der Brief soll fort. I n der hies. Reßource, wo M ä d c h e n in Casten sind, w ü r d e es dir hoffentl. ganz g u t b e h a g e n . Kenntest d u das Personal so wäre m a n c h e 164
Vmtl. bald nach dem 8. Juni 1801
Historie wohl der Mitheil, werth; denn mit unter gehts kunterbunt her fast so bunt als in diesem quasi Brief Deines treuen R.
156.
An Carl Friedrich von Redtel in Dessau Göttingen, vmtl. bald nach dem 8. Juni 1801 Lieber Freund!
Ein neues Leben ist mir erstanden, oder ein altes wiedergekommen, die Kindheit, mit Weh und Freude, aber ohne Rückblick auf die Vergangenheit ohne einen Gedanken, einen Wunsch an die Zukunft. Im lustigen Augenblick spott ich des Heiligsten, der eignen Liebe und Sehnsucht, im traurigen seufze ich als wenn in dem Tone die ganze Welt vernichtet werden sollte, und indem ich dies schreibe, stehe ich hinter der Coulisse des bunten Theaters und spotte des langweiligen Schauspielers, der Dir so viel Wunderbares von sich darzustellen strebt. I m m e r noch das | Alte, aber das Alte immer neu. In drey Jahren hast D u und ich deinen Körper ausgeschwitzt und ausgeschissen und D u merkst es nicht und ich wünsche, daß ich es auch nicht merke. D u treibst Oekonomie und kennst Mist — ich brauche Dir nichts weiter zu sagen, als daß D u alles zum Guten deutest. Die Bäume sehen mich eben recht freundlich an, denn ich denke ich wäre in meinem Garten vor dem Grohnder Thore, und wäre heute kein Regentag so schiene die Sonne. Nichts in der Welt ist ganz gut und nichts ganz schlecht, und genau genommen weiß eigentlich die | ganze Welt gar nichts von gut und schlecht wir bilden es uns nur ein. Einst wenn beym ewigen Frieden Leichtsinn die höchste Tugend und der verfluchte Treusinn das höchste Laster, wenn der liebe Gott mit dem Dudelsack über die Welt schreitet, und die Menschen zum Paradiese einfängt und die Menschen sich fürchten und denken, das sey nur eine Falle und lieber dem Teufel sich ergeben, der auf der andern Seite den Rückbleibsel auf der Schüssel, die ausgesogene Chinarinde des Menschen abfegt, dann erst, lieber Freund, wirst D u begreifen, was es mit einem Libertiner, einem Ritter | sonder Furcht und Makel, einem wahren heiligen Studiosus, zu bedeuten 165
Nr. 156
Göthe war hier, ich hab ihn gesprochen ihm ein dreyfaches öffentliches Lebehoch ausgerufen allen Verboten zum Trot(z), dies sey das einzige Vernünftige von Deinem Freunde Achim Arnim Du wolltest etwas aus meiner jezigen Thorheit, gieb mir doch auch etwas von Deiner.
*157.
A n Christian Friedrich N a s s e in Bietefeld G ö t t i n g e n , vmtl. E n d e Juni / A n f a n g Juli 1 8 0 1
Im Fall du an unsre Freunde schreibst (Dank für die Nachrichten von ihnen) (...) / (...) Anerbieten, etwas zur Aussteuer des Rhus radicans beizutragen (...) / (...) Und du verläßest Gött. zu Michaeli? Willst reisen? (Nr. 158,28-61.) Von Christian Friedrich Nasse, 8. Juli 1801:
158.
V o n Christian Friedrich N a s s e n a c h G ö t t i n g e n Bielefeld, 8. Juli 1 8 0 1 , M i t t w o c h
Bielefeld am
July 1801.
Habe Dank, lieber Arnim, für deine freundliche Erwiederung eines simpeln Grußes. Es war meine Absicht, dem Buddeus einen Brief für dich mitzugeben, um so eine alte Schuld bei dir abzutragen, aber der Mensch war fort, ehe ich's mich versah und so bliebs beim Gruße. Freilich geht die Post alle Woche zweimal von hier nach Göttingen und ich hatte es mir schon ein paarmal ernstlich vorgenommen, an dich zu schreiben, aber es ist leider! niemals dazu gekommen. Wie und warum? — ja das weiß ich eigentlich selbst nicht. Nun was thuts auch? Zeigt mir doch dein freundlicher Brief, daß du mir meine häßliche Nachläßigkeit nicht angerechnet hast. Und bei mir brauchte es noch keines Briefschreibens zur Erneuerung deines Andenkens. Nein, das glaube mir. O wie oft, lieber, guter Arnim, habe ich seit unsrer Tren166
8. Juli 1801
nung nicht an dich gedacht und an die schönen Stunden unsres Zusammenlebens in Halle und an alle die Lieben, die dort mit uns vereint waren! Wie oft jene Tage, wo wir noch alle | beieinander waren, zurükgewünscht! Daß Das nun alles schon vorbei ist, daß wir von einander gerißen, hierhin umd dorthin verstreut sind, der eine als Wegemeßer figuriren, ein andrer die edle Viehzucht und den Ackerbau treiben und ein dritter gar in einem Westphälischen Städtchen dem Volcke den Puls fühlen muß! o tempora! Nur dich haben die Musen vor uns allen geliebt. Darum weilst du noch auf der hohen Georgia, ihr geliebter, begünstigter Sohn und Zögling. — Doch ich hoffe in Berlin werden wir uns alle wiederzusammenfinden, alle auf einmal zum großen Revisionscommerz, du und Raumer und Bredow und Pistor und ich, — denn (im vorbeigehen, komme ich hier nur einmal los, so denke ich mich noch ein bischen in der Welt umzusehen, denn meine Wünsche tragen mich weit. — Im Fall du an unsre Freunde schreibst (Dank für die Nachrichten von ihnen), so bring mich einmal bei ihnen in Erinnerung, damit ich sie nicht als ein Halbvergeßner überrasche. Vorzüglich denke meiner bei Raumer). — Indeßen vors erste sitze ich hier von euch allen abgeschieden, durch den Imperativ an das Krankenbette einer alten Tante gefeßelt, in dem | allerliebsten Bielefeld. Von meiner Lage und meinem Treiben in demselben wird dir Buddeus gesagt haben, wenn du es anders für so merkwürdig gehalten hast, darnach zu fragen. — Warum bist du nicht zu uns gekommen, zu mir und Willmans und hast deinem Freund ein paar goldne Tage mitgebracht, gleich einer Erscheinung aus einer beßern Welt? Das hätte für uns ein Fest werden sollen. Aber wir haben gehofft und das ist unsere einzige Freude gewesen. Ach könnte ich so gut, wie du kannst und konntest, ich säße schon lange bei dir in Göttingen und in der Mineralogie bei Blumenbach und auf eurer Bibliothek. An deinen Anerbieten, etwas zur Aussteuer des Rhus radicans beizutragen, habe ich meinen gefälligen Arnim wieder erkannt. Da ich das Journ. d. Ph. selbst besitze und die quaest. Abhandlungen schon benutzt habe, so brauche ich dir in dieser Angelegenheit keine Mühe zu machen. Allein du könntest mir vielleicht einen andern Gefallen erzeigen und mir die Jahrgänge 1778—84. der Pariser Memoires de l'acad des Sciences verschaffen. Sollte das angehen? Es wäre mir auch gerecht, wenn ich auch nur immer 2 Bände hierher bekäme. Meierotto ist jezt wohl schon bei dir in Göttingen. Ich habe an ihn geschrieben, aber keine Antwort bekommen. | Es scheint, er rächt an 167
Nr. 158 mir, was ich an dir und an unserm Raumer verschuldet habe. — fVillmans denkt auch gern an dich und grüßet dich aufs herzlichste. Er lebt hier recht froh als glüklicher Ehemann — aber noch nicht Vater (auch nicht in spe). Er ist jezt ganz Kaufmann und kümmert sich den Henker mehr um das medic. Wesen und das Volk der med. Schreier. Ist Horkel schon in Göttingen, der arme, nun auch von Gilbert aus der Professur gewipte Horkel? Aus Halle hör ich, daß er von da fort nach Göttingen will. Und du verläßest Gött. zu Michaeli? Willst reisen? Darf man fragen, wohin und ob allein? — Kommst du etwa zur Brunnenzeit nach Pyrmont. Dort würde ich dich gewiß aufsuchen. Noch eins und zulezt, denn mein Bogen geht zu Ende. Habt ihr in Gött. einen geschickten Instrumentenmacher (ich meine phys. u. ehem. Instrum.) und würdest du wohl in diesem Falle es übernehmen eins und das andere näher anzugebende für mich dort machen laßen? — Du siehst, an Fragen bin ich nicht arm. Die Beantwortung derselben wird dich veranlaßen, an mich wieder zu schreiben und ich wünsche, recht bald. Grüß Meierotto Der deinige CF Nasse.
Sind deine Beiträge zur Galvaneol. schon heraus? Ich freue mich recht darauf. Auch hier in B. wird fleißig batterisirt. Doch wo thut man das jezt wohl nicht! —
159.
Von Ludwig Wilhelm Gilbert nach Göttingen Halle, 13. Juli 1801, Montag
Halle d. 13t. Juli 1801 Endlich, mein werther Freund, erhalten Sie hierbey Ihren interessanten Aufsatz gedruckt, wie ich hoffe zu Ihrer Zufriedenheit. Ganz ließ er sich nicht in ein Heft bringen; und zu Heft 7 fehlen noch einige Bogen, darum erfolgt es noch nicht mit; wohl aber der Abdruck Ihres Ganzen Werkchens zu 10 Exemplaren. Mehr sind davon überhaupt nicht abgezogen worden, weil, wie Sie aus beyliegendem Zettelchen 168
1 3 . Juli
1801
Schiffs abnehmen mögen, er meinte, er werde, weil es auf die Michaelimesse losgehe, nur mit Schaden andern Buchhändlern diese Schrift wie alles was zur Michaelismesse versandt werde zuschicken können. Und freylich, wollte er bis Ostern mit Ausgeben derselben harren, so verlöhre sie das Interesse der Neuheit. Von Ihren 10 Exempl. habe ich, ich glaube mit Ihrer Vergünstigung, ein Exempl. für mich behalten. Zugleich erhalten Sie Heft 5 und 6; besonders in lezterm sind viele interessante Galvanica. Für Heft 8 habe ich Ritters 3ten Brief. Hätten Sie doch Ihre Briefe minder hingeworfen und etwas mehr durchgearbeitet; gewiß Sie würden für Sich selbst und Ihren litterairischen Namen dadurch noch viel mehr gesorgt haben. Sie enthalten so viel Gutes und bringen uns wirklich in der Ansicht der Voltaischen Säule so viel weiter, daß ich wünschte, es ließe sich ihnen | auch kein Anstrich von Paradoxie, und manches weil und also vorwerfen, wo es schwer wird, einen triftigen Grund wahrzunehmen. Gewiß rührt das nur daher weil Sie sich die Mühe des ordentlichen Durcharbeitens haben verdrießlich werden lassen, und Ihre Ideen cúrrente calamo zu Papier gebracht haben. Darum kann ich selbst gar manches darin mehr ahnden als verstehn. — Hat es auch mit allen Versuchen seine volle Richtigkeit?, und enthalten manche nicht mehr Geschloßnes und Vorherbestimmtes, als Gesehenes und durch den Versuch erst entdecktes? — Die paar Anmerkungen zu Ihrem Aufsatz in Heft 5 werden Ihnen nicht anstößig seyn. Die Galvanica habe ich nur mit einer einzigen Bemerkung begleitet. Vor einigen Tagen war Rettel hier; er erwartete Pistor, der aber wiederum ausblieb. R. läßt Ihnen seinen hohen Zorn ankündigen, wenn Sie nicht bald versprochne Nachrichten ihm sendeten. Er scheint sich in Dessau gar wohl zu gefallen. Sollte es nicht der Mühe Werth seyn die Annal, einmahl wieder in d. Gött. Gel. Anzeig, anzuzeigen, da sie jezt so viel Deutsches enthalten? Robertsons Galvanica sind gar dürftig; sie dächte ich übergingen wir. Aus Desormes, der vieles Falsches hat, habe ich einen kl. Auszug gemacht. Was Sie mir für Auszüge, besonders aus Werken die ich hier nicht haben kann, übersenden wollen, soll mir immer angenehm seyn. Wie steht es mit Socquet? Berthollet u Guyt über die Verwandtschaften hatte ich schon ausgezogen, so weit er mir bekannt war. Sonst ist aber noch gar manches, besonders in den Ann. de Chimie. 169
Nr. 159
Neues, was Sie interessiren möchte, wüste ich Ihnen von hier aus nichts zu schreiben. Alles geht beym Alten. Nächstens mehr, damit dies Briefchen dieses A mahl gewiß abgehe. In einigen Wochen erhalten Sie wieder 2 Hefte. Ihr ganz ergebner Gilbert.
160.Ρ A n Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Göttingen, vmtl. zwischen 20. Juli und Anfang August 1801 Auszüge aus Briefen, mehrentheils den Galvanismus betreffend. (...) 5. Aus einem Briefe des Hrn. L . A. v. Arnim. Edition: W A A II/III.
*161. A n Carl Gottlob Häkel in Halle Göttingen, um den 20. Juli 1801, Montag Von Carl Gottlob Häkel, 26. Juli 1801: (...) dein Brief, der uns deine baldige Abreise von Goettingen verkündigte. (...) D u hättest Dich beynah mit einem Officier geschlagen? Gut, daß du hinzusetztest: du hattest etwas getrunken; sonst hätten wir dir deine Aussöhnung und also auch deinen Streit schwerlich geglaubt. Vgl. Nr. 163,5-51 und Erl.
170
50
2 6 . Juli 1 8 0 1
162.
Von Carl Friedrich von Redtel nach Göttingen Halle, 26. Juli 1801, Sonntag
Halle d. 26' July 1801. Bester Arnim In diesem Augenblicke erhält Haekel Deinen Brief. Ja wir sind Sünder u zwar recht große, aber du siehst daß es nur des Anblicks von ein Paar Zeilen von dir bedarf um mich zu entsündigen. Vieleicht finde ich Morgen, wenn ich nach D. zurückkomme schon einen Brief von Dir, höre etwas Näheres von deiner Reise, u dem Besuch den du mir hoffentlich zugedacht hast — aber ich muß dir sogleich noch ein Zeichen des Lebens von mir geben, ehe auf deiner flüchtigen Reise es mir unmöglich wird, Dir dieses zukommen zu laßen. Den dummen Streich mit deiner grand, Tour kannst du bey mir nur durch ein Paar Tage gut machen, die Du uns noch vorher schenkst. — Ueber unser bisheriges Stillschweigen müßen wir uns mit der Ursache deßelben trösten, daß es uns nehmlich beyden zu gut gieng, um über das Nächste, das uns umgab, hinwegzusehen. Ich habe trotz dem allerderbsten Philisterthum unter dem ich in D lebe, doch ziemlich lustig u nach Wunsch meine Tage daselbst zugebracht. Aber in ganz | D. keine einzige Seele zu wißen mit der man nur ein tüchtiges Wort wechseln möchte, nur einen einzigen, der nicht der allerplatteste Nikolaitus wäre oder ein französisch gelehrter Tropf, alle Abende von Schaafen u Schweinen sprechen zu müßen, von Allen um sich her das Leben nur in Bestelle u Erndte Zeit eintheilen zu sehen, u den unsälichen Kummer u Noth, die die Paar groben Bedürfniße des Menschen machen — das wird einem doch bisweilen so arg, daß man nach HG reiten muß. Das habe ich nun schon — 2 mal gethan, aber das eine mal auf 6, das andre mal auf 10 Tage. Ich habe beydemale bey R's gewohnt, itzt mit Pistor, der ganz unverhoft eines Morgens um 4 Uhr vor meinem Bett in fVörlitz stand, u mich noch denselben Tag mit Extra Post im Fluge nach H. führte. Pistor ist der lautschreiendste Schlegelianer geworden von Allen die je über die Fragmente in entzücktes Lachen ausgebrochen sind. Mich überraschte dieser Enthusiasmus, da mir der lange Herr grade das Gegentheil versichert hatte. Von dieser Antischlegelianischen Epoche wollte man nichts wißen. — Die Mädchen in G haben uns | unsre Tage sehr lieblich gemacht; itzt leider war bright Hanna nicht da, sie bildet den plastischen Sinn in ihr auf der Dresdner Gallerie u alle Mahler wollen sie in die Lehre nehmen u alle wollen an ihr mahlen 171
Nr. 162
lernen. — Aber man hatte wahrhaftig gar keine Zeit an den leeren Platz zu denken, den sie gelaßen hatte, dem alten R haben wir seine Liederspiele corrigiren helfen — aber wir nehmen auch nicht alles auf unsre Rechnung. — Gestern kam ich Abends in die Stadt um heute mit dem frühsten abzutraben, aber ein fürchterliches Gewitter u Regen laßt mich, weder aus Stadt noch Stube — das hat mir meine alten hiesigen Freunde u nun auch den alten Goettinges einmal wieder an die Seite geführt. — Mit Peilan u H. war ich in LauchstaAt u sah den Tancred von Goethe, die Amenaide räusperte sich leider immer vor jedem bedeutenden Worte, das Publicum (lauter PhilisterDamen) war impertinent kalt u dumm. Dein Lieblings Oertchen haben wir nicht vergeßen. Rothkirch ist auf der Reise nach Goettingen dort stecken geblieben. Mein Fuchs hat alle Philister ausAgelaufen, geht so sanft wie eine Biene u erwartet deine mächtigen Schenkel. Höre, schreib recht genau, wann du durch Dessau komst, damit ich gewiß da bin, ich muß Dich vor deiner Reise sehen, denn du must mir genau sagen wo du hingehst, weil ich dir vieleicht nachkomme. Salomon, Müller u Meier von hier sind in Paris; Gareis komt in ein Paar Monaten dahin. Ist es wahr, daß Goethe auf einige Monate zu Euch komt? Dein Vivat ist ein brav Stück — deine Schmähung auf die Oeconomen, die das böse Wetter machen (in N. 5 v. Gilbert), verdient kein rechtsförmliches Verfahren, aber eine Privat-Abbitte — die Feder will nicht weiter Dein Redtel
163.
Von Carl Gottlob Häkel nach Göttingen Halle, 26. Juli 1801, Sonntag
Halle den 26 July. 1801. Mein guter Arnim! Grade, als wir heute Nachmittag bey sehr starkem Regenwetter in der Stube sitzen und die Amathonte von Anton Wall lesen, kommt dein Brief, der uns deine baldige Abreise von Goettingen verkündigte. Ich hatte seit deiner Abreise von Halle nichts über dich erfahren als durch 172
26. Juli 1801
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Redtel die Nachricht, daß du Goethen ein Vivat gebracht hast, wobey du nebst den übrigen mit Knitteln wohl verwahrt gewesen bist. — Ich denke noch mit Freuden der schönen Zeit, die wir nach Ostern zusammen verlebten und wünschte sie noch einmal zurükrufen zu können: du könntest ungestört am Pult schreiben, ich auf dem Sopha lesen und uns beyde nach einer mehrstündigen Anstrengung durch ein Gespräch erhohlen. Unser Redtel ist jetzt fleißig in Halle gewesen: auch habe ich ihn mit Tsierschky einmal nach Dessau begleitet, wo mich die dessauischen Mädchen höchlich entzükten. Auch ich wurde auf diesem ritt aufs neue von der Güte der hallischen Philister überzeugt, die, auch du mit Recht hochschätzest und sie allen | übrigen uns bekannten vor- Γ ziehst. Ich sage dir: der Redtel möchte seinen Fuchs lieber in den Puzschrank setzen als reiten: seine Sorgfalt ist ohne Grenzen u man möchte bei seinem Reiten einschlafen. — Ich leide jetzt mächtig an der Hypochondrie, die sich aber nur auf meinen Körper und ins besondre auf meinen Unterleib, nicht aber auf meine Seele erstrekt. Ich bin fidel und nur zuweilen etwas aufgebracht, daß mich die Hypochondrie im Arbeiten stört. Könnte ich mit dir auf Reisen gehen oder mich täglich auf dem Roß herumtummeln, es würde gewiß bald beßer gehen. — Unsre Gesellschaft ist jetzt wieder im Gange, Minor ist aufgenommen und ich wünsche nichts als daß ich immer eine solche Anstalt mit mir führen könnte, um sie allenthalben zu haben. Walter ist abgegangen. Ich studiere jetzt noch ein wenig Fichtische Philosophie, weis aber selbst noch nicht: ob sie mir gefällt oder nicht, weil ich erst in guter Hofnung bin, in die Hauptlehren der Wißenschaftslehre einzudringen. Daß du auf deiner Reise nach Regensburg durch Halle gehst, ist wohl gewiß: es würde mich in der That sehr | schmerzen, dich ΐ vor dieser großen Reise nicht wieder zu sehn: denn Gott weis, wenn es dann einmal geschehen wird. Können wir es möglich machen, so sollst du bei deiner Durchreise noch einer Versammlung unsrer geliebten Litteraria beywohnen. — Ich gehe bald nach Michaelis von hier ab und thue es gern: meine beste Zeit in Halle war mein erster Winter, den wir zusammen hier verlebten. — Die Winkelquart habe ich nicht liegen laßen, ich kann dir sogar ein wenig mit Contra hauen aufwarten. Der Lauf meiner Fechtübungen ist aber jetzt durch einen Hieb, den mir Pistor in den kleinen Finger gab, auf 8 Tage unterbrochen gewesen: indeß glaube nicht, daß er selbst ohne einen von mir erhaltnen Hieb davon kam: ich müßte nicht dein Schüler gewesen seyn, wenn er nicht auch einen über die Hand hätte bekommen sollen. Langmeyr u 173
Nr. 163 Tschiersky sind noch meine Gegner im Fechten und ich denke: die Zahl meiner Gegner wird sich nicht vermehren. Du hättest Dich beynah mit einem Officier geschlagen? Gut, daß du hinzusetztest: du hattest etwas getrunken; sonst hätten wir dir deine Aussöhnung und also auch deinen Streit schwerlich geglaubt. — Pistor ist noch der alte: bey Gelegenheit eines Ritts, denn er auf Redtels Bonny machte, that er auch seiner spanischen Hengste wieder Erwähnung. Kommst du nach Dessau, so lobe ja Redtels Fuchs: denn schimpfst du, so fällst du unausbleiblich in R. Ungnade. Raumer tadelt diese Stute wegen ihrer stinkenden F....tze. — Lauchstädt ist diesen Sommer von Studenten u Badegästen ziemlich fleißig besucht: daß es die erstem wenigstens gethan haben, kannst du daraus sehen, weil ein Theil derselben es nicht mehr thun kann. — R. ist uns untreu geworden: denn sobald er zu uns kommt; logirt er in Gibion: sehr natürlich! denn nach seiner Versicherung liegt dort neben seinem Bett das Bild der Bright Hanna; ich sage dir, er wird immer toller und bald wird er sich nicht mehr mit dem Bilde begnügen. — Er amüsirt sich bey seiner jetzigen Lebensart mehr als ich glaubte, daß es geschehen würde. — Wo möglich, mein guter Arnim, komm durch Halle und verweile wenigstens bey uns einen Tag. Du bist nicht fühllos gegen die Bitten eines Freundes und wirst gewiß das Mögliche thun. Dein Grüße Meierotto. Hsekel.
164.Κ A n Carl Friedrich von Redtel in Dessau Göttingen, vmtl. Anfang August 1801
Höre meine Beschäftigungen sind mir fast widerwärtig, ich suche etwas und ich finde immer etwas ganz anderes. Wenn ich zum erstenmal in eine Stadt kam, sie zum erstenmal vom Hügel sah alle die kreuzenden Gänge, schmalen Gassen, den Fluß in nuzlosen Krümmen, alle weges Hecken und Mauern und Zäune und Palisaden und Graben, alle unnüz, wenn jedermann ehrlich wäre, so dachte ich immer meines Eintrits in eine Wissenschaft, wie das alles vermauert ist, jeder heftet auf den Boden seinen elenden Namen und die Geburtszahl, ja er sieht wohl gar nicht einmal hinüber jenseit seiner vier Wände was der Nachbar macht, sondern stümpert sich immer mit alten Geräthen 174
Vmtl. Anfang August 1801
(und) schlechten Samen immer schlecht fort. Müssen aber Revoluzionen seyn, um allen solchen Schmuz weg zu waschen, um die ewige Einheit wieder herzustellen. Das begreife ich wied(e)rum nicht ich kann es nicht glauben. Sehe ich endlich ein wüstes Land mitverbrantem Grase und hohen Dornen so nennen sie d(ie)s den Gemeindeacker und das ist endlich noch übler. Du siehst also daß ich mit der Welt in keiner Rücksicht zufrieden, daß ich sie recht aus dem Grunde bekehren möchte und daß ist es worauf ich dunkler oder klarer ohne es zu wissen von je an hinsteuerte, Ich möchte bey vieler Trägheit viel thun, ich will mit dir anfangen. | Sage was wendest du deine Thätigkeit an lauter Erbärmlichkeiten, möchtest gern bessere Kleider haben als andere ein gutes Reitpferd, mochtestauch wohl daß dich die Leute reiten sehen. Willst du sie heben was nimmst du so schwer beladene Geschöpfe von allem Plunder der Jahrhunderte, gehe zu jungen Völkern, die nicht weiter denken als ihre Aeltern die nicht weiter denken als wie sie geboren führe ihnen die göttligen Gedanken zu. Segle mit den Alls Lebends Bildern des Herkules und der Venus in die Wüsten der Erde, führe ihnen einzweyter Prometheus den Himmels funken zu, zu dem Pöbel gehe um dich vom Pöbel zu befreyen, gebe ihm Aussicht und Hoffnung, Wissen der Ahndung seines Wirkens, zeige ihnen wie sie die Erde fürs edlelste Hausthier pflegen, daß sie wohlig alle ihre kleinen Menscheninsecten trägt ja wohl Insecten durchschnitten zum hohen und niedern, beydes hängt durch einen schmalen Weg zusammen und ist er durchschnitten, so leben beyde Theile noch einige Zeit fort, und das nennen wir GeisterAerscheinungen | Du glaubst nicht wie W mich jezt überzeugt hat, daß keine gar keine Wahrheit in dem dunklen Leben, wie Β es mir kürzlig deutlich macht, daß dunkel alle Wahrheit, zuweilen beym Essen wenn jener das Gespräch lang A weilig, dieser das Fleisch trocken findet möchte ichAihnen rathen sich die Messer einander ins Herz zu stossen. Sieh ich kann etwas nichts begreifen, daß es doch Etwas in der Welt giebt, da es doch einzeln alles in Nichts aufgeht, wenn man es nur gehörig aus einander legt. Was soll ich vonder Wissenschaft halten die mir nicht einmal erklären kann, warum alle diese Wirkungen nicht in einem Zuckern alle vergehen, so daß ein Augenblick die Summe alles Schmerzes aller Freude kostete, dann nur liesse sich recht auskosten ob es sauer oder süß. Jezt müssenAwir unsere Weinkeller alle Tage anlegen und ausleeren UndAwas ist garAdie Kunst die nicht einmal Rath schaffen kann, wenn alle Welt Kunstwerk geworden, alle Berge zu Statuen ausAgehauen alle Metalle 175
Nr. 164. Κ zu Saiten verbraucht wären, alle Pflanzen zur schönen Gartenkunst alle Thiere zur schönen Jagdkunst, die mir immer noch die liebste vonAallen schönen Künsten ist weil sie denAFrieden und Krieg sorecht brüderlig vereinigt. Mit dem Glauben würde ich mir beyden wohlAversöhnen können, wenn ich nur glaube könnte daß ich Morgen abend das glauben könnte, was ich der Nacht glaube. Aber — dieses Aber ist kein Aberglaube Mit dem was mich um giebt kann | ich ebenso wenig zu frieden werden, bliebe es so immer so wäre es langweilig würde es anders, so wäre es traurig. Was meine eig(nen) Gelüste anbelangt, so mag ich sie nicht gerne aufwenden, weil die Speculation sagt, daß endlig keine andere Wollust bleibt als der Tod, der ganz gewöhnlige Tod zu dem jederAohne den weitläuftigen Nebenkreis des Posthorns gelangen kann, der eigentlich blos zur Handhabe dient, der Ton muß doch unten heraus, wenn du ihn auch noch so lange darin herum drückest. So ist es mit allen unsern Gefühlen, wenn das Alter uns beym Auswege brett macht, so platzen sie alle früher heraus. Spielen mag ich nicht, weil ich doch nicht die ganze Welt gewinnen kann und lieben auch nicht, weil ich nur ein Weib lieben könnte, ich wünsche mir weder Zufallglück noch Planglück, es kann mir in beyde nicht genug glücken
165.
Von Christian Samuel Weiß nach Göttingen Leipzig, 10. August 1801, Montag
Lieber Freund! Es ist etwas arg, wie lange die Linneische Societät Dir das Diplom vorenthalten hat. Wäre ich zum Witzmachen aufgelegt, so würde ich Dich in Erstaunen darüber setzen, wie viel Diplome noch von der Versammlung vom 6— Junius her ausgefertigt worden seyn müßen, da das Deinige, wiewohl am genannten Tage bestimmte, doch erst zu Ende Julius bei dem Schreiber der Soc. an die Reihe gekommen ist. Seit beinahe 14 Tagen habe ich es nun bei mir liegen; und ich mußte schon das meinige thun, und auch etwas trödeln, um mich nicht von der Soc. deren Secretair ich bin, gänzlich auszuschließen. Was mich aber im Ernst immer verleitete, in den letzten 14 Tagen den Brief an Dich aufzuschieben, war die verwünschte Abhandlung, die ich nach München zu schicken hatte, und die mir seit Ostern wie | Blei im Leibe 176
ΊΟ. August 1801 lag, weil m i r einige Abhaltungen m e i n e Zeit beständig versplitterten, die aber n u n — Gott sey Dank! — verwichnen Sonnabend glücklich auf die Post befördert worden ist. Beiläufig, ich glaube, sie ist mir nicht übel gerathen. I m Ganzen habe ich die qualitative Verschiedenheit der Farben dargethan, die quantitative widerlegt, und glaube g e f u n d e n zu haben, daß es fünf specifisch verschiedene Lichtarten giebt. — Auf allen Fall habe ich Voigts Farbentheorie (III. B. des Grenschen N. J.) und Wünsch's Behauptungen (letztre zum Theil) widerlegt. Hindenburg billigte m e i n e Abhandlung. Mit Blumenbachs Recension meiner Schrift über d. Farbenveränd.: org. Κ. d. d. Einfl. d. Lichtes in den Göttinger Anzeigen bin ich zufrieden. Zwar wünschte ich sie etwas länger; denn einiges sollte doch m e h r herausgehoben seyn, und ich sehe durch Erfahrung, daß solche, die m e i n e Abh. nicht gelesen ha|ben, einige Urtheile der Recension nicht recht verstehen. — Allein d u r f t e ich dieß auch f ü r eine so kleine Piece erwarten? Was Bl. schwierig g e f u n d e n hat, das, dächte ich, wäre in der Schrift selbst genügend beantwortet. Ich wundre mich, daß er dabei Anstoß g e f u n d e n hat. Was er sagt: m e i n e G r ü n d e gegen die chemische Erklärung jener F a r b e n ä n d e r u n g schienen i h m nur zu beweisen, daß die Lebenskraft die Einwirkung des Lichtes m o d i f i e n t — ist das wohl etwas andres, als was ich will? — Ich schließe ja die chemische Einwirkung des Lichtes gar nicht aus, wie ja selbst das Licht, sofern es Ursache dieser F a r b e n ä n d e r u n g ist, einen chemischen Reiz, der eine eigenthümliche Thätigkeit der Lebenskraft veranlaßt. Dieß ist meine M e i n u n g von dieser Recension. Vielleicht denkst du m i t mir gleich, vielleicht nicht. Wolltest du m i r i m letzteren Falle die deinige gelegentlich mittheilen, so wäre es m i r lieb. Solltest du aber m i t Blumenbach darüber sprechen, so | kannst du i h m m i t Wahrheit sagen, daß ich i h m f ü r seine Ree. D a n k wiße. Wenn gehst du nach Paris? — Ich sobald noch nicht. D a ß ich künftigen W i n t e r in Berlin zubringe, dabei bleibt es. Leb wohl, lieber Arnim, und bleibe stets der Freund Deines Leipzig, d. 10— August 1801. Weiß.
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Nr. 166
166.
Von Johann Horkel nach Göttingen Lübeck, 17. August 1801, Montag
Lübeck a m 1 7 ^ Aug. 1801. Lieber Arnim, Meine Odysse n i m m t einen so langsamen Fortgang, dass es den Anschein gewinnt, als w e n n ich nicht m e h r das Vergnügen haben sollte, Sie in Goettingen anzutreffen, w e n n Sie anders nicht, was ich recht sehr wünsche, Ihren dasigen Auffenthalt noch u m ein halbes Jahr verlängern sollten. I n H a m b u r g habe ich beim Dr. Veit einen Ihrer Freunde aus Goettingen kennen lernen, der I h n e n wahrscheinlich schon von meiner Emigration aus Halle, Nachricht gegeben haben wird u n d dass ich noch i m m e r Goettingen zu m e i n e m künftigen Wohnort zu m a c h e n wünsche. D a sich aber über ein U n t e r n e h m e n der Art nichts aus der Ferne m i t Sicherheit bestimmen lässt, so werde ich höchstens nach einigen Monaten nach Goettingen k o m m e n u m m i t eigenen Augen die dasigen Verhältnisse k e n n e n zu lernen. W i e sehr wünschte ich m i r dabei von Ihrer Lokalkenntniss Gebrauch machen zu können. — Von Berlin aus habe ich von n e u e m das Versprechen erhalten, dass ich in Halle angestellt werden sollte. Mich soll verlangen auf welche Art u n d unter welchen Bedingungen. — Mein Archiv f a h r t a m übelsten bei der unstäten Lebensart, die ich seit einem Vierteljahre führe. Ich möchte doch gerne, dass das 3 - H e f t zur Messe fertig wird. Ich wende mich dabei an Sie und Ihre Goettinger Freunde m i t der Bitte u m Beiträge u n d zum 1— u m die versprochene Zusammenstellung von E m m e r t und Reuss über die L y m p h e u. Chylus. — 2— sagten Sie m i r von einer Übersetzung von E m m e r t von Hatchetts' Abh. über Zoophythen u n d Häute. Könnten Sie mir diese beiden Arb(e)iten gegenwärtig besorgen so würden Sie mich sehr verbinden. Sollten I h n e n | noch andere f ü r die Zoochemie interessante Abhandlungen oder Fragm e n t e in die H ä n d e gefallen sein, so würden Sie m i r durch die Mittheilung derselben keine geringe Freude machen. Seit meiner Wanderung lebe ich leider in vollkommener Unbekanntschaft m i t den neuesten Arbeiten des In- und Auslandes. Besonders bitte ich Sie verschaffen Sie m i r baldigst die Arbeit N 2 1, weil ich sie noch f ü r das 3 H e f t bestimmt habe. W i e gefällt es Freund Mekel in Goettingen, grüssen Sie ihn herzlich, auch ihn darf ich nach einigen Monaten wohl k a u m m e h r anzutreffen hoffen. Leben Sie recht wohl und besorgen Sie das Beste 178
Vmtl. zwischen Anfang und 20. September 1801
Ihres Freundes Horkel. 40 Ihren Brief addressiren Sie abzugeben beim Hrn. Advocaten Hammer, zu Neustadt bei Lübeck
*167. An ? in Göttingen Zernikow (?), um den 25. August 1801, Dienstag
Nach langem Harren endlich durch Deine Briefe hieher von Deinem Aufenthalte unterrichtet (...). (Nr. 171,1-2.) Von Theodor Friedrich Arnold Kestner, Göttingen, 4. September 1801:
* 168. An Heinrich Dieterich in Göttingen Zernikow (?), um den 25. August 1801, Dienstag
4. September 1801: Nach langem Harren endlich durch Deine Briefe hieher von Deinem Aufenthalte unterrichtet (...). (Nr. 171,1-2.) Von Theodor Friedrich Arnold Kestner, Göttingen,
*169. Vmtl. von Samson Ruben Goldschmidt nach Berlin Kassel, vmtl. zwischen Anfang und 20. September 1801
(...) ich habe Briefe aus Cassel, daß die Goldgulden schon gegen das Ende des Augusts Euch zugekommen (...). Vgl. Nr. 172,62-63 und Erl. An Stephan August Winkelmann, 24. September 1801:
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Nr. *170 * 170. Vmtl. von Samson Ruben Goldschmidt nach Berlin Kassel, vmtl. zwischen Anfang und 20. September 1801 An Stephan August Winkelmann, 24. September 1801: (...) ich h a b e Briefe aus Cassel, daß die G o l d g u l d e n schon gegen das E n d e des Augusts E u c h z u g e k o m m e n (...). Vgl. Nr. 172,62-63 und Erl.
171.
Von Theodor Friedrich Arnold Kestner nach Berlin Göttingen, 4. September 1801, Freitag
N a c h l a n g e m H a r r e n endlich durch D e i n e Briefe h i e h e r von D e i n e m A u f e n t h a l t e u n t e r r i c h t e t , sende ich D i r sogl. unterdess a n g e l a n g t e Briefe, die n i c h t f r ü h e r a b g e h n k o n n t e n , weil n i e m a n d D e i n e Adresse wüste. Es liegen auch 2 dabey an D e i n e n Bruder: g r ü ß e ihn. D i e hinterlassenen grösseren Sachen h a t Dietrich gleich a b g e h e n lassen u n d so schnell w a r G e l e g e n h e i t dazu, dass ich den k l e i n e r n Kasten n i c h t m e h r einpacken konnte, zu w e l c h e m ohnediess noch der Beytrag v o m Esel K l i n t w o r t h fehlte, der täglich fast g e m a h n t wird, es erfolgt dieses d a h e r nächstens. B r e n t a n o h a t uns verlassen u. ist ietzt in | F r a n k f u r t , von wo ich Briefe von i h m habe, noch zuletzt h a t er u n s tröstende Tage gegeben, die m i c h an m e i n e alte L i e b e zu i h m m a h n t e n . L e b w o h l u n d sey nicht t r a u r i g — Biethe d e m Schicksal Trotz u n d geniesse das L e b e n — Gieb Zeichen D e i n e r T h a t e n u n d D . L i e b e D e i n e n F r e u n d e n . Mit Liebe Dein TKestner H e y e r u. W . w ü n s c h e n D i r F r i e d e n Gotting» d. 4 ten Septbr 1801
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24. September 1801
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An Stephan August Winkelmann in Göttingen Zernikow (?), 24. September 1801, Donnerstag
Hättest D u wohl geglaubt, als wir einander Ade sagten oder vielmehr nicht sagten, daß ich in andern Umständen gewesen? Als Philosoph wirst D u fragen nach dem tertio comparationis u m dieses Andre Dir zu deuten, als Dichter wirst D u gleich merken ich stichle auf die Phantasie an, in der gleichsam etwas so und | auch anders seyn kann, doch wer kann errathen zu welchen guten Gedanken der Peinemannsche gute Kaffe Dich eben begeistert. Genug, ich merkte bald an den springenden Wassern in meinen Augen, ich würde eines Kindes genesen. Cetities stuprata, tarnen concipit·, dies alte Sprechwort traf recht bei mir ein. I Ich hatte wohl tausendmal mit der Poesie Buhlschaft getrieben, aber ausser einigen Embryonen, die keinen Bogen füllten, nichts concipirt. Ich hasse die Concepte überhaupt, die mir wegen meiner schlechten Hand doch nothwendig sind in allen Fällen, woAes das Publicum angeht. NB schlechte H a n d bedeutet hier soviel wie häßlig und dieser Ausdruck | und geheime Zug der Sprache in der Verwechselung beider ist sicher der gültigste Beweis der prastabilirten Harmonie, sicherer als die Ableitung des Zeus vom Zeugen. NB Bey der prastabilirten Harmonie fallt mir eine Beobachtung ein, die mir wichtig scheint und ich bisher nirgend gefunden habe. Wenn m a n sich ein Bild denken | will, ich n e h m e den August Winkelmann zum Subjekt, D u nimmst den Achim Arnim; n u n sehe ich Dich, D u siehst mich; jezt sehe ich nach einem Pflaumenkern, D u siehst nach Conrad Heyer, D u bist mir, ich Dir verschwunden. Mit andern Worten: m a n kann sich nicht willkührlig einbilden etwas zu sehen wenn | m a n zugleich willkührlig auf etwas sieht, sodaß es eine Operation zu seyn scheint, die beide hervor bringt, das Schematisiren, das hysteron proteron. NB Ich bin seit zwei Monaten von allen gelehrten Zeitungen, die Berliner Intelligenz A blätter a u s g e n o m m e n , entfernt sollte etwas darüber | indessen vorgekommen seyn, so habe die Güte es mir anzuzeigen, desgleichen, ob Recensionen über mich ergangen: Sollte ich aber nicht Gelegenheit finden, diese Ideen früher dem Publico mittheilen zu können, so wirst D u wenigstens ein Attest ausstellen können, daß ein Brief vom 24. September 1801, sie Dir schon | vorgetragen oder ich könnte auch diesen Brief zu diesem Zwecke bey mir behalten und nicht abschicken. NB Hast D u schon einem sedem in der gelehrten Welt erhalten, bist D u Dr in Jena geworden, hat Heyer schon pro181
Nr. 172 movirt, oder Kestner? Ist Bernhardus Fristerus schon durch passirt? | Ich komme auf mein Thema parturiunt montes prosilit ridiculus mus nach mancher nothwendiger Abschweifung zurück. Mein poetisches Gemachte ist ein Roman und zwar mit Tendenz, darum kein Wort davon bis zur Erscheinung. — Die Volksmährchen von Musäus haben mir manche Stunde angenehme Gesellschaft geleistet. Drey Erzählungen darin, Liebestreue, Stumme Liebe und der Schwanenteich | lies einmal wieder, es ist schön wie so ein Dichter immer an dem früheren höher entbrennt, ohne diese möchten Tieck's Volksmährchen nie entstanden seyn. Nichts veraltet schneller als Witz darum ist manches in diesen Erzählungen so ungenießbar wie zerschnittener Rettig im Heringssalat geworden. Man beisst darauf und hat man endlich lange gebissen, so hat | man nichts als den scharfen Geschmack. Auch muß ich Dir versichern, daß in Porstens altem Gesangbuche einige überaus schöne Lieder und Naturallegorien sind, viel geistreicher als des seligen Herrn Böhm Morgenröthe. Wir haben hier einen musikalischen Prediger, der bloß durch die fürchterlige Wirkung | seines Stimmdonners die ganze Gemeine bey sehr kalten Reden mächtig erwärmt, — doch im Winter macht er wie alle Landprediger kalte Bauern. Merk es Dir indessen in Deinen Vorlesungen und erinnere Dich zugleich der Verantwortung des Balgentreters gegen den Vorwurf des Organisten: Er mache zu viel Wind beym Glauben. — Ich weiß recht wohl wie viel Wind zum Glauben nöthig. Mir fehlt es am Ende auch an Wind den Glauben an Euch voll zu machen. Erst dachte ich Ihr schriebt nicht, weil meine Geldschuld noch nicht angekommen, aber ich habe Briefe aus Cassel, daß die Goldgulden schon gegen das Ende des Augusts Euch zugekommen, dann dachte ich — aber Dachte sind keine Lichte, und ich sitze dabey im Finstern und kann keinen festen Boden fühlen und klammre | mich vergebens an die Erinnerung an. Dem Heyer sage, ich hätte eine Schachtel Insekten gefunden, er solle sie bekommen wenn er mir schriebe, für Dich habe ich den Plan eines Armenhauses abgeschrieben, das bloß durch die gute Benutzung des Düngers der Armen sie ernährt, ausserdem fand ich ein Manuscript in einem alten Kloster | aus den ältesten griechischen Physikern. Um Deine Neugierde zu reitzen schreib ich ein Fragment in der lateinischen Version ab: pediculus, cum sex pedibus 182
21. Oktober 1801
me mordet si haberem Knix Knax clamare deberet. Dein Achim Arnim Grüß alle. Deine Briefe überschreibe nach Berlin: Abzugeben im Hause der Baronin von Labes am Brandenburger Thore.
* 173. An Theodor Friedrich Arnold Kestner in Göttingen Berlin, um den 20. Oktober 1801, Dienstag
25. Oktober 1801: So eben kommt Möhler mit Deinem Zettel, dem ich aufs genaueste antworten kann. / Am Sontag den 14 Septbr 1800 sind wir von hier nach Osterode gegangen. (...) (Nr. 176,34-37.) Von Theodor Friedrich Arnold Kestner,
174.
Von Johanna (Jeannette) Dieterich nach Berlin Göttingen, 21. Oktober 1801, Mittwoch
Göttingen am 21— Octb, 1801. Sollten Sie wohl glauben, daß Ihr Andenken jezt, nach einer Entfernung von mehrern Monathen bey mir weniger lebhaft wäre, als den Tage nach Ihrer Abreise? ich will hoffen Sie thun es nicht lieber Freund; u wenn Sie es thaten, so trauen Sie meiner Versicherung daß es nicht so ist. — Diese Art der Apologie bin ich mir schuldig, weil ich dies unfreundliche Urtheil nicht verdienen würde, u es doch meines unerlaubten Nicht-Antwortens wegen erwarten muß. Um aber meiner Versicherung etwas mehr Gewicht zu geben will ich zum Beweis hinzufügen, daß ich, von meinen Gewißen gequält mir keinen längern Aufschub erlaube, obgleich erst eben jezt der 12- Tag zu Ende geht, seithAdem ich die Welt, vorzüglich aber mich Selbst | mit einen kleinen Mädchen bereicherte, zum ersten mal habe ich mich wieder auf meinen Sopha gewagt, u feyere diese erste Ausflucht mit den Abtrag meiner Schuld, 183
Nr. 174
o h n e r a c h t e t m e i n Verstand m i t m e i n e n physischen K r ä f t e n gleichen Schritt zu g e h e n scheint, d e n n das D e n k e n wird wird m i r verzweifelt schwer, w e ß w e g e n ich auch sehr u m schonende Critik bitte, der w a h r e Zwek w a r u m ich I h n e n schreibe ist doch n u r der, I h n e n zu versichern wie oft, u herzlich w i r I h r e r gedachten, wie viele F r e u d e es uns m a c h t , uns die Zeit zurük zu r u f e n die Sie m i t , u bey uns zu brachten, u daß soll, u m u ß I h n e n g e n u g seyn, w e n n m e i n Brief auch n u r ein Fragm e n t dieses I n h a l t s wäre, — u dabey m u ß ich es auch w ü r k l i c h bew e n d e n lassen | da ich m i c h etwas sehr e r m ü d e t f ü h l e . — M e i n M a n n der sich jezt in Leipzig befindet, h a t m i r a u f g e t r a g e n , I h n e n die Nachricht zu geben, daß er das von I h n e n angewiesene G e l d t e m p f a n g e n habe, u d a m i t I h r e m A u f t r a g g e m ä ß v e r f a h r e n h a b e oder w e r d e das weis ich n i c h t m e h r genau, ich e r w a r t e i h n in 4 bis 5 Tagen zurük wo er I h n e n auf I h r e n lezten Brief ganz gewiß a n t w o r t e n wird. L e b e n Sie w o h l lieber F r e u n d vergelten Sie ja n i c h t böses m i t bösem u schreiben uns recht bald. J e a n n e t t e Dieterich
* 175. A n Johanna (Jeannette) Dieterich in Göttingen ?, vmtl. zwischen Anfang Oktober und Mitte Dezember 1801 Von Johanna Dieterich, 15. Januar 1802: (...) ich m a c h e e i n e n S p r u n g ü b e r einige J a h r e h i n a u s u d e n k e m i r recht l e b h a f t den Augenblik des W i e d e r s e h n s d e n n dazu m a c h e n Sie uns ja H o f f n u n g (...). (WAA XXXI.)
176.
Von Theodor Friedrich Arnold Kestner nach Berlin Göttingen, 25. Oktober 1801, Sonntag
D a wir a l l e s a m m t weder in den H e i n b e r g gekrochen noch aber auf die K a t h e d e r uns verlohren, noch aber grossentheils i m catalogue zu finden sind, so wird eine n e u e H y p o t h e s e u n d zwar eine glücklichere n ö t h i g unser Stillschweigen zu erklären, w o r a n D u D i r i m m e r h i n d e n Kopf, oder willst D u es als eine Nuss ansehn, die Z ä h n e zerbrechen kannst. W i e es aber möglich war dass D u D e i n e schon so weit gedieh e n e S c h w a n g e r s c h a f t so kunstreich v e r b e r g e n konntest ist eine in184
25. Oktober 1801
tricatere Frage, deren Antwort wohl der öffentlichen Bekanntmachung zum Trost und F r o m m e n der iungen Mädchen, denen das Röckchen nach zu grosser Erweiterung des Herzens zu enge ward, werth wäre. Dass ich nichts geringes von Deiner Niederkunft erwarte lehrt mich die Geschichte der Pro|cedur dabey, indem D u die Wasser vorher, sage vorher springen liessest, welche Observanz m a n c h e Autoren gänzlich zu unterlassen pflegen, so dass daraus das Unglück entsteht, dass Wasser u n d Kind z u s a m m e n k o m m e n , und m a n am Ende gar nicht einm a h l beides unterscheiden k a n n Eine sonderbare Bemerkung k a n n ich Dir dabey nicht vorenthalten, die Naturforscher, die, wie D u weisst allerwerts Polarität suchen bey dieser Gelegenheit in dem sie von Deiner u n d Mad. Dieterichs Niederkunft, als gleichzeitigen Naturerscheinungen hörten, machten — doch wäre es unrecht, Dir, einem iungen Freunde, des Physikers Gilbert, der zugleich als ein so glücklicher Beobachter bekannt ist, hier vorzugreifen, d e m durch genaueste Beachtung des einzelnen bey diesen Erscheinungen schon der innere Zus a m m e n h a n g klar werden wird: d a r u m sey es Dir genug zu wissen, daß D u m i t Mad Dieterich gleichzeitig niedergekom|men seyest, und dass m a n nicht unterlassen habe, das Gesetz der Polarität darauf anzuwenden u.s.w. Ich habe Dietrich so viel erinnert als möglich, aber m a n weiss ia wohl, wie es angefangen wird, w e n n m a n Briefe nicht schreibt. Dass D u Deinen magnet. Apparat u. s. w. noch nicht hast, liegt an Klindworth, der mich bat noch 2 Tage zu warten, weil er dann das seinige beylegen könnte, aber i m m e r habe ich vergeblich gewarthet und werde ich nun, so bald Dietrich von der Messe k o m m t ihn u m die Besorgung bitten. So eben k o m m t Möhler m i t D e i n e m Zettel, dem ich aufs genaueste antworten kann. A m Sontag den 14 Septbr 1800 sind wir von hier nach Osterode gegangen. a m 15. S. von Osterode nach Klausthal a m 16. S von Kl. nach Goslar am 17. S. von Gosl. nach dem Brocken a m 18. S. vom Brocken usw. nach d e m Rübelande, wo wir uns trennten. Auf diesen Vorgang k a n n ich einen körperlichen fc. Eid ablegen. Heyer & W i n k e l m a n n standen in dieser Zeit par force auf d e m Sprunge Professoren in Braunschweig zu werden und Heyer muss — hypothetisch — so verliebt in seine Hure, die Professur seyn, dass er bis 185
Nr. 176 ietzt vom Sprunge noch nicht ablassen will, deswegen noch immer von Braunschweig nicht zurück ist. Winkelmann war in Jena machte viele Erfahrungen unterwegs ζ. E. dass m a n im Liebensteiner Bad, wohin er sich auf dem Hinwege ver- 50 irrte, wohl Wasser aber kein Brod frey bekommt: seine Reisekasse mit samt seinem mitleidigem Herzen waren nehmlich so spährlich ausgestattet, dass sie keine Aberrationen erlaubten. Aus diesem Vorgange, und daraus, dass er am Wasser, womit m a n eben dort so freygebig ist, nicht satt hatte glaube ich schliessen müssen, dass nach dem Axiom: 55 medium tenuere beati entweder Winkelman nicht unter die beatos gehört, oder dass seine Hypothese: als sey das Wasser die Mitte der ird. 3r Natur falsch ist, oder endlich, dass das aufgestellte Axiom, kein Axiom sey, welches letzte anzunehmen mir vorzüglich in einem Briefe an einen unschuldigen iungen Mann in Berlin nicht unrathsam scheint, 60 denn n i m m t m a n es zum Maasstab, so mögte es leicht zu einigen verderblichen Experimenten in den Hurhäusern Anlass geben. — Winkelman ist übrigens aufs eifrigste beschäfftigt aus A und Β ohne C das A.B.C, zu construiren. Ich übrigens, — bin ungemein leichtsinnig, und befinde mich gut da- 65 bey. Sey es auch Dein TKestner Gotting, d 25 Octbr 1801 Schreib doch, wohin D u nachher willst geschrieben haben, denn ich 70 schreibe Dir gewiss bald wieder und besser. Angekommen ist übrigens nichts für Euch, als was Durch die Dietrichsche Buchhandlung geschickt seyn wird. Alle guten Leuthe grüssen Dich 3V
An Herrn Ludwig Achim von Arnim abzugeben im Hause der Frau Baronin von Labes am Brandenburger Thore fr Dudestadt Berlin
186
75
80
Vmtl. zwischen 3. und Ende November 1801
177.Ρ An Ludwig Wilhelm Gilbert in Halle Berlin, 29. Oktober 1801, Donnerstag U e b e r die B e n e n n u n g d e r E n d p o l e d e r Voltaischen Säule, aus e i n e m B r i e f e von L . A. v o n A r n i m .
494
5 Ich erhalte eben das zehnte Stück Ihrer Annalen, und finde mich darin, S. 212 f., von unserm Freunde R i t t e r als Widersacher meiner eignen Behauptungen angeführt, so daß ich mich ordentlich durch mich selbst überrascht fühlte. io
Von den drei Haupt-Klagepunkten gegen mich ( A n n . , IX, 246,) 496 kann mich folglich nach dem Gesagten der erste gar nicht treffen, weil ich die Wirkung zwischen einem Leiter erster und zweiter Klasse nicht zur Erklärung angeführt habe; eben so wenig der zweite; der dritte endlich ist nur Folge aus diesen, wird also ebenfalls annihilirt. Da15 durch wird meine Ansicht i n i n t e g r u m restituirt, und statt, daß sie im Jahre 1797 schon total widerlegt gewesen seyn soll, ( A n n a l e n , IX, 246,) steht sie unbesiegt aufrecht den 29sten Oct. 1801. Berlin. L . A. v. A r n i m .
*178. Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Dresden Zernikow oder Berlin, vmtl. zwischen 3. und Ende November 1801 Von Caroline von Labes, 5. Februar 1802: Errinere dir also des fameusen Streites zu Zemiekow mit deinen Bruder, deßen Andenken mir noch schreckbar für Augen schwebet — u m eine mündliche Unterredung dankbar auszuweichen, die vielleicht uns Dreyen sehr böses Bluth könte gemacht haben und gantz diese Sache mit stillschweigen zu übergehen, war auch nicht rathsam, dahero ich gleich beschloß, Euch meine Meinung darüber, und meinen Mütterlichen Rath, in den ersten Euch nachzusendenden Briefe zuschreiben: dieses geschähe demnach, nach Dresden·, daß bei einer ordenti» Bestellung mit der dortigen 187
Nr. * 178 Post, w o h i n dergl« S p ä t h l i n g e nachgesendet w e r d e n sollen, u n d daß bei einer so k u r t z e n E n t f e r n u n g von dort bis Regensburg, ein Brief verlohren g e h e n könte; dieses schien m i r n i c h t warscheinlich; u n d d a h e r k o n t e ich v e r m u t h e n daß vielleicht d u Louis, den Brief zuerst gelehsen hättest, u n d dieser h e ß l i c h e n Geschichte wegen, u n d des i m Briefe d a r ü b e r an E u c h beiden von m i r gesagten wegen, d u ihn, dein e n Bruder n i c h t m i t g e t h e i l e t hättest (...). (WAA XXXI.)
*179. A n Heinrich Dieterich in Göttingen Dresden, vmtl. zwischen 6. und 23. November 1801 Von Arnim, 16. März 1802: D e n Rest des Geldes bat ich in m e i n e m letzten Briefe aus D r e s d e n n a c h Berlin u n t e r der B e y f ü g u n g Abzugeb e n i m H a u s e der F r a u Baronin von Labes a m B r a n d e n b u r g e r T h o r e no 4. u n d an m i c h beaufschriftet zu senden (...). Vgl. WAA XXXI und zu Nr. 172,61-63.
180.
A n Louise von Schlitz in Regensburg Dresden, vmtl. Mitte November 1801
Ich h a b e m e i n e Flügel auf kurze Tage in der D r e s d n e r H o f s o n n e ges c h w u n g e n u n d b e m e r k t e , daß sie n i c h t w a r m u n d n i c h t kalt u n d fast so langweilig wie das M o n d l i c h t ist. Aber u m eine F r e u d e w e r d e n Sie m i c h sicher beneiden. Ich bin täglich m i t Tieck z u s a m m e n , u n d bei i h m ist es ganz eigentlich, wo ich den Staub von m e i n e n F l ü g e l n 5 abschüttle u n d frei u n d fröhlich u n d beherzt m e i n I n n r e s s a m m l e .
188
Vmtl. zwischen Anfang Dezember 1801 und letztem Drittel Januar 1802 * 181. Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Anfang Dezember 1801 und letztem Drittel Januar 1802 Von Caroline von Labes, 2.-6. Februar 1802: Ich möchte doch gern wißen, ob nun meine vorige 7 Briefe endlich alle eingegangen sein, außer den Ersten, sind alle 6 nach Regensb* adressiret worden. Vgl. WAA XXXI sowie Nr. * 178.
* 182. Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Anfang Dezember 1801 und letztem Drittel Januar 1802 Vgl. Nr. *181.
*183. Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Anfang Dezember 1801 und letztem Drittel Januar 1802 Vgl. Nr. *181.
*184. Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Anfang Dezember 1801 und letztem Drittel Januar 1802 Vgl. Nr. *181.
189
Nr. *185 * 185. Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Anfang Dezember 1801 und letztem Drittel Januar 1802 Vgl. Nr. *181.
*186. Von Caroline von Labes an Arnim und Carl Otto von Arnim nach Regensburg Berlin, vmtl. zwischen Anfang Dezember 1801 und letztem Drittel Januar 1802 Vgl. Nr. *181.
*187. Von ? nach Regensburg (?) Berlin, vmtl. Dezember 1801 An Stephan August Winkelmann, 26. Januar 1802: D e m Dieterich schärfe ein w e n i g das Gewissen (...) F r a g i h n doch, ob er die 50 Frd'or aus Cassel e r h a l t e n u n d ob er den Rest noch nicht n a c h Berlin gesendet, ich h a t t e diesen dort j e m a n d angewiesen u n d erhielt vor acht Tagen den zweyten M a h n b r i e f . Vgl. WAA XXXI sowie zu Nr. 172,61-63.
188.Κ A n Friedrich von Raumer in Berlin Regensburg, vmtl. erste Hälfte Dezember 1801 Γ F r e u n d seit acht J a h r e n ! Wollte ich D i r in einer r e c h t f r e u n d l i g e n U m g e b u n g erscheinen, ich h ä t t e D i r aus D r e s d e n schreiben sollen. Aber noch ist nichts verloren, ich stelle m i c h u n d die Zeit zurück, D u aber bist bey m i r in Dresden. D a stehen w i r bey d e m Kreuze auf der Brücke u n d sehen ü b e r die weite Spiegelfläche des Stroms h i n a u s n a c h den d ä m m e r n d e n Gebür-
190
Vmtl. erste Hälfte Dezember 1801
gen. Wie weit | undwienah, jezt spreche ich mit Dir und meine Worte sind bey Dir, aber ich weiß nicht was Du mir antwortest. Schreib darum bald, sonst werf ich Dich wahrhaftig gleich in den strudelnden Strom. Soll ich Dir einmal wiederholen, was ich Dir sagte, als wir mit einander die Gemäldegallerie sahen. Die niederländische Schule hat die Wahrheit des Ganzen | der Wahrheit im Einzelnen gewöhnlich aufgeopfert, wäre alles so die zerlumpten Röcke, die bedeutungslose Freude der Bauern, selbst die Ausleerungen, die schlechten Speisen ich würde nie dabey verweilen, wie ich bey einem Gemälde verweilen, nicht diesen Ausdruck der gewöhnlichsten Natur zu befestigen und gleichsam als Gemälde zu erstarren würde mein Wunsch | seyn, wenn mich etwas reitzte so wäre es der Wechsel die Veränderung dieser Scene, wie alles zusammenstimmt darin zu einer gewissen Freude zu einem gewissen Zwecke. Es wäre daher möglich als Gegenstand der Schauspielkunst aber nicht als Gegenstand der | Mahlerkunst zu wirken Dieser Mißgriff in dem Ganzen der Gegenstände vieler niederländischer Mahler ist nur ein Theil dessen, was ich unter ihrer Unwahrheit im Ganzen verstehe. Daß man bey ihnen sieht was man eigentlich nicht sehen kann ist der übrige Rest dieser Unwahrheit, Zeichnungen in Kleidern, Wassertropfen auf einer Blume alles das was gewöhnlich bewundert wird, während der Ausdruck der Köpfe ohne Adel, die | Stellungen ohne Schönheit sind, das alles ist bey der gewöhnligen Kleinheit der Stücke ungewöhnlich herausgehoben. Erinnere dich dazu besonders des Stücks im niederländischen Saale, wo in der Plüschnen Tischdecke die einzelnen Fäden des Einschlags deutlich in der Ferne zu sehen, während der ganze Tisch nicht zwey Zoll hoch ist. Der Name des Künstler ist mir entfallen. In Parenthesi muß ich Dir eine Geschichte erzählen. Wir besuchten die Gallerie
191
Nr. 189 189.
An Clemens Brentano in Frankfurt/M. Regensburg, 8. Dezember 1801, Dienstag
Regensburg den 8 Dec 1801 Ich habe gestern den zweyten Theil Deines Godwy erhalten, und alle frohe Erinnerungen aus ihm haben mich heute traurig gemacht. Gleich im Anfange die Dedikation — Du lasest sie mir im Garten vor in unserm Studierzimmer mit der doppelten Aussicht, während der Regen gegen die Fenster schlug — jezt hat sich der Regen in Schnee umgewandelt, die grünen Kirschbäume in Besenreis, die Winde haben uns nach allen Weltgegenden auseinander geblasen und doch wünschte ich noch bey Dir und in Göttingen zu seyn. Mir war dort alles in der Beschränktheit weit und geräumig, jezt bin ich beengt | in der Weite, ich möchte zum Leben sagen wie der alte Marquis Fumelle zu einer alten Dame: einst war meine groß und ihre klein, jezt ist ihre groß und meine klein, wir haben eigentlich nie zusammengepasst (Es versteht sich, daß von Liebe die Rede.) Lieb war es mir, daß Du meine Schützenrede nicht hast abdrucken lassen, das Buch ist zu ernsthaft dafür geworden, aber warum fehlt die Elegie auf Winkelmann? Ihr kommt mir vor, wie die beyden seligen Herren Romulus und Remus. W. ist Romulus, er hat sich eine Stadt projectirt, wo er | bequemlich wohnen kann und deswegen zuerst die Abzugsgraben umhergezogen, aber statt weiter zu bauen steht er immer noch als Schildwache bey dieser Markscheide; Du bist Remus und findest, daß der Graben Deinen Spielplatz beschränkt und springst hinüber, wo er Dich dann nun freilich nicht todt schlägt aber doch Deinen Springenthusiasmus lahmt. Ihr könntet ewig die besten Freunde bleiben, wenn jeder von euch sein Leben fortlebte, wenn er nicht Achtung gebe wo Du überspringst, noch Du überspringst wo er Achtung giebt. Doch über das viele Springen habe ich Dir Gelegenheit gegeben eine ganze Seite zu überspringen. Heyer, den ich in Dresden gesprochen, hat mir leider versichert, daß Du Dein Lustspiel nicht beendigt, ich hoffe auf Deine Besserung nachdem Du von der unpoetischen Leine zum tönenden Rhein versetzt bist, Du must wachsen wie eine Rebe und wie euer rheinisches Getreide, auf einem Stengel zehn Aehren tragen. 192
8. Dezember 1801
Bey Tieck bin ich während der drey Wochen in Dresden fast täglich gewesen. Er hat die Geschichte des Keiser Octavianus als Lustspiel bearbeitet und beschäftigt sich jezt mit dem dritten Theile des Sternbald. Welche herrlige Gedichte von ihm, besonders die Romanze in dem Musenalmanach. Ich habe ein Lustspiel angefangen betitelt Porcius Procularius Porcellaniunoulus worin alle Personen vom Teufel besessen sind und indem man glaubt, alles sey einer frohen Auflösung nahe hört der Teufelsbann auf, der Sinn aller ist plötzlich geändert und der Vorhang fällt in der allergrösten Verwirrung aller. Auch allerley gereimte Sachen laufen mir aus der Feder, die man gewissermassen und gleichsam Gedichte nennen könnte, ich würde sogar Dir einige davon mittheilen, wenn ich | mir nicht den Platz zu einer Dir wichtigern Nachricht aufsparen wollte: »Die Priesterin des höchsten Liebesopfers ist in Siebenbürger, hier ist eine gute Freundin von ihr, die ihre Verhältnisse zu Dir und die späteren Schicksale derselben ziemlich genau kennst. Willst Du mehr darüber wissen so melde Dein Anliegen an Deinen Freund Achim Arnim unter der Aufschrift zu Regensburg, abzugeben im Hause des Preussischen Gesandten H. G. von Görz.«
193
ANHANG I Eintragungen in Stammbücher und Ähnliches 1785-1801
AI.1.
Scherenschnitt mit dem Profil von Johann Friedrich Wilhelm Kuhlmey in Arnims Stammbuch Berlin (?) oder Zernikow (?), vmtl. zwischen Frühjahr und Herbst 1785 Kuhlmey
Al.2.
Scherenschnitt vmtl. mit dem Profil von Christian Ernst Friedrich Lisco in Arnims Stammbuch Berlin(?) oder Zernikow (?), vmtl. zwischen 1785 und 1788 Liskow.
Al.3.
Scherenschnitt mit dem Profil von Johann Friedrich Zöllner in Arnims Stammbuch Berlin (?), vmtl. zwischen 1785 und 1788 Zöllner.
AI.4.
Eintragung Wilhelm d'Orville von Löwenclau (de Dorville) in Arnims Stammbuch Berlin (?) oder Zernikow (?), vmtl. zwischen 1785 und 1798 Wilh·. υ.
Al.5.
Dorville.
Eintragung Louis d'Orville von Löwenclau (de Dorville) in Arnims Stammbuch Berlin (?) oder Zernikow (?), vmtl. zwischen 1785 und 1798 par son tendre ami Louis de Dorville 197
Nr. ΑΙ.6 ΑΙ.6.
Scherenschnitt mit den Profilen von Carl Otto und Ludwig Achim von Arnim in Arnims Stammbuch Berlin (?) oder Zernikow (?), 1788 Carl und Louis v. Arnim 1788.
Al.7.
Eintragung Hans von Labes in Arnims Stammbuch Zernikow, 1. August 1788, Freitag
Liess aufmerksam diese Worte, und erinnere Dich dabei Deines Blut und Liebe mit Dir verbundnen Labes. Zernikow d* 1. August 1788.
Al.8.
durch
Eintragung August Ludwig Ferdinand und Alexander Carl Wilhelm von Wartensleben in Arnims Stammbuch Berlin, 1. Februar 1792, Mittwoch
Bei Lesung dieser Zeilen erinnere Dich andeinen, Dich immer liebenden Freund: F: A: L: Graf v: Wartensleben: Februar 1792.
In sempiternam memoriam scripsit Alexander a Wartensleben. 5
198
7. April 1 7 9 8
ΑΙ.9.
Eintragung Maria Elisabeth Koppen in Arnims Stammbuch Berlin, 26. Januar 1793, Sonnabend
M. E. Koppen née Diterich
Berlin d* 26ten Januar 1793.
Al. 10. Eintragung Johann Heinrich Ludwig Meierotto in Arnims Stammbuch (1) Berlin, 6. April 1798, Freitag Retinuit (Agricola Taciti socer et cum eo quivis vir magnus) quod est difficillimum, ex sapientia modum. J . H. L. Meierotto scripsit d. 6 April. MDCCXCFIII.
AI.11. Eintragung Johann Heinrich Ludwig Meierotto in Arnims Stammbuch (Abschrift Arnims) (2) Berlin, 7. April 1798, Sonnabend Censur der lten Lateinischen Classe Ostern 1798. Η ν Arnim II. Der einzige Vorwurf, den Lehrer, deren Beobachtung auch in seinen häuslichen Geschäften ihm folgte, je ihm machen musten, war der, er sei zu fleissig, er verbinde zu A viel. Sonst muste sein B e m ü h e n und sein Bezeigen ihm ungetheilten Beyfall erwerben. Nun aber nicht mehr blos die unmittelbare Folge, daß er sein Gedächtniß bereichert und seine Einbildungskraft so erhöht hat, daß sie ihn schlechterdings alles auf den Augenblick vorführt; sondern da Ordnung i m Denken, da Urtheil und allmählig auch Absonderung dessen, was in Schreiben und Sprechen zu viel und nicht an seinem Orte war, die Oberhand gewonnen; so wird er nur noch durch ächte Menschenkenntniß seine Grundlage zur Brauchbarkeit für die Welt zu befestigen haben. Er n i m m t das Zeugniß der Lehrer mit, daß sie nicht oft Schüler sahen, die so sicher als er, gut in jedem Verhältniß seyn wollen. D a s Präm. der 1 Mathemat. Classe. 199
Nr. ΑΙ.12 ΑΙ. 12. Eintragung Friedrich Wolff in Arnims Stammbuch Berlin, 22. April 1798, Sonntag Wer gegen Gold und Schmeicheley Und Adelsbrief und Ordensbeender Und Pferd u. Wagen u. Geschwinder Empfindlich ist, ist niemals frey; Doch wer genug an seinem Herzen Und seinem Geiste hat, kann nichts verschertzen Darf nichts befürchten, nichts beneiden. Und für sein kleines Mittagsbrodt Und seine Hütt' und seine Freuden, Niemanden dankbar seyn als Gott Zum 22 April 1798.
5
io freundschaftl. Andenken von F. Wolff.
Al. 13. Eintragung August Christoph von Bredow in Arnims Stammbuch Halle (?) oder Berlin (?), vmtl. zwischen Anfang März und Mitte Mai 1800 D e n k e auch in der F e r n e zuweilen an D e i n e n D i c h so herzlich l i e b e n d e n F r e u n d ACvBredow Mecklenb»
Al.14. Eintragung Adolf von Uthmann in Arnims Stammbuch Halle, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800 L e b wohl u. glüklich u. vergiß nie D e i n e n D i c h herzlich l i e b e n d e n u. hochschätzend. F r e u n d Ad. v. Uthmann (d) R. (B.) s Schlesien 200
März 1800
ΑΙ. 15. Eintragung Johann Joachim Friedrich Wegener in Arnims Stammbuch Halle, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800 Schenke auch in der Entfernung bis weilen das Andenken D e i n e m Freunde und Hausgenossen F. Wegener s Meklenburg.
Al. 16. Eintragung Carl Gottlob Häkel in Arnims Stammbuch Halle, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800 Dich nie vergeßenden Freundes Carl Häkel, aus Hirschberg in Schlesien.
Al.17. Eintragung Christian Friedrich Krumpe in Arnims Stammbuch Halle, vmtl. zwischen Anfang März und Mitte April 1800 Erinnere Dich zuweilen Deines Freundes Krumpe, d. R. St. aus Sachsen
Al.18. Eintragung Carl Friedrich Friccius in Arnims Stammbuch Halle, März 1800 Z u m Andenken an Deinen Dich ewig schäzzenden u* liebenden Freund u* Bruder Carl Friccius d. R. C. s Halle i m März 1800.
201
Nr. ΑΙ. 19 ΑΙ. 19. Eintragung Arnims in das Stammbuch von Carl Friedrich Friccius Halle, vmtl. März 1800
Hoffnung — Genuß! Zur Erinnerung an Deinen Freund Achim Arnim
Al.20. Eintragung Arnims in das Stammbuch von Friedrich Hellwig Halle, 25. März 1800, Dienstag
Kein Tag wird wiedergeboren! Halle d* 25 März 1800.
Zur Erinnerung an Deinen Freund A: Arnim
AI.21. Eintragung Franz Theremin in Arnims Stammbuch Halle, 2. April 1800, Mittwoch
Kann nit verstan! Α. A. Ου χρη παιζειν μανθανοντα, μετα λύπης γαρ η μαθησις Aristot. Politale). Diese Lehre erinnre Dich an die Gesellschaft in welcher Du sie so häufig verletztest, und folglich auch an Deinen Freund 5 Franz Theremin. Halle d* 2ten April. 1800 Gothe hat den Werther nicht verstanden. — Was man will u* kann, das muß man. — Recension in Paragraphen fol. 3. ob. — Die Bischofs-Buteille — Die Alethurgen — die Ritte nach Eisleben u* Ostrau
202
7. Mai 1800 AI.22. Eintragung Carl Wilhelm Contessa (Salice-Contessa) in Arnims Stammbuch Halle, 4. April 1800, Freitag Zum Andenken an CWContessa s Schlesien. s
Halle d. 4l* April 1800.
AI.23. Eintragung Ernst Christoph von Houwald in Arnims Stammbuch Halle, 5. April 1800, Sonnabend Vergessen können ist des Menschen Glück. Vergessen werden sein Loos. Halle 5 April 5 1800.
Zum Andenken an Houwald aus der Lausitz
AI.24. Eintragung Carl Philipp Heinrich Pistor in Arnims Stammbuch Berlin, 7. Mai 1800, Mittwoch T* May.
1800.
Memorabilia.
P. ist anderweit beschäftigt!!! Pistor.
203
Nr. ΑΙ.25 AI.25. Eintragung Arnims in das Fremdenbuch der Bielshöhle (Harz) 18. September 1800, Donnerstag
N. 447. Den 18ten Sept. F. Wilken F. Knopf J. F. Unruh Studiosi aus Göttingen. D. Büscher F. L. Gebhardi Wer dazu Lust hat, kann die Bielshöle als einen Commentar ad modum Minelli über gewisse Geogonieen brauchen. Herren Schröders Keilfische habe ich nicht gefunden. Ob nicht dieselbe Ursach, welche noch jetzt die Hole täglich verändert, das Wasser des nahen Flusses sie mag gebildet haben? Uebrigens fand ich die Bemerkung wiederum bestätigt, daß in allen feuchten Vertiefungen der Erde, die Temperatur geringer als die mitlere der Erdrinde in unserer Breite (etwa 8° R.) und nur 5°5 R war. Die Ursach ist leicht gefunden. Der Barometer stieg Vio Linie bis zum tiefsten Standpunct der Hole, doch ist hiebey auf Wärmeerection nicht Rücksicht zu nehmen, auch mag ich nicht ganz darauf bauen, da mein Barometer etwas in Unordnung gekommen, Lud. v. Arnim, d. R. Cand. zu Halle. Th. Kestner, der Med. Cand. zu Jena.
AI.26. Eintragung Carl Friedrich von Redtel in Arnims Stammbuch Göttingen, 6. M ä r z 1801, Freitag
der Mensch gewint was der Poet ver((liert)) Goettingen ((XXX))
d. 6' M e r z 1801.
Redtel
M(x)n(xxx). (Nase) Skizzirt: ho ho ho! — ((xx)) u Philosophie in angestrengter Kreisbewegung — unsre Rückkehr s
Lauc{{xx))
((xx))r Abend vor Pestors Abreise — der junge Dichter in Canonen u aufgeschlagen((xx)) ((xx)). Convers. — d. ursprüngl» O(xxx) u ihre ernsthaften Folgen ((x)) ((X)) 204
Vmtl. zwischen Mitte M a i und Ende Juli 1801
((xxx)) Du in G. — der junge Mediciner beym Punsch — D(er) L. G: ja wen(s) ((d))er Marquis Posa u d(er) bedeutende Rauschen in seiner Tasche — der traver{{xxx))
militairische Ritters Eisleben d. geg({xxx})
Al.27. Eintragung Bernhard Heinrich Frister in Arnims Stammbuch Göttingen, 13. April 1801, Montag
15ten April 1801.
Erinnere dich meiner und der frohen Stunden, die wir mit einander lebten. Dein Β. H. Frister d. Th. B. s Lübeck «P))unschgelage — Predigten dabey — ((L))ogische Spaße — Ammonia u. d. g.
Al.28. Eintragung Clemens Brentano in Arnims Stammbuch (1) Göttingen, vmtl. zwischen Mitte Mai und Ende Juli 1801
Ich Endesunterschriebener bezeuge hiemit durch Ludwig Achim Arnim's drey Minuten wiederholtes Magnetisiren in einen ungewöhn wogenden Zustan(d) versetzt worden und noch etwas närrisch dav((on)) zu seyn Clemens
Brentano
205
Nr. ΑΙ.29 ΑΙ.29. Eintragung Friederike (Fritzchen) Marie Heyne in Arnims Stammbuch Göttingen, Juli 1801
Was ist unser freudenvolles Leben? Ein Tautropfen der am Felsen hängt, u mit der Morgensonne in's Meer stürzt. — F. M.
Heyne.
Göttingen im July 1801
AI.30. Eintragung Marianne Jagemann in Arnims Stammbuch Göttingen, vmtl. 8. Juli 1801, Mittwoch
Sey fern von Leiden. Frey von Smerz. Nur süße Freuden fühl dein Herz. Andenken von Mariane Jagemann.
5
Al.31. Eintragung Caroline Jagemann in Arnims Stammbuch Göttingen, 8. Juli 1801, Mittwoch
Erinnern Sie sich meiner gern, Ich freue mich Herzlich Ihrer Bekanntschafft. Leben Sie wohl den 8— Julii. C. Jagemann.
206
28. Juli 1801
ΑΙ.32. Eintragung Johann Friedrich Blumenbach in Arnims Stammbuch Göttingen, 26. Juli 1801, Sonntag Naturae species
ratioque. Lucret. Herrn L. Ach. v. Arnim zur freundschafftlichen Erinnerung an Joh. Fr. Blumenbach den 26tjt Jul. 1801
Al.33. Eintragung Carl von Raumer in Arnims Stammbuch (1) Göttingen, 28. Juli 1801, Dienstag Nur Beharrung führt zum Ziel Nur die Fülle führt zur Klarheit Und im Abgrund wohnt die Wahrheit. Zum Andenken an Deinen treuen Freund CRaumer d. R. B. s Anhalt-Dessau Gött. d, 28st» Jul. 1801. NB. Liebkosungen auf Adolphis Stube. Die borstorfer Apfel beym Universitätsexamen. Das alte Katheder in der physikalischen Stunde bestürmt. Die Gesundheit in der PrinzenStraße (wenn ich nicht irre) ausgebracht — Examinationen in der Geschichte, wo ein ungebetener Gast immer mitspricht. Bünel bekommt blaue Flecke, mein Bruder in Lebensgefahr durch die edle Fechtkunst. —
207
Nr. ΑΙ.34 ΑΙ.34. Eintragung Heinrich Dieterich in Arnims Stammbuch Göttingen, 28. Juli 1801, Dienstag Dencke mein guter Arnim! aus weiter Ferne, i m m e r mit Freundschaft und L i e b e an mich zurück — Nie werde ich A Deine Freundschaft vergeßen! — Wann schmerzhafte böse Hälse mich heimsuchen und quälen, werde ich A Dich sehr vermißen — und lebhaft A Deines gedenken wenn ich den Weg, einmal wieder nach liebenstein reiße — L e b e wohl! lebe 5 glücklich! Heinr. Dieterich. Gotting a m 28 July 1801 vivat der Wallfisch! pereat der Laubfrosch. 10
Al.35. Eintragung Ferdinand Friedrich Reuß in Arnims Stammbuch Göttingen, 28. Juli 1801, Dienstag Naturee scrutari Göttingen. Jul. 28, 1801.
leges, gaudia
nostra.
Ihrem freundschaftlichen empfielt sich Dr. Reuss.
Andenken
Al.36. Eintragung Arnims in das Stammbuch von Johann Daniel Ferdinand Sotzmann Göttingen, 28. Juli 1801, Dienstag Warum seid ihr entschwunden Ihr fröhligen Jugendstunden, Als noch B a u m und B l u m e mit mir spielten, Und Erd und H i m m e l mit mir fühlten, Mich alle als ihres Gleichen hielten. (Tieck) Göttingen d» 28 July 1801.
Zur Erinnerung an Ihren Freund Achim Arnim 208
5
V m t l . 3 0 . Juli 1 8 0 1
ΑΙ.37. Eintragung Christiane Luise Koehler in Arnims Stammbuch Göttingen, 29. Juli 1801, Mittwoch H a s c h e M i n u t e n ! — Auf i h r e n S c h w i n g e n r u h t oft der H i m m e l ! — G ö t t i n g e n den 29 July 1801
C L
Koehler
Al.38. Eintragung Friedrich Bouterwek in Arnims Stammbuch Göttingen, 29. Juli 1801, Mittwoch W e n n die B l u m e n n i c h t welkten; w o h e r k ä m e n die Früchte? G ö t t i n g e n , d* 29. Juli, F Bouterwek. 1801.
Al.39. Eintragung Conrad Friedrich Heyer in Arnims Stammbuch Göttingen, 29. Juli 1801, Mittwoch Conrad. Heyer.
G ö t t i n g e n a m 29'* Jul 1.
AI.40. Eintragung Heinrich Friedrich Meierotto in Arnims Stammbuch Göttingen, vmtl. 30. Juli 1801, Donnerstag K e i n e n k a n n t ich, t h e u r e r A r n i m der m e i n e H o c h a c h t u n g so ganz v e r d i e n t e als D u , m ö c h t e es m i r nie an G e l e g e n h e i t f e h l e n dir auch Beweise m e i n e r herzlichen L i e b e zu geben! Es m a c h t m i c h glücklich daß ich m i c h D e i n e n F r e u n d n e n n e n 5 darf. H. F. Meierotto.
209
Nr. ΑΙ.41 AI.41. Eintragung Ludwig Alberthal in Arnims Stammbuch Göttingen, 30. Juli 1801, Donnerstag
Ernst ist der Anblick der Notwendigkeit. Sch: Wall. P. ich rechne die wenigen Abende welche wir noch miteinander waren, zu den glücklichsten meines Lebens. Möchte die Erinnerung an sie, auch dir mein Andenken bewahren. Goett. d s 30! Julii Alberthal 5 1801. -
AI.42. Albumblatt Arnims vmtl. für Ludwig Alberthal Göttingen, 30. Juli 1801, Donnerstag
Schau an umher das grünende Land, Horch, wie der Vöglein Lieder klingen Wie süsse Düfte zu Dir dringen, Wie Hain und Flur, der Strom sich regt Im ewigen Leben mit Wellen schlägt, Wie der Wind, ein Athem, nieder geht Erfrischend durch Laub und Kräuter weht. (Tieck) Göttingen d* 30 July 1801.
L. Achim von Arnim
AI.43. Eintragung Stephan August Winkelmann in Arnims Stammbuch Göttingen, 31. Juli 1801, Freitag (1>
Ist es denn wahr? kann denn der Mensch nicht lieben? Ist keine Wahrheit in dem dunkeln Leben? Wird jeder Schmerz im Tode nur gesund?
210
5
Vmtl. Ende Juli 1801
Mem. Mein einziger Rausch in Göttingen. Göthe's Vivat. Der Ga(r)ten. Die Laube. 10 Die Addressen nach Liebenstein. Symb: Sophie, Leisewitz, Freiheit!
August Winkelmann Göttingen, am lezten Juli 1801.
AI.44. Eintragung Johanna (Jeannette) Dieterich in Arnims Stammbuch Göttingen, vmtl. Ende Juli 1801 Was du vielleicht in dichterischen Stunden Von Götter-Seelen ahndest u ersinnst, Hat noch kein Sterblicher in dieser Welt gefunden, Ist es darum ein Hirngespinst? 5 Leben Sie recht glücklich, das wünschte)) ich recht von Herzen Jeanette Dieterich
AI.45. Eintragung Arnims in das Stammbuch von Johanna (Jeannette) Dieterich Göttingen, vmtl. Ende Juli 1801 Ergeben bin ich Dir ewiglich, Mein Herz, mein Sinn und all mein Blut Dient ewig Dir mit treuem Muth. L. Achim von Arnim
211
Nr. Al.46 AI.46. Eintragung Clemens Brentano in Arnims Stammbuch (2) Göttingen (?), vmtl. Ende Juli 1801 D u bist eine reine Seele, und warst froh mit mir, hast mich mehr erquickt, als du weißt, waß an mir taugt, hast du geliebt, das andre nicht gesehen, ich habe dich ganz geliebt, und wenn mir der Genius einstens etwas verleiht, so sei es dir lieb, damit es der Unschuld und Tiefe lieb sei. Brentano.
212
5
A N H A N G II Übungsbrief, Kontextbriefe, Protokoll der B e s c h ä f t i g u n g e n der F r e u n d e freyer U n t e r s u c h u n g , Buchhändler-Rechnung, Aufnahme-Urkunde, Reisevertrag 1793-1801
All. 1.
Übungsbrief Berlin (?), vmtl. Oktober / November 1793 Ν.... den 5
s
Bester F r e u n d J... 17.. Sehr viels Vergnügen h a t es m i r g e m a c h t daß es i h n e n g e l u n g e n ist sich einige Zeit von i h r e n G e s c h ä f t e n loß zu m a c h e n u n d sich ganz m i r auf d e m L a n d e zu schencken. Ich w e r d e in einigen Tagen w e n m i c h n i c h t irgend ein guter oder s c h l i m m e r Z u f a l l d a r a n v e r h i n d e r t n a c h m e i n e n G ü t e r n b e g e b e n u m das da in vollem M a a ß e zu g e n i e ß e n was m a n in der Stadt so l a n g e e n t b e r t n e m l i c h die einzeln (xxx). Ich glaube selbst daß das Wetter m i r nicht u n g ü n s t i g seyn wird weil beständiges R e g e n w e t t e r die L u f t der m e i s t e n F e u c h t i g k e i t e n | entledigt hat. Sie w e r d e n m i r aber v e r g e b e n w e n n ich i h n e n k e i n e n l ä n g e r e n Brief schreibe aber a u f g e h ä u f t e G e s c h ä f t e die Bestellungen zur Reise u n d viele A u f t r ä g e m e i n e r F r e u n d e m a c h e n es m i r u n m ö g l i c h . Viele E m p f e h l u n g e n von N. u n d M.. u n d ich verbleibe m i t der aufrichtigsten F r e u n d s c h a f t Ihr Sie liebender F r e u n d Ν
All.2.
Hans von Schlitz an Carl Otto von Arnim in Berlin Regensburg, 13. März 1797, Montag Regensb. d. 13. Martz. 1797.
D e m s ä u m i g e n Briefschuldner g e h t es n i c h t besser d e n n d e m säumigen Geldzahler — er versinkt i m m e r tiefer in Schulden. L e i d e r ist dieses m e i n Fall gegen D i c h lieber K., w e n n b e h i n d e r t sogleich D e i n e f r e u n d s c h a f t l i c h e n Briefe zu b e a n t w o r t e n , d e m ersteren Verzuge sich stets ein n e u e r zugesellte. Aber m e i n H e r z f ü r D i c h verbietet m i r D i c h ganz leer a u s g e h e n zu lassen, u n d w e n n auch der Z e i t p u n k t n a h e , da ich D i r m ü n d l i c h sagen werde, dass auch D u m e i n lieber j ü n g e r e r F r e u n d bist, so m u s s ich d e n n o c h v o r h e r noch schriftlich D i r f ü r die m i r g e g ö n n t e n Beweise D e i n e s liebevollen A n d e n k e n s an mich, danken. F a h r e fort lieber K. m i r eine Stelle in D e i n e m H e r z e n einzuräum e n , m i r den Besitz Deines Z u t r a u e n s zu e r h a l t e n , u n d glaube, dass es 215
Nr. All.2 nicht gleiches Blut allein sey, was uns miteinander verbindet. Wenn es mir Pflicht ist, Dir und Deinem Bruder die Schuld brüderlicher Liebe gegen eine Schwester zu entrichten | welche das Schiksal nur zu früh unsern irdischen Verhältnissen entriss, so ist für mein Herz die Ueberzeugung nicht minder wohlthuend, für Deine Liebe die meinige hinzugeben, als selbigem jene Pflicht stets eine Quelle so manches reineren Genusses war, und sagt Dir mein Mund, dass Du mir theuer bist, so hörst Du aus ihm zugleich die Stimme der Pflicht und des Herzens, mit einander vereinigt. Auch Dein Alter ist von dem meinigen nicht so verschieden, dass Du in mir allein den kalten dem Leben abgestorbenen Splitterrichter erblicken müstest. Kürzlich noch war ich jung wie Du, und sammlete manche Erfahrungen, die einst, Dir mitgetheilt nützlich Dir werden können, wenn Du Dich mir anvertrauen willst. Und das wirst Du wollen lieber K. denn Du vermöchtest nicht Dir sich darbietende Freundschaft, von Dir zu weisen, oder zu wähnen, dass in einem Alter wo unser Auge nur der Dinge Aussenseiten | erblickt, Du sie durch schauetest und jeden eiteln Schimmer vom dem wahren Glänze unterschiedest. Gern hätte ich in Deinen erhaltnen Briefen mehr von Dir selbst, denn von der Stadt gelesen, die Du bewohnst, weil ganz natürlich Du mir lieber bist denn jene mit ihren Neuigkeiten. Was in dem grösseren Zirkel lächerliche Eigenliebe wäre, ihn von unserem theuerm Ich zu unterhalten, das ist es nicht im Gespräche mit Freunden, und dahin zähle ich meinen Briefwechsel mir Dir. Nichts, was Dich beträfe ist mir unbedeutend, und alles in den Jahren wichtig, in welchen die Grundzüge unserer Gestalt vorzüglich sich entwickeln. Jeder Mensch ist mehr oder weniger das Resultat seiner dem Zufall überlassener, oder mit Sorgfalt entwickelter Anlagen. Wohl dem, welcher dem Strome des ersteren, so viel ihm möglich, sich entzog, und nichts da für klein und unwichtig hielt, wo selbst das grösste aus zaarten Keimen allmählich hervorbricht. Meine Abreise von hier, welche unerwartet durch mancherley Umstände sich verzögerte, wird nun nach aller Warscheinlichkeit in der folgenden Woche statt haben. Ich verlasse meine Frau für den Augenblick um etwas gebessert, und hoffe vieles von dem Sommerauffenthalte derselben auf dem Lande, und dem Gebrauche der kalten Bäder. Gestern feierte ich mit ihr den Jahrstag unserer dreijährigen Verbindung. Sie denkt Deiner mit zärtlicher Theilnahme, und freut sich 216
21. April 1798
aufrichtig des Augenblicks, da sie die beiden unruhigen Herren wieder erblicken wird. Umarme unsre Mutter in meinem Namen und theile meine frohe Erwartungen fur den Augenblick unsrer Wiedervereinigung. Lebe wohl meine lieber K. und eingedenk Deines treuen Freundes. S.
All.3.
Alexander Carl Wilhelm von Wartensleben an Friedrich Doelz in Gerbstädt (später Gerbstedt) Berlin, 21. April 1798, Sonnabend
Berlin den 21st April 1798. Sollte dieser Brief, bester Herr Geschworener durch den Ueberbringerin dieses dem jüngsten H. Baron von Arnim, so in Halle studieren wird, Ihnen überbracht werden, so bitte ich Sie recht sehr wo möglich einen Theil der Liebe, u Freundschaft, die Sie für mich gehabt haben, ihn dadurch zu beweisen, ihn das Bekanntwerden mit dem Bergbau, welches, da er sich den Finanzwissenschaften widmet, einigermaßen sein Fach ist, zu erleichtern. — Nochmahls bitte ich Sie darum, seyn Sie indessen von meiner vollkommenen Hochachtung und Liebe überzeugt, mit der ich bin Ihr Ergebener AlexGv Wartensleben Des Herrn Herrn Geschworenen Doelz Wohlgebohren zu Gerbstädt
217
Nr. AII.4 All.4.
Arnim, Beschäftigungen der Freunde freyer Untersuchung Protokoll, Halle, 15. Juli 1798 - nach dem 27. Februar 1799, sonnntags (1798) und mittwochs (1799)
Beschäftigungen der Freunde freyer Untersuchung. / D e n 15— July
II Den 2 9 ^ July
III Den
August
IV Den 1 2 - August
Arnim. Kommentar über Garve's Bemerkung im ZZZTheile der Versuche Seite 1, als Einleitung. Nasse. Ueber den Nutzen litter: Gesellschaften unter jungen Leuten. Raumer Ansicht der Geschichte der Kunst mit Rücksicht auf die jetzigen Zeiten. Goltz. Wielepp. Raumer Ueber Bildung des Schönheitssinn's und Schönheit der Formen nach Camper. Goltz Wielepp. Fehlte. Arnim I Gestaltung der Höhenmessung nach Wünsch und Widerlegung. II Ein Aufschluß über die Entstehung der thierischen Wärme. Nasse Einiges über den Einfluß der Electricität auf thierische Körper. Nasse Gegenbemerkungen über den Aufsatz II (d. 29ten July) von Arnim Raumer Die Anzahl der Theilnehmer an der Regierung in einer möglichst vollkommnen Staatsverfassung steht im umgekehrten Verhältnisse mit der Ausdehnimg des Territorii Goltz fehlte Wielepp fehlte Arnim Beantwortung einer Frage in der Naturwissenschaft. Goltz Wielepp 218
15. Juli 1 7 9 8 - nach d e m 27. Februar 1 7 9 9
Arnim I Anti-caloristische Anmerkungen zu den caloristischen Bemerkungen eines Freundes. II Materialien für Galvanisirer. Nasse. Raumer In wie fern findet ein Fortschreiten der Menschheit zur Vollkommenheit statt V Den 2ten September. Arnim I Data und agenda in der Elektricität. 1) Einleitung 2) Ueber die elektrische Kraft. 3) Ueber die Farben des elektrischen Lichtes und über die Farbenverändrung durch Elektricität. II Eine Anmerkung über den Gebrauch des Galvanismus zur Wundarzeneikunde Nasse Raumer. Ueber Brodstudien VI Den 23 Januar 1799 Pistor. Erklärung über ein Blat aus Hogarth's Nachlasse Nasse Raumer Arnim Vorschläge zur Vervollkommnung der Areometrie. VII Den 30 Januar Arnim I Beschreibung einer neuen Einrichtung des Barometers. II Letzter Brief der Theo(n) an Theokies. Redtel Pistor Raumer Nasse fehlte. VIII Den 6 - Februar
IX Den
Februar
Raumer Nasse Pistor Redtel Arnim Theorie des Aufsteigens der Flüssigkeiten in Haarröhrchen. Nasse Arnim. Ueber den letzten Zweck der Geschichte. Redtel. 219
Nr. AII.4
X Den 27— Februar
XI
Pistor. Erklärung eines Hogarthschen Kupferstichs. Raumer. Pistor. Uebersetzung eines Kapitels des Rabelais. Raumer fehlte Nasse. Uebersetzung eines Kapitels des Rabelais. Redtel fehlte. Arnim. 1) Einleitung in die Geschichte der Entdeckungen über den Magnet. 2) Ueber Montesquieu's Principien für die verschiedenen Staatsformen. 3) Brydion eine Vision Nasse Arnim. Neunter Brief über die Widersprüche und Inkonsequenzen in Η Ρ Kants Schriften zur Darstellung des wahrhaft philosophischen Geistes der acht ersteren. Meierotto Raumer Pistor Redtel.
All.5.
fehlte
Caroline von Labes an Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, 6. März 1799, Mittwoch
Werther Herr Sohn Es ist das dritte mahl daß ich Sie an die den 26 ! xbr a. p. schon fallig gewesehne 80 rth Zinsen leider errinern muß, ohne mahl eine Antwort darauf gewürdiget zu werden, ich liebe wie bekand die Ordnung, und Wort halten; Wo bleibet aber das Wort des Cavaliers, wenn Sie in Ihrem Briefe vom 28-' May a. p. (NB den ich sorgfältig aufbewahret habe) sagen 220
6. März 1799
»Ach zürnen Sie nicht auf mich und daß u m so weniger; da ich Ihnen hierdurch die heiligste Versicherung ertheile, daß der g l , Verzögerung nun in der Folge nicht mehr statt haben soll etc·. — ferner(:) und dahero in der Folge, nach meinen nunmehro getroffenen Anstalten, durch meinen Ober A m t m a n n Fuss, der ein prompter Zahler ist, mit Ablauf des Tages erhalten werden; hierüber gebe ich ihnen die aller heiligste Versicherungen zum Unterpfande« So lauten die Worte in Ihren letzten Briefe, und dennoch b e k o m m e ich kein Geld; das object so diesen Verdruß veranlaßet ist so klein — so miserable; aber eben deswegen mir desto ärgerlicher, da ich diese beständige saumseeligkeit im zahlen dieser miserablen S u m m e nicht anders als eine bloße Chicane von Ihrer Seite ansehen muß; die mir nattürlich viehl Galle veruhrsachet. O! dencken Sie doch ob ich dieses an Sie verdiehnet habe, und noch jetzt mich verdiehnet mache? können Sie eines solchen Undanckes fähig sein? Waß hätte ich wohl in größeren Dingen zu erwarten, wenn Sie Gelegenheit dazu hätten? 0 ! dieses kräncket mich sehr in meinen hohen Alter: Gott laße mich nicht erleben, daß auch Ihre Kinder so undanckbar gegen mich dencken, sie für die ich Gold R u h e und Gesundheit aufgeopfert habe, und alle meine Kräffte bei dehren von mir freiwillig übernomenen Erziehung angewendet habe: Gott lob bis jetzt ist mir | mein Werck gelungen; bis jetzt machen selbige meiner Erziehung Ehre, wie Ihnen alle die sie kennen bezeugen werden; und dafür dancke ich Gott, und bitte Gott diese Kinder ferner Gutt zu erhalten. Sie aber Herr Sohn haben Ihre gutte Kinder gantz vergeßen; Sie zeigen sich gar nicht als Vatter gegen selbige; Sie beantworten nicht einmahl dehren Briefe. 0 ! hätten Sie die mindeste L i e b e für Ihre Kinder; diese Beweise davon, wirden sich von selbst finden; diese Gleichgültigkeit bedrucket mich sehr; gewiß auch Ihre Kinder ob selbige gleich nichts davon äußern, da ihr Hertz Sie errinert, es ist unser Vatter. Nie haben diese gutte Kinder Sie meines Wißens beleidiget, ich weiß ihnen keinen Fehler bis jetzt, als daß ihre Mutter nicht von adlicher Geburth war, dennoch aber echt adliche Sitten hatte. — Schon lange hatt dieses betragen mein Hertz bekümmert; ich muste es einmahl erleichtern und es gegen | Sie ausschütten, vielleicht bin ich so glücklich dadurch, einen in Ihren Hertzen noch verborgenen Funcken Vatterliebe wieder anzufachen. — Noch habe ich in meinen beiden vorigen A briefen gebethen mir das Kapital von 4/m rt frd'or, von welchen ich eigentl» noch die 160 rt Zinsen jährlich erhalte auszuzahlen, weil eines theils dadurch dieser Zwist 221
Nr. All.5 unter uns wegen der beständig unrichtigen Zinßzahlung gehoben Wirde: andern Theils weil ich ein vor einigen Jahren aufgenommenes Kapital; dadurch berichtigen könte; Sie beantworten dieses nicht einmahl; wollen Sie mich den durchaus zwingen zu einer Gerichtskündigung zu schreitten, so ungerne ich es thue, welches meine lange Nachsicht wohl beweiset; auch hierbei zeigen Sie sich gewiß nicht gefällig und liebreich gegen Ihrer — (ich darf ohne Stoltz sagen) gutten Schwiegermutter: Auch hierüber erwarte ich Ihre Erklährung, und bitte nochmahls darum, und verbleibe übrigens mit aller Hochschätzung Meines Werthen Herren Sohnes Berlin Gantz ergebenste Dienerin d« 6- Mertz 1799. ν Labes geb* Daum
All.6.
Rechnung von Hemmerde und Schwetschke in Halle Halle, vmtl. zwischen 25. März und Mitte April 1800 Des Herrn von Arnim Hochwohlgebohren empfingen von Hemmerde u. Schwetschke
1799 Dec.
3. 5. 13. 18. 21.
1800 Jan. 20. 27. 29. 31. Febr. 1. 10. 23.
1 1 1 1 1 1
Taschenbuch für Scheidekünstler 1799 Landrecht mit latein. Lettern Scherers Journal 15—20 Scheele Schriften 2 Thle Gilberts Annalen 3Γ Β 1 - 4 Tiemann üb. Eisen
1 1 1 1 1 1 1 1
Scherers Uebersicht Jordam Disqui{s) chem(\)ca Scherers Archiv l r Mozarts Wercke 6- Lief. Pasquich Opuscula Tom 1— Humb A berds Aphorisnus Westrumbs Abhandl» 1Γ Β Schmidts Mathematik 2' Β 2s 222
14 6 12 netto 3 — netto 2 8 2
-
-
10
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1. 15 netto 3 -
18
-
20
1.
6
3. Mai 1800 1 1 1 1 1 1
Pasauich Opuscula Tom II"·5 Murhards Physik 2 r T h l , Taschenbuch f. Scheidekünstler 1800 Gilberts Annalen 1800. 1. 2. Emmerlings Mineralogie Γ Thl» Neanders Beschreib, einer Maschine rt Rabbat v. 25. 3.
1 Walsingham 4 r Th» 1 van Swinden mémoires Hierauf abschläglich
All.7.
2 1. — 6 1 — 36 2 33 1 36 8 27
— 10 16 12 20 9 6 g» 12 18 18 12 3 21
Karl Friedrich Beyme an Johann Friedrich Zöllner in Berlin Potsdam, 3. Mai 1800, Sonnabend
Ew Hochwürden habe ich die Ehre vorläufig zu benachrichtigen, daß Sr: Maj: den beyden jungen Η ν Arnim, die erbetene Erlaubniß, die Universitaet in Goettingen zu besuchen, arrondirt haben. Die königl» Antwort wird am Dienstage vollzogen werden, und Dieselben haben also wohl die Güthe, die Frau Baroness ν Labes damit bekannt zu machen. Schon am Dienstage hatte ich mir das Vergnügen versprochen Ew Hochwürden zu sehen, da es aber nicht hat seyn können; so freue ich mich wenigstens über die gemachte Hoffnung Ihres anderweitern Besuchs. Potsdam 3. May 1800. Herr OberConsistorialRath und Probst Zoellner Hochwürden.
Beyme
223
Nr. All.8 All.8.
Ludwig Wilhelm Gilbert an die Physikalische Gesellschaft in Göttingen Halle, 21. März 1801, Sonnabend
Der Göttinger Physikalischen Gesellschaft, welche mir die Ehre erweist, mich zu ihrem Mitgliede aufzunehmen, statte ich hierfür meinen ergebensten Danck ab. Jeden, der sich für so edle Wissenschaften interessirt, muß es erfreulich seyn, an einem so Einflußreichen Orte als Göttingen, unter dem Vorsitze so gewiegter Naturforscher, eine neue Vereinigung zur Erweiterung und Verbreitung der Naturkunde entstehn zu sehn. Zu ihren Zwecken mitzuwirken, werde auch ich mir angelegen seyn lassen, und nehme mir die Freyheit gleich jezt einige der neusten Neuigkeiten über Voltaische Batterieen in meinem Namen, und im Namen der Verfasser beyliegender Aufsätze, der Societät ergebenst vorzulegen. Halle d. 21st. März 1801. Ludw. Wilh. Gilbert Prof.
All.9.
Aufnahme-Urkunde in die Linnéische Privatgesellschaft in Leipzig Leipzig, 10. Juni 1801, Mittwoch
Daß der, um die Naturwissenschaften so verdiente Herr Carl Friedrich Ludwig Achim von Arnim in die zur Beförderung der Naturbeschreibung und Naturgeschichte überhaupt und zur Bearbeitung der Methodologie dieser beyden wissenschaftlichen Zweige und der Naturhistorischen Geographie des Auslandes sowohl, als auch der chursächsischen Erblande insbesondere, am 31. Januar 1789. gestiftete Linneische Privatgesellschaft in der hundert und sechs und zwanzigsten Versammlung den 10. Juny 1801. aufgenommen worden, wird durch die Vordruckung des Societäts-Siegels und die Unterschrift der Beamten der Societät hiermit bekannt gemacht. Leipzig, am 10. Juny 1801. Dr. Christian Friedrich Ludwig. Mag. Christian Samuel Weiß.
224
Ende Juli / Anfang August 1801 All.10. Stephan August Winkelmann an Freunde in der Gaststätte Rose in Jena Göttingen, Ende Juli / Anfang August 1801 Geliebte Rosenbrüder in den Frauen und dem Herrn,. Der Euch dies Blatt bringt hat ein Recht auf alles, was ich in Eurer Brust an Liebe u* in Eurem Kopfe an lustigen Errinn(er)ungen besizze. Ich liebe ihn wie meinen Freund u* er ist so wizzig als ob er den ganzen Winter auf der Rose zu Abend gegessen hätte, so gelehrt als ob er nie aus Göttingen gekommen wäre, u» so geistreich als ob er seit seiner Geburt i m m e r mit ihr getanzt hätte. Meine Unschuld ist mehr deren Schuld als meine Schulden daß ich noch imer in Eurer Schuld bin, aber ich komme nächstens,
A.H. 11. Stephan August Winkelmann an Gottlieb Hufeland in Jena Göttingen, Ende Juli / Anfang August 1801 Mein theuerster Lehrer, Der Ihnen dieses Blatt giebt, B. von Arnim, m a g die Freiheit die ich mir n e h m e und die er sich nimmt, zugleich entschuldigen. Er hat m e h r als seine bekannte physikalischen Verdienste u m Ihre Gewogenheit zu verdienen und Ihre Bekanntschaft ist i h m zu merkwürdig, da er im Begriff ist eine grössere Reise zu machen. Kohler wird Sie u m ihren gütigen Rath in meinem Namen ersucht haben. — Sie verzeihen es mir, wenn ich Ihnen nächstens darüber schreibe. Sie haben zu viele Güte f ü r mich gehabt als daß nicht mein Vertrauen so groß seyn sollte wie meine Dankbarkeit. Ihr ergebenster AWinkelmann. Herrn Herrn Geheime Justizrath Hufeland in Jena. 225
Nr. All.12 All. 12. Reisevertrag der Brüder Arnim - Entworfen von Hans von Schlitz Regensburg (?), vmtl. Februar 1801 Zernikow, 8. Oktober 1801, Donnerstag
Da in uns Endesbenannte das Zutrauen gesetzt worden, daß wir die vorhabenden zweijährigen Reisen ohne besondere Leitung eines Dritten, welcher mit den bei weiten Reisen erforderlichen Erfahrungen versehen, zurücklegen könnten, so haben wir um destomehr uns verpflichtet gehalten, nachstehende Bestimmungen als für uns unausgesetzt verbindlich zu befolgen: 1) Befolgen wir den in der Anlage bis 1— Jun» 1801 reichenden Reiseplan so, daß dieser 1- Jun. als der Zeitpunkt angesehen wird, da wir uns in Schafhausen befinden. Der Auffenthalt in der Schweitz würde gegen Ende Octobers beendigt seyn. Für den Auffenthalt in Frankreich sind demnächst die Monate November, Dezember, Januar, Februar, März und April bestimmt — der Mai, Juny, July und August für die ehemaligen Niederlande und Holland, der Ueberrest der Zeit zur Rückreise nach Berlin. 2) Ist festgesetzt und von uns angenommen, daß während dieser Reise eine längere Trennung und einseitige Reise eines von uns beiden, ausserhalb des vorgeschriebenen Reiseplans nie anders denn höchstens auf vier Tage statt finden solle. Was aber diese besondern Reisen eines von uns beiden anbelangt, so macht derjenige, welcher sie unternimmt, selbige allein auf seine Kosten, ohne deshalb, wegen Post oder sonstiger Ausgaben, Ersatz aus der gemeinschaftlichen Kasse zu erwarten. 3) Das uns als Reisegeld Bestimmte wird in einer, mit zwei Schlössern versehenen, Chatoulle, zu welcher jeder von uns beiden einen Schlüssel hat, aufbewahrt, und befindet sich bei diesem Gelde ein Quitungsbuch, in welchem jeder über die aus der Reisekasse erhobenen Summen quitirt. 4) Da die gesammte, jährlich zu unsern Reisen ausgesetzte, Summe 4000 rt. Frd'or beträgt, so ist über selbige folgende Eintheilung für das erste Reisejahr für jeden von uns bestimmt, und von uns angenommen: a) Für Frühstück, Mittags- und Abendessen, incl: Wein, täglich für jeden 2 rth. Rtlr 730 b) Für pp 300 Meilen Postgeld bis Schafhausen, à Meile 2 rt:; davon die Hälfte für jeden 300 — 226
8. Oktober 1801
c) D e m Bedienten, incl. Zehrgeld und etwanigen Ersatz an die Stelle der Liverey Stücke, 200 rth. — für jeden 100 — d) Kleidungsstücke, Wäsche ρ für jeden 100 — e) Nebenausgaben, à Tag 1 rth für jeden 565 — S a , Rthlr 1595 D a bei dieser Vertheilung der ersten Jahrs Einnahme keine Rücksicht auf die eigentlichen Reisekosten in der Schweiz genommen worden, und der Auffenthalt und die Reise daselbst theurer, als in andern Gegenden ist, so bleiben die dann jedem restirenden rt Fr.d'or: 405 S a . rt. Fr.d'or 2000 hiezu ausgesetzt. So wie wir uns ferner bemühen wolen, von den vorhin namentlich in den Rubricken sub Lit: a, b, d, e reichlich angesetzten Summen, soviel möglich für den Auffenthalt in den theurern Gegenden, als den in der Schweiz, in Frankreich und den Niederlanden, zurück A zu A legen. 5) Ich, der älteste führe die Rechnung über die Reisekasse. In den Wirthshäusern wird die Wohnung für Herrn und Bedienten gemeinschaftlich, die Zehrung von jedem von uns beiden aber besonders, so wie ferner der | Bediente gemeinschaftlich, Kleidungsstücke, Nebenausgaben pp von jedem besonders bezahlt. Es würde mithin jeder von uns beiden aus der jährlichen Reisekasse zu seiner wohlüberlegten Disposition, jedoch nur in monatlichen ratis, beziehen: Von der Rubrick a) gerechnet zu — rt. Fr.d'or 730 — Von der Rubrick d) gerechnet zu — " " 100 — Von der Rubrick e) gerechnet zu — " " 565 — Jahrlich Summa rt. Fr.d'or 1195 — Beträgt monatlich rt» Fr.d'or 1195 - 14 gg.: 6) Aus der Reisekasse im Voraus zu borgen ist nie gestattet, wir entsagen diesem beide gemeinschaftlich, und es darf solches auch dann nicht geschehen, wenn wir beide darüber einverstanden wären 7) Wer während der Reise irgend etwas kauft, welches nicht zu den unmittelbaren nothwendigsten Reisebedürfnissen gehört, darf ohne Einwilligung des andern d((e))n Koffer oder Reisewagen damit nicht beschweren, sondern muß dergleichen auf seine Kosten entweder deponiren, oder nach seinem Vaterlande senden. 8) Wir verpflichten uns ausdrücklich allem und jedem Spiele u m Geld oder GeldesWerth, es sey hoch, oder niedrig, Hazard- oder Ge227
Nr. All. 12
sellschafts spiel, ferner allen und jeden Wetten zu entsagen, so daß wir nie und unter keinerlei Umständen an dergleichen Spiel Theil neh- 75 men wollen. Zernikow. d» 8. Octob. 1801. CvArnim. Achim ν Arnim.
228
Zu Nr. ALI
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Zu Nr. ΑΙ.3
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Zu Nr. ΑΙ.14 und ΑΙ.15
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KOMMENTAR
Zu dieser Ausgabe 1. Der Briefedition der Weimarer Arnim-Ausgabe liegt die Auffassung zugrunde, daß die von und an Arnim geschriebenen Briefe einen kommunikativen Zusammenhang bilden. Briefe und Gegenbriefe verschränken sich zur Korrespondenz des Autors. Alle überlieferten und erschließbaren Von- und An-Briefe werden daher in der Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden, chronologisch angeordnet und numeriert. Dabei finden Konzepte und Exzerpte ebenso Berücksichtigung wie in Zeitschriften publizierte Briefe, Schriftwechsel in gutsherrschaftlichen und amtlichen Angelegenheiten und weitere besondere Brieftypen. Nicht genau datierbare Briefe werden dem als frühestmöglich angenommenen Datum zugewiesen. Mit der chronologischen Numerierung ist die Kennzeichnung von erschlossenen Briefen, Exzerpten, Konzepten und publizierten Briefen verbunden. (Vgl. Editorische Abkürzungen und Zeichen.) StammbuchEintragungen und Sonderformen wie Rechnungen und Protokolle sowie Kontextbriefe werden in Anhängen dokumentiert. Bei Überschneidungen mit anderen Bereichen des Arnimschen Œuvres (vor allem naturwissenschaftlichen Aufsätzen und fiktionaler Prosa) kommen die betreffenden Texte in den Zusammenhängen zur Edition, die aus inhaltlichen Gründen Priorität haben. So werden Aufsätze über physikalische und chemische Gegenstände, die nach zeitgenössischem Usus zumeist in Briefform publiziert wurden, bei den naturwissenschaftlichen Schriften mitgeteilt. Ist aus Gründen des Korrespondenz-Zusammenhangs die Aufnahme solcher Texte auch in die Briefedition notwendig, werden die Mitteilungen in ihr nach Möglichkeit auf Auszüge und Erläuterungen beschränkt, die nicht spezifisch naturwissenschaftlich sind. Wird ein Brief an anderer Stelle der Ausgabe vollständig oder in anderem Kontext ediert, erhält er auf jeden Fall in der Briefabteilung seine numerierte Stelle, von der auf die Edition verwiesen wird. In den Überschriften der Briefe sind Absender und Empfänger, Von- und Anorte sowie das Datum (nach Möglichkeit mit Wochentag) angegeben. Dabei steht vor unsicheren Angaben von Absendern und Empfängern und ungenauen
231
Kommentar Datierungen »vmtl.«, nach unsicheren An- und Vonorten ein Fragezeichen. Annähernde Datierungen in einen möglichst eng eingegrenzten Zeitraum erfolgen mit der Angabe der Termini post quem und ante quem nach der Präposition »zwischen«. Eine »von ... bis«-Angabe signalisiert, daß die betreffenden Briefe zum ersten genannten Datum begonnen und zum letzten beendet wurden. Die weiteren Mitteilungen zu den Briefen enthalten Angaben zur Druckvorlage, zu den Bezugs- und Antwortbriefen, zum Aufbewahrungsort der Handschrift, zum Format (Höhe χ Breite, mit Hinweisen auf Siegel, Faltung und Kuverts), zu Papierschäden, Schreibmaterial und Wasserzeichen, zu Beilagen, Fremdeinträgen und Besonderheiten, Kustoden und Postzeichen, zur Datierung ganz oder teilweise undatierter Briefe, zum Erstdruck und zu weiteren Drucken. Einen Überblick der Absender und Empfänger der Briefe, der Verfasser oder Unterzeichner von Stammbuch-Eintragungen und weiteren edierten Texten ermöglicht das Verzeichnis der Korrespondenten und Unterzeichner jedes Bandes, das auch Auskunft über alle darin befindlichen Texte gibt, die der jeweilige Korrespondent geschrieben und erhalten hat.
2. Der erste Band enthält die von 1788 bis Ende 1801 von und an Arnim geschriebenen Briefe, soweit sie überliefert sind oder mit hinreichender Sicherheit erschlossen werden konnten. Sie wurden in seiner Kindheit und Jugend, während der Schul- und Universitätsjahre bis zum Beginn der Bildungsreise geschrieben. Insgesamt werden 107 Briefe und Konzepte von Arnim sowie 94 an ihn ediert oder registriert, außerdem als Anhang I sechs Stamm- und Fremdenbuch-Eintragungen von ihm sowie 40 Stammbuch-Eintragungen für ihn, als Anhang II zwölf Kontextdokumente. Die folgenden Tabellen geben Auskunft über die mitgeteilten und eruierten Briefe und sonstigen Texte.
232
Zu dieser Ausgabe
2.1. Brief- und Text-Typen Von Arnim Briefe davon: Ausfertigungen Unvollständig überliefert Konzepte Publizierte Briefe Erschlossene Briefe Stamm- und Fremdenbuch-Eintragungen Sonstige Texte Von anderen Briefe davon: Ausfertigungen Konzepte Erschlossene Briefe Stammbuch-Eintragungen Sonstige Texte
108 15 1 26 15 50 6 2 94 74 3 17 40 10
2.2. Erstdrucke und weitere Drucke Von Arnim Briefe Erstdrucke Erste vollständige Drucke Weitere Drucke Stamm- und Fremdenbuch-Eintragungen Erstdrucke Weitere Drucke Sonstige Texte Erstdrucke Erste vollständige Drucke
9 5 42 6 2 4 1 1
Von anderen Briefe Erstdrucke Erste vollständige Drucke Weitere Drucke
34 5 39
233
Kommentar Stammbuch-Eintragungen Erstdrucke Sonstige Texte Erstdrucke Erste vollständige Drucke Weitere Drucke
40 7 1 2
Insgesamt Erstdrucke Erste vollständige Drucke Weitere Drucke
93 12 87
2.3. Druckvorlagen und Archive Handschriften davon aus (vgl. Editorische Abkürzungen): BJ DLA G SA BLHA FDH GStA PK Drucke
172 71 40 38 11 8 4 14
2.4. Die häufigsten Absender und Adressaten (mit allen Brieftypen, Konzepten und Stammbuch-Eintragungen) Friedrich von Raumer Ludwig Wilhelm Gilbert Hans von Schlitz Joachim Erdmann von Arnim Caroline von Labes Alexander Nicolaus Scherer Carl Gottlob Häkel Carl Philipp Heinrich Pistor Louise von Schlitz
Von Arnim 11 16 14 14 3 8 4 3 5
234
An
Arnim 16 9 7 1 12 5 5 6 2
Zu dieser Ausgabe 3 4 2
Johann Horkel Heinrich Dieterich Carl Friedrich von Redtel
4 2
3
Ein erheblicher Teil der edierten Brief- und sonstigen Texte wird in dem vorliegenden Band erstmals oder erstmals vollständig nach Handschriften gedruckt: 14 von Arnim, 88 von anderen. Bereits zuvor veröffentlicht waren 43 von Arnim, 38 von anderen. In nicht wenigen Fällen konnten Empfänger und Datierungen von Briefen neu oder genauer bestimmt werden. Diese und andere Präzisierungen sind den Angaben zu den einzelnen Briefen zu entnehmen, die auch Auskünfte über Besonderheiten enthalten. So dürfte Arnims erster Brief (Nr. 2), den er im Alter von sieben Jahren schrieb, einer der frühesten sein, der von einem deutschsprachigen Schriftsteller bekannt geworden ist. Oder, der bisher nicht identifizierte Schluß eines Arnim-Briefes (Nr. 172) befindet sich in einer anderen Bibliothek als dessen bereits bekannter Teil. Außergewöhnlich ist der hohe Anteil von Konzepten am Briefkorpus des jungen Arnim. In einem Fall (Nr. 74.K1-3) sind drei Konzepte zu einem nicht bekannten Brief der Großmutter Caroline von Labes an Friedrich Wilhelm III. von Preußen überliefert. Da Konzepte voneinander zumindest stilistisch und vom jeweiligen Brief zumeist auch inhaltlich divergieren, wurden sämtliche ermittelten Konzepte ediert. Sie sind für stilistische Studien, die dem Briefschreiber Arnim gelten, sowie für biographische Untersuchungen von besonderem Interesse. Bei Arnims Briefen naturwissenschaftlichen Inhalts, die in den Annalen der Physik und im Allgemeinen Journal der Chemie erschienen, ist zu berücksichtigen, daß sie von den Herausgebern redigiert wurden. Gilbert, der die Annalen verantwortete, dürfte dabei rigoroser verfahren sein als Scherer, der das Journal betreute. So teilte Gilbert aus einem ihm von Arnim zugeschickten Brief zwei Auszüge mit und gab an, der zweite Auszug sei aus einem anderen Brief. (Vgl. Nr. 81.a/b.P.) Oder er erlaubte sich, ein paar Worte etwas anders zu stellen (Nr. 86,33-34). Fast die Hälfte der hier versammelten Briefe wurde an Arnim geschrieben. Vor allem diejenigen naturwissenschaftlichen Inhalts - insbesondere von Gilbert, Horkel, Pistor und Scherer - waren bisher nur ausnahmsweise veröffentlicht worden. Wäre die Ausgabe auf die Briefe Arnims beschränkt, wüßte man kaum die Hälfte von dem über ihn, was sich aus dem gesamten Briefwechsel ergibt. Aber nicht nur wegen des Bezugs auf Arnim sind die an ihn gerichteten Briefe von Belang. Die mit ihm korrespondierenden Naturwissenschaftler verschiedener Disziplinen hatten großenteils wegweisend an den wissenschaftlichen Innovatio-
235
Kommentar nen um 1800 Anteil. Arnims Schul- und Universitätsfreunde gehörten zur geistigen Elite des preußischen Staates im Zeitalter seiner Reform; der wichtigste von ihnen, Friedrich von Raumer, brachte es als Historiker wohl zu größerer zeitgenössischer Akzeptanz als der Literat Arnim. Und auch Verwandte wie die Großmutter Caroline von Labes, die einer der reichsten bürgerlichen Familien des friderizianischen Preußen entstammte, und ihr Sohn, der Onkel Hans von Schlitz, der im selben Jahr 1798, in dem Arnim das Abitur bestand, die M e c k l e n b u r g i s c h e L a n d w i r t h s c h a f t s - G e s e l l s c h a f t begründete, waren einflußreiche Zeitgenossen. So kommen mit den drei hauptsächlichen Korrespondentenkreisen des jungen Arnim - Naturwissenschaftlern; Schülern und Studenten; Familienangehörigen - gesellschaftlich wichtige Gruppen der Übergangszeit um die Jahrhundertwende in Persönlichkeiten zum brieflichen Ausdruck, denen die Mitteilungen im Verzeichnis der Korrespondenten und Unterzeichner zusätzlich Profil verleihen sollen.
3. Textgrundlage ist nach Möglichkeit das handschriftliche Original, ansonsten der zuverlässigste Textzeuge, das ist in der Regel der erste (und einzige) Druck. Die Briefe an Arnim werden wie die Briefe von Arnim ediert. Als Brieftext wird die letztgültige Gestalt des jeweiligen Textzeugen einschließlich Datum, Anrede, Schlußformeln, Unterschrift und Adresse wiedergegeben. Zusätze des Schreibers, die eindeutig eingewiesen sind oder deren intendierte Position erschließbar ist, werden in den Text eingefügt; der Ort in der Handschrift wird im textkritischen Apparat angegeben. Ließen sich Zusätze des Schreibers nicht eindeutig in den Textzusammenhang einfügen, sind sie am Briefschluß wiedergegeben. Sonstige Veränderungen im Entstehungsprozeß (Streichungen, Überschreibungen, Umstellungen) werden im textkritischen Apparat nachgewiesen. Lateinische Schreibschrift ist durch kursive Schrift gekennzeichnet. Unterstreichungen in Handschriften werden als Unterstreichungen wiedergegeben, unvollständige als vollständige, wenn kein Autorwille erkennbar war. Wurde im Original mehrfach unterstrichen, wird dies mitgeteilt. Unterschiedliche Hervorhebungsarten in Drucken sind zu Sperrungen vereinheitlicht. Absätze werden dem Original entsprechend schematisch reproduziert; in der Vorlage nicht eingerückte Absätze bleiben uneingerückt. Analog wird mit Höflichkeitsabständen zwischen Anreden, Brieftexten und Grußformeln verfahren. Sie werden ebenfalls schematisch wiedergegeben (eine Leerzeile); bei fehlenden Höflichkeitsabständen wird auf Leerzeilen verzichtet. Auch die Wiedergabe von Positionen und Zeilenfall bei Anreden, Daten, Grußformeln, Unterschriften sowie
236
Zu dieser Ausgabe Adressen erfolgt schematisch. Lateinisch geschriebene und unterstrichene Unterschriften werden hervorgehoben, nicht jedoch weitere Besonderheiten von Unterschriften. Nachschriften, die im Original in oder neben den Gruß geschrieben wurden, werden unter ihm piaziert. Seitenwechsel ist mit senkrechtem Strich I vermerkt. Mitteilungen von Kustoden erfolgen in der Rubrik »Besonderheiten«. Abkürzungen und Kürzel werden nicht ergänzt, Chiffren nicht aufgelöst. Gebräuchliche stehen im Verzeichnis »Abkürzungen und Zeichen in den Texten«, ungebräuchliche werden in den Erläuterungen zum Text erklärt. Abkürzungsschlaufen sind mit » gekennzeichnet (Abkürz»). Folgen Abkürzungsschlaufen und Punkt aufeinander, ist nur der Punkt wiedergegeben (Abkürz.). Analog wird beim u-Kürzel verfahren: ohne Punkt mit » (u„), mit Punkt ohne * (u.). Konnte nicht entschieden werden, ob Groß- oder Klein-, Getrennt- oder Zusammenschreibung intendiert war, wird dies mit dem Zeichen A
( du,
A
Λ
ausgewiesen
D e i n ; v o n e i n a n d e r ) . Dieses Zeichen wurde so selten wie möglich ge-
braucht. Zweifelsfreie Ergänzungen fehlender Graphe stehen in Winkelklammern (eind(e}utig(,)),
unsichere
Ergänzungen
unterpungiert
in
Winkelklammern
(un(sic)her(,)), unleserliche Graphe als kursive χ in Winkelklammern (1: (x); 2: (xx); m e h r als 2: (xxx)). Analog stehen bei Papierschaden zweifelsfreie Rekonstruktionen von Graphen in doppelten Winkelklammern (eind((e))utig), unsichere
Rekonstruktionen
unterpungiert
in
doppelten
Winkelklammern
(un((sic))her((,))), unmögliche Rekonstruktionen als kursive χ in doppelten Winkelklammern (((xxx))). In Orthographie, Interpunktion und grammatikalische Besonderheiten wurde bis auf die im folgenden mitgeteilten Ausnahmen nicht eingegriffen. Der Unterschied zwischen langem und rundem s sowie Punkte über y sind nicht berücksichtigt, m und η mit Dopplungsstrichen zu m m bzw. n n aufgelöst, Initialen als Großbuchstaben, doppelte Binde- bzw. Trennungsstriche als einfache, nichtrunde Klammern als runde wiedergegeben. Fehlende Umlautstriche wurden nicht ergänzt, unterschiedliche An- und Abführungszeichen vereinheitlicht (»Anu n d A b f ü h r u n g « ) , zeittypische Wiederholungen von Anführungszeichen am Beginn jeder Zeile längerer Zitate nicht übernommen. Kreuzartige Marken zwischen Absätzen und Strophen werden als + reproduziert, die Längen von Horizontallinien vereinheitlicht (kurze — ; längere
; über Seitenbreite durch-
gehend). Mehrfachstrichige Linien sind einstrichig wiedergegeben, starke und unterbrochene normalisiert. Eindeutige Druckfehler werden (mit Nachweisen) emendiert. 237
Kommentar
4. Der Herausgeber dieses Bandes ist dankbar für vielfältige Unterstützung, die auch der Arbeit an den anderen Briefbänden und der Ausgabe insgesamt galt. Leiter und Mitarbeiter der Archive und Bibliotheken, die edierte Handschriften verwahren (vgl. 2.3.), stellten Kopien oder Mikrofilme zur Verfügung, ermöglichten und erleichterten das Kollationieren der Originale, gaben Auskünfte zu ihnen. Besonderer Dank dafür gebührt Frau Harnisch (BLHA Potsdam) sowie Frau Burda und Frau Kostowska (beide BJ Krakow). Studentische Mitarbeiter, Stipendiaten, Praktikanten und technische Hilfskräfte der Arnim-Arbeitsstelle der Stiftung Weimarer Klassik, vor allem Sabine Arndt (Weimar), Holger Deeg (Jena), Jutta Harke (Weimar), Beate Kleinmichel (Berlin), Marina Oßwald (Weimar), Johanna Sänger (Jena), Roswitha Schlönvogt (Weimar), Sandra Wuchner (Jena) und Bettina Zschiedrich (Weimar), halfen durch Ordnen, Transkribieren und EDV-Eingaben von Handschriftenkopien und Briefdrucken. Einzelne Briefe für den ersten Band kollationierten Beate Kleinmichel in Potsdam (BLHA), Christof Wingertszahn (Berlin) und Bettina Zschiedrich in Krakow (BJ), Johanna Sänger in Weimar (GSA). Peter Staengle (Heidelberg) überprüfte in Marbach (DLA) die Eintragungen in Arnims Stammbuch. Ohne die Hilfe von Gerhard Schmid (Weimar) hätten die amtlichen Schreiben nicht angemessen ediert werden können. Für kritische Lektüre des Manuskripts danke ich Roswitha Burwick (Claremont/CA), Sheila Dickson (Glasgow), Lothar Ehrlich (Wëimar), Ursula Härtl (Weimar) und Peter Staengle. Auskünfte erteilten dankenswerterweise die Archive, Bibliotheken und Institutionen: Akademie der Wissenschaften zu Göttingen; Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin; Heimatmuseum Neuruppin; Institut universitaire d'histoire de la médecine et de la santé publique in Lausanne; Museum der Göttinger Chemie; Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen; Sächsisches Staatsarchiv Leipzig, Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie; Stadtarchiv Göttingen; Stadtarchiv Kassel; Stadtarchiv Leipzig; Universitätsarchiv der Georg-August-Universität Göttingen; Universitätsarchiv der EberhardKarls-Universität Tübingen; Universitätsarchiv der Martin-Luther-Universität HalleWittenberg. Mit Recherchen und Hinweisen haben Freunde, Interessenten, Mitarbeiter und Kollegen wertvolle Hilfe geleistet, ohne daß diese im einzelnen angemessen gewürdigt werden könnte. Wenigstens genannt seien: Roswitha Burwick; Luis Fernando Morena Claros (Salamanca); Holger Deeg; Sheila Dickson; Ingo Erhart (Bovenden [bei Göttingen]); Ursula Härtl; Gerhard H. Müller (Saarbrücken / Université Nancy 2); Christa Rudnik (Weimar); Johanna Sänger; Manfred Simon (Je-
238
Zu dieser Ausgabe na); Sabine Schäfer (Weimar); Christof Wingertszahn; Edith Zehm (München); Bettina Zschiedrich. Peter Staengle gilt mein besonderer Dank.
239
Editorische Abkürzungen und Zeichen Brieftypen (mit Briefnummern) 1
Brief
*2
Erschlossener Brief
3. Κ
Konzept
4.Ρ
Publizierter Brief
Al
Anhang I
All
Anhang II
A
Antwortbrief
Β
Bezugsbrief
Allgemein aoR
am oberen Rand
aoRl
am oberen Rand links
aoRm
am oberen Rand mittig
aoRr
am oberen Rand rechts
alR
am linken Rand links
arR
am rechten Rand
auR
am unteren Rand
auRl
am unteren Rand links
auRm
am unteren Rand mittig
auRr
am unteren Rand rechts
beschr.
beschrieben
Bd.
Band
Bl.
Blatt
D1
Erstdruck
D2, D3
Weitere Drucke
Dbl.
Doppelblatt
DV
Druckvorlage
egh.
eigenhändig
eing.
eingewiesen
241
Kommentar gestr.
gestrichen
H
Handschrift (egh.)
h
Handschrift (nicht egh.)
idZ
in der Zeile
nachträgt.
nachträglich
Κ
Kuvert
o.O. Γ
ohne Ort
st.
Stück
TD
Teildruck
üdZ ν
verso
verschr.
verschrieben
vmtl.
vermutlich
WZ
Wasserzeichen
Z.
Zeile
recto
über der Zeile
Abkürzungsschlaufe Seitenwechsel; Trennzeichen bei Mitteilungen von Fremdeinträgen und Varianten unsichere Groß- und Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibung (XXX)
nicht entzifferte Graphe
Archive und Bibliotheken BJ
Biblioteka Jagiellonska Krakow (VS: Varnhagen-Sammlung)
BLHA
Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam (Rep. 37: von Arnim-Wiepersdorf)
DLA
Deutsches Literaturarchiv, Schiller-Nationalmuseum
FDH
Freies Deutsches Hochstift, Frankfurter
GSA
Goethe und Schiller-Archiv der Stiftung Weimarer Klassik
Marbach a. N. Goethe-Museum Frankfurt/M. (03: Arnim-Nachlaß) GStA PK
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin (I. HA: I. Hauptabteilung)
UA
Universitätsarchiv
Periodica -•
Abgekürzt zitierte Literatur
242
Abkürzungen und Zeichen in den Texten Allgemein Abh. B. B., Bd. D. d. Dem. dgl. d. h. d. R. B. erg. etc. etl. H. H., Hr., Hrn. m Mad. MS Ν. S. p. (Adresse) p.p.; p.p.p. s s. St. T. u. u. a. m. Ü. ν
Abhandlung Baron Band Doktor den, der Demoiselle dergleichen das heißt der Rechte Beflissener ergeben etcetera etliche Heft Herr(n) mille (tausend) Madame Manuskript Nachschrift per perge perge (usw.) aus sein(es) Stück T(h)eil und und anderes mehr über von
243
Kommentar
verm. Xber.
vermischte Dezember
ζ. E .
zum Exempel
O
Zeichen Raumers für: nicht.
Maße, Münzen, Gewichte Cm
Centimeter
Frd'or
Friedrichsd'or (preußische Entsprechung des Louisd'or)
Fuß
preußisch 37,7 cm
g., gr.
Groschen (Silbermünze zur Stückelung von Talern und Gulden; V24 Reichstaler)
Morg.
Morgen
PC
Preußisch Courant
Pf.
Pfennig ('As Groschen)
rt., R'tl., R t h l r .
Reichst(h)aler (Silbermünze)
Scheff.
Scheffel (preußisch 5 5 Liter)
Schritt
2Vi -» Fuß
Winsp.
Winspel (Wispel; 24 -] ÜdZ eing. r 23 43] aus 413
12 leben] danach gestr.
13 unseren] Schluß-n aus
Erläuterungen Vgl. Nr. 6.K1. {Titelnotizen)] Die notierten Titel stammen vmtl. aus einem Bücherverzeichnis, vmtl. einem Antiquariats- oder Versteigerungskatalog, und sind - mit einer etwas unsicheren Ausnahme - Dramentitel, im wesentlichen Dramen und Übersetzungen der achtziger Jahre. Vollständige Angaben mit den Verfassernamen und Daten zu den unbekannteren: Julius Friedrich Knüppeln, Thomas Morus. Ein Trauerspiel, nebst desselben Leben und einer Vorrede vom Zweck der Schaubühne (Berlin 1785). -
Knüppeln ( 1 7 5 8 - 1 8 4 0 ) war Regierungsreferendar in Stettin, später
Privatgelehrter in Altona. August Wilhelm Iffland,
Verbrechen aus Ehrsucht
(Mannheim 1784).
-
Iffland (1759-1814), Dramatiker und Schauspieler, war seit 1778 am M a n n heimer Nationaltheater, seit 1796 Direktor des Berliner Nationaltheaters. William Shakespeare, K i n g L e a r (1608; dt. von Wieland 1762, Eschenburg 1782).
Beiisar:
Die Geschichte des byzantinischen Feldherrn wurde »in vielen ita-
lienischen, französischen, englischen und deutschen Dramatisierungen« behandelt (Elisabeth Frenzel, Stoffe der Weltliteratur. Ein Lexikon dichtungsgeschichtlicher Längsschnitte. 2., Überarb. Aufl. Stuttgart 1963, S. 73), von denen Jean de Rotrous Tragikomödie Tragödie
Belisario
Le Bélissaire
(1642) und Carlo Goldonis historische
(1734) vielleicht die bekanntesten waren. Vmtl. hat Arnim
jedoch ausnahmsweise kein Drama, sondern einen Roman notiert: Jean François Marmontels
Bélisaire
(1767), der in der ersten deutschen Übersetzung (Wien
1776) mit dem Untertitel
Eine moralische Erzählung
erschienen war und
1791 in Nürnberg zum zweitenmal verdeutscht herauskam. Das Marmontelsche Opus, das Themen der französischen Aufklärung popularisierte, war bereits ein Jahr nach seinem Erscheinen in Europa in einer Auflage von 4 0 0 0 0 Exemplaren verbreitet und fand in Deutschland sogar als Schullektüre Verwendung. (Vgl. KNLL XI, S. 220.) Pietro Chiari,
Die Französin in Italien
(dt. 2 Bde., Leipzig 1772). - Chiari
(um 1 7 1 1 - 1 7 8 8 ) war italienischer Weltgeistlicher und Schriftsteller. Joseph A u g u s t von Törring,
Trauerspiel
Agnes Bernauerin. Ein vaterländisches
(München 1780). - Törring (1753-1826), Hauptvertreter des bay-
274
Zu Nr. 7.Κ rischen Ritterdramas, seit 1779 Oberlandesregierungsrat, seit 1799 Präsident der Landesregierung in München. Johann Wolfgang Goethe, Clavigo (Leipzig 1774). Joseph Marius von Babo, Otto von Wittelsbach, Pfalzgraf von Bayern (München 1781). - Babo (1756-1822), Verfasser historischer Dramen, war seit 1778 Sekretär am Mannheimer Hoftheater, danach in München, wo er zum Kreis um Törring gehörte, seit 1797 Hoftheaterintendant.
7.Κ
An Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, 1. Januar 1792, Sonntag
DV: Η. B: - . A: - . H: Vgl. Nr. 6.K1. Besonderheiten: Vgl. Nr. 6.K1. Datierung: Vgl. Nr. 6.K1. D1: Härtl 1996, S. 329 (Nr. 2). Varianten 2 Ich] davor gestr. Ich bin gedrängt worden von der Lie 2 ihnen] i aus I 2 Glückwunsch] danach gestr. abzustatten 3 ihnen] i aus I 4 Lebenszeit] danach gestr. und 4 genießen] danach gestr. möchten | üdZ verschmiert (xxx) 6 hiesigen] üdZ 6 Besuche] danach gestr. hier 8 ihrer] i aus I 9 geben] über gestr. beantworten 9 haben] danach gestr. nun 10-11 Wünsche] danach gestr. wied 15 ihnen] i aus I Erläuterungen 12 Cousinen] Vgl. zu Nr. 2,18-19. 16 VarenkampJ] Vrntl. ein Hofmeister; nicht identifiziert.
275
Zu Nr. 7 7.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, 1. Januar 1792, Sonntag
DV: H. B: - . A: - . H: BLHA Rep. 37/1883. - 1 Dbl. ca. 242 χ 185 mm; 1 r -1 v 2 beschr. S; gefaltet auf ca. 121 χ 92 mm. - Beige-grau. - Tinte. Fremdeinträge Bleistift. Paginierung Blaustift. - WZ: (P)AE(ISENHARDT) (doppelkonturige Antiquaversalien). Nur oberes Drittel der Buchstaben erkennbar, da das Bl. in der Mitte getrennt wurde. Vgl. Nr. 9. Fremdeinträge: V aoRm: J. B r f 44 + , aoRr: 5. Besonderheiten: Mit Bleistift liniert. Schönschrift. D 1 : Riley 1978, S. 21 (Nr. 3). Varianten 4 Gesundheit] üdZ eing. 16 Vahrenkampf] f aus e
6 ?] aus ,
6 Sie] S aus
s
Erläuterungen 12 Cousinen] Vgl. zu Nr. 2,18-19.
8.Κ
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Berlin, vmtl. zwischen Mitte Oktober und A n f a n g November 1793
DV: Η. B: - . A: - . H: G SA 03/251. - Lage aus 2 Dbl. ca. 205 χ 175 mm; jeweils ca. 50 mm breiter äußerer Rand für Notizen gefaltet; Dbl. II in Dbl. I gelegt; 1 r -4 v 8 beschr. S. mit insgesamt 6 Briefkonzepten. Reihenfolge, Daten und Plazierung der Konzepte: 1. Nr. All. 1 : Übungsbrief (V gesamt - 1v obere Drittel); 2. Nr. 8.K: An Joachim Erdmann von Arnim, vmtl. zwischen Mitte Oktober und Anfang November 1793 (1V unteres Drittel - Τ obere Hälfte); 3. Nr. 9.K: An Joachim Erdmann von Arnim, vmtl. 1. Januar 1794 (Dbl. 2V untere Hälfte - 3r obere Drittel); 4. Nr. 10.K: An Hans von Schlitz, vmtl. 1. Januar 1794 (3r unteres Drittel - 3V obere Hälfte; über Anrede Zeichnung ca. 20 χ 15 mm): 276
Zu Nr. 8.Κ
5. Nr. 12.Κ: An Hans von Schlitz, vmtl. zwischen Anfang und Mitte März 1794 (3V untere Hälfte); 6. Nr. 15.K: An Hans und Louise von Schlitz, zwischen Ende Dezember 1794 und Anfang Januar 1795 (4r-4v). - Bräunlich. - Tinte. Fremdeinträge Bleistift. WZ: Dbl. I im Falz Antiquaversalien (unleserlich). Dbl. II gekrönter Adler mit Insignien (schwach erkennbar). Fremdeinträge: V, 2', 3r, 4r jeweils auRl: 1, 2, 3, 4. Besonderheiten: Übungsbrief (Nr. AII.1). Datierung: Nr. 9.Κ gehört zu dem datierten Brief vom 1. Januar 1794 (Nr. 9). Das voranstehende Konzept Nr. 8.Κ wurde daher spätestens an diesem Tag geschrieben. (Vgl. Weiss 1980, S. 94.) Ein weiteres Indiz für den Terminus ante quem ist die Erwähnung des Hofmeisters Knoblach, der zum 1. Januar 1794 entlassen wurde (vgl. zu Z. 20). Arnim schrieb aus Berlin, nach den Sommerferien in Zernikow, von wo Caroline von Labes in der Regel nach Mitte Oktober mit ihren Enkeln abreiste. Da das Joachimsthalsche Gymnasium, das Arnim am 13. November zu besuchen begann, nicht erwähnt wird, dürfte das Konzept vorher, bald nach der Ankunft in Berlin, geschrieben sein; der Besuch des Gymnasiums wird erst in Nr. 9.Κ gemeldet. Jedoch heißt es darin auch, die Foller seien schon fünf Wochen von Berlin weg, und der schlechte Beginn ihrer Reise wird bereits in Nr. 8.K mitgeteilt, die daher etwa Oktober/November 1793 datiert wird. - Nr. 10.Κ beginnt mit einem Glückwunsch zum Geburtstag des Adressaten und berichtet die Anstellung des neuen Hofmeisters, die zufolge dem datierten Brief an den Vater (Nr. 9) ebenfalls zum 1. Januar 1794 erfolgte. Da das Konzept in der Handschrift auf dasjenige zum Brief an den Vater folgt, wird es bald danach noch am selben Tag geschrieben sein. - Nr. 12.Κ wurde vmtl. entworfen als anschließender Text zu einem Glückwunsch in lateinischer Sprache anläßlich der Hochzeit des Onkels am 12. März 1794. (Vgl. Weiss 1980, S. 102.) Da Arnim die Verspätung des Schreibens entschuldigt, wird er es eher gegen Mitte als Anfang März verfaßt haben. Die Post von Berlin nach Regensburg war etwa eine Woche unterwegs. (Vgl. Reichard 1801, S. 213-216.) Nr. 15.Κ wurde Ende Dezember 1794 oder Anfang Januar 1795 zum Jahres-
277
Zu Nr. 8.Κ Wechsel und als Geburtstagsglückwunsch für den Onkel geschrieben. Das Jahr 1794 als zurückliegendes ergibt sich aus der Nachricht vom Brand des Französischen Rathauses auf dem Werder in Berlin: in der Nacht zum 27. November 1794. Die Angaben im Text, ob er zum Ende des alten Jahres oder am Beginn des neuen geschrieben wurde, sind widersprüchlich. D 1 : Weiss 1980, S. 94 (Nr. 1).
Varianten 5 erwarte] ÜdZ 7 das] s aus ß | danach gestr. m i r 7 uberschickte] üdZ eing. 10 Onkel] danach gestr. bra 11 eine] danach gestr. sehr schl 11 d e m Cousin] d e m aus der | Cousin über gestr. H e r r n v o n n 12 n a c h ] danach gestr. C a m i n 13 vielen] ν aus f 14 abgeschnitten.] danach gestr. Ich w ü n s c h t e n i c h t daß diese Nachricht m a g w a h r sein da sie da. Es w ä r e möglich 15 da T e m p l i n (...) F r i e d e n f e l d e ] arR 16 vieleicht] über gestr. womöchlich 17 w e n n ] üdZ 18 C o m p l i m e n t e ] zweites m aus t 18 m e i n e ] darüber gestr. Onkel 19 Onkel u n d ] Onkel ÜdZ eing. | u n d idZ eing. 21 v e r m e l d e n ] d aus t
Erläuterungen 4 W i r t v o m g o l d e n e n S t e r n ] Der G o l d n e S t e r n lag in der Leipziger Straße, der Wirt hieß 1786 Bürich. (Vgl. Nicolai 1786 II, S. 967.) 1 0 - 1 1 M e i n O n k e l (...) a n g e k o m m e n ist] Hans von Labes kam wahrscheinlich von seinen Gütern im Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin - Karstorf (ab 1817 Burg Schlitz), Hohen Demzin, Phürckow, Groß- und Klein-Röthel - auf der Karstorfer Feldmark (südlich von Teterow), die er im April 1791 erworben hatte. (Vgl.: DBA; Burkhardt 1983, S. 63-78.) Vmtl. gegen Anfang, vielleicht im Frühjahr 1793 war er von Regensburg zunächst nach Berlin gereist, von w o er w e g e n einer Verstimmung mit seiner Mutter gern nach seinen mecklenburgischen Gütern aufgebrochen war. (Vgl. Schlitz 1833, S. 152.) 1 1 - 1 2 C o u s i n F o l l e r (...) G e m a h l i n ] Vmtl. Carl Gustav von Foller und die jüngste Tochter von M a g n u s Wilhelm von Arnim, Wilhelmine Auguste Sophie. Das Heiratsdatum ist nicht bekannt; sie starb bereits am 14. November 1795. Er war oder wurde Landrat in dem pommerschen Neustettin, wohin die Reise gegangen sein wird. (Vgl. Arnswaldt/Devrient 1 9 1 4 - 1 9 2 3 II/2, S. 385.) 1 4 - 1 5 so n a h e (...) v o n F r i e d e n f e l d e ] Arnim wird in den Sommerferien von Zernikow in die etwa 30 km östlich gelegene uckermärkische Stadt Templin zu
278
Zu Nr. 9.Κ Verwandten gereist sein. Der Onkel Magnus Wilhelm von Arnim hatte ein Gut bei Templin. (Vgl. Arnswaldt/Devrient 1914-1923 II/2, S. 384.) Friedenfelde lag noch einmal etwa 15 km weiter östlich. (1 deutsche Meile: 7,420 km.) Es scheint bezeichnend für das gespannte Verhältnis zum Vater, daß die Reise trotz des schlechten Wetters - nicht zu ihm führte. 18 Cousinen in Prezlau] Vgl. zu Nr. 2,18-19. 20 Knoblach] Vmtl. Friedrich Heinrich Knoblauch (geb. 1772), seit 1801 Expedient bei der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer in Berlin, seit 1810 bei der Regierung in Potsdam, seit 1817 Hofrat beim Finanzministerium in Berlin, Verf. einer Schrift U e b e r die sittliche u n d wissenschaftliche Bild u n g der j u n g e n Edelleute, welche d e m Militair sich w i d m e n (Berlin 1800). (Vgl. DBA.) Er wurde zum 1. Januar 1794 als Hofmeister entlassen. In Nr. 9.Κ streicht Arnim, daß er grüßen lasse (Variante zu Z. 17), und Nr. 9,8 meldet er den Namen »des neuen Hofmeisters.
9.Κ
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Berlin, vmtl. 1. Januar 1794, Mittwoch
DV: Η. B: - . A: - . H: Vgl. Nr. 8.K. Fremdeinträge: Vgl. Nr. 8.K. Besonderheiten: Vgl. Nr. 8.K. Datierung: Vgl. Nr. 8.K. D 1 : Weiss 1980, S. 98f. (Nr. 2). Varianten 2 J a h r ] Schluß-{e) gestr. 4 u n d gerechtern] ÜdZ eing. 4 meiner] danach gestr. F r e u d e 4 Z u f r i e d e n h e i t ] t aus d 6 durchleben] danach gestr. m ö g e n 7 Ich gehe] aus W i r g e h e n | Ich ÜdZ 14 G r o ß m u t t e r ] danach gestr. es 16 I h n e n ] vmtl. I aus i 17 e m p f e h l e n ] danach gestr. u n d 17 Moritz] danach gestr. u n d H e r r Knob
279
Zu Nr. 9.Κ Erläuterungen
7-8 Ich gehe (...) joachimthalsche G i m n a s i u m ] Die Brüder Arnim besuchten seit 13. November 1793 die dritte lateinische Klasse des Joachimsthalschen Gymnasiums in der Berliner Burgstraße.
8-14 Die Vermählungen (...) in der Zeitung gelesen haben] Der feierliche Einzug der Prinzessinnen Luise (1776-1810) und Friederike (1778-1841) von Mecklenburg-Strelitz fand am 22. Dezember 1793 statt. Am 24. Dezember wurde die Hochzeit Luises mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm (1770-1840), ab 1797 König von Preußen, gefeiert. Am 26. Dezember folgte die Hochzeit Friederikes mit dem Prinzen Ludwig von Preußen (1773-1796), dem Bruder des Kronprinzen. Die Vossische Z e i t u n g berichtete am 24. Dezember 1793 (St. 154) über den Einzug u.a.:
Die Querschranken der Promenade unter den Linden wurden, da der Zug mitten durch diese breite und schöne Straße gehen sollte, weggenommen, die Promenade selbst, wo sie von der Witterung gelitten hatte, geebnet, zwei Brunnenpfahle, die zwischen mittleren Quarrés stehen, ausgegraben, der Brunnen zugedeckt, zu Ende der Linden, zwischen dem Palais des Prinzen Heinrich und der Königl. Bibliothek, eine Ehrenpforte, und seitwärts von derselben einige Gerüste für Zuschauer erbauet. Diese Ehrenpforte, welche so groß, geschmackvoll und schön war, daß sie selbst zwischen hohen und prächtigen Gebäuden mit Vergnügen gesehen werden konnte, ließ die hiesige Judenschaft bauen. (...) Diese Ehrenpforte ist ein kolossalischer Triumphbogen, etwa 80 Fuß lang und 40 Fuß hoch, mit einem Hauptportal und zwei kleineren Nebenöffnungen. Acht gekuppelte korinthische Säulen, mit Laub umwunden und auf Säulenstühlen stehend, tragen ein Frontispiz, in dessen Füllung Genien um Hymens Bildsäule mit Blumengehängen tanzen. Darunter, im Fries des Hauptgesimses, stehet die Inschrift: Freude des getreuen Volkes. Auf dem Frontispice ruhen die Freundschaft und Einigkeit, mit der Inschrift: Gleiche Freundschaft, gleicher Liebesbund. An beiden Enden des Frontispizes stehen Rauchaltäre. Das Hauptportal ist mit Blumengehängen verzieret. Ueber den Seitenöffnungen sieht man Medaillons. In dem Medaillon zur linken Hand legt der Gott der Ehe Myrtenkränze auf den Preußischen Altar, und darunter steht die Inschrift: Dem Doppelpaare. In dem zur rechten Hand sieht man die Göttin Berlins, (durch ihre Mauerkrone und das Wappen im Schilde kenntlich) die einen Weinstock in das Land senkt, mit der Inschrift: künftige Hoffnung. 280
Zu Nr. 9.Κ (...) Im Nahmen von vierzehn weiß gekleideten jungen Frauenzimmern, mit blauen Schärpen um den Leib, und im Nahmen einiger Jünglinge jüdischer Nation, überreichten Demoiselle Zipora Marcuse (Tochter des hiesigen Banquier Herrn Jakob Marcuse), und Demoiselle Lea Jacobi (Tochter des verstorbenen Kaufmanns Herrn Jacobi in Breslau), welche sich beide von den übrigen durch einen grünen Kranz mit weißen Rosen unterschieden, jeder von Durchlaucht. Prinzessinnen Bräuten ein Körbchen mit ausländischen Blumen, um welches ein himmelblaues seidnes Band mit folgenden Versen geflochten war: Blumen, Blüthen eines fremden Strandes, Die ein weiser Gärtner hergebracht, Wurden unsrer Fluren schönste Pracht. E u c h berief der Gärtner dieses Landes, S c h ö n e F r e m d e n ! Darum, o! verzeiht, Daß, die E u r e r sich am längsten freut, Daß die Jugend E u c h dies Sinnbild weiht. Die Durchlauchtigten Prinzessinnen Bräute nahmen die Körbchen mit sichtbarem Wohlgefallen an, und dankten dafür mit den schmeichelhaftesten, huldreichsten Worten. Im Namen der Deutschen jungen Frauenzimmer, welche ebenfalls in beträchtlicher Anzahl bei der Ehrenpforte standen, und weiße Kleider mit rosenrothem Besätze, nebst rothen Schärpen, u. auf dem Kopfe grüne Kränze trugen, überreichte Demoiselle Ambrosi, (Tochter des Herrn Predigers u. Inspektors Ambrosi) den Prinzessinnen Bräuten ein in Atlas gebundenes Gedicht, auf einem Küssen von Atlas, unterhielt dafür von I. I. Durchlauchten ebenfalls den schmeichelhaftesten, huldreichsten Dank. Noch standen an der Ehrenpforte 24 Knaben von der Französischen Kolonie, in apfelgrünem Taffent und mit frisirten Aufschlägen. Sie hielten von beiden Seiten Blumen-Guirlanden; und in ihrem Namen überreichte der junge Blanc den Prinzessinnen Bräuten einen mit natürlichen Blumen durchflochtenen Kranz, nebst einem französischen Gedichte, mit einer darauf gemahlten allegorischen Vignette, welches die Durchlauchtigen Prinzessinnen ebenfalls mit Ihrer gewohnten Huld annahmen, und wofür Sie sehr herablassend dankten. 15-16 von der Cousine Follern (...) weg sind.] Vgl. zu Nr. 8.K,11-12.
281
Zu Nr. 9 9.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfeide Berlin, 1. Januar 1794, Mittwoch
DV: H.
B: - .
A:
H: BLHA Rep. 37/1883.
-. - 1 Dbl. ca. 240 χ 184 mm; 1 r -1 v 2 beschr. S.;
gefaltet auf ca. 120 χ 92 mm. - Beige-grau. - Tinte. Fremdeinträge Bleistift. Paginierung Blaustift. - WZ: a) PAEISENHARDT (doppelkonturige Antiquaversalien). b) Gekrönter Posthornschild mit angehängter Dreipaßmarke, im Schild Posthorn an einem Band. Fremdeinträge: 1r aoRr: J. Bf 44 5 und 6. D 1 : Riley 1978, S. 23f. (Nr. 4). D 2 : Riley 1979, S. 18; TD. D 3 : Weiss 1980, S. 98f. (Nr. 2).
Varianten
8 welcher] danach gestr. sich vi aus gl
15 aber] danach gestr. ich
15 viele]
Erläuterungen
6-7 W i r b e s u c h e n (...) G i m n a s i u m ] Vgl. zu Nr. 9.K,7-8. 7 - 8 H o f m e i s t e r (...) Z i m m e r m a n n heist] Christian Gottlieb Zimmermann (1766-1841) aus Königsberg, Dr. phi!, bekannt mit Kant und dessen Verehrer, seit 1789 Lehrer am Friedrich-Kollegium in Königsberg, seit etwa 1793 in Berlin. H i e r e n g a g i r t e er sich bei der Baronesse von Labes als H o f m e i s t e r i h r e r Neveus, zweier v. A r n i m . D a er die Aussicht erhielt, b e i m Friedrich-Werderschen G y m n a s i u m angestellt zu w e r d e n , verblieb er n u r y τ. J a h r in jener Stellung. Vom P a t r o n des G y m n a s i u m s z u m ¡¡Collaborator gewählt, t r a t er dies A m t Michaelis 1794 an, n a c h d e m er seit Ostern 1794 a n d e m G y m n a s i u m u n t e r r i c h t e t hatte, seit 1803 w a r er K o n r e k t o r u n d Professor a n dieser Anstalt. (DBA; Zitat aus: Neuer Nekrolog der Deutschen. Ilmenau-Weimar XIX, 1841, Nr. 250.) Vgl. C(arl) O(tto) L(udwig) von Arnim, R e i s e ins R u s s i s c h e R e i c h
im
S o m m e r 1846. Berlin 1850, Bd. II, S. 277f. Anm. (Flüchtige B e m e r k u n g e n eines Flüchtig-Reisenden, Bd. VI): K a n t w a r gewiß zu seiner Zeit, welche n o c h in m e i n e K i n d e r j a h r e fällt, d e r j e n i g e Gelehrte, von d e m a m m e i s t e n selbst in völlig g e m i s c h t e n Cirkeln gesprochen ward. H a u p t sächlich aber w a r w i e begreiflich von i h m die R e d e u n t e r den j u n g e n
282
Zu Nr. 10.K L e u t e n , welche so e b e n die Universität verlassen h a t t e n . So w a r einer seiner Schüler m e i n u n d m e i n e s Bruders H o f m e i s t e r u n d f ü h r t e n u r i h n i m M u n d e , das n a t ü r l i c h auf u n s Kinder überging, u n d w ä h r e n d ich die Glückseligkeitslehre vertheidigte, m i t m e i n e m Bruder stets in Streit gerieth, der ein t a p f e r e r K ä m p e f ü r den kategorischen I m p e r a t i v war. 8-10 D i e V e r m ä h l u n g e n (...) aus der Z e i t u n g w e r d e n gesehen h a b e n ] Vgl. zu Nr. 9.K,8-14. 11-12 D i e a m Sontage (...) die schönste seyn] Am 28. Dezember 1793, einem Sonnabend (nicht Sonntag), wurde im Berliner Königlichen Opernhaus die Oper II Trionfo d ' A r i a n n e des Hofkapellmeisters Vincenzo Righini (1756-1812) uraufgeführt. (Vgl. Manfred Hädler/ Gudrun Höger/ Axel Schröder/ Anette Thomas, Verzeichnis der Ur- und Erstaufführungen von Opern und Singspielen 1742-1848 sowie aller Premieren 1895-1992. In: 250 Jahre Opernhaus Unter den Linden. Hg. von Georg Quander. Berlin 1992, S. 380.) 14 s c h l i m m e N a c h r i c h t e n von der A r m e e ] Die Truppen der Verbündeten mußten sich im ersten Koalitionskrieg gegen Frankreich nach Siegen bei Pirmasens (14. September 1793) und Kaiserslautern (28.-30. November) gegen Ende Dezember unter Preisgabe der Rheinpfalz über den Rhein zurückziehen. Im preußischen Heer, das Winterquartiere zwischen Rhein und Nahe bezog, nahmen Verstimmung und Unlust am Krieg zu. »Das Jahr 1793 hatte zum letzten Male das Uebergewicht der alten Kriegskunst gezeigt; schon die letzten Wochen deuteten auf einen Umschwung, wie ihn der folgende Feldzug gezeigt hat. Es begann die Zeit einer neuen Kriegskunst« (Häusser 1861-1864 I, S. 533).
10.Κ
An Hans von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. 1. Januar 1794, Mittwoch
DV: Η. B: - . A: - . H: Vgl. Nr. 8.K. Fremdeinträge: Vgl. Nr. 8.K. Besonderheiten: Vgl. Nr. 8.K. Datierung: Vgl. Nr. 8.K. D 1 : Weiss 1980, S. 100 (Nr. 3).
283
Zu Nr. 10.K
Varianten 2 Ihnen] I aus i
15 Ihr] I aus i
Erläuterungen 3 doppelt wichtigen ersten Tag] Geburtstag am 1. Januar. 5 unsere schlechten Briefe] Arnims und seines Bruders. 7-8 Das Gimnasium (...) Vergnügen.] Vgl. zu Nr. 9.K,7-8. 8-9 neuen Hofmeister Zimmermann] Vgl. zu Nr. 9,7-8. 11 Vermählungen der beiden Princeßinnen] Vgl. zu Nr. 9.K,8-14. 13-14 das ganze Jörzische Haus (...) Tante] Schlitz war in Regensburg bei seinen künftigen Schwiegereltern: Johann Eustach von Schlitz gen. von Görtz (1737-1821), ehemaliger sachsen-weimarischer Geheimrat und Oberhofmeister, 1788 bis 1806 preußischer Gesandter am Reichstag, und dessen Frau Caroline (1749-1809), geb. von Uechtritz. Am 24. Dezember 1793 war er nach der Adoption durch seinen künftigen Schwiegervater in den preußischen Grafenstand erhoben worden, am 12. März 1794 heiratete er dessen zweite Tochter Louise. (Vgl. Genealogisches Handbuch der gräflichen Häuser. Hauptbearbeiter: Walter von Hueck. Gräfliche Häuser A. Bd. V. Limburg a. d. Lahn 1967, S. 366-374 [Genealogisches Handbuch des Adels. Bd. XL].) - Die Angabe, daß Caroline von Schlitz gen. von Görtz 1800 gestorben war (ebd., S. 373), kann nicht stimmen, denn mehrfach schreibt ihre Tochter Louise nach 1800 von ihr als einer Lebenden. Zum Todesjahr vgl. Weiss 1986, S. 40, 146.
11 .K
An Louise von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. Ende Februar / Anfang März 1794
DV: H. B: - . A: - . H: Vgl. Nr. 6.K1. Besonderheiten: Vgl. Nr. 6.K1. Datierung: Vgl. Nr. 6.K1. D1: Härtl 1996, S. 330.
284
Zu Nr. 12.Κ Varianten 2 auch] danach gestr. e i n e
3 l i m ] ÜdZ
4 an Sie] über gestr. i h n e n ich üdZ eing.
7 Sie] ÜdZ
b e m o s t e n ] ÜdZ eing.
9 A u f ] davor gestr. Gro
9 F e l s e n ] danach gestr. er
10 gruslichen] üdZ
zwolfe 12 e i n e ]
ei
aus
4 z u k ü n f t i g e n ] aus zukiif
5 auch schetze ich] über gestr. u n d ich |
(w)
13 g r o ß m ä c h t i g e n ] ÜdZ
9 v i e l e ] über gestr.
10 u n d ] danach
13 F e l s e n ]
danach
9 und
Buchstabenansatz
gestr. u n d
14 g e g e n ] erstes g aus (χ)
Feldern
14 d e n ] η aus
m I danach gestr. m i t
Erläuterungen 4 Verbindimg m i t m e i n e n Onckel] Vgl. zu Nr. 10.K.13-14. {Fiktionaler Text)] Die Aufzeichnung enthält Topoi einer Ritter-, Räuber- und Schauerliteratur, wie sie etwa gleichzeitig in Berlin von Friedrich Eberhard Rambach, dem Lehrer des jungen Tieck, und diesem selbst gewerbemäßig hergestellt wurde. Von literarischer Bedeutung der aneinandergereihten Klischees kann nur in einem entwicklungsgeschichtlichen Sinn die Rede sein. Denn es ist, in aller fragmentarischen Dürftigkeit, der früheste Text mit fiktionalem Charakter, der von Arnim bekannt wird. Mit ihm liegt ein Beispiel für die literarischen Versuche vor, an die Arnim dachte, als er nach der Niederschrift von Hollin's L i e b e l e b e n , am 24. September 1801, an Stephan August Winkelmann schrieb: Ich hatte w o h l t a u s e n d m a l m i t der Poesie B u h l s c h a f t getrieben, aber außer e i n i g e n E m b r y o n e n , die k e i n e n B o g e n füllten, nichts concipirt. (Nr. 172,10-12.)
12.Κ
A n Hans von Schlitz in Regensburg Berlin, vmtl. zwischen A n f a n g und Mitte März 1 7 9 4
DV: Η.
B: - .
A:
-.
H: Vgl. Nr. 8.K. Fremdeinträge: Vgl. Nr. 8.K. Besonderheiten: Vgl. Nr. 8.K. - Arnim wird in den abgeschickten Brief nach der Anrede einen Text in lateinischer Sprache (nicht überliefert) eingefügt haben. Darauf läßt außer dem Text des Konzepts auch die Linie nach der Anrede schließen. 285
Zu Nr. 12.Κ Datierung: Vgl. Nr. 8.Κ. D1: Weiss 1980, S. 102 (Nr. 4). Varianten 3 und Entschuldigungen] üdZ 5 ich] danach gestr. immer
5 von] ÜdZ
5 welch(e)n] η aus (m)
Erläuterungen 8-9 da ich (...) examiniren lasse] Jeder Schüler des Joachimsthalschen Gymnasiums konnte in dem Objekt, wozu er vorzügliche Anlagen hat, ungehindert fortrücken (Nicolai 1786 II, S. 731). Das große Examen, welches vier oder fünf .Tage alle Klassen durchgehet, wird jährlich vierzehn Tage vor Ostern gehalten. (Ebd., S. 733.) Arnim wird demnach um den 6. April 1794 (Ostern: 20. April) erstmals examiniert worden sein. Vgl. die Schülerbeurteilung von Ostern 1794: v. A r n i m I I zeigt überall vielen Eifer seine Kenntnisse zu erweitern und verbindet damit ein musterhaftes Betragen, daher seine Lehrer mit ihm völlig zufrieden sind, ihm auch die nachgesuchte Promotion in die wissenschaftliche sowie in die 2te lat. Klasse gern bewilligt haben. (Nebe 1914, S. 23.)
13.Κ
An Hans von Schlitz in Hohen Demzin Zernikow, vmtl. 10. Oktober 1794, Freitag
DV: Η. B: A: - . H: FDH 12886. - 1 Dbl. ca 210 χ 172 mm; 1r-2v 4 beschr. S. mit drei Briefkonzepten; 1x quer gefaltet. Reihenfolge, Daten und Plazierung der Konzepte: 1. Nr. 13.K: An Hans von Schlitz, Zernikow, vmtl. 10. Oktober 1794 (1r-1v); 2. Nr. 14.K: An Joachim Erdmann von Arnim, Berlin, vmtl. zwischen 20. Oktober und Mitte November 1794 (2r obere Drittel [Anfang fehlt]); 3. Nr. 58.K: An Louise von Schlitz, Berlin, vmtl. zwischen Mitte und Ende Dezember 1797 (2r unteres Drittel-2V). - Gelblich. - Tinte. Fremdeinträge Bleistift. WZ: Fisch.
286
Zu Nr. 13.Κ Fremdeinträge: Γ aoRl: 679, aoRm: 397, darunter: 9. Stück | 2V auRm Sign. FDH: 12886. Besonderheiten: Vgl. Datierung. Datierung: Nr. 13.Κ enthält mehrere Datumsangaben, die eine zeitliche Bestimmung ermöglichen. Arnim schreibt aus Zernikow am Zehnten, am Siebenten wurde gefischt, der Aufenthalt soll bis zum Zwanzigsten dauern. Da die Zernikower Ferienaufenthalte der Brüder Arnim während ihrer Schulzeit in der Regel zwischen Mitte und Ende Oktober endeten, wird auch Nr. 13.Κ im Oktober geschrieben sein, und zwar nach der Rückkehr von einem Aufenthalt auf den Gütern des Onkels (vgl. zu Z. 7). Das Jahr 1794 läßt sich insbesondere aus den Angaben zur Schule und zum Lernen in Nr. 14.K erschließen, die für spätere Jahre nicht mit den zahlreicher zu ihnen überlieferten Belegen in Übereinstimmung zu bringen sind. So ist von einer K r a n k h e i t des H e r r n Professor Wolff später nicht die Rede. - Nr. 14.K wurde nach Michaelis (29. September) geschrieben, aber offensichtlich nicht mehr in Zernikow, sondern wieder in Berlin: Arnim hat m e h r e r e Bücher g e k a u f t und wünscht außer dem obligatorischen noch P r i v a t - U n t e r r i c h t . Es ist nicht eindeutig, ob er das Gymnasium bereits wieder besucht oder kurz zuvor schreibt. Für die zweite, wahrscheinlichere Annahme spricht insbesondere, daß der Unterrichtsbeginn noch nicht festzustehen scheint. Arnim wird jedenfalls bald nach der Rückkehr von Zernikow geschrieben haben, jedoch nicht an den Onkel (entgegen Riley- 1978, S. 28f.), für den die zu Michaelis getroffene Entscheidung der Großmutter keine Neuigkeit gewesen wäre (Arnim schrieb bereits Nr. 13.Κ nach Michaelis), sondern an den Vater. Die Bitte um zusätzlichen, zu bezahlenden Privatunterricht entspricht auch viel eher einem Brief an den Vater als an den Onkel. - Nr. 58.Κ schließt 2' unmittelbar an Nr. 14.Κ an, wurde jedoch erheblich später geschrieben. Das Konzept setzt mit verändertem Schriftduktus ein, der Stil ist wesentlich flüssiger. Arnim schreibt während einer längeren Abwesenheit der kranken Tante in Erwartung des Wiedersehens im bevorstehenden Frühjahr und erwähnt einen zurückliegenden Aufenthalt auf den mecklenburgischen Gütern des Onkels, bei dem die Tante nicht zugegen war. Diese Sachverhalte sind mit den sonstigen überlieferten Daten nur für den Winter 1797/98 und für einen vorangegangenen Sommeraufenthalt 1797 in Übereinstimmung zu bringen. Nr. 58.Κ ist mit einem hohen Grad von Wahrscheinlichkeit das Konzept zu jenem (nicht überlieferten) Brief, den die Tante im Januar 1798 mit dem Dank für Arnims W ü n s c h e f ü r m e i n e G e s u n d h e i t bey G e l e g e n h e i t des n e u e n Jahres beantwortete (Nr. 59,6-7). Die Post Berlin - Regensburg war etwa eine Woche unterwegs (vgl. Reichard 1801, S. 213-216); Arnim wird demzufolge nicht vor der zweiten Dezemberhälfte 1797 geschrieben haben.
287
Zu Nr. 13.Κ Varianten 3 V e r g n ü g e n s ] s aus g e n s
6 w o r d e n ] danach gestr. ausser daß in
6 - 9 indeß ist (...) H o r i z o n t e herauf.] am Ende des Konzepttexts eing. 9 a n ] a aus i
9 D i e ] aus der
10 a n d e r e m ] m aus η
9 ist bis jetzt] üdZ eing.
10 J ä g e r ] danach gestr. unterdeß zur Ver-
r i c h t u n g seiner G e s c h ä f t e a n g e n o m m e n w o r d e n ist üdZ
10 von (...) w o r d e n ] ÜdZ eing.
ist.] am
Ende
des Konzepttexts
13 ( s u b j e c t u m ) ] 15 pertinentiis]
iis aus iiis
gestr. u n d daß 18 gerathen.]
11 als
eing. 14 besetzen]
ÜdZ
16 dgl.] aus (an)
16-17 v o n (...) w e n i g ] ÜdZ danach
10 ad
interim]
10-16 d a er aber (...) v e r b u n d e n
gestr. sind
über
den
ÜdZ
benutzen
17 w o r d e n ist] danach 18 sind d a b e y ]
19 jetzt] danach
19-20 in der (warmen Vyiterung)] üdZ
lOten]
gestr.
üdZeing.
gestr. sehr
20 getrocknet] η aus (et)
22 a u f g r a h b e n ] ÜdZ
23 lassen] danach gestr. u n d
24 o h n e (...) zu
r e c h n e n ] ÜdZ eing.
25 a u f der (...) über] ÜdZ
25 s c h m e c k e n ]
danach gestr. j a n z
29 in (staubigen)] ÜdZ
31 weil er] er über gestr. es
31 w e n i g e r ] über gestr. leichter
34 m e i n e ] danach gestr. u n s r e
35 (xxx)]
41 unserer]
über
gestr.
ego
42 lateinisches] s aus η
42 Tractat] über gestr.
Schluß-r
aus
er
Exercitium
Erläuterungen 7 die Reise] Vmtl. Rückreise von einem Besuch bei Hans von Schlitz, zu dessen 1791 erworbenen Gütern - etwa 80-100 km nördlich von Zernikow Hohen Demzin gehörte. (Vgl. zu Nr. 8.K, 10-11.) 9 Wachlin] Jäger in Zernikow. Dessen Witwe wird in einer Reisebeschreibung des Schülers Arnim erwähnt. (H: GSA 03/293. D: WAA I.) Für sie bestimmte die Großmutter Caroline von Labes in einem Nachzettel vom 26. April 1806 zu ihrem Testament eine jährliche Pension von 40 Reichstalern. (Vgl. BLHA Rep. 4A Kammergericht, Testamente, Nr. 10689.) 16 h e i s i g e n Teichen] h e i s i g e n vmtl. verschrieben. Vgl. zu Nr. 2,23-24. 19 M o d d e ] Nebenform von Moder (Schlamm). (Vgl. DWb XII, Sp. 2442.) 27 R h e e b e r g e n ] Rehberge: hügeliges Waldgebiet zwischen Zernikow und Seilershof (nordöstlich von Zernikow). 35 Tante] Louise von Schlitz. 35 et si valet (xxx) valeo] Wenn es ihr gut geht, geht es (auch) mir gut. 41 pro tempore
Stube] Schlitz hatte sich in dem zunächst einzig brauchbaren
Gebäude, einem Schafstall, eine provisorische Wohnung einrichten lassen. (Vgl. Burkhardt 1983, S. 66.) 288
Zu Nr. 14.Κ 42 zweyten punischen Krieg] Zwischen Rom und Karthago, 218-201 v. Chr.
14.K
An Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde (?) Berlin, vmtl. zwischen 20. Oktober und Mitte November 1794
DV: Η. B: - . A: - . H: Vgl. Nr. 13.K. Fremdeinträge: Vgl. Nr. 13.K. Besonderheiten: Anfang fehlt. Datierung: Vgl. Nr. 13.K. D1: Riley 1978, S. 28f.; TD; datiert: zwischen Michaelis und 20. Oktober 1793; an Hans von Schlitz. D 2 : Riley 1979, S. 17.; TD; datiert: wahrscheinlich Herbst 1793; an Hans von Schlitz. Varianten 4 auch des wegen (...) {xxx)] ÜdZ 5 Vergnügen] danach gestr. ich (xxx) 7 (xxx) Feld der] ÜdZ eing. 7 Mathematik] danach gestr. ich 10 der Unterricht] der aus die | Unterricht über gestr. Stunden 11 noch] ÜdZ 11 Zeit] danach ÜdZ gestr. mehr Erläuterungen 2 Michael] Michaelis (29. September). 3 die Classen, inweiche ich versetzet binn] Vgl. zu Nr. 12.K,8-9. 13 Kosmann] Johann Wilhelm Andreas Kosmann (1761-1804), Dr. phil., seit 1793 Professor an der königlichen Artillerie-Akademie und Gouverneur beim adligen Kadetten-Korps in Berlin, seit 1798 auch Assessor bei der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer. 13 Academie militaire] Neue Ritterakademie oder Academie militaire, ein 1765 gestiftetes Erziehungsinstitut für junge Adlige in der Burgstraße. 14 Kadettenhause] Gebäude für das 1720 gebildete Kadettenkorps, in dem junge Adlige speziell zu Kriegsdiensten ausgebildet wurden, in der Stralauer Straße. 15 Professor Wolff] Friedrich Wolff. 289
Zu Nr. 15.Κ 15.Κ
An Hans und Louise von Schütz in Regensburg Berlin, Ende Dezember 1794/Anfang Januar 1795
DV: Η. B: - . A: - . H: Vgl. Nr. 8.K. Fremdeinträge: Vgl. Nr. 8.K. Besonderheiten: Vgl. Nr. 8.K. Datierung: Vgl. Nr. 8.K. D1: Weiss 1980, S. 102f. (Nr. 5); datiert: etwa Anfang Januar 1795.
Varianten 2 Die] davor gestr. Mit Freude ergreife ich die Gelegenheit an sie bester Onkel zu schreiben. 2 Arbeit] über teils gestr. Bewegung 3 so] aus zu 4-6 Die Weynachtferien (...) zu schreiben.] arR eing. 8 erfuhr.] danach gestr. D 10 und der] r aus η 13 (Das) Jahr (r)aubte indesen] über gestr. Dieses Jahr raubte | nach Jahr gestr. mir 16 erregte] aus erregen | danach gestr. Ein Ste 18 Gimn(asio)] über gestr. Rathhaus 20 des Rectors] aus dem Rector | arR Wartensleben Le(r)ine oder Le(v)ine (wohl Name eines Schulfreundes, vielleicht vom Friedrichs-Werderschen Gymnasium) 22 wenn] danach gestr. ihnen 23 glaube] e aus t 24 Bücher] danach gestr. mit der möglichsten Sorgfalt 25 in] i aus (b) 26 Regenspurg] Re aus die 30 aufrichtigen] üdZ eing. 31 u Wohlseyn] üdZ eing. 31-32 Zugleich (...) Wunsch] alR ohne Einweisungszeichen Ein zweyter Wunsch den ich hege ist zwar sehr eigennützig 32 in] über gestr. von 33-35 in diesem Jahre (...) getrent zu werden.] alR unten und- auR mit Einweisungszeichen, jedoch ohne Einweisung im Text in diesen neuen Jahre wieder einige Zeit in dero Gesellschaft zuzubringen u nicht nach so kurzem Auffenthalte wie zu Potsdam Strelitz u Celendorf von Ihnen getrent zu werden ist zwar sehr eigennützig von mir aber natürlich. | Darin nach von mir gestr. nach dem alten Sprüchworte ist | alR oben eing. nach dem alter alten Sprüchworte ist sich ein jedem nächste 35 Ihre] I aus i 38-41 Den dritten (...) getrent werden.] nach 27 Ich bitte ppp aus Platzgründen zwischen dem Ende des Entwurfs an den Onkel und dem Anfang des Entwurfs an die Tante geschr., z. T. auch alR 38 Regensburg] b aus ρ 39 Ihnen] ÜdZ 39 vielleicht] danach gestr. zu sehr mit 39 indem Sie] alR | S aus s 290
Zu Nr. 16 Erläuterungen 2-3 A b w e s e n h e i t i n Z e r n i k o w ] Während der Ferien bis zum 20. Oktober. (Vgl. Nr. 13.K, Datierung.) 13-14 (Das) J a h r (...) W a r t e n s l e b e n ] August Ludwig Ferdinand von Wartensleben starb an einer Kopfverletzung, die er sich beim Brand des Werderschen Rathauses zugezogen hatte. Er hatte das Friedrichs-Werdersche Gymnasium im Winter 1793 verlassen und war bereits zum Königlichen Jagdjunker designiert. Vgl. die Todesnachricht der Familie in der Vossischen Z e i t u n g , St. 144 vom 2. Dezember 1794: A m 27. N o v e m b e r s t a r b a l l h i e r n a c h e i n e m 1 2 s t ü n d i g e n L e i d e n , F o l g e e i n e r B e s c h ä d i g u n g des i n n e r n K o p f e s , u n s e r ältester h o f f n u n g s v o l l e r S o h n u n d B r u d e r , d e s s e n C h a r a k t e r alles v e r sprach, A u g u s t L u d w i g
Ferdinand,
Königl. P r e u ß . Jagdjunker,
i n s e i n e m 1 8 t e n J a h r e (...). (Vgl.: Wartensleben 1858 II, S. 251; Müller 1881, S. 76.) 17-20 B r a n d e d e s W e r d e r s c h e n R a t h h a u s e s (...) A c a d e m i e ] In der Nacht zum 27. "November 1794 brannte das Französische Rathaus auf dem Werder in Berlin, in dem das Friedrichs-Werdersche Gymnasium untergebracht war. Dabei wurde die Schülerbibliothek vernichtet. Bereits am 3. Dezember konnte der Unterricht wieder beginnen, da Friedrich Ludwig Plesmann (1759-1807), Rektor seit 1793, zwei Klassen in seine Wohnung aufnahm und auch in der Akademie der Künste Raum zur Verfügung gestellt wurde. (Vgl. Müller 1881, S. 76f.) 34 S t r e l i t z ] Neustrelitz in Mecklenburg-Schwerin. 34 C e l e n d o r f ] Zehlendorf bei Berlin. 40 E l t e r n ] Johann Eustach von Schlitz gen. von Görtz und dessen Frau Caroline.
16.
DV: H.
A n Joachim Erdmann von Arnim in Friedenfelde Zernikow, 24. September 1795, Donnerstag
B: - .
A:
H: BLHA Rep. 37/1883.
Nr. *18. - 1 Dbl. ca. 232 χ 188 mm; 1 r -2 v 3Vz beschr. S.;
gefaltet auf ca. 116 χ 94 mm. - Gelblich. - Tinte. Fremdeinträge Bleistift. Paginierung Blaustift. - WZ: ICE BART (doppelkonturige Antiquaversalien). Fremdeinträge: 1r aoRr: J. Brf 44 6 , aoRr: 7 | 2r aoRr: 8. D1: Riley 1978, S. 24f. (Nr. 5). 291
Zu Nr. 16
Varianten 2 Ihrem] aus Ihrer
20 auch] nachträgt. alR
35 an] aus be
Erläuterungen 2 Reise nach Hamburg] Zum Anfang der Reise - nach dem am 5. April 1795 unterzeichneten Frieden von Basel - vgl. Arnims fragmentarischen Reisebericht mit dem Onkel Hans von Schlitz als Adressaten. (WAA I. Vgl. Nr. 17.K.) Für die 34 Meilen lange Strecke zwischen Berlin und Hamburg brauchte die Post bis zum Ende des Jahrhunderts mit unbequemen Wagen vier bis fünf Tage. (Vgl. Wolfgang Griep, ... daß einem Hören und Sehen vergeht. In: Hamburg-Berlin, Berlin-Hamburg. 400 Jahre Reisen zu Fuß, zu Wasser, auf Rädern und durch die Luft. Hg.: Kulturbehörde der Hansestadt Hamburg. Hamburg 1987, S. 8-14.) Da der Aufenthalt etwa drei Wochen dauerte, werden die Reisenden einen Monat unterwegs gewesen sein, und da Arnim seinem Vater bald nach der Rückkehr geschrieben haben wird, werden sie nach Mitte August von Zernikow aufgebrochen sein. »Auf den norddeutschen Wegen voller Pfützen, Mahlsand, Löcher, Querrinnen, Karrenspuren und ausgefahrenen Gleisen war jede Fahrt mit dem Postwagen >der halbe TodΛ S. beschr.; 2V Adresse;
gefaltet auf ca. 82 χ 105 mm mit der Adresse außen; rotes Siegel. - Gelblich; Bl. 2 Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß. - Tinte. Fremdeinträge Bleistift und Tinte. - WZ: D & C BLAUW (doppelkonturige Antiquaversalien). 308
Zu Nr. 31 Fremdeinträge: V aoRm: 4, aoRr: 13 unter gestr. 16 | 2r aoRr der Adresse: 16. Postzeichen: 3 Portozeichen (2 gestr.). 1 Frankozeichen.
Erläuterungen 4 Z.] Zernikow. 6 H. Demz.]
Hohen Demzin. Vgl. zu Nr. 8.K.10-11.
8 M u t t e r ] Caroline von Labes. 11 Fusternberg]
Fürstenberg (Havel), Stadt in Mecklenburg-Strelitz, etwa
10 km nördlich von Zernikow. Um 1800 etwa 1800 Einwohner. 13 Fangatz]
31.
Nicht identifiziert.
Von Friedrich von Raumer nach Zernikow Berlin, vmtl. zweite Hälfte September 1 7 9 6
DV: H.
B: Nr. *28.
H: BJ VS 210.
A:
-.
- 1 Dbl. ca. 240 χ 171 mm; 1 r -2 r 3 beschr. S.; 2V Adresse;
gefaltet auf ca. 82 χ 104 mm mit der Adresse außen; 2 rote Siegelresthälften. Bräunlich, stark. Bl. 2 Papierverlust (2r Textverlust) durch Siegelabriß. - Tinte. WZ: CHL hnhaus des Malers befand. (Vgl.: Stoll 1923, S. 91f.; M. Franke, Das Wirken von Johann Friedrich August Tischbein in Dessau. In: Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff 1736-1800. Zum 250. Geburtstag. Staatliche Schlösser und Gärten Wörlitz, Oranienbaum, Luisium. Wörlitz 1986, S. 89-99.) 8 sein eignes m i t Frau u« Kinder] Vmtl. das Bild mit Gattin Sophie (1760-1840) und den Töchtern Caroline (1777-1842) und Betty (1787-1867). (Vgl. Stoll 1923, S. 201. - Weiss 1986, S. 201 verweist auf ein Bild mit Frau und drei Kindern [Abb. Stoll 1923 gegenüber S. 129], das jedoch erst 1799 gemalt wurde.) 9-12 einige allerliebste (...) nicht indecent] Über den Auftrag des Bruders des regierenden Fürsten, des Prinzen Johann Georg (1748-1811), genannt Prinz Hans Jürge, berichtet Tischbeins Tochter Caroline: Der Prinz gefiel sich in der Idee, eine Galerie schöner weiblicher Porträts anzulegen. Sein seltsamer, nicht eben feiner Geschmack fand aber dazu meist Vorbilder, welche dem Kunstsinn des Vaters schlecht zusagten. Die prinzlichen Schönheiten waren gewöhnlich von derbem Schlage und vor allem gut ausgestattet mit Körperfülle; ich erinnere mich noch, wie der Vater oft in komischen Zorn ausbrach, wenn ihm solche Grazien vorgeführt wurden. Einmal geriet er fast in Verzweiflung, als er aus einer recht hausbackenen Köchin eine Diana gestalten sollte, wie denn der Prinz überhaupt liebte, seine Schönen zu mythologisieren. (Stoll 1923, S. 117.) Vgl. Weltbild Wörlitz 1996, S. 346. 11 Ld'or quibus] Louisd'or bar. 13 Wieland] Tischbein porträtierte Christoph Martin Wieland (1733-1813) 1795 und 1796. (Vgl. Stoll 1923, S. 206, Abb. gegenüber S. 80.) 15 Herder] Tischbein porträtierte Johann Gottfried Herder (1744-1803) zweimal 1795. (Vgl. Stoll 1923, S. 84f„ 188, Abb. gegenüber S. 96.) 15 Mathison] Tischbein porträtierte Friedrich Matthisson (1761-1831; 1809 geadelt), der 1795-1811 als Vorleser der Fürstin Luise von Anhalt-Dessau in Wörlitz wohnte, um 1796. (Vgl.: Stoll 1923, S. 95f„ 191; Weltbild Wörlitz 1996, S. 358.) 16-19 ein Faun (...) in Ol (...) in Pastell] Im Œuvre-Verzeichnis (Stoll 1923, S. 181-207) nicht zu identifizieren. 17-18 alla adonis pater] à la Adonis Pater, nämlich in der Art des im 18. Jh. beliebten französischen Malers Jean Baptiste Joseph Pater (1695-1736); Schüler Watteaus; malte vor allem Feste und Tänze im Freien, badende Mädchen u. ä. in schmelzendem Kolorit. Friedrich II. von Preußen hatte 37 seiner Bilder erworben. (Vgl. MGKL XV, S. 500.)
324
Zu Nr. 44 21 ganzes] Verschrieben oder spaßhaft für: kann es. 2 3 Strikhosen!?] (...) n u r i m g e m e i n e n L e b e n ü b l i c h (...), i n d e m m a n in der a n s t ä n d i g e m S p r e c h a r t sich lieber des A u s d r u c k e s B e i n k l e i d e r bed i e n e t (Adelung III, Sp. 1296). 66 G a r v e -
G e l i e r t ] Christian Garve ( 1 7 4 2 - 1 7 9 8 ) war 1 7 6 9 - 1 7 7 2 als Nach-
folger Christian Fürchtegott Gellerts ( 1 7 1 5 - 1 7 6 9 ) Professor der Philosophie in Leipzig, privatisierte danach in Breslau. Geliert, seit 1 7 4 3 Magister, seit 1751 Professor für Moral in Leipzig, hatte u. a. M o r a l i s c h e Vorlesungen (Leipzig 1770) verfaßt. Zur Beschäftigung Arnims mit Garve vgl. Burwick 1989, S. 1 5 - 2 4 . 69 seltner als e i n P h ö n i x ] als e i n Vogel, der in der W e l t n u r e i n m a l v o r h a n d e n seyn (...) s o l l (Roth II, S. 213). 73 p l a n e r ] M a n g e b r a u c h t es n u r n o c h z u w e i l e n i m f i g ü r l i c h e n Verstände, für, der g e m e i n e n Vorstellungsart a n g e m e s s e n , a l l g e m e i n v e r ständlich, i m G e g e n s a t z e des e r h a b e n . Eine p l a n e
Sich sehr p l a n
ausdrücken.
S c h r e i b a r t . (Adelung III, Sp. 777.)
8 1 C a m e r a l f a c h ] Wissenschaft von der Wirtschaft und Verwaltung des Staates. 9 0 g e o g r a p h . S t u n d e bei P o p p e ] Johann Friedrich Poppe (1753-1843), seit 1787 Professor der Geschichte und Erdbeschreibung, auch Bibliothekar am Joachimsthalschen Gymnasium; Verfasser eines G r u n d r i ß der
Europäischen
S t a a t e n g e s c h i c h t e , in V e r b i n d u n g der E r d b e s c h r e i b u n g u n d S t a a t s k u n de; z u m G e b r a u c h der S c h u l e n e n t w o r f e n (Berlin 1782), von dem ein durchschossenes Exemplar mit handschriftlichen Einträgen in der Arnim-Bibl. (Sign. Β 16) erhalten ist. 91
O r a t i o n ] Rede.
97 G r o ß m u t t . ] Caroline von Labes. 9 7 M u t t e r ] Luise von Raumer (1761-1811), geb. de Marées, seit 1780 verh. mit Georg Friedrich von Raumer ( 1 7 5 5 - 1 8 2 2 ) aus Dessau, der das Mustergut des Fürstentums Anhalt-Dessau verwaltete und 1796 zum Kammerdirektor berufen worden war. (Vgl.: Raumer 1975, S. 99f.; Erhard Hirsch, Dessau-Wörlitz. Aufklärung und Frühklassik. Leipzig 2 1987, S. 38.) 9 9 - 1 0 0 W e n n n u r S c h n e e g a ß erst a n t w o r t e t e ] Gemeint ist Johann Benedict Carl Schneegaß, Kammer-Kanzellist am Herzoglichen Kammer-Kollegium in Altenburg
(vgl.
Herzoglich-Sachsen-Gotha-
und
Altenburgischer
Hof-
und
Adreß-Calender auf das Schalt-Jahr 1796. Gotha, S. 76). Von ihm war am 8. Juli 1797 im IB der ALZ (Nr. 83, Sp. 687f.) eine Annonce zu verkaufender Bücher mit der Aufforderung, sich in postfreien B r i e f e n an ihn zu wenden, erschienen. Der Briefwechsel Raumers mit Schneegaß ist nicht bekannt.
325
Zu Nr. 44 105 Fürst] Leopold III. Friedrich Franz (1740-1817), seit 1758 Fürst von Anhalt-Dessau. 106 Kirchs] Vmtl. Analogiebildung zu Kirke, von der die Gefährten des Odysseus in Schweine verwandelt wurden. 106 W.] Vmtl. Friedrich Wilhelm II. von Preußen. 108 Sätze wie Rochefaucault] François von La Rochefoucauld (1613-1680) war berühmt vor allem durch seine Réflexions, ou Sentences et maximes morales (1665) mit ihren oft paradoxen gesellschaftskritischen Äußerungen in elegantem, präzisem Stil. 108-109 Von Hofbauers Kunst