365 114 17MB
German Pages 1858 [1888] Year 2018
Weimarer Arnim-Ausgabe Werke und Briefwechsel
Ludwig Achim von Arnim Werke und Briefwechsel Historisch-kritische Ausgabe In Zusammenarbeit mit der Klassik Stiftung Weimar herausgegeben von Roswitha Burwick, Sheila Dickson, Lothar Ehrlich, Heinz Hrtl, Renate Moering, Ulfert Ricklefs und Christof Wingertszahn
Band 33
De Gruyter
Ludwig Achim von Arnim Briefwechsel 1807 –1808 Herausgegeben von Heinz Hrtl unter Mitarbeit von Ursula Hrtl
Teil 1: Text
De Gruyter
Gefçrdert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – Projektnummer 390292901.
ISBN 978-3-484-15600-5 (Gesamtwerk) ISBN 978-3-11-053120-6 e-ISBN (PDF) 978-3-11-054034-5 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-054051-2
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet ber http://dnb.dnb.de abrufbar. 2018 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Satz: pagina GmbH, Tbingen Druck: Hubert & Co. GmbH und Co. KG, Gçttingen www.degruyter.com
Inhalt Briefwechsel 1807–1808 519. *520. *521. *522. *523.
Von Caroline von Labes, 3. Januar 1807 . . An Caroline von Labes, 12. Januar 1807 . . Von Clemens Brentano, vmtl. zwischen Mitte Mitte Mai 1807 . . . . . . . . . . . . . Von Clemens Brentano, vmtl. zwischen Mitte Mitte Mai 1807 . . . . . . . . . . . . . Von Clemens Brentano, vmtl. zwischen Mitte
. . . . . . Januar . . . Januar . . . Januar
. . . . . . und . . . und . . . und
. . . .
3 4
. .
4
. .
4
Mitte Mai 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
4
*524.
Von Clemens Brentano, vmtl. zwischen Mitte Januar und
*525.
Von Clemens Brentano, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5
526.
Von Caroline von Labes, 29. Januar 1807
5
*527.
Von Caroline von Labes, vmtl. zwischen Mitte Februar und
*528.
An Charlotte Schwinck, vmtl. März 1807
. . . . . . . . .
7
*529.
Von Caroline von Labes, vmtl. März 1807 . . . . . . . . .
7
*530.
An Johann Friedrich Reichardt, 10. März 1807
. . . . . . .
8
530.E
An Johann Friedrich Reichardt, 10. März 1807
. . . . . . .
8
531.
Von Johann Friedrich Reichardt, 20. März 1807 . . . . . . .
9
*532.
An Caroline von Labes, 22. März 1807
. . . . . . . . . .
533.
Von Bettina Brentano, Ende März 1807
. . . . . . . . . .
12
534.
An Bettina Brentano, 27. März 1807
. . . . . . . . . . .
14
534.E
An Bettina Brentano, 27. März 1807
. . . . . . . . . . .
17
*535.
An Johann Friedrich Reichardt, 4. April 1807 . . . . . . . .
18
536.
Von Johann Friedrich Reichardt, 11. April 1807 . . . . . . .
18
537.E
An Friedrich Ludwig August Wißmann, 14. April 1807 . . . .
20
Mitte Mai 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . .
Mitte März 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
V
5
7
12
Inhalt *538. 538.E 539.E 540. 541. *542.
An Johann Friedrich Reichardt, 16. April 1807 . . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, 16. April 1807 . . . . . . . Vmtl. an Johann Brahl, zwischen 16. und vmtl. 24. Mai 1807 Von Caroline von Labes, 17. April 1807 . . . . . . . . . . Von Johann Friedrich Reichardt, 25. April 1807 . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, vmtl. erstes oder zweites Drittel Mai 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Clemens Brentano, vmtl. ab Mitte Mai–17. Juni 1807 . . An Clemens Brentano, 17. Juni 1807 . . . . . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, vmtl. zweite Hälfte Mai 1807 . . . An Carl Otto von Arnim, 8. Juni 1807 . . . . . . . . . . . An Carl Otto von Arnim, 17. Juni 1807 . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 17. Juni 1807 . . . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 17. Juni 1807 . . . . . . . . . . . .
20 21 21 22 23
*548.
An Johanna Reichardt, 17. Juni 1807
. . . . . . . . . . .
36
548.E
An Johanna Reichardt, 17. Juni 1807
. . . . . . . . . . .
36
*549.
An Caroline von Labes, 26. Juni 1807 . . . . . . . . . . .
37
550.E
An Hans von Schlitz, 28. Juni 1807 . . . . . . . . . . . .
37
551.E
An Louise von Schlitz, 29. Juni 1807
38
543. 543.E *544. 545. 546. 547. 547.E
. . . . . . . . . . .
25 25 29 30 30 31 33 35
552.
An Clemens Brentano, 5. Juli 1807 mit Beilage vom Mai 1807
38
552.E
An Clemens Brentano, 5. Juli 1807 . . . . . . . . . . . .
42
*553.
An Andreas Christian Friedrich Wilke, vmtl. zwischen 10. Juli
*554.
Von Andreas Christian Friedrich Wilke, vmtl. zwischen 10. Juli
und Ende August 1807 und Ende August 1807
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
43 43
*555.
An Friedrich Ludwig August Wißmann, vmtl. zweites oder . . . . . . . . . . . . . . . . .
44
556.
Von Bettina Brentano, 13. Juli 1807 . . . . . . . . . . . .
44
557.
Von Clemens Brentano, Mitte Juli 1807
46
558.
Von Louise Reichardt, 28. Juli 1807 . . . . . . . . . . . .
53
559.
An Bettina Brentano, Ende Juli–6. August 1807 . . . . . . .
54
559.E
An Bettina Brentano, 6. August 1807 . . . . . . . . . . .
58
560.
An Clemens Brentano, 3.–21. August 1807 . . . . . . . . .
60
560.E
An Clemens Brentano, 21. August 1807 . . . . . . . . . .
66
561.
Von Friedrich Ludwig August Wißmann, 10. August 1807
. .
68
562.
An Carl Otto von Arnim, 15. August und 10. September 1807
70
562.E
An Carl Otto von Arnim, 15. August und 10. September 1807
73
*563.
An Caroline von Labes, 18. oder 20. August 1807
73
letztes Drittel Juli 1807
VI
. . . . . . . . . .
. . . . .
Inhalt 564. 564.E 565. 566. *567. 568. 569. 570.
574.K
An Bettina Brentano, 25. August–1. September 1807 An Bettina Brentano, 25. August–1. September 1807 Von Bettina Brentano, Ende August 1807 . . . . . Von Auguste Brentano, 11. September 1807 . . . . Von Carl Otto von Arnim, 12. September 1807 . . . Von Bettina Brentano, Mitte September 1807 . . . . Von Caroline von Labes, 15. September 1807 . . . . Von Auguste Brentano, zweite Hälfte September oder Oktober 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 20. September–3. Oktober 1807 Von Caroline von Labes, 23. September 1807 . . . . Mit Johann Friedrich Reichardt an Joseph Prinz von Hohenzollern-Hechingen, etwa 25. September 1807 . An Charlotte Schwinck, vmtl. 26. September 1807 .
*575.
An Charlotte Schwinck, zwischen 26. September und
571. 572. *573.
6. Oktober 1807
. . . . . . .
. . . . . . .
. . . . . . .
. . . . . . .
74 77 80 84 85 85 87
. . . . . . . . . . . .
89 90 91
. . . . . . . .
92 92
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
92
*576.
An Charlotte Schwinck, zwischen 26. September und . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
92
*577.
An Carl Otto von Arnim, etwa 27. September 1807 . . . . .
93
578.
An Carl Otto von Arnim, 3. Oktober 1807 . . . . . . . . .
93
*579.
An Caroline von Labes, vmtl. 3. Oktober 1807 . . . . . . .
94
*580.
An Auguste Schwinck, 3. Oktober 1807 . . . . . . . . . .
94
581.
An Bettina Brentano, 7. Oktober 1807 . . . . . . . . . . .
94
581.E
An Bettina Brentano, 7. Oktober 1807 . . . . . . . . . . .
97
*582.
Von Charlotte Schwinck, etwa 8. Oktober 1807 . . . . . . .
98
6. Oktober 1807
583.
An Clemens Brentano, 8. Oktober 1807 . . . . . . . . . .
98
583.E
An Clemens Brentano, 8. Oktober 1807 . . . . . . . . . .
100
*584.
Von Carl Otto von Arnim, etwa Mitte Oktober 1807
. . . .
100
*585.
An Bettina Brentano, 15. Oktober 1807 . . . . . . . . . .
100
585.E
An Bettina Brentano, 15. Oktober 1807 . . . . . . . . . .
101
*586.
Von Charlotte Schwinck, vmtl. 16. Oktober 1807 . . . . . .
102
587.
Von Auguste Schwinck, 16. Oktober 1807 . . . . . . . . .
102
588.
An Clemens Brentano, 19. Oktober 1807
. . . . . . . . .
103
589.
Von Clemens Brentano, 19.–22. Oktober 1807 . . . . . . .
104
590.
Von Bettina Brentano, etwa 20. Oktober 1807 . . . . . . .
108
*591.
An Georg(e) Gotthilf Schwinck, vmtl. letztes Drittel Oktober 1807
592.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
An Carl Otto von Arnim, 23. Oktober 1807
VII
. . . . . . . .
109 109
Inhalt *593.
An Charlotte Schwinck, vmtl. 23.–26. Oktober und 1. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte Schwinck, vmtl. 23.–26. Oktober und 1. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Caroline von Labes, zwischen 26. und 30. Oktober 1807 . Von Carl Otto von Arnim, etwa 26. Oktober 1807 . . . . . An Carl Otto von Arnim, 30. Oktober 1807 . . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, 5. November 1807 . . . . . . . . Von Leopold von Seckendorf, 7. November 1807 . . . . . . Von Georg(e) Gotthilf Schwinck, 10. oder 11. November 1807 An Caroline von Labes, 14. November 1807 . . . . . . . . Von Maria Plant, 15. November 1807 . . . . . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, bald nach Mitte November 1807 . An Carl Otto von Arnim, etwa 20.–24. November 1807 . . .
110 126 126 127 128 128 130 130 131 131 131
*604.
An Louise Reichardt, 20. November 1807
. . . . . . . . .
133
604.E
An Louise Reichardt, 20. November 1807
. . . . . . . . .
133
*605.
An Johann Friedrich Reichardt, vmtl. zwischen 25. und 30. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
133
606.E
An Charlotte Schwinck, 27. November 1807 . . . . . . . .
134
607.
An Carl Otto von Arnim, 28. November und 8. Dezember 1807
135
608.
An Johann Georg Zimmer, 28. November 1807 . . . . . . .
137
609.
Von Johann Friedrich Reichardt, 28. November 1807 . . . . .
140
610.
Von Karl Friedrich von Zglinicky, 28. November 1807
. . . .
142
611.
An Ludwig Tieck, 3. Dezember 1807
. . . . . . . . . . .
144
611.E
An Ludwig Tieck, 3. Dezember 1807
. . . . . . . . . . .
146
612.
Von Johann Georg Zimmer, vmtl. zwischen 5. und Mitte Dezember 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . .
148
613.
Von Caroline von Labes, 8. Dezember 1807
. . . . . . . .
148
614.
Von Louise Reichardt, 8. Dezember 1807 . . . . . . . . . .
150
615.
Von Johann Friedrich Reichardt, 9. Dezember 1807
*616.
An Caroline von Labes, 11. Dezember 1807
593.A *594. *595. 596. *597. 598. 599. *600. *601. *602. 603.
110
. . . . .
151
. . . . . . . .
152
*617.
Von Carl Otto von Arnim, Mitte Dezember 1807 . . . . . .
153
618.
Von Ludwig Tieck, 20. Dezember 1807
. . . . . . . . . .
153
619.
An Carl Otto von Arnim, etwa 24. Dezember 1807 . . . . .
155
*620.
Von Carl Otto von Arnim, Anfang Januar 1808 . . . . . . .
157
*621.
An Caroline von Labes, 1. Januar 1808
. . . . . . . . . .
157
*622.
An Jeannette Dieterich, vmtl. zwischen 6. und 20. Januar 1808
158
623.
An Clemens Brentano, 12. Januar 1808 . . . . . . . . . .
158
VIII
Inhalt 624. 624.E 625. 626.E 627. *628. 629. 629.E *630. 631. *632. 633.E 634. 634.E
An Carl Otto von Arnim, 12. Januar 1808 . . . . . An Carl Otto von Arnim, 12. Januar 1808 . . . . . An Christian Brentano, 12. Januar 1808 . . . . . . An Charlotte Schwinck, 12. Januar 1808 . . . . . . Von Clemens Brentano, etwa 12. Januar 1808 . . . Von Johann Friedrich Reichardt, etwa 12. Januar 1808 An Clemens Brentano, 25.–vmtl. 28. Januar 1808 . . An Clemens Brentano, 25.–vmtl. 28. Januar 1808 . . An Johann Friedrich Reichardt, etwa 25. Januar 1808 Von Clemens Brentano, etwa 25. Januar 1808 . . . Von Friedrich Carl von Savigny, etwa 26. Januar 1808 An Friedrich Carl von Savigny, 28. Januar 1808 . . . An Bettina Brentano, 28. Januar 1808 . . . . . . . An Bettina Brentano, 28. Januar 1808 . . . . . . .
635.
Von Friedrich Carl von Savigny, 28. Januar 1808
636.
Von Clemens Brentano, vmtl. 29. Januar 1808
637.
Von Clemens Brentano, vmtl. 30. Januar 1808
. . . . . . .
183
638.
Von Caroline von Labes, 30. Januar 1808
639.
Von Bettina Brentano, 30. und 31. Januar 1808
640.
Von Clemens Brentano, zwischen 31. Januar und 2. Februar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
191
641.
Von Bettina Brentano, 1. Februar 1808 . . . . . . . . . . .
191
642.
An Bettina Brentano, 2. Februar 1808 . . . . . . . . . . .
192
642.E
An Bettina Brentano, 2. Februar 1808 . . . . . . . . . . .
193
643.
An Friedrich Carl von Savigny, 2. Februar 1808 . . . . . . .
194
*644.
An Caroline von Labes, 4. Februar 1808 . . . . . . . . . .
195
645.
Von Bettina Brentano, 4. oder 5. Februar 1808 . . . . . . .
195
646.
An Clemens Brentano, 6. Februar 1808
. . . . . . . . . .
197
646.E
An Clemens Brentano, 6. Februar 1808
. . . . . . . . . .
202
647.
An Bettina Brentano, 6. und 7. Februar 1808 . . . . . . . .
204
647.E
An Bettina Brentano, 6. und 7. Februar 1808 . . . . . . . .
206
648.
Von Clemens Brentano, etwa 8. Februar 1808
. . . . . . .
208
649.
Von Bettina Brentano, vmtl. 9. und 10. Februar 1808 . . . .
209
*650.
Von Johann Gustav Gottlieb Büsching, vmtl. zweites Drittel Februar 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
212
651.
An Bettina Brentano, vmtl. 12. Februar 1808 . . . . . . . .
212
651.E
An Bettina Brentano, vmtl. 12. Februar 1808 . . . . . . . .
216
652.
An Clemens Brentano, 12. Februar 1808 . . . . . . . . . .
218
1808
IX
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
160 162 163 163 164 167 167 171 172 172 175 175 176 178
. . . . . .
180
. . . . . . .
180
. . . . . . . . . . . . . . .
186 188
Inhalt 652.E 653. 654. 655. *656. 657. 658. 659. 659.E 660. 660.E 661. 662. 663.
An Clemens Brentano, 12. Februar 1808 . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, Mitte Februar 1808 . . . . . . . . Von Bettina Brentano, Mitte Februar 1808 . . . . . . . . Von Jeannette Dieterich, 15. Februar 1808 . . . . . . . . Von Heinrich Dieterich, 15. Februar 1808 . . . . . . . . . Von Franciscus Ignatius Wedekind, 18. Februar 1808 . . . . An Franciscus Ignatius Wedekind, 18. Februar 1808 . . . . An Bettina Brentano, 18. Februar 1808 . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 18. Februar 1808 . . . . . . . . . An Clemens Brentano, 18. Februar 1808 . . . . . . . . . An Clemens Brentano, 18. Februar 1808 . . . . . . . . . An Jacob Grimm, 18. Februar 1808 . . . . . . . . . . . An Ludwig Tieck, 18. Februar 1808 . . . . . . . . . . . An Clemens Brentano, zwischen 19. und 23. Februar 1808
. . . . . . . . . . . . . .
221 222 224 225 226 226 226 227 229 229 233 234 234 235
664.
An Bettina Brentano, vmtl. 20. Februar 1808 . . . . . . . .
236
664.E
An Bettina Brentano, 22. Februar 1808
237
665.
Von Bettina Brentano, vmtl. 20. Februar 1808
666.
Von Bettina Brentano, 22. Februar 1808 . . . . . . . . . .
239
667.
Von Clemens Brentano, etwa 23. Februar 1808 . . . . . . .
241
668.
An Clemens Brentano, 24. Februar 1808 . . . . . . . . . .
243
669.
An Bettina Brentano, 24. Februar 1808
. . . . . . . . . .
244
669.E
An Bettina Brentano, 24. Februar 1808
. . . . . . . . . .
246
*670.
An Johann Friedrich Reichardt, 24. Februar 1808 . . . . . .
247
670.E
An Johann Friedrich Reichardt, 24. Februar 1808 . . . . . .
247
671.
Von Bettina Brentano, 25. oder 26. Februar 1808 . . . . . .
247
672.
An Clemens Brentano, 27. Februar 1808 . . . . . . . . . .
250
673.
An Bettina Brentano, 27. Februar 1808
. . . . . . . . . .
251
673.E
An Bettina Brentano, 27. Februar 1808
. . . . . . . . . .
253
. . . . . . . . . . . . . . . . .
237
674.
An Friedrich Carl von Savigny, 27. Februar 1808
. . . . . .
254
674.E
An Friedrich Carl von Savigny, 27. Februar 1808
. . . . . .
255
675.E
An Charlotte Schwinck, 27. Februar 1808
. . . . . . . . .
256
*676.
An Caroline von Labes, 27. Februar 1808
. . . . . . . . .
256
677.
Von Bettina Brentano, vmtl. 29. Februar 1808
. . . . . . .
257
*678.
An Clemens Brentano, erste Hälfte März 1808 . . . . . . .
258
679.
Von Clemens Brentano, 1. März 1808 . . . . . . . . . . .
258
680.
An Bettina Brentano, 2. März 1808 . . . . . . . . . . . .
261
680.E
An Bettina Brentano, 2. März 1808 . . . . . . . . . . . .
264
681.
Von Bettina Brentano, 3. März 1808 . . . . . . . . . . . .
265
X
Inhalt *682. 682.E 683. 684. 684.E 685. 686. 687. 688. 688.E *689. *690. 691. 692.
An Friedrich Schlegel, 4. März 1808 . . . . . . . . . . An Friedrich Schlegel, 4. März 1808 . . . . . . . . . . Von Clemens Brentano, etwa 4. März 1808 . . . . . . An Bettina Brentano, 7. März 1808 . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 7. März 1808 . . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, 7. oder 8. März 1808 . . . . . . Von Bettina Brentano, 8. oder 9. März 1808 . . . . . . Von Johann Friedrich Reichardt, 9. März 1808 . . . . . An Bettina Brentano, 10. März 1808 . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 10. März 1808 . . . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, vmtl. zweites Drittel März 1808 Von Charlotte Schwinck, vmtl. zweites Drittel März 1808 Von Bettina Brentano, 11. März 1808 . . . . . . . . . An Jean Paul, 12. März 1808 . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
267 267 268 272 273 274 276 278 279 281 281 282 282 284
692.E
An Jean Paul, 12. März 1808 . . . . . . . . . . . . . . .
285
693.
Von Caroline von Labes, 12. März 1808 . . . . . . . . . .
286
694.
Von Bettina Brentano, 14. März 1808 . . . . . . . . . . .
288
695.
Von Clemens Brentano, 14. März 1808
696.
. . . . . . . . . .
288
An Bettina Brentano, 15. März 1808
. . . . . . . . . . .
292
696.E
An Bettina Brentano, 15. März 1808
. . . . . . . . . . .
293
697.
An Clemens Brentano, 15. März 1808 . . . . . . . . . . .
294
697.E
An Clemens Brentano, 15. März 1808 . . . . . . . . . . .
296
698.
Von Friedrich Carl von Savigny, 15. März 1808 . . . . . . .
296
699.
An Clemens Brentano, 18. März 1808 . . . . . . . . . . .
298
*700.
An Auguste Brentano, vmtl. 18. März 1808
. . . . . . . .
300
*701.
Von Clemens Brentano, etwa 18. März 1808 . . . . . . . .
301
702.
Von Bettina Brentano, 20. und 21. März 1808 . . . . . . .
301
703.
An Bettina Brentano, 22. März 1808
. . . . . . . . . . .
303
703.E
An Bettina Brentano, 22. März 1808
. . . . . . . . . . .
305
704.
An Clemens Brentano, 22. März 1808 . . . . . . . . . . .
306
704.E
An Clemens Brentano, 22. März 1808 . . . . . . . . . . .
308
705.
Von Bettina Brentano, 25. März 1808 . . . . . . . . . . .
309
706.
Von Bettina Brentano, 26. oder 27. März 1808 . . . . . . .
311
707.
Von Bettina Brentano, 28. März 1808 . . . . . . . . . . .
313
708.
An Bettina Brentano, 29. März 1808
. . . . . . . . . . .
313
708.E
An Bettina Brentano, 29. März 1808
. . . . . . . . . . .
315
709.
Von Bettina Brentano, 30. März 1808 . . . . . . . . . . .
315
710.
An Ludwig Tieck, 31. März 1808 . . . . . . . . . . . . .
316
XI
Inhalt *711. 712. 712.E 713. 713.E 714. *715. 716.E 717.E 718. 719. 720.
An Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau, erstes Drittel April 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Wolfgang von Goethe, 1. April 1808 . . . . . . An Johann Wolfgang von Goethe, 1. April 1808 . . . . . . An Bettina Brentano, 1. April 1808 . . . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 1. April 1808 . . . . . . . . . . . . An Carl Otto von Arnim, 1. April 1808 . . . . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, etwa 1. April 1808 . . . . . . . Vmtl. an Leopold von Seckendorf, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Charlotte Schwinck, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808 . . . Von Bettina Brentano, vmtl. 2. April 1808 . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, zwischen 3. und 6. April 1808 . . . . An August Wilhelm Schlegel, 4. April 1808 . . . . . . . .
317 317 320 320 322 323 324 324 324 325 326 327
721.
An Bettina Brentano, 7. April 1808 . . . . . . . . . . . .
328
*722.
An Christian Schlosser, vmtl. 7. April 1808 . . . . . . . . .
330
723.
Von Clemens Brentano, 8. April 1808 . . . . . . . . . . .
330
724.
An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, 9. April 1808
. . . .
332
724.E
An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, 9. April 1808
. . . .
333
*725.
Von Bettina Brentano, 9. oder 10. April 1808 . . . . . . . .
333
*726.
An Caroline von Labes, 10. April 1808 . . . . . . . . . . .
333
727.
An Carl Otto von Arnim, 10. April 1808 . . . . . . . . . .
334
728.
An Clemens Brentano, 10.–12. April 1808 . . . . . . . . .
335
729.
Von Bettina Brentano, 10. April 1808 . . . . . . . . . . .
336
730.
An Jacob Grimm, 11. April 1808 . . . . . . . . . . . . .
338
731.
An Bettina Brentano, 12. April 1808 . . . . . . . . . . . .
339
732.
An Friedrich Carl von Savigny, 13. April 1808
341
733.
Von Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau, 13. April . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
342
734.
Von Bettina Brentano, 13., 14. oder 15. April 1808 . . . . .
342
*735.
An Johann Georg Geißler, zweite Hälfte April 1808 . . . . .
344
736.
An Bettina Brentano, 16. April 1808 . . . . . . . . . . . .
344
737.
Von Bettina Brentano, 16. April 1808 . . . . . . . . . . .
345
738.
Von Wilhelm und Jacob Grimm, 18. April 1808 . . . . . . .
347
739.
Von Clemens Brentano, vmtl. 18. April 1808 . . . . . . . .
349
740.
Von Marie Elisabeth Köppen, 19. April 1808 . . . . . . . .
351
741.
Von Friedrich Carl von Savigny, 19. April 1808 . . . . . . .
352
742.
An Bettina Brentano, 20. April 1808 . . . . . . . . . . . .
353
1808
XII
. . . . . . .
Inhalt 743. 744. 745. 746. 747. 748. *749. 750. 751. 752. 753. 754. 755. *756.
An Clemens Brentano, 20. April 1808 . . . . . . . . An Johann Friedrich Blumenbach, 20. April 1808 . . . An Friedrich Carl von Savigny, vmtl. 20. April 1808 . . Von Carl Friedrich von Redtel, 20. April 1808 . . . . . Von Caroline von Labes, 21.–23. April 1808 . . . . . Von Bettina Brentano, 22. April 1808 . . . . . . . . An Johann Friedrich Reichardt, etwa 23. April 1808 . . An Wilhelm Grimm, 23 April 1808 . . . . . . . . . An Johannes von Müller, 23. April 1808 . . . . . . . An Bettina Brentano, 24. April 1808 . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, 25. April 1808 . . . . . . . . Von Hans von Schlitz, 25. April 1808 . . . . . . . . An Bettina Brentano, 26. April 1808 . . . . . . . . . An Friedrich Schlegel, zwischen 26. und 29. April 1808
. . . . . . . . . . . . . .
354 356 356 357 358 360 363 364 365 365 367 370 371 372
757.
Von Bettina Brentano, 26. April 1808 . . . . . . . . . . .
372
758.
Von Bettina Brentano, 27. oder 28. April 1808 . . . . . . .
376
759.
An Bettina Brentano, 29. April 1808 . . . . . . . . . . . .
378
*760.
Von Carl Otto von Arnim, vmtl. zwischen Ende April und Ende Mai 1808
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
380
*761.
An Henriette Schubart, vmtl. Ende April/erstes Drittel
762.K
An Carl Friedrich von Redtel, vmtl. Ende April/Anfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
381
763.
Von Christian Schlosser, Ende April 1808 . . . . . . . . . .
382
764.
Von Bettina Brentano, 30. April, 1. oder 2. Mai 1808 . . . .
382
765.A
An Friedrich Jacobs, 1. Mai 1808 . . . . . . . . . . . . .
383
766.
An Johannes Daniel Falk, 1. Mai 1808 . . . . . . . . . . .
384
767.
Von Johann Georg Geißler, 2. Mai 1808 . . . . . . . . . .
385
768.
An Bettina Brentano, 3. Mai 1808 . . . . . . . . . . . . .
386
*769.
An Caroline von Labes, 4. Mai 1808
. . . . . . . . . . .
387
770.
Von Bettina Brentano, etwa 5. Mai 1808 . . . . . . . . . .
387
771.
Von Johann Friedrich Reichardt, 5. Mai 1808 . . . . . . . .
389
772.
Von Jacob und Wilhelm Grimm, 6. Mai 1808 . . . . . . . .
391
773.
Von Ludwig Uhland an die Redaktion der
Mai 1808 Mai 1808
Einsiedler,
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
380
Zeitung für
7. Mai 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . .
394
*774.
Von Johannes von Müller, etwa 8. Mai 1808 . . . . . . . .
394
775.
An Johann Wolfgang von Goethe, 9. Mai 1808 . . . . . . .
395
775.E
An Johann Wolfgang von Goethe, 9. Mai 1808 . . . . . . .
396
XIII
Inhalt 776. 777. 778. 779. 780. 781. 782. 783. 784. 785. *786. 787. 788. 789.
An Philipp Otto Runge, 9. Mai 1808 . . . . . . . . An Wilhelm Körte, 9. Mai 1808 . . . . . . . . . . . An Niklas Vogt, 9. Mai 1808 . . . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 10. Mai 1808 . . . . . . . . . Von Friedrich Heinrich von der Hagen, 10. Mai 1808 . Von Henriette Schubart, vmtl. zweites Drittel Mai 1808 An Friedrich Carl von Savigny, 12. Mai 1808 . . . . . Von Bettina Brentano, etwa 12. Mai 1808 . . . . . . Von Niklas Vogt, 13. Mai 1808 . . . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, etwa 14. Mai 1808 . . . . . . Von Friedrich Carl von Savigny, etwa 14. Mai 1808 . . An Bettina Brentano, 16. Mai 1808 . . . . . . . . . An Friedrich Carl von Savigny, 16. Mai 1808 . . . . . Von Friedrich Carl von Savigny, 17. Mai 1808 . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
396 397 398 398 400 406 407 407 409 410 410 411 411 412
790.
Von Bettina Brentano, 18. Mai 1808 . . . . . . . . . . . .
413
*791.
An Juliane von Krüdener, vmtl. letztes Drittel Mai 1808 . . .
414
792.
An Johannes von Müller, 21. Mai 1808
414
793.
Von Bettina Brentano, 21. Mai 1808 . . . . . . . . . . . .
415
794.
An Bettina Brentano, 22. Mai 1808 . . . . . . . . . . . .
416
*795.
Von Johannes von Müller, zwischen Ende Mai und Mitte Juni . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
418
796.
An Ludwig Tieck, etwa 28. Mai 1808 . . . . . . . . . . .
418
796.E
An Ludwig Tieck, etwa 28. Mai 1808 . . . . . . . . . . .
419
797.
An Friedrich Heinrich von der Hagen, 29. Mai 1808 . . . . .
420
*798.
An Ludwig Uhland, vmtl. Ende Mai/Anfang Juni 1808 . . . .
421
799.
An Jacob Grimm, etwa 31. Mai 1808 . . . . . . . . . . .
421
800.
Von Philipp Otto Runge, 31. Mai 1808 . . . . . . . . . . .
423
*801.
An Karl August Varnhagen von Ense, erstes oder zweites Drittel
*802.
An Georg Andreas Reimer, erstes oder zweites Drittel
1808
Juni 1808 Juni 1808
. . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
426 427
803.
Von Friedrich Schlegel, 8. Juni 1808 . . . . . . . . . . . .
427
804.
An Carl Otto von Arnim, etwa 22. Juni 1808 . . . . . . . .
428
805.
Von Bettina Brentano, 23. Juni 1808 . . . . . . . . . . . .
430
806.
An Friedrich Carl von Savigny, etwa 24. Juni 1808
. . . . .
431
807.
Von Karl August Varnhagen von Ense, 24. Juni 1808
. . . .
433
808.
Von Bettina Brentano, 25. Juni 1808 . . . . . . . . . . . .
434
809.
An Bettina Brentano, 26. Juni 1808 . . . . . . . . . . . .
435
XIV
Inhalt 810. 811. 812. 813. 814. 815. 815.E *816. 817. 818. 819. 820. 821. 822.
An Johannes von Müller, 26. Juni 1808 . . . . . . An Jacob und Wilhelm Grimm, vmtl. 27. Juni 1808 . Von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 27. Juni Von Bettina Brentano, 27. Juni 1808 . . . . . . . . Von Bettina Brentano, 28. Juni 1808 . . . . . . . . An Bettina Brentano, 30. Juni 1808 . . . . . . . . An Bettina Brentano, 30. Juni 1808 . . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, Juli 1808 . . . . . . . . Von Johann Friedrich Blumenbach, 2. Juli 1808 . . . Von Bettina Brentano, 4. Juli 1808 . . . . . . . . Von Bettina Brentano, 5. Juli 1808 . . . . . . . . An Johann Georg Zimmer, etwa 7. Juli 1808 . . . . Von Bettina Brentano, 7. Juli 1808 . . . . . . . . An Bettina Brentano, 9. Juli 1808 . . . . . . . . .
. . . . . . 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
437 439 439 439 441 442 445 445 445 446 448 450 451 452
*823.
An Caroline von Labes, 9. Juli 1808 . . . . . . . . . . . .
453
824.
Von Friedrich Carl von Savigny, 11. Juli 1808 . . . . . . . .
453
825.
An Bettina Brentano, 12. Juli 1808
. . . . . . . . . . . .
454
825.E
An Bettina Brentano, 12. Juli 1808
. . . . . . . . . . . .
456
826.
Von Bettina Brentano, 14. Juli 1808 . . . . . . . . . . . .
457
827.
Von Bettina Brentano, 14./15. Juli 1808 . . . . . . . . . .
458
*828.
An Henriette Schubart, vmtl. zweite Hälfte Juli 1808
. . . .
458
829.
An Bettina Brentano, 16. Juli 1808
. . . . . . . . . . . .
459
830.
An Bettina Brentano, 16. Juli 1808
. . . . . . . . . . . .
460
829/830.E An Bettina Brentano, 16. Juli 1808 . . . . . . . . . . . .
460
831.
Von Bettina Brentano, 16./17. Juli 1808 . . . . . . . . . .
461
832.
An Bettina Brentano, 17. oder 18. Juli 1808 . . . . . . . .
463
833.
Von Carl Hohnbaum, 18. Juli 1808
464
834.
Von Bettina Brentano, vmtl. 19. Juli 1808
. . . . . . . . .
835.
Von Bettina Brentano, vmtl. 20. Juli 1808
. . . . . . . . .
466
836.
An Bettina Brentano, 23. Juli 1808
. . . . . . . . . . . .
467
836.E
An Bettina Brentano, 23. Juli 1808
. . . . . . . . . . . .
469
837.
Von Bettina Brentano, vmtl. 25. Juli 1808
838.
Von Christian Friedrich Raßmann, 26. Juli 1808 . . . . . . .
470
839.
Von Bettina Brentano, 27. Juli 1808 . . . . . . . . . . . .
471
840.
An Bettina Brentano, 27. und 28. Juli 1808
472
841.
An Friedrich Carl von Savigny, 28. Juli 1808 . . . . . . . .
473
842.
Von Bettina Brentano, 1. August 1808 . . . . . . . . . . .
473
843.
Von Juliane von Krüdener, 2. August 1808 . . . . . . . . .
475
XV
. . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . .
. . . . . . . .
465
469
Inhalt 844. 845. *846.
476 477
849. 850. 851. 852. 853. 854. 855.
An Clemens Brentano, etwa 10. August 1808 . . . . . . . Von August Wilhelm Schlegel, 12. August 1808 . . . . . . An Clemens Brentano, 15. August 1808, Nachschrift zu einem Brief Savignys an Brentano . . . . . . . . . . . . . . . . Von Henriette Schubart, 16. August 1808 . . . . . . . . . Von Carl Otto von Arnim, letztes Drittel August–erstes Drittel September 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Von Caroline von Labes, 21. August 1808 . . . . . . . . . Von Johann Gustav Gottlieb Büsching, 22. August 1808 . . . An Bettina Brentano, 28. und 29. August 1808 . . . . . . . Von Clemens Brentano, 28. August 1808 . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, 29. August 1808 . . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, 30. August 1808 . . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, Anfang September 1808 . . . . . . .
856.
An Clemens Brentano, etwa 5. September 1808
. . . . . .
490
857.
Von Heinrich Zschokke, 9. September 1808 . . . . . . . . .
490
858.
Von Bettina Brentano, 17. September 1808 . . . . . . . . .
491
859.
Von Bettina Brentano, 18. September 1808 . . . . . . . . .
491
860.
An Carl Otto von Arnim, 19. September 1808 . . . . . . .
492
*861.
An Caroline von Labes, 19. September 1808 . . . . . . . .
494
862.
Von Bettina Brentano, 20. September 1808 . . . . . . . . .
494
863.
Von Bettina Brentano, 21. September 1808 . . . . . . . . .
495
864.
Von Bettina Brentano, 24. und 25. September 1808 . . . . .
498
*865.
An Johann Friedrich Reichardt, vmtl. 25. oder 26. September
847. *848.
1808
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
478 479 481 481 483 483 485 486 487 489
500
865.E
An Johann Friedrich Reichardt, vmtl. 25. oder 26. September . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
500
866.
An Bettina Brentano, 25. und 26. September 1808 . . . . .
500
866.E
An Bettina Brentano, 25. September 1808 . . . . . . . . .
503
867.
An Jacob Grimm, 26. September 1808 . . . . . . . . . . .
504
868.
An Carl Hohnbaum, 26. September 1808
505
1808
. . . . . . . . .
869.
An August Wilhelm Schlegel, 26. September 1808
. . . . .
506
869.E
An August Wilhelm Schlegel, 26. September 1808
. . . . .
508
*870.
An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 26. September
870.E
An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 26. September
1808 1808 871.
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
509
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
509
An Johann Gustav Gottlieb Büsching, 26. September 1808 . .
509
XVI
Inhalt 872. 872.E 873. 873.E 874. 875. 876. 877. 877.E 878. 879. 880. 881. 882.
An Bettina Brentano, 27. September 1808 . . . An Bettina Brentano, 27. September 1808 . . . An Johann Wolfgang von Goethe, 29. September An Johann Wolfgang von Goethe, 29. September An Carl Otto von Arnim, 29. September 1808 . Von Bettina Brentano, 29. September 1808 . . . An Clemens Brentano, 1. Oktober 1808 . . . . An Bettina Brentano, 1. Oktober 1808 . . . . . An Bettina Brentano, 1. Oktober 1808 . . . . . Von Bettina Brentano, 1. Oktober 1808 . . . . Von Charlotte Schwinck, 3. Oktober 1808 . . . Von Bettina Brentano, 5. Oktober 1808 . . . . Von Bettina Brentano, 9. Oktober 1808 . . . . An Bettina Brentano, 10. Oktober 1808 . . . .
882.E
An Bettina Brentano, 11. Oktober 1808 . . . . . . . . . .
529
*883.
Von Carl Otto von Arnim, etwa 10. Oktober 1808
. . . . .
529
884.
Von Clemens Brentano, 10. und 11. Oktober 1808 . . . . .
530
885.
Von Jacob und Wilhelm Grimm, 10. Oktober 1808
. . . . .
532
886.
Von Joseph Görres, 14. Oktober 1808 . . . . . . . . . . .
534
887.
Von Karl Schmidthammer an Arnim und Brentano, 14. Oktober
888.
An Clemens Brentano, 16. Oktober 1808
. . . . . . . . .
888.E
An Clemens Brentano, 25. Oktober 1808
. . . . . . . . .
538
889.
Von Bettina Brentano, 16. Oktober 1808 . . . . . . . . . .
538
890.
Von Caroline von Labes, 18. Oktober 1808 . . . . . . . . .
540
891.
An Friedrich Carl von Savigny, 20. Oktober 1808 . . . . . .
543
*892.
Von Friedrich Herrmann, letztes Drittel Oktober–erstes Drittel
1808
. . . . . . 1808 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
510 512 512 515 516 517 518 520 522 522 523 524 525 528
535 536
November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
544
893.
Von Clemens Brentano, letztes Drittel Oktober 1808 . . . . .
544
894.
Von Bettina Brentano, 21. Oktober 1808 . . . . . . . . . .
547
895.
An Bettina Brentano, 22. Oktober 1808 . . . . . . . . . .
548
895.E
An Bettina Brentano, 22. Oktober 1808 . . . . . . . . . .
551
896.
An Joseph Görres, 22. Oktober 1808
. . . . . . . . . . .
551
896.E
An Joseph Görres, 22. Oktober 1808
. . . . . . . . . . .
553
897.
An Clemens Brentano, 22. Oktober 1808
. . . . . . . . .
553
898.
Von Bettina Brentano, 25. Oktober 1808 . . . . . . . . . .
555
899.
Von Bettina Brentano, Ende Oktober 1808 . . . . . . . . .
556
900.
An Bettina Brentano, 4. November 1808 . . . . . . . . . .
558
XVII
Inhalt 900.E 901. 901.E *902. 903. 903.E 904.E 905. 906.E 907.E 908. 909. 909.E
An Bettina Brentano, 4. November 1808 . . . . . . . . An Clemens Brentano, 4. November 1808 . . . . . . . An Clemens Brentano, 4. November 1808 . . . . . . . An Adam Weise, zwischen 5. und 14. November 1808 . An Bettina Brentano, 5. November 1808 . . . . . . . . An Bettina Brentano, 5. November 1808 . . . . . . . . An Franz Brand, 5. November 1808 . . . . . . . . . . Von Bettina Brentano, 7. November 1808 . . . . . . . An Charlotte Schwinck, 8. November 1808 . . . . . . . An Karl Schmidthammer, 8. November 1808 . . . . . . Von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 8. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 9. November 1808 . . . . . . . . An Bettina Brentano, 9. November 1808 . . . . . . . .
. . . . . . . . . .
. . . . . . . . . .
560 560 562 563 563 567 568 569 571 572
. . . . . .
572 573 575
910.
An Joseph Görres, 10. November 1808
. . . . . . . . . .
576
911.
Von Bettina Brentano, zwischen 10. und 15. November 1808 .
578
912.
Von Joseph Görres, 10. November 1808 . . . . . . . . . .
580
913.
Von Friedrich Carl von Savigny, 11. November 1808 . . . . .
582
914.
An Clemens Brentano, 14. November 1808 . . . . . . . . .
583
*915.
An Friedrich Herrmann, 14. November 1808
. . . . . . . .
585
915.E
An Friedrich Herrmann, 14. November 1808
. . . . . . . .
585
916.
Von Johann Wolfgang von Goethe, 14. November 1808 . . .
586
917.
Von Clemens Brentano, 14.–vmtl. 24. November 1808 . . . .
587
918.
An Bettina Brentano, 15. November 1808
591
919.
An Bettina Brentano, 17. und 18. November 1808
919.E
An Bettina Brentano, 18. November 1808
920. 921.
An Johann Georg Zimmer, 20. November 1808 . . . . . . .
597
922.
Von Bettina Brentano, letztes Drittel November 1808
. . . .
597
923.
An Friedrich Carl von Savigny, 24. November 1808 . . . . .
599
*924.
An Johann Friedrich Reichardt, zwischen etwa 25. November
925.
Von Louise Reichardt, zwischen 25. November und 5. Dezember
. . . . . . . . . . . . . .
592
. . . . . . . . .
595
An Johann Georg Zimmer, 18. November 1808 . . . . . . .
595
und 5. Dezember 1808 1808
. . . . . . . . . . . . . . . . .
600
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
601
926.
Von Clemens Brentano, 1. Dezember 1808 . . . . . . . . .
601
927.
Von Bettina Brentano, 2. Dezember 1808
. . . . . . . . .
603
928.
An H. Hofrath Voß, An H. Hofrath Voß,
8. Dezember 1808 . . . . . . . . .
605
8. Dezember 1808 . . . . . . . . .
608
928.P
XVIII
Inhalt 929. *930. *931. *932. *933. *934. 935. 935.E 936. 936.E 937. 938. 939. 939.E 940. 940.E 941. 942. *943. 944. 945. 946. 947. 947.E
An Clemens Brentano, 8. Dezember 1808 . . . . . . . . . An Joseph Görres, 8. Dezember 1808 . . . . . . . . . . . An Friedrich Creuzer, etwa 8. Dezember 1808 . . . . . . . An Heinrich Carl Abraham Eichstädt, etwa 8. Dezember 1808 An die Redaktion des Morgenblatts, etwa 8. Dezember 1808 An Johann Gottfried Schütz, etwa 8. Dezember 1808 . . . . An Bettina Brentano, 8. Dezember 1808 . . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 8. Dezember 1808 . . . . . . . . . . An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 8. Dezember 1808 An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 8. Dezember 1808 An Sophie Marie Leisewitz, 8. Dezember 1808 . . . . . . . Von Bettina Brentano, 8. Dezember 1808 . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 15. Dezember 1808 . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 15. Dezember 1808 . . . . . . . . . An Ludwig Emil Grimm, 15. Dezember 1808 . . . . . . . . An Ludwig Emil Grimm, 15. Dezember 1808 . . . . . . . . Von Johann Friedrich Reichardt, 15. Dezember 1808 . . . . . Von Friedrich Creuzer, 18. Dezember 1808 . . . . . . . . . An Louise Reichardt, vmtl. zwischen 23. und 25. Dezember 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . An Johann Georg Zimmer, 23. Dezember 1808 . . . . . . . An Bettina Brentano, 25. Dezember 1808 . . . . . . . . . Von Louise Reichardt, 29. Dezember 1808 . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 30. Dezember 1808 . . . . . . . . . An Bettina Brentano, 30. Dezember 1808 . . . . . . . . .
611 612 612 613 613 613 613 615 615 617 618 618 620 622 623 624 625 627 629 629 629 631 632 634
Anhang I Stammbuch-Eintragungen (1807–1808) AI.72 AI.73
AI.74
Eintragung Henriette, Heinrich, Charlotte und Wilhelmine Barkley in Arnims Stammbuch, 17. Juli 1807 . . . . . . . . Eintragung Charlotte, Georg(e) Gotthilf, Auguste Antoinette, Charlotte Helene und Georg Schwinck sowie Friedericke und Clara Koch in Arnims Stammbuch, vmtl. 5. August 1807 . . Eintragung Maria Elisabeth und Heinrich Wilhelm Plant in Arnims Stammbuch, vmtl. zwischen 5. August und 25. September 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XIX
637
637
638
Inhalt AI.75 AI.76 AI.77 AI.78 AI.79 AI.80 AI.81 AI.82 AI.83 AI.84 AI.85 AI.86 AI.87 AI.88 AI.89
*AI.90 AI.91
AI.92 AI.93
Eintragung Georg Wilhelm Clarus in Arnims Stammbuch, 7. August 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Ludwig Tieck in Arnims Stammbuch, 4. Oktober 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Fried6eri(c)ke Reichardt in Arnims Stammbuch, 7. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Sophie Reichardt in Arnims Stammbuch, 7. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Friedrich Carl von Savigny in Arnims Stammbuch, 26. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Kunigunde von Savigny in Arnims Stammbuch, 26. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Bettina von Savigny in Arnims Stammbuch, vmtl. 26. November 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Johannes von Müller in Arnims Stammbuch, zwischen 19. Dezember 1807 und 4. Januar 1808 . . . . . . Eintragung Bettina Brentano in Arnims Stammbuch, etwa 18./19. Dezember 1807 . . . . . . . . . . . . . . . . . Stammbuchblätter Arnims für Jacob und Wilhelm Grimm, 3. Januar 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Jacob Grimm in Arnims Stammbuch, 3. Januar 1808 Eintragung Wilhelm Grimm in Arnims Stammbuch, 3. Januar 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Christian Brentano in Arnims Stammbuch, etwa 5. Januar 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eingeklebtes Billett von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Arnims Stammbuch, 27. Juni 1808 . . . . . . . . . . . Eintragung Joseph Görres mit Unterschriften seiner Frau Katharina sowie der Kinder Guido und Marie in Arnims Stammbuch, 3. Oktober 1808 . . . . . . . . . . . . . . Stammbuchblatt von Henriette Hendel-Schütz, 1. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zwei Gedichte Arnims und ein Gedicht Wilhelm Grimms im Stammbuch von Henriette Hendel-Schütz, 1. November und vmtl. letztes Drittel November/erste Hälfte Dezember 1808 . . Eintragung August Böckh in Arnims Stammbuch, 11. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Friedrich Creuzer in Arnims Stammbuch, 14. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XX
638 639 639 639 640 640 640 640 641 641 642 642 643 643
644 645
645 648 648
Inhalt AI.94 AI.95 AI.96 AI.97 AI.98 AI.99 AI.100
Eintragung Sophie Creuzer in Arnims Stammbuch, vmtl. 14. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Johann Georg Zimmer in Arnims Stammbuch, 15. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Friedrich Wilken in Arnims Stammbuch, 15. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Caroline Wilken in Arnims Stammbuch, vmtl. 15. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Johannes Daniel Falk in Arnims Stammbuch, 24. Dezember 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Charlotte von Schiller in Arnims Stammbuch, 24. Dezember 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eintragung Karoline von Wolzogen in Arnims Stammbuch, vmtl. 24. Dezember 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
649 649 649 650 650 651 651
Anhang II Kontextbriefe und Beilagen (1807–1808) AII.26 AII.27 AII.28 AII.29 AII.30.P AII.31 AII.32 AII.33
AII.34 AII.35.P
Arnims Gedicht Amor der Tintenjunge . . . . . . . . . Johann Christian Christoph Rüdigers Gedicht Herren Schaller und seiner Gattinn, 15. August 1807 . . . . . . . . . . Arnims fiktiver Brief München d* 12 Feb: . . . . . . . . Bettinas Entwurf des Märchens vom Königssohn, März/April 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Briefpassage Clemens Brentanos in der Zeitung für Einsiedler Nr. 3 vom 9. April 1808 . . . . . . . . . . . . Philipp Carl Hoffmann an Bettina Brentano, 24. April 1808 . . Philipp Otto Runge, Liederaufzeichnung, vmtl. Juni oder Juli 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Karl Aman, Friedrich Karl von Loe, Josef Löw, Johann Nepomuk Ringseis, Sebastian Ringseis, Karl von Rottmanner, Friedrich Schafberger, Joseph Schiestl, Joseph von Teng und Joseph Venino an Joseph Görres, 22. August 1808 . . . . . . . . . Literaturnotiz Arnims, zwischen 27. und 29. September 1808 . Johann Heinrich Voß, Beitrag zum Wunderhorn, 25. und 26. November 1808 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXI
655 656 657 659 663 664 665
667 669 670
Inhalt AII.36
Notizen Arnims zu Johannes Schiltbergers Reisebeschreibung Ein wunderbarliche vnnd kurtzweillge History 〈…〉 . .
676
Anhang III Konvolut Arnims mit Briefexzerpten (27. März 1807–7. März 1808)
. .
681
Teilrekonstruierter Band Arnims mit Briefexzerpten (10. März 1808– 22. Oktober 1812) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
683
Tafelteil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . nach
796
Anhang IV
Kommentar Zu dieser Ausgabe (I): »daß Deutschland nicht 〈…〉 verwirthschaftet werde«. Königsberger Patriotismus und Heidelberger Romantik 1807/08 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu dieser Ausgabe (II) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Editorische Abkürzungen und Zeichen . . . . . . . . . . . . . Abkürzungen und Zeichen in den Texten . . . . . . . . . . . . Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zum Briefwechsel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Anhang I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Anhang II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Anhang III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zu Anhang IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gedichtanfänge und -überschriften . . . . . . . . . . . . . . . Korrespondenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
XXII
. . . . . . . . . . . . .
. . . . . . . . . . . . .
799 829 839 843 846 917 1623 1634 1665 1671 1681 1683 1751
BRIEFWECHSEL 1807–1808
519.
Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, 3. Januar 1807, Sonnabend
N. B. d* 3t Jenner 1807.
5
10
15
20
25
30
Lieber Louis Ich habe von dir 1 Brief aus D... und 3 aus K... erhalten; ich habe sie aber nicht beantworten können, indem die hiesiege Post keine Briefe nach deiner Gegend annimt, jetzt scheinet es, daß sich eine Gelegenheit findet, wodurch dieses zu bewerkstelligen. und dir zu deinen dortigen vergnügten Auffenthalt, und gutten befinden Glück zu wünschen – ich lebte ja diesen Zeitraum nicht hier eben so glücklich; starcke Einquartirungen mit den damit verknüpften Unannehmlichkeiten haben mich schwer gedrückt – auch bin ich bis jetzt noch nicht gantz davon befreyet, obgleich jetzt in erträglicherer Anzahl übrigens ist alles hier ruhig, sicher und ordentl*; auch die Theurung ist bis jetzt sehr erträglich, aber zu fürchten ist es, daß sie nachkommen wird – Von unseren ferneren Schicksaale weiß man nichts; Gott gebe bald den edlen Frieden. Carl ist noch immer hier, und besuchet fleißig die Komedie, ich war noch nicht dort seit meiner Rückkehr – Angst und Noth benahmen mir dazu die Lust, Gott hatt mich so weit beigestanden, Er wird mich ferner beistehen wenn Menschen und Kinder mich im grosten Elend mich verließen, so schickte mir Gott einen Freund der mich Trost und Beistand gewährte. Prost Neujahr. Lebe wohl und Gesund. N. N. Des Herren Baron v: Arnim Hochwohlgeb* zu An Herren Königsberg Toussaint in Preußen et Compagnie abzugeben.
1r
1v
2r
3
Nr. *520
*520. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 12. Januar 1807, Montag Von Caroline von Labes, 29. Januar 1807: Antwort auf die wehsentl* Punkte deines letzten Briefes, nach der Reihe. H* Cosmar hatt 2 Mahl über Contribution bei mir angesuchet: Obligationen wolte er nicht Ç...È weiter ist mir nichts von seiner Befreyung der Zahlung bekandt Ç...È Dein H* v Schultz Ç...È haben sich gar nicht bei mir sehen laßen Ç...È Unsere gutte liebe Königin ihr Zustand dauert mich hertzlich Ç...È An H* G. R Wil... habe ich den Punckt in deinen Briefe für ihn, abgeschrieben und zugeschickt Ç...È Deinen Bruder habe ich von der gerühmten Güthe des H* Lab... nichts gesaget (Nr. 526,9–48).
*521. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807
ich habe dir nun fünfmahl geschrieben, wie elend ich bin, und du weißt es nicht (Nr. 557,2–3). Von Brentano, vmtl. 14. Juli 1807:
*522. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 Vgl. Nr. *521.
*523. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 Vgl. Nr. *521.
4
29. Januar 1807
*524. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 Vgl. Nr. *521.
*525. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 Vgl. Nr. *521.
526.
Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, 29. Januar 1807, Donnerstag
B. d* 29t Jenner 1807.
5
10
15
20
Ungetreuer Louis Deinen letzten Brief vom 12tn Jenner, erhielt ich d* 24tn ed außer diesen, erhielt von Dir einen aus Danzig und 2 aus Königsberg: erstern konte ich nicht beantworten, weil auf der Post für dorthin keine Briefe angenomen wurden: vor etwan 4 Wochen aber habe ich durch eine Gelegenheit die Md* Schultze wuste, ihr einen Brief an dir zur weiteren Beförderung übergeben; ob du ihn erhalten hast weiß ich nun nicht. und nun zur Antwort auf die wehsentl* Punkte deines letzten Briefes, nach der Reihe. H* Cosmar hatt 2 Mahl über Contribution bei mir angesuchet: Obligationen wolte er nicht, ich wieß ihn also meine ledige Hand und bath ihn sich nach belieben daraus zu nehmen, und er zog ab; weiter ist mir nichts von seiner Befreyung der Zahlung bekandt, denn wo nichts ist kan man nichts nehmen; alle meinen Zinsen gehen nicht ein, die wenige Pacht wird gegen Lieferungen verrechnet – kein Geld ist zur leihe zu haben, und mit Mühe habe ich vor einigen Woche 500 rt noch zur leihe für Zinsen gefunden, welche bei den viehlen jetzigen Ausgaben auch nächstens verthan sind, wo dieses am Ende ferner werden soll, weiß ich nicht, wenn nicht bald Friede wird – und hier 5
1r
Nr. 526
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von, ist überhaupt von nichts hier die Rede, alles lieget im Dunckeln, Lügen giebt es in Menge. Dein H* v Schultz sowohl als zum Beistand von Meinem Sohn mir angepriesener H* v Winterfeld haben sich gar nicht bei mir sehen laßen, um sich dazu zu erbiethen; ich habe auch nicht nach selbigen beiden geschickt, und mich selbst durchgeholfen so gutt ich konte. es würde doch nur nichts als Windbeutelei gewehsen sein. Kurtz ich bin bis jetzt fertig geworden, Gott wird weiter helfen, und so habe ich keinen andern als Gott, Dank und Opfer zu bringen. Er wird mich ja ferner helfen. Unsere gutte liebe Königin ihr Zustand dauert mich hertzlich; schreibe mir doch ferner Nachricht von Ihr und ob Sie wieder dort ist, wie man hier versichert und waß du sonst sicheres schreiben kanst und darfst. Der Oncle war lautt Briefen kürtzlich in Strelitz; weiter weiß ich nichts, verlange auch nichts zu wißen. Ich habe genug mit mir selbst zu thun, bei der Beständigen Einquartirung und viehlen andern Vorfällen, und dieses ohne allen Beistand, selbst von dehnen die mir am nächsten sind; Nun verlange ich keinen Beistand mehr von diesen, ich will ihn mir schon selbst bei Fremden suchen. Dein Bruder ist und war die gantze Zeit hier, und erzeiget mir die Ehre tägl* bei mir Mittags zu speisen, NB wenn er nicht zu einen beßeren Dine´e eingeladen ist; er ist gesund; weiter weiß ich nichts von ihm zu sagen indem ich mich nicht um sein Thun und Laßen kümmere – An H* G. R Wil... habe ich den Punckt in deinen Briefe für ihn, abgeschrieben und zugeschickt, weiter kan ich dabei nichts thun. Deinen Bruder habe ich von der gerühmten Güthe des H* Lab ... nichts gesaget, indem er letzt bei Gelegenheit versicherte daß er keine Notitz von ihm nehme; vermutl* weil er nicht von Adel ist und nicht seinen ehrwürdigen Vatter Nahmen führet, wie er ebenfals vor kurtzen sich dieses Ausdrucks bediehnet: Du lieber Gott! mögtet ihr doch dieses Lab... bürgerliche Thaller haben und die Schulden der alten Ahnen zu decken. Weiter weiß ich Dir nun nichts interreßantes mehr zu sagen, als daß ich mich d* 26tn Jenner Deines gesund erlebten Geburtstages errinert und Dir dazu in meinen Hertzen Glück gewünschet habe. lebe ferner wohl u gesund als Deine treue Großmutter. N. N. Wenn du Die Fr. Ober Hoffmeisterin von D... siehest so empiehl mich Selbiger auf das angelegentlichste zu gnädigen Andencken mit der Bitte bald wieder zu uns zu kommen. 6
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Des Herren Baron Louis von Arnim Hochwohlgeb* zu Königsberg in Preußen.
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*527. Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, vmtl. zwischen Mitte Februar und Mitte März 1807 Keine Angabe zum Inhalt.
*528. An Charlotte Schwinck in Königsberg Königsberg, vmtl. März 1807
Wie schmerzlich fällt mir hier die Vergleichung mit jenen furchtbaren Tagen, wo mich Ihre Tochter gegen meine Ueberzeugung in den mit Schande und Verderben bezeichneten Soldatenhaufen trieb Ç...È Verzweiflung trieb mich, ich bewahre noch den fertigen Brief, worin ich Ihnen ein trauriges Lebewohl sagte. (Nr. 593.A,154–161.)
Arnim an Charlotte Schwinck, 23.–26. Oktober und 1. November 1807:
*529. Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, vmtl. März 1807 Keine Angabe zum Inhalt.
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*530. An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 10. März 1807, Dienstag
Ihre lebendigen Darstellungen aus Eylau Ç...È waren mir um so interessanter, da sie meine Idee von dem blutigen Tage u der rußischen Armee bestätigten. Ç...È Kleists Unterredung mit B. ist von Königsb. u Memel gleichlautend mit Ihrer Erzählung häufig herberichtet worden Ç...È Bei Ihrem guten Wort über Geschichte fiel mir ein schönes Wort des vortreffl. Cardin. de Retz ein Ç...È Unser ungleiches Urteil über K. und D. beruht wohl nur auf Verschiedenheit der Begriffe vom Grosstädtischen Ç...È Wie geht es denn dort bei Schwinks u der Fr. v Korf, ist nun alles wieder in seiner eignen Behausung? (Nr. 531,2–93.) Von Johann Friedrich Reichardt, 20. März 1807:
530.E An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 10. März 1807, Dienstag 1v
An R. Königsberg d* 10 Merz 1807. Wir illuminiren Königsberg während wir das merkwürdige Naturspiel Danzig im Dunkeln lassen, wer weiß in diesem Augenblicke die Nehrung zu benutzen, wie die alte Freundschaft, die so furchtlos sich bespricht. Aber wer will rechten mit den Linkischen. Ich habe einen Ekel bekommen gegen das Kriegswesen, wie ich die gelben, blauen und Grünen Leichen in die Gruben schleifen sah, während die Fabrick wie Gottes Donner nachspottend von Heilsberg herüber zu uns tönte, bestahl sie noch ein Bauer der sie in der Grube schichtete um ihre letzte Habe. Welch ein Kloak ist dieses ewig berühmte Heilsberg wie ein Dreckgenie, Orgel Kanzel und Altar stehen am Abtrit, wer zuviel daran gerochen wird an die Luft gelegt, so einen nent man todt. Welche Behandlung der Helden. Aber einem davon waren auch an der Stelle des Herzens dicke Erbsen heraus getreten. Das kömt von dem saubern Skelettiren der Dörfer, da müssen sie immer solch Zeug einschlucken, die Bretter brauchten sie zur Feurung, das Dachstroh zum Lager was drin war zum Fressen. Der Rest sind ein Paar Ständer und der Schornstein. Von der Galantine d’hommes, die einzelne Hände aus den eingefrornen Teichen herausstreckten kein Wort. Es wird noch sehr stinken in der Welt und keiner wird wissen woher, es werden 8
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noch viele Leichen aus dem Wasser im Frühjahr aufsteigen wie Wasserlilien, wie viele? Sehr unsicher wie alle Geschichte, wenn Geschichte nichts andres als Zahlen. Das Schlachtfeld hat mich gegen meinen Willen zum Verehrer von Bennigsen gemacht. Er hat Bonaparte getäuscht und und das will viel sagen, der nach dem hartnäckigen Kampfe vom 7ten die Russen in Unordnung meinte, während Bennigsen seine Leute ruhig in eine mittelmässige Stellung geführt hatte, nachdem er die Franzosen an der guten Stellung hatte die Hörner ablaufen lassen. Ein R. General sagte, das Genie der Nation habe gegen ihren General gesiegt. Sonderbares Schicksal, das fünftausend Genies hierdurch flüchten ließ, nachdem schon alle Gefahr vorüber. Der Friede kommt nur aus der Ueberzeugung, daß es nichts hilft Krieg zu machen, seitdem Nap. stumpfer geworden wird man seine Grenze auch mit blöden Augen finden, ein Volk hört auf zu erobern, wo es blos aussaugen will, so Preussen, Frankreich Xerxes, die Röm. Wir wollen siegen wie Bacchus in Indien mit Sang und Klang, wo ich froh bin das ist mein und so gehören Sie mir
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Danzig. d 20 Mrz. 7. Ihre lebendigen Darstellungen aus Eylau, wo ich gern mit Ihnen gewesen wäre, waren mir um so interessanter, da sie meine Idee von dem blutigen Tage u der rußischen Armee bestätigten. Von dieser haben wir offenbar kein ander Heil zu erwarten, als daß sie unser Land so lange zum verheerenden Kriegsschauplatz macht, bis sie jenseits gegen die Türken, von Frankreich ungehindert, die erwünschten Vorteile erfochten. So wird zugleich der Wunsch der rußischen Nation oder ihrer Repräsentanten im Cabinet u Senat erreicht, und die grosse Sentimentalität des kleinen Alexanders befriedigt, seinen Freunden beigestanden zu haben bis in den Tod. Wir gewinnen dabei nur die Wohlthat des langsamern Verblutens, die jeder der das Rad fürchtet mit Pußhand annimt. Kleists Unterredung mit B. ist von Königsb. u Memel gleichlautend mit Ihrer Erzählung häufig herberichtet worden u man versichert, daß darauf in M. u im ruß* Hauptquartir wirklich unterhandelt würde. Der Gang der hiesigen Sachen scheint damit zu stim9
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men. So hitzig wie man die Berenung der Stadt anfing, so still geht es jezt dabei her. Die Franzosen, vielmehr Sachsen Baiern Badener Polen u dergleich* Gesindel mehr, sind offenbar zu schwach um die Stadt förmlich einzuschliessen, denn wenn sie auf Einer Seite irgend etwas unternehmen wollen, verlassen sie die andre, u die ganze Linie ist unglaublich dünner. Dehmohngeachtet haben sie bis aufs Fahrwasser alle Zugänge besetzt u bleiben ungestört in ihren Positionen. Die Garnison ist zu schwach um ohne Anführer von kühner Disposition u rascher Ausführung einen hinlänglichen Ausfall wagen zu können. Ein solcher könnte aber gewis mit 5–6000 Mann die ganze Gegend säubern. In Werder sollen sie ganz unglaublich schwach seyn, und triebe man sie über Dirschau od. Elbing hinaus, wo die Besatzungen noch schwächer seyn sollen, so müßten sie auch wohl Braunsberg bald verlassen. Das von jener Seite auch nichts geschehen ist u geschieht um das Werder zu schützen u zu befreien ist auch ganz unbegreiflich, wenn man nicht animt daß Unterhandlungen bereits denjenigen völlig lähmen, der sich ohnehin nicht gerne u nicht leicht bewege. Macht uns diese Armseligkeit den Weg nach unserm lieben G. bald frei, so will ich sie mir wohlgefallen lassen, sonst kenn’ ich nichts Verhaßteres. Bei Ihrem guten Wort über Geschichte fiel mir ein schönes Wort des vortreffl. Cardin. de Retz ein: »Qui peut dont ecrire la verite´ que ceux qui l’ont sentie?« Diese Memoires, die ich eben das Glück habe zum ersten Mahl zu lesen, machen mir sehr grosses Vergnügen. Mit welcher Sicherheit des Blicks u Freiheit des Gemüths der Mann die größten wie die kleinsten Dinge behandelt! Ich muß Ihnen doch gleich den Kummer meines Herzens über den armen Abt von Oliva ausschütten. Der arme Mann, unentschlossen ob er draussen bleiben oder nach der Stadt kommen soll, wird durch die schnelle Berennung der Stadt plötzlich abgeschnitten während sein Haushofmeister, der durchaus alles bei ihm besorgt in der Stadt ist um die nöthigsten Vorräthe zur Bewirthung der Feinde einzukaufen. So ist er jezt dort ganz allein, dem Anlauf des wüsten Volks ausgesetzt, unfähig ihre manichfachen Requisitionen erfüllen zu können. Ich habe den poltron oder Trogadus (wie die Littauer den Dreihärigen nennen) von Haushofmeister täglich angetrieben alles zu unternehmen um hinaus zu kommen, ich habe ihm selbst meine Assistenz dazu angeboten, aber er sitzt immer noch hier. Brächte ihm meine Nähe mehr Gewinn als allenfals einige Annehmlichkeit der Gesellschaft, u hätt’ ich nicht Ursache dem Volke besonders auszuweichen, wär’ ich 10
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längst bei ihm draussen. Wie geht es wohl den verstümmelten Schönen dort? Die arme, gar lieblich phantastische Frau schmeichelt sich immer mit seiner baldigen Ankunft, mir blutet das Herz wenn ich ihr ins wehmüthig lachende Auge sehe, ja ich vermag es nicht oft hinein zu sehen, noch weniger in die Grube die sie birgt. Unser ungleiches Urteil über K. und D. beruht wohl nur auf Verschiedenheit der Begriffe vom Grosstädtischen, ich erwarte nichts davon als das Wohlleben im vollkommsten Sinne, bequemen und reichen Genus für alle Sinne für die gröbern wie für die feinern, alles andre u bessre find ich eben so wenig in der grossen wie in der kleinern Stadt, sondern allein in meinem Hause. Vielleicht haben auch ein paar Persohnen Theil daran die Ihnen nicht hier, mir nicht dort ersetzt werden können. Auch lebten Sie hier durch Ihren Vetter in einem Kreise der am wenigsten Grosstädtisch ist, so vorzüglich brav u lieb der Mann auch ist. Wie gern ich indessen auch dort mit Ihnen u der lieben St. wieder wäre, können Sie daraus sehn, daß ich die erste gute Gelegenheit, die mir von einem Hr v Treskow vor wenig Tagen zur Reise nach Kgsb. angetragen wurde, sogleich annahm und wirklich schon mit ihm auf dem Wege seyn würde, wenn ihn, den allein die Angst vor der Belagerung trieb, die Ruhe der Belagerer nicht wieder hier festgemacht hätte. Ich habe meine baldige Hinkunft bereits an die St. nach K. mit voriger Post gemeldet, auch an Voß, und nun hör’ ich das beide nicht in K. sind, das V. mit seiner ganzen Familie nach Mem. gegangen, um den Cabinetsvorträgen beizuwohnen u die arme St. noch immer dort ist, weil man immer noch für K. besorgt ist. Sorgen Sie doch dafür daß meine Briefe nach M. geschickt werden, u sagen Sie mir doch recht bald das Nähere über beide. Die St. hat mir eine so lebhaft Beschreibung von ihrer fatalen Lebensweise in Mem. gemacht, daß ich sie mir dort nicht ohne Widerwillen denken kann. Wäre sie doch erst in ihrem guten Hause! Ein recht hübsches u lieblich wildes Mädchen, Mlle Brun, die Sie wohl bei Labes hier sahen, ist mit ihrer Schwester u deren Mann H Stadtmüller vor einigen Tagen nach K. gegangen, wenn sie sich dort etwas aufhalten, wünsch’ ich sehr daß Sie sie sehen mögen u ihnen meine sehr herzlichen Grüße bestellen. Das muntre Geschöpf hat sehr viel Reitz für mich gehabt u ich sah sie nicht ohne Betrübnis abreisen. Wie geht es denn dort bei Schwinks u der Fr. v Korf, ist nun alles wieder in seiner eignen Behausung? Was macht das liebe Mädchen mit der lieblichen Stimme? und singt die Fr. v. K wieder recht weit u breit? 11
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Die Mutter singt in M. oft mit Radz. Lindenau u der Knoblauch. Welch ein Quartett! Mit einem sehr braven Hauptm: von Werther, den ich hier mit einem alten Berl. Freunde dem Maj Lestocq fand, sprech ich oft von jenem lieben Kreise. Empfehlen Sie mich ihnen bestens und lassen Sie ja recht bald wieder von sich hören. Ihr R–.
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*532. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 22. März 1807, Sonntag
Daß Du wohl und noch in K- bist, nimbt mir wenigstens eine meiner jetzigen Sorgen Ç...È Für das wenige mitgetheilte unter welchen, das gutte befinden, meines lieben Fritzen und der Seinigen mich am meisten intereßieret, dancke ich Dir. Von Caroline von Labes, 17. April 1807:
(Nr. 540,9–36.)
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Von Bettina Brentano nach Giebichenstein Kassel, Ende März 1807
Das ist eine lange Pause Lieber Arnim in welcher ich nichts von Ihnen höre, Ich bin nun schon 4 Wochen in Cassel, ich bedaure bei jedem Augenblick, daß ich meine Zeit nicht in ein Symetrisches Verhältniß mit der Ihrigen rüken konnte, sonst wär mein jeziger Aufenthalt damals gewesen, wo auch Sie hier waren. Sie haben wohl immer noch Nachricht vom Clemens gehabt, das ist eine traurige Zeit, wo Dorne und Distlen so üppig wachsen, daß man nicht hinkann wo man will und nur den engen Pfad der vor uns liegt betretten kann, sonst wär der Arme Clemens gewiß Quer über zu seinem Freund geschritten. Ich habe kein rechtes Herz Ihnen so alles vom Herzen zu schreiben ich weiß nicht was aus Ihrem Gemüth geworden ist, ob es noch immer entgegen lacht wie ein grüner Baum, dem Laub und Frucht in jugendlicher Sonne wächst. wahrhaftig das Gemüth des Menschen ist zu Mißtrauen aufgelegt, und ich schäme mich daß ich es an mir erfahren muß, indessen nur einen Augenblick von Ihrer Gegenwart die Uberzeugung daß Mund und Nase und Augen noch am rechten Fleck stehen die kann mich wieder heilen, und dieser Augenblick wird doch 12
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auch wieder einmal kommen, (»denn was Gott will daß muß der König thun, und was er will, dem fügt man sich in Demuth«) Ich bringe meine Zeit hier sehr einfach zu, den Morgen bey einem Mahler, und den Nachmittag bey einem Bildhauer den Abend mache ich Musick, da laß ich Ihre Lieder und meine Melodien in schwesterlicher Vereinigung aus meinem Mund hervorgehen, dann leg ich mich mit meiner Fantasie zu Bett. O himmlische Nahrung Du Immer grün Durch Eis und Schnee Auf braunen Locken Tragt’s mit glühendem Haupt Der Dichter Biß der schlanke Wuchs Sich erhebt an dem Stamm Da des Ruhmes Sprossen In den Winden wehn. Da reicht er mit glänzendem Finger Und bricht die süsen Sprossen Die süsen! – die dieser Mit Harnisch, Mit Helm und Speer erreicht; Und jener mit der Stimme Laut, Und dem Klang der goldnen Saiten; Ein andrer mit dem Schwung Der leichten Glieder, In gelenkem Schritt über den Erdball. O Baum voll süser Blüthen Hin drängt sich der Schwarm Und zieht sich dem Duft nach Denn dort ruht der König Am Maale des Geists Und macht gelblichen Hönig Süß für alle Zungen Ach den Zepter! Führst du Phantasie Meines Herzens Hüterin Da darf alle Kunst schwärmen In dem heisen Sommer Tag 13
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Und darf eintrinken Den fruchtbaren Blüten staub Und darf sich laagern Am Castalischen Quell Und darf spielen Mit dem Fuß und mit der Hand In den heiligen Wellen. Und so mit leg ich mich Eurer Liebenswürdigkeit zu Füsen, und lache oder weine wie es Euch beliebt – wie der Jüngling im allzubunten Rocke, der süse Mine zu saurem Spiele macht, Adieu beherzigt mein Andenken Bettine. Noch ein Wort Junger Mann, oder besser Alter Freund schreiben sie bald wenn auch nur wenig Worte.
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Königsberg am Charfreitage 1807. Noah ließ eine Taube von sich ausfliegen, auf daß er erführe, ob das Gewässer gefallen wär auf Erden. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konnt, kam sie wieder zu ihm in den Kasten. I Moses 8. Kap. So fliegt mein Brief zu Ihnen, werthe durch tausend Erinnerungen um mich vielverdiente Freundin, ein Freund trägt ihn zu Schiff nach Kopenhagen, ich hoffe, daß von dort der Weg zu Ihnen offen; die Häuser rings um uns stehen offen, denn sie sind leer, aber den flüchtigen Menschen sind die Wege abgeschnitten, selbst die wüsten; es giebt nur einen offenen Weg den tausende wandeln. Der brave Doktor Schlosser aus Frankfurt, wahrscheinlich kenen Sie ihn denn er war mit Christian sehr genau, ist gestern als ein unbemerktes schönes Opfer seiner entusiastischen Thätigkeit in den hiesigen ungesunden Lazarethen gestorben, ich sah ihn hier nur einmal, er hatte als Feldarzt die beschwerlichen Märsche der Armee mitgemacht; vielleicht daß ihn diese schon angegriffen hatten, es giebt ein guter Wille der die Verklärung des Menschen ist. Verwechseln Sie ihn nicht mit dem Schlos14
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ser, von dem ich aus Göttingen schrieb, seine Mutter war Göthe’s Schwester, sagen Sie auch nichts davon seinen Verwandten, böse Nachrichten kommen immer zu früh. Er hat mir eine Nachricht an jenem einzigen Nachmittage, wo ich ihn sah, gegeben, die ich aus einem geheimen Ahnden bezweifeln möchte und die mich doch hindert an Clemens zu schreiben, er sagte mir, dessen gute, liebe Frau, die ihm gern jedes Glück gegeben hätte, wenn das Glück sich geben liesse, sey gestorben, er habe es in einer Zeitung gelesen. Nikolovius versicherte uns, daß er nichts davon gelesen, ungeachtet alle die Zeitungen durch seine Hände gegangen, ich hing mich an diese Ungewißheit, es war eine Klippe, ich wuste nicht, auf welchem Wege ich an Clemens schreiben könnte und verhungerte so in Zweifeln. Ich frage Sie darum, meine Gütige, trösten kann ich ihn nicht, ich weiß, daß ihn (wie mich überhaupt) in diesem Unglück meine Nähe erfreuen würde, ich könnte ihm nichts sagen, als diese Unmöglichkeit. Man muß sich nicht weich machen, sondern sich aufrecht erhalten; ich habe mich abgelöscht und gestählt an Schlachtfeldern. Eylau, wo Gott der Herr gerichtet, ist nur fünf Meilen von hier, Todte Blessirte bezeichneten den Weg, über zwölf Tausend liegen in den Lazarethen. Ich war wenig Augenblicke traurig, es waren die wo ich an die Entfernten dachte, auch in der Zeit, wo man jeden Augenblick den Sturm und die Einäscherung der Stadt erwartete, hatte ich ein Zutrauen, ich war mit meinen Bekannten froh, ich hatte die innere Ueberzeugung, daß ich nichts mehr und nichts Grössers dabey nützen könnte, als gute Leute zu ermuntern, denn es geschah kein menschliges Werk die Russen gingen schon in Unordnung zurück, als das Preußische Korps unter Lestock wie ein Geist über sie kam und wer da handeln sollte, muste berufen seyn. Diese guten lieben Leute, mit denen ich diese Zeit zubrachte, und die meisten guten Abende, die uns nun werden, können mir am besten Ihre Briefe besorgen, wenn Sie über Kopenhagen nach Königsberg abzugeben bey H: Kommerzienrath Schwink schreiben wollen. Wie gern möchte ich Sie in den Kreis meiner neuen Bekanntschaften einführen, ich fühle es wie weit Sie entfernt sind, und doch fühle ich auch Ihre Nähe in der ältesten Tochter des Hauses, sie heist Auguste und so ist mein A B C fertig aus Auguste Bettine und Clemens. Sie hat manche Aehnlichkeit mit Ihnen und das war wie ein guter Genius, der mich ihr gleich zu wandte, so zurück gezogen in sich sie auch aus sich herausblickte, sie erfüllt angenehm mein Daseyn, löscht in mir den verzehrenden Wunsch zu helfen, wo nicht zu helfen ist durch mich ein 15
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andermal von meinen vergeblichen Versuchen, wie eine dunkle nächtliche Himmelsbläue über einem Schlachtfelde, ist ihr Anblick meine Ruhe, sie stört keinen Eindruck, vielmehr scheinen die ewigen Sterne ferner Freundschaft heller und glänzender durch sie zu mir her. Sie möchte immer alle die Leute kennen lernen und die edlen Burgen im Weinlaube, von denen ich ihr erzähle und kann es oft nicht begreifen, wie ich so vieles gesehen habe und doch so leicht zu übersehen bin. Ich fühle, daß eine grosse Gnade mich erhalten, die innere und äussere Verzweiflung von mir abwehrten, die mich auf den langen öden Wegen ansprach. Hier wurde das erste allgemeine Dankfest gefeiert, das ich erlebt habe und ohne Gepränge, aber wen die Orgel in die Kirche lockte, in allen war eine übermächtige Freude. Der Tod des unsterblichen Prinzen, dessen höhere Natur mich anzog, schnit im Beginnen des Krieges das einzige Band ab, welches mich wahrscheinlich sonst an eine mir verhasste Kriegsverfassung hingezogen hätte, vielleicht hätte seine Nähe mir alles überstrahlt; er liegt unter Lorbeeren von einer edlen Fürstin gewunden, er pflegte zu sagen, mein Körper versagt mir keine meiner Phantasieen; so ist ihm auch diese nicht versagt worden; er erlebte nichts von dem Jammer seines Hauses. Gott erhalte das Ihre und Sie und Clemens vor allen und mir unsre zutraulige Freundschaft. Ç1r alR:È Ich glaube einen Ihrer Briefe in Giebichenstein, es ist noch keine Gelegenheit gewesen, ihn zu erhalten.
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A Mademoiselle Bettine Brentano Abzugeben bey a` H Franz Brentano im goldeÇÇnenÈÈ Kopfe Francfort s/M
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bin. Ich fühle daß eine grosse Gnade mich erhalten, die innere und äussere Verzweiflung von mir abwehrte, die mich auf den langen öden Wegen ansprach. Hier wurde das erste allgemeine Dankfest gefeiert, das ich erlebt habe ohne Gepränge, aber wenn die Orgel in die Kirche lockte, in allen war eine über mächtige Freude. Der Tod des unsterblichen Prinzen, dessen höhere Natur mich anzog, schnit im Beginnen des Krieges das einzige Band ab, welches mich wahrscheinlich sonst an eine mir verhasste Kriegsverfassung hingezogen hätte; vielleicht hätte seine Nähe mir alles überstrahlt. Er liegt unter Lorbeeren, von einer edlen Fürstin gewunden, er pflegte zu sagen, mein Körper versagt mir keine meiner Phantasieen, so ist ihm auch diese nicht versagt worden, er erlebte nichts von dem Jammer seines Hauses.
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Ihren lieben langerwarteten Brief vom 4t d. Ç...È Sie wundern sich daß ich noch hier bin (Nr. 536,2–6).
Von Johann Friedrich Reichardt, 11. April 1807:
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Danz. d 11t Apr. 7. Ihren lieben langerwarteten Brief vom 4 d. empfing ich erst heute, u eile mit dem sogleich zurückgehenden Packetbot zu antworten. Mein letzten längern Brief noch von Merz hoff’ ich haben Sie erhalten so bald der unterbrochne Postenlauf wieder in Gang kam. Sie wundern sich daß ich noch hier bin; ich bin bisher so voll guter Hofnung gewesen, daß die Wasserpost den Briefwechsel u selbst die Rückkehr nach Deutschl. erleichtern würde, daß ich so immer von einer Woche zur andern das Bessere abwartete. Nach Copp. wär’ ich wohl schon gegangen, wenn ich nicht fürchtete, das wenige vorräthige Geld, auf welches Haus u Hof schon ängstlich warten, auf einer weiten Reise in einem theurern Lande zu verreisen, u Steff. Anwesenheit in C. lockt mich eben auch nicht hin. t
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Die verfluchten Füchse nehmen in Hamb. nach einer Bekantmachung vom 10t Merz in d. Hamb Zeit* alle Briefe für Ost u Westpreussen an, lassen sich dort das Porto bezahlen u schicken nichts her, weil das hiesige Gouvernement u das hiesige Postamt sich auf ihre Anträge, die ganz zu ihrem alleinigen Vortheil lauteten, nicht eingehn wollte. Der Postcommiss. ist nun von Praust nach Memel gegangen um mit Segeb. zu verhandeln, der dazu wohl eben so wenig stimmen kann u wird. So bleiben wir immer noch ohne Briefe, u die Hamb, die vielleicht schon längst unsere Antworten auf die dort faulenden Briefe erwarten, werden uns nun auch nichts zu Wasser herschicken, bis der Irrthum oder Betrug sich aufgeklärt. Und meine Briefe gingen auch auf Hamb. Nach Königsb. käm’ ich zu Ihnen u der lieben Steg. recht gerne u sollte es hier zu einem wirklichen Bombardement kommen, so setz ich mich auch wohl ins Paquetboot. Das Gouvernement hat mir versprochen mich zu rechter Zeit davon zu benachrichtigen. Gerne, sehr gerne tret ich bei Ihnen ab, u profitire soviel als möglich von Ihrer einmal getrofnen Einrichtung. Selbst die Hin- u Herreise n Königsb* scheut’ ich bisher der Kosten wegen, u hielt auch des Geldes wegen an meiner hier einmal getrofnen billigen Einrichtung. Noch scheint es hier keine Gefahr zu haben, wiewohl sie uns Tag u Nacht unaufhörlich beunruhigen, u viele Leute verwunden u erschiessen. Sie verlieren aber von ihrem allem Anschein nach kleinen Corps immer mehr, u so hat es auch wohl nicht einmal den Anschein als wenn sie es einmal mit einem Hauptsturm wagen würden. Kleine Stürme auf die Thore haben sie schon mehrmals u die letzte Nacht gar lebhaft versucht. Die Gegenanstalten scheinen jezt aber hier ganz gut zu seyn, u was auch ÇÇxxxÈÈ gern u willig ficht, muß am Ende wohl. Nostitz, dem ich eben begegnete als ich Ihren Brief noch der Hand hatte, grüßt sehr u dankt für Ihre gute Vorsorgung: Stände die verfluchte Rangordnung nicht im Wege so hätt’ er auch wohl das Freicorps erhalten; nun hats Major Muzius von Roquette, auch ein braver Officier. An Krokovs Persohn scheint doch wenig verlohren. Der brave Kneisenau ist auch hier, u wir gedachten Ihrer schon mehrmalen. Addio für heute, nächtens mehr, u vieleicht bald besser u am allerbesten. Labes grüßt. Ihr R.
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An L Wißmann Königsberg d* 14 April So viele Gedanken richten sich Aemtermässig zu ihnen, ihr Thermometer ist wahrscheinlich auch gestiegen, als sie glücklich ankamen. Sie sind zur rechten Zeit abgereist. Hahn tronnisirt auf seinem Miste er meint die Ressource ist nicht für heutige Kriegsmänner sondern für die siebenjährige Kriegsphilisterey der Schriftsteller für die schöne Schwärmerey Jesters, für die Hungermethodologiker und für die sämtliche Angst, Kummer und Schwer Noth, die da aus allen Winkeln zusammengefegt, man sollte bedenken daß ohne den ermunternden Fremdenzusatz alles schon zu Salzsäulen verwandelt wäre, die man nicht einmal an einem ordentlichen Orte aufstellen könnte. Die neue Vesta für Arme erinnert an den Menoniten der den Namen Westpreussen aus dem Mangel an einem Rocke erklärte, der Polizeymeister Frey wird über das ewige Feuer der Vesta über Strassenbeleuchtung schreiben.
*538. An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 16. April 1807, Donnerstag Von Johann Friedrich Reichardt, 25. April 1807: Grüssen Sie Bocks alle recht herzl v mir, besonders die neuvermählten (in der Persohn des Manns scheine ich mich nach Ihrer Beschreibung geirrt zu haben) (Nr. 541,53–55).
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An R. K. d* 16. Ein schönes Abendroth, neblig aber sommerwarm, ein Stückchen Mond soviel man braucht, die Aussicht endlich von Schnee frey geben uns die Hoffnung Sie hier zu sehen, dabey eine Stimme ohne Kunst und Ziererey, hell und rein wie der Garten und ein Brautpaar. Dazu gehört eine lange Geschichte. Der Buchhalter der nichts umsonst thut, blieb einen ganzen Abend in der Gesellschaft wo die beyden waren, jezt nach acht Tagen sind sie versprochen. Sie sind ohne Bedenklichkeit, weil sie ihrem Urtheil folgen möchten. Ich behaupte sie werde sie an ihr eigen Urtheil verweisen und hätte sie gewählt, auch wenn es ihnen nicht gefiele, würden Sie ihr doch das Unabänderliche nicht verleiden wollen. Der Mensch hat eine flache Unbedeutenheit die manche kleine Unwahrheit in ihr übersehen wird und sollte sie auch vielleicht bald die Rolle einer Dulderin annehmen, so werden sie doch den Zweck der Weltgeschichte erfüllen, Kinder zu liefern. Freuen wir uns an den sonnigen Tagen, wo die Neuheit der Neigung verschönert, wer wollte an den Regen denken, so lang sich goldne Strahlen senken.
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539.E Vmtl. an Johann Brahl in Königsberg Königsberg, zwischen 16. April und vmtl. 24. Mai 1807, Donnerstag und Sonntag
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An B. Ich schicke ein Gedicht, das von vornehmen Leuten gelobt wird, das also gewiß gut seyn muß. Mir scheint, daß zu solcher Aufmunterung, wenn sie nicht in den Leuten schon vorhanden, auch das Beste zu spät kommt, der Schneider thut etwas Besseres, der die abgenutzten Soldatenröcke flickt. Ueberhaupt bin ich vom Geistercitiren kein Freund und Friedrichs Geist läßt am wenigsten mit sich spassen, eher Ramlers Geist.
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Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, 17. April 1807, Freitag
Lieber Louis Am 14tn Aprill erhielt ich endlich ein Schreiben von Dir von 22tn Mertz, seit d* 24tn Jenner sahe ich nichts von Dir, und mit diesen letzten Brief habe ich dehren 7 von Dir erhalten; auch ich hatte schon 4 Mahl durch verschiedene Wege an dir geschrieben; jetzt versuche ich einen neuen mir vorgeschlagenen Weg mit diesen Zeilen, ob er beßer gelingen werde als die vorigen: dieses alles bis hieher diehne Dir zur Nachricht – und nun weiter. Daß Du wohl und noch in K- bist, nimbt mir wenigstens eine meiner jetzigen Sorgen und Unruhen ab, doch ware es mir noch beruhigender wenn Du dich hier befindest, da doch bis jetzt hier noch die mehreste Sicherheit ist. Ich bin noch immer mit viehlen Gästen besetzet, und habe dehren bis jetzt 53 und ebenso viehl Pferde Herberge und Unterhalt geben müßen; auch bin ich noch nicht davon frei, vielleicht noch lange nicht davon befreiet, man höret viehl pro et contra und man weiß nichts – im übrigen gehet hier alles seinen alten Gang – und ruhig zu, freilich kosten die Sachen Geld, und werden es noch kosten – wenn nur Papiere Gold währe – ich habe schon um mir welches zu verschaffen, das gäntzlich zerstörte Land Hauß in Pa... für 4/m rth verkaufft, allein auch hiermit schlägt es mir fehl und ich kan noch nichts erhalten. weshalb ich dir Einlage ersuche an ihrer adresse zu befördern, vielleicht gelingt es dir von dort aus beßer als mir; ich habe schon zwei Anschreiben an H* Labes in diesen Anliegen ergehen laßen, die ohne WürckuÇÇngenÈÈ blieÇÇbenÈÈ und fürchte also daß L... sie nicht erhalten hatt und doch bin ich jetzt mit eigenen und geliehenen Gelde auf der Neige auch ist letzteres nicht mehr zu haben; wie soll dieses alles werden wenn Gott nicht bald uns den Frieden schencket – auf meinen Dorfe hatt es viehl gekostet, durch Unterhalt und wegnahme – der Wein Keller ward erbrochen und ist bei nahe geleeret – der übrige Schaden im Hause blieb bis jetzt noch erträglich, das Dorf selbst hatt Gott lob noch nicht gelitten vermutl* weil eine Stöhrung eintrat, daß alles fort eilen muste. Schwerlich aber werde ich diesen Somer mein Dorf sehen, da ich hier nicht mich hier fort – oder dorthin wagen darf – Für das wenige mitgetheilte unter welchen, das gutte befinden, meines lieben Fritzen und der Seinigen, mich am meisten intereßiret, dancke ich Dir. Mein Befinden ist jetzt wieder nach alter 22
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bekandter Arth, trotz allen Sorgen und Unruhe gutt, in den ersten Monathen derselben war ich elendt. Schreibe mir bald wenn Du kanst – besorge die Einlage sobald du kanst, und behalte in Andenken Deine Alte Freundin C. L. d* 17t Aprill 1807.
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Von Johann Friedrich Reichardt nach Königsberg Danzig, 25. April 1807, Sonnabend
Danzig d 25t Apr. 7. Abend Ihr lieber Brief traf mich heute unter dem herrlichsten Kanonen Bomben u Haubitzen Donner, der seit 40 Stunden unaufhörlich Kugeln u Bomben auf uns herab regnet. Gestern Nacht um 1. Uhr, als ich eben den neblichten wäßrichten Stolb: Ossian aus Händen gelegt und mich im Bette umgewand hatte kaum eingeschlummert war, weckte mich der erste ganz unerwartet Bombenschlag, der das Haus meines Nachbarn traf plötzlich, der dritte Schuß fiel in mein Haus, der folgende gegenüber u zündete, der fünfte schlug einen wohlgemuthigen Weinkieper in der mir ganz gegenüber stehenden Schnocheschen Weinhandlung todt, u so ging es Schuß auf Schuß bis an den Mittag fort. Alles flüchtete sich nach Langgarten, ich auch, zu einem Vetter dem Canzlei Dir. Alberti, der mir schon längst seine Wohnung angeboten hatte. Ich hab es so weniger Ursache zu bereuen da seit meiner Entfernung noch 2 Haubitzgranaten in meine ehmal. Wohnung u eine selbst in mein Schlafzimmer geschlagen hat. Die Nacht ist es wieder ganz herrlich toll über der Stadt hergegangen, und heute Tag über mehr als je vorher. Ganze Batterien feuern oft zugleich ab. Es scheint ihnen recht daran gelegen zu seyn, die Unsrigen v der langgefaßten Meinung zurück zu bringen, als wären sie da draussen ohne schweres Geschütz. Unsre sind dabei auch gar nicht faul und verderben ihnen manches Werck, demontiren ihnen manche Kanonen, donnern wenigstens fast herrlicher noch darein als sie. Ein Unerhörtes Glück ists daß noch kein Feuer in der Stadt hat um sich greifen können, alles Zünden wird gleich auf der Stelle gelöscht. Ich hab in meinem vis a vis gleich im Anfange gesehn, das erste Feuer mit Schaufeln aus den Bodenlucken auf die Strasse werfen, u oben gleich mit Wasser bei der Hand seyn. 23
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Erschlagen u Verwundet sind auch erst gegen 30 Menschen in der Stadt, u ich hatte Vormittag als ich mir Ihren Brief von der Post holte, v mehrern Freud, die in der Stadt noch bleiben mußten, weil hier keine Wohnungen mehr zu haben sind, viele Menschen mit grosser Fassung ihrem Geschäfte auf den Strassen nachgehn zu sehn, ohnerachtet es links u rechts einschlug, u mehrere Bomben über unsern Köpfen in der Luft platzten, welches im Grunde fast das stärkste Geprassel macht. Vom Thurme in der Nacht diese häufig in der Luft platzen, u sich gleich einem Luftballon ausbreiten und unterwärts absondern zu sehn, ist wahrlich ein angenehmes Schauspiel. Auf solchem Standpunkte u in solch himlischem Donnerconcert hab ich Sie mir hier recht oft zur Seite gewünscht. Die tollste Erschüttrung gab heute ein Auffliegendes kleines Pulvermagazin, das die Feinde auf dem Stolzenberg hatten u unsre Kanonen vom Bischofsberge in die Luft sprengten, dabey auch 2 Kanonen und viele Menschen beschädigten u sprengten. Heute hat Lefevre d Gouverneur zum ersten Mahl aufgefordert (der eigentl v Anfang an keine Aufforderung annehmen wollte) u ihm zugl versichert daß am 18t d. die Schwedische Armee von Mortier gefangen genommen worden sey, er sich also in jeder Rücksicht vergebl. vertheidigen würde. Ich wünschte nur daß sie es auch zum Sturm kommen liessen, unsre Leute würden den Sturm sicher sehr gut abschlagen, u so zögen die Kerl am Ende doch noch mit tüchtig blutenden Köpfen ab. – Amen!. Grüssen Sie Bocks alle recht herzl v mir, besonders die neuvermählten (in der Persohn des Manns scheine ich mich nach Ihrer Beschreibung geirrt zu haben) Sagen Sie nur meiner Schwester daß sie um mich ganz unbesorgt seyn sollte, hier auf Langgarten sind wir sicher. Heraus zu kommen ist nun einmal nicht mehr, die Briefe werden immer unter einem Kugelregen v Einigen verwegenen Menschen herein u hinaus gebracht. Grüssen Sie auch Stegmans u Schwinks Schreiben Sie doch bald wieder bitten Sie auch die St. darum. Ihr R-.
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*542. Von Carl Otto von Arnim nach Königsberg Berlin, vmtl. erstes oder zweites Drittel Mai 1807
Vielen Dank für Ç...È Deine fortwährende Besorgung unsrer Angelegenheiten (Nr. 545,5–6). Von Ludwig Achim von Arnim, 8. Juni 1807:
Ich habe lange keine Briefe von dir, auch nicht von der Großmutter, wie du mir doch im letzten versprachst Ç...È Ist dein Reiseplan nach Griechenland blos entworfen, oder ernstlich gemeint? Ç...È du erzählst mir meist in Deinen Briefen Dinge, die mir entfernter liegen, du schreibst mir auch niemals, ob du wohl bist. Ç...È Da du schriebst, es würde auf jeden Fall zur Berichtigung meiner Anweisungen Rath zu schaffen seyn, so ließ ich mir hier durch den Commerzienrath Schwink 300 rth gegen Anweisung auf Wilke auszahlen. (Nr. 562,5–77.) Von Ludwig Achim von Arnim, 15. August–10. September 1807:
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An Clemens Brentano nach Heidelberg Königsberg, vmtl. ab Mitte Mai – 17. Juni 1807, Mittwoch
Lieber, liebster Clemens! – Wenn Du noch bey mir wärst, da wär mir anders! – So pflegte der grosse Churfürst vor dem Bilde seiner verstorbenen Frau aus∧zu∧rufen, die aus einer Gemahlin in ein Gemaltes übergegangen, wie Frau in Freundin. – Ich habe die Geschichte seit früher Zeit nicht wiedergelesen, wo ich in unsrer Geschichte noch meine ganze Hoffnung und Ehre fand, das ist aus, aber die Geschichte fällt mir noch immer ein, so oft ich an Dich denke – und ich habe nicht einmal ein Bild, keinen Schattenriß von dir, – doch einen Lichtriß und der schwebt mir noch hell vor, wenn alles dunkel, deine Heidelberger Gegend, du bist der Strom um den die Berge sich lagern und der doch fortfliest, fort von mir. – Wo blieben wir doch stehen? So möchte ich Dich fragen, als wenn ein überlästiger Fremder zwischen uns getreten, so stehen hunderttausende zwischen unsrer abgebrochnen Unterhaltung, nicht zwischen unsrer Brüderschaft, die immer noch schafft und treibt in alter Liebe, in Erinnerung und Liedern, in jedem Umstande unsrer gemeinschaftlichen guten Tage mit doppelter Wärme und Wehmuth. Es ist doch gut, daß wir uns im vorigen Jahre nicht fanden, wie würde ich mich in der langen Abwesenheit finden. – 25
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An einem rauhen kaltwindigen Tage las ich in der Zeitung, daß bey euch ein so herrlicher Frühling, freuet euch auch für mich, ich freue mich auch in eurem Sinne, wo ich es kann und es giebt hier Augenblicke, recht eigentliche Blicke, wo ich unendlich glück∧lich bin, wenn sich der Marmor dieses Himmels belebt, der meiner herzlichen Ansehnung kalt und grob begegnet: Ich setze oft an, Dir so vieles zu schreiben, was ich auf dem Herzen habe, aber die Idee daß ich um∧sonst schreibe, daß meine Worte von andern gelesen werden, und daß ich also schwatzhaft werde in geheimen Wünschen und Hoffnungen verleidet es mir gleich. Es ist noch ein Umstand, der mir zweifelhaft wie ein schnellgeschwungnes Scharfes Schwerdt alles zwischen uns beengt, aber das Hin∧dringen zu dir unsicher macht. Es sollte mir wehe thun, wenn es wahr wäre und ich Dir etwas Trauriges zurückriefe. Der verstorbene brave Doktor Schlosser, der Jenenser, sagte mir etwas von dem Tode deiner Frau, den er behauptete in einer Zeitung gelesen zu haben. Wir sind hier von allem abgeschnitten, ich möchte sagen von der Zeit, denn alles was wir hier thun, geschieht zur Unzeit; doch hatte ich eine Zuversicht und behalte sie, sie müste leben, es hatte kein andrer gelesen, Schlosser war schon krank, als er es sagte; sie muß leben. Küsse die gute liebe Frau, um dich ihres Lebens zu versichern. Sie war immer so gütig gegen mich, so wenig Zutrauen sie auch zu mir hatte, mir je∧mals ein offnes Wort über euer mannig∧faltiges Verhältniß zu sagen, oder mir jemals ein Wort vor∧zu∧lesen, was sie für das ganze Publikum geschrieben, hier haben die Leute wohl Zutrauen zu mir, jeden Fehler wird mir vorgerechnet, aber keine Güte, welche die Natur im Ganzen übersieht und darin das Einzelne vergisst. – Von Frankfurt spreche ich oft mit einem reisenden Kaufmann Glarus, der da gebürtig, er kennt euch im Allgemeinen und darum kann ich nicht im Einzelnen von euch reden, weil ich euch alle lieb habe im Einzelnen. Ich sang mir eben, was ich so singen nenne in mir, alle deine Melodieen, mir war wie damals am Rheine, wenn du sie Abends vor Ackermanns Thüre unter den Mädchen gesungen, wie sie mir Morgens noch im Kopfe um∧gingen (Glarus hat auch da gewohnt) Edles Gedächtniß, daran erkenne ich deine hohe Natur, wie du mit Eigensinn nicht nach äusserer Nothwendigkeit deine Gaben mir ausspendest, es fielen mir alle Melodieen ein bis auf die lustigen Musikanten, die wären mir jezt zu traurig gewesen. – Wie viel ist mir durch den Kopf gefahren, wie bin geviertheilt worden von Wünschen, doch haben sich diese schönen Spuren nicht verlöschen können; du 26
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hast mir einmal ein Wort geschrieben in deinem letzten Briefe unter den Empfangenen, was eine höhere Macht aus Dir gesprochen, denn es hat mich mehr als einmal gebunden: »Halte dich um Gottes Willen frey von Gräßlichem in Deinem Leben.« – So wendete ich mich plötzlich um aus der Verzweiflung mancher Mißverständnisse, die mich beynahe forttrieb zu einer frommen Gärtnerey Ich baue mir ein Gärtchen bey dem Landhause meines Freundes des Commerzinrath Schwink, bey dem ich die meiste Zeit zubringe, und dessen Haus eigentlich mich hier festhält und festgehalten hat in dem mannigfaltigen Elende, was schon die Stadt betroffen und vielleicht noch betrift. Er hat eine liebe Tochter Auguste, sie hat eine gewisse Anbildung von Bettine, bey der ich fühle, daß Seligkeit vom Sehen herkommt; Gott weiß allein wie gut ich ihr bin, sie scheint gleichgültig gegen mich, wie gegen andre. Ich habe mir da einen Garten angebaut, er wurde so allmählich aus einer Bohnenlaube am Teiche, erst ein Blumenbeet zur Erinnerung deines Hauses mit zwey Levcojenstöcken geziert, die herrlich roth blühen, drüber erheben sich Sonnenblume, Nachtviole, Mayblumen, Vergißmeyn nicht an der Seite; dann ein Berg zur Erinnerung an Heidelberg, ein Berg, einen Fuß hoch, oben mit wilden Pflanzen gedeckt wie mit Wildem Holz unten mit Gärten. Weiterhin zur Ehre von Bettine ein Hügel mit weissen Lilien und Feuerlilien, die bald aufblühen werden, den Beschluß machen vermischte Saaten aller Art. Es wird eine Weltgeschichte wenn ich so fort arbeite, denn alles ist wieder allegorisch dabey. – Ich wollte oft einen Commentar dieser unbegreiflichen Zeit schreiben, ich habe viel, sehr viel gesehen und frey gesehen, weil mein Gemüth heftig bewegt, genug Gleich∧gewicht gewonnen, vieles zu durchschauen, was ich mit Ekel sonst von mir gestossen, die künftige Zeit wird mir dazu Ruhe geben, denn es wird mir allmählich die beruhigende Ueberzeugung, daß an dem meisten nichts, gar nichts verloren, was wir untergehen sehen, für mich lernt sich immer etwas, das Verstehen, besonders, was ich nicht glaubte, daß ich verstehe, wie auch so nichts daraus werden konnte, denn das hoffte ich doch noch als ich die Abhandlung bey unsern Volksliedern schrieb. Ich habe hier eine Masse von hohen Verhältnissen näher kennen lernen, ich habe Ekel als wenn ich eine Kröte heruntergeschlückt und doch habe ich viel Liebens∧würdiges gesehen. Unsre Eylauer Schreckenszeit ist eine wunderbare Episode. 27
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† Der Weg zu dir ist offen; ich habe seit vielen Jahren den 16ten als einen merkwürdigen Tag im Kopfe getragen, den 16ten Morgens gegen 7 Uhr rückten die Franzosen hier ein, es geschah im Allgemeinen mit Ordnung. Den 14ten Sontags sah ich von den Wällen einer Schlacht zu, unsre Truppen, die sehr viel schwächer waren musten sich zurückziehen; sie stürmten darauf zweymal vergebens, die Vorstädte wurden abgebrannt, den Nachmittag fielen ein Paar Bomben in die Stadt, die ihre Kirchen treulich besuchte. Das Schiessen und Scharmützel dauerte bis in die Nacht, ich sah es aus einem schönen Garten, nicht dem meinen, denn den muste ich mit dem ganzen Hause ver∧lassen, nachdem ich alle Blumen abgeschnitten, aber ich brachte die Nächte bey Schwinks zu, weil man eine Stürmung und Einnahme besorgte, ich muste die Familie mehrmals zur Sicherheit durch die von Cavallerie dichtgedrängten Strassen durchführen. – So ist nun alles aus, und ich glaube meine Schuldigkeit am besten gethan zu haben, da ich nichts gethan; was geschehen, erwartete ich lange, mit Bestimmtheit nachdem man Danzig hatte fallen lassen, wo mein Freund Troubadour mitbelagert worden. Ich sah ihn nur wenige Tage hier, dann flüchtete er sich mit der ganzen Fremdenmasse nach Memel. Schwinks Familie hielt mich nicht fest, denn im Gegentheil sie riethen mir fortzu∧gehen, aber ich konnte nicht von ihnen fort und ich meine ihnen doch zu∧weilen dienstlich gewesen zu seyn. Schwink hat sehr viel durch einen Brand seiner Mühlen verloren, bis uns der Hunger allesamt wegtreibt bleiben wir hier, vielleicht ist ein grosser Friedenscongreß hier, die Schlacht von Friedland, wo die Russen keine Preussische Truppen bey sich hatten und daher gänzlich geschlagen wurden, entschied das Schicksal von Europa. – Schreib mir recht bald, recht viel von den Deinen, ich schreibe darum so eil fertig, schreib hieher, abzugeben bey Königsberg d* 17 Juny Herrn Commerzienrath Schwink. 1807. wie ich nach den ersten Worten von dir dürste, schreib mir unbeschreiblich viel!
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An C. B. Eine Geschichte ist mir immer nachdenklich gewesen. Der grosse Churfürst pflegte oft in bedenklichen Rathschluß vor dem Bilde seiner Frau zu stehen und auszurufen: Wenn du noch bey mir wärst, da wäre mir anders. Gemahlin oder Gemälde, Frau oder Freund und verschiedene Tonart, eine Melodie. Ich habe nicht einmal ein Bild von dir, kein Schattenriß, nur einen Lichtriß, der schwebt mir vor; wenn alles dunkel, die Heidelberger Gegend, du bist der Strom um den die Berge sich drängen und der doch fortfliest, fort von mir. Ich möchte dir viel schreiben, es würde mich erleichtern, aber es kommt nicht zu dir, da stärkt es nicht. Wo blieben wir doch stehen? Als wenn ein über∧lästiger Gast zwischen uns getreten, so stehen Hunderttausende zwischen unsrer Unterhaltung, nicht zwischen unsrer Freundschaft, denn ich denke jeden Umstandes unsrer gemeinschaftlichen Tage mit doppelter Warme. Es ist doch gut, daß wir uns im vorigen Jahre nicht fanden, wie würden wir uns in der langen Abwesenheit finden. Ich sang mir eben alle deine Melodieen vor, mir war wie am Rheine und vor Ackermanns Thüre, wenn es mir Morgens im Kopfe einherging. Es fielen mir alle ein bis auf die lustigen Musikanten. Edles Gedächtniß, an diesem Eigensinn erkenne ich deine Natur, das wäre zu traurig gewesen. Ich suche es durch Symbole das Wachsen und Gedeihen zu versinnlichen, ich baue am Garten, zwey schöne Levcoyenstöcke du und deine Frau. Sie muß leben, denn ich könnte dich jezt nicht trösten. ÇIIÈ An C. B.
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Abgegangen d* 17 Juni 1806. Ich las an einem kaltwindigen Tage in der Zeitung, daß bey euch ein so herrlicher Frühling, freut euch auch für mich, ich freue mich auch in eurem Sinne, wo ich es kann und es giebt hier Augenblicke, recht eigentliche Blicke, wo ich unendlich glücklich bin, wenn sich der Marmor dieses Himmels belebt, der meiner herzlichen Ansehung meist kalt und grob begegnet. Es ist als wenn ein scharfes Schwerdt zwischen uns und dem Himmel so schnell geschwungen würde, daß beyde nicht recht zu erkennen. Aus dir hat eine höhere Macht geschrieben: Halte 29
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dich um Gottes Willen frey vom Gräßlichen in deinem Leben. Seligkeit kommt vom Sehen Ich wollte oft einen Kommentar dieser unbegreiflichen Zeit schreiben, ich habe von andren Kräften bewegt genug Gleichgewicht gehabt, sie zu verstehen, die künftige Zeit wird mir dazu Ruhe geben, denn mir wird allmählich die Ueberzeugung, daß an dem Untergegangenen nichts, gar nichts verloren, wie auch gar nichts werden konnte ohne diese Erschütterung. Ich sah ein Masse hoher Verhältnisse das machte mir Ekel, als wenn ich eine Kröte heruntergeschluckt hätte. So ist nun alles aus und ich glaube meine Schuldigkeit gethan zu haben, da ich nichts gethan, was geschehen erwartete ich lange
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*544. Von Carl Otto von Arnim nach Königsberg Berlin, vmtl. zweite Hälfte Mai 1807 Von Ludwig Achim von Arnim, 15. August 1807 (Briefteil): Ich habe lange keine Briefe von dir, auch nicht von der Großmutter, wie du mir doch im letzten versprachst (Nr. 562,5–6).
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Königsberg, 8. Juni 1807, Montag
Königsberg d* 8 Juny 1807.
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Lieber Bruder! Vielen Dank für deine beyden Briefe, durch zwey junge Helden mir übermacht, vielen Dank für Deine fortwährende Besorgung unsrer Angelegenheiten, halte nur darauf daß sie lieber plündern, statt das Land in unabsehbare Contributionsschulden zu stürzen. Eine Geldquelle ist mir in Danzig mitabgeschnitten, ich habe indessen zwey hundert Thaler erhalten, die ich recht promt nach dem Empfange der Anweisung durch den Bankodirecktor Hundt zu bezahlen bitte. Ist kein Geld da, so leihe es unter jeder Bedingung, meine Ehre ist an der Ordnung dieses Geschäfts gebunden, zu verhungern habe ich auch nicht Lust, sparsam bin ich wie ein Strassenjude. Mancherley Um30
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stände hätten mich beynahe nach Pommern gebracht, der Geldmangel war der gute Genius der mich abhielt. Frau von Krüdner, die dich begrüssen läst, wollte die Güte haben, mich nach Töplitz mitzunehmen, ich verehre ihre Güte die sie hier mannigfaltig in den Zeiten der Noth geübt hat, aber ich bin nun einmal des Vorsatzes bey guter Freundschaft dem Ausgange der Dinge zuzusehen. Diese Tage mögen vielleicht entscheiden. Die Königin ist nach Memel, Du würdest hier deine wahre Freude gehabt haben, an Wasserfesten, mit ihr, kleine Soupers, wo alle Teufelskerl von sogenannten Staatsmännern, ich habe es nicht ohne Rührung und Lust mitgemacht, zu weilen auch mit Langeweile, wenn dein Busenfreund Jackson mit seiner monotonen Engländerschaar uns heimsuchte, einmal war der Lümmel komplet besoffen. Oranien hat sich nach dir erkundigt, wenn du dich nach ihm erkundigst, so erhältst du zur Antwort; er ist ein Vogel und thut wie ein Vogel. Princeß Solms geht in wenigen Tagen nach Töplitz mit ihr der Prinz, der da säuft weil er krank ist, und krank ist, weil er säuft, da kann ihm kein Mensch helfen. Möllendorf wird dir die Mebus gern überlassen, er spielt der Gräfin Truchseß jezt auf der Violine vor, aber in Ehren, es ist ein sehr gutes braves Kind, das uns in mancher Morgenstunde recht angenehm vorgesungen hat. Der Himmel beschütze sie vor Nothzucht und ähnlichen Kriegsgebräuchen. Hast du dich nicht bey den Tiefenbachern enrollieren lassen in Berlin? Ich wohne jezt mit einem guten Freunde aus Gibeon zusammen, der die ganze Belagerung von Danzig mitgemacht hat, die über aus ruhmvoll für Kalkreuth und die Garnison, höchst schimpflich für unsre Regierung ist. – Halt dich gesund, ich bin recht wohl, bey Dieckmann, der hier Regierungssekretär ist, habe ich Gevatter gestanden, er ist nicht gewachsen. – Ich schliesse mit Grüssen für alle Bekannte, an Redtel, Pistor, Raumer, Schulz; und schliesse dich in meine Arme. Achim Arnim
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch
Die Umstände haben sich mit solcher Gewalt geändert, daß die Wege uns jezt verschlossen sind, die offen waren und umgekehrt. Es ist ge31
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schehen, was ich seit Monaten erwartete. Nachdem Bennigsen Danzig hatte fallen lassen, war er unfähig der ganzen gegen ihn gerichteten Macht zu wider∧stehen. Die Schlacht bey Heilsberg war zweifelhaft, aber sehr blutig, die Französische Armee turnirte ihn den andern Tag. Lestoq wurde so getrennt und muste sich in Eilmärschen nach Königsberg ziehen. Dicht vor der Stadt, ich sah einen Theil des Gefechts von den Wällen, wurde er von den Franzosen zugleicher Zeit zu∧rück∧gedrängt, als auch Bennigsen drey Meilen von hier bey Friedland geschlagen wurde. Nachdem das Lestoqsche Corps in die Stadt gedrängt, machten die Franzosen zwey Stürme aus einer Vorstadt auf die Stadt und suchten zwey Brücken zu schlagen, das wurde aber verhindert, die Mühlen vor der Stadt und die Vorstadt wurde abgebrannt; noch denselben Nachmittag fielen drey Bomben in die Stadt, einige Platzen vor meinen Augen in der Luft, Häuser wurden beschädigt, aber die Hoffnung des Entsatzes erregt. Es war ein wunder∧barer Anblick, aus einem Garten konnte ich jeden Schuß der Tiralleurs sehen, die Kanonen Kugeln pfiffen immer über die weite grüne Wiesen und vor von brannten die grossen Mühlen Holzlager, Torfscheunen. Den andern Tag kam die Nachricht von der Schlacht bey Friedland an Lestoq und Rüchel, wir wusten nichts davon, waren aber verwundert den Tag über wenig schiessen zu hören. Rüchel ließ noch sengen und brennen in seiner Wuth, dann ritt er allein davon, wie das Unglück, er war schon lange völlig verrückt und hat sehr viel Schuld an das Unglück von Danzig und Königsberg. Lestoq hatte unterdessen eine Uebereinkunft mit dem Marschall Soult verabredet, die Truppen zogen in der Nacht fort, am Morgen um 3 Uhr hörten wir die französischen Trommeln, die Stadt wurde mit Ordnung besetzt. Warum ich hier geblieben bin, während sich fast alles geflüchtet, will ich dir kurz daraus erklären: Weil ich hiemit alles für aus halte, es war die Entscheidung und ich wollte da Preussen’s Schicksal abwarten, wo es angefangen, etwas zu thun dabey war unmöglich; ich war meinen hiesigen Freunden, Trost und Beystand und nicht ohne Genuß mitten im Schrecken. Wenige Tage werden Jahrhunderte bestimmen, darum schreibe ich dir bald wieder. den 17 Juny Geld! Geld!
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An Bettina Brentano nach Frankfurt Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch
Königsberg d* 17ten Juny 1807. Adresse. Abzugeben bey Herrn Commerzienrath Schwink. Die Fluth ist über unsre Köpfe hingezogen, wir leben noch und sind zu dem Welttheil hingeworfen, der mir noch werth ist, weil er Sie, meine Verehrte und Clemens und vielleicht noch einige liebe Wesen enthält; der Weg ist offen, schreiben Sie, ich bitte, ich flehe und wenn Sie mich auch ganz vergessen hätten, was ich nicht glauben kann und mag, geben Sie einige Worte Almosen einem un∧bekannten Bettler, wer will fragen, wer er ist der seine Noth sieht, ich komme oft zu dem schrecklichen Glauben, daß ich mich allein an die Menschen hänge und allein Mensch bin unter seligen Wesen, die meiner sterblichen Zuneigung lächeln; Sie thun doch nicht so, ich weiß es, Sie werden vielfach zerstreut gewesen seyn, Sie leben in so glücklicher Gegend, nur ein Wort daher in diese verwüstete, ausgehungerte, abgebrannte Welt. Ich hatte mir hier thörig einen Garten gebaut und schöne Blumen gepflanzt, auch Ihnen ein Andenken von weissen Lilien und Feuerlilien, aber ich bin mit allen Bewohnern hineingeflüchtet in die Stadt; es wurde nichts gefunden als eine Kluke mit zwölf Küchlein, die schlugen sie todt gegen die Wand, die Kluke verwilderte und keiner weiß, wo sie geblieben. So sieht es hier aus, die Erndte ist als Pferdefutter zerstört, viel aus Muthwillen, und wo vor ein Paar Wochen auf dem Schloßteiche noch die Königin mit Gesang umherfuhr, den hat jezt die Hitze mit grünem Schlam überzogen. Sie werden die Geschichte dieser Tage in allen Zeitungen lesen, die Russen, auf die der König blindes Zutrauen setzte, rannten blind in ihren Untergang, es war hier keiner, der nicht alles Geschehn voraussagte, nur sie wollten nicht daran glauben, von obenher war kein schneller Entschluß zum Frieden da und kein Sinn das Kommando der Armee zu ändern. Die Schlacht von Friedland war gleichzeitig während unsre Stadt bestürmt und beschossen wurde, der Sturm wurde abgeschlagen, einen Tag nachher ging die Stadt durch Uebereinkunft über, d* 16, den ich auf sonderbare Art seit vielen Jahren als eine Zahl im Gedächtniß trage, die mir lieber als jede andre einfällt, sah ich Morgens um drey Uhr den Einmarsch der Franzosen. Wie lange ist es her, daß ich ihn aus dem Englischen 33
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Hause sah und herunter lief und über die Ketten am Markte fiel und mir die Beine zerschellte! Lauter schmerzliche Erinnerungen und doch ertrüg ich sie willig, hätte ich Nachricht von Ihnen; mit welcher Wehmuth sehe ich jedes Blat von Ihrer Hand, Ihre Ahndungen sind erfüllt; schon sah ich die brennenden Vorstädte von Troja , die Bomben fielen in die Stadt und die Stürmenden wurden nur mit Mühe zurückgedrängt. Da entzweite sich General Rüchel, der Gouverneur, der diese unbefestigte Stadt durchaus vertheidigen und allmälig abbrennen wollte mit dem General Lestoq, der den Rest der Armee in der Stadt befehligte, er ritt allein in Wuth fort, es geschah ein ruhiger Abzug und die öde Burg von Troja blieb stehen, die Franzosen zogen ruhig gegen 7 Uhr vor der Statue Friedrichs des ersten vorbey und die stand fest und ruhig, als wenn ihr das nichts anginge, vielleicht hatte sie recht und wir leicht beweglichen Menschen hatten vielleicht un∧recht, etwas zu fürchten, was lange schon vorüber war, den Untergang unsres Staats. Was mich hier festgehalten hat, ich kann es Ihnen wohl gestehen, was ich mir selbst verschweigen möchte, Sie sind mein guter Engel, den ich am liebsten zum Richter über mich setze, nichts Grosses, nicht der Gedanke hier aus zu dulden, wo der Preussische Name entstanden; ich habe wohl von so etwas mir vorgesprochen, als alle meine Bekannten zur Flucht riethen; es war eigentlich blosse Besorgniß um ein Mädchen, die auch davon nichts weiß, die auch nicht weiß wie gut ich ihr bin, die auch nicht ahndet, wo sie mir wohl oder wehe thut (die Ihnen recht ähnlich sieht); von der ich mich jeden Morgen solange ich mit mir allein bin losschwatze und es doch nicht lassen kann zu ihr zu gehen. Ich habe in meinem vorigen Briefe ihren Namen genannt, zu∧weilen meine ich wohl, sie ist mir gut, aber meist ist sie gleichgültig und manche Nacht verschlich in bittrer Verzweiflung an der Welt; daß ich nicht liebenswürdiger geschaffen. Diese Verzweiflung mag ihr Gutes haben, ich fühle mich wenigstens schuldlos, sie lehrte mich manchen Schmerz ertragen, sie hat keine meiner Thätigkeiten verschlungen und ich schliesse mit der Ueberzeugung, daß ich nicht helfen konnte, sondern daß das Schicksal grösser dachte als ich. Schreiben Sie meine Gütigste, Verehrte, herzlichen Gruß allen in Ihrem Hause, warum muß ich so fern seyn und nicht fortkönnen. A. A.
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A Mademoiselle Bettine Brentano a` Goldner Kopf, Sandgasse Francfort s/M bey H. Franz Brentano. Zur reitenden Post. frey
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547.E An Bettina Brentano nach Frankfurt Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch
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An B. B. Königsb. d* 17 Juny. Die Fluth ist über unsre Köpfe hingezogen, wir leben noch und sind zu dem Welttheile hingeworfen, der mir noch werth ist, weil er Sie, meine Verehrte enthält Schreiben Sie, auch wenn sie mich vergessen haben, geben Sie einige Worte Almosen mir armem Bettler im Worte, wer die Noth sieht, wer möchte fragen, wer er sey. Ich komme wohl zu dem Gedanken, daß ich mich allein an die Menschen hänge und allein Mensch bin unter seligen Wesen, die meiner sterblichen Zuneigung lächeln. Ich hatte mir thörig einen Garten gebaut und schöne Blumen gepflanzt auch zu ihrem Andenken Lilien, jezt stehen alle Gärten öde. Einer Glucke die da gebrütet schlugen sie die Jungen todt, sie verwilderte und keiner weiß, wo sie geblieben. Die Erndte ist in voraus zerstört und wo die Königin auf dem Schloßteiche singend fuhr, da liegt jezt dicker grüner Schlamm. Bey uns war zwar die Kenntniß des nahen Unglücks, aber keiner an der Spitze der es änderte durch Frieden oder anderes Komando. Den 16ten trage ich als merkwürdig lange schon im Gedächtniß. Morgens am 16ten zogen die Franzosen vor der Statue des Stifters unsres Staates ruhig vorüber, sie stand fest, als wenn es ihr nicht anginge. Vielleicht hat sie recht und wir leicht beweglichen Menschen hatten Unrecht, etwas zu fürchten, was lange vorüber war, unser Daseyn, wie es in früherer Zeit bestehen konnte Wie lang ist es her als ich den Einmarsch in Frankfurt sah und über die Ketten fiel. Ihre Ahndungen sind erfüllt. Schon seh ich die brennenden Vorstädte von Troja, der Sturm wurde mühsam abgeschlagen. Lestoq ret35
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tetete die Burg und wir wurden nicht unter den Trümmern begraben. Warum ich gegen allen Rath geblieben, das gestehe ich Ihnen mein guter richtender Engel, nichts Grosses, nicht der Gedanke, hier auszudulden, wo der Preussische Name entstanden, ich habe es mir wohl vorgesprochen, aber eigentlich war es aus Besorgniß um ein Mädchen, die auch nichts davon weiß, die nicht ahndet, wo sie mir wohl oder wehe thut, von der ich so lange ich Morgens mit mir allein bin, mich losschwatze, und es doch nicht lassen kann zu ihr zu gehen. Manche Nacht verschlich in bittrer Verzweiflung an der Welt, daß ich nicht liebenswürdiger geschaffen, zu weilen meine ich dann wohl, daß sie mir gut, dann fühle ich wieder, wie ich ihr gleichgültig, diese Verzweiflung wehrte jener über die Zeit und Trojas Fall, ich bin unschuldig, ich habe die innere Ueberzeugung, daß ich nicht helfen konnte, sondern daß das Schicksal grösser dachte als ich.
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*548. An Johanna Reichardt in Giebichenstein Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch Von Louise Reichardt, 28. Juli 1807: sehr dankbar für die Nachricht von unsrem lieben Entfernten Ç...È Ihre tröstenden Zeilen (Nr. 558,3–6).
548.E An Johanna Reichardt in Giebichenstein Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch 6r
an Jo Rt. Königsberg d* 17 Juny Zwey Schlachten haben daß Schloß versprengt, was uns hier gefangen hielt. An jeden Briefwechsel gehe ich mit Noth∧wendigkeit um keine Entschuldigungen schreiben zu müssen, ich glaube Ihnen aber gute Nachrichten schuldig. Es war kein guter Tag, wo ich nicht an Sie dachte, ich hatte ein Modell meines Sitzes gemacht. Hätte ich nur ein Tonmodell, denn die Frauen sind hier eigensinnig und singen nicht wenn es gewünscht wird, oder was gewünscht wird. Der allgemeinen Verkehrtheit konnte kein Gott steuern Ich will nicht ihre Ruhe verzaubern mit Schreckensträumen zu denen wir uns schlafen legen, bei uns schlafen die Schildwachen immer ruhig. Ich bin darum nicht trau36
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rig, ich fühle eine erheiternde Wirkung trauriger Menschen auf mich und kann ich es dahin bringen, daß diese tragische Gesichtsmasken ihre Lippen nicht mehr halten können, weil sie sich schämen ins Komische überzugehen so meine ich eine gute That in meiner Art gethan zu haben.
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*549. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 26. Juni 1807, Freitag Von Caroline von Labes, 15. September 1807: (Nr. 569,8).
der Letzte der 8 Briefe war
vom 26t Junii
550.E An Hans von Schlitz in Karstorf Königsberg, 28. Juni 1807, Sonntag
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An Slz Königsberg d* 28 Juny Die Kammern haben müssen ausziehen, es ist ein Flötzgebirge von Akten untergegangen, daß Menschenverstand künftig auf der gebildeten Gartenerde grüne. So muß ich alles Merkwürdige erleben und überleben, im folgenden Jahre sprechen wir vielleicht darüber, wie ich dich jezt an die Hahnsche Komödie erinnere, es war doch immer sehr sonderbar, daß da immer ein Bein fehlte an den Sitzen in der fürstlichen Loge. Was macht dein Weinkeller? Es ist doch gut daß der Brunnen im vorigen Jahre gereinigt wurde, das macht klare Augen. Doch wozu die, da du noch nichts von deinem Hause sehen kannst, doch wächst und blüht alles fort wie im vorigen Jahre, möchtest du mit ewiger Ruhe vom Buchenberge sehen und mit grösserer Freude, denn deine Bäume sind um ein Jahr grösser und schöner und dazwischen gehen schöne Weiber, die werden recht gut, wenn die Männer recht schlecht werden und erhalten gleichsam den höheren Sinn der Menschheit. Doch konnten auch Männer nicht helfen, es muste anders werden, denn man konnte sich für das alte Wesen nicht mehr interessieren jezt hat man doch etwas zu grüssen, das Neue, und etwas zu sagen, das Eigene. 37
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551.E An Louise von Schlitz in Regensburg Königsberg, 29. Juni 1807, Montag 5r
An die Tante. Kg. d* 29. Juny Gottlob, daß es aus und daß wir uns schlafen legen können, wäre nur erst alles Geld fort und nichts zu leben, so hätten wir alle Ruhe. Wegen meines Stillschweigens werden sie sich nicht wundern, vielmehr, daß ich noch reden kann und ich kann noch lachen. Es ist wirklich nicht viel verloren, es kann alles nicht viel schlechter werden, als es war, die Schreckenszeit verging oft sehr schön bis auf den bittern Nachgeschmack. Jean Paul hat Recht, daß er keine Zeit sich einen langen Zopf zu drehen, auch die Truppen haben abgeschnittenes Haar, auch zu langen Briefen fehlt jezt die Zeit. In meinem Gärtchen wächst mehr Unkraut als Kraut, so sehr ich dagegen fechte, es ist nicht dabey zu helfen und das ist der Trost der Gutwilligen. In Danzig fand ich einen närrischen Thürmer, der seine beyden Perücken nach der Gestalt der Wolken friesirte, und darum immer in der Nachtmütze ging, den Sternen ist es auch wohl einerley, ob er sie in der Perücke oder in der Nachtmütze ansieht, die sind zu vornehm, um es übel zu nehmen, ich bleib auch gern in der Nachtjacke lieber als in der Narrenjacke unsern Soldaten rock und freue mich herzlich über die Wölkchen, welche die platzenden Granaten machen. Man erzählt mir nur von Dingen, die mich nicht interessiren, von Geldsachen, nie von Ihnen, und ich muß meist immer viel sehen, was ich nicht sehen mag, wie viel versehen worden.
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An Clemens Brentano nach Heidelberg Königsberg, 5. Juli 1807, Sonntag mit Beilage vom Mai 1807
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Königsberg d* 5 July 1807 Adresse: Abzugeben bey H. Commerzienrath Schwink Und wären wir so arm wie die Goldwäscher am Rhein, es würde mir doch kein Sonntag seyn, wo ich nicht soviel erübrigt, meinen Brief nach Duderstadt frey machen zu können, ich wollte nur daß ich mich auch dahin frey machen könnte. Wie freut es mich deine Briefe we38
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nigstens bey mir zu haben und Betinens ich mache mir damit manches stille Fest, sie Nachts zu lesen, es ist mir dann, als wäret ihr eingeschlafen und ich dächte nach, was ihr mir am Tage gesagt. Ich habe dir einmal geschrieben, gleich nach der Besetzung von Königsberg durch Franzosen; wir erwarten in diesen Tagen die Bekanntmachung des Friedens, ich erwarte ängstlicher einen Brief von Dir, wie es euch allen ergangen; mir war es ängstlich, daß ich von Dir und Deiner Frau nichts im Oster Meßkatalog fand, der uns wie ein Glas aus dem Hamburger Rathsweinfasse reitzte, ohne uns mehr als diesen Reitz zu geben, wie begierig machen mich Göthes neue Arbeiten. Ich muß und will fort, es koste mir was es wolle, ich bin es müde kalten Marmor zu erwärmen, oder viel mehr durch meine anhängliche, zudringliche, fremdartige Nähe ein lebenslustiges Wesen zu erstarren, was mir lieb an ihr ist, der gute Geist den ich unter der Flamme ihrer Stirn suchte und beschwor, ist mir nicht erschienen, ich konnte ihn nicht beschwören, und das Feuer meiner Wünsche drängt sich in mir schmerzlich zusammen, ich war so oft in dieser Zeit getäuscht, durch mich selbst, ich glaubte so oft eine feste Bestimmung zu sehen und ich fühle endlich nur das eine, daß sie mich durch ein reiches belehrendes schreckliches Schlachtfeld von Gefühle führte, um vielleicht künftig in der Ruhe andern beyzustehen wie ein geprüfter Dornstock, je mehr Knoten daran je fester und ich habe doch noch die Meinung, daß er recht schön blühen wird, wenigstens wird er bey dir grünen. Die ganze Maskerade würde dir vielleicht Vergnügen machen, wie in der Mahlerey war immer der tiefste Schatten neben dem hellsten Licht, aber ich kann das alles nicht erzählen, ohne daß mich mein frommer Leichtsinn rührt und ich mag und will nicht gerührt seyn, ich will lachen und nicht viel schreiben. In einem Journale Vesta, was hier von den hiesigen Schlegeln herausgegeben wird, habe ich ein Paar Worte über Frau von Krüdener gesagt, sie war hier für unzählige Nothleidende der barmherzige Samariter; von Fichte ist ein Aufsatz über Machiavell und Probe einer Uebersetzung des Dante, ich will es Dir bey Gelegenheit senden, der politische Strudel hatte mich wohl ergriffen, weil er sich aber im Sande verlaufen, so bin ich auch wieder auf dem Trocknen und erquike mich an den getrockneten Früchten der Gelahrtheit, ein∧liegendes Blat schrieb ich einmal um dich mit denen Volks∧mährchen bekannt zu machen, deren Verfasser ich ein ewiges Denkmahl stiften zu können wünschte, doch liegt mir noch Winkelmanns Andenken auf dem Herzen, ich kaufte sein Vergißmeinnicht, 39
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als ich im Herbste durch das verödete, flüchtende Braunschweig zog, Heyer war damals mit dem Herzog fort; wunderschön sind die Traum∧bilder S 34, wo der Freund schwört: Zu stehn dem Leben, still in schlechter Zeit, auch unter Knechten werth zu seyn der Freiheit, dann S 33 die Grabschrift der Fantasie S 83 der Zweifel. Sammle doch fleissig von ihm und über ihn und an ihn, besonders die Briefe von Savigny die ich ihm im Herbste nach Marburg überschickte. Ich hoffe noch viel mit Dir im Herbste zu arbeiten, ich fühle zwar, daß ich viel Zeit verloren, aber es muste soseyn, dafür beschränkt mein Land mich auch nicht mehr, ich fühle mich ohne Rock leichter. Wir haben noch keine reife Erdbeeren hier! – Und keinen Clemens! – Und keine Sophie! Dein A. A. Des Herrn Clemens Brentano zu Heidelberg frey Duderstadt ÇIIÈ
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Geschrieben im May. – Zu der grossen Mannigfaltigkeit, worin ich gelebt habe gehört auch das Gelesene, ich bewohne jezt das Quartier eines Schulfreundes von Tieck und seine ganze ansehnliche Buchersamlung ist mein und ich habe sehr liebe Bekantschaften gemacht. Graf Benzel Sternberg ist dir jezt nahe, da er in Badische Dienste getreten, sieh einmal das silberne Kalb an, Heyse besitzt es, bey vieler Redseligkeit, und Paulischer Gelehrsamkeitskoketterie wird dich doch manche Eigenthümlichkeit überaschen, es ist ein Stück aus dem südlichen Deutschlande darin, was noch keinen Mahler gefunden. Meine Wonne in kummervollen Nächten waren die 4 Bände neuen Volksmährchen der Deutschen Leipzig, Weygand 1791, ein Talent, ein Reichthum von Erfindung, ein Kindergefühl wie im Rübezahl im Hirten, in der Ottilie ein Ernst des schrecklichen Lebens wie im Otbert, ein Heiligenkampf wie im Julian, ein Familien Sinn wie im stillen Volke, die Macht der Kindheit gegen den Teufel im St Georg, Mythen wie die Fischer, besonders die Geschichte vom Mahler must du nie gefunden haben, und das Buch ist vergessen, was soll da aus werden! Hippels Leben aus Schlichtegrols Nekrolog soweit es von ihm selbst, mag mir unter den sichtbaren 40
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Denkmahlen seines Lebens, den öffentlichen Gängen, in seinem Garten, bey seinen Freunden, die ihn alle mißverstanden und sich noch etwas darauf zugute thun ihn mißverstanden zu haben, merkwürdiger als dir seyn gefallen wird dir vieles gewiß z. B. seine Mutter, sein Aufenthalt in Petersburg, sieh es an, ich mache mich jezt mit seinen Schriften den Lebensläufen in aufsteigender Linie bekannt; sein Buch uber die Ehe er ist vielleicht die höchste Thätigkeit, die höchste Absichtlichkeit bey der lebendigsten Freyheit gewesen, die existirt hat. Mit Klinger mache ich mich jezt bekannt, sein Buch der Weltmann und der Dichter eine Art von Spaltung um an dem Bruch das abgeriebene Menschleinmineral zu kennen berührte mich fast wie ich jezt lebe, zwischen zwey verschiednen Sphären, in meiner Laube und Hofe, ich schreite jezt zur Geschichte eines Deutschen neuester Zeit . Den Roman comique danke ich deinem Lobe, es thut mir unendlich leid, daß Göthe ihn nicht mit Auslassung der meist sehr schlecht erzählten Novellen, in seinen Meister als eine Abendlectüre der Schauspieler übersetzt hat, die Eigenthümlichkeit des Meister würde daran noch hervor∧stechender seyn. Was können die Leute darin für Prügel aushalten! Himmlische Karactere la Rancune, Ragotin, Rapiniere u allefalls Laukhardts Leben habe ich als Seitenstück gelesen. Daneben zur Abwechselung »Die Statuten des Deutschen Ordens, herausgegeben von Hennig Königsberg 1806. Bülows Feldzug von 1805. sein Kriegslehrbuch, zum Schlusse Hamanns Schriften, von denen ich mir eine kleine Sammlung gemacht, sie müsten Daub unendlich viel Freude machen, vielleicht hat sie Jung, ich empfehle dir in den Kreutzzügen eines Philologen die aesthetica in nuce, seine hierophantischen Briefe, neue Apologie des Buchstaben h., Fragmente einer apokryphischen Sibylle über apokalyptische Mysterien. Man bat mich hier, sie heraus zu geben, es fehlt mir aber dazu an Gelehrsamkeit, die Gedanken unterstände ich mich wohl zu erleichtern und zu verdünnen zum täglichen Gebrauche. Ueber die Ninon Lenclos bin ich ganz deiner Meinung, sie hat mir beynahe Uebelkeit gemacht. Heinses Laidion und Fiormona hat mir nicht so gefallen wie sein Petron Die Fiammetta ist meisterlich von deiner Frau übersetzt, ich bin oft gemeint gewesen, Italiänisch zu lesen. Werners Söhne des Thales haben mich mit ihm versöhnt, durch seinen Doktor Luther hatte er es verdorben, mir schien es beym Lesen, als hätte ich zuweilen dÇaraÈn mitgearbeitet und wäre, ohne es zu wissen, in einem geheimen Bunde. – Welch ein schales Buch sind die berühmten physiognomischen Reisen, von Mu41
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säus, man sieht recht wie erbärmlich der Donquichote sonst mißverstanden wurde als eine Satyre gegen Rittergedichte, denn dies ist wiederum nur ein umgewandter Donquichote der Art gegen das Ritterthum des Gefühls, was sich zur Lavaterschen Zeit zuerst verkündete. Himmlische Freuden würden dir die Amans du fauxbourg SaintMarceau IV T. Paris 1801 machen, ein französischer Schelmufsky. Ist dir je der Acheron und Antiacheron vorgekommen, mit dem letzteren gehe ich um, ein lieber siebzigjähriger Alter, der seinen Witz dazu braucht, sich die Welt zu verdrehen, und versichert, man weine nur um andre, weil man an seinen eignen Tod denke, es ist der Kriegsrath Scheffner.
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Kg 5 July. Und war ich so arm, wie die Goldwäscher am Rhein, es würde mir doch kein Sonntag seyn, wo ich nicht soviel erübrigt, meinen Brief frey zu machen, ich wollte nur, daß ich mich auch so frey machen könnte. Mit deinen alten Briefen mache ich mir oft ein neues Fest, des Nachts, es kommt mir dann vor, als schliefst du schon und ich dächte nur, was du mir den Tag gesagt. Ich muß und will fort, es koste mir, was es wolle, ich bin es müde kalten Marmor zu erwärmen oder vielmehr ein lebens∧lustiges Wesen durch meine zudringliche fremdartige Nähe zu erstarren, was mir lieb darin, der gute Geist den ich unter der Flamme ihrer Stirn suchte und beschwor, ist mir nicht erschienen, ich konnte ihn nicht beschwören und das Feuer meiner Wünsche drängt sich in mir verzehrend zusammen ich habe mich so oft getäuscht mit Wegen des Schicksals, die ich zu ahnden glaubte, meine Bestimmung ist wohl, daß ich durch ein belehrendes Schlachtfeld von Gefühlen geführt wurde um andern den Weg zu erleichtern wie ein Dornstock, vielleicht blüht der Dorn, bey dir wird er wenigstens grünen Wie in der Mahlerey wo immer der tiefste Schatten neben dem hellsten Lichte und das ist nur gewesen um jezt darüber zu schreiben, der politische Strudel ist verlaufen, im Sande, ich sitze auf dem Trocknen, ich fühle mich ohne Rock leichter, ich bin nun ohne Vaterland. Wir haben noch keine Erdbeeren hier. ich gehe zu dir Zu der Mannigfaltigkeit gehört auch 42
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Vmtl. zwischen 10. Juli und Ende August 1807
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das Gelese. Das silberne Kalb hat ein Stück aus den höheren Ständen im südlichen Deutschlande, was noch keinen Mahler gefunden. Die neuen Volksmährchen haben ein Kindergefühl im Hirten in der Ottilie, ein Ernst des Schrecklichen Lebens im Ottbert, ein Heiligenkampf wie im Julian, einen Familiensinn im stillen Volke. Die Macht der Kindheit gegen Teufeley im Georg, eine Mythe wie die vom Mahler des Teufels. Hippel ist die höchste Absichtlichkeit bey der grösten Freyheit des Witzes die je existirt, seine Freunde thun sich darauf zu gut ihn mißverstanden zu haben Physiognomsche Reisen vom Donchichotte gegen das Ritterthum des Gefühls, so ist sonst der Donchichotte mißverstanden worden
*553. An Andreas Christian Friedrich Wilke in Berlin Königsberg, vmtl. zwischen 10. Juli und Ende August 1807
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Arnim an Carl Otto von Arnim, 10. September 1807 (Briefteil): Wilke hat mich wunderlich behandelt. Da du schriebst, es würde auf jeden Fall zur Berichtigung meiner Anweisungen Rath zu schaffen seyn, so ließ ich mir hier durch den Commerzienrath Schwink 300 rth gegen Anweisung auf Wilke auszahlen. Meine Anweisung kommt zurück mit einer Beyfügung, daß seit Trinitatis keine Pachten eingegangen. Wäre Schwink nicht mein guter Freund, so hätte mich dies in einen bürgerlichen Arrest bringen können, auf jeden Fall hat er aber meine Ehre auf eine sehr leichtsinnige Art ausgesetzt, er konnte doch wohl einsehen, was ich ihm schon geschrieben, daß selbst jüdische Procente mir nicht so unangenehm hätten seyn können. (Nr. 562,74–83.)
*554. Von Andreas Christian Friedrich Wilke nach Königsberg Berlin, vmtl. zwischen 10. Juli und Ende August 1807 Vgl. Nr. *553.
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*555. An Friedrich Ludwig August Wißmann in Kopenhagen Königsberg, vmtl. zweites oder letztes Drittel Juli 1807
Für Ihre Nachrichten über mein Hauswesen, danke ich Ihnen recht sehr Ç...È Ich hatte schon darauf gehofft, daß sich Einer erbarmen und mir sagen würde, was aus meinen Habseligkeiten geworden sei, und nun bin ich getrößtet, da es später bis zum Abmarsch der Franzosen am 26ten doch nicht schlimmer geworden sein wird. Seit dieser Zeit habe ich aber keine, auch nicht von Schwink Nachricht. (Nr. 561,2–8.) Von Friedrich Ludwig August Wißmann, 10. August 1807:
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Von Bettina Brentano nach Königsberg Kassel, 13. Juli 1807, Montag
Den 13 ten Juli O Arnim! Wenn sie Wüßten wie Viel Liebe auch für Sie in mein ganzes Leben eingewebt ist, Alle Rosen die der Frühling noch übrig gelassen hat, die hier an meinem Fenster her auf blühen und verblühen ich möchte sie loßreisen und Sie mit Ihrer Wehmuth drin begraben ich mögte! – O was thät ich nicht um Euch Still zu machen im Gemüth wie ein Gebeth das man mit Vertrauen gen Himmel sendet. In Berlin war ich vor 8 Wochen – An Ihrer Wohnung vorbei getrippelt ....–.... In Weimar ward mir ein einziger Wunsch erfüllt, die 4 Stunde die ich dort zubrachte Schaute ich in Göthes Antliz, der mich wieder so freundlich Ansah, so freundlich! Kein Wesen in der Ganzen Natur war mir so angemessen, gab so, was ich begehrte, als eben das seinige. Es war nicht aus Zerstreuung daß ich nicht Schrieb, meine Gedanken waren so schwehr, das Papier schien mir nicht stark genug dazu – , und auch jezt! ich konnte noch nie Ihnen so recht mit Vertrauen Sagen – Aber bald wirds besser gehen! wenn wir uns wieder sehen, nicht wahr? wie ist das, Arnim! Sie haben das Mädgen so lieb, diese weiß es nicht, und ist auch nicht wie Sie? – Das schadet nichts war mirs doch auch so mit Ihnen, und mit Allem was ich begehrte, in meinem Leben, die Natur war immer zu kräftig. ist es doch dem wohl Auch so der die Berge gethürmt hat und den Wasser strom in heiliges Leben stets 44
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bewegt. Der ewig spricht wenn alles schweigt, wenn er in seiner Erschaffung sich erfreut, und will den Danck dafür in einem Herzen erndten, ich glaub es würde sich auch noch sträuben. O Gott, wenn einer säh wie Erd und Himmel in einander schmolz bei Nacht. Ich lese Ihren Brief immer wieder und immer, er macht mich traurig ich werd nicht eher ruhig sein biß daß ich weiß daß Sie dies Blatt erhalten haben, und auch überzeugt sind daß mir Ihre Freundschaft immer und ewig ein Kleinod ist. – Ich wollt wir könnten uns bald sehen, ich habe mich verändert seit sie weg sind, äuserlich auch! Die Haare Trage ich seit dem Kriegssturm all nach einer Seite hin gelockt, da wo ich mir dachte daß Preußen müßte liegen, das war doch Euch zu Ehren – Mein guter, guter Arnim, – wo ich bin das wissen Sie noch nicht; in Hessen Cassel, schon ein ganz halb Jahr, in einem herrlich blühenden Garten, mahle oder besser schmiere in Oel. Doch geh ich in einer halben Stunde nach Frankfurt wo Clemens ist der eben von einer Reiße nach Holand zurück kömmt die er mit George gemacht hat, er schmachtet nach Ihnen als nach seinem einzigen Gut in dieser Welt. Mit Goethe sprach ich viel von Ihnen er hat sie lieb er kann es sehr gut begreifen daß ich Sie auch lieb habe. ich wundre mich daß ich so ruhig war bei ihm, bei ihm allein, daß ich auf seiner Schulter lag; und beinah schlief, so still war die Welt um mich her, und er ließ sichs Gefallen und war auch still, und war so ehrend in dem wenigen was er zu mir sprach. ich trag einen Ring von ihm am Mittelfinger der rechten Hand, es ist eine kleine Figur in einen blauen Stein geschnitten die ihre Haare löst, oder bindet – so ist es mit der Freiheit des Menschlichen Herzens auch, man weiß nicht recht ob man löst oder bindet., aber so soll es bei mir sein, gebunden, fest, als ob es nie wäre getrent gewesen soll mein leben sein an allem was ich liebe, und lose recht lose daß was ich liebe Guter Guter Arnim wenn Sie nur wüßten wie um Ihrer selbst willen ich Sie lieb habe. Bettine
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Von Clemens Brentano nach Königsberg Frankfurt, Mitte Juli 1807
Mein Arnim! Heute den Juli erhielt ich deinen Brief vom l7 Juni, ich habe Dir nun fünfmahl geschrieben, wie elend ich bin, und du weißt es nicht, ja Sophie, die mehr zu leben verdiente als ich, die die Sonne liebte und Gott, ist schon lange tod, Blumen und Graß wachsen über ihr und dem Kind welches getödet durch Sie Sie tödete, Blumen und Graß sind sehr traurig für mich, ach könnte ich nur noch traurig sein, blute aber kalt, und spiegle mich im Dolch und grinse und lächle. Sie war froh und gesund den 30 8ctober l806, wir waren auf dem Schloß, sie sah in die Sonne mit den Worten, ich will dir einen Jungen gebähren, wie die Sonne so feurig, er soll uns so lieb werden, wie Arnim wenn er im Kriege untergeht, aber die Sonne gieng unter, hinten im Schloßgarten wurden grade die schönen Linden durch Gatterer abgehauen, ach wenn nur die nicht umfällt, die wir aus unsrem Fenster sehn, sie eilte hin, sie bat, aber der Baum war schon entwurzelt, die Strikke zogen, er schlug vor ihren Füssen nieder, da faßten wir uns in den Arm und giengen sehr erschüttert und sehr liebend aber traurig nach Hauß. Zu Hauß war wunderlicher Besuch die alte Lassaulx aus Koblenz, die du kennst, und Görres mit seiner Frau, welche der Lassaulx Tochter, derselbe der mir einmal so wüthend ins Aug geschlagen, er war auf demselben Schiff bis nach Heidelberg gefahren, auf welchem wir einst mit Sophien gefahren, er war gekommen Philosophie in Heidelberg zu lesen, er bat mich herzlich wegen jener Geschichte um Verzeihung, wir liebten uns schnell, Sophie und seine Frau freuten sich herzlich auf einander. Sophie war hoch schwanger, sie fühlte Wehen, mit unendlicher Freude und Seelenruhe rief sie mich hinaus, ich trug die neue Wiege mit ihr in ihre Stube, da dachte ich, daß es die dritte neue Wiege war und weinte, aber Sophie war wie eine Heilige froh, sie neckte mich und wir rüsteten zusammen die Wiege und das Geräthe, ihre Stube hatten wir selbst noch deckorirt, ich hohlte noch dein Bild und eine Madonna die hängte ich hinein, es war Abends acht Uhr, nimm die Hulda und gehe mit Görres auf das Schiff, damit sie nicht jammert, wenn ich schreie, es wird bald vorüber sein, die Mutter Lassaulx blieb, ich gieng aufs Schiff, ich wartete, ich erzählte Görres, wie wir lagen auf jener Reise wie du unten lagst, wo Sophie lag, wo ich, wie ich auf jenem Schiff damals in der Nacht sehr traurig war, wie 46
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ich Sophien weckte und ihr sagte, sieh waß unser Arnim so hübsch und grad da auf dem Boden liegt, ach wenn er tod wäre, Sophie, wenn du und er tod wären! damals schliefst du und meine Trähnen fielen auf dein Antlitz, ich habe es dir nie gesagt, da gieng Sophie hinaus aufs Verdeck, ich war eingeschlafen in groser Trauer, da ich erwachte war sie nicht da, ich griff nach einer grünen seidnen Decke die sie bei sich hatte, die war leer, (sie ist auch unter ihr gestorben) ich drückte die Decke ans Herz mit dunkelm Schmerz, und gieng aufs Verdeck, da stand sie, der Reihn rauschte, die Sterne spielten, o ihr dunkeln Ufer, du bittrer Strom, lauter Dolche ihr Sterne, liebe Sophie, warum bist du allein heraus, sie war still, o antworte mir, ich bin entsezlich traurig, ich liebe dich entsezlich, Clemens du bist ein Dämon, freilich kein Damon sprach der gutherzige Teufel der Witz, der so mir meine Fremden unterhält im Leben, ich saß zu ihren Füßen und faßte sie mit beiden Armen und bat, sie möge ihre Fuß auf meine Brust stellen, ich entblöste meine Brust und sie that den Schuh nicht aus, sie wußte nicht, daß meine Brust blos war, ihre Seele gehörte der herrlichen Sternennacht an, das schmerzte mich, ich sagte, ist dirs wohl lieb Weib! sie sagte, unendlich, wenn du nur nicht so wunderlich wärst, du magst mir bang, lieb Kind! mir wäre sehr wohl, wenn ich nicht so mishandelt würde vom Geschick, ich kann die Natur nicht lieben, die mich nicht versteht, – ach Klemens ich wollte gern sterben, wenn du ruhig wärst, mache ich dich nicht glücklich, nie? nie? – ja du machst mich sehr unglücklich – aber wo durch? – daß du nicht weißt, daß mein Herz entblößt ist, und daß du den Schuh nicht auszogst, verzeih, daß ich es sage, sieh darüber könnte ich aus Trauer verzweifeln – du bist wahnsinnig – ich liebe dich nur – da zog sie den Schuh aus – ich war ergeben und fromm, – aber ich zog ihr den Strumpf von dem festen herrlichen Fuß, und er tratt mir fest aufs Herz, das schlagend zerbrechen wolte – o Sophie tritt fest aufs Herz, tritt auf die Fußspitze, hebe die Hände zu Gott und bete zu den Sternen, Gott wird mich stärken, daß ich solche Seeligkeit ertrage – du bist ein Dämon – und sie trat auf meine Brust und betete zu Gott – o zerbrich du feste Burg heiliger Liebe der Herr steht auf deiner Zinne sincke nieder in meine Brust, ich will nicht schreien süße Frau, brich Herz, so bin ich tod, Sophie wenn meine Brust zerbräche, deine Seele schwebt im Sternenhimmel, wie wär dir wenn deine Füße einsencken in mein armes Herz, o ehre mein Hauß, tritt über meine Schwelle Herr, mein liebendes Blut soll deine Füße erwärmen, Sophie, Sophie, wirf mich dann 47
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über Bord, denn du kannst nicht wurzeln in dieser Brust, sie gehört der Nacht an und du dem Licht – o Clemens, Clemens, du bist wunderlich, du bist ein Geist, kein Mensch – da sprang ich auf und küste sie heftig, und dankte ihr und war unaussprechlich glücklich und der göttliche Muthwill unterhielt wieder meine Fremden, aber unter ihren Fuß hatte ich mein Schnupftuch gelegt, daß sie ihn nicht verkälte. – Diese Dinge erzählte ich weinend dem ernsten lächelnden Mann, der ähnliches versteht, denn er ist ein göttlicher Mensch dieser Görres, über seiner Brust und seiner Stirn schlagen alle Wünschelruthen, und schwebt kein Irrlicht mehr, dann lief ich ans Land auf dem Verdeck pochte ich noch mit Tiecks Stock und rief, Görres, hier wars, und da ich nach Haus kam, hörte ich Sophien jammern, sie sagte lieber Klemens, rufe den Akkoucheur, ach Gott, ach Gott stärke mich, und ich rief ihr den Doctor Mai, und sie jammerte lang und ich hatte eine eiserne kalte Hand im Gehirne, die zerriß es, da kam um zwölf Uhr, die Mutter Lassaulx, und sagte, das Kind ist da, es ist ein Knabe, man sucht es zu beleben, ich sprach, wehe, ist es ein Mann, so ist es ein Sklave in dieser Zeit, aber sie kam wieder, und sagte es ist ein Mädchen, und ich sprach, wehe so muß es gebähren, lebt mein Weib, ich habe keine Freude an Kindern, sie sterben, – ihr Weib ist sehr schwach – da hörte ich Sophien schwer schwer Athmen, sie sagte lebt mein Kind, und starb, und die Erde starb, alles starb, und ich schrie Arnim, Arnim, und rang die Hände nach deinem Bild – und Schwarz und Zimmer und der Professor Fries trugen mich zu Görres auf das Schiff, und Görres drükte mich fest fest ans Herz und ich schrie immer Sophie, das ist dein Fuß, das Herz ist zerbrochen, fühlst du mein Blut, und also erfüllte ich den Fluß und die Ufer mit Geschrei und den andren Tag brachte mich Görres biß Darmstadt, ich bat man möge mir Betinen oder einen Bruder entgegen schicken, aber man schickte mir den Docktor Schloßer, den Bruder von dem Göttinger ein guter Kerl, aber ein Mensch, gegen den ich doch Mitleid empfände, wenn ich auch im Ersaufen begriffen wäre, und er machte ein Sonnett am Ufer. Daß er mich empfing war mir schrecklich und gesund, ich sah wieder, daß die Welt eine solche sei, und daß sich Freud wie Leid nicht gebühre, er guckte mich so ausnehmend erstaunt unter wegs an, wie ein alte Forelle Göthens Fischer der hinab sinckt – und so war ich zu Haus – Betine trauerte mit mir, aber sie konnte meine Verzweiflung nicht ertragen, und sagte mir einst ruhig; laß mich, laß mich, ich sterbe, ich kann kein Elend ertragen, ich liebe dich nicht, und also gieng ich 48
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zurück und saß ein halb Jahr noch auf meiner Stube auf dem selben Stuhl und weinte, Hulda nahm die Rudolphi in Pension, eine Magd hatte ich, ich kenne kein herrlicheres Wesen, das ein Weib ist, sie sorgte für mich mit un∧endlicher Milde und Güte, sie hat mir mit Görres das Leben erhalten, Wenn ich mein Brod in Thränen aß, wenn ich die Kummervollen Nächte weinend auf meinem Bette saß, wenn ich euch erkannte ihr himmlischen Mächte da hörte ich das Gotterfüllte Mädchen in ihrer Kammer laut vor ihrem Bette kniend, beten zu Gott für mein Weib, und mich und Hulda, tausendmahl rief Sie aus, o Herr, nimm mich von der Welt, thue deinen Zorn an mir erkühlen, und tröste meinen armen Herrn. Sie schmückte mir dein Bild mit Blumen, weil Sie wuste das Sophie das gethan, sie entwickelte ein heiliges inneres Leben – also habe ich gelebt mit gesenkten Augen nicht getrauend die Stelle zu verlassen, rings um alle Geliebten Gegenstände erinnernde Gespenster, in unaussprechlichem Jammer, ohne Gesellen ohne Geschwister, muste ich allein alles waß an unzählichen Briefschaften und Manuscripten und an tausend Flitter und Geräth aus freudigem leichtem und schwerem Leben der Geliebten übrig war ordnen, ach da lag ein Schatz des Jammers, und ein Abgrund bittern Zornes, und ein Gipfel armer Liebe giftig vor der Seele offen, wenige Briefe von Hauß, sehr erhabene göttlich treulose von Betinen voll tödendem Trost, dann muste ich alles Verkaufen und ein Inventarium schreiben, Huldas Vater schrieb ich zweimahl, daß ich Sie an Kindesstatt annehmen wollte, er antwortete nicht, sie ist noch bei Rudolphi, ich entschloß mich alle Bücher zu packen und waß ich von Sophien bewahrt und nach Ffrt zu gehen, ich that es wegen Betinen, ich schrieb ihr, sie erwartete mich, ich schlug zwei vortheilhafte Reisen nach Italien aus, weil ich nicht wußte wo du warst, und weil ich dachte, jezt sei es meine Pflicht, mich ganz an Bettinen anzuschließen, aber da ich ankam war sie mit Jordis dem Mann der Lulu, nach Cassel wo dieser sich niedergelaßen, ein kaufmännischer Rabe auf dem politischen Leichnam Hessen, ich wollte zu ihr nach Hessen, aber Georg gieng plötzlich nach Amsterdam und ich gieng mit und habe im Frühling Holland sehr lieb gewonnen in l4 Tagen, in der italienischen Oper sah ich die Grassini – blos als Zuschauerin, sie hatte bei einem Sturz mit der Kutsche in den Canal die Stimme verlohren – ich sah sie an lange an deinetwegen, das ist eine schöne göttliche wüste Welt, sie war von Stutzern umringt, und blaß, aber sie ist schön. – Indessen reiste Bettine Carriere in Geschäften mit Jordis durch Berlin, und Weimar 49
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dort war sie bei Göthe 3 Stunden und er steckte ihr einen Ring an den Finger und gedachte unsrer Mutter. – Jezt aber kömmt Betine hierher in einigen Tagen, auch weiß ich daß du lebst und mich noch liebst, aber ich höre im Moment jemand auf der Treppe; ich ergreife deinen Brief, sie tritt herein, wir reichen uns deine Briefe, sie hat auch einen, ich – muste sehr weinen Sie wieder zu sehen, am Finger die schöne Anticke von Göthen ein Weib das sich verschleiert, ich habe Sie unendlich lieb, aber über meinem Haubt steht das Leben wie ein unendliches Labirinth von Gewittern erbaut. Bettine ist ruhig wie ein Engel, sie ist geistreicher als je ein Mensch vielleicht gewesen, unergründlich genial unschuldig, ihr Gesang ist viel, viel mehr geworden, sie ist nicht mehr gespannt, sie ist ein Genius, der die Flügel öfnet und senkt o lernte sie bereits, nicht im Kasten mehr zu flattern und die schönen Farben zu verlieren. O hätte ich ewigen Frieden mit ihr, und erbaute mich! O Arnim, wie sehr liebt sie dich. Wir reden stündlich von dir, und du bist uns lieber als alle Menschen, denn du bist ein Spiegel der durchsichtig ist, ach wir wissen jeden goldnen Zug um deine Lippe. In diesem Krieg waren wir stets bange, um dich nur, Arnim es liebt dich niemand so wie wir, wir wollen auch noch einmahl stets zusammen sein, aber wie, wie, es ist unser fester Entschluß, du mußt mit nach Rom, mit ins Grab, mit in den Himmel. O Mein Arnim, ich rufe in Thränenstürmen schwehr, wenn kann ich dich sehen, wie, wirst du lange noch in Königsberg sein, die arme Auguste will dich nicht lieben, ach da thut sie wohl daran, du mußt sie erst lieben, wenn ich sie liebe. – Zimmer hat mir gestern geschrieben, daß er heurathet, die Tochter eines Predigers Bender von Rohrbach – ich habe eine der schönsten Seelen in ihm kennen gelernt, er sehnt sich sehr nach dem zweiten Band des Wunderhorns, ich habe Lieder in die tausende. Görres hat ein herrliches Buch über die Volksbücher geschrieben, ich habe ihn hineingeschoßen, und freue mich ein Mittel zu so schönem gewesen zu sein, es ist bei Zimmer gedrukt. – Göthens Gespräche mit Bettinen sind ein Schatz für uns Freunde, er war wie ein Kind, er gestand ihr, daß er mürrisch und kalt oft sei, daß er sie ewig um sich wünsche, daß er dann nie alt geworden, daß er nie einen Jüngling so schnell geliebt wie dich, daß sie um ihn bleiben möge, er wolle sich wieder wiegen laßen, er hat ihr erlaubt sein Leben nach den Aussagen seiner Mutter zu schreiben, er wolle ihr noch viel dazu sagen, das solle seine Biografie werden, einfaltig wie die Heimonskinder, sie war mit ihm, wie der Genius mit dem Dichter im Hans Sachs spricht. Sie hat ihn ge50
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zankt, gestärkt, und gebessert und verjüngt, in drei Stunden; und alles ist so in ihm, wie wir es uns gedacht. Von der Biografie, das Verschweige. es giebt ein göttlich Buch. Ich wünsche sehr dich zu sehen und doch ist mir es augenblicklich bang bis Königsberg zu gehen, mein Gemüth ist durch unsäglichen Jammer so erdrückt, daß der geringste traurige Anblick, ein kranker, ein Gefangner eine Brandstätte mich ganz zerreißen, drum that mir das Glatte Holland sowohl, auch bin ich jezt etwas zur Sparsamkeit gezwungen, wegen der Pension für Hulda, die ein Engel wird. Ach wenn du kommst, mußt du Sophien ein Denkmal setzen helfen, ich wünschte von dir drüber traurige Gedancken, sie schläft vor dem Mannheimer Thor, wo das blühende Amphitheater sich gegen die Ebene ergießt, es muß hoch sein und über die Grünen Baüme schlank ragen. Auch mußt du ihre Papiere ordnen – sie liebte dich sehr o mein Arnim, wie froh bin ich, daß du nicht mehr mit dem Schicksals Helden um einen Politischen Kadaver ringst, Arnim schreibe bald, und waß ich soll, thue nichts ewiges ohne mich, waß zeitlich ist – ich bin dein allein, und Bettinen sollst du wiedersehn und unsern Plan ein würdig klares Leben zu beginnen mit ersinnen, und vollführen. Ich getraute mich mit ihr die Welt zu erlösen. – . Sie ist in Kassel beständig bei den Mahlern gehockt und mahlt lauter roh Fleisch in Oehl. Einen armen talent vollen Buklichen hat sie auf eigne Kosten nach Paris geschickt. Alles liebt sie und betet sie an, und die jungen Männlichen Genies, fliehen den Genius, der in mir gegipfelt ist, und finden ihn aüßerst angenehm in ihr, weil er dort gespalten ist. Es ist sehr drollicht, daß ein Frauenzimmer so viele Narren macht, und ein Mann so wenige Kluge. So eben geht Betine mit ihrem Schreibebuch zum erstenmahl zur alten Göthe, sich erzählen zu lassen und auf zu schreiben. Gestern hat die alte ihr gesagt, Maihn Sohn hat Ufträg vom Kaunig nach Wiehn kriegt, un sie sahge, er werd außem Karlsbad hihngehn, aber ich weeß besser, er kann nit wohl hihn gehn, ich habem ja Spahwasser nach Waimer geschickt, un wie kann er dann nach Wiehn, wann des Schpahwasser in Waimar ißt. Dieses ist die lezte Nachricht in der Biographie. Savigny ist noch in Wien, seine Adresse ist bei Brentano Cimaroli. Christian Schlosser, den du in Göttingen gesehn und so sehr gelobt, den ich deswegen troz früheren grosen Wiederwills recht liebte, ist hier, da ich ihn sah und um dich fragte, wollte er sich kaum auf dich besinnen, und entwikelte so anmaßendes Urtheil und Selbstzufriedenheit und Jakobische Vornehmig51
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keit, die er sich als Jakobi vornimmt, aber als ein Jakob hergiebt, daß er mir unerquiklich und unwohl thätig ist, auch spricht er so breit und siegreich – ver∧zeih, wie ein Preusischer Fahnenjunker – nicht wie jene bei Halle an der Saale, nicht wie jener im Lied von dir, der Fahnenjunker – nicht wie du der die Ideale Fahne der Vaterlands liebe singend um die Augen schwang, den Vogel nicht krächsen zu hören, wie Schiller die sterbende Johanna mit Fahnen bedeckt, nein wie die guten Jungen, die sich prahlend die Zähne stocherten, wenn du noch zum Erstaunen der Welt, eine Portion Warmbier trankst. – Um den Ring, den Göthe Bettinen gab, haben ihn früher seine besten Freunde gebeten, und er hat ihn versagt, ihr wunderbares Gespräch mit ihm ist mir ein rührender Beweiß, von welcher gottlichen Wirkung auf Erden dies erleuchtete Kind sein würde, wenn Sie nicht so viele Worte an die Gemeinheit ausspräche, zwar scheint die Sonne auch in alle Gärten und oedes Gestein und wirkt, aber die Sonne lebt auch länger, der göttliche schnelle Mensch, der so über die Erde geschleudert wird, o könnte er eine herrliche Linie nur beschreiben im Fluge und müste die Flügel nicht abstreifen rusige Mauern zu kehren. – Ich liebe sie mehr als mich und als sie mich liebt, nicht als sei sie bewustlos herrlich, und ich schaue zu, nein wegen einer innewohnenden Härte und Grausamkeit aller groser Menschen, die nur Gefangen und nicht zerschmettert sind, aber ich traure oft und trage neben ihr das Kerker Gewölb, das zusammenstürzen mögte, sie zu zerschlagen oder zu befreien, so ermüdet von idealer Last sitze ich einsam nun und erwarte, daß der Herr mich erlabe, und Sophie tritt mir nahe und spricht mir lächelnd die Worte Freude und Maaß ins Herz, aber das Leid ist unermeßlich. Mein Arnim, ich wäre schon bei dir, ich mögte fliegen, so reißt es mich zu dir, so jagt es mich manchmal, auch hat Bettine mich oft schon hart entlaßen, hart und schön, aber es ist ein innerer fester Glaube, der mir wie eine Schraube durch die Seele geht und mich an die Stelle schraubt, wo sie ist, über allen ruht ein fallender Berg, aber nicht alle mögen ihn halten, daß er die Spinnerin und die Weberin nicht erschlägt. Ich fühle eine tiefe Ueberzeugung, daß Gott einen Handlanger bedarf, und einen Geist, und diese drei sind eins. Bettinens Gesang hat sich gebessert, aber nicht das Gold, nur der Schmidt, nicht der Genius des Schmiedes, diese sollen ewig sein, und nicht ewiger als die Jugend welche vergeht und verhallt wie der Ton, lebe wohl du getreuer, herrlicher, unschuldiger, wahrer, liebender, vergiß Sophien 52
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nicht, vergiß nicht, waß ich unglücklicher unendlicher Liebe schuldig bin, und helfe mir die Schuld zu tilgen dein grüße mir deine Auguste, Clemens Brentano und irre dich nicht. –
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Von Louise Reichardt nach Königsberg Giebichenstein, 28. Juli 1807, Dienstag
Giebichenst* d* 28t July. Ich war sehr erfreut als ich Ihre Hand erblickte u sehr, sehr dankbar für die Nachricht von unsrem lieben Entfernten, dies soll ich Ihnen auch von meiner Mutter sagen die Sie herzlich grüst; wir haben zeither viel trübe Tage in beständig* Ungewißheit verlebt und können Ihnen daher nicht genug danken für Ihre tröstenden Zeilen. Leider ist diese Freude so bald gestöhrt worden durch den schrecklichen Frieden davon die Bedingungen seit vorgestern officiel bekannt gemacht worden u der uns auf ewig von unsrer geliebten Heimath entfernt. Ich kann wenig darüber sagen denn meinen Verlust können nicht Worte ausdrücken, Sie haben unser glückliches Leben gekannt u wissen wie viel Umstände zusammen treffen musten ehe wir einen so schönen Auffenthalt wieder fänden. Alle unsre Freunde sind gleichfals in gröster Bestürzung u die armen Steffens machen uns besonders viel Sorgen. Schleiermacher ist seit Ostern in Berlin u liest dort nicht ohne Erfolg, auch Wolff ist in Berlin u hat uns für den Sommer seine Tochter anvertraut, wodurch unsre Einsamkeit sehr erheitert worden; auch Redtels Braut haben wir seit dem Januar bey uns, ausser diesen beyden habe ich mir noch 6 allerliebste Mädchen für den Gesang zugezogen die zusammen mit meinen jüngern Schwestern u einigen Männlichen Stimmen, die ich unter unseren Bekanten gefunden ein recht schönes Choor formiren. Diese Uebungen u die über alle Erwartung schnellen Fortschritte meiner Schülerinnen haben mir des Vaters Abwesenheit versüst u sehr verkürzt. Sie dürfften also nur hier sein lieber Arnim um zu jeder Zeit des Tags u oft an 8 Enden des Hauses zugleich singen zuhören. Ihr hübsches Lied habe ich sogleich componiert u ich hoffe zu Ihrer Freude, so noch mehreres was Sie hören werden wenn wir uns wieder sehn. Wir freuen uns daß Sie immer gutes Muths bleiben, ich 53
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denke Sie werden das auch bey uns finden ohngeachtet mancher Entbehrungen denen wir uns mit Heiterkeit underwerfen nur der letzte bittere Kelch will noch nicht hinunter. – Ich schreibe mit diesem Briefe zugleich an Redtel daß er Ihnen ein paar Briefe die seit dem Winter für Sie in Berlin liegen, weil der allzu ängstliche Pistor sich Ihrer bemächtigte so gleich senden soll. Pistor wollte sie nicht unerbrochen fortschicken u war doch zugewissenhaft dies zuthun weil sie von weiblicher Hand, sonst hätten Sie sie längst erhalten können. Darff ich Sie wohl mit einem Auftrag belästigen. Ich bin fast gezwungen meine Laute, durch deren Besitz ich seit unsrer Rückehr wieder so glücklich war, liegen zulassen weil ich schlechterdings an keinem Orte die ganz feinen Sayten dafür bekommen kann da meine Tante in Königsberg selbst Laute spielt u mehrere darin unterrichtet hat sollen vieleicht dort noch welche vorräthig sein in diesem Fall zweifle ich nicht daß sie Mittel u Wege finden werden mir solche zu verschaffen. Ich habe mich einmahl vergebens darum an Minna gewandt wie auch um einige alte Noten, daher nehme ich jetzt meine Zuflucht zu Ihnen u Bitte Sie herzlich mir freundlich beyzustehn. Ich dachte Ihnen noch manches zuschreiben aber ich bin angegriffen Müde u traurig. Seyn Sie nochmahls herzlichst gedankt u gegrüst. Louise R.
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Welch ein heisser Sommer, meine einzige liebe Freundin, es giebt nur vier Elemente, vier Welttheile, um uns damit zu viertheilen; alles reift; nur der Mensch, nur ich stehe unschlüssig zwischen den Saaten und weiß nicht, ob ich zu ihnen gehöre, die da grün sind, die da gelb werden, oder die vom Feinde abgeschnitten nur trostlose Blumen übrig lassen. Jeder Brief hat wie jede Kugel ein Schicksal das ihn treibt, ihr Brief war ein Leuchtkugel, welche die Oede meiner Gegend mir erhellte, wo ich kaum ein Ohr finde, das meine Worte anhören mag, und, was hätten Sie davon es mir weiß zu machen, (wenn Sie jezt gleich mahlen, mit welcher Freude habe ich diese neue Entwickelung erfahren) mit welcher Freude habe ich immer wieder gelesen, daß Sie von 54
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meinem Wesen etwas halten, das mir selbst überdrüssig wird. Die Kinder sammeln an den Quellen, was sie Donnerkeile nennen, blos zum Spasse, wieviel hab ich gesammelt, was mich vernichtet, o daß ich die Kraft hätte das alles abzuschütteln, zu Ihnen zu flüchten, ich weiß es würde mir wie ehemals und ich riebe Ihnen die Farben und sie mahlten mir in den müssigen Stunden dafür, was ich gesehen. Vielleicht bin ich bald bey Ihnen und mit welcher Freude denke ich an dieses vielleicht, weil ich vieles leicht zu denken habe lernen müssen, täglich werde ich hier fremder und ich verwundre mich, daß die Häuser noch aussehen wie sonst, daß mich die Wellen noch tragen wie sonst, wie kann man sich selbst betrügen und wie so fest hinstarren nach der Gegend, wo das Wolkenbild verschwunden. Gestern erhielt ich Ihren Brief, heute ging ich hin zu ihr mit meinem Stamm buche und bat sie sich einzuschreiben und zu vergessen, wenn ich ihr unangenehm gewesen, mir schnit das durch die Seele, sie lächelte und fragte: »Wie man so etwas reden könnte.« Ich löse diese Räthsel nicht, ich weiß nur daß ich etwas in der Welt bedarf, was ich lieben muß und so wandre ich in der Himmelsgluth in meinen Blumengarten und putze an meinen Blumen und Bäumen und giesse oft, wenn es noch zu früh ist und die Sonne hoch steht, aber es ist alles in guter Absicht und alles gedeiht und wird, nur die Menschen nicht, doch Sie wurden ja, aber Sie wurden durch Sich und sehen jedem vertrauend in die Augen; nur eine der Locken wünschte ich mir von denen, die zu mir herwallen und ich wäre glücklich, meine Augen damit zu decken und in dieser Nacht meinen schönsten Tag zu finden. Ich kehre mit einem Einschnit in meinem Kahne wie die Lalenburger von ihrer Wasserfahrt zurück, wo sie die Glocke versenkt. Und die Glocke klang so hell und der Kahn war mein Herz. Es ist haarscharf darüber hergegangen. Freilich, sie hatten recht, es war zu viel Schicksal darauf gefrachtet, und was ich aufgeladen hatte kommt mir vor wie ein nachgemachter Ballen, um den wahren zu verbergen; ich kann es nicht beurtheilen, ich war nur ein armer Schiffer, dem das Schiff nicht einmal gehörte, der nur seine Fahrt macht und wiederkommt wie er weggegangen, nur daß er sein Leben gefristet. d* 6 August. Ich spiele den Gott, ich möchte es besser machen, als Sie verlangen; nach so vieler Güte, nachdem ich von Ihnen den ersten erfreulichen Zuruf aus froher Zeit wieder∧gehört, werde ich Ihrem ersten Befehle 55
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unfolgsam, meine Antwort sogleich abzuschicken. Aber mir ist das Unbestimmte so unleidlich geworden, daß ich Ihnen für so viel Güte nicht so schlecht vergelten konnte und ich war wirklich mehrere Tage in einer so ängstlichen Schwebe, als wenn ich bald an den Sternen den Kopf stossen müsste, oder die Füsse an der Erde zerquetschen, ich schwankte, ob ich reisen sollte, wann und wohin. Reichardt wünschte mich zur Gesellschaft mit nach Giebichenstein, in Berlin warten meine Verwandten, bin ich aber einmal da, so kann ich nicht so schnell fort, denn meine Angelegenheiten fordern vielleicht meine Gegenwart, Giebichenstein hätte auf dem Wege zu Ihnen gelegen, vielleicht, da Sie einmal in die Reisebewegung gekommen, hätten Sie mit Clemens dahin eine Lustreise machen können, einen Singechor von 14 Stimmen zu vermehren, das die Louise R. in ihrer schönen Thätigkeit aus nichts gebildet hat, wenn man anders schöne Mädchen, die noch nicht singen konnten, für etwas rechnen kann; Mädchen die zum Theil in das Haus gegeben, weil die Aeltern in Geschäften abwesend. Wie würde sich Louise Ihrer Kunstfertigkeit gefreut haben, von deren Fortschrit mir Clemens so viel schreibt, sie ist ohne Eifersucht und Eitelkeit in der Kunst und Sie hätten vielleicht ein Paar schöne Wochen dazu gebracht, das ist alles nun möglich und Reichardt ladet Sie ein und Clemens. Am Sonntage sollte ich mich entscheiden, ob ich mit Re ginge, ich fühlte das Nothwendige, aber zu dem Sprunge fehlte mir noch der Ansatz, ich hatte kaum Raum mich zu bewegen, so hatte ich mich in meinen Hoffnungen eingesponnen, und so leer, so getäuscht von weiter Wanderung zu kommen, ist so schwer und könnte ich nur lügen, so wüste ich doch warum ich soviel Weg gemacht und so viel Zeit vernichtet, ich dachte immer noch, es muß sich zum Schlusse etwas ereignen, was Auskunft giebt und das war so ohne Grund wie tausende in die Lotterie setzen um das grosse Loos zu gewinnen. Und doch kam diese Auskunft, worum ich alle Lebensgeister angefleht, ein Brief von Clemens, so schmerzlich, so liebevoll, daß mir die Augen übergingen, aber mein Entschluß war gefasst, ich wüthete mich los von allen Wurzeln und Ausläufern, die ich mir hier getrieben, ging bey meinem Garten vorbey ohne hinzusehen, sah ins Haus ohne hineinzutreten und ging zu meiner schönen Eisenquelle, nachdem ich in der auflösenden Hitze mich ganz ermüdet und beruhigt hatte. Hier in der Nüchternheit überdachte ich noch einmal alles und opferte den Verstorbenen und meinen sterbenden Hofnungen; es war so still, denn es war Sonntag, sogar die Vögel feierten und mein Entschluß war gefasst 56
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mit Reichardt fortzugehen. Als ich den Berg hinanstieg war ich noch der glückliche Held, der durch Hölle und Himmel durchgeschritten, seiner wohlerhaltenen Haut sich freut, ich sah mit Ingrim, was mir lieb gewesen, fand lauter Fehler, wo ich Vollendung glaubte und gab Reichardt mein Wort. Heute wollten wir abreisen, aber er fand in seinen Angelegenheiten ein Hinderniß, wir bleiben noch einige Tage, ich bin ungeduldig, ungeachtet eine Geburtstagsfeyer der Mutter mich gestern rührte. Ich fand daß sie mir eigentlich recht gut gewesen, während ich sie ganz gleichgültig gegen mich glaubte, ich brachte einige Verse, wie lebhaft erinnerte ich mich unsres Puppenspiels und Mahlerey zum Geburtstage von Franz. Den 3ten wurde des Königs Geburtstag mit Reden und Gesängen verherrlicht; Abends Erleuchtung, Und alles lacht von plumpem Schmerz und weint bey schalem Scherz, der Sattel hat das Pferd gedrückt, wer Kronen trägt geht gern gebückt; bis sie herabfällt und zerbricht und wir besehn sie nun bey Licht, die aber todt, die schweigen still, und keiner weiß, was er mehr will. ✢ – Und da strahlt mir zum Schlusse aus Ihnen ein Wiederschein von Göthe und aus Göthe ein Wiederschein von ihnen und sie beyde spiegeln sich in einander so unendlich, daß ich es nicht lassen kann, ausserdem wie ich jeden für sich liebe, noch jeden in dem andern zu lieben. O könnte ich sie beyde zusammensehen! Ich bitte um nichts, ich frage nur an Weimar ist von Halle nur eine Tagreise, da Sie in reisender Bewegung, ob Sie vielleicht nach Giebichenstein bey Halle im Saalkreise kommen könnten wie nahe ist Weimar, Ihre Briefe würde ich dort an Madame Reichardt addressirt am besten erhalten, ich reise zu bald von hier um auf Briefe von Ihnen hierher hoffen zu können.
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Ç4v alRÈ Beym Reisen ist ja nur Zeitverlust und was ist die Zeit werth. St Lukas führe ihre Reise den Entschluß will ich wohl nicht führen, denn wieviel Zufälle führen mich nach Weimar Dank für Schönes – Arnim 120
A Mademoiselle Bettine Brentano a` Abzugeben bey H. Franz Brentano
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An B. B. Kg d* 6 August Welch heisser Sommer, es giebt nur vier Elemente vier Welttheile, um uns damit zu viertheilen, alles reift nur der Mensch, nur ich stehe unschlüssig zwischen den Saaten und weiß nicht ob ich zu denen gehöre, die grün sind, die gelb werden, oder die vom Feinde abgeschnitten, nur trostlose Blätter übrig lassen. Jeder Brief hat wie jede Kugel ein Schicksal, ihr Brief war eine Leuchtkugel, welche die Oede meiner Gegend mir erhellte, wo ich kaum ein Ohr finde, das meine Worte anhören mag und was hätten sie davon es mir weiß zu machen, ungeachtet Sie jetzt mahlen, mit welcher Freude habe ich immer wieder gelesen, daß Sie von meinem Wesen etwas halten, das mir überdrüssig. Die Kinder sammeln an den Quellen, was sie Donnerkeile nennen, bloß zum Spasse, wieviel hab ich gesammelt, was mich vernichtet, O das ich die Kraft hätte das alles bey ihnen flüchtend abzuschütteln, ich weiß es würde mir wie ehemals und ich riebe Ihnen die Farben und sie mahlten mir in müssigen Stunden dafür, was ich gesehen. Mit welcher Freude denke ich an diese vielleicht, weil ich vieles leicht zu denken lernen mußte, täglich werde ich hier fremder und ich verwundre mich, daß die Häuser noch aussehen wie sonst, daß mich die Wellen noch tragen wie sonst, wie kann man sich selbst betrügen und so fest hinstarren nach der Gegend wo das Wolken∧bild verschwunden. Gestern erhielt ich ihren Brief, heute ging ich zu ihr mit meinem Stammbuche und bat sie, sich einzuschreiben und zu vergessen, wenn ich ihr unangenehm gewesen, mir schnitt das durch die Seele sie lächelte und fragte: Wie man so etwas werden könnte? Ich löse diese Räthsel nicht, ich weiß nur, daß ich etwas in der Welt bedarf, was ich lieben muß und so wandre ich in der Himmelsgluth in meinem Blumengarten und putze an meinen Blumen und Bäumen und giesse oft, wenn es noch zu früh ist und die Sonne hoch steht, aber es ist alles in guter Absicht und alles gedeiht, und wird nur die Menschen nicht, 58
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Und alles lacht von plumpem Schmerz Und weint bey schalem Scherze, Der Sattel hat das Pferd gedrückt, Wer Kronen trägt geht gern gebückt, Bis sie herab fällt und zerbricht, Und wir besehen sie bey Licht, So kanst du auch die Krone löthen, Rauf aus den Bart von dem Kometen, Und mach Kamelgarn daraus zum Flicken So muß das Ding dem Schneider glücken Gieb neue Röcke den Soldaten, So sind wir vor dem Feind berathen, Die aber todt, die schweigen still, Und keiner weiß, was er mehr will – Und da strahlt mir zum Schlusse aus Ihnen ein Wiederschein von Göthe und aus Göthe ein Wiederschein von ihnen und sie beyde spiegeln sich in einander so unendlich, daß ich es nicht lassen kann ausserdem wie ich jeden für sich liebe, noch jeden in dem andern zu lieben, es kostet ja nur Zeit, und was ist die jezt werth.
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Armer Clemens! Wie mich deine ersten sichtbaren Worte durch∧drungen haben, dieselben Zuge nur die Sonne scheint nicht mehr durch die Wolke und die Wolke scheint schwarz. Ich muste mich erst müde laufen, es war gestern ein heisser Tag, ich lief Schwincks vorbey, die wieder auf dem Lande wohnen und zu einer lieben Quelle, die gesund seyn soll ungeachtet sie gut schmeckt, sie liegt von der Gemeine sorgsam mit einem Damme umschlagen in der Tiefe, wo unter Erlen ein verschmachtetes Flüßgen seine einzelnen Wasserspiegel unter vielen Steinen und vielem Grün gegen die Hitze bewahrt, zwey Erlen lagen gestürzt quer über, auf denen ich wenige Tage vorher den Mädchen zum Scherz über kletterte, die Quelle floß unerbittlich kalt in einen Behälter und wurde sie nicht getrunken, so floß sie in den Sand und ich mischte eine Handvoll mit meinen Thränen und machte ein heilig Thränen∧opfer unsern Lieben; hier riß ich mich los 60
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daß die Quelle im Sonnenscheine flammte, ich riß mich los von meinen Hoffnungen, die mir schon lange eben so viele Verzweiflungen geworden waren. Ich will nicht untergehen da ich dir aufgehen kann zu Freude, es hängt ja noch etwas Lebendes an mir ich will noch nicht einwurzeln mit meinen Armen, da ich dich noch um∧fassen kann; wäre es doch schon heut, daß ich die Leere überwunden hätte, die zwischen hier und dir liegt. – Du glaubst nicht, wie mich hier jeder Beweis, aber wozu Beweis, woran ich nie gezweifelt, jede unwillkührliche Erweisung deiner Anhänglichkeit rühren muß, wo ich jedem Lumpenhunde bey denen, die ich liebe hasse, nachstehe und denk ich einmal in mir, hols der Henker, und laß aller Lustigkeit den Zügel schiessen, dann sind sie aufrichtig überzeugt, ich habe ihnen un∧gewaschen Zeug erzählt, sagen es auch wohl, denn wären sie nicht aufrichtig, so wäre ich wie die Mutter des Themistokles im Stande, den ersten Stein zum Zumauern des Hauses hinzutragen. Und daß mein Bild mit Rosen umkränzet war, während du selbst mit Dornen; lieber Clemens das hat meinen Menschen∧haß geheilt, mit dem ich jeder Zerstörung höhnend entgegentrat, nur in dem Zertreten der Geschlechter durch den Elephanten Heil wähnend. – Ich habe sonderbar gelebt, das Härteste muste sich auf einen Monat häufen; die Ueberzeugung, daß ich nicht geliebt wurde, der Untergang meines Landes, die Schrecknisse eines Krieges woran ich keinen Theil mehr nahm und ein Gefühl für andre hier bleiben zu müssen, für die ich nur fühlte. – Endlich die Sieger unter uns sehen und endlich sogar einen deiner Landsleute H. Clarus aus Frft gegen einen Fraz Lieutenant Tamanian vom 57ten Regimente sekundiren zu müssen. Ich war der einzige den er kannte, und der es thun wollte, weil ich sah, daß er ganz verlassen, so entsetzlich widrig mir übrigens solche Geschichten geworden, seit ich Bredow zerhauen sah und seit überhaupt das äussere Verhältniß mit den Menschen so gleichgültig geworden, es hätte mich sogar ein Paar Monat auf die Festung bringen könnte. Ich betete und war guten Muts und besonnen, nach den ersten Schüssen, die keinen verwundet wurde die Sache durch die beyderseitigen Sekundanten beygelegt, jene hatten einen durch einen Zufall erwählt, einen gewissen ChÇurÈardelle, mit dem ich früher mehrmals gegessen, und der mir recht gut geworden, er that viel dabey. Mündlich einmal mehr, denn die Geschichte hatte viel Sonderbares und das alte Bastion von Friedr*, worin sie sich schossen, wir waren ganz allein, wir viere und der Lohnbediente hatte sich weislich fortgemacht, sah aus wie ein weites Grab, dazu eine 61
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unsägliche Hitze; die körperliche Beschwerde macht aber gleichgültig und das ist ein Hauptgeheimniß des neueren Kriegs der diesen gleichgültigen Muth viel mehr bedarf als den drängenden unternehmenden. Ich war nachher bey unserm Feinde im Lager zu Weine, der Wein war freilich requirirt und das Lager aus abgebrochenen Dörfern erbaut, aber in der Hitze ist die Kühlung doch angenehm und der Durst ausserordentlich in der Ordnung. Dein Wille, daß ich Vorschläge zu Denkmählern auf Sophie mache, hat mir folgende Ideen angegeben, in wie fern sie im Verhältniß mit dem Aeusserlichen, mit der Gegend, mit dem Gelde, kann ich nicht beurtheilen, doch dächte ich, daß es nicht unanständig wäre, dazu unter ihren Bekannten zu sammeln, ein Theil Ihres Lebens war ja aller Welt. 1) Eine Memnonsäule, aus den Augen fliessen Thränen in den Schooß, der durch einen geheimen Ausweg nie überfliest und nie leer ist. Die Quellenleitung muß sehr leicht seyn am Berge 2) Eine doppelte Figur in der Art wie Janus Köpfe verbunden oder noch besser beyde sitzend auf einem Cubus mit dem Rücken an einander gelehnt, auf der einen Seite eine Muse in dem Arm die ruhende Leyer, auf der andern eine Matrone (nach dem Kostüm) mit einem todten Kinde im Arm, Ein Lorbeer steht grün dabey und um∧kränzt die Muse, du um∧kränzest die Matrone, so oft es dich treibt, mit Blumen. 3) Das Mädchen aus der Fremde errinnere dich an Schiller und an seine poetische Freundschaft für deine Frau, ihre Körbchen sind geleert, ein Fuß erhoben, Merkurs flügel bezeichnen ihr Entfliehen 4) Ein hohes Geklip, worauf nichts als die Schuhe und das Gewand liegen und eine leere Wiege, Frau und Kind sind fort und emporgetragen, am Fusse liegt ein Hund als Bild treuer Freunde und die Blumen blühen umher. 5) Ein zerstörtes Haus, das mit Bildern der Poesie und Ehe geziert, es brauchen mehre zerstörte Säulen mit einigen Querbalken zu seyn. 6. Alle echt alten Säulenformen neben einander zum Zeichen eines nach vielen Seiten vollendeten Lebens; jenes Haus könnte allenfalls daraus zusammengesetzt seyn, doch würde dies vielleicht ein Grund der Zerstörung scheinen, was nicht dabey beabsichtiget 7. Auf einer hohen Seule eine goldene Wiege am Fusse ein schwarzes Sarg 62
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Der zweyte Vorschlag scheint mir der beste, aber auch der schwerste, weil er schlecht ausgeführt der schlechteste seyn würde. Könnte nicht Bettine wenigstens die Zeichnung davon entwerfen. An Bettine habe ich einen Vorschlag hingeworfen, mehr konnte ich nicht, denn meine Reisezeit ist aus mehreren Ursachen unbestimmt, Reichardt ist nicht wohl und erwartet noch Nachrichten und zu ihm und mit ihm wollte ich zuerst und wollte euch beyden vorschlagen, dahin nach Halle zu reisen, ausser mancher Erinnerung würdest du ein Singechor hören, das Louise diesen Sommer gebildet und das neue Königreich Westphalen sehen, das Napoleon gebildet. Göthe wäre euch in einer Tagereise erreichbar, deine Briefe erhalte ich jezt am besten durch die Frau Direcktor Reichardts in Giebichenstein bey Halle an der Saale. Ich kann fast zu nichts kommen, als zu Vorschlägen, die eigentlichen Triller bleiben aus, mir geht wieder so manches durch den Kopf, was meine Ruhe, wenn ich sie in etwas mir wieder erworben stört, ich bin soviel gereist, habe so manches Schöne in meinen Gedanken hoffend und fassend, als ich mich davon los reissen muste, aber die Hoffnung des Sterbenden blieb mir, nun was du löst geht in den Besitz des Würdigern über, aber wer seine schlechten Erben kennt, das ist un∧endlich wehmüthig, und ich möchte tagelang über das Daseyn der Schönheit weinen, weil sie die Begierde des Schlechten wie des Rechten, weil sie selbst vor eignem Glanze nicht sehen kann. Warum kann ich nicht leicht sinnig seyn wie andre, der entsetzliche Ballast von Charackter, Folge, Bestimmtheit drücken das arme Schiff zu Grunde; doch ich trete dreyfach fester, wilder und stolzer auf, weil mir schwindelt, bis ich in deine Arme falle und wir nur einander stützen wie zwey Dachsparren und wir haben keine Sparren zuviel Görres ist hier noch nicht angekommen, aber wohl Büschings und Hagens Sammlung von Volksliedern, die uns doch wenigstens ein fünf neue Beyträge doch müssen sie erst ausgebildet werden verschafft, so ekelhaft sie mir sonst ist wegen des falschen kritischen Geistes der wie ein Tod die Lebendigen um klammert; und Schönheit und Häßlichkeit mich verwundert daß das Lied nicht darin von dem Mädchen was den Arsch zum Fenster hinausstekt mit gleichem Grimm an sich reisst. Und welche dumme Kritick im Ganzen, daß die letzte Stimme nichts verändert hat versichern sie jedesmal, aber wie viel älter und anders das Lied vorhanden, darauf ist nirgends Rücksicht. Die Melodieen findet Reichardt meist durchaus von der schlechtesten Gattung, meist sogar falsch auf63
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geschrieben. Das Buch wird indessen im Ganzen unserm Zwecke förderlich seyn, die Zeit muß lehren, ob wir uns seiner als Mittel ermächtigen können, ich freue mich indessen schon des wunderlichen Musenchors, das meinen poetischen Kasten umgab, aus dem ich zwar nicht herausgelassen wurde, aber vor dem ich doch meist wie ein zahmeres Thier wandelte. – Die Niobe von Lacrimas Schütz wird dir vielleicht, wenn auch nicht gefallen, doch erschrecken durch eine Kühnheit, die ich bey Weibern die viel Kinder geboren, oft wahrgenommen, sie halten sich für Weltschöpfer, das Stück ist in seiner Manier so ruhig gehalten, wie ich seit Göthes Iphigenie nichts kenne, und man muß eingestehen, daß diese Manier eigentlich doch neuer, fremder und eigenthümliger. Die Stücke Calirrhoe, die Aitolier u s.w. ein gewisser Siegfried soll der Verfasser seyn, sind gänzlich leere griechische Form, das heist die Aussenseite der Form, die von aller Zierlichkeit der Vase nur drey Eindrückungen zeigt, die drey Chöre, übrigens aber aus lauter altem aufgesammelten Wesen vom seligen Manne (von Schiller) gefüllet. – Fichte ist von hier über Memel nach Kopenhagen gegangen, er war hier kräftiger als je, seine hospitirenden Studenten schmiß er eigenhandig zur Thür hinaus, dafür schmissen sie durch ein Versehen seinem Gegner Pörschke die Fenster ein, während sie die seinen zu treffen meinten, das geschah während die Franzosen sechs Meilen von hier standen. Merkel ist in Riga und schweigt, seitdem Rußland Frieden gemacht hat; sein Freymüthiger war dort ganz politisch geworden, dieses unglückselige Blat gehörte ordentlich dazu, mir die Russische Partey recht ekelhaft zu machen, ich halte es nämlich für möglich, daß ein Guter wegen einer schlechten Sache schlecht wird, aber für unmöglich daß ein Schlechter zu einer guten Sache wirkt es sey denn in dem unendlichen Darmkanal der Ewigkeit, wo das letzte das erste wird. Der General Rüchel war hier Zeitungsschreiber geworden, lächerlicher giebt es keinen, seine Zeitung ist indessen durch die Umstände eine Seltenheit geworden, ich habe nie eine solche verkehrte Kunst gesehen. Ich hatte allerley Blätter für dich geschrieben meist sehr traurig, da hört ich von deiner Hochzeit und habe sie meist vernichtet, du sollst an mir die Summen sehn, nicht die doppelte Buchführung, ich habe mich abgearbeitet auf Pferden und Schiffen und zu Fuß, das wirst du an meinen Backen sehen, übrigens will ich hier eine Arabeske ziehen von dem traurigen Anfange meines Briefes bis zum Schluß. – Ein 64
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Mahler hat eine Thräne fallen lassen auf einen schönen Umriß, und der Umriß wird ein Fleck, er will den Fleck ausmachen und er wird noch grösser, so groß, daß jezt das weisse ein Fleck scheint, da macht er alles zu einem schönen Fleck auf dem eine Blume wächst und aus der Blume steigen kleine Kinder schier und rein nur kleine bunte Flügel haben sie, darauf ist ein Fleck und von denen sehen wir noch flattern umher, die Schmetterlinge weiß gelb, roth aber immer ein kleiner Fleck in den Flügeln und das ist ihr Stern ihr Zeichen früherer Gestalt und Vorbildung. Königsberg d* 21 August 1807. Firnhaber! Nun den Namen werde ich nie vergessen. Ich höre Sie kommen von Cassel haben Sie M. Jordis und M. Brentano gesehen? Sehr oft, aber zu∧letzt nur Clemens Brentano mit seiner Frau. Mir fuhr ein Schauder über, und dann eine Freude, als ich hörte und hörte und hörte von M Busmann, schreibe mir nur recht bald ihren Vornamen, und drey mal hoch Brentano und seine Frau und wer nicht mittrinkt, soll ewig dürsten, kommt ihr meine Plagegeister du Trauerchor von Fliegen, bezecht euch nicht mehr in Pfeffer und Milch, sondern in reiner Milch, wie sie die heimkehrende Kuh über∧fliessend auf die heilige Schwelle sprützt, ich habe sonst nichts Lebendes um mir als diese Fliegen, die mich quälen und doch sind sie mir heute lieb wie schiessende Sterne am Himmel. Muß doch der Mensch etwas erfassen können was er liebt und nachdem sich die Menschen alle Heiligenbilder durch Luther hatten nehmen lassen, muste er ihnen doch etwas wiedergeben, den Wein, das Blut, das sich ganz mit ihnen vereinte. O des wunderthätigen Korporals! Nun seh ich dich schon, wie du wirst Theegesellschaften geben, ich sehe ganze Dutzende junger Mamsellen, der Affenthaler muß im Keller versauern, und ich werde ersucht meine Stiefeln bey deinen langen grauen Hosen in die Rauch∧kammer zu hängen und in der Pracht weißseidner Strümpfe zu erscheinen; beyde Flügelthüren werden aufgemacht: Es ist auch noch so ein alter Bekannter von mir, sie müssen es nicht übel nehmen liebe Frau. Und dann trete ich mit meinem dicken Stock auf und sage: Will doch einmal sehen, wer mich hier weg∧drängt, ich habe die erste Hypothek an diesem Hause und sollte es fallen, so fällt es mir über den Kopf zusammen, ich bin zugleich Landreiter oder Gerichtsdiener meiner hergebrachten Freundschaft und will alles verbriefen, das alles mein 65
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und wenn ich der jungen Frau etwas ablasse, so ist das blosse Galanterie, worüber du immer eifersüchtig werden kannst; wie ich jezt eifersüchtig bin auf deine Frau. Zeichne sie mir wie du mir Heidelberg gezeichnet, nur ein Umriß, sieh lieber, es war gestern der unleidlichste Tag meines Lebens, so von allen Seiten gedruckt wie ein Segel zwischen Gegenwinden, da hörte ich wie du in glücklicher Confusion wärest von Glück daß du nicht schreiben könntest, und mir war es nicht mehr leid, daß ich nicht mehr schreiben kann, weil ich zu confuse bin vor lauter Aerger. Reichardt mit dem ich reisen wollte, ist noch krank und sehnt sich doch nach Hause, doch fahren wir wahrscheinlich schon Montag, es wird kein blauer Montag seyn. Gehen wir noch nach Rom? Fahr und fahr auf der Post, frag und frag nicht was kost; als wenn nicht Rom jede Sehnsucht, jedes Verlangen aus∧drückt und so ist dein Rom bey dir, dein Kapitol oder Engelsburg und dein Pantoffel. Stehe unter dem Pantoffel, es ist die weichste Krone, ich sehne mich nach solcher Tiranney, und sage deiner Tirannin, daß ich mich ihr unterwerfe, als dein Alliirter, daß sie Protecktorin unsres Bundes werden möchte, dafür wollte ich ihre Kinder wiegen und ihnen die Hände falten, bis sie für euch beten. Gott segne euch und hätte ich die Gewitter luft aus∧geweint die über mir ruht, so wollte ich euch so lustig seyn wie Gott. Achim Arnim
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Königsberg d* 21 August Armer Clemens! Wie mich deine ersten sichtbaren Worte durchdrungen haben, dieselben Züge nur die Sonne scheint nicht mehr durch die Wolke und die Wolke scheint schwarz. Ich muste mich erst müde laufen und es war ein heisser Tag, ich lief vorbey und zu einer lieben Quelle, unter Erlen eingefasst, die sich in ein verschmachtetes Flüßgen ergiest, das seine kleinen Wasserspiegel unter vielen Steinen und vielem Grün gegen die Hitze bewahrt. Zwey Erlen lagen gestürzt querüber, auf denen ich wenige Tage vorher, den Mädchen zum Scherz über kletterte, die Quelle floß unerbittlich kalt in den Sand und ich mischte eine Handvoll mit meinen Thränen zu einem heilgen Thrä66
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nenopfer für unsre Liebe. Hier riß ich mich los, daß die Quelle in Sonnenschein flammte von meinen Hoffnungen, die mir lange ebenso viele Verzweiflungen geworden. Ich will nicht untergehen, da ich dir aufgehen kann zur Freude, wäre es doch schon heut, daß ich die Leere über∧wunden zwischen mir und dir. Mein Bild war mit Rosen bekränzt; während du mit Dornen, das hat meinen Menschenhaß geheilt, mit der ich jeder Zerstörung höhnend entgegentrat, nur in dem Zertreten der Geschlechter durch den Elephanten Heil wähnend. Von der die ich liebte wurde mir jeder Lumpenhund vorgezogen, und dacht ich dann: hols der Henker und ließ aller Lustigkeit den Zügel schiessen, so meinten sie es sey ungewaschen Zeug und es war meine feinste Wäsche. Das alles muste sich auf einen Monat, fast auf einen Moment, der Untergang meines Landes, die Sieger unter uns und sie sehn zu müssen aus unbelohnter Anhänglichkeit, jetzt noch ein Duell, so gleichgültig mir das äussere Verhältniß gegen Menschen geworden. Ich betete und war besonnen, die alte Bastion wie ein Grab; die körperliche Beschwerde macht aber gleichgültig und das ist ein Haupt∧geheimniß des neueren Krieges, der diesen gleichgültigen Muth mehr bedarf als den drängenden unternehmenden. Ich war nachher bey unsrem Feinde im Lager zu Wein, der Wein war requirirt und das Lager aus abgebrochenen Dörfern erbaut, aber beydes kühlt doch. 7 Vorschläge zu Sophiens Denkmahl fast so viel als Saalanordnungen, ich kann zu nichts kommen als zu Vorschlägen, die Triller bleiben aus, Ich bin soviel gereist, habe so manches Schöne in Gedanken hoffend umfasst, aus dem ich mich davon los reissen muste, aber die Hoffnung des Sterbenden blieb mir, was du läst geht in den Besitz des Würdigern über, aber wer seine schlechten Erben kennt, der ist un endlich wehmüthig und ich möchte tagelang über das Daseyn der Schönheit weinen, weil sie die Begierde des Schlechten wie des Rechten, weil sie selbst vor eignem Glanze nicht sehen kann. Doch ich trete dreyfach fester, wilder auf, weil mir schwindelt, wir wollen uns wie Dachsparren zusammen legen und wir haben keinen Sparren zuviel. – Hier kam mir deine Heiraths nachricht und ich vernichte manches traurige Blat indem ich in einer Arabeske zum Schlusse übergehe. Ein Mahler hat eine Thräne fallen lassen auf einen schönen Umriß und der Umriß wird ein Fleck, er will den Fleck ausmachen und er wird noch grösser, so groß, daß fast das Weisse im Fleck erscheint, da macht er alles zu einem schönen Fleck, auf dem eine Blume wächst und aus der Blume steigen klein Kinder schier und rein, und kleine bunte 67
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Flügel haben sie und auf denen ist ein Fleck und von dem sehen wir flattern die Schmetterlinge weiß gelb roth, aber alle haben den kleinen schwarzen Fleck in den Flügeln und der ist ihr Stern ihr Zeichen, früherer Gestalt und Vorbildung. Firnhaber! Nun den Namen werde ich nie vergessen. Haben sie B. gesehen. Ihn und seine Frau. Mir fuhr ein Schauder über, und dann eine Freude als ich hörte und hörte und hörte. Dreymal hoch sie beyde und wer nicht mit trinkt mag ewig dürsten, kommt ihr meine Plagegeister, du Trauerchor von Fliegen, bezecht euch nicht mehr in Pfeffer und Milch, sondern in reiner Milch, wie sie der Heim kehrenden Kuh aus dem Euter auf die heilige Schwelle übersprüht. Ich habe nichts Lebendes als diese quälenden Fliegen bey mir und doch sind sie mir lieb wie schiessende Sterne heut. Muß doch der Mensch etwas erfassen können, was er liebt, und nachdem Luther alle Heiligenbilder weggeschafft, gab er uns den Wein zurück, das Blut, das sich mit uns vereinigt. O des wunderth: Korporals Ich komme, Theegesellschaft, viel Mamsellen, beyde Flügelthüren geöffnet und ich trete mit meinem dicken Stock auf. Will mal sehen wer mich wegdrängt habe die erste Hypotheke auf dieses Haus und sollte es fallen, so fällt es auf meinen Kopf. Fahren wir noch nach Rom? Du hast deine Engelsburg und deinen Pantoffel, Stehe unter dem Pantoffel, es ist die weicheste Krone, ich sehne mich mich nach solcher Tiranney deine Frau sey Protektorin unsrer Sklaverey, ich will dafür ihre Kinder wiegen und ihnen die Hände falten, bis sie für mich beten Gott segne euch und hätte ich die Gewitterluft ausgeweint, die über mir ruht, so wollte ich auch so lustig seyn wie Gott
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Von Friedrich Ludwig August Wißmann nach Königsberg Kopenhagen, 10. August 1807, Montag
Kopenhagen d 10.t Augt 1807. Für Ihre Nachrichten über mein Hauswesen, danke ich Ihnen recht sehr, mein liebster Freund. Ich hatte schon darauf gehofft, daß sich Einer erbarmen und mir sagen würde, was aus meinen Habseligkeiten geworden sei, und nun bin ich getrößtet, da es später bis zum Abmarsch der Franzosen am 26ten doch nicht schlimmer geworden sein wird. Seit dieser Zeit habe ich aber keine, auch nicht von Schwink Nachricht. – 68
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Aber wie schlimm ist es mit unserem Lande geworden! – Zu der eigenen Unvorsichtigkeit kömmt noch die ungeschikte und treulose Hülfe Ruslands, und läßt uns schändlich untergehen, da früher noch bessere Rettung möglich gewesen wäre. Das schändliche Betragen Betragen Ruslands gegen Preußen ist mit Importirung in dem russischen Frieden ohne alle Noth ausgesprochen, und in der Verfügung über Polen, was Sachsen mehr zum Hohn für Preußen als zum eigenen, und zum Vorteil von Polen erhält. ich fürchte mich fast nach Hause zurükzukehren, zu der neuen Organisation des verwüsteten Landes von dem man nicht einmal den Schutt wird wegzuräumen verstehn. ich fürchte alles geht wieder den alten Schlendrian von den Soldaten bis zum Generaldirektorium und wer kann denn uns helfen in diesem Verwesungsgeruch? – Die Ernennung des alten Schulenburg zum Kommissarius in Berlin ist schon ein erfreulicher Anfang, und die erste Invitation zum wieder auflebenden Premier-Minister, da v. Stein wahrscheinlich nicht zurükkommt. – Über die bisher friedliche Insel auf der ich mich befinde, sehe ich ein neues Ungewitter hinziehen, Gott verhüte daß es niederschlägt. Die Engländer scheinen Dänemark zu einer Erklärung zwingen zu wollen. Mit einer ziemlich bedrükenden Kriegsflotte auf der auch Landtruppen sich befinden sollen, ist die Insel Seeland ganz, im großen Belte und beim Sunde eingeschlossen, und zugleich hat man Sir Taylor, der durch Bonaparte von Kassel weggewiesen wurde, zum künftigen Gesandten hergeschikt, da der bisherige M r. Garlick nach Preußen bestimmt ist. Man erwartet Frankreichs Protestation gegen die Annahme von Taylor, und dann entsteht eine eigene Verlegenheit für Dänemark. Daß man hier sehr gespannt ist und schon oft an den 2t April 1801. denkt, können Sie meinen. Wenn Sie dieser Brief noch in Kgsbg trifft, wie ich hoffe, so bitte ich Sie sich ferner meiner Wohnung gütigst anzunehmen, so wie ich Ihnen für Ihre bisherige Bemühung herzlich verbunden bin. – Grüßen Sie alle meine Freunde vorzüglich Schwinks, und sagen Sie gefälligst Mr: Loyal, daß ich spätestens im September zurükkommen würde vielleicht noch früher. Leben Sie sehr wohl! LAWissmann
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Königsberg, 15. August und 10. September 1807, Sonnabend und Donnerstag
Königsberg d* 15 August Lieber Bruder! Ich schreibe Dir einige Tage später meinen schriftligen Glückwunsch, sonst hatte ich schon mündlich mit einem Glase Wein deinen Geburtstag gefeiert. Ich habe lange keine Briefe von dir, auch nicht von der Großmutter, wie du mir doch im letzten versprachst, sie ist doch nicht krank? Ist dein Reiseplan nach Griechenland blos entworfen, oder ernstlich gemeint? Die Zeit scheint nicht günstig dafür; der Seekrieg mit England das Schwankende in den Verhältnissen zu Rußland und Frankreich müssen das Reisen dort sehr erschweren, nächstdem must du eingedenk seyn, wer nicht ernstliches Studium alter Kunst nicht allein in ihren bestimmt schönen allgemein reitzenden Formen, sondern auch in ihren Merkwürdigkeiten und Theorieen dahin bringt, daß dem die meisten Gegenden unerquicklich vorübergehen, in steter Plage mit Entbehrungen und Unannehmlichkeiten; nimm auch Rücksicht auf die sehr bedeutenden Kosten, worüber dir Bartholdy (Salomo) manches Belehrende sagen kann. Ich dachte schon unterweges zu seyn und verzögerte daher mein Schreiben an Dich, wahrscheinlich haben Dir indessen einige Bekannte meine Grüsse angebracht vielleicht Möllendorf und Sylinietzky; ich dachte zu erst nach Giebichenstein, um mich in fröhligen Musikchoren alles Aergers zu entheben, den die Gaze Zeit über mich gehäuft hat. Zu den mannigfaltigen mir so widrigen Umständen gehört es auch, daß ich hier einem Bekannten H. Clarus zu sekundieren mich verpflichtet sah, der sich mit einem französischen Lieutenant Tamaman schoß, ich hatte das Vergnügen es nach den ersten Schüssen beyzulegen, ohne daß einer beschädigt, sonst hätte es mir allenfalls zu einigen Monaten Festung helfen können. Nostiz war gerade hier, auch Lütwitz, aber keiner hatte Lust das Geschäft zu übernehmen; nachher machte mir diese ekelhafte Geschichte mehrere angenehme Bekanntschaften in dem französischen Lager vor der Stadt. d* 10 September. Reichardt mit dem ich reisen wollte erkrankte hier abwechselnd erst am Durchfall, nachher an einer Drüsengeschwulst am Munde, dann an Ruhr, jezt dauert noch die Entzündung im Munde fort, doch bessert 70
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es sich mit ihm und ich denke bald aus zu wandern. Ich habe einen alten Wagen gekauft für 110 rth, ich hoffe er soll mir die Herbstregen aushalten, die leider hier schon nach der herrlichen warmen Zeit eintreten, das Reisen auf offenem Bauerwagen, sogenannten Postchaisen, habe ich mir im vorigen Herbste verleidet; welch ein mannigfaltiges Jahr, nach allen Schrecknissen des Krieges trit hier noch ein Vieh und Menschensterben ein, daß die Stadtklocken heute zum erstenmal wieder feiern nach Monaten, die Kirchhöfe sind wie frisch gepflügt, es gab Wochen wo 270 starben, während sonst 26 gerechnet wurden, doch lässt die Gefährlichkeit nach. Gewiß ist es, wenn der Krieg wieder ausbrechen sollte, so wird ganz Ostpreussen zur Wüste im eigentlichen Verstande, in Heilsberg und der Gegend umher sind immer zwey Häuser geschlossen gegen ein bewohntes; im Werder entstand sogar ein Mangel an gutem Trinkwasser während der langen Hitze und Dürre. Ich bin noch wohl, ich schreib es dem Grame zu über all die Zeitläufte, der mich in stärkerer Bewegung erhalten, als ein Fieber vermag. In Memel ist der alte Leichtsinn und Lässigkeit, sie lassen sich in weitläuftige Pläne ein zur Errichtung einer Berliner Universität der Hurerey, während die nächsten Verabredungen mit Frankreich, wodurch das Land allein erleichtert werden kann, thörigt aufgeschoben werden, sie stehen noch in Braunsberg, wenige Meilen von hier. Sie arbeiten in Memel an einer neuen Verfassung aber mit solcher Uebereilung und ehe noch Stein angekommen, der doch das Ganze künftig führen soll, daß nichts davon zu erwarten ist; die Zünfte und die Vorrechte des Adels sollen aufgehoben werden (im Güterkaufen im Militär), dadurch würden sich wenigstens Güter und Pfandbriefe gut erhalten, beruhige darüber unsre Großmutter, ich fürchte sie ängstet und ärgert sich zu sehr über Unglück, was sie endlich weniger trifft als viele andre. Selbst jezt, wo das baare Geld so dringend gesucht wird, verlieren hier Pfandbriefe nur 4 P. C.; suche sie doch, soviel dir möglich, aufzuheitern, ich thäte es gern, aber ich selbst muß oft mit meinem Aerger kämpfen und dem bittern Trübsinn jemals an das Phantom unsres Landes wenn auch nicht mit Zuversicht, doch mit guter Hoffnung geglaubt zu haben. Du widersprichst ihr oft in unbedeutenden Kleinigkeiten, das ärgert sie ganz unnütz ohne Dir die Befriedigung zu schaffen, sie zu überzeugen. Ich habe nichts von Onkel und Tante gehört, du erzählst mir meist in Deinen Briefen Dinge, die mir entfernter liegen, du schreibst mir auch niemals, ob du wohl bist. Wilke hat mich wunderlich behandelt. Da du schriebst, es würde auf 71
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jeden Fall zur Berichtigung meiner Anweisungen Rath zu schaffen seyn, so ließ ich mir hier durch den Commerzienrath Schwink 300 rth gegen Anweisung auf Wilke auszahlen. Meine Anweisung kommt zurück mit einer Beyfügung, daß seit Trinitatis keine Pachten eingegangen. Wäre Schwink nicht mein guter Freund, so hätte mich dies in einen bürgerlichen Arrest bringen können, auf jeden Fall hat er aber meine Ehre auf eine sehr leichtsinnige Art ausgesetzt, er konnte doch wohl einsehen, was ich ihm schon geschrieben, daß selbst jüdische Procente mir nicht so unangenehm hätten seyn können. Ich werde noch dreyhundert aufnehmen und brauche in Dresden vierhundert, das macht tausend Thaler – ich hatte in Berlin im Oktober noch etwa 500 rth zu fordern und habe seit der Zeit mir nur 900 rth auszahlen lassen, ich kann es selbst aus Wilke Briefe nicht einmal ersehen, ob und welche von diesen Anweisungen eingegangen sind. Diese tausend Thaler wenn das Geld von der Großmutter und die Pachten ausbleiben muß ich in Berlin negociiren lassen, wenn Wilke es nicht schaffen kann, so thut es wohl Schmucker mir zu Gefalle, bitte ihn in meinem Namen dann darum, vielleicht giebt auch die Großmutter einen Pfandbrief, den Verlust muß ich dann schon tragen. Auf welchem Wege hast Du Geld erhalten? Denn es ist unmöglich mit weniger Haus zu halten, als ich gethan und sehr viel wohlfeiler kann es doch in Berlin auch nicht seyn, insbesondre da ich hier umsonst wohne und meist in Privathäusern lebe. Sey so gefällig, diese 1000 rth Angelegenheit für mich zu besorgen; der übelste Umstand ist, daß ich Dir in Dresden, wohin ich mit Reichardt zu gehen denke, keine ordentliche Adresse geben kann als die post rest:, um mir Nachricht zu ertheilen. Den Wechsel auf die 400 rth, die ich dahin wünsche lege noch nicht dabey, um allen Mißbrauch zu meiden, es sey denn, daß ich Dir vorher noch einmal schreibe und eine sichre Adresse ausmittle. – Reichardts Krankheit läst keine sichre Berechnung meines Aufenthaltes hier zu, sie hat mich abgehalten, diesen Brief abzuschicken, weil ich doch auf keine Antwort von dir rechnen konnte und spätere Umstände vielleicht Berichtigungen nothwendig machten, er leidet an einem scorbutischen Uebel, das aber im Verschwinden. Hast du Zeit mir ein Paar Worte für den Zufall, daß sie mich noch hier treffen, zu schreiben, so würde ich sehr dankbar seyn, du wirst billig seyn und mein langes Stillschweigen nicht einem Vergessen sondern den Umständen zuschreiben, über Göttern und Menschen waltende Herrscherinnen. Vielleicht könnte ich hier die Depositengelder ziehen aus der Sternhagenschen Erbschaft? 72
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Der Himmel erhalte dich gesund, schreib ein Paar Worte hieher an mich, sogleich wie du den Brief erhältst, addressirt an H. Commerzien∧rath Schwink. Dein A. A. Des Herrn Karl von Arnim zu Berlin
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An meinen Br: Sey eingedenk bey einer Reiße nach Griechenland, daß nicht allein Gefühl für Kunst nach ihren allgemein reitzenden Formen, sondern auch für jede ihrer Ausserungen, auch der fremdartigern erfordert wird um nicht durch viele der merkwürdigsten Dinge un erquickt zu gehen. Ich muß auch fort um nicht dem Trübsinn zu erliegen, das Phantom unsres Landes geglaubt zu haben.
*563. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 18. oder 20. August 1807, Dienstag oder Donnerstag
Deiner Anweisung nach schreibe ich dieses nach Dresden poste restante Ç...È Beantwortung eines endlich von dir erhaltenen Briefes vom 20t Augt: Ç...È Waß aber solt ich Dir von unserer jetzigen Lage sagen Ç...È Warum du in Dresden verweilen wilst, verstehe ich nicht (Nr. 569,3–66). Von Caroline von Labes, 15. September 1807:
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auf dein letzteres vom 18t Aug. Ç...È hinzufüge. l) ich auch weiß nichts vom Oncle und Tante. 2) Über deinen Geldmangel (Nr. 572,4–7). Von Caroline von Labes, 23. September 1807:
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An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 25. August–1. September 1807, Dienstag–Dienstag
Warum giebt es noch keine Telegraphen für gute Freunde? Wie gerne hörte ich von Ihnen, meine Verehrte, ein Paar ahndende Worte über die zweyte Heirath von unserm Clemens. Mir machte sie eine freudige Ueberraschung, sein Brief hatte mich so traurig um ihn gemacht, auch sehe ich nicht nicht gerne mehr voraus, sondern mit an, und alles was er thut ist mir lieb und recht und gut, blos weil er es thut. Unangenehm war es mir diese Neuigkeit durch einen fremden Mann H. von Firnhaber zu erhalten, angenehm war es mir jemand zu sprechen, der Sie und ihn wohl gesehen; bald wird es mir auch so gut werden. Ich reise über morgen mit Reichardt von hier nach Dresden, wo ich meine Nachrichten durch die poste restante erhalte, ob meine Gegenwart in Berlin nothwendig, auch in diesem Falle bleibe ich nur kurze Zeit da, ich muß noch in diesem Jahre den edlen Rheinischen Wein keltern, es ist meine erste Weinlese, der ich beywohne, denn jene bey Genf war durch den Aufstand unterbrochen, und jene, als wir um Trages fischten und jagten, wurde in dem schlechten Wetter nicht reif. Wenn wir nach Michelsbach wandern werden! Lustig auf! Der Kapuziner Unser kleiner Wettermann, Macht mit blossem Kopf den Diener, Nimmt den guten Morgen an; Gutes Wetter fühlt er tagen Und die leichten Schritte tragen, Uns so lustig auf das Land, Ein Schrit gegangen, dreye gesprungen, Wie es die Grillen uns vorgesungen. Ich bin wirklich fröhlig, seit dem ich entschlossen bin, seit dem ich Gelegenheit gehabt der Mutter von Auguste, alles aus einander zu setzen, und die Wärme, die mir überkam, die Freyheit, die Zuversicht mit der ich redete, selbst der Beyfall dieser herrlichen Frau, haben mich im Entschlusse der Trennung gestärkt, ungeachtet sie mir versicherte, daß sie und ihr Mann eine Verbindung mit ihrer Tochter gern gesehen, aber sie muste es mir eingestehen, daß diese mich wohl nie geliebt und andre vielleicht lieber, ja sicher lieber gehabt, wenn es auch nur flüchtig sie übernommen, sie nannte es freilich Stolz von mir, 74
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was ich Demuth nenne, daß ich jeden künstlichen Weg verachtet, mich gefällig zu zeigen, sondern im Gegentheile recht keck in meiner Eigen∧thümlichkeit aufzutreten, sie nannte es Stolz, daß ich nicht wettrennen mochte mit andern, in Diensten, Ausdauer, Klugheit, äussern Verhältnissen, wie ich es doch in tausend kleinen Verhältnissen des Lebens tun müste. Aber hier fiel mir Napoleon ein, der in allem Grossen seinem Schicksale traut, in allen kleineren Verhältnissen seiner Klugheit, und mein Leben ist nicht groß genug, um die Ehe als etwas Kleines zu behandeln, und sie soll mir ruhig vom Himmel kommen, ohne Nebenwege oder ich werde als ein Einsiedler sterben. Verlorne Liebe, nein sie ist nicht verloren, wer kann mir nehmen meine Glücksträume, meine Schmerzen; und Strahlen und Thränen, die mein Auge ausgesendet, springen sie zurück von den spiegelnden Steinen, sind auch nicht verloren, sie sammeln sich alle in mir und ich bin noch nicht verloren; ich wage es vielleicht bald, mir deutlich zu versichern, sie war es nicht, die ich in ihr verehrte; ich wage es zu glauben, was mir ihre Hofmeisterin versicherte, daß mein Umgang nicht ohne Einfluß auf sie gewesen, daß sie ihr hübsches Talent zum Gesange zum Zeichnen mit einiger Ausdauer entwickelt, auch manches gute Buch achten und manches schlechte verachten gelernt denn ich fand sie recht im Wuste schlechter Romane. Nein verloren ist meine Liebe nicht, wenn sie auch unsichtbar, unfühlbar in wenigen Tagen wie ein Traum hinter mir liegt, und andre sich einstellen, die mich sogar aus der Erinnerung vertreiben; ich fühle, was mich zu ihr hingezogen, diese heilige Unschuld ihrer Stirn, wird über sie wachen und wird sie nicht unglücklich werden lassen, das Bedürfniß der Rache schweigt in dem Gedanken der Trennung, ich sitze wieder bey ihr mit den ersten Gefühlen der ersten Tage unsrer Bekanntschaft, ohne Hoffnungen nur geizig über jede Stunde wachend, die ich mit ihr zubringen könnte, ich führe sie noch einmal in die Gegenden umher und denke doch kaum daran, daß ich sie nicht wieder mit ihr besuche und säe in meinem Garten, als wenn ich noch zu erndten denke. Die Mutter hat mir versprochen meinen Garten zu erhalten. Es ist nichts verloren in der Welt, was aus unserm Herzen quillt, die Verzweiflung läst sich bezweifeln und Schmerzen verschmerzen und welche Leihbibliothek gebe endlich nicht ihren Thaler für einen Roman, wo der Held um seiner Bestimmung gewiß zu werden, einem Nebenbuhler im Zweykampf sekundirt, und einen andern in seinen Bewerbungen forthilft, einem dritten durch Lob aufzuhelfen sucht, und doch konnte ich 75
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wahrlich nicht anders thun und wenn ich die Zeit noch einmal leben müste, wofür mich Gott behüte und so oft ich sie auch wieder durchleben muß in meinen strudelnden Gedanken. –
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d* 1 September Reichardt ist noch immer krank und meine Reise bleibt aufgeschoben. Gestern habe ich zum ersten mal Ihre Stimme wieder gehört, aber nur im Traume, es war ein so neues Lied, daß ich mir gestern den ganzen Morgen die Stirne rieb, wie es eigentlich gelautet. Doch war es so schön wunderbar und mannigfaltig, als wenn ein Blitz∧strahl in ein Feuerwerk geschlagen und alles auf einmal sich erschliest, dreht, färbt donnert und spielt. Dann war es auch wieder so sanft, als wenn sich Morgens die Halme und Blumen auf∧richten und man glaubt es fällt ein unfühlbarer Regen. Dann sah es wieder so tief in sich hinein, als wenn eine Blumenkrone von ihrer Schwere ganz umbogen sich nun im Wasser spiegelt. Dann hatte es wieder so viele Schichten von Aether und Wolken als in den Blitzen erschienen und woher alle die Blitze dahinein kommen, das entstand von einem Gewitter, das ich über den Traum verschlafen hatte; wenn die Welt nicht einmal allegorisch wäre, was bliebe dann noch, was bliebe den Entfernten. Wenn mein Muth, mein Uebermuth und Unmuth, die drey ähnlichen sich immer einander verwechselnden Drillinge, von denen ich immer den Unrechten aufnehme für den rechten, alle in meinen Armen ruhen, dann singe ich so recht mit Sehnsucht: Eilende Wolken, Segler der Lüfte, wer mit euch wandelte, mit euch schiffte, ich rief es oft aber nun singe ich es mit Zumsteegs Melodie, die Sie kennen müssen, die ich hier kennen lernte. Dabey freue ich mich, daß Maria Stuart, Helena, Kleopatra todt sind, daß ich mich nicht in sie zu verlieben brauche, daß – ich wollte einmal recht lustig seyn, und da macht mir wieder der Gram den Hals enge, daß ich nicht lachen kann. Die Moralisten sprechen immer von zwey Wegen in der Welt, die das Gehen verwirren, ich finde gar keinen, vielmehr einen so weichen Wiesengrund, daß ich nirgend fest auftreten darf. Mein Garten ist noch immer der einzige Punkt hier, wo ich mit Zutrauen stehe, könnten Sie ihn doch sehen, wie mich die Blumen und die Brennesseln da begrüssen, die ich für die Schatten der Blumen halte; so eifersüchtig ich selbst auf ihre Huldigungen seyn mag, so vertrauen die Blumen mir doch alle ihre Liebesgeschichten und ich muß das alles verschlucken und noch edelmüthig seyn; muß rathen zu ihren Besten; ordentlich 76
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wie man Blumenblätter abpflückt, um das Schicksal zu erfahren, so entblättern sie meinen Kopf, worin freilich Kraut und Rüben genug bleiben. Königsberg d* 1 Sept. Reichardt ist kränker geworden, er hat einen Anfall von Ruhr, ich fürchte länger aufgehalten zu werden; schenken Sie mir den Trost einiger Zeilen., ich werde dafür sorgen, daß sie mir nachgeschickt werden, wenn ich indessen reisen sollte, meine Adresse bleibt Abzugeben bey Herrn Commerzienrath Schwink. Meine Haut wird jezt schon hart, nicht vom Guitarrespielen, sondern von den Schlägen des Schicksalshammer ich glaube er will mich nur härten, mich nicht in die Erde schlagen, aber hilft es dem der die Schläge empfängt, daß ich ihm erzähle, daß es alles zu seinem Besten, der meint immer man habe ihn nur zum Besten. Der Himmel erhalte sie und erfrische Sie mein guter Genius, in Ihrem Schutze finde ich doch allein Ruhe, herzlichen Gruß allen den Ihren; recht neu möchte ich Sie begrüssen und doch kann ich nur immer das Alte sagen, wie ich Sie verehre. Achim Arnim. Ist Clemens in Ihrer Nähe? Was macht Savigny? A Mademoiselle Bettine
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Abzugeben im Hause des H. Franz Brentano in der Sandgasse im goldenen Kopfe. frey Duderstadt
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An B. B. d* 25 August Warum giebt es noch keine Telegraphen für gute Freunde. Wie gerne hörte ich von Ihnen ein Paar ahndende Worte über Clemens Heirath. Ich sehe nicht gerne mehr voraus, sondern alles nur an, mir ist auch alles lieb, was er thut. Ich denke in diesem Jahre der ersten Weinlese beyzuwohnen. 77
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Ich bin wirklich fröhlich seitdem ich entschlossen bin, seit ich der Mutter von A. alles aus einander zu setzen Gelegenheit hatte und die Wärme die mich überkam, die Freyheit, die Zuversicht mit der ich redete, selbst der Beyfall dieser herrlichen Frau haben mich im Entschlusse der Trennung gestärkt. Freilich nannte sie es Stolz von mir, was ich Demuth nenne, daß ich jeden künstlichen Weg verachtet, sondern im Gegentheile recht keck in meiner Eigenthümlichkeit aufzutreten, sie nannte es Stolz, daß ich nicht wettrennen mochte mit andern wie man es doch gedrungen in tausend kleinen Verhältnissen. Aber hier fiel mir Napoleon ein, der in allem Grossen seinem Schicksale traut, in allen kleineren Verhältnissen seiner Klugheit, und mein Leben ist nicht groß genug, um die Ehe als etwas kleines zu behandeln und sie soll mir ruhig vom Himmel kommen ohne Neben∧wege, oder ich werde als ein Einsiedler sterben. Verlorne Liebe! Nein sie ist nicht verloren, wer kann mir nehmen meine Glücksträume, meine Schmerzen und Strahlen und Thränen, die mein Auge ausgesendet werden sie zurück geprellt von den harten Steinen, sammeln sich in uns und ich bin noch nicht verloren. Ich wage es vielleicht bald, mir deutlich zu versichern, sie war es nicht, die ich in ihr verehrte, ich glaube es, was mir ihre Hofmeisterin versicherte, daß mein Umgang nicht ohne Einfluß auf die Bildung mancher ihrer Talente gewesen, auf Musick und Zeichnen. Nein verloren ist meine Liebe nicht, wenn sie auch unsichtbar und unfühlbar in wenigen Tagen wie ein Traum hinter mir liegt und andre sich einstellen, die mich sogar aus der Erinnerung vertreiben Ich fühle, was mich zu ihr hingezogen, diese heilige Unschuld ihrer Stirn, wird über sie wachen und wird sie nicht unglücklich werden lassen, das Bedürfniß der Rache schweigt in dem Gedanken der Trennung. Ich sitze wieder bey ihr mit den ersten Gefühlen der ersten Tage unsrer Bekanntschaft, ohne Hoffnungen nur geizig über jede Stunde wachend, die ich mit ihr zubringen könnte, ich führe sie noch einmal in die Gegenden und denke doch kaum daran, daß ich sie nicht wieder besuche und säe in meinem Garten, als wenn ich zu erndten denke. Doch hat mir die Mutter versprochen meinen Garten zu erhalten. Es ist nichts verloren in der Welt was aus unserm Herzen quillt, die Verzweiflung läst sich bezweifeln und die Schmerzen verschmerzen und welche Leihbibliothek gebe endlich nicht ihren Thaler für einen Roman, worin der Held, um seine Bestimmung zu erfahren, einen seiner Nebenbuhler sekundirt, zweyen das Wort redet und doch könnte ich nicht anders thun, wenn ich die Zeit noch einmal leben müste, 78
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wofür mich Gott behüte. Gestern habe ich zum erstenmal Ihre Stimme wiedergehört, aber nur im Traume, es war ein so neues Lied, daß ich mir an Morgen die Stirne rieb, wie es gelautet, doch vergebens, es war so schön wunderbar mannigfaltig, als wenn ein Blitzstrahl in ein Feuerwerk geschlagen und alles auf einmal sich erschliest dreht, färbt, donnert und spielt. Dann so sanft als wenn sich morgens die Halme aufrichten und man glaubt, es falle ein unsichtbarer Regen. Dann sah es so tief in sich hinein, als wenn eine Blumenkrone von ihrer Schwere sich ganz umgebogen, sich nun im Wasser spiegelt. Dann hatte es wieder so viele Schichten von Aether und Wolken, als in den Blitzen erscheinen, und woher die Blitze alle hinein kommen, das entstand von einem Gewitter, das ich über dem Traum verschlafen; wenn die Welt nicht einmal allegorisch wäre, was bliebe dann noch, was bliebe den Entfernten. Wenn mein Muth, mein Uebermuth und Unmuth, die drey ahnlichen Drillinge von denen ich immer den Unrechten aufnehme alle in meinen Armen ruhen dann singe ich so recht mit Sehnsucht: Eilende Wolken, Segler der Lufte, wer mit euch wandelte mit euch schiffte in Zumsteegs Musik. Dabey freue ich mich daß M: Stuart, Helena, Kleopatra todt sind, daß ich mich nicht in sie verlieben brauche, daß – ich wollte einmal recht lustig seyn, da macht mir wieder der Gram den Hals enge, daß ich nicht lachen kann: Die Moralisten sprechen immer von zwey Wegen in der Welt, die das Gehen verwirren, ich finde gar keinen, vielmehr einen so weichen Wiesengrund, daß ich nirgens fest auftreten darf. Mein Garten ist noch immer der einzige feste Punkt, wo ich mit Zutrauen stehe, wie mich die Blumen und die Brennesseln begrüssen, die ich für die Schatten der Blumen halte; so eifersüchtig ich seyn mag, so vertrauen die Blumen mir doch alle ihre Liebesgeschichten, und ich muß das alles verschlucken und noch edelmüthig seyn, muß rathen zu ihren Besten; ordentlich wie man Blumenblätter abpflückt um das Schicksal zu erfahren, so entblättern sie meinen Kopf, worin freilich Kraut und Rüben genug bleiben. Meine Haut wird jezt schon hart nicht von Guitarren spielen sondern vom Schicksalshammer, der seinen Ambos prüfen will, vielleicht nicht in die Erde schlagen. Ist es mein Laster. oder hat er mich zum besten. Ich möchte Sie neu begrüssen und muß immer das Alte sagen; wie ich sie verehre.
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Von Bettina Brentano nach Giebichenstein Frankfurt, Ende August 1807
Ihren Brief lieber Arnim erhielt ich in einem Anfall von Krankheit der mich beinah 8 Tage im Bett hielt; so ungedultig ich dabei war, nicht gleich mit allem Vertrauen das durch Ihre freundliche Worte erweckt ward antworten zu können, so schwehr wird es mir nun, da ich bedenke was ich Ihnen alles erzehlen Muß. von Clemens dessen Schicksal, sich gedreht hat wie ein Wetterhahn, Sie haben den Brief von ihm worin er Ihnen über seine Frau schreibt vielleicht noch nicht in Händen gehabt, da er durch eine andre schon wieder seinen Verlust ersezt hatte, Gott weiß eine Liebesgeschichte von 8 Tagen, die sich mit einer Entführung nach Hessen Cassel endigte,, seit dem 20ten August ist er verheirathet mit einer Nichte von Moriz Bethmann (Sie kennen sie vielleicht) Auguste Bussmann. und ist weiter nichts merkwürdiges dabei vorgefallen Clemens wird Ihnen gewiß selbst darüber geschrieben haben oder noch schreiben, meine Reiße nach Weimar und Gibigenstein mit ihm ist also nicht wohl möglich er hat sich in Cassel eingerichtet um dort noch eine Zeit lang zu bleiben, und wenn mir das Glück nicht besonders schmeichelt, so wird noch manche Welle dem Main hinunter fliesen eh ich Sie wieder Sehe, dieß macht mich denn auch traurig wenn ich den Strohm ansehe, und ich blicke den Wellen mit besondrer Wehmuth nach, und allem was sich bewegt und weiter zieht, und denke, könnte ich auch weiter, ich wäre sicher Arnim entgegen gezogen, wie viel mal stelle ich mir innerlich dar, wie Sie wieder kommen, was ich sagen will, pp es ist mein Spielwerck mit dem ich mich ergöze so oft ich allein bin es ist mein Lieblings Kind das mir Sorge und Freude macht es ist ein Zwillings Bruder von der Begierde, wieder mit Goethe zu sein wenn ich an diesen denke, so mögte ich ewig um ihn herumstreichen ihn zart anspielen wie kühler Wind, in der Sommerhize, ihm frisches Wasser reichen, ihn wärmen und Pflegen im Winter, ein Tribut meines erfüllten Herzens, seine Büste steht auf meinem Tisch, oft leg ich die Hand an die kalte breite Stirn so lebendig ist das Bild das ich glauben muß er winkt mir, er laÇÇcht, erÈÈ scheint traurig, je nachdem ich es selbst bin, alles wie unter eiÇÇnemÈÈ Schleier, ein alter Glaube befällt mich dabei, das ein Bild lÇÇebendigÈÈ sein müsse, so geht es »wenn man etwas in der Welt bedaÇÇrfÈÈ was man lieben muß« und so wie Sie in der Himmelsgluth in Ihren Blumengarten wandren und an ihren Blumen putzen und giesen wenn es 80
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noch nicht Zeit ist, und die Sonne noch zu hoch am Himmel steht, so wandre ich in der Erwartung herum daß es doch bald Zeit sein wird, wo der milde freundliche Abendstern hinter dem Herzensgebürg hervorsteigt wo der Himmel kühlen Thau in die gesenkten Blumen gießt, und alles sich wieder zu frischem kraftigen Leben stärckt, – oft reißt mir doch die Gedult, und ich breche in Thränen aus, wenn ich so grade dieß Bild anschaue, und ich weiß daß er immer mit weiter geht und keinen Schritt zurück thut und doch endlich den lezten thun muß, und wenn ich ihn bis dahin nicht wieder gesehn hätte! – warum wir dieß nicht bedenken wir würden die Zeit die wir mit Freunden sind besser anwenden, ihnen echte Liebe und Wahrheit geben, und wir müsten nicht erst durch Trauer und Verdruß ins Gleis gebracht werden. – wenn ich an Sie denke so thut mirs leid daß ich nicht gleich kann meine Reitstiefel anziehen, mein Pferd besteigen und in vollem Gallopp dem lang ersehnten Freund entgegen, ihm dann alles erzehlen, und jezt beieinander bleiben, alle Gefahren und Abendtheuer getheilt, in der That ich wollt ich wär ihr Bruder oder Freund, wir könnten denn innig verbunden, recht unabhängig von einander leben. – Zuweilen sehe ich meine Kleider an in denen ich nach Berlin gereißt bin, es sind Bubenkleider, ein gelbes Westlein, graue Beinkleider, und brauner Ueberrock, die Loulou war auch so gekleidet, auser daß sie eine grüne und ich eine schwarze Kappe hatte, in einem grossen Fichtenwald vor Brandenburg kletterte ich auf einen Baum und sah mich in der Gegend um, ach wie ergözte mich jede kleine Freiheit ja ich habe mich mit innigem Wohlbehagen mit dem Postknecht in den Stall begeben, und die Pferde helfen bereiten ich langte den Sattel und die Steigbügel von der Wand, und lief mit der Peitsche voran in einem andern Ort ging ich Arm in Arm mit einem alten Preußischen Soldaten durch etliche Straßen, er führte mich an die Schmiede wo ich ein neues Eisen bestellte, ich dachte mir, diese Promenade mache ich dem Arnim zu Ehren, er war recht gutmüthig und wunderte sich daß ein kleiner Junge von 10 Jahren wie ich schon so weit reiße, und diese kleine Freiheiten machten mich so froh und kindisch wie ich nicht leicht sonst war. Guter Don Quixote dir und mir gehts übel, ich glaubs daß dir in deinem grünem Wams und Rother Cappe nicht wohl ward, und daß es dir lieber war mit einer rostigen Barbierschüssel und beschmuzter Hünerstange Verändrung und Abendtheuer zu suchen, als Hundert Eiersüppgen zu essen. 81
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Oft ist es mir unerträglich in unserer matten engen Stadt eingeschlossen zu sein; in kühlen Felsspalten mögte ich herum klettern, den Quellen nach wo sie hin und her kommen mit dem Mond durch die Wolken ziehen, das ging nun nicht, aber doch drunter her; sehen wie er aus dem See steigt den Bergen hinauf. – ich wollte ja gerne aufgeben das Recht mit Menschen zu sein, die das Fenster zumachen wenn der Abendwind kömmt, die nicht über die Wiesen gehen wenn der Nachtthau darauf glänzt, warum denn nur mit der Welt Menschen sein, warum nicht auch mit ihren Bergen, und Blumen und Wäldern, mit ihren Schatten und Lichtern innig und vertraut leben. – zusehen wie die Sonne niedersteigt, die Nacht den dünen Mantel, in Falten zusammen zieht, und wieder leicht und durchsichtig fliegen läst, wie die Morgen luft ihn zurückweht die Lerchen in den aufgedeckten Himmel steigen, die Wasserfälle den nächtlichen Nebel vom Berg hinunter drücken und in den grünen See wälzen, das hohe Himmelsroth mit weisem schaumigem Arm umfangen, das zart und küssend hinaufsteigt von tausend Perlen geschmückt und umstrahlt. – wie Wohl thut die Herrlichkeit, die Pracht, die Größe, dem Herzen – mitten im Meer auf einer duftenden Insel stehen, von freien Winden erfrischt, von allen Frühlings zweigen umstrickt; wie ein junger Meeres Gott alles mit herrschendem Aug über blicken, oder mit der Sonne das höchste Gebirg ersteigen, mit ihr auf allen Gipfeln flamend durchdringend alles berühren, wie ein Sturmvogel sich nieder stürzen gegen den Strohm und den Wind seeglen, die aufgewehten Schwingen in den wellen nezen die große Brust ausdehnen, seelig überfüllt in allen Tiefen und Höhen der Kräftigen Natur wühlen, und dann wenn Herz und Geist erfüllt ist wie eine schwehre Wolken, eine einzige Brust, in die wir unsre Entzükung ausgießen ein Auge das mich dankbar erfreuend anblickt, das auch mir wiederum wenn ich arm bin reichlich giebt meine kalten Schmerzen erwärmt und heilt. – O du gekrümtes dürres Menschen Leben!! still! still! Luise Reichard grüßen sie Herzlich von mir, und selbst vertraut, wenn sie es gerne annehmen will; Ach daß ich nicht mit Euch allen sein kann ich glaub ich könnte ihr recht gut werden, jezt besonders wo ich so alleine steh, wenn Clemens sich wohl befindet, bin ich ihm vielleicht wohl werth aber doch leicht entbehrlich. – er schreibt Ihnen von meinen Fortschritten in der Musick? er irrt sich ich Tändle noch immer, besonders im Gesang, die kalte rauhe Hessen luft plagte mich stets mit Brustschmerzen und Halsweh, und selbst jezt bin ich noch 82
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nicht ganz davon geheilt. – Guter Arnim Sie werden bald Goethe sehen – ich bitte denken sie meiner wenn Sie vor ihm stehen so wie ich Ihrer gedacht habe, fragen sie nach mir, nur ganz leicht, und wenn er dann freundlich wird, das schreiben Sie mir. seine Mutter sehe ich alle Tage, und erquicke sie in diesen heisen Tagen mit Trauben und Melonen Savigny war bis vor wenig Wochen in Wien, von da ging er nach Sals burg, er schrieb uns mit Kindischer Freude daß er und Gunda sich ins Bergmannskleider ins Bergwerk habe fahren lassen, nach her ging nach München, vielleicht sehen wir ihn den Herbst wieder und da wird es eine Wandrung aufs Trages geben wenn Sie da auch hier wären so konnten wir alte Zeiten mit schönerem Glanz erneuern. er begehrte in seinem lezten Brief an mich eine Relation über die Heurath von Clemens, ich habe ihm aber nichts geschrieben, ich glaube wohl daß auch sie gerne über seine Frau so wohl als über die Entstehung des ganzen manches wüßten, jedoch kann ich meinen Wiederwillen dieser so oft wiedergekauten Geschichte nicht überwinden, so viel kann ich ihnen sagen daß sie nur sechzehn Jahr alt ist, mir kein angenehmes Antliz hat, denn es hat keine Straffe reine Züge sondern vielmehr etwas angeschwollen – sie war versprochen mit einem Mann der wunderschön sein soll, auch dieses Bündniß war gegen den Willen ihrer Aeltern, und auf eine eclatante Weise geschehen in dem sie der Konigen von Holand hier auf einem Masquen ball (in deren Diensten er steht) einen Fußfall that, Sie können sich also vorstellen daß sie viel Energie hat. sie war noch in vertrautem Briefwechsel und nente ihren Geliebten Mon cher epoux als sie sich in Clemens verliebte, den Tag da Bonaparte hier durch verschiedne Triumpfbögen zog, ging sie mit Claudine, Clemens, und mir, in den Palast, um ihn bei seiner Abreiße in Augenschein zu nehmen, wir standen in einer Nische an der Stiege hier wurde in erwartung Bonapartes die erste Liebes erklärung gemacht, Clemens versicherte mich nach her daß er alle mögliche Mühe gehabt sie zurückzuhalten ihm einen Fußfall zu thun. – ich war nur mit gegangen dem Clemens zu lieb, der ohne mich nicht gehen wollte. als aber der Kaiser kam die Treppe herunter, die Faklen leuchteten ihm ins Gesicht, ich hatte mich übergebogen aus der Nische, und hing wie ein brauner Eichen Ast dicht über seinem Kopf, er blieb stehen blickte in die Höhe und sah mich starr an, es stürzten mir die Thränen aus den Augen ich zitterte, und konnte mich nicht erhalten, er fuhr durch die beleuchtete Straßen die Trommlen wurden geschlagen, und 83
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als er aus den Thoren war, wurden die Canonen gelöst, bei jedem Schuß fuhr es mir durch die Seele ich hatte die Hande ringen mögen auf offner Strasse. als ich zu Hauß war allein, und der Schlaf mir endlich die Pein stumm und kalt, gelöst hatte, so fürchtete ich mich vor der Erinnerung. ich frage Sie was ist das, so einen plözlich ergreift ohne Ursache ohne Vorbereitung, und so wieder verschwindet. Guter Arnim ich hab Ihnen gar kein Wort von Ihrer Liebe gesprochen, als wenn ich keinen Theil daran nähme, und wohl so viel unnüze Worte, sie verzeihen. Bettine.
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Von Auguste Brentano nach Giebichenstein Kassel, 11. September 1807, Freitag
Cassel 11 September 1807 – Als mich Clemens den Brief hatte lesen lassen den er heute von Ihnen empfing, trieb es mich dunkel Ihnen zu schreiben. Es ging nicht gleich an, und so hatte ich Zeit mir es deutlicher zu machen was ich von Ihnen wünsche – warum ich Ihnen schreibe. Recht weis ich es aber noch nicht. Finden Sie es immerhin sonderbar – mich ängstigt dabey nur daß Clemens es nicht wissen soll, daß ich zum erstenmal etwas heimlich vor ihm thue. Das muthwillige Ende Ihres Briefes hat mich tief geschmerzt. Sie glauben ich hätte ihn in eine sogenannte glänzende Lage gebracht – und haben nun nur noch Scherz für Ihren Freund. Wie werden Sie ihn bedauren wenn Sie mich besser kennen. Er glaubte mich lieben zu können – er liebte mich – und sieht sich nun in allen seinen Erwartungen getäuscht, an ein Geschöpf gekettet das ihn nicht versteht. Fühlen Sie wie schwer solch ein Verhältniß ihn dünkt? Was mir begreiflich an ihm ist, wird mir es durch die Liebe – und so begreife ich daß er schnell mich verlassen muß um sich vor Unmuth, Ekel zu bewaren. Ich habe ihn schon oft darum gebeten zu Ihnen und Reicherts nach Halle zu gehen – doch Sie kennen ja seine Unbestimmtheit in solchen Sachen. Aber ich beschwöre Sie, reissen Sie ihn von hier weg – gehorcht er nicht Ihren Briefen, so kommen Sie selbst hieher, nehmen Sie ihn mit sich fort – nach Rom etwa, wohin er sich sosehr sehnt. Sie sehen er darf von diesem Brief nicht wissen – er würde ihn sehr lächerlich und abentheuerlich finden. Weil ich Ihnen gesagt habe daß 84
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ich Ihn liebe, müssen Sie nicht denken daß ich Ihnen in einem Momente gereizter Empfindung schreibe. Ich bin im Gegentheil sehr ruhig, und führe aus, was mir in ruhigen Augenblicken ganz klar als gut und nothwendig erscheint. Wenn dieser Brief fertig ist, und ich denke daß er dazu beitragen kann mich von meinem Geliebten zu trennen werde ich mir Gewalt anthun müssen ihn nicht zu zerreissen. Clemens schläft, ich höre nicht seine stimme – spräche er mit mir, wie könnte ich Sie bitten mir diese Töne, zu rauben – auch wenn sie mir die bittersten Schmerzen verursachen? – Kennen Sie mich nicht? Hier ist mein ganzes Wesen: ich will nur Clemens Glück, aber meine unglückliche Liebe zu ihm quält ihn oft – und so muß ich ihn mit eben der Gewalt von mir entfernen mit der ich ihn an mich zog. – Sie helfen mir! es ist schändlich wie seine Ruhe durch meine Thorheiten leidet. – Helfen Sie eine große Unbesonnenheit verbessern, und sie erwerben sich meinen innigsten Dank. Auguste Brentano
*567. Von Carl Otto von Arnim nach Dresden Berlin, 12. September 1807, Sonnabend An Carl Otto von Arnim, Ziebingen, 3. Oktober 1807: Dein Brief vom 12ten September, den ich aus Dresden hieher spedieren ließ, gab mir bessere Nachrichten von Deiner Gesundheit, als Ziethen (Nr. 578,3–5).
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Von Bettina Brentano nach Königsberg Frankfurt, Mitte September 1807
Nein wahrlich die Zeit war nicht verlohren in Ihrer Liebe; Werden Sie es lächerlich oder Uebermüthig finden? wenn ich sage daß auch um meinetwillen, diese Liebe seyn mußte, ehmals wußte ich nicht recht was es in mir war, daß ich Ihrem Schicksal nachziehen mußte – und doch nie zur Erkentniß kam, jezt ist mir die lezte Zeit – die lezte Briefe, ein wahrer Hintergrund, von dem mir Ihr Gemüth wie das meinige gleich hell zurück strahlt, ich war oft entzweit mit mir, daß ich nichts anders ins Aug fassen konnte, während Sie vor mir wie im 85
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Nebel standen, den ich doch bei aller Sehnsucht, um der Welt willen, nie durchdrungen hätte, zu kalt wars mir wenn ich nur die Hand darnach ausstreckte. – Also mein Freund, ist dein grünes Kleid erblaßt, die Flammen sind zusamengesuncken, und düstere Asche fliegt im Nordwind hin und her; wie leer, wie kalt die Welt mir wird, als hätte ich selbst eine Liebe verlohren, es ist mir als hätten Sie etwas von Ihrer Jugend dabei eingebüßt von Ihrer feinen Fröhlichkeit die, wie der Morgenduft auf den Früchten, auf Ihrem ganzen Wesen ruhte, ein so zarter Beweiß, daß man in Gottes freier Natur lebt, daß er uns würdigt mit seinem Seegen, ins Leben einzugehen, Ach wenn Wir uns wiedersehen wird alles anders seyn Aber wie? – Göthe hat mich durch seine Mutter bitten lassen ihm zu schreiben er will mir Antworten, diesen hab ich so lieb! so ganz ohne Wache, ohne Ringmauer, ohne Schloß und Riegel; viel mehr sind die Thüren ausgehoben wie in Italien; seht, so muß es seyn, bei solg einer kräftigen Natur, ich kann mir mein Wesen gar nicht mehr denken, ohne diese Seule um die meine Lebenskette sich schlingt. es wär ja dem schönen Land, dem herrlichen belebenden Strohm abgeschnitten, wenn ich ohne dieße himelichsche Freude im Irdischen Leben sein müßte. Von Clemens hab ich Ihnen in einem Brief den ich nach Giebigestein Addressierte geschrieben, aber ich gestehe es, mit Unmuth sprach ich von seiner Heyrath, dieß sollte nicht sein, ist es nicht besser ich sehe dieße dumme Streiche für Schicksal an, und bekümere mich weiter nichts darum? indessen gehört doch viel Selbstverläugnung dazu, besonders wenn man wie Clemens einem ewig plagt mit Wieder holungen von Schmerzen und und Trauer, die eigentlich nur aus langer weile existiren, und die doch eine Wichtige Rolle spielen sollen, ich erscheine Ihnen vielleicht hart in solgen äuserungen mangel an Freundschaft an sorgfältiger schwesterlicher Liebe ist es dennoch nicht. Aber mein eigen Gemüth kommt immer so mit ins Spiel; wenn ich Tröste, und wenn ich denn sehe daß es eben so gut gewesen wäre wenn ich gar keinen Theil daran genommen hätte da wird mein Herz erzürnt und will keinen Theil mehr daran haben. Adieu guter Arnim ich wünsche Ihnen unendlich viel Glück, so daß Sie nicht anders glauben können als daß die Himmlischen Mächte mit besonderem Fleiß über Sie wachen, aber stark und Muthig Schmerzen ertragen können, mit geläutertem Glanz, aus einer drückenden Epoche des Lebens hervor gehen, das nenne ich auch Glück, das Nenne ich göttlich leben. 86
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Ich bitte halten Sie Ihr Versprechen, wenn nicht Ihr Schicksal sich noch glücklicher wendet, warum muß denn Reichard grade mitreißen? sein Sie den Herbst hier, wir haben ein Gut am Rhein, ich war noch nicht da es war der Günderrode ihr Sterbeplaz aber in Ihrer Bekleidung will ich hingehen. – ich glaub gewiß daß meine Stimme bei Ihnen war in der Nacht vor dem ersten 7ber, ich hatte in diesen Tagen keine Stimme konnte kein lautes Wort sprechen sie war wahrscheinlich zu Ihnen gereißt. Bettine Brentano.
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Von Caroline von Labes nach Dresden Berlin, 15. September 1807, Dienstag
Berlin d* 15t* Septbr 1807.
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Lieber Louis Deiner Anweisung nach schreibe ich dieses nach Dresden poste restante, und wünsche richtigen Empfang: hier nächst folgt also die Beantwortung eines endlich von dir erhaltenen Briefes vom 20t Augt: mit der Nachricht, daß ich dehren, seit deiner Abreise von hier 8 ohne diesen Letzten erhielt: der Letzte der 8 Briefe war vom 26t Junii, und seit dem sahe ich nichts von dir: auch dein Bruder führet die nehmliche Klage, daß er keine Nachricht von dir erhält: ich habe durch verschiedene Wege dir einige mahl, gewiß wenigstens 4 Mahl, geschrieben, da ich aber nie Antwort darauf erhielt, so schloß ich daraus, daß dir meine Briefe nicht eingingen, und unterließ es. Waß aber solt ich Dir von unserer jetzigen Lage sagen, oder viehlmehr klagen. Seit den elenden Frieden, ist es mit uns schlimmer geworden als es im Kriege war: Mein Hauß ist seit 5 Monathe anhaltend mit einen unruhigen Bureau besetzet, die über meinen Kopf in meinen 3 Putzzimmern sich eingenistelt haben, um sie zu ruiniren, überhaupt haben sie 7 Zimmer eingenommen, und 4 Pferde im Stall. Die 4 Menschen muß ich in allen erhalten, und froh sein wenn ich es nach Geschmack getroffen habe, denn würcklich ist das Betragen dieser Menschen jetzt übler als es vor den Frieden war; dieses ist die allgemeine Klage. Mein Hauß war seit d* 26t October nur 10 Tage in allen frei; und wartet auf Erlösung, die man uns hoffen läßet, die aber immer um 8 Tage weiter hinaus be87
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stimt wird, jetzt heißet es wieder, daß d* 18t Sept: Berlin geräumet wird; noch aber fuße ich nicht darauf: Keine Gelder kommen auch nicht ein, und ich bin schon allen Menschen schuldig. und waß höret man nicht alle für Lamentiren, über verabschiedungen – einziehung der pensionen, Schmählerungen der Gehalte etc. Kurtz es ist eine durchaus betrübte Zeit. Dieses sei von Berlin ein kleiner Auszug der Geschichte. Mein Panckosches Guth ist total ruiniret, das Hauß rein ausgeplündert und zerstöhret. Von Zernicko ließ mir H v Ziethen hoffen, daß es von trouppen frei bleiben würde, aber – Gott sei es geklaget d 22t Aug* sind alle meine Dörfer um die gantze dortige Gegend mit Frantzosen überschwemet, auf wie lange weiß niemand, man will sagen daß die Hälfte den Winter durch bleiben werden, woran die Engländer und Schweden schuld sein sollen. eben so wenig warum? sie dort sind. Mein gantzes Hauß und das Pächter Hauß ist mit Offiziere besetzt, die Gemeine sind aber bei den Dorffleuthen quartiret; alles aber und 13 Pferde muß ich beköstigen und erhalten, wobei sie den armen Rackow und andere Pächter grausam zusetzen. Den Acker kan er nicht bestellen weil sie seine Pferde beständig benutzen, die ihrigen 13 stehen im Stalle, und muß jedes tagl* 4 Mtz Haver und so viehl Heu als sie nur freßen wollen gegeben werden: und wie kan ich alle mein Elend schildern – Waß auf eure Güther vorgehet, weiß ich nicht, und habe genug mit mir selbst zu thun: auch sehe ich deinen Bruder wenig, um es zu erfahren, vielleicht beschäfftiget ihn seine Liebschafft und die Vatterfreuden so sehr – voilla les fruits de l’oisivete – ich finde mich in der That sehr zu bedauren – Ich würde es für sehr gutt halten wenn du, besonders bei den jetzt dort herrschenden Kranckheiten, bald deinen Auffenthalts Orth verließest, allein waß hilfft der gutte Rath bei euch Herren? – Auch Dein Bruder kränckelt stets und siehet elend aus, aber auch hier ist der Rath ohne Wirckung, man überlaße also jeden seiner Klugheit und Willen. Ich befinde mich bei aller Angst und Grahm wohl. die gutte alte Splittgerbern ringet schon seit 14 Tage mit den Tode ohne zu sterben, die Köppen ist wie immer Kräncklich aber doch auf die Beine; sie leidet auch viehl durch die Einquartirung, und grüßet dich hertzlich, so auch die Tischern welche sich zum eintzigen Glück für mich, gesund erhält, trotz ihren jetzt so lästigen Dienst bei der frantzöschen Aufwartung und Besorgungen. O! sähen wier nur erst unsern lieben König wieder hier! wie wenig Hoffnung aber ist noch bis jetzt dazu – man will uns fürchten laßen das Berlin noch den gantzen Winter 88
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besetzt bleibet, geschiehet dieses, waß soll dan aus uns werden? ich vergehe alsdan – Warum du in Dresden verweilen wilst, verstehe ich nicht; Berlin ist nicht weiter von Beerwalde entfernt, als es Dresden ist: indes auch hier geschehe des Herren Wille – Ziethen ist seit 2 Tage zurücke und hier; die Nachrichten die er mit bringet sind böse und gut; unter letzteren gehöret, daß unser gutte König Alle Contributions Zahlungen nach und nach wieder ersetzen will, und so lange verzinsen, bis alles berichtiget ist. ferner daß Er sehnlich nach Berlin zurücke verlanget – und Ziethen und Consorten inständigst gebethen, die Contributions Zahlungen zu dem Ende best möglichst zu beschleunigen, damit die hiesige Stadt und Gegend von fremden Truppen gereiniget werde – und was dergl* mehr. NB eher kan der König nicht zurücke, ehe diese nicht fort sind. Und nun Gott befohlen, Er erhalte dich gesund dieses ist der Wunsch deiner treuen 77jährigen Großmutter Labes. Ç2v alR:È Auch wier haben hier im vorigen Monathe die undenckbahre Hitze anhaltend erlitten, dahingegen ist seit 8 Tagen die sehr empfindliche Herbstkälte schon eingetreten, welche viehle Kranckheiten veruhrsachet besonders auf den Lande; man könte warmes Zimmer vertragen.
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Von Auguste Brentano nach Giebichenstein(?) Kassel, zweite Hälfte September oder Oktober 1807
Arnim lassen Sie mich nicht in der fürchterlichen Ungewißheit – bleibt mir eine Hoffnung? Wenn Clemens Herz ihm sagt daß ich nicht schlecht bin – daß ich ihn liebe, daß es gut mit uns werden kann, o so hat er mich genug gefoltert! Er ist gut, er soll sich nicht zu einer unmenschlichen Härte zwingen. – Ich soll einige Tage ruhig vor ihm erscheinen sagt Bettine – dann würde er Mitleid für mich empfinden – o macht mich nicht so irr – ich soll glauben er sey so grausam. Lieber Arnim es ist entsetzlich daß ich vor ihm heucheln soll um ihn zu versöhnen – aber ich will es, – ich will mir alle Mühe geben, aber nicht umsonst – sagen Sie mir, schwören Sie mir ich werde ihn erweichen Rathen Sie mir wahr – rathen Sie mir wie ein Freund – was 89
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soll ich thun? Mein Leid ist schrecklich, Clemens, Clemens verlaß mich nicht – ich will ewig verdammt seyn wenn du es bereuest – O Mitleid, Mitleid ich muß schreyen vor Schmerz; ende meine Qual. Clemens ich knie vor dir – kannst du mich wegstoßen – ich liebe dich und du hast auch mich geliebt.
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An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 20. September–Sandow, 3. Oktober 1807, SonntagSonnabend
Königsberg d* 20 September 1807. Ich fürchte die Weinlese ist vorbey wie unser warmes Wetter, der Sturm hat schon die Aepfelbäume geschüttelt, was noch von der Erndte auf den Feldern steht ist verregnet; meine Erndte geht jezt an, ich hetze zu Pferde mit Wind∧hunden, schiesse auch wieder Bachstelzen, Goldgänschen und Buchfinken wie in Trages. Meine werthe Freundin, ich erlaube mir nicht zu bemerken, wie viel ich versäume, es ist doch amende die einzige Tugend, die uns über das Unabänderliche frey hin wegsetzt, und giebt es einen Enthusiasmus, so ist es dieser; Reichardt bessert sich, aber langsam, er ist sehr empfindlich gegen die Luft, ich besuche ihn täglich und bringe ihm Geistesprovision an Büchern und Neuigkeiten mit. Wir sind jezt mit ganzer Seele in der Corinne von der Stael, ich habe einen Theil gelesen, der mich mannigfaltig angezogen; es ist doch schön in Italien, selbst unglücklich zu seyn und glücklich da zu seyn ist Liebe und Freundschaft ist fast zu schön und es wundert mich nicht, daß der gute Lord Nelville, es sich nicht zutraut, daß es ihm je so gut werden könne. Die Stael hat sich in diesen beyden, in Corinna und Nelvil dividirt, wodurch sie sehr gewonnen, man lernt manches in ihr verstehen und rechtfertigen; der Mensch braucht nur den bessern Theil seines Lebens aufzugeben um allen erträglich zu werden und vielen sogar lieb. Geht es mir hier doch auch so, nun scheinen mich alle lieb zu haben, nun es zu spät ist. Sandow d* 3 Oktober
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Von Caroline von Labes nach Dresden Berlin, 23. September 1807, Mittwoch
Berl* d* 23t 7tbr 1807. t Deiner vorigen Anweisung nach, habe ich schon am 15 dieses dir nach Dresden post restante ausführlich geschrieben, also daß ich auf dein letzteres vom 18t Aug. wegen Mangel der Zeit nur dieses wenige hinzufüge. l) ich auch weiß nichts vom Oncle und Tante. 2) Über deinen Geldmangel, – daß selbst von geliehenen mühsam gefundenen Geldern spährlich lebe, schon vor einiger Zeit für dir und deinen Bruder auf 1/m rth aufgenommenes Geld mich verbürget habe davon du die Verwendung von ihn erfahren must. ich habe auch jetzt noch mich erbothen für eben so hoch mich nochmahls zu verbürgen er meinet aber daß es jetzt nicht nöthig sei, da er auf Sternhagensche Gelder rechnet, kurtz er mag dir dieses alles selbst erklähren. ich habe genug zu thun, meine 8 Officiere 13 Pferde 50. Mann zu Zernicko gantz zu erhalten. zu letztern gehören allein tägl* 50 £ Fleisch, 75 £ Brodt, 100 quart Bier. 10½ £ Semmel, 1 q brandteWein ohne die Gemühse und übrige Zuthathen zur Küche. Wäsche etc: die Speisung der Officire. Wein – Wäsche etc: 13 Pferde tagl* a 4 Mtz Haver, Heu und Stroh nach Belieben, dabei Lieferungen fortdauernd, Contributiones und andere Auflagen ohne Zahl, hier und dort, Hier noch imer das Burau im Hause kurtz des Elendes ist kein Ende und keiner weiß wenn wier wieder frei werden, wenn Gott sich nicht erbarmet, O! des unglücklichen Frieden der uns mehr Unheil bringet, als im Kriege selbst; die Menschen sind jetzt noch schlimmer, wie sie als Feinde waren, kurtz, wier empfinden nicht die mindeste Linderung durch den Frieden, er mag auch wohl nicht von langer Dauer sein. Genug des Klagens, wodurch man nichts beßert – leider – bleibe Gesund, lebe glücklicher als ich Deine treue Mutter v Labes Lieber Louis!
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Nr. *573
*573. Mit Johann Friedrich Reichardt an Joseph Prinz von HohenzollernHechingen in Oliva (bei Danzig) Königsberg, etwa 25. September 1807, Freitag Joseph Prinz von Hohenzollern-Hechingen an Johann George Scheffner in Königsberg, Oliva, 1. Oktober 1807: Reichardt hat auch nebst Arnim, von uns schriftlich Abschied genommen. (Warda 1918–1938, Bd. I, S. 320.)
574.K An Charlotte Schwinck in Königsberg Unterwegs von Königsberg nach Giebichenstein, vmtl. 26. September 1807, Sonnabend
Ich erfülle die traurige Pflicht Abschied von Ihnen zu nehmen, die mir mündlich zu schwer ward ... wo ich ein Wesen fand, dem ich auf den ersten Anblick mich angezogen fühlte, auch wieder eine entgegenkommende Huld wähnte ...
*575.
An Charlotte Schwinck in Königsberg Unterwegs von Königsberg nach Giebichenstein, zwischen 26. September und 6. Oktober 1807, Sonnabend–Dienstag
Vgl. Nr. 574.K.
*576.
An Charlotte Schwinck in Königsberg Unterwegs von Königsberg nach Giebichenstein, zwischen 26. September und 6. Oktober 1807, Sonnabend–Dienstag
Vgl. Nr. 574.K.
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*577. An Carl Otto von Arnim in Berlin Braunsberg, etwa 27. September 1807, Sonntag
Aus Braunsberg habe ich Dir geschrieben, du möchtest Deine Briefe hieher schicken
An Carl Otto von Arnim, Ziebingen, 3. Oktober 1807: (Nr. 578,32–33).
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Ziebingen, 3. Oktober 1807, Sonnabend
Ziebingen d* 3 Oktober 1807. Dein Brief vom 12ten September, den ich aus Dresden hieher spedieren ließ, gab mir bessere Nachrichten von Deiner Gesundheit, als Ziethen. Kränkliche Leute sind über Krankheiten anderer immer allzubesorgt; deine Krankheit war in Königsberg im Anfange dieses Jahres sehr gewöhnlich, es haben sich Leute Monate mit Durchfällen geplagt, doch meist ohne Gefahr, wenn es gleich sehr schwächend. Du must dich, lieber Bruder, vor geselligen Anstrengungen hüten, es giebt da der Anregungen von Aerger jezt soviel, nebenher auch Erkältungen und du bist gerade geneigt, alles dergleichen recht vollständig mitzumachen, auch haben Zerstreuungen es in der Art, für einige Zeit wirkliche Uebel zu verbergen, während diese um so ungestörter fortwuchern. Ich habe unendlich viel gelitten bey dem Abschiede von Königsberg, das schreckliche Reise∧wetter war mir lieb, denn es zerstreute mich; meine Existenz dort ohne Geld ohne Nachricht, in stetem Aerger über unser Regierungswesen, machten meine Abreise nothwendig, ich hoffe in besserer Zeit dahin zurückzukehren. Ich gehe jezt nach Giebichenstein bey Halle an der Saale, meine Briefe adressire schreibe ja recht bald, wenn auch nur ein Paar Worte, abzugeben bey H. Direcktor Reichardt, das Geld, die tausend Thaler, um die ich an dich geschrieben sind mir durchaus nothwendig, sechs hundert Thaler davon müssen so bald wie möglich an die Gebrüder Beneke in Berlin für die Herren Schwink & Koch in Königsberg gegen Quitung ausgezahlt werden, es ist eine Gefälligkeit von Schwink, daß er die Anweisung nicht hinschickt, um mich nicht etwa durch verzögerte Bezahlung zu blamiren. Die übrigen 400 rth schicke nach Halle, baar oder in si93
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cherer Anweisung, am besten baar. Sollte ich weiter∧gehen als Giebichenstein, so komme ich mit der ordinären Post nach Berlin, um euch alle zu sehen, von hier aus ging es nicht, weil ich die Reise gemeinschaftlich mit Reichardt gemacht habe, auch ist es nur 5 Meilen Unterschied. Aus Braunsberg habe ich Dir geschrieben, du möchtest Deine Briefe hieher schicken, es versteht sich, wenn auch jener Brief später ein∧trift, daß es nicht mehr gilt. Nächstens mehr, jezt in Eile meine Wünsche, daß dich der Winter stähle und stärke, Ruhe des Gemüths, Gleichförmigkeit in der Lebensweise werden Dir mehr nützen als Medicin. Dein A. Arnim.
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*579. An Caroline von Labes in Berlin Ziebingen, vmtl. 3. Oktober 1807, Sonnabend
es sind mir indes Ç...È die Nachrichten von dir und deinen Befinden stets sehr willkomen Von Caroline von Labes, 8. Dezember 1807: (Nr. 613,10–11).
*580. An Auguste Schwinck in Königsberg Sandow (bei Ziebingen), 3. Oktober 1807, Sonnabend »Unterwegs aus Sandow bei Ziebingen, wo er mit Ludwig Tieck zusammentraf, richtete er am 3. Oktober 1807 den letzten Brief zu seiner Rechtfertigung an Auguste Schwinck.« (Steig 1912a, S. 29.)
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An Bettina Brentano in Frankfurt Giebichenstein, 7. Oktober 1807, Mittwoch
Giebichenstein d* 7. Okt: 1807. Ich bin Ihnen hundert und zehn Meilen näher meine werthe, meine getreue Freundin, ich fühle es ganz nun der Weg zurückgelegt und fühlte es schon auf dem Wege, den mir ihr letzter lieber Brief verkürzte, während ein früherer von Ihnen noch zwischen hier und Königs94
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handen, die Sie vergassen mir zu schreiben? Von Clemens habe ich noch kein Wort seit der Zeit, sein Casseler Aufenthalt ängstet mich, denn es ist kein Ort für ihn diese Raritäten kammer. Vielleicht führt mich mein Weg dahin, ich erwarte hier Nachrichten aus Berlin, um meine Reise möglich zu machen. Louise R. grüsst herzlich wieder, sie hätte Sie so gern gesehen, die Pistor Alberti haben Sie so un∧endlich gerühmt, Sie Sind wenige Meilen vorbeygereist und wären hier so liebreich aufgenommen, wie ich es nur seyn kann, mehr als ich, denn Sie geben gern und reichlich sich hin, ich aber bin verschlossen. Sie hat einige Lieder von mir wunderschön musicirt. Ihr Singechor habe ich in einer Abtheilung schon gestern gehört. Ich bin hier von lauter Bräuten umgeben und die alle haben noch so viel Güte und Freundschaft für mich übrig, und die an niemand hing dort in Königsberg hatte kaum soviel Gewalt über sich, mir nur ein wenig zu danken für tausend Mühen, die mir freilich keine Aufopferungen kosteten, weil es zu ihrer Freude, das mochte sie wohl merken. Ich hasse mich über meine alte Schwachheiten und das ist eben eine neue, das Rechte überspringe ich meist; von grimmen Haß gegen Napoleon raffte mich sein Anblick fast zu einer Art Gottes furcht gegen ihn hin, ich kenne Ihr Gefühl und habe es getheilt, es ist etwas Uebermächtiges in ihm, was mich besiegt hat, nicht sein Glück oder seine Macht, es ist eine Atmosphäre. Und Sie wollen, daß solch ein Gefühl bleiben soll, wo sollten wir bleiben davor. Bewahren Sie Ihre Gesundheit, denken Sie daß mit Ihrem Halse auch Ihre Stimme leidet, Sie leiden dann nicht allein, sondern wir alle. Was ist die Stimme und wem gehört sie, doch dem der sie fühlt, wie alles, der hat sie, so besitze ich Ihre Stimme, ich wache über mein Eigenthum. Sind vielleicht in F. feine Lautensaiten zu bekommen, Louise hat vergebens an mehrere Orte danach geschrieben, ihre Laute hat so ihre Stimme verloren. Darf ich Sie bemühen Sie Allgütige, werden Sie bald recht wohl! Achim Arnim A Mademoiselle Bettine Brentano a` Abzugeben in der Sandgasse in dem goldenen Francfort s/Mayn Kopfe bey H. Franz Brentano. 96
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581.E An Bettina Brentano in Frankfurt Giebichenstein, 7. Oktober 1807, Mittwoch
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Giebichenstein d* 7 Okt. Ich fühle daß ich den Weg zurück legt; daß ich ihnen naher, Ihr Brief hat mir den Weg verkürzt Ich erhielt ihn bey Tieck, wo mir zuerst in diesen alt∧neuen, alt∧vertrauten, neugesicherten Freundschaften mein Antheil Hoffnungen und Wünsche zu wuchs. Meine Reise unter den Wüthen aller Elemente in mir und ausser mir hat hier die Ruhe eines glücklichen Kreises hergestellt, ich stand da im Mantel gehüllt und sah wie alle an R. hingen. ich wagte nichts zu sagen, denn sie waren ja alle stumm, heute ist es schon ein gewohntes Glück denn ein Jahr stört ja nicht das Leben und sollte es nicht. Der Abschied schien das Eis in Königsberg zu schmelzen, war da Verstocktheit, so muß ich sie hassen, war es Kälte, so darf ich sie nicht lieben. Der Geburtstag A. war der lezte Tag, ich hatte einen allegorischen Tanz erfunden, den wir ausgetanzt, ich küsste ihr die Hand, mir ward dunkel, aber ich behielt die Richtung, wie ein Mensch dem man den Kopf abgeschlagen hat im Gehen. Am Morgen überbrachte mir mir der Bediente eine seidne Brieftasche mit Haarlocken, als ich in den Wagen muste R. fragte mich, ob ich mir die Augen gestossen, an beyde stosst man nicht zugleich, oder der Stoß kommt von innen Ich vergaß alles was mir lieb in dem was ich vermisste. In Sandow in Freundschaft und Anmahnung zum Beruf in langweiliger Heftigkeit war mir aus gutem und Schlechtem ein neues Leben zusammengeronnen, wie beym Schöpfungstage. Ihre Nachrichten von C. Ich furchte die beyden kennen einander noch gar nicht und werden sich sehr verwundern, wobey er am meisten leiden mochte. Ich dachte ihn geheilt wie Gewöhnliche ausserordentlich scheinen zu wollen. – O wären Sie hier, sie geben gern und reichlich, ich bin verschlossen und bin doch so gütig bewirthet, die Bräute haben noch genug Freundschaft für mich übrig und jene in Königsberg die nicht Braut war, hatte kaum ein Dank für tausend Mühen. Ich hasse mich über meine alte Schwachheiten und das ist wieder eine neue, das Rechte überspringe ich meist. Von Haß gegen N. raffte mich sein Anblick fast zu einer Art Gottesfurcht, ich kann es theilen ihr Gefühl, es ist etwas Uebermächtiges in ihm was mich besiegt, nicht sein Glück und seine Macht. Schonen Sie ihre Gesundheit, in ihrem Hals ist eine Stimme, gehört allen 97
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*582. Von Charlotte Schwinck nach Giebichenstein Königsberg, etwa 8. Oktober 1807, Donnerstag An Charlotte Schwinck, 23. Oktober–1. November 1807 (Briefteil 23.–26. Oktober): Wehe! meine ungerechte Freundin, daß Sie mir schreiben wie
Sie aufrichtig seyn wollten, aber es nicht seyn konnten Ç...È Sie denken also (sie sagen es,) einen Tag wie den andern? Und ein Augenblick reichte hin, die Dienstfertigkeit eines jungen Menschen, der Ihnen gern etwas erzählen wollte, um alle Ihre Gedanken über mich zu ändern. Ç...È Ich erhole mich jezt von der Art kaltem Schauder, womit mich Ihr Brief durchdrungen, den ich mir als das Wichtigste des Posttages nach allen zuletzt aufbewahrt hatte, Trost in ruhiger Betrachtung von Ihnen erwartend, womit Sie so oft die Wellen meines bewegten Gemüths wie mit Oehl geebnet, war es doch die Gewohnheit dieser Erleichterung, die mich trieb, Ihnen dreymal unterwegs zu schreiben. Aber da sind Sie blos beunruhigt und Sie scheuen, Sich beunruhigen zu lassen und suchen durch einen recht harten Brief das alles leicht abzuschütteln. Ç...È Sie meinen auch daß meine Briefe Aufruhr in dem Gemüthe Ihrer Tochter hätten erregen können Ç...È Sie sagen mir, es könne ihre Tochter von einer vernünftigen Wahl abhalten, wenn Sie wisse, wie ich sie lieb habe (Nr. 593.A,2–432).
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An Clemens Brentano in Kassel Giebichenstein, 8. Oktober 1807, Donnerstag
Adresse: Giebichenstein bey Halle an der Saale, abzugeben im Hause des H. Direcktor Reichardt. d* 8. Okt. Vielleicht thue ich Dir unrecht, wenn ich meine daß es Dir übel ergehen müste, damit Du mir schreiben möchtest, vielleicht sind Briefe von Dir unterweges, die mir nachreisen. Es geht Dir wohl, so meine ich, und ich sehe Dich bald, denn ich bin Dir hundert zehn Meilen näher; von Bettine habe ich erfahren, daß Du in Kassel wohnst wir leben also beyde in einem Reiche im Königreiche Westphalen. Suchst du ein Amt in Kassel? Du must sehr glücklich in Deinem Kämmerlein seyn und nicht hinaus sehen, sonst dächte ich müste Kassel Deiner 98
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Natur nicht zusprechen, doch will ich es Dir nicht verleiden, es ist ja das meiste anders als ich es mir dachte. Die ersten Tage als ich Königsberg verlassen meinte ich es gar nicht überleben zu können und hätte nicht zu weilen ein recht spöttischer teuflischer Hunger und Durst meine Gedanken durchschnitten, ich glaube ich wäre auf diesem Klebermeere stecken geblieben. Die letzten Tage waren auch zu hart, ich hatte mich in dem Gedanken des nahen Abschiedes, der sich durch Rdts Krankheit zwey Monat verzögerte, aus aller Verzweiflung heraus in den Gedanken hinein gestürzt, Sie möchte mich lieben oder nicht, so könne mir doch kein Teufel meine Freude an ihr nehmen, so brachte ich volle Tage mit ihr zu, lief durch alle heitre Morgen in guter Gegend, las ihr vor, was mir gefiel, es mochte ihr gefallen oder nicht, mit einem Worte ich wollte einmal ein recht wüster Egoist seyn. Aber das kam mir theuer zu stehen, denn die Gewohnheit schmiedete das glühende Eisen zusammen, es kostete mir fast meine gesunden Glieder um mich loszureissen, ja ich hasse sie darum gräßlich. Ich werde ein Buch gegen die Liebe schreiben, worin alle meine Liebeslieder stehen sollen, das sollen die Leute wie ein kaltes Bad brauchen um sich nicht zu erkälten, wenn sie nicht am Bade voraus sterben, es soll werden wie das Chor des Sophokles, von dem alle Weiber abortirten. Du glaubst nicht wie heiter ich hier lebe bey allen den gräßlichen Planen. – Redtels Braut eine Mamsell Püttmann und Dr. Wolfs Tochter verschönen diesen Kreis, Louise hat alles in himmlische Chöre geordnet. Ich kann ordentlich nicht begreiÇÇfenÈÈ wie mir so wohl ist, es kommt aber blos davon, weil ich hier nicht verliebt bin. Ich schliesse, denn ich muß in die erste Singstunde, Jupiter laß deine Luft würdig durch meine Kehle strömen zu dir, zu Dir du Glücklicher. – Nimm dieses Brief nun als Bitte an, etwas von Dir und recht bald zu hören. Achim Arnim Des Herrn Clemens Brentano aus Frankfurt am Mayn Zu erfragen zu bey H Kriegsrath Engelhardt Cassel.
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583.E An Clemens Brentano in Kassel Giebichenstein, 8. Oktober 1807, Donnerstag 14r
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An C. Gieb 8 Okt 7 Dir muß es übel gehen, daß du schreibst, doch ist das meiste anders, als ich es mir dachte. Die ersten Tage nach Königsberg meinte ich es nicht zu überleben, hätte nicht ein teuflischer Hunger meine Gedanken durchschnitten, ich wäre im Klebermeere stecken geblieben. Ich hatte mich in den Gedanken vorher hinein gesteigert an dem Abschiede in der lezten Zeit kein Teufel kann mir die Freude an ihr nehmen, so brachte ich volle Tage mit zu in guter Gegend, las ihr vor was mir gefiel, als ein recht wüster Egoist. Das kam mir theuer. Die Gewohnheit schmiedete das glühende Eisen zusammen, ich riß mich mit wunden Gliedern los und hasse Sie darum Ich schreib ein Buch gegen die Liebe, ein kaltes Badt gegen Erkaltung, da sie nicht am Badte sterben werden davon gesund, wie ein Chor im Sophokles soll es alle schlechten Kinder abtreiben. Ich muß in die Singestunde. Jupiter laß deine Luft würdig durch meine Kehle strömen zu dir, zu dir du Glücklicher
*584. Von Carl Otto von Arnim nach Giebichenstein Berlin, etwa Mitte Oktober 1807
Tresorscheine helfen mir gar nichts Ç...È was soll denn das unsichere Schicken durch fremde Leute Ç...È schreib mir Ç...È im Allgemeinen, was meine Gegenwart so dringend fordern kann (Nr. 592,8–16).
Von Ludwig Achim von Arnim, 23. Oktober 1807:
*585. An Bettina Brentano nach Frankfurt Giebichenstein, 15. Oktober 1807, Donnerstag Vgl. Nr. 585.E. Arnim an Bettina, 28. Januar 1808: War es nicht sehr ungeschickt von mir, daß mich der verhinderte Brief so tief ärgerte, aber wer kann aus seiner Haut, wir müssen erst viel miteinander tanzen um mit einander
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in Tackt zu kommen, bis endlich Muthwille und Ernst sich verstehen, wie Messer und Gabel, sodaß wir die Gabel nicht mehr zum Schneiden brauchen wollen. (Nr. 634,60–64.)
585.E An Bettina Brentano nach Frankfurt Giebichenstein, 15. Oktober 1807, Donnerstag
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Giebichenstein d* 15 Okt. Der dritte Donnerstag, ich bin warm von Gartenarbeit. Meine Mitarbeit, das beste Lob mannigfaltiger Bildung. Sie war in schlechter Umgebung Es ist aber eine eigne Wirkung ausgezeichneter Menschen, wahrend man glauben sollte, daß ihre vorstechende Fehler verderben, fast nur die Energie ihrer Gesinnungen ihre Umgebung erziehen zu suchen. Sie ist hübsch, aber ich denke daran so wenig wie an die Schönheit der Gegend, solche neue Entdeckungen von Anmuth Luftwölkelein, die der Wind bewegt, Schiffe die Ankommen, Frühlingsblumen, die wiederkehren, Vögel die ziehen. Wie eine Ziege weide ich Trauben von meinem Fenster mit dem Munde ab. Alles liegt voll goldner Aepfel wie im Garten der Hesperiden und die glücklichen Seelen hoffen nicht, auch den unglücklichen ist der Eingang durch keinen Drachen verschlossen. M. Puttmann gehört heute dazu, weil ein Brief ausgeblieben, kaum kann ich begreifen wie in dieser abgetragenen rohen alles betastenden, niemals ergriffenen Welt solch ein frisches Blümelein wachsen kann. Sollte ich meine eignen Nägel zu Federn spitzen ich schrieb an seiner Stelle, er denkt aber an Vieh und Schafe, Gott geb ihm Viehsterben. Wie lieblich singt sie Singe Vögelein. Neckchen. Wahrend ich fürchte, daß die Musik in der Flegeley und Hungerleiderey der Welt untergeht, wird sich der Funke in den Frauen fortpflanzen, – Ich muß zu bald fort um dir zu schaden. Sie scheint morgen nicht zu wissen was sie heute schien gefühlt zu haben, sie will was wissen um sich noch mehr weiß zu machen. So enden nun des Lebens Mühen, wenn an dem Sarg die Kerzen glühen. Doch Göthe schrieb an dieser Stelle beym Rauschen dieser Bäume. O gieb vom weichen Pfühle. Könnte ich Sie doch zu ihm über fliegen lassen, daß er die Hände auf Sie legt, und sagte du bist ein Kind an dem ich Wohlgefallen hab – 101
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Nr. 585.E
Sie fürchten Unsinn zu schreiben weiß Papier ist nur Unsinn, denn das hat keinen Sinn Es ist die Erlaubniß der Mahrchen welt wie der Worte jedem zu Gebrauche, aber nur dem zu eigen, den sie im Sinn. Mir ist es indem ich ihnen solche Kleinigkeiten schreibe, und so vieles übergehe, als wenn sich ein Paar duelliren und einer, um seine Gleichgültigkeit zu zeigen, vom Wetter anfängt Ihr erster Brief ließ alle meine Empfindungen wie die Muhle wie in einem Wasserrade umherlaufen, ihr zweyter ließ mit seinem Trübsinn das Wasser ab, ich finde mich im Trocknen. Mein Vergnügtseyn ein Vorhang über dem ÇKreisÈ dessen Fackeln blenden und stande sein Klavier ÇxxxÈ länger man mich wie Tasten noch so lange berühren als seine Haut, neues Streben, uber dies Tonblatt. Hielten sie doch ihr Kind wie ich meinen Empfinden verschlossen.
*586. Von Charlotte Schwinck nach Giebichenstein Königsberg, vmtl. 16. Oktober 1807, Freitag Arnim an Charlotte Schwinck, 23. Oktober–1. November 1807 (Nachschrift vom 1. November): Ich säume nicht lange Ihnen die zurückgehaltenen Bogen
zu schicken, die in der Hauptsache überflüssig, da mich der zweyte Brief Ihrer Freundschaft versichert (Nr. 593.A,591–593).
587.
Von Auguste Schwinck nach Giebichenstein Königsberg, 16. Oktober 1807, Freitag
Uebrigens komme ich mir so sonderbar vor indem ich an Sie schreibe, da ich einen solchen Briefwechsel gar nicht gewöhnt bin ... Ihre Tochter erinnerte mich neulich, daß ich sie damals vernachlässigt Ç...È Ein kalter Brief von Ihr scheint mir zu sagen, daß die Kleinigkeiten in meinen Briefen ihr nicht angenehm. (Nr. 593.A,334 und 600–602.)
Vgl. Arnim an Charlotte Schwinck, 23. Oktober–1. November:
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An Clemens Brentano in Kassel Giebichenstein, 19. Oktober 1807, Montag
Herz bruder! – Ich schreibe Dir heute wieder nur ein Paar Worte, weil mich allerley Nothwendiges beschäftigt; zuerst eine Artigkeit von meiner schönen Haus∧genossin M. Wolf, deren Bräutigam Körte so viel aus seiner genauen Freundschaft mit dir ihr erzählt hat, daß sie aus innern Antriebe meine Komposition, die Louise aufgeschrieben, für Dich sauber abgeschrieben hat; zweytens meine Versicherung bald in Deiner Nähe zu seyn, Geldmangel hält mich hier noch einige Tage fest, du könntest daher immer noch schreiben, ob ich Dich sicher in Cassel treffe; drittens meine Meinung, daß ich Görres Buch bey manchem Trefligen, was darin gesagt, mir doch seinem grösseren Theile über∧flüssig leicht∧sinnig und miserabel ästhetisch geschwätzig scheint, überflüssig, weil ich nicht recht weiß für wen es geschrieben, ich meine das Literarische drin, was doch den grösten Theil aus∧macht, leichtsinnig, weil es un∧vollständig aus einer Sammlung alle beurtheilt, aus flüchtigem ein maligem Durchlaufen über alle urtheilt, mit einem Worte der ganze leere kritische neuzeitige Uebermuth, der immer Talentlosigkeit und Mangel an Erfindung verräth, wenn in deinen Büchern nicht mehr wäre als was er von allem beurtheilt, excerpirt, reflectirt, so möchte alle der Teufel holen, lieber hätte die besten wie es sonst unser Plan war, nach ganzer Kraft und bester Quelle wieder abdrucken sollen, für das Volk, die Ansicht hingegen gedrängt, ohne sich dabey ein Ansehen zu geben, lieber die Sachen recht genau ansehend, nachher ins Publikum schicken sollen. Du brauchst ihm hievon nichts zu sagen, denn was geschehn kann nicht geändert werden, du solltest ihm aber doch gelegentlich zeigen, daß noch ausser dieser Recension der Volksbücher diese Bücher selbst noch immer übrig bleiben und daß diese immer jene erst gut machen müsten. (Hagen hat das Lied der Niebelungen bearbeitet, ich hab es noch nicht gesehn) Es kommt mir eigentlich natürlicher vor, daß er dir einmal ins Auge geschlagen, als daß er dich drauf geküsst hat, das letzte macht blind; ich weiß wohl daß ich aus einer Erzählung von den Lalenburgern, wie Du sie vorträgst, mehr von Volksbüchern weiß als aus Görres. Uebrigens wollen wir darüber nicht streiten, wenn Du andrer Meinung bist, ich kritisire nur für die, welche gar nichts dagegen einzuwenden haben, überhaupt ist unsre Zeit zu merkwürdig um kritisirt zu werden. Viertens muß ich dir sagen, daß ich in mir zu einiger Ruhe komme 103
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allhier in so fern ich mich mehr aus∧lasse und aus∧gelassener bin, ich lerne nebenbey auch singen und zwar durch die Fistel. Fünftens habe ich Dir vielerley zu erzählen, wozu ich wahrscheinlich auch nicht kommen werde, wenn ich bey dir bin, aber jezt noch weniger. Sechstens deiner Frau mein herzlicher Gruß, ich hoffe sie bald zu sehen, und will mir daher nicht selbst vorgreifen in anmuthigen Redensarten, mehr kann ich ihr doch un∧bekannter Weise nicht sagen; nach funfzig Jahren denke ich ein besseres Gedicht auf euch zu machen als der hiesige alt∧deutsche Professor Rüdiger einliegend euch überschickt. Der Himmel gebe euch einen vollen reichen Sinn in dem leeren Kassel. Achim Arnim. Adresse Giebichenstein bey Halle an der Saale, Abzugeben bey H. Direktor Reichardt d* 19 Okt 1807 2v
Des Herrn Clemens Brentano zu Zu erfragen bey der Frau Kriegsräthin Engelhardt. Cassel in Hessen
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Von Clemens Brentano nach Giebichenstein Kassel, 19.–22. Oktober 1807, Montag–Donnerstag
O Mein Lieber Bruder! Es ist so frischer Heller Sonnenschein vor mir auf dem Königs platz, könnte ich doch auf der Stelle zu dir hin rollen, o wo ist meine Freiheit, da ich es mit leichtem Herzen konnte. Dein Brief vom 8ten ist heut den l9 erst hier. Ich schreibe also gleich. Daß ich bis jezt nicht geschrieben, daran ist blos tiefer Verdruß, und Schaam über meine Lage schuld, es ist die erbärmlichste ausser dem Hunger, in welche ein armer Poet kommen kann. Es ist um des Teufels zu werden; ohne es selbst zu wollen, wider den Willen der ganzen Bethmännischen Fa104
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milie, die mich noch verflucht, ohne das ich es verdiene, nach dem ich das Mädchen 5 mahl gesehen, die mit einem Adjutant des Königs von Holland sich ein Jahr vorher ebenso gewaltsam versprochen, daß sie die Bewilligung der Eltern durch einen Fußfall vor der Königinn auf dem Riedhof bewürckt, in der ganzen Stadt bekannt, als dessen Braut, aüßerlich ganz still, sanft und -sinnig ja tiefsinnig erscheinend, entsetzlich verständig sprechend, entschloßen wie ein Mann, jungfraülich schüchtern wie eine Nonne, wirft sich mir Auguste ÇxxÈve herr Bruder Bussmann, Moriz seine Niece, deren Mutter die jezzige Frau von Flavigny ist, mit erschrecklicher Gewalt, nach einigen poetischen Galanterien, die ich ihr von allen ihren Umständen ununterrichtet, gemacht, an den Hals. Geängstet von ihren so öffentliehen Schritten zur Erlangung ihres vorigen Braütigams ist sie wie eine Person die in den Tod geht, ich stehe neben ihr im Taxischen Hof auf der Treppe da Napoleon und die andern Fürsten auf und ablaufen, in einer Nische mit Claudine und Betine, wie eine Bildsaülengruppe, vor den Augen aller Frfter ihr Betragen ist so toll zärtlich und Aufsehen erregend daß alles auf uns sieht, ich stehe wie am Pranger, mit unaussprechlicher Angst und trauriger Empfindung, war mir es nur eine dunkle Empfindung, das die Arme die mich öffentlich umschlangen mir wirklich ein Halseisen werden könnten, hier kömmt sie endlich ganz außer sich, sie sagt mir, daß sie versprochen sei, daß die Koniginn darein verwickelt sei, mit Mühe halte ich Sie zurück, daß sie nicht dem Bonaparte gar zu Füßen fällt und meine arme Person in die Weltgeschichte hineinflicht, alles rings um flieht mich mit schrecklicher Trauer, ich bin meiner nicht mehr mächtig, die ganze Stadt redet von mir, und ich liebe eigentlich nicht, sondern ehre nur den Muth und entsezlichen Karakter des Mädchens, der sich mit solcher Gewalt liebend zeigt, und wie ich immer nur das Herrlichste glaube, scheint mir blos Liebe und herrlicher Enthusiasmus in einem durchaus scheuen züchtigen Mädchen, waß Fanatismus in einer eigensinnigen von Jugend auf intriguanten heimlichen romanhaften Dame war, ohne zu lieben falle ich in eine Art von Fieber, daß mich wie eine Feurige Wolke umgiebt, tief traurend besuche ich alle Winkelchen, wo sie mich bei der höchsten Wachsamkeit der ihrigen, mit der künstlichsten Hehlerei zu sehen weiß, während sie aus Liebe zu vergehen droht, erfüllt mich Verachtung gegen solche Lausereien, ich gehe ruhig Nachts ein Uhr zu Moriz auf den Riedhof erzähle ihm im Bett, die ganze Sache, und begehre seinen Rath, er ist freundlich, versichert mich nichts gegen uns in der 105
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Sache zu thun, spricht weitlaüfig über die Intriguen und den Karakter dieses seltsamen Geschöpfs, ich verspreche ihm zu dir zu reisen und der Zeit die Bewährung dieses Verhältnißes zu überlassen, ich bin von seiner Freundlichkeit recht gerührt, er erzählt mir seinen ganzen Lebenslauf, und wir scheiden uns augenscheinlich viel näher. Nun dachte ich zu dir zu reißen, ach Gott, immer auf dem Weg zu dir, packt mich das Schicksal! Aber Moriz war nur freundlich mich aus∧zu∧locken, Auguste dringt nun troz aller Hinderniße mit Gewalt auf mich ein, sie macht mir Vorwürfe sie spricht, man sei auf dem Punckt sie ins Kloster zu sperren, man stößt ihr die grösten Schändlichkeiten gegen mich ins Gesicht, und nach dem ich mich stets gewehrt und immer den Weg der Ausdauer vor geschlagen, läßt sie mich plötzlich durch eine Magd bescheiden (Abends um l0 Uhr bei Tisch) auf den Paradeplatz an ihr Hauß zu kommen, sie wolle mich nochmals sehen, ich gehe hin, wie ich stehe und gehe, und siehe, das l7 jährige Mädchen, mit dem Bündelchen unter dem Arm, laüft mit mir, dem es ganz ordinair dabei zu Muthe dem Thor hinaus Christian der bei mir war, bestellt eine Post schaise die uns an der Wahrte einholt, so fliehen wir nach Kassel, zu Jordis, den ich mit Lulu zu Frankfurt am Tische hatte sitzen lassen. Nach Vielen Drohungen und leeren Impertinenzen, nachdem die ganze dummstolze Familie mich, der sie so oft durch seine Verachtung geneckt, nun alle ihre Gemeinheit hatte empfinden lassen, geschimpft und gehudelt, ein Lump ein Vagabund genannt, durch die Aengstlichkeit meiner Brüder, mit denen Bethmanns brechen wollen, auch von den Meinigen verschmäht, zugleich täglich mehr und mit bitterm Kummer endeckend, daß ich ein ganz anders Geschöpf entführt hatte, oder viel mehr von ihm war entführt worden, als welches mich einigermaßen interessirte, und alle die starken Handlungen die ich dem Heldenmuth und der liebenden Gewalt zuschrieb aus ungewöhnlichem gewöhnlichem Starrsinn entsprungen sehend, ein Wesen ohne alle ideale Natur, verwöhnt, plump, und heftig mit einer an Blödsinn gränzenden Entschloßenheit, ohne Reiz des Leibes und der Seele neben mir, so war ich als Firnhaber abreißte noch unkopulirt, doch honoris Causa dafür erklärt, innerlich aber schon getrennt, endlich ward ich unter der grösten Verfluchung der Familie, mit ihren Consenzen versehen und förmlich in Fft aufgerufen und in Frizlar 7 Stunde von hier im Beisein von Jordis und Lulu, wie die Familie begehrte, von einem katholischen Priester, nachdem ich ihm gebeichtet und comunizirt getraut, die ganze Handlung war so läppisch, so elend, die Kirche 106
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schien über mir einzustürzen, und eine innre Trauer vernichtete mich, daß ich ohne Würde ohne Rührung, drei Sakramente empfieng, Gott verzeihe mir meine Schuld. Nun bin ich verheurathet, die Familie Bethmann dringt in mich einen Stand zu ergreifen, sie will mich rekomandiren, aber ich kann nicht, und will nicht, das wäre noch die lezte Höhe, so halte ich es doch in meiner Bibliotheck aus, und denke an Sophie und dich und weine, liebe und lese, Auguste hat mich mit ihrem Wesen bereits mehrmal zur Verzweiflung gebracht, zweimahl hat sie mich geschlagen, und mich endlich dahin gebracht, daß ich Sie auch einmahl gewalkt, daß würckte auf einige Tage wunderbar, sie ward, wie ein Engel, dann hat sie mir den Trauring liebreich abgeschwäzt und dann zum Fenster hin∧aus geschmissen, am nähmlichen Tag an dich heimlich nach Giebichenstein geschrieben, mich von Ihr zu trennen, ich habe den Brief ohne ihr Wissen gelesen, jezt bin ich es gewohnt, wir reden oft sechs, sieben Tage kein Wort zusammen und ich bin ganz lustig alle ihre Verkehrtheiten machen mir den Eindruck, als sei sie simpel oder Wahnsinnig, ich lasse sie gehen, und bekümmere mich auch um ihre Familie nichts, oft ist ein paar Stunden recht gut Wetter, aber dann ist mirs nicht wohl, denn gleich ist der Teufel wieder los, welches mir am allerliebsten ist, ich lasse ihn tanzen und dencke der meinigen, das bist du, ach Arnim, daß ich dir nicht schrieb, daß ich keinem aller meiner Freunde schrieb, daran ist tiefe innere Schaam über meine unwürdige unglückliche Lage schuld, wie ich hineingekommen weiß ich nicht, und wenn ich dich sehe, so sollst du hören, wie man mich auf die fatalste Art in diese Geschichte hineingehezt, waß ich nur mündlich sagen kann, Christian war 6 Wochen mit hier bei uns, und ich habe ihn sehr, sehr liebgewonnen, vor wenigen Tagen ist er nach Strasburg, wo er jezt studieren will, er hat mein ganz Unglück mit mir getragen, er hat mir viel genüzt. Hier bin ich also blos aus Noth, und jezt ganz gern, wohin konnte ich wollen, jezt weiß ich wohl wohin, zu dir nach Halle; aber du mußt mit hier her, Betine und Meline kommen in wenigen Tagen hier an, Jordis welcher Hofbanquieur wird und ein ganz guter Kerl ist führt ein lustig Leben, alle Freitag ist Ball, wo man nebst der Familie Brentano einige Franzosen sieht und ganz fidel sein kann. Ich habe bei alle meinem Kreuz doch noch die gegründete Hofnung diese Wiederbellerinn zu zähmen und es scheint hier zu nur die rechte Art, jene welche Schäkespear auch gegen das böse Katrinchen angewendet, es ist schon auf gutem Weg, aber du Gott, wenn es auch ganz gut wird, so ist das doch 107
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ein schlechter Trost, aber ich will das beste hoffen. Es ist aüßerst nothwendig, daß du mit mir zusammen und zwar hierher kömmst, um den ewig auf geschobenen zweiten Theil des Wunderhorns zu rangiren, ich hoffe, daß du deinen Liederkasten bei dir hast, ich habe einen ganzen Karren voll, wir können es hier außerordentlich gut und besser noch als damals in Heidelberg, denn ich habe hier zwei sehr liebe, liebe altteutsche vertraute Freunde Grimm genannt, welche ich wie früher für die Alte Poesie interessirt hatte und die ich nun nach zwei Jahrelangem fleisigen sehr konsequentem Studium so gelehrt und so reich an Notizzen, Erfahrungen, und den vielseitigsten Ansichten der ganzen Romantischen Poesie wieder gefunden habe, daß ich bei ihrer Bescheidenheit über den Schatz den sie besitzen erschrocken bin, sie wissen, bei Weitem mehr als Tieck von allen den Sachen und ihre Frommigkeit ist rührend mit welcher sie sich alle die Gedruckten alten Gedichte die sie aus Armuth nicht kaufen konnten, so auch das Heldenbuch und viele Msscripte aüßerst zierlich abgeschrieben haben, ihr jüngerer Bruder, der sehr schön schreibt wird uns die Lieder abschreiben, sie selbst uns alles, waß sie besitzen noch mittheilen, und das ist viel, du wirst diese treflichen Menschen, welche ruhig arbeiten, um einst eine tüchtige teutsche poetische Geschichte zu schreiben sehr lieb gewinnen. Ich bitte dich, bei Allem, waß dir theuer ist, entziehe mir nicht, waß mir Allein noch im Sonnenschein liegt. – So eben ist Bettine und Meline hier angekommen, sie bleiben einige Wochen hier. Auch Savigny wird, wie man sagt in wenigen Wochen auf eine kleine Zeit hierher kommen, ich aber reiße morgen mit der fahrenden Post allein zu dir nach Halle, um dich wieder zu sehen. Dein Cassel den 22ten 8bre Clemens. 1806. 590.
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Von Bettina Brentano nach Giebichenstein Frankfurt, etwa 20. Oktober 1807, Dienstag
Ich emfange Ihren Brief in dem Augenblick als ich in den Wagen steigen will um Nach Cassel zu reißen und dort die Savignys zu erwarten; welche 3 bis 4 Wochen dort bleiben wollen, wenn Sie brav sein wollen so kommen Sie auch hin. für Lauten Saiten hab ich gesorgt Sie werden mir nachgeschickt wo ich sie Ihnen senden werde Bettine 108
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C Herrn Achim von Arnim abzugeben bey Hr Reichard in Gibigenstein bei Halle.
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*591. An Georg(e) Gotthilf Schwinck in Königsberg Giebichenstein, vmtl. letztes Drittel Oktober 1807
Wie mir Ihr Brief gesagt hat, so sind Sie recht froh, und finden Italien wieder
Von Georg(e) Gotthilf Schwinck, 10. oder 11. November 1807: (Nr. 599,10–11).
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Giebichenstein, 23. Oktober 1807, Freitag
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Lieber Bruder. Deine verzögerte Geldsendung setzt mich hier in die drückendste Verlegenheit, ich schrieb Dir so bestimmt, das Geld so schnell wie möglich, wenn es nicht gleich durch Anweisung ginge, baar hieher zu senden, Tresorscheine helfen mir gar nichts, ich würde sie müssen zurückschicken; Du weist ja, daß wir unser Geld von der Großmutter mit so geringen Kosten baar durch die Post erhielten, was soll denn das unsichere Schicken durch fremde Leute. In solcher ewigen, ganz unnützen Verlegenheit bin ich nun beynahe ein Jahr. Ist etwa der Posten lauf unsicher, hier weiß keiner etwas davon? Selbst die Zeit, die mir bliebe nach Berlin zu reisen wird mir aus Geldmangel genommen, schreib mir deswegen im Allgemeinen, was meine Gegenwart so dringend fordern kann. ich würde verzweifeln, wenn es nicht so gut Wetter und so liebe Leute wären, die mich hier beköstigen, während sie selbst ihren Unterhalt verloren. Grüß Wilke und Schmucker Dein Achim Arnim 109
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N. S. Also die 400 rt* baar durch die Post so schnell wie möglich Hunger wehr dich, morgen wollen wir backen. Des Herrn Baron Karl von Arnim Hochwohl* zu Mohrenstrasse im Hause des H. Kriegsrath Berlin Schmucker.
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*593. An Charlotte Schwinck in Königsberg Giebichenstein, vmtl. 23.–26. Oktober und 1. November 1807, Freitag-Montag, Dienstag Elisabeth Staegemann an Friedrich August Staegemann, Königsberg, 20. November 1807: Man hat mir einen Brief von Herrn v. Arnim zu lesen
gegeben, der 17 Blätter hat. Er tut darin sehr weitläufig dar, daß Auguste ihn nicht liebt, und daß er also die Sache aufgegeben. (Abeken 1908, S. 81.)
593.A An Charlotte Schwinck in Königsberg Giebichenstein, vmtl. 23.–26. Oktober und 1. November 1807, Freitag-Montag, Dienstag 1r
ÇAbschrift Arnims:È Wehe! meine ungerechte Freundin, daß Sie mir schreiben wie Sie aufrichtig seyn wollten, aber es nicht seyn konten, wer es aber will, der ist es nicht und kann es nie seyn, wenn er will. Warum muß es denn auch Geheimnisse geben, ist das Herz des Menschen nicht Geheimniß genug. Das Geheimniß ist eine harte Rinde oft um einen schönen Kern, aber die meisten beissen sich die Zähne daran stumpf, ehe sie dazu gelangen. Wahrhaftig, es giebt aber eine Kälte, die noch schlimmer ist als die Härte, denn sie fühlt nicht, wo sie zerstört, während diese sich abstumpft und selbst zerstört im Gebrauche. Sie waren erst 110
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besorgt um meine Traurigkeit und als ihnen Dorow vorschwatzte, daß ich vergnügt sey, da wurde ich Ihnen verdächtig, unwahr, mein Denken eine Wetterlaune, mein Gefühl eine Bewegung im Barometer. Was ist Stimmung? Ist es nicht das Wesen jedes Flügels, und was ist ein Flügel unbesaitet, ungestimmt? Sie denken also (sie sagen es,) einen Tag wie den andern? Und ein Augenblick reichte hin, die Dienstfertigkeit eines jungen Menschen, der Ihnen gern etwas erzählen wollte, um alle Ihre Gedanken über mich zu ändern. Wehe Euch Ihr ewigen Beobachter, bleibt euch des Menschen Innere denn ewig fremd, blos mit dieser oder jener Aeusserung beschäftigt; erkennt man denn die Frucht nur, indem man den Baum fällt? So habe ich denn neun Monate mit Ihnen gelebt, ohne Zutrauen, Zutrauen freilich ist ein Geschenk von oben, wie das Licht, welches alle Welt verbindet; von Ihnen meinte ich es nicht. Neun Monate sind doch eine schöne Zeit, brauchte ich doch nur soviel, daß mich meine Mutter zutraulich allein in der Welt ließ! – Nun so hören Sie denn, daß zum Trotze aller Beobachtungen über meine Stimmung, aller Erzählungen von D. mir Reichardt eben lachend, indem er die dienstfertig neugierigen Geberden des D. nachmachte, daß er Ihren Namen und mein Verzagen in den Zetteln nie erwähnt habe, die er an seine Schwester geschrieben, daß aber sehr leicht könne darin gestanden haben, wie er mit jedem Momente wohler und vergnügter geworden. Lassen wir das auf sich beruhen, es ist doch wirklich des Erwähnens nicht werth, wenn ich glaubte durch Vertheidigungspapiere das Zutrauen derer mir zu erwerben, die mich neun Monate unter allen Umständen täglich gesehen, so könnte ich wohl gar so thörigt werden, zu wähnen, durch ein Paar Briefe mir Liebe zu gewinnen auf die in langer Gegenwart jeder Blick jeder Augenblick hoffend gelauert, dienend sich ihr zu opfern strebte. Doch noch einmal komme ich zurück. Glauben Sie nicht Selbst, daß ich meiner soweit Meister, um mein Inneres für mich zu bewahren, wenn ich es für recht halte, wenn ich entweder kein Mitgefühl finde, oder andre nur beunruhigen könnte? Glauben sie nicht, daß ich wie jener Spartaner noch scherzen könnte, wenn ich es wollte, während die Schlange mir eben das Herz ausrisse? Glauben Sie endlich, daß mich Unglück so ganz ertödten könnte, daß sich der Geist nicht mehr aus der Asche erhöbe? Nein solche Macht ist dem Teufel noch nicht auf Erden gegeben; der Geist drängt mächtiger durch jeden Druck, und ist göttlich zornig in allen seinen Kräften. Was hätte ich damals R von Dingen erzählen sollen, worüber er bestimmt anders 111
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dachte, als ich fühlte, hatte er doch immer die Zartheit gehabt, mich nie mit seiner Meinung zu verletzen, sie nur leise errathen zu lassen. – Ich erhole mich jezt von der Art kaltem Schauder, womit mich Ihr Brief durchdrungen, den ich mir als das Wichtigste des Posttages nach allen zuletzt auf bewahrt hatte, Trost in ruhiger Betrachtung von Ihnen erwartend, womit Sie so oft die Wellen meines bewegten Gemüths wie mit Oehl geebnet, war es doch die Gewohnheit dieser Erleichterung, die mich trieb, Ihnen dreymal unterwegs zu schreiben. Aber da sind Sie blos beunruhigt und Sie scheuen, Sich beunruhigen zu lassen und suchen durch einen recht harten Brief das alles leicht abzuschütteln. Nur wenn der Thau am Abend steigt kann er am Morgen fallen und dann wird gutes Wetter. Ihr Brief hat mich ganz zum Klügeln und Räsonniren gedrungen, ich denke nach, warum die Menschen mit einander leben, wenn sie sich schon scheuen über einander zu beunruhigen, wenn sie nicht für immer schaffend auf einander zu wirken hofften? Und Sie scheuten es, nur einmal, das erstemal aufzusehen dem Schiffe, das lange Zeit in ihrem Hause vor Anker gelegen, endlich kühn die Anker lichtet Ich bin kein Seiltänzer, vor dem einen schwindeln kann, ich bin ein Wandrer, der den Staub seines Weges nieder weint, daß Sie ihn noch weit sehen können. Sie meinen auch daß meine Briefe Aufruhr in dem Gemüthe Ihrer Tochter hätten erregen können, nein das fürchtete ich nie, es war mein Stolz, der aus mir bat, sie ihr nicht zu zeigen, sie würde das alles nur als eine neue Sonderbarkeit an mir bemerkt haben. Hätten diese Briefe einen Aufruhr erregen können, so hätte ich sie ihr für sehr nothwendig gehalten, denn ein Irrthum schadet darum nicht weniger, wenn man ihn hätte verbessern können, oder keine Gelegenheit dazu hatte. Soll sie ihre Einwirkung nicht kennen, so würde sie ewig nur Sonderbarkeiten finden und mitten unter den Menschen als ein einsamer Fremdling dastehen, sie würde immer wohl oder wehe thun, ohne es zu wissen, oder zu wollen, oft gegen ihren Sinn; sie würde endlich daran glauben, was sie jezt nur so nachspricht, daß in Männern keine Wahrheit, sie würde im Sakrament der Ehe nur eine gesellige Einrichtung sehen, sie würde endlich als Frau nur herrschen oder dienen nach dem Verhältnisse der Härte ihres Mannes und nie den Gehorsam der Liebe kennen, der im gegenseitigen Verstehen gegründet, herrschen und dienen gleich überflüssig macht. – Sie wollen mich beruhigen über das Schicksal Ihrer Tochter und meinen, daß ein Paar Briefe von mir, wie sie der Augenblick gegeben, ein Paar elende Ausdrücke, die ich eben so gut aus 112
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irgend einem Buche hätte behalten können, die sich da meinem Gedächtnisse vorgeschoben, daß die Aufruhr in ihr Gemüth bringen könnten. Nein darüber bin ich so wenig unruhig gewesen, wie über ihr Schicksal, ich wiederhole es, nicht Besorgniß für sie, mein Stolz wollte ihr diese Ausdrücke des Schmerzes verbergen. Unglücklich wird sie nie werden, wenn sie auch nie ihr ganzes Glück erreicht; wer erreicht das auch? Ich traue ihrem frischen Reitze, daß sie jedes Verhaltniß zu ihrem Glücke bequemen wird; sie wird vielleicht nie einen Menschen im Ganzen, sondern nur das Einzelne an ihm lieben, was ihr gefällt, sie wird so viel entbehren, doch nie sich ganz irren, oder ganz ohne Befriedigung seyn, es würde sie dann sogar nicht stören, ob sie wahr oder eitel geliebt würde; wenn sie ihren Leichtsinn und Eigensinn ganz in leichten und eigenen Sinn ausbildete, so wüste ich gar nicht wo Thorheit sie packen könnte. Sie versicherte einmal, sich nie vergessen zu haben, als bey der Einsegnung, ich finde das schön und doch ist es allein herrlich, sich zu vergessen und doch nicht zu fehlen, Sie werden mich lieblos nennen, in dieser Schilderung, ich sage Ihnen noch mehr, daß ich tausend Eigenheiten an ihr hasse, und mich doch tagelang abmühete, sie darum weniger liebenswürdig zu finden, so hatte mich ihr Ganzes von dem Tage ergriffen, wo ich sie beym Schachspiele fand durch alle die Monate hin, wo ich wie die abgedankte Schachpuppen herumgeworfen mich in den Winkeln ihres Zimmers herum trieb. Ja ungeachtet der Entfernung muß ich allen Stolz und Grimm aus diesen Winkeln aufblasen um nicht gegen ein Paar sanfte Ausdrücke in den lezten Tagen ein Jahr voll Härte jeder Art zu vergessen, womit sie allmälig meinen frommen Glauben an eine Nothwendigkeit in der Liebe aufgerieben, die Hoffnung der Welt, die sonst ewig grüne gewelkt. Die Welt kann nichts gegen sie sagen, tausend Mütter würden sie als Muster vorstellen und hätte ich eine Klage, so wäre sie nur vor dem Richter stuhle annehmbar, vor Maria Magdalena, die von der Welt verfemte herrlich bestand, weil sie viel geliebt hatte. Keine solche gefallene Magdalena, sondern jung schön und rein steht jene himmlische Güte da, jene Freundin, die Ihnen verdächtig scheint, liebend ohne Falsch und ohne Fehl, sicher wie eine Heilige in der Löwengrube, so in der ganzen weiten Welt. Ein sonderbarer Zufall, aber wie wage ich Zufall eine hohe Fügung zu nennen, überbrachte mir über Königsberg umgegangen zugleich mit dem Ihren einen Brief von ihr zum Troste für die Mißhandlungen, die Sie mich erdulden liessen. Ich kann mich nicht enthalten, eine Stelle dieses Briefes ab113
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zuschreiben, die den Stempel himmlischer Güte so rein abdrückt, daß sie nichts dagegen haben kann, ja sie würde wahrscheinlich über meine Bedenklichkeit es mitzutheilen lachen, denn sie gehört ihr nicht. »Nein wahrlich die Zeit war nicht verloren ihrer Liebe, werden sie es lächerlich oder übermüthig finden, daß auch um meinetwillen diese Liebe seyn muste, ehemals wuste ich nicht recht, was es in mir war, daß ich ihrem Schicksale nachziehen muste und doch nie zur Erkenntniß kam, jezt ist mir die letzte Zeit, die letzten Briefe ein wahrer Hintergrund, von dem mir ihr Gemüth wie das meinige hell zurück strahlt, mir wird als hätte ich selbst eine Liebe verloren, es ist mir, als hätten Sie etwas von ihrer Jugend eingebüsst, von ihrer feinen Fröhligkeit, die wie der Morgenduft auf Früchten, auf ihrem ganzen Wesen ruhte, ein so zarter Beweis, daß man in Gottes freyer Natur lebt, daß er uns würdigt, mit seinem Segen ins Leben einzugehen. Ich bitte, halten sie ihr Versprechen zu kommen, wenn nicht ihr Schicksal sich noch glücklicher wendet« – Wie ein Genius, der fernher über mein Schicksal ahndend waltet, fehlte mir fast nie ein Wink von ihr in den bedeutendsten Augenblicken meines Lebens, sie war es die es mir rettete, mit diesen ahndenden Worten eines früheren Briefes »Mir fällt das ernste traurige Schicksal von Troja ein, wie seine jungen Helden die Burg zusammenrissen, um die Burg selbst zu retten; dem König war aller Muth geweihet, doch warfen sie die Thürme und Giebel von seinem Pallast nieder um die Feinde zu zerschmettern, mit goldenen Balken warfen sie in der Zerstörer Schaar bis alles zerstört war, dann schrieen sie; Troja ist nicht mehr, die herrliche Burg, die wohnlichen Gemächer, wir haben sie aus ihren Grundfesten gerissen um ihren Feinden abzuwehren.« – Wie schmerzlich fällt mir hier die Vergleichung mit jenen furchtbaren Tagen, wo mich Ihre Tochter gegen meine Ueberzeugung in den mit Schande und Verderben bezeichneten Soldatenhaufen trieb, jene warnte mich in dem Beginnen des Krieges, und ich folgte nicht ihrer Warnung diesmal, sondern frühern wo ihre Stimme aus allen Umständen wiederhallte, diesmal hielten mich nur äussere Umstände, Verzweiflung trieb mich, ich bewahre noch den fertigen Brief, worin ich Ihnen ein trauriges Lebewohl sagte. So nutzlos auch dieses kriegerische Bemühen damals gewesen wäre, so hätte ich doch viel öde gramvolle Nächte mir erspart. Denn denken Sie Sich das einmal ganz, meine ungerechte Freundin, dies war wenige Tage, nachdem ich mir aus tausend kleinen Aeusserungen ein thörigtes Gewebe gemacht, nachdem ich wohl ein Paar Wochen sicher geglaubt 114
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daß sie mir günstig, nachdem ich endlich beruhigende Nachrichten über mein Vermögen erhalten, halbtaumelnd wie ein Baum der unter seinen Frühlingsblüten fast erliegt, die Stufen hinauf stieg, das kleine Christusbild von Franzecha mit den Engeln, die ihm in die Augen und aus den Augen sehen unter dem Arm, meine Anrede im Kopfe, mich ganz zu ihr auszusprechen, sie um alles zu bitten, aber ich fand ihr Zimmer leer und Sie waren krank im Nebenzimmer. Ich sprach mit Ihnen ein Paar Worte durch die Thüre, Auguste war entweder ausgegangen oder ließ sich verleugnen, ich ließ das Bild zurück, ich bat Sie am letzten Tage, es zu bewahren in Ihrem Zimmer, es war mir das Liebste, was ich besaß, möge es Sie in Ihrer Niederkunft gnädig schützen. – Die Hand kam leer zurück mit der ich die Hand Ihrer Tochter zu fassen meinte. Sonderbar, sonderbar! Denselben Abend muste sie gegen mich zurückschrekend kalt seyn, alle wohlwollenden Blicke, das schöne Geschenk ihres Daseyns, waren mir entgegen und fielen auf Maure, ich glaubte nicht, daß sie für ihn eine besondre Neigung hätte, aber ich fühlte bestimmt, daß sie mich nicht liebe und ich schob meinen Antrag auf, oder vielmehr ich fand mich gar nicht mehr dazu berechtigt. Mit Klugheit Neigung zu gewinnen ist gegen meine Natur, wenn ich es aus Grundsatz auch weniger verachtete, wenn ich eine öffentliche Rolle spielte könnte ich es auch; da ich mir selbst lebe im Gegentheil hielt ich es für Pflicht, wo mich irgend eine Neigung band, recht keck in meiner Eigenthümlichkeit aufzutreten, so habe ich nie in einem freundschaftlichen Verhältnisse verloren, es hat sich keins aufgelöst, sie fanden vielleicht etwas mehr an mir als ich ihnen gezeigt hatte, wenigstens mehr Fügsamkeit, als sie von mir erwarteten, ich glaube an ein ewiges Schicksal in allen Leidenschaften, vor allen in Freundschaft und Liebe, was sich nicht von selbst fügt soll nicht seyn, wo nicht Eine alle grössere Schönheit, Geistigkeit, Vorzug in jeder Art zum Trotze so liebt, von ihr so geliebt wird, daß sie ein andres Wesen andrer Art scheinet, der wird immerdar noch sehr vernünftig heirathen, das heist in meiner Sprache zur Lebensnothdurft, er wird immer noch Kinder in die Welt setzen, wie sie unsre Zeit zu tausenden mit Schrecken zeigt, allem Höheren fremd und darum auch im Gemeinsten unbrauchbar, aber die Menschheit steigt nicht durch ihn fort, so wenig wie in seinen Nachkommen. Sie werden also erkennen, was Sie mir zuweilen als Grobheit ausgelegt haben, daß es nach meiner Sinnesart recht war, meinen Mismuth über Ihrer Tochter Wohlwollen gegen andre zu äussern, ungeachtet ich kein Recht auf Ihre Tochter 115
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hatte blos weil ich Absichten auf sie hatte und Ihres Sinnes ungewiß war; glaubte ich mich jemals in ihr ganz begründet und gewiß, ich würde meinen Augen nicht getraut haben, hätten sie wirklich Böses von ihr gesehen, ja ihre Neigung zu andern und wären mir diese wildfremd bis dahin gewesen, würde sie mir gleich werth gemacht haben. Sie schien indessen meine Art von Mißmuth wunderbar aufzunehmen, vielleicht von eitlen Menschen verwöhnt, setzte sie eine Art von Werth in allerley kleine Demüthigungen, über die ich als blosser artiger Fremdling, der blos Umgang sucht, gelacht hätte; denn mit mannigfaltigem Treiben jeder Art aufgewachsen, ist mir das gesellschaftliche Wesen so leer erschienen, daß ich nicht einmal dazu kommen kann, eine Vernachlässigung darin übel zu nehmen. Es giebt nur wenig Gegenstände, denen ich die Ehre anthue, über sie grob seyn zu können. Aber welche Dolchstiche waren mir Grobheiten aus dem Munde der Hochverehrten, die sie mir wenige Tage nach jenem verunglückten Antrage im Hause der Kr: Stägemann sagte, ohne Veranlassung, ein Schaden aus heiler Haut, wodurch sie mich von ihrem Musicktreiben ausschloß, woran ich mich so lebhaft erfreute, wozu ich mit Jubel alle Kleinigkeiten aufsammelte, die sie dann kaum ansah, meist verlor. Alles ist Angedenken und bewahrt sich von selbst im Gedächtnisse der Zuneigung. Es ist aber wie eine Säge solcher schmerzlicher Berührungen, kaum ziehe ich einen scharfen Zahn fort, so reisst ein andrer in die frischen Wunden. In jener früheren glücklichern Zeit war mir ein sehr glücklicher Musickabend, wo sie alles sang, was ich mir erbat, ich bildete mir ein, es hätte auch ihr Vergnügen gemacht, wie erstarrte ich, als sie lange nachher daran erinnert, mir sagte, es wäre ihr einer der langweiligsten Abende gewesen. So wie jene schönere Zeit mit manchem schönen Liede wird bezeichnet seyn, worin auch andre mein Glück fühlen sollen, so war es diese letzte Zeit mit schreckligen, die vielleicht nützlicher wirken; aber wie die Bienen ihre Arbeiten gern dem Neugierigen verkleben, der sie unter Glas setzt, so soll kein Mensch errathen, wo, wie, an wen das alles gerichtet, und wie es allen leise belehrend vorübergeht, so werden sie in dieser verkleideten Wahrheit eine phantastische gute und böse Stunde erblicken; wie schrumpft das Menschenleben, auch das heftigste, gefühlteste in den Augen andrer zusammen, aus Monaten wird ein kurzes Lied, das die andern falsch nachsingen. Wer könnte da noch glauben, daß ohne Liebe, die den Sinn des Menschen in seinem ganzen Umfange erkennt und würdigt, daß ohne diese noch irgend etwas wür116
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dig, daß ausser dieser noch etwas des Erkennens werth sey, selbst die vernünftigste Heirath. Aber wie werde ich so breit in meinem Gerede, geht es mir doch fast wie Sancho mit seinen Sprüchwörtern, hatte ich doch lange Tage zum Nachdenken und ich dachte immer, es würde ein Tag werden, ein Tag, wo Ihre Tochter wie ich jeden Augenblick für verloren halten würde, der nicht uns verflossen, statt mich auf Jahre übers Meer in einen unnützen Krieg zu bannen, oder auszugehen, wenn ich eben gekommen war. Doch waren die heitern Stunden selten, selbst als mich Clarus durch die zufälligen Worte in ihr Haus zurückführte, daß die Damen meinetwegen besorgt gewesen wären. Ich kam wieder, Ihre Tochter lachte, ich hatte so manche Empfindung zu bergen, daß mir alles übrige, was ich sagen konnte, nicht der Mühe werth schien, ich fühlte, daß es nicht einmal irgend eine Leidenschaft, sondern wie M. Stägemann sagte, leeres Mädchengeschwätz das mich so gequält, ich verbarg mich hinter allerley allgemeinem Scherz, wozu bald darauf M. Barkley viel Gelegenheit bot, meinen Aerger grub ich in die Erde, in meinen Garten, Gräber meiner Hoffnungen mit Angedenken andrer Freunde bepflanzt, hin und wieder allegorisch. Beschäftigung und Ermüdung ist mir nach vielbewährter Erfahrung das einzige, sichere Mittel gegen Gram, auch berührte mich ein Brief jener himmlischen, gütigen Freundin in dieser Traurigkeit sehr tröstend. »Wie ist das Arnim! Sie haben das Mädchen so lieb und sie weiß es nicht. Das schadet nichts, ist es doch dem wohl auch so, der die Berge gethürmt hat und den Wasserstrom in heiligem Leben stets bewegt, der ewig spricht, wenn alles schweigt, wenn er in seiner Erschaffung sich erfreut und will den Dank dafür in einem Herzen erndten, ich glaube es würde sich auch noch sträuben. Guter Arnim, wenn sie nur wüsten, wie um ihrer selbst willen ich sie lieb habe.« Durch diese Worte angefrischt gab ich mich und meine Sache nie ganz auf, den May sah ich verstreichen und er gab mir nur Blumen, doch gab es Abende, wo ich keinen Anstoß fand mich in die alte Zeit hinein zu träumen, so wird mir immer ein Abend unter den Orangenbäumen im Gedächtnisse bleiben, wir machten allerley Kunststücke, es wurde gesungen, es giebt Abende, die hervorzubringen, das ganze Jahr sich abarbeitet. Wie in aller Beleuchtung das hellste Licht immer neben dem tiefsten Schatten liegt, so machte den Tag darauf ein Lied, das ich auf Zglinitzkys Abreise schrieb, eine Wirkung auf Ihre Tochter, die mir als Ausdruck von Mitgefühl unendlich lieb gewesen wäre, wenn ich nicht die Härte damit hätte vergleichen müssen, vier Wochen frü117
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her, blos eines Einfalls wegen, mich über Meer in einen thörigten Krieg fortzuschicken. So wenig ich darin eine besondre Liebe sah, denn wer hätte nicht solche Momente von Weichheit bey viel geringerem Anlaße, so überzeugte es mich doch auch, daß ein Gemüth, das solchen Eindrucks für einen Abschied nehmenden Freund fahig, in der Liebe ergriffener, sanfter und begeisterter seyn müsse. – Wie ein solche Überzeugung jezt so dürr ihre Knochenhand nach mir ausstreckt, die damals so schrecklich lebendig mit immer frischen Waffen, mit tausend Aermen meine Hoffnungen bekämpfte und endlich besiegte. Da schlossen meine Absichten, ich suchte mich loszureissen von dem Boden weil er sich mir verschlossen, ich sah kein Gedeihen, alle Thätigkeiten waren mir verleidet, doch ich konnte es nicht über mich erhalten bey dem wahrscheinlichen Einrücken der Franzosen, mich mit den meisten zu entfernen, mich hielt der Gedanke am Rocke fest, daß meine Neigung vielleicht dazu bestimmt sey, ihr in dieser Zeit zu nützen, auch nicht ganz verloren zu seyn, nicht umsonst konnte seyn, was so nothwendig entstanden. So unterzog ich mich mitanzusehen, wovor ich anderthalbhundert Meilen geflüchtet, was überlebt der Mensch nicht, wenn er etwas will. Ein wunderbarer Zufall wollte, daß ich Ihre Tochter, die sich nicht wollte führen lassen, unter dem Kopfe eines blindangespornten Trainpferdes, das sie gar nicht bemerkt hatte, heraus zog. Sie sagte kein Wort, aber M. Plant bemerkte am Abend, daß ich an dem Tage doch ein gutes Werk gethan. Ich muste, dankbar dem Geschicke, doch lachen, denn das Ereigniß geschah fast an selbiger Stelle, wo ich im Februar Ihre Tochter von Driesen im Schlitten gefahren sah, was sie mir immer abgeschlagen hatte. Ein unbedeutendes schuldloses Vergnügen, denn das Schlittenrecht ist ausser Uebung, und doch der erste Fall meines Zutrauens, ich ging mit Deetz und erstarrte bey dem Anblick so bewustlos, als stünde da die Welt einen Augenblick stille um einen andern Lauf zu beginnen. Er fragte mich, was mir wäre, ich weiß nicht, wie ich mich gegen ihn durchlog, aber die Ahndung ist nun erfüllt, daß sie vor mir vorüber gleiten würde, mich einsam würde stehen lassen. Ich ging auf die volle Ressource um recht einsam zu seyn, da kam noch Driesen mir gleichsam entschuldigend die Fahrt zu erzählen, ich begrif nicht warum, was konnte ich dagegen haben; ich erschrak nur, daß andre wohl gar schon meine Neigung bemerkt hätten, die mir selbst eigentlich noch nicht bewust war. Ich bin nicht besser als andre Menschen, die Vernunft ist überhaupt wohl nur der todte, abgedünstete Lebensstoff, der Geist ist fort, 118
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aber darum hält sie vor, es bedurfte ein Paar Tage, ehe der Eindruck in mir ausgetobt hatte, da kam ich zu Ihnen und erwähnte der Geschichte nicht, weil ich sie in mir völlig beschwichtiget hatte; doch was einmal ins Leben eingegriffen, wer kann es beschwichtigen, wer kann den Todten abbitten. Ich springe noch gerührt von dem Angedenken jener frühesten Zeit unbegrenzter Hoffnung, unbewuster Hoffnung zurück zu den wilden Lagertagen, die nach dem Friedensbruche obwalteten. Ich kam zu einer unendlichen Betrachtung aller der Verhältnisse, und jede bestätigte mir, daß es Zeit sey, mich zu entwöhnen; ich brachte halbe Tage auf dem Schloßteiche zu, schrieb an alte Freunde, Ihre Tochter erinnerte mich neulich, daß ich sie damals vernachlässigt; theils war es Absicht, sie nur soviel zu sehen, als mir nun einmal unentbehrlich geworden war, denn wie ein Zauber riß sie mich noch immer aus allem Trübsinn zur Fröhligkeit und allen Vorsätzen zum Trotz konnte ich meinen Armen mit Mühe gebieten, daß sie ihr nicht um den Hals fielen, ich habe viele schönere Mädchen gesehen, aber nie diesen unbegreiflichen thörigten Reitz so gewaltsam empfunden. Ich küsste ihre Hand nicht mehr, die ich nicht mehr besitzen konnte, auch um mich nicht zu vergessen. Dann trennten uns noch einige Kränkungen, die ich in dieser Zeit heftiger fühlte, mehrmals wollte sie nicht neben mir sitzen Abends, ich scherzte aus reiner Verzweiflung, worin sich alle Hoffnung verwandelt hatte. So brachte ich ihr einmal aus meinem Gärtchen die erste Rose, mit aufbrausender Freude sprang ich zu ihrem Zimmer, wo Sie mir sagten, daß sie wäre, wo ich Musick höre, ich klopfe, die Thür wird zugeschlossen, auf der andern Seite wird mir von der Palmbaum gesagt, es sey niemand drin. Nicht der kleine Schimpf, nicht die verdorbene Freude waren es, die mich empörten, es war die völlige Fremdartigkeit gegen mich, mir nicht sagen zu können, daß sie mich in dem Augenblicke nicht sehen wolle, Unverschämtheit ist in meiner Natur eine fremde Sache, hatte sie das nie zutraulich in mir gefühlt; ist es denn nicht Zutrauen, erworben durch Zeit und Gelegenheit, was der Menschen Zusammenleben allein würdigt. Dachte ich einen Abend einen kleinen Vorsprung erhalten zu haben, nicht Liebe nur des Zutrauens, was selbst nicht einmal Freundschaft zu seyn braucht, so fühlte ich am andern Morgen wieder alles auf der alten Stelle, hätte ich eben ein Empfehlungsschreiben überbracht, ich hätte nicht gleichgültiger empfangen werden können, als noch in den letzten Wochen von ihr, als ich auf Ihren Befehl sie von M. Plants Zimmer abrief, mit der Frage: Wer mir das erlaubt habe? – Dies 119
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ist das wahre Schwanken, was jeder Art Liebe, Freundschaft, Mittheilung entgegen, die Zeit und was in ihr geschieht, unnütz macht, um immer wieder in die Trägheit des eigennützigen Lebens zurückzufallen; wenn dies das gelobte heute denken wie gestern und morgen, so soll mich ewiglich Gott dafür behüten, denn das ist die Hölle der Alten, wo der Mühlstein ewig herauf gewälzt wird, um immer wieder bergab zu rollen. Wenn Sie das Gegentheil Aufruhr nennen, so war ich nie frey davon, es ist mein einziges Glück, was mich noch nie verlassen und während ein theures Band sich zu lösen droht, nur gewaltsamer an alles mir Uebrige kettet. In dem Mitgefühle wird die Wahrheit, nicht in dem Gefühle für sich allein; ohne Mittheilung ist die schönste Menschheit die verlorenste, ohne Hingebung ist keine Tugend, alle Klugheit scheitert ohne Wahrheit und Hingebung. Daß ich wieder geliebt werden müste, wie ich liebte, war nur ein frommer Kinderglaube in mir, aber daß wenigstens Freundschaft und Zutrauen dauernd und stark meiner Liebe begegnen müsse, das steht in mir so fest, daß ich jezt Ihre Tochter aus Achtung des Mangels nicht beschuldigen kann, wohl aber daß sie die Aeusserung leicht einer Eitelkeit aufopferte, einer Unsicherheit, mit der sie mir unbedeutende Abschriften von ihrer Hand noch entzog, nachdem ich ihre Handschrift schon oft in ihrer Gegenwart gesehen. Ich habe dergleichen thörigte Scheu sehr viel in meiner Natur, wäre ich ruhiger gewesen, so hätte ich sie auch wohl in ihr erkannt, manches in ihr nicht so gegen mich gedeutet, wenn es auch nicht für mich sprach. Sie sagte mir mehrmals: »Was kann ich dafür, daß ihre Hände brennen?« Und doch war sie es, die auf eine mir unbegreifliche Art und wenn ich den halben Tag gefroren hätte, mir alles Blut wie ein zweytes Herz doppelt wärmend herumtrieb. Mit mehrerem Rechte kann ich fragen, was kann ich dafür, daß ich in ihrer Nähe niemals ruhig dachte, und was mir in der Entfernung klar vorstand, völlig vergaß. Ach auf diese Freundschaft rette ich mich nun, wie auf ein Boot, da mir das Schiff versunken, werfen Sie es nicht um, werfen Sie es nicht von sich, ach daß es Ihre Tochter auch nicht von sich stosse, wie ich Ihr und Ihnen gut bin; Sie hätten so nicht zu mir gesprochen wie konnten Sie so zu mir schreiben und im ersten Briefe von Ihrer lieben Hand, war das aufrichtig? Und war es nur Scherz, denken Sie, daß ich nichts als diesen bittern Scherz seit meiner Abreise von Ihnen und den Ihren weiß; es ist heute der 23te Oktober, vier Wochen seit meiner Abreise von Königsberg, ich habe meinen Brief aufgeschoben, um ihm ruhig und überlegt einen Ueberblick des 120
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Vergangnen anzuvertrauen, aber da übernimmt mich zuweilen meine elende Weichheit, die sich gar nicht mehr für die Zeit passt, gerade an Stellen, wo ich hart seyn möchte. Ich denke, ob Sie vielleicht in diesen Augenblicken ein Kind geboren, zu hoffen, zu leiden und über seine besten Endschlüsse zu weinen wie ich und leidt thut es mir darum, daß Sie die Schmerzen leiden, wenn Sie das Kind gleich nicht für die Schmerzen hingeben möchten, aber ich mag Ihnen keinen schmerzlichen Augenblick noch dabey bereiten und es würde Ihnen doch vielleicht wehe thun, wenn Sie wüsten, wie Sie mir wehe gethan und die wenige mühsam erworbene ruhige Klarheit von Grund aus getrübt haben. Sang ich denn umsonst so viele Tage: »Der Seelen Ruhe ist es Gott auf Zion dich zu loben!« Ich höre die Worte und fühle sie nicht, ich fühle einzig an dem Kalender in meiner Brust, daß ich schwer verwundet war, Nun so wird bald ander Wetter und sie mögen recht haben über mich. ÇAbschrift Brentanos:È 26ten Vielleicht bin ich Ihnen vorgestern am Schluße undeutlich, waß mein Singen sagen wolle, wirklich ich singe, oder hatte angefangen zu singen durch Luise Reichards Güte, als ihr Brief mich wieder, so ganz in mich und meine Angelegenheiten hineinversetzte, die ich zu vergessen suchte. Die lieben Mädchen schwatzen alle so hübsch, sind meist Braüte oder zu jung, so daß mich kein Teufel plagt, mich zu verlieben, haben so ihre Freude an mir und nehmen hoch auf, waß ich thue, fühlte ich es doch, mit welcher Ruhe mich dieser Kreiß umgab, als ich den Hausvater in die Arme seiner Frau stumm und still sincken sah und kein Platz an ihm war, alle Hände drücke zu empfangen. Ich zögerte recht mit meinem ersten Briefe, um Ihnen nicht schmerzlich immer, sondern auch in ruhigern Tagen zu erscheinen, doch danke ich Ihnen diese Unruhe, ich dulde keine Nachsicht gegen mich, wie ich sie auch gegen die nicht übe, die ich achte. Sie sagen mir, es könne ihre Tochter von einer vernünftigen Wahl abhalten, wenn Sie wisse, wie ich sie lieb habe; ich verstehe das nicht, sowohl wenn ich es mit dem zusammenstelle, waß Sie mir selbst gesagt, daß Sie in Angst gewesen, ich möchte um Sie anhalten, und was nachher im Briefe steht, über das Beruhigende, ferner über die Verbindung, die so viel sie wüsten, noch nicht getroffen. Jene Angst fand ich sehr natürlich; jedem Mädchen von Gefühl und Verstand ist es schmerzlich und ärgerlich Körbe auszutheilen, weil es immer ein Misverständniß voraus setzt, wovon 121
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die Meisten immer alle Schuld auf Sie schieben, nicht zu gedenken, daß sie einem Manne wohl wollen können, ihn nicht gerne kränken mochten ohne ihn darum grade heirathen zu wollen. Sie hätte sich diese Angst ersparen können, denn so viel verstehe ich mich wohl auf das Unwillkührliche, Sichre, Bestimmte in Menschen, auf Zeichen von Zuneigung, Aufmerksamkeit, Wahl und Ruf, um so leicht nie in meinem Leben einen frisch geflochtenen runden Korb zu erhalten, und außerdem hatte ich ihn mir nach jenen Vorfällen zum warnenden Angedenken in meinem Gärtchen vor Augen gestellt, das bedeutete dieser vielverspottete Korb, der von Blüten endlich fast überwachsen war, jezt steht vielleicht über beiden schon das Herbstwasser und wühlt die lezten Spuren meines Wirkens aus, o käme doch diese Fluth, auch die spanischen Schlößer zu stürzen, thörichter Traüme Hofnungsmahlerei. Ich sollte ihre Tochter von einer Wahl abhalten, und sie sah meinen Schmerz und konnte mit Entzücken an jedem schönen Franzosen hin aufsehen. Sie um die Verbindung mit Zg bitten. Kein Vorwurf ist dies, ich schwöre es, was Liebe nicht geben und vergeben kann, Mangel an Liebe, das erscheint der Betrachtung als völlig schuldlos, herrlich sogar der Sinn für Schönheit; ja ich habe keinen Augenblick selbst im tiefsten Schmerze nicht daran gezweifelt, daß ihre Tochter Ansprüche hatte, auf schönere geistvollere Menschen als ich, ich verkannte auch den Unterschied der Jahre nicht, nur Liebe, eigentliche einzelne abgeschloßene kann so etwas ausgleichen, weil sie mehr giebt, als das Alles, ohne diese wäre ich noch immer auch in einer freundschaftlichen Verbindung, der Uebervortheilte gewesen, denn nicht eigenen Genuß will Liebe, sie kennt nur ein vereintes Glück in Beiden, ja ihr härtestes Unglück ist den andern etwas missen zu sehen, sie kennt nur jenes Glück, oder die Beruhigung in völliger eigener Aufopferung, mit Bewustsein entsagen. Dieser Entschluß kostete mir viel, aber von Jugend an in Glück und Unglück abgehärtet, ließ ich allmählich grauend und darum nur spielend den Gedanken der Abreise in mir aufsteigen, ich sprach davon, weil ich es noch nicht zu thun wagte, denn ich wuste gar nicht, was ich dann nachher wollte, wenn ich weggereist wäre. Der hat das Ende der Welt erreicht, der seine liebsten Hoffnungen aufgiebt, Wie oft dachte ich in mir irgendwo ein Einsiedler zu werden, doch das kam mir wieder vor, als wenn es etwas bedeuten solle, besonders in unsrer Zeit und ich wollte nur Ruhe. Ich bedauerte jeden Tag meine verlorne Liebe, aber war ich ihrer mächtig, hatte sie nicht alles unterdrückt. Vielleicht erinnern Sie Sich 122
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eines Mittags im Landhauße, wo ich ein paar ernste Worte sagte, über Leichtsinn gegen wahre Freunde, über das elende Wesen der Mädchen, den Flitterstaat, der nur in der Entfernung glänzt, sich durch Ehen so nahe ans Auge zu bringen, daß sie ihn nicht mehr sehen, sondern nur fühlen, wie kalt und vergänglich er ist, ich wurde ungeduldig abgefertigt ungeachtet ich nicht für mich, sondern rein aus Ueberzeugung sprach, ja mein ganzes Geschlecht wurde von ihrer Tochter unwahr genannt und unwürdig der Wahrheit. Mich empörte das, ich war so wahr gegen sie gewesen, woher konnte Sie überhaubt mein Geschlecht kennen. Ich lief ungeduldig fort, und fand Reichard, der mich zur Abreise mahnte, den Gedanken hatte ich so oft gehabt, gleichsam wie andre den Selbst∧mord, als ein Erquicken, ein Hinein∧stürzen in einen andern Lebensstrom gefühlt, aber jezt erschreckte er mich in seiner Wirklichkeit. Gott weiß, ich betete den Abend und die folgenden um ein Zeichen, waß ich thun sollte, am Sonntage, wo ich mich entscheiden mußte, erhielt ich einen Brief von Clemens, trauer∧schwer, voll von dem Drange mich zu sehen. An der Erlenquelle bestimmte ich den Entschluß fort zu reißen, mit ihm, überkam mich eine Stärke, ein Geist der jedem Unternehmen eigen, ich fühlte mich wieder. Reichard erkrankte, das verzögerte die Abreise. Als wenn ich in dem Fluge mit einem ganzen Zuge nur zu weilen aus dem Meere nippen durfte, worüber wir fliegen, um mich nicht zu verlieren vor dem sicheren Ziele, so tauche ich nur einzeln in die Erinnerung nur hie und da. Wir waren in Medenau zusammen, ich traümte da so unruhig und so selig, daß ich am Morgen verwundert meine abgehärmten Backen im Spiegel sah, und die Mädchen böslich ausgegangen fand. Bei der Rückkehr verirrte ich mich in einem schönen dunklen Walde zu einer Heerde ohne Hirten, ich wollte ich wäre dablieben, die Heerde klingelte so ladend im Abendscheine. Ich kam zurück und fand Zg. Waß in ihrer Tochter damals vorging, weiß ich nicht, Liebe wohl nicht, deren Ausdruck ist erfreulicher, es war eine unbestimmte Bewegung, sodaß sein Antrag sie erschreckte, statt sie zu erfreuen, es sollte mir leid thun, wenn diese Aufwallung, die sich selbst übereilt, um sich nicht besinnen zu dürfen, auf ihr ganzes Leben einen allgemeinen Einfluß hätte, solche Aufwallungen, sind selten dauernd genug um Leidenschaft zu werden, und nicht ruhig genug, um mit Klugheit dies zu dekoriren; darum rieth ich so sehr vor aller Entscheidung beide einander, wenn es möglich, durch Gewohnheit den bloßen Schimmer abtragen zu laßen, Neigung und Sinn an der Zeit zu prüfen und zu schärfen. Waß in mir 123
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vorgieng, war als wenn der längst verschwundene Zauberpallast alle einzelne Steine mir auf den Scheitel fallen lasse, wie reissende Thiere vernichteten die verschiedenen Empfindungen einander und starben an dem Gifte, ich kann kaum nachdenken, ich spiele in diesem Augenblicke mit der Asche dieses ausgebrannten Vulkans. Sie vernichteten sich mit dem Gefühle, daß Liebe nie so waß zerstörendes sein könne, daß das Weltschicksal nicht wolle, diese Neigung, die nur kurzes tauschendes Glück, lange in trauriger Wahrheit mich gemartert. Wie schweben mir noch einzelne Unterredungen vor mit Ihnen, ich sagte Ihnen das Beste, waß ich denken konnte, die Sicherheit, die ich darin überkam war mir ein Zeichen, daß ich alles durch∧drungen. Während mir jedes Ihrer Worte schmerzlich des Verlustes versicherte, der mir schon gewiß war, that ihre Güte mir wohl; Ihre Tochter sang mir spottend den Ritter Toggenburg, ich sagte Ihnen waß nur jene entfernte Freundin wuste und ein entfernter Freund, von meinen frühern Absichten, es war mir wie Adam, der sich doch auch wohl an Feiertagen, nachdem er vom Paradiese ausgetrieben war, davon unterhalten mochte, es erleichtert unendlich das Vertrauen, und ich habe sie immerdar deswegen lieb, weil ich mich ihr vertraute und nicht zu verstecken brauchte. Das Heimliche in mir ist nicht Natur, es ist der Drang des Lebens, der mich dazu bestimmt, um mein besseres freies Leben rein und unvermischt zu erhalten. Es ist wunderbar, während ich alles schelten muß, waß ich in jenen Tagen gedacht, verworfen, scheint mir Alles waß ich Ihnen darüber sagte, herrlich und wahr – – der Himmel schenckte mir zur Vergeltung einige schöne Wochen, ich durfte meinem Lusten nachhängen, wie ein aufgegebener Kranke auch trug die Ueberzeugung, daß alles das, waß ich liebe, doch ewig mein sei in meiner Liebe, und daß ich von ihren aüßren Verhältnißen bewahren müsse in heiliger Freundschaft, waß zu erhalten möglich. Nun ich das Beste aufgegeben schien ihre Tochter mir günstiger, wir lustwandelten zusammen durch manches gute Buch, durch manche gute Gegend, durch einen dreifach verschlungenen allegorischen schottischen Tanz, und für das Alles drückte Sie mir nicht einmal die Hand zum Abschiede, wie man es doch fast einem Bedienten thut, der einem gedient ohne zu stehlen, und habe ich nicht ihren Blicken gedient und waß habe ich gestohlen, als Feuer, das mein Pulver mit entzündet, mein Haus zerschlagen. Nein bei der Wahrheit dieser Geschichten, Sie könnten mir nicht sagen, daß ich sie von einer Wahl abhalten könne, es sei dann von einer schlechten, die freilich aüßere 124
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Vortheile oft die Beste nennen mögen, Sie hat mich nie einen Augenblick betrügen wollen, so wünsche ich ihr segnend, daß sie sich auch nie betrüge, und lieber als Jungfrau sterbe, wenn nicht einer ihre Liebe ganz gewinnt, möge dies der Würdigere sein. ÇAbschrift Arnims:È Nur jene Liebe giebt der Ehe Heiligkeit. Ich glaube mich und mein Verhältniß in dieser Auseinandersetzung verstanden zu haben, Liebe, das eigentliche Verständniß der Welt, kann nicht in Mißverständnisse gegründet seyn; ich kann es begreifen, daß Sie, meine Verehrte mich vor jenen letzteren Unterredungen im Garten, verkannt haben, aber Ihre gütigen Stammbuchsworte sind mir noch ein schöner Beweis, daß Sie mich auch dessen ungeachtet, noch gewürdigt haben eines guten Andenkens; sollten Sie auch diese vielen Worte mißverstehen, ich kann es mir als möglich denken, sie werden mir doch nicht die Freundschaft entziehen, die wie ein reines Gold übrig bleiben wird, wenn meine unselige Leidenschaftlichkeit endlich alles übrige mit sich selbst fort verflüchtiget hat. Was Ihnen und Ihr gehört in mir, kann ich niemand zulegen oder schenken, Sie mögen diese Muscheln, das Geld der frommen Indier, wieder ins Wasser werfen oder sich damit schmücken, sie gelten nur für Sie in mir; das wird auch gewiß folgen es wird einmal Ihrer Tochter lieb werden, was ihr jezt gleichgültig seyn mag, daß ich an ihr gehangen habe in Wahrheit und Ernst, sie wird Wahrheit dadurch achten, Eitelkeit erkennen lernen und Sie wird mich zuweilen wiedergrüssen, lebhafter in der Musick, in den Büchern, die ich Ihr zubrachte, in Menschen, wo sie meine Natur wiederfindet, als in den Briefen, die ich ihr fernher schreiben kann und die Sie mir nach den Regeln kluger Jungfrauen schreiben darf; jeden von uns wird die abwechselnde Geschichte, die uns umgiebt, mannigfaltig ergreifen vielleicht trennen, vielleicht zusammenführen; wann und wie wir uns auch wieder sehen, ich wünsche mir, daß dieses Wiedersehen mir weniger Schmerz erwecke als die Trennung am Donnerstage, ich wünsche ihr täglich so viel Freude, als an jenem Tage, so viele sie fühlte, so viel ihre gewünscht wurden. A. A. 1 Nov Ich säume nicht lange Ihnen die zurückgehaltenen Bogen zu schicken, die in der Hauptsache überflüssig, da mich der zweyte Brief Ihrer Freundschaft versichert doch nicht unwichtig, um Ihnen meine Sinnesart zu zeigen, als wir noch Glück und Unglück in gleicher Gegen125
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Nr. 593.A
wart theilten, ich habe mich unruhig und wieder ruhig darin geschrieben. Ihn mitzutheilen wem wie über lasse ich Ihrer Willkühr, er kann sich nur im ruhigen Verstehen aneignen so geheim ich selbst meine Zuneigung zu Ihrer Tochter gehalten so wenig habe ich dagegen, daß Sie davon sprechen, sie kann Ihrer Tochter bey niemand schaden, ich glaubte sie darin am höchsten zu ehren Ein kalter Brief von Ihr scheint mir zu sagen, daß die Kleinigkeiten in meinen Briefen ihr nicht angenehm. Sie sagt mir es geschehe nichts, ist nicht jede Maskerade von ausstaffirten Lieutenants ein Loch in dem guten alltägligen Leben, das mich allein erfreut
*594. An Caroline von Labes in Berlin Giebichenstein, zwischen 26. und 30. Oktober 1807, Montag und Freitag
Der Großmutter habe ich geschrieben, wie ich bin abgehalten durch den Mangel an Zeit und Brentanos Ankunft nach Berlin zu kommen (Nr. 596,5–7).
An Carl Otto von Arnim, 30. Oktober 1807:
Von Caroline von Labes, 8. Dezember 1807: es sind mir indes Ç...È die Nachrichten von dir und deinen Befinden stets sehr willkomen (Nr. 613,10–11).
*595. Von Carl Otto von Arnim nach Giebichenstein Berlin, etwa 26. Oktober 1807, Montag
ich danke Dir wie für jede Bemühung, so auch für die Anzeige der Gegenstände die meine Anwesenheit in Berlin gegen Weihnachten nöthig machen (Nr. 596,7–9). Von Ludwig Achim von Arnim, 30. Oktober 1807:
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Giebichenstein, 30. Oktober 1807, Freitag
Giebichenstein d* 30ten Okt 1807. Lieber Bruder! Erst heute erhalte ich den Wechsel, ich hoffe daß er angenommen wird und werde diesen Brief erst auf die Post geben, wenn ich mich dessen versichert. Der Großmutter habe ich geschrieben, wie ich bin abgehalten durch den Mangel an Zeit und Brentanos Ankunft nach Berlin zu kommen; ich danke Dir wie für jede Bemühung, so auch für die Anzeige der Gegenstände die meine Anwesenheit in Berlin gegen Weihnachten nöthig machen, ich denke dann einzutreffen oder zu bevollmächtigen. Ist der Proceß schon angefangen wegen der Allodialerben und wegen der Dienste, bitte doch Schmucker und Hanow mir darüber ganz kurz zu schreiben, oder einige Akten zu schicken, mein Aufenthalt für die nächste Zeit ist Cassel in Hessen, abzugeben bey H. Banquier Karl Jordis. Brentano mit seiner jezigen Frau wohnen dort, ich will mir etwas Geld mit Schreiben da verdienen; schreibe mir doch wieviel Geld aufgenommen worden, wo, wie viel ausser dem Gemeinschaftlichen für mich. Ich schreibe bald mehr, grüsse dich herzlich und hoffe Dich künftig auf längere Zeit zusehen, da mir die Freude der wenigen Tage in Berlin vereitelt. Dein Achim Arnim N. S. Du hast noch den Schlüssel zu meiner bey Dir angelegten Möbel und Bücherkammer. Du wirst da meine Guitarre im Futteral finden, laß dazu einen Ueberkasten machen auf meine Kosten, gut einpacken und schick sie nach Königsberg in Preussen an H. KommerzienratÇÇhÈÈ Schwink, du kannst bey dÇÇxxxÈÈ Gelegenheit wohl anfragen, ob Keudel angekommen, ich habe Briefe daher aber nichts über die Geldsache.
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Des Herrn B Karl von Arnim Berlin
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Nr. *597
*597. Von Carl Otto von Arnim nach Kassel Berlin, 5. November 1807, Donnerstag An Carl Otto von Arnim, etwa 20.–24. November 1807 (Briefteil etwa 20. November): Vielen Dank Ç...È für deine letzten Nachrichten vom 5 Nov:,
ich habe sogleich an die Großmutter geschrieben Ç...È daß Sie wünschte, ich wäre in Berlin, konnte ich mir denken, daß Sie aber erzürnt über meine Abwesenheit, war mir undenkbar. (Nr. 603,1–5.)
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Von Leopold von Seckendorf nach Giebichenstein Weimar, 7. November 1807, Sonnabend
Weimar, 7t Nov. 1807. Zum erstenmale nach langer – trüber Unterbrechung höre ich wieder von Ihnen, lieber Arnim! Savignys sind hier mit den Schwestern, und sagen mir, daß Sie in Halle sind. – Zu Anfang des unglücklichen Oktobers 1806. empfing ich Ihren lezten Brief – ich sandte die Antwort auf Ihr Gut in der Mark, Sie waren aber schon nach Königsberg, und haben sie vermutlich nicht erhalten. Späterhin erzählte mir in Regensburg die Schliz, daß sie Nachricht von Ihnen habe. Es ist mir lieb und wehrt, Sie jezt in meiner Nähe zu wissen. Vielleicht treffen wir uns. Gute Menschen müssen sich jezt anschliessen. Ich komme nach und nach mit meinen äussern Verhältnissen, folglich auch mit mir selbst zur Ruhe – und entsage der heftigen Opposizion gegen den Gang der jezigen Begebenheiten, deren innere Notwendigkeit mir immer klarer wird. Schade nur, daß so unreine Werkzeuge zur Regeneration nötig sind. – Dennoch wird der Sinn und das Gemüt der Besiegten nicht untergehn daran halte ich fest, und werde alles für diesen Glauben opfern. Wenn auch untergeht, was der Verwesung geweiht war, was hindert uns der bessern Zukunft neue Saat auszustreuen. Das Schicksal hat mich jezt auf einen rohen, aber bildungsfähigen Boden geworfen. Dort allein ist noch Volksgeist und Gediegenheit. Ich bin in Wien etablirt, und es läßt sich hoffen, daß sich dort etwas erreichen läßt, wozu das flach alltäglich ausgeschliffene des übrigen Teutschlands nimmermehr gestaltet werden kann. Ich habe einen Versuch gemacht, der Gedeihen verspricht, und ich wünsche Ihre Theilname. Denn nur ein geistiges Vaterland ist uns geblieben, nur im 128
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Bewahren unsrer intellektuellen Bildung können wir noch bestehn, und aus Besiegten Überwinder werden. Östreich hat innre Ressourcen, guten Willen und Geld, es soll keine Bildung von dort ausgehn, aber die zerstreute soll sich dort sammeln. Ob dies auf dem Weg geschehen könne, mögen Sie urtheilen. Von Neujahr 1808 an habe ich, in Gemeinschaft mit H. Stoll dort ein Journal herauszugeben unternommen, Prometheus. Es soll durchaus der ästhetischen Bildung des Menschen gewidmet sein, sich in Darstellungen und freien Ansichten über Poesie, bildende Kunst und Theater verbreiten, und eine strenge Opposition gegen den gemeinen, erbärmlichen Zeitgeist bilden. Stoll und ich sind Redaktoren. Wir sind hiehergereist, blos, um eine Verbindung der edelsten Blüthen zu Stande zu bringen, und werden auf diesem Ausflug Leipzig und Dresden berühren. Möchten sich unsre Bestrebungen einst würdig an die der Herausgeber des Athenäums und der Horen anschließen! Für jezt dürfen wir uns der Theilname von Göthe, Fernow, Falk, Meyer u. Schüz erfreuen, mit denen wir hier über das Ganze gesprochen haben. Wir wünschen eine Gesellschaft zu gründen, die sich regelmäsig zu Beiträgen verstehe, sich bei der Gründung einmal für allemal dem Publikum nenne, aber nicht jeden Aufsaz unterzeichne, da wir jeden einzelnen lieber als das Resultat unsres gemeinschaftlichen Strebens ansehen möchten. Am Schlusse jedes Jahres würden wir nennen, doch hängt dies von dem Willen jedes Einzelnen ab. Wollen Sie der Unsrige sein, so lade ich Sie ein, und erwarte Ihre Antwort bald unter Couvert an Buchhändler Kummer in Leipzig mit dem Beisaz W. J. Pr. auf der Adresse. Ihre Bedingungen wegen Honorar u.s.w. erwarte ich. Ich sehe mit Verlangen dem 2t Theil des Wunderhorns entgegen – einen Beitrag dazu werden Sie indeß in meinem Musenalmanach auf 1808. Regensburg, Montag, finden, wo ich eine Auswahl aus meiner Samlung gegeben habe. Künftig erscheinen auch Melodien. v. der Hagen in Berlin hat glücklich angefangen. Ich hoffe durch mein Journal auch dafür den erstorbenen Sinn in Östreich zu wecken, wo noch so kräftiger alter Gesang weht. Leben Sie wol Leo Seckendorf.
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Von Georg(e) Gotthilf Schwinck nach Kassel (?) Königsberg, 10. oder 11. November 1807, Dienstag oder Mittwoch
Mein Lieber Baron der Brief an Sie ist drey mahl fertig gewesen um zur post gebracht zu werden nur iedes mahl eine andre Verhindrung, und die letzte von allen wahr, das unser so volles Hauß noch von einer Jungfer vermehrt wurde, Mutter und Wurm befinden sich recht wohl /dieser Wurm ist stark und groß, und hat viel Spirencien gemacht/. so balde alles in ordnung ist erhalten Sie gewiß große sachen von unsrem Hause und besonders wen Sie das große Bogen lange wesen was sie von Ihnen erwarthen, haben werden. Ihr H Bruder hat Ihr großes Geld Geschefte regulirt und im Credit wesen ist nichts außer der Sonne klarer wie dieses – Wie mir Ihr Brief gesagt hat, so sind Sie recht froh, und finden Italien wieder wohl Ihnen – wir haben in der Zeit einige Schnee Flocken gesehn ietz aber ist alles wieder vorbey und die schönsten warmen Tage genießen wir – H vZislinsky ist in unsrer Stad nur selten bey uns, er scheinet mit dem gantzen nicht zufrieden zu sein – wer kan das auch den daß gantze taugt nie etwas – da der kleine Balch deßen ich oben erwehnte diesen morgen um 6 Uhr Morgens in der Weld erschienen, so bin ich, da die Nacht wachend zugebracht ist, etwas stark Confueuse, entschuldigen sie mich dieses vorgang’s – wie ich bitte, daß Sie bleiben, wie ich unverendert Ihnen ergeben d* 11. novbr 7. Schwinck in Kolltins nichts was der Mühe verlohnt zu schreiben Kbr 10. Nov 7.
*600. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 14. November 1807, Sonnabend Arnim an Carl Otto von Arnim, etwa 20.–24. November 1807: ich habe sogleich an die Großmutter geschrieben und Ihr einige der Gründe gesagt, die mich in meiner Art zu handeln bestimmt haben (Nr. 603,2–3).
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20.–24. November 1807
Von Caroline von Labes, 8. Dezember 1807: Drei Briefe von Dir Ç...È letzterer vom 14t Nobr, liegen hier zu beantworten Ç...È ist mir die Nachricht sehr beruhigend, daß du mit deinen Befinden jetzt zufriedener bist (Nr. 613,4–16).
*601. Von Maria Plant nach Kassel Königsberg, 15. November 1807, Sonntag Keine Angabe zum Inhalt.
*602. Von Carl Otto von Arnim nach Kassel Berlin, bald nach Mitte November 1807 An Carl Otto von Arnim, etwa 20.–24. November 1807 (Briefteil 24. November):
Ich erhalte Deinen zweyten Brief und lege die verlangte Vollmacht bey um die Zernikowschen Erben einzutragen. (Nr. 603,29–30.)
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Kassel, etwa 20.–24. November 1807, Freitag-Dienstag
Vielen Dank, lieber Bruder, für deine letzten Nachrichten vom 5 Nov:, ich habe sogleich an die Großmutter geschrieben und Ihr einige der Gründe gesagt, die mich in meiner Art zu handeln bestimmt haben, daß Sie wünschte, ich wäre in Berlin, konnte ich mir denken, daß Sie aber erzürnt über meine Abwesenheit, war mir undenkbar. Was hätten Ihr ein Paar Tage Anwesenheit geholfen, die ich in tausend Besuchen hingebracht gestört von der Einquartierung und tausend Erinnerungen und wodurch ich in allem meinem Treiben gestört. Ich hoffe daß mein Brief diese Schwierigkeiten allesamt beseitigt. – Das neue Edikt wegen Erbverbachtungen, besonders der Bauerngüter ohne Zustimmung der Lehnsvettern scheint eine schöne Geldquelle, Kraffelt muß recht bald darüber mit den Kackstädter Bauern reden; wie stehts mit Friedenfelde? Daß du der armen Korstedt aus gezahlt scheint mir ganz billig. 131
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Hier spricht man viel davon, daß Berlin der Sitz des Königs von Westphalen werden solle, andre erwarten diesen König sehr bald hier, ein Theil seines Hofstaats ist schon hier. Ich wohne hier dicht vor Cassel in einem sehr schönen Landhause von H. Banquier Karl Jordis, dem Schwager von Brentano, mein Garten hat die Aussicht über die Au, der einzige Fehler der Gegend ist etwas Unsicherheit, vor sechs Wochen ist dicht bey dem Hause eine Schildwache von Dieben erschossen worden, ausser einem Paar Doppelpistolen, die ich schon hatte, beschenkte mich Dieterich in Göttingen, das ich auf einen Tag wieder besuchte, mit ein Paar englischen Terzerolen, dazu kommt ein Säbel, im Hause soll mir keiner was anhaben, Abends wenn ich heim kehre an der Stadt mauer ist die einzige gefährliche Zeit. Jetzt sind Polen in Garnison hier, wahrscheinlich zum Empfange des Königs. – Cassel d* 24 Nov Ich erhalte Deinen zweyten Brief und lege die verlangte Vollmacht bey um die Zernikowschen Erben einzutragen. Du wirst hoffe ich gegen das Ende dieses Jahrs mir fünfhundert Thaler, wenigstens vierhundert auf irgend eine Art einhandeln können, durch Wechsel werden sie am leichtesten hieher gelangen, was ich kann ersparen und verdienen soll geschehen. – In Weimar, wo ich mich auf der Durchreise ein Paar Tage aufhielt ist alles wohl und munter, die beyden Jagemanns haben Kinder, die Großfürstin wird bald in Wochen kommen, bey Falk war ich zur Taufe. – Auerstädt liegt noch zum Theil verbrannt. – Vergiß nicht die Guitarre nach Königsberg zu besorgen – In Eile. Dein Dich herzlich liebender Bruder, Achim Arnim Des Herrn Baron Karl von Arnim auf Bärwalde Hochwohl* Mohrenstrasse zu im Hause des H. Kriegsrath Schmucker. Berlin
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Vmtl. zwischen 25. und 30. November 1807
*604. An Louise Reichardt in Giebichenstein Kassel, 20. November 1807, Freitag
Was Sie mir von Brentano schreiben ist leider ganz so wie ich es vermuthete er dauert mich unbeschreiblich u hauptsächlich deswegen weil die Schuld mit an ihn liegt Ç...È Es betrübte mich daher daß Sie aus diesem traurigen Verhältnis davon die Ursachen so klaar vor Augen liegen, einen Schluß auf die ganze Welt ziehen, deren Misverhältnisse gar so schwer nicht zulösen wären, wenn die Menschen nur etwas thätiger mitwirken wollten.
Von Louise Reichardt, 8. Dezember 1807:
(Nr. 614,8–15.)
604.E An Louise Reichardt in Giebichenstein Kassel, 20. November 1807, Freitag
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An L. R. Cassel 20 Nov Baldrian heilte, unbemerkt verbreitet sich das Gute. Ein verkehrtes Lebens verhältniß pflanzt sich fort, heirathe eine Frau gegen deine bessere Ueberzeugung, du heirathest so auch die zweyte. Das Beobachten hemmt alle eigne Bewegung des Geistes, denn wäre es etwas Freyes im andern, so würde es nur aufmuntern, es ist aber ein Uebergangsgebürge. Ich fühle in welchen unendlichen Mißverhältniße die Welt, es giebt ungeachtet des Winters noch zuviel Blumen. Es spannt sehr, was man in sich kennt, so ausser sich zu sehen. Ich grüsse herzlich und darum kurz.
*605. An Johann Friedrich Reichardt in Giebichenstein Kassel, vmtl. zwischen 25. und 30. November 1807, Mittwoch und Montag Johann Friedrich Reichardt an Elisabeth Staegemann, Giebichenstein, 7. Dezember 1807: Ja, Arnim schreibt mir gestern aus Cassel, man wäre dort
noch ungewiß, ob der Sitz der neuen Regierung in Cassel oder in Berlin seyn würde. (Staegemann 1846, Bd. II, S. 238.) 133
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Nr. *605
Von Johann Friedrich Reichardt, Giebichenstein, 9. Dezember 1807: Ihrer Ç...È Aeuserung Ç...È daß man dort noch nicht recht wisse ob die Regierung nach C. od. B. kommen würde (Nr. 615,4–7).
606.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Kassel, 27. November 1807, Freitag 16r
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An Fr. Sch: Cassel d* 27 Nov Wieder von lieben Freunden abschiedet, ich denke aller Abschiede, vor allen, wie ich von Ihnen gegangen. Schwerlich werden Sie mir jezt Gehör schon geben, doch muß ich mich mit ihnen unterhalten, die feuchte Nacht ruht noch dumpf über der Stadt. Es war so dunkel, daß ich meine Abreisenden am Thor examinirte woher, wohin, ob sie auch meine Freunde. Glück ists um liebe Freunde, und Unglück wenn wir sie missen, doch vor allem verwundre ich mich dankbar, wie ich so vielem Vortreflichen Freund bin, und wäre ich meiner Natur nach verbesserlich, ich müste selbst endlich so werden. Geben Sie mich nicht auf, jezt sind sie noch beschäftigt den neuen Ankömmling an die Welt zu gewohnen. Von ihnen her zu uns kommen bis jezt keine Briefe und Boten, die mit ihren Gesichtern ohne Physionomie sonderbar gegen den altdeutschen Stamm abstechen, noch sonderbarer gegen die Spanier in ihrer romantischen Bettelhaftigkeit, gegen ihre bedeutende Nase so schön geschnittene ausgearbeitete Gesichter mager aber sehnig, die Waden treten aus den Sandalen hervor. Sie ziehen schnell und still in die Stadt, als wenn sie sich schämten, dann rasiren sie sich werfen Netze auf die Haare den Mantel um, und jeder einzeln ist ein Cid oder Donquichote, religiös milde werfen sie den Bettlern Goldstücke zu. Sie fragen schon wann der Winter aus? Ihre Andalusischen Hengste sind Maulesel. Von all der Mühe aus meinem Garten, das schönste Bergthal, von der Kunst hochgeschmückt, wie keines der Welt, von Wilden Enten überschwebt, die zum Herkules in Wolken ziehen, der sie auch nicht todtschlägt, so wenig ich sie schiesse senkt sich mein Gedanke doch unwillkührlich über die Blumen ihres Gartens, wie ich die sammelte mit Bienenfleiß, als die ganze Gegend wie ausgestorben war aus Furcht vor den Franzosen, ich sehe brennen die einzelnen Farben, die blaue Iris, rothe Schnabelglocken, wie sich das alles von selbst in meiner Hand schön ordnete. 134
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Ein verwöhnt Töchterlein aus reichem Hause mit Redensarten von genialem Leben begeistert und doch ohne Kraft elende Gewohnheit zu bestreiten; die Starheit für Charakter nimmt, und alle Welt möchte so ausserordentlich scheinen wie den Mädchen, die sie umgaben, die darum nothwendig anders sich aus drücken muß, als sie denkt. Sie ihm ekelhaft, er ihr nicht mehr liebenswürdig, ich rathe mit dem Voraus wissen zum Guten, daß es mehr hilft, in ihr ist zu wenig Stoff zum Bilden, sie hat franz: Tanzbildung, und er hat zu wenig Geduld dazu und zu viel Aufmerksamkeit zu viel poetisches Durchdringen, um sich etwas vorzulügen. Zum Glück ist sie gesund gewachsen, wenn es nicht wegen einiger wunderlicher Kinder wäre, wüste ich nicht wozu der Himmel solche wunderlichen Ehen duldete, die von Anfang bis Ende zur Last sind. –
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Kassel, 28. November und 8. Dezember 1807, Sonnabend und Dienstag
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Lieber Bruder! Im vorigen Jahre ist von Heidelberg aus ein Kasten mit sehr schönen Kupferstichen und Büchern von Heidelberg durch die Buchhändler Mohr und Zimmer durch Fracht an mich abgegangen, so viel ich weiß an meiner Großmutter Wohnung adressirt, sey doch so gut Dich recht sorgsam bey ihr und M. Discher danach zu erkundigen, ob der Kasten angekommen und wo er steht, ob etwa blos der Fracht zettel abgegeben, und in diesem Falle laß ihn von der Accise nach deinem Hause bringen, es wird Dir Vergnügen machen ihn durchzusehen, es sind mehrere hundert der seltensten Kupferstiche, über tausend Thaler an Werth, die ich für 35 rt* in der Auction des verstorbenen Baldinger erstanden, zugleich kannst du dabey nutzen, wenn sie etwa feucht geworden, dann leg sie über einander in mein Hinterzimmerchen. Die einliegenden alten Bücher lege abgesondert von den übrigen.
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d* 8 Dec: Der König und die Königin von Westphalen bewohnen schon Wilhelmshöhe, der Einzug in Cassel erfolgt erst in einigen Tagen, bis dahin geht meinem Hause vorüber ein ewiger Zug von Polnischen Garden zu Fuß und zu Pferde, Sollicitanten, Dienern, Neugierigen, die auch ein Paarmal schon König und Königin auf Spazierfahrten gesehen haben. Die alte Zeit wird vergessen, und kann sehr leicht vergessen werden, es eröffnet sich aus allem Unglücke doch manche Hoffnung; auch Bülow aus Magdeburg, der Dich grüssen läst, gesteht ein, daß die vorige Regierung beispiellos schlecht gewirkt hätte, der Patriotismus war eine so grundlose Angewohnheit, daß sich die Leute jezt schon über sich selbst verwundern, woran sie eigentlich gehangen. Eine Hauptfrage ist jezt, wofür sich die neue Regierung entscheidet, für eine ausländische, französische Verwaltung, wozu allerdings in den obersten Behörden ein Anschein ist, oder für eine einländische Deutsche, die erste wird sich immer zu erhalten wohl wissen, die letzte wird allein in sich bestehen, ich denke der Wichtigkeit dieser Momente nach und freue mich Zeuge so grosser Erscheinungen gewesen zu seyn. Müller ist bestimmt Staatssekretär, hat auch den grossen Holländischen Orden erhalten, von ihm ist viel zu erwarten, wenn er genug Festigkeit hat um seine Sinnesart durchzusetzen, doch fürchte ich an ihm den Gelehrten und für den Gelehrten fürcht ich den neuen Kreis, der ihn zerstreuen möchte. Prinz Wilhelm war noch vor kurzem in Frankfurt. Schreibe mir doch, ob Verhandlungen wie die über Dienste mit Bauern mit Sicherheit in Anwesenheit der Franzosen vor Rückkehr der Regierung können gemacht werden, schreibe mir auch recht bald, ob meine Vollmacht angekommen und ob Du mir die drey bis vier hundert Thaler bis Weihnachten hieher sendest, ich brauche sie noth∧wendig, denn was ich mir hier verdiene, kommt später ein und ich bin wirklich fleissig, so daß ich es mir fast zum Vorwurf mache, wenn ich Briefe schreibe, aber ich schreibe um welche zu erhalten. Von der Tante habe ich keinen Brief, aber Nachrichten durch Leo: Seckendorf, den ich in Weimar traf, hochschwanger mit einer neuen Wiener eleganten Zeitung, Prometheus genannt, wozu Göthe einen Prolog machen sollte. Die Mutter Görz befindet sich viel besser, die Tante und Adele auch ganz wohl, die Gesellschaft ist noch nicht ganz ausgestorben in Regensburg; die Diedensche und Lowensche Familie waren noch dort, die Princeß mit ihrem Lerchenstreicher. Ist der Onkel noch in Paris, ich schriebe sonst an ihn. – Ich hoffe daß die Großmutter 136
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meine Abwesenheit eingesehen und billigt, ich fühle wenigstens, daß ich nach meiner Natur nicht anders kann, küsse Sie herzlich in meinem Namen, ich umarme Dich lieber Bruder Achim
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An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Kassel, 28. November 1807, Sonnabend
Cassel d* 28 Nov 1807. Ich grüsse Sie herzlich, werther Freund, in meinem Namen auch im Namen meiner Freundschaft zu Clemens, dessen Sie Sich in Zeiten des Unglücks so liebreich angenommen. Hat mich auch die wunderbare Zeit mannigfach in andrer Art ergriffen und zerstörend in mir geschaffen, hab ich doch das Volksliederwesen fort∧dauernd lieb behalten, bin auch nicht durch das viele Gerede gestört worden, habe ruhig fortgesammelt, so auch Clemens, er hat Ihnen geschrieben wie wir schon im zweyten Theile chaotisch sitzen und er wird reich ohne der Ausstattung eigner Arbeit soviel wie der vorige zu bedürfen. Ein Paar Sammlungen fehlen uns noch, die wir Ihnen recht dringend empfehlen uns zu verschaffen 1) Der Tiroler Sammler, wie ich glaube eine Wochenschrift. 2) Seckendorfs neuer Musenalmanach, Regensburg. Er zeigte ihn mir in den Probebogen schon in Weimar, er muß jezt fertig seyn, es sind einige schöne Volkslieder drin, die wir mit unsern Abschriften vergleichen müssen, überhaupt wird alles fleissig ausgedrückt, die Schalen mag sammeln wer will. In der Arbeit, wo sich eine ausserordentliche Zahl schöner Kinder∧lieder fanden, entwickelten wir den Plan, sie zusammen als Anhang des Wunderhorns abdrucken zu lassen, so daß die ernsthaften Leser nichts damit zu thun hätten, und Sie den Vortheil des einzelnen Verkaufs, es werden vielleicht vier fünf Bogen, aber wie ich glaube einzig originell, wie es kein Volk als die Deutschen aufzuweisen, so ganz ohne vornehme Herablassung gegen die Kinder, so ganz Kind mit. Ich sah in Göttingen, wo ich vor ein Paar Tagen, eine sehr schöne Zeichnung von den beyden Riepenhausen, eigentlich zu Flor und Blancheflur von S. Bernhardi bestimmt, aber jezt müssig, da dies ohne Kupfer erscheint, ein Knab und Mädchen die zwischen einander und zwischen Blumen stehen, das meinte ich im Umrisse auf den Titel zu setzen etwa so 137
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Kinderlieder Blumen Blumen Knabe Mädchen
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Heidelberg bey Mohr und Zimmer Schreiben Sie uns, ob Sie es billigen? Auf das Titelblat des zweyten Theils können wir das alte Horn, das in Schleswig gefunden, abbilden lassen, um zu characterisiren, wie das reine alte Lied immer hervortrit, nachdem der Knabe geblasen. Vorreden und Nachreden möchte ich nicht gerne, es ist mir das Ekelhafteste in unsrer Literatur das viele Schreiben über die Dinge, welches den Dingen Platz nimmt, lieber ein Paar Lieder mehr und etwas Gesichtspunkt weniger beym ersten Theile war es nothwendig und hat gut gethan, vor den einzelnen Liedern mögen einzelne gute Worte ihren Platz finden, meine eigne Reise∧beschreibung durch das deutsche Volk mag künftig einmal erscheinen, wenn die Parteien der Zeit sich anlachen. Bey Mayer in Weimar sah ich eine hübsche Vignette, die vielleicht bey einer zweyten Auflage des ersten Theils, wozu ebenfalls alles bereit ist, benutzt werden kann. Zu Weihnachten denk ich in Frankfurt zu seyn, bis dahin soll alles fertig seyn, vielleicht können wird da zusammentreffen, vielleicht kann der Druck auch eher anfangen, vielleicht können wir dann auch reden über die Heraus gabe vieler eigner Arbeiten, die ich als Reisebeschreibung bekannt zu machen denke. – Ich mag Sie nicht bemühen mit allen einzelnen Grüssen und Erinnerungen, die mir bey den Gedanken an Heidelberg lebendig werden, manches hat sich wohl auch da geändert, was ich noch mit frischem Schimmer sah, ich bin so treu, daß ich mir noch gar nicht denken daß, daß die gute Brentano in dem Häuschen am Neckar fehlt, bis ich es leer oder verschlossen gefunden habe; grüssen Sie alle meine Bekannte, so wie es jeder gern hat, denn ich möchte jedem etwas Liebes zum Willkomm sagen, das Beste aber sagen Sie Sich Selbst im Nahmen Ihres ergebnen Wunderhornisten Achim Arnim 138
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Waldliederlein Ich komme zu einem anderen Unternehmen, das mir in vieler Hinsicht sehr am Herzen liegt, ich habe bey allen Anfängern auf der Gitarre immer die elendesten Lieder und Melodieen gefunden, meist von Bornhardt, ich selbst muste mich dazu bequemen, die besseren Componisten sind meist nicht Gitarrespieler und die schlechteren suchten immer ihre Arbeiten den Leuten einzuschmeicheln. Das veranlaste mich Louise Reichardt, die schon durch ihre bey Reimer erschienene Sammlung bekannt ist, um eine Sammlung solcher leichten schönen Lieder zu bitten, ich versprach für die Herausgabe zu sorgen. Sie willfahrte mir, es sind 24 auserwählte Melodieen, die sie alle in Hinsicht des Characteristischen für die Gitarre ausgesucht hat, so daß an jedem das Instrument nicht blos zur Begleitung, sondern als besondres musikalisches Instrument hervortrit, die sie alle in Hinsicht der Leichtigkeit an ihren Schülerinnen versucht hat. Ich meine der Sammlung den Titel zu geben Waldliederlein (Hier zwischen kommt eine gezeichnete Gitarre mit den Noten, so daß dieses Büchlein auch zum Selbstunterrichte dienen kann, dann folgt unten) Leichte deutsche, italiänische, französische englische, dänische und portugiesische Gitarrelieder, herausgegeben von Louise Reichardt. Zehn dieser Melodieen von Louise R und ihrem Vater sind noch nirgends bekannt gemacht, die übrigen wenigstens nie für die Gitarre. Sie wissen den Absatz den die Elertsche Gitarrsammlung (bey Cotta) gehabt hat, worin doch die meisten schlecht und unbrauchbar für die Gitarre. Für diesen kleinen Liederschatz, worin auch eins aus dem Wunderhorne, ich lege das Inhaltverzeichniß bey, würde ich aber soviel Honorar wie möglich erbitten; Reichardt hat durch den Regierungswechsel seine bisherige Stelle verloren und ich wünschte in dieser Uebergangszeit dieser, treflichen Familie nützlich, wenigstens vermittelnd seyn zu können, ich bin gewiß, wenn es Ihnen möglich, werden Sie Sich mit mir darin vereinigen. Inhalt: 1) Ertöne süsse Laute 2) Ach Gott wie thät mir gut 3) Es färbte sich die Wiese grün, 4) Vous qui loin d’une amante 5) Herzlich thut mich erfreuen 6) Ein recht Gemüth, 7) Er liegt und schläft an meinem Herzen 8) So bist du nicht verloren 9) Tu sei quel dolce fuoco 10) Ist Lerchenklang 11) Komm lieber May. 12) Ruhe Süßliebchen im Schatten. 13) Nach Sevilla. 14) Feldeinwärts flog ein Vögelein. 15) Sonne löst du ab schon wieder 16) Gia della notte oscura 17) Che fa il mio bene 18) Es rauschet das Wasser 19) Geliebter wo zaudert dein irrender Fuß 20) Sul margine d’un rio 21) Gentle 139
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youth, a tell me why 22) Smane Violes 23) Una doce Sinha zinha 24) Sa˜o erucisvo tristes. 105 4
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Ich besitze noch andre Melodieen von Louise Reichardt, besonders zum Wunderhorne, die entweder in einer ihrer Zeitschriften oder vielleicht zusammen erscheinen könnten, doch vorerst erbitte ich mir nur schnelle Antwort auf jene für die Gitarre. Sollten Sie sie annehmen, so würde das Stechen besser seyn als Drucken mit hübschem farbigen Umschlage, vielleicht sogar wohlfeiler, sicher auch den meisten gefälliger, die Correctur könnte hier H. Grosheim über nehmen, das Manuscript ist übrigens deutlich.
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Von Johann Friedrich Reichardt nach Kassel Giebichenstein, 28. November 1807, Sonnabend
Giebichenstein d* 28t Nov 7. Seit dem 25 bin ich wieder in meiner lieben Heimath und eile Sie mein Lieber in unser aller Seele herzlich zu begrüssen. Es war als kont ich diesmal von Weimar nicht fortkommen. Erst hielten mich Stoll u Seck: mit denen ich bis Leipzig zusammen reisen wollte, einige Tage länger auf, dann die Grosfürstinn – die mich bei meiner Abreise auch mit einer schönen goldnen Dose beschenkte, – u zuletzt der Herzog, der mich nicht nur in allem dort freigehalten, sondern überall freundlicher u ich darf wohl sagen mit mehr Achtung u Liebe als je behandelt hat. Eben dies war auch der Fall so ganz mit unserm lieben Prinz Wilhelm der einige Tage dort mit uns zubrachte. Er wollte auch nach P. gehn, fand aber in W. die Nachricht daß der Allgewaltige im Begriff sey nach Ital. zu gehen. Der Erbprinz v W. war auch schon vom Wege v Mainz aus zurückgekehrt, u ich glaube auch der H. v Gotha. Wäre der 25t d. für meine Lieben nicht ein geliebtes häusliches Fest, ich sässe noch in W. So hab’ ich aber versprechen müssen gleich nach Neujahr wieder hinzukommen 4–6 Wochen dort zu bleiben u meine Geisterinsel u Claud. v V. B. aufs Theater zu bringen. Ich mache einige den dortigen Stimmen angemessne Aenderungen darin, damit es so gut als mögl. gehe. Ich wünschte Sie kämen dann auch wieder hin. Gerne macht’ ich auch in der Zeit etwas Neues für die Jag: u Strohmeiers ganz herrliche Baßstimme. Ich wollte Sie hätten Pärs Camilla t
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von diesen beiden gesehen, ich habe fast nie etwas vollendeteres gesehen. Auch Strohm.s schöne Gestalt that herrliche Wirkung dabei. Das Ganze ging selbst recht gut. Weiter hab’ ich in der Zeit aber auch kaum etwas Leidliges gesehen u gehört. Göthe, der in Jena die Zeit über blieb, hatte uns einen gar magern Küchenzettel zurück gelassen. Der arme Prz Wilh. bekam nichts zu sehen, als eine recht schlechte Vorstellung von Axur durch lauter Stümper. Ueberhaupt sieht es mit dem Theater doch ziemlich dürftig aus; und welche Hetze in der Direction u im Personale! Der Herzog macht sich lustig darüber, doch hat er ein schändliches Buch gegen Göthe u das W. Theater ernstlicher genommen als es verdient. Das Ding heißt Saat von Göthe gesät dem Tage der Garben u soll von einem ehmah. W. Schauspieler Reinhold seyn, der in Leipz. auch eine Theat.Zeitg. herausgiebt. Interessanter war mir von meiner dort. Lectüre die Geschichtserzählung von Hohenlohs Feldzug {Der Pr Voß-H. hat aus dieser Vertheidigung Hohenlohs u Maßenb. mit ächter Advocaten Klugheit eine ganz verdamte Anklagsacte gegen beide gezogen.} von einem Augenzeugen (der Hauptm Rühl der d Prz. Bernh. v W. n Dresden führt) u am aller interessantesten Müflings Geschichte des Feldzugs v 1806., ein klassisches Buch. Der Hauptm M. selbst der viel in unsrer Gesellschaft in W. war hat mir überaus wohl gefallen: ein treflicher Character u Kopf, von dem aber in Mem: eben so wenig Notiz genommen wird, wie von allen abwesenden Officiers die sich nicht zu der dicken Schindertoele (wie die Preussen solchen Hund benennen) hindrängten. Hier fand ich alles beim Alten. Meine Lieben wohl, froh, singend u guter Dinge. Hätt’ ich Sie wieder mitgebracht wär alles wieder vollkommen gewesen. (L. bittet sehr dringend um Lautensaiten.) Für mich hat sich hier auch nichts weiter geändert u gebessert, als daß mir die Regence in Cassel durch den Intendanten Clarac die schriftl. Versicherung gegeben daß sie meiner bei der Organisation eingedenk seyn will. Die Stelle lautet so: Vous pouvez assurer Mr R. que d’apre`s le compte avantageux que vous nous rendez de ses talens, et de ses anciens services le gouvernement ne le perdra pas de vue dans la nouvelle organisation du R. de W. Können Sie oder die brave Familie mit der Sie dort leben diese gute Gesinnung in Anregung erhalten u zu seiner Zeit in Thätigkeit bringen; so thun Sies gewis. Sie haben unterdes das ganze Wesen u Personale auch hinl. kennen gelernt, um mir mit Ueberzeugung sagen zu können ob ich vielleicht wohl thue im Winter selbst nach C. zu kom141
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men. Bleiben Sie bis im Jan. od Febr. dort, thät’ ichs um so lieber. Vom H. v Gotha hab’ ich auch schon die Einladung, u der weitere Weg hätte also wenig zu bedeuten. Nun helfe der Himmel Ihnen das Geschmiere lesen. m lieber haben Sie nochmals tausend Dank für all’ Ihre Lieb’ u Güte auf Stegen u auf Wegen. Grüßen Sie alle Lieben um sich her recht herzl. besonders Savigny, der mir überaus wohlgefallen hat, u mit dem ich gar gerne näher bekant würde. Alle meine Lieben grüssen Sie u Brent aufs herzliche Ihr Reichardt
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Von Karl Friedrich von Zglinicky nach Giebichenstein Lemsdorf (bei Heiligenbeil), 28. November 1807, Sonnabend
Cantonirungs-Quartier Lemsdorf bei Heiligenbeil d* 28t November 1807. In welchem milden Klima, Sie dieser Brief auch treffen, welche Himmelsauen Sie durch wandlen mögen, so werden Ihre Gedanken Sie doch zurück tragen, in jenes rauhe Land, das durch die Verwüstungen des Krieges, eine so barbarische Aussen-Seite angenommen hat, u also Ihrem Gedächtniß keine wohlthuende Empfindung gewähren würde, wenn Ihnen nicht auch hier beßere Tage aufgegangen wären, u sehr liebenswürdige Erscheinungen, die Zeit der Trauer, in der wir lebten einiges Angenehme gegeben hätte. Es schien mir als wären Sie während Ihres Auffenthalts in Königsberg, nahe daran gewesen, sich für dieses Leben zu bestimmen, und sich einen festen Ruhe-punkt zu wählen, das Glück lächelte Ihnen einmal, und ich glaube, daß es nur bei Ihnen gestanden hätte zu zugreifen. Mit sich selbst aber einig, den Weg des Lebens allein weiter zu wandeln, verließen Sie dies Land, um unter einem wärmeren Himmel – Kunst und Liebe zu suchen. Sie sind glücklich, daß Sie Ihr Schicksal zwingen können, nach Ihrem Gefallen, Land und Leute zu wählen, in dem, und mit denen Sie leben wollen. Ich und tausend andere, müßen uns nun schon einmal, den wiedrigen Zeit-Umständen angemeßen, uns einen Lebensplan vorzeichenen. Und was für ein Leben in diesem Augenblick, wo jeder Stand, alle Unannehmlichkeiten des Krieges im tiefen Frieden ertragen muß. Und die 142
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Aussicht für die Zukunft ist auch nicht besonders. Wie die Mauern steht uns das Soultsche Corps noch gegen über, argwönisch jeden Schritt der Armee, und des Cabinets bewachend; so, daß wenn es auf irgend eine Art, zum Kriege kommen sollte, wir in jedem Fall, keine große Rolle spielen werden. Ich habe einige Zeit in Berlin gelebt, um von neuem recht zu fühlen, was wir verloren haben, doch bin ich mit meiner Aufnahme im Cirkel meiner gewesenen Mitbürger sehr zufrieden, und hege alle gute Hoffnung seit dieser Zeit, für die Verträglichkeit des Militair und civils, wenn wir je noch wieder einrücken sollten. Ich kehrte zurück, weils nach meiner Einsicht, als preußischer Soldat nicht anders, wie in Preußen zu leben ist, um mancher Bitterkeit auszuweichen, der man doch gern, wie wohl verdient, über hoben ist; lebte einige Zeit am Hofe zu Memel, der mir jetzt wie der Weimarsche vor kommt, in Rücksicht der geselligen Verhältniße. Ich muß es dankbar erkennen, daß mich der Fürst Radzewil vom Hunger Tode errettet hat, den ich daselbst gefunden, wenn ich nicht täglich meinen Sejour dort gehabt hätte, nächst einem fremden Gesandten, der auch gütig für mich sorgte so schlecht und unangenehm war der Auffenthalt daselbst. Dieser mein Wohlthäter hat, wie ich von meinem Corespondenten aus Memel höre, in diesen Tagen sich schleunig einschiffen müßen, wie wohl er nur als Privatmann daselbst gelebt hat, in dem man sein Creditiv nicht annehmen wollte. Es ist Ihrer sehr oft bei Pr Luise erwehnt worden, und Sie haben da, wie überall eine gute Erinnerung von sich zurück gelaßen, der Fürst besitzt Ihr Portrait sehr wohl getroffen, bis auf die Nasen-Spitze die er sich nicht genau betrachtet hat. Man hofft am Hofe gutes von der kommenden Zeit, weil man es wünscht, aber wahrlich aus keinem andern Grunde. Den Pr Wilhelm hat man nach Homburg gesandt, um von da aus wenns der Kaiser erlaubt nach Paris zu gehen, um den Abmarsch der Truppen zu bewirken, und hierauf bauet man, im Januar in Berlin zu sein. Doch glauben wir alle nicht daran, Sie können denken das die Verzögerung des Abmarsches der fremden Truppen einen Bankrott des Staats immer näher bringt, und vom künftigen ersten kommt lauter Papier in Cours, wie man sagt. Da es den Anschein hat, als würde in einem andern Theil von Deutschland, die Kriegs Fackel aufs neue wieder zünden, so mache ich mich bereit, dahin zu gehen, wo es loß geht, da wir, wenn es von unsern Hern abhängt gewiß neutral bleiben. 143
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Ich bin bei meiner letzten Anwesenheit in Königsberg wenig bei Schwinks gewesen, da sie von einem Töchterlein entbunden, in der Zeit die Besuche nicht annahm, und ihre Familie, stets ihr Gesellschaft leistete. – – – Der Sinn des Menschen ist veränderlich, waß er heute sehnlich wünscht, mißfällt ihm Morgen, und Uebermorgen stößt ihm schon wieder etwas Neues auf – – das füge ich als Charakteristik der Königsbergerin hinzu. Wohl aber habe ich mehrere Abend äußerst vergnügt im Schlegelschen Cirkel verlebt, wo Ihrer mit dem Mann des Pelzes dankbarlich gedacht wurde. Wenn Sie einige Augenblicke sich abmüßigen können, so erfreuen Sie mich mit einer Antwort die ich nach Danzig zu addressiren bitte, wo man meinen jedesmaligen Auffenthalt genau weiß, laßen Sie hören waß Sie gesehen u gefühlt u gehört haben, da es denn doch Menschen giebt die sich darüber freuen werden, wenn Sie hören, daß es Ihnen gut geht. Mit Hochachtung und Freundschaft verharre ich Ihr ergeb* Zglinicky.
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An Ludwig Tieck in Ziebingen Kassel, 3. Dezember 1807, Donnerstag
C a s s e l , den 3. Dezember 1807. Ich lege eben Müllers edles Schreiben über Kotzebue aus den Händen, das Ihrer Vermittelung sein Daseyn für mich dankt, da fällt mir so manches ein, was ich Ihnen danke und wie ich von mannigfaltigem Jammer bezwungen, Ihnen davon so gar nichts in Sandow gesagt habe; ich ging da neben Ihnen und freute mich, daß mir noch etwas Freude am Grünen geblieben, mit dem ich meiner einsamen Natur nach viel vertraulicher bin, als ich mit Ihnen in einem Tage werden konnte. Jetzt wünsche ich die Stunden zurück, erinnere mich, wie Sie Sich so einsam fühlten und mich ausforderten, Ihnen zu schreiben. Ich hätte Ihnen mancherley zu schreiben, wie wir, ich meine darin Bettine und Clemens Brentano, Sie hieher wünschten, das glauben Sie uns ohne weitres; dann wie wir Ihnen einen angemessenen Wirkungskreis wünschen und planeln, den Sie nicht blos beleben, der Sie auch wiederbelebt. Den möchten Sie aber nicht annehmen wollen, denn in der Gewohnheit liegt das Schönste wie das Schlimmste und das Kunststück der Transfiguration gelingt immer nur einmal vollständig, also davon 144
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kein Wort: Sie hören Ihre Stunden sicher heller schlagen als ich. Also zu den Nebenwerken, die mir aber Hauptsachen sind. Ich war bey Dieterich in Göttingen, der sich schmerzlich beklagt, daß Sie die Niebelungen ihm nicht früher geschickt haben, der jetzt fürchtet, durch Hagens Arbeit sey aller Absatz vernichtet, ich glaube das nicht, kann auch nicht wissen, wie weit er sich beklagen kann, ich beklage mich selbst, daß Ihr Werk nicht erschienen, denn Hagen gefällt mir nicht in dem baroken Dialekte, in den langweiligen Anmerkungen und wegen der Auslassung aller andern Erzählungen, die Sie so pasrecht verbunden hatten. Ernste Critiker, (hier giebt es einen sehr gelehrten deutschen Sprach und Literaturkenner, Hr. Kriegssekretär Grimm, er hat die vollständigste Sammlung über alle alte Poesie) tadeln noch mehr, und sind so wie ich ganz überzeugt, das Ganze müsse entweder mit neuem Saft durchdrungen sich selbst neue Wurzeln treiben, oder in seiner Alterthümlichkeit ruhig trocken, unzerbrochen zwischen Papier von einem Geschlechte dem andern übergeben werden. Haben Sie in dieser Hinsicht irgend etwas mit Dietrich zu verhandeln, oder wollen Sie die Herausgabe mit dem Heldenbuche bey Zimmer verbinden, so entbiete ich meine Vermittelung, der erste ist mir ganz nahe und den andern denke ich zu Weihnachten zu sprechen. Die historische Einleitung über die Niebelungen könnte immer späterer Zeit bleiben, es sind die Perspectivlinien, wonach der Maler arbeitet, sie verschwinden, wenn das Gemälde fertig, das allein bewährt, ob sie richtig; es braucht Sie nicht zu stören, das andre z. B. Grimm, Hagen andre historische Entdeckungen gemacht zu haben glauben, die mit Ihren nicht stimmen. Wer jemals eine historische Begebenheit mit Erhebung angesehen hat, weiß was das heist, jeder muß es aber treiben, wie man Füße braucht um beym Schreibpult zu stehen, ungeachtet sehr wenig Leute mit den Füßen schreiben. Die Kritik ist an den Dichtern eine nothwendige Absonderung, damit der Geist rein wird, unsre verkehrte Zeit hat aber oft das Abgesonderte, wie beym Dalailama, für das Heiligste gehalten, davon alles das Geschwätze über die Dinge, ohne die Dinge selbst zu geben, alle die elende Wirtschaft mit Geschichten der Poesie, der Künste, ohne daß diese dadurch selbst verscheucht werden, während alles was Kunst zugleich Geschichte. Ein solches unnützes Buch hat Görres über Volksbücher geschrieben statt eins herauszugeben, so schreibt Docen zwey Bände Miscellaneen, worin fast gar nichts als literarischer Kram, während das Schöne in Handschriften verrottet; darum werde ich kein Wort zum zweyten Theile 145
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des Wunderhorns sagen, der sehr viel enthalten wird, aufmerksam sind die Leute darauf gemacht, wenn sie ihn nicht verstehen, so sollte es nicht seyn und der Teufel mag sie holen. – Bei Riepenhausen in Göttingen sah ich zwei zierliche Bilder von seinen Söhnen zu einem Almanach religiöser Musiklieder bestimmt, erscheint der bald? Wird er auch die besten lateinischen Texte enthalten? Haben Sie etwas darüber zu vermitteln? – Haben Sie Müllers Schriften geordnet? Alles wartet sehnlich auf die Herausgabe, die Ihnen keine Mühe machen kann, da in Müller seiner ganzen Anlage nach, nichts zu ändern sein kann. Soll ich darüber etwas bestellen? Ueber die Herausgabe Ihrer eignen Poesieen, Volksmährchen? – – – Sie werden in alle dem keine Zudringlichkeit finden, sondern meine Art, dankbar zu seyn, indem ich nach mehr verlange! Wer überhaupt etwas geben kann, dem ist das Geben das Liebste, wer anzunehmen versteht, dem ist es wie ein Vorwurf; es gehört zu beydem gleichviel. Außer sich ist man doch nur etwas in sich; der kleinste Kreis kann genügen, aber er ist doch nicht außer der großen Welt und so ward ich Morgens aus dem kleinen Winkel, worin ich mein gutes alltägliches Leben führe mit allen meinen Gedanken fast gewaltsam zu Ihnen gezogen, als wenn es mir eine Pflicht, Ihnen ein großer Vortheil wäre, wenn ich Ihnen meine literarische Anerbiethungen machte. Wofür Sie es nehmen, das ist es und wird es etwas, so wollen wir es ein Schicksal nennen, und wird es nichts, so kann es darum doch etwas gewesen seyn; treibt mich so ein Gedanke, so schreibe ich mich von ihm los, ungefähr das Gegentheil vom Doktor Faust, der sich einem Gedanken verschrieb. Haben Sie mir etwas darüber zu sagen, so schreiben Sie hieher Cassel in Hessen, abzugeben an Hrn. Banquier Carl Jordis; meine Freundschaft für Sie bleibt unverändert, wenn Sie auch schweigen, schweige ich doch meist auch, wo ich reden könnte. Ludwig Achim v. Arnim.
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An Ludwig Tieck. Cassel 3 Dec 7. Mir fällt so manches ein, was ich ihnen, und wie ich von mannigfaligem Jammer bezwungen Ihnen davon so gar nichts in Sandow gesagt 146
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habe, ich ging da neben Ihnen und freute mich, daß mir noch etwas Freude am Grünen geblieben, mit dem ich meiner einsamen Natur nach viel vertraulicher bin, als ich mit Ihnen in einem Tage werden konnte. Ich plante einen angemessenen Wirkungskreis für Sie, den Sie nicht blos beleben, der Sie wieder belebt, den möchten Sie aber nicht annehmen wollen, denn in der Gewohnheit liegt das Schönste wie das Schlimste und das Kunststück der Transfiguration gelingt immer nur einmal vollstandig; also davon kein Wort, Sie hören Ihre Stunde sicher heller schlagen als ich: Also zu den Nebensachen, die mir Hauptsachen. Die Niebelungen müssen entweder mit frischen Saft durchdrungen, sich selbst neue Wurzeln treiben, oder in ihrer Trockenheit ruhig trokken, unzerbrochen zwischen Papier von einem Geschlechte dem andern über∧geben werden. Die historische Einleitung kann immer bleiben, es sind die Perspektivlinien wonach der Mahler arbeitet, sie verschwinden, wenn das Gemälde fertig, das allein bewährt, ob sie richtig. Es braucht sie nicht zu stören, daß andre auch andre historische Entdeckungen gemacht, wer jemals eine historische Begebenheit mit Erhebung angesehen, weiß was das heist; jeder muß es aber treiben, wie man Füsse braucht um beym Schreibpult zu stehen, ungeachtet sehr wenige Leute mit den Füssen schreiben. Die Kritick ist an dem Dichter eine sehr nothwendige Absondrung, damit der Geist rein wird, unsre verkehrte Zeit hat aber das Abgesonderte, wie beym Dalailama für das Heiligste gehalten, davon all das Geschwätze über die Dinge ohne die Dinge selbst, alle die elende Wirtschaft mit Geschichten der Künste, wehrend alles was Kunst auch Geschichte. Ich schreibe nicht mehr der Art, verstehns die Leute nicht, so sollte es nicht seyn und der Teufel mag sie holen. Sie werden in dem Unbehagen keine ZudringlichÇkeitÈ finden, sondern meine Art dankbar zu seyn, indem ich noch mehr verlange, wer überhaupt etwas geben kann dem ist das Geben das Liebste, wer anzunehmen versteht, dem ist es wie ein Vorwurf, es gehört zu beydem gleichviel, ausser sich ist man doch nur etwas in sich, der kleinste Kreis kann gnügen, aber er ist doch nicht ausser der Welt, und so werd ich Morgens aus dem Winkel, worin ich ein gutes alltägliches Leben führe, mit allen meinen Gedanken fast gewaltsam zu ihnen gezogen, als wenn es meine Pflicht, Ihnen ein grosser Vortheil wäre, wenn ich Ihnen meine literarischen Anerbiethungen machte. Wofür sie es nehmen das ist es, wird es ihnen etwas, so wollen wir es ein Schicksal nennen und wird es nichts, so kann es doch darum etwas gewesen seyn, ich schreib mir die Gedanken los, wie sich Dokt: Faust an den Gedanken verschreibt 147
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Von Johann Georg Zimmer nach Kassel Heidelberg, vmtl. zwischen 5. (Sonnabend) und Mitte Dezember 1807
Von Tieck habe ich zweimal Briefe und vor etwa vier Wochen den Anfang des Manuskriptes zum Heldenbuch erhalten. Er schreibt mir zwar, ich sollte mit dem Drucke anfangen und nie Mangel haben; aber ich will’s anstehen lassen bis mehr kommt.
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Von Caroline von Labes nach Kassel Berlin, 8. Dezember 1807, Dienstag
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Lieber Louis Drei Briefe von Dir, nemlich aus Ziebingen, Giebchenstein und Cassel, letzterer vom 14t Nobr, liegen hier zu beantworten vor mir; dieses geschahe aus manchen Gründen nicht, weil ich einen Theil derselben nicht zu beantworten, für rathsam hielt: einen anderen nicht erwehnen solte: und drittens; weil jetzt, die unglücklich lebhaffte Lage meiner Güther meinen alten Kopf, und meine Feder, in steter Beschäfftigung erhält: es sind mir indes, (so ich auch nicht immer gleich antworte) die Nachrichten von dir und deinen Befinden stets sehr willkomen weil sie mir die Gewisheit gewehren, daß ich noch zwei Enkel in der Welt leben habe, an dehren Ergehen mein Mutterhertz nie unterlaßen kan, wahren Antheil zu nehmen: und aus diesen Grunde ist mir die Nachricht sehr beruhigend, daß du mit deinen Befinden jetzt zufriedener bist. Auch ich bin, trotz allen Gram, Angst, und Verdruß gesund; und noch ist gar nicht das Ende unseres Elendes abzusehen, unsere Lage ist und bleibt nicht allein dieselbe, sie ist viehlmehr dadurch verschlimmert, daß die Feinde sich gegen uns beßer und zufriedener betrugen, als es jetzt die Freunde thun, welche jetzt Herr im Hause sein wollen – Kurtz alles seufzet nach Erlöhsung und nach Geld: werden meine Pfandbriefzinsen im Feberuari wiederum nicht gezahlet, so weiß ich nicht wie es werden soll: beständig werden mir neue Ausgaben sowohl hier, als auf den Güthern aufgebürdet, und kein Geld kömt mir ein; 148
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die wenige Pacht, gehet für die beständig fortdaurenden Lieferungen – Fuhren – und Unterhaltung der starcken Einquartirung drauf; ich habe nun schon in Zernickow an 4 Monathe hindurch 60 Gemeine; 4 bis 5 Officiere nebst dehren Diehnerschafft; 13 Pferde, 3 auch 4 Gäste welche die Herren sich einladen; dehren Pferde und Diehnerschafft, in Allen gantz zu erhalten; diese Ausgabe dencke dir, denn sie verlangen guthe bewirthung; dreimahl im Tage frischen bratten, Wein in menge etc: Auch Dagow und Schultzenhoff sind besetzet. Hier bewohnet ein payeur seit 8 Monath alle meine Putzzimmer deßen bediente mein Speise Zimmer. Eure ehmahlige Stube ist die Casse. der Kuttscher die Gartenstube, 4 Pferde im Stall, alles dieses muß ich gäntzlich erhalten, 5 Zimmer ihnen heitzen, und noch oben drein tägl* insolentien einnehmen. Basta – Gott wird ja ein mahl helfen. Von meinen Sohn habe ich einen Brief vom 7ten Nobr. aus Paris, nebst einer Einlage an mir vom Erbprintzen, sehr gnädigen Inhalts. {eine Entschuldigung, mich meines Sohnes nahen Auffenthalts auf diese Zeit zu berauben} Ersterer scheinet wohl und zufrieden. Von meiner Schwiegertochter habe ich seit geraumer Zeit keine Briefe, und weiß nicht waß dort vorgehen muß: die Verabschiedung des Vatters, wird dir bekand sein. Mutter Splittgerber ist endlich durch den Todt von ihren viehljährigen Leiden erlöset. Fräul* Köeplike vermählet sich im 62ten Jahre, mit Sr: Excl* den General Meerkatz, seines Alters nahe an Achtzig (wie man sagt) mit diesen wenigen Neuigkeiten und mit den Wunsch ferneren Wohlergehens, sei dieser Brief geschloßen. ich beharre Deine treue Großmutter vLabes Daß meine gutte liebe Fr: v. Dorville zu Memel gestorben ist, wird dir vielleicht bekand geworden sein, dieser Todt hatt mich sehr betrübt. Erkundige dich unter der Hand ob die Fr: Generalin v. Bardeleben noch am Leben ist.
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Von Louise Reichardt nach Kassel Giebichenstein, 8. Dezember 1807, Dienstag
Giebichenst. d* 8t Dec. Einliegender Brief veranlast mich den Ihrigen früher zubeantworten als es bey den vielen kleinen Geschäften welche die Weinachtszeit mit sich bringt wohl sonst geschehn würde. Ich könnte sagen, lieber Arnim, Ihr Brief ließ mir nichts zuwünschen übrig wenn Sie der LautenSayten darin erwähnten denen ich mit herzlicher Sehnsucht entgegen sehe. Was Sie mir von Brentano schreiben ist leider ganz so wie ich es vermuthete er dauert mich unbeschreiblich u hauptsächlich deswegen weil die Schuld mit an ihn liegt wodurch allein ich bin es überzeugt, Unglück, welcher Art es auch sey, unerträglich werden kann. Es betrübte mich daher daß Sie aus diesem traurigen Verhältnis davon die Ursachen so klaar vor Augen liegen, einen Schluß auf die ganze Welt ziehen, deren Misverhältnisse gar so schwer nicht zulösen wären, wenn die Menschen nur etwas thätiger mitwirken wollten. – Sie lachen mich vieleicht aus; aber ich habe schon Lust gehabt an Brentanos Frau zuschreiben ich könnte ihr sehr auffallende Beyspiele aus meiner eignen Erfahrung anführen, die vieleicht auf Sie wirkten. Ich wußte wohl daß ich Recht hatte nicht mit nach Weimar zu gehn, nie habe ich gern, Jemand auf dessen Bekantschaft ich so begierig bin, als auf Bettinens, zuerst am dritten Ort gesehn. Diesmahl besonders hätten wir einander gewiß nicht kennen lernen u das wäre mir sehr traurig denn wenn wir uns sehn muß Bettine mich eben so lieb haben als ich sie schon seit langer Zeit. Sagen Sie ihr dies mit meinen herzlichsten Grüßen. Es ist seit Ihrer Abreise hier recht still geworden. Mine Wolff die des Einpackens wegen gröstentheils in der Stadt war ist nun auch vor einigen Tagen mit Schleiermachers abgereist. Es ist vorzüglich des Gesangs wegen ein recht schmerzlicher Verlust für mich. Ich habe wieder viel an Brentanos Töchterchen gedacht u sie mir an Minens Stelle hergewünscht. Sie scheinen diesen Plan nicht recht zubilligen, mir scheint indess, selbst bey der Möglichkeit daß der Vater sie einst zurückfordert ungleich besser wenn sie bis dahin einer erstlich häuslichen Erziehung genossen u an Brentano, von dem die Rudolphie sie abzuziehen sucht einen väterlichen Freund behält. Brentano dachte in Gotha einige arrangements in dieser Sache zumachen ob es ihm ge150
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lungen ist. Treiben Sie ihn doch auch an lieber Arnimm, mein Singspiel das er mir versprochen, nicht zuvergessen; ich hätte so gern für diesen Winter so etwas zuthun. auch wollte er uns die hübsche Polonoisa von Viotti u eine Guitarre-Schule schicken. Die Lieder die er uns gelehrt werden hier mit wahrer Andacht gesungen denn wir alle haben den Sänger sehr lieb gewonnen. Grüßen Sie ihn herzlich, unter den Freuden des Frühlings zehlen wir auch immer diejenige sie beyde dann wieder zusehn; ich habe den Baum den Ihre Nahmen ziehren dicht mit Epheu umzogen u es werden fast Täglich Walfahrten dorthin angestelt. – Nehmen Sie so vorlieb u seyn Sie froh u heiter, u wenn die fernen Geister es Ihnen zu bunt machen so folgen Sie ihnen. Nocheinmahl lege ich Ihnen die Lauten Sayten ans Herz. Louise Reichardt.
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Von Johann Friedrich Reichardt nach Kassel Giebichenstein, 9. Dezember 1807, Mittwoch
G. d 9t Dc. 7. Ich eile Ihnen die Einlage zu schicken obgleich bis jezt mir keine Antwort von Ihnen auf meinen langen Brief gekommen. Hoffentl. kreuzt sie sich mit diesem Blatte. Begierig bin ich aus Ihrer fernern Aeuserung über den dortigen Zustand zu ersehen ob das Wort: daß man dort noch nicht recht wisse ob die Regierung nach C. od. B. kommen würde, mehr als Sarkasm ist. Die Nachrichten aus Memel u Berl. stimmen freilich dazu das Schlimste zu vermuthen. Aus B. schreibt man daß an keine Räumung zu denken, vielmehr sich alles dort aufs Neue zu langem Verbleib einrichte. Aus M. daß an die Rückkehr nach B. um so weniger zu denken sei, da neue Kriegsunruhe uns zwingen würde wenigstens passiven Antheil daran zu nehmen. Wolf hat indessen nicht nur seine Tochter sondern auch Mobilien hinkommen lassen, u liest den Winter dort. Ihn hat das Wort des alten D. dazu verleitet, der als Litterator u Uebers: des Horaz, sich viel zu ihm hält u ihm aus freien Stücken gesagt hätte, die Sache geht jezt hier zu Ende. In seinem letzten Brief an M. u Schl. schrieb W. wieder, Ihr komt zu trüben Aussichten her. Sagen Sie uns über das Nächstkommende soviel Sie irgend dort mit Gewisheit erfahren können. Nur 151
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ins Besondere alles waß auf die neue Organisation u die Ankunft des Königs Bezug hat. Bülow ist jezt auch dort und Sie haben sich vermuthl. schon gesehen, {Ist Müller dort, oder komt er noch hin?} ich schrieb ihm letzt u meldete ihm Ihre dortige Anwesenheit. Sollt’ er für mich dort nicht zum Antworten kommen; so nehmen Sie ihm doch das Wort aus dem Munde das ihm für mich gewis nicht fehlt, und melden es mir. Ich frug ihn auch ob er es wohl für zweckmässig hielte daß ich im Jan od. Febr. auch nach C. käme. Von Gotha aus bin ich schon so nah dazu. Auch der heranrückenden Reisezeit wegen wünscht’ ich von Ihnen recht bald recht viel zu erfahren. Gleich im Anfang Jan. denk’ ich nach Weim. zu gehen und wenigstens bis zum 30 Jan. dem Geburtstage der reg. Herzogin dort zu bleiben. An diesem Tage soll meine Geisterinsel aufgeführt werden. Was Sie über Ihren Winterauffenthalt beschlossen sagen Sie mir doch auch, damit wir uns ja nicht irgendwo verfehlen wo wir zusammen treffen könten. Denken Sie, ich habe mich dazu bequemen müssen mein lustiges Werk aus der Kg: Krankenstube selbst ins Reine zu schreiben, weil es durchaus nicht mögl. war auf den Leichnam der hall. Universität noch eine Laus von Copisten zu finden. Morgen geht es nach Tübingen zu dem grossen Gericht ab. Mir wär das so die bequemste Art etwas dafür zu erhalten. Sie halten mir doch reinen Mund? auch nach dem Gericht! Leben Sie wohl, m L. u seyn Sie u Ihre Umgebung von uns allen herzl gegrüßt. R.
*616. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 11. Dezember 1807, Freitag
Beide Briefe von Dir, vom 11tn xbr a. p und vom 1 Jannuar habe ich richtig erhalten Ç...È Für die mir beschriebene dortige Krönungs Feyer dancke ich Dir (Nr. 638,2–34). Von Caroline von Labes, 30. Januar 1808: tn
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*617. Von Carl Otto von Arnim nach Kassel Berlin, Mitte Dezember 1807, Mittwoch
Dein letzter Brief hat mich überrascht, nicht weil mir der Verkauf von Bärwalde aus besondrer Anhänglichkeit unangenehm wäre (Nr. 619,1–3). An Carl Otto von Arnim, etwa 24. Dezember 1807:
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Von Ludwig Tieck nach Kassel Ziebingen, 20. Dezember 1807, Sonntag
Ziebingen, den 20t Decbr. 1807 Mein theurer Freund, ich bin sehr erfreut, daß Sie auch in der Abwesenheit meiner auf diese Art gedenken. Ich nehme Ihre Freundschaft, so wie die angebotene Bemühung mit dem wärmsten Danke an. – Zuerst also in Ansehung Dietherich’s. Ich weiß nicht recht, wie er sich sehr über mich beklagen kann. Daß meine Krankheit u Reise die Ausgabe der Niebelungen verzögert haben, daß Hagen mir nun zuvorgekommen ist, ist etwas, weshalb man mir keine Vorwürfe machen kann. Nach dem Ideal, wie ich das Gedicht zu bearbeiten suchte, konnte ich ihm nicht so schnell die Vollendung geben, als wenn ich mich bloß am daseienden Text gehalten hätte, mein Aufenthalt in München, noch mehr der in Rom, brachten mich meinem Ziele näher, geben meiner Ansicht noch mehr Sicherheit, und helfen mir die Lücken ausfüllen. Ich glaube jezt, mag Hagens Bearbeitung allen Werth haben, daß die meinige darum nicht überflüssig sein dürfte, und da das Buch im Publikum jezt ist, und ich es nicht ankündige, so habe ich dadurch die Freiheit gewonnen, meinen Plan noch mehr zu erweitern. Ich glaube daher, man muß ein, oder wohl zwei Jahr die Arbeit liegen lassen, und sie kann dann vielleicht mit Beifall erscheinen. Ich weiß wohl, daß unsre Verleger immer nur die nächste Messe im Auge haben, und daß sie gleich Direktoren eines Werkes werden, wenn der Verf. sich hat verleiten lassen, sich mit Vorschüssen einzulassen. Es war mein fester Vorsatz, es mit Ditherich nicht zu thun, aber meine Reise, und meine Krankheit in München zwangen mich dazu. Dies ist wohl der Hauptpunkt seiner Klage, (der Anhang zu den Niebelung. ist es natürlich) und nachdem er mir im Sommer einen Brief geschrieben, den ich nicht eilte zu beantworten, so habe ich heute einen recht 153
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impertinenten erhalten. – Ich erhielt von ihm während meiner Krankheit in München eine Summe, deren Grösse ich aber vergessen habe, so wie fast alles, was sich in jener Zeit mit mir zutrug, da ich mein Gedächtniß fast ganz verloren hatte: er behauptet, 60 Frdor, es kann sein, mir ist aber fast, als irre er, und sei es weniger gewesen, ich kann aber seine Briefe nicht finden, und mich durchaus nicht besinnen: wollten Sie, mein Freund, diese Sache vielleicht ausmitteln, ohne ihn irgend damit zu beleidigen, was mich selbst kränken würde, weiß z. B. der alte Riepenhausen um diese Summe, hat Diet. meinen Brief oder Quittung noch, natürlich so ist kein Zweifel, Sie müssen ihn nur nicht merken lassen, daß ich den geringsten Zweifel habe, denn wie ich, wenn er vergeßl. ist, nicht gern mehr schuldig sein wollte, so muß mein Mangel an Gedächtniß auch nicht als Mißtrauen ausgelegt werden können. Kann ich also in keine neue Verbindung mit ihm treten, so muß ich ihm diese Summe, und zwar mit Zinsen wieder erstatten, indessen kann ich dies unmöglich vor Ablauf künftiger MichaelisMesse thun. – Die Bilder, die Sie bei Riepenhausen gesehn haben, haben Sie zu der irrigen Voraussetzung geführt (wenn ich anders diese Stelle Ihres Briefes recht verstehe) daß ich eine Sammlung geistlicher Gesänge veranstalten wolle, dieses ist aber nicht der Fall: wahrscheinlich sind es dieselben Zeichnungen, die ich schon in Rom gesehn habe, ich hatte Diet. den Vorschlag zu einem Musen-Almanach thun lassen, die Riepenh. erhielten aber keine Antwort, doch nahmen sie die Sache für ausgemacht, und machten diese Zeichnungen, die sich auf Gedichte über geistl. Musik beziehn sollten, die ich schon vor Jahren machte, und die Sie vielleicht kennen. Seitdem habe ich die Ausgabe des Mus. Alm. wieder vergessen: Dieth. scheint selten auf Briefe zu antworten, und doch nimmt er es übel, daß ich den seinigen nicht gleich beantwortet habe. – Was Sie über die Ansichten der Geschichte sagen, ist mir sehr einleuchtend, und ich werde auch meine historische Arbeit über d. Niebel. nächstens drucken lassen. – Ich freue mich auf das Wunderhorn. Was machen Brentano’s Romanzen? Er erlebt sie, scheint es, lieber, als daß er sie schreibt. (Dieses ist Scherz. NB) Man sollte es auch im Druck hinzufügen; doch sorge ich nicht, daß Sie mich je mißverstehn können, und also ist hier dies NB Scherz. Können Sie mit Diet. wegen der Niebl. etwas verhandlen, wird es mir sehr lieb sein: vor 8 Tagen erhielt ich Ihren Brief, der vom 3t Decbr ist, ein unerträglicher Schnupfen hinderte mich bisher irgend etwas zu thun, nun muß ich fürchten, da Sie Weihnachten schon in 154
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Heidelberg sein wollen, daß meine Antwort Sie nicht mehr trift, indessen will ich auf gut Glück meinen Brief noch dahin addressiren. An Zimmer habe ich selber geschrieben. Vor allen Dingen grüßen Sie Bettina von mir, hätte die böse Gute mir nur ein Wort sagen lassen, oder gesagt, so hätte ich Sie in Berl. gesehn. Ich sollte ihr schreiben, und hätte es längst gesollt, und habe es immer aufgeschoben. Auch Clemens meine Grüße. Noch eine Bitte. Wenn Sie in Göttingen sind, wollten Sie sich auf der Bibliothek ein weniges für mich umsehn? Vor vielen Jahren habe ich bei den alten Englischen Dichtern, unten (doch ist jezt wohl alles anders rangirt) eine alte Ausgabe von Hieronimo, or the Spanish Tragedy in klein 8 gefunden, gewiß vor 1600 gedruckt, (es ist ein Schauspiel) wenn ich nicht ganz irre, in black letter (deutsche Schrift). Möchten Sie mir den ganzen Titel, Jahreszahl, alles, abschreiben u schicken? Ich zweifle, daß noch andre Englische Alte Schauspiele, um und von 1600 da sind (die Dodsleysche Sammlg, den Fletcher, Johnson, die ich selber habe, u Massenger meine ich nicht) sondern einzeln gedruckte Stücke: Arden of Feversham wird wohl da sein, denn der ist 1771 von neuem aufgelegt. Aber einige Nachrichten darüber wären mir sehr interessant. – Sie sehn Ihrer Großmuth freundlicher Anerbietungen kömmt nur meine Dreistigkeit gleich, sie anzunehmen u neue Bitten hinzuzufügen. Leben Sie recht wohl. Ich gedenke oft Ihrer, u freue mich Sie hier oder dort, früher oder später im Leben wieder anzutreffen. Ihr Ergebner Ludwig Tieck
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Kassel, etwa 24. Dezember 1807, Donnerstag
Lieber Bruder! Dein letzter Brief hat mich überrascht, nicht weil mir der Verkauf von Bärwalde aus besondrer Anhänglichkeit unangenehm wäre, sondern weil ich oft daran gedacht, daß wir es früher gleich nach unsres Vaters Tode hätten thun sollen, weil wir damals bedeutend mehr dafür bekommen und der Unkosten überhoben gewesen wären. Jezt, wo die Kontributionen, Lieferungen meist bezahlt, wo das Geld so ausserordentlich selten, wo doch mit Wahrscheinlichkeit eine Verän155
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derung unsrer Lage erwartet werden kann, begreife ich nicht den Käufer, der uns eine Summe geben könnte, die uns entschädigte, auch sagst du gar nicht, daß sich schon einer gefunden. Ich sprach eben mit Bartels aus Giebichenstein, der hier her deputirt, der mir versicherte, daß aller Güterhandel in seiner ganzen Gegend aufgehört habe, daß man also über die Güterpreise gar nichts sagen könnte, daß sie aber wohl ein Viertheil niedriger ständen, er widerrieth es mir durchaus. Ich befürchte zu sehr, daß wir bey einem vortheilhaften Handel in die Hände eines Spekulanten fallen, der sich in den Besitz des Guts setzt, das Geld nicht abträgt. Ferner frage ich, wo wir das übrige Geld unterbringen sollen, jezt wo alles öffentliche Wesen schwankt, wie die meisten Privateigenthümer. Wenn die Schulden last drückend wird, so können wir ja lieber Einzelnes in dem Gute verkaufen? Du schreibst mir nichts von den Bauergütern, die wir auf Erbpacht geben könnten, nichts von der Sternhagenschen Erbschaft. Westpreussen hat gar nicht so viel gelitten, daß die Pfandbriefe lange noch so schlecht stehen könnten. Ich will mich durch alle diese Gründe nicht geradezu jedem Güterverkaufe widersetzen, er müste aber das Maximum 225, 000 unter denen Summen erreichen: Hier habe ich mich bisher vergeblich um Geld ÇÇbemÈÈüht, giebt es aber in Berlin Leute die GütÇÇerÈÈ gut bezahlen wollten, so sehe ich nicht ein, warum sie nicht einige tausend Thaler darauf leihen sollten. Ich kann nicht leugnen, daß mir in allen diesen Verlegenheiten das Silberservice immer noch eine Quelle scheint, woraus unsre Großmutter wie mit einem Wunderschlage alle ihre und unsre Nöthe, aufheben könnte. Wird die Noth sehr groß, kannst Du dann nicht ein Moratorium erhalten, womit sich in Preussen die meisten Güterbesitzer fristeten. – Ich habe Dir wegen dreyhundert Thaler geschrieben, es wäre mir sehr nothwendig sie zu haben und ich würde auf ziemlich lange Zeit damit befriedigt seyn, besonders wenn ich die theure Reise nach Berlin noch einige Zeit aufschieben kann. Wenn du noch keinen Wechsel auf Cassel ausgestellt hast, so stell ihn auf Frankfurt, wohin ich zur Besorgung des Drucks vom Wunderhorne auf einige Tage gehe. Bülow läst dich grüssen. Johannes Müller ist angekommen, ich denke ihn heute noch zu sprechen. Grüß die Großmutter herzlich und alle Bekannte Dein Achim Arnim
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Des Herrn Baron Karl von Arnim Hochwohlgb* zu Mohrenstrasse im Hause des Berlin H. Kriegsrath Schmucker.
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*620. Von Carl Otto von Arnim nach Frankfurt(?) Berlin, Anfang Januar 1808
240,000 rth für Bärwalde sind allerdings angenehm Ç...È Unrecht bist du berichtet, daß in Preussen die Güterbesitzer besonders angezogen werden Ç...È Ueber Müller denken wir verschieden Ç...È Ich erkenne aber leider noch immer das alte Berlin an Deinem Urtheile über Müller (Nr. 624,2–55).
An Carl Otto von Arnim, 12. Januar 1808:
Mein Geld ist noch nicht angekommen Ç...È zwar schreibt mein Bruder von naher Ankunft dieses Regenten (Nr. 623,35–37). An Clemens Brentano, 12. Januar 1808:
*621. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 1. Januar 1808, Freitag Von Caroline von Labes, 30. Januar 1808: Beide Briefe von Dir, vom 11tn xbr a. p und vom 1tn Jannuar habe ich richtig erhalten (Nr. 638,2–3).
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*622. An Jeannette Dieterich in Göttingen Frankfurt, vmtl. zwischen 6. und 20. Januar 1808, Mittwoch und Mittwoch
Mich selbst klage ich heute an, daß ich Ihren Brief nicht früher u zwar wegen der Geschäfts-Sache nicht mit umgehender Post beantwortet habe Ç...È habe ich Ç...È Dieterich gebeten die Antwort auf diese Anfragen selbst aufzusezen
Von Jeannette Dieterich, 15. Februar 1808:
(Nr. 655,6–13).
Auf meine Vorschläge zur Ausgleichung und zum Druck der Niebelungen hat er ÇHeinrich DieterichÈ nicht Rücksicht genommen (Nr. 662,5–7). An Ludwig Tieck, 18. Februar 1808:
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An Clemens Brentano in Kassel Frankfurt, 12. Januar 1808, Dienstag
Lieber Clemens. Frankfurt d* 12 Jan Ich bin in Dem Kreise unsrer Freunde sehr glücklich, und auch fleissig, so oft es mich auch stört, daß Du mich nicht mehr mit gutem Zuspruch aus dem Nebenzimmer störst. Savigny hat mir ein schönes geistliges Liederbuch Marianum epithalamium gegeben, worin er ein herrliges heiliges Familien bild aufgefunden, so ist er auch unter den Beförderern. Aus Schilling habe ich ein schönes Kriegslied, mehreres aus der Narration von Wallfahrten genommen zwey herliche Geschichten, ein Stück aus der Klagred des Gott Bachus, daß der Wein edel geworden, ich setz es zu dem adligen Fräulein, sonst wirst du finden ist nichts für uns in dem Mozlerschen Pakete, das ich in Gegenwart von Savigny aus Freundschafts∧vollmacht eröffnet habe. Das Durchsehen und Ordnen macht mir mehr Kopfbrechen als das Erzeugen, besonders kriege ich viel fremde Gedanken dabey, es ist das Meiste so mangelhaft noch in Ortographie, daß ich manches zweymal durchlesen muß, eine verfluchte Arbeit, als wenn man bey einer Illumination angestellt ist um Lampen zu putzen Ich habe niemand etwas vorgelesen als Bettine und Savigny; Bettine läst dich bitten aus dem Wahrheitsliede Deinen Zusatz von den Wundern wegzu∧lassen, ich hatte ihr kein Wort von meiner Meinung darüber gesagt, daß die vielen vorausgehenden 158
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Wunder die Stärke der Augenwirkung des kleinen Jesukindes vernichten, sie kam selbst darauf. Du schienst meine Meinung darüber nicht zu billigen und es ist meine Art nicht, wo ich fühle, daß der, welcher ein Lied mit Lust und Liebe auffasst, um es in seiner eignen Natur schöner darzustellen, mein beschauendes Urtheil vorzudrängen; wirst du aber selbst der Meinung, so schick mir dies alte Wahrheitslied, um einige der letzten Wortfügungen herzustellen. Wenn ich hier ein Paar Tage länger geblieben bin, als ich erst meinte, so war ich doch gar nicht müssig indessen, ich denke jezt in zwey Tagen fort, vielleicht begleitet mich Mohr. Vielleicht gebe ich meine operaomnia in Heidelberg als eine Zeitung heraus, und was im vorigen Jahre von mir unter dem Titel des Preussen angekündigt war, das kommt jezt unter meinem eignen Namen; da jener aufgehört hat, fängt meiner an, es ist fast wie mit Friesens Philosophie. Kommts dazu, so must du auch Beyträge senden. Mein Geld ist noch nicht angekommen, das drängt mich dazu, zwar schreibt mein Bruder von naher Ankunft dieses Regenten, ich bin indessen wie das verhungernde Kind. Ho!ho! Ich habe ja zweymal bei Bettmann gegessen, da braucht man nicht zu verhungern und schlug es zum drittenmal ab, weil es mich zu sehr langeweilte und ich doch in Deinen Angelegenheiten nichts zu bessern vermochte. Ich sprach vergebens mit Moritz und mit der Frau von Flavigny, sie blieben beyde der Meinung, daß ein Brief wechsel mit der Mutter ihnen beyderseitig nachtheilig, sie fürchteten das Dramatische darin; ich stellte umsonst vor, es gebe doch Fälle des Zutrauens, ich setzte alles Möglige, sogar den Fall des Scheidens, Moritz blieb dabey, daß Deiner Frau immer die zutraulige Verbindung mit ihm bleibe; er schien in der ganzen Sache seinen ganzen Haß auf Christian geworfen zu haben, dessen brüderlicher Hülfleistung er durchaus eine Bosheit und Schadenfreude gegen ihn unterlegt. Such ihm gelegentlich den Argwohn zu nehmen, Deine Frau kann es vielleicht noch besser, Christian brauchst Du nichts davon zu sagen, das möchte die beyden, die ihrer ganzen Natur nach nichts miteinander zu theilen haben, aneinander bringen. – Die drey Weiberchen, die uns bey dem Alten in Marburg zugleich gefielen, habe ich an Bettine geschenkt, {laß dir von Grimm die beyden Meistersänger Codices geben, ich mach sie dir zum Geschenk,} so bleiben sie dir so nahe wie mir, sie hat mir dagegen herrliche Durchzeichnungen von dem Mahler Frick verehrt; sie war in den letzten Tagen nicht ganz wohl, heiser und zuweilen so unruhig lustig, ich meine mit andern und doch für sich, immer von sich selbst 159
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erzählend, daß ich irgend eine entzündliche Krankheit fürchtete, es hat sich aber alles in einem Schnupfen ausgesöhnt, mit Recht sagen die Menschen beym Niesen Gotthelf. Ich sage Gott helf Dir, Deiner Frau, denen Jordis und darf bey schwerer Strafe kein Wort mehr schreiben. A. A. Ç1r aoR:È In der Bürgerlust ist vielleicht noch etwas für die Kinder∧lieder.
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Ç1r alR:È Unter den Komödien ist der Hans Pfriem einer neuen Ausgabe sehr werth
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Frankfurt, 12. Januar 1808, Dienstag
Lieber Bruder! 240, 000 rth für Bärwalde sind allerdings angenehm, nur fürchte ich, es ist mit den Käufern wie mit den Freyern, unter zehnen ist kaum ein Nehmer und der besinnt sich auch wohl noch. Du wirst das Edikt gelesen haben, wodurch allgemein alle Gutsbesitzer ein Moratorium bis 1810 erhalten haben, es war auch in der Berliner Zeitung, aber sehr möglich, daß die Franz: Contribut. Sache dessen Gültigkeit in den besetzten Ländern hindert. Unrecht bist du berichtet, daß in Preussen die Güterbesitzer besonders angezogen werden, vielmehr werden sie sehr geschont, weil sie meist alle durch Einquartirung und Viehpest ruinirt sind. Nothwendige Bedingung eines Verkaufs wäre also, das Geld wegen jenes gewiß in Kraft eintretenden Edikts nicht auf dem Gute stehen zu lassen, was wir und unsre Großmutter heraus bekommen, sondern nach Tilgung unsrer neueingegangnen Schulden im Auslande eine Gelegenheit zum Unterbringen, oder ein kleines Gut zu suchen. Vielleicht Sternhagen, wenn es lehnfrey zu machen. Ich sprach in Cassel mit dem Präsid: Arnim, der Mindenscher Deputirter war, er war sehr für die Aufhebung der Lehne, ungeachtet er mehrere Söhne hat und rechnete mir vor, wie wenig eigentlich unsre Linien für die kommende Zeit zu erwarten hätten, es wäre das einzige Petznick, worauf viel Schulden, eine Witwe nachher blieben; er meinte daß der 160
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Graf Arnim besonders sehr gern eine bedeutende Summe herausgeben würde um alle künftigen Anforderungen aus dem alten Processe zu meiden, woran ich aber in jeziger armer Zeit zweifle. Nachher legte er mir wieder die Vertiefung des Grabens, worüber wir damals das lange Memoire erhielten, um den Stiersee immer im mittlern Wasserstande zu erhalten, sehr ans Herz, ich versprach ihm, wenn sich nicht Hindernisse im Lokal fänden, die ich vergessen, die Sache zu befördern. Seine beyden ältesten Söhne suchten Anstellung in Westphäl: Königreiche, der eine war unter den Deputirten in Paris. – Von Bülow kannst Du Schmucker recht viel Gutes sagen, wenn er es nicht schon weis, er ist Staatsrath und Präsident der Finanzsection, er ist wohl, erwartet seine Frau Ende Januars in Cassel, ärgert sich etwas über das viele Französisch Schreiben, was aber sehr bald aufhören wird, sobald der Staatsrath seine vollständige Einrichtung erhalten hat. Ueber seine Wohnung war er noch nicht ganz einig, wenn er eine von mir für ihn unterhandelte erhält, wird sich Fr. von Bülow sehr wohlgefallen, der Banquier Jordis wohnte bisher darin. Cassel ist jezt nur in Quartieren theuer, sonst in den meisten Hauptsachen wohlfeil, im Luxus gegen Magdeburg noch sehr zurück. – Dies für Schmucker. – Ueber Müller denken wir verschieden, ich finde in ihm eine sehr richtige Consequenz. Anhänglichkeit an jeden Herrn, dem er dient, und er dient ihm so lange, als der Herr etwas werth ist; Unwürdigen zu dienen ist die elendeste Sklaverey. Seine Gutmüthigkeit täuscht ihn, so dachte er sich hinter der Maske unsres Königs Fried: II; er glaubte an die elende Prahlerey unsrer Offiziere und glaubte, es wären die Sieger von Leuthen. Mit sehr vieler Selbstverleugnung bat er den König von Westph: um seine Entlassung von der Stelle eines Minister Staatssekretärs, weil er da wenig nutzen könne, auch den Geschäften nicht gewohnt sey. Er wird Generaldirektor aller Universitäten, Schulen, wo er recht nützlich seyn kann, solange er nicht von hinten das Ding anfängt. Ihm dankt man besonders die Herstellung von Halle, ich habe mich angestrengt, ihn dafür zu interessiren und er ergrif es sehr leicht Ich erkenne aber leider noch immer das alte Berlin an Deinem Urtheile über Müller, lernt doch von der gewaltigen Zeit, denn darin liegt keine Treue, und kein Charakter daß man sich gegen das Fremde die Ohren verstopft, sondern daß man es entweder mit Aufopferung überwindet oder es in sich aufnimmt, wie käme es sonst, daß der Characterloseste Hof, der unsre, so viele feste unwandelbare Meinungen hat, daß, wenn man nicht mehr drüber weinen konnte, 161
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man drüber lachen muste. Der Mensch muß mit Ruhe fühlen, daß er immer irren muß, wenn er nicht immer lernen kann, daß seine Meinung nie sein Eigenthum werden kann, sondern der Welt gehört, oder er ist verloren wie ein Berliner Gelehrter. – Das nenne ich weit ausgeschwiffen. – Es thut mir leid, daß mein Kasten mit Kupferstichen nicht angekommen, vielleicht ist er mir indessen nicht verloren. Die Guitarre, die ich für ganz vortreflich zu halten geneigt bin, schicke nach Königsberg, aber, wenn es möglich mit einem Fuhrmann, doch kann sie wohl nicht sehr schwer seyn; es wird weiter nichts nöthig werden, als sie inwendig mit ein Paar Klotschen und Papier festzustellen und um den Kasten Stroh in Matten fest zu emballiren, mach sie auf der Post frey, wenn kein Fuhrmann vorhanden. – Das Geld schicke so bald möglich durch Wechsel hieher nach Frankfurt am Mayn, abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse. – Herzligen Dank und Grüsse an die Großmutter. Dein Achim Arnim den 12 Jan 1808.
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An m. B. Frankfurt d* 12 Jan 1808 Ueber Muller denken wir verschieden, ich finde in ihm eine sehr richtige Consequenz, Anhänglichkeit an jeden Herrn dem er dient, und er dient ihm so lange, als der Herr etwas werth ist. Unwürdigen zu dienen ist die elendste Sklaverey. Seine Gutmüthigkeit täuscht, er dachte hinter der Prahlerey die Sieger von Leuthen. Mit vieler Selbstverleugnung bat er den König von Westphalen um seine Entlassung, weil er wenig nutzen könne, als Studien direcktor steht er jezt an rechter Stelle. Ich erkenne das alte Berlin an deinem Urtheil über Mül Lernt doch von der gewaltigen Zeit, denn darin liegt keine Treue und kein Charackter, daß man sich die Ohren verstopft, sondern daß man es entweder mit Aufopferung überwindet, oder in sich aufnimmt, wie käme es sonst, daß der charackterloseste Hof die festeste un∧wandelbarste Meinung hat, daß wenn man nicht mehr drüber weinen kann, man drüber lachen muß. Der Mensch muß mit Ruhe fühlen, daß er immer irren muß, wenn er nicht immer lernen kann, daß seine Meinung nie sein Eigenthum werden kann, sondern der Welt gehört, der er selbst eigen. 162
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Frankfurt d* 12 Jan 1808. Mit vielen Grüssen an Bang sende ich die geheimen Papiere zurück, sie sind mir characteristisch für eine ganze untergegangene Periode, ich sage ihm vielen Dank. – Ich geh in diesen Tagen nach Heidelberg, der Wunsch meine hiesigen freundschaftlichen Ideen im goldnen Kopfe bald auf∧zu∧suchen läst mich nicht viel zum Schreiben kommen, alle wünschen Dich hieher, sonst möchte ich Dich zu mir nach Heidelberg wünschen, wo wir ein trigonometrischen Apparat baldzusammen bringen würden, frag nur die Loos, wo der Drechsler wohnt, der die Flügel machte dem Königssohn, Studenten sind doch mehr, denn sie sind Keiser; besteig den Bettinen thurm, senk dich damit ins tiefe tiefe Theil nach dem Feldberg zu, den ich freilich nicht sehen konnte. Leb wohl, und laß die Meerschweinchen nicht erfrieren. Dein Achim Arnim
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Frankfurt d* 12 Jan. Was soll ich Ihnen Glück wünschen, da sie so viel Glück in die Welt setzen; ich will Sie dem Kinde vorstellen als ein guter Rather, denn die Kinder lernen erst von Fremden den Werth des Nahe∧liegenden kennen. Die kleine Marie ist nun wohl der glückliche Mittelpunkt geselliger Aufmerksamkeit, sie sieht die Schwester an, welche schon am verständigsten mit ihr umzugehen weiß und ankert ihren Blick auf die hellen Gestade einer schönen Stirn, da leuchten ihm Weihnachtslichter, die kein Wind um weht, und die Früchte singen es an. Wie viel Ton wohnt in so engem Raume. Der Winter verhindert den anhaltenden Anblick der Natur, sie will sich so nackt nicht sehen lassen, da stürmt sie einem in die Augen, daß sie übergehen, da blendet sie mit Schnee, oder ist mit Nebel umhüllt, da weiß man erst, was eine gute Aussicht aus dem Zimmer ist, weil man den guten Augenblick zum Belauschen nur so entdeckt Alles bleibt im Ungewissen, was nicht vergangen, und wegen der Gewißheit mag uns das Vergangne so lieb seyn 163
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Von Clemens Brentano nach Frankfurt Kassel, etwa 12. Januar 1808, Dienstag
Lieber Arnim! Ich war noch ungefähr drei Tage in Marburg, dann bin ich über Allendorf wohin mich Christian begleitete zu Pferd zurück, zu Hauße fand ich Reichard in einer leergewordenen Stube des Generals einquartirt, auch fand ich Laroche und Alberti bei Jordis. Außerdem fand ich, was das beste ist, Augusten in allen Stücken recht gut und folgsam und lebe jezt recht vergnügt mit ihr, ich zweifle auch nicht, daß sie radickal kurirt ist, denn ich fühle, ein recht innerliches Zutrauen zu ihr, wir bedauren beide theurer, geliebter Mensch, daß du unsre Einigkeit nicht ansehen kannst, es ist ein rechter verhärteter Fond von Güte in ihr wie ein Gesundbrunnen aufgebrochen, und ich will ihn sobald nicht einfassen, ich will sie eine Zeitlang unter Wasser stehn lassen. – Reichards Glück, das gestern seine Explosion hatte, vernimmst du durch sein eignes Blatt, es ist mir sehr lieb, lieb für die Familie, so sprechen alle Menschen mit mir, Alberti hat ihm tüchtig gepredigt, sich stille zu halten, der König hat ihn empfangen, durch Camus presentirt, welcher ihm früher in der Antichambre, waß Reichard leider bereits zu vielen Leuten schon erzählt, gesagt, Monsieur nous n’avons rien, qui soit digne de vous, que la bonne volonte´; der König hat ihm gesagt, daß er selbst seine Talente nicht kenne, daß er aber von der Königin viel Gutes von ihm gehört habe, und daß er wünsche, er möge ihr einige treffliche Instrumente, die sie von Paris erhalten habe, spielen (Gott gebe ihm eine sanfte Hand und hüte ihn vor aller Begeisterung) und ihr in ihren Etudes behülflich sein, also wieder auf dem Punckt, wie in Berlin, wenn ihn nur seine dortigen Erfahrungen hüten, zu viel von der Königin zu erzehlen. – Bei Allem dem ist mir bei dieser sehr öffentlichen Stelle, welche gewiß die Pariser Aufmerksamkeit auf ihn lenckt, nicht allzu wohl für ihn, denn es ist mir bis jezt kein Mensch vorgekommen, der nicht seine Geschichten weiß, und der ihn nicht ein wenig starck in Schulden erkennte, auch kommt Talma nächstens von Paris hierher, das französche Theater zu organisiren, alles das wird ihn sehr ins Licht stellen. Um so mehr wäre es zu wünschen, daß seine Familie recht bald hierher käme, welche ihm in der öffentlichen Achtung sehr nützlich sein kann, und in welcher er auch einen unschädlichen Entladungs punckt für seinen Anecktoden fluß hat, auch Alberti wünscht dies, Alberti gefällt mir sehr wohl. Es 164
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ist närrisch, aber ich kann für Reichard keine rechte Liebe bekommen, ich glaube, daß er aus Eitelkeit oft sehr blind ist, Sehr, sehr wünschte ich dich, und andre treffliche Menschen hierher um ihn, die ihn solidiren, damit er dieses sein neues Glück nicht wieder verscherzt, man muß den Menschen kennen, wie du, und wie ich, und so gut sein, wie du, um ihn recht zu lieben. die gänzliche Incurabilität seines Musikantendurchfalls habe ich neulich nach Tisch erfahren, er unterhielt sich mit mir über dein Bild und über den Kapuziner, der in meiner Stube hängt, und kam in dem entzücktesten Lobe deiner Person immer weiter weiter biß er am Ende sagte, daß er immer fürchte dich einstens wie jenen Kapuziner zu erblicken, daß er sehr für deinen Verstand fürchte, daß er bereits glaube, daß du Etwas verrückt seist, deine Poesie beweise es schon, es sei nicht ganz just mit dir, den dritten Theil verstehe keine Seele, dein Vater sei auch in Melancholie gestorben, und alle solche beÇÇxxxÈÈsche Dummheit kramte er halb in groser Rührung halb ÇÇxxxÈÈ einer Art von WortHemoroide aus. du kannst dir nicht dencken, wie mich das frappirte, dich von diesem närrischen Kerl, so wunderbar angeschaut zu sehen, und nun glaube ich ganz seine Beschaffenheit zu kennen. Wenn du je verrückt wirst, so ist der Herr Geheemde Rath bereits ein Narr, o sapperment, Herr Bruder, waß ist das vor ein eeckelicher Schelm. Thut aber all nichts, deine Ansicht von ihm steht deinem Herzen herrlich, und ist wahr, auch habe ich nie gesehen, mein theurer, das du irgend einen Menschen verkannt hättest. Ich habe jezt allerlei schnelle Traüme und Wünsche, die mit Reichards Anstellung zussammen hängen, nehmlich, daß du hierher zögst, daß Reichards Familie bald auch käme, daß du deine Theater liebe in lebendige Ausübung brächtest, daß wir Tieck mobil machten, Alberti versichert mich, er glaube, es lasse sich mit der Frau bald einrichten die könne dort bleiben, wenn du nun hierher zögst, so könnten wir leicht, mit mäsiger Ordnung es dahin bringen, daß wir ein angenehmes Hauß bezögen und Tieck hinein nähmen, und ihn mit dem gehörigen Jugendsporn zu mancherlei Arbeiten antrieben, meine Bibliotheck vermehrt würde die Zentral bibliotheck deutscher Poesie, wir könnten mit dem Theater verbunden, ein gutes Blatt heraus geben, wir könnten viel thun, für die Schau spielerei, deine Kupfer stiche gäben uns nach und nach ein hübsches Kabinet, einen guten Zeichner wollten wir auch anschaffen, ÇÇübÈÈerlege das Alles, mein lieber Bruder, ich wünschte so sehr dir eine Heimath und deinem herrlichen Poetischen Talent, eine realisirende Lage, durch 165
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Reichard wäre das so gar herrlich hier möglich. Hammerstein soll sich hauptsächlich für Reichard verwendet haben. Lieber Arnim du wirst Reicharden und der Kunst hier gewiß gar sehr nützlich sein, aber über Alles das schreibe mir bald recht bald deine Ansichten, du weißt, wie viel mir daran gelegen sein muß, da ich ohne diese Hoffnungen sehr ungern hier lebe, und gewiß meinen Auffenthalt verändere, und daß ich in aller Rüksicht sehr bald mich darüber entschließen muß. Ich glaube, daß wenn man, wenn du es ordentlich an griffst, du den Teutschen Hoftheil ziemlich in die Poesie einsetzen könntest, und manches Gute für deutsche Kunst thun. Die Dimission welche Müller neulich gegeben und welche durch Bonaparte nicht angenommen worden, soll keines wegs durch Müllers Willen, sondern durch den König veranlaßt worden zu sein, dadurch ist Bonapartes Antwort erklärlicher. Müller, der immer Personlich mit dem König zu thun hat, soll diesem a posteriori ganz zu wieder und eckelhaft sein, und der König hat einen Abscheu vor ihm, überhaubt sezt sich täglich mehr aus einander, wie schlecht und ungleich der ganze Staatswagen bespannt ist. – Ich habe hier noch manches schöne für das Wunderhorn nach∧gelesen, und werde es nächstens mit dem Titel und den Kinderliedern an Zimmer einsenden, sobald ich dich dort weiß. – So weit wäre ich gekommen, aber es besteht kein Glück auf Erden, so eben entdecke ich, daß in meiner Abwesenheit Auguste, meinen bei Jordis deponirten Koffer und das Schreibkästchen der seeligen theuren Sophie hat abholen lassen, und lezteres durchwühlt hat, du glaubst nicht wie mich diese Treulosigkeit gegen mein gerechtes die Todte ehrendes Verbot betrübt hat, ach wo Gott nicht ist – – grüße Betinen, hast du etwas von deiner verlornen Kupferkiste gehört, Dozen hat Grimm geschrieben, daß es ihn bitter von Sekkendorf verdriese, daß er alle Lieder, welche er ihm unbekannt mit unserm Aufenthalt zur Uebersendung an uns geschickt habe für sich behalten und in seinen Allmanach gesezt habe, diese Niedrigkeit sieht dem Hannepampel recht ähnlich, du sollst daher den Schlampes nicht unter unsre Gönner voran setzen, sondern Dozen, und die Lieder alle aus dem Allmanach vindizieren. – . Dein rechter treuer Bruder Clemens Brentano ÇÇVerzÈÈeihe mir lieber, wenn ich ÇÇdir dÈÈurch mein Geschick und meine ÇÇÄnÈÈgstlichkeit, und meine Liebe, ÇÇunÈÈd meinen Charackter, und meine Laster manchen schönen Moment verdorben, ich liebe dich 166
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dafür so recht aus ganzer Seele, dencke an mich und verlaß mich nicht. beiliegende Vollmacht gieb Franz, und schreibe mir ob du Etwas über meine Umstände erfahren, ich bin sehr erschrocken, als ich von Franz die Berechnung meiner Ausgaben für das unglückliche vorige Jahr gehört, recht froh bin ich, daß ich wieder mit dem Wunder horn Etwas verdiene, und nun will ich auch einige Alte Geschichten herausgeben, mit dem Goldfaden fange ich gleich an. – Herr L. A von Arnim abzugeben bei Mlle Betine Brentano im goldnen Kopf. Frankfurt a/m.
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*628. Von Johann Friedrich Reichardt nach Frankfurt Kassel, etwa 12. Januar 1808, Dienstag Von Clemens Brentano, etwa 12. Januar 1808: Reichards Glück, das gestern seine Explosion hatte, vernimmst du durch sein eignes Blatt (Nr. 627,13–14).
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 25.– vmtl. 28. Januar 1808, Montag-Donnerstag
Heidelberg d* 25 Jan 18ÇÇ08ÈÈ Zwey Packete fand ich von Nehrlich und von der Pattberg, da sie in unsern Wunderhornangelegenheiten, eröffnete ich sie, ich nahm eins von der Pattberg, ein Prager Jesuslied. Du wirst finden, daß sie eines vor zwey Monaten abgeschickten Packets erwähnt, das nicht zu uns gelangt ist, Zimmer hat deswegen an Mohr geschrieben, auch über meine Kiste mit Kupferstichen. Von Nehrlich habe ich drey genommen, ich schick dir den Brief, und behalte noch den Rest, weil für die Kinderlieder noch manches darin die du wahrscheinlich schon abgesandt hast. – Du hast doch Bücher und Brief aus Frankfurt erhalten? – Du erhältst einen Brief von der Hulda die jezt recht gesund aussieht, aber nicht sehr gewachsen ist, sie schrieb ihn, eh sie dein Geschenk 167
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erhalten. Die Rudolphi war sehr wunderlich unzusammenhängend, leicht zu widerlegen, als sie mir auseinander setzte, warum sie dem Kinde deine Heirath verschwiegen. Ich fühlte, daß sie es fühle, welche Dummheit sie eigentlich aus gutem Willen gemacht, um die Anhänglichkeit des Kindes an Dich durch diese Nachricht nicht zu schwächen und so schenkte ich ihr die Beschämung, und erbot mich mit dem Kinde davon nicht zu reden und es ihr zu überlassen, diese Geschichte nach bester eigner Klugheit aufzuklären. Es giebt doch eine unendliche Erziehungsdiät, die in dem Anblick einer Rübe schon den Verlust der moralischen Jungfernschaft fürchtet. Sie hat viel Liebe und Güte gegen die Hulda, die Hulda ist da unter vielen ganz guten Mädchen, das ist ihre beste Erziehung. Sie hat wenig Aehnlichkeit mit ihrer Mutter. Was soll ich deinen Schmerz anregen mit einer Erzählung, wie ich hier angekommen spät Abends, niemand in der Stadt fand, vor unsre Lauber Hütte vorbey ging und sie fast verkannt hätte und zum Thor hinaus; wie da alles beschneit war und nichts zu erkennen, kein Flämlein die Lebendigen hatten alles Licht an sich gerissen und ich habe die Lebendigen auch recht lieb. Ich fand die Krapfries allein zu hause, gar lieb und freundlich, viel frischer und wohler als ich sie verlassen. Den Abend war ich mit Zimmer in einem gelehrten Abendschmause, lernte junge Docenten kennen und muste viel erzählen, seit der Zeit lauf ich von einem zum andern in der Stadt herum. Der alte Voß hat sich den streitigen Thurm recht schön eingerichtet, seinen grimmen Zorne gegen Dich äussert er nicht, die Leute behaupten, er müsse bald über∧schnappen; ein Spas wäre wenn er in seinem Thurme so stolz würde, daß er endlich aufs Dach kletterte und finge an klassisch zu krähen. Es lies sich ganz gut mit ihm schwetzen, auch mit seinem Sohne, der noch immer an den Lippen leidet, also mit dem Flötenspielen ist es nichts. Den Abend war ich bey Görres, du kennst sein Haus besser als ich, seine schönen Kinder, die Frau, die der einen Finkenstein gleicht, es ward mir recht wohl da, Zimmer nöthigte mich, indem er das Manuscript hinbrachte, zum Vorlesen aus dem Wunderhorne, dessen Druck aus Mangel an Papier erst mit dem Anfange Februars anfängt, ich habe also keine Zeit versäumt, schick nur bald Titel, Kinderlieder u.s.w. Ich vermisse in der Sammlung zwey Lieder, das Frankfurter und das andre von dem Räuber, der vor seinen sieben Knechten vorbey∧marschirt, du scheinst sie herausgenommen zu haben, weil sie Dir nicht gefallen; ich begreifs nur nicht, warum Du mit solcher Heimlichkeit darin verfahren, da ich fast nie Umstände 168
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gemacht, etwas der Art Deinem Urtheile aufzuopfern, selbst wenn ich viel sicherer von dem Werthe einer Arbeit überzeugt war, als von diesen beyden, die ich nie besonders hoch geachtet habe. Ich glaube darin den Entführer Christian zu entdecken, dem ich es auch nicht verarge, weil einem als blossen Zuschauer das Schicksal einiger Lieder nicht sonderlich am Herzen liegen kann. Es liegt mir an beyden Liedern nichts, aber daran liegt mir viel dich zu überzeugen, daß eigentlich die grössere Zahl der Leser fortschreitend nicht rückschreitend in ihrer Sprache ist, wenn es gleich eine Zahl giebt, denen das künstliche Altmachen, was mir in einigen Deiner Bearbeitungen nicht gefiel, weil das Neue doch wieder an vielen Stellen um so greller hervorsieht, Bedürfniß und Forderung ist, wodurch wir denn zweyerley Geschmäcke befriedigen. Manches habe ich gegen die Metrick in andern Liedern zu sagen, die freilich im Dialekte verschluckt zu einer Melodie gesungen nicht auffällt, aber nun in Schriftsprache gelesen sich zuweilen ganz in Prose auflöst, aber ich sehe hier kein Mittel zum Abhelfen, als künftige glückliche Augenblicke, die das herausschaffen bey der zweyten Ausgabe der Welt.
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Zimmer hat den Titel bekommen dessen Entstehungsgeschichte ein eignes Buch dazu machen könnte und Deinen Brief, er freut sich darüber, ein Kupferstecher Weise, dessen Geschicklichkeit ich durch mehrere Arbeiten kennen gelernt habe, wird ihn radieren und stechen, die Landschaft in Tusch manier zu arbeiten ging nicht an, weil die zu wenig Abdrücke aushält, er wohnt bey Zimmer, ich habe also die Arbeit täglich unter Augen, was bey Kunz nicht möglich gewesen wäre, der auch zu den feineren Arbeiten am Horne wahrscheinlich nicht genug Genauigkeit gehabt hätte. Der Weise hat auch mancherley Zeichnungen zum Wunderhorn gemacht, meist in antikisirender Kaleekomanier etwa wie die Wächterschen zum Wallenstein, ich werde ihm jezt neue auf geben. – Du hast mit einiger Betrübniß an Zimmer geschrieben; verzeih, verzeih Deiner Frau die kleine Hinterlist, mit dem Nachlasse deiner ersten Frau, es ist kränkend so etwas inmitten der Vertraulichkeit, aber denk auch, wie viel Du ihr von der Frau erzählt hast, um ihre Neugier zu verzeihen: Man bessert mehr mit Verzeihen als mit Strafen. O Weyele Weh! Görres hat zu Engelmans Druckerey einen Schriftproben Text gemacht, worin der Epilogus nach der Ueberschrift toll wird, in Fragmentenart nur mehr zu einzelnen Mythen zusammengezogen: Voß hat das zu sehen bekommen und alles 169
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auf sich bezogen, kommt meine Zeitung: Lügen heraus, so wird es ganz auf ihn gedeutet, ich habe es schon Görres vordemonstrirt. Voß nennt es eine verfehlte Nachahmung von Jean Paul, das finde ich nicht, aber ich finde es stammt aus derselben Richtung, warum auch Jean Pauls meiste Arbeiten verfehlt sind, es fehlt darin an dem poetischen Ernste ohne welchen auch der schönste Muthwille zum Erfrieren langweilig wird, diesen Mangel an eigentlichem grossen Sinne kann kein Witz ersetzen, denn dieser begreift nie, warum es andern keinen Spas macht, wenn er zu seinem Spas den König seiner Gedanken unter die Bank und den Hund auf den Thron schiebt, weil er es nur ausser sich nicht in sich darstellen kann. Görres hatte indessen eine Entschuldigung in der Politick, die eigentlich am besten und in recht schön gefallenem Schleier sich darstellt, er durfte wirklich manches nicht sagen, als gerade so. – Sieh, so kann ich nicht recht begreifen, deine Hoffnungen für das Cassler Theater, ich halte es auch für einen humoristischen Muthwillen mit meinen alten Plänen. Daß Reichardt angestellt ist, war mir seinetwegen höchst erfreulich, daß er aber seine ganze Thätigkeit für die französische Bühne anstrengen muß, daß alles Geld darauf verwendet wird und das deutsche Theater wahrscheinlich, wenn es ganz schlecht geworden, endlich nothwendig ganz verdrängt wird ist wahrscheinlich, weil die Stadt noch zu klein ist, um unabhängig vom Hofe ein Theater zu erhalten. Wollte ich nun dem entgegenwirken, so müste ich doch Reichardts Einfluß dabey brauchen, das würde ihn nach seiner Art so etwas zu ergreifen mit den meisten verhetzen und der ganze Gewinn, daß ein braver Mann mit seiner Familie dort ein angemessenes Unterkommen gefunden wär verloren. Wird der König auf die Idee gebracht, das deutsche Schauspiel zu fördern, so ist immer noch Zeit genug sich Hoffnungen darüber zu machen; jetzt esse ich an Zimmers Tische und leihe Geld und wohne drey Treppen hoch in einem kleinen Stübchen, grüsse alle Freunde und Freundinnen herzlich, Dich aber vor allen. Achim Arnim N. S. Fast hätte ich vergessen, dir über meinen vermeinten Wahnsinn zu schreiben. Das ist ein Compliment von Reichardt, aber kein Tadel, er hält das für genial den Wahnsinn zu ehren er meint mich damit recht poetisch zu bezeichnen, denn wenn du weiter frägst wird er noch sehr viele dazu rechnen, so daß ich sicher der Ehre wegen schamroth werden könnte, bring ihn nur einmal auf den Prinzen Louis, Jean Paul u.s.w. Meine Meinung ist es aber, nachdem mir in meinem Leben kein 170
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Die Anzeige gegen den Rheinbeck ist von Görres und sie reut jezt den meisten ausser ihm und Daub; es sind darüber Briefe von den meisten andern Universitäten angekommen. Der Grund von jener Anzeige sind schändliche Aeusserungen gewesen über die Rudolphi und deine verstorbene Frau – Du schreibst mir, daß Du das Honorar vom Wunderhorne sehr nothwendig brauchst, ich will nichts davon nehmen in dieser Rücksicht nur thu mir dagegen den Gefallen und fordre es nicht so bald von Zimmer, bis mein Wechsel angekommen ist, ich habe achzig Thaler von ihm geliehen zwar nicht auf Rechnung des Honorars, aber es wäre doch unbequem für ihn wenn er einen Vorschuß, und Honorar als Vorschuß voraus bezahlen müste. Wegen der Fiammetta habe ich mich erkundigt. Du hast das volle Honorar erhalten, hundert Thaler durch mich und 34 durch Zimmer; Reimer ist mir also die ausgelegten 50 rtl schuldig, die ich dir sogleich beym Empfange über machen werde um die Hälfte meiner Schuld an dich damit zu berichtigen.
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An Clemens Heidelberg d* 25 Jan Es giebt eine un∧endliche Erziehungsdiät, die in dem Anblick einer Rübe schon den Verlust der moralischen Jungfernschaft fürchtet Was soll ich deinen Schmerz anregen, mit einer Erzählung wie ich angekommen, wie ich vor unsrer Lauber∧hütte vorbeyging und sie fast nicht erkannte und zum Thor hinaus, wie da alles beschneit war und nichts zu erkennen, kein Flämmlein über dem Grabe, die Lebendigen hatten alles Licht an sich gerissen und ich habe die Lebendigen auch recht lieb. Sie sind in der Sprache fortschreitend wie ich und machen sich nicht künstlich alt. Es wird alles besser bey der zweyten Ausgabe der Welt. Man bessert mehr mit Verzeihen als mit Strafen. Gs Schriftproben sind keine verfehlte Nachahmung von Jean Paul wie Voß 171
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meint, aber aus derselben Richtung verfehlt wie Jean Pauls Arbeiten, es fehlt darin der poetische Ernst ohne welchen auch der schönste Muthwille zum Erfrieren langweilig wird. Diesen Mangel an eigentlichem grossen Sinne kann kein Witz ersetzen, denn dieser begreift nie, warum es andern keinen Spas macht, wenn er zu seinem Spas den König seiner Gedanken unter die Bank und den Hund auf den Thron schieben sieht, weil er es nur ausser sich nicht in sich darstellen kann. Das Politische hat übrigens einen guten gefalteten Schleier band. So treibt dein Muth wille mit meinen Theaterhoffnungen Spott. Jezt esse ich an Zimmers Tische und leihe Geld und wohne drey Treppen hoch in einem kleinen Stübchen. Was Rs Vermuthung über meinen Wahnsinn angeht, so ist das von ihm kein Tadel, er hält es für genial den Wahnsinn zu ehren, er meint mich poetisch zu bezeichnen, ich komm in gute Gesellschaft, Prinz Louis Jean Paul. Uebrigens ist mir noch kein heiliger Wahnsinn als in der Kunst begegnet, alles andre ist so ekelhaft, daß ich ihn möchte auf meine Kosten todschlagen lassen.
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*630. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, etwa 25. Januar 1808, Montag Von Clemens Brentano, etwa 29. Januar 1808: Reichardt läßt dir auf die Väterlichen Ermahnungen deines Briefs sagen, der junge Mensch soll dencken, daß wir bereits in der Ordnung sind, er soll mir mehr von sich schreiben und meine Erziehung beruhen lassen. (Nr. 636,32–33.)
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Lieber Bruder! Sehr wundert es mich, daß du mir noch keine Zeile auf meinen Brief von Reichards Ernennung zum Theater und Musickdirecktor geschrieben, es macht mich ordentlich ein wenig traurig, denn ich habe doch nun nichts Theures als dich. Dein Ffter Brief habe ich, und dancke dir für Red und Antwort, daß du so entsezlich zu korrigiren, daran zweifle 172
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ich nicht, laß dir doch von Görres helfen. Reichard giebt der Konigin Unterricht, hat schon ein Hofkonzert gegeben, engagirt Comoedianten, wer sie zahlt, der wird wohl auch nicht fehlen, Lepel ist Chef von der Garde hat jezt 30000 Livres, sonst wird Geldmangel groß, Reichards Familie will noch vor Ende Sommers hierher, von Auszahlung hat er noch nichts gehört, ich wollte, du kämest wieder hierher, und zwar bald, und intreßirtest dich fürs Theater, jezt ist grade Zeit, da es werden soll. Von Reichard seinem Wesen mache ich mir keine gar keine Hofnungen, Er hat besonders Etwas in seinem Wesen, waß mir traurig ist, gar kein Urtheil über Menschen, und doch sehr absprechend, von Tieck redet er jezt auf eine wahrhaft miserable Art, er nennt ihn einen Schmierer, einen Hoffartspinsel, überhaubt hat er auch nicht den mindesten Sinn außer sich hinaus, er glaubt sich angenehm zu machen, und hätte es sehr nöthig und macht sich überall durch zu große Ammutherei fatal, bei Jordis ist er ganz verhaßt, oft und meist erzählt er, wie ihn dieser und jener so freundlich und vertraut behandele, während eben derselbe einem ins andere Ohr sagt, wie fatal er ihm sei, er hat es jezt in seiner Hand, dem Tieck wenigstens 600 rt* zu schaffen, wenn er ihn unter dem Titel als Theater Dichter hierher bringen wollte, er brauchte ihn ja gar nicht dichten zu lassen, aber lieber engagirt er einen Violinspieler um 600 rt*, dessen Geige sich in der bestandigen Lage der Violin im Garten der Poesie befindet, wenn du hier wärst, und redetest ihm zu, daß er Tieck ans Brod und so aus der Noth aus Ziebingen und zu uns helfe, du hast keine Idee, wie es mich schmerzt, daß dieser Mann so gegen Tieck raisonirt, während er zugleich gesteht, er habe beinah nichts von ihm gelesen, er spricht oft, wie ein Hundsfutt , er nennt Tieck einen stolzen Faullenzer, waß ist er dann, ein eitler Pasquillist. – Sonst ist er manchmal ganz leidlich, seine Musick aber erscheint mir täglich langweiliger und fader, – von Beethoven sagte er auch gestern, er sei verrückt. Die unschuldige kindische Freude von seiner Familie ist sehr rührend, die haben gar keine Ruhe und möchten nur erst da sein, sobald diese hier erst fest sind, will ich Hulda auch zu mir nehmen, und von Luisens Musikalischem Unterricht profitiren lassen, du kannst das einstweilen bei Rudolphi fallen lassen, um sie vorzubereiten, wenn du Heidelberg verläßt, so muß ich es vorher wissen, weil ich dir sodann einige Aufträge geben will, Reichard wünscht, daß du ihm vom Mannheimer Theater von Sängern und rinnen und Schauspielern einen kleinen Etat beschreiben ließest, bitte dir das durch Batt aus oder Wedekind. – . Ich schicke dir das 173
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Original des Wahrheitslieds mit nächstem Postwagen nebst mehreren andern noch geordnetem, worunter ein ganz himmlisch schönes Lied ist, daß ich aus den drei Liedern, worunter die böse Königinn, abgeschrieben, es ist das schönste Lied im Wunderhorn, nach meiner Empfindung, denn so war mirs als ich Sophien in Jena liebte, den Titel wird Zimmer erhalten haben, das Gothische Fenster war fertig und das Ganze sah miserabel aus, es mußte alles wegradirt werden, und jezt wird es dir gewiß gefallen. Die Pattberg hat noch einiges geschickt, worunter nichts ordentliches als ein vollkomnes Exemplar, des komischen Adams Erschaffung, du erhälst sie all mit dem nächsten Postwagen. Der Titel zu den Kinderlieder ist mir noch nicht ganz in dem Entschluß. Daß Hüschen in Fft vor ½ Jahr gestorben, daß das Meiste von ihm verschleudert worden, daß man uns (Betine wenigstens) nichts gesagt, ist schlecht, Seine Dürer sollen noch da sein, ich habe drum geschrieben, sein Catalog raisone´ von den Dürers in Mspt wäre schon Etwas werth. Die Kinderlieder, wären mit dem Vogel A.b.C anzufangen. es ist recht hübsch geworden. Müller ist jezt blos Staats rath und Director de l’Instruction publique. Schreibe mir auch von Görres und Hulda. Hier bei Hof und Regierung alles – o du mein Gott! ein 27 Jahriger der noch vor 1 Jahr UnterLieutenant war ist nun Staatsrath. Die Juden erhalten alle Arbeiten. – . Lasse nun das Wahrheits lied abdrucken wie es ist, ohne abgetheilte Verse, sonst merkt man die Lükken und es braucht gar nichts verändert zu werden. Das Belagerungslied von Frft habe ich aus deiner Rezension dem Original, welches mir als Vaterländisch sehr theuer, etwas näher gestellt, besonders hattest du dich in dem achten Vers geirrt, wo die Rede von einem schreienden Lands∧knecht ist, du hast diesen als Landsknecht verändert, er ist aber eine Kanone, wie aus dem 8 Vers des zweiten Liedes hervor leuchtet, du wirst darum nicht böse sein, lieber, es ist ja eine Kleinigkeit. ÇÇWÈÈaß ich dir noch schicke ist alles korrigiert. es wäre sehr schön gewesen, wenn über die Sage vom Oldenburger Horn, forn eben so ein Gedicht gewesen wäre wie, das erste Lied vom 1sten Band, vielleicht mache ich noch eins und schicke es, wenn es dir dann gefällt kann man es wie Vorrede hin setzen, gefällt es dir nur ein Wenig nicht, so läßt du es weg, denn deine Liebe, du lieber Mensch ist mir mehr, als meine Poesie, wir wollen überhaubt keine Facon mehr machen mit einander, du mein Herz, waß ich dir in meinem lezten Brief geschrieben, bedencke bald bald, denn ich kann hÇÇierÈÈ vielleicht ein ganzes Hauß mit Garten miethen, ÇÇwennÈÈ du mir ein paar Stuben abmie174
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thest, Frohreich könÇÇnteÈÈ dann wieder gärtnern, wir hätten eine Bibliotheck, ein Musickzimmer – und ließen uns Tieck auf unsre eigne Hand kommen. Ich bitte um baldige Antwort, die viele Musick und der Verkehr mit dem neu entstehenden Theater könnten dich sehr interressiren, Auguste läßt sich wieder besser an, o lieber, lieber, thu es. Dein Clemens Die Pistor hat ein Mädchen Pistor hats aus Bosheit 3 Tage lang nicht angesehn, grüße die Meinigen
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Herr von Arnim bei H Buchhändler Zimmer in Heidelberg.
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*632. Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, etwa 26. Januar 1808, Dienstag
Ihr Brief ist mir als ein Freund mühsam nachgeschlichen Ç...È Daß mich Zuneigung band, haben sie errathen, daß mir das Glück gelächelt, muß ich läugnen
An Friedrich Carl von Savigny, 28. Januar 1808:
(Nr. 633.E,2–6).
633.E An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 28. Januar 1808, Donnerstag
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An Say Frankfurt d* 28 Jan Ihr Brief ist mir als ein Freund mühsam nachgeschlichen Strohmeyer Hausgeräth bey J. Der Huren Verhältnis bleibt ungeändert, während sich alles in der Welt ändert – dem Stein fehlt es an Kalk. Daß mich Zuneigung band, haben sie errathen, daß mir das Glück gelächelt, muß ich läugnen, ich lächelte mir einmal selbst im Spiegel zu und meinte das wäre das Glück. Meine Schaden, mein Belehren 175
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waren noch zu frisch, die frische Farbe konnte den Anschein von Neid geben, sonst hätte ich Ihnen gesagt; das Mädchen ist noch im Wachsen, also unbestimmt in ihrer Sinnesart Der Abend, wo ich für Sie das Feuerwerk abbrannte war mir sehr traurig prächtig.
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Heidelberg d* 28ten Jan. Da liegen schon wieder ein Paar Blätter an Dich, liebe Bettine, die ich nicht abschicke, weil sie Dir allerley Kleinigkeiten erzählen, die Dir gleichgültig seyn werden, weil Du nicht dabey gewesen; ich schreibe endlich einmal wirklich an Dich, weil Du mich sonst wieder einmal mis∧verstehen möchtest. Ich habe recht viel an Dich gedacht, wie Du mich einmal angesehen, als Du vor mir standest am letzten Abende in Frankfurt, ich habe fast allein an Dich gedacht; hätte ich jezt nur eine von den süssen Feigen, die ich so in Gedanken bey Dir heruntergeschluckt habe, du lieber reicher Fruchtbaum. Es möchte mich wohl sehr unglücklich machen, wenn ich Dich immer so lieb hätte wie in diesem Augenblicke, denn Du hast Vergnügen am Abschiednehmen. Unendlich rührend ist mir König Theodor, der ehrliche Westphälinger, wie er nach unsÇÇägÈÈliger Mühe mit seinen geworbenen Leuten, mit seinen aufgeputzten Schiesgewehren und dem heimlich beym Exercieren der Soldaten aufgesammelten Patronen um Corsika herum schiffte, wo er so oft gefochten, seine Freunde endlich zu befreyen, wie er die alten Felsen, die Bäume seines kühnen Reiches sieht, auch die Wohnungen seiner Freunde an den Ufern, aber keiner kommt ihm entgegen, keiner winkt ihm als die ewig winkenden Bäume und die ewig wankenden Wellen. Seine Freunde hatten ihn vergessen und hatten Frieden gemacht, er durfte nirgend landen und mag noch wohl auf den Wassern schweben. Vorgestern war mein Geburtstag, es hat mir kein Mensch Glück gewünscht, denn es wuste niemand, ich hatte den Stolz wie ein Fürst, den Ueberrock über meinen Stern zu ziehen um der über lästigen Höflichkeit zu entgehen; denn ich bin hier sehr artig aufgenommen; weil mir die innern Kriege der Leute rein lächerlich sind, so bringe ich meine Worte allerwärts an. Der meiste Streit kommt aus der Furcht sich deutlich zu machen. So stand Cle176
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mens hier mit den meisten in der letzten Zeit, ich bezweifle darum die Möglichkeit seiner Rückkehr, er ist fast mit allen verhetzt, weil er es nie der Mühe werth hält andre zu begreifen, sondern damit zufrieden ist, was er sich von ihnen weiß macht. Wäre das nicht, ich hatte mir Hoffnung gemacht, daß er hieher ziehen könnte, es ist ein werther Kreis von Menschen, der einem das Leben recht achtbar machen kann. Bey Görres war ich ein ÇÇpÈÈaarmal, ich möchte sagen es ist das erste Talent ohne äussere absichtliche Sonderbarkeit, das mir vorgekommen, aber freilich hat er eine gute Schule durchgehen müssen in der Revoluzion und so ist ihm das deutsche Ungeziefer der scheinbaren Genialität rein ausgekämmt worden ohne daß seine Haare gelitten haben. Seine Frau (Clemens ehemalige Verehrte) ist recht hübsch und freundlich, aber wunderschön seine Kinder, ich wollte, daß das Goldhaar des kleinen Buben wirklich Gold wäre, wie es scheint, so möchte ihm wohl gar nichts fehlen. – Ich hab mich in möglichste Enge gebracht, ich wohne hoch am Himmel, Zimmers Buchhandlung gegenüber, ich esse bey Zimmer in recht bunter Gesellschaft von jungen Docenten, Studenten, Buchdruckern, Ladendienern. Gestern war Ball, ich ging nicht hin, um an Dich zu schreiben, es wurde aber nichts daraus, Nachts erwachte ich von Musick, die Wagen mit Fackeln rollten, ich hörte viele Stimmen, die Musick hielt vor meinem Fenster stille und nun wurde mir – kein Ständchen gebracht, sondern die Musick ging weiter und die Leute aus∧einander, es war nur ein Zufall, daß sie anhielt und ich konnte im Bette bleiben und brauchte mich nicht zu bedanken. Wie mir das lieb war! – Hast Du von meinem Journale nichts gehört, ich weiß nichts davon, es sind so viele entstanden, daß ich erst einige muß abstehen lassen, ehe mein Klapperstorch ziehen kann. Wenn Du jezt beym Faust sitzest und singest, ich möchte Dich hören oder noch lieber stören, um dich zu fragen, ob Du auch die Lauten∧saiten an Louise Reichardt geschickt, Du brauchst ja nur einen Gruß beyzufügen. War es nicht sehr ungeschickt von mir, daß mich der verhinderte Brief so tief ärgerte, aber wer kann aus seiner Haut, wir müssen erst viel miteinander tanzen um mit einander in Tackt zu kommen, bis endlich Muthwille und Ernst sich verstehen, wie Messer und Gabel, sodaß wir die Gabel nicht mehr zum Schneiden brauchen wollen. Ich möchte Dir eben noch viel Schönes schreiben, da fürchte ich aber kommt irgend ein schwärmender Schäfer, dem Du es zum Frühstück vorliesest. Ach du liebes Kind sag mir wo kauf ich das Vertrauen, Wehe! da kommts mir vor, als drehtest Du Dich eben auf einem 177
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Absatz herum und sagtest: Es ist doch all nichts! Oder du hättest zur Erhabenheit einen Trieb und fändest es schöner einen Brief nicht zu lesen, worin man etwas Liebes erwartet, weil man es sich besser denken könne. Oder zum Muthwillen und Du machtest daraus eine Papierknalle. Siehe, wie kommt das, es muß mir doch schon so manches kleine Unnatürliche der Art mit Dir begegnet seyn, daß mir dies einfällt, was mir noch nie bey Mädchen eingefallen, die viel ungütiger gegen mich gewesen sind als Du, Du reine heilge Güte, Du naiver Tyran. Du bist es nicht, aber Du hast den Anschein zuweilen von der Freundschaft und Liebe unsrer öden Zeit, die nicht freyer macht in sich wie der Anblick des Himmels, den wir athmen, sondern wie ein Strom, der verbunden der Erde sich nicht halten kann und keinen den er ergreift und sich endlich das noch für Macht und Herrlichkeit anrechnet. – Warum soll ich das nicht denken, ist mir doch Berg und Thal hier so nahe, es sind dieselben Füsse mit denen ich zum Schlosse hinauf steige und herunter, ich wollte Du wärest hier und ich würde Dir zeigen, daß ich doch eigentlich nicht so denke, das ist das Dunkel wenn ich meine Fackel putze und ich habe dich lieb, mich hat niemand lieb wie Du. Achim Arnim. Kur
No: 1 An Fräulein Bettine Brentano Abzugeben bey zu H. Franz Brentano im goldnen Kopfe, Sandgasse. Frankfurt a/M
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An B. Heidelberg d* 28ten Jan Dir wird alles Erzehlen gleichgültig seyn, weil du nicht dabey gewesen, ich schreibe, damit du mich nicht mis verstehst. Hätte ich jezt nur eine von den süssen Feigen, die ich so in Gedanken bey dir heruntergeschluckt, du reicher Fruchtbaum. Es möchte mich wohl sehr un178
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glücklich machen, wenn ich dich immer so lieb hätte wie in diesem Augenblicke. Unendlich rührend ist mir König Theodor, der Westphalinger, wie er mit geworbnen Leuten, mit aufgeputzten Schiesgewehren und dem heimlich beym Exercieren der Soldaten gesammelten Pulver, um Corsika herum schiffte, wo er so oft gefochten, seine Freunde endlich zu befreyen, wie er die alten Felsen, die Bäume seines kühnen Reichs, sieht, auch die Wohnungen seiner Freunde am Ufer, aber keiner kommt ihm entgegen, keiner winkt ihm als die ewigwinkenden Bäume und die ewigwankenden Wellen. Seine Freunde hatten ihn vergessen und hatten Frieden gemacht er durfte nirgend landen und mag noch wohl auf den Wassern schweben. Vorgestern war mein Geburtstag, ich hab ihn wie einen Stern untern Ueberrock versteckt. Ich bring allerorts meine Worte an, denn der meiste Streit entsteht aus der Furcht sich deutlich zu machen. So Clemens der mit allem verhetzt ist, weil er es nie der Mühe werth hält andre zu begreifen, sondern damit zu frieden ist, was er sich von ihnen weiß gemacht hat. Das deutsche Ungeziefer scheinbarer Genialität muß ausgekämmt werden, doch ohne daß die Haare ausgehen. Wir müssen erst viel miteinander tanzen um mit einander in Takt zu kommen, bis endlich Muthwille und Ernst sich wie Gabel und Messer verstehen. Ach du liebes Kind wo kauf ich das Vertrauen. Wehe da kommts mir vor, als drehtest du dich auf einem Absatz herum und sagtest: Es ist doch alles nichts. Oder du hattest Erhabenheit und liesest den Brief nicht Oder Muth∧wille und du machtest ein Papierknalle daraus. Es muß mir doch schon etwas begegnet sein. Du bist es nicht, aber du hast zuweilen den Anschein der Liebe in so öder Zeit, die nicht freyer macht in sich wie der Anblick des Himmels, den wir athmen, sondern wie der Stern, der verbunden der Erde sich nicht halten kann und keinen den er ergreift, und das endlich für Macht sich anrechnet. Warum soll ich das nicht denken, sind es doch dieselben Füsse mit denen ich auf den Berg steige und herunter. es ist mir immer dunkel, wenn ich meine Fackel putze
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Frankfurt den 28. Jan. 1808. Ich überschicke dem Herrn Bruder hierdurch den Hn Alvaro Agustin de Lianno, gebürtig aus Grenada, vormals Mitglied der Propaganda in Rom, jezt Priester der Jansenistischen Kirche zu Utrecht, begriffen auf einer gelehrten Reise erst nach Wien und dann nach Palästina. Der Herr Bruder wird finden, daß dieser Mann wegen seines alterthümlichen Wesens eigentlich selbst in das Wunderhorn eingerückt werden müste, in welchem Fall ich nicht viel an ihm zu ändern bitte. Sollte es aber wegen des Drucks zu viele Umstände machen, so werden wenigstens schöne Notizen über spanische Poesie von ihm zu erlangen sey¨n, wie er denn auch den spanischen Horaz, Luis de Leo˜n, mit sich führt. Der Herr Bruder wird ihm dagegen mit gutem Rath über literarische Plane u. drgl. an die Hand gehen, auch ihn mit H.n Zimmer bekannt machen. Vielleicht wird er auch Bey¨träge zur alten Zeitung liefern. Von dieser alten Zeitung aber, so wie von dem alten Zeitungsschreiber wünschen wir alle bey¨ Gelegenheit gute Neuigkeiten zu erfahren. Wir grüßen dich herzlich und ich bin Dein Freund u Bruder Savigny¨. N. S. Es wäre fast lächerlich, wenn ich noch hinzusetzen wollte, daß Don Alvaro ein sehr gelehrter, scharfsinniger und wegen seines eifrigen Bestrebens respectabler Mann ist: denn das alles wirst du ihm sogleich abmerken.
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Mein lieber Bruder! Ich habe deinen Brief soeben erst erhalten, und waß habe ich denn auf der Welt Gottes anders zu erhalten, als einen Brief von dir? Ich hätte dir die Lieder schon längst geschickt, wenn ich fertig wäre, aber ich finde täglich Einiges und manches Trefliche in meiner Nachlese, zu dem Wunderhorn selbst sende ich dir noch einige dreisig theils neue, theils vergessene Lieder. Zugleich nimmt mir Reichard, der eben kein 180
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bequemer Hausgenoße ist, viele Zeit. Alberti und Laroche sitzen bis jezt noch unthätig bei Jordis, denn Bülow mit dem sie eigentlich zu verhandlen haben, ist gestern erst mit seiner Frau zurück gekommen, ihr Geschäft ist dem König von Westphalen die Schönebecker und Haller Saline ganz abzupachten. Ich habe beide sehr lieb, Laroche ist ein ganz herrlicher Mensch, Er sah bei mir die Rungischen Bilder zu erst, sein Entzücken, seine Beschreibung, seine kindische tiefe Erklärung waren mir rührend. Durch Alberti kenne ich Reichards Geschichte und Gemüth ganz. Wenn ich nur auf der Welt wüste, wo ich bleiben sollte, alle meine geliebteren Freunde haben keinen bleibenden Aufenthalt, schreibe mir doch bestimmt, ob Görres in Heidelberg bleibt, schreibe mir ob du vielleicht Lust hast lang dort zu bleiben, wenn es auch nur ein Jahr wäre, so zöge ich wieder hin, lieber Arnim, kannst du dir denn gar nicht denken, wie sehr ich dich liebe, muß ich dir denn immer sagen, daß mich dein Anblick, dein Gemüth stärkt und erhält. Wenn gleich Reichards Familie auch herkömmt, so werde ich doch nie einen gründlichen Freund hier haben, auch verbreitet das Regierungs wesen hier manchen Ekel. Wenn du also dir wirklich eine Hoffnung machst, dir in Heidelberg zu gefallen, und länger dort zu bleiben, so will ich hinziehen; Zimmer ist mir sehr lieb, und wenn ich im Stillen mich mit ihm assosiirte, könnten wir einander vielleicht nützlich sein. Görres müßte mir freilich dann Hoffnung machen können, daß er noch länger dort bliebe. Es wird hier nach und nach so theuer, daß kaum mehr zu wohnen ist. Ich muß Ostern aus dem Hauß und weiß noch nicht wohin. Reichardt läßt dir auf die Väterlichen Ermahnungen deines Briefs sagen, der junge Mensch soll dencken, daß wir bereits in der Ordnung sind, er soll mir mehr von sich schreiben und meine Erziehung beruhen lassen. Ueberhaubt kannst du dir nicht dencken, waß er en Wix ist, beständig an Hof, besorgt der Königin die Masken, componirt Tänze für Sie, spielt sie mir vor, mir gefallen sie nicht, er ist glüklich, wie sehr sie ihr gefallen hätten, er exerzirt der Koniglichen Familie die Tänze ein, sie tanzt so gut als moglich darnach, den andern Tag erzählt Lepel bei Jordis seine Tänze hätten durchaus misfallen überhaubt hat er das Unglück, oft von seiner Liebenswürdigkeit und seinem Succes in einer Gesellschaft versichert zu sein, wo er grade das Gegentheil gethan. Deine Betrübniß über den Dietz von Schauenburg und die Belagerung von Fft wirst du beim Empfang gehoben finden, ich habe beides nicht zurückhalten wollen, ich hatte es früher zurückgelegt, um meine dir so angstliche Kritick 181
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nach und nach daran zu gewöhnen, ich tadle nie eine Aenderung, sie müßte dann so sein, daß sie ihrer Art nach mir das Buch selbst beleidigend machen könnte, solltest du je eine Kleinigkeit geschrieben haben können, die mir drückend wäre, ich bin ja herzlich bereit, laße Alles Weg, waß dir unter den von mir gemachten Änderungen unrecht scheint, laße alle die Lieder weg, die ich aus dem Meisterton in den Liederton gesezt, sonst habe ich nichts geändert, – du glaubst nicht, wie schwer ich dir einigemal sagte, dies oder Jenes scheine mir nicht recht, ja ich schwöre dir zu Gott, daß nichts auf der Erde je meiner Zunge schwerer geworden, so liebe ich deinen poetischen Wahnsinn, und so liebe ich, daß er nur dichte und schaffe, aber er ist zu göttlich, um zu restauriren. Der Diez ist mir lieb, aber bei weitem nicht so lieb, wie er von dir gedichtet zu werden verdient, wie du ihn dichten kannst, ich finde in deiner Verbindung eines lirischen Jesuitischen Buß liedes aus 1600 mit dieser grell geschehenen Handlung des 1200 ganz dein Talent zu kombiniren, aus Nichts zu schaffen, aber das Faktum hat sehr gelitten, es ist die schöne Freie Willenskraft des Ritters, die einen kleinen Theil des Liedes ausmacht durch die süße Zerknirschtheit des Bußliedes nur zu einem Appendix deßelben, und überdies aus Willenskraft zu einem Mirakel geworden, auch ist es aus keiner Zeit mehr, wie viel schöner gehörte es ganz neu deiner Kunst an, die von mir mit Strichen bezeichneten Stellen finde ich verwerflich als Reim oder als zu schnell. Verzeih der Kritick, liebte ich dich nicht, ich sagte es nicht, denn ich sage es ja nicht um in der Kunst Etwas da mit zu hindern oder fördern, ich sage es Allein, weil meine Liebe zu dir alles zu dir spricht, bei Gott Alles waß in der Berührung zu dir in meinem Herzen aufsteigt, du weist Alles, waß in meinem Herzen ist, ich bin so schlecht so gut vor dir als ich bin, ein Mensch vor dir, thue mir Gerechtigkeit, und Barmherzigkeit, denn ich bin dein groser Freund, ich traure um Alles, waß in dir stirbt oder schweigt, und liebe was lebt und spricht aus dir, du theurer, und wenn deine Liebe zu mir je untergeht, wie Alles, so traure ich auch darum. – Daß dir der Kupferstecher so zu Gebote steht, darüber bald mehr, ich bin dran einen Titel oder mehrere zu den Kinderliedern zußammen zu stümpern, und freue mich wenn er genug zeichnen kann Sie auszuführen. Wegen dem Geld sei unbesorgt, ich habe nie gedacht vor dem Ende der ganzen Sache Etwas von Zimmer zu begehren. Lasse kein Geld zwischen uns treten, ich aüßerte meine Freude auf das Honorar, weil ich grade durch einen traurigen Brief von Franz über Depensen erhalten hatte, 182
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bald mehr, wegen meinem Ziehen nach Heidelberg schreibe mir sogleich, weil ich sonst hier miethen muß. Auguste Grüst sehr, sie liebt dich herzlich. Clemens
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, vmtl. 30. Januar 1808, Sonnabend
Daß die Menschen in der Sprache fortschreiten, glaube ich allerdings, daß aber Schützens Graf von Gleichen in einer Sammlung altdeutscher Geschichten könne aufgenommen werden glaube ich nicht, die Liebe ist das älteste Lied und doch läst sich der Werther wäre er zerstückt nicht mit der Luzinden ergäntzen wie nah sie sich auch liegen, wo gar Jahrhunderte zwischen liegen, kann keine Begeisterung hin, sie kann nicht retour, nur Besonnenheit, und bescheidene Sorgfalt, kann flicken, das kann kein Dichter. Wenn wir alte Lieder der Zeit näher rücken, müßen wir es ganz gleichmäßig, sonst fallen sie um, wie Mauern die aus der senkrechten Linie kommen. Der Gothische Stiel umfaßt auch eine Welt, aber die Schlößer sind anders als die Kirchen, und in keiner Raubburg darf ein prächtige Kirchenorgel stehen, weniger eine Raubburg mit einer Orgel ausgebessert werden, denn wenn es gleich heist der Wind pfeift in beiden, so wird doch durch dieses vermischte Pfeifen das ganze aus der Wahrheit in die Zauberei gerückt, und diese hat keinen Stiel, als den Unendlichen. Im Diez finde ich nach deiner Behandlung das lezte eben so hervor gegangen, wie in deiner Bearbeitung des H. Sachs Tod. Es ist aber in jedem Kunstalter eine überschwengliche Zeit, ein Blüthenalter der Empfindung, und in diesem steht mein Geliebter Bruder mitten drinne, ein ganzer BienenHimmel, und so herrlich gelingt ihm auch alle Herstellung solcher Natur berauschten Poesie, will er aber ein steinernes Ritter bild, ein altes Schloß, einen Grabstein aus eiserner armer einfältiger Zeit, die zusammengestürzt, wieder aufrichten, so wäre er im Stand, ein Fenster quer auf mit einem Tulpenbeete zu zu mauern, oder dem Ritter einen Nachtviolen stock hinters Ohr zu stecken als Schreibfeder, da ich nicht einmahl grünes, nein dürres Epheu dazu zu nehmen wache und wenn er angorische Ziegen über den Kirchhof treibt, oder Seidenhäschen, wäre mir eine Eidexe höchstens ein Iltis, oder Hun lieber.. Du hast so 183
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viel Sinn für den Ländler und die Wiener Tanz musick, du kannst auch die Kuhreihen Melodie lieben, aber deine Zunge, die kennt nur den nordischen Rithmus, deine Beine haben eigentlich mehr Sinn für Dialeckt als deine Zunge. Ich halte auf Rithmus bei Volksliedern nichts, in so fern sie gesungen werden und daher Rithmus haben, oder in sofern sie so gedichtet sind, daß man sie tödten muß um ihnen Rithmus zu geben, viele aber die ganz im Rithmus gedichtet sind, und hie und da stolpern, denen soll man wie wanckenden Meüblen einen Span unterlegen. Alle Restauration darf nicht individuell sein, sonst wird es Instauration und zwei Genien, die sich die Hände reichen, und deren einer die Hand verlohren, sind nicht restaurirt, wenn ich hinten meine Hand durch steckte, ebenso wenig, wie in eine gemahlte Leda ohne Schwan, jemahls ein lebendiger Schwan sich verlieben wird. Waß du mir über die Kritick weniger sagst, die ich nur vor Augen habe, daß will ich gar nicht, ich habe eine Kritick vor Augen, die alle befriedigt, aber jene Wenigen sollen auch dabei sein. Du willst nur die meisten befriedigen, die sind mir nicht genug, um so weniger, wenn sie irre geleitet werden, und bei der ersten Erkenntniß nachher das Kind mit dem Bade ausschütten werden, und sagen, die ganze Pastete besteht aus Gänselebern, die eine Gänsekrankheit hervor gebracht, und ich eß keine mehr. Ich versichere dich, es liebt und ließt dich kein Mensch mit solcher Ehrfurcht, als ich, Betine, und Sophie es that, alle andern haben sich nicht die Mühe gegeben, deine Kunst zu verstehen. Am lächerlichsten sind mir aber die Komponisten die deine Lieder komponiren und nicht mögen, das sind solche Komponisten, welche auf notirte Lieder schreiben, Mignons Sehn∧sucht von Göthe und Reichard, und das macht mir Ekel. Wenn ich mit dir einen Prozeß anfangen sollte, wie man nach unsrer Art restauriren dürfe, damit sie als eine Art gelten könnte, würde ich gegen dich aufstellen, daß du dabei begeistert bist, daß du es thust ohne deinen Gesellen zu fragen, daß du eine Mühe dabei aufwendest, die es dem andern zur Grausamkeit macht, manches zu verwerfen, daß du eine Mühe anwendest, mit einem poetischen Triumphwagen deiner Fantasie durch ein Mausloch zu fahren um es zu zu stopfen, oder in eine zusammengeschrumpfte Blase um sie aus zu dehnen, daß dieser Aufwand von Mühe aber sich dadurch schon als ein hier unächter beweise, weil er wie dichtende Begeisterung in der Arbeit frei wird und aus sich selber wie wildes Fleisch wächst, und fällt, wenn du Flaschen auffüllst, dürfen sie dadurch der Fluth und Ebbe des Poetischen Ozeans nicht unterworfen 184
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werden, sonst schwimmt bald alles im Keller und geht caput. Waß aber am meisten gegen die Gültigkeit deines Zustandes in dem du restaurirst, spricht, ist, daß er dir nicht gleich ist, daß du es oft noch besser kannst, und früher dir doch gut genug war, daß du drin ermüdest, daß du es oft lassen kannst, kurzum du dichtest, und wenn du in Zug kömmst, kannst du nicht glauben, wie angst und bang mir wurde, denn in einem poetischen Fieber von 1808, nahmst du hintereinander alle Saecula vor, und gabst ihnen oft wieder willen und ohne Noth von deiner Hypocrene. Aber das ist alles leeres Geschwätz und ist nicht des kleinsten Liedes werth, daß du in jenem Athem dichtest, den ich als einen ausgemachte Kartoffeln und Korn in die Blüthe treibenden frucht schwangern Sirocco tadle, könntest du nur die Welt so anhauchen, so wäre Goldne Zeit, die hat keine Vorzeit, und keine Vorurtheile von Kritick. Aber in einer Zeit, welche Kritick aus∧übt, ist Kritick noth∧wendig. Waß du über Görres und Jean Paul sagst ist treffend und sehr schön, aber frage beide über einander und über sich, du wirst hören, daß sie recht haben so hast du auch Recht, ich mag sagen, waß ich will, denn herrliche Geister haben ihr Echo in sich und der Welt, weil diese nur da ist, weil sie sie so nehmen und es Ihnen nie noth thut, sie anders zu nehmen. Alleweil sagte mir die Fränz, daß hinter dem Museum viele Alte Bilder, wie ich sie hätte, ständen, ich laufe hin, da liegen alle die Fürsten und Verwandte des Hessischen Hauses zertrümmert, die Handwerker, stoßen stücken aus den Langen Holztaflen, um die Tafel unter den Rahm zu bringen, es sind viele herrliche Bilder drunter man schleift sie auf den Speicher, der Konig hat sie aus dem alten Fürsten∧saal herausschmeißen laßen, es scheint nicht, als wolle er die vorigen Dinastien würdigen, die goldnen Tapeten hat er herunter gerissen, und die schönen Bilder der Landgrafen en Stucco sind in Stücken mit Äxten umgearbeitet worden. Die Bibliotheck sollte Zutapeziert werden und Ofen hinein gesezt um Ball drin zu halten, o weyele weh! Schreib mir, ob du Görres lieb gewinnst. Ich glaube es hat kein Philosoph so viel Herz. Gestern habe ich dir mehr geschrieben, hiebei das Wahrheits lied. O Grimm grüßt dich. Dein Clemens. grüße Hulda, und fange an der Rudolphi zu demonstriren, daß ich sie zu mir nehmen werde, und zwar bald, Auguste wird besser. Wenn Luise hier ist, nehme ich Hulda gewiß, sie kann herrlich bei Augusten Klavier und bei jener Musick lernen, es wäre mir lieb, wenn du ihr von Augusten erzählst, und ganz einfach. Grüße Zimmer. Clemens 185
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Von der Battberg habe ich ein Päckchen erhalten worunter kaum ein Lied war, die hat sich zu∧sammen gearbeitet, auch vom Weinheimer Grimm einen Liederbrief mit nichts gar nichts, Wenn du mir eine Freude machen willst, so halte mir, waß Nehrlich und Batt∧berg dir gesendet zu∧sammen, verliere nichts, du Papiermache´ fabrikant, ich will allen Vorrath, dann zusammen binden laßen, waß mir eine wichtige Sammlung werden kann. Die Battberg sendete bei liegendes Lied das ich ins Morgenblatt senden sollte, mache ein Umschlag drum und sende es hin. Wenn du aus Nehrlich hast abschreiben lassen waß du brauchst, so sende mirs, es macht mir Freude. Hiebei auch das Original des Wahrheitslieds. Wenn dir meine Veränderung vielleicht zu den Kinderliedern zu passen scheint, so thue sie dahin, wonicht vernichte sie. Die Post geht ich kann sie nicht finden
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Du kleiner Mann, du kleiner Mann was kanst du machen? Ich kann wohl spielen auf meiner Trumm, Rum bum bidi bum, so macht mein Trumm Rum bum bidi
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Von Caroline von Labes nach Kassel Berlin, 30. Januar 1808, Sonnabend
Lieber Louis Beide Briefe von Dir, vom 11tn xbr a. p und vom 1tn Jannuar habe ich richtig erhalten; würde dir auch selbige eher beantwortet haben, ich überlegte aber, daß diese (NB Antwort) nicht das Postgeld werth wahren denn ich hatte dir nichts als die bekandte alte Geschichten aufzutischen: leider ist noch alles auf den betrübten Fuß bei uns, ohne die mindeste Erleichterung, und ohne Genuß der sonstigen Vortheile eines Friedens: – waß soll endlich aus uns werden? – Keine Gelder kommen mir nirgend nirgend, ein, und immer muß ich zahlen und dazu borgen: auch Deinen Bruder gehet es nicht beßer – ich kan ihn und dir nicht eher zahlen, bis meine Pfandbrief Zinsen mir eingehen, die ich nun schon 3 termine zu fodern habe, von welchen man mir wenig hoffen läßet, wenn es zum Zahlen komt. Jetzt ist mir ein Ordonnateur hier einquartiret worden: meine Güther sind auch noch besetzet, Gott weiß, ob ich nicht auch den diesjährigen Sommer werde auf den Auffenthalt 186
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aldort verzicht thun müßen. Kurtz es sind betrübte Zeiten, und dennoch ist die hiesige race, munter und lustig, nemlich die, so bei dieser Gelegenheit Geld schneiden und reich werden. Über der Räumung unserer Stadt und der Mark weiß man nichts zuverläßiges: zuweilen läßet man es uns hoffen, und kurtz darauf ist alles wieder vernichtet: Mein Sohn ist noch in Paris, und zwar noch immer auf unbestimte Zeit, es muß eine sehr harte Verstopfung in den Geschäffte sein, wenn sie nur nicht den Brand bewürcket, als welcher gemeinigl. das traurige final einer hartnäckigen Verstopfung zu sein pfleget – Übrigens erhält sich, trotz allen Kummer, meine Gesundheit noch immer, und was noch mehr ist, ich habe sehr zugenommen, zu meiner und aller verwunderung. Die Hoffmann lebt noch und ist wohl, desgl. die Köppen, auch die Tischern, die mir bei jetzigen Umständen doppelt inpayable ist, Alle empfehlen sich dir bestens, auch die Moritz die sich in allen Briefen nach dir erkundiget. Ich habe mir am 26t im Stillen Deiner errinert; und Mütterliche Wünsche Dir geopfert, daß Du noch lange, Offt , diesen Tag in Gesundheit und Zufriedenheit erleben möchtest. Amen. Für die mir beschriebene dortige Krönungs Feyer dancke ich Dir, könte sie aber mir wohl Freude machen? Nun so lebe den ferner wohl, in Deinen Kanaan, doch vergiß dabei nicht gantz, deine 78jährige Großmutter v. Labes Berlin d 30t Jannuari 1808.
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Çneben Datum:È Die Blocken lebt alleweile hier mit ihren Kindern bei der Schwiegermutter, ihr kleiner Sohn ist gestorben, sie ist sehr mager doch aber noch immer so beredt wie sonst; ihr Man ist vom Hertzog von Oels mit dessen Vatters Ordens zum Könige geschickt worden, er ist d* 24t hier abgereiset Ç1r alR:È Ich hoffe du hast meinen brief vom 8t xbr. a. p. erhalten
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Aus den Friedenfelder Hause Hochwohlgeb* empfohlen zu H Banquier Cassel Carl Jordis frey
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. und 31. Januar 1808, Sonnabend und Sonntag
Was den Lippen gegönnt ist, gönnt man nicht leicht der Feder lieber Arnim, sonst hätte ich dir schon viel früher geschrieben. Auch hier war Ball die ganze Familie war dort, die Bettine nicht, sie blieb zu Hauß um an dich zu schreiben es wurde aber auch nichts draus, sie saß am Ofen und hatte das Tischgen mit dem Schreibzeug vor sich, (Goethe lag auf dem Sessel) da kam Besuch – rath wer? – Der Anton der sezte sich zu mir sprach viel von der Almacht Gottes, von schönen Gegenden, und von meinem guten Herzen, ich wär doch gewiß die beste unter den Geschwistern, und schien er mir ganz gescheut, als er weg war nam ich die Biebel laß die Epistel Pauli an die Römer, es war schon 11 Uhr ich lag im Bett wollt eben mein Lichtlein aus-löschen, da kam Savigni herein erzählte mir das Gunda sehr besorgt um ihr Kind sey, es habe einen rauen Hals und Husten, so ging ich den mit, und blieb die Nacht bei ihr, da sie nun mancherlei brauchte so ward ich oft geweckt, und weil ich denn gewohnt bin immer mit Gedanken an den einzuschlafen den ich lieb hab – es war Montag Nacht, weißt du nichts davon? Wie wenig kennst du mich Arnim! Ach wie wenig wenig kennst du mich: sieh wenn ich das nicht wüßte, ich würde über deinen Unglauben erzürnt seyn, willst du auch die Hand in die Wunde legen eh du an Gott glaubst, – Seelig sind, die nicht sehen, und doch glauben. Ei freilich drehte ich mich mit deinem Brief auf einem Absatz herum und flog damit vom Comtoir in mein Zimmer, denn was konnte mich flincker machen als die Begierde ihn zu lesen; freilich ward der Trieb zur Erhabenheit (wie Du dich ausdrückst) recht machtig in mir, denn ich mußte mit flüchtigen Gedanken einen Stoßseufzer zum Himmel schicken, noch eh ich den Brief erbrach, aus Freude daß du mir zuerst geschrieben hattest, freilich freilich ward mein Muthwille im höchsten 188
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Grad rege, was kann mich lustiger machen was kann mich mehr ergözen, als der Augenblick in dem du mich liebst, und denn du mir so freiwillig gestehst. – und dieß dauerte bis hier an dieß Capitel, wo du mich ordentlich herunter machst; schäm dich! weist du warum dir nur bei mir ein fällt was dir nie bei andern Mädchen eingefallen ist. weil ich dich nicht lieb hab wie andre Madchen, und weil du das noch nicht verstehst, und weil Du mich nicht lieb haben sollst wie Andre sondern ganz allein wie mich . Ich hab Musick lieb sie ist mir werth wie das Leben, sie kann mich erfüllen, so auch die freie Natur der Sommer draußen wo keine Menschen∧hände gearbeitet haben sondern nur Gottes Hand sichtbar ist, so auch Goethe dem ich werth und erfrischend bin, keines dieser 3 könnte dich mir ersezen oder mich trösten, wenn du mir verlohren gingst, du aber auch nicht über sie; so treu bin ich, und will ich ewig sein Ihr steht wie Seulen aufrecht in meinnem Herzen wenn eine sinkt stürzt der ganze Tempel ein und zerschmettert mich, was willst du nun mehr; wenn ich dir sag, daß an Dich, Pfeiler! mein Altar erbaut ist, geh! glaubs doch daß ich dich lieb habe mehr als von einem menschlichen Herzen erwartet wird. mach mir den Kummer nicht mehr, daran zu zweiflen, weil es doch wahr ist, der Todt ist ohne dem ein blinder Simson. Wenn du mich um nichts anders stören willst als um die Saiten, die sind schon abgeschickt an Reichard, denn ich wußte ihre Addresse nicht, wir haben Briefe von Claudine über Clemens es ist nichts Tröstliches darin sie meint es würde nie etwas gutes oder viel mehr nur erträgliches werden, es fing alle Tag von vorne an, immer die alte gelt die ist gut gemahlt. ich war gestern bei Voigt, hab seine Zeichnungen gesehen da ist unter andern ein Bildgen; ein dunkel blauer Vorhang davor steht ein Ruhbett, worauf Sie sizt, die Füße grad aus gestreckt, auf ihrem Schoos liegt Er, auch grad aus gestreckt und schläft, die Arme um ihren Leib, die Hände gelöst vom Schlaf und Traum, Sie schläft auch, den Kopf auf den seinigen gebeugt und umfängt seinen Hals träumt aber nicht, schläft recht sicher, auf dem Tisch stehen die Blumen, das Licht mit dem Schirm, die sind vergessen, von Denen, diese aber von der Welt, und sind allein glücklich in der Ruh, und wissen nicht daß ihr Bild noch alles auf dieser Erde verrathen kann was ihnen alles im innern wohlthut, denn sie schlafen ja und sind im Traum glücklich, und nicht auf Erden. – 189
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Arnim ich mögte viel geben, um daß Du ruhig schliefst und nicht mehr (mir das Herz) so schwehr träumtest, überhaupt hab ich den unwillkührlichen Zweck dir in meinem Herzen eine sichre Wohnung zu erbauen wenn ich nur recht reich wäre an allem was du bedarfst, aber man giebt ja Doppelt wenn man annimt von dem, dem man geben will, und so werde ich ja nie zu arm werden, und einer von Uns wird sagen: »Ich liege und schlafe ganz mit Frieden; denn allein Du hilfst mir daß ich sicher wohne.« – aber welcher?? Sonntag den 31ten Heute ist mir nicht wohl lieber Arnim, ich wollte du wärst hier, im Zimmer, und sprächst mit mir, daß ich recht gewiß wüste, daß ichs recht ernstlich fühlte, daß wir uns Lieb haben und Freunde sind; heute Morgen hörte ich von einem Armen Mann dessen Frau ihm einen Knaben gebohren hatte, er war bei der Toni gewesen um Sie zu bitten ihn taufen zu lassen, da diese nun krank war so wollte ich gern es thun, ich ging mit Cr: Schlosser der mir grade in Weg kam zu den Leuten, als ich hin kam starb das Kindgen es hatte die Nothtaufe bekommen, der Vater weinte so bitter daß ich noch davon beklommen bin, und in meiner Traurigkeit dachte ich immer wenn Du nur da wärst! Warum bist Du nur fort! weißt du nicht daß die Zeit auch fort eilt, und nicht wieder kömmt; für mich nicht! gewiß nicht. Du gingst aber immer weg wenn ich dich lieb hatte, daß ist nun so mein Schicksal. Ich mögte wohl mit mehr Recht als die Israeliten fragen: Was war dir, du Meer daß du flohst? und du Jordan daß du dich zurück wandtest?, denn ich wollte ja nicht wie diese, trocknen Fusses durchwandern, um in ein besser Land zu kommen, ich wär gern drin versunken. man sieht doch daß ich viel in der Biebel lese. Bettine
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Ç2v–2r aoR kopfstehend:È lieber lieber Freund! ich habe keine Papier knalle aus deinem Brief gemacht, ich hab ihn oft gelesen; schreib bald wieder, ich hab ihn mit genommen wenn ich zu Bett ging, wie Goethes Sonnette; schick mir auch die Blätter, die du mir nichts schickst weil du glaubst es mache mir keine Freude, alles alles von dir ist mir Liebe.
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Grüße Zimmer, Görres und Hulda und Rudolphi, Zimmer soll mir schreiben, noch ist kein Buchhändler hier, Dietrich bleibt ein Lump und Lügner, wenn Zimmer nur Filial Handlung hier anlegte! Levrault von Strasburg ist hier, nachdem ihn die Minister förmlich zu grosen Entreprisen mit Druckereien hier her gerufen und er sich schon in manche Unkosten gesteckt, findet einer von Metz, wie man sagt ein Filou durch Kammerdienerliche Rekommandationen einstweil königliches plein pouvoir und Levraut ist ziemlich in Verlegenheit der Rudolphi sei so gut nach und nach zu eröfnen, wie daß ich Hulda sobald Reichards hier eingerichtet sind, wegen der Sing und Musick Akademie bei Louisen zu mir nehmen werde, ich will ihr auch bald selbst schreiben, du könntest mir sie dann nach Fft bringen, zu Betinen oder Savigny von wo ich sie holen würde dein Auguste grüßt, Bruder sie hat dich sehr lieb. Cl Brentano
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Herrn von Arnim bei Buchhändler Zimmer Heidelberg
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, zwischen 31. Januar und 2. Februar 1808, Sonntag und Dienstag
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 1. Februar 1808, Montag
Siehst du da bin ich wieder, und plag dich, hab doch gar nichts zu sagen als was ich alle Tage sag: Arnim lieber Arnim! Ich bin seitdem Du weg bist, noch nicht aus dem Hauß gewesen, auser bei der Fr: Goethe in meinem Zimmer, scheint es mir dich so nah zu haben, daß ichs nicht wage, einen ganzen Abend weg zu bleiben, Ach die Liebe ist eine Gabe Gottes seelich wer Doppelt erndtet was er gesäet und immer wieder säet was er erndtet. und immer die Fülle hat, und nie genug. 191
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Wenn der Gärtner eine Blume recht schön und in voller Pracht erziehen will, schneidet er das überflüssige Gezweige und Wurzel ab, ja er läst sogar nur eine Knospe zur Blüthe kommen soll ich auch mir das überflüssige Leben abschneiden? um das die eine Blüthe, die ich so werth und lieb halte, recht einzig schön und herrlich werde? wenn aber als denn die einzige Blüthe mißglückt so ist die ganze Pflanze hin. Gestern hab ich an Goethe geschrieben, mit mehr Eifer als je, was will das heisen? Ich denke wenn man ein Herz recht ernsthaft liebt so liebt man die ganze Welt, und sie wird nur ein Spiegel für das geliebte, wie der Strom für seine Ufer. Du lieber bester, du wunderbarer – dem ich gern noch viel sagen mögte da kömmt Hofmann Bettine 1v
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 2. Februar 1808, Dienstag
Heidelberg d* 2 Feb. 8. abzugeben bey H. Buchhändler Zimmer. Ich bin vielleicht ungerecht, liebe Bettine, aber Du bist nicht gerecht, daß du so lange nicht schreibst; ich glaube, wenn Du es Dir nicht vorgenommen hättest, du wärst – wahrhaftig ich mein, Du bist mir nur aus Eigensinn gut und wenn Du glaubtest, daß ich Dich recht lieb hätte, so würdest Du mich bald vergessen haben. Die Frau Kreutzer fragte mich neulich in der Folge ihrer Fragen über Dein ganzes Haus, ob Du noch so lebhaft wärst? Weist Du, daß Du mir beym Abschiede sagtest, daß ich dein Leben wäre, da wäre ich ja sehr lebhaft, und Kraft dieser Lebhaftigkeit sage ich Dir, daß Du nicht zu leben weist, da Du nicht schreibst; ob es wahr ist, weiß ich nicht, es ist nur gesagt weil ich sehr lebhaft bin, man kann erstaunlich viel thun uÇÇndÈÈ noch mehr unterlassen, wenn man sehr lebhaft ist, besonders das Schreiben. Ich habe kein Versprechen vergessen, daß ich aber noch keine Kringel gesandt, das entschuldige bey Meline mit der Unmöglichkeit sie auf192
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zufinden und finde ich sie, so fürchte ich immer ich bring sie nicht ganz nach Hause. So geht es mir immer, wenn ich den Kindern von Görres was bringe, je länger der Weg, je schlimmer für sie. Wenn der Himmel es nur mit seinen Wohlthaten nicht auch so macht, – wissen wir es doch nicht ÇmehrÈ. Morgen ist grosses Concert, wo ich den Flor hiesiger Frühlingsluft in lebendigem Weltathem schweben sehe; wie selten hast Du mir etwas vorgesungen und wahrscheinlich singst Du Dir jezt wieder ein Fieber um in Georgs Concerte ausserordentlich zu seyn. – Schone Dich, liebe Bettine, sey einmal ordentlich und schreib; ich küsse Dich doch in Gedanken Achim Arnim. No 2
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An B. B. Heidelb* d* 2 Feb. Ich bin vielleicht ungerecht aber du bist nicht gerecht? Ich glaube, wenn du es dir nicht vorgenommen hättest, du würdest mich bald vergessen haben. Fr. Kr. fragte mich ob du noch lebhaft, du nanntest mich dein Leben, so bin ich lebhaft, so ist nur zu sagen viel erlaubt um mehr zu unterlassen. Je länger der Weg je schlimmer für mich, so mache ich es auch, wenn ich Zuckerwerk den Kindern von Görres bringe ich esse unterwegs die Tüte ler. Wenn es der Himmel nur nicht auch so macht – wissen wir es doch nicht. Ich sehe heute die Frühlingsflur im Weltathem der Musick, wie selten hast du mir etwas vorgesungen, und du singst dir jezt vielleicht ein Fieber um auf Georgs Concerte ausserordentlich zu seyn. Sey ordentlich und schreib.
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An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 2. Februar 1808, Dienstag
d* 2 Feb 8. Heute Nachmittag ist Thibaut von seinem Collegio ausgescharrt worden, ich eile Dir lieber Bruder, diese Begebenheit gleich mitzutheilen, damit Du Deine Maasregeln deswegen zu nehmen weist. Das hat er von seinen drey Stunden tägligen Pandektenlesens, ich könnte als Zuhörer zum Meuchelmörder an ihm werden, wenn er mir so die akademischen Jahre in ein servitus stillicidii verwandelte, um mir sein Wasser tropfen weis ein zu trichtern. Da hat er es nun, das wäre eine Freude für Clemens gewesen! – Deine Gansenisten sind richtig angekommen, ungeachtet Martini vorbey war, ich habe ihnen alle Dienste geleistet, konnte aber nicht verhindern, daß die Leute auf der Strasse sie für Polnische Juden angesehen haben. Ich brachte sie zu Zimmer zum Mittagsessen, wo sie entsetzlich frassen, besonders der kleine Anachoreten schüler, der aus seinen feurigen rechtgläubigen Augen verzweifelte Blicke in die Schüssel warf. Du hattest den Spanier so zur Produktion gekitzelt, daß er seine Gänsegeschichte schon in vier Bände 8° beendigt sah, Zimmern ward ganz bedenklich zu muthe, er wollte alles in Verlag nehmen, zerschlug sich aber noch glücklich, weil sie es vornehm treiben wollten. Ich führte sie zu Schwarz, der den frommen Mann durchaus zur Indischen Mythologie verführen wollte, da sollten sie hinziehen und Nachricht bringen. De Wette schlug sie kaltblütig von sich. Daub setzte die Mütze auf ein Ohr, konnte aber nicht viel Französisch heraus bringen; ich nöthigte ihn, daß er ihnen Anzeige in den Jahrbüchern versprach. Marheinike war Feuer und Flamme, er meinte selbst darüber zu schreiben, aber er hätte gefürchtet damit anzustossen. Sie wechselten ihre Adressen, die Zeit mag lehren. Am Abend sind sie mir entschwunden und am Morgen suchte sie mein Blick vergebens. – Was mich nun betrift den Zeitungs∧schreiber, so lebe ich recht wohlfeil {der verfluchte Wirth in Frankfurt hat mich geprellt und ich hab die Tochter nicht angesehen} und recht wohl, ich wohne im dritten Stockwerk und esse bey Zimmer, meine Zeitung wird aber in Bänden nicht stückweis ausgegeben, weil sich das einzeln sosehr verliert, ich bin viel zuhause und rangiere meine Gedanken, viel bin ich auch bey Görres, der sehr fleissig und talentreich studiert: Der Neckar ist hoch angeschwollen wie mein Tintfaß, jener wirft Steine ans Land, mein Tintfaß Verse, so muß ich schliessen, damit es mir 194
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diese prosaische Anwendung verzeihe Ich bin jezt beschäftigt in Cassel die Oper und hier eine Zeichenschule zu organisieren, ich habe heute den Bund zweyer Künstler zustande gebracht. Wenn ich über meine grossen Beschäftigungen Zeit gewinnen könnte, so grüste ich noch wohl herzlich deine Frau und Kind, und sagte Dir ein Lebewohl! Achim Arnim
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*644. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 4. Februar 1808, Donnerstag Von Caroline von Labes, 12. März 1808: jetzt beantworte ich den Deinigen vom 4tn Febr Ç...È auch ich hoffe sehnlich Ç...È auf Erlöhsung (Nr. 693,8–11).
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 4. oder 5. Februar 1808, Donnerstag oder Freitag
Ich kann nicht begreifen warum mich der Himmel so straft? sollten meine zwei Briefe verlohren gegangen seyn? es ist unmöglich! ich öffnete mit klopfendem Herzen dein leztes Blatt, ich dachte du würdest erfreut über meine Liebe recht viel freundliches schreiben, nun find ich aber nur unverdiente Vorwürfe, und Unglauben, der mich mehr kränkt, als wenn du gar nicht geschrieben hättest, wenn du denn so geringe Idee von meinem Herzen hast, als hätte ich dich nur aus Eigensinn lieb, so sollst du mir gar nicht mehr gut seyn so will ich nichts von dem Liebhaben wissen, bilde dir nur immer ein was du willst, fassest du doch nicht einmal ein Herz das sich dir fest anschmiegt. Gestern den ganzen Tag war ich ungedultig die Post war ausgeblieben, Abends dachte ich noch; gewiß hat er dir geschrieben, hättest du nur den Brief jezt, du könntest so froh einschlafen könntest so recht alles durchträumen was er dir liebes sagt, warum Die Post nur heut ausbleiben mußte? nun weiß ich’s wohl warum sie ausgeblieben ist, ich sollte nur eine traurige Nacht ersparen. Zweimal hab ich dir geschrieben; eine Antwort auf deinen ersten Brief, und gleich den andern Tag, schrieb ich auch, da kam Hoffman und ich schickte den unterbrochnen Brief so fort, an Hrn Büchhändler Zimmer addressirt, 195
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frag ihn, vielleicht sind sie bei ihm liegen geblieben, und es wird dir dann leicht werden, einzusehen daß ich nicht ungerecht bin, daß ich nicht so leb haft bin, um nicht schreiben und leben und lieben zu können, was dir sonst schwehr werden mögte, ich kann dir gar nichts mehr sagen, ich bin so aergerlich; es braucht nur diesem Brief auch so zu gehen wie den beiden andern, um daß Du mich für recht leichtsinnig für eitel, ja für etwas hälst was ich gar nicht sagen mag und doch! ich muß dich noch lieb haben, ich muß dir noch um den Hals fallen und dir tausend mal Adieu sagen, ehe ich diesen Brief fort schicke, ja du bist mein Leben! lerne nur auch so lebhaft lieben, als du lebhaft unrecht thun kanst du böser Guter, der mir doch wohlgefällt, weil er so böse seyn kann, es ist ja um meine Liebe um die du zankst, gelt du hast mich lieb? gelt du hast mich recht recht lieb? ach was läst sich sonst viel fragen? Wär dein Himmel nicht weiter von Dir, als der meinige von mir seitdem ich dir gut bin, so brauchtest du auch nicht zu fürchten daß die Länge des Wegs, seine Wohlthaten zertrümmert wie Die Kringel für Meline. kömmst du denn bald wieder? morgen sind es 14 Tage daß du weg bist; Arnim Arnim! es ist dein eigner Wille daß Du nicht bei mir bist, wenn es nun endlich ein mal des Schicksals Wille wird ach ich fürchte mich vor der Zeit, wenn wir beide Den Bann nicht aufheben können werden, und ich mir nicht sagen kann; Er kann so leicht wieder hier sein, in einer Nacht. Ach du weißts nicht wie ich lieben kann, und wirst auch nie erfahren mit deinem Mißtrauen, geh nur hin, hör singen und klingen, ich hab erst zweimal gesungen in diesen Tagen, und sing mir kein Fieber um ausserordentlich zu seyn, du hörst ja nicht, ich hab dir so selten etwas vor gesungen weil ich keinen Muth hatte und keine Stimme; »denn gleich im ersten Augenblick »flog dir mein Herz entgegen ich war noch nicht im Concert noch nicht auf dem Bal nicht in der Oper während du weg bist, ich war zu Hauß bei Dir, und zu weilen bei Goethe dem ich geschrieben hab von Dir, ich war in stiller unbeweglicher Erwartung der Zeit die dich mir wieder bringen sollte, und sammelte mir alle freund freundliche ErinnerungeÇÇn wieÈÈ ein Baum den Maythau, und ich war ruhig, und dachte es all ein∧zusaugen nach und nach, und eine recht erquickliche kräftige Nahrung mir zu geben da kamst du aber wie ein recht bitterer scharfer Sturm, und schüttel196
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test die bedächtigen und stillen Aeste, und wußtest nicht warum ich so still und bescheiden that, und alle Seegens Tropfen fielen wie Thränentropfen zur Erde. siehst du’s nun? dann sagst du zu mir schone dich liebe Bettine, und hast mich doch erst weg gestossen; Nein nein, ich kanns nicht verzeihen daß du mein Herz so schlecht glaubst daß es dich vergessen könnte wenn ich dächte daß du mich lieb hättest; ich frag dich; warum bist du mir denn Gut? wenn du so etwas glauben kannst? ich mag deine Freundschaft nicht wenn ich sie dir nicht abverdienen kann ich mag sie nicht wenn du mir nicht gut sein mußt um meinetwillen, sondern nur gut seyn willst. Ach lieber lieber Arnim wärst du nun hier, so könnte ein einziger Blick von Dir mich trösten. ich bin nicht von Schlossers Meinung der behauptet die Liebe soll keinen Plaz für alle übrige Beschaftigung eines edlen Lebens wegnehmen; ich will im Gegentheil sie soll uns ganz in sich verwandlen, es soll ausser ihr nichts, und nie was geschehen, es soll durch sie und in ihr alles wirken was uns herrlich macht. Du bist ja herrlich du bist ja gut du bist ja mein, was war ich denn sonst? Adieu ich nehme Deinen Kuß in Gedanken recht gern an und geb ihn treu wieder und nehme ihn aber auch wieder und heb ihn dir auf Bettine An Herrn Baron Achim von Arnim abzugeben bei Hr. Buchhändler Zimmer in Heidelberg
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 6. Februar 1808, Sonnabend
Heidelberg den 6* Feb 8. Drey Briefe von Dir, mein lieber Evangelist, drey Pulsschläge mit einem zu beantworten ist gegen die Gewohnheit meines Herzens, so werde ich denn diesen Brief in drey Abtheilungen bringen. In der ersten wird gehandelt von der Freundschaft, die Du im ersten Brief mit der Poesie in einen Collisionsfall gebracht hast und daher schon im zweyten Briefe von dem Untergange unsrer Liebe sprichst und trauerst. Am Schlusse über die Collision zwischen Freundschaft und 197
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Geld. Du sagst meine Freundschaft ist Dir lieber als Deine Poesie, dafür dank ich recht sehr, aber warum den einen guten Kerl wegdrängen um den andern aufzunehmen, während die beyde recht gern in einem Zimmer zusammen schlafen und einander die Zeit vertreiben, weiter haben sie doch nichts mit einander gemeinschaftlich; deine Poesie würde mir gerade so lieb seyn wie jezt, ob wir uns kennten oder nicht, eben so wie ich Deinem Urtheile über meine Poesie nicht im mindesten mehr traue, weil Du mein Freund, als jedem andren Urtheile, das von Fremden kömmt, das heist, ich gebe in dieser Hinsicht auf andrer Urtheil gar nichts; wenn sie mich verstehen, so machts mir Freude, wenn sie es nicht thun, ists mir leid, kann aber darum doch nicht anders, als nach meiner Vollmacht handeln. Nicht aus Freundschaft habe ich je nachgegeben, wenn ich an meinen Bearbeitungen umgearbeitet habe, sondern weil es ein gemeinschaftliches Unternehmen war, wobey dein Urtheil so viel galt wie das meine; es giebt keine Poesie, die man nicht eben so wie die Mahler ihre Gruppen nach der Beleuchtung des Orts verändern könnte, ohne in die Bedeutung des ganzen Bildes einzugreifen. Was Du über Restauration sagst ist im Allgemeinen rechtschön, es könnte wohl so seyn – aber es ist nicht. Bey vielen antiken Statuen ist es bis jezt noch zweifelhaft, was Restauration ist, manche wäre ohne eine geniale Restauration nie erkannt und gewecket und das in einer ganz untergegangenen Kunst. Von dem berühmteste Gemälde Raphaels die Transfiguration ist es zweifelhaft, wie viel er dran gemacht hat. Von dem berühmtesten epischen Gedichte der Iliade ist es zweifelhaft, was jeder einzeln daran gemacht bis zu Wolf konnte man sogar die Stücke nicht unterscheiden. Bey Skakespeare ist kaum zu erkennen, wie viel aus den älteren Stücken genommen; ebenso beym Plato, bey Schelling, bis wir die älteren Stücke kennen, ja es ist der Reitz dieser sich fügenden Aus∧bildungen mit ihren grellsten Gegensätzen von Jahrhunderten, der so in einem Einzelnen ein Merkzeichen für Jahrhunderte aufstellt, und darin liegt es, daß unser Wunderhorn etwas ward, was bis dahin noch nicht vorhanden, die Menschen, die bis dahin hundert alte Lieder blos als Merkwürdigkeit, als Sinnbilder einer andern Zeit hatten vorüberstreichen lassen, sahen die auf einmal mit ihrem eignen Worte verbunden. Der lebende Beweis davon ist Göthes Recension von Anfang bis zu Ende, die grellsten Verkettungen von Altem und Neuen sind ihm die liebsten, denn nur in diesen bewährt sich ihm recht die Lebenskraft des Alten. Willst du alle befriedigen, so befriedigst du 198
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keinen, denn das Alle ist das Unbestimmte, aber zwingen kannst Du alle, wenn Du mit den meisten verbunden. Du siehst daß ich hierin so unverändert innerlich einig geblieben bin seit der ersten Arbeit am Wunderhorne, daß es also wohl meine Natur seyn muß und du als Studiosus mustest mir wohl ansehen, wie ich genaturet was. Um die guten Leute die Büchergelehrten Antiquarier habe ich mich nie bekümmert, am meisten hatte ich das werdende Geschlecht der jungen Kinder vor Augen wie Hans Pfriem und warf ihm Apfel und Mandelkern zu. Alles das soll nicht zur Vertheidigung meines Frankfurter Liedes und meines Dietz von Schauenburg gesagt seyn, so wenig ich Deine antirestaurirenden Bilder gegen Deine Bearbeitung des Wahrheitsliedes richten will; wenn ich Dir gleich erzählen könnte, daß in dem Frankfurter Liede der Irrthum absichtlich war, weil schon im Magdeburger die Personificirung der Kanonen als bellende Hündlein vorkommt und mir das Bild von solchem anlaufende Lanzknechte gefiel. Wenn du ferner die Handlung des Dietz von Schauenburg für so ganz und gar 1200 mässig ansiehest, so wirds dich verwundern, daß in der Revoluzion ein Kerl während er sich unter die Guillotine legte ein Messer verschluckte, das er sich heimlich beygesteckt, nachdem er es seinen Kameraden erzählt um das Guillotine Eisen stumpf zu machen, was ihm auch gelang, er war geköpft, aber ein Stück aus dem Eisen gebrochen. Gelt, das schmackt doch etwas nach 1199½. Doch wiederhole ich Dir, daß mir an beyden nicht viel liegt, daß es mir ganz recht ist das Frankfurter unverändert, alt aufzunehmen, daß ich den Dietz gar nicht aufnehmen will, wenn mir nicht noch eine Dir wohlgefälligere Bearbeitung gelingt. Eine Erläuterung aus der Englischen Literaturgeschichte möchte ich hinzufügen, wenn mir nicht mehrere Namen vergessen wären. Nirgends ist die Nachahmung der alten Romanzen weiter getrieben, es ist einer, ich habe drin gelesen, der hat seine Arbeiten wohl zwanzig Jahre für alt auch bey den gelehrtesten Kennern ausgegeben, aber unter allen diesem nachgemachten Alterthume ist nie etwas erschienen, was den Geist der Zeit so lebendig berührt hat wie Macpherson mit seiner Neumachung der alten Gedichte, das geht so weit, daß man jezt kaum die alten sehr merkwürdigen Fragmente lesen mag, die jezt unverändert erscheinen. So stehe ich Dir dafür, daß jedermann deinen Schlußgesang vom Schneider 1 Band, so modern witzig er seyn mag, immerdar lieber lesen wird, wenn auch von der Hagen das alte Lied von den drey Beginnen mit alter Ortographie in Stein stechen liesse, eben so die Einfügungen in dem Wett199
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streite zwischen Wein und Wasser, so leicht sie auch der Christian erkannte. Haben wir gefehlt, so sind wir es doch beyde, Du machst Dich vor Deiner antiquarischen Autorität noch so sehr weiß brennen und am Ende ist es doch gerade so heiter wie jenes fürstliche Feuerwerk, wo es an Springbrunnen fehlte, die zu dem bunten Feuer spielten, da nahm man die nackten Gardisten, bepuderte sie, brachte sie in Gruppen und ließ sie hindurchpissen. Die Kerls wurden dazu mit Bier vorbereitet, was sie zum erstenmal umsonst tranken. Nachdem wir uns also darüber vereinigt, so komm ich zur Collision zwischen Freundschaft und Geld in diesem meinem Buche über die Pflichten (Cicero de officiis), wäre ich bisar, so finge ich hier einen grossen Streit an, weil so etwas gemein ist und durch uns vornehm gemacht werden könnte. Uebrigens geh darüber nicht so leicht hinweg, der Mann muß Geld schaffen, die Frau kochen; ich bin durch den Zustand meines Landes und durch Mangel an Nachrichten in Mangel versetzt, aber ich brauche auch hier nicht viel, es ist dies der Grund warum ich Frankfurt verlassen, ich bin fleissig und denke bald aus dem Chaos meiner Gedichte etwas zusammengebracht zu haben. Solltest Du aber früher Dein Geld brauchen, so schreib es mir ohne Umstände, ich kann es nicht versichern, aber es ist mir wahrscheinlich, daß ich es doch vielleicht hier auftreiben könnte, wahrscheinlicher, daß mir bald Geld vonhause kommt. Zweyter Brief Also Du hast ernstlich Lust hieher zu kommen? Görres wird selbst über seine Angelegenheiten an Dich schreiben. Was mir Deine Rückkehr hieher allein zu erschweren scheint, ist wohl, daß Du mit den meisten Leuten verhetzt bist, Schwarz glaubt du hast ihm den Grimm entführen wollen, Voß das Haus, Schreiber die Ehre, Thümchen das Bild, Kreutzer die Günterode u. s. w, Schwarz beklagt sich, daß du alle Bekannte als Karikatur gezeichnet. Ich weiß nicht in wie fern Du darauf Rücksicht nehmen willst in Deiner Bestimmung, ich glaube du brauchst vielleicht gar keine Rücksicht darauf zu nehmen, weil du für die Leute nie etwas andres als Umgänglichkeit gefühlt hast und das würde sich auch bald herstellen. Görres und mein Aufenthalt sind wohl noch zu unbestimmt, um deswegen herzuziehen, ungeachtet ich die ganze Ortslage Dir viel angemessener finde als Cassel. Zimmer ist sehr beschäftigt mit seinem Handel und seiner jungen Frau, der Philosoph Fries gleichfalls und dabey sehr kränklich. Die ganze Universität scheint selbst etwas zweifelhaft zu stehen, weil die Finanzmänner 200
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die Ausgaben dafür allzu stark finden. – Ob ich den Sommer in Cassel zubringen kann scheint mir ebenso zweifelhaft wie die Schicksale meines Vaterlandes, ich suche so etwas zu vergessen; es wird sich wohl noch ein Kämmerlein für mich in Deiner Nähe finden. Ich bin für den Sommer auch nach Trages Schlangenbad und Winkel eingeladen. Mach es wie Horstigs, die haben sich für 2000 Gulden das schöne Schloß Miltenberg gekauft und danken Dir für die Nachricht davon. Du siehst, ich kann Dir nicht rathen, insbesondre, da ich nicht weiß, ob durch Reichardts Familie nicht vielleicht mehr ruhiger Genuß in Dein tägliges Leben kommt. Aus diesem Grunde, habe ich Deine Aufträge an die Rudolphi nicht ausgerichtet, während Du selbst über Deinen Aufenthalt zweifelhaft bist willst Du den angenehmen frohen Aufenthalt des Mädchens, denn für das Alter ist die Rudolphi rechtgut, stören? Das geht nicht. Du hast durch die Adoption das Recht über den Aufenthalt des Kindes zu bestimmen, wozu also Vorbereitung bey der Rudolphi, die sie vielleicht gleichgültiger gegen Hulda machen könnte, wenn es geschehen soll, wenn Du siehst, daß Dein eigner Hausstand erziehend auf ein Kind wirken kann durch Ordnung, innern Frieden, Thätigkeit, so nimm sie zu Dir, Du weist noch nicht, ob Reichardts nicht durch Zerstreuung, Beschäftigung Beschränktheit ihrer Wohnung verhindert sind, sie bey sich aufzunehmen, die Rudolphi kann sich keinen Augenblick weigern, sie ist kein Hamelscher Rattenfänger. Du wirst wissen, welches Glück es ist als Kind unter Kindern zu leben, Du würdest es bald über∧drüssig seyn, wegen der Hulda einige kleine Mamsellen in Deinen Zimmern herumwirtschaften zu sehen und so verfiel sie wieder in die alternde Frühreife, wozu sie schon früher fast gekommen. Dritter Brief Viel Grüsse an Grimms. Was machen die Romanzen aus dem Dänischen? Hat er an Tieck über die literarische Nachfrage geschrieben? – Wie kannst Du Dir Reichardts Einfluß so übertrieben groß vorstellen, daß er Tieck mit einem ansehnlichen Gehalte anstellen könnte, und wenn er das nicht erhält lebt er unabhängiger in Ziebingen. Musiker hört der König, was soll ihm aber ein deutscher Theaterdichter, von dem bis jezt noch kein Stück aufgeführt worden, der sich auch zur gewöhnlichen Uebersetzerpraxis nicht brauchen lassen würde. Errichtet der König eine Akademie, da ist eher von ihm die Rede, da kann er durch brauchbare Empfehlung hineingehoben werden, ob es Tieck annähme ist noch zweifelhaft. Vielleicht könnte ihm dabey nutzen, 201
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wenn Du ihm einen Sommeraufenthalt in Deiner Nähe anbötest, er wollte so nach Wisbaden in diesem Jahre. Was Du von Reichardt schreibst, halte ich meist für sehr wahr, ich habe das alles an ihm gesehn, aber zeige mir einen, der sich durch so mannigfaltige Lagen wie er durchgearbeitet und ausserdem ein eignes Leben in Kunst und Wissenschaft hat und der nicht mehr Schwächen der Art hat: Weiß denn ein Matrose, wenn er einem Hand fast zerbricht statt zu drücken, daß der andre keine so grobe Hände hat, da liegt die harte Haut zwischen, die ihn eben verhindert zu fühlen und gedrückt zu werden. Verhindre nur, daß die andern in Cassel diese Arten von falschem Beliebtmachen nicht auch merken, Du must denken, daß bey einem Hofe der Ruf alles macht, wer darin gesichert, der kann ohne Schaden alle Fehler machen. Der Druck geht langsam, ich kann noch nicht den zweyten Bogen bekommen, der erste ist auch noch nicht abgezogen, sonst erhieltest Du ihn. – Der Kupferstecher ist im Zeichnen nicht ausgezeichnet und dabey sehr eigensinnig, was du schickst für die Kinderlieder, schicke fertig, er wird doch an dem ersten noch zu thun haben. Grüß Auguste herzlich. Gott gebe euch seinen Frieden Amen Dein Achim Arnim
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An C. B. d* 6 Feb 8. Drey Briefe von dir mein lieber Evangelist, drey Pulsschläge, mit einem zu beantworten ist gegen die Gewohnheit meines Herzens. – Du sagst meine Freundschaft ist dir lieber als deine Poesie, dafür danke ich, aber warum den einen guten Kerl weg drängen um den andern auf zu nehmen, während die beyden recht gern in einem Zimmer zusammen schlafen und sich die Zeit vertreiben, weiter haben sie doch nichts gemeinschaftlich. Deine Poesie ist mir gerade so lieb, ob ich dich kenne oder nicht, so wie ich deinem Urtheile über meine Poesie nicht mehr traue als jedem Fremden, das heist ich gebe darin auf andrer Urtheil gar nichts. Wenn sie mich verstehen, ist es mir lieb, unlieb das Gegentheil, kann aber darum doch nicht anders als nach 202
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meiner Vollmacht handeln. – In unseren gemeinschaftlichen Arbeiten am Wunderhorn habe ich nicht aus Freundschaft nachgegeben, sondern weil sie gemeinschaftlich. Alle Poesie kan ich wie die Mahler ihre Gruppen nach der Beleuchtung des Orts verändern, ohne in die Bedeutung des Ganzen einzugreifen. Man kan wohl dabey rufen, ich wünsche bessre Beleuchtung, bessre Leser. Was du über Restauration sagst könnte so seyn – aber es ist nicht. Bey den Antiken ist manche Restauration ungewiß, manche wär ohne eine geniale Restauration nie erkannt und gewürdigt. Von dem berühmtesten Gemälde Raphaels die Transfig: ists zweifelhaft wie viel er gemacht. Wer kannte bey der Iliade die Stücke vor Wolf. Bey Skakespeare die alten Komödien. Eben so bey Plato, Schelling. Es ist der Reitz dieser sich fügenden Ausbildungen mit ihren grellsten Gegensätzen von Jahrhunderten, der so in einem Einzelnen ein Merkzeichen für Jahrhunderte aufstellt und darin liegts, daß unser Wunderhorn etwas ward, was bis dahin noch nicht vorhanden, Menschen, die bis dahin hundert alte Lieder überhört, sahen sie auf einmal mit ihren Worten verbunden. Der lebende Beweis ist Göthes Recension, die Ankettungen der Alten und Neuen sind ihm die liebsten, in diesen bewährt sich erst die Lebenskraft des Alten. Willst du alle befriedigen, so befriedigst du keinen, denn das Alte ist das Unbestimmte, aber zwingen kannst du alle, wenn du mit den meisten verbunden. Du siehst daß ich hierin so unveränderlich innerlich einig geblieben bin seit der ersten Arbeit am Wunderhorne. am meisten hatte ich das junge Geschlecht der Kinder vor Augen und warf ihm Aepfel und Mandelkerne zu. – Dies sey nicht zur Vertheidigung des Frankfurter Liedes und des Dietz, im einzelnen Liede kann ich gefehlt haben, so wenig ich deine antirestaurirenden Bemerkungen gegen dein Wahrheitslied richten will, wenn gleich in jenem der Irrthum absichtlich, weil das in den Magdeburg schon vorkam und ein anspringender Landsknecht mir gefiel Wenn du die Handlung des Dietz von 1200 nenst, so erinnre ich an einen Guillotinirten der ein Messer verschluckte während des Hin legens um, wie er vorher heimlich gesagt, das Gullotine Eisen stumpf zu machen. Gelt, das ist 1199½. Nun etwas aus der Englischen Literaturgeschichte. Nirgend war die Nachahmung der alten Romanzen so stark. – hat 80 Jahre für alt bey Kennern gegolten, es ist nichts dabey heraus gekommen. Macpherson mit seiner Neumachung des Ossian hat Europa belebt, die schönen alten Fragmente mag jezt keiner lesen. Dein modern witziger Schneider wird gelesen, wenn auch Hagen das alte Lied in Stein sticht. 203
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Haben wir gefehlt, so fehlten wir doch beyde, du machst dich noch so weiß brennen, es ist am Ende doch so heiter wie jenes Feuerwerk am kleinen Hofe, wo man die nackten Gardisten bepuderte und ließ sie in Ermangelung von Springbrunnen wie Statuen hindurchpissen. – Collison zwischen Freundschaft und Geld Wer ich bisar so finge ich Streit an, weil so etwas durchaus gemein ist, um andre vornehm zu machen. Doch denk der Mann muß Geld schaffen die Frau kochen, Wenn du siehst daß dein eigner Hausstand durch Beständigkeit, Ordnung, innern Frieden, Thätigkeit erziehend wirken kann, so hast du ein Recht auf Hulda: Sonst wird sie alt und frühreif. Weiß denn ein Matrose, wenn er einem die Hand fast zerbricht statt zu drücken, daß der andre keine so grobe Hände hat, da liegt die harte Haut zwischen, die ihn hindert zu fühlen und gedrückt zu werden.
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Heidelberg 6*. Feb. 8. Wie Stammernde plötzlich in eine lange Periode ausbrechen, so erbreche ich nach langem übeldeutigem Stillschweigen zwey liebe Briefe . Das sind drey Linien für heute. Für von Dir, meine liebe neue morgen schreibe ich gleich drey Linien dazu. Was erzählst Du mir vom Tode, du kleines lebendiges Wesen, ich habe genug Todte gesehen um Dir noch langes Leben zu versichern, genug, damit ich so lange ich lebe darauf keine grosse Rücksicht nehme, ich habe ganz andre Dinge zu fürchten und zu bedenken, inbesondre wie ich Dich lieben soll, wie keine andre und daß ich das noch nicht verstehe. Wär ich doch bey Dir Bettinchen, Du müstest mir Unterricht geben, sieh ich wäre so gelehrig in diesem Augenblick und wenn du mir beföhlest, ich sollte ein Pfund Federn durch ein Schlüsselloch blasen Dir zu Liebe, ich thäts nicht sondern ich küsste Dich, daß Du kein Wort sagen könntest. Sag mir nur, was soll ich denn so besondres thun, ich bin doch auch nur ein Mensch, wenn ich gleich wunderbar seyn soll. Ich hab es immer den Weibern angesehen, sie haben besondre Geheimnisse, einen geheimen Bund, es ist mir oft unheimlich geworden, wenn ihr euch so über uns weggesetzt habt, daß ihr uns nicht versteht, daß 204
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wir euch nicht verstehn. Da rede ich nun im Allgemeinen ganz artig, aber käme ich nun zu Dir und es begegnete mir so etwas, so würde ich ganz trotzig in mir, weil ich meinte Du kämst auf einmal mit einer geheimen Wissenschaft zum Vorschein, nach der Du um die Ecke sehen oder in die Ferne fühlen könntest, du kannst schreiben und da fürchte ich, daß Du mich verrathen möchtest, wenn ich einmal was zu verrathen habe. Du bist eigentlich die Klügste unter deinen Geschwistern, nicht wahr? Und dabey hast du noch die Art sogleich damit in die Religion überzugehen. Laß mich doch gehn! Ja so sind alle Heidelberger, ich kann hier nicht anders, es kitzelt mir allerwärts, bald spreche ich wie Antönchen, bald wie die Erfahrungsseelenkunde, das macht, es ist Abend, ich will mich zu Bette legen, da wirst du mir eine ganz dramatische Person. Das sage ich Dir in meiner Person, um diese Zeit bist Du mir ganz besonders nahe, ich werde gleich eine neue Bücherschanze aufwerfen. Da lese ich eben wie die Brunhilde ihren Mann lebendig als ein Bildniß in ihrem Zimmer aufhängt. So sind die Weiber! – Ich bin heute einsam den heiligen Berg hinaufgestiegen zu den Mauern, die nichts umschliessen und nichts bedecken, und wollte da die Natur suchen, an der keine Menschen hände sichtbar sind, wo Gottes Hand alles gemacht haben soll, von der du mir schreibst. Und ich sah alle Ufer der Ströme und das Land zwischen den Bergen und ich sahe in die Berge wo sie herkamen, wo die Wege sich verloren, und alles war voll Menschenwerk, die Bäume waren von Menschenhand gesäet, die Steine gesammelt, die Flüsse gelenkt, und ich sahe Gottes Hand in der Hand des Menschen, der sein Ebenbild ist, – verachte den Menschen nicht und was er geschaffen, denn was ganz menschlich ist, das ist auch ganz göttlich, und das ist das Gesetz, was mehr ist als die Uebertretung. Auch die Natur ist nur gegen den wahr, der sie kennen will; dieses Lernen in Demuth ist das Glauben ohne Sehen, aber glaubet, so werdet ihr sehen. O ihr armen Eingesperrten, die ihr aus der Natur nichts als eine Verachtung gegen das heilige Alltäglige mitbringt, was euch umgiebt und die ganze Qual ewiger Betrachtung über euch, die Gott in seinem Schöpfungs∧werke selbst in Verlegenheit setzt, weil ihr ihm unwillkührlich zuruft, wird es denn nichts weiter, wie hab ich das schon besser gedacht. Das alles ist wiederum keine Strafrede, es kann nur so sein und soll nur zeigen wie empfänglich ich bin für alles Unmittelbare, was in der Welt vorhanden, was da nichts will, 205
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sondern durch sein Daseyn in der Welteinigkeit ganz und vollständig vorhanden, das in seiner Liebe alle erkennt. Gebt dem Keiser, was des Keisers ist und Gotte, was Gottes ist, das heist macht euch erst allen Menschen gleich, eh ihr euch über sie erhebet. – . Kein Baum kann sich selbst beschneiden, das wirst Du mir zugeben, ein solcher Schneiderbaum wäre so merkwürdig wie ein Mensch, der sich selbst erzeugte, jeder Baum hat alles lieb, was an ihm treibt, die Blüthe, die ihn verherrlicht, das Moos das ihn verdirbt, aber der Weltathem zieht hindurch, er stürmt das Moos ab und die trocknen Zweige, daß der Baum nicht verderbe, und die Blüthen, daß Früchte kommen. Mit der Blüten und Wurzelabschneidung laß es also bewenden, das ist unmöglich, ich bin auch kein Gärtner für Menschen, die ihre Blüthen darauf ansehen, ob es nicht eigentlich besser wäre sie abzuschneiden. Sieh ich leg Dir alles zum Schlimmsten aus und das macht, weil ich Dir so gut bin, ins Meer sieht man bey gutem Wetter viel tiefer als in irgendein stehendes Gewässer, so mag meine Liebe entweder ein Vergrösserungsglas seyn, oder Du so groß und mannigfaltiger daß viel darüber zu sagen wäre, wenn ich nur Zeit hätte. Kaum habe ich noch Zeit Dich zu küssen, Achim Arnim No 3 An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse Frankfurt a/M
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An B. B. Heidelberg d* 6 Feb Wie Stammernde plötzlich in eine lange Periode ausbrechen so erbreche ich nach langen übeldeutigem Stillschweigen zwey liebe Briefe von dir. Was erzehlst du von Tode du lebendiges Wesen, ich habe ganz andres zu hoffen und zu fühlen als du; insbesondre wie ich dich lieben 206
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soll wie keine andre und daß ich das nicht verstehe Wär ich doch bey dir zum Unterricht, ich wäre gelehrig und wenn ich sollte ein Pfund Federn durch ein Schlüsselloch blasen, ich thäts nicht, sondern ich küsste dich daß du kein Wort sagen konntest. Ich hab es immer den Weibern angesehn, ihr habt Geheimnisse, es ward mir oft unheimlich. Wär ich bey dir darüber würde ich ganz trotzig, ich meinte du kämst auf ein mal mit der Wissenschaft heraus um die Erde zu sehen oder in die Ferne zu fühlen. Du bist eigentlich die Klügste und dabey hast du noch die Art damit in die Religion überzugehen. Ich bin heut einsam den heiligen Berg hinaufgestiegen zu den Mauern, die nichts umschliessen und nichts bedecken und wollte da die Natur suchen, an der keine Menschen hände sichtbar sind, wo Gottes Hand alles gemacht haben soll. Und ich sah alle Ufer der Ströme und das Land zwischen den Bergen, und ich sahe in die Berge, wo sie her kamen, wo die Wege sich verloren und alles war voll Menschenwerk, die Bäume waren von Menschenhand gesäet, die Steine gesammelt, die Flüsse gelenkt und ich sah Gottes Hand in der Hand des Menschen, der sein Ebenbild ist – verachte den Menschen nicht und was er geschaffen, denn was ganz menschlich ist, das ist auch ganz göttlich und das ist das Gesetz, was mehr ist als die Uebertretung. Auch die Natur ist nur gegen den wahr, der sie kennen will, dieses Lernen in Demuth ist das Glauben ohne Sehen, aber glaubet so werdet ihr sehen. O ihr armen Eingesperrten, die ihr aus der Natur nichts als eine Verachtung gegen das heilige Alltäglige mitbringt, was euch umgiebt und die ganze Qual ewiger Betrachtung über euch, die Gott in seinem Schöpfungswerke selbst in Verlegenheit setzt, weil ihr ihm unwillkührlich zuruft, wird es denn nichts weiter, wie hab ich das schon besser gedacht. Das alles ist keine Strafrede, es soll nur zeigen, wie empfänglich ich bin für alles Unmittelbare was in der Welt vorhanden, was da nichts will, sondern durch sein Daseyn in der Welteinigkeit ganz und vollständig vorhanden, das in seiner Liebe alle erkennt. Gebt dem Keiser, was des Keisers ist und Gotte, was Gottes ist, das heist macht euch erst allen Menschen gleich, eh ihr euch über sie erhebt. – Kein Baum kann sich selbst beschneiden so wenig ein Mensch sich erzeugen kann. Jeder Baum hat alles lieb, was an ihm treibt, die Blüte, die ihn verherrlicht, das Moos, das ihn verdirbt, aber der Weltathem zieht hindurch, er stürmt das Moos ab und die trocknen Zweige daß der Baum nicht verderbe und die Blüten, daß Früchte kommen. Ich bin kein Gärtner für Menschen, die ihre Blüten darauf ansehen, ob es 207
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nicht besser wäre sie abzuschneiden. Ich leg dir alles zum Schlimmsten aus und das macht weil ich dir gut bin. Ins Meer sieht man bei gutem Wetter viel tiefer als in irgend ein stehendes Gewässer, so mag meine Liebe entweder ein Vergrösserungsglas seyn, oder du so groß und mannigfaltig, daß viel darüber zu sagen wäre, wenn ich nur Zeit hatte.
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 8. Februar 1808, Montag
Mein lieber Bruder! Ich wollte du wärst heute mit mir in der Orchesterprobe gewesen, Wie Reichard die Kerls in Gang bringt, zuerst spielten sie seine Ouvertüre zu dem begonnenen blauen Ungeheuer, die mir sehr gefallen, das erste waß ich von seiner ganzeren Musick gehört, er tanzte die Kerls ordentlich in den Zug, es war ganz Herzergreifend, wie er in Leidenschaft kam und alles zog. Es ist jezt ein braver Tenorist und Schauspieler Golmick mit seiner Frau angekommen, auf der Königin Geburtstag wird Lieb und Treue, oder vielleicht Järi und Bäteli gegeben, zugleich wird das jezt zu innern Einrichtungen (Ofen gesezt, blautapezirt, besaült) geschloßene Theater damit eröfnet. Lafleche hat einen neuen Vorhang mahlen lassen, in der Mitte eine Leier links die Nahmen der 12 Grösten deutschen Schauspieldichter, rechts der zwölf grösten Opern Musicker, ich habe die Dichter Reichard die Musicker zusammen gestümpert. Er hat sich auch drauf gesezt, und ich den A W. Schlegel, deine Idee man thue nur fürs Franz Theater ist falsch, Reichard engagirt eine ganze deutsche Oper, und da das deutsche Theater bleibt, so kann es eben so leicht gut als schlecht werden, denn die Leute sind enorm bezahlt, gegen Weimar, und es kömmt nur darauf an, daß ein Kerl dahinter macht, Reichard selbst hat entsezzlich zu thun und du wärst da von großem Nutzen. – Er hat am Königsplatz die Eke gegen dem Rothenberger Palais den zweiten Stock gemiethet, zieht Ostern hin, wo auch seine Familie eintrift, Stelzer sein Schwiegersohn, ein Lümmel, war hier er kömmt nach Halle, als procureur beim Kriminal. Alberti und Laroche sind noch hier, sie haben mit Bülow nicht einigwerden konnen, und erwarten eine Estafette. Bülow ist Tresorier ge worden, Reichard und alles waß zum plaisir gehört haben ihre Zahlung gekriegt, übrigens ist kein Mensch, arm, oder reich bezahlt 208
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worden selbst Truppen nicht, die Leute sind sehr in Verzweiflung, auf dem Lande sind viele Diebe, vor drei Monden wird wohl niemand bezahlt. Ich habe Zimmer neulich wegen einem jungen Menschen in Heidelberg nahmens Gautier geschrieben, frage ihn doch, waß er auf meinen Vorschlag geantwortet, er könnte hier sehr nüzlich sein, und bald zu guter Versorgung gelangen, wenn er hierher will, soll er sich doch von allen seinen Lehrern Testimonia in französischer Sprache geben laßen. Will er dies vorgeschlagene übersetzen? Mit nächstem Postwagen erhalst du den ganzen Rest des Manuskripts vom Wundh. und die Kinderlieder, zu denen ich einen Titel komponirt, der allen Leuten gefällt, Zwei Kinder machen Musick bei einer Kapelle, in der die heilige Familie (du kennst die alte Abbildung von einer Gemme auf der Maria selbst gewickelt ist) unter der Kapelle ist ein Wasserfall und rings dichter Wald voll Thieren und Vögeln die zu hören, wenn es dir nicht unangenehm so drucke die Lieder, wie ich sie geordnet, ich habe ihnen allen Kindische Ueberschriften gemacht, wodurch sie sich erklären meist Fragen. – . Das komische Lied von Adams Erschaffung , und die Romanze, Drei Mörder kamen in Frau Wirthin ihr Hauß und gaben sich für drei Grafen aus lasse noch nicht setzen, denn ich sende sie dir in bessern und kompleten Lesearten, die ich von Friedericke Mannel erhalten, hast du den Sekendorf Almanach, Dozen schrieb die Lieder seien uns, von Hagen ist auch wieder einer angekündet. Hast du den Tiroler Sammler, und kannst du dir den zweiten Band von den Briefen auf einer Reise durch Salzburg nicht verschaffen, in dem das Lied vom eingemaurten Kaiser ist, der zweite Theil ist in Passau erschienen, die Reisse ist vom Graf Spauer aus Wetzlar. Dein Clemens.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 9. und 10. Februar 1808, Dienstag und Mittwoch
Es ist alles im Haus schon schlafen lieber guter Freund! und nun hab ich mir den Tisch an Ofen getragen, um dir noch zu schreiben gelt du hast jezt meine Briefe, und nicht mehr daß ich dich nur aus Bequemlichkeit und Eigensinn liebe? gelt wir denken beide an einander und haben uns fest lieb im Herzen, gar manches ist in dem meinigen schon erschienen und wieder verschwunden und wieder erschienen, du darfst nicht entlaufen, mußt ewig in Galla (mit lebendigen Farben) drinn stehen. 209
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Lieber Arnim! jezt wo alles still ist; wärst du hier! – könnt ich deine Hand küssen! könnt ich es mit eignen Augen sehen, daß du mir gut bist, und grad in dieser Stunde recht gut bist. – Was will der Mensch? – ich frag dich? was will er? – das was er will darf er nicht sagen, denn was das Herz verbirgt, das hat es gewiß, aber was es mittheilt, das hat es nur noch zum Theil, und wohl am End wird es ihm ganz entrissen, drum will ich dir nicht sagen, was ich gern will, weil ich lieber will, was ich nicht hab, als hab was ich nicht will. gelt du meinst ich mach da Possen? – Deinen lieben Mund, deine Augen, deine Hand, die oft gern von meiner sich fest halten ließ, die hab ich lieb, denn sie sind mir werthe Freunde sie haben mir das Leben so süß gemacht, während ich mit ihnen war, so süß wie du es gar nicht glaubst und hab noch Freud dran, und mein oft noch ich hielt die Hand, wenn ich grad so still size und in Gedanken mit dir sprech. Deine Lieder o die sind mir ein wahres Heil, in meiner Liebe, das weißt du auch nicht, wie ich oft alles überdenck was ich von dir gehört hab, wie ich erst mitten drinn bin, während ich sie höre, wie ich mit springe, reite, lache, tanze und weine, und wie ich nachher an die kräftige Zeit denk in der ich so wohl gelebt hab. Deinen Ernst hab ich lieb, dein Brummen hab ich lieb, dein Mißtrauen hab ich lieb, aber dein Lachen und scherzen nicht immer, nicht immer! hörst Du! wenn ich dir dienen kann zu Trost oder Freud so laß es geschehen es macht mich glücklich, und nehm mich an so wie ich bin, und laß meine Liebe gedeihen in deiner Hut daß sie groß und herrlich werde, wie die größte Ceder auf dem höchsten Berg. und Gute Nacht, jezt hab ich genug geschwäzt, will dir zuhören im Traum und du sollst mir heut Nacht einmal die Wahrheit sagen wie es steht mit deinen Träumen, ob du immer noch dich in Norden träumst, so natürlich, daß du ordentlich einen grössern Aufwand von Wärme, brauchst, als wir in unserm Klima bedürfen. Bettine. O du brummiche Natur! da erbreche ich eben deinen lezten Brief in dem du doch so ziemlich geneigt seyn solltest mich freundlichst zu behandlen, mir Gerechtigkeit wiederfahren zu lassen, da hältest du dich aber über allerley Gedanken von mir auf, und behandelst meine Worte noch so vielseitig als wenn ich alle Wissenschaften und Philosofen studirt hätte, da ich doch nichts weiß (und zwar ganz von mir selbst ohne deine Weisheit) als das Lieben, wenn ich Dir von den 210
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Werken der Hand Gottes spreche, so sind es angenehme Schattige Wälder in denen mirs wohl zu Muth ist wie bei Dir; so sind es schöne klare Wasserströme, in denen ich mich baden mögte und untertauchen und untergehen, wie ganz in deinem Andenken; so sind es grüne üppige Wiesen, auf denen ich als ein Lamm weiden mögte Nahrhafte Kräuter, wie von deinem Mund wahre herzernährende – Worte und Lehren., – du bist ja so lehr∧reich, sonst hätt ich lieber einen Kuß als eine Predich. – so sind es mir endlich schöne ferne blaue Berge, wie du mir ein blauer Berg bist dort in Heidelberg nach dem ich alle Morgen mit neuer Sehnsucht blicke, hinter dem mir alle Abend meine Sonne untergeht, zu weilen trüb zu weilen glänzend, von dem ich immer sagen muß; ach wär ich ein mal dort oben. und endlich werd ich mich auch ein mal auf machen und werd ihn erklettern. diesen heilichen Berg auf dem doch nur Gottes Hand sichtbar ist und alle Wege sich in seine Seeligkeit verlieren, Du Kurzsichtiger. die Kraft wird mir der Himmel verleihen daß ich dein Herz ersteige, und jezt sey still und ruhig hier von, Du meinst ich wär am klügsten unter meinen Geschwistern; ich bin gar nicht klug, wenn mich jemand sähe, wie ich Papier küsse, deine Briefe so recht herzlich, er würd mich Unglug nennen, ja total Närrisch. Adieu es kommt gleich ein neuer Musickmeister zu mir den ich noch angenommen habe. um die Zeit schneller um zutreiben die dich von mir entfernt hält, wenn du wieder da bist, wird mein Herz wie Eisen∧gewicht, sich an jede Minute hängen. und wenn sie denn auch schnell vorüber geht, so wird sie doch mehr Kraftvoll seyn müßen. Mein Lied aus dem Faust ist jezt fertig mit Accompagnement es hat mich viel Mühe gekoßtet. Clemens schreibt nicht, Claudine schreibt daß Auguste recht ordentlich alle Tage mit einem Halstuch erscheine, und ziemlich dehmüthig aussehe daß sie einen musikalischen Thee gegeben habe, wo sie sehr schön gespielt Clemens sey da bei gewesen und habe sich sehr darüber gefreut. das bedeutet wo nicht, ganz gut Wetter; doch zum wenigsten daß es nicht mehr in’s Hauß hinein regnet, dafür sollen sich Lulu und Jordis zuweilen wie die Kazen aufführen. sie kommen her in drei Wochen. hast du noch was zu fragen so sags sonst mach ich zu! Ich hätt noch manches zu fragen und zu sagen, du lieber LebensAthem der mir so nah ums Herz weht das er mir den Athem versezt man sollte ja denken, ich sey ganz vermooßt so stürmt deine Liebesbezeigung in mich hinein. 211
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Eben kommt mein Meister Adieu; da hast du auch ein schön Bäumlein zum moosigen Andenken Bettine
*650. Von Johann Gustav Gottlieb Büsching nach Heidelberg Berlin, vmtl. zweites Drittel Februar 1808 Arnim an Brentano, 24. Februar 1808: Bey dem einliegenden Briefe von Büsching waren Anzeigen seiner altdeutschen Gedichte, die Du schon kennst (Nr. 668,25–27).
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 12. Februar 1808, Freitag
Heidelberg ich glaube d* 12. Feb 8. Liebe Bettine, was hast Du für eine unglaubliche Kunst Dir selbst alles gut zu machen und die Schuld dem andern ins Gewissen zu schieben, Du kannst nie unzufrieden seyn. Wie du lachend sagst: »Gelt heute bin ich einmal wieder recht unartig gewesen, aber Du bist ja heute wie von Holz!«, so muß ich am Ende die ganze Schuld tragen, daß Du nicht geschrieben; werde ein bittrer, scharfer Sturm genannt, als wenn ich Dir die Feder aus der Hand geweht. Du machst es mir zum Vorwurf, daß ich dich strenger beurtheile, beschwatze, beträume, als Du Dich selber, das zeigt, daß ich Dich lieber habe als du dich selbst. Was ist die Liebe, die weichlich nur immer dahin strebt, sich das Schönste vom andern einzubilden, leerer vergänglicher Schaum, wie die Arbeiten der meisten Mahler unsrer Zeit, Mahliaden; was nicht in der Gesammtheit geistiger Kräfte in der Fantasie wahr geprüft worden, das lebt noch kein eigenthümliches Leben. Ich habe gegen die Art Einbildungen, von denen die Leute nachher sagen; es war ein schöner Rausch, ich bin nun über die Liebe hinaus, es war ein Fieber, einen unüberwindlichen Ekel bekommen, nachdem ich mich selbst auf dergleichen Eitelkeit in früher Zeit befangen; ich will einen Freund lieber für schlechter halten als er ist als für besser, so lerne ich gewiß sein 212
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bestimmtes besseres wahres Daseyn kennen, während ich dort nur meine Seifenblase immer weiter blase, bis er hinein greift und alles verloren. Das Beste ist freilich ihn ganz zu kennen, wie er ist. Wenn ich Dich nicht so ganz, wenigstens nicht immer erkenne, so gieb mir nicht ganz die Schuld; es läst sich freilich aus mir die Erfahrung eines mannigfaltigen Lebens nicht wie Spinngeweb mit einem flinken Rauhkopf frischer einziehender Bewohner abnehmen, die mir das Festeste in thörigter Vergänglichkeit und Nichtigkeit zeigte. Das gesteh ich, gesteh Du mir aber auch, daß ich nicht der Einzige bin, der Dir unrecht gethan, ja daß in denen selbst, die Dich umgeben, und in den meisten, die Dich kennen, viel grössere Mißverständnisse über Dich vor walten. So äusserte ich Dir meine Verwunderung über die Art, wie Du von der Günterrode sprachst Tieck vielleicht nicht, aber er hatte es doch vielmehr gefühlt als ich und fing mit mir davon an. Nun fand ich freilich, daß eigentlich dieser scheinbare Leichtsinn nichts als ein Abstumpfen jenes Gefühl war in manchem andern zwischentretenden, vielleicht auch die Schwierigkeit es gegen andre auszudrücken die sie nicht kannten, oder gegen andre, die es nicht verstanden; aber wahr ist es doch, daß Du in diesen Augenblicken alle diese vergessen, als gingen sie dir gar nichts an und das gehört nicht zu der Liebe, von der Du im Briefe sagst, daß sie in sich alles verwandle, daß ausser ihr nichts und nie was geschehe, es soll durch sie und in ihr alles wirken, was uns herrlich macht. Eine Sinnesart die ich achte und die recht verstanden der Schlosserschen ganz gleich ist, daß die Liebe keinen Platz für alle übrige Beschäftigungen eines edlen Lebens wegnehmen soll, denn wo sie das thäte, sie störte, da ver∧wandelte sie nicht alles in sich, so wie sie dann überhaupt eine höllische Verführung und eigentlicher Sündenfall wäre, ich würde mir jeden Augenblick vorwerfen, den ich ihr in diesem Sinne nachhinge und wäre nicht schon die jezige Bedrängtheit meiner Einnahmen durch den Krieg ein hinlänglicher Grund gewesen, mich von Frankfurt hieher zu begeben; der innere Vorwurf hätte mich schon bestimmt, daß ich meiner Freude Dich zu sehen, Dich kennen zu lernen, ein mir achtbares Geschäft aufgeopfert hätte. {Es ist solcher Drang in der Druckerey, daß ohne meine Anwesenheit nichts zustande gekommen.} Daß ich herrlich mich mache, daran liegt gar nichts, wenn ich ganz herrlich muß ich in die Erde, daß ich ich aber möglich gut mache, was länger lebt als ich und in seiner Wirkung unendlich daran liegt alles, Seel und Seligkeit. Du wirst mich darum keinen Kaledonischen Eisberg nennen (Engelhardt); was ich will und 213
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kann, das muß ich und wie der Magnetisirte durch Mauern sieht, so seh ich durch der andern Menschen Willen wie durch Glas und er beschränkt mich nicht und ich beschränke keinen andern. Die Zeit hetzt ihre Hunde auf mich, ich steh wie ein Eber allein sicher in einem Welteckchen und hauen auf die Nächsten, die mir zu nahe kommt; an ein Lager und Ruhestelle darf ich nicht denken, denn weil ich müd bin würde ich darauf einschlafen und wenn ich mich auch schützen könnte, so machte es doch diese Ruhestelle unruhig. Alle Noth die uns allein trift ist erträglich, aber unerträglich die gemeinschaftlige, die wir mitveranlasst. Des Ajax Tod auf dem Felsen ist erträgliger als das Leben des Ulysses, als er seine Gefährten fressen sieht. Sieh noch eins in meiner Natur. Ich habe einen Haß gegen den Dresdner Hof, weil ich da vor dem Essen der Churfürstin vorgestellt wurde, die Speisen sah, roch, und fortgehen muste um erst über acht Tagen davon zu essen. Wo ich Speise wittre und Hunger fühle, da will ich mich gemüthlich satt essen, was mir Seele und Leib zusammenhält, nicht Seele und Leib mit Begierde, Anstand, Sehnsucht, Pflicht entzweyen. Sieh, das empfinde ich, wenn Du mich küssest, erst gefällts mir, daß mich jemand nach seinem Willen lieb hat, dann ergrimme ich, daß ich nicht meinen Willen auch üben soll. Ueberhaupt so wenig ich herrschen mag, so wenig kann ich dienen, ich hab es oft versucht, aber es ist etwas in mir, was die Leute nennen, der hat wohl einen Knochen im Rücken, daß er sich nicht bücken kann. Ich kann nicht erziehen und kann auch nicht erzogen werden. Du wirst es wissen, daß ich Dir oft gesagt, wenn Du mein Vertrauen fordertest, ich fürchte Dir manchen Kummer zu machen; weist Du auch, wenn Du Vertrauen forderst, ob Du es ertragen kannst? Ich habe nie Vertrauen gefordert und habe mich nie eines freywilligen Vertrauens unwürdig gemacht, wenn es mir gleich hart angegangen fast wie Regulus, dem man dafür die Augen ausgehackt. Ey wie bist Du mir bös nach den Augen gesprungen über ein paar ernsthafte Worte – und da ist eben dein zweyter Brief gekommen, da werd ich gar als Prediger abgefertigt, als eine brummichte Natur, als ein Philosoph, der an Worten knaupelt, {und wirst doch dabey selbst so philosophisch, daß Du von meinem Scherz und meinem Ernst ganz allgemein redest wie ein kleiner Schlegel.} Liebes Kind, du sagst, du magst meinen Scherz nicht; magst du meinen Ernst nicht verstehen, was ist dir denn noch lieb an mir, du küssest das Papier um das zu verwischen, was darauf geschrieben. Was ich Dir geschrieben habe kann alles leere Einbildung seyn in meiner 214
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Einsamkeit eine Art unterirdischer Pflaze, die nicht grün, sondern weiß, beweise das, halt Licht gegen, zeige daß du fröhlich bist unter Göttern ein Gott, dann darfst Du des menschligen Ernstes und seiner Sorge spotten – davon fühle ich aber nichts in Deinem Briefe. Du schickst mich fort wie Du es oft gethan, wenn Dir irgend ein Ausdruck von mir ungelegen kam und magst mich in diesem Augenblicke schon verketzern, wie damals als Du mir keine Frage an Hoffmann erlauben wolltest, wie er seine extemporirten Clavierspiele entwerfe, Du hieltest die für göttliche Eingebung, ich fand darin nicht mehr göttliche Eingebung als in den meisten Predigten, die ich habe gehört! –
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Weil nun das Zarte, das Moos, die Welt beherrscht auf ihren himmelnahenden Punkten, so sey tausend∧fach gedankt für dein liebes Andenken, mag ich alles Unzarte gut machen und Dein Wohlwollen wiedergewinnen mit dem Büschel von den Platten des zerbrochenen Kaiserstuhles, den ich vorgestern bestiegen habe, es ist der höchste Berg dieser Gegend und ich glühte da einsam in recht starrender Kälte, es war so klar, daß ich tief in Frankreich hinein lauschen konnte, zwischen Frankfurt lag der Odenwald. O du Wald! Aber ich sah den Wald vor lauter Bäumen nicht und warf Dir eine Kußhand. Beym Herabspringen ritzte ich mir etwas den Fuß sonst hätte ich gestern getanzt, der Ball war zahlreich und belebt unter andern H. von Trot aus Kassel, der Legationsrath in Studtgard geworden; die Mädchen haben hier sehr lächerliche Beynamen, eine heist der Grüne Teppich, weil sie zu einem Invaliden im Schloßgarten gesagt: Grausamer Krieger, warum hindert er mich den grünen Teppich der Wiese zu betreten! – Und doch möchte ich auch so sagen! Doch küsse ich Dich in deine Briefe Achim Arnim. No 4
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An Fräulein Bettine Brentano Abzugeben bey H. Franz Brentano zu in der Sandgasse im goldnen Kopfe. Frankfurt a/M
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An B. B. Heidelberg Lieb B. was hast du für ein Kunst dir selbst alles gut zu machen und die Schuld dem andern ins Gewissen zu schieben, du kannst nie unzufrieden seyn. Wie du lachend sagst Gelt heute bin ich einmahl wieder recht unartig gewesen, aber du bist ja heute wie von Holz! So muß ich am Ende die ganze Schuld tragen, daß du nicht geschrieben, als wenn ich dir die Feder aus der Hand geweht. Du machst es mir zum Vorwurf, daß ich dich strenge beurtheile, als du dich selber, das zeigt, daß ich dich lieber habe, als du dich selbst. Liebe, die weichlich immer strebt sich das Schönste vom andern einzubilden ist Schaum, neue Mahlerey, was nicht in der Gesammtheit geistiger Kräfte, in der Fantasie wahr geprüft worden, das lebt noch kein eigenthümliches Leben. Ekelhaft ist es mir, wenn die Leute von einem schönen Fieber, Rausche der Liebe reden; ich kenne diese Eitelkeit an mir. Lieber schlechter als besser andern geglaubt, so lerne ich ihr besseres wahres Daseyn kennen, während ich dort nur meine Seifenblase dehne bis sie hineintapt. Wenn ich dich nicht ganz kenne, so ist freilich in mir die Schuld, daß die Erfahrung sich nicht wie Spinngeweb mit einem flinken Rauhkopf aus einem einsamen Zimmer herausbringen last. Das gesteh ich dir, gesteh mir aber auch, daß ich dir vielleicht am wenigsten unrecht thue unter allen. Ich sagte es dir wie ich mich über deine Art, wie du von der Günterrode gesprochen wunderte, Tieck vielleicht nicht, der thate es vielmehr: Ich fand, daß dieser scheinbare Leichtsinn nur ein Abstumpfen des Gefühls in manchem andern in der Schwierigkeit es gegen andre auszudrücken, die sie nicht kannten, oder dich nicht verstanden, Aber wahr ist es doch, daß du in diesen Augenblicken alle jene vergessen und das gehört nicht zu der Liebe, die sich in alles verwandelt daß ausser ihr nichts und nie was geschehe. Eine Sinnesart die ich achte und recht verstanden der Schlosserschen ganz gleich ist, daß die Liebe keinen Platz für alle übrige Beschäftigungen eines edlen Lebens weg nehmen soll, denn wenn sie die störte, verwandelte sie nicht alles in sich, ja diese Störung wäre Sündenfall. Ich würde mir jeden Augenblick vorwerfen, den ich ihr in diesem Sinne nachhinge und wäre nicht schon meine jezige Einnahme Bedrängtheit ein hinlanglicher Grund, der Vorwurf hätte mich bestimmt, daß ich meine Freude, dich kennen zu lernen, ein achtbares Geschäft aufge216
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Augenblicke schon verketzern, wie damals als du mir keine Frage an Hoffmann erlauben wollte über seine extemporirten Clavierspiele, worin doch nicht mehr gottliche Eingebung war als in den meisten Predigten, die du aber gleich für Offenbahrung annahmst.
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Herzbruder! Du machtest mich mit deinem nordischen und südlichen Rhithmus einige Augenblicke stutzig, du thatest so gewiß, daß ich wirklich meinte, es wäre was dahinter, und ich verschob es Dir darüber meine Bemerkungen zu machen. Was mich zuerst auf den Gram über die Auflösung in Prose brachte, war beyliegende von Nehrlich mitgetheilte schöne Romanze, ich studierte nun alles das durch, Wiener Volkslieder, Bayrische, Schwäbische, nachher wieder die nördlichsten Dithmarsischen Preussischen und erhalte das Resultat. Mit dem südlichen Rithmus ist es gar nichts Eigenthümliches bis auf einzelne Worte die in verschiednem Längenmasse fast entgegen z. B.
˘ wünsch ¯¯ ihm ˘ nördlich, Wünsch ˘ ich ¯¯ ihm; ˘ es ist derselbe seiner Natur Ich nach wenn gleich abwechselnd in der ganzen deutschen Sprache. Entweder giebts blos Metrum, worunter sich aber häufig schon eine rith-
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mische Bewegung versteckt oder Rithmus und Metrum, wobey häufig das Metrum in seiner Vollendung leidet, weil die rithmische Falschheit das Ohr im Singen besonders gröblicher beleidigt als die metrische, (die Franzosen kennen eigentlich nur rithmische Richtigkeit) es ist aber im Süden wie im Norden das Silbenverschlucken wodurch diese metrische Falschheit gutgemacht werden soll immerdar nicht Vorzug 218
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sondern Fehler und wer es vermeiden kann der thut es gern. So ist ein sehr richtiger Rithmus in dem Berliner Gassener Walzerliede auf den Stadtpräsidenten Eisenhardt, der Uniform zu∧erst bekam: Der Mann mit dem Degen, das ist mein lieber Mann, der kann gut fegen, das ist mein Mann, der da gut fegen kann, das ist mein lieber Mann, der Mann mit dem Degen das ist mein Mann. In dem andern sehr herrlichen Tanzliede Koch Thee Lowischen, schenk ein Lowischen, Trink aus Lowischen, Noch eins Lowischen So geht es, so geht es, so geht es herum. In dem andern Tageliede: Mach die Laden zu, mach die Laden zu, li la Laden zu, Hopsa übern Graben, hübsche Mädchen muß ich haben. Ebenso in dem dir so werthen: Und as ick nu hätt enne Koh wolt ick ock hebben en Perd, Trippeldram hest min Lamm u. s. w. Damit vergleiche Ach du lieber Augustin und Bald gras ich am Neckar oder was sonst im ursprünglichen Dialekte. Wo ein Lied nicht gesungen, sondern vorgelesen wird, wie das bey Liedern ohne Melodieen nothwendig der Fall seyn muß, die überhaupt als Gesang nur durch Gesang nicht durchs Drucken sich fortpflanzen {das entschuldigt alles viele Singen was dir unangenehm} ist ein Versehen gegen Metrum viel unangenehmer als die Aufhebung des stossenden kurzen Tanzrithmus in einen längeren, sehr viele werden gar nicht mit dem Vorlesen solcher schlechtmetrischen Gedichte fertig, auch giebt es noch bis jezt keine öffentlich angestellte Vorleser der Volkslieder. Das war der Grund meines Bemühens z. B. im Bayrischen Hiesel den Rithmus aufzuheben mit der Aufhebung des Dialektes; da er dir aber lieb war, und rein durchgeführt auch recht schön sich macht, so war es mir ganz recht mit grosserer Bemühung ihn in den Rithmus zurückzubringen, ungeachtet noch jezt nach den zweymaligen Ueberarbeitung von uns beyden noch manche fatale Stelle darin ist, die man erst wissen muß um zu wissen wie sie gelesen werden soll. Zu meiner Beruhigung endlich finde ich unter allen von Dir bearbeiteten Liedern, Trinkliedern kein einziges, wo du jene schwierigere rithmische Bewegung nachgeahmt hättest, sondern du hast dich mit den gewöhnlichen Rithmen, so wie ich begnügt nur einzelne Freyheit mit Dactylen u. a genommen, die ich zuweilen aus einer Art Altgläubigkeit zu vermeiden und auszuglätten suchte ungeachtet sie wohl eigentlich nicht Fehler sind
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Eben erhalte ich Deinen Brief über die Probe vom blauen Ungeheuer. Ist das von Dir? Ists Tiecks Ungeheuer im verzauberten Walde? – Es 219
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freut mich daß ihr euch ausgleicht, Du und Reichardt, Du wirst seine eigentliche Genialität und Produktion bald erkennen, die von seiner angenommenen eben so verschieden, wie seine Welthöflichkeit von seiner unglaublichen gutmüthigen Dienstwilligkeit gegen alle Leute Es freut mich, daß für das deutsche Theater etwas geschieht und es könnte mich reitzen künftig nach Kassel zu kommen, wenn das erste Drängen vorüber ist, worin immer mehr auf das Fertige, als auf das Werdende gesehen werden kann. Ich habe Reichardt oft anführen sehen und habe, glaube ich, Dir schon sein eigenes Talent gerühmt, den Kerls den Stuhl heiß zu machen. – Du wirst meinen letzten langen Brief über Hulda, Geld, Restauration erhalten haben; ich bin noch der Meinung, wenn Du glaubst daß Du Sie in Deinem Hause gut erziehen kannst so bedarf es keiner Vorbereitung, du dankst die Rudolphi für ihre Liebe und Sorge und bestimmst ihre Abreise, ich bringe sie dann mit Vergnügen nach Frankfurt, der Rudolphi will ich indessen sagen, daß sie das Kind mit deiner Heirath bekannt macht. – Schick jezt die Lieder bald, ich habe Hoffnung, daß der Druck nun schneller geht, wenn auch die Zeichnung noch zurückbliebe. – Ein wunderlicher Traum über Theaterwesen erweckte mich diese Nacht, sonderbar ist es mir daß heute gerade Dein Brief ankommen muß. Träume werden leicht unwillkührlich verändert, hier bin ich aber gewiß ihn so geträumt zu haben. Ich war auf einem Theater, es wollte aber nichts werden, denn es waren keine Schauspieler da ich ängstete mich im Namen aller ungeachtet ich nichts dabey zu thun hatte. Da waren drey Musiker, die stellten sich so, daß immer einer aus des andern Noten spielen muste, das ging nicht, alles ging ins Parterre, wo man berathschlagte was man spielen solle. Einer spielte mit einer todten grauen Krähe und schlenkerte mit dem Kopfe, da dacht ich, du willst doch den Leuten einen Spas machen, weil sie mit lebenden Personen nichts anzufangen wissen, so brauchst du die Krähe als Puppe. Da fing es an gewaltig zu donnern, mir wurde bang, entweder der Himmel brumme, daß ich mit so vielen armen Sündern, oder daß ich während eines solchen grossen Naturgerichts so unberufen mürrisch Zeug mache, ich ließ die Krähe auf dem Theater stehen und ging vor die Thüre, da war es hell und kühl, ich dachte, es wäre wohl Feigheit gewesen, daß ich hinausgegangen und wollte eben zurückgehen, da wachte ich auf. – Der Traum ist mir merkwürdig, weil er wie eine moralisch erfundene Fabel aussieht. – Görres Schriftproben kommen jezt unter dem Titel Schriftproben von Peter Hammer in Cölln bey 220
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Zimmer heraus, ich trieb ihn sie in Verlag zu nehmen, weil die Leute den Engelmann kopfscheu gemacht hatten da kam er selbst auf den Titel. – Dein Hündlein in Bretten hab ich gelesen, es gefiel mir ganz wohl nur als ich merkte, daß es auf die verschiednen Religionen mit der Einladung ging, da schien es mir ein wenig leichtsinnig mit dem Detail umgegangen (nicht in der Erfindung), ich fürchte, daß es den meisten als ein Spott über alle Religionen erschienen, statt sie gegenseitig mit einander bekannt zu machen; geschadet wird das niemand haben, denn wen ein Spott irreligiös macht, der ist es vorher schon, als dem Hündlein in Bretten, das Du mir mündlich viel rührender erzählt hast, hier muß es gar zu viel fatale Kunststücke machen, das Schwanzapportieren fällt nicht mehr auf, noch weniger die einfachen Seltenheiten der Stadt, die du gar schön ausgehoben hast. Hast Du zu der Zeit Jean Paul gelesen? Es ist deine eigenthümliche Art so etwas aufzufassen gar nicht darin vor den dicken Eisenfeilschwänzen zu erkennen. – – Eben erhalte ich von Voß den Seckendorfschen Almanach, wo ein vier schöne Stücke drin sind, von den andre Büchern ist noch nichts hier. Noch fand sich hier ein Beytrag unbekannter Hand aus der Chronik der Hohenstaufen, woraus ich ein einfach ernstes etwas steifes Lied auf Conradin von Schwaben genommen, das jezt vielleicht gute Wirkung macht. Ich finde den alten Voß ganz verträglich, ich sage ihm rund meine Meinung, er nimmts gar nicht übel! Ich sage Jachin und Boaz die Beyden Seulen der Freymaurerey um Dir alles Liebes zu bezeichnen, was uns bindet und stützt. Achim Arnim
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652.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 12. Februar 1808, Freitag
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An C. B. Heidelberg d* 12 Feb 1808. Ich dacht es war was dahinter in deinem Unterschied zwischen nordischem Metrum und südlichem Rithmus. Es ist nichts. Metrisch kleine Unterschiede giebts z. B. Umkehrungen Ich möcht ÇxxÈ nordlich möcht ich. Der Rithmus ist abwechselnd aber immer dasselbe, nemlich Tackt, der durch die Längen der Worte bestimmt, diese wiederum bestimmt, das Wechselspiel zwischen Accent und Länge zwischen Intensität und Expansion, zwischen Raum und Zeit, wobey haufig das Metrum in seiner Vollendung leidet, weil da rithmische Falschheit 221
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dem Ohre gröblicher auffellt. Es ist aber im Süden wie im Norden das Silbenverschlucken, wodurch diese metrische Falschheit gut gemacht werden soll, immerdar nicht Vorzug sondern Fehler. Wo ein Lied nicht gesungen, sondern vorgelesen wird, wie bey uns der Fall ist, denn Gesang pflanzt sich nur durch Gesang fort und das ist an metrischen Versehen auffallender. – Ich träumte, ich wär auf einem Theater es wollte aber nichts werden, denn es waren keine Schauspieler da, ich ängstete mich im Namen aller. Drey Musiker stellten sich und einer muste immer aus des andern Noten spielen, das ging auch nicht, alles ging aufs Parterre. Da spielte einer mit einer todten grauen Krähe und schlenkerte mit dem Kopfe, da dacht ich, du willst doch den Leuten einen Spas machen, weil sie mit den lebenden Personen nichts anzufangen wissen, so brauchst du die Krähe als Puppe Da fing es an gewaltig zu donnern, mir wurde bang, entweder der Himmel brumme, daß ich mit so vielen armen Sündern oder daß ich während eines solchen grossen Naturgerichts so un∧berufen närrisch Zeug mache, ich ließ die Krähe auf dem Theater stehen und ging vor die Thüre, da war es hell und kühl, ich dachte es wäre wohl Feigheit gewesen, daß ich hinaus gelaufen und wollte eben zurückkehren, als ich erwachte.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, Mitte Februar 1808
Du hast recht wenn Du nicht nach meinem Willen woltest geküßt seyn, so mußtest du fort gehen, und doch; hätt ich ganz nach meinem Willen handlen können! siehst du so hatt ich dich fortgezogen, ganz in einen dichten Wald, ich hätte dich vor keinem Menschen mehr sehen lassen ich wär eine Nixe geworden, und hätt dich unters Wasser gezogen, ja unters Wasser, ach wie lieb wie lieb wärst du unter den glaren Wellen! im grünen Meergras! Ach Arnim! spielen mögt ich mit dir immer∧fort, so ernstlich lieb hab ich dich, aber dieß darf nicht seyn Du hast die Welt noch auf dem Herzen, die Du befriedigen mußt und wirst keinen Diebstahl an ihr begehen, um keines Willen ich hab dich auf’m Herzen mit samt dieser Welt, aber ich bin wie eine blinde Nachtigal die nicht weiß wann es Tagt und ewig um Liebe singt, weil sie sich immer im dunklen Wald glaubt in der Nacht. du wirst ja Mitleid mit mir darum haben und meinen Irthum mir nicht zur Last legen. 222
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Wenn der Bergmann plözlich eine reiche Goldader findet, freut er sich, obschon sie nicht sein eigen wird blos um des Fundes willen; wenn ich vor Zeiten fröhlich war oder betrübt, um deinetwillen wenn Du schriebst, und ich alles nach lebte was Du erlebt hattest, so war ich ja doch nicht mit gemeint; was soll ich aber jezt sagen wenn so ein Brief kommt der blos um mich geschrieben ist, gelt du wirst es nicht Einbildungen nennen, wenn ich dich dann besser und herrlicher finde als alles, wenn ich dich über alle Maaßen lieb habe, und dir es sag. was sind die Leute die von ihren Einbildungen sagen müssen: »es war ein Rausch ein Fieber« diese wurden aus dem Paradies gestossen, um der sünde willen, die Liebe selber ist für sie wie das Leben vor der Geburth, von dem die Menschen auch nichts mehr wissen, wenn sie einmal dasind. sie verläßt nichts wenn es ihr nicht mit Gewalt entzogen wird. Es mag wahr seyn daß du mich mehr liebst als ich mich selber, es muß wahr seyn; drum hast du auch mehr Recht auf mich, was denn mein Glück ausmacht, für immer und ewig. Nein ich wußte nicht wenn ich Vertrauen begehrte ob ich es ertragen könnte, war es also ein kindisches Begehren oder ein frefelhaftes? aber gewiß hatte ich doch alle Nahrung, so wie die Erde, da gesammelt wo der Baum gepflanzt ward, und nach meinem Willen, aber vielleicht nicht nach meinen Kräften, lieber den Tod erlitten als ihn verdorren lassen man hört sich oft selber und kann sich doch nicht aussprechen, so wie man sich sieht ohne sich mahlen zu können; so geht mirs jezt. Warum mußten mir damals als du mir von Gottingen aus schriebst, »du hättest die alten Eichen aus ihrer Wurzel reißen mögen um mit ihnen zu Tanzen, die Thränen ausbrechen? warum ergreift es mich so wenn ich dich auf dem Hohen Berg denke ganz allein? ich habe deinen Brief vielmal durch gelesen, und lese immer noch alles mit Liebe und Glauben durch, aber wenn ich ich an diese Stelle komme, schlägt mir’s Herz: gelt ich bin dumm daß ich dir so was sage, aber es ist doch wahr; so oft ich wußte daß du im Wald warst auf dem Trages, hatt ich dich immer solieb; wenn der Wind ging fühlte ich wie er dich anwehte wenn es dunkel wurde eh du nach Hauß kamst sah ich immer wie du in der Dämmerung ein her gingst, und wenn du denn in’s Zimmer kammst und ich konnt und durfte dir nichts sagen und du warst der fremdeste unter allen! soll ich denn jezt nicht Seelig seyn, ich hab ja alles was seit Jahren her mein einzig Verlangen war. 223
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Clemenz hat mir einen traurigen Brief geschrieben er sagt mir daß es seit jener Hauptscenen schon wieder einige mal auf dem selben Fleck war, daß sie nun mit grosser Erfindung neue unmöglichkeiten an fängt. Die Tante welche einige Zeit in Cassel war erzält auch allerley selbst öffentliche Scenen von Schlägereien, ich bin wahrhaftig betrübt darum. lieber lieber Arnim behalte mich lieb. morgen schreib ich dir wieder heut ist es zu späth, Bettine es scheint daß die Briefe oft auf der Post liegen bleiben, deinen hab ich um einen Tag zu späth erhalten der Caledonische Eißbergler hat mir geschrieben wieder sehr viel von denselben Gebürgen ich küß dich von Herzen 2v
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An Herrn Baron Achim von Arnim abzugeben bey Hrn Buchhandler Zimmer. Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, Mitte Februar 1808
Die ganze Familie ist schon seit mehren Tagen in Consultationen begriffen ein Fest auf Savignys Geburtstag der bis Sonntag gefeiert wird, zu ordnen. wärst du dabei so würde es mir ein recht freudiges Fest seyn, es soll gesungen und getanzt werden hast du denn noch nicht getanzt? wie steht’s mit deinem Fuß Denk nur! es aergert mich daß du tanzen willst, ich weiß gar nicht warum; aber meine erste Idee war Freude das Du dich verwundet hattest, aber thu mir nur immer den Willen nicht, und tanze so viel du Lust hast, sag mir’s nur nicht denn ich aergere mich doch. Du bester liebster, der mir immer so liebreich scheint als wenn ich von jeher deine Güte verdient hätte, nie fremd und neu, und doch nie alt und bekant scheinst, der meine Liebe bewahrt, sorgsam, obschon Du im Ueberfluß liebend bist. der gar sanft meinen Ungestüm zurecht weißt, dessen Liebe ich nie vergelten kann, mein Leben, mein freudigster Gedanke der mich trösten kann über alles, durch den ich nichts entbehre, in dem ich ruhen mögte ewig, den 224
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ich in mein Herz schließe! alles alles mögt ich gern vergessen mögt dich’s sagen hören: Ich bin dir Gut mehr wie allen. Bettine An Herrn Baron von Arnim. abzugeben bey Hrn Buchhändler Zimmer. Heidelberg
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Von Jeannette Dieterich nach Heidelberg Göttingen, 15. Februar 1808, Montag
Göttingen – 15t Febr: 808. Mit Ihnen theuerster Freund muß ich den bösen Zufall anklagen, der Sie verhinderte uns selbst ein Lebe wohl zu sagen, denn so kurz auch ein Aufenthalt ist, der blos zum Lebewohl bestimmt ist, so hat er doch immer das angenehme, daß man sich sieht, u das ist schon sehr viel; – Mich selbst klage ich heute an, daß ich Ihren Brief nicht früher u zwar wegen der Geschäfts-Sache nicht mit umgehender Post beantwortet habe; allein ich hatte thausenderley Abhaltungen; u daher waß will ich machen? ich muß es mir wohl verzeyhen. Sie halten mich aber in der That für zu wichtig, lieber Freund, wenn Sie glauben daß ich mich ernsthaft in Geschäfts-Sachen mische, was ich dabey thue ist sehr oberflächlich, daher habe ich auch Dieterich gebeten die Antwort auf diese Anfragen selbst aufzusezen, welche Einlage Sie hier angeschloßen finden werden, an Tiek selbst wird von Seite der Handlung nur das gehörige geschrieben werden, {übrigens theilen Sie ihm von der Einlage mit waß Sie wollen, u für nöthig halten, besonders den Contract} also wäre hiermit dieser Punkt beantwortet. Wie hart uns unser allergnädigster Herr der Kayser jezt züchtigt lesen Sie auch in Dieterichs Brief, wir tragen aber alles mit Gedult, u suchen aus jeder unbesuchten Eke den lezten Pfennig hervor um uns zu lösen, aber leider reicht es an allen Seiten nicht hin, u nach u nach gewinnt man ein herrliches Pfleghma mit dem man auch allenfals die stattliche Execution einrüken sähe, die Zeit wird ausweisen, wie sich die Göttinger aus der affaire ziehen. Diese Begebenheit schlingt jezt eine jede andere in sich so daß ich mich halb zu Tode denken müste wenn ich Ihnen etwas intereßantes von Gottingen sagen wollte. Vielleicht wenn wir uns wiedersehen läßt sich desto mehr erzählen. Leben 225
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Sie wohl theuerster Freund, u gedenken Sie zuweilen Ihrer Göttinger Freunde Jeannette Dieterich
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habe ich auch Dieterich gebeten die Antwort auf diese Anfragen selbst aufzusezen Ç...È Tieck Ç...È theilen Sie Ç...È mit waß Sie wollen Ç...È besonders den Contract Ç...È Wie hart uns unser allergnädigster Herr der Kayser jezt züchtigt lesen Sie auch in Dieterichs Brief (Nr. 655,12–13).
Von Jeannette Dieterich, 15. Februar 1808:
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Ein neues Vaterländisches Institut welches in Vorhinaus sich ankündiget daß es sehr grob seyn könne wenn es wolle, scheint mir etwas Anstößig zu seyn, und dürfte wohl gleich dadurch die Loßung zu manchem unanständigen Kampfe geben, auser dem daß es sich durch eine solche Ankündigung auch nicht sehr empfehlen würde. Grob soll nach meiner Ueberzeugung kein Schriftsteller sey¨n, sondern seine Pflicht ist es immer die Irrende mit Bescheidenheit zu belehren und mit Humanität in die Schranken der Ordnung zu weißen. Ich wünsche daher daß diese Stelle in der Ankündigung hinwegbleibe. Heidelberg den 18ten Febr 1808 IWedekind.
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Von Franciscus Ignatius Wedekind in Heidelberg Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
An Franciscus Ignatius Wedekind in Heidelberg Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
Die Bedenklichkeit von Ew Wohlgeboren schien uns allerdings so gegründet, daß wir sogleich das Wort grob in höflich umgeändert haben. Herausgeber der Zeitung für Einsiedler 226
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
Liebe Bettine, ich wollte Dir so viel über unsern Aufenthalt unter den klaren Wellen schreiben, das kalte Bad kam mir ganz wohl an, aber ich lag in meinem süssen Bette und da verwandelte sich immer eine Art zu Schwimmen in die andre, bis ich endlich durch lauter Goldgluth rauschte, da erwachte ich spät und sprang zur Arbeit, die Du in der einliegenden Ankündigung lustig verzeichnet findest. Gleich darauf kam schon ein Censurstreit über die Ankündigung, ich hatte gesagt, ich könne auch grob seyn, wenn ich wollte in der Ankündigung, ironisch auf andre natürlich. Mein frommer Censor Wedekind hatte das in seliger Unschuld für Ernst genommen, schrieb mir, ein neues vaterländisches Institut dürfe sich nicht als grob verkündigen, man müsse mit Humanität die Irrenden belehren. Ich setzte nun statt grob »höflich«, das wollte er noch nicht zugeben. Da setzte ich ausstreichen können, für grob seyn können, so mag er das grob seyn für das Ausstreichen für sich hinnehmen. Die Zeitung ist eine Fundgrube von Lustigkeit, ich glaube immer sie zieht den Clemens hieher, wenn er nur seine häuslige Plage von sich schütteln könnte. Ich freue mich herzlich, daß Du meinen letzten Brief so gut aufgenommen hast, das erhebt Dich über sehr viele andre Mädchen, daß Du so etwas fassen und mitfühlen kannst, wir lernen uns sicher noch einander so gut kennen, daß wir uns nicht mehr stören oder einander misverstehen können. Du bedauerst mich, daß ich allein den Berg bin angestiegen, bist Du nicht auch gern allein und möchtest du auch das Liebste stets um dir haben, nein daran erkennt man das Liebste, daß man es nur in ganz würdigen herrlichen Stunden zu besitzen wagt, daß es in dem Leben eine Feyerstunde ist; wo aber die Gedanken un∧bestimmt und un∧ruhig in uns walten, und sich aus wirken, wo wir lernen und thun, da sollen wir das Liebste nicht entheilgen, indem wir es gewaltsam hineinreissen. Und so von abwechselnden Gedanken bewegt steige ich gern Berge hinan, die Gegend liegt klar unter mir; die ich in Krümmungen durchschritten, da oben wünschte ich wie ein fallender Stern so unter mir dir ins Auge küssen zu können, aber nur einen Augenblick, denn auch solche Sternen Einsamkeit ist in ihrer Art selig. Auf solchen Wegen ist auch meine Zeitung entstanden, die ausser der komischen Larve noch ein ernsthaftes Gesicht hat, das sie damit nicht verbergen will, nur die Leute anzureitzen. Wie freut mich dein Eifer 227
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und Dein Gelingen in der Musick, ich mag Dein Bemühen und Dein Talent in keine Oeffentlichkeit hinein ziehen, die dich vielleicht irgend einem Tadel von elenden Notenschmierern aus setzt, aber wenn Du ein Lied hast, als etwa das Und der Morgen war ein Küssen, was in die meisten Kehlen passt, so schick es mir von Hofmeister durchgesehen, solche Leute achten genauer auf kleine Schreibfehler als Dilettanten, ich geb es dann mit Deinem Vornamen, wenn Du Deinen lieben rechten Namen, in dem mir viel Freundliches geworden ist, nicht geben willst. Gieb das Lied aus dem Faust. – Du schreibst mir nichts von Savignys und so erfahre ich weder was die machen, noch wo Du Deine Tage zubringst, ich hatte da so manche angenehme Berührung, grüsse sie alle und erzähle ihnen von meiner Zeitung. Zimmer würde bald zu Savigny kommen, sag ihm das, nothwendiges Geschäft hält ihn noch auf. – Wenn Deine Briefe sich verzögern so bin ich unruhig, ich meine, daß es mir an Zeit fehlen wird, Dir zu antworten und ist er da, so möchte ich rechtviel Zeit haben und meine Begriffe recht sammeln um Dir gar nichts Flüchtiges, Gemeines zu sagen und von diesem Flüchtigen Gemeinen kommt doch das lichte weisse Gewand, was hier in grossen gebrochenen Falten, dort in die Ebene herab schlicht anliegt und ihr so wohl ansteht. – Es wird Dir Freude machen, daß es mir wohl geht, Mittags bey Zimmer und Abends bey Görres sind wir froh und frey ohne Scham und Gram, wie ich seit lange nicht gewesen bin, es ist uns so eben recht wie es in der Welt geht. Wärst Du doch hier, Du liebreiche Achim Arnim
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An B. B. Heidelberg d* 18 Feb. Ich freue mich herzlich, daß du meinen letzten Brief so gut aufgenommen, das erhebt dich über viele Madchen, daß du so etwas fassen und mitfühlen kannst, wir lernen uns sicher einander noch so gut kennen, daß wir uns nicht mehr stören. Du bedauerst mich, daß ich allein den Berg angestiegen bist du nicht auch gern allein und möchtest du auch das Liebste stets um dir haben, nein daran erkennt man das Liebste, daß man es nur in ganz herrlichen würdigen Stunden zu besitzen wagt, daß es in dem Leben eine Feyerstunde ist. Wo aber die Gedanken unruhig und unbestimmt in uns walten, und sich auswirken, wo wir lernen und thun, da sollen wir das Liebste nicht entheiligen, indem wir es gewaltsam hinein reissen. Und so von abwechselnden Gedanken bewegt steige ich gern Berge hinan, die Gegend liegt klar unter mir die ich in Krümmungen durchschritten, da oben wünschte ich wie ein fallender Stern so unter mir dir ins Auge küssen zu können, aber nur einen Augenblick denn auch solche Sternen∧einsamkeit ist selig. Ich möchte Dir nichts Flüchtiges schreiben und doch habe ich keine Zeit zu nichts, und von diesem Flüchtigen kommt doch das lichte weisse Gewand, was hier in grossen gebrochenen Falten dort die Ebene hinab schlicht anliegt und ihr so wohl ansteht
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 18 Feb Lieber Clemens, Freund und Bruder! In manchen wunderlichen Bestellungen wende ich mich zu Dir. Zuerst im Namen der Rudolphi, der ich in deinem Namen gesagt habe, Du wünschest, daß Hulda mit Deiner Heirath bekannt gemacht würde, wirst du gebeten, das selbst zu thun. Der Grund dieser Bitte ist wohl Verlegenheit, wie sie es decken soll, daß sie es ihr so lange verschwiegen. Du kannst das am besten mit einem ganz ruhigen Briefe, kannst ihr allenfalls darin gute Versicherungen von der Liebe ihrer neuen Mutter geben; das wirst du alles am besten einzurichten und zu sagen wissen, du kannst allenfalls 229
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das Ganze in ein Gleise bringen, wenn du ihr sagst, Du hättest ihr nichts von deiner Heirath schreiben mögen, weil Dir noch immer die Gelegenheit gefehlt hätte, sie zu Dir zu nehmen. So ist mein Rath. Die Hulda hat sich eine kleine Vertraute unter den Kindern geschaffen, eine Hebenstreit aus Frankfurt, wenn sie mir bey der Rudolphi die Hand giebt, so kommt jene auch heran und giebt mir die Hand. Die beyden sind recht artig zusammen. Sonst ist mir auch nichts erquicklich bey der Rudolphi, mit den Mamsellen mag ich nicht sprechen, ihr Zustand wird mir dabey so lächerlich, daß ich es nicht lassen kann ihnen verderbliche Ansichten zu sagen, daß sie Spritzbüchsen sind und sich nichts einbilden sollen. Wäre es nur erst Grün, daß sie losgelassen werden könnten, bey dem grünen Thee müssen sie verkommen – ich meine – die älteren. Es kommen blos alte Juristen dazu. – Nun zur Hauptsache – Aus der Einlage wirst du schon ersehen haben, denn man liest immer so etwas voraus, daß ich nun wirklich Zeitungs∧schreiber bin. Ich habe dabey gar sehr auf Dich gerechnet, Du siehst, daß Dein Plan einer Zeitung alter Art dadurch auch ausgeführt werden kann, denn so wie im Allgemeinen alles in unsrer Zeit nur in Anspielung erdichtet erscheint, lauter Begebenheiten die nie geschehen, Gelegenheitsgedichte ohne Gelegenheiten, so würde dieser Beytrag aus alten deutschen Büchern in Herrlichkeit und innerm Leben wirklicher Geschichte gar herrlich zwischen prangen. Gieb mir eins oder das andre deiner Lieder Sey fleissig, lieber Bruder, ich dachte daß die Zeit der Ruhe wieder in Deutschland verrinnen könnte, und daß man nachher vergebens die Poesie ausspielte ohne einen Stich zu machen; schick mir, wenn es Dir gemüthlich, eine kritische Anzeige von Schelmufskys Reise um die Welt mit interessanten Bruchstücken; Du kannst zulügen daß die Balken brechen, die Zoten must Du wie in der Erzählung durch einen Flor sehen lassen, das Auge der Menschen ist zu schwach für diese strahlende Wahrheit, willst Du selbst nicht, so schick mir das Buch. Du kannst nach Gefallen deinen Namen unterzeichnen oder deinen alten poetischen Maria, Ferner verlange ich ein Paar schöne kurze altdeutsche Einsiedlerhistorien, dazu ein Paar lustige aus den Niederöstereichischen von Adel, das Buch möchte ich auch haben. Mach eine Ankündigung vom Goldfaden. Schreib insbesondre recht wunderliche Anekdoten, die aber der mimischen Begleitung entbehren können, die Reise des Sporers, du kannst ihn mit Schelmufsky sich begegnen lassen. Ich hoffe du bist in diesem Augenblick schon Feuer und Flamme und auf dem Wege mit allen Deinen 230
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Büchern schnurstracks hieher zu laufen. Such nach recht schönen alten Prosastücken, aber nicht zu lange, schick bald. An Grimm schreibe ich gleichzeitig. – Du erhältst dagegen Honorar und den ganzen Rest von Originalhandschriften auch alle meine fliegenden Blätter. – Ich habe Geld bekommen, aber einen Wechsel, der erst Anfang April fällig, dann erhältst du alles ich habe schon, was ich von Zimmer geliehen hatte darauf rechnen lassen; schreib ihm also, wenn du vom Honorar des Wunderhorns was brauchst; die funfzig Thaler, die ich von Reimer bekomme, kannst du sobald nur sein Brief angekommen gegen eine Anweisung, die Du an Deinen Bruder Franz schickst von Mohr in Frankfurt beziehen; dann bin ich Dir noch 10 Frd’or schuldig, die Du mir erst liehest und ein Paar Groschen Agio auf das gute Geld. Schreib mir aufrichtig, wenn Du das Geld sehr nothwendig brauchst. – Du hast doch meine beyden Briefe, einen sehr langen über Doppelsonaten verschiedner Zeitalter und einen mit den Schriftproben über Metrick erhalten. – Der Druck des Wunderhorns geht alles unsäglichen Antreibens von mir und von Zimmer ungeachtet langsam, der Engelmann ist ein Querkopf, der tausend unnütze Billette schreibt, statt zu arbeiten, Du erhältst hiebey, was zur Zeit fertig ist. Ueber einzelne Druck∧fehler sey nicht ungehalten, ich habe mit unsägliger Sorgfalt zweymal korrigirt, es hilft aber nicht gegen die gebrechlige MenschenNatur, freue Dich aber über die Ordnung, die ich gemacht habe, sie hat mir Kopfbrechen gemacht, das Vorspiel, wunderbar, dazwischen die Trüglichkeit der Literatur, menschliche Verbindung zu Glück und Unglück, das Kriegs∧unglück trit hervor, es endet sich in einen literarischen Krieg, Wettstreit von Prose und Poesie, Wasser und Wein, Adel und Pöbel, nackter Naturzustand des Schäferlebens bis zum Ueberdruß u. s. w. – Zimmer hat nicht Lust nach Cassel, er will in Freyburg im Breisgau eine Filialhandlung errichten, hast du dahin Lust dich zu associiren. Es geht hier ein blindes Gerücht, als wolle man die Universität dahin verlegen, die Karlsruher Regierung hat einen elenden Schrecken über die Unkosten der Universität bekommen. Mein Mittagstisch bey Zimmer ist sehr lustig, lauter unbefangene Leute, die keinen Deut um alles Leiden der Welt geben, wenn sie es nicht ändern können, uns macht alles Spas, was nur erzählt wird, es ist uns zu muthe, als machten wir die erste Gesellschaft in der ganzen Welt aus. Die Kommis machen uns Maskeraden und laufen in der Stadt herum bis sie alle besoffen. Zimmers Frau ist gar ein artig Weibchen, will immer von ihrem Mann geküsst seyn, der scheint das recht gern zu 231
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thun; mir würde das doch auf die Länge sehr unangenehm seyn, eben weil es im Anfang so reitzend. Ich habe bemerkt, daß unter allen Nationen die deutschen Frauen allein ihre Männer mit Liebkosungen quälen. Engländerinnen, Französinnen, Italiänerinnen thun es viel mehr mit vorgegebner Sprödigkeit, Ernst, Würde, scheinbarer Kälte; die Deutschen, welche überhaupt nicht wissen, was sie mit sich anfangen sollen, brauchen das Zierlichste um damit in müssiger Stunde Ball zu spielen, so fällts oft an die Erde und zerbricht. Es ist im Grunde dasselbe Misverständniß wie bey unsern Dichtern, die da meinen weil ihnen das Dichten in Stunden der Begeisterung herrlich freudig gewesen, sie brauchten nur sich anzulassen zum Dichten um herrlich und freudig zu seyn. Von dem vielen Lecken kommt dann ordentlich auf den Gesichte des Neuvermählten eine neue Farbe hervor, wie auf alten Bildern nach vielem Abwaschen und dann sieht man erst, wo restauriert werden muß. Das alles gilt nicht von Zimmer, der ganz ernst und anständig mit seiner Frau lebt, die sehr häuslich thätig ist, es fiel mir nur bey dem vielen Küssen vor andern Leuten ein, das ich nicht leiden kann. Doch kommt ihr zur Entschuldigung, daß sie ihn den ganzen Tag fast nicht sieht, weil er ausserordentlich beschäftigt ist. – Bey Görres bin ich Abends meist, wir leben recht wohl zusammen, er studiert viel, besonders zur Geschichte der Philosophie und trägt sie mit innerm Leben vor, da scheint auch seine eigenthümliche Poesie zu seyn; die übrige Welt schaut er gar zu gern blos von der ekelhaften Seite an nicht mit Durchdringung zu ihrem Innern, wo das doch wieder so nothwendig wird wie der Magen in dem schönsten Weibe. Die Wissenschaft hat das Eigene, sie packt so ausschliessend. Es ist schon sehr viel, daß er dessen ungeachtet nicht ungerecht ist gegen Dichter, wenn er gleich an vielem und am Zartesten gerade nur die Anschauungen zu haben scheint, nun es ist etwas, wenn ich gleich daran keine Freude habe; daher sein schneller Uebergang von den Volksbüchern, mit denen er sich erst bekannt machte, zu ihrer Literatur, zu Conjecturen über ihre Entstehung, es war ihm nicht mehr die Sache genug, sondern ihr Verhältniß zur ganzen Bildung des Volkes, das ist zur Wissenschaft. Seine Kinder haben dieser Wissenschaftlichkeit unbemerkt entgegen gearbeitet, und wie die um seine Folianten herumspielen, so hat er alles Zarte und Innere zu diesen hingewendet, daher seine liebreiche Beurtheilung des Kinderbuchs, seine eignen Kindermythen. Dagegen wie durchaus ungerecht ist er z. B gegen das Thal Josaphat. Das alles nimmt ihm in meinen Augen keinen Strich von meiner 232
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Achtung gegen seine Studien, noch weniger von der gegen ihn, es ist eigentlich ein Wunderwerk sich so durch das Revoluzionswesen durchgearbeitet zu haben und bey so vieler Genialität gar keine Sonderbarkeiten nach deutscher Manier an sich zu dulden. Seine Bekantschaft giebt meinem Aufenthalt einen dauernden Werth. In seiner Physiologie die ich jezt lese begegne ich mich oft mit ihm gleichen Weges, ich habe ihn verlassen, er geht ihn weiter, vielleicht kommen wir doch zu einem Ziele. – Von Docen ist es Prahlerey, daß Seckendorf alles von ihm hat, es sind zwey Stücke, da ich noch zwey Stücke aus dem Almanach genommen habe, werde ich ihn doch unter die Zahl der Beförderer der Volksliederey schreiben, wenn Du nichts dagegen hast. – Ich habe einen lächerliche Censurschwierigkeit uber die Anzeige gehabt, davon ein andermal. Dein und Deiner Frau Achim Arnim
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An C. B. d* 18 Feb Ich dachte das die Zeit der Ruhe in Deutschland verrinnen könnte und daß man nachher die Poesie ausspielt ohne einen Stich zu machen. Ich bitte im Schelmufsky die Zoten müssen durch einen Flor sehen, das Menschenauge ist zu schwach für diese Klarheit Doppelsonaten verschiedner Zeitalter Wundhorn. Das Vorspiel wunderbar, dazwischen Trüglichkeit der Litteratur, menschliches Verbinden zu Glück und Unglück, das Kriegsunglück trit hervor, es endet sich in literarischen Krieg, Wein und Wasser, Adel und Pöbel nackter Naturzustand, des Schäfer lebens bis zum Ueberdruß. Es ist unter allen Nationen den deutschen Frauen allein eigen ihre Männer mit Liebkosungen zu quälen, andre Nationen quälen mit Sprödigkeit. Es ist im Grunde dasselbe Misverstandniß wie bey Dichtern, die immer dichten möchten um herrlich und freudig zu seyn, weil ihnen einmal so zumuth geworden. Von dem vielen Lecken kommt bey Neuvermahlten eine neue Farbe hervor, so daß man wie bey alten Bildern erst sieht wo die Restauration nöthig. 233
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G. schaut die Welt zu oft von der ekelhaften Seite an, da es doch gewiß ist das auch die schönste Frau ein Magen hat, worin Dreck ist. Das Verhältniß der Dinge zur gesammten Bildung der Welt ist die Wissenschaft.
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An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 18 Feb Herzligen Gruß zuvor. Ein∧liegend der Anlaß meines Schreibens, Sie um Beyträge zu bitten aus ihren Sammlungen für meine Zeitung; ich wünschte besonders die Judengeschichte mit dem Knechte, den sie sich gebacken, und der einmal zu groß und übermächtig wurde, für eins der ersten Blätter. Alles gedrängtest Herrliche alter Zeit und Lustiges jeder Art ist mir will∧kommen, sehr lange Aufsätze erlaubt die Art der Erscheinung nicht, kurze literarische Notiz dabey, selbst literarische Hypothesen sollen mir lieb seyn. – In der Eile weiß ich nicht, ob ich mit Ihnen oder mit Ihrem Herren Bruder spreche, ich grüsse Sie beyde. Achim Arnim.
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Des H Kriegssekretär Grimm, Wohlg*
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An Ludwig Tieck in Ziebingen Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
Heidelberg d. 18 Febr 1808, Abzugeben bey H. Buchhändler Zimmer. Werther Freund! Ihren Brief erhielt ich einen Tag vor meiner Abreise von Cassel, ich besorgte die Angelegenheit mit Dieterich schriftlich und erhielt erst jezt die einliegende Antwort. Auf meine Vorschläge zur Ausgleichung und zum Druck der Niebelungen hat er nicht Rücksicht genommen; es ist ein ganz guter Mensch in so fern ein Schußbartel das 234
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Zwischen 19. und 23. Februar 1808
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seyn kann. – Die Literarnotizen über das englische Theater habe ich einem gewissen Grimm aufgetragen, dessen Verbindung Ihnen zu Aufträgen der Art sehr brauchbar werden kann und den es zugleich erfreute mit Ihnen in Verbindung zu kommen, wahrscheinlich hat er schon an Sie geschrieben. Reichardts Anstellung werden Sie gehört haben, Clemens bestimmt Sie zum Theaterdichter, ich behaupte dagegen, daß Sie eine Stelle der Art gar nicht annehmen. – Sie erhalten einliegend einen Zeitungsplan von mir, können Sie mir etwas dazu Geeignetes senden Bruchstücke irgend eines ihrer angefangenen Werke, so wird es darin willkommen seyn – Eine kleine Unpäßlichkeit verhindert mich heute nach Gefallen mit Ihnen zu reden, ich grüße alle, die mich noch kennen, in Ihrer Nähe als der Ihre Achim Arnim.
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, zwischen 19. und 23. Februar 1808, Freitag und Dienstag
Hier ein Wort über beyliegenden eben angekommenen Brief. Ich glaubte darin Lieder von der Pattberg, Zimmer nannte es einen Brief von ihr (ihr Lied habe ich an die Morgenzeitung geschickt) und riß ihn auf, auch Zimmer glaubte ihn daher, der Inhalt lässt uns zweifelhaft, ob es ein Scherz, aus der verstellten Hand ist es zu glauben, oder ein Aufklärer auf dem Lande, so ein Mensch der sich eine Art zu sprechen angewöhnt hat und durch uns aus dem Concept kommt. Zimmern hat der Brief viel Vergnügen gemacht, er hat ihn sich abgeschrieben er schreibt Dir bald, mir war er doch wieder eine Entdekkung, ich hatte nicht geglaubt, daß in dieser Klasse von Leuten einer etwas so tragisch nehmen würde. Ich glaubte erst, es wäre von der Rudolphi, es scheint aber wenigstens uber Tübingen gegangen zu seyn, vielleicht ein Spas der Morgenblatsmänner, die sehr lächerlich alles beschnüffeln was in Heidelberg vorgeht. – Mein Kasten mit Kupferstichen ist glücklich in Frankfurt Çerhalten.È Der Fluch in dem Briefe hat noch nichts geschadet.
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Nr. 664
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 20. Februar 1808, Sonnabend
Wie lieb Du, Bettine, daß Du so kurze Frage vorlegst, Zimmer will eben fort und hat es mir nicht vorausgesagt, also: Ob ich Dir gut bin, mehr wie allen? Daß ich Dir gut bin, das ist bald gesagt; wie gut, das ist schon schwerer und wenn ich an alles und alle in der Welt denke, so vergeht mir alle Ueberlegung, ich denke an alle Verstorbene und an alle Nachgeborne, an alle die ich gesehen und nicht gesehen, sogar an die Dichterfiguren, die mich je angezogen, an Helena, an Chrimhilde, an das schöne Element des Feuers, wie es das Chaos geordnet, nach Norden denke ich seltener, es ist mir jezt beynahe etwas Ueberlebtes, nicht etwas Vergangnes oder Untergegangnes nur etwas das bis zu seiner Abendröthe ausgeblüht hat wie eine Passionsblume. Giebt es schon frische Blüthen in meinem Geiste? Ich frage mich, aber siehe ich weiß es nicht, denn alles blüht anders unter seinem eignen Gestirn, so daß die Blumen untereinander sich wohl nicht kennen. Sieh da schick ich das Bildniß einer, die ich sehr lieb habe, damit Du kannst merken, wie viel ich Dich lieb habe; sie war auch Philosophin und Juristin, wie Du aus der Unterschrift siehst, und konnte sicher auch so spitzfindige Fragen vorlegen wie Du, aber ich schreib doch zu keiner andern Du, als zu Dir, es sey denn in poetischer Rede, das mag auch etwas bedeuten. Wenn Du ohne massen mir gut bist, wie Du schreibest, wo soll ich ein Maaß finden! Dein Achim Arnim.
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N6 An Fräulein Bettine Brentano
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zu Abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse Im goldnen Kopfe.
Frankfurt a/M
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Vmtl. 20. Februar 1808
664.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 22. Februar 1808, Montag
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An B. B. d* 22 Feb Daß ich dich lieb vor allen ich denke an Verstorbenes und Nachgebornes an das Element des Feuers wie es das Chaos gestaltet, nach Norden selten, es ist etwas Ueberlebtes nichts Untergegangenes, und bis zur Abendröthe ausgeblüht wie eine Passionsblume. Giebt es frische Blüthen in meinem Geist ich weiß es nicht denn jeder blüht anders unter seinen Gestirnen, so daß die Blumen unter einander sich wohl nicht kennen. Wie soll ich ein Maß finden da du mich ohne Maßen liebst
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 20. Februar 1808, Sonnabend
So hast Du denn nebst tausend Vorrechten und Eichenschaften auch noch die, (und zwar einzig du) mich durch einen jeden deiner Briefe aufs neue seelig zu machen. Du willst wissen wo ich meinen Tag zubringe? Ey zu Hauß, hab sehr viel zu thun, hab gar nicht einmal Zeit mich umzusehen Morgens um 10 fang ich an zu sticken nachher ist Singstunde, wenn ich dann nicht gar zuviel zu thun hab, so geh ich zu Savignys zum Essen, Nachmittags zur Goethe, zuweilen zu einer bekanten von mir die du nicht kennst, und die mich auch singen lehrt; sehr schön Clavier spielt und schon mancherlei componirt hat. wenn ich dann nach Hauß komme ist es Teezeit, nach her kömmt noch ein Musickmeister zu mir den ich angenommen, während du weg bist, dieß dauert bis halb 8 dann spielt Toni mit demselben Meister gewöhnlich auf meinem Clavier und er accompagnirt sie, weil unten im Zimmer um diese Zeit Leute sind, während dieser Musick schreib ich öfters an meine Neben correspondenten, und so ist der Tag herum, da hab ich denn noch nicht an Dich geschrieben, noch nicht mit Dir geplaudert, noch nicht componirt, bei Hoffmann spiel ich jezt bezieferten Baß welches ich schon Lange wissen sollte. dieß nimt mir auch Zeit weg, es ist aber etwas was man in ein paar Monaten lernen kann, und mir viele Beschwehrniß im Noten schreiben heben wird. Mein Lied will ich dir gern schicken, es muß 237
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erst abgeschrieben werden, dazu hab ich heute keine Zeit den die anordnung von Savignys Fest beschäftigt mich den ganzen Nachmittag; aber zum heraus geben hab ich keine Lust, wenn ich wirklich mit der Zeit noch was ordentliches lerne, so magst du meinetwegen auch diese herausgeben, aber da jezt ich nicht vermögend ein Lied nur in Tackt zu bringen oder leserlich zu schreiben, oder richtig in Die Accorde zu sezen, und dieß alles mein Meister thun muß, so wäre es sehr unrecht ein Lied das ich zwar gedacht aber nicht gemacht habe, für mein Werck auszugeben, es wäre grad als wollte der, der ein Bild ganz nach seiner Idee mahlen läst, sagen er hab es gemacht. ich habe wohl Den Sinn aber nicht die Ausübung, mit der Zeit denck ich, auch noch diese zu erlangen, und Dir Freude mit zu machen, dann wollen wir mehr darüber sprechen. Die Ankündigung deiner Zeitung wurde am Teetisch vorgelesen Savigny freute es sehr und meinte daß es ganz was neues für ihn wär daß Du so lustig seyn könntest Friz Schlosser war darüber entzückt und wird sie dem Cassino vorschlagen. George sagte nichts, Franz glaubt ganz gewiß daß kein honeter Mensch auf diese Anzeige Lust haben wird die Zeitung zu halten. Tonie nent es eine rhapsodie auf meine Frage was dieß Wort heise, sagte Sie, ein großes Gemenge von allerlei, Marie ergözte es ganz kindisch und will Die Zeitung ganz in cognito für sich halten, du mußt es daher nicht wissen; Crist: Schlosser, bleibt dabei daß ich es geschrieben habe pp:; mich verwunderte es daß du Dich auf Jahre verbunden hättest guter Humor zu seyn, dieß fanden nun Alle wirklich merckwürdig es wurde beinah den Ganzen Abend, viel über dich hin und her gesprochen, ich saß dabei und durfte nichts sagen, mogte auch nichts sagen, denn ich bin neidisch auf den, Der wissen kann wie Gut Du bist. mit Engelhard hab ich schon wieder Briefe gewechselt immer wieder über die Caledonischen Eisgebirge; er will immer wissen was ich von ihm Denke, das fällt mir nun niemals ein, und so muß ich ihn unbefriedigt lassen. Adieu mein lieber Freund, leb wohl denck an mich, ich wollte ich hielt dich fest in meinen Armen, daß ich sähe daß Du es wärst, und daß ich wüßte daß Du mein wärst in diesem Augenblick nur! Ach was kann ich Dir schreiben, das was die Wärme des Herzens genoß, gefriert mir in der Feder Bettine
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An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Buchhandler Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 22. Februar 1808, Montag
Ich hab ihr einen Ehrenplaz gegeben, mit 4 Nadlen hab ich ihr ein Quartier unter Tieck an meinem Bett aufgeschlagen, beim schlafengehen und beim Aufstehen werd ich ihr jezt mit Fragen nachstellen wie es war, da sie noch bei dir war, sie scheint mir zwar stumm wie ein Bildniß, und meine Mühe wird vergebens seyn, sie wird mir nicht sagen; Wie, Warum, Wo, und Was, jezt hör! Gestern war Savignys Geburts Tag. Eh die Sonne noch aufgegangen war, schlug mir das Blut schon festlich in allen Adern, ich träume nicht oft von dir, und noch seltner so lebhaft wie dießmal mein Bett war mir wie ein Höhle durch welche man, in eine andre Welt kann, ich kann mir nie anders denken als daß es mit deinem Willen geschieht, wenn ich dich so deutlich seh, mit dir spreche – wir hatten große Musick bei Tafel, die Alte Goethe saß oben, sonst war alles aus der Familie, es war ein großes Gewirre von Lustigkeit von Gläsern und Tellern, und von 6 blasenden Instrumenten wir ließen den Fürst Primas so oft hoch leben, daß die Musikanten uns eine halbe Stunde nachher für echte Fürstenliebhaber in der ganzen Stadt ausschrien, endlich sangen wir Savigny ein ganzes A.b.C. von Glückwünschen, nach Tisch erzälhte uns die Rath Göethe ein Märchen, wobei ich einschlief, Abends hatten wir ein kleines Concert ich sang; aber schlecht, um 10 Uhr wars aus, eine junge italienische Tänzerin trat nun auf machte dem Savigny ihr Compliment und tanzte wunderschön mit Castagnetten, nach dem Abendessen wurde getanzt es endigte sich endlich in dem wir allerlei Tänze von der Italienerin nachahmten. Die Goethe blieb bis Nachts 1 Uhr welches ein Wunder zu nennen, Goethes Gesundheit wurde getrunken dieß machte sie so lustig daß sie gleichsam wie in einem Paradies von Seeligkeit war, und uns alle versicherte sie könne nicht älter seyn als Zwanzig Jahr, ihre 77 seyen nur fingirt sie fühle daß sie noch Kraft habe 30 und mehr Jahre zu leben. um 2 Uhr schlüpfte ich in meine Höhle, und dachte nun 239
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schnell noch hinüber in die andre Welt zu kriegen wo du meiner wartetest, aber der Zauber war geschwächt, ich konnte mich nicht zum Schlafen bringen, und mußte mit offnen Augen noch einen großen Theil der Nacht an dich denken, den ich nicht erreichen konnte, siehst du ich konnte nicht im Bett bleiben, ich mußt mich auf die Erd legen, und mit dir sprechen, und dir tausendmal rufen, um nichts und wieder nichts. wer hat die Lieb gerufen? sie kömmt treibt die alten Regenten aus; keiner wiedersezt sich; sie nährt sich von unserm Athem, sie wirft Dinge die wir als Schäze bewahrten, mit leichtem Sinn zum Tempel hinaus, sie giebt mit einer Großmuth die man Verschwendung nennen mögte sie treibt Wucher; geizt um einen Deut, hat nie genug, und doch kann die Welt nicht ihren Reichthum umgränzen, sie fürchtet einen Blick und ist so tapfer, daß sie mit verbundnen Augen neben Abgründen auf steilen Felsen wandelt, was aber das wunderbarste ist sie macht bei ihrem ungeheuren Reichthum Schulden, die sie nie abtragen kann, sie läst sich bei ihrer großen Kühnheit binden wie ein Lamm um dieser Schulden willen! daß kann dir mein Herz beweisen daß an Dir zum Schuldner ist geworden, daß sich doch so reich fühlt. siehst du so ist es mit deinem Kind Nach Norden denckst du seltner? du hast es beinah überlebt und ich könnte beinah wieder drüber weinen, wenn ich nicht wüste daß all dein Leben sich wie Edelsteine zum Schmuck sammelt, wo mit Du dich endlich als friedlicher Held zierst, alles macht dich schöner alles macht dich geliebter, du bist ein gut gelungnes Werck Gottes der alles zu immer währender Verherrlichung erschaffen hat, das ist eine Ahndung von mir; ich glaub je länger du leben wirst, je lieber wirst du werden, und hoff doch daß Du mich nicht zurück lassen wirst sondern daß ich durch dich und um deinetwillen auch erwerbe. Daß du mir gut bist daß ist bald gesagt! siehst Du, wie wunderbar die Lieb ist, all ihr Gut schnellt sie wie einen Pfeil durch die Luft und es trifft den, auf welchen es gezielt war, nur mit neuem Leben, wie Gut du mir bist ist freilich schwehrer ; wer kann zählen wer kann berechnen, hier wo kein End ist, gewiß kein End! halte diesen Brief für eine dieser Stunden, wo ich mein Leben hergäb um mit Dir zu seyn, aber nur dir, daß Du mirs wiedergiebst. Adieu ihr schönen Frauen all Adieu Frau Helena, Adieu Frau Chrimhilda, Adieu Nordschein Adieu all ihr verblühten Passionsblumen, ihr ausgesezten Pflanzen! willkomm ihr jungen Blätter und Knospen hütet euch vor Frost Bettine 240
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ich will auch nicht mehr du sagen als zu dir. ich will mein ganzes Leben verwenden dir ein Maas für deine Liebe zu bauen und mein leztes Werk soll seyn, den lezten Stein ein∧zu∧sezen, damit sie auch nach der Zeit als etwas Kostbares bewahrt bleibe. 75
An Herrn Baron von Arnim bei Hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 23. Februar 1808, Dienstag
Lieber Einsiedler! Gestern erhielt ich deinen lieben Brief mit den Görresischen Schriftproben, das sind entsezlich schöne Sachen, es hat mich beinah kränker gemacht, als ich bin, des Epilogus Tollheit ist als in sich beschränckter sehr wohl thätig und recht schön auf das andre Unwesen, und man mögte daraus beweisen das die Tollheit, als Naturform auch eine Kunstform hat, und daß es leicht möglich ist, daß viele Leute eigentlich nur solide und Vernünftig und Verständlich werden, wenn sie toll werden, der Epilogus ist das klarste und schönste von Görres waß ich kenne, wie er drinne so fein auf den alten Voß anspielt, und auf mich und auf den Schelling und wieder auf den Epilogus, na es ist einstig (sagt der Herr Exter) mich freut wirklich der Engelmann, denn das ist ein ganz elendiger Laffe. Vieles ist unendlich vortreflich in den Schriftproben, aber dein Urtheil ist treflich über Sie, Görres aber ist treflicher als beide, mich freut gar sehr, daß du ihn liebst, er ist ein tief treuer wahrer herrlicher Mensch, und wenn ich an seine starre Gestalt dencke und an die Augen und an das liebe Herz, so ist mir als könnte ich in ihm die Seele wie eine Uhr in einem wunderlichen einfachen Gehaüße recht ansehen, ich habe sein Herz gar lieb, er kann einen gar lieb umarmen, sag ihm das, und drücke ihn in meinem Nahmen recht an deines. Heute erhielt ich die drei Aushängebogen des lieben Wunderhorns, du hast es recht treflich kontrastirt, die bösten Druckfehler sind p. 32 5 und folgende Zeile immer bat statt batt, wodurch es für die Unkundigen ganz allen Sinn verliert, dann p. 23 1.3. Ruf für ruff das zusammenzogene herauf. Die Lettern des ersten Bandes finde ich 241
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schöner. An den Titeln der Kinderlieder wirst du deine Freude haben, das wird ganz apart schön. Zu dem Wunderhorn erhälst du eine Nachlese von etlichen und 40 Liedern, die ich noch fand, worunter Wenigstens 3/4 mit zum besten der Sammlung und die übrigen nicht zum Schofel gehört, thu mir die Liebe und sende mir fortlaufend immer die Bogen, das ist mir eine Erquickung in dem unnatürlichsten widersinnigsten Elend, das mich erwürgt, o ihr Traüme, als die edele Warheite vor dem Kritickus floh ist sie in den Traum geflohen, ich traümte in der Hochzeitsnacht dies Weib habe einen Knebel in einer Schlinge um meinen Hals, und drehe langsam zu, und tanze dabei, als mir eben der Verstand vergieng sah ich noch meine Alten Bücher und daß mich Christian Schloßer auslachte. Recht betrübt hat mich deine lustige Beschreibung von Zimmers Tischgesellschaft und eurem Leben gemacht und mir, mir geht es so hundsföttisch, o lege ich bei dir, du liebe tode. Waß mich mein bestandiges zerrißenes Wesen, dieses ewig quälende ekelnde Leben thun läßt, ach waß ich vermag will ich für die Einsiedler thun, ich wollte ich wäre das Papier und die Lettern und die Schwärze dazu, da wäre mir geholfen. Hiebei lege ich einen Abdruck von Fausts Portrait, das Louis Grimm nach Sichem so radirt hat, willst du es als Beilage zu den Einsiedler, so kannst du ferner den Eulenspiegel, den Wagner, und noch irgend einen Etwa den Knipperdolling erhalten, es soll nichts kosten, als die Platte. Zu dem Knipperdolling könntest du einige historische Anecktoden, oder ein Fragment deines Dramas geben, zum Faust kann man auch eine kurze Biografie mit Spas auf den Bickeburger D. Faust Schwerenoth ja wohl geben, u.s.w. Zu befürchten wäre, daß die Platte nicht genug Abdrücke aushielt, aber vielleicht kriegt deine Zeitung auch nicht genug Abnehmer, und dann giengs doch. Willst du aber lieber, daß Zimmer die vier kuriösen Kerls in einem Umschlag übernähme, so schreibe mirs, die Faust Platte kann er gleich haben, will er dem Armen Jungen etwas dafür geben, wenn er gleich nichts begehrt, so ist es gut, ich dencke er kann die wohlfeil verkaufen, und dann nehmen sie viele Studenten und der Gleichen schreibe deine Meinung. Ich fürchte, daß die zu witzige Ankündigung der Abnahme schaden kann, sei ja auf der Hut in den ersten Stücken nichts zu witziges, oder überblühendes, Gorresisches aufzunehmen, um die Leute nicht zu irren, du must den Angelhacken Einschwätzen und ist er im Leibe krummachen, bedencke das weise – Schlurbs ist er drinne – zeigst du aber gleich dem Philister die ganze Bescheerunge, die blanke Schote, so flieht er vor dem 242
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Mutsch beiß mirn. – . Das Blatt könnte herrlich werden, dazu aber gehörte, daß ich und meine Bücher und alle unsre Kupfer, und Betine dabei wären, die mußt du bitten, sie schreibt, dir Briefe einer Einsiedlerin hinein, nein bitte sie nicht, ich will sie bitten, dann thut sie es anonym vielleicht lieber, laße dir nichts merken – und du kannst antworten in dem Blatt. Der Alte Voß hat einen in roth Pappe gebundenen Miszellan Band in 4° mit der Ueberschrift Satiren, darin ist eine Abhandlung von den Schneidern, und ein sehr Witziges Wappen der Schneider, wenn du das durchzeichnen und nachstechen ließt, es ist sehr leicht, so wäre es eine sehr schöne Zierrath zu den SchneiderLiedern, zu denen ich das aller beste noch besitze, wolltet ihr es nicht ins Wunderhorn, wäre es herrlich in die Einsiedler, ich hätte den Titel gemacht, von und für Einsiedler. Grimm will dir besonders helfen, sie wollen unter der Firma Die Gebrüder Vatermörder von Gellnhausen arbeiten. Morgen ist wieder Posttag, dann fahre ich fort, guten Abend, Stern du mein lieber, lieber Stern! Ich lege dir hiebei einige der schönsten Lieder von meiner Nachlese, Gelt, das Hohe Lied, gelt das Badwännelein! nachstens mehr
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch
Heidelberg d* 24 Feb Gottlob vier Bogen abgedruckt, also sieben nun! Ich habe lange nichts von Dir gehört, lieber Bruder, drey Briefe von mir hast Du noch nicht beantwortet und doch bat ich Dich dringend die Absendung vom Rest des Wunderhorns zu beschleunigen ; bist du so vergnügt oder so misvergnügt? Auch auf meine Zeitungsnachrichten sagst Du kein Wort. Gieb mir doch die Nachricht von dem Räuber, der die Todten∧köpfe immer als Rosen∧kranz schüttelte und dabey sang. Es ist mir sehr rührend gewesen, als ich den Kasten mit Kupferstichen Büchern öffnete in dem Apollonius einen Zettel von Dir mit der Nachricht Deiner Rückkehr von Wallthüren zu lesen Mein herzlicher Dank dafür. Ich zeigte ihn auch Görres. – Gestern war Frau von Krüdener hier, ich fuhr mit ihr nach Neckargemünd herunter und nach Rohrbach; sie geht nach Karlsruh, eigentlich weiß ich nicht warum, ich glaube, Sie hält den alten Großherzog für einen Heiligen. – Ich war ein Paar Tage 243
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unwohl, bin aber ganz hergestellt, mit vielen beschäftigt, lese Kastners Chemie, Görres Physiologie Wilkens Kreutzzüge. Beaumont und Fletschers Theater von Kannegiesser übersetzt wird dir viel Vergnügen machen; merkwürdig ist die Darstellung der Weiber bey ihm und Schakspeare, so viel Verschiedenheit die Männer haben, die Weiber sind ihm alle entweder geil, trotzig, höhnisch, zoten witzig und superklug oder gut und schwach ohne alle andre Characterisirung; das verglichen mit Göthe. Ich bin gewiß daß Franz Horn darüber schon lange geschrieben, ich bin aber nicht neugierig es zu lesen, vielmehr möchte ich Deine Beobachtungen über die Schlitzkroaten. – Bey dem einliegenden Briefe von Büsching waren Anzeigen seiner altdeutschen Gedichte, die Du schon kennst, bey dem andern Briefe unbrauchbare Lieder, die Du aber mit allem Reste meiner Sammlungen in das grosse deutsche Liederarchiv bekommst. Ich wünsch dir Heil in aller Eil. Achim Arnim
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Heidelberg d* 24 Feb 1808. Dein Brief, liebes Herz, kam zu mir wie ein Arzt, denn mir war unwohl jezt bin ich ganz wohl, ich hatte mich erkältet, ich dachte, als Du mir schriebest, wie selig Dich mein Brief gemacht, wie unselig ich Dich würde machen, wenn Du da bey mir wärest. Glaub nur darum nicht, daß ich Ansprüche auf Geselligkeit mache, wenn ich krank bin, im Gegentheil, sie ist mir unbequem; aber ich dachte mir du wärest da aus Güte, hättest das aber vergessen und fingest Dich an entsetzlich zu langeweilen, das finge mich an zu ängstigen. Da fiel mir eine Geschichte ein und ich sage sie Dir um sie los zu seyn, weil sie mich damals tief gekränkt hat, ungeachtet ich jezt darüber lache, weil ich es selbst in der Zeit erfahren habe, wie leicht ein Scherz allzu ernsthaft aufgenommen und gedeutet werden kann. Du kamst von Wisbaden und erzähltest mir und andern lachend, daß es mit dem Clemens aus wäre, der sähe aus wie ein alter Mann, hustete, ginge ganz gebückt, spräche ganz langweilig. Clemens war in dem Sommer ernsthaft krank, ich hatte ihn oft um eine Viertelstunde Sitzen lange Zeit ächzen gehört, das trieb mir das Blut damals so ins Judicium, daß ich in mir 244
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dachte: So ist doch mehr Liebe in jeder Magd, die für wenig Geld dient, als in solcher Schwester, die noch vor kurzen ihren Bruder vergöttert hat. Nun weiß ich wohl, daß ich Dir damals unrecht gethan habe, als ich dich für so unmenschlich hielt, Du hast Deine Schwester gepflegt in Marburg, Du hast beym Clemens gewacht, als er in Frankfurt um seine Frau weinte, das weiß ich nun, ich wollte Dir nur wieder ein altes Mißverständniß alter Zeit aufdecken, damit Du mich daraus verstehen kannst; ich laß mich nicht so bitten wie Du vom Engelhardt, Dir zu schreiben, wie ich von Dir gedacht habe. Bringe doch diesen Liebesbrieffabrikanten zu einem Plane des grossen Einsiedler Pallastes, worin viele tausend Gelehrte, Liebhaber, Sechswöchnerinnen, ungestört neben einander wohnen können, ein Pallast der immer noch als Babylonischer Thurm anwendbar wäre, das soll er aber bey tage zeichnen und nicht Nachts. Daß Du mir Beyträge verweigerst, dagegen habe ich nichts, aber gegen Deine Gründe, daß Du es meinst besser zu machen, wenn du bezifferten Baß kannst. Du wirst mehr schreiben, es wird Dir leichter werden Deinen Gedanken auszudrücken, aber was einmal da war, das kommt so nicht wieder; die Götter lagern sich freilich da wieder, wo man ihre Geschenke mit Demuth und Feyer bewahrt, aber nie schenken sie dasselbe wieder. Du bist jezt recht fleissig, thu Dir nicht Schaden, daß ich Deine Finger wiederfinde unabgespielt – Gestern war auch eine Schriftstellerin hier, Frau von Krüdener, ich zeigte ihr soviel von der Gegend, als der schamhafte Winter zuließ. Sie hat eine Geschichte der Gräfin von Westerburg bearbeitet, aus dem vierzehnten Jahrhundert. Sie wurde von ihrem Vater wegen einer Liebschaft in ein tiefes Gefängniß gesperrt, worin sie viele Jahre lebte, als ihr endlich Luft und Liebe gegönnt wurde starb sie an der eindringenden frischen Luft im Hinauftreten der obersten Treppenstufe. Eine Gräfin von Schauenburg trägt noch ihr Armband, das in dem Gefängnisse späterhin entdeckt worden. Ich habe nichts davon gelesen, es kann aber recht schön seyn nach der Gemüthsart der Krüdener, ich muste ihr allerley Bücher aus dem Mittelalter zusammentrommeln, die sie zum Gerüste der Zeit beyfügend benutzen will. Ein deutscher Aesthetiker hätte erst alle Werke durchgelesen, ehe er sein Werk angefangen, und darüber seine drey Ideen allesammt verloren und vergessen. Sie ist fort nach Karlsruh und was mir Spas machte, sie weiß kein Wort, daß ich über sie geschrieben. – Wegen Deines Fleisses auch wegen Deiner wunderbaren Liebhaberey an der Erde zu sitzen erhältst Du einliegende Prämie. – Der Platz ist zu eng um Dir zu sagen, wie gut ich Dir bin. Achim Arnim. 245
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Ç1r aoR kopfstehend:È Dank Marie für ihr Interesse an meinem Einsiedler, von den andern weiß ich wohl, das jeder zufrieden ist, wenn er selbst seine Art Einsiedeley bauen darf. Ç1v aoR kopfstehend:È Von Beaumont und Fletschers Schauspielen ist eine hübsche Uebersetzung von Kannegiesser. Berlin Braunes 1808 erschienen. Kur
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No 7 An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse im goldnen Kopfe. Frankfurt a/M
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An B. B. Heidelberg d* 24 Feb. Dein Brief kam wie ein Arzt, wie unselig würde ich dich jezt machen, wenn Du aus Güte bey mir wärst, das vergessest und dich entsetzlich langeweiltest. das fing mich an zu ängstigen. Da fiel mir eine Geschichte ein, die ich dir sage um sie los zu seyn, weil sie mich damals tief kränkte, jezt weiß ich erst daß es dein Scherz war. Clemens alt, hustet, aus mit ihm. Er aechste damals oft um eine Viertelstunde Sitzen, das trieb mir das Blut ins Judicium und ich dachte: So ist doch mehr Liebe in jeder Magd, die für wenig Geld dient, als in solcher Schwester, die ihn noch vor kurzem vergötterte. Ich laß mich nicht so bitten wie du von E. dir zu sagen, was ich von dir gedacht habe. Bringe doch diesen Liebesbrieffabrikanten zu einem Einsiedler Pallast, der zugleich Babylonischer Thurm. Die Götter lagern sich freilich da wieder, wo man ihre Geschenke mit Demuth und Feyer bewahrt, aber nie schenken sie dasselbe wieder. Gestern war Frau Krüdner hier. Sie hat eine Geschichte der Gräfin von Westerburg bearbeitet 14 Jh. Sie wurde 246
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von ihrem Vater wegen einer Liebschaft in ein tiefes Gefängniß gesperrt, worin sie viele Jahre lebte, als ihr endlich Luft und Liebe gegönnt wurde starb sie auf der obersten Stufe an der ungewohnten Luft. Jezt liest sie alte Bücher übers Mittelalter als Rüstung. Ein deutscher Aesthetiker hätte sie voran gelesen und darüber seine drey Ideen verloren.
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*670. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch Von Johann Friedrich Reichardt, 9. März 1808: Ihnen m. L. für Ihren lieben Brief zu danken und Ihnen zu sagen, daß Sie ja von allem was Sie von mir in Händen haben, nach Gefallen Gebrauch machen können Ç...È Louise hab’ ich die Stellen Ihres Briefs die sie betrafen mitgetheilt. Ç...È Ihre guten Vorschläge für unsre Bühne (Nr. 687,3–32).
670.E An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch
An R. Heid d* 24 Feb Theater können sich jezt auch wenn sie schlecht durch Aufführung von Stücken auszeichnen, die von den andern vergessen.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. oder 26. Februar 1808, Donnerstag oder Freitag
Grad damals nahm ich recht traurigen Abschied in Wisbaden von Clemens und wär gern bey ihm geblieben – in dem selben Augenblick als ich von ihm ging, nicht weil ich glaubte daß er sehr krank sey, sondern weil er mir so allein vorkam, aber Du hattest doch recht dich über mich zu aergern, es war recht unwürdiger Leichtsinn, mich meinem Gefühl, was mich zuweilen zu ihm trieb, grad entgegen zusezen, es ist doch eine Schuld, die ich nie mehr abtragen kann, denn wird 247
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eine Liebe die sich oft meldet, und die man zum theil aus Faulheit aus Schwachheit mögt ich beinah sagen, nicht anhört, bei dem jenigen dem sie zugehört uns nicht verschulden. siehst du, ich muß gestehen daß es sehr gering von mir war, ja wahrhaft schwächliche Natur, ich kann es aber auch leichter, weil ich dir dadurch beweiße, daß es gewiß nie wiedergeschieht; durch solg eine Erinnerung wirst Du mir so lieb. ich fühl dann daß ich vertrauter gegen dich bin, als ich je gegen mich selbsten war, daß unsere Freundschaft, einen herrlichen Zweck hat indem Du mich besser machst; gelt du wirst aus Liebe zu mir immer recht recht streng gegen mich seyn, nicht denken: sie meints anders, sondern mit Gewalt nichts leiden was dich stört, weil dich das Gute nie stört, und ich will dir dafür auf das innigste vertrauen, und soll meine gröste Sorge dabey, die Einfalt seyn, daß ich dir nichts verbräme oder bemäntle, sondern grade zu, sag wie es um mich steht, und Gott soll mir seinen Beistand dazu verleihen, denn ich meine es ernsthaft, und für die ganze Zeitlichkeit, Ich glaube auch fest, daß meine Liebe nur so die Höhe erreichen wird auf die ich einst stolz seyn werde, und die mich so stark machen soll daß ich mich, um dich vor nichts fürchte, vielleicht kommt es mit der Zeit, daß ich recht kühn auf engen Felswegen zwischen Abgründen, herum wandle, und keiner wird mich frech nennen, weil mich sichtbarlich die Hand Gottes, die Liebe, leiten wird. bin ich nicht Hochmüthig?? Nun muß ich dich noch mit einer andern wunderbaren Liebhaberey von mir bekant machen; nehmlich, daß ich ungemein gern mit Kranken bin, und daß ich selbst recht angenehm bedienen kann, daß ich daher schon desswegen keine Langeweil bei Dir würde gehabt haben, wie kannst Du nur die Vermuthung haben, daß wenn ich bei dir bin ich nur an etwas anders Denken könnte als grade Die Zeit zurück zu halten aber nicht zu vertreiben; wie oft hab ich bey Claudine gesessen während sie krank war, und die andern waren indessen spazieren oder auf’m Ball und Die Zeit ward mir doch nicht lang, ich hatte auch keine besondre Lust dabey sie anzusehen, wie dich. recht einsam mögt ich mit dir seyn, meine Seel! meine Lieb! dann ist auch oft der Augenblick, wo sich alles leichter und herrlicher entfaltet, als wenn von den Umgebenden die Luft mit eingeathmet wird zu unnüzen Reden, von der ich wie heilige Speiße zehren mögte, weil Du mit dabei bist. ich werde meinem Liebesbriefler, den Plan des Palastes als erste herculische Arbeit auftragen, schreibe mir nur noch etwas Deutlicher darüber. ich glaube nicht daß ich mit der Zeit noch Lieder mache die 248
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besser sind wie diese ersten, das wär Aberglauben, aber daß ich sie mit der Zeit allein mache, und sie daher mit mehr Recht dir schenken kann, denn jezt könnte zum Beispiel Hoffmann sagen: wer hat Ihnen erlaubt, mein Accompagnement stechen zu lassen? indessen will ich doch gewiß, so gut als möglich alles auf schreiben was mir einfällt hilf mir nur auch ein bisgen, rede mir von Zeit zu Zeit zu! ich soll nicht Faul seyn, und predige mir es recht ein, daß es Sünde ist auf einen Gedancken, der doch wie vom Himmel kommt, so wenig zu achten. Gestern war ich den ganzen Nachmittag bei Savigny, weil Zimmer zu ihm kommen sollte, den hätte ich gern gesehen weil du bei ihm ißt und ihn alle Tage siehst, er kam aber nicht, ich las indeßen in Müllers Briefen an B: der sagt zu seinem Freund: »Du bist mein Selbst mehr als ichs bin, und was bist du nicht! da Du mein einziger Freund bist!« so sage ich auch, und noch sage ich: was werd ich noch werden, wenn Du mein Freund bleibst, siehst du darauf baue ich Piramiden von Hoffnungen, und rechte Wunderwercke von hängenden ewig blühenden Gärten. – Es wird jezt schon viel gesprochen von unserer Auswanderung ins Rhein gau, es hat sich ein Umstand dort ereignet, der die Reiße gewissermaasen noch lustiger macht; die Moeble die dort im Hauß waren sind gelehnt, und wurden vor ein paar Tagen von dem Eigenthümer verkauft, da müssen wir nun ein jeder sein Bett einen Stuhl und Tisch hin besorgen. vielleicht seh ich dich dort, hm! lieber Arnim! ich muß jezt schliessen, nicht weil ich wie du niemals Plaz hab dir zu sagen wie lieb ich dich hab, sondern weil ich dir noch mit umgehender Post den Brief schicken will. Bettine. noch muß ich dir danken für Dein Arnim in deinem vorlezten Brief. das hat mich gefreut dein Bildlein hab ich bei die Jungfrau Morella gehängt. hast den verschämten Winter compromitiert bei einer Dame, du unverschämter! An Herrn Baron Achim von Arnim Abzugeben bey Hrn Zimmer Heidelberg
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 27ten Feb. 1808. Dank, Dank für die Platte! Schick sie mit allernächster Post in doppeltem Couvert, (nachdem sie in starkes weiches Papier gepackt) durch die Paketpost an Mohr nach Frankfurt, der sie nach Vorschrift dem zweyten Couvert an mich hieher senden wird, Du ersparst dadurch das Porto bis Frankfurt, schreib dabey die Auslage für die Platte, Zimmer will sie auch honorieren Laß doch zuerst dein Volksbücherblat stechen, von dem ich hier viel höre das Du meinem Anblick aber ganz entzogen hast, Zimmer hat es dir müssen nach Frankfurt schicken. Ferner schicke ich dir ein hölländisch Bild, wenn das Grimm radieren könnte (er muß von der Höhle oben etwa zwey Fingerbreit weglassen und die Unterschriften,) so wär es herrlich, nur müste er unter dem Froschhunde der die Zeitung dem lachenden Frosche vorliest ein Lesekabinetstisch vorgestellt werden, und etwas von Zeitung für Einsiedler aufs Blat geschrieben werden. Es versteht sich daß keine sehr feine Ausführung verlangt wird, sondern nur die Umrisse mit einigen Hauptschatten Dein Nachtrag von Liedern verdient Lob, nur schade, daß Du so gewaltig damit zögerst, die historischen Lieder sind nun meist abgedruckt, so wird das Frankfurter ganz vereinzelt, schick bald den Rest. Die Kinderlieder könnten vielleicht gleichzeitig gedruckt werden. Das Badewänchen hast du anders als Seckendorf und besser im Ganzen, aber verstümmelt im Anfange, ich werde sie beyde abdrucken lassen, es sind sehr merkwürdige Varianten. Das hohe Lied ist in seiner Weitschweifigkeit gar herzlich, ich glaube viel von Dir darin umgearbeitet, ist es nach einem von den beyden dicken Meistergesangbüchern? Bey der Weltconstruction habe ich doch einige Strophen aus dem Alten ändern müssen, die viel spashafter mit der Zeit geworden. Die Mörder sind viel besser als in unsrer ersten Handschrift. Der Streit zwischen Leib und Seel und dem Liebhaber zwischen der es mit beyden zu thun hatte, ist gar artig, zuletzt kommt es einem aber vor, als wär der Streit ein blosses Magenknurren gewesen, von seinem Appetit veranlasst, das schadet nichts. – Vergiß doch nicht das Holländische Matrosenlied, das du übersetzt hattest; warum hast Du das zurück behalten? Giebts kein Lied unter den Holländschen aus der Zeit ihrer 250
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Befreiung, etwa auf Oranien Egmont, es fehlt mir so etwas zum Gegenstück des Telles. Die Reise in Salzburg ist endlich auch angekommen, aber der Keiser mit dem Bart ganz modern im schlechtesten nach∧bürgernden Style. – Mit Prof Schreiber bin ich in gutem Vernehmen, ich habe mehreres von ihm eingetauscht unter andern die Stigmatisirung des H. Franziskus, die Du so lieb gewonnen. Nach genauer Uebersicht der Kupferstiche bin ich der Meinung geworden, daß ich keinen so wunderbar schönen Kauf daran gemacht, sie sind freilich das Geld wohl werth, aber auch die besten Sachen meist schlecht erhalten und der grössere Theil ist mir gar nichts werth, doch vergnügt mich der Tauschhandel. Daß Du aber jemals meinen konntest meine übrige Sammlung verschwinde dagegen, darin hast du gewaltig geirret. – Du schreibst mir kein Wort von Hulda, ich hatte Dir in einem langen Briefe früher als der mit Görres Abhandlung meine Meinung aus einander gesetzt und Deine erneute Klage scheint schon eine neue Bestätigung, daß du besser thust sie noch hier zu lassen. – Ich wünschte Dir ein Wort des Trostes zu sagen, aber ich weiß nicht, was dich drückt. Dein Achim Arnim
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Ç1r aoR kopfstehend:È Schreib mir doch eine ÇxxxÈ des Kupferstich vom Faust, ob es zu einem Buche? Ç2v aoR kopfstehend:È Wenn du kannst, so schick mir die alte Geschichte vom Faust in 40
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend
Heidelberg ich glaube d* 27 Feb Ich habe zwey Briefe von Dir, beyde so voll Liebe und Zutrauen, daß ich sie Dir abschreiben und zuschicken möchte, um Dir einen recht guten Tag zu sagen. Kaum weiß ich, womit ich in der Welt das gute Geschick verdient habe, daß mir so viel Güte wird und das rührt mich sehr, daß ich fast weine und ich nehme es kurzweg als ein Geschenk 251
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an, brauch es wie Gottesgabe. – Von Clemens hab ich einen sehr traurigen Brief, er fühlt sich in einem unnatürlichen, widersinnigen Elende, in einem ekelhaften Leben, erkundige Dich doch genauer bey Deiner Schwester Jordis, was die alte sumpfige Grundmasse in diesem eheligen Teiche umgerührt hat, ob ein alter oder ein neuer Karpfen gewirbelt hat. Ob sie nicht reif ist in sich zur Scheidung? Ich sehe jezt nach so tausendfachen Streitigkeiten, Versöhnungen keine andre Rettung. Böse ist es, daß Clemens immer das Aergste und Verzweifelndste mit dem Munde zuerst ausspielt, wenn es zum Schluß kommen soll fehlt es ihm am Trumpf. Er will, daß Du mir Briefe einer Einsiedlerin für meine Zeitung schreiben sollst, hast Du Lust? Du must wissen, was er meint, vielleicht hat er Dir darüber gesprochen oder geschrieben, vielleicht meint er damit manches, was sich Dir so in einsamer Betrachtung vorgebildet hat; macht es Dir selbst Vergnügen so etwas aufzuschreiben und hindert es Dich nicht in Deiner ernsteren Beschäftigung mit Musick, so wird es mir wie sehr willkommen seyn? So sehr, als wenn Du eben in das Zimmer tretest und ich Dich gar herzlich küsste. Du könntest jezt mancherley finden als Zugabe zu mir, ich habe getauscht mit Kupferstichen und manches Schöne bekommen. Ein trauerndes Weib nach Dürer von Sadeler, nie ist Traurigkeit so gemalt worden, die müste am Himmel wie Abends der Mond dastehen, daß sich die Menschen daran gewöhnten sie zu sehen. Einen heiligen Franziskus der eben die Wunden von Christus als Gnade bekommen und ein frommer Bruder der sie ihm auswaschen will, ein wunderbares Bild, denn wie die Vorstellung des Heiligen groß im Gemüth und doch äusserlich unnütz nicht wie die Martyrer zur Bestätigung einer Wahrheit nothgedrungen quälen, so ist die ganze Felsengegend, lauter Felsen, wie sie wohl seyn könnten, die man aber nicht findet, eben so Einsiedler Hütten hat in schönem Verhältniß aber ohne Fenster, das Gesicht ein Wunder von Schwärmerey, die sich selbst doch zwischendurch belächeln muß und doch ihr Wesen und Werth fühlt. Das Bild hatte Clemens besonders gefallen, wenn ich mich einmal davon trennen kann will ichs ihm schicken. Noch ernster ergreift eine Einsiedlerlandschaft von Wilson, es scheint ein Prachtgarten gewesen, ein mächtiger Löwe liegt zerbrochen im breitblättrigem Kraute am Wasser, ein Einsiedler liest vor sich, ein andrer hört ihn zu, fern durch Stämme über Felsen hinaus steht ein einsames Kreutz hellerleuchtet von vielen Pilgern knieend umlagert, der helle Schein durch die feuchte kalte Waldung ist wunderschön. Ich freue mich Dir das alles 252
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einmal zu zeigen, von meinem Einsiedler Pallast kann ich Dir aber nicht mehr sagen, als daß ich gelegentlich wie Du auf deinem Unterlegpapiere daran zu arbeiten denke, eigentlich beschäftigt mich aber ein andrer Plan nach dem Traume eines alten Gedichtes, ein weltliches Kloster, das aber der Mann nie wiederfinden konnte, ich denke das am Rhein zu erbauen, will auch mein Stuhl und Bett hinzutragen und zum Tisch tapfer anrucken. – Grüß die Frau Göthe aber noch mehr ihren Sohn, Dein, Dein, Dein Achim Arnim. Ç2v aoR kopfstehend:È In Seckendorfs Musenalmanach für 1808 manches Schöne von Hölderlin Crisalin. No 8
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An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse Frankfurt a/M
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An B B d* 27 Febr Ich möchte deine Briefe abschreiben um Dir einen guten Tag zu sagen. Wie hab ich so viel verdient Gott sey gelobt und seine Gabe – Alte Karpfen haben sich wieder in Clemens Teich∧trübe gerührt. Er spielt zu früh mit dem Munde aus, da fehlt ihm zum Schluß Trumpf. Briefe einer Einsiedlerin von dir würden mich wie sehr freuen! So sehr als wenn du eben zu mir ins Zimmer tretest. Du fändest mancherley Zugabe zu mir: Ein trauerndes Weib nach Dürer von Sadeler, die am Himmel statt des Mondes erleuchtet stehen sollte, daß sich die Menschen gewöhnten Traurigkeit zu sehen. Ein heiliger Franziskus der eben die Wunden von Christus als Gnade bekommen, wie die 253
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Vorstellung der Heiligen groß im Gemüth und doch äusserlich unnütz ist nicht nothgedrungen wie die Marthyrer, entweder schlicht zu seyn vorleuchten, oder zu leiden, so ist die Felsengegend, wie sie wohl seyn könnte nicht wie sie je ist, so die Einsiedlerhütte das Gesicht des Heiligen eine Schwärmerey die sich selbst doch zwischen durch belächeln muß und doch ihr Wesen und Wehrt fühlt. Ernster ergreift eine sehr wahre Einsiedler Landschaft von Wilson, ein verfallner Prachtgarten, ein zerbrochener Löwe im breitblättrigen Kraute, ein Einsiedler liest da vor sich und doch hört einer zu, durch die feuchte dumpfe Stämme gleist hell ein einsames Kreutz von Pilgern umlagert.
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An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend
Juch hey, der geschlagene Voß – von Wilhelm Körte! Juch hey, Jakobi und Voß Verführer der Jugend mit Briefpaketen Unterschleif zu machen! Bester Bruder, wie hat Körtes Schrift meine Ansicht gerechtigt, ruf es Deiner Frau zu, welche Nieder∧trächtigkeit, Tücke von Voß des jungen Menschen Verhältniß zu Gleim, zu ihm schimpflich darzustellen und wie ist er abgeführt durch Gleims Brief durch den Brief seiner Frau. Habe ich nun recht, was Körte versehen ist blos Ungeschicktheit aus einer Art Ehrfurcht vor berühmten Namen, was jene gefehlt haben war aus blossem albernen Gelehrtenstolze, der sich seit alten Zeiten die Leute ans Kreutz nagelt um über ihre Leiden zu schreiben. Deine Frau müste mir eigentlich jezt Abbitte thun, denn ich habe jezt den Rottmanner gelesen und finde fast ganz unser gemeinschaftliches Urtheil drin bey einer ihm eignen etwas falschen Ansicht von der Reformazion. Der Aerger des jungen Bayers macht mir Freude, daß man jemand der gerade durch sein eigenthümliches Talent der Vereinzelung völlig unfähig ist einer Akademie vorzustehen, dazu in seinem Vaterlande gebraucht und daß der es mit solcher Keckheit annimmt, als müste er was leisten. Wir haben hier sehr lächerliche Nachricht von der Akademie, sie hat bis jezt nichts gewirkt als eine Menge schätzbare Gelehrte in Faullenzer zu verwandeln, Jakobi ist ganz ideenlos sie in Thätigkeit zu setzen, er schickt ihnen Bouterweks goldne Zeitalter zum Durchblättern herum. – Doch das alles ist nicht die eigentliche Veranlassung meines Briefes, sondern unsre Geldangele254
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genheit. Ich habe einen Wechsel bekommen, der aber erst den 5 April zahlbar; kannst Du wohl bis dahin warten? – Ich wünsche viel Glück zum Geburtstage; Dein und Deiner Frau und Deines Kinds und Deines künftigen Kinds Herr Bruder Achim Arnim. Zimmer ist angekommen und bringt mir Nachricht von Dir, er hat Dich erwartet den lezten Abend, ihr ihn, er wollte Dich nicht zudringlich stören, er wird Dir bald schreiben. Deine Werke liegen ihm am Herzen, er bewundert aber noch mehr Deine Stimme, da Du vielleicht noch nicht darauf aufmerksam gewesen, so versuch Dich doch auch einmal im Singen, vielleicht bringst Du es weiter als ich, da ich beym dreymal gestrichenen C bekanntlich stehn geblieben. – Hast Du in Deiner Bibliothek gar keine Curiosa, die Du mir senden könntest, es soll bey Ehre und Gewissen nie mals heraus kommen, daß sie von Dir gekommen, die Grimms arbeiten mit unter den Titel Gebrüder Vatermörder aus Gelnhausen. Meine Theaternachrichten schreib ich alle aus Trages, das soll ein Suchen werden auf der Karte. d 27* Febr 1808. An H. von Savigny.
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An Sy. Was Körte versehen ist Ungeschlachtheit aus Jugend, des Voß Gelehrtenstolz, der von jung die Leute ans Kreutz nagelt um über ihre Leiden zu schreiben. In Rottmanner finde ich unsre Ansicht bey falscher Ansicht der Reformazion. Der Aerger des jungen Bayer freut mich der gerade durch sein eigenthümliches Talent der Vereinzelung völlig unfähig ist einer Akademie vorzustehen und dazu in seinem Vaterlande gebraucht wird und das thut er mit einer Keckheit, als müste er was leisten, Jakobi schickt Bouterweks goldnes Zeitalter zum Durchblättern bey der Akademie herum wie in Göttingen die Invaliden sitzen sie da.
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675.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend 30r
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An M. Sk Heidelberg d* 27 Feb. Sicher glauben sie mich zerstreut, ich kenne meine mißtrauische Landesart denn ich habe sie auch und zeige sie in diesem Augenblick. Das vorige Jahr hat auf mein Gemüth einen Stempel geschlagen, woran ich es immer wiedererkenne. Kein Stadt ist mir so gegenwärtig wie K., ich gehe die Gassen mit den bekannten unbekannten Gesichtern herunter, solch Vergnügen macht sich der Einsame. Ich war eine zeitlang arm, das fühlt ich mich selbst, ward fröhlich. G. ist kein gewöhnlicher Professor, er ist eine lebendige Seele, der in der Wissenschaft lebt den Kindern zum Trotz, die auf seine Folianten wie auf Gletscher steigen – Alle Bälle haben mir etwas Trauriges seit jenem Abschiedballe, wenn ich lange dastehe, meine ich in einer Baumwollen mühle zu seyn, wo sich alle Spulen bemühen ein Paar Flöckchen von den Muslinen herunterzuspinnen – Die Juden werden tapfer, seitdem die Soldaten laufen, sie meinen nirgends weniger zu riskiren – Ich weiß nichts mit der Zeit anzufangen als darüber zu lachen. Es ist ein sehr lächerlicher eindruck, wenn unter der schwersten Last der Krone ein Kind hervor blärt. Man begreift dann wohl die Gevatterschaft mit Napoleon, aber nicht das Wesen gegen ihn das scheint ein grosser Spas der Weltgeschichte
*676. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend Von Caroline von Labes, 12. März 1808: Bevor ich dieses schließe erhalte ich noch einen Brief von Dir vom 27t Febr. Ich finde darin nichts zu beantworten. (Nr. 693,40–41.)
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 29. Februar 1808, Montag
Um nur Deine Antwort nicht zu verzögern, schreib ich dir gleich mit umgehender Post und versäume eine Singstunde nebst einem Besuch bei der Alten , mit Clemens ist es sehr traurig, ich meine, es sey ganz in der Ordnung wenn man ihm endlich den Strick vom Hals los machte aber wie! ich sag dir, ich wollte gern alles Elend einst verantworten, das aus dieser Scheidung entstehen könnte; aber wie und was kann man thun?, da fühl ich nun wahrlich eine totale Onmacht, bei ungebundnen Händen. Clemens hat mir nichts über diese Einsiedler Briefe geschrieben, ich werde ihn darum fragen, aber Du brauchst mich nie zu fragen, ob ich Zeit habe, Dir etwas zur Freude zu thun, denn ich hab kein ernsteres Geschäft, als ein solges, an Goethe hab ich in einem Zug 3 mal geschrieben, es überfällt mich oft wie ein fliegend Feuer, und dann ists wieder still. Nun Gott wird wohl alles noch kräftig machen, und ich sage mit Goethe es wird die Zeit kommen, da man Weinberge auf Steinwegen pflanzt, und daß die Arbeiter dazu pfeifen. Den 14 ten März haben wir ein Geburtsfest von George da es Fasten ist so werd ich ihm wahrscheinlich Stabat Mater von Pergolese singen, ich wollt, ich wollt, du wärst dann hier, aber bleib denn immer noch, noch kans die Sehne vertragen, endlich wirst du doch herbei fliegen wie der Pfeil, und um so größer wird meine Freude seyn wie ists denn? ich Denck wir gehen auch bald an den Rhein, wir werden dort zusammen gehen und laufen gellt Du? hast doch einen guten Athem, aber hast auch ein gut Kind, das dir doch heute nicht mehr schreiben kann, aber Morgen erhaltest Du einen ausführlichen Bericht, wie ich es verstehe mit Den Briefen, und dann sollst Du mir Deine Ansicht melden, nach welcher ich dann mein bestes thun werde, du aber must die Orthographie besorgen du glaubst nicht wie groß oft Die Sehnsucht in mir ist; zu thun ja wenn ich es recht bedenke, so war manche Ausgelassenheit, Muthwille, Unwille, Schmerz, pp. nichts anders als Mangel, an Thun, in welches ich mein Leben hätte ergießen sollen, das wird hoffentlich alle noch werden, und zum Theil durch dich werden. Bettine Du hast Freud an meiner Liebe, unser Capital multiplizirt sich lieber Arnim, der Reichthum wird mir noch über dem Kopf zusammen stürzen Adieu mein mein mein Arnim 257
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auf ein ander mal nehm Dichteres Papier zum Umschlag deiner Briefe, das lezte war aufgerissen, und dieß machte mir nicht wenig Schrecken. 2v
An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
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*678. An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, erste Hälfte März 1808 An Clemens Brentano, 18. März 1808: Ueber unsre Geschäfte hatte ich einen langen Brief in Heidelberg ausgefertigt, der mir aber unbegreiflich verloren ist. (Nr. 699,12–14.)
Ich betraure noch immer den verlornen Brief, worin ich ausführlich über unsre literarischen Besorgungen gesprochen, Geheimniß war eben nicht drin, da kein Name drin vorkam, er auch nicht zugemacht war, so wird kein Mensch errathen von wem er redet. (Nr. 704,23–27.)
An Clemens Brentano, 22. März 1808:
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, 1. März 1808, Dienstag
Lieber Bruder! Gestern erhielt ich deine Einlage an Reichard, er stieg grade mit einigen Komödianten und Musickanten in den Wagen um dem Hof nach Wabern zu folgen, wo man vier Tage bleibt um auf einem alten Schloß Theater, in dem nur eine Deckoration eine Küche steht, eigenhändig Komödien aufzuführen, die Königinn, die Pohlen ect spielen mit, die Königin spielt la prude von Moliere, die Langeweile ist groß bei Hof. Mir geht es wie immer schlecht, die Scenen haben seit deiner Abreise nicht aufgehört, aber ich rede jezt kein Wort mehr, und laße alles gehn, zu Haus sitze ich immer auf meiner Stube, neben mir steht ein kleiner Kanarienvogel von Grimms der zahm ist, wenn ich sein 258
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klein Herzchen pochen sehe, ist mir, als sehe ich und verstände ich alle Geheimniße des Lebens, er hat einen kleinen Busch und gebognen Schnabel und ich meine oft, du wärst es mein lieber, manchmal laß ich mir auch einen Blutfincken auf einige Tage zu Besuch bringen, der wenn man ihm zuredet, sich mit Komplimenten aufbläßt und sehr Melancholisch den alten Dessauer Marsch pfeift. Daß ich nicht öfter an dich schrieb, aber vielleicht ununterbrochen an dich dencke, daran ist mein haüsliches Unglück schuld, gestern habe ich ganz einfach unsren Zustand an Bethmann geschrieben, Gott weiß, waß draus wird, wenn du mich nur nie verläßst, wenn du stirbst mag ich nicht mehr leben. Meinen lezten Brief mit einigen Liedern wirst du bereits erhalten haben, ich fühle mich oft auch körperlich sehr übel, es ist mir immer wie zum erbrechen. – Vorgestern ist Laroche und Alberti zurück nach Berlin, nachdem sie endlich mit Bülow den Salzcontrackt abgeschloßen, Alberti klagt sehr über Bülow, dieser scheint überhaubt durch Nachgiebigkeit sich auf seiner Stelle erhalten zu wollen, da er einen Deutschen nach dem andern zurücktreten sieht, Müller thut gar nichts mehr, Dohm geht als Gesandter nach Dresden. Von dem Reichardschen Blauen Ungeheuer habe ich nur die Ouverture gehört, er hat nur zwei Ackte geschrieben, er schreibt es selbst aus dem Gozzischen Stücke heraus, und zwar sehr sehr schlecht, die läppische Smeraldina hat er in eine zärtliche feine Zofe, den brutalen Poltron Trufaldin hat er in einen ordinairen Theater Boufon verwandelt, oh er hat mir immer einen Ackt um den andern zum korigiren gegeben, aber ich hüte mich eine Silbe zu ändern, er ist zwar im leichten artigen waß die Liederspiele beweisen nicht ohne Talent, im romantischen aber ohne alles, überhaubt fühle ich, daß schon aus seiner Ansicht der Poesie hervorgeht, daß er seiner Musick den neuen romantischen Schritt der Kunst nicht macht noch machen wird, er hat ihn nur in einigen Melodien berührt, die er stets wiederholen wird, während Mozart Paer Winter ihn wenn zwar zu schlechten Mustern doch ohne es zu wissen gethan haben. Das teutsche Theater ist noch sehr schlecht, das französische macht nur mit einzelnen Talenten und wirklich manchen allerliebsten kleinen Stücken und durch die Gehaltenheit aus Manier – viel Freude. Ich wollte ich könnte französisch ich würde eine Menge Stücke schreiben, ich finde daß alle kleine göthischen Stücke durch aus französisch sind – . Reichard ist viel zu beschäftigt mit Orchester und Konzerten aus der Bühne wird er ohne Gehülfen nichts machen können glaube ich, du 259
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könntest es gewiß. Wenn er ordinaire Violinen mit 500 rtl annimmt, so könnte er doch wohl Tieck als Directeur des Dramas mit 600 rtl annehmen, und dafür käme er gewiß, Reichard dürfte ihn nur vorschlagen. Falck ist vorgestern mit Herr von Spiegel und andern Edelleuten als ihr Agent hier angekommen, vorgestern hat er bei Reichard und gestern bei mir in der ersten Minute so entsezlich viel vom ersten Schritt in die Stube an geschwäzt und gespien daß mir dergleichen noch nie vorgekommen, ich machte es wie du, und dankte ihm herzlich für seine viele Belehrung, er deduzirte und reduzirte alles als ein wahrer Traumprinzipist, übrigens ist er ein gut Kerl, und ich glaube ein Jude. Er läßt dich grüßen, und liebt dich, der Tebelhohlemer sehr. Von dem Titel zu den Kinderliedern habe ich mit Grimms Hülfe die Zeichnung zum Titelkupfer vollendet, ich habe aber meine Composition so allerliebst gefunden, daß ich es durchaus für schad halte, wenn sie nicht als Bild für sich auch außer dem Titel existiren sollte, deswegen werde ich von dem eigentlichen Titel eine nicht minder schöne Idee im Umriß bereits als radirte Platte, woran jezt Louis Grimm arbeitet, schicken, so daß Zimmer nur die Kosten des Abdrucks und ein klein Geschenck, wenn er will, an Louis Grim etwa von Büchern, die ich ihm sagen will, zu machen hat. Den eigentlichen Titel schicke ich dir hierbei gekritzelt, die Idee ist folgende, in vielen Gegenden verkünden die Kinder den Sommer mit einer Bretzel an einer Stange, die Bretzel aber ist nach der Meinung einiger Schulantiquaren ein Backwerk, welches den Kindern am Gregorius fest als Belohnung gegeben ward als kleiner Preis, pretiolum daher Bretzel, ihre Gestalt aber hat sie, weil in dieser alle Buchstaben des Abc liegen, daher habe ich den Titel mit dem Bretzelabc geschrieben, welches zwar keine englische aber eine naive und plaisirliche Schrift ausmacht, auf der Platte selbst wird sie etwas egaler ausgeführt, ich glaube das Ding wird gefallen. Die zwei Oblonga a und b. Werden mit zwei Liedern bedruckt werden und zwar mit der kleinsten Schrifft und unabgesetzten Reimen, damit sie zwei gleiche schwarze Massen, Columnen, ausmachen, a wird das Speesche Lied sein von den Vögelein, die Gott loben sollen, b ein anderes, worin die Bretzel geschichte. – So eben höre ich von der Fränz, daß Auguste heute Nacht theils viel gelacht, theils etwas geweint habe, und ihr zugleich die Proposition gemacht mit ihr durchzugehen, Gott weiß, waß noch aus dieser Geschichte wird, bleibe du mir nur getreu, bleib du nur mein, ich habe diese Entdeckung auch an Moritz geschrieben. – Die Geschichte von dem Raüber der mit den 260
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Köpfen seiner erschlagnen Söhne rasselt, laß ich in einem Büchlein über Todentänze, in Dresden, daß Pr. Schreiber zu Heidelberg hat, angebunden an mehrere sachsische Miscellanea, dort steht aber nur der Vers, Danzet mine löven Söne, dieses rath euch Pape Döne, die Geschichte selbst, ist keine andre, als die der Daneels Höhle in Otmars Volksagen . Könntest du nichts in der Zeitung über Winkelmann sagen, Savigny würde gern auch Etwas sagen und Hoier, mit der Platte sende ich alle Volkslieder, und dann wende ich mich zu den Einsiedlern, die Professoren welche sich schämen dem Morgenblatt abgesagt zu haben, müßten sehr früh aufstehn um ihm je absagen zu können, Daub und Görres sind darum von Gott gesegnet, ich habe jezt das verruchte Blatt gelesen, eigentlich müßte es der grosherzog verbieten und dem Reinbeck das Land verbieten, das gegen Rudolphi ist schändlich und du arme Sophie – Waldthüren das war ihre lezte Wallfarth. Grüß Gott, ich bin in grosen ewigen Angsten mit meinem Weib. Dein Clemens
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 2. März 1808, Mittwoch
Heidelberg d* 2 März 1808. Ich wünsche, daß Du die Fastnacht fröhlig mit Fröhligen zugebracht; ich saß ruhig bey Zimmer und bey einer Flasche, da erzählten wir uns von alter Zeit bis Mitternacht; die ganze Stadt war fast nach Manheim ausgewandert, wo allerley Maskenball Schauspiel; von meinen Bekannten ging keiner hin, so blieb ich auch zur Gesellschaft allein. Von Clemens erwarte ich sehnlich Briefe. Du sprichst von Scheidung, er sagt davon kein Wort, wenn er entschlossen ist diene ich ihm mit Freuden, die Sache zu besorgen; anregen dazu kann ich ihn nicht, das ist gegen alles göttliche Recht, ich kann dadurch wohl den Fluch mit auf mein Haupt ziehen, aber nie das Elend ihm abnehmen, was daraus entstehen könnte. Du willst es verantworten, liebe Bettine, das Elend, freilich wenn es sich in Briefen beantworten liesse, um einen lieben Brief von Dir gebe das Schicksal schon etwas von seinen Rechten auf, aber da ist keine Adresse und keine Post zu finden. Weist Du nicht, daß dieses ganze Kriegselend davon über unser Land gekommen, daß 261
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einige alles Elend wollten über sich nehmen, was daraus entstände, wenn der König aus seinem lethargischen Zustande schiede, diese Häupter sind meist gefallen, der König in seine Lethargie zurück und das Land in Elend. Jeder Mensch hat nur zu dem ein Recht, was er mit seiner eignen Kraft erreicht an Glück und Daseyn, wird er gehoben, so stösst er an alle die unsichtbaren Schicksalsbalken an, die er sonst immerdar von ferne wie Himmelsglas bewundert hätte und die freilich zum Ganzen nothwendig. Das ist nicht blos in äusserer Thätigkeit, auch bey innerer und was von Jean Paul durch englisch Bier, von Fried. Schlegel durch Opium erreicht worden, das hat ihr reines in sich ruhig wie jede Begeisterung schwebendes Talent gebrochen und gestürzt, sie liefern jezt nur Stoff der Zukunft, während sie selbst etwas seyn konnten. Ohne Christians und Jordis Stärkung hätte Clemens nie entführt, wir lebten in diesem Augenblicke wahrscheinlich sehr vergnügt hier und er wäre mannigfaltig thätig, während ihm diese verfluchte Ehestandzankschaft alle Gedanken und Beschäftigung zu Küssen und Prügeln wegzehrt. Aber eben so wenig und eben darum soll er durch meine Stärkung sich nicht scheiden, wer kann vorauswissen, wie er sich nach der Scheidung die Frau denkt, ob er nicht tausend Vortreflichkeit in ihr entdeckt und eine dreyfach Schlechtere nimmt um die Lücke zu füllen: Ehe er nicht die geistige Grösse alles Wirklichen fühlen und achten lernt, von dem er sich doch nicht los reissen kann, mit dem er aber noch immer wie ein Kind spielen möchte, während es der Zweck unsres Lebens ist älter zu werden, was hätten wir sonst davon, ehe er nicht dieses Wirkliche vielleicht durch dieses muthwillig sich bereitete Elend achten lernt, wird er auch im Schönsten und Grösten endlich nur Ueberdruß finden. Darum verhehle ihm nicht Dein Gefühl über seinen Zustand nur rathe ihm nicht, wenn Du Dich nicht in allem mit ihm und zu jeder Zeit über einstimmend gefunden, sonst übersiehst du leicht Folgen. Hat er an Savigny nicht geschrieben? (Mein Brief an Savigny war doch nicht aus Deinem verloren?) – Nun meine liebe Einsiedlerin noch ein Wort über Deine Schriftstellerey? Was Clemens darunter versteht hat er mir nicht geschrieben, wie ich es meine will ich dir ganz kurz sagen, denn bedürfte es mehr, so hätte er das Ansehn als wollt ich Dir wie einem Gesellen oder Handlanger eine Arbeit aufdrängen, die Dir fremd ist. Ich verstehe unter Briefen einer Einsiedlerin alles das etwas geordnet und gekürzt, was Du gern von Deinen Anschauungen, wenn Du in bewegter Stimmung hie und da, in Marburg auf deinem Thurme, in Cassel bey deiner Grafin Boh262
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len im goldnen Kopfe bey Tische gewesen, anderen erzählst, was Dir merkwürdig ist, daß Du es gefühlt hast und wie Du es gefühlt, dahin gehören auch Deine Fabeln; das schreib auf, wie es Dir einfällt, Du brauchst kein besondres begeisterndes Feuer zu erwarten, denn das ist es, daß es einfällt und daß Du es erlebt hast, hast du selbst nicht Lust es anzuordnen, so thu ich es recht gern, schreib es in diesem Fall nur auf einzelne kleine Blättchen, fändest Du ein fremdes geschichtliges Band woran sich dies wie bunte Winde umringelte so wäre es recht schön aber nothwendig keines wegs, im Gegentheil würde Dir vielleicht manches Reizende verloren gehen auch ist meine Zeitung für keine Leser, die eine geistige Berührung nicht ertragen können, wenn sie ihnen nicht geschichtlich genau deducirt worden. Die Umgebung müstest Du etwas unkenntlich machen, gieb Dir auch einen falschen Namen, etwa Morella, weil Du das liebe Bild gewürdigt hast Dir ins Bett zu sehen. Wenn Du erlaubst gebe ich gelegentlich unter diesem Namen auch einiges von Deinen Versen, die ich aus früherer Zeit besitzen, einige würden auch andre erfreuen, wir sprechen dahinter wie durch Masken ungestört mit einander, blinkten einander zu und nickten, von mir sollte gewiß niemand erfahren, wer sie gemacht, oder ich bildete den Leuten ein, es wäre von einer Dame in Weimar. Lebst Du doch so halb und halb dort. Hat Göthe nicht wiedergeschrieben. – Deine Einladung ist mir sehr liebreich, aber ich fürchte, daß zu der Zeit ein Drang von Druck seyn wird, doch geb ich es noch nicht auf und sehe das einliegende Bildchen an, wo ich mich für einen von denen halte, die im Hintergrunde des Schiffes nicht recht zu sehen sind, gute Sache führt doch endlich zu etwas und diese Leute gingen nicht unter wegen der guten Sache, die sie fuhren. Trallalaideidaa, Trallalaideidum, schon seh ich das Land, schon sehe ich das Land! Es ist Reichardts Melodie, die mir da einfiel, solltest du sie nicht wieder erkennen, so laß Dir seine Lieder der Liebe und Einsamkeit geben. Ich habe jezt ein Bild, das mich auf eine wunderbare Art an Dich erinnert, ohne daß es Dir irgend ähnlich ist, es ist die Tochter Pharaonis, wie sie den kleinen Moses findet, darin begrüsse ich Dich sehnlich Achim Arnim No: 9 Fräulein Bettine Brentano zu
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Abzugeben in der Sandgasse bey H. Franz Brentano Frankfurt a/M
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680.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 2. März 1808, Mittwoch 30v
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An B. B. Heidelberg d* 2 März Ich bin zur Gesellschaft allein. Zur Scheidung anregen, kann ich nicht, es ist gegen alles göttliche Recht, ich kann wohl den Fluch mit auf mein Haupt laden, aber nie das Elend ihm abnehmen. Du willst es verantworten! Wenn es sich beantworten liesse, um einen lieben Brief von dir gebe das Schicksal schon etwas von seinen Rechten auf, aber wo finden wir seine Adresse und wo die Post. Weist du nicht daß dieses ganze Kriegs elend davon über unser Land gekommen, daß einige alles Elend über sich nehmen, wenn der König aus seinem lethargischen Zustande schiede. Die Häupter sind gefallen, der König zurück in Lethargie, das Land in Elend. Jeder Mensch hat nur zu dem ein Recht, was er mit seiner eignen Kraft erreicht an Glück und Daseyn, wird er gehoben, so stösst er an alle die unsichtbaren Schicksalsbalken, die er sonst immerdar von ferne wie Himmelsglas bewundert hätte und die freilich zum Ganzen nothwendig. Das ist nicht blos in äusserer Thatigkeit, sondern auch bey innerer und was J. Paul durch englisch Bier Schlegel durch Opium erreicht, das hat ihr reines in sich ruhig wie jede Begeisterung schwebendes Talent gebrochen und gestürzt, sie liefern jezt nur Stoff der Zukunft, während sie selbst etwas seyn konnten. Ohne Christian und Jordis Stärkung hätte Clemens nie entführt, wir lebten hier jezt in vergnügter Thätigkeit, während ihn diese Ehestandszankeschaft alle Gedanken zu Küssen und Prügeln weg zehrt. Aber eben darum soll er sich durch meine Stärkung nicht scheiden, wie vortreflich wird sie ihm nachher erscheinen, aus Verzweiflung füllt er die Lücke dreyfach schlechter. Ehe er nicht die geistige Grösse alles Wirklichen fühlen und achten lernt, wird er auch im Schönsten einen Ueberdruß finden, er kann sich doch nicht davon losreissen, möchte aber damit wie die Kinder spielen, wahrend es doch Zweck unsres Lebens ist älter zu werden, was hätten wir sonst davon. Mit wem du 264
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nicht immer und in allem übereinstimmst dem rathe nicht in Gewissenssachen. Briefe der Einsiedlerin sollen sagen alles was du gern erzählst als merkwürdig in deiner Anschauung wie es einfällt, das Feuer bedarf es zum erzählen und das Leben, daß es wirklich erlebt ist. Findest du fremde Geschichten, laß es wie bunte Wicken anranken. Morella. Wir blicken unter die Masken. Ich bin ein armer Matrose aber ich fahre ein grosses Geschick, das erhällt mich.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 3. März 1808, Donnerstag
Nun sind mir wieder beinah 3 Tage herum gegangen, in denen ich kaum im Flug Zeit hatte an dich zu denken, und daran war eigentlich das Singen schuld, bei all dem Lernen fühl ich doch keineswegs daß ichs besser mache, das aergert mich zu weilen, aber wenn die Sonne scheint, so muß ich pfeifen, so kömmt mir die Gedult wieder; vielleicht wirds noch mit der Zeit, daß ich Euch in die Seele singe wie ein Frühlingsschauer, das Stabat Mater ist so schön daß es mir durch Marck und Bein geht, so oft ich dran lerne, aber auch so schwehr daß wir es wahrscheinlich nicht auf George seinen Geburts Tag sondern wohl erst gegen Ostern singen können vielleicht bist Du bis dahin hier. es ist so viel gebohren worden in unserm Hauße, daß wir gar nicht aus diesen Festen heraus kommen, heut ist der Gunda ihrer. an meine Einsiedelei hab ich auch noch nicht gedacht, ich muß dir sagen daß ich auser mir selber nicht für einen Heller Vermögen hab, was ich also denck und thue ist manigmal ganz, manigmal zum theil dein, was du also damit treibst geht mich nichts mehr an, wenn ich dirs gegeben habe, deswegen thut es mir auch nicht leid daß du es willst drucken lassen. so eben hab ich deinen lieben Brief, so ist es grad recht wie du meinst. in Marburg hab ich oft Fablen erdacht, die mir jezt noch so fest im Gedächtniß sind, als wie die Kinder Märgen, das will ich all aufschreiben. Clemens dauert mich, und kann ich doch nichts dabei thun, so mögt ich denn bei ihm seyn und ihm die Zeit vertreiben, du aber hast wieder recht, darin daß man ihm nicht vorgreifen soll, mein theurer lieber Freund, der so gut ist! gestern hab ich wieder eine neue Melodie im Faust componiert. »Was ist die Himmelsfreud in ihren 265
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Armen« – aber so verwirrt daß es Zeit kosten wird biß sie in Ordnung gebracht ist. an Goethe zu schreiben ist mir ein wichtiges Geschäft; gellt so solls auch?, wenns einmal aus ist, so mögt ichs bereuen, vor ein paar Tagen hab ich einen Brief von ihm gelesen den er vor 30 Jahren an seine Mutter geschrieben hatte, um sie über seine Gesundheit zu beruhigen, wenn man ewig mit dem Zweck umgeht, sagt er, das Rechte zu befördern, wenn man dabei nicht auser Gefahr ist es gar zu verfehlen so kann man nicht immer fröhlich seyn, und einen Bauch und fette Backen haben. – jezt ist ihm Der Dicke Bauch und das Doppelkinn nach gekommen. Du wünscht mir daß ich die Fastnacht fröhlich zu gebracht habe, ich habe mit einer Balanzier stange einen Tanz executiert, aber nicht weil es Fastnacht war, dieß habe ich nachher erst erfahren, dann hab ich mit einem tapfern Corporal, Heinrich dem IV. eine Vestung weg genommen durch die gröste Kühnheit die man sich denken kann zwischen dem Himmel und dem Tief aufbraußenden Meer hing ich nebst 50 andern an einem Seil mit Knebeln, und kletterte so einen hohen Thurm hinauf ich träumte die ganze Nacht von dieser Geschichte. Die Frau rath Goethe hatte denselben Morgen Franckfurth im Morgenroth erblickt, da sie früh um 6 Uhr aufgestanden war, wir sprachen denselben Tag viel von der Biebel von der Katolischen Religion, und sie war mir wieder ein mal am liebsten, du glaubst nicht wenn sie ungestört, durch Unbekantschaft oder andre Dinge ist, wie ihr oft herrliche Dinge von den Lippen gehen. Adieu mein lieber Freund ich werde deinem Bild wieder ein neues Kleid machen lassen, eine Kutte, damit kein weltlich Bild in der Einsiedelei hängt, du bist sicher Du hast dich fest gesezt im Sturm, bei Meeres stille, magst Du gar die Flügel in den Wellen nezen, wie der Windvogel, Adieu du Bester du Guter, wenn ich den Moses nicht finde, so finde ich doch immer einen Gesezgeber, in deinem Andencken dieß befiehlt mir streng, dich zu lieben. Bettine Savigny wird dir heut oder Morgen schreiben, heut wird etwas an die Gebrüder Vatermörder zu Gelnhausen geschickt, in allen Zeitungen ließt man, daß die Leute angestellt werden, nur von diesen nicht, Savigny meint, man würde sie Kraft ihres neuen Titels wohl bei dem Galgen anstellen, Melina ist krank, sie und Marie lassen dich grüßen, Marie lernt italienisch mit mir 266
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*682. An Friedrich Schlegel in Köln Heidelberg, 4. März 1808, Freitag
Ist H v o n A r n i m noch in Heidelb so empfehlen Sie mich ihm bestens. Er hat mich auch für seine Zeitung eingeladen; für jetzt bin ich aber noch zunächst für die ÇHeidelbergischenÈ Jahrbücher Çder LiteraturÈ beschäftigt. Friedrich Schlegel an Johann Georg Zimmer, Köln, 29. März 1808:
(Jenisch 1921, S. 43.)
Aus Ihrem frühern Briefe würde ich am liebsten auf das eingehen, was Preußen betrift
Friedrich Schlegel an Arnim, Dresden, 6. Juni 1808: (Nr. 803,22–23).
682.E An Friedrich Schlegel in Köln Heidelberg, 4. März 1808, Freitag
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An Fr Schlegel. Heidelberg d* 4 März Ists mir verwunderlich, daß ich lebe, so nehme ich an, daß es wozu ist. Alle Versuche mich dem Vaterlande nutzlich zu machen gingen in dem innewohnenden Strudel des Verderbens zugrunde, es ist mehr Talent und guter Wille an Dumheit untergegangen, als vielleicht in lange wieder entstehen wird; so mag es denn ein grosses Werk seyn, was just beginnt. Ich habe den Leichenzug des Feindes gesehen, der mein Vaterland zu Grabe brachte, ich hatte Pest und Hunger und Leichenhaufen gesehen, immer getröstet durch eine Hoffnung die mich hielt, als mein vielleicht mißverstandenes Geschick mir auch diese vernichtetet, da wanderte ich aus wie aus einem Lande des Fluchs, mein Schutz ist ein Reliquie, die Ueberzeugung daß ich nicht mehr thun konnte, die Kunde ist das Einzige was mir bleibt. Dem Zeitgeiste will ich leichten Mohn opfern Hagens Volkslieder nachlässig und umstandlich, diese auch durch Verstummelung entstanden. Stummel, aber doch interessant, weil sich einer von der eignen Arbeit abmüssigt um die Linien wenn auch nur zu punktirn. Im Durchdringen der Alten mit den Neuen liegt der Hauptreitz für die Jugend, für die man wohl Historie und Kritick aufopfern kann. Hagens Vorwurf der Falschmünzerey kommt von seiner grossen Unbekanntschaft mit Volksliedern, hätte er viele aufge267
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schrieben, er hätte sich wohl müssen einen neuen Leisten anschaffen, auf dem alten wurden sie verdorben. Die kleinen Lieder, die sie in mechanischer Ironie abthun, sind so reich an Leben, daß man ÇxxxÈ Kinder und Aeltern giebts in Deutschland noch ein goldnes Alter. Unter allem kein Wort von Gellert. Vielleicht geht es mit diesen Liedern wie im Preussen das unscheinbar und in ewigem Ringen mit der Gewalt {Copernikus Weltsystem , Otto von Guericke Electricität und ÇxxxÈ} doch zuerst das Einheimische erkannte und alle die Formen, worauf das ubrige Deutschland jezt stolz ist, zur Opitzzeit ÇxxxÈ. Wie kam es, daß in diesem Lande Winckelmanns Ansicht alter Kunst, Klopstocks deutsche Sprache, in Kant in Gewaltigen hundertjährigen Philosophieen, in Hamann und Herder die positive Kritick gegen die negative auftrat, was Schleyermacher Tieck Ritter gethan haben sie selbst zur Anerkenntnis der Menge gebracht Beym heiligen Tagslichte, wie können Sie ein solches Land verachten, wie wird Ihnen das alles zu gar nichts, statt es zu dem Besten auszulegen, wofür wir leben
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 4. März 1808, Freitag
Müde wie ein Hund, abgehezt und zertreten, den ganzen Tag zermatscht in ewigem Hader setze ich mich hin um dir einige Worte zu schreiben, morgen gehn alle Lieder und die zwei Platten ab, der Faust, und die Titelplatte, die wo nicht gut doch gut genug ist, hiebei einen Abdruck, die beiden Lieder rechts und lincks müßen wie sie hier geschrieben sind drauf gedruckt werden, mit der kleinsten Schrift mit nicht abgeseztem Reim, und zwar aus der kleinsten lateinischen Schrift in den Schrift proben, da mir die Engelmannsche deutsche nonpareille zu groß scheint, auch passen die lateinischen lettern zu den Brezzellettern, eben so wird unten die Firma draufgedruckt, die ganzen Bogen werden erst sehr richtig abgedruckt und dann die Platte genau hinein, das Lied links soll das schöne Kupfer wozu, ich die Zeichnung geschickt, und das rechts die Brezzelei erklären, das ganze bildet einen Bogen worunter der Knabe steht, du schreibst mir gar nichts wie es mit dem Titelkupfer des Wunderhorns selbst geht, Wenn nur die Zeichnung zu den Kinderliedern hübsch gestochen wird, du glaubst nicht, waß mich das all für Mühe kostet in der schändlichen infamen 268
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haüßlichen Pfütze, die selbst biß an die Sterne sprützt. Falk der gestern weg ist, hat die Unverschämtheit gehabt mir meine drei ersten Bogen des Wunderhorns nach Weimar an Göthe zu schicken, drum sende sie mir mit nachster Sendung noch einmal. Heute sind die zwei Platten und der Rest des Wunderhorns und die Kinderlieder ab. Gestern erhielt ich dein Kupfer welches du zu den Einsiedlern willst umrissen haben, ich kam dadurch auf die Idee einer Karrikatur, wie der Einsiedler von allen Zeitungsgespenstern bestürmt wird die ich hierbei skizzire, die Taube bringt deine Zeitung. Die Karikatur muß richtig sein, da ich das Bild gleich dafür hielt, der steife sachsische Phöbus, kommt dazu und Prometheus den die Schnecken fressen das Morgenblatt ist sehr natürlich, die aus der Erde sehnden Hände, daß ist eine Verschwörung gegen das Morgenblatt, das müste nun vielleicht Unterbleiben aber das andre könnte sehr lustig werden, willst du es, so komponire noch dazu oder auch nur schriftlich, man konnte ja den Schelmufski Einsiedler sein lassen, Phobus wäre Bruder Graf, die Charmante, der bucklichte Tanz meister ect. Waß soll aber eigentlich dein Blatt werden, soll es ein ganzes sein, oder ein durcheinander wie andre Blätter, ich weiß noch gar nichts davon, und soll mit∧arbeiten. Eine Idee aber, die mir ganz himmlisch erscheint, theile ich dir hiebei mit, oben als Vignette der Zeitung einen tanzenden Einsiedel auf dem Weltball mit dem Jupiter kopf und das Motto, da droben auf dem Hügel ect. Hiebei eine leichte Skizze es müßte etwas kleiner in Holz oder Stein geschnitten werden, es drückte nach meiner Idee die ganze Idee dieser Zeitung aus, und ist groß ohne ordinair zu sein, es wär so ein herrlich Lied dazu zu dichten wie Göthens Prometheus, ich bitte dich um alles laße das machen, alle herrlichen Leute allein werden es kopiren, und mitarbeiten, ein kurze Ode über den grosen Einsiedler wäre eine herrliche Eröfnung des ganzen. Soll ich dir dann einige Einsiedler legenden ausarbeiten und auch schöne Umrisse von Einsiedlern machen laßen, ich habe eine schöne Darstellung von Bruder Claus und von St Meinrad wie willst du die Legenden? überhaubt will ich genau wissen, waß dein Blatt will, aber mein Tanzender muß davor, mir hat lange so nichts gefallen, schreibe doch an Göthe, versprich im Geheimniß, bitte ihn sich mit dem ganzen Rest jugendliches Muthwills auszugießen in der Gesellschaft nicht affecktirender ihn liebender Jungen. Wenn Bettine ihn bäte schrieb er gewiß anonym mit, auch Tieck den Einsiedler lade ein, Grimm wird sehr schöne dänische Romanzen schicken, nebst vielem aus seinen, und meinen Schätzen, ich 269
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werde dir aus dem Simpli∧zissimus Stellen, und besonders die Geschichte des ersten Bernhäuters nebst seiner Abbildung senden, schreibe mir einmal sehr bestimmt über dein Blatt, wäre ich bei dir, gewiß dürftest du mirs nicht anders machen als daß es groses Publikum kriegte, hast du im Morgenblatt gelesen das Epigram auf uns als zwei Butzemänner di dum, wie dumm, in jedem Fall hakt dich das Morgenblatt drum nur munter die Carricatur zum Vorgruß. Alberti in Berlin bestellt hiermit durch mich ein Exemplar, auch Geisler in Gotha, den lade gleich zum Mitarbeiter ein, das wird ihn glücklich machen, Judenanecktoden mußt du eine Menge hinein machen, auch dem Herzog von Gotha muß man ein Exemplar schicken. – Willst du allerlei trefliche Leute ausgedacht haben, die man einladen könnte mitzuarbeiten um der Ehre willen, so begehre nur. Ich hoffe daß du mit den Ueberschriften der Kinderlieder zufrieden bist, mir schienen die meisten angemessen. Sie sind nicht geordnet, aber sie brauchten es wohl, bei dem Rest des Wunderhorns liegt eine Reihe Tanzverschen, die zu verliebt sind in die Kinderlieder mische sie ins Wunderhorn ein als einzelne Tanzreime. Deine Ordnung, die in den ersten 3 Bogen reizend ist, wird wo die vielen langen alten Steifleinen Zusammen kommen etwas schwehr∧müthig, mische, mische, der Krieg mit dem Winter ist von mir aus Hanns Sachs zu recht gemacht, ich freue mich daß das Ffter Kriegslied durch Verspätung etwas einsamer zu stehen kommt, zu langes neben einander bringt leicht überschlagen hervor. Ich glaube, wenn du Göthen die einzelnen Bogen schickst, so macht er die Rezension in der Manier der ersten bequem gleich beim Lesen und daher erscheint sie früher, bitte ihn drum, denn das ganze Buch wird ein schwehr Stück Arbeit dem Rezen∧senten, in den Einsiedlern muß eine große Rezension erscheinen für und wieder, von dir mir und Grimm, da wollen wir aus Allen Ansichten lermen lebe wohl. Grüße Hulda Gorres und Zimmer. schreibe Gleich wegen der Carricatur und beantworte diesen Brief etwas Speziel dein Bruder Clemens
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 7. März 1808, Montag
Heidelberg d* 7 März 1808. Dich begrüsse ich vor allen du irrender Ton des Weltgeists, der sich im Gemüthe zurechtfindet und dann dich Du liebes Gemüth, das den Flüchtigen bindet und sich gesellt und mir zuführt, denn wie ich den Ton liebe, so liebe ich dich auch, – aber laß mir keine Kutte anmahlen, der Reichardt meint sonst ich wäre wirklich toll geworden. – Freilich trage ich ein härenes Gewand, unscheinbar und die Luft zieht durch, aber mich deckt der Himmel und der Himmel ist hell – mein grüner Mantel ist freilich abgetragen und fadensichtig, eigentlich nur für gutes Wetter eingerichtet, das allein macht ihn aber noch zu keiner Mönchskutte. Eng ist mein Gemach, kein weiblicher Fuß hat es betreten und was das Leben zerstört liegt bey dem Lebenden auch heilige Bilder zwischen uns – es ist aber eigentlich um nicht in meinen Papieren beunruhigt zu werden, daß ich der Magd nicht erlaube auszufegen nicht als ob ich meine Wohnung beym Becker Müller für eine Klause hielte, lebst Du doch darin in mir und ich bin vielleicht Deine Klause, damit Du auch einsam leben kannst zuweilen aller Unruhe im goldnen Kopfe zum Trotz, wo Anton der einzige Karthäuser und Dein Marder der einzige Martirer werden kann. – Ich freue mich auf das Stabatmater von Pergolesi, es ist jezt eine ganze Zeit, daß ich es nicht mehr gehört habe, wann man es öfter gehört vergeht der Schauder und es kommt einem sehr fromm vor. Dem armen Clemens singt ein Canarienvogel und ein Blutfinke was vor, er schreibt mir, daß er an Moritz Bettmann über sein Verhältniß ausführlich geschrieben, er scheint einem Endschlusse nahe sich wenig mehr um seine Frau zu kümmern; ich habe zuweilen eine Ahndung als käme er urplötzlich hieher um meine Kupferstiche zu besehen, die sich täglich vermehren. Ich habe einzige Sachen eingetauscht, jezt macht mir erst der Kauf bey Baldinger Freude, ich habe beynahe den ganzen Wust von Blättern, die mir gleich∧gültig waren gegen andre, die mir lieb vertauscht, dazu hilft mir die Liebhaberey der Leute an glatten so genannten malerischen Arbeiten und meine Gleichgültigkeit gegen einzelne Risse und Flecken, sobald mich das Ganze anzieht. Kreutzer habe ich erst in dieser Zeit kennen gelernt und finde ihn ein gar angenehmes empfängliches Gemüth mit vielem Geist und Gelehrsamkeit, aus dieser 272
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letzteren erkläre ich mir jezt sein Verhältniß zur Günterode, nun er wieder zur Gelehrsamkeit zurückgetreten, hat er das alles ruhig überlebt. Ich hatte ihn sonst immer in Gesellschaft mit Clemens gesehn, der ihn wie die meisten, die ihn nicht näher kennen, durch seine Art alles vor allen zu sagen, zurückhaltend und vorsichtig machte. Seine Einwirkung auf Studenten ist recht schön. Es giebt hier viele junge Genies, die ich aber noch nicht kenne, ein Graf Löben aus Sachsen unter andern, der ein Buch Guido vom Wachsthum der Bibel herausgeben wird; wenn es nur nicht der Bibel wird weh thun, wie den Kindern der sogenannte Wachsthum. Zwey wunderliche Menschen sind um ihn, die ihn mit allen Dichtern Tieck, Novalis usw zusammenhalten und ihn immer noch ein Stückchen grösser finden, sie verbrauchen sein ganzes Wachsthum zu Wachslichten um seinen Ruhm zu illuminiren. Gott weiß es warum sich den armen dichtenden Menschen so tausend Dinge, Verachtung und Verehrung von seiner stillen Beschäftigung wegdrängen, es soll vielleicht nur immer eine gewisse Zahl geben, die geistige Weltgeschichte möchte sonst früher als die Planeten zu ende laufen; zu viel wäre es dann doch um einen Menschen die Welt frisch aufzuhöhen. – Ich küsse Dich herzlich, gieb allen Bekannten das Ihre davon Achim Arnim No: 10 An Fräulein Bettine Brentano zu H. Franz Brentano in der Sandgasse. Frankfurt a/M
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684.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 7. März 1808, Montag
Heidelberg d* 7 März 1808 Dich begrüsse ich vor allen du irrender Ton des Weltgeists, der sich im Gemüthe zurecht findet und dann dich zu liebes Gemüth, das den 273
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Flüchtigen bindet und mir zuführt, denn wie ich den Ton liebe, so liebe ich dich auch. Freilich Trage ich ein härenes Gewand unscheinbar und die Luft zieht durch, aber mich deckt der Himmel und der Himmel ist hell. Eng ist mein Gemach, kein weiblicher Fuß hat es betreten und was das Leben zerstört liegt bey dem Lebenden und heilige Bilder zwischen uns, doch du lebst in mir und ich bin deine Klause, damit du auch zuweilen einsam leben kannst. Gott weiß es warum den armen dichtenden Menschen so tausendley Verachtung und Verehrung von seinen stillen Beschäftigungen wegdrängen, es soll vielleicht nur immer eine gewisse Zahl geben, die geistige Weltgeschichte möchte sonst früher als die Planeten zu∧ende laufen zu viel wäre es dann doch um einen alle zu vernichten um ihm eine frische höhere Welt anzufangen. Wenn der Schauer vorüber kommt einem geistliche Musick sehr fromm vor.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 7. oder 8. März 1808, Montag oder Dienstag
Goethe hat mir geschrieben; er läßt dich grüßen vielmals, und bitten ihm doch wieder einmal zu schreiben. Ich wollt ich wär bei dir; recht von Herzen wünsch ich dieß manchmal, wenn ich fühl daß mir un möglich ist zu schreiben, was mir so leicht vorkommt in einem Gespräch dir zu entwicklen, es kommen solge Augenblicke wo man Gern die Augen über seinem Gemüth zuschließt aus Furcht vor der Einsamkeit darinnen, so war mirs gestern nach dem ich an Goethe geschrieben hatte, der Brief hatte mich so kalt und hart gemacht, er selbst schreibt mir so kalt und steif als ob er sich scheute, eine Leidenschaft in mir zu reizen, siehst du! so versteht er mich! er ist nicht Gewöhnt, seinen eichnen Werth so tief und fest in der Seele eines andern zu sehen, und das, warum er sich selber schäzte wenn er sich über Lob und Tadel am Unrechten Ort hinaus sezte, auf ein mal erkannt zu wissen, er kann sich das nicht vorstellen, und so werde ich wie jeder andere mit Politick, mit Sittlichkeit, behandelt, es thut mir leid daß es nicht anders ist, aber ich habe kein Recht auf etwas anders, mein ganzes Leben kann bis jezt doch wohl nur für eine Art blenklen gehalten werden, so was man nent tirallieur, die zum reizen der Feinde gebraucht werden, aber nie wenn es Ernst gillt in der Schlacht. 274
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Es ahndet mir, ich seh dich bald wieder, ists wahr Arnim? ich träume zu weilen davon, willst du mich vielleicht überraschen? was das doch ist mit dem Auge, daß es immer sehen will was das Herz liebt, o die Neugierde ist kein schlimmer Fehler sie lenkt, auf Ehren bahnen, drum wird sich auch die meines Auges nie sättigen aber wohl erweitern. ich habe in zwei Tagen wieder zwei glückliche Melodien zum Faust gefunden, da der Hoffmann, sich jezt die große Mühe giebt mir solge Melodien zu entwirren, so schreibe ich immer so was gleich auf damit es mir nicht verlohren geht, jedoch geht um so mehr Zeit hin beym einrichten. ich versichere dich daß ich manchmal eine halbe Stunde bei einem Vers zubringe. ich bin jedoch belohnt, nur mit der Idee, daß etwas hervorgebracht wird. ich erfülle mich oft mit großen Gesinnungen und Dingen, besonders wenn ich von Politik sprechen höre, oder Geschichte lese, ich mögte dann etwas thun daß das Gemeine Wohl befördert, eine Wissenschaft treiben die edel und wichtig ist, die mich unüberwindlich macht gegen alle Lampalien des gemeinen Lebens. siehst du! das lautet kurios, etwas lächerlich! nicht wahr? und doch ist es nicht anders; wenn ich von Carl dem großen, lese wie er Heiden geopfert hat aus Religionseifer so mögt ich lieber damals gelebt haben wo man die Zeiten roh nennt, als jezt, wo keiner mehr Gott zu Ehren etwas thut, mit solgen Ideen plag ich mich oft aergere mich daß wir keinen König haben, dem wir mit Enthusiasmus unser Leben als Schuzwehr vorstrecken können, was kann man mit Gedanken und Gefühlen machen wenn sie nicht bauen, und arbeiten daß etwas dabei erscheint, daß es sichtbar und fühlbar entsteht, die Schweizer waren glücklich, es hatte da Mann wie Weib etwas benebst ihrer Hauslichen Sorge, daß sie noch ausserdem im Leben Tüchtig und wichtig machte, wo für sie mit Leib und Seele Standen die Freiheit und ihr Herkommen, so denk ich zu weilen nach und kann mich über aller hand betrüben mögte überall seyn und gewesen seyn, wo was großes und herrliches zu thun war, mögte in einem großen Beruf mein Leben aufopfern, und wenn ich mich umsehe, hab ich doch nichts zu schaffen. daß meine Liebe zu dir herrlich rühmlich und wo möglich über alles andre hinaus wachse, ist jezt mein sehnlichstes Verlangen. Mein Herzens freund, was will ich denn? an dich denken, dich kennen ist schon ein Vorzug vor allen meines gleichen. Leb wohl! schreib mir bald es ist alles gut, wenn ich dir dem liebsten was ich hab auch lieb bin. ich denck ich 275
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thue nichts klügers und bessers, als mich dir immer mehr und mehr zu ergeben, dich immer weniger zu entbehren, es wird wohl auch niemand mehr so vorzüglich Gut gegen mich seyn, mich so freundlich und nachsichtig beurtheilen wie Du. Bettine. schreib bald! heute hatte ich einen Brief von dir haben sollen 2v
A Monsieur le Baron de Arnim abzugeben bei Hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 8. oder 9. März 1808, Dienstag oder Mittwoch
Nun meine Freud, mein innig geliebter mögt ich Dich umarmen, nicht aus besondern Ursachen, sondern blos weil ich mögte. so ists mir zu weilen, wenn man etwas herrliches ausspricht oder Thut, so mögte ich immer Die Handlung unterbrechen und beendigen mit einem festen ans Herz schließen die Ungedult der Liebe wächst zu schnell, sie kans nicht abwarten, und wenn sie fühlt daß der Werth der Umarmung in ihrem Geliebten liegt, so will sies garnicht mehr bewiesen haben, zum theile auch aus Furcht vor ihrer eignen Hefftigkeit, kann sie diesen Beweisen nicht zuhören, als welche der Liebe die Ketten lösen, und sie frey und Gewaltig machen. so geht es mir mit deinen Briefen zu weilen; mitten im Lesen mach ich ihn wieder zu und drück dich in Gedanken ans Herz und will kein Wort mehr wissen, weil du mir zu lieb wirst, zu lieb! Claudine schreibt auch von Clemens und seiner Frau daß es unerträglich wäre, ich wolle der Teufel mischte sich einmal drein, und stiftete, wenn auch mit einigem Fracas Ordnung, denn unserm HerrGott, kann man es nicht zumuthen, besonders da jezt die Idee Glaubwürdig wird, daß nur die SchwarzKunst dem zerrütteten Zeitalter wieder auf die Beine helfen wird, wobei ich nun grade keine Rolle spielen mögte, ich will alles meiner Annehmlichkeit zu verdanken haben, zu förderst bei dir. Moriz ist mir durchaus unerträglich in hinsicht auf Clemens. er meint Clemens mit Recht unter einer Art von Vormundschaft zu halten als z: B: daß er nicht leiden will von Kassel ohne seine 276
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Erlaubniß weg zu gehn, daß ist ja dumm und geht ihn nichts an. Claudine schreibt er wolle sich durchaus von ihr scheiden lassen, und sagt auch zu gleich daß sie und Lulu der Auguste beinah alle Tage bei Zwei Stunden Sanftmuth Gedult Sitsamkeit pp predigen und stell dir nur die Ungeheuren viele Predigten vor die dieß Mädgen, die vielleicht in ihrem ledigen Stande nie eine gehört hat, nun seit ihrem Ehestand hören muß. es kommt mir lächerlich vor daß sie sich selbst durch diese exaltation diese herunterkanzleien verschaft hat, und sonst auch nichts, Mein Freund gestern hab ich dir auch geschrieben, es war Sonntag in meinem Gemüth, ich hatte aufgeräumt die Werkzeuge der Werktage, waren bei Seite geschaft, aber kein Freund besuchte mich deswegen und dieß machte mich eine Gewisse Art von Einsamkeit so tief fühlen, grad als wie ein Mensch der sich in einem Wald verirrt hat, sich allein wach fühlt in der finstern Nacht und in allen Ecken die Wilde Thiere schnarrchen hört, so bin ich allein wach, fühl aber daß noch Kräfte (mögt ich es nennen) in mir einen Dumpfen Athem hohlen, vor derem Erwachen mir das Herz klopft. ich scheu mich wie jener Mann, allein zu seyn, aber zu furchtsam, und unwissend darf ich nichts erwecken. Du allein, sollst nun alles was ich denke von mir erfahren, ich werde mich immer mehr bestreben, dir in dem einfachsten Ton meine ganze Seele darzugeben, nicht weil ich glaube, daß sie selbst hoch an Werth ist, sondern daß es das einzige ist was Werth hat, und wenn du nach Gottes beispiel annimst, so ist dir der Heller des armen werther als der goldne opfer pfennig des Reichen. ich hab jezt Monlidor, einen Freund von Clemens der die Judenschule dirigiert kennen lernen, ich glaube, es giebt wenige die so naif und absichtslos, alles Gute thun, blos weil es ihm so in den Weg kömmt, ich will irgend etwas bei ihm lernen denn er ist arm, so kann uns dieß beiden zu stadten kommen. auch laß ich mich gern von der Judenschule unterrichten, Goethe will auch alle Erziehungsplane der Juden und Christen von mir gesendet haben. Nun geht es grad vom Briefschreiben, zum singen, ans Stabat Mater. Leb wohl mein lieber einziger bester wann werd ich dich wieder sehen ich muß dich wohl bald wieder sehen? mein Herz sagt mirs, wenn ich jezt an die Zeiten Denke wo ich Tausend Umwege machte nur um Dir ein Wort zu sagen oder neben dir zu sizen da ich mich scheute dich anzusehen, da ich mich fürchtete von tausend Dingen zu sprechen, weil ich glaubte du könntest es unrecht verstehen. und jezt 277
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darf ich so offenherzig sagen, daß ich dich lieb hab, daß mein Leben dein ist. so sezt unser HerrGott einen Damm damit der Strohm der Freude und Glücks, mit so grösserer Kraft sich ergieße, wenn er die Höhe des Dammes überstiegen hat. – wir haben auf George seinen GeburtsTag ein Fest erfunden, daß dem Goldnen Kopf einen ziemlichen Rappel geben wird, wir wollen nehmlich die ganze Familie und alle Anhänger derselben verkleiden, in Hofleute, die Marie als Königin, George wird von seinen Diener auch als König gekleidet. und so gehn wir den ganzen Tag herum essen, trinken, sprechen, und handlen nach Hofsitte. Savigny wird Marschall, die beiden Schlosser; Güldenstern, und Rosenkranz, die Meline Page, der Belli Hofnarr, die Gunda Koch, Kästner Hofarzt die Bettine Hofprediger, und hält dem König eine schöne Anrede, die kleine Sophie wird Hofpauker. Adieu dein treues Kind Bettine
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Von Johann Friedrich Reichardt nach Heidelberg Kassel, 9. März 1808, Mittwoch
C. d 9 Mz 8 Ich sehe eben daß B. Ihnen schreibt und halte den bereits zum Theater (meine Galere) aufgehobnen Fuß zurück um Ihnen m. L. für Ihren lieben Brief zu danken und Ihnen zu sagen, daß Sie ja von allem was Sie von mir in Händen haben, nach Gefallen Gebrauch machen können; und was Sie irgend weiter von mir brauchen können fordern Sie nur. Vielleicht die Melodien die ich im Volkston zu vielen Liedern im Wunderhorn gemacht habe. Mehrere werden bei den meisten auch für alt und Original gelten. Louise hab’ ich die Stellen Ihres Briefs die sie betrafen mitgetheilt. Sie schrieb mir letzt besorgt um Sie, daß Sie immer noch in Franckf. fest wären, und nicht wieder zu uns herkämen. Hieran scheinen Sie überall gar nicht mehr zu denken. Sie hat nun erfahren daß Sie längst in Heidelb und dort zufrieden sind. Heute hab’ ich auch durch Einschlus an das kleine moral. Ungeheuer in Heidelb geschrieben um ihm meine Herausgabe der Götheschen Lieder zu empfehlen. Denken Sie wohl daran? Macht Zimmer wohl zweckmässigen Gebrauch von der Anzeige die Brent. ihm geschickt? Ich kann noch kaum glauben daß Br. sie wirkl. sollte abgeschickt haben. Wenn Sie doch so eine empfind278
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same Seele in Carlsruh und Stuttgard dazu in Bewegung setzen könte. Das Faulthier Seckend. in W. läßt nichts von sich hören. Auf Ihre guten Vorschläge für unsre Bühne kann ich nur antworten, daß ich noch für die Beibehaltung des deutschen Lust- und Trauerspiels zu kämpfen habe; sie möchten eigentl nur die deutsche Oper behalten. Mir wär’s so freilich auch viel bequemer; ich glaub es aber der theatral Kunst schuldig zu seyn, solang als möglich aufs Ganze zu halten. Da werd ich fortgerufen Ihr R.
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 10. März 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 10ten März 1808. Zwey so liebe Briefe mit einem zu beantworten scheint säumig, aber sieh ich schreibe so vielerley, muß mich mit dem elendesten Spuck in der Literatur mit der Morgenzeitung noch vor der Morgenröthe um den Platz zanken sie anzusehen, daß mein Schreiben und mein vieles Schreiben Dir kein Zeichen seyn kann von der auszeichnenden Liebe, in der ich Dich verehre und ein Paar Tage Zögerung mir kein Vorwurf werden kann. Wenn ich Dir aufschriebe, wie oft ich in Momenten Dir so nahe seyn möchte wie meinen Gedanken an Dich, es würde mein Brief wie ein astronomisches Journal einer sehr fleissigen Sternwarte aussehen: Was ich Dir aber in Gedanken gesagt ist so weitläuftig wie die allgemeine Deutsche Bibliothek. Daß Du Göthes Brief kalt und steif nennst, weiß ich nur mit sehr künstlichen Brücken mit Deiner Verehrung seines Werths zu verbinden, – ich gestehe Dir, daß ich alles was mir von Göthe käme mit Ehrfurcht annehmen würde, gedenke daß bey dem Reichthume seines Lebens es eine schöne Gutmüthigkeit von ihm ist Dein und auch mein Vertrauen zu wünschen, aber es zu erwidern würde ich fast unnatürlich finden, denn er hat einen grössern Kreis des Lebendigen umschlossen, wo wir schon genug seines Vertrauens genossen. Ich bewahre Briefe von ihm, die mir nicht mehr sagen, als daß er die meinen mit Vergnügen empfangen, wie ein Heiligthum; daß du nicht so denkst verwundert mich nicht, Mädchen werden verwöhnt, aber du hättest wohl die Kraft Dich von der Gattung in ihren Fehlern loszureissen. Daß Du dein bisheriges Leben nur 279
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wie ein Blänkeln ansiehst gegen einige Momente guten Willens zu allem Grossem ist dasselbe unter andrer Gestalt, die Kraft etwas zu thun kommt aber erst dann, wenn wir unsern Willen nicht mehr so überschauen können, und ein Ende der Welt setzen, wo wir nichts zu thun haben, was je ausserordentlich war kam sich selbst sehr natürlich vor. Voß hat gegen Göthe ein Sonnet im Morgenblat gemacht, weil der auch Sonette macht, daran bist Du schuld, denn die heimlichen Literarspione hatten hieher geschrieben, er mache jezt nichts als Sonette, wahrscheinlich jene zwey an Dich. So machst Du den alten Mann unglücklich, bringst ihn um Ehre und Reputation und dann stösst Du ihn von Dir. – Voß hat auch gegen mich geschrieben, Du wirst bald in den Zeitungen eine Antwort lesen, wo ich den Herausgeber des Einsiedlers für einen vereinsamten Vater mit sieben Jungen ausgebe, die Fama groß zu säugen vergessen um ihm falsche Nachrichten einzuraunen. Er meint nämlich, Görres wäre mit mir zur Zeitung verbunden. Es vergeht hier kein Tag ohne literarischen Scherz, welche Erquickung während mein Herz von Schmerzen um mein Vaterland zusammengedrückt ist. Welche Erquickung dazwischen, wenn sich die Quellfürsten aus der dreyeinigen Sanftmuth, die Musicker sich hören lassen. Spohr der Violinist hat alles ergriffen, ich wünsche er käme nach Frankfurt, er ist Meister in Höhe und Tiefe des Adagio, er hat sich in den drey Jahren, wo ich ihn nicht gehört habe, noch sehr nachgebildet. Seine Frau spielt Harfe. – Da Du Molitor kennen gelernt hast, so sprich ihm doch einmal von einem gewissen Nenny, der, denke ich, auch bey der Judenschule ist und den Zimmer rühmt, auch wegen mancher poetischer Arbeit. – Von Clemens habe ich kein Wort, dämpfe nur den Moritz etwas mit seinen wunderlichen Ansprüchen über ihn, freilich hat Clemens wohl so etwas ihm eingeräumt. Ich wünsche viel Freude zu dem Feste an Georges Geburtstag, aus dem aber wahrscheinlich nichts anders werden wird als die Vorbereitung und die Nachrede, ich kenne schon des goldnen Kopfes Art, den ich dessen ungeachtet herzlich küsse. Achim Arnim An No 11 Fräulein Bettine Brentano Abzugeben in zu der Sandgasse
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bey H. Franz Brentano
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688.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 10. März 1808, Donnerstag
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An B B. Heidl d* 10 Marz Zwey Briefe mit einem beantworten das kommt weil mir das Schreiben keinen Werth hat seit ich allen literar: Spuck beschreiben muß wir zanken uns um den Platz mit dem Morgenblatte die Morgenrothe zu sehen. Wenn ich dir aufschriebe, wie oft ich in Momenten dir so nahe seyn möchte wie meine Gedanken so würde es ein Kalender. Daß du Gothes Brief kalt und steif nennst weiß ich mit einigen Brücken zu verbinden, was mir von ihm kommt nehme ich mit Ehrfurcht, gedenke daß bey dem Reichthume seines Lebens es eine schöne Gutmüthigkeit von ihm ist unser Vertrauen zu wünschen, aber es zu erwidern ist fast unnatürlich, denn er hat einen grosseren Kreis umschlossen wo wir genug seines Vertrauens genossen Mädchen werden verwöhnt aber du hättest die Kraft dich von den Fehlern der Gesellschaft los zu machen Fruher achten wir guten Willen, wenn die Kraft zum Thun kommt, können wir ihn nicht mehr überschauen, setzen ein Ende der Welt, was je ausserordentlich kam sich selbst sehr natürlich vor. Literarischer Scherz welche Erquickung denn ein Vaterland verloren und die Quellfürsten der dreyeinigen Sanftmuth die Musiker. Ich fürchte das Fest wird Vorbereitung und Nachrede wie das meiste im goldnen Kopfe.
*689. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, vmtl. zweites Drittel März 1808
Deine bessere Meinung von unsrer Armee kann ich mir erklären Ç...È sie ist doch viel beruhigender! Ç...È Deine Reise nach Hamburg Ç...È verwundert mich (Nr. 714,6–28). Von Ludwig Achim von Arnim, 1. April 1808:
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*690. Von Charlotte Schwinck nach Heidelberg Königsberg, vmtl. zweites Drittel März 1808 An Charlotte Schwinck, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808: finge ich Briefe von meiner Frau (Nr. 717.E,2).
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Es ist mir als emp-
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 11. März 1808, Freitag
Ich kann nie über Dich klagen daß Du mich vernachläsigst im schreiben, du thust viel mehr als ich erwarten konnte, ein jeder Brief von Dir, so Treu so wahr, so lieb, daß er die Ewigkeit aushält, warum sollte ich deren noch mehr begehren, es wäre ja ihren Werth nicht schäzen. Du siehst ja auch daß ich mich nicht abhalten lasse, wenn deine Antwort sich verzögert, dir doch immerfort zu schreiben, Du schriebst mir einmal, es mache dich ängstlich wenn meine Briefe sich verzögern, die Liebe, die Du in dieser Ängstlichkeit mir spendest, mögt ich all in Dir aufbewahren, um sie mit der Zeit in deinen Augen, auf Deinen Lippen, in Deinem Herzen aufgehäuft zu finden. Drum schreib ich nun so oft daß Du kaum Athem dazwischen hohlen kannst – Der Brief den ich von Goethe erhielt, hatte mich wohl erfreut, und sogar glücklich gemacht, ich ließ ihn Savigny lesen der fand ihn kalt, ich bedachte nun wie ich eigentlich an Goethe schreibe, mit aller lebendigen Liebe, mit aller Ehrfurcht die sich in mir mehr wie ein wildes ungeregeltes Genie ausweisen, als wie eine Frucht meiner Erkentniß. mit einem unwillkührlichen Begehren mich an ihn zu drängen, alles Gute von ihm erschüttert mich bis aufs Gebein aller Schmerz und Unglück was er erlitten hatt, liegt ewig vor mir, und es kann mich immer wieder rühren. da ich nun überdachte einen solgen Brief, gegen den seinigen, so war mirs als könnten ihm meine unangenehm oder ängstlich seyn. und in diesem zurückstosenden Sinn konnte ich Savignys Worten Glauben beimessen, aber nur einen Augenblick, in welchem ich sie dir schrieb. Glaube nicht daß ich diesen pretensionsfehler, mit andern Mädgen gemein hab, ich hatte nie Gelegenheit denselben zu cultivieren keiner hat mir je um meiner selbst willen Recht gegeben oder Ehre angethan, oder einen Werth beigelegt, der Der Mühe werth gewesen wäre, von Goethe ist es nur Natur die überall erhebend und 282
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Großmüthig seyn muß, daß er mich freundlich anhört daß er mir die Hand reicht wenn ich sie ans Herz drücken will Du erhebst mich und giebst mir großen Werth dadurch, daß Du alles so gütig in mir zurechtweisest. daß Du mir Minuten schenkest, die in Zeiten deiner Jugend, ja auch auf tausend fältige würdige Art, könnten verwendet werden, was mich auch ewig an dich bindet, und meiner Liebe eine Nahrung ist, die ihr Löwenstärke wird geben, ja! ja! eher will ich nicht ruhen, bis ich um deinetwillen, die ganze Welt zurük drängen kann, und biß ich dich auch so fest halten kann wie du mich. Und doch hab ich dich nicht lieb genug. Dreimal mehr, hundert mal mehr muß ich dich lieben mit der Zeit. Von Clemens sind gräuliche ekelhafte Briefe an Savigny gekommen, an Moriz hat er auch geschrieben, und hat die Briefe Savigny zum Durchlesen geschickt, sie sind so, daß wir uns schämen sie Moriz zu geben. es ist nichts als ein völlig kriegendes Elend drinn, ist es vielleicht Gewohnheit sich an allen Menschen zu halten, wenn er unglücklich ist, die ihn so macht? Moriz weiß wohl daß Klemens ihn hundert mal, einen Hund einen elenden Dummen Menschen geschimpft hat, in diesen Briefen aber Nent er ihn; verehrter Mann, theurer geliebter Oheim. sagt ihm »bedenken Sie daß es die Ihrigen sind die so unglücklich sind helfen Sie bester Mann« Der Brief ist übrigens undeutlich und höchst ungroßmüthig um nicht zu sagen schlecht von allen schon verziehnen Thorheiten und Unthaten der Auguste zusammengesezt. Zwey Briefe von Auguste hingegen, die auch Bitten um Scheidung an Moriz sind, sind in einem viel edlern Styl aber wohl auch um so boßhafter und lügenhafter diese hatte Klemens zurück gehalten und sie mit seinen Anmerkungen durchschrieben, auch an Savigny geschickt um sie dem Moriz zu geben. dieß ganze erscheint nun so betrübt unedel, schwach, daß es einem leid thut ihn so blos zu geben. Ach glaub nicht daß es Hartherzigkeit von mir ist, daß ich ihn so beurtheile ich hab Vertrauen in Dich, und sag dir rein heraus wie er erscheint! nicht wie er ist, denn ich glaube immer daß sein Elend wie ein Gift ihn herunter gebracht hat und so wie der Körper bei wiedriger Nahrung zu Grunde geht, so auch die Seele, ich weiß nur nicht wie und ob man ihm helfen soll, oder ob es besser ist, daß man ihm Klar mache, wie er selbst sich betragen soll, und wo er Unrecht hat, denn so sich den andern in die Arme zu werfen, muß doch immer Krank und Matt machen. ich glaube das beste wäre wenn sie eine Zeit lang von einander kämen, doch nicht gewaltsam, sondern wie unwillkührlich Clemens zu Dir nach Heidelberg, oder sonst wo es 283
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ihm wohl würde, und Auguste zu Menschen, die ihr nicht den ganzen Tag vorpredigen sondern sie ganz ordinär behandlen, dem Taglichen Wesen nachleben, ihre Extravaganzen nicht verstehen oder nicht bemerken, denn da Clemens Savigny gesagt hat daß er mit ihr eine Correspondence führen will, so will ich wetten beinah alles, daß er wieder mit ihr zusammen kommt. Adieu mein Herz mein bester bester Freund ich hätte dir noch viel viel zu schreiben allein die preparationen auf das morgige Fest halten mich ab. adieu du guter lieber Arnim, denck an mich recht innig daß ich es hier in meinen einsamen Stunden durchfühle, und mit dir zusammen lebe. Gestern hatten wir ein Concert hab aber nicht gesungen meine Stimme hatte eine Reiße gemacht wahrscheinlich zu Dir, zu dem ich selbst immer reiße in Gedanken, und endlich ankomme, in seine stube trete ganz leise auf den FussSpizen, und ihn plözlich umarme. Bettine Gestern hat mir Luise Reichard geschrieben sehr lieb und freundlich dankt sie mir für die Saiten.
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An Jean Paul in Bayreuth Heidelberg, 12. März 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 12 März 1808. Ich bedaure es, verehrter Mann, daß meine erste Annäherung zu Ihnen ein literarischer Bettel∧brief seyn muß; ich habe eine Zeitung für Einsiedler unternommen, die ich doch nicht immer mit meinen sieben Sachen zeitigen möchte, ich lege die Ankündigung bey, welche das Glück gehabt hat meist mißverstanden zu werden, also niemand in dem zu beschränken, was dazu mitgetheilt werden könnte. Ich könnte Sie vielleicht mit der Geschichte der traurigen Verfolgungen rühren, die ich wegen dieser armseligen Ankündigung erlitten, mir etwas von Ihrem Reichthume zu gönnen, etwa ein Stück der Friedenspredigt, über die sich mein Verleger Herr Zimmer freut; aber aufrichtig gesagt, nachdem ich die grosse Preussische Pestilenz mit angesehen ist mir die kleine literarische Impfung gar nicht mehr gefährlich, ein kleiner Stich, nichts weiter. Mich quält ausserdem etwas ganz andres, wovon Sie mich vielleicht befreyen können. Als ich bey Beyreis in 284
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Helmstädt war und ich mit ihm an allen den Schätzen bey der Küche vorbey ging, wo statt gewöhnlicher Kochtöpfe einige Retorten langsam destillirten und ging durch den kleinen wüsten Garten, wo alle Bäume so wunderlich beschnitten und einige magere Katzen auf und niedergingen und sah den alten Mann mit der Mandoline und den Flötenspieler mit der Flöte und die Ente mit ihrem Futter, da ist es mir so jämmerlich einsam geworden und wieder so herrlich wunderbar in allem was er besitzt und was er dazu faselt, daß ich wünschte den Eindruck darstellen zu können, das führt mich aber in solche Unmöglichkeiten, es reist mich in allerley alte Geschichten, wobey mir die Lust ausgeht ist es Ihnen nicht möglich mir dieses Bild von Kometeneinsamkeit abzunehmen, ich habe keine Farbe und keinen Pinsel dazu, besonders wird mir die Umgebung vom Schönen im Kuriosen nicht reich genug zu dem Gemüthe des Menschen, das meiste was ich mir denke passt nicht genug hinein; Sie skiziren das leicht in einer Nebenstunde, wie Michael Angelo zu seiner Erholung und Bewegung die Steine in Statuen umarbeitete. Ich fühle sehr wohl, daß Sie mich mit der Unbescheidenheit dieses Briefes vor aller Welt lächerlich machen könnten, wenn er nicht an Sie gerichtet wäre und so unterschreibe ich ihn zutraulich mit der Versicherung meines herzlichen Danks für Ihren Siebenkäs und meiner Hochachtung, woran ich wünschte, daß Ihnen mehr gelegen, als ich erwarten kann. Ludwig Achim v. Arnim Adresse. An Hr. Buchhändler Zimmer in Heidelberg
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692.E An Jean Paul in Bayreuth Heidelberg, 12. März 1808, Sonnabend
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An J Paul d* 12 Marz Lit. Bettelbrief. Ich mag mit mein sieben Sachen die Zeitung nicht Zeitigen. Die Ankündigung hat das Glück gehabt über all mißverstanden zu werden. Die literarische Pestilenz ist mir eine Impfung, wer die rechte gesehn Als ich bey Beyreis in Helmstadt war und ich mit ihm aus allen den Schätzen bey der Küche vorbey ging wo statt der gewohnlichen Kochtöpfe einige Retorten langsam destillirten, und ging durch den Garten klein und wüst, wo alle Bäume so wunderlich be285
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schnitten und einige magere Katzen auf und niedergingen, und sah den alten Mann mit der Mandolin, den Flötenspieler mit der Flöte und die Ente mit ihrem Futter da ist es mir so jämmerlich einsam geworden und wieder so herrlich wunderbar in allem, was er besitzt und faselt, daß ich wünschte es mahlen zu können, fehlt mir aber an Farben und Pinsel zu dieser Kometeneinsamkeit. hauen sie es in Nebenstunden wie Angelo zu seiner Motion Steine zu Statuen aushieb.
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Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 12. März 1808, Sonnabend
Berl* d* 12t Mertz 1808.
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Lieber Louis Bei nahe solt ich glauben, die Arnims stammen aus der uhralten Famillie des H* Kains seel* Andencken, denn, unstät und flüchtig wie er treibtst Du dich in der Welt umher; bist bald hier, bald dort, aufzusuchen: meinen letzten Brief vom 30t Jenner dattirt, adressirte ich Deiner Anweisung nach, nach Cassel; ich hoffe er ist dir geworden? jetzt beantworte ich den Deinigen vom 4tn Febr aus Heidelberg welchen ich d* 14t erhielt. Ach auch ich hoffe sehnlich (mit allen guthdenkenden gesitteten Berlinern) auf Erlöhsung , denn bei viehlen unserer Stadt mag dieses nicht der Fall sein; Viehle tragen diese Bürde von innen und von außen, mit Freuden, verheirathen sich sogar mit selbige, damit sie ihnen sicher bleiben; und unser land wird in der Folge mit unzähligen Bastarte versorget sein, wodurch mit den Jahren eine gantz neue Menschen race, durch die weitere fortpflantzung entstehen wird. Wier leben nun schon 15 Monathe immerfort in den nehmlichen drückenden Elend; keine Spuhr von einer Erlöhsung ist noch zu sehen; alles, alles ist in Stadt und Land noch das nehmliche, und ich sehe nicht ab, wie dieses alles am Ende werden soll, – beständige große Ausgaben; keine Einnahme – So lange die Welt stehet sahe man wohl nicht einen solchen Krieg und Frieden: ich fürchte sehr daß ich auch diesen Sommer werde den Frantzosen, meinen Zernickoschen Auffenthalt cediren müßen, welches mich sehr unglücklich macht. – Da mir alle 13 inventarien Pferde in Zer: genommen sind, so habe ich 4 St meiner alten Kutschpferde zu einiger Hülfe dorthingeschickt, und nur 286
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2 Pferde hier behalten; mit des theuren Futters wegen; ingleichen habe ich 1 Bediehnten und 1 Mädchen abgeschafft, und lebe gantz klein in mein verwiehsenes Wohnviertelchen , da die Seite rechts bequartiret ist und bleibt. Der alte Schickler macht, (wohl nicht er sondern seine leuthe) jetzt große Geschäffte, dennoch aber hatt er mir nicht können 6/m leihen, und ich habe mich in der Juden Hände geben müßen – pfui der Menschen. der Sohn ist noch nicht zurücke. Mein Sohn ist so viehl ich weiß noch in Paris, sein letzter Brief war vom 30t Jannuari: auch er giebt schlechten Trost von beßeren Zeiten; unser Elend wird nicht eher sich enden, bis alle zu bettler gemacht sind, Gott erbarme sich unser; ich bin jetzt gantz muthlos und niedergeschlagen, und werde auch wohl so mein Leben beschließen müßen Bevor ich dieses schließe erhalte ich noch einen Brief von Dir vom 27t Febr. Ich finde darin nichts zu beantworten. in der heuttigen Zeittung stehet im Berlinschen Articel weiter nichts, als folgendes. Der H* Directer Iffland und H* Inspect Jacobi vom National Theater zu Berlin sind, weil sie den GeburthsTag der Königin von Preußen, öffentl* gefeyert haben, ohne vorher die Kayserlich frantz autoriteten zu benachrichtigen die es sich zum Vergnügen gemacht hätten sich den Einwohnern von Berlin in den ausdrücken der Huldigung für ihre Königin anzuschliessen, auf Befehl Sr: Excl* des H* Gouverneurs Marschall Victor, zu zwei tägigen Arrest in ihrer Wohnung, verurtheilt worden, weil sie die Gesetze der Schicklichkeit und des Vertrauens welches sie den Frantzosen schuldig sind, beleidiget haben Berl* d* 11t Merz 1808. Der Divisions General und Komandant von Berl* und der Mittelmarck St: Hillaire NB Die gantze Feyer hatt darin bestanden, daß ein neues allegorisches Ballet mit geopferten BluhmenKräntzen gegeben ist, welches von den Publicko mit lauten Beifal beklattschet worden ist. Mein Sohn schreibt, daß er gedencket Ende Mertz Paris zu verlaßen, dennoch aber vielleicht, noch einmahl die Reise dorthin wird übernehmen müßen. Und nun Gott befohlen. Lebe ferner glücklich und gesund, wünschet Deine treue Großmutter L 287
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 14. März 1808, Montag
Heute Morgen ist der aelteste Grimm von Cassel hier angekommen, wieder mit Neuen Briefen von Clemens an Moriz und Savigny, die auf eilige Trennung Dringen. diese sind wirklich viel besser und consequenter geschrieben, Savigny hat mit Moriz gesprochen Dieser findet (und muß wohl) es nöthig, auch der Sache eine andre Richtung zu geben, um allen Scandal zu verhüten, George arbeitet auch an Dieser Trennung, ich hoffe daß es in wenig Tagen so weit gebracht ist daß Auguste in Verwahrung und und Clemens etwas mehr Luft bekommt. Denn lange darfs nicht mehr anstehn, Savigny beträgt sich sehr schön dabei, voreilig sind wir auch nicht, denn Clemens und Auguste dringen darauf, und bitten selbst um Gotteswillen, die lezte Scene, die die Veranlassung von Grimms Reiße hier war ist eine Erstechungs Comödie, sie hat sich nehmlich mit einem Federmesser eine Wunde gemacht und Clemens der grade bei Grimms war das blutige Messer geschickt. Clemens lezter Brief an Moriz ist sehr deutlich und vernünftig, ich glaube gewiß daß eine Trennung sehr bald bewirkt wird. Nun meine frohe Nachrichten! heute Morgen hat Savigny einen kleinen Sohn bekommen, er hat dir und George die Ehre ihn zu heben zu gedacht, die Gunda ist ziemlich wohl. sag mir guter Arnim wird es noch lang währen bis wir und ich dich wieder sehen. Bettine
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in Eil! in kürzester Zeit geschrieben.
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, 14. März 1808, Montag
Cassel 14 Merz 1808. Mein lieber Bruder! Ist es weil du lange nicht schriebst, oder weil ich so einsam, und dich so vieles gefragt habe, und dir so mancherlei zugeschickt, worüber ich deine Meinung hören mögte, genug ich sehne mich sehr nach einem vollen Brief. In meinem grosen Elend ist das neuste, daß die zu Zeiten ganz verrückte Auguste vor drei Tagen mit einem Federmeßer und 288
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einer Scheere aus langerweile sich zwei Stiche gegeben hat, die ein kollosaler Floh auch hätte vollziehen können, aber leider muß sie sich außer dem Frisiren und schnüren jezt selbst bedienen, die Scene war komplett, Lulu und Claudine saßen zwei Tage an ihrem Bett, in welchem sie aus Scham, nicht lieber lebendig geblieben und hineingepißt zu haben liegen blieb, gleich nach der Vollziehung ihrer schrecklichen That, habe ich den Jakob Grimm als Kurier nach Fft an Bethmann geschickt, und stehe jezt in Erwartung seiner Rückkehr, Madam hat gar keine Uebligkeiten schon am andern Tage empfunden, als ein ganz gewaltiges Singen zur Guitarre. Aber laßen sie uns nicht im Drecke rühren. Meine Lust Kassel zu verlaßen wächst wieder täglich, und wenn ich es nur irgend möglich machen kann, so komme ich auf einige Tage zu dir, es ist mir immer, als könnte aus deiner Zeitung wenn es recht ernstlich angegriffen würde, und mehr auf das allgemeine, als auf das blos unsere bezogen würde, etwas trefliches werden, vielleicht aber willst du selbst das Wesen nur ein paar Monate dauren laßen, dann wäre es etwas anders. Ich habe die Zingara so gut als ich vermochte zu übersetzen gesucht, und will dir sie senden, ich will von Grimm die alte Vorstellung von Christi Geburt welche schon im Kinderliedertitelkupfer benuzt ist, und noch einige andre alte Vorstellungen hievon auf Sarkophagen, welche in dem nähmlichen Buche Sannazaro del Parto della Vergine stehen, auf einem Blatt im Umriße stechen laßen, und einige litterärische Notizzen die der Herausgeber des Buchs dazu gesezzt, dazu ausziehen, wenn dir das ansteht. Vor allem bitte ich dich nochmals meine vorgeschlagene Titelvignette des auf der Welt tanzenden Olympischen Einsiedels, welcher die Poesie selbst ist, nicht bei Seite zu legen, die Idee scheint mir jung und würdig, ja klaßisch, und mit einer klaren großartigen Ode, über dieses Thema eröffne. Göthen vertraue dich an, bitte ihn um Muthwill, bitte ihn den Einsiedel um seine Tänze, dann sollst du am besten in den ersten Blättern eine klaren und ernsten Aufsatz folgen laßen, recht herzlich und warm, über die Mishandlung, unter welcher das Vortrefliche und Geniale unsrer Litteratur und Kunst immer nur langsam hervordringen kann, und durch welche das Göttliche Kind in seiner Unschuld oft wie Hunde verschlagen wird und muthlos stirbt, hiebei wäre anzuführen, wie alles junge und muthige von dem Blatte in seiner platten Zeit, über die es hinaus strebt stets mishandelt wird, wie alle die Zeitungen biß jezt darnach gestrebt, wie selbst versteinerte Geister (Voß) tödlich wirken möchten, die fruchtlosen Bemühungen 289
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Gegen Lessing, gegen Göthe, gegen Tieck, gegen Schlegel, die Gottschedianer Nikolianer, etz. recht ruhig und würdig gegen die Unterdrücker, wie die Zeit endlich armseelig nach muß, wie die gutmeinenden Kindermörder endlich selbst zu Kreuz kriegen, und wie sie sich bezeichnen mit dem Kreuze um neue zu erschlagen. Wie traurig ist die Anzeige im Morgenblatt gegen die Einsiedler. Ich wünschte eben deswegen diese ernste Anzeige, welche alle treflichen für unsre Zeitung gewinnen müste. Meine Vorgeschlagne Einsiedler Karikatur könnte recht schön daneben stehn, Muthwill und Ernst. Die Anzeige im Morgenblatt soll mir noch mehr Stoff in die Karrikatur liefern, Lichtenberg dreht sich im Grab herum und zeigt seinen Buckel, auf den Befehl des Kunstfeiffers Cotala, (du kennst dies närrsche Büchelchen, das ich habe) welcher als Fama in die Trompete raunt, daß stelle ich vor indem er einen Haug (ein griechisches Aspirations Zeichen) in die Trompete thut, und welches unten als Alraun heraus kömmt, oder vielmehr wie die Alraunen (Wurzel) in der Weinachtsmitternacht von einem schwarzen Hunde am Schwanz heraus gezogen werden. Wie elend ist Voß mit seinem Sonett an Göthe. – Bitte ja Göthen um Beiträge, er schlägt dir sie nicht ab, etwa um eine Stelle des ungedruckten Faust – die Bettine um einige Compositionen ihres Fausts. Grimm radirt jezt, das Bild des ersten Bernhäuters für die Einsiedler, die Novelle schicke ich dir wenn du sie willst , mit nächster Post kriegst du Abdrücke. Sollte es mir möglich werden bald auf einige Tage nach Heidelberg zu kommen, waß ich freilich mehr wünsche als hoffe, und waß gewißermaßen von dem Erfolg meiner Gesandschaft die Selbstmörderinn betreffend abhängt, so will ich einen Sack voll Pläne mittheilen, die mir schwer auf dem Herzen liegen. Wenn ihr es klug und ernsthaft mit den Einsiedlern treibt können sie von der grösten Wirkung für unsre deutsche Kunst werden. Auch Tieck must du ernstlich dazu einladen, und die jungen Riepenhausen in Rom, sie würden gewiß wie auch Friedrich Tieck, wenn ihr sie recht verständiget euch Zeichnungen schicken von manchem, wie wärs, wenn du von den Durchzeichnungen, die Bettine dir gab, eins oder das Andre zum Nachstiche sendetest. Ich bin versichert, daß Göthe dich unterstüzzt, wenn du ihn bittest, das ist ja eben sein Unglück, daß er keine ordentlichen Leute hatte mit denen er Jugendlich bleiben konnte, drum ist er ja etwas steifstellig worden, und wie geschlagen wären als dann die laüfigen Wiederbeller. Hätten wir eine Steinstecherei, wir wollten ein Bilderbuch aus deinen Sammlungen und aus andern her290
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aus geben, vor dem alles gern zum bildernden Kinde würde, ein Bilderbuch, wie das Wunder horn, zu so etwas und zu vielem möchte ich mich mit Zimmer associiren, wenn mir nur Gott einmahl irgend einen frommen Wunsch wollte erfüllen. Ich sende dir hiebei noch einige Lieder, die mir Karl Bertuch von Weimar geschickt, sein Vater hat sie vor Zeiten selbst mündlich aufgenommen, das zweite ist mir auch aus früher jugend wieder erinnerlich. Die Verspätung beiliegenden Briefs, den mir Reichard schon lange an dich gegeben und den ich dir geschickt zu haben versichert war, ihn aber jezt unter meinen Papieren finde, entschuldige in meinem wirklich kriegerischen Hausstand, und verrathe mich nicht bei Reichard, es nuzt nichts, und würde ihn verdrießen. Von dem hiesigen deutschen Theater erwarte ich gar nichts mehr, da Reichard sich hier recht als einen Verderber deutscher Kunst Hofnung gezeigt, er hat alle mögliche Mittel angewendet und es ist ihm leicht geworden die Surintendance zu überführen, daß Tragödie und Lustspiel gar überflüßig sei, und die Deutschen allein Opern haben sollten, und so ist gestern ihm endlich zu seiner Freude die Ordre gegeben worden, allen bloßen Schauspielern aufzukündigen, aber er hat das gethan, der hier die Mittel gehabt hätte, der deutschen Bühne durch die beständige Gegenwart der Französischen, eine ganz neue trefliche Schule zu bilden, im ganzen glaube ich, daß er selbst keine große Oper bilden wird, denn ich finde ihn zu leicht mit den Musickanten und Schauspielern. – . Fiat es ist doch für die Hunde. Der Hulda kann ich jezt ohnmöglich von Augusten etwas schreiben, vorlügen kann ich ihr nichts und waß soll ich ihr von ihrer Mama gutes sagen. Ich hoffe es ihr mündlich zu sagen, und überhaubt finde ich es unnütz ob sie es weiß oder nicht, biß sie bei mir ist. Auch ein Tübinger Christian KernÇÇer haÈÈt mir allerlei übers Wunderhorn geschrieben und erzählt daß er durch Koelle und Nehrlich Reutlinger Volkslieder gesendet, beiliegendes Blatt ist von ihm zwei Rätsel und zwei schwäbische Scherzlieder, welche leztere ich beide sehr schön finde. – Er gehört also mit Bertuch zu den Beforderern Schreibe mir wo und wie die kleinen Tanzreime abdrucken laßen willst, die nicht in die Kinderlieder paßen, ich habe noch einige. Klemens Herrn von Arnim bei Buchhändler Zimmer Heidelberg am Neckar 291
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 15. März 1808, Dienstag
Heidelberg d* 15 März 1808. Glück zu jedem Auge das zu erst die Sonne an blickt und möge es uns mit seinem Glücke anblicken, daß wir unser Theil bekommen aber die, von denen es stammt, die leben darin! So brauche ich Savigny und seiner Frau nichts zu wünschen. Doch so wie alles sein Gegengewicht hat, so muß der gute Savigny mit einem Sohn sich bekannt machen, und von einer Schwägerin sich scheiden, frag ihm, ob ich bey beyden helfen kann, ich meine aber nicht, da alles nach Gravitation regelmässig erfolgt. Daß das ganze Petermännchen des Aufsehens, was Auguste noch zu ihrer Anständigkeit nöthig glaubte, endlich mit einer kleinen Blutflecke verflogen ist macht mir viel Freude; ich war vor ganz andern Scenen besorgt, ich dachte an Fußfälle vor dem Könige, Flucht u.s.w, ich habe in dieser letzten Zeit gar nicht des wegen an Clemens schreiben mögen, zu entfernt um das obwaltende Wesen zu kennen, hätte ich durch Rath ihn nur zerstreuen können, auch schrieb er mir nichts Einzelnes von seiner Lage in den letzten Briefen. Es ist mir merkwürdig, wenn ich sie sah, fiel mir immer der Vers ein; dies ist ein Tag, an dem man noch manches erleben mag. Wenn ich nur wüste, wo Clemens jezt mit angenehmen Gefühle leben könnte, Heidelberg ist ihm nicht mehr erquicklich, Cassel wird ihm verhasst seyn, Frankfurt bringt ihm dem regierenden Hause Bettmann zu nahe. Ich schreibe heute noch an ihn, so schreibe ich auch mancherley in Vorbereitung den Tauftag in Frankfurt zu bringen zu können, wenn das Kind dazu so alt werden muß wie die kleine Bettine, so habe ich freilich lange Zeit noch, ich wünschte es wäre grün dazu in der Welt, der Schnee verzögert seine Dekorationsänderung unendlich lange und die Schauspieler wissen kaum mehr womit sie die Scene vollsprechen sollen. Wie mich die Begebenheiten hinreissen, verdenkt man es noch der grösseren Zahl von Leuten, wenn sie gar nicht auf das sehen was gedacht wird; darum habe ich doch nicht Deinen längeren Brief mit allem Lieben vergessen, was er enthielt. Was Du von Clemens sagst und von der Art wie ihn solche unselige Begebenheit wie ein Gift ergreift und seine bessere Natur entstellt, das Schicksal theilt er mit allen Menschen, die Vögel können schwimmen und werden nicht naß, denn ein Oehl aus den Wolken überzieht ihr Gefieder, nicht so der Mensch und wie er mit dem Quellwasser und der Luft der Stadt die ihn geboren, 292
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den Keim mancher Krankheit mit allen theilt und ihn bewahrt, wenn er nicht Endschluß genug hat und himmlische Gewalt sich los zu reissen, so ist jede Berührung des Lebens nährend oder störend, keiner mag sich davon ausschliessen. Das Gift ist nie allgemein Gift, da wo es sich bildet ist es oft eine schöne farbige gesunde Natur, wer sagt dem Menschen, daß er alles koste, da er doch nicht alles begreifen kann. Wäre ich nie in Preussen gewesen, wie manche giftige Erinnerung hätte ich mir erspart; freilich auch manches Wohlthuende auch nicht erlebt, wozu ich Deine Liebe vorzüglich rechne. Wer will aber so rechnen wie Franklin der gern sein Leben noch einmal leben mochte, wenn er nur Einiges ändern könnte, das heist aber als Buchdrucker denken und nicht als Schriftsteller. Ich freue mich, als wenn ich schon bey Dir wäre, liebe Bettine! Achim Arnim An
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Heid: 15 März Glückzu jedem Auge, das zuerst die Sonne erblickt und möge es uns mit seinem Glücke anblicken, daß wir unser Theil bekommen aber die, von denen es stammt, die leben darin Ich wünschte es wäre grün dazu, der Schnee verzögert seine Dekorationsänderung und die Schauspieler wissen sich kaum mehr was zu sagen. Wie mich die Begebenheiten hinreissen verdenkt man es noch der grösseren Zahl, die gar nicht auf das sehen, was gedacht wird. Was du von dem Gift sagst, das C. Natur entstellt, das Schicksal theilt es mit Allen Menschen, die Vögel können schwimmen ohne sich zu netzen, denn ein Oehl aus den Wolken über293
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zieht ihr Gefieder Der Mensch muß mit dem Quellwasser und der Luft der Stadt, die ihn geboren, den Keim mancher Krankheit einsaugen, den er ewig bewahrt, wenn er nicht Endschluß hat sich loszureissen. Das Gift ist nicht allgemeines Gift, es ist auch schön farbig, was kostet der Mensch alles, da er so wenig begreifen kann,. Franklin wollte sein Leben wieder aufhetzen, wenn er ein Paar Fehler ändern könnte, das heist als Drucker gedacht und nicht als Schriftsteller
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 15. März 1808, Dienstag
Heute bekam ich die Nachricht von Savignys Sohne und von Deiner nahen Scheidung in einem kurzen Briefe von Bettine, es ist mir traurig, daß ich von dem allen nicht mehr weiß, was Dich viele Tage, Wochen so ganz erfüllt und bewegt hat, ich dachte immer Nachricht von Dir darüber zu erhalten, denn ich wollte Dich nicht ohne davon unterrichtet zu seyn mit meinen Gefühlen zerstreuen, fast scheute ich mich über unsre Arbeiten und Besorgungen mit Dir zu sprechen; doch nach dem Endschlusse ist alles in seinem alten Rechte, die Blokade hört nach der Uebergabe der Festung auf und ist auch etwas verloren, so ist doch Freiheit gewonnen. Rathen mochte ich Dir nie so etwas, ich finde es gegen das göttliche Recht, doch war es meine stille Ueberzeugung, daß ihr beyde nur durch beyderseitige innere Ueberzeugung aus der Verwirrung heraus kämt, daß ihr euch für immer trennen müstet. Es giebt Dinge, die sich nicht vergeben; darum sey nicht traurig, wenn Dir auch jezt ein Gefühl der Einsamkeit alte Sehnsucht weckt. Freilich es ist traurig der Gedanke, wozu nun diese Quälerey war, wenn nicht einmal ein wunderliches Kind daraus die Welt belehren sollte, vielleicht solltet ihr beyde belehrt werden von der Uebermacht des Wirklichen, vor dem der Einzelne demüthig zurück treten muß und es nicht verletzen darf, er sey denn dazu von einem mächtigern Geiste getrieben. Halte den Schmerz fest, daß er Dir feste Uebersicht gebe, was noch zu thun übrig. Ich wollt ich wär bey dir. Nun verwundert es mich nicht, daß Du die Liederarbeit so verzögert hast, noch wart ich sehnlich auf den Rest ungeachtet der Druck aus Noth der Druckerey ausgesetzt worden, ich schick Dir die fertigen Bogen. Deine Zeichnung zu den Kinderliedern ist eine gar hübsche religiose Idylle und Grim 294
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hat es geschickt ausgeführt, ich tadle nicht gern was mir lieb ist, sonst wünscht ich dem einen Knaben statt der griechischen Doppelflöte lieber eine einheimische Kinderflöte, die Kapelle hätte ich etwas deutlicher hervortreten lassen wie auf dem alten Kupfer und den einen Hirsch trinken, der etwas verwundet seyn könnte mit einem Pfeile. Das Blat hat mir viel Kopfbrechens mit Zimmer gemacht, wo wir es stechen liessen, hier in der Gegend war niemand, denn es ist eine sehr schwierige Aufgabe und gar nicht in der Zeit bis zur Herausgabe zu machen, besonders wenn nun weites Verschicken nothwendig, es hätte auch wenigstens 12 Frd’or gekostet, doch war Zimmer dazu entschlossen. Doch bey dieser Unmöglichkeit es ganz auszuführen in der Zeit fiel ich darauf es in Umrissen mit den Hauptschatten von Weise radiren und stechen zu lassen, ich kann es da entstehen sehen, er will die Zeichnung genau durchgehen wegen der Richtigkeit und soviel ahnden lassen, daß der Effekt dreyfach besser seyn muß, als wenn es in der Eile von einem flüchtig eingerissen wäre kein Thier wird dann im Schatten stehen, ich bin gewiß, es wird Dir gefallen. Der Knabe mit der Pretzel ist etwas blas, würde es sich nicht gut machen, die Pretzeln und die Buchstaben mit dem Grabstichel oder mit kalter Nadel zu stricheln, nicht zu schattiren? – Auf die Platten warte ich sehnlich. – Mein Einsiedler bild hast Du sehr richtig ausgelegt, doch gehts nicht allein auf die Zeitungsschreiber, sondern auch auf die Leser, aber ich wünschte darum keine Aenderung im Blat, eine solche bestimmte direkte Satyre liegt für jezt ganz ausser den Grenzen meines Blats, wo alles Wirkliche, Historische muß Platz machen, bis darüber zu reden Freyheit und Lust vorhanden ist, dies ist mein Gesichtspunkt, nach dem du fragst, ich möchte allem was daran nicht unmittelbar festsitzt einen Freyhaven errichten. Kannst Du eine Karikatur auf Journale erfinden, die niemals vorhanden gewesen und sich im kleinen doch gewissermassen unter uns historisch parodieren, so ist sie mir willkommen. Zerstreu Dich am Schelmufsky, schick was ich erbeten, Einsiedlererzählungen. Dabey fallen mir wieder ein Paar Lieder ein, die Du in den letzten Tagen aus der Sammlung weggegriffen das vom heiligen Meinrad und den Streit zwischen blau und grün, beyde Lieder waren mir recht lieb, das erste unverbesserlich. Du hast mir doch eigentlich bey dem Herausnehmen grosses Unrecht gethan. Schick nur etwas, statt lange nachzufragen, was Du schicken sollst. Deine kleine gutgedachte Zeichnung von dem springenden Einsiedler kann gelegentlich mit andern radirt werden, es fehlt hier an geschickten Form 295
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oder Holzschneidern, auch ist mir die ewige Wiederkehr derselben Figur an allen Zeitungen fatal, kein Mensch sieht mehr danach. Von dem versprochenen Pakete ist noch nichts angekommen. Ich schliesse in Eile Dein A. Arnim
697.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 15. März 1808, Dienstag 3r
C. B. Heidl d* 15 Marz Traurig, daß ich von dem allen nichts weiß, was dich berührt. Nach dem Endschlusse trit alles in alte Rechte, die Blokade hort auf, es ist freilich alles übergeben, aber die Freyheit zum Spazierengehen bleibt. Es giebt Dinge die sich nicht vergeben. Wozu die Quälerey, wenn uns nicht einmal ein wunderliches Kind darüber belehrt, vielleicht solltet ihr beyde von der Uebermacht des Wirklichen belehrt werden, vor der der Einzelne demüthig zurücktreten muß, er sey den dazu von einem mächtigeren Geiste getrieben
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Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, 15. März 1808, Dienstag
Frankfurt 15. März 1808. Lieber Arnim! Tagtäglich habe ich dir auf Deine Briefe antworten, und mich über Körte und Rottmanner mit dir zanken wollen: über all dem Verschieben kommt mir gestern ein Bube in den Weg, von dessen Dasey¨n ich dir nun vor allen andern Dingen Nachricht geben muß: und jezt drängt und ängstet gar noch etwas anderes, und nimmt mir den ganzen Brief zu meinem großen Leidwesen allein in Beschlag. Wie traurig es mit Clemens steht, wirst du ausser den Briefen an dich selbst auch aus den bey¨liegenden sehen. Die lezten hat Grimm selbst hierher gebracht, um das Bedürfniß der Hülfe recht dringend darzustellen. Etwas geschehen muß nun, sie müssen wenigstens für den Augenblick aus einander. 296
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Sie zu sich zu nehmen, ist ihre Mutter durchaus nicht zu bewegen: sie habe sie sonst nicht bändigen können, sagt die Mutter, und werde es jezt noch viel weniger können. Dagegen sieht ihre Familie alles Verkehrte und Zügellose an ihr wohl ein. Nur offenbare Gewalt, sagen sie, könne sie bändigen. Clemens solle sein Recht gebrauchen, und sie mit Gewalt in ein Kloster bringen, um sie vorläufig zu verwahren. Was der Clemens von gewaltsamen Mitteln für schlimme Folgen befürchte, sey¨ eitle Furcht. Entlaufe sie dann, so wollen sie sie gefangen nehmen und einsperren. Mir scheint allerdings das Kloster für den nächsten Augenblick das einzig schickliche Mittel. Denn eine Freundin an einem dritten Ort, die irgend eine Gewalt über sie hätte, hat sie nicht. Aber Gewalt könnte sehr verderblich werden. Indessen glaube ich, daß sie gütlich dazu gestimmt werden könnte, weil jezt ihre Lage höchst unglücklich ist, und sie doch die Aussicht hätte, durch gutes Betragen auf diese Weise wieder zu ihrer Familie zu kommen. Dieses als gut vorausgesezt, kommt es hauptsächlich auf Jemand an, der die Sache leiten könne. Dazu scheint mir unter allen Menschen Clemens der Ungeschickteste, du aber der Geschickteste. Wenn du dich dieser Sache unterziehen wolltest, was mir in diesem Augenblick die einzig mögliche Wohlthat für Clemens zu sey¨n scheint, so müstest du sehr schnell zur Ausführung schreiten: wir könnten auf deiner Durchreise hier noch darüber reden. Ein Haupthinderniß, das jeden minder Erfahrnen als dich leicht irre machen könnte, ist die sehr häufige Reue, ja Zerknirschung der Auguste, die im nächsten Augenblick wieder wie weggeblasen ist. Kannst und willst du jenes nicht thun, so sage mir wenigstens, was du glaubst, das für Clemens gethan werden könnte. Durch eine Scheidungsklage läßt sich durchaus nicht helfen, wenigstens zunächst nicht, da gar keine rechtlichen Gründe der Scheidung vorhanden sind. Thue, lieber Arnim, was dir dein Herz eingiebt, nur komme oder schreibe gleich auf der Stelle, und bedenke, daß durchaus in den nächsten Tagen etwas geschehen muß. Grimm erwartet hier deine Entschliessung. Lebe wohl, lieber Bruder, und behalte in gütlichem Andenken Deinen Savigny¨.
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Frankfurt d* 18 März 1808. Ich war auf dem Wege zu Dir, Savigny schrieb mir dringend nach Heidelberg, hieher zu kommen um das Nothwendige über Deine Angelegenheiten zu berathen, weil Deine Frau selbst zu einer Trennung jezt geneigt, ihre Familie auch entschlossen sey, alles über sie ergehen zu lassen, was Deine Rechte fordern könnten, selbst Sicherung in einem Kloster. Hier war inzwischen Lulu und Claudine angekommen und hatten andre Neuigkeiten gebracht, Reue Deiner Frau, gänzliche Unterwerfung selbst in dem Falle, daß sie von Dir nicht mehr geliebt würde, nur mit Dir zu leben oder wenigstens nach Deinem Willen; bald kamen ähnliche Briefe von ihr an Moritz, an Savigny, sie schien ihr Unrecht ganz durch gefühlt zu haben, fühlte zugleich, daß ihre Versprechen nach so mancher Täuschung kein Zutrauen geben könnten, Du solltest Sie nie versuchen. Die Schwierigkeit einer Scheidung kennst Du auch wäre es unrecht, wenn etwas der Art nothwendig würde, was Gott verhüte, der die Ehen segnet, die nicht gegen seinen Willen geschlossen, sie anders als durch den kaltblütigsten fremdesten Advokaten zu betreiben, der ohne Verhältniß zu Dir und den Deinen es mit der blossen Nothwendigkeit der Gesetze ansieht, wozu eine so unselige Handlung das menschlichste Verhältniß publicirt. Ich würde Dir es zum Vorwurf machen, daß du Dich in einer solchen Angelegenheit dem M. Bettmann in die Arme geworfen, da ihr für einander keine freundschaftliche Berührung habt und beyde in dem Falle zu entgegengesetzten Parteyen werdet; aber ich entschuldige es eben mit dem Ekel dem das Oeffentliche und Gerichtliche in solchen Verhältnissen jedem Menschen von lebendigen Sinnen hat. Doch an Scheidung ist jezt wohl nicht zu denken, kommt euch beyden einmal die ruhige Ueberzeugung von einer Nothwendigkeit dazu, so ist das wenigstens nicht jezt der Fall. Auf der andern Seite fühlten wir, daß das gräßliche Verwischen von Haß, Neigung Trennen und Verbindung euch in dem steten Zusammenleben zu keiner klaren Uebersicht kommen lasse, es schien uns durchaus gut euch auf einige Wochen von einander zu entfernen und der Vorschlag gefiel uns, deine Frau mit Deiner Einwilligung zu vermögen nach Göttingen mit Claudine zu Piautas zu ziehen, ich wollte mich des wegen mit Claudine und Grimm nach Cassel auf den Weg machen. Alles war verabredet, ich 298
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sprach mit M. Bettmann, er schien es sehr zufrieden, Claudine war bereitwillig wir wollten heute reisen. Inzwischen hatte Moritz Bettmann mit Claudine geredet und ihr versichert daß sie nun auch alle Verbindlichkeit auf sich nehme, ihnen für alles zu stehen, was Deiner Frau begegnen könnte; er hatte ihr vorgesprochen von den Studenten, Liebeshändeln, u.s.w. seine eigne sehr harte Ansicht von Deiner Frau. Claudine kündigte mir am Abend den Handel auf, ich hatte mich umsonst aus der Dringenden Geschäftigkeit in Heidelberg losgerissen, es war für den Moment uns unmöglig einen fertigen Ort auf∧zu∧finden, wo Du Deine Frau auf einige Zeit mit Annehmlichkeit und Anstand hinbringen könntest, ich kehre also heute nach Heidelberg zurück und muß Dir suchen brieflich meine Gedanken über das Weitere, Nothwendige zu entwickeln. Daß Du einige Zeit in einiger Entfernung von Deiner Frau lebst scheint uns noch mit gleicher Nothwendigkeit einleuchtend, die Farben wollen nicht mehr halten, so frisch und dick sind sie aufgetragen. Daß Du Cassel verläst ist durchaus nicht rathsam, Deine Frau bliebe verlassen und ohne zutrauliche Bekanntschaft, auch würdest Du von einem Kreise gerissen, der Dich vielleicht zu allerley Entwickelung reitzen kann, ich meine das Schauspielwesen, es freut uns, daß Du allerley dafür arbeitest, ferner von Deinen Büchern, die Dir immer eine angenehme Maskerade schaffen können, wenn Du der menschligen Gesichter überdrüssig. Und wohin auch, besonders da der Sommer vor der Thür, der allerley Ausflüchte möglich macht, bey denen Deine Frau Dir nirgend störend seyn kann nach Trages u.s.w. Besser ja recht sehr zu rathen wäre ein Aufenthalt Deiner Frau, wir schlagen zwey gute Dir werthe Orte vor, wo Sie von Leuten umgeben ist, die Dich allem Störenden zum Trotz, was für viele in Deinem Wesen liegt, Dich lieben und ehren, zu Geißler nach Gotha oder zur alten Lassaux nach Coblenz. An diese schreib, wenn Geißler auch verhindert wäre, er ist mir aber wegen des ruhig geselligen Verkehrs der liebste, so meinen alle die Lassaux müste schon wegen früherer Verbindlichkeiten gegen Dein Haus diese kleine Bemühung übernehmen, die doch endlich auch bey näherer Bekanntschaft mit Annehmlichkeit verbunden seyn kann. Ich theile durchaus nicht die Furcht der Familie Deiner Frau, als wenn eine Entfernung von Dir, sie zu anderen Intriguen veranlassen könnte, ich glaube ihrer Versicherung, daß sie Dich liebt, täuscht sie unsern Glauben, so muß Sie Sich auch dem Schicksale unterwerfen, was daraus folgen könnte und Du hast dir keinen Vorwurf zu machen. Betreib diese Angelegen299
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heit fest und schnell, es sey daß du den Vorschlag annimmst oder verwirfst, entschließ Dich gleich und schnell, selbst der Entschluß eins oder das andre zu ertragen wird Dich beruhigen. – Du bist vielleicht verwundert, daß ich einige Zeit nicht geschrieben habe, ich konnte aber nicht aus∧weichen Dir über alle diese eheligen Unheiligkeiten zu schreiben. Bettine schrieb mir davon, und doch ehrte ich Deine Liebe, mir dieses Schmerzliche entziehen zu wollen. Ueber unsre Geschäfte hatte ich einen langen Brief in Heidelberg ausgefertigt, der mir aber unbegreiflich verloren ist. Die Pakete sind nun angekommen, schreib was wir dem Grim für seine Kupferstiche zu entrichten haben, dem andern für die Uebersetzung, aus der ich eine Probe in den Einsiedler rücke, mit dem Du Dich wohl etwas beschäftigen kannst, besonders aus dem Schelmufsky eine Recension, oder schicke die Legenden. Ich vermisse unter den Liedern mit einigem Missehagen den Meinhard, den ich nach altem Liede treu abgeschrieben hatte und vortreflich fand, ferner den Streit zwischen blau und grün. Von den Kupfern habe ich an Grimm alles gesagt; deine Zeichnung gar artig religiose Idylle, die griechische Doppelflöte ist allzu allegorisch, die Kapelle ein wenig un∧deutlicher als im Alten. Vieles habe ich noch nicht durchgesehen, weil ich erst hier das Paket bekommen und dein Ehestand wie eine Tonne mit Scheer messern alle Gedankenfäden mir zerschnitten. Es ist unendlich schwer zu rathen, wo eigentlich der Rath wie die That aus dir selbst einzig allein mit Nothwendigkeit stammen muß. – Gott bessre uns alle. Halt dir Chambo! Dein Achim Arnim
*700. An Auguste Brentano in Kassel Frankfurt, vmtl. 18. März 1808, Freitag Jacob Grimm an Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt, Kassel, 25. März 1808:
Ich habe bei meiner Ankunft die unseelige Sache zwischen Clemens und Augusten um nichts gebessert gefunden. Die letzten Vorfälle, die letzten Briefe, bes. der von Arnim hatten sie zu Reue, Gelindigkeit und Nachgeben bestimmt, allein der Eindruck davon ist nicht länger geblieben, als von allen frühern Zureden, und sie ist zu ihrer vorigen Härte und Störrigkeit völlig zurückgekommen. (Schoof 1953, S. 37.) 300
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Ich dancke Dir für deine zwei lieben Briefe, und deine Theilnahme, in hochstens 4 Wochen rede ich mündlich mit dir in Heidelberg, jezt geht es so so. Ich sende dir hier einen St Meinrad, einen Malespini, einen Dück de Foix, die Novelle vom Bärnhaüter erhälst du wegen der Platte mit der fahrenden Post, die Novelle ist groß und mir sehr lieb geworden. Die Sachen die ich Dir hier sende sind zu corrigiren und durchzusehn, weil ich sehr eilen muste Dein Clemens Ich erwarte den Einsiedler mit Sehnsucht. Die Post geht den Duck de Foix nächstens, ich kann ihn nicht finden.
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 18. März 1808, Freitag 1r
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 20. und 21. März 1808, Sonntag und Montag
Sonntag Abends 10 Uhr Schon einen ganzen Tag bist Du wieder in deiner Wohnung, Und ich – seh dich immer noch vor mir, obgleich deine Erscheinung wie Traum war, jezt wo ich dran denke daß Du vor meinen Augen warst, erschreckt es mich bis zum Weinen, ja wie im Traum gingst Du vor mir her, ich wollte dich ergreifen, konnte aber nicht erreichen, wollte mit sprechen, du hörtest nicht, warst mit tausend Dingen beschäftigt, nur ein paar Augenblicke wo ich dich küßte, und doch schienst du dabei wie abgehalten, wie abgewendet und nur Zur Noth in Eil. so hab ich grad zuweilen von Dir geträumt, warst Du’s denn auch? hab ich deine eigne Augen gesehen? hast du mir die Hand gegeben? Du! an den ich schreib, für den ich voll Liebe bin, um den ich alles gäbe, so viel: nur um in diesem Moment vor Dir zu stehen und Dich anzusehen, ich hab dich ja tausend und wieder Tausend Momente vor Augen gehabt in diesen 3 Tagen und mein Herz war still; warum habe ich dich denn nicht fort geführt in Wald, warum hab ich dir keine Einsiedelei dort gebaut, und dich vor keines Menschen Antliz mehr gelassen, deinem Gott hättest Du dienen müssen, und ich hätte dir gedient. Ich hab dir eine Einsiedelei gebaut in meinem Herzen, ich mag diese nicht ver301
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lassen weil alles mich an dich erinnert, ich warte deiner, und wenn Du kömmst will ich dich bedienen. An meinem Ofen siz ich und schreib auf einer großen Bibel, in der ich vorher gelesen hatte. Ach ich mag deinen Nahmen nicht schreiben, Du weißt ja wie ich dir rufe, mein Lieber! lieber! – aus dem tiefsten Herzen. Gute Nacht. Bettine Montag früh in zwei Stunden reiß ich mit der Toni nach Mildeberg zum Herrn Schwaab. bin aber am Donnerstag zuverlässig wieder hier, da werd ich einen Brief von Dir finden. Es sind jezt 3 Jahr da stand ich in Marburg an der Lahn, es war kein Boden der Steinich war, und Unfruchtbar, aber doch waren die Ufer kahl, denn es war im Winter, die Wellen zogen schnell mit dem Eis den Fluß hinunter, ich hatte Steine und Moos auf dem Weg gesammelt, aus keinem Grund als weil ich’s so in den Mauern wachsen sah Ach was man anblickt, dem giebt man leicht ein Leben in sich und ungern mag man sich von ihm scheiden so ist das Kind, was es sieht begehrt es für sich so bin ich; Ach! wie hing ich an dir da ich dich gesehn hatte. aber mir ward der Eichen sinn gebrochen, du gingst fort. damals hatte ich nur Gott, wie tief fühlte ich ihn in dem kalten Nebel der in dem Fluß schwankte, wie fühlte ich ihn und begriff die Worte die geschrieben stehn »sein Geist schwebt über den Wassern« kalt ist er, und wie mit gebrochnen Fittig starrt er die Welt an, daß sie auch in ihm erstarrt, und warm glühend schwingt er sich mit unermüdlicher Kraft, und die Wasser treiben Dampfseulen, und alles ergiebt sich in Fruchtbarkeit die Erde treibt ihre innerste Liebe, in kräftigen Pflanzen ans Licht und alles wendet sich zu seinem Schöpfer und opfert die Frucht, aber ich will kein Latein lernen und kein Griechisch sondern will dich nur ewig lieb haben, damals must ich manchmal meine Betrübniß laut ausrufen, und ich sagte auch einmal. O Gott! weil Du Freuden bereitest die stärker sind als das Leben und weil du harte und grausame Schmerzen erschaffen hast, so muß ich zwischen beiden leben aber dem, den ich so lieb hab; mögt ich die Freude wie Gift ins Gebein einflösen, wenn Du nur ewiges Leben daraus erwachsen ließest. Stelle Dir vor lieber Arnim daß ich tausendmal um dich betrübt war und eben so oft still und ruhig und alles ertragen konnte, daß ich dich auf deinen Reißen begleitete, daß ich an all deiner Liebe deinem 302
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Kummer den wärmsten Antheil nahm, ja oft war mirs als sey ich selbst die Unglücklichste, wenn Du es warst, nun all das hast Du drei fach gelöst an dem ersten Abend in Cassel, wo wir zusammen am Ofen saßen, und seitdem tausendfach wieder. und mehr hast Du gethan, an mir von Glück und Freud als dem Menschen gewöhnlich in seinem ganzen Leben wird. und ich muß dirs sagen wie lieb lieb ich dich hab, immer und ewig, es ist eine Quelle die nie in mir versiegen wird, Adieu mein liebster ich kann nichts mehr schreiben, und doch mache ich meinen Brief ungern zu, weil ich mich nicht von Dir trennen mag. nenne mich dein lieb Kind dein Herz! und gebe mir viele liebe Nahmen, das macht mir so viel Freud, und dann sey nachsichtig gegen mein Andringen und Anklammern, an Dich, es bricht manigmal alle schon verwundene Leidenschaft so plözlich wieder heraus, verzeih mir alles. Bettine.
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 22. März 1808, Dienstag
Heidelberg d* 22. März 1808 Dieses Papier ist etwas zerdrückt, das ist nicht aus Mangel an Achtung gegen Dich, liebe Bettine, sondern weil es das Vergnügen gehabt hat, in meiner Tasche nach Frankfurt mitzureisen, und schon habe ich ein neues Vergnügen daher, einen Brief von Dir. Weist Du denn, daß Du nahe an Heidelberg vorbeyreist um nach Miltenberg zu kommen, wirds nicht einen Nordschein für mich geben, wenn Du da quer durch den Odenwald reisest? – Es war eine furchtbare Nacht, als ich von Frankfurt reiste, ich schlief mit allerley Betrachtungen ein und wachte beschneit auf, was ich dachte hatte mich aber warm gemacht, denn ich Dachte Deiner vielen Lieb und Güte und daß ich Dir gut bin ungeachtet Du ganz anders bist, als ich der Idee nach in mir Mädchen, denen ich gut seyn könnte dachte, Du versöhnst mich also mit einem Theile der Natur, der mit mir im Streite war, habe Dank; doch Gewöhnung ist langsam und was soll ich Dir leugnen, da Du es selbst bemerkt, daß mich erneutes Wiedererkennen solcher Verschiedenheiten in Deiner Nähe zurückhaltend macht. Sieh liebes Kind ich 303
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schaudre noch jezt vor zwey Dingen, wie Du mit Savignys Kind herumsprangst und Dich nicht abhalten liessest und nachher darüber lachtest, als sie Dir vorstellten, wie Du in diesem Taumel vernichten konntest, was keine menschliche Kraft herzustellen im stande gewesen; dann wie Du gar nicht von Savignys Zimmer weichen wolltest, der nothwendig beschäftigt war und Dich darum bat, sieh da fürchtete ich immer ihm würde die Gedult ausgehen, wie mir das in ähnlichem Falle sicher geschehen wäre. Es thut mir immer leid, daß ich Dir so manches tadeln muß, was ich eigentlich an mir tadeln sollte, daß ich mich nicht darüber hinaus setzen kann und doch schreibe ich es Dir aus einer Art Tugend, solch einen Tadel zu verschliessen hilft nicht, er sieht doch hervor wie die Schneidergesellen Dir gegenüber in die Fenster sehen, während Du sie zu beobachten meinst; ich bitte Dich, tadle mich eben so offenherzig wieder, kennen wir uns doch so lange, so bekenne ich Dir daß ich in mir dachte, als ich Deinen Brief voll Güte las, es war eigentlich schändlich, ich wollte, daß die alle nicht lebten, die ich lieb habe, um Dir ganz allein gut zu seyn. – Von Clemens habe ich keine Nachricht, einen kurzen Brief von ihm fand ich hier, der aber nichts über Seine grosse Verhandlung enthielt; er kommt mir erstaunlich unglücklich vor seitdem ich die verschiednen Stimmen über ihn im goldnen Kopfe gehört habe, ich kann jezt manches von ihm begreifen was er mir sagte, wie da der Keim zu mancher Verwirrung seines Lebens liege, ich fühle hier in der Ruhe, daß er bey aller Ungeschicklichkeit, womit er sich alles verleidet, doch tiefmenschlicher und also edler sein Leben führt als ihn die andern beurtheilen. Wenn sie geradezu sagten, sein Wesen ist mir unangenehm, er verletzt auf barbarische Art wo ich Zartheit fordre, so hätte ich nichts gegen, wer so etwas nicht ertragen kann, wird ihn nicht lieben; aber die Ansichten die sie sich von seiner Seele machen, um ihren Wider∧willen gegen ihn zu erklären, das ist eine Lüge gegen sich, zu der man aber bey Brüdern und Schwestern leicht kommen kann, weil man sich den Wider willen nicht zugeben will. Darum sind die verschiednen Tragödien über feindliche Brüder sehr lehrreich, wo das gröste Unglück entsteht, wenn die Brüder wegen der Erinnerung ihrer Verwandtschaft ihre wirkliche gegenwärtige Feindschaft aufgeben. – Nun noch kurz von mir, daß ich meine Freunde alle wiedergefunden, wie ich sie verlassen, das ist ein rechtes Zeichen von Freundschaft, übrigens bin ich fleissig und möchte mancherley treiben, was mir hier fehlt; kannst Du mir Schelmufsky und die drey Erznarren schicken, so 304
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wär es mir lieb und den Gesang der Mignon. Ueber Thal und Fluß getragen. Die Sonne scheint, ich gehe aus und soviel Schritte, soviel Grüsse an Dich Dein Achim Arnim Ç1r aoR kopfstehend:È Vergiß nicht Savignys herzlich an mich zu erinnern.
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An 13 Fräulein Bettine Brentano Abzugeben zu bey H. Franz Brentano im goldnen Kopfe Sandgasse. Frankfurt a/M
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An B B Heid d* 22. März. Werd ich ein Nordlicht sehen, wenn du in der Nähe vorbey reist. Es war eine furchtbare Nacht als ich aus Frankfurt reiste, ich schlief mit allerley Betrachtungen ein und wachte beschneit auf, was ich dachte hatte mich aber warm gemacht, daß ich dir gut bin und daß du doch ganz anders bist, als ich mir Mädchen denke, denen ich gut bin. Du versöhnst mich also mit einem Theile der Natur, der mit mir im Streite war. Sieh ich schaudre noch jezt vor zwey Dingen, wie Du mit S Kind herum sprangst, und lachtest, als sie dir vorstellten, wie Du in diesem Taumel vernichten kannst was keine menschliche Kraft herstellt, dann wie Du gar nicht von seinem Zimmer weichen wolltest, die Geduld wäre mir gerissen. Ich tadle mich ebenso selbst, daß ich dachte, indem ich deinen Brief las, daß alle die nicht lebten, die ich lieb habe um Dir allein gut zu seyn, Clemens finde ich sehr unglücklich seit ich die Stimmen des goldnen Kopfs gehört, ich begreife ihn nun, daß da der Keim seiner Verwirrungen, ich fühle hier, daß er bey aller Ungeschicklichkeit, womit er sich alles verleidet, doch tief menschliger und edler sein Leben führt, als alle die ihn beurtheilen. 305
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Haben sie Widerwillen gegen ihn weil er zuweilen die Zartheit barbarisch verletzt, so sollen sie sich darum keine Ansichten von seiner Seele machen, dazu kommen aber Geschwister, weil sie sich den Widerwillen nicht verzeihen. Darum entsteht in den Tragödien immer erst das Unglück, wenn Brüder aus Erinnerung der Verwandtschaft gegenwärtige Feindschaft aufgeben
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 22. März 1808, Dienstag
Heidl* d* 22 März Wie gehts Dir Clemens? So frage ich oft halblaut und sprach gestern mit Görres den ganzen Abend darüber, ich erwarte Deinen nächsten Brief mit Ungedult, was ich Dir aus Frankfurt in der Eile geschrieben sagt Dir meine ganze Meinung über die Angelegenheit; willst Du Scheidung so geht es nur durch fremde Advokatenhand, Moritz war ganz dagegen, ich stellte ihm vergebens die Geschichte vor mit allen ihren Beyspielen der Art; ob Scheidung möglich weiß ich nicht; gegen eine Trennung für einige Zeit hat keiner etwas nur darf Deine Frau in keinem Fall nach Frankfurt, die Mutter sagt, sie hätte sie nie bändigen können viel weniger jezt, Moritz fürchtet, daß sie das Haus verhetze und die Großmutter zu todtärgre. Es ist entsetzlich, daß die Leute sich dann noch das Ansehen geben, als wenn sie Deine Frau liebten, die sie härter und ungerechter beurtheilen als alle andre, leider geht es Dir auch so in Deiner Familie und so gehts am Ende in den meisten Familien, ich verstehe darunter verschieden artige Leute, die aus einer wunderlichen Ansicht von Verwandtschaften sich immer an einan∧der drängen um sich immerdar zu stossen statt zu küssen. In meiner Familie sollte mir der Name Familie gar nicht ausgesprochen werden, es ist ein verruchtes Wort, darum kommt es auch nicht aus dem Deutschen, das alle wahre Rechte zwischen Blutsverwandten und alle freye Liebe unter ihnen erstickt und ein Paar conventionelle Geburtstagskuchen für das grobe Brod des ganzen Jahres setzt. – Ich betraure noch immer den verlornen Brief, worin ich ausführlich über unsre literarischen Besorgungen gesprochen, Geheimniß war eben nicht drin, da kein Name drin vorkam, er auch nicht zugemacht war, so wird kein Mensch errathen von wem er redet. Das Wunderhorn scheint recht gut 306
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zu werden, es ist geätzt und wird nun gestochen, auch der Titel zu den Kinder liedern ist angefangen, ich denke Du wirst mit der Art der Arbeit zufriedener seyn, als wenn es fabrikmässig gestochen wäre, die Zeichnung wird berichtigt und alles trit deutlich hervor. Die Vignetten idee zum Einsiedler ist recht schön, aber einmal fehlt es am Formschneider, Zimmer hat eine Vignette zum Rheinischen Boten schneiden lassen, die ganz mislungen. Mir ist die Wiederkehr desselben Bildchens auch fatal, es ist wie der katolische Prediger vom Rosenkranz seiner Gemeine sagte: Meint ihr denn daß die himmlische Jungfrau an dem ewigen Ave Maria Freude hat, würde es denn eurer Frau gefallen, wenn ihr immer sagtet, ergebner Diener, ergebner Diener. Aber wenn Du mehreres ätzen läst, so laß es mit beyfügen und sage etwas darüber. Ueber den Anfang meines Einsiedlers sage ich Dir nichts, dich soll aber allerley überraschen. Schick mir doch alles, was du mir angeboten und worum ich gebeten, wenn Du es nicht selbst arbeiten magst, schicke Die Bücher, stoß auch Grimm an, ich fürchte mich jezt schon vor dem grossen Vorrath an Materialien. In Frankfurt habe ich einige närrische Bücher gekauft, Hüschens Auction ist bald. Voß leugnet das Schneider wappen ganz ab. Ich bin jezt beschäftigt die letzten Kinder lieder aus den Nehrlichschen Papieren zu lösen, dann erhältst Du alle Manuscripte, Prof Veesemeyer bittet sehr um die Rückgabe der seinen. Die Kinder lieder hast Du wohlgeordnet, der Schluß ist nur ein wenig mat gegen den Anfang, das ist aber die Schuld des Materials, was so ganz einzeln und abgerissen, unter den andern ist viel Schönes, nächst mehr darüber beym Druck Schick mir die Uebersetzung der Zingara, und schreib dabey, ob ich Deinen Namen nennen soll oder darf als Uebersetzer, ich wollte meine Elegie Genua dabeyfügen, worin dieses Liedes erwähnt wird. – Wegen der Karikatur bin ich nicht einig mit Dir, so viel Spas uns auch Adam und Eva gemacht haben, du wirst bald sehen, daß für jezt das alte Bild besser hinein passt in den Sinn der Zeitung, es liesse sich aber eine Beschreibung machen dazu, wo sich das alles mit besondrer Kunst kenner miene drin sähe, doch ist das jezt eigentlich nicht noth; das Streitwesen wird ganz aus der Luft gegriffen, was in dieser Zeitung vorkommt, Karikaturen auf Zeitungen im dreissigjährigen Kriege und auf den künftigen Peloponischen Krieg, so etwas ist willkommen. Haben wir so gezeigt, daß wir etwas freyes Unabhängiges leisten können, dann ist es leicht auch die Umgebungen zu packen. Alles andre was Du mir sonst angeboten passt recht gut, der Bernhäuter ist sehr gut gearbeitet; schreib doch was Zimmer dem 307
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Grimm zu zahlen hat, dringe ihm keine Bücher auf, die er nicht mag während er vielleicht Geld braucht, man könnte einen Menschen mit lauter Galanteriegeschenken Hungers sterben lassen und es ist doch künftig diese Arbeit sein Pflug. – Unsre Censurstreitigkeiten werden immer lächerlicher, weil im Morgenblatte grob gestanden ist Zimmer heute verhört und zu Protokoll genommen worden, und das alles um Ç2È0 Kreutzer Strafe einzunehmen. Du weist immer noch nicht recht, was ich mit meiner Zeitung will, ist es Dir denn nicht klar, wenn ich Dich um Lieder um etwas aus dem armen Heinrich, um das Beste aus Deinen Büchersammlungen bat, ich wollte das Beste was ich ablangen kann statt des Schlechten der andern Blätter in Umlauf bringen, das Unbedeutende was etwa eingemischt werden solle nur um mancherley Leser zu befriedigen, besonders die Käufer. An Göthe an Herzog von Gotha soll geschrieben werden sobald die ersten Stücke heraus, an denen jezt gesetzt wird, ein Kupfer begleitet das erste Stück, das dir gefallen muß. – Je so habe ich doch fast über das Schreiben Dein ganzes Unglück vergessen, mache mir das nach, so wird Dir wohl und sende es, so wie es fertig wird, aber sag dabey wo ich dich nennen darf und wo nicht. Dein Achim Arnim
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C. B. Heidel d* 22 Marz Wie gehts, so frag ich halblaut. Unter Familie versteh ich verschiedenartige Leute, die aus einer wunderlichen Ansicht von Verwandtschaft sich immer an einander drängen um sich zu stossen, statt sich zu küssen, es ist ein verruchtes Wort Familie, ist auch nicht deutsch, das alle wahre Rechte zwischen Blutsverwandten und alle freye Liebe unter ihnen erstickt, mit ein Paar Geburtstagskuchen das grobe Brod des ganzen Jahres versetzt. – Die Vignetten die immer wieder kommen sind mir fatal, sie sind wie der Prediger vom Rosenkranz sagte an seine Gemeine: Meint ihr denn, daß die himmlische Jungfrau an dem ewigen Ave Maria Freude hat, wie würde es denn einer Frau gefallen, wenn ihr immer Ergebner Diener, ergebner Diener sagtet. – Es konnten Leute bey lauter Galanteriegeschenken verhungern. – Je so hab ich über das Schreiben dein Unglück vergessen, mach es auch so. 308
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Noch giebt es keine Tragödie in dem Sinn der Pietisten, die das hiesige irdische Leben für ein Jammerthal halten und aller Leidenschaft entgegenarbeiten, während sie doch alle äussere Thätigkeit mit machen.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. März 1808, Freitag
Ja wohl muß ich dich tadlen, daß Du bei mir sizen konntest und mich sehen, mit aller Lieb, mit allem Eifer zu Dir, daß Du dabey etwas aufm Herzen hattest und doch still schwiegst, wärst du so gerecht gewesen wie Du erst nach meinem Brief wardst, so hätt ich dir auch beweisen können, wie es mich auf der Stelle, am meisten gekränkt hatte, daß ich so leichtsinnig mit dem kleinen Kind war, wie mein Lachen nur Verbergen meines Schreckens, und zurücktreiben meiner Thränen war, die mir darüber nah waren, du hättest dich denn früher beruhigt und ich hätte einen schönen Beweiß Deiner liebendsten Sorgfalt um mich erhalten. Ich hab mir oft vorgenommen, meine Liebe Unabhängig von Deinem Schicksal zu erhalten, ich hoff auch es gelingt mir so mit der Zeit, daß ich durchaus nichts mehr von dir begehre, mein Lieben ist ja mein Wesen, und was will ich denn von Dir mir zueignen, du gabst von jeher das ganze Vermögen deiner Seele, so herrlich aus, daß es schändlich wär mehr von dir zu verlangen, doch bin ich zuweilen so traurig über dich. In Miltenberg hab ich bei Hrn Schwaab unter vielen HeiligenBildern dieß eine für Dich aus gesucht. mein Herz zieht die geringsten wie die grösten Leiden mit Dir, allen Freuden der Welt vor, es will für dich seyn, und ich frag nicht, Ist Dein Herz, wie das meinige, sondern sag gleich mein Herz will mit dir und für dich alles leiden. Ich bin in Miltenberg aufs alte Schloß geklettert, hab mich da umgesehn, hab tausenderlei Gedanken gehabt, hab die Welt angebethet weil sie so schön war mit ihren unzählichen Hügeln und Wassern, hab mich da oben frei gemacht von Dir und aller andern irdischen Lieb, und war doch im tiefsten Sinn recht irdisch in die Erde Verliebt, eine 4tel Stunde lang, so gehts wenn man selten in die freie Natur kommt, die Welt von welcher einem gesagt wird, sie ist schlecht betrübt, ruch309
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los, erscheint endlich wie die Bajadere, die sich aus Liebe durch den Flammentod von ihren Sünden gelöst, und mit dem neu erungnen Gott schöner und herrlicher als je aus der Asche steigt, ja so scheint der Frühling eine heilige Versöhnung, eine neue Ergießung des Göttlichen Seegens, ein neuer Reichthum, von übermäsiger Liebe, in der das geheimste heilichste Vertrauen, (das sonst selten sich wagt), sich überfüllt, so auch meins, Arnim nenne meine Lieb, in meinen Briefen, nicht Güte, nenne es den reichsten Seegen Gottes, womit er mich vor allen andern auszeichnet. ja ich bin überglücklich daß ich dich und was ich lieb, so Lieben kann. und könnt ichs wahrlich nicht ohne besondern Beistand. ich hab zu weilen Augenblicke wo ich jauchzen muß vor Liebe, und vor Freude an dir, besonders wenn ich manchmal, in gering scheinenden Dingen, deine Tiefe Seel erkenne. Aber Arnim du scheust dich, mir zu vertrauen. denn Du sagst, wer weiß ob ich es vertragen könne du hast wohl recht, denn wahrhaftig, wer weiß ob ichs vertragen kann. ich mögte nicht um alles, diesen Damm los reißen der dein Vertrauen hält, aber an ihm will ich mich fest halten, daß wenn er ein bricht, ich gleich vom gewaltigsten Strudel ergriffen werd, und drinn untergeh, oder Dir eine Probe meiner Stärke ablege. Adieu! sonne dich recht auf deinen Spaziergängen, und laß deine Schritte deine Grüße an mich zu deinem Wohlseyn und Munterkeit gedeihen, gestern machten wir auch einen theil unserer Reiße zu Fuß, meine Schritte waren immer so nah zu deinem Herzen, als die der Maulthiere zu der Mauer wenn sie auf der andern Seite einen Abgrund haben, du bist mir auch eine Schüzende Mauer; kein Mensch wird mich so von Bösem zu rück halten und bewahren, wie du durch dein tadlen meines Unrechts, sey nur versichert daß ich es allzeit als das herrlichste Zeichen deiner Liebe erkenne, daß ich mir einen ewig Frucht tragenden Schaz daraus sammlen will. und wisse nur, daß mein ganzes Gemüth sich daran erhalten will, und es mir eine heilige Hülfe zum Himmel werden soll. Wenn wir uns erst mehr erkennen, dann wirst Du auch Gelegenheit haben mir die herrlichste Seite deines Gemüthes angedeihen zu lassen, und ich will mich dir dagegen ergeben wie das glarste Wasser das zu Deinen Füssen fließt, indem du den tiefsten Grund, und dich selber erkennen magst. Die Erz Narren und das Lied will ich dir schicken, Schelmufsky hab ich nicht, vielleicht hat ihn Savigny ich werd ihn darum fragen. An Clemens schreib ich immer noch an einem langen Brief, Savigny meint ich soll ihn ihm nicht schicken, weil ich ihm meine Ansicht 310
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über Auguste so mit getheilt, als ob er dabei gar nicht zu schonen oder freundschaftlich zu betrügen sey, ich meine aber, daß da ich durch Spizfündigkeit nichts durchsezen mag und kann, und es mich doch drängt an ihm theil zu nehmen, die überzeichende Wahrheit das allein erlaubte ist. Auguste hat wieder Zwei Briefe geschrieben, wovon einer an Moriz der das elendeste schändlichste ist was ein solches Weib die doch schlechter ist als alle Menschen mit denen sie von jeher gelebt hat schreiben kann. aber Moriz hat einen Wohlgefallen, an diesem Brief, und jezt ist es Clemens der Unrecht bei ihm hat. Auguste schreibt ihm nehmlich unter andern daß er zwei Freunde in Cassel habe die Grims, die eichentlich allein an seinem Verderben schuld seyen, Moriz soll doch Clemens hier her kommen lassen, allwo er durch dich und Savigny hoffentlich wieder gebessert würde pp: grad als ob Clemens der Sünder sey, Savigny sagte dem Moriz daß die beiden Grims zwei vortreffliche Menschen sind und es nur Einbildung von Auguste ist, ich aber glaube daß dieß ganz geheim gesponnene Pläne sind, auch hier her zu kommen welches schon lang ihr geheimer Wunsch war. Adieu ich küße dir die Hände die Stirn und auch die Lippen wenn Du es erlaubst. Bettine
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 26. oder 27. März 1808, Sonnabend oder Sonntag
Hier hast Du einstweilen das Lied, welches durchaus so fertig ist bis auf die f: und p: und cres: und dimi: die du nach Belieben und Gutdünken anschreiben magst Ich hab Dich immer noch so lieb wie sonst, wenns so fort geht immer und immer, so wirds bis in den Tod gehen, Aber Arnim, wie sind denn die Madchen, denen Du deiner Idee nach Gut seyn kanst, und was ist denn Gutes und schlechtes in mir daß sich mit dieser Idee nicht verträgt. Ich habe mir nie ein Bild gemacht von Männern noch von Weibern, die ich hätte lieben können aber ich dachte oft: hätt ich nur jemand, kein Mensch hat noch einer instinktmäsigen Ansicht die ich von Freunden habe, beinah wie ein noch verschlafnes Gefühl, so entsprochen, wie Göthe, er war mit mir wie mit einem Kinde, das an denselben Ufern wie er erzogen ward, fühlte meine Unerfahrenheit, meinen Unverstand nicht als Beleidigung für 311
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ihn, indem ich mich ihm so nährte als sey er meines gleichen, das Gefühl meiner Unwürdigkeit schluch mir vor ihm nicht im Herzen, aber die Gelegenheit hätte beweisen können daß ein Blick von ihm auf mein Leben, mir werther war, als dasselbe, frei war ich vor ihm, wie die Tanne vor der Sonne ist, die mit Gelassenheit, ihre brennende Strahlen in sich saugt. Du Arnim! Du! dich hab ich gar zu lieb gehabt, im ersten Augenblick, wie im lezten, und weil eines Tags, es mir gelang dir auf das aller herzlichste, meine ewige Theilnahme, an deinem ganzen Leben anzutragen nehmlich nur in Gedanken, welches Leben mir so besonders edel vorkam, im Abglanz aller deiner Bewegungen deiner Worte pp: so ward es mir zum festen Gesez nie dich zu verlassen. nur damals in Königs berg, wie ich mit jedem Brief die Nachricht zu erhalten glaubte, daß es aus mit deiner jungen Freiheit wäre, schwankte ich, und gedachte nur noch so lang dießes heimliche Leben mit dir zu führen, biß du eine Frau hättest, siehst du, ich kann dir schwöhren daß ich in Gedanken das seeligste Leben mit dir führte, das nur auserwählte in Wirklichkeit so leben, immer noch freu ich mich wie in der ersten Zeit, an Dir, du wirst vielleicht bemerckt haben daß ich Stunden lang dein Gesicht ansehen kann ich freu mich über eine jede einzelne Bewegung desselben, als ob ich sie erschaffen hätte, Du sagst ich soll dich tadlen, ich emfinde nie was von dir was ich dir benehmen mögte, wenn mir auch zu weilen etwas fremdartig vorkömmt, so hab ich eher Respeckt davor, ich sag dir ich bin jezt nicht vertrauter mit dir als ich es von jeher mit dir war, nur daß ich jezt von Angesicht zu Angesicht mit dir bin, was ich ehmals nur im Spiegel schaute. jezt bist du ja daran dir es anzugewöhnen, was mir angebohren war du bist viel tausend mal gütiger wie ich, denn ich würde vielleicht nicht so viel gethan haben, aber glücklich bin daß ich das herrliche erkenne, und nicht von ihm lassen kann. dein Angewöhnen geht langsam sagst du, und beharrst dennoch, ach Du bester liebster Freundlichster. Bettine Die Erznarren und Schelmufsky schick ich mit dem Postwagen. An Herrn Baron von Arnim bei Hrn Zimmer Heidelberg
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Hier die Nachrichten die wir von Clemens erhaÇÇltenÈÈ haben, Savigny bittet den Brief mit Umgehender Post zurück zu schicken, indem ihn noch niemand gelesen und er sehr Nüzlich zu Grims Rechtfertigung kann angewendet werden, die von Augusten in einem Brief an Moriz sehr verläumdet worden. Sie scheint wieder ausser allem Eifer zu seyn, sich Clemens beliebt zu machen, im Gegentheil wünscht sie das Moriz sie hier her kommen lasse um ihm seine Pflichten, gegen sie vorzuhalten. Savigny und Gunda sind wohl auch der kleine Prinz heute Abend geh ich in Spohrs Concert . Adieu bis auf den Nächsten Brief. Bettine
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An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 28. März 1808, Montag
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Heidelberg d* 29 März Liebe Bettine! Ich wollte Dir erst recht ausführlich schreiben mit der Uebersendung des Einsiedlers und der verzögerte sich ein Paar Tage, jezt greift wieder durch alles Märzgrün Deiner lieben Briefe die grimmige Hand der Nothwendigkeit und zerreist was ich für Dich in meinem Kopfe geflochten und verbunden, damit ich keine Zeit verliere, sondern gleich die Schlüssel zu dem brennenden Hause heraus gebe. Und dieser Schlüssel ist nach meiner Ueberzeugung, Auguste ist endlich entschlossen sich scheiden zu lassen, sie wird nach Frankfurt kommen und Moritz in der Abwesenheit ihrer Aeltern in die Nothwendigkeit setzen, sie bey sich zu behalten, ich sehe jetzt kein andres Mittel die eheliche Verwirrung zu lösen, die Scheidung wird auch nach Frankfurter Gesetzen leichter seyn als in Cassel. Werden sich Deine Brüder mit ihr belästigen wollen? Ich zweifle. Oder die Jordis, nach313
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dem diese sie so mächtig gerühmt hat. Ich habe in diesem Augenblicke einen unsägligen Ueberdruß an der Welt durch diese Geschichte und die heilige Ehe, die mir sonst oft wunderbar herrlich erscheint, kommt mir wie ein eisernes Halseisen vor, das mit Myrthen umwunden ist. Und wenn ich mir nun denke, das ist Gesetz, daß sie die beyden einander ihre Existenz abfoltern, und ich sehe die Natur rings in ewigen Gesetzen, wie mag der erst zu muthe seyn die grünen möchte mit Lust und Willkuhr wenn hier der Winter sie einfängt, der der Frühling sie peitscht ihr Wesen schnell zu endigen. Muß man das auch fühlen neben aller Freude und Herrlichkeit? – Du fühlst ich bin nicht gestimmt Dir auf Deine lieben Briefe zu antworten. – Hast du nicht in Miltenberg den armen Teufel von Horstig kennen gelernt, der das Schloß gekauft hat, das dir viel Freude gemacht hat ihm aber viel Sorge. Er wollte mit seiner ganzen lächerlichen Familie, Du kennst sie wohl durch Clemens, dahinziehen, hatte es vom Fürsten gekauft, nun macht man ihm zur Bedingung das Geld gleich zu schaffen, oder der Kauf würde rückgängig, er hat da seine Bäume hingeschafft, sah sich schon im Geiste dort als König; nun muß er in die ganze Welt herum schreiben nach Geld und jammert am Fusse des unersteigligen Berges. Es ist nicht viel an den Leuten und doch thun sie mir leid, ich hab sie schon an H. Schwab gewiesen. Es braucht wirklich nicht so viel Zimmerzeug in der Welt als auf Deinem kleinen schönen Bildchen, um für die Menschen ein Kreutz zu finden. Hab auch dafür Dank, ich fasse alles zusammen, nehme es an und einen Kuß dazu Achim Arnim 14 An Fräulein Bettine Brentano Abzugeben bey zu H. Franz Brentano im goldnen Kopfe Sandgasse Frankfurt a/M.
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Aus dem Märzgrün kam die grimmige Hand. Ich habe einen unsäglichen Ueberdr an der Welt durch die Gesch und die heilige Ehe kommt mir wie ein Halseisen vor, das mit Myrthen um wunden und das ist Gesetz diese Falle, Sehe ich die Natur rings in ewigen Gesetzen, wie mag der zu muthe seyn, die grünen möchte mit Lust und Willkühr, wenn hier der Winter sie einspert, daß der Frühling sie schnell herauspeitscht um ihr Wesen zu endigen.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. März 1808, Mittwoch
Gestern war ich in Spohrs Concert , und war wirklich seit langer Zeit nicht so von Musick durch drungen, wie durch die seinige. Dein Brief hat mich dennoch befriediegt obschon er mir nicht antwortete, ich bedarf nur der Gewißheit, daß Du meine Liebe, annimst, du sprichst ja auch wenig wenn Du bei mir bist, ich sag dir daß ich manchmal traurig darüber war aber keines wegs verlang ichs anders, sondern seze vielmehr ein Mißtrauen, in mein Wesen, das dich zurückhält, von allem dem wird in der Zukunft nicht mehr die Rede seyn, ich bin dir zu gut, erkenn deinen Werth zu viel, als daß wir nicht einst noch die besten Freunde würden, und nicht die Überzeugung daß ich es werth bin, sondern der Muth den ich habe, dich auf immer mir zu erhalten, macht mich dessen gewiß. Grimm schreibt, daß sich in Cassel alles wieder besser anläßt Clemens hat von seiner Reiße die Nachricht gebracht, daß der Pfarrer, sehr gern Augusten zu sich nehmen will, diese ist es auch zufrieden, selbst auf unbestimmte längere Zeit zu ihm zu gehen, deswegen steht sich auch Clemens wieder etwas besser mit ihr, er will sie in drei Wochen, hinbringen weil dort noch allerhand darauf eingerichtet werden muß, es wäre besser es geschähe früher, da mit nichts neues ein fällt, nach her will Clemens selbst nach Heidelberg. man kann sich indessen, hier über noch nicht freuen, weil es schon zu oft so war. Es ist beinah nicht möglich daß wenn man eine Zeitlang in der Nähe eines Ehstandes lebt, er nicht diesen Reiz aller Reize, verliert, ich 315
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glaub daß es etwas großes ist, wenn zwei ihr Leben, so ineinander verschlingen dürfen daß es eins wird, und allerdings mögt ich es nicht auf mein eigen Verdienst wagen, je zu Heurathen, Clemens spielte mit verbundnen Augen, und mit den Händen auf dem Rücken, um sein Glück, es war frevelhaft, aber man darf ihn darum nicht strafen. was ist es, das für sich begehren was man liebt? Adieu mein guter heut bin ich nun auch sehr zum schreiben verdrossen, die Feder zittert mir in den Fingern, ich hab heut gar viel gesungen, aber morgen bring ichs wieder ein. auf Ostern soll der kleine Sohn getauft werden, Gunda läst dich fragen, ob du dann hier seyn wolltest, ich frag dich nicht, denn ich wünschte durchaus daß du thust wie dirs am besten behagt. Bettine 2v
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An Ludwig Tieck in Ziebingen Heidelberg, 31. März 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 31 März Ich überschicke Ihnen, geehrter Freund, die ersten Bogen meiner Zeitung; auf Zimmers Verantwortung habe ich ein Stück aus dem König Rother genommen, das mir gar wohl gefiel, er hat es auch übernommen den schuldigen Ehrensold dafür zu entrichten: Er wartet sehnlich auf Briefe von Ihnen. – Geben Sie mir einen Ueberblick Ihrer Untersuchungen über die Nibelungen! – Von Görres folgen in den nächsten Blättern merkwürdige Resultate über denselben geschichtlichen Kreis, denken Sie wieviel Vorarbeiten Sie den Freunden alter Literatur ersparten, wie die dann lustig auf Ihrem Grunde fort bauen könnten; die schlimmsten Sünden in unsrer Zeit sind die Unterlassungssünden. – Meinen Wunsch aus der Fortsetzung des Sternbald, aus dem Faust eine recht sonnen beleuchtete Stelle zu besitzen, habe ich, denk ich, in meinem letzten Briefe ernstlich vorgetragen ich bitte nicht für mich allein, ich bitte mit für viele Freunde ihrer Werke und sie haben hier sehr viele. Es wird manche fromme Erzählung aus alten Chronicken 316
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folgen, ich würde Ihre ernsten musikalischen Gedichte wohl anbringen, daß der Nachbaren Handwerk Sie nicht störte. So leicht meine Zeitung aussieht und beginnt, ich wünsche viel Ernsthaftes damit und fühle mich rein von leerer Sonderbarkeit und parteyischer Begrenztheit, auch Arbeiten Ihrer Freunde von Mad. Bernhardi von Schütz, Schierstädt u.a. werden mir willkommen seyn, was Sie billigen ist mir gerecht: Kritick allein gestatte ich nur als Scherz oder über Zeiten, die vor unseren Augen durch veränderte Sprache und Seltenheit der Ueberbleibsel fast verschlossen. Neuigkeiten erscheinen eben so nur als Scherz und sind mit sympathetischer Tinte geschrieben, die nicht jedem erscheint. – Brentanos verzweiflungsvoll elende Heiraths und Ehestandsgeschichte macht mir Kummer und religiöse Zweifel über den Ehestand, sie stecken da wie im gelübberten Meere und können nicht zu einander und nicht von einander. – Der Himmel erhalte Sie. Achim Arnim
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*711. An Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau in Karlsruhe Heidelberg, erstes Drittel April 1808 Von Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau, 13. April 1808: Dank für die mir mitgetheilten ersten Blätter einer Zeitung Ç...È Sie haben mir durch diese Mittheilung und das mit ihr verbundne Zutrauen gleich groses Vergnügen gemacht Ç...È werde ich Ihrer gütigen Einladung zu entsprechen suchen (Nr. 733,2–9).
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Heidelberg d* 1 April 1808. Nicht ohne Aengstlichkeit schreibe ich Ihnen heute, Verehrter, ungeachtet Ihre Güte mich durch Bettine Brentano aufgefordert hat, etwas von mir hören zu lassen. Denke ich der Zeit, wo ich meinen letzten Brief an Sie absendete, so überfällt mich eine lähmende Wehmuth über manches Erlebte, was sonst abgehalten vom Licht endlich selbst 317
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zu erblassen anfängt. Sehe ich die Zeitung, die ich Ihnen als Herausgeber überschicke, so fühle ich, daß sie nicht gut genug ist Ihnen vorgelegt zu werden, wenn sie auch die grössere Menge befriedigen möchte. Aber eben hier in diesem gemeinschaftlichen Interesse an der Menge finde ich meine Entschuldigung, sogar meine Rechtfertigung wenn ich den dreisten Schrit wage, Sie um Beyträge dafür zu bitten . Ich fühle es, daß es vielleicht zu viel gewagt wäre, Theile grösserer Arbeiten zu wünschen, aber einzelne Sprüche tiefsinnig oder heiter, wie ich dem Anfange der Blätter beyzufügen mir vorgenommen und angefangen habe, könnten dem Gemische woraus so eine Zeitung auf Befehl der Buchhändler bestehen muß, leicht einen bestimmten Geschmack geben. Da endlich unsre Zeit am Lustigen täglich ärmer wird, so komme ich besonders mit meiner Kappe etwas Fröhliges aus Ihrer reicheren Jugend zu erbetteln und schwöre heilige Verschwiegenheit, wenn Ihnen die Anzeige Ihres Namens aus irgend einer Rücksicht lieber wäre. Noch eine heilige Versicherung kann ich geben, daß von dem kritischen Unwesen, das unsre Literatur verödet, auch keine Spur sich finden soll, die Kritick soll allein dienen das Entfernte und Vergessene uns zuzuführen, was in den Händen der Menschen ist mag da jeder seinen Kopf selbst dran setzen. Von der Würdigung hängt doch nicht die Wirkung der Schrift ab, die eben so wunderbar ist wie das Anschauen der physikalischen Versuche wo ein Davy auf einmal sieht, was funfzig andre übersehen hatten, oder wie jener Ballschlag des Persers, der den ersten Vers im ersten Dichter erweckte. So bleibt mir für die Zeitung von der mitlebenden Welt nur die anerkennende und die scherzende Beurtheilung. An literarischem Scherze ist Heidelberg reich, ich esse bey meinem Freunde und Verleger Zimmer Mittags mit mehreren und selten vergeht ein Tag ohne Begebenheit für die beyden Parteyen Voß und Antivoß, diese letztere begreift aber beynahe die ganze Welt, weil er alles was nicht in den Hexameter∧tackt mitschlagen will und kann, für Störer des Vergnügens hält und alles was die nun thun oder treiben, bezieht er auf sich und gegen sich. Weil er dadurch allmählig ganz vereinsamt ist, so hielt er auch meine Zeitung für einen Spott des Prof: Görres, da erschienen hämische wohlmeinende Lügen gegen ihn und die Zeitung im Morgenblatte, wer kann schwören von wem, aber es klang wie aus dem goldnen Zeitalter vom Zeithalter. Das wäre mir gleichgültig gewesen, ich habe zu viel des grösseren Elendes gesehen um das leicht übersehen zu können, aber Körtes Schrift, über dessen Unbedeutenheit er mit der Tücke seines 318
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ganzen literarischen Rufes hergefallen war, machte mir das Vossische Haus verhasst, ich erinnerte mich des unsäglich Hämischen gegen alles Werdende und gegen alle frühere Verbindungen seines Lebens, darum hab ich es nicht wieder betreten mögen. Die Controverse hat das Gute gehabt den Nachstich des alten Sichemschen Blattes von einem jungen Grimm in Cassel gearbeitet zu verbreiten, ich weiß überhaupt mein Unglück meist besser zu nutzen als mein Glück. Der Nachstich von einem alten Holzschnitte ist der erste Versuch eines jungen Menschen, der bis dahin nichts als mathematische Figuren in Kupfer gestochen hatte, ich denke noch manches von ihm kopiren zu lassen, besonders an alten Vignetten, von denen ich viele Zierliche besitze, so wie ich auch meiner jezigen Armuth zum Trotz viel hübsche Kupferstiche gesammelt habe. Ein Weimeraner Künstler Herr Weise hat mir ein artiges Titelbild zum zweyten Bande des Wunderhorns, den ich bald Ihnen dem Beschüzer und Förderer überschicken werde, recht zierlich radirt und sehr rein mit dem Grabstichel ausgeführt. Da er, wenn gleich nicht als Meister, doch recht geschickt in allen Gattungen Kunstarbeiten, so sollte es mir wirklich Freude machen, wenn der Plan durchginge, ihn hier zum Direktor einer Kunstschule zu machen, woran es dem Orte und der Gegend fehlt; es läst sich alles dazu recht wohl an, Rottmann, der geschickteste Zeichenmeister hier, hat sich mit ihm verbunden und Primavesi, der mit ihm conkurirt, sucht eigentlich mehr die Gelegenheit seine schöne Kupferstich∧sammlung gut anzubringen, als zu unterrichten, auch ist er durch die völlige Beschränkung seiner Kunstübung auf Landschaft wenig dazu geschickt. – Es vereinigen sich die geheimen Wünsche aller Heidelberger mit den meinen, Sie mit Ihrem Sohne hier begrüssen zu können, wenn Sie Besorgungen für ihn hier auszurichten hätten, über∧nähme ich gerne den Dienst, es würden mir viele dabey hülflich seyn, wie dient es sich so herrlich aus Hochachtung und Liebe. Achim Arnim
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An Göthe d* 1 April Ich schreibe Mit Aengstlichkeit Denke ich der Zeit, wo ich meinen letzten Brief an Sie absendete so überfällt mich eine lähmende Wehmuth über das Erlebte, was abgehalten vom Licht endlich selbst auszublasen anfing Sprüche könnten dem Gemische einen bestimmten Geschmack geben. Lustiges aus reicherer Jugend. Nichts von Kritik, sie soll nur das Entfernte zuführen, an das Gegenwartige mag jeder selbst seinen Kopf setzen Von der Würdigung hängt doch nicht die Wirkung der Schrift ab, die eben so wunderbar ist wie das Anschauen der phys: Versuche, wo ein Davy sieht was fünfzig übersehen oder wie der Ballschlag des Persers, der den ersten Vers erweckte. So bleibt mir für die Z. von der mitlebenden Welt nur die anerkennende und die scherzende Beurtheilung. Kein Mittag ist ohne Begebenheit für die beyden Parteyen Voß und Antivoß, die letzte begreift beynahe die ganze Welt, weil er alles was nicht in den Hexameter mitschlagen will für Störer des Vergnügens hält und was die nun thun bezieht er gegen sich. Weil er dadurch allmählig vereinsamt, so hielt er auch meine Zeitung für einen Spott des Prof Görres, da erschienen hämische wohlmeinende Lügen im Morgenblatte, die klangen wie aus dem goldnen Zeitalter vom Zeithalter. Das wäre mir gleichgültig ich habe grosses Elend übersehen, aber die Tücke gegen Kortes Unbedeutenheit, das Hamische gegen alle frühere Verbindungen seines Lebens machten mir das Haus verhasst. Daher das Kupfer. Ich weis mein Unglück immer besser zu nutzen als mein Glück. Wie dient es sich so herrlich aus Hochachtung und Liebe.
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Heidelberg d* 1 April 1808 Wie es wieder schneit! Du lieber Himmel und – meine Zeitung kommt bey Dir an, liebe Bettine, nun will ich sehen, was da siegen wird, Himmel oder Erde. Die gute Nachricht von Clemens hat mich erheitert, vielleicht wird alles noch gut, ich verzweifle meist eher in 320
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andrer Namen als in meinem eigenen, wozu ich doch eigentlich keine Vollmacht habe. Denke dir, ich bekomme einen Zahn, ist das nicht sehr spashaft mit der Weisheit, ich muß das vor Voß sehr geheim halten, sonst zieht er mich im Morgenblatte damit als Einsiedler auf. – Ich habe heute an Göthe geschrieben und ihn um allerley gebeten, gilt die Wette, er schickt was. – Dein Lied, wofür ich noch nicht gedankt, habe ich mir noch nicht vorspielen lassen, weil ich es noch ganz kann ob ich unterdessen wieder bey Dir bis ich es wieder verlernt habe, das wissen die Buchdruckergesellen, aber bestimmt zusagen kann ich Deiner Schwester nicht, die ich herzlich grüsse so wie alle die Ihren, ich hoffe aber auf einen Tag, wenn ich nur bestimmt weiß, daß die Taufe angeordnet. Aus Grims Briefe erfuhr den heimlichen Schatz, der in der Frau Lehnhartin verborgen, o wäre ich ein guter Bergknappe und Steiger um diese Kinder∧mährchen aus ihr loszuhauen, laß Dir doch welche davon erzählen, es finden sich wahrscheinlich ein Paar gute darunter und du spielst immerdar mit diesem Daunenkissen und wustest nichts von dieser Herrlichkeit! – Da mach mir nun keinen Vorwurf, wenn ich statt zu reden Dir lieber zu höre, denke einmal wie wenig Dir ausser Deinem eignen Treiben ausserhalb merkwürdig, gestehe mir ein, daß du bey meinen merkwürdigsten dramatischen schreienden Aktionen eingeschlafen, nach meinen meisten Redensarten erst am Schlusse gefragt, was ich gesagt hätte, da Du doch die subtilsten Geister am Maynstrom nach Gefallen citirt und beschwichtiget hast, also an meiner Art Dir nichts schwerverständlich seyn konnte. Das schadet aber gar nicht, denn ich habe kein besondres Bedürfniß zu reden, das geht so weit, wenn ich einem ansehe, daß er mir nicht zuhört, so erspare ich mir sogar die letzten Schlußworte; nie hat ein so antikes, echt lakonisches Verhältniß in der Welt bestanden, als das zu meinem Bedienten. Du fragst mich einmal, wie ich mir die Mädchen gedacht hätte, denen ich gut seyn könnte. Da wär viel von zu sagen wenn ich nur Zeit hätte Jezt nur ein Wort dafür, wie Elfenbeinthürme. Lege mir einmal aus, was ich darunter verstanden habe. Ferner habe ich eine Flaumfeder darunter verstanden, die immer ganz leicht und sanft in der Luft schwebt und nie zum Boden kommen kann. u. s. w. Ferner habe ich darunter eine Tausendkünstlerin verstanden, die alles im geselligen Leben, was die Männer durch andre Verhältnisse gezwungen, stören scheiden zerbrechen, in müssigen Nebenstunden leimen, flicken in Draht spinnen kann. Unnatürlich aber ist es mir immer vorgekommen, wenn der Mann muß die Rolle der Bedachtsam321
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keit über sich nehmen – Unter uns gesagt, ich habe aber auch niemals alles das, was ich unter einem Mädchen mir dachte zusammengefunden; ich wünsche, daß wir uns wenigstens recht bald wieder zusammenfinden, Du Liebreiche Achim Arnim Ç1r aoR kopfstehend:È Wünscht Marie ein eignes Exemplar so kann ich es schicken, sonst ist es keine Mühe, es von Mohr abholen zu lassen. Kur
An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H Franz Brentano in der Sandgasse. Frankfurt a/M
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An B. B. 1 April Du weist nichts von der F. Lehnhardtin. Da beklag dich nicht, wenn ich stumm bin, du hörst nicht zu, das schadet nichts, denn ich habe kein Bedürfniß zu reden. Wie ich mir die Madchen denke? Wie Elfenbeinthürme, wie Flaumfedern, die immer leicht und sanft in der Luft schweben und nie zu Boden kommen. Tausendkünstlerinnen, die alles ausflicken was zerbrochen im geselligen Verkehr durch den Mann. Das alles hab ich nie gefunden Meine Seele ist demüthig wie ein Correcturbogen
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Heidelberg d* 1 April Lieber Bruder! Du erhältst den Anfang einer Zeitung, die ich hier unternommen, kannst du den Absatz fördern, so thus, es ist mein Pflug jezt, die Fortsetzung kannst du von jeder Buchhandlung, am leichtesten von der Realschulbuchhandlung erhalten, vom Politischen wird sie nichts enthalten. – Deine bessere Meinung von unsrer Armee kann ich mir erklären, (ungeachtet diese bessere Meinung jezt viel nachtheiliger werden kann als die schlechte, wo durchaus von Grundaus geändert werden muß, wenn etwas daraus werden soll) sie ist doch viel beruhigender! – Uebrigens mag auch alles in Berlin anders erschienen seyn, wärst Du nur vierzehn Tag mit ihnen auf dem Rückzuge gewesen, du hättest einen Ekel vor diesen Helden bekommen, als wenn Du eine Kröte gegessen, nicht Feigheit gerade immer, ungeachtet ich merkwürdige Beyspiele davon erlebt, aber solch eine gänzliche Kotzebuerey in den Leuten, Schein von allem und so durchaus gar nichts Höheres, was da erhält, bindet, begeistert und auch das Unglück zu brauchen weiß – endlich, was das Härteste, der gänzliche Mangel an Lernfähigkeit. Ich mag nicht prophezeihen, aber ich vermuthe, wenn nicht Minister Stein irgendwo durchgreift, der doch auch seine Beschränktheiten hat, so ist weiter nichts gewonnen, als einige bravere Offiziere, die mehr an die Spitze kommen, im Innern zur Fortbildung der Armee durch Bildung des ganzen Volks geschieht wieder nichts. – Wegen Gelder habe ich hier an mehreren Orten auf den Busch geschlagen, ist aber nichts heraus gesprungen – hier war auch Krieg und eine Menge Friedensspekulationen haben das Vermögen dieser Länder in Spannung gesetzt. Deine Reise nach Hamburg, wenn Du sie nicht zum Vergnügen sondern blos wegen Bärwalde unternommen, verwundert mich, das ist nicht kaufmännisch soviel Spesen für eine so unbestimmte Spekulation voraus zu machen. – Schick mir doch eine Uebersicht unsres Schuldenwesens, sowohl dessen was uns gemeinschaftlich für Contributionen, als auch was für die mir überschickten Gelder bezahlt worden, es kann Dir das ja nicht die mindeste Mühe machen, kaum eine Seite Schreibens. Empfiel mich herzlich der Großmutter, dem Onkel, Dein Achim Arnim.
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*715. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, etwa 1. April 1808, Freitag
Dein Brief (er war ohne Tag und das ängstete mich noch mehr) hat mich tief erschüttert Ç...È suche alle Vorsorge auf für die Erhaltung dieses theuren um uns so hochverdienten Lebens unsrer Großmutter (Nr. 727,1–6). Arnim an Carl Otto von Arnim, 10. April 1808:
vor zwey Tagen erhielt ich die traurige Nachricht, daß meine Großmutter einen leisen Anfall von Schlag gehabt, der zwar für den Augenblick ohne Gefahr, ja sogar meist kurirt war, aber in ihrem Alter Rückfälle befürchten läst (Nr. 728,33–36).
Arnim an Clemens Brentano, 10.–12. April 1808 (Briefteil 11. April):
716.E Vmtl. an Leopold von Seckendorf in Wien Heidelberg, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808, Freitag, Sonnabend oder Sonntag 6v
Die schlimmsten Sünden in unsrer Zeit sind die Unterlassungssünden Meine Zeitung will ihre Zeit Parteyen vergessen, die ihre will sie belehren, ich wünsche Ihnen Glück wenn es Ihnen gelingt, wünschen sie mir Glück wenn ich sie vergessen kann.
717.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Heidelberg, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808, Freitag, Sonnabend oder Sonntag 6v
An M S. Es ist mir als empfinge ich Briefe von meiner Frau
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 2. April 1808, Sonnabend
Um dir noch mit umgehender Post zu antworten muß ich’s um ein paar Stunden verspahren deinen Einsiedler der dem Ansehen nach so liebenswürdig scheint zu lesen, ich freue mich darüber, wie über ein neu gebohrnes Kind, werde gewiß nicht mit so vielem leichtsinn, wie Savigny seins, behandlen, sondern mit wahrer Ehrfurcht. Mich freut aber am meisten die Nachricht daß Du einen Zahn bekömmst dieser ist zu meiner Zeit gebohren, ich profezeihe dir daß er der längst herschende unter den 32 Tyrannen seyn wird, ja daß er dich selbst überleben wird. Es ist hier alles krank: nur ich nicht, deswegen kommt es auch daß ich dir weniger schreib, weil ich bald hier bald dort die Zeit vertreiben mußte heute geh ich zu Savigny der Halsweh hat, da werde ich die Fr: Lenhart, welche ich schon mehrmal, wegen den Mährlein; geplagt hatte, scharf examiniren. Ich weiß dir deinen allegorischen Elfenbein thurm nicht aus zu legen, aber wenn ich eine vornehme schöne Fürstin wäre, deren Liebling auf ihre Frage wie die Mädgen seyn müsten, die ihm gefallen sollten, antwortete, wie Elfenbein thürme, oder wie Pflaumenfedern oder wie Tausendkünstlerinnen so würde ich sagen zu ihm: sey still! und ging in mein Gemach, und legte mir Purpur Kleider an und schwehres Gold daß ich nicht aussähe wie Elfenbein, und sezte mich auf die Erde daß ich nicht schwebte, wie eine leichte Feder, dann brächte ich ihm seine Lieblings speisen, und gäb ihm vom besten Wein zu trinken, sagte ihm aber: sey bedachtsam und merck auf alles was um uns her geschieht denn ich bin in deine Lieblichkeit vertieft und die Welt geht mich nichts mehr an seit dem mir ausser dir nichts mehr gefällt, und mit solchen Schmeichelreden wollt ich ihn gewinnen, daß er seinen selbst erfundnen Bildern untreu würde und mir dem Gegentheil davon, mit herzlichem Vertrauen anhinge. da ich aber keine Königin bin, und auch keinen Purpur hab und keine Speise und keinen Wein, dir zu reichen, so würde es auch schwehrlich meinen Schmeichelreden gelingen. dich untreu zu machen. mag ich also nur Gedult haben, denn: worauf verlaße ich mich? und was ist mein Troz? Gestern haben wir Musick gehabt, von Hofmann, er spielte schöner wie je, ich sah ihn während seinem Spiel an, und er kam mir mit seiner Mislichen Gestaldt, vor wie eine alte rostige Leiter, welche aber an einen prächtigen Palast angelehnt ist, worauf man in die herrlich325
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sten Gemächer klettert, zu Jung∧frauen wie Elfenbein thürme, wie leichte Federn, wie schöne Palmbäume, deren Zweige man ergreifen muß, und liebkosen. Adieu so eben kommt ein Goetischer Liebhaber Schnegans den ich zur Fr: Rath bringen soll. den Tauftag werd ich dir bestimmt schreiben. Bettine. 2v
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, zwischen 3. und 6. April 1808, Sonntag und Mittwoch
Es wäre Unrecht, wenn ich über der Krankenpflege, versäumen sollte, dir zu schreiben Marie liegt im Bett! Gunda ist nicht wohl, Savigny, erst seit ein paar Tagen wieder auf der Besserung dieser hat mit mir gestern abend den Einsiedler durch gelesen es hat ihm alles Freude gemacht, nur das von J: P: weniger eins muß ich dir aber tadlen, nehmlich das schlechte Papier; in den 3 Blättern, die Du mir geschickt hast waren allemal die Zeilen wo es umgebogen war zerrissen und aus Furcht sie mögten ganz zu Grunde gehen, hab ich es verschiednen abgeschlagen, sie zu lesen. von Clemens hör ich nichts mehr, ich denck also es geht gut, dieß macht Moriz so guter Laune daß er bei nah alle Tage bei uns ist, und keine vergnügte Stunde zu∧bringt, als im Hauß Brentano, das Haus Brentano aber will bald in die frische Luft, ins Rheingau da wird Arnim sich so fest in den Einsiedler eingebissen haben daß er nicht loß kommen kann, und wird nicht wie er uns versprochen hat, bei uns seyn. ich weiß nicht wie das ist; ich hab dich immer noch so lieb, ich mögte sagen immer noch lieber jeden Tag, wie sonst, und doch hab ich nicht mehr so eine betrübte Sehnsucht dich zu sehen, ich denk es kömmt von meiner Schwalben natur her, jezt ist es Frühling, und ich mögte gern ziehen, so weit mir die Sonne leuchteÇÇtÈÈ unbekümmert um die Freunde die ich zurück lasse es geht mir alle Jahr so, es hat mich dieser Lusten schon Thränen gekostet dieß Jahr. hast du auch die Mädchen gern die wie die Schwalben sind? – du sagst mir in deinem lezten Brief: ich habe ausser meinem eichnen 326
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Treiben, an nichts Antheil, und desswegen seyst du immer still, und ließ mich sprechen, was ist denn mein Treiben? – ich sage dÇÇirÈÈ es sind wenig Dinge in der Welt, die mich nicht biß in die tiefste Seele erregt hätten, und noch; wenn ich mich also von einem Gespräch abwende, so ist es gewöhnlich nicht weil ich keinen Sinn dafür habe, sondern weil ich nicht zur Sprache bringen kann, was in mir erregt wird, und weil mich das martert, ich bin früherhin so oft nieder gedrückt worden, wenn ich mein Glaubensbekenntniße ablegte daß mir dieß nicht zu verargen ist. Savigny ist der einzige mit dem ich bis jezt über alles sprach was ich verstand, oder besser wie ichs verstand und in ihm spiegelte sich mir dann erst meine Liebe zur ganzen Welt; ich hab; da ich noch jünger war, nicht unrecht meine Melancolie, die ich zuweilen hatte, so aus gedrückt: Ach ich mögte zuweilen die ganze Welt umfassen und weil ichs nicht kann bin ich so traurig; wenn ich nur so meine Freude an meinem Treiben hätte, so würde ich vielleicht eher eine Begierde haben, mir dasjenige, was mich reizt eichenthümlich zu machen, ich würde mir einen Zirkel bilden der mir gewiß wäre, ich würde nicht die Menschen die ich so lieb habe wie dich, auch gern so ganz frei von mir, und allem Verhältniß das sie auf eine oder andre Art an mich bindet, haben, ich würde wie die Kinder den Vogel der ihnen Freude macht mit seinem Fliegen in der Luft, gern in Händen halten blos damit er mein wäre ohne zu bedencken, das grade seine Freiheit mich entzückte. Adieu mein bester liebster, verzeih meinen Unwiz, ich konnte dir hier auch nicht mit Worten deutlich sagen was ich alles will, aber lauter Gutes für dich will ich: und dieß all um mein selbst willen. Das Kind von Gunda wird am Osterfeiertag getauft wenn du also kannst so komm. Bettine
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An August Wilhelm Schlegel in Coppet Heidelberg, 4. April 1808, Montag
Heidelberg d* 4 April bey H. Buchhändler Mohr und Zimmer Ich übersende Ihnen, hochverdienter Mann, den Anfang einer Zeitschrift, die es sehr ehrlich meint und darum sucht sie ihre Zeit scheinbar zu vergessen während ihr alles Gute, was näher liegt zu Herzen 327
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geht ja wie Götter∧kinder gepflegt wird. Ich lobe, weil ich Herausgeber bin, aber glauben Sie mir, ich habe zuviel Entsetzliches ansehen müssen in dieser Zeit, als daß mir das Eigene noch so besonders lieb wäre. Meinen Plan habe ich im Anhange zum Aufsatze von Jean Paul mit wenigen Worten entwickelt, mir ist alles herrlich Lebendige lieb selbst Kritick wenn sie blos scherzen oder anerkennen will und auslegen: Finden Sie Sich gesinnt darin mit zu wirken, so habe ich Gelegenheit von neuem anzuerkennen, wieviel ich Ihnen schuldig. Die Geldschuld berichtigt mein Verleger Herr Zimmer in Heidelberg nach den gewöhnlichen Bedingungen. – Noch mit einer Bitte wage ich Sie zu belästigen der Frau von Stael das beygefügte zweyte Exemplar zu übergeben, ich weiß nicht ob ihre gütige Gesinnung gegen mich noch dauert, meine Hochachtung gegen sie bleibt unveränderlich. – Entschuldigen Sie meine Zudringlichkeit mit meiner Ergebenheit. Ludwig Achim von Arnim
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Heidelberg d* 7 April 1808. Du arme Krankenwärterin! Das glaube ich, daß Du nun davonfliegen Das war Spas. – Ich fliege schon möchtest wie die Schwalben! munter umher, gestern war ich mit Kreutzer und Bökh zum ersten mal wieder beym Wolfsbrunnen, es waren wieder Bäume abgehauen, unterwegs hieben wir literarische Namen ab, eine schöne Arbeit und doch war es schön Wetter, wir waren lustig und froh, man kann doch wirklich in aller Unschuld viel sündigen. Sieh so hat Werner ein schlechtes Ende in Weimar genommen, er hat sich müssen fortmachen, weil er eine Kammer∧jungfer durchaus gewaltsam hat küssen wollen; Voß und seine andern Gegner hier freuen sich dieses Sturzes aus dem Himmelreich, ich muß darüber lachen, ich behaupte doch noch, hätte der Mensch nicht eine Frömmigkeit in sich er wäre noch zwey Etagen tiefer gefallen. Es steht sehr wunderlich in der Welt, nichts ist aber wunderlicher, als daß gerade die Prediger alle Religion verdammen, ich habe mich eben mit einem Theologen darüber gestritten. Ausser diesem Streite habe ich auch eine Feuers∧brunst erlebt. Ich war bey meinem Schreibtische und wunderte mich, wie mein Licht so eigen 328
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rieche beym Brennen, auf einmal hörte ich auf der Strasse rufen daß es brenne, das konnten weder meine Haare, noch mein Licht seyn, ich fragte zum Fenster hinaus. Beym Becker Müller meinten einige. Da wohn ich. Ich trat zur Thür hinaus, da war ein erstickender Dampf, ich ging eine Treppe herunter weckte meinen Bedienten und die Beckerknechte, es brannte im Keller, meine Papiere waren in drey Handgriffen eingepackt, das Feuer war indessen bald gelöscht, aber die roten Karfunkel leuchteten noch lange durch den Dampf. In diesem Augenblicke kommt es mir vor als wenn ich Dir das alles schon einmal geschrieben, ich muß es Dir wohl in Gedanken erzählt haben. Ich schicke Dir ein andres Exemplar von der Zeitung mit dem vierten Stücke, sag mir doch, wie Dir die Kupfer gefallen, die Frau auf dem ersten Bilde mit ihrer Sanftmut habe ich gar sehr lieb. Die Einlage gieb doch gefälligst an Schlosser. Ich danke für die überschickten Bücher. Von Clemens und von Grimms weiß ich nichts, ich glaube sie sind alle unter die neuen Regimenter gesteckt mitsamt der Auguste. Wie himmlisch Wetter ist heute, ich wollte ich wär Landprediger, um in der Sonne recht faulenzen zu können oder einen wüsten Berg zu roden und Steinmauern zu ziehen und Erde aufzufahren und Wein zu pflanzen, jezt kann ich Dir nichts schicken als ein Paar Veilchen, die an meiner Weste verdorrt sind. Wohl dem Lande wo noch Landprediger und Einsiedler sind, wie ein Murmelthier möchte ich jezt aus meiner Höhle kriechen und fände goldnen Wein vor meiner Klause, wohl dem Lande wo sich die Einsiedler betrinken können und wo der Landmann sie sorgfältig unter ein Dach trägt, daß ihr Bart nicht vom Regen seine Locken verliere, hier aber ist der Wein zu schwach und zu sauer, und die Leute zu hart und die Einsiedler zu viel unter den Leuten und die Landprediger zu viel in der Stadt, wo die theologischen Professoren nicht einmal an Gebet glauben. Du aber bist gläubig und fromm, ich aber bin Dir gut. Achim Arnim N o 16
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An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H Franz Brentano in der Sandgasse. Frankfurt a/M 329
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*722. An Christian Schlosser in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 7. April 1808, Donnerstag
Ihr freundliches Geschenk Ç...È Ich nehme die Einladung unordentliches Mitglied des weitangesiedelten Einsiedlers zu werden mit Neigungen an Ç...È H. von Raumer sende ich in diesen Tagen etwas nach Freiberg in’s Erzgebirge Ç...È ich behalte mir vor Ihnen alsdann seinen Aufenthalt zu melden (Nr. 763,2–21). Von Christian Schlosser, Ende April 1808:
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, 8. April 1808, Freitag
Mein lieber Bruder! Meine lezten wenigen Zeilen mit dem Malespini und Meinrad wirst du bereits erhalten haben, gestern gieng die Platte des Bärnhaüters nebst der gründlichen Geschichte desselben von mir nach den Quellen bearbeitet und von Schelmufski zur Bekanntmachung gesendet per Postwagen, wie auch die herrliche Geschichte des Gaston de Foix, die dich gewiß entzücken wird, an dich ab. Zu dem Ende des Bärnhaüters radirt Grimm jezt dein gesendetes Einsiedlerblatt, welches unverändert eine Scene meines Bärnhaüters ist, und du grade zu der Zeit erhalten kannst, wenn du das lezte Kapitel desselben abdrucken läst, in dem Bärnhaüter muß da, wo steht der Römer Messalinus Cotta habe die breiten süßen Gänsefüße wohl zuzubereiten gewust, folgendes Citat einschalten, das ich jezt erst nachschlagen konnte C. Plinii historia naturalis lib. 10. cap. 27. Ich glaube der Bärnhaüter wird jedermann Spaß machen, und die Satire drinn ist gar keine Satire und deutet doch mit Fingern drauf, ich habe mich unter vielem haüslichen Elend damit erlustigt. Er würde einzeln gedruckt beinahe ein Volks büchlein werden können. Beiliegend erhälst du zwei schöne Anecktoden von Dante, und die Zingara mit einem Kupferabdruck und dessen Erklärung, die Blatte selbst, geht morgen nebst einer Parthie herrlicher dänischer Romanzen von Wilhelm Karl Grimm mit Postwagen zu gleich, mit einer wunderschönen Scene aus Orbella und Frontalbo einem meiner kleinen Romane, des 1700, die ich für dich von Grimms abschreiben ließ, da ich wegen meinen Arbeiten nicht dazu konnte. 330
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Den tollen Brief von Lich sendet dir Auguste, er macht alle Leute lachen, es hat ihn, eine ihrer Freundin* in Fft auf der Gaße gefunden, er müste mit der genauen Ortographie abgedruckt werden. Auch erhälst du meinen Brief einer Apfelhüterinn der eine Hübsche Antwort im Blatt möglich macht mit der Unterschrift Herzbruder, welches immer meine Unterschrift bei scherzhaften Aufsätzen sein soll. Gestern erhielt ich die drei ersten Blätter, Danck für die herzliche Erwähnung meines Briefs an dich, deine edle delikate Liebe zu mir, die Freundlichen Blicke, die du aus allem Getümmel in alles Getümmel zu mir wirfst, sie sind mir das meiste, Beste, die Sonnenblicke in eine Melancholische Landschaft. Du hast die Lieder bedeutsam schön verbunden, doch verwirrt das gewiß manchen Leser, mag doch, Schade, daß der dritte Verß des Kranken Königs nicht so klar gedichtet ist als die göttlichen Andern. Im Lieben um geliebt zu werden, glaube ich einige böse Druckfehler, zeige sie an. Mit dem Konig Rother bin ich gar nicht zu∧frieden, er ist ganz von jenen, die in Prosa müsten aufgelößt werden und daß solltest du in der Fortsetzung thun, dergleichen schlechte fatale Knüttelei schadet der Guten Sache, auch die Gewiß strenge Gebrüder Vater mörder sind dieser Meinung. Meine Lage ist jezt die, ich lebe mit Augusten in einer Art Neutralität, die oft von großem Verwundern über ihre arme niedere Seele traurig unterbrochen wird. Sie geht den 18 dieses mit mir nach Allendorf zu dem Pfarrer Mannel mit allem dem Ihrigen, wo sie mir den Sommer zu bleiben versprochen, und ich bin zu Ende dieses Monats bei dir in Heidelberg und bringe eine Auswahl meiner kurieusten Bücher mit für den Einsiedler, ich bitte dich von meiner Ankunft in Heidelberg niemand etwas zu sagen, es soll mir Freude machen, vom Himmel zu fallen. Hast du Lust mit mir zussammen in Hüsgens Auktion auf die ganze Dürersche Samlung zu bieten, seine treflichen Cataloge sind dabei, so wollten wir dann das beste davon nachstechen laßen und herausgeben, dazu könnten wir den Louis Grimm brauchen, da es nur in Umrissen Nöthig wär, und er täglich fleisiger wird und reiner arbeitet, er würde uns ganz nach Willen arbeiten, über haubt können wir ihn den Sommer, blos um die Erhaltung und Reisekosten in Heidelberg haben, wo ihn die Brüder gern hingehen ließen, weil er vielleicht bei Weiße mancherlei profitiren könnte, und ein Wenig in die Welt käme, da Sie ihn jezt noch nicht auf einer Akademie zu unterhalten im Stande sind, er könnte stets fürs Einsiedlerblatt arbeiten. Er arbeitet 331
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jezt schon in dieser Hofnung sehr fleisig. doch mehr davon wenn wir zu sammen sind. Cassel den 8.ten April Dein 1808. Clemens
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Die Verse die der Orbella singt, sind sehr schlecht, ich wünsche, daß du ebenso viel andre schöne dieser Art und Zeit statt ihrer hinsezt, sie liegen sehr in deinem Talent, so wie etwa die in der folge von Liebesklage des Wunderhorns II das übrige kann schön wörtlich abgedruckt werden. Deinen Meinrad konnte ich nicht finden, der gesandte ist von mir, beinah wortlich nach seiner altesten Legende, die ich habe, wäre allso für die Einsiedler
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An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in München Heidelberg, 9. April 1808, Sonnabend
Heidel berg d* 9 April bey H. Buchhändler Mohr und Zimmer Ich wage es Ihnen, Geehrter, ungeachtet meiner flüchtigen vorübergehenden Bekantschaft den Anfang einer Zeitung zu übersenden und Sie zur Mitarbeit daran aufzufordern; durchaus gut gemeint scheut sie sich vor niemand, sie hat nur einen Feind die kalte öde Kritick und denkt ihn mit Gottes Hülfe bald zu über wältigen, sie benutzt dazu die glückliche Zeit scheinbaren äusseren Friedens. Die Methode der Alten ein Symbol ihrer Weisheit in Sprüchen darzustellen und im allgemeinen Gedächtnisse zu bewahren, wenn auch die Zerstörung ihre Untersuchungen im Ganzen die Bücher ergriffen, veranlasst mich Sie um einige solche Sprüche zu bitten, sie wären sicher Ihren zahlreichen Freunden sehr willkommen und mir ein Heiligthum. Hochachtungsvoll ergeben Ludwig Achim von Arnim
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724.E An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in München Heidelberg, 9. April 1808, Sonnabend
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Die Methode der Alten ein Symbol ihrer Weisheit in Sprüchen darzustellen und im allgemeinen Gedächtnisse zu bewahren, wenn auch die Zerstörung ihre Untersuchungen im Ganzen, die Bücher ergreifen, veranlasst mich, sie um einige solche Sprüche zu bitten, sie wären mir ein Heiligthum. Ich danke für den Beyfall, es ist so selten, sich zu berühren.
*725. Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 9. oder 10. April 1808, Sonnabend oder Sonntag Von Bettina Brentano, 10. April 1808: Eben hatte ich einen Brief an dich zugesiegelt, worinnen ich mich über dein stillschweigen ein wenig ängstigte als ich das Paquet bekam mit deinem Lieben Brief ÇNr. 721È, mithin behielt ich ihn zurück. (Nr. 729,1–3.)
*726. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 10. April 1808, Sonntag An Carl Otto von Arnim, 10. April 1808: Ich habe einen Brief an die Großmutter geschrieben, so verwirrt er ist mag er ihr doch als ein Liebeszeichen gelten, gieb ihn ihr, lies ihr daraus vor (Nr. 727,13–15). Von Caroline von Labes, 21. April 1808: Diese von dir, im Briefe an mir verlangte eigenhändige Nachricht hätte ich dir gewis schon mit voriger Post, zu deiner Beruhigung gegeben, hätte dein unartiger Bruder, nicht mir deinen Brieff erst d* 19tn gegeben da die Post schon fort war Ç...È ich dancke Dir indes Lieber Louis für deine liebevolle Theilnahme für deine kindliche Liebe – für deinen danckbahren Äußerungen über das waß ich, Gott weiß, so gewis so gerne aus wahrer Liebe für die Kinder Eurer gutten, so gutten Mutter that (Nr. 747,16–24).
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, 10. April 1808, Sonntag
Lieber Bruder! Dein Brief (er war ohne Tag und das ängstete mich noch mehr) hat mich tief erschüttert, meine Eigenthümlichkeit alles gleich im Schrecklichsten zu sehen hat mich durch tausend Gram geführt; ich flehe Dich an, so überflüssig es ist, ich weiß Du thust alles was Du kannst, suche alle Vorsorge auf für die Erhaltung dieses theuren um uns so hochverdienten Lebens unsrer Großmutter, ich kann nichts thun, ich bin hier gebunden; ich käme gern, aber ich bin ohne Geld, die Reise so unsäglich lang und mein Unternehmen einer Zeitung im Beginnen, es bedarf meine ganze Gegenwart, ich würde damit nicht nur meinen eignen Lebensunterhalt aufgeben, sondern auch einen Freund den Buchhändler, dem ich viel Dank schuldig bin in Verlegenheit stürzen, meine ganze Lebensbeschäftigung würde dadurch zerrüttet. Ich habe einen Brief an die Großmutter geschrieben, so verwirrt er ist mag er ihr doch als ein Liebeszeichen gelten, gieb ihn ihr, lies ihr daraus vor und gieb mir bald Nachricht. – Ich habe Dir kürzlich durch Buchhändlergelegenheit geschrieben. – Bleib gesund in aller der Noth, der Himmel stärke Dich, Dein Dich herzlich liebender Bruder Heidelberg d* 10 April Achim Arnim Des Herrn Baron Karl von Arnim Hochwohlgb* In der Mohrenzu Strasse im Hause des H. Kriegsrath Berlin Schmucker. fr Duderstadt
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 10.–12. April 1808, Sonntag–Dienstag
Heidelberg d* 12 Aprl Lieber Clemens! Dein Malespini ist prächtig, nur bin ich verlegen wegen der Ueberschrift, weil Du die Sprache nicht angegeben, woraus er übersetzt und umgearbeitet, ich vermuthe aus dem Italiänischen. Da ich Deinen Willen nicht weiß, setze ich blos drüber. Nacherzählt von C. B., was eben so gut Carl Bertuch heissen kann. Der Meinrad ist sehr schön bis auf die Rabengeschichte, die in dem anderen mehr Wirkung und Heiligkeit hat, weil er sie hier aufgezogen hat, das Mitgefühl also natürlich scheint, es wird zu einer Geschichte wie die bekannten von treuen Hunden, die ihres Herren Mörder anzeigen, dort hingegen ist es so eine wunderbare Anschauung eines frommen einsamen Lebens, daß die wilden Thiere, denen er nun zum Futter dient, seinen Tod beklagen. Auch ihr früheres Anschreien und Anhacken gegen die Mörder zieht das herab. Recht schön dagegen ist der ganze Eingang. Ein Stück des Malespini kommt ins sechste Stück, du erhältst hier vier und fünf und wirst mir nicht übel deuten, daß ich ein Lied, das du zum theil wie Du dich damals ausdrücktest, weil wir beyde etwas vom Jäger und etwas vom Hirten hätten, auf mich gemacht, also so etwa wie du mich wünschest, mir zum daurenden Angedenken und Dir habe abdrucken lassen, es ist sicher eins Deiner schönsten Lieder und steht eben dadurch sehr schön einzeln. Nun ich es vor mir sehe nach so langer Zeit freut es mich, daß wir einander über unsre Freundschaft nie was vorgelogen, daß wir uns einander mehr Zutrauen, Zusammenwirken geschaffen haben, als wir uns versprochen und in der häufigen freundschaftlichen Halblüge vorgespiegelt haben. Sey uns das Bewährung jeder Zukunft. – Meine Einsamkeit macht mich zu allerley Unternehmung rüstig, so habe ich eine Alte deutsche Bühne angekündigt, mit einer Auswahl aus Andreas Gryphius eröffnet. Ferner habe ich Jakobis Rede und Rottmanners Kritik für die Jahrbücher rezensirt d* 11 April Ein traurig Ereigniß zerstreut mich oder vielmehr ich vermeide es mich zu sammeln, vor zwey Tagen erhielt ich die traurige Nachricht, daß meine Großmutter einen leisen Anfall von Schlag gehabt, der zwar für den Augenblick ohne Gefahr, ja sogar meist kurirt war, aber in ihrem Alter Rückfälle befürchten läst, mich quält es unendlich 335
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entfernt zu seyn, sie hat viel für mich gethan wenn sie mich auch oft nach meiner Art zu sehen sehr quälte. Ich wollte Dir viel schreiben, sey jezt mit wenigem zufrieden. Das fünfte Stück was ich Dir schicke ist blos mit der Bürste abgeklatscht, nicht eigentlich gedruckt, es ist für Grims, denen ich Görres’s Untersuchung bekannt machen wollte, das Exemplar der Zeitung soll nachkommen. – Deine zweyte Sendung ist glücklich überkommen, ich freu mich Deiner Ankunft, wenn ich sie nur in dem Drange schrecklichen Lebens erwarten kann. Auch der Bärnhäuter kommt eben, tausend Dank für alles Gesandte. Du hast mir mit dem Tadel der dritten Strophe als un∧klar einen Vormittag gekostet, ich konnte nicht errathen was Dir so schien, endlich änderte ich die Worte auf beygeschriebene Art, sag mir ob es Dir nun klar, Görres fand die Aenderung überflüssig mir ist auch das Alte lieber und war mir immer nothwendig, nur lasse ich häufig aus einer Art Hast und Trägheit wenn ich etwas schreibe, Zwischenglieder aus und eile zum Ende, es muste das Heimliche das wollte ich eines solchen Aufruhrs dargestellt werden, was noch nie geschehen Bald mehr Dein Achim Arnim Ç1r aoR kopfstehend:È Den Tieck lies noch einmal ganz durch, es ist ein Wohlklang im Ganzen besonders gegens Ende, den keine prosaische Bearbeitung erreicht
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 10. April 1808, Sonntag
Eben hatte ich einen Brief an dich zugesiegelt, worinnen ich mich über dein stillschweigen ein wenig ängstigte als ich das Paquet bekam mit deinem Lieben Brief mithin behielt ich ihn zurück. Die Kranken sind nun alle nach und wieder gebessert und doch will mich die Sehnsucht fort fort nicht verlassen, jezt kommen sie ja die Schwalben, vorGestern ist der Junge Goethe hier angekommen, hat mir einen freundlichen Brief von seinem Vater mit gebracht, dieser scheint sehr über den Abschied seines einzigen Sohns gerührt zu seyn, in dem er mir schreibt: daß da einmal Abschied von August genommen sey; er auch nicht länger in diesem Jahr in Weimar bleiben wolle, sondern ehestens nach den Carlsbader Gebürgen wandlen wolle, um ihn nicht 336
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gar zu sehr zu vermissen sein Sohn schreibt ihm alle Tage, was mag Göthe ihm schön antworten? Lieber lieber Arnim was kann ich dir anders sagen als daß ich dich erkenne für meinen innigsten liebsten Gedanken; Gott heut ists wieder Sonntag – da ruht ein Ball in der mitten Stube, mit dem ich vormittag ganz allein gespielt habe, die Sonn scheint auf meinen Goethe; vor ein paar Tagen war mein Geburtsfest da haben die Geschwister ihm einen Kranz von lebendigen Blumen aufgesezt um mich zu überraschen, jezt stehen die Blumen in einem Becher halb verwelkt vor ihm auch von der Sonne beschienen; sie bescheint dich wahrscheinlich auch; jezt mogt ich wissen (sie bescheint alles Gesund oder Krank Lebendig oder Tot, alt oder Jung) was sie will; ich bin kindisch, aber denck: so was kann mich zu weilen ganz melankolisch machen, daß ich nicht weiß, was alles in der Welt will. Am Char Freitag, werd ich wahrscheinlich das St. Mater in der Fürstlichen Capell singen, es soll mir ein andächtiges Fest werden, und ich will deiner dabei gedenken, wie auch der theologischen Professoren welche nicht an Gebet glauben, damit sie Gott belehren möge Vor ein paar Tagen war Rumohr einen ganzen Tag hier, ließ sich aber nicht bei uns sehen sondern war immer während bei F. Leonhardi der ihm das Herz ein wiegen mußte. Ein Märchen von Hans ohne Bart, hab ich von Frau Lehnhart zum theil schon aufgeschrieben es ist ein Jüngling welcher 21 Jahr von seiner Mutter milch genahrt ward und deswegen keinen Bart, jedoch eine groß Stärke überkam, kenst du die Historie vielleicht schon, so schreib mirs in Stolls Journal ist ein Stück von seiner Geschichte unter dem Nahmen der große Hans hast Du gelesen den Anfang von Goethes Pandora darin? mir ist die lezte Rede von Epimetheus sehr rührend; ich glaubte erst Stoll habe aus eigner Willkühr das Ding so verstückelt, um in jeden Journal etwas zu haben, allein der junge Goethe versicherte mich daß Goethe es so bestellt habe die beiden Schlegel haben zwei Gedichte aneinander gemacht, wie das großmüthigste Pantherthier, und der über alle Schwachheit erhabne Loewe, die da sprechen: laß uns doch, um das Uebrige Gethierzel und Geviezel, keine Graue Haare wachsen, sie sollen uns nicht in die Klauen bekommen stirbst du zu erst so werde ich deinen Leib verbrennen, und deine Asche mitsamt dem Weihrauch Dampf zur Unsterblichkeit auffliegen sterb ich zu erst, so wirst du mein Gebein begraben und Lorbeer bäume darinn pflanzen, und wur337
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zeln lassen; und so ist ja für unsern Werth und unsere Würde gesorgt, wenn die zwei würdigsten einander erkennen. Deine sanfte Jungfrau gefällt mir auch, ja sie gefällt mir recht wohl! gewiß. indessen mögt ich doch heut zu meinem eigensten Sonntags Pläsir, dich nur eine 4tel Stunde, hier haben und Wiedersehens spielen Bettine. Das Geringelt ums Wort, heist: ganz allein 2v
Herrn Baron von Arnim bei Hrn Zimmer Heidelberg
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An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, 11. April 1808, Montag
Heidelberg d* 11 April 1808. Herzlichen Grus zuvor! – Ich über∧sende Ihnen ein Exemplar meiner Zeitung, Sie werden von Görres den Anfang seiner Untersuchungen über die Nibelungen finden, es kann nicht fehlen, er wird in mancherley Art Ihre Untersuchungen berühren, streitend oder übereinstimmend, ich wünschte es wäre Ihnen Veranlassung mir die Resultate Ihrer Untersuchungen darüber mitzutheilen, es würde dies einem künftigen grösseren Werke von Ihnen vorarbeiten und zeitiger die Untersuchung fördern. Eben so sehnlich erwarte ich die Einsiedlergeschichte mit den zwey Weibern u. s. w. Ich bin durch traurige Nachrichten von Hause beengt, ich schliesse mit vielen guten Wünschen. Achim Arnim Haben Sie Nachricht gegeben an Tiek? An H Grimm.
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 12. April 1808, Dienstag
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So ist er unbewust entschwunden Der Tag war mir nicht trüb, nicht klar, Der Dich, du Schwalbe, neu gebar, Der Becher Wein wollt mir nicht munden. Die Trauer hält nur Ahndungsstunden Und droht Gewißheit und ist wahr Und stellt sich keck und kühnlich dar, Die Freude hielt mein Aug gebunden. Nicht frage, da du weggesprungen, Wem diese Hand gehören thät, O wehe dem, ders nicht errath, Er würd von dir nicht mehr umschlungen. Ganz unbemerkt fällt ein das Hohe, Ganz heimlich schleicht sich ein der Scherz, Ganz ungewarnt schlägt ein der Schmerz Und alles brennt schon lichterlohe. Nach langem einsam harten Winter Ich kroch aus meiner Höhle aus, Ich sah das liebe Gotteshaus, Wie Murmelthierlein und die Kinder Ich träumt als Einsiedler zu liegen Die Schäferinnen schenkten Wein, In Frühlingssonne schlief ich ein Zur Rosenlaube sie mich trügen. Es giebt gar unsichtbare Reiche Bey Tag entschlafen, Nachts erwacht, Das Flammenreich im Balken kracht Und macht sich Tag, treibt lichte Zweige. Sinds Rosenzweige die mich halten? Hart stoß ich an den Liebes baum. Leer scharfes Licht erfüllt den Raum Und will mein Haus mit Flammen spalten. Die frommen und die schlimmen Geister 339
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Sie schlagen sich auf meiner Brust Die Splitter bleiben mir zur Lust Wer ganz zertreten, wird zum Meister. Ich kann nicht diese Streiter tragen, War doch die Erde auch zu schwach; Als sie denn Herrn mit Dornen sah, Die Stein sich an einander schlagen, Des Meisters Narben sind geschlagen, Daß Thomas Auferstehung glaubt, Mir ist der Glaube nicht geraubt, Sein Lächeln konnt mir alles sagen. O Glaube heilges Mittlerwesen Der uns des Leids vergessen macht, O schaffe daß mein Herze lacht Und glaubt, die Mutter sei genesen, Die bittern Thränen muß ich weinen Und kann sogar nicht durch sie sehn, Ob noch der Schnee auf unsern Höhn Ob draus die Frühlingssonn mag scheinen, Ob mir die Freundin ist geboren Es kann nichts ändern, kann nichts thun, Ich bin entfernt und kann nicht ruhn, In Zweifelwuth bin ich verloren. Und soll ich reisen, soll ich bleiben Die feste Bahn ergiest den Fluß. O Herz des Menschen dein Erguß Will mich auf zweyen Bahnen treiben Schenk mir die Ruh ich kann sie brauchen, O könnt ich Schwalbe mit dir seyn Ich fürchte mich, wenn ich allein, Daß Schreckensstimmen mich anhauchen. Ich hatte ein paarmal die Feder angesetzt um Dir zu schreiben, daß zu der Zeit wo Dir die Sonne so hell schien ich die Nachricht erhielt, daß meine Großmutter, die mich in erster Kindheit als Mutter pflegte, einen Anfall von Schlage gehabt, es ging aber nicht in fliessender Rede, ich schrieb es in Versen und bin dabey ruhiger geworden. Der Himmel erhalte Dich. Ich muß hier bleiben, ich bin durch mancherley 340
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gehalten, auch die Entfernung zu groß, entschuldige mich, wenn ich in Erwartung von Briefen nicht nach Frankfurt zur Taufe komme. Dein Achim Arnim No 17.
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An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 13. April 1808, Mittwoch
Heidelberg d* 13 April Lieber Savigny! Dieser Brief steht statt meiner Gevatter, wenn die Taufe wirklich fest bestimmt ist auf Morgen, ich warte ängstlich auf Nachrichten von meiner Groß∧mutter, die von einem Schlagflusse befallen worden, ich würde es mir zum Vorwurfe machen mich zu vergnügen, während sie leidet. – Streich meinen Namen nicht aus der Zahl der Pathen, ich schreibe Dein Kind doppelt in mein Herz, weil es mich an so wunderliche und traurige Zeit erinnert. Herzlich empfehle ich mich Dir und allen als Dein Bruder und Gevattersman Achim Arnim
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Des Herrn Baron von Savigny Abzugeben zu bey H. Franz Brentano in der Sandgasse. Francfurt a/M
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Euer Hochwolgebohrn erstatte ich den verbindlichsten Dank für die mir mitgetheilten ersten Blätter einer Zeitung, welche nicht für die Einsiedler der strengen Observanz (die ganz von der Zeit und ihrer Anwendung scheiden) sondern für die der bessern Observanz (welche die Zeit vor den Zeitverderbern zu retten und dem stillen Genuß anzueignen streben) bestimmt scheint. Sie haben mir durch diese Mittheilung und das mit ihr verbundne Zutrauen gleich groses Vergnügen gemacht. Mit demselben werde ich Ihrer gütigen Einladung zu entsprechen suchen, wann und soviel es die Möglichkeit gestattet. Der Beruf übt eine ziemlich strenge Feme auf meine Zeit aus, und die Einsiedlerstunden gehören schon grosentheils einer eignen Zeitschrift, die ich herausgebe, die aber auf keinen Fall den warmen Wünschen Abbruch thut, mit welchem ich jede Unternehmung für Geist und Geistesgenuss herzlich begleite. Mit vollkomner Hochachtung Euer Hochwolgebohren ergebenster Diener GBenzelstern* Karlsruhe 13. April 1808 An FreiHerrn Ludwig Achim von Arnim Hochwgb* Postfrei Heidelberg
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Von Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau nach Heidelberg Karlsruhe, 13. April 1808, Mittwoch
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 13., 14. oder 15. April 1808, Mittwoch, Donnerstag oder Freitag
Es sind der Wunden noch keine geheilt die der Herr um des Menschen willen erlitten hat es sind der Schmerzen noch keine gestillt, die er um unser Heil getragen hat, und wo ein Herz zu gewinnen, da fließt sein Blut immer noch um dasselbe. aber die seine Kinder sind, die leiden 342
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auch um ihn, und wollen ihn trösten, und die so leiden emfangen Trost von ihm, und liegen an seinem Herzen, und sind beneidungswert wie die Sterne die an seinem Firmament glänzen, denn Die Anmuth Gottes glänzt ihnen ins Antliz und macht sie lieblich, und darum so dir Schmerzen gegeben werden, so achte dich gewürdigt durch den Herrn, der Dir mittheilen will ein weniges von dem zu schmecken, was er um deinetwillen genossen hat. Ach Arnim wenn das alles sich deinem Herzen so andrängt, die Freunde zu verlieren, die deine Kindheit gepflegt haben, die um Dich besorgt waren, oder auch, die deiner Jugend gleich gelebt haben, so bist du immer glücklich daß sich das Band, noch im lezten Scheiden noch einmal fest um dein Herz schlingt daß Du berechnen kanst wie werth und theuer wie reich dir das Leben durch ihn geworden aber da sind Menschen, die nie zum eigentlichen Selbstgefühl ihrer Liebe kommen denen der Tod ist, wie ein Wind der ihnen den Frühling weg weht aber sie wissen nicht anders als daß er im nächsten Jahr wieder kömmt und trösten sich. – es war eine Zeit da hab ich ordentlich mit Sehnsucht einer Last begehrt die ich tragen mögte. Es ist mir viel werth, daß Du gern mir deine Trauer mitgetheilt, ich glaub und hoff für die Ewigkeit, daß meine Liebe zu dir, sich einst noch in Dein Leben einflicht, und dasselbe nicht in geringem Maaße sich mit meinem besten heiligsten Willen für dich; vereint Ich habe diese lezte Zeit über mit mehr Eifer an Dich gedacht, ich bin während den lezten Nächten Durch Gedanken an Dich geweckt worden, es haben fromme Gedanken schnell mit Liebe zu Dir, in meinem Herzen gewechselt; bedenck dieß all, wenn Du einstens überzeugt seyn willst daß es auch in meinem Gemüth kräftig geblüth hat. Adieu ich werde unter brochen hätte dir sonst noch viel zu sagen. Bettine Dein Ausbleiben will ich entschuldigen, es ahndet mir daß wir uns doch bald und recht froh sehen An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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*735. An Johann Georg Geißler in Gotha Heidelberg, zweite Hälfte April 1808
So hat mich meine Ahndung daß die Ankündigung der Zeitung für Einsiedler aus Ihrer oder Brentano’s Feder geflossen seyn müsse, doch nicht betrogen. Ç...È Zur Überreichung der für den Herzog bestimmten Blätter habe ich mir gestern eine besondre Audienz ausgebeten. Ç...È Was ich von meinem Bischen Armuth geben kann, erhalten Sie in den Beylagen. (Nr. 767,2–18.) Von Johann Georg Geißler, 2. Mai 1808:
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 16. April 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 16 April Ich komme eben von Zimmer, wo ich im Garten eine artige Mädchenstimme zur Gitarre hörte, ein Ziklein auf dem Arme trug, das heute noch sollte geschlachtet werden und der ganze Garten war wie beschneit mit Papier, das im Rhein durch einen Unfall genässt worden, es kommt mir ganz träumerisch vor, was die Sonne nicht alles hervorruft Papier, Gesang Ziklein und Menschlein. Ich danke Dir, liebe Trostreiche, für allen Trost, den Du mir schenkst, der Wille trösten zu wollen ist das Trostreichste von allem und zähmt den Aerger. Du wirst mich bey Savigny nach Deinem Versprechen entschuldigt haben, ich schrieb ihm meine Ankunft gestern ab. Der Weg führte mich nachher zufällig in die Katolische Kirche, wo gesungen wurde, ich dachte recht oft ob Du wohl in der Zeit auch Dein Stabat mater gesungen und da gefiel mir alles recht wohl. Ein Paar Gebräuche fielen mir auf, die ich noch nicht so gesehen, die Mütter besprützten alle ihre Kinder der Reihe nach mit Weihwasser, die noch nicht groß genug waren um selbst hinein zu langen, Männer drückten die Hand ihrer Frauen um sie damit zu bestreichen. Es mag wohl gut thun das Kirchengehen nicht zu mißbrauchen, daß einem alles noch etwas bleibt, was die Gewohnheit abstumpft. Als ich nach Hause kam that ich wie Magdalena, die sich ihres Schmucks entledigt, ich nahm die kleine rothe Kette, die Du mir einmal schenktest, nicht um sie zu zerreissen, sondern in frischer lebender Freude der Hulda anzubinden, die mit gar besonderer kindischer Hochachtung Clemens und mich 344
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verehrt. Ich fand die Rudolphi; wie sie den Kindern die Messiade vorlas, mir war es wunderlich daß den Leuten meist das aus zweyter Hand lieber ist denn aus erster, die Messiade lieber als die Bibel, Wielands Oberon lieber als ein altes Rittergedicht. Mit dem Theologen streit ich mich täglich, neulich über das Lied von Clemens in dem fünften Stücke, was ich Dir schicke und das er zu verstehen zweifelte, vergebens war mein Erklären, wie die Gedanken so anders würden, wenn man durch einen wilden Wald ginge und dann zu einem Hirten ins offene Feld käme, da sah ich daß der Knüppel beym Hunde lag, freilich wer nicht beten kann, der kann auch nicht singen. – Ueber meine Großmutter bin ich noch in gleicher Ungewißheit – Bleib recht wohl und freue Dich der schönen Zeit, so möchte ich Dich begrüssen können. Achim Arnim An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse. Francfurt a/M
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 16. April 1808, Sonnabend
Eine einzige Minute deiner Einsamkeit, lieber Arnim, die Du mir zuweilen, in Deinen Briefen mit lieblicher Treue beschreibst, kann mich so erfreuen, daß ich dieß Gefühl nicht um Deine Gegenwart tauschen mögte, und Gott weiß doch, wie lieb ich dich hab, und weiß wie ich täglich darinn fortarbeite, und es mir fest versprochen hab, nie zu rasten in dieser Liebe, mag auch geschehen was will in deinem Leben; so geht mirs auch mit deinen Liedern ich gewinne diese Täglich lieber, sie sind mir wie Strahlen in deinem Gemüth, die sich durch ihre Kraft, fest vor das innere Aug gepflanzt haben und wer das äusere Aug zuthut und dich seinen Freund bedencken will, wie ich oft Thue, dem stellen sie sich also dar, und erleuchten ihm die Lieblichkeit deiner Seele –. 345
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Ich habe gestern das St: Mater gesungen, da waren mir alle Leute sehr Freundlich, und lobten meinen Gesang, ich dachte immer dabei: wär einer Dagewesen den ich lieb habe wie viel besser hät ich noch gesungen; ich wollte doch immer Du wärst bei mir, und ich könnte dich mit tausend Armen umfassen, und ich könnte alle Gedanken, in Dich hineinspiegeln, und könnte deine Trauer und Deine Freude ergreifen, könnte sie ansehen, erkennen, wie ein edles Bild, Gottes Herrlichkeit Doppelt in mir fühlen durch Dich; könnte dein Vertrauen genießen, recht ohne Hinderniß und Sorge, könnt Dich lieben wie ich wollt, lieber lieber Arnim, während ich dir hier schreib, bin ich so recht einfältig wie ein Kind das bei jedem Ereigniß meint, wenn es nur den ihm bekannten Freund, oder die Mutter beym Kleid hält, so sey es vor jeder Gefahr geborgen. so mein auch ich: Betrübniß Einsamkeit und diese Anregung zum Leben, die das Frühlings Kind, der laue warme Wind der alle Knospen spaltet, erweckt, ja selbst Freude die mir noch zu entfernt liegt, als daß ich sie zu erreichen vermögte, alles alles glaube ich durch meine Liebe zu Dir, zu beherrschen, ja auch die Wolken die in Heer schaaren am Himmel fliegen, und mich mit bewegen. Du leb wohl, der du mir so wohl gedeihst, und laß mich immer so fort gedeihen. Gestern war ich draußen auf dem Land, wo George ein kleines Gut gekauft hat, ich stieg aufs Dach des Hauses, und hatte die runde Aussicht weit umher, war ganz allein da oben; auf der einen Seite sah ich blaue Berge recht mitten im Schoos der Thäler ruhen, unter mir lagen Grüne Wiesen, dicht an einem Fluß, der die dürren Weiden in seinem Beet befruchtet, bald wird alles, sich in voller Pracht erweisen, ein Schmetterling flog dicht an mir vor bei einer Aelster nach, was die miteinander hatten weiß ich nicht. Adieu mein guter bester Freund, wenn es warm wird dann sehn wir uns vielleicht wieder, und erwarten zu sammen, den Kühlen Abend. Adieu mein lieb Leben, das ich theuer achte; Adieu Hand und Mund die ich drück und Küsse. Bettine. Herrn Baron von Arnim bei Hrn Zimmer Heidelberg
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Von Wilhelm und Jacob Grimm nach Heidelberg Kassel, 18. April 1808, Montag
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Cassel 18 Ap. 1808. Ich habe recht viel Freude schon an dem Einsiedler gehabt, und ich denke es muß jedem wohlthun, einmal ein geistreiches Blatt zu finden, das von den gewöhnlichen auch in der Form gänzlich abweicht. Und weil wir, wie schlimm auch die Zeiten seyn mögen, immer hoffen dürfen, daß ein gutes Wort eine gute Stätte findet, so wird es auch nicht an einem Publikum fehlen das Interesse und Freude daran nimmt. Ich hoffe Sie sind überzeugt, daß ich, was ich vermag, gern beitrage. Sie wünschen daß ich Ihnen meine Resultate über die Geschichte des Nibelungen L. mittheile; ich habe aber der ersten Sendung von altdänischen Lieder, die ursprünglich für das Wunderhorn bestimmt war, die Sie aber, wie mir mein Bruder sagte, hernach im Einsiedler wollten abdrucken lassen, eine kurze Einleitung beigelegt, in welcher so viel mir erinnerlich die Resultate streng ohne einige Ausführung angegeben waren. Denn ich fühle doch, daß eine weitläuftigere Darlegung, für das Blatt nicht paßt, weil sie entweder zu trocken gelehrt, wie ich sie nicht schreiben mögte, oder zu weitumsichgreifend und vieles andere jener Zeiten berührend seyn würde. Denken Sie, Hagen hat über diesen Gegenstand ein dreißig Bogen starkes Buch geschrieben, welches nächstens im Druck erscheint; worüber ich recht erschrocken bin, da es mir Angst machen würde, wenn ich mit all meinen Vorarbeiten den vierten Theil ausfüllen sollte. Es scheint, als ob er Geschmack findet an der geschmacklosen Manier mancher Gelehrten des 16. J. H, die zb. sehr weitläufige Recherchen über das CivilRecht in einer Abhandlung über das Lehnrecht gaben; er hat so die Idee von Fertigwerden und gänzlichem Abthun einer Sache, die freilich alle Wißenschaft bald zum Ende bringt. Gegen die Abhandlung des Görres habe ich nichts zu sagen. Sie enthält nichts als was ich dort auch schon angegeben: daß in der Edda das Nib L. gefunden wird; leid aber hat es mir gethan, daß Sie nicht dem Görres jene dänischen Lieder gezeigt, denn das Lied von der Frau Chriemhild ist eben dasjenige, das A. Vellejus bekannt gemacht hat. Und da er wie es scheint nur die Note des Stephanius zum Saxo Gram347
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maticus benutzt hat, so sind Dinge zu dem Inhalt dieses Lieds (es ist nur eins, die beiden andern sind Varianten) gerechnet worden, die nicht darin stehn – Im Saxo G. ist übrigens nicht die frühste Erwähnung des N. L.; das lateinische Gedicht de prima Attilae expeditione (das Fischer vielleicht mit Unrecht ins 6te Jh. setzt, das aber in dem in der Mitte des 12 Jh. geschriebenen Chronicon Monasterii Novalic. erwähnt wird und gewiß schon im 9 J.h. existirte) steht in offenbarer Beziehung mit dem N. L und das eine setzt das andere voraus; mancher andrer zum Theil früherer, wiewohl nicht ausdrücklicher Erwähnungen nicht zu gedenken. Vor allem machen Sie den Görres aufmerksam auf die Wilkina Saga eine in der Mitte des 13 J.h. von einem Schweden gemachte Sammlung altdeutscher Sagen, unter welchen auch das N. L. wieder vorkommt, und welches bei weitem eins der wichtigsten Bücher ist. So vermuthe ich, daß sich alles darin finden wird, was Tieck entdeckt hat, ja es zeigt was noch aufzusuchen ist. Noch eins: ich übersetzte damals jenes Lied von der Chriemhild für das Wunderhorn und ließ aus, was mir später und ungehöriger Zusatz schien, nämlich folgende Strophen, die sich im Dänischen noch anschließen, und die ich ietzt zufügen will: – da er empfing die Todeswund. doch schlug er noch drei Kämpfer, die waren nicht von den geringsten So ging er nach Hammer, seines Vaters Schatz zu finden. doch war so freundlich ihm das Glück, er empfing Jungfrauen Gunst das war die stolze Huenild, er zeugt mit ihr einen Sohn.
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Ranke hieß der Kämpfer, er rächt seines Vaters Tod, Chriemhild starb an Hungers Angst, bei Nidings Schatz ohne Brot. Zu Land ist er gezogen aus, gen Bern in die Lombardei da war er bei den dänischen Mann, und ließ sein Mannthum sehn
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Seine Mutter blieb daheim zurück daher empfing Huen seinen Namen viel Ritter und viel Kämpfer, sind mit Ruhm dort ausgegangen. Ich bitte Sie aber diese Verse nicht abdrucken zu laßen an das Lied, wo ich, aus jener Rücksicht, alle Beziehungen auf Dänemark ausgelassen 348
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hatte. Wie nah dieses und die andern Lieder mit der Wilkina S. zusammenhängen, habe ich dort gezeigt. – Bleiben Sie mir freundlich. Ihr Wilhelm C. Grimm – ÇJacob Grimm:È Die Geschichte von den 2 Weibern war längst bereit, Sie werden sie auch nunmehr haben, Clemens hat sie glaub ich mit dem Bärnhauter weggeschickt. Hoffentlich soll bald mehr folgen und vielleicht mit dem Clemens. Ich wußte Ihren guten Vorrath. An Tieck habe ich wegen des altenglischen Schauspiels geschrieben. Unser Exempl. vom Einsiedler, wofür ich vielmal Dank sage, hatte nicht beigelegen und wird wohl nachkommen. Ich grüße Sie von Herzen. J.
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, vmtl. 18. April 1808, Montag
Lieber Bruder! Mitten unter Kisten und Kasten, in zwei Tagen die Abreise beschloßen, das vermaledeite Weib auf eine Zeit, die ewig werden möge, bald los, drückte ich unter guten Thränen die Papiere Sophiens in eine Kiste, entschloßen, Sie mit dir in Heidelberg zu einer gewählten Herausgabe zu durchlesen, zwei Kisten mit Büchern sind als eine Schatzkammer der Einsiedler mühsam ausgewählt und gepackt, das übrige bei Grimm mit allen Bildern ausser deinem geliebten Bilde aufgestellt, so in scheuer Hofnung lieber Tage, die täglich an Schamloser Hoffarth und Plumper Albernheit zunehmende haüsliche Zwickerinn belächlend, erhalte ich deinen Brief und lese ihn heimlich, mir das Mahl nicht zu stören, da steht aber aller Kummer drinn, die Großmutter – Arnim wenn du fortlaüfst, so ist mir viel viel verlohren, nach dem traurigsten Leben, ein Sommer an deiner Seite in allerlei lebendigem Treiben. Auch möchte ich so vieles verabreden mir eine schreckliche Zukunft zu verhüten. Ach meine Lage ist täglich schlechter geworden, nach dem ich so dringend, so ausführlich meine Lage allen, denen Einsicht gebührt, mit einer mich beinahe vernichtenden Unpartheiligkeit dringend geklagt, nachdem ich selbst einen eignen Boten hin 349
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geschickt, und mir keine Art von Rath geworden, hat das armseelige Geschöpf, da sie sah, daß ich hülfloß blieb, den Mantel der kriechendsten Demuth, in dem sie beinah acht Tage mich in Ruhe ließ, (dieß sind meine einzig guten Tage seit ich Sie kenne) schnell abgeworfen, und ist unsinniger und elender als je geworden, so daß ich endlich ganz von aller bessrer Hülfe verlassen, ohne andren Freund als meine Hände, nun schon drei mahl in der Nothwendigkeit war, sie tüchtig durchzuprügeln. Ach sie ist, wie eine Harpie dumm und grausam. Aber so Gott will nie gehe ich freiwillig wieder zu ihr, und sollte ich drum zum Bettler werden. Wärst du nicht, niemand wäre mehr, dessen Briefe mich an eine Berührung mit trefflichen Menschen erinnern könnte, die mir so fern liegt, wie jegliche schöne begeisterte Zeit, ich werde so elend und schlecht und so niedrig, daß ich bald sterben muß oder anders leben. Aber es muß bald anders werden, sonst komme ich noch aufs Schaffot, denn ich leide den Satan nicht neben mir, und sollte ich einen Menschen mit erschlagen. Gestern habe ich wieder einen jener Traüme gehabt, die mir noch immer wahr geworden sind, ich floh von ihr verfolgt bang zum Hauße hinaus, da erschien plötzlich eine hohe unendlich erhabene dunkle Riesengestalt in meinen Weg, ich weiß nicht wer es war, aber ich kannte sie, und da zuckte mich das Wesen mit Gewalt an sich hinauf, und ich fühlte eine unbeschreiblich dunckle Lust und Zuversicht und schrie laut auf, Ha ich kenne dich, nun ist alles gut. Da er∧wachte ich – das wird gewiß wahr, ich fühl es. Arnim, in acht Tagen nach diesem Brief bin ich gewiß in Heidelberg! – . Für den Abdruck meines Lieds herzlichen Danck. Ich finde den Einsiedler noch immer für den Beginn der Wallfarth etwas zu schwer und ungefüge, nicht als wünschte ich ihn leichter an sich, sondern ich wünschte ihm seine Last besser und gleichgewichtiger aufgepackt. Görres Aufsatz über die Niebelungen wäre viel besser nicht da, er ist als Dithirambe zu knolligt und als Gelehrte Untersuchung ganz ohne allen Wehrt, er fängt mit dem 1200 an und hier liegt ein Fragment eines Romans von 800 auf der Bibliotheck, worin schon des Gedichts Erwähnung geschieht, es ist wunderbar wie einem auch der herrlichste Stilus fatal wird, wenn man weiß daß der Dichter nicht anders schreiben kann. Hat er denn die Romanzen aus dem Dänischen nicht gelesen, daß er die Noten aus dem Saxo Gramaticus über solche Lieder übersezt, das unter uns, die Note von dir zu dem Aufsatz ist mir sehr lieb. – 350
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Hierbei ein Abdruck des Kupfers, das sich jezt deÇÇmÈÈ Bärnhaüter anschließt und so erklärt, es ist wie Eudoxia ihn mit der Thierackademie besucht ganz zu lezt, vor seinem Tod. Die Blatte geht morgen ab. Etwas sehr fatal ist mir Jakob Grimm durch seinen Geitz, er ist kaum zu bewegen irgend Etwas herzu∧geben für den Einsiedler, von allem, waß ich ihm doch durch meine Bücher verschaft. Lebewohl. auf Wiedersehn dein Clemens Herrn Von Arnim bei Buchhändler Zimmer Heidelberg.
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Von Marie Elisabeth Köppen nach Heidelberg Berlin, 19. April 1808, Dienstag
HochgeEhrtester, theuerster Herr Baron Mit Freuden kann ich die Ehre haben Ihnen gute Nachricht von Ihrer würdigen Frau Großmutter zu geben. Die Lebensgefahr ist vorüber, und Sie schläft wieder gut, auch findet sich der Apetit zum Eßen, Nur noch große Schwäche, und daß sprechen geth noch nicht recht. Doch haben die beyden Aerzte die Hofnung daß auch diß sich wieder geben wird. Die gute Mlle Tischern ist nicht Tag noch Nacht von Ihrem Bette gekommen und an Ihrer Pflege hat nichts gefehlt, darüber können Sie außer Sorge seyn. auch ich bin oft bey tage bey Ihrer theuren Großmutter gewesen, welches ich der Freundschaft so dieselbe stets für mich gehabt, schuldig bin, und auch damit die M Tischern die häußlichen geschäfte besorgen konte. Noch gestern war ich dort, und erhielt den Auftrag Ihnen sehr viel Liebes und Herzliches in Ihrem Nahmen zu schreiben, und wie Sie wünschte daß Sie nach baldiger Beendigung Ihrer Geschäfte zu uns nach Berlin kommen möchten, weil Sie Sie gern sehn möchte. Sie wird alsdann, daß Ihnen versprochne rückständige Jahr Geld, auszuzahlen suchen, und diß glaube ich, wird es Ihnen möglich machen die Kosten der Reise zu bestreiten. 351
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Mit vorzüglicher Hochachtung und Liebe habe ich die Ehre zu verharren Berlin Dero t ganz ergebne Dienerin d* 19 April 1808 und wahre Freundin Köppen
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Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, 19. April 1808, Dienstag
Frankfurt den 19. April 1808. Lieber Arnim! Du bist gestern bey¨ der Taufe so wenig vergessen worden, daß du vielmehr doppelt bedacht worden bist. denn also hat der Geschichtschreiber von Frankfurt gesprochen: »Franz Georg Karl Joachim ich taufe dich pp« Wir waren alle sehr fröhlich, und in der That nur Du hast uns gefehlt. Ich wollte, es wäre dir auch gestern etwas froheres widerfahren oder berichtet worden, ich würde das als ein gutes Zeichen für unsre Gevatterschaft ansehen. Der bey¨liegende Brief wird auch Dich wenig erfreuen, und gar nicht überraschen, aber du wirst so gut sey¨n, mir ihn wieder zu schicken. Wie sind dir des alten Herren Äusserungen über Dürer (L. Z. 19. März) vorgekommen? Der kühle Ton ist doch curios, aber das mit dem Velin-Exemplar hat mir besonders gefallen. August Göthe hat taufen helfen, und kommt noch diese Woche nach Heidelberg. Lebe wohl, alles grüst dich. Von Herzen. Dein Bruder und Gevatter Savigny¨.
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 20. April 1808, Mittwoch
Heidelberg d* 20 April 1808 Ich danke Dir herzlich, daß Du soviel Gutes an mir zu erkennen glaubst; ich werde Dir aber heut aus Zeitmangel wenig Gutes sagen können, ich wollte doch ohne einen Grus die Zeitung nicht senden, die immer das Merkwürdige hat daß der Malespini von Clemens und seiner Frau abwechselnd übersetzt wenigstens geschrieben, also durch seinen Mund in ihre Feder übergegangen. Du kannst mir ohne Mühe einen Gefallen thun, wenn Du Dich gelegentlich bey Hofmann erkundigen wolltest, was der Bogen vier Blätter Noten in 4° bey Andre im Steindruck kosten, wahrscheinlich weiß er es und kann es Dir wohl auf ein Blätchen schreiben. – Du schreibst mir gar nichts von der Taufe, nichts von den Meßfreuden. – Gestern ging ich mit Kreutzers und Zimmermanns nach Kloster Neuburg, es war sehr heiß, ich kletterte mit ein Paar andern eine steile Höhe hinauf und schlug mich dann durch einen dicht verwachsenen Wald durch, wo vielleicht lange kein Mensch gegangen, als ich im Kloster war kam es mir vor, ich wäre aus den nordamerikanischen Wäldern nach Europa über den Nordpol gedrungen, ich meinte die Vögel wären ebenso zahm gewesen, weil sie keinen Menschen gekannt, daß sie sich auf die Hand gesetzt und die Fußtapfen als eine Curiosität betrachtet und nach dem Schatten gepickt hätten, unten war aber wieder echt Europa, es war nicht erlaubt auf dem Hofe sein Gläschen zu trinken, das litten die reichen Weber nicht, sondern wir musten uns vor den Hof wegelagern Dessen ungeachtet futterten wir den Schaafbock mit Weißbrodt im Hofe, es ist das schönste Thier, was mir je in der Art vorgekommen, er hat zwey Wunderhörner von so ausserordentlicher Krümmung, eine so schöne gebogene Nase, feine Ohren, Augen so träumerisch, Wolle so dicht und so viel Zutraulichkeit, daß ich wenigen Menschen, mich erinnere, so schnell gut geworden zu seyn, wie diesem Schafbock. Bat auch Rottmann auf dem Rückwege dieses Meisterstück in Zeichnung zu verewigen. – Die Kreutzer und die Zimmermann fürchteten sich vor diesem harmlosen Thiere und wollten ihn nicht anfassen; er schien mir aus der Odyssee von der Polyphemischen Heerde entlaufen. – Ich küsse Dich vielmals Achim Arnim 353
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An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse. Francfurt a/M
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 20. April 1808, Mittwoch
Heidelberg d* 20 April 1808 Auch Deine letzte Sendung ist wohlangekommen und die Verse zum Frontalbo habe ich gleich nach bester Deutung hineinergemacht. Mir wurde so angst vor der Menge Papieren und guten Sachen, die in meinem Schranke hätten schimmlig werden können, daß ich Nompareille statt Petit genommen habe. Die Aepfelhüterin wird du in einem sehr bunten Quodlibet über Poesie wiederfinden, das Dir mein ich gefallen soll. Der Duc de Foix und die Zingara rücken bald an eben so Frontalbo u. s. w nur den Bärnhäuter must Du noch einmal durchsehen, wenn Du herkommst; ich las ihn dem Görres vor, der auch der Meinung war, daß es unendlich schade wäre um das Einzelne, wenn es durch die lose oft beynahe ganz aufgegebene Verbindung seinen Eindruck verlöre; der erste Bogen ist sehr schön und ganz nach Idee gearbeitet; auch gegen die Zuschriften hätte ich einzuwenden, daß sie dem Style des Werks fremdartig uns wohl freuet, die wir Schelmuffsky auswendig wissen, aber allen andern nichts weiter als sonderbar vorkommen kann. Du wirst darüber am leichtesten endurtheilen, wenn wir hier zusammen sind. Ob das geschen wird? – Von Hause habe keine Nachricht, seit der ersten erschreckenden, ich vermuthe also, daß es besser geht, daß sie mir aber nicht eher schreiben wollen, bis jede mögliche Gefahr verschwunden. – Ich glaube, du wirst bey mir wohnen können, zwar wohne ich nur immer monat weis, aber ich glaube nicht, daß mir so bald gekündigt wird. – Ueber den Grimm schreibst Du kein Wort, wieviel ihm Zimmer schuldig ist; dagegen 354
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machst Du einen Vorschlag, ihn hieher zu bringen, der sehr viel Schwieriges hat bey unsrer beyderseitigen flüchtigen Lebensunbestimmtheit. Zimmer hat für jezt kein Kupferwerk in Plan doch will ich gern beytragen ich habe Kreutzer zu bereden gesucht, eine Mythologie zu schreiben, er scheint sich aber dazu noch nicht zu genügen. Die kleineren Arbeiten macht Franke, der wirklich Fortschritte macht. Wie Du es gemeint Dürersche Blätter nachstechen zu lassen, das verstehe ich nicht, die wenigsten Dürerschen Sachen sind sehr selten und die meisten Käufer suchen und bezahlen allein die Originalität des Stichs. Nächst dem besteht ein Hauptwerth der meisten in dem Zusammenstimmen aller feineren Ausarbeitung zum Ganzen, einer solchen kann aber Grimm noch gar nicht gewachsen seyn, in Umrissen verlieren die meisten zu viel. Ich errathe daß dich die Münchner Sammlung dabey irregeführt hat, etwas der Art findet sich aber unter Dürers Werken fast gar nicht. Biethe auf die Dürersche Sammlung, Du erhältst sie vielleicht wohlfeil, weil sie nur ganz beyläufig angegeben ist auch der Katalog könnte sie leicht bezahlt machen; ich kann jezt keine so bedeutende Summen anwenden, Du hättest Dein Geld schon zurück, wenn ich Dich nicht hier erwartete, Zimmer bat mich auch noch etwas mit der Zahlung anzustehen, vom Honorar des Wunderhorns habe ich noch nichts genommen, ich lebe hier ungemein wohlfeil. Der Druck des Wunderhorns beginnt wieder vielleicht schafft es sich noch zur Ostermesse wir können in dieser Verzögerung dem Zimmer keinen Vorwurf machen, er ist so in der Gewalt des Buchdruckers durch die Masse übernommener Arbeiten gekommen. Es kommt eine neue Druckerey her. Einer meiner besuchtesten Bekannten ist hier Kreutzer, wir gehen häufig in die Welt mit einander; du hast doch in den Heidelberger Jahrbüchern seine herrliche Einleitung über Mythologie gelesen? Ich habe Rostorfs Dichtergarten recensirt so rein gutmüthig wie ich mich keines Moments in meinem Leben bewust bin. Empfiehl mich Augusten Dein Arnim Ç1r aoR kopfstehend:È An Reichardt schreib ich bald, sag ihm nur, daß ich seine Pränumzeichn in den Heidelberger Jahrbüchern abdrucken lasse.
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Heidelberg d* 20 April 1808 Vielleicht wundern Sie Sich, geehrter Herr Hofrath, wie ich darauf komme Ihnen so leichte Waare wie eine Zeitung zu übersenden, aber ich wage noch mehr; Sie sogar zur Mitarbeit daran aufzufordern. Eine der verschiednen Ansichten, nach denen ich dies Unternehmen treibe, ist auf die mannigfaltigen sogenannten Curiositäten gerichtet, die besonders in älteren Werken zerstreut sind, es sind dies meist so merkwürdige kühne Abschweifungen eigenthümlicher Fantasie und Geschichte, daß ich oft dankbar mich erinnere, wie Sie in Ihren Vorlesungen die Aufmerksamkeit auf manchen Fund der Art gerichtet haben, besonders in Reisebeschreibungen alter Zeit. Ich kenne den Reichthum Ihrer Sammlungen auch in dieser Hinsicht und würde dankbar mich jedes Beytrags der Art erfreuen. Ich empfehle mich Ihnen und den Ihren Hochachtungsvoll Ludwig Achim von Arnim bey H. Buchhändler Mohr und Zimmer
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An Johann Friedrich Blumenbach in Göttingen Heidelberg, 20. April 1808, Mittwoch
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An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 20. April 1808, Mittwoch
Ich höre nichts von der Taufe meines Pathchens. Ist sie aufgeschoben? – Heute bitt ich Dich zu Gevatter bey meinem Einsiedlerkinde ungeachtet ich weiß, daß Du Dich nicht gern durch kleinere Nebenarbeiten von Deinen grösseren literarischen Planen zerstreuen läst. – Aber sieh, ich möchte mich an den hiesigen Juristen rächen, die in meiner unschuldigen Zeitung den Sturz der hiesigen Universität voraussahen, sie gehen mit ihr (heil der Universität) um, als wär sie von ihnen schwanger, da doch jedermann ihre vergeblichen Anstrengungen kennt. Schon hab ich von Gr. Benzel Sternau, vor dem sie alle im Staube kriechen, die Versicherung der Mitarbeit, er hat nur jezt viel zu thun; schick mir doch bald so etwas Lustiges aus der juristischen Gelehrten∧geschichte, aus dem Leben der Mamsell Cujace z. B. oder was Du dem Uneingeweihten erfreulich denkst, oder auch ein ernstes Wort 356
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über Gesetzgebung. – Hier sind grosse Spaltungen. Kreutzer will aus Aerger über die Juristen von den Jahrbüchern abgehen. Dein Bruder und Gevattersmann Achim Arnim Ist in Deinem Briefwechsel mit Winkelmann, den ich Dir aus Göttingen schickte, einiges Merkwürdige über sein Leben? N. S. Ich wollte eben meinen Brief siegeln, als ich die Taufanzeige und die Trauerrede von Grim erhielt, ich dank Dir daß ich nun wirklich Dein Gevatter bin, es freut mich, daß sich Clemens bald erholen wird unter uns, es ist und wird hier täglich schöner, komm doch mit hieher, die Mandelbäume blühen. – Göthes Recension finde ich nicht kühl, sondern sehr ernst und tiefsinnig – bey Dürers übrigem Reichthum muß doch in seinen Bildern eine gewisse Freyheit fehlen, so daß uns Raphael der gleichzeitige wie aus einer andern Zeit erscheint. – Hast Du keine Aufträge an Zimmer über Dein neues Werk? An H. B. von Savigny Abzugeben bey H. Franz Brentano in der Sandgasse im goldnen Kopfe
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Von Carl Friedrich von Redtel nach Heidelberg Giebichenstein, 20. April 1808, Mittwoch
Giebichenstein d. 20. April 8. Zu dem Wunder, daß ich Dir nach so langer Zeit endlich schreibe, füge ich auch das, dir meine vorgestern hier vollzogne Hochzeit feierlich zu melden, nicht unter Verbittung der Gratulation; denn ich wünsche recht sehr einmal etwas von Dir zu vernehmen u ein leichten einen recht tüchtigen Glückwunsch nach so langem Gespötte. – Dazu kannst Du noch die Neuigkeit von mir vernehmen, daß gestern, um die vorgestern entstandne Brautpaar-Lücke auszufüllen, die Verlobung zwischen Riecke u Ca v Raumer declarirt worden ist. Dem Hochzeit357
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tage ging ein Geburtstag voran u so ist eine FestReihe sonder Gleichen entstanden, die wie du wohl erwarten kannst, zum Schreiben weniger Stoff als zum GeÇÇxxxÈÈ giebt. Um ehrlich zu sprechen, so gesteÇÇhe xxxÈÈ der Freyerey doch wird gewonnen ÇÇxxxÈÈ Sache, daß ein Geschenk, das Louise an uns gemacht, mich zum Schreiben gebracht hat in dieser unschreiberischen Zeit. Louise hat nehmlich die 24 Guitarren Lieder die sie dir gegeben, um sie gelegentlich zum Verlage anzubringen, an Lene geschenkt u bittet dich, diese Lieder so bald als nur möglich an mich in Berlin zu senden. Thue dies ja recht bald, denn es sind dies Lieder, die Lene gerade am liebsten singt. Addressire sie an mich zu Berlin auf der Itzigschen Meyerey vor dem schlesischen Thore u wiße mich daselbst in einer hübschen ländl. Wohnung u eine recht intressante kleine Wirthschaft betreibend. Dein Redtel Das Schulz mit Pistor u Mendelssohn eine ÇÇxxxÈÈ Flintglaßfabrik zu Wusterhausen zu unterÇÇnehmen geÈÈdenkt, weißt du. ÇÇxxxÈÈ bittet bald, recht bald zu schreiben.
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Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 21.–23. April 1808, Donnerstag-Sonnabend
Geschrieben Berl* d* 21tn Aprill 1808 abgegangen d* 23t Aprill und ich bin noch in der in briefe erwehnten beßerung. Lieber Louis Ich lebe, und bin den Todt dieses mahl noch, durch den gutten Heim entrißen worden; bin jetzt Gott lob in zunehmender Beßerung. Eße, schlaffe, fahre wieder spatzieren; wie lange – und wie lange ich für ein Dacapo gesichert bin, ist nur Gott bekandt, ich erwarte alles mit ruhigen Gemüth, einmahl muß die Stunde der Scheidung eintreten: die Zunge und folgl* die Sprache ist noch immer nicht in Ordnung; das Gedächtniß schwach – desgl* die Füße, dieses ist alles waß mir noch abgehet, und ich muß mich recht zusammenehmen um dieses in zusammenhang zu schreiben – offte inne halten, die Gedancken wieder zu samlen. 358
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Diese von dir, im Briefe an mir verlangte eigenhändige Nachricht hätte ich dir gewis schon mit voriger Post, zu deiner Beruhigung gegeben, hätte dein unartiger Bruder, nicht mir deinen Brieff erst d* 19tn gegeben da die Post schon fort war als tages vorher die gutte Köppen schon mir deinen Brief mitgetheilet hatte, auch beantwortet hatte; ich dancke Dir indes Lieber Louis für deine liebevolle Theilnahme für deine kindliche Liebe – für deinen danckbahren Äußerungen über das waß ich, Gott weiß, so gewis so gerne aus wahrer Liebe für die Kinder Eurer gutten, so gutten Mutter that, dehren alle Plähne, alles Trachten dahin gingen, aus Euch beide gutte Menschen zu bilden; O’ möchte der tägl* Wunsch dieser in Gott ruhenden, lieben, aller Liebe werthen Tochter erfüllet werden, bleibe gutt Lieber Louis! möge dich nie der Strohm der jetzt so verderbten Welt auch mit fort reißen, ich kan nichts thun – nichts mehr abwenden – jetzt muß es bloß Euer Werck sein; ich bin dazu jetzt zu alt, Ihr aber liebe Kinder meiner gutten Tochter; in den reiffen mänlichen Alter – habt dazu den Verstand von Gott erhalten, um prüfen zu können waß zu euren Seelen Heil und zeitlichen Glücke diehnen könne: Gott laße Euch alles Gutte das ihr jetzt genießet – daß waß Euch noch erwartet, wenn Gott und die Fran–– es mir laßen; Gott unseres Elend ist kein Ende. im Seegen und mit Vernunfft bis in das späteste Alter, mit ruhigen Gewißen Eurer gutten Handlungen Bewust, genießen Amen. Leicht möglich; ist dieses mein letzter Brief in dießer Arth an dir, möge er nicht ohne Würckung bei dir bleiben, möge er mit auf Deinen Bruder würcken Amen. Stehe ihn mit wahren Bruderlichen Rath bei, so viehl NB du bei ihn zu würcken vermagst, und rette wo du kanst, ich vermag nichts mehr – liebt Euch stets Brüderlich und lebt einträchtig; nicht NB nach der Arth der Arnims – Errinert Euch zuweilen meiner, jetzt und immer eurer treuesten Freundin. Vielleicht sehen wier uns noch, – vielleicht nicht – wenn du komen kanst – wie du wilst, wie du kanst – ich werde suchen mögl* zu machen das Euch zugetheilte rückständige jahrgeld von vorigen Jahr nach zu zahlen, allein dein Bruder soll es nicht wißen, bis ich Euch beide zugleich auszahlen kann, nehmlich das du das Deinige verlangest, worüber du mir Nachricht geben wirst Ob? Wo? und wie? und dieses aus Gründen, denn – ich habe mich schon viehl verbürget, es mögte wohl nützlich sein daß du dich mit um die Gütter Einnahme 359
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bekümertest, vielleicht brächte es dir noch mehr Vortheil, als deine dortige Beschäfftigung; überlege es – Man kan auch in Berlin economisch leben wenn man nicht Komedienlogen hält, – Mädchen ich halte dafür, es sei beßer man träffe ein vernünftige Heirath, als H. –– das letztere ist kostspiehliger als das Erste wenn eine vernünftige Wahl getroffen wird. – die feine Taffeln suchet – auch hier kan man arbeiten – etc. Dieser Brief ist mir sehr sauer geworden, O! erlösete uns Gott nur einmahl nach 18 Monathe von den Bösen Frieden lasten und quahlen; mir in Zernickow und hier im Hause; ich mag wohl mein liebes Zernicko nie wiedersehen, dies ist mir ein kränckender Gedancke, die Frantzosen dort wirthschafften zu laßen müßen O! Gott hilff ich küße dich lieber Louis mütterlich hertzlich v Labes. 2v
Çquer auf der unteren Hälfte:È Die gutte Dischern hatt mir viehle Empfehlungen an dir aufgetragen, sie hatt sich während der 18 jammer Monathen und dieser Kranckheit daneben recht Kreutz braf gehalten Gott erhalte sie mir nur gesund, ihr Verlust währe mir unersetzlich. Die gutte Köppen und meine wenige alte Freunde besuchen mich fleißig, die junge Fr. v Block wohnet als vertrieben jetzt hier, sie gereichet mir sehr zur Aufmunterung, und grüßet dich viehl mahl, es ist doch ein liebes Weib, sie hatt ein Kleines quartier hier gemiethet, Speiset bei der Schwieger Mutter oder mir, mit ihre beide kleine Mädchens
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 22. April 1808, Freitag
den 22 ten Aprill Einmal trägst Du das Geißlein spazieren ein andermal verweilst du bei einem SchaafBock und vertreibst Dir so die Zeit, die Dir doch so schnell vergeht; bald wirst Du aber einen andern Gesellen zur Unterhaltung haben, Clemens, der endlich seine Bürde bei Pfarrer Mannel abgelegt wird am Sonn oder Montag hier durch kommen, um mit der Diligense nach Heidelberg zu gehen, ich mag dir nicht alle andre Neuigkeiten die bei dieser Gelegenheit vorfielen, erzehlen, Du wirst sie von Clemens deutlich genug hören; Du willst von Meßrariteten 360
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erzehlt haben; zum Glück hab ich gestern alle Merckwürdigkeiten gesehen 1stens 4 junge Hirsche die Kanonen und Pistolen mit dem Mund losschießen, die auf Befehl den Vorderlauf biegen, und so 4tel Stunden lang stehen bleiben pp; 2tens 4 Zwerge; 2 Manlein, und 2 Weiblein, die ihre Haußhaltung mit einander treiben, und eine Riesin zur Aufseherin haben. 3tens eine Bande Springer, die sehr Starck ist, wobei ein kleines Mädgen, nicht grösser wie Franziska, das jüngste Kind von Tonie, von einem Mann bei den Füsen gehalten, bald wie ein Meerweibgen daß Schwimt, den Leib hervorstreckt, dann wieder mit seinen Ärmchen in der Luft herum flattert wie ein Vogel; 4tens das so genante Unglückskind, ein Wilder ich weiß nicht woher, welcher Steine frißt, und lebendige Tauben, und viele Narben am Leib hat, von wilden Kazen und andern Thieren, die er gefangen, und lebendig gefressen hat; 5tens eine Dame welche auf glühenden Eisen spazieren geht 6tens ein schöner Loewe, ein weiser Bär, ein Tieger, viele WaldTeufelgen pp: dieß alles hab ich gestern Abend gesehen, hätte das Unglückskind gern mit den Wilden Thieren, deren Melancholisches Ansehen und Geheul ich wohl verstand, gar gern wieder in ihr Vaterland geschickt, und den 4 Hirschlein die Freiheit geschenckt. hab heut Nacht von Dir geträumt, daß ich dich hätte an einem Wald auf einem Sandweg liegen sehen, dein Angesicht war verdeckt mit langen Locken, die von deinem Scheidel herunter hingen, ich wolte sie dir aus dem Gesicht streichen, da war es lauter schöne weiße Wolle; und hattest auch einen weisen Bart, und nach einer kleinen Zerstreuung im Traum, warst Du es nicht mehr, sondern ein gar schöner Schaafbock, da ist nun dein Brief Schuld daß stadt Dir; mir solche Thiere erscheinen. Da ich dir eben weiter schreiben wollte, emfand ich große Lust einmal alle deine Briefe wieder Durchzusehen, ich habe sie in 3 Paquete eingetheilt, das erste während deinen Streifereien, das 2te von Königsberg und 3te, seitdem wir uns Du nennen, es würde sonderbar seyn, wenn Der Mensch alle Eindrücke die er mit andern Durchlebt, als eichne Geschichte behielt ich glaube, er würde am End daran ersticken, so wie ich die Anfänge Dieser Briefe Durchging, drängte sich Bild an Bild, und ich fühlte daß sich im Herzen alles Drängte um Plaz zu machen, einmal schreibst Du mir vom ersten Gewitter, das kam, der Wind kam weit übers Feld her und hob den Staub, und den Donner hörte man nur ganz ferne, bei nah unhörbar, Du sangst und pfifst dabei, es war in Kars∧Dorf, d. 11. May 1806 dann beschreibst Du 361
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mir deinen Garten, voll tausend Blumen und Bäumen, schleichst den Falken nach, siest sie auf fliegen; dann las ich wieder manches aus hartem Winter geschrieben, und endlich von unwegsamen Gegenden, fürs Herz die es ermüdeten bei jedem Schritt, und immer war es dasselbe Leben wieder, daß überall sich durchzwang, mit seiner Kraft, hier und da breit und Muthwillig genoß, niemals die vergaß, die dir immer nachsah, wo Du wandeltest. Mein theurer lieber Freund Deine Lebensbahn von 3 Jahren hab ich offen vor mir liegen, wie vor Gott das Junge grüne Feld liegt, so dein jugendliches Leben, vor ihm in diesen Briefen; ich kann mich deiner nicht mehr entwöhnen, Du must nun so immer fortwachsen in Deinem Zutrauen, oft überfällt mich eine Art Furcht wenn ich z: B: die Briefe von Müller lese, die auf die Ewigkeit seiner Freundschaft geschrieben sind, und die doch endlich erblaßte bis sie ganz verschwand; Gestern waren wir auf dem Rödelheimer Land∧Hauß, zu Fuß, wir kochten uns drauß ein Mittagessen, ich holte mit der Schwester, von Schlossers, Wasser am Bronnen kaufte Brod kehrte Die Küche; nach der sehr frugalen Mahlzeit, machten wir, ein jeder für sich einen Spaziergang fanden uns endlich alle an der Nida wieder zusammen, die durch den Garten fließt, wir waren alle sehr vergnügt, sezten uns am Ufer nieder, und ein jeder sang da ein Lied für sich, in das Gebrauße des Flusses der grade hier einen starcken Wehr hat die Gänse und Enten tumelten sich im Schaum und in der Sonne, unsere verschiedne Musick, die ganz in den Lärm des Flusses eingewiegt war, schien vom jenseitigen Ufer zu kommen, es lautete, als wenn ein fremd Volke angezogen käm das eine sehr melodische Sprache habe, ich habe mir aus dem Garten einen Carolinianischen Wachholder Zweig, einen Weihmuth, und einen Lebensbaum∧zweig mit gebracht, und hab sie in das Wasser vor die Büste seiner Excelenz gestellt; aufs Dach bin ich auch gestiegen, hab alle Berg und Thäler wieder übersehen, hätte aber leicht sehr unglücklich sein können den die Schifer waren Naß vom Regen, und so Glatt daß ich zweimal fiel ich ging nach her allein mit Savigny und Prof: Arnold, der seit ein paar Tagen hier ist nach Hauß, die andern fuhren, weil es regnete das Gewölck senkte sich almählig auf die Berge und über die Wälder hin, so, daß wir wie in einer Kapsel eingeschlossen waren, es erhob ein so starker Wind daß er mich oft seit∧wärts trieb, die Lerchen liesen sich von ihm in den Lüften um her jagen, und sangen dabei hell ihr Lied, endlich drang die Sonne nach einem milden Regen wieder Durch und wir 362
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traten Durch einen Regen Bogen in das Frankfurter Gebiet, bei solchen Witterungen die Durchaus gemüthlich und angenehm sind denckt Der Mensch gewöhnlich nicht viel, sondern ist eher wie ein junges Vieh, welches lange im Stall war, er springt hier und dort hin, schlenkert mit der Gerte in der Luft herum tritt in die Wasserpfüzen zum Zeit vertreib pp: ich habe zwei schöne Erdrauch auf diesem Weg gefunden, einen weisen und einen rothen die eben von dem warmen Regen, ihre Kelche zum ersten mal eröfneten, und den feinsten Duft aushauchten, diese Blume hat einen sehr lieben Nahmen, ihr Grün ist so zart, daß es mehr einem Dunst gleicht der über der Erde schwebt, und die Blume steigt dran hinauf wie eine kleine Wolke also daß sie mit Recht Erdrauch heißet. Das Stück aus dem Helden Buch von Grim in dem lezten Einsiedler, ist wunderschön; Malespini hat der Gunda am besten gefallen, von allem was bisher vorkam; deine liebe LiebesLieder hab ich denn freilich immer sehr lieb, ich bau mir immer eine Geschichte dazu, wie die Gedanken endlich im Reim reif bei dir wurden. – es streckt dehnt und schüttelt sich hier alles, um aus der Winter∧höle nach dem Rheingau zu wandern nach der Messe werden wir wohl alle ausziehen, Savigny weiß noch nicht ob er aufs Trages geht oder mit uns, und ich weiß nicht wann und wo ich dich wieder sehen werde, aber ich dencke, daß wenn Du einen Wohlgefallen daran haben wirst, so wird es geschehen. Adieu mein Gut! schließ mich in Dein Herz. Bettine A Monsieur le Baron d’Arnim chez Zimmermann Heidelberg.
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*749. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, etwa 23. April 1808, Sonnabend Von Johann Friedrich Reichardt, 5. Mai 1808: Nun hab’ ich denn doch wenigstens ein eigenhändiges Lebenszeichen von Ihnen Ç...È Nur das kein Wort von Herkommen in dem Blatte steht ist mir fatal. Ç...È Haben Sie Dank für die gütige Besorgung meiner Anzeige (Nr. 771,5–40).
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An Wilhelm Grimm in Kassel Heidelberg, 23. April 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 23 April Lieber Mitarbeiter, ich danke für alle gute Nachrichten, aber die beste fehlt mir, nämlich das Blat, welches Sie den Uebersetzungen aus dem Dänischen beygefügt hätten, sonst wäre es bei dem Aufsatze von Görres zugleich erschienen, wahrscheinlich hat es Clemens zurück behalten, weil diese Uebersetzungen erst für das Wunderhorn bestimmt waren, wo alle Erörterungen der Art erst wie heimliche Mienen gegen Recensenten aufgespart und verdeckt sind. Eine der Uebersetzungen, die einer Erzählung im Heldenbuche entspricht, finden Sie im sechsten Stücke, die andern werden mit der Fortsetzung von Görres folgen, dem ich sie nach Ihrer Erlaubniß gezeigt habe; die Wilking saga hat er schon benutzt, er spricht davon im zweyten Abschnitte, den er gleich geschrieben hatte, den ich aber der Abwechselung zu gefallen nicht gleich eingerückt habe. Den Fischer konnte er nicht bekommen. er wird drüber im dritten Abschnitte reden. Daß er jene in der Edda die erste Erwähnung des Siegfried nennt bezieht sich auf historische Erwähnung, sonst wird er künftig beweisen daß alles dahin aus Deutschland gekommen, wie alt das Gedicht d. p. exped: beruht doch nur auf Muthmassungen, die aber sehr wahrscheinlich seyn können. Es wird mir sehr erfreulich seyn Nachträge zu dieser Abhandlung, Berichtigungen u. s. w zu erhalten insbesondre auch um dem Hagen den verfluchten Spas zu verderben, die Leser eines guten Gedichts mit dreissig Bogen Anmerkungen zutode zu ärgern. Ist Clemens noch in Cassel so grüssen Sie ihn herzlich, bis jezt habe ich keine Nachricht vonhause, ich seh ihn also wahrscheinlich hier. – Ich bin sehr in Ihrer Schuld und besonders Ihres Bruders für manche Arbeit, die er meinem Verleger mit allem Rechte anrechnen muß, ich habe wieder∧holt an Clemens geschrieben die Schuld zu bestimmen, vielleicht bringt er mündliche Nachricht. Leben Sie alle recht wohl. Achim Arnim.
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Ew Hochwohlgeboren konnte ich mich bey meiner Abreise von Kassel nicht empfehlen, ich hatte nicht das Glück Sie zu Hause zu treffen, ich hätte Ihnen sonst ein Unternehmen zugleich empfohlen, das mich hier festhält, und damals schon mit besondrer Liebhaberey eines unausgeführten Plans in mir lebte. Ich wollte die heutige Gewohnheit des Publikums seine ganze Weisheit aus Zeitungen zu schöpfen, dazu nutzen manche bedeutende Untersuchung bey ihm einzukonterbandiren unter andern auch über das Historische älterer Poesie und die Bekanntschaft mit dieser überhaupt. Sie werden auch von Jean Paul einige ernste Worte an seine Zeit finden; wie hocherfreulich würde es mir und meinen Lesern seyn von Ihrem Geiste in die Zeit und in die Vergangenheit tiefer eingeführt zu werden, Ihre Beyträge würden meinem Unternehmen Zierde und daurenden Werth geben. Sie stehen zum Glücke für deutsche Wissenschaft und Kunst an der Spitze berühmter Universitäten, Deutschland muß endlich einsehen gegen alles Lermen der leeren politischen Schreyer, daß diese Universitäten seine einzige gute Seite unter allen öffentlichen Einrichtungen waren, wieviel könnte zur Erhaltung und Förderung der Universitäten ein Wort von Ihnen wirken. Heidelberg Hochachtungsvoll ergeben d. 23. April Ludwig Achim von Arnim. 1808. bey H. Buchhändler Zimmer
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 24. April 1808, Sonntag
Heidelberg d* 24 April 1808 Wie kannst Du in einem so lieben Briefe auf Müllers Freundschaftsgeschichten kommen? Je grösser der Mensch ist der fällt um so schreckliger oder lächerlicher ist der Fall, nachdem ich nun in mir ordentlich groß gethan hatte mit der traulichen festen Freundschaft, die Du mir zeigst, kommt mir das fatale Saufell (, der Müller) zwischen die Beine, das vor der Thüre der Freundschaft liegt, damit sich 365
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jeder die Stiefel daran putzt. Ist es Dir denn nicht an dem ganzen gezierten, reflectirenden alles verschönerndem Wesen in den Briefen Müllers klar geworden, daß seine sogenannte Freundschaft nicht anders war als ein Bedürfniß seiner moralischen Weichlichkeit, Augenblicke wo er seine versteckte Neigungen frey gehen ließ und sich von dem guten Ernste seiner Studien erholen konnte. Das Studierende in den Briefen ist wie überhaupt in Müllers ganzem Leben das Einzige was werth hat. Diese Erwähnung des Müllers brachte mich auf den Gedanken, daß Deine Beschreibung von der Messe ein Scherz sey, aber einige Putz∧macherinnen aus Schwaben mit denen ich gestern zu speisen hatte, bestätigten alle die Wunder. Da bin ich nun sehr arm Dir etwas gegen zu setzen, es sey denn eine merkwürdige Geisterhistorie die sich eine Stunde von hier ereignete. Der Pfarrer Wundt starb während eines Streits mit seiner Gemeine, sein Nachbar hält ihm die Leichenrede und zeigt ihnen das Fortleben des Verstorbenen durch Lehre und Beyspiel unter ihnen, in der Begeisterung ruft er: Sein Geist lebt unter euch: – Bey diesen Worten wendet sich in der Bibel des Verstorbenen, die aufgeschlagen über dem Redner auf der Kanzel lag, ein Blat langsam um, die Gemeine eilt hinauf, sie lesen oben an die Worte Hesekiels 38,13: »Und habt euch wider mich gerühmet und heftig wider mich geredt, das habe ich gehöret.« – Das war sehr wahr und alle waren getroffen und erschrocken, so selten geschehen manchen Menschen Wunder und um Geister zu sehen müssen sie erschreckt werden. – In dem beyliegenden Blatte wirst Du ein Stücklein Deines Geistes vorblicken sehen, sag mir ob Du zufrieden bist wie ich es zusammen gebaut habe, Du kriegst noch wunderliche Gesellschaft in der Fortsetzung dieses Aufsatzes. Wenn ich die wunderbaren Hiazinthen rieche, die hier blühen, so möchte ich sie Dir eigentlich lieber schicken, als das bedruckte Papier doch für Blumen muß der Doktor sorgen. Was macht der Marder? Alle Bekannte grüß herzlich, Dich aber allein grüß ich herzlich Achim Arnim An N o 20 Fräulein Bettine Brentano Abzugeben in zu der Sandgasse bey H. Franz Brentano Francfurt a/M 366
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. April 1808, Montag
Es mag so seyn, wie Du sagst, daß Müller ein S.fell ist, solche Anstöße an fremde Geschichten, in meinen Gedanken, hab ich oft, ohne sie legitimiren zu können, so kann ich auch selten wenn ich etwas Gutes erkenne das Böse welches nicht bekräftiget und öffentlich ist, vom Guten Abscheiden, indessen war es nur ein durchfallender Gedanke in meinem Brief, so wie in den Melodien die durchfallenden Noten sind, und es wundert mich wie Du ihn mit einem so tüchtigen Accord belästigen kontest, da doch keiner hingehört, und die ganze Melodie meines Briefes, durch diese Unrichtigkeit deiner Beziefrung aus dem Schwung kömmt. ich habe so eben gemerckt daß nichts leichter als dieß geschieht, indem ich eine Begleitung zu einer Melodie aufschrieb, wodurch sie ganz aus dem Gleichgewicht kömmt, worüber ich mich denn nicht wenig aergere; Gestern wurde hier die Oper Medea von Cherubini gegeben, welche nur in 3 Wochen Zeit, einstudiert wurde, sie ist eine der schwersten Musiken, besonders für den Gesang, du glaubst nicht, was das noch uneingeengte Genie und die Wahrheit, dieser Musick für Wunder that, den sie ging besser, als alle seit langer Zeit einstudierte, auch glaube ich nicht daß sie in der Zukunft so gut wird gegeben werden, ich war voll Enthusiasm, während der ganzen Musick, ich muste in die Chöre jauchzen alles ging so geschwind so bedeutsam als wär die Geschichte in diesem Augenblick geschehen, und als hätte der Schmerz und die Gewalt, die im ganzen liegt, all diese Melodien in demselben Augen blick gebohren, siehst Du was ich da oft Lust hab, auch heraus zu treten und mein Gefühl, das in höchster Fülle, durch die Musick erregt wird, auch in lautem Gesang mit zu theilen, und weil ich nicht kann, so geht dieß Herzklopfen in Thränen über, und ich kann Minuten lang eine Art von innerlicher Wuth darüber haben. Läßest du meinen Brief nicht, so mögt ich jezt in tausend Schmeicheleien und Liebkosungen, mich ergießen, denn ich hab dich über alle Maasen lieb und kann nicht genug in dich hinein dencken und mich an dich halten, mit Worten, und allem freundlichen Thun, aber du antwortest mir nie auf mein liebendes Benehmen, das beschämt mich, und benimt mir zum theil eine Art Zutrauen ich schweich also still! hörst Du’s und sag Dir nicht, daß ich oft um alles in der Welt, einen Moment, dir ins Gesicht sehen mögte, oder vor dem Schlafen 367
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gehen dich an mein Herz drücken, und dir Gute Nacht wünschen daß wenn wir zusammen spazieren gehen, ich oft voraus laufe, um in Gedanken an deiner Seite zu gehn. ich erzehl dir besser ein Märgen: Es war einmal ein König, der hatte ein herrliches Land, und seine Burg stand auf einem hohen Berg, von wo aus er weit sehen konnte, hinter der Burg waren schöne Gärten zu seiner Lust erbaut die waren mit herrlichen Flüssen umgeben, und mit dichten Wäldern die ganz mit wilden Thieren erfüllt waren, Loewen Tiger hatten ihre Wohnung da wilde Kazen saßen auf den Bäumen, Füchse und Wölfe sprangen im Dickicht umher Weise Baeren, und auch mit Goldnen Fell schwamen oft paar weiß über die Flüße und kamen in des Königs Garten, auf dem Gipfel der Bäume nisteten die StoßAdler Geier und Falken, es waren diese Wälder ein wahres Reich der Thiere welches des Konigs seins begränzte, und war als ihr Eichenthum angesehen. Der König aber nahm ein Weib um ihrer Schönheit willen, und daß er Kinder bekomme da sie mit dem Seegen ging da freute sich das Volk, daß sie sollten einen Thron erben haben, und sie ehrten das Weib darum sehr hoch, die Zeit des Gebährens verstrich aber, ohne daß sie eines Kindes genesen wäre, da ward der König traurich weil er glaubte sein Gemahl sey kranck und müßte bald sterben, aber sie nahm Speiß und Tranck zu sich wie ein gesundes Weib, aber sie ging 7ben Jahr eines hohen Leibs, der König aergerte sich an ihrer Misgestaldt, und glaubte daß sie sich an Gott versündigt habe weil er sie so hart strafe er ließ ihre Kammer von der seinigen Trennen, und sie mußte in der hintern Seite der Burg wohnen, hier truch sie langsam und traurig, ihre schwehre Bürde durch die einsamen Gärten, und sah die wilden Thiere aus dem Wald an das jenseitige Ufer des Flusses kommen, um sich zu tränken, wenn es dann um die Frühlings Zeit war, und es kamen die alten Leuen oder Tieger mit ihren Jungen und tränkten, da wünschte sie oft, in schwehrer Verzweiflung, auch ein reißendes Thier zu seyn im Walde ihre Nahrung mit wütigem Kampf Kampf dem Leben zu entreißen, wenn sie nur ihre Kindlein mogt ernähren, aber so, sprach sie, muß ich mit schwehrem Tritt und schwehrem Jammer hier durch die Gärten wandlen, ich seh euch jährlich eurer Frucht genesen, und wie ihr eure Jungen in eurer wilden, unwürschen Natur erzieht, aber ich die Fürsten Tochter, die Konigin, soll keinen meines edlen Stammes erziehen, soll unglücklich seyn, und vor dem Könige meinem Gemahl verhaßt; 368
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als sie eins mals, auf einem einsamen Ort, unter einer Palme saß, fühlte sie schmerzen, und sie gebahr einen Sohn, der gleichsam die Kräfte eines 7ben jährigen Knaben zu haben schien, denn während er zur Welt kam, hatte sich eine wilde Baerin über den Fluß gewagt, und als er kaum frei war jagte er dießer nach er kriegte sie beim Fell das Thier schwamm zurück und truch ihn mit sich in Wald; da schrie die Konigin mit gewaltiger Mutterstimme: mein Sohn! mein einzig gebohrner, ist in dem Wald, und wird von den wilden Thieren gefressen; die Wachen des Königs kamen herbei, und stürzten durch die Flüsse nach den Wäldern, mit Streitkolben mit Pfeil und Bogen und wollten ihres Herrn Sohn wieder haben aber da die Thiere merkten, daß man mit Gewallt in ihr Gebiet einfalle, kamen sie aus den Wäldern an das Ufer um sich zu wehren, die Baeren sezten sich aufrecht und streckten ihre Tazen aus die Leuen fletschten ihre Zähne und wedelten mit den Schweifen, die Tieger liefen auf und ab am Ufer mit feurichen Blicken, die Wölfe heulten, die Elefanten wühlten die Erde auf und stürzten Felsen ins Wasser, die Vögel flochen aus ihren Nestern, machten die Luft schwehr und hielten ein gräuliches Geschrei, also daß keiner der kühnen Ritter es wagte ans Ufer zu steigen, sie schwammen also zurück zur verlassnen Königin, weil sie doch glaubten der Konigs sohn sey verlohren, da sie aber zu ihr kamen, fanden sie daß sie im Gebähren war und noch 6 Kindlein zur Welt brachte, um welches eins immer fröhlicher und stärker schien als das andre, man trauerte daher nicht viel um den verlohrnen Sohn, sie wurde mit den 6 Säuglingen, als eine Glohrreiche Mutter, vor den König gebracht der sie mit Ehrenbezeugung und Freuden aufnahm. Adieu die Post geht ab; morgen das Ende, inliegender Brief, wird dich über das belehren was Du vom Noten Druck wissen willst. Bettine ∧ Goethe hat mir gestern wieder geschrieben, als wie der wegen den Juden Ç1r aoR kopfstehend:È Die Zeitung hab ich wegen Mangel an Zeit noch nicht ganz gelesen, ist aber das wo der Einsiedel vorkömt recht schön
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Von Hans von Schlitz nach Heidelberg Mannheim, 25. April 1808, Montag
Manheim, d* 25 Aprill 1808. Entbiethen Euch, wohlbeliebter Herr Neffe, unsern freundlichen Gruss, und zeigen Euch an, wie wir so eben von Paris, zwar gesund, aber ubrigens mit Humor behaftet, hieselbst angekommen. Werden bis morgen Nacht, so Gott will, hier verweilen, indem wir hier einen alten Freund gefunden, welchen wir seit den 3 Maj. 1785, nicht an unserm Lebenswege verspührt hatten. Am 27sten Morgens gedenken wir in der Frühe uns nach Heidelberg zu erheben, und Euere Gliedmaassen, Herr Neffe, nicht mehr langweilig im Bette ausgestreckt zu finden, wenn wir Eueren Söller betreten. Auch sey Ordnung in Euerem Zimmer, dass nicht, wie sonst, ehrwürdige Folianten der Vase mit einem Henkel, als Pied d’estal dienen, und der Frühstücks Zwieback mit dem uberströmenden Inhalte derselben, Schwesterschaft trinke. Uebrigens werdet Ihr zu uns nicht in hochtrabender Poesie reden, und uns gänzlich mit Bocksprüngen in diesen prosaisch kriechenden Zeiten verschonen. Haben endlich manches wichtige in Familien Angelegenheiten mit Euch abzumachen, müssen Euch daher Allein sehen – darnach habt Ihr Euch zu richten. Können auch nur einen Tag in Heidelberg bleiben, indem wir am 27sten Abends nach Frankfurt aufbrechen, sintemalen wir in schweren Aemtern sitzen. Schreibt uns nun hieher wo – ob im Keller oder Schornsteine wir Euch in Heidelberg aufsuchen sollen, und richtet es so ein, dass wir diese Antwort Morgen am 26sten hieselbst gewisslich empfangen. Sind Euch mit Freundschaft beigethan. S. im Pfälzer Hofe. zu Manheim.
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 26. April 1808, Dienstag
Heidelberg d* 26ten April 1808. Gute Nachricht von meiner Großmutter, sie bessert sich! Clemens kommt auch bald! Darf ich da noch streiten, wer recht hat. Du hast einmal gewolt, daß ich Dir zutraulich schreibe, kaum zeige ich Dir offenherzig, welchen Eindruck es auf mich macht, wenn Du mein Leben zu Dir übersiehst und mich zum Schlusse mit Müller zusammenstellst, so ist Dir gleich alle Melodie gestört. Mein Unmuth, daß Du so wenig Aufmerksamkeit auf die Leute verwendest, daß Dir solch eine durchgreifende Lüge wie in Müllers Freundschaftwesen und Unwesen sich nicht ausscheidet, hat doch auch seine Melodie, muß ich denn nicht meinen, wenn Dich gedruckte Briefe so täuschen können, wie viel mehr lebende Menschen und wie einer sich Deinem Tone fügt, wirst Du mit ihm die Freundschaft theilen, die ich nur Würdigen gönnen kann. Hätte ich nun erst allerley Artiges gesagt, was mir doch in dem Augenblick entfernter lag, weil man jede Liebe wie das gute Wetter verleben muß in glücklichem Gefühl oder Arbeit, aber im bösen Wetter Zeit zum notiren des Barometers erhält, so wäre Dir meine Bemerkung über Müller nicht aufgefallen, aber so mit der Thür ins Haus zu fallen, es ist entsetzlich, das beste Kind fressen die wilden Thiere, und die sechs Schreyhälse bleiben übrig. Das Mährchen ist recht artig, hast Du es unverändert so von der Fr Lenhardt, ich meine im Wesentlichen, nicht die Worte? Mir schwebt so eine Geschichte vor. Schick doch auch die Geschichte vom starken Hans, es vermischt sich darin der Christophel und der Siegfried. Im Prometheus habe ich den Anfang der Pandora gelesen – ich wollte es wäre die Fortsetzung der Eugenie. Hat man so einen Geschmack im Munde und es werden noch so gute Weine vorgesetzt, wahrhaftig ich bitte immer noch um ein Glas von dem bewusten. Der junge Göthe ist angekommen, den Vossen in die Hände gefallen, ich begegnete ihm auf der Strasse, er ist hübsch ausgewachsen; ich brachte ihn zum Essen zu Zimmer, er war lebendiger als in des Vaters Hause, nichts scheint aber weniger seine Liebhaberey zu seyn, als was der Vater treibt und was ihn treibt, das zeigt wenigstens, daß er auf eignen Füssen steht und ist mir recht lieb. Im Allgemeinen ist ihm wohl alles zu leicht gemacht worden im Vaterhause, alles ist ihm fertig zu getragen, es wird ihm Zeit kosten ehe 371
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er selbst erwerben lernt. Viel werde ich ihn wohl nicht sehen, die Streitigkeiten nehmen Ueberhand, mein Theologe hat den Tisch bey Zimmer verlassen, wahrscheinlich meinetwegen; ich fühle, daß man nichts ernstlich meinen kann und wollen ohne eine Menge Leute zu verfeinden, die in des Lebens gewöhnlicher Leerheit und Spashaftigkeit sehr verträglich sind. Hab es denn seinen Lauf. Ich fühl mich so leicht von Sorgen, wie ein Mohnkopf von Klappern, der seinen Samen durch eingeschlagene Luftlöcher ausgestreuet hat; ich war in der Zeit bis ich Nachrichten von Hause hatte in einer unangenehmen Bewegung. Herzlich grüst Dich Achim Arnim An N 21 Fräulein Bettine Brentano Abzugeben bey zu H. Franz Brentano in der Sandgasse Frankfurt a/M
*756. An Friedrich Schlegel in Köln Heidelberg, zwischen 26. und 29. April 1808, Dienstag und Freitag Von Friedrich Schlegel, 8. Juni 1808: Die mannigfaltigen Zerstreuungen Ç...È müssen mich bei Ihnen entschuldigen, daß ich die Beweise freundschaftlichen Andenkens, die Sie mir gaben, nicht schon eher beantwortet habe. Es freut mich daß Ihnen das kleine Lied für die EinsiedlerZ. willkommen war. (Nr. 803,3–7.)
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No 1 Da wuchsen die Kindlein, die Königin pflegte ihrer mit großer Gedult, und gab ihnen Nahrung, aber wenn es Abend wurd, daß sie sich zur 372
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Ruhe gelegt hatte, da ging sie hinter die Burg, auf dem Fleck wo sie gesessen, und die Baerin ihr das Kind geholt sie lief am Wasser hin, ob sie ihren Sohn wohl mögt aus den Gebüschen locken, sie bekümmert sich auch im Herzen ganz wenig, um die andern Kinder, denn allein um diesen, und konnte nicht glauben, daß er sey umgekommen, also wie ein Schäfer sich mehr bekümmert um das eine Lamm, welches verlohren, denn um die ganze Herde, und glaubt, das dieses Lamm das beste und einzige war. – Sie fürchtet sich auch nicht mehr vor den wilden Thieren, wenn sie die in der Nacht heulen hört, wenn sich eins in dem Garten verlauft, da lauft sie ihm nach und fragt nach ihrem Kind, die wollen sie aber nicht verstehen, da wird sie ungedultig und verzweifelt, sie droht und bittet, und kriegt die Baeren beim Fell; sagt: »Ihr habt mir meinen Sohn gestohlen« die wollen sich aber nichts drumm kümmern, und thun nach ihrer Art, sie kennen die Frau an ihrem Ansehen, und thun ihr nichts zu leid, wenn sie dann wieder in die Burg kömmt, so wischt sie ihre Thränen ab, und beugt ihr Gesicht auf die Kinder die unruhig seyn, und verbirgt so ihre Thränen, und spricht: meine arme Kinder seyn Unruhig, und frieren, ich muß sie wärmen, und muß sie nähren, das sie wieder ruhig werden; also, daß sie ihre Traurigkeit den ganzen Tag vor den Leuten verbircht, und ihr Gesicht nicht gegen das Tagslicht wendet, denn sie schämt sich daß sie allein mehr Lieb zu dem verlohrnen Sohn spührt, denn zu den andern Doch erzieht sie dieselben mit großer Gedult und Weisheit am Tag; aber am Abend wenn die Kinder schlafen, forscht sie ihrem Sohn nach, da redet sie die großen Raub vögel an, die in den hohen Lüften schweben, herüber und hinüber fliegen, ihren Jungen Speiß zu bringen, da spricht sie oft: O ihr beflügelten Thier wenn ich so wie ihr könnt in der Luft schweben, und in die Gebüsch herunter blicken meinen Sohn suchen o sagt mir doch ob er noch lebet, oder ob ihr ihn Tod gesehen habt; wenn die Vögel nun unverständlich schreien in der Luft, so meinet sie etwas zu verstehn und streicht das Haupthaar zurück um besser zu hören, da glaubte sie oft, die Vögel rufen ihr zu daß er noch lebe, und bald zu ihr komme sie giebt sich müh das Geschrei auszulegen, sie redet auch selbst die Bienlein und summende Käfer an, die über dem Wasser schweben, die schwärmen um sie her, brummen und summen ein jedes nach seiner Art, fliegen dann wieder fort; – O Arme Königin, es wird dir kein wildes unverstandiges Thier, Rath geben, die wissen nicht was Menschenklag ist, denn die Menschen verfolgen sie, und haben ganz keine Gemeinschaft mit ihnen, sie trachten ihnen 373
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nach dem Leben um ihr Fell, oder um ihr Fleisch zu essen, aber nie hat sich ein Mensch an sie gewendt, um Trost bei ihnen zu hohlen; es hat aber manch edel Wild geklagt, um die Freiheit, die ihm der Mensch listig geraubt hat, daß es hat müßen Sclaven dienste thun, daß es doch nicht schuldig war zu thun, und auch keine Natur dazu hat und muß Trocken Heu für seine Dienste fressen da es doch hat können im Wald frisch Laub fressen, und muß um sein Maul lassen einen Zaum binden, und sich mit einer Peitsche regieren lassen, – darum trauen sie auch dem Menschen nicht, und gehen ihm aus dem Weg, wenn sie sich aber nicht zu helfen wissen, dann packen sie oft den Menschen an und zerreißen ihn auf eine gräuliche Art, blos um ihre Freiheit oder ihre Jungen zu erhalten. – Nun wurden aber die Kinder recht groß, und auch zu aller Weisheit gut erzogen, sie hatten sehr einträchtige Gesinnungen und ließen sich in allem auf eine edle Weise an, der König wuste nicht welchem er die Krohn sollt lassen, denn man konnt nicht sagen welcher früher gebohren war, oder daß einer weniger Tauglich sey zum herrschen, ließ er sie in Spielen um den Preiß werben, so kam es oft daß alle den gleichen Preiß gewannen, oder daß ein jeder in einer besondern Art, vorzüglich war, der König konnt auch keinen mehr lieben, denn es war ein jeder schön, und ihr Wesen war zu vergleichen mit dem Hals eines edlen Federspiels, wenn es in der Sonne steht, dreht es sich so, da spiegelt sich die rothe oder grüne Farbe am herrlichsten dreht es sich wieder anders, so strahlt wieder eine andre, oder geht es auf und ab, und bewegt die Flügel, so wechseln die Farben schnell wie der Bliz. ein so schön wie die andre, man weiß nicht welche am schönsten, oder auch waren sie, wie wie der Regen bogen, wo alle Farben schön vereint stehen, und sich über den weiten Himmel spannen daß eine immer aus der andern hervorgeht; Der König aber hatte nicht das Recht sein Land zu theilen, oder ihm mehr denn einen Herrn zu geben, er ließ daher eine Krohne machen, aus lauterem Gold, die die Häupter seiner 6 Kinder umfaste, und er sagte ihnen, so lang euer Sinn so rein bleibt wie dieß Gold, und daß Ihr so einig seid, daß Ihr eure Häupter all mögt in diesen Ring fassen und Euch liebend Küssen so mag ich wohl sagen, mein Leben hat nur einen Herrn, und obwohl viele Leiber, hat es doch nur einen Geist; – da ließ er ein großes Fest bereiten, an welchem das Volk solt die neuen Könige sehen, es versammelten sich alle Edle am Hof, da war unter freiem Himmel ein großer Thron von Gold, darauf saßen die Königs Söhne, und sezte ihnen der König die Krohn auf die Häup374
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ter, die stille einsame Mutter war in vollem Schmuck und Pracht, mit goldnen schleiern und Mäntel angethan und es war ein Jauchzen zu ihr; man nent sie die Glohrreich Mutter, und spielt ihr vor auf allen Instrumenten, eine herrliche Musick zu ihrem Lob, sie aber verbirgt ihr Angesicht hinter den Schleier, und weint bittere Thränen, um ihr verlohrnes Kind; da steigen die Söhne herab von ihren Sizen, fallen auf ihre Knie, und begehren der Mutter seegen, da steht sie auf und ertheilt mit ihrer rechten Hand den Seegen ihren Kindern; die linke hand hält sie aber aufs Herz und gedenkt ihres Sohnes. – Die Wilden Thier hatten das Frohlocken gehört durch das ganze Land, und waren unruhig geworden, sie schwammen über die Flüß zu großen Schaaren; Da brachten die Wachen, die Gräuliche Bothschaft, alles floh in seine Wohnung die Mutter nur wollt nicht weg denn sie hatte keine Furcht Die Söhne wolten ihr Mutter nicht verlassen, da sie auf ihr Flehen nicht weichen wollte, um sie zu beschüzen, Die Schaar der Thiere kam heran und mitten unter ihnen ein schönes Antliz das aufrecht zum Himmel blickt, und schien ein Mensch zu seyn, nur daß er schöner und edler war, er reitet auf der Leuen und Tieger Rücken, er springt anmuthig von einem zum andern. Da das Die Mutter sieht so spricht sie: Es ist mein Sohn, und geht mit muthigem Wesen ihm entgegen sie legt sich an seine Brust, und sie spührt wie einen Felsstein sich von ihrem Herzen wälzen, die Thiere Thiere kennen die Frau, an ihrem Ansehn und thun ihr nichts zu leid, der Jüngling hat aber keine menschliche Sprach er konnte nur seinen willen durch zeichen kund thun, daher nimt er die Krohn und dreht sie 7ben fach um sein Haupt, auch riß er mit seiner Starken Hand, einen Oelbaum aus dem Erdboden, und gab den 6 Brüdern, einem jeden einen Zweig, sich selbst behielt er den Stamm welches heisen soll; Ich bin der Herr! aber Ihr sollt in Frieden mit mir Leben, Und er ward ein König über Thiere und Menschen, im Geist; sonder Sprache, Adieu mein lieber Arnim nicht einmal hab ich mehr Zeit Dir noch eine freundliche Zeile zu schreiben, ich hab Dir das Märgen so hingekrizelt, und wird Dir vielleicht mehr Mühe kosten es zu lesen, als es werth ist. Bettine An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 27. oder 28. April 1808, Mittwoch oder Donnerstag
Nein! ich mag diesen Unmuth ja nicht entbehren er ist mir werth und theuer du hast immer recht wie Du es meinst, aber ich begreif niemals geschwind genug, wie ichs zu verstehn hab, besonders da Die Sachen, die du rügst gewöhnlich nur Durch Zufall bei mir eine so wichtige Stelle einnehmen, denn wie könnte aus meinem Herzen, und mit ernster Überlegung etwas geschrieben seyn, was dich aergert oder kränkt, versprech mir nur daß dich so was nicht zurück halten soll mir doch immer die Wahrheit zu sagen Savignys Kindgen war auf den Tod krank vorgestern, jedoch hat es sich so schnell gebessert, daß es jezt so ist als ob es gar nicht kranck gewesen wäre, indeß mußte es Gunda abgewöhnen und ihm eine Amme geben, hierüber ist sie sehr melancholisch, da muß ich denn viel bei ihr seyn, weil sie behauptet es könne sie kein Mensch beruhigen, als nur ich allein, ich hab aber eine innerliche Freud wenn ich seh daß das arme Kind eine so angenehme Krampflose Nahrung bekömmt und nicht so heftig wird werden wie das kleine Bettingen. Das Kind wird sehr hübsch, und ich glaube, ich habs so lieb, weil Du mir einmal einen Verweis darüber gabst denn ich nehm es selten auf den Arm ohne daran zu denken. Clemens wird jezt bei Dir seyn, als ich ihn wieder sah, ward mirs auf einmal leicht ums Herz, da er noch wie sonst spassen konnte, und recht freundlich und angenehm war. Das Märchen ist von mir, daß es dir etwas Dunkel vor schwebt wird wohl seyn, weil ich dir einmal sprach daß ich ein solches schreiben wolte, die lezte Hälfte schrieb ich grad so in deinen Brief, und ich weiß nicht einmal, ob es so recht an die erste Hälfte paßt, die ich gestern verlohren hatte. Die Geschichte von Hans ohne Bart geht so an Es war eine arme Frau, die hat einen Sohn den konnte sie wegen ihrer Armuth nicht mit Speiß ernähren must ihm also die Brust reichen bis er 7ben Jahr alt war, da sagt sie ihm geh hinaus in den Wald und rüttel einen Baum, wenn Du ihn kanst ausreißen, so must du fort in die Welt, den ich bin arm und kann dir nichts zu essen geben, der Sohn ging in Wald, und wollt einen Baum rütteln, konnt aber nicht, ging daher wieder heim und sagt seiner Mutter: Ich kann den Baum nicht rütteln. Da reicht ihm die Mutter wieder ihr Brust, biß 7ben Jahr um waren und schickt ihn wieder in Wald, und sagt nehm den Baum bei seinen Aesten, und schüttel recht mit Gewalt, wenn du den Baum 376
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kanst aus reißen, so mach dich fort und bring dein Leben durch denn ich bin arm und kann dich nicht ernähren, da geht der Sohn in Wald, wie ihm die Mutter gesagt hat, kommt auch wieder heim und schlept einen großen Ast mit sich, und sagt: Mutter Ich kann den Baum nicht um reißen, aber wohl einen Ast den hab ich abgerissen, Da gibt ihm die Frau wieder zu trincken bis 7ben Jahr um waren, und schickt ihn in Wald, er soll sehen ob er einen baum kann ausreißen, und soll weiter gehen in die Welt sein Brodt verdienen, pack ihn bei der Wurzel und zieh recht kräftig sagt sie ihm, der Sohn thut wie ihm die Mutter gesagt hat, und reißt einen Starken Baum mit seiner Wurzel aus der Erden, da geht er nun weiter und kommt nimmer heim, in demselben Wald war eine Mühl da wars nicht sicher also daß kein Mühlknecht da bleiben wollt, und die blieben, die sind um kommen. Der Hans find die selbige Mühl, darin war eine Witfrau, denn ihr Mann war auch umkommen, zu dieser Frau spricht er, daß er will Mühlknecht bei ihr werden, ohne Lohn, nur für das Essen darüber war die Frau recht froh und sagt ja, aber der Hans will nicht anders, als daß ihm die Frau verspricht, daß keiner von beiden darf dem andern den Dienst aufsagen, und welcher ihn zuerst aufsagt, den darf der andre schlagen so viel er Lust hat, das war die Frau zufrieden denn sie meint, er würd leichtlich fort wollen wenn er die Gespenster merckt, sie kocht ihm auch gleich eine Suppe zu essen, der Hanz schütt aber die Suppe ins Feuer, und sagt er wollt sich selber eine Kochen stelte sich ein groß Butt mit Wasser auf den Herd holte sich alles Brod was da ist, und brockts hinein und da es gar war holt er sich den Fleischarden stadt einem Löffel, und frißts all hinein, der Frau stehn die Haar zu Berg wie sie das sieht, und hat gar angst er würd sie arm fressen, wenn er beim Leben blieb sie schickt ihn daher Abends in die Mühl er solte mahlen und hoffte, die Gespenster würden ihn umbringen als es gegen Mitternacht war, so kommen drei Irwisch in die Mühl und wollen ihn erwürgen da erwischt er eins und wirft es unter den Mühlstein und mahlt ihm die Nas ab und ein Stück vom Bauch, und schickt es wieder heim, als es nun Morgen war da verwundert sich die Müllerin daß er noch lebt, sie schickt, ihn am Abend wieder in die Mühl und meint er soll umkommen Da es aber Mitternacht war und, die Irwisch kammen, da erwischt er zwei und wirft sie unter den Mühlstein mahlt dem einen den Schenkel ab und dem andern den Backen, am Morgen sagt er zur Müllerin: habt Ihr nichts mehr zu thun. ich hab das Korn all gemalen, 377
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die Frau schickt ihn in den Wald weil es Holztag ist er solle Holz hohlen da spannt er die 4 schöne Hengst von der Frau, an den Wagen, und fährt in Wald er war aber der erst im Weg, so daß die andern Bauern musten warten, er gab sich auch kein Müh die Bäum abzuhauen sondern reißt sie mit samt der Wurzel aus der Wagen war aber zu schwehr die Pferd konnten ihn nicht ziehen, er schlug eins nach dem andern tod und warf es auf den Wagen zum Holz, wie er sie all todgeschlagen hatte, ging er hinter den Wagen, und macht einen großen berg da konnten die Bauern nicht durch und konnten kein Holz holen, er zog aber seinen Wagen allein nach Hauß, da ihn die Frau kommen sah mit den 4 todten Hengsten, fürchte sie sich und machte ihr Thor zu, er warf aber den Wagen über die Mauer, mit den Bäumen und den Pferden, und schmiß ihr das Haus ein, da hat die Müllerin Angst, und schickt ihn in eine Höle wo sie wuste daß der Teufel war, er soll ihr da ein Kraut holen; – nun weiß es die Frau Lehnhart nicht weiter sie meint es endigt sich mit einer Schazgräber Geschichte, daß der Teufel ihm viel Geld giebt. und er geht damit zur Frau Müllerin, und entschädigt sie für seine Unarten. mir gefällt am besten daß er die Irwische immer erwischt. Arnold hat mir Sagen aus dem vogesischen Gebürg versprochen, worunter sehr schöne seyn sollen; Leb wohl mein lieber Arnim Bettine An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 29. April 1808, Freitag
Heidelberg d* 29 April 1808. Herzlichen Dank, liebe Bettine, für beyde Mährchen, die Trauer der Königin ist sehr wahr und sehr natürlich, manchen möchte die Idee darin stören, daß sie eine böse Sieben erst in sich getragen, mich nicht, 378
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sie kommt mir vor wie eine Ameisenkönigin, die ihr ganzes Volk geboren. Wunderlich ist es, daß hier gerade auf Veranlassung von Zwillingen, die dem Pr. Fries geboren, eine Menge Historien von vielfachen Geburten erzählt wurden, ließ ich es jezt abdrucken, die Leute würden meinen es ginge auf ihn. Eine dieser Geschichten must Du an Göthe schreiben, der nach Clemens immermehr Judengeschichten von Dir haben will; ein Jude bekommt in einem Kaffehause die Nachricht, daß seine Frau eine Tochter bekommen, er ärgert sich, daß es kein Sohn ist und weist die Magd nach Hause und bleibt da. Die Magd kommt wieder: Noch ein Mädchen, komm er heme! Der Jude wird noch ärgerlicher und bleibt. Die Magd kommt zum dritten mal: Noch ein Mädchen, komm er heme! – Nu Gott bewahre, wenn ich nit heme komm, so werd ich wol gar nit mehr hnein könne. – Von meiner Großmutter hab ich einen eigenhändigen sehr liebevollen Brief, er hat mich sehr gerührt; ein Onkel von mir, eben der, von dessen Gute ich so oft an Dich geschrieben, von Paris kommend, bestellte mich nach Manheim, ich begleitete ihn hier durch bis Weinheim, wäre Clemens nicht in der Zwischenzeit angekommen, ich glaube, daß ich auf einen Tag mit ihm bis Fr: gereist wäre. Ich hing in meiner Kindheit an ihm wie an einem Heiland und wie mich Zuneigung niemals ganz getäuscht, er hat sich in dieser Zeitenverwirrung treflich in öffentlichem Geschäfte gehalten. Ich konnte ihm keinen Brief und keinen Grus an Dich auftragen, weil er sich nicht lange in Frankfurt aufhalten wollte und dort beschäftigt war. – Clemens wohnt bey mir und so bevölkert sich die Einsiedeley mit allerley Nebengästen, er ist noch in frischer Sonntagsstimmung, hat mir versichert, daß kein Mensch die Zeitung lese, weder Du noch Savigny, daß die alte Göthe dafür einen Titel alle Tage producirte, aber die Stücke nicht ausgebe, mir macht das viel Freude, denn wäre der erste Monat gar zu gut gewesen, so meinten die Leute ich wolle sie damit anführen. Er sagt mir viel von Voigts Arbeiten, von Molitors, weist Du etwas von ihnen? Auf Arnolds Mährchen bin ich begierig, wir haben nun mancherley beysammen, auch von Runge. Stoß doch Savigny an, ich weiß so bestimmt, daß er mir von sehr lustigen Briefen der Mamselle Cujare erzählt hat, die er in Paris abgeschrieben. Vom alten Göthe höre ich nichts, ich habe so mancherley von Herzen gesprochen weg gesprochen an ihn, daß er die Lust verloren zu haben scheint drauf zu antworten; ich will ihm doch nächstens wieder schreiben. Der Sohn erinnert mich so lebhaft an ihn und doch so traurig, denn er scheint so unjugendlich stumpf, wie es 379
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eigentlich kein echter Sohn von Göthe seyn sollte; ich schiebe es auf die Mutter, die den Funken in eine blinde Laterne gesteckt hat. In jungen Leuten kann man sich indessen leicht irren, doch hab ich ihn bis jezt von nichts mit Interesse reden hören wie von ein Paar miserablen Schauspielern. Vielleicht war Wilhelm Meister auch so, als er die Mariane liebte? – Liebe Milesierin und Persianerin, Dein Achim Arnim
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An Fräulein Bettine Brentano zu Sandgasse, bey H. Franz Brentano Francfurt a/M
*760. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, vmtl. zwischen Ende April und Ende Mai 1808 An Carl Otto von Arnim, etwa 22. Juni 1808: Daß Dir einiges in meinen Gedichten nicht recht ist, verwundert mich nicht, des Menschen Eigenthümlichkeit spricht sich darin recht eigentlich aus, – das Metrische indessen würde ich sehr leicht recht fertigen, du scheinst mit einem Kreise, besonders älterer Poesieen nicht bekannt zu seyn, es würde dich sonst diese Einwirkung des Accents nicht befremdet haben. (Nr. 804,26–41.)
*761. An Henriette Schubart in Jena Heidelberg, vmtl. Ende April/erstes Drittel Mai 1808 Von Henriette Schubart, vmtl. zweites Drittel Mai 1808: Die Aufforderung, Ihnen einiges von meinen Arbeiten zu senden, hat mich sehr erfreut Ç...È Sie wollen für Einsiedler schreiben? (Nr. 781,2–15.)
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762.K An Carl Friedrich von Redtel in Berlin Heidelberg, vmtl. Ende April/Anfang Mai 1808
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Wie die Kirchen mit ihrem Altare allesamt in der Christenheit nach Morgen gebaut sind und daher meist schief gegen ihre Gemeine in den Häusern liegen, welchen Noth das einzige Gesetz giebt, so streben jezt alle Gedanken der höheren Menschheit nach Indien, während die niedere Menschheit in bitterlicher Angst über die Vorsehung die Augen kaum aufzuschlagen wagt. Was davon öffentlich erscheint in Schriften ist der geringste Theil dieser Gedankenflüge, ich kenne Jünglinge die ihr ganzes Leben dafür gesammelt haben und nichts davon bekannt machen, weil sie selbst unbefriedigt daraus entlaufen möchten um aus den Quellen des Ganges zu trinken. Dich lieber Freund, den ich hier im Sinne habe und begrüsse, von wenigen gekannt, von allen geliebt die dich kennen, dich möchte ich hier öffentlich bey den guten Tagen aufrufen, die wir in schönen Gärten verlebten bey Gesang und Ballspiel auf blauem Gewässer zur Nachtigalleninsel hingetrieben in stillen Tagen des alten Friedens mühelos wie damals, die Früchte deines mühevollen Klettern durch die verwachsensten Bücher, uns in die Hände zu geben, ein Wald wäre schon aus den Kernen erwachsen wenn du gesagt hättest, wo du sie gefunden, aber du schweigst und ich ahnde kaum in welchem Gebirge dein forschender Trit verhallt, wo du Indien noch allein rein aus erster Hand wiederentdeckt hast in kühner Schriftauslegung der Geologie. Es bleibt bey meiner alten Meinung, eine Sünde ruht auch auf den Besten unsrer Zeit, die Unterlassungssünde – und so bin ich gezwungen in allerley alten wunderlichen Büchern selbst nach zu blättern und die Herrscher werden gezwungen seyn kriegerisch in die alte indische Weisheit einzudringen, die ihnen keiner friedlich überliefern will. Wer kann es mir verdenken bey so ernster Aussicht eines ersten allgemeinen Europäischen Krieges, daß ich in meiner Nachforschung gern beym Scherzhaften jener Gegend verweile, wer möchte es nicht mit mir theilen, gehörten nicht die Fastnachtspiele zum Ernst der älteren katolischen Zeit und nur die Leute ohne Religion hielten sie für die Religion gefährlich.
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Frankfurt. Ende April Als Entschuldigung meines langen Stillschweigens auf Ihr freundliches Geschenk, sende ich die Beilage mit. Ich nehme die Einladung unordentliches Mitglied des weitangesiedelten Einsiedlers zu werden mit Neigungen an, und wünsche daß Sie einen recht lebendigen Theil der Welt durch ihn hervorrufen möchten, auf die am Ende unser aller, jedes nach seiner besonderen Weise, Sehnsucht gerichtet ist. Ich sage unordentliches Mitglied. Denn die meisten meiner Arbeiten sind entweder von so festem Zusammenhange daß nicht einmal eine solche Ablösung in Ihnen möglich ist, wie ich Ihnen hier eine schikke; od. endlich gar mit dem besten Bewußtsein, so möglichst isolirt wissenschaftlich, daß sie ein gleich isolirtes Publikum verlangen. Was sich mir aber in mehr zerrissenen Stunden die mich diesen Sommer erwarten, Einzelnes mittheilbares darbieten wird, wünsche ich in dem Grade Ihnen gefällig, daß Sie ihm die Aufnahme nicht versagen mögen. H. von Raumer sende ich in diesen Tagen etwas nach Freiberg in’s Erzgebirge. Da ich übrigens weiß daß der Frühling ihn mobil zu machen pflegt, konnte ich ihn wohl eben so gut in Wien suchen. Mein Brief wird ihn sicher erreichen, und ich behalte mir vor Ihnen alsdann seinen Aufenthalt zu melden. Wenn Sie Heidelberg treu bleiben hoffe ich Sie diesen Sommer dort einige Tage zu sehen, um daß Sie mir gewogen seien Schlosser.
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Von Christian Schlosser nach Heidelberg Frankfurt, Ende April 1808
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. April, 1. oder 2. Mai 1808, Sonnabend, Sonntag oder Montag
Ich schreibe Dir in einem Kranken Zimmer, das kalte Fieber und die Wasserblattern herrschen im Hause, da legt sich einer nach dem andern ins Bett wer weiß wenn die Reih an mich kömmt; Deinen Oncle hab ich gesehen beim Fürsten, er sprach viel von Dir, erzehlte mir daß er Dich von deiner zärtesten Jugend herzlich geliebt 382
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habe; ich kann Dir sagen, es that mir ordentlich wohl, einmal jemand zu sehen der Dich in deiner Jugend gekannt, Du, der immer so allein war, ohne alle Geschwister, und Verwandte, oder diese doch sehr entfernt; Cristian Schlosser hat mir einliegendes gegeben, welches mir eine völlige Nachahmung mehrerer Goethischen Gedichte zu sein scheint, die nicht zum besten gerathen ist z: B: der Anfang scheint ganz aus: Gränzen der Menschheit, wenn der Uralte heilige Vater pp: das Mittelstück gleicht sehr einer Stelle in Iphigenie, wo sie auf Wolken stühlen sizen, und das ende einer Stelle in Euripides, die ich dir nicht zu nennen weiß, dieses gillt für keinen Brief lieber Arnim, Morgen schreib ich erst ernstlich. Bettine Lieb ist mir doch daß Du mit deinem Oncle nicht gekommen bist, sonst wärst Du jezt schon wieder weg ÇÇunÈÈd ich hätte nicht Hoffnung dich so bald wieder zu sÇÇehen.ÈÈ ÇaoR kopfstehend:È auch Friedrich Schlegel hab ich gesehen der hier durchreißt, mir aber gÇÇarÈÈ nicht gefallen.
765.A An Friedrich Jacobs in München Heidelberg, 1. Mai 1808, Sonntag
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Heidelberg d* 1 May 1808. Ich weiß nicht, geehrter Herr Professor, ob Sie von meinem großen Einsiedler Unternehmen schon etwas gehört haben, ich lege Ihnen das letzte Blat zur Probe bey. Ihre Stärke ist nun meine Schwäche, zur Römischen und Griechischen Literatur habe ich nur einen Mitarbeiter P. Kreutzer, der freilich sehr herrlich aber auch deswegen anderweitig sehr mannigfaltig beschäftigt ist, kommen Sie mir zu Hülfe mit einigen Uebersetzungen griechischer Tragiker, es giebt so in jedem Stücke einzelne Fragmente, die in sich selbst gut geschlossen in gewissem Sinne ein Ganzes ausmachen, sie kommen dadurch in die Hände eines Publikums zu dem die ausschließlichen gelehrten Sammlungen wie das Attische Museum selten vordringen, und diese Rücksicht hat mich besonders zu diesem 383
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mühsamen Zeitungsunternehmen bestimmt. Ihre genaue Kenntniß tragischer Literatur verschafft mir vielleicht auch einige merkwürdige ältere Novellen – was mir von Ihnen kommt ist mir willkommen – Mein Hr Verleger honorirt nach Schuldigkeit. – Verzeihen Sie meine Eil. Hochachtungsvoll ergeben Achim v Arnim Clemens Brentano, der bey mir wohnt seit vorgestern, und P. Kreuzer grüssen herzlich. – Clemens wünschte so gerne die Dürerschen Nachstiche zu erhalten, auf welchem Wege ist dies wohl möglich?
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An Johannes Daniel Falk in Weimar Heidelberg, 1. Mai 1808, Sonntag
Brentano, der seit ein Paar Tagen bey mir wohnt, versichert mir, daß Sie wohl geneigt wären, Geehrter, zu meiner frischweg unternommenen Zeitung für Einsiedler, Beyträge zu senden. Das erste Monatsheft ist erschienen, entscheiden Sie erst, ob Ihnen die Gesellschaft gefällt, Sie werden bald sehen, daß das sogenannte classische Alterthum, wovon die andern Journale strotzen eigentlich noch meine schwache Seite ist, könnten Sie mir vielleicht Fragmente dramatischer Bearbeitungen nach den Alten oder eigene kleinere Schauspiele in der Gattung, die Ihr Vorspiel vor dem Weimarer Schauspielhause mit den Masken so reizend angiebt, senden? – Ehrensold entrichtet mein H. Verleger nach Pflicht und Schuldigkeit wie die andern Zeitungen. – Aus eigner Erfahrung wie mancherley bey dem Anfange eines Zeitungsunternehmens zu besorgen, werden Sie meine Eile entschuldigen. Hochachtungsvoll ergeben Heidelberg d* 1 May Achim v Arnim 1808 bey H. Buchhändler Mohr und Z. Des Herrn Legationsrath Falk Wohlgeb* zu Weimar
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Von Johann Georg Geißler nach Heidelberg Gotha, 2. Mai 1808, Montag
Gotha. d. 2. Mai. l808. So hat mich meine Ahndung daß die Ankündigung der Zeitung für Einsiedler aus Ihrer oder Brentano’s Feder geflossen seyn müsse, doch nicht betrogen. Ich wünsche Ihnen viel Glück zu Ihrem Unternehmen das unter so günstigen Auspicien beginnt. Zur Überreichung der für den Herzog bestimmten Blätter habe ich mir gestern eine besondre Audienz ausgebeten. Sie kamen nehmlich erst vor drey Tagen durch die Ettingersche Buchhandlung in meine Hände. Er sagte mir, was ich auch schon wußte, daß er Ihre Zeitung bereits mithielte, und Ihren Dichtergarten mit vielem Vergnügen gelesen habe, machte mir auch Hoffnung zu Beyträgen. Ist Ihnen an letztern etwas gelegen, so muß ich Ihnen rathen die Fortsetzung Ihrer Blätter an seinen GeheimenCabinetssecretair Madelung zu addressieren, den Sie ja auch kennen, u. der täglich um ihn ist, also Ihr Interesse am leichtesten wahrnehmen kann. Ich sehe ihn in der Regel gar nicht, denn ich regiere nicht wie Sie glauben, mit ihm sondern helfe nur selbsieben für ihn regieren. Was ich von meinem Bischen Armuth geben kann, erhalten Sie in den Beylagen. Es ist das Scherflein der Wittwe, oder vielmehr der Nachlaß des erfrornen Bettlers. Ich gebe Ihnen volle Macht und Gewalt damit zu schalten und zu walten, zu beschneiden, zu sengen zu brennen und zu verbrennen, soviel Sie nur wollen. Da ich nichts als Lappalien zu geben habe u. haben werde, so kann ich auch unmöglich meinen Nahmen darzusetzen lassen, der ohnehin, unbekannt wie er ist, zu gar nichts dienen kann, die gutmüthigen Leser müßten ihn denn als angenommen für witzig halten, was unstreitig sehr einfältig seyn würde. Finden Sie eine Chiffre zur Bezeichnung nöthig, so bitte ich Sie den dritten Buchstaben des hebräischen Alphabets, das man ja in allen Druckereyen hat, dazu zu wählen. Dieß würde mit der von mir projectirten Herausgabe der Schiltbürgergeschichten in Beziehung stehen, an die ich mich gerne machte, wenn mir nur Clemens seine Ausgaben schicken wollte, um die ich ihn schon zu Anfang dieses Jahres gebeten habe. Aber etwas herauszugeben was man gar nicht hat, ist doch rein unmöglich. Fragen Sie Fries ob ich nicht Recht habe, und leben Sie recht wohl. Geißler. 385
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 3. Mai 1808, Dienstag
Heidelberg 3 May Ich danke Dir für die Augenblicke, die Du mir zuwendest, wie für jeden Sonnenschein der mir wird, ich rechne seit lange beständig auf Regen, so kommt mir alles Gute un∧erwartet. Auch Schlossern danke ich, das Nachahmende darin, was Du bemerkst, fühle ich wohl, aber wie ist es anders bey der Mythologie eines bestimmten Volks möglich, Göthe und Euripides suchten beyde diesen Sinn darzustellen, es kommt also nur auf die nähere oder entferntere Ueberlieferung an, sag ihm doch, daß es bald erscheinen würde. Werde nicht krank, liebe Bettine, es ist sehr unbequem; ich hatte in diesen Tagen so starken Schnupfen, daß mir ein Auge wie einem Schneck herausgetreten war, jezt ist alles wieder ins Gleiche, ich habe im Aerger eine Masse Briefe geschrieben. Clemens ist sehr lustig, es ist ihm hier alles wieder frisch und neu geworden, – er hat noch keine Briefe von seiner Frau, das verwundert ihn, mich nicht, ich glaube sie spinnt da auf dem Lande keine Seide, sie denkt wahrscheinlich an Scheidung. Du schreibst mir wenig von meinem Onkel, wie gefällt er Dir, Krankheit und Sorge haben ihn wohl verändert, doch blickt noch oft seine gute Natur hervor, er wollte mich durchaus zum Landedelmann und Gutsverwalter bilden, das ärgert ihn zu∧weilen an mir, daß ich mich nicht fügen wollte, haben doch soviele an mir gearbeitet und in meinem Kopf einen bildsamen Stoff geglaubt, weil weiches Haar darauf wächst und doch kann ich nicht anders als nach meinem Gesetze leben. Lebe recht wohl, ich küsse dich freundschaftlich Achim Arnim
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N o 23 An Fräulein Bettine Brentano Abzugeben bey zu H Franz Brentano in der Sandgasse Frankfurt a/M
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*769. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 4. Mai 1808, Mittwoch Keine Angabe zum Inhalt.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, etwa 5. Mai 1808, Donnerstag
So eben hab ich mir einen Strohhut gemacht, und nun geh ich in Wald spazieren; willst Du mit? den 1sten May hat sich alles umgewandelt, alle Blütenknospen sind über Nacht aufgebrochen, die Nacht war so warm; als ich am Fenster lag weil ich nicht schlafen konnte es war noch nicht 3 Uhr, hörte die Vögel schon die andre Woche gehn wir an den Rhein, da will ich recht wachen und oft vor Sonnenaufgang lauschen es ist ungemein lieblich den Tag kommen zu sehen George hat mir gesagt daß er dich bitten wolle mit ihm nach zu kommen, Du wirst es thun wenn Du Zeit, und Lust hast ich mag dich nicht darum bitten, denn es würde mich mehr schmerzen, wenn es dir dort nicht wohl gefiel als wenn ich dich gar nicht sehn sollte; Krank bin ich nicht und werde es auch wohl nicht werden, denn ich hab mich seit langer Zeit nicht so gesund gefühlt, auser daß ich eine Unruh habe, die mir kaum erlaubt, eine 4tel Stunde an einem Werk zu verharren, es ist eine Sehnsucht aus der Stadt zu kommen, so daß es mich oft bis zum Weinen bringt vor Ungedult, dieß hab ich aber alle Jahr gehabt die ich in der Stadt zubrachte. Die Kinder sind jezt wieder Wohl, auch alle andre bis auf Lulu die ein starkes Fieber hat welches gar nicht nachlassen will; Gott bewahre deine Augen vor Schmerzen, und aller Art Krankheit, ich hab ein einzig mal daran gelitten ich weiß, wie weh es thut. Dies lezte Blatt des Einsiedlers ist recht sehr lieb wenn kommt denn das Lied von der Zauberin, so viel ich mich erinnere ist es was mir am besten gefiel, Cristian Schlosser ist am Rhein, er wird erst in 4 Wochen wieder kommen Arnold schreibt uns er habe ein Nerven fieber wenn das ist, so fürchte ich sehr ich bekomme die Sagen und Märchen die er mir versprochen, entweder sehr späth oder gar nicht, er hat mir einige davon sehr kurz erzehlt, die will ich dir doch hier her schreiben, das eine ist von einem König der eine sehr schöne aber blinde Tochter hat, 387
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er hatte sein Schloß in den Vogesischen Gebiergen, die Ruine steht noch, aber den Namen des Konigs wie den der Tochter hab ich vergessen, in diese verliebte sich ein Page eines großen Fürsten Sohn, da er nun auf gewachsen war so muste er zu seinem Vater zurück, und mit ihm in den Krieg ziehen, ehe er Abschied nimt gesteht er der jungen Prinzessin seine Liebe da er nun schon eine Weile weg war, hörte der König von einem Einsiedler den man den heilichen Bruder nent, und welcher schon viele Wunder durch sein Gebeth bewirkt hatt, er gedenkt daß dieser wohl auch seiner geliebten Tochter helfen könne, er ließ also alles zur Reiße bereiten, und suchte den Einsiedler im Walde auf, der Einsiedler war in selbiger Nacht im Gebeth begriffen, da er einen fernen Lermen hörte er weckte seinen Waldbruder auf, und beteten beide fleisig in freier Nacht im Monden schein, da aber der Lerm immer näher kam so versteckten sich in die Hütten, und beteten fleisig, nun kam der König mit vielem Gefolg und Lichtern vor die Thür des Einsiedlers dieser meint es sei der Teufel und wollt ihn nicht einlassen bis er ihn seine Sünden beichten gehört, und ihm den Ablaß ertheilt, und der König ihm auch versprochen sich der Welt Freuden zu enthalten, da er ihm nun sein Anliegen gesagt hatte, so verharrte der heiliche Bruder in stetem Gebeth biß der erste Sonnen Strahl hervorbrach, da legte er der Konigs tochter die Hände auf das Haupt, und sie ward wieder sehend, beinah zu gleicher Zeit kam ihr Geliebter wieder aus dem Feld zurück und zog durch den selbigen Wald, die Prinzessin ging hin um den Zug zu sehen, sie kannte aber ihren Geliebten der auf einem schönen weisen Pferd ritt mit vielen Zeichen des Siegs umgeben, und dem alles zujauchzte, nicht da er sie aber sieht erschreckt ihn die Freude so gewaltig daß er tod vom Pferd sinkt, sie ward eine Klosterfrau oder Einsiedlerin; Die Geschichte muß sehr lieblich sein, besonders gefällt mir die stille Einsamkeit des Wald bruders, der bei dem Lerm seine Glocke läutet und betet, im Monden schein wo von ferne schon der prachtvolle Zug des Königs kömmt mit vielen Fakkeln, mit der blinden Tochter das Herz voll Hoffnung und Zutraun zu dem Bruder es deutet auf die damalige Zeit wo wenn man eine Zeit lang sich umsieht nach dem Glück des Lebens und alles versucht hat, man endlich beschließt mit der Ergebung des ganzen Gemüths in Gott so endigen beinah alle Geschichten von denen mir Arnold erzehlt hat, heut hab ich keine Zeit mehr grüß den Clemens. gewiß hat mir dein Oncle sehr wohlgefallen, er sprach mit solcher Lieb und Zärtlichkeit von deiner Kindheit, 388
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daß ich ihm schon deswegen gut war, und jezt wo du mir selbst schreibst, daß er dich so oft erfreut habe sollte ich ihn da nicht auch lieb haben, es gelingt so selten daß man grade denen die man recht lieb hat, so wohl thun kann, wie mans wünscht, so muß man also denen Danckbar sein die es anstadt unserer gethan haben, so ich deinem Oncle. Adieu lieber Arnim Bettine. An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer Buchhändler. Heidelberg
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Von Johann Friedrich Reichardt nach Heidelberg Kassel, 5. Mai 1808, Donnerstag
Cassel. d 5 May 8. Nach Brentanos letzter Aeusserung, als wollten Sie nach Berlin reisen hab’ ich Sie täglich hier erwartet, oder doch von einem Lieben zu erfahren gehoft daß Sie über Gib. gegangen wären: denn zu einem von beidem wenigstens versprach mir Brent. Sie sicher zu bewegen. Nun hab’ ich denn doch wenigstens ein eigenhändiges Lebenszeichen von Ihnen, mein Lieber, u auch das freut mich recht herzlich. Nur das kein Wort von Herkommen in dem Blatte steht ist mir fatal. Ich werde so leicht nicht ans Reisen denken können, wiewohl ich etwas mehr Freiheit u Musse habe als vorher: denn ich habe die Theater Direction abgegeben, u mir nur die Direction der Musik im weitesten Umfange und vollsten Sinne vorbehalten. Man wollte mir eine französische Direction (in dem jungen Lafleche Bruder des Intend. gener. de la maison du Roi) zur Seite, u gewissermassen vorsetzen. Darüber bat ich mich von der Theater direct. gänzlich zu befreien. Man bestand auf jenem Antrag u fügte auch noch die Musik zu jener franz. Oberdirection. Da bat ich ganz unbedingt um meinen Abschied, u da ich mich drei Tage lang auf keine Vermittelnde Unterredung einlassen wollte, dagegen aber sagte daß meine Correspondenz mit den Graf v Fürstenstein dem Könige ganz zu Gesichte kam: ohne den wohl das andre aber nicht die 389
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Demission Staat haben konnte so erhielt ich in dem allerverbindlichsten Ausdruck die Erklärung der König wünsche, daß ich die Direct. seiner Musik ganz ungetheilt, u ohne allen Einfluß u Mitwirkung Andrer behalten möchte, u sicherte mir mein ganzes bisher. Einkommen von 9000 Liv. und alle Verheissungen f. die Zukunft von neuem zu. Von dem kleinen Detail der Theat. direct. (au dessous de vous heißt die Redensart) wolle der König mich befreien, u sie dem H Lafleche übertragen. Indes verlangt man von mir die Organisirung der deutschen Oper u rechnet die Leitung und Führung der Oper mit zu meinem musikal* Departement. Ich bin jezt so weit besser dran, u fange eigentl* erst wieder an zu leben, denk’ auch bald wieder an die Arbeit zu kommen um meine angefangne deutsche Oper zu vollenden. Die Zeither bin ich ganz damit beschäftigt gewesen, ein recht hübsches geräumiges Logis, an der Ecke des Königsplatzes u der Königsstrasse für meine Lieben so bequem als mögl. einzurichten. Montag oder Dienstag hoff’ ich sie hier zu haben, u denk ihnen noch Sontag wenigstens bis Eisenach entgegen zu gehen. Ich wünschte die Lieben wohl einmal in jene liebl. Gegenden zu führen, aber der alte Tugendprofessionist wär’ mir in Heidelb. auch sehr zuwider. Haben Sie Dank für die gütige Besorgung meiner Anzeige, was Sie u Ihr Freund zur Förderung der Ausgabe thun können geschieht gewis gerne. Wer sich bis Ende May dort meldet, lassen Sie mir doch bald bekannt werden. In Gib. ist viel Festlichkeit u Fröhlichkeit in der letzten Zeit an der Tagesordnung gewesen: Rettel hat seine Hochzeit dort gefeiert, u Raumer um Rieke geworben, u sie gern von uns erhalten. Er wird aber vor der Vollziehung seiner Verbindung seine Reise machen, u eine reelle Anstellung betreiben: Wir können uns darin sicher auf ihn verlassen. Beide haben Charackter genug um durch den verlängerten Brautstand nicht zu leiden. Beide haben mir sehr liebe herzige Blätter geschrieben. Schreiben Sie doch auch bald wieder, von L. u ausführlicher. Führt Sie das Schicksal nach Berl*, so scheuen Sie doch ja den kleinen Umweg nicht über hier zu gehen. Wenn Brent. bei Ihnen ist, so grüßen Sie ihn herzl. Ist sein wüstes Schaaf noch in der geistl Horde? Etwas niederträchtigeres tragikomisches läßt sich nicht wohl denken, als ihre letzte Existenz hier. Ich umarme Sie mit ganzer Seele Ihr Reichardt 390
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Hier blühen die Stachelbeeren noch nicht; u keine Baumknospe ausser der Kastanie hat sich gelöst. heiß ist es aber zum umkommen.
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Von Jacob und Wilhelm Grimm nach Heidelberg Kassel, 6. Mai 1808, Freitag Grimm:È
Freitag den 6ten Mai 1808. 5
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Lieber Herr von Arnim Ich sende Ihnen hierbei: 1.) zwei schöne Glockengeschichten, fast wörtlich nach der Quelle. Sie werden sie aber wohl schon kennen. 2. Sage vom Graf Isang. 3. Gedanken eines gehängten Soldaten, bis zur Täuschung wahrhaftig 4. ein paar Verse aus dem Tyturell, denen wenn Sie wollen mehrere nachfolgen könnten, ich wollte nur, daß eine beßere Recension da wäre, als der alte Druck. 5. etwas über Volkssagen, wie es mir am Herzen liegt. Ich will damit nichts Neues sagen, ob ich es gleich noch nirgends gelesen habe, ich meine aber, es müßte so seyn u. wäre sehr bekannt. Es könnte auch beßer gesagt seyn, diese Gedanken sind mir aber wohl darum so lieb, weil ich viel von den Folgen hoffe, die aus der Sache resultiren müßen u. darüber mit Fleiß her bin. Brauchen Sie von allem diesem für den Einsiedler nach Gutdünken. Die Absendung dieser Sachen wär schon früher geschehen, wenn wir nicht auf einen Brief vom Clemens gewartet hätten u. dachten daß er darin mancherlei fodern könnte, was in einem hinginge. Indeßen ist wider Erwarten noch keine Nachricht von ihm eingelaufen, u. ich weiß nicht einmal ob er in Heidelberg angekommen ist, freilich aber ist Ihr Brief vom 23ten April, den wir erst gestern durch Reichard erhalten, schon alt. Ich muß es Ihnen gestehen, u. Sie wißen wie ers mir als hier gemacht hat, ich bin von dem Clemens viel geärgert worden, darüber, daß ich nichts mittheilen u. von mir geben wollte. Ich weiß nicht was mir dabei mehr zuwider gewesen ist, die gute Meinung von mir, oder das Unrecht was er mir damit that. Ich leugne 391
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es nicht, daß meine Arbeiten nicht auf gerade zu Herausgeben gerichtet sind, woran ich nicht denke u. keine Lust spüre, allein beständig werde ich mich dazu innerlichst getrieben fühlen, dasjenige zu thun, womit Ihnen und dem Clemens ein Gefallen geschieht, von denen ich schon so viel Gütigkeit erfahren habe. Lange habe ich an nichts so viel Vergnügen gehabt, als an Ihrem Vorhaben mit Gryphius, aber war denn nicht auch die Probe aus Cardenio von Ihnen, welche Sie in der Anzeige verleugnet haben? Ich habe neulich einen Gedanken über den Gryphius gehabt, den ich aber doch erst näher untersuchen will, eh ich ihn Ihnen schreibe. Übrigens hat er mit Ihrer Herausgabe gar keine Verbindung in der Ankündigung stand auch von Schurh gedruckt, das wird wohl Schoch haben heißen sollen. Mit meiner Anstellung haperts noch immer. J. Müller macht mir Hoffnung zu einer Stelle beim Archiv, die mir auch ziemlich entspräche, doch ists noch nicht nah damit, u. ich wollte, ich wäre die Quälereien los, die ich darüber von meiner Familie habe, u. die doch ihren recht guten Grund haben. Waren Sie denn bei der Taufe in Frankfurt? u. haben Sie viel Schönes in der Kupferstichauction gekauft? Haben Sie denn bei Abgang Ihres Briefs die Gesch. von der Orbella gehabt, die Sie damals schon längst hätten haben müßen. Ich frage darum, weil sie der Clemens könnte zurückbehalten haben, indem er anfangs sehr dagegen war; mir gefiel aber dieselbe Geschichte auserordentlich u. auch zulezt gefiel sie dem Clemens sehr. Wenn der Clemens in Heidelberg ist u. diesen Brief liest, so grüst er ihn herzlichst u. wir sind sehr begierig zu wißen, wie es ihm gegangen ist. Ich grüße Sie ebenfalls aufrichtig als Ihr treu ergebenster Jacob Grimm. Der Lui radirt jetzt eben einen schönen Holzschnitt von der heil. Elisabeth, schreiben Sie uns doch bald: ob wir ihn direct nach Heidelberg oder an Mohr in Ff. schicken sollen? denn er wird in einig* Tagen fertig. ÇWilhelm Grimm:È Da Sie, wenn die zweite Sendung angekommen ist, gewiß so viel dänische Lieder haben, als sie für einen ganzen Jahrgang des Einsiedlers brauchen können, und ich doch Ihnen etwas mitschicken wollte, so habe ich aus meinem MS. des Wilhelm von Orlienz, anliegende Stelle 392
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umgeschrieben. Ich fürchte nur, Sie haben des altdeutschen Zeugs zuviel; indeßen existirt von diesem Roman kein Druck und ich denke auch dieses Fragment gehört zu dem besten seiner d. h. der spätern in unaufhörlichen Beschreibungen der Minne sich gefallenden Art, wo man das einzelne Schöne zusammen rücken muß, wie ich hier auch gethan. Daß ich es fast ganz in Prosa aufgelößt oder beßer, verbunden habe, wird Ihnen gewiß recht seyn, denn man kann es unmöglich lang aushalten, die ohne allen Wohlklang ewig aufeinander klappernde Reime anzuhören, weshalb mir auch Tieks König Rother zuwider ist, dessen Poesie weit reicher und reiner in einer prosaischen Bearbeitung durchleuchten würde. Sobald ich die Abhandlung vom Görres vollständig habe, verspreche ich Ihnen recht gern meine Bemerkungen über das Nibelungen Lied kurz aufzuschreiben. Ich bin nicht für die Behauptung daß alles von Deutschland dorthin gekommen, der Siegfried ist recht eigentlich ein nordischer Held und Albrich (Alfrikur Elfe) hat in den nordischen Gebürgen gehaust; indeßen bin ich weniger dagegen, als daß ich sie vielmehr für überflüßig und unfruchtbar halte. Die Skandinavier haben mit uns gleiche Abkunft, und unter den vielen Völkern die sich bei der Völkerwandrung so gewaltig durcheinander drängten, waren die Gothen so gut als die Burgunden. Und warum sollen nicht alle diese Nationen sich die Geschichte dieser Zeiten in ihren Volksgesängen aufbewahrt haben, da sie ein gemeinsames Ereignis war? Daher die Abweichung in den nordischen Recensionen, wo doch wieder derselbe Grund unverkennbar ist. Für den Clemens setze ich auch einen recht herzlichen Gruß hin wir hoffen bald auf Nachricht daß die Expedition glücklich abgelaufen ist. Behalten Sie mich in gutem Andenken Ihr aufrichtiger Wilhelm Grimm. Ç2v alR:È Es existirt von dem carmen de pr. exp. eine deutsche Übersetzung von Molter aus Karlsruh unter dem Titel Walter Prinz von Aquitanien, die wohl leichter zu haben ist. Ç2v auR:È Wenn Sie einmal Druckfehler anzeigen, ändern Sie doch einen Vers in dem Lied von Dietr und des Löwen Kampf so ab: 393
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ich zeig dir deine verlobte Braut, die versteckt im Berge liegt. und in dem Lied von Langbein und Wittich Wielands Sohn Kampf, wenn es abgedruckt wird, muß der letzte Vers heißen: Sie reiten so freudig nach Bern zurück, König Dieterich erfreut am meist führt mit sich Wittich Wielands Sohn, mußt ihm folgen zu allernächst.
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Von Ludwig Uhland an die Redaktion der Zeitung für Einsiedler Tübingen, 7. Mai 1808, Sonnabend
Tübingen d. 7. Mai 1808. Die Tendenz der Zeitung f.[ür] Einsiedler, besonders die darin herrschende Liebe zur alten Zeit, erregte in uns den Wunsch, auch unser Fähnlein zu diesem Unternehmen stoßen zu lassen. Mögen Sie die beifolgenden Gedichte aufnehmen, so überlassen wir, mit den Grenzen des Instituts unbekannt, das Uebrige ihrem eigenen Ermessen. Nehmen Sie aber solche nicht auf, so wünschen wir, daß Sie uns dieß unaufgeforderte Anerbieten nicht verargen und die Manuscripte gelegentlich zurücksenden. Ihro[?] ergebenster Ludwig Uhland, Jur. Cand. (bei Herrn Universitäts-Secretaire Uhland in Tübingen).
*774. Von Johannes von Müller nach Heidelberg Kassel, etwa 8. Mai 1808, Sonntag Arnim an Friedrich Carl von Savigny, 12. Mai 1808: Heute Morgen erhielt ich von Johannes Müller eine Uebersicht deutscher Universitäten von Villers im Auszuge für meine Zeitung Ç...È er wünscht, daß ich es übersetzen möchte (Nr. 782,1–5).
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An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag
Heidelberg d* 9 May 1808. Ich sendete Ihnen, Verehrter, die ersten Blätter meiner Zeitung, was ich erwartete, traf ein, die Leutlein witterten bald, daß ich wirklich entschlossen sey in dieses tägliche Geschwätz andrer Zeitungen nicht einzugreifen, sondern mich nach Möglichkeit hinter alten Büchern dagegen zu verschanzen, mancher bestellte ab und das Morgenblat erhob sich triumphirend mit allerley lügenhaften Deutungen gegen mich, als wollte ich die berühmten Dichter unsrer Nazion todt treten lassen, nächstdem benutzten sie einige Druckfehler. Es ist ein Versuch, den ich mit Deutschland mache und ich wende alle Kräfte an um ihn belehrend zu endigen, ob wohl irgend ein Kunstinteresse vorhanden ist in der Mehrzahl, das keines besondern Interesse aus der Zeit bedarf; unter den Schriftstellern habe ich bey dieser Veranlassung manches Tröstliche vernommen, aber es scheint, daß alles Gute jezt Schriftsteller ist in Deutschland, die Lesewelt ist sehr trostlos. Ich verwundre mich nicht darüber, wenn ich die Geschichte übersehe, aber es macht mich doch traurig, so leicht ich es im Anfang nahm. Die meisten haben sich in solchen Unmuth verirrt, sich so jämmerlich durchgeschlichen, daß ihnen jedes freye selbsteigene Nachdenken Kopfweh macht, sie wünschen nur zu lesen, um nichts lesen zu brauchen; es giebt jezt schon Hunderte, die keinen Vers mehr lesen mögen, andre Hunderte die nichts Enggedrucktes lesen mögen, weil sie damit nicht schnell genug fertig sind, ich fürchte es wird bald den Poeten gehn wie den Malern, die darum auch mit dem besten Willen nicht gedeihen, weil kein Mensch etwas Gemaltes braucht und zu verstehen weiß. Mit welcher Sehnsucht denke ich oft Ihres Hauses, wo jedem Zimmer seine Ehre geschehen, und jede Wand wie eine Weltgegend ein eigenes Leben hat. Herzlich war ich erfreut Ihren Herrn Sohn hier zu sehen, er scheint sich zu gefallen, wem möchte auch das Herrliche dieser Gegend nicht lieb seyn, die in wenigen Tagen einen Frühling zur Welt bringt, den zehnfache Gartenkunst in andrer Gegend nicht nachzubilden vermöchte, der aber in sich so gewaltsam alle frühere Frühlinge trägt und bindet, daß ich vor den schlummernden Gestalten im Walddunkel die Augen zudrücke, die ich schon allzusehr bey den Correcturen anstrengen muß. Clemens Brentano, der seine Frau zu einem Landprediger in Hessen in die Lehre gegeben, wohnt bey mir und in 395
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guter gesprächiger Stunde vergist sich so leicht Morgenblatt, Freymüthiger, daß ich es mir wohl denken könnte, wie Gott, die wunderlichen menschligen Plagen zuweilen sich aus den Sinn schlagend, als ein Neuling in die Welt handeln könnte, alle Menschen für vortreflich ansehen könnte und wo sie es nicht wären für muthwillig. Ich beziehe eine Wohnung am Schloßberge unter Apfelblüthen mitten im Grünen, unter mir ist da ein lustiges Bierhaus, nachher denke ich zu Brentanos auf ein Gut, nicht weit liegt es von der Stelle, wo sich die gute Günterode erstochen hat, so daß mir doch immer zumuthe wird, als wenn ich mir in schöner Gegend die Füsse durchgelaufen. – Ich begrüsse Sie ehrfurchtsvoll Ludwig Achim von Arnim.
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Es ist ein Versuch, den ich mit Deutschland mache, ob wohl irgend ein Kunstinteresse ist in der Mehrzahl, das keines besondern Interesse aus der Zeit bedarf. Alles Gute scheint in Deutschland Schriftsteller, die Lesewelt ist trostlos, den meisten macht langes Nachdenken Kopfweh, der eine liest keinen Vers darum, der andere kein Enggedrucktes, weil es ihn zu lange aufhält, es wird bald den Poeten gehn wie den Malern, die darum nie gedeihen, weil kein Mensch etwas Gemaltes braucht. Mit welcher Sehnsucht denke ich Ihres Hauses, wo jedem Zimmer seine Ehre geschehen und jede Wand wie eine Weltgegend ihr eignes Leben hat.
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An Philipp Otto Runge in Hamburg Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag
Heidelberg den 9. May 1808. Vo n A r n i m . Ich übersende Ew. das erste Heft der Z e i t u n g f ü r E i n s i e d l e r , die ich Ihnen lieber durch unsern Freund Zimmer zu thätiger Beförderung und Mitarbeit empfehlen möchte, als ich es selbst als Heraus396
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geber im Bewußtseyn des viel Beabsichtigten und des wenig Geleisteten thun kann. Eine der Absichten ist, das schöne Einzelne, was in Deutschland zerstreut würkt, aber immerdar von der Masse der, aller Volksträgheit schmeichelnden Blätter zurückgedrängt wird, zu einer allgemeineren Mittheilung zu bringen. Zu diesem Schönen in unsrer Zeit gehört auch die Liebe zur alten Zeit, das Bemühen, alles Lebendige daher noch zu sammeln und aufzubewahren. Zimmer gab mir einige sehr sinnreiche Volkssagen, die Sie im Hamburger Dialekte aufgeschrieben; er glaubte, daß Sie nichts dagegen hätten, wenn ich sie künftig mit mehreren aus andern Gegenden abdrucken ließe? – Näher am Herzen liegt mir die Bitte, ob Sie nicht diese Zeitung gelegentlich durch eigne Erfindungen in Zeichnungen bereichern möchten. Wenn Sie selbst die Mühe des Radirens nicht übernehmen wollten, so sind hier zwey junge Leute, die wenigstens Eifer und Fleiß haben im treuen Nachbilden und die allmählich recht ordentlich zulernen. Eine Ihrer reichen Nebenstunden könnte Vielen angenehme Tage machen, sey es scherzende oder ernste Erfindung. – Leben in Ihrem Kreise erfindsame Köpfe, denen diese Zeitung nicht mißfällt, so wird mir jedes selbstthätige Erzeugniß willkommen seyn. – Sie verzeihen meine Zudringlichkeit und entschuldigen sie mit der Hochachtung, die ich für Ihre Arbeiten hege. L u d w i g A c h i m v . A r n i m .
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An Wilhelm Körte in Halberstadt Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag
Heidelberg d* 9 May 1808 Ew Wohlgeboren übersende ich das erste Monatsheft einer Zeitung, die ich mit gutem Willen unternommen habe um einen Versuch zu machen, ob in Deutschland wohl ein öffentliches Blat ohne Klatscherey bestehen könnte, noch bin ich zweifelhaft über den Erfolg, können Sie zur Verbreitung etwas bey∧tragen, so wäre es mir erfreulich, noch erfreulicher wenn Sie aus Ihren Briefsammlungen einiges Merkwürdige mitzutheilen geneigt wären. Ich habe hier mit demselben literarischen Ansehen zu kämpfen, das sich auch gegen Sie erhob; ich
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habe erst durch Ihre Schrift den alten Voß kennen gelernt und verabscheue ihn seitdem und habe für immer sein Hauß gemieden. Hochachtungsvoll Ludwig Achim von Arnim
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Er Wohlgeboren übersende ich den Anfang einer sehr gutwilligen Zeitung, können Sie etwas zur Verbreitung beytragen so verpflichten Sie Ihren Heidelberg ganz ergebnen Ludwig Achim v Arnim d* 9 May 1808
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 10. Mai 1808, Dienstag
Heidelberg d* 10 May 1808 Ich habe einige Tage gezögert Dir zu schreiben, liebe Bettine, wir haben nach Quartieren umher gesucht in den wunderbaren Frühling und so viele gefunden, daß wir dastanden in Zweifelmuth zwischen allen. Jezt ziehen wir in ein herrliches kleines Haus am Schloßberge, mitten im Grünen, über uns Apfelblüthe, unter uns die lustige Bürgerschaft beym Biere, Horstigs haben darin gewohnt und das machte uns die Wohnung etwas verhasst. Nächstdem quälte uns Hüsgens Nachlassenschaft, wie die Juden∧witwe beym Zerreissen des Tuchs, ob sie heirathen soll, sich mit den Anverwandten dispetirt Reiß ich? – Reiß nit! – so drängte es uns auf der Versteigerung unser Glück zu suchen, bis endlich die Vernunft und bey mir die Correctur siegte und wir unsre Paar mässigen Aufträge an einen Commissionär sandten. Es wäre mir widrig gewesen, die Tage, die ich mir frey mache in öden Zimmern zu durchlauern, ob etwas sehr wohlfeil verkauft würde, jezt wo die ganze Welt mir allzu theuer ist, jezt freue ich mich schon mit 398
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Ungedult auf die schönen Tage in Winkel und sollte mich auch Dein Bruder nicht einladen, ich komme doch. Was wird denn aus Savigny? Geht er nach Trages? Schon habe ich einen wunderbaren Ritterrock aus Sommerzeug mir bestimmt um beflügelt in den hohen Wein bergen mit den Eydechsen in Beweglichkeit zu wetteifern. Was macht Lulu? Ich habe wieder eine Menge Dinge entdeckt, die sie mir von Clemens vorgelogen, das ist gar entsetzlich von einer Schwester. Von Auguste B. ist bisher nur ein sehr kurzer Brief mit einem Messer eingegangen, sie schreibt aber, daß sie sich auf dem Lande gefällt. Wer möchte sich auch nicht da gefallen Von dem Reize dieser Gegend giebt es wenig zu sagen, mehr zu sehen, wie die Gewitter mit den Blüthen spielen, die Reben haben ausgeweint und grünen herrlich, nur meine Correcturen sehen mich schwarz an, ich werde zuweilen ungeduldig und hätte ich nicht so mancherley in der Welt ertragen ich hielt es nicht aus in dem gemauerten Haus, wie die Zigeuner sagen. Dein Mährchen von Arnold ist sehr schön, ich danke Deinem Gedächtnisse, worin soviel Schönes ruht und Deiner Hand, die soviel Gutes thut, es ist dieses Mährchen eine Veränderung der alten Legende von der Ottilie, die aber reicher ist und ich künftig in der Zeitung bekannt zu machen denke. Clemens ist endlich über die Neuen Volksmährchen der Deutschen zu meiner Meinung übergegangen, er findet den Hiolm, den Ottbert so meisterhaft, daß ihm die Zunge von Lob überströmt nachdem er sich überwunden hat weiterzulesen. Ich fühle immermehr, das nichts so leicht verholzt als die Idee, daß alles so oder so gemacht und bearbeitet seyn müsse, sey es in altem oder göthischen Costume, ich habe Leute dadurch so weit gebracht gesehen, daß sie auf ein Buch z. B. Gothes Meister beschränkt waren. Ich habe in diesen Tagen an Göthe geschrieben, den Sohn sehe ich gar nicht mehr, er geht mit sehr ledernen Menschen um, so weit ich sie beobachten konnte. Im Mayen an Reihen sich freuen alle Knab und Madlein. Dein Achim Arnim.
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Von Friedrich Heinrich von der Hagen nach Heidelberg Berlin, 10. Mai 1808, Dienstag
Berlin d* 10ten Mai 8. Lieber Arnim; Ich überschicke Ihnen hier einen Beitrag zu Ihrer Zeitung für Einsiedler, deren erste Stücke ich eben gelesen habe; ich hoffe er wird Ihnen nicht unwillkommen sein, wenigstens scheint mir dies alte zum Theil barokke doch bedeutende Volksmährchen da recht an seiner Stelle. Mir ist daßelbe mitgetheilt von dem Ihnen auch gewiß nicht unbekannten Kriegsrath Schulz, welcher es von einem H* Runge aus dem Meklenburg. hat, u. es ist in der Mundart des Niederdeutschen an der Ostsee, wo auch die Heimat dieses Mährchens, wie die ganze Anlage zeigt. Sie werden sehen, wie diese Mundart auch mit der unsers gemeinschaftlichen Vaterlandes fast ganz übereinstimmt; u auch nicht ohne Vergnügen bemerkt man, wie im Munde auch dieses Volks noch so manches von der alten Sprache der Schwäbischen Zeit in Ton u Biegung sich erhalten hat. Das Mährchen muß aber in dieser Mundart bleiben, darin es erwachsen u eigenthümlich gebildet ist, so daß sie nicht zufällig; es wird auch sonst gut sein. Es ist übrigens schon ein, wer weiß, wie altes Mährchen, deßen sich schon alte Leute aus ihrer Jugend erinnern, obwohl es wohl jetzt wieder hervorgesucht u auch von andern beachtet worden. – Wenn es Ihnen gefällt, so denke ich Ihnen mehre ähnliche Beiträge zu liefern; ich bedinge mir dafür nur ein Exempl. der Zeitung durch eine hiesige Buchhandlung. – Fr. Schlegels Anathema über unsere Volkslieder werden Sie kennen, sich hoffentlich aber eben so wenig daraus machen, als ich: er will nur was nach ritterl* Minnegesang oder nach späterem städtischem Meistergesang möchte ich sagen, wenn dies nicht mißverständlich – schmeckt, so daß wir Lebenden denn wohl ziemlich blank u bar davon wären. Es stimmt dies aber sehr wohl zu der ganzen ernsten, gewiß erfreulichen, doch fast zu früh schon altweisen Richtung, die Fr. Schlegels letzte Arbeiten zeigen. – Ich freue mich sehr auf den 2t Bd Ihres Wunderhorns u hoffe Sie dagegen mit einer 2t Samml. meiner Volksl. zu erfreuen. Beide Sammlungen können ja recht gut u freundlich neben einander gehen, da sie zwar daßelbe wollen u meinen, aber doch auf verschiedenen Wege; ja, wenn auch auf demselben, was schadt’s denn? – Die angekündigte Samml. Altd. Ged. erscheint nun gewiß u schon zu Michael* der Inhalt ist: König Rother, Herz Ernst, H. Georg, Salomon 400
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u Morolf u Wigamur. – Unser Vaterland, so geplagt es ist, hat fast allein die von Reimer verlangten Subskribenten gegeben: Ehre ihm! – Wir unterstützen dies Unternehmen durch ein Altd. Handwörterbuch, welches in etwa 2 gr. 8 Bden über alle Glossar. u bekannte, gedr. u ungedr. besonders poet* Urkunden zumal unserer Samml* gehn soll, u. nur kurz alle Wörter u Formen erklärt, ohne antiquar* u etymolog* Ausführung. Dazu kommt eine Zeitschrift für Altd. Sprache, Literat. Poesie u Alterhumskunde; auf daß das System dieses Studiums vollständig werde. – Grüßen Sie beßtens Brentano’n, u. bitten Sie ihn doch freundlich um eine kurze Notiz von seinen Ausgaben des Heldenbuchs u anderer dazu gehörigen Gedichte zB v. Sigenot, Ecken Ausfahrt p, auch von dergleichen Handschriften, für meine Einleitung zu den Nibelungen, welche mit einer neuen Ausgabe derselben erscheint. Von Tiek, dessen Freundschaft ich mir auch gewonnen, erhalte ich dazu seine Collazion des St. Galler Codex. – Sehn Sie Müller, so grüßen Sie ihn doch bestens von mir; es wird ihn an eine mir lange schuldige Antwort mahnen. – Ein Dokt. Zimmermann aus Cassel hat kürzlich sehr freundlich an mich geschrieben; er intereßirt sich auch sehr für Altdeutsches Studium, scheint aber noch allein zu stehen; ich glaube er verdiente wohl nähere Bekanntschaft. – Auch H* Grimm bitte ich zu grüßen u meine Achtung zu versichern, wenn ich auch ihn bestreiten mußte: – Wir alle sollen dennoch zwar frei doch wacker zusammengefügt bleiben, wie es Deutschen geziemt. Leben Sie wohl u erfreun mich bald mit einer Antwort Der Ihrige Fh vd Hagen (Mohrenstr. 15.) Von den Fischer un siene Fru.
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Dar was mal eens een Fischer un siene Fru, de wahnten tosamen in’n Pißpott, dicht an de See, un de Fischer ging alle Dage hen un angelt: so ging he hen lange Tied. Dar satt he eens an’n See bie de Angel un sach in dat blanke Water, un sach, un sach jümmer na de Angel; dar ging de Angel to Grunde deep ünner, un as he se heruttruck, so hahlt he eenen grooten Butt herut. Dar säd de Butt to em: »Ick bidd die, dat du mie lewen letst, ick bin keenen rechten Butt, ick bin een verwünschten Prins; sett mie wedder in dat Water, un lat mie swemmen.« – »Nu, säd de Mann, du brukst nich so veele Worde to maken; eenen Butt, de spreken kann, hädd ick doch woll swemmen laten.« Dar sett he em wedder in dat 401
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Water, un de Butt ging furt weg to Grunde, un leet eenen langen Striepen Bloot hinner sick. De Mann äwerst ging to siene Fru in’n Pißpott, un vortellt ehr, dat he eenen Butt fangen hädd, de hädd to em sait, he weer een verwünschten Prins, dar hädt he em wedder swemmen laten. »Häst du die denn nix wünscht?« – Säd de Fru. »Nee; säd de Mann, wat schull ick mie wünschen?« – »Ach, säd de Fru, dat is doch öwel, jümmer in’n Pißpott to wahnen, dat is so stinkig un dreckig hier; gah du noch henn un wünsch en lüttje Hütt.« Den Mann was dat nich so recht; doch ging he henn an de See un as he dar kam, dar was de See gans gehl und grön; dar ging he an das Water un säd: »Mandje, mandje, timpe tee! Buttje, Buttje in de See! Miene Fru de Ilsebill Will nich so, as ick woll will!« Dar kam de Butt answommen un säd: »Na, watt will se denn?« – »Ach, säd de Mann, ick heww die doch fungen hat; nu sait miene Fru, ick hädd mie doch wat wünschen sullt; se mai nich mehr in’n Pißpott wahnen, se wull geern een Hütt hebben.« – »Gah man heem, sait de Butt, se is all drinn.« Dar ging de Mann henn, un siene Fru stund in eene Hütt in de Döhr, un säd to em: »Kumm man h’rinn; süh, nu is dat doch veel beter.« Un dar was en Stuwe, un Kamer, und eene Kök drinn, un darachter was een lüttje Garn mit allerlei Grönigkeuten, un een Hoff, da weeren Höhner un Enten. »Ach, sait de Mann, nu will wie vergnögt lewen!« – »Ja, sait de Frau, wie will’n ‘t versöken.« So ging dat un woll een acht eeder viertein Daag; dar säd de Frau: »Mann! de Hütt ward mie to eng, de Hoff un de Garn is to lütt, ik will in een groot steenern Slott wahnen; gah henn tum Butt, he sull uns een Slott schaffen.« – »Ach Fru!, säd de Mann, de Butt hät uns erst de Hütt gäwen, ick mag nu nich allwedder kamen, den Butt mug et vordreeten.« – »Ne wat, säd de Fru, des Butt kann dat recht goot, und deet dat geern; gah du man henn.« Dar ging de Mann henn, un sien Hart was em so swar; as he awerst bie de See kam, was dat Water gans vigelett un gru un dunkelbloj, doch was dat noch still; dar ging he stahn un säd: »Mandje, mandje, timpe, tee! Buttje, Buttje in de See! 402
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Miene Fru de Ilsebill Will nich so, as ick woll will!« »Na, wat will se denn?« Säd de Butt. »Ach, säd de Mann gans bedröwt, miene Fru will in een groot steenern Slott wahnen.« –»Gah man heem, se steit för de Döhr.« Säd de Butt. Dar ging de Mann henn, un siene Fru stund för eenen grooten Pallas. »Sieh Mann, säd se, wat is dat nu schön!« Met deß gingen se tosamen h’rinn; dar weeren wso veel Bedeenten, un de Wände weeren alle blank, un goldne Stöhl und Dischen weeren in de Stuwe; un achter dat Slott was een Garn un Holt woll eene halwe Miel lang, drinn weeren Hirschen, Reh un Haasen, und upp den Hoff Köh- un PärdStäll. »Ach, said de Mann, nu will’n wie ok in dat schöne Slott bliewen un tofreeden sien.« – »Dat will’n wie uns bedenken, sait de Fru, un will’n ‘t beslapen.« Met deß gingen se to Bedd. Den annern Morgens waakt de Fru upp, dat was all dag; da stött se den Mann met den Ellenbagen in de Siede, un säd: »Mann! sta upp; wie motten König waaren öwer all dat Land.« – »Ach Fru, säd de Mann, wat wull’n wie König waaren? Ick mag nich König sien.« – »Na dann will ick König sien; sait de Frau, gah henn tum Butt, ick wull König sien.« – »Ach Fru, säd de Mann, wo kannst du König sien? De Butt mucht dat nich dohn.« – »Mann! sait de Frau, gah stracks henn; ick mött König sien.« Dar ging de Mann henn, un was gans bedröwt, dat siene Fru König waaren wöllt; un as he an de See kam, was se gans swartgru, un dat Water gährt so von unnen upp; dar ging he stahn un säd »Mandje, mandje, timpe tee! Buttje, Buttje in de See! Miene Fru de Ilsebill Will nich so, as ick woll will!« »Na, wat will se denn?« Sait de Butt. »Ach, säd de Mann, miene Fru will König waaren.« – »Gah man henn, se is’t all.« Säd de Butt. Dar ging de Mann henn, und as he för den Pallas kam, da waaren dar so veele Soldaten, un Pauken un Trumpeten, un siene Fru satt upp eenen hogen Thron von Gold un Diamanten, un hadd eene groote goldene Kron upp, un upp beeden Sieden bie ehr, dar stunden söß Jungfruen, jümmer eene eenen Kopps lüttjer as de anner. – »Ach Fru, sait de Mann, siest du nu König?« – »Ja, sait de Fru, ick sie König.« Un as he ehr do so ne Wiel ansehn hädd, säd he: »Ach Fru, wat lätt dat schön, wenn du König bist! Nu will’n wie ok nich mehr wünschen.« – 403
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»Nee Mann, säd he, mie durt dat all to lang, ick kann dat nich mehr uthollen: König sie ick, nu mutt ick ok Kaiser waaren.« – »Ach Fru, säd de Mann, watt wust du Kaiser waren?« – »Mann! säd he, gah tum Butt, ick wull Kaiser sien.« – »Ach Fru, säd de Mann, Kaiser kann he nich maken; ick mag den Butt dat nich seggen.« – »Ick sie König, säd de Frau, un du siehst man mien Mann: gah gliek henn!« Dar ging de Mann weg; un as he so ging, so dacht he: dat geit nu nich goot: Kaiser is to utverschaamt; de Butt waart am Ende möde. Met deß kam he an de See; dat Water was gans swart un dick, un dar ging so een Keekwind öwer henn, dat et sick so kawwelt; dar ging he stahn, un säd: »Mandje, mandje, timpe tee! Buttje, Buttje in de See! Miene Fru de Ilsebill Will nich so, as ick woll will!« »Na, wat will se denn?« Säd de Butt. »Ach, säd de Mann, se will Kaiser waaren.« – «Ga man henn, säd de Butt, se is’t all.« Dar ging de Mann henn; un as he dar kam, da satt siene Fru upp eenem sehr hogen Thron, de was von een Stück Gold, un hadd ene grote Kron upp, de was woll twee Ellen hog; bie ehr upp de Sieden dar stunden de Trabanten, jümmer een lüttjer, as de anner, von den allergrötsten Riesen bett to den lüttsten Dwark, de was man so lang, as mien lüttje Finger. För ehr da stunden so veele Fürsten un Grawen; da ging de Mann ünner staan un säd: »Fru, siehst du nu Kaiser?« – »Ja, säd se, ick sie Kaiser.« – »Ach, säd de Mann, un sach se so recht an, Fru, wat lätt dat schan, wenn du Kaiser siehst!« – »Mann, säd se, wat steist du dar? Ick bin nu Kaiser, nu will ick äwerst ok Pabst waren.« – »Ach Fru, säd de Mann, wat wist du Pabst waaren? Pabst is man eenmal in de Kristenheet.« – »Mann, säd se, ick mutt hüt noch Papst waren!« – »Nee Fru, säd he, to Pabst kann de Butt nich maken, dat geit nich goot.« – »Mann, wat Snack! kann de Butt Kaiser maken, kann he ok Pabst maken: gah furt henn. Dar ging de Mann henn, un em was gans flau; de Knee un de Waden zidderten em; un buten ging de Wind, un dat Water was, as kookt’t; de Scheepe schoten in de Noth, un dansten un sprungen upp den Bülgen; doch was de Himmel in de Midde noch so en bitten blu, äwerst an de Sieden dar toog dat so recht roth upp, as een swar Gewitter. Dar ging he recht vörzagt stahn un säd: 404
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»Mandje, mandje, timpe tee! Buttje, Buttje in de See! Miene Fru de Ilsebill Will nich so, as ick woll will!« »Na, wat will se denn?« Säd de Butt. »Ach, säd de Mann, miene Fru will Pabst waaren.« – »Gah man henn, säd de Butt, se is’t all.« Dar ging he henn; un as he dar kam, dar satt seine Fru upp eenen Thron, de was twee Mielen hoch, un hadd dree groote Kronen upp, un üm ehr was so veel von geestlieke Staat, un upp de Sieden bie ehr stunden twee Reegen Lichter, dat grötste so dick un groot, as de allergrötste Thorn, bett to dat lütteste Kökinglicht. »Fru, säd de Mann, un sach se so recht an, siest du nu Pabst?« – »Ja, säd se, ick sie Pabst.« – »Ach Fru, säd de Mann, wat lett dat schön, wenn du Pabst siest! Fru, nu wes tofreeden; nu du Pabst siest, kannst du nix mehr waaren!« – »Dat will ick mie bedenken.« Säd de Fru. – Dar gingen se to Bedd; awerst se was nich tofreeden, un de Gierigkeit leet ehr nich slapen; se dachd jümmer, wat se noch woll waaren willt. Mit deß ging de Sünn upp. Süh, dacht se, as se se ut den Finster so heruppkamen sach, künn ick nich ok de Sünn uppgahn laten? Dar wurd se so recht grimmig, un stött ehren Mann an: »Mann, gah henn tum Butt, ick will waaren, as de leewe Gott!« – De Mann was noch meist in’n Slap, awerst he vörschrack sich so, dat he ut den Bedde feel. »Ach Fru, säd he, slap en die, un bliew Pabst!« – »Nee, säd de Frau, ick sie nich tofreden un kann dat nich uthollen, wenn ick de Sünn un den Man uppgahn seh, un kann se nich ok uppgahn laten; ick mutt waaren as de leewe Gott.« – »Ach Fru, säd de Mann, dat kann de Butt nich; Kaiser un Pabst kann he maken, awerst dat kann he nich.« – »Mann, säd se un sach so recht gresig ut, ick will waaren as de leewe Gott, gah stracks heen tum Butt!« Dar fohr dat den Mann in de Gleeder, un he bewt för Angst. Buten awerst ging de Storm, dat de Boime un Felsen umweigten, un de Himmel was gans swart, un dat dunnert un blitzt; dar sach man in de See so swarte hohe Bülgen as Berge, un hadden baben all eene witte Kron von Schum upp. Da säd he: »Mandje, mandje, timpe tee! Buttje, Buttje in de See! Miene Fru de Ilsebill Will nich so, as ick woll will!« 405
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Nr. 780
»Na, wat will se denn?« Säd de Butt. »Ach, säd de Mann, se will waaren as de leewe Gott!« – »Gah man henn, se sitt allwedder in’n Pißpott.« – Dar sitten se noch hüt upp dissen Dag.
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Von Henriette Schubart nach Heidelberg Jena, vmtl. zweites Drittel Mai 1808
Jena im Mai 1808. Die Aufforderung, Ihnen einiges von meinen Arbeiten zu senden, hat mich sehr erfreut, und ich erfülle sie mit Vergnügen. Ich wählte einige von den Balladen und würde Ihnen mehrere senden, wenn mir nicht noch manches daran zu roh schien. – Wollen Sie, so sende ich sie Ihnen künftig. – Jeder frohe, genußreiche Moment, den mir die Beschäftigung mit dem Original gewährte, erfüllte mich mit Dank für die Mittheilung desselben, und dies sei Ihnen gnügender als alle Worte. – Die Sirene ist nach einem längern Gedicht unter den Nachahmungen der alten Balladen. Da das Ganze zu wenig Handlung enthält, so glaubt’ ich, daß es durch freiere Behandlung und Wechsel des Metrums gewinnen würde, und gab ihm diese Form. Schreiben Sie mir, wie es Ihnen gefällt, ob es Ihnen passend ist, und auch Ihr Urtheil über die Andern. Die historische Einleitung will ich bearbeiten. Sie wollen für Einsiedler schreiben? Schreiben Sie auch an eine Einsiedlerin, die unter allen die einsamste ist; denn mir fehlt auch nur eine Seele die Sinn und Urtheil für das hätte, was mir das liebste ist. Darf ich Sie bitten, mir etwas von Hulda zu schreiben? Fragen Sie dieselbe, ob sie noch der Tante Jette denke? Ich wünschte sehr in irgend einer Beziehung mit ihrer Erzieherinn zu stehen, wär’ es auch nur durch Briefwechsel. Ich habe ihr immer schreiben wollen, und werde es auch wohl noch. – Dürft’ ich mich ihr durch Sie empfehlen? Ich freue mich sehr etwas von Ihnen zu lesen, und werde darin jene Stimme aufsuchen, die mir wie das schönste Volkslied tönte, und, wie Ihre ganze Erscheinung, etwas geisterhaftes für mich hatte. – Doppelt süß ist es da Dank schuldig zu sein wo man achtet – Daher mit besondrer Neigung Ihre dankbarste S – . 406
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Etwa 12. Mai 1808
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Lieber Savigny! Heute Morgen erhielt ich von Johannes Müller eine Uebersicht deutscher Universitäten von Villers im Auszuge für meine Zeitung. Das Werk wird ungemein wichtig und rettet vielleicht die deutschen Universitäten in Westphalen, er wünscht, daß ich es übersetzen möchte, dazu habe ich aber keinen Trieb, doch will ich es anzeigen, so wie Schleiermachers Werk. Hast Du nicht einige Tage Zeit um Deine Bemerkungen über Universitäten, von denen mir gestern Kreutzer sprach, im Auszuge mir mitzutheilen? – Ich beziehe heute mit Clemens eine herrliche Wohnung am Schloßberge. – Herzlichen Grus meinem Pathchen, meinem Nichtpathchen und Deiner lieben Frau. – Wann gehts nach Trages? – Verzeihe beym Umziehen meiner Eile. Hochachtungsvl Heidelberg d* 12 May 1808. Achim Arnim
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Des Herrn Baron von Savigny Hochwohlgeb* Abzugeben bey H. Franz zu Brentano in der Sandgasse. Francfurt a/M
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An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 12. Mai 1808, Donnerstag
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, etwa 12. Mai 1808, Donnerstag
Ich hätte Dir gewiß auch schon Früher geschrieben lieber Arnim wenn nicht die Zeit durch tausend unvorhergesehne Dinge wäre vergangen, unter andern war ich zwei Tage in der Auction von Hüsgen, wo meist lauter schlechte Sachen für ungeheures Geld versteigert wurde, Du hattest unrecht deine Comisionen Savigny nicht zu geben, ich ging blos hinein um die Sachen alle zu sehen, es war aber kaum der Mühe werth; 407
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Goethe hat mir vor einigen Tagen geschrieben, für dich: »Sagen Sie Herrn von Arnim auch recht viel schönes. Er hat mir seine wunderliche Zeitung geschickt worin mich manches gar freundlich anspricht; Ich wünsche daß er wohl damit fahren möge, wenn ich in Carlsbad zur Ruhe bin, so soll er von mir hören« Ich gab dem Zimmer bei seiner Durchreiße etwas für ihn mit damit er seine Begierde ihn zu sehen und zu sprechen um so eher befriedigen könne, – Cristian ist seit 2 Tagen hier, er wird vielleicht auch ins Rhein gau kommen, wohin wir alle den nächsten Montag in einem großen Schiff nebst Betten und allen Moebels und Hausrath ab segeln, es soll uns alle sehr freuen Dich dort zu haben, komm auch bald, ehe es zu heiß wird, laß deine schwarze Arbeit ein klein bisgen ruhen; – Lulu ist besser, sie geht schon wieder aus hat viel von Hüsgens Kunstsachen gekauft heilichen Bilder in Gersten körner pp: Voigt der bisher an schwachem Nerven gelitten, hat ganz das Ansehen als habe er den Verstand ein wenig verlohren, er will mit ins Rheingau da haben wir denn auch ein wenig Furcht, er mögte ihn ganz verlieren von Auguste laufen sehr sonderbare Briefe bei Moriz ein, unter andern einer worin sie ihn bittet dem Clemens doch 3 tausend Gulden von ihren erspahrten Weihnachtsgeschencken zu schicken, damit er das Cabinet von Hüsgen kaufen könne, ich glaube sie will ihn mit Großmuth schlagen, weil sie es nicht mehr mit der Hand kann, doch weiß ich nicht ob es rathsam ist, daß Du es Clemens erzählst, weil er doch niemals weiß, was alles zu bedeuten hat, und leicht wieder eine unbillige Idee von ihr haben könnte, was du mir von Lulu sagst, sie hat dirs vielleicht nicht vorgelogen, sondern ist es ihr von andern vorgelogen worden; auf alle Fälle wäre es gescheuter von ihr still zu schweigen, wenn sie nichts gutes von dem Jüngling Clemente zu sagen hat, gleich wie Wieland auch. jezt wär ich mit meinen Neuigkeiten fertig und könnte dir noch ein Märgen erzählen, wenn meine Feder nicht gar zu stumpf meine Tinte zu Dick, und meine Zeit zu kurz wär, und wenn ich dirs nicht bald mündlich erzählen könnte, diese Erwartung macht mich ohnedem schon etwas faul zum schreiben, so sage ich dir also nur ein recht freundliches Lebe wohl. Bettine schreib mir doch wenn Du ungefehr zu kommen denkest, damit ich mich mit meinen Briefen in Winkel richten kann, denn von dort machen sie immer 3 Tage bis zu Dir, und geht auch nur 2 Mal 408
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An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei hrn Zimmer Heidelberg
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Von Niklas Vogt nach Heidelberg Frankfurt, 13. Mai 1808, Freitag
Euer Hochwohlg. danke ich recht sehr für den zugeschickten Einsiedler. Ich werde das eine Exemplar sogleich an den Fürst Primas besorgen. Meine frühen Jugendarbeiten sind gröstenteils Schauspiele und größere Gedichte, welche sich nicht wohl in eine Zeitung schicken werden. Wenn sie aber Auszüge oder einige Scenen draus brauchen können, stehen sie Ihnen zu Diensten. Ich war die Zeit, alß ich sie das leztemal sah, sehr krank; und bin noch nicht ganz hergestellt, so, daß ich mich aller Arbeit enthalten muß. Meine andern Sammlungen sind alle in Kisten eingesteckt, und jezt darf ich sie nicht aussuchen, denn sie liegen in einem Wuste von Schreiberey. So bald ich wieder hergestelt bin, will ich alles, was sie vielleicht brauchen könnten, aussuchen. Meine Schauspiele und Gedichte sind gröstenteils aus den alten Sagen im Rhein gezogen. Z. B. Frauenlob, Emma, Hildegard, RolandsEck, Die Brüder . Wenn sie hieher kommen, will ich sie Ihnen zeigen. mit Vollkomenster Hochachtung ihr gehorsamster Diener Vogt. Ffurt. d. 13t May. 1808.
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Se Hochwohlg* Dem Freyherrn Ludwig Achim Von Arnim in Postfrey Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, etwa 14. Mai 1808, Sonnabend
Heute ist ein großes Schiff angekommen worin bis Mitwoch aller Haußrath nebst uns nach Winkel gebracht wird, schreib mir doch, lieber Arnim wann Du zu uns kommen wirst, ich fürchte weil Du jezt solch eine schöne Wohnung hast, wirst Du Winkel verschmähen Savigny hat zwei sehr schöne Landschaften, in der Auction gekauft ein Finkenbaum, und ein Elsheimer, ein sehr schöner Holbein wurde für einen Gulden verkauft, ich war grade nicht da, sonst hätte ich an Euch gedacht, da ich aber Eure Comisionen nicht kannte so hätte ich nur immer fürchten müssen sie immer höher zu treiben, überhaupt waren sehr viel schöne Bilder da, die alle merkwürdig wohlfeil weg gingen, ich hab mich ein klein wenig geaergert über Savigny daß er nicht mehr kaufte. Lieber Arnim Du bist so gut und machst immer unverhofte Freuden, wieder mit diesem Liedgen im Einsiedler, an das ich mich kaum mehr erinnerte, so gehts, wenn man liebe Freunde hat, sie bewahren, einem das Liebe so lang, Adieu, wenn du mir ÇÇmiÈÈt um gehender Post schreibst, so erfahre ich noch hieÇÇr xxxÈÈ Du zu uns kömmst. Bettine Ç1r aoR kopfstehend:È Deine Briefe schicke nur immer hier her, man besorgt sie.
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An Herrn von Arnim abzugeben bei Buchhändler Zimmer Heidelberg
*786. Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, etwa 14. Mai 1808, Sonnabend An Friedrich Carl von Savigny, 16. Mai 1808: Herzlich erfreut über Deine Lust zu dem Unternehmen des Villers das Deine beyzutragen (Nr. 788,3–4).
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 16. Mai 1808, Montag
Heidelberg d* 16 Mit aller Frühlingsfreude möchte ich mich hin zu Dir drängen, aber wann ich ankomme, weiß ich nicht, kommen doch all die Bäume, unter denen ich lebe mit ihrem Blühen nicht weit von ihrer Stelle und ich möchte sie alle Dir mitnehmen. Alles ist sehr reizend, ich habe wieder ein Gärtchen was ich baue und das kalte Reich der Regenwürmer mit feurigen Blumen verdränge, mein Schweiß begiest sie und die Sonne erweckt sie, die Waschweiber beschwätzen sie und legen die Kinder aus der Hand ins Grün als wären sie von den Bäumen geschüttelt; vor den Fenstern sitzen allerley Abentheurer unter den Weinlauben, da lerne ich Weltgeschichte und so kommt über mich ein grosser Ernst, durch den ich kaum durchsehen kann. Vor dem Ende Mays bin ich gewiß bey Dir, genauer kann ich nichts bestimmen. Savignys Ruf nach Bayern hat mich sehr überrascht, es muß euch doch allen leid seyn, daß er so weit von euch fortgerissen wird, wie schön wäre er hier in der Nähe der Seinen und seines Berufes mit Bekannten froh geworden. – Hast Du Dir nichts erstanden in Hüsgens Auction? Auf die Gemälde wagte ich nicht zu biethen. Ich wüste in dieser Zeit nicht, was ich mit Gemälden und Kupferstichen sollte, ich sehe in die Welt und weiter mag ich nichts, doch ja, ich möchte zu Dir. Lebe recht wohl Achim Arnim. An Fräulein Bettine Brentano zu Frankfurt a/M
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An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 16. Mai 1808, Montag
Heidelberg d* 16 May 1808. Herzlich erfreut über Deine Lust zu dem Unternehmen des Villers das Deine beyzutragen eilte ich gleich zu Creutzer, seine Sinnesart abzu411
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hören, ich zeigte ihm Deinen Brief und er war durchaus bereit alles was er in mancherley Erfahrung darüber gesammelt dem Werke in Anmerkungen beyzufügen und rechnete er sicher auf Heynens Unterstützung. Ich mache übrigens gar keine Ansprüche darauf einem solchen Werke meinen Namen vorzusetzen, was sich mir bewährt hat will ich gern hinzufügen. Görres ist sehr bereit die Uebersetzung zu machen, ich würde diese Arbeit nur im Nothfall übernehmen, wenn es an einem Uebersetzer fehlte; bist Du geneigt dazu, so thut das besser als von uns allen. Die Hauptschwierigkeit ist im Ganzen, in wie fern Müller unterrichtet ist, ob Villers sein Werk nicht längst hat über setzen lassen, ich überschicke Dir die Anzeige, denn die ist bis jezt allein herausgekommen, Du wirst die stete nähere Beziehung auf Göttingen bemerken, also auch die Wahrscheinlichkeit, daß es dort längst übersetzt ist. Ich bitte sie so bald Du sie gelesen an mich zurückzuschicken; im nächsten Blate des Einsiedler ist eine Uebersicht davon. Ich werde in diesen Tagen über alles das an Müller schreiben, ihm die Unterstützung mehrerer Gelehrter versprechen und eine Zusicherung verlangen, daß das Buch bogenweis hieher gesendet wird und Villers inzwischen keinem andern den Auftrag gegeben hat. Görres ist ein Bekannter von Villers und mit ihm in Briefwechsel. Dein Bruder und Gevatter Ludwig Achim v Arnim Sollte die Uebersetzung des Villers vielleicht schon gemacht seyn, so wäre noch ein Vorschlag, Anhänge dazu drucken zu lassen in Verbindung mit mehreren?
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Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, 17. Mai 1808, Dienstag
Frankfurt den 17. May 1808. Der Coup d’ œil ist herrlich, und ich glaube nun fest, daß die eigene Bearbeitung weniger nöthig sey¨n könnte, obgleich doppelt erfreulich. Meine Freude an dem Unternehmen ist immer gleich groß. Vor allem müssen wir wissen, ob nicht Villers schon für eine Übersetzung gesorgt hat. Ich bitte dich sehr, laß zugleich Görres an Villers und Creuzer an Heeren darüber schreiben. Aber auch wenn Villers (etwa in Göttingen) 412
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eine Übersetzung veranstaltet hat, ließe er sich vielleicht unsere Erweiterung des Plans gerne gefallen. Ausserdem müssen wir, wie du sagst, auf besondere Anhänge denken, und für diese müstest du noch auf eine erfreuliche leicht bindende Form bedacht sey¨n. Wenn nun aber uns die Übersetzung anheim fällt, wer soll sie machen? ich bin von Hause aus kein guter Übersetzer, auch habe ich gräulich viel zu thun ehe ich nach Landshut gehe, und das in gräßlicher Verwirrung. Was hältst du denn von den Grimms? unter uns gesagt, ich fürchte Görres macht es zu eigen phantastisch, und da könnte das Werk von Villers leicht etwas rungenirt werden. Sage mir ehrlich deine Mey¨nung hierüber. Ehe wir aber irgend etwas thun, müssen wir wissen, woran wir sind, und dazu scheinen mir die zwey¨ angegebenen Wege die besten. Du hast den Kunstkatalog erhalten? Dein Savigny¨
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 18. Mai 1808, Mittwoch
Mitwoch Morgens 4 Uhr Ich schreibe dir in der Morgen dammrung noch ein Lebe wohl aus meinem Zimmer das Schiff ist Seegel fertig, Savigny und Cristian begleiten uns Bis Mainz, du fragst ob ich nichts gekauft habe, jawohl aber nicht bei Hüsgen, ein Bild! das Herz wird dir klopfen wenn Du es siehst, es ist von Lucas Kranach, aber gewiß eines der schönsten entweder eine Lukretia oder eine Arria, das Bild selbst ist ungefehr 3 Schu hoch, mit dem Albrecht Dürrer, den Du bei Morgenstern sahst mögt ich es noch lange nicht vertauschen. Grüße den Clemens, ich freue mich unendlich dich wieder zu sehen, ja unendlich, jezt wo ich weiß daß Du kommen wirst, muß ich dir gestehn daß eine große Sehnsucht darnach hatte. Adieu Bettine. An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei hrn Zimmer Heidelberg 413
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*791. An Juliane von Krüdener in Karlsruhe Heidelberg, vmtl. letztes Drittel Mai 1808
sobald meine Othilde zum Druck kömmt, sollen sie wills Gott das was sie so gütig sind zu fordern bekomen (Nr. 843,21–23). Von Juliane von Krüdener, 2. August 1808:
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An Johannes von Müller in Kassel Heidelberg, 21. Mai 1808, Sonnabend
Sie erhalten hiedurch, verehrter Mann, den herzlichen Dank vieler braven Männer, die sich alle lebendig für die Erhaltung der Universitäten verwenden möchten, wegen des gütig mitgetheilten Ueberblick von Villers. Ich habe ihn für meine Zeitung zusammengezogen, und es fanden sich gleich zwey ausgezeichnete Männer, Savigny, der an Hufelands Stelle nach Landshut berufen und Hofrath Kreuzer allhier, die sich bey einer Uebersetzung zur Mittheilung ihrer eigenen Erfahrungen verstehen wollten; Prof Görres war geneigt die Uebersetzung zu übernehmen, er ist mit Villers bekannt und im Briefwechsel, nur Eins schien uns allen wahrscheinlich; was unser Unternehmen überflüssig machen könnte: Da Göttingen ein Hauptgegenstand der Untersuchung ist, auch Villers mit mehreren Gelehrten dort nahe verbunden, so ist wahrscheinlich, daß sein Werk dort schon vor dem Druck übersetzt wird? Mit Vergnügen würde ich sonst den ehrenvollen Antrag erfüllen eine Uebersetzung dieses freymüthigen Werkes zu veranstalten, ich könnte sogar in den Beyträgen der genannten Männer (vielleicht noch einiger anderen) eine Art von vollendeten Kreis dieser Untersuchungen versprechen. Ich weiß den jezigen Aufenthalt von Villers nicht, wäre er in Ihrer Nähe, so wage ich es in Vertrauen auf die gute deutsche Sache, Sie um Nachricht anzusprechen, ob er erlaubt, daß wir als von ihm beauftragt diese Uebersetzung ankündigen dürfen und von ihm die einzelnen Bogen der Schrift, so wie sie im Druck erscheinen, erhalten könnten? Noch könnte ich Ihnen die beyden Grimms in Cassel als Uebersetzer vorschlagen, wenn es Ihnen lieber wäre die Uebersetzung unter Ihrer Aufsicht vollenden zu sehen, sie sind mit Savigny und uns allen befreundet und wir würden alle gern unsre Beyträge dazu geben. – 414
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Ich bedaure es als ein öffentliches Unglück, daß die Geschäfte die Beendigung Ihrer eignen Arbeiten unterbrechen; sollte es in diesem Kreise manche Idee geben, auf welche Sie die allgemeine Aufmerksamkeit zu lenken wünschten, so werd ich sie mir möglich fügsam anzueignen und darzustellen suchen, sie können dabey, wie es Ihre Verhältnisse wünschen, auf gänzliche Verschweigung Ihres Namens rechnen, so sehr dieser sonst meinem Blat zur Zierde und Empfehlung gereichen würde Hochachtungsvoll ergeben Ludwig Achim von Arnim Heidelberg d 21 May 1808
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Winkel, 21. Mai 1808, Sonnabend
Da bin ich nun schon zwei Tage, komme eben von einem heisen lieben Spazier gang über den Johanisberg siehst Du es ist ganz Göttlich hier; die Bäume schüttlen eben noch ihren lezten Blüthenschmuck über die Wandrer unser Hauß ist sehr freundlich die Zimmer haben etwas Zellenartiges, ein jedes hat immer nur ein Bett ein Fenster einen Tisch und einen Stuhl. es ist niemand hier als Meline Marie, ihre Mutter Claudine Cristian der aber Morgen weg will, und den wir eigentlich nur so weg gestohlen haben, dann die zwei Kinder drei weibliche Dienerschaften, eine Geiß mit zwei Jungen, und ein Goldrabe, den wir gestern in Geisenheim gekauft haben, die andre Woche will George kommen mit Menschen und Vieh mein Clavier hab ich mit gebracht da werden Concerts auf geführt mit Flöthe, wenn ich dir rathen soll, so verlege deine Einsiedelei aufs baldigste hier her, man braucht, zwar keinen Menschen hier, aber ich hab dich so lieb, will dich gern so bald sehen, du sollst mir eigentlich die Stafage in die herrlichen Gegenden hier seyn, so wie der einzige große Adler in den hohen Eichen zwischen den Felsen der Landschaft ein Ansehen giebt als sey sie um seinetwillen da, so werden die Berg und Wälder dich emfangen, als seyen sie um dich hier; sage doch dem Clemens daß Savigny ein großes Bild von Scheiflin gekauft hat um 20 f: der Mann bei dem er es kaufte, soll noch zwei sehr schöne alte Bilder haben, auch ist ein Bild 415
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von Spranger zu verkaufen, ein Olymp, mit einem Reichthum von Ideen dargestellt, der Stoff zu Hundert Bildern geben könnte, es gefiel mir ungemein wohl, ich ärgerte mich nicht wenig über Savigny, daß er es für den geringen Preiß nicht kaufen wollte, indessen hab ich doch das schönste Bild, was seit langer Zeit vor meinen Augen war, 5 bis 6 Lucas Kranach hab ich gesehen, aber keinen, der nur mit diesem könnte verglichen werden, die reizensten Farben, das Lieblichste Gesicht was man sich denken kann, die zwei Hände so schön und lebendig gemahlt, ich freu mich unendlich es dir zu zeigen, das Bild ist ungefehr 3½ Schuh hoch; ich hätte es nicht missen können, da ich es einmal gesehen hatte, ich mußte weinen vor sehnsucht und Angst, da ich merkte daß mein Lob Savigny Lust gemacht hatte es selbst zu haben. Leb nun recht wohl der Bothe spaziert jezt mit meinem Brief nach Rüdesheim, damit er von da aus Morgen wieder hier durch nach Mainz gebracht, dort bleibt er einen Tag liegen und wird dann erst weiter spediert. Cristian erzählt mir, daß Auguste sich sehr wohl in Altdorf befinde, auch der Pfarrer sey sey sehr zu frieden mit ihr, sie hat einen jungen Geißbock den schlept sie mit großer behendigkeit die hohen Berge hinauf, er darf keinen Augen blick von ihr, sie ruft ihm den ganzen Tag Selim! Selim! Selim! ich glaube daß Sie sich den Clemens drunter vorstellt, denn Selim und Clemens gleicht sich doch sehr im Klang, sie schneidet auch in alle Bäume des Clemens seinen Nahmen und spricht, er sey doch ein Gott Jezt lieber Freund komm bald ich bitte dich Bettine
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An Bettina Brentano in Winkel Heidelberg, 22. Mai 1808, Sonntag
Heidelberg 22 May 1808. Ich denke, Du bist jezt in Winkel eingewohnt und erfreust Dich des guten und bösen Wetters, wie es der Himmel giebt. Heut ist es düster. Clemens ist zum Onkel Hessen, den ich ausserordentlich bewundre wegen seines wunderbaren Lebens und kaum begreife, wie er bey euch ein Becker∧knecht und der Bruder Graf genannt worden, er hat uns oft so in das wüste Rußland hinein erzählt, daß er mir wie der Geist 416
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Peters vorkam, wegen dessen Ermordung ihn Clemens in Verdacht hat. Heidelberg gefällt ihm so wohl, Manheim noch besser, er hat Lust in diese Gegend zu ziehen. Mir ist die Stadt fast ganz verhasst durch den Wirths∧tisch, an dem ich seit Zimmers Abreise mit Clemens esse; er hat darin eine glückliche Behaglichkeit sich mit einer Menge Leute gern zu unterhalten, ja ihnen vertraulich vorzuerzählen, die er eigentlich nicht leiden mag, mich ärgert jedes jedes Wort, was ich so einem zur Antwort sagen muß und mir gerade gegenüber speisen drey verhasste gelbe Rüben. Noch eins ist mir verhasst an den Wirthstischen hier, die Menge Reisende, die alle dasselbe suchen unter denen oft Bekannte, die einem die kaum abgeschüttelte Wucht der Politick zuwälzen, die man herum führen muß, wo man lieber allein geht oder wenigstens mit andern Gedanken. Sonst gehen meine Saaten gut auf, meine Blumen blühen und Clemens hat mir eine schöne alte Landschaft ins Zimmer gehängt, die er hier auf einer Auction erstanden. Der Onkel Hessen hat ihn ganz trostlos gemacht mit der Nachricht von der Gemälde Auction seiner Großmutter, insbesondre, daß ein Stück das Stadionsche Schloß mit einer Jagdgesellschaft für einen Gulden an einen Juden gekommen, er hatte mir früher oft davon gesprochen. Es sind unendlich geringe Preise, wofür die Gemälde verkauft sind und es ist doch eigentlich eine grosse Ungerechtigkeit seiner Brüder, ihm als Erben nicht einmal das Verzeichniß überschickt zu haben. Ich kann ihn nicht bereden, mit nach Winkel zu kommen, er hat Lust in der Zeit andre Reisen zu machen, ich werde über Manheim den Rhein herunter schiffen und eine besondre Flagge aufstekken, wie bald ich aber komme, weiß ich nicht, ich meine vor dem Ende Mays. Ich habe in den letzten Tagen mit vieler Rührung manches aus dem Leben der verstorbenen Frau des Clemens mit ihm durchgesehen, es hat für mich etwas Erdrückendes solche eine Menge ausgestorbener Lebens∧verhältnisse, die von hoher Ahndung von allen Seiten bewacht wie ein Paar tausend Briefe die einem trunknen Postknecht ins Wasser fallen, allesamt zu Wasser werden. Eine Ausbeute war darunter, eine Reihe sehr väterlicher Briefe von Schiller, die ich für den Einsiedler ausgezogen habe. Sehr beschämt bin ich, daß ich die gute Frau so wenig kennen gelernt habe, aber die verfluchte Disputazion die immer zwischen beyden obwaltete, nöthigte mich zu einer Art Zurückgezogenheit, dazu kam noch das Wochenbett, die fleissige Arbeit, Ihre Gewohnheit die Vormittage gern allein zu seyn, so daß ich sie eigentlich fast nicht gesprochen habe, während die edelmüthige 417
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Welt mir die Ehre angethan hat, mich für ihren Liebhaber zu halten. Ich sehne mich nach einem Briefe von Dir. Sey recht froh meine liebe Winkelanerin. Achim Arnim
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Nächstdem fand ich einen Brief von Müller, worin er mir schreibt, daß er bereit sey die Bogen hieher zu schicken und wir durch die Zusätze berechtigt wären jede andre Uebersetzung zu unterdrücken. (Nr. 806,5–8.)
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An Ludwig Tieck in Ziebingen Heidelberg, etwa 28. Mai 1808, Sonnabend
Heidelberg Ende May 1808 Lieber herzlich verehrter Tieck! Sie erhalten die beyden ersten Hefte meiner Zeitung; es würde mir Freude machen, wenn Sie nicht mißbilligten, was mir nach ruhiger Uebersicht wohlgefällt; wie lange ich die ganze Sache fortsetze hängt von dem Absatze auf dieser Messe ab. Pr: L.’ Epique gab mir den Müller, der ritterlich thätige Schluß des Stücks veranlasste mich besonders zur Mittheilung, es perlt darin wie im siedenden Wasser und er vergleicht sich darin so leicht mit der ruhigen Erhebung, in welcher ihr Werk schliest. Brentano, der seit einiger Zeit zu mir gezogen und seine Frau zu einem Prediger aufs Land geschickt hat, wird ins nächste Heft ein gar lustiges Werklein, die Geschichte des Bärnhäuter einrücken, er ist fröhliger als je und wünscht Sie hieher locken zu können, nur stehen die äussern Verhältnisse schwankend und wie lange der alte Großherzog lebt und wie früh französische Oekonomie eingeführt wird, dem sehn wir wie der Ratiostatus mit zwey Köpfen entgegen. Ich wohne mit Clemens in einer Bierkneipe am Schloßberge, Kegelbahn und Vogelgesang, Nachts 418
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singende Waschweiber und fernes Neckarrauschen um uns und der schöne Himmel verschlingt uns in Trägheit. Die Zeitungen sagen von einem Romantischen Journale, das Sie herausgeben, ich freue mich dessen, es muß den Bienen der Honig genommen werden, daß sie wieder arbeiten und ich bescheide des wegen meine Bitte um Beyträge von Ihnen noch nicht; Görres Untersuchungen über die Nibelungen finden Sie fast beendigt, von Grimm erwarte ich schöne Resultate; es geht so unendlich viel zugrunde, lassen Sie Ihre Untersuchungen nicht darum schweigen, weil der eine oder andre vielleicht schon einiges davon berührt hat. – In wenigen Tagen bin ich in Winkel bey Brentanos. – Meine Ergebenheit Ihren Hausgenossen, hochachtungsvoll Achim Arnim Eben erhalte ich einen Brief von Hagen, der mir schreibt, daß er zu den Nibelungen Ihre Unterstützung erhalten, es freut mich dies glückliche Verständniß, es scheint jezt ein allgemeiner Sturm zu werden gegen die tückische Bosheit falscher Kritick, sind wir nur erst im Graben, ich stehe dafür der Wall, der so entsetzlich aus sieht ist nichts als der Unrath der Garnison, den sie so regelmässig aufgestapelt hat. Des Herrn Ludwig Tieck
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Hiebey die zwey Hefte der Zeitung f. E. frey.
zu Ziebingen bey Frankfurt an der Oder
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An Tieck Der ritterliche Schluß des Muller es perlt darin wie im kochenden Wasser, veranlasste mich besonders zur Mittheilung und Vergleichen mit der ruhigen Erhebung, worin Ihr Stück schliest. Der Himmel verschlingt uns die Tragheit. Man muß den Bienen den Honig nehmen, daß sie arbeiten. Das Verstandniß wird gut, der Sturm geht, sind wir nur in den Gräben, ich stehe dafür der Wall, der so entsetzlich 419
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aussieht ist nichts als der Unrath der Garnison, den sie regelmässig aufgestapelt hat. Das Schloß ist ein Lusthaus meines Gartens, die Brunnen mein Waschbecken, die Vogel, als hätte ich sie gesteckt
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An Friedrich Heinrich von der Hagen in Berlin Heidelberg, 29. Mai 1808, Sonntag
Heidelberg ÇÇd 2ÈÈ9 May 1808. Vielen Dank, lieber Hagen, für das überschickte Mährchen (ich besaß es freylich schon von Runge, aber ich bewahr es als ein Zeichen Ihrer Erinnerung) und die literarischen Neuigkeiten, ich habe zum Subscribiren in meiner Zeitung aufgefordert, ich bitte mich unter der Zahl der Subsc: aufzuzählen, und ich wünsche Ihnen mehr Absatz als meine Zeitung bisher erhalten hat, die freilich auch kein so bestimmtes Publikum hat, vielleicht auch von der Buchhandlung nicht genug verbreitet worden ist. Können Sie auf irgend eine Art den Absatz fördern, so würde es mich erfreuen, ich wollte mancherley Gutes damit und das fühlte wohl das Morgenblat, das lauter Buchhändlerspeculation will. – Ich schreibe in Eile, weil ich mich zu einer kleinen Reise anschicke, den Schluß von Görres Aufsatz enthält das 20te Stück der Zeitung, wollten Sie mir ÇÇxxxÈÈ Resultate Ihrer Untersuchung in voraus mittheilÇÇen xxxÈÈ würde es mir erfreulich seyn und könnte der weiteren AussÇÇxxxÈÈ in Ihrem Werke nicht schaden. – Clemens Brentano hat mich hier besucht, ÇÇxxxÈÈ Bücher sind aber in Cassel er giebt mir für Sie einen Grus und folgende NoÇÇxxxÈÈ Die Ausgabe des Heldenbuchs ist ohne Jahrszahl nach Tieks Meinung älter als irgend eine die er gesehen, doch wenig verschieden. Er besitzt: Ein Manuscript von der Mörin. Manusc: eines Ged: von der heil: Dreyfalt von Peter von Suchenwirth. Die Abentheuer des Neidhardt. Minnelieder, die zwischen dem älteren und dem späteren Meistergesang inne stehen. Mehrere Erzählungen von dem Muscatblüt. Den Renner. Grimms in Cassel besitzen den starken Rennewart, Appolonius von Thyrland u.a.m. Vielleicht könnten Sie Sich mit Ihnen zu gemeinschaftlicher Arbeit verbinden. In Coblenz im ehemalig Gr. von Birresheimischen Hause liegt ein Codex vom Tristrant. 420
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In Frankfurt auf der Bibliothek der Carmeliter liegt ein Heldenbuch und ein Renner. Zu Hohenlohe Ingelfingen im Schloß liegt ein Manuscript vom Heldenbuche. Fischart in Frankfurt besitzt Manuscripte – Viel Grüsse an Solger, kann er mir nichts von seinem Sophokles geben; finden Sie sonst etwas, das Ihnen lieb ist und was Sie gedruckt sehen möchten, so werde ich es aufnehmen: Freundschaftlich ergeben Achim Arnim
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Sr Hochwohlg* des Herrn von der Hagen zu Mohrenstr: N 15 Berlin
*798. An Ludwig Uhland in Tübingen Heidelberg, vmtl. Ende Mai/Anfang Juni 1808 Ludwig Uhland an Karl Mayer, Tübingen, 28. Juli 1808: Wir Ç...È erhielten von Arnim eine verbindliche Antwort samt den 2 ersten Heften der Zeitung. Ç...È Es freute mich, was mir Arnim schrieb: »so lange die Laune des Publikums meiner Zeitung den Absatz sichert, eine Laune, der ich nicht nachgeben kann, da ich ihr nicht diene, sondern ihr gerade das mannigfaltige vergessene Talent unsrer und vergangener Zeit in seinem jezigen Elend strafend vorhalten möchte.« (Hartmann 1911–1916, Bd. I, S. 98.)
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An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, etwa 31. Mai 1808, Dienstag
So vielerley schöne Beyträge, lieber Grimm, hätten wohl schnellere Antwort gefordert, wenigstens Dank, aber seit ich hier im freyen Grünen wohne und das Schloß neben mir wie ein Lusthaus meines Gartens, seine Brunnen wie mein Waschbecken und alle seine Vögel, als hätte ich sie geheckt, da über nimmt mich gar oft die still in sich versinkende Trägheit und ich meine ein grosses Werk gethan zu haben, 421
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wenn ich meine Blumen begossen. Wir erwarten Ihren Bruder täglich und wünschen ihn lange beschäftigen zu können, indessen ist Zimmer noch nicht zurück von der Messe und es läst sich nicht beurtheilen, ob er die Zeitung ohne Schaden fortsetzen kann, er hat grosser Nachlässigkeiten in Hinsicht der Verbreitung sich schuldig gemacht, ich habe das Meine gethan und unzählige Briefe darüber geschmiert. Doch ist dies alles noch unbestimmt und lassen Sie Sich dadurch nicht abhalten von allerley Guten, was Sie vielleicht noch für mich beabsichtigen. Dem Aufsatz über Sagen habe ich eine Anmerkung beygefügt, vielleicht veranlasst Sie das gelegentlich die Sache historisch durchzuführen, ich gestehe, daß ich gar keine Vorstellung habe von einer Naturpoesie getrennt gedacht und von einer Kunstpoesie getrennt. Auch in den schlechtesten Dichtungen wollte ich Ihnen noch deutlich beydes und sogar das Dritte zeigen, was beyde stört und aufhebt. Clemens hat eben Ihren Brief erhalten mit der Trauernachricht; unser herzliches Beyleid darüber. – Bleiben Sie noch in Cassel unter diesen Umständen oder haben Sie Lust nach Landshuth mit Savigny dort Literaturgeschichte zu lesen, Brentano hat fast Lust dahin. Ich reise heute Abend nach Winkel zu Brentanos, Clemens bleibt hier, ein Zimmer ist für Ihren Bruder bereit – Wie gefallen sich Reichardts in Cassel, es thut mir unendlich weh, daß sie aus Giebichenstein fortgerissen und wenn sie es auch jezt noch nicht bemerken. Grüssen Sie doch alle recht herzlich von mir und erzählen Sie mir ein wenig, wÇÇasÈÈ sie so treiben und wie es bei iÇÇhnenÈÈ zugeht. – Ich schreibe gleichsam an Sie beyde Unzertrennliche zugleich, und empfehle mich und meine beyliegende Zeitung Ihrer beyder Nachsicht. Achim Arnim. Herrn Jakob Grimm Wol* Marktgasse Beym Kaufmann zu Wille Cassel
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Von Philipp Otto Runge nach Heidelberg Hamburg, 31. Mai 1808, Dienstag
Hamburg den 31. Mai 1808. Ich habe Ihre angenehme Zuschrift, mit welcher Sie mir gütigst die »Zeitung für Einsiedler« sandten, erhalten. Ich wüßte nicht, wie ich etwas dagegen haben könnte, daß sie die beiden Mährchen drucken ließen, die Ihnen so gut wie mir gehören, da es bloß Zufall ist, daß ich sie vollständig zu hören bekam. Sehr angenehm würde es mir seyn, wenn ich Ihnen noch die Geschichte v o m s t a r k e n H a n s [welches eigentlich der Plattdeutsche Hercules ist] liefern könnte. Solche Sachen sind eine ordentliche Delicatesse für mich und ich glaube nicht, daß Sie viele so sublime antreffen werden als diese drey Geschichten seyn würden. Von dem starken Hans habe ich nur erst eine allgemeine Anschauung, hoffe aber, daß ich ihn noch näher von Angesicht werde kennen lernen. Um Sie nun nicht umsonst bemüht zu haben, an mich zu schreiben, lege ich Ihnen noch einige Plattdeutsche Lieder bey, da ich Ihr zweytes Anliegen so wenig befriedigen, als noch weniger etwas dafür versprechen kann. Sie werden es mir leicht glauben, daß die heutige Würdigung der alten Kunstwerke, und die sich immer mehr verbreitende Neigung, dem rechten Sinn vorhandener Werke auch in allen Kunstverzweigungen nachzuspüren, mir sehr interessant seyen; sie geben dem, der in der lebendigen Erscheinung der wandelvollen Zeit die Gestaltung seines individuellen Lebens erschauen möchte, Hoffnung, das, was er gebildet, auch für seine Zeitgenossen gebildet zu haben. Indessen verhehle ich Ihnen nicht, daß es mir zu voreilig scheint, anzunehmen, daß es hier und da mehr als sonst Leute gebe, welche die Kunst würklich beförderten. Das Ganze beschränkt sich auf eine Neigung für Kunstwerke, die nur ein neugieriger Blick in die Vergangenheit ist, welcher in äußerst wenigen den productiven Glauben an die Zukunft erzeugt hat. Wer da den Weg dieses Glaubens gehen will, der soll an allen zeitigen Auswüchsen grade die Spur und den Keim der Zukunft erkennen lernen. Das Bilden in der lebendigen Gegenwart ist wie der Gang durch eine unendliche üppige Wildniß, es gehört dazu ein unverzagter Muth und ein ununterbrochenes Aufmerken, wer etwas Ganzes herausholen will, und wo man sich sehr in Acht zu nehmen hat, die einzelnen phantastischen Gestalten, sie mögen so reizend seyn, wie sie wollen, nicht Herr über sich werden zu lassen, sonst könnte man in der Ueberschwemmung einer hereindringenden 423
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Phantasie bald untergehen. Sie werden mich schon verstehen; ich kann es nämlich nicht ertragen, daß ich einzelne Einfälle aufzeichne, ohne daß sich unwillkührlich ein Ganzes bilde; und da ich besonders jetzt daran arbeite, die Ahnung vollständig zu tage zu legen, welche in meinen Tageszeiten liegt, so lasse ich mich nicht gern von der Arbeit abwendig machen. Sie werden nicht verlangen, daß ich Ihnen ausführlichen Bericht von der Art und Weise zu arbeiten gebe, die ich für mein Bestreben nothwendig halte, sondern mir lieber auf’s Wort glauben, daß ich bey Vorfällen das Gute Ihrer Unternehmungen gern, mit dem, was ich zu leisten im Stande bin, unterstützen werde. Meine Freunde wissen es am besten, wie sehr isolirt ich hier bin, und wie sehr ich wünschte, jemand in der Nähe zu haben, der in irgendeiner Kunst oder wissenschaft gemeinschaftliche Ideen hätte. alle hiesigen Künstler müssen ums Brod arbeiten, und für Bilder machen ist Hamburg ein sehr schlechter Ort. – Tischbein geht jetzt von hier, dessen herrliche Tierfabeln, oder Ansichten Ihnen vielleicht auf eine Angenehme weise überraschen würden. ich werde dieser tage noch mit ihm sprechen, und es solte mir sehr angenehm sein, wenn ich ihnen diese interessante Bekantschaft verschaffen könte. Ich bitte an unsern freund Zimmer meine herzlichsten Grüße zu bestellen –* mit Hochachtung Ihr ergebener Phil Otto Runge ÇBeilageÈ H o c h z e i t s l i e d aus Pommern. ist eigentlich eine Polonaise. I so lat uns hüt recht mit groten fliet hüppen, springen, danssen, da´ben! lat uns danssen so bet de niegen Scho rieten unner un ok ba´ben hört ji leben Gäste hier up dissen Köste ich schall je ock düchtig la´ben wo ji o´ck mit mit fliet 424
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up de hochtied hüt Hüppen, springen, danssen, da´ben! hüt is Hochtied hier künftig Kindelbier hei! so lat dat gahn von flessen Lat uns unse fick wat man mögelick kniepen, plagen, pietschen, pressen makt he uns glieck sorgen i! so lat uns borgen wi willen dennoch unnerdessen wiel’t is Hochtid hier künftig Kindelbier danssen, daben, recht von flessen Seht den Buren an, wo he da´ben kan he snitt idel Kaperjolen de danßt trienke wa´ Polsch un Paspaja´ also het he’t liert up Scholen seht lüd wo ji Ka´pen ick glöv dat ji sla´pen danßt doch naas na de Violn Seht den Buren an wo he daben kann he snitt idel kaperjolen Striket Dveer un dvas up de grote Bas mien leve speel Trabaten (von Runges Hand:) – hier fehlen 3 Verse nehmt naas mahl de flöten hambogs un trumpeten dat man ju hürt up den Straten striket dveer un dwas
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up de grote Bas miene leve speel Trabaten dansset dat dat Swagt bet de Swienhirt klagt all die Swien jögt ut dem Daane danßt bet Morgen früh bet de Kückrühü all de Lüd weckt ut den Beddn Brut ji müchten wünschen dat ji dissen Minschen doch man nicht gebaden hatden dansset dat dat swagt bet de Swien hirt klagt al de Swien jögt ut den Daane
*801. An Karl August Varnhagen von Ense in Berlin Winkel, erstes oder zweites Drittel Juni 1808
Ich habe durch Reimer Ihre gütige Aufforderung an mich, beizutragen für die Zeitung für Einsiedler, mit vielem Vergnügen empfangen. (Nr. 807,1–6.)
Von Karl August Varnhagen von Ense, Berlin, 26. Juni 1808:
Karl August Varnhagen von Ense an Friedrich de la Motte Fouque´, Berlin, 30. Juni 1808: Achim von Arnim hat mich aufgefordert Mitarbeiter an der
Zeitung für Einsiedler zu sein, die er mit Brentano in Heidelberg herausgiebt, und worin man von Tieck, Jean Paul, Friedrich Schlegel, Mahler Müller und andern solchen einiges findet, also ein ehrenvoller Plaz. (Fuchs/Magen 2015, S. 96.) Herr Achmet brachte mir Pakete Arnim’scher Sachen, ich fand ein Blatt von Rahel an Bettinen, das ich küßte, und drei Briefe von mir an Achim von Arnim, unter denen einer, von dem ich gar nichts mehr wußte, so wenig wie davon, daß er mich zur Theilnahme an der Zeitung für Einsiedler aufgefordert hatte. (Varnhagen 1861–1870, Bd. XIII, S. 177.)
Karl August Varnhagen von Ense, Tagebuch, 7. Oktober 1856:
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*802. An Georg Andreas Reimer in Berlin Winkel, erstes oder zweites Drittel Juni 1808
Ich habe durch Reimer Ihre gütige Aufforderung an mich Ç...È empfangen. (Nr. 807,1–2.)
Von Karl August Varnhagen von Ense, Berlin, 24. Juni 1808:
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Von Friedrich Schlegel nach Heidelberg Dresden, 8. Juni 1808, Mittwoch
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Geehrtester Freund, Die mannichfaltigen Zerstreuungen einer vielfachen Reise müssen mich bei Ihnen entschuldigen, daß ich die Beweise freundschaftlichen Andenkens, die Sie mir gaben, nicht schon eher beantwortet habe. Es freut mich daß Ihnen das kleine Lied für die EinsiedlerZ. willkommen war. Gern werde ich zu dieser beitragen, was Zeit und Laune irgend vergönnt. Ich schicke Ihnen für heute wenigstens ein kleineres Stück meines Freundes Rostorf . Was ich Ihnen von mir längeres – {auch wollte ich noch etwas hinzusetzen, was bis jetzt in der Zerstreuung der Reise noch nicht geschehen konnte} aus dem prosaischen Rittermährchen Primaleone – zugedacht hatte, schicke ich heute nur desfalls nicht mit, weil der Verkehr durch die Briefpost von hier bis Heidelberg schon ziemlich weit u kostbar ist. Treiben Sie den Freund Zimmer nur, daß er mich bald wissen läßt, auf welchem Wege diese Beiträge so wie die für die Heidelb Jahrb. am besten von Wien aus gesandt werden können. Denn dort denke ich den nächsten Theil des Sommers zuzubringen, um für eine große historische Arbeit an der Quelle zu schöpfen. Je unaufhaltsamer Deutschland in einen allgemeinen Ruin hinzustürzen scheint, muß man wenigstens die Erinnerung aus dem Strudel noch ans Licht reißen! – Aus Ihrem frühern Briefe würde ich am liebsten auf das eingehen, was Preußen betrift; wenn es sich nur in einem Briefe thun liesse. Sein Sie indessen versichert, daß ich ein Land nie vergessen kann, wo ein neues Leben für mich begann. Freilich ein Leben zum Theil wenigstens des Kampfes; wenn ich aber oft auch den Geist des eiteln Hochmuths dort vorherschen und alles wie von einem Schwindel ergriffen sah oder zu sehn glaubte, so geht mir doch das Unglück aller Deut-
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schen Länder gleich sehr zu Herzen. Doch davon genug. H* Görres empfehlen Sie mich wenn ich bitten darf angelegentlichst. Ich las seine Beiträge so wie überhaupt die 8 ersten Nummern des Einsiedler mit vieler Freude. In Frankfurt sah ich Bettina Brentano. Da es aber nur eine Viertelstunde des letzten Tages war, so vernahm ich meistens nur erst das Stimmen des seltnen geistigen Instruments nicht die Musik selber. Mein Bruder und Fr. v. St. werden in drei Wochen Frankf. u das schöne Heidelb. sehn; in dem letzten werden sie sich doch wenigstens einen Tag aufhalten. Sie haben unterdessen einen sehr unzeitigen Artikel über mich in den Zeitungen gelesen. Unzeitig schon an und für sich; denn was geht die Zeit überhaupt den Glauben an, wenn es der alte ewige ist? – Unzeitig aber auch im niedern Sinne, weil die Zeit so falsch ist, als der Glauben wahr. Grüssen Sie meine Freunde in Heidelb d. s. alle die als solche nach mir fragen. Ihr Friedrich SchlegÇÇelÈÈ
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, etwa 22. Juni 1808, Mittwoch
Lieber Bruder! Ich habe Dir einige Zeit nicht geschrieben, weil wir hier so viele unangenehme Nachrichten von Berlin hatten, daß ich die jezigen Verlegenheiten wegen eines aufzuschlagenden Lagers, Aufruhr u.s.w nicht durch Geldforderungen vermehren wollte. Jezt wo es etwas beruhigender für uns steht, wo wahrscheinlich ein grosser Theil französischer Truppen eine andre Richtung erhält wird sich auch wohl einiges Geld in unsern Kassen gesammelt haben, ist denn mit Sternhagen nichts zu machen? Sind die Gelder in Königsberg nicht loszueisen? – Schick mir doch so schnell es Dir möglich auf Frankfurter Wechsel aber hieher gesendet mit möglich kurzer Sicht 400 rth, wenn Du soviel nicht 428
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auftreiben kannst weniger. Wieviel die Zeitung mir einbringen kann, das hängt davon ab, in wie weit ich mich selbst erniedrigen kann, das was ich verachte zu thun; ich habe dabey gefunden, daß ich es nicht kann, ja meine Zeitung war eigentlich ein gutmüthiger Versuch, ob die Zahl der Menschen von allgemeinem Interesse für Kunst und freye Lustigkeit hinlänglich wäre ein Blat der Art zu halten, ich hätte mich mit geringer Einnahme begnügt, diese Hoffnung war vielleicht in der traurigen Zeit, in der die Bessern mit drückender Noth zu kämpfen haben; war vielleicht zu kühn, die Nachlässigkeit der Buchhandlung in der Versendung hat den Absatz ebenfalls gehindert, es ist zweifelhaft, ob der Absatz bey aller Wuth von Gegnern und Freunden, die sie in diesen Gegenden gehabt hat, hinlänglich ist. Sie hat indessen gewirckt, ich habe meine Kenntniß von Deutschland erweitert und trete dann ohne Vorwurf ab. Daß Dir einiges in meinen Gedichten nicht recht ist, verwundert mich nicht, des Menschen Eigenthümlichkeit spricht sich darin recht eigentlich aus, – das Metrische indessen würde ich sehr leicht recht fertigen, du scheinst mit einem Kreise, besonders älterer Poesieen nicht bekannt zu seyn, es würde dich sonst diese Einwirkung des Accents nicht befremdet haben. Zu dem Neuigkeitswesen kann ich mich nicht entschliessen, bey diesem Unternehmen hatte ich zuviel gute Absicht und Scherz, wenn ich künftig ein solches Nothwerk ÇÇaÈÈls Handwerk unternehme soll es wenigstens durch Titel und Umgebung sich leicht absondern lassen.- Ich habe einige schöne Tage am Rhein verlebt, auf einem Landgute von Brentanos wie lebhaft fühle ich es bey solchen Pilgerfahrten, daß wir sehr einfältig thaten uns so genau an das Gebot des Nichttrennens bey unsrer Reise zu binden, wie viel vergnügter hätten wir die Zeit zugebracht, wenn wir unsre Freyheit und unser Geld dazu verwendet. Das Meiste lernt man zu spät. Grüsse herzlich die Großmutter, ich schreibe ihr bald, ich thue es wirklich in Rücksichten des Postgeldes, daß ich nicht oft schreibe, wer in dieser Zeit nicht viel erwerben kann, muß wenigstens sparen lernen. Grüß auch den Onkel. Dein Achim Arnim
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 23. Juni 1808, Donnerstag
Franckfurt d* 23 Juni Als Du mich verlassen hattest, mein Freund, hab ich innige Freude emfunden, über den Schmerz den mir dein Abschied verursachte, so geht mirs ein jeder Beweiß daß ich dich ernsthaft liebe ist mir die reinste Erquickung, solte es auch mit so traurigem Opfer errungen sein als deine Trennung. Das Schicksal ist mein Orakel, mein Wille ist der arme Agamemnon, der gezwungen ist sein bestes dem besten zu opfern, Du selber bist Iphygenia, Dein gutes freies vestes Herz, der Schuzgott der dich mir erhält, meine Doppelt tief fühlende Liebe, ist das befriedigte Volk, das mit bescheidner Freude, meinem gezwungnen gekränkten Willen seine Erlösung danckt; und so wäre mit Gott alle Pflicht erfüllt, und mir nur in dieser Hinsicht, das Herz erleichtert. ich habe mit George zum theil aus Muthwillen zum theil aus Unwille die Reiße hier her gemacht, wir gingen den Abend vor unserer Abreiß noch auf den Rochus wir fuhren gegen 6 Uhr auf dem Stuhlwäglein nach Rüdesheim ließen uns von Da über fahren, es war der erste warme Abend den ich dort erlebte. Gott weiß warum es mir auch am wärmsten ums Herz war, ich dachte Deiner, und freute mich so meiner Sehnsucht daß ich sie kaum um deine Gegenwart getauscht hätte, auch an Göthe dachte ich mit wahrem Eifer, Euer beider Andenken loderte in meiner Brust wie zwei Kräftige Vulkane, vor deren Gluth, alles andre lebendige flieht, und Land und Besizthum ihrer Macht überläßt; ich sang laut, und schlug lange Triller vor regem Leben in mir was ich lange nicht so starck gefühlt hatte. wir nahmen aus Unbedachtsamkeit einen viel steileren Weg auf den Rochus, als der erste war, wir musten grad auf, über die Hecken, bei allen Mühseeligkeiten unterließ ich doch nicht noch einen großen Blumenstrauß zu brechen, den ich nach deinem Beispiel opfern wollte, als ich aber auf den Altar stieg fiel mir das Haupt Jesu in zwei Stücken vor die Füsse, welches mich nicht wenig erschreckte, George band es mit Zweigen wieder vest. auf meiner kleinen Reise hierher begegnete mir auf ebnem Weg kein andrer Unfall als ein totaler Umfall, des Wagens, bei welchem aber niemand schaden gelitten, gestern war ich in Rombergs Concert, war es die Länge der Zeit daß ich keine Musick gehört habe die mich so emfänglich dafür machte? weder bei Freundschaft noch bei Liebe war mir Leib und Seele so bewegt; ein jeder Strich machte mir das 430
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Herz stärker klopfen, ich muste meine Brille aufsezen, daß die Leute das Feuer und Wasser meiner Augen nicht bemerckten; Er spannt den Bogen über die Saiten und trift ohne Pfeil; – bei der alten Goethe war ich, welche mir einen Brief vom Sohn mittheilte worin er meiner am freundlichsten Dachte, mich seine erste Freundin nent, die vor allen andern Nachricht aus Carlsbad von ihm haben soll; auch preißt er seine Gesundheit und sagt, er brauche das Bad aus Lebens Lust, denn an Gesundheit habe er Überfluß. Tonie ist kräncklich und verlassen ohne irgend eine Weibliche Gesellschaft, dieß hält mich vielleicht eine Zeit lang hier, wenn Du mir also bald antwortest so hab ich deinen Brief hier noch, Leb jezt wohl, mein Guter Lieber, bester! den ich gewiß nicht mehr so oft küßen will, und ihn Doch in jedem Moment, innerlich ans Herz drück, aber daß soll auch nicht mehr sein, das ist Kirchen raub, das ist Gottes- Gottes Raub, Du sollst dabei sein wenn ich dich küße, ich glaube davon kömmts eben, von diesem hundertundtausendmal in Gedanken, nein ich will sie ausrotten, will from und ernsthaft auf dich warten, Du! »gedenk der Guten Stunden und nicht der bösen«, die Worte wollen mir nicht in der Brust verhallen, Du Menschen freundlicher! Heilsamer, der alle Wunden, sanft zusammen∧drückt, mit solchem liebe vollem Ausruf, deine Worte sind so viele Balsame, Gesundheits Kräuter, die aus Deinen Lippen sprießen. Bettine An Herrn Baron von Arnim Abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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An Friedrich Carl von Savigny in Trages Heidelberg, etwa 24. Juni 1808, Freitag
Lieber Bruder und Gevatter! – Gern wäre ich Deiner Einladung nach Trages gefolgt, aber ich hatte die Zeit in Winkel versäumt, wenigstens verträumt, denn verloren ist sie nicht, ich fand den Clemens schon ungeduldig über mein langes Ausbleiben und mitten in einem Liebeshandel mit seiner Frau. Nächstdem fand ich einen Brief von Müller, worin er mir schreibt, daß er bereit sey die Bogen hieher zu schicken und wir durch die Zusätze berechtigt wären jede andre Uebersetzung 431
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zu unterdrücken. Inzwischen fand Kreuzer in der Hamburger Zeitung eine Uebersetzung von der Niemannschen Buchhandlung in Lübeck angekündigt, dessen ungeachtet war Zimmer bereit, wenn Du sie mit einer Abhandlung begleiten wolltest, diese Uebersetzung zu drucken. Görres hatte an Villers geschrieben, ob er ihm volle besondre Befugniß geben könnte; deine Sorge, daß Gorres manches Eigenthümliche seiner Art dabey einmischen würde, scheint mir ungegründet, das Uebersetzen schläfert auch den lebendigsten Genius ein und man ist bald froh nichts weiter ausdrücken zu müssen, als was da steht. Eine andre Betrachtung macht mir aber diese Uebersetzung von ihm interessant und Du würdest wahrscheinlich, wenn Du ihn kenntest, einstimmen; es giebt wenige Leute unter der mitlebenden Zeit die zu einer umfassenden Gelehrsamkeit so von der Natur bestimmt sind wie Görres, wenn Du seine ungeheuren Arbeiten in den zwey Jahren, die er hier zugebracht, überblicktest Du würdest staunen über den Fleiß und über den Scharfsinn. Bey allem Enthusiasmus für Philosophie sucht er nie zu blenden, alle die hier bey ihm gelernt sind verständige eifrige Arbeiter geworden. Popularität fehlt ihm noch, aber er gewinnt sie merklich bey jeder neuen Vorlesungsreihe, selbst seinen Zuhörern auffallend. Er liest jezt über alte deutsche Literatur. Er muß durchaus für eine deutsche Universität gewonnen werden vielleicht macht diese Uebersetzung ihn mit Müller bekannt, und es kann sich jede Glück wünschen, die einen so bescheidnen, ernsten Forscher für sich gewinnt. Ich rechne seine Bekanntschaft zu den angenehmen Ereignissen dieser traurigen Jahre meines Lebens; in solcher Zeit einen tüchtigen Menschen erhalten scheint mir besser als hundert zu machen. Ich weiß keinen Philosophen, der das Unüberlegte Parteywesen des Ast in Landshut so gut dämpfen könnte wie er, ohne dem Enthusiasmus zu schaden, den dieser mit lobenswerther Anstrengung allein unter allen zu erwecken gewust hat. – Schreib mir doch bald über deinen Entschluß, Villers Antwort kommt sicher auch bald, gern wüste ich auch wie lange Dein Aufenthalt in Trages und Schlangenbad und wie fern Deine Abreise nach Landshuth, ich möchte Dich gern noch sehen und Deine liebe Frau & Kinder. Im schlechten Wetter kann man nicht viel Gutes wünschen; der Deine Achim Arnim
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Von Karl August Varnhagen von Ense nach Heidelberg Berlin, 24. Juni 1808, Freitag
Ich habe durch Reimer Ihre gütige Aufforderung an mich, beizutragen für die Zeitung für Einsiedler, mit vielem Vergnügen empfangen. Mit dem Wunsche, besser in Ihre Absichten einzugehn, als es mir möglich sein dürfte, schicke ich Ihnen als Beweis meines guten Willens die beifolgenden Blätter. Der Dithyrambus an Wolf ist von mir, und vorigen Sommer in einem kleinen festlichen Kreise, dessen Mittelpunkt Wolf war, vertheilt worden. Schon lange habe ich gewünscht, ihn wieder abgedruckt zu sehen, und zwar mit meinem Namen. Sie verzeihen wohl, wenn ich Ihnen die Geschichte dieser Dichtart mittheile, die, Ihnen unbekannt, nicht ohne Interesse sein kann, Ihnen aber bekannt, leicht überschlagen wird. Joh. Heinr. Voß rühmte sich gegen Wolf, die deutsche Sprache (oder er) könne jezt fast alle griechischen Metre nachbilden, und nahm von dem zweifelnden Wolf die gebotene Ausforderung auf Galliamben an, eine Versart, von der uns außer Katulls Atys und wenigen griechischen Zeilen nichts übrig ist. Inzwischen versuchte Wolf selbst, in häufigen Nebenstunden solche Verse zu machen, deren er aber nach vieler Mühe kaum fünf hervorbrachte, mit denen er noch überdies unzufrieden war. Bald aber schickte Voß den herrlichen Dithyrambus, der im ersten Bande seiner Gedichte steht, und wohl billig hat er die neugewonnenen Verse an den Mann reden lassen, der ihre Möglichkeit bezweifelt hatte. Ich fand also diese Versart dem Manne schon geweihet, und konnte mich nicht beruhigen, bis ich das zweite Gedicht dieser Art geliefert; ein in der That glücklicher Zeitpunkt, da sowohl das erste zu geben schwerer war, als auch jezt das dritte hervorzubringen schwerer sein möchte. Nach dem Ausspruche der damals versammelten Filologen, ist mir die Arbeit gut gelungen, die auch Wolf selbst und Joh. v. Müller durch spätere Vertheilung billigten. – Das andre Gedicht ist eine alte Romanze, die mein Freund, der Baron Fouque´ mir zu liebe übersezt hat, und über die ich daher schalten darf. – Ob beide Ihrem der Zeitung eingepflanzten Sinne entsprechen, kann ich von hier aus nicht entscheiden. Sollten Sie aber andere Beiträge von mir nicht unwünschenswerth finden, so muß ich vor allen Dingen wissen, welche Sprünge wohl Ihr Sinn erlaubt, und ob Sie für die Art der Darstellung die gehörige Breite verstatten, welches ich besonders in Rücksicht der Polemik frage, von der ich wenigstens wissen muß, daß sie frei ist, und auch zwischen den Mitarbeitern, 433
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die ja keinesweges alle Freunde sein können. Dieses lasse Sie aber ja nicht glauben, als wolle ich die Einsiedler mit Streit behelligen, vielmehr bin ich überaus friedlich und sanftmütig, und nur ängstigend und beklemmend wäre es mir, wo schon ganz im voraus bestimmt wäre, du darfst z. B. Reichardt und seine Komposizionen nicht angreifen, oder Brentano’n sarkastisiren, oder Görres formalisiren, oder Wilhelm Schlegel in den Brunnen plumpen lassen, weil es ihm besser ist, als durch Stae¨l und Eisen umzukommen. Können Sie mir dies zusichern, wie ich denn hoffe, so denk’ ich Ihnen manchen hübschen Aufsaz zuzusenden, von mir, und meinen Freunden. In diesem Falle bitte ich Sie mir auch ein Exemplar der Zeitung f. Eins. bei Reimer anzuweisen. Wie es bei uns steht, werden Sie durch andere Nachrichten zur Genüge wissen, hundertmal hab’ ich daran gedacht, das südliche Deutschland zu suchen, aber auch dort schreckt mich so manches Ungethüm, besonders die Bildung derjenigen, mit denen unser einer zunächst umgeht. Das Heil, worauf ich mich am meisten freute, die Universität zu Berlin, scheint weit, sehr weit entfernt. Ich muß mich nun mit den medizinischen Anstalten begnügen, die wenigstens durch ihren Umfang gut sind. Wenn Sie, wie ich vermuthe, in Heidelberg leben, so sagen Sie mir doch zwei Worte über die dasige Universität im Vergleich mit Halle, wie es ehemals war. – Ich wünsche Ihren Unternehmungen den glücklichsten Fortgang, besonders aber das Wunderhorn fortgesezt zu sehen. Leben Sie recht wohl, und empfangen Sie die Versicherung meiner Achtung. Berlin den 24sten Jun. 1808. KAVarnhagen. τ.τ.π.α . Addr: lezte Straße Nro. 56. oder die Realschulbuchhandlung.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. Juni 1808, Sonnabend
Fr: d* 25 Juni Gestern hab ich mit Fr: Stael bei Bethmann zu Nacht gegessen sie hat mich mit Fragen verfolgt über Dich, Morgen geht sie nach Heidelberg 434
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mit A. v. Schlegel, und Suismond um dich und Clemens zu sehen, nun weiß ich nicht warum es mich geaergert hat so oft das Weib deinen Namen aussprach, es ist doch wohl keine Eifersucht? ich wollte nur ich wär bei Dir, wenn sie mit dir spricht, ich würde mich vor dich stellen, damit ihr Athem dich nicht berührt, sie ist zu garstig, und dann geht sie immer so nah. hüt dich schön’s Blümelein Bettine An Herrn Baron von Arnim Abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 26. Juni 1808, Sonntag
Heidelberg d* 26ten Juny Ich lasse mich gern von denen beschämen, die ich liebe, und so ist mir dein Brief kein Vorwurf, liebe Bettine; doch war es nicht Nachlässigkeit von mir daß ich noch nicht geschrieben, ich wollte Deinem frohen Ueberblicken und Uebersehen nicht mit meinem Hinstarren begegnen, Du hättest sonst meinen können ich hätte Dich gar nicht gesehen oder Dich schon vergessen und doch dachte ich viel an Dich und konnte es darum nicht sagen: Du hattest mich durch Deine Betrachtungen übers Betrachten in eine solche Oede von Betrachtung geführt, durch die ich mich erst mühsam durch∧suchte ehe ich den Ausweg sah und ich bin noch nicht ganz heraus, ich merke aber schon woran es liegt, ich habe mich in der Zerstreuung unter das Bette nicht in das Bette gelegt und wenn ich mir die Nase stosse und hart liege so ändert sich das bald, käm ich nicht immer wieder an einen Bettpfosten, wo ich mich überschwingen will. Ich lag einmal im Bette und wollte daß ich da Gewalt angethan, wo ich geneckt wurde – der böse Geist in mir lacht mich tausendmal aus wegen meiner Tugend und der gute weiß nichts darauf zu antworten, denn heimlich meint er jezt, wer weiß was guts daraus entstanden wäre. Dazwischen trit der Genius und schlägt sie beyde ins Gesicht, daß sie weinen und sagt mir: Thor hab ich dich darum so wunderlich geführt, daß du bey einer halben Schlechtigkeit stehen 435
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bleiben willst und bey einer halben Tugend, mit halber Ueberzeugung, halber Lust, mehr zagend vor dir selber als vor der Welt, hab ich mich darum dir in Fels und Wald im regen Strom in wilder Vögel Stimmen mit keckem Blick entgegenhingestellt, daß du des Arbeitzimmers Dunst und stets erhitzte Brunst in meiner Grösse schauend konntest stillen, sey schlecht, wenn du es willst, sey gut, wenn du’s vermagst doch steig nicht weniger als du gefallen, sonst bist du Wasser, und werd nicht dünner, wie du höher bist, sonst bist du Luft, sey fest wie Erde, treulich, nimmer von uns lassen, sey wild wie Feuer, das nie rück∧wärts sieht und vorwärts bricht, zerstöre oder schaffe, ich diene dir, nur sey es ganz und du hast recht gethan, und du hast recht gethan, mein lieber Sohn und wie du dich auch nichtig eben fühlst, du bist mir lieb und das sey dir genug. Erwacht Dein alter Adam gar zu mächtig, sey kunstreich in Verführung, des Genusses lachend, ein Weib hat einen Körper wie die andre; kannst du die Welt vergessen und du bildest Dir aus ihnen was du magst und Venus reisst du aus dem Himmel nieder und Helena vom wüsten Heldenstrand mit etwas Geist in einer schönen Lüge dich abwüthend, helllaut in Selbstvernichtung dich erfreuend, dann flücht ich fort mit deinem bessern Leben, damit es Dir kein Vorwurf in dem Herzen, und du liegst da ein Beyspiel für die andern. Doch kannst du stehn bey meinem Flügelschlage allein, versuchs, ich will dir wohl die Hände führen daß du ÇxxxÈ und wo du still zu stehen meinst, da fliegst du eben ja eben fliegst du, sieh der Wälder dürre Wipfel. Es ist mir lieb, daß das Blat aus war, wohin wär ich gekommen vielleicht zu dir nach Frankfurt und hätte mich in Rombergs Baßgeige versteckt, auf die ich fast eifer süchtig werden könnte und wie Du Dich darüber den Leuten magst erklärt haben. Fast hätte ich Lust Dir zum Gegenstück eine Beschreibung der Mad Bürger zu machen und ihrer Träume, (wie Clemens jezt seiner Frau immer schreibt, als wär er in Strasburg und bestiege den Münster) aber sie ist wirklich früher abgereist, als ich hier angekommen. Es steht übrigens alles blümerant zwischen Clemens und seiner Frau, Liebesbriefe eigentliche begegnen sich auf der Post, es ist mir sehr ängstlich dabey, ich fürchte sie werden einander so viel Staub oder Puder zuwerfen, daß sie sich beym Wiedersehen garnicht wiedererkennen oder anfassen mögen. Er war fast entschlossen, als ich so lange ausblieb, sie zu besuchen, ich habe ihm sehr gerathen sich mit ihr in Winkel zu begegnen, ihr könnt dann den Onkel Moritz bestellen, Umarmungen, es regnet Gold, daß alle Ta436
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schen platzen, die Ziklein und die Eslein sind schon da zur Bewillkommung des kommenden Selim. Ich kann die Geschichte nicht mehr ernsthaft nehmen, nehmen sie beyde doch nur wie Schnupftabak davon um zu niesen und daß ein andrer sage, wohl bekomms oder Prost. L. Grimm ist ein fleissiger guter Junge und die Gegend, was im Garten aufgewachsen und erblüht ist hat mich wie ein neues Geschenk überrascht, ich wünschte Du könntest es mitgeniessen. Winkel ist noch frisch in meinem Gedächtnisse wäre über uns ein heller Himmel gewesen und kein böser Geist von einem Hunde um uns, es wäre zu dem Guten vielleicht auch das Beste gekommen. Wie möcht ich doch so mannigfaltig alle begrüssen, die mir so wohl wollten, von Claudine die Träume von Klödchen die Thränen, von der Frau Rentmeisterin die dicke Backe, von ihrer Tochter die Hand wegheben, die letztere um sie zu küssen. Von so lieben Küssen wie zischt es in den literarischen Koth einzutauchen, doch es muß seyn und meine Ohren quälen sich wieder ab alle leere Streitigkeiten abzuhören, die in der Zeit die Zeitungen beschäftigt haben, da hat Voß alle Sonette in der Jenaer Zeitung vernichtet; der Bericht dieser Schlacht von Görres und Clemens wird im Einsiedler erscheinen, von mir erscheint die Geschichte des Herrn Sonet und des Fräuleins Sonette in neunzig Soneten. – Was soll ich Dir wieder erzählen, woran ich gern denke, hast du es vergessen, so hilfts nicht, auch eilts zur Post und mich zum Jahrmarkt nach Neckargemünd. Herzlich dir Dein Achim Arnim
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An Johannes von Müller in Kassel Heidelberg, 26. Juni 1808, Sonntag
Heidelberg d 26 Juny 1808 Eine Wanderung in den Rheingau zu alten Bekannten hat mir einige Zeit Ihren Brief, Verehrtester, entzogen, wie werth ist jedes Zeichen des Beyfalls in einer Zeit allgemeinen Mißtrauens, wie werth vor allen Ihr Beyfall. Ich wünsche, daß ich diesem gemäß unsre Uebersetzerangelegenheit endigen kann, doch kommen immer neue Schwierigkeiten. Niemann und Komp: Buchhändler in Lübeck haben eine Uebersetzung angekündigt, wahrscheinlich mit Wissen vielleicht mit Zusätzen für 437
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deutsche Leser von Villers. Pr. Görres, der die Uebersetzung übernommen, hat deswegen an Villers geschrieben und erwartet dessen Antwort. Eine andre Schwierigkeit ist die nahe Entfernung Savignys nach Landshut, wo er in die Stelle Hufelands trit, in neue Geschäfte doch hoffe ich auf guten Fortgang, wenn es seyn soll und die Bogen würden mir in jedem Falle sehr willkommen seyn, manches Einzelne würde sich vielleicht für meine Zeitung eignen, die ich Ihnen, so weit sie erschienen vorlege. Die Schwierigkeiten in der Versendung, einige Nachlässigkeiten in der Versendung und mein Grundsatz durchaus nichts was leere Tagsneuigkeit, aufzunehmen, haÇÇbeÈÈn bisher den Absatz so gehindert, daß ich auf eine lange Dauer meiner Zeitung noch nicht rechnen kann, das hindert nicht meinen Fleiß daran, solange ich einen Leser habe, den ich ehre, so gilt er mir fürs ganze Publikum. Die Bekanntschaft eines treflichen Gelehrten, des Professor Görres, ein in unsern Tagen seltenes Beyspiel eines philosophischen Talentes das rastlos jede Art Kenntniß aufsucht, hält mich hier für sehr vieles schadlos, was ich an Vaterland und Zeit verliere, ich lege eine Schrift von ihm Ihnen vor, die wegen ihres redlichen Eifers für alles Gute deutscher Vorzeit gefallen muß. Ich würde mich freuen, wenn eine deutsche Universität ihn sich ganz aneignete, die hiesige übersteigt eigentlich schon die Kräfte des Landes und an neue Anstellungen ist kaum zu denken, wenige Leute sind so zu umfassender Gelehrsamkeit bestimmt wie Görres und mir wär es ÇÇxxxÈÈ, wenn er zu seiner Schule und ÇÇxxxÈÈ ewgem Einerley zurückkehren müste. Er ist nach meinem Wissen der erste, welcher über alte deutsche Literatur liest auf irgend einer Universität und ist nur erst die erste Schwierigkeit über wunden so werden sich schon allmälig die sieben Siegel lösen. für alle die, welche noch an dem Werth jener Zeiten zweifeln. Hochachtungsvoll ergeben Achim von Arnim
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Des Herrn Staatsrath Johannes von Müller Hofrath Hiebey ein zu Paket mit Cassel Büchern
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An Jacob und Wilhelm Grimm in Kassel Heidelberg, vmtl. 27. Juni 1808, Montag
Ich begrüsse Sie herzlich alle beyde durch Clemens, der den Segnungen des Hausfriedens entgegen fährt. Ihr Bruder ist uns sehr lieb geworden, ich denke in den ersten hellen Tagen ein Paar Wanderungen in den Odenwald ÇÇmiÈÈt ihm zu machen, damit er recht abwechselnde Naturanschauung gewinnt. Sie erhalten die Fortsetzung des Einsiedlers, ist Ihnen nichts dafür vorgekommen? Sagen besonders? Herzlich der Ihre Achim Arnim
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Herrn Jacob Grimm zu Cassel
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Von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Heidelberg Heidelberg, 27. Juni 1808, Montag
je suis ici attention, et je m’y arre´te pour passer une heure ou deux avec vous – hatez vous de m’en faire jouir je vous attends. Necker Stael de Holstein
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Heidelberg, a` la poste – a lundi a` 7 h.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Offenbach, 27. Juni 1808, Montag
Offenbach 28ten Juny Da siehst du nun wie ich in der Welt verschiedne Nachtquartiere habe, so eben steige ich aus meiner Großmutter Bett, und in einer halben Stunde werd ich mich mit dem Oncle Hessen, auf den Weg begeben um mir eins Bei Savigny zu suchen, wer weiß wo ich übermorgen schlafen werde, wenn es meinen Wünschen nach ging so wär es in der 439
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Bergstraße, es ist mir sonderbar ergangen mit Fr. v. Stael, Sismondi den Du schon kennen wirst wenn Du meinen Brief liest, besuchte mich gestern und erzählte mir mit einer sanften Stimme, daß sie unendlich gutmüthig sey, meine unwissende Ungerechtigkeit fiel mir dabei aufs Herz, ich ging zu ihr, sie nahm mich mit einer Art Begierde nach Freundlichkeit auf, sie drückte mich mehr mals ans Herz! das war mir zu arg, ich erzehlte ihr daß ich sie bis auf den selben Augenblick nicht habe leiden können und verständigte mich mit ihr darüber, sonderbar glaubte sie, es sey aus Eifersucht über – Dich gewesen, welches sie aus allerlei dummen Spässen von Moriz schloß, der ihr unter andern weiß machte ich werde immer roth so oft sie Deinen Nahmen ausspräche, sie versicherte mich daher daß ich nicht Eifersüchtig zu seyn brauche indem sie Dich so selten sähe, dieß kam mir nicht wenig possierlich vor, auch bat sie mich dringend Dich zu heurathen, wahrscheinlich um mir meinen Verdacht ganz zu benehmen ich sezte ihr auseinander Du seyst ein lieber Vogel in Der Luft, dem man Die Schwingen nicht rauben Dürfe, um ihn in der basse-cour ein zu sperren pp: Wenn ich jezt bei Dir wäre so wollte ich dir wohl viel erzehlen, wie mein Herz in wenig Tagen mehr Unruhe und Klopfen und poltern erlitten, als seit langem, lieber guter Arnim es geht mir nicht, wie unserm schlechten Sommer, der Die Trüben Wolken mit unedler Beharrlichkeit auf dem Rücken trägt, ich habe meinen Himmel mit Gewittern gereinigt die zwar schwehr durch meine Brust gezogen sind, denn sie zittert noch von den heftigen schlägen, siehst Du nicht alles begreif ich was Du mir bist, aber ein guter Engel bist Du mir zuweilen, wenn ich wahrhaften Trostes bedarf, was sprichst Du von bösem und Guten Geist, was von Neckerei? – lasse daß unruhige Mädgen doch laufen, und sei gütig zufrieden, daß Deiner Großmuth, der Essig in die Wunde zu theil ward, und mir die Heilung; wenn du wustest wie es mich an dich bindet, daß Du so nachgebend warst. und wenn es anders geworden, ich glaub – ich weiß nicht was ich glauben soll. Flieg nur lieber Vogel von der Ulme zur Tanne und zur Linde, bis zu den Cedern von Libanon, finde einen jeden seiner süsesten Bevölkerung der Blüthe auf, nur sei mir treu im Vertrauen, laß mich der wahre Fels seyn auf den Du deine Kirche baust die Götter die Du im Tempel verehrst, seyn alle herrlich so daß sie auch mich durchdringen, deine eigne Seeligkeit und Freude, wird mir dann bis ins innerste Mark dringen du hast dich mit mir selbst erzeugt, und ich hab dich in mein Herz gebohren, wird der Mutter Die Welt, nicht das Hauß ihres 440
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Kindes? und was es drinnen treibt und thut, geschieht es nicht ihr selber? – Und Du! Der besser ist, der die Mutter würdigt mit Gestaldt und Leben und allem; – Adieu mein Freund ich küße deine Hände, und lasse es so, so ist es gut, ich fühle die Kraft, diese Liebe mit mir Durchs Leben zu führen, aber meinen Leib geb ich in den Schuz der Natur so wie sich das Reich am besten dem Herrscher anvertraut, Adieu ich wünsch dir, leichten Schlaf in den Nächten und süse Träume die Dir das Unglück des Tags, wegräumen wenn welches über Dich verhängt wäre, und mir wünsch ich daß dein Herz recht lieblich erregt wird durch meine veste Freundschaft. – unter den Weiden hab ich mich am lezten mal, an deinem Antliz geweidet, der Baum soll mir wenn ich in den Olymp versezt werde, heilich seyn Bettine
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Trages, 28. Juni 1808, Dienstag
Trages den Hier bin ich; etwas mißvergnügt über meinen Aufenthalt besonders wenn ich bedenke, daß vielleicht ein Brief von Dir in Frankfurt meiner wartet; es hat sich von jeher, eine Art Faulheit hier eingeschlichen, die beinah zur Melancholie reizt, das Hauswesen ist zerstreut, Fenster und Thüren stehen immer zugleich offen, die Kinder schreien, das Ganze macht einem einen sehr unangenehmen Eindruck, gegen welchen ich mich bis jezt mit lesen zu wehren gesucht habe, allein es wird nicht lange Dauern das einzige was ich bei meinem Aufenthalt in Landshut befürchte, ist ein ähnliches Gefühl, denn es befällt mich sehr oft in Savignys Gegenwart, nun es geht uns beide doch nichts an, denn während ich an dich dencke, emfinde ich ganz anders; ich werde auch so bald wie möglich wieder weg gehen, ins Rheingau mag ich nicht mehr dort ist mir ein geliebter Freund entgangen grade als die Sonne kaum aufgegangen war, und der ganze Tag brachte ihn nicht wieder, ich bin mit einem Gefühl von Eifer von Dort weg, es kommt mir jezt hart an alles zu entbehren, in Franckfurth ist es wie abgebrannt, eine Krancke Haußfrau ein lehres Zimmer, keine Musick, ich mögte gern – ich weiß nicht was ich gern mögte, meine Unruhe hat mich hierher getrieben, und treibt mich auch weiter; wo werd ich noch hin kom441
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men, vielleicht gar nicht weit, aber doch gewiß in die weiteste Weite meines Lebens mit der Liebe zu Dir, mein Bett steht an der Wand wo Dein Bild gemahlt ist mit der geliebtesten Laura, die mir gar nicht gleicht, mit der Wahrheit welche stumm ist, und mit Dafniß, die sich das Recht anmaaßt, dich zu über∧schatten, und dir Trost seeligste Ruhe und Ruhm zu gewähren, was soll ich mit diesen Dreyen? wo ist meine Stelle? – meine Stelle ist grade zu deinen Füsen wo ich Nachts liege, und der Ruhe genieße die mir des Tages hize erzwingt, wo ich nicht der vergangnen Zeiten gedencke, und auch nicht der Zukunft, sondern – ich weiß nicht – ein feines schmeichlen weht oft meine Sinne an, ich fühl den Gedancken dann besser in den Fingern, auf den Lippen im Blick, als daß ich ihn aussprechen könnte. Adieu heute Abend werde ich einen Ritt machen aber nicht auf einem Esel sondern auf einem hohen ordentlichen Gaul, Gunda näht mir zu diesem Behuf Beinkleider, und Savigny schnizt mir eine Peitsche, beide so eben damit beschäftigt grüßen dich herzlich. – Ich aber, ich küß dich tausendmal, weil ich ja ganz weit von Dir bin, also wirds auch nichts Schaden Bettine
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 30. Juni 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 30 Juny 1808 Ich erhielt Deinen Brief als ich von Fr v Stael Abschied genommen, wie überraschte es mich Dich dort in grosser Vertraulichkeit mit Leuten zu finden wie die Stael und Sismondi, die Du eigentlich kaum leiden kannst, die Dir das auch wohl anmerken und mir nichts von Dir vorzutragen wusten, als daß Du bisar wärst, was ich ihnen nach einander aus dem frühen Tode Deiner Mutter erklärte und wie du früh zwischen Brüdern, die nach allerley gestrebt, Dir selbst überlassen gewesen. Die Stael wollte sich aber gar nicht zufrieden geben, sondern brach wieder die Gelegenheit von den Worten und versicherte, wer das Ausserordentliche achten könne dürfe das Bisare nicht lieben. Ich versicherte Ihr, daß wenn das Bisare auch das Ausserordentliche in der Welt meist nur nachäffe, häufig doch auch das Ausserordentliche in dieser Bettlergestalt erscheinen müsse wie Odysseus, weil ihn die stol442
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zen Freyer sonst nicht duldeten. Dies oder so etwas sprachen wir, es kommt nicht auf die Genauigkeit nur auf den Sinn an, ich schreibe das hin um dir zu beweisen, daß Dich ein wenig Eitelkeit mit Leuten (femme ce´le`bre et homme de lettres) da in Berührung gebracht und Vertraulichkeit, die Du nicht leiden kannst, die Dich nicht verstanden – und so verschwendest Du die Gaben, die ich schätze. Warum vertraust du Dich nicht lieber der Frau Böhm, der J. Welst, nun lach nicht, ich stehe dafür daß sie doch immer bewährter sind und daß sie doch immer einen grösseren Antheil an Dir nehmen können als eine Durchreisende, die Erinnerungen einer halben Welt, Plane, Beobachtungen mit sich trägt wie eine Rüstung. Nun erst kann ich mir erklären, wie sie wuste, daß mir in Königsberg ein schönes Kind begegnet, das sein Angesicht von mir gewendet. Und dann forderst Du Treue von meinem Vertrauen, was kann es Dir werth seyn, wenn Du es nicht bewahren magst. – Danke mir nicht für diese Bemerkungen, wenn Du sie auch anerkennst, liebe Bettine, für etwas was jeder selbst fühlen kann braucht man keinem andern zu danken. – Nun das wär also soweit recht gut, nun will ich Dir Relazion abstatten, was sich sonst zugetragen. Ich begleitete Clemens, der seine Frau heimsucht und nachdem er sich die alte Aergerniß hier auskurirt sich neue sucht, Grim war mit mir und ich fuhr mit ihm über den Necker, wir gingen dem Gartenhause vorbey, wo Clemens mit seiner vorigen Frau wohnte, da stand der versoffene Kaufmann, sein Hauswirth in vollem ehemaligen Rubinenglanze in der Abendsonne, selig lächelnd, da ging ich mit Wehmuth vorüber und durch eine schmale Gasse, als wir in die Hauptstrasse kamen, rief der Grimm: Das ist sicher die Hauptstrasse! Der war noch nie vor dem Thore gewesen, ungeachtet er vier Wochen hier auch nicht bey Fries, wo die einzge gute Gemäldesammlung, da führte ich ihn auch hin und ließ ihm die Bilder vorübergehen, denk Dir daß seine Brüder ihm nie die Casseler Gallerie gezeigt. Nachher gingen wir zurück zum Görres, der mir etwas von Clemens erzählte, was ich nicht wuste und was mich ärgerte, mir ward die Welt so fremde, als säh ich sie zum erstenmal. Da fand ich um eilf zu Hause ein Billet von Fr. v. Stael, sie hatte in der ganzen Stadt herumgeschickt, und ich hatte es versäumt. Am Morgen war ich gegen acht dort, lernte Schlegel kennen, der mich durch eine gewisse Aehnlichkeit mit Bouterweck ärgerte, sonst aber freundlich meinem Einsiedler Unterstützung versprach. F. v. Stael war sehr gütig, ich bewundre das ausdauernde Gleiche in ihrer Gesinnung, ich habe sie eigentlich so 443
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wenig gesehen und doch war es als war ich nicht abwesend gewesen, sie wollte daß ich nach Copet zöge, sprach von aller Lebensweise dort, ich solle dort mein Journal schreiben, sprach mit vieler Achtung von meinem Vaterlande, vom Prinzen Louis; ob ich viel durch den Krieg verloren, alles gar ernst und würdig Wenn ich nach Strasburg dies Jahr noch reisen sollte geh ich auf ein Paar Tage da hin, doch ist das so ins Blaue gesprochen, wenn es dies Jahr noch blaue Luft giebt. Ich führte sie nachher aufs Schloß, es regnete doch war sie recht vergnügt über alles, wir waren ungefähr drey Stunden beysammen, da fuhr sie in einem ungeheuren Wagen fort, die Leute sagten in der Stadt, er gehöre dem dicken König von Wirtemberg. Unterdessen war die Görres von einem Mädchen glücklich befreyt, ich besuchte sie und sie war munter und gesprächig. Am Mittag gewann ich eine Bouteille Champagner in einer Wette, daß ich eher vier Bisquite aufessen wollte, als ein anderer einen Schoppen mit einem Strohhalm aussaugen würde, die Wette scheint günstig für mich und doch waren alle Kenner gegen mich, ich gewann sie indem ich nicht zuviel auf einmal in den Mund steckte und der andre verlor sie, weil er aus Eifer, als er meine Fortschritte sah, sich verschluckte, daß ihm der Wein zur Nase hinausdrang. – So liebe Bettine sind die Ereignisse des Tages, erzähl mir auch etwas von Deinen Begebenheiten mit dem Onkel Hessen, ich wette der will dich zum Russischen Spion machen; ehe Du in den Olymp versetzt wirst, spioniere doch auch einmal hieher, es ist hier viel zu entdecken nun Clemens fort ist kannst Du und der Onkel und die Tante in meinem Hotel logieren und ich komme mir vor wie der alte Erz vater Gleim mit seinem Hüttchen. In diesen Tagen denk ich nach Erbach mit Grim zu gehen, Erzähl mir doch von dem grossen Klopfen und Poltern in Deinem Herzen, was wars denn? Herzlichen Kuß Achim Arnim Da Du Dich neulich für eifersüchtig hieltest, so muß ich schließlich bemerken, weil ich viel von der Stael geschrieben, daß ich von Stahl bin und daß sie keine Blitze wirft, sondern einen milden Hauch der mich blank macht, also von Verliebtseyn ist nicht die Rede zwischen uns. Ich schick dir ein neues Blat des Einsiedlers bin aber ungewiß ob Du das Vorhergehende hast, schreib es mir 444
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815.E An Bettina Brentano in Heidelberg Heidelberg, 30. Juni 1808, Donnerstag
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So hat dich ein wenig Eitelkeit mit femme celebre und homme de lettres in Berührung gebracht, die du nicht leiden kannst, und die dich nicht verstehen, die ÇxxxÈ einer halben Welt gereist Wie kann man das Ausgezeichnete achten, wenn man das Bisarre liebt. Wenn auch dies jenes nur nachäfft, so muß das Ausgezeichnete häufig so erscheinen ÇxxxÈ in Bettlergestalt wie die Odysseus vor den stolzen Freyern. Wie verschwendest du die Gaben, die ich schätze. Sie wuste daß mir ein schönes Kind begegnet und sein Angesicht von mir gewendet. Danke mir nicht für diese Bemerkungen, wenn du sie auch anerkenst, für etwas, was jeder fühlen kann, braucht man keinem andern zu danken. Clemens sah ich oft Ich ging dem Gartenhaus vorbey wo Clemens wohnte mit der vorigen Frau, da stand der versoffene Kaufmann in Abendglanz, da ging ich durch eine schmale Gasse in die Hauptstrasse. Das ist sicher die Hauptstrasse? sagte Grimm, der war nie da gewesen. Mir ward die Welt so fremd als sah ich sie zum erstenmal.
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*816. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, Juli 1808 Von Caroline von Labes, 21. August 1808: Dein Bruder versichert mir er habe dir in den Geld Angelegenheiten geantwortet (Nr. 849,52–53).
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Von Johann Friedrich Blumenbach nach Heidelberg Göttingen, 2. Juli 1808, Sonnabend
Göttingen d 2ten Jul Herzlichen Dank mein verehrter Freund für die angenehme Ueberraschung die Sie mir mit Ihrem lieben Brief und der gar wackern Beylage gemacht haben. Daß sich dieser Dank verspätet hat daran ist unter manchem andern auch ein tüchtiges Wechselfieber schuld wovon ich erst vor kurzen genesen bin. 445
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Wohl sollte sich unter meinen Siebensachen allerhand finden das ganz gut für Ihre Zeitung (nach den Blättern zu urtheilen die ich davon gelesen) paßte. So zB Auszüge aus Schildtberger. Ein wunderbarliche und kurtzweilige History, wie Schildtberger, einer aus der Stadt München in Bayern, von den Türcken gefangen, in die Heydenschafft gefüret, und wider heimkommen ist sehr lustig zu lesen. NB es ist eine wahre und claßische Reisebeschreibung a. 1393 – 1427 Der ehrliche Bayer war unter andern 12 J. lang Bajazets Gefangner und nachher 6 J. Tamerlans u.s.w. Ein andres gar wackres werk ist Ein lustig und Ernsthafft poetisch Gastmal und Gespräch zweyer Bergen im Berner Gebiet gelegen, nemlich des Niesens und Stockhorns, als zweyer alter Nachbawren & Sonneten weiß gestellt durch den Ehrenwürdigen Herrn Hans Rudolph Rebman, Dieners des Worts Gottes zu Muri bey Bern. l606. 8. Beide Bücher habe ich selbst und könnte Sie Ihnen, falls sie nicht dort zu finden, zum Niesbrauch überschicken um Eclogen draus zu ziehn. Und um auch jetzt nicht mit leeren Händen vor Ihnen zu erscheinen lege ich ein Blatt mit Miscellenexcerpten aus meinen Collectaneen bey, und empfehle mich Ihnen aufs ergebenste. JFrBlumenbach
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Trages, 4. Juli 1808, Montag
Trages den 4ten July Ich ging heute mit etwas schwehrem Herzen dem Bothen entgegen der uns Briefe bringen sollte; ich hätte so gern Nachricht von Dir gehabt, daß ichs kaum hoffte; nun hab ich auch einen Brief erhalten, der mir die Thränen aus der Brust aufjagt in die Augen wo sie doch nicht fliesen dürfen, sondern ich muß sie verschlucken. – ich kann es dir nicht übel nehmen, daß dir die ganze Welt fremd erscheint, nachdem sich alles so vor dir erwiesen hat – und nun weiß ich nicht wo ich den Muth hernehme, mich über Dinge, vor Dir zu erklären, die mich so betrüben, nur wenn ich jezt bedencke wie unangenehme Gedancken 446
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Du dabei über mein Wesen gehabt, und daß ich noch mehr, vieleicht einsame und recht Herzlich betrübte Gedancken werd haben bis ich weiß und ganz gewiß bin, was ich von dir zu erwarten habe, Du! Dem sich so harte und eichentlich erniedrigende Beschuldigungen gegen mich aufdringen, und doch so leicht schreibst von Deinem übrigen Leben, und mich aufforderst desgleichen zu thun; – ich sag Dir, wenn ich etwas von Dir gegen mich glauben könnte, ich wär ernsthafter. Obschon ich nicht glaube daß Du Eichensinnig in deinen Meinungen bist, besonders wenn sie gegen jemand sind, dem Du gut bist, und der dich lieb hat, so fürchte ich dennoch Dir lange Erklärungen zu machen, die du abermals misverstehen könntest. Nichts über mein bisares Wesen, über meine Eitelkeit, mich mit berühmten Leuten vertraulich zu machen, (obschon mir dieß lezte auffällt als ganz fremd meinem Carackter, und mich kränckt indem man meinen könnte, daß ich nur mit denen Menschen spielte, die mein Herz und Sinn in Schwung bringen, die mich stehts anreizen, das Leben als herrlich durch sie zu erkennen, und ihnen liebes zu thun, obschon es mir selten gelingt, wenn ich dir also nur erzähle, nicht weil es mich am aergsten trift, sondern dich am meisten beleidigen muß, wie diese Frau, von Moriz durch allerley Erzählungen angereizt, mich neckte mit Liebschaften von dir, und sagte daß sie selbst ein Weib kenne die recht liebenswürdig und Geistreich sey, ich wußte nicht wen sie meinte und sagte ihr, daß ich in keinem Verhältniß mit dir sey das mich eifersüchtig machen könne, und daß Die Ungebundenheit deines Herzens mich eichentlich fester an Dich bänd, daß ich Antheil nähme an Deinem Schicksal wie an dem meinigen, und daß es wahrscheinlich immer so bleiben würde, dieß fand sie vielleicht bisar in mir, denn sie wunderte sich darüber sehr und wollte es nicht glauben, was ich sonst noch sprach, weiß ich durchaus nicht mehr, kann nicht behaupten daß ich nichts gesprochen was einer Entschuldigung bedürfe mithin lasse ich mirs gefallen daß Du dein Vertrauen jemand entziehst, bei dem es so leicht in Gefahr kömmt wenn auch nur scheinbar verlezt zu werden. von Vertraulichkeit mit Ihr kann gar nicht Die Rede seyn, denn ich war höchstens eine 4tel Stunde bei ihr im Hauß, wenn sie es also behauptet, so bildet sie sichs nur ein, freundlich und schmeichlend, war ich in dem Augenblick, da ich bedachte, wie ich sie niemals leiden konnte und oft über sie geschimpft hatte, ohne sie je genau zu kennen, dieß begegnet mir unwillkührlich bei ähnlichen Fällen und kömmt von einer Art Gutmüthiger Reue. 447
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Daß ich dich plagen muß mit solgen Dingen! die Dir gewiß selbst unangenehm zu lesen sind. Es ist hier sehr kalt seit einigen Tagen die Sommers Gedancken vergehen einem ganz; übrigens ist mirs hier nicht recht heimlich, die Hunde bellen des Nachts, und machen mir Angst vor Spizbuben, besonders da mein Fenster nicht recht schließt, die Wandschräncke und Gebälke krachen dabei mit einer Gewalt, daß sie mir allerlei Gedanken von Ahndungen und Geistern geben, meine Unruhe treibt mich Morgen wieder nach Franckfurth; Savigny war diese 8 Tage sehr freundlich mit mir, er hat mir manches interessante zu lesen gegeben, Gundel hat mich so lieb daß es mich oft wundert. Vorgestern ritten wir zusammen auf 3 hochen Pächters Pferden spazieren, durch ein schönes Tal in einen Wald, ich saß zum ersten mal auf einem Pferd, und hatte recht meine Freude, ich tauschte das meinige mit Gunda, weil das ihrige viel muthwilliger war und so sprang, daß es ihr bang machte, es mogte meine Ungeschicklichkeit wohl merken, denn da wir kaum mehr eine halbe Stunde von Trages waren, schlug es aus und warf mich ab, der Fall benahm mir den Athem auf einige Minuten, und seit dem emfinde ich daß ich auch Rippen habe. Ein schöner großer Stier ist auf dem Hof; mit dem hab ich mich ganz bekannt gemacht, er frißt mir Brod aus den Händen, und leckt sie aus Danckbarkeit wenn ich in den Stall komme. Es ist schon bald 1 Uhr in der Nacht, die ganze Welt schläft um mich her; – ich wünsch dir eine gute Nacht! und wünsch noch manches andre; Ach Arnim, ich kann so nicht schlafen gehen es ist mir grad als gingst Du Dort in Winckel aus dem Zimmer schlafen, ohne mich vorher angesehen zu haben oder die Hand zu reichen. Bettine
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 5. Juli 1808, Dienstag
Frankfurt d* 5 Juli Es war mir lieb daß ich hier her gekommen war, um den etwas sonderbaren Verläumdungen von Augusten ein End zu machen, diese hat vor etlichen Tagen an Bethmann geschrieben daß Clemens nach Straßburg gereißt sey, sie habe nicht Lust in einem Eck stecken zu bleiben, 448
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und würde daher nächster Tag in Franckfurt seyn: pp: mit tausend Liebesbezeugungen für ihren Oncle, Moriz will sie aber nicht, und war deswegen sehr in Verlegenheit Clemens ist unterdessen hier durch und hat bei dem Modehändler der ihn allein hier gesehen hat, allerley Puz, wahrscheinlich für Augusten aufgepackt es ist ganz wahrscheinlich, daß sie es nicht 14 Tage mit einander aushalten werden, ich habe auf dem Trages auch den Sohn des Pfarrers gesehen bei dem sie ist, er war mit Cristian einen Tag dort, der sagt daß sie sich ganz wohl dort befinde, aber noch lange nicht genug von Clemens getrennt sey. Ich gehe wahrscheinlich Morgen oder über Morgen nach Winckel und von da nach Schlangenbad, Savigny bleibt noch 8 Tage auf dem Trages denn kömmt er auch zu uns. Cristian Schlosser ist nach München. Ich muß gestehen daß ich heut sehr unglücklich bin; ich hab nicht das Herz dir nur etwas freundliches zu sagen, weil ich glaube daß ich in diesen Augenblicken nicht innig genug mit dir bin, und so brennt mich ein jedes Wort, daß ich zurück halten muß, nun werd ich vermuthlich während meinem Hierseyn keine Antwort mehr von dir erhalten so muß ich denn 16 Stund weiter ohne Trost, währt also wieder länger, und wer weiß wie lang, bis es ganz wieder so ist wie vor diesen Tagen, denn es hat mich seit Zeiten nichts so sehr betrübt. wenn Du zu ihr gehst, so thut es mir auch nicht leid denn da lernst Du sie besser kennen, Eifersüchtig bin ich nicht, das ist ja nicht das erste bei der Liebe, ich aber fange erst an. nenne mich nur auch nicht »liebe Bettine, und schreib auch nicht »ich küß dich herzlich« das thut mir jezt immer mehr leid als daß es mich freuen sollte, ich sehe dir selbst jezt in Gedanken nicht eher ins Angesicht, als bis dieß kalt und vergessen ist. bis diese femme ce´le`bre die mich kränkt, und dieser homme de lettres ganz aus meinem Gedächtniß geschwunden sind, so wie jezt aus meinen Augen, wärest Du hier gewesen und hättest mich gesehen, wie ich mit ihnen war, du hättest nicht daran gedacht mir vorwürfe zu machen, allein ein andrer Mund ist wie eine andre Fabrike, und kömmt der Stoff daher auch oft wieder ganz anders bearbeitet zum Vorschein. Savigny läst dich grüßen, er sagt er habe dir viel zu sagen was er freilich lieber mündlich abthun würde als schriftlich. Der Wunsch Görres in Landshut anzustellen gefällt ihm wohl ich weiß auch gewiß daß er sein mögliches darum thun wird er glaubt jedoch daß es mit Schwührigkeiten verbunden ist in dem Jacobi gegen seine Art Gelehrtheit ist, und Schelling der dafür ist, seine Person 449
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nicht leiden kann, Clemens hat dem Savigny geschrieben, daß es auch Kreuzers Wunsch sey; so würde sich ja ein sehr angenehmer Kreis von Freunden in diesem Landshut für ihn bilden das ihm vorher so oed war; Von meinen Begebenheiten mit dem Oncle Hessen kann ich dir nicht viel erzehlen, er sagte mir viel von seinen sehr schnellen Reisen als Courier wie daß er da immer zu langsam reißte von wegen sonderbaren Abendtheuren, ob schon er sich alle geringsten Bequemlichkeiten versagte. ich will ihm und der Tante deine Einladung zu Wissen thun vielleicht überrascht er Dich in deiner Einsamkeit, ich selbst will warten bis mich das Schicksal oder Dein Wille wieder mit Dir zusammen bringt ich glaub wenn ich den Savigny drumm bäte, er brächte mich nach Heidelberg, denn als ich gestern nur so oben hin Anspielung darauf machte, schien er geneigt dazu ich weiß aber doch daß es ihm allerlei Aufopferungen kosten würde, und Gunda allein bleiben müßte mit den den Kindern. Ich scheue mich wieder zurück ins Rheingau zu gehen, selbst vor den Stuben, wir gingen da so friedfertig aus und ein, wenn ich nur meinem Herzen Luft machen könnte, wenn ich mich nur in Gedancken an Dein Herz Drücken könnte! – Ist den der Görres recht froh über sein neu Kind? ist er recht Freund mit Dir? Das 25 Blatt vom Einsiedler hast Du mir nicht geschickt, vergess es nicht das nächste mal, heut will ich noch zum Boye gehen und mir das Bild Salvator rosa zeigen lassen. Adieu leb recht wohl. Bettine
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An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Heidelberg, etwa 7. Juli 1808, Donnerstag
Herr Buchhändler Zimmer in Heidelberg wird ersucht H. Hofrath Blumenbach in Göttingen die Fortsetzung der Einsiedlerzeitung zu senden vom 7 Stück incl: an bis Ende durch Besorgung der Dietrichschen Buchhandlung. L. A. v Arnim
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Çfremde Hand:È Herrn Mohr & Zimmer Buchh Post Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 7. Juli 1808, Donnerstag
Vielleicht ist Arnim bey Ihnen, wenn dieser Brief anlangt. Danken Sie ihm für das Heft, das er mir geschickt hat. Ob ich gleich den Nifelheimischen Himmel nicht liebe, unter welchem sich der Einsiedler gefällt; so weiß ich doch recht gut, daß gewisse Climaten und Atmosphären nöthig sind, damit diese und jene Pflanze die wir doch auch nicht entbehren mögen zum Vorschein kommen. So heilen wir uns durch Rennthiermoos, das an Orten wächst, wo wir nicht wohnen möchten; und um ein ehrsameres Gleichniß zu brauchen: so sind die Nebel von England nöthig um den schönen grünen Rasen hervorzubringen. So haben auch mir gewisse Aufschösslinge dieser Flora recht wohl behagt. Wäre es dem Redacteur jederzeit möglich dergestalt auszuwählen, daß die Tiefe niemals hohl und Die Fläche niemals platt würde; so ließe sich gegen ein Unternehmen nichts sagen, dem man in mehr als einem Sinne Glück zu wünschen hat. Grüßen Sie Arnim zum schönsten und entschuldigen mich, wenn ich nicht Direckt schreibe Dieß alles hat mir Goethe in einem lieben, trostreichen Brief, geschrieben, er freut sich meiner Erzehlungen vom Rhein lande, erinnert sich der schönen Tage die er am Fuße des Johannisbergs gelebt und des trefflichen Weins den er dort getrunken und wie er oft in einem kleinen lecken Kahn den Rhein hinunter geschwommen, und so meint er, er habe ein Doppeltes Recht auf mein Andenken weil ihm eine Zeit seiner Jugend wieder durch dasselbe zurückgerufen werde. Es hält mich ein Zufall noch bis Morgen Freitag auf; vielleicht erhalte ich noch einen Brief von Dir da ich willens bin erst nach angekommner Post zu gehen. Voigt der schon beinah 3 Wochen in Winkel ist, soll sich von seiner Krankheit sehr erholt haben, und auch 451
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wieder sehr liebenswürdig geworden seyn. Franz hat jezt Winkel ganz für sich, George hats ihm abgetreten, nun wird bald der Weingarten zu einem englischen Garten umgeschaffen werden, und die Weinlaube, die Dir niemals gut genug war; auch. Franz ist so unendlich vergnügt über diesen Besiz daß er den ganzen Tag davon spricht, mich immer fragt wie es mir gefällt, da hab ich ihm denn gestern alle Annehmlichkeiten mit Poetischen Farben geschildert, er hörte genau zu, und war so in meine Beschreibung vertieft, daß es die übrigen beinah zum Lachen reizte, endlich sagte er: Nun! es sind die ersten Früchte die ich durch meine viele Arbeit erworben; – Lulu hat uns aus Ems einen sehr komischen Brief über ihre Abentheuer, in Versen geschrieben Toni und ich haben ihr wieder so geantwortet ich mögte dir ihn mitschicken, wenn nicht allerley Explicationen nötig wären, um ihn ganz zu verstehen; Adieu lieber Arnim lebe recht wohl, ich wollte ich könnte mit dir Mündlich sprechen; ich bin immer noch unruhig obschon mein Herz sehr erleichtert ist, durch manches was ich hier erfahren habe von gewissen Menschen das beinah noch aerger und zu gleich höchst unwahr ist, mich aber gar nicht kränckt, weil es nicht Durch Dich kömmt. Bettine An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 9. Juli 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 9 July 1808 Liebe Bettine! Ich hatte mir vorgenommen Dir nicht eher zu schreiben, bis ich von einem kalten Fieber, das mich bisher täglich heim∧suchte, frey wäre; ich wollte Deiner Freundschaft alle Besorgnisse ersparen, aber der Schalk neckt mich länger als ich erwartete und nun fürchtete ich, daß Dir mein längeres Stillschweigen besorglicher würde als mein Bekenntniß. Vielen Dank für Deine Briefe, sie geben mir mitten im Trübsinn, der alles vergist, indem er alles von sich stösst, die angenehme Versicherung, daß ich an so vielem theil nehme: Dei452
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nen Fall vom Pferde wuste ich nach den beschriebnen Anstalten voraus, Du hast Dir doch keinen Schaden gethan? Hessen ist hier, ich hab ihn aber nicht gesehen. Werner der Theaterdichter hat mich mitten im Fieber in Bewegung gesetzt, er ist ein grund∧guter liederlicher Bruder. Bleibe recht gesund. Dein Achim Arnim.
*823. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 9. Juli 1808, Sonnabend Keine Angabe zum Inhalt.
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Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Trages, 11. Juli 1808, Montag
Trages den 11. Jul. 1808. Dein Brief, mein liebster Bruder und Gevatter, hat mir so viele Freude gemacht, als mir in Ermanglung deiner angenehmen Person von deiner Seite gemacht werden konnte. Es wäre gar betrübt, wenn ich Dich nicht mehr sehen sollte. Längstens in 14 Tagen bin ich in Schlangenbad, da bleibe ich bis in den halben August, dann noch 14 Tage hier. Die Absicht, aus welcher du wünschest, daß Görres die Übersetzung mache, ist gar löblich und schön, und ich wünsche das beste Gedeihen. Ich selbst bin nun frey¨lich bey¨ dem zerstückten, zerstreuten Leben der nächsten Monate nicht im Stande etwas zusammenhangendes dazu zu schreiben: Höchstens könnte ich dir einzelne Anmerkungen und Zusätze schicken. Es wäre sehr schön, wenn auch du und Görres und Creuzer das thäten, überlege das, mir wäre es durch die Gesellschaft viel lieber, und ich mey¨ne es wäre auch an sich schicklicher und zweckmäßiger. Schreibe mir bald darüber und schicke mir das Buch. Sey¨ nicht böse, ich habe mir von Creuzer Deine Rec. des Jakobi kommen lassen, um etwas dazu zu schreiben, wenn du es genehmigt hättest: nämlich nicht über Jakobi, sondern über Rottmanner. Was mir an diesem über alle Maassen zuwider war, war die immer wiederkehrende gründlich gemey¨nte Spaltung der Deutschen in Nord- und Süddeutsche, Protestanten und Katholiken: in der jezigen Zeit nicht nur 453
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verderblicher, sondern auch schändlicher und unverzeihlicher als je: doppelt schädlich aber unter den Bay¨ern, welche alle dazu incliniren. Du hast indessen diesen Punckt wenigstens berührt, obgleich du ihn mehr von der Seite verachtet als hervorgezogen hast. Deine Recension hat mir viele Freude gemacht, weil sie gerade das hat, was dem Rottmanner durchaus fehlt, eignen Geist und Gemüth, so daß ich frey¨lich in Deinem Urtheil über diesen nicht einig mit Dir bin. Was Jakobi betrift, hat mir eigentlich nur Eins leid gethan, die Erwähnung Rumfords nämlich, der doch nicht genauer in der Schrift bezeichnet ist, als jeder andere Mensch von philistermäsiger Ansicht der Wissenschaften, so daß man die ganze lange Invective eher der Trivialität beschuldigen könnte, als einer versteckten Beziehung auf bestimmte Individuen. Ich gestehe dir, daß ich überhaupt ein gutes Zutrauen zu Akademieen fassen werde, sobald ich Eine sehe, die ein lebendiges Wesen ist. Sismondi ist ja in Heidelberg gewesen: Schreibe mir doch, was für eine Art Mensch er ist. Hast du sein Buch gelesen und mit ihm darüber gesprochen? ich habe viel dagegen einzuwenden, aber ich weiß ihm sehr großen Dank, daß er es geschrieben hat. Grüße mir Görres und Zimmer und mache, daß wir dich noch in Schlangenbad oder hier sehen. Dein Bruder und Gevatter Die Frau grüst dich herzlich, die Savigny¨ Kinder sind gar wohl.
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An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 12. Juli 1808, Dienstag
Heidelberg d* 12 July 1808 Mein Fieber ist ausgeblieben, liebe Bettine, und von der einsamen tiefen Nacht, der ich meinen Geist zu gewöhnen trachtete, scheint mir das Tages∧licht um so heller. Ich überlese Deine Briefe und finde manches zu sagen, was uns nahe angeht. Du willst also nicht eitel seyn – und doch wärst Du vor ein Paar Jahren nicht so eitel gewesen, Dir alle Eitelkeit abzuleugnen. Vielleicht nennst Du es jezt Muthwille oder Spiel mit den Leuten, die dich stets anreizen, das Leben als herrlich 454
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durch sie zu erkennen, ich bin kein Moralist am wenigsten in Worten, ich wünsche aber – Deinem Muthwillen innre Freudigkeit, daß er andre zu ergreifen vermöge, Deinem Spiele mit den Leuten Glück, ohne welches kein Spiel lange gnügt, Deinem Leben aber ausser dem Herrlichen das Weibliche, was das Leere ordnet und frommt, ich wünsche das, nicht weil ich es bey Dir vermisse, nur weil des Besten nie zu viel gewünscht werden kann. Es ist viel zu heiß um über dergleichen viel nachzugrübeln, jeder sorge nur für sich, und wer wacht, daß er nicht schlafe. Ein alter wunderbarer Kerl, der beständig in einem zerrissenen Kleide von der Natur redet und von tausend Karlinen die er hätte, er rechnet nämlich alle seine Arbeit, die er ein leblang an einen kleinen Garten gewendet, brachte mir heute Kirschen von der Churfürstin, so beliebte er sie zu nennen, sie waren die schönsten, die ich je genossen und fragte mich, ob ich der Baron wäre und er hielte mich für einen rechtschaffenen Mann und er wäre auch einer könnte wohl auch in guten Kleidern kommen, genug der Mann hat meine Eitelkeit sehr gerührt, ich schickte Dir gern von den Kirschen, wenn es anginge. Mit Werner habe ich den letzten Tag seiner Anwesenheit eine wunderliche Unterredung auf dem Schlosse gehabt, er hat mir sein System der Liebe aus einander gesetzt, tief ergreifend, weil man immer fühlte, wie er sich das Ganze nur wie einen Galgen aus Verzweiflung über Unglück erbaut hat. Daher immer die gräßliche Gewißheit mit der er zwischen ausrief: »Sie werden mich für einen Narren halten, es ist doch wahr, was ich sage, Göthe spricht von allem von Kunst und Wissenschaft, daß ich dabey ganz dumm zugehört habe, aber in mein System hat er doch nicht hineinreden können, er hat mir oft gesagt; sobald ich Ihnen zugebe, daß die Liebe das Höchste so haben sie mich fest, das gebe ich aber nicht zu, sondern alles ist das Höchste. Nun nimmt er jede Natur als eine Hälfte an, die eine ist Kraft, die andre Zierde oder Zartheit, die suchen einander, und dieses ist die erste Periode des Suchens, während welcher nach ihm die meisten Irrthümer statt finden, wo Meisterschaft und Jüngerschaft sehr oft für Liebe angesehen wird. Das Erkennen soll nun immer gegenseitig seyn und bildet die zweyte Periode der Liebe, die eigentlich von Glück nichts weiß, diese schliest sich mit der Brautnacht und dann trit die dritte Periode der Meisterschaft und Jüngerschaft, je nachdem eins von beyden Gemüthern in sich grösser. Ich übergehe eine Menge Betrachtungen, er kam aber mit einer Art Zuversicht darauf, daß seine Frau, die von ihm geschieden, ihn durchaus noch einmal lieben müsse. Von 455
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Göthe meinte er, daß er vielleicht nie geliebt, sondern immer in einer Art Meisterschaft stehengeblieben wäre. Dann ging er zu den Liebessubstituzionen über, wobey er alle Art unnatürlicher Laster als blosse Bemühungen des Aufsuchens vertheidigte, ja über die Geschichte Christi mit der Magdalena und Johannes ganz verruchte Aufschlüsse zu geben meinte. Ich schwebte immer zwischen entsetzlichem Lachen und grosser Traurigkeit, wie er wieder von sich selbst anfing und versicherte, er schreibe eigentlich blos um dieses System zu entwickeln. Um ihm doch etwas widerzugeben, denn von meiner eignen Geschichte hatte ich nicht Lust loszulegen, gab ich ihm ein durchgeführtes System der Ahndung, das hatte wenigstens den Vortheil nie abzureissen und wo es trog, da war die Schuld nicht am Einzelnen sondern an der Weltgeschichte Herzlich der Deine Achim Arnim Fräulein Bettine Brentano zu Sandgasse bey H. Franz Brentano. Frankfurt a/M
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Aus der einsamen Nacht, der ich meinen Geist zu gewöhnen trachtete, scheint mir das Tagslicht um so heller. Vor ein Paar Jahren wärst du nicht so eitel gewesen, dir alle Eitelkeit abzuleugnen. Vielleicht nennst du es Muthwille oder Spiel mit den Leuten die dich reizen, das Leben herrlich zu erkennen, ich wünsche deinem Muthwillen innre Freudigkeit, daß er andre zu ergreifen vermöge, deinem Spiele mit den Leuten Glück, ohne welches kein Spiel lange gnügt, Deinem Leben aber ausser dem Herrlichen das Weibliche, welches das Leere ordnet und frommt.
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Winkel d* ÇÇ1ÈÈ5 July Warum ich keinen Brief von Dir habe? ob Du mir nicht gut bist? oder ob Du krank bist? wenn das wäre; wenn ich es gewiß wüste, so wollte ich mir schon einen Weg zu Dir bahnen. kannst Du Dir denn nicht vorstellen daß es mich sehr traurig muß machen hier bei jedem Schritt an deinen ehmahligen Aufenthalt zu Denken. und nichts von Dir zu wissen, ja es kommt mir hart an hier still auf einem Fleck zu sizen, und zu warten, wenn ich auf diesen Brief keine Antwort bekomme so geh wahrhaftig wieder nach Franckfurth, denn hier ist mirs unmöglich so fort immer auf den Bothen zu warten, und immer umsonst, man kann Nachts nicht schlafen es ist zu heiß; da stehe ich denn, manchmal bis späth am Fenster und spinne mir Geschichten aus, die zwar nicht wahr sind die mich aber doch betrüben, wenn ich einen Brief von Dir hätte so wär ich Ruhig. Lieber lieber Arnim verzeih daß ich so kindisch bin, wenn ich nur weiß wie dirs geht so bin ich zufrieden und warte bis sich alles besser aufklärt. Morgen gehn wir nach Schlangenbad Savigny wird wohl auch bald dort eintreffen Lulu kömmt den Sonntag. Leb recht wohl! sey gesund und Vergnügt nur lasse michs auch wissen, küße mich weil ich bitte, und laß mich deine Hände küssen, lieber lieber Arnim! Bettine. Ich war noch einen Abend auf dem Rochusberg, und hab an dich gedacht, ich war allein in der Capelle, wenn Gott mein Gebeth erhörte, das recht aufrichtig war, so bleibst Du mir noch lange recht Gut, und ich behalte dich immer lieb.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Winkel, 14./15. Juli 1808, Donnerstag/Freitag
So ist denn der lezte Abend da, ich will vom Rhein Abschied nehmen, und in wessen Person kann er mir besser zu hören als in deiner, du der mit mir war der ihn mit mir von allen höhen begrüßt hat; Der Mond ist heut ganz späth und kaum halb erschienen Es ist alles ganz still und ruhig, nur ich nicht, mich kümmerts daß ich fort soll, ach dießmal ist es schnell strohm abwärts gegangen mit mir, wen grüße ich denn, wen küß ich denn, den Rhein oder Dich? wer ist denn mein lieber Freund, von Dir hab ich ein paar abgeschnittne Haar∧locken, und ein Halstuch das sich nach deiner Abreiße noch vorgefunden hat, die hab ich schon hundertmal an mich gedrückt, Vom Rhein werd ich auch allerlei Andenken mit mir nehmen; den Morgen auf dem Rochus nach der betrübten Nacht. die Strafpredig auf der Premserin nun so nim doch alle Liebe an die Du mir in seinem Nahmen, und auch durch dich selber erweckt hast laß nichts verlohren gehen was ich hier gesammelt habe wie gut ich ihm jezt bin der dich auf seinem Rücken getragen hat den du so oft mit dem Ruder antriebst nehm allen allen Danck den ich ihm schuldig bin für ihn und tausend zärtlichkeiten und Küße; und sey mir gut in dieser stillen Nacht, vergesse; hab mich im Traum lieb Bettine An Herrn Baron Achim von Arnim abzugeben bei hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
*828. An Henriette Schubart in Jena Heidelberg, vmtl. zweite Hälfte Juli 1808
Was Sie über dessen ÇBrentanosÈ Vorschläge äußern, hat beinah jede innre Einwendung, die ich dagegen haben konnte, vernichtet (Nr. 847,5–6).
Von Henriette Schubart, 16. August 1808:
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An Bettina Brentano in Winkel(?) Heidelberg, 16. Juli 1808, Sonnabend
Ich habe seit lange keinen Brief von Dir, ich habe inzwischen zweymal geschrieben, auch von Clemens weiß ich kein Wort, bald meine ich er ist bey Dir, dann wieder, daß er in Cassel den Staat organisiren hilft, damit seine Frau keine Stimme bekömmt. Deine Nachricht von ihrem Briefe an Moriz war sehr überraschend, denn einmal hatte ich ihm den Spas mit der Straßburger Reise oft wider∧rathen, weil er für beyder Verhältniß ganz unziemend ihr späterhin Mißtrauen gegen alles, was er sagte geben muste und am Ende der Buchdruckergesell Treviranus der mit seiner Afrikanischen Reise alle gelehrte Gesellschaften anführte viel mehr leistete, zweytens aber ist es ein wunderbarer Abstich zu der ungeheuren Ergebenheit, die sie ihm in ihren Briefen log. Der glühende Sommer mag sie zusammenschmelzen, sonst seh ich keine Hoffnung. Ich suche meine Kühlung meist einsam an den Ufern unsres fast verschmachtenden Neckars, dem alle Knochen vorsehen, es ist ein ungeselliges Land hier, Zimmer ist krank, seine Frau kommt in Wochen so macht sich jeder seine Gesellschaft selbst und ich werde nächst mit einer gelehrten Berliner Jüdin Bekanntschaft anknüpfen, die sich hier seit ein Paar Jahren umtreibt. Die Studenten sind ein eignes bequemes Völkchen, man fühlt ihnen gleich an, daß es ihnen lästig ist mit jemand umzugehen, der hie oder da um einen Stich tiefer in das gelehrte Wasser eingetaucht ist. Grimm ist ein guter einfacher Mensch, aber so sehr jung und unentwickelt geistig, daß er zuweilen das Symple berührt, nun habe ich eine Art Ehrfurcht vor solchen Characteren, weil eine räthselhafte Möglichkeit in ihnen zu schlafen scheint und ich mag so einen nicht gewaltsam wecken. Lieb wäre es mir, wenn ich fände, daß Kunstwerke ihn lebendiger berührten, aber die Brüder haben ihn so an das Nachahmen gewöhnt, daß er das Eigene kaum zu schätzen weiß, wo es schön ist.
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An Bettina Brentano in Winkel(?) Heidelberg, 16. Juli 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 16 July 1808. Von Savigny habe ich einen Brief, daß er gegen das Ende July’s nach Schlangenbad kommt, vielleicht tref ich auch ein mit Kreutzer, ich träume mir allerley Freude davon, träume ich doch alle Nacht und laß es mir wohlgefallen, denn da geht es mir gut. So oft ich mich anders wohin wünsche fühle ich doch, daß ich diese Berge immerdar vermissen werde, an denen ich so oft mein Auge und mein Gemüth gehärtet habe. Ein Engländer, der mit seiner Frau hier angekommen (der vermeinte Onkel Hessen, weil er in Hessens Quartier gezogen) hat sich an den Bergen einen Garten angelegt, den unten ein zierliches Lattenwerk, eine Art von Saal ließ, in dessen Mitte ein Springbrunn kühlt, die Aussichten sind hier selten so weit wie am Rhein, aber dieses saftige Grün und die schönen Umrisse findet man dort nicht. Ich muß lachen, wie ich allmälig ein Stoiker werde, ich arbeite mit solchem Ernst an mir alle Unruhe, Sehnsucht, Schmerz zu ertödten, daß kein Feldherr so beschäftigt seyn kann, du wirst es mir deswegen zu keinem Vorwurf machen, wenn ich Deine Unruhe nicht sogar ernsthaft nehme, in einem Briefe sagst du, daß du nie wieder nach Winkel möchtest, im nächstfolgenden, daß Du mit Vergnügen hingehst. Ich weiß jezt was Worte sind. Es giebt einen Ausdruck der Zuneigung und der widerspricht sich nie und wie der Tag im Fortgehen sich erhitzt und dann wieder erkühlt und wieder erwärmt, so geht sie in gleicher Nothwendigkeit und sie steht über dem Menschen wie das Wetter und der Gläubige meint, daß jedes doch endlich wohlthätig sey der Welt. – Weil ich Dir keine andre Art von Grüssen bestellen soll, Achim Arnim Meinen Dank für die Notiz von Göthe.
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Heidelberg d* 16 July Der glühende Sommer mag sie zusammenschmelzen. Ich suche meine Kühlung an den Ufern unsres fast verschmachtenden Neckars, dem 460
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alle Knochen vorsehen. Es macht sich hier jeder seine Gesellschaft in seinen Kindern Die Studenten sind ein bequemes Völkchen, sie mögen nicht entschwimmen, wo einer einen Strich tiefer eintaucht. G. ist so unentwickelt noch daß er fast an das Symple streift, ich wage nicht zu erwecken solche räthselhafte schlafende Möglichkeit. So oft ich mich anders wohin wünsche fühle ich doch, daß ich diese Berge immerdar vermissen werde, an denen ich oft Auge und Gemüth gehärtet habe, dieses saftige Grün und diese Umrisse sind doch nirgend wie hier Ich werde ein Stoiker, ich arbeite so ernstlig alle Unruhe, Sehnsucht, Schmerz zu ertödten, daß kein Feldherr so beschäftigt seyn kann. Ich weis was Worte sind Es giebt einen Ausdruck der Zuneigung und der widerspricht sich nie und wie der Tag im Fortgehen sich erhitzt und dann wieder erkühlt und wieder erwärmt, so geht sie in gleicher Nothwendigkeit und sie steht über dem Menschen wie das Wetter, und der Gläubige meint, daß jedes doch endlich wohlthätig sey der Welt
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, 16./17. Juli 1808, Sonnabend/Sonntag
Schlangen∧bad d* 16 July So war meine Ahndung doch richtig, daß Du Kranck seyst nun bin ich aergerlich daß mich diese Ahndung nicht noch mehr kümmerte; denn warum soll ich vergnügt seyn, wenn Du leidest? Ich habe heute deine beiden Briefe kurz hintereinander erhalten, bei dem ersten war ich schon halb entschlossen mit der Pauline Serviere die heute mit Lulu von Ems hier ankam, morgen nach Franckfurth zu reißen, und dort den Savigny zu plagen, mich nach Heidelberg zu bringen, ich dachte gar keine Schwührigkeiten dabei, in 2 mal 24 Stunden bei Dir zu seyn das war meine einzige Idee; wie hätte es mich erfreut, wie hätte es mich ergözt! ich hatte dir dein böß Fieber wohl durch die Ueberraschung vertrieben. jedoch bin ich immer froher daß dein zweiter Brief meinen Entschluß geändert, denn ich dachte erst Du habest mir nur sehr oberflächlich von deiner Krankheit gesprochen und du seyst wohl recht sehr Kranck. einen großen theil der lezten Nacht in Winkel hab ich am Rhein zugebracht, sie war über die Maasen schön, und ich hab dich sehnlichst zu mir her gewünscht wenn Dein Ahndungs System auch darauf be461
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steht daß ein Mensch den andern mit Gedancken an sich ziehen oder ihn rühren kann, so hast Du in der Nacht vom 14ten auf den 15ten, es gewiß durch mich gefühlt es war halb zwölf der Mond ging eben auf, ich saß allein auf dem feuchten Gras die noch mit waren gingen weiter weg; ich weiß nicht wie ich so Tief in Gedancken saß, daß ich dich bei mir sah daß ich mit Dir sprach und spielte, und daß ich so glücklich war dabei, daß ich den andern Tag noch mit Freude dran dachte, und jezt noch. Einen langen langen Brief hab ich indessen an Goethe geschickt nebst vielen einzelnen Blättern die ich während meinem Aufenthalt in Winkel an ihn geschrieben aber ich war so gestört dadurch daß ich keine Nachricht von Dir daß mein Brief selber, trocken ja beinah kalt war; er ist doch unendlich! unendlich – wie soll ich sagen, nun wenn er auch Ahndungsvermögen hat, so weiß ich, daß er oft an mich denkt. – Dein System von Werner ist mir wieder eine von diesen Unbegreiflichkeiten, wie das System der Naturansicht, das Schlosser von Tieck begehrte zu wissen, sehr sonder bar scheint es mir daß er gleichsam damit herum reißt wie ein Virtuos und darauf als auf einem Instrument über all spielt, denn schon in Frankfurth haben die Leute wo er gewesen von diesem Liebes System viel gesprochen. Es ist auch jezt wieder Mitternacht, und alle Leut schlafen, und schnarchen sogar; soll ich dir denn schon gute Nacht sagen? oder soll ich noch bei Dir bleiben? soll ich noch schmeichlen – warum sagst Du denn heut nicht: es ist genug; warum schickst Du mich nicht fort, es ist schon so späth; wenns jemand merkte daß ich noch bei dir bin: – lieber lieber geliebter Arnim – sag in welche Periode gehört denn Dieser Kuß? und noch einer – Ich hatte den Kopf auf das Blatt gesenckt und – war ganz bei Dir. weil du kranck bist so muß man ja bei dir wachen, ich bleib noch – ach wie die Zeit so schnell vorübergeht – denn während ich dir ein Wort schreibe, denck ich 10 Minuten an dich. und nun machen die Mäuse so viel Lärm hier im Zimmer daß ich mich fürchte, und nicht allein seyn mag, deswegen bleib ich hier sizen bei Dir, obschon ich schläfrig bin. Es ist recht schön hier, Voigt ist auch da, heut waren wir lang draußen und haben zu sammen gesungen, Savigny erwarten wir alle Tage kommt den Kreuzer auch noch? dich schäm ich mich zu fragen. Jezt noch einen langen Abschied will ich nehmen, und dann ins Bett gehen. Gute Nacht mein lieb Leben, gute Nacht Arnim; deine Hand – und dein Mund – und dein Herz – Ach gelt es ist zu viel – es ist wohl grad wieder wie bei deiner GroßMutter! aber jezt 462
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zum lezten zum aller lezten mal: schlaf recht wohl – daß das Fieber nur nicht mehr kömmt, ich leg mich vor die Thürschwelle und laß es nicht ein. – ja ich lieg vor der Türschwelle meiner Freude aber wenn ich bei dir bin, dann bin ich auf genommen in das Hauß meiner Glückseeligkeit Dein Bettine
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An Bettina Brentano nach Frankfurt Heidelberg, 17. oder 18. Juli 1808, Sonntag oder Montag
Liebe Bettine. Zwey liebreiche Briefe von Dir erhalte ich an einem Posttage mich für die lange Entbehrung zu entschädigen; ich sehe daraus, daß Du keinen meiner drey Briefe erhalten hast, das macht das wunderbare Winkel, ich glaube die Posten nehmen da immer wie Göthe einen lecken Kahn, wenn sie überfahren, da gehen die Pakete verloren. Unter uns gesagt, das ist Göthes Geschichte von der Ratte mit dem lecken Kahne, die er vielen gern erzählt ungeachtet es eigentlich keinen Kahn giebt, der nicht einiges Wasser ein läst, es ist wie mit den Augen. Soll ich wiederholen, was in jenen Briefen stand, ich war vierzehn Tage am kalten ÇÇFÈÈieber krank, nachher kam die grosse Hitze, so daß ich eigentlich noch immer einige Ermattung davÇÇonÈÈ spüre und mein Leben hier ist jezt meist unerquicklich, die literarischen Arbeiten laufen zuende, wenn ich es einrichten kann komme ich mit dem Ende Julys nach Schlangenbad, das Heldenbuch, Brantome und das mythologische Wörterbuch sind meine Gesellschaft. Von Clemens weiß ich nichts, auch von hause habe ich keine Nachricht. Vorgestern ging ich an dem heissesten Tage so in Gedanken auf der Landstraße immer zu, ich wollte sehen, ob ich keinen bessern Ort zum Anbau entdecken könnte, so ging ich halb geröstet ein Paar Stunden, die Berge wurden immer schöner, die Hitze beschränkt eigen kaum konnte ich fortkommen von einem Hause, wo ich saure Milch fand, ich streckte mich auf die Bank, und wärst Du dagewesen, ich hätte Dich nicht fortgelassen. Weine nur nicht. Dein Achim Arnim
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An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben in der Sandgasse bey Frankfurt a/M H. Franz Brentano.
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Von Carl Hohnbaum nach Heidelberg Erlangen, 18. Juli 1808, Montag
Erlangen d. 18 Jul. 8. Ich bin einer von den Lesern Ihrer Einsiedlerzeitung, dem es wohl thut, was er dort findet und dem die Brust bey solchen Klängen wiederklingt. Da glaube ich oft, ich gehöre auch zu den Einsiedlern, nicht allein meinen Bedürfnissen sondern auch meiner Art zu denken und zu dichten nach. Oft glaube ichs dann wieder nicht, wenn mir das, was ich schreibe in Vergleich mit dem, was dort geschrieben steht, zu alltäglich vorkommt. Aber nachahmen will ich nicht, so wenig als glänzen, und so schreibe ich denn, wie ich schreibe. Aber auf ein entscheidendes Wort über mich von jenen Männern, denen ich gerne gedankenvoll nachlese, möchte ich’s ankommen laßen, und ich frage Sie daher, ob das was ich hier beylege, werth sey, in Ihrer Zeitung mit beßeren Dingen zu sammen zu stehn? Das eine, überschrieben: die Zeugung, hatte ich in früherer Zeit einmal dem Morgenblatte geboten, aber es konnte es vor Keuschheit nicht auf nehmen. Aber ich denke doch, so unkeusch sey es eben nicht, daß die ehrlichen Leute darüber erröthen müßten, wenn sie’s lesen. Hat beydes für Sie keinen Werth, so schicken Sie es mir zurück, womöglich mit einigen kritischen Winken, und ich will mich beruhigen. Vor einigen Jahren bot ich auf einer Reise über Heidelberg, Hrn. Cl. Brentano eine nicht unbeträchtliche Sammlung teutscher Volkslieder für den zweiten Theil des Wunderhorns; er schien sie gerne annehmen zu wollen, aber auf ein späteres Schreiben an ihn bekam ich keine Antwort. Ist es nicht zu spät, so erbiete ich mich noch, Ihnen die Sammlung zu überlaßen. Die Melodien dazu, um welche mir es eigentlich beym Sammeln zunächst zu thun war, wünschte ich ebenfals vom Untergange zu retten. Könnten sie nicht als Anhang dem Wun464
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derhorne beygegeben werden? Ich wünschte mich dann nur noch, der Auswahl und der beyzufügenden Begleitung wegen, mit einem praktischen Tonkünstler zu verbinden. Reichardt in Caßel wäre mir am liebsten. Auch hierüber erwarte ich Ihre Meinung. Gruß und Hochschätzung Ihnen und Ihrem Gefährden, Hrn Prof. Görres, dem ichs danke, wenn er sich meiner noch erinnert. Ihr ergebenster C. Hohnbaum Hofmedikus bey dem Prinzen v. S. Hildburghausen.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, vmtl. 19. Juli 1808, Dienstag
Lieber Arnim Ich wünschte nicht allein zu meinem Vergnügen sondern auch zu deiner Gesundheit daß Du sehr bald zu uns kämst, denn ich glaube immer daß du noch krank bist, hier wird dich das reizende unserer Wohnung sehr erquicken wie auch die Kühle, die in dem engen Thal ist Savigny ist ganz entzückt davon, deine Träume können sich auch wohl realisiren hier unsere Zimmer sind grade der Fürstlichen Wohnung gegen∧über, worin jezt die schöne Prinzess Stephanie wohnt. – Von Clemens weiß hier auch niemand was, in Frankfurt behaupten sie für sicher daß er nicht bei Augusten ist, Moriz soll erst vor zwei Tagen Briefen von ihr erhalten haben worinn sie sich sehr beklagt daß er nicht bei ihr ist, das seltsamste aber ist daß Jordis ihr den Vorschlag gemacht hat, sie nach Cassel zu nehmen wenn sie kein Vergnügen an ihrem jezigen Aufenthalt habe, ich glaube dieß hat er gethan um die Lulu zu aergern Auguste aber die ihn nicht leiden kann hat es ihm abgeschlagen und gesagt sie dürfte nicht gegen den Willen ihres Mannes. Es geht übrigens hier nichts besonders vor da wir den ganzen Tag im Garten sind so werden sehr oft neue Bekanntschaften gemacht die mich indessen gar nicht interressieren, Lieber Feldherr trete Dich nur nicht mit Füsen wenn Du so arg mit Dir umgehst, ich selbst will keinen Spaß mit Dir treiben und will Dich nicht stöhren in dieser ernsthaften Arbeit, ich fürchte nur daß wenn du 465
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allen Schmerz und Unruhe und Sehnsucht ertödtet hast, so wird es dir großen Schmerz und Unruhe bringen solge Lieben ins Grab gebracht zu haben und die Sehnsucht nach ihnen wird Dich Doppelt quälen. Ich wollte Dir eigentlich einen langen Brief schreiben, da steht schon der Bothe hinter mir obschon es kaum 6 Uhr ist. Komme nur her Manheim ist kaum 12 Stunde von Mainz und Schlangenbad nur 4 Stunden von Da Morgen schreib ich ordentlich Bettine 2v
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An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei hrn Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, vmtl. 20. Juli 1808, Mittwoch
So eben hat Lulu Briefe von Jordis bekommen daß Clemens schon zwei Tage bei Grims in Cassel ist also nicht bei Auguste, was das zu bedeuten hat weiß ich nicht, mir scheint die Geschichte wie von jeher sehr langweilig fort zu fahren. Es macht mir Vergnügen dir so jeden Morgen ein Blättgen zu schreiben, Gestern hab ich einen der herrlichsten Abende erlebt, so wie ich sie mir oft vorgemahlt und in Romanen gelesen hab der Garten hat hier so was Festliches und doch so Still und so ruhig es ist eigentlich nur eine Terrasse mit großen Linden und beschnittnen Hecken∧alleen, wir waren gestern in Schwalbach gewesen hatten uns da fürchterlich gelangweilt, als wir zurückkamen war es schon Nacht auf der Terrasse waren Lichter die Prinzesse Trank den Tee da und 3 Waldhörner in der Allee, es sind die von Manheim du wirst sie schon oft gehört haben aber so lieblich noch Nie der Himmel voll Sterne ich stand oben sah die Großen Linden nur von Unten in Grünem Feuer, neben mir stand ein junger Mann denn ich zwar noch nie gesprochen, aber von dem ich wuste, daß er ungeheuer reich geworden war, durch das Unglück seine ganze Familie unter der Guillotine verlohren zu haben, solgen weichen Tönen schmiegt sich alles Unglück! das Hauß das ganz Tief in den Grünen Bergen liegt durchaus erleuchtet, die vielen Quellen die unten rauschen ich sag dir ich hab nie eine ähnliche 466
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Ruhe emfunden zu dem das Hofgeschwirre das sich auf der untersten Terrasse bewegte nicht wenig beitrug, ich hab dich auch hergewünscht nicht so wohl um mich sondern um dich. George ist so eben angekommen und hat die Prinzess auf ihrem Spazierritt auf Eseln begegnet dieß hat die alte Sehnsucht bei ihm wieder erweckt. der Both unterbricht mich schon wieder Nun leb wohl viel Worte darf ich ohne dem nicht mehr machen, denn Du weist waß worte sind. aber doch leb wohl Guter Guter Arnim, und komme her daß dirs noch besser als Wohl werde. Bettine
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An Bettina Brentano nach Frankfurt Heidelberg, 23. Juli 1808, Sonnabend
Heidl* d* 23 July 1808 Ich schreibe noch in aller Eile, liebe Bettine, Dir für so gütige Zeichen wie zwey Briefe kurz nach einander, wenigstens ein Lebenszeichen zu geben. So schnell, wie ich wünschte, kann ich nicht nach Schlangenbad kommen, unter manchen Gründen ist ein dringender die Correctur, nicht einmal ein Paar Tage kann ich mir abmüssigen um zu einem Bekannten auf das jenseitige Rheinufer zu wandern. Grüß Savigny und dank ihm für die Einladung, sag ihm auch, daß Kreuzer schwerlich kommen würde, sag ihm auch den Grund, nur möchte er nicht verrathen, daß ich es wiedergesagt, es ist nur, daß er ihn vielleicht durch die Versicherung mit ihm die Paar Tage ausschließlich sich beschäftigen zu wollen, noch zur Reise bewegt. Er sagte mir in seiner gutmüthigen zutraulichen Art: Ich bin ein alter Gelehrter und wenn ich zu Savigny komme so ist es eigentlich doch mein Vergnügen über allerley Dinge unsres Treibens zu reden, ihn ruhig und gemächlich zu hören, nun schreibt er mir, daß die Brentanos alle da sind, da weiß ich schon aus meinem letzten Aufenthalt in Marburg, daß die um ihn her sind und ich ihn eigentlich nicht zu sprechen bekomme. Das habe ich ihm denn treflich zu widerlegen gesucht, daß Ihr alle durch Felder und Wälder laufen würdet, daß Savigny seinetwegen doch zuhause bleiben würde, aber es verschlägt nicht, nun wünschte ich beyden das Vergnügen sich noch einmal zu sehen, und so muß ich mich, um keine Zeit zu verlieren, gerade an die angeklagte Partey wenden. Du wirst 467
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seinen Grund nicht so unnatürlich finden, da er durch sein abgeschlossenes Leben immerdar alle Galanterie so eingeschlossen erhält, daß sie bey solcher Gelegenheit ihn nothwendig ganz und gar erfüllt und er dann eher von einem Unterrocke als von einer Ausgabe in der Verlegenheit reden würde. Gestern hatte ich ein besondres Vergnügen eine dicke prächtige Schauspielerin in unserm grösten Tanzsaale vor sieben Zuhörern deklamiren zu hören, denn leider hatten sich nicht mehr eingefunden, deswegen wurde auch kein Licht angezündet und zuletzt sah ich nichts als das Blitzen ihres Diadems, die Bewegung ihrer Arme und die trotzende Stimme. Noch drey Kinder, die mehrstimmig allerley Lieder mit der Begleitung in Lala durch Stimme absingen, die Kinder sind aus Speyer und kommen aus Ungarn hieher, sie geben nächst das Milchmädchen. Noch einige Hamburger Damen, die sehr reinlich sind und immer Milch bey Essen trinken. Noch ein Jude, der mit seiner Bildung sehr lange schon beschäftigt ist, jezt aber die Welt construirt und zuverlässig den Christian Schlosser im Kunstgespräche zu Grund und Boden reden würde. Noch – ist kein Brief von Clemens eingegangen, so daß ich wirklich besorgt werde, nicht weil ihm was übles zugestossen seyn kann, da hätte er sich wohl gemeldet, aber ich meine, er ist an einem Orte, wo es ihm sehr wohl ergeht und wo er alles vergist, vielleicht in Cassel. Meine Balsaminen blühen röthlich an dem klaren Stengel, einzger Lohn für tausend Mühen; schreib mir oft du guter Engel Achim Arnim Grimm, der die schöne Stephania hier gesehen, sagte mir eben als ich nach ihrer Schönheit fragte: Ach die ist garstig und wie hat sie geschrieen, sie ist mir und H. Brentano in alle Höhlen nachgelaufen beym Schloßgraben, so daß wir zuletzt thun musten, als besähen wir die Steine, der H. Brentano hat auch noch lange über sie geschimpft. Nein die ist ganz häßlich. – Ich muß doch wohl dem Mahler glauben, aber du bist auch eine Mahlerin. Neuer Zweifel! Gleicht sie der Feddinande An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben im
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goldnen Kopf bey H. Franz Brentano.
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d* 23 July Meine Balsaminen blühen röthlich an dem klaren Stengel, einziger Lohn für tausend Mühen, schreib mir oft du guter Engel.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, vmtl. 25. Juli 1808, Montag
Ein Tag vergeht nach dem andern, Morgens und Abends lauf ich bei jedem Wagen auf die Terrasse, und muß immer fremde Gesichter aussteigen sehen. wenn Du nicht hier her kämst so würde ich am End abreißen müßen ohne Dich gesehen zu haben, das würde mir sehr leid seyn und würde mich hindern den Savigny mit frohem Herzen zu begleiten Gestern ist Cristian hier Durch gekommen, er geht nach Wien er erzehlte daß der Pfarrer Mannel sehr viel von den schlechten Scenen zwischen Auguste und Clemens habe leiden müssen, er habe sich gleich nach zwei Tagen von ihr getrent und sey im Unmuth nach Cassel gegangen Cristian glaubt nun selbst nicht mehr daß je was daraus werden könne. Dem Savigny hab ich den Faust vorgelesen er hat seine Rührung dabei zum theil durch reflectionen verwunden. so eben hör ich daß Kreuzer ihm geschrieben er würde nicht nach Schlangenbad kommen konnte Dieß für dich auch ein Anlaß seyn? Lieber Arnim wer weiß wenn Du uns je wieder so beisammen trifst? Savigny hat schon ein Zimmergen für dich zurückbehalten das kleinste aber auch das einzige was noch zu haben war es hat 3 Fenster, ein jedes geht in eine andre Waldgegend. die Bäder sind so lieblich die Häuser stecken ganz in Linden und Nußbäumen es ist kühl auch bei der grösten Hize, weil es 469
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so tief im Thal liegt und auf den Spizen der Linden brummt und Summt es voll Bienen. Du hast ja so liebe Träume von deinem hiesigen Aufenthalt? ich bin selbst begierig wie wohl es Dir werden wird; Du bist auch noch Matt es ist dir selbst nötig daß Du Dich wieder erholst in einem lieben Umgange. ich will von mir nicht sprechen, aber die andern alle haben Dich so lieb, bei jedem Brief den ich von Dir bekomme werde ich gefragt wann Du ankämst, sie laufen alle wenn sie eine Postkutsche sehen, und rufen daß ist Arnim! ja es erstreckt sich sogar bis auf die Mägde Apropos unsere Lisbeth! sie dauert mich allein sie wird wohl bald abziehen müssen, Meline ist nicht so Nachsichtig wie ich in solgen Fällen, sie hat nehmlich allerlei Galanterien mit einem Kammer Diener der Prinzeß und Du weist die Liebe macht Stolz; da will sie denn nichts mehr thun und ist auch zuweilen ein bisgen schnippisch wenn er hören kann wie sie von Meline zu recht gewiesen wird. Daß ist nun ganz Natürlich, aber Recht geht vor Natur, es thut mir nur leid, weil sie dich immer so freundlich bediente; das war aber auch nicht umsonst. vielleicht ändert sichs noch Adieu lieber Arnim, Adieu lieber Freund, gelt ich seh dich bald Bettine.
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Von Christian Friedrich Raßmann nach Heidelberg Münster, 26. Juli 1808, Dienstag
Münster, den 26. Jul. 8. Wohlgeborne, Hochzuverehrende Herren! Als Mitarbeiter und Korrespondent bei mehrern gelesenen Zeitschriften, wünschte ich auch, an der Zeitung für Einsiedler einigen Antheil zu nehmen. Ich würde Ihnen hier vorzüglich Produkte im Geist der Natur- und altdeutschen Volkspoesie zu liefern im Stande seyn. Sollten Sie sich geneigt fühlen, meinem Anerbiethen zu entsprechen: so ersuche ich Sie gehorsamst, mir mit der nächsten reitenden Post darüber Ihren Entschluß zu eröffnen, und auch zugleich gefälligst das Honorar zu bestimmen, welches Sie für den gedruckten Bogen zahlen. Uebrigens bemerke ich Ihnen nur noch, daß ich alles Mögliche thun werde, Ihrer in hiesiger Gegend noch wenig bekannten Zeitung Eingang und Ausbreitung zu verschaffen. 470
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Mit ganz vorzüglicher Hochachtung habe ich die Ehre, zu seyn Ew. Wohlgeb. gehorsamster Diener Friedrich Rassmann, Redakteur des ehemaligen Münsterschen Merkurs. An die Redaktion der Zeitung für Einsiedler in Heidelberg. Zur reitenden Post
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, 27. Juli 1808, Mittwoch
27ten July So bin ich einfältig ÇÇunÈÈd meine immer wenn ich nicht gleich Antwort von Dir habe, Du müstest Krank seyn, so bitte ich Dich darum geb mir ein paar Zeilen Antwort. Toni wird in ein paar Tagen in Winkel seyn wenn Du nicht her kömmst, so besuche ich sie denn sie ist sehr melancholisch und dauert mich. lieber Freund ich kanns nicht glauben daß ich dich nicht mehr hier sehen soll, es ist ja die ganze Reißse in 8 bis 10 Stunden gemacht, nun laß mich nur wissen daß du gesund bist. Bettine
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An Bettina Brentano in Schlangenbad Heidelberg, 27. und 28. Juli 1808, Mittwoch und Donnerstag
Heidelberg d* 27 July 1808. Ich habe wieder einen Brief von Dir mit der Erzählung eines angenehmen Abends, ich brauche die Kühlung des Abends um an Dich zu schreiben und so wird sie mir angenehm. Reitst du jezt auf schönen Eselinnen, oder gehst Du mit der Stephanie? Oder mit dem Unglücklichen? Denk Dir heute ist eine ganze Damengesellschaft mit Ochsen auf den höchsten Berg gefahren, als sie oben gekommen, hat die eine ein Paar Ochsenhörner für die Monds sichel angesehen. Ich war nicht dabey, denn man kennt mich hier nicht viel, ausser in der Druckerey und am Wirthstische, dies geht so weit, daß in einem dicken Buche was unter andern auch gegen die Einsiedler Zeitung gerichtet ist, alles, was ich gemacht habe, der arme Görres entgelten muß, so daß ich endlich genöthigt werde, mich öffentlich zu nennen, nun ich sie bald aufzugeben denke. – Tieck will in kurzem hier seyn es macht mir Freude, daß einmal einer wieder herwill, sonst will alles nur fort, ich habe eine mächtige Sehnsucht nach Schlangenbad und die schönen Berge mit ihren dunkelgrünen Wipfeln und hellgrünen Füssen vor mir scheinen mir wie ein böses herabgefallenes Meteor, das den Weg verschüttet. Ich hatte den Brief einen Tag liegen lassen, um Dir etwas mitzuschicken, was aber doch nicht fertig geworden, da kommt Kreuzer morgens und sagt mir, daß er am Mittag fortwill, ich bin den Morgen gelaufen von Pontius zu Pilatus, hoffend und fürchtend, muß es aber endlich aufgeben, weil ich sonst genöthigt gewesen wäre so wie Kreuzer nur einen Tag bey Dir zuzubringen, das wäre doch härter als gar nichts gewesen, den vierten denke ich bey Dir zu seyn, alles Unvorhergesehene abgerechnet, in diesem Augenblick fühle ich mein ganzes Gemüth beruhigt, aber erschöpft, nachdem ich mit dem Schicksale mit dem Wunsche hier fortzugehen, ausgerungen habe, wie Jakob hab ich gerungen mit Gott, aber nur einen Vormittag statt einer Nacht. Ich beneide KreuzeÇÇrÈÈ um die Freude euch alle schon morgen zu sehen. Eben erhalte ich ein kurzes Brieflein von Dir, Du bist besorgt, daß ich 472
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krank bin, Du hast also meinen unterdeß abgesendeten Brief erst später erhalten. Dein Dein Achim Arnim 40
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An Friedrich Carl von Savigny in Schlangenbad Heidelberg, 28. Juli 1808, Donnerstag
Lieber Savigny! Vielen Dank aller Freundschaft von Dir, die schnelle Abreise Kreuzers machte meine Mitreise unmöglich, ich werde seine angenehme Gesellschaft sehr vermissen, wenn ich mich allein zu Dir hinrädern lasse, aber ich komme gewiß, das Unvorhergesehene beseitiget und unberücksichtiget, den vierten August, vielleicht einen Tag später. Ich denke Euer Bad auch ein acht Tage zu versuchen. Dein A. Arnim Aus dem Wunderhorn sind drey Bände geworden, das Register drängt mich, ferner eine Beylage zur Zeitung aus 90 + 3 Soneten bestehend
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, 1. August 1808, Montag
Schlangenbad d* 1 Aug Zu jeder Stunde wünsche ich dich her Arnim und reut mich jeder Tag, der ohne dich hier vorübergeht. Die Prinzeß Stephanie ist schon seit ein paar Tagen weg, und der Prefeckt von Mainz in ihr Logis eingezogen. wenn Grimm sagt daß sie garstig sey so glaube ich eher daß er eine alte Hofdame für Sie angesehen hat, vorgestern sind wir auf Eseln 473
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nach Rauhenthal geritten ein Ort von wo man alle Rheingauer Orte und Pläzze endeckte, wo man zum Theil so vergnügt mit einander war; Voigt ritt voran, Marie, Gundel Lulu und ich, wechselten auf zwei andern ab, es sah wircklich ganz lustig aus; ein jeder Esel hatte noch einen Führer wenn eine Wasserpfüze kam fürchtete sich jeder der Esel mögte ihn abwerfen, die Reise ging durch einen lustigen Eichenwald. in Rauenthal auf der Aussicht reizte uns der Rhein so, daß wir zum theil beschlossen nach Winckel zu gehen die Tonie besuchen. es war schon Abends 6 Uhr Gundel Savigny ein Freund von ihm, Meyrers; und ich, kletterten die Berge herunter gelangten nach Sonnen∧untergang in Erbach an, sezten uns aufs Schiff, waren alle Wolken blau und rot und weise Schäfgen recht wie ein Kristkindges Himmel bei Mittelheim hielten wir ein groß Gespräch auf dem mitten Rhein vermittelst eines Sprachrohrs mit der Lote Serviere die am Ufer war, in Winkel war niemand zu Hause wir versteckten uns in die 3 Zellen im Saal, als sie kammen, kam eins nach dem andern heraus es ist nicht mehr so schön wie damals – ich seufzte wieder weg zu kommen und bereute den schlechten Einfall, denn auch hier verfolgte uns wie Malborough den Engländer, die Kinderzucht von Tonie, die beinah einem jeden unausstehlich ist, in großem Sonnenbrand fuhren wir gestern zurück, stiegen in ein Bad tanzten und lachten darin spielten Comödie, (die Bäder sind wie Cabinete) warfen das helle Wasser mit den Füsen in die Luft daß mans vor Vergnügen lachen hörte, als wir heraus kamen, wollte der Mond eben hinter den Bergwald steigen ich ging mit Savigny auf der Terrasse hielt allerlei angenehme Gespräche mit ihm Er mit mir wünschten dich sehnlichst zu Uns, Savigny behauptet nun noch nie einen Ort gesehen zu haben der so viel Caracter und feste Bildung habe der Ort mache ihm einen Eindruck, wie in den Kinderjahren sich einem Gegenden unendlich reizend einprägen, wir wünschten immer du mögtest Nachts ankommen weil es dann gar lieblich hier ist. also bis Donnerstag? An Goethe hab ich vorgestern einen langen Brief abgeschickt. Adieu nur auf kurze Zeit Bettine
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Von Juliane von Krüdener nach Heidelberg Karlsruhe, 2. August 1808, Dienstag
2. August 1808. Lieber Arnim, es ist freylich unverzeyhlich nach 10 wochen einen Brief zu beantworten ich werde ihnen aber eine ganz neue Entschuldigung darbringen. es ist weil ich ihnen so herzlich gut bin, daß ich es mir erlaube so nach läßig zu seyn; u nun müßen sie mir noch dancken; Hören sie – doch ein wort auch über mein Stillschweigen; ich war abwesend als ihr Brief kam, u lange abwesend: mußte eine Reise machen die mich sehr aufhielt. sie wißen es das meine Correspodentz so ausgebreitet ist; das es mir würklich schwer ist exact zu seyn. Seyn sie also der gute Arnim wie immer u verzeyhn sie hübsch; ich bin seit 8 wochen in den Voghe´sen, erst wollte ich nach Baden, aber die tiefe Einsamkeit dieser Gebirge wo ich so ganz ohne mich zu ge´nieren nur Quellen u Wiesen u Hohe Wälder besuche, statt Fürsten kinder, hat einen solchen reiz auch für mich das ich diese Voghe´sen ausnehmend liebe. würklich ist die Natur ausnehmend schön; was machen sie denn lieber Arnim schreiben sie doch 2. zeilen bloß nach Carlsruhe bey Hofrath Jung. man schickt alle Briefe her. Haben sie Werner gesehen ich habe ihn verfehlt können sie mir sagen, in welchen theil der Schweitz er gegangen? Er schrieb mir er käme nach Carlsruhe mehr nichts. sobald meine Othilde zum Druck kömmt, sollen sie wills Gott das was sie so gütig sind zu fordern bekomen, noch mache ich es wie ein gewißer Man mit den Königen, ich seze ab u seze neue Ritter ein, u so einen abgesezten ritter könen sie nicht bekomen – warten sie also lieber Arnim etwas; schreiben sie mir was sie machen, u gedenken sie an meine Worte, es vergeht alles in der Welt, darum wollen wir uns an der Wahrheit halten. beyleibe nicht an der, die man in Teutschland verkauft, u die sich auf Cathe´der u Universitäten herumtreibt, u mit dumen u schlechten streichen zuweilen ganz vertraut lebt – Nein an der Himels∧tochter wollen wir uns halten; die rein u herrlich wie die perle von ein Thau tropfen der die Muschel tränckt gebohren wird, u nur zu reinen Herzen geth – die zu Flügel Liebe u Demuth wählt u sich so zum Himel hebt – die ein Lichtfunke Gottes ist u Lichtmenschen bildet. die den thierischen Menschen siegreich zu Boden treten u den Blick nach den sternen wenden. 475
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Lieber Arnim, diese Wahrheit, findet sich nur in einen Buch u kömmt nur zu denen denen Gott die Herzen u die Geists Augen öfnet. Darum wollen wir beten zu dem den Gott erwählte sie zu verkündigen u der gesagt hat ich bin der Weg, die Wahrheit u das Leben u niemand kommt zum Vater als durch mich. Gott segne sie lieber Arnim.
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An Clemens Brentano in Kassel bzw. Heidelberg Schlangenbad, etwa 10. August 1808, Mittwoch
Lieber Clemens! Kaum bin ich mitten in Preussen so lange ohne Nachricht von Dir gewesen, entweder Dir gehts sehr wohl oder sehr schlecht. Mich hinderte erst ein kaltes Fieber am Briefschreiben, nachher die täglich wiederkehrende Erwartung Dich ankommen zu sehen und jezt Baden, Lust und Bewegung, die mich hier gar abwechselnd vom Morgen zum Abend herumtreiben, wäre heute Morgen nicht durch Zufall mein Bad besetzt gewesen so wäre ich auch zu diesen wenigen Worten schwerlich gekommen welche die einliegenden Briefe Dir überantworten: auf Grimms Geheis, der mir sagte, daß du gewünscht, die ankommenden Briefe möchte ich durch sehen, habe ich sie erbrochen, ich sehe in allen nichts Eilendes, den Wunsch der Schubert nach einem Exemplar der Zeitung habe ich erfüllt. Wagners Projekt ist als ein neues Vereinigungszeichen deutscher Nazion recht merkwürdig, Dir wird es aber wohl nicht viel mehr als Spas kosten. Der dritte Theil des Wunderhorns ist bis zu den Kinderliedern fertig, ich habe zwey Register gemacht, eins nach den Anfängen, das andre nach Inhaltrubriken. – Etwas hat mich geärgert von Dir, und ich erfuhr es am Abend Deiner Abreise wo mir Görres zufällig von der Prestelschen alten Zeichnungssammlung erzählte, die Du bey Hüschen erstanden, ich unterdrückte mein bittres Mißvergnügen, nicht daß mir der Besitz davon so viel Vergnügen mehr gemacht hätte, als wenn Du es besessen, ich hatte in dieser geldarmen Zeit die Commissionen meist nur in Scherz gegeben und würde Dir gern alles abgetreten haben, was Dir davon lieb gewesen, aber eben dieses Mißtrauen ist mir kränkend, daß ich Dir nicht freywillig so etwas aufgeopfert hätte, wozu Deine Vorliebe stark genug war um mir sogar den Anblick zu entziehen. Hüte Dich vor einer Gewohnheit, Du bist in der Zeit wo Gewohnheiten sich annehmen, nicht drey Schritte auf krummen Wege 476
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zu machen, wo einer auf geraden genügte, dein heimliches Liederausmerzen war eigentlich nichts andres, auch das Verhältniß zu Deiner Frau wäre wahrscheinlich oÇÇhneÈÈ diese Umstände längst zu eÇÇxxxÈÈ entschieden, da es euch jÇÇxxxÈÈ nach Christians Nachrichten, wieder in die alte verzweiflungsvolle Langeweile stürzt. – Sonnabend endet sich das Freudenleben hier. – Ob die ZÇÇeÈÈitung fortgeht erfahre ich bey meiner Rückkehr. – Ich bin mit Kreuzer hergekommen, der aber wieder fort ist. – Die Glocke schlägt, wir müssen scheiden. – Auf gut Wiedersehen Dein Achim Arnim An H. Clemens Brentano Abzugeben bey zu H. Kriegssekretär Grimm. Cassel
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Von August Wilhelm Schlegel nach Heidelberg Coppet, 12. August 1808, Freitag
Coppet d. 12 Aug 1808 Um Ihnen doch einigermaßen mein Versprechen zu halten (mancherley Geschäfte haben mich abgehalten es früher zu thun) sende ich Ihnen hier ein kleines Gedicht zu beliebigem Gebrauch. Zugleich lege ich eine Probe von einem schon vollendeten Werk meiner Freundin Madame Bernhardi bey, worin Sie die Verwandtschaft mit der Poesie ihres Bruders nicht verkennen werden. Die zarte liebliche Dichtung von Flore und Blanscheflur verdiente vor andern angefrischt und erneuert zu werden, mir däucht es ist ihr ausnehmend gelungen. Sie ist dabey ganz dem deutschen Minnesinger gefolgt, welcher die Geschichte behandelt hat. Es wäre mir lieb, durch diese Probe auf die Erscheinung des Ganzen aufmerksam zu machen, die sich vielleicht noch um etwas verzögern möchte. Wenn Ihnen damit gedient ist, könnte ich Ihnen bald auch etwas prosaisches geben, zB. Umrisse von meinen Reisen, dergleichen ein Paar im Prometheus gestanden. 477
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Ihre Zeitung habe ich wie ein wahrer Einsiedler gelesen, und vieles darin gefunden was mir werth war. So auch den zweyten Theil des Wunderhornes. Ich fürchte nur, daß das Exemplar, welches Sie die Güte hatten, uns mitzugeben, nicht ganz vollständig ist. Es enthält 28 Bogen aber ohne Titel und Inhaltsverzeichniß. Vielleicht findet sich einmal Gelegenheit uns das fehlende mit der Fortsetzung der Zeitung zukommen zu lassen. Herrn Görres empfehlen Sie mich unbekannter Weise aufs beste. Seine Aufsätze in der Einsiedler-Zeitung haben mich auf die Schrift über die Deutschen Volksbücher sehr begierig gemacht, die ich mir sogleich bestellt habe. Sie und Ihre Freunde haben in der That sehr schöne Kenntnisse von altdeutschen Sachen, worum ich Sie zum Theil beneide, da mein Aufenthalt außer Deutschland mich oft außer Stand setzt, die meinigen zu erweitern. Sie sollten sich entschließen, etwas förmliches und ausgeführtes über die kernhafte Litteratur des sechzehnten und der ersten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts zu geben. Frau von Stael ist eben auf einer kleinen Reise abwesend, sonst würde sie mir viel verbindliches an Sie auftragen. Ich bin so frey einen kleinen Brief an Ihren Verleger einzuschließen, da ich nicht recht weiß ob der, welchen wir einen Augenblick in seinem Laden sahen Mohr oder Zimmer heißt, doch glaube ich das letzte. Leben Sie recht wohl Ihr ergebenster AWSchlegel Die versprochnen Kühreihen habe ich nicht vergessen, ich denke aber, es ist besser auf eine Gelegenheit zu warten, wo ich ihnen die ganze Sammlung mit den Musiken zustellen könnte, als daß ich Ihnen einen oder den anderen einzeln und mit entstellten Lesearten aus den Liederbüchlein schicke.
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Nachschrift so herrlich über die Rheinfart, daß ich schier mit meinem Gewißen zürnen könnte, welches mich gehindert hat nach Schlangenbad zu kommen (FBA XXXII, S. 80).
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Von Henriette Schubart nach Heidelberg Jena, 16. August 1808, Dienstag
Jena d. 16: August. l808. Als ich Ihren Brief erhielt, war der an Brentano bereits abgegangen; wäre dieß nicht der Fall gewesen, so würd’ ich ihm wahrscheinlich anders geschrieben haben. – Was Sie über dessen Vorschläge äußern, hat beinah jede innre Einwendung, die ich dagegen haben konnte, vernichtet, und meine äußre Erscheinung zeigt sich mir jezt als das Haupthinderniß. – Bei so gefesselter Willkühr, ist die Entbehrung jenes unwillkührlichen Reizes, der die Herzen gewinnt, ein niederschlagender Mangel. – Die Thränen, und die ungünstigen Verhältnisse, der lezten Jahre, haben mehr noch als die Zeit das unvortheilhafte meiner Gestalt erhöht. – Es ist hier keine Eitelkeit im Spiele – ich wünschte nur, nicht ein Gegenstand des Mitleids, sondern des Wohlwollens, derer zu sein, denen ich zu gefallen sterben würde. – Und ich fürchte ihnen zu mißfallen! – Dennoch bin ich so vieler Güte, Aufopferung und Liebe fähig, empfinde so ein Verlangen nach Thätigkeit, daß ich gern in Verhältnisse mit Menschen treten möchte – Überdieß ist es äußerst nöthig für mich die Einsamkeit zu verlassen. Ich besitz’ eine unglückselge Unentschlossenheit und Beharrlichkeit, und es wird mir schwer meine Lage zu verändern. Um die Reue über etwas Gethanes zu vermeiden, empfinde ich sie nun über das Nichtgethane. – Mit einer Anhänglichkeit, wie sie wenig Frauen fähig sind, liebend, vertrauend und achtend, mußt’ ich sehen, daß ich mich geirrt hatte, und all die Schrecknisse eines leidenschaftlichen Gemüths empfinden – ich liebte und verzweifelte, verachtete und entschuldigte, haßte und vergab. Das Leben trennte sich von mir, und der Tod nahm mich nicht auf; mein Dasein ward mir zum Vorwurf; meine Schutzgeister hatten mich verlassen – Sophie und die Liebe! Die Möglichkeit meiner Existens beruht auf dem Verlangen nach Thätigkeit, und durch dieses bin ich für die Hülfe der Menschen empfänglich. Die Arbeit ist mir lieb, ich habe 479
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Ausdauer für das Geschäft: so bearbeitete ich vor einigen Jahren eine Revision der 4 lezten Theile des Gibbon zur Ergänzung des Werks. Dramatische Übersetzungen hab’ ich zwei versucht: ein Lustspiel von Shakspear, welches S. noch nicht übersezte, und Cato von Addison. Bei meiner Verlassenheit ist nichts dafür geschehn, ob es gleich schon lange her ist; vieleicht läßt sich jezt etwas thun. Mit dem Spanischen hab’ ich leider keine Gelegenheit gehabt mich zu beschäftigen. Ich wünschte an irgend einem literärischen Unternehmen Theil zu haben, oder mich zu versuchen. Anordnung und Übersicht, so wie alles vorgegebene zu bearbeiten, ist mir nicht unerreichbar; während das freiere, durch den Druck meiner Verhältnisse, und meiner Gemüthsstimmung, mir selten gelingt. Sollte Ihnen etwas dieser Art bekannt sein, oder werden; historische Bearbeitungen, und vorzüglich, ausgezeichnete oder, dramatische, Werke aus dem Englischen zu übersetzen, so tragen Sie dazu bei, es mir zu verschaffen – Sie können Sich kein dankbarer Wesen verbinden als mich! – Warum ich Ihnen dieses alles schreibe? – Wie ich den Muth habe, mich Ihnen mit dieser Mittheilung, diesem Zutraun einer längern Bekanntschaft zu nähern? – Ihre Stimme fordert mich dazu auf! – Die Töne derselben berührten, so bald ich sie hörte, die Saiten des Vertrauens in mir; auch kamen Sie von Sophien, und von ihr konnte nur ein guter Engel kommen! – Ich wünschte wohl bestimmt zu werden, wenigstens auf einige Zeit, bei B. zu sein, ich zieh einen Aufenthalt bei ihm, dem bei meinen Verwandten vor – ich fühle mich durch Sophien für ihn gewonnen. Sein Aufenthalt und seine Lebensweise ist mir nicht genau bekannt, doch das was er mir von lezterer schreibt, stimmt mit mir überein und wegen der Art des Aufenthalts bei ihm, ließ sich noch sprechen. – Wenn Sie ihn sehen, so sagen Sie ihm ja, daß er nicht unterläßt, mir zu schreiben – aber auch Sie fordere ich dazu auf! – Jeder Beweis Ihres Antheils ist mir unendlich viel werth, und wird mit dem innigsten Dank empfangen werden. – Wenn ich doch Ihre Meinung über mehrere schon bearbeitete, und noch zu bearbeitende, der schottischen Balladen wüßte! – Ich äußerte gegen B. den Wunsch, ein Exemplar der Zeitung für Einsiedler zu haben, weil ich noch nichts davon gesehn, darf ich ihn, gegen Sie, wiederholen? – Jede Lebensfreude begleite Sie! S–
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*848. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, letztes Drittel August–erstes Drittel September 1808
Dein letzter Brief hat mir eine schöne Schauspielerin und Geld versprochen Ç...È freute mich dein Brief, nach dem Du recht froh zu seyn scheinst Ç...È dein letzter sagte nur, daß Du gleich dafür Çfür das GeldÈ sorgen wolltest. (Nr. 860,3–41.) An Carl Otto von Arnim, 19. September 1808:
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Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 21. August 1808, Sonntag
Berl d* 21tn Aug* Lieber Louis 1808. Ich bin dir schon auf zwei erhaltenen Brief vom 4tn May und einen vom 9tn Jullii eine Antwort schuldig: letzteren fand ich d* 13tn August, als ich von Zernickow zurücke kam; da die dortige Einquartirung im Lager bei Ruppin eingerückt war so benutzte ich diese Leere, und reisete nach Zernickow; wolte nur 8 Tage alldort verweilen muste aber der anhaltenden unaussprechlichen Hitze und täglichen fürchterlichen Gewitter dort 3 Wochen verbleiben, da sich die Lufft erst abzukühlen began: ich erlebte alda das Unglück welches Woltersdorff betraff, indem d* 8t Aug* frühe Morgens 4 Uhr das Gewitter dort einschlug und 14 Bauerhoffe, – der Krug – das Schultzen Hauß, 4 Büdner Häuser und des Predigers sambt hinter Gebäude mit seinen Scheunen, und aller vorbenandten Scheunen mit der gantzen diesjährigen Erndte in Asche legte. Kurtz vom Kruge der neben des Prediger Hauß stand bis am Ende zu nach Zernickow ist auf beiden Seiten kein Hauß, als bloß das Müller Hauß verblieben, und alles ist der Erde gleich, und die schon durch den Frantzosen ausgefreßene Leuthe sind nun gäntzlich zernichtet: die Wintersaat war schon durch der Hitze NB auch bei mir sehr misrathen, desgl* die Somer Saaten; Nun folgte noch Nachmittag 4 Uhr ein zweites Gewitter mit Hagel eines Taßen Kopf groß, und zerschmetterte in Burow, Dagow, Schultzenhoff, und in Rheinsberg und Fürstenberg alle Sommer Sathen und Fenster Scheiben, der Blitz tödtete bei Furstenbg 54 Fetthamel, u.s.w. nichts als Unglück und Elend. Die mehresten Truppen haben Berlin und hiesigen Gegenden zwar jetzt verlaßen und Berlin ist jetzt sehr leer, Gott aber weiß auf wie 481
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lange wier davon befreyet bleiben, alles ist geheimniß, ob oder wenn die Stunde unserer Erlösung kommen wird – des Gebens ist dennoch kein Ende, und kein Einkomen, ich bin schon 10/m rth schuldig; meine Einquartirung habe ich noch im Hause, Gott wolle doch einmahl helfen. In Meine Dörfer ist durch die Frantzosen bis jetzt noch nicht ruiniret, mein Haus aber siehet wie ein Schweinestal gleich, und ist darin das Unterste zu oben gebracht, ich habe nur meine Stube und die der Moritz bewohnen können, alle Ubrigen gleichen einer Zerstöhrung; ich bereue indeßen nicht daß ich dort war, da ich doch über manches beruhiget bin da ich es selbst gesehen habe; ich auch manches dort verbeßert, und viehlen völligen Untergang vorgebauet habe. Die Moritzen verließ ich sehr kranck und schwach d* 12tn Aug* Seit dem habe ich keine Nachricht, also daß ich hoffe sie hatt sich wieder gebeßert. Waß aus uns hier noch werden soll, weiß niemand, und wier bleiben stets im dunckeln Hoffen und Zagen wechßeln bei uns stets – Ich wolte Euch meine Kinder gerne mit Geld unterstützen, denn den Gott weiß es wie mich Euer Mangel kümmert, aber ich lebe selbst von schon geliehenen 9/m rth. Hätte ich nicht in vorigen Zeiten eine petite poire pour la fois mir aufgehoben, so wäre es mit mir gar aus, da mir von allen zu hebenden nichts eingehet. waß soll am Ende daraus werden? so sich unser Schicksaal nicht bald ändert – Gesund bin ich, finde aber seit meinen zu Woltersdorf gefeyerten 78tn Geburths Tage eine merckliche Abnahme an Seelen und Leibes Kräffte, auch der noch bisheer mir verbliebene frohe Muth ist dahin, vielleicht bin ich selbst, bald dahin – Dein Bruder versichert mir er habe dir in den Geld Angelegenheiten geantwortet, ich weiß – und kan mich mit Eure verwirte Geld Angelegenheiten nicht befaßen, bin zu schwach sie in Ordnung zu bringen, und muß es nun H* Cosmar und Eurer eigenen Vernunfft überlaßen, die Karre ist jetzt zu tief im Dr.... geschoben; Rath ward nicht angenommen, nun mag die Sache ihren Gang gehen, wobei ich besonders für deinen Bruder fürchte, aber auch nur fürchten kan ich, nicht aber helfen – Es genüge dir nun lieber Louis dieser lange mir sauer gewordene brief, Gott erhalte dich Gesund, mache Dich Glücklich, Zufrieden und Gutt, errinere Dich zuweilen deiner allzeit treuen mit dich meinende Großmutter vLabes auch wen ich nicht mehr bin, denn jeden Tag, kan ich mir jetzt, selbst bei meinen gutten Befinden, als den letzten dencken. Lebe wohl lieber Louis 482
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Die Anlage, erst für ein Schweizer Blatt bestimmt, hoffe ich, wird für Ihren Einsiedler passen u ich bin daher so frei, ohne Sie darum befragt zu haben, Ihnen dieselbe zuzusenden. Im Falle der Nichtaufnahme bitte ich mir das Ms. durch eine Buchhandlung zurück. In der Mitte des kommenden Monats wird der erste Band der von mir u von der Hagen besorgten Sammlung Altdeutscher Gedichte fertig. – Eine Anzeige davon in Ihrem Einsiedler dürfen wir wohl hoffen? – Warum verzögert sich Ihr Wunderhorn und Ihre Altdeutsche Bühne so? Verzeihen Sie die Kürze u Abgebrochenheit meines Schreibens, welches aus Zeitmangel seinen Ursprung nimmt. Mit Hochachtung u Bitte die H Görres u Brentano von mir zu grüssen, bin ich Ihr ergebener Büsching Berlin d: 22 August 8. Die Einleitung, nur auf das Schweizer Blatt Bezug habend bitte ich zu streichen.
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Herrn Achim von Arnim Hochwohlgeboren zu Heidelberg.
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Von Johann Gustav Gottlieb Büsching über Aarau nach Heidelberg Berlin, 22. August 1808, Montag
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 28. und 29. August 1808, Sonntag und Montag
Sontags Kaum kann ich die Feder halten und ob meine Zeilen gerade werden mag das Schicksal vorsehen, auch daran bist Du schuld, ich muß dir nun einmal vorpredigen, weil es Sontag ist, du weist wie sparsam ich sonst damit bin. Auch daran bist Du schuld, daß ich Clemens verfehlt habe, der in der Nacht wie ein schwarzer Stern unsichtbar mir vorüber gefahren, denn wärst Du nicht in Frankfurt gewesen, ich hätte mich 483
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eilendes Fusses auf die angespannte Postkutsche begeben einen Tag früher und wäre vielleicht morgen oder über morgen wieder bei Dir. Was habe ich hier für die liebe Gewohnheit Deines Umgangs, für die gute Sitte der Gegenden sich immer neu zu zeigen, wenn Du auch Lust hattest sie in eine Farbe der Betrachtung zu stecken. Glaube nur, daß ich alles genossen, wo ich auch kein Ausrufungszeichen beygesetzt habe, ja ich möchte das erst grazios nennen, was bey alles Schöne erinnernd vom Winterschlafe erwacht und sich daran fest hält, o ihr tausend bunten Fliegen der Wagen ist euer Himmel und darum wollt ihr nicht weichen, wenn ihr auch lästig und störend seyd. Heute bin ich doch der Erste der schreibt, aber weiß ich denn, was du machst, abwechselnd denke ich dich, wie ich dich so abwechselnd gesehn habe, vielleicht muß ich es thun, vielleicht thu ich es aus gutem Willen. Ja so gehts in der Welt, wirst Du sagen, ich will Dir aber sagen, wie es geht; Clemens hat nach Ansicht eines Merianischen Kupfer stichs von Landshuth keine Lust dahin, wenigstens ist er sehr zweifelhaft; Hin und Rückreisen mit Sack und Pack (die Frau ungerechnet) würde ihm vielleicht tausend Gulden kosten, und die braucht jezt für acht Thaler Haarwickeln, isst nichts als Quetschenkuchen, geht im Hemde umher, über alles das sind tägliche Prügeleyen ausgebrochen, in dieser Gattung Tackt war auch die Abschiedsmusick. Dies ist der ausgepresste Saft aus sehr faserigen, verwickelten Historien, Gott weiß daß mir Clemens dabey sehr leid thut, aber wo Hülfe als in ihm. Wahrscheinlich nimmt er die beyden Stückfaß Wein an, da auch Görres durch allerley Geldrücksichten gezwungen ist nach Coblenz zurückzugehen, was mir herzlich leid thut. Vieles in Deutschland kränkt mich bitterlich, vor allem aber, daß so viel brave Leute nicht an ihrer rechten Stelle stehn – Montags Ich habe meinen Brief noch einen Tag liegen lassen, weil ich einen ganzen Luftsack kühner Pläne und Hoffnungen mir vollgeblasen hatte, der in allerley wunderliche Musick ausgeströmt wäre. Schwarz reist morgen nach Trages und ich wäre gar gern mitgereist (wenn ich es irgend möglich machen kann thu ich es gewiß noch) vielleicht könnten wir Dich mit dahin entführen, mich hält es aber an tausend Enden Es kamen hier viele Franzosen durch, die freilich für jezt nach Frankreich zurückzugehen scheinen, aber wenn der Krieg ausbreche wäre ich bange um euch, Savigny sollte seine Reise noch aufschieben, bis er nothwendig dort seyn muß oder die Umstände sich entschieden 484
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äussern; auch darum möchte ich gern zu ihm, diese Nothwendigkeit ihm zu beweisen. Mein Kopf arbeitet sich an diesen Plänen ab und daran bist du wieder schuld. und so kann ich Dir durch aus nicht freundlich schreiben. Doch bring ich meiner Lieben einen guten Tag Arnim
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Trages, 28. August 1808, Sonntag
Lieber Bruder! Gestern Abend bin ich auf dem Trages angekommen, und morgen früh reiße ich zu Augusten um in der Eile diese mobile zu machen, und den 8ten von hier mit Savigny zugleich nach Landshut zu reisen, welches mir von dem Grösten Vortheil ist, denn so bring ich mein Hauskreuz leichter fort. Flavigny hat Augusten den Vorschlag gemacht in Fft sein Quartier einzunehmen, sie soll, wenn sie will sogleich hin, er will uns allen Haus∧rath und provision und Wein abtreten, aber ich würde dort bei Bethmann eine elende Rolle spielen und am Bettelbrod nagen müßen oder an den Bettelstab kommen. Darum will ich es keineswegs, sondern schnell mit Savigny weg, will Sie, waß ich in Allendorf erfahren werde, durchaus, so bin ich Sie los, ich thue es nie. In der Angst, du mögtest nicht da sein, habe ich an Grimm einen sehr detaillirten Brief geschrieben, wie ich meine Sachen gepackt haben muß, hilf ihm doch mit Rath, aber zögre nicht, du thust mir eine grose Liebe mit, der Frachtbrief muß wie in Grims Brief steht detaillirt werden, wegen der bayrischen Mauth. In ohngefähr 8 Tagen bin ich wieder mit Augusten auf dem Trages. Savigny denckt den 10ten abzureisen seh ich dich noch? lieber, guter, nimm dir doch die Prestelschen Kupfer, verzeih halb, und halb höre mein mündlichen Entschuldigungen, ich bin nicht so arg schuldig, wie du meinst. Sehr bitte ich dich meine genau bestimmte Verpackung bald zu besorgen, gleich, denn ich bin in groser Angst drum und kann unmöglich wieder nach Heidelberg, weil ich in Hessen noch entsezlich zu packen habe. Nun noch folgendes auf deinem Tisch liegt eine Schneider Rechnung vom Schott und im Ochsen laße dir meine Rechnung geben und den Fries frage, wie viel ich ihm für die Stickerei schuldig bin, über die ganze Summe gebe ich dir eine Anweisung an Fries hiebei, rechne es zusammen und fülle die Zahl 485
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aus, da ich Sie nicht kenne. Waß die Hausmiethe betrifft, so ziehe mein Theil am Honorar des Wunderhorns ab, über welches wir uns auch noch vereinigen müßen. Ich hoffe du kömmst entweder selbst nach Landshut, oder wenigstens noch aufs Trages. Solltest du Heidelberg ganz verlassen, ehe unsre Miethe (20. Septemper) aus ist, so bitte den Zimmer den Grimm auf die paar Tage, biß er die Zeichnungen zum Leufried fertig hat, zum Francken zu quartieren. Lebe wohl lieber Bruder und hab mich lieb, dringend bitte ich dich, dem Grimm nach meiner genauen Vorschrift sogleich in meinem Einpacken zu rathen und lasse dich sehen bei uns, ehe wir gehen, ich fahre von hier aus weg Savigny von Frft in Aschaffenburg vereinen wir uns. Dein Clemens. Trages den 28. Aut 1808.
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Grüße Görres, Savigny hätte ihn sogern in Landshut, hat er mir etwas dahin zu bestellen so soll er mir hierher schreiben und zwar Adresse an H* von Savigny bei Franz Brentano in Fft a/m. so schreibe mir auch.
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Kennst du den Johann v. Leiden den ich auf deinen Tisch gelegt, er ist nicht ohne Talent. 2v
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 29. August 1808, Montag
Ein paar Worte muß ich dir schreiben, es dürfte wohl sonst noch zwei Tage dauern bis Du Nachricht von mir hättest, in diesem Augenblick will ich nach Trages um den Clemens Dort zu sehen komme aber wo möglich heute noch zu rück, nachdem Du fort warst ist mir dein Geheimniß noch von andern Seiten offenbart worden. Es sollte mir in mancher Hinsicht leid seyn wenn er es annähme der alte Flavigny hat immer so auf ihn geschimpft und er kann sich gegen 486
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ihn nur erhalten, so lang er in keine Verbindlichkeit mit ihm kömmt, wenn er aber erst ein halbes Jahr seinen Wein getrunken hat so wird das übel enden. Die Alte wird wohl sterben ihr Ansehn ist sehr betrübt es macht mich immer traurich sie zu sehen, und doch kann ich es nicht lassen. es wird bald heisen sie ist todt seit dem Du weg bist hab ich noch keine Nacht geschlafen, die Durchwandernten Truppen haben mich verhindert da hab ich viel an dich gedacht es hat mich gefreut wieder einmal mich so bestimmt nach dir zu sehnen. Adieu lieber einziger! ich muß fort Bettine An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer in Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. August 1808, Dienstag
Gestern war ich in Trages hab da Den Clemens geholt welcher von hier nach Allendorf gereist ist um da seine Frau zu hohlen er will von Flavignys Vorschlage nichts wissen und hat auch sehr recht denn es ist sein Brief so merkwürdig Grob geschrieben daß er gleichsam Die Annahme der Anbietung verbietet Ich habe deinen Brief heute Nacht bei mir schlafen lassen weil so viel Guter Wille darin ist ich will lieber diesen annehmen als das Muß. wenn Du wiederkömmst so wird mir es doch seyn als ob ich dich in Ewigkeit nicht gesehen hätte; die zwei ersten Nächte ließen mich die durchwandernden Truppen nicht schlafen sie machten schöne Musick durch die Straße und zogen meine Gedanken mit sich in den Krieg wo ich Feldprediger ward und die halbe Nacht eine herrliche heroisch fromme Rede hielt ich war selbst so entzückt daß ich am End mit Thränen die Kanzel verließ, und mich endlich höchlich betrübte mich in meinem Bett zu befinden, stadt drausen im Dunklen Morgen ungedultig den Tag zu erwarten an dich hab ich auch viel gedacht aber nicht weil ich wollte sondern weil ich mußte, besonders vorgestern Abend wo ich ganz allein war, das Licht 487
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flackerte in meinem Zimmer, die Thüre Stand offen, ich ging von dem Zimmer auf die Altan, da saß der Docktor und betrachtete eine Raupe im Mondschein von da ging ich der Stieg herauf durch das ganze Hauß über den Hof wieder in mein Zimmer zu sehen ob mein Licht noch ordentlich brenne, dann fing ich meine Wandrung aufs neue an nur um mich vor Gedanken zu hüten welche mir den Tag alle sehr schmerzlich waren es fiel mir diese Art mich zu trösten auf, da ich mich erinnerte in der ersten Zeit wo ich hier war beinah ein halbes Jahr die Abende so zu gebracht zu haben da es mir unmöglich war nur ein paar minuten in der Gesellschaft zu seyn und ich immer die Ecken des Hauses mit Schritten maaß. Arnim ich glaube Du hast ein eigensinniges Echo im Leibe daß Dir immer nach Willkühr gewiße Worte die du von andern hörst repetiert so hab ich zum Beispiel gewiß nicht so oft Gratios gesagt, und nun läst Du es noch schallen von Heidelberg bis Frankfurt. – Heute Morgen habe ich den Jungen Türckheim wieder gesehen von dem ich dir erzählte daß ich 4 Tage in ihn verliebt gewesen war, er ist noch eben so hübsch und Gut und rennt mit aller Unschuld den Spaniern in den Rachen. ich glaub wir werden ihn nicht wieder sehen. heute Nachmittag fahre ich mit ihm und einem Amerikaner welcher von da nach England gereist war um einen verrathnen Freund zu rächen, nach Rödelheim, dieser sieht sehr sonderbar aus, mit scharfen weisen Zähnen, und einem einzigen Strich über den Kopf von schwarzem wolligem Haar übrigens ganz kahl. Meine Neuigkeiten sind alle nun hab ich noch zwei Seiten um Dir lauter Lieblichkeiten zu sagen, lieber lieber Arnim, ist dir das nicht zu viel, hab ich es nicht hundert mal mehr gesagt als: grazios, meine zudringliche Ausrufungen, mögen dir oft langeweile verursachen, sie kommen mir manchmal vor wie Die Ephemeriden auf dem Rhein die mit ihrem hin und her fliegen einem die ruhige Ansicht der Landschaft oder des Sonnen untergangs durch schneiden so kommen mir auch meine überflüssige Liebkoßungen vor; und doch! will ichs lassen so kann ich nicht. komm doch und laß mich nicht so lange warten, alle Morgen solltest Du da seyn zum Früstück, daselbe paßt mir ohne dich an wie ein paar neue Schue und behagt mir nicht; Du solltest auch da seyn Abends zum Nachtessen und dann zum plaudern und dann zur Guten Nacht. ohne gute Nacht geh ich schlafen und ohne Guten Morgen steh ich auf, wenn du nicht Da bist, wie kann mir der Morgen gedeihen wenn er nicht Gut ist und wie kann ich die Nacht ruhig schlafen wenn sie nicht gut ist, ich bin nicht an allem schuld daran bist Du schuld, und deine 488
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Schuldigkeit ist es das zu bestehen was Du schuldig bist, ich werde mich aber am End mit Wucher so bezahlen daß ich mich aufs aller äuserste gegen Dich verschulde; Ich will lieber doch zurück halten mit meiner Zärtlichkeit und will die lezte Seite zum Couvert brauchen, leb indessen wohl annehmlichste Erquickung meines Lebens werd mir nicht überreif du liebe herzlabende Frucht dort an deinem heidelberger brandigen Schloss, fall nicht zu früh herab warte besser bis ich da ÇÇxxxÈÈ du sollst dich nicht anstossen. Clemens wird in 3 biÇÇxxxÈÈ daseyn Bettine An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, Anfang September 1808
Weil Du nicht schreibst so glaube ich, daß Du bald wieder hier seyn wirst; es wird mich sehr freuen das ganze Hauß ist so wüste hochstens sieht man zuweilen noch den Dockter Schlosser wie eine verlöschende Nachtlampe in einer Ecke bei Claudine oder Meline gestern erzehlte er mir es sey ihm ein Schrecken Durch alle Glieder gefahren er habe einen Brief von seinem Bruder, der sey schon seit zwey Tagen auf dem Weg nach Rom, mir fuhr darüber der Aerger durch alle Glieder. Komm doch nur bald daß ich mich noch zum aller aller lezten mal in deine Arme lege und leb wohl, was soll und kann ich dir noch von Liebe sagen was Du nicht gewiß von mir weißt alle liebe Nahmen in der ganzen Welt hab ich dir schon geben nur Küsse kann man wiederholen und daß war dir ja zu weilen schon zu oft Bettine
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An Clemens Brentano in Trages Frankfurt, etwa 5. September 1808, Montag
Lieber Clemens! Dieser Brief ist gleichsam mein Laufer, ich wünsche, daß er Dir ausser meiner nahen Ankunft noch etwas Angenehmes verkündigt. Flavignys Vorschlag, der nach der Lotte Serviarsch von Milde und Gute ganz durchdrungen, stammt aus reiner Sehnsucht euch beyde noch einmal zu umarmen, wenn ihr nicht Lust zur Befriedigung habt, so müsst ihr einen Grund guter Entschuldigung ersinnen, Unpäßlichkeit Deiner Frau, oder Verspätung des Briefes, o Mensch so hüte dich vorm ersten Schritte; eine Lüge könnt ihr immer noch vor Gott verantworten, opfre im Trageser Walde mit einigen Schüssen. Ich bin von Frauenzimmern umgeben, die mich zum Gegenstande ihrer Unterhandlung machen, das macht mich schamroth, ein Paar Damen aus die andre
Marburg die eine sieht so aus
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Kasten sind sämtlich angekommen, die Rungeschen Blätter habe ich Bettine wieder gebracht, ein Paar Bücher brauchte noch Görres zu Vorlesungen, sie werden Dir nachgeschickt, oder er bringt sie selbst. Mündlich mehr. Dein Achim Arnim Du brauchst für keinen Wagen zu deiner Landshuter Reise zu sorgen, Georg hat der Bettine einen geliehen. Savignys kommen Donnerstag, ich komme vielleicht einen Tag früher
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Von Heinrich Zschokke nach Heidelberg Aarau, 9. September 1808, Freitag
Aarau. 9 Septbr. 1808 Hochwolgeborner Herr, Herr Referendar Büsching sandte mir, vor einiger Zeit schon, beiliegende Fragmente aus dem Barlaam und Josaphat für die Miscellen für die neueste Weltkunde, in deren Plan jedoch diese Stükke nicht passen. Seinem Auftrag gemäs hab’ ich die Ehre, Ihnen beikommenden Brief von ihm nebst den Fragmenten zu übersenden, und bitte Sie, die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung zu genehmigen. Heinr. Zschokke O:Forst- und Bergrath 490
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Würzburg d* 17 Septem 11 Uhr Da bin ich; hab keinen Moment Zeit gehabt meiner Trauer über unsere Trennung nachzuhängen, Auguste hielt mich mit unnüzen Erzählungen sehr peinlich davon zurück aber Die zurückgehaltnen Thränen haben mir heiß aufs Herz gebrennt. ich hab dich oft mitten im Gespräch durchgefühlt; jezt aber wo ich allein bin, und wo die Stunde geschlagen hat, da wir gewöhnlich zu Trages uns freundlichst küßten jezt bin ich ganz in Gedanken und deine Arme versunken jezt lieg ich noch einmal zu deinen Füsen, jezt küß ich noch einmal deine Hände, und bin dein, die scharfen Töne des Posthorns haben das Gewebe unseres Umgangs zerschnitten, und meine Erinnerung hat alles wieder so lieblich angeknüpft freu Dich lieber Arnim daß ich durch diese noch einen herrlichen Moment von Liebe errungen habe, freu Dich meiner Liebe und bleib deinem schläfrigen Kind deinem treusten besten Kind gut Bettine
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Monsieur le Baron d’Arnim abzugeben bei Hrn Buchhändler Zimmer zu Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Würzburg, 17. September 1808, Sonnabend
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Nürnberg, 18. September 1808, Sonntag
Nürnberg d* 18ten Bin ich nicht einfältig? es ist schon 2 Uhr in der Nacht die Luft hat mich erhizt und halt mich jezt noch wach, während alle andre schlafen gehen, so muß ich noch mit Dir sprechen, Denck daß es Nachts zwei Uhr und daß ich nun ganz in tiefsten Gedanken an dich versunken bin, daß ich nicht aufhöre wenn es auch noch so späth wird eine 4tel Stunde dem Schlaf zu rauben um mit dir in vollem Ernst zu spielen, 491
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mein theuerster Freund! und doch kann ich nichts sagen als gute Nacht und Tausend mal gute Nacht, und träume von mir, nicht von ÇÇaÈÈndern, Du aber bist weit über die Gränzen hinaus ÇÇuÈÈnd mehre Nächte sind vergangen, nach Dieser für Die ich jezt meine Wünsche mache; O! Wir waren sehr unbarmherzig daß wir uns trennten! O Wir müssen uns an diesem Beispiel bessern, nicht mehr Du dort hin und ich hier hin, hab ich dich nicht fliegen lassen wie einen zahmen Vogel in dessen Treue allein ich Vertrauen sezte, wer weiß nun, was ihn abhält wieder zu kommen. ob er das Hauß noch findet in dem ihm eine Wohnung bereitet ist (mein Herz). pp: Mein Leben! leb wohl! nehm mich in deinen Arm, nehm mich an Deine Brust auf, die einen Schaz von Güte enthält, und wolle meine Liebe anerkennen – Bettine ich halte mich wärmer auf der Reiße als gewöhnlich, weil ich weiß daß du mich daran mahnen würdest, wenn du bei mir wärst; thue es auch, mir zu lieb und hüte dich vor dem krankwerden. 1v
An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Buchhändler Zimmer in Heidelberg
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, 19. September 1808, Montag
Heidelberg d* 19 Sept 1808. Lieber Bruder! Dein letzter Brief hat mir eine schöne Schauspielerin und Geld versprochen, aber bis jezt ist beydes noch ausgeblieben und zwar brauche ich das letzte nothwendiger als die erste. Eigentlich begreife ich das besonders ungünstige Schicksal, das uns mit den Gütern trift, nicht ganz, alle andre Menschen leben, warum sollte uns alles genommen werden. Ist denn von Sternhagen nichts eingekommen? Wie können die Pächter alles verweigern? Freilich steht jezt alles und besonders unser Land sehr ungewiß, aber in der Art kann es doch nicht einwirken; verzögre nicht etwa aus Bequemlichkeit, diese Absendung der kleinen Summe von fünf hundert Thalern, die ich wünschte, mir 492
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macht das entsetzlich viel Unbequemlichkeiten. Selbst zur Rückkehr nach Hause, wozu die Verwirrung meiner Angelegenheiten daselbst mich endlich zwingt, eine Verwirrung woran nicht Du sondern die Zeit schuld ist, fehlt mir das Geld. Habe ich Dir dies Jahr nicht zum Geburtstag gratulirt so erkläre das aus dem Wunsche Dir Postgeld zu ersparen, mein Glückwunsch kommt doch immer noch zeitig, daß er etwas zu wünschen findet. Ein paarmal erschreckte mich ein Traum, als wenn Du krank wärest, um so mehr freute mich dein Brief, nach dem Du recht froh zu seyn scheinst. Am Morgen erklärte ich mir auch die Träume ganz künstlich psychologisch weil ich lang keinen Brief bekommen und Du vorig Jahr krank warst und so ist dem Menschen wie der französischen Nazion nichts mehr schrecklich, so bald es nur in einem Brey von Vernünftigkeit gehüllt ist. Die durch ziehenden Truppen haben hier schlimmer gehaust als bey uns, zum Glück für diese Gegenden war es nur ein Schauder von drey Tagen, aber zum Gegendruck haben sie auch hin und wieder eine gehörige Tracht von Schlägen erhalten. – Ausser einem kalten Fieber, das ich mir durch eine heftige Erkältung zugezogen, war mein Sommer recht angenehm, ich war abweÇÇchselndÈÈ auf einem Landhause von Brentanos am Rhein, das unter dem Johannisberg liegt, bey Savigny auf dem Lande und auf allerley kleinen Fußreisen, hier wohnte ich in einem Gartenhause am Schloßberge. Zuletzt habe ich noch Brentano mit seiner Frau und Schwester, und Savignys bis Aschaffenburg begleitet, von wo sie alle nach Landshut in Beyern gezogen sind, vielleicht suche ich da auch mein Glück. Leb wohl und schreibe bald Deinem Achim Arnim Unsre Großmutter schreibt mir, Du hättest mir wegen des Geldes geantwortet, der Brief muß also verloren seyn, denn dein letzter sagte nur, daß Du gleich dafür sorgen wolltest. An Herrn Baron Karl von Arnim zu Mohrenstrasse im Hause des H. Kriegsrath Schmucker. Berlin.
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*861. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 19. September 1808, Montag
Endlich mahl wieder Nachricht von Dir vom 19tn 7tbr das du noch lebest und gesund bist; dieses ist auch das eintzige intereßante im gantzen Briefe, die unangenehme Geldnoth ausgenommen Ç...È Du schreibest daß von den Geldunternehmungen worin dein bruder sich eingelaßen Ç...È wüste du nichts Von Caroline von Labes, 18. Oktober 1808:
(Nr. 890,5–15).
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Neumarkt, 20. September 1808, Dienstag
Neumarck d* Wieder ganz schläfrig, lieber Armin aber doch kann ich mich nicht überwinden nicht noch mit Dir zu plaudern aber Du must nachsichtig seyn da ich nicht ganz Meister meiner Gedanken bin sondern nur so hinschlummre. heute Morgen waren Wir bei Frauenholz und sahen da die Muttergottes von L: von Leiden, der lieblichste Kuß den sie dem Kindgen giebt konnte ich hier Stunden lang ansehen, ja ein Kuß ist gar lieb wenn Die vier Lippen so unschuldig schön sind wie Diese. Ach Arnim ich wollte ich hatte mit Dir vor diesem Bild gestanden damit ich mir doch den Vorwurf hätte ersparen können Dich in diesen Augenblicken vergessen zu haben, Lieber Arnim einzelne Stunden die ich mit dir zubrachte heben sich hervor wiÇÇeÈÈ die Perle in der Krohne und machen mich glücklich wenn ich in Betrachtung über diese unschäzbare Kleinode versinke. gelt ich schwäz recht durch einander, bedencke meinen Schlaf behalt mich lieb in deinem Herzen und warm ja recht warm denn ich hab einen rauhen Hals bekommen und der muß warm gehalten werden, Adieu ich bin dir innigst ergeben und glaube dich herrlich und Gut wie niemand anders ich hab große Reue gehabt daß ich dir am Aschaffenburger Thor nicht noch einen lezten Kuß gab mich gelüstet immer darnach und meine wenn ich es nur gethan hätte so war ich ganz vergnügt Bettine
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Auguste und ich fahren immer noch in einem Wagen, sie hat bis jezt noch nicht einen Moment Unart gezeigt, allein er hängt ihrem Wesen Gewichtsteine an, ich ÇÇxxxÈÈ sehr er versündigt sich an ihr selbst gegen mich ist er zu weilen sehr ÇÇxxxÈÈgen ichs auch nicht wagte einen einen Tag allein mit ihm in Nürnberg zu bleiben da er sich weder vor Koch noch Keller enthaltet seiner bösen Laune und unartigem Witz freien Lauf zu lassen. An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei hrn Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Regensburg, 21. September 1808, Mittwoch
Regensburg d* 21 So eben hat Deine Tante Savigny und Gunda abgeholt, ich konnte nicht mitgehen, weil ich meine Brust schonen will, die vom Cathar leidet, aber auch weil ich sehnlichst begehre mit dir zu seyn. Clemens und Auguste sind ins Theater um das Lustige Beilager eine Oper aufführen zu sehen; so sind wir denn ganz allein komm also nur herein und sez dich auf den lehren Sessel der für dich dasteht, warum muß er nun grad lehr seyn, Da wir uns so gut verstanden haben in diesen lezten Tagen, Diese lezte Tage waren so schön, warum kann ich dich nicht vergessen wie Du kamst und wie Du gingst, wie wir auf dem Kasten vor deiner Thür zusammen saßen, ich bin Dir so gut Arnim, ich bin ganz bewegt über Dich; Deine Tante ist eine Gute liebe Frau; Du willst ja wissen was mir Eindruck macht, nun höre etwas aus alten Zeiten, Sie erzehlte mir daß Du meine Stimme sehr bei ihr gelobt, daß ein Lied das Du schon von mir gehört hattest Dir nie gut genug von andern sey gesungen worden das unverdiente Lob machte mich roth aber wahrlich auch die Freude. – Ich hab eine Weile auf dem Bett gelegen und an Dich gedacht; es geht besser Denken als schreiben – und hab recht emfunden daß ich so ziemlich über Die Welt und Schicksal ruhig bin Du nur machst noch Sorgen wie ich ferner dich mir erziehen an mich ziehen will; das fehlte wohl noch daß Du Unglücklich würdest, um mich mit Gewallt aus495
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brechen zu machen, wie Die Mutter würde ich in ewiger tiefer Betrachtung dich auf den Armen halten. In den Spiegel hab ich eben gesehen aber nicht wie in Trages; ich habe Gott gebeten daß der freundliche Brand der Durch dein Andenken in meinen Augen leuchtete nicht blos auf der Oberfläche des Gesichts sondern aus der tiefsten Seele unverlöschlich auflodern mögte, Ich wäre sehr glücklich wenn ich dich lieben könnte wie Du es verdienst. Ich hab dir schon drei Briefe Geschrieben von allen Stationen wo wir Nachtlager hielten und wenn Mitternacht auch schon vorbei war; ob Du sie wohl all erhalten hast, und ob Dir es nicht zuviel ist. Clemens Da er sah daß ich Dir unterwegs schrieb, wollte mich versichern daß Du Dich oft über die Menge meiner Briefe bei ihm beklagt hättest, obschon ich ihm keinen Glauben beimaß hat es mich doch verdroßen, auch daß hat mich verdroßen daß Du Augusten einen Kuß auf ihren Mund beym Abschied gabst der schon so oft ist geküßt worden, obschon ich ihr wieder auf einer andern Seite, bei ihrer unglücklichen Laage diesen Trost gönne; sie ist höchst sonderbar; unterwegs erzehlte sie mir ununterbrochen und unaufgefordert ihre ganze Geschichte mit Clemens, aber wie mit einer Umständlichkeit und Aufrichtigkeit die man verachten muß, Dinge Die mir Ekel beibrachten weil sie Das Licht nicht vertragen und Die in einer verschloßnen Brust vielleicht ein Schaz wären, bei Diesen Notizen war sie immer während in einem zweiten Genuß begriffen, siehst Du; ich war vor Erstaunen Starr da sie immer tiefer in den Text gerieth halb vor aerger und Langerweile an Diesem verzerten Carackter und halb weil ich es vor Sünde hielt so etwas anzuhören, hörte ich das meiste nicht ganz an, und das andre hab ich Gott sey Lob und Dank beinah auch wieder vergessen. im übrigen war sie äuserst sanftmüthig und ordentlich gegen Clemens, so daß er auch nicht im ÇÇxxxÈÈen über sie klagen könnte, er selbst war von solg einer brutalen Lustigkeit, daß ich mich immer fürchtete wenn es ihm einfiel in unsern Wagen zu kommen denn da führte er zuweilen mit dem Postillion sehr abscheuliche Reden über Uns, deswegen blieb ich auch nicht in Nürnberg mit ihm; ich hab aber Doch Dort das Grab des heiligen Sebaldus gesehen, welches mir über alle Maasen wohl gefallen; bei Archenholz die Muttergottes ist zu schön als daß ich dir nicht noch einmal davon sprechen sollte, sie küssen sich die Mutter drückt ihren Mund in die Lippen des Kindes, das ihn wie liebliche Himmels Manna kostet. Die Liebe die Darin liegt scheint zu Zuken so lebendig ist sie. Erinnerst Du Dich wohl an ein Thal zwei Stunden von Regensburg 496
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daß sich auf der ganzen Reiße sehr durch die schöne Laage auszeichnet als wir dahin kamen sanck die Sonne mit einem ungeheuren Prachtfeuer hinter die Berge, ein Gewitter zog ihr mit Gewallt nach, wie ein drohender Tyrann der Die Brautnacht stören will und laagerte seine Wolken zu beiden Seiten drohend auf die Spizen der Berge, wir stiegen aus, und gingen durch einen Fichtenwald, ich wendete mich oft um und sah hin dann muste ich Durch laufen die andern wieder erreichen es war mir zuwieder daß ich nicht da bleiben konnte und nicht sehen wie es mir beliebte, der Mensch sollte immer bleiben wo es ihm behagt, denn da ist er am meisten fähig die unermeßliche Liebe Gottes zu erkennen, am meisten fähig sich zu erheben und würdiger zu machen, und ist es Sünde um kleiner Schwiehrigkeiten willen so etwas zu versäumen wenn Das ist. warum hab ich dich denn da verlassen? – Arnim lieber Arnim, muß ich mirs nicht vorwerfen Heute hab ich hier auch Claviere gesehen wovon ich eins kaufen werde, da mir Deine Tante verrathen hat daß dir meine Stimme schon von Zeiten her gefallen hat, so werde ich viel um Dich lernen und dir hoffentlich noch besser in dieser Hinsicht gefallen. Gunda ist soeben nach Hauß gekommen die alte Gräfin Görz besonders, und alle andre haben ihr aufgetragen wenn wir Dir Nachricht gäben dir zu sagen daß sie Dich tausendmal grüßen und sehr wünschen Dich bald zu sehen, wenn Du aber kömmst so muß ich dich zum voraus bitten, ja nicht zu lange hier zu verweilen schon jezt brennt mich die Ungedult die ich dann in Landshut ausstehen werde. Morgen sollen wir bei Deiner Tante zu Mittag essen. Leb nun wohl Du Leben meiner Lust und Lust meines Lebens. wie soll ich wieder Abschied nehmen? – wenn der Postillion mit seinem scharfen Horn dazwischen bließ so wüst ich daß wir scheiden müsten; Wer sagt mirs aber jezt? was zwingt mich? drum sez dich noch einen Augenblick und schließ mich in deine Arme die zwar fest halten aber nicht so fest wie dein Blick, wie dein Herz, wie Deine Lieder. drum haltest Du mich dennoch fest fest wenn mich schon deine Arme nicht erreichen können, drum bin ich nie nie von Dir getrennt. Bettine. Soll ich denn dieß Stück Papier noch lehr lassen; daß wär ja grade als wenn ich dich zu früh verließ; nein nein! lieber will ich dich noch viel mal rufen. Arnim! Guter Freund! komm, und sey mir gut, immer denn ich bleib dir auch Gut. und jezt einen Gedanken strich 497
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siehst du ich hab immer noch Plaz dich zu grüßen und zu küßen; Du aber nicht.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg Regensburg, 24. und 25. September 1808, Sonnabend und Sonntag
Regensburg d* 24ten Arnim! mein lieber Guter Arnim! Morgen Früh um 8 Uhr gehen wir nach Lands Hut. ich Hoffe zwar mit einiger Unwahrscheinlichkeit, einen Brief dort von dir zu finden hoffe mit mehr Sehnsucht als je. Wie wirst Du mir freundlich schreiben? welch lieb geliebtes Wort wird mirs sagen daß Du emfindlich bist über unsere Trennung oder Dich freuest auf deine Wiederkunft. Ich sollte Dir eigentlich viel erzehlen von deiner Tante, sie hat so viel von Dir gesprochen; ja immerwährend, so daß es mich am Ende Eifersüchtig machte besonders da sie mir ihren glücklichen Umgang mit Dir in Meklenburg mit ganz eigner Lebhaftigkeit schilderte, die schönen Abende in Der Einsamkeit, wo Du ihr bis Nach Mitternacht vorlasest, wo sie deine Herzensgeheimniße auszuspähen suchte. während dieser Zeit war ich in Marburg und zehrte mit eifriger Sehnsucht an Den lezten Worten und Blicken die Du mir gegeben hattest. Arnim! warst oft so freigebig mit deiner Liebenswürdigkeit, Deine Tante sagt ja, keine Dame hätte Dir wiederstehen können, und gegen mich grade damals wo ichs am meisten verdient hätte warst Du so sparsam, ich muß es Dir noch verdenken, jezt mögt ich dich noch aus Troz vor allen verbergen, jezt gönne ichs Deiner Tante nicht daß sie dich sehen mögte, lieber die alte Großmutter deren Kuß Du oft mit dem meinigen verglichen hast, geh nur nach Berlin, geh nur hin in die weite Welt, und vergeße es, zu mir zu kommen, es wird vielleicht ein Unfall, dein Herz wieder fest an das meinige Drücken. meins das nie vergaß dir auf jedem Pfad zu folgen, wie Du Damals in den tiefen Strudel warst gerissen wie wo Daß tiefe Wasser sich hefftig um Klippen und Felsen dreht, da war ich mit denn obschon unser Sinn wie unser Leib weit von einander getrennt war, so hab ich doch in einzelnen Stunden deinen Schmerz so mit emfunden als ob er eben mein wäre Du bist mein, Arnim; Gott mag gestreng richten ob ich Dich nicht errungen habe Durch ungestörte Sorge um 498
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Dein Glück, und er wolle Mild verzeihen, wo ich dich verkannt wo ich dich nicht genug geehrt habe, ja: mein bist Du auf meine Art, komm leg deinen Kopf auf meine Knie; ich will die ganze Nacht aufrecht sizen und für dich wachen, schlaf Du, ich will leise mit den Geistern sprechen und will sie verjagen daß sie dich nicht wecken noch im traum beunruhigen; O! mein, mein! Leben, sey ruhig. Wenn Du bei mir bist, dann bin ich verblendet, aber wenn Du weg bist, find ich meine Liebe wie ein stilles häußliches Feuer brennen, das mich vor aller Kälte schüzt, mich für alles tröstet; Mein Guter! mein Herz! hab ruh, schlaf jezt es geht Drauß der Wind es regnet und ist schon späth; sag liegst du gut so, ganz umgeben von meiner Liebe ganz verdeckt? Nun dann geb mir noch die Hände an meinen Mund. Bettine
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d* 25 Morgens Deine Tante will Dir schreiben ich hab ihr Die lezten Blätter vom Einsiedler gegeben, sie ist aüserst begierig dich wieder zu sehen sie meint; nach diesen Gedichten, Du müßest viel erlebt haben. Göthe soll in Franckfurth seyn; ich glaubs aber nicht sonst wär ich sehr unglücklich, und hätte eine harte Büßung für meine ewige Unruhe zu erdulten. – Mit Clemens und Auguste geht es einen harten Weg, er ist wircklich im ganzen Sinn des Worts fertig mit ihr geworden das heist sie interessiert ihn in keiner Hinsicht mehr. Sie dreht und wendet sich in Hochmuthsgrillen und Herablassung, so wolte sie nicht mit uns gehen, wenn Wir irgend eine Merkwürdigkeit der Stadt besahen, und ging lieber mit einer Magd alleine hin, um nicht unsern Grobheiten ausgesezt zu seyn. Leb wohl guter Freund Morgen schreib ich dir von Landshut wir werden nur einen Tag da bleiben, und dann nach München gehen. Leb wohl sey vergnügt Denck an mich Gott möge deine Wege so lenken daß sie zu mir führen. Bettine Einen sehr schönen Gruß von Savigny. Monsieur le Baron d’Arnim bei hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
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*865. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, vmtl. 25. oder 26. September 1808, Sonntag oder Montag
Es hat mich auf meinem Wege hieher recht geängstigt, Ihren lieben Brief aus Heidelberg nicht gleich in C. beantwortet zu haben; ich nahm ihn mit, um ihn vom Wege zu beantworten, darüber ward er aber so alt, u Ihre Reiseprojecte waren darinnen so wenig bestimmt ausgedrückt, daß ich doch wieder nicht wußte wohin ich meinen Brief richten sollte. Von Johann Friedrich Reichardt, Wien, 15. Dezember 1808:
(Nr. 941,2–7.)
865.E An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, vmtl. 25. oder 26. September 1808, Sonntag oder Montag 5r
An Reichardt Es ist so fast und jezt ein Jahr, daß wir zogen durch die Wüsten und erregten das Gelüsten aller Bauern mit dem Schinken, der so lieblich thäte blinken, mit dem Kuchen, den ich oftmals thät versuchen, mit dem Brodt, das da tröstet alle Noth, mit dem Weine, den wir tranken ganz alleine, darum war ein allgemeines Trauern aller Bauern.
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An Bettina Brentano in Landshut Heidelberg, 25. und 26. September 1808, Sonntag und Montag
Heidelberg d* 25 Sept. 1808 Haben Dich meine Gedanken die ersten Tage Deiner Reise und Deinen schmalgeleisten Wagen festgehalten, so ist mir auch der Lohn dafür geworden in zwey Briefen aus Würzburg und Nürnberg, die Deine glückliche Ankunft mir ansagen und viel Freundliches dabey. Ich denke mir wie Du unter der Pracht jener unvergeßlichen blauen Trauben fenster wandelst oder von der Burg herab bey den zerhackten Kaiserbetten das alte Lustlager aller der unzähligen Soldaten, Kano500
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nen, Zelte und Wagen siehst, die wir in unsrer Kindheit zerbrochen haben. Nenne mir, was Dir besonders gefallen; du brauchst es nicht zu beschreiben, ich habe noch das meiste im Kopfe, besonders das Pellersche Haus. – Daß ich die ersten Tage nicht geschrieben war nicht sowohl Nachlässigkeit, als vielmehr der Wunsch zu einiger Ruhe und Uebersicht zu gelangen, und ich danke deiner Art von Betrachtsamkeit und Untersuchungseifer Anlaß und Kraft dazu, ich fing an uns bey lebendigem Leibe zu seciren und dabey wurde mir recht wohl und gleichgültig zu muthe, wie wir zusammengewesen auf einige Bilder und Reflexionen gebracht, diesen oder jenen Moment ausgehoben an jeden ein kleiner Haken gemacht, zierte mein Zimmer recht angenehm und wir beyde waren eigentlich die Stafage von unsern Gedanken. Der Weg ist eigentlich nicht der rechte, aber Du hast mich zu oft dahin geführt, so daß ich in Gedanken oft darauf gerathe. So bin ich denn auf ihm zu einer Art Apathie gekommen, zu welcher die Chausse bey Aschaffenburg mich nicht hinwies. Ich ging euch noch eine zeitlang nach mit sehr beklemten Athem, Dein Wagen hielt, ich glaube du stiegst aus und gingst nebenher. Als sich der Wagen in der Krummung des Wegs verlor ging ich zurück in den Garten voll schöner Orangen mit herrlichen Früchten, der dicht am Wege doch vielleicht im Vorüberfahren übersehen hast. Nach ein Paar Stunden war ich des Gehens überdrüssig, bestellte einen Wagen und Windischmann beschloß mitzufahren. Ein Paar Stunden von Aschaffenburg bis zum schönen Busch fuhren mit uns seine Frau, u Schwägerin und Kind und bis dahin dauerte die Unterhaltung, bemerkte ich, daß ich während des unruhigen Morgens die kleine Hemdnadel einzustecken vergessen und fast wäre ich umgekehrt, ich glaubte endlich, daß es so seyn müsse, daß dieser Verlust mich an diesen Morgen erinnern sollte. Doch das war falsch, Windischman hat nach seiner Rückkehr suchen lassen und sie ist wiedergefunden. Der Windischmann ist das wunderlichste scherzende Gemisch aus Wohlgezogenheit und körperliche Beschwerlichkeit, Bequemlichkeit, Angewöhnungen und Ahndungen, der mir viel Abwechselungen machte. In Darmstadt trafen wir einen Tabledhotenerzähler, der für alle sprach, wobey er von zweyen unterstützt wurde, er erzählte von den Feierlichkeiten in Frankfurt zu Napoleons Ehren, von der schimmenden Illumination, wie jede Lampe auf einen Korkstopfen gesetzt vom Oberkork angekührt den Namenszug bilden würden von illuminirten Mühlenradern, von leuchtenden Luftbällen mit zerriebnen Johanniswürmern bestrichen. So wenig Spas es den 501
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übrigen machte, so viel machte es mir, ich erinnerte mich daß ich mit dem Clemens, er als Erzähler, ich als Bestätiger ähnliche Aufschneiderey ausgeführt, das wurde aber vollständig als der sogar von Schelmufskys Reise anfing und ich endlich bemerkte daß doch eine verfluchte Aehnlichkeit in der Welt geboren wird. Spät Nachts muste ich noch mit Windischmann warmen Wein trinken, Morgens gingen wir mit kaltem Winde bis Renzheim, wo wir bey einem seiner Verwandten zu Mittag assen und Windischmann sein nasses Hemde wechselte. Hier erinnere ich mich noch einer vergessenen Erzählung aus Aschaffenburg. Als ich am Morgen den Darmstädter Offizier nach dem Briefe fragte, erzählte er mir, daß er neben eurem Zimmer geschlafen, daß ihr noch sehr lange und zwar von mir gesprochen. Ich fragte ihn, ob es auch lauter Gutes wäre gewesen? – Allerdings, meinte er, und zwar so gut, daß, wenn ich Empfehlungen an irgend jemand seiner Bekanntschaft in Darmstadt wünschte er mir gleich dazu mitgeben wollte. Nimm dich in acht in Wirthshäusern, folgt daraus, ihr hättet doch leicht etwas erzählen können, worum nicht alle mit wissen sollen. – Der ganze übrige Weg hatte weiterhin nichts Merkwürdiges, als daß Pr. Bökh um dessenwillen Windischmann nach Heidelberg reiste seinet wegen nach Aschaffenburg denselben Tag neben uns vorbeygereist war uns unbewust, während wir doch aus Vorsicht in alle Kutschen kukten, die nicht zugemacht waren. Hieraus folgt die Lehre, daß man nicht alle Kutschen zu machen soll. Nun ich nach Heidelberg gekommen bin, vielmehr ich den Weg ziemlich lang beschrieben habe, komme ich auch an das Heerlager neuer Thorheit. Denk Dir, ich war kaum einen Abend hier und gab die mitgebrachten Geschenke der Hulda, die grosse Freude und vielen Dank äusserte, so ist mir zum Tort auch eine M. Claus aus Aachen angekommen, die ihre alte Pensionswirthschaft wiederbesucht, ich hatte sie schon vor drey Jahren gekannt, aber in der Zeit hatte sie sich so verschönert, daß ich sie kaum wieder kannte und nebenher muste sie noch meiner Königsberger Grausamen so ähnlich geworden seyn, daß es kein Wunder war, wenn es mir den Abend im Kreise herum ging und hab ich sie auch seitdem bey Tage gemieden, mich umgiebt es doch Nachts wie eine feste Schneewolke, die in meiner Wärme niederthaut und mir nichts als die Sonne zeigt, die ich oft gesehen und doch nie recht sehe, weil sie mich nicht bescheint, sondern ihr stolzes Rad über die Berge schlägt mir gegenüber. Es ist sehr kalt und feucht in meiner Wohnung, sollt ich mich darum nicht harmen, kein Arm will mich erwärmen, kein Mund sagt guten 502
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Morgen, die Sonne ist verborgen, und ich, ich steh in Sorgen, die Blumen sind verwehet, ich habe nichts zu erndten, wie früh mein Wunsch erstehet, er geht zu den Entfernten, auf den Bäumen in den Zweigen wie ein Eichhorn möcht ich steigen und von einem Stamm zum andern möcht ich wandern, und mit einem Mandelkerne, ging ich in die grüne Ferne, weil er wie ein Herz gestaltet ließ ich still ihn niederfallen, in den Busen voll von Träumen, der da wandelt unter Bäumen, ach mein Zimmer ist erkaltet und die Aepfel unreif fallen und ins enge weiche Bette ich mich rette. Meinen Herbst will ich nun machen, Und der lieblichen Gedanken lachen, Und sie brechen wie die Trauben, recht mit Glauben, Und sie keltern, daß sie gähren und durch lange Winter währen. – Diese Verse sind wirklich an Dich mir eingefallen, aber das kann ich Dir versichern, ich verliere alles Zutrauen zu mir selber, es ist eigentlich schändlich, während ich den Jahrestag meines Abschieds von Königsberg mit tiefer Trauer feire, mich zu Dir sehne, gefällt mir wieder ein andres Mädchen so gut, daß ich sie alle Tage sehen möchte und das kommt alles vom Teufel, der mich in der Arbeit stören will und ein Catarr, den ich vor Gram bekommen. Ach Gott, wie that es mir leid, daß ich vor dem Thore von Aschaffenburg vor dem Kreutze nicht niederfallen konnte, wie thut es mir jezt leid, daß ich nicht wallfahrten kann und doch seh ich aus meiner Fehlerhaftigkeit, daß ich recht hatte mir nur selten in erster Aufwallung zu folgen. Dein Achim Arnim
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866.E An Bettina Brentano in Landshut Heidelberg, 25. September 1808, Sonntag
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An B. B. 25 Sept Heidel. Meine Gedanken haben dich und den schmalgeleisten Wagen festgehalten Ich denke, wie du unter der Pracht jener unvergeßlichen blauen Trauben fenster wandelst oder von der Burg herab bey den zerhackten Kaiserbetten das alte Lustlager aller der unzähligen Soldaten und Kanonen siehst, die wir als Kinder zerbrochen. Ich danke deiner Art von Betrachtsamkeit und Untersuchungseifer, daß ich mich bey lebendigem Leibe secire, ich hebe dieses oder jenes aus, wie wir zusammen503
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gewesen, mach einen Haken daran und richte damit mein Zimmer recht angenehm ein, wir sind die Staffage von unsren Gedanken. Der Weg ist nicht der rechte, aber du hast mich zu oft darauf geführt, ich komme darauf in Gedanken. Ich fehlte besonders in Aschaffenburg als ich deinem Wagen nachsah und als ich ihn verlor mich in die Schlangenwege des Gartens stürzte. Ich verliere alles Zutrauen zu mir selber, während ich den Jahrtag feire und mich nach dir sehne verliebe ich mich noch einmal. Ach Gott wie that es mir leid, daß ich vor dem Thore von Aschaffenburg vor dem Kreutze nicht niederfallen konnte, wie gern möcht ich jezt wallfahrten und doch seh ich aus meiner Fehlerhaftigkeit, daß ich recht hatte, mir nur selten in erster Aufwallung zu folgen.
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An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, 26. September 1808, Montag
Heidelberg d* 26 Sept 1808. Ein Paar Worte in Eile, lieber Freund; durch Zimmer erhalten Sie die beyden neuen Bände des Wunderhorns u das Heft Uebersetzungen aus dem Dänischen, ich hoffe sie werden diese einmal zusammen als ein eignes Werk erscheinen lassen; von Zimmer können Sie auch jeden Augenblick den Rest der Einsiedler zeitung erhalten, wenn Sie ihm nur anzeigen wollen, wieviel Sie davon erhalten haben, ich wuste es nicht mehr und das hinderte mich fortzuschicken, da ich selbst nicht weiß, wie lange ich hier bleibe, so habe ich ihm den Auftrag gegeben. Ihr Bruder leidet ein wenig an Flüssen, sonst ist er recht fleissig, aber leider hier wenig zu lernen für ihn, ich wünschte ihm bald eine recht gute ernste Schule unter einem geschickten Mahler, damit er mehr eignen Unternehmungsgeist bekäme, Clemens will schreiben, ob in Landshut oder München etwas für ihn zu machen. Ich kenne seine Vermögens umstände nicht hinlänglich, ob er nicht ein Paar Jahre unabhängig davon an einem Orte leben kann, wo er sich eines guten Unterrichts erfreuen kann. Paris wäre wohl am besten als blosse Zeichenschule, wenn er sich mit Franzosen abgeben könnte, woran ich aber zweifle. Ein andrer Vorschlag ist Rom, aber die Schwierigkeit der Reise ist zu groß es sey denn daß er Gesellschaft fände, etwa mit Hummel; Rom wäre das Vortheilhafteste in jeder Hinsicht auch in 504
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Hinsicht des Unterhalts. In Wien ist eine ziemlich gute Schule bis zu einem gewissen Punkt und wenigstens dort und in München manche Gelegenheit nach Italien. Glöckle ein Freund von Gorres der jezt in Rom ist könnte ihm dort nützlich seyn, auch der Maler Müller, der hier viel Verbindungen hat. Er müste aber dort sogleich in eine der dortigen Schulen. – Schreiben Sie mir über die Möglichkeit der Ausführung, ich habe ihm nichts davon gesagt; offenbar kommen jezt die entscheidenden Jahre und sey es als Mahler oder als Kupferstecher, Rom ist der beste Ort dazu, aber man muß früh dahin kommen. – Savigny und Clemens u Bettine habe ich bis Aschaffenburg begleitet. – Vielmal gegrüst Achim Arnim. Viel Grüsse von Ihrem Bruder. Herrn Jacob Grimm Kön. Bibliothekar zu Napoleonshöhe Wohl* zu frey Frankfurt Cassel in Hessen
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An Carl Hohnbaum in Erlangen Heidelberg, 26. September 1808, Montag
Heidelberg d* 26 Sept 1808. Ihre Beyträge zur Einsiedlerzeitung sind leider zu spät eingetroffen, sie ist mit dem August geschlossen und muste sich in den letzten Stücken mit einer Schaar Kläffer herum beissen, das füllte sie und so muste ich das Gute das Zeitfreye aus∧schliessen. Sie erhalten beyde Mythen zurück, die von der Zeugung ist sehr tief und wahr, ich weiß nicht in wie fern sie sich an der Quelle gehalten, kann also ihr eigenthümliches Verdienst dÇÇaranÈÈ nicht absondern, so aber, wie sÇÇieÈÈ da ist, wär es mir ein vollkommner Beytrag gewesen. Da Sie aber auch mein Urtheil wünschen, also eine verschiedenartige Möglichkeit der Bildung voraussetzen, so würde ich eine kürzere metrische Behandlung vorgezogen 505
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haben, das Mythische und das Metrische der Rede hängen so zusammen, daß Erzählung die tausendfach durch prosaische Erzählung durchgegangen wie Göthes Prometheus im Augenblick wieder ein ursprüngliches Korn und Keckheit bekommen. – Die Zeitung erscheint als ein besondres Werk: Tröst-Einsamkeit. – Ihr Anerbieten wegen der mitzutheilenden Volkslieder und Melodieen ist sehr gefällig, hat aber seine besondre Schwierigkeiten in der Herausgabe. Der zweyte und dritte Theil des Wunderhorns sind erschienen, ein Anhang dazu kommt erst nach längerer Zeit, wenn noch einmal alles durchsucht ist. Der Verlag der Melodieen ist sehr kostbar, es könnte nur eine Auswahl der schönsten seyn, von dem Tonkünstler fordert es einige Entsagung sich in die Sangsart des Volks zu versetzen, selbst mehr Kenntniß und Gewohnheit es zu hören, als die meisten besitzen. Reichardt hat nicht die Geduld zu so etwas, auch ist er jezt sehr beschäftigt. Die Liebe zu den Volksliedern ist ziemlich allgemein, ich hoffe daß auch einzelne Melodieen, wie ich schon mehrere gefunden habe, dadurch wieder in Umlauf der gebildeten Stände kommen und nachher wird eine AuÇÇswaÈÈhl darin leichter seyn; lassen Sie Sich aber dadurch nicht abhalten fortzusammeln, ich besitze selbst mehrere, es liesse sich in friedlicher Zeit doch vielleicht noch etwas unternehmen. Hochachtungsvoll ergeben L. Achim v Arnim. Des H. Dokt: C. Hohenbaum Hofmedikus bey dem Prinzen von Sachsen Hildburghausen wgb* zu Erlangen.
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An August Wilhelm Schlegel in Coppet Heidelberg, 26. September 1808, Montag
Heidelberg d* 26 Sept. 1808. Der Wunsch Ihnen, Verehrtester, einiges mitzutheilen, das in der trägen Hand des Setzers hinter der flüchtigen Schreibfeder zurückblieb, 506
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hat meine Antwort und meinen Dank für das Mitgetheilte verzögert. Sie erhalten den Schluß der Einsiedlerzeitung, über die Ursach des Aufhörens habe ich mich in der Vorrede erklärt, es freute mich Ihr ermunterndes Gedicht auf Tell und wenigstens eine Stelle aus dem Stück von Flor und Blancheflur der Mad: Bernhardi noch einrücken zu können, das letzte wurde mir aus Mangel an Raum unmöglich. Zur Erklärung einiger Stellen der Beylage gegen Voß müssen Sie wissen, daß hier unter seiner Mitwirkung von seinem Sohn und einigen kleinen Scrieblern ein dickes Büchlein divina comoedia erschien, worin eine Masse Plumpheiten gegen Görres und Ihren Bruder direkt, indirekt gegen mich unter dem Namen Hornwunder welcher Name von Wunderhorn abzuleiten dessen dritten Theil und den Titel des zweyten ich beyzulegen das Vergnügen habe. Ausser den genannten wurde noch Mad. Bernhardi, Schütz, Novalis Leben u. a m ohne allen Witz angegriffen, da aber das Ding durch die Posaune des Morgenblats als eins der genialsten Produkte ausgerühmt wurde, so muste es seinen Deckel haben, wir hätten hier sonst ewig daran riechen müssen. – Sie haben die Güte mich zu historischen Untersuchungen über die Literatur des sechzehnten Jahrhunderts aufzumuntern, ich gestehe Ihnen aber frey, daß ich eigentlich dazu noch gar nicht gesammelt habe, weil ich zu sehr mit dem Inhalte jener Bücher beschäftigt war, auch war mir das übrige Historische jener Zeit so überwiegend merkwürdig, dessen Ausstrahlung sich freilich auch in der Literatur zeigte, daß ich immer herrlicher in den Begebenheiten selbst wiedererkannte. Ich glaube, es giebt in jeder Literatur gewisse Männer, deren Name sich fortpflanzt, weil sie durch eine ruhige Folge von Arbeiten einmal gewiesen haben, wieviel Herrliches in dem Volke geboren, die Einzelnen die dieses alles erzeugt die verschwinden wie die Namen der tapfersten Soldaten, die früher erschlagen wurden, ehe sie das Kreutz erhielten, was soll man nun diese vergessenen Namen durch Conjecturen heraus bringen, wenn man am Ende nichts mehr von ihnen weiß als den Namen. Was hilft es mir zu wissen, welcher Character in Frankfurt oder Düsseldorf Göthe zur Mignon zum Werther, zum Meister vorgeschwebt, wie die Schauspieldichter geheissen, deren Stücke Schakespeare wiedergeboren hat, ein Stück mehr ist mir lieber als die ganze Literaturgeschichte, doch will ich diese damit nicht verachtet haben, nur wird sie mir jezt oft ein Gegenstand des Aergers, weil ich viel Leute spreche, die darüber die ganze Literatur nicht kennen. Sie werden das Selbst oft genug bemerkt haben und ich sage Ihnen wahr507
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scheinlich etwas sehr bekanntes; Deutschland hat jezt fast nichts Eigenes als die allgemeine Fertigkeit über alles zu schwatzen um nichts zu thun nöthig zu haben, so möchte es auch in diesem Augenblicke, daß ihm Spanien alles wieder erfechte, was es aus Verkehrtheit und Nachlässigkeit verloren. Diese Fertigkeit finde ich auch in Jean Pauls Recension der Corinna in den Heidelberger Jahrbüchern, aber eben alles was das Wesen dieses Buchs bildet und sein Verhältniß zum gegenwärtigen Frankreich ist so rein vergessen, daß einem bey allem Lobe die ganze Recension sehr boshaft vorkommt. Haben Sie nicht Lust eine Recension davon zu machen, ich bin gewiß, Kreuzer würde sie mit Vergnügen aufnehmen Kaum habe ich noch Platz mich Ihnen zu empfehlen. Achim Arnim
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An A. W. Schlegel 26 Sept Sie haben die Güte mich zu historischen Untersuchungen über die Literatur des sechzehnten Jahrhunderts aufzumuntern, mir ist aber das übrige Historische jener Zeit so viel merkwürdiger gewesen, auch war ich zuviel mit dem Inhalte jener Bücher beschäftigt, worin sich die Ausstrahlung jener grossen Geschichte recht zeigt, daß ich wenig dafür gesammelt. Es giebt in der Literatur gewisse Männer, deren Name sich fortpflanzt, weil sie durch eine ruhige Folge von Arbeiten ganz erwiesen, wieviel Herrliches in dem Volke geboren, die Einzelnen, die dieses alles erzeugt, verschwinden wie die Namen der tapfersten Soldaten, die früher erschlagen worden, ehe sie das Kreutz der Ehrenlegion erhalten, was soll man nun diese vergessene Namen herausbringen, wenn man am Ende nichts mehr von ihnen weiß, als ihren Namen. Was hilft es mir zu wissen welcher Charackter Göthe Mignon veranlast, ob er in Dusseldorf oder Frankfurt, wie die Schauspieldichter geheissen, deren Stücke Schakespeare wiedergeboren, ein Stück mehr ist besser als die ganze Literaturgeschichte; über die man jezt die Literatur vergist. Deutschland hat jezt fast nichts Eigenes als die allgemeine Fertigkeit über alles zu schwatzen um für nichts was zu thun, so möchte es jezt auch, daß ihm Spanien alles wiedererfechte, was es aus Nachlässigkeit verloren. 508
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*870. An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Coppet Heidelberg, 26. September 1808, Montag Von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 8. November 1808: de Gene`ve on est aux premie`res loges pour le the`atre espagnol Ç...È envoyez moi, je vous prie l’extrait de Corinne par j. p. richter (Nr. 908,16–20).
870.E An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Coppet Heidelberg, 26. September 1808, Montag
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An F. v Stael 26 Sept Ich habe ihre Einladung nicht vergessen, wie kann ich etwas Wohlwollendes und Angenehmes vergessen, aber ich wurde an den Rhein gelockt und wer kann gegen den Strom schwimmen. Unterdessen bin ich von Nebeln eingesponnen ich muß für das Haus sorgen. Ich warte auf etwas Ausserordentliches ich rede so lässig von der Zeit, weil ich ein Zeitungsschreiber. Dankbar bin ich den Zeitungen, daß sie mir zuweilen Nachricht von Ihnen geben, daß sie nach Wien gehen, wenn die Erfurter Glocke nicht anders schlägt. Das Spanische Theater scheint zu gefallen, man wartet sehnlich auf die Fortsetzung. Es wäre mir reizend zur Weinlese in C. zu seyn; die süssen Trauben am rauschenden Gestade des Genfersees sind mir noch frisch im Gedächtniß, die dunkle Felsenecke Lausanne gegenüber und den frischen Wind daher kenne ich auch noch und das mannigfaltige Luftmeer, das ich tagelang unruhig anschaute, ob kein Komet kommen wollte. Aber ich meine, man soll nicht recht vergnügt seyn in dieser Zeit
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An Johann Gustav Gottlieb Büsching in Berlin Heidelberg, 26. September 1808, Montag
Herr Zschoke hat mir die beyden Erzählungen aus dem Barlaam, die Sie mir gütig bestimmt hatten, erst nach dem Schlusse meiner Zeitung überschickt, ich bedaure daß ich davon keinen Gebrauch machen konnte und wenn ich je ein ähnliches Unternehmen bereiten sollte 509
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hoffe ich auf Ihre Unterstützung. Die Ursachen des Untergangs habe ich in einer Vorrede entwickelt, da die ganze Zeitung mit einigen Beylagen vermehrt unter dem Titel: Tröst Einsamkeit als ein besondres Werk erschienen ist. Die beyden Bände des Wunderhorns sind versendet, es würde mich erfreuen, wenn sie Ihnen lieb würden, ungeachtet eigentlich das Studium älterer deutscher Literatur ganz ausser unserm Augenmerke dabey lag. Doch hängt alles so ziemlich in der Welt zusammen, so glaube ich auch jenem durch Bekanntmachung einiges Unbekannten dienlich gewesen zu seyn. – Wie schnell mein altes Theater erscheinen kann weiß ich nicht, ich verlasse Heidelberg bald und das würde meine Gegenwart bey der Druckerey fordern. Ich wünsche allen guten Fortgang Ihren Unternehmungen und würde mit Vergnügen, wo ich könnte, mitzuwirken suchen. Viele Grüße an Hagen. Heidelberg d* 26 Sept Hochachtungsvoll ergeben 1808 Achim Arnim
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An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 27. September 1808, Dienstag
Heidelberg d* 27 Sept. Ich habe erst gestern einen langen Brief an Dich geendet der mit einer grossen literarischen Umgebung zu Dir reist, doch der Verzögerung aller Pakete unterworfen schreibe ich schnell noch einmal. Wohin ich von hier gehe, bin ich noch immer ungewiß, da ich gar keine Briefe gefunden habe von Hause; es ist mir nicht unangenehm, daß mich nichts drängt, die Weinlese und Straßburg möchte ich gern noch sehen. Ich erhielt wieder einen lieben Brief von Dir aus Neumark, du klagst darin über Clemens, daß er sich vor Koch und Keller nicht scheue, denk daran, wie oft Du so etwas auch übersehen und es endlich wohl noch gar für treflich ausgegeben. Denk nicht, daß ich in diesem Augenblicke Dir damit einen Vorwurf mache, ich bin sehr heiter und es ist mir nur eine neue Bestätigung wie Ihr Geschwister unter einander euch etwas zum Vorwurf macht, was ihr jeden Augenblick selbst macht, lernt euch einander ertragen oder bessern. Boisseret und Arnold waren nach einander hier, mit dem ersten hätte ich gute Gelegenheit gehabt zu Dir zu kommen, er geht nach München – wenn der Wagen 510
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die Gelegenheit allein ausmachte. Arnold erzählte mir, daß George an einem schlimmen Hals leide und daß die Lulu einen heftigen Streit mit Weinen vermischt gegen Kestner gehabt worin sie sich beklagt hat, sie sagte doch niemand ein böses Wort und würde von ihm so schlecht behandelt, es ist beydes eigentlich nicht wahr, das letzte deswegen nicht, weil der Kestner nach seiner plumpen Traumhaftigkeit eigentlich nie einen guten von einem schlechten Spas zu unterscheiden weiß. Göthe’s Sohn war recht krank an der Ruhr, ich wuste ihm nichts andres zu gut zu thun, als daß ich ihm den Periander gab, der Gedanke war mir entsetzlich wenn der Alte zugleich Krone und Wurzel verloren hätte; er kommt vielleicht her, seine Frau kommt sicher nach Frankfurt. O was hast du versäumt und Napoleons Durchreise dazu. Heute war eine Mordthat in meinem Hause, eine Kuh hat einen Hammel mit dem Horne erstochen, der auf ihr Kalb stutzen wollte. Grüß Clemens und dränge ihn, daß er bald über Grimm disponirt, ich habe dessen Brüdern gerathen wenn es irgend möglich ihn nach Rom zu schicken, in den andern Ländern ist doch auch jezt gar nichts für Mahlerey und in Paris alles zu theuer und zu sehr zerstreut. – Die Schicksale meiner ersten Tage hier habe ich Dir erzählt, wie ich mich beynahe verliebt hätte und wie ich die Todtenfeyer meiner Abreise von Königsberg ausgerichtet und daß ich einen Catarr vor lauter Gram bekommen eins hab ich doch vergessen, daß mich die Professor Wilken gemalt hat in Miniatur in altem Costum, ich wünschte es Dir schicken zu können, vielleicht macht Grim noch eine Copie oder er muß mich selbst zeichnen. Da ich jezt ein Sopha in meinem Zimmer habe, so ist es mir einerley um alle Traurigkeit, ich denke mir, wie wir zusammen gesessen haben zuweilen etwas zu lange zuweilen etwas zu kurze Zeit, es giebt eine Vertraulichkeit die alles giebt indem sie nichts giebt und eine die nichts giebt, indem sie alles zu geben scheint. Du schreibst mir, daß du mit mir spielst, laß das, wenn ich dann selbst komme, bin ich nicht dazu geeignet; ich wiederhole dir, was ich so oft sagte, beym ersten Gewinn in dem Spiele will ich auch mitspielen, wer aber noch beym ersten Verluste weinen muß, soll nicht mitspielen. Ich kenne meine Zeit und weiß, daß es dazu gehört und sehr gefällt, aber dies wie alles, was der Pöbel Genialität nennt, heist bey mir der Teufel; ich ehre alle Eigenthümlichkeit, aber ich bin ein Fels gegen jede, die sich über die Welt als ein Gesetz ausbreitet; dies ist derselbe Flügel, der die Kirchthürme niederstürzt und dem Armen Staub statt Zimt auf seinen Reis bläst, damit die andern was zu lachen 511
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haben. – Ich bitte Dich nimm das alles auch nicht ernsthafter, als ich es Dir würde gesagt haben, denn ich hätte Dich dazwischen geküst und gestrichen. Achim Arnim
872.E An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 27. September 1808, Dienstag 2v
Es giebt eine Vertraulichkeit die alles giebt indem sie nichts giebt und eine die nichts giebt, indem sie alles zu geben scheint Du schreibst mir, daß du mit mir spielst, wenn ich den ersten Gewinn sehe will ich mitspielen, wer aber noch beym ersten Verluste weinen muß, darf es nicht wagen, ich bin ein Fels gegen jede gesezgebende Eigenthümlichkeit, die einen Staub stat Zimt aufstreicht
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An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 29. September 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 29 Sept 1808. Der gute Wunsch, den Sie verehrter Beschützer jeder treuen Bemühung, meiner angefangenen Zeitung durch B. Brentano sagen liessen, hat ihr noch einige Zeit das Leben gefristet, welches ihr das Publikum wohl gönnte aber nicht unterhielt. Die guten Leser in der Welt sind immer die, welche nichts kaufen. Die Polemick, die ich in den Beylagen, Anmerkungen, Vorrede gegen die allerverschiedensten Widersacher ausüben muste, machte mir das Unternehmen widrig, die Correcktur nahm meine Zeit und spickte mich in einer schönen Gegend fest, in der ich doch nach der Abreise meiner Freunde Görres und Brentano wie in einem aussterbenden Kloster hause. So laufe ich denn lieber wieder in die Welt und sehe was da Gutes passirt und lasse das Vossische Haus mit seiner ganzen schreibseligen Anhängerschaft noch zehn divina Comoedia schreiben, wie sie gegen mich und meine Freunde ein dickes Buch geschrieben, das wie ein Frachtwagen mit Baumwollen∧säcken von einem Pferde zum allgemeinen Gelächter bequem 512
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fortgezogen wird. Ich habe es beygelegt, damit wenn Sie einmal einen Blick in diese Sachen thäten unser Spott Ihnen nicht ungerecht erschiene. Ich selbst bin unter dem Namen Horn wunder, aus Wunderhorn umgedreht, dargestellt, ich werde mit meiner Zeitung der Betteley beschuldigt; die Oberrechen∧kammer des Himmels mag bescheinigen, daß ich nie etwas dafür genommen, sondern manche Auslage dafür gehabt habe. Aber nicht meine Kränkung habe ich verfochten, mein Haß hat viel schönere Gründe und es scheint mir nach ruhiger Ueberlegung nur darin gefehlt, daß ich aus Rücksicht manches zu sagen unterlassen habe. Voß ging hier bey den Professoren herum, um den braven Görres von hier zu verbannen, warnte die angekommenen Studenten gegen ihn, als gegen einen Mystiker, da es doch keinen ärgern Feind von diesem willkührlichen Tiefthun unsrer Zeit giebt, als eben ihn, nur daß er freilich das Schwere muß schwer seyn lassen, was dann in einer Zeit, die Mühe und Arbeit nur auf Brodstudien verwenden mag, als Mystik ausgerufen wird. Ich lege sein klares und gelehrtes Werk über die Volksbücher bey, so wie sein sogenanntes Mystisches, die Schriftproben, aber so mystisch wie die sind doch wohl alle Scherze der Welt und wenn sie nicht so scherzten, wie hier geschehen, so dürfte wohl manches nicht öffentlich gesagt werden. Die Gewohnheit seinen Ausdruck einzig als Mittel, nie als einen Gegenstand eigner Aufmerksamkeit zu behandeln möchte ihm vielleicht Erinnerungen von Stylisten zu ziehen, er gehört aber zu denen, welche die Natur bestimmt hat zu schreiben, wie sie wollen. Kein Philosoph seiner Art ist mir vorgekommen, der so recht eigentlich zu einer allgemeinen Gelehrsamkeit bestimmt wäre, ein Werk über die alten Mythen, worin er ihre Stammtafel aufzeichnet, wird dies zum Erstaunen seiner Gegner beweisen, die ihn von hier durch Mangel an Subsistenz und gänzliche Unwahrscheinlichkeit der Anstellung zu seinen Schulbuben nach Coblenz zurückgetrieben haben. Ich wünsche jeder Universität Glück, die ihn sich zu∧eignet, denn er ist unter den Philosophen fast der einzige Selbstthätige und ein Feind aller leeren Anhängerey, so daß er hier niemand verdorben und manchem genützt hat. Ich hoffe in dieser Hinsicht viel von Savignys Verwendung für ihn, den ich bey seiner Auswanderung nach Landshut bis Aschaffenburg begleitete, in Landshut ist ein lustiger Kreis von frischen jungen Leuten, die zum allgemeinen Aergerniß nichts von der neuen Weisheit halten. Vielleicht giebt es da mehr innres Leben als hier unter den von Nachbarschaft, Kriegen und Ausschweifung ziemlich dünn geschliffenen Pfälzern, ich 513
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habe selbst Lust dahin und Clemens Brentano, der neben Savigny dahin mitgeschwommen, soll mir wie fliegende Fische den Seefahrern, die Witterung verkünden. Wir legen Ihnen die beyden letzten Bände des Wunderhorns mit Furcht und Zutrauen vor, die Furcht ist erklärlich unser Zutrauen entsteht aber aus der Ueberzeugung keinen Fleiß gespart zu haben und nicht unglücklich im Entdecken gewesen zu seyn. Ueber manches haben wir ärger gestritten als die Babylonischen Bauleute, so daß wir einander wenig verziehen und nachgegeben haben. Das Oldenburger Horn, durch welches Sie auf dem Titel des zweyten Bandes die gute Stadt Heidelberg sehen, versprach dem der es austrinken würde, langen Segen für sich und für sein Haus, wo es aber verschüttet würde, da brannte höllisches Feuer. Das alte Bild vor dem dritten Theile, wie Lieder und Liebe verbunden von einem Vogel den Ring zum Preis erhalten, ist von einem jungen Menschen, Ludwig Grimm, der sich seit einiger Zeit bey mir aufhält, radirt, ich wünschte ihm jezt einen recht fleissigen Mahler zum Lehrer, aber wo ist der jezt zu finden, wo die Geschickteren kaum alle sechs Jahre ein Bild zu mahlen Gelegenheit und Lust haben. Die deutschen Schulen kenne ich auch so ziemlich, die Methoden des Unterrichts sind meist so thörigt weitläuftig, so nachlässig in den Hauptsachen, daß nichts heraus kommen kann, dazu kommt noch das Kunstgeschwätz unsrer Zeit, die von allem sehr leicht redet während sie nichts macht. In Paris ist es nun wohl bedeutend besser in der Pracktick, aber es ist so zerstreut und niederbeugend für junge Fremde, daß es schwer ist durch zu kommen. Rom ist so entfernt, München noch so schwach versorgt, noch zu jung. Ich bin in Verlegenheit, was ich dem jungen Manne rathen soll, der gute Anlage und Fleiß hat und es als Kupferstecher sicher zu etwas Tüchtigem bringt, wenn ihm auch die Mahlerey von der harten kunstraubenden nicht bildenden Zeit nicht erlaubt würde. Auf meinen Plan zu einer hiesigen Kunstschule, den ich einem Maler Weise gemacht hatte, der den Titel des zweyten Bandes gestochen, ist durch aus gar keine Antwort erfolgt, so stehen alle Universitätsangelegenheiten, das Organisiren des Ländchens nach einer andern Form setzt das Ganze in einen Belagerungszustand, für Heidelberg scheint man nichts mehr thun zu wollen, vielmehr werden die Kosten bereut. Ich wohne hier wie auf einem Leuchtthurme, die Schiffe ziehen vorbey, aber etwas Treibholz und Geschiebe wirft das Meer mir zu, was ich darunter zuweilen finde möchte ich nicht allein sehen und so bitte ich die Mineralien anzusehen, die ich durch Buchhändler Leske Ihnen zu 514
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überschicken die Ehre habe. Ich danke sie dem hiesigen Dokt: Zimmermann, der davon im Intelligenzblat VII der Heidelb: Jahrbücher Nachricht gegeben, er ist von einer Kuppe Frauenstein genannt beym Melybokus das blasse ist die Grundlage und das dunkle Gestein der Serpentin, der so wunderbar magnetisch ist, wie mir ausser dem Magnet nichts vorgekommen. Es ist viel Hornblende in dem Serpentin und diese stark kohlenhaltig. Kleine Splitter hängen sich an das Hufeisen und zeigen noch deutliche Polarität, merkwürdig ist es, daß sich die Polarität durchaus nach den Absonderungsflächen richtet.
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Die glückliche Herstellung Ihres H. Sohnes wünschte ich der erste gewesen zu seyn, der es berichtet hätte, doch ich hoffe, daß Sie von seiner Krankheit nichts gewust haben, die ein Paar Tage, wenn auch nicht gefährlich, doch sehr ernsthaft war, denn der Verlust, den Sie erlitten, hätte Sie in der Ferne besorgt machen können. Alle Bewohner von Frankfurt nahmen herzlichen Antheil an Ihre verehrte Mutter und ich rechne es für ein hohes Glück in einem Alter, wo den meisten die Freunde absterben, deren mehr als je zu zählen. Hochachtung und Verehrung, L. Achim von Arnim.
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An Göthe Den 29 Sept Seit der Abreise meiner Freunde bin ich hier in einem aussterbenden Kloster. Die Feinde mogen dicke Bücher machen, die wie Frachtwagen mit Baumwolle von einem Pferde gezogen werden. Was ich aus Haß geschrieben ist zu gelind. Mystick – freilich das Schwere muß man schwer seyn lassen, aber so mystisch wie die Schriftproben ist wohl jeder Scherz, den man nicht verstehen will. Die Gewohnheit seinen Ausdruck einzig als Mittel, nie als einen Gegenstand besondrer Aufmerksamkeit zu behandeln möchte ihm ein Paar Erinnerungen von Stylisten zuziehen, er gehört aber zu denen, welche die Natur bestimmt hat zu schreiben und zu schreiben, wie sie wollen er ist der einzige Selbstthätige, Feind 515
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Ich bin auf einem Leuchtthurm die Schiffe fahren vorbey aber etwas Treibholz kommt zu mir Ich rechne es für ein hohes Glück in einem Alter, wo den meisten die Freunde absterben deren mehr als je zu zählen.
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An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, 29. September 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 29 Sept 1808.
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Lieber Bruder! Du wirst meinen letzten Brief durch die Großmutter erhalten haben, ich wünschte darin so bald wie möglich Geld bis fünf hundert Thaler zu erhalten, nach Kaufmannsart um sicher zu seyn, avertire ich Dich in doppelten Briefen. Da alle Preussische Papiere so gewaltig gestiegen sind, so hoffe ich, daß sich alles in bessrer Lage findet. Neuigkeiten werdet ihr so gut haben wie wir und sicher eben soviel falsche sehnlich warte ich auf Briefe voÇÇnÈÈ euch. Die Tante in Regensburg befindet sich wohl, Brentano ist durch gereist nach Landshut. Ich wollte noch diesen Herbst zur Fr. von Stael nach Copet, aber der Geldmangel wird mich davon abhalten, sie kam hier durch und läst dich grüssen. Schreib mir auch vom Onkel, ob er wieder nach Paris geht, und wann? Wie die westpreussischen Pfandbriefe stehen? In Eile. Herzlich Dein Achim Arnim 1v
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Des Herrn Baron Karl von Arnim Hochwohl* zu Hause des H. Kriegsrath Schmucker in der Mohrenstrasse Berlin fr Duderstadt.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 29. September 1808, Donnerstag
München den 29ten Sept* Die Gegend in Landshut ist so angenehm lieber Arnim daß ich nicht glaub dir abrathen zu dürfen, obschon manches andre dir vielleicht nicht behagen würde, Die Straßen sind breit, am Ende sticht der Schloßberg mit großen Bäumen sehr schön hervor, Savignys Wohnung hat zwar nicht sehr viel Annehmlichkeiten, besonders ist sie nicht heimlich durch die vielen Thüren ich aber werde in meinen zwei Zimmern alle übrige Thüren zu machen mit Tapeten, dein Zimmer hat Gunda schon bestimmt Clemens bekömmt eine viel schönere Wohnung mit ungemein lieblicher Aussicht auf die Isar er war im Anfang so traurig und muthloß daß er gleich wieder fortwollte und sogar weinte ich hab ihn aus allen Kräften getröstet, er findets auch jezt schon viel besser und wirds bald, herrlich finden. Ich weiß nicht, ob es der Gedanke ist, daß Du wohl zu uns kömmst der mir alles erträglich macht, da wir so harten Abschied nahmen, wars mir auf einmal als würden Wir uns so bald nicht wieder sehen, jezt glaub ichs anders, und, bester Arnim laß die Zeit kurz werden bis dahin; wenn Du nicht willst so will ich; wenn ich dich im Frühjahr nicht wieder habe, so geh ich zurück, keinen Brief hab ich noch in Landshut von dir gefunden; warum nicht? – ich hätte gleich wieder zurück gehen mögen, weiß ich doch jezt nicht, ob Du meine Briefe hast ob Du mir gut bist; ich hab keine Freude an den Bildern an nichts, wenn ich denke daß vielleicht ein Brief von Dir verlohren ist; so geht mirs auch mit Göthe, gestern waren wir bei Jacobi, da dachte ich recht an ihn, und sein kleines Arbeits Zimmer, in dem großen Saal wo eben die zwei garstige Schwester von Tempelfort, sizen und den Tee einschenken Jacobis Person flöst keinen Enthusiasmus ein, ich habe nichts mit ihm gesprochen Cristian Schlosser scheint nicht sehr bei ihm in Gnaden zu stehen. Ach Arnim was soll daß Schreiben all, wenn ich nur einen Moment alle Tage, dich haben könnte, wenn wir nur Abreden nehmen könnten, uns in unseren Träumen zu besuchen, warum kann ich meinen Leib nicht Nachts auf meinem Bett verlassen und zu Dir kommen, daß wär so ganz herrlich, wenn ich dich ruhen säh; ja schlafen, ruhig athmen, mögt ich dich nur gern sehen, ich wollte dich nicht berühren nicht mit dir sprechen ich komm auch zu Dir; ich sprech die lieblichsten Dinge mit Dir, du antwortest immer daß es mir tief ins Herz brennt, Du 517
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mißverstehst mich so gar nicht mehr, Du bist so Gut, lieb, giebst mir alle Abend den freundlichsten innigsten Kuß. was klag ich denn fliegst Du Abends nicht schneller zu mir her, als Die Nacht herauf kömmt, und Morgens, find ich dich nicht wie Manna Nahrung für Den ganzen Tag, liebes Himmelsbrod. Bettine 2v
Monsieur le Baron Achim d’Arnim che`z Zimmer. a Heidelberg
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An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 1. Oktober 1808, Sonnabend
Heidelberg. d* 1 Oktb 1808.
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Lieber Bruder! Ich hoffe sehnlich auf Briefe von Dir, nicht meinetwegen allein, auch wegen Grimm; durch die Görres weiß ich, denn vor mir hat er eine wunderliche mir unbegreifliche Scheu, daß er mit Frohreich sehr bedenkliche Gespräche führt, was aus ihm werden sollte, wenn ich fortginge. Dafür will ich nun schon sorgen, aber nachdenklich ists doch, was aus ihm werden soll. Bey dem Jakob habe ich angefragt, ob er wohl soviel Vermögen hat, um ein Paar Jahre in Rom zu leben, in diesen entscheidenden Jahren seiner Bildung wär es das Beste, besonders wenn man ihn zu dem Tyroler Koch bringen könnte, ich meine daß zu so etwas in München Verbindung und Reisegesellschaft z. B. mit dem Bayrischen Kourire. Mit seinen Arbeiten ist er fast fertig, ich habe die Kupfer zum Leufried an ihre Stellen gebracht, womit Zimmer nicht fertig werden konnte, der Druck hat angefangen. Eggert, der treue Sachse, hat einen Schreibfehler im Manuscripte entdeckt, den du und deine Frau und ich übersehen hatten, er fand nämlich, daß du die Frau des Kaufmanns im Kindbett sterben liessest, während sie im nächsten Kapitel sehr munter fortlebt. Im Original stand auch nur, daß sie ein schweres Wochenbett gehabt und ihr von den Aerzten prophezeihet worden, sie werden keine Kinder mehr bekommen, ein Umstand den ich nicht weggelassen, weil er das Betragen des Kauf518
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manns bestimmter motivirt. Indessen erkühnte ich mich keiner andern Aenderung als daß ich das gestorben aus strich. Ein paarmal waren Namen verwechselt. Ich überschick dir kein Exemplar des Wunderhorns, weil Du es nicht bestellt hast, willst Du Dein Exemplar, was darin an Bogen und Titeln fehlt ergänzen, so schreib es an Zimmer, ich weiß nicht, wie lange ich noch hier weilen darf. Unser Land scheint geräumt zu werden vom Feinde, es kommt ein Landtag zusammen und ausser dem eignen nöthigt mich das allgemeine Interesse dahin. Bey dem Interesse fällt mir ein Dir noch einmal eine Uebersicht der Geldangelegenheiten zu geben die drey bey dem Pakete an Dich liegenden Rechnungen über dreissig Gulden, 46 dazu für die Stickereyen an Fries machen die 76 fl., die dein Bruder an Fries ausgezahlt hat. Das Honorar des Wunderhorn macht auf jeden 416 fl und einige Kreuzer, Zimmer supplicirt sehr, daß Du es ihm noch bis Ostern lassen möchtest, er ist besonders bis Ende Novembers in grossem Gedränge. Unsre Miethe kostete 8 Carolin, ich hatte mich in der lezten Zeit geirrt, daß es nur sieben wären, die hat er bezahlt, es gehen also 44 fl: von Deiner Summe ab. Nun bin ich dir hundert Thaler Preussisch schuldig, die hoffe ich Dir diesen Herbst noch durch deinen Bruder Franz zustellen zu lassen, bis jezt bin ich noch ohne alle Nachricht von Hause Mache doch Zeichnungen zum Schelmufsky, ich denke ernstlich an die Herausgabe, Grimm soll auch noch dazu zeichnen und alle Zeichnunge sollen ganz klein auf ein Paar Tafeln kommen, wie man Napoleons Lebensbeschreibung hat, auf Christian als Wiederentdecker müste ein besondres Denkmahl dabey errichtet werden, ihm und uns nur verständlich. Giebts denn nichts an alten Komödien in der Lanshuther Bibliothek? Görres hat noch immer keine Nachricht, ob dort wohl ein ÇÇCoÈÈllegium für ihn zustande kommt, da ist er genöthigt morgen nach Coblenz zu wandern, es ist mir sehr leid, gestÇÇernÈÈ feierten wir den Valetschmaus. Das alles so aufhört thut einem doch leid. So hat es mich vor ein paar Tagen sehr gerührt, als der neue Jahrbüchercorrektor Pörsche ein Weimeraner, der mehrere deiner Bekannten auch gekannt hatte von deinem Aufenthalt in Altenburg mir erzählte, von Deiner Frau, es ist nun alles vorbey und doch that es mir leid, daß ich damals nicht in deiner Nähe gewesen statt mich in der öden fremde umherzutreiben, es geht einem oft ein entsetzlicher TÇÇagÈÈ auf über alles Versäumte. Viele Grüsse Deiner Frau Dein Achim Arnim 519
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An Herrn Clemens Brentano zu Abzugeben bey H. Hofrath und Professor von Savigny Landshut in Bayern
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Heidelberg d* 1 Okt 1808 Sag Clemens, daß er gelogen, ich habe mich weder beschwert bey ihm über Deine Briefe, noch ihm oder sonst jemand was davon gesagt; oder sags ihm viel mehr nicht, denn es würde doch dabey nichts herauskommen als ein Zank zwischen euch, denn er hat dich wahrscheinlich geneckt, oder es gehört zu seiner Art Leichtsinn, wo er die andern Leute blos als Verzierung seiner Geschichte braucht, es ist nichts Böses in ihm. Zwey Briefe von Dir aus Regensburg sagen mir viel Schönes, hättest Du nur nicht vergessen, warum ich Dich befragt habe, wie es meinen Angehörigen dort geht, Du sagst mir nichts weiter, als daß meine Tante eine gute Frau ist, was ich allerdings so lange zu glauben berechtigt bin, so lange das Gegentheil nicht erwiesen; die Leute standen aber alle in einem viel näheren Verhältnisse zu mir als alle Bilder der Welt, als Morgen und Abendröthen. Tröste Dich übrigens wegen des Göthe Vater, er schickt blos seine Frau nach Frankfurt, er selbst empfängt die Kaiser, sein Sohn ist ganz hergestellt. Wie lange mein Aufenthalt hier dauert, weiß ich nicht, mir fehlen alle Nachrichten von Hause, doch wenn die Umstände durch die Erfurter Zusammenkunft sich nicht ändern, so werde ich bald wegen des Landstags zurückmüssen. Was gedenkst Du an Unfälle, die mich zu Dir zurück bringen, ich verwundre mich immer mehr wie wenig Du mich kennst, nichts entfernt mich mehr von den Menschen als Unglück, nur das Glück macht mich zutraulich, nur im Glück brauch ich Menschen um es zu theilen, das Unglück verzehr ich für mich und wenn ich mich damals aus Königsberg mit recht ernstem Gemüthe zu Deiner Freund520
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schaft hin sehnte, so war es mehr in dem Strahlenmeer meiner Hoffnungen und Wünsche als aus der dunklen Nacht, in der ich verschlagen. Wie nichtig ist menschlicher Trost und wie viel ist menschliches Mitleben, so ist mir der herrlichste Gesellschafter nicht der, welcher über die Genüsse und Herrlichkeiten hinüberspringt und die Welt übersieht mit schönen Worten, sondern der, welcher in seliger Trägheit sich gewaltsam losreissen muß, weil es ihn so ganz erfüllt, in solchen Menschen lebt die ganze Welt. – Görres geht morgen fort, ich bin dann ziemlich allein hier, hätte er nicht so viel in der Welt anatomirt, er wäre durchaus herrlich, mein Pathchen ist wunderschön, wenn ihm nur die Reise nichts schadet, es steckt immer sein Zünglein raus, als wollte es die Luft kosten und die Backen beben ihm, wenn ich dran rühre, ich habe zuweilen meine schwache Stunden, wo ich mit Kindern spielen kann. Ich möchte ihm gerne was schenken und merke leider, daß ihm noÇÇchÈÈ nichts lieb wäre, als wenn ich ihm noch ein Paar Brüste zugeben konnte denn mit den beyden der Mutter geht es furchtbar um und was da seit dem Herbste eingefüllt ist, das mochte es in einem Nachmittag einsaugen. Das Kind ist sehr liebenswürdig und was die Tante von meiner Liebenswürdigkeit gesagt hat, das ist wohl nichts als so ein Stück kindischer Vielfrässigkeit. – Ich seh Dich in Gedanken recht oft und führe Dich herum und zeige Dir alle Merkwürdigkeiten. Achim Arnim An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben by H. Hofrath und Professor von Savigny Landshut in Bayern
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An B. B. 1 Okt Die Leute sind mir mehr als alle Bilder, Morgenrothe usw Nichts entfernt mich mehr von den Menschen als Unglück, das Glück macht mich zutraulich, und als ich mich ernstlich zu dir zurücksehnte so war es auf dem Strahlenmeer meiner Hofnungen nicht in der Nacht des Schiffbruchs. Wie nichtig ist menschlicher Trost und wie viel ist menschliches Mitleben, so ist mir der herrlichste Gesellschafter nicht der, welcher über die Genüsse und Herrlichkeiten hinüber springt und die Welt übersieht mit schönen Worten, sondern der welcher in seliger Trägheit sich gewaltsam losreissen muß weil es ihn so ganz erfüllt, in solchen Menschen lebt die ganze Welt, solchen möchte ich in der Kindheit noch zwey Brüste mehr schenken, der kostet mit seinem Zunglein die Luft und war ich zuweilen liebenswürdig so war es, weil ich ein solcher Vielfraß Es geht einem zuweilen ein entsetzlicher Tag auf über alles Versäumte
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München 1sten October Daß ich nicht verzweifle ÇÇkeÈÈine Briefe von Dir zu haben alle andre Briefe von Frankfurth kommen an, von Dir nichts Ich weiß nicht was ich Denken soll, Krank wirst Du doch nicht seyn Und Doch hab ich so sehr gebeten um baldige Nachricht, über alles alles, Sey überzeugt daß ich keinen vergnügten Augenblick haben kann biß ich etwas von Dir weiß, ich wollte ich wär bey Dir im engsten einsamsten Winkel, und dann mögte alles Gut seyn. Wir haben auch Nachricht Daß Meline sehr Krank war, George hatte eine starke Brustenzündung, Tonie mit ihren Kindern ist auch noch nicht hergestellt. kurz es ist eine Art von Haußkreuz in Frankfurth, das mich wünschen läst nicht weggegangen zu seyn um Dort hülfreiche ÇÇBeyÈÈstand zu leisten, im ganzen macht mich Dieß alles sehr traurig ÇÇdÈÈabei hab ich noch eine Unzutraulichkeit die mir wie vom Himmel geflogen ist, so daß ich mich hüte meine Noth zu klagen, und lieber alles auf Rechnung übler Laune kommen 522
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lasse, ich weiß daß wenn ich Briefe von Dir hätte, ich alles von einer bessern Seite nehmen würde, Aber Da, keiner! keiner, vor Unglück bewahret ist so muß ich ja schon um Dich Weinen, ich Darf Dich selbst nicht Bitten mir zu schreiben, Du thust es gewiß, wenn Du kannst. Was die Einbildungskraft für einen Ungeheuren Weg macht, von Mir bis zu Dir, was sie alles erschaffen kann auf diesem Weg, vom Untröstlichsten; und wie sich das alles häuft, von Augenblick zu Augenblick, keiner Der mir nur wiederspricht, wenn ich daß voraus gewust hätte, so lange lange nichts von Dir hören; ich hätte mich wahrlich nicht trennen können Meine Addresse ist bei Savigny in Landshuth Bettine. vielleicht hab ich einen Brief von Dir wenn Du diesen erbrichst und bin fröhlich, und ängstige dich nicht
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An Herrn Baron Achim von Arnim abzugeben bei hrn Buchhändler Zimmer in Heidelberg
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Von Charlotte Schwinck nach Heidelberg Königsberg, 3. Oktober 1808, Montag
October d* 3 1808 Carl Schwinck mein Neve macht Ihnen hier sein Compliment, und überreicht meinen Brief, der ganz besonders die Bitte enthält, Ihm zu erlauben, zuweilen von Ihrer Geselschaft zu profitiren ihm Ihr gütiges Wohlwollen zu schencken und dann und wann mit gutem Rath zu unterstützen da er überhaubt zum ersten mal sich selbst überlassen auftritt; Tausend Grüße von uns allen bringt er Ihnen mit. Wir sind noch auf den Hufen, und werden nicht wie Sie vieleicht glauben in das Ihnen bekannte große Haus ziehen, sondern in ein ganz Kleines auf der Holzwiese gerade über Farenheit, womit meine beiden Damen nicht wenig unzufrieden sind. An dem Geburtstage der Auguste hat es wieder einen solchen Ball gegeben, wie der war den Sie mit uns erlebten; wenn Sie sich dessen noch erinnern. 523
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Nr. 879
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Kommenden Monath wird die Antoinette zur Christin geschlagen, ich glaube Sie verliesen Sie noch ziemlich klein, jezt würde Sie sich wundern, wenn man Sie nicht unter die erwachsenen zehlen solte Sie ist eben so groß als ich, und Auguste ist einen halben Kopf größer und auch sterker geworden, ich schreibe Ihnen alle diese Kleinigkeiten weil ich noch voraus setze, das alles dieses Sie noch interessirt und darin kan ich mich wohl sehr irren. ich weiß nicht ob ich Ihnen schon erzählte das wir alles was zu Hoffe gehört in der Zeit des so nahen beysammen wohnens kennen gelernt haben, und das in unsrem Hause, bey den häufigen Festpromenaden, nota bene (der Weg ist gebessert) werden uns den hin und wieder Besuche abgestattet. Nun sind auch alle diese Herlichkeiten zu ende, der Hoff ist in die Stadt gezohgen und alles was auf den Hufen erhebliches wohnte ihm nach gefolgt. Leben Sie wohl und vergessen Sie uns ja nicht, und auch ja nicht den Carl zu erinnern das er uns wohl Stielisierte Briefe schreibt fürchterlich schöne Reisebeschreibungen überschickt und keine Lügen C. Schwinck
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Herrn Baron v Arnim a` Heidelberg.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 5. Oktober 1808, Mittwoch
München d* 5 October Nein Nein ich nehme dieß alles nicht ernsthafter als wenn Du mich dazwischen geküßt und gestreichelt hättest, ein Kuß ist ja so ernsthaft, daß aller Ernst vor ihm zu nichts wird. Lieber Arnim! so wie Der Tag langsam aufsteigt und ein Ding nach dem andern beleuchtet, und deutlich macht ach so steigt dein Lieber Sinn über mir auf und erhellt mir einen Gedanken nach dem andern, macht mich fühlen was mich Drückt was mich selbst beleidigt; so sind mir Deine Lieder wahre Strahlen des Tages Die in das dunkle Gebüsch deines Gemüths fallen, es sehr warm und deutlich vor meinen Augen erhellen ich will damit 524
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nicht zu viel sagen, was ich in Dir erkenne ist für mich: Gott weiß, und Du fühlst welche Kraft noch verborgen ist. Clemens hat sich während seinem Aufenthalt hier sehr um Louis Grimm bekümmert der Kupferstecher Hess hat ihm sehr ehrliche Vorschläge gethan ich glaub daß er sich an Diese halten wird, er wird ihm nächstens selbst darüber schreiben. Zu Jacobi gehen wir beinah alle Tage dem Clemens gefällt er über alle Maasen, vorzüglich durch sein sehr bescheidnes freundliches Wesen gegen ihn, so gleiche ich in seinen Augen meiner Mutter in Die er auch verliebt war so sehr, daß ich ihm ebenfals eine sehr angenehme Erscheinung bin. Dein Paquet mit dem langen Brief ist noch nicht Da ich erwarte es mit Begierde, ich stell mir vor daß ich in etliche Dornen werde tretten müssen nun ich habe Muth; wie viel hab ich dir zu Danken, wenn Du willig, geheime Blätter deines Herzens vor mir entfaltest. Wenn Göthe in deine Nähe kommt, so erfrische mein Andenken ich war schon sehr oft in dieser Zeit bewegt ihm zu schreiben, doch hält mich die Furcht zurück, es möge ihm in den jezigen Umständen nicht gefallen. Lebe wohl; ich emfehle mich deiner Güte, deinem treuen ernsten Sinn. Bettine A Monsieur le Baron d’Arnim bei Hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 9. Oktober 1808, Sonntag
München Den 9ten Obre Ich glaube Du wirst jezt einen Brief von mir in Händen haben worin noch viel von Deinen Verwandten steht, doch bin ich nicht ganz sicher ob ich dir wirklich so geschrieben, so wie ich mirs vorgenommen, Wir waren einmal beym Gr: Görz zum Mittagessen, der mir, und vorzüglich dem Clemens vor allen andern wohlgefallen hat, seine Frau wohnt in einem schönen Gartenhause, mit deiner Tante und ihrer Schwester, nebst allen Kindskindern die den Ganzen Tag vor der Großmutter herumspielen, sie selbst macht mit einem unglaublichen Fleiß und 525
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Gedult Tapeten Arbeiten, Es versammlen sich alle Abend zum Tee vielerley Menschen bei ihr von denen ich dir nicht einmal die Nahmen zu sagen weiß, denn sie hat so oft ich dort war, immer fort mit mir gesprochen und zwar von Dir, daß Du nach Berlin gehen wolltest fanden sie alle nicht am Plaze aus vielen Gründen die wahrscheinlich bei Dir zum Theil nichtig gewesen wären, sie begehrten alle Nach deiner Gegenwart in Regensburg wie nach Sohn und Bruder Besonders behauptet der alte Graf ein Recht auf dich zu haben, da er der einzige von deinen Verwandten sey, der Dich so sehr liebe wie alle andre ohne Dich je gesehen zu haben. Dein Liebling die Tochter der Gräfin Schliz wird ihrer jezigen Bildung nach, sehr schön, sie ist noch immer ganz Kindisch obschon sie schon sehr groß ist, man hat uns mit Freundlichkeit überhaüft so daß Savigny wünschte daß die Universität hin versezt werden mögte. Clemens hat hier mit dem Kupferstecher Heß gesprochen, über Grimm, welcher ihn unentgeltlich lehÇÇren wirÈÈd ihm auch die Werckzeuge leihen will, dieser ÇÇxxx geÈÈnaueste Berechnung gemacht, daß er mit ÇÇxxxÈÈ 400 Gulden des Jahrs, hier seinen Aufenthalt bestreiten kann, in 18 Monaten will er ihn so weit bringen daß er sein Brod selbst verdienen könne, Heß ist sehr brav so wohl in seiner Kunst, als auch in seinem Carackter, ich glaube nicht daß man leicht eine ähnliche vortheilhafte Art ihn zu unterrichten wird finden, er würde im ganzen 600 hundert Gulden haben Müsen Savigny hat sich erboten ihm jährlich 100 fl: zu geben, seine Brüder, Die gewiß nicht so viel haben ihn einige Jahre in Rom zu erhalten, (wo er ohne dem sich ganz überlassen seyn würde, ohne Erfahrung im Leben mit der Ungeschicklichkeit und Mattigkeit seines Wesens daß immer der Aneifrung bedarf,) würden leicht eine so kurze Zeit auch besser beitragen können ihn zu unterstüzen, ich werde auch thun was ich kann, da ich in dem einsamen Landshut, sehr in der Laage bin, zu spahren, übrigens lernen würde er auf alle Fälle, da es nur an ihm liegen könnte, den freien Eingang in die Gallerie täglich zweimal, dann in Schleußheim welches zwei Stunden von hier ist, worin eine Sammlung altdeutscher Bilder ist von unendlichem Werth, müßte für ihn sehr nüzlich seyn; Clemens wird bald alles ins reine bringen und ihm darüber schreiben, nach Rom kann er nachher immer noch, und mit mehr Zuversicht. Das wären also meine Geschäfte von meinem Aufenthalt weiß ich nicht viel ergözliches zu sagen, ich wollte hier noch singen lernen, allein die man mir als die beste Lehrer angab, waren so unerträglich 526
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methodisch in der Musick, daß ich mich mit dem besten Willen nicht unter das ÇÇxxxÈÈ begeben konnte, Sonntags wird in der königlichen CaÇÇpelle xxxÈÈ gemacht ich gehe immer im grösten RegeÇÇn xxxÈÈ es ist mein einziger Genuß, und da Denck ich auch zuweilen an Dich, ich mögte Dir noch mancherlei schreiben, darüber wie Du Glück und Unglück zu ertragen gewöhnt, allein meine Gedanken sind dabei so schwehrfällig, daß sie das dünne Papier nicht ertragen kann; man schmeichelt der Freundschaft wenn man ihr sein Glück mittheilt, man ehrt sie wenn man ihr theil am Unglück gönnen will, das erste und schönste Geschenck, ist das Opfer des Stolzes der durch Unfälle erregt wird, es kann allein in würdiger Absicht einem Würdigen gemacht werden; ich weiß Daß Du nicht unbillig bist daß Du mir nichts entziehst was ich verdiene; was ich nicht verdient habe, kann ich vielleicht mit Der Zeit noch erwerben; wo Der Geist sich hinwendet, da folgt ÇÇdaÈÈs Schicksal nach, besonders bei Menschen deren Gemüth ÇÇunÈÈd Neigung sich so frei von Schlacken und vermischung anderer Erze zeigt, wie bei Dir, wo Der Dichter so grandios hervorgeht, daß sich selbst dein Urtheil in allem frei von Umgebung und Umständen steths mit gleicher Kraft erhält, ich habe schon öfters zu bemerken geglaubt, daß Du Dich mit Sorgfalt vor allem Fremden bewahrst, ich Drücke mich kindisch und undeutlich aus, Du verstehst mich doch wohl deine Lieder waren mir von jeher ein Ahndung deines Schicksals, ich kann mich nicht so ausdrücken wie ich will leb wohl, behalt mich lieb, begehr nach mir oder nicht ich werde Dir doch immer innigst ergeben bleiben. Bettine ich bin sehr begierig deinen großen Brief mit den andern Sachen zu erhalten er bleibt über die Maasen lang aus. An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei hrn Zimmer Heidelberg
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An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 10. Oktober 1808, Montag
Heidelberg d* 10 Okt Zwey Briefe von Dir, die ich nach einander erhielt berichtigten einander, ich glaube, daß inzwischen auch meine beyden andern Briefe zu Dir gelangt sind. Gestern war Weinlese in unserm Garten, die wird mich entschuldigen wenn ich das gleiche Beantworten unterließ; ich ließ den Buben zu gefallen meine Pistolen krachen, sie hatten zwey Stück schwere Artillerie aufgefahren. Ein entsetzlich dicker Bachus wüthete unter den kreischenden Mädchen, nachdem wir die Luft klar geschossen hatten, Himmel und Erde war mannig faltig gefärbt. Heute wird in Rohrbach geherbstet, wo wir uns neulich am schönsten Abendroth über den grünen Bergen Kartoffeln gebraten, versteht sich nicht am Sonnenfeuer sondern an alten Reisern, die im Weinberg zusammengelesen. Von Hause bin ich ohne alle Nachricht und meist sehr niedergeschlagen, Görres ist fort und ich bin nun wirklich ein Einsiedler, am Thore brachte ich ihm mein Lebewohl. Wie war ich am andern Tage erstaunt ihn in Manheim wiederzufinden, wohin ich mit dem Mahler Tischbein reiste, es ist eigentlich über flüssig, sich noch einmal wiederzusehen, wenn man einmal abgeschlossen und darum sind auch die Geistererscheinungen unnütz. Manches schöne Kunstwerk lernte ich dort kennen. Zum erstenmal sah ich einen Abguß der Pallas von Velletri, ihre kolossale Gestalt passt zu ihrer Weisheit und ich muste dem Göthe recht geben, der einmal dem Werner gegen seine Liebestheorie einwandte, er glaubte wohl, daß ihn die Marienbilder auf solche Gedanken bringen könnten, aber er wollte ihn einmal vor eine Pallas bringen, ob er da noch an so etwas dächte. Die Zimmer hat gerade solch ein Frauenzimmer zu ihrer Aufwartung, und die heisse ich den Dragoner und so nennt sie jedermann, für keine Gottheit ist im allgemeinen so der Sinn verloren, als für die Pallas, sie ist fast so verrufen wie ihre Eule. Manches schöne Bild sah ich noch in den verschiednen Sammlungen, ich mach Dich auf Schönbergers Arbeiten aufmerksam, Du wirst deren in München sehen, die ferne Luft, Wasser und Erde mögen wenige mit solcher Sehnsucht gemalt haben, dafür sind aber seine Vordergründe seine Gegenwart, steif und wie durch eine Brille angesehen, eckig und in sich ohne Zusammenhang. Die großherzogliche Gallerie hat gute Niederländer, auch einige leicht gemalte Florentiner, voll schöner Farben∧anlage, aber es fehlte so ein 528
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Hauptbild, das so in jeder Gallerie so wie ein Hauptgebirge alles hält und begründet, was sich angelegt hat. Ein unangenehmes Gefühl muß ich Dir doch machen, ungeachtet ich mir vorgenommen, Dir jedes zu sparen, du würdest es doch erfahren, daß Göthe in Frankfurt, sein Sohn, der hergestellt, ist dahin gereist; ich habe keine grosse Lust dahin, denn ich würde ihm viel vorhusten müssen. Heute wollen wir lustig seyn, morgen kommen Franzosen, schlachten unser fettes Schwein, nehmen unsre Hosen u.s.w. es ist das Corps des Herzogs von Treviso. – Ich küsse dich nicht, damit du mir keinen Husten bekommst. Achim Arnim. An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H. Hofrath u Professor Landshut von Savigny. in Bayern
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11 Okt. Schönberg macht die Fernen mit einer Sehnsucht, daß seine Nahen feist und wie durch eine Brille angesehen eckig und in sich ohne Zusammenhang werden. In der Gallerie fehlt ein Hauptbild, an dem sich alles wie an ein Gebirge anliegt. Heute wollen wir lustig seyn, morgen kommen Franzosen, schlachten unser fettes Schwein, nehmen unsre Hosen
*883. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, etwa 10. Oktober 1808, Montag
Ich habe endlich Nachricht von Hause und werde in diesen Tagen Geld bekommen. (Nr. 897,55–56.) Arnim an Clemens Brentano, 22. Oktober 1808:
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg München, 10. und 11. Oktober 1808, Montag und Dienstag
Lieber Bruder! Ich habe deine freundlichen Zeilen erhalten, du bist etwas Melancholisch, ich möchte verzweiflen, über mein verfluchtes Weib, die mir einen Jammerkübel nach dem andern übergießt, wohin ich flüchten soll, weiß ich nicht, ich glaube nicht, daß ich lange in diesem Lande existiren werde, ich will fortlaufen, Gott weiß wohin, alle Menschen um mich nehmen mein Elend so leicht, das bringt mich gar um, ich lebe nur, um mich zu ecklen. Schreiben mag ich nicht mehr, denn waß soll ich schreiben, immer, immer, das elende schändliche Weib! – Ich habe heute an Jakob, wegen Louis geschrieben er soll hier bei Heß Kupferstechen lernen, Zimmer, für den er billig und umsonst gearbeitet, denn zum Einsiedler, hat man sogar die ersten Platten nicht bezahlt, mag ihn noch die 14 Tage bei sich halten, biß ihm Jakob schreibt, daß er hierher oder nach Hauß soll, dieser wird das unverzüglich thun. Heß hat meine Mittheilung über ihn sehr liebevoll aufgenommen, und mit 300 fl kann er vollkommen leben und viel lernen, Savigny will ihm 100 geben ich und Bettine etwa auch ein 60 und so wird er seine Brüder wenig kosten. Von dem Einsiedler weiß man hier wenig, es thut mir leid, daß die Wälder so gelichtet werden, daß der Einsiedler zu Ende geht. Bei Jakobi bin ich oft Abends gewesen, er hat mich wieder besucht, er ist sehr lieb und sanft, seine Ahnlichkeit mit Schwarz in Heidelberg in der höchsten Potenz in allen seinem Treiben, ist wahr, deine Kritick soll ihn sehr und tief gekränckt haben, von Ast und Rottmanner und dergleichen weiß man hier und selbst in Landshut schier nichts, Wenn Görres nicht nach Landshut kömmt, ist blos seine Frau schuld, die ihn nicht los läßt auf ein Halbjahr, das wäre das einzige Mittel, die Dürerschen Randzeichnungen sind leider mit dem Original nicht zu vergleichen, das ist ein Göttliches Werk, und ein Mensch, der dies hätte im Besitz und es recht liebte, wäre darum schon herrlich. Ritter ist durch seine schlechte Wirthschaft (er hat 1800 fl und große Versuche frei) so herunter, daß er Jakobi und jeden andern täglich mit Bettelbriefen um 2 fl, ja um 24 xr verfolgt, er soll zehn 1000 fl schulden haben, ich weiß es von Sommering und Jakobi selbst, seine Unverschämtheit soll dabei empörend sein. Sehr ärgerlich ist mir das Görres mir Bücher mit nach Koblenz genommen und mir nicht einmahl gesagt welche, oder hat er mir sie zurückgelassen, melde mir 530
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das, die Bücher, die ich in Heidelberg hatte, sind mein bestes und schier mein Trost, Gott weiß, ob ich Sie je wieder erhalte, er ist in solchem sehr nachläßig. Daß ich dir noch nicht schrieb ist mit schuld, weil ich mir immer dencke, daß alles waß ich dir mittheilen könnte, du von Betinen viel besser jünger und lieber erhalten wirst, da sie dir so vertraut ist und so viel schreibt. Recht rührend ist mir die Neigung, ja der innre Zwang, der in ihr ist, sich mit berühmten Männern vertraut zu machen, Sie ist täglich bei Jakobi, und ihre Hände ruhen oft unbewust freundlich beim Gespräch in einander. Die große Liebe und Freundlichkeit, womit mich dein Gros Onkle der Graf Görz und die Gräfin und deine Tante behandelt, weil ich dein Freund bin, hat mich unendlich erfreut, umso mehr, da Görz der erste vornehme Mann ist, bei dem es mir sehr wohl geworden, und ich habe gefühlt, daß du dort wirklich mich als deinen Freund erkannt, weil man mir als solchem so gütig war, Görz versicherte mich, der Brief von Stein in der Zeitung sei ächt, er wiße es gewiß. – . Auf der Gallerie, die immer offen ist haben wir viel Freude, Wallenberg der Orientale hat sich heut recht mit Betine herumgebißen und einige bucklichte Mahler haben dazu applaudirt. Dieser Klickicker ist eigentlich ein recht guter Kerl. Morgen ist Sitzung in der Akademie und wir werden oben auf der Gallerie zusehen, Betine hat dem Jakobi gesagt, sie wolle ihm auf den Kopf spucken, und das ist zum Unglück bekannt in der Stadt geworden, nun wird es nicht gehen. – . Gestern Abends laß Jakobs bei Jakobi seine Morgen zu haltende Rede zur Probe, ob sie nicht zu lang oder kurz sei, vor, die Uhr lag auf dem Tisch, ich kam nicht am Anfang, sie enthielt eine Parallele des Griechischen und unsrer Bildung und da hieß es unter andern wenn irgendwo ein Athen entstehen könnte, so sei es hier jezt in München, da hatte Jakobi nichts gegen, aber als es hieß, die demokratische Verfaßung sei der griechischen Bildung sehr vortheilhaft gewesen, da ward Jakobs gebeten das weg zu laßen, – das gefiel mir bei aller Anmuth schlecht. Sobald Grimm nun mit allem fertig ist, und ihm seine Brüder schreiben, soll er auf die wohlfeilste Art zu uns nach Landshut kommen, dazu wird ihm das, waß er von Zimmer verdient hinreichen, für die Leufrieds hat ihm dieser 5 Carolins versprochen, nun muß er ihm noch den III Wunderhornstitel und den I Kinderliedstitel honoriren, weniger als 8 Carolins im Ganzen darf er ihm nun doch wohl nicht geben, spreche doch mit Zimmer und mache, daß er es bekömmt. Ich habe in deinem Brief mit Schauder deine Blicke auf Untergegangenes bemerkt, soll ich ewig zudecken, 531
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waß mir das Liebste war, weil es todt ist, ach lieber Bruder, ich habe oft gern versäumt, selbst zu genießen, um dir alles zußammen zu tragen, waß mir theuer geworden, verzeih, daß ich jezt nur an Armuth reich bin, könnte ich dich aber meiner Traüme theilhaftig machen, ich sehe Sophien schier alle zwei oder drei Nächte sehr liebvoll, schön und heilig, ach so wie in der ersten Liebe, theurer Bruder, du bist ein sehr tugendhafter Mann, ich liebe dich sehr, vergiß mich nicht dein ClemensBrentano. bei H* v. Savigny in Landshut. Wo und wann willst du den Schelmufski abdrucken laßen, du wirst doch nichts verändern, darüber schreibe, ist deine Vorrede, dein neuer Titel des Einsiedels fertig. F Tieck soll in Rom sich übel befinden, Chr. Schloßer ist hin, er hat Jakobi gar nicht gefallen, aber einige Kopisten der Gallerie tief begeistert, von Rumor rumort es noch hier aber er selbst ist noch nicht zurück. L. Tieck wurde mit S. Bernhardi Knorring, Stranski von Wien kommend täglich in München erwartet.
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Von Jacob und Wilhelm Grimm nach Heidelberg Kassel, 10. Oktober 1808, Montag
Caßel am 10. Oct. Herzlich gegrüßt und im voraus Dank für die beiden Bände des Wunderhorns, welche hoffentlich bald anlangen werden. Anliegendes Blättchen, wegen der uns fehlenden Einsiedler, seyn Sie doch so gut an Zimmer abzugeben. Wegen des Luis bin ich schon die ganze Zeit her in Sorgen und Gedanken u. hätte auf Ihre guten freundlichen Rathschläge billig schon eher geantwortet, wenn nicht der Clemens bei seiner letzten Anwesenheit in Allendorf von einer vortheilhaften Möglichkeit, ihn in Baiern unterzubringen, geredet. Ob er in München beßer u. mehr als etwa in Wien, Dresden p lernt, weiß ich nicht, das hängt am End von vielen einzelnen Umständen ab; daß seine übrigen Verhältniße in München leichter seyn werden, glaube ich nicht. Vom Clemens wünsche ich zweierlei, daß er die Sache nicht vernachläßige, u. daß er sich 532
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ganz frei gegen uns u. gegen den Lui selber halte. Denn wir sind ihm u. Ihnen sicher herzlich dankbar dafür, daß Sie ihn so lang in Heidelberg gehabt haben, ohne welches wir gar nicht getrauten, ihn allein an einen andern Ort zu thun, was aber nun angehen wird. Von seiner Lust nach Paris zu reisen, wird er Ihnen auch gesprochen haben, wie er mir davon geschrieben; ich habe ihm aber gleich abgerathen, weil er wie ich glaube vorerst in einer deutschen Schule beßer, sicherer u. wohlfeiler fortlernen kann. Mein fester Entschluß ist also der: etwas muß für ihn geschehen, 200–300 rt. jährlich, wenn es auch schwer hält, gedenke ich für ihn zusammen zubringen, damit muß er an irgend einen guten Ort in Deutschland, welcher nun durch Correspondenz und den Rath guter Freunde ausgemacht u. bestimmt würde. Sobald ich daher in kurzem entscheidende Nachricht vom Clemens erhalten habe, und es in Baiern nichts ist, so schreibe ich dem Luis daß er hierherkommt, es ist uns selber lieb, wenn er 4 bis 6 Wochen bei uns bleibt und in der Zeit muß das Weitere besorgt werden. Das beste an dieser Entschließung, die noch näher ausgedacht und ausgeführt werden will, ist freilich, daß wir fest davon überzeugt sind, wie nothwendig weitere Schritte gethan werden müßen. Nach einigen Erkundigungen, soll auf der Wiener Academie wirklich recht wohlfeil zu leben seyn, nämlich sogar mit 600 fl. in Papiergeld, also nur ungefähr 150 hiesigen rt. Was Sie beßer oder näher wißen u. erfahren, schreiben Sie mir oder sagen es dem Lui. Darum bitte ich Sie nach Ihrer Freundschaft u. dem herzlichen Antheil, den Sie an dieser Sache genommen haben. Ich bin, nebst meinem Bruder Ihnen treu ergeben. Leben Sie wohl u. vergnügt und grüßen Sie den Luis von uns allen. J. Grimm. ÇWilhelm Grimm:È Von Reichardts soll ich Ihnen viele Grüße sagen, und von Louise die Bitte ihr so bald als möglich die Musikalien zurück zu schicken. Er hat eben eine kleine franz. Oper componirt, die bald gegeben wird. WG.
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Von Joseph Görres nach Heidelberg Koblenz, 14. Oktober 1808, Freitag
Koblenz am 14ten Oktober 1808. Ich hatte gefürchtet, mein Brief mögte naß werden unter Wegs bey¨ dem gar zu schlechten Wetter, darum habe ich mich gescheut bis heren zu schreiben, jetzt wo’s etwas saüberlicher geworden ist, setze ich mich hin und schicke Boten zur Einsiedeley¨ zuerst mit der Gratulation zum zwey¨ten Fieber, das nicht ausgeblieben sey¨n wird, wenn noch fernerhin in dem niedlichsten aller Siechhaüser gewohnt worden ist. Die Haare jedoch müßen sehr schön kraus werden der hy¨grometischen Eigenschafft der Lufft wegen, und die darinn gebohrnen Mädchen sehr weiß, weil sie es an Flüssen schon bekanntlich sind der Nebel wegen. Ihr werdet schon selbst oben euere Bemerkungen darüber gemacht haben, wie uns der Himmel angelacht hat auf der ganzen Reiße, das Rheingau hatte recht sein hochzeitlich Kleid an, jetzt aber hats wie ich hier sehe, sich schon kommod gemacht und die Pracht abgelegt und verschloßen bis zum nächsten Jahre. Wir haben ihr zu Ehre auch recht geschwitzt auf dem Verdecke. Darauf sind wir hier angekommen, am Ufer warteten die Douaniers und wollten den 7ten Theil von Allem haben, von Manchem den Vierten, ich habe ihn aber von nichts gegeben, als von meiner Ersparniß, und dazu haben sie sehr saure Gesichter gemacht. Zwölf Frey¨exemplare von den Schrifftproben, und Eines vom Einsiedler habe ich ihnen auch angeboten, sie haben aber das Present nicht einen Pfifferling geachtet. Schmuggelnd bin ich darauf eingezogen bis in den Kern meiner guten Stadt, und habe all den alten Dreck, den ich von früherem Fraße von mir gegeben, wieder gefunden wohl konservirt und angenehm riechend. Es ist mir merkwürdig, wie eine Stadt so lange unverändert gleichen Charakter behalten kann, ich finde bey¨nahe noch für jede Kerbe den einpaßenden Stutz. Alles gut und schön, ich habe sie gebeten zum Mahlen zu sitzen der künftigen Vergleichung wegen. In der hießigen Loge habe ich auch Brüder und Freunde gefunden, und wir mauern fort, wo oben nachgelaßen, wir sind bey¨m großen Orient, und haben den grösten Einfluß in die spanischen Angelegenheiten. Einige Kinder sind unterdessen groß geworden, einige Große Kinder, ich habe nicht dagegen eingewendet, weil das so Brauch zu sey¨n pflegt. Wir selbst sind Alle wohlbehalten, nur daß mein Kleines seit einigen Tagen die Gewohnheit angenommen hat, und es alsdann gewechselt in vielen kleinen 534
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Summen hinten wieder von sich zu geben, ein lästiges Gewerbe, das aber seit einiger Zeit als Influenza hier herrscht. Das macht uns denn viele Arbeit mitten in den Ferien. Ich wäre glückselig, wenn nun noch ein Gruß bestellt würde an Zimmer, an Grimm und die Leute in Landshut und was sonst grüßbar ist, dann wenn die laufenden Neuigkeiten mir gefälligst kommunizirt würden. Zum Durchsauffen wird wohl bald Anstalt getroffen werden müßen, weil das Getränke sonst mit soviel Wasser temperirt wird, daß alles Feuer darinn ausgeht, und nicht mehr angeblaßen werden kann durch den Posaunenengel. Wünsche wohl zu leben. – Görres Herrn Arnim in Heidelberg
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Von Karl Schmidthammer an Arnim und Brentano in Heidelberg Leipzig, 14. Oktober 1808, Freitag
Verehrteste Herren! Wenn ich Ihnen bei Uebersendung beiliegender Gedichte den Wunsch äußre, daß Sie sie einer gütigen Durchsicht würdigen, und denselben nach Gutbefinden eine Stelle in Ihrer Zeitung für Einsiedler gönnen mögen, so muß ich zugleich um Verzeihung bitten, daß ein 18jähriger, unbekannter Jüngling sich das erdreistet. Denn außer drei Aufsätzen im Modejournal, und einem in den Justiz- u Polizey-Rügen, 8ten August 1808: Einige Vorschläge zu Bildungsvorteilen für die Jüdische Nation, habe ich noch nichts bekannt gemacht. Das Gedicht Gott wird aus 12 Gesängen bestehn. Ich habe 1½ Gesang geendigt, u wie Ihnen nun die kleine Probe, die den Anfang macht, vorkommen wird, fürchte ich zu wissen. Es soll die Verbindung d. abgefallnen Engel, der Teufel u des Fatums zum Sturze Gottes und den Sieg Gottes enthalten. Jesus Christus wird ein dramatisches Gedicht, od. wenn ich es lieber so nennen dürfte, ein Drama, in 4 Theilen: Ein Theil ist fertig. 535
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Ob ich nicht ganz schlecht unter meinen Manuscripten gewählt habe, kann ich nicht beurtheilen. Es würde mich höchst erfreuen, verehrte Männer, wenn Sie beiliegende Proben eines kleinen schriftlichen Urtheils nicht unwerth hielten, und mir so sagten, ob ich weiter fortschreiten darf oder nicht. Ich bin mit gröster Hochachtung Ew. Wohlgeb. ganz ergebenster Diener Leipzig, Karl Schmidthammer den 14ten October stud. juris. 1808 addr: abzugeben in der hohen Lilie, 4 Treppen hoch, beim Faktor Große.
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An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 16. Oktober 1808, Sonntag
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Lieber Clemens! Schreib bald über Grimm, er hat hier schon soviel Zeit verloren, in der er etwas lernen konnte und sollte, daß mir jeder Tag ordentlich drückend ist, welchen er hier noch verliert, er skizirt jezt allerley für sich, aber er hat noch zu wenig Idee dazu, auch zu wenig gesehen. Deine Schwester schrieb mir, daß Heß ihn zu sich nehmen wollte, es versteht sich doch aber, daß er nicht blos Kupfersteche bey ihm lernt, sondern auch Mahlen, denn blos als ernährende Arbeit betrachtet, ist das Mahlen gleichwichtig, es gehört auch jezt nothwendig zu einem Kupferstecher, der sich auszeichnen will. Sein Bruder schrieb mir neulich, daß er gehört auf der Wiener Akademie sey recht wohlfeil nämlich mit 600 fl Papiergeld zu leben; schreib mir doch ein Wort über die Lehranstalten in München, ich meine es sey alles noch zu frisch. Du bist aber unerträglich träge in Briefen geworden. Grims Bruder Wilhelm, hat eine Recension von Hagens Nibelungen und eine Abhandlung zur Geschichte deutscher Poesie an Creuzer geschickt, die letzte kommt in die Studien, ich habe beydes noch nicht gelesen. Der Grimm machte neulich eine kleine Christliche Sklizze, wo er so viel fremdartige 536
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selbsterfundene Blumen anbrachte, daß es mich veranlasste über die christliche Symbolick zu sammeln, alles was zu einem allgemein geltenden und verstandenen christlichen allegorischen Gebrauch gekommen, sowohl an Naturkörpern als auch an Bezeichnungen, was Du mir in dieser Gattung an Büchern schaffen kannst soll mir willkommen seyn, es breitet sich dieses Studium nebenher auch auf die Zierrathen in der Baukunst aus, die freilich, was ich bisher gesehen einfacher als man glaubt sind. Ich dächte auf der Landshuther Universitätsbibliothek müste recht viel dafür seyn, aus den aufgehobnen Klöster. Die allegorischen Selbsterfinder späterer Zeiten gehen mich nichts an, die zwar oft sehr sinnreich, aber die Allegorie schon als Gegenstand nicht als Mittel betrachteten. Das Herbsten ist hier im Durchschnit sehr traurig gewesen, die Wagen mit Most kamen wie Leichenwagen an, es waren hunderte in Rohrbach beysammen und niemand sang, das Volk ist sehr abgestumpft, da ist doch mehr Lust bey uns. Das Wetter mochte etwas thun, wenigstens hindert es mich verbunden mit Geldmangel lustige Gegend aufzusuchen, wir haben fast beständig Regen und die Blätter verfeuern schnell ihre letzten Farben weil der Winter schnell anrückt. Ich schlage die Rechnungen und einen Brief Deines Bruders ein; das Paket, worin für dich eine Tröst-Einsamkeit ist erst heute abgegangen durch Zögern der Buchhandlung, ich fürchte es geht alles einen Monat bis zu Dir. Ich wünsche, daß DÇÇuÈÈ Dich gut einwohnst in Landshuth; schreib mir doch recht bald wie dir Vorrede und Schluß des Einsiedler gefallen schreib so viel du gerade magst, verschieb es nicht so lange bis du alles geschrieben. Dein Achim Arnim An Herrn Clemens Brentano zu Abzugeben bey H. Hofrath und Professor Landshut von Savigny in Bayern
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An C. B. d* 25 Oktob Grimm machte eine kleine christliche Skizze, worin er viel fremdartige selbsterfundene Blumen anbrachte, das veranlasst mich uber christliche Symbolick zu sammeln, so wohl die Naturkörper als auch die Bezeichnungen, die allgemein allegorisch galten; dahin gehören besonders die in der Baukunst. Die allegorischen Selbsterfinder, die Allegorie schon als Gegenstand nicht als Mittel betrachteten gehören nicht hieher – Die Blätter feiern schnell noch mit ihren letzten hellen Farben, weil der Winter schnell anrückt
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 16. Oktober 1808, Sonntag
Lieber Guter Arnim! Ich mögte nur wieder etwas hören von Dir, Zwar aus keiner Art von Besorgniß, Denn Du selbst bist zu fest zu treu in deinem ganzen Wesen, und dann beschüzet Dich Gott. viel viel könnte ich dir erzehlen, wenn Du hier wärest; Clemens ist nach Landshut, er ist dem Jacobi mit einer ungewöhnlichen Dehmuth und Achtung begegnet. in einer Sizung der Academie war ich auch, Schlichtegroll trug alle verdienstvolle Thaten vor die während einem Jahr von ihren MitGliedern war verübt worden, unter anderm erzehlte er, daß eine gewiße Person, eine schöne Wiese an die Academie geschenckt hat, Prof: Jacobs ein Liebling von Clemens hatte noch etwas von dem alten Process mit Griechen∧land, diese konigliche Weisheitsschule ist ein wahres Löschhorn alles Geistes; ich glaube wenn noch irgend ein Gutes Mitglied da wäre es müste an dem Dunst ersticken den Die ganze Versammlung macht, Jacobi klagt auch sehr über Augen weh er hat ein freundliches Zutrauen zu uns gefast, schon ein mal hatte er mir von deiner Schrifft über ihn, aber nur verblümt gesprochen, Gestern wo er allein bei mir im Zimmer war, sagte er auf ein mal daß es ihn unaussprechlich gekränkt habe, indem er sich bewust sey nie einen unterdrückenden neidischen Gedanken gehabt zu haben, er fühle selbst daß das Alter ihn Schwach gemacht habe, daß es ihm leid sey erfahren zu müssen, da da er geglaubt habe in Der Jugend durch seine 538
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Kraft sich einen Schaz für das Alter gesammelt zu haben, daß ihm nun alle Frucht in Spreu zerfliege pp. ich schwieg zu allem, da er ausgesprochen hatte, machte ich ihm eine Schilderung deines Carackters so wie er mir Enthusiasmus für dich einflöst; du nimst mir dieß doch nicht übel lieber Freund, denn er ist (doch mehr wie viele andre die sich um dich bekümmern), werth; was gut ist zu erkennen. hierzu sagte Er nichts als; daß er es recht schön fände, daß wir treu aneinander handelten pp: – Tieck wird in jeder Stunde hier erwartet nebst seiner Schwester und Knorring noch haben wir einen gewissen Docktor Klinger kennen gelernt der viel mit Frd: Schlegel war, und einmal aus lauter Liebe sich für ihn aufopfern wollte; jezt aber überlegt und anders besonnen hat, er hört bei mir unter Die Rubrick von Friz Schlosser; Cristian Schlosser hat nicht viel Glück gemacht, deswegen wird er so bald abgezogen seyn, er hat merkwürdige Decorationen seiner selbst hier aufgestellt. Man will behaupten daß Tieck sich in Landshut fest sezen will, auch haben etliche Nachricht aus Hamburg daß Du nach Landshut kommen würdest, ich weiß zwar daß es nicht wahr ist, doch erfreut es mich allemal wenn ich es höre, ich frage immer woher Die Nachricht kömmt. Mein lieber Freund! was Darf ich dir freundliches schreiben? icÇÇh wüÈÈnsch dir alles gute, alles beste, ich wünsch dir, mich an die Seite, so wie ich am besten bin, daß ich dir erfreulich seyn möge, ich wünsch Dir daß Du fortfahren mögest mit Ehrfurcht vor deinem Gott in Dir, ihn mit Kraft auszusprechen; nein ich wünsch mir dieß alles, denn Da hab ich ja mein Glück ausgesprochen. Bettine. Bald Nachricht, ich bitte sehr darum. Professor Hess zu welchem Grimm soll ist einer Der angenehmsten Menschen im Umgang, sehr Geistreich über Kunst dabei unendlich Mild in seinem Wesen. Clemens hat schon an Die Brüder darum geschrieben, es wird sich wohl bald über Grimm entscheiden. Die Portraitmahler Die hier sind, sind alle so schlecht daß ich es nicht gewagt habe mich mahlen zu lassen aus Furcht dir einen Schrekken einzujagen. An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg 539
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Nr. 890
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Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 18. Oktober 1808, Dienstag
Berl d* 18tn 8tbr 1808.
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Lieber Louis Endlich mahl wieder Nachricht von Dir vom 19tn 7tbr das du noch lebest und gesund bist; dieses ist auch das eintzige intereßante im gantzen Briefe, die unangenehme Geldnoth ausgenommen, die mich so wie Dich betrifft. Noch ziehe ich keine Zinsen von alle meine ausstehende Kapitalien; täglich muß ich zahlen; noch jetzt muß ich wiederum 700 rth für contribution u. d. m. nach Zernickow schicken, und das Geld dazu aufborgen; und auf diese Art muß ich anhaltend immerfort in Berlin und dort große Zahlungen leisten und habe nichts, als bloßen credit: Wenn wird sich doch dieses Elend enden? – Du schreibest daß von den Geldunternehmungen worin dein bruder sich eingelaßen, und worin er mich leider mit verpflichtet hatt, und mich in der Juden Hände gebracht hatt, für mich eine gantz ungewohnte sehr odieuse Sache wüste du nichts: Hier ist die Sache. 1) Vor Jahr und Tag hatt er vom Juden Behr geliehen und die ich mit unterschreiben muste und jetzt zahlen soll – – – 2000 r* 2) Von Hr* Schmucker ebenfals wie oben – 2000 r* 3) Vom Juden Kanaille Bendix, ebenfals wie oben 6000 r* 4) Habe ich eine Seehandl* Ob* Deinen bruder geben müßen die er verpfändet auf wie viehl weiß ich nicht 4000 r* 5) Einen Pfandbrief zur verpfändung von 1400 r* Wie viehl er darauf gehoben weiß ich nicht noch wozu alles verwendet ist Summa 15400 r* Kapital ohne die rückständige Zinsen 1v
Damit ich nun wieder aus der Verfluchten Juden Hände komme die mich tägl überlauffen: und ich meine verpfandete Papiere wieder bekomme, habe ich mich entschloßen, für 20/m r* Pfandbriefe herzugeben, diese mag dein Bruder verkauffen so gutt er kann; damit seine Schuld und also auch meine Papiere lösen; bleibt davon waß übrig, so kan es zu andern Zinszahlungen oder zu eigener Nothdurfft verwendet werden. 540
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Diese 20/m r* Pfandbriefe trügen mir a 4 proCent jährlich 800 r* die ich verliehre und durch die ich von 1809. und so weiter, die Euch zugesagte jährliche Zulage von 800 r* berichtige, daß also, von 1809 an; ihr keine weitere Zulage von mir zu erwarten habt, weil diese hierdurch für immer berichtiget ist; ich weiß recht gutt das die versprochene Eure Zulage 808 r* 12 g* beträgt; diese 8 r* 12 g* aber sind als bagatel nicht zu erwehnen werth. ferner Ich weiß daß ich, die unter der Bedingung, wenn Zeit und Umstände es erlauben jährlich 808 r* 12 g* zu zahlen fortfahren würde versprochen: und daß ich 1807. und 1808 nichts darauf gezahlet habe, weil die Umstände, daß ich kein Geld hatte und habe; es unmöglich machte. Ich verspreche auch darüber noch nichts, und kan es nicht; gehen alle meine rückständige Zinsen mir ein, alsdan werde ich sehen ob und waß ich auf diese rückständige 1600 r* bezahlen kan. NB diese 20/m Pfandbriefe rechne ich nattürlich auf Euren einstigen Erbschaffts Antheil, bei den andern schon erhaltenen mit an; dieses aber ist auch der letzte Vorschuß von mir. Sonst ihr noch bei meinen Leben, Euer gantzes Erbtheil vorweg bekomt, und Euch nichts zu erben übrig bleibet. Damit aber Du einige Übersicht, in Eure ohngefehr künfftige Vermögens Umstände habest, und dich nicht etwan mit größeren zu erwartenden Summen täuschest, so siehe das hier folgende Verzeichnis, des Euch anzurechnenden schon weghabenden nach. Hatt Euer Vatter als Ware baar erhalten 24000r* Die Ausstattung Eurer Mutter betrug 5800r* 25000r* Das noch auf Beerwalde stehende Kapital ist Eine alte Schuld vom Vatter von 13900r* Nach des Vatter Todt zu die dringendsten Schulden 12000r* Suma 80700r 6) Kömt nun noch dazu die von mir jetzt gegebenen Pfandbriefe von 20000r* 7) die verpfändete Seehand* Obligatio von 4000r* 8) die verpfändete 2 Pfandbriefe mit 1400r* NB Wenn articel 7 und 8 nicht eingelöset wird So ist die total Summe des von Euch schon vorweghabenden Suma 106100r* 1) 2) 3) 4) 5)
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fr d’or cour fr d’or fr d’or cour
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NB Eure Erziehungs und Studien-Reise Kosten, welche etliche 30/m r* betragen haben, sind Euch nicht angerechnet, und mit den Erziehungs Kosten meines Sohnes compensiret worden. Nach dieser Berechnung nun kanst Du dir lieber Louis einen ohngefehren Uberschlag machen das Ihr nicht viehl mehr nach meinen Tode an Erbtheil zu erwarten habt: Nur müßet Ihr des falschen Gerüchtes euch gäntz1ich entschlagen, daß ich 40 bis 60/m rth jährlicher revenuen habe: Bei Gott, ich bin weit, weit davon entfernet. Und nun weist du alles; auch dein Bruder; weis es; um Euch darnach einrichten zu können; mein Gewißen sagt mir, daß ich redlich für Euch stets gesorget, und für Euer Bestes besorget war; waß durch Euch in meinen Plaane zerstöhret worden, darf ich nicht verantworten – Ihr erwerbet nichts, lebet mit Kosten, statt daß ihr wohlfeil in euren Eigenthum leben köntet; warum wohnet ihr nicht wenigstens auf euren Güthern? Lernet darauf die Landwirtschafft, um nach etlichen Jahren Euch selbst, wie andere Edelleuthe, damit beschäfftigen zu können. Mein gutter Rackow ist sehr kranck, ich fürcht sehr ihn zu verliehren, dieses wäre für mir ein wahres Unglück in meinen alten Tagen bei jetzigen verwirter Lage, diesen Mann durch einen neuen Pächter vertauschet zu sehen. Unseres Orthes hier, befinden wier uns noch immer in Ungewisheit unseres ferneren Schicksaales. Die Reden sind stets verschieden, ob wier erlöset werden oder nicht bald ja, bald Nein, zwar sind viehle fort, es kommen aber auch manche Neue ein, und wier stehen noch immer in Zweiflen. Gott erlöse uns einmahl. Lebe wohl, bleibe stets gesund, und vergiß nicht deine stets mit dir gutt meinende Groß Mutter vLabes. Ç1r alR:È NB Du hast eine besondere Arth von Siegeln deiner Briefe, daß es in der Schrifft geschiehet, die beim Öffnen mit weggerißen werden muß, dieses stünde wohl zu ändern. Windbeuttel Ç2r alR:È NB Carl habe ich gleiche berechnung gegeben.
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An Friedrich Carl von Savigny in Landshut Heidelberg, 20. Oktober 1808, Donnerstag
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Lieber Savigny! Ich mein, Dir wirds am wohlsten werden in Landshut von der ganzen Rheincompagnie, so spar ich denn meine Wünsche für die andern und wünsche Deinen Kindern einen goldnen Tisch an jedem End einen gebacknen Fisch und Deiner Frau noch einen Jakoby. Jakoby ist doch eine nähere Veranlassung meines Briefs, er soll viel Hamannische Handschriften besitzen, höre ihn doch darüber ab, ob er nicht Lust hat davon herauszugeben, ob er vielleicht überhaupt zu einer Herausgabe des Ganzen geneigt ist, es wäre im allgemeinen recht gut und auch ein guter Artikel für Zimmer. Soweit ich aber Jakoby kenne, wird er wohl meist das nicht thun, was die Leute von ihm wünschen. Durch seine Verbindung mit Stollberg, die wie ich glaube, hergestellt ist, kaÇÇnnÈÈ er leicht dessen Hamannsche HandschrifteÇÇn,ÈÈ auch die aus dem Nachlasse der Galitzin erhalten, ihm würde auch sicher der Consistorialrath Nikolovius seine Sammlung einhändigen. Ich bitte Dich, schreib oder sprich recht bald darüber mit ihm, er kann sich ja in München für das Linguistische leicht Hülfe schaffen; eben so für alles Mechanische bey der Arbeit, was er selbst hinzufügen will, kann ja beym letzten Theile so gut wie beym ersten stehen und so könnte bequem schon zu Ostern ein Band erscheinen. – Schaff doch, daß es in Bayern zu einer öffentlichen Prüfung des Code Napoleon kommt, das blamirte herrlich die übrigen Regierungen, die ihn blind angenommen haben – In unserm Lande läst es sich besser an, eben das wird mich aber verschlechtern, weil es mich von euch entfernt. Dein treuer Bruder und Schuldner für tausend Freundschaft und 75 Gulden. Achim Arnim An H Hofrath von Savigny zu Abzugeben mit einigen herzlichen Grüssen Frau Pathchen u Klein dito Landshut Bettinchen. 543
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Nr. *892
*892. Von Friedrich Herrmann nach Heidelberg Lübeck, letztes Drittel Oktober–erstes Drittel November 1808
Hast Du schon die Ankündigung des Wochenblats Erhebungen aus Lübeck gesehen, der Herausgeber bittet mich talentvolle Männer für ihn zu werben, nach der Ankündigung würde es sehr ernsthaft Ç...È es soll sich besonders mit innerer Staatsbildung beschäftigen. (Nr. 914,52–56.) Arnim an Clemens Brentano, 14. November 1808:
Arnim an Friedrich Herrmann, 14. November 1808: (Nr. 915.E,3–5).
Sie wollen Spezielles Ç...È
Der Titel ist zu eng
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Von Clemens Brentano nach Heidelberg Landshut, letztes Drittel Oktober 1808
Lieber Bruder! Meinen ersten Brief aus München wirst du bereits haben, und Grimms wegen wenigstens beruhiget sein, es ist Hess s Meinung selbst, daß er immer auch mahlen soll, und da ich aus deinem Briefe sehe, daß seine Brüder wohl ein paar hundert Gulden an ihn wenden können, hat er dort die beste Gelegenheit. Die herrlichen Bilder dort und in Schleisheim, an welchen er so ungestört, wie nirgend, immer fort studieren und kopiren kann, und außerdem das Zeichnen nach der Natur und Anticke unter Langer, besonders aber die Güte und große Freundlichkeit von Heß, der gewiß einer der trefflichsten Zeichner der Welt ist, und zugleich genießt er dann und wann die Ermunterung Savignys und die meine, waß einem so hülflosen Jüngling gewiß nützlich sein muß. Er soll also, sobald er Antwort von seinen Brüdern hat, denen ich wegen näherer Equipirung und auch genaue beRechnung alles deßen, waß er in München braucht, geschrieben habe, zu uns abreisen. – . Dein Samlen zu Christlicher Symbolick, will ich so viel möglich unterstützen, ob aber Bücher selbst existiren, die dahinein gehören könnten, glaube ich nicht, da das Symbolisiren der Christen nur aus der Legende und ihren Fablen und lokalen und Personlichen Feyerlichkeiten geschehen, waß aber schwerlich je besonders schriftlich aufgefast wurde, sehr viel über Gebraüche der Kirche und ihre Bedeutung enthält Bingam Geschichte der Kirchengebraüche mehrere 4° Bände, 544
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Zimmer hat es aus Fauths Bibliotheck, dann das alte Rationale, alter Druck. Ein Büchelchen de divis a plantis nomen habentibus hatte ich, doch weiß ich nicht, ob es noch in Cassel ist, oder mit meinen Büchern in der Heidelberger Auction zum Schorn∧stein hinaus geflogen ist. Außerdem enthalten das meiste wohl solche weitlaüfige Religiöse Schriften, wie die des Procops zerstreut, vor allem sind die alten Marianischen Lytaneien, und alle Erklärungen der Offenbarung Johannis, und des hohen Liedes zu benutzen, das Ganze wäre das Resultat des ungeheuersten Studiums der KirchenGeschichte und ihrer Alterthümer und würde sich tief ins Judische und Hebraische und ins Blaue hinein verlieren. Für Görres ist hier wenig oder keine Hoffnung, in München ist Schelling, der der Madam Montgelas den Fuchsschwanz streicht, bestimmt, aus Ruhmneid sein Gegner, Jakobi ebenso, ist durch seine Schwester Lehne, eine alte kanaillöse Kaffeschwester, Köppens Freundin gegen ihn, und von einem neuen Philosophen hier zu sprechen, hieß die theure 3000 fl Unbrauchbarkeit Köppens eingestehen, im Ganzen geht es nur durch persönliches Erscheinen und Gewinnung der obersten Quellen, Aretin ist übrigens in samt und sonderlicher Ungnade und mit allem möglichen Recht, Zu wünschen wäre Görres, denn die Universität hier ist eine wahre Jesuiter Knabenschule, es ist ein Jammer. – Tieck ist mit der Bernhardi in München von Wien angekommen, wo er den Savigny entzückt hat, auch Jakobi mögte ihn vor Liebe fressen, er glaubte Rumor zu treffen, der ihn dahin ein geladen hatte, dieser aber ist noch nicht da, ich habe ihn noch nicht gesehen, und weiß daher nicht, wo er hin will, Savigny sagt nach Berlin, seine wunderbare Ähnlichkeit mit Winkelmann, dich nicht für ein Dichter zu halten, hat er übrigens noch nicht abgelegt, wir alle haben uns darüber entsezzt, ich kann es nicht begreifen, wie Menschen sich so borniren können, daß sie nur sich und den Novalis für Poeten halten, am Ende ist doch wohl der ein Dichter allein, der so arm oder ärmer ist, als man selbst. Karackteristisch an Bayren sind die ganz lacherlich dummen Kirchthürme, und die abscheulich tollen Ofen, welche sich alle nicht heitzen, zwischen hier und München ist auf einer Station ein Offe von glasirtem Töpferzeug vorstellend einen sehr ungeschickten Trohnhimmel mit Saülen und in der Mitte einen grünen Stuhl, alles in Lebensgröße mit seinen natürlichen Farben und von Heute in der Mode, das Alles mit glanzender Glasur in einer dreckigten Stube. Meine Wohnung ist eine Musterkarte unbrauchbarer 545
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Oefen, und ich bringe meine Zeit mit Umschmeißen, Frieren, und Einheitzen zu. Jena kann doch nicht untergehn, solang man auf Schlachtfeldern frühstücken kann. Du warst doch wohl bei Göthe, als er in Fft war und hast sein Ehrenlegions kreuz gesehn, Schiller und Herder sind gestorben, um es nicht zu kriegen, Wieland hat bis jezt drauf gepaßt, und Göthe hat es für den Abbe´ und Groskophta angenommen, Für waß es der Bürgermeister Vogel, der Abbe Henry (ein alter Sprachmeister) und der Arzt Starck erhalten, mögte ich den Hofapothecker Wilhelmi fragen, der es wegen der Erfindung des Vogels Kukengreutig, so gut als die übrigen Votzen Söhne, verdient hat. Boiseret ist jezt in München, und Wallenberg ist weg, er hat mich hier besucht, er ist eigentlich ein recht guter Kerl, wenn er gleich ein Wenig lügen mag, hier habe ich nun Ast und Röschlaub kennen gelernt, lezterer ist ein gar verträglicher guter Kerl, und ersterer ist so sehr ein armer stolzer Aff, daß er ein Sachse, der den Flaumkuchen mit samt dem Popäre zu fräßen hat, sich Schellings scharf schwäbischen Dialeckt angewöhnt hat, und nun gar nicht mehr Weiß, wo er zu Hauß ist. Von unsern Todschlägerischen Sandmännern und Eisringern weiß man hier kaum etwas und ich habe noch keinen gesehen, Görres hätte schon deswegen für jezt hier kaum leben können, weil von den 600 hiesigen Studenten höchstens 100 Honorar zahlen, so daß nicht nur die gröste Armuth, sondern auch gar keine Bemühung unter den Lehrern, nun kömmt dies nicht etwa von der Pauverte´ der Studenten, sondern es ist Usus, daß alle Stipendiaten nicht zahlen, und hier giebt es solche unter den reichsten Leuten. Savigny wird sÇÇichÈÈ alle Mühe geben, diese Mängel nach und nach zu mildeÇÇrn,ÈÈ aber es ist ein Bettlerpelz voller Laußen. Wenn du ohnÇÇe GeldÈÈ bist, warum kömmst du nicht zu uns, der Wein hat sich ÇÇgeÈÈsezt, man kann trinken, zwei Große Stuben stehn offen und unbesezt, wenn du ohne Geld bist, warum borgst du keines bei deiner Tante in Regensburg oder bei Görz, oder warum gehst du nicht lieber zu diesen, die dich so innig lieben und sich so nach dir sehnen. Wie steht es nur mit den Handzeichnungen, die Weise hat, die zwei Laubthaler muß man doch nicht so fliegen laßen, auch muß er noch Kupfer von mir haben, besonders eineÇÇn JohÈÈannes, den ich nicht gern her gebe. Sage doch Grimm, daß er mir ÇÇdieÈÈ Hulda noch zeichnet, nur nicht zu klein, lieber in LebÇÇensgröÈÈße, oder Halblebensgröße, er kann ihr ein Kränzchen oÇÇderÈÈ Straüschen von Stiefmüterchen und Vergißmeinicht, oder nur von jeder Blume eine anbringen, nur soll er sich 546
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nicht darum verspäten. Lebe wohl mein Lieber, und bedaure die armen Spaniolen mit mir, denn jezt wird es gegen sie los gehen. Dein Landshut ÇOktÈ 1808. Clemens Brentano 105
Hernn L. A v. Arnim bei Buchhändler Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 21. Oktober 1808, Freitag
So kommt denn endlich alles an Tag; wie lang auch Dein Brief auf der Post sich versteckt haben mag, so kam endlich Die Stunde wo er erbrochen wurde, und gleich einem zu rückgehaltnen Strohm, ströhmte mir alle Freundlichkeit über den gebrochnen Damm Des Siegels entgegen, also war Der 25te September ganz mein und ist noch mein auf zwei vollgeschriebnen Bogen fest gelaagert, lieber Freund; an den Orangen Garten bei Aschaffenburg erinnere ich mich noch recht wohl, da sah ich hinein im vor bei fahren, und schluckte die lezte Betrübniß nieder um sie zu besserer Zeit ganz zu verdauen. jezt ist alles ruhig und gesezt in mir, Daß ich Dich verlassen muste, so grausam, das hab ich überwunden ich bereite nur alles in mir zu neuem Emfang indessen thut es mir auch leid daß mich von Diesem Leid Zeit und Gewohnheit trennen wollen, daß ich nicht mehr mit derselben Sehnsucht dir Gute Nacht rufe, als die erste Nacht nach meiner Abreiße. Boisseret ist vor 4 Tagen angekommen und Tieck vorgestern Abend, wir waren heute Morgen miteinander in der Gallerie; Tiecks Schwester ist auch da, ich soll sie sehen, ich fürchte sehr; nun was? – das sie mir nicht gefällt im ganzen geht es mir hier nicht nach Wunsch ich habe kein Zimmer für mich allein, und ist kein Augenblick Ruh um mich die Kinder lärmen Gunda treibt Haußhaltungs geschäfte und zieht mich alle Augenblick zu Rathe, so daß recht ausführlich an Dich zu schreiben mir eine Unmöglichkeit ist. Savigny und Clemens schreiben uns aus Landshut daß sie Wunder von prachtvollen alten Bildern für ein Spottgeld gekauft haben, und taglich noch auf finden während Roth547
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männer und Malmann über Kunst schrieen wurden vor ihren Augen mehrere der herrlichsten Bilder zerschlagen. Schelling hab ich auch gesehen man wollte ihn mir vorstellen da er aber so ein fürchterliches Gesicht hat konnt ich mich nicht entschließen mit ihm zu sprechen bin ihm daher ausgewichen. ein gewisser Dr. Gries den Du wohl kenst ist auch hier. er ist taub dieß wuste ich nicht; da er neben mir saß und mich sehr leise etwas fragte, antwortete ich auch nicht laut, er wurde immer leiser und ich auch, so daß wir eine Conversation führten, wovon keiner etwas verstand. Über Deine Liebschaft sage ich nichts, es ist Schickung Gottes wenn er ein Dunkles Andenken wieder einmal so klar aus dem Bronnen der Erinnerung schöpft und ihn dem ErdenPilger als Trunck darreicht. – Nur das wünschte ich daß dein Husten dich nicht hinderte, mich zu küssen; recht gern will ich den Husten erben, wenn Du nur ohne weiteres Bedenken mir um den Hals fallen willst. Lieber lieber Arnim ein Kuß von HeidelberÇÇgÈÈ hier her den wehen die kalten NordflügÇÇelÈÈ so mächtig an daß alle fremde Krankheit sich gewiß von ihm trennt und blos die Natur des Kusses ansteckt nehmlich daß man wieder küst. wie ich es denn mit ungemeiner Herzlichkeit jezt thue. Adieu Die Nacht bricht ein; ich bät Euch länger hier zu bleiben allein – Allein, ja allein wollt ich wärst Du bei mir. mein bester lieber Freund. sey nicht mißmuthig und immer gut deinem Freund. Bettine An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Zimmer Heidelberg
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An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 22 Oktob 1808. Zwey Briefe von mir sind unterweges, liebe Bettine, mein erster hatte sich mit dem Paket in der Buchhandlung so lange verspätet, daß ich ihn heraus nahm und beydes seinen eignen Weg gehen ließ. Ueber den Irrthum des letzten, als ob Göthe in Frankfurt sey muß ich mich 548
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rechtfertigen, in einem Briefe an den jungen Göthe, der ihn nach Frankfurt berief, hieß es, wegen der Ankunft seiner Aeltern, jezt scheint es blos die Mutter gewesen zu seyn. Wir haben es hier alle geglaubt; es war also wahrhaftig nicht um dich durch einen kleinen Schrecken aus Deiner Beurtheilung der Bayrischen Akademie aufzustören, doch Du warst schon in einem Abend damit fertig geworden. Der Clemens hat mir viel wunderliche Sachen von Dir erzählt, aber ich sag sie nicht wieder; Du scheinst mir viel in der französischen Malerschule gethan zu haben, ich meine mit Effektstücken, laß es Dir einmal von ihm wiedererzählen. Laß Dich des an Dir nicht so sehr verdriessen, denn wenn unser einer als gesetzter Mann das gleich mißbilligt am Schreibtisch, so hat man doch auch seine schwache Zeiten, wo einem so etwas über die Zunge springt und das ist eben keine Klinge, die es niederhaut, sondern da klingt es eben recht laut daran wieder. – Daß ich Jakoby gekränkt habe ist ohne Absicht, das muste er auch selbst einsehen, von Alterschwäche habe ich gar nicht geredet, wohl aber, daß er etwas unternommen, was er nicht kannte; jämmerlich scheint es mir aber von ihm herumzuträtschen, wie ihn das gekränkt und ein sehr abgenutztes Mittel, gegen meine Ueberzeugung einzunehmen. Seine Ehrlichkeit mit sich selbst ist mir aus mehreren Geschichten verdächtig, und ohne die ist der Mensch doch keinen Pfifferling werth. Du hast mir gar nichts weiter von seinen Schwestern geschrieben seit dem ersten Briefe, bist Du ihnen gar nicht zu Collet gestiegen, die eine soll doch ausgezeichnet seyn, nur mögen sie freilich alzu tiefe Geleise von der Gewohnheit erhalten haben. – Deine letzten Nachrichten von Görzens waren mir sehr erquicklich, Du hattest wirklich in den früheren Briefen mir nichts erzählt, als daß meine Tante viel mit Dir gesprochen über mich und dich. Dein letzter Brief hat mich in den Kreis zurück versetzt; ich hörte den Abend mit besondrer Andacht ein Fräulein Winkel harfenieren, die hier ein Concert gab. Sie spielt in einem sehr edlen Style, oft ossianisch und malt in Oehlfarben, wenigstens copirt sie mit wahrer beendigter Fertigkeit, spricht viel Sprachen, kennt die Literaturen, ist dabey ohne alle Ansprüche munter und gar nicht häßlich und wie schändlich der Ruf mit Mädchen von einigen wirklichen Talenten umgeht, sie ist mir von sehr braven Leuten als ein Scheusal verkünstelter, moderner, naseweiser Bildung ausgeschrieen. Die Mutter hat ihr Vermögen verloren und das Mädchen erhält jezt sie und sich durch Concerte u durch Copieren ausgezeichneter Gemälde. In ihrem Concerte fand ich den alten Voß 549
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mitten unter seinen Adjudanten, erhaben als säß er auf dem Trojanischen Pferde, oder wie die Leipziger Stadtsoldaten wenn sie auf dem spitzen Esel sitzen, seiner Physiognomie nach wie ein Leineweber, der Garn gestohlen, und deswegen noch Handschellen trägt, er protegirte sie auch, das ärgerte mich und drum gab ich mich viel mit ihr ab. Baggesen sprach ich dort, den klystirt er gegen die Romanticker zu feuern; die Rudolphi sieht mich auch feindlich an – ich bin ein verfolgter Edler! Uebrigens habe ich hier noch eine Weibliche Merkwürdigkeit entdeckt, aber noch nicht gesehen, eine Correspondentin von Göthe aus alter Zeit, eine alte Jungfrau, die fast männliches Ansehen haben soll und die mit der halben Welt korrespondirt. Er hat ihr erstlich wieder durch seinen Sohn geschrieben und zwar hatte dieser Befehl, den Brief selbst zu übergeben. In der Einsamkeit macht mir diese Neugierde einige Unterhaltung, ich laure ihr auf, es wird amende ein wüst Gesicht seyn und altklug wie eine Schildkröte. Wenn es aber die wäre, für die sich sein Herz noch regt, wenn die Rosen wieder blühn? – Ich werde dir nächstens eine Musick zu diesem Göthischen Liede von Zelter schicken, die mich einige Abende ganz selig gemacht hat, es war aber auch die einzige Musick die ich seit lange hörte. – Kaum hab ich noch Platz ein Wort über meinen Stolz zu sagen, den Du in Deinem vorletzten, mir sonst sehr werthen Briefe opfern lassen willst, durch mich selbst, liebes Kind man kann sich wohl ganz aber nicht stückweis opfern, und wie der Korporal im Wallenstein von einer zerhauenen Hand sagt, es ist keine Hand mehr, es ist nur ein Stummel, das gilt überall. Nur das Schlechte läst sich abgewöhnen, gehört jener Stolz auch dazu, so wird er sich endlich wohl ablösen, da ich hier zur Strafe ganz eng in den Winkel gestellt werde Achim Arnim. An Fräulein Bettine Brentano zu Abzugeben bey H Hofrath u Professor von Landshut Savigny in Bayern
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An B B. 22 Oktob Effektstücke, französische Schule, das springt über die Zunge und das ist keine Klinge, vielmehr wird es dadurch lebendig und klingt aller wärts wieder. Fr. Winkel harfenirt ossianisch, malt mit beendigter Fertigkeit, spricht viel Sprachen u. s. w und wie schändlich der Ruf mit Mädchen von einigem wirklichen Talente umgeht, sie ist mir von braven Leuten als ein Scheusal moderner naseweiser Bildung ausgeschrieen Correspondentin von Göthe, männlich vielleicht weiß und altklug wie eine Schilkröte, wenn es die wäre, wobey ihm die Rosen wiederblühn! Ich soll meinen Stolz aufopfern, man kann sich wohl ganz aber nicht stückweis aufopfern und wie der Korporal sagt eine zerhauene Hand ist keine Hand mehr, es ist nur ein Stummel. Nur das Schlechte läst sich abgewöhnen und gehört mein Stolz dazu, so wird er sich endlich wohl ablösen
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Heidelberg d* 22 Oktob 1808 Vielen Dank, lieber Görres, für Ihren Brief und für die Warnung gegen mein Nebelschloß, aber ich denke, da Clara Detten hier mit aller ihrer Liebenswürdigkeit ausdauern können, so mag ich wenigstens nicht weichlicher seyn als ein Weib, auch ist es überhaupt vorbey, wenn das vernichtet, ich gewöhne mich allmälig und bin wohl, mein Husten, den ich schon für die Schwindsucht hielt, ist verschwunden. Für so viel Gutes, das Sie mir wollen und wünschen, habe ich Ihnen einen schlechten Streich gespielt, aber ich denke Sie werden Sich eben nichts daraus machen; Yungs Geisterkunde ergrif mich so eigen, daß ich nicht unterlassen kounte mich in einer Anzeige darüber auszusprechen. Nun weiß ich noch gar nicht, ob die Leute es wagen sie aufzunehmen; auch Wagners sämtliche Werke habe ich rezensirt, ich bin so ungewiß hier in meinem Aufenthalte, daß ich mancherley 551
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durcheinander lese und da verfällt man denn auf die alten Recensirsprünge, überall sein Wörtchen mit drein zu sprechen. Allerley frische Menschheit kommt jezt an, der Ruf von Heidelberg scheint jezt erst durchzuschlagen, der Wirth vom Karlsberg ist im Verschiß. Von Berne kommen viele Nobels, selbst von Königsberg ein Wagen voll; die Schweizerreisenden sind auch zurück und natürlich herzlich froh, daß sie sich nicht wieder müde zu gehen nöthig haben, Moser hat sich etwas abgelaufen und sieht darum stärker aus. Von Clemens hab ich endlich einen Brief, Grimm kommt zu Heß nach München, Savigny legt zu, damit er auskommt. Clemens ist im Ganzen ärgerlich, findet die Stadt Landshut leer, scheint sich aber in München gefallen zu haben, da er lauter Gutes von Jakoby selbst sagt, der ihm sehr artig gewesen. Jakoby hat von meiner Recension gesagt, sie habe ihn gekränkt, es möchte wohlseyn daß er alt würde, lauter Dinge, die ich weder gemeint noch gewollt habe, die älteren Gelehrten haben sympathetische Augen, vor denen sich auch die schwärzeste Dinte entfärben muß, damit immer nichts auf den Wechselbriefen andrer sehen soll und sie die Tratten verweigern können. Ich lege ein Ex: der Trösteinsamkeit bey, da Sie meines Wissens kein Vollständiges besitzen; die beyden Chöre »Doch sprechen sie von Päpsten und von geheimen Vätern; frisch trommelt auf den Tisch und jenes andere »das sind nur dumme Jungen haben allgemein gefallen. Neulich traf ich mich mit dem alten Garndieb im Concert, er war von seinen Adjudanten umgÇÇeben,ÈÈ er hatte aber viel böses GewissÇÇen.ÈÈ Das Herbsten war hier in der Gegend ein wahrer Leichenzug, wenn ich bald Geld bekomme geh ich an den Rhein um doch ein etwas besseres Bild davon mitzunehmen, dann begrüsse ich vielleicht auch mein Pathchen u. s. w. u. s. w. u. s. w. Achim Arnim Clemens erinnert mich wieder an seine Bücher, er nennt sie seinen einzigen Trost, wenn es möglich endigen Sie bald Ihre Arbeiten darüber und senden Sie alles an Zimmer An Herrn Professor Görres zu Coblenz
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896.E An Joseph Görres in Koblenz Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend
Die älteren Gelehrten haben sympathetische Augen, mit denen sie auch die schwärzeste Dinte entfärben so sehen sie immer nichts auf dem Wechsel anderer Leute und verweigern die Tratten.
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An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend
Heidelberg d* 22 Oktob 1808 Dein Brief, lieber Clemens, war mir ein lang erwarteter Besuch, der aber wegen schlechten Wetters so lange ausbleibt, daß man ihn fast aufgegeben und angefangen in allerley Büchern zu blättern. Herzlichen Dank, daß Du mir die Sorge wegen Grimm entnommen, er ist so wenig selbsterfindend, daß er eigentlich gar nichts zu machen weiß, das ihm nicht vorgeschrieben, er malt jezt die Hulda für dich, aus einigen Skizzen schliesse ich, daß er die meiste Neigung zur Miniatur haben möchte, es ist auch das Nährendste. Dein gutes Vernehmen mit Jakoby freut mich, der Mann irrt sich, wenn er in mir die Absicht ihn zu kränken sucht und sich selbst, wenn er sich dadurch kränken läst. Bettinens Händedrücken mit ihm, wovon Du schreibst, muß wohl nicht sehr zärtlich seyn, wenn sie ihm in seiner ersten und ernsten Beschäftigung auf den Kopf spucken will, ich weiß nicht warum mir das Letztere so im Kopf herumspuhckt, aber ich bitte Dich erzähle mir solche Geschichten nicht, oder in der ganzen Ausführlichkeit ihres Daseyns, es treibt mir alles Blut in die Backen, daß andre Leute in München darum wissen, ich weiß recht gut, daß nichts weiter Uebles dahinter steckt als ein bischen Genie fabrick, auch nimmt sich so etwas geschrieben ekelhafter aus als gesagt. Du könntest der Geschichte vielleicht eine andre Deutung geben, wenn du das spucken und spuhken (von Gespenstern) umwandeltest, so etwas geht sonst von Mund zu Mund, und es sollte mich gar nicht wundern, wenn der Bayersche König die Dame zu sehen verlangte, die seinem Präsidenten, keiner weiß warum, auf den Kopf spucken will, es sey denn daß er wie die 553
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erste Frau von Gräter gesagt hatte, die von ihrem Mann verlangte, als er aus dem Schulfenster auf ihren Ruf sah und nicht herunter kommen konnte wegen des Unterrichts »So spuck zum wenigsten auf mich, damit ich doch was von dir habe!« Sieh das läuft nun wie ein Perpetuum Mobile in mir herum bis es alle mögliche Fälle durchgemacht; es ist was Verfluchtes, du hast zuweilen einen tiefen Blick in die Leute, der sehr ängstlich ist. Einen späteren Brief von mir und dein Exemplar der Trösteinsamkeit wirst du erhalten haben Ueber den Schelmufsky ist noch nicht entschieden, Zimmer ist allzu verthan in einem Geschäfte, das eigentlich über seine Kräfte geht, auch vom Gryphius ist noch nichts gedruckt, woran auch die ungewisse Dauer meines Hierseyns schuld. Creuzer hat Lust den Stiefsohn Leske zu euch hinzusenden. Ich habe noch keine Nachricht von Hause und oft aus Schonung gegen Zimmer keinen Kreutzer in der Tasche, auch kein Geld um auszuziehen und es weht an allen Wänden feucht in mein Zimmer hinein, morgens lieg ich wie im Nebel, davon hatte ich einen Husten bekommen, den ich für die Schwindsucht hielt, ist aber wieder weggegangen und meine Natur gewöhnt sich auch hieran. Diese Einbildung kam eigentlich von des de Wette alter Behauptung daß ich danach aussähe und weil ich seit vielen Jahren keinen Husten hatte, ich glaube endlich es ist der Sperma gewesen, der sÇÇichÈÈ auf die Lunge geworfen, o SappermenÇÇtÈÈ das war doch einmal eine ordentliche Schweinigeley! Jezt ist mir wohl und ich denke zum Landtag noch ordentlich schreien zu können. Deiner Bücher wegen sey unbesorgt, ich hab an Görres geschrieben, daß er seine Arbeiten darüber bald fördert, es sind so viel ich weiß Bücher, die du jezt wohl nicht ansiehst oder bald haben kannst wie Müllers Sammlung Ist denn alles glücklich angekommen? – Ich habe endlich Nachricht von Hause und werde in diesen Tagen Geld bekommen. Zwey Recensionen für die Jahrbücher sind indessen angefertigt von Ernst Wagners sämtlichen Werken und von Yungs Geisterkunde, die ein herrliches tiefsinniges und dabey so menschliches Buch ist wie eine griechische Mythologie. – Ich wünsche Dir festen und fröhligen Sinn um alles was dich drückt fortzutragen zum besten Ziele. Dein tugendhafter Jüngling Achim Arnim Çkopfstehend:È An Clemens Brentano
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(Deine Zeichnungen von der Hose soll Grimm mitbringen so wie die Bücher.)
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 25. Oktober 1808, Dienstag
Ich schreib zu selten, und hab zu selten Nachricht von Dir; lieber Arnim! Die Entfernung erkältet doch wirklich den Eifer zum Schreiben; wie ich in Frankfurth war und wuste daß wenn ich heute den Brief weg schickte Du ihn morgen lesen könntest und ich über∧morgen eine liebe Antwort von Dir haben konnte, da muste ich beinah jeden Tag wenn auch nur Dummheiten schreiben. jezt mein ich immer so weiten Weg müste ich doch auch etwas wichtiges zu sagen haben, dieß mangelt mir nun freilich. Savigny und Gunda sind nach Landshut haben mich mit Den Kindern allein hier gelassen Poisseret und Tieck kommen entweder Abends mir Gesellschaft leisten, oder ich gehe mit beiden zu Jacobi, wo gewöhnlich ein gewisser Graf Westerhold ist, du must auch schon von ihm gehört haben, er ist von Regensburg. ist sehr viel mit Mystikern umgegangen, zwar thut er hier nichts als die Menschen mit der Lorgnette betrachten, im ganzen geht es dort durch das Strenge Wesen der beiden Schwestern Jacobis so langweilich zu, daß man oft den ganzen Abend um Die Wette gähnt. Den Tag durch beschäftige ich mich mit Musick und mit Lesung einer Geschichte des englischen Hofs. im Anfang ging es mir mit dem Gesang sehr übel, ich war an eine Lehrerin gerathen die für sehr gut gehalten wird allein sie versicherte mich daß ich nie würde singen lernen, weil ich mich zu krumm hielt jezt hab ich einen Lehrer, der nächstens eine große Musick mit mir aufführen wird versteht sich nur unter den Hausfreunden. ich bin wircklich unglücklich gar keine Poesie hier zu haben die mir lieb wäre, ich mögte so gern etwas componieren, und hatte mich schon auf die Sachen gefreit mit denen dein langer Brief kommen sollte, nun ist er da, aber sonst ist nichts mitgekommen. aus Verzweiflung hab ich endlich selbst ein kleines Lied machen wollen um es in Musick zu sezen allein ich wurde Drin gestört, es ist also nicht fertig worden. es geht so an »Die Perle ruht in fest verschlossner Schaale so ruht dein Herz in meinem fest verwahrt.«. – es sollte an Dich seyn lieber Arnim. 555
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nun wurde dieß auch unterbrochen, wie so Manches unterbrochen ward was immer hätte währen sollen. Deine Gesundheit währt doch noch? deine Freundschaft und gutes theilnehmendes Herz währt noch? nicht wahr? – Ach ich hab noch den ganzen Sommer im Herzen mit jedem Spaziergang mit jeder Labung in der Hize, mit jeder Laune und Unart von mir, alles Wasser, wolken, und Wetter regiert noch immer (beinah mögt ich sagen) noch deutlicher in der Erinnerung meine Brust, als damals in der Wirklichkeit. und hier schauen die die Scharfen Tyroler Berge schon über die Stadtmauern und glänzen im Schnee. wie schnell wie schnell fliegt aller schöne Glanz, der Tag ist auch schon weiter, und ich muß mich während dem schreiben in seine müden halbverschlossne Augen blick drangen, um noch zu sehen. Leb wohl mög es dir recht recht gut gehen da ich nicht bei Dir bin, mögst du keinen Verdruß und Kummer haben immer auf einem lieben frischen Weg fortwandlen. Bettine An Herrn Baron von Arnim abzugeben bei Hrn Buchhändler Zimmer Heidelberg
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, Ende Oktober 1808
Wenn der Brief nur von Dir ist, mag nachher auch mancherlei drinn stehen worüber man sich verdeutigen müste mancherlei was man selbst nicht versteht, und mancherlei was man nicht billigt. ich verdeutige nehmlich nicht, was Clemens Dir von mir erzehlt hat, weil ich nicht weiß was es ist, und werde ihn auch nicht darum fragen, weil er wahrscheinlich selbst nicht wissen wird was es ist. ich verstehe nicht was du von meiner Kunst in Effecktstücken schreibst, und wundre mich daß Du den Worten eines Menschen traust der aus einer Fliege einen Elepfanten machen kann und dem ich nie getraut habe wenn Die Rede von Dir war; ich billige nicht daß Du Dich entschuldigest über Deine falsche Nachricht von Goethe, als könnte ich glauben Du 556
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wolltest mir eine Betrübniß machen, da ich doch im innersten Herzen überzeugt bin, daß niemand auf Gottes∧erdboden ist, der mir mehr Freude gönnt als Du, der lieber eine Betrübniß von mir abwenden mögte als Du, was wären Wir miteinander, wenn nicht ein jeder Dem andern gern Freude für Betrübniß und Sorge austauschte. Mit Clemens und Auguste geht es auf den schlimsten Pfaden der Kümmerlichsten Reiße sie sind in einer kalten Erbitterung gegen einander in Landshut, wie mir Savigny schreibt Tieck ist immer noch hier, er kömmt oft Abends zu uns hat Den Savigny und Savigny ihn schnell liebgewonnen ich weiß nicht ob Du einen Grafen Westerhold aus Regensburg kennst, denn ich beinah Tagtäglich sehe aber noch nie ein Wort mit ihm Sprach, er soll ausserordentlich interressant seyn, Tieck sagte mir daß er vorzüglich wegen ihm in Diese Gegend gekommen sey Dieser Mann hat große braune Augen und sehr majestetisches Angesicht, das Gicht so in den Beinen daß er kaum Drei Schritte allein gehen kann, er macht den beiden Schwestern Jacobis die Cour und küßt Jakobi immer beim Kommen und Gehen. Du willst wissen wie ich mit diesen Schwestern stehe; sie sind beide ausserordentlich freundlich gegen mich, besonders die Helene, hart und unangenehm für Den, Dem sie nur die äusre Schaale weist, aber Der Geist der ins innre ihrer Natur dringen darf, wird vielfältig belohnt; wie man mir vielfältig versicherte ich war noch nicht so glücklich, indessen erlaubt sie mir doch mancherlei Freiheiten, ich brauche nähmlich nicht auf einem hohen Sessel zu sizen und mit den Beinen zu bamblen während Die Großen mit den Füsen auf Der Erde stehen, sie giebt mir daher immer ein Schehmelgen. Ich komme so eben von einer Singstund wo ich mich ganz lustig getrillert habe, ich glaube es würde Dir hier recht wohlgefallen, es sind so viele Sängerinnen in allen Gesellschaften zu finden die meist recht schön singen ich gehe zwar selten aus aber mehrere kommen zu mir, und da machen wir Musick miteinander, da bin ich denn wie ein Fisch im Wasser; Denke Dir, es sind 30 Liebhaber Theater, hier vom ersten Minister bis zum Perückenmacher und Lampenpuzer spielt alles Comedie, keiner will dem andern zusehen, ein jeder will selbst spielen heute werden zwei deutsche Stücke vor dem König und Krohnprinzen aufgeführt, in zwei Tagen eins, bei Minister Otto, dann wird während dem Spielen immer noch einstudiert Iphygenie in Aulis von Racine für den nächsten Sonntag, kurz so bricht die Bildung in allen Ecken loß und wenn sie auch nichts sind, so stellen sie doch viel vor. ich bin auch eingeladen zuzusehen, allein ich hab mich 557
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bis jezt noch enthalten. ich glaube, das wäre etwas für den alten Meister. Bleibt Fr: Winkel lange in Heidelberg? es ist mir leid daß ich sie nicht kenne, grade weil ich so verschiednes Urtheil von ihr gehört habe, z: B: Friz Schlosser war in sie verliebt, später ward sie ihm zu wieder man hat mir auch gesagt, sie sey falsch und boshaft man kann aber sehr sehr leicht die Unwahrheit gesagt haben, denn wie Du so mein auch ich, da Sie einmal genötigt um Mutter und sich zu ernähren ihre Talente an Tag treten zu lassen, so konnte sie leicht verläumdet werden, um sie auf der andern Seite wieder ins Gleichgewicht mit den Andern Damen zu bringen. Ich bitte Dich mache Bekantschaft Mit der Göthischen Schildkröte, ich bilde mir ein daß sie vieles zu erzehlen hat von ihm, und auch schöne Briefe haben mag. Laß Dirs wohl gehen mein lieber lieber Arnim aber nicht so wohl daß Du nicht Zuweilen Dich nach mir um siehst. mag auch Clemens sagen was er will, sey nur immer überzeugt daß ich Dich vest im Herzen mir zur Erquickung halte, ich glaub nicht daß es so lang Dauern wird bis wir uns wiedersehen; bis dahin bin ich dein innigster Dein bester Freund dem Du ganz vertrauen Darfst. der ein harter Stahl vor Deiner Lieben Brust, ist, zur Gegenwehr alles unheimlichen Schicksals, ein blancker Stahl der keinen Rostflecken der Liebe leiden wird (alte Liebe rostet nie). ein glänzender Stahl, der sich würdigt ein edel Gemüth wie Deins zu begleiten; und ists Gut, ich bin dir verbunden für jede Freundlichkeit, auch für Die Zwei Briefe die von Dir unterwegs sind es ist mir hier das liebste, dein Patgen befindet sich sehr gesund, bekömmt einen festen Manlichen Carackter. meine große Freude; hier, ist die Sonntagsmeße in der Hofcapelle wo immer eine schöne Musick aufgeführt wird. Da kann ich zuweilen Andachtig seyn. Dein Bettine
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An Bettina Brentano in München Heidelberg, 4. November 1808, Freitag
Heidelberg d* 4 Nov 1808. Liebe Bettine! Kaum hab ich noch Zeit Dir zu sagen, daß ich Dir herzlich gut bin, aber Du erhältst einen längeren Brief wahrscheinlich früher mit der reitenden Post als durch Grimm, der mit der fahrenden 558
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geht. Ich habe Dir recht viel zu erzählen, und Grimms Abreise ist erst gestern spät Abends beschlossen. Ich war vier lustige Tage in Manheim und das lustige Schauspieler∧leben spielte um mich mit seinen närrischen Colophonium Blitzen. Die Bertinotti hat wie ein verkleideter Castrat gesungen, so ganz Stimme und Instrument, die Hendel bis zum dreyfachen Schauder tragirt, Essler ist jezt der einzige tragische Schauspieler in Deutschland voll Ernst und Würde und ohne Quecksilberey, die Ahls und Dickhuth haben Abends zu unsern Punschfesten musicirt, auch – war die vortrefliche Schönheit angekommen, die mein Bruder mir damals empfohlen, die aber für mich wenig Reitz hatte und alles Fatale des Berliner Geschwätzes. Und denk Dir das Glück im ersten Augenblick, wo mir die Geschichte nicht mehr mit erstem Reitze zusprach fand ich einen Heidelberger Kutscher auf der Strasse, der mich hieher versetzte. – Ich will jezt recht viel an Dich denken bis zu meiner Abreise, es macht mir das Herz schwer, daß ich nicht über Landshuth nach Hause wandre, aber aus mancherley Gründen will sichs nicht thun. – Ist es denn Dein wahrer Ernst, daß Dir meine Lieder gefallen; Tieck hat erst neulich wieder versichert, daß ich gar kein Dichter sey, ich denke dabey an meine Hofmeister, die mir alles das verboten, woran ich eine einsame stille Freude hatte. Wohl dem, den noch eine Seele hört, er ist noch nicht verloren, ich will dir allerley schicken; wenn Tieck so viel schreiben will, daß wir beyde keine Zeit übrig behalten, ich Deine Briefe und Du meine Liedlein zu lesen so wird es mit unsrer Poesie von selbst aus seyn. So lieb mir Tieck ist, so würde es mir doch leid seyn, wenn Du ihm in traulichen Stunden Briefe von mir mittheiltest, wie Du schon gethan, ich meine, daß meine Freundschaft für ihn grossentheils nur auf meiner Seite gewesen, es ist mir oft so ergangen zu weilen auch das Gegentheil und es geht mir ein traurig Bild im Kopf herum von einem Becher, der oben und unten ausgehöhlt, so wie man die obere Schale gefüllt und der andre ihn nicht ausgetrunken wird er umgedreht und während sich die andre füllt wird jene am Boden verschüttet. – Ich küsse Dich zum guten Morgen, mag mein Brief bald bey Dir seyn. Achim Arnim
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Ist mein Bücherpacket noch nicht angekommen, Grimm kann Dir in diesem Fall die letzten Stücke der Einsiedlerzeitung zeigen An Fräulein Bettine Brentano
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An B B d* 4 Nov Ich lebte in lustigen Colophoniumblitzen. Bertinotti ein verkleideter Castrat soganz Metal und Instrument, Essler ohne Quacksalberey, Und denk dir das Glück, im ersten Augenblick wo mir die Geschichte nicht mehr mit erstem Reitze zusprach fand ich einen Heidl. Kutscher, der mich hieher versetzte. Gefallen dir meine Lieder. Tieck versichert daß ich kein Dichter bin, ich denke dabey an meine Hofmeister, die mir immer das verboten, woran ich eine einsame stille Freude hatte. Wohl dem, den noch eine Seele hört; ich meine zuweilen daß meine Freundschaft für ihn sehr einseitig es ist mir oft so und oft das Gegentheil und die Freundschaft scheint ein Doppelbecher, der oben und unten gehölt, wer nicht aus einem mit einem trinkt, da verschüttet sich der Wein auf dem Boden beym Umdrehen und es füllt sich immer einer für einen
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H. 4 Nov 1808 Lieber Bruder! Eilende Worte, blinde Passagiere, wer mit euch wandelte, mit euch führe! Ich habe gestern Deinen Brief erhalten mit den Nachrichten über die Symbolick, vielen Dank, aber ich glaube Du stellst Dir die Arbeit anders vor als ich sie meine, ich habe mir eine bestimmte Grenze gesetzt und gehe nicht wie Görres von den deutschen Recensenten und Kritikern bis zur Erschaffung der Welt über um aller Entstehung zu erklären, habe ich den einen Theil rein historisch aufgezählt, so mag es sich folgern lassen aus dem, was jeder frühere Geschichtsforscher schon wuste, genug bis jezt wissen sie noch blutwenig davon, weil das meiste so allgemein bekannt war, daß keiner sich die Mühe nahm es aufzuschreiben. Ich muß flüchtig seyn, sonst fährt mir der Grimm fort, der erst spät Abends den Abgang der Post erfahren. Seinetwegen muß ich Dich erinnern, ihn doch ja in Oehl sich auch versuchen zu lassen, er hat so in seinem Wesen, das sanfte und breite und dicke von der 560
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Oehlfarbe, es klingt sonderbar, aber wenn Du dem Oehlmalen zusiehst, so wirst du mich verstehen. Sag ihm übrigens nichts darüber, weder etwas Lobendes noch etwas Tadelndes über sein ganzes Wesen, Talent Ungeschick, denn so trüglich solche Urtheile meist sind, denn ein frommes Herz kann viel, so gefährlich können sie den Leuten werden, es gehört zu dem leeren Hochmuth unsrer Zeit, daß wenn einer nur irgend etwas ist, er alle Leute zu durchschauen und zu beurtheilen meint. So hat mir schon die Rudolphi mit ihren 1½ Ideen auseinander gesetzt nach dem Bilde der Hulda, das Du empfängst, es könne gar nichts aus ihm werden; Du wirst finden das Bild hat den Fehler den die meisten weniger geübten Porträtmahler bey Kindern machen, die Züge sind zu stark, weil sie das innere Leben noch nicht recht durchscheinen zu lassen wissen, sonst ist es in der Ausarbeitung recht brav. In der letzten Zeit suchte ich ihn zum Skizieren nach eigner Wahl auf∧zu∧muntern, ich schenkte ihm ein Skizen∧buch, ich weiß nicht ob er viel gethan, ich war die letzten Tage in Manheim, wo die Hendel spielte und sich stellte. Es war recht lustig, ich kam in den ganzen Komödiantenrudel, und in die gesammte kritische Wirtschaft. Recht wunderlich war es, als ich zurück kam und erhielt Deinen Brief und fand noch immer den alten Jenenser Tickio Schlegel in der Beurtheilung meines Wesen. Was die Leute sich für Sorgen um andre machen, was sie sind und werden könnten, ich habe gar keine Idee wie man eigentlich zu einem Gespräche kommen kann, ob ein andrer ein Dichter ist. Der Teufel weiß, ob Göthe, Tieck u. a m Dichter sind, aber einzelne ihrer Werke haben mir etwas gezeigt, was ich im Leben nie zum Stande kommen seh und zum Schuß, wenn ich andern Menschen auch einmal etwas der Art geliefert, so wird es mir lieb seyn und wäre es auch nur geringe gegen die Arbeiten jener. Ich fühle daß ich einiges der Art in meiner Seele getragen, aber mannigfaltiges Unglück Zerstreuung, Leichtsinn haben mich vielleicht entheiligt, vielleicht wird es hin und wieder durch scheinen, es wird nicht untergehen im ewig liebe vollen Herzen, das durch alle Welt schlägt. Hat dir das Glück wohlwollend die Arme gereicht und ist Dir auch vieles entrissen, Du hast es doch mit einigem Leben genossen, thu das Deine, wenn ich wünschen möchte ein grösserer Dichter als Du zu seyn, so wäre es, daß ich nicht der Geringere erscheinen möchte in unsrer Freundschaft und der Eigennützige. – – In den letzten Stücken des Einsiedler habe ich über das Dichter beurtheilen allerley Scherze gemischt, ich begreife nicht daß das Paket 561
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an Bettine, worin auch ein Exemplar der ganzen Zeitung für Dich noch nicht angekommen, du kannst es indessen in Grimms Ex. nachlesen dem ich es auch schenkte. Grüß Tieck herzlich, ich bin recht gern mit ihm und will mich hüten ihm etwas von mir vorzulesen. Ich habe Geld von Hause werde aber zurück gemahnt. Leb recht wohl Achim Arnim
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An C. B. 4 Nov Eilende Wolken, blinde Passagiere, wer mit euch wandelte, mit euch führe. Er hat das breite und dicke und sanfte der Oehlfarbe er muß sich darin versuchen. Sag ihm nichts über sein Wesen, weder Lob noch Tadel, so trüglich so schädlich sind solche Urtheile, ein frommes Herz kann viel, es gehört zum leeren Hochmuth unsrer Zeit, daß wenn einer nur irgend etwas ist, er alle Leute zu durchschauen meint. So auch Tieck mit seiner Jenenser Beurtheilung von mir. Ich begreif nicht, wie man zum Gespräch kommen kann, ob ein andrer ein Dichter sey. Der Teufel weiß ob Gothe Tieck u a ... Dichter sind, aber einzelne ihrer Werke haben mir etwas gezeigt, was im Leben nicht zum Stand kommt und zum Schuß, sey es viel oder wenig wer so etwas liefert, hat wirklich gedichtet. Ich fühle, daß ich einiges der Art in meiner Seele getragen, aber mannigfaltiges Unglück Zerstreuung Leichtsinn haben mich vielleicht entheiligt, vielleicht wird es hin und wieder durch scheinen, es wird nicht untergehen im ewig liebevollen Herzen, das durch alle Welt schlägt. Hat dir das Glück wohlwollend die Arme gereicht und ist dir auch vieles entrissen, du hast es doch mit innigem Leben genossen, thue das Deine, wenn ich wünschen möchte ein grösserer Dichter als du seyn so wäre es, daß ich nicht als der Eigennützige erscheinen möchte in unsrer Freundschaft.
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*902. An Adam Weise in Heilbronn Heidelberg, zwischen 5. und 14. November 1808, Sonnabend und Montag
an Weise habe ich wegen der Kupferstiche geschrieben, er ist in Heilbronn und soll sie an Zimmer senden (Nr. 914,9–10). Arnim an Clemens Brentano, 14. November 1808:
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Heidelberg d* 5 Nov 1808. Ob es dem alten Meister gefallen würde? Die Privattheater? Alles nur das nicht, weist Du so wenig von Deinem alten Freunde, er hat einen unauslöschlichen Haß gegen alle Privatkomödien, sein Grund ist, weil er fühlt wie wenig bey aller Anstrengung und Uebung von eigentlichen Schauspielern geleistet werden kann, was soll da von leichten beschäftigten Liebhabern geschehen. Mit grimmigem Haß hat er solche Unternehmungen in Weimar verfolgt und ist er bey allen Einladungen doch nie erschienen, früher in Ettersburg hat er freilich selbst gespielt, aber immer in Verbindung mit den bessern Schauspielern wie die Corona Schröder. Ich bezweifle daß er recht hat, die wenigsten Schauspieler haben Kunstsinn genug sich durch die Uebung bilden zu lassen, die mehrsten stumpft sie ab und faltet sie in einer gewisse Manier, wie alle Tafeldecker die Servietten. So sah ich neulich den Brand, jenen alten Frankfurter Feuergenius, als Burgund in der Jungf v Orleans ganz wie ein Ritter aus Klara von Hoheneichen; er hatte vielleicht seit Jahren nichts der Art gespielt und doch steckte es ihm noch im Halse. Ungeschickt ist er und arrogant wie wenig Direcktoren, bey der Probe muste ihm die Hendel das Mittel erst lehren wie die Chöre zusammenzuhalten, nämlich durch Tacktschlagen, da sie sonst immer durch∧einander brummen, als wenn eine Katze auf der Orgel∧klaviatur herum läuft. Ich wollte Dir gestern noch manches aus Manheim erzählen, als Grimm von hier weg gedrängt wurde, heute hat schon vieles sein frisches Interesse verloren. Ich sah die Hendel als Jungfrau von Orleans, als Mutter in der Braut von Messina und als die allgemeine Weltgeschichte in pantomimischen Darstellungen die sie 563
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eines Abends gab, wo sie nach einander das Leben der Maria nach Raphael und Correggio, dann nach Dürer, Gemälde aus der Sündfluth, Sabiner, Antigone u. s. w. in beweglichen Gruppen vormalte, sie hatte ein Dutzend weiß gekleidete Jungfern, und ein halbes Dutzend schwarz gekleidete Jünglinge zu Gehülfen, die sie mit unglaublicher Gewandtheit in recht herrliche malerische Verbindung brachte, ungeachtet diese gar nichts von dem Wesen verstanden, sie machte das so schnell wie die Mahler auf Theatern, die ein vollgestäubtes Bild durch blosses Abwischen malen. Die Männer waren viel ungeschickter als die Damen und konnten sich heimlicher kritischer Blicke, des Lächelns, des Umschauens, wie es ihnen lasse, nicht enthalten, auch nahm sich die bürgerliche Kleidung am Christus sehr lächerlich aus, der ihr bey der Grablegung auf dem Schooße ruhte. Die Beleuchtung war recht sinnreich, der ganze Saal dunkel, aber eine gewaltige Lichtmasse warf sich von einem dunklen Schirm auf die Spielenden. Ein sehr lächerliches Ereigniß bey der Empfängniß der Maria hat mich noch lange gekitzelt, es war die erste Vorstellung und niemand hat noch den gehörigen Aplomb erreicht, worin man stille seyn kann, die Hendel mitten in der Feyerlichkeit fuhr auf einmal in die Höhe wandte sich zum Publikum und erklärte, es sey ihr unmöglich, wenn dabey nicht die vollkommenste Stille wäre, der Faden ihrer innern Vorstellungen würde zerrissen und sie ermangelte aller Begeisterung. Nun dachte ich sicher, es würde allgemeine Stille herrschen, aber o Wunder nun, hielt sich jeder verpflichtet, alles Nasenputzen und Räuspern für den Abend voraus abzuthun, es war ein fürchterliches Schornsteinfegen, nachher tiefe Stille; da erfolgte die Empfängniß. Ich war mit einigen andern den Abend bey ihr zum Thee, wo sie uns manches aus ihrer merkwürdigen Lebensgeschichte erzählte. Sie ist seit dem zweyten Jahre auf dem Theater, wo sie zu erst als Pierrot in komischen Pantomimen spielte, zuletzt als Colombine und Harlekinette, als Pierrot wurde sie unter andern aus einem Mörser geschossen, muste oft in Wolken hängen, so wuchs sie herauf in immer edlere Rollen, bis sie zuletzt auf diese mimische Darstellungen aus Leidenschaft kam. Den andern Morgen gab sie mir ein Stammbuchblat und ich suchte diese Biographie als ein Räthsel in ein Sonet zu bringen das ich ihr mit samt der Auflösung flugs machte, ich schreibe es her nicht weil es mir besonders gefällt, sondern weil es zu einer so ausführlichen Reisebeschreibung wie die meine gehört: 564
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Räthsel Ich spielte gern man hielt mich ernst zum Spiele Zum Spiel sie mich aus einem Mörser schossen, Am Himmel bin ich ruhig angestossen, Ich hing daran, wie eine Frucht am Stiele
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Ich fand Genossen, Kronen und auch Heerden, Es ging zum Kampf mit tückischen* Gewalten, Kaum weiß ich, was ich alles war auf Erden
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Bis ich zu Allem ward, in den Gestalten Ein Reich mir schuf auch ohne die Gefährten, Durch alle Weltgeschicht’ als Gott zu walten. *bezieht sich aufs Morgenblat
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Auflösung Nein ich errath dich nicht du Weltgeschichte In dem Verwandeln schwindet mir dein Wesen, Was ich in mir gedacht, was ich gelesen, Das stellt mir alles dar ein lieb Gesichte Und wie der Seher, der von Gott erlesen Die Zukunft sieht in einem blauen Lichte, So lese ich in ihm vergangene Geschichte, Was groß und schön, was wirklich ist gewesen
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Wie nenn’ ich dich du wechselndes Gesicht Heut werd ich dich als Fürstin noch begrüssen Als Bauermädchen möcht dich jeder küssen Du bist die Fantasie, du bist wie Licht, Du zeigst uns alles, was wir Armen missen Nichts fehlt der Welt, fehlst du den Freunden nicht. 565
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Meine nicht, daß ich nur einen Augenblick in sie verliebt war, der Ausdruck bekommt in Versen oft unwillkührlich eine Verbindlichkeit, die man der Stimmung gegen andre an warmen Sommerabenden, oder im Wiedersehen vergleichen kann. Es war mir lieb einen recht werthen eifrigen Kunstcharacter in einer Frau kennen zu lernen, die mir erst besonders in der Gesellschaft von Clemens blos lächerlich erschienen, du weist seine Art durch gewisses Ueberraschen der Leute, die ihn zum ersten mal sehen, sie in allerley Verlegenheit zu setzen, woraus sie sich dann oft sehr lächerlich ziehen. Sie weiß eigentlich alles, was gegen sie gesagt werden kann, z. B. daß sie gelehrt thue, ihre Lieblingsgeberden, aber sie kann auch wieder mit Vollendung der ganzen Welt nachsprechen, dabey ist sie unverwüstlich wie ein polnisch Pferd, und hat stillend die Jungfrau von Orleans vierzehn mal in drey Wochen gemacht. Höchst lächerlich sticht sie gegen das meiste Mannheimer Volk ab, doch genug vom Schauspiel, sonst wäre noch sehr viel zu sagen. Ich gehe zu Deinen Effektstücken über, die Du gar Dich nicht erinnerst z. B. dem Präsidenten der Akademie in öffentlicher Versammlung auf den Kopf spuken zu wollen, dem du Abends bey ihm die Hände drückst. Und du meinst, ich möchte dich nie betrüben, sieh dafür möchte ich Dir recht wehe thun können. Freude sey Freude, Sorge sey Sorge und wo man in der Seele uneins da suche man nicht äusserlich einig zu scheinen, die Schmeicheley ist wie Vogelleim worin man stecken bleibt. Luftklang 1. Flüchtet nun die Luft mit Brausen, Wie ein Unthier, das ergrimmet, Sonst da mochte sie hier hausen, Als die Saiten noch gestimmet, Die an Aesten aufgezogen Oft die Flüchtige gefangen, Ach sie hat mich nie betrogen, Züchtig sang sie ihr Verlangen. 2. Lauschend sah ich rings die Wiesen Ihnen fehlte nur die Stimme 566
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Und um meine Silbersaiten Wand ich sie in farbger Krümme, Wie sie gern um Bäche schreiten. 3. Luft, die sehnlich erst erklungen, Schlich nun seufzend zu den Farben, Die da brennend sie umschlungen Und in Düften um sie warben; Ach da mochte sie hier hausen Die im goldnen Lichte flimmert, War bald drinnen, war bald draussen In den Kelchen unbekümmert. 4. Will das Glück auf Erden hausen, Mag es sich nicht gern verrathen, Denn das Unglück horcht mit Grausen Thut dann in Gedanken Thaten, Reisst die Blumen von den Saiten Fährt mit allen Nägeln über, In den Tönen wird ein Streiten Und die Saiten reissen drüber. Erinnre Dich dabey an Deinen Achim Arnim
903.E An Bettina Brentano in München Heidelberg, 5. November 1808, Sonnabend
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An B B. 5 Nov Göthe hasst die Privattheater weil er die Anstrengung der eigentlichen Schauspieler kennt, er spielte selbst wohl aber nur mit Schauspielern. Indessen stumpft Uebung doch die meisten ab, die ohne Kunstsinn und faltet in gewisser Manier wie alte Tafeldecker die Servietten. Burgund, Klara von Hoheneichen Hendel lehrt ihm Takt der Chöre, die sonst brummten, als wenn eine Katze auf der Orgelklaviatur läuft. Hendel als Orl. Mutter und Weltgeschichte, sie malte mit den Men567
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schen so schnell, wie ein Maler in der Komödie, der blos den Staub vom Gemälde abwischt statt zu mahlen Männer ungeschickter als Damen. Lachen lauter Der lange Christus im Schosse. Ein lächerlich Ereigniß bey der Empfängniß. Es war das erste also hatte noch nicht jeder seine Ruhe sie fuhr mitten in die Höhe, der Faden ihrer innern Empfindung würde abgerissen der Fluß verstopft, wenn nicht vollkommne Stille, Schornsteinfegen in allen Kehlen, Stille, da erfolgte die Empfangniß. Seit dem zweyten Jahre ist sie auf den Theater, wo sie zuerst den Pierrot spielte, zuletzt Colombine und Harlekinette! Meine nicht daß ich einen Augenblick verliebt, der Ausdruck bekommt in Versen oft unwillkührlich eine Verbindlichkeit wie in warmen Sommer abenden, oder beym Wiedersehen. Ein werther ernster Kunstcharacter, nur sonst lächerlich, weil C sie durch allerley Ueberraschungen in Verlegenheit gesetzt hatte. Sie spricht allen nach und weiß alles Lächerliche an sich selbst, unverwüstlich wie ein polnisch Pferd, vierzehn mal in drey Wochen stillend die Jungfrau. – Freude sey Freude, Sorge sey Sorge und wo man in der Seele uneins suche man nicht einig zu scheinen, die Schmeicheley ist Vogelleim zieht an bis man dann hänget drein.
904.E An Franz Brand in Mannheim Heidelberg, 5. November 1808, Sonnabend 7r
An Brandes d* 5 Nov Jüngere Meerbusen. Nordliches Gesicht, deren Mimick nur in der Nähe sichtbar, in der Entfernung der Zuschauer unbeweglich. Für Schauspieler und Erzieher gehört ein gewaltig Gesicht, das mehr andeutet als dahinter. Schlank, grosser Fuß, Nachlassig im Morgenanzug.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 7. November 1808, Montag
Wir schreiben uns seltner, lieber Arnim und dieß wäre schon recht wenn dann auch die Briefe um so wichtiger und gehaltvoller würden, zum wenigsten meine von welchen ich bekennen muß, daß besonders, die lezten wenig bedeutendes sagen, allein mein Leben hier, ist auch darnach einem durchaus einzuschläfern. schon seit 14 Tagen size ich beinah von Morgens bis Abends in einer lehren Stube allein alle zwei Tage kömmt Tieck einmal er klagt über Gicht und invitationen die ihn abhalten öfter zu mir zu kommen. ich lese gewöhnlich den grösten Theil des Tages und dann singe ich. München ist traurig und langweilich im höchsten Grade ich mögte nicht da abgemalt seyn es spannt mich ab, und das lesen dazu, so daß ichs noch nicht einmal so weit bringen hab können an Goethe zu schreiben da es mich doch Morgens und Abends mahnt, es zu thun. Zuweilen bin ich doch recht lustig als z: B: gestern Abend mit unserer Hausfrau die den schwehren Kummer hat ihren Mann schon seit 6 Monaten zu erwarten ohne daß er kömmt, ich also, um sie zu erheitern spielte mit ihr, ich rollte mich nehmlich mit gröster Geschwindigkeit im Zimmer herum, und sie sollte mich fangen, unversehens Stieß ich mir an einem Tischbein ein Tüchtiges Loch in den Kopf welches denn gar nicht zum lachen war; und mich belehrte daß ein Frauenzimmer von 23 Jahren, leicht Schaden nehmen kann wenn es wie Kinder spielt. ich lese oft Abends vor, aus Moliere oder Schaeksp. der dicken Hausfrau der sehr breiten aber guten Schwester der sehr hübschen Puzmacherin welche hier in der Kost ist, und dem Sohn von 11 Jahren. oft blizt mir während dem Lesen das Gedächtniß aus dem heisen Sommer hervor den ich am Rhein verlebt in den kahlen nackten baierischen Winter. ich werde dann zerstreut schlage das Buch zu, gehe ins Neben∧zimmer und durchdenck mir manches herrliche Bild, was sich in meiner Seele rein erhalten hat Ja! Schiff, und Ruder, und Wellenschlag, heises Ufer, Herden Holzschlag der am Strohm liegt, was sind es, Nur Worte und doch jagen sie mir einen lieben Frühling durch das Revier meines Busens wie gut abgerichtete Jagdhunde. Nun was jammre ich denn um meine Einsamkeit, recht ist es so, es ist wie Stroh worauf die jungen Früchte der Erinnerung recht reif und Schmackhaft werden, man glaube nicht daß wenn man die Gaben Gottes mit dem Strohm des Lebens durchschwimmen läst daß sie dann genossen sind, sie baden sich darin wie 569
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junge Nymfen, sie können auch gegen den Strohm schwimmen, kommen oft unversehens Plätschernd und scherzend zurück wenn alles schon längst in kalte Stille versuncken ist. nein nein das echte vergeht nicht so vergehn die vielen Thäler nicht, besonders das vom Werkerbrunnen, der lange Gang im Dunklen Wald wo wir so eilfertig hinter einander her liefen, und endlich der klare weite Mondhimmel vor dem Wald so vergehn die vielen Berge nicht, besonders der alte Rochus, so vergehn alle Hecken und Bäume nicht die ihren Blüthen seegen über mich geschüttet haben in diesem ersten Frühling den ich auf dem Land zubrachte, so vergeht mir nimmer nimmer, selbst der Duft der schönen Mayrösgen die Bellys zerkrazte Hand mir auf den Hut steckte; und die noch weniger, die ich von dir erhielt, denn ich steckte sie in den Mund um sie länger frisch zu erhalten besonders aber erinnere ich mich innig, des Abends da wir alle wie die Musen∧kinder auf der Felsen spize von Schlangenbad gelaagert waren und ich endlich auf Rumohrs Esel durch den engen Waldpfad ritt und wie wir zurück gingen da war es so schön in den Thälern das ein Nebel uns umhülte, weil man nicht fähig ist solge Schönheit in dem Augenblick als man sie sieht, auch zu emfinden; denn es fordert zuviel Gefühl im Auge als daß noch welche für die Erkenntniß blieb. aber so, in der Erinnerung theilt sich alles in schöne Ordnung zum Genuß. Der kleine Bub von Savigny, wird schön und groß. Die Pellett wird auch recht artig; dieß ist ein Kind welches mir weniger gefällt, als viele andre sie sind, seit der Abwesenheit ihrer Eltern meiner Pflege übergeben, und Du glaubst wohl nicht daß ich mich damit abgebe, Ihnen unarten abzugewöhnen. Adieu! ich denck und hoffe dir geht es wohl; recht wohl. wirst Du wohl dieß Jahr noch nach Straßburg reisen, Poissere`e ist seit ein Paar Tagen weg er hat vor seiner Abreiße noch einen Contract gemacht mit Aretin über das Werck vom Kölner Dom welches in 6 großen Platten soll gestochen werden, es werden nach dem jezigen Plan die Platen iluminiert und was besonders schön seyn wird die Fenster so wie sie dort gemalt sind, so viel möglich wieder dargestellt, Poissere´e lievert gratis eine schöne Beschreibung dazu wenn du jeh herkömmst so must Du den Kupferstecher Heß kennen lernen, welcher in allen Hinsichten so wohl der Kunst als des gesellschaftlichen, einer der liebenswürdigsten und bravsten Menschen ist. Leb recht wohl behalte mich in ungetrübtem freundlichem Andencken. ich küß dich herzlich Bettine 570
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An C Schwinck d* 8 Nov Meine verzögerte Abreise wird mir Werth da S. Ankunft. Er fand mein Zimmer wie immer unordentlich angefüllt, was ich berühre hängt mir an, nicht weil es mich lieb hat, sondern weil ich nicht davon lassen kann. Ihre guten Neuigkeiten sollt ich hassen, wie ein Spielkamerad junger Prinzen so tret ich immer mehr zurück, so wie sie heranwachsen und selbst die erinnernde Gutmüthigkeit, die sich dann einen Augenblick in alte Zeit versetzt, ist dem Diener dann das Kränkendste. Mir schwebt ihre Tochter auf einem Engländer und wie die Phantasie keine Grenzen zwischen dem Wirklichen und dem Möglichen zu bewahren weiß, so sehe ich sie stehend auf einem Bein darauf die Hand in der Seite mit der andern spielt sie Ball, alles nach der Musick, und ich bin das Pferd und muß danach laufen, man hat mir aber Scheuklappen angemacht, daß ich dies alles nicht selbst sehe, sondern nur aus dem Beyfall der Menge schliesse, daß ich recht hatte mich einer Macht zu unterwerfen, die alle lobpreisen. Was denk ich schon auf neue zierliche Schritte. Antoinette kann ich mir recht gut denken ganz erwachsen, sie sieht nicht mehr über die Staketen, liest in der Bibel, vergist aber bey der Confirmation im Rothwerden die Fragen. Nachher wird sie sehr bitten auch mitzureisen Lottchen in Gedanken uber ein Nippe, Friederike schelmisch, George schleicht als ein Verbrecher wegen vieler abgebrochner Blumen. Es gibt kein ander Rath, als keinem andern allzusehr zu folgen, der seinen eigenen Weg geht. Wer zum erstenmal zu Schiff geht meint immer es werde umschlagen wenn es am besten geht. Mag er alles mit Lust thun, was er thun muß. Wer sich uber vieles ärgert, muß ÇsÈich uber vielmehr noch freuen Die göttliche Bertinotti ist abscheulig hat eine haarigte Warze auf der Backe wie ein altes fussliches seidnes Sopha, wo die Pferdehaare sich durchgerieben Sie und die Hendel Fenster an Fenster unter Nachtmusik. C’est a` vous. – Non C’est a` vous. Scene zur Ombre chinoise.
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907.E An Karl Schmidthammer in Leipzig Heidelberg, 8. November 1808, Dienstag 8v
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An Schmidthammer. 8 Nov Grossere Arbeiten lassen sich aus Bruchstücken schwer empfinden. Wortpracht darf nur beym Redner den Gedanken beherrschen nicht beim Dichter Ueber die Wahl Gott u Christus verwundre ich mich nicht, in ihrem Alter beschäftigten mich ähnliche Arbeiten, ich lernte erst später dichten wie Milton und Klopstock nichts gegen die vollendete epische Erzählung der Bibel und Legenden. Ich bin kein ÇKritikerÈ nicht habe nur allmählig gelernt die Eigenthümlichkeit in mir und andern erkennen und so achte ich auch in Klopstock und Milton was aus so frommer Quelle Ursprungs ist. Ein reiches hohes innres Leben bildet den Dichter, das Glück gehört aber auch dazu daß er reife zu aller Freude
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Von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein nach Heidelberg Coppet, 8. November 1808, Dienstag
je veux faire encore une tentative aupre`s de vous qui a pour but uniquement mon plaisir d’esprit et d’ame pendant six mois mais c’est beaucoup que six mois dans la vie de l’homme et plus encore dans la vie actuelle je me suis de´cidee` a` passer l’hyver a` Gene`ve pour achever mon ouvrage sur l’allemagne si vous e´tiez avec moi cet ouvrage en vaudrait bien mieux – je me sentirais anime`e a` vous plaire et vous donneriez a` mes idee`s une direction qui me serait bonne – a` tous ces buts litte´raires j’ajouterai que j’ai toujours trouve´ du charme dans votre socie´te´ et qu’une grande amitie´ se meˆlerait bientoˆt a` vos occupations intellectuelles Gene`ve est comme coppet vous y vivriez chez moi – vous travailleriez jusqu’a` 4 h. et depuis ce moment jusqu’au soir nous serions ensemble – Schlegel Tieck le sculpteur passent l’hyver avec moi, Verner que j’ai trouve´ singulie`rement aimable et supe´rieur vient de passer un mois ici il y a aussi a` coppet un poe¨te danois uhlenSchläger qui a du talent enfin c’est la mode de venir me voir cette anne´e au printemps vous iriez a` Berlin il sera tre`s triste cet hyver – de Gene`ve on est aux premie`res loges pour le the`atre espagnol – enfin venez et de´barquez d’abord a` coppet ou` je resterai jusqu’au 1 er de de´cembre – j’ai peut eˆtre fait un reˆve mais pourquoi ne me donneriez 572
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vous pas ces six mois si je sais les appre´cier si je ne les oublierai de ma vie? – envoyez moi, je vous prie l’extrait de Corinne par j. p. richter je suis au moment de traiter de lui dans mon ouvrage et j’aime a` le connaıˆtre – adieu croyez vous que je vous ai convaincu? j’ai mis un billet a` la lotterie de la destine´e, faites moi gagner. N. Stae¨l de H. Coppet, ce 8 novembre 1808.
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A Monsieur Monsieur Achim de Arnim a` Heidelberg chez Mr Zimmer grand-duche´ de libraire Bade
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An Bettina Brentano in München Heidelberg, 9. November 1808, Mittwoch
Heidl d* 9 Nov. 1808 Die arme Schildkröte, sie hieß Mansell Delphi ist weggestorben ehe ich sie noch besuchen konnte, was man nicht mit Bescheidenheit alles versäumen kann! Ich habe einige Leute sehr angeregt ihre Briefsammlung sich zu verschaffen. Sie ist übrigens nie die Geliebte von Göthe gewesen, sondern bey einer kleinen Leidenschaft die er hier für eine Stadtrichtertochter hatte blos Vermittlerin gewesen; sie wird für einen Hermaphroditen gehalten. Also ganz antik. Es thut mir doch leid daß ich sie nicht gesprochen, es ist schmählig wenn ein Interesse welcher Art, das man an jemand genommen, gar zu nichts wird. So thut es mir weh, daß der junge Göthe eine wunderliche Entfremdung gegen mich hat und nachdem ich mehrmals ganz vertraulich zu ihm gekommen mir neulich auf der Strasse sagte, wenn ich es erlaubte, würde er mir nächstens seinen Besuch machen. Zwey Ankommende haben mich wunderlich bewegt. Einer aus Königsberg, ein junger Schwink, Neffe meines alten ehrlichen Freundes, der hier studieren will und den ich dort fast täglich gesehen, er war mir empfohlen, ich sollte ihm guten Rath geben, wer aber guten Rath benutzen kann, der kann auch derohne fertig werden. Der andre war Wallenberg, der Dich in München 573
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und Clemens in Landshut gesprochen, er rühmte Dich sehr und erzählte mir manches über München, was ich noch nicht kannte, besonders über die Gallerie, Schelling dessen Frau u. s. w. Von Epp hatte er eine brav kopirte Gruppe aus der Kreutzigung von Dürer, da kann Grimm doch viel lernen, wenn es solche Schüler giebt, wenn auch die Meister nicht taugen. Ich vermisse ihn wie einen stillen freundlichen Hausgeist, grüß ihn herzlich wenn er angekommen und sag ihm er möchte nicht vergessen neben dem Kupferstechen sich auch im Oehlmalen zu üben, wenn Du ihm willst eine Wohlthat erweisen, so frag ihm was ihm dazu etwa fehlt an Geräthschaften und Farben, es wird so viel nicht kosten, schenk es ihm. Mach ihn doch auf ein und das andre aufmerksam, was er skizzieren oder kopieren soll, ich habe in der letzten Zeit, wo ich ihn ganz sich selbst überließ, häufig bemerkt, daß es ihm an Gegenständen fehlt, die ihn beschäftigen; aber rede ihm ja nicht modern künstlerisch zu, das ist gar nicht seine Natur, es verwirrt ihn, wie ich häufig bemerkte, wenn Görres oder Wallenberg ihm so zusprachen. Dem Tieck mußt Du eine sehr lächerliche Geschichte erzählen, es gehört aber dazu, daß man die Leute alle kennt. Der alte Voß hatte irgendwo vernommen, daß Tieck in München wäre und wahrscheinlich hieher komme. Gleich zieht er den alten Flauschrock an und klabastert über die alten Steine in grosser Heftigkeit zur Rudolphi. Da er nun beynahe dreymal so lang ist wie die, auch ein Auge mehr hat, so meint er die gewiß zu übersehen, erzählt ihr seine Nachricht und erinnert sie, daß sie den Tieck doch jezt nicht in ihrem Hause logieren würde, wie sie ihm damals bey seiner ersten Anwesenheit angeboten. Die Rudolphi in grosser Verlegenheit fasst sich doch eine spanische Courage und sagt: Sie wüste gar nicht, warum sie jezt anders gegen Tieck gesinnt seyn sollte, als damals, sie würde ihn bestimmt aufnehmen. Meinem Voß steigt die Kollerader, er stapelt wieder erzürnt davon. Sein Calcul ist, daß nach der Abreise des Görres Clemens, Isidorus und meiner, die Romantick hier aus sterben müsse und er nachher den Kreuzer am besten abtödten könnte. – Wenn Tieck sich will einen Hauptspas machen, so muß er einen Brief des Jakoby an Voß mitbringen, Voß hat nämlich versichert, er würde ihn nie in seinem Hause dulden, da kann er den Alten auf glühendem Fußboden tanzen lassen und sich am Ende zum Spas bei ihm einschmeicheln. Der Voß hat hier wieder viel Schlechtigkeiten ausgehen lassen.
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Waldgeschrey 1. Im Walde, im Walde, da wird mir so licht, Da es in aller Welt wird dunkel, Da liegen die trocknen Blätter so dicht, Da wälz ich mich rauschend drunter, Da schwimm ich, da schweb ich in trockner Fluth Das thut mir in allen Adern so gut, So gut ists mir nimmer geworden 2. Im Walde, im Walde da raset das Wild Da es in aller Welt so stille, Da trag ich ein flammend Herz mir zum Schild Ein Schwerdt ist mein eiserner Wille So steig ich als stieß ich die Erde in Grund So sing ich mich recht von Herzen gesund, So wohl ists mir nimmer geworden. 3. Im Walde, im Walde, da schrei ich mich aus Weil ich in aller Welt muß schweigen; Hier bin ich so frey, hier bin ich zu Haus, Es muß sich die Sonne mir neigen, Ich stehe allein wie ein festes Schloß, Ich stehe in mir, ich fühle mich groß, So groß als noch keiner geworden. Ein ganz Theil kleiner legt sich Dir zu Füssen Achim Arnim.
909.E An Bettina Brentano in München Heidelberg, 9. November 1808, Mittwoch
An B B. d* 9 Nov Delphi ist weggestorben eh ich sie gesehen. Was man nicht mit Bescheidenheit versäumt, es ist jedes Interesse schmerzlich, das zu nichts wird
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An Joseph Görres in Koblenz Heidelberg, 10. November 1808, Donnerstag
Heidelberg d* 10 Nov 1808 Lieber Görres! Ich habe Ihnen neulich in Eile geschrieben und heute habe ich kaum Zeit; in ein Paar Tagen sehe ich diese röthlichen Berge nicht mehr, auf denen heute sich die Sonne noch einmal recht lustig zeigt, ich habe endlich Geld bekommen und Voß, Schreiber und der Jude möchten mit gebogenen Knieen um Verzeihung bitten, ich zeigte ihnen doch den Rücken. Geldmangel und schlechtes Wetter haben meine Pläne auf Straßburg, zu Ihnen und nach Landshut vernichtet, ich gehe im alten Gleise über Cassel zurück, wo ich einige Ohren voll Musick bey Reichardts mitnehmen will, woran es mir hier bis zum Aussterben mangelte, und doch brauche ich so etwas zu meinem Wachbleiben wie Schnupftaback oder Caffe. Nach zwey so abwechselnden Jahren, in zwey so verschiednen Zonen möchte ich Schiller parodieren, die Natur ist schlecht überall, der Mensch ist mehr als Berg und Thal. In Berlin, wo ich das Land nicht ansehen mag hoffe ich auf Landtage voll grosser Seelen, Vaterlandsliebe, Aufopferung, es kann ja nicht immer so bleiben hier unter dem silbernen Mond, die Leute werden sich doch endlich müde geschrieben haben an Parodieen und Todtenfeyern. Es ist schlimm eben jetzt, Clemens schreibt mir, daß Sie in Landshut und München ohne persönliche Erscheinung wenig zu erwarten haben, Schelling sey Ihr Feind, Gott oder Teufel weiß woher, wahrscheinlich weil auch von Ihnen in dieser Zeit viel gesprochen, Jacoby seiner Consequenz wegen und wegen Köppen, dem eine neue Anstellung zum Vorwurfe gereichen würde. Ich hoffe noch etwas von Müller oder Göthe, es wäre doch schändlich wenn Sie lange Zeit bey Ihren kleinen Schulbuben verschwenden müsten und ohne Bibliothek. Doch wer weiß was aus der neuen künftigen neuen Berliner Universität wird? – Erlach hat mir neulich versichert, Sie wollten ein Buch über Chroniken schreiben, er wuste aber nicht recht was, ob Auszüge daraus, wiewohl keine ganz unbenutzt geblieben würde doch aus jeder noch nachzulesen seyn; er will seine ganze Sammlung für 300 Louisd’or verkaufen wenn er einen reichen Mann findet, der so theuer zu kaufen Lust hat. In Berlin fänden Sie die alle recht gut beysammen, bey Gott, wenn ich Premier Minister werde müssen Sie hinkommen Nehmen Sie auf Göttingen einige Rücksicht, es ist eine wohlhabende 576
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Universität und die Philosophen und Physiologen genügen wenigen, Winkelmann hat dort bey geringer Kentniß blos durch ein gewisses Ergreifen einiger Hauptinteressen vielen Beyfall gehabt, Oken bey sehr geringer Repräsentation und gänzlicher Abweichung von gewohnter Form hatte dort zahlreiche Zuhörer, Herbart bey aller steifen Vornehmigkeit konnte doch Enthusiasmus erwecken und Bouterweck wurde doch zahlreicher besucht als hier Fries, ungeachtet er allgemein lächerlich war; ich bin gewiß, Sie wären jezt dort angestellt, wenn Sie die Heidelberger Zeit dort zugebracht. Hier ist nichts zu erwarten, seitdem die närrische kleine Revoluzion in Karlsruh durch Arretirung der fünf Verschwornen unterdrückt worden, wird wohl Alles so ziemlich im alten Gleise gehen. Vielleicht wissen Sie von dieser Cabinetsrevoluzion in Coblenz gar nichts. Es hatten nämlich fünf verschiedne Staatsdiener, zwey Feims, Herzog, Sternheim wahrscheinlich in Verbindung mit der Hochberg Unterschriften des alten guten Großherzogs erschlichen, nach welchen zwey Franzosen aus Paris verschrieben worden die eine neue Constitution entwerfen sollten, die Dekrete waren fertig, nach welchen Dalberg nach Paris geschickt und die übrigen entlassen werden sollten, als Gemmingen diese Papiere durch einen Zufall bekam, sie dem Erbgroßherzog mittheilte, dieser zum Vater ging die Intrigue aufdeckte, ihm insbesondre bewies, daß Napoleon wie jene ihm eingebildet, gar nicht dabey interessirt wäre, so daß sich endlich der alte Mann zum Verhaften der Leute entschloß. Sternheim nicht Sternau sollte erster Minister werden, Klüber Minister des Innern, jener soll in Regensburg Chatullen gestohlen haben. Das ist ein verfluchter fauler Käse. Meine Adresse bleibt Zimmer. Allen herzlichen Grus A Ç1r aoR kopfstehend:È 4 Bogen Ihres Buchs sind abgedruckt, bis Weihnachten sollen 18 fertig seyn, zu 11 ist Manuscript vorhanden.
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Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, zwischen 10. und 15. November 1808, Donnerstag und Dienstag
Zwei Briefe von Dir sind mir zugleich gekommen, einer von Grimm, und einer welcher voll von Schauspiel ist; mit einem mir sehr lieben Liede schließt. ich hab es schon mehrmal mit der Guitarre abgesungen; Du fragst mich ob ich deine Poesie ernstlich liebe? ich liebe dich in deinen Liedern; mehr kann ich nicht sagen. mit Tieck kann ich nicht sagen, du seyst kein Dichter, zu dir mögt ich nicht sprechen du seyst ein Dichter, was Der Mensch thut; thut er es denn um des seyns willen?, wenn das ist; freilich dann bist du kein Dichter; wenn aber ein Lied aus dir hervorquillt wie Die Begierde nach etwas wie der Genuß, in etwas, wie der Beweiß von etwas, was selbst stärcker ist, als daß es Gefangenschaft erleiden mögte, auch in der lieblichsten edelsten Wohnung, wie allenfalls dein Herz; – wer kann von diesem Liede sagen daß es von keinem Dichter gebohren ist? wer kann überhaupt sagen von Liedern, sie seyen da oder dort her ein Lied ist wie die leichte Spuhr, des flüchtigen Geistes der nimmer zahm wird. der Doch seine Bahn bezeignen muß, »daß nicht seyn Leben sey wie der Pfeil der schnell die Lüfte theilt oder wie die Wolke die zergeht wie ein Nebel von der Sonne Glanz vertrieben und von ihrer hize verzehrt.« Buch der Weisheit 2 C: 4 V: Sieh, es thut einer jenes und dieses und weiß nicht warum, und so tadlen sie und loben nach ihrem eignen Maas und bedencken nicht daß doch einem jeden einzlen Geist (deren sie mehre mit dem Ausspruch schlagen) am Ende der ganze Weltkreiß zu eng wird, und daß ein jeder früher oder späther seinen eignen Kreiß zerstört oder verläst und sich einen neuen baut. aber daran denken sie nicht, daß nichts verwerflicher als das Verwerfen, und nichts verächtlicher als das Verachten, und nichts besser als die Güte sey. Es hat ja noch keiner sagen können von allem was in ihm war und die Worte sind doch das geringste; der eine stirbt in sehnsucht, der andre lebt drinn. O Ihr – die Ihr das Leben herbei ruft, mit gewaltiger Stimme, und es in Euch fühlt was könnt ihr vernehmbares von seinem Rauschen sagen, was ist der Lärm der brausend und knatternd durch die Kruft fährt? Was hat das Leben noch gesagt in des toden Ohr? Sprecht ihr kahlen Felsen; – wie hat das Licht der Nacht Euch gesegnet, daß Ihr die Strahlen des tags in Euren kalten Schooß aufnehmt. Sprecht Ihr; die Ihr die Häupter vor 578
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den Winden senket; Ihr Wolken wer hat Euch ein Herz gegeben da ihr von dieser zu jener Seite triebt. Du Stahl und Eisen in vereinsamtem Laager; Du Einsiedler der Welt, wie schlägt sich das Feuer Durch dein Marck und welcher Geist ist in dir erweckt der vernehmlich in dir spricht; oder geht das Leben durch den Tod, wie die Kühnheit geht, mit gesencktem Schwerth, durch die verlassne Pforte. Wisse oder nicht wisse du stein, daß die Gottheit schwebt in deinen härtesten Adern, wer mag also gegen dich sprechen. Das Leben will locken, mit falscher verstellter Stimme; lockt immer doch nur sich selber hüllt sich in sich selbsten, wie die Wärme sich hüllt in Wärme vor dem Frost. Was willst du ewig mit dir selber? – O laß auch wenns deine Kraft vermag, einmal die Ewigkeit ein Ende nehmen, damit sie sich spieglen könne, und beschauen und fühlen, daß sie selber es ist; was nüzt es sonst, ewig zu seyn; der Ewigkeit. ja wenn einmal der Tod aufrasselt mit kaltem Herzen, Machtig aber bewustlos hart und fest. bewußtlos gegen das Leben, tief bewust in sich, durch und durch sich selber fühlend, stärker sich und dem Leben überwiegend. aber das Leben unterliegt. denn es fühlt vor allem den Tod in seinem wesen. dann verstecke dich O Menschlein, hinter den Dornbusche. Also O Herr Erbarme dich über ein bewegtes Herz. laß den Fruchtknoten springen, der seit langem die verwüstende Witterung ertragen muß; laß die Kinder aus ihrem verberg treten, und den Kampf mit dem Leben wagen daß sie endlich zur Mutter zu∧rück treten, mit verschlossnen Augen.
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Geschrieben an einem einsamen Abend, weiß nicht ob es zu verstehn ist, ich dachte an Dich und mich und mein ganzes Leben hab noch mehr diesen Abend geschrieben, ich kann heute aber nicht alles mittheilen. Leb indessen Wohl, so weit die Welt ist und wenn du weiter gehst leb glücklich immer dar behalt dein treustes Herz im Andenken Bettine
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Von Joseph Görres nach Heidelberg Koblenz, 10. November 1808, Donnerstag
Koblenz am 10ten November 1808. Wir haben gestern St. Martinsabend auf dem Berge meines Schwiegervaters gefey¨ert. Seit vielen Tagen war Feuerfutter zusammengeschleppt und gefahren worden, und wir hatten eine respektable Haushohe Flamme dem Heiligen zum Besten gegeben. Es war wirklich bey¨ dem vielen Feuer ein Schimmer guter Zeit, die schöne große, krauße Funkenwerfende Flamme, die nächste Beleuchtung unter den Hügeln in der Tiefe auf allerley¨ umgehende Figuren, rund um auf allen Bergen gleiche Feuer, das Geschrey¨ der Buben in der Ebene, das schöne Wetter und die Sterne am Himmel, die man immer mit den ausfahrenden Funken verwechselte, alles sang und jauchzte recht gut zusammen die Sterne hinunter, die Feuer und die Buben hinauf. Ich hätte die ganze Pfaffenstrasse so hinunter durch den Fackelzug fahren mögen. Wären Sie gekommen, da Sie die Weinflammen versäumt, an diesen hätten Sie wenigstens noch sich wärmen können. Ich war sehr andächtig vor der grosen Flamme und ihrem Ungestümm, und dem Leben und dem Zorne, und das mal in Zoroasters Kirche, und obgleich im Wasser getauft, hätte ich mich im Feuer wiedertaufen laßen. Könnte das Fleisch eine solche Gluth faßen, Gott sey¨ uns gnädig, wenn die Creatur ungehalten auf uns arme Kühlgefäße würde. Aber auch zum vierten Elemente hätten Sie zurecht kommen können, da Sie nämlich so gern in der Erde arbeiten, so hätten wir Ihnen auch damit ein Fest bereiten können, weil ich meinen Garten so verwildert angetroffen habe, daß es einige Tage Zeit erfoderte, ehe ich meinen wenigen Tulpen ihr Unterkommen verschaffen konnte. Indessen spreche ich noch immer im Optativus, und denke wohl noch Sie Schlittschuhe den Rhein hinunter zu uns laufen zu sehen. Die Rezension des Wunderhorns hab ich vollendet, und damit wieder einen kleinen Denkstein unserem Zusammensey¨n gesetzt da wir keine Münzen darauf schlagen laßen können. Es hat mich Mühe genug gekostet den Ameisenhaufen in Reih und Glied zu ordnen, und über der Arbeit ist manchmal mit der Geduld der Geist von hinnen gegangen. Indessen bin ich zuletzt doch über das Gewimmel Herr geworden, und Sie werden im Ganzen wohl damit zufrieden sey¨n. Aber die Revision, wenn Sie noch oben sind, werden Sie sich entschliessen müßen, darüber zu machen, und darum wünschte ich daß es vor ihrer Abreiße wo möglich noch abge580
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druckt würde. Ich war eben an Jungs Geistertheorie als ich ihren Brief, und habe nicht gern meine Arbeit aufgegeben, und auch wieder gern, weil ich mich darauf freue die Ihrige zu sehen. Ich finde das Buch bis auf Kleinigkeiten, die aber für sein eigentliches Publikum gehören, sehr gescheidt, verständig, scharfsinnig, ja stellenweiße sogar genial. Es ist mir merkwürdig wegen der Erfahrungen die er aus seinem Umgange mit Menschen anführt, die allein noch dergleichen machen können, die aber darüber keinem Andern als eben ihm Rede stehen. Ich gebe auf die Ehrlichkeit die zwischen ihm und seinen Anhängern besteht, und auf den Glauben in dem Einer für den Andern sich verbürgen kann, unendlich mehr als auf die Wahrhaftigkeit unserer experimentirenden Phy¨siker, die Unmöglichkeit der Correktion durch Nachexperimentiren hat der Gegenstand schon mit der Medizin gemein. Ich habe hier schon viel Streit und Zank über das Buch gehabt. Daß Grimm nach München kömmt freut mich für ihn, er ist dort recht gut aufgehoben, und wird gerade die nöthige Wärme finden, um vollends ausgebrütet zu werden. Schreiben Sie mir doch ob er noch bey¨ Ihnen ist, ich mögte ihm gern einen Brief von einem der Freunde von Heß mit einigen Zusätzen von mir selbst mitgeben. Schreiben Sie mir weiter, was Brentano seither geschrieben hat von dem bay¨erischen Wesen. Ich überzeuge mich mit jedem Tage mehr, daß meines Bleibens in diesem Lande nicht ist, das Wesen wird mir immer klarer und immer unverständlicher. Aber während ich so überlege rückt Teutschland auch so in seinem kleinen Trappe immer weiter vorwärts in derselben Gesinnung. Das ist die Verdammniß dieser Generation, daß sie nicht auf einem Strome sondern auf stürmischen Wellen getragen, nicht weis wo sie ihr Haupt hinlegen soll, weil alles noch schneller wechselt als das Fleisch, und jeder Gedanken jeden Augenblick einen neuen Herren bekömmt. Das ist Alles was ich für den Augenblick weiß, wenn ich Ihnen nun noch erzähle, wie einige Spasvögel neulich Lärm gemacht, es brenne in einem Hurenhaus, wie alle Leute hingelaufen, und nachdem sie mit Gewalt die Thüren erbrochen und das Haus voll Wasser gegossen, eine Menge geistlicher Herren aus der Ueberschwemmung sich geflüchtet haben zum grossen Ergötzen aller Zuschauer, dann sind Sie vollkommen au fait der hießigen Begebenheiten. Die Parabel mit dem Bienenvater in meiner Rezension habe ich gestern auch schon in ihrer Nachrede gefunden, wie das uns schon 581
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mehrmal begegnet ist. Wenn Sie wirklich die Revision machen, daÇÇnnÈÈ dürfen Sie nur hinzusetzen »wie auch der Nachredner bemerktÇÇ«.ÈÈ Wir sind fortdauernd Alle wohl, ihr Pathchen wird mit jedem ÇÇTagÈÈ lieber und freundlicher. Leben Sie wohl und behalten Sie uns lieb. Görres 2v
Herrn v. Arnim in Heidelberg.
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Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg München, 11. November 1808, Freitag
München den 11. Nov. 1808. Lieber Arnim! Ich muste erst wieder in München sey¨n, um dir antworten zu können. Jakobi war schon vor mehreren Jahren auf eine Ausgabe von Hamanns Schriften bedacht. Ein Band war schon zum Druck fertig, als ihn Schwäche der Augen fort zu arbeiten hinderte. Da übergab er diesen Band und alles übrige dem Kirchenrath Nikolovius zu Königsberg, der nun wahrscheinlich schon das Ganze herausgegeben hätte, wenn nicht der Krieg dazwischen gekommen wäre. Wie es jezt damit steht, kannst du gewiß leicht von dort erfahren, Jakobi hat keine Nachricht. Das Werk wäre sicher Vielen erwünscht, ich wollte, du hättest Gelegenheit, Nikolovius darum zu mahnen. Dieser wird es übrigens wahrscheinlich in Königsberg drucken lassen. Clemens hat mir deinen Brief über die Mishandlungen gezeigt, welche die Betine der Akademie in der Person ihres Präsidenten hat zufügen wollen. Ich habe deinen Eifer recht gut verstanden und geehrt, obgleich in der Sache selbst wenig Veranlassung dazu lag. Denn nur bey¨ brieflicher Mittheilung über solche Entfernung hinweg konnte dir das als anspruchvoller Übermuth erscheinen, was nur als ein unbedeutender Einfall unter 4–6 Augen zum Vorschein gekommen war.
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Zimmer hat dir vielleicht von einem Vorschlag gesprochen, den ich ihm gemacht. Ich bin weit entfernt, ihn zu einer Sache überreden zu wollen, über deren wahren Vortheil für ihn ich nicht gründlich urtheilen kann, wie keiner der nicht selbst Buchhändler ist. Aber ich wollte, er wiese die Sache nicht ohne reife Überlegung von der Hand, da sie wichtig ist von allen Seiten, und selbst wenn er sie für seine Zwecke gar nicht geeignet hält, wünschte ich doch, er theilte mir seine Gedanken über die Möglichkeit der Ausführung mit. Lebe wohl, lieber Arnim, alles ist wohl und grüst dich, vor allen erfreut dein Pathe aller Menschen Augen und Herzen. In einigen Tagen gehe ich wieder nach Landshut, und bald werden mir die übrigen folgen. Dein S. Herrn von Arnim.
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An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 14. November 1808, Montag
14 Nov 1808. Geschäftssachen. Dem Nehrlich habe ich einen Wechsel auf 50 Gulden und 1 Exemplar gesendet, Zimmer schreibt Deine Hälfte in Rechnung. Grosse und kleine Anzeige, zusammengesetzt aus meinem Geschmack und dem des Publikums werden eingerückt. Die Zeichnungen der Hose erhältst du mit den Büchern von Görres, ich habe sie bey Zimmer eingepackt verlassen, an Weise habe ich wegen der Kupferstiche geschrieben, er ist in Heilbronn und soll sie an Zimmer senden. – Schick mir doch nach Berlin die verschiednen kleinen Schriften des Bayern der die Kinderlehre auf dem Lande geschrieben, ich hatte einmal auch seine Komödien, du wirst dich ihrer erinnern, habe sie aber seitdem verloren, schick mir doch alle seine kleinen Schriften, du weist die alte Adresse vom Viereck N 4 Wallenberg hatte sie mir hier geliehen, mein Auftrag ist überflüssig, ich habe sie ihm abgetauscht. Du hast Dir an ihm keinen guten Vertrauten erwählt, denn alles was Du ihm gesagt, erzählte er an der Wirtstafel mir ganz laut wieder, daß 583
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Marheinicke und Krokow ihre Meinungen unmaßgeblich über Ehe und Sohn ablegten. Du erkaufst damit zu theuer diese geringe augenblickliche Erleichterung von dem, was dich drückt, schreib mir lieber in solchen bösen Stunden, seyn es Rosen, seyn es Wunden; seys von Armen seys von Schlangen, daß umschlungen und gefangen, daß du tobest, oder schmeichelst, oder jubelnd wild verzweifelst, alles schreib in einem Briefe, wenn ich wache, wenn ich schliefe muß ich doch dies eine wissen, daß du mir nicht ganz entrissen. Fordre nur nicht hundert Thaler, die ich dir noch schuldig blieben, sag es nur dem jungen Mahler, sieh der malt sie nach Belieben, aber ich müst hier im Kerker bleiben fern vom Vaterlande, und ich bin ein guter Märker, Schulden sind mir keine Schande, doch sobald ich bin zu Hause, soll es gleich in Wechseln kommen zu des Bruders Handlungshause, übel hast dus nicht genommen und mir wars zum Leben nöthig und ich bin dafür erböthig, dir in gleicher Noth zu dienen, doch Gott behüt dich dafür. So wie Du diesen Brief bekommen hast, schaffe Dir die Insel Felsenburg an, es giebt vielleicht kein unterhaltenderes Buch besonders den ersten Theil, so romantisch und nationel und religiös (lutherisch) wie irgend unser beliebter Persiles und Sigismunda seyn konnte, ich habe einige Tage drin geträumt, was ist alle erkünstelte Objektivität unsrer Zeit gegen dieses sichre Wahre, wo fast kein Zweifel in allem Wunderbaren bleibt, daß es wirklich geschehen; vieles daraus dient sonderbar zur Erläuterung des Schelmufsky, zu dem ich noch manches gefunden, so daß wenn ich ihn noch jemals heraus geben sollte, ich ihn mit Anmerkungen aus allerley Reisebeschreibungen erläutern würde, alten und neuen wie Reinbeck, Kotzebue, in Berlin kann alles ungeändert durch die Censur gehen, keiner weiß wo es herkommt. Die närrische kleine Revoluzion in Karlsruh könnte einen eignen Roman geben, die Staatsmänner stecken da alle wie im gelübberten Meere. Hier hackt alles aufeinander es ist zu weitläuftig und alles ist und bleibt ein Dreck. Bey Wilkens war ich in der letzten Zeit öfter, sie waren freundlich gegen mich, ich hörte da Musick, auch die Wambold lernte ich da kennen, ein recht artig Weibsen. – Hast Du schon die Ankündigung des Wochenblats Erhebungen aus Lübeck gesehen, der Herausgeber bittet mich talentvolle Männer für ihn zu werben, nach der Ankündigung würde es sehr ernsthaft, vielleicht könnte Savigny manchen Rikoschetschuß von da aus nach Bayern thun, es soll sich besonders mit innerer Staatsbildung beschäf584
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tigen. – Ich hoffe, daß Grimm glücklich bey euch angekommen, nun bin ich aber herzlich müde und will noch einmal an diesen Felsen sanft ruhen, wie thörigt macht die Gewohnheit den Einsamen, ich sehe und sitze auf meinen Kasten und Koffer herum als ob ich darein wurzeln möchte, aller Ingrimm ist vorüber und jezt möchte ich hier bleiben. Herzlich der Deine Achim Arnim
*915. An Friedrich Herrmann in Lübeck Heidelberg, 14. November 1808, Montag
Ewr. Hochwohlgeb* liebevolle Zuschrift, die sie noch von Heidelberg aus an mich erließen Ç...È die Belehrungen, welche Ihr Brief in so reichem Maaße enthält, und die Erfahrung diktirte, sind auf einen guten Boden gefallen Ç...È die Erhebungen (die Umstände verstatteten leider keine Aenderung in dem mit Recht von Ihnen gerügten Tittel der Zeitschrift) Ç...È Sie haben versprochen, für sie thätig zu sey¨n (WAA XXXIV, Nr. 980).
Von Friedrich Herrmann, 25. Februar 1809:
915.E An Friedrich Herrmann in Lübeck Heidelberg, 14. November 1808, Montag
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An Herrmann Heidl 14 Nov Was in Deutschland noch Lebensmuth hat ist selbst Schriftsteller und kauft nicht, die ubrigen haben zuviel schon räsonniren gehört. Sie wollen Spezielles, ergreifen Sie das Interesse der Feuerbrände ohne sich am Rauch zu beschmutzen. Der Titel ist zu eng, in der Geschichte wechselt das Erhebende mit dem Niederschlagenden. Intelligenzblat für Tagsneuigkeiten unabhängig vom ubrigen. Erstes hartes Probehalbejahr.
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Von Johann Wolfgang von Goethe nach Heidelberg Weimar, 14. November 1808, Montag
Ihre Sendung, mein Lieber, war dießmal so reichlich, und von gar vielen Seiten mir angenehm, daß ich meinen Dank nicht länger zurückhalten will. Freylich kann ich nicht läugnen, daß mir darin, nach meiner Art zu sehen, auch manches Verdrießlich fiel und deswegen wünschte ich, Sie wären nur gleich hier, damit man mündlich hin und wieder redete: denn schriftlich mag ich mich gar nicht mehr über dergleichen auslassen. Man theilt die Resultate mit, die gelegentlich etwas hart klingen, weil man nicht zugleich ausdrucken kann, wie sie aus dem Individuum entspringen, und wie sie mit unserer ganzen Weise zu seyn nothwendig zusammenhängen. Fördern Sie also nur so immerfort aus dem Berge was Sie dort von eingeborenen Naturschätzen, vergrabenen oder verschütteten Kunstschätzen auffinden. Ist ja in den Bergwerken auch nicht alles lauteres Metall und man muß, um sich Raum zu machen, mit unter taubes Gestein ans Tageslicht bringen. Kann ich einigermaßen mit mir selbst über diese Ihre neusten Dinge einig werden, so bezeige ich Ihnen meine Theilnahme öffentlich. Wenn Sie nach Landshut schreiben, so empfehlen Sie mich vielmals und nehmen Sie meinen lebhaften Dank für das freundliche das Sie den Meinigen in Heidelberg erzeigen. Das beste Lebewohl. Weimar den 14 November 1808. Goethe An Herrn Baron von Arnim Hochwohlgeboren gegenwärtig in frank Heidelberg.
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Lieber Bruder! Das Papier liegt immer neben mir an dich zu schreiben, und ich schreibe an keinen andern, aber auch an dich nicht, immer sehe ich in meinen kleinen Windofen, und möchte meinen Kummer hineinziehen laßen, aber es kömmt immer neuer nach, und die Bewegung thut weh, so lebe ich auf die Zähne beißend unthätig, biß die Kinnlade niederfallen wird, und Alles auf einmal aus sein wird. Heute erhielt ich deinen Abschiedsbrief von Heidelberg, so ist dann die Poesie dort auch abgezogen, es ist doch schade um das herrliche Land, daß es auch dießeits des Abendroths liegt und diesSeits der schönen blauen Berge, hinter welchen, aller Trost, alles verhießenes, gelobtes Land. Grimm sizzt seit 5 Tagen auf meiner Stube und hat deine Nas schon ein dutzendmahl gerückt und gedreht, weil er sie aber gar nicht herauskriegen kann, flucht er und nennt sie pestalozzisch. Ich laße ihn nehmlich dein liebes Bild kopiren, um Betine, wenn Sie von München kömmt damit zu überraschen, und zwar also, wir haben ihr hier einen gar wunderbaren Schreibpult gekauft, in dessen Mitte ein Tabernackel sich dreht, welches drehen sehr schwer zu bemerken ist, weil sich drei Schubladen mit herum drehen, in diese Schubladen wird sie deine Brief legen, und siehe da auf einmahl verwandeln diese Schubladen in dein Bild, und dieses wieder gedreht in einen Spiegel und wieder gedreht in ein altes Muttergottesbild von Ton, die Maschine hat 4 Seiten, das wird ihr dann viele Freude und so auch uns und dir lieber Bruder machen. Wenn ich die Insel Felsenburg nur irgendwo erwischen kann, ich freue mich sehr darauf, es wäre doch gar herrlich wenn man eine Reihe solcher guten Bücher, Simplici, ect. abdrucken lassen könnte. Wir sind hier in ziemlicher Angst einen gewissen Professor Buttmann hierher zu kriegen von Berlin, er hat schon den Ruf und war so eben hier, doch hat er sich noch nicht erklärt, kömmt er nicht, so kömmt Kreuzer, und dieser thäte aüßerst nothwendig, während jener durch die Umstände nichts oder wenig hier vermöchte, er will erst sehen, ob man ihn in Berlin fest halten wird, wenn du etwas dazu vermagst, so thue es doch, ihn dort zu halten, wenn es Gott lenkt und er bleibt dort, so hat Kreuzer das Wort schon, wäre er nicht vor 587
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Savignys Hiersein schon berufen gewesen, so hätte er den Ruf nicht gekriegt, neulich sagte Savigny zu mir, wenn man eine Universität in Berlin anlegt, soll ich machen, daß ich dahin komme? Ei wie redete ich ihm zu, thue du es auch, dann wären wir an einem ordentlichen Orte beisammen. Hier ist die Universität nichts als eine Gesellschaft katholischer Pfarrer, sie kommen Abends alle zusammen bei einem guten Mann und modernen Mysticker dem Religionsschriftsteller Sailer und spielen Schach oft zu zehend, wenn man sie einzeln fragt, warum Sie Schach spielten immer und ewig und nie mit einander diskurirten, so sagt jeder einzelne, dieser und jener wüßten gar nichts zu sprechen, und waß man spreche, werde alle wieder bekannt und so spielte man lieber Schach, sonst findest du auch wohl, Köppen Ast und Sallat Chombre spielen. Von Sallat, dem Philosophen folgende Anecktode, die wahr ist, er reiste neulich mit einer Parthie Exemplare seiner Schrift über Vernunft und Verstand auf dem Land herum, und da er bei einem Pfarrer übernachtet hatte, fragte er diesen, ob er seine Schrift über Vern. und Verst. gelesen, dieser sagte, nein, sie sei ihm zu theuer, er wolle warten biß er sie einmahl in einer Auktion erhalte, Sallat fuhr weiter und auf der nachsten Station gab er dem Postillon sein Buch als Trinckgeld, und da es dieser nicht wollte, sagte er ihm er solle es nur seinem Herrn Pfarrer mitnehmen, der es ihm gut bezahlen würde, so kam der Pfarrer wohlfeil dazu. Ich wollte, Görres wäre hier, ein solcher begeisterter Sommerpelz und WinterNanquin ist mir durchaus nöthig gegen meine Reumatizmus. Die hiesigen todhungrigen Menschenfresser, diese Afterwürmer der Allthiere haben mich Gott sei Danck nach dreimahligen Besuchen nicht wieder gestört, nachdem ich dem prahlenden lügenden Aman etwas ernsthaft zum Gegentheil gerathen habe. Dieser Aman war vor einem Jahr als arm und talentvoll der Akademie als Adjunkt vorgeschlagen, er sollte auch zur fernern Ausbildung seiner Physickalischen Laufbahn 600 fl jährlich haben im Ausland zu studieren, da er aber plötzlich sehr dumme Streiche machte, und zwischen Jakobi und Schelling Klätschereien erregte wießen ihm beide sehr unsanft die Thüre, und dennoch verwendete sich der gütige Jakobi, daß man ihn auf zwei Jahre in Werners Berginstitut nach Freiberg thun sollte, Aman fand dies unter seiner Würde, und fluchte dem nordischen Hund, der ihn, wie er sagt das südliche Schaf in ein Seminar stecken wolle, da er nun aus Hoffart dieses nicht annahm und sich sehr impertinent betrug, verlohr er alles und hat nun dafür jene Gesellschaft erzeugt, die mit ihm in ein Horn 588
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bläst, ohne es zu wissen, daß er blos aus Rache gegen Jakobi geschrieben und zwar wegen dem Seminar sagte er mir selbst, hieraus nun datirt sich alle die Wuth gegen Norden. Aman sagte mir, du solltest nur nicht denken, als werde er dir auf deine Kritick seiner Schrift nicht antworten. Dein Lied hättest du den ihrigen im Einsiedler nicht beifügen sollen, erstens hast du ihnen die Köpfe ganz mit verdreht, und von Ununterrichteten mit deiner Rezension combinirt, erscheinst du in dem Licht, als wärst du grade einer der Ihrigen. Sie geben übrigens jezt eine Wochenschrift – Jugendblätter vom ersten Jänner an heraus, sie nennen es eine Fortsetzung der Einsiedlerzeitung privatim, hiebei die hofärtige Ankündigung. Deine Vorrede zu den Einsiedlern ist voll gediegener Goldstellen, die Erklärung des Publikums ist trefflich witzig, und nur weniges im Ganzen klingt nicht so rein und klar und verliert sich mehr nach dir hinein, als zu den Leuten heraus, das ist Schade. Sehr rührend sind mir viele Stellen des lezten Gemisches, welche an allerlei Reden zwischen uns anstreichen, aber ich muß doch wieder klagen, wie du durch dein Verknüpfen manches ganz herrliche verknüppelst so hast du an den Pfalzgraf Stücke aus andern Gedichten geknüpft, die ihn ganz verderben, Arnim lieber Arnim, wenn du nur ein wenig streng arbeiten wolltest, und nicht so aneinander binden, deine ganze Nation würde dich ihren Dichter nennen, und du konntest auf Sie wirken und ihr alles zumuthen, es ist fast unbegreiflich wie du einzelne Gedichte z.B. den Lehrbrief, der so göttlich klar und tief und wieder andere, die wie zerrissene Blumenguirlanden aussehen, ohne es zu sollen, zugleich lieben kannst, freilich alle sind gedichtet und keins gemacht, aber nicht alle sind gesprochen. Ich werde nie in meiner festen Ueberzeugung irre werden, daß vielleicht kein Deutscher so von Poesie durchdrungen ist als du, aber du läst sie zu sehr als Wild Fleisch wachsen, und wärst im Stand einen Scheiterhaufen von Grünen Zweigen und Anticken und lebendigen Menschen durch einander zu bauen, alles mit Ketten und Strumpfbändern zussammen zu binden und oben drauf dich nach einer satirisch episch lirischen Anrede ans Publickum im feierlichsten Ernste Als Herkules zu verbrennen, und dennoch mein liebster einziger verbrennst du das liebste mir, das schönste allen allein, du verbrennst dein ganz Leben und kömmst davon, und immer herrlich davon. – Savigny bittet dich nochmals durch mich, wenn du irgend etwas vermagst, den Butmann in Berlin zu halten, damit wir den Kreuzer hierher kriegen, Butmann kann hier gar nichts würken und Kreuzer Alles, auch kriegt Görres durch Kreutzer einen mächtigen 589
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Stein ins Brett. Es hängt von Butmanns Wegbleiben eigentlich das gute Geschick der Akademie ab, Kreutzer kann mit Savigny alles, und Kreutzer kann auch den Ast ganz reguliren ohne ihn zu zerdrücken, Vielleicht könntest du durch Wolf Etwas thun, daß der ihn fest hielte, denn er hängt an Berlin und wird er ein reines Null und dies Null nimmt uns die MÇÇögÈÈlichkeit zu den besten Zahlen. – Oft verzweifle ich auch an allem Talent bei Grimm zerarbeitet der Kerl sich doch an deiner Nase seit 10 Tagen von Morgens in die Nacht, und kriegt sie nicht heraus, wenn er nicht schneller arbeiten lernt muß er einmahl verhungern. – Nun also lieber kann ich wieder nach Bärwalde fliehen, wenn es mir zu elend ergeht, das thut mir innig wohl, ich weiß so fest in mir, daß du gut bist, und mich nicht verläßt. Von Christian hören wir seit langer Zeit gar nichts mehr und sind recht in Sorgen drum. Betine und Gundel sind noch in München, weil Savigny noch gar keine Meubel hat. Grüße alle die mich lieben und noch übrig sind geblieben, Und wenn du zum Landtag schreitest, daß du ja die Zugluft meidest, trete nicht zu nah zur Thüre, denn da stehn die Musketiere, trete nicht zu nah zum Ofen, denn da sitzen viele Zofen trete nicht zu nah ans Fenster, denn da stehen Hirngespenster, trete auch nicht in die Mitte, denn da giebt es Stöß und Tritte Vorne mußt du auch nicht stehen, bei den Dicken, die starck blÇÇxxxÈÈ Und deßwegen auch nicht hinten, denn dort schmeckt man alÇÇxxÈÈ Sünden, Gehe lieber in die Kammer, such der Königin zum ÇÇxxxÈÈ denn ihr Herr verlohren fast, einen neuen Stiel, der paÇÇxxxÈÈ Vor allem aber vergiß uns, (das thust ohnedies nicht) als richtiger gesagt mich nicht, und dencke, daß du mir in Göttingen so heimlich lieb warst, und am Rhein so heilig lieb, und daß heilig du mir bliebst. Dein Clemens Herrn Ludwig Achim v. Arnim im Viereck N° 4. Berlin.
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An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 15. November 1808, Dienstag
Heidl d* 15. Nov Welche vergebliche Sorge machst du Dir, liebes Kind, als wenn Deine Briefe mir nicht bedeutend wären, machen denn ein Paar Bilder mehr oder weniger in einer Gallerie viel aus und welcher Mensch, den wir lieb haben, ist uns nicht lieber als alles was er sagen kann, so werthe Zeichen uns auch dieses seyn mag wie mir Deine Briefe und wie wehe thut es mir, daß sie nun ein dreissig Meilen Weiter bis nach Berlin reisen müssen. Viereck N 4 Ich reise morgen und bin heute noch von Bestellungen aller Art umgarnt, dazwischen kommt ein Brief von Fr. v. Stael, der mich einladet den Winter in Copet zu verleben, wo Sie Ihr Werk über Deutschland beendigen wollte, wo ich Ihr rathen und beytragen sollte; da könnt ich mir und meinen Freunden einen grossen Namen machen; aber die Götter wollen es anders, es scheint allerley zu entstehen in meinem Lande, meine Angelegenheiten fordern meine Gegenwart bald, auch kann ich kaum mit meinem Gelde auf geradem Wege bis Berlin durch kommen, Du wirst darin die zwingende Klaue des Schicksals sehen, die es mir gar unsanft in den Nacken setzt, nicht auf dem Olymp sondern im Sande mich niederzulassen. So muß ich denn wieder doppelt von Dir Abschied nehmen, vielleicht schreibe ich Dir aus Frankfurt, vielleicht halte ich mich dort nicht auf, es wird mich so vieles an Dich erinnern und so vieles ohne Dich fehlen. Ich hoffe daß dir nicht viel fehlt, denn das gewaltige Loch im Kopfe wird wohl ein wenig abgerissene Haut seyn, soviel ein Tischbein abküssen kann. Nun ade du altes Schloß, das da über mir gehangen, all mein Hoffen und Verlangen, war doch nur ein luftig Schloß, Nun ade ihr ewgen Quellen, die ich öfter angesehen die da springen, die da quellen, wenn hier meine Feinde gehen, höret nicht zu fliessen auf, denn die Welt hat ihren Lauf, Herzlich geküßt noch einmal in Eile Nun Ade. Achim Arnim
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Frankfurt d* 17 Nov 1808 Ich schreib Dir auf Melinens Zimmer, wir haben da oft zusammen gesessen, in Deinem Zimmer bin ich noch nicht gewesen, doch weiß ich daß es gewissenhaft bewahrt wird, ungeachtet wegen der Anwesenheit der Frau von Altenstein mit einer Fräulein Braut, einer Frau Witwe und zwey Kindern das Haus sehr besetzt ist. Doch etwas habe ich daraus gesehen, ein sehr artig Bild, das Meline aus der Gothischen Auction für dich erstanden, die alte Göthe sitzend, als wenn sie eben in ganzer Pracht eine Geschichte erzählt der Alte steht neben ihr als Schäfer eine Hand auf der Brust in die Jacke gesteckt, während er die andre an den Rippen herunterschleichen läst, er macht ein Gesicht, als wenn er mit der Erzählung nicht ganz zufrieden, denn es thut gar zu stark seinen Effekt. Der alte junge Göthe steht in der Nähe, giebt aber auf beyde nicht Achtung, sondern bindet ein rothes Band um ein Lämmchen, seine Schwester steht daneben und im Hintergrunde als Genien die verstorbenen Kinder der Göthe. Fast möcht ich Dir das Bild beneiden, nicht daß du es hast, sondern daß es jezt vielleicht ein halbes Jahr ungesehen in Deinem Zimmer steht. Meine Ankunft in eurem Hause war sehr romantisch und sah einer Entführung sehr ähnlich, ich bringe nämlich Savignys erste Liebe, Ernestine nach Marburg, hier meinte sie bey Meline wohnen zu können, also von dem Wagen herunter brachte ich sie auf heimlichen Treppen hinauf, Franz begegnete mir ich bat ihn nur schnell Meline heraus zu schicken u. s. w. man glaubte im Hause ich hätte gemordet und entführt. Du siehst aber wie viel Zutrauen die Leute zu mir haben, daß mir also eine Braut anvertrauet ist, aber zwischen uns steht eine dicke Mappe mit Kupferstichen und uns gegen über sitzt Frohreich und lächelt und 592
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schneidet Gesichter gegen die Buben, die uns anbetteln. Es fehlt mir hier sehr viel, nun Du nicht hier bist, deine Jungfer ist mir fast das vertrauteste Gesicht; da sie mich immer an Dich erinnert, sie geht bald von hier fort. Meline ist viel wohler, sie hat den bösen Husten verloren leidet aber an Kopfweh, was ihr viel un angenehmer ist. Alle andre sind wohlauf, Marie hatte sich aus Ueberfluß guter Gesundheit und guter Hoffnung zur Ader gelassen. George hat mir versichert, er hätte es mir gleich gesagt, daß der Einsiedler nicht gehen würde, o Wunder, daß die Menschen immer glauben können, daß man das gar nicht bemerken kann, was ihnen im ersten Augenblick einfällt. Sonderbar war nachdem ich hier Abends angekommen aus der Bewegung des Wagens, so sahen mir alle aus, als ob ein Unglück sich ereignet hätte ich dachte schon auf die Handlungsgeschäfte, es war aber wie immer, nur hatte ich noch einen Ball im Kopf in Heidelberg, wo mir zur Ehre ein halb Dutzend Professoren getrunken. Während wir so da in vollem Jubel in einem Seitenzimmer vom Ballsaale sassen brach ein Kampf zwischen den Offizieren und Studenten aus, es wurde ein Degen zerbrochen, die Thüren besetzt, mir war erzlächerlich zu muthe, wir drängten uns durch um den Obersten zu holen, als wir dem Prorektor begegneten machten wir solche laute lächerliche Beschreibung, daß er fürchtete mit uns gesamt arretirt zu werden; beym Abschiede küsste mir Böckh die Hand und ich ganz ernsthaft ihm wieder. Ich küsse Dir auch die Hand, morgen mehr. d* 18 Ich setze mein Schreiben in stolzer Uebersicht der schwarzen Dächer fort, aus denen der Frost in weisser Gespenstform zum Himmel aufsteigt, wo wir ihn in ewiger Liebe erwärmen lassen. Des jüngsten Gerichtes Wage ist jezt niedergelassen, unzählige Seelen mit gestohlnem Heu beladen warten unten auf die Stunde des Gerichts, die Ketten klirren, die arme Seele zagt, wie schwer das Heu gefunden werde, neben mir wird schon eine Seele von einem Engel auf Franzosisch entsetzlich ausgescholten, der Engel sagt, er müste sterben, wenn er noch ein Jahr mit ihr sollte zusammenbleiben. Wo sind aber meine lieben Berge geblieben, der Feldberg mir gegenüber, der ist schon versunken, denn die Berge sollen sich spalten und die Ströme ansteigen. Lassen wir das, ich habe Dir allerley von gestern Abend zu erzählen, wir waren allesamt gestern Abend bey Previllier zu einem Concerte. Fr. Winkel; willkommen im Grünen gelt, die hier bey der 593
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langen Grethel wohnt, muste sich zweymal mit dem Tamburin zum Fortepiano hören lassen; es ist ihre schwache Seite, denn es gehört dazu, was ihr fehlt, schöner Wuchs Einige Terzetten von Liebhabern sahen sich besser an als sie sich hörten, die hübsche Metzler sang mit. Recht ausgezeichnet spielte die Tirinanzky Variationen sang Barthold von einem Bauer, der einem Fürsten sehr ernsthafte und bedenkliche Vorstellungen wegen der Hetzjacht auf seinem Felde macht, es kann seine Wirkung nicht verfehlen, wenn der Fürst nur nicht allzu schnell reitet. Von Ferrari schaff Dir zwölf Terzetten an, die bey Breitkopf erschienen, vielleicht hast Du sie schon, sie sind sehr zierlich. Das Beste war die Harmonie, die zuletzt recht viel Schönes sehr brav spielte. Aber das alles war nichts gegen ein allerliebstes kleines Mädchen, von etwa vierzehn Jahren, sie heist Thurneisen und war wie ich nachher erfuhr, noch in der Mädchenschule und fast zum erstenmal in grösserer Gesellschaft. Nun trommelts wieder unten beym jüngsten Gerichte, wie mir das leid thäte, wenn die vor dem Anfang des jüngsten Tages nicht noch heirathen könnte. Sie gleicht einem sehr bekannten geschnittenen Steine von einer Muse und hat noch dabey so allerley artige Mienen und Gesichter geschnitten, wie der geschnittene Stein nimmermehr thut. Doch genug von dieser Schönen, die ich vielleicht nie wiedersehe, die Wildniß ist der Blumen so voll die doch von niemand gesehen, die Schönheit also gedeihet sowohl, doch selten in den Ehen, der Himmel spiegelt sich gern darein und thut es am liebsten ganz allein und was der Mensch mit den Augen erspäht, was nachklingt in den Ohren, das ist was nimmermehr vergeht und nimmermehr verloren. Alle klagen, daß Du keinem schreibst, da fühle ich recht wie Du mir wohlwillst, daß ich mich Deiner Gegenwart so oft erfreue, Du must jezt nach Berlin abzugeben an Fr: v Labes, Viereck N 4 schreiben ich muß lange fasten, ehe ich wieder etwas von Dir höre. Kaum habe ich Zeit Dich noch einmal zu begrüssen, so war es recht, ich dachte als wenn ich in einer weiten Aussicht den Kopf springend in die Runde drehe an alle Stunden, die wir hier zugebracht. Dein Achim Arnim An Fräulein Bettine Brentano
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Abzugeben bey H. Hofrath u Professor v. Savigny Landshut in Bayern
919.E An Bettina Brentano nach Landshut Frankfurt, 18. November 1808, Freitag
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Göthe Familienbild. Die Mutter als Scheferin pathetisch erzählt eine Geschichte, der Alte eine Hand in der Jacke, die andre an den Rippen herunter streichen mißbilligt, es ist zufad, thut zuviel Effekt. Der junge giebt auf nichts achtung, schirrt sein Scheflein die Schwester scheint hart; die verlornen Kinder hinten als Genien. Ich beneide, nicht daß du es hast, sondern daß es ein halbjahr ungesehen auf deinem Zimmer steht. Die Jungfer ist das vertrauteste Gesicht. Als ich aus der Bewegung des Wagens zu mich kam meinte ich alle bangÇxxxÈ. Ball. Streit. Böckh und ich wir küssen dir die Hand Schwarze Dächer. Der Frost steigt im Rauch des Gest auf. Jungster Tag, Gerichtswege Ich drehe mich springend noch einmal in schöner Gegend herum
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An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Frankfurt, 18. November 1808, Freitag
F r a n k f u r t , 18. November 1808. Lieber Zimmer! Die kriegerischen Begebenheiten der Nacht haben uns ohne Abschied meines Wissens auseinander gerissen, so statte ich denn meinen Dank für bewiesene Freundschaft ab, für die bewiesene darf man danken, wie man für die versprochene blos wiederverspre595
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chen darf. Ich bin mit meiner Braut hier glücklich angekommen, um das hiesige Glück nicht zu verschmähen, bleib ich zwey Tage, morgen gehts weiter. Die Welt ist hier voll Kunst, die sich sehen lassen möchte, und voll Ohren, in denen die Kaffepreise summen, Fräulein Winkel und Frau Hendel wetteifern. Doch genug. Ich habe allerley zu bestellen vergessen, es ist bey Ihnen ein alter Ueberrock und ein Leintuch von Grimm abgegeben, er hat es vergessen, auch ist es wohl des Portos nicht werth, beurtheilen Sie dies, verkaufen Sie es an den Juden und schicken ihm das Geld durch Brentano. Ferner sind zwey kleine Bilder abgegeben in Rahmen, die gehören Brentano, gelegentlich senden Sie diese an ihn, ein Packet an Dr. Hinze in Schlesien mit der nächsten Buchhändlergelegenheit dahin etwa bis Breslau frey, das folgende Porto mag er tragen. Brockes’ »irdisches Vergnügen« mache ich Ihnen zum Geschenke, sich damit in streitigen Jahrbücherstunden zu trösten, auch vertreibt das Buch Gespenster. Das kleine Büchelchen des Villers gehörte noch Ihnen. – Vergessen habe ich nur noch einige Exemplare der Trösteinsamkeit, etwa drey, denn drey hat mir Mohr geliefert, mitzunehmen, ferner einen kleinen silbernen Kaffelöffel in meinem Quartier, ferner bezahlen Sie niemand etwas für mich; ich bin niemand schuldig geblieben als dem Kutscher Hormuth die Miethe für den Wagen, weil er mir das Kissen hat stehlen lassen, Deichsel zerbrochen u. s. w., diese letztere bin ich Ihnen eigentlich zur Hälfte noch schuldig, weil es ungewiß ist, ob sie eingeknickt unterwegs und wie ein Knick taxiert werden muß. Oder soll ich dafür Ihr ewger Schuldner bleiben wie für so vieles andre, was sich nicht bezahlen läßt als mit einem Stammbuchblatte? – Ich habe noch ein Exemplar des Wunderhorns für Brentanos Familie genommen, ich versichere Ihnen, daß ich so sparsam mit Freyexemplaren gewesen bin wie möglich, und ich meine, daß von denen kein einziger eins gekauft hat, die es umsonst bekommen. – Lieber Zimmer, ich bin ganz confuse vor lauter schöner Abwechselung, wäre die Braut nicht mit mir, ich bliebe noch ein vier Tage meinen Geschäften und aller Welt zum Trotz hier. – Der Himmel segne Sie und Ihre liebe Frau doppelt. Achim Arnim.
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»Marburg, 20. November 1808. Lieber Zimmer! Bei Filbel sind die Pferde mit uns den Berg herunter durchgegangen, ich bin aus dem Wagen gesprungen, um sie aufzuhalten, aber dabei gefallen, und mir das Knie zerschunden und gestoßen; es hat nicht viel auf sich, kann mich aber doch wohl ein paar Tage in Cassel bei Reichardt aufhalten usw.« Nachschrift: »Meine Gesellschafterin (d. i. »die Braut«) ist ohne Schaden (in Marburg) angekommen.« An Reichardts Adresse nach Cassel erbat er sich fürs erste nachkommende Briefe.
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An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Marburg, 20. November 1808, Sonntag
Von Bettina Brentano nach Berlin München, letztes Drittel November 1808
Ich hab eine einzige Liebe Hoffnung, guter Arnim, und die ist nehmlich, dich nächstes Frühjahr, in Berlin zu sehen, wenn Du mich fragst mit welchen Gründen ich diese Hoffnung hege, so sage ich: keine als daß ich will. es ist wircklich jezt ganz an mir die Reihe dich aufzusuchen und warum sollte ich dich nicht finden. Ich bin im Grunde froh daß deine Finanzen nicht erlauben dich diesen Winter bei Fr: v: Steal aufzuhalten und daß dein Name nicht durch ihr Werck über Deutschland groß wird, er mögte bei so schneller Beförderung zu schnell ins Kraut schießen. Tieck hat sich bei Jacobi ein Zelt aufgeschlagen, er ist seit mehreren Tagen von Morgens bis Abends bei ihm, um allerlei Briefschaften und Manuskripte durchzulesen, besonders von Haman von welchem Jacobi eine große Menge Briefe besizt und auch andre Sachen sie waren eine Zeit lang miteinander, und er weiß sehr schöne interesante Anectoden von Haman unter andern eine die mir so wohl gefällt daß ich sie dir schreiben muß Haman hatte einen Sohn der Hanz michel hieß, er liebte diesen unaussprechlich, jedoch fürchtete er immer es mögte nicht viel aus ihm werden, einmal fand er eine Gelegenheit ihn eine Reiße machen zu lassen, und da er glaubte es könne eine Gute Wirkung auf Hansmichels Geist haben, die Welt ein bisgen zu sehen, so war es im sehr angelegen. Am Tag der Abreiße da er Morgens ganz frühe des Sohnes Koffer packte, kam er in Jacobis zimmer der noch im Bett lag, und 597
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verkündete ihm sehr traurig daß er glaube Hansmichel habe einige Anlage zur Narrheit, denn beym Einpaken seyen ihm so sonderbare Papiere in die Hände gefallen, worauf lauter abgebrochnes Zeug stehe und lauter fablende Gedanken, Jacobi lachte ihn aus, allein er war ganz trostloß, und zwang ihn aus dem Bett um die Papiere miteinander Durchzusehen, sie fanden viel was zum theil ganz unbedeutend war aber nirgend war etwas fertig, Hamans betrübniß ward immer größer, auf einmal fiel er Jacobi um den Hals, weinte laut und sagte,: A Gott ich habe immer geglaubt der Junge sollte ein Beispiel an mir nehmen aber er wird doch wie sein Vater. Die Geschichte hat mir etwas ungemein rührendes, ich dencke sie gefällt dir auch gut. Nun Adieu mein liebes Gut, alles zieht heim im Winter ja sogar auch die Freundschaft will fort da sie nicht mehr in der Sonne sich lenzen kann, ach ich hoffe und Wünsche mit dem nächsten Frühling ziehen alle Lustgedanken wieder her vor, und indessen vergessen wir beide nicht, all des Seegens den Gott dieß Jahr über unsern Häuptern hat wachsen lassen, ich erinnere mich ewig der Lehre die Du mir einmal beym Abschied gabst, wie ich dich morgens noch begleitete »Denke nicht der Bösen Stunden, sondern nur der Guten« so mahne ich jezt dich auch; wenn Du diesen Winter böse und traurige Stunden hast, so denke in denselben der Guten die wir mit einander hatten, und hoffentlich noch haben werden, so wirst du mir ein unendlich liebes und würdiges Opfer bringen. Diese Luftschlösser glaube mir doch; werden nicht in Luft zerinnen, sie sind zwar jezt ungreifbar und schwebend, nur in der Erinnerung noch fasslich; aber mein und Dein Leben haben doch in manchen Minuten zusammen geblüth, und ich bin froh um des Genusses willen den ich dabei hatte, denke doch, denke doch daß die Sonne über zwei Menschenkindern, wie oft auf und nieder ging die nichts als inniges Wohlwollen und Liebe für einander hegten, denke doch, daß wir manchen Pfad zusammen erstiegen haben, daß Die Natur auf uns beide vereinigt gewürckt hat, da wir oft vereinsamt und abgesondert von der ganzen Welt mit einander waren, und ist dieß nicht ein Glück, Stunden Tage zu verleben mit der alten Kinder unschuld, so haben unsere ersten Gedanken, wie treue Freunde, wieder sich in dem Rhein∧gau besucht. Leb wohl mein Leben reiße recht glücklich, möge der Ton des Posthorns dir nicht so schneident traurig in die Ohren blasen, leb wohl, daß Deine Vaterstadt nur recht freundlich dich emfange, deine Groß598
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mutter wird gewiß noch viele viele Freude haben alles möge so werden, daß die Zeit recht schnell vergeht. bis wir uns wiedersehen. Bettine viele Küsse von mir mögen dich warm halten auf der Reiße. Meline hat im Ausruf von der Alten Goethe in Franckfurt ein Andencken für mich gekauft; ein Familienportrait; die Alte und ihr Mann als Schäfer und Schäferin, der Sohn und die Tochter im Walde spielen mit Schäflein.
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An Friedrich Carl von Savigny in Landshut Kassel, 24. November 1808, Donnerstag
Cassel d* 24ten Nov 1808 Lieber Bruder und Gevatter! Ich schreibe Dir von Grims Zimmer, quer am Tisch, ein geschundenes und gestossenes Bein auf einem Fußschemel, und die Ursach von dem allen ist ein Sprung aus meinem Wagen, mit dem die Pferde bey Filbel den Berg hinunter durchgingen, der Schaden hat nicht viel auf sich, da es aber am Knie so muß ich in ruhiger Lage das Zimmer hüten. Ich war ein Paar recht gute Tage in Frankfurt, es fehlte mir nichts als die Landshuter Colonie, ich wäre vorahndend meinen Fall gern noch einen Tag geblieben, aber Creuzer hatte mir seine Nichte, M. Lindemeyer, deine erste Geliebte und jezige Braut eines Advokaten mitgegeben und die sehnte sich nach Marburg und weil es deine erste Geliebte war konnte ich ihr keinen Kummer machen. Eben diese Freundschaft gegen Dich bestimmte mich auch zu dem unseligen Sprunge, im Wagen war durchaus nichts zu machen ein Zügel war gerissen, aber hinauszuspringen war auch nicht möglich, bis ein Hinterrad ablief und die Schnelligkeit des Wagens sich dadurch ein wenig minderte, nun wollte ich Rücksicht Deiner ersten Liebe die Braut retten und die Pferde durch schnelles Vorspringen halten, aber theils mein Fallen beym Herausspringen, theils die erneuete Bewegung des Wagen machte es unnütz, ich erreichte erst den Wagen, als die Pferde schon von selbst still standen, die Achse war eingeknickt und ich empfand bedeutende Schmerzen. Ich reiste bis Marburg, wo ich bey Pr. Kreuzer wohnte und mich einen Nachmittag verweilte, ein leiser Abdruck von dem Heidelberg, aber alle tiefen Stellen fehlen und 599
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alle hellen, aber gar brav und in den Tagen sehr freundschaftlich besorgt um Pr Weisse, dessen Tod jeden Augenblick erwartet wurde, der ihn auch mit wunderbarer Ruhe und Erhebung und bey vollkommnen Gedächtniß erwartete, sich meiner recht wohl erinnerte. Gott weiß, es ist ein Freude, wenn die Menschen sich nicht wie Spitzbuben aus dem Leben schleichen, die sich immer vorlügen und denen immer vorgelogen wird, daß sie noch nicht so bald hängen müssen. Kreuzer glauÇÇbteÈÈ Du wüstest noch gar nichts von WÇÇeisseÈÈs Krankheit und bat mich, es Dir anzuzeigen, es ist eine Schleimschwindsucht und nach allen Aerzten durchaus keine Rettung möglich. Das Schmerzliche ist mit jeder Vorbereitung doch gleich schmerzlich und das Entschiedene läst wenig keine falsche Hoffnung zurück. – Mir ist das Schreiben bey der wunderlichen Lage meines Fusses sehr unbequem, leb recht wohl und schreib es mir gelegentlich. Herzliche Grüsse an alle. Dein Achim Arnim An Herrn Hofrath u Professor von Savigny zu fr Frankfurt Landshut in Bayern.
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*924. An Johann Friedrich Reichardt in Wien Kassel, zwischen etwa 25. November und 5. Dezember 1808, Freitag und Montag
Von Johann Friedrich Reichardt, 15. Dezember 1808: Endl* ward mirs zur Gewisheit, ich würde sicher nächstens von Ihrer Ankunft in C. hören. Daß das nun hinkend geschehen, thut mir zwar Ihres lieben jungen Bluts wegen sehr leid Ç...È Ihren Gruß an das A. Haus hab’ ich bestellt Ç...È In Prag war ich nur 3 Tage u habe nichts von Br. da vernommen (Nr. 941,7–33).
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Von Louise Reichardt in Kassel Kassel, zwischen 25. November und 5. Dezember 1808, Freitag und Montag
Lieber Arnim das Mädchen sagt Sie hätten nach unsrer Eßstunde gefragt, Sie werden doch nicht bis 2 Uhr warten uns zusehn? Ich bin ganz trostlos über Ihren Fuß u habe gestern Abend als ich Sie die Treppe wieder hinnunter hinken sahe recht gefühlt daß es mit unserm Glück vorbey ist. Louise
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Herrn Barohn v. Arnimm.
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Von Clemens Brentano nach Berlin München, 1. Dezember 1808, Donnerstag
München den 1 Decemb. 1808. Lieber Bruder! Da du nicht gleich Schillers Reuter die treue Liebe nicht bewahren kannst, so stekst du selbst nicht hinter den Spiegel deiner Geliebten diesen Zettel, sondern du ließt auch jezt, da dein Vaterland wie eine schlechte Neuigkeit dich umgiebt, gern waß mir ans Herz und die Kehle geht. Tieck und die Bernhardi sind noch hier, und Knorring noch nicht, und Beide haben mich gestern schier umgebracht mit unsäglicher Kritick, höchst zermalmt durch das Rauschen dieser papiernen wohlgefältelten Wäsche, nach allen Seiten zeriß ich in schmerzlichem Unmuth die Vorhänge, welche gute und böse Spinnen über schöne Traüme, die sich nun selbst traumen müßen, über aufgeschlagne Kinderblicke, die festgefroren sind, über Glaubende, hoffende, Liebende Augen mir gesponnen hatten, ich war so traurig, so traurig, und ergoß meinen bittern Unmuth gegen Bettinen über Tieck, Sie, die nach allen Seiten jauchzet, und gleich einer Schallsonne alle Stimmen der Echo in ihr Herz aufnimmt, suchte mir weitlaüfig Tieck zu entschuldigen, und zu beschuldigen, aber dieses Entwirren von tausenderlei guten und bösen Fäden anzusehen, zerriß meine Seele so gänzlich, daß ich gegen Sie recht derb und heftig ward, denn ich konnte nicht dencken, daß Winkelried die vielen Lanzen der Adlichen aus 601
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einander hätte beugen sollen und durchschlupfen und die Herrn so lange embrassiren und liebkosen, biß die Schwyzer ihm ungehindert nachgekommen wären, um dasselbe zu thun, ich hatte alle die Spitzen der vermaledeitesten Kritik zusammen gefaßt in Tiecks Reden in meiner Brust empfangen, und hatte niemand, der mir nachfolgte und drein schlug. Als ich nach Hauße kam, mußte ich recht herzlich weinen, ich fühlte so recht wie ich dich liebe, ich fühlte die ganze Geschichte unsrer Freundschaft, wenige bescheidene Händedrücke in Göttingen, deinen Brief aus München, du goldnes Herz, wie du hüpftest und schlugst beim Wiedersehen, wie du klangst und sangst am Rhein, Abschied nahmst auf der fliegenden Brücke, da wendete sich mein Geschick und sah in böse Spiegel, der schönste in der Brust war zerschlagen. Dann hast du in Paris die Stube gemessen, wo mein Bett stehen sollte, und ich fand das Weib wieder, das mich aus getruncken und an mir gestorben ist, o lieber Bruder, nachher war nichts Gutes mehr, und nichts konnte schlechter werden, aber du hast ein frommes Herz, du mishandelst die Tafel nicht, auf der die Hoffnung in Wolkenbildern vorüberzog, und ziehst mit liebenden Händen ihre entflohenen Züge treu in den Kühlen Thau mit dem die Nacht sie bedeckt hat, auch mag Nacht und Tag über mir die Flagge schwingen und sencken, denn du liebst mich noch, der wohl nicht mehr lebet. Ueber dieses alles dichte mir ein Lied, das ich verstehen und singen kann, mein Lieber, ich brauche so etwas, um mich wieder zu finden, und mich mir wieder selbst zu heiligen, denn ich fühle mich oft unendlich arm, wenn ich sonst, so traurig war, über den Irrthum und die naseweise Weisheit, die alle Herzen bricht, so konnte ich die festen Füße Sophiens umarmen, die so rüstig über die gebährende und begrabende Erde hin wandelten, mit einem Lächlen, mit einem Ernst siegelte sie meine trauerschwanckenden Gedancken, ich sah sie, sie war bei mir, ich hatte Sie in den Händen, mein Leben war wahr, denn ich hatte es wohl gefühlt, daß ich nicht ohne Sie leben konnte, und ich konnte den Schmerz ertragen, viele Sonnen untergehn zu sehen, denn Sie mußte mir alles sein, ich hatte Sie erlebt und erliebet. In unendlichem Schmerz vereinsamt, wendete ich mich damals an Bettinen, aber Sie konnte mein Leid nicht begreifen, und floh mich gleich einer Meduse, da ward mir Görres wohl heilig, dieses liebe wilde Sonnenfeuer der treuen Phantasie, aber mein Schmerz war ein Phönix und verbrannte nicht in ihm, er ward jung. Jezt bleibst du allein, du ohne Selbstsucht, liebe getreue Zeit, du gehst über mir, wie der Tag und die Jahrzeiten, 602
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du geliebter Bruder, ich sehne mich nicht nach Tagen und Nächten und nicht nach Frühlingen, sie bleiben mir nie aus, so lang ich lebe, oder mein Andencken, und so bist du mein lieber, das bist du.
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Von Bettina Brentano nach Berlin München, 2. Dezember 1808, Freitag
München d* 2t December Ich habe gestern Durch einen Brief den Kreuzer an Savigny schrieb erfahren, Daß Du bei Marburg ein Unglück erlitten hast; ein Schaden am Fuße; heist daß nicht ein Sichtbarer Winck Gottes Du sollst Dich nicht so eilig entfernen wenn nur Die Zeit nicht lange wird bis du wieder Da bist, jezt sind es bald 3 Monate, daß wir Uns sahen, und wie viele werden noch vergehen? Obschon Gundel und Savigny sehr viele Mühe gehabt haben während dieser Zeit, sich einzurichten haben sie’s doch noch nicht so weit gebracht daß man da wohnen kann ich denke daß wir erst in 14 Tagen hingehen; Savigny ist schon dort, und liest er hat ungefehr 120 Studenten Clemens ist seit etlichen Tagen hier, er hat schon einige Mal Streit gehabt mit Tieck über deine Lieder auch mir ist darüber daß ich Tieck ein Gefühl dafür erwecken wollte ein noch tieferes Licht in manchem aufgegangen und ich hab manches so innig gefast, wie ich dich ins Auge fassen würde wenn Du vor mir stündest. Mit Tieck ist hierüber nichts anzufangen er aergert mich aber nicht, denn er meint es Gut, und das edle Wild weiß nicht in seinem Behaagen wie eng die Gränzen des Reviers um seine Freiheit gezogen sind; aber seine Schwester die meinem Gefühl nach wenig Strahlen des Genies von sich gegeben hat, spricht so aufgeklärt leuchtend darüber, das es einem erbittern würde wenn man lang zuhört. Jacobi hat den Einsiedler zum König gebracht, um ihm die bairische Jugendgedichte zu lesen, da meinte der König auf diese Seite würde sich wohl sein Sohn der Krohnprinz schlagen; ich habe leztern kennen gelernt auf einem Bal, der einzige den ich besucht habe, er kam gleich sehr tief ins Gespräch, erzehlte mir manches von Rom mit einer Sehnsucht die rührend war; so sehr München mir mißfällt so thut es mir doch leid in Landshut ganz von aller Musick abgeschniten zu seyn; erst seit ein paar Tagen hab ich den Capellmeister Winter kennen gelernt, es hat mich ordentlich geschaudert, da er mir sagte, nachdem ich ihm 603
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etwas gesungen hatte, ich habe eine Aenlichkeit in der Stimme mit der Grassini, und wenn ich hier bleiben wolle, so würde er mich alle Rollen die er für sie geschrieben hat, lehren. Der Mann mag sich vielleicht irren lieber Arnim, indessen bin ich ihm ganz gut darum geworden. Ich wünsche mir recht sehnlich bei dir zu seyn; und hab eine sonderbare Hoffnung diesen Wunsch im Frühjahr auszuführen jedoch ohne rechten Grund. ein einzig mal war ich im Teater, und habe nichts als Kopfweh und Augen∧weh davon gehabt dieß hält mich auch ab öfter hinein zu gehen, keinen Freund hab ich der es mit mir anhören und sehen mögte, da ist denn weiter nicht viel Freude dabei. Baader hab ich kennen lernen, aber nur von weitem, wenn alles wahr ist was er erzehlt, so ist es sehr merckwürdig und sehr viel; dein lezter Brief aus Franckfurth war so lieb und schön wem wirds nicht wohl dem aus der fernsten Ferne solge heimlich heimische Töne zusprechen, jafreilich hab ich noch an niemand geschrieben seit meiner Abreiße, als nur an Dich, und würde Dir mehr geschrieben haben wenn ich ein Zimmer für mich hätte; aber bald hier bald dort eine Zerstreiung hielten mich oft zur Unzeit ab. das kleine schöne 14 Jährige Mädgen, daß Dir so wohl gefiel kenne ich auch sie war von klein an immer sehr schön, und – Eichensinnig. von demselben Eb, wovon Du die schön gemalte Copie eines angeblichen Dürers bei Wallenberg gesehen, hab ich Dürrers Portrait von ihm selbst gemahlt in seinem 28ten Jahr; copieren lassen, aber ganz vortrefflich hat er es gemahlt. ich wollte es eigentlich an Goethe schicken für die nächste Ausstellung, damit einem jungen Talent welches sich erst seit 3 Jahren übt; doch in etwas Gerechtigkeit wiederfahren möge der Mensch ist so auserordentlich Arm, daß es eigentlich schimpflich ist. jezt fürchte ich aber, es gefällt dem Goethe zu gut, und er schickt es mir so bald nicht wieder. Auf der Bibliothek hab ich auch das geschriebne Gebethbuch von Dürrer gesehen es ist ein himelweiter Unterschied von den Kupferstichen, du kannst dir die Kraft, die Zartheit die Genialität, die Frömmigkeit nicht dencken und so leicht hin geschrieben wie inspiriert. Grimm schwelgt in diesen ersten Tagen in der Bildergallerie, er ist sehr Naiv alle Gesichter die ihm auffallen spottet er gleich nach, am besten hat ihm ein Hünerstück gefallen, weil sich zwei Hüner so gar lustig und Natürlich beisen. nun muß ich gestehen daß die Gallerie gar nichts anziehendes hat, daß unter vielen schlechten Sachen oft nur ein gutes ist und gewöhnlich so unbequem hängt daß man es nicht gut sehen kann. Grimm hat mehr Freude an Kupferstichen, deren sehr 604
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schöne hier sind, besonders von Martin Schön, und die mir auch besser gefallen. er hat mir gesagt es sey ihm noch weniges so hart gewesen, wie dich zu verlassen, er habe dich auserordentlich lieb, doch habe er es nie gewagt alles dir zu sagen, was er gedacht und gefühlt habe, obschon er immer den grösten Drang dazu gefühlt. ich habe es über mich genommen alles was er fürs Malen nötig hat zu besorgen. nun hab ich den ganzen Bogen mit fremden Nachrichten vollgeschrieben, dir nichts gesagt von meiner herzlichen Liebe; sey überzeugt davon es ist der freunÇÇdÈÈschaftlichste Beweiß den Du mir geben kannst; leb recht wohl denck mit Liebe an Mich Bettine Monsieur le Baron Achim Arnim ches M de de Labes Viereck N or 4 Berlin
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An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
An H. Hofrath Voß in Heidelberg Eine Gelegenheit, die ich schicklich verschweige, gab mir zwey Stücke des Morgenblats Nr 283 u 284 in die Hände und verschaffte mir die Musse, einen Ihrer gelehrten Beyträge zu durchlaufen. Wie sind Sie nach meiner Abreise von Heidelberg so böse geworden, haben Sie denn gar keinen wahren verständigen Freund mehr, der Ihnen rathen konnte? Ich bin von Ihnen zwar ohne Nennung meines Namens, doch genau genug bezeichnet durch die mit meinem Namen unterzeichnete Rezension der heimlichen Einführung eigner Arbeit als alter bey der Herausgabe des Wunderhorns und aus diesem Grunde des Betrugs, der Forgery, der Schmuggeley und der muthwilligen Verfälschung beschuldigt worden. Wissen Sie die Bedeutung dieser Worte? Oder stehen sie blos des Sylbenmaasses wegen da wie so manches Ihrer Werke? Dieser metrische Grund mag in Ihrer Kritick viel entschuldigen, aber lassen Sie Sich von H. H. Thibaut belehren, welche Strafe nach bürgerlichen Gesetzen auf den Mißbrauch dieser Worte steht. Mißbrauch ist es aber doch wahrlich, wenn sich jener Grund der heimlichen Ein605
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führung erlogen fände und wirklich ist er ganz erlogen, denn in meiner öffentlichen Anzeige des ersten Bandes vom Wunderhorne in der Jenaer Literaturz: Intell: 1805. S 891 steht ausdrücklich, daß diese Lieder »von uns gesammelt, geordnet und ergänzt sind.« Dies wäre hinlänglich um allen Vorwurf der Heimlichkeit in diesen Ergänzungsversuchen schöner Fragmente zu vernichten, aber zum Ueberfluß lesen Sie meine Nachschrift des ersten Bandes, ferner erkundigen Sie Sich bei denen in sehr verstümmelnder Abkürzung von Ihnen angeführten H. Friedrich Schlegel und v. d. Hagen, die ich als alte Bekannte ehre, ferner bei H. G. v. Göthe, dessen poetischer Urtheilskraft Sie den lächerlichen Vorwurf machen, als sey er von mir angeführt worden, ob ich nicht mit ihnen wie mit jedermann über diese Ergänzungen frey gesprochen habe, wie ich sie als ein Mittel betrachte manches Schöne, das von dem Ungelehrten durch Zeit und Sprache geschieden, wieder in lebendige Berührung zu setzen, welchen geglückten Erfolg ich in mancher heutigen Bemühung mit Freuden anerkenne. Noch mehr, ich erinnere Sie an Sich selbst, wenn Sie noch etwas aus der Zeit von sich wissen, ehe Körtens Schrift gegen Sie mir jeden Umgang mit Ihnen wider rieth, ob ich nicht mit Ihnen über diese Ergänzungen gestritten, denn daß sie von Ihnen getadelt sind ist mir lieber als gar manches Lob und Sie sind dadurch in unsrer Danksagung an alle Förderer miteinbegriffen. Doch jezt ein ganz ernsthaftes Wort an Sie, sowohl wegen jener Beschimpfungen als auch wegen der Beschuldigung einer von mir erschlichenen Recension in der Jenaer Zeitung, worüber Sie Sich mit H. H. Eichstädt verständigen mögen, verlange ich binnen sechs Wochen öffentliche Abbitte, wenigstens ein öffentliches Bekenntniß, daß Sie Sich geirret haben, sollten Sie diesen Termin versäumen, so werde ich Sie als einen boshaften Verläumder gerichtlich in Heidelberg und aussergerichtlich durch Abdruck Ihres ganzen Wörterbuchs von Schimpfreden bestrafen, womit Sie allerley Männer, unter denen ich der unbedeutendste bin seit dem Anfange Ihrer literarischen Laufbahn geschändet und unschuldige Leute genug zum Nachsprechen verführt haben. Leicht wäre es Ihr Urtheil über die beyden neu erschienenen Bände unsres Wunderhorns wie jenes über mich zu widerlegen, aber überflüssig, Ihre unwissende Anmassung und Urtheilslosigkeit sind den Kennern der Geographie und Mythologie allzu bekannt, ernsthaft genommen würde die Untersuchung zu langweilig und im Spasse scheue ich Ihr Alter, so wenig Sie Sich auch dem gemäß würdig und weise zeigen. Doch ein Paar Proben für die öffentliche 606
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Neugierde. Die angebliche Vorrede ist wirklich alt, zusammengezogen aus der weitläuftigen Vorrede eines Gesangbuches, genannt Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten der Gemeine Gottes, das eigentlich keinem Literator unbekannt seyn sollte, aus diesem ist der kleine Liederkreis geordnet bey dessen Anordnung und Ergänzung ich wahrlich an Ihre Uebersetzungen aus dem Griechischen nicht gedacht habe, da der Vers »fortweg mit dem Sinn der Griechen denen Kreutz ein Thorheit ist, uralt ist. Meine Achtung gegen das Studium der griechischen Sprache habe ich selbst (Wunderhorn I, 442) zu deutlich erklärt, als daß Ihr Deuteln alter Lieder gegen mich etwas bedeuten könnte, ich wünsche uns beyden, daß wir mehr Griechisch wüsten, Ihnen, damit Ihnen weiter keine grammatische Fehler vorgerückt würden, mir, auf daß ich Ihrer steifleinenen Uebersetzungen entbehren könnte, herzinnig ist mir aber alles Griecheln und Kunsttändeln verhast, als welches vom eigenthümlichen Griechensinn und von der Kunst gleichweit entfernt ist. Eben so falsch deuten Sie am gottlob endlichen Schlusse Ihres Aufsatzes jene feindlichen Brüder gegen Schiller schicken Sie unser Buch in die nächste Pestalozzische Leseanstalt, und lassen Sie Sich von vielen lauten Stimmen vorlesen, daß diese Deutung dort ausdrücklich verboten ist; geben Sie Sich dann einmal Mühe eine andre zu finden, allzubequem will ich es Ihnen doch nicht machen, das haben Sie nicht um mich verdient, Sie möchten auch diese Dienstfertigkeit hündisch auslegen, und ich weiß schon lange, daß Sie keine andere Fantasie haben, als Schlechtigkeiten von ehemaligen Bekannten zu fabeln. Ueber Ihr Parodieren ehrwürdiger Kirchengesänge, wie damals jenes katolischen: Dies irae, dies illa, und jezt des protestantischen »Herr ich will ja gerne bleiben« liesse sich wohl ein ernsthaftes Wort sagen, meinetwegen mögen Sie die Ehre der Mitlebenden nicht achten, scheuen Sie Sich wenigstens alte Lieder, die durch einen heiligen Gebrauch (selbst wenn sie nicht nach Ihrem Geschmacke sind) tausend Unglücklichen in einer bedrängten Zeit Trost und Kraft verleihen, durch witzlose Parodieen zu schänden, wozu Sie noch obenein den Stoff aus einer in höherem Sinne gedachten Satyre meines Freundes Görres (Tröst Einsamkeit. Umschlag zum Mayheft) entnehmen und verderben musten, denken Sie doch, daß keines Ihrer Lieder je einen Menschen so erbauet hat wie die verspotteten Tausende. Aber dies so wohl wie die Vorwürfe gegen eine geachtete Heidelberger Censurbehörde, namentlich gegen H. H. Wedekind, sowie gegen die allgemein geschätzte Redaktion der Heidel607
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berger Jahrbücher, namentlich gegen H. H. Creuzer erinnern treffend an den edlen Finkenritter, so lächerlich verdreht ist alles darin. – Habe ich Ihnen das nicht alles in der Sonettengeschichte und in der Vorrede zur Tröst-Einsamkeit voraus gesagt, was Sie thun würden, denken Sie an die Todtensonette im Morgenblatt, an die Recension in der Hamburger Zeitung, es muste alles so kommen, um Sie ganz zu entlarven und unschädlich zu machen und somit ist mein Auftrag erfüllt. Ludwig Achim v. Arnim
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A n H n . H o f r a t h Vo ß i n H e i d e l b e r g . Eine Gelegenheit, die ich schicklich verschweige, gab mir zwey Stücke des Morgenblatts No. 283 und 284 in die Hände, und verschaffte mir die Muße, einen Ihrer gelehrten Beyträge zu durchlaufen. Wie sind Sie nach meiner Abreise von Heidelberg so gar böse geworden, haben Sie denn gar keinen wahren verständigen Freund mehr, der Ihnen rathen konnte? Ich bin von Ihnen, zwar ohne Nennung meines Namens, doch genau bezeichnet durch die mit meinem Namen unterzeichnete Recension, der h e i m l i c h e n Einführung eigener Arbeit als alter bey der Herausgabe des Wunderhorns und aus diesem Grunde des Betrugs, der Forgery, der Schmuggeley und der muthwilligen Verfälschung beschuldigt worden. Wissen Sie die Bedeutung dieser Worte? oder stehen sie bloß des Sylbenmaßes wegen da, wie so manches Ihrer Werke? Dieser metrische Grund mag in Ihrer Kritik viel entschuldigen, aber lassen Sie sich von Hn. Hofr. T h i b a u t belehren, welche Strafe nach bürgerlichen Gesetzen auf dem Mißbrauch dieser Worte steht. Mißbrauch ist es aber doch wahrlich, wenn sich jener Grund der heimlichen Einführung e r l o g e n fände; und wirklich ist er ganz e r l o g e n , denn in meiner öffentlichen Anzeige des ersten Bandes vom Wunderhorn in der J e n . L i t e r a t u r z . I n t e l l . B . 1805. S 891 steht ausdrücklich, daß diese Lieder » v o n u n s g e s a m m e l t , g e o r d n e t u n d e r g ä n z t s i n d . « Dieß wäre hinlänglich, um allen Vorwurf der Heimlichkeit in diesen Ergänzungsversuchen schöner Fragmente zu vernichten; aber zum Ueberfluß lesen Sie meine Nachschrift des ersten Bandes, ferner erkun608
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digen Sie sich bey denen in sehr verstümmelnder Abkürzung von Ihnen angeführten Hnn. F r i e d r i c h S c h l e g e l und v . d . H a g e n , die ich als alte Bekannte ehre, ferner bey Hn. G. R . v . G o e t h e , dessen poetischer Urtheilskraft Sie den lächerlichen Vorwurf machen, als sey er von mir angeführt worden, ob ich nicht mit ihnen wie mit jedermann über diese Ergänzungen frey gesprochen habe, wie ich sie als ein Mittel betrachte, manches Schöne, das von dem Ungelehrten durch Zeit und Sprache geschieden, wieder in lebendige Berührung zu setzen, welchen glücklichen Erfolg ich in mancher heutigen Bemühung mit Freuden anerkenne. Noch mehr, ich erinnere Sie an Sich selbst, wann Sie noch etwas aus der Zeit vor Sich selbst wissen, ehe K ö r t e n s Schrift gegen Sie mir jeden Umgang mit Ihnen widerrieth, ob ich nicht mit Ihnen über diese Ergänzungen gestritten, denn daß sie von Ihnen getadelt sind, ist mir lieber als gar manches Lob, und Sie sind dadurch in unserer Danksagung an alle Förderer mit begriffen. Doch jetzt ein ganz ernsthaftes Wort an Sie; sowohl wegen jener Beschimpfungen, als auch wegen der Beschuldigung einer von mir erschlichenen Recension in der Jenaer Zeitung, worüber Sie sich mit Hn. Hofr. E i c h s t ä d t verständigen mögen, v e r l a n g e i c h b i n n e n s e c h s Wo c h e n ö f f e n t l i c h e A b b i t t e , wenigstens ein öffentliches Bekenntniß, daß Sie sich geirrt haben; sollten Sie diesen Termin versäumen: so werde ich Sie als einen boshaften Verläumder gerichtlich in Heidelberg und außergerichtlich durch Abdruck Ihres ganzen Wörterbuchs von Schimpfreden bestrafen, womit Sie allerley Männer, unter denen ich der unbedeutendste bin, seit dem Anfange Ihrer literarischen Laufbahn geschändet, und unschuldige Leute genug zum Nachsprechen verführt haben. Leicht wäre es, Ihr Urtheil über die beiden neuerschienenen Bände unsers Wunderhorns, wie jenes über mich, zu widerlegen, aber überflüssig. Ihre unwissende Anmaßung und Urtheilslosigkeit sind Kennern aus Geographie und Mythologie allzubekannt, ernsthaft genommen würde die Untersuchung zu langweilig, und im Spaße scheue ich Ihr Alter, so wenig Sie sich auch dem gemäß würdig und weise zeigen. Doch ein paar Proben für die öffentliche Neugierde. Die a n g e b l i c h e Vorrede ist wirklich alt, zusammengezogen aus der weitläuftigen Vorrede eines Gesangbuchs, genannt Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten der Gemeine Gottes, das eigentlich keinem Literator unbekannt seyn sollte, aus diesem ist der kleine Liederkreis geordnet, bey dessen Anordnung und Ergänzung ich an Ihre Uebersetzungen aus dem Griechischen nicht gedacht habe, da 609
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der Vers »fort weg mit dem Sinn der Griechen, denen Kreuz ein Thorheit ist,« uralt ist. Meine Achtung gegen das Studium der griechischen Sprache habe ich selbst (Wunderhorn I, 442) zu deutlich erklärt, als daß Ihr Deuteln alter Lieder gegen mich etwas bedeuten könnte; ich wünsche uns beiden, daß wir mehr Griechisch wüßten, Ihnen, damit Ihnen weiter keine grammatischen Fehler vorgerückt werden, mir, auf daß ich Ihrer steifleinenen Uebersetzung entbehren könnte, herzinnig ist mir aber alles Griecheln und Kunsttändeln verhaßt, als welches vom eigenthümlichen Griechensinn und von der Kunst gleich weit entfernt ist. Eben so falsch deuten Sie am gottlob endlichen Schlusse Ihres Aufsatzes jene feindlichen Brüder gegen S c h i l l e r . Schicken Sie unser Buch in die nächste pestalozzische Leseanstalt, und lassen Sie sich von vielen lauten Stimmen vorlesen, daß diese Deutung dort ausdrücklich verboten ist; geben Sie sich dann einmal Mühe eine andere zu finden, allzubequem will ich es Ihnen doch nicht machen, das haben Sie nicht um mich verdient, Sie möchten auch diese Dienstfertigkeit hündisch auslegen, und ich weiß schon lange, daß Sie keine andere Phantasie haben, als Schlechtigkeiten von ehemaligen Bekannten zu fabeln. Ueber Ihre Parodieen ehrwürdiger Kirchengesänge, wie damals jenes katholischen d i e s i r a e , d i e s i l l a , und jetzt des protestantischen »Herr ich will ja gerne bleiben« ließe sich wohl ein ernsthaftes Wort sagen, meinetwegen mögen Sie die Ehre der Mitlebenden nicht achten, aber scheuen Sie sich wenigstens, alte Lieder, die durch einen heiligen Gebrauch (selbst wenn sie nicht nach Ihrem Geschmacke sind) tausend Unglücklichen in einer bedrängten Zeit Trost und Kraft verleihen, durch witzlose Parodieen zu schänden, wozu Sie noch obenein den Stoff aus einer in höherem Sinne gedachten Satyre meines Freundes G ö r r e s (Tröst-Einsamkeit, Umschlag zum Mayheft) entnehmen und verderben mußten; denken Sie doch, daß keines Ihrer Lieder je einen Menschen so erbaut hat, wie die verspotteten Tausende. Aber dieß sowohl, wie die Vorwürfe gegen eine geachtete heidelberger Censurbehörde, namentlich gegen Hn. H. We d e k i n d , so wie gegen die allgemein geschätzte Redaction der heidelberger Jahrbücher, namentlich gegen Hn. H. C r e u z e r , erinnern treffend an den edlen Finkenritter, so lächerlich verdreht ist alles darin. – Habe ich Ihnen das nicht alles in der Sonetten Geschichte und in der Vorrede zur Tröst-Einsamkeit voraus gesagt, was Sie thun würden, denken Sie an die Todtensonette im Morgenblatt, an die Recension in der hamburger Zeitung, es mußte alles so kommen, um Sie ganz zu 610
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entlarven und unschädlich zu machen, und somit ist mein Auftrag erfüllt. Cassel, den 8 Dec. 1808. Ludwig Achim von Arnim.
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An Clemens Brentano in Landshut Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
Cassel d* 8 Dec 1808 Lieber Clemens! Meinen Unglückssprung aus dem Wagen wird Dir Savigny erzählt haben, da die Verletzung am Knie war auch durch den Weg in der Kälte einige Entzündung sie umgeben hatte muste ich hier beynahe vierzehn Tage daran heilen. Der Aerger über Vossens Schimpfreden gegen mich machten mich mobil, ich muste nach Göttingen um aus dem Jenaer Intelligenzblat mich zu rechtfertigen, meine Rechtfertigung kommt eben dahin vielleicht noch anderswo, ich glaube nicht, daß Du es nöthig hast als Mitherausgeber des W. dich besonders zu vertheidigen, ich war bestimmt gezeichnet, auch stehe ich in solcher Fehde am liebsten allein, indessen will ich Dir dein Recht damit nicht vorenthalten, meine Vertheidigung schick ich Dir in Abschrift giebt es in Deiner Nähe ein gelesenes Blat, etwa die oberdeutsche Literaturzeitung so laß es abdrucken. In Göttingen, wo ich viel freundliche Aufnahme, besonders bey Blumenbach fand, der mir den Schildtberger eine prächtige alte Reisebeschreibung lieh, erhielt ich auch ein merkwürdiges Buch von Wickram, der irr reitend Bilger und mancherley artige Komödien. Die Insel Felsenburg ist von einem gewissen Schnabel, der Kammerdiener des Grafen von Stolberg Wernigerode war und enthält viel Specielles von diesem Hofe, der damals schon sehr religiös war. Ein sehr merkwürdiges Buch soll seyn: Begebenheiten eines Göttingischen Studenten auf dem alten Schlosse Plesse. III Bände, aber sehr selten, such danach. Bey Grimms wohne ich sehr angenehm, wir theilen einander unsre Habseligkeiten mit, ich habe mancherley auch Manuscripte in Frankfurt gekauft, du kennst sie, es sind die bravsten Leute auf der Welt, und von dem heimlichen Grimm den du im altsten vermuthet ist keine Spur, im Gegentheil er ist zu sanft, sonst brächte er den jüngsten Bruder zu einem Handwerker und die Schwester in eine strenge Pension, sie nimt sich der Wirt611
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schaft gar wenig an, was doch zu ihrem Vermögen nicht passt. Reichardt wird vielleicht bald durch Landshut kommen, er ist nach Wien um italiänische Musiker zu untersuchen und wird euch mancherley erzählen können. Ich reise bald weiter, aus Berlin mehr, Göthe hat mir sehr freundlich geschrieben, ewig Dein Achim Arnim Ç1r alR:È An Savigny viel Dank für die literarische Nachricht, an Zimmer konnte ich nichts bestellen, ich bekam den Brief hieher, doch habe ich dort schon über die Sache viel gesprochen und er war sehr bereit.
*930. An Joseph Görres in Koblenz Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
Ihr guter Wille für mich in ihrem letzten Briefe hat mich indessen gefreut, Sie sind aber doch auch selber in der nämlichen Schule krank. Ich muß lachen, wie Sie mit dem Philosophen im Kasten umzogen, den in der Welt niemand brauchen kann, so ein altes astronomisches Instrument, dessen Nutzen niemand absehen, dessen Reparatur kein Uhrmacher übernehmen mag. (WAA XXXIV, Nr. 966.)
Von Joseph Görres, Koblenz, 1. Februar 1809:
*931. An Friedrich Creuzer in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag
Ihren Unfall Ç...È erfuhr ich bald durch meinen Vetter, den Sie meinen Bruder nennen. Ç...È Wie sehr mir Ihre epistola ad Vossium gefallen hat Ç...È kann ich Ihnen nicht genug sagen. Ç...È Sie hatten recht. In jener grausenvollen Nacht ist auch nicht ein Blutstropfen geflossen (Nr. 942,2–61). Friedrich Creuzer an Arnim, Heidelberg, 18. Dezember 1808:
Friedrich Creuzer an Görres, Heidelberg, 18. Dezember 1808: Von Çrecte KasselÈ hat Arnim zuletzt geschrieben. Er hätte beinahe
Marburg zwischen Frankfurt und Gießen sein junges Leben gelassen, da die Pferde mit dem Wagen durchgegangen und ihn so umgeworfen. Es ist aber bei einer kleinen Verwundung am Fuß geblieben. (Görres 1874, S. 47.) 612
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*932. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt in Jena Begleitbrief zur Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag Bitte um Veröffentlichung der Erwiderung in der
Jenaischen Allgemeinen
Literaturzeitung.
*933. An die Redaktion des Morgenblatts für gebildete Stände in Tübingen Begleitbrief zur Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag Bitte um Veröffentlichung im
Morgenblatt für gebildete Stände.
*934. An Christian Gottfried Schütz in Halle Begleitbrief zur Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag Bitte um Veröffentlichung in der halleschen
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Allgemeinen Literaturzeitung.
An Bettina Brentano in München Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
Cassel d* 8 Dec ÇÇxxxÈÈ
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Liebe Bettine! Savigny wird Dir meinen Unfall oder vielmehr Unsprung erzÇÇähltÈÈ haben, so unbedeutend der Schade war, so unbequem war er, ÇÇxxxÈÈ jede Bewegung öffnete die abgeschundene Stelle, weil es am KnÇÇieÈÈ war, und doch ward ich des ruhigen Sitzens überdrüssig und ging wenigstens alle Tage zu Reichardts und las mich aus der Insel Felsenburg müde, die ein gar vortreflich Buch ist. Nun ist es fast ganz gut, es war schon ganz geschlossen, als ich auf einem Wege nach Göttingen, wohin mich ein Streit mit dem alten Voß führte, es wieder aufgerieben, es liegt mir aber nichts daran, mir war jeder Tag verhasst, ehe ich 613
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mich gegen den Schelm rechtfertigen konnte, ich hätte nicht eine Stunde mit dem Aerger hier leben können. Gern wäre ich noch ein Paar Tage bey der herrlichen Bibliothek geblieben und ich bedauerte herzlich meine politische Blendung vor zwey Jahren, wo ich halbe Tage in der ungewissen bangen Erwartung, in Plänen die ich nicht erfüllen konnte, im Gebet, das nicht erhört wurde zu brachte und meine Hoffnung an jeden Pferdeschweif der vorüberziehenden Reiter band, die sie dann in Koth schleiften und traten, und dieses Beben des Hauses, wenn die schweren Kanonen fuhren, wie hoffte ich, daß alle Schande der Welt davor zurück beben sollte und dann kam gar eine Schiffbrücke vorübergerollt, lieblicher konnte dem Orpheus der Charons-Nachen nicht scheinen, als er seine Geliebte zurückholen wollte, ich sehe noch die schwarzen Schiffe auf den Rädern und dachte sie auf den Rhein hin und doch war immer eine feste Ahndung alles Unglücks in mir, die mich noch jezt befiel, als ich den Marktbrunnen wieder rauschen hörte, so lustig ich übrigens lebte nachdem ich mein Geschäft ausgerichtet. Die Leute dort vergessen gern alles drückende Mißgeschick der Zeit und erinnern sich der alten, viel hat sich auch mir nicht verändert, ein schönes Mädchen M. Köhler, der ich wohl vier Wochen brennend gut war, fand ich leider sehr verändert, der Arzt hatte ihr das ÇÇTanÈÈzen verboten, die sonst Königin aller Bälle war und ÇÇxxxÈÈ strotzender Fülle aller Gesundheit, o Schönheit was bist ÇÇdÈÈu für ein lächerlicher Schneemann, den ein paar Sonnen schmelzen, und kaum sieht man an etwas zurückgebliebenen Koth wo die glänzende Gestalt gestanden. M Dietrich fand ich recht angenehm beschäftigt, sie zeichnete ihren Sohn und hat es, ungeachtet sie erst spät vor einem Jahre angefangen, recht weit in der Kreidezeichnung gebracht und machte auch einige Versuche in Oehlfarben. Blumenbach ist ein herrlicher Mann, es thut mir leid, daß du ihn nicht statt des Hugo kennen lerntest, der sich euch allen empfehlen läst. Lebe recht wohl und vergiß nicht Deinen Freund auf der Fuchsjacht. Achim Arnim. An F. Bettine Brentano
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935.E An Bettina Brentano in München Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
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Cassel d* 8 Dec 1808 Es ist schlimmer, es liegt mir nichts dran, ich hätte keinen Tag leben können ehe ich mich gerechtfertigt, Stunden, euch muß ich betrauern, die in Zeiten der Erwartung, hoffend fürchtend hingeschwunden wie bey eines Kranken Wartung, sah ich noch den Puls der Zeiten, wollt sie mit Gebeten leiten. Ihr Gebete unerhoret Und du Hoffnung unerfüllet, und die Klugheit die belehret, und mein Glauben der verkühlet, scheint mir wie die alte Schöne, höret sie des Tanzes Töne. Ach so hör ich diesen Brunnen Wie die böse Ahndung wieder, wie die Schonheit ist verschwunden, also sinkt ein Schnee hernieder der geformt zum schonsten Bilde, strahlt die Sonn mit glühen Schilde. Wärst du nur in dem Umarmen, mir zerflossen und verschwunden, das geloschen all Erwarmen, Angedenken jener Stunden aber ich muß mit der Sonne Wenig Erde muß ich finden, Wo der Göttin bild gestanden. Hoffnung dich hat ich gebunden an den Roßschweif kühner Reiter, ach wie bist du so verschwunden, und du kannst nun gar nicht weiter, Wurdest in den Koth getreten, auch die Anker hat zerissen. Glaube dich hab ich gesetzet auf das schwereste Geschütze, das das bebend Haus entsetzet, hat erbebet, ehe die Sprütze die zum Feuerlöschen ziehet und vom Feuer selbst erglühet. Liebe dich hab ich verehret in dem Bild aus Schnee gefunden, ach wie hat es sich verkehret, euch betraure ich ihr Stunden, die der Liebe, Hoffnung Glauben Von der Zeit sich lassen Rauben. Eine Schiffbrücke.
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An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Coppet Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
Cassel d 8ten Dec: 1808. Ich hätte lange geantwortet, verehrte Gütige, aber ich wollte Ihnen den innern Kampf verschweigen, in den mich Ihre Einladungen mit meinen Vorsätzen verwickelten. Wie mahlen Sie das Leben Ihrer Hausgenossen so schön zwischen Arbeit und Geselligkeit getheilt, und Sie wollten auch 615
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mich dazu rechnen, ja Sie erweckten in mir die Hoffnung durch Ihre allgemeinen mit Aufmerksamkeit verehrten Urtheile den Ruf der geliebten Werke meines ehrwürdigen Vaterlandes auch unter fremden Völkern zu begründen und ich hätte Ihnen manches vergessene Verdienst vorführen können, das unser eigen Land dann mit Staunen aus dem Werke einer edlen Fremden kennen lernte. Was hatte ich auf der andern Seite zu erwarten; trostlose Geschäfte, ein zerstörtes Land, aus dem ich mich in Verzweiflung entfernt, vielleicht einen langwierigen Wortstreit über Landesangelegenheiten, die doch immer durch die nahe Uebermacht der siegreichen Nachbarn voraus entschieden. Und doch bin ich gegen die Wüste hingezogen aus dem gelobten Lande, und strecke nur noch meine Arme nach Ihnen aus wie Leute, die sich ins Wasser stürzen von der Natur gezwungen werden noch ihre Hände zum Schwimmen zu bewegen, ungeachtet sie weder gerettet seyn wollen noch können. Ich bin eine treue Seele und das ist das einzige, was an mir taugt und was hätten Sie damit in den steten Abwechselungen Ihres Kreises anfangen wollen, ich würde Ihnen sehr bald lästig geworden seyn, was ich je erlebt, woran ich je gehangen, das trage ich noch alles in mir und zu dem ich ÇÇkÈÈomme, bey dem lege ich den ganzen ReÇÇiÈÈsebündel nieder. Ich würde es Ihnen verdenken, wenn sie bey so vielem Talente nicht herrschen wollten, in Ihrem Kreise, den Sie beleben, aber ich kann nicht dienen, ich würde bald neidisch werden auf alle die Ueberlegenheiten, die Ihnen so reichlich verliehen – und so denk ich mir tausend Gründe, die es beschönigen, was ich hart gegen mich selbst beschlossen. Schon eine Weisung habe ich von Schicksal erhalten, dass ich in meinem Endschlusse geirret. Seit drey Wochen habe ich bey einem zerstossenen Beine gesessen, bis es endlich ganz geheilt ist, die Ursach davon war ein misrathener Sprung aus meinem Wagen, mit dem die Pferde durchgingen, um ihnen in die Zügel zu fallen und eine Braut zu retten, die ich gesund ihrem Bräutigam hinzuführen übernommen hatte. Ich glaube dass mein guter Wille die Pferde aufgehalten, denn durch meinen Fall war ich daran verhindert. Die Braut gab mir ihre Schnupftücher um mich daÇÇmitÈÈ zu verbinden und das ist das einzige was ich von ihr erhalten, nicht einmal einen Kuss, bey Gott. Dergleichen Undank ist hier Landessitte, dafür wird das Land auch hart genug bestraft, ich schreibe Ihnen ein andermal viel Lächerliches darüber. – Jean Pauls Recension habe ich für Sie bestellt, sein characteristisches Werk ist Siebenkäs, Schlegel kennt ihn, wenn Sie dann noch etwas aus dem Hesperus und dem Titan, aber das rechte lesen, so kennen Sie ihn, ich möchte ÇÇesÈÈ Ihnen vorlesen. – Bald stehe 616
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icÇÇh nÈÈachdenklich mitten im Jubel Berlins über die Ankunft des Königs. – Viel Grüsse an Schlegel und Oehlenschläger, Ihnen meine Hochachtung Achim Arnim 50
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ÇAdresse mittig quer zum Brieftext:È A Madame la Baronne de Stael-Holstein a` Coppet Canton de Vaud en Suisse
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An Stael Cassel 8 Dec 8. Wie mahlen Sie das Leben ihrer Hausgenossen so schön zwischen Arbeit und Geselligkeit getheilt, ich sollte ihnen manches vergessene Verdienst meines Landes bekannt machen, seinen Ruf unter fremden Völkern begründen das unser eigen Land dann mit Staunen aus den Werke einer edlen Fremden kennen lernte. Und doch kann ich nicht folgen und strecke meine Arme nach ihnen aus wie Leute von der Natur zum Schwimmen gezwungen werden, die sich ins Wasser stürzen Ich bin eine Treue Seele und das ist das Einzige was in mir taugt und was hätten Sie dann in den steten Abwechselungen Ihres Hauses anfangen wollen, ich würde ihnen bald lästig geworden seyn, was ich je erlebt, woran ich je gehangen, das trage ich noch alles in mir und zu dem ich komme, da lege ich den ganzen Reisebündel nieder. Ich würde es Ihnen verdenken wenn sie bey so vielen Talenten nicht herrschen wollten in Ihrem Kreise, den Sie beleben, aber ich kann nicht dienen, ich würde bald neidisch werden auf alle die Ueberlegenheiten, die Ihnen so reichlich verliehen – und so suche ich tausend Gründe um zu beschönigen daß ich hart gegen mich. Eine Weisung ist mein Los, wofür ich nicht einmal einen Kuß erhalte bey Gott. Undank ist Landessitte. 617
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An Sophie Marie Leisewitz in Braunschweig Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
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Geehrte Frau Justizräthin! Nach öffentlichen Blättern sind Sie geneigt die Sammlung zur Geschichte des dreißigj: Krieges zu verkaufen; mein verstorbener Freund Winkelmann sagte mir so viel zum Lobe derselben, daß ich mit wahrer Sehnsucht an den Besitz derselben denke. Mit Vergnügen würde ich vor dem Anfange dieses Krieges eine bedeutende Summe darauf verwendet haben, jezt muß ich gezwungen sparsamer seyn und um den allermindesten Preis anfragen, wofür Sie dieselbe abzulassen geneigt wären. Meine Adresse ist Berlin im Viereck n 4, mein Freund der Dr Heyer, den ich vielmals zu grüssen bitte, mag mich beurtheilen, daß die Sammlung nicht in unwürdige oder müssige Hände komme, wenn ich sie erhalten sollte. Hochachtungsvoll ergeben Ludwig Achim von Arnim Der Frau Justizräthin Leisewitz geb. Seiler Wohlg* zu frey Braunschweig
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Von Bettina Brentano nach Berlin München, 8. Dezember 1808, Donnerstag
Du wirst zwei Briefe von mir in Berlin finden nebst diesem; dann wird Dir noch einer von Heidelberg nachgeschickt werden, den ersten dieser Briefe hab ich unrecht addressiert quartier 24 – anstadt 4 und hab auch deiner Großmutter Nahmen nicht dazu geschrieben, ich denck aber doch daß er nicht verlohren seyn wird. jezt will ich dir von meinen Freuden und Leiden erzehlen. der Capellmeister Winter hat großes interesse an meiner Stimme gewonnen und mich versichert daß wenn ich ein halbes Jahr bei ihm lerne ich es weit bringen kann, allein 618
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nun gehen wir in zwei Tagen nach Landshut – welches mir in tausend Rücksichten sehr lieb ist, da mir Land und Leute in München sehr zuwieder sind, in Landshut hört man nicht einmal die Mäuse pfeifen so unmusikalisch ist es dort, das macht mich wieder traurig. Menschen sind da wie Die Bärnhäuter, einen einzigen hab ich kennen lernen Seiler; der das berühmte Gebetbuch geschrieben hat, er erzehlt sehr einfach aber nachdrücklich und schön, ich dencke daß er mir in manchem stadt der alten Göethe dienen soll, dieser Frau Verlust, fallt mir noch oft recht schwehr, besonders wenn ich so wie hier einsehe wie wenig mich Menschen interessieren können, da sie die so viel unwissender war ja nur aus eignem Gefühl und erfahrung lebte; mich so lange fesslen konnte. An Goethe hab ich jezt seit drei Monat nicht geschrieben, und kann auch nicht, obgleich ich ihm immer noch wie vordem, gut bin, es geht so gar nichts hier vor, wie nur lauter plates Geschwäz für und wieder, mir, sehr unintressante Dinge. Gestern Abend saß ich hier im Dunklen am Clavier, und sang so allerlei was ich wußte, das war wieder ein Augenblick wo ich vor Lieb um dich weinen muste, ich emfand so starke Sehnsucht dir mancherlei was sich in meinem Herzen erhob, zu sagen, wenn ich dich nur immer so lieb hätte, aber es vergeht mir in der Zerstreuung mancher Tag in dem ich mich nicht einmal gesammelt hab um an Lieb und Trost und Freundschaft zu dencken die ich von dir genossen habe. einen solgen Tag muß ich mir für verlohren achten, an dem mein voriges Glück mir keine Zinsen trägt. Sag mir Arnim; hast Du gar kein Verlangen nach mir? – auf dem lezten Spaziergang auf dem Trages, im wald bei der Einsiedlerhütte, da warst Du mir so gut, es war nach einem Regen, die Bäume schüttelten noch Tropfen auf uns, und ich auch, ich hing an deinem Hals und schüttelte einen warmen Herzens Regen aus Meinen Augen. jezt ist er mir so weit der liebe Hals ich kann ihn nicht wieder in jeder Minute umfassen, warum es mir nur so emfindlich ist daß Du nach Berlin bist, grade als hätte ich noch einmal Abschied von Dir genommen das Stück Bart von Dir das die Reiße mit nach Cöllen gemacht hat habe ich noch die blauen Federn von dem Markolfen den Du in Trages geschossen hab ich auch noch dann noch das Rohr mit den Hopfen das Du gezeichnet, und endlich die lezten Blumen aus dem Aschaffenburger Garten Lafendel und Rosmarin, die hab ich auch noch, lauter magische Dinge denn sie zaubern in einem Augenblick mir ganz lebhaft, vergangne Dinge wieder vor. 619
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schreib mir ja wie es mit deinem Fuß gegangen ist, dann auch, was deine Großmutter gesagt hat bei deiner Wiederkunft, ob sie recht erfreut war. Grimm läst dich grüßen und dich seiner Anhänglichkeit und Treue versichern, mit Proffessor Heß bei dem er jezt zeichnet ist er sehr gut, das einzige was nicht zum besten, ist sein Logis bei zwei alten Weibern die sehr knoterig und zänkisch sind wenn er nicht Abends um 6 Uhr zu hauße ist, so bekömmt er nichts zu Nacht zu essen; es wird aber schon für ein anders gesorgt. Tieck hat mir allerlei Poesien vorgelesen, worunter mir manches sehr gefiel. seine Schwester ist sehr kräncklich und wird wahrscheinlich nicht lange mehr leben; Jacobi hat Tieck mehrere Manuskripte von Haman zu lesen gegeben besonders seine Lebensbeschreibung von ihm selbst, zwar nur bis in sein 30stes Jahr, ich glaube nicht daß diese gedruckt wird, oder doch nicht so wie Er sie schrieb, sondern mit großen Auslassungen und umändrungen, besser wär es, man unterließe es ganz; als mit diesen. Savigny hat jezt hundert und 70 Studenten, die meisten zwar umsonst, und noch dazu bekommen sie die Nötigen Bücher von ihm. Lebwohl behalt mich lieb. Bettine 2v
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An Herrn Baron Achim von Arnim abzugeben bei Frau von Labes Quartier N ro. 4. Berlin
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Cassel d* 15 Oct 1808. Liebe Bettine! Ich will einmal so zierlich schreiben, als wäre ich Grims, dies sey Dir ein Zeichen, daß ich beyde recht lieb gewonnen in den Wochen, die ich bey ihnen war, eine Zeit mir in vieler Hinsicht merkwürdig und lehrreich. Seit ich wieder auf den Beinen bin habe ich den Lepel besucht um dein Zimmer wiederzusehen, er hat darin ein ungeheures Bette von Mahagony aufgeschlagen, Ey zum Teufel, das ärgert mich und dabey kann kein Mensch mehr gut schreiben, ein Trit wie zu einem Tempel läuft rings umher, es ist um die Furien abzu620
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halten, die ihn wegen der erschoßnen armen Seele umlagern. Uebrigens ist er noch der alte unverändert. Vor meinem Sommerschloß ist ein Mooshauß erwachsen auf dem Hügel, auf dem die Tauben genistet haben, als es noch warm war. Bey der Bohlen war ich noch nicht, sie ist mir unangenehm in ihrer vollblütigen Lustigkeit, auch feindet sie Reichardt an in Folge Großheimischer Einflüsterung. Engelhardts sind noch alle vergnügt über Natusius, du hast doch die Männerfeindin von der Caroline im Cottaischen Taschenbuche gelesen, diese Männerfeindin soll die zweyte oder Hannchen seyn, die jezt an einer dicken Backe leidet, weil sie sich neulich erkältet, während die Mutter das Fenster aufmachte, um sich zu übergeben, da sie den Morgen nichts Bittres ungenommen, ungeachtet sie den Natusius begleitete, der nach Magdeburg reiste, was aber niemand wissen soll. Frau von Bigot giebt Bälle unter langen Pummeranzenalleen, die Engelbrunner singt, die Juden essen Zuckererbsen, aus der Schloßkirche ist ein Theater gemacht. Soviel von alten Bekannten, Augustens Schachtel an die Mannel ist angekommen u.s.w. – Einen Brief hab ich von dir erhalten durch Zimmer, o Menschlein hinter dem Dornbusch warum zeigst du mir lauter Dornen und dich selbst gar nicht. Du frägst, ob es zu verstehn ist, gewiß ja, aber ob ich nicht etwas ganz andres darin verstehe, als du meinst. das wäre die Frage, denn du hast entweder aus Angewohnheit, zum Spiel oder aus Bosheit alle Fußtapfen umgekehrt oder vielleicht wie die wilden Stämme Amerikas alle Fußstapfen weggeblasen und weggekehrt, damit ich Dir nicht nachsetzen kann, oder gar wie die Schlitten in Preussen ein langes Strick angebunden, damit der nachfolgende Wolf sich fürchtet vor dem unbekannten Thiere, das so wunderbare Spur im Schnee hat. Immer sieht es etwas feindlich aus, daß du mir auf allen Seiten die Spur abschneidest. Liebes Kind, Du willst mich mit entweder oder, mit Satz und Gegensatz mit Leben und Tod trösten für manche kränkende Erscheinungen unsrer Zeit, ich danke herzlich Deinem guten Willen, bin aber kein Braunianer, so wenig wie ein Antibraunianer, das habe ich entweder überlebt oder überstorben und ich stoß bey jedem, der diese Feuer und Wasserprobe mitmacht, immer zuerst in die philosophische Trompete wie die Priester in der Zauberflöte, denn sey es ein Königssohn oder ein Gemeiner, es wird keinem etwas anhaben, das Wasser ist von Cindel und das Feuer von geöltem Papier mit abwechselndem Colophoniumglanz, in Wien werden sogar ein Paar ausgestopfte Puppen statt der Schauspieler hineingestürzt. Was ich an andern schätze und in mir zu erreichen strebe, ist 621
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die Auszeichnung im Gewöhnlichen, in der selbst das Höchste nicht ungewöhnlich und ausserordentlich scheint, mag jeder so nahe kommen, als es die Bewegung der Erdscheibe erlaubt, ich achte jedes Bestreben. und achte nicht viel darauf, wenn mich dies oder jenes in meinem Bestreben abspannt, es findet sich alles wieder und ein guter Mahler versicherte mir, daß er immer besser mahle, wenn er eine Zeitlang feire, man lernt oft unbewust. Uebermorgen geh ich von hier zu Göthe, ich werde ihm recht viel von Dir erzählen, aus Berlin schicke ich dir ein Paar neue Melodieen von Louise Reichardt, es sind trefliche Leute voll ruhigen Daseyns und darin ohne Trägheit oder Stillestand. Den halben Tag bin ich hier bey alten Büchern, die andre Hälfte bey ihnen, esse und lese und geh in die Comödie, ich wünsche meinen beyden lebenserhaltenden Familien heimlich alles Glück, denn um es ihnen öffentlich zu wünschen sehe ich noch nicht ehrwürdig genug aus. Grüß herzlich, was ich zu grüssen vergessen, dich aber nenne, ich wie du es willst, mein treues Herz Achim Arnim.
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939.E An Bettina Brentano in München Kassel, 15. Dezember 1808, Donnerstag 11r
An B. B.
Cassel d* 15 Nov 1808. L.. Das Bette wie ein Tempel mit Stufen, die Furien abzuhalten von der erschossnen Seele. – O Menschlein hinter dem Dornbusch warum zeigst du mir lauter Dornen und nie dich selbst, du verwischest deine Spur wie die wilden Stämme Amerikas oder du hängst einen Stock an wie an Schlitten um den Wölfen einzubilden, es sey ein gefahrlich Thier.. Mit entweder Oder, Satz und Gegensatz, leben und sterben das hab ich alles überlebt oder überstorben, ich stoß zuerst in die Zauberflöten Trompeten, wenn einer diese philosophische Feuer und Wasserprobe bestehen will, sie schadet niemand, Cindel, geöltes Papier oft auch Puppen statt Schauspieler. Was ich schätze ist Auszeichnung im Gewöhnlichen in der selbst das Höchste nicht ungewöhnlich scheint, mag jeder so nahe kommen, als es die Bewegung der Erdscheibe erlaubt.. Achte nicht darauf, wo ich abgespannt, ein guter Mahler lernt auch ohne immer zu 622
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malen. – Reichardts voll ruhigen Daseyns ohne Trägheit oder Stillestand.
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An Ludwig Emil Grimm in München Kassel, 15. Dezember 1808, Donnerstag
Cassel d* 15 Dez 1808. Lieber Grimm! Ich bin jezt seit drey Wochen der Haus und Theegenosse Ihrer Brüder, wie Sie der meine waren; ein zerstossenes Bein hat mich so lange aufgehalten, jezt zieh ich weiter und wollte Ihnen doch ein Paar Worte meiner freundschaftlichen Erinnerung sagen. Ich hätte gewünscht, daß Sie Ihren Brüdern ausführlicher über Ihre Verhältnisse, Ihre Absichten, Ihre Arbeiten geschrieben, es wird einem jedes Unternehmen lieber, woran auch andre durch gute Wünsche und Rath theilnehmen, auch wird manches durch Mittheilung deutlicher; es macht aufmerksamer auf die Zeit, auf die Gelegenheit wo wir eine vertrauliche Rechenschaft andern geben können, man wird sich selbst dadurch deutlicher, fördert was vernachlässigt und sucht auf, was fehlt. Es ist jezt die Zeit, wo Sie mancherley versuchen müssen, um das kennen zu lernen, wozu Sie Talent haben, mißlungene Arbeiten müssen Sie nicht abschrecken, eben so wenig unbilliger Tadel, durch beydes lassen Sie Sich nicht gleichgültig machen gegen andrer Urtheil, noch gegen eigne Einfälle, im Dutzend von beyden taugt immer einer und keine Arbeit ist ganz verloren, die mit Lust angefangen. Erinnern Sie Sich täglich, daß Sie jezt in die bedeutenden Jahre treten, die über alle folgenden entscheiden, daß keine Kenntniß überflüssig, keine Uebung unnütz ist, alles treiben Sie mit Folge und raschem Fleisse und indem es schnell schafft wird selbst das Langweilige unterhaltend, ein rascher Fleiß schafft soviel, daß die Stunden zur Erholung immer bleiben, zur Bewegung und Geselligkeit. Sie werden bald mancherley Bekanntschaft unter Kunstgenossen machen, lassen Sie Sich da von einer einzelnen Geschicklichkeit, einem ausgezeichneten Talente nicht zu sehr einnehmen, ihm auch in allem übrigen zu folgen, lernen Sie von jedem soviel möglich zu lernen ist, für Ihre Freundschaft wählen Sie nur den Uebereinstimmendsten, zu Ihrem Muster nur den Besten. Dasselbe beobachten Sie in der Wahl Ihrer Bücher. Die vielen heiligen 623
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Bilder werden Sie von selbst zur Bibel führen, Sie ist die recht eigentliche Quelle der schönsten Malerey gewesen; für die ältere griechische und römische Zeit empfehle ich Ihnen Nitschs mythologisches Wörterbuch und den Homer nach Vossens Uebersetzung, bey der Sie die Steifheit und einzelne Unverständlichkeit gegen die ausgezeichnete unverderbliche Schönheit dieses Dichters bald vergessen werden. Lesen Sie nicht flüchtiger und leichtsinniger als sie zeichnen würden. Das Leben der Mahler von Vasari u. a. wird Ihnen ausser der angenehmen Unterhaltung noch die Versicherung geben, daß wenn auch einiges in Ihrer Lage lästig seyn könnte, doch die meisten von jenen viel grössere Schwierigkeiten aus Liebe zur Kunst überwunden. Diese Liebe zur Kunst ist aber nicht eine blosse allgemeine Begeisterung dafür, wie man sie jezt wohl häufig findet, noch eine blosse antheillose ruhige Handarbeit zu ihrem Dienst, sondern beydes verbunden in einem frommen Herzen. – Ich wünsche Ihnen Gedeihen so wie mir selbst und nehmen Sie diesen Rath nicht höher und nicht geringer auf, als er ist, nichts weiter als ein freundlicher Wunsch Ihnen nützlich zu seyn. Bleiben Sie gesund und wenn Sie mir einmal schreiben wollen, was Sie gethan, so schicken Sie das an Clemens, versäumen Sie aber nichts darüber, auch muß es Ihnen kein Zwang seyn. Achim Arnim
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Herren Ludwig Grimm Bey zu L. Hess. München. Am Neuen Thor
940.E An Ludwig Emil Grimm in München Heidelberg, 15. Dezember 1808, Donnerstag 11r
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An L. Grimm d* 15. Nov Es wird jedes Unternehmen lieber, woran andre durch gute Wünsche und Rath theil nehmen, es macht aufmerksamer auf die Zeit und auf die Gelegenheit wo wir andern vertrauliche Rechenschaft geben man wird sich selbst deutlicher fördert was vernachlässigt und sucht auf, was fehlt. Viel muß versucht werden um das Rechte zu finden mißlungene Arbeit und falscher Tadel müssen sie nicht gleichgültig ma624
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chen gegen andrer Urtheil und gegen eigne Einfälle, im Dutzend ist immer einer werth. Keine Arbeit ist ganz verloren, die mit Lust angefangen und durchgeführt. keine Kenntniß ist überflüssig, keine Uebung unnütz, Folge und rascher Fleiß, geben zu allem auch zur Erholung Zeit. Unter Kunstgenossen lernen sie soviel sie können von jedem, für ihre Freundschaft wahlen sie aus den Uebereinstimmendsten, zu ihrem Meister nur den Besten, so auch im Lesen. Bibel, Homer Vasari den letzten um zu sehen, welche Schwierigkeiten Liebe zur Kunst überwand. Diese Liebe zur Kunst nicht eine blosse allgemeine Begeisterung dafür, wie jezt haufig, noch eine blosse antheillose Handarbeit zu ihrem Dienst, sondern beydes verbunden in frommen Herzen. Ich wünsche Ihnen Gedeihen wie mir und nehmen sie diesen Rath nicht hoher oder geringer auf als ich ihn meine
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Von Johann Friedrich Reichardt nach Kassel Wien, 15. Dezember 1808, Donnerstag
An Arnim. Wien d 15 Dec 8. Es hat mich auf meinem Wege hieher recht geängstigt, Ihren lieben Brief aus Heidelberg nicht gleich in C. beantwortet zu haben; ich nahm ihn mit, um ihn vom Wege zu beantworten, darüber ward er aber so alt, u Ihre Reiseprojecte waren darinnen so wenig bestimmt ausgedrückt, daß ich doch wieder nicht wußte wohin ich meinen Brief richten sollte. Endl* ward mirs zur Gewisheit, ich würde sicher nächstens von Ihrer Ankunft in C. hören. Daß das nun hinkend geschehen, thut mir zwar Ihres lieben jungen Bluts wegen sehr leid, aber es freut mich doch auch wenn meine Lieben Sie dadurch länger bey sich behalten, denen eine solche erfreuliche Erscheinung in dem lebenlosen Cassel doch gewis sehr wohl that. Ihren Gruß an das A. Haus hab’ ich bestellt, u glücklicher Weise gleich bestellen können, denn ich erhielt den Brief der Ihren einschlos dort. Sonst waren eben 8 Tage vergangen, daß ich gar nicht hingekommen war. Es ist für mich ein trauriges Haus, das nur Spielerey u Schwätzerey unterhaltend seyn kann. Da lob’ ich mir die Häuser Lobkowiz Schwarzenberg Fürstenberg Colloredo Schönborn u.a. dieser Art, da herrscht der angenehmste zwangloseste Ton, den ich in der Welt noch fand, und welche Liebe für Musik u Theater! Glauben Sie mir 625
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mein Lieber, ich lebe zum ersten Mahl in meinem Leben ganz in meinem Element, ohnerachtet Musik u Theater eben in keinem sonderlich erfreulichen Zustande sich befinden. Vielleicht kann ich selbst etwas zu dessen Verbesserung u Erhöhung wirken, und der Gedanke beglückt mich jezt. Wären Sie doch hier, mein Lieber, hätt’ ich Sie doch zum nächsten Nachbarn wie es mir Bartholdy eben ist, der mich mit seinen Ihnen wohlbekannten Aeusserungen allaugenbl. an Sie u Ihre treffende Bemerkung errinnert. Er ist mir indes hier auch sehr nützlich gewesen, u wenn ich gleich manche Bahn, auf der er mich einführte nach u nach verlassen muß, weil ich es noch besser gefunden, so verdank ich ihm für die erste Zeit manchen frohen Genus. Er ist im Grunde auch besser als er sich selbst giebt. In Prag war ich nur 3 Tage u habe nichts von Br. da vernommen; auch überall keine neue Bekantschaft gemacht. Die Theater haben mich da ganz beschäftigt u unterhalten, u der Volks-Komiker Schwoboda das meiste Vergnügen gemacht. Wenn Sie Scheufer sehn, so sagen Sie ihm doch mit meinem besten Gruß, daß ich hier sehr sehnlich seine Antwort auf meinen Brief aus Leipz. oder Dresden erwarte. Er kan mir einen sehr reellen Dienst erweisen, wenn er mir so genau als mögl. über Iflands herkommen oder nichtkommen schreibt. Der Schleicher hält sie immer noch so hin indem er sich dort mit seinem Patriotism. breit macht. Schlegel, der hier gern placirt seyn will, aber viel Hindernisse dabei findet, u Seckend. der hier faulenzt u vegetirt wie überall, und Stoll, der hier vom neuen Prometheus wieder eben so entfernt ist, als er es je vom alten war, – das ganze Ding geräth eigentl* in Stocken – werd’ ich Ihre Grüsse nächstens bestellen. Verlassen Sie nicht C. oder leben Sie nicht lange in B. ohne mir wieder zu schreiben; ich bleibe fürs Erste noch hier und Sie sollen mehr von mir hören bis dahin leben Sie wohl und heiter Ihr R.
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Von Friedrich Creuzer nach Kassel Heidelberg, 18. Dezember 1808, Sonntag
Heidelb. d* 18. Dec. 1808. Ihren Unfall unterwegs, verehrtester Freund, erfuhr ich bald durch meinen Vetter, den Sie meinen Bruder nennen. Gottlob daß es so abgegangen ist, mit bloßem Stubenarrest. Wie sehr mir Ihre epistola ad Vossium gefallen hat in Ton und Art und in ihrer sich durchaus gleichbleibenden Haltung kann ich Ihnen nicht genug sagen. Sie machen sich dadurch um die deutsche Literatur verdient. Lassen Sie sich nun kurz erzählen, wie es hier damit gegangen ist. Das Finale errathen Sie schon, da Sie wissen, wie ich hier gestellt bin. Schon 8 Tage vor Empfang Ihres Briefes, mußte ich von Thibaut (der doch zu Vossens Feinden gehören will) die Zumuthung hören (er ist jezt Mitredacteur): Keine Ihrer Recensionen wieder mit Ihrem Namen abdrucken zu lassen. Ich gedachte also den Brief ohne weiter bei der Redaction herumzufragen im Intellig. Blatt abdrucken zu lassen. Dagegen bemerkte aber Hr Zimmer und Wilken, daß dieses zur größesten Spaltung Anlaß geben würde, da das Intelligenzblatt Eigenthum des ganzen Instituts sey und Jedem Heft beigelegt werde. Zu einer Umfrage aber den Versuch zu machen, benahmen mir u Zimmer fernere, unter der Hand angestellte Erkundigungen (selbst Daub hielt es für unmöglich – dem Ihr Brief selbst überaus wohl gefiel) allen Muth. – und so hat denn der alte Wütherich hier in loco für seine schlechten Streiche gerade den allerfreiesten Spielraum. Mehrere der Wortführer in der Redaction haben nämlich keine andere Sorge, als die Jahrbücher, durch gehörige Castrirung u Zähmung, für den großen Hauffen in dem Ruf guter Waare zu erhalten – Vaterland und Wissenschaft mögen dann zusehen, wie sie dabei zurecht kommen. Auf obige Zumuthung Thibauts gebe ich übrigens eine factische Antwort, dadurch daß ich eine Recension von Ihnen (vom Dichtergarten) an die Spitze des 2 ten philol ästhet. Hefts stelle, das in diesem Augenblick unter der Presse ist, das ist Alles was ich thun kann, ohne Jemand zu fragen. Die Recension vom Wunderhorn ist nun angelangt. Sie ist ausführlich und mitunter recht gelehrt. Nur der Anfang ist mir zu sehr im Ton 627
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der Recension von Runge’s Blättern. Ich habe daher Görres um die Erlaubniß gebeten vornen das etwas zu brennende Colorit ein bisgen abzustreifen. Ich werde sorgen, daß sie nun bald kommt. Ihre Recension von Jacobi findet, laut mehreren eingelaufenen Nachrichten, vielen Beifall, und namentlich hat mir der Pfarrer Bang in einem Gevatternbrief an mich (Mitgevatter ist Savigny) mir aufgetragen Ihnen dafür die Hand zu drücken. Das Voßische Haus wird jezt durch einen neuen Plan bewegt: den beohrfeigten Martens in eine vacantgewordene Lehrerstelle am hiesigen Gymnasio zu bringen. Da wird stark nach Karlsruh correspondirt mit Ewald und Graf Benzel. Ohne Zweifel geht der Plan durch. Letzterer (Benzel) demaskirt sich im Jason immer mehr. Der alte Hr Rector soll das Haupt der Deutschen Philologen seyn, und die Deutschen Universitäten sollen oben aufhören Ihren Brief an Voß sollten Sie doch vor allen Dingen an die Hallische Lit. Zeitung schicken. Dort nimmt man ihn ja wohl am ersten auf. Zimmer meinte auÇÇch vorÈÈ allen Dingen in den Hamburger CorrespÇÇondenÈÈten. Zimmern habe ich neulich gebeten, Sie um einige neue Recensionen für die Jahrb. zu ersuchen unter andern von Seume’s Miltiades. Ich vergaß aber die Hauptsache. Diese besteht in der angelegentlichen Bitte: von Schillers Theater uns eine Kritik zu machen. Es ist mir viel daran gelegen. Thun Sie es doch. Sie hatten recht. In jener grausenvollen Nacht ist auch nicht ein Blutstropfen geflossen, und ich muß lachen so oft ich daran denke. Indessen hat die Affaire doch die Folge gehabt, daß hiesige Stadt ihre Garnison verloren hat, die vor 8 Tagen nach Mannheim verlegt worden mit der Erklärung es sollten keine Soldaten mehr her – nachdem hiesige Bürgerschaft vorigen Sommer eine Caserne aus ihrem Beutel gebaut hat – die sie 6000 fl. kostet. Das ist ächt Badisch. – Adieu lieber Freund. Vergessen Sie uns nicht, besonders auch Schiller nicht. Alle Bekannte grüßen herzlich. Aufrichtig der Ihre Fr. Creuzer. Herrn Ludwig Achim von Arnim Hochwohlgeboren Franco Cassel
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in Berlin Viereck No 4.
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*943. An Louise Reichardt nach Kassel Weimar, vmtl. zwischen 23. und 25. Dezember 1808, Freitag und Sonntag Von Louise Reichardt, 19. Januar 1809: Ihre Wünsche um Baldige Erlösung sind früher erhört worden, lieber Arnim, als wir dachten. Vater hat wirklich vorgestern seinen Abschied förmlich erhalten Ç...È Ich kann Ihnen heute nur flüchtig für Ihren lieben Brief danken der mir indess große Freude gemacht hat. Der Gedanke daß Sie länger in Weimar sein möchten ist mir sehr lieb und alles was Sie von dort aus schreiben hat besondern Werth für mich. (WAA XXXIV, Nr. 957.)
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An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Weimar, 23. Dezember 1808, Freitag
»Schöner Brief literar. Inhalts an den Buchhändler Zimmer zu Heidelberg mit mehrfacher Erwähnung Goethes (›Göthe behauptet, dass es kein Buch in
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der Welt gebe wie die Trösteinsamkeit wo auf so wenigen Bogen so viel Gutes und Kurioses zusammengedrängt wäre‹ ... ›Göthe liest einer Gesellschaft worunter Herzogin und Princess die Nibelungen vor, Falk das Heldenbuch ...‹ u. s. w.)«
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An Bettina Brentano in Landshut Weimar, 25. Dezember 1808, Sonntag
Weihnachtmorgen 1808 Die längste Nacht ist nun vorüber, Das Kriegesfeuer ausgebrannt, 629
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Doch weisse Asche deckt das Land Des Kindleins Sterne weinen drüber Und dieses Morgenroth ist trüber Als jene Nacht von unsrer Schand, Wer reicht dem Kindlein Brust und Hand Die Mutter ringt mit Schreckensfieber. x O Kind du weinst in harter Krippe Wie kommst du in so kalte Zeit, Der Mutterleib war eine Klippe Ein Abgrund ist die Welt so weit; Gieb Milch der Brust, gieb Lieb der Lippe, Sonst schmachtest du zur Ewigkeit. Diese traurigen Worte hat mir manche traurige Erinnerung, Erzählung hier eingesprochen, sonst bin ich hier froh und rufe mir selber zu: Vergolde die Nüsse, sie bleiben doch hart Und esse was süsse, und küsse, was zart. Und putze das Bäumchen und zünde es an, schlaf goldene Träumchen, du kindischer Mann. Heut träum dich in Eisen und Liebe getaucht und laß dir was weisen und wie es verraucht’ und machs nur wie alle und sey nur geschickt, trit auf hoch mit Schalle, trit ab tief gebückt. Ich bin wirklich hier hoch aufgetreten, morgen fahre ich still zum Thor hinaus, ich möchte aber gern hier bleiben, es gehen mir allerley Pläne durch den Kopf, es wird ja alles noch werden. Doch kurz zur Uebersicht. Die erste Bewillkommung von Göthe waren zwey Küsse, er fragte mit vieler Freundlichkeit nach allen Ereignissen, besonders nach Dir und meinte, Du hättest aufgehört ihm zu schreiben, seit er Dir widergeschrieben, vielleicht weil die Hoffnung grösser als die Erfüllung gewesen. Ich widersprach ihm nach Deinen Briefen, versicherte ihm daß nur Mangel an guter Laune Dich abgehalten ihm zu schreiben, daß es immer dein Vorsatz gewesen, er versicherte, daß Deine Briefe aus Winkel ihm besondre Freude gemacht, er habe sie oft gelesen, sie hätten ihn in alle Gänge wieder eingeführt. Nun komme ich zu meinem Ruhm und ich sage Dir es lohnt für allen Schimpf den Liebsten zu gefallen. Er versicherte mir daß es wohl nie eine Zeitung gegeben habe, wo auf so wenigen Bogen solch eine Fülle von Gutem und Curiosen zusammengehäuft worden, er entdeckte täglich etwas Neues, das ihn erfreue, er hoffte auf eine zweyte Auflage, die Herzogin, die Prinzeß und alle am Hofe hätten das Aufhören bedauert u. s. w. 630
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u. s. w. In der Streitigkeit mit Voß erklärte er sich ganz gegen ihn, sagte aber, ich hätte besser gethan, gar nicht zu antworten, er wäre noch besser hineingelaufen. Es that mir leid daß er gegen Görres sprach. Den andern Tag war bey ihm zum ersten∧mahl Gesellschaft der ersten Frauen der Stadt unter andern der Frau von Stein bey seiner Frau, er bat mich, ob ich nicht etwas vorlesen wollte und zeigte meine Kupferstiche herum. Ich las etwas, das du noch nicht kennst, eine Novelle erst etwas beengt, aber nachher mit einer Art Dramatick, die ich noch nie geübt habe mit solcher KeckÇÇheit,ÈÈ so las ich auch was andres gestern voÇÇrÈÈ der Prinzeß bey Fr. von Wollzogen, die eine gar herrliche Frau ist. Dazwischen denk dir Schauspiel, bey der Jagemann herzogliche Gesellschaften, bey Schoppenhauer deklamatorische Thees; Mahlerei Kügelchen über mir, Werner in der Nähe, Falk mit Schattenspielen, die er vordeklamirt, und du wirst mich entschuldigen, wenn ich nicht mehr schreibe. Ich schicke Dir ein sehr ähnliches Bild Basrelief v. Kügelchen von Göthe. Es ist unendlich viel Gutmüthigkeit hier und von der niederträchtigen literarischen Kritteley und Witzeley die alles beschmutzt, weil sie nichts kennt, gar keine Spur. Herzlichen Gruß, ich küsse Dich vielmal Achim Arnim An Fräulein Bettine Brentano Abzugeben bey zu H. H. von Savigny Landshut in Bayern
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Von Louise Reichardt nach Berlin Kassel, 29. Dezember 1808, Donnerstag
Cassel d* 29t* Dec. Hier, Bester Arnim, ein Brief von meinem Vater auch hoffe ich Ihre Lieder noch beyzulegen, die ich endlich wieder bekommen und nun einem andern Noten schreiber übergeben habe. Wir alle grüßen Sie herzlich und hoffen, bald etwas von Ihnen zuhören. Es ist uns seit Ihrer Abreise nicht gut gegangen; die Mutter ward grade zu Weinachten krank am Flusfieber und ist noch Bettlägrig, wir haben bey dieser 631
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Gelegenheit schmerzlicher als jeh empfunden daß wir hier durchaus verlassen sind, besonders da wir noch garkeinen Artzt kannten und uns nun ohne Vertrauen an einen wenden musten der mir auch bisjetzt durchaus misfält. Ich habe heute 12 Lieder aus dem Wunderhorn von Himmel angezeigt gefunden die ich gern sehn möchte Grim hat sich hier vergebens darum bemüht wenn Sie gutes davon hören so könnten Sie sie mir vieleicht durch den Hr v. Halle der in 14 Tagen zurückkomt schicken. Der arme Grim ist auch wieder krank gewesen, ich denke er legt noch etwas für Sie bey. Mit der herzlichsten Freundschaft Louise R.
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An Bettina Brentano in Landshut Berlin, 30. Dezember 1808, Freitag
Berlin d* 30 Dec 1808. Liebe Bettine! Vier Deiner Briefe haben mich die erste Nacht, die ich hier zubrachte, wach erhalten soviel Zeilen, soviele liebe Erinnerungen, ich dank Dir für alle gesamt mit einem Vaterunser. Ich bitte Dich, gieb Dir keine Mühe den Leuten, denen sie nicht gefallen, meine Lieder anzuempfehlen, ich habe oft auch so etwas übernommen, was hat man am Ende davon, die Leute meinen endlich, daß es doch etwas Curioses sey und zum Schlusse daß es curios sey, wie so viel Curioses in der Welt sey. Kleines mit Grossem verglichen so hatte ich neulich in Cassel mit einem Franzosen den Fall, daß ich ihm Fausts Göthen nicht anders als durch nähere Betrachtung des Westphalischen Wesens erläutern konnte, als ich nun sein Interesse sicher gepackt zu haben meinte, sagte mir die edle Seele, was ich darüber gesagt, sey allerdings viel besser als der Faust. Was ich Poesie nenne, die braucht keine Erläuterung, und es schadet gar nichts, ob man darin manches Einzelne nicht versteht Amende ist es wohl eben so unmöglich einem von etwas die Poesie zu beweisen, als Dir darzuthun, daß du Dich in München sehr wohl gefällst, während Du Dich fort wünschest. – Mein Arm ist mir ordentlich müde, ich habe die halbe Nacht gepumpt und Eimer getragen, es brannte die zweyte Nacht meines Hierseyns mir gegenüber, trotz aller Hülfe sind doch mehrere Hinterhäuser und ein Mensch verbrannt. Es war mir sehr schauerlich, daß ich das Hauß von 632
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Schickler, dessen Frau ich vor drey Jahren schon krank verließ und die in der Zeit gestorben nun zum erstenmal mit Feuerlärm erwecken muste und die Kinder in dem rothen Schein des Feuers wiedersehen, wie sie in der Zeit gewachsen, das Hauß blieb unbeschädigt ungeachtet das ganze Nebengebäude abbrannte, in Schweis und Eis brachte mich Schickler, der mich bey den Spritzen erkannte zu einem guten Thee mit Kirschwasser das heiterte unsre Gemüther auf, ich traf ein Dutzend alter Bekannte, ich war sonst täglich in dem Hause und mit ihnen in England viel gereist, wir vermieden das Traurige, suchten auf das Lustige, das Feuer war eigentlich aus und nun war ein Ueberfluß von Menschen da, die noch des Spektakels geniessen wollten, ich legte mich zu Bett, konnte aber wenig schlafen. Pistors und Albertis haben sich viel nach DiÇÇrÈÈ erkundigt, die Tieck ist hier, ich gab ihr ÇÇdieÈÈ ersten Nachrichten von ihrem ManÇÇne,ÈÈ sie scheinen jezt wirklich ganz vÇÇonÈÈ einander zu seyn. Meine Großmutter fand ich wenig gealtert, das Sprechen ist ihr ein wenig erschwert, sie bewillkommte mich gar freundlich mit einer kleinen Pastete, die sie mir in den Mund schob; dann kamen gleich Leidensgeschichten, endlich Streitigkeiten mit Einquartirten, die ich zu heben suchte. Mein Bruder ist wohl, die Geldnoth groß, die Hoffnung klein, der Himmel trüb und Du sehr lieb. Dein Achim Arnim. Ich bleibe Dir noch manche Erzählung aus Weimar und Leipzig schuldig. An Fräulein Bettine Brentano zu Bey H. Hofrath von Savigny Landshut in Bayern frey Mühlhausen
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947.E An Bettina Brentano in Landshut Berlin, 30. Dezember 1808, Freitag 12r
B B. Berlin d* 30 Dec Für alles ein Vaterunser. Was ich Poesie nenne braucht keine Erläuterung, selbst wenn manches Einzelne unverständig Einem das zu beweisen ist so unmoglich als dir darzuthun, daß du dich an einem Orte gefällst, wo du dich wegwünschest. Die Leute sagen mir, was sie drüber sagen, ist besser als was drin gesagt ist, so ging es mir mit einem Fr. dem ich den Fausts Göthen entwickelte. – Mein Arm ist müd von Tragen. Schauerlich ein Haus mit Feuerlerm zu erwecken, das für mich schon ausgestorben, die lieben Kinder der Verstorbenen im rothen Feuerschein zu sehen, wie sie gewachsen mit Schweis und Eis überdeckt. Die Hoffnung ist klein, Erinnrung mein der Himmel trüb und du sehr lieb.
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ANHANG I Stammbuch-Eintragungen 1807–1808
AI.72 Eintragung Henriette, Heinrich, Charlotte und Wilhelmine Barkley in Arnims Stammbuch Königsberg, 17. Juli 1807, Freitag
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Wenn Sie zuweilen dieses Buch durchblättern; dann bitten wir Sie, die Familie Barkley¨ nicht unbemerkt zu laßen, die Sie mit vielem Vergnügen in Medenau sah, und mit Ihnen den März so froh und scherzend den Galtgarb bestieg. Königsberg den 17 July¨ 1807 – Henriette Barkley Heinrich Barkley Charlotte Barkley Wilhelmine Barkley
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AI.73 Eintragung Charlotte, Georg(e) Gotthilf, Auguste, Antoinette, Charlotte Helene und Georg Schwinck sowie Friedericke und Clara Koch in Arnims Stammbuch Königsberg, vmtl. 5. August 1807, Mittwoch
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Wir lieben Dich! doch nicht mit jener Liebe die Dir beschwerlich fallen könte, auch nicht mit dieser algemeinen Menschen-Liebe die Dich einst sagen ließ; es giebt ja mehr. – – Ich bin Dir gut, gerührt Dich zu verliehren, leg ich hier dies Versprechen ab, Dein Gärtchen will ich pflegen, wils nicht dulden das Dein Feind mit seiner Sünd mit seinem Spinnen-Blut es dir vergifte: Nein wir mit unsrem Liebling Diede, wollens pflegen, warten, und die Früchte Deines Baums sollen Deine Lieblinge genießen.
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Nun lebe wohl, und pflanze weiter, machs immer Dir gedeuhen. Doch wie hier, mach immer dar Dein Frohsinn Dich begleiten. Doch mitten unter Deinen Mannichfaltgen Freuden Vergis uns nie.
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Weder Welttheile noch Gräber noch die zweite Welt können Menschen zertrennen oder verbinden sondern nur Gedanken scheiden od gatten die Seelen. – 637
Anhang I
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Charlotte Schwinck George G. Schwinck Auguste Schwinck Antoinette Schwinck Charlotte Helene Schwinck Georg Schwinck Friedericke Koch Clara Koch 1807
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AI.74 Eintragung Maria Elisabeth und Heinrich Wilhelm Plant in Arnims Stammbuch Königsberg, vmtl. zwischen 5. August und 25. September 1807 238r
Gerne wall ich unbekannt, vergeßen, durch die Lebenspfade hin; wenn ich nur von denen die ich schätze, nicht verkannt u. nicht vergeßen bin Maria Elisabeth Plant geb* Wibel Heinrich Wilhelm Plant. 1807
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AI.75 Eintragung Georg Wilhelm Clarus in Arnims Stammbuch Königsberg, 7. August 1807, Freitag 125v
Der Raum ist beschränkt, doch gros genug, Sie an die vergnügten Stunden zu erinneren, die wir hier in Einer liebenswürdigen Familie zusammen verlebt haben und Sie um Ihr freundschaftliches Andenken zu bitten. G. W. Clarus Königsberg d* 7 Aug. 1807
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Nr. AI.78
AI.76 Eintragung Ludwig Tieck in Arnims Stammbuch Sandow, 4. Oktober 1807, Sonntag
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Erinnern Sie sich hiebei Ihres Freundes, und unsers immer nur kurzen Beisammenseins, als im Sommer 1800 in Giebichenstein, und wie ich damals mit Ihnen nach Leipzig reiste, dann in Dresden 1802, als Sie Ihre Reise antraten, in Ziebingen 1805, und die Reise vor Weihnachten nach Lübben, in Brentanos’s Gesellschaft, u jezt 1807 nur einen Tag in Sandow, Ludwig Tieck. den 4t Octbr. 1807
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AI.77 Eintragung Friederi(c)ke Reichardt in Arnims Stammbuch Giebichenstein, 7. November 1807, Sonnabend
Richtet nicht! richtet nicht! Friedericke Reichardt. Giebichenstein d* 7t Nov. 1807.
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AI.78 Eintragung Sophie Reichardt in Arnims Stammbuch Giebichenstein, 7. November 1807, Sonnabend
Sophie Reichardt. Giebichenstein den 7ten November 1807.
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Anhang I
AI.79 Eintragung Friedrich Carl von Savigny in Arnims Stammbuch Kassel, 26. November 1807, Donnerstag 304v
Non omnia possumus omnes. Dein Freund und Bruder F. C. von Savigny. Cassel den 26. Nov. 1807.
AI.80 Eintragung Kunigunde von Savigny in Arnims Stammbuch Kassel, 26. November 1807, Donnerstag 189r
Kunigunde von Savigny Cassel d. 26.t. 9 bre 1807.
AI.81 Eintragung Bettina von Savigny in Arnims Stammbuch Kassel, vmtl. 26. November 1807, Donnerstag 164r
Guter Rath von Bettina von Savigny als 2 Jahr 6 Monat
AI.82 Eintragung Johannes von Müller in Arnims Stammbuch Kassel, zwischen 19. Dezember 1807 und 4. Januar 1808, Sonnabend und Montag 186v
Theilnahme, Hochschätzung, Freundschaft; das alles versteht sich. JvMüller.
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AI.83 Eintragung Bettina Brentano in Arnims Stammbuch Vmtl. Kassel, etwa 18./19. Dezember 1807, Freitag/Sonnabend
O Ihr blaue Addressen! Wie macht ihr freudig wenn ich Euch in der Hand des Briefträgers sehe, ÇÇxxxÈÈ
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ÇÇxxxÈÈgsmittel war pp aber Du bist vielleicht der einziÇÇxxxÈÈ mich aufheben könnte.
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AI.84 Stammbuchblätter Arnims für Jacob und Wilhelm Grimm Kassel, 3. Januar 1808, Sonntag
ÇH1È Suchet, so werdet ihr finden! Cassel d* 3 Jan 1808 5
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Freundlich erinnert an sich Ludwig Achim v. Arnim Symb. Wenn Zweye sich zu Einem binden, So werden sie das Dritte finden ÇH2È Findet, so werdet ihr suchen! Cassel d* 3 Jan 1808 Erinnern Sie Sich freundlich an Ludwig Achim von Arnim Symb Und werden Zwey das Dritte finden, So wird es Sie zu Einem binden.
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Anhang I
AI.85 Eintragung Jacob Grimm in Arnims Stammbuch Kassel, 3. Januar 1808, Sonntag 174r
Vor des Hauses Thüre saß er auf einen Stein kühneren Fiedelern die Sonne nie beschein da seiner Saiten Tönen so süßiglich erklang die stolzen Ellenden die sagten ihm deß großen Dank. (Nibel.) zum Andenken von Jacob Grimm Symb. Treue Hand geht hin durch alle Land Untreue Hand geht auch hin kommt aber nicht herwieder.
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Caßel 3 Januar 1808.
AI.86 Eintragung Wilhelm Grimm in Arnims Stammbuch Kassel, 3. Januar 1808, Sonntag 295v
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Ich mögt mich der wundersamen Historien, so ich aus zarter Kindheit herüber genommen, oder auch, wie sie mir vorkommen sind in meinem Leben nicht entschlagen, um kein Gold. – Luther Caßel am 3. Januar 1808. Zum freundlichen Andenken an Wilhelm Carl Grimm ein blich ein innichlich gesiht uz herze libes ougen der leschet ane lougen hundert tusent smerzen des libes vnd des herzen ein kus in liebes munde 642
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Nr. AI.88
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der von des herzen grunde her uf geslichen keme ohi was der beneme seneder sorge vnd hertze not. Tristan. verte
AI.87 Eintragung Christian Brentano in Arnims Stammbuch Marburg, etwa 5. Januar 1808, Dienstag
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Wie du dich freuen magst, Freunde zu haben; so freue ich mich; daß ich unter ihnen bin. Christ. Cosm. Brentano schriebs zu Marburg im januar 1808. Renovirt mit: Pünktlichkeit den 19 xbr. 1817. von einem, dem sie Gott, so viel s Noth thuet, noch bescheeren möge.
AI.88 Eingeklebtes Billett von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Arnims Stammbuch Heidelberg, 27. Juni 1808, Montag Vgl. Nr. 812.
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Anhang I
AI.89 Eintragung Joseph Görres mit Unterschriften seiner Frau Katharina sowie der Kinder Guido und Marie in Arnims Stammbuch Heidelberg, 3. Oktober 1808, Montag 243r
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Viel Geprange, eßen, trinken, pißen, Kaken erste Tracht, springen Laufen, tanzen, schreyen zweyte Tracht, schlagen, wettern, Hoch Juchhey Dritte Tracht, Stillleben, Nachtigalschlag, Zirhadding, Lu, lu, lu ganz melancholisch vierte Tracht; gut Wetter, bös Wetter, Schauer. Hagelschlag schöner Schein all mitunter, Lange Nebel, Kalte Füße ungeschnürt, fester zugezogen, aus ist der Schmaus, unter den Tisch fahren die Gäste ins Honigfaß, werden satt von Süßigkeit zieht sie die Amme mit Plätschen wieder heraus, fängt Alles wieder an, viel Geprange u.s.w. Das ist herrlich, wird die Tränke Feuer, Feuer, Wasser, im Wasser funkelts wieder, die Welt ist der faule Heinz, der Koch ist ausgegangen, kömmt gewiß wieder, der Bratenwender geht immer und kömmt eine Prinzeßin aus der Wand heraus, dann wird der Zirkel gestreckt, und die Schlange bekömmt Flügel und schläft nicht mehr, und hält niemand das Kluge Auge offen. Lieber Einsiedler laß dir die Flügel an Kopf und Füßen nicht stutzen, werde kein Herrenhuther, und behalte mich lieb, Gevatter. Und die Frau Gevatterin Heidelberg am 3ten Oktober Görres 1808. Guido Görres Marie K. Görres
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Nr. AI.91
*AI.90 Stammbuchblatt von Henriette Hendel-Schütz Mannheim, 1. November 1808, Dienstag Arnim an Bettina Brentano, 5. November 1808: mir ein Stammbuchblat (Nr. 903,59–60).
Den andern Morgen gab sie
AI.91 Zwei Gedichte Arnims und ein Gedicht Wilhelm Grimms im Stammbuch von Henriette Hendel-Schütz Mannheim, 1. November 1808, Dienstag Kassel, vmtl. letztes Drittel November/erste Hälfte Dezember 1808
Räthsel.
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Ich spielte gern, man hielt mich ernst zum Spiele, Zum Spiel sie mich aus einem Mörser schossen,*) Am Himmel bin ich ruhig angestoßen, Ich hing daran, wie eine Frucht am Stiele; Mild reifend hat mich da die Sonn’ umflossen, Sanft röthend mich mit wachsendem Gefühle, So drang ich, wie ein Wandrer, durch’s Gewühle, Die Wolken wurden mir zu Himmelssprossen. Ich fand Genossen, Kronen und auch Heerden, Ich ging zum Kampf mit tückischen Gewalten, Kaum weiß ich, w a s i c h a l l e s w a r auf Erden, Bis ich zu A l l e m ward, i n d e n G e s t a l t e n Ein Reich mir schuf auch ohne die Gefährten, Durch alle Weltgeschicht’ als Gott zu walten. * ) Diese Stelle bezieht sich auf den Umstand, daß die Künstlerin, die früher auch Tänzerin war, in ihrem 6ten Jahre einmal in einem pantomimischen Kinderballet auf der Bühne, als kleiner P i e r o t , aus einem Geschütz fliegen mußte.
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Anhang I
Auflösung
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Nein! ich errath Dich nicht, du Weltgeschichte, In dem Ve r w a n d e l n schwindet mir dein We s e n , Was ich in mir gedacht, was ich gelesen, Das stellt mir Alles dar e i n l i e b G e s i c h t e , Und wie der Seher, der von Gott erlesen Die Zukunft sieht in einem blauen Lichte, So lese ich in ihm die Weltgeschichte, Was groß und schön, was wirklich ist gewesen. Wie nenn’ ich dich, du wechselndes Gesicht? Heut werd’ ich dich als Fürstinn noch begrüßen, Als Bauermädchen möcht’ dich jeder küssen, Du bist die P h a n t a s i e ! bist wie das L i c h t , Du zeigst uns alles, was wir Armen missen, Nichts fehlt der We l t , fehlst d u den F r e u n d e n nicht. Mannheim.
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v. Arnim.
Neue Auflösung des Räthsels. (Kindermährchen.) Ein Kindlein blickte in die Welt, Und sprach: »Mir Alles zwar gefällt, So weit ich schau’, doch säh’ ich gern Ueber die Berge und die blaue Fern’, Und weiß doch nicht wie’s anzufangen, Damit ich mag vom Fleck gelangen. Wär’ ich ein Fischlein, fort schwämm’ ich bald, Nur ist das Wasser mir zu kalt; Wär’ ich ein Vöglein, hätt’ Flügel zwei, Ich ständ’ so ruhig nicht dabei; Den Regenbogen schau ich zu Zeiten, D i e Brücke könnt’ mich hinüber leiten, Wer aber weiß, sie ist von Feuer, Das käm’ den Füßchen gar zu theuer. Auch stehn davor die alten Riesen 646
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Mit grauen Bärten und langen Spießen, Und nies’te einer – Gott bewahr’! Da flög’ ich von der Brücke gar.« Doch schaut es hin und schaut es her, Und denkt, wenn ich nur drüben wär’! Auf einmal sieht es gegenüber Eine Haubitze stehn, von altem Caliber, Wo dreißig bis vierzig Pfund ohne Müh’ Fahren heraus, sie wissen nicht wie. »Ei! ei! Nun weiß ich eine List, Mir ist geholfen zu dieser Frist!« Legt zierlich zusammen Händ’ und Bein’, Und rollt in den Feuerschlund hinein. Ein Kanonier ist hier nicht Brauch, Es drückt ein wenig an das Aug’, Gleich springt das Feuer hell heraus: Ade! Es fährt zum Sternenhaus! Da oben in dem Himmelszelt Vor allen Orten es ihm gefällt. Im Häuschen alle Sterne sitzen, Die gucken nach ihm erst durch die Ritzen, Dann kommen sie gelaufen heraus, Und jeder lädt es in sein Haus. Es muß sich setzen auf’s Bänkchen nieder, Sie erzählen ihm da und singen Lieder, Von der alten und der neuen Zeit, Was ist geschehen weit und breit; Und hätt’ ich mit dabei gesessen, Ich hätt’s gewißlich nicht vergessen, Und wär’ ich mit dabei gewesen, Ich wollt’s hier wieder wohl verlesen. Und wie es Alles wohl vernommen, Die Morgenwinde sind gekommen, Die trugen es hinunter fein In ihrem Wolkenschiffelein, 647
Anhang I
Die Sternlein aus ihren Fenstern all’ Nachwarfen Rosen und Zindal, Hielten’s säuberlich am Haare lang, Daß es fein sacht hinabgelang. Und nun es ist zur E r d e kommen, Erzählt es was es d o r t vernommen, Viel wunderbare herrliche Geschicht’. Doch Wo r t e dazu braucht es nicht, Und sagt es bloß durch seine M i e n e n , Was vor viel tausend Jahr die Stern’ beschienen. Und wer’s will wissen, der schau’s an, Ich selber nicht Alles erzählen kann. Cassel W. C. Grimm.
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AI.92 Eintragung August Böckh in Arnims Stammbuch Heidelberg, 11. November 1808, Freitag 240r
ÂΑεναου πυρο]. ευÈ δει δ’α να σκαπτω λιος α ιετος ω κεια ν πτερυγ’ α μϕοτε ρωϑε ν χαλαξαις
Pind. Pyth. I, str. zu Ende. Denken Sie so lang an mich, als verhältnißmäßig dieser Vers ist. Heidelberg d. 11. Nov. 1808. Aug. Böckh.
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AI.93 Eintragung Friedrich Creuzer in Arnims Stammbuch Heidelberg, 14. November 1808, Montag 245r
Res severa verum gaudium Seneca. Hac philosophi sententia sui memoriam commendare voluit Fridericus Creuzer 648
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Heidelbergue d. XIV Novembr. MDCCCVIII.
AI.94 Eintragung Sophie Creuzer in Arnims Stammbuch Heidelberg, vmtl. 14. November 1808, Montag
Zum Andenken Sophie Creuzer
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AI.95 Eintragung Johann Georg Zimmer in Arnims Stammbuch Heidelberg, 15. November 1808, Dienstag
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Angstvoll u. hoffnungsvoll, unter den heftigsten Gedanken an Sie geschrieben, Ihnen, und so Gott will, mir selbst einst ein freundliches Andenken. Zimmer Nebst Frau und Kind. Heidelb. d. 15ten Nov. 1808.
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AI.96 Eintragung Friedrich Wilken in Arnims Stammbuch Heidelberg, 15. November 1808, Dienstag Σοϕος ο πολλα ει δως ϕυα
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Pindar. Erinnern Sie sich hiebey zuweilen der angenehmen Abende. Heidelb. d. 15 Novbr. 1808. Fr. Wilken
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Anhang I
AI.97 Eintragung Caroline Wilken in Arnims Stammbuch Heidelberg, vmtl. 15. November 1808, Dienstag 178r
Zum Andenken von Caroline Wilken
AI.98 Eintragung Johannes Daniel Falk in Arnims Stammbuch Weimar, 24. Dezember 1808, Donnerstag 260r
Sanfte Künstler, eure Strassen Die der wilde Mars verlassen, Ziehen an der Dorfschallmey An dem Erndtekranz vorbey –. Doch bedroht ein Feind die Leiber Eurer Jungfrau’n, eurer Weiber, Mit Entehrung, oder Schmach: Laßt der Werkstatt friedlich Dach: Laßt, anstatt den Ton von Leyern, Euch Drommetenruf befeuern, Drängt das Schicksal wild heran, Weich der Künstler froh dem Mann: Jeder soll ein Held erscheinen, Das Geschlecht in sich vereinen, Kühn umgürtet mit dem Schwert: So seyd Ihr Apollos werth! Adjeu, liebster Arnim, das Schiff des Staates schwankt im Sturm; ja wir sollen uns befleißen, wie die echten Nachkommen der Volker, noch sonst etwas als Musik zu sprechen und zu handhaben Unabänderlich Weimar d 24ten Decbr Ihr 1808 J. Falk
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AI.99 Eintragung Charlotte von Schiller in Arnims Stammbuch Weimar, 24. Dezember 1808, Donnerstag
Zum freundlichen Andenken. Weimar den 24ten December 1808.
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von Charlotte von Schiller.
AI.100 Eintragung Karoline von Wolzogen in Arnims Stammbuch Weimar, vmtl. 24. Dezember 1808, Donnerstag
Alles Gute u. Schöne sei mit Ihrem Leben wie es in Ihnen selbst ist Karoline W.
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ANHANG II Kontextbriefe und Beilagen 1807–1808
AII.26 Arnims Gedicht Amor der Tintenjunge Beilage zu Arnims erschlossenem Brief an Bettina, Giebichenstein, 15. Oktober 1807 (Nr. *585)
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Amor der Tintenjunge. 1 Da die Dienste aufgehoben Aller Liebe aufgesagt, Amor Klagen hat erhoben Alte Bücher hat befragt. 2 »Weil dein Reich hier ist verschwunden »Fast wie Polen von der Welt »Sey geschrieben es befunden »Saubern Druckes aus gestellt.« 3 Also las er da erfreuet, Amor nuzet klugen Wink, Macht nun Tinte, läuft und schreiet Als ein schmutzig Knäblein flink. 4 Huth und Pelzmüz auf den Haupte Hat zerrissne Kleider an, kommt zurück der Beurlaubte, Kommt der kleine Kriegesmann. 5 Tinte kaufet, wer kauft Tinte! Ruft er, und ich dachte dein, Ihm gelang die schlaue Finte Und er schenkt mir doppelt ein. 6 Aus dem Fäßchen auf dem Rücken, Was wohl sonst der Köcher hies, 655
Anhang II
Mit behagligem Entzücken Schreib ich Dir die ich verlies 7 Was vergessen, oft sich findet An der ersten Sylbe Hauch. Alles Hindernis verschwindet, Nun ich schreib nach Amors Brauch. 8 Und ich schreibe ohne ÇÇWollenÈÈ Daß ich komme kam zuÇÇrück,ÈÈ Hätte es nicht schreiben sollen! Amors Tinte schreibet Glück!
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AII.27 Johann Christian Christoph Rüdiger
Herren Schaller und seiner Gattinn Beilage zu Arnims Brief an Brentano, Giebichenstein, 19. Oktober 1807 (Nr. 588)
Herren Schaller und seiner Gattinn. Halle, den 15ten August 1807. Eben sagen meine Leute Funfzig Iahre sind es heute, Dass, Euch, Theure, Gottes Hand Euch zu finden weislich führte, Euch zu lieben beyde rührte, Und zum Ehebund verband. Er hat in Kind und Kindeskindern Euch gesegnet, wusste zu verhindern, Was Euch Schaden drohte, Und es wich des Himmels mächtigem Gebote. Er schenkt bey des Landes Feyer Euch, vor Tausenden uns theuer, 656
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Auch die Freude mit zu jubeln. Seht mit hundert tausend Rubeln Kann selbst Kaiser Alexander Nicht die Freude kaufen So wie wir hier mit einander Ohne Fressen, ohne Saufen Solch ein Hausfest zu begehn, Wie es wenig Menschen sehn. Das hat Gott an Euch gethan. Drum stossen wir mit kleinen Gläsern an. Hoch lebt Beyde Jubelgreise! Fromm nach Eurer alten Weise. Hoch leb auch Napoleon, Mit dem gnädigen Gemahle, Hoch die ganze Nation, Hoch die Herren Generale, Obersten und Corporale, Hoch Franzose, Preusse und Westphale, Alle brüderlich vereint, Jeder der es redlich meint. J. C. C. Rüdiger mit Frau und Kindern als getreue Nachbaren.
AII.28 Arnims fiktiver Brief München d* 12 Feb:
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München d* 12 Feb: Der Frühling naht schon dem gesegneten südlichen Deutschlande, alles ist mit weissen Blüthen bedeckt und die Pommeranzenerndte läst sich für dieses Jahr gut an; die Bäume stehn wie die Löffel im Reis, so quillt das ganze Land von Frucht. Meine Fenster sind geöffnet während ich schreibe und ich freue mich dieser Kühlung meines freundschaftlichen Gefühls gegen dich; wie bin ich zufrieden die protestantische Religion und das nördliche Deutschland und das Bier verlassen zu haben, da sässe ich jezt am Ofen und hier schweife ich unter den Palmen umher. Denke dir hier ist die Gewohnheit Florpelze zu tragen 657
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und Spitzenmützen als Winterkleidung, die Landleute kommen in Schlafröcken von Brokat zu Markte, die Mädchen in dem bekannten Kattun von Feigenblättern, den sie selbst verfertigen. Den Aermern wird jezt Eis ausgetheilt, weil die Keller der Reichen für den Winter schon wohlversehen. Es macht mir sehr viel Mühe mit dir in Prose zu reden, wahrscheinlich werde ich gleich wieder singen müssen, der Wein ist meiner nordischen Natur zu stark, ich taumle wie eine Mänade, mir wird heilig Noch einmal willst du mich mit deinen Strahlen grüssen, Du goldnes Kind, der Auferstehung Bothe, Der aus dem langen Schlaf erweckt das Todte, Es rauscht die milde Luft, die Bäche wollen fliessen Von euch kommt alles her ihr blauen Frühlingslüfte, Unsichtbar Wesen, wie der Geister Weben, Läst du die Krafte wieder sich erheben, Es springt die Knospe auf, die Farb, der Sang und Düfte. x Ach so erschöpfend bist du daß ich ganz versinke, Und bin ein Kind und werd mit dir zum Kinde, Ich spiel mit jedem Blat, gleichwie die Winde, Und in der Blumen stillem Meer ganz mat ertrinke. Ich kann dir für heute nicht mehr singen, eine Erkältung liegt mir in dem Kopf, du kennst deine sorglose Freundin, die manche Nacht in der Betrachtung der Sterne im Graben liegen blieb, wo sie sich wie im Grabe dachte, wie liebreich hast du mir dann am Morgen die Schuhe ausgegossen. Komm süsse Freundin, du bist die beste Frühlingsgabe, ich habe eine unendliche Sehnsucht. – Anmerkung der Herausgeber. Wir können nicht umhin das Uebertriebene in dieser Ansicht des südlichen Deutschlandes zu tadeln, wenn wir gleich das Talent der geehrten Verfasserin anerkennen und ihre ferneren Beyträge erbitten so viel wir wissen hat in der Mitte Februars viel Schnee noch in München gelegen wie hier, dies scheint die Ursach der Täuschung gewesen zu seyn, als wären in der Gegend blühende Orangenbäume, welche sich dort nur in Treibhäusern finden Es ist uns bey dem gegenwärtigen leeren Streite zwischen dem nördlichen und südlichen Deutschlande eine genaue Thermometer und Barometerbeobachtung, zugleich ein Register über die Pulsschläge der angesehensten Bewohner einge658
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schickt worden, die wir allmählig unsern Lesern mittheilen werden, ingleichen ein Wettstreit vom Wasser und vom Weine, der sich mit folgender Strophe endet: Das Wasser sprach noch: Hättest du mich nicht erkannt, Du wärst sogleich an der Sonn verbrannt! Sie wollten noch länger da streiten, Da mischte der Gastwirth die beyden. Das wird wohl das beste seyn, denn im Grunde weiß kein Mensch recht, wo das südliche Deutschland anfängt und wo das nördliche aufhört.
AII.29 Bettinas Entwurf des Märchens vom Königssohn Frankfurt, März/April 1808
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Es war einmal ein König der konnte von seiner Burg aus, viele Länder übersehen, und die waren alle in seiner Gewallt, hinter der Burg aber waren schöne Gärten zu seiner Lust erbaut, die waren mit herrlichen Flüssen umgeben, und mit Wäldern darin der König jagen ging mit seinen Getreuen, das edle Wild, es waren da Loewen und Tiger, wilde Kazen saßen auf den Bäumen die Füchse und Wölfe sprangen im Dickicht umher die Baeren mit goldnem Fell, und auch weise schwammen oft paarweis über die Flüsse und kamen in des Konigs Garten, auf den Giepfeln der Bäume nisteten die Stoßadler, und es waren diese Walder ein wahres reich der Thiere, welches dasselbe des Königs begränzte, der König aber nahm ein Weib, um ihrer Schönheit willen, und da sie mit dem Seegen ging da freute sich das Volk, das ihr Konig sollte einen Thronerben haben und sie begegneten hierum dem Weib sehr freundlich die Zeit des Gebährens verstrich, ohne das sie eines Kindes genesen wär, sondern ihr Leib wuchs nur immer und sie nahm Speiß und Tranck zu sich wie ein gesundes weib, da war der König traurig weil er glaubte sein Gemahl sey kranck, und müßte bald sterben, aber sie ging 7ben Jahr eines hohen Leibes, und der König ärgerte sich über ihre Misgestaldt, und glaubte, daß sie sich an Gott versündigt habe weil er sie so hart strafe, er ließ ihr Bet von der seinigen scheiden, und gab ihr den hintern Theil der Burg, so Trug sie langsam und traurich, ihre schwehre Bürde durch die einsamen Gärten, und sah die wilden Thiere aus dem Wald an das jenseitige Ufer 659
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des Flußes kommen um sich zu tranken, wenn es dann um die Frühlings Zeit war, und es kammen die alten Leuen, oder Tieger mit ihren Jungen und tränckten, da wünschte sie oft in schwehrer Verzweiflung, auch ein reisendes Thier zu seyn; und im Walde ihre Nahrung mit wüthigem Kampf dem Leben zu entreißen, wenn sie nur ihr Kindlein mögt ernähren, »aber so«, sprach muß ich mit schwehrem Tritt und schwehrem Jammer hier Durch die Garten wandlen, man reicht mir Nahrung, ich seh euch eurer Frucht genesen und wie ihr eure Jungen in eurer Wilden Natur erzieht, aber ich die Königs Tochter soll keinen meines edlen Stammes erziehen soll unglücklich seyn und vor dem Konig meinem GeMahl verhaßt, als sie einsmals, auf einem einsam Ort unter einer Palme saß, ermüdet, und schwach, kamen ihr die Wehen, und sie Gebahr, einen Sohn der gleichsam die Kräfte eines 7ben jahrigen Kindes zu haben schien den während er zur Welt kam, hatte sich ein wilde Baerin über den Fluß gewagt und als er kaum frei war jagte er diesem nach, er kriegte es bei seinem Fell, das Thier schwam zurück und Trug ihn mit sich in den Wald, da schrie die Konigin mit Gewaltiger Mutterstimme, mein Sohn, mein einzig gebohrner, ist in dem Wald und wird von den Wilden Thieren gefressen, die Wachen des Konigs kamen herbei, und stürzten durch die Flüsse nach den Wäldern mit Streitkolben mit Pfeil Bogen, und Spießen und wollten ihres Herrn Sohn wieder haben aber da die Thiere merckten, daß man mit Gewalt in ihr Gebiet einfalle, kamen sie aus den Waldern, an das Ufer um sich zu wehren, die Baeren sezten sich aufrecht, und streckten ihre Tazen aus, die Leuen fletschten die Zähne, und wedelten mit den Schweifen, die Tieger liefen auf und ab am Ufer, mit feurigen Blicken, die Wölfe heulten, die Elefanten wühlten die Erde auf und stürzten Felse ins Wasser, also daß keiner der kühnen Reuter es wagte ans Ufer zu steigen, sie schwammen also zurück zur verlassnen Konigin weil sie doch glaubten der Konigssohn sey verlohren, da sie aber zu ihr kamen fanden sie daß sie im Gebähren war, und noch 6 Kindlein zur Welt brachte, um welches eins immer jünger und schwächer schien als das andre, und trauerte man daher nicht viel um den verlohrnen Sohn sie wurde mit den 6 Säuglingen, als eine Glohrreiche Mutter vor den König getragen der sie mit Freuden aufnahm, Da wuchsen denn die Kindlein, und die Königin pflegte ihrer mit großer Gedult, und gab ihnen Nahrung aber wenn es Abend wurd, daß Sie sie zur Ruhe gelegt hatte, da ging sie hinter die Burg, auf den Fleck da sie gesessen und die Baerin, ihr das Kind geholt, und sie lief am Wasser hin ob sie ihren 660
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Sohn wohl mogt aus den Gebüschen locken sie bekümmert sich auch in ihrem Herzen, ganz wenig, um die andre Kinder, denn allein um diesen, und konnte nicht glauben daß er sey umgekommen, also wie ein schäfer, sich mehr bekümmert um das eine Lamm, welches verlohren denn um die ganze Herde, und glaubt das dieses Lamm das beste und einzige war, sie fürchtet sich auch nicht mehr vor den Wilden Thieren, wenn sie die in der Nacht heulen hört und wenn sie in den Garten kamen, da lauft sie ihnen nach und fragt nach ihrem Kind, und wenn diese sie nicht verstehen wollen, da wird sie oft ungedultig und verzweifelt, sie droht und bittet und kriegt die Baeren beim Fell sagt ihr habt mir meinen Sohn gestohlen Die wollen sich aber nichts drum kümmern und thun nach ihrer Art, sie kennen die Frau an ihrem Ansehen, und thun ihr nichts zu Leid wenn sie dann wieder in Die Burg komt so wischt sie ihre Thränen ab, und beugt ihr Gesicht auf die Kinder die unruhig seyn, und verbirgt so ihre Trauer, und spricht, meine arme Kinder sein Unruhig, und Frieren, ich muß sie wärmen und muß sie nähren, also daß sie ihre Traurigkeit den Ganzen Tag vor den Leuten verbiergt und ihr Gesicht nicht gegen das Tagslicht wendet, denn sie schämt sich weil sie keine Lieb zu diesen übrigen Kindern verspührt, doch erzieht sie dieselben mit großer Gedult und Weisheit am Tag, aber am Abend wenn die Kinder schlafen forscht sie ihrem einzig geliebten Sohn nach da redet sie die große Raub Vögel an die in den Lüften herüber und hinüber fliegen, die ihren Jungen Speiß bringen und wieder holen gehen, und wenn die unverständlich Schreien so meinet sie etwas zu verstehen, und streicht das Haupthaar zurück um es zu vernehmen sie gibt sich müh das Geschrei auszulegen sie redet auch selbst die Bienlein, und summende Käfer an die über dem Wasser schweben die schwärmen um sie her brummen und summen ein jedes nach seiner Art, fliegen dann wieder fort; O Arme Königin, es wird dir kein wildes unverstandiges Thier Rath geben die wissen nicht was Menschen klag ist denn die Menschen verfolgen sie und haben ganz keine Gemeinschaft mit ihnen, sie trachten ihnen nach dem Leben, um ihr Fell, oder um ihr Fleisch zu essen, aber nie hat sich ein Mensch an sie gewandt um Trost bei ihnen zu hohlen oder mit ihnen freundlich zu leben, es hat aber manch edel Wild geklagt um die Freiheit die ihm der Mensch listig geraubt hat, daß es hat müssen Sclaven Dienste thun, daß es doch nicht schuldig war zu thun, und muß trocken Heu für seine Dienste fressen da es doch hat können im Wald frisch Laub fressen, und muß um sein Maul 661
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lassen ein Zaum binden und sich mit einer peitsche regieren, darum trauen sie auch dem Menschen nicht, und gehn ihm auser Weg wenn sie sich aber nicht zu helfen wissen, dann packen sie oft den Menschen an und zerreißen ihn auf eine gräuliche Art blos um ihre Freiheit, oder ihre Jungen zu erhalten. Nun wurden aber die Kinder recht groß, und auch zu aller Weisheit gut erzogen, sie hatten sehr eintrachtige Gesinnungen und ließen sich in allem, auf eine edle Weise an, der König wuste also nicht welchem er die Krohn sollt lassen, denn man konnt nicht sagen welcher früher gebohren war, oder daß einer weniger Tauglich sey zum Herrschen, ließ er sie Spielen um den Preiß werben so kam es oft, daß alle den gleichen Preiß gewannen oder das ein jeder in einer andern Art vorzüglich war, der König konnt auch keinen mehr lieben, denn es war ein jeder schön, und ihr wesen war zu vergleichen mit dem Hals eines schönen Federspiels, wenn es in der Sonne steht, dreht es sich so, so spiegelt die gelbe oder rothe Farbe am herrlichsten. Dreht es sich wieder anders, so kommt eine andre, oder geht es auf und ab und bewegt die Flügel so wechseln die Farben wie der Bliz ein so schön wie die andre und man weiß nicht welche am schönsten, oder wie der Regen bogen, wo alle Farben schön vereint stehen, und sich über den weiten Himmel spannen das eine immer aus der andern hervor geht. Der König aber hatte nicht das Recht, sein Land zu theilen, oder ihm mehr als einen Herrn zu geben, er ließ da her eine Krohne machen aus lauterem Gold die Die 6 Häupter seiner Kinder umschloß und er sagte ihnen so lang eure Gemüther und sinn so rein bleiben wie dieß Gold, und daß ihr so einig seid daß ihr eure Häupter mögt all in diesen Ring fassen und euch liebend Küssen, so mag ich wohl sagen mein Land hat nur einen Herrn, und obwohl viele Leiber hat es doch nur einen Geist, und es wurde ein großes Fest bereitet, das dem Volke sollt die neuen Konige Zeigen, es versammelten sich alle Edle am Hof, da war unter freiem Himmel ein großer Thron von Gold, darauf saßen die Königs söhn und legte ihnen der Konig die Krohn auf die Häupter; die stille einsame Mutter, aber war in vollem Schmuck und Pracht mit Goldnen Schleiern und Mantel angethan, und es war ein Jauchzen zu ihr man nent sie die glohrreiche Mutter, und spielt ihr vor auf allen instrumenten, eine herrliche Musick zu ihrem Lob, sie aber verbiergt ihr Angesicht hinter den Schleier und weint bittere Thränen, um ihr verlohrnes Kind da steigen die Söhne herab von ihren Sizen fallen auf ihre Knie und begehren der Mutterseegen, da steht sie auf und theilt 662
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mit ihrer rechten Hand den Seegen ihren Kindern, die lincke hand hält sie aber aufs Herz und gedenckt ihres Sohnes aber die wilden Thier hatten das Frohlocken gehört durch das ganze Land und waren unruhig geworden, sie schwammen über den Fluß zu großen Schaaren da brachten die Wachen die gräuliche Bothschaft an Hof. Da floh alles in seine Wohnung, aber die Mutter blieb denn sie hatte keine Furcht, die Sohne wolten ihr Mutter nicht verlassen, da sie auf ihr Flehen nicht weichen wollte, Da kam die Schaar heran und mitten unter ihnen ein schönes Antliz das zum Himmel blickte, und schien ein Mensch zu seyn, nur daß er schöner und edler war, er reitet auf der Leuen und Tieger rücken, und springt anmuthig vom einen zum andern da das die Mutter sieht, so spricht sie es ist mein Sohn, und geht mit muthigem Wesen ihm entgegen, sie legt sich an sein Herz, daß sie spührt einen Felstein sich vom Herzen wälzen, die Thiere kennen die Frau an ihrem Ansehen, und thun ihr nichts zu Leid, der Jüngling hat aber keine Sprach, er konnte nur seinen Willen durch Zeichen Kundthun, daher nimt er die Krohn und wickelt sie 7ben fach um sein Haupt, auch riß er mit seiner starken Hand, einen großen Oelbaum, aus dem Erd boden, und gab den 6 Brüdern, einem jeden einen Zweig, sich selbst behielt er den Stamm, als welches heisen soll ich bin der Herr, aber ihr sollt in Frieden mit mir leben, und er ward ein Herrscher über Thiere und Menschen, im Geist, sonder Sprache Ç5v auR kopfstehend:È Reiz der Schönheit ich mögte dich gebohren haben und mögte doch mit dir gebohren seyn, und
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Eine Briefpassage Brentanos in der Zeitung für Einsiedler Nr. 3 vom 9. April 1808
Zwar haben wir rechte Lust zum Fechten, denn weil wir Frieden wollen, müssen wir den Krieg verstehen, aber zum Kriege gehört ein Feind und wir können nicht dazu kommen uns zu waffnen vor Lachen, wenn unsre Gegner mit Proklamationen ausrücken, worin immer das Beste vergessen, was gegen uns gesagt werden konnte; darum können wir auch deinen Wunsch, lieber Freund, nicht erfüllen, als du uns 663
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schriebst: »Laß der lustigen Zeitungsanzeige einen ernsten Aufsatz folgen, der dir alle trefliche Gemüther gewinnen muß, zeige klar, herzlich und warm die Mishandlung, unter welcher das Vortrefliche und Geniale unsrer Literatur und Kunst immer nur langsam hervordringen kann, und durch welche das göttliche Kind oft wie Hunde verschlagen wird, und muthlos stirbt; hiebey wäre anzuführen, wie alles Junge und Muthige auf dem Platten in seiner Zeit, worüber es hinausstrebt, leicht ausgleitet, wie viele Zeitungen danach gestrebt als versteinerte Geister tödtlich dagegen zu wirken; dann zeige die fruchtlosen Bemühungen gegen Lessing, gegen Göthe, gegen Tieck, gegen Schlegel, gegen Fichte u. s. w. von Gottschedianern, Nikolaiten, Merkelumpen, zeige wie die Zeit endlich armselig nach muß, wie die g u t m e i n e n d e n Kindermörder endlich selbst zu Kreutz kriechen und wie sie sich bezeichnen mit dem Kreutze um neue zu erschlagen. Wie traurig ist die Anzeige im Morgenblatte gegen den Einsiedler.«
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AII.31 Philipp Carl Hoffmann an Bettina Brentano Offenbach, 24. April 1808, Sonntag 1r
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Offenbach d* 24ten April 1808. Und Andre´ antwortete: »Das kann ich nicht sagen; es kömmt darauf an, ob die Sach leicht oder schwer zu stechen – ob es pur Noten – ob Noten und Text – dann was von Beidem das Meist’ – auch wie stark die Auflage/: je stärker desto wohlfeiler nach Verhältniß:/ – so bald ich das manuscript sehe, kann ich’s so gleich und werd es möglichst billig bestimmen.« Durch Applizierung mehrerer Fragartickeln bracht ich noch heraus, daß, wenn es nur Noten, die Platte in quart beiläufig 1 fl 30 xr – wenn es aber Text und Noten, 2 fl oder etwas höher, und je nachdem des Textes mehr als Noten, auch auf 3 bis 4 fl kommen könnte. Es will sich Ihnen hiemit bündigst empfohlen haben Ihr Ergebenster P. C. Hoffmann Mademoiselle Bettine Brentano 664
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Nr. AII.32
in der grossen Sandgasse fro
a´ Francfort.
AII.32 Philipp Otto Runge, Liederaufzeichnung mit Heidelberger Adresse Arnims Hamburg, vmtl. Juni oder Juli 1808
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ohl Mann wull rieden un had keen peert »ohl fru nam’n Zegenbuk »Set’t’en ohlen Mann darup Lustig reed he!
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as he vorn Dore kam seden de Lüd’ » ach wat is dat vor’n Mann dat is jo’n Stefelmann Scheefbeen syn’ Süstermann heisha fidum! ik bün Hans Wiedmans Söhn mit myn kleen Knallerjan mit myn klen Ballerjan mit myn klen Riedehahn, mit myn klen Peerd ohl Mann wull riden un had keen Tohm ohl fru nam’n hemdssohm gaf’n ohln Mann tum Tohm: Lustig reed he – Ohl Mann wull rieden un had keen Pietsch Ohl fruu Nam’n Strumpenband 665
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gaf em’n ohl’n Mann inde hand Lustig reed he Ohl Mann wull riden un had keen Büx ohl fru nam’n Kohlblatt Klapt’n ohln Mann for’t Gatt lustig reed he
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Ohl Mann wull riden un had keen Klott ohl fru nam’n Pispott stülpt’n ohln Mann up’n Kop Lustig reed he
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Ohl Mann wull riden un had keen Prück ohl fru nam’ne hand vull strük Mackt’n ohln Mann ne Prük Lustig reed he ohl Mann wull rieden un had keen Schoh ohl fru nam’n Wipen Stroh dreit’n ohln Mann n’paar Scho Lustig reed he – ––– ––– Ik weet een Leed dat Neemand weet dat leert ik von de ohle Magret as ik na Runken keem da schule ik minen Wunner seen de katt de kneed de Botter de hund de wusch de Schöttel de fledermus de feegt dat huus de Müs’ de drogen dat Mull herut achter unse Schüne dar stünnen twee Kaphüne 666
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de enn de slog den haver af de andre Broat dat Beer daraf de Kukuk up den Tune Vorsoop sik in den Schume de hene up den Neste vorsoop sik in de Geste de hane up den Wimen de Schule bynah beswimen.
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Sr Hochwohlgebohrn dem Herrn Ludwig Achim von Arnim in Heidelberg
AII.33 Karl Aman, Friedrich Karl von Loe, Josef Löw, Johann Nepomuk Ringseis, Sebastian Ringseis, Karl von Rottmanner, Friedrich Schafberger, Joseph Schiestl, Joseph von Teng und Joseph Venino an Joseph Görres in Heidelberg Landshut, 22. August 1808, Montag
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Wohlgeborner Herr Professor Verehrungswürdigster Meister! Mit Jubiliren, Jauchzen und Hüteschwingen haben wir am 18. August das 33. Blatt der Einsiedlerzeitung gelesen. Ein schöneres, höheres, glänzenderes Schicksal dieser Gedichte wagten wir nie zu erwarten. Wie einem Schifflein, das, nur wirthliche Inseln auf dem Meere suchend, durch einen glücklichen Sturm in’s gelobte Land verschlagen wird, also auch ward es unsern Gedichten. Gerührt, erstaunt ... (unleserlich, weil vergilbt und zerrissen) Paradiese landen. Hochmächtig hat uns die Brust erhoben, und im tief innersten Grund der Seel’ erschüttert die Auszeichnung, unter s o l c h e n Männern zu stehen, und eine Flamme und einen Enthusiasmus in uns entzündet, der nicht verglimmen wird in Ewigkeit! Was wir Ihnen sandten, waren die allerersten Säuglinge unserer Muse; was künftig der trunkenen Brust entquillt, soll höheres, reineres, untadelicheres Leben hauchen, auf daß wir werth seien der Umgebung 667
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der hohen Heldengestalten, in deren Kreise, würdigster Meister, Sie uns aufgeführt haben. Den herrlichen Rundgesang des edlen Ludwig Achim von Arnim haben wir mit Begeisterung, nicht gelesen, sondern gesungen, gejubelt, verschlungen, in Geist und Leben verwandelt. In Musik haben wir ihn gesetzt und bei jeder unserer Zusammenkünfte muß er gesungen und gejubelt werden: Eine Ernte ist getreten Von dem Feinde in den Koth, Eh’ ihn uns’re Schwerdter mähten. Doch wir wuchsen auch in Noth, Eine Saat ist aufgestiegen, Drachenzähne setzt die Brut, Mag es brechen, will’s nicht biegen, Jugend hat ein heißes Blut. Wir sind der unerschütterlichen Ueberzeugung, daß uns der Herr des Himmels zu ganz besonderen Zwecken verbunden habe. Auf eine merkwürdige Weise fanden wir uns, ohne daß wir uns suchten, und seit unserer Bekanntschaft sind wir uns unzertrennlich und ewig, für Tod und Leben einander verbrüdert. Unsere Zusammenkünfte sind ernst, oft schrecklich;1) Geisternähe spüren wir, und Geisterlispeln glauben wir zu vernehmen; und oft haben wir im Sturm der glühend heißesten Begeisterung alle Geister des Himmels angerufen, uns zu erscheinen und unsern brennenden Wünschen Labung und Aufklärung zu geben. Wir haben eine unendliche Sehnsucht nach Erlösung. Die Zeichen der Zeit sind außerordentlich; Erdbeben, Pestilenz und allgemeinen Religionskrieg erwarten wir, und wir brennen durch und durch für das Höchste, für Religion und Vaterland zu kämpfen und zu siegen, oder im Kampfe zu sterben. Heldenthaten möchten wir thun, werth, von Dichtern besungen zu werden; denn schändlich arm, nackt und bloß ist diese Zeit an Thaten, welche Dichter erschaffen möchten. Aber dringendere Noth, deutlichere Zeichen und Aufforderungen vom Himmel erwarten wir. – Entschlossen (waren wir) vorhin, wenn sich in unserm Deutschland nicht neues Leben entzünden würde, nach Amerika zu wandern, wo die (Flamme?) der Religion und des jungen Lebens mächtig emporlodert. Nur Gegenstände, um Gotteswillen. Gegenstände her, an denen unser Muth w ü r d i g sich üben kann!!! Jos. Löw wird in wenig Tagen sein ärztliches Weihungsfest feiern, und ein neues und kühnes Wort dabei sprechen! 668
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Da unsere Buchhandlungen die Eins. Zeit. über Leipzig erhalten, so ist erst das 32. Blatt in denselben angekommen. Wir haben das 33. Blatt von München bekommen, dieß ist aber in 3 Tagen durch soviele Hände gegangen, daß es aussieht, wie eine aus dem Felde zurückgekommene Siegesfahne, und viermal von oben bis unten durch und durch gerissen ist. Da K. Aman vielleicht diese Ferien nicht mehr hier sein wird: so bitten wir Sie, verehrungswürdigster Lehrer und Meister, die Gedichte mit folgender Adresse zu schicken: » A n N e p o m u k R i n g s e i s , d e r Medizin Kandidaten in Landshut; Ablage beim Hutmac h e r i n d e r H e r r e n g a s s e . « Wir bleiben ewig mit der tiefsten Achtung und Verehrung Ihnen ergeben: Nep. Ringseis, Seb. Ringseis, Karl v. Rottmanner, Jos. Löw, K. Aman, K. Loe, F. Schafberger, J. Schiestl, J. Venino, J. v. Teng. Landshut, den 22. August 1808. ÇFußnote:È 1) Worin die Schrecklichkeit bestanden, ist unersichtlich; vermuthlich in unserer Phantasie.
AII.34 Literaturnotiz Arnims Heidelberg, zwischen 27. und 29. September 1808, Sonnabend und Montag
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Schertz mit der Wahrheit. Frankfurt Egenholf. Bl. 99. Von dem Gegenzauber in Rom. Der taucht den Mann in ein Bad und der sieht in einen Spiegel wie der Schwarzkünstler dreymal schiest und das drittemal fliegt der Pfeil gegen ihn zurück und tödtet ihn, worauf ihn die Frau vergräbt. Er entdeckt diese
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Johann Heinrich Voß, Beitrag zum Wunderhorn In: Morgenblatt für gebildete Stände, Tübingen, 25. und 26. November 1808, Freitag und Sonnabend
ÇNr. 283È B e i t r a g z u m Wu n d e r h o r n . Die bey M o h r und Z i m m e r , unter dem Titel d e s K n a b e n Wu n d e r h o r n , im Jahr 1806 erschienene Sammlung alter Volkslieder, deren geheuchelte Einfaltsmiene eine zu nachsichtige Aufmunterung erschlich, ist seitdem, was der edle Aufmunterer nicht argwöhnte, als ein zusammengeschaufelter Wust, voll muthwilliger Verfälschungen, sogar mit untergeschobenem Machwerk, gerügt worden*). Ohne sich gegen die schmähliche Beschuldigung zu verantworten, haben die rüstigen Schaufeler ihren Wust in der letzten Messe mit zwei ansehnlichen Haufen vermehrt. Noch schamloser haben sie am Schlusse des dritten Bandes, vor dem Anhange der läppischen K i n d e r l i e d e r , mit modern höflichem Krazfuße, » S r . E x c e l l e n z d e m H e r r n G e h e i merath v. Goethe und allen Förderern dieser Samml u n g , « ihren Dank abgestattet; als ob einer, der verdachtlos den ersten Band, nicht uneingeschränkt, billigte, deshalb auch die folgenden Bände, und den aufgedeckten Betrug, zu billigen sich anheischig gemacht hätte! In den neu erschienenen Bänden wird aus dem K n a b e n - Wu n d e r h o r n , als Mittel der Verjüngung zum Knabenalter, ein heilloser Mischmasch von allerlei buzigen, truzigen, schmuzigen und nichtsnuzigen Gassenhauern, samt einigen abgestandenen Kirchenhauern, uns vorgeschüttet. Aus dem weltlichen Schutthaufen das etwa gesunde Korn zu sichten, sei andern gegönnt; nur auf den geistlichen wollen wir einen flüchtigen Blick werfen. Unsere Aufmerksamkeit erregten zwei Aeußerungen des angeblich im Jahr 1712 geschriebenen Vorberichts: »Man habe allen Fleiß angewendet, den Kern der besten Gesangbücher zu finden;« und: »Man habe kein Bedenken getragen, hie und da in den Gesängen zu ändern, je nachdem es sich der eignen Seele durch die geheime Wirkung der Gnade Gottes näher anfügte, oder sonst dem Vorbild des heilsamen Wortes gemäßer wurde.« Stimmt denn an, ihr ausgesuchtesten, und nach eigenem Sinne der von Gott begnadigten Herausgeber geänderten Kernlieder! Gleich das erste des sogenannten a n m u t h i g e n B l u m e n k r a n z e s a u s d e m G a r t e n d e r G e m e i n d e G o t t e s , B. 3. S. 206, ent670
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flammt die neuesten Bundesbrüder zum Kampf gegen die Ungläubigen: Auf, auf, auf, ihr Helden, waget Gut und Blut, Würget mit vereinten Kräften Babels Brut! Eure Feldposaunen, Trommeln und Kartaunen, Lasset tönen, und erwecken Löwenmuth. – – Weil hier von einem geistlichen Kriege die Rede ist, so versteht der geneigte Leser von selbst ein Getön allegorischer Wunderhörner, Maultrommeln, Kinderklappern, Holunderbüchsen, und ähnlicher Feldrüstungen. Das nächste Lied ist ein Aufruf an den wankenden Löwenmuth: Löwen, laßt euch wieder finden, Wie im ersten Christenthum; Die nichts konnte überwinden: Seht nur an ihr Marterthum, Wie in Lieb sie glühen, Wie sie Feuer spieen. – – Ey wohlan, nur fein standhaftig, O ihr Brüder, tapfer drauf; Lasset uns doch recht herzhaftig Folgen jener Zeugen Hauf! – – Damit aber die feuerspeienden Eisenfresser ihr Ziel nicht verfehlen; so werden sie durch die mystische Anwendung eines bekannten Spruchs: Fort, weg mit dem Sinn der Griechen! – – Denen Kreutz ein Thorheit ist! – – auf die Gegner ihres neumodischen Maulchristenthums angehezt. Nach so unbändigem Sturme folgt natürlich ein feuriges Triumflied auf den Fall der babylonischen Hure, welches aus dem P o r s t i s c h e n G e s a n g b u c h e Berlins vor den Zeiten der leidigen Aufklärung entlehnt, aber von den ändernden Herausgebern »der eignen Seele durch die geheime Wirkung der Gnade Gottes näher angefügt worden ist:« Auf, Triumph, es kommt die Stunde, Da sich Zion, die Geliebte, die Betrübte, hoch erfreut! Babel aber geht zu Grunde, Daß sie kläglich über Jammer, über Angst und Kummer schreit.
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Auf dem Lande, in den Städten Hat die Dirne mit dem Becher alle Heyden toll gemacht; Sie stolzieren in den Ketten, Haben sie als Schicksalsgöttin, sich als Götzen hoch geacht. – – Die S c h i c k s a l s g ö t t i n ist offenbar, wie der G r i e c h e n s i n n , auf einige bekannte Dichter gemünzt. Diesen G ö z e n der Welt wollen die Heiligen des neuesten Bundes das Garaus spielen. (Der Beschluß folgt.) Vo ß . ÇNr. 284È B e i t r a g z u m Wu n d e r h o r n . (Beschluß.) Ein solches Singen und Springen der schnackischen Kreuzträger gegen die Griechen und Heiden ihrer zerrütteten Fantasie, erinnert es nicht an das wütige Kauderwelsch jenes, Gottlob! seinen Rausch nun ausschlafenden E i n s i e d l e r s ? **) von welchem das Wu n d e r h o r n selbst sich treuherzig vernehmen läßt: Dort droben auf dem Hügel, Wo die Nachtigall singt, Da tanzt der Einsiedel, Daß die Kutt in die Höh springt. Auf diesen Bruder Einsiedel ward schon im ersten Bande des Wu n d e r h o r n s S. 458 die Neugierde gespannt. Hier S. 24 des dritten Bandes erscheint er in seiner ganzen unflätigen Versoffenheit. Was nach jenem siegstrunkenen Triumfliede nicht zu erwarten war, hören wir bald darauf, S. 217: Ach triumphir nicht vor dem Siege, O Seel, wo willt du fliehen hin, Da dein verblendter Eigensinn Vor Feinden frey und sicher liege? Sogar besinnt sich der verblendete Eigensinn, daß sein größter, oder vielmehr sein einziger Feind er selber sei: Du bist dir selbst die größte Plage, Du trägst noch Babel stets in dir. Bald wieder kizelt sich der unsaubere Mystiker an Bildern des Seelenbräutigams, wie S. 221: Kind und Bräutigam zugleich heißt und ist er in der That; Denn die zarte Liebe kann auch wohl Kinder ehlich binden. 672
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Oder wie S. 227: Wenn die Seele sich befindet In des Bräutgams Keller stehn, Wird sie als vom Wein entzündet, Jauchzet, voll einherzugehn, Daß ihr Leib und ganzer Geist Trunken und entzücket heißt. Wie ein Trunkner liegt sie stille, Der wie unempfindlich scheint, Daß der sonst zertheilte Wille Aufgeopfert nicht mehr meint, Als nur Gott und seine Kraft, Die den Sohn der Liebe schafft. Pfui! Sollte an dem üppigen Fantasten, der das Heilige besudelt, nicht der Censor sein Amt üben, und solchen Zügellosigkeiten den Druck untersagen? Wenigstens, wenn der Unglückliche in einem kühleren Augenblicke, S. 213, den Stoßseufzer entläßt: Mach mich, mein Schöpfer, nur ganz stumm, Und in die Still mich bringe; Mein Will ist doch verkehrt und dumm, Und will leicht schnöde Dinge: so wird jeder Ehrbare mit einem herzlichen Amen eine baldige Erhörung wünschen. Da aber unsere, wenn ich das Wort wagen darf, nicht preiswürdigen Andächtler aus dem P o r s t i s c h e n Gesangbuche sogar das Lied auf die babylonische Hure zu ihren Absichten genutzt haben; so befremdet es, wie ein anderes gleich kernhaftes Lied in der nämlichen Sammlung ihnen entgehn konnte: das Lied, worin sich die gläubige Seele mit einem Hunde vergleicht! Ach! ein so herzbrechender Erguß der Demut, wie innig, wie wahr hätte er zu dem eben vernommenen Stoßseufzer sich gefügt! Auf den wahrscheinlichen Fall, daß der geistliche B l u m e n k r a n z nächstens besonders für die Hausandacht der theuren Waldbrüder erscheinen wird, wollen wir dies herzige Blümlein als Beitrag mit dienlicher Aufstuzung darbieten. Das Lied sei gerichtet an den Ehrwürdigen, den sie vor der Hand noch einzig als H e r r n bekennen, und dessen unsterblichen Namen sie zu oft mit unreinen Lippen entweiht haben, um ohne Sorge zu sein, daß er nicht einst im Unwillen über die a n h ü n d e l n d e Zudringlich673
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keit die Zuchtrute ergreife. Es lautet so, nach der Melodei, Z i o n klagt mit Angst und Schmerzen: Lied der Romantiker an ihren Herrgott. Herr, ich will gar gerne bleiben, Was ich bin, dein armer Hund, Will auch anders nicht beschreiben Mich und meines Herzens Grund. Denn ich fühle, was ich sei: Schnöde Thorheit wohnt mir bei. Ich bin allem Tand’ ergeben, Unrein ist mein ganzes Streben. Hündisch ist mein Zorn und Eifer, Hündisch ist mein Neid und Groll, Hündisch ist mein Zank und Geifer, Hündisch mein Gebell und toll. Ja, wenn ich mich recht genau, Als ich billig soll, beschau, Halt’ ich mich in vielen Sachen Aerger, als die Hund’ es machen. Nimmermehr will ich begehren, Was den Freunden nur gebührt. Wollst mich nur des Rechts gewähren, Das ein Hund im Hause führt. Die dem Alterthum mit dir Sich ergeben für und für, Mögen froh an Göttertischen Sich mit Himmelskost erfrischen. Jene, die dich wahrhaft ehren, Und nach gleicher Tugend stehn, Mögen sich in Wonne nähren, Bei der Saiten Lustgetön, Das der Heidengott im Licht Seines Saals euch zugericht. 674
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Ich will, wenn ich nur kann liegen Unterm Tisch, mir lassen gnügen. Auf dem Bauche will ich kriechen, Ohne Knurren, zahm und mild, Und hin nach der Erden riechen, Suchend, was den Hunger stillt; Ich will mit den Brosämlein, Die ich finde, friedlich sein; Froh sein will ich bei dem allen, Was die Herren lassen fallen. Oftmals auch ohn alles Heucheln, Das so tief sonst in uns steckt, Will ich wädeln dir und schmeicheln, Wenn ich deinen Zorn erweckt, Und du meinen Uebermut Strafest mit der scharfen Rut: Ach, Herr, winsl’ ich dann mit Ducken, Niemals will ich wieder mucken! Wer mit einer umständlichen Beurtheilung des romantischen Wu n d e r h o r n s sich befassen mag, der übersehe nicht, was im zweiten Bande S. 353 bei dem pöbelhaften Wortwechsel eines Mehldiebs und eines Flickendiebs namentlich gegen S c h i l l e r gewizelt wird, und frage den schlaudummen Wunderhornisten, was er eigentlich gemeint habe. Vo ß . *) Eine verständliche Andeutung dieser forgery gaben die Herren B ü s c h i n g und v o n d e r H a g e n bei ihrer Sammlung deutscher Volkslieder, Berlin 1807, wo S. VIII gesagt wird: »Noch weniger haben wir diese Lieder durch Auslassungen, Zusätze, Ueberarbeitung und Umbildung versetzen, Fragmente ergänzen, oder gar ganz eignes Machwerk dabey einschwärzen wollen; dies ist, aufs gelindeste, eine poetische Falschmünzerey, wofür die Historie keinen Dank weiß.« Grade heraus werden die Sammler des Wu n d e r h o r n s von F r . S c h l e g e l in den H e i d e l b . J a h r b ü c h e r n d e r L i t e r a t u r 1808, 1. Heft S. 135, als solche Schmuggeler genannt. »Wenn nur,« heißt es von 675
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ihrer Sammlung, »auch die Sorgfalt der Behandlung und der Auswahl dem Reichthum einigermaßen entspräche! wenn nur nicht so manches S c h l e c h t e mit aufgenommen, so manches E i g n e und F r e m d a r t i g e eingemischt wäre, und die bey einigen Liedern sichtbare w i l l k ü h r l i c h e Ve r ä n d e r u n g nicht bey dem größten Theil der Leser ein gerechtes Mistrauen auch gegen die übrigen einflößen müßte!« – Unbegreiflich, wie einer, der in den Heidelb. Jahrbüchern so kräftig als Verfälscher gezeichnet ward, in denselbigen Jahrbüchern über F r i e d r i c h J a c o b i zu urtheilen Auftrag oder Erlaubnis erhielt. **) Die E i n s i e d l e r z e i t u n g , die ihre Laufbahn vom ersten April bis zum Ende des Jahrs zu durchwallen nicht vermochte, ist als Fragment in einem neuen Umschlage mit dem Titel Tr ö s t - E i n s a m k e i t zu haben.
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AII.36 Notizen Arnims zu Johannes Schiltbergers Reisebeschreibung Ein wunderbarliche vnnd kurtzweilige History Ç...È (Frankfurt/M. 1556) Beilage zu Arnims Brief an Brentano, Kassel, 8. Dezember 1808 (Nr. 929) 1r
Schildtberger. Gedruckt zu Frft am Mayn durch Weygand Han ÇEinleitung:È Schildberger zog aus von München 1394 mit Lienhart Reichertinger seinem Herren und kam zurück 1427. ÇKap. 1:È Der Weyasit schlug den König Siegmundt von Hungarn durch Unbesonnenheit des Herzog von Burgund, der den Hungern nicht den ersten Angrif gestatten wollte aus altem Nibelungischen Hasse. Der Gestorbene ÇxxxÈ ÇKap. 2:È Der Weyasit läst die Gefangenen tödten. Herr Hans Greif ein Herr aus Bayern tröstete die Ritter: Gehabt euch wohl, denn wir heute unser Blut für christlichen Glauben vergiessen, ihn rettete seine Jugend 16 Jahr alt. ÇKap. 8:È Bey Sampson kamen die Waldnatern mit den Wassernatern zusammen, thaten niemand ein Leid, sondern stritten miteinander drey Tage, wo dann die Wassernattern überwunden und die Waldnatern heimkehrten 676
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ÇKap. 13:È Tamerlan überwand den Weyasit, Schildberger zog mit ihm. ÇKap. 20:È Tamelin wurde aus drey Ursachen krank. Die Anforderung des Cheback seines alten tatarischen Herren ihm Zins zu geben, die zweyte, daß seine jüngste Frau ihm untreu geworden; er sie ermordet und ihre Verführer nach Masander glücklich entkommen durch Warnung des Hauptmannes, die alteste Frau hatte ihm angezeigt, er würde Ring mit Edelst. u Brief in ihrer Truhe Nachts finden. Er fraß sich und starb aus Gram. Er heulte ein ganzes Jahr im Grabe, bis sein Sohn Scharah alle Handwerker losgelassen, die er zu sich in die Sklaverey geführt. Ein herrliches Trauerspiele. ÇKap. 27:È Zu Wussibur wird unser heil* Bildnis in dem Krippelein gemacht, da ihm die heilgen drey Könige opfern. ÇKap. 34:È Es ist in einem Gebürg die Sperberburg, darin ist eine schöne Jungfrau und ein Sperber auf einer Stange, wo drey Tag und drey Nacht wacht, dem gewährt sie einen ehrbaren Wunsch. Einer bat daß er nur glücklich heimkäme. Ein Königssohn aus Armenia, der hatte Gold genug er wollte eine Hausfrau, den verfluchte sie. Ein Johanniterordensmann wollte Gold, dem sollte der Orden dafür untergehen. In der Zeit als ich und meine Gesellen da waren baten wir einen, daß er uns führet zu der Burg und gaben ihm Geld darum, als wir dahin kamen wollte einer da bleiben, das widerrieth sie die uns dahin gebracht, verbracht er das Wachen nicht, so würd er verloren, daß niemand wüst wo die Burg hinkommen wär. Es ist auch die Burg verwachsen. ÇKap. 39:È Taubenpost. Zwey werden zusammen mit Zucker gefüttert, dann wird eine weggenommen, ohne Zucker gefüttert, ÇdavonÈ kommt Sehnsucht. ÇKap. 40:È Ein Vogel Sacka hat einen langen krumpen breiten Schnabel, nimmt den Kropf voll Wasser, fliegt in die Wüste, giest das in eine Grube, da kommen die Vögel zum Trinken, die fängt er sich. ÇKap. 41:È Im Griech Kloster des Berges Montag, wo Gott dem Moses erschienen brennen so viel Ampeln als Mönche, wenn die Oelbeeren reif bringt jeder Vogel eine Beere auf St Katharinen berg, genug zum brennen u essen, soll ein Einsiedler sterben wird seine Ampel schwach und verlöscht. Stirbt ein Abt, so findet der ihn besingt auf dem Altar einen Brief, wer ihm folgen soll, und desselben Ampel zündet sich von selbst 677
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ÇKap. 46:È In Alexandria war ein Spiegel auf einem Thurm womit man bis Cypern sehen konnte, wodurch alle Unternehmungen des Königs von Cypern mißlangen. Ein Priester wollte den Spiegel brechen und erhielt vom Papst die Erlaubniß darum den Glauben zu ändern, nur in Worten nicht mit Werken oder im Herzen. Er ward heydnischer Priester lebte neun Jahr im Tempel bey den Spiegel, da kam der König, er schlug in den Spiegel drey Schläg wollte sich dann darauf retten, von dem Klang erschrak das Volk, ÇumfielenÈ ihn da sprang er durch einen Thurm ins Meer sich todt, der König kam gewann die Stadt. ÇKap. 49:È Mahomet als Knabe bey Kaufleuten. Kam zu einem armenischen Priester, der deutete ihn aus zwey Geschlechtern geboren, eine schwarze Wolke über ihm, sein Glaube sollte nicht zu tausend Jahr gelangen, dann abnehmen. Daher scheut Mahomet die Armenier. So predigte Mahomet den Heyden gegen die Abgötter. ÇKap. 57:È Die Mohamedaner glauben an Jesus, aber sie meinen nicht, daß er gekreuzigt, sie meinen auch das Jesus das Wort Gottes, so wie Mahomet der Bote Gottes. Von der Dreyeinigkeit wissen sie nicht. Jesus soll der würdigste seyn auch der oberste beym jüngsten Gericht nach Gott. ÇKap. 66:È Der Streit der Griechen und Armenier kommt von 40 Rittern, die Constantinopel befreyeten nachts bey vierzig Jungfrauen schlafen musten um ihren Samen dazulassen und dann ermordet wurden bis auf einen, den die eine rettete, der brachte Nachricht 2r
Johann Klay Engel und Drachenstreit rechtschön
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ANHANG III Konvolut Arnims mit Briefexzerpten 27. März 1807 – 7. März 1808
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An C. B. Eine Geschichte ist mir immer nachdenklich gewesen. Der grosse Churfürst pflegte oft in bedenklichen Rathschluß vor dem Bilde seiner Frau zu stehen und auszurufen: Wenn du noch bey mir wärst, da wäre mir anders. Gemahlin oder Gemälde, Frau oder Freund und verschiedene Tonart, eine Melodie. Ich habe nicht einmal ein Bild von dir, kein Schattenriß, nur einen Lichtriß, der schwebt mir vor; wenn alles dunkel, die Heidelberger Gegend, du bist der Strom um den die Berge sich drängen und der doch fortfliest, fort von mir. Ich möchte dir viel schreiben, es würde mich erleichtern, aber es kommt nicht zu dir, da stärkt es nicht. Wo blieben wir doch stehen? Als wenn ein überlästiger Gast zwischen uns getreten, so stehen Hunderttausende zwischen unsrer Unterhaltung, nicht zwischen unsrer Freundschaft, denn ich denke jeden Umstandes unsrer gemeinschaftlichen Tage mit doppelter Warme. Es ist doch gut, daß wir uns im vorigen Jahre nicht fanden, wie würden wir uns in der langen Abwesenheit finden. Ich sang mir eben alle deine Melodieen vor, mir war wie am Rheine und vor Ackermanns Thüre, wenn es mir Morgens im Kopfe einherging. Es fielen mir alle ein bis auf die lustigen Musikanten. Edles Gedächtniß, an diesem Eigensinn erkenne ich deine Natur, das wäre zu traurig gewesen. Ich suche es durch Symbole das Wachsen und Gedeihen zu versinnlichen, ich baue am Garten, zwey schöne Levcoyenstöcke du und deine Frau. Sie muß leben, denn ich könnte dich jezt nicht trösten.
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Kopeyen.
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An B.B. Königsberg am Charfreitage Noah ließ eine Taube von sich aus fliegen, auf daß er erführe, ob das Gewässer gefallen wär auf Erden. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Fuß ruhen konnt, kam sie wieder zu ihm in den Kasten. 1 Mos. 8. So fliegt mein Brief zu Ihnen werthe durch tausend Erinnerungen um mich viel verdiente Freundin, über das Meer, ich wünsche daß dort ein Weg zu Ihnen offen. Rings in unserm Lande stehen die Häuser offen, aber den flüchtigen Bewohnern ist kein Weg offen, es giebt 681
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nur einen offnen Weg, Doktor Schlosser ging ihn ein Opfer unbemerkt schoner entusiastischer Thetigkeit in den Lazarethen Es giebt einen guten Willen der die Verklärung des Menschen ist. Sagen sie nichts seinen Verwandten böse Nachrichten kommen immer zu früh. Er hat mir solche vorzeitige Nachricht von dem Tode der Sophie B gegeben, ich bezweifle sie aus Ahndung die gute Frau, sie hätte gern jedes Glück gegeben, wenn sich das Glück geben liesse. Trosten konnte ich ihn ihn als durch meine Nahe, das war un möglich. Man muß sich nicht weich machen, sondern sich aufrecht erhalten, abÇlöschenÈ und stählen an Schlachtfeldern, wo Gott der Herr gerichtet. Ich war nur die Augenblicke traurig, wo ich an die Entfernten dachte. Ich hatte die Ueberzeugung, daß ich mahls nicht und nichts Grosseres thun konnte, als gute Leute zu ermuntern, denn es geschah kein menschlich Werk und wer da handeln wollte muste berufen seyn. Wie gern möchte ich Sie in den Kreis meiner neuen Bekannten einführen, ich fühlte es wie weit Sie entfernt sind und doch fühlte ich auch ihre Nähe in der ältesten Tochter eines Freundes, sie heist Auguste und so ist mein A.B.C. fertig aus Auguste, Bettine und Clemens. Sie hat manche Aehnlichkeit mit Ihnen und das war wie ein guter Genius, der mich Ihr gleich zu wandte, so zurückgezogen in sich sie auch aus sich herausblickte, sie erfüllt angenehm mein Daseyn, löscht in mir den verzehrenden Wunsch zu helfen wo nicht zu helfen ist, wie eine dunkle nächtliche Himmelsbläue über einem Schlachtfelde, ist ihr Anblick meine Ruhe, sie stört keinen Eindruck, vielmehr scheinen die ewigen Sterne ferner Freundschaft heller und glänzender durch sie zu mir her. Sie möchte immer alle die Leute kennen lernen und die edlen Burgen im Weinlaube, von denen ich ihr erzähle und kann es oft nicht begreifen, wie ich so vieles gesehen habe und doch so leicht zu übersehen bin. Ich fühle daß eine grosse Gnade mich erhalten, die innere und äussere Verzweiflung von mir abwehrte, die mich auf den langen öden Wegen ansprach. Hier wurde das erste allgemeine Dankfest gefeiert, das ich erlebt habe ohne Gepränge, aber wenn die Orgel in die Kirche lockte, in allen war eine über mächtige Freude. Der Tod des unsterblichen Prinzen, dessen höhere Natur mich anzog, schnit im Beginnen des Krieges das einzige Band ab, welches mich wahrscheinlich sonst an eine mir verhasste Kriegsverfassung hingezogen hätte; vielleicht hätte seine Nähe mir alles überstrahlt. Er liegt unter Lorbeeren, von einer edlen Fürstin gewunden, er pflegte zu sagen, mein Körper versagt mir keine meiner Phantasieen, so ist ihm auch diese nicht versagt worden, er erlebte nichts von dem Jammer seines Hauses. 682
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An L. Wißmann Königsberg d* 14 April So viele Gedanken richten sich Aemtermässig zu ihnen, ihr Thermometer ist wahrscheinlich auch gestiegen, als sie glücklich ankamen. Sie sind zur rechten Zeit abgereist. Hahn tronnisirt auf seinem Miste er meint die Ressource ist nicht für heutige Kriegsmänner sondern für die siebenjährige Kriegsphilisterey der Schriftsteller für die schöne Schwärmerey Jesters, für die Hungermethodologiker und für die sämtliche Angst, Kummer und Schwer Noth, die da aus allen Winkeln zusammengefegt, man sollte bedenken daß ohne den ermunternden Fremdenzusatz alles schon zu Salzsäulen verwandelt wäre, die man nicht einmal an einem ordentlichen Orte aufstellen könnte. Die neue Vesta für Arme erinnert an den Menoniten der den Namen Westpreussen aus dem Mangel an einem Rocke erklärte, der Polizeymeister Frey wird über das ewige Feuer der Vesta über Strassenbeleuchtung schreiben.
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Ç538.E An Johann Friedrich Reichardt, 16. April 1807È
An R. K. d* 16. Ein schönes Abendroth, neblig aber sommerwarm, ein Stückchen Mond soviel man braucht, die Aussicht endlich von Schnee frey geben uns die Hoffnung Sie hier zu sehen, dabey eine Stimme ohne Kunst und Ziererey, hell und rein wie der Garten und ein Brautpaar. Dazu gehört eine lange Geschichte. Der Buchhalter der nichts umsonst thut, blieb einen ganzen Abend in der Gesellschaft wo die beyden waren, jezt nach acht Tagen sind sie versprochen. Sie sind ohne Bedenklichkeit, weil sie ihrem Urtheil folgen möchten. Ich behaupte sie werde sie an ihr eigen Urtheil verweisen und hätte sie gewählt, auch wenn es ihnen nicht gefiele, würden Sie ihr doch das Unabänderliche nicht verleiden wollen. Der Mensch hat eine flache Unbedeutenheit die manche kleine Unwahrheit in ihr übersehen wird und sollte sie auch vielleicht bald die Rolle einer Dulderin annehmen, so werden sie doch den Zweck der Weltgeschichte erfüllen, Kinder zu liefern. Freuen wir uns an den sonnigen Tagen, wo die Neuheit der Neigung verschönert, wer wollte an den Regen denken, so lang sich goldne Strahlen senken. 683
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Anhang III
Ç539.E Vmtl. an Johann Brahl, zwischen 16. und vmtl. 24. Mai 1807È
An B. Ich schicke ein Gedicht, das von vornehmen Leuten gelobt wird, das also gewiß gut seyn muß. Mir scheint, daß zu solcher Aufmunterung, wenn sie nicht in den Leuten schon vorhanden, auch das Beste zu spät kommt, der Schneider thut etwas Besseres, der die abgenutzten Soldatenröcke flickt. Ueberhaupt bin ich vom Geistercitiren kein Freund und Friedrichs Geist läßt am wenigsten mit sich spassen, eher Ramlers Geist.
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Ç547.E An Bettina Brentano, 17. Juni 1807È 3r
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An B. B. Königsb. d* 17 Juny. Die Fluth ist über unsre Köpfe hingezogen, wir leben noch und sind zu dem Welttheile hingeworfen, der mir noch werth ist, weil er Sie, meine Verehrte enthält Schreiben Sie, auch wenn sie mich vergessen haben, geben Sie einige Worte Almosen mir armem Bettler im Worte, wer die Noth sieht, wer möchte fragen, wer er sey. Ich komme wohl zu dem Gedanken, daß ich mich allein an die Menschen hänge und allein Mensch bin unter seligen Wesen, die meiner sterblichen Zuneigung lächeln. Ich hatte mir thörig einen Garten gebaut und schöne Blumen gepflanzt auch zu ihrem Andenken Lilien, jezt stehen alle Gärten öde. Einer Glucke die da gebrütet schlugen sie die Jungen todt, sie verwilderte und keiner weiß, wo sie geblieben. Die Erndte ist in voraus zerstört und wo die Königin auf dem Schloßteiche singend fuhr, da liegt jezt dicker grüner Schlamm. Bey uns war zwar die Kenntniß des nahen Unglücks, aber keiner an der Spitze der es änderte durch Frieden oder anderes Komando. Den 16ten trage ich als merkwürdig lange schon im Gedächtniß. Morgens am 16ten zogen die Franzosen vor der Statue des Stifters unsres Staates ruhig vorüber, sie stand fest, als wenn es ihr nicht anginge. Vielleicht hat sie recht und wir leicht beweglichen Menschen hatten Unrecht, etwas zu fürchten, was lange vorüber war, unser Daseyn, wie es in früherer Zeit bestehen konnte Wie lang ist es her als ich den Einmarsch in Frankfurt sah und über die Ketten fiel. Ihre Ahndungen sind erfüllt. Schon seh ich die brennenden Vorstädte von Troja, der Sturm wurde mühsam abgeschlagen. Lestoq ret684
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tetete die Burg und wir wurden nicht unter den Trümmern begraben. Warum ich gegen allen Rath geblieben, das gestehe ich Ihnen mein guter richtender Engel, nichts Grosses, nicht der Gedanke, hier auszudulden, wo der Preussische Name entstanden, ich habe es mir wohl vorgesprochen, aber eigentlich war es aus Besorgniß um ein Mädchen, die auch nichts davon weiß, die nicht ahndet, wo sie mir wohl oder wehe thut, von der ich so lange ich Morgens mit mir allein bin, mich losschwatze, und es doch nicht lassen kann zu ihr zu gehen. Manche Nacht verschlich in bittrer Verzweiflung an der Welt, daß ich nicht liebenswürdiger geschaffen, zu weilen meine ich dann wohl, daß sie mir gut, dann fühle ich wieder, wie ich ihr gleichgültig, diese Verzweiflung wehrte jener über die Zeit und Trojas Fall, ich bin unschuldig, ich habe die innere Ueberzeugung, daß ich nicht helfen konnte, sondern daß das Schicksal grösser dachte als ich.
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Abgegangen d* 17 Juni 1806. Ich las an einem kaltwindigen Tage in der Zeitung, daß bey euch ein so herrlicher Frühling, freut euch auch für mich, ich freue mich auch in eurem Sinne, wo ich es kann und es giebt hier Augenblicke, recht eigentliche Blicke, wo ich unendlich glücklich bin, wenn sich der Marmor dieses Himmels belebt, der meiner herzlichen Ansehung meist kalt und grob begegnet. Es ist als wenn ein scharfes Schwerdt zwischen uns und dem Himmel so schnell geschwungen würde, daß beyde nicht recht zu erkennen. Aus dir hat eine höhere Macht geschrieben: Halte dich um Gottes Willen frey vom Gräßlichen in deinem Leben. Seligkeit kommt vom Sehen Ich wollte oft einen Kommentar dieser unbegreiflichen Zeit schreiben, ich habe von andren Kräften bewegt genug Gleichgewicht gehabt, sie zu verstehen, die künftige Zeit wird mir dazu Ruhe geben, denn mir wird allmählich die Ueberzeugung, daß an dem Untergegangenen nichts, gar nichts verloren, wie auch gar nichts werden konnte ohne diese Erschütterung. Ich sah ein Masse hoher Verhältnisse das machte mir Ekel, als wenn ich eine Kröte heruntergeschluckt hätte. So ist nun alles aus und ich glaube meine Schuldig685
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Anhang III
keit gethan zu haben, da ich nichts gethan, was geschehen erwartete ich lange
Ç550.E An Hans von Schlitz, 28. Juni 1807È
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An Slz Königsberg d* 28 Juny Die Kammern haben müssen ausziehen, es ist ein Flötzgebirge von Akten untergegangen, daß Menschenverstand künftig auf der gebildeten Gartenerde grüne. So muß ich alles Merkwürdige erleben und überleben, im folgenden Jahre sprechen wir vielleicht darüber, wie ich dich jezt an die Hahnsche Komödie erinnere, es war doch immer sehr sonderbar, daß da immer ein Bein fehlte an den Sitzen in der fürstlichen Loge. Was macht dein Weinkeller? Es ist doch gut daß der Brunnen im vorigen Jahre gereinigt wurde, das macht klare Augen. Doch wozu die, da du noch nichts von deinem Hause sehen kannst, doch wächst und blüht alles fort wie im vorigen Jahre, möchtest du mit ewiger Ruhe vom Buchenberge sehen und mit grösserer Freude, denn deine Bäume sind um ein Jahr grösser und schöner und dazwischen gehen schöne Weiber, die werden recht gut, wenn die Männer recht schlecht werden und erhalten gleichsam den höheren Sinn der Menschheit. Doch konnten auch Männer nicht helfen, es muste anders werden, denn man konnte sich für das alte Wesen nicht mehr interessieren jezt hat man doch etwas zu grüssen, das Neue, und etwas zu sagen, das Eigene.
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Ç551.E An Louise von Schlitz, 29. Juni 1807:È
An die Tante. Kg. d* 29. Juny Gottlob, daß es aus und daß wir uns schlafen legen können, wäre nur erst alles Geld fort und nichts zu leben, so hätten wir alle Ruhe. Wegen meines Stillschweigens werden sie sich nicht wundern, vielmehr, daß ich noch reden kann und ich kann noch lachen. Es ist wirklich nicht viel verloren, es kann alles nicht viel schlechter werden, als es war, die Schreckenszeit verging oft sehr schön bis auf den bittern Nachgeschmack. Jean Paul hat Recht, daß er keine Zeit sich einen langen 686
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Zopf zu drehen, auch die Truppen haben abgeschnittenes Haar, auch zu langen Briefen fehlt jezt die Zeit. In meinem Gärtchen wächst mehr Unkraut als Kraut, so sehr ich dagegen fechte, es ist nicht dabey zu helfen und das ist der Trost der Gutwilligen. In Danzig fand ich einen närrischen Thürmer, der seine beyden Perücken nach der Gestalt der Wolken friesirte, und darum immer in der Nachtmütze ging, den Sternen ist es auch wohl einerley, ob er sie in der Perücke oder in der Nachtmütze ansieht, die sind zu vornehm, um es übel zu nehmen, ich bleib auch gern in der Nachtjacke lieber als in der Narrenjacke unsern Soldaten rock und freue mich herzlich über die Wölkchen, welche die platzenden Granaten machen. Man erzählt mir nur von Dingen, die mich nicht interessiren, von Geldsachen, nie von Ihnen, und ich muß meist immer viel sehen, was ich nicht sehen mag, wie viel versehen worden.
Ç552.E An Clemens Brentano, 5. Juli 1807È
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Kg 5 July. Und war ich so arm, wie die Goldwäscher am Rhein, es würde mir doch kein Sonntag seyn, wo ich nicht soviel erübrigt, meinen Brief frey zu machen, ich wollte nur, daß ich mich auch so frey machen könnte. Mit deinen alten Briefen mache ich mir oft ein neues Fest, des Nachts, es kommt mir dann vor, als schliefst du schon und ich dächte nur, was du mir den Tag gesagt. Ich muß und will fort, es koste mir, was es wolle, ich bin es müde kalten Marmor zu erwärmen oder vielmehr ein lebenslustiges Wesen durch meine zudringliche fremdartige Nähe zu erstarren, was mir lieb darin, der gute Geist den ich unter der Flamme ihrer Stirn suchte und beschwor, ist mir nicht erschienen, ich konnte ihn nicht beschwören und das Feuer meiner meiner Wünsche drängt sich in mir verzehrend zusammen ich habe mich so oft getäuscht mit Wegen des Schicksals, die ich zu ahnden glaubte, meine Bestimmung ist wohl, daß ich durch ein belehrendes Schlachtfeld von Gefühlen geführt wurde um andern den Weg zu erleichtern wie ein Dornstock, vielleicht blüht der Dorn, bey dir wird er wenigstens grünen Wie in der Mahlerey wo immer der tiefste Schatten neben dem hellsten Lichte und das ist nur gewesen um jezt darüber zu schreiben, der politische Strudel ist verlaufen, im Sande, ich sitze auf dem Trocknen, ich fühle 687
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mich ohne Rock leichter, ich bin nun ohne Vaterland. Wir haben noch keine Erdbeeren hier. ich gehe zu dir Zu der Mannigfaltigkeit gehört auch das Gelese. Das silberne Kalb hat ein Stück aus den höheren Ständen im südlichen Deutschlande, was noch keinen Mahler gefunden. Die neuen Volksmährchen haben ein Kindergefühl im Hirten in der Ottilie, ein Ernst des Schrecklichen Lebens im Ottbert, ein Heiligenkampf wie im Julian, einen Familiensinn im stillen Volke. Die Macht der Kindheit gegen Teufeley im Georg, eine Mythe wie die vom Mahler des Teufels. Hippel ist die höchste Absichtlichkeit bey der grösten Freyheit des Witzes die je existirt, seine Freunde thun sich darauf zu gut ihn mißverstanden zu haben Physiognomsche Reisen vom Donchichotte gegen das Ritterthum des Gefühls, so ist sonst der Donchichotte mißverstanden worden
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Ç548.E An Johanna Reichardt, 17. Juni 1807È
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an Jo Rt. Königsberg d* 17 Juny Zwey Schlachten haben daß Schloß versprengt, was uns hier gefangen hielt. An jeden Briefwechsel gehe ich mit Nothwendigkeit um keine Entschuldigungen schreiben zu müssen, ich glaube Ihnen aber gute Nachrichten schuldig. Es war kein guter Tag, wo ich nicht an Sie dachte, ich hatte ein Modell meines Sitzes gemacht. Hätte ich nur ein Tonmodell, denn die Frauen sind hier eigensinnig und singen nicht wenn es gewünscht wird, oder was gewünscht wird. Der allgemeinen Verkehrtheit konnte kein Gott steuern Ich will nicht ihre Ruhe verzaubern mit Schreckensträumen zu denen wir uns schlafen legen, bei uns schlafen die Schildwachen immer ruhig. Ich bin darum nicht traurig, ich fühle eine erheiternde Wirkung trauriger Menschen auf mich und kann ich es dahin bringen, daß diese tragische Gesichtsmasken ihre Lippen nicht mehr halten können, weil sie sich schämen ins Komische überzugehen so meine ich eine gute That in meiner Art gethan zu haben.
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An B B. Kg d* 6 August Welch heisser Sommer, es giebt nur vier Elemente vier Welttheile, um uns damit zu viertheilen, alles reift nur der Mensch, nur ich stehe unschlüssig zwischen den Saaten und weiß nicht ob ich zu denen gehöre, die grün sind, die gelb werden, oder die vom Feinde abgeschnitten, nur trostlose Blätter übrig lassen. Jeder Brief hat wie jede Kugel ein Schicksal, ihr Brief war eine Leuchtkugel, welche die Oede meiner Gegend mir erhellte, wo ich kaum ein Ohr finde, das meine Worte anhören mag und was hätten sie davon es mir weiß zu machen, ungeachtet Sie jetzt mahlen, mit welcher Freude habe ich immer wieder gelesen, daß Sie von meinem Wesen etwas halten, das mir überdrüssig. Die Kinder sammeln an den Quellen, was sie Donnerkeile nennen, bloß zum Spasse, wieviel hab ich gesammelt, was mich vernichtet, O das ich die Kraft hätte das alles bey ihnen flüchtend abzuschütteln, ich weiß es würde mir wie ehemals und ich riebe Ihnen die Farben und sie mahlten mir in müssigen Stunden dafür, was ich gesehen. Mit welcher Freude denke ich an diese vielleicht, weil ich vieles leicht zu denken lernen mußte, täglich werde ich hier fremder und ich verwundre mich, daß die Häuser noch aussehen wie sonst, daß mich die Wellen noch tragen wie sonst, wie kann man sich selbst betrügen und so fest hinstarren nach der Gegend wo das Wolkenbild verschwunden. Gestern erhielt ich ihren Brief, heute ging ich zu ihr mit meinem Stammbuche und bat sie, sich einzuschreiben und zu vergessen, wenn ich ihr unangenehm gewesen, mir schnitt das durch die Seele sie lächelte und fragte: Wie man so etwas werden könnte? Ich löse diese Räthsel nicht, ich weiß nur, daß ich etwas in der Welt bedarf, was ich lieben muß und so wandre ich in der Himmelsgluth in meinem Blumengarten und putze an meinen Blumen und Bäumen und giesse oft, wenn es noch zu früh ist und die Sonne hoch steht, aber es ist alles in guter Absicht und alles gedeiht, und wird nur die Menschen nicht, doch Sie wurden ja, aber sie wurden durch sich und sehen jedem vertrauend in die Augen; nur eine der Locken wünschte ich mir, die zu mir herwelle, und ich wäre glücklich, meine Augen damit zu decken und in dieser Nacht meinen schönsten Tag zu finden. Ich kehre mit einem Einschnit in meinem Kahn wie die Lalen zurück, von ihrer Fahrt, wo sie die Glocke versenkt, Und die Glocke klang so hell und der Kahn war mein Herz. Es ist haarscharf darüber hergegangen. Frei689
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lich, sie hatten recht, es war zu viel Schicksal darauf gefrachtet und was ich aufgeladen hatte kommt mir vor wie ein nachgemachter Ballen, um den wahren zu verbergen. ich kann es nicht beurtheilen, ich war immer ein armer Schiffer, dem das Schiff nicht einmal gehörte, der seine Fahrt macht und wiederkomt, wie er weg gegangen, und das er sein Leben gefristet. Ich spiele den Gott, ich möchte es besser machen, als Sie verlangen, nach so vieler Güte, werde ich ihrem Befehle unfolgsam, meine Antwort sogleich abzuschicken. Aber mir ist ist das Unbestimmte so unleidlich geworden und ich war mehrere Tage in einer ängstlichen Schwebe, ob ich mit dem Kopf an die Sterne stossen müste, oder die Füsse an der Erde zerquetschen, ich schwankte ob ich reisen sollte und wohin. Nach Giebichenstein zog mich der Gesang, ein Singchor das Louise aus nichts gebildet hat, wenn man anders schöne Mädchen für etwas rechnen kann. Am Sontag sollte ich mich entscheiden, aber zu dem Sprunge fehlte mir der Ansatz, ich hatte kaum Raum mich zu bewegen, so hatte ich mich in meinen Hoffnungen eingesponnen, und so leer von weiter Wandrung zu kommen ist so schwer, könnte ich lügen, so wüste ich doch warum ich soviel Weges gemacht, und soviel Zeit vernichtet, ich dachte es käme doch noch zum Schlusse, wie tausende in die Lotterie setzen durch alle fünf Klassen. Ich flehte alle Lebensgeister darum an da kam am Sontage ein Brief von Clemens der mich von allen Wurzeln und Ausläufern in der hiesigen Erde loswüthete, ich sah nicht in meinen Garten ging nicht ins Haus, sondern zu meiner Eisenquelle, nachdem ich meinen Schmerz in Müdigkeit aufgelöset. Hier in der Nüchternheit überdachte ich alles und opferte den Verstorbenen und meinen sterbenden Hoffnungen, es war so still, denn es war Sonntag sogar die Vögel feierten. Als ich den Berg hinanstieg war ich noch der glückliche Held der durch Hölle und Himmel durch geschritten, seiner wohlerhaltenen Haut sich freut, ich fand lauter Fehler, wo ich Vollendung glaubte, und gab R m Wort. Dann kamen Geburtstage – – des Königs Und alles lacht von plumpem Schmerz Und weint bey schalem Scherze, Der Sattel hat das Pferd gedrückt, Wer Kronen trägt geht gern gebückt, Bis sie herab fällt und zerbricht, Und wir besehen sie bey Licht, 690
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So kanst du auch die Krone löthen, Rauf aus den Bart von dem Kometen, Und mach Kamelgarn daraus zum Flicken So muß das Ding dem Schneider glücken Gieb neue Röcke den Soldaten, So sind sie vor dem Feind berathen, Die aber todt, die schweigen still, Und keiner weiß, was er mehr will – Und da strahlt mir zum Schlusse aus Ihnen ein Wiederschein von Göthe und aus Göthe ein Wiederschein von ihnen und sie beyde spiegeln sich in einander so unendlich, daß ich es nicht lassen kann ausserdem wie ich jeden für sich liebe, noch jeden in dem andern zu lieben, es kostet ja nur Zeit, und was ist die jezt werth.
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Königsberg d* 21 August Armer Clemens! Wie mich deine ersten sichtbaren Worte durchdrungen haben, dieselben Züge nur die Sonne scheint nicht mehr durch die Wolke und die Wolke scheint schwarz. Ich muste mich erst müde laufen und es war ein heisser Tag, ich lief vorbey und zu einer lieben Quelle, unter Erlen eingefasst, die sich in ein verschmachtetes Flüßgen ergiest, das seine kleinen Wasserspiegel unter vielen Steinen und vielem Grün gegen die Hitze bewahrt. Zwey Erlen lagen gestürzt querüber, auf denen ich wenige Tage vorher, den Mädchen zum Scherz über kletterte, die Quelle floß unerbittlich kalt in den Sand und ich mischte eine Handvoll mit meinen Thränen zu einem heilgen Thränenopfer für unsre Liebe. Hier riß ich mich los, daß die Quelle in Sonnenschein flammte von meinen Hoffnungen, die mir lange ebenso viele Verzweiflungen geworden. Ich will nicht untergehen, da ich dir aufgehen kann zur Freude, wäre es doch schon heut, daß ich die Leere überwunden zwischen mir und dir. Mein Bild war mit Rosen bekränzt; während du mit Dornen, das hat meinen Menschenhaß geheilt, mit dem ich jeder Zerstörung höhnend entgegentrat, nur in dem Zertreten der Geschlechter durch den Elephanten Heil wähnend. Von der die ich liebte wurde mir jeder Lumpenhund vorgezogen, und dacht ich dann: hols der Henker und ließ aller Lustigkeit den Zügel schiessen, so 691
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meinten sie es sey ungewaschen Zeug und es war meine feinste Wäsche. Das alles muste sich auf einen Monat, fast auf einen Moment, der Untergang meines Landes, die Sieger unter uns und sie sehn zu müssen aus unbelohnter Anhänglichkeit, jetzt noch ein Duell, so gleichgültig mir das äussere Verhältniß gegen Menschen geworden. Ich betete und war besonnen, die alte Bastion wie ein Grab; die körperliche Beschwerde macht aber gleichgültig und das ist ein Hauptgeheimniß des neueren Krieges, der diesen gleichgültigen Muth mehr bedarf als den drängenden unternehmenden. Ich war nachher bey unsrem Feinde im Lager zu Wein, der Wein war requirirt und das Lager aus abgebrochenen Dörfern erbaut, aber beydes kühlt doch. 7 Vorschläge zu Sophiens Denkmahl fast so viel als Saalanordnungen, ich kann zu nichts kommen als zu Vorschlägen, die Triller bleiben aus, Ich bin soviel gereist, habe so manches Schöne in Gedanken hoffend umfasst, aus dem ich mich davon los reissen muste, aber die Hoffnung des Sterbenden blieb mir, was du läst geht in den Besitz des Würdigern über, aber wer seine schlechten Erben kennt, der ist un endlich wehmüthig und ich möchte tagelang über das Daseyn der Schönheit weinen, weil sie die Begierde des Schlechten wie des Rechten, weil sie selbst vor eignem Glanze nicht sehen kann. Doch ich trete dreyfach fester, wilder auf, weil mir schwindelt, wir wollen uns wie Dachsparren zusammen legen und wir haben keinen Sparren zuviel. – Hier kam mir deine Heiraths nachricht und ich vernichte manches traurige Blat indem ich in einer Arabeske zum Schlusse übergehe. Ein Mahler hat eine Thräne fallen lassen auf einen schönen Umriß und der Umriß wird ein Fleck, er will den Fleck ausmachen und er wird noch grösser, so groß, daß fast das Weisse im Fleck erscheint, da macht er alles zu einem schönen Fleck, auf dem eine Blume wächst und aus der Blume steigen klein Kinder schier und rein, und kleine bunte Flügel haben sie und auf denen ist ein Fleck und von dem sehen wir flattern die Schmetterlinge weiß gelb roth, aber alle haben den kleinen schwarzen Fleck in den Flügeln und der ist ihr Stern ihr Zeichen, früherer Gestalt und Vorbildung. Firnhaber! Nun den Namen werde ich nie vergessen. Haben sie B. gesehen. Ihn und seine Frau. Mir fuhr ein Schauder über, und dann eine Freude als ich hörte und hörte und hörte. Dreymal hoch sie beyde und wer nicht mit trinkt mag ewig dürsten, kommt ihr meine Plagegeister, du Trauerchor von Fliegen, bezecht euch nicht mehr in Pfeffer und Milch, sondern in reiner Milch, wie sie der Heim kehrende Kuh aus dem Euter auf die heilige Schwelle über692
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sprüht. Ich habe nichts Lebendes als diese quälenden Fliegen bey mir und doch sind sie mir lieb wie schiessende Sterne heut. Muß doch der Mensch etwas erfassen können, was er liebt, und nachdem Luther alle Heiligenbilder weggeschafft, gab er uns den Wein zurück, das Blut, das sich mit uns vereinigt. O des wunderth: Korporals Ich komme, Theegesellschaft, viel Mamsellen, beyde Flügelthüren geöffnet und ich trete mit meinem dicken Stock auf. Will mal sehen wer mich wegdrängt habe die erste Hypotheke auf dieses Haus und sollte es fallen, so fällt es auf meinen Kopf. Fahren wir noch nach Rom? Du hast deine Engelsburg und deinen Pantoffel, Stehe unter dem Pantoffel, es ist die weicheste Krone, ich sehne mich mich nach solcher Tiranney deine Frau sey Protektorin unsrer Sklaverey, ich will dafür ihre Kinder wiegen und ihnen die Hände falten, bis sie für mich beten Gott segne euch und hätte ich die Gewitterluft ausgeweint, die über mir ruht, so wollte ich auch so lustig seyn wie Gott
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An B. B. d* 25 August Warum giebt es noch keine Telegraphen für gute Freunde. Wie gerne hörte ich von Ihnen ein Paar ahndende Worte über Clemens Heirath. Ich sehe nicht gerne mehr voraus, sondern alles nur an, mir ist auch alles lieb, was er thut. Ich denke in diesem Jahre der ersten Weinlese beyzuwohnen. Ich bin wirklich fröhlich seitdem ich entschlossen bin, seit ich der Mutter von A. alles aus einander zu setzen Gelegenheit hatte und die Wärme die mich überkam, die Freyheit, die Zuversicht mit der ich redete, selbst der Beyfall dieser herrlichen Frau haben mich im Entschlusse der Trennung gestärkt. Freilich nannte sie es Stolz von mir, was ich Demuth nenne, daß ich jeden künstlichen Weg verachtet, sondern im Gegentheile recht keck in meiner Eigenthümlichkeit aufzutreten, sie nannte es Stolz, daß ich nicht wettrennen mochte mit andern wie man es doch gedrungen in tausend kleinen Verhältnissen. Aber hier fiel mir Napoleon ein, der in allem Grossen seinem Schicksale traut, in allen kleineren Verhältnissen seiner Klugheit, und mein Leben ist nicht groß genug, um die Ehe als etwas kleines zu behandeln und sie soll mir ruhig vom Himmel kommen ohne Nebenwege, oder 693
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ich werde als ein Einsiedler sterben. Verlorne Liebe! Nein sie ist nicht verloren, wer kann mir nehmen meine Glücksträume, meine Schmerzen und Strahlen und Thränen, die mein Auge ausgesendet werden sie zurück geprellt von den harten Steinen, sammeln sich in uns und ich bin noch nicht verloren. Ich wage es vielleicht bald, mir deutlich zu versichern, sie war es nicht, die ich in ihr verehrte, ich glaube es, was mir ihre Hofmeisterin versicherte, daß mein Umgang nicht ohne Einfluß auf die Bildung mancher ihrer Talente gewesen, auf Musick und Zeichnen. Nein verloren ist meine Liebe nicht, wenn sie auch unsichtbar und unfühlbar in wenigen Tagen wie ein Traum hinter mir liegt und andre sich einstellen, die mich sogar aus der Erinnerung vertreiben Ich fühle, was mich zu ihr hingezogen, diese heilige Unschuld ihrer Stirn, wird über sie wachen und wird sie nicht unglücklich werden lassen, das Bedürfniß der Rache schweigt in dem Gedanken der Trennung. Ich sitze wieder bey ihr mit den ersten Gefühlen der ersten Tage unsrer Bekanntschaft, ohne Hoffnungen nur geizig über jede Stunde wachend, die ich mit ihr zubringen könnte, ich führe sie noch einmal in die Gegenden und denke doch kaum daran, daß ich sie nicht wieder besuche und säe in meinem Garten, als wenn ich zu erndten denke. Doch hat mir die Mutter versprochen meinen Garten zu erhalten. Es ist nichts verloren in der Welt was aus unserm Herzen quillt, die Verzweiflung läst sich bezweifeln und die Schmerzen verschmerzen und welche Leihbibliothek gebe endlich nicht ihren Thaler für einen Roman, worin der Held, um seine Bestimmung zu erfahren, einen seiner Nebenbuhler sekundirt, zweyen das Wort redet und doch könnte ich nicht anders thun, wenn ich die Zeit noch einmal leben müste, wofür mich Gott behüte. Gestern habe ich zum erstenmal Ihre Stimme wiedergehört, aber nur im Traume, es war ein so neues Lied, daß ich mir an Morgen die Stirne rieb, wie es gelautet, doch vergebens, es war so schön wunderbar mannigfaltig, als wenn ein Blitzstrahl in ein Feuerwerk geschlagen und alles auf einmal sich erschliest dreht, färbt, donnert und spielt. Dann so sanft als wenn sich morgens die Halme aufrichten und man glaubt, es falle ein unsichtbarer Regen. Dann sah es so tief in sich hinein, als wenn eine Blumenkrone von ihrer Schwere sich ganz umgebogen, sich nun im Wasser spiegelt. Dann hatte es wieder so viele Schichten von Aether und Wolken, als in den Blitzen erscheinen, und woher die Blitze alle hinein kommen, das entstand von einem Gewitter, das ich über dem Traum verschlafen; wenn die Welt nicht einmal allegorisch wäre, was bliebe dann noch, was bliebe 694
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den Entfernten. Wenn mein Muth, mein Uebermuth und Unmuth, die drey ahnlichen Drillinge von denen ich immer den Unrechten aufnehme alle in meinen Armen ruhen dann singe ich so recht mit Sehnsucht: Eilende Wolken, Segler der Lufte, wer mit euch wandelte mit euch schiffte in Zumsteegs Musik. Dabey freue ich mich daß M: Stuart, Helena, Kleopatra todt sind, daß ich mich nicht in sie verlieben brauche, daß – ich wollte einmal recht lustig seyn, da macht mir wieder der Gram den Hals enge, daß ich nicht lachen kann: Die Moralisten sprechen immer von zwey Wegen in der Welt, die das Gehen verwirren, ich finde gar keinen, vielmehr einen so weichen Wiesengrund, daß ich nirgens fest auftreten darf. Mein Garten ist noch immer der einzige feste Punkt, wo ich mit Zutrauen stehe, wie mich die Blumen und die Brennesseln begrüssen, die ich für die Schatten der Blumen halte; so eifersüchtig ich seyn mag, so vertrauen die Blumen mir doch alle ihre Liebesgeschichten, und ich muß das alles verschlucken und noch edelmüthig seyn, muß rathen zu ihren Besten; ordentlich wie man Blumenblätter abpflückt um das Schicksal zu erfahren, so entblättern sie meinen Kopf, worin freilich Kraut und Rüben genug bleiben. Meine Haut wird jezt schon hart nicht von Guitarren spielen sondern vom Schicksalshammer, der seinen Ambos prüfen will, vielleicht nicht in die Erde schlagen. Ist es mein Laster. oder hat er mich zum besten. Ich möchte Sie neu begrüssen und muß immer das Alte sagen; wie ich sie verehre.
Ç562.E An Carl Otto von Arnim, 15. August und 10. September 1807È
An meinen Br: Sey eingedenk bey einer Reiße nach Griechenland, daß nicht allein Gefühl für Kunst nach ihren allgemein reitzenden Formen, sondern auch für jede ihrer Ausserungen, auch der fremdartigern erfordert wird um nicht durch viele der merkwürdigsten Dinge un erquickt zu gehen. Ich muß auch fort um nicht dem Trübsinn zu erliegen, das Phantom unsres Landes geglaubt zu haben.
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Ç581.E An Bettina Brentano, 7. Oktober 1807È
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Giebichenstein d* 7 Okt. Ich fühle daß ich den Weg zurück legt; daß ich ihnen naher, Ihr Brief hat mir den Weg verkürzt Ich erhielt ihn bey Tieck, wo mir zuerst in diesen altneuen, altvertrauten, neugesicherten Freundschaften mein Antheil Hoffnungen und Wünsche zu wuchs. Meine Reise unter den Wüthen aller Elemente in mir und ausser mir hat hier die Ruhe eines glücklichen Kreises hergestellt, ich stand da im Mantel gehüllt und sah wie alle an R. hingen. ich wagte nichts zu sagen, denn sie waren ja alle stumm, heute ist es schon ein gewohntes Glück denn ein Jahr stört ja nicht das Leben und sollte es nicht. Der Abschied schien das Eis in Königsberg zu schmelzen, war da Verstocktheit, so muß ich sie hassen, war es Kälte, so darf ich sie nicht lieben. Der Geburtstag A. war der lezte Tag, ich hatte einen allegorischen Tanz erfunden, den wir ausgetanzt, ich küsste ihr die Hand, mir ward dunkel, aber ich behielt die Richtung, wie ein Mensch dem man den Kopf abgeschlagen hat im Gehen. Am Morgen überbrachte mir mir der Bediente eine seidne Brieftasche mit Haarlocken, als ich in den Wagen muste R. fragte mich, ob ich mir die Augen gestossen, an beyde stosst man nicht zugleich, oder der Stoß kommt von innen Ich vergaß alles was mir lieb in dem was ich vermisste. In Sandow in Freundschaft und Anmahnung zum Beruf in langweiliger Heftigkeit war mir aus gutem und Schlechtem ein neues Leben zusammengeronnen, wie beym Schöpfungstage. Ihre Nachrichten von C. Ich furchte die beyden kennen einander noch gar nicht und werden sich sehr verwundern, wobey er am meisten leiden mochte. Ich dachte ihn geheilt wie Gewöhnliche ausserordentlich scheinen zu wollen. – O wären Sie hier, sie geben gern und reichlich, ich bin verschlossen und bin doch so gütig bewirthet, die Bräute haben noch genug Freundschaft für mich übrig und jene in Königsberg die nicht Braut war, hatte kaum ein Dank für tausend Mühen. Ich hasse mich über meine alte Schwachheiten und das ist wieder eine neue, das Rechte überspringe ich meist. Von Haß gegen N. raffte mich sein Anblick fast zu einer Art Gottesfurcht, ich kann es theilen ihr Gefühl, es ist etwas Uebermächtiges in ihm was mich besiegt, nicht sein Glück und seine Macht. Schonen Sie ihre Gesundheit, in ihrem Hals ist eine Stimme, gehört allen
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Ç583.E An Clemens Brentano, 8. Oktober 1807È 565
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An C. Gieb 8 Okt 7 Dir muß es übel gehen, daß du schreibst, doch ist das meiste anders, als ich es mir dachte. Die ersten Tage nach Königsberg meinte ich es nicht zu überleben, hätte nicht ein teuflischer Hunger meine Gedanken durchschnitten, ich wäre im Klebermeere stecken geblieben. Ich hatte mich in den Gedanken vorher hinein gesteigert an dem Abschiede in der lezten Zeit kein Teufel kann mir die Freude an ihr nehmen, so brachte ich volle Tage mit zu in guter Gegend, las ihr vor was mir gefiel, als ein recht wüster Egoist. Das kam mit theuer. Die Gewohnheit schmiedete das glühende Eisen zusammen, ich riß mich mit wunden Gliedern los und hasse Sie darum Ich schreib ein Buch gegen die Liebe, ein kaltes Badt gegen Erkaltung, da sie nicht am Badte sterben werden davon gesund, wie ein Chor im Sophokles soll es alle schlechten Kinder abtreiben. Ich muß in die Singestunde. Jupiter laß deine Luft würdig durch meine Kehle strömen zu dir, zu dir du Glücklicher
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Ç585.E An Bettina Brentano, 15. Oktober 1807:È
Giebichenstein d* 15 Okt. Der dritte Donnerstag, ich bin warm von Gartenarbeit. Meine Mitarbeit, das beste Lob mannigfaltiger Bildung. Sie war in schlechter Umgebung Es ist aber eine eigne Wirkung ausgezeichneter Menschen, wahrend man glauben sollte, daß ihre vorstechende Fehler verderben, fast nur die Energie ihrer Gesinnungen ihre Umgebung erziehen zu suchen. Sie ist hübsch, aber ich denke daran so wenig wie an die Schönheit der Gegend, solche neue Entdeckungen von Anmuth Luftwölkelein, die der Wind bewegt, Schiffe die Ankommen, Frühlingsblumen, die wiederkehren, Vögel die ziehen. Wie eine Ziege weide ich Trauben von meinem Fenster mit dem Munde ab. Alles liegt voll goldner Aepfel wie im Garten der Hesperiden und die glücklichen Seelen hoffen nicht, auch den unglücklichen ist der Eingang durch keinen Drachen verschlossen. M. Puttmann gehört heute dazu, weil ein Brief ausgeblieben, kaum kann ich begreifen wie in dieser abgetragenen rohen alles betastenden, niemals ergriffenen Welt solch ein frisches Blümelein wachsen kann. Sollte ich meine eignen Nägel zu 697
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Federn spitzen ich schrieb an seiner Stelle, er denkt aber an Vieh und Schafe, Gott geb ihm Viehsterben. Wie lieblich singt sie Singe Vögelein. Neckchen. Wahrend ich fürchte, daß die Musik in der Flegeley und Hungerleiderey der Welt untergeht, wird sich der Funke in den Frauen fortpflanzen, – Ich muß zu bald fort um dir zu schaden. Sie scheint morgen nicht zu wissen was sie heute schien gefühlt zu haben, sie will was wissen um sich noch mehr weiß zu machen. So enden nun des Lebens Mühen, wenn an dem Sarg die Kerzen glühen. Doch Göthe schrieb an dieser Stelle beym Rauschen dieser Bäume. O gieb vom weichen Pfühle. Könnte ich Sie doch zu ihm über fliegen lassen, daß er die Hände auf Sie legt, und sagte du bist ein Kind an dem ich Wohlgefallen hab – Sie fürchten Unsinn zu schreiben weiß Papier ist nur Unsinn, denn das hat keinen Sinn Es ist die Erlaubniß der Mahrchen welt wie der Worte jedem zu Gebrauche, aber nur dem zu eigen, den sie im Sinn. Mir ist es indem ich ihnen solche Kleinigkeiten schreibe, und so vieles übergehe, als wenn sich ein Paar duelliren und einer, um seine Gleichgültigkeit zu zeigen, vom Wetter anfängt Ihr erster Brief ließ alle meine Empfindungen wie die Muhle wie in einem Wasserrade umherlaufen, ihr zweyter ließ mit seinem Trübsinn das Wasser ab, ich finde mich im Trocknen. Mein Vergnügtseyn ein Vorhang über dem ÇKreisÈ dessen Fackeln blenden und stande sein Klavier ÇkontÈ länger man mich wie Tasten noch so lange berühren als seine Haut, neues Streben, uber dies Tonblatt. Hielten sie doch ihr Kind wie ich meinen Empfinden verschlossen.
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Ç604.E An Louise Reichardt, 20. November 1807È 16r
An L. R. Cassel 20 Nov Baldrian heilte, unbemerkt verbreitet sich das Gute. Ein verkehrtes Lebens verhältniß pflanzt sich fort, heirathe eine Frau gegen deine bessere Ueberzeugung, du heirathest so auch die zweyte. Das Beobachten hemmt alle eigne Bewegung des Geistes, denn wäre es etwas Freyes im andern, so würde es nur aufmuntern, es ist aber ein Uebergangsgebürge. Ich fühle in welchen unendlichen Mißverhältniße die Welt, es giebt ungeachtet des Winters noch zuviel Blumen. Es spannt sehr, 698
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was man in sich kennt, so ausser sich zu sehen. Ich grüsse herzlich und darum kurz.
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Ç606.E An Charlotte Schwinck, 27. November 1807È
An Fr. Sch: Cassel d* 27 Nov Wieder von lieben Freunden abschiedet, ich denke aller Abschiede, vor allen, wie ich von Ihnen gegangen. Schwerlich werden Sie mir jezt ÇGehörÈ schon geben, doch muß ich mich mit ihnen unterhalten, die feuchte Nacht ruht noch dumpf über der Stadt. Es war so dunkel, daß ich meine Abreisenden am Thor examinirte woher, wohin, ob sie auch meine Freunde. Glück ists um liebe Freunde, und Unglück wenn wir sie missen, doch vor allem verwundre ich mich dankbar, wie ich so vielem Vortreflichen Freund bin, und wäre ich meiner Natur nach verbesserlich, ich müste selbst endlich so werden. Geben Sie mich nicht auf, jezt sind sie noch beschäftigt den neuen Ankömmling an die Welt zu gewohnen. Von ihnen her zu uns kommen bis jezt keine Briefe und Boten, die mit ihren Gesichtern ohne Physionomie sonderbar gegen den altdeutschen Stamm abstechen, noch sonderbarer gegen die Spanier in ihrer romantischen Bettelhaftigkeit, gegen ihre bedeutende Nase so schön geschnittene ausgearbeitete Gesichter mager aber sehnig, die Waden treten aus den Sandalen hervor. Sie ziehen schnell und still in die Stadt, als wenn sie sich schämten, dann rasiren sie sich werfen Netze auf die Haare den Mantel um, und jeder einzeln ist ein Cid oder Donquichote, religiös milde werfen sie den Bettlern Goldstücke zu. Sie fragen schon wann der Winter aus? Ihre Andalusischen Hengste sind Maulesel. Von all der Mühe aus meinem Garten, das schönste Bergthal, von der Kunst hochgeschmückt, wie keines der Welt, von Wilden Enten überschwebt, die zum Herkules in Wolken ziehen, der sie auch nicht todtschlägt, so wenig ich sie schiesse senkt sich mein Gedanke doch unwillkührlich über die Blumen ihres Gartens, wie ich die sammelte mit Bienenfleiß, als die ganze Gegend wie ausgestorben war aus Furcht vor den Franzosen, ich sehe brennen die einzelnen Farben, die blaue Iris, rothe Schnabelglocken, wie sich das alles von selbst in meiner Hand schön ordnete.
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Ein verwöhnt Töchterlein aus reichem Hause mit Redensarten von genialem Leben begeistert und doch ohne Kraft elende Gewohnheit zu bestreiten; die Starheit für Charakter nimmt, und alle Welt möchte so ausserordentlich scheinen wie den Mädchen, die sie umgaben, die darum nothwendig anders sich aus drücken muß, als sie denkt. Sie ihm ekelhaft, er ihr nicht mehr liebenswürdig, ich rathe mit dem Voraus wissen zum Guten, daß es mehr hilft, in ihr ist zu wenig Stoff zum Bilden, sie hat franz: Tanzbildung, und er hat zu wenig Geduld dazu und zu viel Aufmerksamkeit zu viel poetisches Durchdringen, um sich etwas vorzulügen. Zum Glück ist sie gesund gewachsen, wenn es nicht wegen einiger wunderlicher Kinder wäre, wüste ich nicht wozu der Himmel solche wunderlichen Ehen duldete, die von Anfang bis Ende zur Last sind. –
Ç611.E An Ludwig Tieck, 3. Dezember 1807È
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An Ludwig Tieck. Cassel 3 Dec 7. Mir fällt so manches ein, was ich ihnen, und wie ich von mannigfaligem Jammer bezwungen Ihnen davon so gar nichts in Sandow gesagt habe, ich ging da neben Ihnen und freute mich, daß mir noch etwas Freude am Grünen geblieben, mit dem ich meiner einsamen Natur nach viel vertraulicher bin, als ich mit Ihnen in einem Tage werden konnte. Ich plante einen angemessenen Wirkungskreis für Sie, den Sie nicht blos beleben, der Sie wieder belebt, den möchten Sie aber nicht annehmen wollen, denn in der Gewohnheit liegt das Schönste wie das Schlimste und das Kunststück der Transfiguration gelingt immer nur einmal vollstandig; also davon kein Wort, Sie hören Ihre Stunde sicher heller schlagen als ich: Also zu den Nebensachen, die mir Hauptsachen. Die Niebelungen müssen entweder mit frischen Saft durchdrungen, sich selbst neue Wurzeln treiben, oder in ihrer Trockenheit ruhig trocken, unzerbrochen zwischen Papier von einem Geschlechte dem andern übergeben werden. Die historische Einleitung kann immer bleiben, es sind die Perspektivlinien wonach der Mahler arbeitet, sie verschwinden, wenn das Gemälde fertig, das allein bewährt, ob sie richtig. Es braucht sie nicht zu stören, daß andre auch andre historische Entdeckungen gemacht, wer jemals eine historische Begebenheit mit Erhebung angesehen, weiß was das heist; jeder muß es aber treiben, wie 700
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man Füsse braucht um beym Schreibpult zu stehen, ungeachtet sehr wenige Leute mit den Füssen schreiben. Die Kritick ist an dem Dichter eine sehr nothwendige Absondrung, damit der Geist rein wird, unsre verkehrte Zeit hat aber das Abgesonderte, wie beym Dalailama für das Heiligste gehalten, davon all das Geschwätze über die Dinge ohne die Dinge selbst, alle die elende Wirtschaft mit Geschichten der Künste, wehrend alles was Kunst auch Geschichte. Ich schreibe nicht mehr der Art, verstehns die Leute nicht, so sollte es nicht seyn und der Teufel mag sie holen. Sie werden in dem Unbehagen keine ZudringlichÇkeitÈ finden, sondern meine Art dankbar zu seyn, indem ich noch mehr verlange, wer überhaupt etwas geben kann dem ist das Geben das Liebste, wer anzunehmen versteht, dem ist es wie ein Vorwurf, es gehört zu beydem gleichviel, ausser sich ist man doch nur etwas in sich, der kleinste Kreis kann gnügen, aber er ist doch nicht ausser der Welt, und so werd ich Morgens aus dem Winkel, worin ich ein gutes alltägliches Leben führe, mit allen meinen Gedanken fast gewaltsam zu ihnen gezogen, als wenn es meine Pflicht, Ihnen ein grosser Vortheil wäre, wenn ich Ihnen meine literarischen Anerbiethungen machte. Wofür sie es nehmen das ist es, wird es ihnen etwas, so wollen wir es ein Schicksal nennen und wird es nichts, so kann es doch darum etwas gewesen seyn, ich schreib mir die Gedanken los, wie sich Dokt: Faust an den Gedanken verschreibt
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An m. B. Frankfurt d* 12 Jan 1808 Ueber Muller denken wir verschieden, ich finde in ihm eine sehr richtige Consequenz, Anhänglichkeit an jedem Herrn dem er dient, und er dient ihm so lange, als der Herr etwas werth ist. Unwürdigen zu dienen ist die elendste Sklaverey. Seine Gutmüthigkeit täuscht, er dachte hinter der Prahlerey die Sieger von Leuthen. Mit vieler Selbstverleugnung bat er den König von Westphalen um seine Entlassung, weil er wenig nutzen könne, als Studien direcktor steht er jezt an rechter Stelle. Ich erkenne das alte Berlin an deinem Urtheil über Mül Lernt doch von der gewaltigen Zeit, denn darin liegt keine Treue und kein Charackter, daß man sich die Ohren verstopft, sondern daß man es entweder mit Aufopferung überwindet, oder in sich aufnimmt, wie 701
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käme es sonst, daß der charackterloseste Hof die festeste unwandelbarste Meinung hat, daß wenn man nicht mehr drüber weinen kann, man drüber lachen muß. Der Mensch muß mit Ruhe fühlen, daß er immer irren muß, wenn er nicht immer lernen kann, daß seine Meinung nie sein Eigenthum werden kann, sondern der Welt gehört, der er selbst eigen.
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Ç626.E An Charlotte von Schwinck, 12. Januar 1808È
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Frankfurt d* 12 Jan. Was soll ich Ihnen Glück wünschen, da sie so viel Glück in die Welt setzen; ich will Sie dem Kinde vorstellen als ein guter Rather, denn die Kinder lernen erst von Fremden den Werth des Naheliegenden kennen. Die kleine Marie ist nun wohl der glückliche Mittelpunkt geselliger Aufmerksamkeit, sie sieht die Schwester an, welche schon am verständigsten mit ihr umzugehen weiß und ankert ihren Blick auf die hellen Gestade einer schönen Stirn, da leuchten ihm Weihnachtslichter, die kein Wind um weht, und die Früchte singen es an. Wie viel Ton wohnt in so engem Raume. Der Winter verhindert den anhaltenden Anblick der Natur, sie will sich so nackt nicht sehen lassen, da stürmt sie einem in die Augen, daß sie übergehen, da blendet sie mit Schnee, oder ist mit Nebel umhüllt, da weiß man erst, was eine gute Aussicht aus dem Zimmer ist, weil man den guten Augenblick zum Belauschen nur so entdeckt Alles bleibt im Ungewissen, was nicht vergangen, und wegen der Gewißheit mag uns das Vergangne so lieb seyn
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ÇAn Friedrich Carl von Savigny, 28. Januar 1808È
An Say Frankfurt d* 28 Jan Ihr Brief ist mir als ein Freund mühsam nachgeschlichen Strohmeyer Hausgeräth bey J. Der Huren Verhältnis bleibt ungeändert, während sich alles in der Welt ändert – Dem Stein fehlt es an Kalk. Daß mich Zuneigung band, haben sie errathen, daß mir das Glück gelächelt, muß ich läugnen, ich lächelte mir einmal selbst im Spiegel 702
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zu und meinte das wäre das Glück. Meine Schaden, mein Belehren waren noch zu frisch, die frische Farbe konnte den Anschein von Neid geben, sonst hätte ich Ihnen gesagt; das Mädchen ist noch im Wachsen, also unbestimmt in ihrer Sinnesart Der Abend, wo ich für Sie das Feuerwerk abbrannte war mir sehr traurig prächtig.
Ç629.E An Clemens Brentano, 25.-vmtl. 28. Januar 1808È
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An Clemens Heidelberg d* 25 Jan Es giebt eine unendliche Erziehungsdiät, die in dem Anblick einer Rübe schon den Verlust der moralischen Jungfernschaft fürchtet Was soll ich deinen Schmerz anregen, mit einer Erzählung wie ich angekommen, wie ich vor unsrer Lauberhütte vorbeyging und sie fast nicht erkannte und zum Thor hinaus, wie da alles beschneit war und nichts zu erkennen, kein Flämmlein über dem Graben, die Lebendigen hatten alles Licht an sich gerissen und ich habe die Lebendigen auch recht lieb. Sie sind in der Sprache fortschreitend wie ich und machen sich nicht künstlich alt. Es wird alles besser bey der zweyten Ausgabe der Welt. Man bessert mehr mit Verzeihen als mit Strafen. Gs Schriftproben sind keine verfehlte Nachahmung von Jean Paul wie Voß meint, aber aus derselben Richtung verfehlt wie Jean Pauls Arbeiten, es fehlt darin der poetische Ernst ohne welchen auch der schönste Muthwille zum Erfrieren langweilig wird. Diesen Mangel an eigentlichem grossen Sinne kann kein Witz ersetzen, denn dieser begreift nie, warum es andern keinen Spas macht, wenn er zu seinem Spas den König seiner Gedanken unter die Bank und den Hund auf den Thron schieben sieht, weil er es nur ausser sich nicht in sich darstellen kann. Das Politische hat übrigens einen guten gefalteten Schleier band. So treibt dein Muth wille mit meinen Theaterhoffnungen Spott. Jezt esse ich an Zimmers Tische und leihe Geld und wohne drey Treppen hoch in einem kleinen Stübchen. Was Rs Vermuthung über meinen Wahnsinn angeht, so ist das von ihm kein Tadel, er hält es für genial den Wahnsinn zu ehren, er meint mich poetisch zu bezeichnen, ich komm in gute Gesellschaft, Prinz Louis Jean Paul. Uebrigens ist mir noch kein heiliger Wahnsinn als in der Kunst begegnet, alles andre ist so ekelhaft, daß ich ihn möchte auf meine Kosten todschlagen lassen. 703
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Ç634.E An Bettina Brentano, 28. Januar 1808È 20r
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An B. Heidelberg d* 28ten Jan Dir wird alles Erzehlen gleichgültig seyn, weil du nicht dabey gewesen, ich schreibe, damit du mich nicht mis verstehst. Hätte ich jezt nur eine von den süssen Feigen, die ich so in Gedanken bey dir heruntergeschluckt, du reicher Fruchtbaum. Es möchte mich wohl sehr unglücklich machen, wenn ich dich immer so lieb hätte wie in diesem Augenblicke. Unendlich rührend ist mir König Theodor, der Westphalinger, wie er mit geworbnen Leuten, mit aufgeputzten Schiesgewehren und dem heimlich beym Exercieren der Soldaten gesammelten Pulver, um Corsika herum schiffte, wo er so oft gefochten, seine Freunde endlich zu befreyen, wie er die alten Felsen, die Bäume seines kühnen Reichs, sieht, auch die Wohnungen seiner Freunde am Ufer, aber keiner kommt ihm entgegen, keiner winkt ihm als die ewigwinkenden Bäume und die ewigwankenden Wellen. Seine Freunde hatten ihn vergessen und hatten Frieden gemacht er durfte nirgend landen und mag noch wohl auf den Wassern schweben. Vorgestern war mein Geburtstag, ich hab ihn wie einen Stern untern Ueberrock versteckt. Ich bring allerorts meine Worte an, denn der meiste Streit entsteht aus der Furcht sich deutlich zu machen. So Clemens der mit allem verhetzt ist, weil er es nie der Mühe werth hält andre zu begreifen, sondern damit zu frieden ist, was er sich von ihnen weiß gemacht hat. Das deutsche Ungeziefer scheinbarer Genialität muß ausgekämmt werden, doch ohne daß die Haare ausgehen. Wir müssen erst viel miteinander tanzen um mit einander in Takt zu kommen, bis endlich Muthwille und Ernst sich wie Gabel und Messer verstehen. Ach du liebes Kind wo kauf ich das Vertrauen. Wehe da kommts mir vor, als drehtest du dich auf einem Absatz herum und sagtest: Es ist doch alles nichts. Oder du hattest Erhabenheit und liesest den Brief nicht Oder Muthwille und du machtest ein Papierknalle daraus. Es muß mir doch schon etwas begegnet sein. Du bist es nicht, aber du hast zuweilen den Anschein der Liebe in so öder Zeit, die nicht freyer macht in sich wie der Anblick des Himmels, den wir athmen, sondern wie der Stern, der verbunden der Erde sich nicht halten kann und keinen den er ergreift, und das endlich für Macht sich anrechnet. Warum soll ich das nicht denken, sind es doch dieselben Füsse mit denen ich auf den Berg steige und herunter. es ist mir immer dunkel, wenn ich meine Fackel putze 704
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Ç642.E An Bettina Brentano, 2. Februar 1808È
An B. B. Heidelb* d* 2 Feb. Ich bin vielleicht ungerecht aber du bist nicht gerecht? Ich glaube, wenn du es dir nicht vorgenommen hättest, du würdest mich bald vergessen haben. Fr. Kr. fragte mich ob du noch lebhaft, du nanntest mich dein Leben, so bin ich lebhaft, so ist nur zu sagen viel erlaubt um mehr zu unterlassen. Je länger der Weg je schlimmer für mich, so mache ich es auch, wenn ich Zuckerwerk den Kindern von Görres bringe ich esse unterwegs die Tüte ler. Wenn es der Himmel nur nicht auch so macht – wissen wir es doch nicht. Ich sehe heute die Frühlingsflur im Weltathem der Musick, wie selten hast du mir etwas vorgesungen, und du singst dir jezt vielleicht ein Fieber um auf Georgs Concerte ausserordentlich zu seyn. Sey ordentlich und schreib.
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An C. B. d* 6 Feb 8. Drey Briefe von dir mein lieber Evangelist, drey Pulsschläge, mit einem zu beantworten ist gegen die Gewohnheit meines Herzens. – Du sagst meine Freundschaft ist dir lieber als deine Poesie, dafür danke ich, aber warum den einen guten Kerl weg drängen um den andern auf zu nehmen, während die beyden recht gern in einem Zimmer zusammen schlafen und sich die Zeit vertreiben, weiter haben sie doch nichts gemeinschaftlich. Deine Poesie ist mir gerade so lieb, ob ich dich kenne oder nicht, so wie ich deinem Urtheile über meine Poesie nicht mehr traue als jedem Fremden, das heist ich gebe darin auf andrer Urtheil gar nichts. Wenn sie mich verstehen, ist es mir lieb, unlieb das Gegentheil, kann aber darum doch nicht anders als nach meiner Vollmacht handeln. – In unseren gemeinschaftlichen Arbeiten am Wunderhorn habe ich nicht aus Freundschaft nachgegeben, sondern weil sie gemeinschaftlich. Alle Poesie kan ich wie die Mahler ihre Gruppen nach der Beleuchtung des Orts verändern, ohne in die Bedeutung des Ganzen einzugreifen. Man kan wohl dabey rufen, ich wünsche bessre Beleuchtung, bessre Leser. Was du über Restauration sagst könnte so seyn – aber es ist nicht. Bey den Antiken ist manche Restauration ungewiß, manche wär ohne eine geniale Restauration nie 705
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erkannt und gewürdigt. Von dem berühmtesten Gemälde Raphaels die Transfig: ists zweifelhaft wie viel er gemacht. Wer kannte bey der Iliade die Stücke vor Wolf. Bey Skespeare die alten Komödien. Eben so bey Plato, Schelling. Es ist der Reitz dieser sich fügenden Ausbildungen mit ihren grellsten Gegensätzen von Jahrhunderten, der so in einem Einzelnen ein Merkzeichen für Jahrhunderte aufstellt und darin liegts, daß unser Wunderhorn etwas ward, was bis dahin noch nicht vorhanden, Menschen, die bis dahin hundert alte Lieder überhört, sahen sie auf einmal mit ihren Worten verbunden. Der lebende Beweis ist Göthes Recension, die Ankettungen der Alten und Neuen sind ihm die liebsten, in diesen bewährt sich erst die Lebenskraft des Alten. Willst du alle befriedigen, so befriedigst du keinen, denn das Alte ist das Unbestimmte, aber zwingen kannst du alle, wenn du mit den meisten verbunden. Du siehst daß ich hierin so unveränderlich innerlich einig geblieben bin seit der ersten Arbeit am Wunderhorne. am meisten hatte ich das junge Geschlecht der Kinder vor Augen und warf ihm Aepfel und Mandelkerne zu. – Dies sey nicht zur Vertheidigung des Frankfurter Liedes und des Dietz, im einzelnen Liede kann ich gefehlt haben, so wenig ich deine antirestaurirenden Bemerkungen gegen dein Wahrheitslied richten will, wenn gleich in jenem der Irrthum absichtlich, weil das in den Magdeburg schon vorkam und ein anspringender Landsknecht mir gefiel Wenn du die Handlung des Dietz von 1200 nenst, so erinnre ich an einen Guillotinirten der ein Messer verschluckte während des Hin legens um, wie er vorher heimlich gesagt, das Gullotine Eisen stumpf zu machen. Gelt, das ist 1199½. Nun etwas aus der Englischen Literaturgeschichte. Nirgend war die Nachahmung der alten Romanzen so stark. – hat 80 Jahre für alt bey Kennern gegolten, es ist nichts dabey heraus gekommen. Macpherson mit seiner Neumachung des Ossian hat Europa belebt, die schönen alten Fragmente mag jezt keiner lesen. Dein modern witziger Schneider wird gelesen, wenn auch Hagen das alte Lied in Stein sticht. Haben wir gefehlt, so fehlten wir doch beyde, du machst dich noch so weiß brennen, es ist am Ende doch so heiter wie jenes Feuerwerk am kleinen Hofe, wo man die nackten Gardisten bepuderte und ließ sie in Ermangelung von Springbrunnen wie Statuen hindurchpissen. – Collison zwischen Freundschaft und Geld Wer ich bisar so finge ich Streit an, weil so etwas durchaus gemein ist, um andre vornehm zu machen. Doch denk der Mann muß Geld schaffen die Frau kochen, Wenn du siehst daß dein eigner Hausstand durch Beständigkeit, Ordnung, in706
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nern Frieden, Thätigkeit erziehend wirken kann, so hast du ein Recht auf Hulda: Sonst wird sie alt und frühreif. Weiß denn ein Matrose, wenn er einem die Hand fast zerbricht statt zu drücken, daß der andre keine so grobe Hände hat, da liegt die harte Haut zwischen, die ihn hindert zu fühlen und gedrückt zu werden.
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An B. B. Heidelberg d* 6 Feb Wie Stammernde plötzlich in eine lange Periode ausbrechen so erbreche ich nach langen übeldeutigem Stillschweigen zwey liebe Briefe von dir. Was erzehlst du von Tode du lebendiges Wesen, ich habe ganz andres zu hoffen und zu fühlen als du; insbesondre wie ich dich lieben soll wie keine andre und daß ich das nicht verstehe Wär ich doch bey dir zum Unterricht, ich wäre gelehrig und wenn ich sollte ein Pfund Federn durch ein Schlüsselloch blasen, ich thäts nicht, sondern ich küsste dich daß du kein Wort sagen konntest. Ich hab es immer den Weibern angesehn, ihr habt Geheimnisse, es ward mir oft unheimlich. Wär ich bey dir darüber würde ich ganz trotzig, ich meinte du kämst auf ein mal mit der Wissenschaft heraus um die Erde zu sehen oder in die Ferne zu fühlen. Du bist eigentlich die Klügste und dabey hast du noch die Art damit in die Religion überzugehen. Ich bin heut einsam den heiligen Berg hinaufgestiegen zu den Mauern, die nichts umschliessen und nichts bedecken und wollte da die Natur suchen, an der keine Menschen hände sichtbar sind, wo Gottes Hand alles gemacht haben soll. Und ich sah alle Ufer der Ströme und das Land zwischen den Bergen, und ich sahe in die Berge, wo sie her kamen, wo die Wege sich verloren und alles war voll Menschenwerk, die Bäume waren von Menschenhand gesäet, die Steine gesammelt, die Flüsse gelenkt und ich sah Gottes Hand in der Hand des Menschen, der sein Ebenbild ist – verachte den Menschen nicht und was er geschaffen, denn was ganz menschlich ist, das ist auch ganz göttlich und das ist das Gesetz, was mehr ist als die Uebertretung. Auch die Natur ist nur gegen den wahr, der sie kennen will, dieses Lernen in Demuth ist das Glauben ohne Sehen, aber glaubet so werdet ihr sehen. O ihr armen Eingesperrten, die ihr aus der Natur nichts als eine Verachtung gegen das heilige Alltäglige mitbringt, was euch umgiebt und die 707
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ganze Qual ewiger Betrachtung über euch, die Gott in seinem Schöpfungswerke selbst in Verlegenheit setzt, weil ihr ihm unwillkührlich zuruft, wird es denn nichts weiter, wie hab ich das schon besser gedacht. Das alles ist keine Strafrede, es soll nur zeigen, wie empfänglich ich bin für alles Unmittelbare was in der Welt vorhanden, was da nichts will, sondern durch sein Daseyn in der Welteinigkeit ganz und vollständig vorhanden, das in seiner Liebe alle erkennt. Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gotte, was Gottes ist, das heist macht euch erst allen Menschen gleich, eh ihr euch über sie erhebt. – Kein Baum kann sich selbst beschneiden so wenig ein Mensch sich erzeugen kann. Jeder Baum hat alles lieb, was an ihm treibt, die Blüte, die ihn verherrlicht, das Moos, das ihn verdirbt, aber der Weltathem zieht hindurch, er stürmt das Moos ab und die trocknen Zweige daß der Baum nicht verderbe und die Blüten, daß Früchte kommen. Ich bin kein Gärtner für Menschen, die ihre Blüten darauf ansehen, ob es nicht besser wäre sie abzuschneiden. Ich leg dir alles zum Schlimmsten aus und das macht weil ich dir gut bin. Ins Meer sieht man bei gutem Wetter viel tiefer als in irgend ein stehendes Gewässer, so mag meine Liebe entweder ein Vergrösserungsglas seyn, oder du so groß und mannigfaltig, daß viel darüber zu sagen wäre, wenn ich nur Zeit hatte.
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Ç651.E An Bettina Brentano, vmtl. 12. Februar 1808È 24r
An B. B. Heidelberg Lieb B. was hast du für ein Kunst dir selbst alles gut zu machen und die Schuld dem andern ins Gewissen zu schieben, du kannst nie unzufrieden seyn. Wie du lachend sagst Gelt heute bin ich einmahl wieder recht unartig gewesen, aber du bist ja heute wie von Holz! So muß ich am Ende die ganze Schuld tragen, daß du nicht geschrieben, als wenn ich dir die Feder aus der Hand geweht. Du machst es mir zum Vorwurf, daß ich dich strenge beurtheile, als du dich selber, das zeigt, daß ich dich lieber habe, als du dich selbst. Liebe, die weichlich immer strebt sich das Schönste vom andern einzubilden ist Schaum, neue Mahlerey, was nicht in der Gesammtheit geistiger Kräfte, in der Fantasie wahr geprüft worden, das lebt noch kein eigenthümliches Leben. Ekelhaft ist es mir, wenn die Leute von einem schönen Fieber, Rausche der Liebe reden; ich kenne diese Eitelkeit an mir. Lieber 708
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schlechter als besser andern geglaubt, so lerne ich ihr besseres wahres Daseyn kennen, während ich dort nur meine Seifenblase dehne bis sie hineintapt. Wenn ich dich nicht ganz kenne, so ist freilich in mir die Schuld, daß die Erfahrung sich nicht wie Spinngeweb mit einem flinken Rauhkopf aus einem einsamen Zimmer herausbringen last. Das gesteh ich dir, gesteh mir aber auch, daß ich dir vielleicht am wenigsten unrecht thue unter allen. Ich sagte es dir wie ich mich über deine Art, wie du von der Günterrode gesprochen wunderte, Tieck vielleicht nicht, der thate es vielmehr: Ich fand, daß dieser scheinbare Leichtsinn nur ein Abstumpfen des Gefühls in manchem andern in der Schwierigkeit es gegen andre auszudrücken, die sie nicht kannten, oder dich nicht verstanden, Aber wahr ist es doch, daß du in diesen Augenblicken alle jene vergessen und das gehört nicht zu der Liebe, die sich in alles verwandelt daß ausser ihr nichts und nie was geschehe. Eine Sinnesart die ich achte und recht verstanden der Schlosserschen ganz gleich ist, daß die Liebe keinen Platz für alle übrige Beschäftigungen eines edlen Lebens weg nehmen soll, denn wenn sie die störte, verwandelte sie nicht alles in sich, ja diese Störung wäre Sündenfall. Ich würde mir jeden Augenblick vorwerfen, den ich ihr in diesem Sinne nachhinge und wäre nicht schon meine jezige Einnahme Bedrängtheit ein hinlanglicher Grund, der Vorwurf hätte mich bestimmt, daß ich meine Freude, dich kennen zu lernen, ein achtbares Geschäft aufgeopfert. Daß ich herrlich mich mache, daran liegt gar nichts, wenn ich ganz herrlich muß ich in die Erde, daß ich aber möglich gut mache, was länger lebt als ich, und in seiner Wirkung unendlich, daran liegt alles, Seel und Seligkeit. Du wirst mich darum keinen Kaledonischen Eisberg nennen, was ich will und kann, das muß ich: und wie der Magnetisierte durch Mauern sieht so seh ich durch der andern Menschen Willen, wie durch Glas, es beschränkt mich auch nicht und beschränke keinen andern. Die Zeit hezt ihre Hunde auf mich, ich steh in der Weltecke wie ein Eber und haue auf die nächsten, an ein Lager darf ich nicht denken, denn weil ich müd bin, würd ich drauf einschlafen und wenn ich mich auch schützen könnte, so machte es doch diese Ruhestelle unruhig. Alle Noth die uns allein trift ist erträglich, aber unerträglich die gemeinschaftlige von uns veranlasste Des Ajax Tod auf dem Felsen ist erträgliger als das Leben des Ulysses, als er seine Gefahrten fressen sieht. Sieh noch eins in meiner Natur. Ich habe einen Haß gegen den Dresdner Hof weil ich da vor dem Essen der Churfürstin vorgestellt wurde, die Speisen sah, roch fortzie709
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hen muste, um erst über acht Tagen davon zu essen. Wo ich Speise wittre, und Hunger fühle, da will ich mich gemüthlich satt essen, was mir Seele und Leib zusammenhält, nicht Seele und Leib mit Begierde, Anstand, Sehnsucht, Pflicht entzweyen. Sieh, daß empfinde ich, wenn du mich küssest, erst gefällts mir, daß mich jemand nach seinem Willen lieb hat, dann ergrimme ich, daß ich nicht meinen Willen auch üben soll überhaupt, so wenig ich herrschen mag, so wenig kann ich dienen, ich kann nicht erziehen und kann auch nicht erzogen werden. Du wirst es wissen, daß ich dir oft gesagt, wenn Du mein Vertrauen fordertest, ich fürchte dir manchen Kummer zu machen weist du auch auch, wenn du Vertrauen forderst, ob du es ertragen kannst. Ich habe nie Vertrauen gefordert und habe mich nie eines freywilligen Vertrauens unwürdig gemacht, wenn es mir fast die Augen gekostet wie dem Regulus: Ey wie bist du mir in die Augen gesprungen. Du magst meinen Scherz nicht, magst du meinen Ernst nicht verstehen, was ist dir dann noch lieb an mir, du küssest das Papier um das zu verwischen, was darauf geschrieben. Was ich dir schreibe kann alles leere Einbildung seyn in meiner Einsamkeit eine unterirdische Pflanze, die ohne Grün, beweise das halt Licht gegen, zeig daß du fröhlich bist unter Göttern ein Gott, dann darfst du des menschligen Ernstes und seiner Sorge spotten. Du schickst mich fort, wie Du es oft gethan, wenn Dir ein Ausdruck von mir ungelegen kam, und magst mich in diesem Augenblicke schon verketzern, wie damals als du mir keine Frage an Hoffmann erlauben wollte über seine extemporirten Clavierspiele, worin doch nicht mehr gottliche Eingebung war als in den meisten Predigten, die du aber gleich für Offenbahrung annahmst.
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Ç652.E An Clemens Brentano, 12. Februar 1808È 26r
An C. B. Heidelberg d* 12 Feb 1808. Ich dacht es war was dahinter in deinem Unterschied zwischen nordischem Metrum und südlichem Rithmus. Es ist nichts. Metrisch kleine Unterschiede giebts z. B. Umkehrungen Ich möcht ÇxxÈ nordlich möcht ich. Der Rithmus ist abwechselnd aber immer dasselbe, nemlich Tackt, der durch die Längen der Worte bestimmt, diese wiederum bestimmt, das Wechselspiel zwischen Accent und Länge zwischen Intensität und Expansion, zwischen Raum und Zeit, wobey haufig das 710
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Metrum in seiner Vollendung leidet, weil da rithmische Falschheit dem Ohre gröblicher auffellt. Es ist aber im Süden wie im Norden das Silbenverschlucken, wodurch diese metrische Falschheit gut gemacht werden soll, immerdar nicht Vorzug sondern Fehler. Wo ein Lied nicht gesungen, sondern vorgelesen wird, wie bey uns der Fall ist, dein Gesang pflanzt sich nur durch Gesang fort und das ist an metrischen Versehen auffallender. – Ich träumte, ich wär auf einem Theater es wollte aber nichts werden, denn es waren keine Schauspieler da, ich ängstete mich im Namen aller. Drey Musiker stellten sich und einer muste immer aus des andern Noten spielen, das ging auch nicht, alles ging aufs Parterre. Da spielte einer mit einer todten grauen Krähe und schlenkerte mit dem Kopfe, da dacht ich, du willst doch den Leuten einen Spas machen, weil sie mit den lebenden Personen nichts anzufangen wissen, so brauchst du die Krähe als Puppe Da fing es an gewaltig zu donnern, mir wurde bang, entweder der Himmel brumme, daß ich mit so vielen armen Sündern oder daß ich während eines solchen grossen Naturgerichts so unberufen närrisch Zeug mache, ich ließ die Krähe auf dem Theater stehen und ging vor die Thüre, da war es hell und kühl, ich dachte es wäre wohl Feigheit gewesen, daß ich hinaus gelaufen und wollte eben zurückkehren, als ich erwachte.
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An B. B. Heidelberg d* 18 Feb. Ich freue mich herzlich, daß du meinen letzten Brief so gut aufgenommen, das erhebt dich über viele Madchen, daß du so etwas fassen und mitfühlen kannst, wir lernen uns sicher einander noch so gut kennen, daß wir uns nicht mehr stören. Du bedauerst mich, daß ich allein den Berg angestiegen bist du nicht auch gern allein und möchtest du auch das Liebste stets um dir haben, nein daran erkennt man das Liebste, daß man es nur in ganz herrlichen würdigen Stunden zu besitzen wagt, daß es in dem Leben eine Feyerstunde ist. Wo aber die Gedanken unruhig und unbestimmt in uns walten, und sich auswirken, wo wir lernen und thun, da sollen wir das Liebste nicht entheiligen, indem wir es gewaltsam hinein reissen. Und so von abwechselnden Gedanken bewegt steige ich gern Berge hinan, die Gegend liegt klar unter mir die ich in Krümmungen durchschritten, da oben wünschte ich wie ein 711
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fallender Stern so unter mir dir ins Auge küssen zu können, aber nur einen Augenblick denn auch solche Sterneneinsamkeit ist selig. Ich möchte Dir nichts Flüchtiges schreiben und doch habe ich keine Zeit zu nichts, und von diesem Flüchtigen kommt doch das lichte weisse Gewand, was hier in grossen gebrochenen Falten dort die Ebene hinab schlicht anliegt und ihr so wohl ansteht
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Ç660.E An Clemens Brentano, 18. Februar 1808È
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An C. B. d* 18 Feb Ich dachte das die Zeit der Ruhe in Deutschland verrinnen könnte und daß man nachher die Poesie ausspielt ohne einen Stich zu machen. Ich bitte um Schelmufsky Die Zoten müssen durch einen Flor sehen, das Menschenauge ist zu schwach für diese Klarheit Doppelsonaten verschiedner Zeitalter Wundhorn. Das Vorspiel wunderbar, dazwischen Trüglichkeit der Litteratur, menschliches Verbinden zu Glück und Unglück, das Kriegsunglück trit hervor, es endet sich in literarischen Krieg, Wein und Wasser, Adel und Pöbel nackter Naturzustand, des Schäfer lebens bis zum Ueberdruß. Es ist unter allen Nationen den deutschen Frauen allein eigen ihre Männer mit Liebkosungen zu quälen, andre Nationen quälen mit Sprödigkeit. Es ist im Grunde dasselbe Misverstandniß wie bey Dichtern, die immer dichten möchten um herrlich und freudig zu seyn, weil ihnen einmal so zumuth geworden. Von dem vielen Lecken kommt bey Neuvermahlten eine neue Farbe hervor, so daß man wie bey alten Bildern erst sieht wo die Restauration nöthig. G. schaut die Welt zu oft von der ekelhaften Seite an, da es doch gewiß ist das auch die schönste Frau ein Magen hat, worin Dreck ist. Das Verhältniß der Dinge zur gesammten Bildung der Welt ist die Wissenschaft.
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Ç664.E An Bettina Brentano, 22. Februar 1808È
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An B. B. d* 22 Feb Daß ich dich lieb vor allen ich denke an Verstorbenes und Nachgebornes an das Element des Feuers wie es das Chaos gestaltet, nach Norden selten, es ist etwas Ueberlebtes nichts Untergegangenes, und bis zur Abendröthe ausgeblüht wie eine Passionsblume. Giebt es frische Blüthen in meinem Geist ich weiß es nicht denn jeder blüht anders unter seinen Gestirnen, so daß die Blumen unter einander sich wohl nicht kennen. Wie soll ich ein Maß finden da du mich ohne Maßen liebst
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An B. B. Heidelberg d* 24 Feb. Dein Brief kam wie ein Arzt, wie unselig würde ich dich jezt machen, wenn Du aus Güte bey mir wärst, das vergessest und dich entsetzlich langeweiltest. das fing mich an zu ängstigen. Da fiel mir eine Geschichte ein, die ich dir sage um sie los zu seyn, weil sie mich damals tief kränkte, jezt weiß ich erst daß es dein Scherz war. Clemens alt, hustet, aus mit ihm. Er aechste damals oft um eine Viertelstunde Sitzen, das trieb mir das Blut ins Judicium und ich dachte: So ist doch mehr Liebe in jeder Magd, die für wenig Geld dient, als in solcher Schwester, die ihn noch vor kurzem vergötterte. Ich laß mich nicht so bitten wie du von E. dir zu sagen, was ich von dir gedacht habe. Bringe doch diesen Liebesbrieffabrikanten zu einem Einsiedler Pallast, der zugleich Babylonischer Thurm. Die Götter lagern sich freilich da wieder, wo man ihre Geschenke mit Demuth und Feyer bewahrt, aber nie schenken sie dasselbe wieder. Gestern war Frau Krüdner hier. Sie hat eine Geschichte der Gräfin von Westerburg bearbeitet 14 Jt. Sie wurde von ihrem Vater wegen einer Liebschaft in ein tiefes Gefängniß gesperrt, worin sie viele Jahre lebte, als ihr endlich Luft und Liebe gegönnt wurde starb sie auf der obersten Stufe an der ungewohnten Luft. Jezt liest sie alte Bücher übers Mittelalter als Rüstung. Ein deutscher Aesthetiker hätte sie voran gelesen und darüber seine drey Ideen verloren. 713
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Ç670.E An Johann Friedrich Reichardt, 24. Februar 1808È
An R. Heid d* 24 Feb Theater können sich jezt auch wenn sie schlecht durch Aufführung von Stücken auszeichnen, die von den andern vergessen.
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Ç673.E An Bettina Brentano, 27. Februar 1808È 29r
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An B B d* 27 Febr Ich möchte deine Briefe abschreiben um Dir einen guten Tag zu sagen. Wie hab ich so viel verdient Gott sey gelobt und seine Gabe – Alte Karpfen haben sich wieder in Clemens Teich trübe gerührt. Er spielt zu früh mit dem Munde aus, da fehlt ihm zum Schluß Trumpf. Briefe einer Einsiedlerin von dir würden mich wie sehr freuen! So sehr als wenn du eben zu mir ins Zimmer tretest. Du fändest mancherley Zugabe zu mir: Ein trauerndes Weib nach Dürer von Sadeler, die am Himmel statt des Mondes erleuchtet stehen sollte, daß sie die Menschen gewöhnten Traurigkeit zu sehen. Ein heiliger Franziskus der eben die Wunden von Christus als Gnade bekommen, wie die Vorstellung der Heiligen groß im Gemüth und doch äusserlich unnütz ist nicht nothgedrungen wie die Marthyrer, entweder schlicht zu seyn vorleuchten, oder zu leiden, so ist die Felsengegend, wie sie wohl seyn könnte nicht wie sie je ist, so die Einsiedlerhütte das Gesicht des Heiligen eine Schwärmerey die sich selbst doch zwischen durch belächeln muß und doch ihr Wesen und Wehrt fühlt. Ernster ergreift eine sehr wahre Einsiedler Landschaft von Wilson, ein verfallner Prachtgarten, ein zerbrochener Löwe im breitblättrigen Kraute, ein Einsiedler liest da vor sich und doch hört einer zu, durch die feuchte dumpfe Stämme gleist hell ein einsames Kreutz von Pilgern umlagert.
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Ç674.E An Friedrich Carl von Savigny, 27È. Februar 1808È
An Sy. Was Korte versehen ist Ungeschlachtheit aus Jugend, des Voß Gelehrtenstolz, der von jung die Leute ans Kreutz nagelt um über ihre Leiden zu schreiben. In Rottmanner finde ich unsre Ansicht bey falscher Ansicht der Reformazion. Der Aerger des jungen Bayer freut mich der gerade durch sein eigenthümliches Talent der Vereinzelung völlig unfähig ist einer Akademie vorzustehen und dazu in seinem Vaterlande gebraucht wird und das thut er mit einer Keckheit, als müste er was leisten, Jakobi schickt Bouterweks goldnes Zeitalter zum Durchblättern bey der Akademie herum wie in Göttingen die Invaliden sitzen sie da.
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Ç675.E An Charlotte Schwinck, 27. Februar 1808È
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An M. Sk Heidelberg d* 27 Feb. Sicher glauben sie mich zerstreut, ich kenne meine mißtrauische Landesart denn ich habe sie auch und zeige sie in diesem Augenblick. Das vorige Jahr hat auf mein Gemüth einen Stempel geschlagen, woran ich es immer wiedererkenne. Kein Stadt ist mir so gegenwärtig wie K., ich gehe die Gassen mit den bekannten unbekannten Gesichtern herunter, solch Vergnügen macht sich der Einsame. Ich war eine zeitlang arm, das fühlt ich mich selbst, ward fröhlich. G. ist kein gewöhnlicher Professor, er ist eine lebendige Seele, der in der Wissenschaft lebt den Kindern zum Trotz, die auf seine Folianten wie auf Gletscher steigen – Alle Bälle haben mir etwas Trauriges seit jenem Abschiedballe, wenn ich lange dastehe, meine ich in einer Baumwollen mühle zu seyn, wo sich alle Spulen bemühen ein Paar Flöckchen von den Muslinen herunterzuspinnen – Die Juden werden tapfer, seitdem die Soldaten laufen, sie meinen nirgends weniger zu riskiren – Ich weiß nichts mit der Zeit anzufangen als darüber zu lachen. Es ist ein sehr lächerlicher eindruck, wenn unter der schwersten Last der Krone ein Kind hervor blärt. Man begreift dann wohl die Gevatterschaft mit Napoleon, aber nicht das Wesen gegen ihn das scheint ein grosser Spas der Weltgeschichte 715
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Ç680.E An Bettina Brentano, 2. März 1808È 30v
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An B. B. Heidelberg d* 2 März Ich bin zur Gesellschaft allein. Zur Scheidung anregen, kann ich nicht, es ist gegen alles göttliche Recht, ich kann wohl den Fluch mit auf mein Haupt laden, aber nie das Elend ihm abnehmen. Du willst es verantworten! Wenn es sich beantworten liesse, um einen lieben Brief von dir gebe das Schicksal schon etwas von seinen Rechten auf, aber wo finden wir seine Adresse und wo die Post. Weist du nicht daß dieses ganze Kriegs elend davon über unser Land gekommen, daß einige alles Elend über sich nehmen, wenn der König aus seinem lethargischen Zustande schiede. Die Häupter sind gefallen, der König zurück in Lethargie, das Land in Elend. Jeder Mensch hat nur zu dem ein Recht, was er mit seiner eignen Kraft erreicht an Glück und Daseyn, wird er gehoben, so stösst er an alle die unsichtbaren Schicksalsbalken, die er sonst immerdar von ferne wie Himmelsglas bewundert hätte und die freilich zum Ganzen nothwendig. Das ist nicht blos in äusserer Thatigkeit, sondern auch bey innerer und was J. Paul durch englisch Bier Schlegel durch Opium erreicht, das hat ihr reines in sich ruhig wie jede Begeisterung schwebendes Talent gebrochen und gestürzt, sie liefern jezt nur Stoff der Zukunft, während sie selbst etwas seyn konnten. Ohne Christian und Jordis Starkung hätte Clemens nie entführt, wir lebten hier jezt in vergnügter Thätigkeit, während ihn diese Ehestandszankeschaft alle Gedanken zu Küssen und Prügeln weg zehrt. Aber eben darum soll er sich durch meine Stärkung nicht scheiden, wie vortreflich wird sie ihm nachher erscheinen, aus Verzweiflung füllt er die Lücke dreyfach schlechter. Ehe er nicht die geistige Grösse alles Wirklichen fühlen und achten lernt, wird er auch im Schönsten einen Ueberdruß finden, er kann sich doch nicht davon losreissen, möchte aber damit wie die Kinder spielen, wahrend es doch Zweck unsres Lebens ist älter zu werden, was hätten wir sonst davon. Mit wem du nicht immer und in allem übereinstimmst dem rathe nicht in Gewissenssachen. Briefe der Einsiedlerin sollen sagen alles was du gern erzählst als merkwürdig in deiner Anschauung wie es einfällt, das Feuer bedarf es zum erzählen und das Leben, daß es wirklich erlebt ist. Findest du fremde Geschichten, laß es wie bunte Wicken anranken. Morella. Wir blicken unter die Masken. Ich bin ein armer Matrose aber ich fahre ein grosses Geschick, das erhällt mich. 716
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Ç682.E An Friedrich Schlegel, 4. März 1808È
An Fr Schlegel. Heidelberg d* 4 März Ists mir verwunderlich, daß ich lebe, so nehme ich an, daß es wozu ist. Alle Versuche mich dem Vaterlande nutzlich zu machen gingen in dem innewohnenden Strudel des Verderbens zugrunde, es ist mehr Talent und guter Wille an Dumheit untergegangen, als vielleicht in lange wieder entstehen wird; so mag es denn ein grosses Werk seyn, was just beginnt. Ich habe den Leichenzug des Feindes gesehen, der mein Vaterland zu Grabe brachte, ich hatte Pest und Hunger und Leichenhaufen gesehen, immer getröstet durch eine Hoffnung die mich hielt, als mein vielleicht mißverstandenes Geschick mir auch diese vernichtetet, da wanderte ich aus wie aus einem Lande des Fluchs, mein Schutz ist ein Reliquie, die Ueberzeugung daß ich nicht mehr thun konnte, die Kunde ist das Einzige was mir bleibt. Dem Zeitgeiste will ich leichten Mohn opfern Hagens Volkslieder nachlässig und umstandlich, diese auch durch Verstummelung entstanden. Stummel, aber doch interessant, weil sich einer von der eignen Arbeit abmüssigt um die Linien wenn auch nur zu punktirn. Im Durchdringen der Alten mit den Neuen liegt der Hauptreitz für die Jugend, für die man wohl Historie und Kritick aufopfern kann. Hagens Vorwurf der Falschmünzerey kommt von seiner grossen Unbekanntschaft mit Volksliedern, hätte er viele aufgeschrieben, er hätte sich wohl müssen einen neuen Leisten anschaffen, auf dem alten wurden sie verdorben. Die kleinen Lieder, die sie in mechanischer Ironie abthun, sind so reich an Leben, daß man ÇxxxÈ Kinder und Aeltern giebts in Deutschland noch ein goldnes Alter. Unter allem kein Wort von Gellert. Vielleicht geht es mit diesen Liedern wie im Preussen das unscheinbar und in ewigem Ringen mit der Gewalt {Copernikus Geldsystem Otto von Guericke Electricität und ÇxxxÈ} doch zuerst das Einheimische erkannte und alle die Formen, worauf das übrige Deutschland jezt stolz ist, zur Opitzzeit ÇxxxÈ. Wie kam es, daß in diesem Lande Winckelmanns Ansicht alter Kunst, Klopstocks deutsche Sprache, in Kant in Gewaltigen hundertjährigen Philosophemen, in Hamann und Herder die positive Kritick gegen die negative auftrat, was Schleyermacher Tieck Ritter gethan haben sie selbst zur Anerkenntnis der Menge gebracht Beym heiligen Tagslichte, wie können Sie ein solches Land verachten, wie wird Ihnen das alles zu gar nichts, statt es zu dem Besten auszulegen, wofür wir leben 717
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Heidelberg d* 7 März 1808 Dich begrüsse ich vor allen du irrender Ton des Weltgeists, der sich im Gemüthe zurecht findet und dann dich zu liebes Gemüth, das den Flüchtigen bindet und mir zuführt, denn wie ich den Ton liebe, so liebe ich dich auch. Freilich Trage ich ein härenes Gewand unscheinbar und die Luft zieht durch, aber mich deckt der Himmel und der Himmel ist hell. Eng ist mein Gemach, kein weiblicher Fuß hat es betreten und was das Leben zerstört liegt bey dem Lebenden und heilige Bilder zwischen uns, doch du lebst in mir und ich bin deine Klause, damit du auch zuweilen einsam leben kannst. Gott weiß es warum den armen dichtenden Menschen so tausendley Verachtung und Verehrung von seinen stillen Beschäftigungen wegdrängen, es soll vielleicht nur immer eine gewisse Zahl geben, die geistige Weltgeschichte möchte sonst früher als die Planeten zuende laufen zu viel wäre es dann doch um einen alle zu vernichten um ihm eine frische höhere Welt anzufangen. Wenn der Schauer vorüber kommt einem geistliche Musick sehr fromm vor. ÇauR kopfstehendÈ Frey für Händedruck und Kuß O wärst du spater mir geboren o wär ich früher dir
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ANHANG IV Teilrekonstruierter Band Arnims mit Briefexzerpten 10. März 1808 – 22. Oktober 1812
ÇVorderer EinbanddeckelÈ
Dieses Buch gehört mir allein und wer es durchliest ist ein Schweinehund. A. A. )H I* 5
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An B B. Heidl d* 10 Marz Zwey Briefe mit einem beantworten das kommt weil mir das Schreiben keinen Werth hat seit ich allen literar: Spuck beschreiben muß wir zanken uns um den Platz mit dem Morgenblatte die Morgenrothe zu sehen. Wenn ich dir aufschriebe, wie oft ich in Momenten dir so nahe seyn möchte wie meine Gedanken so würde es ein Kalender. Daß du Gothes Brief kalt und steif nennst weiß ich mit einigen Brücken zu verbinden, was mir von ihm kommt nehme ich mit Ehrfurcht, gedenke daß bey dem Reichthume seines Lebens es eine schöne Gutmüthigkeit von ihm ist unser Vertrauen zu wünschen, aber es zu erwidern ist fast unnatürlich, denn er hat einen grosseren Kreis umschlossen wo wir genug seines Vertrauens genossen Mädchen werden verwöhnt aber du hättest die Kraft dich von den Fehlern der Gesellschaft los zu machen Fruher achten wir guten Willen, wenn die Kraft zum Thun kommt, können wir ihn nicht mehr überschauen, setzen ein Ende der Welt, was je ausserordentlich kam sich selbst sehr natürlich vor. Literarischer Scherz welche Erquickung denn ein Vaterland verloren und die Quellfürsten der dreyeinigen Sanftmuth die Musiker. Ich fürchte das Fest wird Vorbereitung und Nachrede wie das meiste im goldnen Kopfe. Ç692.E An Jean Paul, 12. März 1808È
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An J Paul d* 12 Marz Lit. Bettelbrief. Ich mag mit mein sieben Sachen die Zeitung nicht Zeitigen. Die Ankündigung hat das Glück gehabt über all mißverstan721
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Anhang IV
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den zu werden. Die literarische Pestilenz ist nur eine Impfung, wer die rechte gesehn Als ich bey Beyreis in Helmstadt war und ich mit ihm aus allen den Schätzen bey der Küche vorbey ging wo statt der gewohnlichen Kochtöpfe einige Retorten langsam destillirten, und ging durch den Garten klein und wüst, wo alle Bäume so wunderlich beschnitten und einige magere Katzen auf und niedergingen, und sah den alten Mann mit der Mandolin, den Flötenspieler mit der Flöte und die Ente mit ihrem Futter da ist es mir so jämmerlich einsam geworden und wieder so herrlich wunderbar in allem, was er besitzt und faselt, daß ich wünschte es mahlen zu können, fehlt mir aber an Farbe und Pinsel zu dieser Kometeneinsamkeit. ÇhauenÈ sie es in Nebenstunden wie Angelo zu seiner Motion Steine zu Statuen aushieb.
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Heid: 15 März Glückzu jedem Auge, das zuerst die Sonne erblickt und möge es uns mit seinem Glücke anblicken, daß wir unser Theil bekommen aber die, von denen es stammt, die leben darin Ich wünschte es wäre grün dazu, der Schnee verzögert seine Dekorationsanderung und die Schauspieler wissen sich kaum mehr was zu sagen. Wie mich die Begebenheiten hinreissen verdenkt man es noch der grösseren Zahl, die gar nicht auf das sehen, was gedacht wird. Was du von dem Gift sagst, das C. Natur entstellt, das Schicksal theilt es mit Allen Menschen, die Vögel können schwimmen ohne sich zu netzen, denn ein Oehl aus den Wolken überzieht ihr Gefieder Der Mensch muß mit dem Quellwasser und der Luft der Stadt, die ihn geboren, den Keim mancher Krankheit einsaugen, den er ewig bewahrt, wenn er nicht Endschluß hat sich loszureissen. Das Gift ist nicht allgemeines Gift, es ist auch schön farbig, was kostet der Mensch alles, da er so wenig begreifen kann, Franklin wollte sein Leben wieder aufhetzen, wenn er ein Paar Fehler ändern könnte, das heist als Drucker gedacht und nicht als Schriftsteller
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C. B. Heidl d* 15 Marz Traurig, daß ich von dem allen nichts weis, was dich berührt. Nach dem Endschlusse trit alles in alte Rechte, die Blokade hort auf, es ist freilich alles übergeben, aber die Freyheit zum Spazierengehen bleibt. 722
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Es giebt Dinge die sich nicht vergeben. Wozu die Quälerey, wenn uns nicht einmal ein wunderliches Kind darüber belehrt, vielleicht solltet ihr beyde von der Uebermacht des Wirklichen belehrt werden, vor der der Einzelne demüthig zurücktreten muß, er sey den dazu von einem mächtigeren Geiste getrieben Ç703.E An Bettina Brentano, 22. März 1808È
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An B B Heid d* 22. März. Werd ich ein Nordlicht sehen, wenn du in der Nähe vorbeyreist. Es war eine furchtbare Nacht als ich aus Frankfurt reiste, ich schlief mit allerley Betrachtungen ein und wachte beschneit auf, was ich dachte hatte mich aber warm gemacht, daß ich dir gut bin und daß du doch ganz anders bist, als ich mir Mädchen denke, denen ich gut bin. Du versöhnst mich also mit einem Theile der Natur, der mit mir im Streite war. Sieh ich schaudre noch jezt vor zwey Dingen, wie Du mit S Kind herum sprangst, und lachtest, als sie dir vorstellten, wie Du in diesem Taumel vernichten kannst was keine menschliche Kraft herstellt, dann wie Du gar nicht von seinem Zimmer weichen wolltest, die Geduld wäre mir gerissen. Ich tadle mich ebenso selbst, daß ich dachte, indem ich deinen Brief las, daß alle die nicht lebten, die ich lieb habe um Dir allein gut zu seyn, Clemens finde ich sehr unglücklich seit ich die Stimmen des goldnen Kopfs gehört, ich begreife ihn nun, daß da der Keim seiner Verwirrungen, ich fühle hier, daß er bey aller Ungeschicklichkeit, womit er sich alles verleidet, doch tief menschliger und edler sein Leben führt, als alle die ihn beurtheilen. Haben sie Widerwillen gegen ihn weil er zuweilen die Zartheit barbarisch verletzt, so sollen sie sich darum keine Ansichten von seiner Seele machen, dazu kommen aber Geschwister, weil sie sich den Widerwillen nicht verzeihen. Darum entsteht in den Tragödien immer erst das Unglück, wenn Brüder aus Erinnerung der Verwandtschaft gegenwärtige Feindschaft aufgeben Ç704.E An Clemens Brentano, 22. März 1808È
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C. B. Heidel d* 22 Marz Wie gehts, so frag ich halblaut. Unter Familie versteh ich verschiedenartige Leute, die aus einer wunderlichen Ansicht von Verwandtschaft sich immer an einander drängen um sich zu stossen, statt sich zu 723
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küssen, es ist ein verruchtes Wort Familie, ist auch nicht deutsch, das alle wahre Rechte zwischen Blutsverwandten und alle freye Liebe unter ihnen erstickt, mit ein Paar Geburtstagskuchen das grobe Brod des ganzen Jahres versetzt. – Die Vignetten die immer wieder kommen sind mir fatal, sie sind wie der Prediger vom Rosenkranz sagte an seine Gemeine: Meint ihr denn, daß die himmlische Jungfrau an dem ewigen Ave Maria Freude hat, wie würde es denn einer Frau gefallen, wenn ihr immer Ergebner Diener, ergebner Diener sagtet. – Es konnten Leute bey lauter Galanteriegeschenken verhungern. – Je so hab ich über das Schreiben dein Unglück vergessen, mach es auch so.
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Noch giebt es keine Tragödie in dem Sinn der Pietisten, die das hiesige irdische Leben für ein Jammerthal halten und aller Leidenschaft entgegenarbeiten, während sie doch alle äussere Thätigkeit mitmachen.
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Aus dem Marzgrün kam die grimmige Hand. Ich habe einen unsäglichen Ueberdruß an der Welt durch die Gesch und die heilige Ehe kommt mir wie ein Halseisen vor, das mit Myrthen um wunden und das ist Gesetz diese Falle, Sehe ich die Natur rings in ewigen Gesetzen, wie mag der zu muthe seyn, die grünen möchte mit Lust und Willkühr, wenn hier der Winter sie einsperrt, daß der Frühling sie schnell herauspeitscht um ihr Wesen zu endigen.
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Ç712.E An Johann Wolfgang von Goethe, 1. April 1808È
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An Göthe d* 1 April Ich schreibe Mit Aengstlichkeit. Denke ich der Zeit, wo ich meinen letzten Brief an Sie absendete so überfällt mich eine lähmende Wehmuth über das Erlebte, was abgehalten vom Licht endlich selbst auszublassen anfing Sprüche könnten dem Gemische einen bestimmten Geschmack geben. Lustiges aus reicherer Jugend. Nichts von Kritik, sie soll nur das Entfernte zuführen, an das Gegenwartige mag jeder selbst seinen Kopf setzen Von der Würdigung hängt doch nicht die Wirkung der Schrift ab, die eben so wunderbar ist wie das Anschauen der phys: Versuche, wo ein Davy sieht was fünfzig übersehen oder wie der Ballschlag des Persers, der den ersten Vers erweckte. So bleibt mir für die 724
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ÇNr. 717.EÈ
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Z. von der mitlebenden Welt nur die anerkennende und die scherzende Beurtheilung. Kein Mittag ist ohne Begebenheit für die beyden Parteyen Voß und Antivoß, die letzte begreift beynahe die ganze Welt, weil er alles was nicht in den Hexameter mitschlagen will für Störer des Vergnügens hält und was die nun thun bezieht er gegen sich. Weil er dadurch allmälig vereinsamt, so hielt er auch meine Zeitung für einen Spott des Prof Görres, da erschienen hämische wohlmeinende Lügen im Morgenblatte, die klangen wie aus dem goldnen Zeitalter vom Zeithalter. Das wäre mir gleichgültig ich habe grosses Elend übersehen, aber die Tücke gegen Kortes Unbedeutenheit, das Hamische gegen alle frühere Verbindungen seines Lebens machten mir das Haus verhasst. Daher das Kupfer. Ich weis mein Unglück immer besser zu nutzen als mein Glück. Wie dient es sich so herrlich aus Hochachtung und Liebe.
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Ç713.E An Bettina Brentano, 1. April 1808È
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An B. B. 1 April Du weist nichts von der F. Lehnhardtin. Da beklag dich nicht, wenn ich stumm bin, du hörst nicht zu, das schadet nichts, denn ich habe kein Bedürfniß zu reden. Wie ich mir die Madchen denke? Wie Elfenbeinthürme, wie Flaumfedern, die immer leicht und sanft in der Luft schweben und nie zu Boden kommen. Tausendkünstlerinnen, die alles ausflicken was zerbrochen im geselligen Verkehr durch den Mann. Das alles hab ich nie gefunden Meine Seele ist demüthig wie ein Correcturbogen
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Ç716.E Vmtl. an Leopold von Seckendorf, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808È
Die schlimmsten Sünden in unsrer Zeit sind die Unterlassungssünden Meine Zeitung will ihre Zeit Partyen vergessen, die ihre will sie belehren, ich wünsche Ihnen Glück wenn es Ihnen gelingt, wünschen sie mir Glück wenn ich sie vergessen kann. 165
Ç717.E An Charlotte Schwinck, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808È
An M S. Es ist mir als empfinge ich Briefe von meiner Frau 725
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Anhang IV
)H II* Ç796.E An Ludwig Tieck, etwa 28. Mai 1808È II/1r
An Tieck Der ritterliche Schluß des Muller es perlt darin wie im kochenden Wasser, veranlasste mich besonders zur Mittheilung und Vergleichen mit der ruhigen Erhebung, worin Ihr Stück schliest. Der Himmel verschlingt uns die Tregheit. Man muß den Bienen den Honig nehmen, daß sie arbeiten. Das Verstandniß wird gut, der Sturm geht, sind wir nur in den Gräben, ich stehe dafür der Wall, der so entsetzlich aussieht ist nichts als der Unrath der Garnison, den sie regelmässig aufgestapelt hat. Das Schloß ist ein Lusthaus meines Gartens, die Brunnen mein Waschbecken, die Vogel, als hätte ich sie gesteckt
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Ç815.E An Bettina Brentano, 30. Juni 1808È II/1v
So hat dich ein wenig Eitelkeit mit femme celebre und homme de lettres in Berührung gebracht, die du nicht leiden kannst, und die dich nicht verstehen, die ÇxxxÈ einer halben Welt gereist Wie kann man das Ausgezeichnete achten, wenn man das Bisarre liebt. Wenn auch dies jenes nur nachäfft, so muß das Ausgezeichnete häufig so erscheinen ÇxxxÈ in Bettlergestalt wie die Odysseus vor den stolzen Freyern. Wie verschwendest du die Gaben, die ich schätze. Sie wuste daß mir ein schönes Kind begegnet und sein Angesicht von mir gewendet. Danke mir nicht für diese Bemerkungen, wenn du sie auch anerkenst, für etwas, was jeder fühlen kann, braucht man keinem andern zu danken. Clemens sah ich oft Ich ging dem Gartenhaus vorbey wo Clemens wohnte mit der vorigen Frau, da stand der versoffene Kaufmann in Abendglanz, da ging ich durch eine schmale Gasse in die Hauptstrasse. Das ist sicher die Hauptstrasse? sagte Grimm, der war nie da gewesen. Mir ward die Welt so fremd als sah ich sie zum erstenmal.
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ÇNr. 836.EÈ
Ç825.E An Bettina Brentano, 12. Juli 1808È 200
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Aus der einsamen Nacht, der ich meinen Geist zu gewöhnen trachtete, scheint mir das Tagslicht um so heller. Vor ein Paar Jahren wärest du nicht so eitel gewesen, dir alle Eitelkeit abzuleugnen. Vielleicht nennst du es Muthwille oder Spiel mit den Leuten die dich reizen, das Leben herrlich zu erkennen, ich wünsche deinem Muthwillen innre Freudigkeit, daß er andre zu ergreifen vermöge, deinem Spiele mit den Leuten Glück, ohne welches kein Spiel lange gnügt, Deinem Leben aber ausser dem Herrlichen das Weibliche, welches das Leere ordnet und formt.
II/2r
Ç829./830.E An Bettina Brentano, 16. Juli 1808È 210
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Heidelberg d* 16 July Der glühende Sommer mag sie zusammenschmelzen. Ich suche meine Kühlung an den Ufern unsres fast verschmachtenden Neckars, dem alle Knochen vorsehen. Es macht sich hier jeder seine Gesellschaft in seinen Kindern Die Studenten sind ein bequemes Völkchen, sie mögen nicht entschwimmen, wo einer einen Strich tiefer eintaucht. G. ist so unentwickelt noch daß er fast an das Symple streift, ich wage nicht zu erwecken solche räthselhafte schlafende Möglichkeit. So oft ich mich anders wohin wünsche fühle ich doch, daß ich diese Berge immerdar vermissen werde, an denen ich oft Auge und Gemüth gehärtet habe, dieses saftige Grün und diese Umrisse sind doch nirgend wie hier Ich werde ein Stoiker, ich arbeite so ernstlig alle Unruhe, Sehnsucht, Schmerz zu ertödten, daß kein Feldherr so beschäftigt seyn kann. Ich weis was Worte sind Es giebt einen Ausdruck der Zuneigung und der widerspricht sich nie und wie der Tag im Fortgehen sich erhitzt und dann wieder erkühlt und wieder erwärmt, so geht sie in gleicher Nothwendigkeit und sie steht über dem Menschen wie das Wetter, und der Gläubige meint, daß jedes doch endlich wohlthätig sey der Welt
Ç836.E An Bettina Brentano, 23. Juli 1808È
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d* 23 July Meine Balsaminen blühen röthlich an dem klaren Stengel, einziger Lohn für tausend Mühen, schreib mir oft du guter Engel. 727
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Anhang IV
Ç872.E An Bettina Brentano, 27. September 1808È
Es giebt eine Vertraulichkeit die alles giebt indem sie nichts giebt und eine die nichts giebt, indem sie alles zu geben scheint Du schreibst mir, daß du mit mir spielst, wenn ich den ersten Gewinn sehe will ich mitspielen, wer aber noch beym ersten Verluste weinen muß, darf es nicht wagen, ich bin ein Fels gegen jede gesezgebende Eigenthümlichkeit, die einen Staub stat Zimt aufstreicht
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ÇNotiz; vgl. zu AII.34È II/3r
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Schertz mit der Wahrheit. Frankfurt Egenolf. Bl. 99. Von dem Gegenzauber in Rom. Der taucht den Mann in ein Bad und der sieht in einem Spiegel wie der Schwarzkünstler dreymal schiest und das drittemal fliegt der Pfeil gegen ihn zurück und tödtet ihn, worauf ihn die Frau vergräbt. Er entdeckt diese
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Ç873.E An Johann Wolfgang von Goethe, 29. September 1808È
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An Göthe Den 29 Sept Seit der Abreise meiner Freunde bin ich hier in einem aussterbenden Kloster. Die Feinde mogen dicke Bücher machen, die wie Frachtwagen mit Baumwolle von einem Pferde gezogen werden. Was ich aus Haß geschrieben ist zu gelind. Mystick – freilich das Schwere muß man schwer seyn lassen, aber so mystisch wie die Schriftproben ist wohl jeder Scherz, den man nicht verstehen will. Die Gewohnheit seinen Ausdruck einzig als Mittel, nie als einen Gegenstand besondrer Aufmerksamkeit zu behandeln möchte ihm ein Paar Erinnerungen von Stylisten zuziehen, er gehört aber zu denen, welche die Natur bestimmt hat zu schreiben und zu schreiben, wie sie wollen er ist der einzige Selbstthätige, Feind Ich bin auf einem Leuchtthurm die Schiffe fahren vorbey aber etwas Treibholz kommt zu mir Ich rechne es für ein hohes Glück in einem Alter, wo den meisten die Freunde absterben deren mehr als je zu zählen.
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ÇNr. 869.EÈ
Ç877.E An Bettina BrentanoÈ
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An B. B. 1 Okt Die Leute sind mir mehr als alle Bilder, Morgenrothe usw Nichts entfernt mich mehr von den Menschen als Unglück, das Glück macht mich zutraulich, und als ich mich ernstlich zu dir zurücksehnte so war es auf dem Strahlenmeer meiner Hofnungen nicht in der Nacht des Schiffbruchs. Wie nichtig ist menschlicher Trost und wie viel ist menschliges Mitleben, so ist mir der herrlichste Gesellschafter nicht der, welcher über die Genüsse und Herrlichkeiten hinüber springt und die Welt übersieht mit schönen Worten, sondern der welcher in seliger Trägheit sich gewaltsam losreissen muß weil es ihn so ganz erfüllt, in solchen Menschen lebt die ganze Welt, solchen möchte ich in der Kindheit noch zwey Brüste mehr schenken, der kostet mit seinem Zunglein die Luft und war ich zuweilen liebenswürdig so war es, weil ich ein solcher Vielfraß Es geht einem zuweilen ein entsetzlicher Tag auf über alles Versäumte
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Ç869.E An August Wilhelm Schlegel, 26. September 1808È
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An A. W. Schlegel 26 Sept Sie haben die Güte mich zu historischen Untersuchungen über die Literatur des sechzehnten Jahrhunderts aufzumuntern, mir ist aber das übrige Historische jener Zeit so viel merkwürdiger gewesen, auch war ich zuviel mit dem Inhalte jener Bücher beschäftigt, worin sich die Ausstrahlung jener grossen Geschichte recht zeigt, daß ich wenig dafür gesammelt Es giebt in der Literatur gewisse Männer, deren Name sich fortpflanzt, weil sie durch eine ruhige Folge von Arbeiten ganz erwiesen, wieviel Herrliches in dem Volke geboren, die Einzelnen, die dieses alles erzeugt, verschwinden wie die Namen der tapfersten Soldaten, die früher erschlagen worden, ehe sie das Kreutz der Ehrenlegion erhalten, was soll man nun diese vergessene Namen herausbringen, wenn man am Ende nichts mehr von ihnen weiß, als ihren Namen. Was hilft es mir zu wissen welcher Charackter Göthe Mignon veranlast, ob er in Dusseldorf oder Frankfurt, wie die Schauspieldichter geheissen, deren Stücke Schakespeare wiedergeboren, ein Stück mehr ist besser als die ganze Literaturgeschichte; über die man jezt die Literatur vergist. Deutschland hat jezt fast nichts Eigenes als die allgemeine Fertigkeit 729
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Anhang IV
über alles zu schwatzen um für nichts was zu thun, so möchte es jezt auch, daß ihm Spanien alles wiedererfechte, was es aus Nachlässigkeit verloren.
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Ç870.E An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 26. September 1808È
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An F. v Stael 26 Sept Ich habe ihre Einladung nicht vergessen, wie kann ich etwas Wohlwollendes und Angenehmes vergessen, aber ich wurde an den Rhein gelockt und wer kann gegen den Strom schwimmen. Unterdessen bin ich von Nebeln eingesponnen ich muß für das Haus sorgen. Ich warte auf etwas Ausserordentliches ich rede so lässig von der Zeit, weil ich ein Zeitungsschreiber. Dankbar bin ich den Zeitungen, daß sie mir zuweilen Nachricht von Ihnen geben, daß sie nach Wien gehen, wenn die Erfurter Glocke nicht anders schlägt. Das Spanische Theater scheint zu gefallen, man wartet sehnlich auf die Fortsetzung. Es wäre mir reizend zur Weinlese in C. zu seyn; die süssen Trauben am rauschenden Gestade des Genfersees sind mir noch frisch im Gedächtniß, die dunkle Felsenecke Lausanne gegenüber und den frischen Wind daher kenne ich auch noch und das mannigfaltige Luftmeer, das ich tagelang unruhig anschaute, ob kein Komet kommen wollte. Aber ich meine, man soll nicht recht vergnügt seyn in dieser Zeit Ç865.E An Johann Friedrich Reichardt, vmtl. 25. oder 26. September 1808È
An Reichardt Es ist so fast und jezt ein Jahr, daß wir zogen durch die Wüsten und erregten das Gelüsten aller Bauern mit dem Schinken, der so lieblich thäte blinken, mit dem Kuchen, den ich oftmals thät versuchen, mit dem Brodt, das da tröstet alle Noth, mit dem Weine, den wir tranken ganz alleine, darum war ein allgemeines Trauern aller Bauern.
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Ç866.E An Bettina Brentano, 25. September 1808È
An B. B. 25 Sept Heidel. Meine Gedanken haben dich und den schmalgeleisten Wagen festgehalten Ich denke, wie du unter der Pracht jener unvergeßlichen blauen 730
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ÇNr. 888.EÈ
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Traubenfenster wandelst oder von der Burg herab bey den zerhackten Kaiserbetten das alte Lustlager aller der unzähligen Soldaten und Kanonen siehst, die wir als Kinder zerbrochen. Ich danke deiner Art von Betrachtsamkeit und Untersuchungseifer, daß ich mich bey lebendigem Leibe secire, ich hebe dieses oder jenes aus, wie wir zusammengewesen, mach einen Haken daran und richte damit mein Zimmer recht angenehm ein, wir sind die Staffage von unsern Gedanken. Der Weg ist nicht der rechte, aber du hast mich zu oft darauf geführt, ich komme darauf in Gedanken. Ich fehlte besonders in Aschaffenburg als ich deinem Wagen nachsah und als ich ihn verlor mich in die Schlangenwege des Gartens stürzte. Ich verliere alles Zutrauen zu mir selber, während ich den Jahrtag feire und mich nach dir sehne verliebe ich mich noch einmal. Ach Gott wie that es mir leid, daß ich vor dem Thore von Aschaffenburg vor dem Kreutze nicht niederfallen konnte, wie gern möcht ich jezt wallfahrten und doch seh ich aus meiner Fehlerhaftigkeit, daß ich recht hatte, mir nur selten in erster Aufwallung zu folgen. Ç882.E An Bettina Brentano, 11. Oktober 1808È
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11 Okt. Schönberg macht die Fernen mit einer Sehnsucht, daß seine Nahen feist und wie durch eine Brille angesehen eckig und in sich ohne Zusammenhang werden. In der Gallerie fehlt ein Hauptbild, an dem sich alles wie an ein Gebirge anliegt. Heute wollen wir lustig seyn, morgen kommen Franzosen, schlachten unser fettes Schwein, nehmen unsre Hosen Ç888.E An Clemens Brentano, 25. Oktober 1808È
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An C. B. d* 25 Oktob Grimm machte eine kleine christliche Skizze, worin er viel fremdartige selbsterfundene Blumen anbrachte, das veranlasst mich uber christliche Symbolick zu sammeln, so wohl die Naturkörper als auch die Bezeichnungen, die allgemein allegorisch galten; dahin gehören besonders die in der Baukunst. Die allegorischen Selbsterfinder, die Allegorie schon als Gegenstand nicht als Mittel betrachteten gehören nicht hieher – Die Blätter feiern schnell noch mit ihren letzten hellen Farben, weil der Winter schnell anrückt 731
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Anhang IV
Ç896.E An Joseph Görres, 22. Oktober 1808È r
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Die älteren Gelehrten haben sympathetische Augen, mit denen sie auch die schwärzeste Dinte entfärben so sehen sie immer nichts auf dem Wechsel anderer Leute und verweigern die Tratten. Ç895.E An Bettina Brentano, 22. Oktober 1808È
An B B. 22 Oktob Effektstücke, französische Schule, das springt über die Zunge und das ist keine Klinge, vielmehr wird es dadurch lebendig und klingt allerwärts wieder. Fr. Winkel harfenirt ossianisch, malt mit beendigter Fertigkeit, spricht viel Sprachen u. s. w und wie schändlich der Ruf mit Mädchen von einigem wirklichen Talente umgeht, sie ist mir von braven Leuten als ein Scheusal moderner naseweiser Bildung ausgeschrieen Correspondentin von Göthe, männlich vielleicht weiß und altklug wie eine Schildkröte, wenn es die wäre, wobey ihm die Rosen wiederblühn! Ich soll meinen Stolz aufopfern, man kann sich wohl ganz aber nicht stückweis aufopfern und wie der Korporal sagt eine zerhauene Hand ist keine Hand mehr, es ist nur ein Stummel. Nur das Schlechte läst sich abgewöhnen und gehört mein Stolz dazu, so wird er sich endlich wohl ablösen
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Ç900.E An Bettina Brentano, 4. November 1808È
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An B B d* 4 Nov Ich lebte in lustigen Colophoniumblitzen. Bertinotti ein verkleideter Castrat soganz Metal und Instrument, Essler ohne Quacksalberey, Und denk dir das Glück, im ersten Augenblick wo mir die Geschichte nicht mehr mit erstem Reitze zusprach fand ich einen Heidl. Kutscher, der mich hieher versetzte. Gefallen dir meine Lieder. Tieck versichert daß ich kein Dichter bin, ich denke dabey an meine Hofmeister, die mir immer das verboten, woran ich eine einsame stille Freude hatte. Wohl dem, den noch eine Seele hört; ich meine zuweilen daß meine Freundschaft für ihn sehr einseitig es ist mir oft so und oft das Gegentheil und die Freundschaft scheint ein Doppelbecher, der oben und unten gehölt, wer nicht aus einem mit einem trinkt, da verschüttet sich der Wein auf dem Boden beym Umdrehen und es füllt sich immer nur für einen 732
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ÇNr. 903.EÈ
Ç901.E An Clemens Brentano, 4. November 1808È
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An C. B. 4 Nov Eilende Wolken, blinde Passagiere, wer mit euch wandelte, mit euch führe. Er hat das breite und dicke und sanfte der Oehlfarbe er muß sich darin versuchen. Sag ihm nichts über sein Wesen, weder Lob noch Tadel, so trüglich so schädlich sind solche Urtheile, ein frommes Herz kann viel, es gehört zum leeren Hochmuth unsrer Zeit, daß wenn einer nur irgend etwas ist, er alle Leute zu durchschauen meint. So auch Tieck mit seiner Jenenser Beurtheilung von mir. Ich begreif nicht, wie man zum Gespräch kommen kann, ob ein andrer ein Dichter sey. Der Teufel weiß ob Gothe Tieck u a ... Dichter sind, aber einzelne ihrer Werke haben mir etwas gezeigt, was im Leben nicht zum Stand kommt und zum Schuß, sey es viel oder wenig wer so etwas liefert, hat wirklich gedichtet. Ich fühle, daß ich einiges der Art in meiner Seele getragen, aber mannigfaltiges Unglück Zerstreuung Leichtsinn haben mich vielleicht entheiligt, vielleicht wird es hin und wieder durch scheinen, es wird nicht untergehen im ewig liebevollen Herzen, das durch alle Welt schlägt. Hat dir das Glück wohlwollend die Arme gereicht und ist dir auch vieles entrissen, du hast es doch mit innigem Leben genossen, thue das Deine, wenn ich wünschen möchte ein grösserer Dichter als du seyn so wäre es, daß ich nicht als der Eigennützige erscheinen möchte in unsrer Freundschaft.
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Ç904.E An Franz Brand, 5. November 1808È 425
An Brandes d* 5 Nov Jüngere Meerbusen. Nordliches Gesicht, deren Mimick nur in der Nähe sichtbar, in der Entfernung der Zuschauer unbeweglich. Für Schauspieler und Erzieher gehört ein gewaltig Gesicht, das mehr andeutet als dahinter. Schlank, grosser Fuß, Nachlassig im Morgenanzug.
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Ç903.E An Bettina Brentano, 5. November 1808È
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An B B. 5 Nov Göthe hasst die Privattheater weil er die Anstrengung der eigentlichen Schauspieler kennt, er spielte selbst wohl aber nur mit Schauspielern. Indessen stumpft Uebung doch die meisten ab, die ohne Kunstsinn und faltet in gewisser Manier wie alte Tafeldecker die Servietten. Burgund, Klara von Hoheneichen Hendel lehrt ihm Takt der Chöre, die 733
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Anhang IV
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sonst brummten, als wenn eine Katze auf der Orgelklaviatur läuft. Hendel als Orl. Mutter und Weltgeschichte, sie malte mit den Menschen so schnell, wie ein Maler in der Komödie, der blos den Staub vom Gemälde abwischt statt zu mahlen Männer ungeschickter als Damen. Lachen lauter Der lange Christus im Schosse. Ein lächerlich Ereigniß bey der Empfängniß. Es war das erste also hatte noch nicht jeder seine Ruhe sie fuhr mitten in die Höhe, der Faden ihrer innern Empfindung würde abgerissen der Fluß verstopft, wenn nicht vollkommne Stille, Schornsteinfegen in allen Kehlen, Stille, da erfolgte die Empfangniß. Seit dem zweyten Jahre ist sie auf den Theater, wo sie zuerst den Pierrot spielte, zuletzt Colombine und Harlekinette! Meine nicht daß ich einen Augenblick verliebt, der Ausdruck bekommt in Versen oft unwillkührlich eine Verbindlichkeit wie in warmen Sommer abenden, oder beym Wiedersehen. Ein werther ernster Kunstcharacter, nur sonst lächerlich, weil C sie durch allerley Ueberraschungen in Verlegenheit gesetzt hatte. Sie spricht allen nach und weiß alles Lächerliche an sich selbst, unverwüstlich wie ein polnisch Pferd, vierzehn mal in drey Wochen stillend die Jungfrau. – Freude sey Freude, Sorge sey Sorge und wo man in der Seele uneins suche man nicht einig zu scheinen, die Schmeicheley ist Vogelleim zieht an bis man dann hänget drein.
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Ç906.E An Charlotte Schwinck, 8. November 1808È
An C Schwinck d* 8 Nov Meine verzögerte Abreise wird mir Werth da S. Ankunft. Er fand mein Zimmer wie immer unordentlich angefüllt, was ich berühre hängt mir an, nicht weil es mich lieb hat, sondern weil ich nicht davon lassen kann. Ihre guten Neuigkeiten sollt ich hassen, wie ein Spielkamerad junger Prinzen so tret ich immer mehr zurück, so wie sie heranwachsen und selbst die erinnernde Gutmüthigkeit, die sich dann einen Augenblick in alte Zeit versetzt, ist dem Diener dann das Kränkendste. Mir schwebt ihre Tochter auf einem Engländer und wie die Phantasie keine Grenzen zwischen dem Wirklichen und dem Möglichen zu bewahren weiß, so sehe ich sie stehend auf einem Bein darauf die Hand in der Seite mit der andern spielt sie Ball, alles nach der Musick, und ich bin das Pferd und muß danach laufen, man hat mir aber Scheuklappen angemacht, daß ich dies alles nicht selbst sehe, sondern nur 734
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ÇNr. 907.EÈ
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aus dem Beyfall der Menge schliesse, daß ich recht hatte mich einer Macht zu unterwerfen, die alle lobpreisen. Was denk ich schon auf neue zierliche Schritte. Antoinette kann ich mir recht gut denken ganz erwachsen, sie sieht nicht mehr über die Staketen, liest in der Bibel, vergist aber bey der Confirmation im Rothwerden die Fragen. Nachher wird sie sehr bitten auch mitzureisen Lottchen in Gedanken uber ein Nippe, Friederike schelmisch, George schleicht als ein Verbrecher wegen vieler abgebrochner Blumen. Es gibt kein ander Rath, als keinem andern allzusehr zu folgen, der seinen eignen Weg geht. Wer zum erstenmal zu Schiff geht meint immer es werde umschlagen wenn es am besten geht. Mag er alles mit Lust thun, was er thun muß. Wer sich uber vieles ärgert, muß ÇsÈich uber vielmehr noch freuen Die göttliche Bertinotti ist abscheulig hat eine haarigte Warze auf der Backe wie ein altes fussliches seidnes Sopha, wo die Pferdehaare sich durchgerieben Sie und die Hendel Fenster an Fenster unter Nachtmusik. C’ est a` vous. – Non C’ est a` vous. Scene zur Ombre chinoise.
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Ç909.E An Bettina Brentano, 9. November 1808È
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An B B. d* 9 Nov Delphi ist weggestorben eh ich sie gesehen. Was man nicht mit Bescheidenheit versäumt, es ist jedes Interesse schmerzlich, das zu nichts wird Ç907.E An Karl Schmidthammer, 8. November 1808È
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An Schmidthammer. 8 Nov Grossere Arbeiten lassen sich aus Bruchstücken schwer empfinden. Wortpracht darf nur beym Redner den Gedanken beherrschen nicht beym Dichter Ueber die Wahl Gott u Christus verwundre ich mich nicht, in ihrem Alter beschäftigten mich ähnliche Arbeiten, ich lernte erst später dichten wie Milton und Klopstock nichts gegen die vollendete epische Erzählung der Bibel und Legenden. Ich bin kein ÇKritikerÈ nicht habe nur allmählig gelernt die Eigenthümlichkeit in mir und andern erkennen und so achte ich auch in Klopstock und Milton was aus so frommer Quelle Ursprungs ist. Ein reiches hohes innres Leben bildet den Dichter, das Glück gehört aber auch dazu daß er reife zu aller Freude 735
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Anhang IV
Ç915.E An Friedrich Herrmann, 14. November 1808È
An Herrmann Heidl 14 Nov Was in Deutschland noch Lebensmuth hat ist selbst Schriftsteller und kauft nicht, die ubrigen haben zuviel schon räsonniren gehört. Sie wollen Spezielles, ergreifen Sie das Interesse der Feuerbrände ohne sich am Rauch zu beschmutzen. Der Titel ist zu eng, in der Geschichte wechselt das Erhebende mit dem Niederschlagenden. Intelligenzblat für Tagsneuigkeiten unabhängig vom ubrigen. Erstes hartes Probehalbejahr.
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Ç919.E An Bettina Brentano, 18. November 1808È
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Frankfurt 18. Göthe Familienbild. Die Mutter als Scheferin pathetisch erzählt eine Geschichte, der Alte eine Hand in der Jacke, die andre an den Rippen herunter streichen mißbilligt, es ist zufad, thut zuviel Effekt. Der junge giebt auf nichts achtung, schirrt sein Scheflein die Schwester scheint hart; die verlornen Kinder hinten als Genien. Ich beneide, nicht daß du es hast, sondern daß es ein halbjahr ungesehen auf deinem Zimmer steht. Die Jungfer ist das vertrauteste Gesicht. Als ich aus der Bewegung des Wagens zu mich kam meinte ich alle bangÇxxxÈ. Ball. Streit. Böckh und ich wir küssen dir die Hand
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Schwarze Dächer. Der Frost steigt im Rauch des Gest auf. Jungster Tag, Gerichtswege Ich drehe mich springend noch einmal in schöner Gegend herum Ç935.E An Bettina Brentano, 8. Dezember 1808È
Cassel d* 8 Dec 1808 Es ist schlimmer, es liegt mir nichts dran, ich hätte keinen Tag leben können ehe ich mich gerechtfertigt, Stunden, euch muß ich betrauern, die in Zeiten der Erwartung, hoffend fürchtend hingeschwunden wie bey eines Kranken Wartung, sah ich noch den Puls der Zeiten, wollt sie mit Gebeten leiten. Ihr Gebete unerhoret Und du Hoffnung unerfüllet, und die Klugheit die belehret, und mein Glauben der erkühlet, scheint mir wie die alte Schöne, höret sie des Tanzes Töne. Ach so hör ich diesen Brunnen Wie 736
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die böse Ahndung wieder, wie die Schonheit ist verschwunden, also sinkt ein Schnee hernieder der geformt zum schonsten Bilde, strahlt die Sonn mit glühen Schilde. Wärst du nur in dem Umarmen, mir zerflossen und verschwunden, das erlosch wo all Erwarmen, Angedenken jener Stunden aber ich muß mit der Sonne Wenig Erde muß ich finden, Wo der Göttin bild gestanden. Hoffnung dich hat ich gebunden an den Roßschweif kühner Reiter, ach wie bist du so verschwunden, und du kannst nun gar nicht weiter, Wurdest in den Koth getreten, auch die Anker hat zerissen. Glaube dich hab ich gesetzet auf das schwereste Geschütze, das das bebend Haus entsetzet, hat erbebet, ehe die Sprütze die zum Feuerlöschen ziehet und vom Feuer selbst erglühet. Liebe dich hab ich verehret in dem Bild aus Schnee gefunden, ach wie hat es sich verkehret, euch betraure ich ihr Stunden, die der Liebe, Hoffnung Glauben Von der Zeit sich lassen Rauben. Eine Schiffbrücke.
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Ç936.E An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 8. Dezember 1808È 560
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An Stael Cassel 8 Dec 8. Wie mahlen Sie das Leben ihrer Hausgenossen so schön zwischen Arbeit und Geselligkeit getheilt, ich sollte ihnen manches vergessene Verdienst meines Landes bekannt machen, seinen Ruf unter fremden Völkern begründen das unser eigen Land dann mit Staunen aus den Werke einer edlen Fremden kennen lernte. Und doch kann ich nicht folgen und strecke meine Arme nach ihnen aus wie Leute von der Natur zum Schwimmen gezwungen werden, die sich ins Wasser stürzen Ich bin eine Treue Seele und das ist das Einzige was in mir taugt und was hätten Sie dann in den steten Abwechselungen Ihres Hauses anfangen wollen, ich würde ihnen bald lästig geworden seyn, was ich je erlebt, woran ich je gehangen, das trage ich noch alles in mir und zu dem ich komme, da lege ich den ganzen Reisebündel nieder. Ich würde es Ihnen verdenken wenn sie bey so vielen Talenten nicht herrschen wollten in Ihrem Kreise, den Sie beleben, aber ich kann nicht dienen, ich würde bald neidisch werden auf alle die Ueberlegenheiten, die Ihnen so reichlich verliehen – und so suche ich tausend Gründe um zu beschönigen daß ich hart gegen mich. Eine Weisung ist mein Los, wofür ich nicht einmal einen Kuß erhalte bey Gott. Undank ist Landessitte. 737
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Anhang IV
Ç939.E An Bettina Brentano, 15. Dezember 1808È
Cassel d* 15 Nov 1808. L.. Das Bette wie ein Tempel mit Stufen, die Furien abzuhalten von der erschossnen Seele. – O Menschlein hinter dem Dornbusch warum zeigst du mir lauter Dornen und nie dich selbst, du verwischest deine Spur wie die wilden Stämme Amerikas oder du hängst einen Stock an wie an Schlitten um den Wölfen einzubilden, es sey ein gefahrlich Thier.. Mit entweder Oder, Satz und Gegensatz, leben und sterben das hab ich alles überlebt oder überstorben, ich stoß zuerst in die Zauberflöten Trompeten, wenn einer diese philosophische Feuer und Wasserprobe bestehen will, sie schadet niemand, Cindel, geöltes Papier oft auch Puppen statt Schauspieler. Was ich schätze ist Auszeichnung im Gewöhnlichen in der selbst das Höchste nicht ungewöhnlich scheint, mag jeder so nahe kommen, als es die Bewegung der Erdscheibe erlaubt.. Achte nicht darauf, wo ich abgespannt, ein guter Mahler lernt auch ohne immer zu malen. – Reichardts voll ruhigen Daseyns ohne Trägheit oder Stillestand.
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Ç940. An Ludwig Emil Grimm, 15. Dezember 1808È
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An L. Grimm d* 15. Nov Es wird jedes Unternehmen lieber, woran andre durch gute Wünsche und Rath theil nehmen, es macht aufmerksamer auf die Zeit und auf die Gelegenheit wo wir andern vertrauliche Rechenschaft geben man wird sich selbst deutlicher, fördert was vernachlässigt und sucht auf, was fehlt. Viel muß versucht werden um das Rechte zu finden mißlungene Arbeit und falscher Tadel müssen sie nicht gleichgültig machen gegen andrer Urtheil und gegen eigne Einfälle, im Dutzend ist immer einer werth. Keine Arbeit ist ganz verloren, die mit Lust angefangen und durchgeführt. keine Kenntniß ist überflüssig, keine Uebung unnütz, Folge und rascher Fleiß, geben zu allem auch zur Erholung Zeit. Unter Kunstgenossen lernen sie soviel sie können von jedem, für ihre Freundschaft wahlen sie aus den Uebereinstimmendsten, zu ihrem Meister nur den Besten, so auch im Lesen. Bibel, Homer Vasari den letzten um zu sehen, welche Schwierigkeiten Liebe zur Kunst überwand. Diese Liebe zur Kunst nicht eine blosse allgemeine 738
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15. Januar 1809
Begeisterung dafür, wie jezt haufig, noch eine blosse antheillose Handarbeit zu ihrem Dienst, sondern beydes verbunden in frommen Herzen. Ich wünsche Ihnen Gedeihen wie mir und nehmen sie diesen Rath nicht hoher oder geringer auf als ich ihn meine 620
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Ç947.E An Bettina Brentano, 30. Dezember 1808È
B B. Berlin d* 30 Dec Für alles ein Vaterunser. Was ich Poesie nenne braucht keine Erläuterung, selbst wenn manches Einzelne unverständig Einem das zu beweisen ist so unmoglich als dir darzuthun, daß du dich an einem Orte gefällst, wo du dich wegwünschest. Die Leute sagen mir, was sie drüber sagen, ist besser als was drin gesagt ist, so ging es mir mit einem Fr. dem ich den Fausts Göthen entwickelte. – Mein Arm ist müd von Tragen. Schauerlich ein Haus mit Feuerlerm zu erwecken, das für mich schon ausgestorben, die lieben Kinder der Verstorbenen im rothen Feuerschein zu sehen, wie sie gewachsen mit Schweis und Eis überdeckt. Die Hoffnung ist klein, Erinnrung mein der Himmel trüb und du sehr lieb. ÇAn Friedrich Carl von Savigny, 15. Januar 1809È
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An Savigny Berlin d* 15. Jan 9. Ein blosser Einfall ist darum nicht zu gering zu nehmen, die Menschen ständen wie Festungen nebeneinander wenn nicht so ein Einfall die Mauern niederstürzte. Daß einer in den andern hinein sähe. Thut mir einer zu wehe, so hat mir ein andrer vielleicht zu wohl gethan. Göthe. Man muß nicht mit dem Wirth Händel anfangen, hat man Streit mit den Gästen. Sein gebunden Exemplar weil es sonst zerlesen. In Weimar ist Kritick schlechter Ton und Niederträchtigkeit, es gehört zur Elendigkeit unsrer Zeit, daß einer dem andern zu verleiden sucht, was ihm lieb ist. Heidelberg ist mir noch lieb, die Amme die ein Kind groß säugt schlägt es nicht gern, wenn es noch so ungezogen ÇAn Clemens Brentano, 15. Januar 1809È
An Clemens Ich bin in meinem gelehrten Reitstalle wie das Judenpferd mit der Mähne wie ein Trauerflor, Beine wie Paukenschlegel und weiß alle 739
II/12r
Anhang IV
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Wege denn es geht sieben Jahr im Postwagen. Ich will deine Schriften rez. es weht mir daraus recht warm an, rings aber ist tiefer Schnee ÇxxxÈ Und wie ich sie besitze dieß ist ein schon Geheimniß und soll unter uns bleiben, denn die schämigste Frau ist die Reitzendste, und mir ist das kleine Geheimnis mehr als aller Schimpf Dalton fleissige Kunstnatur, vielleicht etwas eingebildet auf ein Paar Erfahrungen mit Weibern. Nichts thut mir unter dem Ausgestorbenen so leid, als das eingerissene alte Schloß, wo Tieck mein Michel Angelo und Weisser Benvenuto war, wo in so herrlicher Aussicht Göthes Park sich so vergeistigt wie irgend eins seiner Werke, schwarz auf weiß von dir vorgelesen – da lebten mir die Mediceer. Der Herzog ist wunderlich getrieben zum Einreissen, es mag ein groß Vergnügen seyn in schlechter Zeit Zwey Cameraobscura, wozu Falk die Veranlassung, er ist nicht verloren wenn er spuckt 1) Die Bertinotti und Hendel kommen ans Fenster wegen eines Liedes, das zur Ehre anfängt komplimentiren sich, es wird ein Schandlied, sie nehmen die Nachttöpfe, die Zuschauer schiessen Schwärmer, der Nachtwächter will die zwingen sie stecken ihn voll Schwärmer, sein Abrufen in die Luft giebt den Schlußeffeckt. 2) Die Prügeley über einen Furz in der Postkutsche. Sie geht auseinander und die Streiten sich noch immer Wenn man so etwas gesehen kommt es einem lustiger vor, als denen, die es nachfühlen und darum mag wohl alles, was wirklich allgemein ergriffen, niemals wahr gewesen seyn. Jeder hat sein Bestreben, ich suche diese Berührung mit der Wahrheit und wegen der Hochberg muste das zweyte Stück an den Pfalzgrafen, wie sie den Alten für alle Regierungsverwirrung tröstet Uebrigens hast du recht mit dem unordentlichen Arbeiten, es ist leicht sich zum Papier setzen, aber die Gedanken fliegen, ich bin zu viel herum getrieben ohne daß mich einer so vollkommen gefesselt
ÇAn Bettina Brentano, 15. Januar 1809È
An B B 15 H. sagte ein wunderbares Fr. und was die Leute sagen, die ihre Erde nach allen Graden und Wendekreisen eingetheilt und können sich doch nicht darin zurecht finden. 740
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Die Gewohnheit ist ein grausamer Mörder; er mordet zum Vergnügen, blos um das Blut auszusaugen und würgt ohne zu verzehren, sie nimmt den Reitz und macht auch den Wechsel beschwerlich. Ich bin ihr mit Extrapost ausgewichen und doch hat jeder seine Tabackspfeife, an der er raucht, auch wenn sie ausgebrannt. Die bedrängten Seelen nachdem sie auch die Hoffnung verloren, fragen, ob es denn wirklich einen Gott giebt. Ein Brief von Dir wär mir sicherer als die Hoffnung deines Herkommens, ich möchte auf Jupiters Scepter nicht sitzen, wenn ich nicht darauf schlafen konnte und die Flügel sinken lassen. Nach einem Abend war ich mit der Pflugschaar über eine ausgebrannte Stadt meiner Entwürfe gefahren ich hänge mich an jede Möglichkeit schwalbenartig an sank ich in die Leere wie ein Seiltanzer, der von einem Thurme zum andern sein Seil gespannt zu haben meint und findet es ist nur ein Sonnenstrahl gewesen durch ein Thurmfenster Nachts ärgerten mich Canalgenträume, da kam dein Brief, du wanderst also einsam wie ich, weh Dir daß du ein Madchen bist, Weh uns daß zu nichts mehr Zeit in der Welt als rechtschaffen zu seyn und die Wahrheit zu sagen Göthe empfing mich mit zwey Küssen, mag ihm der Gott lohnen mit zwey Küssen hoherer Ordnung seine Lippen wie die Finger grosser Musiker haben eigne Ausbildung und Bewegung man fühlt wie er die Sprache wunderbar erregen und verbinden kann Wir sind alle verliebt sagt Gothe. Es ist alles wie es sey sollte, es ist genug Daltons Corregio ein Madchen im schönen Stufenalter zur Weiblichkeit, das Köpfchen so breit auf den schwachen Schultern, die Haare voll Nachschuß unter sich der hervordringt, das Lebensalter ist göttlich zu verehren, ich möchte es mit lauter Schäferspielen umzäunen, daß ihm Trauer und Wildheit erst begegneten wo es sie überwinden könnte, es ruht in dem Alter die Schöpfung des Lebens.
ÇAn Hans von Schlitz, 18. Januar 1809È
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An Schlitz 18 Jan. Himmel laß mich einen Schatz finden und ich will viel Gutes thun. Ich denke auf eine Hofmeister stelle bey Prinzen, ich kann Federn schneiden 741
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Anhang IV
ÇAn Joseph Görres, 23. Januar 1809È
II/14r
An Gores d* 23 Jan 9 Sie werden mir bleiben wenn die Heidelberger längst ihre Aepfel 1 1 1 aufgegessen. Waß Universitatenvereinigung 8 x 4 = 32 Mensch. Saure Gährung, Essig ist vielleicht nöthig zur Conservation der Zeit vinaigre du premier voleur. Sie uberlassen sich zu sehr dem Unmuth, freilich ich weiß wie es thut, wenn einem die Sterne vom Himmel fallen und man durch das Dunkel schaut um einen Gott zu finden, der einem widerstehen kann. Wie soll man auch der Zeit den Schmerz entziehen, der in ihr liegt, aber weil ihn alle fühlen, so ist nur die Lust was werth, die jedem eigenthümlich allen mittheilbar
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ÇAn Jacob und Wilhelm Grimm, 23. Januar 1809È
An Grimms 23 Jan 9 Ihr werthen Dioskuren, der eine beym König, der andre bey Reichardts; Koch der Jokey mit der Schnapsflasche thörigte Anwendung des Braunianismus zur Vertreibung der Hypochondrie; bey Studenten heist es Genie, beym lutherischen Prediger Tollheit. Der ganze Weg bis Petersburg steht voll erfrorner Schildwachen, wie eine Kirchenmauer Jede Familie hat ihre Wurzel, die sie selbst und keiner bemerkt, solange sie mit den Aesten hinüberragt, laßt einen Windbruch kommen so sieht sie jeder.
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ÇAn Johann Georg Zimmer, 25. Januar 1809È
An Zimmer. Nur ja nicht eins über das andre vergessen, alles neben einander zurichten, jedes zur rechten Zeit, das ist die Kunst. Ich wollte es wäre schon alles Gute in der Welt ausgegoren und wir tränken zusammen vom Besten. Ihnen fallen doch nicht die Augen zu und das Geld zur Tasche heraus
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ÇAn Charlotte Schwinck, 2. Februar 1809È
An Md Sk Berlin 2 Feb. 9 Ich bin von Schreibseligkeit hingerissen allen Nachtwachtern zum Trotz bewahr ich noch das Licht meines Verstandes und das Feuer meines Herzens 742
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2. März 1809
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Kommt der König nicht bald so wird alles kalt, kalte Küche. Reichardtens schöner Familenkreis und doch thaten sie mir leid, wie die Statuen die von Rom nach Paris geführt sind, Giebichenstein war ihr Rom, in Cassel stehn sie schlecht. Ueber meinem Bette hängt eine wunderliche Landschaft mit einer Brücke, die Gott weiß wohin führt, ich hoffe daß sie mich diese Nacht nach K bringt Sehe ich Leute daher, so haben wir uns miteinander als wenn wir das was rechts erlebt hätten ÇAn Bettina Brentano, 3. Februar 1809È
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An B. B. 3 Feb 9. Du lebst in Musick und die Musick lebt in dir, daß es euch beyden wohl zusammengehe, treulich und zart. Du kennst mein Art, es ist mir nichts thörigter als sich über irgend eine Art Musick zu ärgern, die schlechteste ist noch besser als keine. Kirchenmusicken werden jezt so wenig gehört, die ernste Oper muß den Menschen die Stelle ersetzen daher ist ein Tedeum in dem Style jezt sehr passreich, besonders wenn der Himmel sagt, keine Ursach. In den Gängen des Schlosses sah ich all die alten Vermählungen vorruberziehen, ich stellte mich in Ordnung, wenn ein Auge aus hohem Haupte auf mich fallen sollte, da that mir das Knie weh, wenn ein Mensch ganz gesund lebte müste er nach Gefallen innerhalb oder ausserhalb der Welt leben können. Doch weg mit Sorgen, die Sonne scheint warm in mein Zimmer, manches Gras ist unter dem Schnee noch grün geblieben, und die rieselnden Bäche die in allen Tönen das Land durchbraussen und die ’n Kriegsnachrichten, es ist ein gewaltig Orchester und die Stimmen im Wettlauf
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ÇAn Bettina Brentano, 2. März 1809È
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An B. B. 2 Marz A. S. versprochen mit W. – es schmerzt die Stelle, wo ein Zahn ausgerissen Daß dir die Leute zu nichts werden, davon miß ihnen nicht die Schuld ganz bey, es ist sehr viel werth, etwas in der Reinheit des ersten Verhältnisses zu bewahren. vor allem ist aber göttlich die Achtung vor den Menschen, nach der sie noch immer mehr und besser geachtet werden, als alles, was wir in sie hinein geträumt und gedacht haben. Die Götter lassen sich nicht zwingen, sie wollen ihre Zeit haben und so hab ich auch als Mensch die meine, wo ich dich wiedersehe 743
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Anhang IV
Ich erwarte dein Bild um zu sehen, wie ein andrer dich gesehen, solch Bild ist so folgsam zärtlich dem Willen, wartet und weilt und trägt in des Menschen Ruhe seine stille Bedeutsamkeit, der Mensch aber verwandelt sich stets vor einem. Ich mochte es im Knopfloch tragen als Ehrenmal und darf es nich zeigen – Deck dich in Scharpie lasst Gotzes eiserne Hand dazu kommen
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ÇAn Clemens Brentano, 2. März 1809È
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A. C. B. Deine Geschichte des Volksliedes aus dem Wunderhorne heist Mineralogie aus einem steinergen Gebäude studieren. Es wurde doch offenbar Planlosigkeit verrathen, wenn wir so etwas beabsichtigt und doch die wichtigsten für die Geschichte der Lieder ausgelassen. W der verlobt ist mit A. wird vielleicht wie Apulejus als Esel durch Rosen fressen in einen schönen Prinzen verwandelt. Er hat meine armen Seufzer eingeathmet, die zu lebendig waren um unterzugehen sollte, mögen sie ihm besser gedeihen als mir, Gott machte die Liebe, der Teufel machte sie ihm nach in der Ehe.
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ÇAn Wilhelm Dorow, 6. März 1809È
An Dorow Berlin d* 6 März 9. Des Trompeters Jungferschaft ist herrlich, da steht der Kerl mit dicken Backen und dünnen Beinen. Die Nachrichten von meiner Reise nach Königsb sind meine Wünsche, ist es verändert, so thu ich gut nicht zu kommen, es war mir lieb, wie es war.
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ÇAn Charlotte Schwinck, 6. März 1809È
An M Schwink 6 März Thät ich nicht besser Blumen zum Kranz zu lesen, Gott beeist alles nächtlich, mehr als Glück bezeichnen sie doch nicht. Ein schonerer Theil lebt in ihn und kommt zur Gewährung. Es ist thörigt wie viel Schicksale der Mensch von seinen Wünschen sich träumen läst Der Mensch kommt zu sehr vielem durch eine gesunde Ueberlegung bey Hausmanskost. Da hab ich 3 Stunden bey Landtag, zugebracht, es zerstreute mich. Es wurde von der Sicherheit der Pfandbriefe gesprochen, wenn der Feind das Land besetzt, ich werde Pfandbriefe auf 744
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meine Hofnungen kreiren, die mir von andern besetzt, auf meine Wünsche die andern erfüllt, auf meine Erfahrungen, die mir unnütz und auf meine Zuneigungen, die ausser Cours gesetzt, die ganze Welt könnte mir das Kapital nicht wiederbezahlen, nicht einmal verzinsen ÇAn Bettina Brentano, 12. März 1809È
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An B. B. d* 12 März Liebes liebes Kind so ruf ich vor Deinem Bilde, die Ellbogen auf dem Schoß, die Hände gefaltet darin, wie schnell gehen davon die Stunden das Glas ist angenehm kühl und glat. Mich ergreift ein Gefühl, als hätte ich etwas Unrechtes ergriffen, statt des Buchs sollte ich das Schwerdt nehmen, jezt ist es zu spät, Gewohnheit, die Schlechten sind mir lieber dargestellt, meine Bücher und würde mir dein Bild zerschlagen den Riß deckte kein Lorbeerwald. Wenn es bey euch zu wild wird, fliehet auf mein Gut, wir konnen da unsern Unterhalt erjagen, erfischen, von den Bäumen schütteln – Gesellschaft, zu meiner Anstellung von Humboldt gerathen. Von dir allein strahlen mir Stunden, deren ich gedenke im Herzen Du bist lustig und wie kanns auch anders seyn ÇAn Friedrich August Staegemann, zwischen 12. und 16. März 1809È
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An St. Der allgemeine Widerspruch gegen das neue Gesetz über Ç...È Vorschlag ÇxxxÈ zu unterdrücken Aber er wollte seinen Zweck ÇxxxÈ versucht ÇxxxÈ doch wo es ihm auch heraus daß Sie das nicht ÇxxxÈ indem dabey einen doppelten Zweck zu erreichen ÇxxxÈ ausführlich ÇxxxÈ das gearbeitete Silber für das ÇxxxÈ dabey versäumte er selbst es, wenn sie ihn ÇxxxÈ bey seinem sind ÇxxxÈ eine neue Abgabe sÇxxxÈ
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ÇAn Bettina Brentano, 16. März 1809È
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An B B Berlin d* 16 März Wunderlich wahrend alles uber die Grenze sieht was da passirt, komt ein wüthendes Frauenzimmer und spricht nur von sich und von ihrem Leben und die Aerzte müssen alle zusammenlaufen, die bald ohne so viel Mühe ein Dutzend ehrlicher Leute helfen können. 745
II/16r
Anhang IV
ÇAn Bettina Brentano, 23. März 1809È II/16v
An B. B. Berl 23 Marz Ein wunderlicher Brief, ich hatte ihr die Neigen noch zugetrunken, wie ich auch den vollen Schmerzensbecher an ihr Herz erklingen lassen, das Erz und Stein und doch gut und ehrlich wie diese Ich kann Fabrickträume nicht leiden, was ist denn ein Traum im menschlichen Umgange, wenn er nicht einmal wahr ist. Wir werden von der Politick wie arme Gefangne zwischen Schlaf u Wachen gehalten. Richt dich in allem nach der Witterung, nur nicht gegen mich bleib mir immer heiter und gut
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ÇAn Clemens Brentano, 1. April 1809È
An C B 1 April Ich langte in die Serviettenpresse der Hauslichkeit. Das Museum ist Schelmuffskys Kopf. ÇAn Bettina Brentano, 1. April 1809È
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An B B. Dein Bild sieht zu meiner Unruhe unbekümmert aus, am Himmel wechselt Sonnenschein u Regen. Ich soll für ein Jahr miethen. Wenn ich auf ein Jahr vorausdenke! – Gesellschaften immer frisch eingeschüttelt im Glückbecher, Nummer oder Niethe. bey aller Geselligkeit suche ich ÇauchÈ mein Herz zu erfrischen, ich fühle mit dem Tannenhäuser, Felsen her, der Boden ist mir zu weich, ich tret ihn zusammen. – Ach mach mir Gegenden Stallburgsbrunnen such ich in der Erstarrung wenn ich meine Zimmerbahn marschire. Ich habe nichts mir gegenüber als ein kleine Madchenpension und Tauben oben, die künstlich in ihren Stall zurück gelockt werden.
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)H III* ÇAn Louise Reichardt, 2. April 1809È III/1r
An Louise Reichardt Fritz der Kastanien kanonier. 746
2 Ap* 885
10. April 1809
ÇAn Wilhelm Grimm, 2. April 1809È
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An Wih Grimm d* 2 April Die Rec. wirkt auf Bessere, sie thut unrecht, Hagen hat etwas ausgeführt, wovon die andern blos gesprochen Der Irrthum liegt darin, daß dem Fleise der Meisten das Einstudieren in alter Sprache doch zuviel, sie füllen sie in Gedanken aus, was ihnen noch fehlt. Die A. findet alle Verfluchtigkeiten unterhaltender als die Busse. ÇAn Bettina Brentano, 10. April 1809È
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An B. B. d* 10 April Besorgnisse und Aergernisse machen roh, die Blätter, die Du sorgsam in Monaten auferzogen, fielen im hastigen Erbrechen ungesehen heraus, der Kobold des Selbstversteckens, froh einmal etwas Gutes aufzufangen hatte sie gleich in seine Schatzkammer getragen, die viel wunderbarer noch als was der Meeresgrund birgt, ich habe manches hinein geben müssen, was ich nachher lange vermisst. Aber haben sich diese Blätter von deinen Händen begossen, von deinem Gesange im ersten Blute durchbebt, von deinen Lippen zerknallt vor dem neuen Winter gefürchtet, Die Schneeflocken, wie zerissene himmlische Briefe verdorben mir meine Gartenlust Der weitzielende Amor. Ein altes Weib eröffnet mir morgens den Sonnenschein. Ich frag mich des Morgens im Garten, der recht artig verwildert, hat Pistor seine Leidenschaft dafür verloren. Comodie, die gefährliche Probe am Blocksbergtage, die tolle Lustigkeit ist doch nur noch hier zuhause, von Musick zum Lermen im Uebergange, mit dem Ellenbogen auf dem Tisch, krummer Peter, Gemälde Unterschrift, Verlegenheit Heraushelfen. Finster zu Bette. Seit meinen ersten Jahren hat immer eine unglückselige Seele auf mich warten müssen, wenn ich lustig war, jezt komme ich allein eben so weit. Eine selige Stunde in Palermo, ich stand im Klostergarten und sah über das Blaue Meer nach Deutschland, wärst du doch auch mit dort gewesen, es sah aus wie dein Vaterland seyn müste und wir sehnten uns doch hinüber in dein Mutterland und in mein Vaterland, Deutschland, aber schmerzt nicht dieses Sehnen, es war mir wie eine nothwendige magnetische Richtung Alles kam mir wider in Sehnsucht und Erinnerung, der Rhein, wie wir ihn zusammen umirrt, Genua, Mailand, wie ich es einsam genossen selbst der Luftstrom der Alpen strich 747
III/1v
Anhang IV
mir aus den Bergschluchten bey Palermo entgegen, wieviel hat der Mensch und weiß es nicht, ein Blick in dies selige Thal ist schon so viel und tausende hab ich genossen in wirklichem volständigen Daseyn, und trage sie in mir, über denen die Sonne launig aufgeht, dies zeigt, jenes versteckt, vor allem grüsse ich dies, wo Du mir entgegentrittst und du begegnest mir oft, wo ich die rauschenden Wasser unter Felsen hinangehe und ich trage dich hinüber
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ÇAn Caroline von Sachsen-Weimar-EisenachÈ III/2r
An die Pr: v Weimar Berlin 18 April 9. I. D. lege ich meine Novellen zu Füssen, von denen schon eine das Glück hatte, von ihnen angehört zu werden; die Erinnerung dieses Glücks und der Wunsch, mich da durch Ihrem Gedächtnisse zurückzurufen, verlangten diese Kühnheit, während ich bey dem Gedanken, daß sie vor Ihre Augen zu treten wagen, wohl fühle, wie unzierlich und ungeschickt sie sind: mag mich Ihre Güte bey Ihrer Anmuth entschuldigen, die ich zuweilen kränken muste, um der Wahrheit dieser und jener Zeiten nichts zu vergeben. Im Unscheinbaren soll meist der geheimste Zauber gebunden seyn, wäre doch so etwas zur Entschuldigung meines Buchs darin verschlossen, und möchten die rechten Hände ihn lesen: durchblättern Ihro D. es wenigstens wenn auch das Lesen zu langweilig und die Welt zu kurzweilig werden sollte. I. D. freyergebner.
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ÇAn Friedrich Carl von Savigny, 18. April 1809È III/2v
An S. 18 April 9. Mein Quartier. Schelmuffsky hat mit der Unanständigkeit zuviel Grazie eingebüsst. Ich wunsche guten Sinn und denke an mich.
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ÇAn Wilhelm Grimm, 18. April 1809È
A. Grimm 18. Laß dich nicht abhalten durch Bekanntes, ich bewahrte, was ich konnte und änderte, was ich muste
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18. April 1809
ÇAn Friedrich Wilken, 18. April 1809È
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An Wilcke 18. Zu Böckhs Hochzeit würde ich die Versöhnungsfeyer der juristischen und philosophischen Fakultät als Puppenspieler verkleidet, aufführen. ÇAn Jean Paul, 18. April 1809È
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A. J. P. 18. Sie haben gegrüst aber meinen Wunsch nicht erfüllt, mein Gegengruß ist das Buch, das nach meinen Wunsche ihren Wünschen besser entsprechen mag ÇAn Joseph Görres, 18. April 1809È
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A. Görres 18. Ich wollt es war Mittag und sie träten mit dem blonden Bubchen ein, das seinen Rock voll harter Aepfel zu leeren und erzählten mir, wie es in der Welt stände. Dank daß sie mit einer Meinung stimmen, die ich oft gegen Clemens verfochten, der sechs Tage das Historische aus den Liedern, vernichtete und es am siebenten vertheidigte Von Natur Geheimerath, aus Liebhaberey Instrumentenmacher. Die hiesigen Landes verhandlungen sind bedeutend aber ohne Thätigkeit für mich. Alle Gevattern (Creuzer) reisen fort, weil das Kind nicht geblieben ÇAn Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein, 18. April 1809È
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A. Stael 18. Ich freue mich ihres gesellschaftlichen Andenkens hier. Aber diese Gesellschaft ist zerstreut und verarmt wie durch eine Revoluzion, was Jahrhunderte auf dem armen Boden gesammelt ist mit wenigem Pulver in die Luft gesprengt. Hab ich ich mir doch selbst im Winter eine künstliche Laube erbaut, die mich dem Anblicke der Leute versteckt. Sie haben mich gerühmt den Reisenden, daß Leute, die mich sonst hochmüthig übersahen, ganz neugierig auf mich wurden, so denken sie auch in Gewandtheit ihrer Beredtsamkeit hinzu was ich fühlend nur andeuten konnte. Doch lassen Sie sich durch mein Buch von dem Anblicke wichtiger Begebenheiten nicht stören, ich habe einen geheimen Glauben, daß die Angelegenheiten der Welt besser gehen, wenn 749
III/3r
Anhang IV
bedeutende Menschen über sie denken, wenn sie auch nicht thätig daran seyn können. Gern wäre ich ihr Abschreiber, um alles gleich frisch mit dem Tage, wie es empfangen zu geniessen: Allem Guten Heil, allem Schönen Dauer, helle Morgen zur Arbeit, frohlige Abende zur Erholung wünscht ihnen dem es an dem allen fehlt
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ÇAn Charlotte Schwinck, 18. April 1809È
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An M. Schwink 18. Seyn sie dem Buche so günstig wie mir, wenn es auch alle meine Fehler an sich hat, Ihr Traum den sie so artig erzählen, daß man ihn für wahr halten könnte, erinnert mich an eine sehr werthe F der ich wohl dieses mir übrigbleibende Leben danke Woher wissen Sie von dem Briefeausschicken, es ist Neugierde und die kennen sie schon an mir und ich schäme mich ihrer nie. Was mich eben so Kräftig wie der Trost jener Fremden aus der Enge des eignen Daseyns herausreisst, das auch im höchsten Glücke nichts ist, heraus reisst, sind die Anregungen der Zeit Unfähigkeit sich in französische Form zu fügen Die Gewohnheit ist kein Rock, den man ausziehen kann sondern ein eingewachsener Trauring
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ÇAn Clemens Brentano, 18. April 1809È v
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An Clemens 18. Durchscheinen des wahren Bruder Grafen. Die Worte an Dich überraschten mich selbst, die Zueignung nim auf Dich, wo blosse Neugierde frägt. Ich habe ein Zimmer mehr, als ich brauche, das heist zweye. Der Garten der aus Leidenschaft unter Glas und Ramen der Mistbeete gesetzt ist nun verwildert Das Stück ist meine eigne Geschichte, ich kann doch unmöglich wenn einer Kohl kocht und Kaldaunen dazu haben will, meine eignen Eingeweide dazu herausreissen – Forsche nach der Geschichte deiner Familie
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ÇAn Caroline von Wolzogen, 18. April 1809È
An F. Wohlzogen 18. Kleine Inseln zeigen oft fünfzig Meilen ins Meer ihren Einfluß auf die Luft, so fühl ich auch das kleine Weimar mitten in dem weitläuftigen 750
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18. April 1809
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Berlin, es weht mir eine warme Luft mit jedem Reisenden daher, entgegen. Klingt der Vergleich nicht zu abgeschmackt, so möchte ich Sie mit Ihrem Geschenke mit der kleinen Resterzusammenstellung, die jedem ununterbrochen wohlthuend gütiggeben milde ÇAn Louise Reichardt, 18. April 1809È
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An L. Reichardt 18. Nachricht von Bettine. Brentano und sein Haus ist in Fr. noch viel fremdartiger dort wie bey uns. Das Rheinische ist sehr verschwunden hingegen ist dort viel reichstädtischer Hochmuth. Es fehlt unsern Fürstenhäusern der Sinn jener altitaliänischen, ihr Unglück in Kunstvertraulichkeit zu ertränken. Weimar zu klein und zu arm. Die Geselligkeit ist nur durch einen kalten Hausflur beschrankt, die GraÇÇxxÈÈrig voll edler Anlagen.
III/4r
ÇAn Johann Wolfgang von Goethe, 18. April 1809È
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An Göthe 18. Weimar ist doch ein gar freundlich Stadtlein, es bewegt sich da so manches in einem was sonst in der weiten Welt nicht berührt wird, der vor allem sind sie, H. dort. Die fünf klaren Tage, die ich in Ihrer Nähe feierte, streichen mir in dieser dunklen verworrenen Stadt und Zeit über, wie ein helles Sonnenbild, das eine muthwillige Hand des Schicksals in mein dunkles Zimmer spiegelt, ich springe auf, machte dem hellen scheine nach und alles war nur eine Spiegelung wie auf dem ägyptischen Sande, der Durstende sieht Ströme und Häuser, aber sie sind ihm unerreichlich. Der allgemeine Landeszustand, die rohe Abgabenvertheilung nach scheinbaren Eigenthume, beschränkte alle meine Aussichten, was mir sonst nahe schien, liegt jezt weit entfernt. – Steins Verlust ist nie genug zu bedauern, die gut unter ihm sind nun gelahmt die Städteordnung ebenso, der Landtag, der durch ihn eine bessere Wahl erhalten hatte, bleibt in in abgelebter Trägheit, Heimligkeit und Antheillosigkeit. Besser gehts in den kleinen Stadten, manches Selbstthätige wird erweckt. Thiles Predigt in Reichenbach vergleicht in Kapuzienerbildlichkeit den Wahltag einer Hochzeit mit dem neuen Bürgerthume, ganz einzeln erwehnt er die Morgenbesuche, die Herrenzeche auf dem Rathskeller 751
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Anhang IV
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r
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Silberedikt. Sophisten. Schandgeld Orleans Ein wunderlicher Anblick ists, diese alten und neuen Formen des Silbers, welches eben wie ein Götzenbild mit saubrer bedächtiger Hand, mit sehnlichen Blicken betrachtet, spiegelhell geputzt ist, zerlegt in in ein Chaos aller Formen untersinken zu sehen. Oder wie vorher mit dem Posekel in den kunstreichsten Armleuchtern gewüthet, manchen sehr rührend, denn was sollen die Menschen bewahren, wo es ihnen leicht seyn soll, soviel Gewohnheit aufzugeben. Der Nationalkonvent wagte es nicht, aber hier denkt die Gleichgültigkeit, die sich nicht einmal erinnert, wieviel Fußtritte sie vom Feinde ausgehalten, diese Götzenbilder zu bewahren, kaum hört man noch ein Paar Spottreden, ob silberne Hochzeiten auch gestempelt werden. Kunstwerke, Medaillen sind ausgenommen, – was hilfts, der Hofmedailleur giesst Lichter; berühmte Maler malen Dosen und kommen zu ihrer Bestimmung. Das Geld, was übrig, ist in unrechten Handen. Die Physiker haben ihre galvanischen Batterieen aufgezehrt. Etwas neues Palermo von Schinkel, von einem Klostervorplatze zu überschauen Geistliche über die Geländer gebeugt erfreuen sich noch des gewohnten Anblicks, wie ich des neuen, die Kathedralkirche liegt vor einem wie der Kasten, worin die ganze Stadt eingepackt werden könnte, aus den Klostergärten drengt sich allerley fremdartiges Kraut, noch wunderlicher allerley Bauern singen zur Gitarre bey Cruzifixen. Manches erinnert an Genua, die Kapelle der Rosalie steht wie dort die Festungen, das Clima ist nicht in der Farbe des Landes angedeutet, man denkt sich Alpenfrische hinein. Bury. Schill nährt die Kupferstecher, der Enthusiasmus für Schill ist sehr schön, es ist nicht Schein täglich stellen sich ihm Freywillige. Sehr ausgezeichnet ist er, frey in seinem Kreise, zutraulich, strenge, thätig, empfänglich für alles Neue. Ueberhaupt ist durch die Abschaffung körperlicher Züchtigung ein Fortschrit gemacht, vor dem die alte Bestialität der Offiziere erschrickt; sie sehen mit Schrecken, daß diese stummen Maschienen, die sie sonst kaum zu etwas schieben und stossen konnten, soviel Urtheil und Bildung, wie sie selbst, haben. Humboldt. Restaurateurs in Professoren verwandelt ÇAn Bettina Brentano, 18. April 1809È
An B. B. 18. A. Ich sehe in deinem Briefe, was bey Dir geschieht, ohne daß ein Wort darin, sage mir, wo, wie, wann ich Dir dienen kann, ich habe dich sehr 752
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unschuldig lieb, denn es wird mir jezt erst klar, wo ich ohne Hoffnung bin, Dich bald wiederzu sehen. Du sprachst vom Altwerden, in Deinen Augen ist ein Wunderlicht, das dich immer jung erhält, weh mir, daß ich in diesem Nothstalle dieses Feuers entbehre, das ich oft nachlässig verträumt habe. Einmal nur die Jahre zurückgedreht, hette ich ein Gütchen gekauft, dem Ostein gegenüber, als ich Dich zum erstenmal gesehen, von schönerem Standorte hätt ich die Welt übersehen, denn du wärst mir näher gewesen – nun einsam umhergetrieben hat sich manches ungefälliger entwickelt, ungläubiger unduldsamer Ich glaubte mein Leben reichlich ausgestattet, wo mir ein Madchen ganz zugewandt, Ich spüre etwas Teufeley in mir, hüt Dich, Unglauben, ich glaube Dich dem Kr: zugewandt und da buhle ich mit der Traurigkeit und liebkose die Schmerzen. – Es ward mir gestern finster beym Schreiben Bett. Neue Mädchen conscription, klein zierlich. Anhängen durch die Männer sich winden. Die beyden Parallelknixer. Der bewegliche Oberkörper, wie Raupen die über ein Blat steigen, Einige setzten an wie zum Schliddern andre klatschten mit der Zunge, als wollten sie reiten vorüber ihr Schafe vorüber. Ich bin oft ein Thor gewesen aber immer der Deine. ÇAn Friedrich Creuzer, 22. April 1809È
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An Kreuzer 22 April Die Jahrbücher thun mir leid, eine Bekanntschaft, die eben gut vorhanden, lässt sich durch keine andre ersetzen, auch hat B. das Hinderniß seiner Jugend und eines wohlbewahrten Verkehrs zu bekämpfen, wodurch sich jeder berechtigt glaubt ihn zu beschränken. Auch die Symbolik, uns fehlt ein Werk, wo die ganze Sinnesart der Alten ohne Uebersetzer zu uns übergehen könnte. Erkennen sie in meinen Bedenklichkeiten nur den Wunsch sie in den Verhältnissen wiederzusehen, wo ich Sie so lieb gewonnen, das Glück liegt in jedem Unternehmen sonders, Luft, Wasser, Erde können die Freude über eine erfüllte Thätigkeit nicht vernichten ÇAn Meline Brentano, 28. April 1809È
Meline 28 April Erkennen sie meine Gabe der Wahrsagung, indem ich die Wahrheit sage, lassen Sie sich nicht vergiften, athmen und laufen sie sich gesund 753
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Anhang IV
in italischer Luft. Empfehlen sie mich mit angenehmen Erinnerungen, Franz, ÇxxxÈ Marie, Georg Belly auf dem Tisch Ich wünsche daß mein Buch ihnen nicht mißfalle, so wär es gewiß rein, die Zeit erlaubt nicht es anständig prächtig zu binden, wie so zarte Hände und schöne Augen verlangen. Ein Kuß zum Abschiede ist mir erlaubt
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ÇAn Bettina Brentano, 4. Mai 1808È III/7r
An B B Berlin d* 4 May. Wie freudig springt meine Feder von der schleichenden Arbeit zu diesem Blat. Du lebst, dir ist nichts geschehn, ich sehe nach oben, mir ist noch viel Gutes geblieben und ich kann noch viel verlieren. Die Würfel sind fürchterlich geflogen und mancher Becher zersprungen, aber das Spiel ist nicht zuende und wer am wenigsten zu verlieren, mag das am wenigsten bewahren. Wie soll ich dir mein Mitgefühl beschreiben, eine Hand drückte mich an den Haaren abwechselnd in den Meeresgrund, daß ich vor Qual kaum athmen konnte und stellte mich dann auf eine Alpenhöhe, wo leichte Luft und spielende Sonne mich umgaben, da sah ich mit Jammer, daß dich die andre Hand untertauchte. Schill als die Nachrichten von E Karl Niederlage angekommen sandte spat seine Husaren, redete sie an: Er wolle Deutschland einen freyen Dienst thun, er reite in den Krieg, wer mit wolle möchte folgen, er fordere keinen dazu auf. Da wendete er sein Pferd und ritt seinen Weg und alle mit Jubelgeschrey ihm nach, die übrige Soldaten waren in Aufruhr, daß er sie durch gelassen, einzelne Reiter schlugen sich bey Tage durch die Thore, 250 in der Nacht. Und wär ich dein und du wärst mein, so könnten wir beyde beysammen seyn. ÇAn Wilhelm von Humboldt, 10. Mai 1809È
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An Humboldt 10 May Er ist der eine helle Punkt in der Geschichte. ist Schill gegen Millionen Schlachtvieh, die der Schlachter hin treibt, ein muthiger Stier, der lieber erst gegen ihn anrennt, ist ihm der Tod unvermeidlich, so will er ihn wenigstens durch Ueberzeugung unvermeidlicher Gewalt heiligen, aber seine ersten Schritte begleitet der Sieg und die Würfel klappern noch im Becher. Gluck zu kein Tag vergeht, wo wir nicht sein Lebehoch trinken. 754
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An C. B. Berlin 25 May Die Frau hatte die Feder statt der Hosen genommen Sehr wahr ists, wie klein die menschliche Kriegsmasse gegen den hohen Himmel, die Russische Armee sah wie in ihren Linien wie Abzugsgräben auf Wiesen aus. Des Erzherzogs Unglück erregte unwiderstehliges Mitleid. So fürchte er es mochte keiner bleiben und der franz Gesandte von einem die Contribution fordern Schill. Dessau Damencour Cötergarde. Dodendorf. Blumenthal der den gefangenen Schill erwartet. Ein Offizier fragte ihn, was er erwarte nach Oesterreichs Unglück, kein Engländer war da. Das haben Lichelsky und Kettenburg vor Dodendorf auch gefragt, den andern Tag waren sie todt. Gefecht bey Stendal. Gefecht bey Hitzacker. Dömitz Ohrfeige a la Schill. Wer ist euer Commandant? N-N! Schill ists ÇSchlingelÈ Es sammelt sich um ihn alles das lustige Völkchen, das lieber auf eigne Rechnung sterben will als auf französische, merkwurdig daß Schill er heist und Schiller Räuber und Reiter modellirt hat, wie er sie braucht. Seine Proklamaz* sagt, daß die Sturmglocke, sonst Zeichen des Feuers, jezt die Flammen der Vaterlandsliebe anfachen die friedliche Sense zum Mordschwerdt, und der demüthige Ackergaul die stolzen Feinde darniedertreten sollte. Was mich freut, daß keiner so etwas in ihm gesucht und ist Brutus umgekommen als der letzte Römer, so wird er auch nicht schlechter sterben als letzter Preusse. Domitz ist ihrer, die Besetzung zog ab, die Tollen machten kriegerischen Lermen. Braunschweig. — Dreissigjahriger Krieg. Marsfeld. Schuldigkeit wie Nebukadnezar und Jacob, Zar als Endsilbe fallerie, ne ne zwey Negat. bejahen = ja. Vacat durch Versetzung cabut = caput = Kopf, Kop, Kob. Es fehlt jedem sehr viel, der keine bürgerlich anerkannte Beschäftigung hat, darum thu ich Freydienste. Spargelbeet von Siegellack, Samen nach Bukowan. – Schreckliche Heiterkeit, kein Gott hüllt die geliebteren Menschen in Nebel ein, jede Kugel trift, das Schrecklichste die Gleichgültigkeit, kaum daß einer einem Ertrinkenden die Hand reicht, er wird sich schon selbst helfen! Die Wirthin versagt dem Todten den Eingang. Der offene Mund und eine Schwere in den Augen unterscheidet Ertrunkene
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Anhang IV
ÇAn Friedrich Carl von Savigny, 25. Mai 1809È III/8v
Savigny d* 25 May Ihr habt besser im Kanonenfeuer gestanden als S., die nachfolgenden Tage nach den Unglücke sind dem Herzen schwerer zu ertragen, das immer eher der Gegenwart, als der Zukunft entsagt. Die grossen Kriegsbegebenheiten sind meist so wüst, daß man nicht einmal die Erinnerungen bedeutender Einzelheiten aufbewahrt, ein StudenÇtenÈauflauf ist oft merkwürdiger als die gröste Schlacht, der Einzelne kommt sich als ein unendlich Kleines gegen die Masse vor, es ist mehr vom Schnaps als vom Heldenmuth die Rede
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ÇAn Bettina Brentano, 25. Mai 1809È
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An B B 25 Kaum dem Dunkel tiefer Nacht gestattet die rastlose Wärme Kühle und Erfrischung und wie jene mich in tausend schlechte Gedanken auflöst, so wendet diese mich einig zu Dir, in solcher Zeit reift so mancher gute Entschluß, aber der Himmel verlieh mir einen vergeßlichen Sinn und ein unstätes Glück. Die richtet nun mein Eigensinn wie freundschaftliche Schiffe, die sich im Dunkel nicht erkennen, gegen einander, bis sie sich gegenseitig in die Luft sprengen. Schlegel der Prediger, der wegen eines schiefen Maul sein Licht nicht aus blasen konnte, wenn der zum Lampenputzer beym grösten Theater gemacht wurde. Schill seine Idee treu erweckt er sie in tausenden die sonst wie Millionen andre gegen ihre Ueberzeugung gedient hätten. Er kann vielleicht traurig reden, nie schlecht. Wie manches Morgengebet thu ich aus der Seele jedes armen Deutschen, der in diesem Gewirre streitiger Wünsche seine Augen zu dem grossen Himmel erhebt und den der jugendliche heitre Glanz wie mich bis ins Innere durchdringt. Ich möchte so unter allen Raupen wuthen wie in meinem kleinen Gartchen. Es über fällt mich unter diesem aufstrebenden Grün, unter diesen singenden Grasmücken eine Sehnsucht nach Lieb und Freundschaft, als wenn ich sie noÇchÈ nie genossen, eine träumerische Trägheit lähmt jede Thätigkeit und ich bin mit nichts zufrieden und mit allem, das ist Kriegshypochondrie. Kreistag. Eine Familie, wo immer der langweiligste Schwätzer siegt. Friedenfelde Es überraschte mich so manches Hübsche nahe zu finden 756
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und bey mir solche Wüsteney. Hätte ich mich wie andre früher beschränken gelernt vielleicht wäre es bey mir auch so, aber wenn ich alles in mir gesetzt, so fällt ein Tropflein Honigthau vom Himmel und alles gährt wieder auf, die Blasen steigen, im Grund wie wenig verlang ich und doch find ich es nicht. – Mir ist die alte Feindschaft gegen Oesterreich so ausgeglichen, Haufen von Menschen stehen stundenlang vor dem Hause der Oesterreichischen Gesandten, Friedrich hatte sie alle gegen ihn gebraucht, das Herrliche u und Traurige der ganzen Menschheit, das Schreckliche des Einzelnen trit einem sehr nahe
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ÇAn Bettina Brentano, 4. Juni 1809È
A- B. B. 4 Juni Wie ich vor mir rede in guter und böser Zeit, so schreibe ich Dir ohne Hoffnung, daß Du es hörst oder liesest, und weil sich die Sehnsucht zu euch aus der Asche aufrührt Und doch giebt es auch hier Tage, die Himmel und Erde und alle Ansprüche an gute Gegend aus gleichen, so war mir gestern, heute ist der Himmel eingesturzt, und die Kinder waden aufgeschürzt in dem Wasser vor meinem Fenster, das gestern in prächtigen weissen Wolken droben hinschwamm. Ich ging allein im Thiergarten, das unendlich abwechselnde Grün von hohen Eichen bis zu amerik Ginsterhecken, Platan und Agazie durchgestreift, spielte wie alle Welttheile vor den rom: ital: griech Landhäusern. Bald gingen die Eßglocken, die Kinder sammelten sich aus allen Gartenwinkeln, die Lichter zündete, der offenherzige Sommer hatte alle Thüren geöffnet die Mädchen sangen einander was vor zur Guitarrre und verkrochen sich, wo ich sie behorcht und die Fasanen flatterten in den Gebüschen auf, jeder Athemzug war Wohlgeruch, jeder Schrit ein Vertiefen und eine wandelnde Fülle freundlicher Bilder umlagerte mich bald, daß ich kaum hinausfinden konnte fand ich dich doch darin. Dieser Frühling ist mir wieder verleidet – Schill soll todt seyn und dieses Vorbild aller Edlen, woran Natur und Glück sich viele Jahre froh gearbeitet liegt wie ein Garten nach einem Erdsturz mit allem, die sein Geschick trug im Staube unkentlich. Ich konnte mit erhabnen Worte großthun, wie er würdiger gestorben als seine Feinde ihn überleben, von denen wohl der beste nicht seinem Schlechtesten in die Augen sehn könnte, und doch hat diese Ueberzahl der Schlechten diesen letzten Anker der Guten wirklich ausgerissen. Heute wie ich im 757
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Garten der Raupen fraß jammervoll zusah, wie sie mit allen Listen auf die edlen Bäume sich schwenkten, da ließ sich im Hofe ein blinder Mann mit der Violine, seine Frau mit der Zitter mit einem Kriegsliede auf Schill hören – das immer alles nicht mehr passt, denn da liegt er jezt von dem elendesten Volke angespien, oder er zeufzt auf dem Meere an seinen Wunden Da besoff ich mich in dem Schmerz und weinend ließ mir auch von Pr L. Tode in Colberg singen mitten unter den Waschweibern, die ihre Wasserzuber verliessen und die Hände in die Seite stellten, es ist entsetzlich, wo gar nichts mehr stört und die ganze Seele nur einen grimmen Gedanken erfasst; es ist alles vorüber und es kommt eine andre Zeit hoffnungslos trostlos und die Menschen werden darin scherzen und keine Ahndung haben vom Besseren, wie sie waren ÇAn Wilhelm Grimm, 25. Juni 1809È
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An W. Gr. B. 25 Juny Die in Stocken gerathene Weltgeschichte hält meinen Reisestock fest und ich muß mich mit ihr unnütz herumzerren. ÇAn Bettina Brentano, 25. Juni 1809È
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B. B. B 25 Juny Wer einmal glücklich ist es immer. Schill soll auch wieder leben, er hat den Weg gezeigt. Eine kurze Reise nach Bärwalde unterbrach meinen Brief, ich fand 2. vom 11 u 12 Juny, es spielte mir an mein Herz wie ein Nacht voll hellem Mondschein, die Strasse still, aber viel Gesellschaftsgruppen, die nachhause gehen und sich von ihrem Spiele und von ihrem Tanze unterhalten. Grüß Rumohr, der dich von unsern Helden zu meinem Hemde herunterbringt. Ich nenne unter denen die auf Erden wandeln, keinen meinen Helden alle sind mehr in der Schlechtigkeit ihrer Feinde als in der Treflichkeit ihrer Freunde begründet, das aber ist Teufeley. Schill allein ist in dem reinen Glauben an die Treflichkeit seines Volkes unter gegangen. – Zehn Meilen war ich Dir naher, alles selbst die Tannen hatten einen neuen Staat an, die Grünspechte liefen an den Baumen, ich nuzte die Tage. Unter den Sachsen fühlt noch jeder lebendig daß es aller Uebel höchstes ist, sich einer fremdartigen Natur zu unterwerfen. Ich brachte einen Theil der Nacht in einem 758
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Eisenhammer, welch ein prachtiger Schlag, da ruhten Köpfe darunter, die jezt auf die andern hämmern. und dann blendete ich mir die Augen daß mir die mondhelle Nacht schwarz schien. Der Meister brachte mir eine grosse Idee von seiner Kunst bey, das Beste thut aber das Feuer und so ists in aller Kunst. ÇAn Jacob Grimm, 25. Juni 1809È
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An J Grimm B. d* 25 J 9 Der Gott hat sich im Kanonendonner von Aspern gezeigt, dessen Name kein Mensch führen soll, jener der sich sich selbst vorher rühmte, er richte in seinem Namen steht da wie angedonnert. Nur in der Vergangenheit erkennt der Verstand den Weltplan, wo es aber die Gegenwart fordert, was zur Zukunft emporstrebt, das entbehrt noch des Sonnenlichts, oder es ist davon geblendet. Leb gesund geh deine Strasse, so gehst du recht.
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An L. Reichardt 25 J. Wegen des vielen Wünschens wird so wenig erfüllt. Mein Garten ist schön, weil ihn Betty mit freundlichen braunen Augen gern ansieht, sie macht keine Ansprüche auf komplicirte Unterhaltung – Es ist schwer in einem Roman der Gegenwart sich nicht an einzelnen erlebten Zügen festzuhalten, es ist ein Spallier. Die Gebildeten sollen nicht blos mit der Masse fortwirken ÇAn Bettina Brentano, 14. Juli 1809È
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An B. B. Berlin 14 July Es ist Sontag, ich wehle zum Text, deine Rede sey Ja, Ja, und Nein, Nein, was darüber ist vom Uebel. Es läst sich wieder in deinen Briefen nicht vereinigen, das heist, ich kann es nicht zum Schlusse sage ich, daß du es doch gut und wahr mit mir meinst, daß du es dir vorher weiß machst, wo du mir etwas weiß machen willst, nur muß ich mir oft Winkelmanns Verse wiederholen. Wohl ist kein Tag wie der andre, aber das möchte ich wohl beschwören, daß selbst ein Apriltag nicht in einer Vierthelstunde einen Helden beweinen und sich nicht zufrieden geben, die Welt für ein gutes Kind halten mit dem Haupt in den 759
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Wolken wandeln kann und das soll alles die Kunst thun. Ey Fluch aller Kunst, wenn sie weiter nichts kann, als dem armen Menschen den würdigsten Gedanken, das herrlichste Bild seinen letzten Schatz, die Trauer um vergangene Herlichkeit entreissen um ihn in die Wolken hinein zu schaukeln, bis es sich im Kopfe dreht und im Magen dehnt – ich erinnere mich, daß ich als ein kleiner Bube ein arme Frölen so geängstet habe, die das Schaukeln nicht vertragen konnte. Viel argers wars im zweyten und dritten Briefe, in dem einen willst du hieher oder nach Weimar, ich denke wie alles einzurichten im andern finde ich Dich als Fledermaus im Zelte eines jungen Helden flattern, der Gott um seinen Segen bittet zu etwas, das er gar nicht kennt, der ohne Ueberzeugung handelt, was am ende so schlim als gegen Ueberzeugung, besonders nachdem er so vorlaut seine Ueberzeugung kund gethan bis es Muth kostete sie durch zu führen ich habe nichts Grosses erlebt um über so Grosses abzuurtheilen aber – ich fühle mich ihm nicht kindlich verwandt. Alltäglich ärgert es mich, wie jeder ehrlose Mensch sobald er Glück hat, von den Leuten als ein Werkzeug Gottes angestellt wird, weil sie ihn sonst nicht fassen, das hängt mit der Kurzsichtigkeit zusammen, keiner möchte für die Welt etwas thun, aber jedermann sie fertig sehen, da wird prophezeiht, prädestinirt, geahndet. Mit deinem Briefe voll Reiseplänen hattest du alle Geigen angestrichen, die am Himmel hängen, hätte ich gleich geantwortet und alles entwickelt, das ausgenommen was aus den Wolken fällt, wenn man nicht selbst jemals gestürzt wird: Weite Reisen erlauben mir meine eigne und meines Landes Umstände nicht. Was wollten wir, wenn wir beysammen waren. Die Sterne zählen und Abschied nehmen? Oder wollen wir versuchen, wie lange wir mit einander uns vertragen, wie viel oder wie wenig wir ein ander seyn können in Rast und Ruhe. Der Gedanke eines strengen Einsiedlerlebens, den ich in K. fasste hat seinen Reitz verloren, seit die mich verwundende, so ganz plat und gemein, ohne Zwang oder Ueberredung einen gleichgültigen Menschen, wegen Amt und Einkommen sich hingegeben. Mein Bart ist herunter, ich glaube, daß ich in ihr alles geliebt habe, was zu lieben ist, nur sie selbst nicht. Ich machte Plane auf Anstellung, mich in allerley Leben zu versuchen es ging nicht, jezt laß ich mir eine Büchse machen und will mich einschiessen, nicht als wenn mich das Soldatenleben sehr anzöge oder ich viel Gutes zu leisten hoffte, aber wenn es das harte Leben so will nie ohne meine Ueberzeugung, aber warum sollte ich mir die Möglichkeit wegleugnen, daß es so kommen kann. 760
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Ich bin jezt nicht arm, ich leb ruhig fort aber bey den sonderbaren Verhaltnissen unsres Landes kann mir vielleicht nichts bleiben: Mir bleiben meine Bücher, die Hoffnungen von der Zeit und was sie von mir will sollen mich nicht stören. Und bleibe ich gesund so bleibt mir alles das, womit jezt so viele jezt anfangen müssen, die wahrhaftig so viel Recht wie ich zu einem freythätigen Leben haben und sich der gemeinen Menschenschlächterey ergeben müssen, die wir mit dem Namen Krieg beehren, ich kann mir dann die schreckliche Arbeit mit schönen Zwecken übertünchen und mir noch Sinn für manchen Genuß bewahren, das düstre Lauern und athemlose Rennen ins Verderben zu erheitern ohne Dich hineinzureissen, sey froh, daß du ein Madgen bist und sey es ganz. Was ich hier darstelle und nur Dir allein liegt weit hinaus, es ist eine Art ewges Leben, wenn ich vor der Unsicherheit jeziger Zeit erschrecke, wir können uns dazwischen vielmal sehen, Abschied nehmen und mancherley hoffen, schreib auch gar nichts davon, denn so ist es nun einmal, erbiethe mir auch nicht Almosen für jenen Nothfall, denn ich würde sie doch nicht annehmen, daß ich Dir dies alles schrieb, ist blos dich zu überzeugen, daß du mir zuviel Ehre anthust, wenn Du in diesem Augenblick grosse Unternehmungen von mir erwartest und mich auch nicht kaltsinnig glaubst, wenn ich Deinen Wunsch nach Landshut zu kommen nicht erfülle. Mein Gut ist in Friedefelde. Ein Kindergarten so bunt, eben darum viel Noth wie in der Kindheit Die Tante in ÇxxxÈ, wie leicht alles bey gewissen gebildeten Weibern zum Wortkram wird, womit sie Schwäche und Leichtsinn sich selbst verstecken, statt ihres Mannes Einsamkeit durch ihre Gegenwart zu beleben und ihr Haus anzuordnen, schreibt sie ihm schöne Briefe, von denen manche in Memoiren der Zeit ihre Stelle finden sollten, ihre kranke Mutter ist der Grund ihrer Entfernung, den sie sich einbildet, der wahre, weil sie sich auf dem Lande langweilt, ohne Kenntnis des Haushalts auch keine Liebhaberey an sonst etwas oder ein Interesse an den Leuten der Gegend gewinnen kann, die sie belacht, weil sie anders sind als in Regensburg Ohne den Krieg würde der Selbstbetrug noch gar sehr um sich gegriffen haben und indem er mir viel Wirkliches raubt, muß ich heimlich anerkennen, daß solch ein Stoß nothwendig. Daß sich nicht alle Strömungen des Gemüthes, wie der Rhein im Sande verlieren. – Merkwürdiger, daß sie sich gegen den Willen ihres Mannes schminkte zuweilen wie die Mereau, daß die Adele krankelt verwundert mich nicht, sie hüten sie so gegen allen grossen Anstoß 761
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der Natur, daß sie den kleinen nicht gleichgültig ertragen lernt. Die besten Menschen haben immer die argsten Fehler, – so kehrt mir die Luft alle Worte im Munde um, ich fühlte das an deinem Munde, daß uns ein Geheimniß planetarisch aus einanderhält, eine Wehmuth durchschauert mich, ich blieb dir doch allein vertraulich gut.
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ÇAn Clemens Brentano, Ende Juni–14. Juli 1809È
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An C. B. Friedenfelde Es hängen fatale schwere Kaldaunen am Himmel, und mein warten verhagelte Geschäfte, kein Haus das nicht will geflickt seyn kein Mädchen. Alles so miserabel vornehm wie eine abgetragene rothe Samthose. Das Schloß wie aus Spielkarten zusammengesetzt, eingesturzte Zimmer, Treibhauser für Brennnessel und Kletten. Auf der Plate am Garten ein tiefsinniges Rathsel von einzelnen Buchsbaum, woruber sich alle Mathematiker todtrechnen, welche krumme Linien es beschrieben Freyheit und Gerechtigkeit der Bienen über die ganze Welt Therese Die Kirche, ein Balken hatte dem Prediger die Bibel aus der Hand geschlagen. Ein Paar Aktrize mit offnen Brüsten, Herkules der bey der Omphale spinnen lernt umgekehrt zur Liedertafel gebraucht. Eine Gemäldesammlung die versteckt, sechs Kanonen und zwey Stoßdegen die in der Scheide verrostet. Die Fenster eingeworfen, sehr Schade um die kuriose Art Muschelmalerey mit kuriosen Vögeln und regulären Blumen. Lieber C, gestern Abend, als ich im Garten stand und der Mond unter einer Wolke und kein Vogel sich hören ließ und überall, überall der boshafte Grif der Zerstörung vorschien, da sah ich mit Schrecken so manches meiner Werke, das in glücklichen Augenblicken entworfen vor der Ausführung zerrissen ist, es endet jeder in sich eine Vorzeit, wozu wir aber der Anfang sind, das sey lustig abgethan, wie es das Herz uns gebeut, wir spinnen uns drin ein, wir spinnen uns drin aus, Und wenns recht stille drein, So öffnet sich das Haus, Wir fliegen hinauf, Wir fliegen hinunter, Sehr munter, viel bunter, Mein Bruder Glück auf. 762
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ÇAn Bettina Brentano, 9. August 1809È 1450
Berlin 9. August 9. Schwarz auf Schwarz mit dem Schissen. Die Bohnenlaube. Kotzebusche Stück angenehm, besonders bey Privattheatern, man kan einflicken, ohne Ueberladung hält sich da nichts. Nach deinem Briefe war ich Dir näher als je.
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ÇAn Johann Ernst Wagner, 12. August 1809È
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An Wagner Berlin 12 Aug 9. Die Verzögerung ihrer S würde mich des Vergnügens mich mit Ihnen zu besprechen beraubt haben, wenn Ihr Vorgefühl eines nahe bevorstehenden Todes erfüllt worden. Ich will es darum nicht täuschend nennen, wir sterben zwanzigmal in einem Leben, das ist meine Zuversicht beym einundzwangzigsten Mahle, es erndtet beynahe jedes Jahr seine Hoffnungen, was uns überhaupt an das Leben bindet, wie seine Blumen von der schönsten Stunde bleibt uns im nachsten Jahre oft nur eine Erinnerung, als hätten wir so etwas schon einmal erlebt, dieses Jahr war aber vor allen ein gewaltiger Schnitter und seine Erndte ist noch nicht geendet, der Erndtekranz noch nicht aufgehangen, noch nicht gesungen, nun danket alle Gott – ich aber wünsche, daß sie Sie noch mitsingen und nicht mitweinen wie tausende. Ihr Schreiben traf mich in einer sehr harten Gesinnung und hat mich doch gerührt, nicht allein, weil es mich mehr rühmte als ich je gerühmt worden bin und wer möchte nicht dankbar emporblicken, wo uns achtung ungesucht zutheil wird, noch mehr aber weil eine so zufällige Arbeit mir eine so werthe Freundschaft erworben Erster Wunsch. Namen. Vorsicht der Heidel Rücksicht auf Voß: Ihren zweyten Wunsch um Beurtheilung dieses Bandes verhindern sie selbst, denn wo ich jemand gut bin, find ich alles gut an ihm, da hört mir alles Beurtheilen auf, was hätten wir, was hätte die Welt von langen Lobeserhebungen und ich fühle in Ihnen durchaus einen redlichen Sinn und Antrieb zum Schreiben Sie erwähnen sehr treu der Ahndungen, meine Ansicht hatte ich daruber bey Gelegenheit der Anzeige von Jungs Werke niedergelegt, nicht abgedruckt, wie schwach in unsrer Zeit gute Leute sind. Wer sich je zu etwas berufen fühlte muß an ein Geisterreich glauben, er mag es nennen wie er wolle. Wer die Ahndungen leugnet, kann consequent nicht einmal die Möglichkeit eines Verses, vielweniger die einer That 763
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zugeben. Werner hat dieses Geisterreich oft sehr tiefsinnig dargestellt, es ist das Ausgezeichnete an ihm Im Walde von Myra erscheinen Geister mehr als zärtliches Spiel der Phantasie. Das Stück ist zu vielfach für die Zeit, wo es dem Feigling beygelegt, eine Neigung die jede geliebte Blume künstlig nachbildet hätte lieber in wenigen Scenen ihre ganze Tiefe und Ausdruck zu erkennen gegeben. Besser wäre es als Nacherinnerung am Schlusse des Bandes. Die wunderbarste Welt macht den wunderbarsten Ausdruck nothwendig, es scheint eine gute prosaische Uebersetzung aus einem versificirten Originale. Die Versif. würde eher mühsam als schwer gewesen seyn. Die Papiere des Miller sind sehr nothwendig zur Erklärung der Klosternothwendigkeit. Umlauf des Jahres, mögen sie ihn oft erleben und mögen die äusseren Verhältnisse ihn nicht stören. Vorschlage. Immerwährender Kalender mit Farben und Architectur, Kalender allgemeiner mit allen berühmten Menschen. Sturms Naturbetrachtungen genügen den wenigsten.
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A B. Berlin d* 22 Aug. Brief von Clemens. – Ich soll dir Rath geben allein und weiß mir selbst keinen. Komodie, war merkwürdig, weil es nach ein Dutzend mislungenen Versuchen der erste gelungene Du willst ohne mein Begehren nichts thun, ich stelle Dir Blankets darauf. Es ist mir zu weilen als sollten wir beyde in alle Welt gehen, aber wo liegt alle Welt und fast ermüde ich. Passte ich in irgend eine bürgerliche Ordnung und könnte eine Frau ernähren, so könnten wir uns wie andre ehrliche Leute drey mal aufbiethen lassen, Gäste laden kochen, backen und heirathen. Ungeachtet wir einander noch nie von Heirathen vorerzählt, womit andre sonst anfangen, so meine ich doch, daß dir so wenig wie mir der Gedanke sehr fremdartig ist, wenn ich es gleich mit grosser Verwunderung vor mir geschrieben sehe. Es ist ein eigen Ding mit der Vernunft, die fast nur darum sich umsieht das Vergangne zu bedauern, die Zukunft zu fürchten, für die Gegenwart aber keinen Rath weiß. Ich habe neulich in der Bibel alle Stellen nachgelesen, die vom Heirathen handeln, es ist alles im wunderlichsten Widerspruche, bald wird es gerathen bald abgerathen, ich meine, daß da dem Menschen viel zur Ergänzung überlassen. Da ich nun als einer burgerlichen Einrichtung grosse Achtung davor hege, so las ich im Landrechte weiter 764
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darüber nach, fand aber nichts als die wunderlichsten Definitionen hätte ich das damals gewust, wer weiß ob ich meinen Hollin umkommen lassen, weil er gegen die bürgerliche Ordnung gesündigt. Novizen müssen erst ein ganzes Probejahr probieren ehe sie mit einem so guten Manne wie Christus verlobt werden, wenn nun die Menschen, die doch alle ihr Böses haben, wenigsten ein vier Wochen probierten. Weise den Vorschlag nicht so von der Hand, in bessern Zeiten könnten wir einmal ernsthaft daran denken. Vielleicht hab ich mich sehr verändert, wer weiß wenn du mich wiedersähest Schreib mir deine Betrachtung über den Ehestand. ÇAn Bettina Brentano, 5. September 1809È
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An B. B. Berlin d* 5. Sept 9. Lustlager Aller Orten Waffenstillstand, hier die kuhnsten Ueberfälle. Die guten Tyroler, kein Mensch schiest so gerecht, ich möchte ihnen meine Büchse schenken, so lieb ich sie habe. Die Berge erziehen gut, du siehst wenigstens die letzten Spitzen im Abendroth. Mein Trost ist, daß sich Vulkanisch die grösten Berge bilden können. Die Buben singen Stuckweis ein ruhrend Trauerlied von einem Korporal, der nichts bedauert als das er nicht mehr lieben kann, auf seinem Grabsteine soll stehen Deutschland ist mein Vaterland, die Grabschrift ist entsetzlich Ich schlug mir gegen den Kopf, daß ich nicht fruher geschrieben, aber es giebt Zeiten, wo das Schreiben nicht gnügt, warum soll gerade von so vielem das zu Dir gelangen. Du denkst mich in zu guter Lage, wenn ich auch durch Pistors neugeschliffene Gläser den gehenkelten Saturn und die Jupitertrabanten sehe, in einer Stund ist die ganze Wirthschaft verschoben und ich finde nichts. Gern lauf ich Abends in die nahgelegnen Dorfe und sehe, wie sich die Leute freuen, ihre Körbe leer und ihre Back voll gefressen Stralauer Fisch. Es wird aber Petri Fischzug gezeigt, der Fischzug selbst ist bey Sonnenaufgang und lange vorbey, ehe die Gäste kommen. Doch glaubt jeder von den Fischen zu essen die nach alter Erfahrung der Kirchenbücher fruchtbar machen sollen. In den Gondeln ist kein Platz zu Fuß zu Wagen im Strom, ein Thor zur Einfahrt, das andre zur Ausfahrt, Acker Wiese und Wald sind bewohnt. Katz und Maus zu ÇxxÈ. Tanz Am Wasser ein beständiges Geschrey Alleweile, Alleweile von den Schif765
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ferbuben die zur Abfahrt bereit, kreuz und quer wie am Webstuhl nach Stralau, Treptow Rummelsburg das letzte burlesk klingt dazwischen. Die Nacht war kühl aber prächtig, die Marketenderfeuer bey der Kirche, die Leuchtkugeln aus den Gärten und das Geschrei der Kinder uber die Ebene, wo jeder ein Stück seiner Lust mit nach Hause nehmen wollte wie ein Stück Kuchen für die kleinsten Geschwister es war wohl ein Triumphzug, wie mein Ruder über dem Nacken des listigen geschlagenen Fischvolks in dunkeln Wellen hinschlug. Abends jagten wir in die Stadt, daß die Mähnen in Strahlen wie die Sonnenpferde aufflogen
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ÇAn C. D. Moritz, 22. September 1809È
An M. Moritz Berlin d* 22. Mit inniger Rührung habe ich in dem gütigen Wohlwollen, das sich auch nach ihrem Tode in einem Vermächtnisse über uns erstrecken soll, eine neue lebendige Erinnerung der alten Liebe erhalten, die Sie früher von unsrer Mutter auf uns übergetragen und unveranderlich nach so langer Trennung, nach so mannigfaltiger Veränderung der Zeit bewahrt haben. Während diese Absicht es neu verbündet, möge die Erfüllung recht weit entfernt seyn, die uns trennt.
III/19r
1575
ÇAn Hans von Schlitz, 12. November 1809È
1580
An Schlitz. 12 Nov. Die Zeit ist eine Hure, gebraucht es dann ein Trit vor den Hintern. Der Tod überrascht immer, der Mensch und sein Schicksal bleiben sich tausendfach wiedererlebt, immer das neue Alte und alte Neue, das immer und immer wiederkehrt wie der Schluß des Briefes.
1585
ÇAn Johann Wolfgang von Goethe, 17. November 1809È
An Göthe 17 Nov Mach uns die Bibliotheken zum Umgang Wer kann zum Abschiede etwas versagen, kaum genüge ich mir selbst um mich ihnen zu empfehlen 766
1590
25. November 1809
ÇAn Wilhelm Dorow, 18. November 1809È
An Dorow d* 18 Nov Ob Selbstbiographie von Scheffner. Ob von deutschen Rittern in der neuen Bibliothek. 1595
1600
1605
ÇAn Friedrich Creuzer, 25. November 1809È
An Creuzer d* 25 Nov Christus ist zu Leiden geboren und sie sind auch dort gewesen. Nach so manchem Neuen haben Sie in Heidelberg das Alte wiedergehört, Kling dingalmanach, ich glaubte beym langwierigen Lesen, die Schlachten von Regensburg und Wagram seyen nur Lügen aus dem Vossischen Hause, ich wär ein Jahr jünger säß unter den Heidl* schlosse und war ihnen nahe. Der Packesel der den Vogeln ins Nest scheist und das fur Eyer ausgiebt sey dafur vorlaufig aber Rüge geschenkt. Jezt erst merk ich was ich geärgert, da er heimlich eine Faust in der Tasche gemacht, darum hat ihn das Schicksal mit Fäusten geschlagen ÇAn Johannes Labes, 25. November 1809È
An Labes. In vier Wochen 230 rth
d* 25 Nov
ÇAn Johann Georg Zimmer, 25. November 1809È 1610
1615
1620
An Zimmer d* 25 No ÇxxxÈ ist mit der ÇxxxÈ. – Almanach auf den Polypenmann langweilig beym Pfarrer von Grünau. Anfang zum Rhebok. 1) Voß, was er Morgens sagt von seinem Schlafrock von seinem besonderen Schluß eines Hexameter ÇxxxÈ, wie er ÇxxxÈ, von seiner Pfeife und Mund Mundstück, von Frau u Kind, wie er Engelmann empfangt, wie der uns verrath, Baggesen und der Vogel kommen dazu, sie können ihre Schnurren nicht anbringen, tanzt ein Sarabande in so netten Schmierstiefel daß die Frau Hofräthin hinter ihm herwaschen und räuchern muß.
767
III/19v
Anhang IV
ÇAn Bettina Brentano, 25. November 1809È
III/20r
An B. B. Berlin d* 25 Nov 9. Grims Kupferstich wird sein sorgfaltiges Sammeln einzelner Züge wobey er leider zuerst den Eindruck des Ganzen entweder aufgiebt oder nicht erreichen kann an sich tragen. Wilhelm fremde Spässe im Schelmufskystyle, Greandin; ich half ihm Nachts sein Bündlein schnüren, Clemens stellte sich als wenn er schliefe. Seine Lippen, oscellations. Appetit, Klopstock er, Knalstock, Zuckerbrecher, Karikaturschneider. Ich bin so gewohnt ihn neben mir niesen zu hören, daß ich unbemerkt in seiner Erinnerung eine Seite vollgeschrieben. Clemens war er vertraut, ohne weitre Absicht, sehr vergnügt unterhaltend, freundlich war er gleichgültig gegen den Eindruck; spricht und schweigt, am liebsten bin ich mit ihm allein, er ist mir doch mehr, als er den andern werden kann. Er meint du seyst anders wie deine Briefe. Etwas Kanzley hat jedermann, gewisse Lieblingsseiten von denen man sich anschaut, eine Gewohnheit sich beym Schreiben in gewisser Gesinnung anzutreffen, und dem Scherze, der dich umgiebt in einen ernsten Kern einzudringen wenn du auch noch so bedeutend von den Ereignissen redest, noch so traurig ausrufst, du doch nicht minder frohlich in S. Zimmer lachst, dafür bist du auch ein mahl traurig wo andre lustig, magst nicht mitrufen himmlisch, weil es schon ein andrer gesagt. Was euch beyde sonst einander näher brachte, die gegenseitige Befriedigung an einander scheint aufgelöst, das ist schade in solcher Zeit des Krieges umsomehr weil ihr nicht fuhlt, was ihr an einander verloren und wie ihr euch wiedergewinnen wollt. – Ein Paar Rebhüner sind in meinem Garten aufgeflogen, die haben mit ihren Flugeln gelacht, das ärgert; gute Nacht ganz Nacht, meine Augen sind trübe vor Liebe, bald sind sie verdrossen geschlossen, Ich küsse dich nicht du holdes Gesicht, denn meine Nasenspitze ist ohne Hitze das neckt und erschreckt, mich friert gut Nacht, ganz sacht
1625
1630
1635
1640
1645
1650
ÇAn Wilhelm von Humboldt, 17. Dezember 1809È
An Humbolt 17 Dec Es muß ein Geheimniß seyn, mir wäre sonst unbegreiflich, wie eine Angelegenheit, die einmal öffentlich verkündigt nur in der Ausführung ihre Nothwendigkeit rechtfertigen kann, nun seit Monaten ruhen durfen als wäre nie davon die Rede gewesen. Wahr ist, die übrigen 768
1655
22. Dezember 1809
1660
Regierungsangelegenheiten gehen nicht rascher, nicht bestimmter, aber ich habe das Zutrauen zu ihnen, daß Sie in Ihrem Kreise nimmermehr die alte Preussische Erbsünde von vielen grossen Unternehmungen hören zu lassen ohne sie je zu vollbringen, dulden würden, wenn nicht andre Kreise in den Ihren nothwendig eingriffen und Ihre Thätigkeit beschränkten
III/20v
ÇAn Bettina Brentano, 22. Dezember 1809È
1665
1670
1675
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1690
A B B. d* 22 Dec 9. Gut daß meine Schuld in Briefen nicht baar, ich hatte fallirt. Du hast mir Freude machen wollen, indem du mich in dem Buchtitel deinem Herzen zärtlich genähert, es hat dir Gedult gekostet, aber ich werde Grim einer ganzlichen Talentlosigkeit beschuldigen, wenn er sich nicht durch das lange Zeichnen zugrunde gerichtet. Du übernimst alle Fehler großmüthig Auch die Schwangerschaft? – Ungewöhnlicher Sitz, den er nicht gezeichnet auf einer Walze. Nachlässigkeit im Radieren bey einiger Freyheit. Ein Nasenlappen im Gesichte zu tief gezogen. Falsche Keckheit der geringen Abweichung vom Profil, ungleiche Augen. Das eine Auge ist das Beste Haare wie Drath, Fehler in die klare Luft zu stellen, weil das vollkommenste Radieren nicht Stich hat in Glatte in Reinheit gegen das Papier, darum sieht die Haut rauh und ausgeschlagen aus. Rembrandt sein Sixt Meister er war kein Beleuchtungsnarr. Er hätte das Zimmer darstellen sollen, auf das Fenster ein einfliegender Vogel wär ich, alles wäre in Zwielicht gestellt, als hörtest du eben auf zu lesen. Warum hast du ihn nicht erinert, bey deinem Interesse für Kunst u für ihn, denn das Rechte verlangen und fordern und darauf unablässig dringen, das ist die einzige wahre Aufmunterung, die der Mitgeniessende dem Künstler geben kann. Bey meinen Angedenken fiel mir ein, wie wenig ich gegeben, wie hoch du es aufgenommen und wie gern ich an deren Stelle. Laß immerhin den Wind durch die Aeste sausen und die Reiser knicken, Gott ist kein Sausewind, der uns vergisst und kein Knicker, der unsre gute Gesinnungen an einander und an ihn hinnehmen würde ohne reichliche Rückgabe: Großmutter krank. Königs Ankunft. Neujahrszettel. Cervantes Savigny Humboldt. Neujahrswunsch, daß ich dich sehe und dir nicht abschmeckend geworden, wie manches Getrank nur gewisse Jahre dauert, ich kenne mich besser und bin gegen vieles strenger geworden. 769
III/21r
Anhang IV
ÇAn Bettina Brentano, 29. Dezember 1809È III/21v
An B B d* 29 Dec Unzelmann. Stiefelwichser Wir Schauspieler Was nicht in einer Rolle steht. Hol sie sich selbst einen Stuhl. Er macht Soldaten, Priester und Volk, das letzte ist die schlechteste Rolle, die ein Mensch machen kann.
1695
ÇAn Bettina Brentano, 26. Januar 1810È
1700
ABB d* 26 Jan 1810. Melinens Heirath – es thut mir immer leid wenn so eine unbekannte Gewalt sich einer lieben Bekannten bemächtiget. Wenn er ihr bestimmt hätte er sie schon längst auf gesucht. Einzug des Königs. Brückensperrung. Schnaps und Taback Geruch. Spring über den Chausseegraben dreymal hoch mit geschwenktem Huthe. Pferde und Standarten paukende Schlachter. Der Wagen, wird auch von inwendig durch den Stadtverordneten gezeigt. Die Policey gejagt. Lasst ihn liegen die Policey hat ihn verboten aufzuheben. Kleine Schiffe, Modelle der Gewerke. Prinz August auf dem Pferde, worauf sein Bruder erschossen. Iffland. Orden, bittet sich das Glas aus, woraus er getrunken Maurer. Er will die Aeltern uberraschen, die Mutter sagt, sie habe was gemerkt, Schimpfen, der Tag sey ihm verdorben. Gegenstück dieser Effektscene seine Biographie. Ifflands Erzählungen vom Braunschweiger. Er sagte ihm, der König hat Hannover nicht nehmen wollen, er hats doch genommen. Wenn man wirklich etwas will, dann bin ich dabey. Bey der Unterschrift wollte er sich nicht Herzog nennen wie soll ich mich nennen, was ich bald nicht mehr bin, einer stieß ihm ans Auge; was ist der Schmerz gegen den, das Blat zu unterzeichnen. Als man ihm die letzten Austern reichte: Soll ich denn meine eignen Augen essen. Als er 4 Stunden geschlafen: Ich hatte nicht geglaubt noch so glücklich seyn zu können vier Stunden mein Leben zu vergessen Beym ÇxxxÈ. Sonst weht so viel Labendes in der Natur. Bey der Herzogin: Mein Gott das ist die Herzogin
770
1705
1710
1715
1720
1725
11. Oktober 1809
)H IV* ÇAn Bettina Brentano, 29. September 1809È
1730
An B. B. d* 29 Sept 9. Ich wünsche daß dir Musick giebt, was ich in aller andern Kunst unerreichlich gefunden, Entschädigung für alles was ich im Leben entbehre. Ich sterbe mir selbst im Müssiggang ab, die kleinste eigne beschäftigt mich wieder, daß ich nicht ganz an mir verzweifle
IV/1r
ÇAn Bettina Brentano, 7. Oktober 1809È 1735
1740
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1750
1755
Berlin d* 7. Okt Du bist sehr hart, liebes Herz ich hatts nicht thun können. Zusiegeln die Aufschrift machen ohne mir ein Wort zu sagen. Oft hat mich der Postbote getauscht, gestern du selber. Es sind mir böse Vermuthungen uber die Stirn gerollt, sie haben in mir keinen Grund fassen können. Meine Zimmer sind mir kein einsames Pathmos mehr, nicht um dir die Herrlichkeit der Welt zu offenbaren sondern um nebenher beym Schreiben Deiner zu denken, wie alles in Dir unter einander liegt, Herrlichkeit Spas. – Weil man die Kramer im Hause Gottes geduldet ist die Petrikirche abgebrannt. Es war der einzige Thurm mit einer Krone, die hielt sich noch lange in dem gluhend vom Feuer anatomirten Dache, endlich schlug die Glocke drey da im Brande ihre ruhige Dreye, die Ordnung der Welt blieb ungestört, da stürzte der Thurm zusammen. Der Ascheregen, Papier. Ich löschte drey Stunden alles war gedampft ich wollte fort, ich wollte fort, zurück hieß es, – ich arbeitete aus Langeweile – ich wollte wieder fort – zurück hieß es, – ich arbeite aus Zorn, es ist die Geschichte der meisten Unternehmungen, mit Lust angefangen, aus Langeweile fortgesetzt, aus Zorn beschlossen. Jezt ein neues Feuer. Clemens will nicht aufstehen, blast das Licht aus. Auguste sucht nach Büchern ÇAn Bettina Brentano, 11. Oktober 1809È
d* 11 10 9 Ich hab heut so still an dich gedacht, daß ich mich Abends gern horbar machte und durch einen magnetischen Schlaf in den chaotischen 771
IV/1v
Anhang IV
Schwindel des gewöhnlichen Schlafs übergehn mochte nur einen Augenblick möchte ich dich anlachen und von der Welt weiter nichts wissen. Ich will dir etwas Liebes senden, den Erfinder der Braunschweiger Mumme und des englischen Oels. Die Augen fallen mir zu, es wird dunkel rings, als sässen wir noch auf dem kleinen Canapee in Trages, Savigny und Gundel um uns und wenn ich es je ableugnen könnte, daß ich dich lieb gehabt, so zeig mir dieses Blat, nicht daß die Blatter rauschen wehet der Wind, aber weil er wehet so rauschen sie ÇAn Friedrich Carl von Savigny, 14. Oktober 1809; an Johann Albrecht Friedrich Eichhorn, zwischen 14. und 21. Oktober 1809; an Johann Philipp Le Pique, zwischen 14. und 21. Oktober 1809È IV/2r
1760
1765
1770
An Savigny, Eichhorn, Lepique. ÇAn Bettina Brentano, 21. Oktober 1809È
IV/2v
d* 21 Okt. Ich fluchte heimlich in mir aus Eifersucht, ich bildete mir ein der Italiener müsse dir so gut gefallen, daß du mir nicht schriebest, endlich sprichst du hier und hast von dem allem nichts gehört. Marienna, theils Kammerjungfer theils Kind vom Hause, gut von Herzen, schön von Augen und mach sie noch schöner, die Augenbrauen gezirkelt, die Zähne wie alles Lehre der Proportion, ich fühlte deutlich bey dieser Lebens frische, dieser Zierlichkeit im Antheile, welch ein glückliches Land das seyn müsse das so schöne Kinder hervorbringt, jede Bewegung an ihr ist Harmonie Werde auf mich nicht eifersüchtig, ich bin nicht so frisch erwacht daß mich alles Schöne so unmittelbar zum Eigenthume hinrafft, einen Abend durchbebts mich wohl so, dann fühle ich daß so manches hinter mir liegt, was ich mir nachschleppe, was wenige begreifen mögen, ich bin höflich, uneigennützig wie ein Recensent. Sie ist doch keine Deutsche. Sie war schon einmal so verliebt, daß sie von der Abreise ihres Schatzes die Gelbsucht bekam, jezt ist sie wieder weiß. Clemens meinte, ich würde Dir nichts von ihr sagen Tieck bekehren für Overb. Wascherin Müller die Bernhardi, Pallast. Freskos. Die Rippenhausen werden abbestellt, ärgern sich fordern das Buch der Liebe zurück. Kohlrausch Zeugniß des Gestanks Deine Musickklagen sind unbegreiflich, Methode und Regeln des Satzes must du 772
1775
1780
1785
1790
14. Februar 1810 1795
begriffen haben, hast du nun Lust etwas zu treiben, so findest du sicher Leute, die es gern anhören, wenn du Ihnen nich Dir zu gefallen spielst ÇAn Bettina Brentano, 5. November 1809È
1800
1805
1810
1815
d* 5 Nov Von Zeit zu Zeit, wo kein Laut von dir, da meinte ich es sey schlimm und zum allerschlimmsten, aber der Aerger sterkte mich, aber zwey so liebreiche Briefe von Dir brechen mir fast das Herz, ich möchte weinen können, aber mein Auge fullt sich mit Gluth, meine Brust mit Ungedult, die Zeit reift die Erfüllung keines Wunsches zum Leben. Ich weis wie lebendig ich am ersten Tage des Jahres deines Wiedersehens dacht, wie sie Auge in Auge sehe, Hand in Hand festhalte Gothes Wahlverwandschaft. Hypochondrie des Landadels, die ich hinlänglich genossen: Durch Bildung getrennt, ohne offentliche Wirksamkeit kochen sie die hausliche Suppe uber, und sie brannte an: Ehescheidungen: Arnims Ehescheidung drey Kinder und der Hund, den keiner lassen wollte. Ein schmerzlicher Zug, daß die Leute die Kirche zuschliessen. Sie hungert sich aus, die noch in ihrer Trauer an allen Verhältnissen theil nimmt Götz. Die neuen Scenen characterisiren sich durch den tragischen Schauder, da sich fast alles an das Historische hielt, was zu erleben ist ÇAn Bettina Brentano, 14. Februar 1810È
1820
1825
An B B. 14 Feb 1810. Ich sollte mich für gnädige Strafe wie die Soldaten bedanken, du schreibst nicht. Das Schreiben kostet mir viel Zeit, nicht was ich schreibe, sondern was mir dabey einfällt. Ich liebe dich nach meiner Art, was mir andre von dir erzählen, davon weiß ich nichts und halte nichts drauf. Wir sind nie zum Zusammenlesen gekommen Ueber die Lieder. Herzliebes Kind, wie du mir zuweilen so fehlst, wenn ich mich im Walzer so umwirble und dann stille stehe und dich nicht erblicke nirgends im Saale und heute soll es wieder an dies muntre Drehwerk. Guten Abend laß mich ein, ich bin ein müder Wandrer, habe drey Meilen auf einem Fleck gemacht, so werde ich heute Abend zu meinem Bette rufen aber niemand antwortet mir und nebenan schreckt Clemens auf Wer – was – wie – ist da ich schlafe. 773
IV/3r
IV/3v
Anhang IV
ÇAn Bettina Brentano, 26. Februar 1810È
An B B d* 26 Feb. Jede Kunst ist ihrer Natur nach einsam und flüchtig in ihrer ersten Erscheinung und Auffassung, in ihrer Ausbildung dagegen gesellig gerundet durch Lob und Tadel, berichtigt durch Beobachtung, vollendet durch ein neues Zurückziehen in sich. Ein Schreiber ist mir gefahrlich, selbst in Gothes Werken ist der Riemer sein Blick zu erkennen. Humboldt Radzivil Faust in Polen. Leichte Geselligkeit, die Lermmacher in Zeitungen sind wie Missethäter zum Bergbau dazu verdammt. Ritter das Lebendige zu Frau und Kind. bey der Abgestorbenheit aller andern Lebensverhältnisse ist rührend. uber das Buch liesse sich viel mehr Gutes sagen als darin steht, wenn seine nahen Bekanten zum Gespräch zusammentreten könnten.
1830
1835
1840
ÇAn Hans von Schlitz, 11. März 1810È
IV/4r
An den Onkel d* 11 März Gestern gegen 9 Uhr entschlief die Großmutter sehr sanft, nachdem sie schon den Tag in Bewustlosigkeit geschlafen Die drey letzten Tage waren ohne Gedachtniß wahrscheinlich in Folge eines Schlagflusses. Früher hatte sie oft vom Sterben gesprochen, in den letzten Tagen kehrte sanft lachelnd der Blick rück wärts zu alten Gewohnheiten des Lebens, so trat sie unbemerkt auf dem Scheidewege an die Todespforte. Ihr Gesicht hatte alles entstellende verloren sie blickt edel und fest einher. Woldermann, Begrebniß Lusi. Anhanglichkeit an Fredersdorf. M Tischer handigte uns einen Wechsel auf zwey Tausend Thaler ein, auf Splitgerber gestellt, der nicht in dem Verzeichnisse ihres Vermögens aufgezählt, den sie ihr in Gegenwart des F. K. Köppen in der Zeit völliger Ueberlegung mit Wissen und Zeugnis Schmiders eingehandigt hatte, um uns damit nach ihrem Tode eine Freude zu machen und unsre drückendste Verlegenheit zu lösen; meinem Bruder und jener hatte sie geäussert, daß sie nicht wünsche, daß wir es dir sagten, weil du es als eine Uebervortheilung als ein Zeichen geringerer Liebe zu dir ansehen könntest, da es doch nur in unsrer grösseren Verlegenheit eine Erleichterung und eine Freude seyn sollte für manche Beschwerde, die wir mit ihr in der Krankheit ertragen Ich glaubte es der Liebe zwischen uns schuldig, dir dies zu erzählen, wenn es gleich 774
1845
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1855
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14. März 1810
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wider den Willen der Verstorbenen ich glaubte mich auch verpflichtet das Geschenk der Verstorbenen anzunehmen, weil ich auf Erden niemand gefunden habe, der sich meiner Noth erbarmt hätte, als es um Ehre und Leben ging und ich im Gedränge mannigfacher Anforderungen und täglicher Bedürfnisse verzagte, doch ja ich fand einen, es war Brentano, der hatte aber selbst nicht viel. – so sind mir denn diese 2000 Th wie der Schwamm voll Essig, der Christus am Kreutze erfrischte und alle Schmerzen, die ich je durch die Verstorbene erfahren, welche meine Natur in früherer Zeit immer mißkannte, und kränkte, sind durch diese eine Wohlthat weggewischt, ja in dem Genusse derselben soll mir jeder gute Tag ihren Verlust zurück rufen, ja bey Gott ich bin seit ihrem Tode nicht so gerührt gewesen wie in diesem Augenblicke und meine Augen, von manchem Glanze und mancher Nacht geblendet und abgehärtet, verwundern sich der Thränen, die ihnen entfliessen
IV/4v
ÇAn Louise von Schlitz, 11. März 1810È
An die Tante
d* 11 Marz 1810.
ÇAn Friedrich Carl von Savigny, 15. März 1810È
1885
An Savigny d* 15 Marz Anstellung. Hugo, Stael, Schlegel, Kielmeyer, Bethmann. ÇAn Bettina Brentano, 15. März 1810È
1890
An B. B. d* 15 Marz Arzeneykunde Schmerzenerlangung, der Himmel ließ es zu um durch diese Abtotung den Geist der irdischen Fesseln entladen. Schöne Liebe zu Fredersdorf Jede höhere Entwicklung des Menschen fordert eine grosse Masse der gewöhnlichen Lebens Reise Ich hoffe das Beste indem ich dich küsse. ÇAn Charlotte Schwinck, 14. März 1810È
1895
An M. Schwink 14 Marz Kennen sie H. Gemmel – R hat der Zelterschen Liedertafel bey gestanden, die sich das Singen zur Pflicht macht Himmel kehrt zurück 775
IV/5r
Anhang IV
IV/5v
weil ihm vom Biere der Bauch auf den Sattelknopf stösst, das kann ihm nicht gesund seyn. Wie in Christus das Wort zu Fleisch, so in ihm die Noten zu fett geworden es wird eine lustige Resonanz geben Ich liebte ihn wie den Puterbraten ohne Füllung. Vom Hofe wird wenig gehört, ein schönes Zeugniß bey Grossen und Frauen Der König läst Generalmarsch schlagen, da giebt es viele Soldaten, die nicht wissen, wozu sie da sind. Die Offiziere sind ausser Mode die im Dienst sind und die in der Mode sind nicht im Dienste. Der Gescheidtere trit dadurch hervor.
1900
1905
ÇAn Wilhelm Dorow, 14. März 1810È
An Dorow d* 14 März Ein schöner Kopf ist ohne Bewegung das höchste Kunstwerk, die Kunst fordert den bedeutenden Kopf, der erst in der Bewegung schön wird
1910
ÇAn Johann Friedrich Reichardt, 27. März 1810È
An Reichardt d* 27 Marz
ÇAn Bettina Brentano, 8.–etwa 10. April 1810È
IV/6r
An B. Ich reise in der Nacht durch eine Frühlingsgegend und erblickte Mauerwerk, an dessen Wanden die Wind schwebte, aus dem Urnen die Ströme stürzten, zwey Leute hielten mich lang auf an einer Brücke, endlich halt ich dich, ich küste dich und weinte. Mir geht viel im Kopf herum: Mein wüstes Staatszimmer wurde aufgeräumt zwey Titiane das Stück zu 10 Groschen gekauft, mit Oehl geschmirt das stank; Lavendel macht ales gut. Clemens grif sich so an, daß er sich übergab. Ich wanderte zum Einkauf in alle Italiänerladen, mein Bedienter hinter mir mit einem Sack. Wir trieben wir taumelten den Musickheiligen entgegen, wahrend er seinen Ueberrock ablegt zieh ich mich an. Als Steuermann stehe ich beym Bischofnapfe 776
1915
1920
1925
28. Mai 1810
ÇAn Friedrich Wilhelm Leopold von Bärensprung, 20. April 1810È
1930
1935
Hauptm* Bärensp* Berlin d* 20 April Da Ew. Hochwohlgeboren, wie ich aus Ihrem Schreiben an Herrn Brentano ersehe, auch mich in Ihrer dramatischen Vorlesung vermisst haben, so schliesse ich daraus, daß Herr Buchhändler Hitzig die Entschuldigung meiner Abwesenheit Ihnen auszurichten vergessen hat; ich war schon früh zu einer Gesellschaft geladen, bey der ich auch nicht absagen konnte, auch interessirt mich dramatische Poesie sehr selten, so daß ich oft in halben Jahren das Schauspielhaus gar nicht besuche. ÇAn Henriette Schubart, 28. Mai 1810È
1940
1945
1950
An Henr. Schubart Berl 28 May 10 Verleger zu den alten schott. Rom mit Bestimmtheit Biographie der Schwester, nichts aus Absicht verschonert. Was kann auch ein Mensch in des andern Leben Gutes hinein erfinden, was eben dieser, der mit seinem ganzen Leben drin steckte, nicht selbst bemerkt und ergriffen hätte. Allgemeines Interesse für die Blüthezeit von Jena. Regeln 1) Erzahlen sie wie der Zufall alles geführt mir chronologischer Absicht erzählt sich selten gut 2) Die Betrachtung selten vorscheinen zu lassen wer von der Geschichte fortgerissen, der reisst auch fort. 3) Das Bestrebende nach Styl gänzlich aufzugeben sowie nach kritischer Würdigung, alles individuell vorwaltend ÇAn Charlotte Schwinck, 28. Mai 1810È
1955
1960
An F. Schwink 28 May. Was spielt die Liebe in Königsberg für Streiche. etwas muß es doch Schuld der Konigsbergerinnen seyn. Der gute Girard und Wißmann wirft ihm vor, daß er durch seinen Tod das arme Mädchen in Verlegenheit gesetzt habe, er hätte wohl gar eine Windbüchse nehmen sollen damit es nicht geknallt. Wem konnte der Tod eines braven Mannes dienen, wenn er nicht einmal zum Schreck aller Gleisnery, Halbheit, Koketterie der Mädchen würde. In einem wohleingerichteten Staate muste ein Mädchen am Pranger stehen, um die sich ein verständiger Mensch todt geschossen. Ein Mensch kann bey vertrau777
IV/6v
Anhang IV
licher Güte jedes Unglück, jede Verschmähung ertragen, seyn sie eine Trosterin aller von Antoinette Verschmähter. – Von der Treue unter den Berlinern ist mir vieles Erklarlich. Einen gewisser Reitz der Geisterberührung trit immer deutliger hervor, jemehr jede andre Schönheit feil ist. Jemehr Bildung desto mehr dieses Genusses, der eigentlich allem andren erst Werth verleiht
1965
ÇAn Wilhelm Dorow, 28. Mai 1810È IV/7r
An Dorow 28 May Königsberg hat bey manchem Guten eine sehr fatale kritische Seite, ein Auflauern auf andre, eine kalte Schärfe der Beurtheilung die einem Verliebten nicht gesund ist
1970
ÇAn Wilhelm Grimm, 28. Mai 1810È
An W Grimm Recension uber Görres kann Voß nicht gesund seyn Lange Tage, schwere Stunden Sind nun alle überwunden Und mein alter Reisewagen Soll mich zu den Freunden tragen, Neubeschlagen sind die Räder, Und ich schmiere schon das Leder, Wiege mich dann froh im Sitze, Meine schon, daß in der Hitze, Vor mir her die Rosse keuchen, Rings des Staubes Wolken streichen, Und da seh ich ein Thürmlein stehn, So muß Bukowan aussehn.
28 May 1975
1980
1985
ÇAn Jean Paul, 28. Mai 1810È IV/7v
An Jean Paul 28 May Das Werk ist bestimmt mich ihn besser zu empfehlen, verfehlt es diesen Zweck so vertraue ich Ihrer Güte und Menschlichkeit daß sie die Absich erkennen und wurdigen, wie sie es schon fruher mit meiner Einsiedlerzeitung gethan, ich danke Ihnen noch jezt manch freundliges Opus, den ich durch Zimmer erhielt, wo mir die umgebende li778
1990
28. Mai 1810 1995
terarische Schelmerey und Lüge des Voß und der Seinen gegen die ganze schreibende Kaste Deutschlands einen unwiderstehligen Ekel aufzwang, der eigentlich nicht in meiner Natur, die sich alles zum besten ausdenkt ÇAn Joseph Görres, 28. Mai 1810È
2000
An Görres Hochlander waren Ebenlander zu Ossians Zeit
d* 28 May
ÇAn Bettina Brentano, 30. Mai 1810È
2005
2010
An B. B. 30 May Dein Bild erfahrt mein Aerger, ich wiege mich ein Paar Tage langer in meinem Reisewagen, drucke die Augen zu und meine dich bey mir. Ihr habt nicht recht gethan euch das Nothwendige Anzugewohnende durch schone Gegend zu verleiden. – Es wird ein Vergleichen geben. – nun bey Gott ich bin auch da gewesen und weiß am besten daß ich in schoner Gegend bald vergnügt bald argerlich war, je nachdem du bey mir oder abwesend. ÇAn Johann Wolfgang von Goethe, 28. Mai 1810È
2015
2020
2025
An Göthe 28 May 1810. Unter manchen abwechselnden Ereignissen habe ich das Buch bearbeitet, das ich so dreist bin, Ihnen vorzulegen, bald vom meinem Gegenstande erfüllt, bald mit Absicht mich hinein versetzend um andres zu vergessen; diese Ungleichheit habe ich nicht übertünchen mögen, wozu hätte es geholfen, der Kenner hätte die Deckerarbeit dennoch bemerkt, die andern Leser achten so etwas nicht. Daß ich etwas mitzutheilen hatte, war ich mir bewust daß ich für jezt auch nicht Ruhe habe, es sehr viel besser zu sagen, glaube ich mir eingestehen zu müssen. Meine Fehler hat der Drucker vermehrt, ganz elende Stunden habe ich bey der Correctur zugebracht und alles umsonst. Ich hätte ein Fehlerverzeichnis bey gefügt, aber es hat jezt kein Mensch Zeit fremde Fehler zu bessern. Beans Beor. bin bald dem geliebten Kreise wieder einverleibt. Alles Grün lacht uns an, die Sonne scheint freundlich doch mit Zögern darf nur genossen werden Universität: Manches läst sich hoffen, blos weil die Autorität des verstorbenen Alten zerfallen, 779
IV/8r
IV/8v
Anhang IV
aber ein Hauch aus Westphalen und es ist alles wie dort Misere, Lüge und französische Comödie. Das Ächzen und das Krächzen glauben Sie im Allgemeinen nicht so arg, wie es Ihnen Zelter mag beschrieben haben, der in der Auswahl zu seiner Liedertafel mehr auf die Kehlen, als auf die Lustigkeit sehen muste, weil er zwey schwer zu vereinigende Dinge, Essen und Singenlernen zusammentreiben wollte, einem braven Mann wie Zelter kann nichts ganz mißglücken, aber an allg: Eingreifen ist noch nicht zu denken, denn wer mit den Leidenden nicht ächzen kann, der kann auch mit den Freudigen nicht jubeln; solls aber hir gut werden, so muß von dem allgemeinen Leichtsinn noch viel mehr verächzt werden.
2030
2035
)H V* ÇAn Johann Friedrich Reichardt, 26. Januar 1810È V/1r
2040
An Reichardt 26 Jan Nichts ist gefährlicher als ein gemeines Volk, was sehr lustig wird. Ich stehe mir selbst beym Zusehen solcher Festlichkeiten im Wege bald mit meinem Jubel, bald mit meinem Spotte ÇAn Hans von Schlitz, 4. Februar 1810È
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An Schlitz d* 4 Feb 10. Geschrieben in der Nebenkammer, meine Großmutter seufzte jammervoll ÇAn Joseph Görres, 6. Februar 1810È
An Görres d* 6 Feb. Nun wohlan treuer Mitgeselle aller literarischen Ungefälle, die Bäche haben aufgehört zu rauschen, und der mitleidige Mensch haut den armen Fischen ein Luftloch, daß sie vor aller Pracht ihrer kristallenen Gewölbe nicht ersticken, so laß auch uns unbesorgt der frischen Jugend zum Nutzen manchen Einbruch thun durch die erstarrte Pracht aller Schulen, Regeln und Philosophien, ein guter Fischzug soll uns lohnen am Tage des heiligen Petrus. Kling klang Almanach. Clemens Stück ging mit Gepolter auseinander. Berlin hat gewonnen, weil es die Trägheit beym Weißbier verloren. Universität. Adam Müller ohne hin780
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8. Februar 1810 2060
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längliche Bekanntnis einer Bibliothek ordnet er ein, spricht allgemein aus, was einzeln sehr treffend, so ist der leidige Drang des Lehrens. Es druckt mir etwas schwer auf dem Herzen, den Druck für meine Dedikazion, zwar ist mir der Zufall lieb, der mich in so ahnliches Verhältnis gebracht, als ich dir ein Lebewohl am Crucifixe rief, ich würde die Freundin genannt haben, wenn nicht ein unschuldiger Vers der sich vertraulig machte den gemachten Leuten schuldig erschien Deine Selbstbiographie. Gegen Berührung zwischen Deutschland und Frankreich, in neuerer Mythologie, was gehasst was geliebt und verehrt ÇAn Wilhelm Grimm, 8. Februar 1810È
An Grimm 8 Feb Kleist eine eigenthümliche etwas verdrehte Natur wie das fast immer der Fall, wo sich Talent an der alten Preussischen Mondirung durcharbeitete, unbefangen cynisch, mit einer Unbestimmtheit im Reden die sich dem Stammern nähert. Adam Müller hat ein ausgezeichnetes Talent zum Zuhören er lobt und lacht zur rechten Zeit. Die Schranken des Spielbaren ziehen sich zusammen durch den Mangel an Talente der Schauspieler, Kotzebue Stucke sind noch immer besser als die kotzebusirten Schauspieler, halb Jud halb Christ das Publikum Jud Meyer. Der Pipel ist so steif ÇAn Wilhelm Dorow, 8. Februar 1810È
An Dorow 8 Feb Als ich noch Abends in Stiefeln von einem Hofe zum andern laufen konnte, da war ich auch ein Hoffmann. 2085
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ÇAn Johann George Scheffner, 8. Februar 1810È
An Scheffner 8 Feb abge* Die Ruckkehr vieler Bekante, ruft mir ihr wurdiges Bild zurück. Selbstbiographie, viele Lebensverhältnisse. Menge ausgezeichneter Männer, Streben nach Wahrheit, Eigenthümlichkeit von Königsberg, die auf Deutschland mächtig gewirkt, aber vor allem eine Darstellung Ihrer Eigenthümlich, deren Güte ich mich empfehle. 781
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)H VI* ÇAn Louise von Schlitz, 29. Dezember 1810È VI/1r
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An meine Tante 29 Dec 1810. Ausstellung in Bremen Werkmeisters Ausstellung der heimlichen Arbeiten vornehmer Frauen eigentlich Napoleons Nähstube, er hat das Volkchen Nachts wach erhalten und was die armen Kinder dabey fromm geworden, das haben sie sich gewonnen, was sie aber geweint haben dabey, das ist seyn Antheil und soll sein Lethe seyn. Stettin Anstalt, aus Konigsberg stamt die Einrichtung, wo die Furstinnen zu arm waren, als daß sie den Armen etwas schenken konnen, als den Werth, den ihre Hand Faden verlieh den sie zu einem Geldbeutel verwebten, die wohlhabenden Privatleute legten mit Stolz ihr Geld hinein. Wie nun das Fußstraßchen des Kaisers in Wien nicht der Reinlichkeit wegen, sondern in Hinsicht der Erinnerung an eine heilige Zeit zu loben ist, so gilt es auch hier. Eins darf ich nicht vergessen, mir wurde von B B am Weihnachtabend ein Ring verehrt, den ich mein lebelang tragen werde – wir hatten uns am 4 Dec Abends bey sturmischen grauem Himmel, als kein Stern zu sehen, auf freyer Strasse, vor einem Hause wohin ich sie zu einer langweiligen Gesellschaft führte, feierlich verlobt. Es hätte dessen zwischen uns nicht bedurft, aber die Welt, die um uns lag, als wollte sie uns beyde vergessen, mahnte uns, daß wir um so treuer aneinander denken möchten. Für einige glückliche Tage, wenn sie mir der Himmel schenken will, diente ich ihm gerne mit ganzer Seele, mit meinem ganzen Leben. Uebrigens können Sie denken, daß nach meinem Willen der ganze Ehestand wenig Einfluß auf mein übriges Treiben haben soll und ich bin darin mit Bettine einverstanden, sie musicirt, ich lese, unsre Wirtschaft soll so kompendiert werden, wie Kinder sie in Muskatnüssen als Spielzeug bekommen
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ÇAn Jean Paul, 1. Januar 1811È
An J. Paul Berlin 1 Jan. 1811 Ihre Güte freut sich im Lobe und darin unterscheiden sie sich von den Schriftstellern, die sich da Böse stellen, wenn sie es nicht wirklich sind. Als Lob des Barenhauters gehört Brentano Der Geist des Lebens, der meine herumirrenden Jahre mit seiner Freundschaft geschmückt hat, 782
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verbindet mich durch ein neues Band, mit ihm, indem es mich der Erdscholle naher, d. h durch Haus und Hof verbindet, aus der ich geboren, ich bin mit seiner Schwester B verlobt, Sie kennen nicht mein Glück und doch spreche ich zu Ihnen, weil Sie jedes menschliche Glück ehren, wir kannten uns seit sieben Jahren und was unter so gewaltsamen Abwechselungen der Zeit bestanden, soll auch mit dem Leben nicht ausloschen. – Morgenblatt, seit es die widrige literarische Parteisicht und Verunglimpfung aufgegeben hat, mir recht wohlgefällt. Berichterstatter über manche Erzahlung, Ihr Interess
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ÇAn Johann Wolfgang von Goethe, 6. Januar 1811È
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An Göthe 6 Jan 1811 Ich meine nicht, daß Sie mein Stück lesen Mein Städtespiel wie Landleute ihrer Herrschaft etwas an ihrem Feste bringen, die Herrschaft hat es in ihrer Kuche besser, sie nennen es eine Ehre anthun es ist ein Opfer und keine Gabe. Die Opfer müssen rein erscheinen und so muß ich meinen dramatischen Versuch, der mir jezt nach einem Jahre ein ganz fremdes Werk geworden, gegen den Vorwurf der Unaufführbarkeit retten. Es ist für ein Puppentheater geschrieben. Manches ist mir sehr artig in kleiner Nachbildung, was in gleicher Grösse nicht mehr reitzt holländische Bilder und Weihnachtsausstellungen überzeugen uns davon darum steht manches die Bude, Obsthandlerin u. a. so ausführlich, was auf der Bühne nicht die Kosten erstattete aus dem Puppentheater ist nichts geworden, es sollte ausser dem das Characteristische aller Nazionen insbesondre das Characteristische unsrer Tage enthalten. Aber wie ich jezt die Strenge unsrer Zensur kenne, wurde das, was für den Tag wirklich bedeutend, aufgegeben werden müssen. Was ich lange fürchtete, aber mir mit Hoffnungen fortschmeichelte, ist endlich auch bey uns geschehen, es haben einige in wirksamer Stelle, so viel Liebhaberey für ihre Ideen gewonnen, daß sie das Volk einmal auf einige Zeit wieder nach ihrer Art zum Glück zwingen möchten, der Widerspruch scheint ihnen frevelhaft und wenn es ihnen nicht gelingt wird es der liebe Gott zu entgelten habe Nationaltheater gleich Schutz, – kurz es war der Leichtsinn wenigstens recht hübsch und unterhaltend, der die Kleinigkeiten ergreift, weil es das Leben des Staats nicht begreifen kann Es giebt trübe Mittel in der moralischen Welt, die indem sie alle verdecken einigen die Freude der Farben schaffen. Trübes Mittel das 783
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ist das Geheimnis. An Wirkung und Gegenwirkung habe ich wohl auch gedacht, aber wie tief und allgemeine haben sie das durchgeführt. Die Idee vom Hauptbild und Nebenbild hat mich durchdrungen. Ich springe von Licht zur Liebe und das ist nicht weit dennoch ist die letzere daran schuld, daß ich Ihnen vom ersten nicht mehr schreiben kann und Sie entschuldigen mich gewiß, denn meiner Liebe menschliches Gnadenbild ist auch Ihnen eine liebe Tochter und was in ihr mir eigen ist und wird, es ist Ihnen nicht entwendet und wird künftig auch aus mir zu Ihnen blicken. Bettine sagt mir, daß Sie Ihnen unsre Verlobung erzählt, ich war es ihr in meinen Gedanken seit langem, aber so wenig ich mich selbst noch weniger mochte ich sie den Zufälligkeiten dieser Zeit opfern, die mein sonst bedeutendes Vermögen auf mannigfaltige Art gekränkt und eingeklemmt haben, jezt kann ich bald absehen, was mir bleibt und was ich verdienen kann und somit gebe uns der Himmel als Segen einen festen und bestandigen Sinn gutes Wetter, Sie aber werden uns einiges Wohlwollen aus der Fülle ihres gütigen Herzens nicht versagen
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ÇAn Johann Georg Zimmer, 6. Januar 1811È VI/3v
Zimmer 6 Jan. 2 rth 1 gl* Kosten. Runge hatte in der Kunst vollstandig geleistet, was er seiner Natur nach leisten konnte, dem innern Werth nach viel, aber wenig in Hinsicht der Ausbreitung. Wenn ich die Mangelhaftigkeit meiner Erkenntniß betrachte so habe ich noch lange zu blühen. Eins habe ich in dieser Hinsicht gethan um zu erkennen wie es andern Leuten im Stande eines Brautigams zu muthe habe ich mich mit BB vollständig verlobt, ich befinde mich gerade wie sonst, ich war ihr im Herzen lange verlobt. Der Himmel ließ jezt viel Federn fallen, daß ich ihr draus ein Bett stopfen kann.
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ÇAn Louise Reichardt, 12. Januar 1811È
An Louise R. 12 Jan Wenn ein Wunder geschehen sollte, wer könnte mehr wie sie eine solche Himmelsgunst verdienen, jeder ihrer Schritte, indem er so manche fromme Stimme ubt ist der Erleuchtung der Ihren gewidmet
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ÇAn Wilhelm Grimm, 12. April 1811È
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W. Grimm (Aus dem März) Namen der deutschen und nordischen Gedichte, die nirgends aufzufinden sind für die Kronenburg. Bis hieher schrieb ich als ein Junggeselle Heut sing ich als ein Ehemann Schon jenseit einer goldnen Schwelle In eines stillen Zaubers Bann. Belebte Nächte, ruhig heitres Tagen Umgiebt mich mit Verwunderung, O süsser Morgen, frohliches Behagen Wie fühl ich mich in Gott so jung, O Gott wie bist du stark in deinen Schmerzen In Freuden deiner Liebe schön Ich kam zu dir aus tieferfreutem Herzen Wie an den klaren Morgen sehn. ÇAn Jacob Grimm, 5. April 1811È
An Jacob 5 April Wiepersdorf Ich bin nun Ehemann und theile Leid und Freud mit der ganzen Erde. Clemens hat uns nicht zusammengebracht, er hat uns auseinander gehalten, ich habs ihm vergeben, auch die Thränen erregen und befruchten den Boden, er hat mir uber Bettinen, Bettine uber mich belogen. Niemand soll rühmen was er besitzt und sein Nennt, aber leise darf ichs doch sagen, daß ich glücklich bin. Dein Buch hat mich aus langer Ruhe erweckt das Aufgeben alter Gewohnheit in der Umgebung ist meiner Natur nicht leicht Gottlob du hasts auch vergessen, daß du nur am Ende deines Lebens ein Paar Bogen mit der Quintessenz desselben herausgeben wolltest, ein Kind muß geboren seyn, damit sich das andre erzeicht Als Streitschrift treflich, seh ich aber den Titel und deine Kenntniß, so hättest du ohne Mühe etwas viel Besseres liefern können; Durch die Bemerkung über die Dreytheilsform trit deine Schrift in eine eigne reale Wichtigkeit. Was über fremde Volker gesagt zu kurz, die galische Barden, die in einer Note abgefertigt sind, hätten Schritt für Schritt betrachtet wer785
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den müsse. Meine Meinung, daß die Kaiser und Fürsten nicht selbst gedichtet hast du als Paradoxie abgefertigt, woher kommts, daß kein Geschichtschreiber diese erwähnt, da sie sonst sogar vom Vogelstellen Namen bekommen haben und offenbar einen Werth darauf legen müsten, da sie es so weit wie die besten Meister der Zeit gebracht hatten. Docens Meynung, daß manche zugleich Meister und Minnesinger seyen, läst sich vielleicht auch anders deuten, er bezieht sich nämlich auf deinen Lieblingsunterschied zwischen Natur und Kunstpoesie, den ich dir nach meiner Ueberzeugung gar nicht zugeben kan. Nie ist eine ohne die andre erschienen, aber leicht mag in einem Menschen eine von beyden abwechselnd das Uebergewicht gewinnen und wenn wir in der Minnepoesie den Naturtrieb, im Meistergesang das Kunstbewustseyn uberwiegend finden, so wäre es allerdings sehr interessant diese Stellen oder Einzelheiten in den alten Meistern der Geschichte wegen zu sondern und nach dem wenigen, was ich vom Titurel kenne, wäre dieser dazu besonders geschickt beydes deutlich zu machen. Gorres hat nach meiner heutigen Einsicht dieses Gleichzeitige in der Entwickelung der Mythen eben so wenig erkannt, sein Werk enthält nach einer Richtung viel wahres, aber diese Richtung ist nur die eine und man fühlt sehr bald, daß so wenig den einzelnen Menschen, wie ganze Volker die Religion in dieser Gesinnung allein ergriffen hat. Merkwurdig ist mir eine Stelle Deiner Vorrede, wo du den gebildeten Menschen geradezu schuld giebst, sie wollten etwas an die Stelle der Naturpoesie setzen, was diese nie erreicht dies scheint mir der Gipfel des Mißverständnisses, worüber du selbst bey näherer Betrachtung erschrecken wirst, denn du thust den besten Menschen aller Zeiten damit ein himmelschreiendes Unrecht, die ihre Natur und ihren Trieb, so gut sie es vermochten aussprachen und auch ihr Volk hatten und begeisterten, denn wo Zweye im Namen des Geistes versammelt sind, da will er unter ihnen seyn, wenn gleich die grosse Menschenmasse gleichgültig vor ihnen übergegegangen ist. Wenn ich Volkspoesie begeistert gefühlt habe, so ists nicht darum, weil ich meinte, eine andre Natur und Kunst habe sie hervorgebracht, als jene, die mir in unsern Tagen manche Langeweile gemacht hat, nur darum, weil sie die Sichtung schon bestanden hat, in der auch vieles aus unsrer Zeit bestehen wird, darum suchte ich sie der Welt möglichst sichtbar vor Augen zu stellen. Dieser willkührliche Unterschied muß auch auf deine Sagensammlung wirken. In Göthes Namen wollte ich schwören, daß bey allem Bewustseyn dessen, was er treibt, was gewöhnlich Kunst 786
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genannt wird, er sich doch häufig von der Eingebung seiner Natur überrascht fühlt, die ihm Einwirkungen auf andre schenkt, an die er nie voraus gedacht hatte. Nach dieser Ueberzeugung wirst du es nothwendig denken, daß ich sowohl in der Historie wie im Leben alle Gegensätze, wie sie die Philosophie unsrer Tage zu schaffen beliebt hat, durchaus und allgemein ableugne, also auch kein Gegensatz zwischen Volkspoesie und Meistergesang mancherley Berührung und Durchdringung beyder, Haß oder Hochmuth zufällig, daß sie die volksmassigen Lieder noch einmal zu bearbeiten verschmähen scheint natürlich, der Mensch kommt nur dazu etwas Eignes aufzustellen, wenn das Vorhandne nicht genügt So ist mir der Schelmufsky bis zum höchsten Ekel verhasst.
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Halle und Jerusa. Der Spott über Mystik hat sich selbst gemacht, selbst uber solche, die auch mich zuweilen ergriffen hat, es zeigt recht gut, daß so ein Mystik weder gut noch schlecht, sondern uberhaupt nicht der Rede werth, Scherz muste seyn um den religiosen Ernst einiger Stellen zur dramatischen Bescheidenheit zu bringen
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ÇAn Clemens Brentano, 20. April 1811È
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An Clemens Sonnabends d* 20 April Du bist gestern so eilig entwichen, daß ich glauben muß dich durch meine sehr nothwendigen Erinnerungen gekränkt zu haben, ein weitres Nachdenken wird dich überzeugen, daß ich recht hatte und daß ich auch darüber nicht schweigen konnte, weil ich sonst jede vertrauliche Ausserung von unsrer Seite kunftig zurückgehalten hätte, wenn wir nicht gewiß würden, daß alles, was wir in deiner Nähe sagen auch nur von dir gehört würde. Die Ursach meiner Aengstlichkeit in Beziehung auf meine Frau wirst du natürlich finden, wahrend ich es in Beziehung auf mich ruhig aufgenommen habe, daß du in der Roseschen Geschichte bey Ingenheim sehr hart gegen mich gesprochen, ungeachtet ich in der ganzen Sache keine Thätigkeit geäussert, sondern mich nur herzlich erfreut hatte, daß die Gesinnung für das Bessere, die sich bisher immer nur im Vorlesen gezeigt hatte, endlich in die Wirklichkeit, wie der osterreichische Leutnant eingetreten war, diese allgemeine Theilnahme an einer Verhandl, die in dem Augenblicke auch das Interessanteste, Fremdartige, was vorgelesen werden konnte überwog, hatte für mich etwas begeisterndes. Doch wieder zurück auf 787
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die Ursach meiner Aengstlichkeit in Hinsicht dessen was du von meiner Frau erzählst, so muß ich Dich an manche Erzählung erinnern, die du verschiednen von ihr gemacht und die nicht wenig zu dem fatalen Aufsehen beygetragen hat, worunter sie im Anfange ihres Aufenthaltes hat leiden müsen und was sie von den meisten Gesellschaften zurückschreckte, ferner denk daran, daß du in dem bedeutensten Wendepunkte meiner innern Geschichte und meines Verhältnisses zu Bettinen durch eine ganz falsche Erzählung von ihr und Freyberg das Glück, was mir jezt geworden, fast gänzlich zerstört hättest; die traurigen Tage, die du mir damals damit gemacht hast, sind dir längst vergeben und vergessen, doch wirst du meine Vorsicht natürlich finden. Denk daran, wie du Bettinen oft durch Erzählungen wie ich ausschweifend sey, wovon du nie etwas ersehen hast, geärgert und von mir abgewendet hast, doch alles das hat sich gegenseitig erklärt, es ist vorbey, aber es darf nicht ungenutzt vorbeygegangen seyn es muß Dich uberzeugen, daß die blosse Gleichgültigkeit das Heimlichere zur Unterhaltung zu machen, was einem gesagt allen zu überlassen, oft ebenso viel oft mehr als böse Absicht schaden kan, das Ungewisse nimmt den Schein der Ueberzeugung an und die Menschen lassen sich nie leichter darstellen, als wenn man sie gänzlich mißversteht. Genug davon für immer, was ich in dir geliebt habe und liebe ist von je an ganz unabhängig gewesen von dem, was ich nie in Dir geliebt habe. –
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ÇAn Franz Brentano, 24. April 1811È VI/9r
24 April Bitte um Credit für 4000 rth
Franz Brentano
ÇAn Louise Reichardt, 4. Mai 1811È
d* 4 May 1811 An L. Reichardt. Ihr Wunsch aus eigner Feder für mich so voll und herzlich hat mich leis berührt, als wär ich erst ein Par Tage aus ihrer Nähe. Manche Hindernisse des Schreibens seit, heut schläft noch meine Frau und die Vögel weckten mich. Lob meiner Wohnung ist auch Lob meines Gartens, weil ich ihn soviel wie mein Zimmer bewohne. Erstes Zimmer Kupfer der ganzen Welt, zweytes ernst, mischt sich durch grüne Vorhänge in das Leben der ganzen Natur, die mitmischen thut, seit ich ihre Blumen pflege, und ein Paar Canarienvögelchen hege, die nicht 788
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blos zwey sind sondern ein Parchen ausmachen. Niemand hat mich mit Musick so gerührt wie Sie, sie müssen den Kreis meiner musikalischen Empfänglichkeit gerade getroffen haben. Im Judas Mac. alle knollige Arien zwischengekeilt um den Eindruck zu vernichten. B gehort wie ich zu denen, die ihre eignen Arbeiten nicht vertragen müssen, weil ein Nachruf der Empfindung dazwischenruft, du hast es doch nicht so erreicht, wie es dir im Kopfe war und dann doch wieder von einzelnen Ausdrücken überrascht werden ÇAn Wilhelm Grimm, 25. Juni 1811È
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25 Jun W Grimm An einem hellen Sonntage jubelte es mir im Kopfe bey den Heldenliedern. Dem Jacob will ich beweisen, daß die gefüllten Blumen nicht von Gott geschaffen, weil man sie erst durch Versetzen von einfachen erhält, ferner, daß ein gemästeter Puthahn schlechter als ein magerer, weil er ein Ueberschuß des Fettstofs: Eine gute Uebersetzung muß sich bemühen, daß wir finden, wie viel herrlicher das Original gewesen, weiter bis zur Unverstandlichkeit darf sie nicht gehen, die Regel liegt im Kopfe des Uebersetzers der sein Original und seine Sprache liebt. Bey Sprachen, die so unfrey wie die Französische ist es leicht besser zu seyn als das Original. Das Vergnügen bey Pistor Untersuchungen ist grosser als in poetischer Erfindung, jene verlangen heist zur Widerlegung, diese stosst eine mismuthige Neid oder Freud zu Boden.
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ÇAn Jacob Grimm, 14. Juli 1811È
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An J. Grimm d* 14 July 1811 Natur und Kunstpoesie. Nie habe ich den Einfluß der Geschichte geleugnet, aber es giebt keinen Moment ohne Geschichte, als die ersten der Schopfung, so ist keine absolute Naturpoesie vorhanden, es ist immer nur ein Unterschied von mehr oder weniger zwischen beyden zur Zeit des Homer gabs noch keine Zuckersiedereyen, aber Fleischkochungen. Je weniger ein Volk erlebt hat desto gleichförmiger ist es in Gesichtszügen und Gedanken, jeder Dichter ist dann Volksdichter und viele werden in dem gemeinschaftlichen Sinne des Volkes und seiner Geschichte unter gewissen Umständen etwas Gemeinschaftliches leisten können, was allerdings uber das einzelne Bemühen spä789
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terer Zeit herausragt, wo in der verschiedenen Individualisirung der Geschichte die in einzelne Familien, endlich zwischen Individuen eigenthümlich eingreift, so daß mancher seyn Volk in dem Drange fast aus den Augen verliert, durchgreift, an kein Zusammendichten gedacht werden kann, die Begeisterung des Einzelnen erhält immer ein engeres Feld und nur weil das Jahr und die Liebe immer wiederkehrt und die Geschichte auch in grossen Massen endlich fortrückt, entsteht durch den, der das am tiefsten fühlt und ausspricht ein spätes Volkslied, das von allen ergriffen wird und alle ergreift schöner oder schlechter als jenes frühere der Einzelne mit gleichem Rechte seyn kann. Ob die Verfasser von beyden erhalten worden ist Zufall, das Volk frägt nicht, wer ein Lied gemacht hat, der Kritiker kann sehr bekannt, im Volke unbekannt seyn wie mir das Auf auf ihr Brüder und seid stark. Wer weiß von allen französischen Trompeten, die Zumsteegs Melodie zum Reiterl. gegen den Hunger in Spanien blasen, von Schiller und Zumsteeg, sie meinen Gott habe es ihnen zum Trost verliehen, sie mögen recht haben, da niemand das gehört was ihn begeistert. Es ist ein Segen des Herrn, wer mit seinem Liede ein Volk ergreift, doch ist der schon reichlich belohnt wer auch nur wenigen etwas, was sie gesucht geworden ist. Du meinst ein Hauptkenzeichen der Naturpoesie, daß sie kein Metrum sucht, dann wären meine Gedichte sanfte Naturpoesie und keins der Dänischen die sicher ihre Abentheuer in eine bestimmte Tanz weise einfügten Dein Bruder hats getroffen, weil selbst unsre Metrik sich nicht daran stösst; Frauen entscheiden, nicht als ob sie das Beste immer wüsten, aber sie sind durch eingelerntes Schlechte nicht eingenommen. Hat er nach Jahren einen Bessern geweckt, wohl ihm! Uebersetzungen ob sie sich halten. Eine unnütze Frage für den Uebersetzer. Als hist: Volksbucher, Lieder, Fabeln, Mahrchen, Bibel, Horaz, Legenden, die Klage, Thomas a Kempis, Robinson, Wilkinasage, Werther. Den in den Schulen für die Lehrer gemachten danken wir alle Kultur durch das Alterthum Schakespeares Ueb. die Schiller und Gothe, es muß ein ganzes Volk die Ansprüche machen, daß sich die Thätigkeit der Dichter regt. Die Kritik achte ich, die beweist, daß etwas Besseres vorhanden gewesen. Künftige Zeit wird keine Zeit zum Sprachelernen haben. Clemens sein Herumtragen einer Liederbearbeitung; seine Ruhmredigkeit Er wagte wenig Zugaben Ueber seine Thorheiten ÇxxxÈ in der Hurengeschichte, daß sie der blossen Langeweile zuzuschreiben, die eine gemeine sinnliche Stunde zu etwas Ausserordentlichem ÇxxxÈ 790
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macht. Er verschwizt so etwas in der Gicht, das ist das Schöne in seiner Natur, schicke dir den ÇxxxÈ 2420
ÇAn die Redaktion des Morgenblatts für gebildete Stände, 25. Juli 1811È
Ans Morgenblatt d* 25 Die Kritick wird in unsrer Zeit leer weil die Zeit unabsehlich ist. ÇAn Adam Müller, 13. August 1811È
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An Adam Muller Berlin d* 13 August Freude über ihr Gedeihen im Lande des Papiers, wo am wenigsten geschrieben wird, ich wunsche daß es dort kein Einlosungsschein furs Vergnugen wie Ueberdruß und Verdruß giebt. – Gebe es nur ein Problem bey uns wie das perpet mob in England, daß unsre Staatsmanner sich dran machten statt an die Staatsreformen. Schubert. Jude. Lied.
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ÇAn Clemens Brentano, 6. März 1812È
Berlin d* 6 März 1812 Heute ist mir ein Roman zuendegegangen der mir ein Paar Jahre meines Lebens und vielleicht mehr gekostet hat, das heist ihn zu erleben, nicht ihn zu beschreiben, denn dazu möchte ich wohl nicht kommen. Heute ist die A W S. abgereist, und denk dir ich habe nichts andres dabey gefuhlt, als eine gewisse Vorsorge, daß sie keinen Schnupfen bekommen möchte, und daß ihr Mann die boshaften Klatschereien nicht erfahren mochte, die uber die arme Frau wegen einiger fürstlicher Artigkeiten ergangen sind. Ich scheide von ihr mit der Ueberzeugung, daß sie unschuldig war wie ein Gott, und von menschlichem Gefühle und von meinem Jammer und meinem Entzücken keine Ahndung hatte, Nichts ist mir lacherlicher als meine Furcht sie wiederzusehen und wenn sie nackt sich vor mir ausziehen wollte und alle Trauer lieder, die ich auf sie gemacht, mir vorsingen ich gebe noch nicht ein Haar darum, was in Bettinens Kamm stecken geblieben
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ÇAn Ludovika Jordis, 12. April 1812È
An Lulu 12 April 12 Soll es Opfer geben so sind jene die schmerzlosern die das Leben nicht ertragen konnten, als jene die in sich mit Aller Kraft den erschöpften mit bittenden Augen um Hülfe flehen und doch nicht sprechen konnen, was ihnen fehlt
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ÇAn Antonia Brentano, 26. Mai 1812È
An Tony 26 May 12 Die Angst der Geburt hat mir das Zutrauen gegeben, mein Kind mit dem Wunsche ins Leben zu senden, daß es frey und würdig oder gar nicht leben möge
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ÇAn Friedrich Schlegel, zwischen Mitte April 1812 und Ende Januar 1813È
An Schlegel )H VII* ÇAn Wilhelm Dorow, 13. April 1811È VII/1r
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d* 13 April W. Dorow Bitte um die Schauspiele. Ueber Grimms ÇAn Henriette Schubart, 14. April 1811È
d* 14 April An H. Schubert Ich trage seit dem 1 die allgemeine Freude der Welt und stehe nicht mehr allein. Es ist das Eigenthumliche sudlicher Volker, daß sie ihre zerstörten Häuser im ersten ruhigen Augenblicke wieder einrichten, wahrend nordische Volkerschaften wegen einer Hungersnoth auswandern, so auch der ledigere Mensch, es belebt sich jeder zerstörte Verkehr von einem Alles genugenden Weltgeist dort wo alle Gegend und Gesellschaft einander bessern Ist die Arbeit der einzige Freund, was schadet es wenn sie nicht offentlich geehrt wird, die Hauptlist an ihm ist doch geheim, stört sie aber noch andre Freundschaft an der Arbeit seyn sie froh, so sind sie noch nicht verlassen, ergeben sie sich diesem mit allem Guten, was sie scheidet 792
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ÇAn Wilhelm Grimm, 12. April 1811È
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An W 12 April Die Meise ist zu dir. Es war die Aufgabe zu losen zwey Verlobte ohne Wissen der Ihren zu vermahlen. Wir ruthen auf dem Sopha und liessen die ungestumen Bewegungen des Herzens vorübergehen, Die Natur ist reich und milde, was aber von Gott kommt und zu Gott kehrt ist das Vertrauen Es gehört eine Gewohnheit, eine Erfahrung zu allem, besonders wo keine äussere Thätigkeit zwingt Halle und Jerusalem. Es ist schwer ein dramatisches Stück mit der Resignazion schreiben, daß es nie aufgeführt wird ohne eine bedeutende Lehre darin zu entwickeln
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ÇAn Charlotte Schwinck, 14. April 1811È
14 April An Mad Schwink Diese Neuigkeiten betreffen mich und meine Hauptsachen in den Mittelpunkt des Lebens, wohin Erwartung und Hoffnung uns befiedert, während der burgerliche Verkehr altes Bley daran hängt. Der ganze Garten gehört uns zum Laufen und Athmen gehort, wir sind die einzigen Besitzer, weil wir es allein geniessen Sehe ich auf die jezige Zufriedenheit meiner Tage, auf die Schmerzen, die mich zerrissen haben, wie ich oft mit allen Kräften nach andrer Richtung gerungen habe und immer wieder durch ein gütiges GesÇchÈick der liebevollen Seele zugefuhrt bin, die mich kennt, die mich liebt, die ich kenne und liebe, so steigt mir die Rührung in die Augen und ich ahnde dankbar den höheren Geist, der es nicht zu gering geachtet, das falsche und widerstrebende meines Geistes in harter Erfahrung zu brechen, ehe er sein Licht wollte leuchten lassen uber mir ÇAn Joseph Görres, 14. April 1811È
14 April An Görres Mein Ofen fing an zu singen, als ich eben an dich dachte, also noch ein Wort aus meinem Junggesellenstande in welchem ich fast ein Altge793
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Anhang IV VIII/1v
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selle geworden Es erfüllt mich mit rechter Bewunderung, wenn ich denke wie du einsam ohne Bucher so viel begonnen, was tausend andre bey grossen Hülfsmitteln unterlassen haben. Sein Herkommen, Wohnung, Zusammenessen Grimms Buch. Gegensetze, auch mich wandelt zuweilen die Lust an in einer halben Stunde fünf tausend Jahre todt zu machen. Die Dreyheit, merkwurdig in der Form des Meistergesangs, wenn er es aber ins innere Wesen ubertragt, so wirds falsch viele erfreuten sich des Athemzugs auf Bergeshöhen in kuhler Luft, andre sehen auch auf die Wolke des Hauchs, noch andre fangen diesen Hauch mit einem Spiegel auf, in welcher letzten Erscheinung dies ganze Versammeln des Lebenselementes aufhört
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ÇAn Jean Paul, 16. Mai 1812È
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An Jean Paul d* 16 May 12 Ein Kleines hat das andre verdrängt, ich fürchte indem ich mein Buch empfehle, spreche ich von meinem Sohne. er soll nicht Achim heissen, damit er nicht schon auf Schulen bey seinem Exercitienbuche gethürangelt wird, ich will ihm ihren ersten Namen Johannes zum Schutz mitgeben, auch soll er aus ihrem Fibel lesen lernen, woraus ich soviel gelernt habe vielleicht begreift er dann auch die Kunst gleich Fibel sein Jahrhundert zu uberleben um im folgenden desto weiser und glücklicher zu werden.
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ÇAn August Wilhelm Schlegel, 16. Mai 1812È
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An W. Schlegel Aufforderung zum Titurel
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ÇAn Jacob Grimm, 22. Oktober 1812È VIII/2v
A. J. Grimm. 22 Okt 12. Kennst du die neuern Dichter wirklich! Wie Vieles habe ich gelesen ohne es zu kennen, es ist zugleich beschämend und erhebend. Darum glaube nicht daß ich die Mahrchen des Clemens als einen Fehlgriff ubler Laune abweise, es war zuerst innrer Drang der sie in ihm wirckte, aber ich tadle die Art eitler Koketterie mit einer Fertigkeit in poetischen Worten, die darin wie in den Romanzen sein Talent untergräbt ohne es vernichten zu können. Wenn er es sich deutlich gemacht, 794
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was ihn in Kindermährchen erfreut hat, was er darin vermisste, vielleicht hatte er das vermieden. Eure Sammlung hat im Kinderkreise gelebt und geht zum Kinderkreise ohne Verdauung über, sein Buch lebt für die Aeltern und soll in ihnen die Art der Erfindsamkeit noch mehr beleben und befruchten, die jede Mutter, ganz gebildete etwa ausgenommen, darin zeigt, Umstände die das Kind erwecken und erfreuen zu einer Begebenheit zu reihen und dadurch zu bleibender Unterhaltung zu machen. Fixirte Mährchen wären der Tod der Mährchenwelt, das hat auch nichts auf sich, ich muß lachen, wie jedes Kind schon anders als die Mutter wiedererzählt, das entstehen Wunder, woran jene nicht gedacht, blos um die Lücke im Gedächtnisse zu füllen, die Hauptsache ist die Anregung des erfindenden Talents, denn nur darin geht den Kindern eine freudige Selbstbeschäftigung auf. Schildener erzehlte mir von den schwedischen Bauern, daß sie so von der Wirklichkeit ihrer Natur befangen, um jede fremdartige Erzählung gleich in Wunder zu verwandeln, weil sie sich dieselben nicht denken können und ihre Verwunderung nicht anders auszudrücken wissen. So ist ein närrischer Kerl in Potsdam, der beym vorigen König das Gespenst gespielt und doch behauptet, es sey dabey um Leben und Tod gegangen, er habe Himmel und Erde offen gesehen, so täuschend und doch getäuscht ist der Mährchensinn der Kinder – und dies ist bis zum Höchsten das Wesen aller poetischen Erfindung – und darin liegt die höchste Wahrheit der Phantasie. Wenn du im Reinecke F. die Spuren der Erfindung auf Jahrhunderte verfolgst warum willst du in unsrer Zeit das Gras wachsen sehen und hören. Warum willst du nicht auch unseren einzelnen Dichtern einräumen, daß sie unbewust an einem grösseren Gedichte fortarbeiten, das die Zukunft zusammenstellen mag. Ich hatte in Aerger grosse Lust den Alten vielerley vorzuwerfen, aber vernunftigerweise ist das über ihre Vorzüge gar leicht zu vergessen. Und doch ärgert es die Welt als einen Kadaver beschrieben zu finden, dem nichts zu liebe weiter geschehen könne, als eine Leichenrede aus dem was er bey Lebzeiten gedacht zusammenzusetzen. Jede Gelehrsamkeit will ausschließlich seyn, das kann sein Gutes haben, du aber bedarfst solcher Zaune nicht welche die Aussicht verschliessen. Glaube mir die Welt hätte noch so viel Poesie, als sie empfinden kann, und wenn alle poetischen Bücher, alte wie neue an einem Tage untergingen, so lange Gott noch grösser ist als der Mensch, wird es immer eine Poesie geben und eine Möglichkeit der Erfindung und eine Nothwendigkeit dazu. Hagen sagte schon vor funf Jahren die 795
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neuere Poesie sey ganz mißrathen. Vielleicht habe ich dein Urtheil die neuern Dichter könnten keine neue Farbe hervorbringen und die alten nicht einmal anders mischen, unrecht verstanden, vielleicht meintest du, daß Gottes Regenbogen aber über dem verbrannten Moskau oder über der Arche Noahs stehe immer aus denselben Farben bestanden, aber gleich den Menschen etwas andres sey und bedeute. Und darin hast du recht, die Poesie ist weder jung noch alt und hat überhaupt keine Geschichte, wir können nur gewisse Aeusserlichkeiten, gewisse Folgen von Beziehungen angeben wenn aber ein rechter Bouterwek darüber kommt, so meint man diese Aeusserlichkeiten seyen das Wesen
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ÇAn Wilhelm Grimm, 22. Oktober 1812È
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An W. Grimm. 22 Okt 12. Das Urtheil über Ariost mag uns beyden wahr seyn, keinesweges den Deutschen, vielweniger den Italiänern. Die haben alle nicht Lust sich für ihr Leben bewegen zu lassen, In Anmuth Wohlklang und Unterhaltung ist er von keinem Nebenbuhler übertroffen und das ist doch andern auch groß Dante hat mehr Verehrer als Leser Petrarca und war auch seine Laura nur ein Spiel mit der Wirklichkeit, hat alles selbstempfunden, selbstgelitten, der Zusammenhang der Welt wird einem durch Jahrhunderte deutlich, daß er theilnehmend mit uns und wir mit ihm zu seyn scheinen. (Es giebt einen Gott in dieser Welt Jacoby zum Troz und auch Fichte zum Troz) ––– Ueber Hagen. Wer wollte einen Menschen wegen allzufrühen Abdrucks der Edda aber burgerlich infamieren wollen ––– Was du von der Lulu schreibst ist auch meine Ueberzeugung, es wird aber schwerlich die ihre werden, in ihren Hauptleiden liegen ihre Hauptfreuden, sie mag lieber beyde tragen, als nichts besitzen Literarische Bescheftigung für sie? Einfalt und Dreistigkeit in Gesellschaft gelten zu machen bewähren noch kein Talent zu etwas mehrern. Sie könnte besser, sie konnte auch viel schlechter verheirathet seyn, denn sie kent die Menschen nicht. Sie würde über die Welt gut schreiben, wenn der Aberglaube in Glaubenform ihr nicht die Ansicht nehme
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TAFELTEIL
Abb. 1: Aquarell-Porträt Arnims von Caroline Wilken Arnim an Bettina, 27. September 1808: daß mich die Professor Wilken gemalt hat in Miniatur in altem Costum (Nr. 872, 39–40; vgl. Erl. dazu)
Abb. 2: Titelkupfer zu Band II des Wunderhorns Vgl. Arnim an Zimmer, 28. November 1807 (Nr. 608, 38–40 und Erl.)
Abb. 3: Titelkupfer zu Band III des Wunderhorns Vgl. Arnim an Goethe, 29. September 1808 (Nr. 873, 68–71 und Erl.)
Abb. 4: Titelkupfer zu den Kinderliedern des Wunderhorns Vgl. Brentano an Arnim, etwa 8. Februar 1808 (Nr. 648, 36–42 und Erl.) sowie Arnim an Brentano, 15. März 1808 (Nr. 697, 25–31)
Abb. 5: Stichtitel zu den Kinderliedern des Wunderhorns Vgl. Brentano an Arnim, 1. März 1808 (Nr. 679, 70–84 und Erl.)
Abb. 6: Juliana Morell(a). Beilage zu Arnim an Bettina, vmtl. 20. Februar 1808 (vgl. Nr. 664, 14–18 und Erl.)
Abb. 7: Kupferstich Justus Chevillets nach Balthasar Bescheys
Verzoeking van de heilige Antonius. Beilage zu Arnim an Brentano, 27. Februar 1808 (vgl. Nr. 672, 11–19 und Erl.)
Abb. 8: Christus mit den Jüngern auf dem See Genezareth im Sturm Beilage zu Arnim an Bettina, 2. März 1808 (vgl. Nr. 680, 79–83 und Erl.)
Abb. 9: Erste Seite der Eintragung der Familie Schwinck und der Schwestern Koch in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.73)
Abb. 10: Zweite Seite der Eintragung der Familie Schwinck und der Schwestern Koch in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.73)
Abb. 11: Dritte Seite der Eintragung der Familie Schwinck und der Schwestern Koch mit aufgeklebtem Stich einer Kirche im Wald in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.73)
Abb. 12: Eintragung Georg Wilhelm Clarus in Arnims Stammbuch mit Ansicht von (Hannoversch-)Münden (vgl. Nr. AI.75)
Abb. 13: Eintragung Ludwig Tieck in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.76)
Abb. 14: Eintragung Friedrich Carl von Savigny in Arnims Stammbuch (vgl.Nr. AI.79)
Abb. 15: Brustbild Friedrich Carl von Savignys von Ludwig Emil Grimm in Arnims Stammbuch (vgl.Nr. AI.79)
Abb. 16: Aufgeklebtes Blatt mit Federzeichnung vmtl. von Karl Friedrich von Rumohr und zwei Zeilen Bettinas in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.83)
Abb. 17: Stammbuchblatt Arnims für die Brüder Grimm, eingeklebt im Vorderdeckel eines Exemplars des ersten Bandes der Erstausgabe der Sämmtlichen Werke Arnims (vgl. Nr. AI.84, H2)
Abb. 18: Eintragung Jacob Grimm in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.85)
Abb. 19: Brustbild Jacob Grimms von Ludwig Emil Grimm in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.85)
Abb. 20: Eintragung Christian Brentano mit Zeichnung von ihm in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.87)
Abb. 21: Brustbild Christian Brentanos von Ludwig Emil Grimm in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.87)
Abb. 22: Beginn der Eintragung Joseph Görres in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.89)
Abb. 23: Schluß der Eintragung Joseph Görres mit Unterschriften von Frau und Kindern in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.89)
Abb. 24: Brustbild Joseph Görres’ von Ludwig Emil Grimm in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.89)
Abb. 25: Eintragung Caroline Wilken mit Selbstporträt in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.97)
Abb. 26: Eintragung Charlotte von Schiller mit Brustbild Schillers in Arnims Stammbuch (vgl. Nr. AI.99)
Abb. 27: Kolorierter Kupferstich eines Tintenverkäufers; Vorderseite von Abb. 28 (vgl. Nr. AII.26)
Abb. 28: Arnims Gedicht Amor der Tintenjunge; Rückseite von Abb. 27 (vgl. Nr. AII.26)
KOMMENTAR
Zu dieser Ausgabe (I) »daß Deutschland nicht 〈…〉 verwirthschaftet werde« Königsberger Patriotismus und Heidelberger Romantik 1807/08 Seit Ende November 1806 hielt Arnim sich in Königsberg auf, wohin es ihn nach der katastrophalen Niederlage Preußens gegen Napoleon in der Schlacht von Jena und Auerstedt verschlagen hatte. Die ehemalige preußische Krönungsund Residenzstadt avancierte, als Berlin von den Franzosen besetzt war, zur Interimsmetropole des Königreichs, und Arnim erlebte während der zehn Monate seines Aufenthalts, in denen schließlich auch sie von napoleonischen Truppen eingenommen wurde, die vom Tilsiter Frieden (7./9. Juli 1807) besiegelte Demütigung seines Vaterlandes als Schicksalswende: ich wollte da Preussen’s Schicksal abwarten, wo es angefangen (an den Bruder Carl Otto, 17. Juni 1807; Nr. 546,32–33), wo der Preussische Name entstanden (an Bettina, 18. Juni; Nr. 547,55–56). Er lernte noch Akteure des alten Preußen kennen und schon die Anfänge und Anfänger eines innovierten, eine wirre Übergangszeit, in der sich Altes und Neues vermischten. Zunächst in Königsberg, dann im nahen Memel etablierten sich König und Königin, der Hof und seine Trabanten, Beamte der Regierung. In der Ersatzhauptstadt amüsierte man sich, solange das noch möglich war: Die Königin ist nach Memel, Du würdest
hier deine wahre Freude gehabt haben, an Wasserfesten, mit ihr, kleine Soupers, wo alle Teufelskerl von sogenannten Staatsmännern, ich habe es nicht ohne Rührung und Lust mitgemacht (an den Bruder, 18. Juni; Nr. 545,20–23). Arnim begegnete tüchtigen, dem Neuen aufgeschlossenen Staatsdienern wie dem Königsberger Kammerrat Friedrich Ludwig August Wißmann, bei dem er zeitweise wohnte, militärischen Abenteurern wie dem Offizier Karl Friedrich von Zglinitzky, illustren Persönlichkeiten wie dem Fürsten Anton Heinrich Radziwill und der mit ihm verheirateten Prinzessin Luise, Schwester des 1806 bei Saalfeld gefallenen Prinzen Louis Ferdinand, deren Königsberger Haus ein Sammelplatz reformerisch Gesinnter war, darunter der Freiherr vom Stein, Clausewitz und Gneisenau. Der altpreußische Literat Johann George
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Scheffner, der noch mit Hamann und Kant Umgang gehabt hatte, zählte ebenso zu seinen Bekanntschaften wie der jungpreußische Max von Schenkendorf, Mitherausgeber der Königsberger Vesta, in der Arnims Beitrag Frau von Krüdener erschien, worin er ihren Einsatz für Verwundete nach der Schlacht von Preußisch-Eylau würdigte. Die prominente Europareisende gehörte zu den zahlreichen Besuchern, die am Renommee der altneuen Metropole teilhaben wollten und Neuigkeiten mitbrachten, so der Kaufmann Georg Wilhelm Clarus, mit dem Arnim sich über Frankfurter Verhältnisse unterhalten konnte (Nr. 543), und Konrad Firnhaber von Eberstein, von dem er Näheres über Brentanos Aufenthalt in Kassel erfuhr (Nr. 560). Länger war er in Königsberg mit Johann Friedrich Reichardt, seinem väterlichen Freund, zusammen, nachdem der napoleonkritische Musiker im ersten Junidrittel von seinem bisherigen Rückzugsort Danzig nach dessen Einnahme durch die Franzosen weiter ostwärts flüchten mußte. Zeitweise hielten sich auch Heinrich von Kleist und der Freiherr vom Stein während Arnims Anwesenheit in Königsberg auf. In den ersten fünf Wochen, von Ende November 1806 bis Anfang Januar 1807, kann er mit Kleist bekannt geworden sein, der am Beginn des neuen Jahres seine Ausbildung zum Kameralistikfachmann endgültig abbrach und die Stadt verließ. Allerdings ist nicht belegt, daß sie sich begegneten. Noch länger währte die gleichzeitige Anwesenheit Arnims und Steins in Königsberg, wo dieser seit Mitte November 1806 eine Umwandlung der Kabinettsregierung anstrebte, bis er am 4. Januar von Friedrich Wilhelm III. entlassen wurde, wonach er noch bis Mitte Februar verweilte. Wäre Arnim nur ein paar Tage länger geblieben als bis zum 25. September 1807, hätte er Stein nochmals begegnen können, der am 30. September, als Staatsminister wiederberufen, in Memel eintraf. Arnim, der den Reformer bereits im ersten Halbjahr 1806 oder noch früher in Berlin kennengelernt hatte, wie aus seinem Brief an die Tante Louise von Schlitz vom 16. Juni 1806 geschlossen werden kann (WAA XXXII, Nr. 464,10–13), besuchte ihn in Königsberg vor der Entlassung. Das geht zum einen hervor aus seiner undatierten Notiz: Stein, mein Besuch bey ihm, er entzweit sich mit dem Könige (H: FDH Taschenbuch B44, S. 211; Knaack 1976, S. 86), zum anderen aus einem Brief an Savigny vom 20. Juni 1814: Noch einmal, als ich mit Stein wieder be-
kannt wurde und voll Hoffnung wie es dem Lande nutzen konnte ihm meine Dienste antragen wollte, zerfiel er total mit dem Könige und reiste voll Hast in die weite Welt. (Härtl 1982, S. 86.) Stein habe, schreibt Arnim in einem Briefkonzept an Friedrich August Staegemann von Mitte März 1809, ihm einmal mündlich seinen Plan zur Wiederherstellung der innern Staatskräfte entwickelt (WAA XXXIV, Nr. 992.K). Zufolge einem späteren Exzerpt eines nicht überlieferten Briefes (Ende 1824?) an den Onkel Hans
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Zu dieser Ausgabe (I)
von Schlitz trug Arnim Stein nicht nur seine Dienste an, sondern auch einen Plan vor, und er sprach nicht nur mit Stein, sondern auch mit anderen darüber:
ich hatte die Königsberger Erfahrung vorraus, ich wuste, daß jedes laute Wort die Nachtwandler erschrecken nicht aufmuntern würde denn bey so vielem Guten, was in mancher Art zustande kam, müssen sie sich nachher verwundert haben wie sie es unbewust vollbrachten. Vielleicht ist auch beim vielen Hin und Herreden mein Projekt der Erneuerung des Deutschen Ordens zur Sprache gekom, der Deutschland von den Franzosen befreien und einen neuen Adel begründen sollte, der nicht blos den Kriegsbrauch sondern auch des Wissens und der Kunst, der Gewerbe und des Landbaus umfassen müste. Er wird von mir M Stein u andern vorgelegt, aber mit Achselzucken, daß so etwas schwer möglich belohnt, kann aber doch auf den Entschluß zum Tugendbund gewirkt haben. 〈...〉 Mein Entwurf war darum nicht so praktisch weil er die Adelsidee voransetzte, die vielen ein Aergernis (H: FDH Taschenbuch B44, S. 156f.). Erinnerte Arnim sich richtig, dann stellte er undatierte überlieferte Niederschriften zur Diskussion, die vor Steins Entlassung, im Dezember 1806, entstanden sein werden und eine umfassende Nobilitierung als »Gleichheit aller nach oben« (Lützeler in Arnim/W I, S. 759) vorschlugen: Der König erklärt das ganze Volk adelig (Arnim/W VI, S. 199). In demselben Aufsatz entwickelte Arnim das Projekt eines aus dem Gesamtadel herausgehobenen neuen Deutschen Ordens, zu dessen Ritterschaft jeder gewählt werden könnte, der sich
in eigentümlicher Tätigkeit bewährt hat, sei es in Künsten, Handwerken, Wissenschaft (ebd.). Eine andere Niederschrift mit Vorschlägen zur Militärreform spezifizierte im Hinblick auf sie das Ritterschaft-Projekt: der Offiziersdienst muß einen Adel etwa unter dem Namen Ritter geben, der über jedem andern Adel steht, der von jedem durch Fähigkeit erreicht wird (ebd., S. 194). Eine dritte Ausarbeitung, provokant Was soll geschehen im Glücke betitelt, die ebenfalls zu einem neuen deutschen Orden aufforderte, begründete die Nobilitierungsidee sogar mit der Notwendigkeit, die überkommene ständische Hierarchie aufzuheben: Das ganze Volk muß aus einem
Zustand der Unterdrückung durch den Adel zum Adel erhoben werden (ebd., S. 203). Daß die Kontaktierten auf solche Vorschläge achselzuckend reagiert haben werden, nimmt nicht wunder. Wenn zu jede〈m〉 laute〈n〉 Wort, das sie erschrecken mußte, auch die Verlautbarungen zur Veradelung gehörten, dürften sie vor allem wegen der Realitätsferne betroffen gewesen sein. Andererseits hatte Arnim durchaus praktikable Vorschläge zur preußischen Militärreform un-
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terbreitet, die ihm schon lange notwendig erschien, wie sein Lyoner Briefexzerpt an den Onkel vom 30. Dezember 1802 (WAA XXXI, Nr. 280.E) belegt, in dem er auf das Vorbild der französischen Revolutionsarmee verwies. Gneisenau, an den die Niederschrift zur Militärreform gerichtet gewesen sein dürfte, seit Ende November 1806 in Königsberg, wirkte dort an der Reorganisation des Heeres mit, bevor er im Januar mit ihm unterstellten neu errichteten Divisionen zunächst in die Provinz Neuostpreußen, dann zur Verteidigung Danzigs abkommandiert wurde. Dort gedachten der brave Kneisenau und Reichardt, nachdem jener am 4. April 1807 eingetroffen war, Arnims schon mehrmalen, wie der Musiker ihm am 11. April (Nr. 536,47) mitteilte, und noch sechs Jahre später, am 29. April 1813, erinnerte Arnim Gneisenau daran, daß er sich damals 〈…〉 der Ehre Ihrer Bekanntschaft 〈…〉 erfreute (Pick 1900, S. 259). Über Beziehungen Arnims zu anderen Reformern ist nichts Näheres bekannt. Er wird den von ihm in einem Briefexzerpt (Nr. 537.E) erwähnten Königsberger Polizeidirektor Johann Gottfried Frey kennengelernt haben, der Mitarbeiter Steins bei der Städtereform wurde, aber kaum die Begründer und namhafte Mitglieder des Tugendbundes, der sich erst im Frühjahr 1808 in Königsberg als sittlich-patriotischer Verein konstituierte. Indirekte Wirkungen auf den Entschluß zu ihm sind, wie Arnim im Briefexzerpt an den Onkel von vmtl. Ende 1824 erinnert, nicht auszuschließen. Ähnlich wie Gneisenau scheint sich auch Stein zu Arnim als reformpolitisch Nahestehendem verhalten zu haben. Arnim war ja kein Unbekannter mehr. Er hatte den ersten Wunderhorn-Band mit herausgegeben und dazu den Essay Von Volksliedern beigesteuert, der zuvor schon in Reichardts Berlinischer Musikalischer Zeitung erschienen war. Vor Jena-Auerstedt ließ er in Göttingen eine Sammlung Kriegslieder in der Art Fliegender Blätter unter Soldaten verteilen, in Königsberg schrieb er patriotische Gedichte (vgl. zu Nr. 539.E). Dort sang, wie der hannoversche Diplomat Georg Albrecht von Hugo berichtete, Königin Luise am liebsten Lieder aus dem Wunderhorn (vgl. zu Nr. 545,20–22). Wenn in dessen erstem Band auch keine unmittelbar politischen standen, bewirkte er doch, neben anderen zeitgenössischen Aneignungstendenzen, auch eine markant national gesinnte Aufnahme. An ihrem Beginn steht eine am 24. November 1805 in den Nordischen Miszellen erschienene Besprechung des begeisterten Varnhagen (vgl. zu WAA XXXII, Nr. 415,130–134), an ihrem Ende die Publikation eines vielzitierten, zu Unrecht in Vergessenheit geratenen Wortes des Freiherrn vom Stein. Zwischen 1854 und 1863 vertraute der Frankfurter Historiker Johann Friedrich Böhmer seinem Biographen Johannes Janssen eine weiter zurückliegende Äußerung des mit ihm befreundeten Reformers über die Heidelberger Romantik an, die wesentlich auf den Eindruck zu-
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Zu dieser Ausgabe (I)
rückzuführen sein dürfte, den diesem der Königsberger Arnim gemacht hatte:
In Heidelberg, sagte mir einmal Freiherr vom Stein, habe sich ein guter Theil des deutschen Feuers entzündet, welches später die Franzosen verzehrte. (Janssen 1868, Bd. III, S. 439.) Die Vermutung, daß es vor allem der erste Wunderhorn-Band war, der eine derartige Resonanz auslöste, wird gestützt durch einen Bericht der preußischen Immediat-Friedens-Vollziehungs-Kommission vom 3. April 1808 über kulturelle Aktivitäten im Königreich Westphalen. Hervorgehoben werden, Arnim noch in dessen Hauptstadt vermutend, der Geist und die Thatkraft, der von Caßel aus über Deutschland
ausgehen, die Völker beseelen und die Wissenschaften und schönen Künste zu neuem Schwunge erheben wird! Als ein Merkzeichen von dem letztern verdient es beyläufig wol hier einer Anführung, daß die Herren Clemens Brentano und Ludwig von Arnim in Caßel fortfahren aus den Nürnberger musikalischen Liedersammlungen und aus den Spinnstuben altteutsche Lieder zu sammlen und dadurch ihre schon angefangene Sammlung: des Knaben Wunderhorn, zum Nutz und Frommen der jetzt lebenden Deutschen bereichern. (Granier 1913, S. 188.) Aus dem programmatischen Volkslieder-Essay zitierte Böhmer noch 1852 im Konzept einer Abhandlung Über nationale Persönlichkeit den Passus: O mein Gott, wo sind die alten Bäume, unter denen wir noch
gestern ruhten, die uralten Zeichen fester Grenzen, was ist damit geschehen, was geschieht? Fast vergessen sind sie schon unter dem Volke, schmerzlich stoßen wir uns an ihren Wurzeln. Ist der Scheitel hoher Berge nur einmal ganz abgeholzt, so treibt der Regen die Erde hinunter, es wächst da kein Holz wieder, daß Deutschland nicht so weit verwirthschaftet werde, sey unser Bemühen. (Janssen 1868, Bd. I, S. 350.) Existentieller als der Umgang selbst mit den Hervorragendsten der nach Königsberg Ver- und Getriebenen war für Arnim die Bekanntschaft mit der Tochter des dortigen Kaufmanns Georg(e) Gotthilf Schwinck. Der fünfzehnjährigen Auguste wird wohl gar nicht bewußt gewesen sein, wie sehr er sie mochte. Beinahe hätte er sich trotz seines Ekel〈s〉 〈...〉 gegen das Kriegswesen, der ihn nach der schockierenden Inspektion des Schlachtfeldes von Preußisch-Eylau überkam (vgl. Nr. 530.E), einem Freikorps angeschlossen, weil sie das wollte. Von der Sprache eines tief gekränkten Herzens (Gräfin Dolores; Arnim/W I, S. 396) zeugt unmittelbar ein wohl bald nach der am 25. September 1807 erfolgten Abreise von Königsberg unterwegs an die Mutter Charlotte Schwinck geschriebenes Briefkonzept, von dem nur Textsplitter überliefert sind (Nr. 574.K); davon, wie ihm im Verlauf der Reise zumute war, poetisch sublimiert das in der Zeitung für Einsiedler vom 27.
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und 30. Juli 1808 erstveröffentlichte Gedicht
Der an der Liebe Verzweifelte
auf verschiednen Poststationen. Daß der Niedergeschlagene spätestens am vorläufigen Reiseziel Giebichenstein, dem Wohnsitz des mitfahrenden Heimkehrers Reichardt, seine Neigung zu der unerwidert geliebten Auguste zugunsten der intensivierten Hinwendung zu Bettina überwand, läßt sich einem anderen, lange unbekannt gebliebenen Gedicht, Amor der Tintenjunge (Nr. AII.26), entnehmen. Daß ich komme kam zu〈rück〉, versichern die Bettina zugedachten, in Giebichenstein geschriebenen Verse: Arnim war schon bis zum bei Halle gelegenen Landsitz des Musikers zurückgekehrt, er würde es auch noch weiter zur Herzensfreundin schaffen. Allerdings erhielt sie das Gedicht nicht, weil die Reichardt-Tochter Friederi(c)ke es entwendete. (Gegen die Annahme Moering 2015, es sei an Friederi(c)ke Reichardt gerichtet.) Zum Wiedersehen mit Bettina kam es nach fast dreijähriger Trennung am 8. November 1807 in Weimar. Sie und ihre Schwester Meline waren in Goethes Stadt eine Woche vorher aus Kassel angekommen, wo sie den dorthin übersiedelten Bruder Clemens und dessen neue Frau Auguste Bußmann besucht hatten; einen Tag nach ihnen kamen die Savignys – der Jurist mit der ihm verheirateten Brentano-Schwester Gunda und Tochter Bettina – aus München in Weimar an, wohin ein paar Tage später von Giebichenstein auch Arnim mit Reichardt und dem von Kassel zum lange vermißten Liederbruder geeilten Brentano aufgebrochen war. Nachdem Goethe die Freunde und Verwandten wohlwollend aufgenommen hatte – vor allem Bettina erfreute sich regen Umgangs mit ihm und erwarb sich seine Duz-Freundschaft –, verließen sie um den 10. November Weimar Richtung Kassel. Die vormals kurhessische Residenz war inzwischen Hauptstadt des von Napoleon am 17. August 1807 dekretierten, am 15. November gegründeten Königreichs Westphalen, eines aus dem Kurfürstentum Hessen-Kassel und vor allem ehemaligen preußischen Territorien links der Elbe zusammengefügten Staatsgebildes neuen Typs, das nach französischem Verfassungs- und Verwaltungsmuster Modellcharakter für Satellitenstaaten des Kaiserreichs haben sollte. König wurde Napoleons Bruder Je´roˆme, dessen Hofbankier der mit Clemens’ und Bettinas Schwester Lulu verheiratete Johann Carl Jordis. Arnim konnte, nachdem er in Königsberg den finalen Zusammenbruch des alten Preußen mitbekommen hatte, in Kassel erleben, wie ein moderner Staat nagelneu errichtet wurde, und er war nicht der einzige, der sich dafür interessierte und davon Vorteile versprach. Die Stadt zog Neugierige und Erfolgswillige en masse an, wie eine Kasseler Korrespondentennachricht vom 26. November 1807 im Tübinger Morgenblatt für gebildete Stände (Nr. 284 vom 8. Dezember) berichtete:
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Zu dieser Ausgabe (I)
Schaarenweise kommen schon Fremde, besonders Künstler und Professionisten hier an, die auf Kassel, als die neue Residenz eines Königreichs, spekuliren zu können glauben; auch die Musen, die bisher so wenig hier begünstigt waren, hoffen jetzt eine angenehme Freystätte am Hofe des Königs zu finden, und das an Gelehrten und Schriftstellern sonst so arme Kassel zählt deren schon mehrere in seiner Mitte, unter anderen Clemens B r e n t a n o und Achim v o n A r n i m , die Herausgeber des Wu n d e r h o r n s , in deren Gesellschaft der bekannte geniale und gelehrte Civilist Professor v o n S a v i g n y sich einige Zeit aufhalten wird. Von Spekulanten unterschied Arnim sich durch die Uneigennützigkeit und Reflektiertheit seiner Absichten. Schon während des Aufenthalts in dem ebenfalls Westphalen einverleibten, vormals preußischen Giebichenstein hatte er einen an die Bürgergesellschaft des nahen Halle und Bewohner der Umgebung gerichteten Vorschlag zur Herstellung der Universität Halle verfaßt, die nach Jena-Auerstedt auf Befehl Napoleons geschlossen worden war. In Kassel vermochte er dann den zunächst zum Minister-Staatssekretär Westphalens ernannten Johannes von Müller von der Notwendigkeit des Erhalts der halleschen Alma Mater zu überzeugen: Ihm dankt man besonders die Herstellung
von Halle, ich habe mich angestrengt, ihn dafür zu interessiren und er ergrif es sehr leicht (an Carl Otto von Arnim, 12. Januar 1808; Nr. 624,52–54). In dem zuvor als Hofhistoriograph des hohenzollernschen Hauses verpflichteten Schweizer Historiker fand Arnim eine sehr richtige Conse-
quenz. Anhänglichkeit an jeden Herrn, dem er dient, und er dient ihm so lange, als der Herr etwas werth ist; Unwürdigen zu dienen ist die elendeste Sklaverey (Nr. 624,41–44). Was Arnim dem Bruder über Müller schrieb, meinte er im selben Brief grundsätzlich: lernt doch von der gewaltigen Zeit, denn darin liegt keine Treue, und kein Charakter daß man sich gegen das Fremde die Ohren verstopft, sondern daß man es entweder mit Aufopferung überwindet oder es in sich aufnimmt. (Nr. 624,55–58.) Arnim und Brentano, die sich, wie die Korrespondentennachricht vom 26. November im Morgenblatt anzeigt, als die Herausgeber des Wu n d e r h o r n s einen gleichsam gemeinsamen Namen gemacht hatten, begannen dessen ersten Band bald nach ihrer Ankunft in Kassel nach zweijähriger Unterbrechung fortzusetzen. Beide hatten zudem noch weitere Pläne, die sie Ende November dem Heidelberger Verleger des Wunderhorns, Johann Georg Zimmer, in getrennten, wahrscheinlich untereinander abgestimmten Briefen vorschlugen. Brentano wollte eine von Aktualitäten und Belanglosigkeiten freie Zei-
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tung, als sei sie aus einer i m a g i n a i r e n litterärischen Zeit (FBA XXXI, S. 624,17–18), Arnim beabsichtigte die Herausgabe vieler eignen Arbeiten 〈…〉 als Reisebeschreibung (Nr. 608,54). Beide Pläne konvergierten auf einem um Weihnachten 1807 beschriebenen Notizblatt Arnims in einer Kaskade von Titeleinfällen, zu denen Zeitung des Einsiedlers. Zeitung der Einsied-
ler. Des Einsiedlers Zeitung. Einsiedlerzeitung 〈…〉 Zeitung für Einsiedler von A. gehörten (vgl. WAA VI, S. 631). In der gemeinsamen Kasseler Zeit Arnims und Brentanos liegen also die Anfänge der hauptsächlichen Publikationen der Heidelberger Romantik des Jahres 1808.
*** Als Arnim wohl am 24. Januar in der Neckarstadt eintraf, um die Fortsetzung der Liedersammlung zum Druck zu befördern und die Zeitung für Einsiedler vorzubereiten, waren die unzeitgemäßen Absichten, die er und Brentano in Kassel mit der Herausgabe des Journals verbunden hatten, zeitumständehalber bereits obsolet geworden. Während beide Zimmer für ihre Pläne zu interessieren suchten, erschienen in dem Anfang 1807 von einem einflußreicheren Verleger, Johann Friedrich Cotta, gegründeten Morgenblatt für gebildete Stände vom 19. und 21. November, 8. und 11. Dezember des Jahres vier anonyme Briefe (Nr. 277, 279, 293 und 296), die Bruchstücke aus einer Reise durch Deutschland, die nächstens im Drucke erscheinen wird betitelt waren, jedoch ausschließlich über Heidelberg und insbesondere die dortigen Bildungseinrichtungen berichteten, über letztere teils verdächtigend, teils lobhudelnd. Verdächtigt wurden die Universität und private Erziehungsinstitute, die der protestantische Theologe und pädagogische Schriftsteller Friedrich Heinrich Christian Schwarz sowie die nicht weniger bekannte Erzieherin Caroline Rudolphi in der Neckarstadt begründet hatten, jener für Knaben, diese für Mädchen. Schwarz scheine die geistige und moralische Bildung seiner Zöglinge zugunsten ihrer physischen Ertüchtigung zu vernachlässigen, deutete der Verfasser an. Das Rudolphische Institut stellte er unter den Generalverdacht, die Insassinnen seien durch die kleinstädtische Nähe zum Treiben der älteren Universitäts-Studiosi sittlich gefährdet. Das emanzipationsfeindliche Ressentiment des Verdächtigers kulminierte in einer moralischen Verurteilung der verstorbenen Sophie BrentanoMereau als Frau und Autorin, deren Tochter sich in der Obhut der Rudolphi befand. Die Universität kam knapp weg, scheinobjektiv Schlußfolgerungen nahelegend. Heidelberg rühme sich mehrerer berühmter Namen, unverkennbar sei das Streben, diesen Ruhm zu behaupten, die Professoren seien fleißig, mit wenigen Ausnahmen habe das, was von hier ausgeht, Werth (Nr. 279). Dieser kargen Bestandsaufnahme im dritten Brief folgte im vorläufig
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letzten der anonymen Serie noch die Nennung einiger von den rühmlich bekannten Männern – Klüber, Ackermann, Daub, Thibaut, Zachariä u. s. w. (Nr. 296) –, was die Frage provozierte, warum gerade die Fünf angeführt wurden. Im Gegensatz zur Kürze des Infragegestellten stand die Ausführlichkeit des Gepriesenen, und das waren vor allem die Bekanntschaften, deren der Anonymus sich erfreute, allen voran Voß Vater und Sohn. Jener, u n s e r Vo ß (Nr. 279), wie ihn gewiß jeder Deutsche mit Stolz nenne, repräsentiere gleichsam die Universität, indem er die Honneurs derselben gegen Besucher mache. Dieser, Sohn Heinrich, der dem Vater 1806 nach Heidelberg gefolgt war, wurde seiner Shakespeare-Verdeutschungen wegen gepriesen, die sich vorteilhaft von dem Nachstammeln der Liebestöne des Südens (Nr. 296) durch andere Übersetzer unterschieden. Das war ganz im Sinne des Vaters und präludierte insbesondere mit dem Reizwort Reimgeklingel einer bald im Morgenblatt folgenden Vossischen Attacke gegen romanische Strophenformen, vor allem das Sonett. Weitere indirekte Positiv-Negativ-Konfrontationen und andere Stilmittel aus dem Arsenal der Verdächtigungsrhetorik boten den Lesern der Briefe über Heidelberg reichlich Anlässe, über das Mitgeteilte verwundert bis erregt zu sein. Am 16. Dezember veröffentlichte das bei Zimmer erscheinende Rheinische Bundes-Blatt (Nr. 98) eine vom 13. Dezember datierte geharnischte Erklärung von achtzehn Heidelberger Professoren und Honoratioren, die gegen die Berichterstattung protestierten, die Nennung des Verfassers forderten und den Redakteuren des Morgenblatts, die in Tübingen saßen, sowie Cotta, der in Stuttgart residierte, unlauteren Journalismus vorwarfen. (Vgl. zu Nr. 629,135–139.) In gesteigerter Schärfe erklärten die Achtzehn, alle jene feindseligen, hämischen Insinuationen in den Bruchstücken aus einer Reise durch Deutschland seien entweder boshafte oder sinnlose, auf jeden Fall völlig grundlose Verläumdungen oder alberne, abgeschmackte Klatschereien. Sie bezichtigten Cotta und die Morgenblatt-Redaktion, Hehler und Pfleger der Verläumdung zu sein, sollten sie den Verfasser der Bruchstücke nicht namhaft machen. Abschließend erhofften sich die Heidelberger von allen Ehrenmännern unter den deutschen Schriftstellern 〈…〉, daß sie nicht länger durch ihre Theilnahme Institute unterstüt-
zen werden, die, allein berechnet auf den schlechtesten Grundzug im Charakter der Nation, jeglicher Gemeinheit fröhnend, auch allein die Herbergen des literarischen Pöbels seyn und bleiben sollten. Darunter standen die Namen der Achtzehn, auch der des nicht als Verfasser der Erklärung genannten Joseph Görres. Ihm ging es jedoch weniger um die Zurechtweisung des Autors als um eine Attacke auf das Morgenblatt. 807
Kommentar
Schon zwei Tage später, am 18. Dezember, bekannte sich im Rheinischen (Nr. 99) der schriftstellernde Pädagoge Georg Reinbeck, der im Sommer 1807 mit seiner Frau Heidelberg besucht hatte, zur Autorschaft, an der sie beteiligt gewesen sein soll (vgl. zu Nr. 683,28–29). Reinbeck wies die Vorwürfe der Erklärung zurück und bezichtigte deren Unterzeichner seinerseits der Verleumdung. Fünf Tage danach, am 23. Dezember, erschien Reinbecks Gegenerklärung auch im Morgenblatt, diesmal im Zusammenhang mit dem Nachdruck der Heidelberger Erklärung sowie voneinander getrennten Stellungnahmen Cottas und der Morgenblatt-Redaktion. Die aufeinander abgestimmte Gesamterwiderung war nicht minder sensationell als ihr Anlaß. Die Redakteure, die namenlos blieben, beriefen sich darauf, daß nicht sie, sondern der Verfasser der Briefe über Heidelberg deren Inhalt zu verantworten habe. Cotta bekannte seine Betroffenheit besonders darüber, daß die Unterzeichner angesehene Persönlichkeiten waren, und versuchte zugleich, Keile zwischen sie zu treiben, indem er darauf hinwies, daß sich merkwürdigerweise unter ihnen keine Juristen befanden und daß ihnen niedere Beweggründe als Neider und Gegner nachgesagt werden könnten, denen der thätige, in vielen Berührungen stehende Mann nie entgehen könne. Sie sollten wohl auch bedenken, daß dieser Mann, Goethes Verleger, einflußreich und versiert wie kaum ein anderer, mit der frankreichfreundlichen Ausrichtung seines Blattes den politischen Interessen des von Napoleon installierten Rheinbundes entsprach, dem sowohl das badische Heidelberg als auch Stuttgart und Tübingen in Württemberg angehörten. Noch bevor die Heidelberger Romantik im Jahr 1808 ihren Zenit erreichte, war sie mit der aktuellen publizistischen Großmacht in einen Konflikt geraten, dessen öffentliche Resonanz über die Rheinbundgrenzen hinausreichte. So brachte die kurzfristig erscheinende, deutschnational gesinnte Berliner Teutona die Heidelberger Erklärung in ihrem allerersten Intelligenzblatt vom 8. Januar 1808. Zuvor, am 25. Dezember, war sie bereits in der renommierten Staats-
Bundes-Blatt
und Gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten erschienen, die am 22. Januar auch die Gegenerklärung – ohne den Anteil der Morgenblatt-Redakteure – nachdruckte. Unterdessen weitete sich die Kontroverse zwischen den Unterzeichnern der Heidelberger Erklärung und den Beteiligten an den sie provozierenden und retournierenden Morgenblatt-Artikeln in seinen rheinbündischen Ursprungsorten aus. Kaum war in Cottas Journal am 11. Januar der letzte der noch folgenden Reinbeckschen Heidelberg-Briefe erschienen, nunmehr un- oder geringpolemisch und mit Nennung des Autors, kam darin am 14. Januar Voß’ Pamphlet Für die Romantiker heraus. Es gipfelt in dem Bußlied eines Romantikers,
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einer Parodie von August Wilhelm Schlegels Vom jüngsten Gericht betitelter Verdeutschung des lateinischen Hymnus Dies irae. (Vgl. Fambach 1963, S. 18–20, 50.) Parodie und Verdeutschung wurden nebeneinander gedruckt, und Voß imitierte auch die von dieser vorgegebene Strophenform der von den Romantikern erneuerten italienischen Terzine. Er hatte seine Parodie, wie er mitteilte, bereits vor sieben Jahren geschrieben, als die Schlegelsche Version erschienen war, und dabei die unbedarften Adepten der Frühromantiker im Sinn gehabt, einen Schwarm junger Kräftlinge, der Gleichgesinnte öffentlich zur Theilnahme des Bundes eingeladen habe. Weil man dem nachgegaukelten Veitstanze ein baldiges Ende zutrauete, sei damals die Veröffentlichung unterblieben. Aber nun, Anfang 1808, sei sie zwecks Heilung und Rettung wiederum Verwirrter geboten, da das seltsame Bundesfieber noch
ansteckender um sich greift, und mitunter einen feinsinnigen Jüngling in den Tanz fortrafft. Das Pamphlet Für die Romantiker befindet also einen Zusammenhang von Frühromantik und aktueller Romantik. Letztere hatte mit einem An die Morgenröthe betitelten Gedicht des unter dem Pseudonym Isidorus Orientalis publizierenden Otto Heinrich von Loeben ausgerechnet in die erste Nummer vom 1. Januar des neuen
Morgenblatt-Jahrgangs
1808 Einzug gehalten. Das trivi-
alromantische Gedicht, das mit dem Heraufkommen einer deutschnational gesinnten Zeit die Rückbesinnung auf christlich-mittelalterliche Tugenden beschwor, empörte Voß, den alten Aufklärer, und war der aktuelle Anlaß seiner
feinsinnigen Jüngling wie Isidorus Orientalis ist das Bußlied als Gabe des Morgenblattes zur nüchternen Morgenandacht in den Mund gelegt, wobei mit den Komposita Bundesfieber, Bundesböcke und Schwärmerbund auf den Rheinbund angespielt und eine ihm konträre Verbin-
Attacke. Einem
dung insinuiert war. Wie ein anderer Don Quichote kämpfte Voß gegen eine vermeintliche Hydra des Romantischen, der ausgerechnet in seinem Alterssitz Heidelberg neue Köpfe erwuchsen. Dort studierte Loeben, hatte Brentano, der Voß schon beim Erwerb des Wohnhauses zu übervorteilen suchte, mit Arnim am ersten
Wunderhorn-
Band gearbeitet, wurden ihre Ansichten, nachdem zunächst dieser, dann jener die Stadt verlassen hatte, von Görres, dem bald enttarnten und verhaßten Verfasser der
Erklärung,
weitergeführt. Das Romantische stellte sich Voß vor al-
lem in den romanischen Strophenformen der Terzine und des Sonetts dar. In Reinbeck und den
Morgenblatt-Machern
fand er Verbündete, die zur Eindäm-
mung der neumodischen Bildungseinflüsse nachhaltigere Argumente parat hatten als der polternde Altaufklärer.
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Kommentar
Voß’ Rekurs auf die Entstehungszeit seiner Parodie vor sieben Jahren, also 1800/01, erinnerte die Auseinandersetzungen zwischen der Jenaer Frühromantik und ihrer publizistischen Gegnerschaft, von denen er sich damals zurückgehalten hatte. Hauptsächliches Angriffsziel der Frühromantiker war die von Christian Gottfried Schütz und Gottfried Hufeland redigierte Jenaer Allgemeine Literatur-Zeitung, die als Zentralorgan des Kantianismus den nachkantschen transzendentalphilosophischen und –poetischen Idealismus abzuwehren gesucht hatte. Das Jenaer Journal, ein reines Rezensionsorgan, unterschied sich zwar wesentlich vom belletristischen Morgenblatt, es lag aber doch auch nahe zu parallelisieren, und Voß wird nicht vergessen haben, worauf sich der letzte Satz der Heidelberger Erklärung zurückbezog. Sie konvergierte ideell und lexikal mit Schellings im April 1800 erschienener Polemik Ueber die Jenaische Allgem. Literatur-Zeitung (vgl. Härtl 1989, S. 322–324), die für den Philosophen die Stimmführerin aller regressiven Tendenzen, das Centrum des
wißenschaftlichen Obscurantismus, der Strebepfeiler des baufälligen Herkommens, die letzte Hoffnung der ersterbenden Plattheit und Unwissenschaftlichkeit war. Abschließend hatte Schelling die rhetorische Frage gestellt, wie lange die Langmuth der teutschen Lesewelt gegen die Jenaer Zeitung noch dauern werde, und darauf geantwortet: So lange, bis ihr, beßere Schriftsteller, gegen etwas so unheilbar Schlechtes, als dieser faule Fleck der Literatur ist, gegen diesen Sitz und Heerd der Verschwörung gegen jeden jetzt noch zu machenden Fortschritt in Wissenschaft und Kunst, diese Heerberge aller niedrigen Tendenzen und Leidenschaften, die jetzt in der literarischen Welt geweckt worden sind, gemeinschaftliche Sache macht. (Fambach 1958, S. 370.) Schellings Sprachbild von der Heerberge aller niedrigen Tendenzen und Leidenschaften mutierte zu den Görres’schen Herbergen des literarischen Pöbels, die Wendung des Jenaer Vorkämpfers an die beßere〈n〉 Schriftsteller der Nation variierte in der des Heidelberger Nachfolgers zu allen Ehrenmännern unter den deutschen Schriftstellern, und beide kamen in der Aufforderung überein, sich von den jeweiligen Unterkünften fern zu halten. Was über Schellings polemisches Temperament gesagt wurde, kann auch auf das Görres’sche übertragen werden: »Seine Schwäche war, die Gesellschaft von Dummköpfen einfach nicht aushalten zu können, obgleich diese doch unvermeidlich ist und dem Leben eine unentbehrliche Würze gibt.« (Tilliette 2004, S. 42.) Wie die Schellingsche war die von Görres verfaßte eine Polemik grobianischer Machart; die neue Qualität der Görres’schen bestand darin, daß sie achtzehn Prominente unterzeichnet hatten, während Schelling als Einzelner aufgetreten war, wenn er auch die Schlegel hinter sich wußte.
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In seiner Erwiderung bekannte Cotta, daß keine der vielen Erfahrungen meines Lebens mich so tief schmerzte wie der Schlußsatz der Heidelberger Erklärung und ihre Unterzeichnung durch eine Vielzahl von Respektabilitäten. Auch Cotta erkannte in der schimpfwortgewaltigen Polemik der Achtzehn die zurückliegende Schellings wieder. Zu den Unternehmungen, die Neider und Gegner jeder Art tadelnswert fänden, gehörte eine offenbar nach einem Jahrzehnt noch nicht vergessene Affäre mit der Allgemeinen Literatur-Zeitung, in die der Verleger selbst verwickelt gewesen war. Als Schiller seine Zeitschrift Die Horen (1795–1797) vorbereitete, hatte er mit Schütz, dem Redakteur der Jenaer Zeitung, vereinbart, daß darin jedes Monatsstück in der Woche, in der es publiziert werde, unter der Bedingung ausführlich rezensiert werden sollte, daß Cotta, bei dem die Horen erschienen, die Papier- und Druckkosten der jeweiligen Rezension übernehme. Cotta hatte sich damit einverstanden erklärt, aber nachdem eine überschwengliche Schütz’sche Rezension des ersten HorenStücks öffentliches Mißfallen erregt hatte, verzichtete die Herausgebergesellschaft der Literatur-Zeitung auf die Weiterführung der Vereinbarung. (Vgl. Fischer 2014, S. 82f.) In den Morgenblatt-Auseinandersetzungen ging es also auch für Cotta um mehr als tagespolitische Aktualitäten und literarische Nebensächlichkeiten. Sowohl er als auch Voß und andererseits Görres, Arnim und Brentano wußten die aktuelle Kontroverse in den zurückliegenden Streitig- und Gegensätzlichkeiten verwurzelt. An ihnen hatte sich Arnim sogar mit einer im Titel auf den Redakteur der Jenaer Allgemeinen Literatur-Zeitung gemünzten ironischen Schützenrede (an Brentano, 8. Dezember 1801; WAA XXX, Nr. 189,16) – Cha-
rackteristicken des seligen Maria, sämtlich vom Freunde A. auf dem Schützenfeste zu G. ohne Vorbereitung ausgestellt – beteiligen wollen, was jedoch Brentano verhinderte, indem er das Manuskript von der Aufnahme in den zweiten Band seines Godwi zurückhielt. (Vgl.: Bellmann 1982; FBA XVI, S. 602–605.) Möchten sich, schrieb Leopold von Seckendorf, der die Zeitschrift Prometheus vorbereitete, am 7. November 1807 an Arnim, unsre Bestre-
bungen einst würdig an die der Herausgeber des Athenäums und der Horen anschließen! (Nr. 598,39–41.) Über Voß’ Polemik hinausgehende antiromantische Argumente lieferte Reinbeck in seinem Buch Heidelberg und seine Umgebungen im Sommer 1807, dessen baldiges Erscheinen bereits die Gegenerklärung angekündigt hatte, sich jedoch bis in die erste Junihälfte 1808 verzögerte. Es enthielt die im Morgenblatt mitgeteilten Briefe zum zweitenmal und dazu nebst einem umfangreichen Anhang vier neue, von denen der zweite, in der Morgenblatt-Serie mit Bedacht ausgelassene, besonders giftig war. Dieser Brief rührte an die öko-
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Kommentar
nomischen Grundlagen und politischen Voraussetzungen der Heidelberger Universität (vgl. Wolgast 1987), so daß sich mit der publizistischen Relevanz der Kontroverse eine bildungspolitische verschränkte. Reinbeck erinnerte zunächst daran, daß die Ruperto-Carola durch den Frieden von Lune´ville im Jahr 1801
alle ihre liegenden Gründe mit der Abtretung des linken Rheinufers verloren habe und ihre Unterhaltung 〈…〉 dem Staate jährlich 75,000 fl. koste (Reinbeck 1808, S. 15). Zu einer weiteren Gefährdung war es durch die Gebietsvergrößerung des von Napoleon zur Gründungszeit des Rheinbunds in den Rang eines Großherzogtums erhobenen badischen Staates durch pfälzische und vorderösterreichische Territorien gekommen. Mit deren Zuwachs erhielt die Heidelberger Universität, bis dahin einzige des Landes, Konkurrenz durch die zuvor österreichische Freiburger Albertina, die, wie Reinbeck vorrechnete, nicht allein ansehnliche Fonds und zwar für 800,000 fl. liegende Gründe im
Wirtembergischen, in der Schweiz und einiges im Breisgau besitzt, sondern auch jährlich von den katholischen Schweizer-Cantonen noch eine Rente von 12,000 fl. bezieht, damit die Jugend derselben dort studieren könne. — Das Großherzogthum Baden ist kein Land von so bedeutendem Umfange, daß eine Universität nicht für dasselbe hinreichend wäre. Eine Vereinigung Heidelbergs und Freiburgs wäre also vielleicht sehr zweckmäßig. Soll nun die Freiburger Universität nach Heidelberg oder die Heidelberger nach Freiburg wandern? Mit Verlegung derselben von Freiburg weg würden auch die Fonds wegfallen, denn Wirtemberg würde sich schwerlich verbunden achten, diese mit nach Heidelberg, welches gar keine Gemeinschaft mit ihm hat, zu versetzen und so auch die Schweizer-Cantone, also …. (Ebd., S. 15f.) Zwar sei nichts entschieden, aber die Heidelberger Bürger könnten aufgrund der günstigen wirtschaftlichen Existenzbedingungen ihres Gemeinwesens unbesorgt sein, ob es würde bestehen können, auch wenn es aufhörte der Sitz einer Universität zu seyn (ebd., S. 14). Das Großherzogtum von Napoleons Gnaden brauchte tüchtige, solide gebildete Beamte, und akademische Vorkommnisse und Verhältnisse, die dem übergreifenden Bildungsziel nicht entsprachen, konnten den Fortbestand der einen oder der anderen Universität gefährden. In einer ungewissen Gegenwart ging es im vordergründigen Literaturstreit nicht zuletzt um Kompatibilität oder Nichtkompatibilität von romantischer Normabweichung und bürgerlicher Normalität. Da der aktuelle romantische Normabweicher und Normenbrecher par excellence Görres war, richtete sich Reinbecks Anfeindung der Heidelberger Universität insbesondere gegen ihn und seine Vorlesungen, die den politischen Auftrag zur Bildung der geistigen Elite des badischen Staates unterliefen und die philoso-
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Es herrscht hier überhaupt wenig Sinn für Philosophie, und dieser wenige Sinn wird noch durch das mystische Getändel der neuesten Schule verwirrt. 〈…〉 Ich kann mich nicht damit vertragen 〈…〉, daß man den göttlichen Wahnsinn auch in den academischen Hörsälen spuken läßt. – Wäre überhaupt wohl die Behauptung zu gewagt: daß es durchaus kein Eingrif in die Denk- und Lehrfreiheit sey, wenn philosophische und auch andre wissenschaftliche Systeme, so lange sie nicht auch bei den besonnensten Denkern und Pflegern der Wissenschaften gewissermaßen allgemein Eingang gefunden haben, aus den academischen Hörsälen verbannt blieben, oder höchstens nur vergönnt würde, sie historisch anzuführen, nicht aber dergleichen unreife Systeme bei den Vorlesungen selbst zum Grunde zu legen? (Ebd., S. 17f.) Reinbeck suchte seine Bezichtigung zu belegen, indem er als Beylage seines Buches Görres’ Ankündigung philosophischer und physiologischer Vorlesungen im Winterhalbenjahre 1806/7, die von Zimmer nur wenige Mophische Fakultät insgesamt diskreditierten:
nate nach der Installation des badischen Großherzogtums separat verlegt worden war, zum zweitenmal und für ein größeres Publikum mitteilte. Die überschwengliche Ankündigung, deren schwerverständlicher erster Satz sich über zwei Seiten hinzieht, war eine gegen die üblichen trockenen Anzeigen langweiliger akademischer Lehrveranstaltungen gerichtete Widerborstigkeit, die selbst Schelling, inzwischen Generalsekretär der Akademie der bildenden Künste in München und mit Cotta befreundeter Mitarbeiter am Morgenblatt (vgl. Tilliette 2004, S. 199), für ein wahnsinniges Programm hielt (an Windischmann, 8. Dezember 1808; Plitt 1869/70, Bd. II, S. 137). Reinbeck nutzte den Wiederabdruck, um eine ganze literarisch-geistige Richtung und überhaupt alle zu verdächtigen, die mit dem Verfasser gemeinsame Sache machten. Seine Vorwürfe steigerte er zu der Mitteilung, die badische Regierung habe bei mehren
Gelegenheiten in ihren Rescripten den Streit einiger Heidelberger Professoren gegen mich für g a n z u n v e r s t ä n d i g erklärt. (A.a.O., S. 163f.) Nachvollziehbar wird Görres’ Extremismus aus seinem Widerwillen gegen die Universitätspolitik derselben badischen Regierung, auf die Reinbeck sich berief. Görres war nach Heidelberg gekommen, als Sigismund von Reitzenstein, dem neuhumanistischen Universitätsideal verpflichtet, als Kurator der Ruperto-Carola für die Unabhängigkeit von Lehre und Forschung eintrat, und bekam bald mit, daß ihre akademische Freiheit zu einem schulmäßigen Lehrbetrieb eingeschränkt wurde. Am 26. April 1807 schrieb er seiner Schwiegermutter Christine de Lassaulx: Indessen steht die Universität wie alles was die Zeit baut auf gar
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Kommentar
losen Füßen, und in diesem Augenblick hat Reizenstein, unzufrieden mit der Organisation des Landes, die ihn mit der Universität dem sogenannten Polizeiminister unterordnet, seine Stelle niedergelegt und gebeten seine Pension außer Landes verzehren zu dürfen. (Görres 1858, S. 491f.) Der Polizeiminister war Nikolaus Brauer, der das als Polizeidepartement bezeichnete Innenministerium leitete und die Universität unter seine Oberaufsicht brachte, was Friedrich Creuzer am 14. August 1807 in einem Brief an Savigny mit der Bemerkung kommentierte: statt der Einsicht, hat die
Dummheit, statt der Liberalität der Eigensinn u. Despotismus sich an die Spitze gestellt (Dahlmann 1972, S. 220). Görres berichtete seiner Schwiegermutter bereits am 11. Mai 1807: Aus der hiesigen Universität wird nichts, sie wird etwa das Schicksal der Würzburger haben, alles ist Fürstenspielerei und hat kein Leben inne. Sie haben eine recht ungeschickte Organisation wieder gemacht, die auch hier überhaupt schnell genug einander folgen; danach gehören der Bischof, der öffentliche Unterricht und die Spitzbuben dem Polizeiminister an. 〈…〉 Im Herbst würde ich indessen doch ungern zurückkehren 〈…〉 Es wäre mitten aus der Arbeit fortgelaufen. (Görres 1858, S. 493.) Mit Görres’ Aversion gegen die badische Universitätspolitik verband sich die gegen das Morgenblatt. Daß nicht der Verfasser der Bruchstücke aus einer Reise durch Deutschland das eigentliche Angriffsziel der Erklärung der Achtzehn war, sondern das Cottasche Journal und damit dessen Verleger, hatte Reinbeck in seinem Heidelberg-Buch öffentlich gemacht: Auf diesen, a u f d a s
M o r g e n b l a t t s e l b s t , war der Streich vorzüglich gezielt und H r . G ö r r e s wähnte in seiner Verblendung, ihn so geschickt geführt zu haben, daß er nach der Erscheinung dieser E r k l ä r u n g öffentlich verkündigt haben soll: E r h a b e d a s M o r g e n b l a t t t o d t g e s c h l a g e n . – Daß gerade m i c h sein Streich treffen sollte, war seine Absicht nicht, mit m i r hatte er es nicht … Das M o r g e n b l a t t ! Das M o r g e n b l a t t ! (Reinbeck 1808, S. 189.) Was Reinbeck nicht mitteilte, war die Motivation der Attacke, und die hatte ebenfalls übergreifenden Charakter, wie aus einem Brief des zum Romantikerkreis gehörenden Friedrich Creuzer an Schütz vom 13. März 1808 hervorgeht:
Unser Schritt gegen das Morgenblatt würde falsch beurtheilt werden, wenn man ihn blos in Beziehung auf E i n F a k t u m erklären wollte. Er war vielmehr lang zurückgehaltener Ausbruch des Unwillens über die Klätscherei, deren sich viele unserer Journale, und besonders auch das Morgenblatt seit seiner Existenz, schuldig machen. Wir hatten schon oft im Stillen darüber geklagt, und so wurde endlich der Wunsch 814
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rege, einmal etwas Determinirtes gegen dieses Blatt zu thun. 〈…〉 Der Gedanke nun, daß ein Journal, das solchen Ausbrüchen von Privatleidenschaften und Klätschereien die Hände bietet, doch eine wahrhafte Spelunca sei – veranlaßte uns gerade bei diesem Anlaß loszuschlagen. So muß man also auch hier 〈…〉 die Ursache des Kriegs 〈…〉 von dem A n l a ß zu seinem A u s b r u c h unterscheiden. (Schütz 1834/35, Bd. I, S. 55.)
Klätschereien war der zeitgenössische Begriff für einen um und nach 1800 sich ausbreitenden Skandaljournalismus, der das Nichtige zum Wichtigen aufblähte und dem gesellschaftlichen Gerede durch Literarisierung zu einem feuilletonistischen Glanz verhalf, der jenes rückwirkend verschlimmerte. Brentano hatte diesen Zusammenhang bereits in einem Über das Klatschen betitelten Beitrag in der Kurfürstlich privilegierten Wochenschrift für die Badischen Lande vom 25. Juli 1806 herausgestellt: die Tendenz unsrer meisten
Zeitschriften begünstigt das Klatschen und wird eine neue Quelle desselben (Brentano/W, Bd. II, S. 1027). Sieben Monate später, in der Badischen Wochenschrift vom 20. Februar 1807, erschien als Warnung vor literarischer Klätscherei unter uns eine weitere Wortmeldung des Dichters zum Thema, veranlaßt durch zwei ihn betreffende anonyme Artikel im Weimarer Journal des Luxus und der Moden. Der erste, im Juli-Heft 1806 erschienen, berichtete aus Heidelberg über eine Wallfahrt nach Wallthürn, mit der Pointe schließend: Viele Zuschauer bekommen eine unwiderstehliche Lust
mitzugehen. Die Dichterin B r e n t a n o mit ihrer Familie war wirklich da, und gewiß wird sie die erhaltenen Eindrücke der romantischen Partie mit Geist und Gefühl zurückgeben. (A.a.O., Jg. 1806, S. 456f.) Der zweite, im Januar-Heft 1807 erschienen, war unter dem Titel Hin ist Sie!! ein als Nekrolog auf die inzwischen verstorbene Dichterin B r e n t a n o mitgeteilter Auszug aus einem Heidelberger Brief an die Redaktion. Die besondere Frau postum in die bürgerliche Wohlanständigkeit der Edlen ihres Geschlechts vereinnahmend, hieß es am Schluß des Artikels: O du süße sanfte Seele, Dich
haben wir verloren! Wie nöthig wär es uns Dir Aehnliche in unserer großen gemischten Gesellschaft der Frauen zu haben, um gebildete Weiblichkeit zum höchsten Ideale einer weiblichen Vollkommenheit zu machen! (A.a.O., Jg. 1807, S. 70.) Wiederum wurde auch Brentano ein Objekt der diesmal von Sentimentalität triefenden journalistischen Begierde:
Ihre H u l d a wird mutterlos ihr ewig nachweinen, und ihr Gatte der sie leidenschaftlich liebte, hat halb sinnlos sich in die kalte öde freudenlose Natur geworfen, die mit seinen Gefühlen stimmt. (Ebd., S. 69.) Die Überschriften werden redaktionelle Zutat gewesen sein, wohl im bösartigen
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Kommentar
Rückblick auf den Weimar-Aufenthalt der Verstorbenen in den Jahren 1802/03, die Einsendungen von Susette Horstig stammen, dem weiblichen Part des geniale〈n〉 Ehepaar〈s〉 H o r s t i g , von dem Reinbeck in seinem HeidelbergBuch rühmte, er kenne nicht leicht ein glücklicheres Paar als diese reinen
kindlichen natürlichen Menschen, die so gar nichts scheinen wollen was sie nicht sind, und mit leichtem Sinn über die Dornen des Lebens hinweghüpfen (Reinbeck 1808, S. 43). Brentano sah sich genötigt, in seiner Warnung mitzuteilen, was über seinen Schmerz geschrieben wurde, sei gelogen. Ein Klatsch-Maul, ohne Herz, Hirn und Stirn, schämt sich nicht, das Siegel der einsamsten, ernstesten, dunkelsten Stunden eines ehrlichen Mannes zu erbrechen. (Brentano/W Bd. II, S. 1029.) Daß auch das Morgenblatt die Mitteilung ehrverletzender Einsendungen nicht scheute und diese in ihm keineswegs nur Romantikern galten, zeigt eine Korrespondentennachricht aus Wien in Nr. 98 vom 24. April 1807. In der Metropole des Kaiserreichs werde nächstens ein Sonntagsblatt erscheinen, das eine Nachahmung des Morgenblatts sei und von Joseph Schreyvogel herausgegeben werde, einem Mann, der zu den Zeiten der Aufdämmerung der
österreichischen Literatur unter Kaiser Joseph sich durch einige poetische und kritische Versuche in Wien bemerkbar machte, aber keineswegs jene vielseitige Bildung besitzt, welche die Wesenheit des Kritikers ausmacht; daher man auch dem Journale, wenn es kritisch werden sollte, nicht großes Glück versprechen darf. Weniger noch hat sich Hr. Schreyvogel als Dichter legitimirt 〈…〉. Die Nachricht hatte den Zweck, ein konkurrierendes Journal auf dem literarischen Markt in Verruf zu bringen, noch bevor es auf ihm rivalisieren konnte. Deshalb wurde die Herausgeberschaft des mit dem Pseudonym Thomas West erscheinenden Sonntagsblatts ante diem aufgedeckt und ein verspäteter »Ausläufer aufklärerischer Publizistik« (Seidler 1982, S. 110), der alles andere als avantgardistisch war, als Literat verunglimpft. Schreyvogel wehrte sich in Nr. 17 seines Sonntagsblatts mit einem im Junius 1807 datierten offenen Brief an die Morgenblatt-Redaktion, in dem er feststellte, daß beynahe jedes Wort 〈…〉 falsch sei, und fragte, was die g e b i l d e t e We l t , der Ihr Morgenblatt gewidmet ist,
aus solchen Klätschereyen wohl für Nutzen schöpfen soll, und wer denn die Leute sind, die sich unterfangen, Männern von Ehre, ohne Anlaß und Beweis, öffentlich Ungereimtheiten aufzubürden? Der Aufforderung, die Erwiderung im Morgenblatt mitzuteilen und dessen frühere Meldung zu korrigieren, kam das Cottasche Journal mit einer raffinierten Scheinkorrektur nach. Sie erschien in Nr. 160 vom 6. Juli 1807 als Anmerkung unter einer Notiz, die über Wiener Novitäten berichtete, darunter herablassend
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über das inzwischen publizierte Sonntagsblatt: nicht ganz übel geschrieben; ein polemischer Geist 〈…〉 nicht zu billigen. Die Anmerkung, die sich auf Schreyvogels Entgegnung bezog, stellte zwar einige Sachverhalte minderen Ranges richtig, verschwieg aber den Vorwurf, Klätschereyen zu verbreiten, und außerdem wurde an einer anderen Stelle des Morgenblatts, in dessen undatiertem Intelligenzblatt Nr. 17, unter der vielleicht ironisch gemeinten Überschrift Berichtigung die Bescheidenheit, mit der Schreyvogel sich in seinem offenen Brief über seine Dichtungen geäußert hatte, gegen ihn gekehrt:
Mag Herr Schreyvogel fortschmähen, 〈…〉 Niemand wird ihn in seinen harmlosen Untersuchungen stören, und jeder kann ihm ruhig zusehen, wie er sich der Vergessenheit überliefert. Das Morgenblatt war, wie das Beispiel zeigt, versiert in journalistischen Verschleierungs- und Verletzungsmanövern, für die zuvor in der deutschen Unterhaltungspublizistik vor allem der von August von Kotzebue und Garlieb Merkel herausgegebene Berliner Freimüthige beliebt und berüchtigt war, der 1807 sein Erscheinen eingestellt hatte und 1808 von Friedrich August Kuhn weitergeführt wurde. (Vgl. zu Nr. 560,152–153.) Da das Cottasche Journal im selben Jahr zu erscheinen begann, in dem der Freimüthige pausierte, konnte es beim Start eines erheblichen Interesses sicher sein. Görres war es schon nach dem Erscheinen der ersten Nummern suspekt. In
Cottas schlechte Zeitung schreibe ich nichts, auch wenn er mir das doppelte Honorar gibt, ich mag nichts mit demselben zu schaffen haben, teilte er am 10. Februar 1807 Christine de Lassaulx mit. (Görres 1858, S. 484.) Seine Verachtung war von einer weltverhöhnenden und weltverlachenden Verbitterung imprägniert, der in der zeitgenössischen Belletristik Jean Pauls Luftschiffer Giannozzo und der Bonaventurasche Nachtwächter Kreuzgang den bekanntesten Stimmungsausdruck verliehen haben. Den Werken einer schwarzen Romantik, deren Protagonisten der Luftschiffer und der Nachtwächter sind, verdient der Coup Görres’ an die Seite gestellt zu werden, der im Februar 1808 auf die Erklärung der Heidelberger Achtzehn vom Dezember 1807 folgte: Schriftproben von Peter Hammer. Mit ihnen transformierte Görres erstund einmalig in der deutschen Literatur die traditionelle Gebrauchsform, mit der Drucker anzeigten, welche Schrifttypen sie vorrätig haben, zu einer literarischen Kunstform. Dienten bisher belanglose Textpartikel zur Veranschaulichung verschiedenartiger Lettern, veranschaulichte Görres mit diesen ein aus literarischen Fragmenten komponiertes Textgewebe apokalyptischen Charakters. Dessen metaphernreiche Schwerverständlichkeit opponierte der Verständigkeit, die im herkömmlichen Typenkatalog als Mangel an Sinn zugunsten des Nutzens daherkam. (Vgl.: Martin 2008; Strack/Eicheldinger 2011 Bd. I, S. 445–478; Bd. II,
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S. 313–338.) Wenn Voß, wie Görres (an Christine de Lassaulx, Februar 1808; Görres 1858, S. 500) von Arnim mitgeteilt bekam, die Schriftproben auf sich bezog, dann bestand dazu weniger aufgrund einzelner Stellen Anlaß als vielmehr wegen einer Zeitalterkritik, die Vossens bürgerliche und literarische Existenz generell infrage stellte, und das auch noch in einer innovierten Version der von Friedrich Schlegel zur romantischen Kunst- und Erkenntnisform entwickelten Fragmente, von denen dasjenige über die – in Reinbecks Bruchstücken und Heidelberg-Buch gepriesene – Idylle Louise beinahe sprichwörtlich wurde: Voß
ist in der Louise ein Homeride: so ist auch Homer in seiner Übersetzung ein Vosside. (Schlegel/KA II, S. 161.) Als die Schriftproben wiederum bei Zimmer erschienen, war Arnim, der in Heidelberg rasch Freundschaft mit Görres geschlossen hatte, noch damit beschäftigt, seine Zeitung für Einsiedler vorzubereiten. Er wollte sie zwar aus den aktuellen Konflikten heraushalten, konnte aber nicht verhindern, daß sie in diese hinein und zu ihrem proromantischen, antivossischen und -cottaschen Zentrum geriet. Auch wenn Arnim mit dem Titel keine Provokation beabsichtigt haben dürfte, auch wenn seine Zeitung sich zufolge ihrer scherzhaften Ankün-
Lese-Cabinette〈n〉 〈…〉 die strenge Buße des Müßiggangs treiben (WAA VI, S. 1,10–12), mußte die
digung an Einsiedler neuen Typs richtete, die in den
Adressierung an leselustige Eremiten von einer ironieabstinenten Öffentlichkeit doch als Herausforderung aufgefaßt und insbesondere als Kontrastprogramm zu dem bereits etablierten
Morgenblatt
wahrgenommen werden, das sein Lese-
publikum ebenfalls bereits im Titel, jedoch als konträre Zielgruppe umwarb:
gebildete Stände.
für
Auch wenn es Arnim um die eine unteilbare Poesie ging
Der blinde Streit zwischen sogenannten Romantikern und sogenannten Classikern endet sich; was übrig bleibt, das lebt (Zeitung für Einsiedler Nr. 8 vom 26. April; WAA VI, und nicht um diese oder jene –
S. 89,27–28) –, ging es anderen doch um das Entweder-Oder. Und mit Görres hatte der Herausgeber zwar einen guten Freund an seiner Seite, aber einen, dessen polemische Energie der Arnimschen Versöhnungsabsicht inkompatibel war und der seine Feinde der Zeitung zuzog, an der er mitwirkte. Creuzer wird wohl auch Görres im Sinn gehabt haben, als er seinen Brief an Schütz vom
Ein scherzhaftes Blatt das kürzlich von hieraus angekündigt ist, redigirt und verfaßt vermuthlich auch größtentheils der hier sich aufhaltende Hr. von A r n i m aus dem Preussischen. Mit dem Frühjahr soll es anfangen. Ich höre, daß darin das Morgenblatt bekämpft werden soll, wozu jeder Ehrenmann Beifall geben muß. (Schütz 1834/35, Bd. I, S. 56.)
13. März 1808 mit der Verheißung schloß:
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*** Die Streitigkeiten der Heidelberger Romantik des Jahres 1808 sind in den Auseinandersetzungen verwurzelt, in die Görres zuvor verwickelt war. Deren publizistisch-bildungspolitischer Hintergrund war auch derjenige der folgenden, in denen es um mehr als eine lediglich poesieinterne Sonettenschlacht bei Eichstädt ging. Dieser Titel einer brillanten Görres’schen Satire (Zeitung für Einsiedler Nr. 26 vom 29. Juni), die auf eine umständliche Anti-Sonett-Rezension Bürgerscher Gedichte durch Voß (Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung Nr. 128–131 vom 1.–4. Juni; Fambach 1963, S. 225–252) reagierte, legt mit der fiktiven Ortsangabe die Assoziation zu Heinrich Karl Abraham Eichstädt nahe, den, wie Creuzer am 13. Juni 1807 an Savigny schrieb (Dahlmann 1972, S. 217), von Voß allgeliebten (von jedem Rechtschaffenen aber verabscheuten) Redakteur der Jenaer Zeitung. Zugleich konnte der Titel auf die Schlacht von Jena und Auerstedt (14. Oktober 1806) bezogen werden, Abstand und Kongruenz des poetischen Kampfes zum militärischen andeutend. Die antiromantische Front hatte also Bastionen nicht nur in Stuttgart, Tübingen und Heidelberg, sondern eine vorgeschobene auch in Jena, und da Reinbeck etwa zur Erscheinenszeit der Vossischen Rezension als Mitredakteur des Morgenblatts engagiert wurde (vgl. Fischer 2000, S. 19), waren sie auch personell effektiv besetzt. Reinbeck löste den Anfang 1808 ausgeschiedenen Karl Christian Grüneisen in der Redaktion ab, die er mit Friedrich Haug bestritt (vgl. ebd.), der sich als klassizistischer Epigrammatiker einen Namen gemacht hatte und im Morgenblatt insbesondere für witzige und gereimte Beiträge zuständig war. Den antiromantischen Redakteuren sekundierten Zu- und Beiträger, die großenteils im Vossischen Haus verkehrten, vor allem der umtriebige Salomo Michaelis. Er verfaßte einen Großteil der gegen Görres gerichteten Polemik des
Morgenblatts
und wirkte auch federführend bei dessen ersten Angriffen auf Arnim und die
Zeitung für Einsiedler.
Da die Romantiker im selben Heidelberg vollständig
versammelt waren, seitdem Brentano sich Ende April, von seiner bisherigen Außenstelle Kassel kommend, zu Arnim, Creuzer, Görres und Zimmer gesellt hatte, mit denen der Altphilologe August Böckh sowie die protestantischen Theologen Daub und Marheineke sympathisierten, hatten die beiden sich befehdenden Cliquen am Neckar einander wechselseitig unter Kontrolle. Auf die Verzweigungen ihrer Kontroverse und das seit dem Beginn der
Zeitung für Einsiedler
pro-
duzierte satirisch-polemische Textgemisch im einzelnen einzugehen ist an dieser Stelle weder möglich noch nötig. Die beiden romantischen Großwerke – das
Wunderhorn
und Arnims Zeitung – sind historisch-kritisch ediert und kom-
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Kommentar
mentiert (FBA VI-IX/1–3; WAA VI), die publizistischen Auseinandersetzungen zuverlässig dokumentiert (Fambach 1963), einzelne Beiträge sowie Polemikstränge von der in den letzten Jahrzehnten intensivierten Forschungsliteratur ergebnisreich analysiert. Die in dem vorliegenden Band edierten Briefe des Jahres 1808 und die Erläuterungen zu ihnen nehmen vielfach darauf Bezug. Am 7. Mai 1808, bald nach seiner Ankunft, berichtete Brentano den in Kassel zurückgebliebenen Brüdern Grimm: Hier fand ich eine sich in ihren
Mitgliedern haßende Universität, einen mannichfach als Philosoph von der hallunckischen Juristenfakultät verfolgten lieben lachenden Görres 〈…〉 und an Arnim den unendlich produzierenden Herausgeber der Zeitung, der des Morgenblatts lacht, wenn nur die Zeitung gienge 〈…〉 Voß ist hier ein Gegenstand allgemeinen Haßes und Gelächters. (FBA XXXII, S. 63,4–18.) Eineinhalb Monate später war Brentano in einem Brief an Savigny vom 19. Juni die Lachlustberichterstattung vergangen: die Rührig-
keit und Umgänglichkeit von Heidelberg existirt gar nicht, an keinem gelehrten Orte vielleicht in Deutschland herrscht ein elendigerer Brodneid, und eine so innerliche Erbitterung aller Lehrer untereinander als hier, nirgends ein so ganz unwißenschaftlicher gemeiner Geist unter den Studenten. Auf der einen Seite sizt Voß mit ein paar elenden Zuträgern, worunter sogar Halluncken ganz einsam und klatscht ins Morgenblatt, und ärgert und keift wie ein Narr mit allen, auf der andern Seite sitzen die drei Juristen eben so einsam, dicktatorisch, und dumm stolz, auf der dritten sizt Kreuzer mit ein paar jungen guten Freunden sehr schuldlos, gut und genial und gelehrt und freundlich, aber gehaßt und schikanirt 〈…〉, auf der Vierten sizzt Daub sich ganz verphilisternd mit allerlei höchstordinairen Schoppentrinckern f r e i m a u r e n d a l s B r u d e r R e d n e r , überhaubt ist eine solche Leerheit und Lümmellei außer wenigen Zuhörern Kreuzers und des Görres unter den Studenten, wie nie in Marburg oder Gießen war, Geselligkeit ist keine. Zimmer selbst ist durch die schlechte Messe und das schlechte hiesige Treiben muthloser, doch immer einer der liebenswürdigsten und recht innerlich edelsten Menschen, die ich kenne (FBA XXXII, S. 73,14–74,2). Es gab also in Heidelberg nicht nur zwei sich belauernde und attackierende Cliquen, sondern, berücksichtigt man die drei Juristen, mindestens noch eine dritte und außerdem ungesellige Individualisten. Thibaut, Heise und Martin – das war das Triumvirat (Creuzer an Savigny, 14. Mai 1808; Dahlmann 1972, S. 237) der juristischen Fakultät – griffen zwar nicht in die Fehden der ersteren ein, beeinflußten aber mit guten Kontakten zur Regierung in Karlsruhe die universitären Angelegenheiten (vgl. Wolgast 1987, S. 55f.).
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Zu den Vereinzelten gehörten zwei namhafte Romantiker, die in den Briefen der Heidelberger romantischen Gruppe nicht vorkommen; der eine, der Übersetzer Johann Diederich Gries, war schon bekannt, der andere, Joseph von Eichendorff, wurde es bald. Gries, der meistens vergessen wird, wenn es um die Heidelberger Romantik geht, hielt sich vom Frühjahr 1806 bis zum Sommer 1808 in der Neckarstadt auf, distanziert nicht nur vom Arnim-Brentano-GörresKreis, auch vom Vossischen; von diesem, weil er mit seinen Übersetzungen – Tassos Befreites Jerusalem (1800–1803), Ariosts Rasender Roland (1804–1808) – die dort verhaßten romanischen Strophen- und Reimformen ins Deutsche transformierte. Reinbeck wird Gries gemeint haben, als er in seinen Morgenblatt-Briefen und im Heidelberg-Buch auf ansässige UebersetzerGenies anspielte, die vor allem deshalb ziemlich ungenießbar seien, weil
sie auf das Nachstammeln der Liebestöne des Südens einen Werth setzen, als ob davon Ruhm und Heil des deutschen Parnasses abhienge (Reinbeck 1808, S. 48). Eichendorff war mit seinem Bruder Wilhelm vom 17. Mai 1807 bis 6. April 1808 in Heidelberg und dann noch einmal eine Woche vom 4. bis 12. Mai 1808. Arnim sah er, seinem Tagebuch zufolge, ohne näheren Kontakt am 2. Februar (Grüner polnischer Peltz. Groß, schön u. bedeutend) und 14. Februar (Rohrbach, v. Arnim mit Zimmer etc: zu Schlitten) sowie am 29. März 1808 (Schloß Abends Görres vor einem zahlreichen Auditorio (v. Arnim) sein himmlisches Collegium herrlich; Eichendorff/SW XI/1, S. 322, 324). Die als Inbegriff romantischer Lebensart vielzitierte Schilderung in Eichendorffs Memoiren-Kapitel Halle und Heidelberg, Arnim und Brentano hätten auf phantastische Manier im Wirtshaus Zum faulen Pelz gelebt, ist nicht authentisch, denn in dessen Nähe – und nicht in das Wirtshaus – zogen sie, nachdem Brentano am 29. April angekommen war, erst am selben 12. Mai, an dem Eichendorff endgültig abreiste. Wichtiger als die persönliche Bekanntschaft, zu der es erst später, im Februar 1810, in Berlin kam, war die literarische Anregung, die Eichendorff Arnimschen Werken und vor allem dem Wunderhorn verdankte. Die davon inspirierte Lyrik Eichendorffs beeinflußte ihrerseits eine Heidelberger-Romantik-Nostalgie, die mit der Realität des Jahres 1808 wenig gemeinsam hat. Bevor Arnim und Brentano zur Gartenwohnung am Schloßberg (vgl. zu Nr. 775,36–43) wechselten, wohnten sie gemeinsam in Arnims bisherigem Quartier bei dem Bäcker Johann Heinrich Müller in der späteren Hauptstraße 151, das Arnim bereits bei seiner Ankunft bezogen hatte. Der unromantische Arnimsche Alltag bestand vor allem in der Arbeit an der Liedersammlung und an der Zeitung – und im Schreiben von Briefen mit Werkstattcharakter. Deren haupt-
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sächlicher Adressat und Erwiderer war zunächst Brentano, und selbst in diesem Briefwechsel, der viele, darunter strittige Arbeitsdetails betraf, ging es wenig romantisch zu. Daneben kostete das Vorbereiten, dann Betreiben der Zeitung Zeit und Mühe. Heitere Nebenstunden bescherte eine von Arnim beeinflußte und beeindruckte Mittagstischgesellschaft Zimmers (vgl. WAA VI, S. 634–637), dessen Buchhandlung seinem Quartier gegenüber lag. Am liebsten war er bei Görres und seiner Familie, die zunächst im Nebelschen Haus in der heutigen Heiliggeiststraße 7a, ab Anfang Mai 1808 vermutlich im ehemaligen Wamboldschen Haus in der heutigen Hauptstraße 45 wohnten. (Vgl. zu Nr. 629,41–42.) Anfangs verkehrte Arnim sogar bei Voß, dessen Umgang er aber bald mied. Über die Streitgespräche mit dem Theologen Georg Heinrich Moser (vgl.: Nr. 721,16–17, 736,28–31), einem Schüler Creuzers, wüßte man gern mehr. Für Abwechslung sorgten Heidelberg-Besucher, von denen der reüssierende Erfolgsdramatiker Zacharias Werner, der Arnim sein System der Liebe erläuterte (vgl. Nr. 825,27–61), und Madame de Stae¨l die wichtigsten waren. Sie hatte Arnim bereits im Herbst 1802 in Genf und auf ihrem nahen Schloß Coppet kennengelernt und im Frühjahr 1803 mit ihm korrespondiert (vgl. WAA XXXI, Nr. 291, 304.K, 304). Heidelberg war eine der letzten Stationen ihrer Deutschlandreise im Frühjahr und Frühsommer 1808, auf der sie August Wilhelm Schlegel und der Schweizer Nationalökonom Simonde de Sismondi begleiteten. Mit einem Billet vom 27. Juni (Nr. 812), das bisher unbekannt war, weil Arnim es seinem Stammbuch anvertraute, bat sie ihn noch am Tag ihrer Ankunft zu sich. Da er nicht zu Hause war, konnte er der Aufforderung erst am nächsten Tag, an dem sie mit ihren Begleitern schon wieder abreiste, Folge leisten. Im Gepäck führten die Reisenden, wie aus Schlegels Dankbrief vom 12. August 1808 (Nr. 845,17–23) hervorgeht, den ihnen von Arnim überlassenen zweyten Theil des Wunderhornes mit sich, insgesamt 28 Bogen aber ohne Titel und Inhaltsverzeichniß, deren Nachsendung Schlegel erbat. Seine Mitteilung ist aufschlußreich für die Entstehungsgeschichte der letzten beiden Wunderhorn-Bände, über die ab Ende April, als auch Brentano sich in Heidelberg aufhielt, Informationen rar sind. Arnim muß der Reisegesellschaft ein gedrucktes Exemplar des zweiten Bandes ohne das von Schlegel Vermißte mitgegeben haben, und außerdem muß Ende Juni, als er das tat, entschieden gewesen sein, die Fortsetzung des ersten Bandes wegen Materialfülle in zwei Bände aufzuteilen, nachdem zunächst nur einer vorgesehen war. Bettina wird nicht erfreut gewesen sein, als sie in Arnims Brief vom 30. Juni (Nr. 815) las, daß die Berühmte ihn nach Coppet eingeladen hatte, sehr gütig zu ihm und recht vergnügt über alles gewesen sei. Sie hatte Madame de Stae¨l einige Tage vorher, am 24. Juni, in Frankfurt kennengelernt, bevor diese
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nach Heidelberg weiterreiste, und war verstört, wie Arnim aus ihrem Brief vom 25. Juni (Nr. 808) erfuhr, der mit dem Schlußvers der ersten fünf Strophen des Erndtelieds im ersten Band des Wunderhorns endet: hüt dich schön’s Blümelein. Arnim konnte verstehen, er sei das Blümelein, das von dem im ersten Vers des Liedes eingeführten Schnitter, der heißt Tod bedroht werde. Mit dem Sensenmann sollte oder konnte er Madame de Stae¨l assoziieren, deren Nähe zu meiden sei, wie Bettina vor dem Liedzitat zu verstehen gegeben hatte:
nun weiß ich nicht warum es mich geaergert hat so oft das Weib deinen Namen aussprach, es ist doch wohl keine Eifersucht? ich wollte nur ich wär bei Dir, wenn sie mit dir spricht, ich würde mich vor dich stellen, damit ihr Athem dich nicht berührt, sie ist zu garstig, und dann geht sie immer so nah. Aus dem Zusammenhang des Briefes an Arnim wird nachvollziehbar, daß Madame de Stae¨l, nachdem sie in Frankfurt ein zweites Mal mit Bettina zusammengetroffen war, am 26. Juni Maurice O’Donnell berichtete: Il sort de chez moi dans ce moment une demoiselle Brentano, qui m’a dit que dans peu je ne vivrais plus. (Jasinski 1993, S. 465.) Was mit der Prophezeiung, die die Französin ungenau verstanden, die Deutsche ungenau gesprochen haben kann, gemeint war, falls sie überhaupt genau gemeint war, bleibt offen: vielleicht, daß jene der Arnim in Heidelberg bedrohende Tod sein werde; vielleicht, daß jener Tod Arnims Rettung sei. Wichtig ist, daß Bettina, die den Tod haßte, das Todesmotiv ihrer Beziehung zu Madame de Stae¨l eingeschrieben hat. Es kennzeichnet die Tragweite, die sie ihrer und Arnims Bekanntschaft mit der Berühmten beimaß. Die metaphorische Verbindung mit dem Blümelein-Zitat im Brief an Arnim legt nahe, die Bedrohung auch nichtletal als Gefährdung der Unschuld des Geliebten und des Verhältnisses zwischen ihm und Bettina zu verstehen. Den vorehelichen Arnim-Bettina-Briefwechsel mit einem naheliegenden Attribut wie »hochromantisch« zu klassifizieren, wird seinem begrifflich kaum zu fassenden Zauber wenig gerecht. Vielleicht rührt die bei s e i n e r Lektüre besonders starke Empfindung, man begehe als nicht gewollter späterer Leser eine Indiskretion, gar einen Tabubruch, von der eigentümlichen Lauterkeit des Briefwechsels und der Briefpartner her. Arnim war das Lesen seiner Briefe durch Dritte peinlicher als Bettina, der er öfter vorwarf, sie lasse sie liegen. Beim Nachvollzug sollte auch bewußt bleiben, was er auf den verschollenen vorderen Deckel eines Bandes mit Briefexzerpten (vgl. AIV) geschrieben hat: Dieses Buch
gehört mir allein und wer es durchliest ist ein Schweinehund. A. A. Eine Niederschrift, mit der er Bettina nach der ersten, mißglückten Hochzeitsnacht Auskunft über sein vorheriges Liebesleben geben wollte, hielt er selbst vor ihr zurück, nachdem die zweite geglückt war. In der Rechenschaftslegung, die
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erst nach langer Verborgenheit an die Öffentlichkeit gelangte (Moering 2007), würde sie die Versicherung seiner vorehelichen Keuschheit haben lesen können, und außerdem eine Bilanz ihrer Beziehung seit dem Frühjahr 1806, als er sich auf dem Karstorfer Gut des Onkels Hans von Schlitz aufgehalten hatte: In
Mecklenburg, wo ich mich sehr gesund und aufgeweckt fühlte, kam mir in ländlicher Einsamkeit der Gedanke zu Heirathen und dich zu heirathen, der Krieg trat zwischen, mich ergrif er mit einer niegefühlten thörigten Leidenschaft, ich war unglücklich, ich kehrte zu dir zurück, wir verstanden im Anfange einander weniger als jemals, doch blieben wir an einander gebunden, wir lernten einander lieben (DjBe Nr. 886.K). Von den Arnim-Bettinaschen Lernjahren ihrer Liebe zeugen die vom Beginn seines Königsberger Aufenthalts, während dem er unglücklich in Auguste Schwinck verliebt war, bis zum Ende seiner Reisejahre gewechselten Briefe. Zu einem innigeren Verständnis dürfte es vor allem im Frühjahr und Sommer 1808 gekommen sein, als Bettina sich im Rheingau aufhielt. Arnim besuchte sie zunächst von Anfang bis 20. Juni auf dem von den Brüdern Franz und Georg im selben Ort Winkel erworbenen Brentano-Gut, in dem sich zwei Jahre zuvor am Rheinufer die Günderrode erdolcht hatte. Von etwa 5. bis 13. August kam er nach Schlangenbad im Taunus, von wo sie mit Freunden und Verwandten nach Winkel übersiedelten, um dort eine Rheinreise zu beginnen, die bis Köln führte. Am 17. September endete die frohe Sommerreisezeit des Jahres 1808 in Aschaffenburg mit einer eindreivierteljährigen Trennung. Während Bettina mit Savigny, seiner Frau Kunigunde und deren beiden Kindern, mit Bruder Clemens und dessen Frau Auguste nach München und Landshut aufbrach, kehrte Arnim, begleitet von dem Philosophieprofessor Windischmann, nach Heidelberg zurück:
Es war an des Orangengartens Pforte Wo Dich der Wagen donnernd von mir riß; – Ich sah ihm nach, – so blieb an diesem Orte Noch etwas mir auf weiter Welt gewiß; – Der Wagen schwand, der Schmerz kam nun zu Worte, Es drückte mich der Tränen Finsternis: All was mir lieb, es sind nun bloß Gedanken, Und was mir nah, es sind der Aussicht Schranken. Das Unglück der Trennung war ein Glück für die deutsche Literatur, die ihr außer Arnims
Zueignung zu seinem Wintergarten, deren erste Stanze zitiert
ist (Arnim/W III, S. 71), und weiterer Lyrik einen großen Freundschafts- und Liebes-Briefwechsel verdankt.
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Nur wenige Tage, nachdem Arnim nach Heidelberg zurückgekehrt war, erschienen dort die letzten beiden Wunderhorn-Bände. Der KinderliederAnhang im dritten Band wurde auch separat veröffentlicht. Außerdem waren eine abschließende Beylage zur Zeitung für Einsiedler und ein An das geehrte Publikum überschriebenes Vorwort zu ihrer Buchausgabe fertig geworden. Sie kam mit dem von Arnim erfundenen, wohl von Tiecks Prägung Waldeinsamkeit inspirierten Haupttitel Tröst Einsamkeit ein wenig später als der doppelte Abschluß der Liedersammlung heraus. Aus dem verlegerischen Mißerfolg einer den Journallesererwartungen entgegengesetzten, das Publikum noch nicht beschimpfenden, aber bereits irritierenden Zeitung, von der Zimmer in einem schlimmen Jahr für den deutschen Buchhandel nur wenige Exemplare hatte absetzen können, wurde, mit Blick auf die späteren Leser, der auf Kenner und Liebhaber beschränkte Erfolg eines romantischen Buches, dem immerhin eine Neuausgabe mit noch immer lesenswerter Einleitung (Pfaff 1883, 21890), zwei Reprints (München 1924; Stuttgart 1962) und eine historisch-kritische Edition (WAA VI) zuteil wurden. Was als Zeitung begonnen wurde, endete als ein literarisches Gebilde, dessen Janusartigkeit in der späteren Rezeption noch kaum ernst genommen wurde, obwohl Arnim den Werkcharakter des Buches hervorhob. Die Zeitung erscheint als ein besondres Werk: Tröst-Einsamkeit, schrieb er am 26. September 1808 an Carl Hohnbaum (Nr. 868), und am selben Tag ähnlich an Johann Gustav Gottlieb Büsching: da die ganze Zeitung 〈…〉 als ein besondres Werk erschienen ist (Nr. 871). Die zu einem romantischem Werk umgebildete Zeitung und die Liedersammlung sind, zusammen mit den einschlägigen Briefen der Protagonisten, das poetische Vermächtnis der Heidelberger Romantik. Der Impetus, mit vor dem Vergessen zu bewahrender alter Dichtung die zeitgenössische Poesie und Gesellschaft aufzufrischen, Altes und Neues, Eigenes und Fremdes zu verbinden, ist beiden Sammlungen gemeinsam. Den Mischungscharakter der einbändigen zeigt der Untertitel alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte an, während im Haupttitel die Trost- und Erbauungsabsicht in schwerer Zeit zum Ausdruck kommt – eine Intention, die noch in den Titeln der folgenden Werke nachklingt: Der Wintergarten; Armuth, Reichthum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores, dieses mit dem das Anliegen des vorgeschobenen Erzählers – nicht des Autors – verdeutlichenden Untertitel Eine
wahre Geschichte zur lehrreichen Unterhaltung armer Fräulein. Den Übergang von Scherz zu Ernst, von der Zeitung zum Werk vollzieht der letzte Satz der die Tröst Einsamkeit einleitenden neuen Vorrede An das geehrte Publikum mit einem Wechsel der Adressatenbeziehung. Arnim wendet sich ab von der Eitelkeit der Einzelnen, wie des wohlhabenden,
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lesenden Publikums, die und das er als Herausgeber der Zeitung im Sinn gehabt habe, und hin an mein Volk, das ich ehre und vor dem ich mich demüthig als der geringste Diener niederwerfe, mit dem ich nimmer zu scherzen wage (WAA VI, S. 541,24–26). Zugleich schlägt er einen Bogen zurück zu seiner Von Volksliedern betitelten Programmschrift im ersten Wunderhorn-Band, aus welcher der mit dem Freiherrn vom Stein befreundete Johann Friedrich Böhmer noch viele Jahre später zitierenswert fand, was Arnim über die Dringlichkeit des Bemühens geschrieben hatte, zu verhindern, daß Deutschland 〈…〉 verwirthschaftet werde. Man kann diese Absicht als ideelles Vermächtnis der Heidelberger Romantik verstehen, einem nichtelitären ›geheimen Deutschland‹ im Bewußtsein von Zeitgenossen und Nachwelt einen Rückhalt zu sichern. Daß die Botschaft des Volkslieder-Essays nachhaltig verstanden wurde, bezeugt die Reminiszenz an dessen von Poesie durchhauchte
concentrirte Anschauung 〈…〉 von dem Wesen der Deutschen Geschichte, an die innigste Empfänglichkeit für die Eigenart und Sitte unseres Volkes in Karl Rosenkranz’ Rückblick Von Magdeburg bis Königsberg aus dem Jahr 1873 (Berlin, S. 310). Mit der nationalen Intention verband sich in Arnims ironischer Wendung An das geehrte Publikum eine kommunale. Der Polemik in Reinbecks Heidel-
berg-Buch gewann er einen positiven Aspekt ab, indem er, was dieser dem Verhalten der achtzehn Protestler gegen die im Morgenblatt bis zum 11. Dezember 1807 erschienenen Bruchstücke aus einer Reise durch Deutschland unterstellt hatte, zugunsten des Gemeinwesens auslegte. Reinbeck hatte behauptet, einige der Unterschriften seien durch agitatorischen Druck Görres’ und Zimmers sowie ungenügende Kenntnisnahme des Unterschriebenen zustandegekommen und Zimmer habe sich dem Unterschriftensammeln wahrschein-
lich auf Buchhändler-Speculation des künftigen Verlegers der Zeitung für Einsiedler gewidmet (Reinbeck 1808, S. 186). Letztere Behauptung empörte Arnim besonders, da er zur Zeit der Erklärung noch viele Meilen weit von Heidelberg, und meine Zeitungsidee noch viel weiter von mir entfernt gewesen sei (WAA VI, S. 540,34–35). Gerade daß prominente Heidelberger, die keine homogene Gruppe bildeten, sondern unterschiedlich disponiert waren, sich zur Abwehr der Diskreditierung ihrer Stadt vereinigten, sei bemerkenswert: Kann sich H. Reinbeck gar nicht denken, daß es noch Städte
giebt, die eine gemeinschaftliche Ehre mit allen ihren Mitbürgern theilen. (Ebd., S. 540,36–38.) Diese Inschutznahme Heidelbergs entkräftet nicht das Unbehagen Brentanos an der Ungeselligkeit des Ortes, aber sie macht es doch als Folge der nach der Erklärung der Achtzehn eskalierenden Auseinandersetzungen verständlich. Wie einem Prüfstein sei der um jene Erklärung
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sich rankenden wunderlichen Geschichte abzulesen, was wahr oder falsch gewesen in dieser Stadt (ebd., S. 540,39–541,1). Das wäre wohl Arnims die Vagheit bevorzugendes letztes öffentliches Wort zu der anti/romantischen Kontroverse gewesen, hätte Voß nicht den Ehrgeiz gehabt, es mit einem geharnischten Beitrag zum Wunderhorn (Nr. AII.35.P) im Morgenblatt vom 25. und 26. November 1808 zu behalten, woraufhin Arnim sich zu einer Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg (Nr. 928, 928.P) genötigt sah, die Voß zu einer weiteren Entgegnung reizte. Das letztinstanzliche Urteil ist aber das der Wunderhorn– und Tröst Einsamkeit-Rezeption und damit die Wirkungsgeschichte der Heidelberger Romantik. Arnim wird bei seinem Lob Heidelbergs als einer der Städte, die eine gemeinschaftliche Ehre mit allen ihren Mitbürgern theilen, bereits die Stadt im Sinn gehabt haben, in die es ihn als nächste zog. Am 8. September 1808 hatten Preußen und Frankreich eine Pariser Konvention vereinbart, in der Napoleon zugestand, Preußen von französischen Truppen zu räumen, wenn es seine Truppenstärke auf 42 000 Mann reduziere. Unser Land scheint geräumt zu werden vom Feinde, schrieb Arnim am 1. Oktober hoffnungsfroh an Brentano (Nr. 876,28–29). Nach dem schon länger Befreundeten hatte am 2. Oktober auch Görres die Stadt verlassen, in der Arnim sich vorkam wie in einem aussterbenden Kloster (an Goethe, 29. September; Nr. 873,12). Zunächst hinderte ihn Geldmangel (an Brentano, 16. Oktober; Nr. 888,37), ebenfalls abzureisen. Als dieser mit einer Überweisung aus Berlin fürs nötigste behoben war, verließ Arnim am 16. November Heidelberg als letzter Romantiker – Richtung Norden. Er hätte auch nach Süden fahren können. Kurz vor der Abreise erreichte ihn ein Brief Madame de Stae¨ls (Nr. 908), die ihn einlud, den Winter bei ihr in Coppet und Genf zu verbringen, um sie bei der Arbeit an ihrem Buch De l’Allemagne (1810) zu beraten. Es sind zwar müßige, doch die Vorstellungskraft reizende Fragen, was darin gestanden hätte, wäre er der Einladung nachgekommen, welche Folgen sein Aufenthalt bei ihr für die Romantik-Rezeption in Deutschland und Frankreich hätte haben können. Arnim traf eine der wichtigsten Entscheidungen seines Lebens, als er beschloß und Bettina am 15. November (Nr. 918,17–18) mitteilte, nicht auf dem Olymp sondern im Sande mich niederzulassen, und er hatte gute Gründe dafür: es scheint allerley
zu entstehen in meinem Lande, meine Angelegenheiten fordern meine Gegenwart bald, auch kann ich kaum mit meinem Gelde auf geradem Wege bis Berlin durch kommen (Nr. 918,13–16). Der wichtigste Grund, den er der Adressatin nicht nennen mußte, wird sie selbst gewesen sein, die, das Eigentliche ebenfalls uneigentlich lassend, in ihrer Antwort einen möglichen
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Nachteil des Olymps für die Arnimsche Poesie ausfindig machte: Ich bin im Grunde froh daß deine Finanzen nicht erlauben dich diesen Winter bei Fr: v: Steal aufzuhalten und daß dein Name nicht durch ihr Werck über Deutschland groß wird, er mögte bei so schneller Beförderung zu schnell ins Kraut schießen. (Nr. 922,6–9.) Die Reise von Heidelberg nach Berlin dauerte eineinhalb Monate, unterbrochen vor allem von einem längeren Aufenthalt in Kassel und einem kürzeren in Weimar. Ein Unfall mit dem Reisewagen, bei dem Arnim sich eine auszukurierende Beinverletzung zugezogen hatte, verlängerte die Unterbrechung in Kassel, während der sich die Freundschaft mit den Brüdern Grimm festigte. Weimar erlebte er zum wiederholten Mal als kulturelle Metropole, erfreut von einer toleranten Bewillkommnung und der Freundlichkeit Goethes, die ihn für das in Heidelberg erlittene Ungemach entschädigte. (Vgl. an Bettina, 25. Dezember; Nr. 945.) Der Verehrte stimmte mit Arnim in der Verachtung des fossilisierten Voß und des Morgenblatts überein, erklärte ihm aber auch, es wäre längst
darüber ein öffentliches Wort gesagt, wenn nicht ganze Institute, wie Jenaer Zeitung, Cotta als Buchhändler angegriffen wären 〈…〉 wer mit den Gästen Händel anfinge muß sich den Wirth zum Freunde halten. Das war eine zur Sentenz verdichtete Kritik der Position Arnims in den anti/romantischen Auseinandersetzungen der Jahre 1807/08, die dieser noch nicht Bettina am 25. Dezember aus Weimar, sondern erst Savigny am 15. Januar 1809 aus der inzwischen in Berlin gewonnenen Distanz zum in Heidelberg Erlebten und Weimar Mitgeteilten zustimmend anvertraute (WAA XXXIV, Nr. 953). Am 28. Dezember war Arnim aus der Kulturhauptstadt in der preußischen eingetroffen. Kaum endeten seine sich hinziehenden Reisejahre, fand er schon Gelegenheit, sich in seiner Geburtsstadt gemeinnützig zu machen. Als in der zweiten Nacht nach der Ankunft das dem Goldenen Adler, in dem er abgestiegen war, gegenüber gelegene Schicklersche Haus brannte, weckte er die Bewohner mit Feuerlärm und trug dann die halbe Nacht mit Wasserpumpen und Eimertragen zur Löschung des Brandes bei. (An Bettina, 30. Dezember; Nr. 947,18–25.)
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Zu dieser Ausgabe (II) 1. Der Briefedition der Weimarer Arnim-Ausgabe liegt die Auffassung zugrunde, daß die von und an Arnim geschriebenen Briefe einen kommunikativen Zusammenhang bilden. Briefe und Gegenbriefe verschränken sich zur Korrespondenz des Autors. Alle überlieferten und erschließbaren Von- und An-Briefe werden daher in der Reihenfolge, in der sie geschrieben wurden, chronologisch angeordnet und numeriert. Dabei finden Konzepte und Exzerpte ebenso Berücksichtigung wie erschlossene und publizierte Briefe sowie weitere besondere Brieftypen. Nicht genau datierbare Briefe werden dem als frühestmöglich angenommenen Datum zugewiesen. Mit der chronologischen Numerierung ist die Kennzeichnung von erschlossenen Briefen, Konzepten, Exzerpten und publizierten Briefen verbunden. (Vgl. Editorische Abkürzungen und Zeichen.) StammbuchEintragungen und Sonderformen wie fiktive und Kontextbriefe sowie Notizen sind in Anhängen dokumentiert. Briefbeilagen werden, wenn bisher nicht oder entlegen ediert, ebenfalls mitgeteilt. Bei Überschneidungen mit anderen Bereichen des Arnimschen Œuvres (vor allem naturwissenschaftlichen Aufsätzen und fiktionaler Prosa) kommen die betreffenden Texte in den Zusammenhängen zur Edition, die aus inhaltlichen Gründen Priorität haben. Ist aus Gründen des Briefcharakters, der Briefkürze und der Spezifik der Briefedition die Aufnahme solcher Texte auch in diese sinnvoll, werden sie ebenfalls in ihr ediert und gegebenenfalls erläutert. Wird ein Brief lediglich an anderer Stelle der Ausgabe vollständig oder in anderem Kontext ediert, erhält er auf jedem Fall in der Briefabteilung seine numerierte Stelle, von der auf die Edition verwiesen wird. In den Überschriften der Briefe sind Absender und Empfänger, Von- und Anorte sowie das Datum (nach Möglichkeit mit Wochentag) angegeben. Dabei steht vor unsicheren Angaben von Absendern und Empfängern und ungenauen Datierungen »vmtl.«, nach unsicheren An- und Vonorten ein Fragezeichen. An-
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nähernde Datierungen in einen möglichst eng eingegrenzten Zeitraum erfolgen mit der Angabe der Termini post quem und ante quem nach der Präposition »zwischen«. Eine Von-Bis-Angabe signalisiert, daß die betreffenden Briefe zum ersten genannten Datum begonnen und zum letzten beendet wurden. Die weiteren Mitteilungen zu den Briefen enthalten Angaben zur Druckvorlage, zu den Bezugs- und Antwortbriefen, zum Aufbewahrungsort der Handschrift, zum Format (Höhe x Breite, mit Hinweisen auf Faltung und Kuverts), zu Papierschäden, Siegeln und Wasserzeichen, zu Beilagen, Fremdeinträgen und Besonderheiten, Kustoden und Postzeichen, zur Datierung ganz oder teilweise undatierter Briefe, zum Erstdruck und zu anderen Drucken. Wenn die Farbe des Papiers (meist vergilbt) und seine Beschaffenheit keine Besonderheit aufweisen, wird dies nicht eigens erwähnt, und da in der Regel mit Tinte (verschiedene Braun- und Schwarzfärbungen) geschrieben wurde, wird auch zum Schreibmaterial nur in vom Usus abweichenden Fällen etwas mitgeteilt. Analog ist bei den Angaben zur Schriftform in Wasserzeichen verfahren worden, die nur dann erläutert wird, wenn sie nicht aus doppelkonturigen Antiquaversalien besteht. Verzichtet wurde auch auf nähere Angaben zum Schreibmaterial der Fremdeinträge, die normalerweise mit Bleistift erfolgten, jedoch nicht diejenigen Varnhagens. Einen Überblick der Absender und Empfänger der Briefe, der Verfasser oder Unterzeichner von Stammbuch-Eintragungen und weiteren edierten Texten ermöglicht das Verzeichnis der Korrespondenten des Bandes, das auch Auskunft über alle darin befindlichen Texte gibt, die der jeweilige Korrespondent geschrieben und erhalten hat. Ab drittem Briefband ist das Personenregister kommentiert, um die Erläuterungen von biographischen Informationen, Wiederholungen und Verweisen zu entlasten. Allgemein und im World Wide Web zugängliche Quellen für die Ermittlung biographischer Daten (ADB, DBA, NDB u.a.; Wikipedia) werden in der Regel nicht im einzelnen nachgewiesen. Ebenfalls ab drittem Briefband sind alle (nicht nur wie zuvor ausgewählte) Literaturangaben im Erläuterungsteil abgekürzt und im Literaturverzeichnis aufgelöst.
2. Der vierte Briefband enthält die von Anfang 1807 bis Ende 1808 von und an Arnim geschriebenen Briefe, soweit sie überliefert sind bzw. mit hinreichender Sicherheit erschlossen werden konnten. Mit ihnen endet Arnims Korrespondenz seiner Reisejahre, die im November 1801 mit dem Aufbruch zur Bildungstour begonnen hatten. Daß Arnim in seinen Reisejahren zunächst Brentano und Bet-
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Zu dieser Ausgabe (II)
tina, dann Savigny und 1807/08 auch die Brüder Grimm sowie Görres zu Freunden und Vertrauten gewonnen hatte, war nicht der geringste Ertrag seiner Peregrination. Sie blieben ihm bis zum Ende seines Lebens verbunden. Da sie alle bedeutende Briefschreiber waren und Gewichtiges mitzuteilen hatten, war der Gewinn der Freunde auch einer für die deutsche Briefliteratur. Über den langfristig währenden Briefreihen der Arnimschen Korrespondenz sollten aber kurzfristigere und Einzelstücke nicht übersehen werden – wie im vorliegenden Band der Brief an Ludwig Tieck vom 3. Dezember 1807, der in eine Sammlung Deutsche Meisterbriefe Aufnahme fand (vgl. zu Nr. 611), oder der an Goethe vom 9. Mai 1808, den Monty Jacobs seiner Arnim-Werk-Ausgabe inkorporierte (vgl. zu Nr. 775). Als Anhang I werden Stammbuch-Eintragungen mitgeteilt, vor allem solche, die Arnim in sein altes, Anfang 1806 erworbenes Stamm- und Gesellenbuch (vgl.: WAA XXX, zu Nr. AI.1; WAA XXXII, zu Nr. AI.51) einfügte oder einschreiben ließ. Aus den Königsberger Einträgen erfährt man etwas über ansonsten nicht oder wenig bekannte Beziehungen zu dortigen Personen und Familien (Nr. AI.72–74). Die Erinnerungszeilen Ludwig Tiecks (Nr. AI.76), den Arnim und Reichardt auf der Reise von Königsberg nach Giebichenstein in Sandow besuchten, sind von besonderem Interesse, weil der ältere Dichter seine bisherigen Begegnungen mit dem jüngeren resümiert, von denen die früheste im Jahr 1799 lediglich aufgrund des Eintrags erschließbar ist. Am zahlreichsten sind die Heidelberger Inschriften, von denen die Görres’sche (Nr. AI.89) und diejenige Madame de Stae¨ls (Nr. AI.88) hervorgehoben seien: jene wegen der Drastik, die sich erschließt, wenn man die Unterschriften der Görres’schen Kinder berücksichtigt; diese, weil Arnim zur Erinnerung an die Französin ein bisher unediertes Billet von ihr in sein Stammbuch einklebte, mit dem sie ihn in Heidelberg eilig zu sich beordert hatte (Nr. 812). Von der Kasseler Begegnung mit den Brüdern Grimm zeugen die wechselseitigen Freundschafts-Versicherungen (Nr. AI.84–86); Arnims ihnen gewidmete Kontrafaktur Findet, so werdet ihr suchen! kann auch als Motto für Philologen gelten, die sich seines Œuvres annehmen. Speziell sind ebenfalls Arnims Einträge im Stammbuch von Henriette Hendel-Schütz (Nr. AI.91): zwei Sonette, Räthsel das eine, dessen Auflösung das andere, dem Wilhelm Grimm, von dem Lyrik rar ist, eine ebenfalls gereimte Neue Auflösung hinzugefügt hat. Anhang II mit Kontextbriefen und Beilagen beginnt mit Arnims Gedicht Amor der Tintenjunge (Nr. AII.26), das nicht nur wegen seiner Beziehung auf Bettina, sondern auch in editionsphilologischer Hinsicht von Interesse ist. Daß es einem nicht überlieferten Brief an die Freundin beilag, ergibt sich aus dem überlieferten Briefexzerpt (Nr. 585.E), und die Rekonstruktion der Entste-
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hung des Gedichts und des nicht überlieferten Briefes ermöglicht das Verständnis des ansonsten nebulösen Eintrags Friederi(c)ke Reichardts in Arnims Stammbuch vom 7. November 1807 (Nr. AI.77), der andererseits die Annahme, das Gedicht sei an Bettina gerichtet, stützt. Aus dem Zusammenhang von Gedicht, Stammbucheintrag, verschollenem und exzerpiertem Brief erhellt mithin die Sinnhaftigkeit des Einbezugs von Sonderformen in die Edition der Briefe von und an Arnim. Diejenige des in Anhang II folgenden Gelegenheitsgedichts Herren Schaller und seiner Gattinn (Nr. AII.27), das zufolge archivalischer Überlieferung Arnims Brief an Brentano vom 19. Oktober 1807 (Nr. 588) beilag, erforderte eine andere Zusammengehörigkeitsklärung: die historische Plausibilisierung des archivalischen Sachverhalts, denn weder die mit dem Gedicht Geehrten noch sein Verfasser, der hallesche Professor Rüdiger, waren bisher im Arnim-Brentano-Umkreis aufgefallen. Die Suche nach Bezügen führte zu der Feststellung, daß Rüdigers Auswahl guter Trinklieder in der Arnim-Bibliothek überliefert ist und auf das Liedersammeln der Wunderhornisten anregend gewirkt haben kann. In editionsphilologischer Hinsicht belegt die Recherche eine andere Sinnhaftigkeit: diejenige, Texte, die man ediert, auch zu erläutern. Andererseits können editorische Erläuterungen umfassende und intensivierte Untersuchungen nicht ersetzen. So wäre im Fall der Rüdigerschen Auswahl guter Trinklieder zu überprüfen, ob im Wunderhorn und seinem Umkreis Spuren von ihr festzustellen sind. Von einer erheblichen Anzahl der Briefe Arnims wüßte man nichts, wären nicht drei Konvolute mit Exzerpten überliefert und rekonstruiert, die er sich vor der jeweiligen Briefabsendung anfertigte. Das früheste, Abschriften aus Briefen betitelt, enthält Auszüge aus Briefen vom 28. September 1805 bis 10. März 1807. Es befindet sich im Varnhagen-Nachlaß der Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w und wurde erstmals in WAA XXXII (Anhang III) ediert. Daran schließt chronologisch das erste der beiden Konvolute an, die im vorliegenden Band (Anhang III und IV) mitgeteilt sind. Es enthält Auszüge aus vom 27. März 1807 bis 7. März 1808 geschriebenen Briefen und befindet sich im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv. Ihm folgen acht Konvolute mit vom 10. März 1808 bis zum 22. Oktober 1812 ausgezogenen Exzerpten, die das Frankfurter Freie Deutsche Hochstift verwahrt. Diese acht vereinzelt aufbewahrten Konvolute, deren Zusammengehörigkeit und Reihenfolge rekonstruiert werden konnten, sind die Überbleibsel eines 1929 versteigerten Bandes mit Exzerpten, dessen vorderen Einbanddeckel Arnim mit einer Warnung, sie zu lesen, versah. (Vgl. die Erläuterungen zu Anhang III und Anhang IV.) Insgesamt werden 299 Briefe, Konzepte und Exzerpte von Arnim sowie 203 an ihn ediert oder registriert, außerdem als Anhang I 29 Stammbuch-Eintragun-
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Zu dieser Ausgabe (II)
gen, als Anhang II 11 Kontextbriefe und Beilagen. Ein erheblicher Teil der edierten Brief- und sonstigen Texte wird erstmals oder erstmals vollständig nach Handschriften gedruckt. In nicht wenigen Fällen konnten Empfänger und Datierungen von Briefen neu oder genauer bestimmt werden. Diese und andere Präzisierungen sind den Angaben zu den einzelnen Briefen zu entnehmen, die auch Auskünfte über Besonderheiten enthalten. Die folgenden Tabellen geben Auskunft über die mitgeteilten und eruierten Briefe sowie sonstige Texte.
2.1. Brief- und Text-Typen Von Arnim Briefe davon: Ausfertigungen Exzerpte Erschlossene Briefe Konzepte Abschriften Publizierte Briefe Stammbuch-Eintragungen
299 149 84 62 4 2 1 2
Von anderen Briefe davon: Ausfertigungen Erschlossene Briefe Stammbuch-Eintragungen
203 168 35 27
2.2. Erstdrucke und weitere Drucke Von Arnim Briefe (alle Typen) Erstdrucke Weitere Drucke Stammbuch-Eintragungen (Erstdrucke) Stammbuch-Eintragungen (weitere Drucke)
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237 49 188 – 2
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Von anderen Briefe (alle Typen) Erstdrucke Weitere Drucke Stammbuch-Eintragungen (Erstdrucke) Stammbuch-Eintragungen (weitere Drucke)
174 12 162 17 5
2.3. Druckvorlagen und Archive Handschriften (Exzerpte einzeln gezählt) 424 davon aus (vgl. Editorische Abkürzungen): FDH Frankfurt/M. 183 GSA Weimar 79 UB Heidelberg 45 BJ Krako´w 38 DLA Marbach 26 SPK Berlin 19 BLHA Potsdam 14 StB Schaffhausen 3 StLB Dortmund 2 SLUB Dresden 2 Hessisches Staatsarchiv Marburg 2 GNM Nürnberg 2 Familien-Archiv Görres-Jochner ..2 Berlin-Brandenb. Akademie d. Wissenschaften 1 UB Frankfurt/M. 1 UB Leipzig 1 ULB Münster 1 Hist. Society of Pennsylvania, Philadelphia 1 StB Trier 1 Chaˆteau de Coppet 1 Drucke 18
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Zu dieser Ausgabe (II)
2.4. Die häufigsten Absender und Adressaten (mit allen Brieftypen und Stammbuch-Eintragungen)
Bettina Brentano Clemens Brentano Carl Otto von Arnim Caroline von Labes Johann Friedrich Reichardt Friedrich Carl von Savigny Charlotte Schwinck Jacob Grimm Ludwig Tieck Johann Georg Zimmer
Von Arnim 92 40 18 15 13 12 11 6 6 6
An Arnim 73 25 15 13 9 9 5 4 2 2
3. Textgrundlage ist in der Regel das handschriftliche Original. Lediglich in 18 Fällen konnte keine Handschrift ermittelt werden, so daß Drucke zugrundegelegt wurden. Die Briefe an Arnim werden wie die Briefe von Arnim ediert. Als Brieftext wird die letztgültige Gestalt des jeweiligen Textzeugen einschließlich Datum, Anrede, Schlußformeln, Unterschrift und Adresse wiedergegeben. Zusätze des Schreibers, die eindeutig eingewiesen sind oder deren intendierte Position erschließbar ist, werden in den Text eingefügt; der Ort in der Handschrift wird im textkritischen Apparat vermerkt. Ließen sich Zusätze des Schreibers nicht eindeutig in den Textzusammenhang einfügen, sind sie am Briefschluß wiedergegeben. Sonstige Veränderungen im Entstehungsprozeß (Streichungen, Überschreibungen, Umstellungen) werden im textkritischen Apparat nachgewiesen. Lateinische Schreibschrift ist durch kursive Schrift gekennzeichnet. Unterstreichungen in Handschriften werden als Unterstreichungen wiedergegeben, unvollständige als vollständige, wenn kein Autorwille erkennbar war. Unterschiedliche Hervorhebungsarten in Drucken sind zu Sperrungen vereinheitlicht. Absätze werden schematisch reproduziert. Analog wird mit Höflichkeitsabständen zwischen Anreden, Brieftexten und Grußformeln verfahren. Positionen und Zeilenfall bei Anreden, Daten, Grußformeln, Unterschriften sowie Adressen werden annähernd wie in den Handschriften wiedergegeben. Lateinisch geschriebene und unterstrichene Unterschriften sind hervorgehoben, nicht jedoch weitere Besonderheiten von Unterschriften. Nachschriften, die im Original in
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Kommentar
oder neben den Gruß geschrieben wurden, werden in der Regel unter ihm plaziert. Seitenwechsel in der Handschrift ist mit senkrechtem Strich im Text vermerkt. Außerdem erfolgt die Seitenangabe in der äußeren Randspalte. Abkürzungen und Kürzel werden nicht ergänzt, Chiffren nicht aufgelöst. Gebräuchliche stehen im Verzeichnis »Abkürzungen und Zeichen in den Texten«, ungebräuchliche werden in den Erläuterungen zum Text erklärt. Abkürzungsschlaufen sind mit * gekennzeichnet (Abkürz*). Konnte nicht entschieden werden, ob Getrennt- oder Zusammenschreibung intendiert war, wird dies mit dem Zeichen ∧ ausgewiesen (von∧einander). Dieses Zeichen ist möglichst selten angewendet worden und nicht bei besonders für Konzepte Arnims typischen Flüchtigkeits-Zusammenschreibungen eindeutig selbständiger Wörter, die aufgelöst wurden. Flüchtigkeits-Verschleifungen verschiedener Schreiber (vor allem Reichardt) wurden ebenfalls normalisiert, es sei denn, Singular/Plural- oder Dativ/Akkusativ-Alternativen würden dadurch vereindeutigt. Die Unterscheidung von Groß- und Kleinschreibung ist besonders in den Briefen Clemens und Bettina Brentanos schwierig, vor allem bei den Buchstaben B und b, D und d. Am Anfang von relativ eindeutigen Substantiven, von Sätzen und Versen werden diese Buchstaben in der Regel groß wiedergegeben. Analog ist bei anderen Schreibern verfahren worden. Zweifelsfreie Ergänzungen fehlender Graphe stehen in Winkelklammern (eind〈e〉utig〈,〉), unsichere Ergänzungen unterpungiert in Winkelklammern (un〈sic〉her〈,〉), unleserliche Graphe als kursive x in Winkelklammern (1: 〈x〉; 2: 〈xx〉; mehr als 2: 〈xxx〉). Analog stehen bei Papierschaden zweifelsfreie Rekonstruktionen von Graphen in doppelten Winkelklammern (eind〈〈e〉〉utig), unsichere Rekonstruktionen unterpungiert in doppelten Winkelklammern (un〈〈sic〉〉her〈〈,〉〉), unmögliche Rekonstruktionen als kursive x in doppelten Winkelklammern (〈〈xxx〉〉). Wenn längere Einfügungen über und zwischen Zeilen deren Sinn verundeutlichen, werden sie durch geschweifte Klammern markiert { Einfügung} . In Orthographie, Interpunktion und grammatikalische Besonderheiten wurde bis auf die im folgenden mitgeteilten Ausnahmen nicht eingegriffen. Unterschiede zwischen langem und rundem s sind nicht berücksichtigt, m und n mit Dopplungsstrichen zu mm bzw. nn aufgelöst, Initialen als Großbuchstaben, doppelte Binde- bzw. Trennungsstriche als einfache, nichtrunde Klammern als runde wiedergegeben. Fehlende Umlautstriche wurden nicht ergänzt. Die Brentanosche Eigenheit, bei Diphthongen die Punkte über deren nichtumgelauteten Bestandteil (aüßerst) zu setzen, ist belassen worden. Unterschiedliche An- und Abführungszeichen wurden vereinheitlicht (»An- und Abführung«), zeittypische Wiederholungen von Anführungszeichen am Beginn jeder Zeile längerer
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Zu dieser Ausgabe (II)
Zitate nicht übernommen. Kreuzartige Marken zwischen Absätzen und Strophen werden als x reproduziert, die Längen von Horizontallinien vereinheitlicht (kurze; längere; über Seitenbreite durchgehend). Mehrfachstrichige Linien sind einstrichig wiedergegeben, starke und unterbrochene normalisiert. Drucke der Briefe von und an Arnim in anderen Bänden der WAA – darunter Erstveröffentlichungen nach für die Briefedition vorgesehenen Handschriften bzw. Handschriftenkopien – werden nicht eigens registriert.
4. Die Herausgeber dieses Bandes sind dankbar für vielfältige Unterstützung. Leiter und Mitarbeiter der Archive und Bibliotheken, die edierte Handschriften verwahren (vgl. 2.3.), stellten Kopien oder Mikrofilme zur Verfügung, ermöglichten und erleichterten das Kollationieren der Originale, gaben Auskünfte zu ihnen. Besonderer Dank gebührt Othenin d’Haussonville (Coppet) für eine Kopie von Arnims Brief an Madame de Stae¨l vom 8. Dezember 1808 (Nr. 936), dem Familienarchiv Görres-Jochner (Landshut), das Kopien von zwei Briefen Arnims an Görres (Nr. 896, 910) zur Verfügung stellte, und Dagmar Drüll-Zimmermann (UA Heidelberg) für eine Kopie der Akte Erziehungsinstitut Prof. Schwarz 1807–1808, die das einzige ermittelte Exemplar des Rheinischen BundesBlattes Nr. 98 vom 16. Dezember 1807 enthält (vgl. zu Nr. 629,119–120). Lothar Ehrlich (Weimar) widmete sich der kritischen Lektüre des Gesamtmanuskripts. Gert Theile (Arnim-Arbeitsstelle der Klassik-Stiftung Weimar) überprüfte die Übereinstimmung von Personenregister und Literaturverzeichnis mit den Erläuterungen. Lateinische Texte wurden übersetzt von Hermann Patsch (München) und Manfred Simon (Jena), französische von Gerhard R. Kaiser (Weimar). Auskünfte erteilten dankenswerterweise die Archive, Bibliotheken und Institutionen: Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden; Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum (Konrad Heumann, Bettina Zimmermann); Stadtarchiv Halle/S. (Roland Kuhne); ThULB Jena, Abteilung Handschriften und Sondersammlungen (Frank Gratz); Stadtarchiv Lübeck (Jan Lockers); Historical Society of Pennsylvania, Philadelphia. Mit Recherchen und Hinweisen haben Freunde, Interessenten, Mitarbeiter und Kollegen wertvolle Hilfe geleistet, ohne daß diese im einzelnen angemessen gewürdigt werden könnte. Wenigstens genannt seien: Johannes Barth (Wuppertal-Weimar); Wolfgang Böcker (Projekt Johann Friedrich Blumenbach-online an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen); Hans Dierkes (Niederkassel), Lothar Ehrlich (Weimar); Gian Franco Frigo (Padua); Jürgen Knaack (HenstedtUlzburg); Ulrich Köpf (Seminar für Kirchengeschichte der Evangelisch-Theologi-
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Kommentar
schen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen; Helmut Mojem (Marbach a.N.); Karl-Frieder Netsch (UB Leipzig); Barbara Otto (Wien), Hermann Patsch (München); Manfred Simon (Jena); Jochen Strobel (Dresden-Marburg), Tobias Widmaier (Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-LudwigsUniversität Freiburg i. Br.); Edith Zehm (München-Gilching).
5. Vorlagen der Abbildungen des Tafelteils Abb. 1: Frontispiz des Arnim-Porträts von Caroline Wilken in Steig 1913. Abb. 2–5: Erstausgaben des zweiten und dritten Wunderhorn-Bandes. Abb. 6 und 8: Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum, Frankfurt/M. Abb. 7: © Kupferstich-Kabinett, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Andreas Diesend. Abb. 9–16, 18–26: Stammbuch Arnims im Deutschen Literaturarchiv Marbach. Abb. 17: Exemplar des ersten Bandes der Sämmtlichen Werke Arnims im Staatsarchiv Marburg, Bestand 340 Grimm, L 117r. Abb. 27 und 28: Universitäts- und Landesbibliothek Münster, Nachlaß Raumer B 101,090. Herausgeber und Verlag danken den genannten Institutionen für die von ihnen zur Verfügung gestellten Vorlagen und der Klassik-Stiftung Weimar für diejenigen der Abb. 1–5.
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Editorische Abkürzungen und Zeichen Brieftypen 1 *2 3.K 4.E 5.A 6.P AI AII AIII AIV A B
Brief Erschlossener Brief Konzept Exzerpt Abschrift Publizierter Brief Anhang I Anhang II Anhang III Anhang IV Antwortbrief Bezugsbrief
Allgemein Abb. ao. aoR aoRl aoRm aoRr alR arR auR auRl auRm auRr beschr.
Abbildung(en) außerdentlicher am oberen Rand am oberen Rand links am oberen Rand mittig am oberen Rand rechts am linken Rand am rechten Rand am unteren Rand am unteren Rand links am unteren Rand mittig am unteren Rand rechts beschrieben
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Kommentar
Bl. ca. D1 D2, D3(usw.) Dbl. DV egh. eigtl. eing. Erl. erw. gestr. H H, Hs.
Blatt cirka Erstdruck Weitere Drucke Doppelblatt Druckvorlage eigenhändig eigentlich eingewiesen Erläuterung erwähnt gestrichen Heft Handschrift(en)
idZ
in der Zeile
Ku
Kuvert
mhd.
mittelhochdeutsch
Ms., Mss.
Manuskript(e)
Nachl.
Nachlaß
nachträgl.
nachträglich
o.J.
ohne Jahr
o.O.
ohne Ort
p, pag.
pagina
r
recto
Ps.
Pseudonym
Reg.
Register
Rep.
Repertorium
Slg.
Sammlung
St.
Stück
TD
Teildruck
U
Umschlag
udZ
unter der Zeile
üdZ
über der Zeile
unpag.
unpaginiert
v
verso
vmtl.
vermutlich
Wz
Wasserzeichen
Z.
Zeile
840
Editorische Abkürzungen und Zeichen *
/ ∧
〈xxx〉 〈〈xxx〉〉
Abkürzungsschlaufe Zeilenwechsel Seitenwechsel; Trennzeichen bei Mitteilungen von Varianten unsichere Groß- und Klein-, Getrennt- und Zusammenschreibung nicht entzifferte Graphe nicht überlieferte Graphe (Papierverlust)
Bibel Jes Joh Jos 1Kg Kor Lk Mk Mo Mt Ps Pt Ri
Jesaja Evangelium des Josua 1. Buch Könige Korinther Evangelium des Evangelium des Mose Evangelium des Psalm Evangelium des Richter
Johannes
Lukas Markus Matthäus Petrus
Archive und Bibliotheken Arnim-Bibl. BBAW BJ BJ/VS BLHA BSB DLA FDH GNM GSA
Arnim-Bibliothek der Herzogin Anna Amalia Bibliothek der Klassik Stiftung Weimar Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w Biblioteka Jagiellon´ska Krako´w, Varnhagen-Sammlung Brandenburgisches Landeshauptarchiv Potsdam Bayerische Staatsbibliothek München Deutsches Literaturarchiv Marbach Freies Deutsches Hochstift – Frankfurter Goethe-Museum Frankfurt/M. Germanisches Nationalmuseum Nürnberg Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar
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Kommentar
HAAB NSTUB ÖNB SLB SLUB
StA StB StLB ThULB UA UB
Herzogin Anna Amalia Bibliothek der Klassik Stiftung Weimar Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen Österreichische Nationalbibliothek Wien Stadt- und Landesbibliothek Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin/Nachlaß Grimm Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin/Nachlaß Savigny Stadtarchiv Stadtbibliothek Stadt- und Landesbibliothek Thüringische Universitäts- und Landesbibliothek Jena Universitätsarchiv Universitätsbibliothek
Periodica
Abgekürzt zitierte Literatur
SPK SPK/NGr SPK/NS
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Abkürzungen und Zeichen in den Texten Allgemein
ad, Ad Adresse a/M am Main a. p. anni praeteriti (vorigen Jahres) B. Baron B., Bd. Band d. h. das heißt Dir. Direktor ec, e.c.t., et usw. Ew. Euer (Wohlgeboren) F Frau, Fräulein f., Fol. Folio fr franco (portofrei für den Empfänger) Fr, Frft, Ffurt Frankfurt Geh. Geheim Gr. Graf h. heilig H., Hr., Hrr. Herr(n) H. Herzog incl. inclusive M, m mille (tausend) M, Mad, Mde Madame M, Mlle Mademoiselle Ms., Mst, Mspt Manuskript(e) N Nummer; Nota NB, N.B. Notabene (merke wohl); auf Adressen gende Wechsel bzw. Wertpapiere
N.N.
Nomen Noscio (unbekannten Namens)
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Abkürzung für beilie-
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Nr., Nro., no Nummer, Nummero p., p.p. usw. p. pagina (Seite) P. Professor P. C. Prozent Pr. Professor, Prediger u. und u.a. und andere u.a.m. und anderes mehr u.d.g., u*.d.gl. und dergleichen u.d.g.m und dergleichen mehr usw, u.s.w. und so weiter Wgb Wohlgeboren xr Kreuzer 7ber September 8ber Oktober 9ber November Xbr Dezember 0 2 (Formatangabe) Folio 40 (Formatangabe) Quart 80 (Formatangabe) Oktav 120 (Formatangabe) Duodez Weitere, zumeist weniger gebräuchliche Abkürzungen sind in den Erläuterungen zu den Briefen aufgelöst.
Maße, Münzen, Gewichte
£ Ct, Cour. d f, F, fi, fl f24.Fuß
fr, frcs Frdor, fr dor g, gl
Pfund Courant, Kurant (gewöhnliche Münze, Umlaufgeld) Denarius (Pfennig) Florin (frz. Bezeichnung des Guldens) 24-Guldenfuß (Vereinbarung deutscher Staaten von 1776, derzufolge die kölnische Mark fein Silber zu 24 Gulden ausgeprägt wurde) Franc(s) (frz. Münze) Friedrichsd’or (preußische Goldmünze = 5 Reichstaler) Groschen (Silbermünze zur Stückelung von Talern und Gul1 den; 24 Reichstaler)
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Abkürzungen und Zeichen in den Texten
gg, ggl, ggr Gld Laubthaler Ld’or, Lsdr Liv Mtz pf q R,r*, rt*,rth thl. x, xr
Gute Groschen (24 = 1 Reichstaler) Gulden (Silbermünze; 60 Kreuzer) frz. Silbermünze (Bild des Königs und Wappen von zwei Lorbeerzweigen umgeben) Louisd’or, frz. Goldmünze (24 Livres) Livres, frz. Fünffrankstück (seit 1796; etwa 100 Sous) Metze(n) (Getreidemaß, ca. 3,5 Kilo) Pfennig(e) Quart (Flüssigkeitsmaß, ca. 1,2 Liter) Reichst(h)aler (deutsche Silbermünze und preußische Einheitsmünze; 24 Groschen oder 90 Kreuzer; Verhältnis zum Gulden: 3:2) (Reichs)T(h)aler Kreuzer
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Literaturverzeichnis Abeken 1908
Hedwig v. Olfers, geb. Staegemann. 1799–1861. Hg. von Hedwig Abeken. Bd. I. Elternhaus und Jugend 1799–1815. Berlin 1908.
Adam 1886
Albrecht Adam, Aus dem Leben eines Schlachtenmalers. Selbstbiographie nebst einem Anhang. Hg. von Hyacinth Holland. Stuttgart 1886.
Adelung 1793–1801
Johann Christoph Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, mit beständiger Vergleichung der übrigen Mundarten, besonders aber der oberdeutschen. 4 Bde. Leipzig 1793–1801.
AKBln 1805
Adreß-Kalender, der Königlich Preußischen Haupt- und Residenz-Städte Berlin und Potsdam, besonders der daselbst befindlichen hohen und niederen Collegien, Instanzien und Expeditionen, auf das Jahr 1805. Berlin.
Altgeld 1985
Wolfgang Altgeld, Akademische »Nordlichter«. Streit um Aufklärung, Religion und Nation nach der Neueröffnung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Jahre 1807. In: Archiv für Kulturgeschichte 67, 1985, S. 339–388.
Alzenau 2002
Ludovica Freifrau von des Bordes, geborene Brentano von La Roche, Herrin auf Schloß Wasserlos und Wohltäterin der Gemeinde. Hg. von der Stadt Alzenau. Alzenau 2002. (Alzenauer Beiträge zur Heimatgeschichte. Bd. I.)
Amberg 1965
Karl Amberg, Ein Stück Heimatgeschichte – Brentanos auf Schloß Wasserlos und Hof Trages. In: Heimattreue. Sonderbeilage zum Amts- und Mitteilungsblatt der Stadt Alzenau in Unterfranken. 2. Jg., Nr. 47 vom 9. Dezember 1965, S. 1–12.
Anzeige 1807–1808
Anzeige der Vorlesungen, welche im Winterhalbenjahre 1807–1808 auf der Großherzoglich Badischen Ruprecht-
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Literaturverzeichnis
Karolinischen Universität zu Heidelberg gehalten werden sollen. Heidelberg [1807]. Arnim/SW XXII
Ludwig Achim von Arnim, Sämmtliche Werke. Neue Ausgabe. Hg. von Wilhelm Grimm [und Bettina von Arnim u.a.]. 21 Bde. Berlin 1857. (Titelaufl. von Arnim, Sämmtliche Werke. Berlin 1839–1856. Reprint Hildesheim-ZürichNew York 1982.) Bd. XXII: Gedichte. Bd. II. Hg. von Herbert R. Liedke und Alfred Anger. Tübingen 1976.
Arnim/W
Achim von Arnim, Werke in sechs Bänden. Hg. von Roswitha Burwick, Jürgen Knaack, Paul Michael Lützeler, Renate Moering, Ulfert Ricklefs und Hermann F. Weiss. Frankfurt/M. 1989–1994. (Bibliothek deutscher Klassiker.)
Arnim/W I
Bd. I: Hollin’s Liebeleben. Gräfin Dolores. Hg. von Paul Michael Lützeler.
Arnim/W II
Bd. II: Die Kronenwächter. Hg. von Paul Michael Lützeler.
Arnim/W III
Bd. III: Sämtliche Erzählungen 1802–1817. Hg. von Renate Moering.
Arnim/W IV
Bd. IV: Sämtliche Erzählungen 1818–1830. Hg. von Renate Moering.
Arnim/W V
Bd. V: Gedichte. Hg. von Ulfert Ricklefs.
Arnim/W VI
Bd. VI: Schriften. Hg. von Roswitha Burwick, Jürgen Knaack und Hermann F. Weiss.
Arnim 1837
Carl Otto Ludwig von Arnim, Flüchtige Bemerkungen eines Flüchtig-Reisenden. [Bd. I.] Berlin 1837.
Arnim 1845
Carl Otto Ludwig von Arnim, Reise nach Neapel, Sicilien, Malta und Sardinien, zu Anfange des Jahres 1844. Leipzig 1845. (Flüchtige Bemerkungen eines Flüchtig-Reisenden. Bd. IV.)
Arnsberg 1983
Paul Arnsberg, Die Geschichte der Frankfurter Juden seit der Französischen Revolution. Hg. vom Kuratorium für Jüdische Geschichte e.V., Frankfurt am Main. Bearbeitet und vollendet durch Hans-Otto Schembs. 3 Bde. Darmstadt 1983.
Arnswaldt/Devrient Das Geschlecht von Arnim. Im Auftrage des von Ar1914–1923 nim’schen Familienvorstandes […] bearb. von Werner Konstantin von Arnswaldt und Ernst Devrient unter Mitwirkung der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familienge-
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Kommentar
schichte Leipzig. 3 Bde. Leipzig [Bde. 2, 3: Prenzlau, Selbstverlag der Familie] 1914–1923. Assing 1865
Briefe von Stägemann, Metternich, Heine und Bettina von Arnim nebst Briefen, Anmerkungen und Notizen von Varnhagen von Ense. (Aus dem Nachlaß Varnhagen’s von Ense.) Hg. von Ludmilla Assing. Leipzig 1865.
Baggesen 1843–1856
August Baggesen, Jens Baggesens Biographie. Udarbeidet fornemmeligen efter hans egne Haandskrifter og efterladte litteraire Arbeider. 4 Bde. Kopenhagen 1843–1856.
Baggesen 1978
Der Karfunkel oder Klingklingel-Almanach. Ein Taschenbuch für vollendete Romantiker und angehende Mystiker. Auf das Jahr der Gnade 1810. Hg. von [Jens] Baggesen. Faksimiledruck nach der Ausgabe von 1809. Hg. und mit einer Einführung von Gerhard Schulz. Bern u.a. 1978.
Barnick 2001
Johannes Barnick, Ein schweigsamer Ahn. Leben und Geheimnis des Jägermeisters David von Splitgerber. Hg. von Ursula Gerschewski. München-Berlin 2001.
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916
ZUM BRIEFWECHSEL 1807–1808
519.
Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, 3. Januar 1807, Sonnabend
DV: H. B: WAA XXXII, Nr. *505, *509, *511, *515. A: −. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 187 x 113 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Leicht fleckig; Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß; roter Siegelrest. Fremdeinträge: 1r aoRm: 28, darunter: 103, auRl: 29 2r auRl: 30 2v aoRr:
105. Besonderheiten: Zur Beförderung vgl. Nr. 526,6–9. D1: Riley 1978, S. 147 (Nr. 34).
Varianten 9
ja diesen]
aus
in dieser
17
und]
alR eing.
18
Noth] N
aus
n
Erläuterungen 1 N. B.] Nota Bene (merke wohl). 4 D... und 〈...〉 K...] Danzig und Königsberg. 10 Einquartirungen] Nach der Einnahme Berlins durch die Franzosen in Caroline von Labes’ Haus Quarre´ Nr. 4. Vgl. Nr. 569,13–26. 16 Carl] Der Bruder Carl Otto von Arnim. 16–17 die Komedie] Das Berliner Königliche Nationaltheater. 17 Rückkehr] Von dem der Großmutter gehörenden Gut Zernikow im Ruppinschen Kreis der preußischen Mittelmark, wo sie alljährlich den Sommer verbrachte. Vgl.: WAA I, S. 53f. und Erl.; WAA XXX, S. 262. 23 N. N.] Nomen Noscio (den Namen weiß ich nicht); Abkürzung für irgendeinen Namen.
*520. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 12. Januar 1807, Montag B: −.
A: Nr. 526.
919
Zu Nr. *521
*521. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 B: −. A: −. Datierung: Brentano wußte schon im Oktober 1806 nicht mehr, wo Arnim sich aufhielt; vgl. an Reimer, 19. Dezember 1806: seit dem 19 October weiß ich nichts von ihm (DjBr Nr. 1358). Durch Reimers Antwortbrief vom 9. Januar erfuhr er endlich, daß der Freund sich wohlbehalten in Königsberg befinde (H: BJ/VS 211), und erst nach Erhalt dieses Briefes, also ab etwa Mitte Januar 1807, wird er an Arnim geschrieben haben. Da keine näheren Informationen zu den fünf Briefen vorliegen, von denen Brentano berichtet, und nicht anzunehmen ist, daß er auch während seiner Hollandreise im Juni/Juli 1807 an Arnim schrieb, werden die Briefe zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 datiert. Ob Brentano sie tatsächlich abgeschickt oder lediglich Konzepte verfaßt hat, steht dahin.
*522. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 B: −. A: −. Datierung: Vgl. Nr. *521.
*523. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 B: −. A: −. Datierung: Vgl. Nr. *521.
920
Zu Nr. 526
*524. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 B: −. A: −. Datierung: Vgl. Nr. *521.
*525. Von Clemens Brentano nach Königsberg Heidelberg und Frankfurt, vmtl. zwischen Mitte Januar und Mitte Mai 1807 B: −. A: −. Datierung: Vgl. Nr. *521.
526.
Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, 29. Januar 1807, Donnerstag
DV: H. B: Nr. *520. A: −. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 228 x 188 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert; Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß; roter Siegelrest. − WZ: VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 29, aoRr: 106, auRl: 31 2r aoRr: 108, auRl: 32. D1: Riley 1978, S. 147–149.
Varianten 4 von] aus 〈xxx〉 7 Brief] B aus 〈X〉 7 zur] z aus 〈x〉 11 über] über gestr. Geld 11 bei] aus von 19 ferner] fe aus w 22 Menge] 23 zum Beistand von] üdZ eing. 23 Meinem Sohn] aus M aus m Meines Sohnes 23 mir] üdZ eing. 28 habe] aus 〈xxx〉 üdZ eing. 32–33 und ob 〈...〉 versichert] alR eing. 35 war] über gestr. ist 35 kürtzlich] kürtz aus 〈xxx〉 36 Ich] aus 〈xxx〉 37–38 und viehlen andern Vorfällen] auR eing. 56 lebe ferner wohl u gesund] udZ eing. 58 Wenn du] alR eing.
921
Zu Nr. 526
Erläuterungen 3 ed] eadem (ebenda). 4 einen aus Danzig und 2 aus Königsberg] Vgl. Caroline von Labes an Arnim, 3. Januar 1807 (Ich habe von dir 1 Brief aus D... und 3 aus K... erhalten) und Arnims Briefe WAA XXXII, Nr. *505, *509, *511 und *515. 6–7 vor etwan 4 Wochen 〈...〉 Brief] Nr. 519. 11 H* Cosmar 〈...〉 Contribution bei mir angesuchet] Der Justizkommissar Friedrich Ferdinand Ernst Cosmar, angestellt bei der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer (vgl. AKBln 1805, S. 179), wollte von der Großmutter den ihr auferlegten Anteil an der Kontribution einziehen, welche die siegreichen Franzosen von der Stadt Berlin forderten. 12– Obligationen] Wertpapiere mit fester Verzinsung. 16 Pacht wird gegen Lieferungen verrechnet] Statt Pachtgeldern (für das kurmärkische Gut Zernikow und angrenzenden Landbesitz) wurden Naturalien geliefert. 23 Meinem Sohn] Hans von Schlitz. 31 Unsere 〈...〉 Königin ihr Zustand] Königin Luise war auf der Flucht vor den Franzosen am 9. November 1806 in Königsberg angekommen, wo sie mit ihrer Familie zusammentraf und an Typhus erkrankte. Nach der Genesung floh die königliche Familie weiter nach Memel, das sie am 8. Januar erreichte. (Vgl. Rothkirch 1985, S. 302.) 35 Der Oncle war 〈...〉 in Strelitz] Hans von Schlitz lebte zeitweilig – mit Kontakt zum mecklenburg-strelitz’schen Hof – in Neustrelitz, der Residenz des Herzogtums, wo Arnim sich mit dem Onkel von März bis Mai 1806 aufgehalten hatte. 37 Einquartirung] Vgl. Nr. 519,9–12 und Erl. 45 G. R Wil...] Geheimrat Wilke. 45 Punckt 〈...〉 für ihn] Nicht bekannt. 57 N. N.] Nomen Noscio (den Namen weiß ich nicht); Abkürzung für irgendeinen Namen. 58–60 Ober Hoffmeisterin von D... 〈...〉 zu kommen] Karoline Friederike Sophie von Dorville, Witwe des Oberhofmeisters der Königinwitwe Elisabeth Christine von Preußen, gehörte das Berliner Haus Quarre´ Nr. 2, das demjenigen der Großmutter benachbart war. (Vgl. WAA XXX, S. 651f.) Sie wird mit dem preußischen Hof nach Königsberg geflüchtet sein.
922
Zu Nr. *529
*527. Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, vmtl. zwischen Mitte Februar und Mitte März 1807 B: −. A: −. Datierung: Am 17. April 1807 (Nr. 540) teilte Caroline von Labes Arnim mit, sie habe zuvor viermal an ihn geschrieben. Aus ihrem Brief vom 3. Januar (Nr. 519) geht hervor, daß sie bis dahin nicht nach Danzig und Königsberg hatte schreiben können. Überliefert sind vor dem 17. April die Briefe vom 3. und 29. Januar (Nr. 519, 526). Es wird angenommen, daß Caroline von Labes zwei weitere nicht überlieferte Briefe – zwischen Mitte Februar und Mitte März (Nr. *527) sowie im März (Nr. *529) – geschrieben hat. Mit diesen Brief-Annahmen stimmt die Mitteilung der Großmutter vom 15. September 1807 überein, sie habe seit Arnims Flucht von Berlin wenigstens 4 Mahl an ihn geschrieben, ohne Antworten auf diese Briefe erhalten zu haben (Nr. 569,10–12).
*528. An Charlotte Schwinck in Königsberg Königsberg, vmtl. März 1807 B: −. A: −. Datierung: Arnim wird seine im Belegbrief rekapitulierte (nicht realisierte) Absicht, einem Freikorps beizutreten, im März 1807 gefaßt haben. Vgl. Nr. 545,13–14 und Erl.
*529. Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, vmtl. März 1807 B: −. A: −. Datierung: Vgl. Nr. *527.
923
Zu Nr. *530
*530. An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 10. März 1807, Dienstag B: −. A: Nr. 531. Datierung: Aufgrund des datierten Exzerpts (Nr. 530.E).
530.E An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 10. März 1807, Dienstag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 531. H: BJ/VS 8. – Vgl. WAA XXXII, AIII (S. 417f.).
Varianten Vgl. WAA XXXII, AIII.
Erläuterungen 2 Wir illuminiren Königsberg] Nach der verlustreichen Schlacht bei Preußisch-Eylau (etwa 30 km südlich von Königsberg) vom 7./8. Februar 1807. In ihr standen sich zunächst die französische Armee unter Napoleon und die russische unter Bennigsen gegenüber. »Am Abend des 7. Febr. entspann sich ein blutiges Gefecht um den Besitz der Stadt, die von den Franzosen genommen, von den Russen wiedererobert, zuletzt aber wieder verlassen wurde. Zu Beginn der Schlacht 〈am〉 8. Febr. hatten die Russen den Nordosten, die Franzosen, 70,000 Mann stark, den Südwesten von E〈ylau〉 im Besitz. Napoleons Plan war, den linken Flügel der Russen durch Davout auf das Zentrum zu werfen, um dann auf letzteres mit aller Macht einzudringen; Ney sollte den Rückzug des Feindes nach Königsberg abschneiden, aber Davout, durch heftiges Schneegestöber aufgehalten und von Augereau, der vom Weg abgekommen war, nicht unterstützt, führte seinen Auftrag nicht aus, die Russen drangen im Zentrum vor, wurden allerdings durch Murat unter großem Verlust der Franzosen aufgehalten und um Mittag nach Nordosten (Auklappen, Kutschitten) zurückgedrängt. Schon sahen sie ihre Rückzugslinie bedroht, als das Erscheinen des preußischen Korps unter L’Estocq (5500 Mann) die Lage änderte. Die ebenfalls schon erschöpften Franzosen wichen wieder zurück, mit Mühe hielt Davout die Ordnung aufrecht, aber Ermüdung und Dunkelheit machten dem Kampf ein Ende. Eine Entscheidung
924
Zu Nr. 530.E
wurde nicht herbeigeführt; da aber Napoleon noch frische Kräfte in der Nähe hatte, so zog sich Bennigsen nach Königsberg zurück, doch ohne verfolgt zu werden.« (MGKL VI, S. 237.) Arnim hatte, bevor er Reichardt schrieb, das Schlachtfeld aufgesucht, wie aus Reichardts Antwortbrief deutlich wird: Ihre lebendigen Darstellungen aus Eylau (Nr. 531,2). Vgl. Wilhelm Traugott Krugs Beschreibung des Schlachtfeldes: Es war im eigentlichen Sinne mit Blute gedüngt. Die gebliebnen
Russen und Preußen lagen noch unbegraben; von den Franzosen und deren Bundesgenossen hingegen waren schon viele verscharrt; der Verlust schien daher auf dieser Seite geringer. Wo aber beide Theile recht handgemein geworden, da lagen die beiderseitig Erschlagnen bunt und kraus unter und über einander. Doch waren auch viele Leichen von der Habsucht schon ganz ausgezogen, so daß man sie nicht unterscheiden konnte, wo nicht die Nazionalphysiognomie stark ausgeprägt war. Es war ein schrecklicher, scheuslicher Anblick (Krug 1842, S. 122). 2–3 das merkwürdige Naturspiel Danzig] Danzig hatte sich nach der Schlacht von Jena und Auerstedt auf Widerstand gegen die Franzosen vorbereitet. Die Niederung war unter Wasser gesetzt worden, die Vorstädte wurden teilweise demoliert. Anfang März rückten französische und mit ihnen verbündete Truppen unter Marschall Lefebvre vor die Stadt, in die Reichardt geflüchtet war. Sie verteidigte sich unter Leitung des Gouverneurs Kalckreuth mit großer Tapferkeit, mußte aber schließlich am 24. Mai wegen Mangel an Munition und Lebensmitteln kapitulieren. (Vgl. Höpfner 1850–1855, Bd. III, S. 335–549.)
3–4 die Nehrung] Der als Frische Nehrung bezeichnete 52 km lange, 2–3 km breite Landstreifen, der Danzig mit Königsberg zwischen Danziger Bucht und Frischem Haff verbindet, bei Pillau durch das 380 m breite Gatt unterbrochen. 7 die Fabrick] Als Fabriken galten – im Unterschied zu Manufakturen – Werkstätten, in denen Gegenstände mit Hilfe von Feuer und Hammer verfertigt werden wie in einer Gewehr- oder Messerfabrik. (Vgl. Krünitz 1773–1858, Art. Fabrik.) Im Französischen bezeichnet fabrique usine eine Anlage, in der mit Feuer gearbeitet wird. Diese Bedeutung wird Arnim im Sinn gehabt haben. 10 dieses ewig berühmte Heilsberg] Heilsberg, etwa 55 km südlich von Königsberg, zunächst Siedlung der Pruzzen, um 1240 vom Deutschen Orden christianisiert, 1340 Sitz des Bischofs von Ermland, 1627 vergeblich von den Schweden belagert. Drei Monate nach Arnims Brief siegten in der Schlacht von Heilsberg russisch-preußische Truppen über französische. Vgl. Nr. 546,3–8 und Erl. 17 Ständer] Balken.
925
Zu Nr. 530.E
18 Galantine d’hommes] Sülze der Menschen. 24–26 Bennigsen 〈...〉 Kampfe vom 7ten] Bennigsen war Oberbefehlshaber der russischen Armee in der Schlacht bei Preußisch-Eylau vom 7./8. Februar 1807. Vgl. zu Z. 2. 29 das Genie der Nation] Napoleon. 34 blöden] schwachen. 35 Preussen] Anspielung auf die preußischen Eroberungen in den Schlesischen Kriegen Friedrichs II. 35 Xerxes] Der persische König Xerxes I. wollte Griechenland erobern und war bis Athen vorgedrungen, erlitt jedoch bei Salamis eine schwere Niederlage, die ihn zum Rückzug nach Asien zwang. 35 Röm.] Römer 35–36 Wir wollen siegen wie Bacchus in Indien] Anspielung auf den in den Dionysiaka des Nonnos gestalteten Zug des Gottes Dionysos (lat. Bacchus) nach Indien und seinen siegreichen Kampf gegen König Deriades. Vgl. Arnim an Brentano, 19. August 1803: Aber die Kunst ist wie Bachus, furchtsam, sie kennt ihre Macht nicht und fliehet bis zum Meere 〈...〉 sie geht indes-
sen bis zum fernen Indien ihr Haupt im Ganges zu baden, daß Perlen aus allen ihren Haaren fallen, das Schönste im Reichsten in die Hände ihrer Genossen. (WAA XXXI, Nr. 318,254–261.)
531.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Königsberg Danzig, 20. März 1807, Freitag
DV: H. B: Nr. *530. A: −. H: GSA 03/212. – 1 Dbl. ca. 227 x 184 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRm: 3, aoRr: 9, auRl: 5 2r aoRr: 11, auRl: 6. D1: Moering 1990, S. 234–236 (Nr. 5).
Varianten 8 Wunsch] danach gestr. der Wunsch 10 befriedigt,] üdZ eing. 18 Polen] nachträgl. idZ 21 wollen,] danach gestr. lau 31 schützen] s aus b 41 Dinge] Schluß-n gestr. 55 nicht] üdZ 79 um den Cabinetsvorträgen beizuwohnen] üdZ eing.
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Zu Nr. 531
Erläuterungen 2 Darstellungen aus Eylau] Vgl. Nr. 530.E,2 und Erl. 10 kleinen Alexanders] Zar Alexander I. im Gegensatz zu Alexander dem Großen. 12 das Rad] Das Gerädertwerden. 12–13 Pußhand] Kußhand, nach Bus bzw. bussen für Kuß bzw. küssen (vgl. DWb I, Sp. 556, 570). 13 Kleists Unterredung mit B.] Friedrich Graf Kleist von Nollendorf, 1803–1807 Generaladjutant des preußischen Königs, überbrachte Napoleon Bonaparte in dessen Hauptquartier am 21. Februar einen Brief Friedrich Wilhelms III. und unterhandelte über die Beendigung des Krieges. 13 Königsb. u Memel] Nachdem sich Anfang 1807 das preußische Königspaar von Königsberg nach Memel zurückgezogen hatte, wurde Memel bis zum 15. Januar 1808 Residenz Preußens, die danach nach Königsberg zurückverlegt wurde. 16 Der Gang der hiesigen Sachen] Vgl. Nr. 530.E,2–3 und Erl. 22 Fahrwasser] An der Danziger Bucht. 27 Werder] Marienwerder, etwa 70 km südöstlich von Danzig. 28 Dirschau od. Elbing] Etwa 30 km südöstlich bzw. etwa 50 km östlich von Danzig. 29 Braunsberg] Etwa 80 km östlich von Danzig. 31 das Werder] Fruchtbare Marschgegend zwischen Mottlau und Nogat (Danzig, Elbing und Marienburg). 34 G.] Giebichenstein. 37–38 Cardin. de Retz 〈...〉 Memoires] Jean-Franc¸ois Paul de Gondi, Kardinal de Retz in seinen 1718 erstmals erschienenen Me´moires, von Reichardt korrekt zitiert (Retz 1718, Bd. I, S. 254). – Übersetzung: Wer kann die Wahrheit schreiben, außer denen, die sie erkannt haben. 43 Abt von Oliva] Abt der etwa 5 km nordwestlich von Danzig gelegenen (1829 aufgehobenen) Zisterzienserabtei Oliva war Joseph Wilhelm Friedrich Prinz von Hohenzollern-Hechingen, der das Amt Ende 1803 als Nachfolger seines Onkels Johann Karl Freiherr von Hohenzollern-Hechingen übernommen hatte. 45–46 sein Haushofmeister] Nicht ermittelt. 48 Anlauf des wüsten Volks] Das Kloster Oliva war den Danzig umlagernden französischen Truppen ausgesetzt, die Klostergebäude wurden zu Lazaretten genutzt. (Vgl. Hirsch 1850, S. 25.) 50 poltron] (frz.) »Memme, Hasenfuß; auch 〈...〉 lärmender Wortheld, Prahler« (MGKL XVI, S. 119).
927
Zu Nr. 531
50 Trogadus] Latinisierte Form von Trog; »von der form her wird trog zur verächtlichen bezeichnung für etwas körperlich und geistig plumpes verwandt« (DWb XXII, Sp. 789). 50 Dreihärigen] Ein Schalk, »dem von allem raufen und schlagen nur wenig haare übrig geblieben sind« (DWb II, Sp. 1383). 56–57 verstümmelten Schönen dort?] Nicht ermittelt; in Oliva. 57 Die arme 〈...〉 Frau] Ernestine Josepha Gräfin von Hohenzollern-Hechingen, Gemahlin des Abtes. 61 K. und D.] Königsberg und Danzig. 68 Vetter] Johannes Labes. Vgl. WAA XXXII, S. 1053. – Vetter, ursprünglich Vatersbruder, bezeichnete in erweiterter Bedeutung alle männlichen Verwandten, auch entferntere. (Vgl. DWb XXVI, Sp. 26–32.) 70 St.] Elisabeth Staegemann, seit ihrer Jugend mit dem aus Königsberg stammenden Reichardt befreundet. 76–77 an die St. nach K. mit voriger Post] Reichardt hatte am 12. Februar an Elisabeth Staegemann geschrieben. (Vgl. Dorow 1846, S. 232–234.) 78–79 das V. 〈...〉 den Cabinetsvorträgen beizuwohnen] Otto Karl Friedrich von Voß, seit Mitte März 1807 für kurze Zeit Finanzminister, gehörte dem von Friedrich Wilhelm III. eingerichteten Zivilkabinett an und war dem Hof zunächst nach Königsberg und dann nach Memel gefolgt. 86–88 Mlle Brun 〈...〉 Schwester 〈...〉 Stadtmüller] Nicht identifiziert. 92 Schwinks] Die Familie des Kommerzienrates Georg(e) Gotthilf Schwinck. 92 Fr. v Korf] Vgl. Reichardt an Elisabeth Staegemann, 12. Februar 1807: Die arme Frau 〈Antoinette〉 v. Korff in der gegenwärtigen Lage! entfernt
vom Manne! Nun die Gefahr so nahe ist, ärgert es mich sehr, daß ich nicht dort bin, nach Möglichkeit zu helfen. A. 〈Arnim〉 ist zwar noch dort, der wohnt aber zu entfernt von ihr, zu nah bei Schw. 〈Schwinck〉 (Dorow 1846, S. 233f.). 93–94 das liebe Mädchen mit der lieblichen Stimme] Vmtl. Hedwig Staegemann, die achtjährige Stiefschwester Antoinette von Korffs. 95–96 Die Mutter 〈...〉 Radz. Lindenau 〈...〉 Knoblauch. Welch ein Quartett!] Gebildet von Antoinette von Korff, Anton Heinrich Fürst Radziwill, Karl Heinrich August Graf von Lindenau und Agnes von Knobloch. Die Anwesenheit Radziwills in Memel ist durch einen Königsberger Brief Steins an Niebuhr vom 2. Februar 1807 belegt, diejenige Lindenaus durch einen Brief Niebuhrs an Stein vom 7. Januar 1807. (Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/1, S. 344 und 334.)
928
Zu Nr. 533
*532. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 22. März 1807, Sonnabend B: −. A: Nr. 540. Datierung: Aufgrund der Angabe des Datums im Antwortbrief (Nr. 540,2–3).
533.
Von Bettina Brentano nach Giebichenstein Kassel, Ende März 1807
DV: H. B: −. A: Nr. 559. H: FDH 7395. – 1 Bl. ca. 247 x 205 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Dünn, verknittert, Ränder eingerissen. − WZ: Oberlängen von FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 158 1v auRr: 7395. Besonderheiten: Der Brief wurde von Giebichenstein nach Königsberg weitergeschickt. Datierung: Da Bettina schreibt, sie sei nun schon 4 Wochen in Cassel. Vgl. zu Z. 2. D1: Steig 1913, S. 50f.; datiert: November 1806. D2: Betz/Straub 1986, S. 90–92 (Nr. B11); datiert: November 1806. D3: DjBe Nr. 231.
Varianten 38 erreicht] aus erbricht danach gestr. 〈xx〉
48
Am]
danach gestr.
fest
53
Herzens]
Erläuterungen 2 Ich bin nun schon 4 Wochen in Cassel] Bettina war am 23. Februar 1807 mit ihrer Schwester Lulu und deren Mann Johann Carl Jordis von Frankfurt nach Kassel gereist. Jordis hatte sein Bankgeschäft bereits 1805 teilweise dorthin verlegt und avancierte in der Hauptstadt des seit Ende 1806 von den Franzosen okkupierten Kurfürstentums Hessen-Kassel, das nach dem Tilsiter Frieden zum neuen Königreich Westphalen gehörte, zum Hofbankier des Königs Je´roˆme, eines Bruders Napoleons. Vgl. Meline Brentano an Savigny, Frankfurt, 22. Februar 1807 (Briefteil): Den Freytag 〈20. Februar〉 Abend, wie ich mich eben zu Bett legen wollte,
929
Zu Nr. 533
kam die Lulu, mit Jordis und Christian 〈Brentano〉 an. Jordis hat Geschäfte hier wird aber bis Montag mit seiner Geselschaft, die noch durch Bettine vermehrt wird, wieder nach Cassel gehen um dort 6 Monath zu bleiben. (H: SPK/NS 104/12.) Dieselbe an Savigny, Frankfurt, 25. Februar 1807 (Briefteil): Den Mitag sind die Casselaner weg; Budin gieng recht froh mit; es wird ihm gewiß auch wohler, als hier werden. (Ebd.) 4–5 damals 〈...〉 wo auch Sie hier waren] Im September 1806. Vgl. WAA XXXII, Nr. 491. 5–6 Sie haben 〈...〉 Nachricht vom Clemens gehabt] Arnim hatte keine direkte Nachricht. Einer Mitteilung, daß Sophie Brentano, geb. Mereau gestorben sei, wollte er etwa gleichzeitig nicht glauben. Vgl. Nr. 534,22–31. 6–7 wo Dorne und Distlen so üppig wachsen] Nach Jes 5,6: Ich will ihn 〈den Weinberg〉 wüst liegen lassen, daß er nicht geschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen 〈...〉. Das Sprachbild von Disteln und Dornen wird zu einer Lieblingsmetapher Bettinas. 8–9 der Arme Clemens] Nach dem Tod seiner Frau am 31. Oktober 1806 in Heidelberg. 18–19 (»denn was Gott will 〈...〉 in Demuth«)] Nach Dan 11,36. 20–21 bey einem Mahler 〈...〉 Bildhauer] Bettina nahm Unterricht an der Kasseler Kunstakademie, wie aus einer Mitte Juli 1807 geschriebenen Mitteilung ihres Bruders Clemens an Arnim deutlich wird (Nr. 557,211–214). Die Lehranstalt war 1777 von Landgraf Friedrich II. als Maler- und Bildhauer-Akademie gegründet worden und wurde 1803 in Kurfürstliche Akademie der Künste umbenannt. Die Fächer waren Malerei, Zeichnung, Bildhauerei und Architektur. Ausdrücklich waren in der zweiten Klasse Frauen zugelassen. Zum 1. Juli 1807 angefertigte Listen weisen 91 Schüler nach, darunter mehrere Handwerker. (Vgl.: Knackfuß 1908; Heinz 2000.) 59 Castalischen Quell] Den Musen geheiligte Quelle am Fuße des Parnassos, in die sich, der Sage nach, die von Apoll verfolgte Nymphe Kastalia stürzte. Die Quelle soll prophetische Kraft und dichterische Begeisterung verliehen haben.
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Zu Nr. 534
534.
An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 27. März 1807, Freitag
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7233. – 1 Dbl. (I) + 1 Bl. (II) je ca. 233 x 192 mm; 1r–3v 6 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 102 x 122 mm. – Dünn, II an den Faltstellen beschädigt Ku derb, an den Ecken beschädigt. − WZ: I: bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOONEN II: ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 157, aoRm: (27. März) 2v auRr: 7233 3r aoRl: 169 Kur aoR Bettina: Karfreitag 1807 Königsberg. Kuv aoRr: 157. Besonderheiten: Der Brief wurde über Kopenhagen und Hamburg befördert. Brentano las ihn im ersten Maidrittel 1807 in Frankfurt und schrieb darüber am 12. Mai an Görres: Von Arnim habe ich hier einen Brief aus Königsberg
an Betinen gefunden vom Charfreitag, er meldet daß er nich〈t Sol〉dat sei, aber ist von wenig Hofnung für sein 〈Vaterla〉nd, feierlich, liebend, treu gegen mich und Si〈e. Den T〉od Sophiens kennt er als Gerücht und giebt s〈ein eig〉en Leid als Pendant nicht als Trost, die 〈Ster〉blichkeit in Königsberg ist ungeheuer, Gott erhalte ihn, oder habe einen Himmel. (FBA XXXI, S. 600,23–30.) Postzeichen: Stempel: DANNENBERG Hambourg B. G. D. 11 Avril 1807; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 53f. D2: Betz/Straub 1986, S. 93–96 (Nr. A15). D3: DjBe Nr. 232.
Varianten 1 am] a aus d 14 44–46 die Russen 〈...〉 eing.
unbemerktes] üdZ eing. 33 meine] aus unsre kam] üdZ eing. 58–59 ein 〈...〉 Versuchen] üdZ
Erläuterungen 8–9 ein Freund 〈...〉 nach Kopenhagen] Der Königsberger Kriegs- und Domänenrat Friedrich Ludwig August Wißmann, der sich 1811 mit Auguste Schwinck verheiratete, in die Arnim in Königsberg unerwidert verliebt war. Wißmann war im Regierungsauftrag per Schiff nach Kopenhagen gereist, um für die Provinz Preußen für 600 000 Taler Getreide anzukaufen – ein »Auftrag, den derselbe auch mit vieler Umsicht und großem Geschick zur Ausübung brachte« (Bassewitz 1851–1852, Bd. I, S. 379). Vgl. Nr. 561.
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Zu Nr. 534
12 einen offenen Weg] Über die Kurische Nehrung nach Memel. 12–21 Doktor Schlosser 〈...〉 mit Christian sehr genau 〈...〉 seine Mutter war Göthe’s Schwester] Eduard Schlosser, der mit seinem Vetter Christian Schlosser in Jena studiert hatte und 1806 in Halle zum Dr. med. promoviert wurde, war nicht der Sohn von Cornelia, der Schwester Goethes, die seit 1773 mit dem Frankfurter Juristen Johann Georg Schlosser verheiratet gewesen war, sondern entstammte dessen zweiter Ehe mit Johanna Fahlmer. 19–20 Schlosser, von dem ich aus Göttingen schrieb] Christian Schlosser. Vgl. WAA XXXII, Nr. 477,99–104. 25–27 dessen gute, liebe Frau 〈...〉 in einer Zeitung gelesen] Die Nachricht stand am 6. November 1806 in Nr. 310 der Allgemeinen Zeitung, München, unter der Überschrift Vom Mainstrome, 2. Nov.: Die als Schriftstel-
lerin bekannte Sophie Brentano (sonst Sophie Mereau) ist am 1 d. an den Folgen einer unglüklichen Niederkunft zu Heidelberg gestorben. Am 7. November brachte die Badische Wochenschrift (Nr. 19, Sp. 297) einen Nekrolog. Vgl. Johann Georg Geißler an Brentano, 1. Dezember 1806 (DjBr Nr. 1356). 36–46 Eylau 〈...〉 das Preußische Korps unter Lestocq 〈...〉 über sie kam] Vgl. zu Nr. 530.E,2. 53 ältesten Tochter 〈...〉 Auguste] Zu Arnims Beziehung zu ihr vgl. vor allem seinen Brief an die Mutter, Charlotte Schwinck, vom 23.–26. Oktober und 1. November 1807 (Nr. 593.A). 70–71 Tod des 〈...〉 Prinzen 〈...〉 mich anzog] Louis Ferdinand, Prinz von Preußen, war am 10. Oktober 1806 in einem Gefecht bei Saalfeld gefallen. Arnim hatte ihn im Dezember 1805 in Weimar seine Dienste angeboten. Vgl. seinen Brief an Brentano, 16.–20. Dezember 1805, und sein Briefkonzept an den Prinzen, 17. Dezember 1805 (WAA XXXII, Nr. 404 und 405.K). 74–75 von einer edlen Fürstin gewunden] Von Luise Radziwill, der Schwester des Prinzen, seit 1796 verheiratet mit Anton Heinrich Fürst Radziwill. 80 Ich glaube 〈...〉 in Giebichenstein] Bettina hatte vmtl. zwischen Anfang November 1806 und Ende Januar 1807 zwei verschollene Briefe an Arnim geschrieben. Vgl. WAA XXXII, Nr. *502 und *503.
932
Zu Nr. 536
534.E An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 27. März 1807, Freitag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. − WZ: C JONAS. Fremdeinträge: 1r aoRm Bleistift:
61.,
aoRr:
2,
auRl:
2
2r aoRr:
4,
auRl:
3.
Erläuterungen Vgl. Nr. 534.
*535. An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 4. April 1807, Sonnabend B: −.
536.
A: Nr. 536.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Königsberg Danzig, 11. April 1807, Sonnabend
DV: H. B: Nr. *535. A: Nr. *538. H: GSA 03/212. – 1 Dbl. ca. 250 x 196 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (mit Textverlust) durch Oblatenaufriß. Fremdeinträge: 1r aoRm: 4, aoRr: 13, auRl: 7 2r aoRr: 15, auRl: 8. Besonderheiten: 2v über der Adresse und arR drei Skizzen: jeweils Köpfe im Profil, zwei mit Federbusch:
D1: Hartung 1964, S. 316; TD. D2: Moering 1990, S. 236f. (Nr. 6).
933
Zu Nr. 536
Varianten 29
rechter] üdZ eing. nung] erstes g aus d
39
Stürme]
danach gestr.
hab
44
Rangord-
Erläuterungen 3 Packetbot] Regelmäßig über die Danziger Bucht verkehrendes Postschiff von Danzig nach Königsberg und zurück. 4 Brief noch von Merz] Nr. 534. 5 Postenlauf] Der Postkurs zu Lande. 9–10 Nach Copp. wär’ ich wohl schon gegangen] Reichardt unterließ die Fahrt nach Kopenhagen; Dänemark hatte sich im Dritten Koalitionskrieg neutral verhalten. 11 Haus u Hof] Reichardts Anwesen in Giebichenstein. 12 Steff. Anwesenheit in C.] Henrik Steffens, Reichardts Schwiegersohn, seit 1803 verheiratet mit Tochter Johanna, seit 1804 Professor in Halle, hatte die französisch besetzte Stadt, deren Universität aufgehoben worden war, am 18. Dezember 1806 verlassen und war über Hamburg und Kiel nach Kopenhagen gegangen, wo er zuvor zwei Jahre gelebt hatte: nicht um dort Professor zu werden 〈...〉 sondern um andere Anträge auf gute Art abzulehnen,
die man ihm gemacht, und seinem Kronprinzen zu beweisen, daß es unanständig wäre jezt Halle zu verlassen (Schleiermacher an Heinrich Voß, 16. Dezember 1806; Patsch 2005, S. 13). 14 Füchse] Listige, verschlagene Menschen. 14–15 Bekantmachung vom 10t Merz in
d. Hamb Zeit*] Weder in der Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten noch in der Hamburgischen Neuen Zeitung vom 10. März 1807 ermittelt. 17 das hiesige Gouvernement] Die preußische Verwaltung Danzigs. 19 Praust] Etwa 10 km südlich von Danzig. 20 Segeb.] Johann Friedrich von Seegebarth, preußischer Generalpostmeister, Stiefvater von Reichardts Schwiegersohn Johann Philipp Heinrich Pistor. 26 Steg.] Elisabeth Staegemann. 34 sie] Die Danzig belagernden Franzosen. 42–46 Nostitz 〈...〉 dankt für Ihre gute Vorsorgung 〈...〉 Major Muzius von Roquette 〈...〉 An Krokovs Persohn 〈...〉 wenig verlohren.] Arnim scheint sich in Königsberg dafür eingesetzt zu haben, daß sein ehemaliger Hallenser Kommilitone Karl von Nostitz, den er im Dezember 1805 in Weimar als
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Zu Nr. 536
Adjutanten des Prinzen Louis Ferdinand wiedergesehen hatte (vgl. WAA XXXII, Nr. 404,49–51 und Erl.), zum Führer des Freikorps ernannt würde, das Graf Reinhold von Krockow zusammengestellt hatte und das unter dessen Leitung seit Ende Februar 1807 westlich vor Danzig Vorstöße gegen feindliche Truppenteile in der Umgebung unternahm, am 10. März aber in die Festung Danzig zurückgeworfen wurde. Nachdem Krockow am 26. März von den Franzosen gefangen genommen worden war, wurde Anfang April Major Johann Carl von Mutius vom Dragonerregiment Rouquette, das dem Generalmajor Hans Stephan von Rouquette unterstand (vgl. Rangliste 1806, S. 280), zum Nachfolger ernannt. Mutius führte jedoch ambitionslos und bat bald um seine Ablösung, die Anfang Mai erfolgte. (Vgl. Klaje 1908, S. 8–49, Kapitel »Das Krockowsche Freikorps«.) »So stand es also, daß man die Führerstelle im Freikorps als einen Strafposten ansah.« (Ebd., S. 46.) 46–47 Der brave Kneisenau 〈...〉 schon mehrmalen.] Arnim und August Graf Neidhardt von Gneisenau, der sich nach der Niederlage vom Jena und Auerstedt ebenfalls nach Königsberg durchgeschlagen hatte, werden sich dort bald nach ihrer Ankunft kennengelernt haben. Im Tagebuch des Prinzenerziehers Ferdinand Delbrück sind sie am 30. November 1806 im Zusammenhang erwähnt: Nach Tische der Oberhofprediger 〈Abegg〉, Major von Marschall
(bey den Cadets), Hr. Achim v. Arnim, Mß. Henry und Laconel, hiesiger franz. Prediger, ein Biedermann wie es scheint. Thee beym Herzog von Holstein-Beck, woselbst unter andern ein Capt. v. Kneisenau von den Füseliern, ein Mann von Einsicht und Besonnenheit, der zuerst nähern Aufschluß gab über das Benehmen des Prz. Louis Ferdinand, zu dessen Corps er gehört. (Schuster 1907, Bd. II, S. 54.) Gneisenau wurde danach zum Brigadier von vier Bataillonen zu jeweils 400 Mann ernannt, die in vier kleinen polnischen Ortschaften verteilt waren, während sein eigenes Quartier in dem Ort Alexoten lag. Ende März 1807 bekam er den Auftrag, zwei Bataillone von Memel per Schiff in das landseitig von den Franzosen eingeschlossene Danzig zu führen. Nach der Einschiffung in Memel am 31. März hielt er sich seit 4. April in Danzig nur zwei Wochen auf, in denen ihn Reichardt kennenlernte; am 19. April erhielt er per Kabinettsordre die Ernennung zum Kommandanten von Kolberg, wo er am 29. April eintraf. (Vgl. Delbrück 1920, Bd. I, S. 59–63.) Arnim wird ihm nicht nur am 30. November begegnet sein. In einem Brief vom 29. April 1813 erinnerte er Gneisenau daran, daß er sich damals 〈...〉 der Ehre Ihrer Bekanntschaft 〈...〉 erfreute (Pick 1900, S. 259).
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Zu Nr. 537.E
537.E An Friedrich Ludwig August Wißmann in Kopenhagen Königsberg, 14. April 1807, Dienstag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 346f.
Erläuterungen 2 So viele Gedanken 〈...〉 Aemtermässig zu ihnen.] Weil Wißmann in Kopenhagen Getreide für die Provinz Preußen besorgen sollte. Vgl. zu Nr. 534,8–9. 4 Hahn tronnisirt auf seinem Miste] Karl Hahn, seit 1805 Erzieher des Prinzen Wilhelm zu Solms-Braunfels im preußischen Bayreuth, mußte nach der Niederlage Preußens vom 14. Oktober 1806 mit seinem Zögling und wohl auch dessen Eltern fliehen: zunächst nach Danzig, dann nach Königsberg, wo Arnim mit ihm bekannt wurde. Bereits zu dieser Zeit war Hahn ein erfolgreicher Jugendschriftsteller spätaufklärerischer Fasson, veröffentlichte 1807 einen Band
Angenehme Schulstunden, Gedichte und gereimte Erzählungen für die Jugend verschiednen Alters und 1806–1808 zahlreiche Prosa- und Gedichtbeiträge in dem Leipziger Journal Bildungsblätter oder Zeitung für die Jugend. Arnims Spott richtet sich gegen diese biedere Schriftstellerei. Zu ihr gehörte der Bildungsblätter-Beitrag Bruchstücke aus der Geschichte meiner Reise von Königsberg in Preußen bis Teplitz in Böhmen (Nr. 113 vom 19. September 1807, 114 vom 22. September 1807, 117 vom 29. September 1807; 12 vom 28. Januar 1808, 16 vom 6. Februar 1808, 19 vom 13. Februar 1808, 25 vom 27. Februar 1808, 28 vom 5. März 1808, 30 vom 10. März 1808), aus dem nicht nur die Flucht nach Königsberg (Nr. 113 vom 19. September 1807), sondern auch die Abreise von dort am 12. Juni 1807 in Gesellschaft hoher Personen, die ein zahlreiches Gefolge hatten (ebd.), hervorgeht. Zu dieser Gesellschaft gehörten Friederike und Friedrich Wilhelm zu Solms-Braunfels, deren Abreise am 12. Juni durch einen Brief der Königin Luise bezeugt ist (vgl. Nr. 545,28–29 und Erl.), und wohl auch Juliane von Krüdener, von der Arnim im selben Brief mitteilt, sie wollte die Güte haben, mich nach Töplitz mitzunehmen (Nr. 545,16–17). Zu Hahn vgl. Goedeke 1884–1998, Bd. VII, S. 862–868, wo jedoch die frühen Veröffentlichungen nur ausnahmsweise bibliographiert sind. 5 die Ressource] Um 1800 gab es in Königsberg mehrere gesellige Vereinigungen, so eine Ressource für höhere Stände mit dem Namen Casino und eine Einigkeit. (Vgl. Gause 1996, Bd. II, S. 221.)
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6 siebenjährige Kriegsphilisterey der Schriftsteller] Anspielung auf die 1807 anachronistisch gewordene patriotisch-kriegsbegeisterte preußische Dichtung zur Zeit des Siebenjährigen Krieges (1756–1763), vor allem repräsentiert durch Gleims Preussische Kriegslieder in den Feldzügen 1756 und 1757 von einem Grenadier (1758). 7 Schwärmerey Jesters] Friedrich Ernst Jester, Oberforstmeister in Königsberg und dilettierender Schriftsteller, verfaßte Jagdschriften, Schauspiele und Operntexte. 1796 war Der Freund der Schooßhündchen. Neujahrsgeschenk für Damen erschienen. 7 Hungermethodologiker] Vmtl. insbesondere der Königsberger Philosoph und Nationalökonom Christian Jakob Kraus, der sich für eine liberale Wirtschaftsordnung einsetzte und in Königsberg einflußreich wirkte, wie Arnim in seinem 1810 in den Berliner Abendblättern erschienenen Beitrag Noch ein Wort der Billigkeit über Christ. Jacob Kraus hervorhob: Schon früher
war aber sein Einfluß auf Königsberg sowohl durch die Jugend, die von ihm lernte, als auch durch die Geschäftsmänner, die seinen Rat mit seltenem und löblichen〈!〉 guten Willen anhörten und benutzten, sehr bedeutend (Arnim/W VI, S. 334f.). In dem Artikel Ueber das Verbot der Getreideausfuhr vom linken Rheinufer, der 1806 im Gothaer ReichsAnzeiger erschienen war, hatte Kraus gegen das Exportverbot unter anderem geltend gemacht, in den davon betroffenen Gebieten entstehe ein verbreiteter Wahn, als ob der Mangel größer wäre, wie er würklich ist, und eine unverhältnismäßige Vertheurung, so, daß nicht selten das Land noch voll Getreide ist, während die Städte in Gefahr sind, Hungersnoth zu leiden. (Kraus 1808, S. 9.) Letztlich schade ein Verbot dem gesammten konsumirenden und gewerbtreibenden Publikum, und dem Staate selbst, dessen Macht auf der Wohlhabenheit seiner Einwohner beruht (ebd., S. 22). 10 Fremdenzusatz] Die sich in Königsberg aufhaltenden Flüchtlinge. 10 zu Salzsäulen verwandelt] Bezug auf 1 Mo 19,26 (Lots Weib erstarrt zur Salzsäule). 12 Die neue Vesta für Arme] Die in Königsberg von Max von Schenkendorf und Ferdinand von Schrötter vorbereitete Zeitschrift Vesta. Für Freunde der Wissenschaft und Kunst, erschienen vom Juni bis November 1807 (vgl.: Braun 1936, S. 49–73; Mertens 1984, S. 567–569, 592–594 mit genauem Inhaltsverzeichnis), im Juni-Heft Arnims Artikel Frau von Krüdener. Eine neue Vesta für Arme, weil bereits seit 1803 in Leipzig eine von Friedrich Bouterwek herausgegebene Neue Vesta mit dem Untertitel Kleine Schriften zur Phi-
losophie des Lebens und zur Beförderung der häuslichen Humanität 937
Zu Nr. 537.E
herauskam (bis 1811) und weil mit den erhofften überschüssigen Einnahmen der Königsberger Vesta Arme unterstützt werden sollten. Dies geht aus der Subskriptionsanzeige der Herausgeber hervor, die am 13. April – einem Tag vor Arnims Brief – in der Königsberger Königlich Preussischen Staats- Kriegsund Friedens-Zeitung (Nr. 30, Beilage, S. 386f.) veröffentlicht wurde:
Die jetzt mehr als je herrschende Armuth fordert einen jeden Menschenfreund auf, nach seinen Kräften an ihrer höchstmöglichen Verminderung zu arbeiten. Ueberzeugt, dass daher jede dieser Bemühungen, sollte sie auch nur einzelne Familien der äussersten Verlegenheit entziehen, dennoch der feinfühlende und wohlwollende Theil des noch vermögenden Publicums mit Freuden unterstützen werde; haben sich Unterzeichnete mit einer Gesellschaft kenntnissreicher und talentvoller Bewohner dieser Stadt, wie auch der noch offenen Provinzen verbunden, ihre seit mehreren Jahren gesammelten litterarischen Arbeiten wissenschaftlichen und artistischen Inhalts in monatlichen Heften vom 1sten Juni d. J. ab unter dem Titel Vesta eine Zeitschrift für Freunde der Wissenschaft und Kunst der Art herauszugeben: dass der Kostenüberschuss zur angemessenen Verwendung einzelner Arme, deren Lage verbietet, die öffentliche Hülfe anzusprechen, an die aus Sr. Durchl. dem Herzoge von Holstein Beck, dem Herrn Geheimen Rath Frey etc. bestehende Comite´e zur Unterstützung der Kranken in den Lazarethen abgeliefert werde. Vgl. am Schluß des Juni-Heftes der Vesta, datiert 1. Juni 1807: Der KostenUeberschuß wird unter Familien-Arme, welchen ihr Zartgefühl, öffentlich den Beistand Fremder anzusprechen, verbietet, zwekkmäßig vertheilt (unpag.). 12–13 Menoniten der den Namen Westpreussen 〈...〉 erklärte] Westpreußen war eine erst 1772–1793, während der ersten und zweiten polnischen Teilung, aus annektierten Gebieten gebildete preußische Provinz beiderseits der unteren Weichsel mit der Hauptstadt Danzig. Den Namen Westpreußen hatte sie auf Veranlassung Friedrichs II. erhalten, während das mit dem Ermland vereinigte bisherige Königreich Preußen als Ostpreußen bezeichnet wurde. (Vgl. Bömelburg 1995, S. 253f.) Die von Arnim mitgeteilte Anekdote konnte nicht verifiziert werden. Aus den Niederlanden geflüchtete Mennoniten waren seit dem 16. Jh. in den Sumpfgebieten des Weichsel-Nogat-Deltas angesiedelt worden.
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Zu Nr. 538.E
13–15 der Polizeymeister Frey 〈...〉 über Strassenbeleuchtung schreiben] Johann Gottfried Frey war seit 1806 als Polizeidirektor von Königsberg und Direktor des Armenwesens der Provinz Ostpreußen vor allem für die ländliche Armenpflege zuständig. (Vgl. Winkler 1957, S. 66–68.) Bald nach Arnims Abreise von Königsberg wurde Frey Mitarbeiter des Freiherrn vom Stein, der seit Januar 1808 bei ihm wohnte (vgl. ebd., S. 122), an der preußischen Städtereform. »Von Kant und dem Staatswissenschaftler Christian Jakob Kraus ausgebildet, hat Frey die kühle Klarheit seiner sachgerechten Entscheidungen stets zu verbinden gewußt mit einem hohen Ethos sittlicher Pflicht, das er zuerst für sich selbst und den Beruf des Beamten forderte, entwickelte und ausübte.« (Hubatsch 1989, S. 106.) Mit der Metapher vom Feuer der Vesta spielt Arnim auf die Benennung der Zeitschrift nach der römischen Göttin des Staatsherdes an, der als ewiges Feuer im Vestatempel am Forum Romanum gehütet wurde und als Garant für das Heil des römischen Staates galt. Ein Beitrag Freys über Strassenbeleuchtung ist in der Zeitschrift nicht erschienen.
*538. An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 16. April 1807, Donnerstag B: Nr. 536. A: Nr. 541. Datierung: Aufgrund des datierten Exzerpts.
538.E An Johann Friedrich Reichardt in Danzig Königsberg, 16. April 1807, Donnerstag DV: H. B: Nr. 536. A: Nr. 541. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 347.
Erläuterungen 5 ein Brautpaar] Vmtl. heiratete eine nicht näher bekannte Tochter von Carl Gottlieb Bock aus erster Ehe (vgl. Nr. 541,54–56 und Erl.); nicht dessen Sohn Raphael, der 1806 zum Katholizismus konvertiert und in den Orden der Bernhardiner in Cadinen bei Elbing eingetreten war.
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Zu Nr. 539.E
539.E Vmtl. an Johann Brahl in Königsberg Königsberg, zwischen 16. April und vmtl. 24. Mai 1807, Donnerstag und Sonntag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. Datierung: Daß der mit B. abgekürzte Adressat von Exzerpt und (nicht überliefertem) Brief Johann Brahl war, der langjährige Redakteur der Königsberger Königlich Preußischen Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung, ist wahrscheinlich, weil sich das im Exzerpt erwähnte Gedicht identifizieren läßt und eine Entstehungszeit nahelegt, in der in Königsberg keine anderen Journale oder Periodika erschienen. Wie die Anspielungen auf Geistercitiren und Friedrichs Geist im Exzerpt annehmen lassen, schickte Arnim sein Gedicht Der Geist des alten Königs (Friedrichs des Großen). Von diesem Gedicht ist keine Handschrift überliefert, es wurde erst 1856 im ersten Gedichte-Band der Sämmtlichen Werke Arnims bekannt. (Vgl. Ricklefs 1980, Nr. 138.) Darin steht es undatiert zwischen den mit Jahreszahlen als Untertiteln versehenen Gedichten Todtenopfer (1806; nach der Jena-Auerstedter Schlacht vom 14. Oktober) und Halt dich Danzig (1807), und diese Position (vgl. Arnim/SW XXII, S. 36–47) ist vmtl. auch entstehungsgeschichtlich zu verstehen. Das letzte der drei Gedichte, Halt dich Danzig, wurde zufolge des Verses Ihr Russen seid willkommen nach der Ankunft von Kosaken in der Stadt (um den 20. März 1807) geschrieben und zufolge des titelgebenden Durchhalteappells bevor sie vor der Übermacht der belagernden Franzosen kapitulieren mußte (24. Mai 1807). Entstand das Gedicht Der Geist des alten Königs vor Halt dich Danzig, muß sein Terminus post quem auch vor demjenigen von Halt dich Danzig liegen, also dem 24. Mai. Und da Arnim Der Geist des alten Königs mit dem seinem Exzerpt zugrundeliegenden (nicht überlieferten) Brief zu einer aktuellen Veröffentlichung geschickt haben dürfte, wird auch das Exzerpt vor dem Terminus post quem des Gedichts entstanden sein. Als Terminus ante quem des Exzerpts ergibt sich der 16. April, weil es im Exzerptkonvolut auf das mit dieser Tagesangabe versehene an Johann Friedrich Reichardt (Nr. 538.E) folgt. Mit dieser Datierung konvergiert diejenige einer Ode Friedrich August Staegemanns, auf die das Arnimsche Gedicht kritisch reagiert haben dürfte: Der
Geist Friedrichs des Großen an den Kaiser Alexander von Rußland bei Seinem Eintritt in Preußen, datiert: Memel am 2ten Aprill 1807 (Staegemann 1813, S. 5–11). In der mit Bildungsballast beschwerten Ode bewillkommnet der Geist Friedrichs II. den Zaren und fordert ihn auf, sich mit Friedrich Wilhelm III. zu verbrüdern und Napoleon zu schlagen: Dann stellt im
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Zu Nr. 539.E
Tempel ihrer Heroen einst / Dein Bild und Friedrich Wilhelms die Menschheit auf, / ein zähneknirschend Ungeheuer / fesselnd mit innig verschlungnen Armen. Im Gegensatz dazu stellte Arnim heraus, daß Friedrichs II. Erbe in Preußen vernachlässigt und auf seine Ratschläge nicht gehört wurde: Und der Geist mußt’ weiter gehn. (Arnim/SW XXII, S. 41.) Staegemanns Ode erschien 1807 als Einzeldruck (Rarum Österreichische Nationalbibliothek, Sign. 80.E.136). Einen solchen wird der preußische Prinzenerzieher Delbrück vor sich gehabt haben, als er am 21. April 1807 in Königsberg in sein Tagebuch notierte: Argelander 〈...〉 brachte ein herrliches Gedicht, eine
Ode: »Friedrich II. an Alexander bey Seinem Eintritt in Preußen«, voll herrlicher Gedanken. Ich las es auf der Stelle und hinterher noch einmal vor; es machte auch auf den KrPrz 〈Kronprinzen〉 tiefen Eindruck. (Schuster 1907, Bd. II, S. 206.) Die von Schenkendorf und Schrötter herausgegebene Königsberger Vesta erschien erst ab Juni 1807 und enthält keine Lyrik Arnims (vgl. zu Nr. 537.E,12), jedoch zwei dilettantische Gedichte von Johann Michael Hamann, dem Sohn des »Magus im Norden«, die ebenfalls Friedrich II. bemühen und in Themenwahl und Tendenz von Staegemanns Ode abhängig sein dürften: An den Geist Friedrichs des Zweiten (Juni-Heft) und Der Geist Friedrichs des Zweiten (August-Heft). Besonderheiten: Die Königlich Preußische Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung war Ende 1806/Anfang 1807 von Fichte zensiert worden, den Rüchel, der Gouverneur von Königsberg, im Februar 1807 wegen allzu pedantischer Zensortätigkeit entlassen hatte, woraufhin Rüchel die Zeitung im patriotischen Sinn reformierte. Bis zum 16. Juni 1807 war sie die einzige regionale, die sich nicht in französischen Händen befand. Johann Brahl, ihr langjähriger Redakteur, sorgte für zuverlässige und unabhängige Berichterstattung. (Vgl. Czygan 1909–1911, Bd. I, S. 7–12.) Da von den Jahrgängen 1806/07 der Zeitung nur die Nummern vom 4. September 1806 (Nr. 71) bis 20. April 1807 (Nr. 32) überliefert sind (Geheimes Staatsarchiv Berlin, Sign. 47, 579), ist nicht mehr feststellbar, ob Arnims Gedicht danach in ihr erschien. Möglicherweise lehnte Brahl es wegen problematischem Patriotismus ab. D1: Burwick 1978, S. 347; Adressat nicht identifiziert.
Erläuterungen
Ich schicke ein Gedicht 〈...〉 mit sich spassen] Vgl. Datierung. eher Ramlers Geist.] Arnim, der als Schüler Karl Wilhelm Ramlers Kurzgefaßte Einleitung in die schönen Künste und Wissenschaften abge2–7 7–8
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Zu Nr. 539.E
schrieben hatte, distanzierte sich in einem Brief an Bettina vom 18./19. April 1809 ironisch von dem sehr treffliche〈n〉 Buch über Kunsttheorie des ehemaligen Professors am Berliner Kadettenkorps. (Vgl.: WAA I, S. 397f.; WAA XXXIV.)
540.
Von Caroline von Labes nach Königsberg Berlin, 17. April 1807, Freitag
DV: H. B: Nr. *532. A: −. H: GSA 03/205. – 1 Bl. ca. 226 x 187 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert, rechte untere Ecke abgerissen (mit Textverlust), rechter Rand eingerissen. − WZ: VANDERLEY. Beilagen: Vmtl. Brief von Caroline von Labes an Johannes Labes in Danzig. Vgl. Z. 17–26. Fremdeinträge: 1r aoRm: 31, aoRr: 115, auRl: 35. D1: Riley 1978, S. 149f. (Nr. 36).
Varianten 3 mit] über gestr. bisher 4 erhalten] gestr. und Streichung aufgehoben 14 Unterhalt] e aus h 30 Schaden] danach gestr. im (unterstr.) 30 das Dorf] aus im Dorfe 35 mich am] aus mir d〈xx〉 36 nach] aus 〈xxx〉 40 C.] spiegelverkehrt
Erläuterungen 4–5 7 von Dir 〈...〉 4 〈...〉 an dir geschrieben] Vgl. Datierungen von WAA XXXII, Nr. *509 und WAA XXXIII, Nr. 527. 12–13 Ich bin noch immer 〈...〉 besetzet] Caroline von Labes meint nicht ihr Berliner Haus Qarre´ Nr. 4, in dem sie unter französischer Inanspruchnahme litt, sondern ihr Gut und Dorf Zernikow, das nebst zugehörigen Dörfern wesentlich massiver beeinträchtigt war, wie sich aus ihrer Mitteilung an Arnim vom 15. September 1807 (Nr. 569,15–21 und 33–45) ergibt. 19–20 das Land Hauß in Pa... 〈...〉 verkaufft] Caroline von Labes besaß in Pankow ein Kossätengut, das laut Testament vom 4. Dezember 1805 ihr Sohn Hans von Schlitz erhalten sollte, im Fall ich es bei meinem Leben nicht schon verkauft haben sollte (Härtl 1982, S. 197).
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Zu Nr. 541
35 meines lieben Fritzen und der Seinigen] Der Danziger Prediger Friedrich Labes, seine Frau Adelgunde Christina, geb. von Groddeck und Familie.
541.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Königsberg Danzig, 25. April 1807, Sonnabend
DV: H. B: Vgl. Nr. *538. A: Vgl. Nr. 548.E. H: GSA 03/212. – 1 Dbl. ca. 230 x 190 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 3x quer gefaltet. – Dünn, verknittert. − WZ: HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRm: 5, aoRr: 17, auRl: 9 2r aoRr: 19, auRl: 10. D1: Moering 1990, S. 237f. (Nr. 7).
Varianten 4 um] aus und 7 45 Mahl] üdZ eing.
der]
aus
ein
33
Strassen]
danach gestr.
einherg
Erläuterungen 2–3 Kanonen Bomben u Haubitzen Donner] Bombardement Danzigs durch die belagernden Franzosen vom 23. bis 25. April. Vgl. zu Nr. 530.E,2–5. 5 Stolb: Ossian] Die Gedichte von Ossian, dem Sohne Fingals. Nach
dem Englischen des Herrn Macpherson ins Deutsche übersetzt von Friedrich Leopold Grafen zu Stollberg (3 Bde., Hamburg 1806); Verdeutschung der Heldengesänge, die der Schotte James Macpherson unter dem Titel
Ossian. Fragments of Ancient Poetry, collected in the Highlands of Scotland and translated from the Gaelic seit 1760 (endgültige Fassung 1773) als Übersetzung aus dem Gälischen veröffentlicht hatte, deren Autor jedoch großenteils Macpherson selbst war. Vgl. Nr. 646,75–81 und Erl. 10 Weinkieper] Faßbinder von Weinhändlern. 12 Langgarten] Östliche Danziger Vorstadt. 12 Vetter] Vgl. zu Nr. 531,68. 22 Werck] Im militärischen Sinn: Befestigung. (Vgl. DWb XXIX, Sp. 339f.) 45 Heute hat Lefevre d Gouverneur 〈...〉 aufgefordert] Am 25. April forderte Marschall Lefebvre den Gouverneur von Danzig, Friedrich Adolf Graf von Kalckreuth, vergeblich zur Übergabe auf.
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Zu Nr. 541
47–48
am 18t d. die Schwedische Armee von Mortier gefangen genom-
men]
Marschall Mortier hatte am 16. April die schwedische Armee bei Pasewalk und Anklam besiegt und am 18. einen Waffenstillstand beschlossen, nach dem die Schweden keine Hilfe nach Danzig und Kolberg entsenden durften. 53–55 Bocks 〈...〉 die neuvermählten 〈...〉 Schwester] Reichardts Jugendfreund Carl Gottlieb Bock und die mit ihm in zweiter Ehe verheiratete Sophie Reichardt (die jüngere Schwester des Kapellmeisters) sowie weitere Familienmitglieder. Zu den neuvermählten vgl. Nr. 538.E,5–9 und Erl. 59 Stegmans] Reichardts Jugendfreundin Elisabeth Staegemann und deren Angehörige. 59 Schwinks] Familie des Kommerzienrates Georg(e) Gotthilf Schwinck.
*542. Von Carl Otto von Arnim nach Königsberg Berlin, vmtl. erstes oder zweites Drittel Mai 1807 B: −. A: Nr. 545. Datierung: Arnim dankt im Antwortbrief vom 8. Juni ohne nähere Angaben für zwei Briefe des Bruders. Es wird angenommen, daß der erste im ersten oder zweiten Drittel Mai, der zweite in der zweiten Monatshälfte Mai geschrieben wurde.
543.
An Clemens Brentano nach Heidelberg Königsberg, vmtl. ab Mitte Mai – 17. Juni 1807, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 557. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 217r–220v. – 2 Dbl. (I und II) je ca. 231 x 185 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 3x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: I: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG II: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 518, aoRr Varnhagen: 17. Juni 1807., Bleistift: 217 2r aoRr: 218 3r aoRl: 518, aoRr Steig(?): z. 17. Juni 1807., Bleistift: 219 4r aoRr: 220. Datierung: Das abschließende Datum gilt nur für den Schlußteil des Briefes, den Arnim nach der Einnahme Königsbergs schrieb, als er den Brief abschicken konnte: Der Weg zu dir ist offen (Z. 97). Er wird ihn jedoch schon wesentlich früher begonnen haben. Darauf läßt insbesondere Arnims Mitteilung schließen,
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Zu Nr. 543
er habe gelesen, in Heidelberg sei ein so herrlicher Frühling (Z. 20). Es wird angenommen, daß der Brief frühestens einen Monat vor seiner Beendigung angefangen wurde. D1: Steig 1894, S. 211–214; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 70 (Nr. 171); TD, kurzer Auszug. D3: Schultz 1998, S. 439–443 (Nr. 92).
Varianten 19 las] s aus ß 19 in der Zeitung] üdZ eing. 26 meine] m aus 32 Doktor] D aus Buchstabenansatz 36 müste] aus Buchstabenansatz müsten 58–59 in 〈...〉 Empfangenen] üdZ eing. 60 Halte] H aus 〈x〉 61 von] n aus m 63 beynahe] üdZ eing. 77 Wildem Holz] em Holz üdZ eing. 78 Lilien] e aus l 78 Feuerlilien,] danach gestr. und 79 den] e aus 〈ie〉 89 besonders] b aus 〈a〉 99 hier] danach gestr. aus 100 Sontags] üdZ eing. 103 den] aus 〈er〉 105 ich sah es] üdZ eing. 109–110 von Cavallerie] üdZ eing. 113 man] üdZ eing. 124–129 eil fertig 〈...〉 unbeschreiblich viel!] Arnim beendete den Brief zunächst mit eil fertig und schrieb darunter Ort und Datum: Königsberg d* 17 Juni / 1807., wollte dann den Text fortsetzen mit abzugeben, änderte jedoch ab in hieher, schrieb darüber mit Einweisungszeichen schreib und setz128 ersten] er aus te fort mit abzugeben bey 〈...〉 unbeschreiblich viel! 〈xx〉
Erläuterungen
Wenn Du noch bey mir wärst 〈...〉 der grosse Churfürst 〈...〉 aus∧zu∧rufen] Friedrich Wilhelm I., Kurfürst von Brandenburg, vor einem Gemälde seiner ersten, 1647 jung verstorbenen Frau, vmtl. der Allegorie auf die Vermählung des Kurfürsten mit Louise Henriette von Oranien von Tho1–3
mas Willeboirts. Es zeigt die Kurfürstin als zentrale freistehende Figur in leuchtend hellem Brautkleid leicht nach rechts gewendet zu dem hinter ihr stehenden Kurfürsten, dessen linke Hand kraftvoll zupackend auf ihrer Brust liegt. (Vgl. die Abb. Heyck 1902, S. 15.) – Quelle der Anekdote nicht ermittelt. 8–9 Lichtriß] Das seltene Arnimsche Kontrastwort (im DWb nicht belegt) zu Schattenriß auch in einem Brief Wilhelm Waiblingers an Johann Friedrich Cotta vom 26. Juni 1826, die Intention erhellend: dieses plötzliche, niegehoffte,
nun gewisse höchste Glück ist ein so unglaublich herrlicher Lichtriß, in das gewitterhafte Schicksalsgewölke, das aus dem Schoß der Ver945
Zu Nr. 543
gangenheit furchtbar ausbrechend meiner Zukunft Vernichtung drohte (Waiblinger 1982, S. 283). 17–18 daß wir uns im vorigen Jahre nicht fanden] Arnim hatte im Oktober 1806 in Göttingen aufgrund der militärisch-politischen Situation seine Absicht aufgeben müssen, nach Frankfurt und Heidelberg zu reisen, und war zunächst zurück nach Berlin geflüchtet. 23–24 Ansehnung] Neologismus oder Verschreibung Arnims (im DWb nicht belegt); im Exzerpt Ansehung (Nr. 543.E,32). 32–34 Der verstorbene 〈...〉 Schlosser 〈...〉 gelesen zu haben.] Vgl. Nr. 534,19–27 und Erl. 46 Glarus] Georg Wilhelm Clarus. 49–50 damals 〈...〉 vor Ackermanns Thüre] Während der Rheinreise im Juni 1802 in Rüdesheim, als Arnim und Brentano im Gasthof Zum Engel bei dem Wirt Richard Ackermann logierten, dessen Tochter Walpurgis es ihnen besonders angetan hatte. Vgl. WAA XXXII, Nr. 234.E,56 und 67–69 mit Erl.
54–55 die lustigen Musikanten] Das Lied Da sind wir Musikanten wieder in Brentanos Singspiel Die lustigen Musikanten (1803). 60–61 »Halte dich 〈...〉 frey von Gräßlichem in Deinem Leben.«] In Brentanos Brief von etwa 20. August 1806 (WAA XXXII, Nr. 475,12–13). 71 Ich habe mir da einen Garten angebaut] Schwincks besaßen auf dem Roßgarten ein Sommerhaus, »dessen zugehöriges Gelände bis an den Rand des Schloßteiches sich erstreckte« (Steig 1912a, S. 28). In seinem Garten gedachte Arnim nicht nur der abwesenden Freunde und Bettinas, sondern auch der anwesenden Auguste Schwinck; eine Szene, in der er ihr am Schloßteich nahe ist, erinnerte er in einem Gedicht:
Sie saß ganz einsam an dem Teiche, Ich war versteckt von grünem Zweige, Und wußte nicht mich zu erklären, Ihr Frühstück sollt’ sie erst verzehren, Sie hatte da des Brods so viel, Daß sie’s verkrümelte zum Spiel, Die kleinen Fische blinkten munter, Und sprangen aufwärts, tauchten unter, Sie sah in Ruh’ dem Drängen zu Und warf mit ihrem seidnen Schuh Statt Brod viel kleine Steine nieder, Das that mir leid, war mir zuwider, Die stummen Thierchen so zu necken, 946
Zu Nr. 543
Ich unterließ mich zu entdecken, Ich meinte tief in sie zu blicken, Beglücken kann sie nicht, nur zwicken, Sie führet jeden lieber an, Als daß sie einen nähm’ zum Mann. (Arnim/SW XXII, S. 269.)
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die Abhandlung bey unsern Volksliedern] Arnims Essay Von Volksliedern am Schluß des ersten Wunderhorn-Bandes. 94 Eylauer Schreckenszeit] Vgl. Nr. 530.E und Erl. 97 Der Weg zu dir ist offen] Nach der Aufhebung der Belagerung Königsbergs durch die siegreichen französischen Truppen. 97–98 seit vielen Jahren den 16ten 〈...〉 im Kopfe getragen] Vmtl. Reminiszenz an den 16. November 1797, als mit dem Tod Friedrich Wilhelms II. von Preußen und dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms III. eine neue, progressivere Phase der preußischen Geschichte begann. 100–101 Den 14ten 〈...〉 einer Schlacht zu] Vgl. den Bericht an den Bruder vom 17. Juni (Nr. 546,5–29). 113 man Danzig hatte fallen lassen] Vgl. zu Nr. 530.E. Dafür, daß Danzig fallen gelassen wurde, machte Arnim nicht den Gouverneur Kalckreuth verantwortlich, sondern die preußische Regierung. Vgl. Nr. 545,36–39. 113–114 Freund Troubadour] Der aus Danzig geflüchtete Reichardt – nach seiner 1805/06 erschienenen musikalischen Zeitschrift Le Troubadour italien, franc¸ais et allemand – wohnte um den 8. Juni bei Arnim. Vgl. Nr. 545,36–37. 118–119 Schwink 〈...〉 Brand seiner Mühlen verloren] Als sich die Franzosen nach dem Gefecht bei Heilsberg (10. Juni) den Wällen von Königsberg näherten, ließ der Gouverneur Rüchel in Ermangelung von Truppen zur Verteidigung der Stadt alle vor dem Friedländer Tor gelegenen Anlagen abbrennen. Dazu gehörten auch die Holländischen Mühlen und große Holzlager, die eine Holzhandelsgesellschaft in Besitz hatte, an der außer Schwinck & Koch David und Heinrich Barkley sowie Martin Gottlieb Deetz beteiligt waren. Sie und der Eigentümer der Schneidemühlen, Christian Friedrich Dittrich, verloren dabei einen großen Teil ihres Vermögens. (Vgl. Gause 1996, Bd. II, S. 189, 206, 308f., 318 sowie Abb. 21.) 121 Schlacht von Friedland] Entscheidender Sieg Napoleons über die Russen unter Bennigsen am 14. Juni 1807. Vgl. Mr. 546,3–11 und Erl.
947
Zu Nr. 543.E
543.E An Clemens Brentano nach Heidelberg Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 557. H: Vgl. AIII. Besonderheiten: Arnim exzerpierte Nr. 543 zunächst, mit verschriebener Jahresangabe des Datums, an chronologischer Stelle des Exzerpthefts (AIII, Teil II) und, da danach kein Platz mehr war, nachträglich eine andere Textpartie, ohne ein Datum anzugeben, auf der vorderen inneren Umschlagseite (U 1v) des Exzerptheftes (Teil I).
Erläuterungen Vgl. Nr. 543.
*544. Von Carl Otto von Arnim nach Königsberg Berlin, vmtl. zweite Hälfte Mai 1807 B: −. A: Nr. 545. Datierung: Vgl. Nr. *542.
545.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Königsberg, 8. Juni 1807, Montag
DV: H. B: Nr. *542, *544. A: −. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 232 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – 1v auf rechter Hälfte große braune Flecke, 2r kleinere Flecke. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRm: 7, aoRr: 16 2r aoRr: 18. D1: Härtl 1983, S. 260f. (Nr. 1).
Varianten 7–8 Geldquelle] Geld aus Quel 13–14 Umstände] aus 16 wollte] danach gestr. mich 35 Tiefenbachern] erstes
948
Umständen n blau gestr.
Zu Nr. 545
Erläuterungen
daß sie lieber plündern 〈...〉 Contributionsschulden zu stürzen] Der gröste Theil meiner Ukermark ist ausgeplündert, hatte Arnim am 6–7
17. November 1806 an Brentano geschrieben (WAA XXXII, Nr. 506,32–33). Der Bruder, der die Güterangelegenheiten besorgte, beklagte in einem Brief an Friedrich von Hanow, den Gerichtshalter des Ländchens Bärwalde, vom 2. Dezember 1806 erstaunende Contributionen (Carl Otto von Arnim, Notizbuch Kopien aller Geschäftsbriefe 1806–1807 in BLHA Pr. Br. Rep. 37). 7–8 Geldquelle 〈...〉 in Danzig] Der Kaufmann Johannes Labes. 13–14 Mancherley Umstände 〈...〉 beynahe nach Pommern gebracht] Arnim hatte sich einem Freikorps anschließen wollen, das in Vorpommern hinter dem Rücken des Feindes operieren sollte. In einem Taschenbuch notierte er: Als
ich Dienste will nehmen – verliebt, in Verzweiflung beym Freykorps um nach Pommern einzuschiffen (H: FDH B44). Im Brief an Savigny vom 20. Juni 1814 heißt es, in Königsberg sei er auf dem Punkte gewesen, sich aus Verzweiflung über einen Liebeshandel 〈...〉 mit einem Freykorps nach Kolberg einzuschiffen (Härtl 1982, S. 86). Seinem Brief an Charlotte Schwinck vom 23. bis 26. Oktober und 1. November 1807 ist zu entnehmen, daß die Verzweiflung dem Drängen Auguste Schwincks geschuldet war, ihn über Meer in einen thörigten Krieg fortzuschicken (Nr. 593.A,284–285). Er wird beabsichtigt haben, sich an dem Freikorps zu beteiligen, das Friedrich August Ludwig von der Marwitz im Frühjahr 1807 zusammenstellte. Marwitz war am 17. Dezember 1806 in Königsberg eingetroffen, verfaßte Anfang Februar 1807 eine Denkschrift Über die Errichtung von Freikorps und erhielt am 22. März die Erlaubnis zur Bildung eines solchen, das er seit Anfang April mit Werbeplätzen in Königsberg, Wehlau, Tilsit und Memel formierte. Am 6. April stand von der Marwitz’ Aufruf, ein vom König genehmigtes Freikorps finanziell zu unterstützen, erstmals in der Königsberger Königlich Preußischen Staats- Kriegs- und Friedens-Zeitung (Nr. 28, Beilage): Den be-
mittelten Einwohnern der Preussischen Staaten, dem Adel, der Kaufmannschaft, und einem jeden dem die Sache des Vaterlandes am Herzen liegt. Im Mai mußte von der Marwitz sich dem Oberbefehl Blüchers unterwerfen, dessen nach Vorpommern zu entsendenden Truppen das Freikorps zugeteilt wurde, was den »Verzicht auf den eigentlichen Sinn des Freikorps« bedeutete. Die Blücherschen Truppen setzten am 8. Juli von Rügen auf das Festland über, kamen jedoch aufgrund des Tilsiter Friedens vom 7./9. Juli nicht mehr zum Einsatz. Das Freikorps wurde aufgelöst. (Vgl. Frie 2001, S. 191–198, Zitat S. 205.)
949
Zu Nr. 545
15–18 Frau von Krüdner 〈...〉 nach Töplitz 〈...〉 in den Zeiten der Noth geübt hat] Juliane von Krüdener, die die Brüder Arnim im Herbst 1802 in Genf kennengelernt hatten (vgl. WAA XXXI, S. 949f.), hielt sich mit ihrer Tochter Juliette von November 1806 bis 12. Juni 1807 in Königsberg auf, wo sie sich nach der Schlacht von Preußisch-Eylau um die Verwundeten kümmerte. Anfang März 1807 schrieb Juliette in ihr Tagebuch: Arnim a e´te´ chez nous, et
revient de Preusch-Eylau, mais les malheurs ne l’affectent gue`re! Il disait aujourd’hui en plaisantant que le roi de Prusse faisait a` Memel de la charpie! (Ley 1994, S. 198. – Übersetzung: Arnim war bei uns, er kommt aus Preußisch-Eylau, aber die Unglücksfälle berühren ihn kaum. Heute sagte er spaßend, daß der preußische König in Memel Charpie zupfe!) Den philantropischen Einsatz der Schriftstellerin würdigte Arnim in seinem in der Königsberger Vesta. Für Freunde der Wissenschaft und Kunst, Juni 1807, S. 119–127 erschienenen Artikel Frau von Krüdener. Vgl. zu Nr. 537.E,12. 20–22 Die Königin 〈...〉 Wasserfesten 〈...〉 kleine Soupers] Königin Luise, die am 5. Januar 1807 von Königsberg nach Memel geflüchtet war, hielt sich vom 12. April bis 8. Juni wieder in Königsberg auf, von wo sie nach Memel zurückkehrte. In seinem nach dem Tod der Königin an Bettina geschriebenen Brief vom 22. Juli 1810 erinnerte Arnim sich an die Gelegenheiten, bei denen er die Verstorbene gesehen hatte, auch daran, wie ich sie in Königsberg zum
erstenmal gesprochen, mein ganzer Sinn in Hoffnung sich tauchte für mein Land, wie ich sie zum letztenmal sprach bei einer Wasserfahrt, als ich alles aufgegeben und nur ihr Gesicht mir bewahren wollte zum Angedenken in der bösen Zeit, die nun einbrechen mußte (WAA XXXIV). Der hannoversche Geschäftsträger am preußischen Hof Georg Albrecht von Hugo berichtete am 31. Mai 1807 aus Königsberg: Achim von Arnim, der
Bruder Pitts, ist hier und macht Verse. Die Königin singt am liebsten seine herausgegebenen Lieder zur Guitarre, als »Juchhei, lieblich ist die Jägerei« und »Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus, Ade«. Ich bin auf einer Wasserpartie auf dem Schloßteich mit gewesen, wo ich diese göttlichen Töne gehört habe, und wo man bis der Mond heraufzog, auf dem Wasser blieb, im Schwimmen Thee trank und sich erkältete. (Ompteda 1869, Bd. I, S. 298; im ersten Band des Wunderhorns, auf den Hugo sich vmtl. bezieht, steht, wie Pape 2008, S. 542 feststellte, nur Es ritten drei Reiter, nicht Juchhei, lieblich ist die Jägerei, womit das Lied Der Jäger aus Kurpfalz gemeint sein dürfte.) Vgl. Königin Luise an ihre Oberhofmeisterin Gräfin von Voß, 26. Mai 1807: Wir haben zweimal in einem sehr hübschen Garten Tee getrunken, und der Abend wurde mit einer Wasserfahrt beschlossen. Gestern 〈...〉 Der Tag wurde abgeschlossen 950
Zu Nr. 545
durch ein schnell bereitetes Abendessen im Salon des genannten Gartens. Wir waren sehr heiter, und es war alles sehr anständig. Die Engländer waren auch dort und noch eine Menge sehr liebenswerter Russen. Heute wollen wir mit den Leuten von gestern zu Wasser auf englischen Barken nach Holstein 〈Ausflugsort bei Königsberg〉 fahren und dort Tee trinken. (Rothkirch 1985, S. 340.) 24–25 Jackson mit seiner 〈...〉 Engländerschaar] Der englische Diplomat Sir George Jackson war im Frühjahr 1807 mit mehreren Engländern in diplomatischer Mission in Ostpreußen: Lord John Hely Hutchinson, Lord Granville Leveson-Gower, Robert Thomas Wilson. (Vgl. Rothkirch 1985, S. 315.) Die Königin erwähnt seine Anwesenheit in Königsberg in einem Brief vom 27. April 1807. (Vgl.: ebd.; Jackson 1872, S. 97–118.) 28–29 Princeß Solms 〈...〉 der Prinz] Friederike zu Solms-Braunfels, eine Schwester der preußischen Königin, und Prinz Friedrich Wilhelm zu Solms-Braunfels. Vgl. zu Nr. 537.E,4 sowie Königin Luise an ihren Vater Carl von Mecklenburg-Strelitz, Memel, 17. Juni 1807: Friederike reiste den 12. morgens
ab, nachdem ich sie den 10. verließ um hierher zu kommen. Sie folgte ihrer schweren Pflicht, d. h. sie folgte ihrem Mann ins Bad, auf 100 Meilen weit von allen Quellen, die ihr Unterhalt geben können, und auf den Weg, der ihr weniges Vermögen aufreiben muß. (Rothkirch 1985, S. 352.) 29 der da säuft weil er krank ist] Der Prinz soll Alkoholiker gewesen sein und mußte seinen Dienst als preußischer Generalmajor aus gesundheitlichen Gründen quittieren. 35 Tiefenbachern] Gemeint sind die Solms-Braunfels. Das Dorf Tiefenbach gehörte zu den frühesten Erwerbungen des gräflichen und fürstlichen Hauses Solms, dessen Stammsitz das nahe Schloß Braunfels wurde. 35 enrollieren] Nach frz. enroˆler: sich anwerben, in eine Gesellschaft aufnehmen lassen. 36 Freunde aus Gibeon] Der aus Danzig geflüchtete Reichardt. Mit Gibeon war mit Anspielung auf das auf einem Hügel gelegene biblische Gibeon, bei dem Josua der Sonne stillzustehen gebot (Jos 10,12), Reichardts bei Halle gelegener Landsitz Giebichenstein gemeint. Vgl. Friedrich von Raumers Erinnerung an seine (mit Arnim gemeinsame) Studentenzeit: Halle erschien mir eine
sehr häßliche Stadt, enge, höckerige, finstere Straßen, üble Gerüche u.s.w. Bald aber ließ man sich die Pulverweiden und den sogenannten (damals kahlen) Fuchsberg gefallen, und Gibeon galt für eine der schönsten Gegenden der Welt. (Raumer 1861/62, Bd. I, S. 23.) Schon 1792 (13. Juli) notierte der hallesche Student Ferdinand Beneke mit abweichender
951
Zu Nr. 545
Schreibung in sein Tagebuch: Abends ging ich 〈...〉 nach Gideon. (Beneke 2012, Bd. I, 38.) 37–39 Belagerung von Danzig 〈...〉 schimpflich für unsre Regierung] Vgl. zu Nr. 530.E,1–3. 40–42 Dieckmann 〈...〉 nicht gewachsen] Ein Hofmeister der Brüder Arnim, in einer Schülerarbeit Arnims (〈Reise nach Hamburg〉) erwähnt (WAA I, S. 62,5–7), Anfang 1802 in Berlin bei einem theologischen Examen durchgefallen (Caroline von Labes an die Brüder Arnim, 2.–6. Februar 1802; WAA XXXI, Nr. 204,38–42): entweder Wilhelm August Dieckmann oder Karl Friedrich Dieckmann, die beide aus Frankfurt/O. kamen und dort Jura bzw. Theologie studiert hatten (vgl. Erl. WAA XXX, S. 293).
546.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch
DV: H. B: −. A: −. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 232 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & J HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 1807, aoRm: 8, aoRr: 20 2r aoRr: 22 2v auR unter Datum: 1807. D1: Härtl 1983, S. 261f. (Nr. 2).
Varianten 13–14
verhindert] v aus g 16 Luft] L aus S Russischen 31 Ich] aus es 31 hiemit] h
21 aus
der]
danach gestr.
n
Erläuterungen
Nachdem Bennigsen Danzig 〈...〉 bey Friedland geschlagen wurAls Danzig am 24. Mai von französischen Truppen eingenommen wurde, hatte Bennigsen, der Oberbefehlshaber der russischen Armee, nicht eingegriffen. Am 10. Juni schlug er bei Heilsberg (etwa 55 km südlich von Königsberg) mit einem Teil der preußischen Truppen unter Generalleutnant Anton Wilhelm von L’Estocq die französischen Korps Soult und Murat. Am 14. Juni besiegte Napoleon jedoch in der Schlacht von Friedland (etwa 40 km südöstlich von Königsberg) die russischen Truppen unter Bennigsen vernichtend. Am 16. Juni nahmen die Franzosen Königsberg ein. (Vgl. Gause 1996, Bd. II, S. 310–313.) 3–11
de.]
952
Zu Nr. 547
6 turnirte] Militärische Umschließungsbewegung. 18 Tiralleurs] Schützen. 31 Weil ich hiemit alles für aus halte] Vgl. dagegen am selben Tag im Brief an Bettina (Nr. 547,57–62 sowie 547.E,29–32) die Begründung (Auguste Schwinck), die Arnim dem Bruder verschwieg, dem er in seinen 1807/08 aus Kassel, Frankfurt und Heidelberg geschriebenen Briefen auch nichts über seine Beziehung zu Bettina mitteilte. 32–33 Preussen’s Schicksal 〈...〉 angefangen] Der Name Preußen geht auf den heidnischen Stamm der Prußen zurück, der das Gebiet zwischen den Flüssen Weichsel und Memel besiedelte und zu den baltischen Völkern gehörte. In der ersten Hälfte des 13. Jhs. besetzten die Deutschordensritter das Siedlungsgebiet, wogegen sich die Prußen zwar auflehnten, aber nicht vertrieben wurden. Der Frieden von Christburg 1249 regelte das Verhältnis zwischen ihnen und dem Orden, die prußische Sprache erhielt sich vereinzelt noch bis ins 17. Jh. (Vgl. Neugebauer 2004, S. 12f.)
547.
An Bettina Brentano nach Frankfurt Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 556. H: FDH 7234. – 1 Dbl. ca. 232 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 96 x 119. – Fleckig, Ku beschädigt, braune Flecke, Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 159 2v auRr: 7234 Kur spätere Notiz Bettinas: Königsberg 17ter Juni 1807 Kuv: 159. Besonderheiten: Der Brief wurde Bettina von Frankfurt nach Kassel nachgeschickt. D1: Steig 1913, S. 55f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 18; TD, kurzer Auszug. D3: Betz/Straub 1986, S. 96–98 (Nr. A16). D4: DjBe Nr. 253.
Varianten 13 Mensch] üdZ eing. 19 allen] aus den 19 es] aus sie 20 als] aus 〈xx〉 26 die Russen] die üdZ eing. 43 Gouverneur] danach gestr. der Stadt 50 leicht] le aus be 55 nicht] n aus h 56 als] aus
wenn 953
Zu Nr. 547
Erläuterungen 5 Die Fluth ist über unsre Köpfe hingezogen] Nach der Einnahme Königsbergs durch die Franzosen. Vgl. Nr. 546,3–11 und Erl. 8 der Weg ist offen] Nach der Aufhebung der Belagerung Königsbergs. 17 einen Garten gebaut] Vgl. Nr. 543,71 und Erl. 23–24 auf dem Schloßteiche 〈...〉 die Königin 〈...〉 umherfuhr] Vgl. Nr. 545,20–22 und Erl. 30–31 Schlacht von Friedland] Vgl. zu Nr. 546,3–11. 33–34 d* 16 〈...〉 im Gedächtniß trage] Vgl. Nr. 543,97–98 und Erl. 35–36 Morgens 〈...〉 Einmarsch der Franzosen] Durch ein Korps unter Marschall Soult. Napoleon kam erst am 10. Juli, nach Abschluß des Tilsiter Friedens, nach Königsberg. (Vgl Gause 1996, Bd. II, S. 310.) 36–37 daß ich ihn aus dem Englischen Hause sah] Reminiszenz Arnims an seinen Frankfurt-Aufenthalt im Sommer und Frühherbst 1805, als er im Englischen Hof am Roßmarkt wohnte und dort die Ankunft von Messebesuchern erlebte. Am 1. September 1805 hatte er an Sophie Brentano-Mereau geschrieben: wenn Sie Lust haben mit 〈dem französischen Luftschiffer〉 Gar-
nerin auf zu steigen, kommen Sie bald, den siebenten fährt er gen Himmel. Auch wunderbare Drathtänzer der Sr Furioso und Consorten, beginnen ihr Spiel, Bonaparte läst seine guten Landes Kinder zur Messe kommen, viel altes gutes ehrliges biedres Schwitzer Volk ist schon zusammengelaufen, der Krieg fängt an; was wollen Sie mehr zur Unterhaltung von Frankfurt fordern? (WAA XXXII, Nr. 386,14–20.) 40–41 Ihre Ahndungen 〈...〉 Troja] Bezug auf Bettinas zwischen 20. und 24. August 1806 geschriebenen Brief: Mir fallt hier in mancherley Rücksicht, das ernste, traurige Schicksal von Troja ein, wie seine junge Helden die Burg zusammen rissen, um die Burg selbst zu retten, dem König war aller Muth geweihet, drum musten sie die Thürm und Giebel, vom Pallast nieder werfen um die Feinde zu zerschmettern, mit goldnen Balken warfen sie in der Zerstörer Schaar, um diese zu vernichten, solange bis alles zerstört und nichts mehr war, dann schrien sie Troja ist nicht mehr, die herrliche Burg, die wohnlichen Gemächer, wir haben sie aus ihren Grundvesten gerissen, um ihren Feinden abzuwehren. (WAA XXXII, Nr. 476,27–35.) 48 Statue Friedrichs des ersten] Friedrich Wilhelm III. hatte der Stadt Königsberg 1801 ein von Andreas Schlüter 1697 entworfenes Denkmal des ersten preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. geschenkt, das 1802 auf einem von Gottfried Schadow entworfenen Sockel vor der Schloßwache aufgestellt wurde. (1945 verschollen; Kopie vor dem Charlottenburger Schloß in Berlin.)
954
Zu Nr. 548.E
55–56 wo der Preussische Name entstanden] Vgl. zu Nr. 546,32–33. 58 ein Mädchen] Auguste Schwinck. 62–63 in meinem vorigen 〈...〉 Namen genannt] Nr. 534,53.
547.E An Bettina Brentano nach Frankfurt Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch B: −. A: Vgl. Nr. 556. H: Vgl. AIII. DV: H.
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 547.
*548. An Johanna Reichardt in Giebichenstein Königsberg, 17. Juni 1807, Mittwoch B: −. A: Nr. 558. Beilagen: Ein (nicht identifiziertes) Lied Arnims, auf das Louise Reichardt (die für ihre Mutter Johanna erwiderte) sich im Antwortbrief bezieht. Besonderheiten: Die Empfängerannahme ergibt sich aus der Auflösung der Adressatenabkürzung des zugehörigen Exzerpts. Der Brief wird jedoch auch für die Töchter, insbesondere Louise, bestimmt gewesen sein und letztere veranlaßt haben, in Übereinstimmung mit der Mutter zu antworten.
548.E An Johanna Reichardt in Giebichenstein Königsberg, 17. Juni 1807, Freitag DV: H. B: −. A: Nr. 558. H: Vgl. AIII. Datierung: Das Exzerpt steht im Exzerptheft nicht an chronologischer Stelle, sondern nach einem vom 5. Juli (Nr. 552.E) und vor einem vom 6. August (Nr. 559.E). Daher scheint die Annahme naheliegend, die Monatsangabe Juni
955
Zu Nr. 548.E
im Datum sei statt Juli verschrieben. Diese Annahme ist jedoch nicht stichhaltig. Die am Exzerptbeginn erwähnten Zwey Schlachten waren diejenigen vom 14. und 16. Juni (vgl. Erl.), und Arnim wird den seinem Exzerpt zugrundeliegenden (nicht überlieferten) Brief einen Tag nach dem 16. geschrieben haben – am selben 17. Juni, an dem er einen früher begonnenen Brief (Nr. 543) abschloß und zwei weitere verfaßte (Nr. 546, 547), in deren einem als Ursache der Schreibintensität die Aufhebung der Blockade Königsbergs genannt wird: der Weg ist offen (Nr. 547,8). Vollends plausibel wird die Datierung des an Johanna Reichardt gerichteten Exzerpts auf den 17. Juni aufgrund der Antwort ihrer Tochter Louise, aus der hervorgeht, daß nach dem Eintreffen von Arnims erfreulicher Königsberger Nachricht sich das Befinden in Giebichenstein durch den schrecklichen Frieden – von Tilsit (7./9. Juli) – erheblich verschlimmert habe. Zu der unchronologischen Anordnung von Nr. 548.E wird es im Zusammenhang mit der ebenfalls unchronologischen Anordnung des ersten Exzerptteils von Nr. 543.E – auf der vorderen inneren Umschlagseite des Exzerpthefts – gekommen sein. Arnim scheint von den beiden abgeschickten Briefen (Teil)Abschriften aufbewahrt zu haben, die er später in das Exzerptheft übertrug. D1 nimmt F〈riederike〉 R〈eichardt〉 als Empfängerin an; Moering 1990, S. 210 schlägt Fa〈milie〉 R〈eichard〉t vor. D1: Burwick 1978, S. 348f.
Erläuterungen 2 Zwey Schlachten haben daß Schloß versprengt] Nach dem Sieg der Franzosen bei Friedland am 14. Juni und der Einnahme Königsbergs am 16. Juni, mit der die Belagerung der Stadt aufgehoben wurde. Vgl. Nr. 546,3–11 und Erl. 4–5 gute Nachrichten] Wie aus dem Antwortbrief hervorgeht, insbesondere über Reichardt. Er war im ersten Junidrittel von Danzig nach Königsberg geflüchtet, wo er sich wenige Tage aufhielt und Arnim ihn wiedersah, bevor Reichardt weiter nach Memel floh. (Vgl. Nr. 543,113–115.) 6 ein Modell meines Sitzes] Ein Modell der von Arnim bevorzugten Bank im Giebichensteiner Garten für den Garten, den er in Königsberg pflegte. Vgl. Reichardt an Arnim, 23. Juli 1805, nach dessen damaliger Abreise von Giebichenstein: Dafür haben Sie sich denn aber auch wohl Ihren Sitz noch
nicht so lieblich gedacht, als ich ihn schon 〈...〉 mit Geistesaugen täglich sehe. Ein schöner, dazu schon ausgezeichneter Kirschbaum soll nehmlich künftig Ihre Banck mit hoher Krone beschatten. (WAA XXXII, Nr. 384,37–41.) Über seinen Königsberger Garten berichtete Arnim Brentano Nr. 543,71–81.
956
Zu Nr. 550.E
6–7 Hätte ich nur ein Tonmodell] Ein Modell der Töne, die Reichardts Töchter – vor allem Louise – in Giebichenstein in Gesängen zum Besten gaben. Bereits am 12. Juli 1806 hatte Arnim Bettina mitgeteilt, daß Louise Reichardt zum Geburtstag ihrer Mutter Chöre von ihm gesungen habe (WAA XXXII, Nr. 467,19–21). Vgl. vor allem Louise Reichardts Bericht an Arnim vom 28. Juli 1807 über ihre Gesangsübungen mit einem Freundinnen- und Freundeskreis (Nr. 558,16–26 und Erl.).
*549. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 26. Juni 1807, Freitag B: −.
A: −.
550.E An Hans von Schlitz in Karstorf Königsberg, 28. Juni 1807, Sonntag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 347f.
Erläuterungen 2 Die Kammern haben müssen ausziehen] Die preußischen Verwaltungsbehörden (Kriegs- und Domänenkammer u.a.) mußten nach der Beschlagnahme des Königsberger Schlosses durch die Franzosen in das Dönhoffsche Haus in der Königstraße umziehen, blieben aber als königlich preußische bestehen. (Vgl. Gause 1996, Bd. II, S. 313.) 6 die Hahnsche Komödie] Das Privattheater, das Carl Friedrich von HahnNeuhaus auf seinem Schloß in Remplin in der Nähe des Schlitz’schen Gutes Karstorf (bei Teterow im Herzogtum Mecklenburg-Schwerin) am 1. März 1806 eröffnet hatte. Vgl. Arnim an Goethe, etwa Mitte Mai–Anfang Juni 1806 (WAA XXXII, Nr. 454,339–377 und Erl.). 7–8 in der fürstlichen Loge] Diejenige von Carl Friedrich von Hahn-Neuhaus, der als Theatergraf ironisiert wurde.
957
Zu Nr. 550.E
8–9 der Brunnen] Des Schlitz’schen Gutes Karstorf. 10–12 da du noch nichts von deinem Hause 〈...〉 vom Buchenberge sehen] Schlitz gestaltete seinen Landbesitz zu einem Landschaftspark um und hatte im Frühjahr 1806 begonnen, auf der höchsten Erhebung seiner Gemarkung, dem Buchenberg, seinen Lieblingsplan, den Bau eines repräsentativen Gebäudes, zu realisieren. Wegen der napoleonischen Kriege mußte der Bau jedoch unterbrochen werden. Die Arbeiten konnten erst 1812 wieder aufgenommen werden; 1817 erhielt das Anwesen den Namen Burg Schlitz. Vgl. Arnim an Brentano, 18.–22. April 1806 (WAA XXXII, Nr. 443,225–237 und Erl.).
551.E An Louise von Schlitz in Regensburg Königsberg, 29. Juni 1807, Montag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 348.
Erläuterungen 1 An die Tante.] Während Hans von Schlitz im mecklenburg-schwerinschen Karstorf blieb, hielt sich seine Frau bei ihren Eltern in Regensburg auf. 2 daß es aus] Nach den Siegen der Franzosen über Preußen, zuletzt der Einnahme Königsbergs. 8–9 Jean Paul 〈...〉 langen Zopf zu drehen] Vgl. Jean Paul, Hesperus, oder 45 Hundsposttage. Eine Lebensbeschreibung (1795), 11. Hundsposttag, Viktor: Mein lieber Hofmarschall, meine schönste Oberhofmeisterin,
ich billige alles; aber das Leben ist so k u r z , daß es nicht die Mühe lohnt, sich einen l a n g e n Zopf darin zu machen. (Jean Paul/SW I/1, S. 645.) 10 meinem
Gärtchen]
Vgl. Nr. 543,71–81.
958
Zu Nr. 552
552.
An Clemens Brentano nach Heidelberg Königsberg, 5. Juli 1807, Sonntag mit Beilage vom Mai 1807
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 221r–222v + 2110,6, Bl. 215r–216v (Beilage). – 1 Dbl. (I) ca. 231 x 185 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet + 1 Dbl. (II) ca. 231 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet (Beilage). − WZ: I: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG II: C & I HONIG. Beilagen: Dbl. II. Fremdeinträge: I 1r aoRl: 519, aoRr: 221 2r aoRr: 222 II 1r aoRl: 517, aoRm: 215, aoRr nach Datum: 1807. 2r aoRr: 216. Besonderheiten: Die Beilage wurde bisher als selbständiger Brief ediert, ihre Zugehörigkeit zum Brief Arnims vom 5. Juli 1807 nicht erkannt. Der Zusammenhang ergibt sich auch aus dem Exzerpt des Briefes; im Anschluß an ihn exzerpierte Arnim übergangslos die Beilage. Er begann sie reinschriftartig, schrieb jedoch bereits im letzten Viertel von 1r unsauber; es folgen Einfügungen, Streichungen und ein flüchtiger, wechselnder Duktus. – Entgegen Arnims Annahme, Brentano sei noch in Heidelberg, hielt sich dieser seit Anfang Mai in Frankfurt auf und begleitete im Juni/Juli den Bruder Georg auf einer Hollandreise. – Kat. Rother 1989, Nr. 76 und 74 (Beilage). Postzeichen: Portozeichen. D1: Steig 1894, S. 214f. + S. 211f. (Beilage); TD; datiert: Mai 1807. D2: Kat. Henrici 149, S. 71, Nr. 171; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, S. 443–445 (Nr. 93) + S. 437–439 (Nr. 91 [Beilage]).
Varianten 3 Adresse 〈...〉 Schwink] nachträgl. zwischen den Zeilen 9 Fest] üdZ 15 Oster] üdZ eing. 22 ich] aus wie 24 durch] aus ich eing. 29 je] j aus g 32 neben] erstes e aus Buchstabenansatz 36 den] n aus r 39 es] durch Siegelausriß auf dem Siegel auRm sichtbar 40 hatte] durch Siegelausriß auf dem Siegel auRm sichtbar 44 deren] aus die 55 dafür] d aus f 66 Geschrieben im May.] nachträgl. 71 sieh] i aus e 76 4 Bände] üdZ eing. 78 Ottilie] Ot aus 〈xx〉 79 schrecklichen] sch aus 〈xxx〉 80–81 Sinn wie 〈...〉 St Georg] zwischen den Zeilen 86 mißverstanden] m aus M 88–89 gefallen 〈...〉 Petersburg] üdZ 90–91 sein Buch uber die Ehe] üdZ 106–107 Kriegslehreing.
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Zu Nr. 552
buch,] danach gestr. Laidion von Heinse und 109 in] aus die 119 Italiänisch] It aus die 120 hatte] h aus 〈x〉 121 schien] aus scheint 126 Donquichote] D aus 〈x〉 126–127 Ritterthum] m aus ms 133 eignen] üdZ eing. Erläuterungen 5–6 meinen Brief nach Duderstadt frey machen zu können] Nach der Einnahme Königsbergs durch die Franzosen war die Postbeförderung durch Preußen wieder möglich, und Arnim konnte das Porto für seinen Brief bis zur preußischen Poststation Duderstadt im Eichsfeld entrichten. 10–11 Ich habe dir einmal geschrieben] Nr. 543. 12–13 Bekanntmachung des Friedens] Des Tilsiter Friedens vom 7. und 9. Juli, geschlossen zwischen Napoleon und Zar Alexander I. (7. Juli) sowie Napoleon und Friedrich Wilhelm III. von Preußen (9. Juli). Der Friedensschluß beendete den Vierten Koalitionskrieg, teilte Osteuropa in eine französische und eine russische Einflußsphäre und reduzierte Preußen, das 120 Millionen Francs (etwa 32 Millionen preußische Reichstaler) Kriegskontribution zahlen mußte, auf die Hälfte seines Territoriums. Die westelbischen Gebiete wurden dem neu gebildeten Königreich Westphalen zugeschlagen, aus den ehemals preußischen Provinzen Süd- und Neuostpreußen entstand das Großherzogtum Warschau, das mit Sachsen in Personalunion verbunden wurde. Die wichtigsten Festungen erhielten französische Besatzungen, das Heer wurde von 200 000 Mann auf 42 000 reduziert. Vgl. Arnims Gedicht Scheinbarer Friede: Ja, die Welt wird öde, / Ja, die Welt wird leer 〈...〉 / Ferne Feinde grollen, / Friede wird gewähnt. (Arnim/SW XXII, S. 47.) 15–17 Oster Meßkatalog 〈...〉 wie begierig 〈...〉 Göthes neue Arbeiten] Im
Allgemeinen Verzeichnis der Bücher, welche von Michaelis bis Ostern neu gedruckt oder aufgelegt worden sind wurden von Goethe angezeigt ((Leipzig 1807, S. 46): Ideen über organische Bildung; Optik; Sämmtliche Werke, Bde. 5–8 (alle Tübingen: Cotta). Von den angezeigten Werken erschienen 1807 lediglich die Bände 5 (Götz; Egmont; Stella; Clavigo) und 6 (Iphigenie; Tasso; Natürliche Tochter) der ersten Cottaschen Gesamtausgabe der Werke Goethes. Deren Bände 7 (Claudine von Villa Bella; Erwin und Elmire; Jery und Bätely; Lila; Die Fischerin; Scherz, Satire und Rache, Der Zauberflöte zweyter Theil) und 8 kamen erst 1808 heraus. Letzterer, zur Ostermesse erschienen, war der sensationellste, weil er den Erstdruck von Faust. Eine Tragödie enthielt, aber nicht nur ihn, sondern auch kleinere Werke: Neueröffnetes moralisch-politisches Puppenspiel; Jahrmarkts-Fest
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zu Plundersweilern; Fastnachtsspiel; Prolog zu den neuesten Offenbarungen Gottes; Parabeln I/II; Legende; Hans Sachsens poetische Sendung; Auf Miedings Tod; Künstlers Erdewallen; Künstlers Apotheose; Epilog zu Schillers Glocke; Die Geheimnisse; Lilis Park. Zu den Ideen über organische Bildung schrieb Goethe in den Tag- und Jahres-Heften zu 1807, er habe sich zur Betrachtung organischer Naturen zurückgewendet und sich bewogen gefühlt, manchen alten Heft und Papierbündel durchzusehen, um etwas den Naturfreunden Angenehmes und Nützliches daraus zu schöpfen. Ich glaubte des Gelingens dergestalt sicher zu sein, daß bereits im Meßkatalog Ostern dieses Jahres eine Ankündigung unter dem Titel: G o e t h e s I d e e n ü b e r o r g a n i s c h e B i l d u n g dieserwegen auftrat, als könnte zunächst ein solches Heft ausgegeben werden. (Goethe/MA XIV, S. 184.) Die Optik wurde zwar bereits 1807 gedruckt, erschien aber erst 1810 als Didaktischer Teil der Farbenlehre zusammen mit deren Polemischem Teil. 15–16 Hamburger Rathsweinfasse] Ein Faß im alten Ratsweinkeller des Eimbeckschen Hauses, also des mittelalterlichen Hamburger Rathauses. Im Faß, dem sogenannten Heiligthum, befand sich der älteste, 1620 eingekellerte Rheinwein. Es war Ende des 18. Jhs. in der Mitte eines kapellenartigen Raumes zentral gelagert worden. (Vgl. Meyer 1868, S.85f.) 18–19 ich bin es müde kalten Marmor zu erwärmen] Bezug auf Auguste Schwinck mit Anspielung auf die Pygmalion-Sage (König Pygmalion verliebt sich in eine von ihm geschaffene Mädchenstatue). 35–37 In einem Journale Vesta 〈...〉 über Frau von Krüdener gesagt] Vgl.: zu Nr. 537.E,12. 36 den hiesigen Schlegeln] Die Herausgeber Max von Schenkendorf und Ferdinand von Schrötter mit Bezug auf August Wilhelm und Friedrich Schlegel als Herausgeber des frühromantischen Athenaeums (1798–1800). 38 der barmherzige Samariter] Nach Lk 10,25–37. 38–39 von Fichte 〈...〉 über Machiavell 〈...〉 Uebersetzung des Dante] Johann Gottlieb Fichte, Ueber Machiavell als Schriftsteller, und Stellen aus seinen Schriften sowie Dantes irdisches Paradies (Acht und zwanzigster Gesang des Purgatorium) in: Vesta, Juni, S. 17–81; Juli, S. 105–110. 40–41 der politische Strudel 〈...〉 ergriffen] Anspielung auf die Absicht, einem Freikorps beizutreten. Vgl. Nr. 545,13–14 und Erl. 43–45 ein∧liegendes Blat 〈...〉 Volks∧mährchen 〈...〉 Denkmahl stiften zu können wünschte] Gemeint sind die in der Beilage angeführten Neuen Volksmährchen der Deutschen, die 1789–1797 in vier Bänden bei dem Leipziger Verlagsbuchhändler Christian Friedrich Weygand anonym erschienen wa-
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ren. Aus Arnims Mitteilung, er wünschte deren Verfasser 〈...〉 ein ewiges geht hervor, daß ihm die Verfasserin unbe-
Denkmahl stiften zu können,
kannt war: Benedikte Naubert. Auch in einem am 20. Juli 1808 (Nr. 32) in der
Zeitung für Einsiedler erschienenen Beitrag, in dem er die Neuen Volksmährchen rühmte, nannte er Benedikte Naubert nicht. Erst in einem nach ihrem Tod 1819 publizierten Artikel (vgl. Arnim/W V, S. 662f.), in dem er die Naubertschen Märchen ebenfalls als eigenständige Leistung wertete, konnte er den Namen der Autorin mitteilen.
45–46
liegt mir noch Winkelmanns Andenken auf dem Herzen]
Vgl.
Arnim an Brentano, vmtl. zweite Hälfte Mai 1806, nachdem er die Nachricht erhalten hatte, daß ihr Jugend- und Studienfreund Stephan August Winkelmann am 21. Februar 1806 in Braunschweig gestorben war: Ich möchte ihn ehren wodurch, ich weiß nicht wie, denn er hat zuviel in der letzten Zeit öffentlich von sich gesprochen (WAA XXXII, Nr. 455,55–57). Die Absicht, etwas von Winkelmann herauszugeben oder über ihn zu publizieren, wurde nicht verwirklicht.
46
sein Vergißmeinnicht]
Winkelmanns im Herbst 1804 (mit der Jahreszahl
1805) in Braunschweig unter dem Pseudonym A. Hermann erschienene Samm-
Gedichte; auf das Inhaltsverzeichnis folgt der Zwischentitel Vergißmeinnicht. 48 Heyer war damals mit dem Herzog fort] Als Arnim sich im Sommer
lung
1806 in Braunschweig aufhielt, war Conrad Friedrich Heyer, Jenaer Kommilitone Brentanos, Göttinger Arnims, anwesend. (Vgl. Arnims Brief an Brentano vom 30. Juli bis 16. August 1806; WAA XXXII, Nr. 472,3–11). Gemeint ist, daß Heyer zuvor, während Winkelmanns zum Tode führender Erkrankung, mit dem Herzog Carl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig abwesend war, vmtl. in seiner Funktion als Arzt.
48–50 wunderschön sind die Traum∧bilder 〈...〉 werth zu seyn heit] Vgl. Winkelmann, Gedichte. Braunschweig 1805, S. 34–36:
Traumbilder. 1. Der alte Vater steht auf dem Altane, Mit ihm die Mutter und die theuren Freunde; Trompeten schmettern! kriegerische Töne, Gesang der Freien, dringt durch das Getümmel. Die Krieger nahn; voran auf hohem Rosse Ein bleicher Jüngling, still und tiefgerührt; 962
der Frei-
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Sein sind die schönsten Narben, sein der Sieg, In das befreite Vaterland zurück Führt er die Helden; und ihm neigen Sich alle Bürger, lauter jauchzt das Volck! Er sieht empor, sieht Vater, Mutter, Freunde! Und steigt vom Rosse, mit gesenktem Haupte, In seinem Auge zittern Freudethränen, Führt er die Schaar der Helden still vorüber. 2. Der Laube Blüthen küssen sich mit Düften Im Dämmerschein, den Mondesstrahl durchzückt! Ein Lied senkt sich herab aus goldnen Lüften, In ihrem Schooße ruh’ ich, still entzückt. Die Liebe siegt: ihr Herz hat sich erweichet, Sie drückt mich zart an ihre schöne Brust, Mir glüht die Wange, die ihr Schmerz erbleichet, Und zitternd trink’ ich ihrer Küsse Lust. Ich darf sie fest in meinen Armen halten, Ich kann ihr alle Schmerzen stiller Treue, Ich kann des Busens Innerstes entfalten Und unser Seyn löst sich in Liebesweihe. 3. Dich, Freund, erblick’ ich. Deine hohe Stirn Umwallen silbern, schön bekränzt, die Locken! An meiner Urne stehst du, die noch lange Mit meiner Asche deine nicht vereinigt. Schon frühe starb’ ich. Du beweinst mich nicht. Du rächst die kühne Hoffnung deines Freundes. Dir horcht die Jugend und du redest ernst Ihr von den stillen Flammen unsers Busens, Und was in unseren Werken Freiheit athmet, Die Hoffnung unsers Lebens, deutest Du. Dir horcht die Jugend und bei meiner Asche Beschwört sie dir den feierlichen Eid: 963
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Das Göttliche zu achten und die Freundschaft, Zu stehn dem Leben, still in schlechter Zeit, Auch unter Knechten werth zu seyn der Freiheit! 51 die Grabschrift der Fantasie] Ebd., S. 33: Grabschrift eines Ehepaars. Heilig sei dieses Grab. Die Gatten, die es umschließet, Führte die Liebe hinab. Flammen ergriffen ihr Haus, Beide, schon glücklich errettet, suchten einander vergeblich, Kehrten zurück in die Gluth, fanden, sich suchend, den Tod. 51 der Zweifel] Ebd., S. 83: Der Zweifel. Wie wenn ich sterben sähe meine Brüder, Gequält von Feinden, schmachvoll hingerichtet Und dass ich selbst mich nicht zugleich vernichtet, Beschwerten starke Fesseln meine Glieder; So drückt des Zweifels heisse Angst mich nieder! Fort, trüber Wahn! den nur die Höll’ erdichtet, Der wie der alte Geier stets zernichtet, Tödtend mit Qualen weckt zu Qualen wieder. O Zweifel, fort! ich will mich nicht ergeben. Ich löse mich. Was ich gehofft, sei dein! Verlaß mich – ich will keine Liebe sehen! So wend’ ich mich von dir, meine süßes Leben. Wohl schmerzt es tief, so ganz verlassen seyn Und einsam werd’ ich, doch verirrt nicht gehen! 52–53 die Briefe von Savigny 〈...〉 nach Marburg überschickte]
Arnim hatte während seines Braunschweig-Aufenthalts im Sommer 1806 aus Winkelmanns Nachlaß u. a. Savignys Briefe an den Verstorbenen an sich genommen, die er dem Adressanten nach Marburg schickte. Vgl. Arnim an Brentano, 30. Juli –16. August 1806 (WAA XXXII, Nr. 472,230–232 und Erl.) sowie die Edition des Briefwechsels durch Ingeborg Schnack (Schnack 1984). 56 ohne Rock] Ohne Soldatenrock. (Vgl. DWb XVI, Sp. 1442.) 68–69 Schulfreundes von Tieck] Wißmann, der nach Kopenhagen gereist war (vgl. Nr. 534,8–9 und Erl.), hatte bis Frühjahr 1792 das Friedrichs-Werdersche Gymnasium in Berlin besucht und war dort Mitschüler Tiecks und Wakkenroders. (Vgl. Littlejohns 1991, S. 672 [Reg.].)
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70–75 Graf Benzel Sternberg 〈...〉 das silberne Kalb 〈...〉 ein Stück aus dem südlichen Deutschlande 〈...〉 noch keinen Mahler gefunden.] Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau war 1806 als Direktor der Generalstudienkommission und Geheimer Rat beim Polizeidepartement in Karlsruhe in badische Dienste getreten. 1802/03 war in Gotha sein Roman Das goldne 〈nicht: silberne〉 Kalb. Eine Biographie in vier Bänden anonym erschienen (2. Aufl. ebd. 1804). Darin liest Gustav Klarfeld, ein begüterter, ehemals hoher Ministerialbeamter, seinem zwanzigjährigen Neffen und Erben Alfred im Rahmen eines Gesprächs über Frauen seine Lebenserinnerungen vor. Auf dem Schreibpult, in dem er die Hefte mit den biographischen Aufzeichnungen bewahrt, steht eine Nachbildung des alttestamentarischen Goldenen Kalbes, für Klarfeld Vergegenständlichung des Eigennutzes, den er im Laufe seines Lebens mit Hilfe eines weisen Freundes überwindet. Die Handlung ist vor allem bestimmt von abenteuerlichen Begegnungen mit geheimnisvollen Frauen. Die Orte der Handlung sind nicht näher charakterisiert. Mit dem Stück aus dem südlichen Deutschlande kann Arnim eine Episode aus dem zweiten Band gemeint haben: Ich reiste einst auf der pfeil-
schnellen Donau. Zwey ihrer gefährlichsten Stellen folgen sich unmittelbar: ist das Schiff hinübergeschaukelt und gestrudelt, wobey jeder der Schiffer und der Reisenden seine eigne halb oder ganz furchtsame, betende, klagende, trotzende, lächerliche, künstliche und natürliche Haltung hat, so kömmt ein Mönch aus dem benachbarten Wallfarthskloster auf einem kleinen Kahn angeschwommen, und sammelt frommes Almosen. So sollten wir es mit den Weiberverbindungen auch halten. (2. Aufl., Bd. II, S. 272f.) Infrage kommt auch eine Stelle im dritten Band, worin Klarfeld und seine Freundin Bella-William in einem idyllischen Eichenwald einen Selbstmörder erblicken: Bella hielt mich erschreckt und
sorgsam fragend in den Armen, ich zeigte schweigend auf den Baumwipfel, ihr Aug folgte und entdeckte den Lufteinsiedler, der hoch oben hieng. (Ebd., Bd. III, S. 38.) Bei dem Toten findet Klarfeld einen Zettel mit der Notiz: Mir ekelt die Erde laßt mir wenigstens oben die Ruhe. Fluch den Flügeln, die mich finden! Nach der Lektüre läßt Klarfeld den Zettel wieder in den Baum hängen. 72–73 Paulischer Gelehrsamkeitskoketterie] Jean Pauls Marotte, in seinen Werken sowohl im Text als auch in Fußnoten auf wissenschaftliche Literatur zu verweisen. 75–76 in kummervollen Nächten] Anspielung auf das Lied des Harfners in Wilhelm Meisters Lehrjahren: Wer nie sein Brot mit Tränen aß, / Wer
nie die kummervollen Nächte / Auf seinem Bette weinend saß, / Der 965
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kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte.
(2. Buch, 13. Kap.; Goethe/MA, Bd. V, S. 134.) 76 die 4 Bände neuen Volksmährchen der Deutschen] Mit der Hervorhebung des Attributs neuen unterscheidet Arnim die anonym erschienenen Neuen Volksmährchen der Deutschen Benedikte Nauberts von den Volksmährchen der Deutschen (Gotha 1782–1786) von Johann Karl August Musäus, die er als Schüler und Student liebte (vgl. an Winkelmann, 24. September 1801; WAA XXX, Nr. 172,41–46 und Erl.). 78 Rübezahl] Erdmann und Marie, ein Nachtrag zu den Legenden
vom Rübezahl. 78 Hirten] Genoveve oder die Träume. 78 Ottilie] Ottilie. 79 Otbert] Ottbert. 79 Julian] Die Legende von Sankt Julian. 80 im stillen Volke] Das stille Volk. 81 St Georg] Die hamelschen Kinder, oder das Märchen vom Ritter St. Georg. 81–82 die Fischer, besonders die Geschichte vom Mahler] Die Fischer mit der von einem der Fischer erzählten Binnengeschichte vom Mönch Medardus und dem Teufel. 83–84 Hippels Leben aus Schlichtegrols Nekrolog 〈...〉 von ihm selbst] Von und über Theodor Gottlieb von Hippel war 1801 in Gotha die Biographie
des Königl. Preuß. Geheimenkriegsraths zu Königsberg, Theodor Gottlieb von Hippel, zum Theil von ihm selbst verfaßt erschienen, und zwar als Sonderdruck aus dem Jahrgang 1797 des von Friedrich Schlichtegroll ebenfalls in Gotha herausgegebenen Nekrologs auf das Jahr 〈...〉 enthaltend
Nachrichten von dem Leben merkwürdiger in diesem Jahre verstorbener Deutscher (1791–1806, seit 1802 Nekrolog der Teutschen für das 19. Jahrhundert). Der nicht von Hippel verfaßte Teil stammt von Schlichtegroll. 88–89 sein Aufenthalt in Petersburg] Hippel, der sich 1760/61 in Petersburg aufhielt, berichtet im dritten Buch seiner Autobiographie von der Reise, wobei er das Leben der russischen Aristokratie ausführlich schildert. 90 Lebensläufen in aufsteigender Linie] Lebensläufe nach Aufsteigender Linie nebst Beylagen A, B, C (4 Bde., Berlin 1778–1781). 91 über die Ehe] Über die Ehe (Berlin 1774, 4. erw. Aufl. 1794). 93–94 Klinger 〈...〉 der Weltmann und der Dichter] Friedrich Maximilian Klinger, Der Weltmann und der Dichter (Roman, Leipzig 1798). 97 Geschichte eines Deutschen neuester Zeit] Geschichte eines Teutschen der neusten Zeit (Roman, Leipzig 1798).
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Roman comique 〈...〉 Göthe 〈...〉 nicht in seinen Meister 〈...〉 übersetzt hat] Paul Scarron, Le Roman comique (2 Bde., Paris 1651–1657). 98–101
»Der Roman reiht in lockerer Folge die Abenteuer einer Gruppe von Provinzschauspielern aneinander, ohne daß dabei ein Held im eigentlichen Sinne auftritt und ohne daß sich die Handlung auf ein bestimmtes Ziel hin entwickelt. Vielmehr läßt der Autor seiner Phantasie freien Lauf 〈...〉 Bei seinen ›Come´diens‹ handelt es sich um eine Truppe wandernder Komödianten, die infolge ihres unsteten Lebens immer wieder mit der allgemeinen Mißachtung ihres Berufsstandes, der Willkür der Wirtshausbesitzer und dem bornierten Unverstand des Provinzpublikums konfrontiert werden.« (KNLL XIV, S. 848.) Daß der Roman die Lebensumstände von Schauspielern darstellt, macht Arnims Wunsch plausibel, Goethe hätte ihn in Wilhelm Meisters Lehrjahren berücksichtigen sollen. Brentano wird den Roman gesprächsweise gegenüber Arnim gelobt haben. 103 la Rancune, Ragotin, Rapiniere] Ein Komödiant, ein dilettierender Autor und ein prahlender Gerichtsverweser in Scarrons Roman. 104 Laukhardts Leben] F. C. Laukhards, vorzeiten Magister der Phi-
losophie, und jetzt Musketiers unter dem von Thaddenschen Regiment zu Halle, Leben und Schicksale, von ihm selbst beschrieben, und zur Warnung für Eltern und studierende Jünglinge herausgegeben. (5 Teile in 6 Bänden. Halle-Leipzig 1792–1802.) Friedrich Christian Laukhard war nach Theologie- und Philosophiestudium in Gießen, Göttingen und Halle dort 1784 Magister geworden, dann Schulden halber preußischer Soldat und führte ein unstetes Wanderleben. »Seine Beschreibung des eigenen Lebens zeichnet nicht nur eine Bahn, die in ihrem unwiderstehlichen Niedergang an die eines Suchtkranken erinnert, sondern sie zeugt von einer trotzigen Hoffnungslosigkeit, einer Abstumpfung und zuletzt auch von einer fehlenden Selbstachtung, die sich weder durch Einsicht noch durch Bekenntnis mehr etwas versprechen.« (Kaiser 1993, S. 97.) 105–106 »Die Statuten des Deutschen Ordens 〈...〉 1806] Ernst Hennig,
Die Statuten des Deutschen Ordens. Nach dem Original-Exemplar, mit sinnerläuternden Anmerkungen, einigen historisch-diplomatischen Beylagen, und einem vollständigen historisch-etymologischen Glossarium herausgegeben (Königsberg 1806). 106 Bülows Feldzug von 1805] Adam Heinrich Dietrich von Bülows Der Feldzug von 1805 militärisch-politisch betrachtet (Leipzig 1806). Bülow, der um 1800 als oppositioneller preußischer Militärschriftsteller hervorgetreten war, kritisierte in seinem Feldzug von 1805 die russisch-österreichische Kriegsführung im Dritten Koalitionskrieg, weswegen er auf Verlangen des Zaren im August 1806 verhaftet und nach der Schlacht von Jena und Auerstedt nach
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Kolberg und Königsberg gebracht wurde. Von dort konnte er flüchten, wurde jedoch von Kosaken gefangen und nach Riga geschafft, wo er im Juli 1807 am Nervenfieber starb. Literarische Figur in Fontanes Roman Schach von Wuthenow, für den Bülows Feldzug von 1805 eine wesentliche Quelle war. (Vgl. Sagave 1966.) Der im Frühjahr 1805 von Penig nach St. Petersburg übersiedelte Verleger Ferdinand Dienemann, der in der russischen Hauptstadt eine Kommissionsbuchhandlung eröffnet hatte, mußte Stadt und Land im November 1806 binnen kürzester Frist verlassen, weil er das Buch eingeführt hatte. (Vgl. Keuten 2007, S. 208–211.) 106–107 Kriegslehrbuch] Neue Taktik der Neuern, wie sie seyn sollte (Leipzig 1805). 109 vielleicht hat sie Jung] Johann Heinrich Jung (genannt Jung-Stilling) war nicht mehr Professor in Heidelberg, sondern seit 1806 badischer Geheimrat in Karlsruhe, was Arnim nicht wußte, der auch annahm, Brentano sei noch in Heidelberg.
109–110 in den Kreutzzügen eines Philologen die aesthetica in nuce] In Johann Georg Hamanns Kreuzzüge des Philologen (Königsberg 1762; ArnimBibliothek Sign. B 1020) der Abschnitt esthaetica. in. nvce. Eine Rhapsodie in Kabbalistischer Prose. Von Arnim zusammengestellte Auszüge unter dem Titel Entstehung der heiligen Poesie in der ersten Folge des Seltsamen Gemischs von der Nachahmung des Heiligen in Zeitung für Einsiedler Nr. 7 vom 23. April 1808 mit der abschließenden Bemerkung: Hamann
schrieb diese Aesthetica in nuce vor 1762. Wenn wir aus Baumgartens Aesthetica auf einen seichten Stand des menschlichen Gemüths schließen, so müssen wir nach jener eingestehen, daß die Tiefe des Gemüths zu allen Zeiten tief bleibt. Wir werden noch manche Einsicht Hamanns weit über seine Zeit hinaus bekannt machen, und hoffen auf eine neue Ausgabe seiner seltenen Schriften. (WAA VI, S. 84,29–34; vgl. Erl. dazu.) Zur Bedeutung Hamanns (und Herders) für Arnims Poesieauffassung vgl. Pape 2008, S. 533–542. 110 hierophantischen Briefe] Vetii Epagathi Regiomonticolae hierophantische Briefe (Riga 1775). 111 neue Apologie des Buchstaben h.] Neue Apologie des Buchstabens
h. Oder: Ausserordentliche Betrachtungen über die Ortographie der Deutschen (2. verb. Aufl. Frankfurt/M. 1773). 111–112 Fragmente 〈...〉 über apokalyptische Mysterien] Konxompax. Fragmente einer apokryphischen Sibylle über apokalyptische Mysterien (Weimar 1779). 968
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112–113 sie heraus zu geben 〈...〉 fehlt mir 〈...〉 Gelehrsamkeit] Vgl. Arnims Aufforderung an Savigny vom 20. Oktober 1808 (Nr. 891,6–16 und Erl.), Friedrich Heinrich Jacobi zu einer Veröffentlichung von Hamann-Handschriften zu bewegen. 115–116 Ueber die Ninon Lenclos 〈...〉 deiner Meinung] Eine dezidierte Meinungsäußerung Arnims über die durch ihre Briefe bekanntgewordene Kurtisane und Salonnie`re am Hof Ludwigs XIV. ist nicht überliefert. Was Brentano von ihr hielt, kann zumindest partiell aus seinem Brief an die Schwester Kunigunde vom 23. Juni 1801 erschlossen werden. Darin hatte er sich über das Verhalten des Jugendfreundes Stephan August Winkelmann zu ihm empört und den Vergleich angeschlossen: Und die entsezzliche Liebe und Lüge von
daher biß jezt Ist dießes nicht wie Ninon die zu ihrem geliebten den Andern Tag sagte, je ne vous aime plus (DjBr Nr. 467). 116–117 Heinses Laidion und Fiormona 〈...〉 Petron] Wilhelm Heinses Roman Laidion oder die Eleusinischen Geheimnisse (Lemgo 1774), worin die Hetäre Lais von ihrem Aufenthalt im Elysium erzählt, war ein Jahr nach seiner Übersetzung des
Satyricon
von Petronius (Schwabach 1773) erschienen,
die wegen ihrer Freizügigkeit einen Skandal erregte. Der anonym erschienene Roman
Fiormona oder Briefe aus Italien
(Berlin 1794) wurde zwar Heinse
zugeschrieben, stammt jedoch nicht von ihm; der Verfasser konnte nicht ermittelt werden. Der Roman steht zwar thematisch in der Nachfolge von Heinses Hauptwerk
Ardinghello oder die glückseligen Inseln
(1787), entwickelt
jedoch eine gemäßigtere Liebesauffassung. (Vgl. Haufe 2011, S. 170–187.)
117–118 Die Fiammetta 〈...〉 übersetzt] Fiametta. Aus dem Italienischen des Boccaccio übersetzt von Sophie Brentano. Ihr letztes Werk, aufgrund von Arnims Vermittlung zur Herbstmesse 1806 bei Reimer in Berlin erschienen, nachdem Sophie Brentano am 18. April einen Teil des Manuskripts an Arnim geschickt hatte (WAA XXXII, Nr. 444), dieser am 16. Juni mit einer Verpflichtungserklärung Reimers antwortete (ebd., Nr. 463) und sie vmtl. Mitte Juli das Restmanuskript an Reimer schickte. 119–120 Werners Söhne des Thales 〈...〉 Doktor Luther] Zacharias Werner, Die Söhne des Thales. Ein dramatisches Gedicht (2 Bde., Berlin 1803; 2. verb. Aufl. 1807–1809); ders., Martin Luther oder die Weihe der Kraft (Berlin 1807), provokativ aufgeführt in Berlin 1806 (vgl. Arnim an Brentano, 14. Juni 1806; WAA XXXII, Nr. 462,105–115 und Erl.). 123–124 physiognomischen Reisen, von Musäus] Johann Karl August Musäus, Physiognomische Reisen. Voran ein physiognomisch Tagebuch (4 Bde., Altenburg 1778/79).
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128–129 Amans du fauxbourg Saint-Marceau 〈...〉 1801] Louis-Franc¸ois Archambault, genannt Dorvigny, Les Amans du Faubourg Saint-Marceau, ou Aventures de Madelon Friquet et de Colin Tampon (4 Bde., Paris 1801). 129 Schelmufsky] Christian Reuters im Arnim-Brentano-Kreis beliebter Schelmenroman Schelmuffskys Warhafftige Curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande (1696, erweiterte Fassung 1696/97). Vgl. zu Nr. 743,15–17. 130–134 Acheron und Antiacheron 〈...〉 Kriegsrath Scheffner] Nachdem der dänische Rittmeister Hermann von Eelking 1795 die gereimte Weltanschauungsdichtung Acheron anonym veröffentlicht hatte, war 1799 mit Beteiligung Johann George Scheffners ebenfalls anonym in Königsberg das Buch Acheron und Anti-Acheron erschienen. Acheron stammte wie bisher von Eelking, Anti-Acheron von Scheffner. Die Originalität der Ausgabe besteht darin, daß Acheron auf den linken Buchseiten gedruckt ist, Anti-Acheron gegenüber auf den rechten, wobei der pessimistischen Weltsicht des Acheron die optimistische des Anti-Acheron entgegengesetzt wird. Dieser Kontrastierung liegt die Voraussetzung zugrunde, daß der Fluß der Unterwelt, den die Seelen der Toten zufolge der griechischen Mythologie auf dem Nachen des Charon überqueren, zwei Ufer hat und der Leser sich für eines der beiden, aber auch für eine wechselnde oder vermittelnde Position oder für gar keine entscheiden könne. Die Prämisse ist im Prolog an den Acheronsleser ausgeführt:
D i e We l t i m Tr a u m , d i e We l t i m Wa c h e n . Freund Leser, schau das Zwillingspärchen an, Und hast du Grund und Lust sie beyde zu verlachen, So wag’s, den Drilling selbst zu machen In dem man wachend träumen kann: Jetzt aber laß dich nur bedeuten, Es hab’ so gut, wie Deutschlands Rhein, Der Unterweltstrom auch zwo Seiten. O b s l i n k s – o b s r e c h t s wird besser seyn, Darüber hört man zwar am Rhein, Am Donaustrom – vielleicht gar an der Neva streiten, Doch die Sentenz gebührt allein Den Emigranten künftger Zeiten; I c h l a s s m i c h d r u m in keine Scrupel ein Und stell’s probatbelehrtern Zeiten Anheim: Nur, Leser, fehlt es dir an Apathie 970
Zu Nr. *553
Es abzuwarten, dann ließ – P a r o d i e Und A c h e r o n zugleich und zieh Nach eigner Wahl auf eine der zwo Seiten; Wo nicht, so magst du selbst ein Kähnchen dir bereiten Zu fahren hin und her, so wie das Wasser geht: Doch wenn dein Genius den Stromdienst nicht versteht, Und über dich und deinen Nachen Die Leut’ am Ufer spöttisch lachen, So rath ich, ja kein saur Gesicht zu machen Nein, lieber herzlich mit dem H e r r n v o l k – mit zu lachen. (Unpag.)
552.E An Clemens Brentano nach Heidelberg Königsberg, 5. Juli 1807, Sonntag DV: H. B: −. H: Vgl. AIII.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 552.
*553. An Andreas Christian Friedrich Wilke in Berlin Königsberg, vmtl. zwischen 10. Juli und Ende August 1807 B: −. A: Nr. *554. Datierung: Terminus post quem aufgrund des Tilsiter Friedens (7./9. Juli) – vorher werden keine Geldgeschäfte zwischen Berlin und Königsberg möglich gewesen sein. Terminus ante quem aufgrund des am 10. September geschriebenen (zitierten) Teils von Arnims Brief an den Bruder.
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Zu Nr. *554
*554. Von Andreas Christian Friedrich Wilke nach Königsberg Berlin, vmtl. zwischen 10. Juli und Ende August 1807 B: Nr. *553. A: −. Datierung: Analog Nr. *553.
*555. An Friedrich Ludwig August Wißmann in Kopenhagen Königsberg, vmtl. zweites oder letztes Drittel Juli 1807 B: −. A: Nr. 561. Datierung: Terminus post quem aufgrund des Tilsiter Friedens (7./9. Juli), nach dem Arnim Wißmann über dessen Hauswesen benachrichtigt haben wird. Terminus ante quem aufgrund der Antwort Wißmanns, er habe seit dem 26. Juli keine Nachricht.
556.
Von Bettina Brentano nach Königsberg Kassel, 13. Juli 1807, Montag
DV: H. B: Nr. 547. A: Nr. 559. H: FDH 7396. – 1 Dbl. ca. 248 x 202 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Zerknittert, fleckig. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 160. Besonderheiten: Bettina geht in dem Brief großzügig mit Zeitangaben um. Sie war nicht vor 8 Wochen in Berlin, sondern vor zwölf, und nicht schon ein ganz halb Jahr in Kassel, sondern seit Ende Februar. D1: Steig 1913, S. 56–58. D2: Kat. Henrici 149, S. 18 (Nr. 78); TD (kurzer Auszug). D3: Müller 1961, S. 149f. D4: Betz/Straub 1986, S. 99–101 (Nr. B12). D5: BvA/WuB IV, S. 47–49 (Nr. 16). D6: DjBe Nr. 261.
972
Zu Nr. 556
Varianten 5 und] danach gestr. Ihre 11 In] davor gestr. Schon 22 ist] aus im 22 wohl] alR eing. 22 Auch] A aus 〈x〉 46 ehrend] danach gestr. was 49 löst,] danach gestr. und
Erläuterungen 9 In Berlin war ich vor 8 Wochen] Schwager Johann Carl Jordis hatte seine Frau Lulu und deren Schwestern Meline und Bettina von Kassel auf eine Geschäftsreise nach Berlin mitgenommen, wo sie sich einige Tage aufhielten. Am 16. April sahen sie im Berliner Nationaltheater das Singspiel Vor den Fenstern von Nicolas Isouard und Zwei Worte, oder die Herberge im Walde von Nicolas-Marie Dalayrac. (Vgl. Bettina an Brentano, vmtl. 9. Mai 1807; DjBe Nr. 241 und Erl.) Am 23. April trafen sie, aus der preußischen Hauptstadt kommend, in Weimar ein. Diesen Angaben zufolge und da die Kutsche von Kassel nach Berlin bzw. von Berlin nach Weimar jeweils etwa vier Tage unterwegs gewesen sein dürfte, werden die Reisenden um den 10. April von Kassel abgefahren und etwa vom 13. bis 20. April in Berlin gewesen sein. 10 Ihrer Wohnung] Das Haus der Großmutter Caroline von Labes: Quarre´ (seit 1814 Pariser Platz) Nr. 4. 11–12 In Weimar 〈...〉 in Göthes Antliz] Am 23. April. Vgl. vor allem Bettinas Briefe an die Schwester Meline, den Bruder Clemens und den Schwager Savigny von Mai/Juni 1807 (DjBe Nr. *237, 241, 261). 19 das Mädgen] Auguste Schwinck. 36 in Hessen Cassel] Vgl. Nr. 533,2 und Erl. 37 mahle 〈...〉 in Oel] Vgl. Nr. 533,20–21 und Erl. sowie Nr. 557,211–213. 38–40 Clemens 〈...〉 Reiße nach Holand 〈...〉 gemacht hat] Am 12. Mai 1807 hatte Brentano noch aus Frankfurt an Görres geschrieben, Bettina sei in Kassel und er gehe also auch hin (FBA XXXI, S. 599,7–8). Bald danach änderte er jedoch seinen Reiseplan (vgl. an Arnim, Mitte Juli 1807; Nr. 557,146–148). Zufolge einem etwa gleichzeitigen Brief an Görres war Brentano vier Wochen in Holland und drei Wochen in Koblenz (FBA XXXI, S. 610,27; datiert: Mitte-Ende Juli). War er, wie Bettina am 13. Juli schreibt, eben von einer Reiße nach Holand zurück, wird er sich zwischen zweitem Junidrittel und zweitem Julidrittel dort aufgehaltn haben. 47–49 einen Ring von ihm 〈...〉 oder bindet] Vgl. Bettina an Clemens, 6. Juni 1807: eine Figur, nicht größer als der dritte Teil einer Stecknadel
und auch nicht dicker, welche halb nackt ihre Haare auf dem Kopf 973
Zu Nr. 556
bindet, ist in einen blauen Stein geschnitten
(DjBe Nr. 250). Vgl. auch Clemens an Arnim, Mitte Juli 1807 (Nr. 557,159–160). Bettina schenkte den Ring nach Goethes Tod dem Fürsten Hermann von Pückler-Muskau, der ihn später an Irene Prokesch von Osten weitergab.
557.
Von Clemens Brentano nach Königsberg Frankfurt, Mitte Juli 1807, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 543. A: Nr. 560. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 199r–204v. – 3 Dbl. je ca. 227 x 191 mm; 1r–6v 12 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 521, aoRr: Juli 1807. 199 2r aoRr: 200 3r aoRl: 521 z. Juli 1807., aoRr: 201 4r aoRr: 202 5r aoRr: 521 z. Juli 1807., aoRm (rot): 23, aoRr: 203 6r aoRm: 204. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 69. Datierung: Aufgrund von Brentanos Mitteilung mitten im Brief (Z. 158–159), Bettina sei eben angekommen. In ihrem Brief an Arnim vom 13. Juli aus Kassel hatte sie geschrieben, sie gehe in einer halben Stunde nach Frankfurt (Nr. 556,37–38). Die Reise nach Frankfurt wird zwei Tage gedauert haben (so lange waren Mitte 1807 Briefe zwischen beiden Städten unterwegs; vgl. Datierung von DjBe Nr. *230), und folglich wird Bettina am 15. Juli angekommen sein. Brentano schrieb seinen langen Brief allerdings nicht an einem Tag. Er wird ihn früher begonnen und später beendet haben; seine weiteren Mitteilungen über Bettina beziehen sich auch auf Aktivitäten nach ihrem Ankunftstag. Der Brief wird daher auf Mitte Juli datiert. D1: Steig 1894, S. 215–219; TD; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 70 (Nr. 171); TD (kurzer Auszug). D3: FBA XXXI, S. 601–610; datiert: 14. Juli 1807. D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 445–453; datiert: 14. Juli 1807.
Varianten 6
Sie Sie] beide S aus s 6 Blumen] l aus e 7 sein] danach gestr. 〈ich〉 9 1806] 8 aus 7 12 Schloßgarten] danach gestr. 〈xx〉 14 wir] w aus 〈d〉 14 sehn] üdZ eing 15 schon] on aus 〈xx〉 17 Zu] Z aus z 19 Frau,] danach gestr. d 20 auf] danach gestr. 974
Zu Nr. 557
ei〈ner〉 21 Schiff] danach gestr. ner 21 einst] üdZ eing 23 herzlich] danach gestr. , 23 wegen] danach gestr. der 35 lag, wo] danach gestr. Sophie 39 wären!] ! aus ? 40 gieng] danach gestr. , 41 ich war] danach gestr. blieb zurück 43 war] danach gestr. 〈g〉 49 so] aus 〈xx〉 51 und] danach gestr. st 53 herrlichen] danach 54 das] s aus 〈x〉 61 entblößt] danach gestr. l gestr. 〈Nach〉 71 Brust,] danach gestr. s〈xx〉 71 Frau,] danach gestr. s〈a〉 86 noch] üdZ 89 Doctor] üdZ eing. 92 wehe] danach gestr. so 92 so ist es] üdZ eing. 97 starb] s aus S 103 Tag] danach gestr. 〈b〉〈xx〉 107 auch] üdZ eing. 107–108 Ufer. Daß] aus Ufer, daß 119 Görres] danach gestr. , 120 die] danach gestr. Ku〈xxx〉 121 das] danach 124 Herr,] danach gestr. warum 124 an] a aus 〈u〉 gestr. Gott〈xxx〉 131 Briefschaften und] danach gestr. M〈anus〉 132 freudigem] m aus n 132 schwerem] s aus S 133 ein] üdZ eing. 134 Liebe] danach 144 Lulu,] danach gestr. der 160 Weib] danach gestr. , gestr. So 160 verschleiert,] danach gestr. am Finger, 161 ein] danach gestr. Ge 165 öfnet und senkt o] über gestr. 〈xxx〉, eing. 166 sie] üdZ 167 O] aus 〈Ach〉 167 hätte] tte aus 〈xxx〉 167 ich] üdZ eing. 167 und] über gestr. ich 171 stets] über gestr. 〈x〉 〈sehr〉 177 ach] danach 179 eine] danach gestr. n 179 der] danach gestr. geli gestr. 〈hie〉 186 wünsche] aus gewünscht 187 schnell] üdZ eing. 197 Gemüth] 201 wird.] danach gestr. 〈xxx〉 203 das] as aus 〈er〉 G aus g 207 um] über gestr. für 208 soll,] danach gestr. 〈xxx〉 212 roh] r aus f 215 den] danach gestr. 〈xxx〉 〈Helden〉 215 Genius,] danach gestr. 〈in mir〉 215 ist,] danach gestr. 〈in mir〉 215 und] danach gestr. suchen ihn 218 so] danach gestr. viel 224 ißt.] danach gestr. 〈sie〉 224 Dieses] Di aus 〈xx〉 227 deswegen] üdZ 228 recht] re aus 〈ni〉 229 fragte] g aus 〈ch〉 232 ist,] danach gestr. und 232 er] üdZ eing. 235 der] d aus g 237 sterbende] s aus S 239 Um] U aus D 243 Sie] S aus s 248 rusige] ru aus 〈xx〉 249 bewustlos] danach 251 groser] üdZ eing. 251 Gefangen] G aus 〈z〉 gestr. 〈he〉 252 zerschmettert] z aus g 255 spricht] über gestr. legt 256–257 unermeßlich.] . aus , 257 ich] danach gestr. 〈bin〉 Erläuterungen 3 fünfmahl geschrieben] Vgl. Datierung von Nr. *521. 4–6 Sophie 〈...〉 Kind 〈...〉 Sie tödete] Sophie Brentano war am 31. Oktober 1806 in Heidelberg morgens 1 Uhr »in der Geburt eines mit ihr sterbenden Kindes« (Schellberg/Fuchs 1942, S. 56) gestorben.
975
Zu Nr. 557
12–13 im Schloßgarten 〈...〉 Linden durch Gatterer abgehauen] Der Heidelberger Schloßgarten war verwildert und der Heidelberger Oberforstrat Christoph Wilhelm Jakob Gatterer mit der Renovierung beauftragt. Vgl. Brentano an Savigny, vmtl. 4. März 1805 (DjBr Nr. 1047). 18–19 Besuch die alte Lassaulx 〈...〉 Görres mit seiner Frau] Joseph Görres war am 29. Oktober 1806 mit seiner Frau Katharina und deren Mutter Maria Christine Clementine de Lassaulx per Schiff von Koblenz in Heidelberg eingetroffen. Er wollte schon seit Anfang 1805 in Süddeutschland lehren und hatte am 7. September 1806 an den Senat der Heidelberger Universität ein Gesuch gerichtet, Vorlesungen über das Verhältnis von Philosophie und Physiologie halten zu dürfen, das sofort befürwortet wurde. Vgl. Brentano an Savigny, vmtl. erstes Drittel (ab 2.) November 1806 (DjBr Nr. 1343). 20 der mir einmal so wüthend ins Aug geschlagen] Vmtl. während des gemeinsamen Besuchs des Koblenzer Jesuitengymnasiums von Herbst 1787 bis etwa September 1790. 20–22 auf demselben Schiff 〈...〉 auf welchem wir einst mit Sophien gefahren] Erinnerung an die Rheinreise Arnims und Brentanos mit dessen Frau nach Abschluß des ersten Wunderhorn-Bandes von etwa Mitte bis 20. September 1805. Vgl. Brentano an Arnim, 7. September 1805 (WAA XXXII, Nr. 389,9–22 und Erl.). 27–28 die dritte neue Wiege] Die beiden ersten Kinder Clemens und Sophie Brentanos waren bereits nach wenigen Wochen gestorben: J o a c h i m A r i e l Tyll am 19./20. Juni 1804, J o a c h i m e Elisabetha Claudia Carolina Johanna am 17. Juni 1805. 30 dein Bild] Das von Peter Eduard Ströhling in London gemalte Porträt, das Arnim mit seinem Brief vom 12. August 1804 Brentano als Geschenk geschickt hatte. Vgl. WAA XXXI, Nr. 344,5–16 und Erl. 49 Damon] Pythagoreer in Syrakus, berühmt geworden durch seine Freundschaft mit Phintias, für den er sich bei dem Tyrannen Dionysos mit seinem Leben verbürgte. 70 der Herr steht auf deiner Zinne] Nach Mt 4,5: Da führte ihn 〈Jesus〉
der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels. 86 Tiecks Stock] Ludwig Tieck hatte Brentano während ihres gemeinsamen Weimar-Aufenthalts im Sommer 1803 seinen Spazierstock geschenkt. Vgl. Brentano an Bettine im Frühlingskranz: Der Dichter T i e c k 〈...〉 hat mir
seinen Dornenstock den ihm H a r d e n b e r g ( N o v a l i s ) geschnitten, geschenkt (BvA/WaB I, S. 267). Sowie Brentano an Tieck, 22. April 1804: ich gehe einsam an ihrem Stöckchen durch die Welt, an ihrem lieben 976
Zu Nr. 557
Stock, waß ich den Stock liebe, ihr Marseiller Marsch, o Stock o Stock o Vaterland, hat für mich durch ihn eine andere Bedeutung erhalten (DjBr Nr. 966). 105 Docktor Schloßer, den Bruder von dem Göttinger] Friedrich, der Bruder von Christian Schlosser. 111 Göthens Fischer der hinab sinckt] Anspielung auf das Gedicht Der Fischer, Schlußverse: Halb zog sie ihn halb sank er hin, / Und ward nicht mehr gesehn. (Goethe/MA II/1, S. 42.) 116 Magd] Franziska (Fränz) Breitenstein. 119–121 wenn ich mein Brod 〈...〉 ihr himmlischen Mächte] Nach dem Lied des Harfners in Wilhelm Meisters Lehrjahren (erste Strophe): Wer nie
sein Brod mit Thränen aß, / Wer nie die kummervollen Nächte / Auf seinem Bette weinend saß, / Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. (WA I, Bd. 21, S. 217.) 135–136 Briefe von Hauß 〈...〉 von Betinen voll tödendem Trost] Nicht bekannt. Vgl. Bettina an Savigny, etwa 23. Januar 1807: Der arme Clemens hockt in Heidelberg und – bewegt sich nicht, schreibt von Zeit zu Zeit muthlose Briefe an mich, die ich mit wahrhaften Trostgründen aus der h. Schrift beantworte (DjBe Nr. 226). 137 Huldas Vater schrieb ich zweimahl] Die Briefe an Friedrich Ernst Carl Mereau sind nicht bekannt.
140–141 144–146
ich schrieb ihr] Der Brief ist nicht bekannt. da ich ankam war sie 〈...〉 nach Cassel 〈...〉 politischen Leichnam Hessen] Brentano kam am 1. Mai in Frankfurt an, wie Meline unter
diesem Datum an Savigny berichtete (Schellberg/Fuchs 1939, S. 367). Bettina war bereits am 23. Februar mit Schwester Lulu und Schwager Jordis nach Kassel gereist. Vgl. zu Nr. 533,2.
146–148 Georg 〈...〉 nach Amsterdam 〈...〉 Holland 〈...〉 in 14 Tagen] Vgl. Nr. 556,38–40 und Erl. 149–151 die Grassini 〈...〉 deinetwegen] Arnim hatte sich im Frühjahr 1804 in London in die italienische Sängerin Giuseppina Grassini verliebt. Vgl. WAA XXXI, Nr. 336.K1,84–87 und Erl. 150 Canal] Eine Gracht Amsterdams. 152–155 reiste Bettine 〈...〉 Göthe 〈...〉 Ring an den Finger] Vgl. Nr. 556,47–49 und Erl. 155 gedachte unsrer Mutter] Der junge Goethe war Anfang der siebziger Jahre des 18. Jhs. in Maximiliane Brentano verliebt gewesen. 158 sie hat auch einen] Nr. 547.
977
Zu Nr. 557
165 ein Genius] »nach der Anschauung der italischen Völker ein Leben erzeugendes und erhaltendes höheres Wesen, das bei Erzeugung und Geburt des einzelnen Menschen mitwirkt, sein Wesen bestimmt, ihn als S c h u t z g e i s t durchs Leben begleitet und noch nach dem Tode in den Laren fortlebt« (MGKL VII, S. 569). In der Kunst meist geflügelt dargestellt. 176 Auguste] Schwinck. 178–179 Zimmer 〈...〉 geschrieben 〈...〉 Tochter eines Predigers Bender von Rohrbach] Der Brief ist nicht bekannt. Zimmer heiratete am 19. Juli 1807 Maria Charlotte Bender aus Rohrbach bei Heidelberg. 181–183 Görres 〈...〉 Buch über die Volksbücher 〈...〉 hineingeschoßen] Vgl. Nr. 588,9–23 und Erl. 188 wiegen] Wertend abschätzen. (Vgl. DWb XXIX, Sp. 1534f.) 189–190 er hat ihr erlaubt 〈...〉 zu schreiben] Eine wesentliche Anregung für Bettinas fiktionalisiertes Erfolgsbuch Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde (1835). 191 die Heimonskinder] Das Volksbuch von den vier Heymonskindern (1604). 192 der Genius mit dem Dichter im Hans Sachs spricht] In Goethes Gedicht Erklärung eines alten Holzschnittes vorstellend Hans Sachsens poetische Sendung (1776). 200 wegen der Pension für Hulda] Wegen der Kosten für die Unterbringung der Stieftochter im Heidelberger Mädchenpensionat Karoline Rudolphis. 201–203 Sophien ein Denkmal 〈...〉 vor dem Mannheimer Thor] Sophie Brentano wurde auf dem Heidelberger St.-Anna-Kirchhof beerdigt, der vor dem in die Rheinebene und nach Mannheim gerichteten Stadttor lag. Ein Denkmal wurde nicht errichtet, der Kirchhof 1845 geschlossen und später aufgelöst. 207 Schicksals Helden] Prinz Louis Ferdinand von Preußen, dessen Tod am 10. Oktober 1806 in einem Gefecht bei Saalfeld Arnim am 27. März 1807 an Bettina berichtet hatte (Nr. 534,70–71). 207 Politischen Kadaver] Preußen nach dem Tilsiter Frieden. 211–213 Sie ist 〈...〉 bei den Mahlern gehockt 〈...〉 mahlt 〈...〉 in Oehl.] Vgl. Nr. 533,20–21 und Erl. 213–214 Einen armen 〈...〉 nach Paris geschickt.] Nicht identifiziert. 218 Schreibebuch] Nicht überliefert. 220–222 Maihn Sohn 〈...〉 außem Karlsbad hihngehn] Goethe war seit 28. Mai zum Badeaufenthalt in Karlsbad und reiste am 7. September zurück nach Weimar. Im letzten Julidrittel schrieb er an seine Frau Christiane: Nach
Wien habe ich wiederholt Einladungen. Graf Purgstall, ein alter Bekannter von Jena und aus der Schweiz her, hat mir sein Haus offerirt, 978
Zu Nr. 557
da er sich den Sommer auf dem Lande aufhält, und was dergleichen Anträge mehr sind. Ich lasse mich aber dadurch nicht reizen, weil ich alles, was die Cur gut gemacht hat, durch einen solchen Spaß wieder verderben könnte. (WA IV, Bd. 19, S. 373.) Zu Aufträgen von Franz II. ist nichts bekannt. 222–223 ich habem ja Spahwasser 〈...〉 geschickt] In Karlsbad war Goethe geraten worden, Wasser aus dem belgischen Badeort Spa zu trinken, wenn er nach Hause komme, und in einem nicht überlieferten Brief bat er seine Mutter, ihm eine Kiste schicken zu lassen. (Vgl. Goethe an seine Frau Christiane, 24. Juni 1807; WA IV, Bd. 19, S. 353f.) Daraufhin schrieb sie am 9. Juli an Christiane:
Mit dem heutigen dato ist Fuhrmann Valentin Fräbel von Schmalkalden mit 50 Bouteillien Spaawasser nach Weimar abgegangen 〈...〉 Gott seegne das Carls baad und das Spaawasser! (Köster 1904, Bd. II, S. 161.) 225–226 Savigny 〈...〉 in Wien 〈...〉 bei Brentano Cimaroli.] Savigny war Ende 1806 mit seiner Frau Gunda und der Tochter Bettina von München nach Wien gereist, das er erst im August 1807 wieder Richtung München und Frankfurt verließ. Sie wohnten im Handelshaus Brentano-Cimaroli. Die Familie entstammte wie die Frankfurter Brentanos einem lombardischen Adelsgeschlecht aus dem Gebiet des Comer Sees. 226–227 Christian Schlosser 〈...〉 so sehr gelobt] Vgl. Arnim an Brentano aus Göttingen, vmtl. Anfang–8. September 1806 (WAA XXXII, Nr. 479,60–66). 231 Jakobi] Friedrich Heinrich Jacobi. 231 Jakob] Der alttestamentliche Patriarch Jakob, der sich von seinem Zwillingsbruder Esau das Erstgeburtsrecht erschlich (1. Mo 26 und 27). 233–234 Preusischer Fahnenjunker 〈...〉 bei Halle an der Saale] Bei der Einnahme Halles durch die Franzosen am 17. Oktober 1806 wollte das Regiment Treskow, von Rothenburg kommend, in die Stadt gelangen. Die Franzosen hatten jedoch die Kröllwitzer Brücke bei Giebichenstein besetzt und attackierten das preußische Regiment von den Felsen aus. Nachdem viele versucht hatten, durch die Saale zu fliehen, und ertrunken waren, ergab sich das Regiment. Ein
Fahnenjunker, v. Kleist, der sich und seine Fahne nicht in den Händen des Feindes sehen wollte, zog den Tod der Schande vor, wickelte die Fahne um den Leib, und stürzte sich in die Saale. (Anonym [vmtl. August Hermann Niemeyer], Halle im October 1806. Magdeburg 1808, unpag.) 234–235 im Lied von dir, der Fahnenjunker] In dem Lied Der Fähndrich im ersten Band des Wunderhorns. Der Titelheld wird erschossen, weil er ein Mädchen entehrt hat. Da bisher nicht erkannt war, daß Brentano mit der Fahnenjunker das Lied Der Fähndrich gemeint hat, blieb auch unklar, wer es bearbeitete. Doch vermutete bereits Rölleke aufgrund eines Details, es »könnte auf Arnim als Bearbeiter deuten« (FBA IX/1, S. 609).
979
Zu Nr. 557
236 den Vogel nicht krächsen zu hören] Den Todesvogel, der Leichen fleddert. 237 wie Schiller die Sterbende Johanna mit Fahnen bedeckt] In Schillers Jungfrau von Orleans, Schluß: Auf einen leisen Wink des Königs
werden alle Fahnen sanft auf sie niedergelassen, daß sie ganz davon bedeckt wird. (SNA IX, S. 315.) 244 Gemeinheit] Drückt eigentlich den Begriff der Menge aus, aber mit mancherley Einschränkungen und Nebenbegriffen, vor allem mit dem Nebenbegriffe des Mittelmäßigen oder Schlechten (Adelung 1793–1801, Bd. II, Sp. 548). 262 die Spinnerin und die Weberin] Anspielung auf Arnims Gedicht Die Spinnerin und der Weber, das dieser seinem Brief an Brentano von etwa 20.–26. Januar 1806 für dessen Frau beigelegt hatte und in dem sie mit der Spinnerin, Brentano mit dem Weber gemeint ist. (Vgl. WAA XXXII, Nr. 420 und Nr. AII.22.) 263–264 daß Gott 〈...〉 drei sind eins] Anspielung auf 1. Joh 5,7–8: Drei
sind, die da zeugen im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist; und diese drei sind eins. 265 nicht das Gold, nur der Schmidt] Vorausgesetzt ist: Goldschmied. 266 der Genius des Schmiedes] Vgl. zu Z. 165.
558.
Von Louise Reichardt nach Königsberg Giebichenstein, 28. Juli 1807, Dienstag
DV: H. B: Nr. *548. A: −. H: FDH 7654. – 1 Dbl. ca. 192 x 114 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x quer gefaltet. − WZ: J HONIG. Fremdeinträge: 2v auRm: 7654. Besonderheiten: Vgl. zu Nr. *548. D1: Moering 1990, S. 253f. (Nr. 21).
Varianten 5 beständig*] änd aus 〈xxx〉 24 verkürzt] t aus en 24
7
Sie]
den] aus die 12 davor gestr. helfen
980
musten] u
aus
ü
Zu Nr. 558
Erläuterungen 3 Entfernten] Johann Friedrich Reichardt. 7–8 schrecklichen Frieden 〈...〉 Bedingungen] Vgl. zu Nr. 552,12–13. 9 von unsrer 〈...〉 Heimath entfernt] Halle und Giebichenstein, vormals preußisch, wurden dem neuen Königreich Westphalen zugeschlagen, weshalb Reichardt seine Anstellung als preußischer Kapellmeister verlor und sich eine neue suchen mußte. 14–15 Steffens 〈...〉 Sorgen] Vgl. zu Nr. 536,12. 15 Schleiermacher 〈...〉 in Berlin u liest dort] Nach der Schließung der halleschen Universität durch Napoleon orientierten sich einige ihrer Professoren nach Berlin. Schleiermacher hielt Vorlesungen über Geschichte der Philosophie und predigte an der Dreifaltigkeitskirche. Seit dem 19. September 1807 war er »für die künftige Berliner Universität halb und halb berufen«, jedoch wurde ihm nicht »die Verantwortung für die Gesamtentwürfe der geplanten Neugründung übertragen« (Nowak 2001, S. 181). 16–17 Wolff ist in Berlin 〈...〉 seine Tochter anvertraut] Der hallesche Altphilologe Friedrich August Wolf war seit Mai 1807 in Berlin, da er in Halle seine Professur nicht wahrnehmen konnte. Er gehörte einer Kommission an, die nach der Schließung der halleschen Universität über eine Vereinigung der Berliner wissenschaftlichen Institute zu einer neuen Landesuniversität beriet. Als Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften hielt er an ihr seit Juni Vorlesungen. (Vgl. Reiter 1935, Bd. II, S. 3f. und Erl. dazu in Bd. III.) Seine Tochter Wilhelmine wohnte seit Wolfs Abreise bei Reichardts in Giebichenstein. (Vgl. Kassel 1990, S. 1, 12, 88.) 18 Redtels Braut] Maria Helene Püttmann, die Verlobte von Arnims Schulund Universitätsfreund Carl Friedrich von Redtel, war im März 1807 von Berlin nach Giebichenstein gekommen. (Vgl. Düntzer 1856, S. 17.) 20 jüngern Schwestern] Wilhelmine Juliane, Johanna und Friederike Reichardt. 21–22 recht schönes Choor] Vgl. Louise Reichardts Mitteilung an ihren nach Danzig geflohenen Vater vom 3. März 1807: Es wird mir wider alle Erwartung gelingen mir 〈...〉 einen kleinen Musikalischen Zirkel zubilden 〈...〉 Ich habe hier ein Häuflein allerliebster Mädchen zusammen ge-
trieben, wovon jeden Morgen zwey zu mir kommen u den Dienstag Nachmittag alle u noch einige reine Bass u Tenorstimmen die ich unter unsern Bekanten gefunden die zusammen schon ein recht hübsches Chor formieren (Moering 2006, Bd. I und II je S. 15). 981
Zu Nr. 558
26 Ihr hübsches Lied] Nicht identifiziert, von Arnim mit dem Bezugsbrief geschickt. Zu Louise Reichardts Kompositionen Arnimscher und WunderhornGedichte vgl.: Moering 1990, S. 222–226; Moering 2006, Bd. I, Nr. 5, 6, 10, 11, 13, 14, 21, 22; Bd. II, Nr. 1, 4, 5, 8, 9, 10, 12, 13, 14, 21, 22. 32–36 an Redtel 〈...〉 ein paar Briefe 〈...〉 von weiblicher Hand] Die vmtl. zwischen Anfang November 1806 und Ende Januar 1807 geschriebenen, nicht überlieferten Briefe stammten von Bettina (WAA XXXII, Nr. *502, *503), wie aus einem Brief Louise Reichardts an ihren Vater vom 3. März 1807 hervorgeht (zitiert zu Nr. *502). Arnim wird sie nicht erhalten haben. 39–45 Laute 〈...〉 Sayten 〈...〉 zu verschaffen] Louise Reichardt erhielt die Saiten erst Anfang März 1808 durch Bettina. Vgl. Nr. 691,83–84. 39 unsrer Rückehr] Aus Berlin, wohin Louise Reichardt mit Familienangehörigen geflüchtet war, nachdem französische Truppen im Oktober 1806 Halle besetzt und Giebichenstein geplündert hatten. 41–42 meine Tante in Königsberg] Johann Friedrich Reichardt hatte zwei Königsberger Schwestern, die als Lautenspielerinnen bekannt waren: Maria, verh. Leo, und Sophie, in zweiter Ehe verh. Bock. 45 Minna] Wilhelmine Wolf.
559.
An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, Ende Juli–6. August 1807, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 533, 556. A: Nr. 565. H: FDH 7235 + FDH 7236. – 2 Dbl. (I, II) je ca. 235 x 193 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 105 x 128 mm. – Grau, fleckig. − WZ: Jeweils PIETER DE VRIES & COMP. Fremdeinträge: 1r aoRl: 161 2v auRr: 7235 3r aoRl: 162 4v auRr: 7236 Kur spätere Notiz Bettinas: Königsberg 6 August 1807. Besonderheiten: Vgl. Meline Brentano an Savigny, 26. August 1807: Am Sonntag 〈23. August〉 wurde Bettine krank, sie bekam heftige Krämpfe
und liegt seytdem zu Bett. Jezt ist sie wieder viel besser sie wird wohl Morgen aufstehen. Diese 3 Tage brachte ich natürlich an ihrem Bett zu; ihr könnt leicht denken, daß mich das nicht sehr froh machte. Ihre Krämpfe kamen zum Ausbrug durch einen Brief von Arnim. Ich weiß nicht warum sie dieser Brief so reizte, denn ich las ihn, und nur ein wenig feuriger als seine vorhergehende. Bettine ist sehr krittlich, ja sogar entsezlich aprehensiv, wenn sie krank ist; dies erschwert ihre Bedienung sehr. (H: SPK/NS 104/16.) 982
Zu Nr. 559
Postzeichen: 2 Portozeichen. Datierung: Arnim schrieb den ersten, undatierten Briefteil (Dbl. I) einen Tag nach Erhalt des Bezugsbriefes vom 13. Juli, wartete jedoch mit dem Abschicken, da ihm noch unklar war, wann und wohin er von Königsberg reisen würde. Die (vorläufige) Entscheidung teilte er Bettina im zweiten, vom 6. August datierten Briefteil (Dbl. II) mit. Demnach war sie am vorangehenden Sonntag (2. August) gefallen. Arnim wird den vom 13. Juli datierten Brief Bettinas einige Tage zuvor erhalten und zu beantworten begonnen haben: Ende Juli. D1: Steig 1913, S. 58–60; erster Briefteil nicht datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 101–105 (Nr. A17); erster Briefteil datiert Juli 1807. D3: DjBe Nr. 264.
Varianten 11 habe ich immer wieder gelesen] üdZ eing. 12 das] d aus w 66–67 Fortschrit] üdZ eing. 77 was] danach gestr. die 79 alle] aus diese 91 sich] eing. 103–104 bis sie 〈...〉 bey Licht,] idZ eing. danach gestr. die 105 aus Ihnen] üdZ eing. 108 noch] aus und 110 Weimar ist von Halle nur eine Tagreise] üdZ eing. 111–112 bey Halle im Saalkreise] üdZ
Erläuterungen 1–2 Welch ein heisser Sommer 〈...〉 zu viertheilen] Anspielung auf dem Tilsiter Frieden vom 7. und 9. Juli, der Preußen zerstückelte. Vgl. zu Nr. 552,12–13. 13 Donnerkeile] »Waffen und Werkzeuge der Steinzeit, deren Zweck und Bedeutung unverständlich war, und denen der Aberglaube einen übernatürlichen Ursprung und außerordentliche Eigenschaften zuschrieb« (MGKL V, S. 118). 24–25 heute 〈...〉 zu ihr 〈...〉 sich einzuschreiben] Ein nur von Auguste Schwinck unterzeichneter Eintrag ist in Arnims Stammbuch nicht überliefert. Sie scheint sich nicht heute eingetragen zu haben – und Arnim berichtet auch nicht, daß sie das getan hat –, sondern erst vmtl. am 5. August mit Familienangehörigen und Freunden (vgl. Nr. AI.73), als der Geburtstag ihrer Mutter gefeiert wurde und Arnim einen Tag später mit Reichardt von Königsberg abreisen wollte, wie aus dem zweiten Briefteil hervorgeht. 29 meinen Blumengarten] Vgl. Nr. 543,71–81.
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Zu Nr. 559
Locken 〈...〉 zu mir herwallen] Vgl. Nr. 556,32–35. Ich kehre mit einem Einschnit 〈...〉 Lalenburger 〈...〉 Glocke versenkt.] Im 39. Kapitel des Lalebuchs (1597), von einem anderen, ebenfalls unbekannten Verfasser 1798 unter dem Titel Die Schiltbürger umgearbeitet 34–35 36–38
(vgl. zu Nr. 767,30), wird erzählt, wie die Laleburger ihre Kirchenglocke im See versenken, um sie vor einem drohenden Krieg vor dem Feind zu schützen. Um die Stelle zu markieren, schnitzen sie dem Schiff dort, wo sie die Glocke versenken, eine Kerbe ein. 40 sie hatten recht 〈...〉 zu viel Schicksal darauf gefrachtet] Bezug auf Bettinas zwischen 20. und 24. August 1806 geschriebenen Brief, in dem sie über ihren Zustand nach dem Freitod der Günderrode mitgeteilt hatte: ein
augenblicklich Verlangen hat ich damals, eine Sehnsucht nach einem Haven (einem Herzen) worinn ich mit Sicherheit all meine Gedanken mögte landen lassen, ein jeder fände Plaz keiner dürfte den andern verdrängen, die leichte Barke mit wiziger bunter Wimpel fährt schnell dahin und ankert, wo auch das ernste Kriegsschiff mit Muth und Stärcke beladen und mit Schicksal, ich würde alles dort hinsenden und verwahren den jungen Keim der Weisheit, den der lebhafte Sinn nicht aufkommen läst (WAA XXXII, Nr. 476,63–70). 49–50 Ihrem ersten Befehle 〈...〉 sogleich abzuschicken] Vgl. Schluß von Nr. 533. 61–65 einen Singechor 〈...〉 in Geschäften abwesend] Vgl. Nr. 558,16–24. 66–67 von deren Fortschrit mir Clemens so viel schreibt] Vgl. Nr. 557,162–195. 79–80 ein Brief von Clemens] Nr. 557. 95 Mutter] Charlotte Schwinck. 99 Geburtstage von Franz] Franz Brentanos am 17. November 1805; gefeiert in Frankfurt, kurz bevor Arnim zur Rückreise von seinem ersten Heidelberger Aufenthalt nach Berlin aufbrach. 101–105 Und alles lacht von plumpem Schmerz 〈...〉 was er mehr will.] Vgl. Ricklefs 1980, Nr. 1438 (Lesung: plumpem Scherz). 105 zum Schlusse] Des Bezugsbriefes. 117–118 St Lukas führe ihre Reise] Der Evangelist Lukas war der vieljährige Reisegefährte des Apostels Paulus.
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Zu Nr. 560
559.E An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 6. August 1807, Donnerstag DV: H. B: Vgl. Nr. 533, 556. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 565.
Erläuterungen Vgl. Nr. 559. 68–69 Geburtstage – – des Königs] Der Geburtstag Friedrich Wilhelms III., auf den sich die folgenden Verse beziehen, war der 3. August.
560.
An Clemens Brentano in Kassel Königsberg, 3.–21. August 1807, Montag-Dienstag
DV: H. B: Nr. 557. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 223r–230v. – 4 Dbl. (I-IV) je ca. 235 x 193 mm; 1r–8v 16 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: I, III, IV: PIETER DE VRIES & COMP. II: bekrönter Posthornschild, darunter:
PIETER DE VRIES & COMP. Fremdeinträge: 1r aoRl: 523 Z., aoRr: 1807. 2r aoRr: 226 3r aoRl: 523 Z., aoRr: 1807. 227 4r aoRr: 228 5r aoRl: 523 Z., aoRr: 1807. 229 5v Fußnote Steigs zu Siegfried: Apel ist es. 6r aoRr: 230, Steig vor letztem Absatz: 20 August mit der Bussmann verheurathet. danach Bettinens Brief / allso dieser Abschnitt im September. 7r aoRl: 522, aoRm: 223 8r aoRr: 224. Datierung: Nur der zweite Teil des Briefes ist datiert (21. August). Zu Beginn des ersten Teils schreibt Arnim, er sei gestern, als er den Bezugsbrief erhalten habe, in Gemütserregung zu einer lieben Quelle gegangen. Dieser Tag war Sonntag, der 2. August, wie aus Arnims Bericht vom Gang zu der Quelle in seinem am 6. August beendeten Brief an Bettina (Nr. 559,84–89) hervorgeht. Demnach hat Arnim den Brief an Brentano am 3. August begonnen. D1: Steig 1894, S. 219f. (TD); nicht datiert. D2: Burwick 1978, S. 313–317 (TD); datiert: 21. August. D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 453–460 (Nr. 95); datiert: 21. August.
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Zu Nr. 560
Varianten 15 daß] aus 〈in einer〉 15 mich] m aus d 17 da] aus ich 21 hier] h aus 〈d〉 24 die] nach gestr. ich 29 Zumauern] Z aus 〈S〉 37 müssen,] , aus . 37–38 für die ich nur fühlte. – Endlich] üdZ 38 sehen] nachträgl. eing. 40 Ich war] aus 〈xxx〉 47 beyderseitigen] danach gestr. Adjudanten 47 Sekundanten] S aus 〈x〉 48 erwählt] w aus f 49 mit] m aus d 51 von Friedr*] üdZ eing. 68 leer] le aus vo 69 Quellenleitung] drittes l aus f 70–72 oder noch 〈...〉 gelehnt] üdZ eing. 77–78 errinnere 〈...〉 deine Frau] üdZ eing. 79 bezeichnen] zweites n aus t 80 nichts als] üdZ eing. 85 brauchen] danach gestr. nur 103 die Frau Direcktor] üdZ eing. 105 fast zu] z aus n 112 wehmüthig] weh aus tra 121–122 doch müssen sie erst ausgebildet werden] üdZ eing. 123 Tod] aus Todter 124–126 mich 〈...〉 hinaussteckt] üdZ eing. 128 das Lied] über gestr. es 148 war] w aus s 151 geschah] g aus 〈w〉 156 Guter] G aus g 156 wird,] , aus . 157 Schlechter] S aus s 171 will] ll aus 〈rd〉 188 euch] aus 〈xxx〉 193–194 Heiligenbilder] danach gestr. in 195 sich] s aus d 214 daß] d aus m
Erläuterungen 4 gestern] Vgl. Datierung. 7 Gemeine] Schwesterform von Gemeinde. Vgl. DWb V, Sp. 3220–3229. 11 Mädchen] Auguste Schwinck mit Schwestern und/oder Freundinnen. 28–29 die Mutter des Themistokles 〈...〉 Stein zum Zumauern 〈...〉 hinzutragen] Verwechslung: nicht die Mutter des Themistokles, sondern die des Pausanias. Um seiner Festnahme zu entgehen, hielt Pausanias sich im Heiligtum der Athene in Sparta verborgen, woraufhin man das Dach abdecken und den Tempel zumauern ließ. Die Mutter des Pausanias soll unter den ersten gewesen sein, die einen Stein zur Einmauerung zum Tempel brachten. 38–40 einen deiner Landsleute 〈...〉 sekundiren zu müssen] Vgl. Nr. 562,22–27 sowie Arnims Erinnerung in seinem Brief an Savigny vom 20. Juni 1814, daß er einem Hausfreunde bei Schwincks bey einem Duelle, das er mit einem französischen Offiziere hatte, 〈...〉 mit Uebereinstimmung
der andern Sekundanten Papier statt Kugeln in die Pistolen lud, so daß ihm in keinem Fall Schaden geschehen konnte (Härtl 1982, S. 86). 42–43 seit ich Bredow zerhauen sah] Den halleschen Kommilitonen August Christoph von Bredow vmtl. in einem Duell während des Studiums. Von und zu
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Zu Nr. 560
Bredow sind aus der Studentenzeit ein Brief an Arnim (WAA XXX, Nr. 101) und ein Stammbucheintrag für ihn (ebd., Nr. AI.13) überliefert. 51 Friedr*] Friedrichsburg, Befestigungsanlage bei Königsberg. 57 bey unserm Feinde im Lager] Im französischen Lager vor der Stadt, wie aus Nr. 562,29–31 hervorgeht. 61 Vorschläge zu Denkmählern auf Sophie] Nicht realisiert. Vgl. Nr. 557,201–203 und Erl. 67 Memnonsäule] Memnon war nach der griechischen Sage ein Sohn der Eos (Morgenröte) und des Äthioperkönigs Tithonos; auf Bitten der Eos erhielt er von Zeus die Unsterblichkeit. Diese Sage wurde mit einem kolossalen, zerbrochenen Sitzbild bei Theben, das den König Amenophis III. darstellte, in Verbindung gebracht. Es gab, wenn es von den Strahlen der aufgehenden Sonne getroffen wurde, einen Ton wie eine zerspringende Saite von sich. Durch dieses Tönen soll Memnon beim Sonnenaufgang den Gruß seiner Mutter Eos erwidert haben. 77–79 Das Mädchen aus der Fremde 〈...〉 Schiller 〈...〉 Freundschaft für deine Frau 〈...〉 ihr Entfliehen] Arnim dachte an ein Denkmal nach Schillers Gedicht Das Mädchen aus der Fremde. Die Protagonistin kommt im Frühling, teilt Blumen und Früchte aus und entschwindet wieder. Schiller hatte in seinen Zeitschriften und Musenalmanachen Beiträge Sophie Mereaus veröffentlicht und deswegen mit ihr korrespondiert. 95 An Bettine habe ich einen Vorschlag hingeworfen] Nicht in Nr. 559; vmtl. verschollene Beilage. 100 Singechor 〈...〉, das Louise 〈...〉 gebildet] Vgl. Nr. 558,16–24. 100–101 das neue Königreich Westphalen 〈...〉 gebildet] Das nach dem Tilsiter Frieden von Napoleon gebildete Königreich Westphalen, als dessen Herrscher er seinen Bruder Je´roˆme Bonaparte installierte, bestand aus den von Preußen abgetretenen Gebieten westlich der Elbe, dem ehemaligen Kurfürstentum Hessen und dem ehemaligen Herzogtum Braunschweig sowie südlichen hannoverschen Landesteilen. Zu den ehemals preußischen Gebieten gehörte dasjenige von Halle mit Giebichenstein. Residenz wurde Kassel. 110 was du löst] los machst (frei machst, entledigst). Vgl. DWb XII, Sp. 1190. 119 wir haben keine Sparren zuviel] Nach dem Sprichwort Er hat einen Sparren zu viel (ist nicht recht bei Verstand; Wander IV, Sp. 661). 119–120 Görres ist hier noch nicht angekommen] Görres’ Buch Die teutschen Volksbücher, von dem Brentano berichtet hatte. Vgl. Nr. 588,9–23 und Erl. 120–122 Büschings und Hagens Sammlung 〈...〉 ein fünf neue Beyträge 〈...〉 verschafft] Johann Gustav Gottlieb Büsching und Friedrich Heinrich von
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Zu Nr. 560
Sammlung Deutscher Volkslieder, mit einem Anhange Flammländischer und Französischer, nebst Melodien (2 Bde., Berlin 1807). Die Sammlung wurde für neun Wunderhorn-Lieder genutzt. (Vgl. Röl-
der Hagen,
leke in FBA IX/3, S. 728–730.) 123 wegen des falschen kritischen Geistes] Die Herausgeber insistierten auf unveränderter Wiedergabe und tadelten die Veränderungen im Wunderhorn: Noch weniger aber haben wir diese Lieder durch Auslassungen,
Zusätze, Ueberarbeitung und Umbildung versetzen, Fragmente ergänzen, oder gar ganz eigenes Machwerk dabei einschwärzen wollen; dies ist, auf’s gelindeste eine poetische Falschmünzerei, wofür die Historie keinen Dank weiß. Wer Lust zu solchen Dingen hat, dem lassen wir es allerdings auch frei, und es muß uns freuen, wenn er was Treffliches daraus hervorbringt, wer es aber immerhin thut, der sollte es doch wenigstens sagen, oder so thun, daß kein Zweifel darüber bleibt. (A.a.O., Bd. I, S. VIIIf.)
125–126 das Lied 〈...〉 von dem Mädchen 〈...〉 hinausstekt] Vmtl. das Taglied Der Wächter auf dem Türmlein saß, von dem Bettina in ihrem Liederbrief zum Wunderhorn (zwischen 20. Juni und Ende Juli 1805; DjBe Nr. 134) eine Abschrift an Brentano geschickt hatte. Im zweiten Band des Wunderhorns wurden für Feuerelement nur die Schlußstrophen verwendet. Arnim kann sich insbesondere auf die nicht ins Wunderhorn übernommene zweite Strophe bezogen und sie mit der dritten assoziiert haben:
Das Mädgen sprang im Hemdlein auf Und wollt den Tag anschauen Bleib Du nur liegen lieber Knab Es ist für wahr noch lang nicht Tag Der Wächter hat uns belogen Betrogen. In der dritten Strophe heißt es:
Wo hast Du heut Nacht gelegen? Ich hab gelegen zu meiner Freud In Deinen Armen ohne Kleid. (DjBe Nr. 134. Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 119f. mit unvollständiger Wiedergabe der Quelle.) Möglich ist aber auch, daß Arnim ein obszönes Lied gemeint hat, von dem eine Strophe dem im Brief mitgeteilten Motiv direkter entspricht:
Unsere Magd und Nachbars Magd, Die thun anander trotz’n, 988
Zu Nr. 560
Sie reck’n den Arsch beim Fenster naus Und zeigen sich die Fotzen. (Budzinski/Schatter 1967, S. 315.) 127–128 daß die letzte Stimme 〈...〉 versichern sie jedesmal] Gemeint ist das von Büsching und von der Hagen betonte Prinzip der im wesentlichen unveränderten Quellenwiedergabe in ihrer Sammlung: Ueberhaupt aber
machten wir uns bei dem, was wir aus Schriften aufnahmen, die gewissenhafteste Treue zur Pflicht; wir gaben alles, wie wir es fanden, nur in allgemein lesbarer und verständlicher Gestalt, durch Hinzufügung oder Berichtigung der Interpunkzion und Orthographie, und der notwendigen Verneuung ganz veralteter Formen und Worte; doch auch dies letzte nach bestimmten Grundsätzen und mit Erhaltung vieles Alterthümlichen, das an dergleichen Urkunden am ehsten wieder zu verjüngen ist. (A.a.O., S. VIII.) 133–136 ich freue mich 〈...〉 wunderlichen Musenchors 〈...〉 wie ein zahmeres Thier wandelte] Freude auf den von Louise Reichardt initiierten Chorgesang, den Arnim bereits während seines Giebichenstein-Aufenthalts im Sommer 1806 kennengelernt hatte. Mit dem Sprachbild, er sei wie ein zahmeres Thier vor seinem poetischen Kasten gewandelt, spielt er auf den Mythos von Orpheus an, dessen Gesang und Saitenspiel wilde Tiere zähmte, wobei zugleich die Fremdheit seiner Poesie im Reichardtschen Kreis zum Ausdruck kommt. 136–142 Die Niobe von Lacrimas Schütz 〈...〉 fremder und eigenthümliger.] Wilhelm von Schütz, Niobe. Eine Tragödie (Berlin 1807), basierend auf dem Mythos von der gleichnamigen thebanischen Königin: In ihrem Stolz, viele Kinder zu haben, verglich sie sich mit der Göttin Leto, die nur zwei Kinder hatte, weshalb sie für ihre Überhebung mit der Tötung aller ihrer Kinder an einem Tag und ihrer eigenen Versteinerung bestraft wurde. Schütz’ Drama »deutet Leiden und Versteinerung der Mutter Niobe als Strafe dafür, daß sie die Macht der Erde, der Gäa, und die des Schicksals über den Himmel und die Götter stellt und ›der Liebe seel’ges Schaudern‹ im Innern nicht zu erfahren vermag. Bildung, Glaube und verklemmte Sinnlichkeit produzieren dann freilich in diesem Stück einen Synkretismus eigener Art, der es zu einem schwerfälligen, gedanklich trüben Werk macht.« (Schulz 1989, S. 584.) Der Verfasser wurde nach seinem ersten, 1803 erschienenen Drama Lacrimas benannt. 142–145 Calirrhoe, die Aitolier 〈...〉 Verfasser seyn 〈...〉 drey Chöre] Verfasser der anonym erschienenen antikisierenden Tragödien Kalliroe und Die Aitolier (beide Leipzig 1806) war Johann August Apel. Drei Chöre gibt es nur in Kalliroe (Priesterinnen des Dionysos, Opferknaben und Mädchen), in Die Aitolier tritt einer auf.
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Zu Nr. 560
Fichte 〈...〉 nach Kopenhagen 〈...〉 Studenten 〈...〉 Pörschke 〈...〉 zu treffen meinten] Johann Gottlieb Fichte war am 13. Juni 1807, kurz bevor
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die Franzosen Königsberg einnahmen, von dort nach Memel geflohen, von wo er sich am 1. Juli nach Kopenhagen einschiffte. In Königsberg hatte er vom 5. Januar bis 20. (oder 23.) März eine Vorlesung über Wissenschaftslehre gehalten. Er wohnte bei dem Professor der Poesie Karl Ludwig Pörschke und empörte seine Königsberger Zuhörer mit Kritik an ihrem Idol Kant (vgl. WAA XXXII, Nr. 514.E). Wilhelm Traugott Krug berichtet: Dieß nahm wieder
F i c h t e übel und erklärte sich noch stärker. Hierauf blieben sogleich Viele weg. Indessen war das Gedränge noch immer groß genug. F i c h t e verlangte nun, daß niemand hospitiren, sondern jeder sogleich eine Eintrittskarte bei ihm durch Vorausbezahlung des Honorars lösen sollte. Das war in Königsberg eine unerhörte Neuerung. Man nahm es also wieder übel und die Studenten wollten sich gar nicht in dieses neue Gesetz kehren. Sie meinten, sie hätten das Recht, wenigstens die ersten beiden Wochen zu hospitiren. F i c h t e aber wollte sein Gesetz dadurch geltend machen, daß er sich selbst an die Thüre stellte und nach der Karte fragte. Da kam es nun sogar zu persönlichen Beleidigungen, und die Zahl der Zuhörer verminderte sich fast mit jedem Tage. (Fichte 1978–1992, Bd. IV, S. 13.) Bereits nach der ersten Vorlesung vom 5. Januar hatten sich einige wegen Fichtes Kant-Kritik zu rächen gesucht, wie Wilhelm Dorow mitteilt: In der Nacht wurden ihm allerdings die Fenster einge-
worfen; doch ward dieses Ereigniß ihm erst des Morgens erzählt, da die Steine in die Fenster der Professorin P ö r s c h k e flogen, in ein Zimmer, wo dieselbe krank darnieder lag. (Ebd., S. 11.) 152–153 Merkel ist in Riga 〈...〉 sein Freymüthiger 〈...〉 politisch geworden] Die Berliner Zeitung Der Freimüthige war seit Anfang 1803 von Kotzebue herausgegeben und Anfang 1804 mit dem Unterhaltungsblatt Ernst und Scherz fusioniert worden, das der aus Riga stammende Garlieb Merkel publizierte. Seitdem erschien sie unter dem Titel Der Freimüthige oder Ernst und Scherz. »Fortan blieb Kotzebue zwar nominell Mitherausgeber und lieferte auch weiterhin Beiträge, nahm de facto jedoch keinen Einfluß mehr auf die inhaltliche Ausrichtung der Zeitung. Merkel indes nahm den ›Freimüthigen‹ fest in seine Hände.« (Vogel 1989, S. 407; vgl. Müller-Jabusch 1921, S. 139–166.) Die Zeitung, die gegen Goethe und die Romantik polemisierte, war paradigmatisch für den um 1800 in Deutschland aufkommenden, das Pikante und Skandalöse favorisierenden Kulturjournalismus. Seit Herbst 1805 spielte Politik in ihr eine größere Rolle, wobei Merkel sich »strikt antinapoleonisch« (Drews 2000, S. 85) engagierte. Im Oktober 1806, als die Franzosen Berlin besetzten, floh er
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Zu Nr. 560
in seine Heimatstadt Riga, wo er von April bis Juni 1807 30 Nummern Supplementblätter zum Freimüthigen als eine »scharf antinapoleonische Zeitung« (ebd.) herausgab. Von Herbst 1807 bis 1831 setzte er dann in Riga den Freimüthigen unter dem Titel Der Zuschauer fort, während der 1807 unterbrochene Berliner Freimüthige ab Anfang 1808 von Friedrich August Kuhn weitgehend unpolitisch als Der Freimüthige oder Berlinisches Unterhaltungsblatt für gebildete, unbefangene Leser weitergeführt wurde. 159 Rüchel war hier Zeitungsschreiber geworden] Rüchel hatte Anfang 1807 in Königsberg als ostpreußischer Generalgouverneur Fichte, der im Dezember 1806 dorthin geschickt worden war, um die Königsberger KöniglichPreußische Staats-, Kriegs- und Friedens-Zeitung als Zensor zu überwachen, die Aufsicht über die Zeitung entzogen, weil »die bisherige Civilcensur den jetzigen Verhältnissen nicht mehr entspräche, indem sie die militärisch-politischen Gegenstände nicht, wie erforderlich, mit der gehörigen Sachkenntnis beleuchten könne« (Czygan 1909–1911, Bd. I, S. 8). Insbesondere hatte Fichte auf Anordnung Rüchels in Nr. 15 vom 19. Februar 1807 dessen Bericht über die Schlacht bei Preußisch-Eylau stehen lassen müssen, der das Mißfallen des preußischen Königs erregte. (Vgl. ebd., S. 7f.)
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hört ich von deiner Hochzeit] Als Arnim in Königsberg die Verbindung noch unkopulirt, doch honoris causa dafür erklärt worden, wie er dem Freund Nr. 589,81–82 Brentanos mit Auguste Bußmann berichtet wurde, war dieser
mitteilte. Die Eheschließung erfolgte am 21. August in Fritzlar. (Vgl. Rölleke 1978.)
174 schier] »glänzend, glatt, lauter« (DWb XV, Sp. 26). 181–182 Firnhaber 〈...〉 von Cassel] Bettina hatte Johann Konrad Firnhaber von Eberstein Anfang 1806 in Kassel als schönen wohlgewachsenen Offizier kennengelernt (an Friedrich Carl und Kunigunde von Savigny sowie Meline Brentano, 6. Februar; DjBe Nr. 161). 192 schiessende Sterne] Sternschnuppen. 193–195 nachdem sich die Menschen 〈...〉 durch Luther 〈...〉 mit ihnen vereinte] Luther setzte der katholischen Marien- und Heiligenverehrung entgegen, daß die Erlösung nur durch Christus geschehen könne, der sein Blut für die sündigen Menschen vergossen habe (Solus Christus). Der beim Abendmahl dargereichte Wein ist das Blut Christi (vgl. die Einsetzungsworte Mt 26,26–28) und wurde nach katholischer Lehre nur den Geistlichen zugestanden, die ihn stellvertretend für andere tranken. Luther führte das Abendmahl in beiderlei Gestalt (Brot und Wein) ein und ließ damit alle Gläubigen gleichberechtigt am Heilsgeschehen teilhaben.
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Zu Nr. 560
198 Affenthaler] Rotwein aus dem badischen Ort Affenthal (bei Bühl). 217–218 fahren wir 〈...〉 Montag] Die Abreise erfolgte nicht am 27. August (Montag), sondern erst am 25. September wegen Erkrankung Reichardts. Das Abreisedatum ergibt sich aus Arnims Mitteilung an Bettina vom 7. Oktober, er und Reichardt hätten Königsberg am Tag nach dem Geburtstag Auguste Schwincks (24. September) verlassen (Nr. 581,19–27). 218–219 Gehen wir noch nach Rom?] Reaktion auf den Bezugsbrief (Nr. 557,171–174). 219–220 Fahr und fahr auf der Post 〈...〉 was kost] Kinderreim: Fahr,
fahr, fahr mit der Post, / Frag, frag, frag nicht, was kost? / Spann, spann vier Schimmel an, / Fahr, fahr den Berg hinan. (Kühn 1921, S. 22.) Von Brentano in seinem Schattenspiel zum Geburtstag Claudine Piautaz’ aus dem Jahr 1803 variiert (FBA XII, S. 894).
560.E An Clemens Brentano in Kassel Königsberg, 21. August 1807, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 557. A: −. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 318–320.
Erläuterungen Vgl. Nr. 560.
561.
Von Friedrich Ludwig August Wißmann nach Königsberg Kopenhagen, 10. August 1807, Montag
DV: H. B: Nr. *555. A: −. H: BJ/VS 279. – 1 Dbl. ca. 250 x 200 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x quer, 2x längs gefaltet. − WZ: J LANKING 1804. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: L. A. Wißmann an L. A. von Arnim., daneben Stempel: Preußische Staatsbibliothek Berlin, auRl Varnhagen:
Bettina. D1: Weiss 1986, S. 161f. (Nr. 42).
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Zu Nr. 561
Erläuterungen 2 Nachrichten über mein Hauswesen] Vgl. zu Nr. 552,68–69. 6 Abmarsch der Franzosen am 26ten] Aus Königsberg am 26. Juli, aufgrund des Tilsiter Friedens. 9 wie schlimm ist es mit unserem Lande geworden] Vgl. zu Nr. 552,12–13. 14–16 Verfügung über Polen, was Sachsen 〈...〉 erhält] Aus dem Preußen abgenommenen Teil Polens wurde am 21. Juli 1807 das Großherzogtum Warschau unter dem König von Sachsen gebildet. 1809 durch das von Österreich abgetretene Westgalizien mit Krakau vergrößert, brach das neue Großherzogtum nach der Niederlage der napoleonischen Armee 1813 wieder zusammen. 21–24 Die Ernennung des alten Schulenburg 〈...〉 v. Stein 〈...〉 nicht zurükkommt.] Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg-Kehnert war nach dem Tilsiter Frieden die Leitung der Friedensvollziehungskommission angeboten worden, die er jedoch ablehnte. Er schied am 5. August 1807 aus dem preußischen Staatsdienst und wechselte in westphälischen. Freiherr vom Stein, Ende Oktober 1804 zum Staatsminister für das Akzise-, Zoll-, Kommerz- und Fabrikendepartement berufen, als solcher von etwa Mitte November 1806 bis Mitte Februar 1807 in Königsberg, war am 4. Januar 1807 von Friedrich Wilhelm III. entlassen worden, weil er seinen Eintritt in das neue Ministerium von der Beseitigung der Kabinettsregierung abhängig gemacht hatte. Er kehrte jedoch, entgegen Wißmanns Vermutung, am 30. September nach Memel zurück, wo er am 3. Oktober zum Staatsminister ernannt wurde, woraufhin er die preußische Reformpolitik bis zu seiner zweiten Entlassung am 24. November 1808 bestimmte. Vgl.: Nr. 562,56–60 und Erl.; Nr. 714,18–22 und Erl. 23 Invitation] Einladung. 27–35 Die Engländer 〈...〉 eine eigene Verlegenheit für Dänemark.] England forderte von Dänemark, das sich neutral verhielt, einen Bündnisabschluß, den der Ende Juli 1807 anstelle Benjamin Garlickes nach Kopenhagen beorderte Brook Taylor, zuvor Gesandter am kurfürstlichen Hof in Kassel, bewirken sollte. Dänemark verweigerte jedoch die Allianz, woraufhin England mit einem dreitägigen Bonbardement Kopenhagens, der Einnahme der Stadt am 5. September und der Wegnahme der dänischen Flotte reagierte. 36 2t. April 1801.] Vorheriges Bombardement Kopenhagens durch eine englische Flotte, da Dänemark die Durchfahrt englischer Schiffe in die Ostsee verweigerte.
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Zu Nr. 562
562.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Königsberg, 15. August und 10. September 1807, Mittwoch und Montag
DV: H. B: −. A: −. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 3 Dbl. je ca. 235 x 192 mm; 1r–5v 10 beschr. S., 6v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Grau, Bl. 6 Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß (restauriert), rotes Siegel. − WZ: Gekrönter Posthornschild (sehr schwach erkennbar), PIETER DE VRIES & COMP. Fremdeinträge: 1r aoRm: 25, aoRr: 79, darunter: 1806/07 2r aoRr: 81 3r aoRr: 83 4r aoRr: 85 5r aoRm: 24, aoRr: 76. D1: Härtl 1983, S. 262–266 (Nr. 3).
Varianten 16 (Salomo)] üdZ eing. 19 angebracht] an aus ent 28 Lust] danach 47 und] d aus t 73 liegen] l aus L 74 .] vermutlich gestr. sich 85 etwa] üdZ eing. 91 in] danach nicht gestr. in aus , 97 Privathäusern] iva aus 〈xx〉 98 Dir] D aus d 101 Den] D aus 〈x〉 112 Herrscherinnen] rs ineinander geschr. 116 sogleich] üdZ eing.
Erläuterungen 4–5 Geburtstag] Am 1. August. 6 im letzten] Nr. *544. 7 Reiseplan nach Griechenland] Carl Otto von Arnim reiste erst 1835 nach Griechenland, worüber er im ersten Band seiner Flüchtigen Bemerkungen eines Flüchtig-Reisenden berichtet, sich erinnernd: So war ich denn end-
lich im Peleponnes angekommen, wohin ich mich seit vielen, vielen Jahren gesehnt hatte. (Arnim 1837, S. 50.) 16–17 worüber dir Bartholdy (Salomo) 〈...〉 sagen kann] Jakob Ludwig Bartholdy hieß ursprünglich Salomon und war nach Reisen vor allem in Italien und Griechenland als Sohn wohlhabender jüdischer Eltern 1804 in Berlin zum Protestantismus konvertiert, wobei er seinen ursprünglichen Namen mit dem neuen (dem Namen eines Gartenbesitzes der Familie an der Spree) vertauschte. Zu Bartholdys Reisebericht Bruchstücke zur nähern Kenntniß des heutigen
Griechenlands, gesammelt auf einer Reise. Im Jahre 1803–1804. Erster 〈und einziger〉 Theil (Berlin 1805) vgl. Arnims Brief an Brentano vom 14. und 19. Januar 1805 (WAA XXXII, Nr. 362,142–148 und Erl.).
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Zu Nr. 562
20–21 Giebichenstein 〈...〉 fröhligen Musikchoren] Vgl. Nr. 560,133–136 und Erl. 22 Gaze] Nach »der Stadt Gaza benannte feine, netzartige, durchsichtige, seidene, halbseidene, baumwollene und leinene Gewebe, bei denen zwei Kettenfäden sich gegenseitig umschlingen, wobei größere, rechteckige Lücken von bestimmter und bleibender Größe entstehen« (MGKL VI, S. 398). 23–26 einem Bekannten H. Clarus 〈...〉 nach den ersten Schüssen beyzulegen] Vgl. Nr. 560,38–40 und Erl. 48 im Werder] Vgl. zu Nr. 531,31. 51–54 In Memel 〈...〉 Berliner Universität der Hurerey] In Memel wurde unmittelbar nach dem Tilsiter Frieden das preußische Reformwerk vorbereitet. Bereits Anfang September 1807 stand fest, daß in Berlin eine Universität errichtet werden sollte. Arnim befürchtete, der Ruf Berlins, ein allgemeine〈s〉 Bordell für ganz Europa zu sein, werde auch für die Universität gelten. Einer 1810 über die Problematik vmtl. für Kleists Berliner Abendblätter geschriebenen Betrachtung über ein allgemeines Stadtgespräch wurde das Imprimatur verweigert. (Vgl. Arnim/W VI, S. 327–334 und Erl.; Zitat S. 329.) 54–56 Verabredungen mit Frankreich 〈...〉 wenige Meilen von hier.] Die preußische Friedensvollziehungskommission verhandelte über die Höhe der in der Königsberger Konvention vom 12. Juli 1807 festgelegten Kontribution. Da Frankreich an die Bestimmungen erst nach Zahlung der preußischen Kriegsschulden bzw. bei ausreichender Sicherung für ihre Tilgung gebunden war, wurden die französischen Truppen in Ostpreußen nicht bis zu der in der zweiten Etappe vorgesehenen Rückzugslinie, der Weichsel, zurückgezogen. 56–60 Sie arbeiten in Memel 〈...〉 Stein 〈...〉 Vorrechte des Adels 〈...〉 (im Güterkaufen] Nachdem der zunächst entlassene, dann wiederberufene Freiherr vom Stein nach Memel zurückgekehrt war (vgl. zu Nr. 561,21–24), wurde dort am 9. Oktober das Edikt den erleichterten Besitz und den freien
Gebrauch des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend erlassen, über dessen Tendenz Arnim zufolge seiner Mitteilung an den Bruder bereits informiert war, als noch daran gearbeitet wurde. § 1 verfügte über die Freiheit des Güterverkehrs: Jeder Einwohner
Unserer Staaten ist ohne alle Einschränkung in Beziehung auf den Staat zum eigentümlichen und Pfandbesitz unbeweglicher Grundstükke aller Art berechtigt; der Edelmann also zum Besitz nicht bloß adeliger, sondern auch unadeliger, bürgerlicher und bäuerlicher Güter aller Art, und der Bürger und Bauer zum Besitz nicht bloß bürgerlicher, bäuerlicher und anderer unadeliger, sondern auch adeliger Grundstücke, ohne daß der eine oder der andere zu irgendeinem Gü995
Zu Nr. 562
tererwerb einer besonderen Erlaubnis bedarf, wenngleich nach wie vor jede Besitzveränderung den Behörden angezeigt werden muß. Alle Vorzüge, welche bei Gütererbschaften der adelige vor dem bürgerlichen Erben hatte, und die bisher durch den persönlichen Stand des Besitzers begründete Einschränkung und Suspension gewisser gutsherrlicher Rechte fallen gänzlich weg. (Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/2, S. 458.) Weitere Bestimmungen betrafen die freie Wahl des Gewerbes, die Einschränkung des gesetzlichen Vorkaufs- und Näherrechts, die Teilung der Grundstücke, die Erbverpachtung der Privatgüter, die Einziehung und Zusammenschlagung der Bauerngüter, die Verschuldung der Lehns- und Fideikommißgüter, die Aufhebung der Lehne, Familienstiftungen und Fideikommisse durch Familienschluß und schließlich die Auflösung der Gutsuntertänigkeit: Nach dem
Datum dieser Verordnung entsteht fernerhin kein Untertänigkeitsverhältnis, weder durch Geburt, noch durch Heirat, noch durch Übernehmung einer untertänigen Stelle, noch durch Vertrag. 〈...〉 Mit dem Martinitage eintausendachthundertundzehn (1810) hört alle Gutsuntertänigkeit in Unsern sämtlichen Staaten auf. Nach dem Martinitage 1810 gibt es nur freie Leute (ebd., S. 460; Stichworte zufolge ebd., S. 457). Arnim begrüßte – wie der größere Teil des kurmärkischen Adels (vgl. Vetter 1979, S. 124) – die Vorteile, die das Edikt ihm und dem Bruder als Grundbesitzern bot (vgl. Nr. 603,9–11). Es animierte vor allem den Bruder, den Verkauf des Ländchens Bärwalde ins Auge zu fassen (vgl. Nr. 619,1–10 und Erl.). 60–61 im Militär] Privilegien des Adels im Militär wurden von der MilitärReorganisationskommission vor allem dadurch eingeschränkt, daß auch Bürgerliche Offiziersstellen erhalten konnten. Vgl. Nr. 714,6–22 und Erl. 61 Pfandbriefe] Auf den Inhaber ausgestellte Hypothekendokumente, die von landwirtschaftlichen Kreditverbänden, den unter Friedrich II. eingerichteten Landschaften, auf bestimmte Landgüter ausgefertigt wurden und außer durch diese spezielle Sicherheit noch durch die solidarische Haftbarkeit aller dem Verband angehörenden Güter garantiert waren. 62 beruhige darüber unsre Großmutter] Caroline von Labes, die das Gut Zernikow besaß und deren Vermögen wesentlich in Pfandbriefen bestand, hatte Arnim zuletzt am 17. April 1807 (Nr. 540) von ihren Schwierigkeiten wegen der erhöhten Abgaben berichtet. 71–72 Onkel und Tante] Hans und Louise von Schlitz. 78–79 daß seit Trinitatis keine Pachten eingegangen] Daß seit dem ersten Sonntag nach Pfingsten (1807: 24. Mai), an dem die göttliche Dreieinigkeit gefeiert wird und mit dem das zweite Halbjahr des Kirchenjahres beginnt, von den Pächtern Arnimscher Güter keine Zahlungen erfolgten.
996
Zu Nr. 562.E
80 bürgerlichen Arrest] Gefängnisstrafe auf Antrag und Kosten des Gläubigers. 82–83 jüdische Procente] Zinsschulden bei jüdischen Kaufleuten. 89 das Geld von der Großmutter] Die Brüder Arnim erhielten von der Großmutter jeweils eine jährliche Zulage von 808 Reichstalern 12 Groschen (vgl. Nr. 890,34–47. 90 negociiren] vermitteln. 100 post rest:] poste restante (postlagernd). 113 Depositengelder] Hinterlegte Gelder, die bei der Depositenkasse des Kurmärkischen Kammergerichts in Berlin verwahrt wurden. 113–114 Sternhagenschen Erbschaft] Das uckermärkische Gut Sternhagen (südsüdwestlich von Prenzlau) war im Besitz der Linie zu Sternhagen, Pinnow und Zollchow des Arnimschen Hauptstammes Gerswalde und ging mit dem Tod (1800) von Karl Heinrich Gottlieb von Arnim an die als »Rotes Haus« bezeichnete Linie über, der die Brüder Carl Otto und Ludwig Achim von Arnim angehörten. Carl Otto erhoffte sich, wie aus dem Brief der Großmutter vom 23. September 1807 (Nr. 572,11–13) hervorgeht, Pachteinnahmen von Gut und Dorf Sternhagen. Vgl.: Arnswaldt/Devrient 1914–1923, Bd. II/1, S. 571; Enders 1986, S. 949–952.
562.E An Carl Otto von Arnim in Berlin Königsberg, 15. August und 10. September 1807, Mittwoch und Montag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. Datierung: Analog Nr. 562. D1: Burwick 1978, S. 349.
Erläuterungen Vgl. Nr. 562.
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Zu Nr. *563
*563. An Caroline von Labes in Berlin Königsberg, 18. oder 20. August 1807, Sonnabend oder Montag B: −. A: Nr. 569, 572. Datierung: Aufgrund der unterschiedlichen Datumsangaben in den beiden Antwortbriefen.
564.
An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 25. August–1. September 1807, Dienstag–Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 568. H: FDH 7237. – 2 Dbl. (I, II) + 1 Bl. (III) je ca. 236 x 192 mm; 1r–5r 9 beschr. S.; 5v Adresse; je 2x längs, 2x quer gefaltet. – Grau, fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß. − WZ: I: bekrönter Posthornschild, PIETER DE VRIES & COMP. II + III: PIETER DE VRIES & COMP. Fremdeinträge: 1r aoRl: 164, aoRr: Ende August 1807 5v spätere Notiz Bettinas: Konigsberg 1 September 1807 auR: 7237. Postzeichen: 2 Portozeichen. Datierung: Briefbeginn nach dem datierten Exzerpt, Briefschluß nach dem Datum im Brief. D1: Steig 1913, S. 64–67; datiert: Ende August–1. September. D2: Betz/Straub 1986, S. 111–115 (Nr. A18); datiert: Ende August–1. September. D3: DjBe Nr. 273.
Varianten
Brief] danach gestr. hatte 30 mir] r aus ch 31–32 haben 〈...〉 gestärkt,] zwischen den Zeilen 34 aber] üdZ eing. 45 sie] aus es 46 ich werde] üdZ eing. 52 zu] üdZ eing. 64 der ersten Tage unsrer Bekanntschaft,] zwischen den Zeilen 112 die Blumen] über gestr. sie 4
Erläuterungen 1 Telegraphen] 1789–1792 durch die Brüder Chappe weiterentwickelte optische Vorrichtungen zur Nachrichtenübermittlung. Sie befestigten »drei Balken an einem weithin sichtbaren Orte so an einem Gestell 〈...〉, daß sie in vielfachen
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Zu Nr. 564
Kombinationen eine große Zahl bestimmter Zeichen geben konnten; ein solches Zeichen gelangte 1794 von Paris nach Lille über 20 Stationen in 2 Minuten.« (MGKL XIX, S. 382.) 3 zweyte Heirath von unserm Clemens] Am 21. August mit Auguste Bußmann in Fritzlar. Vgl. Nr. 560,164–165 und Erl. 4 sein Brief] Nr. 557. 7–8 Neuigkeit durch 〈...〉 Firnhaber zu erhalten] Vgl. Nr. 560,181–186 und Erl. 9–10 Ich reise über morgen mit Reichardt] Vgl. jedoch zu Nr. 560,217–218. 11 poste restante] postlagernd. 14–15 jene bey Genf war durch den Aufstand unterbrochen] Reminiszenz Arnims an seinen Genf-Aufenthalt während der Bildungsreise im Spätsommer und Herbst 1802. Vmtl. im letzten Drittel September war er nach Lausanne gefahren, dem Sitz der helvetischen Regierung, um sich der Freiheitsbewegung anzuschließen, doch schlugen am 3. Oktober französische Truppen die aufständischen helvetischen nieder. (Vgl. Arnim an Brentano, 8. November 1802: WAA XXX, Nr. 277,74–75 und Erl.) 15–16 als wir um Trages 〈...〉 jagten] Reminiszenz an den Aufenthalt des Freundeskreises auf Savignys Gut Trages (bei Hanau) im Oktober 1805 anläßlich der Taufe seiner Tochter Bettina. (Vgl. Arnim an Brentano, zwischen 10. und 12. Oktober 1805; WAA XXXII, Nr. 397.) In Trages frönte Arnim seiner Liebe zur schöne〈n〉 Jagdkunst, die er bereits in seinem Briefkonzept an Carl Friedrich von Redtel von vmtl. Anfang August 1801 als ihm immer noch die liebste von∧allen schönen Künsten bezeichnet hatte (WAA XXX, Nr. 164.K,51–53). Arnim sei unter allen Jägern 〈...〉 der unermüdlichste, er laüft nach einem Vogel 6–7 Stunden, hatte Brentano seiner Frau Sophie vmtl. Mitte Oktober 1805 aus Trages berichtet (WAA XXXII, Nr. 398,12–13; vgl. Erl. dazu). 17 Michelsbach] Michelbach, 2 km südlich von Trages. 18 Lustig auf! Der Kapuziner] Erste Strophe von Arnims Gedicht Die Wanderung, auf ein als Kapuziner bezeichnetes Wettermännchen. Brentano hatte eines in seiner Heidelberger Wohnung. Vgl.: Arnim/W V, S. 458f.; Brentano an Arnim, 20. Dezember 1805 (WAA XXXII, Nr. 406,31–34). 53 ihre Hofmeisterin] Nicht identifiziert. 67–68 meinem Garten] Vgl. Nr. 543,71–81. 73–74 einem Nebenbuhler im Zweykampf sekundirt] Vgl. Nr. 560,38–40 und Erl. 99–101 Eilende Wolken 〈...〉 mit Zumsteegs Melodie] Lied in Schillers Maria Stuart (III/1), komponiert von Johann Rudolf Zumsteeg (Kleine Balladen und Lieder mit Klavierbegleitung, Heft 3, Leizig 1801).
999
Zu Nr. 564.E
564.E An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 25. August–1. September 1807, Dienstag–Dienstag DV: H. B: −. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 568.
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 564.
565.
Von Bettina Brentano nach Giebichenstein Frankfurt, Ende August 1807
DV: H. B: Nr. 559. A: Vgl. Nr. 585.E. H: FDH 7397. – 1 Bl. (I) + 1 Dbl. (II) je ca. 230 x 190 mm; 1r–3v 6 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Vergilbt, verknittert, Tintenfraß. − WZ: I: FHF II: bekrönter Posthornschild, darunter: DB. Fremdeinträge: 1r aoR: Frankfurt, andere H: nach dem 20 August 1807 / nach Giebichenstein! 1v auRr: 7397 2r aoRl: 163 3v alR: 7397 Bleistiftunterstreichungen im Text. Besonderheiten: Bettina schickte den Brief nach Giebichenstein, da Arnim im Bezugsbrief darum gebeten hatte. Von dort wurde er nach Königsberg befördert, wo er jedoch erst eintraf, als Arnim abgereist war, weshalb er wieder von Königsberg zurück nach Giebichenstein kam. Vgl. Nr. 581,4–6. Datierung: Zufolge Meline Brentanos Brief an Savigny vom 26. August (zitiert zu Nr. 559) erkrankte Bettina am 23. August, und da Bettina zu Beginn ihres Briefes mitteilt, sie habe beinah 8 Tage im Bett gelegen, wird sie ihn Ende August geschrieben haben. D1: Steig 1913, S. 60–64; nicht näher datiert; vor Nr. 564. D2: Betz/Straub 1986, S. 105–111 (Nr. B13); datiert: August; vor Nr. 564. D3: DjBe Nr. 274.
Varianten 17 33 43
Glück] ck aus ch 23 ist] üdZ eing. 27 Wind] W aus w befällt] b aus g 34 müsse] Schluß-n gestr. 36 an] a aus z weiter] w aus f 54 That] danach gestr. 〈xxx〉 55 denn] danach 1000
Zu Nr. 565
gestr. 〈xxx〉 55–56 Zuweilen] W aus w 61 ja] aus die 70 kindisch] k aus v 103 eine einzige] aus einen einzigen 104 Auge] Au aus 〈xx〉 109 gerne] danach gestr. flücht 122 Wochen] aus Tagen 126 Sie] S aus d 139 that,] danach gestr. sich 149 der] d aus k 154 wurden] wur aus gin 160 ohne] danach gestr. Ahnung
Erläuterungen 1 Anfall von Krankheit] Vgl. Datierung. 6–8 Brief von ihm 〈...〉 in Händen gehabt] Brentanos Brief von Mitte Juli 1807 über den Tod seiner Frau Sophie (Nr. 557) hatte Arnim spätestens am 6. August erhalten, wie sich aus seinem Bezugsbrief an Bettina ergibt. 9–14 eine Liebesgeschichte 〈...〉 Auguste Bussmann 〈...〉 Clemens 〈...〉 noch schreiben] Vgl. Nr. 589. Die Heirat war am 21. August. 34–35 »wenn man 〈...〉 lieben muß«] Variation einer Stelle im Bezugsbrief (Nr. 559,28). 56–71 nach Berlin gereißt 〈...〉 wie ich nicht leicht sonst war.] Zur Berlin-Reise vgl. zu Nr. 556,9. Die Weiterreise nach Weimar ist in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde zu einer abenteuerlichen Episode gestaltet. Vgl. BvA/WuB II, S. 21–23. 72–76 Guter Don Quixote 〈...〉 Eiersüppgen zu essen.] Reminiszenzen an Kapitel 1 und 21 des ersten Teils von Cervantes’ Don Quijote. 116–117 Sie werden bald Goethe sehen] Da Arnim im Bezugsbrief mitgeteilt hatte, von Halle, wohin er zu reisen beabsichtige, sei es nur eine Tagreise (Nr. 559,110) nach Weimar. 122–125 Savigny war 〈...〉 nach München] Savigny hatte Wien Anfang August verlassen und war durch das Salzburgische (an Creuzer, 15. Dezember 1807; Stoll 1927, S. 306) nach München gereist, wo er Anfang September eintraf. Er wird um den 25. August nach Frankfurt geschrieben haben (DjBe Nr. *271). 126–127 Trages 〈...〉 alte Zeiten] Vgl. zu Nr. 564,15–17. 129 ich habe ihm aber nichts geschrieben] Vgl. Meline Brentano an Savigny, 31. August 1807: Bettine hat über die Sache wenig gedacht und
findet es daher auch unmöglich, Dir darüber zu schreiben. Sie liebt die Auguste nicht, so wie Clemens nicht mehr oben an bey¨ ihr ist. (H: SPK/NS 104/16.) 135 sie war versprochen] Vgl. Simon Moritz Bethmann an Auguste Bußmann, 3. August 1807, an diese wie über eine Dritte schreibend: Vor ohnge-
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Zu Nr. 565
fähr einem Jahr, machte sie mir das Geständniß sie sei von einer heftigen Leidenschaft für einen wackern Krieger ergriffen 〈...〉 Ihre Mutter, ihr Stiefvater 〈Flavigny〉 geben dem edlen Manne, der gerade und offen um ihre Hand wirbt, zu erkennen, daß sie die Seine werden soll, sobald er dem Weib und den Kindern eine Existenz zusichern kann. Die Pflicht militarischer Ehre ruft ihn zu seiner Fahne, und im Schlachtgetümmel, seiner Liebe für Auguste treu eingedenk, kämpft er mit Muth und Talent, in der Hofnung, sein künftiges häusliches Glük beim Frieden durch Augustens Besitz begründet zu sehen. / Der Thor 〈...〉 In dem Augenblick wo die Rükkehr Napoleons nach Frankreich, dem festen Lande Europens den Frieden verkündet, in demselben Augenblik umflattert Auguste ein bunter Schmetterling. (Enzensberger 1999, S. 22f.) Sowie Goethes Mutter an ihren Sohn, 8. September 1807:
Demoiselle Busmann Enckelin von Frau Bethmann Schaff hat einen Bräutigam – soll nur noch etwas warten läßt sich aber von Clements Brentano entführen (Köster 1904, Bd. II, S. 165). Der nicht identifizierte Verlobte war zufolge Nr. 589,11–12 Adjutant Louis Bonapartes, des Königs der 1806 in das Königreich Holland umgewandelten Batavischen Republik. 138 Konigin von Holand] Hortense de Beauharnais. 141 Mon cher e´poux] Mein lieber Gatte (Mann). 141–142 Tag da Bonaparte hier durch verschiedne Triumpfbögen zog] Am 24. Juli 1807. »Bei dem vierstündigen Besuch 〈...〉 bereitete Dalberg Napoleon einen triumphalen Empfang. Am Ende der Zeil, am Weidenhof, war ein großer Triumphbogen errichtet worden, auf dem lateinische und französische Lobsprüche auf den Kaiser zu lesen, ferner allegorische Darstellungen mit den Namen der Siege und Friedensschlüsse von Friedland, Tilsit, Austerlitz und Pressburg zu sehen waren. Alle Kirchenglocken läuteten, von den Stadtwällen schossen Kanonen Salut 〈...〉 Vor dem Römer war die Bürgerwehr in historischen Uniformen aufmarschiert. Auch andere hochgestellte Persönlichkeiten fanden sich ein, so Napoleons Adoptivtochter Ste´phanie mit ihrem Gatten, dem Erbgroßherzog von Baden, auch der König und der Kronprinz von Württemberg mit Gefolge, um dem Kaiser die Ehre zu geben.« (Hömig 2011, S. 425.) 143 Palast] Das Thurn und Taxis’sche Palais.
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Zu Nr. 568
566.
Von Auguste Brentano nach Giebichenstein Kassel, 11. September 1807, Freitag
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7821. – 1 Bl. ca. 225 x 192 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Oberer Teil braunfleckig. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Auguste Brentano., 1v auRm: 7821. Besonderheiten: Brentano las den Brief, bevor Auguste ihn abschickte, ohne daß diese es merkte. Vgl. Nr. 589,99–101. D1: Enzensberger 1988, S. 31f. D2: Enzensberger 1999, S. 42f.
Varianten 10 nun] n aus 〈x〉 10 für] f aus 〈x〉 16 er] r aus s 20 selbst] üdZ 25 Sie] S aus 〈x〉 27 Augenblicken] Schluß-en aus e 36 von eing. mir] aus an mich 36 helfen] l aus 〈x〉
Erläuterungen 2 Brief 〈...〉 von Ihnen] Nr. 560. 21 nach Rom etwa] Bezug auf Schluß von Nr. 560.
*567. Von Carl Otto von Arnim nach Dresden Berlin, 12. September 1807, Sonnabend B: −.
568.
A: Nr. 578.
Von Bettina Brentano nach Königsberg Frankfurt, Mitte September 1807
DV: H. B: Nr. 564. A: Nr. 581. H: FDH 7398. − 1 Bl. ca. 227 x 192 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Fleckig, Tintenfraß. − WZ: FHF.
1003
Zu Nr. 568
Fremdeinträge: 1r aoRl: 165. 1v auR: 7398. Datierung: Die zwischen Arnim und Bettina während seines Königsberg-Aufenthalts gewechselten Briefe waren etwa vierzehn Tage unterwegs. Sie wird seinen am 1. September beendeten Bezugsbrief Mitte des Monats erhalten und beantwortet haben. Er erhielt ihren Brief nicht mehr in Königsberg, das er am 25. September verließ, sondern unterwegs in Sandow, wo er sich am 3./4. Oktober aufhielt und wohin ihm der Brief von Königsberg nachgeschickt wurde. D1: Steig 1913, S. 67f. D2: Betz/Straub 1986, S. 116f. (Nr. B14). D3: DjBe Nr. 279.
Varianten 9
den]
aus
denn
18
mit]
aus
sei
46
das] s
aus
ß
Erläuterungen 1 Ihrer Liebe] Zu Auguste Schwinck. 19–20 Göthe hat mich 〈...〉 ihm zu schreiben] Verschollene Beilage zu Goethes ebenfalls verschollenem Brief an seine Mutter aus Karlsbad vom 20. Juli 1807. Den Brief nebst Beilage hatte ihr der Frankfurter Bankier Städel erst am 16. August überbracht. (Vgl. Bergemann 1927, S. 34.) 28–29 Von Clemens 〈...〉 geschrieben] Vgl. Nr. 565. 43 die Himmlischen Mächte] Anspielung auf das Lied des Harfners in Wilhelm Meisters Lehrjahren: Wer nie sein Brot mit Tränen aß, / Wer
nie die kummervollen Nächte / Auf seinem Bette weinend saß, / Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mächte. (Goethe/MA V, S. 134.) 49 wir haben ein Gut am Rhein] Franz und Georg Brentano erwarben das Gut in demselben Rheingau-Ort Winkel, in dem die Günderrode sich am 26. Juli 1806 das Leben genommen hatte; im Sommer 1808 trat Georg dem Bruder seinen Anteil ab. Das Haus, »ein an der Winkeler Hauptstraße gelegenes langgestrecktes Gebäude, das aus einem massiven Erdgeschoß sowie einem ausgebauten Mansardendach mit drei übereinandergestellten Fensterreihen bestand, war 1751 von der Familie Ackermann aus Bingen erbaut, 1782 erweitert worden 〈...〉 Zu dem inmitten von Rebgärten gelegenen Haus gehörte auch ein von einer Mauer umgebener Garten, der sich einst bis zum Rheinufer erstreckte, sowie ein 〈...〉 großer Laubengang aus Weinreben.« (Johannes John in MA XI/2, S. 782.) Nicht nur durch Bettinas Schilderungen, auch durch einen Aufenthalt Goethes 1814 bei Antonia und Franz Brentano sowie Goethes Bericht Im
1004
Zu Nr. 569
Rheingau. Herbsttage ist das Brentano-Gut zu einer Attraktion geworden: Die herrliche Lage des Gebäudes läßt nach allen Seiten die Blicke frei, und so können auch die Bewohner 〈...〉 sich ringsumher, zu Wasser und Land, fröhlich bewegen. Zu Wagen, Fuß und Schiff erreicht man, auf beiden Ufern, die herrlichsten, oft vermuteten, öfters unvermuteten Standpunkte. Hier zeigt sich die Welt mannigfaltiger als man sie denkt (Goethe/MA Bd. XI/2, S. 116). 50 der Günderrode ihr Sterbeplaz] Die Günderrode erdolchte sich in Winkel am Rhein. Vgl.: WAA XXXII, zu Nr. 475,37–40; DjBe Stimmen Nr. 76 und 77. 50–51 Bekleidung] Begleitung (frankfurtisch). 52–53 meine Stimme bei Ihnen 〈...〉 vor dem ersten 7ber] Vgl. Nr. 564,82–85.
569.
Von Caroline von Labes nach Dresden Berlin, 15. September 1807, Dienstag
DV: H. B: Nr. *563. A: Nr. *579. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 232 x 189 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter:
VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 33, aoRr: D1: Riley 1978, S. 150–152 (Nr. 37).
119,
auRl:
36
2r aoRr:
121,
auRl:
37.
Varianten 11
gewiß wenigstens 4 Mahl] auR eing. 25 Berlin] danach gestr. geräumet 32 Von] aus Zer 35–37 man will 〈...〉 sein sollen.] alR 42 seine] aus die 43 13] üdZ eing. 51 herrschenden] erstes eing. h aus g 52 Auch] alR eing. 53 aber] üdZ eing. 54 überlaße] über alR eing. 57 immer] i aus h 70 nach und nach] üdZ eing. 73 zu dem Ende] auR eing. Erläuterungen 4 poste restante] postlagernd. 7–8 seit deiner Abreise von hier 8 ohne diesen Letzten] Die Briefe sind nicht überliefert. Vgl. WAA XXXII, Nr. *505 (Datierung).
1005
Zu Nr. 569
11 wenigstens 4 Mahl] Zufolge den ermittelten und erschlossenen Briefen fünfmal: Nr. 519, 526, *527, 529, 540. 14–15 elenden Frieden] Vgl. zu Nr. 552,12–13. 15–17 Mein Hauß 〈...〉 besetzet] Vgl. Nr. 519,11 und Erl. 25–26 daß d* 18t Sept: Berlin geräumet wird] Berlin blieb bis 1. Dezember 1808 von den Franzosen besetzt. 31–32 Mein Panckosches Guth 〈...〉 zerstöhret.] Vgl. Nr. 540,18–21 und Erl. 32–34 Zernicko 〈...〉 alle meine Dörfer] Das Gut der Großmutter und die dazugehörigen Dörfer Kehlickendorf, Burow, Dagow und Schulzenhof. Vgl. Nr. 520,12–13 und Erl. 45 eure Güther] Die den Brüdern Arnim gemeinschaftlich gehörenden Güter im Ländchen Bärwalde und in der Uckermark. 47–48 seine Liebschafft und die Vatterfreuden] Die Liebschafft Carl Otto von Arnims ist nicht identifiziert. Die Vatterfreuden werden seinem unehelichen Sohn Carl Ludwig Arnhold, später Arnhold von Danneburg, gegolten haben. (Vgl.: Arnswaldt/Devrient 1914–1923, Bd. II/2, S. 397f.; Kassiertes Dokument über die für den Leutnant Carl Arnhold eingetragen gewesenen 2044 rth 15 gr 3 pf Courant [1813–30] in BLHA, Pr. Br. Rep. 37, Nr. 1633; Kassiertes Dokument über die für den Oberleutnant Carl Arnhold eingetragen gewesenen 700 rth Courant [1815–42] ebd., Nr. 1641.) 48 les fruits de l’oisivete] Die Früchte des Müßiggangs. 55–56 die 〈...〉 Splittgerbern 〈...〉 zu sterben] Vgl. Nr. 613,46–47. 62 König wieder hier] Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise kehrten erst am 23. Dezember 1809 nach Berlin zurück. 65–66 Warum du in Dresden verweilen willst 〈...〉 Berlin 〈...〉 Beerwalde 〈...〉 als es Dresden ist] Die Großmutter erwartete, Arnim werde nach Berlin kommen, und nahm an, er wolle sich um das ihm und dem Bruder gehörende Ländchen Bärwalde kümmern, weshalb sie sich wunderte, was er in Dresden wolle, das von dem Ländchen in südlicher Richtung doppelt soweit entfernt liegt wie dieses von Berlin. Zu Arnims Reise vgl. seinen Brief an Carl Otto von Arnim vom 3. Oktober 1807 (Nr. 578). 67–68 Ziethen ist 〈...〉 zurücke] Der Landrat Friedrich Christian Ludwig Emilius von Zieten war als Mitglied einer Deputation der kurmärkischen Stände im Spätsommer 1807 zu Verhandlungen bei der nach Memel geflohenen preußischen Regierung. (Vgl. Ruffmann 1958, S. 179.) 72–75 die Contributions Zahlungen 〈...〉 beschleunigen 〈...〉 von fremden Truppen gereiniget werde] Zufolge einem Königsberger Folgeabkommen vom 12. Juli zum Tilsiter Frieden sollten die französischen Truppen in dem Maße aus Preußen abgezogen werden, in dem dieses seine Kriegsschulden beglich.
1006
Zu Nr. 571
Deren Höhe – 154 Millionen Francs – wurde erst in einer Pariser Konvention vom 8. September 1808 festgelegt.
570.
Von Auguste Brentano nach Giebichenstein(?) Kassel, zweite Hälfte September oder Oktober 1807
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7823. – 1 Dbl. ca. 249 x 194 mm; 1r beschr.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRr Varnhagen: Auguste Brentano. 1v auRr: 7823. Datierung: Auguste Brentano schrieb, ohne eine Antwort Arnims auf ihren vorhergehenden Brief an ihn vom 11. September (Nr. 566) abzuwarten. D1: Enzensberger 1988, S. 34; datiert: Herbst 1807. D2: Enzensberger 1999, S. 47; datiert: Herbst 1807.
Varianten 7
macht] m
aus
b
Erläuterungen Vgl. Nr. 566.
571.
An Bettina Brentano in Frankfurt Königsberg, 20. September 1807–Sandow, 3. Oktober, SonntagSonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7238. – 1 Bl. ca. 236 x 191 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1x quer gefaltet. Fremdeinträge: 1r aoRl: 166, aoRm: 1807, darunter: An – Bettine (?) (Konzept) 1v auRr: 7238. Besonderheiten: Arnim, der den Brief in Königsberg begann, nahm ihn mit, als er die Stadt am 25. September mit Reichardt verließ, und wollte ihn am 3. Oktober in Sandow fortsetzen, als er dort den ihm von Königsberg nachgeschickten Brief Bettinas von Mitte September (Nr. 568) erhielt. Mit der beabsich-
1007
Zu Nr. 571
tigten Fortsetzung kam er jedoch nicht über das Schreiben von Ort und Datum hinaus. Der Brief wurde nicht abgeschickt. D1: Steig 1913, S. 68f. D2: Betz/Straub 1986, S. 118 (Nr. A19). D3: DjBe Nr. 571.
Varianten 1
Königsberg d* 20 September 1807.] nachträgl. 6 Buchfinken] f aus 11 täglich] üdZ eing. 17–18 in Corinna und Nelvil] üdZ eing. 17 lernt] aus 〈xxx〉 davor gestr. ruht m
Erläuterungen 5–6 schiesse 〈...〉 wie in Trages] Vgl. Nr. 564,15–17 und Erl. 12–17 Corinne 〈...〉 Lord Nelville gut werden könne.] Germaine de Stae¨l, Corinne ou L’Italie (2 Bde., Paris 1807; dt. Berlin 1807/08, übersetzt von Dorothea Schlegel, hg. von Friedrich Schlegel). »Lord Oswald Nelvil, seelisch und körperlich krank, reist im Winter 1794/95 nach Italien, um sich zu zerstreuen. Auf dem Kapitol in Rom macht er die Bekanntschaft Corinnes, einer berühmten Dichterin, und ist hingerissen von ihren glänzenden Gaben und ihrem persönlichen Charme. Auf gemeinsamen Streifzügen durch die Vergangenheit und Gegenwart Italiens kommen sie einander näher, was Corinne nicht davon abhält, alles, was sie sieht und erlebt, Kirchen, Monumente und Paläste, einen Ball oder eine Soire´e, zum Anlaß zu nehmen, sich mit dem Charakter und den Sitten der Italiener, ihrer Literatur, Kunst, Philosophie und dem täglichen Leben zu befassen. Ihr Gefühl füreinander vertieft sich dennoch, und Oswald möchte Corinne heiraten; doch diese zögert. Sie gesteht ihm, daß sie englischer Abstammung ist, sich nach einem Familienkonflikt über die starren gesellschaftlichen Konventionen Englands hinweggesetzt hat und nun in Italien ihren künstlerischen Neigungen leben will. Hier endet der mit viel kulturhistorischen Exkursen durchsetzte erste Teil, und es beginnt die psychologisch analysierende Darstellung einer tragischen Liebe« (KNLL XV, S. 861f.). 23 Sandow] Gut in der Nähe des bekannteren Gutes Ziebingen (20 km südöstlich von Frankfurt/O.), wo Tieck seit 1802 vorwiegend lebte. Bis zu diesem Jahr gehörten die Güter dem mit Tieck befreundeten und ihn unterstützenden Wilhelm von Burgsdorff; noch im selben Jahr hatte sie der mit Burgsdorff befreundete Friedrich Ludwig Karl Graf Finck von Finckenstein übernommen, der sich ebenfalls mäzenatisch zu Tieck verhielt. Dieser hatte sich vorübergehend
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Zu Nr. 572
von Ziebingen auf Sandow zurückgezogen, wo Arnim ihn wiedersah, und das Wiedersehen wird ausschlaggebend dafür gewesen sein, daß er vom Briefschreiben abgehalten wurde. Am 4. Oktober trug Tieck sich in sein Stammbuch ein (Nr. AI.76).
572.
Von Caroline von Labes nach Dresden Berlin, 23. September 1807, Mittwoch
DV: H. B: Nr. *563. A: −. H: GSA 03/205. – 1 Bl. ca. 210 x 128 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x quer gefaltet. – Tintenfraß, in der Mitte zwei kleine Löcher. − WZ: WAL. Fremdeinträge: 1r aoRm: 32, aoRr: 117, auRl: 38. D1: Riley 1978, S. 152f. (Nr. 38).
Varianten 7 selbst] aus 〈xxx〉 8 für dir und] üdZ eing. 14 Officiere] O aus M 15 zu] aus wozu 21–22 und keiner 〈...〉 frei werden] auR, durch Zei25 wier] danach gestr.emp 25 empfinden] emp alR chen eing.
Erläuterungen 4 post restante] postlagernd. 6 Oncle und Tante] Hans von Schlitz war auf seinem Gut im mecklenburgschwerinschen Karstorf, seine Frau Louise hielt sich bei ihren Eltern in Regensburg auf. 12 Sternhagensche Gelder] Pachteinnahmen von Gut und Dorf Sternhagen. Vgl. Nr. 562,112–114 und Erl. 14–21 meine 8 Officiere 〈...〉 zu Zernicko 〈...〉 das Burau im Hause] Vgl. Nr. 569,15–45. 22–23 des unglücklichen Frieden] Des Tilsiter Friedens vom 7./9. Juli.
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Zu Nr. *573
*573. Mit Johann Friedrich Reichardt an Joseph Prinz von HohenzollernHechingen in Oliva (bei Danzig) Königsberg, etwa 25. September 1807, Freitag B: −. A: −. Besonderheiten: Vgl. Joseph Prinz von Hohenzollern-Hechingen an Johann George Scheffner in Königsberg, Oliva, 27. August 1807: Wo ist Reichardt,
der mit dem Minister Schroetter von Memel abgieng? Und was macht Arnim? – Empfehlen Sie mich beiden herzlich. (Warda 1918–1938, Bd. I, S. 318.) Datierung: Aufgrund des Abreisedatums Arnims und Reichardts von Königsberg (vgl. zu Nr. 560,217–218).
574.K An Charlotte Schwinck in Königsberg Unterwegs von Königsberg nach Giebichenstein, vmtl. 26. September 1807, Sonnabend DV: D1. B: −. A: Nr. *582. Besonderheiten: Kat. Henrici 149, S. 36, Nr. 96 ist zu Arnims Briefen an Charlotte Schwinck und ihre Tochter Auguste bemerkt: »3 eigh. Briefentwürfe an Frau Kommerzienrat Schwinck und ihre Tochter Auguste. Zus. 39 Seiten. 4° und Folio. 5 Seiten von anderer Hand (Clemens Brentano).« Aus der Erwähnung von fünf Seiten von der Hand Brentanos läßt sich schließen, daß bei der KatalogAngabe die 34 Seiten umfassende, am 23. Oktober begonnene umfangreiche Briefabschrift Arnims an Charlotte Schwinck (Nr. 593.A) mitgerechnet ist, deren Schlußteil Brentano abgeschrieben hat. Die fünf Seiten, die übrig bleiben, werden den von Arnim erwähnten (vgl. Datierung) drei vorigen, nicht überlieferten Briefen von ihm an Charlotte Schwinck zugewiesen. Datierung: Arnim schrieb seiner am 23. Oktober 1807 begonnenen Briefabschrift an Charlotte Schwinck zufolge auf der Reise von Königsberg nach Giebichenstein dreimal an sie: Trost in ruhiger Betrachtung von Ihnen er-
wartend, womit Sie so oft die Wellen meines bewegten Gemüths wie mit Oehl geebnet, war es doch die Gewohnheit dieser Erleichterung, die mich trieb, Ihnen dreymal unterwegs zu schreiben (Nr. 593.A,54–57). Vmtl. wurde der erste der Briefe bald nach der Abreise (25. September) geschrieben; er wird auf vmtl. 26. September datiert. Für die beiden anderen fehlen nähere Anhaltspunkte; sie werden in die weitere Reisezeit datiert. Daß der
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Zu Nr. *577
letzte während des Aufenthalts in Sandow am 3./4. Oktober geschrieben wurde, ist anzunehmen, aber nicht sicher. D1: Kat. Henrici 149, S. 37, Nr. 96; TD (kurzer Auszug).
*575.K An Charlotte Schwinck in Königsberg Unterwegs von Königsberg nach Giebichenstein, zwischen 26. September und 6. Oktober 1807, Sonnabend–Dienstag B: −. A: Nr. *582. Datierung: Vgl. Nr. 574.K.
*576.K An Charlotte Schwinck in Königsberg Unterwegs von Königsberg nach Giebichenstein, zwischen 26. September und 6. Oktober 1807, Sonnabend–Dienstag B: −. A: Nr. *582. Datierung: Vgl. Nr. 574.K.
*577. An Carl Otto von Arnim in Berlin Braunsberg, etwa 27. September 1807, Sonntag B: −. A: −. Datierung: Arnim schrieb dem Belegbrief zufolge auf der Reise von Königsberg nach Ziebingen, und da er Königsberg am 25. September verließ und Braunsberg etwa 60 km davon entfernt ist, wird er etwa zwei Tage nach der Abreise geschrieben haben.
1011
Zu Nr. 578
578.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Ziebingen, 3. Oktober 1807, Sonnabend
DV: H. B: Nr. *567. A: Nr. *584. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 205 x 177 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet (kaum erkennbar). − WZ: Laubbaum in Pflanzschale. Fremdeinträge: 1r aoRm 9, aoRr 24 2r aoRr 26 1r aoRl Empfängervermerk:
erhalten den 7ten Oktober 1807. D1: Härtl 1983, S. 266f. (Nr. 4).
Varianten 6
war] danach gestr. hier 7 geplagt] pl aus pfl 9 geselligen] erstes g aus 〈x〉 19 adressire] dre aus ddr 19–20 schreibe 〈...〉 Worte] üdZ 23 in Berlin] üdZ eing. eing. Erläuterungen 4–5 bessere Nachrichten 〈...〉 als Ziethen] Als der von Berlin nach Memel gereiste Friedrich Christian Ludwig Emilius von Zieten, der Arnim in Königsberg getroffen haben wird. Vgl. Nr. 569,65–70 und Erl. 14–15 unendlich viel gelitten bey dem Abschiede von Königsberg] Am 25. September von Auguste Schwinck, die Arnim dem Bruder verschweigt. 21–22 die tausend Thaler 〈...〉 an dich geschrieben] Vgl. Nr. 562,63–93. 27–28 Die übrigen 400 rth 〈...〉 in sicherer Anweisung] Nachdem Arnim am 23. Oktober die Verzögerung der Geldsendung moniert hatte (vgl. Nr. 592,5–8), erhielt er am 30. Oktober einen Wechsel (vgl. Nr. 596,3–6). 29 komme ich mit der ordinären Post nach Berlin] Nicht ausgeführte Absicht. Nach Giebichenstein reiste Arnim von Königsberg mit einem dort erworbenen alten Wagen (Nr. 562,36–40). 31–32 nur 5 Meilen Unterschied] Eine preußische Meile: 7,532 km. 32 Aus Braunsberg habe ich Dir geschrieben] Nr. *577.
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Zu Nr. 581
*579. An Caroline von Labes in Berlin Ziebingen, vmtl. 3. Oktober 1807, Sonnabend B: Nr. 569. A: Nr. 613. Datierung: Daß Arnim aus Ziebingen an die Großmutter schrieb, geht aus deren Brief vom 8. Dezember (Nr. 613,4) hervor. Da er sich in Ziebingen und dem nahen Sandow nur kurz aufhielt, ist anzunehmen, daß er ihr von dort am selben Tag wie dem Bruder schrieb.
*580. An Auguste Schwinck in Königsberg Sandow (bei Ziebingen), 3. Oktober 1807, Sonnabend B: −. A: Nr. 587. Besonderheiten: Zufolge der als Beleg zitierten Mitteilung Steigs über den Brief hätte Arnim schon vorher Rechtfertigungsschreiben an Auguste Schwinck geschrieben. Das ist jedoch unwahrscheinlich. Während der Reise schrieb er dreimal an deren Mutter, was Steig verwechselt haben wird. Auch aus Arnims großem Brief an diese (Nr. 593.A) und dem überlieferten Teil der Antwort Augustes ist nicht ersichtlich, daß er mehrmals an sie geschrieben hat.
581.
An Bettina Brentano in Frankfurt Giebichenstein, 7. Oktober 1807, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 568. A: Nr. 590. H: FDH 7239. – 2 Dbl. je ca. 225 x 188 mm; 1r–3v 6 beschr. S.; 4v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Große braune Flecke, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, rotes Siegel. − WZ: I: bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG II: wegen Siegel nicht erkennbar. Fremdeinträge: 1r aoRl: 167 4v auRr: 7239 4v spätere Notiz Bettinas:
Gibichenstein 7ten October 1807. Postzeichen: Halle; 2 Portozeichen; Stempel: D1: Steig 1913, S. 69–71. D2: Betz/Straub 1986, S. 119–121 (Nr. A20). D3: DjBe Nr. 282.
1013
A. v D.
Zu Nr. 581
Varianten 7 mir] über gestr. ich über gestr. Ziebingen d aus m
21 ausgetanzt] erstes a aus k 60 ihrer] i aus I 68 Sie] S aus
31
s
Sandow] 68 dann]
Erläuterungen 2 Meilen] Eine preußische Meile: 7,532 km. 5 ein früherer] Nr. 565, von Bettina nach Giebichenstein geschickt. 6–7 Sandow 〈...〉 Tieck 〈...〉 Schönes von Ihnen sagte] Tieck wird Arnim in Sandow (vgl. zu Nr. 571,23) von seiner Bekanntschaft mit Bettina im September 1806 in Frankfurt berichtet haben (vgl. WAA XXXII, Nr. 490,17–20 und Erl.). 9–10 Meine Reise 〈...〉 Wüthen aller Elemente in mir] Vgl. die Reisenotizen des Grafen Karl in der Gräfin Dolores (3. Abt., 8. Kap.): es ist Sprache eines tief gekränkten Herzens (Arnim/W I, S. 196). 10–11 dieses Hauß 〈...〉 Ruhe eines glücklichen Kreises] Zu Reichardts Giebichensteiner »Dichterparadies« vgl. WAA XXXII, zu Nr. 375,3. 19 Der Geburtstag 〈...〉 der letzte Tag] 24. September. 23–24 wie ein Mensch 〈...〉 sie behalten soll] Arnim kannte die Geschichte von dem Hinzurichtenden, der darum gebeten hatte, von seinen Mitverurteilten diejenigen freizugeben, an denen er als Geköpfter vorbeilaufen würde, aus Happelius’ Grössesten Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genandte Relationes Curiosae. Vgl. Erl. zu Nr. 635,58–69. 25–26 seidene Schreibtasche 〈...〉 Haarlocken] Diese Utensilien waren 1929 noch erhalten: »Gestickte Seidentasche mit Haaren und Blumen.« (Kat. Henrici 149, S. 36, Nr. 96.) 33 seinen Sohn] Reichardts Stiefsohn Wilhelm Hensler, der als französischer Offizier den Namen Richard angenommen hatte. 39 sie] Auguste Bußmann. 47 Raritäten kammer] Arnim hatte sich Ende September 1806 in Kassel aufgehalten, dort das Museum Fridericianum besucht und Philippine Engelhard mit ihrer Familie kennengelernt, die er Brentano am 6. Oktober 1806 als Kuriosität schilderte (WAA XXXII, Nr. 498,47–61). 50–51 die Pistor, Alberti haben Sie 〈...〉 gerühmt] Reichardts Stieftöchter Charlotte Pistor und Wilhelmine Alberti werden Bettina kennengelernt haben, während sie sich im zweiten Aprildrittel 1807 in Berlin aufhielt. 51 Sie Sind 〈...〉 vorbeygereist] Auf der an den Berlin-Aufenthalt anschließenden Reise von Berlin zunächst nach Weimar, die über das ca. 40 kam von Halle entfernte Leipzig führte.
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Zu Nr. *582
53–54 Sie hat 〈...〉 Lieder von mir 〈...〉 musicirt] Vgl. Arnim an Bettina, 14. Juni und 12. Juli 1806 (WAA XXXII, Nr. 461 [Beilagen] und Nr. 467,19–25). 54 Ihr Singechor] Vgl. Nr. 558,16–24 und Erl. 55–56 von lauter Bräuten umgeben] Helene Püttmann und Wilhelmine Wolf, wie aus Louise Reichardts Brief vom 28. Juli hervorgeht (vgl. Nr. 558,16–18 und Erl.), sowie Friederike Reichardt, die Braut des Geologen Karl von Raumer. 57 die 〈...〉 in Königsberg] Auguste Schwinck. 62–63 Napoleon 〈...〉 sein Anblick] Erinnerung an die diplomatische Audienz am 6. Februar 1803 in Paris, bei der die Brüder Arnim Napoleon vorgestellt worden waren. Vgl. WAA XXXI, Nr. 287,183–185 und Erl. 64 Ihr Gefühl] Vgl. Nr. 565,149–160. 71–72 Sind 〈...〉 Lautensaiten zu bekommen] Louise Reichardt erhielt die Saiten erst Ende Februar/Anfang März 1808 durch Bettina, die unsicher war, ob die Empfängerin sich noch in Giebichenstein oder bei ihrem nach Kassel gezogenen Vater aufhielt, und die Saiten nach Kassel schickte. Vgl.: Nr. 639,50–52; Nr. 691,83–84.
581.E An Bettina Brentano in Frankfurt Giebichenstein, 7. Oktober 1807, Mittwoch DV: H. B: Vgl. Nr. 568. H: Vgl. AIII. D1: DjBe Nr. 283.E.
A: Vgl. Nr. 590.
Erläuterungen Vgl. Nr. 581.
*582. Von Charlotte Schwinck nach Giebichenstein Königsberg, etwa 8. Oktober 1807, Donnerstag B: −. A: Nr. *593. Vgl. Nr. 593.A. Besonderheiten: Kat. Henrici 149, S. 36, Nr. 96 verzeichnet unter der Überschrift »Arnim und Schwinck« zwar zwei Briefe von Georg(e) Gotthilf Schwinck, dem Vaters Augustes, sowie einen von ihr selbst und zwei anderer Familienmit-
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Zu Nr. *582
glieder, jedoch keinen der Mutter Charlotte, obwohl durch Arnims großen Brief an diese (Nr. 593.A) bezeugt ist, daß sie zweimal an ihn geschrieben hat. Vmtl. sind die Kat. Henrici 149 anderen Familienmitgliedern zugeschriebenen Briefe die beiden durch Arnims Brief bezeugten der Mutter. Sie schickte Arnim außerdem am 3. Oktober 1808 noch ein Empfehlungsschreiben (Nr. 879), dessen Handschrift derjenigen ihres Mannes ähnelt, weshalb dieser a.a.O. fälschlich als Verfasser des Schreibens angenommen wurde. Von Georg(e) Gotthilf Schwinck ist jedoch nur ein Brief (Nr. 599) überliefert. Datierung: Arnim begann den Brief Charlotte Schwincks – den ersten, den er von ihr bekam – bald nach Erhalt zu beantworten. Er habe ihn, schrieb er in seiner am 23. Oktober begonnenen Antwort, als das Wichtigste des Posttages 〈...〉 zuletzt auf bewahrt (Nr. 593.A,53–54). Demnach wird der Brief um den 22. Oktober in Giebichenstein eingetroffen sein. Und da der zweite Brief, den Charlotte Schwinck von Königsberg nach Giebichenstein schrieb, etwa vierzehn Tage unterwegs war (vgl. Datierung von Nr. *586), läßt sich berechnen, daß sie ihren ersten um den 8. Oktober geschrieben hat.
583.
An Clemens Brentano in Kassel Giebichenstein, 8. Oktober 1807, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 589. H: GSA 03/147. – 1 Dbl. ca. 231 x 196 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2 x quer gefaltet. – Papierverlust durch Siegelaufriß (Textverlust durch Siegellack), 2v roter Siegelrest. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 1807, 73, auRl: 9 2r auRl: 10 2v aoRr: 4. Besonderheiten: Nicht in Steig 1894. Postzeichen: de Halle; Portozeichen. D1: Härtl 1990, S. 126f. D2: Schultz 1998, Bd. II, S. 461–463.
Varianten 5 es] aus Du 5 31 sich] danach gestr.
Dir] D aus 〈x〉 13 zusprechen] zu selbst 35 Louise] L aus f
1016
aus
ent
Zu Nr. 583
Erläuterungen 8–9 hundert zehn Meilen näher] Vgl. Nr. 581,2 und Erl. 9 von Bettine 〈...〉 daß Du in Kassel wohnst] Vgl. Nr. 565,15–16. 10 beyde 〈...〉 im Königreiche Westphalen] Vgl. Nr. 560,100–101 und Erl. 12–13 müste Kassel Deiner Natur nicht zusprechen] Vgl. Nr. 581,45–47 und Erl. 18 Klebermeere] Anspielung auf eine Stelle in Christian Reuters Schelmuffsky (vgl. zu Nr. 743,15–17), derzufolge die Schiffe in einem klebrigen Meer nicht mehr vorwärts kommen: Wir 〈...〉 bekamen nach etlichen Tagen das gelübberte Meer zu sehen 〈...〉 Sapperment! was stunden dort vor Schiffe
in den gelübberten Meere / es war der Tebel hohlmer nicht anders / als wenn man in einen grossen dürren Wald sehe / da die Bäume verdorret stünden / und war keine Seele auf den Schiffen zu sehen. (Haufe 1972, S. 120.) Diese Vorstellung von einem geronnenen Meer (›Lebermeer‹) stammt aus der Antike und war bis ins Mittelalter verbreitet. (Vgl. ebd., Erl. S. 274.) Arnim hatte bereits in seinem Brief an Bettina vom 9. April 1806 (WAA XXXII, Nr. 442,35–40), Brentano in einem zwischen 11. und 14. Juni 1806 an Savigny geschriebenen Brief (DjBr Nr. 1256) auf die Stelle angespielt. 20 Rdts] Reichardts. 21 Sie] Auguste Schwinck. 32–33 das Chor des Sophokles 〈...〉 abortirten] Wie aus dem Exzerpt des Briefes deutlicher wird, gibt Arnim eine nicht verifizierbare Äußerung über die Wirkung des Chores (goethezeitlich als Neutrum üblich; vgl. DWb II, Sp. 617) in den Sophokles’schen Tragödien auf das zeitgenössische Publikum wieder. 34–35 Redtels Braut 〈...〉 Dr. Wolfs Tochter verschönen diesen Kreis] Vgl. Nr. 581,55–56 und Erl. 35–36 Louise 〈...〉 in himmlische Chöre geordnet.] Vgl. Nr. 558,16–24 und Erl. 38–39 Jupiter laß deine Luft 〈...〉 strömen] Da Jupiter u. a. als Herr des Himmels verehrt wurde.
1017
Zu Nr. 583.E
583.E An Clemens Brentano in Kassel Giebichenstein, 8. Oktober 1807, Donnerstag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 589. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 349f.
Erläuterungen Vgl. Nr. 583.
*584. Von Carl Otto von Arnim nach Giebichenstein Berlin, etwa Mitte Oktober 1807 B: Nr. 578. A: Nr. 592. Datierung: Zwischen Bezugsbrief vom 3. Oktober und Antwortbrief vom 23. Oktober 1807.
*585. An Bettina Brentano nach Frankfurt Giebichenstein, 15. Oktober 1807, Donnerstag DV: H. B: Nr. 565. A: −. Besonderheiten: Arnim schrieb den nicht überlieferten Brief und das Exzerpt Nr. 585.E, nachdem Bettinas Brief von Ende August (Nr. 565), den sie nach Giebichenstein geschickt hatte und der nach Königsberg weitergeschickt worden war, von dort wieder in Giebichenstein eintraf. Zur von Arnim gegenüber Bettina am 28. Januar 1808 erinnerten Verhinderung des Briefes vgl. sein Gedicht Amor der Tintenjunge (Nr. AII.26 mit Erläuterung) sowie Friederi(c)ke Reichardts Eintrag in Arnims Stammbuch vom 7. November 1807 (Nr. AI.77).
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Zu Nr. 585.E
585.E An Bettina Brentano nach Frankfurt Giebichenstein, 15. Oktober 1807, Donnerstag DV: H. B: Nr. 565. A: −. H: Vgl. AIII. Besonderheiten: Vgl. Nr. *585. D1: Burwick 1978, S. 350f.; ohne Empfängerbestimmung. D2: DjBe Nr. 283.E.
Erläuterungen 3 Sie] Friederike Reichardt. Vgl. Nr. AI.77 und AII.26. 11–14 Alles liegt 〈...〉 Garten der Hesperiden 〈...〉 durch keinen Drachen verschlossen.] Die Hesperiden (Töchter der Nacht oder des Atlas und der Hesperis) hüteten in einem fern gelegenen Garten mit dem Drachen Ladon die goldenen Äpfel, die Gäa der Hera bei ihrer Vermählung mit Zeus als Brautgeschenk hatte wachsen lassen. 14–15 M. Puttmann 〈...〉 ein Brief ausgeblieben] Helene Püttmann erwartete einen Brief ihres Verlobten Carl Friedrich von Redtel. 18–19 er denkt aber an Vieh und Schafe] Redtel betrieb auf einer Meierei vor den Toren Berlins eine recht intressante kleine Wirthschaft, wie er am 20. April 1808 an Arnim schrieb (Nr. 746,21–22). 20 Neckchen] Nixchen, mit etymologischem Bezug zu Neck (Nick, Wassermann). »Die weiblichen N. dagegen erscheinen in der Sonne sitzend, ihre langen Haare kämmend 〈...〉 sind gesellig 〈...〉 lieben Spiel, Gesang und Tanz« (MGKL XIV, S. 720). 24–25 So enden nun 〈...〉 die Kerzen glühen.] Als Zitat nicht ermittelt. 25–27 Göthe schrieb 〈...〉 O gieb vom weichen Pfühle.] Arnim zitiert den ersten Vers von Goethes Gedicht Nachtgesang, das 1802 entstand – wie aus dem Exzerpt gefolgert werden kann, während eines Aufenthalts in Giebichenstein. Dort und in Halle hielt Goethe sich vom 22. bis 24. Mai und zwischen 9. und 20. Juli 1802 auf. (Vgl. Steiger 1986, S. 292, 302–304.) Die Arnimsche Exzerptstelle wurde bisher zu Datierung und Kommentierung des Gedichts nicht herangezogen. 28–29 du bist ein Kind 〈...〉 Wohlgefallen hab] Nach 2 Pt 1,17 und Mt 17,5: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. 30 Sie fürchten Unsinn zu schreiben] Bezug auf den Schluß von Nr. 565. 36 Ihr erster Brief] Nr. 568 von Mitte September.
1019
Zu Nr. 585.E
37 Ihr zweyter] Der frühere von Ende August (Nr. 565), den Arnim erst nach Nr. 568 erhielt.
*586. Von Charlotte Schwinck nach Giebichenstein Königsberg, vmtl. 16. Oktober 1807, Freitag B: −. A: Nr. *593. Vgl. Nr. 593.A. Beilagen: Vmtl. Nr. 587. Datierung: Arnim erhielt den zweiten Brief Charlotte Schwincks, nachdem er seinen großen Brief an sie, die Antwort auf ihren ersten, am 26. Oktober abgeschlossen, jedoch noch zurückgehalten hatte. Entscheidend für die Absendung war der Erhalt des zweiten Briefes, wie aus der Nachschrift vom 1. November hervorgeht. Dieser Brief Charlotte Schwincks wird demzufolge um den 30. Oktober in Giebichenstein eingetroffen sein, und zwar mit dem ihrer Tochter Auguste, auf den Arnim sich ebenfalls in der Nachschrift bezieht. Da der Brief Augustes zufolge der Angabe Kat. Henrici 149, S. 88, Nr. 96 vom 16. Oktober datiert ist, ist anzunehmen, daß auch der Brief der Mutter an diesem Tag geschrieben wurde.
587.
Von Auguste Schwinck nach Giebichenstein Königsberg, 16. Oktober 1807, Freitag
DV: D1. B: Nr. *580. A: −. Besonderheiten: Vmtl. Beilage zu Nr. *586. Datierung: Vgl. Nr. *586. D1: Kat. Henrici 149, S. 37, Nr. 96; TD.
588.
An Clemens Brentano in Kassel Giebichenstein, 19. Oktober 1807, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 232r–233v. – 1 Dbl. ca. 231 x 194 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF.
1020
Zu Nr. 588
Beilagen: Abschrift (nicht überliefert) einer Komposition eines nicht identifizierten Arnimschen Gedichts von Louise Reichardt durch Wilhelmine Wolf; Zeitungsausschnitt mit einem Gedicht Johann Christian Christoph Rüdigers (Nr. AII.27). Fremdeinträge: 1r aoRl: 524, daneben: Halle, 19. Oktober 1807! aoRr: 232 2r aoRr: 233. Besonderheiten: Kat. Henrici 149, S. 71, Nr. 171 registriert als »Eiliger Brief hauptsächlich literarischen Inhalts«. Postzeichen: Portozeichen, Frankozeichen. D1: Steig 1894, S. 221f. D2: Schultz 1998, S. 461–463 (Nr. 97).
Varianten 7 Geldmangel] G aus d 16 neuzeitige] üdZ 16 Uebermuth] uth aus 〈xxx〉 17–18 deinen Büchern] aus mein Buch 19 hätte] danach 21 abdrucken] aus 〈xxx〉 27 erst] aus 〈xxx〉 gestr. er sollen 27–28 (Hagen 〈...〉 gesehn)] zwischen den Zeilen 42 vorgreifen] v aus V 44 zu machen] üdZ eing.
Erläuterungen 1
Herz bruder] Freund des Titelhelden in Grimmelshausens Simplicius Simplicissimus. 3–4 Körte 〈...〉 Freundschaft mit dir] Wilhelm Körte hatte 1796–1799 in Halle studiert und wird damals mit Brentano, der dort von Mai 1797 bis Ostern 1798 studierte, bekannt geworden sein. Eine Freundschaft mit Brentano ist jedoch unwahrscheinlich. 9–23 Görres Buch 〈...〉 nachher ins Publikum schicken sollen.] Joseph Görres’ Die teutschen Volksbücher. Nähere Würdigung der schönen
Historien-, Wetter- und Arzneybüchlein, welche theils innerer Werth, theils Zufall, Jahrhunderte hindurch bis auf unsere Zeit erhalten hat (Heidelberg 1807) war Brentano gewidmet, dessen Bibliothek der Verfasser seine Kenntnis der Volksbücher verdankte. Diese werden allerdings nicht eigentlich mitgeteilt, sondern paraphrasierend und assoziierend in einer »rhapsodischen Prosa« (Ziolkowski 2008b, S. 478) wiedergegeben. Görres’ »Schlüsselbegriff für diese Literatur ist überall Natur, aber nicht jene Natur vor aller Gesellschaft, die Rousseau und Herder meinten, 〈...〉 sondern die Natur, die 〈Görres〉 〈...〉 durch die spekulative Naturphilosophie kennengelernt hatte, zu der er selbst Beiträge anbot. Solche Naturbegeisterung äußert sich bei Görres zunächst in einer re-
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Zu Nr. 588
gelrechten Orgie von Kreis-Metaphern. Pflanzenleben, Tierleben, Menschenleben, Tageszeiten, Jahreszeiten, der Kreislauf des Wassers werden bemüht, um Görres’ Gedanken zu veranschaulichen. Überall Entstehen und Vergehen, überall Blühen und Verwelken, Morgen und Abend, Sommer und Winter, Wolken, Regen, Ströme, Meer und wieder Wolken. 〈...〉 In solches Kreisen fügt sich für Görres auch die Geschichte ein, die auf diese Weise nur noch Teil eines größeren Naturvorganges bildet; an die Stelle des Strebens nach einem Goldenen Zeitalter tritt der Kreislauf vom Ausgang aus dem Paradies und von der Rückkehr dorthin. Hier bei Görres gibt es also tatsächlichen Archaismus, die Suche nach der ›alten Zeit‹, die sich ›beim Volke‹ hat verbergen müssen. 〈...〉 Davon nun eben zeugten die noch erreichbaren Quellen, zeugte die im Volke bewahrte Literatur, das ›Alte‹, das zusammenzutragen geboten war 〈...〉 zu nichts Geringerem als zur Rekonstitution des zerfallenen Volkes sollte die Berührung mit der alten Literatur führen.« (Schulz 1989, S. 254.) Zu Görres’ »quasi-mythologischer Bildlichkeit« und seinem »poetisch verschleierten Poesieprogramm« vgl. Strack 2008a, S. 23–27, zit. S. 23, 25; zu Inhalt und Bedeutung des Buches: Pfaff 1883, S. X–XVII; Kreutzer 1977, S. 16–35. 27–28 Hagen hat das Lied der Niebelungen bearbeitet] Der Nibelungen Lied. Hg. von Friedrich Heinrich von der Hagen (Berlin 1807). 29–30 daß er dir einmal ins Auge geschlagen] Vmtl. metaphorisch für die Kontraposition von der Hagens (und Büschings) zu der des Wunderhorns. Vgl. Nr. 560,120–124 und Erl. 31 Erzählung von den Lalenburgern] Vgl. Nr. 559,36–40 und Erl. 38 durch die Fistel] Beim Singen durch die Fistel (Falsett) schwingt nur ein Teil der Stimmbänder. Die Stimmritze bleibt zu einem Drittel geöffnet, und die Resonanz wird nur im Rachen-, nicht im Brustraum erzeugt, so daß die Stimme hauchig klingt. Mit der Fistel- oder Kopfstimme kann die Männerstimme hohe Sopranlagen erreichen.
589.
Von Clemens Brentano nach Giebichenstein Kassel, 19.–22. Oktober 1807, Montag–Donnerstag
DV: H. B: Nr. 583. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 210r–213v. – 2 Dbl. je ca. 227 x 190 mm; 1r–4v 71/3 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter 〈I. HESSELS〉.
1022
Zu Nr. 589
Fremdeinträge: 1r aoRl: 527, aoRm: 〈24〉, aoRr: Kassel, 22. Oktober 1807.〈über gestr. 1806.〉 D1: Steig 1894, S. 222–224. D2: Brentano 1921, S. 129–136; datiert: 22. Oktober 1807. D3: Kat. Henrici 149, S. 70, Nr. 171; TD (kurzer Auszug). D4: FBA XXXI, S. 617–622 (Nr. 480); datiert: 22. Oktober 1807. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 463–467 (Nr. 98); datiert: 22. Oktober 1807.
Varianten 4 ist] danach gestr. jezt 9 selbst] üdZ eing 16 sprechend,] danach 16 entschloßen] erstes e aus d 16 Mann,] danach gestr. gestr. 〈mit〉 s〈o〉 17 herr] aus herre〈e〉 24 ablaufen,] danach gestr. und 〈g〉 27 Pranger,] danach gestr. 〈aber〉 37 zeigt,] danach gestr. nicht 45–46 Verachtung] V aus 〈x〉 46 Nachts] N aus 〈n〉 56 sie] danach 67–68 lassen. Nach] aus lassen, nach 71 die] danach gestr. d〈roh〉 75 welches] danach gestr. ich 83 Verfluchung] V aus gestr. 〈sonde〉 〈F〉 111 du] danach gestr. sehe 117 wohin] danach gestr. konnt ich 121 alle] danach gestr. Wochen 131 voll,] danach gestr. ich 133 wie] aus 〈xxx〉 147 bei Allem] aus 〈um〉 148 noch] danach 148 im] aus 〈mit〉 152 Halle,] danach gestr. 〈xxx〉 gestr. 〈von〉
Erläuterungen 2 vor mir auf dem Königs platz] Brentano schrieb aus der Stadtwohnung seines Schwagers Johann Karl Jordis, die sich am zentralen Kasseler Königsplatz in einem zweistöckigen Haus befand, das dem 1913 eingeweihten Hessischen Landesmuseum weichen mußte. (Vgl. Stoll 1927, S. 271.) 11–12 mit einem Adjutant des Königs von Holland 〈...〉 versprochen] Vgl. Nr. 565,135 und Erl. 13 Königinn] Hortense de Beauharnais. 14 Riedhof] Landsitz der Familie Bethmann an der Mörfelder Landstraße, die aus dem Frankfurter Stadtteil Sachsenhausen in westliche Richtung führt. 17 〈xx〉ve] Die Lesung Brede (D4, D5) unter der Voraussetzung, die Schauspielerin Auguste Brede sei gemeint, ist nicht korrekt. Brentano lernte sie erst 1811 in Prag kennen. 17 herr Bruder] Nach der toposartigen Bezeichnung Herr Bruder Graf für den Freund des Titelhelden in Christian Reuters Schelmuffskys Warhafftige
Curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande (1696, erweiterte Fassung 1696/97).
1023
Zu Nr. 589
18–19 Moriz seine Niece, deren Mutter die jezzige Frau von Flavigny] Auguste Bußmann war die Tochter von Simon Moritz Bethmanns Schwester Marie Elisabeth, verh. Flavigny. 23–24 im Taxischen Hof 〈...〉 Napoleon] Am 24. Juli im Thurn und Taxis’schen Palais. Vgl. den Bericht Bettinas Nr. 565,147–160. 70 Gemeinheit] Gewöhnlichkeit, Plattheit (um 1800; vgl. DWb V, Sp. 3256). 71 gehudelt] »plagen, quälen, scheren, schlecht behandeln« (DWb X, Sp. 1863). 81 als Firnhaber abreißte] Nach Königsberg, wo er Arnim von Brentanos Desaster berichtete. Vgl. Nr. 560,181–185. 83 Consenzen] Einwilligungen, Genehmigungen. 84–87 in Frizlar 〈...〉 von einem katholischen Priester 〈...〉 getraut] Die Trauung erfolgte im Fritzlarer Dom St. Peter. Trauzeugen waren Christian Brentano und Johann Karl Jordis, der Pfarrer war Johann Winand Ferrare. (Vgl. Rölleke 1978b, S. 295–297.) »Die Stadt Fritzlar gehörte seit dem 11. Jahrhundert zum Erzstift Mainz und bildete so gleichsam eine katholische Enklave im Hessischen.« (Ebd., S. 295.) 91–92 rekomandiren] empfehlen. 99–100 am nähmlichen Tag an dich 〈...〉 geschrieben] Am 11. September (Nr. 566). 123–125 diese Wiederbellerinn zu zähmen 〈...〉 gegen das böse Katrinchen angewendet] Shakespeares Komödie The Taming of the Shrew (1623) lag noch nicht in der Schlegel/Tieckschen Übersetzung vor; erst 1831 durch Wolf Graf Baudissin mit dem Titel Der Widerspenstigen Zähmung. Brentano bezieht sich vmtl. auf denjenigen der Eschenburgschen von 1775: Die Kunst eine Widerbellerin zu zähmen. In dem Stück macht sich Petruchio die unbotmäßige Katharina (Kate) durch vermeintliche Demütigungen gefügig, wobei sie jedoch »die weibliche Kunst gelernt hat, den Gatten durch kluge Unterwürfigkeit wirkungsvoller zu beherrschen als durch Widerspenstigkeit« (KNLL XV, S. 297). 129 rangiren] Nach frz. ranger: ordnen. 133 vertraute Freunde Grimm] Brentano hatte Jacob und Wilhelm Grimm, die seit 1802 bzw. 1803 in Marburg studierten, bereits damals kennengelernt. In Kassel, wo sie seit Mitte Oktober 1805 lebten, haben sie »entscheidend bei der Gestaltung von Wunderhorn II und III mitgewirkt und wohl auch zu den Kinderliedern bedeutend mehr beigesteuert, als sich bisher hat ermitteln lassen. Indem Brentano Arnim zur Fortsetzung der Wunderhorn-Arbeit einlädt, betont er, wie unentbehrlich die Brüder Grimm ihm inzwischen in dieser Hinsicht geworden waren« (Rölleke in FBA IX/3, S. 812).
1024
Zu Nr. 590
141–142 das Heldenbuch] Sammlung frühneuhochdeutscher Umarbeitungen mittelhochdeutscher Epen, erstmals um 1490, bis 1590 mehrfach gedruckt. 143 jüngerer Bruder] Ferdinand Grimm, von dem Lieder-Abschriften in einer Sammelhandschrift aus dem Besitz der Brüder Grimm überliefert sind. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 814f.) 150–151 Auch Savigny wird 〈...〉 kommen] Savigny kam nicht nach Kassel, sondern reiste mit Frau und Tochter von München nach Weimar, wo es ab Anfang November zum Wiedersehen des Arnim-Brentano-Savignyschen Freundeskreises kam.
590.
Von Bettina Brentano nach Giebichenstein Frankfurt, etwa 20. Oktober 1807, Dienstag
DV: H. B: Nr. 581. A: −. H: FDH 7399. – 1 Bl. ca. 248 x 203 mm; 1r ½ S. beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Grau, verknittert, fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: F Buhl (lat. Schreibschrift). Fremdeinträge: 1r aoRl: 168. Postzeichen: Stempel: FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Bettina, die Arnims Bezugsbrief vom 7. Oktober im Moment der Abreise von Frankfurt nach Kassel erhielt, kam dort mit ihrer Schwester Meline am 22. Oktober an, wie aus dem an diesem Tag in Kassel beendeten Brief Brentanos an Arnim hervorgeht (Nr. 589,148–149). Die Schwestern werden etwa zwei Tage unterwegs gewesen sein. D1: Steig 1913, S. 71; nicht datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 122 (Nr. B15); datiert: Oktober 1807. D3: DjBe Nr. 284.
Varianten 4
für]
aus
Nach
5
mir] i
aus
e
Erläuterungen 2–3 Savignys 4 für Lauten
zu erwarten] Vgl. jedoch zu Nr. 589,150–151. Saiten 〈...〉 gesorgt] Vgl. Nr. 581,71–72 und Erl. 1025
Zu Nr. 590
7 C] Bedeutung unklar; »in der Musik der Name eines der sieben Stammtöne« (MGKL III, S. 676).
*591. An Georg(e) Gotthilf Schwinck in Königsberg Giebichenstein, vmtl. letztes Drittel Oktober 1807 B: −. A: Nr. 599. Datierung: Aufgrund des Datums des Antwortbriefes (10. oder 11. November 1807) und der Annahme, daß Schwinck bald geantwortet hat.
592.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Giebichenstein, 23. Oktober 1807, Freitag
DV: H. B: Nr. *584. A: Nr. *595. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 225 x 188 mm; 1r–2r 13/4 S + 3 Z.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß (restauriert), 2v rotes Siegel. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRm: 12, Empfängervermerk: erhalten den 26ten Oktober 1807., aoRr: 36 2r aoRr: 38. Postzeichen: Porto- und Frankozeichen. D1: Härtl 1983, S. 267 (Nr. 5).
Varianten 8 helfen] eing.
h
aus
s
12
der] d
aus
s
15–16
schreib 〈...〉 kann.]
auf 2r
Erläuterungen 5–8 Deine verzögerte Geldsendung 〈...〉 hieher zu senden] Vgl. Nr. 578,18–22 und Erl. 8 Tresorscheine] Schatzscheine; zinsloses Papiergeld, das in Preußen durch Edikt vom 4. Februar 1806 in Kurs gesetzt und den bisherigen Banknoten gleichgestellt wurde. Die Tresorscheine hatten infolge des politischen und wirtschaftlichen Niedergangs Preußens nach der Niederlage von Jena/Auerstedt im
1026
Zu Nr. 593.A
Oktober 1806 und des ungünstigen Verhältnisses des massenhaft ausgegebenen Papiergelds zu dem fehlenden Kurantgeld stark an Wert eingebüßt. 9 unser Geld von der Großmutter] Vgl. zu Nr. 562,89. 12–13 Posten lauf] Postkurs. 22 Hunger wehr dich 〈...〉 backen.] Vgl. das Lied Verspätung im zweiten Band des Wunderhorns, das mit der Bitte des Kindes Mutter, ach Mutter! es hungert mich / Gieb mir Brod, sonst sterb ich beginnt und endet:
Warte nur mein liebes Kind! / Morgen wollen wir backen geschwind. / Und als das Brod gebacken war, / Lag das Kind schon auf der Bahr. (FBA VI, S. 10f. mit Erl. Röllekes in FBA IX/2, S. 20f.) Sowie Arnim an Brentano, 12. Januar 1808: Mein Geld ist noch nicht angekommen 〈...〉 ich bin indessen wie das verhungernde Kind (Nr. 623,37).
*593. An Charlotte Schwinck in Königsberg Giebichenstein, vmtl. 23.–26. Oktober und 1. November 1807, Freitag-Montag, Dienstag B: Nr. *582. A: −. Datierung: Entsprechend Nr. 593.A.
593.A An Charlotte Schwinck in Königsberg Giebichenstein, vmtl. 23.–26. Oktober und 1. November 1807, Freitag-Montag, Dienstag DV: H. B: Nr. *582, *586. A: −. H: FDH 12758. – 8 Dbl. je ca. 370 x 205 mm; 1r–16v 23½ (von Arnim) + 5 (von Brentano) + 2½ (von Arnim) beschr. S.; 1x quer gefaltet. – Graues Konzeptpapier. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: 1806 bekröntes R, darunter: GHK, darunter: Ellrich. Fremdeinträge: 2v, 4v, 6v, 8v, 12v, 14v, 16v jeweils auRr: 12758. Besonderheiten: Die Recto-Seiten sind aoRr von Arnim paginiert. Datierung: Während Arnim den ausgefertigten Brief schrieb und eine Abschrift davon anfertigte, kam Brentano in Giebichenstein an. Er schrieb das meiste des vom 26. Oktober datierten Briefteils ab. Arnim beendete die Abschrift und ließ Brief und Abschrift liegen, bis ein zweiter Brief Charlotte Schwincks (Nr. *586)
1027
Zu Nr. 593.A
eintraf, der ihn zu einer Nachschrift, zu deren Abschrift und schließlich zur Absendung des gesamten Briefes veranlaßte. Als Anfangsdatum gilt die Mitteilung: es ist heute der 23 Oktober (Z. 398). Ihr widerspricht allerdings die Angabe in der von Brentano abgeschriebenen, mit dem Datum des 26ten versehenen Fortsetzung, die sich auf das vorgestern am Schluße (Z. 418) Mitgeteilte bezieht, derzufolge das Vorige am 24. geschrieben wurde. Das Enddatum ist das der Nachschrift vom 1. November. D1: Knaack 1972, S. 203–222; als Konzept.
Varianten 14
Flügels] Flüg aus Klav 24 Ihnen] Ihn aus ihr 27 Erzählungen] rz aus 〈x〉 29 Ihren] n aus s 29 Namen] danach gestr. , 34 derer] aus mir 44 Sie] danach gestr. nicht selbst, daß ich meiner soweit Meister, um mein Inneres für mich zu bewahren, wenn ich es für recht halte, wenn ich entweder kein Mitgefühl finde, oder andre nur beunruhige 45 ganz] g aus k 66 in] aus vor 66 vor] aus am 68 bin] aus ich 90 vorgeschoben] g aus s 90 in] üdZ eing. 108 Ganzes] G aus 〈x〉 133 muste,] danach gestr. und doch 166 nachdem 〈...〉 geglaubt] üdZ eing. 170 von Franzecha] üdZ 173 Nebenzimmer] N aus Z 204 Wohlwollen] w aus g 207 in] aus ihr 208 hätten] hä aus de 210 gewesen] n aus h 212 sie] s aus S 238 so] danach gestr. soll kein Mensch 257 Leidenschaft] darüber die 260 bot] aus gab 271 sträuben] st aus 〈xx〉 283 müssen] danach gestr. mich 288 Abschied] A aus a 288 fahig,] ig, aus 〈xxx〉 299 auch] aus nicht 342 die] d aus 〈x〉 356 des] üdZ 378 Tochter] danach gestr. des 434 Sie mir] S aus s 451 o] danach gestr.kämen 452–453 Hofnungsmahlerei] i aus 〈x〉 482 sehen] se aus fü 513 zu] aus 〈xx〉 533 doch] do aus au 535 unendlich] aus 〈xxx〉 540 in] aus zu 544 auch] danach gestr. der 550 nicht] üdZ eing. 551 Bedienten] dien aus kann 561 Heiligkeit] danach gestr. Buchstabenansatz 574 wieder] üdZ eing. 576 lieb] danach gestr. seyn 590 1 Nov] Duktuswechsel, flüchtig ge599 sie] aus 〈xxx〉 601 zu sagen] aus 〈xxx〉 schrieben Erläuterungen 25–26 daß mich meine Mutter 〈...〉 nach seiner Geburt an deren Folgen.
ließ]
1028
Arnims Mutter starb drei Wochen
Zu Nr. 593.A
29–30 daß er 〈...〉 an seine Schwester geschrieben] Wilhelm Dorows Mutter Sophie war eine Schwester Reichardts. 43–44 daß ich wie jener Spartaner 〈...〉 die Schlange mir eben das Herz ausrisse] Anspielung auf Shakespeares Sommernachtstraum, II/2, V. 152–157 (Übersetzung von A. W. Schlegel): HERMIA fährt auf.
O hilf, Lysander, hilf mir! Siehst du nicht Die Schlange, die den Busen mir umflicht? Weh mir! Erbarmen! – Welch ein Traum, mein Lieber! Noch schüttelt mich das Schrecken, wie ein Fieber. Mir schien es, eine Schlange fräß’ mein Herz, Und lächelnd säh’st du meinen Todesschmerz. – 49 R] Reichardt. 121 jene Freundin] Bettina. 131–143 »Nein wahrlich 〈...〉 glücklicher wendet«] Drei aneinandergereihte Passagen aus Bettinas Brief von Mitte September 1807 (Nr. 568,1–8, 11–18, 47–48). 146–154 »Mir fällt 〈...〉 Feinden abzuwehren.«] Aus Bettinas zwischen 20. und 24. August 1806 geschriebenem Brief (WAA XXXII, Nr. 476,27–35) mit geringfügigen Änderungen. 155–157 wo mich Ihre Tochter 〈...〉 in den 〈...〉 Soldatenhaufen trieb] Vgl. zu Nr. 545,13–14. 169–171 das kleine Christusbild von Franzecha mit den Engeln 〈...〉 aus den Augen sehen] Eine Kopie des Bildes Die Taufe Christi von Piero della Francesca: Christus in Bildmitte unter einem Baum, rechts neben ihm Johannes der Täufer, links drei weibliche Engel, die ihre Blicke auf die Augen des Täuflings richten. 177 Niederkunft] Am 10. oder 11. November 1807 mit der Tochter Marie. Vgl. Nr. 599,3–5 und Erl. 201 Gemeinsten] Gewöhnlichsten. 221 Kr:] Kriegsrätin. 247 Sancho] Sancho Pansa im Don Quichote. 266–272 »Wie ist das 〈...〉 sie lieb habe.«] Zwei aneinandergereihte Passagen aus Bettinas Brief vom 13. Juli 1807 (Nr. 556,19–26 und 53–54). 280–281 Lied das ich auf Zglinitzkys Abreise schrieb] Der preußische Offizier Karl Friedrich von Zglinitzky, mit dem Arnim in Königsberg Umgang hatte, war von dort – sicher nach dem Tilsiter Frieden – nach Berlin gereist, dann nach Memel zurückgekehrt und schließlich in ein Kantonierungs-Quartier bei Heiligenbeil abkommandiert worden, wie aus seinem Brief an Arnim vom 28. November 1807 (Nr. 610) hervorgeht. Arnims Lied ist nicht bekannt.
1029
Zu Nr. 593.A
301 Meilen] Eine preußische Meile: 7,532 km. 304 Trainpferdes] Zum Troß bzw. Fuhrwesen des Heeres gehörendes Pferd. 316 Ressource] Vgl. zu Nr. 537.E,5. 329 wilden Lagertagen 〈...〉 nach dem Friedensbruche] Besuche im französischen Lager vor Königsberg nach dem von – Arnim ironisierten – Tilsiter Frieden vom 7./9. Juli 1807. Oder bezeichnete er das Folgeabkommen vom 12. Juli, das den Abzug der französischen Truppen zuungunsten Preußens ungewiß machte (vgl. Nr. 569,72–75 und Erl.), als Friedensbruch? 367–368 wo der Mühlstein 〈...〉 bergab zu rollen] Reminiszenz an den Sisyphos-Mythos. 411–412 »Der Seelen Ruhe 〈...〉 dich zu loben!«] 65. Psalm, 1784 vertont von Reichardt. (Vgl. Salmen 2002, S. 57.) 422–423 meist Braüte] Vgl. Nr. 581,55–56 und Erl. 426 Hausvater 〈...〉 Frau] Johann Friedrich und Johanna Reichardt. 452 die spanischen Schlößer zu stürzen] Spanien, das mit Frankreich paktierte, wurde faktisch von dem Liebhaber der Königin, Manuel de Godoy, regiert. 1803 hatte er Verträge mit Frankreich geschlossen, die Spanien zum Krieg gegen England verpflichteten, der zum Untergang der spanischen Flotte führte. Am 27. Oktober 1807 verbündete Godoy sich in einem weiteren Vertrag mit Frankreich zu einem Krieg gegen Portugal, woraufhin Napoleon französische Truppen über die Pyrenäen in Spanien einrücken ließ. Nachdem sich in der Bevölkerung und der Partei des Infanten Ferdinand schon länger Protest gegen Godoy geregt hatte, kam es am 18. März 1808 in Aranjuez zur Erhebung gegen ihn. 455 Zg] Zglinicky. 493–494 am Sonntage 〈...〉 Brief von Clemens] Arnim erhielt am 2. August Brentanos Brief von Mitte Juli (Nr. 557). 502 Medenau] Ca. 15 km westlich von Königsberg, wo der Kaufmann Heinrich Barkley ein Gut besaß. 531 spottend den Ritter Toggenburg] Schillers Ballade (1797) über die unglückliche Liebe des Ritters, der sich damit zufrieden gibt, die Geliebte aus der Ferne sehen zu können, und schließlich stirbt. 532 entfernte Freundin 〈...〉 entfernter Freund] Bettina und Clemens Brentano. 543 Lusten] Maskuline Nebenform zu Lust, Verlangen. (Vgl. DWb XII, Sp. 1329.) 544–545 daß alles 〈...〉 mein sei in meiner Liebe] Nur was ich liebe, das ist mein, beginnt ein Gedicht Arnims, das im Nachklang seiner Königsberger Liebe entstand. (Arnim/W V, S. 710f.; vgl. Erl. ebd., S. 1444f.)
1030
Zu Nr. 596
566 Stammbuchsworte] Vgl. Nr. AI.73. 586 Trennung am Donnerstage] 24. September. 600–601 Ein kalter Brief von Ihr] Nr. 587.
*594. An Caroline von Labes in Berlin Giebichenstein, zwischen 26. und 30. Oktober 1807, Montag und Freitag B: −. A: Nr. 613. Datierung: Terminus post quem aufgrund der mutmaßlichen Ankunft Brentanos, der am 23. Oktober in Kassel abgereist war, in Giebichenstein. Terminus ante quem aufgrund des Datums (30. Oktober) von Arnims Brief an den Bruder, aus dem derjenige an die Großmutter erschlossen ist.
*595. Von Carl Otto von Arnim nach Giebichenstein Berlin, etwa 26. Oktober 1807, Montag B: Nr. 592. A: Nr. 596. Datierung: In der zeitlichen Mitte zwischen Bezugs- und Antwortbrief sowie aufgrund des Empfängervermerks auf dem Bezugsbrief (26. Oktober).
596.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Giebichenstein, 30. Oktober 1807, Freitag
DV: H. B: Nr. *595. A: Nr. *597. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 203 x 170 mm, 1r–2r 3 beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Grau, fleckig, Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß (restauriert), 2v roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Wappenschild, darunter: 1806. Fremdeinträge: 1r aoRm 11, aoRr: 32, Empfängervermerk: erhalten den 2 November 1807. 2r aoRr: 34. D1: Härtl 1983, S. 268 (Nr. 6).
1031
Zu Nr. 596
Varianten
Lieber] Lie aus Br 3 den] aus 〈die〉 6 ich] danach gestr. dadurch wie] w aus s 10 zu] z aus b 11 bitte] b aus 〈x〉 12 Hanow] now aus 〈no〉 18 dich] aus dir 22 im] aus fin 23 Ueberkasten] Ueber üdZ eing. danach gestr. sch 3 7
Erläuterungen 3 Erst heute 〈...〉 den Wechsel] Vgl. Nr. 578,27–28 und Erl. 5–6 Der Großmutter 〈...〉 geschrieben] Nr. *594. 6–7 Brentanos Ankunft] In Giebichenstein, 10–11 Proceß 〈...〉 wegen der Allodialerben und wegen der Dienste] Der Prozeß wurde vmtl. wegen der Sternhagenschen Erbschaft geführt. Er wird das am 9. Oktober erlassene Edikt den erleichterten Besitz und den freien
Gebrauch des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend zur Voraussetzung gehabt haben. Allodialerben sind Erben eines von gutsherrlicher Abhängigkeit freien Grundstücks; die Dienste werden diejenigen der durch das Edikt aufgehobenen Erbuntertänigkeit gewesen sein. Vgl. Nr. 562,56–60, 113–114 und Erl. 26 ob Keudel angekommen] Der ostpreußische Domänenpächter und Amtsrat Theodor von Keudell, der als Pferdezüchter bekannt war, von seinem Gut in Königsberg. Vgl. Tagebuch des Kronprinzen-Erziehers Friedrich Delbrück, Königsberg, 22. und 23. November 1806: Der Landstallmeister Major v. Below schickte dem KrPrz. 〈Kronprinzen〉 ein kleines Pferd, welches ein Amtsrath v. Keudell aus Gildegischken 〈vmtl. Gilischken, Dorf im Kr. Insterberg〉 abgelassen hatte. 〈...〉 Briefe an den Landstallmeister v. Below und Amtsrath Keudell. (Schuster 1907, Bd. II, S. 47.) Derselbe, Tagebuch, Königsberg, 16. Dezember 1806: In der Reitbahn auch Amtsrath v. Keudell, der
uns die Künste seines Pferdes zeigen wollte, die aber nicht geriethen. (Ebd., S. 69.) 27 die Geldsache] Arnim von Georg(e) Gotthilf Schwinck vorgestreckte 300 Reichstaler. Vgl. Nr. 562,77–83 und 599,9–10.
1032
Zu Nr. 598
*597. Von Carl Otto von Arnim nach Kassel Berlin, 5. November 1807, Donnerstag B: Nr. 596.
598.
A: Nr. 603.
Von Leopold von Seckendorf nach Giebichenstein Weimar, 7. November 1807, Sonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: GSA 03/226. – 1 Dbl. ca. 230 x 186 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRr: 117, auRl: 6 2r auRl: 7. Besonderheiten: Am selben Tag, an dem Seckendorf den Brief in Weimar schrieb, reisten Arnim, Brentano und Reichardt von Giebichenstein dorthin. D1: Tausch 2010a, S. 238; TD. D2: Grus 2014, Bd. I, S. 612f. (Nr. 274).
Varianten 33
sein,]
nachträgl. idZ
Erläuterungen 3 Savignys sind hier mit den Schwestern] Savigny mit Frau Gunda und Tochter Bettina seit 3. November, aus München kommend, sowie mit Bettina und Meline Brentano, seit 1. November, aus Kassel kommend. 5 Ihren lezten Brief] Aus Göttingen vom 5. Oktober 1806; nicht überliefert, jedoch ein Exzerpt Arnims (WAA XXXII, Nr. 496.E). 5–6 Antwort auf Ihr Gut in der Mark] Vom 16. Dezember 1806 nach dem uckermärkischen Gut Friedenfelde (WAA XXXII, Nr. 516). 8 die Schliz 〈...〉 Nachricht von Ihnen habe] Louise von Schlitz, Arnims Tante, durch einen Brief von ihm vom 29. Juni 1807 (vgl. Nr. 551.E). 20–39 Ich bin in Wien etablirt 〈...〉 Prometheus 〈...〉 hieher gereist 〈...〉 Leipzig und Dresden berühren.] Seckendorf war Anfang Oktober 1807 nach Wien gegangen. Bald nach seiner Ankunft plante er mit Joseph Ludwig Stoll ein Wiener Journal für Literatur und Kunst, und daraus entwickelte sich der Plan der Zeitschrift Prometheus. Eine Reise, auf der Mitarbeiter ge-
1033
Zu Nr. 598
wonnen werden sollten, führte Seckendorf und Stoll zunächst nach Weimar, wo Goethes Tagebuch Besuche von ihnen vom 23. Oktober bis 17. November 1807 verzeichnet, und außerdem nach Jena, Leipzig und Dresden. Es erschienen sechs Hefte: Prometheus. Eine Zeitschrift. Mit dem Anzeiger für Literatur, Kunst und Theater (Wien 1808). Vgl. Seckendorfs Briefe an A. W. Schlegel, Uhland und Böttiger vom November 1807 (Grus 2014, Bd. I, S. 614–617 und Erl.) sowie die Darstellung Grus 2014, Bd. I, S. 142–186 und Inhaltsübersicht ebd., Bd. II, S. 1112–1115. 40 Herausgeber des Athenäums und der Horen] Die Brüder Schlegel (Athenaeum 1798–1800) und Schiller (Die Horen 1795–1797). Die Ankündigung des Prometheus lehnte sich besonders an diejenige der Horen an. (Vgl. Hauser 1929, S. 321.) 41 Göthe, Fernow, Falk, Meyer u. Schüz] Goethe versprach ein Vorspiel als Einleitung des Ganzen (Seckendorf in: Hauser 1929, S. 316) und lieferte in vier Sendungen das fragmentarische Festspiel Pandora. Schüz: Stephan Schütze. 48–49 Wollen Sie der Unsrige sein] Arnim sagte während seines WeimarAufenthalts vom 8. bis 10. November zu. Vgl. Seckendorfs Notiz: A r n i m
(durch Banquier Karl Jordis in Kassel) gibt Beiträge, freie Lieder mit Reichards Melodien, bittet statt des Honorars um Mittheilung interessanter Kupferstiche. Wir mögen alte musikalische Schäze, besonders Choralgesänge, Volkslieder, (besonders aus der großen Sammlung eines gewissen Wiener Barons) dann eine Suite von Umrissen wenig bekannter Gemälde und Handzeichnungen liefern. (Grus 2014, Bd. II, S. 953.) Es erschien nur das Gedicht Die Uhr der Liebe mit Musikbeilage von Reichardt. 50 W. J. Pr.] Wiener Journal Prometheus. 52 2t Theil des Wunderhorns] Die lange Zeit einbändig geplante Fortsetzung des im Oktober 1805 erschienenen ersten Wunderhorn-Bandes mußte wegen der Materialfülle schließlich in zwei Bände aufgeteilt werden, die erst im letzten Septemberdrittel 1808 erschienen. 55–56 Musenalmanach auf 1808 〈...〉 Auswahl aus meiner Samlung] In Seckendorfs Regensburger Musenalmanach für das Jahr 1808, mit dem er seinen Musenalmanach für das Jahr 1807 (vgl. Seckendorf an Arnim, 16. Dezember 1806; WAA XXXII, Nr. 516,50–54) fortsetzte, erschien eine umfangreiche Sammlung deutscher Volkslieder (insgesamt 41), zudem teilte Sekkendorf zwei venezianische Gondelliedchen mit. Fünf Lieder wurden Vorlagen für den zweiten Band des Wunderhorns. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 765f.) Im Vorwort bekannte Seckendorf sich, speziell auf Arnims Nachwort Von Volks-
1034
Zu Nr. 599
liedern Bezug nehmend, zum Wunderhorn: Was A. v. Arnim von dem Wu n d e r h o r n gesagt hat: es war der lezte Bienenstock, er wollte eben wegschwärmen, es hat uns wol Mühe gemacht, ihn im alten Hause zu sammeln, bewahrt ihn, stört ihn nicht, geniesst seines Honigs wie recht – das möcht’ ich gedenken bei diesem Nachtrag Spätlinge zu jenem herrlichen Stock. (S. 4.) Arnim empfahl in der Zeitung für Einsiedler, Nr. 16 vom 25. Mai 1808, den Almanach mit einem Zitat aus einem darin mitgeteilten Gedicht Isaak von Sinclairs (WAA VI, S. 191). 55–56 v. der Hagen 〈...〉 hat glücklich angefangen.] Mit der gemeinsam mit Johann Gustav Gottlieb Büsching herausgegebenen Sammlung Deutscher
Volkslieder, mit einem Anhange Flammländischer und Französischer, nebst Melodien (2 Bde., Berlin 1807). Vgl. Nr. 560,120–133 und Erl.
599.
Von Georg(e) Gotthilf Schwinck nach Kassel (?) Königsberg, 10. oder 11. November 1807, Dienstag oder Mittwoch
DV: H. B: Nr. *591. A: −. H: GSA 03/225. – 1 Dbl. ca. 236 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Fleckig. − WZ: PIETER DE VRIES & COMP. Fremdeinträge: 1r aoRr: 118, auRl: 1 2r auRl: 2. Datierung: Der Brieftext ist vom 11. November, die Nachschrift vom 10. November datiert.
Varianten 5 stark und] und über gestr. Und 5 groß, und hat] darüber gestr. 7 Sie] S aus s 18 wachend] wach Numerierung der drei Wörter: 3 1 2 über verschrieben wach 19 sie] üdZ 20 Ihnen] erstes n aus r
Erläuterungen 3–4 von einer Jungfer vermehrt] Charlotte Schwinck hatte die Tochter Marie geboren. Sie heiratete 1831 den Mathematiker Carl Gustav Jacob Jacobi, mit dem sie fünf Söhne und drei Töchter hatte. 5 Spirencien gemacht] Sperenzien (von mittellat. sperentia) gemacht: sich gesperrt, geziert.
1035
Zu Nr. 599
7
das große Bogen lange wesen] Arnims Gitarre, die sein Bruder in einem Ueberkasten von Berlin an Schwinck nach Königsberg schicken sollte (vgl. Nr. 596,22–25) und die dieser dem Abgereisten wohl nachschicken wollte. 9 Ihr großes Geld Geschefte] Arnim von Schwinck vorgestreckte 300 Reichstaler. Vgl. Nr. 562,74–83. 22 Kolltins] Nicht identifiziert.
*600. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 14. November 1807, Sonnabend B: −. A: Nr. 613. Besonderheiten: Nachdem Brentano um den 25. Oktober von Kassel in Giebichenstein eingetroffen war, reisten er, Arnim und Reichardt nach Weimar, wo sie am 8. November eintrafen. Arnim sah nach langer Trennung Bettina wieder, die dort mit der Schwester Meline schon am 1. November, von Kassel kommend, eingetroffen war, und erneuerte die Bekanntschaft mit Savigny, der sich mit Frau Gunda und Tochter Bettina seit 3. November in Weimar aufhielt. Die Freunde und Verwandten wurden von Goethe wohlwollend aufgenommen, insbesondere Bettina hatte intensiven Umgang mit ihm und erwarb sich seine DuzFreundschaft. Um den 10. November verließen alle außer Reichardt in zwei Kutschen Weimar, um nach Kassel, der Haupt- und Residenzstadt des neuen Königreichs Westphalen, zu reisen. Savignys fuhren von dort bald weiter nach Frankfurt, Arnim, Brentano und Bettina blieben zunächst in Kassel. Reichardt kehrte nach längerem Weimar-Aufenthalt wieder nach Giebichenstein zurück und kam Ende Dezember/Anfang Januar 1807/08 nach Kassel. Datierung: Aufgrund der Erwähnung des Datums im Antwortbrief (Nr. 613,4).
*601. Von Maria Plant nach Kassel Königsberg, 15. November 1807, Sonntag B: −. A: −. H: »Eigh. Brief m. U. Königsberg, 15. November 1807. 3 Seiten. 4°.« (Kat. Henrici 149, S. 36, Nr. 96.)
1036
Zu Nr. 603
*602. Von Carl Otto von Arnim nach Kassel Berlin, bald nach Mitte November 1807 B: −. A: Nr. 603. Datierung: Da die Briefe zwischen Berlin und Kassel etwa sieben Tage unterwegs waren – Carl Otto von Arnim erhielt Arnims am 24. November beendeten Brief Nr. 603 zufolge Empfängervermerk am 1. Dezember – und Arnim Carl Ottos Nr. *602 zufolge Antwortbrief am 24. November erhielt, wird der Bruder kurz nach Monatsmitte geschrieben haben.
603.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Kassel, etwa 20.–24. November 1807, Freitag-Dienstag
DV: H. B: Nr. *597, *602. A: −. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 231 x 193 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß (restauriert), roter Siegelrest. − WZ: FHF. Beilagen: Vollmacht (nicht bekannt). Fremdeinträge: 1r aoRm: 21, aoRr: 64 2r aoRr: 66 1r aoRr Empfängervermerk: erhalten den 1 December 1807. Postzeichen: Portovermerke. Datierung: Der Terminus post quem ergibt sich aus dem Datum (14. November) des von Arnim erwähnten Briefes an die Großmutter. Er wird den am 24. November beendeten Brief an den Bruder kaum früher als vier Tage vorher begonnen haben. D1: Härtl 1983, S. 268f. (Nr. 7); datiert: Mitte–24. November 1807.
Varianten 13
Daß 〈...〉 billig.]
zwischen den Zeilen
Erläuterungen 2 an die Großmutter geschrieben] Nr. *600. 7 Einquartierung] Vgl. Nr. 569,13–25. 9–11 Das neue Edikt wegen Erbverbachtungen 〈...〉
Geldquelle] Das Edikt den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des Grundei1037
Zu Nr. 603
gentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Land-Bewohner betreffend (vgl. zu Nr. 562,56–60) verfügte in § 5: Jeder Grundeigentümer, auch der Lehns- und Fideikommißbesitzer, ist ohne alle Einschränkung, jedoch mit Vorwissen der Landespolizeibehörde, befugt, nicht bloß einzelne Bauerhöfe, Krüge, Mühlen und andere Pertinenzien, sondern auch das Vorwerksland ganz oder zum Teil und in beliebigen Teilen zu vererbpachten, ohne daß dem Lehnsobereigentümer, den Fideikommiß- und Lehnsfolgern und den ingrossierten Gläubigern aus irgendeinem Grunde ein Widerspruch gestattet wird, wenn nur das Erbstands- oder Einkaufsgeld zur Tilgung des zuerst ingrossierten Kapitals oder bei Lehen und Fideikommissen in etwaiger Ermangelung ingrossierter Schulden zu Lehn oder Fideikommiß verwendet, und in Rücksicht auf die nicht abgelösten Realrechte der Hypothekengläubiger von der landschaftlichen Kreditdirektion der Provinz oder von der Landespolizeibehörde attestiert wird, daß die Erbverpachtung ihnen unschädlich sei. (Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/2, S. 459.) 11–13 Kraffelt muß 〈...〉 mit den Kackstädter Bauern 〈...〉 Friedenfelde?] Gotthilf Ludwig Kraffel war Justizkommissar in Prenzlau, dem Hauptort der Uckermark, zu der die Güter Kaakstedt und Friedenfelde gehörten, die im Besitz der Brüder Arnim waren. Die Bauern von Kaakstedt gehörten zu ihren Wechselgläubigern. (Vgl. Härtl 1982, S. 307.) Friedenfelde, von Arnims Vater 1763 erworben, war durch Truppendurchzüge verwüstet worden, wovon Arnim sich im Frühjahr 1809 selbst überzeugte. Vgl. seine Briefe an Bettina von 25. bis Ende Mai und an Brentano von Ende Juni bis 14. Juli 1809 (WAA XXXIV).
13 Daß du der armen Korstedt 〈...〉 aus gezahlt] Dazu nichts ermittelt. 14–15 daß Berlin 〈...〉 sehr bald hier] Residenz des neugegründeten Königreichs Westphalen wurde Kassel. Je´roˆme Bonaparte und die mit ihm seit August 1807 verheiratete Katharina, geb. Prinzessin von Württemberg trafen am 7. Dezember auf Schloß Wilhelmshöhe ein und hielten am 10. Dezember Einzug in Kassel. 17–18 Landhause von 〈...〉 Jordis] Schönfeld, 1777 erbaut, 1805 von Jordis erworben, 1809 an König Je´roˆme verkauft. (Vgl. Losch 1913.) Dort und in der Stadtwohnung, die Jordis außerdem besaß (vgl. zu Nr. 589,2), lebten Arnim, Brentano und Bettina während ihrer Kassel-Aufenthalte zur Wunderhorn-Zeit. 21–22 Doppelpistolen] Pistolen mit zwei Läufen. 22–23 Dieterich 〈...〉 wieder besuchte] Arnim besuchte den Göttinger Verleger Heinrich Dieterich, den er zuvor im August 1806 aufgesucht hatte (vgl. WAA XXXII, Nr. 472,110–112), im letzten Novemberdrittel. Vgl. Nr. 611,19–22.
1038
Zu Nr. 603
24 Terzerolen] Kleine Taschenpistolen. 26–27 Jetzt sind Polen 〈...〉 zum Empfange des Königs.] Beim Einzug des Königs Je´roˆme in Kassel bildeten polnische Lanciers die Eskorte. Aus ihnen wurde der Stamm für die erste Eskadron des Chevauleger-Regiments und für die Kompagnie Garde-du-Corps rekrutiert. (Vgl. Lünsmann 1935, S. 17.) 30 die Zernikowschen Erben] Nicht Erben im Umkreis des der Großmutter gehörenden kurmärkischen Gutes Zernikow – dazu hätte es keiner Arnimschen Vollmacht bedurft –, sondern vmtl. der Sternhagenschen Erbschaft (Nr. 562,113–114) in der Uckermark. Vgl. Arnims Frage an den Bruder vom 30. Oktober 1807: Ist der Proceß schon angefangen wegen der Allodialerben und wegen der Dienste (Nr. 596,10–11 und Erl.). Am 25. November 1812 erwähnt Arnim in einem Brief an den Bruder die an die Zernikows geleisteten Zahlungen (WAA XXXV); dem Ökonomen Zernikow und seiner Schwester schuldeten beide ca. 1425 Reichstaler (vgl. Härtl 1982, S. 300). 30–33 Du wirst 〈...〉 fünfhundert Thaler 〈...〉 durch Wechsel hieher gelangen] Erst am 18. Februar 1808 konnte Arnim Brentano aus Heidelberg mitteilen: Ich habe Geld bekommen, aber einen Wechsel, der erst Anfang April fällig (Nr. 660,54–55). 34–35 In Weimar 〈...〉 aufhielt] Dem Bruder verschweigt Arnim die wichtigsten Weimarer Begegnungen. Vgl. Nr. *600 (Besonderheiten). 35–36 die beyden Jagemanns haben Kinder] Die Schauspielerin Caroline Jagemann, Geliebte des Herzogs Carl August, hatte von ihm zwei Söhne und eine Tochter; 1806 war Karl Wolfgang (von Heygendorff) geboren worden. Ihre Schwester Marianne, seit 1806 mit dem Oberbergrat Adolph von Danckelmann verheiratet, schenkte 1807 einer Tochter Marianne das Leben. (Vgl. Emde 2004, Bd. II, S. 622, 787f.) Die Brüder Arnim hatten die Schwestern Jagemann 1801 in Göttingen kennengelernt, wo sie Ludwig Achim Stammbuchblätter verehrten. (Vgl. WAA XXX, Nr. AI.30 und AI.31.) 36–37 die Großfürstin 〈...〉 in Wochen kommen] Maria Pawlowna, geborene Großfürstin von Rußland, seit 1804 verheiratet mit dem weimarischen Erbprinzen Carl Friedrich, gebar am 3. Februar 1808 Maria Luise Alexandrine Prinzessin von Sachsen-Weimar-Eisenach. 37 bey Falk 〈...〉 zur Taufe] Die Tochter Eugenie des Weimarer Schriftstellers und Philanthropen Johannes Daniel Falk wurde am 8. November bei Anwesenheit Arnims und Goethes getauft. 37–38 Auerstädt 〈...〉 verbrannt.] Nach der Schlacht vom 14. Oktober 1806. 38 die Guitarre nach Königsberg zu besorgen] Vgl. Nr. 596,21–25.
1039
Zu Nr. *604
*604. An Louise Reichardt in Giebichenstein Kassel, 20. November 1807, Freitag B: −. A: Nr. 614. Datierung: Aufgrund des datierten Exzerpts.
604.E An Louise Reichardt in Giebichenstein Kassel, 20. November 1807, Freitag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 614. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 351.
*605. An Johann Friedrich Reichardt in Giebichenstein Kassel, vmtl. zwischen 25. und 30. November 1807, Mittwoch und Montag B: −. A: Nr. 615. Datierung: Im Oktober 1807 waren Briefe zwischen Giebichenstein und Kassel etwa zehn Tage unterwegs; denjenigen Arnims vom 8. (Nr. 583) erhielt Brentano erst am 19. Oktober (vgl. Nr. 589,4–5). Das wird Ende November/Anfang Dezember nicht wesentlich anders gewesen sein. Da Reichardt den Brief Arnims am 6. Dezember erhielt, wie aus dem Belegbrief an Elisabeth Staegemann vom 7. Dezember hervorgeht, wird Arnim zwischen 25. und 30. November geschrieben haben. – Arnims Brief ist nicht die Antwort auf denjenigen Reichardts vom 28. November (Nr. 609), denn Reichardt monierte am 9. Dezember (Nr. 615), er habe darauf noch keine erhalten.
1040
Zu Nr. 606.E
606.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Kassel, 27. November 1807, Freitag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 351f.
Erläuterungen 1 Fr. Sch:] Frau Schwinck. 2 Wieder von lieben Freunden abschiedet] Verabschiedung der Savignys, die von Kassel nach Frankfurt fuhren. – Zum Abreisetermin (27. November): Brentano schreibt in einem am Schluß auf den 29. November datierten Brief zu dessen Beginn an Zimmer, Savigny gehe nächster Tagen nach F〈rank〉f〈ur〉t (FBA XXXI, S. 622,23). Daß der Brief früher begonnen wurde, geht aus Arnims Brief an Zimmer vom 28. November hervor: er 〈Brentano〉 hat Ihnen geschrieben (Nr. 608,9). 3 wie ich von Ihnen gegangen] Bei der Abreise von Königsberg am 25. September. 3–4 Schwerlich 〈...〉 Gehör schon geben] Da Charlotte Schwinck am 10. oder 11. November eine Tochter geboren hatte, wie Arnim von ihrem Mann erfahren hatte. Vgl. Nr. 599. 14 altdeutschen Stamm] Vmtl. die Hessen bzw. Katten. 14–15 die Spanier] Spanische Soldaten, die vmtl. zum Einzug König Je´roˆmes in Kassel stationiert waren. 19–20 ein Cid oder Donquichote] Ein Held wie El Cid, der spanische Nationalheros, oder ein Narr wie die Titelfigur von Cervantes’ Roman. 22–23 meinem Garten, das schönste Bergthal] Der Garten des Jordis’schen Landhauses Schönfeld, das Arnim bewohnte. 24 Herkules in Wolken] Die Kolossalstatue des farnesischen Herkules in Wilhelmshöhe bei Kassel, eine 1717 vollendete Arbeit des Augsburger Goldschmieds Johann Jacob Anthoni. 26–27 die Blumen ihres Gartens] In Königsberg. 32 Ein verwöhnt Töchterlein aus reichem Hause] Auguste, geb. Bußmann. 36–37 ihm ekelhaft] Clemens Brentano.
1041
Zu Nr. 607
607.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Kassel, 28. November und 8. Dezember 1807, Sonnabend und Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. *617. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 228 x 192 mm, 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRm 63, aoRr 1 2r aoRr 3 1r aoRm Empfängervermerk:
erhalten den 15tn December 1807. D1: Härtl 1983, S. 270f. (Nr. 8).
Varianten 11 Dir] D aus d 14 dabey] danach gestr. für 14 aus s 14 sie] s aus e 25 Dich] D aus 〈d〉 40 erstes n aus d 49 einer] r aus m 51 Die] aus 〈xxx〉 eing.
nutzen] erstes n Verhandlungen] 51 Görz] üdZ
Erläuterungen
Im vorigen Jahre 〈...〉 Kasten mit sehr schönen Kupferstichen 〈...〉 in der Auction 〈...〉 erstanden] Die Kupferstiche hatte Savigny Ende 1805 in 4–14
Marburg im Auftrag Arnims aus dem Nachlaß des Mediziners Ernst Gottfried Baldinger erworben und am 20. April 1806 an Brentano nach Heidelberg geschickt. Da Arnim im Sommer jenes Jahres in Heidelberg erwartet wurde, ging die Kiste jedoch nicht nach Berlin ab, und aufgrund der Kriegs- und Nachkriegswirren blieb sie auch noch Ende 1807 bei Zimmer in Heidelberg. Etwa Mitte Dezember wandte Brentano sich ebenfalls aus Kassel an den Buchhändler:
Noch etwas, sie werden sich erinnern, daß ich Ihnen vor ohngefähr 11/4 Jahr ein Kiste mit Kupferstichen zur Spedition an Arnim gegeben, sie haben die Kupfer bei mir gesehen, so viel ich weiß haben sie dieselben durch Mohr 〈in Frankfurt〉 Speditiren lassen, Arnim hat bis jezt nichts von der Kiste gehört, in welcher doch ein groser Wehrt war, zwar ist er bis jezt hier und dort sehr herum vagirt, und steht die Kiste vielleicht in Berlin, in jedem Falle wäre uns sehr lieb zu erfahren, was Mohr oder sie um die Spedition wissen (FBA XXXI,630,28–631,5; datiert: kurz vor dem 18. oder 28. Dezember 1807). Am 24. Februar 1808 (Nr. 668,8–11) konnte Arnim aus Heidelberg endlich Brentano berichten, daß er in den Besitz der Kiste gelangt sei. Vgl. WAA XXXII, zu Nr. 426,4–7.
1042
Zu Nr. 607
7 meiner Großmutter Wohnung] Berlin, Quarre´ (ab 1814 Pariser Platz) Nr. 4. 10 Accise] Das Accise- und Zoll-Departement in Berlin. 18–19 Der König und die Königin 〈...〉 in einigen Tagen] Vgl. zu Nr. 603,14–15. 21 Sollicitanten] Bittsteller, Rechtssucher. 25 Bülow 〈...〉 der Dich grüssen läst] Hans von Bülow hatte im Juni 1802 mit den Brüdern Arnim einen Teil ihrer Rheinreise absolviert (vgl. WAA XXXI, Nr. 270,12–13 und Erl.) und war mit Jeannette, geb. Schmucker verheiratet – einer Tochter des Kriegsrates Johann Heinrich Schmucker, bei dem Carl Otto von Arnim in Berlin wohnte. Am 11. Dezember 1807 wurde er zum Mitglied des Staatsrates des Königreichs Westphalen ernannt, am 23. Dezember zum Präsidenten der Sektion der Finanzen, des Kommerzes und der Justiz. (Vgl. Moniteur Westphalien, Nr. 2 vom 31. Dezember 1807, S. 8 und 10.) 26 die vorige Regierung] Des Kurfürstentums Hessen-Kassel. 35–36 Müller 〈...〉 Staatssekretär 〈...〉 Holländischen Orden erhalten] Johannes von Müller, seit 1804 als Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Historiograph des hohenzollerschen Hauses in Berlin, war auf Wunsch Napoleons am 17. November 1807 in Paris zum Minister-Staatssekretär des Königreichs Westphalen ernannt worden, wobei ihm von König Je´roˆme das große Kreuz des holländischen Löwenordens überreicht wurde. Da er sich den Anforderungen nicht gewachsen fühlte, bat er bereits am 28. Dezember um seine Entlassung. Sie wurde ihm jedoch zunächst nicht gewährt; sowohl Je´roˆme als auch Napoleon legten ihm nahe, sein Amt weiterzuführen. Doch erklärte sich der König, gegen den Willen seines Bruders, mit dem Rücktritt Müllers einverstanden. Statt des bisherigen Amtes wurde er am 21. Januar 1808 zum Staatsrat und Direktor des öffentlichen Unterrichts ernannt. Er war verantwortlich für die Schulen und Universitäten des Königreichs. (Vgl.: Schib 1967, S. 278–280, 288–293; Moniteur Westphalien, Nr. 12 vom 24. Januar 1808, S. 50.) 39–40 Prinz Wilhelm 〈...〉 in Frankfurt.] Prinz Wilhelm von Preußen, Bruder des Königs, war am 6. November 1807 in diplomatischer Mission von Memel abgereist, um den direkten diplomatischen Verkehr Preußens mit Napoleon wiederherzustellen und eine Milderung der harten Bedingungen des Tilsiter Friedens zu erwirken, insbesondere die Ermäßigung der dem Land auferlegten Kriegslasten und den Abzug der französischen Truppen. Die vorgesehene Ankunft in Paris verzögerte sich aufgrund eines Italien-Aufenthalts Napoleons. In Frankfurt kam er mit Alexander von Humboldt zusammen, der beauftragt war, ihn zu instruieren. Am 3. Januar 1808 traf er in Paris ein, wo seine Verhandlungen mit dem Kaiser zur Pariser Konvention vom 8. September 1808 führten, die den Abzug der Truppen gewährte. (Vgl. Häusser 1856, S. 169f.)
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Zu Nr. 607
40–41 Verhandlungen wie die über Dienste mit Bauern] Arnim bezieht sich auf das Edikt, den erleichterten Besitz und den freien Gebrauch des
Grundeigentums so wie die persönlichen Verhältnisse der Land-Bewohner betreffend. Vgl. zu Nr. 562,56–60. 41–42 Rückkehr der Regierung] Der preußische Hof und die Zentralbehörden wurden am 16./17. Januar 1808 von Memel nach Königsberg verlegt. Sie kehrten erst am 23. Dezember 1809 nach Berlin zurück. 43 ob meine Vollmacht angekommen] Vgl. Nr. 603,29–30 und Erl. 43–44 die drey bis vier hundert Thaler] Vgl. Nr. 603,30–32 und Erl. 48–49 Tante 〈...〉 durch Leo: Seckendorf] Vgl. Nr. 598,7–8 und Erl. 49–50 neuen Wiener eleganten Zeitung 〈...〉 Göthe einen Prolog] Vgl. Nr. 598,20–41 und Erl. Mit der neuen Wiener eleganten Zeitung spielt Arnim auf die ältere, seit 1801 erscheinende Leipziger Zeitung für die elegante Welt an. 51 Mutter Görz] Caroline von Schlitz gen. von Görtz, die Mutter der Tante. 52 Adele] Die sechsjährige Tochter der Tante. 52–53 die Gesellschaft 〈...〉 in Regensburg] Bezug auf den RegensburgAufenthalt der Brüder Arnim zu Beginn ihrer Bildungsreise etwa Anfang Dezember 1801 bis Anfang Februar 1802. Vgl. WAA XXX und XXXI, Nr. 188.K-Nr. 205. 53 die Diedensche und Lowensche Familie] Die Familien des dänischen Gesandten Wilhelm Christoph von Diede zum Fürstenstein, der mit Margareta Konstantia Luise, geb. von Callenberg verheiratet war, und von Georg Karl Hermann Wilhelm Freiherr von Löw von und zu Steinfurth, der mit Luise Diede zum Fürstenstein verheiratet war. 54 die Princeß mit ihrem Lerchenstreicher] Die Fürstin Therese von Thurn und Taxis, geborene Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, Schwester der preußischen Königin Luise, und ihr Liebhaber Maximilian von und zu Lerchenfeld, von dem sie fünf uneheliche Kinder gehabt haben soll. Daß mit der Princeß die Fürstin gemeint ist, erschließt sich aus Arnims Brief an Goethe von etwa Mitte Mai–Anfang Juni 1806, in dem er ihm von der Pr Taxis berichtet (WAA XXXII, Nr. 454,94; vgl. das Konzept Nr. 454.K1,90). Er war ihr im Frühjahr 1806 am mecklenburg-strelitz’schen Hof in Neustrelitz begegnet, wo ihm ihre Schwangerschaft – mit einem von Lerchenfeld gezeugten Kind – aufgefallen war. (Vgl. an Brentano, 18.–22. April 1806; WAA XXXII, Nr. 443,41–79 und Erl.) Ende 1801/Anfang 1802 hatten Arnim und sein Bruder in Regensburg an geselligen Veranstaltungen der Fürstin teilgenommen. (Vgl. Arnim 1845, S. 33f.) Als Lerchenstreichen wurde »zunächst die sammlung der lerchen, wenn sie wegziehen wollen«, bezeichnet, »dann aber, als jägerausdruck, der massenfang der lerchen bei dieser gelegenheit mittels des netzes« (DWb XII, Sp. 762).
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Ein Lerchenstreicher ist also ein Lerchenfänger. Arnim wird die Bezeichnung mit ähnlichem erotischen Hintersinn gemeint haben wie Lerchenlieder in seinem Brief an Brentano vom 14. Juni 1806 (WAA XXXII, Nr. 462,88f.; vgl. Erl. dazu). 54–55 Ist der Onkel noch in Paris] Hans von Schlitz verhandelte in Paris als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz über dessen Beitritt zum Rheinbund. Die Beitrittsverhandlungen wurden im März 1808 mit einem von dem französischen Außenminister Jean-Baptiste Nompe`re de Champagny einerseits, von Schlitz andererseits unterzeichneten Beitrittsvertrag abgeschlossen (veröffentlicht in Der Rheinische Bund, hg. von Peter Adolph Winkopp, 17. Heft, Mai 1808, S. 320–322); am 6. April machte Herzog Carl von Mecklenburg-Strelitz den Beitritt bekannt. Schlitz berichtet in seinen Memoiren über den Paris-Aufenthalt (Schlitz 1833, S. 201–250), jedoch nicht über seine politischen Aktivitäten.
608.
An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Kassel, 28. November 1807, Sonnabend
DV: H. B: –. A: Nr. 612. H: UB Frankfurt/M., Ms.Ff.J.G.Zimmer. – 2 Dbl. (I, II) je ca. 229 x 192 mm; 1r–4v 7½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Jeweils bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 1.) Copirt, aoRr: 1 1v/2r auR Stempel: Stadt- u. Univ.-Bibliothek Frankfurt a. Main 2r aoRr: 2 3r aoRl: 6.a.), aoRr: 9, auRr Stempel wie 1v/2r 4r aoRr: 10, auRr Stempel wie 1v/2r. D1: Dbl. I: Zimmer 1888, S. 146–148. D2: Dbl. II: Weiss 1980, S. 130–133 (Nr. 18); als Beilage zu Dbl. I.
Varianten 1–2 Cassel d* 28 Nov 1807.] nachträgl. 5 liebreich] r aus l 9 hat] aus wird 18 sich] s aus w 26 den beyden] üdZ eing. 29 zwischen] zwi aus sich 44– beym ersten 〈...〉 gethan] üdZ eing. 62 Selbst] S aus s 64 Waldliederlein] nachträgl. 66 allen] erstes l aus n 74 24] 4 aus 2 82 französische] üdZ eing. 83 Zehn] aus Diese 86 die] danach gestr. schlechte 90 Reichardt] Rei aus 〈xxx〉 91 wünschte] t aus e 92 dieser] d aus s 109 Sie] S aus s
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Zu Nr. 608
109 sie] s aus S 109 so] danach gestr. bitte farbigen Umschlage] üdZ eing.
110–111
mit hübschem
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen zu Dbl. II: Weiss 1980, S. 130–134. 4–5 in Zeiten des Unglücks] Nach dem Tod Sophie Brentanos (31. Oktober 1806). 9–10 er hat Ihnen geschrieben 〈...〉 im zweyten Theile 〈...〉 sitzen] Vgl. Brentano an Zimmer, etwa 25.–29. November 1807 (FBA XXXI, S. 622f.; datiert 29. November, jedoch zufolge Arnims Mitteilung früher begonnen). Zunächst war nur ein Fortsetzungsband des gegen Mitte Oktober 1805 erschienenen ersten Wunderhorn-Bandes vorgesehen. 13 Der Tiroler Sammler] Der Sammler für Geschichte und Statistik von Tirol. Hg. von Cassian Anton von Roschmann. 5 Bde. Innsbruck 1806–1809. Arnim verweist auf die Zeitschrift am Schluß einer Sammlung von Schnaderhüpferln im dritten Band des Wunderhorns, in das jedoch keine Beispiele aus ihr aufgenommen wurden. (Vgl. FBA VIII, S. 129.) 14–16 Seckendorfs neuer Musenalmanach 〈...〉 Volkslieder drin] Vgl. Nr. 598,53–55 und Erl. 19–23 Kinder∧lieder 〈...〉 vier fünf Bogen] Die Kinderlieder erschienen, wie von Arnim vorgeschlagen, als Anhang zum Wunderhorn, genauer: zu dessen 1807 noch nicht vorgesehenem dritten Band, meist mit diesem zusammengebunden, doch verkaufte Zimmer auch, wie ebenfalls von Arnim vorgeschlagen, separate Drucke; die Paginierung erfolgte extra: S. [1]–103, also 6½ Bogen. Die endgültige Titelgestaltung teilte Brentano Arnim am 1. März 1808 mit. Vgl. Nr. 679,62–84 und Erl. 25–30 Ich sah in Göttingen 〈...〉 Zeichnung von den beyden Riepenhausen 〈...〉 auf den Titel zu setzen] Arnim sah die Zeichnung der sich in Italien aufhaltenden Brüder Franz und Johannes Riepenhausen bei ihrem Vater Ernst Ludwig Riepenhausen. (Vgl. Nr. 611,59–61.) Welche Zeichnung er sah, konnte nicht ermittelt werden. Flore und Blanscheflur. Ein episches Gedicht in zwölf Gesängen, Sophie Bernhardis Bearbeitung des gleichtiteligen mittelhochdeutschen Epos, erschien erst 1822, herausgegeben von A. W. Schlegel, ohne Illustrationen. Den von Arnim mitgeteilten Plan nahm Brentano in einem Mitte Dezember 1807 geschriebenen Brief an Zimmer zurück (FBA XXXI, S. 630; datiert: kurz vor dem 18. oder 28. Dezember); er entwickelte eine synkretistische Bildidee, die von Ludwig Emil Grimm ausgeführt wurde. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 411–414.)
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Zu Nr. 608
Auf das Titelblat des zweyten Theils 〈...〉 nachdem der Knabe geblasen.] Hauptmotiv des Stichtitels des zweiten Wunderhorn-Bandes ist ein
38–40
reich verziertes Trinkhorn, in dessen Biegung Stadt und Schloß Heidelberg zu erkennen sind. Die Anregung für die Abbildung des Horns bildete das sogenannte Oldenburger Trinkhorn, eine Kölner Goldschmiedearbeit von 1474/75, die zunächst an die Herrscher der Grafschaften von Oldenburg und Delmenhorst nach Oldenburg gelangt war und dann von dort durch Erbfolge an die königlich-dänische Linie des Hauses Oldenburg nach Kopenhagen. Hauptvorlage für die Abbildung im Wunderhorn war Johann Just Winkelmanns Abhandlung
Des Oldenburgischen Wunder-Horns Ursprung, Herkunft, Materie, Form, Gestalt, Figuren und hieroglyphische Auslegung (Bremen 1684). Mit dieser Bildidee wurde das Titelkupfer des ersten Wunderhorn-Bandes, das einen ins Horn blasenden reitenden Knaben zeigt, variiert. Mit der Absicht, zu characterisiren, wie das reine alte Lied immer hervortrit, konnte Arnim sich gegen diejenige Brentanos nicht durchsetzen. Seine Auffassung, der Knabe habe geblasen, läßt darauf schließen, daß er das Oldenburger Trinkhorn für ein Blashorn hielt. Vgl.: Nr. 873,65–68; Rölleke 1971, S. 125–131 und Abb. 4–6; Rölleke in FBA IX/2, S. 3–6; IX/3, S. 3f., 415–417; Schlechter 2006, S. 52–54. 44–45 beym ersten Theile 〈...〉 gut gethan] Gemeint sind die einleitende Zueignung an Goethe und der abschließende Arnimsche Essay Von Volksliedern. 46–47 meine eigne Reise∧beschreibung durch das deutsche Volk] Nicht ausgeführter Plan. 48–50 Bey Mayer 〈...〉 Vignette 〈...〉 zweyten Auflage 〈...〉 benutzt werden kann.] Arnim sah die (nicht identifizierte) Vignette bei dem Weimarer Kunsthistoriker Johann Heinrich Meyer. Die zweite Auflage des ersten Wunderhorn-Bandes erschien erst 1819 bei Mohr und Winter in Heidelberg, mit derselben Vignette wie der erste. 50–53 Zu Weihnachten 〈...〉 in Frankfurt 〈...〉 Druck auch eher anfangen] Nachdem Arnim und Brentano in Kassel intensiv an der Fortsetzung des Wunderhorns gearbeitet hatten, reiste Arnim am 4. Januar (vgl. Datierung von Nr. *622) von Kassel über Marburg nach Frankfurt. Er verhandelte jedoch nicht dort mit Zimmer, sondern fuhr vmtl. am 23. Januar zu ihm nach Heidelberg weiter (vgl. zu Nr. 623,29), um den Druck vor Ort zu besorgen. In der Hessenkassel im November 1807 datierten, am 11. Dezember 1807 in der Badischen Wochenschrift (Nr. 50, Sp. 199f.) erschienenen Aufforderung, altdeutschen Volksgesang betreffend war zwar mitgeteilt worden, der zweite Wunderhorn-Band solle in den ersten Monaten des folgenden Jahres erscheinen, aber der Druck ging wegen Überlastung des Druckers nur langsam
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Zu Nr. 608
und mit Unterbrechungen vonstatten, noch sehr viele Lieder wurden eingeschoben, so daß sie in zwei Bände aufgeteilt werden mußten, wozu sich die Herausgeber erst spät entschlossen. Ein Anhaltspunkt für den Terminus ante quem ihrer Entscheidung ergibt sich aus A. W. Schlegels Mitteilung an Arnim vom 12. August 1808, er fürchte, daß das Exemplar, welches Sie die Güte
hatten, uns mitzugeben, nicht ganz vollständig ist. Es enthält 28 Bogen aber ohne Titel und Inhaltsverzeichniß. (Nr. 845,19–21.) Demnach war am 28. Juni 1808, als Madame de Stae¨l und A. W. Schlegel Arnim in Heidelberg besuchten, der gesamte zweite Wunderhorn-Band gedruckt, und Arnim hatte ihnen den vollständigen Textteil dieses Bandes mitgegeben, der (ohne Titel) 448 Seiten enthält, die 28 Bogen entsprechen. Die Entscheidung zu einem weiteren Band muß damals bereits erfolgt sein. Um den 10. August benachrichtigte Arnim Brentano: Der dritte Theil des Wunderhorns ist bis zu den Kinderliedern fertig (Nr. 844,15); am 26. September informierte er mehrere Adressaten über das Erscheinen der – um Register ergänzten – beiden Bände, die versendet würden (vgl. Nr. 867, 868, 869, 871), wobei er in Aussicht stellte: ein
Anhang dazu kommt erst nach längerer Zeit, wenn noch einmal alles durchsucht ist (Nr. 868,21–22). Es blieb jedoch bei diesem Versprechen. 59 daß die gute Brentano in dem Häuschen am Neckar fehlt] Die verstorbene Sophie Brentano und Clemens hatten Mitte April 1805 in Neckarnähe ein Gartenhaus bezogen, in dem Arnim mit ihnen wohnte, als er Anfang Juni 1805 zur Fertigstellung des ersten Wunderhorn-Bandes nach Heidelberg gekommen war. Vgl. WAA XXXII, Nr. 365,55–56 und Erl. 67–68 Lieder 〈...〉 von Bornhardt] Johann Heinrich Carl Bornhardt veröffentlichte zahlreiche Liederkompositionen, darunter XII leichte Lieder mit Begleitung der Guitarre als Handstücke für Anfänger (Braunschweig 1802). 71–72 ihre bey Reimer erschienene Sammlung] Louise Reichardts XII
Deutsche und italiänische romantische Gesänge mit Begleitung des Piano-Forte componirt (Berlin 1806). 79 Sammlung 〈...〉 Waldliederlein] Zimmer, dessen Antwort nicht bekannt ist, scheint auf Arnims Vorschlag nicht eingegangen zu sein. »Eine ablehnende Haltung wäre aus der prekären finanziellen Lage des Verlags abzuleiten« (Weiss 1980, S. 133 mit Verweis auf Reichel 1913, S. 26). Spätere Bemühungen Arnims um den Druck erübrigten sich, da Louise Reichardt die Lieder für Helene Sophia Francisca Redtel, geb. Püttmann zurückhaben wollte. Vgl. Nr. 746,15–19. 86 Elertsche Gitarrsammlung (bey Cotta)] Wilhelm Ehlers, Gesänge mit Begleitung für die Chittarra eingerichtet (Tübingen 1803), darin vier Liedvertonungen Reichardts. Die Gesänge erschienen als Ergänzung zu dem von Goethe ebenfalls bei Cotta herausgegebenen Taschenbuch auf das Jahr 1804.
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90–91 Reichardt hat 〈...〉 Stelle verloren] Da das zuvor preußische Giebichenstein, wo er Salinendirektor war, dem neuen Königreich Westphalen zugeschlagen wurde. 94 Ertöne süsse Laute] Von Amalie von Imhoff, vertont von Reichardt, in:
Lieder von Reichardt und Righini mit Begleitung der Guitarre. Arrangirt von A. Harder. Zweites Heft. Leipzig 1803, Nr. 4. 94–95 Ach Gott wie thät mir gut] Arnims Gedicht Der Durstige (Ricklefs 1980, Nr. 13); Vertonung von Reichardt oder Louise Reichardt nicht bekannt. 95 Es färbte sich die Wiese grün] Von Novalis, vertont von Louise Reichardt. Als Frühlingslied in: XII Deutsche u italiänische romantische
Gesänge mit Begleitung des Piano-Forte componirt und Ihrer Durchlaucht der Herzogin Mutter Anna Amalia von Sachsen Weimar und Eisenach aus reiner Verehrung zugeeignet von Louise Reichardt. Berlin 1806, Nr. 1. 95–96 Vous qui loin d’une amante] Von Jean Pierre Claris de Florian, Vertonung von Reichardt oder Louise Reichardt nicht ermittelt. 96 Herzlich thut mich erfreuen] Anonym, 16. Jh., unter dem Titel Frühlingsblumen im ersten Band des Wunderhorns (FBA VI, S. 225f.), vertont von Louise Reichardt, in: XII Gesaenge mit Begleitung des Fortepiano’s com-
ponirt und ihrer jungen Freundinn und Schülerin Demlle Louise Sillem zugeeignet von Louise Reichardt. Drittes Werkchen. Hamburg 1811/12. 96 Ein recht Gemüth] Gedicht Arnims (Ricklefs 1980, Nr. 492), unter dem Titel Kritik in der Zeitung für Einsiedler, Nr. 2 vom 6. April 1808, vertont von Louise Reichardt, in: Zwölf Gesänge mit Begleitung des Forte-Piano componirt und Ihrer geliebten Schwester Friederika zugeeignet von Louise Reichardt. Hamburg 1810, S. 10. 96–97 Er liegt und schläft an meinem Herzen] Von Matthias Claudius, vertont von Reichardt, in: Oden und Lieder von Klopstock, Stolberg, Claudius und Hölty. Mit Melodien beym Klavier zu singen. Von Johann Friederich Reichardt. Erster Teil. Berlin 1779, Nr. 11. 97 So bist du nicht verloren] Von Arnim (Ricklefs 1980, Nr. 1355), vertont von Reichardt, in: Le Troubadour italien, franc¸aise et allemand. Par Jean Frederic Reichardt. Berlin 1805, S. 41. 97–98 Tu sei quel dolce fuoco] Anonym, vertont von Reichardt als Notturno in: Reichardt, VI Canzonette con Acommpagnamento di Fortepiano, o Arpa, o Chittarra. Leipzig um 1803. In der Übersetzung Goethes O gib, vom weichen Pfühle (Titel: Nachtgesang) in: Ehlers, Gesänge (vgl. zu Z. 86), in Reichardts Troubadour (vgl. zu Z. 97) sowie in Göthe’s Lieder, Oden und Romanzen mit Musik von J. F. Reichardt. Leipzig 1809, Nr. 37. (Vgl. Zehm 2003.)
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98
Ist Lerchenklang] Von Arnim (Ricklefs 1980, Nr. 914), in Ariel’s Offenbarungen (1804), vertont von Louise Reichardt, in: XII Deutsche und italiänische romantische Gesänge (vgl. zu Z. 95). 98 Komm lieber May] Von Christoph Adolph Overbeck (1775), bereits vertont von Mozart: Sehnsucht nach dem Frühling (1791); nicht als Komposition von Johann Friedrich oder Louise Reichardt ermittelt. Vielleicht gemeint Eyn Lied vom Mayen mit dem Incipit Wol kumbt der May, Mailied aus dem 16. Jh., vertont von Reichardt, in: Friedrich Nicolai, Eyn feyner kleyner Almanach. Berlin-Stettin 1777/78 (Reprint Weimar 1918 mit Nachwort und Verzeichnissen von Johannes Bolte, 3 Bändchen), Bdch. II, S. 46f., Nr. 11 und Bdch. III, S. 42. 99 Ruhe Süßliebchen im Schatten] Von Tieck (in seiner Liebesgeschichte der schönen Magelone und des Grafen Peter von Provence), vertont von Reichardt, in: Lieder von Reichardt und Righini (vgl. zu Z. 94), sowie von Louise Reichardt unter dem Titel Poesie in XII Deutsche und italiänische romantische Gesänge (vgl. zu Z. 95). 99 Nach Sevilla] Lied der Valeria in Brentanos Ponce de Leon (1803), durch die Vertonung Louise Reichardts populär geworden, erschienen als Einzeldruck (nachgewiesen Hamburg-Altona ca. 1820) und in den Zwölf Gesängen mit Begleitung des Forte-Piano (vgl. zu Z. 96), Nr. 3. Arnim hatte es am 1. Juli 1806 mit Lob an Brentano geschickt (WAA XXXII, Nr. 466,24–30). 99–100 Feldeinwärts flog ein Vögelein] Tiecks Herbstlied (1796), vertont von Louise Reichardt, erste Fassung in XII Deutsche Lieder von Johann Friedrich Reichardt und dessen Tochter Luise Reichardt. Zerbst 1800, S. 18–21; zweite Fassung in Reichardts Liederspiel Juchhey (Reichardt, Liederspiele. Straßburg 1804, S. 27–29; vgl. Moering 2006, Bd. I und II, je S. 17.) 100 Sonne löst du ab schon wieder] Nicht identifiziert. Vielleicht Matthias Claudius’ Morgenlied eines Bauersmanns mit dem Incipit: Da kommt die liebe Sonne wieder, vertont von Reichardt, in: Oden und Lieder von Klopstock, Stolberg, Claudius und Hölty (vgl. zu Z. 96–97), Nr. 33. 100–101 Gia della notte oscura] Von Pietro Metastasio, vertont von Louise Reichardt, als Notturno in: XII Deutsche und italiänische romantische Gesänge (vgl. zu Z. 95), Nr. 6. 101 Che fa il mio bene] Unter dem Titel L’amante impaziente in Metastasios Adriano in Siria (1731), von Beethoven zwischen 1790 und 1809 vertont für Singstimme und Klavier (op. 82, Nr. 3 und 4). Als Komposition von Johann Friedrich oder Louise Reichardt nicht ermittelt. 101 Es rauschet das Wasser] Aus Goethes Singspiel Jery und Bätely, 1791 vertont von Reichardt, 1801 in Berlin uraufgeführt und als Klavierauszug gedruckt.
1050
Zu Nr. 609
101–102
Geliebter wo zaudert dein irrender Fuß] Aus Tiecks Die schöne Magelone, vertont von Louise Reichardt, in: Sieben romantische Gesänge von Ludwig Tieck; in Musik gesetzt und ihrem treuen Freund und Lehrer dem Herrn J. H. Clasing zugeeignet von Louise Reichardt, 5tes Heft, Hamburg 1822, S. 8. (Vgl. Moering 2006, Bd. I, S. 20.) 102 Sul margine d’un rio] Verfasser nicht ermittelt, vertont von Johann Friedrich Reichardt, in: Romantische Gesänge, Leipzig o.J. (ca. 1805). 102–103 Gentle youth, a tell me why] Lied in Thomas Augustin Arnes’ komischer Oper Love in a Village (1762), vertont von Reichardt, in: Le Troubadour (vgl. zu Z. 97). 103 Smane Violes] Nicht identifiziert. 103 Una doce Sinha zinha] Nicht identifiziert. 104 Sa˜o erucisvo tristes] Nicht identifiziert. 106–107 Melodieen 〈...〉 besonders zum Wunderhorne] Vgl. den Überblick über Louise Reichardts Arnim- und Wunderhorn-Vertonungen Moering 1990, S. 222–225.
609.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Kassel Giebichenstein, 28. November 1807, Sonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: GSA 03/212. – 1 Dbl. ca. 243 x 188 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Grünlichgrau, fleckig. − WZ: Bekröntes rundes Wappen mittig mit Lyra, ILFELD CEK. Fremdeinträge: 1r aoRm: 6, aoRr: 21 2r aoRr: 23. Besonderheiten: Flüchtig geschrieben, zahlreiche Verschleifungen besonders an Wortenden. D1: Moering 1990, S. 238–240 (Nr. 8).
Varianten 37–39 eing.
Der Pr 〈...〉 gezogen.] auR eing.
1051
41
v 1806.] üdZ
58
Zeit] üdZ
Zu Nr. 609
Erläuterungen 3–4 Es war 〈...〉 von Weimar nicht fortkommen.] Vgl. Reichardts Bericht an Elisabeth Staegemann vom 7. Dezember 1807 (Stägemann 1846, Bd. II, S. 235f.). 4–5 Stoll u Seck: 〈...〉 bis Leipzig 〈...〉 wollte] Stoll und Seckendorf, die für ihre Wiener Zeitschrift Prometheus Mitarbeiter suchten (vgl. Nr. 598,20–50 und Erl.), gewannen auch Reichardt. Vgl. Seckendorfs Notiz: Kapellmeister
R e i c h a r d verspricht Beiträge, wünscht nach Wien zu kommen, um dort eine Oper zu schreiben. Wegen Volksmelodien. (Hauser 1929, S. 317.) 6 Grosfürstinn] Maria Pawlowna. 7 Herzog] Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach. 10–13 Prinz Wilhelm 〈...〉 nach P. 〈...〉 der Allgewaltige 〈...〉 zu gehen] Vgl. Nr. 607,39–40 und Erl. 13 Erbprinz v W.] Carl Friedrich von Sachsen-Weimar-Eisenach. 14 H. v Gotha] Herzog August Emil Leopold von Sachsen-Gotha und Altenburg. 15 der 25t d. 〈...〉 häusliches Fest] Reichardts Geburtstag. 16–18 gleich nach Neujahr 〈...〉 Geisterinsel u Claud. v V. B. 〈...〉 zu bringen] Der Weimar-Aufenthalt im neuen Jahr erübrigte sich, da Reichardt zum Directeur ge´ne´ral des the´aˆtres et de son orchestre in Kassel ernannt wurde und Ende Dezember dorthin reiste. Am 29. Dezember war er in Weimar; Goethes Tagebuch von diesem Tag: Capellmeister Reichardt auf der Durchreise nach Cassel (WA III, Bd. 3, S. 311). Reichardts Singspiele Claudine von Villa Bella (1789, nach Goethe) und Die Geisterinsel (1798, nach Gotter bzw. Shakespeares Sturm) wurden Anfang 1808 in Weimar nicht gegeben. Am 30. Januar, dem Geburtstag der Herzogin Luise, kam es statt der von Reichardt erhofften Aufführung seiner Geisterinsel zur Uraufführung von Zacharias Werners Drama Wanda, die Königin der Sarmaten. (Vgl. Burckhardt 1891, S. 65f.)
21 die Jag:] Caroline Jagemann. 22–23 Pärs Camilla 〈...〉 gesehen] Camilla ossia il sotteraneo, Oper von Ferdinando Paer, 1799 in Wien uraufgeführt, in Weimar am 14. November 1807 gegeben (vgl. Burckhardt 1891, S. 65). 29 Vorstellung von Axur] Axur re d’Ormus, Oper von Antonio Salieri (nach Beaumarchais), 1787 mit dem Titel Tarare in Paris uraufgeführt, 1788 von Lorenzo da Ponte zum italienisches Dramma tragicomico umgearbeitet und in Wien uraufgeführt; in Weimar am 21. November 1807 gegeben (vgl. ebd.).
1052
Zu Nr. 609
33–34 Saat von Göthe 〈...〉 Reinhold] Saat von Göthe gesäet dem Tage der Garben zu reifen. Ein Handbuch für Aesthetiker und junge Schauspieler (Weimar-Leipzig 1808), anonym, von Carl Wilhelm Reinhold. 35 der in Leipz. auch eine Theat.Zeitg. herausgiebt] Allgemeine deutsche Theater-Zeitung, Leipzig, 6. Oktober 1807–30. September 1808. 37–40 Geschichtserzählung von Hohenlohs Feldzug 〈...〉 Pr Voß-H. 〈...〉 Hauptm Rühl der d Prz. Bernh. v W. n Dresden führt)] Otto August Rühle von Lilienstern, Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge der während den Monaten September und October 1806 unter dem Kommando des Fürsten zu Hohenlohe-Ingelfingen gestandenen Königl. preußischen und Churfürstl. sächsischen Truppen. Nebst vier Planen und Beylagen (Tübingen 1807). Rühle von Lilienstern hatte an dem Feldzug als Adjutant im Stab des Fürsten Friedrich Ludwig von Hohenlohe-Ingelfingen teilgenommen, den er ebenso verteidigte wie dessen Generalquartiermeister Christian von und zu Massenbach. Nach dem Tilsiter Frieden begleitete er den sachsen-weimarischen Prinzen Bernhard, der als Kapitän der königlichen Garde in sächsischen Dienst trat, als Erzieher nach Dresden. (Vgl. Starklof 1865/66, Bd. I, S. 45–48.) Gegen Rühle von Liliensterns Bericht richtete sich der pronapoleonisch gesinnte hallesche Professor Christian Daniel Voß (Pr Voß-H) mit einem Beitrag in dem von ihm herausgegebenen Journal Die Zeiten oder Archiv für die neueste Staatengeschichte und Politik, Bd. X, 1807, St. 6, S. 308–343 und St. 7, S. 59–114: Oeffentliche Anklage des Fürsten von
Hohenlohe und des Obristen von Massenbach, wegen pflichtwidrigen und egoistischen Verhaltens, in dem jetzt beendigten Kriege. 41 Müflings Geschichte des Feldzugs v 1806.] C. v. W., Operationsplan der Preußisch-Sächsischen Armee im Jahr 1806, Schlacht von Auerstädt, und Rückzug bis Lübeck. Nebst Beilagen, einer Operationscharte, und Plan der Schlacht bei Auerstädt (Weimar 1807). Friedrich Carl Ferdinand von Müffling gen. Weiß hatte an der Schlacht von Auerstedt im Korps des Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach teilgenommen. 44–46 von dem daher in Mem: 〈...〉 Schindertoele 〈...〉 hindrängten] Müffling war in französische Gefangenschaft geraten und hatte nach seiner Entlassung eine Einladung des Herzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach angenommen, bei ihm als Geheimer Rat und Vizepräsident der Domänenkammer im Zivildienst tätig zu sein. In Memel hatte Friedrich Wilhelm III. ungnädig auf das Abschiedsgesuch Müfflings reagiert, den er wieder im Generalstab haben wollte, worauf Müffling sich jedoch nicht einließ. (Vgl. Behr 2003, S. 11f.) Mit der dicken Schindertoele meint Reichardt vmtl. Hohenlohe-Ingelfingen, der am 14. Oktober 1806 die besiegten preußisch-sächsischen Truppen befehligt hatte,
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Zu Nr. 609
danach den Oberbefehl über die gesamte Armee erhielt und am 28. Oktober bei Prenzlau kapitulierte. Der Ausdruck Schindertoele ist nicht belegt, jedoch Schinderhund: meist bildlich, leuteschinder, blutsauger, geizhals u. ähnl. (DWb XV, Sp. 201), sowie Töle: abwertend für Hund. 49 (L. 〈...〉 Lautensaiten.)] Louise Reichardt; vgl. Nr. 581,71–72 und Erl. 51 die Regence in Cassel] Übergangs-Regentschaft zwischen der Gründung des Königreichs Westphalen am 1. September und der Thronbesteigung des Königs Je´roˆme am 10. Dezember 1807. 54–56 Vous pouvez assurer 〈...〉 R. de W.] Sie können Herrn Reichardt versichern, daß die Regentschaft ihn aufgrund Ihres vorteilhaften Berichts über seine Fähigkeiten und seine früheren Verdienste bei der neuen Organisation des Königreichs Westphalen im Blick behalten wird. – Auch zitiert in Reichardts Brief an Elisabeth Staegemann vom 7. Dezember, dort mit dem Zusatz Reichardts, die Regence habe ihm vorher mitgeteilt, daß sie mir, als einem, der dem 〈preußischen〉 Könige gefolgt sei, meine bisherige Stelle nicht erhalten könne (Stägemann 1846, Bd. II, S. 237). 57 brave Familie] Jordis.
610.
Von Karl Friedrich von Zglinicky nach Giebichenstein Lemsdorf (bei Heiligenbeil), 28. November 1807, Sonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: BJ/VS 283. – 1 Dbl. + 1 Bl. je ca. 233 x 192 mm; 1r–3r 5 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: von Zylinicky an L. A. von Arnim. Heiligenbeil, 28. Nov. 1807., darunter und auRl Varnhagen: Bettina v. Arnim., 1r und 3r alR Stempel: Preußische Staatsbibliothek Berlin. – 1r alR aufgeklebter Zettel mit Notiz Varnhagens: von Zylinicky an L. A. von Ar-
nim / Heiligenbeil, 28. Nov. 1807. / Bettina v. Arnim. Besonderheiten: Der Brief wurde Arnim vmtl. mit Nr. 614 von Giebichenstein nach Kassel nachgeschickt. H liegt eine Charakteristik Zglinickys von Varnhagen bei. (Vgl. Korrespondenten.) D1: Weiss 1986, S. 162–164 (Nr. 43); ohne 3r.
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Zu Nr. 610
Varianten 9 wären] aus würden 39 Tode] danach verschrieben und gestr. errettet 40 gefunden] danach gestr. hätte 53 um den Abmarsch] um aus und den A aus 〈xxx〉 63 sie] s aus S 67 Neues] N aus n 67 füge] aus setze 74–77 da es 〈...〉 Zglinicky.] alR
Erläuterungen 1 Cantonirungs-Quartier] Kantonierung: »vorübergehende Einquartierung von Truppen in bewohnten Orten« (MGKL XV, S. 153). 2 Heiligenbeil] Etwa 50 km südwestlich von Königsberg. 14 das Glück lächelte Ihnen einmal] Anspielung auf Arnims Verhältnis zu Auguste Schwinck. 26 des Cabinets] Der preußischen Regierung in Memel. 36–38 am Hofe zu Memel 〈...〉 geselligen Verhältniße] »Da ein Schloß oder ein anderer repräsentativer Bau ganz fehlten, bereitete allein schon die Unterbringung der sehr zahlreichen königlichen Familie mit ihrem Gefolge einige Schwierigkeiten 〈...〉 Der König und die Königin logierten 〈...〉 in dem stattlichen Gebäude am nördlichen Dangeufer, das der Handelsherr und kaufmännische Assessor des Schiffahrts- und Handelsgerichts zu Memel, Friedrich Ludwig Consentius, 〈...〉 geerbt hatte und das später zum Rathaus der Stadt wurde, während ihre Kinder in verschiedenen Häusern in der Lindenallee bzw. Alexanderstraße 〈...〉 Aufnahme fanden. 〈...〉 Die beiden Brüder Friedrich Wilhelms III., die Prinzen Heinrich und Wilhelm von Preußen, hatten indessen, ebenso wie fast alle höheren Staatsbeamten und Offiziere, in den älteren Teilen der Stadt auf der Südseite der Dange, vornehmlich in der Markt- und der Friedrich-Wilhelm-Straße, wo die untersten Stockwerke der Häuser meist als Läden hergerichtet waren, teils durchaus gute, teils ausgesprochen schlechte und dabei sehr teure Unterkünfte gefunden.« (Ruffmann 1958, S. 180f.) 40 Sejour] Se´jour: Aufenthalt. 45 Creditiv] Beglaubigungsschreiben. 46–48 bei Pr Luise 〈...〉 gute Erinnerung 〈...〉 der Fürst] Die preußische Prinzessin Luise, seit 1796 mit dem Fürsten Anton Heinrich Radziwill verheiratet, war mit ihm nach Memel geflüchtet. Sie werden Arnim während eines Aufenthalts in Königsberg kennengelernt haben – von dort schrieb Wilhelm Dorow am 13. Februar 1809 (WAA XXXIV) an Arnim, Radziwill komme oft zu Schwincks –, es ist aber auch möglich, daß Arnim während eines Besuchs in Memel mit ihnen Umgang hatte. Am 19. Juli 1807 notierte dort der Prinzenerzieher Ferdi-
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Zu Nr. 610
nand Delbrück in sein Tagebuch: Hr. v. Arnim. (Schuster 1907, Bd. II, S. 291.) Die Annahme, daß mit dem Eintrag der Dichter gemeint war, liegt auch deshalb nahe, weil sich damals Reichardt in Memel aufhielt, über den Delbrück am 27. Juli notierte: Schrötter der Kanzler und Reichardt sind abgereist, ohne meinen Brief nach K. 〈Königsberg〉 mitgenommen zu haben (ebd., S. 297). Radziwill, der Musikliebhaber war und selbst komponierte, scheinen insbesondere Gedichte Arnims angesprochen zu haben, der in einer Schlußbemerkung zu seinem in der Zeitung für Einsiedler, Nr. 1 und 2 vom 1. und 6. April 1808, veröffentlichten lyrischen Zyklus Der freye Dichtergarten Melodien dazu von Radziwill, Johann Friedrich und Louise Reichardt mitzuteilen versprach (WAA VI, S. 25). Nicht zu den damaligen Gedichten Arnims, aber zu zweien in der 1810 publizierten Gräfin Dolores (Frühlingslied, Warnung und Ermunterung) erschienen – in der Musikbeilage zum zweiten Band – Kompositionen Radziwills. Daß Arnim seinen Roman Radziwill zueignete, ist ebenfalls Ausdruck der wechselseitigen Wertschätzung. Der Fürst gehörte zu den Mitgliedern der von Arnim gegründeten Tischgesellschaft. (Vgl. WAA XI, S. 495 [Register].) 48–49 Ihr Portrait 〈...〉 Nasen-Spitze 〈...〉 nicht genau betrachtet hat] Radziwill dilletierte als Zeichner und Radierer und scheint vorwiegend Personen und Charakterköpfe gezeichnet zu haben. (Vgl. Thieme/Becker XXVII, S. 553.) Daß er auch in Memel porträtierte, wird durch einen Tagebucheintrag Delbrücks vom 28. Oktober 1807 bezeugt: Theegesellschaft bey Radziwills. Les Om-
bres Chinoises. Sammlung von Portraits, die der Prinz selbst verfertiget. Sogenannte Tableaux, die Unkunst. Auch die Königin erschien gegen 8 Uhr. (Schuster 1907, Bd. II, S. 380f.) Eine weiteres Arnim-Porträt Radziwills ist durch Arnims Berliner Brief an Bettina vom 22. Juli 1810 beglaubigt:
Radzivil hat mich neulich Abends in einer Minute gezeichnet, Clemens schimpft auf das Bild, aber ich komme mir selbst doch erträglich vor und darum schicke ich es Dir. (WAA XXXIV; vgl. ebd. auch Arnims Brief an Bettina vom 25. November 1809 und Erl. dazu.) Vgl. Steiniger/Henke 2005. 51–53 Den Pr Wilhelm 〈...〉 nach Paris 〈...〉 zu bewirken] Vgl. Nr. 607,39–40 und Erl. 57 lauter Papier in Cours] Vgl. zu Nr. 592,8. 58–60 Anschein 〈...〉 dahin zu gehen, wo es loß geht] Zglinicky hatte vmtl. Kenntnis von Aktionen der 1803 in England errichteten Deutschen Legion. Sie rekrutierte sich vor allem aus nach England emigrierten Mitgliedern der hannoverschen Armee, die nach dem Untergang des mit England in Personalunion verbundenen Königreichs Hannover aufgelöst worden war, und unternahm im Frühjahr 1807 zur Unterstützung des schwedischen Königs eine Ex-
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Zu Nr. 611
pedition nach Schwedisch-Pommern und Dänemark. Nach dem Tilsiter Frieden, den dieser nicht unterzeichnet hatte, setzte sie ihre Aktionen fort, mußte jedoch im Oktober/November nach England zurückkehren, ohne daß es zu Kampfhandlungen in Deutschland gekommen war. Zglinicky war nicht Mitglied der Legion. (Vgl. die Liste der Offiziere: Schwertfeger 1907, Bd. II, S. 15–150.) 63 von einem Töchterlein entbunden] Vgl. Nr. 599,3–4 und Erl. 69 im Schlegelschen Cirkel] Der Kreis um Schenkendorf und Schrötter, von dem Arnim am 5. Juli aus Königsberg als den hiesigen Schlegeln geschrieben hatte (Nr. 552,36). 69–70 Mann des Pelzes] Vmtl. Reichardt.
611.
An Ludwig Tieck in Ziebingen Kassel, 3. Dezember 1807, Donnerstag
DV: D1. B: −. A: Nr. 618. Besonderheiten: Der Brief ist der erste von drei Briefen Arnims an Tieck, die Karl von Holtei in seiner Ausgabe der Briefe an Tieck mitteilte (außerdem Nr. 710 und 798), wobei er einleitend Arnims Briefe höher als dessen Werke einschätzte: Indem wir seiner Werke 〈...〉 gedenken, in Ehren und Liebe,
wie diesem hervorragenden Romantiker gebührt, finden wir darin doch nur ein schwaches Bild seiner, über diesen Erzeugnissen stehenden, Persönlichkeit. Selten wohl haben sich in einem Menschen: poetisches Feuer, anmuthige Ruhe, würdevolle Haltung, umgängliche Milde, wohlwollende Strenge, liebevolle Theilnahme für Anderer Streben, inniger verschmolzen, als in Achim Arnim. Es ist sehr zu bedauern, daß von seinen Briefen an Tieck nur die drei nachstehenden aufbewahrt blieben. Wenn die verloren gegangenen diesen glichen, so wären sie geeignet gewesen, uns den ganzen Mann vor’s Auge des Geistes zu zaubern. (Holtei 1864, Bd. I, S. 9f.) Dietrich Bellmer nahm Arnims Brief vom 3. Dezember 1807 in seine Sammlung Deutsche Meisterbriefe (D2) auf. D1: Holtei 1864, Bd. I, S. 10–13. D2: Bellmer 1925, S. 114f.
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Zu Nr. 611
Varianten 44 D1
muß] mnß
D1
46
schreiben.] schreiben
D1
83
Jordis] Jardis
Erläuterungen 2
Müllers edles Schreiben über Kotzebue] Schreiben von Friedrich Müller Königlich Bayrischen Hofmahler über eine Reise aus Liefland nach Rom und Neapel von August v. Kotzebue (Mannheim 1807); gegen Kotzebues Erinnerungen von einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel (3 Bde., Berlin 1805). 3 Ihrer Vermittelung] Tieck hatte das Manuskript des in Rom lebenden Maler Müller im Herbst 1806 von dort nach Deutschland mitgebracht und bei Schwan und Götz in Mannheim den Druck vermittelt, worüber Brentano Arnim vmtl. Ende September/Anfang Oktober 1806 aus Heidelberg unterrichtete (WAA XXXII, Nr. 492,37–46). 5 in Sandow] Während Arnims Aufenthalt bei Tieck am 3./4. Oktober auf der Reise mit Reichardt von Königsberg nach Giebichenstein. Vgl. Nr. 571 und Erl. 14 planeln] »plänchen machen, aussinnen« (DWb XIII, Sp. 1887 zu pläneln). 17 Transfiguration 〈...〉 vollständig] Die Verklärung Christi vor den Augen seiner Jünger Petrus, Jakobus und Johannes (Mt 17,1–9). 19–20 Ich war bey Dieterich in Göttingen] Im letzten Novemberdrittel 1807. Vgl. Nr. 603,22–23 und Erl. 20–22 daß Sie die Niebelungen 〈...〉 Hagens Arbeit 〈...〉 Absatz vernichtet] Tieck wollte das Nibelungenlied seit 1802 bearbeitet herausgeben und hatte deswegen 1805 Kontakt zu dem Verleger Heinrich Dieterich aufgenommen, dem er ein unvollständiges Manuskript schickte. 1807 kam ihm jedoch Friedrich Heinrich von der Hagen mit der Edition Der Nibelungen Lied zuvor, der weitere Nibelungenlied-Editionen von der Hagens folgten, wodurch Tiecks Projekt obsolet wurde. (Vgl.: Brinker-Gabler 1980, S. 82–85, 109f., 249–252; Grunewald 1988, S. 34–122.) 35 mit dem Heldenbuche bey Zimmer verbinden] Für die von Tieck beabsichtigte Ausgabe einer Bearbeitung der als Heldenbuch bezeichneten Sammlung frühneuhochdeutscher Umarbeitungen mittelhochdeutscher Epen hatte Brentano im Herbst 1806 in Heidelberg Zimmer als Verleger gewonnen. Zwar hatte Arnim in seiner Einleitung zur Veröffentlichung eines Auszugs aus Tiecks König Rother-Bearbeitung in der Zeitung für Einsiedler (vgl. zu Nr. 710,3–4) der Hoffnung Ausdruck verliehen, recht bald die Ausgabe des
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Zu Nr. 611
Ganzen und mancher anderer Bearbeitungen ungedruckter Heldengedichte aus dem Kreise des Heldenbuches und die Ausgabe des Heldenbuches selbst von der Meisterhand unsres verehrten Freundes Tieck anzeigen zu können (WAA VI, S. 33). Eine Tiecksche Gesamtausgabe des Heldenbuchs erschien jedoch ebensowenig wie eine des Nibelungenlieds, wohingegen von der Hagen mit mehreren Ausgaben (1811–1855) der maßgebende Heldenbuch-Editor wurde. Vgl.: Meves 1979, S. VII–XIV; Brinker-Gabler 1980, S. 69–100; Grunewald 1988, S. 123–157. 36–37 den andern zu Weihnachten] Arnim reiste erst vmtl. am 23. Januar von Frankfurt nach Heidelberg zu Zimmer. Vgl. zu Nr. 623,29. 53 unnützes Buch 〈...〉 über Volksbücher] Vgl. Nr. 588,9–23 und Erl. 54 Docen zwey Bände Miscellaneen] Bernhard Joseph Docen, Miscella-
neen zur Geschichte der teutschen Literatur, neu-aufgefundene Denkmäler der Sprache, Poesie und Philosophie unsrer Vorfahren enthaltend. 2 Bde. München 1807. (Mit Zusätzen vermehrte Ausgabe in einem Band München 1809.) 56–57 kein Wort zum zweyten Theile des Wunderhorns] Vgl. Nr. 608,40–44. 59–61 Bei Riepenhausen 〈...〉 Bilder von seinen Söhnen 〈...〉 Almanach religiöser Musiklieder] Arnim sah bei Ernst Ludwig Riepenhausen zwei Zeichnungen seiner Söhne Franz und Johannes zu einem von Tieck geplanten, jedoch nicht realisierten Musenalmanach, in dem Tieck einen Zyklus von Gedichten über Musik veröffentlichen wollte, zu dem sie Zeichnungen angefertigt hatten. (Vgl.: Schweikert 1971, Bd. III, S. 115–117; Tiecks Antwortbrief Nr. 618.) Brentano an Zimmer, etwa 25.–29. November 1807: ebenso liegen bei Diedrich
seit Jahr und Tag ganz Allerliebste Zeichnungen von Riepenhausen zu einem Musenallmanach den Tieck mit Diedrich projecktirt (FBA XXXI, S. 623,25–27). Die Zeichnungen der Brüder Riepenhausen sind verschollen, doch entstammt möglicherweise die Sepia-Zeichnung Musik der Illustrationsfolge. (Vgl. Tieck/Schr VII, S. 634 und Abb. 2.) 63 Haben Sie Müllers Schriften geordnet?] Tiecks dreibändige Ausgabe Mahler Müller’s Werke erschien erst 1811 in Heidelberg bei Mohr und Zimmer, mit Johann Philipp Le Pique und Anton Georg Batt herausgegeben, jedoch ohne Vorrede Tiecks. (Vgl. Schweikert 1971, Bd. II, S. 47–56.) Die Ausgabe hatte bereits Ostern 1807 erscheinen sollen, mit Nachrichten über den Mann und sein treuloses Geschick von Tieck, wie Brentano Arnim vmtl. Ende September/Anfang Oktober 1806 mitgeteilt hatte (WAA XXXII, Nr. 492,42–43). 67 Volksmährchen] Tiecks Volksmährchen herausgegeben von Peter Leberecht (3 Bde., Berlin 1797).
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Zu Nr. 611.E
611.E An Ludwig Tieck in Ziebingen Kassel, 3. Dezember 1807, Donnerstag DV: H. B: −. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 618.
Erläuterungen Vgl. Nr. 611.
612.
Von Johann Georg Zimmer nach Kassel Heidelberg, vmtl. zwischen 5. (Sonnabend) und Mitte Dezember 1807
DV: D1. B: Nr. 608. A: −. Besonderheiten: Nach Auskunft der ehemaligen Deutschen Staatsbibliothek Berlin/Ost gehört die Briefhandschrift zu den Kriegsverlusten der Bibliothek. (Vgl. Meves 1979, S. LV.) Datierung: Den Anfang des Manuskriptes zum Heldenbuch, von dem Zimmer Arnim mitteilte, er habe ihn vor etwa vier Wochen von Tieck bekommen, hatte dieser am 11. Oktober von Ziebingen geschickt: Sie erhalten 〈...〉 diese Handschrift, den Anfang des Buches (Brinker-Gabler 1974, S. 236). Im selben Brief steht auch die von Zimmer Arnim mitgeteilte Versicherung und Bitte Tiecks: Sie werden jezt fortgesetzt Mscpt erhalten, denn ich bin fast fertig 〈...〉 Eilen Sie ja mit dem Druck (ebd., S. 236, 238). Nimmt man an, daß Tiecks Sendung von Ziebingen nach Heidelberg etwa zehn Tage unterwegs war, hätte Zimmer sie um den 20. Oktober erhalten, und den Brief an Arnim hätte er – etwa vier Wochen später – um den 20. November geschrieben. Das wird jedoch kaum der Fall gewesen sein, denn es gibt keinen Hinweis darauf, daß Zimmer zu dieser Zeit wußte, wo Arnim sich aufhielt, und Arnims Brief an Zimmer vom 28. November (Nr. 608) ist nicht der geringste Anhaltspunkt zu entnehmen, daß er damit einen Brief Zimmers beantwortete. Vielmehr wird Zimmer mit seinem undatierten Brief auf denjenigen Arnims vom 28. November reagiert und die Sendung Tiecks wesentlich später als bei normalem Postverkehr erhalten haben. Diese Annahme läßt sich stützen durch Klagen Tiecks über damalige lange Briefbeförderungsdauer – Arnims Brief vom 31. März 1808 erhielt er erst am 7. Mai (vgl. Nr. 710 [Besonderheiten]) – und verlorengegangene
1060
Zu Nr. 613
Briefe – einen Brief Zimmers habe er nicht bekommen, schrieb er ihm am 20. Dezember 1807 (Schweikert 1971, Bd. II, S. 293). Zu den verlorengegangenen Briefen wird auch einer der beiden gehört haben, von denen Zimmer Arnim berichtet: Von Tieck habe ich zweimal Briefe 〈...〉 erhalten. Vor demjenigen vom 11. Oktober ist nur einer vom 20. Juni bekannt, danach einer vom 20. Dezember, und es ist unwahrscheinlich, daß Zimmer einen dieser beiden Briefe gemeint hat. Er hatte von Arnim lange nichts gehört und wird die Antwort auf dessen inhaltsreiches Schreiben vom 28. November nicht auf die lange Bank geschoben haben. Daß Arnim bereits beim Schreiben seines Briefs an Tieck vom 3. Dezember (Nr. 611) Zimmers Mitteilung über diesen kannte, ist nicht ersichtlich. D1: Reichel 1913, S. 67; TD (kurzer Auszug); undatiert.
Erläuterungen 1 zweimal Briefe und vor etwa vier Wochen] Vgl. Datierung. 2 Anfang des Manuskriptes zum Heldenbuch] Tiecks König RotherBearbeitung als Teil seines nicht ausgeführten Heldenbuch-Projekts. Vgl. zu Nr. 611,35.
613.
Von Caroline von Labes nach Kassel Berlin, 8. Dezember 1807, Dienstag
DV: H. B: Nr. *579, *594, *600. A: Nr. *621. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 231 x 189 mm; 1r–2v 3 beschr. S.+ 3 Z.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert. − WZ: VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 30, aoRr: 111, auRl: 33 2r aoRr: 113, auRl: 34. D1: Riley 1978, S. 153f. (Nr. 39).
Varianten 5 letzterer] danach gestr. letzterer 6 Gründen] üdZ eing. 8 weil] über gestr. mir 10 ich] üdZ eing. 28 in Zernickow an] alR 34 seit] aus 〈xxx〉 37 tägl*] alR 39 aus] danach gestr. fontaine blau 40 an mir] üdZ eing. 41–42 eine 〈...〉 berauben] alR eing. 49 und mit] aus 〈xxx〉
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Zu Nr. 613
Erläuterungen 8–9 die unglücklich lebhaffte Lage meiner Güther] Vgl. Nr. 569,31–45. 20–21 daß die Feinde 〈...〉 Herr im Hause sein wollen] Seit dem Tilsiter Frieden (7./9. Juli 1807) waren die siegreichen Franzosen, die weiterhin in Preußen blieben, nicht mehr Kriegsgegner, sondern Nutznießer der dem Land aufgezwungenen Verpflichtungen. 23 Pfandbriefzinsen] Vgl. Nr. 562,61 und Erl. 33 Hier] Im Berliner Haus der Großmutter Quarre´ (seit 1814 Pariser Platz) Nr. 4. 34 payeur] Zahlmeister. 37 insolentien] Ungebührlichkeiten. 39 Von meinen Sohn 〈...〉 aus Paris] Von Hans von Schlitz. Vgl. zu Nr. 607,54–55. 40 Erbprintzen] Georg von Mecklenburg-Strelitz. 43–44 Schwiegertochter 〈...〉 dort] Louise von Schlitz in Regensburg. 44 Verabschiedung des Vatters] Graf Görtz gen. von Schlitz hatte am 18. August 1807 beim preußischen König um seine Entlassung gebeten, die ihm gewährt wurde. 46–47 Mutter Splittgerber 〈...〉 erlöset.] Vgl. Nr. 569,55–56. 47–48 Fräul* Köeplike 〈...〉 General Meerkatz] Johanna Wilhelmine Koepke heiratete am 5. Januar 1808 in Berlin den 1804 verwitweten Generalleutnant Johann Friedrich von Merkatz. 53 Fr: v. Dorville 〈...〉 gestorben] Karoline Friederike Sophie de Dorville war als Oberhofmeisterin der Prinzessin Wilhelm von Preußen mit dem Hof in Memel, ihr Berliner Haus Quarre´ Nr. 2 dem der Großmutter benachbart. 55–56 ob die Fr: Generalin v. Bardeleben noch am Leben ist] Die Witwe des preußischen Generalmajors Georg Friedrich Christoph von Bardeleben, Wilhelmine Albertine, geb. von Kettler, starb am 5. April 1808 in Berlin.
614.
Von Louise Reichardt nach Kassel Giebichenstein, 8. Dezember 1807, Dienstag
DV: H. B: Nr. *604. A: −. H: FDH 7653. – 1 Dbl. ca. 198 x 120 mm; 1r–2r 3½ beschr. S.; 2x quer gefaltet. − WZ: I HONIG. Beilagen: Vmtl. Nr. 610.
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Zu Nr. 614
Fremdeinträge: 2v auRl: 258b/., auRr: D1: Moering 1990, S. 254f. (Nr. 22).
7653.
Varianten 6 erwähnten] erw aus 〈xxx〉 38 43 diejenige] jenige nachträgl. idZ
gern]
üdZ eing.
41
hier]
üdZ eing.
Erläuterungen 5–6 Lauten-Sayten] Vgl. Nr. 581,71–73 und Erl. 19 nicht mit nach Weimar zu gehn] Anfang November von Giebichenstein mit ihrem Vater, Arnim und Brentano. Vgl. Nr. *600 (Besonderheiten). 26–28 Mine Wolff 〈...〉 mit Schleiermachers abgereist.] Wilhelmine Wolf war mit der Familie Schleiermachers, der an der Vorbereitung der Berliner Universität mitwirkte, zu ihrem Vater, dem Altphilologen Friedrich August Wolf, nach Berlin gereist. 30–34 Brentanos Töchterchen 〈...〉 der Vater 〈...〉 die Rudolphie] Brentanos Stieftochter Hulda – aus der Ehe Sophie Mereaus mit Friedrich Carl Ernst Mereau – wurde nach dem Tod der Mutter im Heidelberger Mädchenpensionat Karoline Rudolphis erzogen. Sie kam nicht nach Giebichenstein. 35–36 Brentano dachte in Gotha einige arrangements 〈...〉 zumachen] Brentano wird Louise Reichardt während seines Giebichenstein-Aufenthalts die Absicht mitgeteilt und insbesondere an den Gothaer Regierungsrat Johann Gottfried Geißler und dessen Frau gedacht haben, die mit Sophie Mereau befreundet gewesen waren; Geißler war Pate Hulda Mereaus. Entsprechende Initiativen Brentanos sind jedoch nicht bekannt. Sie blieb vorerst im Heidelberger Pensionat der Rudolphi. 37–38 Singspiel das er mir versprochen] Daß Brentano an einem Libretto für Louise Reichardt arbeitete, berichtete Charlotte Kestner Ende Juli/Anfang August 1808 ihrem Bruder Hermann nach einem Frankfurt-Aufenthalt: Cle-
mens Brentano macht eine Oper einverstanden mit der ältesten Reichardt, die sie componiren will. Ich verspreche mir Nichts von der Sache, doch ist die Idee für die Teutschen neu, daß der Componist eine Poesie nach seinem Geschmack verlangt und wovon ihn das s u j e t anzieht. Bettine hat mir das s u j e t und den Anfang erzählt, welches mir aber nicht gefällt, da es im Brentanoschen Geschmack der alten Wunder-, Hexen- und Weibergeschichten ist. (Kestner-Köchlin 1904, S. 20.) Das Projekt kam nicht zustande.
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Zu Nr. 614
39–40 Polonoisa von Viotti] Vmtl. die Polacca für Sopran und Orchester, die Giovanni Battista Viotti 1791 für die Oper Una cosa rara von Vicente Martin y Soler komponiert hatte, oder eine frühere Fassung in anderer Besetzung. Möglicherweise Daniel Steibelts Bearbeitung Polonaise de Viotti avec 7 Var. pour le Piano-Forte, die um 1809 bei Andre´ in Offenbach erschien. (Vgl. MGG XIII, Sp. 1795.)
615.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Kassel Giebichenstein, 9. Dezember 1807, Mittwoch
DV: H. B: Nr. *605. A: −. H: GSA 03/212. – 1 Dbl. ca. 183 x 117 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x quer gefaltet. – Fleckig. Beilagen: Nicht identifiziert. Fremdeinträge: 1r aoRm: 7, aoRr: 25, auRl: 13 2r aoRr: 27, auRl: 14. Besonderheiten: Flüchtig geschrieben, zahlreiche Verschleifungen besonders an Wortenden. D1: Moering 1990, S. 240f. (Nr. 9).
Varianten 5 ersehen] er üdZ eing. 36 selbst] danach gestr.
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Ist 〈...〉 hin?] üdZ eing.
36
Kg:] alR eing.
abzu
Erläuterungen 3 meinen langen Brief] Nr. 609. 5–7 daß man dort 〈...〉 nach C. od. B. kommen würde] Nach Kassel oder Berlin. Vgl. Nr. *605. 8–12 Aus B. 〈...〉 Aus M. 〈...〉 Antheil daran zu nehmen.] Den Nachrichten aus Berlin und Memel lag das Königsberger Folgeabkommens vom 12. Juli (zum Tilsiter Frieden vom 7./9. Juli) zugrunde, demzufolge die französischen Truppen in dem Maße aus Preußen abgezogen werden sollten, in dem dieses seine Kriegsschulden beglich, deren Höhe noch nicht festgelegt war. 13–14 Wolf 〈...〉 seine Tochter 〈...〉 liest den Winter dort.] Vgl. Nr. 614,26–28 und Erl.
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Zu Nr. 615
14–17 Wort des alten D. 〈...〉 geht jezt hier zu Ende] Wolf wurde sehr wahrscheinlich von dem preußischen Staatsmann und Gelehrten Christian Konrad Wilhelm von Dohm beeinflußt, der am 11. Dezember 1807 zum Mitglied des westphälischen Staatsrates in Kassel ernannt wurde (vgl. Moniteur Westphalien, Nr. 2 vom 31. Dezember 1807). Dohm wird in einem zeitnahen Brief Louise Reichardts an Schleiermacher vom 9. Januar 1807 erwähnt (Schleiermacher 2011, S. 305). Allerdings ist von Dohm keine Horaz-Übersetzung bekannt. Reichardt kann sich an eine nicht oder entlegen veröffentlichte Teilübersetzung oder daran erinnert haben, daß Dohm in seiner Schrift Ueber die deutsche
Litteratur, die Mängel, die man ihr vorwerfen kann; die Ursachen derselben, und die Mittel, sie zu verbessern (Wien 1781) u. a. die Artem poeticam des Horaz (S. 30) zur Verfeinerung des deutschen Stils vorgeschlagen hatte. Die Universität Halle wurde nur vorübergehend geschlossen; Ende Dezember beschloß der westphälische Staatsrat auf Betreiben Johannes von Müllers, den wiederum Arnim beeinflußte, ihre Wiedererrichtung. Vgl. Nr. 624,52–54 und Erl. 17 letzten Brief an M. u Schl.] Nicht bekannter Brief Wolfs an seine Tochter Minna (Wilhelmine) und Schleiermacher. 20–21 Ankunft des Königs] Vgl. zu Nr. 603,14–15. 21–22 Bülow 〈...〉 schon gesehen] Vgl. Nr. 607,25–26 und Erl. 22 Ist Müller 〈...〉 noch hin?] Vgl. Nr. 607,35–79 und Erl. 22–23 ich schrieb ihm] Reichardt, der an einer Anstellung in Kassel interessiert war, schrieb Bülow, nicht Johannes von Müller. (Die unmittelbar voranstehende Frage ist nachträglich eingewiesen.) Der Brief ist nicht bekannt. 27 Von Gotha aus] Wohin Reichardt vom Herzog eingeladen worden war. Vgl. Nr. 609,62–64. 29–32 Gleich im Anfang Jan. 〈...〉 Geisterinsel aufgeführt werden.] Vgl. jedoch zu Nr. 609,16–18. 35–39 mein lustiges Werk aus der Kg: Krankenstube 〈...〉 nach Tübingen zu dem grossen Gericht ab.] Reichardt plante eine Ausgabe seiner sämtlichen Goethe-Vertonungen und hatte dazu bereits während seiner Erkrankung in Königsberg (in der Kg: Krankenstube) eine Ankündigung verfaßt, die er in Giebichenstein selbst kopieren mußte, weil aufgrund der Schließung der Universität Halle (Leichnam der hall. Universität) kein Abschreiber mehr aufzutreiben war. Diese Giebichenstein bey Halle. Im Nov. 1807 datierte Annonce wurde veröffentlicht in dem in Johann Friedrich Cottas Tübinger Verlag erscheinendem Morgenblatt für gebildete Stände, dessen Redaktion sich in Stuttgart befand. Das Intelligenzblatt Nr. 2 (undatiert) des Jahres 1808 kündigte an: Oden, Lieder, Balladen und Romanzen, von Goethe, mit Musik von
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Zu Nr. 615
Johann Friedrich Reichardt. (Zum ersten Bande der neuen vollständigen Ausgabe von Göthe’s Werken.) Das Erscheinen der Ausgabe mußte allerdings durch Pränumerationen und Subskriptionen ermöglicht werden, und in der Ungewißheit darüber wird das von Reichardt erwartete grosse Gericht bestanden haben: Meldet sich bis zu Anfange des Februars eine hinläng-
liche Anzahl von Interessenten, so soll sogleich zum Stich und Druck geschritten, und das Werk zur Leipziger Ostermesse geliefert werden. 〈...〉 In Tübingen nimmt die J. G. C o t t a ’ sche Buchhandlung Bestellungen an. Die Anzeige hatte nicht den erwarteten schnellen Erfolg, so daß Reichardt neue Werbeversuche unternahm. Im Januar 1808 schickte er die Annonce aus Kassel an die Redaktion der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, in deren Intelligenzblatt vom 17. Februar 1808 (Nr. 8, Sp. 62–64) sie etwas verändert erschien: Meldet sich bis zu Anfange des Aprils eine hinlängliche
Anzahl von Interessenten, so soll sogleich zum Stich und Druck geschritten, und das Werk unverzüglich geliefert werden. 〈...〉 In Jena nimmt die E x p e d i t i o n d e r J e n . A . L . Z e i t u n g , in Tübingen die J. G. C o t t a sche Buchhandlung und in Leipzig die B r e i t k o p f und H ä r t e l s c h e Musikhandlung Bestellungen an. Außerdem bat Reichardt Jacob Grimm in Kassel, die Anzeige separat recht sauber abdrucken zu lassen, 500 Exemplare auf sehr feinem, weißen Druck- oder Schreibpapier (Steig 1923a, S. 19.) Zu weiteren Annoncen vgl. Nr. 687,14–20 und Erl.
*616. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 11. Dezember 1807, Freitag B: −.
A: Nr. 638.
*617. Von Carl Otto von Arnim nach Kassel Berlin, Mitte Dezember 1807, Mittwoch B: Nr. 607. A: Nr. 619. Datierung: Carl Otto von Arnim erhielt den am 8. Dezember abgeschlossenen Bezugsbrief zufolge Empfängervermerk am 15. Dezember und wird ihn sogleich
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Zu Nr. 618
beantwortet haben, da Arnim den Antwortbrief etwa acht Tage später erwiderte.
618.
Von Ludwig Tieck nach Kassel Ziebingen, 20. Dezember 1807, Sonntag
DV: H. B: Nr. 611. A: Nr. 662. H: BJ/VS 244. – 1 Dbl. ca. 231 x 188 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: D & C BLAUW. Fremdeinträge: 1r aoRl aufgeklebter rosa Zettel Varnhagens: Ludwig Tieck an Achim von Arnim. / Ziebingen, 20. Dec. 1807. / Bettina. 1r aoRl Varnhagen: Ludwig Tieck an Achim von Arnim., aoRm Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN, aoRr Varnhagen: Ziebingen, 20. Dez.
1807. Besonderheiten: Vom 20. Dezember 1807 liegen von dem wenig schreibfreudigen Tieck nicht weniger als sechs Briefe vor – von insgesamt elf Briefen des gesamten Jahres. (Frdl. Mitteilung von Jochen Strobel, Marburg.) D1: Zeydel 1937, S. 107–109 (Nr. 37).
Varianten 19 84
sie] s aus S 26 geschrieben,] danach gestr. von da] üdZ eing. 87 sie] s aus S
27
den] n aus m
Erläuterungen 5–8 in Ansehung Dietherich’s 〈...〉 Ausgabe d Niebelungen 〈...〉 Hagen 〈...〉 zuvorgekommen ist] Vgl. Nr. 611,20–22 und Erl. Tieck litt im Winter/Frühjahr 1805 in München an einer rheumatischen Erkrankung und war dann bis Herbst 1806 in Italien. 11–12 in München 〈...〉 in Rom 〈...〉 meinem Ziele näher] In München setzte Tieck seine Nibelungen-Studien fort, in der Vatikanischen Bibliothek sah er die Heidelberger Nibelungen-Handschrift ein. (Vgl. Paulin 1987, S. 66f.) 26–28 im Sommer einen Brief 〈...〉 heute einen 〈...〉 erhalten] Dieterichs Briefe an Tieck sind nicht bekannt, jedoch ist Tiecks Antwort auf den zweiten erhalten (UB Amsterdam, Sign. Died 93 Ch 10; frdl. Mitteilung von Jochen Strobel): vom 20. Dezember 1807, wie diejenige an Arnim.
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Zu Nr. 618
31 60 Frdor] Diese Summe nennt auch Brentano in einem Brief an Zimmer von etwa 25.–29. November 1807; Tieck habe sie für ein unvollständig an Zimmer geschicktes Manuskript seiner beabsichtigten Nibelungen-Ausgabe erhalten. (FBA XXXI, S. 623,18–22.) 36–37 meinen Brief oder Quittung] Vom 8. Februar (Zeydel 1937, S. 88–90) oder 12. März 1805 (ebd., S. 90). 43–44 künftiger Michaelis-Messe] Die Leipziger Herbst-Messe 1808. 48–49 Zeichnungen 〈...〉 in Rom 〈...〉 Vorschlag zu einem Musen-Almanach] Vgl. Nr. 611,59–61 und Erl. 57–58 meine historische Arbeit über d. Niebel. nächstens drucken lassen] Nicht erschienen. 59 Brentano’s Romanzen] Die nicht vollendeten Romanzen vom Rosenkranz. 68 noch dahin addressiren] Nach Kassel, wo Arnim, wie er Tieck antwortete (Nr. 662,3–4), den Brief einen Tag vor seiner Abreise erhielt. 68–69 An Zimmer 〈...〉 geschrieben.] Ebenfalls am 20. Dezember 1807 (Zimmer 1888, S. 263–266). 71 hätte ich Sie in Berl. gesehn] Gegen Mitte April 1807, als Schwager Jordis Bettina auf eine Geschäftsreise nach Berlin mitgenommen hatte. 71 Ich sollte ihr schreiben] Nachdem Bettina Tieck Mitte September 1806 im Frankfurter Brentano-Haus kennengelernt hatte, schrieb sie ihm zwei Briefe (DjBe Nr. 202, 205), die er nicht beantwortete. 75–76 Vor vielen Jahren bei den alten Englischen Dichtern] Während Tiecks Studium in Göttingen 1792–1794 in der Universitätsbibliothek. 1811 erschien seine Ausgabe Alt-Englisches Theater, Oder Supplemente zum Shakspear (2 Bde., Berlin). Vgl. Schweikert 1971, Bd. II, S. 309–317. 77–78 Hieronimo, or the Spanish Tragedy] Anonym erschienen, von Thomas Kyd: The Spanish tragedie. Containing the lamentable end of Don
Horatio, and Belimperia; with the pittifull death of old Hieronimo; Newly coreccted and amended of such grosse faults as passed in the first impression (London 1594); vorhanden NSTUB, Sign. 8 P DRAM IV, 4095 RARA. 82 Dodsleysche Sammlg] Robert Dodsley, A select collection of old plays (London 1744). 84–85 Arden of Feversham 〈...〉 1771 von neuem aufgelegt] The lamentable and true tragedie of M. Arden of Feversham in Kent, ein pseudo-shakespaeresches Stück (Erstdruck London 1592), Neuauflagen London 1762, 1770 und 1775; nur letztere vorhanden NSTUB, Sign. 8 P DRAM IV, 6741:1. In Tiecks Übersetzung im ersten Band seiner Sammlung Shakspeare’s Vorschule (Leipzig 1823).
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Zu Nr. 619
619.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Kassel, etwa 24. Dezember 1807, Donnerstag
DV: H. B: Nr. *617. A: Nr. *620. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 230 x 195 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Grau. Bl. 2 aoRm Papierverlust (mit Textverlust) durch Oblatenaufriß (restauriert), 2v Oblatenrest und Tintenkleckse. − WZ: Gekrönter Posthornschild mit angehängter Marke. Fremdeinträge: 1r aoRm: 22, aoRr: 68, aoRr Empfängervermerk: erhalten den 31tn December 1807 2r aoRr: 70. Postzeichen: Portozeichen. Datierung: Arnims Post von Kassel nach Berlin ging Ende 1807 sieben Tage (vgl. die Differenzen zwischen Briefdaten und Empfängernotizen Nr. 603 und 607). Da der Bruder den vorliegenden Brief am 31. Dezember erhielt, wird Arnim um den 24. Dezember geschrieben haben. D1: Härtl 1983, S. 271f. (Nr. 9); datiert: 23. Dezember.
Varianten 21 30
die] d aus m 25 Güterverkaufe] ver üdZ eing. 25 das] a aus ie Silberservice] S aus s 35 sie] alR eing. 38 du] danach gestr. hieher Erläuterungen 2 der Verkauf von Bärwalde] Das im südlichen Fläming gelegene Ländchen Bärwalde war 1780 von Caroline von Labes für Arnims Vater gekauft worden und nach dessen Tod an seine beiden Söhne übergegangen, die es im Frühjahr 1805 erbten. (Vgl. WAA XXXII, zu Nr. 382,10–11 sowie Nr. AII.16.A-AII.19.) Nachdem das Edikt vom 9. Oktober 1807 den Verkauf adligen Grundbesitzes auch an Bürgerliche ermöglicht hatte (vgl. zu Nr. 562,56–60), wird es Carl Otto von Arnim mit der Veräußerung des Ländchens Bärwalde eilig gehabt haben, weil er im Herbst und Winter bei verschiedenen Gläubigern 15 400 Reichstaler geliehen und Wertpapiere verpfändet hatte. Arnim wurde über die Geldunternehmungen des Bruders erst am 18. Oktober 1808 (Nr. 890) durch die Großmutter aufgeklärt. In seiner Erzählung der Geldverwickelungen in den Jahren 1806–1814 berichtet der Bruder, daß die Großmutter in dem
Glauben des hohen Werthes von Beerwalde, den Verkauf desselben verhindert, sämmtliche zu 6 und 8 Pro Cent stehende Wechselschulden 1069
Zu Nr. 619
unseres Vaters bezahlt hatte, und dieses Geld auf Beerwalde eintragen ließ, ohne davon Zinsen zu nehmen und uns zusammen noch an 800 R. jährlich zu zahlen versprach. / Mit dem 14. October 1806 änderte sich nun 〈...〉 alles, und es begannen also Leiden aller Art 〈...〉 Die gute Zeit zum Verkauf von Beerwalde war vorbey, es sollte und durfte nicht verschleudert werden, und so nahmen wir um dem Concurse vorzubeugen, zu Anleihen auf Wechsel unsere Zuflucht, welche zuletzt eine solche Masse bildeten, daß wir darunter zu erliegen glaubten. (Härtl 1982, S. 205.) Weitere Versuche, das Ländchen zu verkaufen, schlugen ebenfalls fehl. Am 11. Februar 1811 instruierte Arnim den Oberamtmann Birkner, wie dieser sich beim Besuch eines potentiellen Käufers, des Majors von Billerbeck, zu verhalten habe. Im Spätsommer desselben Jahres vermochte Arnim auch in Weimar keinen Käufer zu finden, wie aus seinem Brief an den Bruder vom 28. September 1811 hervorgeht. (Vgl. WAA XXXV.) Bis er im Frühjahr 1814 von Berlin nach Wiepersdorf, dem Hauptort des Ländchens Bärwalde, übersiedelte, dominierte Arnims Interesse an den uckermärkischen Gütern. Noch 1815 erwog er, von Wiepersdorf nach Friedenfelde zu ziehen: die Macht der Jahrhunderte hat mich mit Kindern und Kindeskindern an die Uckermark gefesselt (an Bettina, 13. Oktober 1814; WAA XXXVI).
4
unsres Vaters Tode]
Joachim Erdmann von Arnim war am 16./17. Januar
1804 gestorben.
11 Bartels aus Giebichenstein, der hier her deputirt] Da Giebichenstein mit dem Tilsiter Frieden (7./9. Juli 1807) als zuvor westelbisches preußisches Gebiet dem neuerrichteten Königreich Westphalen zugeschlagen wurde, war der Giebichensteiner Amtmann Heinrich Remigius Bartels in die Haupt- und Residenzstadt Kassel abgeordnet worden. 22 Sternhagenschen Erbschaft] Vgl. zu Nr. 562,113–114. 22–23 Westpreussen 〈...〉 Pfandbriefe] Das Hauptvermögen der Großmutter, mit dem die Brüder rechneten, bestand in Westpreußischen Pfandbriefen; diese Pfandbriefe (vgl. zu Nr. 562,61) wurden von dem 1787 gegründeten Westpreußischen landschaftlichen Kreditinstitut (der Westpreußischen Landschaft) ausgegeben. 33–34 Moratorium 〈...〉 die meisten Güterbesitzer fristeten] Eine Verordnung des Steinschen Reformministeriums in Memel vom 24. November 1807 gewährte allen Grundbesitzern in Stadt und Land einen allgemeinen Indult (Aufschub) ihrer Kapitalzahlungen bis zum 24. Juni 1810. (Vgl. Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/2, S. 546.)
1070
Zu Nr. *622
34–35 wegen dreyhundert Thaler 〈...〉 sie zu haben] Vgl. Nr. 603,30–32 und Erl. 39–40 Frankfurt 〈...〉 Besorgung des Drucks vom Wunderhorne 〈...〉 auf einige Tage gehe] Vgl. zu Nr. 608,50–53. 34–35 Bülow läst dich grüssen.] Vgl. zu Nr. 607,25 und Erl. 39–40 Johannes Müller ist angekommen] Vgl. zu Nr. 607,35–36.
*620. Von Carl Otto von Arnim nach Frankfurt(?) Berlin, Anfang Januar 1808 B: Nr. 619. A: Nr. 624. Datierung: Zwischen Erhalt des Bezugsbriefs zufolge Empfängernotiz (31. Dezember) und Datum des Antwortbriefes (12. Januar) unter der Voraussetzung, daß der Brief etwa eine Woche unterwegs war. Vgl. Datierung von Nr. 619.
*621. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 1. Januar 1808, Freitag B: Nr. 613.
A: Nr. 638.
*622. An Jeannette Dieterich in Göttingen Frankfurt, vmtl. zwischen 6. und 20. Januar 1808, Mittwoch und Mittwoch B: −. A: Nr. 655. Datierung: Arnim hatte Tiecks Brief vom 20. Dezember (Nr. 618), wegen dem er sich in Verlagsangelegenheiten an Jeannette Dieterich, die Frau des Göttinger Verlegers, wandte, einen Tag vor seiner Abreise von Kassel über Marburg nach Frankfurt erhalten (vgl. Nr. 662,3–4), also vmtl. am 3. Januar. (Vgl. sein Stammbuchblatt von diesem Datum für die Brüder Grimm [Nr. AI.84] und deren Stammbucheinträge vom gleichen Tag [Nr. AI.85 und AI.86] sowie zu Christian Brentanos Stammbucheintrag von etwa 5. Januar [Nr. AI.87].) An Jeannette Dieterich wird Arnim erst nach seiner Ankunft in Frankfurt (etwa 6. Januar) und
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Zu Nr. *622
bevor er von dort nach Heidelberg weiterreiste (etwa 23. Januar; vgl. zu Nr. 623,23) geschrieben haben.
623.
An Clemens Brentano in Kassel Frankfurt, 12. Januar 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 631. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 269v–270r. – 1 Dbl. ca. 231 x 197 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Nicht identifiziert (im aufgeklebten Falz). Beilagen: Von dem Freisinger Antiquar Joseph Mozler für Brentano nach Frankfurt geschickte Schriften, die Arnim ihm nach Kassel weiterschickte. Vgl. Z. 66, 68–69 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl: 529, aoRm: Frankfurt, 12. Jan. 1808. aoRr: 269 2r aoRr: 270. Besonderheiten: Vgl. Katalog Rother 1989, Nr. 97. D1: Steig 1894, S. 225f.; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 72f. (Nr. 172). D3: Schultz 1998, S. 473–475 (Nr. 100).
Varianten 8–9 zwei 〈...〉 Geschichten] üdZ eing. 10 ich setz 〈...〉 Fräulein] üdZ 12 Freundschafts∧vollmacht] F aus 〈d〉 29 Tagen] danach eing. 31 was im] aus 〈zwar die〉 38–39 verhungern] g aus gestr. von hier d 39 zum drittenmal] üdZ eing. 46 Deiner] D aus ihr 48 dessen] ssen aus m 48 brüderlicher] br aus er 50 Deine] D aus 〈J〉 52 miteinander] üdZ eing. 54 zugleich] z aus 〈s〉 54–56 {laß dir von 〈...〉 zum Geschenk,}] üdZ eing. 56 wie mir] mir üdZ eing 59 immer] im aus ich
Erläuterungen 2 in Dem Kreise unsrer Freunde] Arnim, der am 4. Januar von Kassel abgereist und vmtl. zwei Tage später in Frankfurt angekommen war (vgl. Datierungen von Nr. *622 und Nr. AI.87), verkehrte dort in einem Freundeskreis, zu dem vor allem Savignys, Angehörige der Brentano-Familie und Bettina gehörten, die bereits am 22. Dezember aus Kassel eingetroffen war (vgl. DjBe Nr. 288).
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Zu Nr. 623
4 aus dem Nebenzimmer] Der Jordis’schen Stadtwohnung am Kasseler Königsplatz (vgl. Nr. 589,2 und Erl.), in die Arnim umgezogen war, nachdem er sich zunächst in dem Landhaus Schönfeld (vgl. Nr. 603,17–18 und Erl.) einquartiert hatte. 5–6 Marianum epithalamium 〈...〉 heiliges Familien bild] Marianvm
Epithalamivm. Tafel Music / Ehren-Mahlzeit / Lust-Garten / vnd Bluemen-Feld / usw. 〈...〉. Erstdruck München 1635, für das Wunderhorn vmtl. benutzte Auflage München 1659; darin S. 216–221: Veni dilecte mi, egrediamur in Agrum, Cant. 7. Dieses zwölfstrophige Gedicht, das die Familie der heiligen Anna selbdritt (mit Tochter Maria, Enkel Jesus u.a.) zum Gegenstand hat, war die von Arnim zurückhaltend bearbeitete Quelle für Eine heilige Familie im dritten Band des Wunderhorns. Verfasser und Autor der gesamten Sammlung war der Münchner Geistliche Johannes Khuen. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 319–323.) 7 Aus Schilling 〈...〉 Kriegslied] Diebold Schillings Beschreibung Der
Burgundischen Kriegen. Und einicher anderer in der Schweitz, und sonderlich zu Bern, Um selbige Zeit vorgefallenen Merckwürdigen Begebenheiten (Bern 1743); darin S. 183–186, Titel: Hienach stat ein Lied, das von der Sach wegen Ponterlin, als davor geschriben, gemacht ist, darinne man guten Underscheid, und Lütterunge dieser Dingen findet. Dieses dreiundvierzigstrophige Lied, das historische Ereignisse vom Kampf der Eidgenossen gegen Burgund 1475 berichtet, war die von Arnim kürzend und fokussierend bearbeitete Quelle für Schloß Orban im zweiten Band des Wunderhorns. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 232–239.) 7–9 mehreres aus der Narration 〈...〉 zwey herliche Geschichten] Johann Georg Tibianus, Kurtze Historische / warhaffte vnd gründliche Narra-
tion oder bescheibung / Von dem Anfang / Vrsprung / Herkommen / Frucht vnd Nutzbarkeiten deß Wallfahrtens 〈...〉 (Konstanz 1598); darin S. 78–88: Noch ein andere schöne Histori von S. Catharinen vnd einem jungen Grafen. Dieses Gedicht über die Wundertätigkeit der heiligen Katharina von Alexandrien war die vmtl. von Arnim kürzend und fokussierend bearbeitete Quelle für Tragödie im zweiten Band des Wunderhorns. Eine weitere Aufnahme aus der Narration des Tibianus ins Wunderhorn unterblieb. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 502–509.) 9–10 ein Stück aus der Klagred 〈...〉 Wein edel geworden] Aus Ein Klagred des Gott Bachus / das der Wein Edel worden ist (O.O. 1545), 16 unpag. S.; vorhanden ÖNB Sign. 32.L.55 (digitalisiert) sowie BJ (vormals SPK Sign. Yh 1826). Vorlage für die nahezu titelidentische Klagred des Gott Bachus, daß der Wein edel worden ist. 1545 im zweiten Band des Wunder-
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Zu Nr. 623
horns.
(FBA VII, S. 41–47; im Kommentar FBA IX/2, S. 80–105 mußte Rölleke auf eine wesentlich umfangreichere Sekundärquelle – ein Fastnachtspiel aus dem Jahr 1628 – rekurrieren, da ihm das Exemplar der ÖNB nicht bekannt und dasjenige der BJ unzugänglich war.) Arnim hat kürzend bearbeitet, vor allem gegen Schluß fünf Seiten der Vorlage mit sich hinziehenden Klagen der Trinker über die Weinteuerung weggelassen. Die abschließenden drei Strophen der Vorlage sind im Unterschied zu den voranstehenden gereimt und variieren ein beliebtes Trinker- und Schlemmerlied (Wie sol ich mich erneren ich armes bruederlin). Arnim übernahm diese Strophen leicht überarbeitend und fügte nach der ersten Strophe sieben eigene Zusatzverse ein, die die Tendenz seiner Bearbeitung sozialkritisch verstärken: die Klage, daß der Wein edel (adlig) und teuer geworden ist. In der Vorlage endet die erste Strophe des Liedes mit: zu
theur ist mir d wein / ich bin sein vngewon / dz ich nicht wein sol han / den abend als den morgen / es wil den ritten han. Diese Verse änderte Arnim, die neuen hinzufügend:
Zu theuer ist der Wein, Es ist mir ungewohnt, Beym Wein hab ich gewohnt, Den Abend und den Morgen, Bis er ist hoch belohnt. Der Wein ist worden Ritter, Altadlich im Geblüt, Ich habe nicht gestritten, Der Wein hat mich bemüht, Nun sieht er mich nicht an, Und ist ein vornehm Mann, Den ich einst jung getreten, Und jetzt noch tragen kann. (FBA VII, S. 45f.)
10
zu dem adligen Fräulein] Zu dem im Wunderhorn folgenden Lied Hoffahrt will Zwang haben. Während die Klagred des Gott Bachus thematisiert, daß der »Wein nur noch bei Adligen zu finden und daher selbst adlig geworden« sei, beinhaltet das anschließende Lied »die Sehnsucht einer Adligen nach dem Bürgerstand« (Rölleke in FBA IX/2, S. 104). 18–27 Bettine 〈...〉 aus dem Wahrheitsliede 〈...〉 von den Wundern wegzu∧lassen 〈...〉 Wortfügungen herzustellen.] Textgrundlage für Ein Wahrheitslied im dritten Band des Wunderhorns war eine Niederschrift Bettinas, die das vmtl. aus dem 15. Jh. stammende Lied »anscheinend nach mündlicher Überlieferung in etwas zerrütteter Gestalt aufgezeichnet hat« (Rölleke in FBA
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Zu Nr. 623
IX/3, S. 456). Thema des Liedes ist eine Episode der Wanderung Josephs und Marias mit dem Jesuskind; kraft seines Blickes verwandelt es den Inhalt des Kessels, aus dem es essen soll, in Brei. Brentano fügte diesem Wunder in seiner Bearbeitung der Bettinaschen Textgrundlage jedoch noch weitere hinzu, und die Brentanosche Version gelangte ins Wunderhorn, worin sie unter die Kinderlieder aufgenommen wurde. Dies stellte Brentano Arnim in seinem Brief von vmtl. 30. Januar anheim: hiebei das Wahrheits lied. 〈...〉 Hiebei auch das
Original des Wahrheitslieds. Wenn dir meine Veränderung vielleicht zu den Kinderliedern zu passen scheint, so thue sie dahin, wonicht vernichte sie. Die Post geht ich kann sie nicht finden. (Nr. 637,101–120.) Der Briefstelle zufolge verzögerte sich die Übersendung der Bearbeitung Brentanos – möglicherweise weil er Bedenken hatte, Arnim könne in sie während der Drucklegung eingreifen. Hingegen scheint er die Niederschrift Bettinas mit dem Brief von vmtl. 30. Januar geschickt zu haben. Arnim fügte diese Niederschrift leicht verändert unter dem Titel Eine Flucht nach Aegypten in die erste Folge seines Scherzenden Gemischs von der Nachahmung des Heiligen ein, die in der Zeitung für Einsiedler Nr. 7 vom 23. April 1808 erschien. (Vgl. WAA VI, S. 79f. und Erl. dazu.) 29 ich denke jezt in zwey Tagen fort] Arnim blieb länger in Frankfurt. Da er in seinem Brief an Brentano vom 25. Januar mitteilt, er sei in Heidelberg angekommen spät Abends (Nr. 629,26), und von ersten Besuchen berichtet, wird er am 24. Januar in der Neckarstadt eingetroffen, am 23. in Frankfurt abgefahren sein. Vgl. Bettina an Arnim, 4. oder 5. Februar: Morgen sind es vierzehn Tage daß du weg bist (Nr. 645,38–39). 30–31 Vielleicht 〈...〉 meine operaomnia 〈...〉 als eine Zeitung heraus] Arnim hatte bereits um Weihnachten 1807 in Kassel auf einem Blatt Titelentwürfe und Stichworte zu einem literarischen Projekt notiert, das der Aufzeichnung zufolge noch zwischen Buch- und Zeitschriftenplan changierte, u. a.: As Gesellenbuch 〈...〉 Alte Zeitung 〈...〉 Der Reisende 〈...〉 Der Einsiedler. Des Einsiedlers Stammbuch. 〈...〉 Einsiedlerzeitung. Des Einsiedlers Weltkunde. 〈...〉 Welteinsamkeit. 〈...〉. (FBA VI, S. 629–631 mit Abb.; zur Entstehung insgesamt Moering ebd., S. 627–722.) Während des Frankfurt-Aufenthalts im Januar 1808 scheint er sich dann zu einer Zeitschrift entschlossen und darüber auch gesprochen zu haben, wie insbesondere aus einer Frage in seinem Brief an Bettina vom 28. Januar gefolgert werden kann: Hast Du von meinem Journale nichts gehört (Nr. 634,54). Als Projektpartner kommt vor allem Johann Christian Benjamin Mohr, der Frankfurter Kompagnon des nach Heidelberg übersiedelten Johann Georg Zimmer, infrage. Der Name Zeitung für Einsiedler stand noch nicht fest; neben dem Titel Lügen (an Brentano,
1075
Zu Nr. 623
25. Januar; vgl. Nr. 629,91) wird zunächst auch von der alten Zeitung, die Savigny in seinem Brief vom 28. Januar erwähnt (Nr. 635,15), die Rede gewesen sein, und am gleichen Tag spielt Arnim gegenüber Bettina auf den Klapperstorch an (vgl. Nr. 634,54–56 und Erl.). 31–32 was im vorigen Jahre 〈...〉 unter dem Titel des Preussen angekündigt war] Am 5. Oktober 1806 (im vorvorigen Jahr) war im Gothaer Allgemeinen Anzeiger der Deutschen Arnims Vorläufige Anzeige eines neuen Wochenblattes. Der Preuße, Volksblatt mit der Angabe Die Herausgeber des Preußen erschienen – ein Projekt, dessen Verwirklichung sich aufgrund der bald darauf erfolgten Niederlage Preußens gegen Frankreich erübrigte. Vgl. Arnim an Goethe, 1. September 1806 (WAA XXXII, Nr. 480,144–147). 34 fast wie mit Friesens Philosophie] Vmtl. nicht allgemeiner Bezug auf Jakob Friedrich Fries, sondern konkreter auf dessen Neue Kritik der Vernunft (3 Bde., Heidelberg 1807), mit der der Autor beabsichtigt hatte, bisherige Kritiken weiterzuführen, wie er in der Vorrede hervorhob: Meine Fortsetzung
vorzüglich der Aristotelischen und Kantischen Untersuchungen hat ihren Werth nur in den strengsten und engsten Forderungen der Wahrheit 〈...〉 die Geschichte der Philosophie bürgt uns hinlänglich dafür, 〈...〉 daß der Faden dieser Untersuchungen, so oft man ihn auch fallen ließ, um nur nach Ausschmückungen und Anwendungen zu greifen, doch jedesmal bald wieder aufgenommen wird. (Bd. I, S. II.) 36–37 schreibt mein Bruder 〈...〉 Regenten] Vgl. Nr. *620. 37 das verhungernde Kind] Vgl. Arnim an Carl Otto von Arnim, 23. Oktober 1807 (Nr. 592,22 und Erl.). 41–46 Ich sprach 〈...〉 Moritz 〈...〉 Frau von Flavigny 〈...〉 Verbindung mit ihm bleibe] Simon Moritz Bethmann (der Onkel Auguste Brentanos) und seine Schwester (ihre Mutter), in zweiter Ehe verheiratete Flavigny, waren dagegen, daß Auguste mit der Mutter korrespondiere; sie könne den Onkel kontaktieren. 48 brüderlicher Hülfleistung] Christian Brentano war Fluchthelfer Clemens’ und Augustes, als diese von Frankfurt nach Kassel retirierten. 53–54 Die drey Weiberchen 〈...〉 bey dem Alten in Marburg] Ein Bild (nicht identifiziert), das Arnim und Brentano bei einem Trödel- oder Kunsthändler in Marburg gesehen haben werden, als sie sich dort Anfang Januar bei dem Bruder Christian aufhielten. 54–55 von Grimm die beyden Meistersänger Codices] Arnim hatte die Handschriften-Bände, die hauptsächlich Lieder Nürnberger Meistersinger enthalten, in Nürnberg mit vier anderen erworben, wie er Brentano um den 10. Dezember 1805 berichtete (WAA XXXII, Nr. 402,63), und bei den Brüdern Grimm
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Zu Nr. 623
in Kassel gelassen. Mit einem von den beyden 〈...〉 Codices »arbeitete wohl ausschließlich Brentano in Kassel« für das Wunderhorn, doch zeigte er »offenbar kein Interesse« an Arnims Angebot (Rölleke in FBA IX/3, S. 790), so daß dieser sie nach Abschluß der Wunderhorn-Arbeiten der Berliner Bibliothek vermachte (SPK Ms. germ. 20 22, Ms. germ. 20 23). »Wilhelm Grimm edierte aus beiden Codices je ein Meisterlied und zog sie zu den KHM 〈Kinder- und Hausmärchen〉 heran« (Rölleke ebd.). 57 Durchzeichnungen von dem Maler Frick] Nachzeichnungen (auf durchsichtigem, über das Original gelegtem Papier; nicht identifiziert) von dem Kupferstecher und Zeichner Cornel Frick, den Bettina in Kassel kennengelernt hatte. Vgl. Brentano an Arnim, Wien, 5. April 1814: An meiner Libussa sind
erst 3 Bogen gedruckt. Frick von Kassel, Betinens bucklichter Apelles, hat nach meiner Skizze, das Kupfer dazu gezeichnet, ich habe ihn hier gefunden, er ist arm und genial, und nährt sich von Eidexen Salamander und Kröten zeichnen 〈...〉 er grüßt Bettinen herzlich. (WAA XXXV.) In Wien, wo Frick sich seit etwa 1810 aufhielt, war er mit Friedrich und Dorothea Schlegel befreundet. Auch Eichendorff lernte ihn dort kennen; vgl. sein Tagebuch vom 19. Januar 1812: Gieng ich bald Nachmittags zu Schlegels 〈...〉 Schlegels wohlgetroffenes Miniaturportraet 〈nicht bekannt〉 von Frik gemahlt. (Eichendorff/SW XI/1, S. 442.) Sowie vom 13. Februar 1812: wieder zu Schlegels hinüber 〈...〉 da war der kleine bukklichte Mahler Frikk mit Sakk u. Pakk (ebd., S. 446). Schließlich Dorothea Schlegel an Johannes Veit, Wien, 10. September 1814: Von Frick hört und
sieht man auch nichts, er wird am Ende wohl zu seiner Frau gereist seyn, die seit zwey Jahren eine Hofmeisterin Stelle in Siebenbürgen bekleidet; auch um diesen guten Mann ist es Schade, daß er verkümmert. (Schlegel/KA XXIX, S. 3.) 63 darf bey schwerer Strafe kein Wort mehr schreiben] Weil Arnim am Ende des Doppelblatts angelangt war. 66 In der Bürgerlust 〈...〉 für die Kinder∧lieder.] Bezug auf die von Arnim weitergeschickte Sendung des Freisinger Antiquars Mozler für Brentano, und zwar die anonyme Schwanksammlung Ergötzlicher aber Lehr-reich- und
sittsamer auch zulässiger Burger-Lust. Bestehend in sehr lustigen Begebenheiten, wohl-possirlichen Historien, gar annehmlichen Gesprächen und Erzehlungen: Mit vielen merckwürdigen Sprüchen neuüblichen Gedichten, scharf-sinnigen Schertz-Fragen und Antworten, 〈et〉c. In drey Theile abgetheilet. Dedicirt Allen eines melancholischen, langweiligen, und unfrölichen Gemüths Behafften, wie dann auch den Aderlassern, Podagrämischen, oder auf was Weis die Patienten, ihre 1077
Zu Nr. 623
Zeit hierdurch zu verkürtzen suchen. Aufs neue colligirt und beschrieben. O.O.u.J. [ca. 1730]. Darin S. 86 unter dem Titel Wahrheits-Klag eine von zwei Quellen des Gedichts Die Wahrheit im zweiten Band des Wunderhorns (nicht unter den Kinderliedern):
Der Gelehrten Wandel ist sehr ehrlich, Im Werck aber ist er spärlich, Sie thäten mich fangen und binden, Begiessten mich mit schwartzer Dinten, In mein Schnee-weisses Angesicht, Daß ich mich kannte selbsten nicht: Sie auch mit Büchern mich schlugen, Und bey den Haaren umher zugen: Mich krazten sehr, allzeit krallten, Und zu der Thür heraus mich brallten. Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 11–15 (zit. S. 13). Die ebd. herangezogene Behelfsquelle – Görres’ Die teutschen Volksbücher – weicht unwesentlich ab. 68–69 Unter den Komödien 〈...〉 Hans Pfriem 〈...〉 werth.] Ebenfalls Bezug auf die von Arnim weitergeschickte Sendung Mozlers für Brentano, und zwar eine Ausgabe von Komödien Martin Hayneccius’, zu der das Lustspiel Hans Pfriem oder Meister Kecks gehörte: Drey newe schöne vnd Lustige Comoedien. I. Almansor, Der Kinder Schuelspiegel. II. Almansor,
Der gefangenen leute Trew. III. Hansoframia, Hans Pfriem oder meister Kecks (Leipzig 1582). Arnim besaß diese Erstausgabe (Arnim-Bibl. Sign. B 947). Brentano, der gleichzeitig eine Bearbeitung von Wickrams Goldfaden plante (vgl. Nr. 627,119–120 und Erl.), griff Arnims Anregung nicht auf.
624.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Frankfurt, 12. Januar 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. *620. A: −. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. (I) und 1 Bl. (II) je ca 230 x 195 mm; 1r–3v 6 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – I: leicht fleckig, Querriß (restauriert). − WZ: I: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. II: –. Fremdeinträge: 1r aoRm: 23, aoRr: 72 2r aoRr: 74 3r aoRm: 20, aoRr: 62 1r aoRr Empfängervermerk: erhalten d 20t Januar 1808. D1: Härtl 1983, S. 273–275 (Nr. 10).
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Zu Nr. 624
Varianten 12 wegen 〈...〉 Edikts] üdZ eing. 16 Vielleicht 〈...〉 machen] üdZ eing. 20 kommende] k aus n 22 herausgeben] aus herauszugeben zu gestr. 41 eine] aus einen Schluß-n gestr. 45 er glaubte] er über 58 Aufopferung] danach gestr. von sich 70 sie] aus den gestr. und danach gestr. Ka 73 durch Wechsel] üdZ eing. 74 der] r aus m
Erläuterungen 2 240, 000 rth für Bärwalde] Vgl. Nr. 619,2 und Erl. 4–6 das Edikt 〈...〉 Moratorium bis 1810] Vgl. Nr. 619,33–34 und Erl. 7–8 daß die Franz: Contribut. Sache 〈...〉 hindert] Weil in einem Königsberger Abkommen vom 12. Juli 1807 (vgl. zu Nr. 615,8–12) vereinbart war, daß die französischen Truppen in dem Maße aus Preußen abgezogen werden sollten, in dem dieses seine Kriegsschulden beglich, deren Höhe nicht feststand. Arnim befürchtete, daß aufgrund der Dringlichkeit der Zahlung das Moratorium eingeschränkt werden könne. 16 Sternhagen, wenn es lehnfrey zu machen] Vgl. Nr. 562,113–114 und Erl. 17–24 Präsid: Arnim 〈...〉 Aufhebung der Lehne 〈...〉 Petznick 〈...〉 Graf Arnim 〈...〉 Processe zu meiden] Karl Ludolf Bernhard von Arnim, vormals preußischer Regierungspräsident in Minden-Ravensburg, war als Deputierter des Distrikts Minden, der dem Weser-Departement des Königreichs Westphalen zugeordnet wurde, in Kassel. Er hatte fünf Söhne und gehörte wie die Brüder Arnim zur dritten, Gerswalder Linie des von Arnimschen Geschlechts (Vgl. Gotha 1903, S. 43–46); 1823 errichtete er mit seiner Schwester Charlotte Sophie Beate von Arnim die von Arnim-Gerswaldesche Familienstiftung. Das uckermärkische Gut Petznick (nördlich von Boitzenburg) war in den siebziger Jahren des 18. Jhs. in Konkurs geraten, weil der damalige Besitzer Bogislav Bernd von Arnim seine Schulden nicht bezahlen konnte. Nach seinem Tod wurde sein Sohn Otto Erdmann Christof Albrecht von Arnim Besitzer von Petznick. Da dieser keine Nachkommen hinterließ, kamen seine Lehngüter, darunter Petznick, an seine Vettern aus den von Arnimschen Häusern Gerswalde, Böckenberg und Neudorf. Bei einer 1821 durchgeführten Teilung gelangte Ferdinand August Valentin von Arnim in den Besitz von Petznick. (Vgl. Arnswaldt/Devrient 1914–1923, Bd. II/2, S. 378f., 387.) In die Auseinandersetzung um Petznick war auch Friedrich Abraham Wilhelm von Arnim auf Boitzenburg, der Graf Arnim, ein Schwager, Freund und Anhänger des Freiherrn vom Stein (vgl.: Pick 1900, S. 182, 185; Steffens 1931, S. 64), auf nicht mehr nachvollziehbare Weise involviert.
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Zu Nr. 624
Wie andere preußische Adlige erhofften sich Angehörige des Arnimschen Geschlechts die Aufhebung der Lehnen. Der Ritterschaftsdirektor und Landesdirektor der Uckermark Hans Anton Joachim von Arnim auf Neuensund reichte sogar auf dem kurmärkischen Landtag vom Frühjahr 1809 eine Denkschrift ein, die großes Interesse fand und in der er die ganze Substanz der Lehnen, Fideikommisse und Majorate in uneingeschränktes Eigentum zu übergeben beantragte. (Vgl. Vetter 1979, S. 130f.) Die Verpflichtungen, die sich aus dem Lehnsverband ergaben, stellten für die adligen Rittergutsbesitzer eine erhebliche Belastung dar. Insbesondere wirkte sich die Lehnerbfolgeordnung nachteilig aus, derzufolge sämtliche Söhne des Erblassers und beim Fehlen von Söhnen sämtliche männlichen Familienmitglieder, die im gleichen Verwandtschaftsverhältnis zu diesem standen, erbberechtigt waren. (Vgl. ebd., S. 112f.) 25–27 Vertiefung des Grabens 〈...〉 Stiersee 〈...〉 zu erhalten] Die uckermärkischen Güter der Brüder Arnim gehörten zur Feldmark von Gerswalde, dessen Besitzer Carl Ludolf Bernhard von Arnim war. Aus dem bei den Gütern liegenden Stiersee floß der Stiergraben durch die Feldmark. (Vgl. Nagel 1966, S. 12.) 29 Seine beyden ältesten Söhne] Otto Gustav Friedrich und Friedrich Wilhelm Karl von Arnim. (Vgl. Gotha 1903, S. 43f.) 30–32 Von Bülow 〈...〉 Schmucker 〈...〉 Präsident der Finanzsection] Vgl. zu Nr. 607,25. 37–38 der Banquier Jordis 〈...〉 darin] Vgl. zu Nr. 589,2. 45 hinter der Maske 〈...〉 Fried: II] Johannes von Müller widmete sich in seiner Berliner Zeit (1804–1807) besonders der Erforschung von Leben und Werk Friedrichs II. von Preußen. Am 29. Januar 1807 hielt er in der Akademie der Wissenschaften eine Rede über La Gloire de Fre´de´ric (Friedrichs Ruhm), die viel beachtet wurde. 47 Sieger von Leuthen] Friedrich II. hatte am 5. Dezember 1757 mit einem Sieg über die Österreicher in der Schlacht bei Leuthen einen seiner glänzendsten militärischen Erfolge errungen. 47–51 bat er den König von Westph: 〈...〉 Generaldirektor aller Universitäten, Schulen] Vgl. zu Nr. 607,35–36. 52–53 Herstellung von Halle 〈...〉 zu interessiren] Die preußische Universität Halle war am 20. Oktober 1806 auf Befehl Napoleons geschlossen worden. Nachdem sie an das neue Königreich Westphalen gekommen war, wurde Ende Dezember 1807 in Kassel ihre Wiedereröffnung beschlossen, die am 16. Mai 1808 erfolgte. Arnim, der 1798–1800 in Halle studiert hatte, hatte während seines Giebichenstein-Aufenthalts im Oktober/Anfang November 1807 einen an die Bürger des nahen Halle und Bewohner der Umgebung gerichteten Vor-
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Zu Nr. 625
schlag zur Herstellung der Universität Halle verfaßt, dem die Johannes von Müller unterbreiteten Anregungen entsprochen haben werden. (Vgl. Arnim/W VI, S. 223–226; der Kommentar S. 1119, Arnim habe den Vorschlag »im Auftrage verschiedener Bürger der Stadt Halle« verfaßt und Müller vorgelegt, ist irreführend.) 65 mein Kasten mit Kupferstichen] Vgl. Nr. 607,4–14 und Erl. 66–68 Die Guitarre 〈...〉 nach Königsberg] Vgl. Nr. 596,22–25. 70 Klotschen] Klotze. 71 emballiren] verpacken. 72 Das Geld] Vgl. Nr. 603,30–34 und Erl.
624.E An Carl Otto von Arnim nach Berlin Frankfurt, 12. Januar 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. *620. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 352f.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 624. 1 m. B.] meinen Bruder.
625.
An Christian Brentano in Marburg Frankfurt, 12. Januar 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: −. H: GNM Nürnberg/Autographen K18. – 1 Bl. ca. 230 x 196 mm; 1r–1v 1 beschr. S. + 2 Z.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Ränder leicht beschädigt, eingerissen. Beilagen: Rücksendung Geheime〈r〉 Papiere von und für Johann Heinrich Christian Bang. Fremdeinträge: 1v mittig Stempel: GERMANISCHES NATIONALMUSEUM, auRl: Arnim, A v 12 Jan. 1808 / Kapsel 18 / z. B. 5492. Besonderheiten: Die bisherige Empfängerannahme (D1) ist irrig, da Savigny zugleich mit Arnim in Frankfurt war. – Christian Brentano war zu Weihnachten
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Zu Nr. 625
von seinem Studienort Marburg nach Kassel gekommen (vgl. Auguste Brentano an Bettina, 25. Dezember 1807; DjBe Nr. 289), von wo Arnim mit ihm und Clemens Brentano vmtl. am 4. Januar zunächst nach Marburg reiste, wo die Geschwister zurückblieben, während Arnim nach kurzem Aufenthalt nach Frankfurt weiterfuhr. Vgl. Christian Brentanos Stammbucheintrag von vmtl. 5. Januar 1808 (Nr. AI.87). D1: Härtl 1982, S. 35 (Nr. 6); Empfängerannahme: Savigny.
Varianten 2 Mit] davor fragezeichenähnliche Markierung 11 senk] s aus 〈x〉
9
Loos] Lo
aus
Br
Erläuterungen 2–3 Bang 〈...〉 geheimen Papiere 〈...〉 untergegangene Periode] Der Pfarrer Johann Heinrich Christian Bang in Goßfelden bei Marburg gehörte zum dortigen Freundeskreis um Friedrich und Leonhard Creuzer, Savigny sowie Clemens und Christian Brentano. Was Bang Arnim mitgegeben hatte, waren vmtl. Aufzeichnungen, die Mitteilungen in Bangs Brief an Brentano vom 15. März 1806 (DjBr Nr. 1215) entsprochen haben werden. In dem Brief hatte Bang einige Volkslieder notiert und auf Volkslied-Publikationen aus der zweiten Hälfte des 18. Jhs. hingewiesen, mit denen er Brentano jedoch keine Neuigkeiten offerieren konnte. Arnims Erwähnung der geheimen Papiere ist vmtl. ironisch, da er mit ihnen nichts anfangen konnte. Charakteristisch für Bangs literarischen Geschmack als den einer untergegangene〈n〉 Periode ist in seinem Brief an Brentano insbesondere der Hinweis auf eine etymologische Erklärung, die er in der Ausgabe Gelehrter Briefwechsel zwischen D. Johann Jacob Reiske, Conrad Arnold Schmid, und Gotthold Ephraim Lessing, hg. von Karl Gotthelf Lessing (Bd. II, Berlin 1789) gelesen hatte. 4 in diesen Tagen nach Heidelberg] Vmtl. erst am 23. Januar. 5–6 goldnen Kopfe] Das Frankfurter Brentano-Haus. 9–10 Drechsler 〈...〉 Flügel machte dem Königssohn] Bezug auf das Märchen Vom Schneider und Drechsler (1812 in den Grimmschen Kinder-und Hausmärchen, jedoch nicht mehr in den späteren Auflagen): Ein junger Prinz leiht sich die Flügel eines Drechslers und fliegt zu einer schönen Prinzessin in einem Turm; als ihr Verhältnis ruchbar wird, sollen beide auf dem Scheiterhaufen sterben, aber der Prinz fliegt mit seiner Geliebten in sein Königreich.
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Zu Nr. 626.E
11–12 Bettinen thurm 〈...〉 dem Feldberg zu] Der Turm ist ein zum Marburger Forsthof, wo Bettina im Winter/Frühjahr 1806 bei Savigny wohnte, gehörender ehemaliger Wachtturm, unmittelbar unter der Schloßbefestigung. Er war ihr Begeisterungsort während des Marburg-Aufenthalts, über den sie Arnim in ihrem Brief vom 3. und 10. Juni 1806 berichtete, sie besuche ihn schon fast zu jeder Stunde des Tags und der Nacht, man sehe von diesem weit herum bis auf den Feldberg im Taunus (WAA XXXII, Nr. 459,7–10). Der Turm ist in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde (fiktionaler Brief an Goethes Mutter) und mehrfach in dem Buch Die Günderode erwähnt und dadurch als Bettinaturm bekannt geworden. (Vgl. Schnack 1974, S. 430–432.) 13 laß die Meerschweinchen nicht erfrieren] Christian Brentano bewohnte in Marburg ein kleines Haus an der Lahn, dessen Hof er in einen abenteuerlichen, verwilderten Garten verwandelte, worin Raben, Elstern, Eulen,
Habichte, Hunde, Katzen, Ziegen, Marder, Füchse eine Menagerie bildeten (Brentano 1854, Bd. I, S. S. XVI; Zitat aus einer fragmentarischen Autobiographie Christian Brentanos).
626.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Frankfurt, 12. Januar 1808, Dienstag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 353.
Erläuterungen 2–3 Glück in die Welt setzen] Geburt der Tochter Marie. Vgl. Nr. 599. 6–7 Schwester 〈...〉 am verständigsten mit ihr umzugehen weiß] Auguste, die 1792 geborene älteste der drei Schwestern der kleinen Marie. (Vgl. Korrespondenten: Schwinck.)
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Zu Nr. 627
627.
Von Clemens Brentano nach Frankfurt Kassel, etwa 12. Januar 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 629. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 206r–209v. – 2 Dbl. je ca. 237 x 193 mm; 1r–3r 5 beschr. S.; 4v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß. − WZ: Posthorn am Band, darunter: F BRENNER & COMP’ IN BASEL. Beilagen: Nr. *628; Vollmacht (nicht überliefert) für Franz Brentano. Fremdeinträge: 1r aoRl: 526, aoRm: †††, aoRr: 206, darunter: Kassel 1807. 2r aoRm: 207 3r aoRl: 526, aoRm: zu ††† Kassel 1807., aoRr: 208. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 71. Postzeichen: Portozeichen. Datierung: Arnim hatte Brentanos Brief noch nicht, als er ihm am 12. Januar aus Frankfurt schrieb, und Brentano kannte Arnims Brief noch nicht, als er den seinen schrieb. Die Post zwischen Kassel und Frankfurt war etwa zwei Tage unterwegs. D1: Steig 1894, S. 226–228; TD; nicht näher datiert. D2: Steig 1923a, S. 24; TD; datiert: 15. Januar 1808. D3: Seebaß 1951, Bd. I, S. 349–352; datiert: Januar 1808. D4: FBA XXXII, S. 9–12 (Nr. 486); datiert: um den 12. Januar 1808. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 469–473 (Nr. 99); datiert: um den 12. Januar 1808.
Varianten 3
wohin] woh aus nach 8 radickal] danach gestr. ge 11 Gesund13 das] s aus 〈ß〉 13 seine] danach gestr. Ep brunnen] G aus g 19 volonte´;] danach gestr. ihm 〈ein sehr〉 23 Gott] danach gestr. se 29 Mensch] danach gestr. be 42–43 Musikantendurchfalls] en nach43 neulich] danach gestr. bei 47 wie] danach gestr. jed trägl. eing. 49 beweise] danach gestr. Buchstabenansatz 55 seine] s aus 〈S〉 55 kennen] erstes e aus 〈ä〉 75 eine] aus einen 83 den] en aus ie 83–84 Teutschen Hoftheil] über gestr. K〈xxx〉 92 der] er aus as 94 an] danach gestr. 〈Zimmern〉 sende 102 Grimm] Gr aus 〈ein〉 121–125 Herr〈...〉 Frankfurt a/m.] 4v alR gestr. Lieber Bruder überlege
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Zu Nr. 627
Erläuterungen 2 noch ungefähr drei Tage in Marburg] Nachdem Arnim, den Brentano von Kassel zum Bruder Christian nach Marburg begleitet hatte, von dort nach Frankfurt weitergefahren war. 2–3 Allendorf] In Allendorf an der Landsburg, je etwa 40 km nordöstlich von Marburg und südwestlich von Kassel (1971 in Schwalmstadt eingemeindet), bei der Familie des Pfarrers Adam Mannel, mit dem Brentano über die Brüder Grimm bekannt geworden war. 4 Generals] Vmtl. Joseph Morio, seit 14. Dezember 1807 provisorisch, Februar-August 1808 offiziell westphälischer Kriegsminister, Brigade-, dann Divisionsgeneral; Günstling des Königs Je´roˆme. (Vgl.: Kleinschmidt 1893, S. 118f.; Lünsmann 1935, S. 48.) 5 Laroche und Alberti bei Jordis] Brentanos Onkel Carl von La Roche und Carl Alberti waren von Berlin nach Kassel gereist, um König Je´roˆme die von Preußen an das Königreich Westphalen gekommenen Salinen in Schönebeck und Halle abzupachten. Nachdem sie einen Pachtkontrakt abgeschlossen hatten, reisten sie Ende Februar ab. Vgl.: Nr. 679,24–26. 10 Fond] (frz.) Boden, Grund. 13 Reichards Glück] Vgl. Korrespondenz-Nachricht aus Kassel, 19. Januar 1808, im Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 36 vom 11. Februar 1808 (S. 144): Der Kapellmeister R e i c h a r d t befindet sich schon seit meh-
reren Wochen hier, und ist kürzlich zum Direktor der königlichen Kapelle und des Hoftheaters mit einem ansehnlichen Gehalte ernannt worden. Die Reorganisation unseres Theaters, von dem sich bis jetzt noch immer nicht viel sagen läßt, steht also nun zu hoffen. Die Vorstellungen der französischen Bühne, die mit denen der Deutschen abwechseln, sind jetzt bey weitem die vorzüglichern. Ausführlicherer Bericht eines Kasseler Korrespondenten vom 17. Februar 1808 im Weimarer Journal des Luxus und der Moden, März 1808 (S. 222f.): Mit Vergnügen melde ich Ihnen, daß der König unsern berühmten Landsmann R e i c h a r d nicht blos zum Director seiner Musik, sondern auch zum D i r e c t e u r d e s s p e c t a c l e s mit 8000 Livres Gehalt ernannt hat, so daß das französische (sonst in Braunschweig) und teutsche Theater ganz seiner Direction übergeben ist. Bereits hat Reichard das Orchester neu zu formiren angefangen; mehr Mühe noch wird ihm die Umwandlung des teutschen Theaters machen, welches bisher weniger als mittelmäßig war. Doch auch dieses hofft der thätige kenntnißvolle Mann bis Ostern größtentheils in Ordnung zu bringen. Für das französische 1085
Zu Nr. 627
Theater, welches auch jetzt schon leidlich ist, sind bereits neue Schauspieler und Sänger unterwegs. Da die Direction genaue Kenntniß der theatralischen Kunst beider Nationen, in der Oper so wie in den übrigen G e n r e s erfordert, so hätte bestimmt das Directorat in keine fähigern Hände kommen können, als in die von Reichard. 16 der König] Je´roˆme Bonaparte. 17 Antichambre] Vorzimmer. 18–19 Monsieur 〈...〉 la bonne volonte´] Mein Herr, wir haben nichts, das Ihrer würdig ist, als unsern guten Willen. 21 Königin] Katharina, geb. Prinzessin von Württemberg 24 Etudes] Studien, Etüden (Übungsstücke). 25 in Berlin 〈...〉 seine dortigen Erfahrungen] Reichardt war Ende 1794 durch Kabinettsordre als königlich preußischer Kapellmeister ohne Pension entlassen worden, vor allem wegen seiner durch Gerüchte verbreiteten demokratischen Gesinnung. Friedrich Wilhelm II. war er suspekt, die zur Gräfin erhobene Madame Rietz, Mätresse des Königs, »eine gute Bekannte Reichardts, und ihr Eintreten für ihn hatte schon dem Berliner Stadtklatsch Stoff gegeben« (Hartung 1964, Bd. I, S. 228). 30–31 kommt Talma 〈...〉 hierher] Vgl. Reichardt an Goethe, 20. Januar 1808: Vielleicht bekommen wir auch mit einigen guten Schauspielern,
die Talma uns aus Paris zuführen soll, auch ein Ballet von dort her. (Braunbehrens/Busch-Salmen/Salmen 2002, S. 160.) Der von Napoleon geschätzte, also einflußreiche Schauspieler Franc¸ois-Joseph Talma kam nicht nach Kassel.
39–40 solidiren] Befestigen, sichern (nach lat. solido). 42 Incurabilität] Unheilbarkeit (frz. incurabilite´). 44 dein Bild] Das Ströhlingsche Arnim-Porträt, das Arnim Brentano mit Brief vom 12. August 1804 (WAA XXXI, Nr. 344) geschickt und geschenkt hatte. 44 den Kapuziner] Ein Wettermännchen. Vgl. Nr. 564,18–26 und Erl. 49 just] Gerade, eben, geheuer. (Vgl. DWb X, Sp. 2404–2406.) 52 WortHemoroide] Wort-Hämorrhoide. 56 Geheemde Rath] Goethe. Geheemde spielt auf das kanzleisprachliche, bis ins 19. gebräuchliche Geheimde an; »die Form hatte einmal den klang und noch mehr das aussehen des feierlich förmlichen« (DWb V, Sp. 2367). 56–57 o sapperment, Herr Bruder] Leitmotivische Wendungen in Christian Reuters Schelmuffsky (vgl. zu Nr. 743,15–17). O sapperment steht tabuistisch für beim Sakrament!, Herr Bruder Graf ist Anredeform für den Freund des Titelhelden. 57 eeckelicher Schelm] A´ la Schelmuffsky.
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63–64 daß wir Tieck mobil machten] Die dritte, wiederum vergebliche Anregung Brentanos zu gemeinschaftlichen Unternehmungen mit Ludwig Tieck. Bereits Ende 1801 hatte er versucht, ihn an eine Direktoren-Stelle am Frankfurter Theater zu lancieren. Im Frühjahr 1804 scheiterte dann die Absicht, Tieck für eine Professur an der Heidelberger Universität zu gewinnen. 64–65 mit der Frau 〈...〉 dort bleiben] Nicht Tiecks Ehefrau Amalie, die Tochter Albertis, sondern seine Geliebte und Herzensfreundin Henriette Finck von Finckenstein, die mit den beiden auf dem Finckensteinschen Gut Ziebingen lebte. 68 Jugendsporn] Im DWb nicht belegt. 76–77 Hammerstein 〈...〉 für Reichard verwendet haben.] Hans Georg von Hammerstein-Equord (aus Equord bei Hildesheim), wagemutiger Militär und zugleich wissenschaftlich ambitioniert, machte nach abenteuerlichen Jugendund Reifejahren seit 1807 im Königreich Westphalen Karriere, von Je´roˆme, mit dem er nach Kassel gekommen war, begünstigt, zum Eskadronschef, Oberst und Brigadegeneral befördert, 1810/11 als westphälischer Gesandter in Kopenhagen, von wo aus er die altertumswissenschaftlichen Studien der Brüder Grimm und ihre Kontakte zu nordischen Gelehrten unterstützte. (Vgl. die Edition des Brüder-Grimm/Hammerstein-Equord-Briefwechsels durch Gottzmann 1985, besonders die Einleitung.) An dem Kontakt zu Arnim, Brentano, den Brüdern Grimm und Reichardt wird Jordis Anteil gehabt haben, den HammersteinEquord in einem Brief an Wilhelm Grimm vom 9. Juni 1830 als Unser alter Freund bezeichnete (ebd., S. 131). 83–84 du den Teutschen Hoftheil 〈...〉 einsetzen könntest] Ein Hoftheil (nicht unter den zahlreichen Hof-Artikeln des DWb) ist eigentlich ein Teil eines ursprünglich größeren und zusammengehörigen Gutes bzw. Hofes, das durch dessen Zerschlagung in kleinere Höfe zustandekam. So heißt es in einer Zusammenfassung einer Ansiedlungsurkunde aus dem Jahr 1785: Nachdem das
Kammeralgut Wartenberg zur Aufnahme der Landeskultur in mehrere kleine Bauerngewerbe zerschlagen wurde, übernahm unter andern ein überrheinischer Halbbauer aus Zimmern einen Wartenbergischen Hoftheil (Birnbaum 1831, S. 50). Brentano gibt Arnim demnach zu verstehen, daß dieser den deutschen Teil der ursprünglich ungeteilten Poesie großenteils restituieren oder ihr zuführen könne. 85–88 Die Dimission welche Müller 〈...〉 Bonapartes Antwort erklärlicher.] Es war Müllers eigener Wunsch, nicht der des Königs Je´roˆme, seinen Abschied als Minister-Staatssekretär des Königreichs Westphalen zu erhalten. Napoleon war über das plötzliche Rücktrittsgesuch des obersten Regierungsbeamten, den er selbst für das Königreich Westphalen bestimmt hatte, ungehalten,
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vermutete andere Beweggründe als die von Müller mitgeteilten und legte seinem Bruder Je´roˆme nahe, auf dem Verbleib Müllers im Amt zu insistieren. Vgl. Nr. 607,35–36 und Erl. 89–90 a posteriori] Vorstellungen, die (nach Kant) aus der Erfahrung geschöpft werden. 94–95 nächstens 〈...〉 an Zimmer einsenden] Brentano schickte zunächst nur die Zeichnung zum Titel des zweiten Wunderhorn-Bandes mit einem detaillierten Titelvorschlag an Zimmer (FBA XXXII, S. 13; etwa 20.–22. Januar 1808 [datiert: vor dem 25. Januar]); einige trefliche lieder wie auch alle die Kinderlieder (ebd., S. 14), die Arnim zurückgelassen habe, versprach er nächstens nachzusenden. Etwa am 8. Februar kündigte er Arnim an, dieser erhalte die Kinderlieder mit nächstem Postwagen (Nr. 648,36–37). Am 1. März schickte er mit Nr. 680 eine Skizze des Stichtitels zu den Kinderliedern. 95 dort] In Heidelberg. 101–102 deiner verlornen Kupferkiste] Vgl. Nr. 607,4–16 und Erl. 102–105 Dozen hat Grimm geschrieben 〈...〉 in seinen Allmanach gesezt habe] Vgl. Bernhard Joseph Docen an Jacob Grimm, München, 13. Dezember 1807 (Grimm-Briefverzeichnis Nr. 340; http://www2.hu-berlin.de/grimm/ gbv test/suche.php). 106 Hannepampel] So Arnim bereits in seinem Brief an Brentano von 12.etwa 19. März 1806 verächtlich für Seckendorf (vgl. WAA XXXII, Nr. 431,91 und Erl.). 107 Schlampes] Maskuline Entsprechung zu Schlampe; nicht im DWb. 107 nicht unter unsre Gönner 〈...〉 sondern Dozen] Arnim und Brentano hatten am 1. Januar 1808 in Kassel eine Liste mit den Namen von Förderern des Wunderhorns aufgesetzt, darunter Docen und Seckendorf. Der Name des letzteren wurde gestrichen (vgl. FBA IX/3, S. 406f.) – vmtl. von Arnim nach Erhalt von Brentanos Brief. Doch wollte Arnim, nachdem er sich mit Seckendorfs Musenalmanach für das Jahr 1808 und den darin mitgeteilten Volksliedern (vgl. Nr. 598,53–55 und Erl.) näher befaßt hatte, die Streichung wieder revidieren, wie er Brentano am 18. Februar (Nr. 660,135–138) vorschlug. Schließlich unterblieb jedoch die namentliche Nennung der Förderer des zweiten und dritten Wunderhorn-Bandes generell mit Ausnahme des Danks an Goethe. 108 vindizieren] »etwas für sich oder einen anderen in Anspruch nehmen, die Herausgabe einer Sache verlangen« (MGKL XX, S. 176). 116–117 von Franz die Berechnung 〈...〉 für das unglückliche vorige Jahr] Nicht bekannt. 119–120 einige Alte Geschichten 〈...〉 Goldfaden fange ich 〈...〉 gleich an] Brentano plante eine Bearbeitung von Jörg Wickrams Roman Der Gold-
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faden (Straßburg 1557) als ersten Band einer fortlaufenden Samlung deutscher Volksromane nach den ältesten Ausgaben (an Zimmer, etwa 20.– 22. Januar 1808; FBA XXXII, S. 14f. [datiert: vor dem 25. Januar]) im Verlag von Mohr und Zimmer. An dieser Absicht hielt er noch Anfang 1809 fest; am 3. Januar schlug er Zimmer vor, die Goldfaden-Bearbeitung mit zwei Titeln herauszugeben, 1tens unter dem bereits bestimmten, und dann auch etwa
unter dem Titel, Sammlung der seltensten und schönsten alten Ritterund Liebesromane erster Theil, der Goldfaden von Georg Wickram von Kolmar. mit Figuren (FBA XXXII, S. 120). Zimmer konnte sich jedoch nicht zu der Titulatur entschließen, so daß die Bearbeitung von Wickrams Roman im Frühjahr 1809 nur mit dem Einzeltitel Der Goldfaden eine schöne alte Geschichte wieder herausgegeben von Clemens Brentano erschien, ohne Serientitel, »bedingt durch eine schlechte Geschäftslage des Buchhandels, ein singuläres Beispiel für die bei weitem nicht ausgeschöpften Möglichkeiten der Neueinbürgerung des Prosaromans des 16. Jahrhunderts« (Habersetzer in Brentano 1986, S. 260).
*628. Von Johann Friedrich Reichardt nach Frankfurt Kassel, etwa 12. Januar 1808, Dienstag B: −. A: −. Besonderheiten: Beilage zu Nr. 627. Datierung: Analog Nr. 627.
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An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 25. – vmtl. 28. Januar 1808, Montag-Donnerstag
DV: H. B: Nr. 627. A: Nr. 636, 637. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 271r–275r. – 2 Dbl. + 1 Bl. je ca. 231 x 195 mm; 1r–5v 10 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 530, aoRr: 1808 271 2r aoRr: 272 3r aoRl: 530, aoRm: z. 25. Jan. 1808., aoRr: 273 5r aoRl: 530, aoRr: 1808. 275. – Im Text Auslassungsmarkierungen (eckige Klammern) Steigs.
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Beilagen: Ob Arnim die von ihm erwähnten Briefe Nehrlichs und Hulda Mereaus an Brentano diesem als Beilagen oder gesondert schickte, ist unklar. Datierung: Arnim wird den nur anfangs datierten Brief am 28. Januar beendet haben, da das zugehörige Exzerpt (Nr. 629.E) zwischen zwei Exzerpten mit diesem Datum steht. Besonderheiten: Varnhagen exzerpierte (H: BJ/VS 8) Arnims Äußerung über Reichardt (Z. 123–133: Fast hätte 〈...〉 ließ). – Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 98. D1: Steig 1894, S. 229f.; TD. D2: Steig 1923a, S. 24; TD (kurzer Auszug). D3: Kat. Henrici 149, S. 73, Nr. 172; TD (kurzer Auszug). D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 475–479 (Nr. 101).
Varianten 8 Brief] über gestr. Rest 8–9 und behalte 〈...〉 manches darin] über gestr. worin einiges zu den Kinderliedern einlegte die Jenaer Recension bey zwischen den Zeilen gestr. behalte ich den Rest noch, weil wahrscheinlich deine S〈xxx〉 schon unterwegs 9–10 die du wahrscheinlich 〈...〉 – Du hast] über gestr. die ich bey mir aufbewahrt habe. 10 erhalten] er aus ? 20 bester] r aus m 21 dem] d aus g 23 gegen die] i aus e 27 Lauber] üdZ eing. 35 sich] i aus ei 60 ist] über 65 verschluckt] üdZ eing. 66 nun in Schriftsprache] üdZ gestr. sind 71–72 dessen Entstehungsgeschichte 〈...〉 machen könnte] üdZ eing. 82 Zimmer] über gestr. ihn 84 ersten] üdZ eing. eing. 99–100 seiner Gedanken] üdZ eing. 119 leihe] über gestr. 〈trage〉 137 von] aus davon 137 jener Anzeige] üdZ eing.
Erläuterungen
Zwey Packete 〈...〉 von Nehrlich und von der Pattberg 〈...〉 eröffnete ich sie] Was die Sendungen von Johann Carl Nehrlich, dem »Haupthelfer« (Schewe 1933, S. 17) des Wunderhorns, aus Hechingen und von Auguste 2–3
Pattberg aus Neckarselz im Odenwald (vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 830–833) im einzelnen enthielten, ist bis auf eine Ausnahme (vgl. folgende Erl.) nicht bekannt. Eine Stelle in Arnims Brief an Brentano vom 12. Februar 1808 (vgl. Nr. 652,8–9 und Erl.) läßt darauf schließen, daß Nehrlich die umfangreiche sog. Quarthandschrift (Heid. Hs. 2110,38) schickte, die 294 Liedaufzeichnungen enthielt. »Sie stellt, obwohl nur fragmentarisch erhalten, die mit Abstand größte geschlossene Liedersammlung im Heidelberger Wunderhorn-Material dar.« (Rother/Schlechter 1992, S. 265; vgl. Schlechter 2008, S. 111–114.)
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4 Prager Jesuslied] Das Prager Lied im zweiten Band des Wunderhorns; die Vorlage ist verschollen. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 301f.) 7 meine Kiste mit Kupferstichen] Vgl. Nr. 607,4–16 und Erl. 7–8 Von Nehrlich habe ich drey genommen] Die Einsendungen Nehrlichs (im einzelnen nicht bekannt) enthielten Vorlagen für zahlreiche Lieder des zweiten und dritten Wunderhorn-Bandes. Vgl. die Übersicht Röllekes in FBA IX/3, S. 830. 8 ich schick dir den Brief] Vom 19. Januar 1808 aus Hechingen an Brentano (H: BJ/VS 131). 8–10 für die Kinderlieder 〈...〉 wahrscheinlich schon abgesandt hast] Auch für den Kinderlieder-Anhang des Wunderhorns waren Nehrlichs Einsendungen ergiebig. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 830.) Brentano kündigte Arnim erst etwa am 8. Februar an, dieser erhalte die Kinderlieder mit nächstem Postwagen (Nr. 648,36–37). 10 Bücher und Brief aus Frankfurt] Die Sendung des Antiquars Mozler, von Arnim in seinem Frankfurter Brief an Brentano vom 12. Januar erwähnt (Nr. 623,4–12). 11–13 Brief von der Hulda 〈...〉 eh sie dein Geschenk erhalten] Nicht bekannter Brief von Brentanos Stieftochter Hulda Mereau aus Heidelberg vor ihrem überlieferten an ihn vom 2. Januar 1808, in dem es heißt: Ich habe dein liebes Paket erhalten, und es hat mir sehr viele Freude gemacht 〈...〉 dein Paket habe ich gerade auf Neujahr bekommen (H: FDH 7678). Das Paket enthielt also ein Weihnachts- bzw. Neujahrsgeschenk. 13–15 Die Rudolphi 〈...〉 deine Heirath verschwiegen] Die Leiterin des Heidelberger Mädchenpensionats, in dem Hulda Mereau erzogen wurde, hatte ihr nichts von Brentanos Heirat mit Auguste Bußmann gesagt. 27 unsre Lauber Hütte] Das von Clemens und Sophie Brentano zeitweise mit Arnim bewohnte Heidelberger Gartenhäuschen (vgl. zu Nr. 608,59); eigtl.
eine grüne mit Zweigen bedeckte Hütte; ein nur im gemeinen Leben für Laubhütte oder Laube übliches Wort, besonders wenn von den festlichen Laubhütten der Juden die Rede (Adelung 1793–1801, Bd. II, S. 1928). 28–29 zum Thor hinaus 〈...〉 kein Flämlein] Das Gartenhäuschen lag westlich vor dem Mitteltor (Mannheimer Tor), und Arnim ging von dort zum St.Annen-Kirchhof, auf dem Sophie Brentano beerdigt war: Auf dem Kirchhofe,
wohin – aus einem sonderbaren Vorurtheile – gewöhnlich nur die Aermern begraben werden – liegt die Dichterin S o p h i e B r e n t a n o , deren Grab kein Stein bezeichnet. (Schreiber 1811, S. 108.) Grab und Friedhof sind nicht erhalten.
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30 die Krapfries] Luise Christine Fries, die Frau des Heidelberger Krappfabrikanten und Kunstsammlers Christian Adam Fries (im Unterschied zum Kantfries Jakob Friedrich Fries). 35–36 Der alte Voß 〈...〉 Thurm 〈...〉 Zorne gegen Dich] Nachdem es im Juli 1806 in Heidelberg zum Zerwürfnis zwischen Johann Heinrich Voß und Brentano gekommen war. Voß, unzufrieden mit seiner lärmbeeinträchtigten Wohnung im Gasthof Riesen, hatte in einem Schreiben an Georg Ludwig von Edelsheim, dem das Kuratelamt der Universität Heidelberg unterstand, darum gebeten, ihm das ungenutzte alte Anatomie-Gebäude der Universität nebst angrenzendem Garten zu überlassen. Daraufhin überbot Brentano, der das Grundstück ebenfalls erwerben wollte, die von Voß gebotene Kaufsumme von 2000 Gulden. Es wurde Voß zugesprochen, nachdem dieser sich an den badischen Kurfürsten Karl Friedrich mit der Bitte gewandt hatte, es ihm für die bereits angebotene Summe zu überlassen, wobei er darauf hinwies, daß Brentano ihn hinterrücks überboten habe. Das Grundstück befand sich Ecke Plöck- und Sandgasse. »In der hinteren Ecke eines Gärtchens, das durch eine alte, efeubewachsene Mauer von der Welt abgeschlossen war, erhob sich das kleine Haus, an das ein turmartig aufsteigendes Treppenhaus angebaut war, dessen oberstes Geschoß Voß zur Arbeitsstube diente.« (Derwein 1922, S. 47.) Vgl. Schneider 1914, S. 51–53, 75–84 sowie Brentanos Brief an das Kuratelamt der Universität Heidelberg, 12. Juli 1806 (DjBr Nr. 1279). 40 seinem Sohne 〈...〉 an den Lippen leidet] Heinrich Voß litt bereits als Weimarer Gymnasiallehrer an der Gicht, die »sich auf die Lippe warf und ihn längere Zeit in seinen Amtsgeschäften unterbrach«, und als sich Ende 1806 das Übel verschlimmerte, war er einer Aufforderung seiner Eltern gefolgt, zu ihnen nach Heidelberg zu kommen, um dort Genesung zu finden, die allmählich eintrat. (Vgl. Voß 1838, S. 23–25, zit. S. 23.) 41–42 bey Görres 〈...〉 sein Haus] Görres’ erste Heidelberger Wohnung geht aus der Adresse von Brentanos Frankfurter Brief an ihn von vmtl. 11. November 1806 hervor: Herrn / Professor Görres / im Nebelschen Hauße ueber Herrn / Kirchenrath Daub wohnhaft (DjBr Nr. 1350). Er wohnte also (wie bereits Debon 1992, S. 207f. aus ungenauerer Quelle ermittelte) im Haus des 1805 gestorbenen Heidelberger Medizinprofessors Daniel Wilhelm Nebel, Unterstraße 375 (heute Heiliggeiststraße 7a), »ein stattlicher, noch existenter Barockbau von 1701 hinter dem Rathaus« (ebd.). Seine zweite (von der Forschung übersehene) Heidelberger Wohnung bezog Görres Anfang Mai 1808, wie aus seinem Brief an Christine de Lassaulx vom 2. Mai des Jahres hervorgeht: So sind wir denn nach mancherlei bestan-
denen Abenteuern, wie Brentano sich ausdrückt, im vornehmsten Haus 1092
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von Heidelberg, in dem ehemalig v. Wamboldischen Nr. 355, glücklich arrivirt, wo wir ganz billig den unteren Stock nebst Pavillon gemiethet haben. 〈...〉 Morgen ziehen wir vollends ein. (Görres 1858, S. 506.) Dieses Haus wird der sogenannte Handschuhsheimer Wirtschaftshof gewesen sein, der im 17. Jh. an die freiherrliche Familie der Wambold von Umstadt gekommen war, von der das Grundstück bereits in den 1770er Jahren in bürgerliche Hände kam. 1892 wurde es zu dem Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße 45 umgebaut. (Vgl.: Derwein 1940, S. 84; Mertens 2013, S. 87, 235f.; frdl. Auskunft des StA Heidelberg [Diana Weber].) 42 seine schönen Kinder] Sophie und Guido Görres. (Die Tochter Marie wurde erst im Juni 1808 geboren.) 42–43 die Frau 〈...〉 der einen Finkenstein gleicht] Katharina Görres soll einer Madonna des teutschen Mittelalters geglichen haben (Windischmann an Görres, 21. Juli 1807; Görres 1874, S. 227). Mit der Familie des Grafen Karl Finck von Finckenstein und seiner Frau Caroline, die nach 1800 noch zehn lebende Kinder hatten, waren Arnim und Brentano während ihres Besuchs des Gutes Ziebingen im Dezember 1804 bekannt geworden (vgl. Brentano an seine Frau Sophie, 17. Dezember 1804; DjBr Nr. 1030); zufolge Tiecks Erzählung Die Sommerreise (1833) entzückten die Töchter Henriette, Caroline und Barnime die Besucher mit ihren gesanglichen Talenten und sonstigen Vorzügen. (Vgl. Joachim/Klinkenborg 1920, S. 282–308 und Stammtafel.) 45–46 dessen Druck 〈...〉 erst mit dem Anfange Februars anfängt] Vgl. jedoch zu Nr. 608,50–53. 48–49 das Frankfurter 〈...〉 das 〈...〉 von dem Räuber, der 〈...〉 vorbeymarschirt] Das Lied Von der Belagerung der Stadt Frankfurt hatte zunächst Arnim bearbeitet, und danach revidierte Brentano die Arnimsche Version, wobei er »die inhaltlichen Veränderungen durch Arnim 〈...〉 rückgängig« machte. (Vgl.: Rölleke in FBA IX/2, S. 525–531, Zitat S. 525; Nr. 631,68–74 und Erl.) Brentano schickte seine Bearbeitung erst so spät an Arnim, daß dieser sie nicht mehr bei den bereits gedruckten historischen Liedern des zweiten Wunderhorn-Bandes unterbringen konnte und darin unzusammenhängend einordnen mußte.) – Das Räuber-Lied Ritter Dietz von Schauenburg gelangte nicht ins Wunderhorn. (Vgl. Nr. 636,58–69 und Erl.) 54–55 Ich 〈...〉 Entführer Christian zu entdecken] Arnims Verdacht der Beeinflussung Brentanos durch dessen Bruder Christian wird dadurch aufgekommen sein, daß sie den Bruder Anfang Januar in Marburg besucht hatten und Arnim ihn dort näher kennengelernt hatte. Als Entführer bezeichnet er Christian Brentano, weil er die Postkutsche besorgt hatte, mit der Brentano und Auguste Bußmann von Frankfurt nach Kassel geflohen waren. Vgl. Nr. 589,55–67.
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71–72 Zimmer 〈...〉 Titel 〈...〉 Entstehungsgeschichte 〈...〉 Brief] Zimmer bekam mit einem Brief Brentanos von etwa 20.–22. Januar (FBA XXXII, S. 13–15; datiert: vor dem 25. Januar) eine von Wilhelm Grimm gefertigte (verschollene) Zeichnung zum Titelkupfer des zweiten Wunderhorn-Bandes, das im Vordergrund ein reich verziertes Trinkhorn zeigt, in dessen Biegung Stadt und Schloß Heidelberg (vgl. Nr. 608,38–40 und Erl.). Die Zeichnung sei, schrieb Brentano, durch vieles Ausradiren etwas beeinträchtigt und dieses auf den oft veränderte〈n〉 Plan zurückzuführen (ebd., S. 13). 73–79 Kupferstecher Weise 〈...〉 Kunz 〈...〉 nicht genug Genauigkeit gehabt hätte] Adam Weise war Ende 1807/Anfang 1808 von Heilbronn nach Heidelberg übersiedelt, nachdem er den ihm befreundeten Verleger Johann Georg Zimmer in einem Heilbronner Brief vom 1. Dezember 1807 gebeten hatte:
Das Verlangen, künftig in Deiner Nähe zu leben, wird mir immer lebhafter, kannst Du villeicht hie und da ein Saamenkorn ausstreuen, o so thu es, villeicht läßt sich dann, wenn ich zu Dir komme, schon ein Keimchen, fruchttragender Pflanze erblicken. (H: FDH 21395.) Bald nach der Übersiedlung wird es zur Bekanntschaft mit Arnim und zur Mitarbeit an der Fortsetzung des Wunderhorns gekommen sein, dessen ersten Band ihm Zimmer nach Heilbronn geschickt hatte. (Vgl. Weise an Zimmer 6. November 1806; H: FDH 21394.) Während Arnim Weise als Radierer und Stecher favorisierte, plädierte Brentano in seinem Brief an Zimmer von etwa 20.–22. Januar 1808 für Karl Kuntz, der bereits für den ersten Band gearbeitet hatte (vgl.: WAA XXXII, Nr. 391,6–11 und Erl.; Lohmeyer 1935, S. 22–24), und während Arnim die Ausführung Weises lobte (an Goethe, 1. April 1808; Nr. 712,58–65), tadelte Brentano sie: Weise 〈...〉 ist ein ganz miserabler Kerl, aber ein Freimaurer, es
hat mich empört, wie er Wilhelms mühsame Zeichnung verhunzt, das Horn hat er zwar kalt und platt und rein gestochen, das Umgebende Laub aber durch Arnims leichtfertige Erlaubniß und Unbekümmertheit zu verbessern so lächerlich steif und plump verhunzt, daß ich mich gräßlich dran geärgert, die Schrift kann kaum hineingebracht werden so ad libitum und Hundedumm hat er alles vermatscht, ich hätte nicht gedacht, daß man etwas so miserabel machen, weniger noch es machen lassen könnte (an Jacob und Wilhelm Grimm, 7. Mai 1808; FBA XXXII, S. 64,11–21). Vgl. Nr. 608,38–40 und Erl. 79–80 mancherley Zeichnungen zum Wunderhorn gemacht] Nicht ermittelt. 80–81 Kaleekomanier] Kaligo-Manier, gewöhnlich als Bister bezeichnet: eine »aus geschlämmtem Holzruße bereitete dunkelbraune, lasirende Malerfarbe« (Pierer 1857–1865, Bd. II, S. 828).
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81 die Wächterschen zum Wallenstein] Vier Kupfer Georg Friedrich Eberhard Wächters nach verschollenen Vorlagen zu Schillers Wallenstein im Cottaschen Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1808 (nach S. 80, 96, 112, 128; S. XI–XV Erklärung der Szenen). 82–83 mit einiger Betrübniß an Zimmer geschrieben] Vgl. Brentano an Zimmer, etwa 20.–22. Januar 1808: Ist Görres noch in Heidelberg, ich bin
so unbeschreiblich unglücklich, daß ich keinem Freunde mit dem 〈ich〉 nicht grad Geschäfte habe, zu schreiben wage. (FBA XXXII, S. 15,19–21.) 83–84 die kleine Hinterlist mit dem Nachlasse deiner ersten Frau] Vgl.
Nr. 627,96–101. 87 O Weyele Weh!] Leitmotivischer, in jeder Strophe wiederkehrender Vers des Liedes Die traurig prächtige Braut im zweiten Band des Wunderhorns: O Weyele Weh! O Weyele Weh! (FBA VII, S. 13f.) 87–88 Engelmans Druckerey] Nachdem Zimmer im Juni 1807 das Privileg erteilt worden war, eine Druckerei einzurichten und sie der Verlagsbuchhandlung anzugliedern, übertrug er das Druckereiprivileg am 25. Februar 1808 dem bisherigen Faktor Joseph Engelmann. (Vgl.: Carlebach 1925; Manger 1987, S. 46f.; Mumm 2008, S. 395 Abb. nach einer Fotografie um 1860/70.) Da Engelmann außerdem eine eigene Verlagsbuchhandlung betrieb, die er seit 1812 zu einem Reisebuch- und Kunstverlag erweiterte, vermehrten sich die Druckaufträge, und es kam insbesondere zur Verzögerung der Veröffentlichung der letzten beiden Wunderhorn-Bände. Zu den Heidelberger Romantikern wird Engelmann sich ähnlich wie sein bei ihm wohnender Neffe Theodor Hilgard verhalten haben, der die romantischen Hervorbringungen für Produkte poetischen Wahnsinns hielt (Hilgard 1860, S. 141). 88–89 Schriftproben Text 〈...〉 worin der Epilogus 〈...〉 toll wird] Görres’ 24seitigen Schriftproben von Peter Hammer, in der Art des Typenkatalogs einer Druckerei in verschiedenen französischen und deutschen Schriftarten und –größen gesetzt. Dieser Typenkatalog sollte die in der »völlig neu mit den besten damaligen Lettern und mehreren Pressen« (Carlebach 1925, S. 202) eingerichteten Engelmannschen Druckerei vorrätigen Schriften präsentieren. Da Engelmann Bedenken hatte, die Schriftproben selbst zu verlegen, gewann Arnim Zimmer zum Verleger (vgl. Nr. 652,100–102). Zu den Bedenken wird beigetragen haben, daß Görres sich des fingierten Verlegernamens Peter Hammer bediente, hinter dem sich mit der Angabe des Druckorts Köln seit dem 17. Jh. Drucker von Schriften verbargen, denen die Namensnennung zu gefährlich erschien. (Vgl. Walther 1983.) Man konnte den Titel also verstehen als Proben von Schriften eines Druckers oder Verlegers von subversiver Literatur. Görres ließ dagegen als erster und einziger den »Verleger-Decknamen zum Verfasser-Pseu-
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donym aufrücken« (Martin 2008, S. 417). Mit seinen Schriftproben unternahm er »eine beispiellose Poetisierung und eine ambitionierte Entpragmatisierung einer typographischen Textsorte. Er nutzte und durchkreuzte die Normen einer Zweckgattung, um dem autoreferentiellen Spiel eine tiefpessimistische Diagnose abzugewinnen, die der eigenen ›bösen Zeit‹ gilt und zugleich aufs weltgeschichtlich Ganze geht.« (Ebd.) Görres steigerte und verkehrte die traditionelle inhaltliche Zusammenhanglosigkeit von typographischen Schriftproben zur Zerrissenheit seiner fiktionalisierten Schriftproben, zu Reflexionen, Fiktionen und nicht nachgewiesenen Zitatfetzen, mit denen er die schon von der Jenaer Romantik polemisch gegen spätaufklärerische Widersacher funktionalisierte Tollheits-Metaphorik auf die Spitze trieb. Zum Schluß kommt in der Type Nompareille ein Tollgewordner Epilogus zu Wort, dessen letztes Wort ein Shakespeare-Zitat ist, in dem der zeitkritische Pessimismus des Textgeflechts kulminiert: 〈...〉 ich bin recht müde geworden, ich wollt es wär’ Schlafenszeit und Alles wär’ vorbey. (Schriftproben von Peter Hammer. 1808, S. 24; Exemplar der Arnim-Bibl.: B 2586; Falstaff in Heinrich der Vierte IV,3; Übers. Friedrich Ludwig Schröders.) Grundlegend für das Verständnis der Schriftproben ist – nach und neben Martin 2008 – deren erstmalige kommentierte Edition Strack/Eicheldinger 2011, Bd. I, S. 313–338, Bd. II, S. 445–478 (Kommentar). 90–91 Voß hat 〈...〉 alles auf sich bezogen] Wenn Voß, der die Schriftproben vor ihrer Veröffentlichung zu sehen bekam, »bestimmte gelehrtensatirische Passagen des tollgewordnen Epilogus auf sich bezog 〈...〉, wenn Voß sich in der Figur des ›Junius Brutus im zitzernen Nachtrock‹ (S. 22) porträtiert fühlte und für die Zielscheibe persönlichen Spotts hielt, dann überschätzte er doch wohl die Treffgenauigkeit von Görres’ Rundumschlägen, die zur Personalinvektive kaum taugten: Vage Anspielungen, eingebettet in eine wahre Lawine disparater Bilder, konnten Voß öffentlich kaum schädigen.« (Martin 2008, S. 434f.) 91 kommt meine Zeitung: Lügen heraus] Dem Lügen-Titelplan der projektierten Zeitung (vgl. Nr. 623,30–31 und Erl.) entsprechen Arnims fiktiver Münchner Brief vom 12. Februar (vgl. Nr. AII.28) sowie mit weiteren fingierten Ortsangaben überschriebene April-Scherze (vgl.: Moering 2008, S. 192–195; WAA VI, S. 573–578 und Erl.), die in der Zeitung für Einsiedler schließlich ebenfalls keine Verwendung fanden. 102–104 Entschuldigung in der Politick 〈...〉 als gerade so] »Görres hat offenbar in Hinblick auf die politische Lage vieles absichtlich verschleiert. Aber immer wieder vernimmt man klar den bebenden Schmerz heraus über die böse, schlimme Zeit, wo alle Untugenden zusammenwirken mußten, daß Sehne auf
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Sehne entspannt wurde, wo überall, zumal auf Fürstenthronen, feiger Knechtssinn sich geltend machte und das neue Gestirn Napoleon mit der Keule den teutschen Auerochsen zu erschlagen drohte (Görres’ Metapher!).« (Derwein 1922, S. 62.) Vgl. in den Schriftproben: Welche aber die Unausstehlich-
sten sind? das sind die dummen Propheten, und jene die uns immerfort vorgackern von Politik und politischen Sachen: das Geschmeiß aber, das nistet im Verderben der Zeit, und von seinen Sünden sich mästet, jenes schachernde Volk, das die Ehre der Nation auf dem literärischen Trödelmarkt vergaunert, und Alles mit seinem Unrath befleckt (a.a.O., S. 7). 106–109 Daß Reichardt 〈...〉 für die französische Bühne 〈...〉 das deutsche Theater] Vgl. zu Nr. 627,13. 117 der König] Je´roˆme Bonaparte. 119–120 jetzt 〈...〉 an Zimmers Tische 〈...〉 in einem kleinen Stübchen] Die Zimmersche Buchhandlung befand sich im König von Portugal, dem späteren Haus Hauptstraße 146, und Arnim wohnte in dem späteren Haus Hauptstraße 151 bei dem Bäcker Johann Heinrich Müller. »Damit ist die einzige 〈Heidelberger〉 Wohnung Arnims und Brentanos festgestellt, die heute noch nicht abgerissen ist.« (Derwein 1922, S. 75.) Zimmer unterhielt einen geschlossenen Mittagstisch, an dem Arnim, Böckh, Creuzer, Görres, de Wette, Aloys Schreiber, der Drucker Joseph Engelmann und dessen Neffe Theodor Hilgard teilnahmen, wie letzterer in seinen Erinnerungen überliefert; darin: »Den Vorsitz bei Tisch führte Ludwig Achim von Arnim, der Erzromantiker, ein hochgewachsener, schöner Mann im polnischen Rock, der nach Berliner Weise viel sprach und viele Witze machte, die bei weitem nicht immer gerieten.« (Becker 1922, Sp. 159.) Zu den Gesetzen der Tischgesellschaft gehörte, »daß jeden Tag ein Tischgenosse, der Reihe nach, etwas Komisches zu erzählen hatte, das so beschaffen sein mußte, daß es die ganze Gesellschaft erheiterte. Schlug dies fehl, so kostete es den Erzähler sechs Kreuzer.« (Ebd., Sp. 160; vgl. Mumm 2008, S. 403f.)
135–136 Die Anzeige gegen den Rheinbeck 〈...〉 Görres 〈...〉 Daub] Seit 18. November 1807 waren in mehreren Nummern des Morgenblatts für gebildete Stände unter dem Titel Bruchstücke aus einer Reise durch Deutschland, die nächstens im Drucke erscheinen wird anonyme Briefe über Heidelberg erschienen, die großenteils hämisch über Heidelberger Verhältnisse und Personen berichtet hatten. Nachdem am 11. Dezember der vierte Brief publiziert worden war, veröffentlichten in Nr. 98 vom 16. Dezember des bei Zimmer in Heidelberg erscheinenden Rheinischen Bundes-Blattes achtzehn Heidelberger Professoren und Honoratioren die
1097
Zu Nr. 629
Erklärung. Die Unterzeichneten, ergriffen von dem Gefühle der höchsten Indignation über die immer mehr zunehmende Klatscherei in den deutschen Journalen, glauben endlich einmal zur Sprache bringen zu müssen, was schon so lange alle rechtlichen Menschen empört, und wollen, indem sie den öffentlichen Ankläger einen[!] der neuesten Versündigungen dieser Art machen, wenigstens versuchen, ob dem fressenden Uebel nicht noch einigermaßen Einhalt gethan werden könne. Nachdem sie daher die B r i e f e über H e i d e l b e r g , die in Nr. 277, 279, 293 und 296. des M o r g e n b l a t t e s abgedruckt sind, gelesen haben, erklären sie nach Pflicht und Gewissen, und auf ihre Ehre, ohne sich jedoch, weder jetzt noch irgend je, auf weitere öffentliche Erörterungen darüber einzulassen, alle jene feindseligen, hämischen Insinuationen, die darin gegen mehrere hiesigen Institute enthalten sind, für entweder boshafte oder sinnlose, auf jeden Fall völlig grundlose Verläumdungen, und was sonst über Personen und Oertlichkeiten vorkommt, für alberne, abgeschmackte Klatschereien; sie erklären ferner den Verleger und die Redaktion dieses Blattes als Hehler und Pfleger der Verläumdung, auch für Theilnehmer an dem Schimpfe, mit welchem die öffentliche Meinung solche Sündhaftigkeit brandmarkt, wenn sie sich nicht durch Auslieferung des Verläumders an die allgemeine Verachtung lösen werden. Sie haben übrigens zu allen Ehrenmännern unter den deutschen Schriftstellern das Vertrauen, daß sie nicht länger durch ihre Theilnahme, Institute unterstützen werden, die, allein berechnet auf den schlechtesten Grundzug im Charakter der Nation, jeglicher Gemeinheit fröhnend, auch allein die Herbergen des literarischen Pöbels seyn und bleiben sollten. Heidelberg, den 13ten December 1807. Unterzeichnet: C . D a u b , Kirchenr. u. Professor. D e We t t e , Prof. d. Theologie. F . W i l k e n , Prof. d. Geschichte. J . F r i e s , Prof. der Philosophie. Fr. C r e u z e r , Hofr. u. Prof. d. Philologie. A . B o e c k h , Prof. d. Philologie. Wo l f , Kirchenrath, Special-Superint. u. erster evang. luth. Stadtpfarrer. M a r h e i n e c k e , Prof. d. Theol. A c k e r m a n n , geh. Hofrath u. Prof. d. Medicin. K a s t n e r , Prof. d. Chemie. A . S c h r e i b e r , Prof. d. Aesthetik. C . Z i m m e r m a n n , Doctor. S c h e l v e r , Prof. d. Medizin. J. J. L o o s , Prof. d. Medizin. A r n d t , russ. kaiserl. Hofrath. G ö r r e s , Prof . B a e h r , Inspektor u. evang. reformirter Pfarrer zum heil. Geist. K a y s e r , Doctor der Philosophie. 1098
Zu Nr. 629
(Das Rheinische Bundes-Blatt des Jahrgangs 1807 ist im KVK nicht nachgewiesen. Einziges ermitteltes Exemplar der Nr. 98 vom 16. Dezember in der Akte Erziehungsinstitut Prof. Schwarz 1807–1808 im UA Heidelberg, Sign. RA 6647. Ebd. die ansonsten ebenfalls nicht nachweisbare Nr. 99 vom 18. Dezember mit der Gegenerklärung Reinbecks.) Nicht genannter, jedoch bald enttarnter Verfasser der Erklärung war Görres, Carl Daub sein Hausherr. Zu der sich ausweitenden Kontroverse, ihrer publizistischen und bildungspolitischen Relevanz vgl. S. 806–809. 136–137 es sind darüber Briefe von den meisten andern Universitäten angekommen] Solche Briefe sind nicht bekannt geworden und im Universitätsarchiv der UB Heidelberg nicht überliefert. (Frdl. Auskunft von Dagmar DrüllZimmermann.) 137–139 Der Grund von jener Anzeige sind schändliche Aeusserungen 〈...〉 über die Rudolphi und deine verstorbene Frau] Arnims Mitteilung reduziert die Komplexität von Anlaß und Ursache der Heidelberger Erklärung auf einen Aspekt, der von Brentano von besonderem Interesse war, da seine Stieftochter Hulda im Mädchen-Erziehungsinstitut Caroline Rudolphis erzogen wurde und es um das Ansehen der Ende 1806 in Heidelberg gestorbenen und beerdigten Sophie Brentano-Mereau, der Mutter Huldas, und damit auch um Brentanos Renomee ging. Die Erzieherin und die Schriftstellerin waren im vierten, am 8. Dezember im
Morgenblatt
(Nr. 293) veröffentlichten Brief publizi-
stisch verunglimpft worden. Vgl. S. 814–817.
143 bis mein Wechsel angekommen ist] Vgl. Nr. 603,30–33 und Erl. 146–149 Wegen der Fiammetta 〈...〉 Reimer 〈...〉 50 rtl schuldig] Sophie Brentanos Übersetzung von Boccaccios Fiametta war Ende 1806 – nach ihrem Tod – durch Arnims Vermittlung bei Reimer in Berlin erschienen (vgl. Arnims Brief an Sophie Brentano vom 16. Juni 1806 mit Erklärung Reimers; WAA XXXII, Nr. 463). Brentano hatte den Verleger am 19. Dezember 1806 aus Heidelberg gebeten: melden Sie mir auch, wie viel Sie an Meine Frau für die Fiametta schon bezahlt haben, und waß Sie noch bekömmt 〈...〉 dieses
Geld gehört meiner kleinen Stieftochter, die hier bei Mad. Rudolphi erzogen wird, und ich muß daher es besorgen (FBA XXXI, S. 596,3–9). Daraufhin teilte Reimer am 9. Januar 1807 Brentano mit: Zur Berichtigung der Geschäftsangelegenheit deren Ihr Brief erwähnt folgendes: / Das Honorar betrug 171 Rt 12 xr / darauf sind bezahlt 100 Rthlr / wovon jedoch die Hälfte Arnim vorgeschossen hat 〈...〉 Arnims letzter Aufenthalt war zu kurz, als daß ich hierüber mit ihm hätte sprechen können. (H: BJ/VS 211.)
1099
Zu Nr. 629.E
629.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 25. – vmtl. 28. Januar 1808, Montag-Donnerstag DV: H. B: Vgl. Nr. 627. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 636, 637.
Erläuterungen Vgl. Nr. 629.
*630. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, etwa 25. Januar 1808, Montag B: −. A: −. Datierung: Brentano berichtet Reichardts Reaktion auf Arnims Brief noch nicht in seinem Schreiben an diesen von etwa 25. Januar (Nr. 631), sondern erst in dem von etwa 29. Januar (Nr. 636). Daraus kann geschlossen werden, daß Reichardt um den 25. Januar Arnims Brief noch nicht erhalten hatte und dieser etwa gleichzeitig mit seinem Brief an Brentano auch an Reichardt nach Kassel schrieb.
631.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 25. Januar 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 623. A: Nr. 646. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 238r–240v. – 1 Dbl. + 1 Bl. je ca. 236 x 195 mm; 1r–3r 5 beschr. S., 3v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Bl. 3 Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß. − WZ: Posthorn am Band, darunter: F BRENNER & COMP’ IN BASEL. Fremdeinträge: 1r aoRl: 533 /H 172,3 000, aoRr: (Wahrheitslied) 1808. 238 2r aoRr: 239 3r aoRl: 533 zu 000, aoRm: 1808, aoRr 1808, 240. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 84. – Von Varnhagen ist eine Abschrift der Äußerung über Reichardt (Z. 7–38: Reichard 〈...〉 da sein) überliefert (H: BJ/VS 8, 1 Bl., datiert: Kassel, 1808).
1100
Zu Nr. 631
Postzeichen: fr Francfurt; Portozeichen. Datierung: Brentano hatte Arnims Brief vom 25. Januar (Nr. 629) und Arnim den Brentanos noch nicht, als er seinen schrieb. Brentano schrieb daher vmtl. ebenfalls um den 25. Januar; die Briefe zwischen Marburg und Heidelberg werden (über Frankfurt) etwa vier Tage unterwegs gewesen sein. Der Terminus post quem läßt sich aus Brentanos Mitteilung erschließen, Johannes von Müller sei jezt blos Staatsrath und Director de l’Instruction publique; diese Ernennung war am am 21. Januar erfolgt (vgl. Z. 62–63 und Erl.). D1: Steig 1894, S. 233f.; TD; nicht näher datiert. D2: Steig 1923a, S. 25; TD (kurzer Auszug); datiert: Ende Februar 1808. D3: Kat. Henrici 149, S. 71, Nr. 172; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D4: FBA XXXII, S. 16–19 (Nr. 489); datiert: um den 25. Januar 1808. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 479–482 (Nr. 102); datiert: um den 25. Januar 1808.
Varianten 4
traurig] g aus ch 16 Menschen] M aus m 17 auf] danach gestr. d 23 sei,] danach gestr. sein 25 Dichter] über gestr. Direcktor 36 Die] ie aus as 45 Batt] aus 〈xxx〉 53 gefallen.] . aus , 54 des] s aus r 56 dem] m aus r 57 vor ½ Jahr] üdZ eing. 61 Vogel] V aus 〈x〉 75 es] danach gestr. währe 77 vom] m aus n 81 Poesie,] danach gestr. 〈wol〉 Erläuterungen 3 Reichards Ernennung zum Theater und Musickdirecktor] Vgl. Nr. 627,13 und Erl. 7 Königin] Katharina Bonaparte. 9–10 Lepel ist Chef von der Garde] Hellmuth August Alexander von Lepel, 1807 als württembergischer Oberstleutnant Adjutant Je´roˆmes bei dessen Heirat, kam mit der Königin nach Kassel und wurde 1808 Oberst des Regiments Chevaule´gers-Garde, also nicht Chef von der Garde. Vgl. Nr. 939,6–11 und Erl. 21 Ammutherei] Vmtl. verschrieben (Anmutherei). 27–28 Geige 〈...〉 im Garten der Poesie] Im Garten der Poesie, der sich in Tiecks Lustspiel Prinz Zerbino oder Die Reise nach dem guten Geschmack (1799) befindet, wird die Geige von dem unpoetischen und unmusikalischen Nestor malträtiert, der ein spätaufklärerisches Kunstverständnis vertritt, worüber sie klagt:
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Zu Nr. 631
O weh! O weh! Wie mir das durch die ganze Seele reißt! In’s Henkers Nahmen, ich bin keine Flöte! Wie kann man mich so quälen, Alle meine Töne unterdrücken, Und kneifen und schaben und kratzen, Bis ein fremdes quinkelierendes Geschrey herausschnarrt! 〈...〉 Eine Kolik änstigt mich durch und durch, Der Resonanzboden wird von der Gicht befallen, Der Steg winselt und wimmert. Wie ein Clarinett soll ich mich gebehrden, Jetzt dem Basson verglichen werden, Er reißt mir noch die melodische Zunge aus, Lange werd’ ich liegen müssen und mich besinnen, Eh’ ich diesen Schrecken verwinden kann. Ei so kneif du kneifender Satan! Es wird ihm selber sauer, Es neigt zu Ende mit der verfluchten Sonate. Ach weh! o weh! o! welche Gefühle! Die Ribben, die Seiten, der Rücken, Alles wie zerschlagen! – – (Tieck 1799, S. 325.) 33 Hundsfutt] »schimpfwort für einen verächtlichen, vorzüglich feigen menschen« (DWb X, Sp. 1934). 34 Pasquillist] Ungewöhnlich für Pasquillant (Verfasser von Pasquillen, Schmähschriften; Verursacher grober, beleidigender Scherze). 38–40 will ich Hulda 〈...〉 von Luisens 〈...〉 Unterricht profitiren lassen] Nicht ausgeführter Plan. Brentano zog vor Louise Reichardts Ankunft in Kassel von dort nach Heidelberg. ´ tat (frz.) u.a.: Stand, Zustand; Liste, Verzeichnis. 44 Etat] E 46 Original des Wahrheitslieds mit nächstem Postwagen] Vgl. Nr. 623,18–27 und Erl. 47–50 ein ganz himmlisch schönes Lied 〈...〉 die böse Königinn 〈...〉 Sophien in Jena liebte] Das schönste Lied im Wunderhorn nach Brentanos Empfindung ist nach den Annahmen Steigs (1894, S. 233) und Röllekes (FBA IX/2, S. 305–307) Das schöne Kind im zweiten Band, dessen Bearbeiter Brentano »aller Wahrscheinlichkeit nach« (ebd., S. 305) war. Die Eingangsstrophe ist von Höltys Gedicht Wie war ich doch so wonnereich angeregt, und daß in
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Zu Nr. 631
dem (nicht ermittelten) Fliegenden Blatt, welches Brentano als Vorlage diente, das Mädchen Sophie hieß, wie Rölleke aus einer Ersatzquelle geschlossen hat (ebd.), wird den Dichter besonders zu seinem biographisch fundierten Lob des Liedes begeistert haben. Mit die böse Königinn dürfte das Lied Die falsche Königin gemeint sein, das von Brentano zu Albertus Magnus im zweiten Band des Wunderhorns bearbeitet wurde (vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 389–401). 50–52 den Titel 〈...〉 wird Zimmer 〈...〉 das Gothische Fenster 〈...〉 wegradirt werden] Da die Zimmer geschickte Zeichnung (vgl. Nr. 629,71–72 und Erl.) nicht überliefert ist und alles wegradirt werden mußte, läßt sich die mit dem Gothische〈n〉 Fenster beabsichtigte Bildidee nicht rekonstruieren. Vielleicht sollte ein Fenster des Heidelberger Schlosses, das den Hintergrund des endgültigen Kupfertitels bildet, hervorgehoben werden. 53–55 Die Pattberg hat 〈...〉 Adams Erschaffung] Auguste Pattberg hatte das handschriftliche Lieder-Büchlein Von Johannes Meyer zusammengetragen und zum Zeit-Vertreib aufgesetzt im Jahr 1768 (Heid. Hs. 2113) geschickt, und darin fand Brentano ein Lied mit dem Incipit Als Gott die Welt erschaffen, das eine Teilquelle für Construction der Welt im zweiten Band des Wunderhorns wurde. Die andere Teilquelle war eine Version desselben Lieds, die Brentano von der Pfarrerstochter Friederike Mannel aus dem hessischen Allendorf erhielt, worüber er Arnim in seinem Brief von etwa 8. Februar 1808 (Nr. 648,45–49) informierte. Vgl.: Rölleke in FBA IX/2, S. 617–621; Rother/Schlechter 1992, S. 488–515.
56–57 Der Titel zu den Kinderlieder 〈...〉 Entschluß.] Vgl. jedoch Brentano im Brief an Arnim von etwa 8. Februar 1808 (Nr. 648,36–45 und Erl.). 57–61 Daß Hüschen 〈...〉 Seine Dürer 〈...〉 Catalog raisone´ 〈...〉 Etwas werth.] Nachdem der Frankfurter Kunstsammler und –schriftsteller Henrich Sebastian Hüsgen am 8. August 1807 gestorben war, wurde seine Sammlung ab 9. Mai 1808 durch eine Nichte versteigert, jedoch ohne den Dürer-Bestand. Dieser (insgesamt 670 Blätter Druckgraphik) sowie eine Locke und ein Zeichenbuch Dürers aus dem Jahr 1527 waren bereits vor der Auktion für eine nicht bekannte Summe an Friedrich Schlosser verkauft worden, so daß Brentanos Kaufgebot nicht berücksichtigt werden konnte. Von seinem Dürer-Bestand hatte Hüsgen ein Raisonnirendes Verzeichnis aller Kupfer- und Eisenstiche, so durch die geschickte Hand Albrecht Dürers selbstens verfertigt worden, veröffentlicht (Frankfurt/M.-Leipzig 1778), und Brentano meint, das Manuskript dieses Katalogs (XII+64 S.) wäre schon Etwas werth. Der Brief, den Brentano drum geschrieben hatte, ist nicht bekannt. Vgl. Kölsch 2007.
1103
Zu Nr. 631
Die Kinderlieder 〈...〉 mit dem Vogel A.b.C anzufangen 〈...〉 hübsch geworden.] Erstes Gedicht der Kinderlieder nach den beiden Gedichten ihres Stichtitels wurde Das Federspiel, A.B.C. mit Flügeln, worin 61–62
einzelnen Vögeln in alphabetischer Folge Strophen zugeordnet sind. Der Bearbeiter war Brentano. Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 426–444. 62–63 Müller 〈...〉 Staatsrath und Director de l’Instruction publique.] Vgl. zu Nr. 607,35–36. 64–65 Ein 27 Jahriger 〈...〉 Staatsrath.] Philippe Franc¸ois Maurice d’Albignac, als Adjutant Je´roˆmes nach Kassel gekommen, am 21. Januar 1808 mit Müller und Camus zum Mitglied des Staatsrates ernannt. Er war zweiunddreißig Jahre alt. Vgl.: Moniteur Westphalien, Nr. 12 vom 24. Januar 1808, S. 50; Kleinschmidt 1893, S. 54. 66 Die Juden erhalten alle Arbeiten.] Durch Dekret vom 27. Januar 1808 wurden im Königreich Westphalen die Juden den übrigen Einwohnern rechtlich gleichgestellt. Artikel 1 lautete: Unsere Unterthanen, welche der Mosai-
schen Religion zugeneigt sind, sollen in Unsern Staaten dieselben Rechte und Freyheiten genießen, wie Unsere übrigen Unterthanen. (Moniteur Westphalien, 31. Januar 1808, S. 61.) Mit dem epochemachenden Dekret wurden alle nur den Juden auferlegten Sonderauflagen und –abgaben für unzulässig erklärt. (Vgl. Berding 1983.) »Festzuhalten bleibt, dass im Königreich Westphalen die Juden zum ersten Mal auf deutschem Boden völlige Freiheit und Gleichstellung mit den Christen erlangten. Das galt auch für auswärtige Israeliten, die durch das Gebiet des neuen Staates reisten oder sich dort aufhielten.« (Hartmann 2006, S. 242.) Ob Brentano das Dekret uneingeschränkt begrüßte, läßt sich seiner Mitteilung nicht entnehmen, die hervorhebt, daß die Erwerbstätigkeit der Juden nicht mehr beschränkt werde. 68–70 Das Belagerungslied von Frft 〈...〉 näher gestellt] Vgl. Nr. 629,48–49 und Erl. 71–74 in dem achten Vers geirrt 〈...〉 Landsknecht 〈...〉 Kanone 〈...〉 hervor leuchtet] Nachdem Arnim in seiner Antwort (Nr. 646,59–63) insistiert hatte, mit dem schreienden Landsknecht sei eine Kanone gemeint und sein Ausdruck müsse nicht geändert werden, blieb es im Wunderhorn-Lied bei dem Vers Ein L a n d s k n e c h t schrie von ferne (FBA VII, S. 335), jedoch wurde nach dem Liedtitel Von der Belagerung der Stadt Frankfurt der Hinweis eingefügt: Die unterstrichenen Worte sind Namen von Schanzen und Geschütz (ebd., S. 333). Als Verse bezeichnete Brentano Strophen, mit dem 8 Vers des zweiten Liedes war also die achte Strophe des im zweiten Wunderhorn-Band folgenden Liedes mit der Überschrift Aus einem ähnlichen Lied im Ton der Schlacht von Pavia gemeint, worin die Verse 39–40 lauten:
1104
Zu Nr. 633.E
E i n L a n z k n e c h t der ist wohlgemuth, / Der wollt gern mit dir tanzen. (FBA VII, S. 338; vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 529.) 76–78 wenn über die Sage vom Oldenburger Horn 〈...〉 noch eins] Das erste Lied des ersten Bandes war Das Wunderhorn (Incipit: Ein Knab auf schnellem Roß) – passend zum Titelkupfer, das einen hornschwenkenden Knaben auf galoppierendem Pferd zeigt. Für den zweiten Band kam ein entsprechendes Gedicht zum Titelkupfer mit dem Oldenburger Horn nicht zustande. Protagonist der Sage von diesem Horn ist Graf Otto von Oldenburg, dem nach einer Jagd eine Jungfrau erscheint, die dem Erhitzten ein prächtiges Trinkhorn reicht. Trinke er daraus, werde es ihm und dem Haus Oldenburg zum Besten gereichen. Der Graf hat jedoch Bedenken und verschüttet den Inhalt auf dem Rücken seines Pferdes, dem daraufhin das Fell verbrennt. Mit dem Horn entflieht er der Jungfrau. (Vgl. Büsching 1812, S. 380–383.) 81 Facon] Art und Weise, Manier (von Künstlern und Schriftstellern). 92–93 Die Pistor hat ein Mädchen 〈...〉 nicht angesehn] Betty, geboren am 14. Januar 1808, nachdem die Söhne Reinhold (geb. Herbst 1804) und Richard (geb. Januar 1806) jeweils nach wenigen Monaten gestorben waren. (Vgl. Rudorff 1938, S. 103.)
*632. Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, etwa 26. Januar 1808, Dienstag B: −. A: Vgl. Nr. 633.E. Datierung: Arnim, der vmtl. am 23. Januar von Frankfurt abgereist war, beantwortete am 28. Januar in Heidelberg Savignys Frankfurter Brief, der zwei Tage unterwegs gewesen sein wird.
633.E An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 28. Januar 1808, Donnerstag DV: H. B: Nr. *632. A: −. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 353; Empfängerannahme: Charlotte Schwinck.
1105
Zu Nr. 633.E
Erläuterungen 1 Frankfurt] Recte Heidelberg; Verwechslung von An- und Vonort. 2–3 Strohmeyer 〈...〉 bey J.] Der Schauspieler Johann Heinrich Stromeier und die Schauspielerin Caroline Jagemann. Arnim und Savigny werden beide während ihres Weimar-Aufenthalts im ersten Novemberdrittel 1807 gesehen haben; Reichardt erwähnt sie in seinem Brief an Arnim vom 28. November 1807 ebenfalls im Zusammenhang (Nr. 609,21–22). Caroline Jagemann war die Geliebte des weimarischen Herzogs und Stromeier zufolge Arnim ihr Hausgeräth. Seit 1808 lief in Weimar das Witzwort Jagemeier und Strohmann um. (Vgl. Emde 2004, Bd. I, S. 24.) 5 Daß mich Zuneigung band] Vmtl. an Auguste Schwinck.
634.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 28. Januar 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 639, 641. H: FDH 7240. – 1 Dbl. ca. 232 x 196 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet Ku ca. 100 x 120 mm; Kur Adresse, Kuv Siegel. – Vergilbt, brüchig, arR eingerissen, geringer Textverlust. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 170, IV, aoRr unter Datum: [1808] 2v auRl: 7240 Kur in Adresse Schreibprobe Bettinas: zeug / zeig. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 73–75. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 79, S. 19; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 122–125 (Nr. A21). D4: DjBe Nr. 294.
Varianten 33 was] aus wie 35 kann] üdZ eing. 37 Sonderbarkeit] Sonder aus 〈xxx〉 43 möchte] aus wäre 63 wie] aus daß 74 dies] aus es 75 bey] danach gestr. einem 85 das] aus die
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Zu Nr. 634
Erläuterungen 7–8 am letzten Abende in Frankfurt] Vor Arnims Abreise nach Heidelberg vmtl. am 23. Januar. 13–23 König Theodor 〈...〉 auf den Wassern schweben.] Theodor von Neuhoff, der einer im westfälischen Raum durch Politiker und Militärs bekannt gewordenen Familie angehörte, war ein Abenteurer, der die Unabhängigkeitsbestrebungen der Korsen mit Geld, Waffen und Kriegsvorräten unterstützte, woraufhin er 1736 als Theodor I. zum König von Korsika ernannt wurde. Arnim wird mit dem Leben des Abenteurers durch die Lektüre des anonym erschienenen Buches Der Träumende Theodor, oder Vollkommene Abschilde-
rung des mit Glück und Unglück streitenden Corsischen Königs, Baron Theodor Anthons von Neuhoff, und seines vermeinten Königreichs, der rebellischen Insel Corsica (Frankfurt/M.-Leipzig 1745) bekannt geworden sein. 31 er ist fast mit allen verhetzt] Vgl. Nr. 646,110–116 und Erl. 36–39 Görres 〈...〉 in der Revolution] Görres hatte sich 1793, nach Abschluß des Gymnasiums, in Koblenz einem republikanischen Club angeschlossen und sich bis Ende der neunziger Jahre für die Bildung einer Cisrhenanischen Republik in den linksrheinischen deutschen Gebieten und deren Anschluß an Frankreich eingesetzt. Nach Napoleons Machtergreifung am 18. Brumaire und einem Paris-Aufenthalt 1799 wandte er sich jedoch desillusioniert von den revolutionären Idealen ab. In einer Erinnerung Arnims an die Heidelberger Zeit heißt es: Görres ist mein Freund und soll es bis an mein Lebensende bleiben, obgleich wir viel über Politik mit einander stritten. 〈...〉 Mein
Wunsch war ihn von der Politik loszureisen, denn ich hatte die Königsberger Erfahrung voraus (H: undatiertes Briefexzerpt [1824?] an Hans von Schlitz in Taschenbuch FDH B44, S. 156). 41 (Clemens ehemalige Verehrte)] Katharina Görres, geb. de Lassaulx war eine Koblenzer Jugendfreundin von Brentanos frühverstorbener Schwester Sophie und die Schwester seines Jugendfreundes Franz de Lassaulx. 42 wunderschön seine Kinder] Vgl. Nr. 629,42 und Erl. 44–47 ich wohne 〈...〉 bunter Gesellschaft von 〈...〉 Ladendienern.] Vgl. Nr. 629,119–120 und Erl. 54–56 Hast Du von meinem Journale 〈...〉 Klapperstorch ziehen kann] Vgl. Nr. 623,30–31 und Erl. Die Titelidee Klapperstorch ist von Christian Reuters Schelmuffsky inspiriert, worin der Protagonist ein Hochzeitsgedicht mit dem Titel Der fröliche Klapper-Storch verfertigt; eine Arnimsche Abschrift der betreffenden Stelle ist überliefert. (Vgl. Haufe 1972, S. 99–103 und Arnim/W III, S. 1161–1164.)
1107
Zu Nr. 634
57 beym Faust 〈...〉 singest] Bettinas Lektüre und Gesang lag das 1790 im siebenten Band der von Göschen verlegten Goetheschen Schriften (Neue Ausgabe 1801) und als Einzelausgabe aus diesem Band erschienene Faust-Fragment (Faust. Ein Fragment) zugrunde, nicht der Erste Teil, der erst im Frühjahr 1808 mit dem Titel Faust. Eine Tragödie als achter Band der ersten Cottaschen Ausgabe von Goethes Werken herauskam. 58–59 Lautensaiten an Louise Reichardt] Vgl. Nr. 581,71–72 und Erl. 60–61 der verhinderte Brief] Nr. *585 vom 15. Oktober 1807. 72–73 Papierknalle] Auch in Arnims Isabella von Ägypten: während er
Dir alles gebrannte Herzeleid antat, Deine Zeichenbücher zu Papierknallen zerriß (Arnim/W III, S. 671). Nicht im DWb (vgl. Bd. XIII, Sp. 1439).
634.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 28. Januar 1808, Donnerstag DV: H. B: −. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 639, 641.
Erläuterungen Vgl. Nr. 634.
635.
Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, 28. Januar 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 643. H: BJ/VS 36. – 1 Bl. ca. 223 x 192 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Savigny an L. A. von Arnim, daneben Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN 1r alR Varnhagen neben Lianno: Lian˜o. Lingno. D1: Stoll 1927, S. 312 (Nr. 154).
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Zu Nr. 635
Varianten 3
Lianno]
über gestr.
Leonna
Erläuterungen 2 Herrn Bruder] Schelmuffsky-Stil. Vgl. zu Nr. 743,15–17 und Erl. 3 Lianno] A´lvaro Augustı´n de Lian˜o war Savigny durch einen Brief Johann Georg Daniel Arnolds aus Koblenz vom 17. Januar 1808 mit biographischer Information empfohlen worden: Da sich derselbe einen Monat in Franck-
furt aufzuhalten u. dann nach Wien zu reisen gedenkt an welchem lezten Orte er ein Jahr lang die Bibliotheck benutzen will, so sind Sie wahrscheinlich im Stand ihm manche wichtige Erläuterungen zu geben und ihm vielleicht auch die Bekanntschaft der Wiener Bibliothekarien zu verschaffen. Sie sehn in diesem Abbate Alvar einen wahren Märtyrer der Wißenschaften u. der Aufklärung. Er stammt aus einer großen u. alten Familie und sein Vater begleitet noch jetzt in Spanien hohe Ehrenstellen. Die Wißbegierde trieb ihn aus dem Lande der Inquisition nach Rom wo er Mitglied des Collegii de propaganda fide wurde und schon zu einem Bisthume und zum Gouverneur des jungen Königs von Etrurien bestimmt ward, als er durch seine Freymüthigkeit – Wahrheitsliebe und aufgeklärte Ideen sich die Feindschaft mehrerer Cardinäle zuzog und so sich von Rom zu entfernen für klug finden mußte. Seine Gelehrsamkeit ist ebenso weit umfassend als tief und wohlgeordnet und sein persönlicher Karakter ist so beschaffen daß er die Achtung aller derer die ihn genau kennen genießt. Wenn ich also einen Mann der den Wißenschaften so große Opfer gebracht hat Ihnen die Sie Ihren Leben eine ähnliche Richtung geben, adreßire, so erfülle ich eine Pflicht die allen denjenigen obliegt die sich als Mitglieder der großen Bruderschaft wahrer Freunde der Wißenschaften ansehn möchten. (H: UB Marburg/Nachlaß Savigny 725/28.) Am 27. Januar bereitete Savigny dann den Heidelberger Theologen Friedrich Heinrich Christian Schwarz auf die Ankunft Lian˜os vor: Sie werden vielen
Scharfsinn, nicht geringe Kenntnisse und großen Eifer an ihm finden; Sein ganzes Streben ist in seiner Beschränktheit etwas fremdartiges, und es kam mir vor, wie wenn er aus einem andern Jahrhundert herüber verirrt wäre (Kantorowicz 1925, S. 92). Am 30. Januar wohnte der Spanier in Heidelberg einem Repetitionsunterricht bei Schwarz bei: Wir trafen dort einen reisenden Spanier Don Alviero Liano, der anfangs in der 1109
Zu Nr. 635
Propaganda zu Rom, dann flüchten musste – Jansenist wurde in Holland und nun nach Indien reisen wollte. Er hatte ein sanftes, aber freies Gesicht, sprach französisch, und war mir um so mehr interessant, je grösser und umfassender immer der Beruf eines solchen Mannes zu sein scheint, der mit Einem Weltteil sein Leben nicht beschliesst, sondern sich auch noch am Quell alles Lebendigen erfrischen will. (Heinrich Wilhelm Budde, Tagebuch, 30. Januar 1808; Budde 1919, S. 258.) Mehr als dreißig Jahre später erhielt Brentano einen Brief Lian˜os, über den er Emilie Linder am 24. September 1839 berichtete: Von Neuwied schrieb mir Li-
an˜n˜o〈!〉 Bibliothekar des Kronprinzen von Preußen mit der Unterschrifft Apostat penitent, Bei der Napoleonischen Invasion Spaniens, ein gelehrter Benedicktiner verließ er Spanien, trieb sich in England und Norddeutschland umher, kam nach Berlin, brach seine Gelübde, heuratete eine gemeine Person, ward lutherisch und Bibliothekar des Kronprinzen. Gott schickte ihm schwere Krankheiten, und bewahrte ihn vor Verzweiflung, er zog nach Neuwied, versöhnte sich mit der Kirche durch Vorbitte des Bischoffs von Trier, und lebt als Büßer unter der Führung eines Beichtvaters, obschon ausser 〈...〉 der ehelichen Gemeinschaft mit seiner Frau, erlaubt ihm der h. Vater, wegen seiner elenden Umstände deren Pflege, der Kronprinz, dem er seinen Rücktritt zur Kirche angekündigt, läßt ihm die Pension. (Frühwald 1969, S. 118.) 11 spanischen Horaz, Luis de Leo˜n] Für den spanischen Renaissance-Dichter Luis de Leo´n war die Horaz-Rezeption charakteristisch. »Sie manifestiert sich nicht nur in der Transformation Horazscher Topoi, sondern auch in der Nachgestaltung spanischer Geschichtsmythologie. So folgt er in der Profecı´a del Tajo (Weissagung des Tajo) 〈...〉 der lyrischen Situation der Unheilsprophezeiung, wie sie Horaz in Carmina I,15 gestaltet hatte 〈...〉 Die bevorzugte lyrische Gattungsform ist für Luis de Leo´n der Horazsche Odentypus, die sogenannte lira, eine Ode mit fünfzeiligen Strophen aus jeweils zwei Elfsilbern (Vers zwei und fünf) und drei Siebensilbern, durchweg mit dem Reimschema ababb.« (KNLL X, S. 226.) 14 Beyträge zur alten Zeitung] Von Lian˜o erschienen keine Beiträge in dem schließlich Zeitung für Einsiedler genannten Projekt.
1110
Zu Nr. 636
636.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, vmtl. 29. Januar 1808, Freitag
DV: H: B: Nr. 629. A: Nr. 646. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 235r–236v. – 1 Dbl. ca. 237 x 195 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Posthorn am Band, darunter: F BRENNER & COMP’ IN BASEL. Fremdeinträge: 1r aoRl: 531, aoRr: 235 / Kassel. 1807 / [1808 (Steig)] / Antwort auf Arnims Brief 25. 1. 08. zwischen 1v und 2r: 531 2r aoRr: 236. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 82. – Von Varnhagen ist eine Abschrift der Äußerung über Reichardt (Z. 32–43: Reichardt 〈...〉 gethan) überliefert (H: BJ/VS 8; 1 Bl.). Datierung: Brentano hat Arnims Brief vom 25. Januar soeben erst erhalten (Z. 2), und da dieser Brief etwa vier Tage unterwegs gewesen sein wird, ist der Brentanos auf etwa 29. Januar datierbar. D1: Steig 1894, S. 230–232; TD; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 71, Nr. 172; TD (kurzer Auszug); datiert: Ende Januar 1808. D3: Seebaß 1951, Bd. I, S. 352–355; datiert: Anfang Februar 1808. D4: FBA XXXII, S. 19–22 (Nr. 490); datiert: kurz nach dem 25. Januar 1808. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 482–485 (Nr. 103); datiert: kurz nach dem 25. Januar 1808.
Varianten 8
Zeit.] . aus , 8 sitzen] aus s〈aßen〉 15 rührend.] danach gestr. Albe Alberti] danach gestr. könnte 20 Jahr] danach gestr. wahre 30 daß] danach gestr. ich 31 ist.] . aus , 31 Hauß] ß aus s 37 für] üdZ 37 Sie,] S aus s danach gestr. ist 38 hätten,] danach 42 Gesellschaft] G aus 〈x〉 55 schwöre] ch aus 〈xx〉 gestr. hinterher 58 um] danach gestr. zu 60 lirischen] danach gestr. Bußliedes 61 aus 1600] üdZ eing. 62 das] as aus ies 64 ausmacht] danach 68 Strichen] S aus s gestr. , Erläuterungen 8–12 Alberti und Laroche 〈...〉 bei Jordis 〈...〉 Vgl.: Nr. 627,5 und Erl.; Nr. 679,24–26.
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Saline ganz abzupachten]
Zu Nr. 636
13 die Rungischen Bilder] Umrißzeichnungen von Philipp Otto Runges Zyklus der Tageszeiten (Morgen, Mittag, Abend, Nacht), »1807 in großen Stichen herausgegeben« (Thieme/Becker XXIX, S. 210). Vgl. Brentano an Runge, um den 21. Januar 1810: endlich machten mir ihre Darstellungen der
vier Tagszeiten auch eine ungemeine Freude, und mich rührte die tiefe verfolgte Bedeutsamkeit, die ich darin bis zur Blüthe der anspruchlosesten, äussersten Zierlichkeit gediehen fand, die ernsten frommen Kinder sind mir sehr erquickend, aber vor allem erfreu ich mich an den Mond und vor allem an den geisterhaft bewegten Sternkindern zu seiner Seite (FBA XXXII, S. 202,27–33). 15–16 Durch Alberti 〈...〉 Reichards 〈...〉 ganz.] Alberti war Reichardts Schwager. 31 aus dem Hauß] Brentano mußte sein Quartier bei seinem Schwager Johann Karl Jordis verlassen. Vgl. Nr. 589,2 und Erl.. 33 deines Briefs] Nr. *630. 36 en Wix] Studentensprachlich: en Galla, sehr geputzt (Henne/Objartel 1964, Bd. II, S. 261 [Kindleben, Studenten-Lexicon, Halle 1781]). Auch in Brentanos Brief an Arnim von April/Anfang Mai 1806 (WAA XXXII, Nr. 449,18). 36 Königin] Katharina Bonaparte. 42 Succes] Erfolg. 43–44 Deine Betrübniß 〈...〉 Dietz von Schauenburg 〈...〉 Belagerung von Fft] Vgl. Nr. 629,47–52 und Erl. 52 Meisterton] Feststehende Weise des Meistergesangs, in der »Reim, Versstruktur und Melodie vereint« sind; überliefert sind etwa 500 Töne. (Wilpert 1989, S. 562.) 58–69 Der Diez 〈...〉 Verbindung eines lirischen Jesuitischen Bußliedes aus 1600 mit dieser grell geschehenen Handlung des 1200 〈...〉 oder als zu schnell.] Arnim bearbeitete das Lied Ritter Dietz von Schauenburg, auf dessen Protagonisten er bereits in seinem Brief an Bettina vom 7. Oktober 1807 angespielt hatte (Nr. 581,23–24 und Erl.), nach einer Geschichte, die er in Happelius’ Grössesten Denkwürdigkeiten der Welt Oder so genandte Relationes Curiosae (Bd. IV/2, Hamburg 1689) unter dem Titel Der wandelende Tote gefunden hatte. Brentano versah die Arnimsche Version mit Markierungen, die Kritikpunkte bezeichneten. Diese Originalversion Arnims ist nicht überliefert, jedoch eine von ihm angefertigte Abschrift davon (Arnim/SW XXII, S. 145f.; verbessert Rölleke 1995, S. 227–229). Mit der ersten Komponente der von Brentano gerügten Verbindung von zeitlich weit auseinanderliegenden Liedern meint dieser zufolge Rölleke (1995, S. 229) nicht ein bestimmtes Jesuitische〈s〉 Bußlied, »sondern eine Tendenz«, und mit der zeitlichen Fixierung der Hand-
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Zu Nr. 636
lung der zweiten Komponente auf 1200 gibt Brentano die von Happelius genannte Jahreszahl (1337) sehr ungenau wieder; wohl nicht nur, weil er sie nicht mehr wußte, sondern auch weil er die Differenz auf die runde Zahl von 400 Jahren vergrößern wollte. Was Brentano insbesondere an Arnims Bearbeitung tadelte, »waren die inhaltlichen Erweiterungen: die nur durch Gottergebenheit motivierte Treue Dietzens mit seinen Knechten über den Tod hinaus, die an eine Szene der Apostelgeschichte erinnernde scheinbar wunderbare Lösung seiner Ketten, die nach dem Johannesevangelium gestaltete Reflexion zur Rettung seiner Knechte, die ausdrückliche Delegation des Wunders an Gott, das dazu gewissermaßen im Widerspruch stehende, hypertrophierte und in der Folge sich als blind erweisende Motiv des verschluckten Eisenstabs, Dietzens freundschaftliche Verbundenheit mit dem Kaiser 〈...〉 All das rückt die Ballade zu entschieden von Stoff und Intention der Quelle ab. Brentano möchte sie daher nicht als eine für das Wunderhorn geeignete Bearbeitung ansehen, sondern eher für ein genuines Gedicht seines Freundes – wenn auch ein wenig gelungenes.« (Rölleke 1995, S. 230f.; hier mit Auslassung von Stellenangaben.) Arnim verzichtete schließlich auf eine Veröffentlichung im Wunderhorn. Eine Brentanosche Wiedergabe der Geschichte Happelius’ erfolgte im sog. Grünen Foliobuch der Tischgesellschaft. (Vgl.: Steig 1901, S. 34f.; Rölleke 1995, S. 232f.; WAA XI, S. 26f.) Rölleke, der erstmals die Quelle Brentanos und ihre Identität mit derjenigen von Arnims Ritter Dietz von Schauenburg ermittelte, stellte fest, daß Brentano »größtenteils wörtlich Happelius wiedergibt« und »seiner Quelle in Inhalt und Form so getreu wie möglich folgt« (a.a.O., S. 232f.). Sein Fazit: »Im Vergleich beider Bearbeitungen derselben Vorlage werden die bei den Wunderhorn-Arbeiten durchgängig zu beobachtenden Rezeptionstendenzen nochmals ganz kraß sichtbar« (S. 234). 78–79 Daß dir der Kupferstecher so zu Gebote steht] Adam Weise. Vgl. Nr. 629,73–82 und Erl. 80 Titel 〈...〉 zu den Kinderliedern zußammen zu stümpern] Es wurden zwei Titel: ein Titelkupfer (vgl. Nr. 648,38–45 und Erl.) und ein Stichtitel (vgl. Nr. 679,62–84 und Erl.). 81–84 Wegen dem Geld 〈...〉 Ende der ganzen Sache] Vgl. Nr. 627,115–120. 85 traurigen Brief von Franz über Depensen] Die von Brentano Nr. 627,116–118 erwähnte Berechnung seiner Ausgaben (frz. Depensen) in einem Brief des Bruders Franz.
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Zu Nr. 637
637.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, vmtl. 30. Januar 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 629. A: Nr. 646. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 243r–244v (I) und Bl. 237r–237v (II). – 1 Dbl. (I) ca. 237 x 195 mm; 1r–2v 31/3 beschr. S. + 1 Bl. (II ) ca. 205 x 172 mm; 3r–3v 11/4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: I: Posthorn am Band, darüber: Brenner & COMP. IN BASEL II: MARBVRG. Beilagen: Bettinas (nicht überlieferte) Niederschrift des Wahrheitsliedes (vgl. Nr. 623,18–27 und Erl.); ein von Auguste Pattberg geschicktes Lied (vgl. zu Z. 114–116). Fremdeinträge: 1r aoRl: 536, aoRm: x vor 12 Februar 1808, andere Schrift: Kassel 1808, aoRr: 243 2r aoRr: 244 3r aoRl: 516 Pattberg, aoRr: 237, unter dem Text: Datum wird ungefähr festzustellen sein durch die / betreffende Stelle im Morgenblatt, muss 1808 sein. Besonderheiten: H II wird seiner inhaltlichen Bezüge wegen als Nachtrag zu H I ediert, womit Brentano ebenfalls auf den Bezugsbrief Arnims reagierte. Dagegen sind I und II in Kat. Rother 1989, Nr. 85 und 83, FBA XXXII, Nr. 491 und 492 sowie Schultz 1998, Nr. 104 und 105 jeweils als separate Briefe aufgefaßt, wobei II in FBA XXXII und Schultz 1998 als vierter Antwortbrief auf den Bezugsbrief »kurz nach dem 25. Januar« datiert und eingeordnet ist, wohingegen Arnim am 6. Februar (Nr. 646) drei erhaltene Briefe bestätigt. Kat. Rother 1989 ist I fälschlich als Fortsetzung von Nr. 667 registriert und II auf 15. März 1808 datiert. Datierung: Gegen Schluß von H I teilt Brentano mit: Gestern habe ich dir mehr geschrieben (Z. 100–101). Demnach schrieb er den Brief einen Tag nach Nr. 636. H II wurde kurz vor Abgang der Post vmtl. noch am selben Tag hinzugefügt. D1: Steig 1894, S. 241f.; TD von I; nicht näher datiert. D2: Steig 1896, S. 82; TD von II; nicht näher datiert. D3: FBA XXXII, S. 22–26 (Nr. 491) und 26f. (Nr. 492); jeweils datiert: kurz nach dem 25. Januar 1808. D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 485–488 (Nr. 104) und 488f. (Nr. 105); jeweils datiert: kurz nach dem 25. Januar 1808.
Varianten 6 zwischen] üdZ eing. 9 wir] über gestr. 12 Raubburg] burg aus 〈xxx〉 12
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sie 10 kommen.] . aus , Kirchenorgel] Ki aus Or
Zu Nr. 637
denn] de aus s〈x〉 16 den] en aus as 16 ich] danach gestr. das aber] danach gestr. 〈xxx〉 24 er] üdZ 26 stecken] danach gestr. , ein] danach gestr. Ma 30 Sinn] S aus s 31 auch die] ie aus n kennt] e aus 〈a〉 37 einen] aus ein danach gestr. Stückchen unterlegen.] . aus , 41 in] üdZ eing. 41 eine] danach gestr. Leda jemahls] danach gestr. sich 42 ein] danach gestr. Schwan aber] danach gestr. d〈xx〉 46 genug, um] aus Genung. Um und] danach gestr. S〈xxx〉 57 man] danach gestr. 〈x〉 59 deinen Gesellen] üdZ eing. 59 fragen,] danach gestr. und 65 als] danach 65 hier] üdZ eing. 67 Fleisch] danach gestr. 〈xxx〉 gestr. eine 67 und] danach gestr. fehlt 71 restaurirst] letztes r aus t 71 ist, daß] danach gestr. du 71 er] e aus d 83 noth∧wendig.] danach gestr. So wie ich 85 Recht] R aus 〈x〉 90 die] danach gestr. He 92 Tafel] af aus asch FBA XXXII, S. 25,28 Lesung Rossel 93 Speicher] danach gestr. sie 96 herunter] danach gestr. geschmi 96 en] n aus 〈x〉 97 Stücken] en nachträgl. eing. 97 Äxten] Ä aus 〈x〉 97 worden.] danach gestr. Auch 102 sie] s aus S 111 dir] aus ge 123 Rum bum] aus Rumm bum 124 Rum bum] aus Rumm bum 13 22 29 31 38 42 45 51
Erläuterungen 1 Daß die Menschen in der Sprache fortschreiten] Bezug auf Nr. 629,58–60. 2 Schützens Graf von Gleichen] Wilhelm von Schütz, Der Graf und die Gräfin von Gleichen. Eine Tragödie (Berlin 1807); nach der Sage des auf päpstlichen Dispens mit zwei Frauen in friedlicher Ehe lebenden Grafen. 4–5 der Werther nicht mit der Luzinden ergäntzen] Die Leiden des jungen Werthers (1774) mit Friedrich Schlegels Lucinde (1799). 16 Im Diez] Vgl. Nr. 636,58–69 und Erl. 18 H Sachs Tod] Hans Sachsens Tod, letztes Gedicht im dritten Band des Wunderhorns und damit der gesamten Sammlung, von Arnim bearbeitet und weitergedichtet. Rölleke (FBA IX/3, S. 402–404) nimmt an, daß sich Brentanos Kritik partiell auf eine erste, im Wunderhorn-Material überlieferte Überarbeitung (H) Arnims bezogen habe und daß dieser in einer zweiten Überarbeitungsphase Brentanos Einspruch berücksichtigte und sich wieder stärker an seiner Quelle (Q) orientierte, was allerdings nur den ersten Teil des Gedichts betrifft. »Brentanos grundsätzliche Kritik betrifft jedoch den gegenüber H nur geringfügig geänderten zweiten Teil, der nur sporadisch durch Q angeregte Eigendichtung ist«, in der sich »Arnims assoziatives Weiterdichten gleichsam exemplarisch« zeige (ebd., S. 403f.).
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Blüthenalter der Empfindung] Nach Sophie Mereaus Romantitel Das Blüthenalter der Empfindung (1794). 27 wache] wage (frankfurtisch). Vgl. Goethe in Faust I: Ach neige / du Schmerzenreiche (V. 3587f.). 28 angorische Ziegen] Ursprünglich heimisch in den Bergen um Angora (Kleinasien); »ein schönes, großes Tier mit kurzem Hals und Kopf, eigentümlich gewundenem, starkem Gehörn und überaus reichem, dichtem, langem, weichem, seidenartigem, lockig gekräuseltem Wollhaar, das die spärlich vorhandenen Grannen fast überwuchert« (MGKL XX, S. 915). 28 Seidenhäschen] Seidenhase oder Angorakaninchen, »wird nur wegen seines zu feinen Gespinsten zu verwertenden langen, weichen, leicht gelockten, schneeweißen Seidenhaars gezüchtet« (MGKL X, S. 560). 30–31 Ländler 〈...〉 Wiener Tanz musick 〈...〉 Kuhreihen Melodie] Süddeutsche und österreichische sowie Schweizer, also nichtnordische Melodien. 31–36 deine Zunge 〈...〉 nordischen Rithmus 〈...〉 Rithmus zu geben] Bezug auf Nr. 629,64–67. 38–39 Restauration 〈...〉 Instauration] Erneuerung und Wiederherstellung. Vgl. Brentano an Arnim, Ende April/Anfang Mai 1806 über unsre Restaurationen und Ipsefacten (WAA XXXII, Nr. 449,23 und Erl.). 39 Genien] »die große Menge der beflügelt dargestellten untergeordneten Götterwesen aus der Mythologie der Griechen und Römer« (MGKL VII, S. 568). 42–46 Waß du mir über die Kritick weniger sagst 〈...〉 Du willst nur die meisten befriedigen] Bezug auf Nr. 629,58–64. 49 Gänselebern 〈...〉 Gänsekrankheit hervor gebracht] Die Erzeugung großer Gänselebern durch Stopfmast. In seiner Geschichte vom braven Kasperl und dem schönen Annerl (1817) bezieht Brentano die Metapher von der gemästeten Gänseleber auf die professionellen Literaten. (Vgl. Rölleke 1974.) 55–56 Mignons Sehn∧sucht von Göthe und Reichard] Der Roman Wilhelm Meisters Lehrjahre war in der Erstausgabe (1795/96) mit acht Gedichtvertonungen des von Brentano kritisierten Reichardt erschienen, darunter Nur wer die Sehnsucht kennt. 77 Hypocrene] Hippokrene, »die zum Dichten begeisternde, dem Apollon und den Musen heilige Quelle am Nordabhang des Helikon« (MGKL IX, S. 361). 80 Sirocco] Schirokko, »allgemein der Süd- oder Südostwind, dann speziell ein vorzugsweise in Italien wehender, ungewöhnlich warmer südlicher Wind« (MGKL XVII, S. 811). 81 Goldne Zeit] Zum Motiv des Goldenen Zeitalters vgl. Brentanos Briefe an Arnim vom 6. September 1802 (WAA XXXI, Nr. 251,79–81 und Erl.) und 30. April 1803 (ebd., Nr. 295,356–358).
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Zu Nr. 637
83 Waß du über Görres und Jean Paul sagst] Bezug auf Nr. 629,83–101. 88 Fränz] Franziska Breitenstein, Brentanos Magd. 89 Museum] Das 1779 vollendete Kasseler Museum Fridericianum mit den Kunstsammlungen des Landgrafen. 93 der Konig] Je´roˆme Bonaparte. 99 o weyele weh!] Vgl. Nr. 629,87 und Erl. 101 das Wahrheits lied] Vgl. Nr. 623,18–27 und Erl. 103–104 Wenn Luise 〈...〉 Hulda gewiß] Vgl. zu Nr. 631,38–40. 108 Von der Battberg 〈...〉 ein Päckchen erhalten] Inhalt nicht bekannt. (Vgl. Steig 1896, S. 82.) 109–110 vom Weinheimer Grimm einen Liederbrief] Von Albert Ludwig Grimm, Lehrer am Pädagogium in Weinheim. Der Brief ist nicht bekannt. 111–112 waß Nehrlich und Battberg dir gesendet] Vgl. Nr. 629,2–10 und Erl. 112 Papiermache´] »eine knetbare Masse aus Papierhalbstoff, zerstampftem alten Papier oder Holzstoff mit Ton, Kreide und farbigen Stoffen sowie Kleister oder Leimwasser zur Anfertigung der sogen. Papiermache´waren (Masken, Puppen, Leuchter, Figuren aller Art, Ornamente, Früchte, anatomische Präparate, Glasuntersätze etc.)« (MGKL XV, S. 397). 114–116 Lied 〈...〉 ins Morgenblatt 〈...〉 sende es hin.] Arnim schickte das (nicht identifizierte) Lied Auguste Pattbergs an die Redaktion des Morgenblatts für gebildete Stände (vgl. Nr. 663,3), doch ist darin kein Beitrag von ihr erschienen. (Vgl.: Steig 1896, S. 82; Fischer 2000.) »29 Versdichtungen und 9 Prosastücke sind uns von dieser Dichterin überliefert, volkstümliche Lieder weltlichen und religiösen Inhalts und manche Sagen über die Burgen des Neckartals.« (Schouwink 1998, S. 263; vgl. Steig 1896.) 121–124 Du kleiner Mann 〈...〉 Rum bum bidi] Variation des Refrains aus dem Kriegslied gegen Karl V. im ersten Band des Wunderhorns:
Es geht ein Butzemann im Reich herum, Didum, Didum, Bidi, Bidi, Bum! Der Kaiser schlägt die Trumm Mit Händen und mit Füßen, Mit Säbeln und mit Spießen! Didum, Didum, Didum. (FBA VI, S. 91f.)
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Zu Nr. 638
638.
Von Caroline von Labes nach Kassel Berlin, 30. Januar 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. *616, *621. A: −. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 236 x 190 mm; 1r–1v 2 beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, grüner Oblatenrest, Tintenfraß. − WZ: VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 34, aoRr: 123, auRl: 39 2r auRl: 40. Besonderheiten: Der Brief wurde Arnim nach Heidelberg nachgeschickt. Postzeichen: 1 Portozeichen. D1: Riley 1978, S. 169f. (Nr. 43).
Varianten 4 (NB Antwort)] nachträgl. alR 12 schon] nachträgl. alR 14 worden:] danach gestr. auf 14 Güther] aus Schluß-m von meine 27 die Köppen,] nachträgl. alR 29 Alle] über gestr. beide 32 Offt] aus 〈xxx〉 42 mit] aus bei 44 Man] M aus m
Erläuterungen 8 Friedens] Der Tilsiter Frieden (7./9. Juli 1807). 11 Pfandbrief Zinsen] Vgl. zu Nr. 619,22–23. 13 Ordonnateur] Zahlungsanweiser. 14 meine Güther 〈...〉 besetzet] Die Güter um Zernikow. Vgl. Nr. 569,32–45 und Erl. 18–19 Räumung unserer Stadt und der Mark] Vgl. zu Nr. 569,72–75. 21 Mein Sohn ist noch in Paris] Vgl. zu Nr. 607,54–55. 28 inpayable] unbezahlbar. 31 am 26t] Arnims Geburtstag. 34 dortige Krönungs Feyer] Arnim wird der Großmutter in seinem nicht überlieferten Brief vom 11. Dezember 1807 (Nr. *616) von dem am 10. Dezember erfolgten Einzug des Königs Je´roˆme in Kassel berichtet haben. 36 Kanaan] Biblische Bezeichnung des von den Israeliten eroberten verheißenen Landes. 42–45 Die Blocken 〈...〉 Schwiegermutter 〈...〉 ihr Man 〈...〉 zum Könige geschickt worden] Caroline von Block, geb. von Ahlimb, seit 1803 verheiratet mit dem Leutnant Carl Heinrich Stephan von Block, hatte zunächst mit ihm in Berlin gewohnt, war, nachdem die Berliner Wohnung und das Gut der Eltern in
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Zu Nr. 639
Ringenwalde (Uckermark) von den Franzosen geplündert worden waren, mit ihm nach Annenwalde bei Templin gezogen und schließlich nach Berlin zurückgekehrt. Ihr Mann, seit 1801 beim Infanterieregiment des Herzogs Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Öls, war zur preußischen Garde Friedrich Wilhelms III. nach Memel gesandt worden. Die Schwiegermutter war Charlotte Magdalene Amalie von Block, geb. von Forestier. Vgl. Caroline von Labes an Arnim, 21.–30. August 1802 (WAA XXXI, Nr. 250,53–55 und Erl.).
639.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. und 31. Januar 1808, Sonnabend und Sonntag
DV: H. B: Nr. 634. A: Nr. 647. H: FDH 7400 (mit Nr. 641). – 1 Dbl. ca. 224 x 192 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Stark vergilbt, fleckig, Tintenfraß. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r: 171. Datierung: Der Brief wurde bisher mit Nr. 641 als Einheit aufgefaßt. Aus Bettinas Brief vom 4. oder 5. Februar geht jedoch eindeutig hervor, daß es zwei Briefe sind und der zweite einen Tag nach Beendigung des ersten geschrieben wurde: sollten meine zwei Briefe verlohren gegangen seyn? (Nr. 645,1–2.) Den ersten dieser beiden Briefe begann sie undatiert am 30. Januar und beendete ihn am nächsten Tag (datiert: 31. Januar) nach einer Unterbrechung:
Zweimal hab ich dir geschrieben; eine Antwort auf deinen ersten Brief, und gleich den andern Tag, schrieb ich auch, da kam Hoffman und ich schickte den unterbrochnen Brief so fort (Nr. 645,16–19). Auch der Beginn des nächsten Briefes – Siehst du da bin ich wieder (Nr. 641,1) – und die Adresse auf dessen Rückseite nebst Siegelung lassen auf Selbständigkeit schließen. D1: Steig 1913, S. 75–77. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 126–130 (Nr. B16). D4: BvA/WuB IV, S. 55–58 (Nr. 19), Faksimile von 2r (Abb. 5). D5: DjBe Nr. 295.
1119
Zu Nr. 639
Varianten 9 gescheut,] danach gestr. dann 15 bin] üdZ eing. 15 Gedanken] danach gestr. d 29–30 ergözen] z aus 〈x〉 43 Seulen] darüber xx 48 Todt] über gestr. Godt 49 Simson] darüber xx 58 Schoos] danach gestr. siz 60 Schlaf] danach gestr. sie 63 von] v aus d 65 im] aus in danach gestr. der 78 daß] aus wir 80 einen] en nachträgl. idZ 83 Kindgen] danach gestr. gerad 88 so] danach gestr. 〈xxx〉
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen BvA/WuB IV, S. 783f. 5–6 Goethe lag auf dem Sessel] Vielleicht ein Band mit Faust. Ein Fragment. Vgl. zu Nr. 634,57. 6–9 Anton 〈...〉 ganz gescheut] Peter Anton Brentano, der älteste Stiefbruder, galt als schwachsinnig. 12–13 ihr Kind] Die dreijährige Bettina. 16 Montag] 25. Januar. 20–21 Hand in die Wunde 〈...〉 doch glauben.] Anspielung auf die Geschichte vom ungläubigen Thomas (Joh 20,24–29). 23 Comtoir] Des Brentanoschen Handelhauses. 49 blinder Simson] Simson wurde von den Philistern geblendet und überwältigt, nachdem ihnen eine Frau das Geheimnis seiner Unbesiegbarkeit verraten hatte. (Vgl. Ri 14–16, besonders 16,21.) 50–52 Saiten 〈...〉 an Reichard 〈...〉 ihre Addresse nicht] Für Louise Reichardt. Vgl. zu Nr. 581,71–72. 52 Briefe von Claudine über Clemens] Claudine Piautaz war von Auguste nach Kassel eingeladen worden. (Vgl. Enzensberger 1999, S. 36f.) Die Briefe sind nicht bekannt. 55–56 Voigt 〈...〉 Zeichnungen 〈...〉 ein Bildgen] Am 12. Mai 1807 hatte Brentano aus Frankfurt an Görres über Niklas Vogt berichtet, er sei ein gar merkwürdiger Mensch 〈...〉 er ist der einzige Mensch in der Stadt, der
voll Unbefangener Ansicht ist, er zeichnet und Mahlt große historische Blätter als Dilettant mit ungeheurem Talent skitzenhaft, ebenso musizirt er, er ist überhaubt der reine Skizist in Allem, enujirt sich, ärgert sich und ist immer lustig. Den Kaiser Rothbart, den wir uns als Titelblat zu den Volksbüchern gedacht hat er bereits zu entwerfen angefangen. (FBA XXXI, S. 600,5–14.) Welches Bildgen Vogts Bettina meinte, konnte nicht ermittelt werden.
1120
Zu Nr. 640
73–74 »Ich liege 〈...〉 wohne.«] Ps 4,9. 89–91 Was war dir 〈...〉 zurück wandtest?] Ps 114,5. 96 Papier knalle] Vgl. Nr. 634,72–73 und Erl. 98 Goethes Sonnette] Goethe hatte Bettina zwischen etwa 6. und 20. Dezember 1807 eigenhändige Abschriften seiner Sonette Mächtiges Überraschen (Incipit: Ein Strom entrauscht umwölcktem Felsensaale) und Abschied (Incipit: War unersättlich nach viel tausend Küssen) geschickt – zwei der insgesamt siebzehn Sonette, die er zwischen Dezember 1807 und Sommer 1808 dichtete und die als Zyklus unter dem Titel Sonette erstmals 1815 erschienen. Vgl. DjBe Nr. 287.
640.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, zwischen 31. Januar und 2. Februar 1808, Sonntag und Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 646. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 205r–205v. – 1 Bl. ca. 204 x 173 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß. − WZ: Obere Hälfte von Tannenbaum. Fremdeinträge: 1r aoRl: 525, daneben Steig: bleibt fort!, aoRr: Kassel. 1807. 205. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 70. – Flüchtig geschrieben. Postzeichen: Fr; Portozeichen. Datierung: Nach Brentanos vorigem Brief an Arnim von vmtl. 30. Januar (Nr. 637) und mindestens etwa vier Tage (vmtl. Beförderungdauer von Kassel nach Heidelberg) vor Arnims Antwortbrief vom 6. Februar. D1: FBA XXXII, S. 27 (Nr. 493); datiert: »spätestens um den 6. Februar 1808«. D2: Schultz 1998, Bd. II, S. 495 (Nr. 107); datiert: ebenso.
Varianten 3 Lügner] L aus 〈D〉 6 einer] er nachträgl. danach gestr. 10 Sing] g aus gs 12 dann] d aus 〈n〉
1121
Metz 〈xx〉
Zu Nr. 640
Erläuterungen 2–3 noch ist kein Buchhändler hier, Dietrich 〈...〉 Lügner] Vgl. Korrespondenz-Nachricht aus Kassel, 19. Januar 1808: Die Buchhändler D i e t -
r i c h von Göttingen und K r i e g e r von Marburg haben hier Niederlagen etabliert, und so den Wunsch des literarischen Publikums, das einen eigentlichen Buchhändler hier schon lange mißte, erfüllt. (Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 36 vom 11. Februar 1808, S. 144.) Sowie Korrespondenz-Nachricht aus Kassel, März 1808: D i e t r i c h von Göttingen scheint den Plan, hier eine Buchhandkung zu etabliren, aufgegeben zu haben; dagegen ist K r i e g e r wirklich angelangt, und macht ansehnliche Geschäfte. (Ebd., Nr. 77 vom 30. März 1808, S. 308.) 3–8 Levrault von Strasburg 〈...〉 in Verlegenheit] Die Straßburger Drukkerei Franc¸ois-Georges Levraults erhielt das Privileg zum Druck einer von der Regierung in Kassel in Auftrag gegebenen Ausgabe des Code Napole´on für das Königreich Westphalen mit offizieller deutscher Übersetzung. Die zweisprachige Ausgabe erschien im September 1808 in Straßburg bei Levrault. Im Dezember machte er im Moniteur Westphalien (Supplement zu Nr. 153 vom 17. Dezember, S. 626) bekannt, daß er mit dem Göttinger Buchhändler Justus Friedrich Danckwerts einen Kontrakt über die Lieferung des Gesetzbuchs in Westphalen geschlossen habe. (Vgl. Faksimile-Nachdruck: Napoleons Gesetzbuch 2001.) 5 Entreprisen] Unternehmen. 6 einer von Metz] Nicht identifiziert. 7 Rekommandationen] Empfehlungen. 8 plein pouvoir] Unbeschränkte Vollmacht. 9–11 daß ich Hulda 〈...〉 werde] Vgl. zu Nr. 631,38–40.
641.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 1. Februar 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 634. A: Nr. 647. H: FDH 7400 (mit Nr. 638). – 1 Bl. ca. 225 x 194 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Leicht fleckig, roter Siegelrest. − WZ: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild. Fremdeinträge: 1v auRr: 7400. Postzeichen: Stempel: R.4.FRANCFORT; Portozeichen.
1122
Zu Nr. 642
Datierung: Vgl. Nr. 638. D1: Steig 1913, S. 77; als Teil von Nr. 638. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); datiert: 31. Januar 1808. D3: Betz/Straub 1986, S. 129f. (Nr. B16); als Teil von Nr. 638. D4: BvA/WuB IV, S. 58f. (Nr. 19); als Teil von Nr. 638. D5: DjBe Nr. 299.
Erläuterungen 4 bei der Fr: Goethe] Bei Goethes Mutter, der Frau Rath. 15 Gestern 〈...〉 an Goethe geschrieben] Am 31. Januar (DjBe Nr. 296). 16–18 Ich denke wenn man ein Herz 〈...〉 wie der Strom für seine Ufer.] Vgl. Jean Paul, Titan (Bd. II, 1801): 〈...〉 er 〈Albano〉 war still, sanft,
und in seinem Herzen wohnten alle Herzen. O liebe e i n e s rein und warm, so liebst du alle nach, und das Herz in seinem Himmel sieht wie die wandelnde Sonne vom Tau bis zum Meere nichts als Spiegel, die es wärmt und füllt. (Jean Paul/SW, Bd. III, S. 350.)
642.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 2. Februar 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 645. H: FDH 7241. − 1 Bl. ca. 225 x 185 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, 1v roter Siegelrest. − WZ: Unterlängen von C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 172 v, aoRr nach Datum: 1808, danach: 23 1v im Adressenbereich spätere Notiz Bettinas: Heidelberg 2 Febr 8. D1: Steig 1913, S. 78. D2: Betz/Straub 1986, S. 130f. (Nr. A22). D3: DjBe Nr. 301.
Varianten 2 abzugeben bey 21 〈mehr〉] üdZ
〈...〉
Zimmer.]
1123
nachträgl.
zwischen
den
Zeilen
Zu Nr. 642
Erläuterungen 2 abzugeben 〈...〉 Zimmer.] Mitteilung der Adresse für Bettina. 15 Kringel] Gebäck, Bretzel. 21–22 wo ich den Flor 〈...〉 in lebendigem Weltathem schweben sehe] Die Intention wird deutlicher in Arnims nächstem Brief an Bettina (Nr. 647,66–69); darin ebenfalls das seltene Kompositum Weltathem.
642.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 2. Februar 1808, Dienstag DV: H. B: −. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 645.
Erläuterungen 4
Fr. Kr.] Frau Kreutzer
643.
(Nr. 642,7).
An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 2. Februar 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 635. A: −. H: SPK/NS 2/2. − 1 Dbl. ca. 210 x 187 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: 1 2r aoRr: 2 2v untere Hälfte Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. D1: Härtl 1982, S. 35f. (Nr. 7).
Varianten 10 ihnen] i aus l hen}] üdZ eing.
29–30
{der verfluchte Wirth 〈...〉 nicht angese-
1124
Zu Nr. 643
Erläuterungen 2–5 Heute Nachmittag ist Thibaut 〈...〉 Pandektenlesens] Anton Friedrich Justus Thibauts Vorlesung Die Pandecten, gehalten nach der zweyten Auf-
lage seines Systems des Pandectenrechts, täglich von 9–10, 11–12 und 2–3 Uhr (Anzeige 1807–1808, S. 7). Die zweite Auflage des Systems des Pandekten-Rechts (Jena 1805) war zwei Jahre nach der ersten erschienen. Thibaut las also über den Hauptteil des Corpus iuris civilis, die Pandekten oder Digesten, in denen auf Veranlassung des Kaisers Justinian I. etwa 9000 Auszüge aus den Schriften römischer Rechtsgelehrter zusammengestellt worden waren. Vgl. Eichendorff, Tagebuch, Heidelberg, 31. Januar 1808: Ewige Pandekten.; 2. Februar 1808: Bekam Thibaut Nachmittags wegen mehreren gesagten Sottisen (Hyons Horn) einen Tusch. Große rabbia 〈Wut〉 deßelben. 〈...〉 Auflösung des Collegiums für heute.; 2. April 1808: Nahmen
endlich auch Thibauts Pandecten um 11½ Uhr ihr glorreiches Ende, wobey sogleich von unten die türkische Musik triumphirend einfiel. (Eichendorff/SW XI, Bd. I, S. 321f., 325.) Unzufriedenheit von Studenten mit einer Vorlesung Thibauts berichtete auch Creuzer an Savigny (20. September 1808; Dahlmann 1972, S. 260). Vgl. Ludwig von Gerlach an seinen Vater, 3. Februar 1813: Thibauts Pandekten-Vorlesung sei sehr oberflächlich und wie er
selbst fast jede Stunde sagt, für das Examen eingerichtet. Dabei hat er die fatale Methode des Diktierens und liest d r e i Stunden täglich (Schoeps 1963, S. 342). Für Savigny war Arnims Nachricht von besonderem Interesse, weil er selbst 1807/08 Ambitionen auf eine juristische Professur in Heidelberg hatte (vgl. vor allem an Friedrich Creuzer, 13. März 1807; Stoll 1929, S. 296–299). Die Aussichten, berufen zu werden, die anfangs günstig waren, verschlechterten sich aber. Die drei Juristen (Creuzer an Savigny, 17. Mai 1808; Dahlmann 1972, S. 239) Thibaut, Heise und Martin bildeten ein Triumvirat (Creuzer an Savigny, 14. Mai 1808; ebd., S. 237), von dem Thibaut als Hauptgegner angesehen wurde. (Vgl. Nr. 745,5–8 und Erl.) Die sachliche Differenz zwischen Thibaut und
Ueber die Nothwendigkeit eines allgemeinen bürgerlichen Rechts für Deutschland veröffentlichte und Savigny darauf mit Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft replizierte. Thibaut war der Auffassung, das
Savigny wurde 1814 augenscheinlich, als Thibaut eine Schrift
Römische Recht »entstamme der Zeit des römischen Niedergangs und sei so umfangreich und komplex, dass nicht einmal der gelehrteste Professor der Pandekten es vollständig beherrschen konnte. Statt des herrschenden, aus römischem Recht und Gemeinrecht zusammengestückelten gesetzlichen Chaos er-
1125
Zu Nr. 643
blickte er die Notwendigkeit eines neuen, eigens für ganz Deutschland auf dem Grund eines rationalen Naturrechts verfassten Gesetzwerkes.« (Ziolkowski 2008b, S. 475.) Savigny, der »alle modernen Rechtssysteme – das preußische Allgemeine Landrecht (1794), den Code Napoleo´n (1804) und das österreichische Allgemeine Bürgerliche Gesetzbuch (1811) – heftig ablehnte«, verlangte dagegen »ein Recht, das auf einer vernünftigen Kombination des historisch bewährten römischen Rechts und des jeweiligen Landrechts beruhte« (ebd.). 7 servitus stillicidii] Im Römischen Recht die Befugnis eines Hauseigentümers, das von seinem Dach tropfende Regenwasser auf das Nachbargrundstück abtropfen zu lassen (›Sklaverei des stetig fallenden Tropfens‹). 9–10 Deine Gansenisten 〈...〉 angekommen] Ironisch für Jansenisten, insbesondere A´lvaro Augustı´n de Lian˜o, den Savigny im Bezugsbrief angekündigt hatte. Mit wem Lian˜o nach Heidelberg kam, ist nicht bekannt. 10 Martini vorbey war] Anspielung auf den Brauch des Martinsgansessens zu Martini (11. November). 12–13 zu Zimmer zum Mittagsessen] Vgl. Nr. 629,119–120 und Erl. 14 Anachoreten schüler] Lian˜o war als Achtzehnjähriger Karmelitermönch und wurde danach als Missionar nach Nordafrika gesandt. (Vgl. Hueting 1985, S. 33.) Die Karmelitermönche erhielten die päpstliche Bestätigung ihres Ordens 1226 als Einsiedlerbrüder vom Berge Karmel. 16–17 seine Gänsegeschichte 〈...〉 vier Bände 8° beendigt sah] Ironisch über eine Arbeit mit Bezug auf den Jansenismus; dazu nichts ermittelt. Die erste feststellbare separate Veröffentlichung Lian˜os ist eine 1807 in Utrecht erschienene elfseitige lateinische Abhandlung (im KVK nur einmal registriert); weitere, ebenfalls seltene Veröffentlichungen vor allem zur spanischen Geschichte und Literatur erschienen erst ab 1814. (Vgl. KVK sowie Hueting 1985.) 23–24 Anzeige in den Jahrbüchern] Nicht in den Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur erschienen. 31–32 meine Zeitung 〈...〉 nicht stückweis ausgegeben] Die seit 1. April 1808 erscheinende Zeitung für Einsiedler kam doch stückweis heraus, anfangs zweimal wöchentlich. 37–38 in Cassel die Oper] Nachdem Brentano Arnim mitgeteilt hatte, der kürzlich als königlich-westphälischer Kapellmeister installierte Reichardt wünsche, daß Arnim ihm vom Mannheimer Theater von Sängern und rinnen und Schauspielern einen kleinen Etat beschreiben lasse (Nr. 631,43–44). 38–39 hier eine Zeichenschule 〈...〉 Bund zweyer Künstler zustande gebracht] Über das Bündnis Adam Weises und Friedrich Rottmanns zur Gründung einer Heidelberger Kunstschule berichtete Arnim ausführlicher in seinem Brief an Goethe vom 1. April 1808. Vgl. Nr. 712,63–67 und Erl.
1126
Zu Nr. 645
*644. An Caroline von Labes in Berlin Kassel, 4. Februar 1808, Donnerstag B: −.
645.
A: Nr. 693.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 4. oder 5. Februar 1808, Donnerstag oder Freitag
DV: H. B: Nr. 642. A: Nr. 651. H: FDH 7401. – 2 Bl. (I, II) je ca. 224 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Tintenfraß; Bl. 2 Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß; 2v rote Siegelreste. − WZ: I: unterer Teil von Posthornschild, darunter: FHF II: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 173 v 1v auRr: 7401 2v auRr: 7401. Postzeichen: Portozeichen. Datierung: Bettina schreibt unmittelbar nach Erhalt von Arnims Brief vom 2. Februar, und er hat ihren noch nicht, als er ihr am 6. Februar (Nr. 647) wieder schreibt. D1: Steig 1913, S. 78–80; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 131–134 (Nr. B17); datiert: Februar 1806. D4: DjBe Nr. 302.
Varianten 60 that,] danach gestr. al 60 fielen] l aus 〈x〉 63 schlecht] danach gestr. hal 64 gestr. für 70 Meinung] M aus m
63 Herz] danach dächte] aus glaubte
Erläuterungen 2 meine zwei Briefe] Nr. 634, 642. 36–37 Kringel für Meline] Vgl. Nr. 642,15–18. 38–39 morgen 〈...〉 vierzehn Tage daß du weg bist] Nach Arnims Abreise nach Heidelberg (vmtl. 23. Januar). 49–50 »denn gleich 〈...〉 mein Herz entgegen] Nach Goethes Egmont, V. Akt, Gefängnis, Ferdinand zu Egmont: Nun hofft ich endlich dich zu
1127
Zu Nr. 645
sehen und sah dich und mein Herz flog dir entgegen.
(Goethe/MA III/1,
S. 324.) 53 Goethe 〈...〉
geschrieben hab von dir] Zwischen 2. und 4./5. Februar: Arnim ist in Heidelberg, wo er den Druck des zweiten Theils vom Wunderhorn besorgt, wir schreiben uns oft, Liebesbrieflein, er hat mich sehr lieb um mein und Deinetwillen, ich hab ihn auch lieb, aber um sein selbst willen, denn er hat ein frisch lieb Angesicht, und ein tapfer Gemüth, und ein edel Herz was kann man anders machen, hinten und vorne steht der Tod, da muß man sich freilich das Leben herbei ziehen, um ihm zu trozen, und er ist so friedlich er besänftigt mich wenn ich stumm und traurig bin und hat ja auch ein lieb Lied gemacht / »Lieben und geliebt zu werden / ist das gröste Glück auf Erden« (DjBe Nr. 297).
646.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 6. Februar 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 636, 637, 640. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 276r–281v. – 3 Dbl. (I-III) je ca. 223 x 185 mm; 1r–6v 12 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: I und III: C & I HONIG II: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 534, aoRr: 276 2r aoRr: 277 3r aoRl: 534, aoRm: z. 6. Febr. 1808., aoRr: 278 4r aoRr: 279 5r aoRl: 534, aoRm: z. 6. Febr. 1808., aoRr: 280 6r aoRr: 281. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 99. – Überliefert sind zwei Exzerpte Varnhagens (H: BJ/VS 8): Über Reichardt (Z. 166–177: Was du 〈...〉 Fehler machen) und über Brentanos Verhältnisse in Heidelberg (Z. 111–120: Was mir 〈...〉 herstellen). D1: Steig 1894, S. 234–237; TD. D2: Steig 1923a, S. 26; TD (kurzer Auszug). D3: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 73; TD (kurzer Auszug). D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 489–494 (Nr. 106).
Varianten
Poesie] P aus L 23 galt] a aus e 29–30 manche wäre ohne 〈...〉 und gewecket] zwischen den Zeilen 34 bis zu Wolf 〈...〉 nicht unter9
1128
Zu Nr. 646
scheiden] üdZ eing. 35 Skakespeare] zweites k aus p 38 mit 〈...〉 Gegensätzen] üdZ eing. 39 Jahrhunderte] J aus 〈L〉 41 alte] a aus k 45 Neuen] N aus 〈n〉 58 Deine antirestaurierenden] Deine üdZ eing. 66 heimlich] aus 〈hinzu〉 68 gelang] el aus la 83 1 Band] üdZ 87 auch] h aus 〈x〉 90 jenes] je aus 〈xx〉 91 zu] aus h〈e〉 eing 91–92 spielten,] danach gestr. und 92 die] danach gestr. Ga 115 du] u aus e〈i〉 145 Zerstreuung, Beschäftigung] üdZ eing. 152 fast] f aus ge 155 Hat] H aus 〈Z〉 Erläuterungen 9 Du sagst meine Freundschaft 〈...〉 Deine Poesie] Vgl. Nr. 636,69–73. 26 Was Du über Restauration sagst] Vgl. Nr. 637,38–42. 34 bis zu Wolf] Bis zu Friedrich August Wolfs Prolegomena ad Homerum (1795). 44 Göthes Recension] Des ersten Wunderhorn-Bandes am 21. und 22. Januar 1806 in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung. 52 wie ich genaturet was] Anspielung auf die Quelle von V. 54 des Liedes Albertus Magnus bzw. auf die Überarbeitung im zweiten Band des Wunderhorns: er wißt wie sy genatürt wz bzw. Er sah wie sie naturet war (FBA IX/2, S. 393 bzw. FBA VII, S. 236). 54–56 jungen Kinder 〈...〉 Hans Pfriem 〈...〉 Apfel und Mandelkern zu] Hans Pfriem, der Titelheld der Komödie des Hayneccius (vgl. zu Nr. 623,68–69), hat sich in den Himmel eingeschlichen, den er wieder verlassen soll. Darum müssen ihn auch die unschuldigen Kinder bitten, die jedoch das ihnen aufgetragene Anliegen vergessen, nachdem er Süßigkeiten und Obst unter sie ausgeteilt hat. Daher kann Hans Pfriem im Himmel bleiben. 56–57 Vertheidigung meines Frankfurter Liedes und meines Dietz von Schauenburg] Vgl. Nr. 636,43–52 und Erl. 58–59 Deine Bearbeitung des Wahrheitsliedes] Vgl. Nr. 623,18–27 und Erl. 59–63 daß in dem Frankfurter Liede 〈...〉 im Magdeburger die Personificirung der Kanonen 〈...〉 gefiel] Brentano hatte Arnim vorgeworfen, er habe in dem Lied Von der Belagerung der Stadt Frankfurt den Ausdruck Landsknecht wörtlich genommen und nicht erkannt, daß damit ein Geschütz gemeint sei, und Arnim hält dagegen, in dem ebenfalls in den zweiten Wunderhorn-Band aufgenommenen Lied Halt dich Magdeburg klinge bereits die Kanonen-Metaphorik an: Zu Magdeburg auf der Brücken, / Da liegen zwei Hündlein klein (FBA VII, S. 103; V. 81f.). Daran habe er mit seiner
1129
Zu Nr. 646
Verbildlichung von attackierenden Geschützen angeküpft. Vgl. Nr. 631,70–75 und Erl. 75–81 Nachahmung der alten Romanzen 〈...〉 Neumachung der alten Gedichte] Gemeint sind die Imitationen gälischer Bardenpoesie, die in London und Edinburgh seit 1760 erschienen. Initiator dieser literarischen Mode von europäischer Wirkung war der Schotte James Macpherson mit seinen 1760 in Edinburgh publizierten Fragments of Ancient Poetry, collected in the
Highlands of Scotland, and translated from the Galic or Erse Language. Ihnen folgten 1761 Fingal, an Ancient Epic Poem in Six Books und 1763 Temora, an Ancient Epic Poem in Eight Books, beide als von Macpherson ins Englische übersetzte gälische Gesänge des sagenhaften Ossian. »Gegenstand der in rhythmischer Prosa abgefaßten Gedichte ist die wehmütige Rückschau des dem 3. bis 4. Jahrhundert n. Chr. zugerechneten greisen und blinden Barden Ossian, des Letzten seines Geschlechts, der zu den Klängen seiner Harfe die Taten seiner Jugend, die Kriege und das Heldentum seines Vaters Fingal, seines jung gefallenen Sohnes Oskar und anderer Krieger besingt und der von der Anmut der Frauen, ihrer Liebe, vor allem ihrem Liebesleid und ihrer Klage an der Leiche des Geliebten berichtet.« (Grewe 1982, S. 171f.) Die angeblichen Übersetzungen waren teils echt, teils freie Nachdichtungen, teils gänzliche Fälschungen und übten auch auf Arnim enorme Wirkung aus. (Vgl. Schmidt 2003.) Von den Nachahmungen in England selbst wird Arnim den Reverend John Smith mit seinen Galic Antiquitiies; consisting of a History of
the Druids, particularly of those of Caledonia; a Dissertation on the Authenticity of the Poems of Ossian (Edinburgh 1780) gemeint haben. Diese Gedichtsammlung, in der Smith vierzehn von ihm selbst stammende angeblich ossianische Gedichte veröffentlichte, widmete er der Gälischen Gesellschaft in London, und er verstärkte den (pseudo)wissenschaftlichen Charakter seiner Ausgabe, indem er eine Geschichte der Druiden sowie eine Abhandlung über die Authentizität beifügte. (Vgl. Grewe 1982, S. 174f.) 81–82 die alten 〈...〉 Fragmente 〈...〉 jezt unverändert erscheinen] The Poems of Ossian in the Original Gaelic (3 Bde., London 1807). Auch diese Ausgabe bot jedoch keine authentischen Texte, sondern gefälschte, was erst spät erkannt wurde. (Vgl. Grewe 1982, S. 173.) 83–86 deinen Schlußgesang vom Schneider 〈...〉 von der Hagen 〈...〉 in Stein stechen liesse] Das den ersten Wunderhorn-Band beschließende Lied Des Schneiders Feyerabend und Meistergesang entwickelte Brentano aus einem einstrophigen Lied Georg Forsters, das Arnim mit dem Lied von den drey Beginnen meint. (Vgl. Rölleke in FBA IX/1, S. 703–706.) Die Anspielung auf von der Hagen zielt auf die von diesem mit Büsching 1807 herausgegebene
1130
Zu Nr. 646
Sammlung Deutscher Volkslieder mit einem Anhange Flammländischer und Französischer, nebst Melodien (vgl. Nr. 560,119–129 und Erl.). 86–87 Einfügungen in dem Wettstreite zwischen Wein und Wasser] Mit Brentanos Einfügungen in das Streitgedicht Vom Wasser und vom Wein im zweiten Band des Wunderhorns sind vmtl. die Zusatzstrophen und sonstigen Zusätze entweder zu den beiden handschriftlich vorliegenden Liedtexten oder nur zu einem von ihnen gemeint, die Rölleke (FBA IX/1, S. 74–78) als Nebenquellen zu einer verschollenen Hauptquelle aufgefaßt hat in der Annahme, diese sei Brentano von Arnim vermittelt worden und verschollen. Diese Annahme beruht jedoch auf der überholten, durch Steig (1894, S. 31) tradierten Voraussetzung, der fiktive Arnimsche Brief aus München vom 12. Februar 1808, in dem die Schlußstrophe des Liedes zitiert wird, sei echt und bereits am 12. Februar 1802 geschrieben. Vgl. Nr. AII.28. 87–88 der Christian erkannte] Christian Brentano vmtl. während des Marburger Aufenthalts Arnims und Brentanos Anfang Januar 1808. 96–97 Cicero de officiis] Über die Pflichten, letztes Werk Ciceros (44 v. Chr.) in drei Büchern; bereits Lektüre Arnims während seiner Schulzeit (vgl. Friedrich von Raumer an Arnim, 14.–18. August 1797; WAA XXX, Nr. 50,18–19). 98 gemein] Gewöhnlich, aber mit mancherley Einschränkungen und Nebenbegriffen, vor allem mit dem Nebenbegriffe des Mittelmäßigen oder Schlechten (Adelung 1793–1801, Bd. II, Sp. 548). 99 geh darüber nicht so leicht hinweg] Wie Nr. 636,83–84. 104–105 Solltest Du 〈...〉 Dein Geld brauchen] Das Honorar für das Wunderhorn, das Brentano zufolge Nr. 636,81–85 erst nach Beendigung des gesamten Projekts von Zimmer erwartete. 110–111 Görres wird 〈...〉 an Dich schreiben.] Ein entsprechender Brief ist nicht bekannt. 113–114 Schwarz 〈...〉 den Grimm entführen wollen] Friedrich Heinrich Christian Schwarz hatte den jungen Albert Ludwig Grimm, der bei ihm Theologie studierte, in seinem privaten Heidelberger Pädagogium untergebracht und als Hauslehrer in seinen Familienkreis aufgenommen. Zugleich war Grimm ein von Brentano geschätzter fleißiger Mitarbeiter am ersten Band des Wunderhorns. Im Spätsommer/Frühherbst 1806 verließ er jedoch plötzlich Heidelberg, und im September übernahm er das Rektorat der reformierten Lateinschule in Weinheim. (Vgl. Reimers 1985, S. 12–18.) Möglicherweise hatte Brentano Grimm »abzuwerben« versucht, »um dessen Arbeitskraft uneingeschränkt nutzen zu können«, woraufhin Schwarz Grimm »vom Fleck weg« nach Weinheim vermittelte, »um ihn so vor dem Einfluß des unberechenbaren Brentano zu bewahren. Hierfür spricht auch der Umstand, daß Schwarz die Verbindung mit seinem
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Zu Nr. 646
Schützling in Weinheim weiter aufrecht erhielt und ihm die Wege auf mannigfache Weise ebnete.« (Ebd., S. 17.) 114 Voß das Haus] Vgl. zu Nr. 629,35–36. 114 Schreiber die Ehre] Brentano war zunächst ein fleißiger, teils anonymer Beiträger zu der seit Anfang Juli 1806 von Aloys Schreiber in Heidelberg herausgegebenen Badischen Wochenschrift zur Belehrung und Unterhaltung für alle Stände (vgl. Rölleke 1973), und vmtl. bezieht sich Arnims Mitteilung auf diese Mitarbeit. Insbesondere kann ein Versuch Brentanos gemeint sein, seinem Brief an den Herausgeber über das Sprichwort: Dir geht es wie dem Hündlein von Bretten, der am 18. Juli 1806 erschienen war, eine fingierte Leserzuschrift folgen zu lassen, die er selbst mit verstellter Hand geschrieben hatte. Unterschrieben ist sie von einer gewissen Susanna Emilia Immergrün, deren karikaturistisches Porträt im Halbprofil, eine Bleistiftzeichnung, dem Manuskript auf einem besonderen Blatt beiliegt. Eine Veröffentlichung dieses ironischen Textes hätte Schreibers Seriosität als Herausgeber der Wochenschrift beeinträchtigt. (Vgl. Härtl/Härtl 2009.) 114–115 Thümchen das Bild] Die Annahme Steigs (1894, S. 360), gemeint sei der badische Historiker, Bibliothekar und Archivar Karl Georg Dümge (Dümge´), der seit 1805 Privatdozent in Heidelberg war, ist wenig wahrscheinlich, denn Kontakt Arnims, Brentanos und ihres Heidelberger Bekanntenkreises zu ihm ist nicht belegt. Da die von Arnim angedeuteten Beziehungskrisen zu Schwarz, Voß und Schreiber in den Sommer und Herbst 1806 fallen, liegt die Vermutung nahe, daß es auch zu derjenigen mit Thümchen in jener Zeit kam, und da sie mit einem Bild zusammenhing, ist anzunehmen, Thümchen sei der Spitzname einer Person, die mit Bildern zu tun hatte, ein Maler oder Kunstsammler insbesondere. Eine solche Person, die zu Brentano in der fraglichen Zeit nähere Beziehungen hatte, war der Landschaftsmaler und Kupferstecher Johann Georg Primavesi. In einem Brief vom 24. August 1806 teilte er Brentano mit:
Vor einigen Tagen schrieb ich Zimmer, er mögte Sie bitten, mir, so bald v. Reizenstein in Heidelberg sei, gefälligst Nachricht zu geben, um die Gelegenheit nicht zu versäumen, unsern Plan außzuführen (DjBr Nr. 1319). Der badische Kabinettsminister Sigmund von Reitzenstein war von Spätherbst 1806 bis Mai 1807 Kurator der Universität. (Vgl. Wolgast 1987, S. 49f.) Mit dieser Funktion des für Neuerungen aufgeschlossenen Reitzenstein wird der Brentano/Primavesische Plan in Zusammenhang gestanden haben. Er kann mit dem seit 1803 belegten Bestreben Primavesis verbunden gewesen sein, an der Heidelberger Universität Vorlesungen halten zu dürfen und ihr seine schöne Kupferstich∧sammlung zu vermachen. (Arnim an Goethe, 1. April 1808; Nr. 712,68–69; vgl. Erl. dazu.) Wahrscheinlicher ist jedoch, daß es um
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Zu Nr. 646
eine Fortsetzung der im Selbstverlag erschienenen XII Ansichten des Heidelberger Schlosses geäzt und herausgegeben von Georg Primavesi / XII Vues du Chateau de Heidelberg grave´es a` l’eau forte et publie´es de George Primavesi (Mannheim [1805]) ging. Im Vorwort (S. I) hatte Primavesi angekündigt: Auf Ostern 1806 sollen d r e i A n s i c h t e n v o n H e i d e l b e r g erscheinen, 〈...〉 nach diesen einige Abbildungen der reizendsten Umgebungen der Stadt, und hierauf die schönsten Parthieen des romantischen Neckarthals. Die angekündigten drei Ansichten waren Ende April/Anfang Mai 1806 bei Mohr und Zimmer herausgekommen, wie Brentano damals an Arnim berichtete (WAA XXXII, Nr. 449,358–360). Von einer Einleitung, die Brentano vmtl. für eine weitere Fortsetzung schreiben wollte, ist lediglich ein fragmentarisches Manuskript überliefert (vgl. Rossmann 1941), und daß sie nicht zustande kam, wird an dem Zerwürfnis wegen des ominösen Bildes gelegen haben. Dieses Bild wird eines aus der Primavesischen Kupferstichsammlung oder – wahrscheinlicher – von der Fortsetzung der XII Ansichten gewesen sein. Der Spitzname Thümchen kann Diminutivform von Tummel oder Tümmel sein, womit u. a. Geräusche benannt wurden, die durch Stimmen oder unbestimmte Bewegungen verursacht werden (vgl. DWb XXII, Sp. 1718f.) – so auch in dem Lied Die Schmiede im zweiten Band des Wunderhorns (FBA VII, S. 76) –, doch wurde auch ein Rausch als Tummel bezeichnet (vgl. DWb XXII, Sp. 1720). Nicht auszuschließen ist eine Substantivierung von tumm (als Nebenform von dumm), und der Brief Primavesis an Brentano vom 24. August 1806, in dem der Schreiber hauptsächlich ein Stiefelwachsrezept mitteilt, für dessen Vortrefflichkeit er sich verbürgt (DjBr Nr. 1319), läßt eine solche Vermutung ebenso zu wie Sulpiz Boissere´es Tagebuchnotiz vom 20. September 1815 über einen Aufenthalt mit Goethe in Darmstadt auf der Reise nach Heidelberg: Beim Nacht-Essen Primavesi – spricht dummes über Decora-
tionen usw, rühmte seinen Mondschein mit künstlichem Mond – will auch eine künstliche Sonne aufs Theater bringen: eine Glas-Kugel mit altem Rheinwein. Weil keine gefärbte Flüssigkeit so prächtig, klar usw. sey. Ironie hilft nichts gegen ihn. (Weitz 1978–1995, Bd. I, S. 273.) 115 Kreutzer die Günterode] Friedrich Creuzer warnte Caroline von Günderrode vor ihrem Freitod (26. Juli 1806) zwar, was die Brentanos anlangt, insbesondere vor Bettina, hielt aber auch den Einfluß der ganzen Familie und Clemens’ für verderblich. Am 11. Mai 1806: Hätte sie Mut, so hättest Du dich
längst schon gegen jedes Eingreiffen der Br〈entan〉ischen und S〈avign〉yschen Familie in Dein e i g e n s t e s (verstehe mich recht), in Dein i n n e r e s Leben 〈...〉 verschlossen. 〈...〉 So aber hörest Du noch 1133
Zu Nr. 646
immer die B〈ettina〉 an, die Du doch selbst schwazhaft nennst – und die i c h eine Kokette nenne 〈...〉 und dieses ganze Haus, herrschsüchtig und eitel wie es ist, was hat es von jeher anders gewollt, als Dich b e h e r r s c h e n und v e r r a t h e n ! (Preisendanz 1912, S. 266.) Am 23. Mai 1806: Bedenk auch, daß Clemens in Frankfurt ist und triff Anstalten gegen ihn. (Ebd., S. 303.) 115 u. s. w] Vgl. Friedrich Creuzer an Savigny, 15. September 1806: C l e m e n s hat 〈...〉 auch sich neulich mit K a s t n e r , bei dem er Collegia hörte, veruneinigt. (Dahlmann 1972, S. 189.) Gemeint ist der Chemiker Karl Wilhelm Gottlob Kastner, dessen Vorlesungen Brentano im ersten Halbjahr 1806 besuchte und den er zunächst sehr schätzte. (Vgl. Brentano an Arnim, 18.-etwa 22. März 1806 sowie Ende April/Anfang Mai 1806; WAA XXXII, Nr. 435,143–148 sowie Nr. 449,144–151.) 115–116 daß du alle Bekannte als Karikatur gezeichnet] Entsprechende Zeichnungen Brentanos sind nicht überliefert – mit Ausnahme des fingierten Porträts Susanna Emilia Immergrüns (vgl. zu Z. 114), für das eine reale Heidelbergerin anregend gewirkt haben kann. 130 nach Trages Schlangenbad und Winkel eingeladen] Nach Trages von Savigny, dem das Gut in der Nähe Hanaus gehörte, nach dem Badeort Schlangenbad im Taunus und nach Winkel im Rheingau, wo Franz und Georg Brentano ein Gut erworben hatten, von den Brentanos. 131–132 Horstigs 〈...〉 Schloß Miltenberg 〈...〉 Nachricht davon] Die Mildenburg in Miltenberg war 1803 in den Besitz des Fürsten Carl Friedrich Wilhelm zu Leiningen gekommen, der sie zum Verkauf angeboten hatte. Vgl. Brentano an Savigny, zwischen 11. und 14. Juni 1806: das Schloß von Miltenberg das 〈...〉 bewohnbar ist eine Menge Gärten, Weinberg und wiessen und Höfe hat 〈...〉 ist um höchstens 12 a 1300 Gulden feil, 800 sind geboten. Das wäre ein herrliches Besitzchen (DjBr Nr. 1256). 1808 erwarb der Theologe Carl Gottlieb Horstig die Burg, auf die er mit seiner Familie von Heidelberg übersiedelte. Vgl. Nr. 708,25–33 und Erl. sowie den Morgenblatt-Artikel (Nr. 60 vom 10. März 1808):
Die Familie Horstig. In einer der schönsten Gegenden des südlichen Deutschlandes, zu Mildenberg am Mayn, zwischen Aschaffenburg und Würzburg, wird mit anbrechendem Frühlinge, auf dem dasigen Schloße, welches in seiner Lage mit dem Heidelberger so viele Aehnlichkeit hat, die in dem Morgenblatte öfters schon erwähnte Familie H o r s t i g sich niederlassen. Ihr unbestrittner Sinn für alles, was Kunst und Natur Vortreffliches erzeugte, wird auf diesem Punkte sich eine Sphäre bilden, 1134
Zu Nr. 646
worin allen Personen, deren Talente mit ihrem Streben, sich andern mitzutheilen, in eine nähere Berufung kommen, mehr als in irgend einer andern Bildungssphäre wohl seyn wird. Das Mildenberger Schloß wird auf den ehrwürdigen Trümmern der Vorzeit junge Pflanzen schirmen, und ihr gedeihlichstes Wachsthum zu seiner Verschönerung befördern. Den Bildungsfähigen beyderley Geschlechts, die unter dem Verlangen nach einer bessern Behandlung ihrer Fähigkeiten groß geworden sind, wird es seine Thore öffnen, und alles darbieten, was den Geist für das Große und Edle empfänglich machen, und die Bekanntschaft mit Sprachen und Wissenschaften unterhalten kann. Die sich einer feinern Ausbildung des Schönsten im Menschen erfreuen, werden Wohlgefallen daran finden, den Feinsinnigen und Kunstliebenden, denen etwas daran gelegen seyn könnte zu wissen, daß ihnen die Aufnahme im Mildenberger Schloße zu Gunsten der freysten Entwicklung ihrer schönsten Anlagen auf alle nur mögliche Weise erleichtert werden solle, frühe Kunde zu geben, und sie zu veranlassen, sich an den Consistorialrath H o r s t i g in Mildenberg selbst zu wenden. 135–138 Deine Aufträge an die Rudolphi 〈...〉 Aufenthalt des Mädchens] Vgl.: Nr. 631,38–41; Nr. 637,101–105. 147–148 sie ist kein Hamelscher Rattenfänger] Also niemand, der Kinder anlockt und in einen Berg führt. Das von Arnim bearbeitete Lied Der Rattenfänger von Hameln bereits im ersten Band des Wunderhorns. 154–155 Was machen die Romanzen aus dem Dänischen?] Die von Wilhelm Grimm übersetzten Altdänischen Heldenlieder, Balladen und Märchen erschienen erst 1811, doch war Ende Dezember 1807 daran gedacht, einige gute Romanzen ins Wunderhorn aufzunehmen (W. Grimm an Savigny, 18. Dezember 1807; Schoof 1953, S. 33). Vgl. Nr. 683,55–56 und Erl. 155 Hat er an Tieck 〈...〉 geschrieben?] Gemeint ist Jacob Grimm, der erst am 18. April 1808 an Ludwig Tieck schrieb (Stengel 1910, S. 152–155). Dieser hatte Arnim am 20. Dezember 1807 um Auskunft über das anonym erschienene, von Thomas Kyd verfaßte altenglische Drama The Spanish Tragedie und weitere Stücke der Zeit gebeten (vgl. Nr. 618,74–81 und Erl.), und da Arnim Tiecks Brief einen Tag vor seiner Abreise von Kassel erhielt (vgl. Nr. 662,3–4), übermittelte er dessen Bitte Jacob Grimm, der darüber mit Georg Friedrich Benecke, Extraordinarus der Göttinger Universitätsbibliothek und Spezialist für englische Literaturgeschichte, korrespondierte, weshalb sich sein Brief an Tieck, dem er ausführlich und gewissenhaft Bericht erstattete, verzögerte. Tieck nahm das Stück in sein Alt-Englisches Theater (1811) nicht auf, und die Grimmsche Information ist darin nicht eingegangen.
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Zu Nr. 646
156–157 Wie kannst Du Dir Reichardts Einfluß 〈...〉 Tieck 〈...〉 anstellen könnte] Vgl. Nr. 631,24–45. 159 König] Je´roˆme Bonaparte. 179 Der Druck geht langsam] Vgl. Nr. 608,50–53 und Erl. 181 Der Kupferstecher] Adam Weise. 182 was du schickst für die Kinderlieder] Vgl. Nr. 636,69–71. 183 an dem ersten] Am Haupt-Stichtitel des zweiten Wunderhorn-Bandes nach einer verschollenen Zeichnung W. Grimms die Brentano an Zimmer geschickt hatte. Vgl. Nr. 629,71–74 und Erl.
646.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 6. Februar 1808, Sonnabend DV: H. B: Vgl. Nr. 636, 637, 640. H: Vgl. AIII.
A: −.
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 646.
647.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 6. und 7. Februar 1808, Sonnabend und Sonntag
DV: H. B: Nr. 639, 641. A: Nr. 649. H: FDH 7242. – 1 Dbl. ca. 224 x 184 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet Ku ca. 98 x 120 mm; Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 114 v, aoRr: 1808 24 2v auRl: 7242 Kur aoR spätere Notiz Bettinas: Heidelberg, 6 Febr 8 Kuv auR: zu 24. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; 1 Portozeichen. Datierung: Arnim, der den Brief am 6. Februar abends begann, setzte ihn am nächsten Tag nach einer die Unterbrechung bezeichnenden Linie mit neuem Schreibansatz (Z. 39) fort. D1: Steig 1913, S. 80–82; datiert: 6. Februar. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); datiert: 6. Februar.
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Zu Nr. 647
D3: Betz/Straub 1986, S. 134–137 (Nr. A23); datiert: 6. Februar. D4: DjBe Nr. 304.
Varianten 8 genug] aus und 12 Unterricht] h aus 〈x〉 ri aus u 21 verstehn.] . aus , 39 Ich] neuer Schreibansatz 41 an der] aus wo 47 der Hand des] der nachträgl. idZ Hand des üdZ eing. 58 und soll nur zeigen] üdZ eing.
Erläuterungen 6–7 Was erzählst Du mir vom Tode] Vgl. Nr. 639,43–49. 31 wie Antönchen] Vgl. Nr. 639,6–9. 31 Erfahrungsseelenkunde] Psychologische Disziplin der Aufklärung, die von Beobachtungen und deren Interpretation ausging. Besonders bekannt war die von Karl Philipp Moritz herausgegebene Zeitschrift Gnothi sauto´n oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde (Berlin 1783–1793). 35 Bücherschanze] Befestigungsanlage aus Büchern. 35–36 wie die Brunhilde 〈...〉 aufhängt] Vgl. Nibelungenlied, 10. Aventiure, V. 649f. 39–50 Ich bin heute einsam den heiligen Berg hinaufgestiegen 〈...〉 das Gesetz, was mehr ist als die Uebertretung.] Subtext der Passage, in der Arnim seine Besteigung des Heiligenberges (440 m) – oberhalb der jetzigen Heidelberger Stadtteile Neuenheim und Handschuhsheim mit keltischer Ringwallanlage – reflektiert, ist der berühmte Bericht Petrarcas von seiner Ersteigung des Mont Ventoux im Jahr 1335 und damit ein Höhepunkt der europäischen Geistesgeschichte. Der von Wingertszahn eruierte Bezug ergibt sich aus der Konvergenz der Briefpassage mit Arnims wohl wenig später entstandenem Text Erweckungen, einer Vorstufe zu seiner erst 1817 erschienenen Rezension von Jung-Stillings Theorie der Geisterkunde, in dem Arnim aus Petrarcas Bericht und Betrachtungen zitiert. (Vgl. Wingertszahn 1990, S. 633–638.) »Petrarca schrickt vor der neu erschlossenen Höhenperspektive auf die Welt zurück und überläßt sich der augustinischen Innerlichkeit und Weltablehnung«; in Arnims Briefpassage hingegen sei Petrarcas »theozentrische Position berichtigt um die Hochschätzung des Menschlichen« (ebd., S. 637). 41–42 Gottes Hand 〈...〉 schreibst] Vgl. Nr. 639,38–40. 51–52 Glauben 〈...〉 werdet ihr sehen] Nach 1 Pt 8.
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Zu Nr. 647
52–54 O ihr armen Eingesperrten 〈...〉 was euch umgiebt] Diese Passage und zwei folgende entsprechen, wie Wingertszahn ebenfalls festgestellt hat, Formulierungen in Arnims fragmentarischer Niederschrift Aus dem Leben Jakob Böhmens, die mit einigen anderen überlieferten Handschriften und einer Partie im Wintergarten von seiner intensiven Beschäftigung mit Leben und Werk des Görlitzer Mystikers zeugt. (Vgl. Wingertszahn 1990, S. 531–550.) In der Briefpassage beklage Arnim »über den konkreten Anlaß der Kritik an Bettina Brentanos Naturenthusiasmus hinaus 〈...〉 die über sich reflektierende Subjektivität, die sich gegen das heilige Alltäglige und die alles umfassende Gottesschöpfung erhebe und möchte ihr Demuth empfehlen« (ebd., S. 542). Vgl. in dem Fragment Aus dem Leben Jakob Boehmens: Alles Ausserordent-
liche muß sich selbst sehr natürlich vorkommen, es trägt eine heilige Achtung gegen das Alltägliche unter seinem Sonntagskleide (ebd., S. 531). 58–61 wie empfänglich ich 〈...〉 in seiner Liebe alle erkennt] Vgl. in dem Fragment Aus dem Leben Jakob Böhmens: Seyd empfänglich für alles
Unmittelbare, was da nichts will, sondern durch sein Daseyn in der Welteinigkeit ganz und vollständig sich ausläst, denn es erkennt alles in seiner Liebe. (Ebd.) 61–62 Gebt dem Keiser 〈...〉 Gottes ist] Mt 22,21. 62–63 macht euch 〈...〉 über sie erhebet.] Vgl. in dem Fragment Aus dem Leben Jakob Böhmens: Erst machet euch allen Menschen gleich, ihr steigt nicht durch eure Kraft über sie hinaus (a.a.O.). 66–69 jeder Baum 〈...〉 Weltathem 〈...〉 daß Früchte kommen] Vgl. Nr. 642,20–21.
647.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 6. und 7. Februar 1808, Sonnabend und Sonntag DV: H. B: Vgl. Nr. 639, 641. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 649.
Erläuterungen Vgl. Nr. 647.
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Zu Nr. 648
648.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 8. Februar 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 652. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6, Bl. 214r–214v. – 1 Bl. ca. 222 x 190 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Hälfte eines Posthornschilds, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 528, aoRr: 1807. 214. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 73. – Flüchtig geschrieben. Datierung: Brentano hat Arnims Brief vom 6. Februar (Nr. 646) noch nicht erhalten, und dieser erhielt denjenigen Brentanos, während er am 12. Februar (Nr. 652) wieder an ihn schrieb. Die Post zwischen Kassel und Heidelberg wird etwa vier Tage unterwegs gewesen sein. D1: Steig 1894, S. 232f.; nicht näher datiert. D2: Steig 1923a, S. 25; TD (Auszug); datiert: Februar 1808. D3: FBA XXXII, S. 28f. (Nr. 494); datiert: kurz vor dem 12. Februar 1808. D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 495–497 (Nr. 108); datiert: ebenso.
Varianten 7
Tenorist und] danach gestr. Schau 12 links] k aus g 12 Nahmen] danach gestr. die Nahmen 13 grösten] danach gestr. Operndichter 15 gestümpert.] . aus , 20 Reichard] R aus s 21 Königsplatz] K aus R danach gestr. über der Galant〈erie〉 22 Palais] danach 27 und] danach gestr. die 35 Testimonia] danach gestr. f gestr. ge 36 laßen.] . aus , 36 dies] ie aus 〈xx〉 41 ist)] danach gestr. s 45 Fragen. – .] danach gestr. der 46 die] ie aus as 46 Romanze] e aus en 46 Frau] danach gestr. Wirthin 53 Passau] ss aus 〈a〉 Erläuterungen 4
begonnenen blauen Ungeheuer] chino (1764), vmtl. nicht fertiggestellt.
Nach Gozzis Komödie Il mostro tur(Vgl. Nr. 679,29–43.) Im Oktober 1808, kurz vor Reichardts Weggang von Kassel, wurde dort eine andere Komposition von ihm aufgeführt. (Vgl. Nr. 885,44–46 und Erl.) 8–14 auf der Königin Geburtstag 〈...〉 Nahmen der 〈...〉 Schauspieldichter 〈...〉 Opern Musicker] Am 21. Februar, dem Geburtstag Katharina Bonapartes, wurde das umgebaute Kasseler Theater wiedereröffnet, jedoch weder mit Reichardts Singspiel Lieb und Treue (1800) noch mit seiner Vertonung von
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Zu Nr. 648
Goethes Jery und Bätely (1790/91), sondern mit Le partie de chasse de Henri IV., einem älteren französischen Stück, mit einem Prolog von Aurore Bursay und Musik von Reichardt. Vgl. Korrespondenznachricht aus Kassel, März 1808, im Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 77 vom 30. März 1808 (S. 308): R e i c h a r d t , welchem wir die Komposition des von Mad. Au-
rore B u r s a y verfaßten Prologs auf das Geburtsfest der Königin verdanken, ist unermüdet mit der Umwandlung unsers Theaters beschäftigt; das Orchester hat unter seiner Aufsicht schon unendlich gewonnen, das Innere des Hauses ist bequemer eingerichtet, und neu und glänzend dekorirt worden, zu welchem Ende die Vorstellungen einige Wochen mußten ausgesetzt werden. Genaueres zur Umgestaltung in einer späteren Kasseler Korrespondenznachricht in der Leipziger Zeitung für die elegante Welt, Nr. 88 vom 2. Juni 1808 (Sp. 704): Das Aeußere des Kasselschen Schauspielhauses fand ich ganz verändert. Die ehemalige herrschaftliche Loge, dem Theater gegenüber, ist in eine Art Amphitheater, zum Gebrauche der Privatpersonen, verwandelt, und die Königliche ist neben dem Theater links angebracht. 〈...〉 An die Stelle der Uhr, die sonst, etwas unästhetisch, über dem Theater zu sehen war, ist das Königl. Wappen getreten. Ein einziger, äußerst großer Kronleuchter erhellt alle Logen sehr schön. Ein neuer Vorhang ist dem Theater gegeben. Ein blaues Feld mit Sternen, hat in der Mitte eine große, mit Lorbeerzweigen umgebene Leier, und am Rande die Namen berühmter Theaterdichter nebst einigen der vorzüglichsten Komponisten. (Vgl. auch: Theatralische Neuigkeiten aus Cassel im Journal des Luxus und der Moden, Weimar, März 1808, S. 222–224; Cassel in seinem neuen Leben vom 2ten Februar bis zum 16. März, ebd., April 1808, S. 267–274; Friemel 2008, S. 453f.) Die auf dem Vorhang angebrachten Dramatiker- und Musikernamen werden nirgends mitgeteilt. 16 deine Idee man thue nur fürs Franz Theater] Vgl. Nr. 629,106–112. 23–25 Stelzer sein Schwiegersohn 〈...〉 kömmt nach Halle, als procureur beim Kriminal] Reichardts Schwiegersohn Christian Friedrich Bernhard Steltzer, zuvor Kriminalrat in Hildesheim, wurde Prokurator beim Tribunal der ersten Instanz in Halle. (Vgl. Moniteur Westphalien, Nr. 25 vom 23. Februar 1808.) 25–26 Alberti und Laroche 〈...〉 nicht einigwerden konnen] Vgl. Nr. 636,9–12. 26 Estafette] Ein außerordentlicher reitender Bote. 26–27 Bülow ist Tresorier ge worden] Hans von Bülow machte sich um die Organisation des westphälischen Staatsschatzes und die Aufhebung aller Steuerbefreiungen verdient und wurde am 8. Mai 1808 zum Finanzminister ernannt. – Tre´sorier: Zahlmeister.
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Zu Nr. 648
27 zum plaisir] Zur Unterhaltung. 31–36 Ich habe Zimmer 〈...〉 wegen 〈...〉 Gautier 〈...〉 übersetzen?] Zufolge Brentanos von etwa 20.–22. Januar an Zimmer geschriebenem Brief (FBA XXXII, S. 14; datiert: vor dem 25. Januar) hatte sich ein junger Heidelberger Bekannter Gaultier brieflich mit der Frage an ihn gewandt, ob er ihm eine Anstellung in Kassel vermitteln könne, und daraufhin teilte Brentano Zimmer mit, in Anbetracht von Reichardts Theaterdirektion komme eine Tätigkeit als Deutsch-Französisch-Übersetzer dramatischer Texte infrage. Wenn der junge Bekannte Brentanos während dessen Aufenthalt in Heidelberg studiert hat – und das ist wahrscheinlich –, dann kann es zufolge der Heidelberger Matrikel nur Jacob Gauthier gewesen sein, der aus Nancy stammte und am 28. Oktober 1804 als stud. phil. immatrikuliert wurde (Toepke 1903, S. 384) – einer von 19 Immatrikulierten, die seit 1724 als Juden verzeichnet wurden (ebd., S. 1). Ob bzw. wie Gau(l)t(h)ier auf Brentanos Vorschlag reagierte, ist nicht bekannt. 35 Testimonia] Zeugnisse. 38–42 Kinderlieder 〈...〉 Titel komponirt 〈...〉 die zu hören] Der Kinderlieder-Anhang des Wunderhorns erschien mit einem von Brentano komponierten Titelkupfer sowie mit einem ebenfalls von ihm vorgeschlagenen, ebenfalls synkretistischen Stichtitel, beide ausgeführt von Ludwig Emil Grimm. Brentano beschreibt seine Idee des Titelkupfers, die entsprechend seiner Vorstellung ausgeführt wurde. In der Bildmitte befindet sich eine Kapelle, in der Maria unterhalb des Jesuskindes ruht, wie dieses eingewickelt, während Joseph neben ihr sitzt. Über dem Jesuskind leuchten Stern und Mond, schauen Ochs und Eselein herein. Bildvorlage war die Abbildung einer Gemme mit der Darstellung der Geburt Christi in Jacopo Sannazaros Del parto della Vergine Libri tre, herausgegeben von Antonio Francesco Gori (Florenz 1740). Brentano nutzte diese Bildvorlage auch für eine Abbildung zu seiner Übersetzung des italienischen Volksliedes La Zingara, die in der Zeitung für Einsiedler Nr. 9 vom 30. April 1808 erschien. (Vgl. Nr. 695,24–31 und Erl.) Für die Darstellung der beiden Kinder, die links und rechts unterhalb der Kapelle musizierend an einem Wasserfall sitzen, hielt er sich an Philipp Otto Runges 1807 erschienenen Kupferstich Der Morgen. (Vgl. FBA VIII, S. 238f. [Abb.] und Erl. von Rölleke FBA IX/3, S. 411–415.) Den Stichtitel erläuterte Brentano Arnim im Brief vom 1. März 1808 (Nr. 679,62–84). 45 Lied von Adams Erschaffung] Vgl. zu Nr. 631,53–55. 46–49 die Romanze Drei Mörder 〈...〉 von Friedericke Mannel erhalten] Unter dem Titel Inkognito mit dem Incipit Es kamen drey Diebe aus Morgenland / Die gaben sich für drei Grafen aus im zweiten Band des Wunderhorns nach einer Einsendung der Pfarrerstochter Friederike Mannel.
1141
Zu Nr. 648
Diese Einsendung verdrängte eine Arnim und Brentano früher bekannte, verschollene Handschrift. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 320–322.) 49 den Sekendorf Almanach] Vgl. Nr. 598,53–55 und Erl. 49–50 Dozen schrieb die Lieder seien uns] Vgl. Nr. 627,102–105 und Erl. 50 von Hagen 〈...〉 angekündet] Kein Almanach, sondern die Edition Deutsche Gedichte des Mittelalters. Erster Band (Berlin 1808), von Friedrich Heinrich von der Hagen gemeinsam mit Johann Gustav Gottlieb Büsching herausgegeben. Als Sammlung Altdeutscher Gedichte angezeigt u.a. im Literärischen und artistischen Anzeiger zum Freimüthigen, Nr. 1, 1808 (S. 3f.). 1820 und 1825 folgte der zweite Band in zwei Teilbänden. 51 Tiroler Sammler] Vgl. zu Nr. 608,13. 51–54 zweiten Band 〈...〉 Reise durch Salzburg 〈...〉 Lied vom eingemaurten Kaiser 〈...〉 vom Graf Spauer aus Wetzlar.] Brentano meint den zweiten Band der anonym erschienenen, von Friedrich Franz Joseph von Spaur verfaßten Nachrichten Ueber das Erzstift Salzburg nach der Säkularisati-
on. In vertrauten Briefen über seine ehemalige und gegenwärtige Verfassung u. Einkunfte, über die Gegenden seines flachen Landes 〈...〉 (Passau 1805). Darin ein von Spaur humoristisch gestaltetes Lied, das die mit dem Untersberg bei Salzburg verbundenen Sagen zusammenführt, darunter diejenige von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, der in dem Berg schlafe: Eine Hi-
storia vom Untersberg, und was sich darin mit einem Ritter hat zugetragen, und wie der Ritter ein Mönch wird, mit Fleiß in hochteutsche Reimlein übernommen. Das Lied, von dem Arnim enttäuscht war (vgl. Nr. 672,38–40), kam nicht ins Wunderhorn. Brentano hatte das Buch Spaurs bereits in einem vmtl. zwischen Mai und Ende 1805 an einen unbekannten Empfänger gerichteten Billett (DjBr Nr. 1075) zu erhalten gesucht.
649.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 9. und 10. Februar 1808, Dienstag und Mittwoch
DV: H. B: Nr. 647. A: Nr. 651. H: FDH 7402. – 1 Dbl. ca. 224 x 193 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: FHF. Beilagen: »Ein Moos liegt noch in einem der Couverts.« (Steig 1913, S. 87.) Es liegt nicht mehr darin. Fremdeinträge: 1r aoRl: 176 v 2v auRl: 7402/1.
1142
Zu Nr. 649
Besonderheiten: FDH 7402 sind Nr. 649, 653 und 654 als e i n Brief verwahrt. Datierung: Bettina erhält am Tag, an dem sie den am Vorabend abgebrochenen Brief fortsetzt, denjenigen, den Arnim am 7. Februar beendet hat, und Arnim bekommt den Brief Bettinas, während er vmtl. am 12. Februar wieder an sie schreibt. Die Briefe werden zwei Tage unterwegs gewesen sein. D1: Steig 1913, S. 85–89; mit Nr. 652; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); nicht näher datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 142–144 (Nr. B18); mit Nr. 653 und Nr. 654; datiert: Anfang Februar. D4: DjBe Nr. 305.
Varianten 6 erschienen] davor gestr. 87 moosigen] üdZ eing.
f
26
wehrend ich]
danach gestr.
ist
Erläuterungen 37 in Norden] Nach Königsberg zu Auguste Schwinck. 59–60 heilichen Berg] Vgl. Nr. 647,39–40 und Erl. 72 Mein Lied aus dem Faust] Gretchens Gebet Ach neige du Schmerzenreiche, wie aus Bettinas Brief an Goethe vom 31. Januar 1808 erhellt: Ich
bin in Compositionen von Faust versunken gestern schrieb ich das Lied »Ach neige du schmerzenreiche« (DjBe Nr. 296). Zugrunde lag Faust. Ein Fragment (vgl. zu Nr. 634,57). Bettinas Vertonung konnte in Goethes Notensammlung (GSA Sign. 32/75) ermittelt werden (vgl. Moering 1998 mit Faksimile). »Die Gesangsstimme zeigt einen anderen Charakter als die Melodien, die aus Bettines Frankfurter Zeit sonst bekannt sind. 〈...〉 Nicht nur die Spitzentöne, die ›tessitura‹, die Gesangslage insgesamt, erfordert eine Sopranstimme. Der dramatische Schwung dieser Melodie zeigt eher den Charakter einer Opernarie als den eines Liedes. So ist dies eine Rollenkomposition für das verzweifelte Gretchen.« (Ebd., S. 17.) 74 Claudine schreibt] Nicht überlieferter Brief Claudine Piautaz’ aus Kassel, zwischen 2. und 8. Februar 1808 (DjBe Nr. *300). 87 zum moosigen Andenken] Vgl. Beilagen.
1143
Zu Nr. *650
*650. Von Johann Gustav Gottlieb Büsching nach Heidelberg Berlin, vmtl. zweites Drittel Februar 1808 B: −. A: −. Beilagen: Anzeigen der von Büsching mit von der Hagen 1807 herausgegebenen Sammlung Deutscher Volkslieder mit einem Anhange Flamm-
ländischer und Französischer, nebst Melodien. Besonderheiten: Von Arnim am 24. Februar (mit Nr. 668) an Brentano geschickt. Datierung: Da Arnim den Brief noch nicht am 18. (mit Nr. 660), sondern erst am 24. Februar an Brentano weiterschickte, wird er zwischen 18. und 24. bei ihm eingetroffen und folglich im zweiten Februardrittel in Berlin geschrieben sein.
651.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 12. Februar 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 645, 649. A: Nr. 653, 654. H: FDH 7243. – 2 Dbl. (I, II) je ca. 228 x 188 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 100 x 125 mm. – Fleckig. − WZ: I + II: C & I HONIG. Beilagen: Büschel vom Königstuhl. (Vgl. Z. 113–114 und Erl.) Fremdeinträge: 1r aoRl: 175 v-e, aoRr: 25 2v auRr: 7243 Kur spätere Notiz Bettinas: Heidelberg 12 Febr 8, Kuv auRr: zu 7243. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 82–85. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 137–141 (Nr. A24). D4: DjBe Nr. 308.
Varianten
Heidelberg 〈...〉 d* 12. Feb 8.] nachträgl. 10–11 Du Dich] aus du dich 24 Beste] B aus b 37 in] üdZ eing. 39 verstanden] st aus m 44 ich achte und die] üdZ eing. 49 wäre] über gestr. ist 55–56 Es 63 ich] üdZ eing. 63 beist 〈...〉 zustande gekommen.] üdZ eing. schränke] am Schluß gestr. t 74 und] aus 〈xxx〉 79 nach seinem 86 machen;] danach gestr. weist Du Willen lieb] üdZ eing. 1–2
1144
Zu Nr. 651
93–95 und wirst 〈...〉 Schlegel] üdZ 111 113 alles Unzarte gut machen und] üdZ eing.
Weil]
neuer Schreibansatz
Erläuterungen 5–7 »Gelt heute bin ich 〈...〉 von Holz!«] Vmtl. mündliche Äußerung; nicht in den überlieferten Briefen Bettinas an Arnim. 8 werde 〈...〉 Sturm genannt] Vgl. Nr. 645,58. 14 Mahler 〈...〉 Mahliaden] Wortspiel mit Meliaden (Baum-, insbesondere Eschennymphen der griech. Mythologie). 28 Rauhkopf] »bei den bürstenbindern runde bürste an einer langen stange, womit von decken und wänden der staub abgekehrt wird« (DWb XIV, Sp. 274). 33–34 So äusserte ich 〈...〉 Verwunderung 〈...〉 von der Günterrode sprachst] Vgl. Arnim an Bettina, 27. und 30. August 1806 (WAA XXXII, Nr. 477,35–60). 34 Tieck vielleicht nicht] Als Tieck sich zwischen 11. und 15. September 1806 in Frankfurt aufhielt und Bettina kennenlernte – nach dem Freitod der Günderrode am 26. Juli 1806. 35 fing mit mir davon an] Während Arnims Aufenthalt in Sandow am 3./4. Oktober 1807. 42–44 daß sie in sich 〈...〉 herrlich macht.] Vgl. Nr. 645,72–74. 45–46 der Schlosserschen 〈...〉 wegnehmen soll] Vgl. Nr. 645,70–72. 55–56 in der Druckerey 〈...〉 nichts zustande gekommen.] Beim Druck des zweiten Wunderhorn-Bandes. 60 Kaledonischen Eisberg 〈...〉 (Engelhardt)] Bezug auf einen Brief des Kasseler Architekten Johann Daniel Engelhard vom 8. und 16. Januar 1808 an Bettina in Frankfurt: Es ist mir als hätten Sie sich auf dem Wege der
Erkenntniß von schönem griechischen Lande plötzlich verirrt in erhabene fürchterliche Caledonische Eisgegenden und könnten sich nicht wieder finden, weil Sie einmal irrten, sondern stürzten sich in grausen Wahnsinn, und das macht mir so unendlich bange, weil ich glauben muß, es sey Ihnen selbst schrecklich dabey zu Muthe. (DjBe Nr. 292.) Arnim wird den Brief vor seiner Abreise nach Heidelberg in Frankfurt gelesen haben. – Kaledonien: der nördlich vom Clyde und Firth of Forth gelegene Teil Schottlands. 70–72 Des Ajax Tod 〈...〉 Ulysses 〈...〉 fressen sieht.] Als Ajax’ Schiff auf der Heimfahrt von Troja bei den gyräischen Felsen scheiterte, schleuderte Poseidon ihn auf die Felsklippen, um ihn zu retten. Da der Gerettete aber triumphierend die Götter lästerte, zerschlug Poseidon den Felsen, und Ajax stürzte ins Meer.
1145
Zu Nr. 651
(Homer, Odyssee IV,499–511.) Der in der Höhle des Kyklopen gefangene Odysseus mußte mit ansehen, wie der Riese sechs seiner Gefährten tötete und fraß. (Ebd. IX, 287–370.) 73–74 Dresdner Hof 〈...〉 der Churfürstin vorgestellt wurde] Reminiszenz an Arnims Dresden-Aufenthalt zu Beginn seiner Bildungsreise im November 1801, als er der sächsischen Kurfürstin Maria Amalia vorgestellt wurde. Vgl. Arnim an Louise von Schlitz, vmtl. Mitte November 1801 (WAA XXX, Nr. 180,1–2 und Erl.). 89–90 Regulus 〈...〉 Augen ausgehackt] Der römische Feldherr Marcus Atilius Regulus wurde 250 v. Chr. in der Schlacht bei Tunis von den Karthagern gefangengenommen und als Unterhändler nach Rom geschickt, um einen Friedensschluß zu vermitteln. Er riet jedoch den Römern zur Fortsetzung des Krieges, kehrte nach Karthago zurück und wurde dort zu Tode gemartert. 93 knaupelt] Mühsam an Kleinigkeiten arbeiten. (Vgl. DWb XI, Sp. 1371.) 95 wie ein kleiner Schlegel] Friedrich Schlegel. 111–113 Moos 〈...〉 Andenken] Vgl. Beilage zu Nr. 649. 115 Kaiserstuhles] Königstuhl; 567,8 m hoher Berg oberhalb des Heidelberger Schlosses. 121–122 H. von Trot aus Kassel 〈...〉 geworden] Vielleicht der Kasseler August Heinrich Freiherr von Trott auf Solz zu Imshausen, der allerdings nicht westphälischer Legationsrat am württembergischen Hof in Stuttgart wurde, sondern zunächst im Januar 1808 Unterpräfekt in Eschwege, danach Präfekt des Harz-, schließlich des Werradepartements.
651.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 12. Februar 1808, Freitag DV: H: B: Vgl. Nr. 645, 649. H: Vgl. AIII. Datierung: Analog Nr. 651.
A: Vgl. Nr. 653, 654.
Erläuterungen Vgl. Nr. 651.
1146
Zu Nr. 652
652.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 12. Februar 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 637, 648. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 282r–285v. – 2 Dbl. (I, II); I: ca. 223 x 185 mm, II: ca 230 x 188 mm; 1r–4v 71/3 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: I: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG II: C & I HONIG. Beilagen: Von Nehrlich eingesandtes Lied. Vgl. zu Z. 8–9. Fremdeinträge: 1r aoRl: 539, aoRr: 282 2r aoRr: 283 3r aoRl: 539, aoRm: z. 12. Febr. 1808., aoRr: 284 4r aoRr: 285, im Text über Seckendorfschen Steig: Seckendorf? Im Text Auslassungsmarkierungen (eckige Klammern) Steigs. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 100. – Vereinfachte Wiedergabe von Z. 13–15 (vgl. Abb.). D1: Steig 1894, S. 237f.; TD. D2: Steig 1923a, S. 26; TD. D3: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 73; TD (kurzer Auszug). D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 497–501 (Nr. 109).
Varianten 4 Rhithmus] i aus 〈x〉 6 darüber] ar aus 〈xx〉 12 Eigenthümliches] üdZ eing. 13 verschiednem] m aus n 13 fast] f aus 〈e〉 15 seiner 17 giebst] üdZ eing. Natur 〈...〉 abwechselnd] üdZ ch aus 〈xxx〉 19 Falschheit] F aus 〈O〉 20 im Singen besonders] üdZ eing. 34 enne] nn aus in 35 en] aus ein 36 Augustin] s aus g 40 sich] üdZ 40–41 das entschuldigt 〈...〉 dir unangenehm] üdZ 45 angestellte] a aus 〈V〉 46 aufzuheben] au aus 〈xx〉 47–48 und rein 〈...〉 sich macht] zwischen den Zeilen 48 so] aus ihn 53 finde] e aus en 58–59 Fehler] F aus 〈x〉 65 verschieden] en aus ie 69 immer] imm aus ihm 76 Liebe] L aus 〈S〉 77 nach] danach 82 ankommen] komm aus 〈nehm〉 92 Krähe] üdZ eing. gestr. Kass 101–102 bey Zimmer] üdZ eing. 104 Dein] D aus 〈x〉 109 machen; geschadet] aus machen. – 111 Du] D aus 〈u〉 121 steifes] st aus 〈x〉
1147
Zu Nr. 652
Erläuterungen 3 Herzbruder!] Nach Ulrich Herzbruder, dem Freund des Simplicius Simplicissimus in Grimmelshausens Roman. 4 deinem nordischen und südlichen Rhithmus] Vgl. Nr. 637,29–38. 7–8 Gram über die Auflösung in Prose] Vgl. Nr. 629,64–69. 8–9 beyliegende von Nehrlich mitgetheilte schöne Romanze] Vmtl. entweder das Lied mit dem durchstrichenen Titel Romanze in der von Johann Carl Nehrlich eingesandten sog. Quarthandschrift Heid. Hs. 2110,38, S. 9–11 (Incipit: Es wollt ein Mädel grasen, Quelle für Wär ich ein Knab geboren im zweiten Band des Wunderhorns, in den der durchgestrichene Titel nicht aufgenommen wurde), oder die in derselben Quarthandschrift an späterer Stelle (S. 99–101) mitgeteilte Parallelfassung Es gieng ein Mägdlein frühe, von Nehrlich mit dem Vermerk versehen: Diese Romanze ist neuer als die gleichen Inhalts in voriger Sammlung. (Vgl.: FBA IX/2, S. 59f.; Rother/Schlechter 1992, S. 267 [Nr. 809] und 302 [Nr. 929].) Die Einsendung Nehrlichs wird die von Arnim in seinem am 25. Januar begonnenen Brief an Brentano (Nr. 629,2–10) erwähnte gewesen sein. 25–29 Berliner Gassener Walzerliede auf 〈...〉 Eisenhardt 〈...〉 das ist mein Mann.] Spottlied auf den Berliner Polizeidirektor und Stadtpräsidenten Johann Karl Friedrich von Eisenhart, der als Adjunkt seines Amtsvorgängers 1787 bewirkt hatte, daß die Berliner Polizei die erste eigene Uniform bekam. Gassener (im DWb nicht belegt) vmtl. für Gassenlied bzw. Gassenhauer. Das Lied ist belegt in dem um 1800 erschienenen Fliegenden Blatt Drey schöne
Neue Lieder: Das Erste: Der Mann mit dem Degen, [et]c. ; Das Zweyte: Das Canape ist mein Vergnügen [et]c. ; Das Dritte: Ein armer Fischer bin ich zwar [et]c.; als Rarum überliefert im »Verzeichnis der deutschsprachigen Liedflugschriften digital« der SPK (http://staatsbibliothek-berlin.de/ die-staatsbibliothek/abteilungen/historische-drucke/projekte/vd-lied-digital/, und zwar http://gso.gbv.de/DB=1.60/PPNSET?PPN=818487496; frdl. Hinweis von Tobias Widmaier, Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-
Der mit dem Sabel, der ist mein tausiger Schatz. / Wenn er kei Sabel hätt, wär er mei Schatz auch net; / Der mit dem Sabel, der ist mein Schatz. (Erk/Böhme 1893–1894, Bd. II,
Universität Freiburg). Vgl. das Tanzlied
S. 771, Nr. 1013.) 30–32 Koch Thee Lowischen 〈...〉 geht es herum] Mit dem Titel Koch Thee Louischen a.a.O. (vorige Anm.) viermal überliefert (http://gso.gbv.de/ DB=1.60/PPNSET?PPN=792726537; http://gso.gbv.de/DB=1.60/PPNSET?PPN=796 897794; http://gso.gbv.de/DB=1.60/PPNSET?PPN=812328582 sowie http://stabi
1148
Zu Nr. 652
kat.de/DB=1/XMLPRS=N/PPN?PPN=670071498; zufolge Vermutung von Tobias Widmaier ursprünglich eine Singspielnummer). Der Text im ersten Digitalisat (Fünf schöne Neue Lieder. Das Erste. Koch Thee Louischen.; Das
Zweyte. Edle Zeit von meinem Leben.; Das Dritte. Sag, o Schönste! willst du lieben.; Das Vierte. Ich kann recht sorglos leben.; Das Fünfte. Aufricht’ge Freunde giebts wenig in der [et]c. Berlin ca. 1810) lautet: Koch Thee,Louischen! schenk ein Louischen! Trink aus Louischen! – Zeig her dein Füßchen; zieh an dein Röckchen; schließ auf dein Herzchen; Dralley, dralley, drallala. Koch Thee Louischen! etc. – In der – – straße, da sitzt ein Jude, mit deinen Plundern, der wird sich wundern, dralley, dralley, drallala. Koch Thee Louischen! etc. – Komm her Louischen, gieb mir ein Küßchen; reich mir dein Händchen, und laß dich bänd’gen, dralley, dralley, drallala. Auch erwähnt in Arnims Wintergarten, Siebenter Winterabend: Nachdem der Kreistanz schlangenweis aus war, kamen allerlei gemeine Tänze, Gavotte, Kikebusch, Quadrille und Koch Tee Lowischen (Arnim/W III, S. 311f.). 32–34 Mach die Laden zu 〈...〉 Mädchen muß ich haben.] Nicht ermittelt. 34–35 Und as ick nu hätt enne Koh 〈...〉 Trippeldram hest min Lamm] Zitierte Version nicht ermittelt. Vgl. das Lied Luftschlösser mit der neunten der um immer neue Wünsche erweiterten elf Strophen:
Wenn ich mal ’ne Kuh hab’, Muß ich ein Roß haben Möchte gern wissen, Wie das Roß heißt? Trapp in’s Moos Heißt mein Roß! 〈...〉 (Zuccalmaglio 1840, Nr. 370, S. 665–670, zit. S. 668f.) 36 Ach du lieber Augustin] Tanzliedchen, das um 1800 als Walzlied beliebt war und dessen Melodie sich nicht weiter zurückverfolgen läßt. Die erste Strophe lautet:
O du lieber Augustin, ’s Geld ist weg, ’s Mädel hin! O du lieber Augustin, Alles ist hin! (Erk/Böhme 1893–1894, Bd. II, S. 750f.)
1149
Zu Nr. 652
36 Bald gras ich am Neckar] Im zweiten Band des Wunderhorns mit dem Titel Rheinischer Bundesring. 46–51 im Bayrischen Hiesel 〈...〉 Ueberarbeitung von uns beyden] Der bayrische Hiesel mit dem Incipit Ey du meine liebe Thresel im zweiten Band des Wunderhorns. Abdruck der Quellen in FBA IX/2, S. 266–270, Überlieferungsträger der von Arnim erwähnten Arbeitsschichten sind zufolge Rölleke (ebd., S. 271) nicht vorhanden. 56 Dactylen] Metrische Folge von einer Hebung und zwei Senkungen. 61–62 Probe vom blauen Ungeheuer 〈...〉 von Dir?] Nach Gozzis Il mostro turchino. Vgl. Nr. 648,4 und Erl. 62 Tiecks Ungeheuer im verzauberten Walde?] Tiecks Libretto Das Un-
geheuer und der verzauberte Wald. Ein musikalisches Mährchen in vier Aufzügen (1800) war der Versuch, »gemeinsam mit Reichardt und Iffland eine Oper auf die Bühne zu bringen«, fand jedoch keinen Komponisten, »und Tieck war der Zugang zur Bühne wieder einmal verwehrt« (Paulin 1987, S. 48f.). 72 den Stuhl heiß zu machen] Als Redewendung nicht ermittelt; Konvergenz mit dem Sprichwort der Stuhl brennt mir unter dem Hintern (DWb XX, Sp. 334; Wander IV, Sp. 938, Nr. 32). 72–73 langen Brief über Hulda, Geld, Restauration] Nr. 646. 80 die Zeichnung noch zurückbliebe] Brentano schickte die Zeichnung zum Stichtitel der Kinderlieder am 1. März mit Nr. 679. 100–104 Görres Schriftproben 〈...〉 Titel.] Vgl. zu Nr. 629,88–89; zum Erscheinen Martin 2008, S. 425. 104 Dein Hündlein in Bretten] Brentanos 1806 in der Badischen Wochenschrift erschienener ironischer Brief an den Herausgeber über das Sprichwort: Dir geht es wie dem Hündlein von Bretten. Die Geschichte hatte Brentano Arnim bereits in seinem Brief vom 18. bis etwa 22. März 1806 mitgeteilt. Vgl. WAA XXXII, Nr. 435,180–194 und Erl. 105–109 daß es auf die verschiednen Religionen 〈...〉 einander bekannt zu machen] Die Geschichte vom Hündlein von Bretten wird zufolge Rahmenhandlung dem Herausgeber von einem Hundefreund eingesandt, der jenem mitteilt, er habe sie seiner Nachbarin, einer Katzenfreundin, erzählt, mit der er sich nach der Erzählung noch besser verstanden habe als vorher. Beim erhofften Hochzeitsschmaus, zu dem der Hundefreund den Herausgeber abschließend einlädt, werde nicht nur für alle fromme Hunde, sondern auch für alle beliebte Katzen ein Gedeck offen stehen (Brentano/W II, S. 1024). Aus der Anspielung auf das Verhältnis von Hund und Katze leitet Arnim eine Ironisierung des Religionen-Verhältnisses ab. In seinem fiktiven Brief aus München d* 12 Feb:, der von Brentanos Hündlein von Bretten angeregt ist, setzt Arnim der
1150
Zu Nr. 652
von ihm beanstandeten kontrastierenden Ironie Brentanos eine Ironie der Versöhnung entgegen. Vgl. Nr. AII.28. 112–113 das Schwanzapportieren] Das treue Hündlein, dem der Metzger den Schwanz abgeschnitten hat, apportiert diesen seinem Herrn in dem Korb, in dem er ihm Fleisch bringen sollte. 116 Eisenfeilschwänzen] Anspielung auf die humoristische Manier Jean Pauls mit Bezug auf das Schwanzapportieren sowie vmtl. auf Friedrich Schlegels Fragmente, von denen unter dem Titel Eisenfeile 1801 in den Charakteristiken und Kritiken der Brüder Schlegel eine Auswahl als Abschluß von Friedrich Schlegels Essay Über Lessing erschienen war. 117–118 Seckendorfschen Almanach 〈...〉 schöne Stücke drin sind] Vgl. Nr. 598,53–55 und Erl. 118 von den andre Büchern] Vgl. Nr. 648,50–54 und Erl. 119–121 Beytrag 〈...〉 aus der Chronik der Hohenstaufen 〈...〉 Lied auf Conradin von Schwaben genommen] Das Lied Conradin von Schwaben erschien im zweiten Band des Wunderhorns mit der Herkunftsangabe (Nach der Chronik der Hohenstaufen. S. 492.) (FBA VII, S. 142.) Mit dieser Angabe ist eine handschriftliche Chronik (um 1590) des württembergischen Geschichtsschreibers David Wolleber gemeint; der Titel des in der SPK (Ms. Germ. Fol. 481) verwahrten Manuskripts lautet: Cronica Der Freyherrn Zue ho-
henstauffen Hertzögen Zue Schwaaben Vnd Franckhen Auch Vsser derselben Erfolgte Römische Künig Vnnd Keisern Herkhommen, Vrsprunng, Genealogia, Geschichten, manliche siegreiche Krüegs Thaatten, Ir Leeben, Handlungen, Stifftungen, Abschied vnnd Begräbnüssen, Aller Christseliger gedächtnuß, Nitt allein Ewiger gedennkwürdigster historien, Sonnder auch mehrertheils derselben Nambhafftigsten Abcontraphettunngen, Bildnüßen, allte Klaidungen, Vnd Waphen, Von weiland dem Wolgebornnen herren, Friderichen Freyherrn zue hohenstauffen, Bis vff den durchleuchtigsten Grossmechttigsten Fürsten vnnd herren, herrn Conradinum, den letsten dis Stammen vnd Namens, Zue jerusalem vnd Sicilien etc. Künig, Hertzogen zu Schwaaben etc. Vsser villen glaubwürdigen Historien, Hanndtschrifften, Alltten Freyheiten, Übergaaben, Brieuen, Reimen, Liedern Vnnd Monumenten, Summarischer, ordenlicher vnd vnderschiedlicher weiß Zusammengethragen, Beschriben Vnnd Verferttiget. (Vgl. Hölter 1992, S. 164f.) In diesem Manuskript befindet sich die Textgrundlage der Wunderhorn-Version auf den S. 543–560 (Hölter 1992, S. 170–179). Weitere ermittelte Handschriften von Wollebers Chronik kommen als Überlieferungsträger nicht infrage, doch ist nicht auszuschließen, sondern eher wahrscheinlich, daß für die
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Zu Nr. 652
Wunderhorn-Version
ein verschollenes handschriftliches Exemplar oder eine ebenfalls unbekannte Teilabschrift vorlag, und zwar bereits dem Vermittler des Beytrag〈s〉 unbekannter Hand, dem Arnim den von ihm bearbeiteten Auszug aus der Chronik – nicht diese selbst – zu verdanken hatte. Schon Wolleber wird eine frühere Version mitgeteilt haben. »Wahrscheinlich ist der Text nur einige Jahrzehnte älter als Wollebers Schriften und wurde von einem Gewährsmann im Kloster Adelberg verfaßt. Eine verschleierte Autorschaft Wollebers ist unwahrscheinlich. 〈...〉 Ob das Lied von Wolleber vollständig überliefert oder verkürzt, vermehrt bzw. kontaminiert wurde, ist noch offen. Überarbeitet wurde es von ihm auf jeden Fall.« (Ebd., S. 202f.) Zu Arnims Überarbeitung vgl. ebd., S. 197–202. Ein – wenn nicht d e r – Vermittler war der Gothaer Bibliothekar Friedrich Jacobs; vgl. Friedrich Creuzer an Jacobs, 15. März 1807: Brentano dankt sehr für die Notiz über die Hohenstaufische Chronik 〈...〉 Hierbei ein Billet von ihm an mich, welches eine Bitte an Sie enthält. (Schneider 1914, S. 87.) 124 Jachin und Boaz 〈...〉 Seulen der Freymaurerey] Jachin und Boaz hießen die beiden freistehenden und reich verzierten Bronzesäulen am Eingang zur Vorhalle des Salomonischen Tempels von Jerusalem (Jachin rechts, Boaz links; vgl. 1Kö 7,15–22). In der Freimaurerei gehören Jachin (hebr. aufrichten, befestigen) und Boaz (hebr. Stärke) zu den »denkwürdigen Worten«. (Vgl. Mossdorf 1822–1828, Bd. I, S. 45, 466, Zitat S. 45; Bd. II, S. 110–112; Bd. III, S. 287–296.)
652.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 12. Februar 1808, Freitag DV: H. B: Vgl. Nr. 637, 648. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 354.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 652.
1152
Zu Nr. 653
653.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, Mitte Februar 1808
DV: H. B: Nr. 651. A: Nr. 659, 664. H: FDH 7402. – 2 Bl. (I, II) je ca. 224 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – 2v Siegelreste. − WZ: I: oberer Teil von bekröntem Posthornschild II: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: v, 1v auRl: 7402,1 2r aoRl: v 2v auRr: 7402,1. Besonderheiten: Vgl. Nr. 649. Datierung: Bettina erhielt Arnims Brief vom 12. Februar einen Tag zu späth, wie sie am Schluß mitteilt. Sie wird umgehend geantwortet haben. D1: Steig 1913, S. 87–89. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 144–146 (Nr. B18); mit Nr. 649 und 654. D4: DjBe Nr. 309.
Varianten 6 den] danach gestr. k 53 war] a aus 〈x〉 57
14 mir] üdZ eing. erzält] lt aus 〈xx〉
25
der]
aus
ihrer
Erläuterungen 1–2 wenn du nicht 〈...〉 mußtest du fort gehen] Vgl. Nr. 651,78–107. 24–25 »es war ein Rausch ein Fieber«] Vgl. Nr. 651,17–18. 39–41 von Gottingen 〈...〉 die alten Eichen 〈...〉 zu tanzen] Reminiszenz an Arnims Brief aus Göttingen vom 7. und 10. September 1806 (WAA XXXII, Nr. 483,19–35). 42 auf dem Hohen Berg] Dem Königstuhl. Vgl. Nr. 651,114 und Erl. 46–47 auf dem Trages] Reminiszenz an den Trages-Aufenthalt des Freundeskreises anläßlich der Taufe von Savignys Tochter im zweiten Oktoberdrittel 1805. 54 Clemenz 〈...〉 Brief geschrieben] Nicht bekannt; vmtl. zwischen 10. und 13. Februar 1808 (DjBe Nr. *306). 56 sie] Auguste Brentano. 57 Die Tante 〈...〉 in Cassel war] Friederike von La Roche, die ihren Mann in Kassel (vgl. Nr. 636,8–10) besucht haben wird, anläßlich eines anschließenden Aufenthalts in Frankfurt oder brieflich. 64–65 der Caledonische Eißbergler hat mir geschrieben] Daniel Engelhard aus Kassel am 11. Februar (DjBe Nr. 307). Zur Anspielung vgl. Nr. 651,59–60 und Erl.
1153
Zu Nr. 654
654.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, Mitte Februar 1808
DV: H. B: Nr. 651. A: Nr. 664. H: FDH 7402. – 1 Bl. ca. 224 x 192 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest. − WZ: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 177 v, aoRr: *) 21. Februar, im Text (Z. 2) neben Geburtstag: *) 1v auRl: 7402,2 2r aoRl: v 2v auRr: 7402,1. Besonderheiten: Vgl. Nr. 649. Datierung: Einen Tag nach Nr. 653, da Bettina darin ankündigte: morgen schreib ich dir wieder (Z. 60); vor Savignys Geburtstag (21. Februar). D1: Steig 1913, S. 87–89. D2: Betz/Straub 1986, S. 144–146 (Nr. B18); mit Nr. 649 und 653. D3: DjBe Nr. 310.
655.
Von Jeannette Dieterich nach Heidelberg Göttingen, 15. Februar 1808, Montag
DV: H. B: Nr. *623. A: −. H: GSA 03/195. – 1 Bl. ca. 236 x 192 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x quer gefaltet. – Dünn, fleckig, Ränder eingerissen, Tintenfraß. Beilagen: Nr. *656. Fremdeinträge: 1r aoRl: 540. D1: Weiss 1986, S. 164f. (Nr. 44).
Varianten 9
Sie]
danach gestr.
th
Erläuterungen 4 Aufenthalt] Arnim war im letzten Novemberdrittel 1807 in Göttingen. Vgl. Nr. 603,22–23 und Erl. 7 Geschäfts-Sache] Im Auftrag Tiecks. Vgl. dessen Brief vom 20. Dezember 1807 (Nr. 618) und Arnims Antwort vom 18. Februar 1808 (Nr. 662).
1154
Zu Nr. 657
18 Wie hart uns 〈...〉 der Kayser jezt züchtigt] Göttingen gehörte zum neuen Königreich Westphalen, also zum Machtbereich Napoleons, und dieser eignete sich über die Hälfte der Domänengüter an, auf denen zuvor ein erheblicher Teil der Einkünfte der Landesherren beruhte. »Die Güter wurden »mit allen darauf ruhenden grundherrschaftlichen Rechten und Erträgen an französische Marschälle, Generäle und Minister verschenkt. Das Königreich Westphalen verlor durch die Abtretung der Dotationsdomänen wichtige Einnahmequellen, was erheblich zum finanziellen Ruin des Landes beitrug. Die Staatsfinanzen gerieten in Unordnung, die Steuerschraube mußte ständig angezogen werden.« (Berding 2008, S. 28.) 23 stattliche Execution] Staatliche Zwangsvollstreckung.
*656. Von Heinrich Dieterich nach Heidelberg Göttingen, 15. Februar 1808, Montag B: Vgl. Nr. *622. A: −. Besonderheiten: Von Arnim am 18. Februar mit Nr. 662 an Tieck geschickt.
657.
Von Franciscus Ignatius Wedekind in Heidelberg Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 658. H: GSA 03/259. – 1 Bl. ca. 340 x 210 mm; 1r obere Hälfte ( ½ S.) beschr.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Grau, derb. – 1v untere Hälfte: Nr. 658. − WZ: Bekrönte Lilie, darunter: RH. Beilagen: Ankündigung der allgemeinsten Zeitung. Zeitung für Einsiedler, herausgegeben von einer Gesellschaft. In: Intelligenzblatt Nr. IV zu Heft 2 der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, 1. Jg. 1808, S. 33f.; auch in: Allgemeiner Anzeiger der Deutschen, Nr. 65 vom 6. März 1808, Sp. 65; sowie in: Tröst Einsamkeit (Buchausgabe der Zeitung für Einsiedler Heidelberg 1808), nach Sp. XIV (datiert: Januar 1808). Vgl.: Arnim/W VI, S. 228–230 und 1164–1166 (Erl.); Moering 2008, S. 189; WAA VI, S. 1–3 und 638–644 (Erl.). Fremdeinträge: 1r aoRm: 41.
1155
Zu Nr. 657
Besonderheiten: Das Blatt wird in einer Mappe verwahrt, die außerdem die erste Nr. der Zeitung für Einsiedler vom 1. April 1808 mit Randnotizen Arnims zu Der freye Dichtergarten (vgl. WAA VI, S. 734f.) enthält. D1: Moering 2008, S. 189; TD. D2: WAA VI, S. 640.
Varianten 7
Bescheidenheit]
danach gestr.
zu 〈xxx〉
Erläuterungen 1–3 Ein neues vaterländisches Institut 〈...〉 Anstößig zu seyn] Arnims ironische Ankündigung der Zeitung für Einsiedler ließ der Zensor Wedekind bis auf die eine beanstandete Stelle passieren. Da er mit Arnims Änderungsvorschlag, statt grob höflich zu setzen, nicht einverstanden war, änderte Arnim schließlich den Satz mit der fraglichen Stelle zu: Wer zehn Exemplare
nimmt darf gegen Erlegung der Einrückungsgebühren Aufsätze einschicken, Gegenbemerkungen zahlen das Doppelte, aber diese zu vermeiden, machen wir im voraus bekannt, daß wir ausstreichen können, wenn wir wollen. (WAA VI, S. 2,27–31.) Außer der geänderten Version wurde aber auch die alte publik. Eine Notiz, die im Morgenblatt für gebildete Stände, Nr. 57 vom 7. März 1808, erschien, zitierte einen Passus der Arnimschen Ankündigung mit der von Wedekind beanstandeten Stelle: daß wir sehr grob seyn können (vgl. zu Nr. 688,35), und Arnim berichtete in seinem Brief an Brentano vom 22. März 1808 über fortgesetzte lächerliche Censurstreitigkeiten, Zimmer sei sogar verhört worden (Nr. 704,70–79). Wenig später wies eine behördliche Mitteilung auf einen Bericht der Zensurkommission in Heidelberg vom 24. März 1808 hin, der
den von der Mohr & Zimmerischen Buchhandlung daselbst ohne Censur unternommenen Abdruck der Ankündigung der Zeitung für Einsiedler und die nachherige Ausbreitung derselben mit einer die Censur nicht passirten Stelle betrifft (Weiss 1986, S. 168; Zitat aus dem Bestand Heidelberg Stadt [204/184] des Generallandesarchivs Karlsruhe). Vgl.: Arnim/W VI, S. 228–230, 1164–1166; Moering 2008, S. 189–191; WAA VI, S. 638–644.
1156
Zu Nr. 659
658.
An Franciscus Ignatius Wedekind in Heidelberg Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 657. A: −. H: Vgl. Nr. 657. − WZ: Vgl. Nr. 657. Beilagen: Vgl. Nr. 657. Fremdeinträge: Vgl. Nr. 657. Besonderheiten: Vgl. Nr. 657. D1: Moering 2008, S. 189. D2: WAA VI, S. 640.
Varianten 1
Bedenklichkeit] keit
aus
en
1
uns]
aus
mir
2
daß] d
aus
s
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 657.
659.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 653. A: Nr. 665. H: FDH 7244. – 1 Dbl. ca. 230 x 188 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet Ku ca. 111 x 144 mm; Kur Adresse. – Kuv rotes Siegel. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG. Beilagen: Separatdruck der Ankündigung der Zeitung für Einsiedler. Vgl. zu Nr. 657. Fremdeinträge: 1r aoRl: 138 v, aoRm: [Mitte Febr.], 2v auRr: 7244 Kuv: zu
26. Postzeichen: Kur Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. Datierung: Aufgrund des datierten Exzerpts. D1: Steig 1913, S. 89–91; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 147–149 (Nr. A25); datiert: Februar 1808. D3: DjBe Nr. 311.
1157
Zu Nr. 659
Varianten 24 40
daß] ß aus s 33 Sternen] Und] U aus u
üdZ eing.
33
Auf]
neuer Schreibansatz
Erläuterungen 1–2 Aufenthalt unter den klaren Wellen] Vgl. Nr. 653,5–7. 7–14 Censurstreit über die Ankündigung 〈...〉 ausstreichen grob seyn können] Vgl. Nr. 657 und Erl. 24 dir] Dativ-Akkusativ-Verwechslung des Berliners. 40 Und der Morgen war ein Küssen] Brentanos
können, für
Und der Morgen wird ein Küssen, Mittag wird ein süß Umfangen; Abendroth ein still Verlangen, Nur die Nacht werd’ ich vermissen. Anfang 1801 erschienenen Erzählung Der Sänger
in seiner (FBA XIX, S. 51). Von Arnim bereits in seinem Brief an Bettina vom 18. März 1806 (WAA XXXII, Nr. 434,42) erwähnt. 41 Hofmeister] Recte (Philipp Carl) Hoffmann. 45 Gieb das Lied aus dem Faust.] Ach neige du Schmerzenreiche (vgl. zu Nr. 649,72). Bettina stellte das Lied nicht für Arnims Zeitung zur Verfügung (vgl. Nr. 665,21–24). 49 Zimmer 〈...〉 bald zu Savigny kommen] Zimmer reiste zu Savigny nach Frankfurt, um mit ihm Kontakt aufzunehmen, nachdem er durch Brentanos Brief von etwa 25.–29. November 1807 dazu aufgefordert worden war: er 〈Savigny〉
hat wirklich das Bedürfniß mit einem honetten Buchhändler in Bekanntschaft zu treten, dem er seine Arbeiten gern anvertrauen kann (FBA XXXI, S. 626,4–6). Bei dem Besuch wurde eine Publikation ins Auge gefaßt. Vgl: Arnim an Savigny, 27. Februar 1808: Deine Werke liegen ihm am Herzen (Nr. 674,30–31); Savigny an Zimmer, 26. Oktober 1808: Mit meinem
literarischen Project steht es jezt wieder etwas im weiten Felde, da mich mein Umzug und die Arbeiten für meine Collegien unglaublich in allem Uebrigen unterbrochen haben (Zimmer 1888, S. 284); Savigny an Zimmer, 25. Januar 1809, er hoffe auf die Ausführung ganz neuer literarischer Pläne (ebd., S. 288). Erst im Herbst 1812 kam es zu Vertragsverhandlungen über Savignys Geschichte des römischen Rechts im Mittelalter (vgl. Savigny an Zimmer, 16. Dezember 1812; ebd., S. 306–308 sowie Hennig 1926), die ab 1815 im Verlag von Mohr und Zimmer erschien. 53 Gemeines] Vgl. zu Nr. 646,98.
1158
Zu Nr. 660
659.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag DV: H. B: Vgl. Nr. 653. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 665.
Erläuterungen Vgl. Nr. 659.
660.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 667. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 286r–291r. – 3 Dbl. (I-III) je ca. 213 x 174 mm; 1r–6r 11 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: I und III: BH in Wappen II: Bekröntes Lilienwappen. Beilagen: Separatdruck der Ankündigung der Zeitung für Einsiedler (vgl. zu Nr. 657 [Beilagen]); Görres’ Schriftproben von Peter Hammer (vgl. zu Nr. 629,88–89). Fremdeinträge: 1r aoRl: 541, aoRm: 286, aoRr nach Datum: 1808 2r aoRr: 287 3r aoRl: 541, aoRm: z. 18. Febr. 1808., aoRr: 288 4r aoRr: 289 5r aoRl: 541, aoRm: z. 18. Febr. 1808., aoRr: 290 6r aoRr: 291 im Text Auslassungsmarkierungen (eckige Klammern) Steigs. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 101. D1: Steig 1894, S. 238–240; TD. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 73; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 501–505 (Nr. 110).
Varianten 18 sprechen,] danach gestr. mag ich nicht sprechen, 23 meine] Schluß-e aus t 30 ohne] o aus n 32–33 Gieb mir eins 〈...〉 deiner Lieder] üdZ eing. 37 Bruchstücken;] danach gestr. wenn 47 können] k aus 〈x〉 57 des Wunderhorns] üdZ eing. 58 du] danach gestr. gleich 58 sobald nur sein Brief angekommen] zwischen den Zeilen 59–60 in Frankfurt] üdZ eing. 60 Du] D aus d 61 Geld.] . aus ,
1159
Zu Nr. 660
doch weiß er 62 das] üdZ 63 meine beyden] aus meinen 66 ungeachtet] üdZ eing 70 gebrechlige] erstes e aus b 76 Naturzustand] zustand aus 〈xxx〉 90 Ich] I aus i 95 Ball] üdZ 97 Misverständniß] ß aus ss 121 das] aus 〈xxx〉 eing. 122 Wissenschaftlichkeit] W aus 〈x〉 130 haben] aus 〈sagen〉 136 aus] a aus de 139 lächerliche] Schluß-e aus en danach gestr.
Erläuterungen 4–8 Du wünschest, daß Hulda 〈...〉 ganz ruhigen Briefe] Vgl. Nr. 637,101–106 sowie Brentano an Savigny, 3.–etwa 8. März 1808: Hulda
schreibt mir jezt schier alle acht Tage, noch weiß sie meine Ehe nicht, und ich schreibe dem armen Kinde nie, nie, ich kann nicht vor Schaam und Verzweiflung. (FBA XXXII, S. 45,13–16.) Brentano antwortete Arnim erst am 14. März (Nr. 695,108–112), er könne den gewünschten Brief nicht schreiben. 15 eine Hebenstreit aus Frankfurt] Tochter des Frankfurter Handelsmanns und Senators Remigius (Remy) Hebenstreit und seiner Frau Johanna Maria. Remigius Hebenstreit war der letzte seiner Familie, aus der 1789 geschlossenen Ehe gingen drei Töchter hervor: Anna Elisabeth, Maria Magdalene und Johanna Maria. Welche Tochter Arnim kennengelernt hat, bleibt unklar. (Vgl.: Dietz 1923, S. 114; Kiefer 1923, Tafeln III und VII.) 17–18 Sonst 〈...〉 bey der Rudolphi] Vgl. Wilhelm Buddes Aufzeichnung über einen Besuch bei Caroline Rudolphi am 4. Februar 1808: Noch spät kam v.
Arnim, ein edler, in sich beschlossener Mensch. In seinem geistvollen Gesicht ruht ein Zug von jugendlich gutmütiger Ironie. Er sprach wenig und war mehr in sich geschlossen. (Budde 1919, S. 267.) 18 Mamsellen] Unverheiratete Bürgerliche (vgl. DWb XII, Sp. 1520), hier die Pensionärinnen bei Caroline Rudolphi. 20 Spritzbüchsen] »scherzhafte bezeichnung kleiner, aber auch schon erwachsener mädchen 〈...〉 mit anlehnung an mundartliches sprützen, spritzen, steif aufgerichtet sein 〈...〉 steif einherstolzierendes mädchen« (DWb XVII, Sp. 126). 36–39 kritische Anzeige von Schelmufskys Reise 〈...〉 die Zoten 〈...〉 sehen lassen] Brentano schickte keinen Arnims Wunsch entsprechenden Beitrag zu Christian Reuters Schelmenroman (vgl. zu Nr. 743,15–17), spielte aber in seiner Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters auf eine obszöne Episode im Schelmuffsky an: die Geschichte von der Ratte im ersten Kapitel des Romans (Zeitung für Einsiedler, Nr. 25 vom 25. Juni 1808; vgl.
1160
Zu Nr. 660
WAA VI, S. 309,3–18,30–35 sowie Bergengruen 2008, S. 376 zu der »unverhohlen ödipalen Geschichte«, bei der es sich »um die Thematisierung des Strukturprinzips des Romans« handle). 42 deinen 〈...〉 poetischen Maria] Pseudonym, mit dem Brentanos erste Veröffentlichungen erschienen waren, vor allem: Godwi oder das steinerne Bild der Mutter. Herausgegeben von Maria. 43 kurze altdeutsche Einsiedlerhistorien] Brentano lieferte keine kurze, sondern eine längere, verschachtelte: Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters (Nr. 22–25 vom 15.–25. Juni). 43–44 ein Paar lustige aus den Niederöstereichischen von Adel] Nach dem Titel Die kurtzweiligen Sommer-Täge Oder ausführliche Historia
In welcher umständlich erzählet wird Wie eine vertraute Adeliche Gesellschafft sich in heisser Sommers-Zeit zusammen gethan: Und Wie sie solche in Auffstossung mancherley Abentheuer und anderer merckwürdiger Zufälle kurtzweilig und ersprießlich hingebracht. Zum allgemeinen Nutzen und Gebrauch des Teutschen Lesers entworffen auch mit saubern Kupffern geziehret an den Tag gegeben Durch Wolffgang von Willenhag Oberösterreichischen von Adel (o.O. [vmtl. Nürnberg] 1683). Im ersten Versteigerungskatalog von Brentanos Bibliothek mit dem Vermerk: Ein schier ganz unbekannter sehr origineller Roman. (Kat. Brentano 1974, S. 71, Nr. 394.) Der Verfasser war Johann Beer (erst 1932 durch Richard Alewyn identifiziert), Arnim und Brentano als Jan Rebhu geläufig. Zum Inhalt vgl. KNLL II, S. 403f. 45 Ankündigung vom Goldfaden] Nicht erschienen. Vgl. Nr. 627,119–120 und Erl. 46–47 mimischen Begleitung] Vmtl. charakterisierende, psychologisierende, dramatisierende Darstellung (analog zur Mimik als theatralischem Ausdrucksmittel). 47–48 Reise des Sporers 〈...〉 mit Schelmufsky sich begegnen lassen] Ein Sporer ist ein Sporenmacher, »bezeichnung eines zünftigen kleinhandwerkers seit dem mittelalter« (DWb XVI, Sp. 2678). Gemeint ist der Sporergeselle bzw. Militärsattler Johann Georg Rosenbach aus Heidelberg, der 1700–1703 als Erweckungsprediger durch die Main- und Neckargegenden zog und anschließend darüber berichtete: Wunder- und Gnaden-volle Führung Gottes eines
auff dem Wege der Bekehrung Christo nachfolgenden Schaafs oder historische Erzehlung, was sich mit mir Endes-benahmten in verschiedenen Landen, Städten, Flecken und Örtern von 1701 biß 1704 zugetragen (o.O. 1704). Das Buch erschien etwa ein Jahrzehnt nach Christian Reuters Schelmuffsky, so daß Arnims Vorschlag einer Begegnung der Protagoni1161
Zu Nr. 660
sten beider Werke für Brentano, dem unhistorisch-schroffe Konfrontationen suspekt waren, akzeptabel sein konnte. Der ging jedoch auf die Anregung nicht ein. 51–52 An Grimm 〈...〉 gleichzeitig.] Vgl. Nr. 661. 52–53 Rest von Originalhandschriften 〈...〉 fliegenden Blätter] Vmtl. Wunderhorn-Materialen, die Arnim nach der Weiterarbeit an der Sammlung nicht mehr brauchte. 53–54 Ich habe Geld bekommen] Vgl. Nr. 603,30–33 und Erl. 56–57 schreib ihm also 〈...〉 was brauchst] Ein entsprechender Brief Brentanos an Zimmer ist nicht bekannt. 57–58 die funfzig Thaler die ich von Reimer bekomme] Vgl. Nr. 629,148–150 und Erl. 61 Agio] Aufgeld. 63–64 über Doppelsonaten verschiedner Zeitalter] Brief vom 6. Februar über die sich fügenden Ausbildungen mit ihren grellsten Gegensätzen von Jahrhunderten (Nr. 646,24–25). Der Terminus Doppelsonaten bezieht sich auf die angeführten Beispiele von Gegensätzen. 64 mit den Schriftproben über Metrick] Brief vom 12. Februar über Rithmus und Metrum (Nr. 652,18) mit Zitaten aus Liedern. Der Terminus Schriftproben nach Görres’ gerade erschienenen Schriftproben von Peter Hammer. 71–77 die Ordnung 〈...〉 bis zum Ueberdruß] Arnim hatte, seinem Überblick zufolge, die ersten 29 Lieder des zweiten Wunderhorn-Bandes geordnet, wobei er noch davon ausging, daß dies der letzte der Sammlung sein würde. Mit dem Vorspiel ist wohl nicht nur das Eröffnungsgedicht Zueignung gemeint, sondern auch die beiden folgenden Abendreihen und Zweifel an menschlicher Klugheit. Von der Trüglichkeit der Literatur handeln das vierte, Die Wahrheit, und fünfte, Würde der Schreiber; »Glück und Unglück treten in den folgenden Gedichten Letzter Zweck aller Krüppeley, Verspätung, Urlicht, Sub Rosa, Die traurig prächtige Braut und Familiengemälde hervor, um Kriegsunglück geht es in Der Churmainzer Kriegslied und einigen der folgenden Lieder, um einen literarischen Krieg in dem Grosse〈n〉 Kriegshymnus in der Gelehrten-Republik, um Prosa und Poesie in dem folgenden Wettstreit des Kukuks mit der Nachtigal. Danach streiten Buchsbaum und Felbinger und Wasser und Wein. Es folgt die Klagred des Gott Bachus, daß der Wein edel worden sowie Hoffahrt will Zwang haben mit der Anfangszeile O du verdammtes Adelleben!, darauf Zierlichkeit des Schäferlebens, Des Schäfers Tageszeiten und – mit einigem Abstand Aus der Zeit, wo die Schäfereyen überhand nahmen.« (Schultz
1162
Zu Nr. 660
1998, Bd. II, S. 888; hier Auslassung von Stellenangaben.) Zufolge Ricklefs 2008a, S. 128–133 ist der Bandanfang außerordentlich differenziert und komplex komponiert. 77–81 Zimmer hat nicht Lust nach Cassel 〈...〉 Freyburg im Breisgau 〈...〉 über die Unkosten der Universität bekommen.] Mit der Nachricht über Zimmers Absicht reagierte Arnim auf Brentanos Mitteilung Nr. 640,2–3, es gebe noch keinen Buchhändler in Kassel, und den Vorschlag, Zimmer könne in der westphälischen Hauptstadt eine Filial Handlung einrichten. Eine solche in der neuen badischen Universitätsstadt Freiburg i. Br. zu etablieren wird Zimmer attraktiver erschienen sein wohl nicht zuletzt wegen des Gerüchts von der Schließung der Universität in Heidelberg, das im Konkurrenzverhältnis der beiden Hochschulen des Großherzogtums Baden einen realen Grund hatte. Vgl. S. 811–813. 81–82 Mein Mittagstisch bey Zimmer] Vgl. Nr. 629,119–120 und Erl. 86 Kommis] Handlungsgehilfen. 118–119 Uebergang von den Volksbüchern 〈...〉 zu ihrer Literatur] Von dem Überblick Die teutschen Volksbücher (1807) zur genauen Darstellung in der Fortsetzungsreihe Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen, die in der Zeitung für Einsiedler erschien (Nr. 5, 8, 12, 21 vom 15. und 26. April, 11. Mai, 11. Juni). 125 Beurtheilung des Kinderbuchs] Von Unseres Herren Jesu Christi
Kinderbuch; oder merkwürdige, historische Beschreibung von Joachim und Anna, deren Geschlecht, aus welchem sie geboren (Köln-AltonaNürnberg o.J.) in Die teutschen Volksbücher. 125 Kindermythen] Kindermythen (Prolog, Christkindchen). In: Taschenbuch der Liebe und Freundschaft gewidmet auf das Jahr 1806. Frankfurt/M. 1805, S. 221–240. 126 ungerecht 〈...〉 gegen das Thal Josaphat] Josaphat ist »das vom Kidron durchflossene Tal zwischen dem Tempel- und dem Ölberg, östlich von Jerusalem, wohin Juden, Christen und Mohammedaner das Weltgericht verlegen« (MGKL X, S. 310). Strack/Eicheldinger 2011, Bd. II, S. 476 vermuten eine Anspielung auf eine Passage im Tollgewordner Epilogus betitelten Schlußstück von Görres’ Schriftproben von Peter Hammer: O ihr garstigen Bluthunde, habt ihr
das arme Lämmchen gewürgt? Es wär’ so ein schöner Hammel geworden, ich will mich auch revangiren dafür bey der Auferstehung, tausend ja zehntausend Ohren will ich zusammenraffen in Eile und annageln am Thor, und will mich dabey stellen, und keiner soll nur Eines anrühren, sie sollen mir alle ohne Ohren zu Gericht kommen in Josephat, ich will sie recht prostituiren, und fragt man darnach, dann 1163
Zu Nr. 660
will ich Alles erzählen, wie sie’s gemacht haben. (Ebd., Bd. I, S. 336.) Vgl. die Wahrhaftige Beschreibung des jüngsten Gerichts im Tal Josaphats, wie dasselbe von unserm Herrn Jesu Christo gehalten (Nürnberg o.J.) in Die teutschen Volksbücher. 129–130 durch das Revoluzionswesen durchgearbeitet] Vgl. Nr. 634,36–39 und Erl. 132–134 In seiner Physiologie 〈...〉 gleichen Weges 〈...〉 ihn verlassen] Arnim parallelisiert Görres’ Naturphilosophie in dessen Exposition der Physiologie (Koblenz 1805, mit dem Untertitel Organologie) mit seinen eigenen naturphilosophischen und –wissenschaftlichen Annahmen und Untersuchungen, bevor er die Dichtung favorisierte. Vgl. vor allem sein zwischen 5. und Mitte Mai 1803 an Stephan August Winkelmann geschriebenes Briefkonzept (WAA XXXI, Nr. 300.K). 135–138 Von Docen ist es Prahlerey 〈...〉 Seckendorf 〈...〉 Beförderer der Volksliederey schreiben] Die Äußerung Docens über dessen Anteil an den in Seckendorfs Musenalmanach für das Jahr 1808 publizierten Volksliedern hatte Arnim durch Brentanos Brief von etwa 12. Januar erfahren, woraufhin er Seckendorfs Namen aus einer Danksagungsliste für Wunderhorn-Beiträge strich. (Vgl. Nr. 627,102–108 und Erl.) Die insgesamt vier Lieder, die Arnim nach Vorlagen in Seckendorfs Musenalmanach für das Jahr 1808 für den zweiten Band des Wunderhorns bearbeitete, waren: Die wiedergefundene Königstochter, Die Entführung, Graf Friedrich und St. Jakobs Pilgerlied. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 456–459, 463f., 467–469, 516–519.) Der Almanach enthielt außerdem noch eine weitere Vorlage für ein Lied im zweiten Wunderhorn-Band, und zwar für das Trinklied: Zu Klingenberg am Maine, dessen Bearbeiter jedoch Brentano gewesen sein dürfte (vgl. ebd., S. 640–642). 139 Censurschwierigkeit über die Anzeige] Vgl. Nr. 657, 658 und Erl.
660.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag DV: H. B: −. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 667.
Erläuterungen Vgl. Nr. 660.
1164
Zu Nr. 662
661.
An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: SPK/NGr 647/I,1–2. – 1 Dbl. ca. 215 x 171 mm; 1r beschr.; 2v Adresse; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Beilagen: Separatdruck der Ankündigung der Zeitung für Einsiedler. Vgl. zu Nr. 657. Fremdeinträge: 1r aoRl Bleist.: + Grimm 647, aoRr: 1 2r aoRr: 2, auR Bleist.: Nachl. Grimm 647. D1: Steig 1904, S. 6.
Varianten 5
der]
danach gestr.
ihn
Erläuterungen 4–6 die Judengeschichte 〈...〉 für eins der ersten Blätter] Die Geschichte des von Juden verlebendigten Golem, den sein ängstlich gewordener Herr mit Hilfe eines Knechts wieder in tote Masse zurückverwandelt, die ihn jedoch erdrückt. Sie erschien unter dem Zwischentitel Entstehung der Verlagspoesie in der ersten Folge von Arnims Scherzendem Gemisch von der Nachahmung des Heiligen in der Zeitung für Einsiedler Nr. 7 vom 23. April 1808 (WAA VI, S. 85; vgl. Erl. dazu).
662.
An Ludwig Tieck in Ziebingen Heidelberg, 18. Februar 1808, Donnerstag
DV: D1. B: Nr. 618. A: −. Beilagen: Brief Heinrich Dieterichs vom 15. Februar 1808 (Nr. *656); Separatdruck der Ankündigung der Zeitung für Einsiedler (vgl. zu Nr. 657). Besonderheiten: Der Brief war 1923 zufolge D1 »Eigentum des Herrn Verlagsbuchhändlers Brücker in Berlin-Friedenau«. D1: Steig 1923b, S. 67.
1165
Zu Nr. 662
Erläuterungen 3–4 einen Tag vor meiner Abreise von Cassel] 3. Januar 1808. 4 ich besorgte die Angelegenheit mit Dieterich schriftlich] Mit einem Brief an Jeannette Dieterich (Nr. *622). 5–7 Vorschläge 〈...〉 Niebelungen 〈...〉 nicht Rücksicht genommen] Vgl. Nr. 611,19–46 und Erl. 7 Schußbartel] »ein hastig und lebhaft zufahrender, wenig und ohne überlegung handelnder, unbesonnener, oder auch närrischer mensch« (DWb XV, Sp. 2097). 8–9 Die Literarnotizen 〈...〉 Grimm aufgetragen] Vgl. zu Nr. 646,155. 12 Reichardts Anstellung] Vg. Nr. 627,13 und Erl. 13–14 Clemens 〈...〉 zum Theaterdichter 〈...〉 nicht annehmen] Vgl. Nr. 627,63–69. 15–17 können Sie mir 〈...〉 angefangenen Werke] Da Tieck nichts an Arnim schickte, nutzte Arnim ein Manuskript, das der Verehrte an Zimmer geschickt hatte: seine Bearbeitung der in die Vatikanische Bibliothek gelangten König Rother-Handschrift. Vgl. Nr. 710,2–4 und Erl.
663.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, zwischen 19. und 23. Februar 1808, Freitag und Dienstag
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 292r–292v. – 1 Bl. ca. 233 x 193 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: CIF. Beilagen: Brief (nicht ermittelt) von Unbekannt an Brentano. Fremdeinträge: 1r aoRl: 542, aoRr: 292. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 102. Datierung: Der Brief wurde der archivalischen Ordnung und dem Fremdeintrag aoRl zufolge zwischen Arnims Briefen an Brentano vom 18. und 24. Februar (Nr. 660 und 668) geschrieben. Der Ordnung entspricht, daß Arnim im Brief vom 24. Februar mitteilt, daß er seinen Kasten mit Kupferstichen, der laut vorliegendem Brief noch in Frankfurt ist, in Heidelberg geöffnet habe (Nr. 668,9–10).
1166
Zu Nr. 664
Varianten 2–3
Zimmer nannte es einen Brief von ihr]
üdZ eing.
nan
aus
sagt
Erläuterungen 3 ihr Lied 〈...〉 an die Morgenzeitung geschickt] Vgl. Nr. 637,114–116 und Erl. 12 Tübingen] Sitz der Redaktion des Morgenblatts für gebildete Stände. 15 Kasten mit Kupferstichen] Vgl. Nr. 607,4–14 und Erl.
664.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 20. Februar 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 653, 654. A: Nr. 666. H: FDH 7246. – 1 Dbl. ca. 228 x 185 mm; 1r–1v 13/4 beschr S.; 3x quer, 2x längs gefaltet Ku ca. 140 x 161 mm. – Ku verschmutzt, 1x längs geknickt. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG. Beilagen: Vgl. Z. 14–18 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl: 181 v, aoRr: 29, 1v in Grußformel Dein mit Rotstift unterstrichen, 2v auRr: 7246 Kur spätere Notiz Bettinas: Heidelberg Febr, Kuv auRr: zu 27. Besonderheiten: Der Brief wurde von Zimmer überbracht. Daher fehlen auf dem Kuvert Portozeichen und Stempel. Das Kuvert wurde zunächst von Steig 1913 (D1, S. 94) und dann auch archivalisch fälschlich Arnims Brief vom 24. Februar 1808 (Nr. 669) zugeordnet. Datierung: Der Brief beantwortet die beiden Bettinas von Mitte Februar, wie aus den Rückbezügen auf ihre Mitteilungen hervorgeht, sie möchte ihn sagen hören: Ich bin dir gut mehr wie allen (vgl. Nr. 654,17 mit Z. 2–3) und sie habe ihn über alle Maaßen lieb (vgl. Nr. 653,23 mit Z. 20–21). Da Arnim seinen vorigen Brief an Bettina am 18. Februar schrieb und sie den vorliegenden am 22. beantwortete, wird er am 20. Februar geschrieben haben. Daß das zugehörige Exzerpt auf den 22. Februar datiert ist, dürfte darauf zurückzuführen sein, daß Arnim es an diesem Tag nach dem eiligen Abgang des von Zimmer mitgenommenen Briefes aus dem Gedächtnis anfertigte. D1: Steig 1913, S. 94; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 154f. (Nr. A27); datiert: Februar 1808. D3: DjBe Nr. 312.
1167
Zu Nr. 664
Varianten 11 aus
ausgeblüht] eb kein
aus 〈xx〉
11
Passionsblume] b
aus
p
20
ohne]
Erläuterungen 1–2 Zimmer will eben fort] Vgl. zu Nr. 659,49. 8–9 nach Norden] Nach Königsberg an Auguste Schwinck. 11 ausgeblüht 〈...〉 wie eine Passionsblume] Arnim spielt auf seine überwundene Passion für Auguste Schwinck an, verwechselt jedoch die Passionsblume mit der Königin der Nacht (Selenicereus grandiflorus), einem Kaktus, der ebenfalls rankenartig wächst. Dessen große prächtige Blüten entfalten sich vom Mittag bis zum Abend und verwelken in der Nacht. 15–17 Bildniß einer 〈...〉 Philosophin und Juristin 〈...〉 Unterschrift] Wie aus Bettinas Brief vom 25. oder 26. Februar hervorgeht (Nr. 671,76), schickte Arnim ein Bild der spanischen Dominikanernonne Juliana Morell(a). Sie soll bereits als Kind Griechisch, Latein und Hebräisch gelernt haben, auch mit Philosophie und Jurisprudenz vertraut gewesen und von ihrem ehrgeizigen Vater 1606 in Lyon in einer öffentlichen Disputation als Wunderkind vorgeführt worden sein. Danach trat sie in Avignon in ein Kloster des Dominikanerordens ein und veröffentlichte Exercices Spirituels sur l’Eternite´ sowie weitere Schriften. Da Arnim auf eine Bildunterschrift verweist, derzufolge sie auch Philosophin und Juristin war, wird er einen Einzelblatt-Stich von Esme de Boulonois geschickt haben, der mit der ausführlichen Unterschrift versehen war: Ivliana
Morella, Barcinonensis. Virgo Hispana, Cappucinorum habitum, pietatis ergo gestam, Latinæ, Græcæ et Hebrææ linguarum perita, Philosophice ac Iurisprudentice studiosa, Theses Philosophicas, anno Cristi CIC.ICCVI. ætatis XII. a se publice` disputatas Margaritæ Austrice, Hispaniarum Indiarumque Reginæ, inscripsit et euulgauit. Flores Lugduni in Gallia Musicis instrumentis, alijsque ingenij artibus aprime exercita. (Vgl. Abb. 6.) Diese Unterschrift fehlt in dem lediglich Iuliana Morella unterschriebenem Frontispiz zu Wielands kleinem Beitrag Zum Bilde der Juliana Morell, der 1777 in seinem Teutschen Merkur erschienen war (Drittes Vierteljahr, Juli, S. 90–94) und auch in der Vorlage dazu, Boulonois’ Stich mit der Unterschrift IULIANA MORELLA, BARCINONENSIS in Bullart 1682–1695, Bd. II, S. 129. Wieland berichtete in seinem Beitrag skeptisch über Juliana Morell(a) und konnte auch dem Bildnis nicht viel abgewinnen: Die
1168
Zu Nr. 665
Physiognomie des guten Nönnchens mag wohl schon in dem OriginalGemählde, das Bullard von ihr besaß, manches verlohren gehabt haben. Nun kam die Reyhe an die Kupferstecher 〈...〉 Ordentlicher Weise gewinnt man nicht viel beym Durchgang durch solche media. Und so kommt es dann, daß unsers Herrn Gottes Werke unter MenschenHänden verpfuscht werden (a.a.O., S. 93).
664.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 22. Februar 1808, Montag DV: H. B: Vgl. Nr. 654. H: Vgl. AIII. Datierung: Vgl. Nr. 664.
A: Vgl. Nr. 666.
Erläuterungen Vgl. Nr. 664.
665.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 20. Februar 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 659. A: Nr. 669. H: FDH 7403. – 2 Bl. (I, II) je ca. 224 x 192 mm; 1r–2r 2½ beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Verknittert, Bl. 2 Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: I: Unterer Teil von Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 179 v 1v auRr: 7403 2r aoRl: 179 2v auRr: 7403. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Bettina antwortet auf Arnims Brief vom 18. Februar und hat seinen folgenden von vmtl. 20. noch nicht erhalten. Sie schreibt vor Savignys Geburtstag am 21. Februar, mit dessen Anordnung sie beschäftigt ist. D1: Steig 1913, S. 91f.; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 19, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 149–151 (Nr. B19); datiert: Februar 1808. D4: DjBe Nr. 313.
1169
Zu Nr. 665
Varianten 17 geschrieben] ge aus 〈x〉 18–19 wissen] aus lernen 31 wohl] aus 〈xxx〉 41 Gemenge] Ge aus 〈xx〉 42 für] f aus v 44 hattest] aus hast 45 Alle] A aus a 49 mit] danach gestr. Eich
Erläuterungen 18 bezieferten Baß] Bezifferter Baß oder Generalbaß. Begleitende Baßstimme, bei der die dazugehörigen Akkorde nicht als Noten ausgeschrieben, sondern durch Ziffern und Zeichen dargestellt sind. Der Spieler muß daraus die jeweiligen Akkorde erkennen und nach den Regeln der Harmonielehre miteinander verbinden. 21–24 Mein Lied 〈...〉 zum heraus geben 〈...〉 keine Lust] Vgl. Nr. 659,45 und Erl. 23 Savignys Fest] Geburtstag am 21. Februar. 34 Ankündigung deiner Zeitung] Vgl. Beilage zu Nr. 659. 37 Cassino] Casinogesellschaft, 1802 gegründete Frankfurter Lesegesellschaft, die 1805 212 Mitglieder hatte. (Vgl. Roth 1991, S. 383.) 44 daß du Dich auf Jahre verbunden hättest] Bezug auf Arnims Mitteilung in seiner Ankündigung der allgemeinsten Zeitung: Sie kostet jährlich 〈...〉, variiert in der abschließenden Bestätigung der Buchhandlung Mohr und Zimmer: Der jährliche Preis ist 〈...〉 (WAA VI, S. 2,28–29 und 3,4f.). 49–50 mit Engelhard 〈...〉 Briefe 〈...〉 über die Caledonischen Eisgebirge] Vgl. Nr. 651,60 und Erl. sowie DjBe Nr. 298.K bzw. Nr. *298 und Nr. 307.
666.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 22. Februar 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 664. A: Nr. 673. H: FDH 7404. – 1 Dbl. ca. 224 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Vergilbt. Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 182 v, aoRm: 22. Februar 1808, Z. 7 über Geburts Tag: 21. Februar 2v auRr: 7404. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Aufgrund der Erwähnung von Savignys Geburtstag Gestern (Z. 6).
1170
Zu Nr. 667
D1: D2: D3: D4:
Steig 1913, S. 94–96. Kat. Henrici 149, S. 90, Nr. 79; TD. Betz/Straub 1986, S. 155–157 (Nr. B20). DjBe Nr. 314.
Varianten 5 wird] danach gestr. wol 34 Nacht] danach gestr. nach 72 pen] danach gestr. hüht
15 wir] alR 19 nach] n aus b 50 überlebt] danach gestr. ? 69 Knosbauen] b aus m
Erläuterungen 1 ihr] Das von Arnim mit dem Bezugsbrief geschickte Bild der Juliana Morell(a). Vgl. Nr. 664,14–16 und Erl. sowie Abb. 6. 2 unter Tieck] Unter einem Porträt Ludwig Tiecks, vielleicht einer Reproduktion oder Version der Zeichnung mit schwarzer Kreide über Bleistift im Halbprofil, welche die Brüder Franz und Johannes Riepenhausen 1805 in Rom angefertigt hatten und Adam Oehlenschläger schenkten. Original im Nationalhistorischen Museum Frederiksborg; Abb. u.a: Bernhard 1975, Bd. II, S. 1393; Günzel 1981, nach S. 288. Vgl. Kat. Riepenhausen 2001, S. 104, 227 (nicht abgebildet). 16 Fürst Primas] Dalberg. 31 kriegen] kriechen (frankfurtisch). 41 Deut] »eine kleine niederländische kupfermünze, deren acht auf einen stüber gehen 〈...〉 bildlich für etwas das gar keinen oder einen geringen werth hat« (DWb II, Sp. 1037). 50 Nach Norden] Zu Auguste Schwinck.
667.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 23. Februar 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 660. A: Nr. 672. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 241r–242v. – 1 Dbl. ca. 237 x 195 mm; 1r–2r 23/4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Posthorn am Band, darunter: F BRENNER & COMP’ IN BASEL.
1171
Zu Nr. 667
Beilagen: Lied-Bearbeitungen und ein selbstverfaßtes Gedicht Brentanos für das Wunderhorn (vgl. Z. 81–82 und Erl.); Abdruck einer Radierung Ludwig Emil Grimms für die Zeitung für Einsiedler (vgl. Z. 43–44 und Erl.). Fremdeinträge: 1r aoRl: 535, 4 172,4, Wunderhorn II Bogen 1–3. also Febr. 1808, aoR: (Sig), aoRr: 1808. 241 2v aoRr: 242. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 85. Datierung: Brentano erhielt Arnims Bezugsbrief vom 18. Februar Gestern (Z. 2), und Arnim antwortete am 27. Februar. Die Briefe werden etwa vier Tage unterwegs gewesen sein, Brentano wird in der zeitlichen Mitte geschrieben haben. D1: Steig 1894, S. 240–242; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 71, Nr. 172, datiert: Februar 1809. D3: Seebaß 1951, Bd. I, 356–359; datiert: Anfang März 1808. D4: FBA XXXII, S. 30–32 (Nr. 495); datiert: um den 24. Februar 1808. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 505–507 (Nr. 111); datiert: um den 24. Februar 1808.
Varianten 2–3 Schriftproben] S aus 〈O〉 7 und daß] ß aus s 9 werden] danach gestr. die Leut 17 die] ie aus as 26 Titeln] l aus ln 32 edele] le aus le 33 ich] aus als 34 dies] ies aus as 35 Hals] s aus 〈g〉 35 tanze] t aus d 44 Louis] nachträgl. vor der Zeile eing. 47 Zu] aus 〈Für〉 51 daß] ß aus s 51–52 aushielt] aus aus 〈xxx〉 54 schreibe] aus 〈sage〉 57 die] danach gestr. sie 58 Meinung.] . aus , danach gestr. willst du 63 ist er] aus 〈xxx〉 71 Miszellan] üdZ 74 leicht,] danach gestr. schicke eing
Erläuterungen 2–4 Görresischen Schriftproben 〈...〉 des Epilogus Tollheit] Vgl. zu Nr. 629,88–89. 7–9 daß viele Leute 〈...〉 Verständlich werden, wenn sie toll werden] Vgl. den Schluß des Abschnitts Tollgewordner Epilogus: das wär’ ja die
allertollste Haushaltung, und ich wäre ja genöthigt, gescheidt zu werden. Ach Gott, nimm mir etwas Verstand, damit ich zu etwas nutz werde, ich bin recht müde geworden, ich wollt es wär’ Schlafenszeit und Alles wär’ vorbey. (Strack/Eicheldinger 2011, Bd. I, S. 338.) 1172
Zu Nr. 667
9–11 der Epilogus 〈...〉 auf den alten Voß 〈...〉 auf mich und auf den Schelling 〈...〉 auf den Epilogus] Vgl. Nr. 629,90–91 und Erl. Brentano hat in der Briefstelle »die multiple Ausrichtung von Görres’ Anspielungen bemerkt« (Martin 2008, S. 435). 11–12 es ist einst (sagt der Herr Exter)] Der Ausspruch stammt vmtl. von dem Philologen und Verleger Friedrich Christian Exter, der vor allem durch die Editiones Bipontinae bekannt wurde, eine anspruchsvolle Reihe antiker Klassiker, die er seit 1777 mit zwei anderen Gelehrten herausgab. Die Sentenz wird mündlich tradiert worden sein (Brentano: sagt); nicht in Göckingks Epistel An Exter, in Zweibrücken; nicht belegt im DWb. 12 mich freut wirklich der Engelmann] Ironische Reaktion auf Arnims Mitteilung, Engelmann sei ein Querkopf, der tausend unnütze Billette schreibt, statt zu arbeiten (Nr. 660,66–68). 21–22 die drei Aushängebogen 〈...〉 Druckfehler] Die zur Durchsicht auf Fehler gefertigten ersten 48 Seiten (1 Bogen: 16 Seiten) des zunächst lediglich vorgesehenen zweiten Wunderhorn-Bandes (bis einschließlich Des Schäfers Tageszeiten [FBA VIII, S. 49]), dessen Erscheinen zusammen mit dem dritten Band sich bis zum letzten Septemberdrittel 1808 verzögerte. Die von Brentano monierten Druckfehler wurden nicht berichtigt. 22 kontrastirt] Die Anordnung der Lieder unter dem Aspekt der Kontrastierung. Vgl. Nr. 660,71–77. 23 p. 32 5 〈...〉 bat statt batt] In der fünften Strophe des Liedes Abschied für immer dreimal batt in der Formel Was batt mich 〈...〉 (FBA VII, S. 33) statt Was bat mich 〈...〉. Zweimal geht der orthographische Fehler auf die von Bettina stammende Vorlage zurück, einmal zusätzlich auf Arnim. Batten (frühneuhochdeutsch): nutzen. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 63f.) 24–25 p. 23 1.3. Ruf für ruff 〈...〉 herauf] In der dritten Strophe des Liedes Einquartierung im ersten Vers fälschlich Was kommen denn dort für ruff? (FBA VII, S. 23), wobei nicht herauf, sondern Ruf gemeint war. 26 Titeln der Kinderlieder] Am Titelkupfer (vgl. Nr. 648,38–42 und Erl.) und am Stichtitel (vgl. Nr. 679,66–84 und Erl.). 32–33 als die edele Warheite vor dem Kritickus floh] Anspielung auf das Lied Die Wahrheit im zweiten Band des Wunderhorns, in dem die drei Jungfrauen Ignes Feuer, Aqua Wasser und Aer die Luft ihre Schwester fragen: Du edele Warheite! / Wo sollen wir dann finden dich? (FBA VII, S. 6), woraufhin diese klagt, daß sie überall und insbesondere von den Gelehrten vertrieben werde. Das Lied endet mit der Strophe:
Sie wollte klagen noch viel mehr, Ein Thürlein thät erklingen, 1173
Zu Nr. 667
Ein Critikus kam ganz grad daher, Davon that sie sich schwingen. (FBA VII, S. 7.) Diese Schlußstrophe ist vmtl. von Arnim hinzugedichtet, wohingegen der sonstige Text im wesentlichen auf Hans Sachs’ Gedicht Die vier junckfrawen zurückgeht, in dem bereits die Edele warheitte angesprochen wird. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 11–15.) 39–40 du liebe tode] Sophie Brentano. 41–42 die Einsiedler] Die Zeitung für Einsiedler. 44 Fausts Portrait 〈...〉 Louis Grimm nach Sichem so radirt] Ludwig Emil Grimms Radierung nach Christoffel van Sichems Radierung Mephistophiles erscheint Johann Faust als Mönch (1601/24) erschien in Nr. 3 (9. April) der Zeitung für Einsiedler. (Vgl. WAA VI, S. 32 und Erl. S. 773f.) 46–47 Eulenspiegel, den Wagner 〈...〉 Knipperdolling] In der Zeitung für Einsiedler erschienen weder Abbildungen von Till Eulenspiegel noch von Wagner noch von dem Münsterschen Wiedertäufer Bernt Knipperdolling. Zu Fausts Famulus und Knipperdolling gibt es Stiche von Christoffel van Sichem, die Brentano gemeint haben wird. 47 die Platte] Die zum Abdruck einer Zeichnung oder eines Stichs erforderliche Kupferplatte, auf welche die Vorlage geäzt oder gestochen wurde. 48–49 ein Fragment deines Dramas] Des Dramenfragments Johann von Leyden, an dem Arnim vor allem 1805 gearbeitet hatte (vgl. Schaible 2000); nicht in der Zeitung für Einsiedler. 50 Spas auf den Bickeburger D. Faust Schwerenoth] Nicht in der Zeitung für Einsiedler. Der Spas sollte Bernhard Christoph Faust gelten, Leibarzt und Schaumburg-Lippeschen Hofrat in Bückeburg. Sein Gesundheits-Kate-
chismus zum Gebrauche in den Schulen und beym häuslichen Unterrichte, 1794 erstmals erschienen, war außerordentlich erfolgreich (1802 neunte Auflage, 150 000 Exemplare). Brentanos Spott (Schwerenoth) zielt vmtl., ausgehend vom urspünglichen medizinischen Begriffsinhalt (schwere Not: Fallsucht, krampfartige Zustände), auf die spätaufklärerische Tendenz. 55 dem Armen Jungen] Ludwig Emil Grimm. 63 Schlurbs] Nicht in DWb; vmtl. entsprechend dem lautmalerischen schnurps (DWb XV, Sp. 1409). 63–64 zeigst du 〈...〉 die ganze Bescheerunge] Ähnlich in Arnims Brief an Brentano vom 14. Juli 1809: zeigte mir die ganze Bescheerunge (WAA XXXIV). 64 blanke Schote] Vmtl. obszön. Schote: weibliches Genital. (Vgl. DWb XV, Sp. 1607.)
1174
Zu Nr. 667
65 Mutsch beiß mirn] Vmtl. ebenfalls obszön. Mutsche, Mütschel: ein kleines Brot, Backwerk. (Vgl. DWb XII, Sp. 2802f.) 66–68 Betine 〈...〉 Briefe einer Einsiedlerin] Arnim griff Brentanos Vorschlag in seinen Briefen an Bettina vom 27. Februar (Nr. 673,17–23) und 2. März (Nr. 680,47–75) auf und bat sie um Beiträge zu der angeregten Fortsetzungsserie, die jedoch nicht über eine anonyme Teilveröffentlichung in einem anderen Kontext hinausgelangte. Zu dieser kam es, nachdem Arnim von Bettina auf einem Einzelblatt den Beginn eines Märchens von einem Einsiedler erhalten hatte. Er notierte auf demselben Blatt eine Fortsetzung, woraufhin er den bisherigen Mischtext überarbeitete und danach nochmals für die Publikation in der Zeitung für Einsiedler Nr. 7 vom 23. April änderte, um ihn dem neuen Zusammenhang – seinem Zyklus Scherzendes Gemisch von der Nachahmung des Heiligen – anzugleichen. (Vgl. WAA VI, S. 75–77 und Erl. S. 850–852 mit Darstellung der Überarbeitungsstufen.) Außerdem erschien in der Zeitung für Einsiedler Nr. 12 vom 11. Mai ein Gedicht Bettinas, das Seelied, im Unterschied zur anonymen Mitteilung des überarbeiteten Märchenbeginns mit dem Namenskürzel B. (Vgl. WAA VI, S. 151f. und Erl. S. 911–915.) Keinen Gebrauch machte Arnim von Bettinas umfangreichem Märchen vom Königssohn, das sie ihm mit ihren Briefen vom 25. und 26. April (Nr. 753 und 757) schickte. 70–73 Der Alte Voß 〈...〉 Wappen der Schneider] Vgl. Brentanos Notiz in einer mit Wilhelm Grimm verfertigten, etwa gleichzeitigen Niederschrift von Themenvorschlägen für die Zeitung für Einsiedler: Schneider Wappen,
beim alten Voß in einem rothen 4° Band in Pappe mit der Ueberschrift Satiren (Steig 1914, S. 11; WAA VI, S. 645f.). Der Band mit Miszellaneen (Schriften vermischten Inhalts) und dem Wappen der Schneider ist nicht bekannt geworden. Voß leugne das Schneiderwappen ganz ab, schrieb Arnim am 22. März 1808 (Nr. 704,45–46). 74–75 SchneiderLiedern] Sieben Schneiderspottlieder gegen Ende des zweiten Wunderhorn-Bandes. 77–78 Grimm 〈...〉 Gebrüder Vatermörder von Gellnhausen] Angeregt von der Nachricht Brentanos, teilte Arnim in seinem Beitrag Widerlegung und Anzeige (unterzeichnet Die Gesellschaft Herausgeber) im Intelligenzblatt der Leipziger Zeitung für die elegante Welt (Nr. 15 vom 25. März 1808, unpag.) ironisch mit, daß zwei noch lebende berühmte Männer aus dem
goldenen Zeitalter, die beiden Gebrüder Vatermörder sich als Mitarbeiter und zwei gewöhnliche Menschen als Subscribenten gemeldet haben. Die Beiträge der Brüder erschienen jedoch ohne den Decknamen. Vgl. Brentano in der Herzlichen Zueignung zum Märchen von Gockel, Hinkel und Gakeleia: Gelnhausen prägte sich mir in der Jugend durch den 1175
Zu Nr. 667
Zettel an einer Bude mit Wachsfiguren ein, welcher lautete: »Wahrhafte Abbildung der beiden Gebrüder Vatermörder von Gelnhausen« – als sei dies eine Handlungsfirma. (Brentano/W 1978, Bd. III, S. 619; vgl. ebd., S. 706, 834.) Steif hervorstehende Hemdkragen wurden erst später als bezeichnet. (Vgl. DWb XXV, Sp. 35; ohne Nachweis – im Grimmschen Wörterbuch! – der scherzhaften Bezeichnung der Brüder Grimm und ihrer Brentanoschen Ableitung.) 81–82 das Hohe Lied 〈...〉 das Badwännelein] Ein hohes Lied, von Brentano nach einem Fliegenden Blatt bearbeitet, erschien erst im dritten Band des Wunderhorns, Der Staar und das Badwännlein, von Brentano selbst im Volksliedton gedichtet, im zweiten Band. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 273–282 und FBA IX/2, S. 459–462.)
Vatermörder
668.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 679. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 293r–293v. – 1 Bl. ca. 226 x 184 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Obere Hälfte von bekröntem Posthornschild, darunter: C & I HONIG. Beilagen: Vier Aushängebogen (vgl. Z. 2 und Erl.); Brief Büschings an Arnim (Nr. *650). Fremdeinträge: 1r aoRl: 543, aoRr: 239 1808. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 103. D1: Steig 1894, S. 242; TD. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 73; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 508 (Nr. 112).
Varianten 9 Kupferstichen] üdZ eing. 11 Mein herzlicher Dank dafür] üdZ 16 aber] a aus 〈x〉 19 der] aus weib 21 entweder] üdZ eing eing. 26 Büsching] aus 〈Hagen〉 28 allem] aus dem 28 Sammlungen] S aus 〈L〉
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Zu Nr. 668
Erläuterungen 2 vier Bogen 〈...〉 also sieben nun] Vier Aushängebogen (64 Seiten) vom zweiten Band des Wunderhorns, nachdem Brentano bereits drei erhalten hatte. Vgl. Nr. 667,21–22 und Erl. 3 drey Briefe von mir] Nr. 646, 652, 660. Das kurze Schreiben Nr. 663 hat Arnim nicht mitgezählt. 4–5 die Absendung 〈...〉 zu beschleunigen] Vgl. Nr. 652,78–80. 6 meine Zeitungsnachrichten] Vgl. Nr. 660,24–53. 7–8 Nachricht von dem Räuber 〈...〉 dabey sang] Vgl. Nr. 679,89–95 und Erl. 9 Kasten mit Kupferstichen Büchern] Vgl. Nr. 607,4–15 und Erl. 10 Apollonius] Eine Ausgabe der abenteuerlichen Geschichte des syrischen Fürstensohnes Apollonius von Tyrus, nach einer verschollenen antiken Quelle in verschiedenen mittelalterlichen Bearbeitungen überliefert. Nicht in der ArnimBibliothek. Brentano hatte bereits Anfang 1805 von dem Freisinger Antiquar Mozler eine Ausgabe aus dem Jahr 1540 zu erwerben gesucht (Von Künig
Appolonio Eyn schöne und lustige Histori nit mynders nutzlich dann kurtzweylig zuolesen. Darnach ein yetweder glücks abfal 〈...〉), jedoch nicht bekommen, und erhielt 1806 eine aus dem Jahr 1471. (Vgl. DjBr Nr. 1051 und Erl.) 10–11 Zettel 〈...〉 Rückkehr von Wallthüren] Vgl. Brentanos Brief an Arnim von Ende Mai/1. Juni 1806 mit Nachschrift vom 14. Juni, in der er mitteilte, daß er mit Frau Sophie und Stieftochter Hulda an einer Wallfahrt von Heidelberg zur Wallfahrtskirche zum Heiligen Blut in Walldürn teilgenommen hatte. Der (nicht überlieferte) Zettel wird zu den Seiten gehört haben, über die Brentano zu Beginn der Nachschrift schrieb: Hier fehlen einige Seiten, die ich dir mit
dem nächsten Briefe an dich sende, weil ich sie die Sendung nicht zu verspäten jezt nicht abschreiben kann, und doch selbst muß. (WAA XXXII, Nr. 457,316–318.) 12–14 Frau von Krüdener hier 〈...〉 nach Karlsruh] Juliane von Krüdener erhoffte sich in Karlsruhe von Jung-Stilling Förderung und Unterstützung in ihren ihr selbst noch unklaren religiös-mystischen Neigungen. (Vgl. Kürenberg 1941, S. 147–152.) Vom 27. Februar bis 5. März war sie nochmals in Heidelberg, wo sie im Goldenen Hecht logierte. (Heidelberger Wochenblatt, 7. März 1808, S. 41; vgl. Steig 1913, S. 93.) 15 Großherzog] Karl Friedrich von Baden. 16–17 Kastners Chemie] Karl Wilhelm Gottlob Kastner, Grundriß der Chemie zum Gebrauch seiner Vorlesungen. Bd. I. Heidelberg 1807. Nicht fortgesetzt.
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Zu Nr. 668
17 17
Görres Physiologie] Vgl. Nr. 660,132–135 und Erl. Wilkens Kreutzzüge] Friedrich Wilken, Geschichte der Kreuzzüge nach morgenländischen und abendländischen Berichten. Bd. I: Gründung des Königreichs Jerusalem. Leipzig 1807. 1813–1832 folgten noch acht Bände. 17–18 Beaumont
und Fletschers Theater von Kannegiesser übersetzt] Beaumont’s und Fletcher’s dramatische Werke. Hg. von Karl Ludwig Kan-
negießer. 2 Bde. Berlin 1808 – eine Auswahl von Dramen der beiden Shakespeare-Zeitgenossen. 19–23 merkwürdig ist die Darstellung der Weiber 〈...〉 verglichen mit Göthe] Ähnlich in einer undatierten Aufzeichnung, die in zeitlicher Nähe zu dem Brief entstanden sein dürfte: Beaumont und Fletscher, die uns in
einer neue〈n〉 angenehme〈n〉 Uebersetzung (Berlin Braunes 1808) sonst angenehm nahestehen liegen uns in der Darstellung der Weiber doch fremd wie Schakespeare. Wie mannigfaltig wissen sie das Charakteristische eigentümlicher Naturen frey vom Geschlechte in den Männern darzustellen, die Weiber bleiben immer unter dem Geschlechtsbegriffe, den sie sich von ihnen gemacht, entweder geil, trotzig, herrschsüchtig ohne Würde, zotenwitzig und superklug, alle Welt auf Heirathsgeschichte bringend oder gut und schwach. Wie reichlich wahr verschieden hat sie Göthe und andre unsrer Zeit dargestellt. (Härtl 2009, S. 115.) 23–24 daß Franz Horn darüber 〈...〉 geschrieben] Eine Abhandlung Franz Horns über den Gegenstand konnte nicht ermittelt werden. Er hatte Einige Worte über die Schauspiele der Franzosen (Leipzig 1802) veröffentlicht, und daran wird Arnim sich ungenau erinnert haben. 25 Deine Beobachtungen über die Schlitzkroaten] Vmtl. Analogiebildung zu Schlitzhengst, -husar, -dragoner (spottend für Mädchen und Frauen; vgl. DWb XV, Sp. 763 [Schlitzkroate nicht belegt]; Wander IV, Sp. 243). Vgl. Brentano an Arnim, zwischen etwa 10. März und 15. Mai 1809: da die verfluchte Schlizkroatinn so tapfer auf die Teutschen einhieb (FBA XXXII, S. 157,11–12; WAA XXXIV). 26–27 Anzeigen 〈...〉 Du schon kennst] Vgl. Nr. 648,50 und Erl. 27–28 bey dem andern Briefe unbrauchbare Lieder] Bei dem ominösen Brief, den Arnim mit seinem vorigen (Nr. 663) an Brentano geschickt hatte. Die gemeinten Lieder konnten nicht verifiziert werden.
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Zu Nr. 669
669.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 665. A: Nr. 671. H: FDH 7245. – 1 Dbl. ca. 226 x 184 mm; 1r–2v 4 beschr. S. Ku ca. 108 x 154 mm; Kur Adresse und Notiz. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Eine Prämie (Z. 57) Arnims für Bettina: ein (nicht identifiziertes) Bildlein von ihm, wie aus dem Antwortbrief (Nr. 671,76) hervorgeht. Fremdeinträge: 1r aoRl: 180 v; 2v auRr: 7245 Kur aoR spätere Notiz Bettinas: Heidelberg 24 Fbr 8, 24 Februar 1808. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 92–94. D2: Kat. Henrici 149, S. 19f., Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 151–153 (Nr. A26). D4: DjBe Nr. 317.
Varianten 1 Heidelberg 〈...〉 1808.] nachträgl. 3 5 da] aus 〈xxx〉 14 andern] eing. 19 wenig] w aus g 51 die] aus um
jezt bin ich ganz wohl] üdZ a aus 〈x〉 18 ich] aus es
Erläuterungen 13–15 Du kamst von Wisbaden 〈...〉 mit dem Clemens aus wäre] Bettina hatte Ende August 1805 von Frankfurt aus mit Franz und Antonia Brentano in Wiesbaden Clemens besucht, der sich dort zur Kur aufhielt. 18 Judicium] Urteil, Urteilsvermögen. 22–23 Deine Schwester gepflegt in Marburg] Während des MarburgAufenthalts mit der Schwester Meline von Ende November 1805 bis Anfang Juni 1806. 23–24 beym Clemens 〈...〉 in Frankfurt um seine Frau weinte] In der ersten Novemberhälfte 1806, als er nach dem Tod Sophie Brentanos von Heidelberg nach Frankfurt gekommen war. 26–27 bitten wie Du vom Engelhardt 〈...〉 wie ich von Dir gedacht habe] Vgl. Nr. 665,49–52 und Erl. 28–32 Plane des grossen Einsiedler Pallastes 〈...〉 zeichnen] Anspielung auf Engelhards Ausbildung zum Architekten und seine Bettina geschickte (nicht überlieferte) Skizze eines Goetheschen Landhauses (vgl. DjBe Nr. 292), das zu-
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Zu Nr. 669
folge ihrem Brief an Goethe von etwa 22. November 1809 bombastisch gedacht war: Dieser Componierte gleich im Anfang unserer Bekantschaft, ein
sehr wunderbares Hauß für Dich, Das auf Felsen stand, und mit vielen erznen Figuren Springbronnen, in den Säälen geziert war (DjBe Nr. 692). 40–41 Gestern 〈...〉 Frau von Krüdener] Vgl. Nr. 668,12–15 und Erl. 42–43 Geschichte der Gräfin von Westerburg bearbeitet] Vmtl. das im Brief der Krüdener an Arnim vom 2. August 1808 (Nr. 846) erwähnte, nicht vollendete Romanprojekt Othilde. Ein Fragment erschien 1818 als Übersetzung aus dem Französischen unter dem Titel Der Einsiedler (Krüdener 1818, S. 28–46); die französische Version Histoire de’un Solitaire wurde aus dem Nachlaß herausgegeben (Mercier/Ley/Gretchanaia 2007, S. 297–314, mit Erläuterungen). 55 daß ich über sie geschrieben] Vgl. zu Nr. 537.E,12. 64–65 Von Beaumont und Fletschers 〈...〉 1808] Vgl. Nr. 668,17–18 und Erl.
669.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch DV: H. B: Vgl. Nr. 665. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 671.
Erläuterungen Vgl. Nr. 669.
*670. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch B: −. A: Vgl. Nr. 687. Datierung: Analog Nr. 670.E.
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Zu Nr. 671
670.E An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, 24. Februar 1808, Mittwoch DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 687. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 354.
671.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. oder 26. Februar 1808, Donnerstag oder Freitag
DV: H. B: Nr. 669. A: Nr. 673. H: FDH 7405. – 1 Dbl. ca. 223 x 192 mm; 1r–2v 3 beschr S. + 3 Z.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, rotes Siegel. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 183 v; 2r im Text zwei Unterstreichungen: gestern 〈...〉 Savigny (Z. 55), sein Bett 〈...〉 hin (Z. 67–68); 2v auRr: 7405. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Bettina reagiert auf Arnims Brief vom 24. Februar, und er antwortet ihr bereits am 27. D1: Steig 1913, S. 96–98; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 158–160 (Nr. B21); nicht näher datiert. D3: DjBe Nr. 318.
Varianten 24 41 60
ich] danach gestr. gen 31 von] v aus b 40 ich] danach gestr. d entfaltet] erstes e aus f 56 ihm] danach gestr. Buchstabenansatz noch] danach gestr. seyn
Erläuterungen 1 Abschied in Wisbaden] Vgl. zu Nr. 669,13–15. 44–45 meinem Liebesbriefler, den Plan des Palastes 〈...〉 auftragen] Ein entsprechender Brief Bettinas an Engelhard wegen Arnims Nr. 669,27–28 mitgeteiltem Phantasieprojekt ist nicht überliefert. 48–49 sie daher mit mehr Recht dir schenken kann] Vgl. Nr. 665,20–34. 55–56 weil Zimmer zu ihm kommen sollte] Vgl. zu Nr. 659,49.
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Zu Nr. 671
57–59 in Müllers Briefen an B: 〈...〉 da Du mein einziger Freund bist!«] In den von Friederike Brun herausgegebenen Briefen Johannes von Müllers an Karl Viktor von Bonstetten: Briefe eines jungen Gelehrten an seinen Freund. Zum Besten der Schweitzerwaisen herausgegeben (Tübingen 1802); darin S. 93: Du, mein B. du bist mein Apollo, meine Muse, mein
Licht, mein Selbst mehr als ichs bin, und was bist du nicht, da du mein einziger Freund bist! 62–63 Wunderwercke von hängenden 〈...〉 Gärten] Anspielung auf die hängenden Gärten der Semiramis zu Babylon, die zu den Sieben Weltwundern der Antike zählten. 63–64 Auswanderung ins Rhein gau] Zur Abreise nach dem 1806 erworbenen Brentanoschen Gut in Winkel im Rheingau kam es erst am 18. Mai (vgl. Nr. 790,3–5). 74 Dein Arnim in Deinem vorlezten Brief] Arnims Unterschrift am Schluß von Nr. 664. 76 dein Bildlein 〈...〉 bei die Jungfrau Morella gehängt.] Arnims (nicht identifizierte) Beilage zu Nr. 669 zu dem von ihm bereits zuvor an Bettina geschickten Bildnis der Juliana Morell(a) (vgl. Nr. 664,14–18 und Erl.; im Kommentar WAA VI, S. 850 nicht identifiziert). 77 den verschämten Winter compromitiert bei einer Dame] Anspielung auf Arnims Mitteilung, er habe Juliane von Krüdener soviel gezeigt, als der schamhafte Winter zuließ (Nr. 669,41–42).
672.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 667. A: Nr. 683. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 294r–295v. – 1 Dbl. ca. 215 x 172 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Bekröntes Lilienwappen. Beilagen: Kupferstich Justus Chevillets nach Balthasar Bescheys Verzoeking van de heilige Antonius. Vgl. Z. 12–17 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl: 544, aoRr: 294 2r aoRr: 295. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 104. D1: Steig 1894, S. 244f.; TD. D2: Schultz 1998, Bd. II, S. 509f. (Nr. 113).
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Zu Nr. 672
Varianten 5 starkes] danach gestr. 〈Pa〉 6 der] aus indem 6 Vorschrift] üdZ 8 bis] über gestr. bey 12 radieren] Anfangs-r aus k eing. 12–14 (er muß von 〈...〉 die Unterschriften,)] zwischen den Zeilen 17–19 Es versteht sich 〈...〉 einige Hauptschatten] zwischen den Zeilen 20 Lieder] ie aus 〈x〉 30 Mörder] er aus 〈xxx〉thin 44 sie] aus 〈xxx〉 57 eine] aus 〈xxx〉
Erläuterungen 4 die Platte] Vgl. Nr. 667,43–47 und Erl. 9 dein Volksbücherblat] Vmtl. der geplante Stichtitel zu der von Brentano beabsichtigten fortlaufenden Samlung deutscher Volksromane nach den ältesten Ausgaben (an Zimmer, etwa 20.–22. Januar 1808; FBA XXXII, S. 14f. [datiert: vor dem 25. Januar]), von der jedoch nur die Bearbeitung von Wickrams Roman Der Goldfaden zustande kam, der ohne Serien- und Stichtitel erschien. Vgl. Nr. 627,119–120 und Erl. 12–17 ein hölländisch Bild 〈...〉 geschrieben werden] Arnim schickte Balthasar Bescheys Verzoeking van de heilige Antonius. Dieses Bild wurde durch eine Sotheby’s Auktion in London vom 3./4. Dezember 1997 bekannt. (Los Nr. 113, 26,5 x 19,4 cm, signiert: B. Beschey, nicht näher datiert; vgl. die Abb.: https://rkd.nl/nl/explore/images/44102.) Brentano erhielt einen im Verhältnis zum Original seitenverkehrten Kupferstich des Stechers Justus Chevillet. Dieser Stich ist ebenfalls überliefert. (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Kupferstich-Kabinett, Inventar-Nr. Leblanc 1; Deutsche Fotothek, Aufnahme-Nr. FD 163 732; Microfiche-Scan mi09939f11; vgl. die Abb.: http://www.deutschefoto thek.de/documents/obj/70213698 – im vorliegenden Band Abb. 7.) Daß der Kupferstich zunächst Brentano und dann Ludwig Emil Grimm für seine Radierung vorlag, läßt sich u. a. daran erkennen, daß diese übereinstimmend mit dem Stich konträr zum Original Bescheys seitenverkehrt ist und daß, Arnims Wunsch entsprechend, die dreizeiligen Unterschriften des Stichs (die im originalen Bildnis fehlen) für die Wiedergabe in der Zeitung für Einsiedler (Nr. 25 vom 25. Juni 1808 mit der Signierung Beschey pinx.; Abb. WAA VI, S. 313) weggelassen wurden. Anstelle der Unterschriften ist die Abbildung in der Zeitung für Einsiedler vmtl. auf Anregung Brentanos Die ThierGesellschaft führt den Bärnhäuter in Versuchung untertitelt. Sie illustriert eine Passage in dessen Beitrag Ursprung und Geschichte des ersten Bärnhäuters, die gegen das Cottasche Morgenblatt für gebildete Stände gerichtet ist (vgl. WAA VI,
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Zu Nr. 672
S. 311,36–312,4). Die Verbildlichung einer fratzenhaft-monströsen Tiergesellschaft, die den heiligen Antonius (in der Zeitung für Einsiedler ein Eremit) von seiner Lektüre abzulenken und zu sich hinzuziehen sucht, zielt ebenfalls in diese Kritikrichtung. Brentano hat sie mit einer scheinbar geringfügigen Änderung der Vorlage entgegen Arnims ursprünglicher Absicht verstärkt. Dieser wollte mit seinem brieflichen Vorschlag, dem Froschhunde (am linken unteren Bildrand) einen Lesekabinetstisch hinzuzufügen und dem Blatt, das er liest, etwas von Zeitung für Einsiedler, die Journallektüre in den Lesekabinetten ironisieren, wobei er insbesondere das von seinem Verleger Johann Georg Zimmer in Heidelberg etablierte im Sinn gehabt haben wird, über das Brentano den Brüdern Grimm am 7. Mai 1808 berichtete: Ich wollte Sie wären hier, das Zimmersche Museum ist jetzt so groß wie das Beygangsche 〈in Leipzig〉,
er hat sogar die Italienschen Zeitungen und Zeitschriften und das vollständigste Sortiment, da könnten Sie recht exzerpiren. (FBA XXXII, S. 63.) Die selbstironische Tendenz des von Arnim beabsichtigten Bezugs erhellt aus dem Beginn seiner Ankündigung der allgemeinsten Zeitung. Zeitung für Einsiedler: Auf Befehl der großen Langeweile vieler sonst unnütz
beschäftigter Leute, welche die Veränderungen der letzten Jahre aus ihrem Amte, Familien-Kreise, Ueberflusse herausgerissen, erscheint wöchentlich diese wunderliche Zeitung. Die Lese-Cabinette als wahre Sammelplätze dieser neuen Einsiedler, welche die strenge Buße des Müßiggangs treiben, müssen sie schon kaufen, aber auch andre Leute werden wohl daran thun, welche an den Begebenheiten der wirklichen Welt gar zu persönlichen Antheil nehmen (WAA VI, S. 1,7–12). Brentano hingegen wird Ludwig Emil Grimm veranlaßt haben, dem Wunsch nach dem
Lesekabinetstisch nicht nachzukommen und stattdessen in das vom Froschhunde gelesene Blatt die Wörter Breit〈er〉 Gäns〈e〉 F〈uß〉 einzufügen, womit das Morgenblatt gemeint war, wie sich aus dem Kontext in Ursprung und Geschichte des ersten Bärnhäuters ergibt: Den Thierkreiß hatte Messalinus 〈Cotta〉 auf dem Hals, er begann nun, um ihn zu benutzen, eine Zeitschrift, welches die erste war, unter dem Nahmen der süße breite Gänsefuß (wird im 24 Guldenfuß bezahlt) sie erhielt allen gemeinen Beifall 〈...〉 Sie schrieben und hungerten sich an dem Gänsefuß nach und nach zu tode, aber Messalinus Cotta zog sich immer neue nach 〈...〉, und so hatte der Gänsefuß Bestand. 〈...〉 Einstens machte Eudoxia Rinbeckia 〈Mehrfachanspielung auf die verführerische oströmische Kaisersgattin Aelia Eudoxia und Anna Marie Helene Reinbeck sowie deren Mann; vgl. zu Nr. 683,28–29〉 mit dem Thierkreiß eine Wallfarth nach einem Einsiedler 〈...〉 und sie fanden ihn, und lasen ihm den süßen breiten Gänsefuß
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Zu Nr. 672
vor, aber er wiederstand ihren Lockungen 〈...〉 trat doch als beständiger Mitarbeiter dem süßen breiten Gänsefuß bei. (WAA VI, S. 311,26–312,4.) Mit der Beziehung auf Cotta, dessen Redakteure und Mitarbeiter wird die Motivik des die Versuchungen des heiligen Antonius darstellenden Stichs journalismuskritisch umfunktioniert und in die Auseinandersetzung der Jahre 1807/08 zwischen Heidelberger Romantik und ihrer spätaufklärerisch-unterhaltungsliterarischen Gegnerschaft einbezogen. Dieser Instrumentalisierung diente auch eine weitere, wohl ebenfalls von Brentano veranlaßte Einfügung, die in dem vom Froschhunde gelesenen Blatt unterhalb der Wörter Breit〈er〉 Gäns〈e〉 F〈uß〉 steht: No 61. Damit war die Nr. 61 des Morgenblatts vom 11. März 1808 gemeint, insbesondere das ironische Schreiben eines Studirenden auf der
Universität – – – an seinen Vater, den Baudirektor R – – – zu B – – (Nachdruck Raab 1985, S. 30f.). Der anonyme Verfasser war Salomo(n) Michaelis (vgl.: zu Nr. 775,6–9, zu Nr. 910,6–7), aus dessen Feder »faßt die gesamte Morgenblatt-Polemik gegen Görres 〈...〉 stammt« (Martin 2008, S. 436). Der Studiosus preist die neue, romantische Ästhetik, die er im Gegensatz zu der aufklärerischen, die in Halle gelehrt wurde, zu hören bekommt, und zitiert den gegen letztere gerichteten Ausspruch seines Professors, deutsche Kunst und
Wissen seyen in unserer Zeit so kalt und so naß – wie eine Hundeschnautze. Das war eine Anspielung auf Görres’ Vorlesungen, vermutlich ein Zitat, das sich herumgesprochen haben wird, aber die Readressierung der Anspielung durch die Inschrift No 61 war noch witziger, denn sie steht auf dem Blatt, das der Froschhund liest, indem er es vor seine Schnauze hält. Arnims Attribuierung des von ihm geschickten Bildes als hölländisch kontaminiert die höllische Bildlichkeit mit der holländischen Urheberschaft. Mit dem Nachweis, daß diese tatsächlich Balthasar Beschey zu verdanken und die Signierung Beschey pinx. korrekt ist, wird die mit Motivparallelen gestützte Annahme, Arnim habe »irgendeine (vielleicht unbeholfene) Nachahmung« von Hieronymus Boschs Tryptichon Die Versuchungen des heiligen Antonius geschickt (Koeman 1993, S. 438–446, zit. S. 446; zustimmend Moering in WAA VI, S. 1061–1063), hinfällig, so gern man ihr Glauben schenken möchte. Bereits Christian Friedrich Prange, der an der Universität Halle Theorie der bildenden Künste und Zeichnen lehrte – Arnim kann als Student seine Veranstaltungen besucht haben (vgl. Friedrich von Raumer an Arnim, vmtl. letztes Drittel April 1798; WAA XXX, Nr. 64,39–40 und Erl. dazu) – hatte in seinem Entwurf
einer Akademie der bildenden Künste. Zweyter Band. Entwurf einer Geschichte der bildenden Künste (Halle 1778, S. 340) zu Beschey mitgeteilt: Chevillet hat nach ihm die Versuchung des h. Antonius in Kupfer gebracht. 1185
Zu Nr. 672
21 das Frankfurter ganz vereinzelt] Das Lied Von der Belagerung der Stadt Frankfurt erschien gegen Ende des zweiten Wunderhorn-Bandes doch nicht vereinzelt, sondern im Zusammenhang mit dem folgenden: Aus einem ähnlichen Lied im Ton der Schlacht von Pavia. 22–23 Die Kinderlieder 〈...〉 gleichzeitig gedruckt werden.] Sie erschienen als Schlußteil des zur Zeit von Arnims Brief noch nicht vorgesehenen dritten Wunderhorn-Bandes. 23–25 Das Badewänchen 〈...〉 anders als Seckendorf 〈...〉 merkwürdige Varianten.] Am 14. Juli 1811 teilte Arnim Jacob Grimm mit, daß er Der Staar und das Badwännlein (vgl. zu Nr. 667,81–82) von Anfang an für kein Volkslied, sondern für ein Brentanosches Gedicht im Volksliedton gehalten habe. Arnims Vergleichsobjekt ist das in Seckendorfs Musenalmanach für das Jahr 1808 unter dem Titel Vom Ritter und seinem Liebchen mitgeteilte Lied, das ins Wunderhorn unmittelbar nach Der Staar und das Badwännlein als Die Entführung wenig verändert übernommen wurde. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 463f.) 25–28 Das hohe Lied 〈...〉 Meistergesangbüchern?] Ein hohes Lied (vgl. zu Nr. 667,81–82) wurde von Brentano nach einer von Georg Veesenmeyer aus Ulm mitgeteilten Vorlage überarbeitet, nicht nach den Handschriften-Bänden mit Liedern Nürnberger Meistersinger, die Arnim Brentano überließ (vgl. zu Nr. 623,54–55). 28–29 Bey der Weltconstruction 〈...〉 ändern müssen] Construktion der Welt im zweiten Band des Wunderhorns ist nach zwei handschriftlichen Aufzeichnungen kontaminiert. (Vgl. zu Nr. 631,53–54.) 30 Die Mörder 〈...〉 ersten Handschrift.] Vgl. Nr. 648,46–49 und Erl. 30–34 Der Streit zwischen Leib und Seel 〈...〉 schadet nichts.] Vision im dritten Band des Wunderhorns. Arnim lobt Brentanos Überarbeitung. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 20–24.) 34–35 das Holländische Matrosenlied 〈...〉 übersetzt hattest] Die Übersetzung ist nicht bekannt. Brentano besaß mehrere holländische Volksliederbücher (vgl. Kat. Brentano 1974, S. 36–38), darunter eines mit dem Titel De vrolyke Zee-man (ebd., S. 388, Nr. 76), das möglicherweise zugrundelag. 37–38 es fehlt 〈...〉 Gegenstück des Telles] Das Lied Wilhelm Tell erschien im zweiten Band des Wunderhorns ohne holländisches Gegenstück. 38–39 Die Reise in Salzburg 〈...〉 der Keiser mit dem Bart] Vgl. Nr. 648,51–54 und Erl. 40 nach∧bürgernden] In der Manier Gottfried August Bürgers. 41 mehreres von ihm eingetauscht] Aloys Schreiber besaß eine Kupferstichsammlung von mehreren hundert Blättern, »um sie in seinen Vorlesungen
1186
Zu Nr. 673
zu verwenden. Im Kern handelte es sich um Reproduktionen neuzeitlicher Werke, in Einzelfällen auch um Originalgrafiken. 1809 verkaufte er seine Sammlung an die Universität. Im 20. Jahrhundert wurde sie zwischen dem Kurpfälzischen Museum und der Bibliothek hin- und hergeschoben, wobei Verlusten jüngere Zuwächse gegenüberstehen. 〈...〉 Die kunsthistorische Aufarbeitung der Sammlung Schreiber, heute in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek aufbewahrt, bleibt ein ›kunsthistorisches Desiderat‹.« (Mumm 2008, S. 396.) Was Arnim mit Schreiber tauschte, ist bis auf die mitgeteilte Ausnahme im einzelnen nicht bekannt. 42 Stigmatisirung des H. Franziskus] Vgl. Nr. 673,29–31 und Erl. 43–44 Kupferstiche 〈...〉 Kauf] Vgl. Nr. 607,4–15 und Erl. 48 meine übrige Sammlung] Von Arnim erstmals im Brief an Brentano vom 6. oder 7. September 1805 erwähnt (WAA XXXII, Nr. 388,7–10). 49–51 kein Wort von Hulda 〈...〉 Görres Abhandlung 〈...〉 meine Meinung] Arnims Mitteilung über Brentanos Stieftochter mit der Bitte, ihr zu schreiben, steht in seinem Brief vom 6. Februar (vgl. Nr. 646,135–144 und Erl.). Görres’ Schriftproben von Peter Hammer hatte er ihm mit dem Brief vom 18. Februar (Nr. 660) geschickt. 57–58 Kupferstich vom Faust 〈...〉 Buche?] Vgl. Nr. 667,43–45 und Erl. 60 die alte Geschichte vom Faust in 40] Vmtl. Georg Widmanns 1599 erschienene Bearbeitung des Faust-Volksbuchs von 1587: Der Warhafftigen
Historien von den grewlichen vnd abschewlichen Sünden vnd Lastern, auch von vielen wunderbarlichen vnd seltzamen ebentheuren: So D. Iohannes Faustus Ein weitberuffener Schwartzkünstler vnd Ertzzäuberer, durch seine Schwartzkunst, biß an seinen erschrecklichen end hat getrieben. Diese dreibändige Bearbeitung ist zufolge der Faust-Bibliographie von Henning (Henning 1966–1976, Bd. I, Nr. 1729–1731) die einzige frühe Volksbuch-Version, die nicht in 8°, sondern in 4° erschien. (In Kat. Brentano 1974, S. 54, Nr. 152.)
673.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 666, 671. A: Nr. 677. H: FDH 7247. – 1 Dbl. ca. 228 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet Ku ca. 95 x 120 mm; Kur Adresse. – Kuv Siegel. − WZ: C & I HONIG.
1187
Zu Nr. 673
Beilagen: Nr. 674. Fremdeinträge: 1r aoRl: 184 2v auRr: 7247 Kur spätere Notiz Bettinas: Heidelberg Febr. 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 98f.; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 20, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 161f. (Nr. A28). D4: DjBe Nr. 319.
Varianten 27
trauerndes] tr aus w 31 auswaschen] a aus i 36 hat] aus ohne 43 vor sich] üdZ eing. 50 Gedichtes, ein] ein aus was danach gestr. aber 52 Rhein] R aus S Q
34 quälen] q aus 46 das] d aus D 51 am] a aus i
Erläuterungen 8–9 Von Clemens 〈...〉 traurigen Brief] Nr. 667. 17–18 daß Du mir Briefe einer Einsiedlerin 〈...〉 schreiben sollst] Vgl. Nr. 667,65–69 und Erl. 26 getauscht mit Kupferstichen] Mit Aloys Schreiber. Vgl. Nr. 672,40–42 und Erl. 27 Ein trauerndes Weib nach Dürer von Sadeler] Vmtl. Aegidius Sadelers »Brustbild einer jungen Frau mit langem Haar, nach Dürer« (Thieme/Becker XXIX, S. 299; nicht in: Boon/Hoop Scheffer 1980; Limouze 1991). 29–38 Einen heiligen Franziskus 〈...〉 Wesen und Werth fühlt.] Eine Darstellung der Stigmatisierung des heiligen Franziskus in der Nachfolge des berühmten Freskos von Giotto di Bondone in der Oberkirche von Assisi (um 1300; ähnlich in der Bardikapelle in Florenz, 1320/25), das den Heiligen in einer Felsenlandschaft mit lesendem Mönch zeigt; vmtl. diejenige (um 1435/40) der beiden Darstellungen der Stigmatisierung des hl. Franziskus von Jan van Eyck mit innigem Gesichtsausdruck des Heiligen und bizarrer Felsenlandschaft. Die Bildkomposition wurde von anderen Künstlern übernommen und variiert; das von Arnim unmittelbar gemeinte Bild konnte nicht ermittelt werden. (Vgl.: Roettgen 1996, Bd. I, S. 286–291 und Tafel 174 sowie Bd. II, S. 141; Poeschke 2003, S. 19, 128 und Tafel 44.) 40–41 eine Einsiedlerlandschaft von Wilson] Stich nach Richard Wilsons The white Monk IV (Hermits by a Pool), benannt mit der Ziffer und dem
1188
Zu Nr. 674
Nebentitel im Unterschied zu Wilsons Gemälden The white Monk I-III. Zufolge Arnims Beschreibung kommt von den vier The white Monk-Bildern Wilsons nur IV infrage. (Vgl. Constable 1953, S. 230 und Abb. 122a–124c, besonders 123b.) 47 meinem Einsiedler Pallast] Vgl. Nr. 669,27–32. 54 ihren Sohn] August von Goethe reiste erst am 4. April von Weimar zu seiner Großmutter, traf dort am 8. April ein und fuhr am 22. zum Jura-Studium nach Heidelberg weiter, wo er am 26. als stud. iur. immatrikuliert wurde. (Vgl. Steig 1912d.) 57–58 In Seckendorfs Musenalmanach 〈...〉 Hölderlin Crisalin.] In Sekkendorfs Musenalmanach für das Jahr 1808 erschienen von Hölderlin Pathmos, Der Rhein und Andenken; von Sinclair (mit dem Anagramm Crisalin) Auf Prinz Ludwigs Tod, Päan, An mein Vaterland, Akkorde und Nach
Horaz. IV. 7.
673.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend DV: H. B: Vgl. Nr. 666, 671. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 677.
Erläuterungen Vgl. Nr. 673.
674.
An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. 697. H: SPK/NS 2/2. – 1 Dbl. ca. 221 x 187 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 1x längs, 1x quer gefaltet. – 2v rote Siegelreste. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: 17.2.1808, daneben: 2 2r aoRr: 4 2v mittig Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: Der Brief war gesiegelte Beilage zu Nr. 673. Vgl. Nr. 680,47. D1: Härtl 1982, S. 36f. (Nr. 8).
1189
Zu Nr. 674
Varianten 12
finde] f
aus
g
13
ihm eignen]
üdZ eing.
Erläuterungen 1–6 der geschlagene Voß – von Wilhelm Körte 〈...〉 schimpflich darzustellen] Zwischen Johann Heinrich Voß und Wilhelm Körte, dem Nachlaßverwalter und Großneffen des 1803 verstorbenen Gleim, war es über die Ausführung der Bestimmungen des Gleimschen Testaments bezüglich der zu veröffentlichenden Briefe zu einem spektakulären Streit gekommen (vgl. Mohr 1973), an dem sich auf seiten Voß’ Friedrich Heinrich Jacobi beteiligte. Anlaß war Körtes Edition Briefe zwischen Gleim, Wilhelm Heinse und Johann von Müller. Aus Gleims litterarischem Nachlasse (2 Bde., Zürich 1806 [Bände 2 und 3 der dreibändigen Sammlung Briefe deutscher Gelehrten. Aus Gleims litterarischem Nachlasse. Hg. von Wilhelm Körte]). Es erschienen vier Streitschriften. Über die früheste, Jacobis Was gebieten Ehre, Sittlichkeit
und Recht in Absicht vertraulicher Briefe von Verstorbenen und noch Lebenden? Eine Gelegenheitsschrift (Leipzig 1806), hatte Arnim sich bereits in seinem Brief an Brentano vom 30. Juli und 16. August 1806 kritisch geäußert. (Vgl. WAA XXXII, Nr. 472,224–228 und Erl.) Körte reagierte auf Jacobis Schrift mit einer Kritik der Ehre, Sittlichkeit und des Rechts in F. H. Jacobi’s Gelegenheitsschrift 〈...〉 (Zürich 1806). Auf diese Kritik antwortete Voß mit der Polemik Ueber Gleims Briefsammlung und lezten Willen.
Ein Wort von Johann Heinrich Voß. Angehängt ein Brief von Friedrich Heinrich Jacobi (Heidelberg 1807), woraufhin schließlich Körtes zweite Replik Johann Heinrich Voß. Ein pragmatisches Gegenwort (Halberstadt 1808) erschien. Voß wertete in Ueber Gleims Briefsammlung und lezten Willen die von ihm und seiner Frau an Gleim gerichteten, von Körte edierten Briefe als Privatbriefe, die der Öffentlichkeit vorzuenthalten seien, und beschimpfte, ohne Sache und Person zu trennen, Körte persönlich, wobei er dessen Verhältnis zu Gleim diffamierte:
Da steht mein Ankläger! Da steht er, von eigener Hand gezeichnet, in seiner nicht holdseligen Gestalt, dieser in sich vollendete, nur sich selbst ähnliche W i l h e l m K ö r t e ! Bei so empfindsamen Ansprüchen auf Geist und Gefühl, bei so wehmütigen Ehrenbezeugungen für G l e i m , und alles, was G l e i m liebte, bei so kriechendem Anschmiegen an G l e i m s Freunde, ein Herz voll kalter Berechnungen und armseliger Pfiffe, voll Lieblosigkeit und Hohn gegen den Wohlthäter, 1190
Zu Nr. 674
voll Lug und Lästerung gegen die Vertrautesten des Wohlthäters! (A.a.O., S. 43f.) Körte bezog einen Editorenstandpunkt, wies in seinem Gegenwort die Vossischen Vorwürfe zurück und behielt, auch laut gerichtlichem Beschluß (vgl. Herbst 1872–1876, Bd. II/2, S. 319), recht. Voß’ Reaktion bestand in einer Replik überschriebenen Mitteilung des Morgenblatts (Nr. 67 vom 18. März 1808), worin der anonyme Berichterstatter aufgrund von Privatäusserungen Voß’ Gegenargumente zu Details vorbrachte. Zum wesentlichen Streitpunkt heißt es einlenkend:
Die dabey vorkommenden Fragen: Ob Voß gewußt habe, daß seine Familienbriefe zu öffentlichem Gebrauche bestimmt gewesen seyen, ob er selbst in den gebundenen Brief-Sammlungen nach Gefallen herumgelesen, und dem künftigen Schicksale seiner eigenen Briefe ruhig entgegen gesehen habe, beantwortet Voß mit Nein, Körte mit Ja. Aeussere Beweise sind nicht da, nur ein innerer, Glaubwürdigkeit. Arnim, der die Körtesche Briefausgabe schätzte (vgl. an Brentano, 18.-etwa 22. März 1806; WAA XXXII, Nr. 435,62–86 und Erl.), brach nach der Lektüre von Körtes Schrift die Beziehung zu Voß ab (vgl. Nr. 712,43–48). 6 Gleims Brief] In Ueber Gleims Briefsammlung und lezten Willen hatte Voß behauptet, Gleim (gestorben am 18. Februar 1803) habe sich gegen Ende seines Lebens von Körte als einem Unwürdigen distanziert: Nicht oben-
hin konnte ihn G l e i m endlich, diesen Leichtsinnigen, der seine lange genährte Hoffnung, einen rechtlichen G l e i m i d e n zu erziehn, so schmählich geteuscht hatte, daß der Absterbende im lezten Jahre weder die Gesellschaft des Unkindlichen, noch dessen abentheuerliche Briefe aus der Fremde, ausstehn konnte. Mehr noch kannten ihn Andere, wie er mit G l e i m s Namen, soweit er ihn gültig glaubte, einherjunkerte, und voll nichtiges Dünkels an die Edelsten sich andrängte, sonst aber des Ahnherrn Nahmen so wenig durch Thaten, als durch Worte, zu ehren trachtete. Wer den Absterbenden zu trösten, etwa Beschönigung und Aussöhnung unternahm, der hat übel gethan an G l e i m , an G l e i m s Freunden, an der deutschen Litteratur. Könntest du, Liebevoller, dein Haupt wieder emporheben aus dem Hügel der Gartenlaube, wo du, in heiterer Blindheit dich sonnend, mich zum Mitkosten deiner Traube einludst, und freundlich sagtest: Hier will ich ruhn! Könnte dein jugendlicher Geist für ein Weniges umkehren, aus dem ruhigen Wohnsize des Geläuterten, in dieser unlauteren Leidenschaften Gewühl, und vernehmen: wie man hier (was unseren K l o p s t o c k und uns alle begeisterte) dein feuriges, für erhöhte Menschlichkeit glühendes Herz, und 1191
Zu Nr. 674
Deinen brennenden Durst, Freunden ein Freund zu sein, so sehr miskannte; wie man, deiner süßesten Regungen uneingedenk, deinen lezten wohlthätigen Willen misdeuten und zur Kränkung deiner Freunde verkehren durfte! Du, der aus den Briefen der Freunde nur Angenehmes und Nüzliches bekannt zu machen, keinem Sterblichen wehe zu thun, vorsichtige Vollmacht gab, wie würdest du K ö r t e ’ s eigenmächtiges Verfahren, wie seine Frechheiten gegen H e i n s e und J a c o b i aufnehmen? Und was würdest du sagen, daß dein Freund, zu welchem du, nach dem Abschiedsabend des lezten Besuchs, unvermutet noch einmal in der Frühstunde herunterwanktest, dessen Gesicht gegen den Tag gewandt nur mit erdunkeltem Blicke noch einmal anstarrtest und betastetes, dessen Füße mit eigener Hand vor der Morgenkälte zu verwahren du dein ehrwürdiges Haupt senktest, und das Versprechen noch Eines Besuchs im Frühlinge dir erneuen ließest: – daß dieser dein jüngerer K l e i s t noch vor dem Frühlinge die zartesten Geheimnisse, die er und dein Töchterchen dir vertraut hatten, mit Mühe zurückfodern, und nach lange verzögerter Auslieferung von dem entarteten W i l h e l m K ö r t e Vorwürfe der Unrechtlichkeit erdulden mußte! (A.a.O., S. 52–54.) Körte zitierte dagegen in seiner zweiten Replik einen Brief Gleims an sich vom 20. Oktober 1802, in dem dieser ihn gebeten hatte, der Executor meines letzten Willens zu sein, und ihn seiner Zuneigung versicherte:
Mein Zutrauen zu Ihnen ist sehr groß. Sie werden, was ich zum Besten der Menschheit gern noch selbst gethan hätte, thun, und ich werde dieser Ihrer Thaten in jener Welt mich erfreuen. Was ich in dieser Ihnen war, werd’ ich dann auch in jener Ihnen seyn; und, wenn ichs seyn kann, Ihr Schutz-Engel. (A.a.O., S. 27f.) 6–7 Brief seiner Frau] In Ueber Gleims Briefsammlung und lezten Willen hatte Voß – entgegen der Darstellung Körtes – in einem Brief an Jacobi (zitiert a.a.O., S. 9–12) behauptet, seine Frau, Ernestine Voß, habe nicht Körte, sondern Gleims Witwe um die Aushändigung der Vossischen Briefe an den Verstorbenen gebeten, und sie habe diese Briefe zeitlich unlimitiert zurückhaben wollen:
N i c h t d e n H e r r n K ö r t e , wie dieser vorgiebt, bat meine Frau um die Briefe, und n i c h t z u r D u r c h s i c h t a u f e i n i g e Z e i t : welchem thörichten Vorgeben gleich seine folgende Antwort entgegen steht. Besitzt Herr K ö r t e einen Brief von meiner Frau, worin sie ihn um Mittheilung unserer vertraulichen Briefe zur Durchsicht gebeten, 1192
Zu Nr. 674
und eine Auswahl derselben in das Archiv zu senden versprochen hat; so gebe er ihn preis. (A.a.O., S. 16f.) Körte zitierte dagegen einen Brief von Ernestine Voß vom 25. November 1803 an sich, aus dem hervorgeht, daß sie die Briefe von Körte zurückverlangte. Zwar hatte sie, wie Körte feststellte, in dem Brief nicht geschrieben, daß sie die Briefe nur zeitweise haben wolle, aber sie hatte andererseits auch keinen Anspruch auf die Briefe als ihr u n b e s c h r ä n k t e s Eigenthum erhoben. (A.a.O., S. 44f.) 12–14 Rottmanner 〈...〉 falschen Ansicht von der Reformazion] Aufgrund der Bemühungen der bayerischen Regierung unter Montgelas, die kulturellen Verhältnisse Bayerns durch die Berufung nichtbayerischer Gelehrter zu verbessern, war Friedrich Heinrich Jacobi 1804 an die erneuerte Akademie der Wissenschaften nach München berufen worden, der er 1807–1812 als Präsident vorstand. Während seiner Präsidentschaft kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den nach München berufenen norddeutsch-protestantischen Gelehrten und den Verteidigern der bayerisch-katholischen Verhältnisse. (Vgl. Altgeld 1985.) Am 28. Juli 1807 hatte Jacobi die Akademie-Eröffnungsrede Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck (erschienen München 1807) gehalten und die vermeintliche kulturelle Rückständigkeit Bayerns kritisiert. Dagegen verteidigte Karl Rottmanner, der junge Bayer, in seiner Kritik der
Abhandlung F. H. Jacobi’s Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck (Landshut 1807) die bayerischen Verhältnisse, wobei er gegen Jacobi Stellung bezog. Über die Reformation äußerte Rottmanner u. a.: Es scheint noch lange nicht bekannt genug, daß wir in der Zwischenzeit einer vergehenden und einer neubeginnenden Weltgestaltung leben, so augenscheinlich auch alle Begebenheiten dem unbefangenen Forscher diese Bemerkung aufdringen müssen. Mit der Reformation begann in Europa die Auflösung der germanischen Periode, und vollendete sich bis auf unsere Tage immer mehr und mehr. Die Reformation zerriß das allgemeine Band, welches Teutschland und Europa umschlungen hatte; durch sie verlor sich die harmonische Einheit alles geistigen und politischen Lebens, und löste sich in die chaotische Masse ihrer verschiedenen Bestandtheile auf. Daß eine höhere Macht die streitenden Kräfte wieder versöhnen, daß aus den feindlichen Fluthen e i n e n e u e L i e b e ebenso herrlich als jene frühere hervorgehen möchte – wer hätte nicht besonders in unsern Tagen lebhafter als je den gerechten Wunsch gefühlt? (Ebd., S. IVf.) Arnim rezensierte die Schriften Jacobis und Rottmanners sowie eine mit Rottmanner weitgehend übereinstimmende kürzere und recht belanglose Entgeg-
1193
Zu Nr. 674
nung Karl Amans (Ueber Etwas, was Fr. Heinrich Jacobi gesagt hat) gemeinsam 1808 in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur, 1. Jg., 5. Abt. Philologie, Historie, Literatur und Kunst (vgl.: Arnim/W VI, S. 235–245, 1170–1174), wobei er sich vor allem gegen Jacobi richtete. Jedoch stellte er auch fest, daß Rottmanners und Amans Schriften fehlerhaft seien. Unter den Rottmannerschen Fehlern sei das gänzliche Mißverstehen der Reformation einer der schlimmsten (ebd., S. 237). 14–18 Der Aerger des jungen Bayers 〈...〉 als müste er was leisten.] Rottmanner, der sich bei seiner Beurteilung Jacobis wesentlich auf Friedrich Schlegels Kritik (1796) des Jacobischen Romans Woldemar stützte, faßte einleitend seine Argumentation zusammen: Wer in unsern Tagen, wo die Phi-
losophie wieder zu ihrer alten Würde, zur Vernunftansicht der Dinge zurückgeführt ist, über geistige Bildung und Bildungsanstalten ein bedeutendes Wort sprechen will; dem wäre es allerdings zu wünschen, daß er sich entweder zu jener höheren Stufe vorher erschwingen, oder seine Stimme über dergleichen Gegenstände lieber gar zurückhalten möchte. Was wir daher von vorliegender Abhandlung Jacobi’s in eigentlich philosophischer, d. h. wissenschaftlicher Hinsicht erwarteten, war, wir gestehen es aufrichtig, wenig oder vielmehr gar nichts. Bekanntlich bildeten sich in Teutschland von Leibnitz bis auf unsere Zeiten eine Menge sogenannter philosophischer Systeme, die ihren Glanz und ihr prekäres Daseyn nur so lange erhalten konnten, als nicht die Vernunft in ihre Rechte eingetreten war. 〈...〉 Zu jenen mißlungenen philosophischen Versuchen gehört denn auch die Lehre Jacobi’s, welche, die Nichtigkeit der blossen Reflexion zwar ahndend, aber dennoch unfähig, sich über die Ansicht derselben zu erheben, die Welt und den Menschen auf endliche, bedingte Weise erfaßt, diesen aber Gott als das Höchste, Unendliche wesentlich entgegensetzt, dessen Wirklichkeit durch keine Gründe erschlossen, wohl aber durch das Gefühl und e i n e n a u f Z e u g n i s s e n b e r u h e n d e n Glauben anerkannt werden könne. 〈...〉 Ohne Leben und ohne Kraft, unphilosophisch, aber im Scheine der Philosophie, voll gelehrter Citaten, Anecdoten und Beylagen, hinter denen die eigne Meinung Jacobi’s wie hinter Mauern und Gräbern sich verbirgt, wiederhohlt sie uns längst bekannte Dinge in einem meist trocknen und schwerfälligen, manchmal geschraubten und rhetorischen Style. (A.a.O., S. 1–3.) 21–22 schickt ihnen Bouterweks goldne Zeitalter 〈...〉 herum] Mit der Berufung auf ein Goldenes Zeitalter der deutschen Literatur und Philosophie verklärten die Spätaufklärer das 18. Jahrhundert, wohingegen die Frühromanti-
1194
Zu Nr. 674
Das Trugbild einer gewesenen goldnen Zeit ist eins der größten Hindernisse gegen die Annäherung der goldnen Zeit die noch kommen soll. (A. W. Schlegel, Athenaeum-Fragment
ker es erst herbeiführen wollten:
243; Schlegel/KA II, S. 205 – vgl. die Belege Körner 1930, Bd. I, S. 169; Bd. II, S. 79.) Arnims Äußerung über Bouterwek steht in dieser Tradition der Kritik an der späten Aufklärung, zu deren produktivsten Vertretern Friedrich Bouterwek gehörte. Von dessen selbständigen Veröffentlichungen hat zwar keine den Zeitalter-Topos im Titel, Arnim kann dennoch eine der vernunftapologetischen Schriften Bouterweks gemeint haben. Wahrscheinlicher ist, daß er Bouterweks seit 1801 erscheinendes Hauptwerk, die Geschichte der Poesie und Beredsamkeit seit dem Ende des 13. Jahrhunderts (bis 1819 zwölf Bände), mit seiner Literaturkonzeption meinte. Von der Beziehung zwischen Jacobi und Bouterwek zeugen Friedr. Heinr. Jacobi’s Briefe an Heinr. Bouterwek aus den Jahren 1800 bis 1819 (Göttingen 1868); darin nichts zu Jacobis Münchner Bouterwek-Propaganda. 24–25 Wechsel 〈...〉 den 5 April zahlbar] Vgl. Nr. 660,54–55 und Erl. 26 Geburtstage] Am 21. Februar. 27 künftigen Kinds] Franz, geb. am 14. März 1808. 27 Herr Bruder] Schelmuffsky-Stil. Vgl. Nr. 743,15–17 und Erl. 28–31 Zimmer 〈...〉 Deine Werke liegen ihm am Herzen] Vgl. zu Nr. 659,49–50. 35 Curiosa, die Du mir senden könntest] Savigny lieferte trotz wiederholter Bitte Arnims (vgl. Nr. 745,2–14) nichts für die Zeitung für Einsiedler. 37–38 die Grimms 〈...〉 Gebrüder Vatermörder aus Gelnhausen] Vgl. Nr. 667,78–79 und Erl. 38–39 Meine Theaternachrichten 〈...〉 aus Trages 〈...〉 auf der Karte.] Arnim schrieb drei ironische Theaternachrichten, geplant für die Zeitung für Einsiedler, jedoch nicht in ihr erschienen: Eröffnung des Liebhabertheaters, Eröffnung des Wallfahrttheaters zu Trages und Genovefa beym Lipperle. Das östlich von Hanau gelegene Savignysche Gut Trages wird zwar im Titel der zweiten Theaternachricht genannt, reale Trageser Ereignisse spielen jedoch in den fingierten keine Rolle. (Vgl. WAA VI, S. 551–570 und Erl.)
1195
Zu Nr. 674.E
674.E An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 697. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 355.
Erläuterungen Vgl. Nr. 674.
675.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. *690. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 355.
Erläuterungen 5 K.] Königsberg. 8 G.] Görres. 10 Kindern] Sophie und Guido Görres. 11 Abschiedballe] Am 24. September 1807 in Königsberg, als die Eltern Auguste Schwincks zu ihrem Geburtstag ein kleines Tanzfest (Nr. 581,20) gaben. 13 Muslinen] Zartes, durchsichtiges Baumwollenzeug. 14–15 Die Juden werden tapfer, seitdem die Soldaten laufen] Vielleicht gemeint: Die (in Baden durch den Code Napole´on gleichgestellten) Juden treten in die Armee ein, während die nichtjüdischen Soldaten weglaufen. 17–18 wenn unter der schwersten Last 〈...〉 Gevatterschaft mit Napoleon] Anspielung auf die erwartete Nachkommenschaft aus der am 7. April 1806 geschlossenen Ehe zwischen Napoleons Stieftochter Stephanie Beauharnais und dem Erbprinzen Karl von Baden. Das erste Kind, ein Mädchen, wurde allerdings erst 1811 geboren, und nachdem der Erbprinz im selben Jahr als Großherzog die Regentschaft übernommen hatte, kam der ersehnte Erbe am 16. Oktober 1812 zur Welt, starb jedoch bald nach der Geburt.
1196
Zu Nr. 677
*676. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 27. Februar 1808, Sonnabend B: −.
677.
A: Nr. 693.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 29. Februar 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 673. A: Nr. 680. H: FDH 7406. – 1 Dbl. ca. 228 x 186 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – AoR braunfleckig, rote Siegelreste. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 185 v, Z. 16 14 ten März unterstr. 2v auRr: 7406. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Da Bettina mit umgehender Post (Z. 2) schreibt, wird sie das gleich nach Eintreffen des Bezugsbriefes vom 27. Februar zwei Tage nach dessen Datum getan haben. Arnim antwortete am 2. März ebenfalls umgehend. D1: Steig 1913, S. 99f.; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 20, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); nicht näher datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 163f. (Nr. B22); datiert: Februar 1808. D4: DjBe Nr.320.
Varianten
noch] danach gestr. recht 20 seyn] danach gestr. h〈xx〉 25 Ansicht] danach gestr. nach 26–27 du aber 〈...〉 besorgen] üdZ eing. 28 manche] am Schluß gestr. r 36 mein] aus 〈xxx〉 38 war] danach gestr. z 13
Erläuterungen 3 Alten] Goethes Mutter. 8–9 Clemens 〈...〉 Einsiedler Briefe geschrieben] Vgl. Nr. 667,66–70 und Erl. 11–12 an Goethe 〈...〉 in einem Zug 3 mal geschrieben] Die drei Absätze eines am 23. Februar an Goethe geschriebenen Briefes (DjBe Nr. 315).
1197
Zu Nr. 677
14–15 es wird die Zeit kommen 〈...〉 pfeifen] In Goethes Brief an seine Mutter vom 7. Dezember 1783, den Bettina bei der Frau Rath gelesen haben wird: Hätte man Ihnen in dem bösen Winter von 69 in einem Spiegel
vorausgezeigt, daß man wieder auf solche Weise an den Bergen Samariä Weinberge pflanzen und dazu pfeifen würde, mit welchem Jubel würden Sie es aufgenommen haben. (WA IV, Bd. 6, S. 222.) Vgl. Frau Rath an Goethe, 3. Juni 1808: Ja Ja man pflantzt noch Weinberge an den Bergen Samarie – man pflantzt und pfeift! So offte ich was gutses von dir höre werden alle in meinem Hertzen bewahrte Verheißungen lebendig (Köster 1904, Bd. I, S. 309). (Beide Stellen bereits ermittelt Steig 1913, S. 103f.) 17 Stabat Mater von Pergolese] Vgl. Bettina an Goethe, zwischen 5. und 20. Februar 1808, über Pergolesis Kirchenkantate (1736): Stabat Mater von P ist das was bis jezt von aller Kirchenmusick 〈...〉 mir am meisten gefallen hat (DjBe Nr. 303). 21 bald an den Rhein] Vgl. Nr. 671,63–68 und Erl. 24 Morgen 〈...〉 Bericht] Erst drei Tage später (Nr. 681).
*678. An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, erste Hälfte März 1808 B: −. A: −. Datierung: Da zwischen Arnims Briefen an Brentano vom 27. Februar (Nr. 672) und 15. März (Nr. 696) kein ausgefertigter Brief an den Freund bekannt ist und Arnim von dem verschollenen erstmals am 18. März berichtet, ist anzunehmen, daß dieser in der ersten Märzhälfte geschrieben wurde.
679.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, 1. März 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 668. A: Nr. 696. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 245r–246v. – 1 Dbl. ca. 237 x 195 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Posthorn am Band, darunter: F. BRENNER & COMP’ IN BASEL.
1198
Zu Nr. 679
Beilagen: Skizze des Stichtitels der Kinderlieder. (Nicht überliefert.) Fremdeinträge: 1r aoRl: 537, darunter: H 172,5, aoRm Steig: vor dem folioBrief von Clemens, aoRr: 245, darunter: 1808. 2r aoRr: 246. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 86. Datierung: Brentano schreibt, seine Magd Fränz habe ihm berichtet, daß Auguste ihr heute Nacht vorgeschlagen habe, mit ihr durchzugehen (Z. 84–97). Wann die Magd das berichtete, ergibt sich aus Brentanos am 3. März begonnenem Brief an Savigny: Dienstag erzehlte mir Frenz die Fluchtplane (FBA XXXII, S. 42,30–31). D1: Steig 1894, S. 243f.; TD; nicht näher datiert. D2: Steig 1923a, S. 26f. TD; nicht näher datiert. D3: Seebaß 1951, Bd. I, S. 359–362; datiert: März 1808. D4: FBA XXXII (1996), S. 32–36 (Nr. 496); datiert: 1. März 1808. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 510–513 (Nr. 114); datiert: 1. März 1808.
Varianten 17 öfter] über gestr. mehr 18 schrieb] aus schreibe 32 läppische] danach gestr. Sch 34 oh] aus ich 36 ist] danach gestr. im 39 er] aus in 39 den] en aus as 40 ihn] aus 〈xxx〉 41 Mozart] danach 47 daß] ß aus s 48 sind –.] danach gestr. Reich gestr. ihn 54 vorgestern] danach gestr. ang 58 ich] danach gestr. 〈s〉 62 Von] V aus v 62 Hülfe] danach gestr. dies Ku 63 ich] aus 〈wir〉 63 habe] e aus en 64 schad] über gestr. 〈unschadlich〉 66 von] über 71–72 verkünden] ver üdZ eing. 73 ist] danach gestr. gestr. 〈zu〉 U〈nh〉 75 Preis,] danach gestr. daher 80 zwei] danach gestr. Oblanga 80 Werden] danach gestr. mit 88 auch] aus an 88 an] üdZ eing 90 rasselt,] danach gestr. 〈heißt tanz〉 91 Todtentänze] danach gestr. das 95 der] er aus ie danach gestr. Volkssagen 101 verruchte] ru aus 〈xx〉 104 bin] danach gestr. 〈xxx〉
Erläuterungen 2 Einlage an Reichard] Nr. *670. 3–6 Hof nach Wabern 〈...〉 Komödien aufzuführen] In Wabern, etwa 25 km südlich von Kassel, befand sich ein 1701 errichtetes Jagdschloß, das für das Vergnügen des Hofes – mit König und Königin an der Spitze – erst wieder hergestellt werden mußte. In der ehemaligen Orangerie wurde eilig ein Theater eingerichtet. (Vgl. Keim 2006, S. 138.)
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Zu Nr. 679
6 Königinn] Katharina Bonaparte. 6 die Pohlen] Vgl. Nr. 603,26–27 und Erl. 7 la prude] Die prüde Arsinoe´ in Molie`res Le Misanthrope (1666). 17 alten Dessauer Marsch] Marschmelodie, benannt nach dem alten Dessauer Fürst Leopold von Anhalt-Dessau, »der nach der Schlacht bei Cassano im Lager von Treviglio 1705 an einer Prozessionsmelodie solchen Gefallen fand, daß er seiner Musikbande befahl, dieselbe für einen Marsch zu benutzen« (MGKL IV, S. 675). 19–20 gestern 〈...〉 an Bethmann geschrieben] Der Brief ist nicht bekannt – einer von drei Briefen, auf die Bethmann am 8. März antwortete (Enzensberger 1999, S. 69–71). 22 Meinen lezten Brief] Nr. 667. 24–26 Laroche und Alberti 〈...〉 Salzcontrackt abgeschloßen] Vgl. Nr. 627,5 und Erl. 26–27 Bülow 〈...〉 auf seiner Stelle erhalten zu wollen] Vgl. zu Nr. 648,26–27. 28–29 Müller thut gar nichts mehr] Vgl. zu Nr. 607,35–36. 29 Dohm geht als Gesandter nach Dresden] Christian Konrad Wilhelm von Dohm, seit 11. Dezember 1807 Mitglied des westphälischen Staatsrates, wurde am 21. Februar 1808 zum bevollmächtigten Minister und außerordentlichen Gesandten Westphalens in Dresden ernannt. (Vgl. Moniteur Westphalien, Nr. 27 vom 28. Februar 1808, S. 107.) Dohm an Christian Gottfried Schütz, Kassel, 17. Februar 1808: Das Schicksal scheint noch nicht zu ermüden, mich
durch Ueberraschungen in die entgegengesetztesten Verhältnisse zu bringen. Sie wissen, daß der Wirkungskreis, den ich mir vor allem gewünscht, das Kirchen- und Schulwesen, mir nicht geworden ist. – Plötzlich ließ mich vor einigen Tagen nach geendigtem Staatsrath der König in sein Cabinet rufen und trug mir die Stelle seines Ministers am Sächsischen Hofe an. Ich war nicht auf das entfernteste darauf vorbereitet, bat um Bedenkzeit, die ich bis zum andern Morgen erhielt, machte einige Vorstellungen, wie ich glaubte, hier nützlicher seyn zu können, – endigte indeß, da ich den Wunsch und das Vertrauen des Königs sah, daß ich mich bereit erklärte, ihm da zu dienen, wo er mich am brauchbarsten halte. – Ich wäre lieber in der innern Administration geblieben, – indeß es ist Wille der Vorsehung. (Schütz 1834/35, Bd. II, S. 49.)
29–32 Reichardschen Blauen Ungeheuer 〈...〉 nur zwei Ackte 〈...〉 aus dem Gozzischen Stücke heraus] Vgl. Nr. 648,2–7 und Erl.
1200
Zu Nr. 679
33–34 Poltron 〈...〉 Boufon] Prahler – komischer Sänger. 37 Liederspiele] Reichardts Liederspiele (Straßburg 1804). 52–53 Tieck als Directeur des Dramas 〈...〉 annehmen] Vgl. Nr. 631,24–27 und Erl. 54–55 Falck 〈...〉 Herr von Spiegel 〈...〉 als ihr Agent hier angekommen] Johannes Daniel Falk wird sich mit dem Weimarer Kammerherrn Karl Emil Spiegel von und zu Pickelsheim und anderen in diplomatischer Mission in Kassel aufgehalten haben. Er war seit Dezember 1806 als Sekretär und Dolmetscher beim Intendanten der französischen Verwaltungsbehörde in Naumburg mit diplomatischen Aufträgen, zu denen Reisen gehörten, befaßt. Brentano wird nicht gewußt haben, daß Falk sich in Kassel vor die Entscheidung gestellt sah, ganz in französische Dienste zu treten, wozu ihn der Intendant aufgefordert hatte, oder in Weimar zu bleiben. Seiner Frau Caroline schrieb er am 27. Februar: Ich habe
lange Briefe an Voigt u. Göthe wegen meiner Angelegenheiten zu schreiben, wo ich mit der Sprache frei heraus gegangen bin. 〈...〉 Auch S. sucht man bereits mit samt seiner Frau durch lockende Anerbiethungen hierher zu rufen. 〈...〉 Du weißt wie gern ich zu Weimar bliebe, wenn man es nur halbweg macht 〈...〉 wir warten in jedem Fall den Courier von Weimar ab. (H: GSA 15/I,1B,1.) Ein entsprechender Brief an Goethe ist zufolge Goethe/RA nicht bekannt. Nach seiner Rückkehr erhielt Falk die Zusicherung, seine Besoldung als Legationsrat in Weimar werde auf 400 Taler verdoppelt. Vgl. Goethe, Tagebuch, 7. März 1808: Nachmittag Falk, der von seiner Casseler Reise erzählte. Sowie 8. März: Mittags allein: über Cassel und Falks Ansichten von demselben. (WA III, Bd. 3, S. 321.) Vgl.: Heufert 2006, S. 331–333; Heufert 2008, S. 80f. 60 Traumprinzipist] Vielleicht einer mit traumhaften Prinzipien, vielleicht Analogiebildung zu Princeps (lat., der Erste, Bezeichnung der römischen Kaiser und des ersten der Senatoren) bzw. Principe (ital., Fürst, Prinz). 60–61 ein gut Kerl, und ich glaube ein Jude] Falk, der in einem reformierten Danziger Elternhaus aufgewachsen war und in Halle Theologie studiert hatte, wird für Brentano insofern ein Jude gewesen sein, als er sich als Literat und Charakter durch seine Andersartigkeit auszeichnete – ähnlich wie Brentano sich selbst mit dem Ewigen Juden identifizierte und mit Juden als Außenseitern sympathisierte (vgl. Härtl 1992). 61 der Tebelhohlemer] Leitmotivische Wendung (der Teufel hole mich) in dem geliebten Schelmuffsky Christian Reuters. Vgl. zu Nr. 743,15–17. 62–65 die Zeichnung zum Titelkupfer 〈...〉 auch außer dem Titel existiren sollte] Brentano bezieht sich auf Ludwig Emil Grimms Ausführung der Idee zum Titelkupfer der Kinderlieder, die er Arnim bereits im Brief von etwa
1201
Zu Nr. 679
8. Februar erläutert hatte; die Bildvorlage nutzte er auch für eine Abbildung in der Zeitung für Einsiedler. Vgl. Nr. 648,38–42 und Erl. 66–84 von dem eigentlichen Titel 〈...〉 die Bretzel geschichte.] Der eigentliche Titel, von dem Brentano eine für den Abdruck erforderliche Platte schicken wollte, ist der Stichtitel der Kinderlieder, den ebenfalls Ludwig Emil Grimm gemäß der von Brentano im vorliegenden Brief erläuterten Idee ausführte. Auch der Stichtitel ist aus verschiedenen Bestandteilen kunstvoll zusammengesetzt. Die Buchstaben der Überschrift Kinderlieder sind abgebissenen Brezelteilen nachgebildet, darunter folgt die Vignette einer mit Bändern geschmückten Brezel, die ein Kind an einem Stab in die Höhe hält. Die Figur des Kindes ist Runges Kupferstich Der Abend entlehnt. Sie trennt zwei Kolumnen, die jeweils von einem Gedicht ausgefüllt werden: die linke mit Spees Wacht auf ihr schönen Vögelein, die rechte mit Brentanos Wacht auf ihr kleinen Schülerlein. Vgl. FBA VIII, S. 238f. (Abb.) und Erl. Röllekes in FBA IX/3, S. 415–426 sowie Abb. 5 in diesem Band. 74 Gregorius fest] Von Papst Gregor IV. 830 gestiftetes Schul- und Kinderfest. 75 pretiolum daher Bretzel] Bretzel ist nicht von lat. pretiolum abgeleitet, sondern von it. braccitello. (Vgl. DWb II, Sp. 378f.) 77–78 englische 〈...〉 Schrift] Englische oder Kaufmannsschrift, gekennzeichnet durch Abwechslung sehr starker und schwacher Striche. 80 Oblonga] Rechtecke. 86 Proposition] Vorschlag. 88–89 an Moritz geschrieben] Nicht überlieferter Brief an Simon Moritz Bethmann. 89–93 Die Geschichte von dem Raüber 〈...〉 Pape Döne] Brentano las die Geschichte in Paul Christian Hilschers Beschreibung Des so genannten Tod-
ten-Tantzes Wie selbiger An unterschiedlichen Orten Sonderlich an Hertzog Georgens Schlosse in Dreßden Als ein kuriöses Denck-Mahl Menschlicher Sterbligkeit zu finden. (Dresden-Leipzig 1705, S. 117f.) Arnim erzählt sie in der Vorrede An das geehrte Publikum zur Buchausgabe der Zeitung für Einsiedler: Zwischen Hamburg und Lübeck soll in einem Gehölze eine Grube seyn, daselbst vordem einer mit Namen Pape Döne sich bettlersweise aufgehalten und viel Leute, so vorübergegangen, mit List um ihr Leben bracht, derer Hirnschädel er an einer Schnur reihenweise zusammengehenkt, und wenn er einmal sich eine Freude machen wollte, hat er die Schnur gezogen, daß sich die Hirnschädel daran beweget und an einander geschlagen haben, dabei er gesungen: »Tanzet meine lieben Söhne, das heißt euch der Pape Dö1202
Zu Nr. 680
ne!« Eine recht traurige Musik, doch geht es auch beim Todtentanz nicht lustiger zu, und wird dabei kein andrer Klang als von Knochen und Hirnschädeln gehört. (WAA VI, S. 540,14–24.) Das Motiv auch im 31. Sonett der Beilage zur Zeitung für Einsiedler: Geschichte des Herrn Sonet und des Fräuleins Sonete, des Herrn Ottav und des Fräuleins Terzine (WAA VI, S. 483). 94–95 Daneels Höhle in Otmars Volksagen] Die Daneels-Höle, eine der Harz-Sagen in den von Johann Karl Christoph Nachtigal unter dem Pseudonym Otmar nacherzählten Volcks-Sagen (Bremen 1800, S. 279–292): über den Räuber Daneel im nördlichen Harzvorland. Vgl. WAA XXXII, Nr. 362,83–84 und Erl. 95–96 Könntest du 〈...〉 über Winkelmann 〈...〉 Savigny 〈...〉 und Hoier] Die Zeitung für Einsiedler brachte nichts über den am 21. Juni 1806 in Braunschweig gestorbenen Jugendfreund Stephan August Winkelmann. Zu Savigny vgl. Nr. 674,35 und Erl. 98–103 die Professoren 〈...〉 Morgenblatt 〈...〉 Reinbeck 〈...〉 gegen Rudolphi 〈...〉 und du arme Sophie] Vgl. S. 806–808, 815–816. 101 grosherzog] Karl Friedrich von Baden. 103 Waldthüren 〈...〉 ihre lezte Wallfarth.] Vgl. zu Nr. 668,10–11.
680.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 2. März 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 677. A: Nr. 681. H: FDH 7248. – 1 Dbl. + 1 Bl. je ca. 227 x 185 mm; 1r–3v 6 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 97 x 123 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Stich ca. 68 x 94 mm. Vgl. Abb. 8 und Z. 49–82 mit Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl: 186 v, aoRr: 30 2v auRr: 7248 Kuv auR: 7248. Besonderheiten: Im Kuvert befinden sich außer dem Stich sechs vmtl. später (von Bettina?) eingelegte sogenannte Hauchbilder ca. 91 x 58 mm. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 100–102. D2: Kat. Henrici 149, S. 20, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 165–167 (Nr. A29). D4: DjBe Nr. 321.
1203
Zu Nr. 680
Varianten 9 besorgen] über gestr. erleichtern 15 Du] D aus d 19 seine] Schluß-n gestr. 27 ruhig] danach gestr. schwe 34 nicht] üdZ eing. 61 ich] aus es 65 manches] ma aus aus 67 worden. Die] aus worden, die 77 liebreich] reich aus lich
Erläuterungen 18 König] Friedrich Wilhelm III. von Preußen. 29–30 hätte Clemens nie entführt] Auguste Bußmann am 27. Juli 1807 von Frankfurt nach Kassel. 46 Hat er an Savigny nicht geschrieben?] Brentano bat Savigny in einem Brief vom 3. bis etwa 8. März (FBA XXXII, S. 41–48) um Unterstützung in seiner Ehenot. 47 (Mein Brief an Savigny 〈...〉 aus Deinem verloren?)] Nr. 674 war – nicht verlorene – Beilage zu Nr. 673. 52–53 Briefen einer Einsiedlerin] Vgl. Nr. 667,66–70 und Erl. 55 in Marburg auf deinem Thurme] Vgl. Nr. 625,11–12 und Erl. 55–56 in Cassel bey deiner Gräfin Bohlen] Erinnerung Arnims an seinen Kassel-Aufenthalt mit Bettina im November und Dezember 1807: an ihre Bekanntschaft mit Karoline Elisabeth Agnes von Bohlen. Diese war seit Januar 1808 Palastdame am Hof Je´roˆmes, während ihr Mann, Friedrich Ludwig Graf von Bohlen, früher Hofmarschall des Kurfürsten von Hessen, als erster Kammerherr und Großmeister der Garderobe fungierte. (Vgl. Kleinschmidt 1893, S. 65f.) Auguste Bußmann hatte bereits am 23. August 1807 aus Kassel an Claudine Piautaz geschrieben: Eine große Bewunderin des Clemens ist die
Gräfin Polen. Er hat ihr schon einigemal vorlesen müssen. Sie spricht sehr viel von der Bettine die sie außerordentlich liebt. Sehr oft sagt sie dem Clemens ganz freudig: auch Sie sind doch die leibhaftige Bettine. (Enzensberger 1999, S. 31.) Vgl. Varnhagen, Tagebuch, Berlin, 11. September 1854: Gegen Abend kam Frau Bettina von Arnim 〈...〉 Viele Erzählun-
gen von Savigny’s, von Arnim, von Grimm’s, von der Gräfin von Bohlen, Aus Kassel vom Hofe Jerome’s, viel Muntres und Lustiges, aber man kann sich auf nichts verlassen. (Varnhagen 1861–1870, Bd. XI, S. 226.) Derselbe, Tagebuch, Berlin, 9. September 1857: Es war m e i n e Gräfin Bohlen, der ich sehr anhing, die ich sehr verehrte. Sie hat mir einmal über Rahel und mich einige Worte gesagt, die mir das innerste Herz bewegten. In ihrem Alter begann sie etwas zu frömmeln, es schadete ihr wenig. (Ebd., Bd. XIV, S. 71f.) 1204
Zu Nr. 680
56 goldnen Kopfe] Das Frankfurter Brentano-Haus. 69 Namen, etwa Morella] Bettina verzichtete auf den Namen, aber Arnim unterschrieb seine Fortsetzungsversion mit Juliana Morella & Comp., um die Autorengemeinschaft Bettina (Juliana Morella) und Arnim (& Comp.) anzudeuten, unterließ in der Veröffentlichung aber schließlich die Mitteilung der Namen. 69–70 weil Du das 〈...〉 ins Bett zu sehen] Vgl.: Nr. 664,14–18 und Erl.; Nr. 666,1–6. 70–72 Wenn Du erlaubst 〈...〉 von Deinen Versen aus früherer Zeit besitzen] Da Bettina im Antwortbrief nichts gegen eine Veröffentlichung hatte (vgl. Nr. 681,19–22), publizierte Arnim in Nr. 12 der Zeitung für Einsiedler vom 11. Mai 1808 ihr Seelied (Es schien der Mond gar helle 〈...〉), wobei er allerdings auf das Pseudonym Morella zugunsten des Namenskürzels B. verzichtete. Das Lied kann bereits um 1801/02 entstanden sein; es ist Moering zufolge von Brentanos Gedicht Ein Fischer saß im Kahne beeinflußt, das er in seinen 1801 erschienenen Roman Godwi oder das steinerne Bild der Mutter aufnahm. Noch am 4. September 1854 notierte Varnhagen, Bettina habe es, wie sie uns erzählt, im Kaminloch verfaßt, wo ihr Bruder
Clemens sie eingesperrt hatte, und nicht eher wieder herauslassen wollte, als bis sie ein Lied gedichtet hätte. (Varnhagen 1865, S. 272f.) Möglich ist aber auch, daß das Lied entstand, nachdem Arnims Mischdichtung
Ariel’s Offenbarungen vmtl. im ersten Maidrittel 1804 erschienen war. Sie enthält das Gedicht Ade, Ade, Frau Muhme, an das Bettinas Seelied zufolge Moering ebenfalls erinnert. Vgl. WAA VI, S. 151f. und Erl. dazu S. 911–915 (mit handschriftlicher Version Bettinas). 76 Hat Göthe nicht wiedergeschrieben.] Goethe antwortete am 24. Februar 1808 (DjBe Nr. 316) auf einen zwischen 5. und 20. Februar geschriebenen Brief Bettinas (DjBe Nr. 303). Da Goethes Brief erst am 29. Februar abgeschickt wurde, erhielt sie ihn um den 4. März. 77 Deine Einladung] Zum Geburtstag des Bruders Georg am 12. März. Vgl. Nr. 677,16–18. 78 von Druck] Des zweiten Wunderhorn-Bandes. 79–82 das einliegende Bildchen 〈...〉 guten Sache, die sie fuhren] Die Beilage illustriert die biblische Überlieferung, daß die Jünger Jesu auf dem See Genezareth einen Sturm fürchteten, den er stillte: Und siehe, da erhob sich
ein großes Ungestüm im Meer, also daß auch das Schifflein mit Wellen bedeckt war; und er schlief. / Und die Jünger traten zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: »Herr, hilf uns, wir verderben!« / Da sagt er zu ihnen: »Ihr Kleingläubigen, warum seid ihr so furchtsam? 1205
Zu Nr. 680
Und stand auf und bedrohte den Wind und das Meer; da ward es ganz stille.« (Mt 8,24–26.) 82–85 Trallalaideidaa 〈...〉 schon seh ich das Land 〈...〉 seine Lieder der Liebe und Einsamkeit geben.] Mit schon seh ich das Land endet Goethes Gedicht Glückliche Fahrt, dessen Vertonung durch Reichardt in seiner Sammlung Lieder der Liebe und Einsamkeit zur Harfe und zum Clavier zu singen (Leipzig 1798, S. 30f.) erschien, wobei der Schlußvers – wie in Arnims Brief – wiederholt wird:
Die Nebel zerreissen, auf einmal wirds helle und Aeolus löset das ängstliche Band. Es säuseln die Winde, es rührt sich der Schiffer, geschwinde, geschwinde! Es theilt sich die Welle, es naht sich die Ferne, schon seh ich das Land, schon seh ich das Land. 86–88 ein Bild 〈...〉 die Tochter Pharaonis 〈...〉 den kleinen Moses findet] Auf dem (nicht identifizierten) Bild findet die Tochter Pharaos das Kästchen mit dem ausgesetzten Moses im Schilf (2. Mo 5).
680.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 2. März 1808, Mittwoch DV: H. B: Vgl. Nr. 677. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 681.
Erläuterungen Vgl. Nr. 680.
1206
Zu Nr. 681
681.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 3. März 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 680. A: Nr. 684. H: FDH 7407. – 1 Dbl. ca. 228 x 186 mm; 1r–2v 3 beschr. S. + 4 Z.; 2x längs, 3x quer gefaltet. – Dünn, fleckig. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 187 v, aoRr Bemerkung Steigs zu Gunda ihrer (Z. 12): *) Nicht Geburtstag, sondern Namenstag, der Namenstag der heil. Kunigunde ist der 3. März. / Also Datum: 3. März 1808., Z. 12: heut ist Gunda ihrer mit Tinte unterstr. 2v auRr: 7407. Datierung: Vgl. Fremdeinträge. D1: Steig 1913, S. 103f. D2: Kat. Henrici 149, S. 20, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 168–170 (Nr. B23). D4: DjBe Nr. 322.
Varianten 12 17
ihrer.] . aus , danach gestr. den nicht] danach gestr. so 29 ichs] schen] aus 〈x〉 53 bei] aus im
16 treibst] danach gestr. ist danach gestr. 〈xxx〉 47 Katoli-
Erläuterungen 7 Stabat Mater] Vgl. Nr. 677,16–17 und Erl. 9 George seinen Geburts Tag] 12. März. 10 Ostern] 17. April. 12 heut ist der Gunda ihrer] Namenstag (Gedenktag der heiligen Kunigunde von Luxemburg); Geburtstag am 28. Juli. Vgl. Fremdeinträge. 12–18 an meine Einsiedelei 〈...〉 drucken lassen.] Vgl. Nr. 680,70–72 und Erl. 20–22 Fablen erdacht 〈...〉 die Kinder Märgen 〈...〉 aufschreiben] Bereits in einem Frühlingskranz-Brief, dessen Original im März 1802 geschrieben sein dürfte, teilte Bettina mit, sie habe in ihrem Schreibschrank 〈...〉 in Offenbach ein von ihr geschriebenes Märchen gefunden (BvA/WuB II, S. 232), und Charlotte von Kalb schrieb am 28. September 1802 an Charlotte von Schiller: Bruder Clemens 〈...〉 läßt jetzt Märchen von ihr drucken. (Urlichs 1860–1865, Bd. II, S. 229.) Eine früh publizierte Märchendichtung Bettinas ist jedoch nicht nachweisbar. Vgl. Brentano an Sophie Mereau, 22. September 1803: Ich gebe
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Zu Nr. 681
mir alle Mühe sie zu bewegen, daß sie dichtet, und sie hat mir es versprochen, ich glaube, sie wird nicht ermangeln, durch ihre Mährchen und Träume, der Bernhardi die ihre Wunder Lümpchen zu Papier gemacht 〈Sophie Bernhardi, Wunderbilder und Träume, in elf Mährchen (1802)〉, das Licht aus zu blasen. (DjBr Nr. 874.) 25–27 wieder eine neue Melodie 〈...〉 Himmelsfreud in ihren Armen«] Von der Vertonung ist auf dem Autograph der Komposition von Ach neige du Schmerzenreiche (vgl. zu Nr. 649,72) ein Fragment – »nur noch vier Takte der Begleitung« – überliefert. »Diese Komposition von Fausts Zerknirschung wäre ein Spiegelbild von Gretchens Verzweiflung geworden. Die Tonart ist vermutlich f-moll; sie steht dem c-moll von Gretchens Gesang nahe.« (Moering 1998, S. 15f.) Zugrunde liegt Fausts Rede an Mephisto in der Szene Wald und Höhle:
Was ist die Himmelsfreud’ in ihren Armen? Laß mich an ihrer Brust erwarmen! Fühl’ ich nicht immer ihre Not? Bin ich der Flüchtling nicht? der Unbehaus’te? Der Unmensch ohne Zweck und Ruh? 〈...〉 Was muß geschehn, mag’s gleich geschehn! Mag ihr Geschick auf mich zusammenstürzen Und sie mit mir zu Grunde gehn! (Goethe/MA VI/1, S. 632f.) 30–35 Brief von ihm 〈...〉 Bauch und fette Backen haben.] Der von Bettina bereits Nr. 677,14–15 zitierte Brief Goethes an seine Mutter vom 7. Dezember 1783 mit dem Passus: Sie haben mich nie mit dickem Kopf und
Bauche gekannt, und daß man von ernsthafften Sachen ernsthafft wird, ist auch natürlich, besonders wenn man von Natur nachdencklich ist, und das Gute und Rechte in der Welt will. (WA IV, Bd. 6, S. 222; Stelle bereits ermittelt Steig 1913, S. 103.) 45–46 Die Frau rath 〈...〉 Morgenroth 〈...〉 aufgestanden war] Vgl. Bettina an Goethe, 5. oder 6. März 1808: wie sie in ihrem 77ten die Alba morgens um 6 Uhr über Frankfurth aufgehn sieht (DjBe Nr. 323). 51 deinem Bild] Vgl. Beilage zum Bezugsbrief. 55 wenn ich den Moses nicht finde] Anspielung auf den Schluß des Bezugsbriefes. 59 Savigny 〈...〉 heut oder Morgen schreiben] Erst am 15. März (Nr. 698). 59–60 an die Gebrüder Vatermörder zu Gelnhausen] Vgl. Nr. 667,77–79 und Erl. Zur Sendung an die Brüder Grimm in Kassel ist nichts bekannt.
1208
Zu Nr. 682.E
61 daß die Leute angestellt werden 〈...〉 diesen nicht] Während nach der Gründung des neuen Königreichs Westphalen zahlreiche Stellen besetzt wurden, blieben die Brüder Grimm, die seit Herbst 1805 bei ihrer von Steinau nach Kassel übersiedelten Mutter lebten, zunächst unberücksichtigt. Jacob, der Ende 1807 als hessen-kasselscher Sekretär des Kriegskollegiums entlassen worden war, wurde im Juli 1808 Bibliothekar des Königs Je´roˆme.
*682. An Friedrich Schlegel in Köln Heidelberg, 4. März 1808, Freitag B: −. A: Nr. 803. Datierung: Aufgrund des datierten Exzerpts.
682.E An Friedrich Schlegel in Köln Heidelberg, 4. März 1808, Freitag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 803. H: Vgl. AIII. D1: Burwick 1978, S. 355f.
Erläuterungen 13–14 Dem Zeitgeiste 〈...〉 Mohn opfern] Vmtl. weil Mohn wegen seiner zahlreichen Samen seit der Antike als Fruchtbarkeitssymbol gilt. (Vgl. HdA 2000, Bd. VI, Sp. 450.) 15 Hagens Volkslieder] Büschings und von der Hagens Sammlung deutscher Volkslieder (vgl. Nr. 560,120–132 und Erl.), von Friedrich Schlegel im ersten Heft des ersten Jahrgangs der Abteilung für Philosophie, Historie, Literatur und Kunst der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur besprochen, wobei er sich zum ersten Band des Wunderhorns ambivalent verhielt und die Büsching-von der Hagensche Sammlung deutlich ablehnte: Wir
glauben indessen, es würde für das Publikum sowohl, als auch für die Herrn Herausgeber geratener sein, wenn sie statt ferner noch s o l c h e Volkslieder zu sammeln, irgend eine der in der Vorrede angekündigten Unternehmungen ausführten. (Vgl. Schlegel/KA III, S. 103–108, zit. S. 108.) 1209
Zu Nr. 682.E
16 Stummel] »stumpf; restliches oder abgetrenntes stück« (DWb XX, Sp. 398). 18 punktirn] In der Punktierkunst oder Geomantie werden absichtslos im Sand markierte Zeichen oder Striche zu Figuren verbunden, die zum Wahrsagen dienen. 20 Hagens Vorwurf der Falschmünzerey] Vgl. zu Nr. 560,123; wiederholt in Schlegels Rezension (Schlegel/KA III, S. 104). 23–24 Die kleinen Lieder, die sie in mechanischer Ironie abthun] Wendung gegen die Verspottung norddeutscher Lieder, die Büsching und von der Hagen mitgeteilt hatten, in Schlegels Rezension, wobei dieser Goethes Wunderhorn-Rezension ironisch imitierte: Den Charakter dieses merkwür-
digen kleinen Gedichts, würden wir in der neuesten Manier der Charakteristik etwa so bestimmen: Wunderbar einschläfernd; durchaus die kindliche Hühnerfreude 〈...〉 ungern vermißten wir jenes bettelhaft zufriedene, in lustiger Armut sich selbst genießende 〈...〉 ferner das schreckhaft aus dem Sumpf klagende 〈...〉 Vor allen, das kindlich, fratzenhaft erfreuliche 〈...〉 und jenes schon kunstreichere: Ringe, Ringe, Rosenkranz. / Setz ein Töpfchen Wasser bei; / Morgen woll’n wir waschen, / Große Wäsche, / Kleine Wäsche, / Kikeriki. / wo die Steigerung aus dem anfangs ganz gelinden Waschgefühl bis zu einer endlich sich selbst überspringenden Lustigkeit in der Tat göttlich durchgeführt ist. (Schlegel/KA III, S. 106f.) 26 kein Wort von Gellert] Wendung gegen die Art und Weise, wie Schlegel in seiner Rezension Christian Fürchtegott Gellert (Geistliche Oden und Lieder, 1757) und Friedrich Hagedorn spöttisch gegen das Volksliedsammeln und –verändern instrumentalisierte: 〈...〉 könnten wir einen leichten und unfehlbaren Handgriff angeben, wo es an Volksliedern, die man sammeln könnte, gebrechen sollte, dergleichen selbst in beliebiger Menge z u m a c h e n : Man nehme das erste beste Gedicht von G e l l e r t oder H a g e d o r n , und lasse es von einem Kinde von vier oder fünf Jahren auswendig lernen; es wird gewiß an romantischen Verwechslungen und Verstümmlungen nicht fehlen, und man darf dieses Verfahren nur etwa drei- bis viermal wiederholen, so wird man zu seinem Erstaunen statt des ehrlichen alten Gedichts, aus dem goldenen Zeitalter, ein vortreffliches Volkslied nach dem neuesten Geschmack vor sich sehen. (Schlegel/KA III, S. 107.) Vgl. Arnim in Von Volksliedern: Nachher hörte ich in geselligen Kreisen allerley Lieder in Schulzens Melodieen, wie sie damals in raschen Pulsen des Erwachens sich verbreiteten, mein Hofmeister rühmte sie nächst Gellert (FBA VI, S. 407). 1210
Zu Nr. 683
36 wie können Sie ein solches Land verachten] Vmtl. Wendung gegen Schlegels antideutsche Entgegensetzung, daß ein wieder erstandenes Volk
dichtender Grammatiker uns leider so oft statt der Troubadours und Homeriden gelten muß (Schlegel/KA III, S. 103).
683.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 4. März 1808, Freitag
DV: H.. B: Nr. 672. A: Nr. 697. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 247r–248v. – 1 Dbl. ca. 344 x 205 mm; 1r–2r 23/4 beschr. S., 2v ganzseitige Skizze; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Bl. 1: Tannenbaum auf Ziersockel Bl. 2: J M MARBVRG. Beilagen: Abdruck der Kupferplatte für den Stichtitel der Kinderlieder; Skizze einer Titelvignette für die Zeitung für Einsiedler (nicht überliefert). Fremdeinträge: 1r aoRl: 568 Febr. 1808 Steig, aoRm: 1808, aoRr: aus: Heid. Hs. 2110,7 538 / 247 2r aoRr: 248, auRl: Febr. 1808, auRr: Hdbg Hs 3843 / Nr. 7 (,6). Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 87. Datierung: Arnims Bezugsbrief vom 27. Februar wird etwa fünf Tage unterwegs gewesen sein, Brentano bald nach Erhalt geschrieben haben. Da er mitteilt, Falk sei gestern abgereist (Z. 18–19), ergibt sich ein Schreibdatum von etwa 4. März, auch zufolge Goethes Weimarer Tagebucheintrag vom 7. März: Nachmittag Falk, der von seiner Casseler Reise erzählte. (WA III, Bd. 3, S. 321.) D1: Steig 1894, S. 245f.; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, Nr.172, S. 71f.; TD (kurzer Auszug); datiert: Februar 1808. 3 D : FBA XXXII, S. 36–41 (Nr. 497); datiert: kurz nach dem 1. März 1808. D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 514–517 (Nr. 115); datiert: ebenso.
Varianten 10 17 21
die] d aus s davor gestr. dieses 14 nichts] danach gestr. , kostet] danach gestr. , 17 der] r aus n 20 des] aus zu nachster] danach gestr. Post nach 30 Morgenblatt,] danach gestr. daß 〈du〉 〈xxx〉 33 Phobus] Pho aus 〈xxx〉 33 wäre] w aus d 42 aus,] danach gestr. ist 〈xxx〉 42 sein,] danach gestr. s 44 machen,] 1211
Zu Nr. 683
danach gestr. 〈xx〉 50 davor,] danach gestr. ich 56 seinen] danach 60 es] danach gestr. sehr recht 62 das] as aus 〈xx〉 gestr. Schätzen 63 die] aus 〈xxx〉 danach gestr. 〈xxx〉 64 Exemplar,] danach gestr. d〈xxx〉 66 mußt] über gestr. sollst davor gestr. 〈xx〉 67 schicken. –] danach 71 Sie] S aus s 73 in die] aus ins danach gestr. gestr. 〈der G〉〈xxx〉 Wunderhorne 73 ein] danach gestr. , mit dem
Erläuterungen 3 alle Lieder] Die restlichen Lieder für das Wunderhorn. 3–4 die zwei Platten 〈...〉 Faust, und 〈...〉 Titelplatte] Die zum Abdruck vorbereiteten Kupferplatten mit Christoffel van Sichems Stich Faust und Mephistophiles für die Zeitung für Einsiedler (vgl. Nr. 667,43–44 und Erl.) und dem Stichtitel zu den Kinderliedern (vgl. Nr. 679,62–84 und Erl.). 5–7 die beiden Lieder 〈...〉 mit nicht abgeseztem Reim] Vgl. Nr. 679,80–81 und Erl. 7–9 aus der kleinsten lateinischen Schrift 〈...〉 deutsche nonpareille zu groß scheint] Brentanos Wunsch, die lateinische Nonpareille (kleinster dauerhaft lesbarer Schriftgrad, 6 Punkt) entsprechend Görres’ Schriftproben von Peter Hammer zu nehmen, die Schrifttypen der Engelmannschen Druckerei in Heidelberg ironisch offerierten, wurde ausgeführt. Vgl. zu Nr. 629,87–89. 10 unten die Firma draufgedruckt] Ebenfalls ausgeführt: Heidelberg bei
Mohr und Zimmer 1808. 12–13 Kupfer wozu, ich die Zeichnung geschickt] Vgl. Nr. 679 (Beilagen). 13–14 einen Bogen worunter der Knabe steht] Der Titel Kinderlieder und die bogenartige Brezel unter ihm sind mittig über dem Knaben abgebildet, der die Brezel an einer Stange hochhält. 18–20 Falk 〈...〉 meine drei ersten Bogen des Wunderhorns 〈...〉 an Göthe zu schicken] Der nach Weimar zurückgereiste Falk wird die ersten drei Druckbogen des zweiten Wunderhorn-Bandes, die Brentano zur Durchsicht aus Heidelberg erhalten hatte (vgl. Nr. 667,21–22 und Erl.), mitgenommen haben. Sie sind in Goethes Nachlaß (GSA Weimar, Bestand Goethe) nicht überliefert. Ein entsprechender Brief Falks an Goethe ist nicht bekannt. 23–26 dein Kupfer 〈...〉 Idee einer Karrikatur 〈...〉 der Einsiedler von allen Zeitungsgespenstern bestürmt 〈...〉 hierbei skizzire] Brentano erhielt den von Arnim geschickten Kupferstich Chevillets nach Bescheys Verzoeking van de heilige Antonius (vgl. Nr. 672,12–17 und Erl.) und wurde davon zu der karikaturistischen Aktualisierung 2v angeregt. Die Zeitungsgespenster, die den Einsiedler bedrängen, charakterisieren Journale, die erst seit kurzem er-
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Zu Nr. 683
schienen oder von einem neuen Herausgeber verantwortet wurden: den Dresdner Phöbus (an linken Skizzenrand; seit Anfang 1808), den Wiener Prometheus (am oberen Rand rechts; ebenfalls seit Anfang 1808), den Berliner Freimüthigen (am rechten Rand; seit Anfang 1808 von Friedrich August Kuhn herausgegeben, zuvor von Kotzebue, dann Merkel [vgl. zu Nr. 560,152–153]; vor allem das Tübinger Morgenblatt für gebildete Stände (mittig als Die schöne Reinbecke-/rinn; seit Anfang 1807). Zu den Details vgl. die folgenden Erl. (Da sie die Karikatur des Freimüthigen nicht berücksichtigen: Die Inschrift Kuhn in der Kopfbedeckung des in ein Sprachrohr tutenden Monstrums verweist auf den neuen Herausgeber; die aus dem Sprachrohr schallenden Worte hätten wir dies / hätten wir das deuten Unbestimmtheit und Belanglosigkeit an; die Inschrift cujus classis in der Bekleidung des Monstrums, daß es dem niedrigsten Rang angehört.) 26 die Taube bringt deine Zeitung] In der Skizze 2v am rechten oberen Rand mit Inschrift im mitgeführten Blatt: Zeitung für Einsied〈ler〉. Das Blatt mit der Inschrift Für / Einsie/dler, das eine weitere Taube mit sich führt, die vom Stab des Phoebus Apollo zu Häupten des Einsiedlers fliegt, soll die Zeitschrift Phöbus sein. Vgl. übernächste Erl. 26–27 Die Karikatur muß richtig sein, da ich das Bild gleich dafür hielt] Brentano hielt demnach den von ihm nicht identifizierten, von Arnim geschickten Kupferstich für eine Karikatur und glaubte mit seiner karikaturistischen Skizze einem Anliegen des Freundes zu entsprechen, der sich jedoch ablehnend äußerte (vgl. Nr. 704,55–65). Brentanos Ideen wurden nicht ausgeführt. 27 der steife sachsische Phöbus] In der Skizze 2v am linken Rand obere Hälfte als Phoebus Apollo, Sonnen- und Lichtgott der griechischen Mythologie, auch Gott der Künste mit erhobenem Stab dargestellt; Bezug auf die von Adam Müller und Heinrich von Kleist in Dresden herausgegebene Zeitschrift Phöbus. Die Inschrift im Stab (Wenn Adam mahlt und Eva Kleistert dann wettert / Phöbus hochbegeistert) spielt auf den Vornamen des einen und den Nachnamen des anderen Herausgebers sowie den Titel ihrer Zeitschrift an, außerdem auf Kleists Lustspiel Der zerbrochne Krug mit Dorfrichter Adam und Eve als Protagonisten (Fragmente im März-Stück des Phöbus, Buchausgabe erst 1811); weiterhin, da Phoebus Apollo über den vor ihm sitzenden Einsiedler hinweg auf die verführerische schöne Reinbecke-/rinn zeigt und blickt, wohl auch auf das biblische Paar Adam und Eva und den Sündenfall. (Vgl. Arnim an Brentano, 22. März 1808: Wegen der Karikatur bin ich nicht einig mit Dir, so viel Spas uns auch Adam und Eva gemacht haben; Nr. 704,55–56.) Die Blickrichtung entspricht zudem Versen in Kleists Prolog zum ersten, dem Januar-Stück des Phöbus:
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Zu Nr. 683
Wettre hinein, o du, mit deinen flammenden Rossen, Phöbus, Bringer des Tags, in den unendlichen Raum! Gib den Horen dich hin! Nicht um dich, neben, noch rückwärts, Vorwärts wende den Blick 〈...〉. (Kleist 1978, Bd. III, S. 296.) Daß der indirekte Bezug auf Kleists Prolog gewollt war, ergibt sich aus der unteren linksrandigen Hälfte der Skizze, in der die stillstehenden Sonnenpferde des Phoebus angedeutet sind mit Anspielung auf Kleists Epilog zum JanuarStück der Zeitschrift, dem die Beischrift Holla, nicht übergebrescht entlehnt ist. Deren Sinn erschließt sich aus dem Kleistschen Kontext:
Ruhig! Ruhig! Nur sacht! Das saust ja, Kronion, als wollten Lenker und Wagen und Roß, stürzend einschmettern zu Staub! Niemand, ersuch ich, übergeprescht! Wir lieben die Fahrt schon, Munter gestellt, doch es sind Häls uns und Beine uns lieb. 〈...〉 Führ in die Ställ, ich bitte dich sehr, und laß jetzt verschnaufen, Daß wir erwägen zu Nacht, was wir gehört und gesehn. 〈...〉 (Ebd.) 28 Prometheus den die Schnecken fressen] In der Skizze 2v in der oberen rechten Ecke mit dem Zitat wir kreuchen und / schleichen auf glanzen / den Baüchen Bezug auf die von Leopold von Seckendorf und Joseph Ludwig Stoll herausgegebene Wiener Zeitschrift Prometheus (vgl. Nr. 598,20–39 und Erl.), mit dem Schnecken-Motiv in Verbindung gebracht aufgrund von Stolls Komödie Die Schnecken (erschienen mit dem Untertitel Ein Hochzeitsspiel und mit der Anweisung Mit lebendigen Puppen zu agiren erst in Stolls Neoterpe. Auf das Jahr 1810. Leipzig [1809]). Arnim und Brentano werden das Lustspiel bereits vor Erscheinen während ihres Weimar-Aufenthalts im ersten Novemberdrittel 1807 partiell kennengelernt haben, als sie mit dem Autor bekannt wurden. Vgl. den Korrespondenten-Bericht aus Wien in der Zeitung für die elegante Welt, Nr. 200 vom 15. Dezember 1807 (Sp. 1598): Während
seiner Anwesenheit in Weimar wurde Stolls neuestes dramatisches Produkt: D a s B i l d d e s A m o r s , mit verdientem Beifall aufgeführt. 〈...〉 Von einem andern hochkomischen, aber etwas fantastischen Stück, d i e S c h n e c k e n betitelt, weil ein Chor von Schnecken einem jungen Ehemann erscheint, der überall Hörner erblickt, 〈...〉 läßt sich nach einigen Proben zu urtheilen, die der Dichter einigen Freunden vordeklamirte, eine große Wirkung erwarten. Zu den Freunden in Weimar werden nicht nur Arnim und Brentano, sondern auch Bettina und Goethe gehört haben, der ihr Ende 1807/Anfang 1808 eine Radierung Stolls schickte, die im Vordergrund eine Schnecke zeigt (vgl. DjBe Nr. 293). Ein Chor der Schnecken scheint besonders gefallen zu haben; mit den Versen, die Brentano in der Beischrift seiner Skizze zitiert, beginnt die erste Strophe:
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Zu Nr. 683
Wir gleiten und schleichen Auf glänzenden Bäuchen, Und spannen und strecken Aus graulichen Decken Die forschenden Hörner. (Stoll, Die Schnecken, a.a.O., S. 38.) 28–29 das Morgenblatt ist sehr natürlich]
Es ist in der Skizze 2v mittig personifiziert durch – zufolge linker oberer Beischrift – Die schöne / Reinbecke-/rinn, die – zufolge rechter oberer Beischrift – den links von ihr sitzendem Einsiedler mit ein〈em〉 Spieß / Epigrammetsvögel / oder Pumpelmeisen zu betören sucht, also mit einigen an einem Spieß gebratenen kleinen Vögeln (vgl. DWb XVI, Sp. 2452), und zwar Krammetsvögeln (Drosseln) und Pumpelmeisen (auch Pimpelmeisen, Blaumeisen), wobei mit Epigrammetsvögel auf die Vorliebe des Morgenblatts für Epigramme angespielt ist und mit Pumpelmeisen auf deren Vorkommen in dem geliebten Schelmuffsky Christian Reuters (wie er 〈der Herr Bruder〉, als er noch ein kleiner Junge von
16. Jahren gewesen, 31. Pumpel-Meisen zugleich auf einmahl in einen Sprenckel gefangen hätte; Haufe 1972, S. 39), wohl auch auf die obszöne Bedeutung von pumpeln (vgl. DWb XIII, Sp. 2228 mit Liedzitat der guckguck und die pumpelmeisz / sie pumpelten einander in der wagenklösz). Mit der schöne〈n〉 Reinbecker-/inn ist auf Anna Marie Helene Reinbeck angespielt, die ihren Mann Georg Reinbeck zu den im Morgenblatt veröffentlichten Briefen über Heidelberg angestachelt hatte, wie Heinrich Voß am 21. Januar 1808 Goethe aus Heidelberg berichtete: Im Grunde ist Madame Reinbeck
die Verfasserin jener wunderlichen Briefe. Sie glaubt sich – vielleicht nicht ganz mit Unrecht – von vielen hiesigen Familien beleidigt – und rächt sich nun durch die Schriftstellerfeder ihres Mannes. Es ist eine schreckliche Frau. (Bratranek 1884, S. 55, datiert: 21. Januar 1807; vgl. Goethe/RA V, Nr. 810.) Vgl. Friedrich Creuzer an Christian Gottfried Schütz, 13. März 1808: der n ä c h s t e Anlaß 〈...〉 ist kürzlich folgender. Herr
R e i n b e c k hielt sich vorigen Sommer hier auf. Während dieser Zeit ereignete sich’s, daß seine Frau an einem Tage, wo sie ganz gewiß darauf gerechnet hatte, von Mademoiselle R u d o l p h i zu einer Gesellschaft eingeladen zu werden, diese Einladung n i c h t erhielt. Seit der Zeit äußerte sie sich hier öffentlich sehr ehrenrührig über diese Person, die (eine Dosis literarischer Eitelkeit und ein gewisses Glänzenwollen im Gebiet des G e i s t e s abgerechnet) eine höchst achtbare, und für viele Menschen höchst wohlthätige Person ist, auch mit der strengsten Sorgfalt auf die gute Zucht in ihrem Institute hält, wogegen Niemand hier etwas einzuwenden findet. (Schütz 1834/35, Bd. I, S. 54.) 1215
Zu Nr. 683
Die erotische Intention von Brentanos brieflicher Bemerkung zu seiner Skizze, das Morgenblatt sei sehr natürlich, angedeutet mit dem der schönen Reinbecke-/rinn in Höhe ihres Busens beigeschriebenem Wort Pumpelmeisen, setzt sich im Inhalt der vor ihrem Schoß geschlungenen Schürze fort, in der sie einen Säugling birgt, ein Mädchen, wie sich aus der rechten Beischrift (Eudoxia, griech., die in gutem Ruf Stehende) ergibt. Die linke Beischrift, die nach dem Ursprung, der Abstammung fragt (Cujus origine〈s〉), entlarvt die Ironie der rechten. Historisch kann auf Aelia Eudoxia angespielt sein, Gemahlin des oströmischen Kaisers Arcadius, die von dem Patriarchen Johannes Chrysostomos ihres unsittlichen Lebenswandels wegen geächtet wurde. (Eine Anspielung auf Benedikte Nauberts historischen Roman Eudocia, Gemahlinn Theodosius des Zweyten (2 Bde., Leipzig 1806/07), den Brentano gekannt haben wird, da er sich in seiner Bibliothek befand [vgl. Moering in WAA VI, S. 1057], ist nicht auszuschließen; die Gemahlin des oströmischen Kaisers war vor ihrer Taufe unter ihrem griech. Namen als Dichterin Athenais bekannt; das wird Brentano aber wenig interessiert haben.) In seiner Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters ist Eudoxia mit Rinbeckia zu Eudoxia Rinbeckia synthetisiert, der jüngsten Tochter des Verlegers Messalinus Cotta, die der Bärnhäuter umwirbt und heiratet. 29–31 die aus der Erde sehnden Hände 〈...〉 Verschwörung 〈...〉 vielleicht Unterbleiben] Die Skizze 2v am unteren Rand bezieht sich auf Johann Heinrich Voß’ Pamphlet Für die Romantiker, das am 14. Januar 1808 in Nr. 12 des Morgenblatts für gebildete Stände erschienen war. Es gipfelt in dem Bußlied eines Romantikers (vgl. S. 810f.), das mit den Strophen des vor dem Jüngsten Gericht bereuenden Romantikers schließt:
Herz, zerknirscht im tiefsten Grunde, Ruf’ Ade dem Schwärmerbunde, Daß ich zu Vernunft gesunde! Wer gesündigt hat mit Zoren, Muß dort ewig, ewig schmoren. Aber mich, trotz meinen Schulden, Nim ins Paradies mit Hulden Gieb mir Armen ewge Ruh, Sey es auch mit – Kotzebu! Die Qual der Sündigen, die Sehnsucht des Bekehrten nach dem Paradies wird Brentano mit seiner Skizze der aus der Erde sehnden Hände gemeint haben, und das Attribut sehnden (sehnenden) sollte das Streben nach dem Objekt der Verheißung, dem Morgenblatt bzw. seiner Personifikation als schöne / Reinbecke-/rinn zum Ausdruck bringen. Die Befürchtung, die Ausführung der Idee
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Zu Nr. 683
müßte nun vielleicht Unterbleiben, wird durch das von Arnim im Brief vom 18. Februar mitgeteilte Gerücht über die mögliche Verlegung der Universität Heidelberg nach Freiburg (vgl. S. 811f.) ausgelöst worden sein. 33 Schelmufski 〈...〉 Bruder Graf] Der Titelheld und dessen Freund in Christian Reuters Schelmuffsky. 33–34 die Charmante, der bucklichte Tanz meister] Beide brillieren auf einer Tanzveranstaltung, zu welcher die Dame Charmante Schelmuffsky und seinen Freund eingeladen hat. Arnim gibt die Episode im Siebenten Winterabend des Wintergartens wider. 38–40 oben als Vignette 〈...〉 droben auf dem Hügel] Nicht ausgeführt. Der zitierte Vers aus einer Lieblingsstrophe Brentanos, auch im Schlußteil seiner Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters (WAA VI, S. 311,18–21) sowie im dritten Band des Wunderhorns, bereits am 3. Juni 1806 dem Freund Kohler mitgeteilt. Vgl. WAA XXXII, Nr. 457,145–147 und Erl. 43 Göthens Prometheus] Die Prometheus-Hymne aus Goethes Sturm-undDrang-Zeit 1773/74. 45 kurze Ode über den grosen Einsiedler] Nicht ausgeführt. 48 Darstellung von Bruder Claus] Brentano kannte die Darstellung des schweizerischen Einsiedlers Niklaus von Flüe aus der lehrhaften gereimten Dichtung des Pfarrers Johann Rudolph Rebmann Einn Lustig vnnd Ernsthafft
Poetisch Gastmal / vnd Gespräch zweyer Bergen / In der Loblichen Eydgnoßschafft / vnd im Berner Gebiet gelegen: Nemlich deß Niesens / vnnd Stockhorns / als zweyer alter Nachbawren 〈...〉 (zweite, um ein Drittel erweiterte Auflage Bern 1620 [erste Auflage 1606]); darin S. 449–454. Bereits in seinem Brief an Arnim von etwa 15.–20. Februar 1806 hatte Brentano den Freund gebeten, sich um das Werk, von dem er bis dahin nur aufgrund einer bibliographischen Notiz Kenntnis hatte, zu bemühen (vgl. WAA XXXII, Nr. 424,254–256 und Erl.), und noch im selben Jahr erwarb er es, wie aus seinem Brief an Johann Georg Müller vom 14. August 1806 hervorgeht, in dem er den ersten Teil des Verfassernamens falsch wiedergab, weshalb die Stelle wohl bisher übersehen wurde: Die Schweizer Lieder 〈...〉 Piekmanns im Gespräch zweier Berge, ect besitze ich (DjBr Nr. 1310). 1808 lag Brentano außerdem eine Sammelhandschrift mit einer Teilabschrift der Rebmannschen Dichtung vor, in der die Passage über Niklaus von Flüe weitgehend übereinstimmend mit dem Druck von 1620 wiedergegeben wurde, wie bereits Rölleke (1972b, S. 227) feststellte. Vgl.: Rölleke 1971b; Rölleke 1972b; WAA VI, S. 392–394 und Erl. (Moering) ebd., S. 1176–1181. 49 von St Meinrad] Arnim ging nicht auf Brentanos Vorschlag ein, erwähnte aber im Brief an den Freund vom 15. März ein Lied vom heiligen Meinrad,
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Zu Nr. 683
das ihm (Arnim) recht lieb gewesen sei und das Brentano aus horn-Sammlung weggegriffen habe (Nr. 697,58–62). Drei Tage
der Wunderspäter beklagte Arnim erneut Brentanos Eigenmächtigkeit, das Lied, das er (Arnim) nach altem Liede treu abgeschrieben habe, zu unterdrücken. (Nr. 699,89–91.) Am 8. April entschuldigte sich Brentano, er habe Arnims Bearbeitung nicht finden können, und schickte eine eigene, beinah wortlich nach seiner altesten Legende, für die Zeitung für Einsiedler mit. (Nr. 723,72–74.) Arnim nahm sie aber nicht darin, sondern in den dritten Band des Wunderhorns auf. Brentanos Quelle war die Prosa-Legende Warhafftige vnd gründliche
Histori / vom Leben vnnd Sterben deß H. Einsidels vnd Martyrers S. Meinradts 〈...〉 (Freiburg 1587). Arnims Version und Quelle sind nicht ermittelt. Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 289–299. 51–53 schreibe doch an Göthe 〈...〉 sich 〈...〉 auszugießen] Arnim schrieb am 1. April an Goethe (Nr. 712), der jedoch nichts für die Zeitung für Einsiedler schickte. 54 Wenn Bettine ihn bäte] Bettina bat Goethe nicht um Beiträge. 55 Tieck 〈...〉 lade ein] Arnim schrieb am 31. März an Tieck (Nr. 710). 55–56 Grimm wird 〈...〉 dänische Romanzen schicken] Eine Sendung mit von Wilhelm Grimm übersetzten altdänischen Liedern und Prosatexten ging am 9. April von Kassel ab. (Vgl. Nr. 723,20–22.) Sie erschienen in der Zeitung für Einsiedler Nr. 6 vom 20. April, Nr. 11 vom 7. Mai, Nr. 22 vom 15. Juni, Nr. 23 vom 18. Juni und Nr. 30 vom 12. Juli unter wechselnden Titeln. Es waren Vorabdrucke aus Wilhelm Grimms Arnim und Brentano zugeeigneter Sammlung Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen (Heidelberg 1811). Vgl. WAA VI, S. 70–72, 131f., 279f., 288–292, 377–381 und Erl. (Moering) S. 825–840, 900–902, 1063–1069, 1070–1083, 1153–1162. 57–58 aus dem Simpli∧zissimus 〈...〉 Geschichte des ersten Bernhäuters nebst seiner Abbildung senden] Die in der Zeitung für Einsiedler als Fortsetzungsbeitrag mit satirischen Digressionen in Nr. 22–25 vom 15, 18., 22. und 25. Juni erschienene Brentanosche Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters (vgl. WAA VI, S. 271–279, 281–287, 293–298, 306–312 und Erl. [Moering] S. 1003–1063) geht partiell auf Grimmelshausens Der erste Beernhaeuter (1670) zurück. Mit dem Eröffnungsbeitrag in Nr. 22 vom 15. Juni erschien auch Ludwig Emil Grimms Radierung eines Landsknechts mit der Unterschrift der erste Bärnhäuter nach einem Holzschnitt in Grimmelshausens
Der erste Beernhaeuter. 61–62 im Morgenblatt 〈...〉 das Epigram 〈...〉 di dum, wie dumm] In Nr. 10 des Morgenblatts für gebildete Stände vom 12. Januar 1808 erschienen mit der Verfasser-Sigle X. vier Proben der neuesten Poesie: I. Grie1218
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chisch, II. Altdeutsch, III. Spanisch, IV. Das klare Geheimniß. Die zweite Probe lautet:
Es gehen zwey Butzemänner im Reich herum. Mit der kleinen Kilikeia, mit der großen Kumkum. Der eine klimpert um den Brey herum, Bididum auf der Trumm, bidibum, bidibum. Der andre schaut sich nach dem Fräulein um, Mit der kleinen Kilikeia, mit der großen Kumkum. Sie drehn sich beide recht artig herum, Bidibum, bidibum. Gute Nacht, Butzemänner, dreht euch weiter um. Mit der kleinen Kilikeia, mir der großen Kumkum. Wer hat dieß feine Liedlein gemacht? Es kamen entlang drey Enten den Bach, Die haben dieß feine Liedlein, u. s. w. Brentano konnte nicht wissen, daß der Verfasser der Proben Friedrich Schlegel war. Die zweite Probe ist »eine satirische Kontrafaktur auf Arnim und Brentano, mit Elementen aus den Wunderhorn-Liedern« Kriegslied gegen Karl V., Hier liegt ein Spielmann begraben und Wer hat das Liedlein erdacht. (Vgl.: Schlegel/KA V, S. XCV [Einleitung von Hans Eichner], S. 321f., S. 525f. [Erstfassung der Proben]; Fambach 1963, S. 17f., 49f.; Rölleke in FBA IX/1, S. 219f., zit. S. 219.) 64–65 Geisler 〈...〉 zum Mitarbeiter ein] Arnim lud Johann Georg Geißler ein, der auch Beiträge schickte, die jedoch nicht veröffentlicht wurden. Vgl. Nr. 767. 66 Judenanecktoden 〈...〉 eine Menge hinein machen] Jüdische Motivik durchzieht den in Nr. 7 vom 23. April der Zeitung für Einsiedler publizierten ersten Teil des von Arnim aus unterschiedlichen Quellen und Einsendungen zusammengestellten, mit eigenen Texten verbundenen Fortsetzungsbeitrags Scherzendes Gemisch von der Nachahmung des Heiligen. In der Nummer »läßt Arnim zu Beginn den ewigen Juden, Ahasverus, der getauft ist und bis zum Ende aller Zeiten durch die Welt wandert, auftreten und beschließt sie mit der jüdischen Geschichte vom Golem. Der verbindende Sinn liegt in der Aussage, daß sich Gottes Schöpfungswerk nicht imitieren läßt.« (Moering in WAA VI, S. 849.) Brentanos Wunsch, eine Menge von Judenanecktoden mitzuteilen, wurde nicht verwirklicht. 67 dem Herzog von Gotha 〈...〉 ein Exemplar schicken] Vmtl. im Auftrag Arnims überreichte der gothaische Regierungsrat Johann Georg Geißler dem
1219
Zu Nr. 683
Herzog August Emil Leopold von Sachsen-Gotha-Altenburg die ersten Nummern der Zeitung, die dieser sowieso schon hielt. Vgl. Nr. 767,5–11. 69–70 daß du mit den Ueberschriften der Kinderlieder zufrieden bist] Nachdem Arnim die Kinderlieder zum Wunderhorn entsprechend Brentanos Ankündigung von etwa 8. Februar (Nr. 648,36–38) erhalten haben wird. 72–74 Tanzverschen 〈...〉 mische sie ins Wunderhorn 〈...〉 als einzelne Tanzreime] Unter dem von Brentano vorgeschlagenen Titel Tanzreime stellte Arnim im dritten Wunderhorn-Band 16 Lieder zusammen. Vgl. FBA VIII, S. 120–129 und Rölleke in FBA IX/3, S. 206–232. 74–76 Deine Ordnung 〈...〉 die vielen langen alten Steifleinen 〈...〉 etwas schwehr∧müthig] Brentano wird bei Arnims Zusammenstellung der ersten Lieder zum zweiten Wunderhorn-Band (vgl. Nr. 660,68–77 und Erl.) an der Aufeinanderfolge der Lieder Vom Buchsbaum und vom Felbinger (12 Strophen a` 5 Verse), Vom Wasser und vom Wein (19 a` 4) und Klagred des Gott Bachus, daß der Wein edel worden ist (ca. 6 S.) Anstoß genommen haben. 76–77 der Krieg mit dem Winter 〈...〉 aus Hanns Sachs zu recht gemacht] Das Wunderhorn-Gedicht Alte Prophezeihung eines nahen Krieges, der aber mit dem Frühling endet nach Hans Sachs’ Der Krieg mit dem Winter. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 134–136.) 78–79 daß das Ffter Kriegslied 〈...〉 einsamer zu stehen kommt] Das von Brentano bearbeitete längere Lied Von der Belagerung der Stadt Frankfurt (vgl. zu Nr. 629,48–49; 9 Strophen a` 8 Verse) kam ins letzte Drittel des zweiten Wunderhorn-Bandes, nach dem kürzeren und andersthematischen Ein neues Pilgerlied (5 a` 4), jedoch vor dem gleichfalls längeren und inhaltlich verwandten Aus einem ähnlichen Lied im Ton der Schlacht von Pavia (13 a` 5). 80–81 wenn du Göthen 〈...〉 Rezension in der Manier der ersten] Arnim folgte Brentanos Vorschlag nicht; Goethe, der in seiner Besprechung des ersten Wunderhorn-Bandes jedes Lied kurz charakterisiert hatte, besprach die letzten beiden Bände nicht mehr. 83–85 in den Einsiedlern 〈...〉 eine große Rezension 〈...〉 von dir mir und Grimm] Nicht ausgeführter Vorschlag; die letzten beiden Wunderhorn-Bände erschienen nach der letzten Nummer der Zeitung für Einsiedler.
1220
Zu Nr. 684
684.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 7. März 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 681. A: Nr. 686. H: FDH 7249. – 1 Dbl. ca. 228 x 186 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet; Ku ca. 66 x 120 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 188 v 2v auRr: 7249. Besonderheiten: Kur spätere Notiz Bettinas: Heidelb. 4 Merz 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1912e; TD. D2: Steig 1913, S. 104–106. D3: Kat. Henrici 149, S. 20, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D4: Betz/Straub 1986, S. 171f. (Nr. A30). D5: DjBe Nr. 326.
Varianten 1 7] aus 〈x〉 42 hier] aus in die] d aus g
36 44
vielem] m aus n 40 Art] danach gestr. sich Guido] üdZ eing. 50 den] n aus m 53 geben,
Erläuterungen 6 laß mir keine Kutte anmahlen] Vgl. Nr. 681,50–52. 7 Reichardt meint 〈...〉 wirklich toll geworden.] Vgl.: Nr. 627,46–50, Nr. 629,123–128. 16 meine Wohnung beym Becker Müller] Vgl. Nr. 629,120 und Erl. 19 goldnen Kopfe] Das Frankfurter Brentano-Haus. 21 das Stabat mater von Pergolesi] Vgl. Nr. 677,17 und Erl. 23–25 Dem armen Clemens 〈...〉 ausführlich geschrieben] Vgl. Nr. 679,19–20 und Erl. 29 einzige Sachen eingetauscht] Insbesondere von Aloys Schreiber. Vgl.: Nr. 672,40–42 und Erl., Nr. 673,25–46 und Erl. 29–30 der Kauf bey Baldinger] Vgl. Nr. 607,4–15 und Erl. 37 sein Verhältniß zur Günterode] Friedrich Creuzer, der Geliebte der Günderrode, war mit der älteren Sophie, geb. Leske verheiratet, bei der zu bleiben er sich entschieden hatte, woraufhin die Günderrode am 26. Juli 1806 Selbstmord beging.
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Zu Nr. 684
Graf Löben 〈...〉 Guido vom Wachsthum der Bibel herausgeben Otto Heinrich Graf von Loeben, während des Heidelberger Studiums 1807/08 Spiritus rector einer kleinen studentischen Gruppe, zu der die ihn zunächst verehrenden Brüder Eichendorff gehörten, veröffentlichte unter dem Pseudonym Isidorus Orientalis den Roman Guido (ohne Untertitel, Mannheim 1808), einen Versuch, Novalis’ Heinrich von Ofterdingen »noch einmal zu schreiben und zu Ende zu führen 〈...〉 Ein thüringisch-sächsischer Held durchwandert die Welt, hört fortgesetzt Geschichten und Gedichte an, kommt zu Ritterburg und Reichsstadt, erlebt Liebe, Tod und Auferstehung und erfährt schließlich eine alle Grenzen von Zeit und Raum aufhebende Verklärung« (Schulz 1989, S. 523). 46 der 〈...〉 Wachsthum] »das geschlecht ist von anfang an schwankend« (DWb XXVII, Sp. 148). 46–47 Zwey wunderliche Menschen sind um ihn] Joseph und Wilhelm von Eichendorff; sie waren bereits am 17. Mai 1807 in Heidelberg angekommen, wo sie Brentano nicht mehr sah und Joseph, seinem Tagebuch zufolge, Arnim am 2. und 14. Februar sowie am 29. März 1808 (vgl. Eichendorff/SW XI/1, S. 322, 324). Am 6. April reisten die Brüder über Straßburg nach Paris, von wo sie nach einmonatiger Abwesenheit noch einmal für eine Woche (4.–12. Mai) zurückkehrten, bevor sie Heidelberg endgültig verließen. In dieser Woche können sie Brentano, der am 29. April angekommen war, kennengelernt haben, aber Eichendorffs als Inbegriff romantischer Lebensart vielzitierte Darstellung in seinem Memoiren-Kapitel Halle und Heidelberg, Arnim und Brentano hätten auf phantastische Manier im Wirtshaus Zum faulen Pelz gelebt, ist nicht authentisch und inkorrekt, denn in dessen Nähe – und nicht in das Wirtshaus – zogen sie erst, als Eichendorff bereits abgereist war. Zu näherer Bekanntschaft kam es später, im Februar 1810 in Berlin. (Vgl.: Debon 1992, S. 35–44; zu Nr. 775,36–43.) 43–45
wird]
684.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 7. März 1808, Montag DV: H. B: Vgl. Nr. 681. H: Vgl. AIII.
A: Vgl. Nr. 686.
Erläuterungen Vgl. Nr. 684.
1222
Zu Nr. 685
685.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 7. oder 8. März 1808, Montag oder Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 688. H: FDH 7408. – 2 Bl. ca. 228 x 190 mm (I) + 228 x 185 mm (II); 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Dünn, fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: I: bekrönter Posthornschild II: –. Fremdeinträge: 1r aoRl: 189 v 1v auRr: 7408 2v auRr: 7408. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT. Datierung: Bettina schreibt einen Tag vor ihrem folgenden, ebenfalls undatierten Brief, in dem es heißt: gestern hab ich dir auch geschrieben (Nr. 686,33). Diesen folgenden Brief schreibt sie nach Erhalt von Arnims Brief vom 7. März (Nr. 684), und Arnim beantwortet beide Briefe am 10. März (Nr. 688). Daraus ergibt sich, daß Bettinas folgender Brief am 8. oder 9. März geschrieben wurde und der vorhergehende am 7. oder 8. März. D1: Steig 1913, S. 106f.; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, S. 20, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); nicht näher datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 173–175 (Nr. B24); nicht näher datiert. D4: DjBe Nr. 327; datiert: 7. oder 8. März.
Varianten 6 Augen] danach gestr. se 11 eichnen] ch aus g 44 nicht] danach 47 wichtig] am Schluß gestr. e 54 und] danach gestr. gestr. b〈xxx〉 〈xx〉 60 entbehren] b aus 〈x〉
Erläuterungen 1 Goethe hat mir geschrieben] Brief vom 24. Februar 1808 (DjBe Nr. 316), von der Hand Riemers, zufolge Goethes Tagebuch (WA III, Bd. 3, S. 320) erst am 29. Februar abgeschickt. 7–8 an Goethe geschrieben] Undatierter Brief, 5. oder 6. März 1808 (DjBe Nr. 323). 17 blenklen] plänkeln. 18 tiraillieur] Den Feind beunruhigender Einzelkämpfer von der Infanterie oder Kavallerie. 26 Melodien zum Faust] Vgl. zu Nr. 649,72.
1223
Zu Nr. 685
Gemeine 〈...〉 gemeinen] Vgl. zu Nr. 646,98. die Schweizer waren glücklich 〈...〉 die Freiheit und ihr Herkommen] Bezug auf die antinapoleonische Unabhängigkeitsbewegung der Hel-
34–36 45–49
vetischen Revolution (1801/02).
686.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 8. oder 9. März 1808, Dienstag oder Mittwoch
DV: H. B: Nr. 684. A: Nr. 688. H: FDH 7409. 1 Dbl. ca. 227 x 190 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Verknittert, Tintenfraß. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 190 v 2v auRr: 7409. Datierung: Vgl. Nr. 685. D1: Steig 1913, S. 107f.; TD (ohne Passus über Clemens: ich wolle der Teufel 〈...〉 und sonst auch nichts); nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 176f. (Nr. B25); TD (wie D1); nicht näher datiert. D3: DjBe Nr. 328; datiert: 8. oder 9. März 1808.
Varianten 4 Handlung] danach gestr. oder 12 dich] üdZ eing. 23 will] danach 28 vor] v aus d 31 durch diese exaltation] nach gestr. gestr. daß er 〈xxx〉 üdZ eing. 45 Ton] danach gestr. d 50 wenige] üdZ eing. 55 und] danach verkleckst und gestr. Christ 64 ist.] danach gestr. s〈xxx〉
Erläuterungen 14 Claudine 〈...〉 von Clemens und seiner Frau] Nicht überlieferter Brief Claudine Piautaz’ aus Kassel. 16 Fracas] Aufsehen, Getöse (frz.). 47–48 ist dir der Heller des Armen 〈...〉 opfer pfennig des Reichen] Nach: Mk 12,41–44; Lk 21,1–4. 49–50 Monlidor 〈...〉 der die Judenschule dirigiert 〈...〉 kennen lernen] Der katholische Religionsphilosoph Franz Joseph Molitor war seit Oktober 1807 – neben dem Reformpädagogen Michael Hess – Mitdirektor und Oberlehrer am Frankfurter Philanthropin, das 1804 als Schule für arme jüdische Kinder gegründet worden war. Seit dem Regierungsantritt Dalbergs wurde es zu einer Bil-
1224
Zu Nr. 687
dungsanstalt für alle Juden mit dem gegen die jüdische Orthodoxie gerichteten Ziel verändert, Aufklärung und Judentum zu versöhnen. (Vgl. Arnsberg 1983, Bd. I, S. 205–225.) Vgl. zu Nr. 759,36. 54–55 Goethe 〈...〉 Erziehungsplane 〈...〉 gesendet haben.] Den Frankfurter Juden war am 30. November 1807 von Fürstprimas Dalberg eine Verfassung erteilt worden, die Neue Stättigkeits- und Schutz-Ordnung der Judenschaft zu Frankfurt am Main, die ihnen noch nicht die erwartete bürgerliche Gleichheit brachte, jedoch eine weitläufige Diskussion erregte und Erziehungspläne für das Philantropin zur Folge hatte. Um deren Zusendung hatte Goethe Bettina in seinem Brief vom 24. Februar 1808 gebeten; sie schickte sie ihm mit einem Brief von etwa 29. März. (Vgl. DjBe Nr. 340.) 56 Stabat Mater] Vgl. Nr. 677,16–17 und Erl. 66–67 George seinen GeburtsTag] 12. März. 72–73 Güldenstern, und Rosenkranz] In Shakespeares Hamlet. 75 die kleine Sophie] Tochter von Georg und Marie Brentano.
687.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Heidelberg Kassel, 9. März 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. *670. A: −. H: GSA 03/212. – 1 Dbl. ca. 200 x 161 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: M & S. Beilagen: Brief Reichardts an Zimmer (nicht bekannt). Fremdeinträge: 1r aoRm: 8, aoRr: 29, auRl: 15 2v aoRr: 31, auRl: 16. Besonderheiten: Beilage zu Nr. 695. D1: Moering 1990, S. 241 (Nr. 10).
Varianten 7
zu]
danach gestr.
Ihnen
Erläuterungen 2 daß B. Ihnen schreibt] Brentano schrieb erst um den 14. März (Nr. 695) an Arnim, vorher an Savigny zwei undatierte Briefe, als deren Datum »kurz nach dem 8. März« angenommen wird (FBA XXXII, Nr. 499 und 500). Reichardt wird einen dieser Briefe gesehen haben.
1225
Zu Nr. 687
3 m. L.] mein Lieber. 7–8 Melodien 〈...〉 im Wunderhorn gemacht habe] Reichardt hatte bereits Ende 1805 in seiner Berlinischen Musikalischen Zeitung (Nr. 100) eine in Arnims Aufsatz Von Volksliedern zitierte Version von Zincgrefs Lied Drumb gehet dapffer an ihr meine Kriegsgenossen veröffentlicht. (Vgl. Rölleke in FBA IX/1, S. 726f.) In seiner Zweiten Nachschrift an den Leser (1819) des Wunderhorns würdigte Arnim Reichardts Wunderhorn-Vertonungen: Herz-
lichen Dank allen neuen Melodien, mit denen das Wunderhorn von geschickten Händen ausgestattet wurde. Hier stehe Reichardts Name 〈...〉 oben an (FBA VIII, S. 374). Außer der Zincgrefschen »scheinen keine Vertonungen Reichardts zum Wunderhorn überliefert zu sein« (Moering 1990, S. 228). 11 Sie schrieb 〈...〉 besorgt um Sie] Nicht überlieferter Brief aus Giebichenstein. 14–20 Heute 〈...〉 an das kleine moral. Ungeheuer 〈...〉 Herausgabe der Götheschen Lieder 〈...〉 in Bewegung setzen könte.] Im Dezember 1807 hatte Reichardt eine Ankündigung des Projekts, seine sämtlichen Goethe-Kompositionen herauszugeben, an die Redaktion des Morgenblatts für gebildete Stände, im Januar 1808 an diejenige der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung geschickt, jedoch vergeblich. (Vgl. Nr. 615,35–39 und Erl.) Nun unternahm er mit Hilfe Arnims und Brentanos einen weiteren Versuch bei dem Heidelberger Verleger Zimmer, dem kleine〈n〉 moral. Ungeheuer, dem er einen (nicht überlieferten) Brief geschrieben hatte. Das Manuskript mit der Ankündigung hatte er bereits Brentano zur Übersendung an Zimmer gegeben. Die Ankündigung erschien im Intelligenzblatt IX (undatiert) des Jahrgangs 1808 der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, angezeigt war derselbe Titel wie im Morgenblatt und der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung. Die Veröffentlichung der Ankündigung scheint Arnim betrieben zu haben. (Vgl. Nr. 743,58–59.) Wieder ersuchte Reichardt Interessenten – eine empfindsame Seele in Carlsruh und Stuttgard –, sich zu melden, doch kam die angestrebte Ausgabe auch in Heidelberg nicht zustande. Im Mai 1808 erschien eine abermals variierte Anzeige im Weimarer Journal des Luxus und der Moden (S. 351–353). Erst 1809/10 kamen in Leipzig bei Breitkopf & Härtel
Goethe’s Lieder, Oden, Balladen und Romanzen mit Musik von J. F. Reichardt in vier Heften heraus. 21 Seckend. in W. läßt nichts von sich hören] Reichardt, der Seckendorf im November 1807 in Weimar kennengelernt hatte, wird auf eine Mitteilung des danach nach Wien Zurückgekehrten über die seit Anfang 1808 erscheinende Wiener Zeitschrift Prometheus gewartet haben. Zu ihr trug Reichardt nicht bei.
1226
Zu Nr. 688
23–25
daß ich noch für die Beibehaltung des deutschen Lust- und Trauerspiels 〈...〉 die deutsche Oper behalten] Den Kampf für das deutsche Theater gab Reichardt bald verloren. Vgl. Nr. 695,97–107 und die R. (vmtl. Reichardt) unterzeichnete Korrespondenznachricht Aus Kassel in der Leipziger Zeitung für die elegante Welt, Nr. 63 vom 19. April 1808, Sp. 503: Ihr hiesiger Korrespondent hat Ihnen gemeldet, daß das deutsche rezitirende Schauspiel hier aufgehoben werden würde, dafür aber desto mehr auf das französische Theater verwandt werden sollte. Die erste Hälfte dieser Nachricht ist wahr, die andre sollte aber heißen: »es wird dafür desto mehr auf die deutsche Oper, die allein am deutschen Theater den Hof interessirt, gewandt werden, um solche in den möglichst vollkommensten Zustand zu versetzen: denn es ist eine größere Summe für die bloße deutsche Oper bestimmt, als sonst das ganze deutsche Theater gekostet und eingebracht. Der Fonds für das französ. Theater ist nur gleichmäßig erhöht worden. Beide Theater erwarten echte Künstler zu ihrer Verstärkung.«
688.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 10. März 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 685, 686. A: Nr. 691. H: FDH 7250. – 1 Dbl. ca. 227 x 188 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 97 x 128 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 191 v 2v auRr: 7250 Kur spätere Notiz Bettinas:
Heidelb 10 März 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1912b, S. 234; TD (kurzer Auszug). D2: Steig 1913, S. 109f. D3: Kat. Henrici 149, S. 20, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D4: Betz/Straub 1986, S. 178–180 (Nr. A31); TD. D5: DjBe Nr. 329.
Varianten 9 seyn] s aus 〈x〉 12 Du] D aus d 23 Dich] D aus d 24 ihren] i aus I 35 Du] aus ich 36–37 den Herausgeber des Einsiedlers] über 52 hat] danach gestr. ihm gestr. mich eing.
1227
Zu Nr. 688
Erläuterungen 4 Morgenzeitung] Das Morgenblatt für gebildete Stände. 12 die allgemeine Deutsche Bibliothek] Von Friedrich Nicolai herausgegebene aufklärerische Rezensionszeitschrift, die 1765–1806 in 231 Bänden erschien (seit 1793 unter dem Titel Neue Allgemeine Deutsche Bibliothek). 12–13 Daß Du Göthes Brief kalt und steif nennst] Vgl. Nr. 685,9 und Erl. 20–21 Briefe von ihm 〈...〉 mit Vergnügen empfangen] Goethe hatte am 9. März und 26. Juni 1806 auf ausführliche Briefe Arnims knapp geantwortet (WAA XXXII, Nr. 430, 465). 24–25 Daß Du 〈...〉 wie ein Blänkeln ansiehst] Vgl. Nr. 685,16–18. 30–33 Voß hat gegen Göthe 〈...〉 jene zwey an Dich.] Bereits am 5. Januar 1807 war im Morgenblatt Nr. 4 des Jahrgangs ein anonymer, von Friedrich Haug verfaßter Artikel über Das deutsche Sonett erschienen, der sich gegen die Nachahmung der italienischen Gedichtform richtete, die der deutschen Sprache unangemessen sei und zu gekünstelter Lyrik mit inhaltsleerem Form- und Reimzwang führe. Die Argumentation stützte sich auf Goethes Sonett Sich in erneutem Kunstgebrauch zu üben, das in dem Artikel noch vor seinem Erscheinen im ersten Band der ersten Cottaschen Ausgabe der Werke Goethes mitgeteilt worden war. Über ein Jahr später, im Morgenblatt vom 8. März 1808, Nr. 58 des Jahrgangs, rekurrierte Voß auf das Goethesche Sonett, das er wiederum zum Abdruck brachte, kombiniert mit einem eigenen, das den Verehrten zur Abkehr von der verachteten Gedichtform bewegen und sie weiterhin diskreditieren sollte:
Sonett. Als ich folgendes von G o e t h e gelesen hatte: Sich in erneutem Kunstgebrauch zu üben Ist heil’ge Pflicht, die wir dir auferlegen. Du kannst dich auch, wie wir, bestimmt bewegen Nach Tritt und Schritt, wie es dir vorgeschrieben. Denn eben die Beschränkung läßt sich lieben, Wenn sich die Geister gar gewaltig regen; Und wie sie sich denn auch gebärden mögen, Das Werk zuletzt ist doch vollendet blieben. So möcht’ ich selbst in künstlichen Sonetten, In sprachgewandter Massen kühnem Stolze, 1228
Zu Nr. 688
Das Beßte, was Gefühl mir gäbe, reimen; Doch weiß ich hier mich nicht bequem zu betten, Ich schneide sonst so gern aus ganzem Holze, Und müßte nun doch auch mitunter leimen.
An Goethe. Auch du, der, sinnreich durch Athene’s Schenkung, Sein Flügelroß, wanns unfügsam sich bäumet, Und Funken schnaubt, mit Kunst und Milde zäumet, Zum Hemmen niemals, nur zu freyer Lenkung: Du hast, nicht abhold künstelnder Beschränkung, Zwey Vierling’ und zwey Dreyling’ uns gereimet? Wiewohl man hier Kernholz verhaut, hier leimet, Den Geist mit Stümmlung lähmend, und Verrenkung? Laß, Freund, die Unform alter Truvaduren, Die einst vor Barbarn, halb galant, halb mystisch, Ableierten ihr klingelndes Sonetto; Und lächle mit, wo äffische Naturen Mit rohem Sang’ und Klingklang’ afterchristisch, Als Lumpenpilgrim, wallen nach Loretto. Vo ß . Voß wird nicht unbekannt geblieben sein, daß Goethe seit Dezember 1807 in neuer lyrischer Frische im geselligen Kreis an der Dichtung von Sonetten Gefallen fand. Zu denen, die später zu dem 1815 erschienenen Zyklus Sonette zusammengefaßt wurden, gehörten die beiden zwischen Ende November und Mitte Dezember 1807 an Bettina geschickten Ein Strom entrauscht umwölcktem Felsensaale und War unersättlich nach viel tausend Küssen (DjBe Nr. 287). Vgl. u.a.: Fambach 1963, S. 225–322 (Dokumentation des ausufernden Sonettenstreits); Goethe/MA IX, S. 12–21 mit Kommentar S. 1068–1086. 35 Voß 〈...〉 gegen mich geschrieben] Im Morgenblatt Nr. 57 vom 7. März 1808 erschien unter den Notizen eine anonym publizierte Reaktion auf Arnims
Ankündigung der allgemeinsten Zeitung. Zeitung für Einsiedler herausgegeben von einer Gesellschaft (vgl. WAA VI, S. 1–3). Der Verfasser war 1229
Zu Nr. 688
jedoch nicht Voß, sondern der Morgenblatt-Redakteur Friedrich Haug (vgl. Fischer 2000, S. 19, 288, 364). Die Notiz lautet:
Eine G e s e l l s c h a f t (von z w e y Personen, wie Fama raunt) ist Willens, eine wunderliche Z e i t u n g f ü r E i n s i e d l e r herauszugeben. Sie beginnt (sehr ominös!) mit dem 1. April. Von dem (nicht K e r n - sondern) G e r n w itze, der in der Ankündigung übersprudelt, nur ein Pröbchen: »Wer die Zeitung nicht in f r a n k i r t e n Briefen abbestellt, dem wird sie zugeschickt, und der muß sie halten. Aufgeschnittene Exemplare werden nicht zurückgenommen; doch erscheint sie der Bequemlichkeit wegen wöchentlich zweymal in halben Bogen in Quart. – – Wer zehen Exemplare nimmt, darf gegen Erlegung der Einrückungsgebühren Aufsätze einschicken; Gegenbemerkungen zahlen das Doppelte; aber diese zu vermeiden, machen wir im voraus bekannt, daß wir sehr grob seyn können, wenn wir wollen etc.« Sind L i s k o v und L i c h t e n b e r g wieder auferstanden? Kein Mirakel, wenn beyde sich wenigstens in ihrem Grab umwälzen. Damit aber ja niemand den abenteuerlichen Prolog als ein bloßes K i n d e r m ä h r c h e n betrachte, mußte die Buchhandlung M o h r und Z i m m e r in Heidelberg feyerlich bescheinigen, daß es mit Herausgabe dieser Zeitung wirklich Ernst sey. – Ernst? – Wirklich? – 36–39 Antwort 〈...〉 falsche Nachrichten einzuraunen] Unter dem Titel Widerlegung und Anzeige erschienen in der Leipziger Zeitung für die elegante Welt, Intelligenzblatt Nr. 15 vom 25. März 1808 (vollständige Wiedergabe: WAA VI, S. 543); darin: Ein trauriger Vater mit sieben harmlosen Jungen, die einzigen Herausgeber der Z e i t u n g f ü r E i n s i e d l e r (Heidelberg bei Mohr und Zimmer) erklärt ihre Mutter, die berüchtigte verlaufene Fama, welche sie gross zu säugen vergessen und dem Morgenblatte die eingeklammerte Nachricht zugeraunt hat, als wäre die Gesellschaft Herausgeber wie ein Januskopf aus zwei Personen zusammen geleimt, hierdurch öffentlich für eine Lügnerin. 39 Görres wäre mit mir 〈...〉 verbunden] Das schloß Arnim aus der Passage der Morgenblatt-Notiz in Nr. 57 vom 7. März, in der z w e i aufklärerische Satiriker (Liscow und Lichtenberg) genannt werden und mit der Wendung Prolog als ein bloßes K i n d e r m ä h r c h e n auf Görres’ kleinen prologartigen Beitrag Die Kindermythen angespielt ist, der im Frankfurter Taschenbuch der Liebe und Freundschaft auf das Jahr 1806 erschienen war. 1230
Zu Nr. 688.E
42–43 Quellfürsten] Das seltene Wort (im DWb nicht belegt) vmtl. nach Jakob Böhmes Aurora oder Morgenröthe im Aufgang, worin es im Kapitel Von der herrlichen Geburt und Schönheit des Königs Lucifers heißt:
Nach den Qualitäten sind seine Quellfürsten geschaffen worden, welches da sind sowohl seine königlichen Räthe als alle seine Engel (Exemplar der Arnim-Bibl., o.O. 1730, S. 182 [HAAB Sign. B 1999(a)]). 43 dreyeinigen Sanftmuth] Anspielung auf Bettinas Mitteilung (Nr. 686,25–27), Claudine Piautaz und Lulu Jordis würden Auguste Brentano alle Tage bei Zwei Stunden Sanftmuth Gedult Sitsamkeit pp predigen. 44–47 Spohr 〈...〉 Seine Frau spielt Harfe.] Louis Spohr und seine Frau Dorette hatten im Herbst 1807 ihre erste gemeinsame Konzertreise angetreten, die von Gotha über Weimar, Leipzig, Dresden, Prag, München, Augsburg, Stuttgart und Karlsruhe nach Heidelberg und Frankfurt führte. Dabei spielten sie Kompositionen Spohrs für Violine und Harfe, aber auch Solostücke von ihm für die Harfe. In Heidelberg gastierten sie am 7. März 1808. (Vgl.: Göthel 1968, Bd. I, S. 109, 344; Powell 1984, S. 29f.) Vor drey Jahren wird Arnim Spohr am 3. März 1805 im Berliner Schauspielhaus gehört haben, wo der Musiker während einer seiner ersten Konzertreisen auftrat. (Vgl.: Göthel 1968, Bd. I, S. 83–85, 337.) 48–50 Nenny 〈...〉 bey der Judenschule 〈...〉 mancher poetischer Arbeit] Der Schweizer Johann Conrad Nänny war 14 Jahre am Frankfurter Philantropin tätig. In Nr. 8 der Zeitung für Einsiedler vom 26. April 1808 erschien sein Gedicht Heimweh des Schweizers (WAA VI, S. 86–88). Weitere Gedichte kamen in Taschenbüchern und anderen Zeitschriften heraus. (Vgl. Goedeke 1884–1998, Bd. XIII, S. 303f.) 51 Moritz 〈...〉 Ansprüchen über ihn] Vgl. Nr. 686,21–24. 53 Feste an Georges Geburtstag] Vgl. Nr. 686,66–75.
688.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 10. März 1808, Donnerstag DV: H. B: Vgl. Nr. 685, 686. H: Vgl. AIV/I.
A: Vgl. Nr. 691.
1231
Zu Nr. 688.E
Erläuterungen Vgl. Nr. 688.
*689. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, vmtl. zweites Drittel März 1808 B: −. A: Nr. 714. Datierung: Da Arnim am 1. April antwortete und Briefe zwischen Berlin und Heidelberg etwa zehn Tage unterwegs waren (vgl. Datierung von Nr. *715), wird der Bruder im zweiten Märzdrittel geschrieben haben.
*690. Von Charlotte Schwinck nach Heidelberg Königsberg, vmtl. zweites Drittel März 1808 B: Vgl. Nr. 675.E. A: Vgl. Nr. 717.E. Datierung: Arnim hatte Charlotte Schwinck am 27. Februar geschrieben und antwortete ihr vmtl. Anfang April. Sie wird in der zeitlichen Mitte dazwischen geschrieben haben.
691.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 11. März 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 688. A: Nr. 696. H: FDH 7410. – 1 Dbl. ca. 228 x 190 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 192 v, aoRr Steig: 11 März 1808. (Tag vor Georges Geburtstag) 2v Z. 75 über das morgige Fest Steig: d. i. Georges Geburtstag 12. März., auRr: 7410, Z. *70–73 Clemens 〈...〉 zusammenkommt mit Blei durchgestr. D1: Steig 1913, S. 110f.; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 20f., Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 181f. (Nr. B26); TD (wie D1). D4: DjBe Nr. 330.
1232
Zu Nr. 691
Varianten 10 32 aus aus
aufgehäuft] gehäuft über gestr. 〈xxx〉 17–18 von ihm] üdZ eing. Du] D aus d 40 und] aus 〈xxx〉 40 die] d aus s 45 hundert] d t 60 ihn] üdZ 62 weiß] üdZ eing. 71 ihr] üdZ 73 Herz] H F 76 recht] danach gestr. d 80 in] davor gestr. s
Erläuterungen 6–7 Du schriebst mir 〈...〉 Briefe sich verzögern] Am 18. Februar 1808 (Nr. 659,50–51). 11–12 Brief den ich von Goethe erhielt] Vom 24. Februar 1808. Vgl. Nr. 685,1–15 und Erl. 24 pretensionsfehler] Prätension: Anmaßung. 39–40 Von Clemens 〈...〉 an Savigny] Bekannt sind drei Briefe, von denen nur der früheste datiert ist (3. März 1808). Da Bettina am 14. März (Nr. 694) mitteilte, Jacob Grimm habe aus Kassel weitere Briefe mitgebracht, können die undatierten bis etwa 12. März geschrieben sein. (Vgl. FBA XXXII, Nr. 498–500, datiert: 3. bis etwa 8. März und »kurz nach dem 8. März«.) 40 an Moriz 〈...〉 auch geschrieben] Diese Briefe sind nicht bekannt. Bethmann bestätigte Brentano am 8. März den Empfang von drei Briefen (Enzensberger 1999, S. 69); Erwähnungen von Briefen an Bethmann in zwei undatierten Briefen Brentanos an Savigny (FBA XXXII, Nr. 499, 500). 42 kriegendes] kriechendes (frankfurtisch). 51–55 Zwey Briefe von Auguste 〈...〉 an Moriz 〈...〉 an Savigny geschickt] Die Briefe sind nicht bekannt. Vgl. Savigny an Brentano, 11. März 1808 (Konzept): Sie sind so sehr außer Fassung, daß Sie der Aug[uste] in
manchen Dingen (gewiß ohne es zu wollen) offenbar unrecht tun, so z. B. den Brief lit. A., der vielleicht das Wahrste ist, was A[uguste] je gesagt hat, und von dem ich aufrichtig sagen muß, daß er das ganze Verhältnis (von A[uguste]s beschränkterem Standpunkt aus) klarer und ruhiger übersieht als alle Ihre Briefe. (Schellberg/Fuchs 1939, S. 372.) 75 das morgige Fest] Geburtstag des Bruders Georg. 83–84 Gestern 〈...〉 Luise Reichard 〈...〉 für die Saiten.] Louise Reichardt dankte in dem nicht bekannten Brief (DjBe Nr. *324) für die von Bettina auf Arnims Bitte geschickten Lautensaiten. Vgl. Nr. 581,71–73 und Erl.
1233
Zu Nr. 692
692.
An Jean Paul in Bayreuth Heidelberg, 12. März 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: BJ/Autographa. – 1 Dbl. ca. 228 x 187 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 1x quer gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Ankündigung der allgemeinsten Zeitung. Vgl. Nr. 657 (Beilagen). Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Jean Paul, daneben ovaler Stempel: PR.
ST. BIBLIOTHEK BERLIN. D1: Nerrlich 1889, S. 338f. D2: Jean Paul/HKA IV/5, S. 222f. (Nr. 165).
Varianten 16 21 32
Sie] S aus s 17 an] aus durch 19 kleinen wüsten] üdZ eing. alten] üdZ eing. 29 vom Schönen im Kuriosen] üdZ eing. Michael] ch aus A 33 in] i aus z 37 meiner] m aus der
Erläuterungen 9–10 Verfolgungen 〈...〉 wegen dieser 〈...〉 Ankündigung erlitten] Vgl. zu Nr. 657, Nr. 658, zu Nr. 688,35. 11–12 ein Stück der Friedenspredigt 〈...〉 Zimmer freut] Jean Pauls broschierte Flugschrift Friedens-Predigt an Deutschland erschien im Frühjahr 1808 bei Mohr und Zimmer in Heidelberg. Arnim veröffentlichte mit Einverständnis Jean Pauls in Nr. 3 der Zeitung für Einsiedler vom 9. April vorab
Denksprüche aus einer Friedenspredigt an Deutschland von Jean Paul Fr. Richter. Vgl. WAA VI, S. 26–30 und Erl. S. 766–768. 16–22 bey Beyreis 〈...〉 Ente mit ihrem Futter] Arnim hatte den gelehrten Sonderling Gottfried Christoph Beireis am 20. Juli 1806 in Helmstedt besucht. Vgl. seine Berichte an Brentano vom 30. Juli (WAA XXXII, Nr. 472,36–95) und an Goethe vom 1. September 1806 (ebd., Nr. 480,57–104). 24–28 daß ich wünschte den Eindruck darstellen zu können 〈...〉 abzunehmen] Arnim gelang in der Gräfin Dolores mit dem Kapitel Der wunderbare Doktor doch noch eine literarische Gestaltung seines Beireis-Erlebnisses. Jean Paul ging nicht auf seinen Wunsch ein, doch ist der 1809 erschienene Roman Dr. Katzenbergers Badereise, an dem er seit Sommer 1807 arbeitete, thematisch verwandt.
1234
Zu Nr. 693
28 Kometeneinsamkeit] Im DWb und www (Zugriff 24. April 2015) sonst nicht belegt. 37 Siebenkäs] Blumen- Frucht- und Dornenstükke oder Ehestand, Tod
und Hochzeit des Armenadvokaten F. St. Siebenkäs im Reichsmarktflecken Kuhschnappel (3 Bde., Berlin 1796/97).
692.E An Jean Paul in Bayreuth Heidelberg, 12. März 1808, Sonnabend DV: H. B: −. H: Vgl. AIV/I.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 692.
693.
Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 12. März 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. *644, *676. A: −. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 235 x 190 mm, 1r–2v 3½ beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 35, aoRr: 136, auRl: 41 2r aoRr: 127, auRl: 41. D1: Riley 1978, S. 174–176 (Nr. 45).
Varianten 9 aus Heidelberg] nachträgl. alR 12 Viehle tragen] aus 〈xxx〉 16 weitere] danach gestr. Arth 17 15] aus 〈xx〉 davor gestr. im danach 18 zu] üdZ eing. 31 wohl nicht er] NB über wohl und er gestr. tn 39 wohl] üdZ eing. 40 schließe] davor gestr. be 41 in] i aus I 47 Berlin] danach gestr. anzuschliessen alR daneben: (Packer) 58 geopferten] g aus G
1235
Zu Nr. 693
Erläuterungen 5–6 Kains 〈...〉 unstät und flüchtig 〈...〉 Welt umher] Vgl. 1 Mo 4,12. 10–11 ich hoffe 〈...〉 auf Erlöhsung] Vgl. Nr. 613,18–22 und Erl. 23–24 Sommer 〈...〉 Zernickoschen Auffenthalt] Vgl.: zu Nr. 540,28–33; Nr. 613,27–33 und Erl. 24 cediren] abtreten, überlassen. 25 inventarien Pferde] Die für den Wirtschaftsbetrieb bestimmten Pferde. 29 mein verwiehsenes Wohnviertelchen] In dem Caroline von Labes gehörenden Berliner Haus Quarre´ Nr. 4, in das sie französische Einquartierung hatte aufnehmen müssen. Vgl. Nr. 613,33–38. 31 Der alte Schickler] David Schickler sen., Mitinhaber des Bankhauses Ge-
brüder Schickler. 34 der Sohn] David Schickler jr., Gesellschafter der väterlichen Firma. 34–35 Mein Sohn 〈...〉 noch in Paris] Hans von Schlitz. Vgl. Nr. 613,39–42 und Erl. 41–42 in
der heuttigen Zeittung 〈...〉 folgendes] In der Königlich privilegirten Zeitung von Staats- und gelehrten Sachen, 12. März 1808, 31. St., S. 1; zweispaltige Spitzenmeldung: linke Spalte frz., rechte Spalte dt; im wesentlichen korrekt wiedergegeben, Unterstreichungen der Großmutter original nicht hervorgehoben, original auch keine lat. Hervorhebungen.
694.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 14. März 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 696. H: FDH 7411. – 1 Bl. ca. 250 x 210 mm; 1r–1v 11/4 beschr. S; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Verknittert, fleckig, Ränder eingerissen. − WZ: 1805 HENRY & SEAY FOURDRINIER LONDON. Fremdeinträge: 1r aoRl: 193 v, aoRr Steig: 14. März 1808 1v aoR Steig: das ist: am 14. März 1808, auRr: 7411, Z. 17–18: heute Morgen 〈...〉 bekommen unterstr. D1: Steig 1913, S. 111; TD. D2: Betz/Straub 1986, S. 183 (Nr. B27); TD (wie D1). D3: DjBe Nr. 331.
1236
Zu Nr. 695
Varianten 5 Sache] am Schluß gestr. 〈xxx〉
n
6
George] danach gestr. abe
7
ich] aus
Erläuterungen 1 der aelteste Grimm] Jacob Grimm. 2 Neuen Briefen von Clemens an Moriz und Savigny] Vgl. Nr. 691,39–44 und Erl. 18 Sohn] Franz. 18 ihn zu heben] Über die Taufe zu heben (Pate zu sein).
695.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, 14. März 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 704. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 251r–253v. – 1 Dbl. (I) + 1 Bl. (II) je ca. 236 x 195 mm; 1r–3r 41/4 beschr. S.; 3v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: I: Posthorn am Band, darunter: F. BRENNER & COMP’ IN BASEL II: Posthorn. Beilagen: Reichardts Brief an Arnim vom 9. März (Nr. 687); von Carl Bertuch an Brentano geschickte Lieder vmtl. in Abschrift Brentanos (vgl. zu Z. 90); von Justinus Kerner an Brentano geschickte Lieder (vgl. zu Z. 113–116). Fremdeinträge: 1r aoRl: 545, aoRr: 251 zwischen 1v und 2r: 545 2r aoRr: 252 3r aoRr: 253 3v kopfstehend: Sollte Herr von Arnim bereits wieder
früher abgereist seyn, so bitten wir den Brief unter umstehender Add r wieder zurück zu senden Mohr & Zimmer. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 88. – Der Brief wurde dem Fremdeintrag 3v zufolge dem kurzfristig nach Frankfurt abgereisten Arnim dorthin von Heidelberg nachgeschickt. Arnim erhielt ihn jedoch in Frankfurt nicht mehr, wie sich aus seiner nach der Rückkehr aus Heidelberg geschriebenen Mitteilung an Bettina ergibt: Von Clemens habe ich keine Nachricht, einen kurzen Brief von ihm fand ich hier (Nr. 703,35–36). – Einen Passus des Briefes nahm Arnim mit leichten, aber nicht unwesentlichen Änderungen in die Zeitung für Einsiedler auf. Vgl. Z. 37–52 und Nr. AII.30.P. Postzeichen: Stempel: CASSEL. WESTPHALIE sowie 15 MARS 1808; Porto- und Frankozeichen.
1237
Zu Nr. 695
D1: D2: D3: D4: D5:
Steig 1894, S. 246–248; TD. Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 72; TD (kurzer Auszug). Seebaß 1951, Bd. I, S. 362–366; datiert: 15. März 1808. FBA XXXII, S. 50–54 (Nr. 501); datiert: spätestens 15. März 1808. Schultz 1998, Bd. II, S. 519–523 (Nr. 117); datiert 15. März 1808.
Varianten 8 hat] t aus 〈b〉 19 komme] über gestr. gehe 28 Buche] danach 31 des] danach gestr. Blatt 31 gesezzt,] danach gestr. gestr. 〈stehen〉 f〈xxx〉 34 nicht] danach gestr zu 35 dieses] ie aus 〈xx〉 36 eröffne.] . aus , 36 Göthen] danach gestr. l 37 in] n aus m 38 klaren] en aus e 38 ernsten] danach gestr. Erklärung ergehen 39 welcher] r aus s 40 nur] üdZ eing 43 dem Blatte in] üdZ eing. 49 wie die] danach gestr. G〈xx〉 50 sie] danach gestr. bez 51 ist] danach gestr. die 53 unsre] aus 〈dieser〉 54 Karikatur] K aus 〈x〉 55 Muthwill] M aus m 56 liefern,] danach gestr. 〈xxx〉 58 dies] ies aus as 59 Trompete] danach gestr. 〈Raumt〉 61 unten] t aus d 62 (Wurzel)] üdZ 67 das] danach gestr. Portr 70 als] danach gestr. hof〈xx〉 71 hoffe,] danach gestr. 〈ab er〉 85 Bilderbuch] danach 90 die] d aus v 91 selbst] danach gestr. 〈g〉 gestr. 〈als S〉〈xxx〉 92 Die Verspätung] üdZ eing. 95 meinem] m aus r 100 Tragödie] aus Schauspiel 103 aber] aus 〈ha〉 110 soll ich] ich aus 〈ihr〉 113 Kern〈〈er〉〉] über gestr. Körner 116 leztere] üdZ eing. 117 Schreibe] aus 〈xxx〉
Erläuterungen 24–31 Ich habe die Zingara 〈...〉 dazu ausziehen] Brentano übersetzte ein italienisches Lied, »zweifellos ein Fliegendes Blatt, das Arnim aus Italien mitgebracht und 〈...〉 Brentano geschickt – oder, wahrscheinlicher, in Kassel gegeben – hatte« (Moering in WAA VI, S. 886). Diese Annahme kann aufgrund einer Recherche im KVK konkretisiert werden. Brentanos Übersetzung lag ein zwölfseitiger Druck in 8° zugrunde, der ohne Jahresangabe in der Genueser Stamperia Casamara erschienen war: Dialogo spirituale fra la zingara e la Madonna. Quando si porto` in Egitto col bambino Gesu` e S. Giuseppe. Der Druck war zufolge KVK weltweit in einem einzigen Exemplar überliefert (SPK, Sign. 26 in: Xo 22 [Italienische Volksdichtungen]), das als Kriegsverlust verloren gegangen ist. Arnim wird es erworben haben, als er sich auf seiner Bildungs-
1238
Zu Nr. 695
reise Ende 1802 in Genua aufhielt, und aus seinem oder Brentanos Besitz wird es in die ehemals Königliche Bibliothek in Berlin gekommen sein. In dem Lied bewillkommnet eine Zigeunerin die heilige Familie – Maria, Joseph und das Jesuskind – und weissagt Maria aus den Augen des Kindes dessen Schicksal von der Geburt im Stall bis zu Tod und Auferstehung. Nachdem Brentano die Übersetzung am 8. April an Arnim geschickt hatte (vgl. Nr. 723,18–20), erschien sie in Nr. 9 der Zeitung für Einsiedler vom 30. April ohne Überschrift mit der Sprecherinnen-Angabe Die Zigeunerin, begleitet von einer ganzseitigen Abbildung nach einem Stich Ludwig Emil Grimms. Hauptsächliches Motiv ist eine Darstellung der Geburt Christi, die auch im Titelkupfer des Kinderlieder-Anhangs im dritten Wunderhorn-Band zentral ist, und zwar aufgrund derselben Vorlage, Jacopo Sannazaros Del parto della Vergine Libri tre, herausgegeben von Antonio Francesco Gori (Florenz 1740). (Vgl. zu Nr. 648,38–42.) Für die Abbildung in der Zeitung für Einsiedler wurde die ovale mittige Geburtsszenerie mit der Wiedergabe von zwei rechteckigen, länglichen Basreliefs altchristlicher Sarkophage, ebenfalls nach Goris Edition, kombiniert. Das eine Relief, oberhalb des mittigen Motivs, stellt die Anbetung des Jesuskindes durch die Weisen aus dem Morgenland dar, das andere, unterhalb des mittigen Motivs, durch die Hirten. In einer Vorbemerkung zu der Übersetzung erläuterte Brentano die Bildvorlagen aufgrund der von ihm übersetzten Mitteilungen Goris. (Vgl. insgesamt WAA VI, S. 104–113 und Erl. S. 881–889.) Für die Veröffentlichung in der
Zeitung für Einsiedler
stellte Arnim einen
Zusammenhang zwischen seiner in derselben Nr. mitgeteilten
nem Reisetagebuche in Schottland
Elegie aus ei-
und Brentanos Übersetzung her. Vgl.
Nr. 704,52–55 und Erl.
32–36 meine vorgeschlagene Titelvignette 〈...〉 Ode 〈...〉 eröffne] Nicht verwirklichter Vorschlag. Vgl. Nr. 683,37–46 und Erl. 36–37 Göthen 〈...〉 bitte 〈...〉 um seine Tänze] Arnim bat Goethe am 1. April (Nr. 712) vergeblich um Beiträge. 43 dem Blatte] Das Morgenblatt. Da dem Blatte in nachträglich über die Zeile geschrieben und eingewiesen wurde, kam es zur Inkongruenz der Einfügung mit ihrem Kontext. 47–48 Gottschedianer Nikolianer] Sympathisanten Johann Christoph Gottscheds und Friedrich Nicolais. Gottsched hatte u. a. auf die Vorbildlichkeit des französischen klassizistischen Dramas orientiert und das Volkstheater diskrediert; Nicolai war der spätaufklärerische Hauptgegner der Frühromantik. 52 Anzeige im Morgenblatt gegen die Einsiedler] In Nr. 57 vom 7. März 1808. Vgl. zu Nr. 688,35.
1239
Zu Nr. 695
54 Meine Vorgeschlagne Einsiedler Karikatur] Mit der Skizze 2v nebst Erläuterung dazu im Brief an Arnim von etwa 4. März (Nr. 683). Brentano konnte noch nicht wissen, daß Arnim Brentanos Vorschlag in seinem Brief vom 15. März (Nr. 697,47–57) nicht akzeptierte. 57 Lichtenberg 〈...〉 zeigt seinen Buckel] Ironischer Bezug auf einen Passus in der Morgenblatt-Polemik vom 7. März: Sind L i s k o v und L i c h t e n -
b e r g wieder auferstanden? Kein Mirakel, wenn beyde sich wenigstens in ihrem Grab umwälzen. Vgl. zu Nr. 688,35. 58–59 Kunstfeiffers Cotala 〈...〉 Büchelchen, das ich habe] Musicus Vexatus, oder Der wohlgeplagte / doch Nicht verzagte / sondern iederzeit lustige Musicus Istrumentalis, In einer anmuthigen Geschicht vor Augen gestellet von Cotala, dem Kunst-Pfeiffer Gesellen (Freiberg [recte Dresden] 1690, 21712, 31773); anonym erschienen, Wolfgang Caspar Printz zugeschrieben; nicht in Kat. Brentano 1974, nicht in Arnim-Bibl. 59–63 als Fama 〈...〉 Haug 〈...〉 Aspirations Zeichen 〈...〉 als Alraun 〈...〉 heraus gezogen werden] Brentano schlägt eine Änderung jenes Details am rechten Rand seiner Skizze 2v des Briefes von etwa 4. März (Nr. 683) vor, das andeutet, wie Friedrich August Kuhn, der neue Herausgeber des Berliner Freimüthigen, in ein Sprachrohr tutet. Nun soll die Ironie unmittelbar auf das Morgenblatt und insbesondere seinen Redakteur Friedrich Haug zielen, den anonymen Verfasser der polemischen Notiz in Nr. 57 vom 7. März, und zwar vermittels der Beziehung seines Namens auf die als Aspiration bezeichnete gehauchte Aussprache im Griechischen, die mit Aspirationszeichen dargestellt wird. Das, was Fama, bei den Römern seit Vergil das personifizierte Gerücht, verlautbare, sei zunächst belanglos wie ein Hauch und werde zu einem giftigen wurzelartigen Wesen. Den Vorschlag, ein solches Wesen darzustellen, verbessert Brentano ad hoc in die Absicht, den Volksaberglauben zu verbildlichen, daß die auch als Mandragora bezeichnete Alraunpflanze gewonnen werden könne, wenn sie nachts von einem schwarzen Hund herausgezogen werde, der von dem Schrei der Pflanze sterbe, während der Alraun dem vor dem Schrei geflüchteten Besitzer Glück und Geld bringe. (Vgl. HdA 2000, Bd. I, Sp. 312–324.) Brentano hat in einer Anmerkung seines Dramas Die Gründung Prags den Alraun als eine feststehende Charaktermaske des Satanismus bezeichnet und über die Sage berichtet. (FBA XIV, S. 495–497, zit. S. 495.) Arnim gestaltete das Motiv in seiner Erzählung Isabella von Aegypten Kaiser Karl des Fünf-
ten erste Jugendliebe. 64 Voß 〈...〉 Sonett an Göthe] Vgl. Nr. 688,35 und Erl. 65–66 des ungedruckten Faust 〈...〉 Compositionen ihres Nr. 634,57.
1240
Fausts]
Vgl. zu
Zu Nr. 695
67–68 Grimm radirt 〈...〉 die Novelle 〈...〉 wenn du sie willst] Vgl. Nr. 683,56–58 und Erl. 75–76 Tieck 〈...〉 einladen] Vgl. Nr. 662. 76 die jungen Riepenhausen] Nicht verwirklichter Vorschlag. 77 Friedrich Tieck] Nicht verwirklichter Vorschlag. 79 Durchzeichnungen, die Bettine dir gab] Von Cornel Frick. Vgl. Nr. 623,56–57 und Erl. 84 die laüfigen Wiederbeller] In der Brunftzeit befindliche anbellende (dagegen bellende) Hunde. 90 Lieder 〈...〉 Karl Bertuch 〈...〉 geschickt] Carl Bertuch, den Brentano während seiner Jenaer Studentenzeit kennengelernt hatte (vgl. August Klaus von Preen an Brentano, 12. November 1798; DjBr Nr. 227), steuerte ein Doppelblatt mit Liedern zum Wunderhorn bei. Davon war eines Vorlage für das Trinklied mit dem Incipit Ich ging einmal nach Graßdorf nein im zweiten Band des Wunderhorns, ein weiteres Teilvorlage für Wann mein Schatz Hochzeit macht im dritten Band. (Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 642f.; IX/3, S. 217f., 798f.) 91 das zweite] Das nicht ins Wunderhorn aufgenommene Herzliebste Tochter mein 〈...〉. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 217.) 97–102 Von dem hiesigen deutschen Theater 〈...〉 Reichard 〈...〉 die Deutschen allein Opern haben sollten] Vgl. Nr. 687,22–27 und Erl. 100 Surintendance] Oberaufsicht. 108 Fiat] Es werde! Es sei! – Vmtl. insbesondere Anspielung auf die Sentenz: Fiat iustitia et pereat mundus. (Gerechtigkeit muß sein, und sollte die Welt darüber zugrundegehen. Vgl. GW 1981, S. 202.) 113–116 Christian Kern〈〈er ha〉〉 〈...〉 Volkslieder gesendet 〈...〉 Rätsel und 〈...〉 Scherzlieder] Justinus Kerner (der noch als Christian Kerner unterzeichnete) schrieb Brentano Anfang März 1808 über die Vermittlung der Lieder und über das Wunderhorn: Durch Herrn Koelle und Nehrlich werden
Sie vorlängst verschiedene Volkslieder erhalten haben. Ich übergab sie schon auf Ihre erste Anzeige diesen Freunden für Sie, als Reutl. Volkslieder usw. »Mir träumt ich flög gar lange usw.« Ich habe seitdem wenig Beute mehr gemacht. Einiges unbedeutende das ich Ihnen hier beilegte konnte ich Ihrer schönen Sammlung nicht vorenthalten. (Rölleke 1972a, S. 280.) Koelle hatte Brentano bereits am 21. Juli 1806 eine Sammlung Fliegender Blätter mit Volksliedern, die vor allem in Reutlingen, dem süddeutschen Raubdruckzentrum, erschienen sein dürften, geschickt, und außerdem eine Abschrift der von Kerner erwähnten Sendung. (Vgl. DjBe Nr. 1286.) Von dieser Sendung wurde das Lied Mir träumt ich flög Vorlage für Icarus
1241
Zu Nr. 695
im zweiten Band des Wunderhorns. Mit dem Brief von Anfang März 1808 sandte Kerner Brentano auf einem Einzelblatt (Heid.Hs. 2110,37) die zwei Rätsel und zwei 〈...〉 Scherzlieder. Eines der beiden letzteren, ein Achtzeiler, war Teilquelle für Wann mein Schatz Hochzeit macht im dritten Band. (Vgl.: Rölleke 1972a mit Abdruck der Rätsel und des ebenfalls nicht ins Wunderhorn aufgenommenen anderen Scherzliedes; Rölleke in FBA IX/2, S. 272f. und FBA IX/3, S. 217–220, 820f.) 117–119 Schreibe mir 〈...〉 die kleinen Tanzreime 〈...〉 nicht in die Kinderlieder paßen] Vgl. Nr. 683,72–74 und Erl.
696.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 15. März 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 691, 694. A: −. H: FDH 7251. – 1 Dbl. ca. 227 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 97 x 118 mm. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HO-
NIG. Fremdeinträge: 1r aoRl:
194 v
2v auRr:
7251
Kur spätere Notiz Bettinas:
Heidelb. 15 März. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 112; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 183f. (Nr. A32); TD (wie D1). D4: DjBe Nr. 332.
Varianten 1 15] 5 aus 〈x〉 4 So] S aus s 17 mir] danach gestr. immer 47
8 Gravitation] ändern] ä aus 〈xx〉
erstes
a
aus 〈x〉
Erläuterungen 6 Sohn] Franz. Vgl. Nr. 694,17–19. 7 Schwägerin] Auguste Brentano. 9 Petermännchen] Eigentlich im 17. und 18. Jh. verbreitete Kleinsilbermünze des Kurfürstentums Trier mit dem Brustbild des Apostels Petrus; in übertragener Bedeutung »hauskobold«, »in der feuerwerkerei ein sogenannter sprühteufel« (DWb XIII, Sp. 1578).
1242
Zu Nr. 696
10–11 einer 〈...〉 Blutflecke] Flecke als Femininum im Singular im DWb nicht belegt. 12 Könige] Je´roˆme Bonaparte. 17–18 dies ist ein Tag 〈...〉 erleben mag] Nach Ludwig Tiecks Parodie Der neue Hercules am Scheidewege, Verse des Autors:
Es scheint heut ein kurioser Tag, An dem ich noch manches erleben mag, Es ist als wär’ die Zeit in Gährung Und trachtete nach einer seltsamen Gebärung; O lieber Gott, zu aller Zeit, Errette uns aus tiefer Noth, Bescheer’ uns unser täglich Brod Und behüt’ uns vor Gottlosigkeit und Dummheit! (Poetisches Journal. Hg. von Ludwig Tieck. Erster Jahrgang
erstes Stück. Jena 1800, S. 126.) 24 so alt 〈...〉 wie die kleine Bettine] Savignys am 10. April 1805 geborene Tochter war erst Mitte Oktober 1805 auf seinem Gut Trages getauft worden. 30–31 Deinen längeren Brief 〈...〉 Was Du von Clemens sagst] Vgl. Nr. 681,22–24. 46–47 Franklin 〈...〉 sein Leben 〈...〉 Buchdrucker] Benjamin Franklin, der zunächst Buchdrucker war, in seiner Autobiographie: 〈...〉 wenn es mir ange-
boten würde, so wollte ich wohl eben dieselbe Lebensbahn noch einmal von einem Ende bis zum andern durchlaufen. Ich würde mir nur das Recht der Schriftsteller ausbedingen, bey einer neuen Ausgabe ihrer Werke die Fehler der ersten zu verbessern. Allenfalls möchte ich auch wohl einige kleine Zufälle und Begebenheiten meines Lebens gegen günstigere vertauschen. (Franklin 1792, S. 5.) – Arnim hatte sich bereits in einem Brief an seinen Jugendfreund Friedrich von Raumer von vmtl. Ende August/erste Hälfte September 1797 auf Franklins Autobiographie bezogen (vgl. WAA XXX, Nr. 53,51–53 und Erl.) und besaß die Ausgabe von 1792 (HAAB Sign. B 518).
1243
Zu Nr. 696.E
696.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 15. März 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 691, 694. H: Vgl. AIV/I.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 696.
697.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 15. März 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 679, 683. A: Nr. 701. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 296r–297v. – 1 Dbl. ca. 225 x 184 mm; 1r–2v 33/4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 546, aoRr: März 1808. 296 2r aoRr: 297. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 105. Datierung: Aufgrund des datierten Exzerpts. D1: Steig 1894, S. 248f.; TD; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 73; TD (kurzer Auszug); datiert: März 1808. D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 517–519 (Nr. 116); datiert: etwa 15. März.
Varianten 7 Dir] danach gestr. jezt 10 gewonnen.] . aus , 11 stille] st aus St 11–12 Ueberzeugung] Ue aus 〈u〉 12 beyerseitige] Schluß-e aus en 24 Noth der] d aus m 26 zu] aus zum 31 etwas] aus 〈xxx〉 31 verwundet] t aus r 37 Doch bey] Doch üdZ eing. b aus B 37 in der Zeit] üdZ eing. 42 wird] w aus 〈x〉 42 dann] danach gestr. so 60 Meinrad] rad aus hardt 61 erste] danach gestr. eigentlich 64 gutgedachte] üdZ eing. 65 an] üdZ eing.
1244
Zu Nr. 697
Erläuterungen 1–2 Nachricht von Savignys Sohne 〈...〉 von Bettine] Vgl. Nr. 694. 25–27 Deine Zeichnung zu den Kinderliedern 〈...〉 religiose Idylle 〈...〉 geschickt ausgeführt] Bezug auf das Titelkupfer zu den Kinderliedern. Vgl. Nr. 648,38–42 und Erl. 42 eingerissen] Den Umriß mit dem Griffel eindrücken (einreißen). 43–46 Der Knabe mit der Pretzel 〈...〉 nicht zu schattiren?] Bezug auf den Stichtitel zu den Kinderliedern. Vgl. Nr. 679,70–84 und Erl. 46 Auf die Platten warte ich sehnlich.] Von Brentano Nr. 683,3–4 angekündigt. 47–57 Mein Einsiedler bild 〈...〉 ausgelegt] Arnim, der Brentano am 27. Februar (Nr. 672) Chevillets Kupferstich nach Bescheys Verzoeking van de heilige Antonius geschickt hatte, lehnt mit seiner Argumentation den von Brentano im Brief von etwa 4. März (Nr. 683) unterbreiteten und 2v skizzierten Vorschlag einer karikaturistischen Aktualisierung ab. 57 Zerstreu Dich am Schelmufsky] Rückbezug auf Arnims Wunsch im Brief vom 18. Februar, Brentano möge Christian Reuters Schelmenroman weiterführen. Vgl. Nr. 660,36–39 und Erl. 57–58 schick 〈...〉 Einsiedlererzählungen] Vgl. Nr. 660,42. 59–60 das vom heiligen Meinrad] Vgl. Nr. 683,49 und Erl. 60 Streit zwischen blau und grün] Vmtl. das Lied Blau, blau, blau in der von Carl Nehrlich für das Wunderhorn eingesandten sog. Quarthandschrift (Heid. Hs. 2110,38, S. 15; frdl. Hinweis von Tobias Widmaier, Zentrum für Populäre Kultur und Musik der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg), jedoch für die Sammlung nicht berücksichtigt:
Blau, blau, blau sind alle meine Gewand, Was blau ist das lieb ich, Weil mein Schatz ein Becker ist. 〈...〉 Grün, grün, grün 〈...〉 Was grün ist 〈...〉 Weil mein Schatz ein Jäger ist. 〈...〉 Mehrfach belegt als schlesisches Volkslied mit dem Titel Liebe in allen Farben und dem variierenden Incipit Blau, blau, blau sind alle meine Farben (Kleider oder ähnlich), wonach in den weiteren Strophen einzelnen Farben stereotyp Berufe zugeordnet werden; in der folgenden Version folgt auf
blau unmittelbar grün: Blau, blau, blau sind alle meine Farben, Blau, blau, blau ist alle meine Lust. 1245
Zu Nr. 697
Drum weiss ich’s, Dass mein Schatz ein Färber ist. Grün, grün, grün sind alle meine Farben, 〈...〉
Dass mein Schatz ein Jäger ist. Daran schließen weitere Wortpaare an: Weiß–Müller, Schwarz–Rauchfangkehrer, Rot–Fleischer, Gelb–Postknecht. (Peter 1865, S. 220f.) 63–65 Deine 〈...〉 Zeichnung von dem springenden Einsiedler 〈...〉 radirt werden] Brentanos seinem Brief von etwa 4. März beigelegte (nicht überlieferte) Skizze einer Titelvignette für die Zeitung für Einsiedler wurde ebensowenig ausgeführt wie die im selben Brief (Nr. 683,37–43) erläuterte Idee zu der Skizze. 63–65 versprochenen Pakete] Angekündigt Nr. 683,3–4 und 21–22.
697.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 15. März 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 679, 683. H: Vgl. AIV/I. D1: Burwick 1978, S. 357.
A: Vgl. Nr. 701.
Erläuterungen Vgl. Nr. 697.
698.
Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, 15. März 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 674. A: −. H: FDH 6122. – 1 Dbl. ca. 248 x 205 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Beilagen: Drei Briefe Brentanos an Savigny, etwa 3.–12. März 1808 (FBA XXXII, Nr. 498–500).
1246
Zu Nr. 699
Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Savigny 2v auRr: D1: Brentano 1921, S. 148–150; TD. D2: Härtl 1982, S. 181f. (Anh. I, Nr. 3). D3: Enzensberger 1988, S. 54f. D4: Enzensberger 1999, S. 79–81.
6122.
Varianten 8 zu] am Schluß gestr. m 14 ist] danach gestr. 26 gütlich] über gestr. selbst eing. gestr. sie gestr. Gewalt
die
19
solle] 33 mögliche]
danach danach
Erläuterungen 4 Körte und Rottmanner] Vgl. Nr. 674,1–22 und Erl. 5 ein Bube] Sohn Franz, geb. 14. März. 10 Grimm] Jacob Grimm. 12 sie] Clemens und Auguste Brentano. 14 ihre Mutter] Marie Elisabeth Flavigny, geb. Bethmann. 43–44 komme oder schreibe gleich] Arnim reiste nach Erhalt des Briefes unverzüglich nach Frankfurt, wohin von Kassel Lulu Jordis und Claudine Piautaz kamen, die neue Nachrichten über Clemens und Auguste mitbrachten. Mit Savigny und Bethmann wurde vereinbart, auf einen Erhalt der Ehe hinzuwirken. Vgl. Nr. 699 sowie Savigny an Brentano, 18. März 1808 (Enzensberger 1999, S. 85f.).
699.
An Clemens Brentano in Kassel Frankfurt, 18. März 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 298r–301v. – 2 Dbl. (I, II); I ca. 249 x 210 mm; II ca. 247 x 205 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; je 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: I: LONDON HENRY & SEA YFOURDRINIER 1805 II: bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 547, aoRr: 298 2r aoRr: 299 3r aoRl: 547, aoRm: z. 18. März 1808., aoRr: 300 4r aoRr: 301.
1247
Zu Nr. 699
Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 106. D1: Steig 1894, S. 249f.; TD (kurzer Auszug). D2: Schultz 1998, Bd. II, S. 523–526 (Nr. 118).
Varianten 5 geneigt] danach gestr. sey 5 ihre] aus die 6 was] aus weil 6 selbst] üdZ eing. 8 gebracht] b aus sp 11 schien] en aus e 14 Du] u aus 〈a〉 14 solltest] s aus 〈x〉 14 Scheidung] ei aus e 15 Nothwendig] we aus 〈xx〉 19 der] r aus m 19 Nothwendigkeit] N aus St 20 Verhältniß] ß aus sse 22 da ihr] aus für 〈die〉 32 es] aus 〈ich〉 32 auf] aus 〈xxx〉 33 deine] de aus 〈ein〉 38 wir wollten heute reisen] üdZ eing. wir aus ich 38 Moritz] üdZ eing. 45 Ort] O aus Buchstabenansatz 47–48 Heidelberg] H aus m 50 Entfernung] f aus 〈x〉 54 der] d aus a 57 Dir] D aus d 65 oder] über gestr. und 72 veranlassen] v aus V 73 Dich] D aus d 74 Sie] S aus s 75 Du] D aus h 76 oder] über gestr. und 77 der] aus das 81 schreiben.] danach gestr. und 90 altem] m aus n 90 Liede] e aus er danach gestr. gleich 95 nicht] n aus d
Erläuterungen 2 Savigny schrieb mir] Vgl. Nr. 698. 7 Lulu und Claudine angekommen] Aus Kassel. 11 Briefe von ihr an Moritz, an Savigny] Vgl. Savigny an Brentano, 18. März 1808: Gestern 〈...〉 schreibt Auguste an Moriz und mich auf
eine höchst ergebene Weise; sie wolle sich alles gefallen lassen, keinen Anspruch an Sie machen, Sie möchten ihr eine Aufseherin geben usw. (Enzensberger 1999, S. 85.) Die Briefe sind nicht bekannt. 34–35 nach Göttingen 〈...〉 zu Piautas zu ziehen] Joseph Maria Piautaz, Claudines Bruder, war 1808 Generalsekretär des westphälischen Departements Leine geworden. 36 Grimm] Jacob Grimm. 67–68 die Lassaux 〈...〉 Verbindlichkeiten gegen Dein Haus] Die Koblenzerin Maria Christine Clementine de Lassaulx und ihr Mann Adam Joseph waren gut bekannt mit Clemens’ Großmutter Sophie von La Roche, die 1771–1780 in Ehrenbreitstein (gegenüber Koblenz) gelebt hatte, sowie mit seinen Eltern, die 1774 dort heirateten, mit seiner Schwester Sophie, die zeitweise bei den Lassaulx erzogen wurde, und mit Clemens selbst, der 1794 bei ihnen wohnte.
1248
Zu Nr. 699
81 Bettine schrieb mir davon] Vgl. Nr. 691 und 694. 82–84 Ueber unsre Geschäfte 〈...〉 Brief 〈...〉 verloren ist.] Vgl. Nr. *678. 84–85 Die Pakete sind nun angekommen] Angekündigt Nr. 683,3–4 und 21–22. 85 dem Grim] Ludwig Emil Grimm. 86–87 dem andern für die Uebersetzung 〈...〉 Einsiedler rücke] Wilhelm Grimm für die Übersetzung aus dem Dänischen Des Löwen und König Dieterichs Kampf mit dem Lindwurm, erschienen in Zeitung für Einsiedler Nr. 6 vom 20. April 1808. Vgl. WAA VI, S. 70–72 und Erl. S. 825–741. 88 aus dem Schelmufsky eine Recension] Recension im Sinn von: »mit einer neuen Textberichtigung und Textbearbeitung veranstaltete Ausgabe eines Buches« (MGKL XVI, S. 857). Arnim hatte den Freund bereits am 18. Februar um eine Weiterführung des Schelmuffsky gebeten. (Vgl. Nr. 660,36–40.) 88–89 schicke die Legenden] Die im Brief von etwa 4. März in Aussicht gestellten Einsiedler legenden, namentlich von Bruder Claus und von St Meinrad (Nr. 683,46–49). 89 Missehagen] Mißbehagen (mhd.). 90 Meinhard 〈...〉 treu abgeschrieben hatte] Arnims Abschrift und Quelle der Lieder vom heiligen Meinrad sind nicht bekannt. Ins Wunderhorn gelangte eine Bearbeitung Brentanos. Vgl. Nr. 683,49 und Erl. 91 Streit zwischen blau und grün] Vgl. Nr. 697,60 und Erl. 91–92 Von den Kupfern 〈...〉 an Grimm alles gesagt] Arnim hatte Jacob Grimm in Frankfurt alles über Titelkupfer und Stichtitel zu den Kinderliedern des Wunderhorns gesagt, damit er nach seiner Rückkehr in Kassel Brentano darüber unterrichte. Außerdem hatte Arnim Brentano am 15. März darüber geschrieben. Vgl. Nr. 697,25–46 und Erl. 92–94 deine Zeichnung 〈...〉 als im Alten] Bezug auf das Titelkupfer zu den Kinderliedern, worüber Arnim sich ausführlicher bereits im Brief vom 15. März geäußert hatte. (Vgl. Nr. 697,27–30 und Erl.) Mit dem Alten ist der alte Stich gemeint, der der mittleren Partie des Titelkupfers zugrunde lag. 95 erst hier das Paket bekommen] Mit dem sehnlich erwarteten Rest für die Liederarbeit am Wunderhorn (Nr. 697,22–25). 96 eine Tonne mit Scheer messern] Eine Schermaschine »zum Abschneiden der Härchen an der Oberfläche von Geweben«: mit einem Zylinder, der mit Schermessern versehen ist (MGKL XVII, S. 743). 99 Chambo] Chambolle, ein Burgunderwein.
1249
Zu Nr. *700
*700. An Auguste Brentano in Kassel Frankfurt, vmtl. 18. März 1808, Freitag B: −. A: −. Datierung: Arnim, der am 18. März aus Frankfurt an Clemens schrieb (Nr. 699), wird sich an Auguste am selben Tag gewendet haben. Denn bis zu diesem Tag beabsichtigte er, wie dem Brief an Clemens zu entnehmen ist, selbst nach Kassel zu kommen, und da der Brief an Auguste, wie aus dem Belegbrief Jacob Grimms an Savigny geschlossen werden kann, diesen beiden bekannt war und Arnim am 19. März nach Heidelberg zurückreiste, wird er kaum später geschrieben haben.
701.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, etwa 18. März 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 697. A: Nr. 728. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 256r. – 1 Bl. ca. 237 x 195 mm; 1r 3/4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. Beilagen: Zwei Manuskripte Brentanos für die Zeitung für Einsiedler (vgl. Erl.). Fremdeinträge: 1r aoRl: 549, aoRm: (vor dem 18 April) 1808., aoRr: 256. Datierung: Wie Arnim Bettina am 22. März berichtete, hatte er nach seiner Rückkehr von Frankfurt in Heidelberg einen kurzen Brief von Clemens vorgefunden, der aber nichts über Seine grosse Verhandlung enthielt (Nr. 703,35–36). Diesen Brief ohne Bezug auf die Frankfurter Beratung über seine Ehekrise wird Brentano vor Erhalt von Arnims Frankfurter Brief vom 18. März (Nr. 699) geschrieben haben, jedoch nach Erhalt von Arnims Heidelberger Brief vom 15. März (Nr. 697). Da anzunehmen ist, daß die Briefe zwischen Heidelberg und Kassel drei bis vier Tage unterwegs waren, wird der Schreibtag etwa der 18. März gewesen sein. Welchen Brief Arnims Brentano, der für zwei Briefe des Freundes dankt, außer dem vom 15. März noch gemeint hat, bleibt unklar. D1: FBA XXXII, S. 55 (Nr. 503); datiert: vmtl. kurz vor dem 22. März 1808. D2: Schultz 1998, Bd. II, S. 526 (Nr. 119); datiert: ebenso.
1250
Zu Nr. 701
Varianten 3
Meinrad,]
danach gestr.
da 〈xxx〉
Erläuterungen 1–2 in höchstens 4 Wochen 〈...〉 in Heidelberg] Brentano traf am 26. oder 27. April in Heidelberg ein. 3 einen St Meinrad] Vgl. zu Nr. 683,49. 3 einen Malespini] Malespini. Nacherzählt von C. B. Nach der elften Novelle von Celio Malespinis Dvcente Novelle (Venedig 1609) unter Mitwirkung Auguste Brentanos. Erschienen in Zeitung für Einsiedler Nr. 6 vom 20. April. Vgl. WAA VI, S. 61–69 und Erl. S. 813–825. 3–4 einen Dück de Foix] Erschienen in Zeitung für Einsiedler Nr. 10, 11, 18, 28 und 29 vom 4., 7. und 18. Mai, 6. und 19. Juli: Von dem Leben und
Sterben des Grafen Gaston Phöbus von Foix und von dem traurigen Tode seines Kindes Gaston. Geringfügig gekürzte Übersetzung Brentanos nach Jean Froissarts zwischen 1373 und 1400 entstandenen Croniques (Erstdruck Paris 1495), die über die Zeit des Hundertjährigen Krieges zwischen Frankreich und England berichten. Vgl. WAA VI, S. 122–130, 133–135, 219–221, 349–358, 362–365 und Erl. S. 896–899 mit Einzelnachweisen der Quelle nach einer Ersatzvorlage von 1852/53. Der Pariser Folio-Inkunabeldruck aus dem Jahr 1495 ist jedoch in der Arnim-Bibliothek (HAAB Sign. B gr 4 (a,b)) überliefert:
Premier 〈-Quart〉 Volume / de froissart / Des croniques De france. Dangleterre. Descoce. / Despaigne. De bretaigne. De gascongne. De flan/dres. Et lieux circunuoisins. Arnim, der ihn für seine Olivier ClissonGeschichte im Wintergarten benutzte, kann ihn von Brentano erhalten, dieser ihn seiner Übersetzung zugrundegelegt haben. 4–5 die Novelle vom Bärnhaüter 〈...〉 wegen der Platte mit der fahrenden Post] Brentano konnte das Manuskript seiner Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters wegen der beiliegenden Kupferplatte, die zum Abdruck des Stichs nach der Radierung Ludwig Emil Grimms benötigt wurde, nicht mit der reitenden, sondern mußte es mit der fahrenden Briefpost schicken. Vgl. Nr. 683,56–58 und Erl.
1251
Zu Nr. 702
702.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 20. und 21. März 1808, Sonntag und Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 703. H: FDH 7412. – 1 Dbl. ca. 228 x 191 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 3x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 195 v, aorR: [20. März 1808] 2v auRr: 7412. Datierung: Aufgrund der Rückkehr Arnims von Frankfurt nach Heidelberg (vmtl. 19. März). D1: Steig 1913, S. 114–116. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 185–187 (Nr. B28). D4: BvA/WuB IV, S. 59–61 (Nr. 20). D5: DjBe Nr. 332.
Varianten 35 42
sah] am Schluß gestr. e 40 in] aus an 41 fühlte] davor gestr. er die] danach gestr. von ihm 56 um] aus und 58 begleitete] g aus
k Erläuterungen 28–29 nach Mildeberg zum Herrn Schwaab] Georg Joseph Anton Schwaab, der ehemalige Buchhalter des Brentanoschen Handelshauses, hatte 1804 die Handlung seines verstorbenen Bruders in Miltenberg übernommen. 42 »sein Geist schwebt über den Wassern«] 1 Mo 1,2. 58 deiner Liebe] Zu Auguste Schwinck. 61 ersten Abend in Cassel] Etwa Mitte November 1807, nach der gemeinsamen Reise von Weimar.
703.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 22. März 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 702. A: Nr. 705, 706. H: FDH 7252. – 1 Dbl. ca. 228 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 96 x 119 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG.
1252
Zu Nr. 703
Fremdeinträge: 1r aoRl: 196 v, auRr: 7252 2v auRr: 7252 Kur spätere Notiz Bettinas: Heidelb: – 22 März 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 116f. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 188f. (Nr. A33). D4: DjBe Nr. 334.
Varianten 44 sein] am Schluß gestr. gestr. zu
e
44
verletzt] r
aus 〈x〉
50
nicht]
danach
Erläuterungen 19 Savignys Kind] Das erst einige Tage alte Söhnlein Franz, nicht die fast dreijährige Tochter Bettina, wie sich aus Bettinas Antwort ergibt, sie sei leichtsinnig mit dem kleinen Kind gewesen (Nr. 705,6). 36–37 kurzen Brief 〈...〉 grosse Verhandlung enthielt] Nr. 701 ohne Bezug auf die Frankfurter Beratung über die Brentanosche Ehekrise. 57 Schelmufsky und die drey Erznarren] Christian Reuters Schelmuffsky (vgl. zu Nr. 743,15–17) hatte Bettina nicht, jedoch konnte sie Arnim ein Exemplar von Savigny besorgen (vgl.: Nr. 705,64–65; Nr. 706,46). Aber Christian Weises satirischen Roman Die drey ärgsten Ertz-Narren in der gantzen Welt besaß sie selbst, wie auch aus ihrem vmtl. am 30. März 1807 an die Schwester Meline geschriebenen Brief (DjBe Nr. 233) hervorgeht, und zwar zusammengebunden mit Weises Gegenstück Die Drey klügsten Leute in der gantzen Welt, was sich aus Arnims Mitteilung vom 18. und 19. April 1809 erschließt, er sende ihr die drey klügsten und närrischten Leute zurück (WAA XXXIV; DjBe Nr. 552). Das Schelmuffsky-Exemplar wird nicht der Erstdruck von 1696/97 gewesen sein, sondern der in der Arnim-Bibliothek (Sign. B 960) überlieferte Nachdruck aus dem Jahr 1750. Welche Weise-Ausgaben (Erstdrucke 1672 bzw. 1675) Bettina hatte, ist nicht bekannt, möglicherweise die im Versteigerungskatalog der Bibliothek Brentanos von 1819 angebotenen aus den Jahren 1688 bzw. 1684 (vgl. Kat. Brentano 1974, S. 60, Nr. 240). Das in der Arnim-Bibliothek (Sign. B 975) überlieferte Exemplar ist nicht das Bettina zurückgeschickte, sondern ein anderes, in Arnims Besitz gelangtes, von dem er ihr im selben Brief vom 18. und 19. April 1809 berichtete, es sei – wie das ihre – mit dem Gegenstück Die Drey klügsten Leute in der gantzen Welt zusam-
1253
Zu Nr. 703
verkehrt gegen einander 〈...〉 so daß die Enden von beyden zusammen treffen. Dieses Doppelexemplar enthält Die / drey ärgsten / Ertz-Narren / In der gantzen Welt / mit vielen närrischen / Begebenheiten her-/vor gesucht. / und Allen Interessenten zu / besserem Nachsinnen übergeben / durch / Catharinum Civilem (Leipzig 1683) sowie Die Drey / Klügsten Leute / in der gantzen Welt / Aus vielen Schein-Klugen / Begebenheiten hervor ge-/sucht / Und allen guten Freunden zu flei-/siger Nachfolge vor-/gestellet / durch Catharinum Civilem (Leipzig 1684). (Vgl. Kratzsch 1968, S. 41f. mit der Annah-
mengebunden, jedoch
me, das Exemplar stamme aus Brentanos Besitz.) Arnim kombinierte Passagen aus Reuters Schelmuffsky und Weises Die drey ärgsten Ertz-Narren in seiner Erzählung Die drei Erznarren im Siebenten Winterabend des Wintergartens und wird die Vorlagen von Bettina bereits mit Erzählabsicht erbeten haben. Vgl. WAA VII. 58–59 Gesang der Mignon. Ueber Thal und Fluß getragen] Bettina schickte ihre Vertonung von Goethes Gedicht An Mignon (1797), dessen Beginn Arnim zitiert, mit Nr. 706.
703.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 22. März 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 702. A: Vgl. Nr. 705, 706. H: Vgl. AIV/I. D1: Kat. Henrici 149, S. 15, Nr. 75; TD.
Erläuterungen Vgl. Nr. 703.
704.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 22. März 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 695. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 302r–305v. – 2 Dbl. (I, II) je ca. 206 x 165 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: I: Bekröntes Lilienwappen II: BH in Wappen.
1254
Zu Nr. 704
Fremdeinträge: 1r aoRl: 548, aoRm: 1808, aoRr: 302 2r aoRr: 303 3r aoRl: 548, daneben: z. 22. März 1808., aoRr: 304 4r aoRr: 305. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 107. – Eine Teilabschrift Varnhagens ist überliefert (FDH 11313). D1: Steig 1894, S. 250f.; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 73, Nr. 172; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 526–529 (Nr. 120).
Varianten
mit] m aus 〈in〉 8 Scheidung] über gestr. sie 12 Großmutter] 16 verschieden] n aus ne 17 Verwandtschaften] Groß aus 〈xxx〉 schaften nachträgl. arR 21 wahre] aus ware 22 und] danach gestr. statt dessen 26 zugemacht] zu aus gem 28 zu den] aus zum 37 Ave] A aus m 41 du] aus dir 41 mir] m aus ge 42 arbeiten] r aus b 49 nur] nachträgl. idZ 69 Hungers] g aus 〈l〉 73 〈2〉0] 〈2〉 aus 〈x〉 78 solle] e aus test 83 mache] e aus t 84 darf] ar aus 〈xx〉 7
Erläuterungen 4 was ich Dir aus Frankfurt 〈...〉 geschrieben] Am 18. März (Nr. 699). 10–12 Mutter 〈...〉 Großmutter] Marie Elisabeth Flavigny, geb. Bethmann und deren Mutter Katharina Margarete Elisabeth Bethmann. 19–21 Familie 〈...〉 nicht aus dem Deutschen] Aus lat. familia (Hausgemeinschaft). 24 verlornen Brief] Nr. *678. 27–28 Das Wunderhorn 〈...〉 gestochen] Das Titelkupfer des zweiten Wunderhorn-Bandes, der Stecher war Adam Weise. Ein dritter Wunderhorn-Band war noch nicht vorgesehen. Vgl. Nr. 629,71–72 und Erl. 28–31 der Titel zu den Kinder liedern 〈...〉 trit deutlich hervor.] Betrifft die Herstellung der Platte für den Abdruck des Titelkupfers zu den Kinderliedern. Vgl. Nr. 697,32–43 und Erl. 31–33 Die Vignetten idee 〈...〉 fehlt es am Formschneider] Vgl. Nr. 697,63–66 und Erl. 33–34 Vignette zum Rheinischen Boten 〈...〉 mislungen] Die Zeitschrift Der Rheinische Bote erschien vom 2. April bis 31. Dezember 1808 wöchentlich mit insgesamt 40 Nummern in Heidelberg. (Einziges ermitteltes Exemplar: StB Trier, Sign. Rh 999.) Im oberen Drittel der ersten Seite jeder Nummer befindet sich eine Vignette, die zwei plumpe nackte Figuren zeigt, die den Wein- und
1255
Zu Nr. 704
den Ackerbau symbolisieren. Die eine Figur sitzt links unter einem Weinstock mit reifen Trauben und reicht der in der Mitte stehenden anderen eine Traube. Diese andere Figur hat einen Ährenkranz als Kopfschmuck und nimmt mit der rechten Hand die Traube entgegen, während sie mit der linken einen Pflug hält. Rechts wird der hügelige Landschaftsausschnitt von einem überdimensionierten Ährenbusch begrenzt. Zufolge der Vorstellung der ersten Stücke des Rheinischen Boten im Morgenblatt für gebildete Stände sollten mit der Vignette das
südliche und nördliche Deutschland in einem anmuthigen Sinnbilde dargestellt sein (Nr. 104 vom 30. April 1808, S. 418). Arnim zeigte die ersten vier Nummern des Rheinischen Boten auf dem Umschlag des April-Hefts der Zeitung für Einsiedler wohlwollend an (WAA VI, S. 115; vgl. Erl. S. 890–892), wobei er auf die Ankündigung des Boten hinwies, daß mit ihm die – 1806 begonnene, 1807 eingegangene – Badische Wochenschrift (vgl. zu Nr. 646,114) fortgesetzt werde. Deren Herausgeber war Aloys Schreiber, und die Vermutung liegt nahe, daß Schreiber auch der Herausgeber des Rheinischen Boten war, dessen Name darin und auch im Morgenblatt nicht preisgegeben wurde. Aus der Polemik gegen die Heidelberger Romantik hielt sich der Rheinische Bote mit einer Ausnahme heraus: einer Anzeige der anonym erschienenen, von Schreiber verfaßten antiromantischen Comoedia divina (vgl. zu Nr. 840,12–14) in Nr. 20 vom 13. August. Gerade daß der Rheinische Bote sich antiromantischer Polemik weitgehend enthielt, kann als Indiz für Schreibers Herausgeberschaft gewertet werden. Arnim wird nicht unbekannt gewesen sein, wer für die im selben Verlag wie die Zeitung für Einsiedler erscheinende Zeitschrift verantwortlich war, und Schreiber wird alles vermieden haben, was auf seine Verfasserschaft der Comoedia divina hätte hindeuten können, also auch Parallelen zwischen dieser und dem Rheinischen Boten. Zudem scheinen sich Schreiber und Arnim in den ersten Monaten von Arnims Heidelberg-Aufenthalt des Jahres 1808 gut verstanden und erst später entfremdet zu haben. Darauf läßt auch der Umstand schließen, daß die Zeitung für Einsiedler zwar für die ersten Hefte des Rheinischen Boten warb, ihn danach jedoch nicht mehr erwähnte. 45 Hüschens Auction ist bald] Vgl. zu Nr. 631,57–61. 45–46 Voß leugnet das Schneider wappen ganz ab.] Vgl. Nr. 667,70–75 und Erl. 46–47 Kinder lieder aus den Nehrlichschen Papieren] Vgl. Nr. 629,7–10 und Erl. 48 Prof Veesemeyer 〈...〉 Rückgabe der seinen.] Georg Veesenmeyer, Professor am Gymnasium in Ulm, hatte Brentano vmtl. zwischen Anfang und etwa 20. September 1806 sowie am 4. Oktober 1806 (DjBr Nr. 1329, 1337) Liedab-
1256
Zu Nr. 704
schriften geschickt, darunter Vorlagen zu Albertus Magnus und Ein hohes Lied im zweiten und dritten Band des Wunderhorns. (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 841f.) Veesenmeyer wird wegen der Rückgabe an den Verleger Zimmer geschrieben haben, kaum an Arnim. 52–55 Schick mir die Uebersetzung der Zingara 〈...〉 meine Elegie Genua 〈...〉 dieses Liedes erwähnt wird.] Brentanos Übersetzung des italienischen Dialogo spirituale fra la zingara e la Madonna. Quando si porto` in Egitto col bambino Gesu` e S. Giuseppe, der ein erläuternder Prosatext und eine Abbildung beigegeben waren (vgl. Nr. 695,24–31 und Erl.), erschien in der Zeitung für Einsiedler Nr. 9 vom 30. April mit Namensnennung: Clemens Brentano. Arnim stellte in der Nummer eine Verbindung zwischen dem Brentanoschen Anteil und seiner eigenen, ihm vorangestellten Elegie aus einem Reisetagebuche in Schottland (WAA VI, S. 100–104) her. Typographisch ist die Zusammengehörigkeit dadurch markiert, daß der Arnimsche Anteil von dem Brentanoschen lediglich durch eine kurze gerade Linie mittlerer Länge unterbrochen ist, während eine durchgehende Wellenlinie den Arnim/Brentanoschen Gesamtkomplex von dem voranstehenden ersten Beitrag der Nummer, Friedrich Schlegels Gedicht
An den Ufern des Mayns,
deutlich trennt. Die
inhaltliche Verbindung im Arnim/Brentanoschen Komplex leisten einige Verse in Arnims
Elegie
und ein kurze prosaische Überleitung zu dem Brentanoschen
profane Stimmung seiner Elegie zu dem von Brenheilige〈n〉 Lied ins Verhältnis setzt. Die betreffenden Verse
Anteil, in der Arnim die tano übersetzten
Elegie lauten: 〈...〉 es sang ein Weib in dem Kahne, 〈...〉 Und als Zigeunerin singt, wie sie Maria begrüst. Sagt die Geschicke ihr wahr des heiligen Kinds, das sie anblickt, Wie es im Krippelein lag, Oechslein und Eslein es sahn Sahn wie der himmlische Stern wie Hirten und heilige König, Alles das sah sie sogleich an den Augen des Herrn, Auch das bittere Leiden, den Tod des Welterlösers; Hebt er den Stein von der Gruft, von der Erde den Leib.
der
(A.a.O., S. 102f.) Arnim bezieht sich im Brief jedoch kaum auf die veröffentlichte Version der
Elegie,
die wohl erst nach dem Brief entstand, sondern, wie seine Absicht
Elegie Genua dabeyfügen, auf eine Vorform, die er Genua in ein Taschenbuch notiert hatte: Hör ich Gesang auf den Gassen ich horche im Winde den Tönen
nahelegt, er wolle seine sich mit dem Titel
1257
Zu Nr. 704
Ob nicht Zingara sagt Marien ihr künftig Geschick Hebet dabey die Hände wie Flügel im Wechsel Bietet für eine Bajok jedem das schallende Lied. (WAA VI, S. 877.) 55–58 Wegen der Karikatur 〈...〉 Adam und Eva 〈...〉 Sinn der Zeitung] Arnim wendet sich gegen Brentanos karikaturistische Aktualisierung in dessen Brief von etwa 4. März (Nr. 683,27 und Skizze 2v) und plädiert statt dessen für den Abdruck von Chevillets Kupferstich nach Bescheys Verzoeking van de heilige Antonius, den er dem Freund am 27. Februar (Nr. 672) geschickt hatte. Gemäß der Arnimschen Auffassung wurde der Kupferstich in Nr. 25 der Zeitung für Einsiedler vom 25. Juni abgebildet. Arnims Lob von Adam und Eva gilt der beziehungsreichen Inschrift im Stab des Sonnengottes in Brentanos Skizze im Brief von etwa 4. März: Wenn Adam mahlt und Eva Kleistert
dann wettert / Phöbus hochbegeistert. eine Beschreibung 〈...〉 mit besondrer Kunst kenner miene 〈...〉 aus der Luft gegriffen] Nicht ausgeführte Idee. 62 künftigen Peloponischen Krieg] Ironischer Bezug auf den künftigen Na58–61
poleonischen Krieg mit Anspielung auf den Peloponnesischen (431–404 v.Chr.), den Sparta zur Befreiung von der Hegemonie Athens in Griechenland führte und der mit der Niederlage Athens endete. 66 der Bernhäuter ist sehr gut gearbeitet] Arnim lobt die Ausführung von Ludwig Emil Grimms Radierung eines Landsknechts nach einem Holzschnitt in Grimmelshausens Der erste Beernhaeuter. Sie erschien mit dem ersten Teil von Brentanos Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters in Nr. 22 der Zeitung für Einsiedler vom 25. Juni. Vgl. Nr. 683,57–58 und Erl. 70–71 Censurstreitigkeiten 〈...〉 weil im Morgenblatte grob gestanden] Vgl. das Schreiben Wedekinds an Arnim vom 18. Februar und dessen Antwort vom selben Tag (Nr. 657 und Erl., Nr. 658). 75–76 um Lieder 〈...〉 aus dem armen Heinrich 〈...〉 aus Deinen Büchersammlungen bat] Arnims Bitte in keinem überlieferten Brief, vmtl. in dem verschollenen Nr. *678. Der arme Heinrich war Arbeitstitel Brentanos für seine erst aus dem Nachlaß veröffentlichte Frühfassung des nach Umarbeitung 1818 unter dem Titel Aus der Chronicka eines fahrenden Schülers veröffentlichten Werks. Brentano hatte dem Verleger Friedrich Wilmans bereits am 28. Februar 1802 ein kleines Büchelgen vorgeschlagen, das ich vorhabe,
und das erste seiner Gattung ist, es heist – der arme Heinrich – und besteht in einzelnen Szenen des Lebens eines Ausburger Edelmanns u. seiner drei Töchter (DjBr Nr. 577). Vgl. Brentano an Arnim, 6. September 1802: Ich schreibe jetzt an einem Buch, der alte Ritter und die seinigen, 1258
Zu Nr. 705
es sind einfache fromme Geschichten an einander gereiht
(WAA XXXI, Nr. 251,87f.). 79 An Göthe] Nr. 712. 79–80 an Herzog von Gotha] Vgl. Nr. 683,67 und Erl. 81 ein Kupfer 〈...〉 das erste Stück] Schäufelins Hochzeitstänzerpaar. Abb. in WAA VI, S. 13; vgl. Nr. 712,52–55 und Erl.
704.E An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 22. März 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 695, 701. H: Vgl. AIV/I. D1: Burwick 1978, S. 357.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 704.
705.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. März 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 703. A: Nr. 708. H: FDH 7413. – 1 Dbl. ca. 224 x 192 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Beilagen: Heiligenbild (nicht identifiziert). Fremdeinträge: 1r aoRl: 197 v 2v auRr: 7413. D1: Steig 1913, S. 117–119; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 190–192 (Nr. B29); TD. D4: DjBe Nr. 336.
Varianten 3
en
hattest] tt aus st 5 Stelle] St aus st 9 liebendsten] nach d gestr. 14 deiner] r aus s 14 Seele] l aus s 48 sonne] s aus S 1259
Zu Nr. 705
50 machten] aus gingen 53 Schüzende] am Schluß gestr. n 53 Mauer] M aus m 53 Mensch] danach gestr. 〈xxx〉 wie du 54 so] danach gestr. 〈xxx〉 wie du 54 bewahren] be nachträgl. idZ 56 Zeichen] Z aus S 59 soll. W] aus soll, w 60 Gelegenheit] G aus g 62 glarste] g aus k 62 indem] nachträgl. idZ davor gestr. ich bed 64 Lied] d aus b 71 an] nachträgl. idZ 72 Zwei] danach gestr. b 79 her] üdZ eing. 79 allwo] erstes l nachträgl. idZ
Erläuterungen 6 leichtsinnig mit dem kleinen Kind] Vgl. Nr. 703,18–22 und Erl. 17 In Miltenberg 〈...〉 bei Hrn Schwaab] Vgl. Nr. 702,28–29 und Erl. 22 aufs alte Schloß] Vgl. Nr. 646,131–132 und Erl. 29–31 die Bajadere 〈...〉von ihren Sünden gelöst] In Goethes Ballade Der Gott und die Bajadere (1797). 50 Reiße] Rückreise von Miltenberg nach Frankfurt. 64–65 Die Erz Narren 〈...〉 das Lied 〈...〉 Schelmufsky 〈...〉 Savigny 〈...〉 fragen.] Vgl. Nr. 703,57 und Erl. 65–67 An Clemens 〈...〉 langen Brief 〈...〉 nicht schicken] Das nicht abgeschickte Bettinasche Briefkonzept ist überliefert (DjBe Nr. 335.K). 72 Auguste 〈...〉 Zwei Briefe geschrieben] Nicht bekannt.
706.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 26. oder 27. März 1808, Sonnabend oder Sonntag
DV: H. B: Nr. 703. A: Nr. 708. H: FDH 7414. – 1 Dbl. ca. 225 x 190 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Ränder beschädigt, rote Siegelreste. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Beilagen: Die von Arnim im Bezugsbrief erbetene Vertonung von Goethes Gedicht An Mignon. Fremdeinträge: 1r aoRl: 198 v 2v auRr: 7414. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Nach Bettinas datiertem Brief vom 25. März (Nr. 705), vor ihrem auf den 28. März zu datierenden Brief (Nr. 707). D1: Steig 1913, S. 119f.; datiert: gleich nach Nr. 705.
1260
Zu Nr. 707
D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); nicht näher datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 193f.(Nr. B30); nicht näher datiert. D4: DjBe Nr. 337.
Varianten 10 ich] danach gestr. beinah 20 weil] danach gestr. ich 20 Tags,] danach gestr. wo 22 anzutragen] an üdZ eing. 24 dich] aus dem danach gestr. W 35–36 vorkömmt] aus vor Dir
Erläuterungen 2 f: 〈...〉 p: 〈...〉 cres: 〈...〉 dimi:] forte 〈...〉 piano 〈...〉 crescendo 〈...〉 diminuendo. 11–17 er war mit mir 〈...〉 an denselben Ufern 〈...〉 frei war ich vor ihm] Vgl. Bettina an Savigny, vmtl. 28. Juni 1807, großenteils übereinstimmend über ihre erste Begegnung mit Goethe am 23. April 1807 in Weimar: auch war er
mir gar nicht fremd, wie zwei Prinzen die mit einander auf einer einsamen Insel erzogen sind, die an dem Ufer des Meeres ihren künftigen Lebensplan mit einander ersonnen haben, so war ich mit ihm 〈...〉 (DjBe Nr. 257). 25 in Königs berg] Während Arnim in Königsberg in Auguste Schwinck verliebt war. 37–39 von Angesicht zu Angesicht 〈...〉 Spiegel schaute] Nach 1. Kor. 13,12: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Wort;
dann aber von Angesicht zu Angesicht. 46 Erznarren und Schelmufsky] Vgl. Nr. 703,57
707.
und Erl.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 28. März 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 708. H: FDH 7415. – 1 Bl. ca. 250 x 206 mm; 1r ½ S. beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Stark beschädigt, Ränder eingerissen und mit durchsichtigen Streifen beklebt, die braun durchschlagen, aoR Papierverlust mit geringem Textverlust, rote Siegelreste.
1261
Zu Nr. 707
Beilagen: Brief Jacob Grimms an Savigny, Kassel, 25. März 1808 (Schoof 1953, S. 37–40). Fremdeinträge: 1r aoRl: 117 v 1v auRr: 7415, Z. 10: Spohrs Concert rot und mit Blei unterstr. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT. Datierung: Nach Bettinas auf dem 25. oder 26. März zu datierendem Brief (Nr. 706), vor Arnims datierter Antwort vom 29. März (Nr. 708). D1: Steig 1913, S. 120; TD. D2: Betz/Straub 1986, S. 195 (Nr. B31); TD. D3: DjBe Nr. 338.
Varianten 5
verläumdet] v
aus
s
6
sich]
aus
den
7
das] d
aus 〈x〉
Erläuterungen 3–5 Grims Rechtfertigung 〈...〉 von Augusten 〈...〉 verläumdet worden] Vgl. Nr. 705,72–80 sowie Jacob Grimm an Savigny, 25. März 1808, nachdem er von der Frankfurter Beratung über die Brentanosche Ehekrise nach Kassel zurückgekehrt war: Mit der Auguste konnte ich gar nicht reden. Sie hält
mich für ihren ärgsten Feind, und muß von meiner Reise nach Frankfurt wissen. Kaum erblickte sie mich Abends in der Theaterloge, so lief sie sogleich bloß darum allein nach Haus. Sie irrt sich wahrhaftig in mir, ich tue nichts aus Haß zu ihr und gewiß weniger aus Liebe zu Clemens, als aus Betrachtung der höchsten Widerwärtigkeit eines Verhältnisses, welches sie beide verderbt, und jedem Bösen blossetzt. (Schoof 1953, S. 38.) 9 der kleine Prinz] Franz von Savigny (geb. 14. März 1808). 10 Spohrs Concert] Vgl. Nr. 688,44–46 und Erl. sowie den von Spohr in seiner Autobiographie zitierten Bericht der Leipziger Allgemeinen musikalischen Zeitung (Göthel 1968, Bd. I, S. 110).
1262
Zu Nr. 708
708.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 29. März 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 705, 706, 707. A: Nr. 709. H: FDH 7253. – 1 Dbl. ca. 220 x 185 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 99 x 120 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 200 v 2v auRr: 7253. Kuv auRr: zu 33; Kur spätere Notiz Bettinas: Heidelberg 29 März 8; Rötelunterstreichungen im Text. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 120f.; TD. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 195f. (Nr. A34); TD. D4: DjBe Nr. 339.
Varianten 5 zerreist] aus verschlingt aus 〈x〉 23 sie] s aus h
10 Moritz] Mor aus 〈xxx〉 15 mächtig] 36 auf] aus in 36 für] f aus 〈x〉
i
Erläuterungen 3 Uebersendung des Einsiedlers] Arnim schickte Bettina die ersten drei Nummern seiner Zeitung für Einsiedler (vom 1., 6. und 9. April) – vor der Auslieferung der beiden Nummern vom 6. und 9., die ihm aber bereits gedruckt vorlagen. Das kann aus Bettinas Beschwerde nach der Lektüre über das schlechte Papier; in den 3 Blättern und daraus geschlossen werden, daß sie im Zusammenhang damit mitteilt, Savigny habe nur das von J: P: weniger gefallen (Nr. 719,5–6) – nämlich der in Nr. 3 vom 9. April mitgeteilte Vorabdruck
Denksprüche aus einer Friedenspredigt an Deutschland von Jean Paul Fr. Richter aus der noch nicht erschienenen Friedenspredigt. Vgl. Arnims Mitteilung an Tieck vom 31. März, er schicke die ersten Bogen der Zeitung für Einsiedler (Nr. 710,2–3), und dessen Nachricht an Zimmer vom 8. Mai, er habe von Arnim ein paar Bogen seiner Zeitung erhalten (Nr. 710 Besonderheiten). 25–29 in Miltenberg 〈...〉 armen Teufel von Horstig 〈...〉 lächerlichen Familie 〈...〉 vom Fürsten gekauft] Vgl. Nr. 646,131–132 und Erl. sowie zur Horstigschen Familie Varnhagen an Rahel, 8. März 1829: Ein Konsistorialrath Horstig 〈...〉, der mit seiner Familie wegen unendlicher Absonderlich-
keiten – gut verknüpft diese zwei Worte hier – weit und breit berühmt 1263
Zu Nr. 708
ist, z. B. daß er seine Kinder im zarten Alter in die Welt schickte, mit auf den Rücken gehefteten Schildern und der Inschrift: Kind des Konsistorialraths Horstig, dieser hatte auch ein Kind durch den Tod verloren, und im Garten begraben lassen; ein Schwein wühlte das Grab auf, und fraß die Leiche großentheils; der Thäter wurde – nicht deshalb, sondern im Lauf der Dinge – geschlachtet, Wurst gemacht, und davon an einen halbverwachsenen Sohn in der Fremde ein guter Antheil geschickt, mit dem Bedeuten, diese Wurst würde ihm trefflich schmecken, denn das Schwein habe vom Schwesterchen gefressen! (Rahel-Bibliothek 1983, Bd. VI/2, S. 336.) Horstig hatte drei Töchter und fünf Söhne. (Vgl. Graewe 1974; die Episoden darin nicht erwähnt.) 36 Deinem 〈...〉 Bildchen] Beilage zu Nr. 705.
708.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 29. März 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 705, 706, 707. H: Vgl. AIV/I.
A: Vgl. Nr. 709.
Erläuterungen Vgl. Nr. 708.
709.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. März 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 708. A: Nr. 713. H: FDH 7416. – 1 Dbl. ca. 250 x 207 mm; 1r–1v 13/4 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Ränder eingerissen, fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 201 v 2v auRr: 7416 Z. 1: Gestern war ich in Spohrs Concert mit Blei unterstr. Z. 4: meine Liebe, annimst rot unterstr. Z. 23: Nähe eine Ehestandes rot unterstr. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen.
1264
Zu Nr. 710
D1: D2: D3: D4:
Steig 1913, S. 121f. Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). Betz/Straub 1986, S. 196f. (Nr. B32). DjBe Nr. 341.
Varianten 5 dir] danach gestr. so 6 sondern] aus 〈xxx〉 8 Zukunft] Z aus 〈x〉 19 neues] zweites e aus 23 eines] s aus r davor gestr. d Schluß gestr. en
s
8 dem] d aus w 22 Zeitlang] am 28 frevelhaft] v aus
f Erläuterungen 1 Gestern 〈...〉 Spohrs Concert] Zufolge Nr. 707,9–10 vorgestern. 13–21 Grimm schreib 〈...〉 Clemens 〈...〉 daß der Pfarrer 〈...〉 Augusten zu sich nehmen will 〈...〉 oft so war.] Nachdem Auguste eingewilligt hatte, sich zu dem mit den Brüdern Grimm und Brentano bekannten Pfarrer Adam Mannel in Allendorf bringen zu lassen, war Brentano am 24. März dorthin gereist und am 27. nach Kassel zurückgekehrt. (Vgl. Nr. 627,2–3 und Erl.) Darüber berichtete Jacob Grimm Savigny am 28. März, und Bettina gibt den Inhalt des Briefes wieder; auch die den Passus abschließende Bemerkung, man könne sich hier 〈...〉 noch nicht freuen, referiert Jacob Grimms Bericht: Ich kann mich über
diese Vorfälle noch nicht freuen, weil sie schon zu oft dagewesen sind. (Schoof 1953, S. 40.) Vmtl. am 20. April brachte Brentano dann Auguste nach Allendorf (vgl. Nr. 739,2–3), von wo er über Marburg und Frankfurt nach Heidelberg weiterreiste, das er am 29. April erreichte. 32–33 der kleine Sohn] Franz von Savigny (geb. 14. März 1808).
710.
An Ludwig Tieck in Ziebingen Heidelberg, 31. März 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: BJ/Autographa. – 1 Dbl. ca. 220 x 18,6 mm; 1r–2r 2½ beschr. S. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Die ersten drei Nummern der Zeitung für Einsiedler. Vgl. zu Nr. 708,3.
1265
Zu Nr. 710
Fremdeinträge: 1r aoRl:
acc. Ms. 1924.25.,
darunter:
Achim von Arnim,
1808. Von Hr. von Arnim habe ich gestern ein Packet vom letzten März erhalten, ein paar Bogen seiner Zeitung, die also doch auch fünf Wochen unterwegs waren. 〈...〉 Grüssen Sie Arnim. Sie haben eine Stelle aus dem Rother gedruckt. Die musikalischen Gedichte aber bitte ich nicht in dieses Blatt einzurücken. Ich habe sie jetzt ziemlich vollendet und sie sollen einen Teil des Almanachs ausmachen. (Reichel 1913, S. 110, 113.) Besonderheiten: Vgl. Tieck an Zimmer, Ziebingen, 8. Mai 1808:
D1: Holtei 1864, Bd. I, S. 13f.
Varianten 8 über denselben geschichtlichen Kreis] üdZ eing. 9–10 ersparten] t nachträgl. danach gestr. könnten 12 Sternbald] bald aus burg 18 der] aus die 21 auch] nachträgl. 21 von Mad. Bernhardi von] üdZ eing. 22 u.a.] üdZ eing.
Erläuterungen
auf Zimmers Verantwortung 〈...〉 aus dem König Rother genommen] Tieck hatte während seines Rom-Aufenthalts 1805/06 das in die Vatikanische Bibliothek gelangte Heidelberger Manuskript des König Rother im Zusammenhang seines Heldenbuch-Projekts (vgl. zu Nr. 611,35) komplett ab-
3–4
geschrieben und unter Zugrundelegung der Abschrift eine »vollständige Erneuerung« angefertigt, die er am 11. Oktober 1807 an Zimmer schickte (vgl. Meves 1979, S. III–VIII, zit. S. III). Einen Auszug aus dieser Erneuerung veröffentlichte Arnim in der Zeitung für Einsiedler Nr. 3–5 vom 9.–15. April unter dem Titel
König Rother zieht einer Jungfrau die Schuhe an. Fragment aus einer alten Handschrift, bearbeitet von Ludwig Tieck. Vgl. WAA VI, S. 33–36, 38–47, 50–53 sowie Erl. S. 775–778. 6–7 Geben Sie mir einen Ueberblick 〈...〉 über die Nibelungen] Nicht erfolgt. Vgl. zu Nr. 611,20–22. 7–8 Von Görres 〈...〉 denselben geschichtlichen Kreis] Görres’ Fortsetzungsbeitrag Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen erschien in der Zeitung für Einsiedler Nr. 5, 8, 12 und 21 vom 15. und 26. April, 11. Mai und 11. Juni. Vgl. WAA VI, S. 54–60, 89–98, 143–151, 262–269 sowie Erl. S. 790–811.
1266
Zu Nr. 710
12–14 Wunsch 〈...〉 Fortsetzung des Sternbald 〈...〉 Faust 〈...〉 vorgetragen] Arnim hatte in seinem Brief an Tieck vom 18. Februar 1808 pauschal um Bruchstücke irgend eines ihrer angefangenen Werke gebeten (Nr. 662,16–17), ohne eine Antwort zu erhalten, und Tieck ging auch auf die konkretisierte Bitte nicht ein. Daß sie nicht unberechtigt war, erhellt aus Tiecks Absichtserklärung an Friedrich Schlegel vom 4. September 1806: Den Sternbald mache ich zu Ostern fertig, eben so den Faust. (Schweikert 1971, Bd. I, S. 175.) Während seines Aufenthalts in Sandow Anfang Oktober 1807 wird Arnim von Tieck Ähnliches gehört haben. Doch setzte dieser weder seinen Roman Franz Sternbalds Wanderungen (1798) fort, von dem erst 1843 eine überarbeitete zweite Auflage erschien, noch forcierte er sein Faust-Projekt, von dem nichts erhalten ist. (Vgl. ebd., Bd. I, S. 175–177; Bd. II, S. 111.) 17 Ihre ernsten musikalischen Gedichte] Tieck hatte um 1802 Gedichte über Musik geschrieben, die er 1803 nicht einmal Friedrich Schlegel in dessen Zeitschrift Europa zu veröffentlichen gestattete und von denen der Mannheimer Pfarrer Johann Philipp Le Pique im selben Jahr eine Abschrift angefertigt hatte, wovon Arnim Kenntnis erlangt haben kann. (Vgl. Schweikert 1971, Bd. I, S. 253–255.) Diese Gedichte seien, schrieb Tieck am 16. Dezember 1803 an Friedrich Schlegel, ein Erguß innerer Erscheinungen, mir in manchen
Stunden selbst so unverständlich und in andern so lehrreich und erquickend, daß ich wohl mit Unrecht die kalte Luft des Drucks und die Mißhandlung des Publikums scheue (ebd., S. 254). Am 8. Mai 1808 versprach er Reimer die Gedichte als Teil eines Almanachs (vgl. Besonderheiten), der jedoch nicht zustande kam. Erst im Tieckschen Phantasus (1812–1816) kamen die musikalischen Gedichte heraus. 18 daß der Nachbaren Handwerk Sie nicht störte] Daß angrenzende Beiträge die Tieckschen nicht beeinträchtigten. 21–22 Arbeiten 〈...〉 von Mad. Bernhardi von Schütz, Schierstädt] In der Zeitung für Einsiedler nicht erschienen. 30 im gelübberten Meere] Schelmuffsky-Reminiszenz. Vgl. zu Nr. 743,15–17.
1267
Zu Nr. *711
*711. An Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau in Karlsruhe Heidelberg, erstes Drittel April 1808 B: −. A: Nr. 733. Beilagen: Vmtl. die ersten drei Nummern der Zeitung für Einsiedler – wie an Bettina (Nr. 708), Tieck (Nr. 710) und Goethe (Nr. 712). Vgl.: zu Nr. 708,3; Nr. 733,1–3. Datierung: Aufgrund der Antwort vom 13. April.
712.
An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 1. April 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: −. H: BJ/VS 8. – 2 Dbl. je ca. 222 x 185 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG. Beilagen: Die ersten drei Nummern der Zeitung für Einsiedler. (In Goethes Bibliothek nicht separat überliefert, sondern in der Buchausgabe der Zeitung als Tröst Einsamkeit, die Arnim ihm am 29. September 1808 nach Weimar schickte. Vgl.: zu Nr. 708,3; Nr. 873 [Beilagen].) Fremdeinträge: 1r und 3r aoR Stempel: PR. ST. BIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: In Goethes Tagebuch erst am 21. April 1808: Br. von Arnim. Zeitung für Einsiedler. (WA III, Bd. 3, S. 329.) – H liegt eine Abschrift Varnhagens bei (BJ/VS 8, 1 Dbl., 2½ beschr. S.). D1: Schüddekopf/Walzel 1899, S. 125–128. D2: Goethe/HA/Briefe an, Bd. I, S. 508–510 (Nr. 348).
Varianten 15–16
und angefangen] üdZ eing. 26 Von] V aus v 30 Dichter] aus Gedicht 38 und gegen sich] üdZ eing. 40–41 wohlmeinende] mein aus 〈xxx〉 52 Der] danach gestr. erste 53 Holzschnitte] Ho aus Sch 58 Herr Weise] üdZ eing. 62 Meister] M aus m 64 Direktor] Di aus Prof 67 conkurirt] c aus k
1268
Zu Nr. 712
Erläuterungen 3–4 durch Bettine Brentano 〈...〉 hören zu lassen] Vgl. Nr. 685,1–2. 4–5 meinen letzten Brief] Vom 1. September 1806 (WAA XXXII, Nr. 480). 12 Sie um Beyträge dafür zu bitten] Goethe schickte nichts. 15–16 wie ich dem Anfange 〈...〉 beyzufügen 〈...〉 angefangen habe] Arnim eröffnete die ersten drei Nummern der Zeitung für Einsiedler (und auch folgende Nummern) mit jeweils einem Spruch: Nr. 1 mit Alle gute Geister loben Gott den Herrn!, Nr. 2 und 3 mit je einem Auszug aus einer Übersetzung Friedrich Schlegels aus dem Indischen; die Auszüge waren Vorabdrucke aus Schlegels Buch Ueber die Sprache und Weisheit der Indier, das im Mai 1808 bei Zimmer erschien. (Vgl. WAA VI, S. 4, 15 und 22 sowie Erl. S. 727, 754 und 766.) Der Spruch zur Abwehr böser Geister in Nr. 1 auch in Arnims Dramen Halle (III/9), Der wunderthätige Stein und Die Appelmänner (die letzteren in der Schaubühne) sowie in der Päpstin Johanna (WAA XIII, S. 260,10 und 320,18 sowie WAA X, S. 71,5). Den theologisch geschulten Lesern wird mit dem Ursprung in Ps 150,6 (Alles, was Othem hat, lobe den Herrn) auch die Empfehlung bei der Begegnung mit Gespenstern geläufig gewesen sein, mit dem Aufsagen des Spruchs an deren Reaktion festzustellen, ob es gute oder böse seien. (Vgl. Hunger 1724, Sp. 58f.) Der Eröffnungsspruch korrespondiert mit dem Schluß der ersten Nummer, die mit zwei auch aufeinander zu beziehenden Sentenzen endet: linksspaltig, ohne den Verfasser zu nennen, Goethes Arnim gewidmeter Stammbuchvers vom 13. März 1806: Consiliis hominum pax non reparatur in orbe (WAA XXXII, Nr. AI.58); daneben rechtsspaltig das Bibelzitat (1. Mo 2,3): Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. (Die beiden Sprüche WAA VI, S. 14 untereinander.) 28–29 wo ein Davy 〈...〉 übersehen hatten] Der englische Chemiker Humphry Davy hatte zunächst das von Lavoisier aufgestellte System der Chemie erneuert und untersuchte seit 1806 die Einwirkung des elektrischen Stroms auf chemische Verbindungen, wobei es ihm gelang, neue Elemente darzustellen. Arnim, der sich in seinen naturwissenschaftlichen Schriften mehrfach auf Davy bezog (vgl. WAA II, S. 1146 [Register]), schrieb 1811 am Schluß seiner Antikritik:
Um mir nach dem Aerger einen reinen Geschmack in den Mund zu bringen, rufe ich G o e t h e und D a v y ein Lebehoch, die vor allen in neuerer Zeit den Compendiumsgelehrten bewiesen haben, die Natur sey noch immer unendlich größer und reicher als jede Naturkunde, und jeder Abend könne beym folgenden Morgen in die Lehre gehen. (WAA II, S. 468.)
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Zu Nr. 712
29–30 jener Ballschlag des Persers, der 〈...〉 im ersten Dichter erweckte] Der erste Dichter war nach zeitgenössischem Konsens Homer und dessen erste〈r〉 Vers der erste der Ilias: Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus (Übersetzung Voß’). Verursacher des in der Ilias geschilderten Trojanischen Krieges war der Trojaner Paris, der ihn mit der Entführung Helenas ausgelöst hatte. Troja gehörte zum Hethitischen, später zum Persischen Reich, und mit dem Perser meint Arnim also Paris. Die Verursachung bezeichnet er als Ballschlag, womit er auf einen Vergleich anspielt, der die Farbenerscheinung des Lichts bei dessen Refraktion erklären helfen sollte. Goethe erläuterte in der Farbenlehre: Durch Descartes und andre, welche zu mechanischen Er-
klärungsarten geneigt waren, kam beim Lichte, beim Schall und bei andern schwer zu versinnlichenden Bewegungen, das in mechanishen Fällen übrigens ganz brauchbare Beispiel vom Ballschlag zur Sprache. Weil nun der geschlagene Ball sich nicht in gerader Linie sondern in einer krummen bewegt, so konnte man nach jener globularen Vorstellungsart denken, das Licht erhalte bei der Refraktion einen solchen Schub, daß es aus seiner geradlinigen Bewegung in eine krummlinige überzugehen veranlaßt werde. (Goethe/MA X, S. 748; vgl. Erl. S. 1234.) 33–34 ich esse bey 〈...〉 Zimmer Mittags mit mehreren] Vgl. Nr. 629,119 und Erl. sowie Christiane von Goethe an Sohn August: Schreibe mir nur recht bald, wie es Dir in Heidelberg gefällt und wie es Dir mit der Kost geht. Der Herr von Arnim hat dem Vater geschrieben, daß er so wohlfeil und gut speiset. (Suphan 1889, S. 6.) 36–37 weil er 〈...〉 nicht in den Hexameter∧tackt mitschlagen will 〈...〉 hält] Vmtl. vor allem Anspielung auf Voß’ Morgenblatt-Attacke gegen das Sonett. Vgl. Nr. 688,30–33 und Erl. 40–42 Görres 〈...〉 Lügen gegen ihn Gegen Görres war vor allem das fingierte
und die Zeitung 〈...〉 von wem] Schreiben eines Studirenden auf der Universität – – – an seinen Vater, den Baudirektor R– – – zu B – in Nr. 61 des Morgenblatts vom 11. März gerichtet, verfaßt von Salomo(n) Michaelis (vgl.: zu Nr. 672,12–17; zu Nr. 910,6–7), gegen Arnims Ankündigung der allgemeinsten Zeitung eine Notiz in Nr. 57 vom 7. März, verfaßt von Friedrich Haug (vgl. zu Nr. 688,35). 42–43 wie aus dem goldnen Zeitalter vom Zeithalter] Anspielung auf die spätaufklärerische Verklärung des 18. Jhs, zum Goldenen Zeitalter (vgl. Nr. 674,21–22 und Erl.) und auf des Zeithalter〈s〉 Voß Beschäftigung mit der Prosodie, insbesondere auf dessen Zeitmessung der deutschen Sprache (1802). Der Terminus Zeithalter war seit Ende des 18. Jhs. als Übersetzung von engl. timekeeper für Chronometer gebräuchlich (vgl. DWb XXXI, Sp. 561); Arnim wird ihn auch im Sinn von Zeitanhalter gemeint haben.
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45–47 Körtes Schrift 〈...〉 hergefallen war] Vgl. Nr. 674,1–10 und Erl. 48 gegen alle frühere Verbindungen seines Lebens] Bekannt war vor allem Voß’ Abwendung von seinem ehemaligen Mitstreiter aus der Zeit des Göttinger Hainbundes Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, nachdem dieser 1800 zum Katholizismus konvertiert war. Vgl. Brentanos im Brief an Arnim vom 18.-etwa 22. März 1806 berichtete, von Voß erzählte Anekdote (WAA XXXII, Nr. 435,194–210). 49–51 Die Controverse 〈...〉 Nachstich des alten Sichemschen Blattes] Arnim bezieht sich auf den Abdruck von Ludwig Emil Grimms Radierung nach Christoffel van Sichems Kupferstich Faust und Mephistophiles, der beide beim Abschluß der Wette zeigt, in Nr. 3 der Zeitung für Einsiedler vom 9. April (vgl. Nr. 667,44 und Erl.). Er scheint anzudeuten, die Wahl des Stichs sei auf seinen Widerwillen gegen Voß’ engstirnig-polemisches Verhalten zu Körte und anderen zurückzuführen. Das geht deutlicher aus Arnims Exzerpt des Briefes an Goethe hervor: die Tücke gegen Kortes Unbedeutenheit 〈...〉 Daher das Kupfer. (Nr. 712.E,20–22.) Die Wiedergabe begleitete Arnim in seiner Zeitung mit einem Prosatext, in dem er die Hintergrunddarstellung des Sichemschen Stichs auf die antiromantische Polemik des Morgenblatts bezog, eine Anspielung auf Cotta als dessen Verleger riskierend: Fama zieht oben im
Drachenwagen zum Mephistophiles, dem Verleger aller höllischen Zeitungen, ihm verschreibt sich Faust der Verfasser, er deutet mit den Fingern: Es ist nichts mit der Literatur, nimm mich hin, wozu ich tauge, wenn mir nur wohl dabey wird! – Fauste, Fauste, rufe ich dir zu, bekehre dich da es noch Zeit ist, siehe dein Haus hinten in Flammen, so wird deine Seele einst brennen müssen! (WAA VI, S. 31,30–36.) Den Bezug auf die Vossische Clique bestätigt Görres’ Brief an seine Schwiegermutter Christine de Lassaulx von Anfang April 1808: Der Einsiedler hat ihnen den Faust schon aufgemalt; sie können noch mehr bekommen, wenn es ihnen danach gelüstet (Görres 1858, S. 505f.). 52–55 Der Nachstich von einem alten Holzschnitte 〈...〉 eines jungen Menschen 〈...〉 gestochen hatte] Gemeint ist der Nr. 1 der Zeitung für Einsiedler beigefügte Abdruck einer Kupferplatte nach einem Holzschnitt von Hans Leonhard Schäufelin, auf der ein Ehepaar in altdeutscher Tracht dargestellt ist (vgl. WAA VI, S. 13 und Erl. S. 753). Der Abdruck, der in der Zeitung für Einsiedler unkommentiert blieb, war als Illustration des schließlich darin nicht veröffentlichten fiktionalen Arnimschen Textes Eröffnung des Wallfahrttheaters zu Trages vorgesehen, in dem es heißt: Ich lege ihnen die Abbildung
bey des Kaufmanns und seiner Frau, wie sie früh Morgens im funfzehnten Jahrhunderte zur Messe gehn (WAA VI, S. 563,2–4). 1271
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Der Stecher war zufolge Signierung W. v. FRANKEN. Als W. Franken signierte er einen Nachstich von Merians 1645 erschienener Ansicht von Stadt, Schloß und Umgebung Heidelbergs vom Heiligenberg aus gesehen; im Vordergrund des Nachstichs blicken, von der Merianschen Vorlage abweichend, vom rechten Neckarufer »ein Herr und eine Dame im Roccoco-Galacokostüm« auf die Stadt (vgl. Zangemeister 1884, Nr. 67 [Stich Merians] und Nr. 74 [(Nachstich Frankens, Zitat; Abb.: http://heidicon.ub.uni-heidelberg.de/pool/ubgrafik (Ansicht Stadt und Schloß Heidelberg). Den bisher nicht identifizierten Stecher erwähnt Brentano in einem Brief an Zimmer vom 12. Mai 1807 mit der Namensangabe Franken (FBA XXXI, S. 598,15), in dem an Arnim vom 28. August 1808 als Francken (Nr. 852,35), und Arnim lobt gegenüber Brentano im Brief vom 20. April 1808, daß Franke 〈...〉 wirklich Fortschritte mache (Nr. 743,31). Für die Zeitung für Einsiedler fertigte Franken außer dem Nachstich in Nr. 1 noch die Vorlage für die Abbildung auf dem Umschlag des Mai-Hefts (WAA VI, S. 235) und teils für eine weitere Abbildung zu einer Folge von Arnims Scherzendem Gemisch von der Nachahmung des Heiligen in Nr. 36 (WAA VI, S. 450). Im Oktober 1809 bot er im Heidelberger Wochenblatt »seine Dienste im Fertigen von Miniaturgemälden samt dem Unterricht in den verschiedenen Zweigen der Zeichenkunst« an (Lohmeyer 1935, S. 115). Aloys Schreiber, dessen Kinder er unterrichtete, stellte ihm ebenfalls im Oktober 1809 das bewährte Zeugniß eines schönen Talents aus; er sei von nicht gemeiner Kunstfertigkeit und verfüge über eine glückliche Gabe, den Zögling in diesem Gebiet leicht zu orientieren und das Vertrauen desselben sich zu eigen zu machen (ebd., S . 116). Von Franken sind die Abbildungen in dem 1811 erschienenem Heidelberg-Buch Schreibers, der darin mitteilte, sie habe Herr Franken, ein talentvoller junger Künstler, gezeichnet und geäzt (Schreiber 1811, S. VII), und außerdem hervorhob: Der junge Künstler, von welchem die Zeich-
nung des diesem Buche beigefügten Titelkupfers herrührt, ist von der Natur zum Mahler berufen, und verdiente sehr, durch äußere Verhältnisse begünstigt zu werden. (Ebd., S. 180.) Von Schreiber stammt auch ein Zeugnis vom 7. August 1811, das einem an den Senat der Universität Heidelberg gerichteten Antrag Frankens vom gleichen Tag beiliegt, in dem er die Mitteilung seines Zeichenunterrichts im Vorlesungsverzeichnis beantragte. Der Empfohlene, der sich theils mit Unterricht im Zeichnen, theils mit Ver-
fertigung von Kupferstichen zu physikalischen und mathematischen Werken hiesiger Lehrer beschäftigt hat, sei ein tüchtiger junger Künstler und als ein Mann von sehr achtungswerthem Charakter bekannt. Da Eigenhändiges von Franken noch weniger bekannt ist als über ihn Geäußer-
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Zu Nr. 712
tes, verdient sein Antrag, aus dessen Unterschrift die Initialen seiner Vornamen hervorgehen, eine vollständige Wiedergabe:
Großherzoglich akademischer Senat. Aufgemuntert durch das beiliegende Zeugnis des Herrn Professor Schreiber wage ich es, einem hochansehnlichen akademischen Senate die Bitte vorzutragen, wage ich es als Lehrer der Zeichenkunst in den Katalog der akademischen Vorlesungen eingetragen werden zu dürfen. Ich habe fünf Jahre hindurch in Heidelberg mich mit Verfertigung von Kupferstichen zu physikalischen und mathematischen Werken hiesiger Professoren beschäftigt, und einen bedeutenden theil meiner Zeit auf Zeichenunterricht verwandt. Von meinen Leistungen ziemt mir nicht zu reden, aber ich darf in Bescheidenheit an die Fortschritte erinnern〈!〉 die, außer andern Jünglingen, die Kinder des Herrn Professor Schreiber bey mir in der Zeichenkunst gemacht haben. Meinem Wirkungskreise eine grössere Ausdehnung zu geben ist mein sehnlichster Wunsch, und es wird der schönste Antrieb für mich sein wenn ein hoch ansehnlicher akademischer Senat diesen Wunsch durch Förderung meiner Bitte gütigst unterstüzen Wolte〈!〉. Und so ersuche ich denn höflichst, das Zeugnis des H. Prof. Schreiber bei einem hochpreislichen Ministerium des Innern zu meinem besten geltend zu machen. J. W. Franken. Heidelberg den 7t August 1811. Der Senat reichte, da es ihm nicht zukam, über das Gesuch eines Ausländers zu entscheiden, es befürwortend an das badische Ministerium des Innern in Karlsruhe weiter, das am 8. Oktober den Senat ermächtigte, dem Supplikanten die beantragte Erlaubnis zu erteilen. (Vgl. S. 70–72 des Faszikels Universität
Heidelberg / Studien Die Errichtung einer Kunst- und Zeichenschule betreffend des Ministeriums des Innern des Großherzogtums Baden im Landesarchiv Baden-Württemberg – Generallandesarchiv Karlsruhe, Sign. 205 1125.) Damit war bewirkt, daß in der Anzeige der Vorlesungen, welche
im Sommerhalbenjahre 1812 auf der Großherzoglich Badischen Ruprecht-Karolinischen Universität zu Heidelberg gehalten werden sollen, mitgeteilt werden konnte (S. 26): In allen Theilen der Zeichenkunst geben Unterricht die Zeichenmeister: R o t t m a n n und F r a n c k e n 〈 !〉. (Die Mutmaßung Moerings [WAA VI, S. 1361f.], Franken könnte der 1784[?] geborene spätere Godesberger Bürgermeister Johannes Wilhelm Hugo Franken sein, der sich Wilhelm von Franken genannt habe, ist nicht stichhaltig. Dieser Franken wurde zufolge Matrikel der Universität Heidelberg [Toepke 1904, S. 103] erst am 26. November 1814[!] als W. Hugo Franken immatrikuliert.)
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58–59 Weise 〈...〉 Titelbild zum zweyten Bande des Wunderhorns] Vgl. Nr. 629,75–79 und Erl. 60 bald 〈...〉 überschicken werde] Arnim geht noch von einem einzigen Fortsetzungsband des Wunderhorns aus. Nach der Aufteilung in zwei Bände kann er sie erst mit seinem Brief vom 29. September 1808 (Nr. 874) an Goethe schikken. 64–69 Plan 〈...〉 ihn hier zum Direktor einer Kunstschule zu machen 〈...〉 Rottmann 〈...〉 und Primavesi 〈...〉 anzubringen] Pläne zur Errichtung einer Heidelberger Kunst- und Zeichenanstalt lassen sich bis ins Jahr 1803 zurückverfolgen, in dem der Heidelberger Kameralistikprofessor und Oberforstrat Christoph Wilhelm Jakob Gatterer einen Vorschlag des Landschaftsmalers und Kupferstechers Johann Georg Primavesi zur Errichtung einer Heidelberger ZeichnungsSchule mit theoretischen Vorlesungen bei der zuständigen Behörde in Karlsruhe eingereicht hatte. (Vgl. den in der Erl. zu 52–55 zitierten Faszikel Universität Heidelberg / Studien Die Errichtung einer Kunstund Zeichenschule betreffend, erstmals benutzt Kircher 1925, danach Lohmeyer 1935, S. 52–58, 62–67 [ohne Bezug auf Kircher und ohne Herkunftsnachweis der Mitteilungen und Zitate].) Die Darlegung Primavesis führte nach einem bürokratischen Schriftwechsel und einem nochmaligen Gesuch des Supplikanten zu nichts. Vier Jahre später, 1807, reichte er einen neuen Vorschlag ein, und im selben Jahr wendete sich auch sein Heidelberger Berufskollege Friedrich Rottmann mit einem Kunstschulplan an die Instanzen, wobei Rottmann von den Leitern der beiden Heidelberger Erziehungsinstitute für Knaben bzw. Mädchen, Friedrich Heinrich Christian Schwarz und Caroline Rudolphi, empfohlen wurde. Eine öffentliche Anstellung des von ihnen Unterstützten mochten jedoch der Heidelberger Staatsrechtler Johann Ludwig Klüber und der Karlsruher Baudirektor Friedrich Weinbrenner in einem Gutachten vom 12. Juli 1807 (Kircher 1925, S. 25 fälschlich 1808) nicht gutheißen. Sie plädierten zwar nachdrücklich für die Errichtung einer Heidelberger Kunstschule, die auch im Interesse der ästhetischen Erziehung der Bürgerschaft liege, suchten aber die provinzielle Begrenztheit zu erweitern, indem sie die Berufung auswärtiger Experten vorschlugen: des Weimarer Kunstschriftstellers Carl Ludwig Fernow für das Fach der Ästhetik, des Berliner Historienmalers Erdmann Hummel, des Kasseler Bildhauers Johann Conrad Wolff und des Karlsruher Architekten Hans Voß. Nachdem am 26. November 1807 zunächst nur Klüber nachdrücklich an den Vorschlag erinnert hatte, nahmen er und Weinbrenner am 23. Dezember abermals auf ihn Bezug. Eine Antwort der Behörde ist nicht überliefert. In einer weiteren Stellungnahme kam Klüber am 10. Februar 1808 auf die Bewerbungen Rottmanns und Primavesis, die sich gegenseitig Konkurrenz machten, zurück, wobei
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Zu Nr. 712
er ihrer Eignung nicht traute. Nachdem auch noch der in Karlsruhe ansässige Zeichenlehrer Friedrich Wilhelm Schmidt eine Bittschrift eingereicht hatte, mit der er sich an den Großherzog höchstselbst wandte, um eine Anstellung als
öffentlicher Lehrer der Mahlerey und Zeichnungs-Kunst bey der Universität Heidelberg zu erlangen, oblag dem badischen Hofmaler und Karlsruher Galeriedirektor Philipp Jakob Becker die Erstellung eines abschließenden Gutachtens. Er setzte sich insbesondere mit Primavesis Vorschlägen auseinander, fertigte Schmidt als anmaßenden Dilettanten ab und machte deutlich, daß er weder von einer theoretischen Grundlegung der Mal- und Zeichenkünste noch von ihrer Unterrichtung in Heidelberg etwas hielt, umso mehr aber von ihrer praktischen Ausübung und der Möglichkeit, die Werke in Augenschein zu nehmen. Dazu sollte die Errichtung einer öffentlichen Kunstsammlung in der Residenz, also Karlsruhe, die Voraussetzung schaffen, wozu es allerdings erheblicher Vorbereitungszeit bedürfe. Die verschiedenen Anträge und Gutachten blieben erfolglos; die Bewerbungen der einheimischen Maler wurden am 24. März 1808 mit dem in einem Großherzoglich Badischen Geheimenraths-Protokoll notierten Bescheid abgewiesen: Den Zeichenmeistern Primavesi, Rott-
mann und Schmidt sey wegen ihrer Anträge und Erbietungen zur Errichtung von Zeichen- und Kunstschulen in Heidelberg 〈...〉 zu eröffnen: daß es dermalen an den erforderlichen Fonds zu den nöthigen Hülfsmitteln sowohl als zu den Gehalten und Unterstüzungen gänzlich mangle, und man sich nur darauf beschränken müsse, sie zur eifrigen Fortsezung ihrer fortbestehenden PrivatUnternehmungen bis zu günstigeren Verhältnissen zu ermuntern. Ebenfalls vom 24. März 1808 ist eine weitere Protokollnotiz der Karlsruher großherzoglichen Behörde zu einem an Klüber ergangenen Bescheid überliefert. Dieser hatte ihr am 9. März über seine Bemühungen berichtet, zunächst das Oberamt Heidelberg und dann, da es sich nicht zuständig erklärte, das Heidelberger Stadtvogteiamt für eine Unterstützung des Kunstschulplans durch die Bürgerschaft der Neckarstadt zu gewinnen. Über vage Erwägungen, ein Gebäude bereitzustellen und finanzielle Leistungen der städtischen Zünfte zu beanspruchen, gelangten die von Klüber nach Karlsruhe übermittelten Auskünfte nicht hinaus, so daß der ihm mitgeteilte Bescheid der Protokollnotiz zufolge beinhaltete, man erwarte wegen der Errichtung einer Zeichenschule in
Heidelberg weitere Nachrichten, indem sich ohne Gewißheit über Locale und Fonds 〈...〉 nichts bestimmtes ermessen noch thun lasse. Als Arnim sich gegenüber Goethe optimistisch zu den Chancen einer Heidelberger Kunstschule äußerte, war also deren Verwirklichung in unbestimmte Ferne gerückt. An der bürokratischen Taktik, Initiativen zu erschweren und Ent-
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scheidungen zu vermeiden, scheiterte auch der von ihm erwähnte, von Weise eingereichte Plan. Daß gar keine Antwort erfolgt sei, teilte Arnim Goethe am 29. September 1808 mit (Nr. 873,85–88). – In den Akten ist wenigstens ein Weise (und indirekt Arnim) betreffender Auszug eines Großherzogl. Badischen Gen. Studien-Commissions-Protokolls vom 23. Mai 1808 überliefert:
Der Entwurf des Malers Weise aus Weimar zu einer allgemeinen Kunstschule in Heidelberg ist dem Großherzogl. Geheimen Polizeydepartement mit dem geziemenden Bemerken zu übergeben, daß ein solches Institut in Heidelberg selbst zur formellen Bildung der Gymnasiasten nöthig, deswegen, wenn sich der Maler Weise, als ein tüchtiges Subject zum Unterricht im Zeichnen auf einer Academie qualificirt haben werde, sehr zu wünschen sey, daß aus dem Fond der Akademie etwas dafür gethan werden konnte〈!〉, da das reformirte Kirchenaerarium 〈-schatz, -kasse〉, aus dem die Lehrer des reformirten Gymnasii bezahlt werden, wegen Erschöpfung nichts dafür thun könne. Mit diesem administrativen Kabinettstück enden die aus dem Jahr 1808 überlieferten Akten zu den Bemühungen um eine Heidelberger Kunstschule. Sie geben zu erkennen, wie Kontrahenten der Heidelberger Romantiker im Hintergrund agierten, während diese sich im Vordergrund mit Voß, Morgenblatt und Co. auseinandersetzten, insbesondere mit Georg Reinbeck, der Ende 1807 mit seinen im Morgenblatt veröffentlichten Briefen über Heidelberg von dortigen Bildungstendenzen und -einrichtungen wie den pädagogischen Instituten Schwarz’ und der Rudolphi hämisch berichtet hatte. Kaum zufällig wurde Weise etwa zur gleichen Zeit ablehnend beschieden, in der Reinbecks antiromantisches Buch Heidelberg und seine Umgebungen im Sommer 1807 erschien, in dem er seine Morgenblatt-Briefe erweitert publizierte. Zu den Erweiterungen gehörten die Darstellung der beschränkten finanziellen Möglichkeiten der Universität Heidelberg und der Verweis auf die Konkurrenz, die ihr durch die zuvor österreichische, nach der Gründung des Rheinbunds jedoch ebenfalls badische Universität Freiburg erwachsen war. Es wird tatsächlich an den erforderlichen Fonds, also Finanzierungsgrundlagen, gemangelt haben, auf die das Geheimenraths-Protokoll vom 24. März 1808 verweist, und das war eine sehr reale Ursache für das Nichtzustandekommen der Kunstschule. 70 Beschränkung seiner Kunstübung auf Landschaft] Primavesi war mit XII Ansichten des Heidelberger Schlosses hervorgetreten (vgl. zu Nr. 646,114–115), von denen er ein Exemplar an Goethe geschickt hatte (15. Juli 1805; Goethe/RA V, Nr. 161), was Arnim vielleicht wußte. Sie sind »die künstlerisch hochwertigsten Darstellungen von Schloß, Stadt und Landschaft,
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Zu Nr. 713
die bis heute [1922] von Kupferplatten abgezogen worden sind« (Baudissin 1922, S. 239; diese Einschätzung zitiert Lohmeyer 1935, S. 47, ohne den Verfasser anzugeben). 72 Sie mit Ihrem Sohne 〈...〉 begrüssen zu können] Bevor Arnims Brief in Weimar eintraf, war August von Goethe von dort abgereist: am 4. April zunächst nach Frankfurt zu seiner Großmutter, der Frau Rath, wo er am 8. eintraf und am 22. zum Jura-Studium nach Heidelberg weiterfuhr – ohne den Vater. (Vgl. Steig 1912d.)
712.E An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 1. April 1808, Freitag DV: H B: −. H: Vgl. AIV/I.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 712.
713.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 1. April 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 709. A: Nr. 718, 719. H: FDH 7254. – 1 Dbl. ca. 220 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 119 x 146 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 202 v 2v auRr: 7254 Kur aoR spätere Notiz Bettinas: Heidelbe 2 April 8 Kuv: zu 36 Rötelunterstreichungen im Text. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913; S. 122f.; datiert: 2. April 1808. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); datiert: 2. April 1808. D3: Betz/Straub 1986, S. 198f. (Nr. A35); datiert: 2. April 1808. D4: DjBe Nr. 342.
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Zu Nr. 713
Varianten 9 im Morgenblatte] üdZ eing. 33 lakonisches] l aus k 38
9 als] aus im 21 diesem] die aus der Flaumfeder] F aus Pf 43 spinnen] aus
flicken Erläuterungen 2–3 meine Zeitung kommt bey Dir an] Vgl. Nr. 708,3 und Erl. 4 gute Nachricht von Clemens] Vgl. Nr. 709,13–21 und Erl. 11 er schickt was] Goethe schickte keine Beiträge. 11 Dein Lied] Bettinas Vertonung von Goethes An Mignon (Beilage zu Nr. 706). 13–14 das wissen die Buchdruckergesellen] Da sie mit dem Druck des Wunderhorns und der Zeitung für Einsiedler beschäftigt waren. 14–16 zusagen 〈...〉 Deiner Schwester 〈...〉 Taufe] Kunigunde von Savigny im Hinblick auf die Taufe ihres Sohnes Franz. 17–19 Aus Grims Briefe 〈...〉 Frau Lehnhartin 〈...〉 Kinder∧mährchen aus ihr loszuhauen] Arnim erfuhr erst aus Wilhelm Grimms Brief an Savigny vom 25. März, den Bettina ihrem vom 28. März (Nr. 707) beigelegt hatte, daß Marie Lehnhardt, Kinderfrau bei Savignys, eine Märchenerzählerin war: Die
Kindermährchen werde ich nicht vergessen. Es tut mir leid, daß erst den letzten Tag 〈in Frankfurt, vor W. Grimms Abreise〉 offenbar wurde, wieviel in dem Stück aus der Frau Lenhardin für mich Vorteil zu ziehen war. Wenn Sie dergl. hören und aufschreiben, so teilen Sie mir doch auch mit. (Schoof 1953, S. 40.) Auf die Vermittlung von Marie Lehnhardt lassen sich jedoch keine der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen zurückführen. Vgl. die Übersicht der Beiträger und Vermittler Rölleke 1980, Bd. III, S. 559–574 sowie Schoof 1959, S. 65–68 zur Beziehung Bettinas zu Marie Lehnhardt. 21 spielst immerdar mit diesem Daunenkissen] Bezug auf das Kissen des von Marie Lehnhardt betreuten Savignyschen Söhnleins Franz. 33–34 lakonisches Verhältniß 〈...〉 zu meinem Bedienten] Daß Arnims aus Cammin (Pommern) stammender Diener Frohreich ihm nicht besonders sympathisch war, läßt sich aus Brentanos Erinnerung an den dir unangenehmen Frohreich schließen (an Arnim, 10. Dezember 1811; WAA XXXV). Immerhin half Frohreich Arnim mit Abschriften von Wunderhorn-Liedern und anderer Texte (vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 807f.) und wurde in der Gräfin Dolores zu einem Husaren literarisiert: es war ein Deutscher, der schon lange in fran-
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Zu Nr. 714
zösischen Diensten, aber weder sein angeblicher Name Frohreich, noch der angegebene Geburtsort Camin waren der Gesellschaft bekannt (Arnim/W I, S. 645). 34–35 Du fragst 〈...〉 Mädchen 〈...〉 Nr. 706,5–6. 51 Marie ein eignes Exemplar] Der
denen ich gut seyn könnte.]
Vgl.
Zeitung für Einsiedler.
713.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 1. April 1808, Freitag DV: H. B: Vgl. Nr. 709. H: Vgl. AIV/I.
A: Vgl. Nr. 718, 719.
Erläuterungen Vgl. Nr. 713.
714.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, 1. April 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. *689. A: −. H: BLHA Rep. 37, Nr. 1884. – 1 Dbl. ca. 225 x 185 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; nicht gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Zeitung für Einsiedler Nr. 1 vom 1. April 1808. Fremdeinträge: 1r aoRm 18, aoRr 56 2r aoRr 58 1r aoRm Empfängervermerk: erhalten den 30t April 1808. Besonderheiten: Der Brief wurde nicht auf dem Postweg, sondern durch Buchhändlergelegenheit (Nr. 727,16) befördert. Daher erhielt Carl Otto von Arnim den folgenden Brief (Nr. 727) früher. D1: Härtl 1983, S. 275f. (Nr. 11).
Varianten 8 von] aus im 9 sie] aus so 9 aus I 18 Lernfähigkeit] r aus h aus H oder umgekehrt
ist] danach gestr. sie 11 ihnen] i 31 für] aus ich 33 herzlich] h
1279
Zu Nr. 714
Erläuterungen 5 Realschulbuchhandlung] Die Berliner Buchhandlung Georg Andreas Reimers. 11 auf dem Rückzuge] Nach der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstedt (14. Oktober 1806). Vgl. Arnims Briefe an Brentano vom 17. November, an Louise von Schlitz vom 18. November und an Johannes Labes vom 14. Dezember 1806 (WAA XXXII, Nr. 506, 507, 514 und 514.E). 14–15 Kotzebuerey] In der Art Kotzebues und seiner Werke. 18–22 wenn nicht Minister Stein 〈...〉 geschieht wieder nichts] Freiherr vom Stein, am 3. Oktober 1807 von Friedrich Wilhelm III. zum zweiten Mal zum Staatsminister ernannt, am 24. November 1808 zum zweiten Mal entlassen, engagierte sich während seiner zweiten Amtszeit vorrangig für die Reform der gutsherrschaftlichen und bäuerlichen Verhältnisse und für die Neuorganisation der Zentral- und Provinzialbehörden. Die Militärreform, die Arnim in seinem Brief hervorhebt, »begann mit der Einsetzung der Immediatkommission zur Unterstützung der Kapitulation und sonstigen Ereignisse des Feldzuges 1806/07«, ihr »eigentliche〈r〉 Kopf« war Scharnhorst (Hubatsch 1989, S. 178). Sie war zunächst auf die Bestrafung und Erneuerung des Offizierskorps konzentriert, entscheidende Verordnungen wurden im August 1808 erlassen: Abschaffung des Söldnerwesens und der Kompaniewirtschaft, der Körperstrafen, der Bevorrechtung des Adels bei Offiziersstellen, der Lineartaktik zugunsten der Tirailliertaktik u.a. Arnims Wunsch einer Reform im Innern zur Fortbildung der Armee durch Bildung des ganzen Volks entsprach Vorstellungen der Reformer, so Scharnhorsts in einem Brief an Clausewitz aus Memel vom 27. November 1807:
Man muß der Nation das Gefühl der Selbstständigkeit einflößen, man muß ihr Gelegenheit geben, daß sie mit sich selbst bekannt wird, daß sie sich ihrer selbst annimmt; nur erst dann wird sie sich selbst achten und von Andern Achtung zu erzwingen wissen. Darauf hinzuwirken, das ist Alles, was wir können. Die Bande des Vorurtheils lösen, die Wiedergeburt leiten, pflegen und sie in ihrem freien Wachsthum nicht hemmen, weiter reicht unser hoher Wirkungskreis nicht. (Schwartz 1878, Bd. I, S. 115f.) Vgl. auch Gneisenaus Aufzeichnung über Scharnhorsts Absichten bei der Reorganisation der Armee; darin:
theile und Erhebung des Geistes
Veredlung der Bestand-
(ebd., S. 121). Das umfassendste und
durchdachteste Volksbildungskonzept der Reformer artikulierte Stein in seinem als
Politisches Testament
geltenden, an die Mitglieder des General-Departe-
ments gerichteten Königsberger Rundschreiben vom 24. November 1808, dem ein Armeebildungskonzept immanent war. Hauptanliegen der Reformen sei
1280
die
Zu Nr. 716.E
innere Entwicklung des Volkes, und dazu seien eine allgemeine Nationalrepräsentation und eine Reformation des Adels erforderlich. (Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/2, S. 990f.) 26 Deine Reise nach Hamburg] Dazu nichts ermittelt. 27 wegen Bärwalde] Wegen des Verkaufs des Ländchens Bärwalde. Vgl. Nr. 619,1–10 und Erl.
*715. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, etwa 1. April 1808, Freitag B: −. A: Nr. 727. Datierung: Da Arnims Antwortbrief neun Tage unterwegs war (vgl. Empfängervermerk von Nr. 727), wird der Brief des Bruders ebenso lange befördert worden sein, und da Arnim ihn am 9. April erhielt (vgl. Nr. 728 [Besonderheiten]), wird Carl Otto von Arnim um den 1. April geschrieben haben.
716.E Vmtl. an Leopold von Seckendorf in Wien Heidelberg, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808, Freitag, Sonnabend oder Sonntag DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIV/I. Besonderheiten: Das Exzerpt ist an den Herausgeber einer neuen Zeitung bzw. Zeitschrift gerichtet. Das waren Kleist und Adam Müller als Herausgeber des Dresdner Phöbus, Seckendorf und Stoll für den Wiener Prometheus und Ben(t)zel-Sternau für den Gothaer Jason. Ben(t)zel-Sternau kommt (entgegen der Annahme Moerings in WAA VI, S. 628, 661f.) nicht als Adressat infrage, weil er Arnim am 13. April (Nr. 733) mitteilte, daß er eine neue Zeitschrift herausgebe, woraus geschlossen werden kann, daß Arnim ihn vorher dazu nicht beglückwünscht haben wird. Kleist und Adam Müller sind wenig wahrscheinlich, weil bis Ende 1808 Kontakt Arnims zu ihnen nicht belegt ist und das PhöbusProgramm sich mit der Einschätzung im Exzerpt, die betreffende Zeitschrift wolle ihre Zeit Parteyen 〈...〉 belehren, nicht ohne weiteres in Übereinstimmung bringen läßt. Seckendorf und Stoll hingegen hatte Arnim im November 1807 in Weimar getroffen; am 7. November hatte Seckendorf ihm ein Programm des Prometheus mitgeteilt, das Arnims Einschätzung entspricht: Es soll durchaus
1281
Zu Nr. 716.E
der ästhetischen Bildung des Menschen gewidmet sein, sich in Darstellungen und freien Ansichten über Poesie, bildende Kunst und Theater verbreiten, und eine strenge Opposition gegen den gemeinen, erbärmlichen Zeitgeist bilden. (Nr. 598,32–36.) Ähnlich heißt es in der Voranzeige des Prometheus, die am 5. Dezember 1807 in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung erschien, die Zeitschrift werde ausschliessend der ästhetischen Bildung des Menschen gewidmet seyn 〈...〉 Sie wird sich in freyen Ansichten über Poesie, bildende Kunst und Theater verbreiten, über die Vergangenheit die Geschichte, über die Zukunft die Philosophie befragen (Houben 1904, Sp. 77). Daß Arnim nicht an Stoll, sondern an Seckendorf geschrieben hat, ist anzunehmen, weil er mit diesem bereits in Briefwechsel stand. Datierung: Das Exzerpt folgt im Konvolut FDH 17562 den auf den 1. April 1808 datierten Exzerpten an Goethe und Bettina (Nr. 712.E, 713.E). Zu den folgenden Briefen Arnims sind bis zu demjenigen an Tieck vom 28. Mai 1808 (Nr. 796.E) keine Exzerpte handschriftlich überliefert, was nicht daran gelegen haben wird, daß Arnim keine geschrieben hat – vgl. die nur durch Drucke überlieferten Exzerpte vom 9. April an Schelling und 9. Mai 1808 an Goethe (Nr. 724.E und 775.E) –, sondern daran, daß ein entsprechendes Konvolut verloren gegangen ist, und da bereits zu Arnims Brief an A. W. Schlegel vom 4. April 1808 (Nr. 720) ein Exzerpt fehlt, ist anzunehmen, daß das vmtl. an Seckendorf überlieferte davor geschrieben wurde, also am 1., 2. oder 3. April. D1: Burwick 1978, S. 358; Adressatenannahme: Reichardt; datiert: April 1808.
Erläuterungen 1 Die schlimmsten Sünden 〈...〉 Unterlassungssünden] Nr. 710,10–11 und Nr. 762.K,21–23 2–3 die ihre will sie belehren] Vgl. Besonderheiten.
Ebenso
717.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Heidelberg, vmtl. 1., 2. oder 3. April 1808, Freitag, Sonnabend oder Sonntag DV: H. B: Nr. *690. H: Vgl. AIV/I.
A: −.
1282
Zu Nr. 718
Besonderheiten: Empfängerzuschreibung aufgrund der Überschrift An M S. (Madame Schwinck) und der Annahme, daß der Bezugsbrief, auf den Arnim reagierte, der Wirkung entsprach, die er von Charlotte Schwinck zufolge seines vom 23. Oktober bis 1. November 1807 an sie geschriebenen Briefes gewohnt war: Trost in ruhiger Betrachtung von Ihnen erwartend, womit Sie so
oft die Wellen meines bewegten Gemüths wie mit Oehl geebnet, war es doch die Gewohnheit dieser Erleichterung, die mich trieb, Ihnen dreymal unterwegs zu schreiben. (Nr. 593.A,54–57.) Datierung: Analog zur in H voranstehenden Nr. 716.E. D1: Burwick 1978, S. 358; datiert: April 1808.
Erläuterungen 1
M S.]
718.
Vgl. Besonderheiten.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, vmtl. 2. April 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 713. A: Nr. 721. H: FDH 7417. – 1 Dbl. ca. 228 x 190 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 203 2v auRr: 7417 im Text rote Unterstreichungen. Postzeichen: Poststempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Da Arnim am 1. April geschrieben hatte und Bettina noch mit umgehender Post antwortete (Z. 1), wird sie das, den Beförderungszeiten des angrenzenden Briefwechsels mit ihm zufolge, am 2. April getan haben. D1: Steig 1913, S. 123f.; datiert: sofort nach Erhalt des Bezugsbriefs. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 200f. (Nr. B33); datiert: April 1808. D4: DjBe Nr. 343.
Varianten 21 mich] danach gestr. zu 23 auf] 31 mag] g aus ch 35 gestr. ha Zweige] aus die man davor gestr. auf
1283
a aus d 28 Vertrauen] danach vor] danach gestr. , 38 deren
Zu Nr. 718
Erläuterungen 2 deinen Einsiedler] Vgl. Nr. 708,2–3 und Erl. 4–5 mit 〈...〉 leichtsinn, wie Savigny seins] Vgl. Nr. 703,18–22. 40 Schnegans 〈...〉 zur Fr: Rath] Vmtl. Valentin Schneegans aus Straßburg oder der mit einer Frankfurterin verheiratete Straßburger Geschäftsmann Daniel Schneegans. Der Besuch bei Goethes Mutter ist in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde (BvA/WuB II, S. 90f.) geschildert. 40 Tauftag] Des Söhnleins Franz.
719.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, zwischen 3. und 6. April 1808, Sonntag und Mittwoch
DV: H. B: Nr. 713. A: Nr. 721. H: FDH 7418. – 1 Bl. ca. 250 x 206 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet – Verknittert, fleckig, Ränder beschädigt (mit Textverlust), mit Klebestreifen geklebt. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 204 1v auRm: 7418 rote Unterstreichungen im Text. Datierung: Mindestens einen Tag nach Bettinas vorigem Brief von vmtl. 2. April und einen Tag vor Arnims Antwort vom 7. April. D1: Steig 1913, S. 124f.; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 202f. (Nr. B34); datiert: April 1808. D3: DjBe Nr. 344.
Varianten 20 Freunde] danach gestr. dich 47 meinen] aus 〈xxx〉tisches 49 ich:] danach gestr. sa
mein
danach gestr.
Erläuterungen 5–6 das von J: P: 〈...〉 in den 3 Blättern] Von Jean Paul. Vgl. zu Nr. 708,3. 12–13 ins Rheingau] Auf das Brentanosche Gut in Winkel am Rhein. Vgl. zu Nr. 790,1–5. 50 Osterfeiertag] 17. April.
1284
Zu Nr. 721
720.
An August Wilhelm Schlegel in Coppet Heidelberg, 4. April 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: SLUB Dresden, Mscr. Dresd. App. 2712, B 21,2. – 1 Bl. ca. 221 x 185 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. Beilagen: Jeweils die ersten drei Nummern der Zeitung für Einsiedler für A. W. Schlegel sowie Madame de Stae¨l. Vgl. zu Nr. 708,3. Fremdeinträge: 1r aoRl A. W. Schlegel: beantw* d. 12 Aug, daneben Sign.: Mscr. Dresd. App. 2712, B 21,2., darunter: K. D1: Körner 1936–1958, Bd. I, S. 530 (Nr. 248).
Varianten 5
näher]
aus
d〈xxx〉
10
herrlich]
Schluß-e gestr.
17
ihre] i
aus
I
Erläuterungen
Meinen Plan 〈...〉 im Anhange zum Aufsatze von Jean Paul 〈...〉 entwickelt] Arnim versah den Abdruck der Auszüge aus Jean Pauls Friedenspredigt an Deutschland in Nr. 3 der Zeitung für Einsiedler vom 9. April 9–10
(vgl. zu Nr. 708,3) mit einer programmatischen Nachbemerkung zu ihrer Absicht (vgl. WAA VI, S. 30–33). 12 gesinnt darin mit zu wirken] A. W. Schlegel steuerte das Gedicht Tells Kapelle bey Küßnacht bei. Vgl. Nr. 845,2–4 und Erl. 17 ihre gütige Gesinnung] Arnim hatte Madame de Stae¨l im November 1802 in Genf kennengelernt und im Frühjahr 1803 mit ihr korrespondiert. Vgl. WAA XXXI, passim (Register).
721.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 7. April 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 718, 719. A: Nr. 729. H: FDH 7255. – 1 Dbl. ca. 222 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 152 x 229 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Veilchen; die ersten drei Nummern der Zeitung für Einsiedler, deren schlechte〈s〉 Papier Bettina beklagt hatte (vgl. Nr. 719,7–8), nochmals
1285
Zu Nr. 721
und zusätzlich Nr. 4 vom 12. April; Brief an Christian Schlosser (Nr. *722) vmtl. ebenfalls mit Zeitung für Einsiedler Nr. 1–4 für ihn. Fremdeinträge: 1r aoRl: 205 v 2v auRr: 7255 Kur alR: No 16, arR spätere Notiz Bettinas: Heidelberg 7 April 8 im Text Rötelunterstreichung. D1: Steig 1913, S. 126f. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 204f. (Nr. A36). D4: DjBe Nr. 346.
Varianten 2 Du] D aus d 44 sauer] a aus
5
ch
Wolfsbrunnen] fs aus 〈xx〉 16 gestritten] g aus b 50 N o 16] alR quer zur Schreibrichtung
Erläuterungen 5–6 wieder beym Wolfsbrunnen 〈...〉 hieben wir literarische Namen ab] Arnim hatte den Wolfsbrunnen bei Heidelberg, eine Brunnenanlage oberhalb Schlierbach, bereits während seines Heidelberg-Aufenthalts im Sommer 1805 kennengelernt und zuvor, nach Hinweis Brentanos, literarisch durch Martin Opitz’ Sonett Vom Wolffesbrunnen bey Heydelberg, das ihn begeisterte (vgl. an Brentano, 8. April 1805; WAA XXXII, Nr. 369,25–27). Die prominenteste zeitgenössische Literarisierung steht in Heinrich Julius August Lafontaines damals beliebtem Roman Klara du Plessis und Klairant. Eine Familiengeschichte Französischer Emigrirten (Berlin 1795), in dem sich die beiden titelgebenden Hauptakteure am Wolfsbrunnen nach langer Trennung wiedersehen, und ihre Namen vor allem werden die literarische〈n〉 gewesen sein, die Arnim und seine Bekannten unterwegs mit Bezug auf die einschlägige Romanpassage erinnerten:
Oben aus Heidelberg, am linken Ufer der Neckars, geht ein Weg am Gebirge hin zum Wolfsbrunnen. Dann wendet sich der Weg rechts ins Gebirge, geht in verschlungenen Tälern, im Gebüsch, um Berge hin in die Höhe und führt endlich in das lieblichste aller Thäler von ganz Deutschland. Man steigt unmerklich in die Höhe, geht eine Hütte vorüber, kommt an einige Terrassen, zu denen steinerne Stufen in die Höhe führen, endlich auf die letzte Terrasse, wo der Quell, welcher der Wolfsbrunnen heißt, aus einem Felsen hervorsprudelt. Die Seite ist mit einer Mauer eingefaßt, aus der drei Linden hervorkommen, die über den freien gepflasterten Platz herüber hängen. In der Mitte steht eine 1286
Zu Nr. 721
ungeheure Linde, mit weit umherverbreiteten Zweigen. Das Laubdach dieser vier Linden ist so dicht, daß kein Sonnenstrahl sich durchstehlen kann, und giebt dem Quell eine so erfrischende Kälte, dem ganzen Platze eine so reizende Kühle, daß kein Mensch aus diesem heimlichen, vertrauten Plätzchen tritt, ohne entzückt zu seyn. Was den Platz noch lieblicher macht, sind einige ausgemauerte Bassins, in welche der Quell sein durchsichtiges Silber ergießt, und in welchem nun Hunderte von Forellen spielen. Die ältesten Dichter haben den Quell, und die schattenreiche Linde besungen, die Sage hat ihn durch liebliche Mährchen bezeichnet. Zu diesem Thale nun eilte Klairant auf den Flügeln der Liebe. Er flog den Weg dem Flusse hinauf. Ein Mädchen wies ihn ins Gebirge, den Fußpfad, der zu dem Quell führt. Er flog durch Gebüsch und Thal in die Höhe. Sein Auge suchte umher, und fand nichts. Der Weg verlor sich. Er flog an die Hütte. Eine Frau zeigte in die Höhe. Er eilte die Stufen hinauf. Da stand Klara am Bassin, und theilte mit den Forellen ein Stückchen Milchbrot, ihr Frühstück. Sie hörte Jemanden die Stufen heraufstürzen; sie sah sich um. Klairant! schrie sie mit einer zerschmetternden Stimme, mit ausgebreiteten Armen. Clara! rief er, eilte auf sie ein, und sank sprachlos und schluchzend zu ihren Füßen. Er umarmte ihre Kniee, sie sank in seinen Armen immer tiefer, und endlich ebenfalls vor ihm auf die Kniee. Stumme Thränen rollten aus ihren erloschnen Augen die blassen Wangen herab. Sie hatte ihn mit beiden Armen umfaßt, sie sah ihn an, lächelnd, traurig, entzückt, verzweiflungsvoll. Alle Leidenschaften jagten sich auf ihrem Gesichte. Klairant, sagte sie endlich leise, doch mit einem halben Vorwurf, den aber ihr seelenvolles Lächeln wieder erlöschte: bist du endlich da? (Klara du Plessis und Klairant. Eine Familiengeschichte Französischer Emigrirten. Von dem Verfasser des Rudolphs von Werdenburg, Berlin 1795, S. 570–572; Zitat nach dem Erstausgabe-Exemplar der Arnim-Bibliothek, HAAB Sign. B 1274.) Ein gutes halbes Jahr vor Arnim, am 20. September 1807, war Joseph von Eichendorff zufolge seinem Tagebuch von diesem Datum mit dem Bruder Karl zum erstenmal vom Heidelberger Schloß zu der Brunnenanlage unterwegs:
giengen wir beyde allein, durch Erinnerungen u. Clara du Plessis romantisch, zum erstenmale zum Wolfsbrunnen. Mit wunderbaren Gefühlen giengen wir über die linken Berge durch Gärten, Sträucher u. enge Felsenpfade, mit der immerwährnden Aussicht auf das liebliche Neckarthal unter uns, u. die gegenüberstehenden flaunig belaubten 1287
Zu Nr. 721
Berge, bis sich endlich der Weg senkte, u. uns das unbeschreiblich einsame Thal des Wolfsbrunnens in seine gantz eigene magische dunkle Stille aufnahm. Ein kleines uraltes steinernes Haus, nebst einem eben so alten gantz schwarzen Springbrunnen steht bedeutungsvoll am Eingange in diesem Feenthal, wo der gehörnte Siegfried auf der Jagd von einer Princessin erschossen worden, u. andere altdeutsche Mährchen ruhen. In dem alten Hause war alles öde u. still; nachdem wir aber einigemal gegen die Thüre Sturm gelaufen waren, erschien endlich ein kleines Mädchen, das uns den Eingang zu den ausgemauerten Bassins, in die der kläre Wolfsbrunnen aufgefangen wird, u. die sich terrassenmäßig über einander erheben, eröffnete. Hier standen wir nun, im Hintergrunde rings von fast gantz kahlen grauen Bergen umschloßen, auf demselben Orte, wo Clara stand, als sie ihren Clairant wiedersah, u. fütterten mit Brodtkrummen die Forellen, die größten theils Riesen in ihrer Art sind. Darauf verließen wir mit wahrer Rührung diesen merkwürdigen Ort wieder, deßen tiefste Einsamkeit mit einer gantz eignen großen Bangsamkeit fast das Hertz erdrükt. Es war ein trüber Tag, u. der Himmel lag schwer u. dunkel auf den Bergen. (Eichendorff/SW XI, Bd. I, S. 309.) Acht Jahre später, nach den Befreiungskriegen, hielt Charlotte von Schiller ihren Eindruck in Erinnerungen an Heidelberg unpathetisch fest: Drey gemauerte Teiche, beleben mit ihren〈!〉
Wasserspiegel die Gegend, ein Haus von Steinen mit rothen farbigen gehauenen Verzierungen steht als ein denkmahl〈!〉 vergangner bessrer Zeiten, ein Brunnen der in eine Steinmuschel sich ergiesst, und auch vielerley Zierath an seiner Röhre noch sichtbar werden lässt, ist auch in der Zeit des Hauses erbaut. – Nicht anmuthig sondern Grausen erregend ist diese Wohnung mit ihren Spuren einer bessren Zeit. Zerbrochne Fenster, zertrümmerte Treppen, unbekleidete Kinder, die im Hause spielen. (Pailer 2009, S. 163.) 8–9 hat Werner ein schlechtes Ende in Weimar genommen] Zacharias Werner hielt sich von Anfang Dezember 1807 bis 28. März 1808 in Weimar auf, wo er Goethe von seiner Liebestheorie und seinem Glaubenssystem zu überzeugen suchte und nicht nur durch seine Mystik, sondern auch mit einem lokkeren Lebenswandel auffiel, der anderenorts während seiner Reisejahre ebenfalls charakteristisch für ihn war. (Vgl. Körner 1923, S. 40f.) Goethe verhielt sich fasziniert wohlwollend. (Vgl. Fröschle 2002, S. 305–314.) 16 mit einem Theologen] Georg Heinrich Moser aus Ulm, Sohn eines verstorbenen Schneidermeisters, am 30. Oktober 1806 sechsundzwanzigjährig als stud. theol. immatrikuliert (Toepke 1903, S. 404); hörte theologische Vorlesun-
1288
Zu Nr. 723
gen bei Daub, Marheineke, de Wette und philologische bei Voß, Böckh, Görres und besonders Creuzer, mit dem er sich eng befreundete. Mit Creuzer 1809 in Leiden, wohin dieser berufen worden war. (Vgl. Dahlmann 1972, Register.) Von Arnim in seinem Brief an Görres vom 22. Oktober 1808 nachnamentlich erwähnt (Nr. 896,21–22). 23 Bedienten] Frohreich. 25–26 die roten Karfunkel leuchteten] Metaphorischer Bezug auf das Funkeln des Karfunkels – »bei den Alten der schön rote Granat 〈...〉, im Mittelalter Rubin oder ein fabelhafter, feuerroter, wie Gold glänzender, im Dunkeln hell leuchtender Stein« (MGKL X, S. 623). 30–31 die Kupfer 〈...〉 die Frau auf dem ersten Bilde] Die Abbildungen von Schäufelins Ehepaar in altdeutscher Tracht in Nr. 1 und van Sichems Faust und Mephistophiles in Nr. 3 der Zeitung für Einsiedler. Vgl. Nr. 712,49–55 und Erl. sowie die Abb. in WAA VI, S. 13 und 32. 32–33 die überschickten Bücher] Vgl. Nr. 703,57 und Erl. 34 die neuen Regimenter] Die neu gebildeten Regimenter des Königreichs Westphalen. Im April 1808 wurden die Grenadier- und Jägergarden gebildet, zwei Linieninfanterie-Regimenter, ein Chevauleger-Garde-Regiment, ein Chevauleger-Regiment und ein Jäger-Carabinier-Bataillon aufgestellt. (Vgl. Lünsmann 1935, S. 17.)
*722. An Christian Schlosser in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 7. April 1808, Donnerstag B: −. A: Nr. 763. Beilagen: Die ersten (vier?) Nummern der Zeitung für Einsiedler. Datierung: Analog Nr. 721,31–32, worin die Sendung als Einlage erwähnt wird.
723.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, 8. April 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: Nr. 728, 743. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 254r–255v. – 1 Dbl. ca. 236 x 192 mm; 1r–2v 3 beschr. S. + 4 Z.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Posthorn am Band, darunter: F. BRENNER & COMP’ IN BASEL.
1289
Zu Nr. 723
Beilagen: Brentanos Bearbeitung der Legende vom heiligen Meinrad, vom Einsender für die Zeitung für Einsiedler vorgesehen, von Arnim ins Wunderhorn aufgenommen. Vgl. zu Nr. 683,43. Fremdeinträge: 1r aoRl: 549 Clemens H〈x〉 2110/7 (,8), aoRr: 8. April 1808. 254 1v auRr Stempel: UBH 2r aoRr: 255 2v aoRm Stempel: UBH. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 89. D1: Steig 1894, S. 251f. D2: Kat. Henrici 149, Nr.172, S. 72; TD (kurzer Auszug). D3: FBA XXXII, S. 56–58 (Nr. 504). D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 529–531 (Nr. 121).
Varianten 2 und Meinrad] üdZ eing. 3 Platte] P aus 〈x〉 7 Bärnhaüters] danach gestr. sticht 8–9 unverändert] nach gestr. die üdZ eing. 9 und] aus 〈V〉 17 beinahe] bei aus 〈ein〉 19 und] danach gestr. das 19 Zingara] danach gestr. von 21 Grimm] danach gestr. ab 22 einer] r aus n 24 wegen] erstes e aus 〈x〉 25 Den tollen] aus Der tolle 32 mir] über gestr. dir 33 du] üdZ 35 Du] D aus 〈x〉 35–36 verbunden,] danach gestr. h 36 doch] ch aus 〈xx〉 43 Meinung.] danach gestr. Noch habe ich dir hiebey den V 46 18] 8 aus 〈x〉 46 Allendorf] danach gestr. mit allen 47 sie] danach gestr. d 57 uns] danach gestr. be 61 käme] äm aus 〈ö〉nn 62 fürs] danach 65 April] aus März 67 die] ie aus 〈er〉 67 der] er gestr. Wund aus 〈ie〉 67 du] danach gestr. z 72 ist] danach gestr. es
Erläuterungen 2 Zeilen mit dem Malespini und Meinrad] Vgl. Nr. 701,3 und Erl. 3–6 die Platte des Bärnhaüters nebst 〈...〉 Geschichte desselben 〈...〉 wie auch 〈...〉 Geschichte des Gaston de Foix] Die Kupferplatte von Ludwig Emil Grimms Radierung Der erste Bärnhäuter (vgl. Nr. 683,56–58 und Erl.) nebst Brentanos Fortsetzungsbeitrag Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters sowie seiner Übersetzung Von dem Leben und Sterben des Grafen
Gaston Phöbus von Foix und von dem traurigen Tode seines Kindes Gaston (vgl. Nr. 701,3–4 und Erl.). 7–9 Zu dem Ende 〈...〉 Einsiedlerblatt 〈...〉 Scene meines Bärnhaüters ist] Ludwig Emil Grimm fertigte die Radierung nach Arnims mit Nr. 672 vom 27. Februar geschickten Kupferstich Chevillets, dem wiederum Bescheys Ver1290
Zu Nr. 723
zoeking van de heilige Antonius
zugrundelag. Auf dessen Bild bezieht sich eine Passage am Schluß von Brentanos Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters. Vgl zu Nr. 672,12–17. 11–14 wo steht 〈...〉 Citat einschalten 〈...〉 cap. 27.] Bezug auf eine Episode in Brentanos Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters, in der von einem edlen, im Wirtshaus angekommenen Mann mitgeteilt wird, er sei nie-
mand anders als jener berühmte Römer Messalinus Cotta, Meßalä des Wohlredners Sohn, von welchem Plinius schreibt: Hist. nat. liber X Cap. 27. daß er die breiten Gänsefüße so wohlschmeckend und süß zu bereiten wußte, welche er im Land herum, und vorzüglich hier aufkaufte (WAA VI, S. 294,29–33). Arnim schaltete an der Stelle das Zitat aus Plinius’ Naturgeschichte nicht in den Text ein, sondern stellte es als Motto an den Beginn der Zeitungsnummer (24 vom 22. Juni), in der der Fortsetzungsteil erschien: Sed (quod constat) Messalinus Cotta, Messalae Oratoris filius,
palmas pedum ex his torrere, atque patinis cum gallinaecorum cristis condire reperit. / Plinii hist. nat. L. X. cap. 27. ed. Bip. (WAA VI, S. 293,3–6; Bip.: Biponti [Zweibrücken 1783]; vgl. zu Ausgabe, Zitat und Übersetzung Erl. in WAA VI, S. 1084.) 18–19 Anecktoden von Dante] In Zeitung für Einsiedler Nr. 17 vom 28. Mai: Zur Geschichte der Poesie. Dante mit dem Schmied, der die
divina Comedia sang, und wie er den sperrbeinigen Reuter dem Richter empfahl. Übersetzung von zwei Novellen Franco Sacchettis. Vgl. WAA VI, S. 210–212 und Erl. S. 950–953. 19–20 die Zingara 〈...〉 Erklärung, die Blatte] Vgl. zu Nr. 695,24–31. 20–21 Parthie 〈...〉 dänischer Romanzen von 〈...〉 Grimm] Vgl. Nr. 683,55–56 und Erl. 22–23 Scene aus Orbella und Frontalbo 〈...〉 des 1700] In Zeitung für Einsiedler Nr. 11 vom 7. Mai: Frontalbo und die beyden Orbellen. Or-
ganisches Fragment eines Romans vom Ende des 17ten Jahrhunderts (WAA VI, S. 136–141; vgl. Erl. S. 903–910). Nach Johann Gorgias (Pseudonym Veriphantor), Betrogener Frontalbo, Das ist Eine Liebes- und klägliche TraurGeschicht / welche sich mit dem Frontalbo, und der schönen Orbella, begeben (o.O.u.J. [vmtl. 1670]), »mit leichten stilistischen Veränderungen und Ersetzung der Veriphantorschen Verseinlage« (Rölleke 1985, S. 158) nach Abschrift Jacob Grimms. Die dieser zugrunde liegende Brentanosche Ausgabe ist in der BJ erhalten und eines von zwei überlieferten Exemplaren des Romans (vgl. ebd., S. 143). Der erste Teil des Untertitels nach dem Vorabdruck aus Kleists Penthesilea im ersten Stück des von Kleist und Adam Müller herausgegebenen Dresdner Phöbus: Organisches Fragment aus dem Trau-
erspiel: Penthesilea. 1291
Zu Nr. 723
25–27 Den tollen Brief von Lich 〈...〉 abgedruckt werden.] Der Familienname Lich ist selten. Im Arnim-Brentano-Umkreis scheint er nicht vorzukommen. Relativ häufig ist er als Bestandteil des Kompositums Solms-HohensolmsLich, mit dem die Angehörigen der gleichnamigen Linie des Stammes Lich des Fürstlichen Hauses Solms bezeichnet werden. (Vgl. Handbuch Adel XIII, 2012, S. 403–406.) Aus dem Stamm kommt als Schreiber des ominösen Briefes nur Friedrich Alexander Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich infrage, der einzige 1808 noch lebende Bruder des 1807 gestorbenen Fürsten Karl-Ludwig-August von Solms-Hohensolms-Lich. Friedrich Alexander Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich war seit 1781 niederländischer Offizier, trat 1802 als Oberstleutnant in die preußische Armee ein, nahm 1806 am Krieg gegen Napoleon teil, wurde 1810 zum Generalmajor befördert, 1813 Militärgouverneur des provisorischen Generalgouvernements Berg. Freiherr vom Stein schätzte ihn: scheint ein braver Mann (an Prinzessin Wilhelm von Preußen, Mitte Mai 1813; Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. IV, S. 173; vgl. ebd., Bd. X [Register]). Der Prinz war auch Rahel und Varnhagen bekannt. Vom 13. Dezember 1816 ist ein Brief des Prinzen an Varnhagen überliefert (H: BJ/VS 236); dieser notierte über den Absender: Ein
dicker, träger, hoffährtiger, zu allen Geschäften unbrauchbarer Höfling und Schmarotzer, übrigens wohlerzogen und nicht ohne Kenntnisse. (Ebd.) Rahel gab Lich 1816 in Karlsruhe ein Exemplar des vierten Bandes von Goethes Dichtung und Wahrheit für Astolphe de Custine nach Paris mit. (Vgl. Rahel an de Custine, 10. Dezember 1816; Rahel 2011, Bd. III, S. 419.) Fünf Jahre später hielt sie in Teplitz in einer eigens angefertigten Aufzeichnung einen Ausspruch des (von ihr als Fürsten bezeichneten) Prinzen fest, der also für merk(ens)würdige Äußerungen bekannt gewesen sein dürfte:
Den 7. September 1821. war bei Fürst Clary in Töplitz die Rede von Büchern und Lesen; da fragte Baron Franz Eckardstein die Frau von Lubienska, ob sie Goethens Wanderjahre schon gelesen habe? Nein, sagte sie, ich habe sie aber, und werde sie alsbald anfangen. Pourquoi lire de chose pareilles? sprach Fürst Solms-Lich, der General, drein; l’on voit tout de suite que cet homme n’a jamais fre´qrente´ la bonne socie´te´; et quel il a vu. Eckardstein erzählte mir es gleich nachher; und wollte aus der Haut fahren; und ich schreibe es auf, weil so etwas nicht verloren gehen muß. Eckardstein gab mir sein Ehrenwort, das es buchstäblich so übereinanderging, weil ich zweiflen wollte. Auch hatte jener schon, als Eckardstein den Herzog von Weimar zu kennen wünschte, und hinzusetzte, schon deßwegen, weil er so große Talente um sich gesammelt, und Goethen zum Freund habe, – gesagt, der Herzog habe maumvais ton, et que l’on voyait tout de suite qu’il fre´quente, etc. 1292
Zu Nr. 723
(Rahel 2011, Bd. IV, S. 322.– Übersetzung: 〈...〉 Warum solches Zeug lesen? 〈...〉 man sieht sofort, daß dieser Mann niemals in guter Gesellschaft verkehrt hat; und mit wem er verkehrt hat. 〈...〉 einen schlechten Ton, und daß man sofort sah, daß er Umgang mit, etc. –) Da Lich, der Stammsitz der Familie, etwa 10 km südöstlich von Gießen, auch in der Nähe Frankfurts liegt, ist ein dort gefundener Brief Lichs nicht unwahrscheinlich. Als seine Schwägerin Henriette, die Witwe des gestorbenen Fürsten, im Sommer 1808 von Lich nach Heidelberg und von dort wieder zurück reiste, übernachtete sie jeweils in Frankfurt – zufolge einer Tagebuchnotiz von der Rückreise vom 24. Juli 1808 in einer eigenen Unterkunft, nachdem sie eine Freundin so lange besucht hatte, daß ich erst um 3/4 auf ein Uhr 〈...〉
gerade noch nach Hause gehen konnte, wo ich noch sehr viel zu bezahlen und zu besorgen hatte (Solms-Hohensolms-Lich 1960, S. 83). Gut möglich, daß Friedrich Alexander Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich ein paar Monate zuvor dieselbe Freundin und Unterkunft aufgesucht hatte. Über die Schwägerin Hernriette schrieb Varnhagen am 30. November 1809 an Rahel: Ich habe schon gedacht, ihn 〈Neumann〉 als Erzieher in das Haus der verwittweten Fürstin von Solms bei Frankfurt zu bringen, die 〈...〉 nach ihren Briefen zu urtheilen, eine sehr edle Frau (Rahel-Bibliothek 1983, Bd. IV/2, S. 28). Brentanos Mitteilung an Arnim, den tollen Brief von Lich sende ihm Auguste, dürfte zufolge voranstehendem Kontext bedeuten, Arnim werde den Brief zusammen mit Manuskripten erhalten, die morgen, also am 9. April, mit Postwagen von Kassel abgehen würden. Am 23. April erschienen an der Spitze von Nr. 7 der Zeitung für Einsiedler zwei nebeneinander gedruckte Wahrsagung〈en〉 (WAA VI, S. 74f. untereinander ediert), die eine aus Jakob Böhmes Aurora, oder Morgenröthe im Aufgang, rechts daneben die andere:
Und immer näher rückt die Zeit heran, wo dieser Welt Himmel und Erde sich enger mit einander verbinden werden, freundlich oder feindlich sich berühren müssen; große, wichtige Naturerscheinungen werden das künftige Zeitalter characterisiren, höchster Zwiespalt und innigste Einigung werden wechseln, und Gott wird halten das Ganze, damit seine Wesen nicht erblinden im Angesichte des Lichts, nicht verzweifeln in der Nacht Finsterniß. Von keinem Einsiedler. Eingesandt d. 16. April 1808 von unbekannter Hand. Mit der Eingesandt-Angabe rückte Arnim die Wahrsagung als eine aktuelle nahe an das Erscheinungsdatum seiner Zeitungsnummer heran. Andererseits kontrastierte er – typisch Arnim – die aktuelle Wahrsagung mit der zeitlich
1293
Zu Nr. 723
weit zurückliegenden Jakob Böhmes (Erstdruck der Aurora 1634, benutzte Ausgabe 1730; vgl. Erl. in WAA VI, S. 843–849), um zwischen grellsten Gegensätzen von Jahrhunderten (an Brentano, 6. Februar 1808; Nr. 646,38) eine spannungsreiche Verbindung herzustellen. Das Eingesandt-Datum wird dasjenige des Erhalts des von Brentano angekündigten Lichschen Briefes gewesen sein (er kann ihn auch ein paar Tage später als mitgeteilt zur Post gebracht haben; nicht auszuschließen ist, daß Auguste ihn separat schickte), und Friedrich Alexander Prinz zu Solms-Hohensolms-Lich ein bisher nicht aufgespürter verdeckter Mitarbeiter der Zeitung für Einsiedler, wenngleich Arnim ihn als Nicht-Einsiedler deklarierte. 28–29 meinen Brief einer Apfelhüterinn 〈...〉 Unterschrift Herzbruder] An die Herausgeber der Zeitung für Einsiedler gerichteter fingierter Scherzbrief, in dem die von unterschiedlichen Poesie-Definitionen verunsicherte Friedricke Baumannin / Apfelhüterin zu Merseburg um Aufklärung darüber bittet, welche denn die richtige sei. Dazu verfaßte Arnim ein wiederum fingiertes Antwortschreiben des als Herausgeber fungierenden Einsiedler samt der Antwort der inzwischen an den Herzbruder (vgl. Nr. 652,3 und Erl.) Verheirateten, die sich zur Apfelhüterin im freyen Dichtergarten qualifizieren will. Arnim wollte die kleine Suite innerhalb seines Scherzenden Gemischs von der Nachahmung des Heiligen in der Zeitung für Einsiedler mitteilen, verzichtete aber schließlich auf eine Veröffentlichung. Vgl.: Wingertszahn 1990, S. 505–515; WAA VI, S. 581–589 und Erl. S. 1329–1344. 30–31 Gestern 〈...〉 die drei ersten Blätter] Vom 1., 6. und 9. April, die Arnim bereits vor der Auslieferung der Nummern verschickte. Vgl. zu Nr. 708,3. 31–34 herzliche Erwähnung meines Briefs 〈...〉 Blicke, die du 〈...〉 zu mir wirfst] Arnims leicht verändertes Zitat aus Brentanos Brief an ihn vom 14. März 1808 (Nr. 695) in Zeitung für Einsiedler Nr. 3 vom 9. April, verbunden mit einer Begründung, warum er einem Veröffentlichungsvorschlag des Freundes nicht entsprechen könne. Vgl. Nr. AII.30.P. 35–36 Du hast die Lieder 〈...〉 verbunden] Die einzelnen Stimmen und weitere Teilgedichte in Arnims Zyklus Der freye Dichtergarten in den ersten beiden Nummern der Zeitung für Einsiedler. 37 der dritte Verß des Kranken Königs 〈...〉 nicht so klar gedichtet] Die dritte Strophe des den Zyklus eröffnenden Gedichts, in dem der Kranke König jedoch nicht selbst spricht, sondern an und über ihn gesprochen wird. Arnim notierte aufgrund von Brentanos Hinweis auf einem überlieferten Druckbogen der Zeitung für Einsiedler Varianten zu dem Eröffnungsgedicht, vor allem zur monierten Strophe. (Vgl. WAA VI, S. 5f. [Text] und 735 [Varianten].) Die geänderte Version, die er mit dem Antwortbrief schickte, ist nicht bekannt.
1294
Zu Nr. 723
38–39 Im Lieben 〈...〉 Druckfehler, zeige sie an.] In Fünfte Stimme. / Lieben und geliebt zu werden (FBA VI, S. 9–12 und 748 [ein offensichtlicher Druckfehler]). Arnim zeigte keine Druckfehler an. 39–42 Mit dem König Rother 〈...〉 fatale Knüttelei] Tieck hatte sich bei seiner König Rother-Bearbeitung (vgl. zu Nr. 710,3–4) der »besseren Les- und Überschaubarkeit« wegen u. a. zur »Wiedergabe des in der Pergamenthandschrift fortlaufend geschriebenen Textes in Verszeilen« entschlossen (Meves 1979, S. XVIIIf.). Dabei suchte er Semantik und Reim der Vorlage zu wahren, nahm jedoch Umstellungen »innerhalb der Verszeile« vor, »wenn er damit einen reinen Reim, Assonanz oder zumindest ungefähre Lautähnlichkeit erreichen konnte. Aus dem gleichen Grund wich er auch von der Vorlage ab, oder behielt ein Wort, das er im Versinnern übersetzte, am Versende bei. Ebenso sind Übersetzungsvarianten vom Reim her bedingt. Aus Reimgründen bildet Tieck in der Erneuerung sowohl T ö c h t e r l i n (V. 54) als auch K ö n i g e i n (V. 241) oder e i s e r e i n (V. 652). Des Reimes wie des Versbaues wegen übernahm er auch tonloses e.« (Ebd., S. XXXVII.) Brentano, der Tiecks Verfahren als
Knüttelei
kriti-
sierte, konvergierte in seiner Kritik mit Wilhelm Grimm, der ebenfalls eine prosaische Bearbeitung favorisierte (vgl. Nr. 772,76–80), wohingegen Arnim mit der versifizierenden zufrieden war und Brentano, als er diesem die Fortsetzung des
König Rother-Fragments
Wohlklang im ganzen König Rother in der Zeitung für
schickte, auf dessen
(Nr. 728,56–57) hinwies. Der Druck des
Einsiedler folgt, von Wiedergabefehlern abgesehen (vgl. Meves 1979, S. XLVII; WAA VI, S. 777f.), der Tieckschen Bearbeitung.
43 Gebrüder Vater mörder] Die Brüder Grimm. Vgl. Nr. 667,77–89 und Erl. 46–49 Sie geht 〈...〉 nach Allendorf 〈...〉 Ende dieses Monats bei dir in Heidelberg] Vgl. Nr. 709,15–21 und Erl. 52–55 Hüsgens Auktion 〈...〉 Dürersche Samlung 〈...〉 den Louis Grimm brauchen] Der Plan wurde gegenstandslos, weil sich herausstellte, daß der Dürer-Bestand der Hüsgenschen Sammlung bereits vor der Versteigerung verkauft worden war. Vgl. Nr. 631,57–61 und Erl. 57–59 können wir ihn 〈...〉 in Heidelberg haben] Ludwig Emil Grimm traf am 7. Juni oder kurz zuvor von Kassel in Heidelberg ein. (Vgl. Brentano an die Brüder Grimm, spätestens 9. Juni 1808; FBA XXXII, S. 70f.) 67–68 Die Verse die der Orbella singt 〈...〉 statt ihrer hinsezt] Arnim entsprach Brentanos Wunsch und ersetzte in Frontalbo und die beyden Orbellen die originalen Verse, die d i e Orbella singt, durch das eigene sechsstrophige Gedicht Wie mußt du doch mit Liebesschlägen. (Vgl. WAA VI, S. 139 und Erl. S. 903–905.)
1295
Zu Nr. 723
69–70 in der folge von Liebesklage des Wunderhorns II] Gemeint ist das von Arnim gedichtete Lied Recht wie ein Leichnam wandle ich umher, mit dem er den Zyklus Liebesklagen des Mädchens in der Fortsetzung des Wunderhorns beendete. Brentano konnte noch nicht wissen, daß Gedicht und Zyklus im noch nicht vorgesehenen dritten Band des Wunderhorns erscheinen würden. (Vgl. FBA VIII, S. 8f.; Erl. FBA IX/3, S. 8f.; Erl. WAA VI, S. 903.) 72–74 Deinen Meinrad 〈...〉 von mir 〈...〉 für die Einsiedler] Vgl. zu Nr. 683,49.
724.
An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in München Heidelberg, 9. April 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: BBAW/Nachl. Schelling Nr. 171. – 1 Bl. ca. 210 x 182 mm; 1r–1v 11/4 S. beschr. Beilagen: Die ersten Nummern (vmtl. 1–3 vom 1., 6. und 9. April) der Zeitung für Einsiedler.
Varianten 12
die] die
aus
ze
14
Freunden] en
aus
lich
Erläuterungen 4–5 flüchtigen 〈...〉 Bekantschaft] Im Januar/Februar 1801 mit je einem Brief Arnims und Schellings. Vgl. WAA XXX, Nr. 138.K, Nr. 144. 6 Sie zur Mitarbeit daran aufzufordern] Schelling trug zur Zeitung für Einsiedler nicht bei. 9–11 Die Methode der Alten 〈...〉 zu bewahren] Vgl. Arnims Notiz in einer vmtl. um die Jahreswende 1807/08 entstandenen Aufzeichnung von Projekten: Schelling zu Bewahrung (WAA VI, S. 631,39).
1296
Zu Nr. 724.E
724.E An Friedrich Wilhelm Joseph Schelling in München Heidelberg, 9. April 1808, Sonnabend DV: D1. B: −. A: −. Datierung: Analog Nr. 724. D1: Kat. Henrici 149, S. 15, Nr. 75; datiert: April 1808. D2: Burwick 1978, S. 357f., Nr. 55; datiert: April 1808.
Erläuterungen Vgl. Nr. 724. 5–6 Ich danke 〈...〉 sich zu berühren.] Der Satz steht nicht im ausgefertigten Brief. Arnim wird an sein Verhältnis zu Schelling in den Jahren 1800/01 gedacht haben, insbesondere an dessen Lob in dem zugleich kritischen Beitrag Noch einiges über den Magnetismus, der in der von Schelling herausgegebenen Zeitschrift für spekulative Physik. Ersten Bandes zweites Heft (Jena-Leipzig 1800) erschienen war. Darin hob Schelling die Konvergenz der Auffassungen über den Magnetismus hervor: Den Gedanken, daß der Magnetismus das
Bestimmende der Starrheit der Körper – daß mithin die Ursache der Starrheit, und die des Magnetismus Eine und dieselbe seye – habe ich als die Folge aus einer allgemeinen Ansicht des dynamischen Processes 〈...〉 bereits im Sommer 1799 mehrern Freunden mündlich und schriftlich mitgetheilt, nachher in Vorlesungen vorgetragen, und die Hauptsache davon auch meinem System des transcendentalen Idealismus einverleibt. – Auf einem ganz andern Wege, ist Herr von A r n i m , der sich um die dynamische Physik durch seine T h e o r i e d e r e l e c t r i s c h e n E r s c h e i n u n g e n , Halle 1799 〈...〉 zu demselben Gedanken–Zusammenhang des Magnetismus mit der Cohärenz gekommen. (A.a.O., S. 143; vgl.: WAA II, S. 621; WAA XXX, S. 509f.) Vielleicht erinnerte Arnim auch Schellings Brief vom 27. Februar 1801 mit der die Auseinandersetzung abschließenden Versicherung: Ich aber werde nun um so mehr jede
Gelegenheit zu ergreifen suchen, Sie von meiner aufrichtigen und ungeheuchelten Hochachtung für Sie, und Ihre Verdienste zu überzeugen. Ich erbitte mir Ihre Freundschaft, und die Erlaubniß, mich bisweilen über Puncte, welche aufzuklären ich außer Stand bin, oder mir die Mittel fehlen, an Ihre Kentniße und Talente wenden zu dürfen. (WAA XXX, Nr. 144,39–44.)
1297
Zu Nr. *725
*725. Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 9. oder 10. April 1808, Sonnabend oder Sonntag B: −. A: −. Datierung: Aufgrund der Mitteilung im Belegbrief.
*726. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 10. April 1808, Sonntag B: −. A: Nr. 747. Besonderheiten: Beilage zu Nr. 727. Datierung: Analog Nr. 727.
727.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, 10. April 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. *715. A: Nr. *760. H: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 217 x 185 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß (restauriert), rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Nr. *726. Fremdeinträge: 1r aoRm: 19, aoRr: 59 (gestr.: 60), aoRr Empfängervermerk:
erhalten d 18tn Aprill 1808. Besonderheiten: Arnim erhielt den Bezugsbrief am 9. April, wie aus seinem Brief an Brentano vom 10.–12. April (Briefteil 11. April; Nr. 728,33–34) hervorgeht. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Härtl 1983, S. 276 (Nr. 12).
Varianten 3
tausend] ta
aus 〈xxx〉
1298
Zu Nr. 728
Erläuterungen 11
Buchhändler]
728.
Zimmer.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 10.–12. April 1808, Sonntag–Dienstag
DV: H. B: Nr. 701, 723. A: Nr. 739. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 306r–307v. – 1 Dbl. ca. 220 x 182 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 3x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: C & I HONIG. Beilagen: Zeitung für Einsiedler Nr. 4 vom 12. April (Nr. 5 vom 15. April als Bürstenabzug für die Brüder Grimm lag nicht bei, wie diese monierten [Nr. 738,80–82)]); Brief Nr. 730; geänderte (nicht überlieferte) Version der dritten Strophe von Der freye Dichtergarten in Zeitung für Einsiedler Nr. 1. Fremdeinträge: 1r aoRl: 550, aoRm Steig: 12. April 1808, aoRr: 306 2r aoRr: 307. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 108. Datierung: Arnim begann am 10. April ohne Angabe des Datums mit Bemerkungen über die Beilagen zu Brentanos Brief von etwa 18. März (Nr. 701), setzte dann am nächsten Tag nach Erhalt des Brentanoschen Briefes vom 8. April (Nr. 723) mit dem Datum 11 April fort und endete mit der Notiz aoR von 1r und der darunter ebenfalls nachträglich eingefügten Datumsangabe Heidel-
berg d* 12 April. D1: Steig 1894, S. 252f.; TD; datiert: 10./11. April 1808. D2: Schultz 1998, S. 531–533 (Nr. 122); datiert: 10./11. April 1808.
Varianten
Heidelberg d* 12 Aprl] nachträgl. 4 und] aus 〈xxx〉 8 aufgezogen] z aus s 29 Jakobis] Jak aus 〈xxx〉 45 Gesandte.] am Schluß 47 konnte] k aus s 47 so] o aus ch 51 und gestr. n . aus , Trägheit] üdZ eing. 51–52 und eile zum Ende] üdZ 52 das wollte ich] üdZ eing. 1
1299
Zu Nr. 728
Erläuterungen 2–6 Dein Malespini 〈...〉 Nacherzählt von C. B.] Vgl. Nr. 701,3 und Erl. 6–14 Der Meinrad 〈...〉 die Rabengeschichte 〈...〉 zieht das herab.] In Brentanos Bearbeitung des Wunderhorn-Gedichts St. Meinrad (vgl. Nr. 683,49 und Erl.) findet der heilige Meinrad beim Bau seiner Zelle ein Nest mit jungen Raben (FBA VIII, S. 171), die er aufzieht und die seine Mörder anzeigen, indem sie diese, über ihren Köpfen fliegend, verfolgen. Arnim meint, in seiner eigenen Bearbeitung – die Brentano nicht auffinden konnte oder wollte – habe die Rabenthematik mehr Wirkung und Heiligkeit. Er bemängelt außer der psychologisierenden Motivierung (die Raben rächen den Mord, weil der Heilige sie aufgezogen hat), daß die Mörder von den Raben bereits bei der Ankunft – vor der Tat – attackiert werden: Im Finsterwald schallts ganz
verworrn / Die Raben mehren ihren Zorn; / Um ihre Häupter sie wüthend kreisen, / Nach ihren Augen hakken und beißen. (FBA VIII, S. 172.) Aus Arnims Beurteilung kann auf die Tendenz seiner nicht überlieferten Bearbeitung geschlossen werden. 16–21 ein Lied 〈...〉 beyde etwas vom Jäger und etwas vom Hirten 〈...〉 schön einzeln] Zu Beginn von Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April das Gedicht Der Jäger an den Hirten, von Brentano in seinen zwischen etwa 16. und 21. August 1803 (WAA XXXI, Nr. 319) und am 12. Oktober 1803 (WAA XXXI, Nr. 323) an Arnim geschriebenen Briefen mitgeteilt; im ersten mit der Bemerkung, er habe an dich und mich gedacht 〈...〉 aber es paßt nicht
ganz, denn ich bin der Jäger und du der Hirth, und doch sind wir beide, beides (Nr. 319,272–274). Vgl. WAA VI, S. 48–50 und Erl. S. 783–790. 27–28 eine Alte deutsche Bühne 〈...〉 Gryphius eröffnet] Im Intelligenzblatt VI des Jahrgangs 1808 der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, S. 61–63, kündigte Arnim an, zur Michaelismesse 1808 werde erscheinen: Alte deutsche Bühne. Erster Band. Auch unter dem Titel: Des Andreas Gryphius dramatische Werke, nach Auswahl. Diese Ankündigung wurde nicht realisiert. Gryphius’ Cardenio und Celinde (1657) wollte Arnim bereits drei Jahre zuvor herausgeben. (Vgl. an Brentano, vmtl. 26./27. Februar 1805; WAA XXXII, Nr. 366,114–124.) Im Herbst 1809 entschloß er sich, das Stück seinem im Untertitel als
Studentenspiel
bezeichneten Drama
Halle
zugrundezulegen, das den ersten Teil des Ende 1810 erschienenen Doppeldra-
Halle und Jerusalem bildet. Erst 1813 erschien der erste (und zu Arnims Lebzeiten einzige) Band seiner Schaubühne mit Bearbeitungen (nicht Editio-
mas
nen) älterer Dramen, jedoch ohne Texte von Gryphius. Vgl. WAA XIII, S. 416–442 (Dokumentation der Entstehung und Erl.).
1300
Zu Nr. 729
29–30 Jakobis Rede und Rottmanners Kritik 〈...〉 rezensirt] Vgl. Nr. 674,12–14 und Erl. 33–34 Nachricht 〈...〉 Großmutter 〈...〉 Anfall von Schlag gehabt] Von Carl Otto von Arnim (Nr. *715). 40 mit der Bürste abgeklatscht] Ein »von dem eingeschwärzten und mit Papier bedeckten Schriftsatz mit Hilfe einer weichen Bürste hergestellter Abzug, dient gewöhnlich zur ersten Korrektur« (MGKL III, S. 646). 40–41 für Grims 〈...〉 Görres’s Untersuchung bekannt machen wollte] Der erste Teil von Görres’ Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen erschien in Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April mit einer Fußnote Arnims, in der er sich ohne Namensnennung auf die Brüder Grimm bezog: Um
in das Historische dieses nach unsrer Ueberzeugung wichtigsten und lange vernachläßigten Durchbruchs unserer Poesie nach allen Richtungen einzudringen, den Gegenstand möglichst zu erschöpfen, damit künftige Bearbeiter dieser Gedichte sich unbesorgt ihrer Erfindung überlassen dürfen, hoffen wir in der Folge noch die Untersuchungen zweyer Gelehrten hierüber mittheilen zu können. (WAA VI, S. 54.) 42 Deine zweyte Sendung] Nr. 723. 44–45 Auch der Bärnhäuter kommt eben] Brentanos am 7. April mit separater Post geschickte Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters nebst Kupferplatte. Vgl. Nr. 723,3–7. 46–48 Tadel der dritten Strophe 〈...〉 änderte 〈...〉 auf beygeschriebene Art] Vgl. Nr. 723,36–38 und Erl. 56 Den Tieck] Ludwig Tiecks Erneuerung König Rother zieht einer Jungfrau die Schuhe an. Vgl. Nr. 723,39–43 und Erl.
729.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 10. April 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. 721. A: Nr. 731. H: FDH 7419. – 1 Dbl. ca. 228 x 188 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Beschädigung durch Siegelaufriß, leichter Tintenfraß, 2v roter Siegelrest. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 206 v. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 127f.
1301
Zu Nr. 729
D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 206f. (Nr. B35). D4: DjBe Nr. 348.
Varianten 1 worinn] wo aus als 6 vorGestern] vor nachträgl. 24 melankolisch] k aus ch 25 was] üdZ eing. 29 belehren] l aus h 30 Rumohr] m aus h 31 bei] b aus v 31 F.] üdZ 33 Märchen] M aus m 43–44 aneinander] erstes e aus d 46 Gethierzel] z aus g 54 eigensten] zweites n aus st 55 eine] Schluß-n gestr. 55 Wiedersehens] umkringelt, davor gestr. wiedersehens
Erläuterungen 6 der Junge Goethe hier angekommen] Vgl. zu Nr. 712,72. 7 Brief von seinem Vater] Vom 3. April (DjBe Nr. 345). 12 sein Sohn schreibt ihm alle Tage] Vgl. Christiane an August von Goethe nach Heidelberg, Weimar, 28. April 1808: Deine uns so lieben Briefe als
auch Dein gutes Lob von Frankfurt aus hat mir und Deinem Vater sehr viel Freude gemacht. (Suphan 1889, S. 5.) Die Frankfurter Briefe Augusts an die Eltern sind nicht bekannt. 16 in der mitten Stube] Das adjektivische mitten öfter bei Bettina; in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde: am mitten Berg; in der mitten Straße; im mitten Gang (BvA/W I, S. 189, 504, 518). 17 auf meinen Goethe] Auf Bettinas Goethe-Büste. Vgl. Nr. 565,29–33. 26–27 das St. Mater in der Fürstlichen Capell] Pergolesis Stabat Mater in der Kapelle des Thurn- und Taxis’schen Palais in Frankfurt, in dem Fürstprimas Dalberg residierte. 28–29 wie auch der theologischen Professoren 〈...〉 glauben] Vgl. Nr. 721,14–16. 30–31 Rumohr 〈...〉 nicht bei uns sehen] Rumohr reiste über Frankfurt nach München, wie bereits in der ersten Augusthälfte 1807, als er Bettina und ihre Schwester Meline aufgesucht hatte und anschließend mit ihnen korrespondierte (vgl. DjBe Nr. 265). Am 7. März 1808 hatte er Caroline Schelling aus Krempelsdorf sein Kommen angekündigt: Ich reise nun auch in 6 bis acht Tagen
und werde wohl bis zu den ersten Tagen Aprills bei Ihnen sein. (Schmidt 1913, Bd. II, S. 518.)
1302
Zu Nr. 729
32 ein wiegen] »bildlich für beruhigen, beschwichtigen« (DWb III, Sp. 343). 33–34 Märchen von Hans ohne Bart 〈...〉 aufgeschrieben] Version des verbreiteten, als Starker Hans typisierten Schwankmärchens vom ungeschlachten Riesen. (Vgl. Lox 2002.) Es ist das erste von drei Märchen, die Bettina Arnim im Frühjahr 1808 mitteilte, der sie jedoch nicht in seine Zeitung für Einsiedler aufnahm. Wie die Bettinasche Version der Ottilienlegende (Nr. 770,25–27) ist es Marie Lehnhardt nacherzählt, »knapp und anscheinend getreu, allerdings in bewußt archaisierender Sprache« (Rölleke 1977, Sp. 821). Für das Märchen vom Königssohn (Nr. 757; Entwurf Nr. AII.29) beanspruchte Bettina dagegen selbständiges Erzählen – das Märchen ist von mir (Nr. 758,22) –, wobei »biblisch-romantische Symbolismen« (Rölleke a.a.O.) auffällig sind und vom volkstümlichen Märchenton abweichen. (Vgl. Burwick 2010.) Eine niederdeutsche Version des Märchens vom starken Hans – welches eigentlich der Plattdeutsche Hercules sei – erwähnt Philipp Otto Runge in seinem Brief an Arnim vom 31. Mai 1808 (Nr. 800,6–8). 37–38 in Stolls Journal 〈...〉 der große Hans] In der von Seckendorf und Stoll herausgegebenen Zeitschrift Prometheus, Wien 1808, 1. Heft, S. 79–82 Karl Friedrich Wetzels Gedicht Vom starken Hans (auch in: Wetzel, Schriftproben. Zweytes Bändchen. Bamberg-Leipzig 1818, S. 45–49). 39 Anfang von Goethes Pandora] A.a.O., S. 1–11: Pandora’s Wiederkunft. Ein Festspiel. 40 lezte Rede von Epimetheus] V. 155–167 (Der Fackel Flamme morgendlich dem Stern voran / 〈...〉). 43–44 die beiden Schlegel 〈...〉 Gedichte aneinander gemacht] A.a.O., S. 57–65: A. W. Schlegel, An Friedrich Schlegel; S. 66–69: Friedrich Schlegel, An A. W. Schlegel. Bettina gibt im folgenden die wechselseitige Belobigung ohne Rückgriff auf die Metaphorik der beiden Gedichte wieder. 46 Gethierzel und Geviezel] Beide Kollektivbildungen im DWb und www nicht belegt. 53 Deine sanfte Jungfrau] Vgl. Nr. 721,30–31 und Erl. 57 Das Geringelt ums Wort] Um Wiedersehens.
1303
Zu Nr. 730
730.
An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, 11. April 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 738. H: SPK/NGr 647/I,3. – 1 Bl. ca. 220 x 194 mm; 1r beschr., 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: +, aoRr: 3. Besonderheiten: Beilage zu Nr. 728. D1: Steig 1904, S. 7.
Varianten 1
11]
zweite
1
aus
0
8
einem] m
aus
r
11
traurige] g
aus 〈x〉
Erläuterungen
Ich über∧sende Ihnen ein Exemplar meiner Zeitung 〈...〉 von Görres 〈...〉 Nibelungen finden] Arnim hatte vergessen, den Bürstenabzug der Nr. 5 der Zeitung von Einsiedler vom 15. April mit dem Beginn von Görres’ Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen seinem Brief an Brentano vom 3–5
10.–12. April beizulegen. Vgl. Nr. 728 (Beilagen und Erl.). 6–8 Ihre Untersuchungen 〈...〉 mitzutheilen] Arnim wußte, daß Jacob Grimm über das Nibelungenlied historische Entdeckungen gemacht zu haben glaubte (Nr. 611,42), und erhielt von ihm für seine Zeitung (Nr. 19 und 20 vom 4. und 7. Juni) Gedanken wie sich die Sagen zur Poesie und Geschichte verhalten. Auch Wilhelm Grimm hatte sich intensiv mit dem Nibelungenlied und der altdeutschen Literatur befaßt. Vgl. Nr. 738,18–19 sowie 32–33 und Erl. 10–11 Einsiedlergeschichte mit den zwey Weibern] Frontalbo und die beyden Orbellen. Vgl. Nr. 723,22–23 und Erl. 11–12 traurige Nachrichten von Hause] Der Brief des Bruders (Nr. *715) über den Schlaganfall der Großmutter. 14 Nachricht gegeben an Tieck?] Über von Tieck erbetene Informationen zu Thomas Kyds Drama The Spanish tragedie und weitere Stücke der Zeit. Vgl. Nr. 646,155 und Erl.
1304
Zu Nr. 731
731.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 12. April 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 729. A: Nr. 734, 737. H: FDH 7256. – 1 Dbl. ca. 220 x 183 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 95 x 118 mm, Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 207 v 2v auRr: 7256 Kur aoR spätere Notiz Bettinas:
Heidelb- 12 April 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 129. D2: Kat. Henrici 149, S. 21, Nr. 79; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 208–210 (Nr. A37). D4: DjBe Nr. 351.
Varianten 15 unbemerkt] m aus s 19 einsam] üdZ eing. 62 auf] aus zw 64 dir] d aus gestr. Waffen
s
39 Streiter] über 78 An] aus Des
Erläuterungen 3 So ist er unbewust entschwunden] Zu dem Gedicht sind zwei Entwürfe Arnims überliefert. Vgl. Arnim/W V, S. 536–538 und Erl. S. 1336f. 40–41 War doch die Erde 〈...〉 den Herrn mit Dornen sah] Vgl. Joh 19,2–7. 42 Die Stein sich an einander schlagen] Vmtl. Bezug auf den vom Grab Jesu weggewälzten Stein. Vgl. Joh 20,1. 43–44 Des Meisters Narben 〈...〉 Thomas Auferstehung glaubt] Vgl. Joh 20,24–31. 69–71 Nachricht 〈...〉 Großmutter 〈...〉 Anfall von Schlage gehabt] Vgl. Nr. *715 und 747,6–7. 75 zur Taufe] Franz von Savignys am 18. April.
1305
Zu Nr. 732
732.
An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 13. April 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 741. H: SPK/NS 2/2. – 1 Dbl. ca. 221 x 185 mm; 1r beschr.; 2v Adresse; 2x längs, 2x gefaltet. – AoRr Papierverlust ca. 30 x 20 mm, 2v rotes Siegel. − WZ: Posthornschild, C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRm: (13.4.1808), aoRr: 5 1v Mitte Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN 2r aoRr: 6. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; 1 Portozeichen. D1: Härtl 1982, S. 37 (Nr. 9).
Erläuterungen 2–3 die Taufe 〈...〉 Morgen] Franz von Savignys am 18. April. 4 Nachrichten von meiner Groß mutter] Vgl. Nr. *715, 747,6–7.
733.
Von Karl Christian Ernst Graf von Ben(t)zel-Sternau nach Heidelberg Karlsruhe, 13. April 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. *711. A: −. H: BJ/VS 28. – 1 Dbl. ca. 230 x 188 mm; 1r beschr.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, DB. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Graf von Benzel-Sternau an L. A. von Arnim, aoRr: Karlsruhe, 13. April 1808., auRl: Bettine. 1v aoR Stempel:
PR. ST. BIBLIOTHEK BERLIN. Postzeichen: Stempel: R.I.CARLSRUHE. D1: Weiss 1986, S. 165 (Nr. 45).
Erläuterungen 2–3 mitgetheilten ersten Blätter] Vgl. zu Nr. *711 (Beilagen). 9 Einladung zu entsprechen suchen] Ben(t)zel-Sternau schickte keine Beiträge.
1306
Zu Nr. *735
11 Feme] Im allgemeinen Sinn: Strafe. 12 eignen Zeitschrift] Ben(t)zel-Sternau gab seit Anfang 1808 bis 1811 die in Gotha erscheinende pronapoleonische Zeitschrift Jason heraus; darin kein unmittelbarer Bezug auf die Zeitung für Einsiedler.
734.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 13., 14. oder 15. April 1808, Mittwoch, Donnerstag oder Freitag
DV: H. B: Nr. 731. A: Nr. 736. H: FDH 7420. – 2 Bl. je ca. 227 x 190 mm; 1r–2r 21/4 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Verknittert, fleckig, 2v Siegelrest. − WZ: I: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild II: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: v 1v aoRl: 208, auRr: 7420 2v auRr:7420. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Nach dem Bezugsbrief vom 12. April, vor Bettinas nächstem Brief vom 16. April (Nr. 737) und Arnims Antwort vom selben Datum. D1: Steig 1913, S. 130; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 211f. (Nr. B36); datiert: April 1808. D3: DjBe Nr. 353.
Varianten 10 27
ein] am Schluß gestr. e mit] danach gestr. U
12
Arnim] A aus a
14
gelebt] eb aus 〈xx〉
*735. An Johann Georg Geißler in Gotha Heidelberg, zweite Hälfte April 1808 B: −. A: Nr. 767. Datierung: Aufgrund des Datums des Antwortbriefes (2. Mai).
1307
Zu Nr. 736
736.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 16. April 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 734. A: H: FDH 7257. – 1 Dbl. ca. 221 quer gefaltet; Ku ca. 174 x 139 Fremdeinträge: 1r aoRl: 209 v
−. x 185 mm; 1r–2v 31/4 beschr. S.; 1x längs, 1x mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. 2v auRr: 7257 Kur aoR spätere Notiz Bettinas:
Heidelb 16 April 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 130f. D2: Betz/Straub 1986, S. 212f. (Nr. A38). D3: DjBe Nr. 353.
Varianten 3 Gitarre] i aus ui 22 Du] D aus d
4 28
ganze] g aus k 15 die Mütter, die] die aus es Mit] über gestr. Unter
Erläuterungen 10–11 bey Savigny 〈...〉 entschuldigt haben] Wegen der Abwesenheit bei der Taufe des Söhnleins Franz. 11 gestern] Vielmehr am 13. April (Nr. 732). 13–14 Dein Stabat mater gesungen] Vgl.: Nr. 729,26–27 und Erl.; Nr. 737,13–16. 21 wie Magdalena, die sich ihres Schmucks entledigt] Maria Magdalena, die Jesus als Jüngerin folgte, nachdem er sie von den bösen Geistern geheilt hatte (vgl. Lk 8,2). Daß sie sich ihres Schmuckes entledigt habe, ist in Heiligenlegenden überliefert (nicht im Neuen Testament). 21–25 die kleine rothe Kette 〈...〉 Hulda anzubinden, die 〈...〉 Clemens und mich verehrt] Von der Zuneigung Hulda Mereaus sowohl zu ihrem Stiefvater als auch zu Arnim zeugt ihr Brief an Brentano vom 29. Dezember 1808, in dem die Pensionärin des Rudolphischen Erziehungsinstituts ihrem Stiefvater mitteilt, daß sie ihn vermißt (Ich habe gewiß recht oft an Dich gedacht lieber
Vater und gewünscht daß Du hier wärst, und Dich mit mir Freuen köntest), Arnims Fürsorge für sie bekundet und ein Geschenk von ihm erwähnt: Daß Herr von Arnim von hier weggegangen ist, wirst du wohl schon wissen. Er war noch ein paar Tage vor seiner Abreise hier und machte mir noch ein Geschenk. (H: FDH 7682; aus der Erwähnung der Arnimschen 1308
Zu Nr. 737
Abreise von Heidelberg – am 15. November – ergibt sich die bisher offene Datierung des von Hulda Mereau ohne Jahreszahl datierten Briefes in das Jahr 1808.) 25 die Messiade] Klopstocks biblisches Epos Der Messias (überarbeitete Gesamtausgaben 1780 und 1800). 28 Wielands Oberon] Wielands Oberon. Ein romantisches Heldengedicht (1780). 28 Mit dem Theologen] Georg Heinrich Moser. Vgl. Nr. 721,16 und Erl. 29–30 Lied von Clemens in dem fünften Stücke] Der Jäger an den Hirten in Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April. Vgl. Nr. 728,16–21 und Erl. 33 daß der Knüppel beym Hunde lag] Redensartlich für ein unlösbares Problem. (Vgl. Wander II, Sp. 1442f.; mehrere Versionen.) 34 wer nicht beten kann 〈...〉 nicht singen] So nicht als Sprichwort belegt 35 Großmutter 〈...〉 Ungewißheit] Vgl. Nr. 731 und 747,6–7.
737.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 16. April 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 731. A: Nr. 742. H: FDH 7421. – 2 Bl. ca. 228 x 189 (I) + 203 x 190 mm (II); 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Verknittert, fleckig, Bl. II aoR ca. 25 mm abgeschnitten (ohne Textverlust), 2v roter Siegelrest. − WZ: I: Unterer Teil von Posthornschild, darunter FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 210 2r auRr: 7421. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Aufgrund der Mitteilung Ich habe gestern das St: Mater gesungen (Z. 13). Daß Bettina das am Karfreitag (15. April) tun wollte, hatte sie Arnim am 10. April (Nr. 729) mitgeteilt. D1: Steig 1913, S. 130; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 214f. (Nr. B37); datiert: April 1808. D3: DjBe Nr. 355.
Varianten 6 dieser] aus der 8 wie] danach gestr. die 26 Anregung] An aus 〈xx〉 31 mit] üdZ eing. 〈xx〉 41 erwarten] danach gestr. mit
1309
13 37
habe] aus sang dürren] dü aus
Zu Nr. 737
Erläuterungen 13 Ich habe 〈...〉 St: Mater gesungen] Vgl. Nr. 729,26–27 und Erl. 32–33 wo George ein kleines Gut gekauft hat] Nordwestlich von Frankfurt in Rödelheim aus dem Besitz des Kaufmanns Dettmar Basse, der 1803 nach Nordamerika ausgewandert war. Basse hatte 1792 einen an der Nidda gelegenen Garten gekauft und darauf bis 1794 ein zweistöckiges Haus errichten lassen. Vgl. Bettina an Goethe, 22. April 1808: Wir haben ein kleines Land-
hauß gekauft bei Rödelheim, Du mußt es kennen, es ist von Baßet, der jezt in America haußt, ich fahre beinah alle Tage dahin gestern kletterte ich aufs Dach, die Sonne schien so warm, man hatte die weite Aussicht, konnte so recht die Berge im Schooß der Thäler liegen sehen (DjBe Nr. 359). Vgl. Krohmann 2006.
738.
Von Wilhelm und Jacob Grimm nach Heidelberg Kassel, 18. April 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 730. A: Nr. 750. H: BJ/Autographa 68. – 1 Dbl. ca. 198 x 170 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: ADRIAAN ROGGE, Trompete. Fremdeinträge: 1r aoRr: 1, auRm: 1928.110, daneben Stempel: Preußische Staatsbibliothek Berlin 2r aoRr: 2. D1: Steig 1904, S. 7–9.
Varianten 8 dürfen] aus darf 18–19 Darlegung,] danach gestr. ein zu breit 24 da] danach gestr. ich 24 machen] en aus t 27 sehr] s aus d davor gestr. in en 27 weitläufige] nach f gestr. t 39 Im] über gestr. der 43 offenbarer] danach üdZ eing. und gestr. 〈xxx〉iger 46 nicht] üdZ eing. 46 gedenken] g aus b 50–51 So 〈...〉 aufzusuchen ist] nachträgl. 53 später] am Schluß gestr. er 62 zeugt] davor gestr. er 70 laßen] danach gestr. zu 70 Lied,] danach gestr. das
1310
Zu Nr. 738
Erläuterungen
der ersten Sendung von altdänischen Lieder 〈...〉 kurze Einleitung beigelegt] Die Sendung war am 9. April abgeschickt worden, die Lieder wurden in der Zeitung für Einsiedler veröffentlicht (vgl. Nr. 683,55–56 und Erl.), jedoch nicht die kurze Einleitung, da sie fehlte, wie sich aus Arnims 13–16
Antwort ergibt (Nr. 750,2–7). 18–19 daß eine weitläuftigere Darlegung 〈...〉 nicht paßt] W. Grimm veröffentlichte 1808 einen programmatischen Aufsatz Über die Entstehung der altdeutschen Poesie und ihr Verhältnis zu der nordischen in: Studien. Hg. von Carl Daub und Friedrich Creuzer. Heidelberg, Bd. IV, 1808, S. 75–121, 216–288; 1809 eine ebenfalls umfangreiche Besprechung von Friedrich Heinrich von der Hagens Ausgabe Der Nibelungen Lied in: Heidelbergische Jahrbücher der Literatur. Jg. 2, 1809, Abt. V, Bd. 1, S. 179–189, 238–252. (Vgl. Grimm 1881, S. 92–107, 61–91.) 21–23 Hagen 〈...〉 dreißig Bogen starkes Buch 〈...〉 nächstens im Druck erscheint] Friedrich Heinrich von der Hagen, Der Nibelungen Lied (Berlin 1807; 1808 erschienen [Vorwort vom 29. August 1807]); 598 pag. S., also ca. 37 Bogen. 31 Abhandlung des Görres] Joseph Görres, Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen in Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April; Fortsetzung in Nr. 8 vom 26. April und Nr. 21 vom 11. Juni (WAA VI, S. 54–60, 89–98 und 262–269; vgl. Erl. ebd., S. 790–811). 32–33 daß in der Edda das Nib L. gefunden wird] Vgl. Görres in Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen nach der Nennung altnordischer Lieder: Alle diese Gedichte ruhen auf dem Boden der Nibelungen (WAA VI, S. 57,19–20). W. Grimm argumentierte in Über die Entstehung der altdeutschen Poesie und ihr Verhältnis zu der nordischen wesentlich differenzierter (vgl. Grimm 1881, S. 138f.). 34–39 das Lied von der Frau Chriemhild 〈...〉 A. Vellejus 〈...〉 Stephanius 〈...〉 nicht darin stehn] W. Grimm hatte das in der Zeitung für Einsiedler Nr. 23 vom 18. Juni veröffentlichte Lied von der Frau Grimhild aufgrund der Sammlung dänischer Balladen It hundrede vduaalde Danske Viser om allehaande merckelige Krigs-Bedrifft (Ribe 1591) von Anders Sørensen Vedel (Velleius) übersetzt, Görres auf diese Edition inkorrekt mit ungenauer Nennung des Editornamens (Vellefus), des Titels und der Anzahl der betreffenden Gedichte (drey alte nordische Gedichte) sowie der Angabe der vermehrten Neuauflage der Ausgabe (Centur. Cant. Danic. 1695) – nicht des Erstdrucks – verwiesen (WAA VI, S. 58), und W. Grimm vermutete, Görres habe lediglich
1311
Zu Nr. 738
Johannis Stephanius’ Notæ uberiores in der um 1200 entstandenen dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus gekannt. 40–41 de prima Attilae expeditione 〈...〉 Fischer 〈...〉 ins 6te Jh. setzt] Vgl. Friedrich Fischer, De prima expeditione Attilae regis Hvnnorvm in Gal-
lias ac de rebus gestis Waltharii Aquitanorvm principis carmen epicvm saecvli VI (Leipzig 1780); erster Druck des lateinischen Versepos Waltharius, das im 9. oder 10. Jh. entstand. 42 Chronicon Monasterii Novalic.] Chronicon Novaliciense (Chronik des piemontesischen Klosters Novalese, 11. Jh.), ediert von Ludovico Antonio Muratori: Chronici monasterii Novaliciensis fragmenta 〈...〉 (Mediolani 1726). 46–47 Görres aufmerksam auf die Wilkina Saga] Görres ging auf die Sage in der unter dem Titel Wilkinasaga erschienenen Fortsetzung seines Beitrags ein (Zeitung für Einsiedler Nr. 8 vom 26. April). Die Wilkina- oder Thidrekssaga ist eine altnordische Kompilation (13. Jh.) der Sagen von Dietrich von Bern. 52–55 ich übersetzte 〈...〉 für das Wunderhorn 〈...〉 Strophen 〈...〉 zufügen will] Die Übersetzung erschien nicht im Wunderhorn, auch nicht in der Zeitung für Einsiedler, sondern in überarbeiteter Version in W. Grimms Sammlung Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen (Heidelberg 1811, S. 3–6): Das Lied von der Frau Grimild und ihren Brüdern, mit dem im Brief an Arnim mitgeteilten Schluß. 77–79 Die Geschichte von den 2 Weibern 〈...〉 mit dem Bärnhauter weggeschickt.] Frontalbo und die beyden Orbellen sowie Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters. Vgl. Nr. 723,3–5 und 23–24 sowie Erl. 80–81 An Tieck 〈...〉 geschrieben.] Vgl. zu Nr. 730,14. 81–82 Unser Exempl. vom Einsiedler 〈...〉 nicht beigelegen] Es lag Arnims Brief an Brentano vom 10.–12. April nicht bei. Vgl. Nr. 728 (Beilagen).
739.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Kassel, vmtl. 18. April 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 728. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 257r–258v. – 1 Dbl. ca. 235 x 195 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – 2v roter Siegelrest. Papierschaden mit geringem Textverlust durch Siegelausriß. − WZ: Posthorn am Band, darunter: BRENNER & COMP. IN BASEL.
1312
Zu Nr. 739
Beilagen: Vgl. Z. 58–60 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl: H. H. 2110/7 Brentano, darunter: 551, aoRr: Kassel, 9. April 1808 (ausradiert), 257, rechts neben Anrede: [Poststempel: 19 April] 2r aoRr: 258 2v auRr Stempel: UBH. Postzeichen: Stempel: CASSEL. WESTPHALIE. 19 AP: 1808; Portozeichen, Frankozeichen. Datierung: Brentano teilt Arnim mit, daß er in zwei Tagen (Z. 2) mit Auguste abreise, und schreibt Savigny in einem zeitgleichen Brief, daß er dies biß Mitwoch (FBA XXXII, S. 61,5–6) tun werde, also bis zum 20. Er wird den vorliegenden Brief demnach am 18. geschrieben haben; am 19. wurde er gestempelt. D1: Steig 1894, S. 253; datiert: 19. April 1808. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 72; datiert: ebenso. D3: Seebaß 1951, Bd. I, S. 366f.; datiert: ebenso. D4: FBA XXXII, S. 58–60 (Nr. 505); datiert: 18. oder 19. April 1808. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 533–535 (Nr. 123); datiert: ebenso.
Varianten 3 Weib] danach gestr. bald 8 ausser] aus aus 10 Albernheit] Al aus 〈xx〉 21 da sie] aus die es 21 daß] danach gestr. sie 25 aller] r aus n 25 ohne] aus 〈nun〉 27 eine] ne aus n 29 wäre] re aus r 31 könnte] te aus e 34 aufs] aus aus d 37 floh] aus 〈xxx〉 37 plötzlich] p aus b 39 da] üdZ 42 ist alles] aus ist ists 45 der] danach gestr. 〈xxx〉 46 an] a aus 〈x〉 50 und] danach gestr. die Sache be 53 man weiß daß] üdZ eing. 53 Dichter] danach gestr. es 54 denn] aus 〈xxx〉 62 für den Einsiedler] üdZ eing.
Erläuterungen 2–3 die Abreise 〈...〉 das vermaledeite Weib 〈...〉 bald los] Brentano brachte Auguste zur Familie des Pfarrers Mannel nach Allendorf, vgl. zu Nr. 739,13–21. 4–5 die Papiere Sophiens 〈...〉 Herausgabe] Die Ausgabe ausgewählter Handschriften Sophie Brentanos unterblieb. 8 deinem geliebten Bilde] Das Ströhlingsche Arnim-Porträt, das Arnim Brentano mit Brief vom 12. August 1804 (WAA XXXI, Nr. 344) geschickt und geschenkt hatte. 12 die Großmutter] Die von einem Schlaganfall getroffene Caroline von Labes.
1313
Zu Nr. 739
19–20 einen eignen Boten hin geschickt] W. Grimm Mitte März nach Frankfurt zur Beratung über die Brentanosche Ehekrise. 44 Abdruck meines Lieds] Des Gedichts Der Jäger an den Hirten in Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April. Vgl. Nr. 728,16–21 und Erl. 48 Görres Aufsatz über die Niebelungen 〈...〉 besser nicht da] Vgl. W. Grimms gleichzeitige Kritik (Nr. 738,31–39 und Erl.) an Görres’ Beitrag Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen in Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April. 50–52 hier 〈...〉 Fragment eines Romans von 800 〈...〉 des Gedichts Erwähnung geschieht] Das Hildebrandlied (9. Jh.), von dem nur zwei Handschriften-Seiten bekannt sind; keine Erwähnung des Nibelungenlieds; einziger erhaltener Textzeuge: UB Kassel, in Sign. 2° Ms. theol. 54. 53 Stilus] (lat.) Schreibart, Stil. 54–56 Hat er 〈...〉 aus dem Saxo Gramaticus 〈...〉 übersezt] Vgl. W. Grimms gleichzeitige Kritik (Nr. 738,31–39 und Erl.). 56 die Note von dir zu dem Aufsatz] Eine längere Fußnote Arnims in Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April zu Görres’ Aufsatz Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen (WAA VI, S. 54f.): mit dem Hinweis auf die Beschreibung einer Einsiedelei in Görres’ Die teutschen Volksbücher (1807), die wir uns sehnlich wünschen; mit der Auffassung, daß sich trotz unterschiedlicher historische〈r〉 Ansicht 〈...〉 Völker von den verschiedensten Sprachen in der Leidenschaft verstehen; mit Kritik an der Vernachlässigung der alten nationalen Literatur- und Kunstdenkmäler. 58–60 Hierbei ein Abdruck des Kupfers 〈...〉 wie Eudoxia 〈...〉 vor seinem Tod.] Brentano schickte einen Abdruck der von Ludwig Emil Grimm gefertigten Kupferplatte nach einem Kupferstich Justus Chevillets, dem Balthasar Bescheys Verzoeking van de heilige Antonius zugrundelag. Er illustriert eine Episode am Schluß von Brentanos Beitrag Ursprung und Geschichte des ersten Bärnhäuters (Zeitung für Einsiedler Nr. 25 vom 25. Juni; WAA VI, S. 311–313). Auf Anregung Brentanos ist die Abbildung nit dem Untertitel Die ThierGesellschaft führt den Bärnhäuter in Versuchung mit Bezug darauf versehen, daß in dem ironischem Text Eudoxia Rinbeckia mit der fratzenhaften ThierGesellschaft den alt gewordenen einsiedlerischen Bärenhäuter aufsucht und für ihre Zwecke zu gewinnen sucht. Vgl. Nr. 672,12–17 und Erl.
1314
Zu Nr. 741
740.
Von Marie Elisabeth Köppen nach Heidelberg Berlin, 19. April 1808, Dienstag
DV: H. B: Vgl. Nr. *726. A: −. H: GSA 03/203. – 1 Dbl. ca. 228 x 188 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, MS & Co. Fremdeinträge: 1r aoRm 36, aoRr 129.
Varianten 7 haben] ben aus 〈xxx〉 18 wird] aus 〈xxx〉
15
zu]
nachträgl. idZ
18
Jahr]
alR eing.
Erläuterungen 3–4 gute Nachricht 〈...〉 geben] Vgl. Nr. 747. 17–18 daß 〈...〉 rückständige Jahr Geld] Vgl. zu Nr. 562,89.
741.
Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, 19. April 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 732. A: Nr. 745. H: GSA 03/218. – 1 Bl. ca. 248 x 204 mm; 1r beschr.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – AoRr und auRr braune Flecke, Ränder beschädigt. Beilagen: Brief W. Grimms an Savigny (vgl. zu Z. 10). Fremdeinträge: 1r aoRm: a, aoRr: 21. D1: Härtl 1982, S. 182 (Anhang I Nr. 4).
Erläuterungen 5 Geschichtschreiber von Frankfurt] Anton Kirchner, von dem 1807 der erste Band seiner Geschichte von Frankfurt erschienen war. 5 Franz Georg Karl Joachim] Ludwig Achim (Joachim) von Arnim war einer der Taufpaten Franz von Savignys. 10 Der bey¨liegende Brief 〈...〉 wenig erfreuen] W. Grimm an Savigny, 15. April 1808, mit einem Bericht über die aktuelle Beziehung von Clemens und Auguste Brentano; u.a.: sie stehen wieder in dem ärgerlichsten Verhältnis,
1315
Zu Nr. 741
schlimmer als je. Er schlägt und prügelt sie jeden Tag, sie schimpft dann wütend und speit nach ihm, man mag es gar nicht sagen. 〈...〉 Dies Verhältnis ist so ohne Trost und Hoffnung, daß Sie ermeßen, wie gern ich abbreche, meine Nachrichten können nichts Neues oder Unerwartetes haben, sondern blos diese Überzeugung immer gewißer machen. (Schoof 1953, S. 43f.; Enzensberger 1999, S. 101f.) 13–15 des alten Herren Äusserungen über Dürer 〈...〉 Der kühle Ton 〈...〉 das mit dem Velin-Exemplar] Rezension von Johann Nepomuk Strixners Ausgabe Albrecht Dürers christlich-mythologische Handzeichnungen nebst Titel, Vorrede und Albrecht Dürers Bildnis, zusammen 23 Blätter, in lithographischer Manier gearbeitet (München 1808) in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, Nr. 67 vom 19. März 1808. Die Rezension ist W. K. F. (Weimarische Kunstfreunde) unterzeichnet und wurde von den Zeitgenossen für eine Arbeit Goethes gehalten, stammt jedoch fast ausschließlich von Johann Heinrich Meyer, seinem Kunstexperten. Savigny war der kühle Ton also mit Recht aufgefallen; auch die Stelle mit dem Velin-Exemplar ist von Meyer: Ja wir würden keine Wette darauf eingehen, ob
Albrecht Dürer selbst, wenn er jetzt ohne seinen großen Namen wieder aufstehen würde, von irgend einem eleganten Bücherbesitzer so leicht ein schönes Velin-Exemplar zum Bezeichnen erhalten dürfte, auch wenn er die Arbeit umsonst tun wollte. (Goethe/MA IX, S. 604.) 15–16 August Göthe 〈...〉 nach Heidelberg.] Vgl. zu Nr. 712,72.
742.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 20. April 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 737. A: Nr. 748. H: FDH 7258. – 1 Dbl. ca. 221 x 185 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 111 x 114 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Zeitung für Einsiedler Nr. 6 vom 20. April. Fremdeinträge: 1r aoRl: 211 v 2v auRr: 7258 Kur aoRl spätere Notiz Bettinas: Heid 20 April 8 Kuv auR: 7258. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 132f. D2: Betz/Straub 1986, S. 215f. (Nr. A39). D3: DjBe Nr. 356.
1316
Zu Nr. 742
Varianten 5 ich] aus es 6 daß] d aus s 10 Noten] üdZ eing. 10 bey] aus in 15 kletterte] über gestr. schlug mich 19 gedrungen] d aus t 23 echt] e aus d 25 vor] r aus n 27 in] aus de
Erläuterungen 6 der Malespini] Vgl. Nr. 701,3 und Erl. 9–11 bey Hofmann erkundigen 〈...〉 im Steindruck kosten] Der Musiklehrer und Bratschist Philipp Carl Hoffmann erkundigte sich seinerseits bei dem Offenbacher Verleger Johann Anton Andre´, der eine auf Notensatz spezialisierte Druckerei besaß, und teilte dessen Auskunft Bettina in einem Brief vom 24. April 1808 mit (Nr. AII.31), den sie ihrem Brief an Arnim vom 25. April (Nr. 753) beilegte. Hoffmanns Mitteilung wird dazu beigetragen haben, daß der Zeitung für Einsiedler keine Liederkompositionen beigegeben wurden. 13 Taufe] Franz von Savignys am 18. April. 14 Kreutzers und Zimmermanns] Friedrich und Sophie Creuzer sowie Johann Christian und Lorchen (Eleonore) Zimmermann, die Stieftochter Creuzers. 15–24 Kloster Neuburg 〈...〉 die reichen Weber nicht] Das seit 1703 den Jesuiten gehörende Kloster, am rechten Neckarufer zwischen Alter Brücke und Ziegelhausen, war nach der Aufhebung des Ordens in der Pfalz (1773) in wechselndem Besitz. 1804–1814 besaß es der Regierungskommissar und Musikfreund Ludwig Hout. (Vgl. Berger 2002, S. 135f.) Hout war seit 1806 mit Antonia Weber verheiratet, und die reichen Weber waren vmtl. deren Verwandte, insbesondere die Familie ihres Bruders Gottfried Weber, der als Fiskalprokurator in Mannheim lebte. 1825 erwarb Friedrich Schlosser das Anwesen, das er zu einem Treffpunkt für Literaten und Kunstfreunde vor allem katholischer Provenienz kultivierte. 35 Polyphemischen Heerde] Die Herde des Kyklopen Polyphem in der Odyssee: Aber er trieb in die Kluft die fetten Ziegen und Schafe / Alle
zur Melke herein; die Widder und bärtigen Böcke / Ließ er draußen zurück, im hochummauerten Gehege. (Übersetzung Voß’; IX, 237–240.)
1317
Zu Nr. 743
743.
An Clemens Brentano in Kassel Heidelberg, 20. April 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 723. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 309r–310v. – 1 Dbl. ca. 220 x 185 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 553, aoRr: 309 2r aoRr: 310 2v arR Bettina(?): 20 April 1808. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 110. D1: Steig 1894, S. 253f.; TD. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 73; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, S. 535–537 (Nr. 124).
Varianten 8 das Dir] aus 〈xxx〉 10 Frontalbo] Fr aus 〈der〉 18 kann] üdZ eing. 24 daß] danach gestr. ich 26 sehr] aus für 28–29 doch will ich gern beytragen] üdZ 32 Wie Du es gemeint] aus Um Dürer meinst 34 allein] üdZ eing. 35 Hauptwerth] werth aus 〈xxx〉 40 Du] aus 〈sie〉 41 wohlfeil] f aus 〈w〉 46 nichts] danach gestr. , 48 Verzögerung] z aus 〈x〉 49 der] aus die 51 Einer] aus Mein
Erläuterungen 3 Deine letzte Sendung] Angekündigt Nr. 723,20–24. 3–4 die Verse zum Frontalbo] Vgl. Nr. 723,67–68 und Erl. 4 hineinergemacht] hineiner ist seltene Analogiebildung zu hereiner, verstärktes hinein (vgl. DWb X, Sp. 1427); kein Wunderhorn-Ausdruck. 6–7 daß ich Nompareille statt Petit genommen habe] Beides sind im Bleisatz kleine Schriftgrößen. Nonparaille ist kleiner (6 Punkte) als Petit (8 Punkte), und die letzte Spalte in Zeitung für Einsiedler Nr. 6 vom 20. April ist, um in die Nummer zu passen, zudem noch enger gesetzt als die vorigen (wie bereits der Schluß von Nr. 5 vom 15. April). 7–8 Die Aepfelhüterin 〈...〉 wiederfinden] Vgl. Nr. 723,28–29 und Erl. 9 Der Duc de Foix und die Zingara 〈...〉 bald an] Vgl. zu Nr. 701,3–4 und zu Nr. 695,24–31. 10 Bärnhäuter] Vgl. zu Nr. 683,. 15–17 gegen die Zuschriften 〈...〉 die wir Schelmuffsky auswendig wissen] Teilüberschriften, deren Anspielungen zumindest partiell nur Eingeweihten
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Zu Nr. 743
verständlich sein konnten, sind Christian Reuters im Arnim-Brentano-SavignyKreis beliebten Schelmenroman Schelmuffskys Warhafftige Curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und Lande (1696, erweiterte Fassung 1696/97) nachempfunden, spielen auch direkt auf ihn an (vgl. zu Nr. 660,36–39). Daß die kräftig-ironische Schelmuffsky-Sprache im Freundeskreis bereits kurz nach 1800 geschätzt wurde, ist in einer Paraphrase in Savignys Brief an seinen Jugendfreund Wilhelm Erdmann vom 24. November 1802 dokumentiert:
ey Sappermennt, wie schmeckte der Caffee! Es war der Tebel hol mer nicht anders, als wenn ich das pure Klebebier bey meiner Frau Mutter in Schelmerode söffe! (Schnack 1984, S. 208.) Als Arnim Brentano am 1. Oktober 1808 eine Neuausgabe des Romans vorschlug, schrieb er dessen Bruder Christian die Priorität der Aufspürung zu: auf Christian als Wiederentdecker
müste ein besondres Denkmahl dabey errichtet werden, ihm und uns nur verständlich (Nr. 876,47–49). Arnim wird nicht gewußt haben, daß die Vermittlung von Erdmann ausgegangen sein dürfte, dessen Lieblingslektüre der Schelmuffsky war. Er hatte Savigny im Herbst 1802 in Marburg besucht und schrieb am 5. Februar 1803 aus Allstedt (Thüringen) an ihn: Den Schelmufsky kennt hier alle Welt. Er war eine Leiblektüre meines Großvaters u. dieses Familienstück steht in meines Onkels Bibl. in Weimar. Er ist von einem Leipziger Studenten geschrieben, – wie ich glaube – gehört zu haben als Satyre auf Professoren (Schnack 1984, S. 435). Über Wilhelm Erdmanns Schwester Caroline berichtete Brentano zwischen 11. und 14. Juni 1806 an Savigny, daß sie den Schelmuffsky auswendig kenne, der in Allstedt ein Hausbuch sei. (DjBr Nr. 1265.) Von Christian Brentano ist die früheste Schelmuffsky-Paraphrase in einem Marburger Brief an den Bruder Clemens vom 10.–13. Dezember 1802, also nach dem Marburg-Besuch Erdmanns, belegt (DjBr Nr. 707). Vor allem zeugen von Christian Brentanos Schelmuffsky-Enthusiasmus »einige umfangreiche Konvolute zu einer allerdings meist im Stadium des Entwurfs und Fragments verbliebenen Schelmuffsky-Komödie 〈...〉, die anscheinend noch in diese Marburger Zeit zu datieren sind« (Rölleke 2004, S. 201). Vmtl. Ende 1808 zeichnete Clemens Brentano – wohl auf Anregung Arnims (vgl. Nr. 876,44–46) – sogar großformatig ein Würfelspiel (vgl. Rölleke 2004), in dem die Spielfelder Episoden des Romans darstellen, unter anderem die Geburtszene mit der ominösen Ratte, und etwa gleichzeitig kombinierte Arnim für den Wintergarten Partien aus Christian Weises Roman Die drey ärgsten Ertz-Narren mit Episoden aus dem Schelmuffsky, dessen Wertschätzung Brentano 1811 in seiner Philister-Satire zum Kriterium des NichtPhilisters erhob: Wer dies Buch ließt, ohne auf irgend eine Art hingeris-
1319
Zu Nr. 743
sen zu werden, ist ein Philister, und kömmt sicher selbst darin vor. (WAA XI, S. 41.) Vgl. Solger an Tieck, 18. Mai 1811:
Den Schelmufsky hätte ich Ihnen wohl noch gegönnt. Brentano und Arnim setzen ihn dem Don Quichote an die Seite. Indessen hat er wirklich seine Meriten. (Matenko 1933, S. 80.) Sowie Tiecks Antwort, zweites Drittel Mai 1811: Daß ich den Schelmufsky nicht erhalten, beklage ich nicht sehr, und daß er dem D. Quichote gleich stehn soll (wie ich selbst gedruckt gelesen 〈in der Zeitung für Einsiedler Nr. 37 vom 30. August; WAA VI, S. 454,28〉 ist selbst ganz im Sinn des Schelmufsky gedacht, was Falstaff von sich sagt, (von seinem Witz) kann man auch auf ihn anwenden, er ist nicht nur selbst albern (doch ergötzlich) sondern auch Ursach, daß andre Leute albern werden (ebd., S. 83). Varnhagen notierte am 6. Oktober 1853 in sein Tagebuch: Das Buch Schelmuffsky wieder angesehn. Vor mehr als vierzig Jahren, durch Clemens Brentano’s und Achim’s von Arnim launigen Vortrag und stete Nutzanwendung belebt, konnte das unsaubere Büchlein, welches allerdings einen kräftigen Kern strafender Satire in sich hat, uns überaus belustigen, und einen großen Kreis mit seinen Ausdrücken und Bildern zu Munterkeit und Scherz anregen; sogar Frauen, wie die Hofräthin Herz, die Fräuleins Schede, Frau von Savigny, Bettina von Arnim, ließen sich die starken Unfläthereien, welche der Vortrag nur wenig milderte, ganz gern gefallen. Jetzt aber, ohne die lustige Genossenschaft, beim einsamen Lesen, wird mir das Ganze nach wenigen Seiten schon zuwider, und ich begreife nur die Wirkung, die es damals üben konnte, wenn ich alle die mithelfenden Umstände mir vergegenwärtige, die damals walteten. (Varnhagen 1861–1870, Bd. X, S. 294f.) Zur Rezeption vgl.: Martin 2000, S. 141–150; Rölleke 2004; Moering in WAA VI, S. 1048–1050 (alle ohne Berücksichtigung Erdmanns mit der Annahme, Christian Brentano sei der Wiederentdecker des Romans). 19–20 Von Hause 〈...〉 keine Nachricht 〈...〉 ersten erschreckenden] Vom Schlaganfall der Großmutter, mitgeteilt in einem Brief des Bruders (Nr. *715). 22–23 du wirst bey mir wohnen können] Bei dem Bäcker Müller. Vgl. zu Nr. 775,36–43 und Erl. 24–26 Grimm 〈...〉 hieher zu bringen] Vgl. Nr. 723,57–59 und Erl. 29–30 Kreutzer 〈...〉 Mythologie zu schreiben] 1810–1812 erschien die erste Auflage der vier Textbände von Creuzers Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen, in Vorträgen und Entwürfen, denen 1819 ein Band mit Abbildungen folgte (Leipzig-Darmstadt; 2., völlig umgearbeitete Aufl. 1819–1821; 3., verbesserte Aufl. 1837–1843.) In der Vorrede
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Zu Nr. 743
zum ersten Band der ersten Auflage resümierte Creuzer die Veranlassung:
Einerseits machten die Vorlesungen, die ich seit mehreren Jahren über die Mythologie zu halten pflege, einen Grundriß, mit den gehörigen Belehrungen, nothwendig. Sodann wünschten Mehrere, die jene Vorträge nicht mit angehört hatten, ein Handbuch, nach dem von mir entworfenen Plane zu besitzen. (S. V.) 31 Franke, der wirklich Fortschritte macht] Vgl. zu Nr. 712,52–55. 32 Wie Du es gemeint 〈...〉 nachstechen zu lassen] Vgl. Nr. 723,52–55. 38–40 daß dich die Münchner Sammlung 〈...〉 unter Dürers Werken fast gar nicht] Brentano habe die Strixnersche Ausgabe von Albrecht Dürers christlich-mythologischen Handzeichnungen (nach den in München befindlichen Originalen) zu dem Vorschlag verleitet, die in Frankfurt zur Versteigerung angebotene Dürer-Sammlung Hüsgens ebenfalls nachstechen zu lassen, doch habe diese einen anderen Charakter. 40–42 Biethe auf die Dürersche Sammlung 〈...〉 der Katalog] Vgl. Nr. 631,57–61 und Erl. 47–48 Der Druck des Wunderhorns 〈...〉 zur Ostermesse] Die zunächst einbändig geplante Fortsetzung des ersten Wunderhorn-Bandes mußte wegen der Materialfülle in zwei Bände aufgeteilt werden, die erst im letzten Septemberdrittel 1808 erschienen. 48–49 Zimmer 〈...〉 in der Gewalt des Buchdruckers] Vgl. zu Nr. 629,87–88. 52–54 in den Heidelberger Jahrbüchern 〈...〉 Einleitung über Mythologie] Die Abteilung Philologie, Historie, Literatur und Kunst der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur wurde mit Creuzers Aufsatz Phi-
lologie und Mythologie, in ihrem Stufengang und gegenseitigen Verhalten eröffnet (1. Jg. 1808, 1. H, S. 3–24). 54–56 Ich habe 〈...〉 Rostorfs Dichtergarten recensirt 〈...〉 gutmüthig 〈...〉 bewust bin.] Arnims Rezension des von Karl von Hardenberg, einem Bruder des Novalis, unter dem Pseudonym Rostorf herausgegebenen Dichter-Garten. Erster Gang. Violen (Würzburg 1807), der außer eigenen Gedichten auch Lyrik von Friedrich Schlegel, Sophie Bernhardi u.a. enthielt, erschien in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur, 2. Jg., 1809, V. Abteilung Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, Bd. I, H. 2, S. 53–56 (Arnim/W VI, S. 261–264). Zugunsten eines grundsätzlichen poetologisch-zeitkritischen Bekenntnisses verzichtete Arnim auf eine detaillierte Besprechung der zumeist minderrangigen Beiträge. Friedrich Creuzer stellte die Besprechung, ihrer Bedeutung entsprechend, an die Spitze des Heftes der Jahrbücher, in dem sie ohne Namensnennung des Rezensenten erscheinen mußte. Vgl. Creuzers Brief an Arnim vom 18. Dezember 1808 (Nr. 942,30–34).
1321
Zu Nr. 743
58 An Reichardt schreib ich bald] Um den 23. April. Vgl. Nr. *749. 58–59 daß ich seine Pränumzeichn 〈...〉 abdrucken lasse] Gemeint ist Reichardts Pränumerationszeichnungsbitte(?) für sein Projekt einer Ausgabe seiner sämtlichen Goethe-Kompositionen, die Brentano an Zimmer geschickt hatte. Vgl. Nr. 687,14–20 und Erl.
744.
An Johann Friedrich Blumenbach in Göttingen Heidelberg, 20. April 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 817. H: UB Leipzig/Kestner-Sammlung II A IV 47. – 1 Dbl. ca. 221 x 185 mm; 1r–1v 11/4 beschr. S. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I Honig. Beilagen: Die ersten sechs Nummern der Zeitung für Einsiedler. Fremdeinträge: 1r auRl: an Blumenbach, auRr: Arnim A IV 47. D1: Morris 1906, Bd. I, nach S. XVI (Faksimile). D2: Weiss 1980, S. 134f. (Nr. 19).
Varianten 4 Mitarbeit] M voll] H aus h
aus
A
10–11
haben] h
aus
w
14
Hochachtungs-
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen Weiss 1980, S. 135f. 6 auf 〈...〉 Curiositäten gerichtet] Vgl. Arnims mit der Übersendung des Wintergartens in seinem Brief an Goethe vom 18. April 1809 verbundene Absichtserklärung, kuriose Geschichte zu lesen (WAA XXXIV). 9–12 in Ihren Vorlesungen 〈...〉 Reichthum Ihrer Sammlungen] Arnim gehörte während seines Studiums in Göttingen zu den Hörern Blumenbachs, der nicht nur mit seinen naturwissenschaftlichen Kenntnissen brillierte, wie aus einer Erinnerung des Kommilitonen Karl von Raumer hervorgeht: Den meisten
seiner Zuhörer war es wenig um die Kenntniß der Natur zu thun, vielmehr wollten sie sich an den lustigen Geschichten ergötzen – vom barbierten Bären, den erdfressenden Otomaken etc. – welche Blumenbach damals noch mit übermüthigem Humor erzählte. (Raumer 1866, S. 14f.) Mit einem Brief an Winkelmann vom 8. November 1802 hatte Arnim
1322
Zu Nr. 745
dem Anatomen die Zeichnung eines Zahn und einen Beytrag zu seiner Sammlung dicker Kinder übermittelt (WAA XXXI, Nr. 267,49–51; vgl. Erl. dazu). 12–13 würde dankbar mich jedes Beytrags der Art erfreuen] Arnim wählte aus einem Blatt mit Miscellenexcerpten, das Blumenbach mit seinem Antwortbrief schickte, einen Spruch aus, der unter dem Titel Alte Aufschrift in Basel in der Zeitung für Einsiedler erschien. Vgl. Nr. 817,27 und Erl.
745.
An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, vmtl. 20. April 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 741. A: −. H: SPK/NS 2/2. – 1 Bl. ca. 221 x 185 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Geringer Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, 1v roter Siegelrest. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: (nach 19.4.1808), daneben: 7 1v Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. Datierung: Arnim erhielt während des Schreibens den Bezugsbrief vom 19. April; da die Briefe zwischen Heidelberg und Frankfurt damals in der Regel einen Tag unterwegs waren, wird der 20. als Schreibtag angenommen. D1: Härtl 1982, S. 37 (Nr. 10); datiert: nach dem 19. April 1808.
Varianten 7 (heil der 20 siegeln]
Universität)] s aus S
üdZ eing.
18–19
Göttingen] Gött
aus 〈xxx〉
Erläuterungen 1 2
Taufe meines Pathchens] Vgl. Nr. 741,3–7. Gevatter bey meinem Einsiedlerkinde] Savigny schickte nichts für die Zeitung für Einsiedler. 4 Planen] Die nichtumgelautete Pluralform war bis Anfang des 19. Jhs. üblich. (Vgl. DWb XIII, Sp. 886.)
1323
Zu Nr. 745
5–8 hiesigen Juristen 〈...〉 von ihnen schwanger] Vgl. Creuzer an Savigny, Heidelberg, 17. April 1808: Heise sei nun einmal Specialcollega von den großen Geld- und Machthabern Thibaut und Martin 〈...〉 Jezt wird er
gar Prorector −. – Ueberhaupt ist nunmehr die Herrschaft dieser drei Juristen über alle Zweige der Universität entschieden, da jeder Professor in jeder allgemeinen oder besonderen Angelegenheit sich an den engeren Senat (der ganz in ihrer Hand ist) wenden muß, wodurch er dann allein erfährt, was man höheren Orts in Karlsruh verfügt hat. (Dahlmann 1972, S. 235.) 9–10 von Gr. Benzel Sternau 〈...〉 Versicherung der Mitarbeit] Ben(t)zelSternau, der Arnim am 13. April geschrieben hatte (Nr. 733), war seit 1807 stellvertretender Chef des Polizeidepartements und Referent in Universitätssachen in Karlsruhe, seit 1808 Ministerialdirektor; er beteiligte sich nicht an der Zeitung für Einsiedler.
12
aus dem Leben der Mamsell Cujace]
Savigny, der Arnim von Briefen
der Tochter Susanne des französischen Juristen Jacques de Cujacius (eigtl. Cujas) berichtet hatte (vgl. Nr. 759,38–40), lieferte nichts zu ihrer Biographie – was Brentano gegenüber Savigny Anfang Mai bedauerte (FBA XXXII, S. 66).
14–15 Kreutzer will 〈...〉 von den Jahrbüchern abgehen.] Creuzer, der mit Friedrich Wilken den ersten Jahrgang der Abteilung Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur herausgab, legte erst am 1. April 1809, kurz bevor er einer Berufung nach Leiden folgte, die Redaktion nieder. Während er selbst Rezensionen seiner Bekannten Arnim, Görres u.a. privilegierte, die für die spätaufklärerische Fraktion in Heidelberg ein Stein des Anstoßes wurden, hatte er sich über das erste Heft der Abteilung Jurisprudenz und Staatswissenschaften erregt, vor allem über Beiträge Thibauts. (Vgl. an Savigny, 29. Januar 1808; Dahlmann 1972, S. 228.) 18–19 Ist in Deinem Briefwechsel mit Winkelmann 〈...〉 über sein Leben?] Arnim, der sich im Sommer 1806 in Braunschweig aufgehalten hatte, wo sein und Savignys Jugendfreund Stephan August Winkelmann am 21. Februar 1806 gestorben war, hatte dort Savignys an Winkelmann geschriebene Briefe an sich genommenen und dem Adressanten nach Marburg geschickt. (Vgl. Arnim an Brentano, 30. Juli–16. August sowie 6. Oktober 1806; WAA XXXII, Nr. 472,230–232 und Erl. sowie Nr. 498,16–19.) Zum Savigny-WinkelmannBriefwechsel, einem der wichtigsten aus der Übergangszeit von der Jenaer zur Heidelberger Romantik, vgl. Schnack 1984. 20 die Taufanzeige] Im Bezugsbrief.
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Zu Nr. 746
21 die Trauerrede von Grim] W. Grimms Brief an Savigny vom 15. April 1808 über die aktuelle Beziehung von Clemens und Auguste Brentano. Vgl. zu Nr. 741,10. 24 Göthes Recension 〈...〉 nicht kühl] Die Besprechung von Albrecht Dü-
rers christlich-mythologische Handzeichnungen nebst Titel, Vorrede und Albrecht Dürers Bildnis 〈...〉 gearbeitet von J. N. Strixner (München 1808). Vgl. Nr. 741,13–15 und Erl. 28 Aufträge an Zimmer über Dein
746.
neues Werk?]
Vgl. zu Nr. 659,49.
Von Carl Friedrich von Redtel nach Heidelberg Giebichenstein, 20. April 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 762.K. H: BJ/VS 211. – 1 Bl. ca. 243 x 189 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Untere rechte Ecke abgerissen (ca. 50 x 80 mm, mit Textverlust). − WZ: ILFELD GEK. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: von Redtel an L. A. von Arnim.; Z. 3 vorgestern hier vollzogne Hochzeit mit Rötel unterstr., dazu Varnhagen: mit Helene Püttmann; Varnhagen über Z. 3 Riecke u Ca v Raumer: Friederike Reichardt Karl v. Raumer; auRm Varnhagen: Bettine. Postzeichen: Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN. D1: Weiss 1986, S. 166 (Nr. 46).
Erläuterungen 3 Hochzeit] Mit Maria Helene (Lene) Püttmann, der Tochter eines Hildesheimer Arztes, die Redtel im Sommer 1806 in Hildesheim kennengelernt hatte, als er seinen Kommilitonen Christoph Ludwig Friedrich Schultz besuchte, der die Schwester Johanna (Jeannette) heiratete. Arnim hatte die kleine Gesellschaft im Sommer 1806 bei seinem Hildesheim-Aufenthalt lieb gewonnen und am 16. August 1806 an Brentano geschrieben: Redtel hat sich gleich frisch weg mit ihrer Schwester versprochen, will aber noch ein Jahr warten (WAA XXXII, Nr. 472,139–140). 8–9 Verlobung 〈...〉 Riecke u Ca v Raumer] Friederi(c)ke Reichardt und Karl von Raumer; sie heirateten erst am 26. September 1811 in Giebichenstein. 10 ein Geburtstag voran] Derjenige Raumers am 9. April.
1325
Zu Nr. 746
14 Louise] Reichardt. 15–17 die 24 Guitarren Lieder 〈...〉 anzubringen] Vgl. Arnim an Zimmer, 28. November 1807 (Nr. 608,64–104 und Erl.). 20–22 Itzigschen Meyerey 〈...〉 Wirthschaft betreibend] Da Julius Eduard Hitzig (vor 1808 Itzig) am 20. Oktober 1808 in Berlin eine Verlagsbuchhandlung gründete (vgl. Dorsch 1994, S. 173), scheint er nicht viel Zeit für die Meierei gehabt zu haben (ebd. nicht erwähnt). Vgl. Arnim an Brentano, Berlin, 4. Februar 1809: Wenn ich kein Geld zum Mittagstisch habe, wandre ich eine halbe Meile heraus vors Schlesierthor zu Redtels Meyerey (WAA XXXIV, Nr. 970. 25–26 Das Schulz mit Pistor u Mendelssohn 〈...〉 Flintglaßfabrik zu Wusterhausen] Christoph Ludwig Friedrich Schultz mit Carl Philipp Heinrich Pistor und Nathan Mendelssohn, dem jüngsten Sohn von Moses Mendelssohn. Nathan, Mechaniker und Instrumentenbauer, betrieb in Königs Wusterhausen (südlich von Berlin) von 1806 bis zu den Befreiungskriegen eine Werkstatt für astronomische, geodätische und physikalische Instrumente (vgl. Rabien 1990, S. 155–160), und Pistor war bekannt als Hobby-Astronom und –Mechaniker. Zu der beabsichtigten Errichtung einer Fabrik zur Herstellung von Flintglas – »feines krystallglas von kieselerde, kali und bleioxyd« (DWb III, Sp. 1803) – scheint es jedoch nicht gekommen zu sein. 27 〈〈xxx〉〉 bittet] Vmtl. Louise Reichardt.
747.
Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 21.–23. April 1808, Donnerstag-Sonnabend
DV: H. B: Nr. *726. A: Nr. *769. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 236 x 188 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Leicht fleckig und verknittert. − WZ: Bekrönter Posthornschild,
VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 37, aoRr: D1: Riley 1978, S. 176–178 (Nr. 46).
131,
auRl:
43
2r aoRr:
133,
auRl:
44.
Varianten 8 lange] danach gestr. lange 9 ich] danach gestr. bin dabei re darüber 10 muß] m aus k danach gestr. die 13 muß] üdZ eing. gestr. erw 13 in] alR davor gestr. in dießes 13–14 zusammenhang] hang üdZ
1326
Zu Nr. 748
eing. danach gestr. zusamen 18 Bruder,] danach gestr. nicht 18 mir] danach gestr. erst 19 da die Post schon fort war] üdZ eing. 23 so gerne] alR 25 gingen] en üdZ eing. 26 dieser] aus 〈xxx〉 29 mehr] üdZ eing. 34 noch] alR 34–35 wenn Gott 〈...〉 kein Ende] alR eing. 41 ihn] üdZ eing. 41 kanst] darüber NB 43 nach] danach gestr. Arth 45 Errinnert] Er aus an davor gestr. Denckt 45 immer] alR 47 komen] en aus st 49 Euch zugetheilte] alR 49 rückständige] danach gestr. Euch 52 Ob?] üdZ eing. 57–60 ich halte 〈...〉 getroffen wird] alR eing. 67 Louis] danach gestr. mit 72 meine] üdZ eing.
Erläuterungen 19–21 die gutte Köppen 〈...〉 beantwortet hatte] Vgl. Nr. 740. 49 jahrgeld von vorigen Jahr] Vgl. zu Nr. 562,89. 57 wenn man nicht Komedienlogen hält, – Mädchen] Vgl. Nr. 569,46–48 und Erl. 58 H.] Hurerei(?). 63 Frieden lasten und quahlen] Vgl.: Nr. 569,14–15 und Erl. 64–66 in Zernickow 〈...〉 die Frantzosen] Das der Großmutter gehörende Gut Zernikow im Ruppinschen Kreis der preußischen Mittelmark, wo sie alljährlich den Sommer verbracht hatte (vgl.: WAA I, S. 53f. und Erl.; WAA XXX, S. 262), litt unter französischer Einquartierung (vgl.: Nr. 569,32–34; Nr. 613,28–33), von der auch ihr Berliner Haus Quarre´ Nr. 4 betroffen war (vgl. Nr. 613,33–38). 73–74 die junge Fr. v Block 〈...〉 vertrieben jetzt hier] Caroline von Block. Vgl. Nr. 638,42–46 und Erl. 76 Schwieger Mutter] Charlotte Magdalene Amalie von Block.
748.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 22. April 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 742. A: Nr. 752. H: FDH 7423. – 1 Bl.(I) + 1 Dbl. (II) + 1 Bl. (III) je ca. 226 x 190 mm; 1r–4r 7 beschr. S.; 4v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – III: Fleckig, verknittert, auR überklebte Risse, 4v Siegelreste. − WZ: I: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild II: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG III: C & I HONIG.
1327
Zu Nr. 748
Fremdeinträge: 1r aoRl: 212, aoRr: [1808] 1v auRr: 7422 2r aoRl: 212, aoRr: [zum 22. April 1808 gehörig] 3v auRr: 7422 4r aoRl: 212, aoRr: [zum 22. April 1808 gehörig] 4v auRr: 7422. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 133–136. D2: Betz/Straub 1986, S. 217–220 (Nr. B38). D3: DjBe Nr. 358.
Varianten 7 Diligense] s aus 〈xx〉 15 Aufseherin] A aus a 15 Springer] danach gestr. bande 17 Tonie,] danach gestr. bald w die 19 Vogel] V aus F 24–25 WaldTeufelgen] gen idZ eing. 27 gern] danach 33 Zerstreuung] nach u gestr. h 50 las] s aus ß gestr. ih 55 Deine] D aus 〈x〉 56 3 Jahren] 3 Ja aus vielen 66 der] r aus m 68 uns] danach gestr. alle 70 hier] danach gestr. über 73 schien] danach gestr. ganz 82 weil] w aus d 84 erhob] danach gestr. sich 86 jagen] aus treiben 92 schlenkert] zweites e aus t 96 ihr] Schluß-e gestr. danach gestr. Blätter 98 kleine] k aus g 105 dem] danach gestr. schönen schönen aus 〈xxx〉
Erläuterungen 2 trägst 〈...〉 Geißlein spazieren] Vgl. Nr. 736,3. 5–6 Clemens 〈...〉 bei Pfarrer Mannel abgelegt] Vgl. Nr. 723,46–48. 7 Diligense] Der Verkehr mit den Diligencen wurde von einem Privatunternehmer besorgt und war schneller als der mit der Post. Vgl. zu WAA XXXI, Nr. 254,45. 45–48 vom ersten Gewitter 〈...〉 11. May 1806] Vgl. WAA XXXII, Nr. 452,2–7. 49 deinen Garten, voll tausend Blumen und Bäumen] Vgl. Nr. 559,29–32 (Brief von Ende Juli–6. August 1807). 49–50 schleichst den Falken nach] Vgl. WAA XXXII, Nr. 452,18–24 (Brief vom 11. Mai 1806). 50–51 aus hartem Winter 〈...〉 unwegsamen Gegenden] In den Königsberger Briefen 1807. 60–61 die Briefe von Müller 〈...〉 Freundschaft geschrieben] Vgl. Nr. 671,57–60 und Erl.
1328
Zu Nr. 748
63 Rödelheimer Land Hauß] Vgl. Nr. 737,32–38 und Erl. 64–65 Schwester, von Schlossers] Susanna Marie Schlosser. 75–76 Carolinianischen Wachholder Zweig 〈...〉 Weihmuth] Von einem Carolinischen Wachholderbaum (Juniperus caroliniana) und von einer Weymouthkiefer. 77 Büste seiner Excelenz] Goethes. Vgl. Nr. 565,29–32. 81–82 Prof: Arnold, der seit ein paar Tagen hier ist] Johann Georg Daniel Arnold, seit April 1806 Professor des Zivilrechts an der neugegründeten Rechtsschule in Koblenz, mit Savigny seit längerem bekannt, hielt sich im letzten Aprildrittel 1808 in Frankfurt auf, wo ihn das Leben und Treiben im BrentanoHaus besonders beeindruckt haben muß. Nachdem er nach Koblenz zurückgekehrt war, schrieb er am 29. April an Savigny: Meine Reise hieher war mit
einigen Abentheuern verwebt an deren Erzählung ich für die Bettine gegenwärtig arbeiten thu. Was mich aber hier wie in meinen Amtsarbeiten unaufhorlich unterbricht ist der durch einen Schrei sich heftig äußernde Gedanke, O Sandgaß, O Sandgaß!! (H: UB Marburg, Nachlaß Savigny 725/30.) 93 Erdrauch] Fumaria officinalis, einjährige Pflanze mit zarten bläulichgrünen Blättern und traubenartigem Blütenstand, der aus 20–40 rosa Einzelblüten besteht, die an den Spitzen purpurrot gefärbt sind; vereinzelt auch weißblühend. 100 Das Stück aus dem Helden Buch von Grim] In Zeitung für Einsiedler Nr. 6 vom 20. April: Des Löwen und König Dieterichs Kampf mit
dem Lindwurm. Altes deutsches Lied aus dem Kreise des Heldenbuchs und der Nibelungen, aus dem Dänischen übersetzt von Wilhelm Grimm in Cassel. Vgl. WAA VI, S. 70–72 und Erl. S. 825–840. 101 Malespini] Vgl. Nr. 701,3 und Erl. 102 deine liebe LiebesLieder] In Arnims Zyklus Der freye Dichtergarten: Lieben und geliebt zu werden (Zeitung für Einsiedler Nr. 1 vom 1. April; WAA VI, S. 9–12) und Dichter Wald der Dichter (Nr. 2 vom 6. April; ebd., S. 20–25); außerdem Warnung und Ermunterung (Nr. 6 vom 20. April; ebd., S. 72f.). 114 Zimmermann] Der Verleger Zimmer; Bettinas Schreibung war inspiriert durch den Namen Zimmermann im Bezugsbrief (Nr. 742,14).
1329
Zu Nr. *749
*749. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, etwa 23. April 1808, Sonnabend B: −. A: Nr. 771. Datierung: Am 20. April teilte Arnim Brentano mit: An Reichardt schreib ich bald (Nr. 743,58), am 5. Mai antwortete Reichardt. Da dem Brief Arnims derjenige an Wilhelm Grimm vom 23. April (Nr. 750) beilag, wie sich aus Jacob Grimms Teilantwort vom 6. Mai (Nr. 772,25–27) ergibt, ist eine genauere Datierung möglich. Beilagen: Nr. 750. (Vgl. Jacob und Wilhelm Grimm an Arnim, 6. Mai 1808; Nr. 772,25–27.)
750.
An Wilhelm Grimm in Kassel Heidelberg, 23. April 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 738. A: Nr. 772. H: SPK/NGr 647/I,4. –1 Dbl. ca. 220 x 183 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl Bleist.: +, aoRr: 4. Besonderheiten: Beilage zu Nr. 749. (Vgl. Nr. 772,25–27.) D1: Steig 1904, S. 9f.
Varianten 5 es] danach gestr. Görres 12 er] aus sie 15 drüber] dr nachträgl. 15 in der Edda] idZ überschrieben und eingefügt aus im Nibel idZ 18 alt] l aus 〈x〉 23 Anmerkungen] üdZ eing. 26 Ihrer] I aus i
Erläuterungen 3–4 das Blat 〈...〉 beygefügt hätten] Vgl. Nr. 738,13–16 und Erl. 4–5 Aufsatze von Görres] Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen. Vgl. Nr. 738,31 und Erl. 8–10 Eine der Uebersetzungen 〈...〉 im sechsten Stücke] Vgl. zu Nr. 748,100. 10 die andern 〈...〉 mit der Fortsetzung von Görres folgen] W. Grimms Übersetzungen aus dem Dänischen wurden erst in Zeitung für Einsiedler
1330
Zu Nr. 751
Romanze fortgesetzt, Görres’ Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen bereits in Nr. 8 vom 26. April. 11–12 die Wilkina saga 〈...〉 im zweyten Abschnitte] In Zeitung für Einsiedler Nr. 8 vom 26. April der zweite Teil von Görres’ Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen: Wilkinasaga. 14 Den Fischer] Vgl. Nr. 738,40–43 und Erl. 15 drüber im dritten Abschnitte] Nicht erfolgt in Zeitung für Einsiedler Nr. 12 vom 11. Mai im dritten Teil von Görres’ Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen: Die zwölf Säulen am Riesenwege. 15–16 Daß er jene 〈...〉 die erste Erwähnung des Siegfried nennt] In Zeitung für Einsiedler Nr. 5 vom 15. April im ersten Teil von Görres’ Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen: Die älteste bekannte historische Erwähnung des Helden dieses poetischen Kreises mögte wohl jene seyn, die sich im Flateyischen Codex aus dem vierzehnten Jahrhundert findet (WAA VI, S. 57,11–13). 17–18 beweisen 〈...〉 aus Deutschland gekommen] In Zeitung für Einsiedler Nr. 8 vom 26. April (vgl. WAA VI, S. 89f.). 18 wie alt das Gedicht d. p. exped:] Das lateinische Gedicht De prima Attilae expeditione. Vgl. Nr. 738,40–42 und Erl. 21–23 Hagen dreissig Bogen Anmerkungen] Vgl. Nr. 738,21–23 und Erl. 26 Bruders] Ludwig Emil Grimm. Nr. 11 vom 7. Mai mit einer
751.
An Johannes von Müller in Kassel Heidelberg, 23. April 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. *774. H: StB Schaffhausen, Msc. Müll. 239,63. – 1 Bl. ca. 222 x 185 mm; 1r–1v 2 beschr. S. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl, vmtl. Empfängernotiz: Achim von Arnim. 23. Apr. 1808 Bitte um Beiträge zu der von ihm veranstalteten Zeitschrift., aoRm: 63. D1: Requadt 1957, S. 290 (Nr. 1).
Varianten 18
Wort]
Schluß-en gestr.
1331
Zu Nr. 751
Erläuterungen 1 Abreise von Kassel] 3. oder 4. Januar 1808. 9–10 von Jean Paul einige ernste Worte] Denksprüche aus einer Friedenspredigt an Deutschland in Nr. 3 der Zeitung für Einsiedler vom 9. April. Vgl. Nr. 692,11–12 und Erl. 12 Ihre Beyträge] Müller schickte Arnim um den 8. Mai (Nr. *774) einen Auszug aus den Anfangskapiteln eines von ihm unterstützten, noch nicht erschienenen Manuskripts des französischen Emigranten Charles de Villers zugunsten der deutschen Universitäten, woraufhin Arnim eine deutsche Übersetzung in seiner Zeitung für Einsiedler Nr. 14 vom 18. Mai veröffentlichte. In einem am 2. Juni 1808 an Villers geschriebenen Brief bezeichnete Müller le jeune Arnim als plein d’esprit et de patriotisme (Isler 1879, S. 226). Vgl. Arnim an Savigny, 12. Mai 1808; Nr. 782,1–6 und Erl. 14–15 an der Spitze berühmter Universitäten] Als Generaldirektor des öffentlichen Unterrichts im Königreich Westphalen war Müller verantwortlich für die Universitäten Göttingen, Halle, Helmstedt, Marburg und Rinteln.
752.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 24. April 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. 748. A: Nr. 753. H: FDH 7259. – 1 Dbl. ca. 221 x 184 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 111 x 143 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Zeitung für Einsiedler Nr. 7 vom 23. April. Fremdeinträge: 1r aoRl: 214 v Z. 28 über Hesekiels 38: 35 (Steig) 2v auRr: 7259 Kur aoR spätere Notiz Bettinas: Heid- 24 April 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1912, S. 554–556; TD (Märchen). D2: Steig 1913, S. 136f. D3: Betz/Straub 1986, S. 221f. (Nr. A40). D4: DjBe Nr. 362.
Varianten
das] aus der 18 aus] au aus in 21 ereignete] r aus 〈x〉 21 Der Pfarrer] D aus 〈x〉 Pfarrer über gestr. Inspector 23 und] danach gestr. ruft wäh 23 Verstorbenen] V aus F 24 Sein] S aus s 36 rieche] Schluß-e aus en 38 für Blumen] für aus dafür Blumen üdZ eing. 7
1332
Zu Nr. 753
Erläuterungen 3–4 Müllers Freundschaftsgeschichten] Müllers Homosexualität war berüchtigt. Vgl. zu Nr. 671,57–59. 20–21 Geisterhistorie 〈...〉 eine Stunde von hier] Die Geisterhistorie ereignete sich in Wieblingen, wo der Pfarrer Friedrich Peter Wundt am 13. März 1808 gestorben war. Arnim erzählt sie auch in seinem Text Erweckungen (vgl. zu Nr. 647,39–50), dessen Entstehungsterminus post quem sich aus dem Todesdatum Wundts ergibt. 28 Hesekiels 38,13] Vielmehr 35,13. 32–33 ein Stücklein Deines Geistes vorblicken sehen] In einer von Arnim umgearbeiteten Passage seines Fortsetzungsbeitrags Scherzendes Gemisch von der Nachahmung des Heiligen. Vgl. Nr. 667,66–68 und Erl. 35 Fortsetzung dieses Aufsatzes] Die Serie, die sich unregelmäßig bis Nr. 37 vom 30. August durch die Zeitung für Einsiedler zieht, enthält vor allem Gedicht- und Prosabeiträge Arnims, aber auch Auszüge aus Texten anderer Autoren. 38 Doktor] Dominikus Brentano. 38 der Marder] Vgl. Nr. 684,19–20.
753.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. April 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 752. A: Nr. 755. H: FDH 7423. – 1 Dbl. (I) + 1 Bl. (II) je ca. 228 x 190 mm; 1r–3v 6 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – I auR eingerissen, II aoR fleckig. − WZ: Jeweils FHF. Beilagen: Brief von Philipp Carl Hoffmann an Bettina, 24. April 1808 (Nr. AII.31). Fremdeinträge: 1r aoRl: 215 v 2v auRr: 7423 3r aoRl: 215 3v auRm: 7423. Datierung: Aufgrund des Aufführungsdatums von Cherubinis Medea (vgl. zu Z. 14) und des datierten Antwortbriefes vom 26. April. D1: Steig 1912/13, S. 554–556; TD (Märchen; dessen weitere separate Drucke werden nicht registriert). D2: Steig 1913, S. 137–139; nicht datiert. D3: Kat. Henrici 149, Nr. 79, S. 22; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D4: Betz/Straub 1986, S. 222–226 (Nr. B39). D5: DjBe Nr. 363.
1333
Zu Nr. 753
Varianten 21 44
jauchzen] z aus s 33 Benehmen] erstes n aus g 39 Es] aus das erfüllt] e aus b 46 Weise] danach gestr. und Goldne 48 StoßAdler] danach gestr. und 48 und] üdZ 48 Falken] lk aus 〈xx〉 52 bekomme] danach gestr. 〈xxx〉 52 daß] d aus s 55 wäre,] danach 59 hart] r aus t 63 um] gestr. sondern ihr Leib wuchs nur immer, danach gestr. zu 65 da] danach gestr. s 67 seyn] danach gestr. und 73 seyn,] danach gestr. s 91 flochen] ch aus g 101 belehren] l aus h Erläuterungen 6 die durchfallenden Noten] Durchgehende unbetonte Noten. Sie bilden die Melodie zwischen zwei betonten Noten und sind nicht mit einem Akkord untersetzt. 14 Gestern 〈...〉 Medea von Cherubini gegeben] Am 24. April. (Vgl. Oven 1872, S. 116.) 39 ein Märgen] Bettina hat das Märchen vom Königssohn selbst erfunden. Von ihrer Arbeit an dem Text zeugt eine ebenfalls umfangreiche Entwurfsversion (Nr. AII.29). Wie Arnim ihr am 29. April mitteilte (Nr. 759,7–10), verzichtete er auf eine Veröffentlichung in der Zeitung für Einsiedler, weil er fürchtete, sie würde als aktuelle Anspielung auf gleichzeitige Geburten mißverstanden. Zu Bettinas Märchen vgl. Burwick 2010. 71 unwürschen] unwirsch: »unwerth, ungeachtet»; auch »verächtlich, schmählich, häszlich, böse, kläglich« (DWb XXIV, Sp. 2231). 101–102 was Du vom Noten Druck wissen willst] Vgl. Nr. 742,8–12. 104–105 Goethe 〈...〉 wegen den Juden] Brief vom 20. April über anonyme
Bemerkungen über des Herrn Israel Jakobsohn untertänigste Vorstellung an den Fürstprimas der Rheinischen Konföderation (Frankfurt/M. 1808) und mit Bitte um die Anfang 1808 von Karl Friedrich von Dalberg, dem Fürstprimas des Rheinbundes, erlassene Neue Stättigkeit und Schutz-Ord-
nung der Judenschaft zu Frankfurt am Main, deren Verfassung, Verwaltung, Rechte und Verbindlichkeiten betreffend (Frankfurt/M. 1808). Vgl. DjBe Nr. 357. 108 das wo der
Einsiedel vorkömt] In einer in Arnims Scherzendem Gemisch von der Nachahmung des Heiligen im Zusammenhang mit der einer Briefstelle Bettinas nachgebildeten Passage: Ein alter Jude bemüht sich vergeblich, ein rechter Einsiedler zu werden. Vgl. Nr. 667,66–68 und Erl. sowie WAA VI, S. 75.
1334
Zu Nr. 755
754.
Von Hans von Schlitz nach Heidelberg Mannheim, 25. April 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: GSA 03/220. – 1 Bl. ca. 230 x 186 mm; 1r beschr.; 2x längs, 1x quer gefaltet. – Abgerissene Dbl.-Hälfte, verknittert. − WZ: VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRr: 1808 155.
Varianten 3
Paris]
danach gestr.
hier
15
reden] r
aus
s
Erläuterungen 3 von Paris] Wo Hans von Schlitz als außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister des Herzogtums Mecklenburg-Strelitz über dessen Beitritt zum Rheinbund verhandelt hatte. Vgl. zu Nr. 607,54–55. 8 nach Heidelberg] Wie aus Nr. 759,20–24 hervorgeht, suchte vielmehr Arnim den Onkel in Mannheim auf und fuhr dann von dort mit ihm nach Heidelberg. 12 Pied d’estal] Fußgestell. 21 nach Frankfurt aufbrechen] Wo Schlitz mit dem Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg zusammentraf, wie Bettina berichtete (Nr. 764,4). 22 in schweren Aemtern] In seiner ministeriellen Funktion.
755.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 26. April 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 753. A: Nr. 758. H: FDH 7260. – 1 Dbl. ca. 221 x 183 mm; 1r–2v 4 beschr. S., 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 95 x 118 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 217 v 2v auRr: 7260 Kur aoR spätere Notiz Bettinas: Heid 26 April 8, darunter andere H: 217. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 142f. D2: Betz/Straub 1986, S. 230–232 (Nr. A41). D3: DjBe Nr. 364.
1335
Zu Nr. 755
Varianten 14 nur] danach gestr. mit 〈xxx〉 17 im] aus das 42 sind] aus seyn
15
Artiges] über gestr. Gutes 16 wie] aus nicht] n aus d 37 er] idZ eing.
23
Erläuterungen 3 Nachricht von meiner Großmutter] Vgl. Nr. 740. 3–4 Clemens kommt auch bald!] Vgl. Nr. 739,2–7. 20–21 das beste Kind fressen die wilden Thiere 〈...〉 Das Mährchen] Vgl. Nr. 753,61–100. 24–25 Geschichte vom starken Hans 〈...〉 Christophel und der Siegfried] Reaktion auf Bettinas Brief vom 10. April (Nr. 729,33–36). Der starke Hans erinnerte Arnim vmtl. an den heiligen Christophorus durch seine große Gestalt und die Bereitschaft, ohne Zorn und Widerspruch zu dienen, an den Siegfried des Nibelungenlieds durch die Fähigkeit, alle zu seinem Verderben ersonnenen Aufgaben mit übermenschlicher Kraft zu bewältigen. 25–26 Im Prometheus 〈...〉 Anfang der Pandora gelesen] Vgl. Nr. 729,39–40 und Erl. 26–27 Fortsetzung der Eugenie] Goethes Trauerspiel Die natürliche Tochter war Ende 1803 im Tübinger Taschenbuch auf das Jahr 1804 als erster Teil einer geplanten Trilogie erschienen, die jedoch nicht fortgesetzt wurde. Das Stück war unter dem Titel Eugenie – nach dem Namen der Protagonistin – uraufgeführt worden. 29 Der junge Göthe ist angekommen] Vgl. zu Nr. 712,72. 29–30 den Vossen in die Hände gefallen] Johann Heinrich Voß war von Jena her, von wo er im Juli 1805 nach Heidelberg übersiedelte, mit Goethe gut bekannt, und der älteste Sohn Heinrich Voß dem Vater im November 1806 an den Neckar gefolgt. 1804 zum Professor am Weimarer Gymnasium ernannt, war der junge Voß oft bei Goethe zu Gast gewesen. Daher hatte August von Goethe in Heidelberg mit der Familie Voß nahen Umgang. 31 zum Essen zu Zimmer] Zur Tischgesellschaft des Verlegers. Vgl. Nr. 629,119–120 und Erl. 32 lebendiger als in des Vaters Hause] Als Arnim vom 8. bis 11. November 1807 mit Bettina in Weimar war. 38 mein Theologe] Georg Heinrich Moser. Vgl. Nr. 721,16 und Erl.
1336
Zu Nr. 757
*756. An Friedrich Schlegel in Köln Heidelberg, zwischen 26. und 29. April 1808, Dienstag und Freitag B: −. A: Nr. 803. Beilagen: Vgl. Datierung. Datierung: Schlegel teilte im Antwortbrief (Nr. 803,30–31) mit, er habe die ersten acht Nummern der Zeitung für Einsiedler gelesen. Da Nr. 8 am 26. April erschien und anzunehmen ist, daß sie Arnims Brief beilag, wird er nach deren Erscheinen und vor dem Erscheinen der nächsten (30. April) geschrieben haben.
757.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 26. April 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 759. H: FDH 7424. – 1 Dbl. (I) + 2 Bl. (II, III) je ca. 227 x 189 mm; 1r–4r 7 beschr. S.; 4v Adresse; 2x längs, 3x quer gefaltet. – Tintenfraß III: verknittert, eingerissen, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, überklebt, 4v rote Siegelreste. − WZ: I: J HONIG & ZOONEN II: oberer Teil von bekröntem Posthornschild III: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 216 v 3r aoRl: 216 4r aoRl: 216. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT. Datierung: Aufgrund von Bettinas Mitteilung im vorhergehenden Brief vom 25. April: Adieu die Post geht ab; morgen das Ende (Nr. 753,100). D1: Steig 1912/13, TD, S. 554–556 (Märchen; weitere separate Drucke werden nicht registriert). 2 D : Steig 1913, S. 140–142; nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 226–230 (Nr. B40). D4: DjBe Nr. 365.
Varianten 12 hört.] danach gestr. und 12 wenn] danach gestr. , 13 in] aus d 13 fragt] g aus ch 20 unruhig] danach gestr. sein 22 ruhig] über 23 ihre] aus die 25 spührt] davor gestr. ver 30 wie gestr. still 44 hat] t aus 〈x〉 64 spiegelt] g aus lt ihr] danach gestr. mit
1337
Zu Nr. 757
73 die die] danach gestr. 6 78 bereiten,] danach gestr. daß 81 der] danach gestr. Alt 83 schleiern und] danach gestr. Gar 91 Die] davor 102 wie] üdZ eing. 105 Sprach] danach gestr. weil gestr. Aber 107 Haupt,] davor verschrieben und gestr. Haupt danach gestr. das soll 109 Ich] I aus i 113 das] aus 〈xxx〉 heisen er will ihr König seyn
Erläuterungen 2
Da wuchsen die Kindlein 〈...〉]
758.
Fortsetung von Nr. 753,39–100.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 27. oder 28. April 1808, Mittwoch oder Donnerstag
DV: H. B: Nr. 755. A: Nr. 759. H: FDH 7425. – 1 Bl. (I) + 1 Dbl. (II) je ca. 226 x 190 mm; 1r–3r 43/4 beschr. S.; 3v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, 3v roter Siegelrest. − WZ: I: J HONIG & ZOONEN II: bekrönter Posthornschild, darunter C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 218 v 2r aoRl: 218 3v aoRr: 7425. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Nach dem Bezugsbrief vom 26. und vor dem Antwortbrief vom 29. April. D1: Steig 1912/13, S. 556f.; TD (Märchen; weitere separate Drucke werden nicht registriert). D2: Steig 1913, S. 143–146; nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 232–235 (Nr. B41); datiert: April 1808. D4: DjBe Nr. 366.
Varianten 6 kränkt] danach gestr. b 17 so] danach gestr. 〈xxx〉 29 in] i aus a 39 und] danach gestr. bringt 43 in] üdZ eing. 49 Hans] danach 60 Wasser] danach gestr. l 69 Morgen] davor gestr. wieder gestr. ge danach gestr. , 73 und] danach gestr. 〈xxx〉 77 die] üdZ 82 Holz,] danach gestr. bis sie 82 all] danach gestr. g 84 berg] in Skizze 91 weiß] Schluß-t gestr. hineingeschrieben
1338
Zu Nr. 759
Erläuterungen 9 Savignys Kindgen] Franz von Savigny. 16 Bettingen] Bettina von Savigny. 18 Verweis darüber] Vgl. Nr. 703,18–22. 19–20 Clemens 〈...〉 wieder sah] Brentano, der seine Frau Auguste nach Allendorf gebracht hatte, unterbrach die Weiterreise nach Heidelberg in Frankfurt, wo er am 25. abends eintraf und am 26. morgens weiterfuhr. Am 26. abends oder am 27. wird er in Heidelberg eingetroffen sein. (Berechnung nach Brentanos Reisebericht an Jacob und Wilhelm Grimm, 7. Mai 1808; FBA XXXII, S. 62f.) 22 Das Märchen ist von mir] Also nicht von Savignys Kinderfrau Marie Lehnhardt. Antwort auf Arnims Frage Nr. 755,21–23. 26 Die Geschichte von Hans ohne Bart] Vgl. Nr. 729,33–36 und Erl. 61 Fleischarden] Das seltene Wort (im DWb nicht belegt) auch in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde: Fleischmulde (mundartlich). Vgl. BvA/W I, S. 374 und Erl. 96 Arnold 〈...〉 Sagen aus dem vogesischen Gebürg versprochen] Johann Georg Daniel Arnold, der sich im letzten Aprildrittel in Frankfurt aufhielt, hatte Bettina eine Version der Legende von der Heiligen Odilia erzählt, schickte ihr jedoch nichts, da er erkrankte. Vgl. Nr. 770,25–57.
759.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 29. April 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 757, 758. A: Nr. 764. H: FDH 7261. – 1 Dbl. ca. 229 x 184 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 112 x 140 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 219 v 2v auRr: 7261 Kur spätere Notiz Bettinas: 29
April 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 146f. D2: Betz/Straub 1986, S. 235–237 (Nr. A42). D3: DjBe Nr. 367.
1339
Zu Nr. 759
Varianten 5 sie] s aus d 9 jezt] üdZ eing. 15 heme] he aus wi 20 mir] danach gestr. 〈xxx〉 21 von] v aus d 21 Paris] P aus 〈x〉 22 durch] danach gestr. nach 25 mich] danach gestr. nie 25 niemals] üdZ 36 ihnen] i aus I 37 nun] u aus 〈x〉 eing.
Erläuterungen 5 eine böse Sieben] Sprichwörtlich. »Von bösen Eheweibern, wie von bösen Personen überhaupt« (Wander IV, Sp. 553, Nr. 21). 7–8 Zwillingen, die dem Pr. Fries geboren] Am 19. April. Vgl. Jakob Friedrich Fries’ Erinnerung: Karolinens zweite Niederkunft mit zwei Mäd-
chen, die wir Fanny und Betty nannten; Fanny die stärkere verloren wir aber schon in vierzehn Tagen wieder; hingegen die schwächliche kleine Betty gedieh anfangs bei einer Amme recht gut. (Fries 1867, S. 115.) 10–12 Eine
dieser Geschichten 〈...〉 Göthe 〈...〉 Judengeschichten von Dir haben will] Die von Arnim im folgenden berichtete Judengeschichte
teilte Bettina Goethe nicht mit, weil er keine Anekdoten von ihr erwartete, sondern publizistische und amtliche Veröffentlichungen zur Emanzipation der Juden im zum Rheinbund gehörenden Frankfurt und im napoleonischen Königreich Westphalen, zuletzt am 20. April, was Bettina Arnim allerdings nur pauschal mitgeteilt hatte: Goethe habe wie∧der 〈...〉 wegen den Juden an sie geschrieben (vgl. Nr. 753,104–105 und Erl.). Auch ihrem Bruder Clemens, der sie in Frankfurt kurz besucht hatte, bevor er zu Arnim nach Heidelberg weiterreiste, wird sie nur allgemein über Goethes Wunsch berichtet haben, so daß beide mißverstanden, was dieser wollte.
18–19 Von meiner Großmutter 〈...〉 Brief] Nr. 747. 20–22 ein Onkel 〈...〉 von dessen Gute 〈...〉 bis Weinheim] Arnim begleitete Hans von Schlitz, der von Mannheim über Heidelberg nach Frankfurt weiterreiste (vgl. Nr. 754), bis etwa 15 km nördlich von Heidelberg. Vom 19.–21. April und am 11. Mai 1806 (WAA XXXII, Nr. 445, 452) hatte er Bettina aus Karstorf, dem mecklenburgischen Gut des Onkels, geschrieben. Zu Schlitz’ Paris-Aufenthalt vgl. zu Nr. 607,54–55. 27–29 keinen 〈...〉 Grus an Dich auftragen 〈...〉 dort beschäftigt war.] Bettina traf Schlitz aber doch in Frankfurt. Vgl. Nr. 764,4–6. 31 die Zeitung] Die Zeitung für Einsiedler.
1340
Zu Nr. *760
32–33 daß die alte Göthe 〈...〉 producirte] Goethes Mutter bringe täglich einen Beitrag in die Öffentlichkeit bzw. auf den Markt (lat. produco). 35–36 Voigts Arbeiten] Niklas Vogt betätigte sich in Frankfurt nicht nur künstlerisch (vgl. Nr. 639,55–62 und Erl.), sondern auch publizistisch im Sinne der Dalbergschen Reformen, setzte die seit 1804 erscheinenden Europäischen Staats-Relationen (bis 1809) fort und arbeitete an Schauspielen zur rheinischen Geschichte. 1808 erschien seine Historische Darstellung des europäischen Völkerbundes. 36 Molitors, weist Du etwas von ihnen?] Bettinas Kenntnis von Schriften Franz Joseph Molitors (vgl. Nr. 686,49–50 und Erl.) erhellt aus ihren Sendungen an Goethe, dem sie zunächst Einige Worte ueber Erziehung mit beson-
derer Hinsicht auf das jüdische Philanthropin zu Frankfurt am Main geschickt hatte (vgl. DjBe Nr. 340, Beilagen) und danach den Aufsatz Ueber bürgerliche Erziehung, mit besonderer Hinsicht auf das jüdische Schulwesen in Frankfurt aus den von Niklas Vogt herausgegebenen Europäischen Staats-Relationen, Bd. VI, 1808 (vgl. DjBe Nr. 349, Beilagen). Vgl. DjBe Nr. 352. 36–37 Auf Arnolds Mährchen 〈...〉 begierig] Nicht von Bettina geschickt, nicht in der Zeitung für Einsiedler erschienen. Vgl. Nr. 758,36 und Erl. 38 von Runge] Vgl. Nr. 776,12–15 und Erl. 38–40 Savigny 〈...〉 Briefen der Mamselle Cujare 〈...〉 in Paris abgeschrieben] Savignys Abschrift während seines Paris-Aufenthalts 1805 ist nicht bekannt. Vgl. Nr. 745,11–14 und Erl. 41 mancherley 〈...〉 gesprochen an ihn] Im Brief vom 1. April (Nr. 712). 49–50 Wilhelm Meister 〈...〉 Mariane liebte] Mariane ist in Wilhelm Meisters Lehrjahren die von dem Titelhelden geliebte Schauspielerin. 50 Milesierin und Persianerin] Bettina als Geschichten- und Märchenerzählerin; nach den Milesiaka (Milesischen Geschichten), einer Sammlung erotischer Geschichten des Aristeides von Milet, die nur vom Hörensagen bekannt ist, und den persischen Märchen in Tausendundeiner Nacht.
*760. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, vmtl. zwischen Ende April und Ende Mai 1808 B: Nr. 727. A: Nr. 804. Datierung: Aufgrund des Bezugsbriefes vom 10. April und Arnims Mitteilung im Antwortbrief vom 22. Juni, daß er einige Zeit nicht geschrieben habe.
1341
Zu Nr. *761
*761. An Henriette Schubart in Jena Heidelberg, vmtl. Ende April/erstes Drittel Mai 1808 B: −. A: Nr. 781. Datierung: Aufgrund der Datierung des Antwortbriefes.
762.K An Carl Friedrich von Redtel in Berlin Heidelberg, vmtl. Ende April/Anfang Mai 1808 DV: H. B: Nr. 746. A: −. H: BJ/VS 8. – 1 Dbl. ca. 220 x 184 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 1x quer gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl aufgeklebter Zettel Varnhagens: (Scheint eine Zuschrift an Karl von Raumer) 1809 = 1812?, aoRm Stempel: PR. ST.
BIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: Adressatenbestimmung: Die Reminiszenz an die Tage, die wir 〈...〉 zur Nachtigalleninsel hingetrieben in stillen Tagen des alten Friedens (Z. 13–15), weist zurück in Arnims hallesche Studentenzeit 1798–1800. Als Nachtigalleninsel wurde eine Saaleinsel in bzw. bei Halle bezeichnet, und da es Tage des alten Friedens waren, denkt Arnim nicht an seine späteren Halle-Aufenthalte zu kriegerischen Zeiten. Er wird demnach an einen ehemaligen halleschen Kommilitionen geschrieben haben. Der Geologe Karl von Raumer, den Varnhagen mutmaßte (vgl. Fremdeinträge), kommt nicht infrage, denn er hatte erst 1803–1805 in Halle studiert, und Arnim wußte im April 1808 gar nicht, wo er sich aufhielt (vgl. Nr. 763,17–21 und Erl.). Hallesche Kommilitonen und Bekannte, zu denen Arnim auch nach dem Studium bis zur Zeit der Heidelberger Romantik Kontakt hielt, waren Redtel und Pistor, und von diesen beiden hatte Redtel sich am 20. April 1808 mit der Bitte an ihn gewandt, ihm nach Berlin zu antworten. Arnim wird folglich an Redtel geschrieben haben, und er wird es nicht lange nach Erhalt des Bezugsbriefes getan haben, denn Redtel insistierte auf baldiger Antwort. Sie gehörte sich schon deshalb, weil er seine Verheiratung mitgeteilt hatte. Die Datierung wird auch durch Arnims Bezug auf das aktuelle Indien-Interesse nahegelegt (vgl. zu Z. 3–4). Das Briefkonzept hat einen ähnlichen Charakter wie die frühen Briefe Arnims an Redtel aus den Jahren 1800/01 (WAA XXX, Nr. 110, 156, 162, 164.K) und nimmt deren ironisch-metaphorischen Duktus auf. Von Redtels literarischer Interessiertheit und geistiger Wachheit, die aus dem Briefkonzept geschlossen werden kann, zeugen
1342
Zu Nr. 762.K
auch andere Briefstellen von ihm aus der Studentenzeit (vgl. WAA XXX, Register). Datierung: Vgl. Besonderheiten.
Varianten 11 15 17 aus 28
begrüsse,] danach gestr. du aus der 11–12 gekannt] g aus b Friedens] danach gestr. aus 16 Früchte] danach gestr. nach uns] üdZ eing. 18 wo 〈...〉 gefunden,] zwischen den Zeilen 19 du] ich 21 in 〈...〉 Geologie.] über gestr. von Werner geleitet daß] aus 〈xxx〉
Erläuterungen 2 Gemeine] Schwesterform von Gemeinde. 3–4 streben jezt alle Gedanken 〈...〉 nach Indien] Arnim hatte bereits in Zeitung für Einsiedler Nr. 2 vom 6. April (WAA VI, S. 15) indische Verse zitiert, die F. Schlegel in seinem Werk Ueber die Sprache und Weisheit der
Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde. Nebst metrischen Übersetzungen indischer Gedichte mitteilte. In Nr. 8 vom 26. April wies eine Fußnote auf Hrn Schlegels nun erschienenes Werk über Indien hin (WAA VI, S. 89). Kurz vorher hatte Friedrich Creuzer seinen programmatischen Aufsatz Philologie und Mythologie, mit dem die Abteilung Philologie, Historie, Literatur und Kunst der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur eröffnet wurde, mit dem Satz begonnen: Der neue Weg zum
Mutterland alter Religion durch die Literatur Indiens wird so eben erst gebahnet. Wie weit er führen werde, vermag noch Niemand zu sagen, da wir zur Zeit nur in den Vorhallen jener Quellenkunde stehen. (1. Jg. 1808, 1. H, S. 3.) 14–15 Nachtigalleninsel] Später Peißnitz. 22–23 eine Sünde 〈...〉 Unterlassungssünde] Ähnlich Nr. 710,10–11 und Nr. 716.E,1.
1343
Zu Nr. 763
763.
Von Christian Schlosser nach Heidelberg Frankfurt, Ende April 1808
DV: H. B: Nr. *722. A: −. H: BJ/VS 228. – 1 Bl. ca. 232 x 190 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Schlosser an Bettina von Arnim., daneben Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN, auRl Varnhagen: Bettina. Besonderheiten: Der Fremdeintrag Varnhagens (und ihm folgend die Annahme Stern 1911, S. 723), der Brief Schlossers sei an Bettina gerichtet, ist irrig. Bettina erhielt den Brief von Schlosser zur Übermittlung an Arnim und schickte ihn – wie auch Schlossers Gedicht Apoll – mit ihrem Brief vom 30. April, 1. oder 2. Mai 1808 (Nr. 764) nach Heidelberg. – D1 wird entgegen der übersehenen Eigendatierung Arnims ein Briefdatum Mitte April angenommen, außerdem Johann F r i e d r i c h ( F r i t z ) Heinrich Schlosser zum Verfasser des Briefes erklärt. Er habe Arnim den Text aus Taulers Nachfolge des Armen Lebens Christi geschickt, der in der Zeitung für Einsiedler Nr. 7 vom 23. April erschien. Diese Annahme übersieht, daß Arnim bereits in seinem Königsberger Brief an Brentano vom 2. Dezember 1806 (WAA XXXII, Nr. 512) aus derselben Taulerschen Quelle Verse zitiert, und zwar aus der Ausgabe von 1621, die auch der Wiedergabe in der Zeitung für Einsiedler zugrundeliegt. Die Ausgabe ist nicht so selten, wie D1 angenommen wird (vgl. KVK). Arnim muß sie bald nach seinem Eintreffen in Königsberg kennengelernt und nach Heidelberg mitgenommen haben. Daß er mit dem Brief Christian Schlossers auch dessen Gedicht Apoll erhielt, das in der Zeitung für Einsiedler Nr. 13 vom 14. Mai erschien, ergibt sich aus dessen Konvergenz mit den Äußerungen Bettinas über das von ihr nicht genannte Gedicht. (Vgl. Erl. zu Nr. 764.) Daß Schlosser Bettina keinen fremden Text zum Weiterschicken gab, sondern einen eigenen, erschließt sich zudem aus seiner Mitteilung, die Ablösung des Gedichts aus dem Zusammenhange sei ihm schwergefallen. Zu dem Zusammenhange bemerkte Arnim in einer Fußnote zum Abdruck des Gedichts Apoll in der Zeitung für Einsiedler: Dieses Gedicht ist ursprünglich bestimmt, in einen Cyklus griechisch-mythologischer Darstellungen einzutreten. (WAA VI, S. 153.) D1: WAA VI, S. 854; datiert: vmtl. Mitte April.
Varianten 13
zerrissenen]
Schluß-n aus 〈x〉
22
1344
Sie]
nachträgl. idZ
Zu Nr. 764
Erläuterungen 3 Geschenk] Die ersten Nummern der Zeitung für Einsiedler (Beilage zum Bezugsbrief). 3 Beilage] Vgl. Nr. 764 (Beilagen). 17–19 H. von Raumer 〈...〉 Freiberg 〈...〉 in Wien suchen.] Karl von Raumer hatte sich im sächsischen Freiberg, wo er Geologie studierte, mit seinem akademischen Lehrer Abraham Gottlob Werner überworfen, und setzte nach seinem Giebichenstein-Aufenthalt (vgl. Nr. 746,6–9 und Erl.) sein Studium in Paris fort, wohin er mit einem Freund zunächst durch Thüringen und Franken und dann nach Mainz reiste. (Vgl. Raumer 1866, S. 78–80.) Schlossers Sendung an Raumer ist nicht bekannt. Arnim wird ihn wegen Beiträgen zur Zeitung für Einsiedler ohne Erfolg zu kontaktieren versucht haben.
764.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. April, 1. oder 2. Mai 1808, Sonnabend, Sonntag oder Montag
DV: H. B: Nr. 759. A: Nr. 768. H: FDH 7426. – 1 Bl. ca. 250 x 205 mm; 1r beschr.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Fleckig, brüchig, Ränder stark beschädigt (mit Textverlust). Beilagen: Nr. 763 mit Raumers Gedicht Apoll. Fremdeinträge: 1r aoRl: 210 v., 1v auRr: 7426. Besonderheiten: Vgl. Nr. 763. Datierung: Zwischen Arnims datierten Briefen vom 29. April und 3. Mai. D1: Steig 1912, S. 234f.; TD. D2: Steig 1913, S. 147; nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 238 (Nr. B42); datiert »Anfang Mai?«. D4: DjBe Nr. 370.
Varianten 12
wenn der]
danach gestr. 〈xx〉
12
1345
heilige] g
aus
ch
Zu Nr. 764
Erläuterungen 2 Wasserblattern] Auch Wasserblase(n), »krankhafte kleine geschwulst mit wässerigem inhalt« (DWb XXVII, Sp. 2369). 4 Deinen Oncle 〈...〉 beim Fürsten] Hans von Schlitz, der von Mannheim über Heidelberg nach Frankfurt gereist war (vgl. Nr. 759,20–24), beim Fürstprimas Karl Theodor von Dalberg. 9–12 Cristian Schlosser 〈...〉 der Uralte heilige Vater pp:] Die Gedichte Schlossers (vgl. zu Nr. 763) und Goethes beginnen jeweils mit der Strophe:
Apoll Grenzen der Menschheit Wenn aus Aurorens Wenn der uralte Purpurgewölken, Heilige Vater Die Düfte theilend Mit gelassener Hand Mit der Strahlen Gewalt, Aus rollenden Wolken Phöbos, der Herrliche, tritt, Segnende Blitze Daß die goldnen Locken Über die Erde sät, Im Sturme flattern, Küß ich den letzten Daß unter dem leuchtenden Fuße Saum seines Kleides, Wonnig die Erde bebt, Kindliche Schauer Und mit der Blumen thauigem Blick, Treu in der Brust. Mit den befiederten Kehlen, Und der Sterblichen neuerwachtem, regen Gewühl, Schmachtend, seiner Fülle sich entgegendrängt: (WAA VI, S. 153.) (Goethe/MA II/1, S. 45f.) 12–14 das Mittelstück 〈...〉 auf Wolken stühlen sizen] Die beiden Mittelstrophen Schlossers und die vierte und fünfte Strophe des Lieds der Parzen in Goethes Iphigenie auf Tauris (V/4) lauten:
Apoll Sieht! Er wandelt, Von ihr unbewegt, Den ewigen Gang; Sendet die glühenden Pfeile Aus belebendem Köcher Segnend zur Tiefe herab; Oder verbirgt sie, Nach seinem Gefallen, Schlaff das Feuergeschoß, In der Wolken dunkler Umhüllung.
1346
Lied der Parzen Sie aber, sie bleiben In ewigen Festen An goldenen Tischen. Sie schreiten vom Berge Zu Bergen hinüber: Aus Schlünden der Tiefe Dampft ihnen der Atem Erstickter Titanen, Gleich Opfergerüchen Ein leichtes Gewölke.
Zu Nr. 764
Denn um der Erde Es wenden die Herrscher Dürftige Kinder Ihr segnendes Auge Lebt unbekümmert Von ganzen Geschlechtern, Der Himmlischen Chor; Und meiden, im Enkel Ob in dem engen Busen, Die eh’mals geliebten, Taumelnd vor Seligkeit, Still redenden Züge Das Herz in flüchtiger Wonne rast: Des Ahnherrn zu sehn. Oder zum Abgrund geneigt, In den finstern Gewalten, Blutig die Thräne dem Aug’ entstürzt: Sie spotten seiner. Sitzend da droben Am schwellenden Mahl, Wo ewige Freude den Saal durchrauscht, Wo, von Schmerz unbedrängt, Nicht kennend die Sehnsucht, Hebe den Nektar vollschäumender Jugend schenkt! (WAA VI, S. 153f.) (Goethe/MA III/1, S. 208.) 14–15 das ende 〈...〉 Euripides 〈...〉 nicht zu nennen weiß] Parallelstelle zum Schluß von Schlossers Gedicht in einem der beiden Iphigenie-Dramen Euripides’ nicht ermittelt. Vgl. Arnims Antwort (Nr. 768,4–9). 22 Friedrich Schlegel 〈...〉 gesehen der hier durchreißt] Friedrich Schlegel hatte Köln am 29. April verlassen, nachdem er dort am 16. April mit seiner Frau Dorothea zum Katholizismus konvertiert war. Er reiste zunächst nach Frankfurt, wo er sich einige Tage aufhielt. Da er und Bettina, seinem Brief an Arnim vom 8. Juni 1808 zufolge, sich nur eine Viertelstunde des letzten Tages sahen (Nr. 803,13–19) und Bettina ihren Brief Ende April/Anfang Mai schrieb, werden sie sich damals flüchtig kennengelernt haben. Von Frankfurt fuhr Schlegel nach Weißenfels zu seinem Freund Karl von Hardenberg und von dort am 11. Mai nach Dresden zur Schwester Charlotte Ernst. In Dresden traf er Ende Mai/Anfang Juni mit Madame de Stae¨l und dem Bruder August Wilhelm, die von Wien kamen, zusammen. Am 22. Juni kam er in Wien an. (Vgl. Körner 1926, S. 484, 488f.) Dort wollte er die Bücher- und Handschriftenschätze der Hofbibliothek für eine Geschichte Österreichs und einen Dramenzyklus über Karl V. benutzen. Diese Werke kamen nicht zustande, aber Schlegels Reisejahre fanden mit der Ankunft in Wien, wo er im April 1809 als Hofsekretär angestellt wurde, ein Ende.
1347
Zu Nr. 765.A
765.A An Friedrich Jacobs in München Heidelberg, 1. Mai 1808, Sonntag DV: H. B: −. A: −. H: Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 340 Grimm Br. 6077. – 1 Bl. ca. 258 x 202 mm; 1r–1v 1½ beschr. S. – Amtliches Papier mit Wappen: Herzogl.
Kunst- und Altertümer-Sammlung auf der Veste Coburg. Beilagen: Vmtl. Zeitung für Einsiedler Nr. 9 vom 30. April. Fremdeinträge: 1r aoRl: I. B. Br 6077, alR Karl Koetschau: Der Brief ist an Geh. Hofrat Jacobs zu Gotha gerichtet, den Direktor der Gothaischen Bibliothek. Die Adresse hat sich nicht erhalten, die Angabe geht also auf den in solchen Fällen übrigens meist zuverlässigen Katalog zurück., auRl: – Br 28 – 1v unter dem Text Koetschau: Für die Richtigkeit / Veste Coburg, 6.7.98 / Ktsch. Besonderheiten: Abschrift von Schreiberhand (Mitarbeiter der Kunstsammlungen der Veste Coburg), von Koetschau korrigiert. – Digitalisiert http://orka.biblio thek.uni-kassel.de/viewer/image/1392648993616/1/ (fälschich datiert 1. März 1808). D1: Steig 1904, S. 5; TD.
Varianten 15
Kenntniß] ß
über gestr.
s
16
tragischer]
über gestr.
französischer
Erläuterungen
Kreutzer 〈...〉 mannigfaltig beschäftigt ist] Creuzer steuerte nichts zur Zeitung für Einsiedler bei. In Nr. 10 vom 4. Mai zitierte Arnim aus seinem Aufsatz Philologie und Mythologie, in ihrem Stufengang und gegenseitigen Verhalten (vgl. zu Nr. 743,29–30). 9 kommen Sie mir zu Hülfe] Jacobs trug nicht zur Zeitung für Einsiedler bei. 13 Attische Museum] Attisches Museum und Neues Attisches Museum 7–9
(1796–1811), hg. von Christoph Martin Wieland. 18 Verleger] Zimmer. 24 Clemens 〈...〉 Dürerschen Nachstiche zu erhalten] Strixners in München erschienene Stiche der Dürerschen Handzeichnungen. Vgl. zu Nr. 741,13–19 sowie Nr. 743,32–40.
1348
Zu Nr. 767
766.
An Johannes Daniel Falk in Weimar Heidelberg, 1. Mai 1808, Sonntag
DV: H. B: −. A: −. H: GSA 15/II,1 A,1. – 1 Dbl. ca. 221 x 183 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufschnitt. − WZ: C & I HONIG. Beilagen: Vmtl. April-Heft der Zeitung für Einsiedler. D1: Härtl 1971, S. 409; datiert: 9. Mai 1808.
Varianten 8
Bearbeitungen] a
aus
s
9
die] d
aus
w
Erläuterungen 1–3 Brentano 〈...〉 Beyträge zu senden.] Falk war Anfang März in Kassel, wo Brentano mit ihm zusammentraf. (Vgl. Nr. 679,54–61 und Erl.) Er trug nicht zur Zeitung für Einsiedler bei. 9–10 Vorspiel 〈...〉 mit den Masken] Colombine als Hausmutter oder Die kleinen Apfelsinendiebe. Ein Divertissiment in Masken. In: Grotesken, Satyren und Naivitäten auf das Jahr 1806. Hg. von J. D. Falk. Tübingen 1805, S. 158–169; mit der Bemerkung (S. 158): Der Schauplatz ist
vor dem Comödienhause. 11 Verleger] Zimmer. 12–13 Aus eigner Erfahrung 〈...〉 Zeitungsunternehmens zu besorgen] Falk hatte 1806 die Weimarer Zeitung Elysium und Tartarus herausgegeben, die vor allem deshalb das Interesse Arnims und Brentanos fand, weil darin Arnims Aufsatz Von Volksliedern und der erste Band des Wunderhorns kritisch gewürdigt wurden. Vgl. WAA XXXII, Nr. 424,10–16 und Erl.
767.
Von Johann Georg Geißler nach Heidelberg Gotha, 2. Mai 1808, Montag
DV: H. B: Nr. *735. A: −. H: BJ/VS 65. – 1 Bl. ca. 220 x 185 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild.
1349
Zu Nr. 767
Beilagen: Beiträge für die Zeitung für Einsiedler. (Nicht identifiziert und nicht erschienen. Nicht in Geißler, Beiträge zur Geschichte der Cultur der
Wissenschaften, Künste und Gewerbe in Sachsen vom 6.–17. Jahrhundert. Dresden 1823.) Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Geißler an L. A. von Arnim., auRl Varnhagen: Bettina., alR Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN. D1: Weiss 1986, S. 168f. (Nr. 48).
Erläuterungen 2–3 Ankündigung 〈...〉 aus Ihrer oder Brentano’s Feder] Arnims Ankündigung der allgemeinsten Zeitung für Einsiedler 〈...〉 herausgegeben von einer Gesellschaft (WAA VI, S. 1–3). 5–6 für den Herzog bestimmten Blätter] Am 22. März 1808 hatte Arnim Brentano mitgeteilt, er werde Herzog August Emil Leopold von Sachsen-GothaAltenburg schreiben, sobald die ersten Stücke heraus seien (Nr. 704,79–80). Stattdessen übernahm Geißler die Überreichung der an die Ettingersche Buchhandlung in Gotha geschickten ersten Nummern. In der Forschungsbibliothek Gotha ist kein Widmungsexemplar der Zeitung für Einsiedler für den Herzog vorhanden. (Recherche Weiss 1986, S. 168.) 7–8 durch die Ettingersche Buchhandlung] Renommierte Gothaer Verlagsbuchhandlung, begründet von Carl Wilhelm Ettinger (gest. 1804), fortgeführt bis 1816 von dessen Witwe Caroline und Sohn Carl Ottokar. (Vgl. Köhler 2004.) 9–10 Ihren Dichtergarten] Der freye Dichtergarten in Zeitung für Einsiedler Nr. 1 und 2 vom 1. und 6. April. 11 Hoffnung zu Beyträgen] Nicht erfüllt. 16 selbsieben] Als Siebenter. (Vgl. DWb XVI, Sp. 423–426.) 18 Scherflein der Wittwe] Metaphorisch für vom Herzen kommende Geringfügigkeit nach Lk 21,2. 19 Nachlaß des erfrornen Bettlers] Vmtl. Bezug auf die Legende vom heiligen Martin, der eine Hälfte seines Mantels einem halberfrorenen Bettler überläßt. 27 dritten Buchstaben des hebräischen Alphabets] g (Gimel). 29 Herausgabe der Schiltbürgergeschichten] Nicht erfolgt. 30 Clemens seine Ausgaben] Brentano besaß zufolge dem Versteigerungskatalog seiner Bibliothek von 1819: Die Schildbürger, wunderselzene〈!〉
abentheuerliche Geschichte, in deutsche Sprach gesetzt durch Gimel. o.O. 1593 (Kat. Brentano 1974, S. 54, Nr. 156). Die Jahresangabe ist vmtl. Druckfehler statt 1598 (nachgewiesener Erstdruck): Die Schiltbürger. Wun-
1350
Zu Nr. 768
derseltzame abendtheurliche, unerhörte, und bißher unbeschriebene Geschichten und Thaten der obgemelten Schiltbürger in Misnopotamia hinter Utopia gelegen. Jtzundt 〈...〉 aus unbekannten Authoren zusammen getragen, unnd aus Utopischer auch Rothwelscher in deutsche Sprach gesetzt durch M. Aleph, Beth, Gimel, der Vestung Ypsilonburger Amptman. Frankfurt/M. 1598. Diese Ausgabe ist eine Umarbeitung des 1597 erschienenen Lalebuchs: Das Lalebuch. Wunderseltzame, Aventheurliche, vnerhörte, vnd bißher vnbeschriebene Geschichten vnd Thaten der Lalen zu Laleburg. 〈...〉 Straßburg 1597. Vgl. Arnim an Bettina, Ende Juli–6. August 1807 (Nr. 559,36–38). 31–32 um die ich ihn 〈...〉 gebeten habe] Ein entsprechender Brief Geißlers ist nicht bekannt. 33 Fries] Jakob Friedrich Fries, der Heidelberger Philosoph (nicht der dortige Krappfries Christian Adam Fries).
768.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 3. Mai 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 764. A: Nr. 770. H: FDH 7262. – 1 Dbl. ca. 221 x 185 mm; 1r–2r 21/4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 114 x 143 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG. Beilagen: Zeitung für Einsiedler Nr. 10 vom 4. Mai. Fremdeinträge: 1r aoRl: 221 v, aoRr: 44 2v auRr: 7262 Kur aoR spätere Notiz Bettinas: 3 May 8. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1912, S. 235; TD. D2: Steig 1913, S. 148. D3: Betz/Straub 1986, S. 239 (Nr. A43). D4: DjBe Nr. 371.
Varianten 22
bildsamen] i
nachträgl. idZ
22
weil] il
1351
aus
lch
Zu Nr. 768
Erläuterungen 9
daß es bald erscheinen würde] Christian Schlossers Gedicht Apoll in Zeitung für Einsiedler Nr. 13 vom 14. Mai. Vgl. zu Nr. 763 (Besonderheiten). 15–16 auf dem Lande] In Allendorf bei Pfarrer Mannel. Vgl. Nr. 723,46–48 und Erl. 17 Onkel] Hans von Schlitz.
*769. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 4. Mai 1808, Mittwoch B: Nr. 747. A: Nr. 849. Datierung: Vgl. Caroline von Labes an Arnim, 21. August 1808:
Ich bin dir schon auf zwei erhaltenen Brief vom 4 May und einen vom 9tn Jullii eine Antwort schuldig (Nr. 849,3–4). tn
770.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, etwa 5. Mai 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 768. A: Nr. 779. H: FDH 7427. – 1 Dbl. (I) + 1 Bl. (II) je ca. 226 x 190 mm; 1r–3r 4½ beschr. S.; 3v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: I: bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOONEN; II: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 222 v 2v auRr: 7427 3r aoRl: 222 3v auRr: 7427. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Mindestens einen Tag nach dem Bezugsbrief vom 3. Mai, einige Tage (Nr. 779,3) vor dem Antwortbrief vom 10. Mai. D1: Steig 1912/13, S. 558; TD. D2: Steig 1913, S. 148–150; nicht näher datiert. D3: Betz/Straub 1986, 240–242 (Nr. B43); datiert: Mai 1808. D4: DjBe Nr. 373.
1352
Zu Nr. 770
Varianten 8 Du] üdZ 22 denn] aus die 23 es] danach gestr. das 32 großen] über gestr. reichen 39 Einsiedler] E aus e davor gestr. Wald 45 es] nachträgl. idZ 46 seine] am Schluß gestr. n 53 Wald,] danach gestr. man 58 gefällt] danach gestr. , da 59 dem] aus jedem danach 60 und] danach gestr. bett 70 habe] danach gestr. in gestr. geringen
seinen
Erläuterungen 5–6 an den Rhein] Auf das Brentanosche Gut in Winkel im Rheingau. 22 Dies lezte Blatt des Einsiedlers] Nr. 10 vom 4. Mai (Beilage zu Nr. 768). 23 das Lied von der Zauberin] Vmtl. eine der Romanzen bzw. eine Vorstufe von ihnen zu der umfangreichen, aus einer Vorrede und acht Romanzen bestehenden Verserzählung Nelson und Meduse, in der Meduse eine zauberische Tänzerin und Sängerin ist, die den britischen Admiral Nelson umgarnt; genauer: vmtl. eine Version der vierten Romanze, von der zwei handschriftliche Fassungen überliefert sind (vgl. Ricklefs 1980, Nr. 972 und 1849). Die Verserzählung erschien nicht in der Zeitung für Einsiedler, sondern 1809 im Wintergarten (Fünfter Winterabend), und darin lauten die beiden ersten Strophen der vierten Romanze:
Knaben, Knaben, laßt euch warnen, Ihr verseht euch, seht ihr hin Auf den Fuß der Tänzerin, Künstlich kann sie euch umgarnen, Denn die Füße Netze stricken, Wo die bunten Lampen blicken. Zauberei müßt ihr nicht hören, Sinkt nicht in die Töne ein, In den weichen süßen Wein, Auch die Nachbarn müßt ihr stören, Denn nur Drängen, Witz und Lachen Striche durch die Rechnung machen. (Arnim/W III, S. 255f.)
25 Arnold schreibt uns] Der Brief ist nicht bekannt. 26–27 die Sagen und Märchen 〈...〉 versprochen] Vgl. Nr. 758,96–97 und Erl.
1353
Zu Nr. 770
29 von einem König 〈...〉 blinde Tochter hat] Bettina teilt eine Version der Legende von der Heiligen Odilia mit, aufgezeichnet um 900 in der anonymen Vita Odiliae Abbatissae Hohenburgensis. Die Schutzheilige der Augenkranken war die erste Äbtissin des von ihrem Vater Eticho auf der Hohenburg (bei Barr südwestlich von Straßburg) gegründeten, später nach ihr benannten Klosters Odilienberg. Arnim, der Bettina im Antwortbrief auf die Odilienlegende hinwies, gab diese in der Zeitung für Einsiedler, Nr. 32 vom 20. Juli, unter dem Titel Von Sante Otilien Leben nach Jakob Twinger von Königshofens Lombardica Historia wieder. (Vgl. WAA VI, S. 395–400.) 67 Oncle] Hans von Schlitz.
771.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Heidelberg Kassel, 5. Mai 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. *749. A: −. H: BJ/VS 211. – 1 Dbl. ca. 237 x 193 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Posthorn am Band. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Reichardt an L. A. von Arnim., aoRr: 1808, auRl: Bettina., aoRm Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN. D1: Moering 1990, S. 241f. (Nr. 11).
Varianten 16 franz.] üdZ 20–21 49 den] aus die eing.
ohne 〈...〉 konnte]
üdZ eing.
28
man]
üdZ
Erläuterungen 2 Aeusserung, als wollten Sie nach Berlin reisen] Aufgrund von Arnims Mitteilung an Brentano im Briefteil vom 11. April (Nr. 728,32–38) über den Schlaganfall der Großmutter. 4 Gib.] Giebichenstein. 10–14 ich habe die Theater Direction abgegeben 〈...〉 Lafleche Bruder des Intend. gener. de la maison du Roi 〈...〉 vorsetzen.] J. A. La Fle`che, Kammerherr König Je´roˆmes, war der Bruder des Generalintendanten des königlichen Hauses und Staatsrates Jean-George Constantin de La Fle`che-Keudelstein, dessen Frau Palastdame der Königin und ehemalige Geliebte Je´roˆmes. Vgl. Kor-
1354
Zu Nr. 771
respondenz aus Kassel, 15. Mai 1808, in der Zeitung für die elegante Welt, Leipzig, Nr. 80 vom 19. Mai 1808, Sp. 640: Sehr vielen Beifall verdient die
Königliche Kapelle, welche sich bald zu einer der ersten Deutschlands emporgearbeitet haben wird. / Reichard hat nun ihre Direkzion und die der Oper beibehalten. Als Theaterdirektor ist ein Hr. La Fleche angestellt. Da dieser der deutschen Sprache nicht mächtig ist, so fürchtet man, das ganze deutsche Theater, auch die deutsche Oper möge eingehn, welches in Wahrheit schade wäre. 19 Correspondenz mit den Graf v Fürstenstein] Der Briefwechsel Reichardts mit Le Camus Graf von Fürstenstein, dem Minister-Staatssekretär des Königreichs Westphalen, ist nicht bekannt. 20 Könige] Je´roˆme. 26 au dessous de vous] unter Euch. 32 meine angefangne deutsche Oper] Das blaue Ungeheuer. Vgl. Nr. 648,2–7 und Erl. 38–39 der alte Tugendprofessionist] Johann Heinrich Voß. 40–41 Besorgung meiner Anzeige 〈...〉 Ausgabe] Vgl. Nr. 743,58–59 und Erl. 45–47 Rettel 〈...〉 u Raumer 〈...〉 seine Reise machen] Carl Friedrich von Redtel hatte am 18. April 1808 in Giebichenstein Maria Helene Püttmann geheiratet; Karl von Raumer und Friederi(c)ke Reichardt taten dies erst am 26. September 1811 (vgl. Nr. 746,3–9 und Erl.), nachdem er sein in Freiburg begonnenes Geologie-Studium in Paris beendet, dann bei Pestalozzi in Yverdon dessen Erziehungsmethode kennengelernt, an der von Gotthilf Heinrich von Schubert in Nürnberg geleiteten Realschule unterrichtet und schließlich 1811 als Bergrat beim Oberbergamt und Professor der Mineralogie an der neuerrichteten preußischen Universität Breslau angestellt worden war (vgl. Raumer 1866). 51 L.] Louise (Reichardt). Ihr Vater wird insbesondere über die von Arnim beabsichtigte, jedoch nicht realisierte Herausgabe von 24 ihrer Liedkompositionen unter dem Titel Waldliederlein (vgl. Nr. 608,64–104 und Erl.) Näheres erfahren haben wollen. 54 Ist sein wüstes Schaaf noch in der geistl Horde?] Auguste bei der Familie des Pfarrers Mannel in Allendorf.
1355
Zu Nr. 772
772.
Von Jacob und Wilhelm Grimm nach Heidelberg Kassel, 6. Mai 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 750. A: Nr. 799. H: BJ/Autographa 68. – 1 Dbl. ca. 228 x 192 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Stark vergilbt. − WZ: Bekrönter Posthornschild, DB. Beilagen: Beiträge zur Zeitung für Einsiedler. Vgl. Z. 5–14, 66–70 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRm: 3, auR: 1928.110, Stempel: Preußische Staatsbibliothek Berlin 2r aoRm: 4. Besonderheiten: Bis Frankfurt Beilage zu einem Brief der Brüder Grimm an Savigny, 7. Mai 1808, in dem Jacob bittet: Beikommenden Brief an Arnim seien Sie doch so gut gleich auf die Post zu geben. (Schoof 1953, S. 47.) Arnim erhielt den Brief am 11. Mai, wie Brentano den Brüdern Grimm am 12. mitteilte: Gestern liebe Freunde erhielt Arnim ihre Sendung für den Einsiedler und dankt von Herzen (FBA XXXII, S. 67,4–5). D1: Steig 1892, S. 26; TD. D2: Steig 1904, S. 11–13.
Varianten 2 6ten] danach gestr. A 30 mehr] danach gestr. wider 38 Probe] danach gestr. von 43 wohl] danach gestr. Schot 48 darüber] üdZ 61–64 Der Lui 〈...〉 fertig] nachträgl. links neben Unterschrift eing. 70 Sie] S aus s 70 haben] üdZ eing. 72 d.] davor gestr. Art 75 fast ganz] üdZ eing. 78 zuwider] de aus 〈xx〉 83 kurz] üdZ 89 gewaltig] danach gestr. dran 90 gut] über verkleckst gut 94 ist] danach gestr. u.s.w. 102 Titel] danch gestr. Walthe 105 Sie] S aus s
Erläuterungen 6 zwei schöne Glockengeschichten] Als Sagen von Glocken ohne Angabe des Einsenders in Zeitung für Einsiedler Nr. 20 vom 7. Juni. Danach im ersten Band der Deutschen Sagen (1816). Vgl.: WAA VI, S. 255–257 und Erl. S. 990f.; Grimm 1994, Nr. 125 (Der Glockenguss zu Breslau) und 126 (Der Glockenguss zu Attendorn). 8 Sage vom Graf Isang.] Nicht in der Zeitung für Einsiedler. Ebenfalls in den Deutschen Sagen. Vgl. Grimm 1994, Nr. 131 (Seeburger See). 9 Gedanken eines gehängten Soldaten] Nicht in der Zeitung für Einsiedler. Auf der letzten Seite eines von Jacob Grimm beschriebenen Doppel-
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Zu Nr. 772
blatts, dessen vorige Seiten die Sage vom Graf Isang enthalten (vgl. Lefftz 1927, S. 168). Wie Gedanken eines gehängten Soldaten bekannt werden konnten, wird aus dem vollständigen ersten Satz der letzten Doppelblattseite deutlich: Gedanken eines gehängten Soldaten, der nachmals wieder vom Strick abgeschnitten und lebendig erhalten worden. (Ebd., mit vollständiger Mitteilung der kurzen Aufzeichnung.) 11–13 ein paar Verse aus dem Tyturell 〈...〉 der alte Druck] Nicht in der Zeitung für Einsiedler. Aus dem Jüngeren Titurel, den Albrecht unter Zugrundelegung alter Fragmente Wolframs von Eschenbach zu einem Roman von über 6000 Strophen erweitert hatte; erschienen 1477 in einem seltenen Straßburger Druck. 14 etwas über Volkssagen] Als Gedanken: wie sich die Sagen zur Poesie und Geschichte verhalten in Zeitung für Einsiedler Nr. 19 und 20 vom 4. und 7. Juni. Vgl. WAA VI, S. 249f.–254 und Erl. S. 983–986. 22 Brief vom Clemens] Brentano schrieb am 7. Mai aus Heidelberg (FBA XXXII, S. 62–65). 25 ob er in Heidelberg angekommen ist] Am 29. April. 28 als] »Am ganzen Oberrhein und Main, in der Wetterau und in Hessen bis nach Thüringen, Sachsen hat die volkssprache ein solches als lebendig erhalten und legt ihm etwa den sinn von immer, gewöhnlich, zuweilen oder eben bei, doch ohne nachdruck« (DWb I, Sp. 247). 29 daß ich nichts 〈...〉 von mir geben wollte] Vgl. Nr. 739,61–63. 37–39 Ihrem Vorhaben mit Gryphius 〈...〉 Probe 〈...〉 in der Anzeige verleugnet haben?] Arnim hatte in seiner Ankündigung Alte deutsche Bühne. Erster Band (vgl. Nr. 728,27–28 und Erl.) erwähnt, daß von der früh
verstorbnen berühmten Dichterin Sophie Brentano ein Fragment der Bearbeitung des Cardenio in ihrer Bunten Reihe kleiner Schriften erschienen sei (Intelligenzblatt VI des Jahrgangs 1808 der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, S. 61), und Jacob Grimm mutmaßt, diese Bearbeitung nach Gryphius’ Cardenio und Celinde, die unter dem Titel Scenen aus einem Trauerspiele in dem von Sophie Brentano herausgegebenen Band Bunte Reihe kleiner Schriften (Frankfurt/M. 1805) erschienen war, könne von Arnim stammen. 43–44 von Schurh 〈...〉 Schoch 〈...〉 heißen sollen] Arnim hatte in seiner Mitteilung Alte deutsche Bühne u.a. Comödien von Christian Weise, Schurh u. a. m. angekündigt (a.a.O., S. 62). Mit Schurh war, wie Grimm bemerkte, (Johann Georg) Schoch gemeint. 45 Mit meiner Anstellung 〈...〉 noch immer.] Jacob Grimm hatte Ende 1807 sein Amt als Sekretär des aufgelösten kurhessischen Kriegskollegiums ver-
1357
Zu Nr. 772
loren und wurde am 5. Juli 1808 Bibliothekar an der Privatbibliothek des Königs Je´roˆme. 50 Waren Sie 〈...〉 Taufe in Frankfurt?] Arnim war nicht bei der Taufe Franz von Savignys am 18. April. 50–51 haben Sie 〈...〉 in der Kupferstichauction gekauft?] Vgl. Nr. 631,57–61 und Erl. sowie Arnim an Brentano, 20. April 1808: ich kann jezt keine so bedeutende Summen anwenden (Nr. 743,42–43). 52–53 Haben Sie 〈...〉 Orbella gehabt] Brentano hatte Arnim die Sendung von Frontalbo und die beyden Orbellen am 8. April angekündigt (Nr. 723,22–24), Arnim ihm den Erhalt am selben 20. April bestätigt (Nr. 743,3–4), an dem der Freund von Kassel abreiste, so daß Wilhelm Grimm nicht informiert war. 61–63 Der Lui 〈...〉 Holzschnitt von der heil. Elisabeth 〈...〉 schicken sollen?] Die Radierung erschien nicht in der Zeitung für Einsiedler und ist nicht identifiziert. Im Werkverzeichnis sind zwei undatierte Radierungen mit der heiligen Elisabeth aufgeführt. (Vgl. Stoll 1913, S. 602, Nr. 9 und 10.) Arnim ging auf die Frage im Antwortbrief nicht ein. 66–67 wenn die zweite Sendung 〈...〉 dänische Lieder haben] Brentano hatte Arnim die Sendung am 8. April im Zusammenhang mit der von Frontalbo und die beyden Orbellen angekündigt. Vgl. zu 52–53. 69–70 aus meinem MS. des Wilhelm von Orlienz, anliegende Stelle umgeschrieben] Wilhelm Grimm besaß ein Manuskript-Fragment des bis zum Ende des Mittelalters in zahlreichen Handschriften verbreiteten Willehalm von Orlens von Rudolf von Ems: ein dreispaltig beschriebenes Pergamentblatt, überliefert in SPK/NGr 131,1. (Vgl. Nellemann 1992, S. 574 [Nr. 29b der überlieferten Handschriften] und S. 581–586 [Edition].) Grimms Umschrift ist nicht bekannt, sie erschien nicht in der Zeitung für Einsiedler. 78 Tieks König Rother] Vgl. Nr. 710,3–4 und Erl. 81–82 Abhandlung vom Görres 〈...〉 Nibelungen Lied] Vgl. Nr. 738,31 und Erl. 96 die Expedition] Die Unterbringung Augustes bei Pfarrer Mannel in Allendorf. 101–102 von dem carmen de pr. exp. 〈...〉 Übersetzung von Molter 〈...〉 Prinz von Aquitanien] Von Friedrich Fischers Edition des Waltharius-Veresepos De prima expeditione Attilae regis Hvnnorvm in Gallias ac de
rebus gestis Waltharii Aquitanorvm principis carmen epicvm saecvli VI (vgl. zu Nr. 738,40–41) durch Friedrich Valentin Molter: Prinz Walther von Aquitanien. Ein Heldengedicht aus dem 6. Jahrhundert (Karlsruhe 1782).
1358
Zu Nr. 773
Druckfehler 〈...〉 in dem Lied von Dietr und des Löwen 〈...〉 die versteckt im Berge liegt.] Der Vers in der von W. Grimm mitgeteilten Übersetzung Des Löwen und König Dieterichs Kampf mit dem Lindwurm lautet in Zeitung für Einsiedler Nr. 6 vom 20. April: Ich zeig dir deine verlobte Braut, die verlobt im Berge liegt. (WAA VI, S. 71,24 und Druckfehlernachweis S. 840.) Eine Berichtigung (verlobt recte versteckt) er105–107
folgte nicht. 108–113 in dem Lied von Langbein und 〈...〉 Sohn Kampf 〈...〉 letzte Vers 〈...〉 mußt ihm folgen zu allernächst.] Im Druck (Zeitung für Einsiedler Nr. 30 vom 12. Juli) der von W. Grimm mitgeteilten Übersetzung aus dem Dänischen Des Riesen Langbein und Wittich Wielands Sohn Kampf wurde seiner Forderung mit einer Ausnahme entsprochen: statt des verlangten mußt steht muß (vgl. WAA VI, S. 381,3–4).
773.
Von Ludwig Uhland an die Redaktion der Zeitung für Einsiedler Tübingen, 7. Mai 1808, Sonnabend
DV: D1. B: −. A: Nr. *798. Beilagen: Gedichte Kerners und Uhlands für die Zeitung für Einsiedler. Vgl. Erl. Besonderheiten: Zur Adressierung des Briefes vgl. Uhland an Karl Mayer, 28. Juli 1808: Wir 〈Uhland und Kerner〉 sandten unsre Beiträge an die
Redaktion, die wir übrigens nicht kannten, mit einem Couvert, an Mohr und Zimmer adressirt (Hartmann 1911–1916, Bd. I, S. 98). D1: Hartmann 1911–1916, Bd. III, S. 468 (Nr. 100a).
Varianten Die Einfügungen in
[]
entsprechen D1.
Erläuterungen 2–4 Die Tendenz der Zeitung f.[ür] Einsiedler 〈...〉 Fähnlein 〈...〉 zu lassen.] Uhland schreibt zugleich im Interesse des ihm befreundeten Justinus Kerner und betont den besonderen Charakter ihres Anschlusses an die Tendenz der Arnimschen Zeitung mit dem Terminus Fähnlein: eigentlich eine kleine Anzahl Gleichgesinnter, die sich um eine Fahne scharen wie in Gottfried Kellers
1359
Zu Nr. 773
Fähnlein der sieben Aufrechten. Vgl. Uhland an Karl Mayer, 28. Juli 1808: Die Zeitung für Einsiedler, die in Heidelberg bei Mohr und Zimmer erscheint, interessirte mich gleich, als ich nur wenige Blätter davon gesehen hatte. Ich sah darin Beiträge von Arnim, Brentano, Görres, ein Fragment aus Tiecks Bearbeitung eines altteutschen Gedichtes u. s. w., überhaupt zog mich die darin herrschende Liebe zur alten Zeit an. 〈...〉 Mir ist diese Zeitung interessant, dem größern Publikum schwerlich. Wenn mir auch einzelne Aufsätze nicht besonders gefallen, so zieht mich doch das an, was bei andern Journalen so selten ist, diese Zeitung hat einen C h a r a k t e r , es herrscht ein Geist der Freiheit darin, sie wagt es Dinge aufzunehmen, welche den Redacteurs andrer Zeitungen privatim vielleicht auch nicht mißfielen, womit sie aber doch schwerlich vor dem Publikum aufzutreten wagten. (Hartmann 1911–1916, Bd. I, S. 98.) 5 die beifolgenden Gedichte] In der Zeitung für Einsiedler erschienen: Kerner, Zwey Särge sowie Uhland, Die drey Lieder (Nr. 14 vom 18. Mai); Uhland, Des Knaben Tod und Der Traum (Nr. 17 vom 28. Mai); Kerner, Abschied (Nr. 21 vom 11. Juli); Uhland, Der Königssohn und die Schäferin (Nr. 24 und 25 vom 22. und 25. Juni); Uhland, Fräuleinswache (Nr. 31 vom 16. Juli).
*774. Von Johannes von Müller nach Heidelberg Kassel, etwa 8. Mai 1808, Sonntag B: Nr. 751. A: Nr. 792. Beilagen: Auszug aus den Anfangskapiteln des Manuskripts von Charles Franc¸ois Dominique de Villers’ Coup-d’oeil sur les Universite´s et le mode d’in-
struction publique de l’Allemagne protestante, en particulier du royaume de Westphalie (1808). Vgl. Nr. 782. Datierung: Arnim erhielt seinem Belegbrief an Savigny vom 12. Mai 1808 zufolge den Brief Müllers an diesem Tag. Er wird etwa vier Tage von Kassel nach Heidelberg unterwegs gewesen sein.
1360
Zu Nr. 775
775.
An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: BJ/VS 8. – 1 Dbl. ca. 236 x 187 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Beilagen: Das April-Heft der Zeitung für Einsiedler. Vgl. Goethe an Bettina, 22. Juni 1808: Danken Sie ihm für das Heft, das er mir geschickt hat. (DjBe Nr. 390.) (Das Heft ist in Goethes Bibliothek nicht separat überliefert, jedoch die Buchausgabe der Zeitung als Tröst Einsamkeit. Vgl. Nr. 874 [Beilagen].) Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: PR. ST. BIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: H liegt eine Abschrift Varnhagens bei (1 Bl., 1½ beschr. S.). D1: Schüddekopf/Walzel 1899, S. 128–130. D2: Jacobs 1908, Bd. I, S. 137f.
Varianten 4 andrer Zeitungen] üdZ eing. 35 Clemens] Cl aus Br 38
die]
6 das] aus aus der
die
19
ihnen] i
aus
I
Erläuterungen 2 Ich sendete Ihnen 〈...〉 die ersten Blätter] Mit Nr. 712. 6–9 das Morgenblat 〈...〉 Dichter 〈...〉 todt treten lassen] Arnim bezog sich insbesondere auf eine dreiteilige Artikelserie mit dem Obertitel Heidelberger
Zeitschriften. Der rheinische Bote. – Zeitung für Einsiedler, oder die allgemeinste Zeitung, die im Morgenblatt für gebildete Stände vom 30. April, 2. und 3. Mai (Nr. 104–106) erschienen war. Hinter der Verfasserangabe F..... A..... verbarg sich Salomo(n) Michaelis (vgl.: zu Nr. 672,12–17; zu Nr. 910,6–7). Der erste Artikel konfrontierte die Absichten des ebenfalls seit Anfang April erscheinenden Rheinischen Boten (vgl. zu Nr. 704,33–34) mit denen der Zeitung für Einsiedler durch Aneinanderreihung von Zitaten aus den programmatischen Ankündigungen beider Zeitungen. Der Rezensent gibt deutlich zu erkennen, daß ihm der bescheidne gutmüthige Bote (S. 413) viel sympathischer ist als die ironisch daherkommende Zeitung für Einsiedler. Abschließend wird die überregionale und politische Relevanz der Zeitungsgründungen hervorgehoben: Heidelberg beginnt die Aufmerksamkeit des ge-
bildeten Theils der Bewohner Europas auf sich zu ziehen. Ein weiser 1361
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Regent hat diesen Musensitz, einen der ältesten Deutschlands, aus seiner Verfallenheit in ein neues kräftiges Leben zurückgerufen. Hochherzige und patriotischgesinnte Staatsdiener, von dem Geiste des Landesherrn beseelt, unterstützen mit redlichem Eifer die Absichten ihres Fürsten. Die literarischen Erzeugnisse Heidelbergs verdienen also schon in dieser Beziehung in die Annalen der Zeit eingetragen, und mit kritischer Strenge gewürdigt zu werden. Daher haben wir uns verpflichtet gehalten, sogar die Ankündigungen zweier zu gleicher Zeit beginnenden Heidelberger Zeitschriften umständlich, und zwar, um der Beurtheilung nicht überhoben zu seyn, als Satz und Gegensatz mitzutheilen. Ueber den Inhalt der bisher erschienenen Blätter werden wir uns im nächsten Blatte vernehmen lassen. (S. 414f.) Die Einzelbeurteilung erfolgte in den nächsten beiden Nummern: in Nr. 105 der Rheinische Bote positiv als musterhafte Volksschrift, die sowohl den un-
Zeitung für Einsiedler negativ. Deren Verriß beginnt bereits mit dem Motto der Morgenblatt-Nummer, das Goethes eben bei Cotta erschienenem Faust entnommen ist: Sucht nur die Menschen zu verwirren! / Sie zu befriedigen, ist schwer. – / Direktor im Vo r s p i e l e z u G o e t h e ’ s F a u s t . Der wesentliche Passus der Besprechung unterstellt Arnim, sein Gedicht Der freye Dichtergarten verunglimpfe ältere Autoren: Daß nichts Neues unter der Sonne erscheint, hat schon der weise Salomo gesagt. In den 50ger Jahren, wenn wir nicht irren, des vorigen Jahrhunderts gab der durch seine Zeitung damals berühmte Advokat B a n d e l eine Zeitung in Versen heraus. 〈Joseph Anton von Bandel, Das Stummen Advocats Polemisch- und Politisches Blat[!]. Konstanz 1762.〉 So füllt auch das erste und zweyte Blatt dieser neuen Zeitung ein Gedicht, d e r f r e y e D i c h t e r g a r t e n überschrieben. – »Ein kranker König hält seinen Garten verschlossen; das Volk nimmt das sehr übel, sprengt die Thore des Gartens, dringt hinein, und im Getümmel wird der kranke König mit seinen Räthen zertreten, und das Volk ist – f r e y .« Die Anspielung ist klar genug. Die moderne Poesie hat der ältern den Hals gebrochen, und wer möchte darüber klagen? – Man höre nur einige von den jubelnden Stimmen, die sich hier erheben, und denke dabey noch, wenn man kann, an die verschollenen Namen von H a l l e r , K l e i s t , K l o p s t o c k , R a m l e r , H ö l t y , B ü r g e r , S c h i l l e r , W i e l a n d , Vo ß und – G o e t h e , mit dem es doch nun auch auf die Neige geht. (S. 421.) gebildeten Leser als auch den gebildeten anspreche; in Nr. 106 die
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Arnim hat diese Passage so erzürnt, daß er in seinem An das geehrte gerichteten Vorwort zur Buchausgabe der Zeitung für Einsiedler darauf zurückkam und den Verfasser mit einem in seinem Œuvre seltenen Stilmittel äußerster Verachtung, der abschätzigen Du-Anrede, strafte:
Publikum
Welche Thorheit, ich wollte mehrere der größten Dichter und einige Gelehrte niedertreten; ist denn wohl einer von ihnen so thöricht gewesen, den Dichtergarten schließen zu wollen, sie wissen wohl selbst, daß Dichter nicht darum geboren wurden, damit wir sie in Compendien abzählen und gegen Ausländer damit pralen, sondern daß sie wie Strahlen höheren Lebens die Tiefen erwecken, daß jedes Glück seine Haltung finde, sie zeigen die Wege und die Abgründe zugleich. Der Himmel verzeih dir diese Lüge gegen mich wie gegen das Andenken dieser großen Männer, aber das schändliche Wort kann ich dir nicht verzeihen, als wenn es mit dem ewig jugendlichen Geiste Göthes zur Neige ginge, wie Du in Deiner Sprache Dich gemein ausdrückst. (WAA VI, S. 539,12–22; daß Arnim sich gegen Michaelis und seine Rezension richtet, ist in der Erl. ebd. S. 1284 nicht erkannt, die den Passus als wenn es mit dem ewig jugendlichen Geiste Göthes zur Neige ginge auf »Angriffe Kotzebues im Freimüthigen« bezieht, obwohl die Rezension Michaelis’ ebd. S. 699–703 nachgedruckt ist.) 26 denke ich oft Ihres Hauses] Reminiszenz an Arnims Weimar-Aufenthalte in der zweiten Dezemberhälfte 1805 und im ersten Novemberdrittel 1807. 28 erfreut Ihren Herrn Sohn hier zu sehen] Vgl. jedoch Nr. 755,29–34 und Nr. 759,43–46. 35–36 Brentano 〈...〉 seine Frau 〈...〉 in die Lehre gegeben] Zum Pfarrer Mannel nach Allendorf. 36–43 wohnt bey mir 〈...〉 am Schloßberge 〈...〉 Bierhaus] Brentano wohnte vom 29. April bis 12. Mai mit Arnim bei dem Bäcker Müller in der Hauptstraße 151 (vgl. zu Nr. 629,119–120), dann zogen beide in eine Sommerwohnung im Bartholomäischen Garten (benannt nach dem Biersieder Bartholomä) unter dem Schloß in einem schönen Berggarten voller Weinreben, wie Ludwig Emil Grimm sich erinnerte (Stoll 1913, S. 80), »etwa hinter dem heutigen Haus Untere Neckarstraße 5« (Debon 1992, S. 206). Horstig, dem mit seiner Familie die Wohnung gehörte und der das Schloß Miltenberg am Main erworben hatte (vgl. Nr. 646,131–132 und Erl.), annoncierte einen Teil von ihr bereits am 18. Januar 1808 im Heidelberger Wochenblatt (Nr. 3, S. 11):
(Gartenwohnung für den Sommer 1808 zu vermiethen.) Der Consistorialrath Horstig wird von seiner jetzigen Wohnung im Bartholomäischen Garten von künftige Ostern an bis Michaelis die 4 1363
Zu Nr. 775
ersten Zimmer mit vollständigen Meublen, entweder getheilt, die beiden ersten einander gegenüber stehenden für 6 Carolin, die darauf folgenden für 5 Carolin, oder zusammen für 10½ Carolin an Liebhaber einer in der Stadt seltenen, überaus angenehmen Gartenwohnung vermiethen. Das Wirtshaus Zum faulen Pelz, das Arnim und Brentano der oft zitierten Überlieferung Eichendorffs zufolge bewohnt haben sollen, lag der Gartenwohnung gegenüber. (Vgl. Derwein 1922, S. 77f. mit Lageskizze.) »An seiner Stelle, in der Neuen Schloßstraße 2, steht nun das Haus des Corps Vandalo-Guestphalia« (Debon 1992, S. 207). 37–38 Freymüthiger] Friedrich August Kuhn, der die Berliner Zeitung Der Freimüthige seit Anfang 1808 herausgab (vgl. zu Nr. 560,152–155), verzichtete zunächst auf Attacken gegen Arnim und die Zeitung für Einsiedler, jedoch nicht auf Polemik gegen Goethe, den alten Hauptfeind der Zeitung. Das Erscheinen des Anfangs von Pandora’s Wiederkunft im ersten Stück des Wiener Prometheus veranlaßte –hn (Kuhn) in Nr. 83 vom 25. April zu einem Verriß des Goetheschen Stücks, das schlecht gedichtet und unverständlich sei, mit der Unterstellung, sein Verfasser sei senil geworden: Und so reimt Herr von
Göthe zwei engbedruckte Seiten in groß Oktav fort, und ahndet nicht, wie sehr seine früheren, hohen Verdienste in Schatten gestellt werden, wie tief er erniedrigt wird, wenn er aus Nachlässigkeit und Mißbrauch seiner Talente zum faden Reimschmied herabsinkt. Er lege die Feder nieder und s c h w e i g e – wenn er die Schwächen des Alters und die Unmöglichkeit fühlt, durch g e d i e g e n e Arbeiten den erworbenen Ruhm zu erhöhen. Aber er möge diese Impotenz nicht verbergen, wenigstens nicht den Lesern Staub in die Augen streuen wollen, indem er ihnen zumuthet, die Schwächlinge des kraftlosen Alters für Kinder eines rüstigen Jünglings anzuerkennen. Es ist wahr: dieses Verdammungs-Urtheil ist etwas hart, und Göthes frühere Verdienste berechtigen ihn zur Schonung. Aber die Wa h r h e i t hat auch ihr heiliges, unverletzbares Recht; und wer einen großen Mann, auch wegen seiner mislungenen Arbeiten, mit vollen Backen preisen kann, frevelt gegen die Wahrheit und beleidigt das Höchste und Schönste; er ist ein feiler, verächtlicher Sklave, der gutwillig in die Tyrannei sich schmiegt, in der ein berühmter Name und eigene Beschränktheit ihn gefangen halten. (S. 330.) Arnim, der im Freimüthigen des Jahrgangs 1808 noch nicht angegriffen worden war, wird mit der kommentarlosen Nennung der Zeitung Goethe seine Solidarität zum Ausdruck haben bringen wollen. Auch im weiteren Verlauf des
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Jahres 1808 hielt sich der Freimüthige mit Kritik an der Heidelberger Romantik zurück – vielleicht auch im Hinblick darauf, daß Voß und das Morgenblatt zur Genüge gegen sie vorgingen. 44–45 Gut 〈...〉 Günterode erstochen hat] In demselben Rheingauort Winkel, in dem Franz und Georg Brentano im Spätsommer 1806 ein Gut erworben hatten (vgl. Bettina an Arnim, 5. September 1806; WAA XXXII, Nr. 481,48–50), hatte sich Caroline von Günderrode am 26. Juli 1806 am Ufer des Rheins erdolcht (vgl. Brentano an Arnim, etwa 20. August 1806; WAA XXXII, Nr. 475,37–47 und Erl.).
775.E An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag DV: D1. B: – A: −. D1: Kat. Henrici 149, S. 15, Nr. 75; TD.
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 775.
776.
An Philipp Otto Runge in Hamburg Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag
DV: D1. B: –. A: Nr. 800. Beilagen: April-Heft der Zeitung für D1: Runge 1840/41, Bd. II, S. 361f.
Einsiedler.
Erläuterungen 12–15 Zimmer gab mir 〈...〉 abdrucken ließe?] Runge hatte Zimmer bereits mit einem Brief vom 24. Januar 1806 die plattdeutschen Märchen Von den Fischer un siene Fru und Von den Mahandel Bohm geschickt. (Vgl. Brentano an Arnim, etwa 15.–20. Februar 1806; WAA XXXII, Nr. 424,192–202 und Erl.) Arnim veröffentlichte Von den Mahandel Bohm in der Zeitung für Einsiedler Nr. 29 und 30 vom 9. und 12. Juli 1808 unter Zugrundelegung der
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Zu Nr. 776
Rungeschen Sendung, verzichtete jedoch auf die Mitteilung des Märchens Von den Fischer un siene Fru auch, nachdem er es nochmals mit Friedrich Heinrich von der Hagens Brief vom 10. Mai 1808 (Nr. 780) erhalten hatte. In seiner unvollendet gebliebenen Päpstin Johanna-Dichtung bildet das Märchen die motivische Grundlage einer Binnenerzählung (vgl. WAA X, S. 662–669). Ende 1808 machte Arnim in Kassel beide Märchen-Texte den Brüdern Grimm zugänglich, die sie in ihre 1812 erschienenen Kinder- und Hausmärchen aufnahmen. Im selben Jahr erschien Von den Fischer un siene Fru auch in Johann Gustav Gottlieb Büschings Volks-Sagen, Märchen und Legenden (Leipzig 1812, S. 258–266), handschriftlich durch meinen Freund von der Hagen mitgetheilt (S. 452). Die Niederschriften Runges sind verschollen. Zu den Fassungen von Von den Fischer un siene Fru vgl. Rölleke 2008, S. 57–75; zu Von den Mahandel Bohm WAA VI, S. 366–369, 374–377 und Erl. S. 1123–1146 (insbesondere zur komplizierten Überlieferungsgeschichte). 13 im Hamburger Dialekte] In einer Anmerkung zur Fortsetzung des Abdrucks des Mahandel Bohm-Märchens in der Zeitung für Einsiedler (Nr. 30 vom 12. Juli 1808) heißt es richtigstellend: Durch einen Schreibfehler steht Hamburgisch statt Pommerisch im vorigen Blatte. (WAA VI, S. 374; vgl. Nr. 29 vom 9. Juli 1808: Ein Kindermährchen in der Hamburger Volkssprache [WAA VI, S. 374].) 16–17 Bitte 〈...〉 Erfindungen in Zeichnungen] Vgl. Runges ablehnende Antwort. 19 zwey junge Leute] Vmtl. J. W. Franken und Adam Weise.
777.
An Wilhelm Körte in Halberstadt Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg. Heid. Hs. 2814,2. – 1 Dbl. ca. 237 x 189 mm; 1r beschr.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Beilagen: April-Heft der Zeitung für Einsiedler. Fremdeinträge: 1r aoRl: An Körte, aoRm: Heid. Hs. 2814,2. D1: Kat. Stargardt 631, 1984, S. 12 (Nr. 17); TD. D2: Weiss 1986, S. 40f. (Nr. 9a).
Varianten 11–12
verabscheue] a
nachträgl. eing.
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Zu Nr. 778
Erläuterungen 8–9 wenn Sie aus Ihren Briefsammlungen 〈...〉 geneigt wären] Körte verwaltete den Nachlaß Gleims, aus dem er 1805/06 die dreibändige Sammlung Briefe deutscher Gelehrten herausgegeben hatte, von denen die Briefe zwischen Gleim, Wilhelm Heinse und Johannes von Müller das besondere Interesse Arnims und Brentanos fanden. (Vgl. u. a. Arnim an Brentano, 30. Juli–16. August 1806; WAA XXXII, Nr. 472,216–228 und Erl.) Körte trug nicht zur Zeitung für Einsiedler bei. 9–11 Ich habe hier 〈...〉 den alten Voß kennen gelernt] Johann Heinrich Voß, Arnims Heidelberger Hauptgegner, hatte sich zuvor bereits gegen Körte gerichtet, dessen Replik Johann Heinrich Voß. Ein pragmatisches Gegenwort Arnims Abwendung von dem Spätaufklärer veranlaßte. Vgl. Arnim an Savigny, 27. Februar 1808 (Nr. 674,1–10 und Erl.).
778.
An Niklas Vogt in Frankfurt Heidelberg, 9. Mai 1808, Montag
DV: D1. B: −. A: Nr. 784. Beilagen: April-Hefte der Zeitung für Einsiedler für Vogt und Carl Theodor von Dalberg. Besonderheiten: Empfängerbestimmung aufgrund von Vogts Antwortbrief vom 13. Mai 1808. Datierung: Arnim wird am gleichen Tag wie an Goethe, Runge und Körte – jeweils mit dem April-Heft der Zeitung für Einsiedler – geschrieben haben. Aus Vogts Antwort geht hervor, daß er bald reagierte. D1: www.Kollerauktionen.ch; Auktion A 153 Lot 2, 25 Juni 2010. – Faksimile: 1 Dbl.; 1r beschr.; 1x quer gefaltet.
Erläuterungen 2 zur Verbreitung beytragen] Vogt übermittelte ein Exemplar an Dalberg, den Fürstprimas des Rheinbundes. Vgl. Nr. 784,2–3.
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Zu Nr. 779
779.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 10. Mai 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 770. A: Nr. 783. H: FDH 7263. – 1 Dbl. ca. 237 x 188 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. Fremdeinträge: 1r aoRl: 223 v 2v auRr: 7263. D1: Steig 1913, S. 150f.; TD. D2: Betz/Straub 1986, S. 242–244 (Nr. A44); TD. D3: DjBe Nr. 376.
Varianten 11
U
Anverwandten] ver aus 〈xxx〉 17 freue] u aus g 18 in] n aus 〈x〉 34 es] aus das
aus 〈x〉
18
Ungedult]
Erläuterungen 6–8 Haus am Schloßberge 〈...〉 Bürgerschaft beym Biere] Vgl. Nr. 775,36–43 und Erl. 8–9 Horstigs 〈...〉 etwas verhasst] Vgl. Nr. 708,25–29 und Erl. 9–10 Hüsgens Nachlassenschaft] Vgl. Nr. 631,57–61 und Erl. 14 mässigen Aufträge an einen Commissionär] Arnim wird nicht gewußt haben, daß Brentano Savigny kurz vor dem 9. Mai gebeten hatte, bei der Versteigerung auf die dürerische Sammlung zu bieten, wobei er einen Freund fingierte und um Geheimhaltung bat: Ich habe von einem meiner vertrautesten Freunde den Auftrag auf die dürerische Sammlung 〈...〉 50 Ka-
rolins zu bieten, und bitte sie recht sehr diese Commission anzunehmen auch etwa biß 600 Gulden zu gehn, halten sie es aber geheim, sollte aber wieder Vermuthen die Sammlung gar nicht in die Auction kommen, so bitte ich sie, ohne Mittheilung an andere, sich um den bestimmten Preiß auch darinn zu bewerben. (FBA XXXII, S. 65,14–20.) Savigny schrieb Brentano am 27. Mai, die Dürer’sche Collection sei gar nicht in die Auction gekommen, weil sie schon vor einigen Monaten in der Stille an den Landgerichtsrat Schlosser um 40 Carol. verkauft worden ist. Die Sammlung hat eine gewisse literarische Celebrität, und das war ohne Zweifel das angenehmste dabey, an sich gehört sie nicht zu den vorzüglichen ihrer Art. Die Holzschnitte sind ziemlich unvollständig, die Kupferstiche nicht ganz complet, und gar viele Stücke sind nur 1368
Zu Nr. 779
in übel gehaltenen Exemplaren da. Einer der unterrichtesten und erfahrensten Sammler hat mich versichert, daß die Sammlung mit 400 fi. völlig bezahlt gewesen wäre. (Stoll 1927, S. 327.) Brentano erstand aber doch, ohne Arnim zu informieren, eine nicht zum Dürerbestand gehörende was Arnim erst später von Görres erfuhr und dem Freund zum Vorwurf machte. Vgl. Nr. 844,17–27 und Erl. 18–19 in Winkel 〈...〉 Dein Bruder nicht einladen] Vgl. Nr. 770,7–8. 19–20 Savigny? 〈...〉 nach Trages?] Savigny zog im ersten Junidrittel auf sein Gut Trages (bei Hanau). 23–24 Lulu 〈...〉 von Clemens vorgelogen] Vmtl. während Arnims KasselAufenthalt bis Anfang 1808, als er dort Umgang mit Lulu und Johann Karl Jordis hatte. 24–26 Von Auguste 〈...〉 Brief 〈...〉 auf dem Lande gefällt.] An Brentano aus Allendorf; nicht bekannt. 31–32 ich 〈...〉 in dem gemauerten Haus, wie die Zigeuner sagen] In Brentanos Die mehreren Wehmüller und ungarischen Nationalgesichter sagt der Zigeuner Michaly: Mitidenka 〈...〉 wird nicht in einem gemauerten Hause gefangen sein wollen (Brentano/W II, S. 696). 32–36 Dein Mährchen von Arnold 〈...〉 Legende von der Ottilie 〈...〉 in der Zeitung] Vgl. Nr. 770,25–66 und Erl. 37–38 Neuen Volksmährchen der Deutschen 〈...〉 meiner Meinung] Vgl. Nr. 552,75–83 und Erl. 38–39 Hiolm 〈...〉 Ottbert] Benedikte Nauberts Geschichten Erlkönigs Tochter und Ottbert. Vgl. Arnim in Zeitung für Einsiedler Nr. 32 vom 20. Juli: Nie ist Kindergefühl so dargestellt worden wie in der Otilie, im
Zeichnungssammlung,
Hiolm, in Walther und Maria, im St. Georg, nie der Ernst des schrecklichen Lebens wie im Ottbert, kein Heiligenkampf, wie im Julian, kein Familienwesen wie im stillen Volke – ich bin unerschöpflich in dem Lobe dieses Buchs, das mir sehr traurige Nächte erhellte. (WAA VI, S. 400,8–13.) 44 Gothes Meister] Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96). 44–45 an Göthe geschrieben] Nr. 775. 45–46 er geht mit sehr ledernen Menschen um] Voß Vater und Sohn und wohl auch deren Bekannte. Vgl. Nr. 755,29–37 und Erl. 47 Im Mayen 〈...〉 Knab und Madlein.] Nach dem Refrain von Jagdglück im ersten Band des Wunderhorns: Im Mayen, / Am Reihen, / Sich freuen alle Knaben und Mägdelein. (FBA VI, S. 298.)
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Zu Nr. 780
780.
Von Friedrich Heinrich von der Hagen nach Heidelberg Berlin, 10. Mai 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 797. H: GSA 03/200. – 2 Dbl. je ca. 208 x 172 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Derb, fleckig. Fremdeinträge: 1r aoRr: 1, darunter: 104, auRl: 1 2r auRl: 2 3r aoRr: 5, auRl: 3 4r aoRr: 7, auRl: 4. Besonderheiten: 2r–4v Abschrift des Märchens Von den Fischer un siene Fru, das Gustav Runge Christoph Ludwig Friedrich Schultz mitgeteilt hatte. D1: Rölleke 1973, S. 117f., 120–123 (Märchen); TD. D2: Rölleke 1978a, S. 9f., 20–31. D3: Rölleke 2008, S. 43, 71–75 (Märchen), 81; TD.
Varianten 10 wo] über gestr. wie 11 auch] danach gestr. so 24 wenig] danach 25 ritterl.] üdZ eing. 39 Unternehmen] U aus u gestr. ma 41 gehn] n aus t 42 Formen] danach gestr. E 50 dazu] danach 70 bidd] danach gestr. die 75 un] danach gestr. und gestr. die 76 hinner] danach gestr. sich 78 sait] danach gestr. sie seid 82 henn] danach gestr. an de See 87 Buttje] zweites t üdZ eing. 88 Fru] danach gestr. , 91 sait] t aus d 92 mai] i aus j 99 Enten] über gestr. Eenden 99 Mann,] danach gestr. um 100 will’n ‘t] über gestr. will’nt 105 gäwen] davor gestr. gw 108 Mann] danach gestr. henn 109 gru] über gestr. grau 117 steit] danach gestr. v 122 Holt] davor gestr. Hi 122 Miel] am Schluß gestr. e 123 weeren] zweites e über gestr. r 123 Haasen] zweites a üdZ 126 Met] über gestr. Mit 130 mag] danach gestr. nicht eing. 133 Butt] danach gestr. mag 136 un] danach gestr. h 146 hogen] über gestr. hohen 147 goldene] ene über gestr. en danach gestr G 149 siest] über gestr. biest 150 ehr] danach gestr. da 160 Met] über 162 stahn] danch gestr. u 168 henn,] danach gestr. se is gestr. Mit 171 Kron] am Schluß gestr. e 175 de] am Schluß gestr. r ‘t all, Säd 177 schan] nach gestr. schön üdZ eing. 187 Midde] danach gestr. doch 189 vörzagt] ö über gestr. e 197 hoch,] danach gestr. u 200 to] danach gestr. de 204 se] über gestr. se 206 wat] danach gestr. so 212 Nee] davor gste. Ma 215 dat] am Schluß gestr. t 220 awerst] danach gestr. w
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Zu Nr. 780
Erläuterungen Zum Märchen nach Rölleke 2008, S. 84–86. 3–8 Beitrag 〈...〉 Kriegsrath Schulz 〈...〉 Runge] Von der Hagen bekam das Märchen Von den Fischer un siene Fru von Arnims Schulfreund und Hallenser Kommilitonen Christoph Ludwig Friedrich Schultz, der sie seinerseits von Gustav Runge, dem Bruder Philipp Otto Runges, erhalten haben wird. Dieser hatte dem Bruder das Märchen bereits am 7. Januar 1806 versprochen. Vgl. Nr. 776,12–15 und Erl. 14 Schwäbischen Zeit] Das Mittelalter. 22–23 Fr. Schlegels Anathema über unsere Volkslieder] Vgl. zu Nr. 682.E. 29–30 Fr. Schlegels letzte Arbeiten] Zuletzt Ueber die Sprache und
Weisheit der Indier. Ein Beitrag zur Begründung der Alterthumskunde. Nebst metrischen Übersetzungen indischer Gedichte (Heidelberg 1808). 31 2t Samml. meiner Volksl.] Der geplante zweite Band der von Büsching und von der Hagen 1807 herausgegebenen Sammlung Deutscher Volkslieder mit einem Anhange Flammländischer und Französischer, nebst Melodien war zunächst als Konkurrenzunternehmen zum zweiten Wunderhorn-Band geplant, kam jedoch nicht zustande. Überliefert ist ein 1808 entstandenes Manuskript mit 125 Liedern. (Vgl. Grunewald 1988, S. 281–288.) 35–38 Die angekündigte Samml. Altd. Ged. 〈...〉 Subskribenten] Büschings und von der Hagens Edition Deutsche Gedichte des Mittelalters. Erster Band war in einer ausführlichen Subskriptionsanzeige vom 2. November 1807 der Öffentlichkeit mit dem Ziel vorgestellt worden, die von dem Berliner Verleger Reimer geforderte Zahl von hundert Subskribenten zu erreichen. Diese Vorgabe wurde im Mai 1808 erfüllt, der Band erschien im November 1808 und enthielt sechs Einzeleditionen: König Rother, Herzog Ernst, Wigamur, Hl. Georg, Salomon und Morolf, Salomon und Markolf. (Vgl. Grunewald 1988, S. 158–162.) Die dem Band vorangestellte Subskribentenliste (S. Vf.) weist 168 Namen aus, darunter: Achim von Arnim auf Friedrichsfelde in der
Ukermark. 36 Michael*] Michaelis (Termin der Herbstmesse). 39 Altd. Handwörterbuch] Nicht zustande gekommen. 1988, S. 304–307.) 40 gr. 8] Großoktav. 40 Glossar.] Glossarien. 43–44 Zeitschrift für Altd.
(Vgl. Grunewald
Sprache, Literat. Poesie u Alterhumskunde] Museum für altdeutsche Literatur und Kunst, hg. von von der Hagen, 2 Bde. (Berlin 1809–1811; vgl. Grunewald 1988, S. 327–335).
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Zu Nr. 780
45–47 Brentano’n 〈...〉 Notiz 〈...〉 Heldenbuchs u anderer 〈...〉 dazu gehörigen Gedichte] Vgl. Nr. 797,17–25 und Erl. 47 Sigenot] Sigenot, Heldengedicht über dem Kampf des jungen Dietrich von Bern mit dem Riesen Sigenot. 47 Ecken Ausfahrt] Auch Eckenlied, Heldengedicht über den Kampf des Riesen Ecke mit Dietrich von Bern. 48–49 Einleitung zu den Nibelungen 〈...〉 neuen Ausgabe derselben]
Der Nibelungen Lied in der Ursprache mit den Lesarten der verschiedenen Handschriften, hg. von von der Hagen (Berlin 1810; 3., berichtigte und vermehrte Aufl. Breslau 1820; vgl. Grunewald 1988, S. 69–78). 49–51 Von Tiek 〈...〉 Collazion des St. Galler Codex.] Tieck befreundete sich 1808 mit von der Hagen und stellte ihm seine Abschrift der sog. Fassung B des Nibelungenlieds im Codex 857 der Stiftsbibliothek St. Gallen zur Verfügung, die er 1806 während eines Schweiz-Aufenthalts genommen hatte. Von der Hagen war die Kollation jedoch nicht genau genug, er ersuchte einen in St. Gallen ansässigen Freund um eine sorgfältige Kopie, die er 1810 und 1811 in zwei Teilen erhielt – zu spät, um sie in seiner Ausgabe
Lied in der Ursprache
Der Nibelungen
(1810) noch berücksichtigen zu können. (Vgl. Grune-
wald 1988, S. 70.)
51–53 Müller 〈...〉 eine mir lange schuldige Antwort] Von der Hagen hatte Johannes von Müller zuletzt am 3. März 1808 geschrieben, eine Antwort ist nicht bekannt. (Vgl. Grunewald 1988, S. 363 [Briefverzeichnis].) 53–54 Zimmermann aus Cassel 〈...〉 an mich geschrieben] Vmtl. Johann Lorenz Zimmermann, geb. in Kassel, seit 1792 Professor der Theologie in Marburg. Nicht im Briefverzeichnis Grunewald 1988. 56–58 Grimm 〈...〉 bestreiten mußte] Vgl. von der Hagen, Minnelied und Meistergesang. In: Neuer Literarischer Anzeiger. Eine Zeitschrift aus dem Gebiete der Litteratur und Kunst. Tübingen 3. Jg. 1808, Nr. 6, Sp. 81–88 und Nr. 7, Sp. 97–102; gegen Jacob Grimms Beiträge Etwa über Meister- und Minne-Gesang sowie Beweis daß der Minnesang Meistergesang ist (ebd., 2. Jg. 1807, Nr. 23, S. 353–356 und Nr. 43, S. 673–686). 65 Pißpott] Nachttopf; Bezeichnung für eine armselige Fischerhütte. Vmtl. von Runge aus Viskkot (auf Rügen für Fischerkate) abgeleitet. 86 Mandje, mandje, timpe tee!] Männchen, Männchen, Zipfelzeh (kleiner Zeh)! 88 Ilsebill] Kurzform von Ilse-Sibylle. 98 darachter] dahinter. 98 Garn mit allerlei Grönigkeuten] Garten mit allerlei Grünzeug.
1372
Zu Nr. 781
104 115 122 147 161 161 173 182 187 197 200 200 213
Slott] Schloß. bedröwt] betrübt, traurig. Holt] Wald, Jagdgelände. söß] sechs. Keekwind] heftiger, plötzlicher Wind. kawwelt] bewegt, Wellen werfend. Dwark] Zwerg. Snack] Geschwätz. Bülgen] große unruhige Wellen. dree groote Kronen] die dreifache Papstkrone (Tiara). Thorn] Turm. Kökinglicht] Küchenlicht. de Sünn un den Man] die Sonne und den Mond.
781.
Von Henriette Schubart nach Heidelberg Jena, vmtl. zweites Drittel Mai 1808
DV: H. B: Nr. *761. A: Nr. *828. H: BJ/VS 231. – 1 Bl. ca. 187 x 116 mm; 1r–1v 11/4 beschr. S.; 1x quer gefaltet. − WZ: Teil von bekröntem Posthornschild. Beilagen: Übersetzungen schottischer Balladen für die Zeitung für Einsiedler. Vgl. zu Z. 3–4. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Henriette Schubart an Achim von Arnim, auRl Varnhagen: Bettina von Arnim. 1v auR Stempel: STAATS-
BIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: 1r aoRl aufgeklebter blauer Zettel mit Notiz Varnhagens:
Henriette Schubert an / Ludw. Achim von Arnim. / Jena, Mai 1808. / Bettina v. Arnim. Datierung: Aufgrund der Angabe im Mai 1808 und weil der erste Beitrag Henriette Schubarts in der Zeitung für Einsiedler vom 4. Juni erschien. D1: Weiss 1986, S. 167f. (Nr. 47); datiert: Mai 1808.
Varianten 8
dies]
üdZ eing.
1373
Zu Nr. 781
Erläuterungen 3–4 Ich wählte einige von den Balladen] Arnim hatte die von Walter Scott herausgebenen Minstrelsy of the Scottish border: consisting of historical
and romantic ballads; collected in the southern counties of Scotland; with a few of modern date, founded upon local tradition (2 Bde., Kelso 1802; 2. Aufl. 3 Bde. Edinburgh 1803) während seines England-Aufenthalts kennengelernt. In seinem Londoner Brief vom 5. Juli 1803 machte er Brentano darauf aufmerksam. (Vgl. WAA XXXI, Nr. 314,149–153 und Erl.) Als er im Dezember 1805 über Weimar von seinem ersten Heidelberg-Aufenthalt nach Berlin zurückreiste, besuchte er in Jena Brentanos Schwägerin Henriette Schubart und schlug ihr seine Sammlung schottischer Romanzen zum Uebersetzen vor (an Brentano, 16.–20. Dezember 1805; WAA XXXII, Nr. 404,15–24). Mit dem vorliegenden Brief wird sie ihm die Übersetzungen Die grausame Schwester und Graf Richard geschickt haben, die in Zeitung für Einsiedler Nr. 19 und 30 vom 4. Juni und 12. Juli erschienen. Zwei weitere Übersetzungen, die sie Arnim ebenfalls übermittelte, sandte er im Dezember 1809 Büsching für dessen Zeitschrift Pantheon. (Vgl. WAA XXXIV.) Eine Gesamtausgabe der Übersetzungen Henriette Schubarts kam erst 1817 unter dem Titel Schottische Lieder und Balladen von Walter Scott (Arnim-Bibl. Sign. B 1593) heraus. Arnim besprach sie im Berliner Gesellschafter vom 9. Juni 1817. (Vgl.: Arnim/W V, S. 537–539 und Erl.; WAA XXVI.) 9–10 Die Sirene 〈...〉 Nachahmungen der alten Balladen.] Gemeint ist Die grausame Schwester (Zeitung für Einsiedler Nr. 19 vom 4. Juni). Da Henriette Schubart das Gedicht als Die Sirene bezeichnete, stammt der Zeitung für Einsiedler-Titel vmtl. von Arnim. Zu Vorlage und Bearbeitung vgl. WAA VI, S. 240–243 und Erl. S. 968–975. 14 Die historische Einleitung 〈...〉 bearbeiten.] Von Arnim in Zeitung für Einsiedler Nr. 19 vom 4. Juni in einer Fußnote zu Die grausame Schwester angekündigt: künftig einiges Historische (WAA VI, S. 240,27), jedoch nicht darin erschienen. Erst unter dem Titel Historische Einleitung in Henriette Schubarts Schottischen Lieder und Balladen, a.a.O., S. IX–LII; jedoch kein selbständiger Text der Übersetzerin, sondern Übersetzung aus Scotts Werk. 20 Erzieherinn] Caroline Rudolphi in Heidelberg.
1374
Zu Nr. 782
782.
An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 12. Mai 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. *786. H: SPK/NS 2/2. – 1 Bl. ca. 221 x 185 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Geringer Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, 1v rote Siegelreste. − WZ: Oberer Teil von Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: 12.5.1808, daneben: 8 1v aoRm Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. D1: Härtl 1982, S. 38 (Nr. 11).
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen Härtl 1982, S. 233f. 1–6 von Johannes Müller eine Uebersicht 〈...〉 von Villers 〈...〉 anzeigen] Müller entsprach mit seiner Sendung von etwa 8. Mai (Nr. *774) Arnims Bitte vom 23. April (Nr. 751), mit einem Artikel über die deutschen Universitäten zur Zeitung für Einsiedler beizutragen. Durch die militärischen Anforderungen und den Zentralismus der neuen Verwaltung des Königreichs Westphalen sah Müller insbesondere Gestalt und Bestand der westphälischen Universitäten gefährdet. Als ehemaligem Göttinger Studenten lag ihm das Schicksal der Universität Göttingen besonders am Herzen. Er trat daher mit den Göttinger Professoren Heyne und Heeren, zu denen auch Creuzer von Heidelberg aus Kontakt hatte, in Verbindung, und durch Heerens Vermittlung erbot sich der 1793 als französischer Emigrant nach Deutschland geflohene Charles Franc¸ois Dominique de Villers zugunsten der Universitäten, besonders der Göttinger, zu schreiben. Villers’ Buch erschien im Juli 1808 unter dem Titel Coup-d’oeil sur les Uni-
versite´s et le mode d’instruction publique de l’Allemagne protestante, en particulier du royaume de Westphalie in Kassel. Im April hatte Müller Anfangskapitel erhalten. Einen Auszug aus den Kapiteln schickte er Arnim, der ihn als Ueberblick der Universitäten und des öffentlichen Unterrichts
im protestantischen Deutschlande, insbesondere im Königreiche Westphalen von M. C. Villers. Nach dem Französischen zusammengezogen als Einleitung einer ganzen Untersuchungsreihe über deutsche Universitäten in der Zeitung für Einsiedler Nr. 14 vom 18. Mai verkürzt veröffentlichte. Vgl.: WAA VI, S. 174–176 und Erl. S. 932–937; Wittmer 1908, S. 310–322; Requadt 1957, S. 293f.; Schib 1967, S. 308–316. Das Übersetzungsprojekt des Villers’schen Manuskripts, das Arnim bis Ende Juni 1808 betrieb, mußte aufgegeben werden, da der Lübecker Verlag Niemann
1375
Zu Nr. 782
eine Verdeutschung durch den Oldenburger Gymnasiallehrer Franz Heinrich Hagena angekündigt hatte, die kurz vor dessen Tod unter dem Titel Über die
Universitäten und öffentlichen Unterrichts-Anstalten im protestantischen Deutschland, insbesondere im Königreiche Westphalen (Lübeck 1808) mit Nennung des Übersetzers erschien. Außerdem kam mit dem abweichenden Titel Blick auf die Universitäten und die Art des öffentlichen
Unterrichts im protestantischen Teutschlande, besonders im Königreiche Westphalen (Marburg 1808) die Übersetzung eines Anonymus heraus, von der auf der Titelseite mitgeteilt wurde, daß sie von einem teutschen Universitätslehrer stamme. Aufgrund dieser Übersetzungsinitiativen unterblieb auch der von Arnim angekündigte Plan einer Untersuchungsreihe über deutsche Universitäten, und Görres, der mit Villers bekannt war und die Übersetzung übernehmen wollte, mußte sich darauf beschränken, dessen Buch in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur, 1. Jg., 1808, 5. Abt., Bd. 3, S. 439–445 zu rezensieren. 6 Schleiermachers Werk] Schleiermacher, Gelegentliche Gedanken über
Universitäten in Deutschem Sinn. Nebst einem Anhang über eine neu zu errichtende (Berlin 1808). Nicht in der Zeitung für Einsiedler angezeigt. 7–8 Deine Bemerkungen über Universitäten 〈...〉 mitzutheilen?] Savigny sammelte Literatur der Universitäten (Creuzer an Savigny, 15. September 1806; Dahlmann 1972, S. 186) und besprach Schleiermachers Gedanken in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur, 1. Jg., 1808, 5. Abt., 3. H., S. 296–305, teilte Arnim die gewünschten Bemerkungen aber nicht mit. Bereits 1803 hatte er eine Niederschrift über Zustand und Zweck deutscher Universitäten verfaßt. (Vgl. Marquardt 1951.) 9 Wohnung am Schloßberge] Vgl. Nr. 775,36–43 und Erl. 10 Pathchen 〈...〉 Nichtpathchen] Bettina und Franz von Savigny. 11 nach Trages?] Im ersten Junidrittel.
783.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, etwa 12. Mai 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 779. A: Nr. 787. H: FDH 7428. – 1 Dbl. ca. 224 x 193 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, 2v roter Siegelrest. − WZ: FHF.
1376
Zu Nr. 783
Fremdeinträge: 1r aoRl:
224 v,
Z. 16 über
Montag: 16. Mai 1808
2v auRr:
7428. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Nach dem Bezugsbrief vom 10. Mai und vor dem Antwortbrief vom 16. Mai; einige Tage nach Erhalt von Goethes Brief vom 4. Mai (DjBe Nr. 372), der am 8. Mai in Frankfurt eingetroffen sein wird. D1: Steig 1913, 152f.; TD; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 244f. (Nr. B44); TD; datiert: Mai 1808. D3: DjBe Nr. 378.
Varianten 6 um] danach gestr. um 8 mir] r aus ch 11 wünsche] e idZ 19 schwarze] danach gestr. Ab 21 der] d aus v 22 ganz] g aus 〈x〉 28 glaube] danach gestr. seh 28 schlagen] g aus ch 30 niemals] m aus l 33 auf] u aus b 39 erzählen] danach gestr. h 40 etwas] danach gestr. Faul
Erläuterungen 3 Auction von Hüsgen] Vgl. Nr. 631,57–61 und Erl. 5 deine Comisionen Savigny nicht zu geben] Vgl. Nr. 779,9–14 und Erl. 8 Goethe 〈...〉 geschrieben] Aus Weimar, 4. Mai 1808 (DjBe Nr. 372). 13–15 Ich gab dem Zimmer 〈...〉 befriedigen könne] Der von Heidelberg über Frankfurt nach Weimar und von dort zur Leipziger Buchmesse weiterreisende Zimmer traf Goethe in Weimar nicht mehr an, da dieser am 12. Mai nach Karlsbad abgereist war. Bettina gab ihm einen Brief und Perlen mit. (Vgl. DjBe Nr. 375 und Erl.) 16 nächsten Montag] Erst am Mittwoch, 18. Mai. (Vgl. Nr. 790,1–5.) 19 deine schwarze Arbeit] Vgl. Arnim im Bezugsbrief: nur meine Correcturen sehen mich schwarz an (Nr. 779,29–30). 21 heilichen Bilder in Gersten körner] Nicht unter den im Versteigerungskalog verzeichneten 120 Kunstsachen, gemeint sind vmtl. Zwey Büchschen enthaltend 2 sehr schöne in Holz geschnittene Heilige (Kat. Hüsgen 1808, S. 2, Nr. 21). 24–25 von Auguste 〈...〉 Briefe bei Moriz] Nicht bekannt. 27–28 das Cabinet von Hüsgen kaufen könne] Die Bezeichnung Cabinet kommt im Versteigerungskatalog nicht vor. Aufgrund der genannten Summe von 3000 Gulden ist anzunehmen, daß damit die gesamte, 117 Zeichnungen
1377
Zu Nr. 783
und 951 Kupferstiche umfassende Grafiksammlung gemeint war, nicht nur die Dürersammlung, die für 40 Carolin (440 Gulden) verkauft wurde. (Vgl. zu Nr. 779,14.) 34–36 gescheuter 〈...〉 von dem Jüngling Clemente 〈...〉 wie Wieland auch] Vmtl. Erinnerung Bettinas an einen Brief Christoph Martin Wielands an ihre frühverstorbene Schwester Sophie vom 16.–18. April 1800 über den Bruder Clemens, nachdem dieser Ende März/Anfang April jenes Jahres das Wielandsche Gut Oßmannstedt aufgrund ungebührlichen Verhaltens hatte verlassen müssen. Der außergewöhnlich ironisch-mißgünstige Brief, der Clemens eine schlimme Zukunft voraussagte, scheint damals in der Frankfurter Brentano-Familie besprochen worden zu sein. Insbesondere läßt Bettinas Ausdruck von dem Jüngling Clemente vermuten, daß sie den Brief Wielands im Sinn hatte, denn darin ist ähnlich von dem damals einundzwanzigjährigen Clementinische〈n〉 Ich die Rede:
Die Götter haben in den letzten 14 Tagen vor Ostern einen wunderlichen Spaß mit mir getrieben. Ich weiß nicht wie und warum Ihrem Bruder Clemens, der Aufenthalt in Jena auf einmahl so zuwider wurde, daß er mit Louis 〈Wieland〉 überein kam, dieser sollte an seiner Statt nach Jena ziehen, und er wollte dafür seine Stelle in Oßmanstätt vertreten. Des leidigen, besonders unsern n e u e s t e n jungen Filosofen u Ästhetikern sehr verhaßten Wohlstands wegen, wurde auch ich zulezt um meine Einwilligung angegangen und ertheilte sie mit gebührender Gefälligkeit. Die jungen Herren vertauschten also ihre Plätze und das Clementinische Ich zog mit seiner Guitarre am Arm im Triumf in das Osmantinische Nicht-Ich ein. In den ersten vier bis fünf Tagen ging alles ziemlich gut, so lange nehmlich, als beide Theile das bekannte Spiel der Katze des Montaigne mit einander trieben, oder, genauso zu reden, so lange Herr Clemens seinen Spaß so mit uns trieb, daß wir selbst Spaß davon hatten. Aber länger hielt er es mit so u n g e b i l d e t e n oder so v e r b i l d e t e n Wesen, wie wir alle, seiner Theorie zu folge, sind, nicht aus; sein Ich fing nun an sich der Überlegenheit, die ihm Eigendünkel, Ungezogenheit, Verachtung alles Conventionellen so wie aller natürlichen u. gesellschaftlichen Verhältnisse, über uns gab, auf eine so tyrannische Weise zu bedienen, daß die Rolle, die er 8 Tage lang in meinem Hause u an meinem Tische spielte, höchstwahrscheinlicher Weise, ohne Beyspiel, und die Gelassenheit, womit ich seine Avanien und Insolenzen duldete, ein Wunder in meinen eigenen Augen ist 〈...〉 Ich begab mich also am Sonnabend vor dem Palmensonntage auf einige Tage nach Weimar, während ich den 1378
Zu Nr. 784
jungen Herrn durch seinen Freund Louis verständigen ließ, daß ich ihn bey meiner Zurükkunft nach Oßmannstätt nicht mehr anzutreffen hoffte: Er zog also mit seiner Guitarre und einem unermeßlichen Porte-feuille voll aller Arten von neumodischen Exkrezionen seines Witzes und seiner Laune nach Jena zurück, und Louis (der sich seit geraumer Zeit in vielem zu seinem Vortheil geändert hat) kam von Jena mit Vergnügen wieder zu uns. Indessen wird Signor Clemente, wie ich höre, nicht zu Jena bleiben (Drude 1989, S. 103–105).
784.
Von Niklas Vogt nach Heidelberg Frankfurt, 13. Mai 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 778. A: −. H: BJ/VS 271. – 1 Dbl. ca. 234 x 198 mm; 1r beschr.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Stark verknittert, fleckig, Ränder eingerissen, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, schwarzes Siegel. Fremdeinträge: 1r aoR Varnhagen: Niklas Vogt an L. A. von Arnim. Frankfurt a. M. den 12. März 1806., aoRm Stempel: Preußische Staatsbibliothek Berlin, auRl Varnhagen: Bettina. Besonderheiten: Datum des Fremdeintrags verlesen. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFURT. D1: Weiss 1986, S. 169f. (Nr. 49); datiert: 12. Mai 1808.
Erläuterungen 3 Fürst Primas] Carl Theodor von Dalberg. 3–7 Meine frühen Jugendarbeiten 〈...〉 zu Diensten.] Die frühen Arbeiten Vogts sind nicht bekannt. In der Zeitung für Einsiedler erschienen keine Beiträge von ihm. 7 alß ich sie das leztemal sah] Vmtl. während Arnims Frankfurt-Aufenthalt im Januar 1808. 14–15 Frauenlob, Emma, Hildegard, RolandsEck, Die Brüder] Die entsprechenden Sagen erzählt Vogt in seinen Rheinischen Geschichten und Sagen (Frankfurt/M. 1817, 3 Bde.; Bd. IV 1836): von dem Minnesänger Heinrich von Meißen mit dem sprechenden Beinamen Frauenlob, der in Mainz lebte und starb (Bd. III, S. 381f.); von Emma, einer Tochter Karls des Großen (Bd. I, S. 221–224); von dessen Gemahlin Hildegard (Bd. I, S. 214–217); von der Ge-
1379
Zu Nr. 784
schichte Rolands (Ariosts Rasendem Roland) und seiner Geliebten, die statt ihn zu heiraten ins Kloster geht (Bd. III, S. 261f.); von den beiden Söhnes eines rheinischen Ritters, von deren einig-uneinigem Liebesverhältnis zu einem edlen Fräulein die benachbarten Burgen Sternberg und Liebenstein künden sollen (Bd. III, S. 172–177). Letztere Sage war die einzige, die Vogt zuvor dramatisiert und publiziert hatte: Die Brüder. Ein Schauspiel in fünf Aufzügen (Frankfurt/M. 1809).
785.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, etwa 14. Mai 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. 787. H: FDH 7429. – 1 Bl. ca. 232 x 193 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 225 v, Z. 1 über Mitwoch: (18. Mai 1808) 1v auRr: 7429. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Nach Bettinas Brief von etwa 12. Mai (Nr. 783), vor Arnims Antwort vom 16. Mai. D1: Steig 1912b, S. 232. D2: Steig 1913, S. 153; datiert: »gleich darauf« (nach Nr. 792). D3: Betz/Straub 1986, S. 246 (Nr. B45); datiert: Mai 1808. D4: DjBe Nr. 379.
Varianten 12
bist]
danach gestr.
,
Erläuterungen 4–6 Savigny 〈...〉 Finkenbaum 〈...〉 Elsheimer 〈...〉 Holbein] Savigny erwarb das Ölgemälde Eine sehr schön ausgeführte waldigte Landschaft, von D. Vinkenbooms, auf Holz, 20 Zoll hoch, 26 Zoll breit (Kat. Hüsgen 1808, S. 27, Nr. 44), die Zeichnung Ein Blättgen römischer Ruinen, vermuthlich Prospekt in Rom, A. Elsheimer fec. (ebd., S. 38, Nr. 66) und das Ölgemälde Ein Mann- und Frauenbildniß auf einem Stück von H. Holbein, 9 Zoll hoch, 143/4 Zoll breit (ebd., S. 24, Nr. 9).
1380
Zu Nr. 787
13 Liedgen im Einsiedler] Bettinas Seelied in Nr. 12 vom 11. Mai. Vgl. zu Nr. 667,66–68.
Zeitung für Einsiedler
*786. Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, etwa 14. Mai 1808, Sonnabend B: Nr. 782. A: Nr. 788. Datierung: Zwischen den datierten Briefen Arnims vom 12. und 16. Mai.
787.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 16. Mai 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 783, 785. A: Nr. 790. H: FDH 7265. – 1 Dbl. ca. 239 x 197 mm; 1r–1v 13/4 beschr. S.; 2v Adresse; 1x längs, 2x quer gefaltet. – 2v roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 228 v, aoRr neben Datum: [Mai 1808] 2v auRl:
7265. D1: Steig 1913, S. 155; datiert: 26. Mai. D2: Betz/Straub 1986, S. 251f. (Nr. A46); datiert: 26. Mai. D3: DjBe Nr. 380.
Varianten 10
vor] v
aus
V
12
kaum] ka
aus 〈xx〉
Erläuterungen 5–6 ich habe wieder ein Gärtchen] Nach dem Umzug in eine Wohnung im Bartholomäischen Garten (vgl. Nr. 775,36–43 und Erl.) – wie vor einem Jahr in Königsberg (vgl. Nr. 543,71 und Erl.). 14 Savignys Ruf nach Bayern] Savigny war als Nachfolger Gottlieb Hufelands, den seine ehemaligen Danziger Mitbürger zum Senatspräsidenten und Bürgermeister gewählt hatten, an die Universität Landshut berufen worden. Er nahm an und reiste am 17. September mit Familie, Brentano und dessen Frau sowie Bettina von Aschaffenburg dorthin. Arnim wird die Neuigkeit durch Creu-
1381
Zu Nr. 787
zer erfahren haben, dem Savigny sie am 15. Mai mitgeteilt hatte (Stoll 1927, S. 324). 15–17 wie schön 〈...〉 in der Nähe 〈...〉 geworden] Savigny hatte seine Ambitionen auf eine Professur in Heidelberg aufgegeben. (Vgl. zu Nr. 643,2–5.) Kurz vor dem 9. Mai 1808 schrieb Brentano an ihn: Die Nachricht, daß Sie
nach Landshut gehen, hat hier alle Leute überrascht, und die hiesige Juristen Fakultät mit einer zweierleien Empfindung berührt, theils schämen sie sich, daß Sie auf einer andern Universität sein mogten, theils freuen sie sich, daß sie ihren Kohl nach wie vor, allein so theuer verkaufen können. Jeder wohlmeinende bedauert hier, daß Sie nicht nach Heidelberg gekommen, sie wären das einzige Mittel geweßen zwischen dem Hofarth der Juristen und andern Fakultäten (FBA XXXII, S. 65,22–66,1).
788.
An Friedrich Carl von Savigny in Frankfurt Heidelberg, 16. Mai 1808, Montag
DV: H. B: Nr. *786. A: Nr. 789. H: SPK/NS 2/2. – 1 Dbl. ca. 237 x 196 mm; 1r–2r 2 beschr. S. + 5 Z.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: F. Maupas. Beilagen: Ankündigung von Villers’ Coup-d’oeil sur les Universite´s et le
mode d’instruction publique de l’Allemagne protestante, en particulier du royaume de Westphalie. (Kein Exemplar ermittelt.) Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: 9 2r aoRr: 10 2v aoRm Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. D1: Härtl 1982, S. 38 (Nr. 12).
Varianten 11
S
übernehmen] nach r gestr. s 18 an mich] üdZ eing.
16
Du] D aus d
18
bitte sie] s aus
Erläuterungen 3 Unternehmen des Villers] Vgl. Nr. 782,1–6 und Erl. 14–18 ob Villers 〈...〉 Beziehung auf Göttingen 〈...〉 übersetzt ist] Von den zwei Übersetzungen stammt eine von einem nicht genannten teutschen
1382
Zu Nr. 789
Universitätslehrer
(vgl. zu Nr. 782,1–6). Auf den 112 S. dieser Übersetzung kommt Göttingen 25mal vor. 19 im nächsten Blate 〈...〉 Uebersicht] In Zeitung für Einsiedler Nr. 14 vom 18. Mai. Vgl. zu Nr. 782,1–6. 20 in diesen Tagen 〈...〉 an Müller schreiben] Nr. 792.
789.
Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Frankfurt, 17. Mai 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 788. A: −. H: StLB Dortmund/Bestand Savigny Nr. 4612. – 1 Dbl. ca. 228 x 192 mm; 1r–1v 11/4 beschr. S.; in der Mitte je 1x längs und quer gefaltet. – AuRr fleckig. − WZ: Bekrönter Posthornschild mit angehängter 4, FHF. Fremdeinträge: 1r vier Bleistiftunterstreichungen im Text (erste Nennungen der Namen von Görres, Villers, Creuzer und Heeren) 1v oberes Drittel Mitte Stempel: Stadtbibliothek Dortmund, darunter: 4612. D1: Kat. Henrici 155, S. 83, Nr. 253; TD (kurzer Auszug); datiert: 17. März 1808.
Erläuterungen 2–6 Der Coup d’ œil 〈...〉 Übersetzung gesorgt hat.] Vgl.: Nr. 782,1–6 und Erl. 14 nach Landshut gehe] Vgl. Nr. 787,14 und Erl. 17 rungenirt] ruiniert. (Nicht im DWb, jedoch in August Grassow/Paul Heidelbach, Digitales Wörterbuch der Kasseler Mundart.) 21 Kunstkatalog] Wohl nicht der Versteigerungskatalog der Hüsgenschen Sammlung (Kat. Hüsgen 1808), sondern derjenige der Gemäldeauktion aus dem Nachlaß der verstorbenen Sophie von La Roche. Vgl. Arnim an Bettina, 22. Mai 1808 (Nr. 794,23–30).
1383
Zu Nr. 790
790.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 18. Mai 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 787. A: −. H: FDH 7430. – 1 Bl. ca. 232 x 193 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 226 v 1v auRr: 7430. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 153. D2: Betz/Straub 1986, S. 247 (Nr. B46). D3: DjBe Nr. 381.
Varianten 5
habe] h
aus
,
9
sahst]
danach gestr.
ist
Erläuterungen 4 das Schiff ist Seegel fertig] Zur Abfahrt nach Winkel. Vgl. Nr. 785,1–2. 6 nicht bei Hüsgen] Nicht bei der Versteigerung der Hüsgenschen Sammlung. Antwort auf Arnims Frage Nr. 787,17. 7–8 von Lucas Kranach 〈...〉 eine Lukretia oder eine Arria] Vgl. Savigny an Brentano, 27. Mai 1808: Die Betina hat vor 8 Tagen von einem rei-
senden Kunsthändler eine Lucretia von Cranach von großer Schönheit gekauft, die auch Ihnen große Freude machen wird. Das Bild soll im deutschen Sandrart beschrieben seyn, unter andern soll er viel von der Malerey am Pelze der Lucretia reden, ich habe hier keine Gelegenheit das Buch einzusehen. (Stoll 1927, S. 327.) In der Teutschen Akademie der Bau-, Bild- und Mahlerey-Künstler Joachim von Sandrarts lautet die Beschreibung: auch in meinem Kunst-Cabinet eine L u c r e t i a mit dem Dolch in der Hand / und von einem sehr sauber gemahlten Belz bekleidet / in der Handlung / als ob sie ihr selbst / durch einige Mordstiche / das Leben verkürzte (Sandrart 1675, S. 231). Demnach erwarb Bettina von den zahlreichen Darstellungen der Lucretia durch Lucas Cranach eine Version, die sie in Halbfigur zeigt. Diese Lucretia hat blonde Locken, trägt prunkvolle Ketten und Ringe, ihre rechte Hand hält den Dolch, während die linke mit gekrümmten Fingern auf dem Kopf liegt. Der prächtige, mit Pelz besetzte Mantel ist halb geöffnet und gibt den anmutig nach rechts geneigten
1384
Zu Nr. 792
Oberkörper bis unter den Nabel frei. An Goethe schrieb Bettina am 13. Dezember 1809 über die Darstellung: es ist dieselbe die er 〈Sandrart〉 in seinem
Cabinet hangen hatte, und deren feuergelbes und Purpurrothes Gewand er so sehr lobt es ist dieses Bild besser als alle andre in der Münchner Gallerie von ihm; was mich aber 〈...〉 bewog, ist die sonderbare Ähnlichkeit die es mit meiner Freundin Günderrode hatte. (DjBe Nr. 705.) Als Bettina das Bild – wohl eine Kopie – 1808 erwarb, wußte sie allerdings noch nicht, ob es die wegen ihrer Tugendhaftigkeit verehrte Lucretia darstellte oder eine andere Römerin, Arria, die ihr Leben ebenfalls mit dem Dolch endete. 9 Albrecht Dürrer, den Du bei Morgenstern sahst] Welches Bild Dürers Arnim vmtl. während seines Frankfurt-Aufenthalts im Januar 1808 bei dem Gemälderestaurator und Maler Johann Ludwig Ernst Morgenstern sah, ist nicht bekannt.
*791. An Juliane von Krüdener in Karlsruhe Heidelberg, vmtl. letztes Drittel Mai 1808 B: −. A: Nr. 843. Datierung: Aufgrund von Juliane von Krüdeners Mitteilung vom 2. August, sie beantworte Arnims Brief nach 10 wochen (Nr. 843,2).
792.
An Johannes von Müller in Kassel Heidelberg, 21. Mai 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. *774. A: Nr. *795. H: StB Schaffhausen, Msc. Müll. 239, 64. – 1 Dbl. 237 x 197 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl, vmtl. Empfängernotiz: Achim von Arnim Heidelb.
21. May 1808 über eine zu veranstaltende Übersetzung von Villers Blick auf deutsche Universitäten., aoRm: 64. D1: Requadt 1957, S. 290f. (Nr. 2).
1385
Zu Nr. 792
Varianten 4 ihn] aus es 6 die] aus und 7 Uebersetzung] U aus u 9 er] aus 〈xxx〉 9 nur] aus und 9 Eins] E aus e 12 so] üdZ eing. danach 13 wahrscheinlich, daß] über gestr. vielleicht gestr. vielleicht 13 Werk] danach gestr. vielleicht 14 wird?] nachträgl. idZ 30 auf] a aus 〈x〉
Erläuterungen 2–4 Erhaltung der Universitäten 〈...〉 Ueberblicks von Nr. 751,14–15 und Erl.; Nr. 782,1–6 und Erl. 5–6 Savigny 〈...〉 nach Landshut berufen] Vgl. Nr. 787,14.
793.
Villers]
Vgl.:
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Winkel, 21. Mai 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7431. – 2 Bl. ca. 232 x 192 mm (I) + ca. 113 x 192 mm (II); 1r–2r 3 beschr. S.; 2x längs, 3x quer gefaltet. – Jeweils auR mit Briefmarkenrändern beklebt, II untere Hälfte abgetrennt. − WZ: I: FHF II: –. Fremdeinträge: 1r aoRl: 229 v 1v aoRl: 229 v, auRl: 7431, 2v auRr: 7431. Datierung: Aufgrund von Bettinas Mitteilung, sie sei schon zwei Tage (Z. 1) in Winkel, wohin sie am 18. Mai von Frankfurt abgefahren war. D1: Steig 1913, S. 156f. D2: Betz/Straub 1986, S. 247–249 (Nr. B47). D3: DjBe Nr. 382.
Varianten 5
einen] en nachträgl. idZ 7 eigentlich] g aus ch 10 Geisenheim] aus Z 12 mit] danach gestr. der 23 Bildern] danach verschrieben 25 es] aus ih 30 zeigen] g aus ch und gestr. liefern
G
1386
Zu Nr. 794
Erläuterungen 4 unser Hauß] Vgl. zu Nr. 568,49. 6–7 Meline Marie, ihre Mutter Claudine Cristian] Die Schwester Meline, die Schwägerin Marie, deren Mutter (Frau des Amtmanns Schröder in Bergen), Claudine Piautaz, der Bruder Christian. 8 die zwei Kinder] Claudine und Sofie, Kinder von George und Marie Brentano. 19–22 daß Savigny 〈...〉 Bild von Scheiflin 〈...〉 von Spranger 〈...〉 ein Olymp] Nicht identifizierte Bilder Hans Leonhard Schäufelins und Bartholomäus Sprangers; vmtl. von demselben Kunsthändler, von dem Bettina ihr Cranach-Bild erwarb. 26–27 das schönste Bild 〈...〉 Kranach] Vgl. Nr. 790,7–8 und Erl. 38–39 Altdorf 〈...〉 der Pfarrer] Allendorf, Adam Mannel.
794.
An Bettina Brentano in Winkel Heidelberg, 22. Mai 1808, Sonntag
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7264. – 1 Dbl. ca. 236 x 197 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: E MAUPAS. Fremdeinträge: 1r aoRl: 227 v 2v auRr: 7264. D1: Steig 1912b, S. 234. D2: Steig 1913, S. 154f. D3: Betz/Straub 1986, S. 249–251 (Nr. A45). D4: DjBe Nr. 383.
Varianten 7 erzählt] aus 〈x〉
erz
aus
ge〈x〉
20
andern]
danach gestr.
die
38
Paar] P
Erläuterungen 4–7 Onkel Hessen 〈...〉 in das wüste Rußland hinein erzählt] Ludwig von Hessen, der zweite Mann von Brentanos und Bettinas Tante Luise verw. Möhn, war russischer Oberst.
1387
Zu Nr. 794
6 Bruder Graf] Nach dem Freund des Titelhelden in Christian Reuters Schelmuffsky. 8 Peters 〈...〉 Ermordung] Zar Peter III. war am 17. Juli 1762 ermordet worden. 24 Gemälde Auction seiner Großmutter] Aus dem Nachlaß der am 18. Februar 1807 in Offenbach verstorbenen Sophie von La Roche wurden zunächst die Gemälde und Kupferstiche versteigert (angekündigt im Offenbacher Frag- und Anzeigen-Blatt vom 29. April 1808). Am 23. August folgte die Versteigerung der Effekten und Mobilien, ab 4. November diejenige der Bücher und der Mineraliensammlung. (Vgl. Steig 1913, S. 154.) 24–25 ein Stück das Stadionsche Schloß] Vielleicht die 1781 entstandene kolorierte Radierung des Schlosses Warthausen von Johann Heinrich Tischbein (Staatliche Kunstsammlungen Kassel). Auf dem Schloß hatte Sophie von La Roche 1761–1770 als Gattin Georg Michael Anton von La Roches gelebt, der damals Rat und Privatsekretär des Schloßherrn und kurmainzischen Ministers Friedrich von Stadion war. 29 das Verzeichniß] Nicht ermittelt. 37 hoher Ahndung] Vgl. Arnims Verweis auf sein System der Ahndung im Brief an Bettina vom 12. Juli 1808 (Nr. 825,58) und sein länger zurückliegendes Briefkonzept an Stephan August Winkelmann, vmtl. zwischen 5. und Mitte Mai 1803: Das Princip aller Bildung heist in meinem System Ahndung 〈...〉 (WAA XXXI, Nr. 300.K,46–53 und Erl.). Zu Ahndung im Verhältnis zu Ahnung vgl. Tieck an Solger, 6. Januar 1815: Warum wollen Sie aber mit Voss und
andern a h n d e n und a h n e n unterscheiden? Mir scheint der Reichthum, und die poetische Schönheit und philosophische Richtigkeit einer Sprache nicht bloß darinn zu bestehn, daß wir recht viel sondern und unterscheiden, sondern auch gegenüber recht viele mannigfaltige Nuancen, ja Widersprüche (die doch nur scheinbar sind) in demselben Worte dulden, wie in dem schönen A h n d e n das Ahnen kann ich gar nicht leiden). Vorempfindung, und Rache sind doch gewiß ein und dasselbe, in der Erfüllung, in der Furcht: Rache, Strafe bleibt doch immer etwas anders als Ahndung. (Matenko 1933, S. 158.) 40–41 Briefe von Schiller 〈...〉 für den Einsiedler] Teildrucke von Briefen Schillers an Sophie Mereau aus ihrer Jenaer Zeit 1796–1798 als Auszüge aus Briefen Schiller’s an eine junge Dichterin in der Zeitung für Einsiedler Nr. 19 vom 4. Juni 1808. Vgl. WAA VI, S. 246–249 und Erl. S. 976–982.
44
das Wochenbett] Nach der Geburt der Tochter Joachime (13. Mai 1805) in
Heidelberg.
1388
Zu Nr. 796
*795. Von Johannes von Müller nach Heidelberg Kassel, zwischen Ende Mai und Mitte Juni 1808 B: Nr. 792. A: Nr. 810. Datierung: Terminus post quem aufgrund des Datums des Bezugsbriefes (21. Mai), Terminus ante quem aufgrund der Erwähnung des Briefes im Belegbrief von etwa 24. Juni.
796.
An Ludwig Tieck in Ziebingen Heidelberg, etwa 28. Mai 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 13266. – 1 Dbl. ca. 235 x 196 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – 2v roter Siegelrest. Beilagen: April- und Maihefte der Zeitung für Einsiedler. Fremdeinträge: 2v auRm: 13266. Datierung: Da Arnim am Briefschluß mitteilt, er habe eben einen Brief von der Hagens erhalten, hat er an Tieck vor seinem Antwortbrief an von der Hagen vom 29. Mai (Nr. 797) geschrieben. Und da er Tieck außerdem nitteilt, er sei In wenigen Tagen in Winkel, wohin er am 31. Mai oder 1. Juni abreiste (vgl. Datierung von Nr. 799), ist anzunehmen, daß er Tieck um den 28. Mai schrieb. D1: Holtei 1864, Bd. I, S. 14f. (Nr. 3); datiert: Ende November 1808.
Varianten 12 aus
ins nächste Heft] aus im nächsten Hefte s 43 frey.] darunter gestr. durch d
36
Garnison]
erstes
n
Erläuterungen 6 auf dieser Messe] Der Leipziger Jubilate-Messe, die drei Wochen nach Ostern (17. April) begonnen hatte. 7 Pr: L.’ Epique gab mir den Müller] Tieck plante mit seinem Heidelberger Bekannten Johann Philipp Le Pique, seit 1806 Prediger (Pr:) in Mannheim, eine Maler-Müller-Ausgabe, deren Vorbereitung ins Stocken geraten war, und hatte Le Pique eine eigenhändige Abschrift des Dramas Golo und Genovefa geschickt. Arnim veröffentlichte in Zeitung für Einsiedler Nr. 13–15 vom 14.–
1389
Zu Nr. 796
21. Mai Auszüge aus dem Drama, denen er eine Einleitung mit einer umfangreichen Fußnote vorausschickte, in der er die Bedeutung Maler Müllers und Tiecks schönen Eifer als Anreger hervorhob, dessen Ruhm und Einwirkung erst die Nachwelt im ganzen Umfange ermessen könne (WAA VI, S. 156,29–31). Die dreibändige Tieck-Le Piquesche Maler-Müller-Ausgabe mit dem vollständigen Text des Müllerschen Dramas erschien 1811 bei Zimmer in Heidelberg. (Vgl.: Schweikert 1971, Bd. III, S. 47–56; WAA VI, S. 156–163, 166–173, 177–190 und Erl. S. 917–928.) 10 ihr Werk] Leben und Tod der heiligen Genoveva (1799). In der Fußnote zur Einleitung der Auszüge aus Maler Müllers Golo und Genovefa hebt Arnim hervor, diese Dramatisierung habe durch Ludwig Tieck schon ihre Frucht in dessen Genovefa getragen (WAA VI, S. 157,9–10). 11–12 Prediger aufs Land] Adam Mannel in Allendorf. 12–13 ins nächste Heft Geschichte des Bärnhäuter] Das nächste Heft der Zeitung für Einsiedler war das Juni-Heft, und darin erschien Brentanos Geschichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters in Nr. 22–25 vom 15.– 25. Juni. 15 wie lange der alte Großherzog lebt] Karl Friedrich von Baden, seit 1806 Großherzog, ein liberaler und geachteter Herrscher, starb 1811. Von dem mit Stephanie Beauharnais, einer Stieftochter Napoleons, verheirateten Thronfolger Karl von Baden war wenig Gutes zu erwarten. Er fühlte, urteilt Varnhagen, in
sich weder die Einsichten noch die Willenskraft, deren ein Fürst bedarf, um seinem Beruf zu entsprechen; er war zu keiner eingreifenden Tätigkeit zu bewegen, die glücklichen Anlagen und nicht geringen Kräfte, mit denen die Natur ihn ausgestattet, folgten einzig dem Hange zum Sinnengenuß. Immer größere Zerrüttung und frühzeitige Abstumpfung waren die traurige Folge dieser Lebensweise. (Varnhagen 1987, S. 53.) 17 Ratiostatus
mit zwey Köpfen] Anspielung auf Grimmelshausens Traktat Simplicianischer Zweyköpffiger Ratio Status (1670). Dem Traktat zufolge hat man die Wahl, sich für eine der beiden Gestalten des zweiköpfigen Ratio Status zu entscheiden, und es kommt darauf an, die richtige zu wählen. 17–18 Ich wohne 〈...〉 am Schloßberge] Vgl. Nr. 775,36–43 und Erl. 20–21 Die Zeitungen 〈...〉 Romantischen Journale, das Sie herausgeben] Vgl. Morgenblatt, Nr. 122 vom 21. Mai, Korrespondenz-Nachricht aus Berlin, 30. April: Herr Ludwig T i e c k hat angekündigt: B e y t r ä g e z u r
G e s c h i c h t e d e r P o e s i e , in zwanglosen Heften. Sie sollen Aufsätze und Abhandlungen enthalten, in denen der Herausgeber seine Ansichten und die Resultate seiner neuesten Forschungen, betreffend die 1390
Zu Nr. 796.E
gesammte romantische Poesie des Mittelalters, in ihrem Zusammenhange geben wird. – Abhandlungen über S h a k e s p e a r und einige merkwürdige Handschriften der Va t i k a n a , altdeutsche Gedichte enthaltend, die Herr T i e c k untersucht hat, möchten wohl das erste Heft füllen. – Es werden hiermit noch ein Paar andere Werke in Verbindung gesetzt werden, von denen zu sprechen wir vielleicht nächstens Gelegenheit haben. Auch soll Herr T i e c k an einer neuen veränderten Ausgabe seiner Vo l k s m ä h r c h e n arbeiten. In Nr. 238 vom 4. Oktober erschien im Morgenblatt in einer weiteren Korrespondenz-Nachricht aus Berlin vom 10. September jedoch die Mitteilung: Von dem T i e c k ’ schen Journal möchte wohl zu Michaelis noch nichts erscheinen, dagegen wird das erste Stück des Museum, welches, B ü s c h i n g , D o c e n und v o n d e r H a g e n herausgeben, in kurzem ausgetheilt werden. Das Tiecksche Journalprojekt war im Sommer 1808 in das eines Almanachs übergegangen, das jedoch auch nicht zustande kam. Wie Friedrich Schlegel seinem Bruder A. W. Schlegel am 26. August 1808 aus Wien berichtete, wollte Tieck ein poetisches Taschenbuch herausgeben, das im Herbst bei Mohr und Zimmer in Heidelberg erscheinen sollte (Körner 1936–1958, Bd. I, S. 601). Vgl. Friedrich Schlegel an A. W. Schlegel, Wien, 28. September 1808: Mit Tieck ist das schon
desfalls nichts, weil er den Zeitpunkt schon versäumt hat. Es sollte ein Allmanach für 1809 sein, dazu ist es nun aber zu spät. Er lebt hier sehr zerstreut und hat noch nichts dafür gethan. Verschiebt er es auf 1810, so dauert das wider zu lange. (Ebd., S. 625.) 24–25 Görres 〈...〉 über die Nibelungen 〈...〉 fast beendigt] Nach der dritten Folge von Görres’ Fortsetzungsbeitrag Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen in Nr. 12 vom 11. Mai erschien die letzte in Nr. 21 vom 11. Juni. 25 von Grimm 〈...〉 Resultate] Von Wilhelm Grimm über das Nibelungenlied aufgrund des Grimmschen Briefes vom 6. Mai (Nr. 772,81–94). 31–32 Brief von Hagen 〈...〉 zu den Nibelungen Ihre Unterstützung erhalten] Vgl. Nr. 780,48–51 und Erl.
796.E An Ludwig Tieck in Ziebingen Heidelberg, etwa 28. Mai 1808, Sonnabend DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIV/II. Datierung: Analog Nr. 796.
1391
Zu Nr. 796.E
Erläuterungen Vgl. Nr. 796.
797.
An Friedrich Heinrich von der Hagen in Berlin Heidelberg, 29. Mai 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. 780. A: −. H: GNM Nürnberg/Autographen K18. – 1 Bl; 1r–1v 1 S. beschr.+ 4 Z.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. Fremdeinträge: 1r aoRl: Ludwig Achim von Arnim an F. H. v. d. Hagen., aoRr: 70 1v unter Unterschrift: Achim Arnim. Besonderheiten: Der Brief fehlt im Briefverzeichnis Grunewald 1988, S. 350–370. Datierung: Die Ergänzung der ersten Datumsziffer ergibt sich aus Arnims Mitteilung, daß er sich zu einer kleinen Reise anschicke (Z. 13) – nach Winkel. Postzeichen: fr Duderstadt. D1: Weiss 1980, S. 136–139 (Nr. 20).
Varianten 3 das] aus die 3–5 (ich besaß 〈...〉 Erinnerung)] zwischen den Zeilen 16 weiteren] w aus g 24 inne] i aus 〈x〉 26 in Cassel] üdZ eing. 27 u.a.m.] nachträgl. idZ
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen Weiss 1980, S. 136–140. 3–4 ich besaß es 〈...〉 von Runge] Von den Fischer un siene Fru. Vgl. Nr. 776,12–15 und Erl. 5–6 zum Subscribiren in meiner Zeitung aufgefordert] Die Zeitung für Einsiedler brachte keine Aufforderung zur Subskription der Sammlung Deutsche Gedichte des Mittelalters von Büsching und von der Hagen, auf deren Erscheinen letzterer im Bezugsbrief hingewiesen hatte (Nr. 780,35–38). 6–7 ich bitte mich unter der Zahl der Subsc: aufzuzählen] Vgl. zu Nr. 780,35–38.
1392
Zu Nr. 797
13 Reise] Nach Winkel im Rheingau. 14 den Schluß von Görres Aufsatz 〈...〉 20te Stück] Vielmehr Nr. 21 vom 11. Juni. Vgl. zu Nr. 796,24–25. 15–16 Resultate Ihrer Untersuchung in voraus mittheil〈〈en xxx〉〉] Von der Hagen kam dem Wunsch Arnims nach Vorausmitteilung seiner Erkenntnisse über das Nibelungenlied für die Zeitung für Einsiedler nicht nach. Vgl. Nr. 780,48–51 und Erl. 19–21 Die Ausgabe des Heldenbuchs 〈...〉 älter 〈...〉 wenig verschieden.] Vgl. von der Hagens Notiz in Deutsche Gedichte des Mittelalters. Erster Band, Berlin 1810, S. III: Auch Clemens Brentano besitzt eine Ausgabe 〈des Heldenbuchs〉 ohne Jahreszahl und Ort. – Brentano besaß einen Straßburger Druck des Heldenbuchs von 1484/85 (vgl. Kat. Brentano 1974, S. 31, Nr. 60), den von der Hagen bei der 1819 erfolgten ersten Versteigerung von Brentanos Bibliothek erwarb. Tieck wird seine Meinung im September 1806 mündlich gegenüber Brentano geäußert haben, als er mit ihm nach seiner Rückkehr aus Rom, wo er altdeutsche Handschriften der Vatikanischen Bibliothek eingesehen hatte, in Heidelberg und Frankfurt zusammentraf. 21–22 Manuscript von der Mörin.] Brentano besaß handschriftlich: Die
Mörin. Ein schon kürtzweilig lesen welches durch weiland Herrn herman von Sachßenheim Ritter 〈...〉 lieplich gedicht und hernach die Mörin genempt ist 〈...〉 (Kat. Brentano 1974, S. 25, Nr. 17) – eine 1453 von Hermann von Sachsenheim verfaßte, 1512 herausgegebene Verserzählung, der die Sagen vom Venusberg, vom Tannhäuser und vom getreuen Eckhart zugrunde liegen. 22–23 Manusc: eines Ged: von der heil: Dreyfalt von Peter von Suchenwirth.] Vmtl. Die red ist Aequivocum mit dem Incipit Heyliger geist, sterkhc mein gemuet (Suchenwirt 1827, Nr. XLIV, S. 146–148.). Nicht in Kat. Brentano 1974. 23 Die Abentheuer des Neidhardt.] Brentano besaß, wie er am 22. April 1804 an Tieck schrieb, in einem Band die von dem Minnesinger Nithard,
dem Hofnarr des Otto des fröhlichen von Oestereich gesungenen eignen Schalcksstreiche mit den Bauren. Das ist allerdings kein Werk des Minnesängers Neidhart von Reuental, der nicht Hofnarr des österreichischen Herzogs Otto der Fröhliche war, sondern ein Schwankbuch eines unbekannten Verfassers mit dem Titel Neithart Fuchs, das seit 1491 in mehreren Auflagen in Süddeutschland erschienen war. Nicht in Kat. Brentano 1974. Vgl. DjBr Nr. 966 und Erl. 23–24 Minnelieder, die zwischen dem älteren und dem späteren Meistergesang inne stehen.] Vgl. Brentano an Tieck, 22. April 1804: Ich
1393
Zu Nr. 797
habe vor einiger Zeit unter einigen poetischen alte Manuskripten von minderm Wehrt, ein Sammlung Minnelieder aus dem 14 und 15 Saeculo gekauft, die Lieder sind noch nicht edirt, und meist Nahmenlos, und von verschiedenem Wehrt 〈...〉 Die Samlung enthält vorzüglich viele sogenante Wächter Romanzen, und auch einen vollständigen Gedichtwechsel zwischen einem Edelmann und einer Fürstinn. Vgl. DjBr Nr. 966 und Erl. 25 Erzählungen von dem Muscatblüt] Nicht ermittelt; nicht in Kat. Brentano 1974. Von dem Sangspruchdichter Muskatblüt sind etwa 100 Lieder überliefert, darunter etwa 40 sozialkritischen Charakters. Arnim kann diese als Erzählungen bezeichnet haben. Prosatexte Muskatblüts sind nicht bekannt. 25 Den Renner.] Brentano hatte Hugo von Trimbergs didaktisches Gedicht Der Renner 1805 von dem Antiquar Mozler in einer illustrierten Handschrift erworben, die 1819 versteigert wurde. (Kat. Brentano 1974, S. 32, Nr. 1.) Vgl. seinen Brief an Mozler vom 15. März 1805 (DjBr Nr. 1051 und Erl.). 26 Grimms 〈...〉 den starken Rennewart] Eine Abschrift Jacob Grimms eines Manuskript-Fragments von Der starke Rennewart von Ulrich von Türheim. (Vgl. Breslau 1997, Bd. II, S. 715, Nr. [2086].) 26–27 Appolonius von Thyrland] Eine Abschrift Jacob Grimms eines Manuskripts des Apollonius von Tyrland von Heinrich von Neustadt. (Vgl. Breslau 1997, Bd. I, S. 39, Nachl. Grimm 16.) 28–29 In Coblenz 〈...〉 ein Codex vom Tristrant.] Auf das Vorhandensein der Handschrift im sog. Bürresheimer Hof in Koblenz machte von der Hagen 1810 im Museum für altdeutsche Litteratur und Kunst (Bd. I, S. 632) aufmerksam. Nach der Vermutung Weiss’ kann es die heute in Brüssel aufbewahrte Handschrift R von Gottfrieds Tristan gewesen sein. (Vgl.: Marold 1969, S. XLVIIf.; Verfasserlexikon 1978–2007, Bd. III, Sp. 176f.) 30–31 In Frankfurt 〈...〉 ein Heldenbuch und ein Renner.] Die Kenntnis der beiden im Besitz des Frankfurter Karmeliterklosters befindlichen Handschriften verdankte Arnim Brentano und dieser Friedrich Schlosser, der sie Brentano in einem Brief vom 7. August 1806 beschrieben hatte. Neben einem vollständigen Renner-Manuskript besaß die Klosterbibliothek nicht eine ganze Heldenbuch-Handschrift, sondern einen Teil: Ortnit und Wolfdietrich. (Vgl. DjBr Nr. 1303 und Erl.) 31–32 Zu Hohenlohe Ingelfingen im Schloß 〈...〉 ein Manuscript vom Heldenbuche.] Nicht bekannt. Vgl. Verfasserlexikon 1978–2007, Bd. III, Sp. 947–956. 32 Fischart 〈...〉 besitzt Manuscripte] Auch diese Information wird auf Brentano zurückgehen, der die Günderrode im zweiten Drittel November 1805 ge-
1394
Zu Nr. *798
fragt hatte, ob sie noch keine Gelegenheit gehabt habe, den Herrn von Fichard wegen seiner alten Gedichte zu fragen (DjBr Nr. 1158). Johann Carl von Fichard gen. Baur von Eysseneck besaß außer zahlreichen Archivalien und Urkunden ein Liederbuch aus der Mitte des 15. Jhs. Daraus publizierte er in dem von ihm herausgegebenen Frankfurtischen Archiv für ältere deutsche Litteratur und Geschichte 1812 drei Gedichte auf Kurfürst Friedrichs des
Siegreichen von der Pfalz, Fehde mit Baden und Würtenberg im Jahr 1462 (Bd. II, S. 54–69); 1815 folgten Altdeutsche Lieder und Gedichte aus der ersten Hälfte des XVten Jahrhunderts (ebd., Bd. III, S. 196–323). Das Liederbuch ist mit dem Fichard-Nachlaß im Frankfurter Stadtarchiv im zweiten Weltkrieg verbrannt. (Vgl. www.handschriftencensus.de/3521.) 33 Viel Grüsse an Solger] Arnim wird von der Hagen und Solger bereits während des Studiums in Halle gekannt haben, wo von der Hagen sich am 9. Mai 1799 als Student der Rechtswissenschaft immatrikuliert und Solger seit Ostern 1799 ebenfalls Jura studiert hatte. Beide waren mit Friedrich von Raumer befreundet, der auch Arnims damaliger Jugendfreund war. »Daß die Begegnungen mit diesen später so bedeutenden Menschen nicht ohne Wirkung auf Arnims Entwicklung geblieben sein können, läßt sich mangels schriftlicher Zeugnisse nur vermuten.« (Weiss 1980, S. 138.) Vgl. Arnim an Creuzer, 25. Januar 1809: Solger, den Uebersetzer des Sophokles kenne ich speciell (WAA XXXIV, Nr. 963). 33–34 kann er mir 〈...〉 Sophokles geben] Solgers zweibändige Übersetzung Des Sophokles Tragödien erschien 1808 bei Reimer in Berlin. Er überließ Arnim nichts für die Zeitung für Einsiedler.
*798. An Ludwig Uhland in Tübingen Heidelberg, vmtl. Ende Mai/Anfang Juni 1808 B: Nr. 773. A: −. Beilagen: April- und Maihefte der Zeitung für Einsiedler. Datierung: Arnim hatte das April- und das Mai-Heft mit einem etwa 28. Mai datierten Brief (Nr. 796) an Tieck, mit einem etwa 31. Mai datierten Brief (Nr. 799) an Jacob Grimm geschickt. Etwa gleichzeitig wird er sie auch an Uhland geschickt haben.
1395
Zu Nr. 799
799.
An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, etwa 31. Mai 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 772. A: −. H: SPK/NGr 647/I,5–6. – 1 Dbl. ca. 236 x 196 mm; 1r–2r 23/4 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Bl. 2 arR Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, 2v roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Beilagen: Mai-Heft der Zeitung für Einsiedler. Fremdeinträge: 1r aoRl: +, W. Grimm: pr. 27/7.8., aoRr W. Grimm: muß geschrieben seyn Anfang Juny., daneben: 5 2r aoRr: 6. Datierung: Der nicht überlieferte Grimmsche Brief mit der Nachricht vom Tod Dorothea Grimms am 27. Mai, den Brentano erhielt, während Arnim an Jacob Grimm schrieb, wird etwa vier Tage unterwegs gewesen, also um den 31. Mai in Heidelberg angekommen sein, Arnim bald danach geschrieben haben. D1: Steig 1904, S. 14f.; nicht näher datiert.
Varianten 10 aus
er die] er aus wir 10 grosser] Schluß-r nachträgl. s 20 beyde] über gestr. sie
14
allerley] a
Erläuterungen 2–3 im freyen Grünen] Vgl. Nr. 775,36–43 und Erl. 5 geheckt] hervorgebracht. (Vgl. DWb X, Sp. 747.) 7 Wir erwarten Ihren Bruder täglich] Vgl. zu Nr. 723,57–59. 9 von der Messe] Von der Leipziger Jubilate-Messe. Vgl. Nr. 796,11. 15 Dem Aufsatz über Sagen 〈...〉 Anmerkung beygefügt] Jacob Grimm hatte in seinen Gedanken: wie sich die Sagen zur Poesie und Geschichte verhalten zwischen Natur- und Kunstpoesie unterschieden und behauptet:
So innerlich verschieden also die beiden erscheinen, so nothwendig sind sie auch in der Zeit abgesondert, und können nicht gleichzeitig seyn (Zeitung für Einsiedler Nr. 19 vom 4. Juni; WAA VI, S. 249,30–250,1). Dagegen richtet sich Arnims Anmerkung: Wir wünschen den historischen Beweis davon, da nach unsrer Ansicht in den neuesten Poesien beyde Richtungen erscheinen. (Ebd., S. 250,6–7.) Damit beginnt die jahrelange Diskussion zwischen den Brüdern Grimm und Arnim über das Verhältnis von Naturund Kunstpoesie.
1396
Zu Nr. 800
22 Ihren Brief 〈...〉 mit der Trauer nachricht] Nicht erhaltener Brief mit der Nachricht, daß Dorothea Grimm, die Mutter der Brüder, am 27. Mai gestorben war. 24 nach Landshuth 〈...〉 Savigny] Grimm ging nicht nach Landshut, wohin Savigny berufen worden war.
800.
Von Philipp Otto Runge nach Heidelberg Hamburg, 31. Mai 1808, Dienstag
DV: D1 + H + D1. B: Nr. 776. A: −. H: BJ/VS Runge 222. − 1 Dbl. ca. 228 x 192 mm; 1r beschr. − WZ: H:
MS &
C. Besonderheiten: H ist die erste Seite (3r) eines Doppelblatts mit drei folgenden nicht beschriebenen Seiten (3v–4v). Es wird angenommen, daß diesem Doppelblatt ein weiteres, nicht überliefertes Doppelblatt mit vier beschriebenen Seiten (1r–2v) vorausging; dessen Text ist als Druck (zuerst D1) überliefert. Der Umfang von vier Seiten läßt sich aufgrund des Umfangs der überlieferten Handschriftenseite rekonstruieren. Nicht überliefert ist auch der Rest des Briefes mit dem Hochzeitslied aus Pommern. Es wird dem Brief Runges beigelegen haben. Daß es nicht von Runge geschrieben wurde, läßt sich aus dem Einschub (von Runges Hand:) – hier fehlen 3 Verse (Z. 106) schließen. Beilage: Hochzeitslied aus Pommern. D1: Runge 1840/41, Bd. II, S. 185–187. D2: Schewe 1931, S. 218 (TD: erste Str. des Hochzeitslied aus Pommern). D3: Degner 1940, S. 350–353 (nach D1 mit Ausnahme der für 3r erstmals zugrundegelegten Handschrift).
Erläuterungen 4–5 daß Sie die beiden Mährchen drucken ließen] Vgl. Nr. 776,12–15 und Erl. 7–8 v o m s t a r k e n H a n s 〈...〉 der Plattdeutsche Hercules ist] Das Märchen Hans Stark (Neumann 1983, S. 87–90 mit Belegen S. 201), eine aus Rügen stammende Version des Schwankmärchens vom ungeschlachten Riesen wie das von Bettina Arnim mitgeteilte Märchen vom Hans ohne Bart (Nr. 758) – eines Typus, den Runge auf den griechischen Nationalheros Herakles (bei den Römern Hercules) zurückführt.
1397
Zu Nr. 800
41 Tageszeiten] Die vier Blätter Morgen, Tag, Abend, Nacht; 1802/03 entstanden, 1807 als Radierungen erschienen. 51 Tischbein geht jetzt von hier] Johann Heinrich Wilhelm Tischbein, seit 1801 in Hamburg, ging 1808 nach Eutin, wo ihm eine von Herzog Peter von Oldenburg ausgesetzte Pension einen ruhigen Lebensabend sicherte. 52 Thierfabeln, oder Ansichten] Tischbein fertigte zahlreiche Zeichnungen (Aquarelle über Feder oder Kreide) zu Tierfabeln an und entwarf dazu auch eigene Texte. Schon in den 1790er Jahren entstanden in Neapel Zeichnungen zur Eselsgeschichte und zu Goethes Reineke Fuchs. Als Hofmaler in Eutin setzte Tischbein die Arbeit an den beiden Fabeln fort und zeichnete die Gänsegeschichte. Zu Zyklen zusammengefaßt, kursierten die Blätter in literarischgeselligen Kreisen und waren auch über Eutin hinaus beliebt. (Vgl. Mildenberger 2004.) 62 H o c h z e i t s l i e d aus Pommern.] Quelle nicht ermittelt. Nicht in Erk/Böhme und anderen Sammlungen.
*801. An Karl August Varnhagen von Ense in Berlin Winkel, erstes oder zweites Drittel Juni 1808 B: −. A: Nr. 807. Besonderheiten: Beilage zu Nr. *802. Datierung: Daß der Brief während Arnims Aufenthalt in Winkel – und nicht vorher in Heidelberg – geschrieben wurde, ist aus zwei Gründen anzunehmen: 1) Varnhagen vermutet im Antwortbrief (Z. 56–57), Arnim lebe in Heidelberg. Diese Vermutung wäre unwahrscheinlich, hätte Arnim den Brief in Heidelberg geschrieben. 2) Varnhagen bittet um Übermittlung eines Exemplars der Zeitung für Einsiedler durch Reimer (Z. 46–48). Hätte Arnim den Brief in Heidelberg geschrieben, würde er vmtl. selbst ein Exemplar beigelegt haben. – Terminus post quem aufgrund des Datums des Antwortbriefes (24. Juni).
*802. An Georg Andreas Reimer in Berlin Winkel, erstes oder zweites Drittel Juni 1808 B: −. A: −. Datierung: Vgl. Nr. *801.
1398
Zu Nr. 803
803.
Von Friedrich Schlegel nach Heidelberg Dresden, 8. Juni 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. *682, *756. A: −. H: BJ/Autographa 155. – 1 Dbl. ca. 192 x 112 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x quer gefaltet. – Beschädigung durch Siegelaufriß (geklebt), roter Siegelrest. Besonderheiten: Dank an Barbara Otto (Wien) für Verbesserungen der Transkription und Abstimmung mit ihrer Textdarbietung in D2. Beilagen: Vgl. zu Z. 9. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Meusebach 2v auR Stempel: Bibl. Reg.
Berol. D1: Walzel 1889, S. 99–101. D2: Schlegel/KA XXVI/2, Nr. 353.
Varianten 9 mir] danach gestr. etwa 10–11 auch wollte 〈...〉 konnte] auR eing. 22 Aus] davor 1 Z. unleserlich gestr. 28 oder zu sehn glaubte] üdZ eing. 30 darf] üdZ eing. 36 Wochen] danach gestr. in 36 das] aus im 37 sehn;] danach gestr. das 41 überhaupt] üdZ eing. 42 so] üdZ 42 falsch] danach gestr. ist 44 alle] üdZ
Erläuterungen 3 6
vielfachen Reise] Vgl. zu Nr. 764,22. das kleine Lied für die EinsiedlerZ.] An den Ufern des Mayns in Zeitung für Einsiedler Nr. 9 vom 30. April (WAA VI, S. 99f.). Arnim wird das Gedicht über Zimmer erhalten haben, mit dem Schlegel wegen des Drucks von Ueber die Sprache und Weisheit der Indier korrespondierte (vgl. Jenisch 1921). 7 Gern 〈...〉 beitragen] Schlegel schickte nichts für die Zeitung für Einsiedler. 9 Stück meines Freundes Rostorf] Rostorf war das Pseudonym von Carl von Hardenberg, einem Bruder des Novalis, und Schlegel schickte das Gedicht Lebensweise, das in Zeitung für Einsiedler Nr. 29 vom 9. Juli (WAA VI, S. 359–362) erschien. 11–12 aus 〈...〉 Primaleone – zugedacht] Nicht Friedrich, sondern Dorothea Schlegel bearbeitete den Ritterroman Primaleone (16. Jh.), der zur Gruppe der
1399
Zu Nr. 803
spanischen Amadisromane gehört. Schlegel bot die Bearbeitung nicht nur Arnim, sondern auch Zimmer als eigenes Werk an. Erst 1815 erschienen jedoch die vier ersten Kapitel von Primaleone. Ein Märchen. Proben aus einem frey bearbeiteten Ritterbuche in der Wiener Zeitschrift Friedensblätter. (Vgl. Körner 2001, S. 93f.) 15–17 Zimmer 〈...〉 Beiträge 〈...〉 für die Heidelb Jahrb. 〈...〉 können] Schlegel hatte Zimmer bereits fünf Rezensionen für die Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur geliefert; weitere, die er übernommen hatte, blieben ungeschrieben, und im März 1809 brach er den Kontakt zur Redaktion ab. (Vgl. Eichner in Schlegel/KA III, S. XXXIV–XLV.) Ein entsprechender Brief Zimmers ist nicht bekannt. 18 für eine große historische Arbeit] Vgl. zu Nr. 764,22. 24–25 ein Land 〈...〉 neues Leben für mich begann] Schlegel lebte von Sommer 1797 bis Sommer 1798 in Berlin, wo er u.a. Schleiermacher, Tieck und Dorothea Veit kennenlernte. Das war der Auftakt zu den frühromantischen Jenaer Jahren. 30–31 Görres 〈...〉 Beiträge] Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen in Zeitung für Einsiedler Nr. 5, 8, 12 und 21 vom 15. und 26. April, 11. Mai und 11. Juni. 33 In Frankfurt 〈...〉 Bettina Brentano.] Vgl. Nr. 764,22 und Erl. 36–37 Mein Bruder und Fr. v. St. 〈...〉 Frankf. 〈...〉 Heidelb. sehn] A. W. Schlegel und Madame de Stae¨l waren im letzten Maidrittel von Wien zunächst nach Dresden gereist, wo sie mit Friedrich Schlegel zusammentrafen. Während A. W. Schlegel anschließend Göttingen aufsuchte, setzte Madame de Stae¨l ihre Reise über Weimar nach Frankfurt fort, wo sie – wieder mit A. W. Schlegel und ihrem zweiten Reisebegleiter Sismondi – am 24. Juni Bettina kennenlernte, und von dort nach Heidelberg weiterreiste. Dort sah sie am 28. Juni Arnim wieder, den sie im Herbst 1802 in Genf und auf ihrem Schloß Coppet kennengelernt hatte, wohin sie anschließend zurückkehrte. 39–40 unzeitigen Artikel über mich in den Zeitungen] Schlegel wird einen zuerst in der (französischen) Kölnischen Zeitung erschienenen, von anderen Zeitungen übernommenen Artikel über seine Konversion gemeint haben. (Vgl. Körner 1926, S. 491.) Am 10. Mai hieß es in einer Korrespondentennachricht Vom Mayn, vom 30. April im Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten (Nr. 75): Der durch seine Lucinde und mehrere bel-
letristische Schriften berühmte Friedrich Schlegel gieng am 23sten mit seiner Frau, einer Tochter des berühmten Mendelssohn, zur katholischen Religion über. Diese feyerliche Handlung geschah in der ehemaligen Domkirche zu Cöln. Man bemerkte an beyden Neubekehrten 1400
Zu Nr. 803
eine Erbauung und Gottesfurcht, die dieser erhabenen Ceremonie würdig war. Am 19. Mai berichtete der Berliner Freimüthige (Nr. 100) mit einer Einsendung Aus Cölln, vom 27. April: Herr F r i e d r i c h S c h l e g e l , durch mehrere kritische (??) Schriften über die schönen Künste bekannt, hat die reformirte Religion mit der Römisch-Katholischen vertauscht. Seine Frau, die Tochter des berühmten Mendelssohn, ist dem Beispiel ihres Gatten gefolgt, und Beide haben am verwichenen Sonntag in der ehemaligen hiesigen Kathedralkirche ihr Glaubensbekenntniß abgelegt. Dasselbe Blatt berichtete am 25. Juni (Nr. 127): Herr F r i e d r i c h S c h l e g e l macht bekannt, daß in den, in öffentlichen Blättern erschienenen Nachrichten über seine Religionsveränderung sich mehrere Unrichtigkeiten befinden, die er b e r i c h t i g e n w e r d e . Wozu? Wen kann etwas so äußerst Gleichgültiges interessiren? Vgl. Creuzer an Savigny, 7. Juni 1808: Mit Schlegels Katholisch werden ist es eine sonderbare Sache. Gegen den Buchhändler Zimmer beschwerte sich Schl. neulich in Leipzig (wo sie sich sprachen) über die Urteile über diese Sache, die in einigen Zeitungen stünden. Darauf fragte ihn Zimmer ganz naiv: ob er es dann auch wirklich geworden. Darauf erhielt er folgende Antwort, genau dieselbe welche ich Ihnen aus seinem lezten Brief an mich abschreibe, wo er sich, ohne daß ich ihn gefragt folgendermaßen äußert: »Es ist eine gedoppelte Vorsicht über einen an sich schon zu schonenden Gegenstand (die Stollbergische Schrift) notwendig, da ganz neuerdings in einigen Winkelzeitungen wieder ein Geklatsche sich erhoben hat; daß ich nämlich katholisch geworden sei. Welches um so seltsamer ist, da ich doch schon so lange im wahren und reinen Sinne katholisch zu sein gar nicht verschwiegen noch verläugnet habe.« Ist er nun zur katholischen Kirche übergetreten, oder nicht. Ich weis es nicht. (Dahlmann 1972, S. 249; Bezug auf die ersten beiden Bände von Friedrich Leopold zu Stolbergs Geschichte der Religion Jesu Christi [Hamburg 1806–1818, 16 Bde. und 2 Registerbde.], von Schlegel 1808 positiv in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur besprochen.) Zu Schlegels Konversion vgl. vor allem Dierkes, Einleitung in: Schlegel/KA XV/2, S. XLVI–LX (»Wende zum Katholischen, Nationalen und Politischen« und »Abschied von Köln«). 44 d. s.] das sind.
1401
Zu Nr. 804
804.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, etwa 22. Juni 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. *760. A: Nr. *816. H: BLHA Rep. 37, Nr. 1884. – 1 Dbl. ca. 240 x 192 mm, 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – AoR fleckig, Schrift verblaßt. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRm: 17, aoRr: 52 2r aoRr: 54 1r aoRm Empfängervermerk: erhalten d 2 July 1808. Datierung: Arnims Briefe von Heidelberg an den Bruder nach Berlin waren 1808 zwischen acht und elf Tagen unterwegs, wie sich aus den Differenzen zwischen Briefdatum und Empfängernotiz bei Nr. 624, 727, 860 und 874 ergibt. Da der Bruder den vorliegenden Brief am 2. Juli erhielt, wird Arnim um den 22. Juni geschrieben haben. D1: Härtl 1983, S. 277f. (Nr. 13); datiert: etwa 23. Juni 1808.
Varianten 5–6
beruhigender] b aus B 10 Frankfurter] üdZ eing. hieher gesendet] üdZ eing. 11 Sicht] danach gestr. von h 21 ebenfalls] davor gestr. 〈x〉 28 aus] s aus 〈x〉
10–11 aber 20 in] i aus 33 〈〈a〉〉ls]
Tintenfleck
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen Härtl 1983, S. 324–326. 3–4 Verlegenheiten 〈...〉 aufzuschlagenden Lagers, Aufruhr] Auf Befehl Napoleons vom 6. April 1808 wurden für die in Preußen stationierten französischen Truppen Lager eingerichtet. Diese Lager, für deren Kosten die Besiegten aufkommen mußten, wurden zum 1. Juli 1808 bezogen. Die Bau- und Verpflegungskosten für das bei Charlottenburg in der Nähe Berlins zusammengezogene erste Armeekorps sollten die Kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer sowie die Stände übernehmen. Gegen diese Anordnung erklärten sich im Mai 1808 sowohl die Beamten als auch die Versammlung der kurmärkischen Stände, bis Stein einlenkte. In denselben Monaten kam es wegen der Kornteuerung vor allem vor Bäckereien zu Volksunruhen. (Vgl.: Bassewitz 1851/52, Bd. II, S. 492–515; Granier 1913, S. 225f., 232, 252, 255.) Caroline von Labes war als einer der sechs reichsten Einwohner Berlins benannt worden, die für die Kosten des Lagers besonders aufkommen sollten. (Vgl. Granier 1913, S. 223.) Die über
1402
Zu Nr. 804
Preußen hinaus wahrgenommenen politischen Sorgen, die mit der Errichtung des Lagers bei Berlin verbunden waren, gehen aus dem Schreiben eines Weltbürgers über einige der neuesten Zeitereignisse hervor, das in der in Mannheim erscheinenden Rheinischen Bundes-Zeitung, Nr. 131 vom 13. Mai 1808, erschien: Noch immer ist der schon so lange ersehnte Au-
genblick, wo die fremden Truppen die preußische Monarchie verlassen werden, unbekannt. Mit Schrecken sieht vielmehr der preußische Patriot in der Nähe Berlins neuerdings sich einen Heereshaufen von 30000 Mann sammeln, um ein Lager zu beziehen; selbst der Zweck dieses Lagers gehört mit unter die undurchdringlichsten Geheimnisse der jetzigen Staatspolitik, so sehr man auch mit jedem Tag einer Erleichterung entgegen sahe, so wird die Lage der braven Bürger Berlins im Gegentheil mit jedem Tage schrecklicher, und allgemeiner Mangel und Noth mit der ganzen schauerlichen Reihe ihres schrecklichen Gefolges haben den höchsten Grad erreicht. 8 Sternhagen] Vgl. zu Nr. 562,113–114. 9 Gelder in Königsberg] Vgl.: Nr. 562,75–79; Nr. 578,21–27. 26 Daß Dir einiges in meinen Gedichten nicht recht ist] Vgl. zu Arnims Auseinandersetzung mit dem Bruder über beider Gedichte seinen Brief an ihn vom 24. November 1811 (WAA XXXV) sowie Carl Otto von Arnim an Savigny aus London, 5. Mai 1814, grundsätzlich über das literarische Schaffen des Bruders: Ich wünschte, er könnte sich mehr in die Menschen schikken, ein
Posten mit einigen 100 Thalern zum Anfange wäre besser als alles andere. Fähigkeiten hat er genug und er ist alt genug, um einzusehn, daß alles genialische Wesen ohne den Geist der Zeit zu berücksichtigen, zu nichts führt. Er ist es sich, er ist es seiner Familie schuldig. So lange man selbst reich genug ist, und das Dichten als Nebensache betrachtet, kann man thuen was man will, und schreiben was man will. Wird es nicht gelesen, so sagt man sich, die Menschen verstehn es nicht, sie sind es nicht wehrt. Wird es aber Ernährungszweig, dann muß man dem Geschmakke der andern nachgeben. Mein Bruder hat so manchmahl angefangen seinen Styl zu ändern, die Gräfin Dolores theilweise und die Wintermährchen ebenfals theilweise sind davon ein Beweis; auch werden sie mehr gelesen als Ariels Offenbarungen; warum solte er nicht in dieser Art fortfahren! Tiecks Beispiel sei ihm hierin ein Vorbild, wie Männer von Genie so fast ganz wenn gerade nicht vergessen, doch wenigstens zulezt unbeachtet werden, wenn ihre Schriften troz aller einzelnen Schönheiten, im ganzen nicht ansprechen. (H: SPK/NS 28.) 1403
Zu Nr. 804
35–36 einige schöne Tage 〈...〉 Landgute von Brentanos] Von Anfang bis etwa 20. Juni in Winkel. 38 Gebot des Nichttrennens bey unsrer Reise] Im von Hans von Schlitz entworfenen, von den Brüdern Arnim am 8. Oktober 1801 unterzeichneten Reisevertrag zu ihrer Bildungsreise: Ist festgesetzt und von uns angenommen,
daß während dieser Reise eine längere Trennung und einseitige Reise eines von uns beiden, ausserhalb des vorgeschriebenen Reiseplans nie anders denn höchstens auf vier Tage statt finden solle. (WAA XXX, Nr. AII.12,15–18.) 44 Onkel] Hans von Schlitz.
805.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 23. Juni 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 809. H: FDH 7432. – 1 Dbl. (I) + 1 Bl. (II) je ca. 228 x 189 mm; 1r–3r 4½ beschr. S.; 3v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Dünn, Tintenfraß, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, überklebt. − WZ: I: bekrönter Posthornschild, darunter J HONIG & ZOONEN II: bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 230 v, aoRr unter Datum: [1808] 2v auRr: 7432 3r aoRl: 230 3v auRr: 7432. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 160–162. D2: Betz/Straub 1986, S. 252–254 (Nr. B48). D3: DjBe Nr. 391.
Varianten 8 gutes] g aus G 9–10 ist das] danach gestr. ge 13 die] danach 15 dem] danach gestr. Sthul 42 aus] danach gestr. Cl gestr. Reh 50 wenn] w aus d
Erläuterungen 1 Franckfurt] Nach Arnims Abreise von Winkel war Bettina mit dem Bruder Georg, der dort Frau und Kinder besucht hatte, nach Frankfurt gefahren.
1404
Zu Nr. 805
6–11 Das Schicksal 〈...〉 Volk 〈...〉 Erlösung danckt] Bettina deutet den Iphigenie-Mythos eigenwillig um. Zunächst identifiziert sie ihren Willen mit dem König Agamemnon, der seine Tochter Iphigenie (die sie mit Arnim identifiziert) der Göttin Artemis opfern sollte, um diese für die Ausfahrt der griechischen Flotte nach Troja günstig zu stimmen. Artemis ersetzte jedoch das Opfer der Tochter durch das einer Hirschkuh und entführte Iphigenie ins Land der barbarischen Taurer, wo Iphigenie Priesterin der Göttin wurde. Von ihrer edlen Gesinnung beeindruckt, gestattete der Taurerkönig Thoas nicht nur ihre Abreise gemeinsam mit ihrem Bruder Orest, der bei den Taurern gestrandet war, sondern versprach auch dem Volk der Taurer (mit dem Bettina ihre Liebe identifiziert) die Freiheit. Bettina scheint partiell Euripides’ Schauspiel Iphigenie bei den Taurern zu folgen, in dem das Volk vom Chor repräsentiert wird. 15–29 auf den Rochus 〈...〉 vor die Füsse] Der Rochusberg bei Bingen liegt Rüdesheim gegenüber; auf ihm die nach dem Pestjahr 1666 errichtete, dem Pestheiligen Rochus geweihte, 1795 zerstörte, 1814 neu erbaute Kapelle. Vgl.
Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde, 18. Juli 1808: Warst Du schon auf dem Rochusberg? 〈...〉 Wenn die Kapelle auf der Höhe von der Abendsonne beleuchtet ist, und man sieht in die reichen, grünen Täler, die sich wieder so fest an einander schließen, so scheint er, sehnsüchtig an das Ufer des Rheins gelagert, mit seinem sanften Anschmiegen an die Gegend, und mit den geglätteten Furchen die ganze Natur zur Lust erwecken zu wollen. Er ist mir der liebste Platz im Rheingau; er liegt eine Stunde von unserer Wohnung, ich habe ihn schon Morgens und Abends, im Nebel, Regen und Sonnenschein besucht. Die Kapelle ist erst seit ein paar Jahren zerstört, das halbe Dach ist herunter, nur die Rippen eines Schiffsgewölbes stehen noch, in welches Weihen ein großes Nest gebaut haben, die mit ihren Jungen ewig aus- und einfliegen 〈...〉 Der Hauptaltar steht noch zur Hälfte, auf demselben ein hohes Kreuz, an welches unten der heruntergestürzte Christusleib festgebunden ist. Ich kletterte an dem Altar hinauf; um den Trümmern noch eine letzte Ehre anzutun, wollte auch einen großen Blumenstrauß, den ich unterwegs gesammelt hatte, zwischen eine Spalte des Kopfes stekken; zu meinem größten Schrecken fiel mir der Kopf vor die Füße, die Weihen und Spatzen und alles was da genistet hatte, flog durch das Gepolter auf, und die stille Einsamkeit des Orts war Minuten lang gestört. (BvA/WuB II, S. 166f.) 15 Stuhlwäglein] »offener wagen mit stuhlartigem sitz« (DWb XX, Sp. 366). Bettina an Goethe, 16.–20. Juni 1808 (DjBe Nr. 387) sowie in
1405
Zu Nr. 805
33 Rombergs Concert] Vgl. Frankfurter Ober-Post-Amts-Zeitung 1808, Nr. 97: Mittwoch 22. Juni wird Herr Bernhard Romberg, Violinzellist,
ein Vocal- und Instrumentalconcert im rothen Hause zu geben die Ehre haben. (Ermittelt Steig 1913, S. 161.) 40–42 Brief vom Sohn 〈...〉 ihm haben soll] Nicht überlieferter Brief Goethes aus Weimar vom 9. Mai 1808, beantwortet von Goethes Mutter am 3. Juni; darin: Betina ist im Reingau, Sie soll aber alles das gute das du von ihr geschrieben hast treulich erfahren. (Köster 1968, S. 585.) 53–54 »gedenk der Guten Stunden und nicht der bösen«] Vmtl. mündliche Äußerung Arnims, nicht in den überlieferten Briefen an Bettina. 57 Balsame] Balsamkraut (Impatiens balsamina).
806.
An Friedrich Carl von Savigny in Trages Heidelberg, etwa 24. Juni 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: Nr. 824. H: SPK/NS 2/2. – 1 Dbl. ca. 240 x 193 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: J HONIG & ZOO-
NEN. Fremdeinträge: 1r aoRr Stempel: Savigny, aoRr: (nach 20.6.1808), daneben: 11 1v auRr Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN 2r aoRr: 12. Datierung: Der von Arnim erwähnte Brief Görres’ an Villers datiert vom 23. Juni, und bald danach wird Arnim, der am 21. Juni von Winkel nach Heidelberg zurückgekehrt war (vgl. Görres an seine Schwiegermutter Christine von Lassaulx, 22. Juni 1808; Görres 1858, S. 506), an Savigny geschrieben haben, wie aus dem Inhalt geschlossen werden kann. D1: Härtl 1982, S. 39 (Nr. 13); datiert: nach dem 20. Juni 1808.
Varianten 13 könnte] danach gestr. übrige 28–29 vielleicht 〈...〉 bekannt,] üdZ eing.
27
deutsche]
üdZ
eing.
Erläuterungen 1–2 Einladung nach Trages] Vmtl. mündlich während Arnims Reise nach Winkel Anfang Juni in Frankfurt. Savigny war seit dem ersten Junidrittel auf Trages.
1406
Zu Nr. 806
4–5 Liebeshandel mit seiner Frau] Vgl. Brentano an Savigny, 19. Juni 1808: sie beträgt sich ganz gut in Allendorf und schreibt mir recht
schöne zärtliche Briefe, ich hoffe, daß alle die Teufeleien nur des Teufels Komödien waren 〈...〉 überhaupt ist ihr Wesen so ungeheuer toll gewesen, daß ich keine Erinnerung dafür habe, und ihr nun auch wieder von Herzen verzeihe (FBA XXXII, S. 73,5–11). 5–8 Brief von Müller 〈...〉 Uebersetzung zu unterdrücken] Johannes von Müller hatte zwischen Ende Mai und Mitte Juni geschrieben (Nr. *795). Vgl. Nr. 782,1–6 und Erl. 8–10 in der Hamburger Zeitung eine Uebersetzung 〈...〉 angekündigt] Vgl. Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, Nr. 96 vom 15. Juni 1808, S. 5: Anzeige. Von dem in
Cassel bald herauszukommenden Coup d’œil sur les Universites allemande etc. par Villers werden wir Unterzeichnete die Ehre haben, dem Publicum eine getreue Uebersetzung zu liefern. G. B. Niemann et Comp. 12 Görres 〈...〉 an Villers geschrieben] Am 23. Juni aus Heidelberg (Isler 1879, S. 75f.). 23–24 Bey allem Enthusiasmus für Philosophie 〈...〉 die hier bey ihm gelernt] Ein ambivalentes frühes Urteil über Görres’ Auftreten in Heidelberg – vor den Auseinandersetzungen des Jahres 1808 – ist von dem romantikfernen Heinrich Voß überliefert, der am 12. Februar 1807 an Charlotte von Schiller schrieb: Görres 〈...〉 ist ein wunderbarer Mensch, kalt von Herzen, aber
mit glühender Phantasie, mehr originell als klar, mehr witzig als wahrhaft; denn einem Einfalle zu Liebe gibt er Deutlichkeit und Bestimmtheit preis. Wenn man ihn reden hört, so glaubt man, der innere Mensch sei ganz vom äußern getrennt; er sitzt wie eine Sprechmaschine, keine Miene, keine Bewegung des Körpers, selbst sein Auge nicht entspricht dem, was er sagt. Auch spricht er nie unaufgefordert, sondern sitzt stumm und unbeweglich in der Gesellschaft. Seinen Zuhörern gefällt, was er sagt, aber keiner weiß anzugeben, warum ihm der Lehrer gefällt, keiner kann wiedererzählen, wovon die Rede gewesen sei. Man fühlt sich amüsirt durch das ewige Bildergegaukel; es behagt, wenn die Phantasie so von einem glühenden Bilde zum andern hinüberspielen kann; die jungen Leute fühlen sich bei ihm ganz von logischen Fesseln frei, und das scheint das Bequemste. An Geist hat er mit Jean Paul Aehnlichkeit, nur scheint mir dieser reeller und gründlicher zu sein. (Urlichs 1860–1865, Bd. III, S. 213.) Von Eichendorff stammt die vielzitierte Erinnerung post festum: Es ist unglaublich, welche Gewalt die1407
Zu Nr. 806
ser Mann, damals selbst noch jung und unberühmt, über alle Jugend, die irgend geistig mit ihm in Berührung kam, nach allen Richtungen hin ausübte. 〈...〉 Sein durchaus freier Vortrag war monoton, fast wie fernes Meeresrauschen schwellend und sinkend, aber durch dieses einförmige Gemurmel leuchteten zwei wunderbare Augen und zuckten Gedankenblitze beständig hin und wieder; es war wie ein prächtiges nächtliches Gewitter, hier verhüllte Abgründe, dort neue ungeahnte Landschaften plötzlisch aufdeckend. und überall gewaltig, weckend und zündend fürs ganze Leben. (Halle und Heidelberg; Eichendorff/ SW X, S. 421.) 27 Er liest jezt über alte deutsche Literatur.] Von dieser Vorlesung ist weder ein Manuskript noch eine Nachschrift bekannt. (Vgl. Just 1949.) Für das Sommersemester 1808 hatte Görres zufolge Vorlesungsverzeichnis angekündigt: Geschichte der Philosophie (nach Bruckers Institutionen), Philosophie (nach einem noch erscheinenden Grundrisse), Physik der organischen Natur (nach seiner Exposition der Physiologie) und Ästhetik (nach seinen Aphorismen über die Kunst). (Vgl. ebd., S. 69.) 34–35 Parteywesen des Ast in Landshut] Georg Anton Friedrich Ast, seit 1805 Professor der Philologie in Landshut, propagierte dort die Schlegelsche Ästhetik, die er verflachte und überspitzte. In seiner Landshuter Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst polemisierte er gegen altbayerische Positionen und Personen, insbesondere wandte er sich gegen Rottmanners Kritik an Jacobi (vgl. Nr. 674,12–14 und Erl.) und gegen den Münchner Historiker Karl Wilhelm Friedrich Breyer. Creuzer hatte in einem Brief an Ast vom 26. Mai 1808 dessen Attacken mißbilligt, woraufhin Ast sich am 26. Juni zu rechtfertigen suchte. Vgl. vor allem Friedrich Creuzer an Savigny, 9. Mai und 20. November 1807, 7. Januar, 29. Januar, 17. Mai, 31. Mai und 2. September 1808 (Dahlmann 1972, S. 213, 224, 226, 228, 241, 246, 256) sowie Savigny an Creuzer, 28. August 1808 (Stoll 1927, S. 336). 38 Villers Antwort] Nicht bekannt. 39–40 Dein Aufenthalt 〈...〉 Schlangenbad 〈...〉 Landshuth] Savigny war seit 19. Juli in dem Taunus-Badeort Schlangenbad, wo er mit mehreren Brentano-Geschwistern zusammentraf, und reiste erst nach Mitte September nach Landshut, so daß Arnim mit ihm ab 4. August in Schlangenbad noch zusammen sein konnte.
1408
Zu Nr. 807
807.
Von Karl August Varnhagen von Ense nach Heidelberg Berlin, 24. Juni 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. *801. A: −. H: BJ/VS 8. – 1 Dbl. ca. 195 x 120 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1x quer gefaltet. Beilagen: Varnhagens Dithyrambus An Friedrich August Wolf und eine von Fouque´ aus dem Spanischen übersetzte Romanze für die Zeitung für Einsiedler, in der nur letztere erschien. Vgl. Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: An Ludwig Achim von Arnim., darunter Stempel: PR. ST. BIBLIOTHEK BERLIN., aoRr Varnhagen: 24. Juni
1808. Besonderheiten: Vgl. Varnhagen an Friedrich de la Motte Fouque´, 30. Juni 1808: Ich habe ihm 〈Arnim〉 meinen Dithyrambus geschickt und dazu
von dir das aus dem Spanischen übersezte Desafio, wozu ich deine Erlaubniß leicht nachzuholen, oder auch nicht zu bedürfen dachte, weil das Gedicht mir eigentlich gehört. Mir war dabei, als hätte ich einen treuen Gefährten für die lange Reise gefunden, die ich erst allein machen sollte. Könntest du mir nicht noch einiges für diese Männer schicken? Wenn sie auch meine Beiträge, wie wegen meines begleitenden Briefes, der tief einschneidet, leicht möglich ist, abweisen, so werden sie in jedem Fall sich freuen, die deinigen zu erhalten. (Fuchs/Magen 2015, S. 96; ohne Kenntnis von Varnhagens Brief an Arnim; Varnhagens Dithyrambus nicht ermittelt.) D1: Weiss 1986, S. 170–172 (Nr. 50).
Erläuterungen 5–6 Dithyrambus an Wolf 〈...〉 festlichen Kreise] rich August Wolf (Dithyrambus) (Berlin 1807, 3
Varnhagens An FriedS.), in drei gedruckten Exemplaren überliefert (BJ/VS 280; vgl. Stern 1911, S. 896). Varnhagen trug das Gedicht 1807 in einer Gesellschaft Berliner Philologen vor, die zu Ehren Wolfs zusammengekommen war. In seinen Denkwürdigkeiten (Varnhagen 1987, Bd. I, S. 446f.) berichtet er ausführlich darüber. – Der Dithyrambus ist ein kultisches altgriechisches Chor- und Reigenlied, »das die Taten und Leiden des Weingottes u.a. Götter und Heroen in ekstat. Ergriffenheit und Steigerung über die Hymne hinaus verherrlicht, daher oft Unregelmäßigkeiten in Vers- und Strophenbau aufweist« (Wilpert 1989, S. 199). 11–14 Voß 〈...〉 gegen Wolf 〈...〉 Ausforderung auf Galliamben an] Voß und Wolf, die im Streit um die Homer-Interpretation gegen den Göttinger Alt-
1409
Zu Nr. 807
philologen Heyne zusammengefunden hatten, entfremdeten sich um 1800 zunehmend, wozu wechselseitige Überbietungsversuche im Übersetzen beitrugen. (Vgl. Herbst 1872–1876, Bd. II/2, S. 159–164.) Die Ausforderung ist in den überlieferten Briefen Voß’ an Wolf (Voß 1829–1833, Bd. II, S. 215–254) und Wolfs (Reiter 1935) nicht belegt. Ein Beispiel für Galliamben zitiert Varnhagen in seinen Denkwürdigkeiten (a.a.O.), von Wolf als Antwort auf den Varnhagenschen Dithyrambus aus dem Stegreif gedichtet:
Wie gelehrt und kunstvoll wagst du, o du Zauberer des Gesangs, In des Galliambus Taktschritt die begeisterte Melodie! 14–15 Katulls Atys] Catull, Attis (ca. 63); Gedicht auf den mythischen Jüngling Attis (Atys). 18–19 Voß 〈...〉
Dithyrambus 〈...〉 im ersten Bande seiner Gedichte] Voß, Dithyrambus. An Friedrich August Wolf (1800) im ersten Band der Sämtlichen Gedichte Voß’ (Königsberg 1802). 28–29 Romanze 〈...〉 Fouque´ 〈...〉 übersezt hat] Die von Fouque´ übersetzte spanische Romanze Desafio erschien mit Fouque´s Pseudonym Pellegrin unter dem Titel Ausfoderung. Spanisch in der Zeitung für Einsiedler Nr. 36 vom 27. August 1808. Vgl.: WAA VI, S. 438f., 1217–1219; Fuchs/Magen 2015, S. 347, 394. 42–44 Wilhelm Schlegel 〈...〉 als durch Stae¨l und Eisen umzukommen] Anspielung auf A. W. Schlegels Freundschaft mit Madame de Stae¨l. Varnhagen scheint zu unterstellen, daß Schlegel sich mit seinem Aufenthalt auf ihrem Schloß Coppet dem aktuellen politischen Gebot des Widerstands gegen Napoleon in den von diesem beherrschten deutschen Gebieten entziehe. 53–54 die Universität zu Berlin] Vgl. zu Nr. 558,15–17. 55 mit den medizinischen Anstalten begnügen] Varnhagen, der bereits 1800–1803 in Berlin an der Pe´pinie`re Medizin studiert hatte, besuchte seit 1807 einen klinischen Lehrgang an der Charite´, hörte zudem Arzneimittellehre und Osteologie. (Vgl. Varnhagen 1987, S. 429.) 63 τ.τ.π.α .] Abkürzung der griechischen Bezeichnung für den Polarstern, das Zeichen des Bundes, den Varnhagen und seine jungen Berliner Dichterfreunde 1804 eingegangen waren, angeregt von A. W. Schlegels Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst, worüber Varnhagen in seinen Denkwürdigkeiten berichtet: Um bei so vielfacher Trennung, die uns bevorstand,
durch ein äußeres Zeichen auch in der Ferne uns verbunden zu halten, mit dessen Verleihung weiterhin auch neue Freunde gleich an dem gesamten Bunde Teil haben könnten, wählten wir den Polarstern zu unsrem Sinnbilde, und es wurden Siegelringe angefertigt, die mit dem Stern die griechische Bezeichnung το του΅ πο λο υ α δτρον enthielten. Ein 1410
Zu Nr. 808
Geheimnisbild vom August Wilhelm Schlegel, welches dieser aus Franz Baader’s pythagoräischem Quadrat entlehnt hatte, und worin Religion, Sittlichkeit, Poesie und Wissenschaft mit den vier Himmelsgegenden verknüpft werden, die Wissenschaft aber dem Norden entsprechen soll, hatte uns den Nordstern wählen lassen, als welcher auch die andern Richtungen zu bestimmen helfe. Ich empfing den Ring als Geschenk von Koreff, Chamisso und Lafoye mit beiderseitiger Freudigkeit und Rührung. Wir siegelten fortan alle unsre Briefe mit diesem Zeichen, fügten die Buchstaben τ.τ.π.α. überall unsrer Namensunterschrift bei, und selbst zum Anruf und Gruße gebrauchten wir die uns angenehm tönenden Wort gleich maurischen Erkennungslauten. Die Sache ging nicht weiter und wurde neben ihrem Ernst, auch häufig zwischen uns im Scherz betrieben; nach Außen aber gab sie uns bisweilen das Ansehn einer geheimnisvollen Gesellschaft, die für bestimmte Zwecke arbeite. (Varnhagen 1987, Bd. I, S. 282.)
808.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 25. Juni 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. 809. H: FDH 7433. – 1 Bl. ca. 288 x 189 mm; 1r ½ beschr. S.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 243 v, aoRr: [1808] 1v auRr: 7433. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 164. D2: Betz/Straub 1986, S. 255 (Nr. B49). D3: DjBe Nr. 392.
Erläuterungen
Gestern 〈...〉 mit Frau Stae¨l bei Bethmann 〈...〉 mit A. v. Schlegel, und Suismond 〈...〉 Eifersucht?] Madame de Stae¨ls Deutschlandreise im Früh-
2–6
jahr und Sommer 1808 führte abschließend von Weimar über Frankfurt und Heidelberg zurück in die Schweiz. Reisebegleiter waren A. W. Schlegel, der unterwegs die Mitreise unterbrach, und der Schweizer Nationalökonom und Historiker Jean-Charles-Le´onard Simonde de Sismondi. (Vgl. Stelling-Michaud 1971
1411
Zu Nr. 808
sowie den damaligen Briefwechsel Madame de Stae¨ls: Jasinski 1993, S. 462–473.) Am 20. Juni waren sie und Sismondi in Weimar abgereist, am 24. kamen beide in Frankfurt an. Am Abend dieses Tages lernte Bettina die Französin bei Simon Moritz Bethmann kennen, und am 26. Juni wurde sie zunächst von Sismondi aufgesucht und besuchte dann selbst Madame de Stae¨l, mit der es also zu einer zweiten Begegnung kam (vgl. Nr. 813,7–24). Noch am 26. reisten Madame de Stae¨l und Sismondi sowie August Wilhelm Schlegel, der in Frankfurt wieder zu ihnen gestoßen war, nach Heidelberg weiter. Dort schickte sie am 27. ein Billett an Arnim mit der Aufforderung, zu ihr zu kommen (Nr. 812). Da Arnim, den sie im Herbst 1802 in Genf und auf ihrem Schloß Coppet kennengelernt hatte, an diesem Tag verhindert war, konnte er sie erst am 28., ihrem Abreisetag, aufsuchen, wobei er auch Sismondi und Schlegel kennenlernte. (Vgl. Nr. 815,13–21.) Am 30. Juni waren die Reisenden bereits in Basel, wo Sismondi sich von Madame de Stae¨l und Schlegel trennte, die nach Coppet weiterfuhren. Vgl. Madame de Stae¨l an Maurice O’Donnell, Frankfurt, 26. Juni 1808, nach
Il sort de chez moi dans ce moment une demoiselle Brentano, qui m’a dit que dans peu je ne vivrais plus. Si je n’ai pas une explication de vous pour ce silence, Dieu veuille que sa pre´diction s’accomplisse! Il se peut que le cœur triomphe d’un sentiment, mais que l’on soit force´ de ne plus e´crire a` celui qu’on regardait comme un eˆtre parfait sous les rapports de l’honneur et de la ve´rite´, qu’il soit dur et de´daigneux envers une affection sans bornes, cela ne peut se supporter. (Jasinski 1993, S. 465.) – Übersetzung: Im Augen-
dem zweiten Zusammentreffen mit Bettina:
blick verläßt mich eine Fräulein Brentano, die mir sagte, ich würde in Kürze nicht mehr leben. Wenn Sie mir nicht dieses 〈O’Donnells〉 Schweigen erklären, so möge Gott, daß ihre Vorhersage sich erfüllt! Es ist möglich, daß das Herz über ein Gefühl triumphiert, aber daß man gezwungen ist, demjenigen nicht mehr zu schreiben, den man hinsichtlich Ehre und Ehrlichkeit als ein vollkommenes Wesen ansah, daß es sich hart und verächtlich gegenüber einer grenzenlosen Zuneigung zeigt, das ist nicht zu ertragen. Bettinas eifersüchtiger Widerwille gegen Madame de Stae¨l geht aus ihren beiden einschlägigen Briefen an Arnim deutlich hervor. (Vgl. insbesondere zur Literarisierung der Beziehung in
Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde
Landfester 2008.)
9
hüt dich schön’s Blümelein] Jeweils Schlußvers der ersten fünf Strophen Erndtelieds (Incipit: Es ist ein Schnitter, der heißt Tod) im ersten Band des Wunderhorns (FBA VI, S. 51f.).
des
1412
Zu Nr. 809
809.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 26. Juni 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. 805. A: Nr. 813. H: FDH 7266. – 2 Dbl. je ca. 241 x 192 mm; 1r–4v 7½ beschr. S.; je 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Jeweils J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 231 v 2v aoRl: 7266 3r aoRl: 231 v 4v aoRl: 7267. D1: Steig 1913, S. 162–164. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 22; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 255–258 (Nr. A47). D4: DjBe Nr. 393.
Varianten 36 37 aus 48
sey kunstreich 〈...〉 lachend] über gestr. ich will kuppeln kannst] aus 〈xxx〉 41 bessern] aus letzten 43 Flügelschlage] a ä 44 daß du 〈xxx〉] üdZ eing. 48 Frankfurt] Fra aus Rom hätte] e aus et 64 beyde] b aus s 78 in] i aus a 79 der] aus
die Erläuterungen 35 Dein alter Adam] »wird oft für die erbsünde, die alte heidnische natur gebraucht, die unterdrückt sich noch immer regt« (DWb I, Sp. 175). 48 Rombergs Baßgeige] Vgl. Nr. 805,33–39. 51–54 Mad Bürger 〈...〉 abgereist] Elise Bürger, die dritte, geschiedene Frau Gottfried August Bürgers, trat als Schauspielerin eigener Stücke, mit deklamatorischen und mimischen Darstellungen auf. 54 blümerant] Verderbt aus frz. bleu-mourant (blaßblau); schwach, schwindelig. 61 Onkel Moritz] Simon Moritz Bethmann, der Onkel Augustes. 62–63 die Ziklein 〈...〉 Selim] Rückbezug auf Bettinas Brief vom 21. Mai (Nr. 793,38–43). 66 L. Grimm 〈...〉 guter Junge] Ludwig Emil Grimm war am 7. Juni oder kurz zuvor aufgrund eines Vorschlags Brentanos von Kassel in Heidelberg eingetroffen. Vgl. Nr. 723,55–62 und Erl. 70 kein böser Geist von einem Hunde um uns] Anspielung auf den Pudel in Goethes zur Ostermesse 1808 als achter Band der ersten Cottaschen Ausgabe von Goethes Werken erschienenem Faust. Erster Teil (bereits Vermu-
1413
Zu Nr. 809
tung Steig 1913, S. 164), insbesondere auf den Schluß des Osterspaziergangs Fausts mit Wagner, zu denen sich ein schwarzer Pudel, sie umkreisend, gesellt. 72–74 Claudine 〈...〉 Klödchen 〈...〉 Rentmeisterin 〈...〉 Tochter] Claudine Piautaz, genannt Klödchen (Arnim spielt vmtl. auf deren Neigung zu Georg Brentano an); Rentmeisterin Schröder; deren Tochter Marie, verh. Brentano. 78–79 hat Voß alle Sonette in der Jenaer Zeitung vernichtet] Voß fertigte Gottfried August Bürgers Sonette, die in den letzten Ausgaben der Bürgerschen Gedichte (1793, 1796, 1803) erschienen waren, in einer umfangreichen und aufwendigen Rezension ab, die in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung Nr. 128–131 vom 1.–4. Juni 1808 erschienen war. (Vgl. Fambach 1963, S. 225–322 mit Dokumentation der Reaktionen.) Die Kritik der Bürgerschen Sonette war zugleich ein Generalangriff auf das Sonett als Kunstform und deren Indienstnahme durch die Romantiker. (Vgl. Ziolkowski 2008a, S. 213–218.) 79–80 der Bericht dieser Schlacht von Görres und Clemens wird im Einsiedler erscheinen] Gemeint ist nicht ein gemeinsamer Text von Görres und Brentano, sondern je einer von Görres und Brentano, die allerdings ein gemeinsames Thema hatten: die Auseinandersetzung mit Voß, insbesondere seiner Bürger-Rezension. Von Görres stammt die Satire Die Sonnettenschlacht bei Eichstädt mit dem Untertitel Jenaische Literaturzeitung. Junius 1808 Nr. 128–31. Die Titel-Anspielungen gelten der Voß’schen Rezension und ihrem Publikationsort, Heinrich Carl Abraham Eichstädt als Redakteur der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung sowie der Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806. Von Brentano stammt die anschließende Satire Der Einsiedler und das Klingding, nach der Schlacht bei Eichstädt, ein ironisch-poetisches Feuerwerk mit l’art pour l’art-Tendenz. Beide Satiren erschienen in der Zeitung für Einsiedler Nr. 26 vom 29. Juni (WAA VI, S. 318–325; vgl. Strack 2009). 80–81 Geschichte 〈...〉 neunzig Soneten] Arnims satirische Geschichte des
Herrn Sonet und des Fräuleins Sonete, des Herrn Ottav und des Fräulein Terzine. Eine Romanze in 90 + 3 Soneten erschien mit dem Untertitel Anhang zu Bürgers Soneten in der letzten Ausgabe seiner Schriften in der abschließenden Beylage zur Zeitung für Einsiedler (WAA VI, S. 463–521; vgl. Erl. ebd., S. 1248–1279).
1414
Zu Nr. 810
810.
An Johannes von Müller in Kassel Heidelberg, 26. Juni 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. *795. A: −. H: StB Schaffhausen, Msc. Müll. 239,65. – 1 Dbl. ca. 241 x 112 mm; 1r–2r 3 beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: J
HONIG % ZOONEN. Beilagen: Die bisherigen Stücke der Zeitung für Einsiedler; vmtl. Görres’ Die teutschen Volksbücher (Heidelberg 1807). Fremdeinträge: 1r aoRm: 65 2v alR: Msc Müll 239. D1: Requadt 1957, S. 291f. (Nr. 3). D2: Raab 1985, S. 37; TD.
Varianten 10–11 übernommen] 20 meiner] m aus de 35 einer] erstes e 〈x〉
unter 12 die] nachträgl. idZ 27 ihm] i aus I 30 neue] zweites e aus en 36–37 für 〈...〉 zweifeln] nachträgl.
über
aus
Erläuterungen 6–7 unsre Uebersetzungsangelegenheit] Vgl. Nr. 782,1–6 und Erl. 8–9 Niemann und Komp: 〈...〉 Uebersetzung angekündigt] Die Ankündigung des Verlags Niemann und Comp. konnte ermittelt werden. Vgl. Nr. 806,8–10 und Erl. 10–12 Görres 〈...〉 an Villers 〈...〉 dessen Antwort.] Am 23. Juni aus Heidelberg (Isler 1879, S. 75f.). 12–13 Entfernung Savignys 〈...〉 in die Stelle Hufelands trit] Vgl. Nr. 787,14 und Erl. 26–28 eine Schrift 〈...〉 Gute deutscher Vorzeit] Vgl. Beilagen. 34 welcher über alte deutsche Literatur liest] Vgl. Nr. 806,22 und Erl. 36 werden sich 〈...〉 die sieben Siegel lösen] Anspielung auf Goethes kürzlich erschienenen Faust, Faust zum Famulus (V. 575f.): Mein Freund, die
Zeiten der Vergangenheit / Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
1415
Zu Nr. 811
811.
An Jacob und Wilhelm Grimm in Kassel Heidelberg, vmtl. 27. Juni 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: SPK/NGr 647/7. – 1 Bl. ca. 240 x 192 mm; 1r beschr., 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, C & I HONIG. Beilagen: Stücke der Zeitung für Einsiedler. Fremdeinträge: 1r aoRr: 7. Besonderheiten: Von Brentano überbracht. Datierung: Brentano wollte, wie er Savigny am 19. Juni schrieb (FBA XXXII, S. 75), zu seiner Frau Auguste nach Allendorf und von dort weiter nach Kassel, sobald Arnim zurück in Heidelberg sei. Daß er am 27. Juni abreiste, läßt sich aus Arnims Bericht an Bettina (Nr. 815) über seine Heidelberger Erlebnisse am 27. und 28. Juni schließen, insbesondere der Mitteilung, daß er Görres’ Frau kurz nach deren Niederkunft mit Tochter Marie aufsuchte. Die war am 28. Juni, einen Tag nach der Abreise Clemens’, und kurz vor ihr wird er das ihm mitgegebene Billett an die Brüder Grimm geschrieben haben. Am 3. Juli 1808 teilte Görres seiner Schwiegermutter Christine von Lassaulx mit: Brentano ist seit acht Tagen von hier weg. (Enzensberger 1999, S. 119.) D1: Steig 1904, S. 15; nicht näher datiert.
Varianten 3
in]
aus
ich
Erläuterungen 2–4 Ihr Bruder 〈...〉 Wanderungen in den Odenwald 〈〈mi〉〉t ihm] Vgl. Ludwig Emil Grimms Erinnerung: Arnim machte mit mir Reisen zu Fuß in
den Odenwald, wir besahen die Mannheimer Galerie, es wurden Partien auf das alte Schloß gemacht (Stoll 1971, S. 90f.).
1416
Zu Nr. 813
812.
Von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Heidelberg Heidelberg, 27. Juni 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: Stammbuch Arnims, DLA 213v. Besonderheiten: Arnim klebte das Billett in sein Stammbuch ein. Datierung: Vgl. zu Nr. 808 sowie Arnim an Bettina, 30. Juni 1808: Da fand ich 〈am 27. Juni〉 um eilf zu Hause ein Billet von Fr. v. Stael, sie hatte in
der ganzen Stadt herumgeschickt, und ich hatte es versäumt. (Nr. 815,48–50.)
Erläuterungen Übersetzung: Achtung, ich bin hier und bleibe hier ein oder zwei Stunden – beeilen Sie sich, damit wir etwas voneinander haben, ich erwarte Sie. / Heidelberg, Post – Montag 7 Uhr.
813.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Offenbach, 27. Juni 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 809. A: Nr. 815. H: FDH 7434. – 1 Dbl. ca. 230 x 193 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 234 v 2v auRm: 7434. Datierung: Bettina irrte sich mit dem Datum. Der Brief muß bereits am 27. Juni geschrieben und gestern (Z. 9), als sie zunächst von Sismondi besucht wurde und dann Germaine de Stae¨l besuchte, der 26. Juni gewesen sein. Vgl. zu Nr. 808. D1: Steig 1913, S. 165f. D2: Betz/Straub 1986, S. 259–261 (Nr. B50). D3: BvA/WuB IV, S. 63–65 (Nr. 22). D4: DjBe Nr. 394.
Varianten 7 es ] e aus 17 Deinen]
E D
9 aus
m
gestern]
danach gestr. , 23 in] üdZ eing.
1417
9
sanften] aus 〈xxx〉 bei] b aus w
24
Zu Nr. 813
28 44 55
Beharrlichkeit] Behar aus 〈xxx〉 28 habe] du hast] über gestr. ich habe 46 ihr] üdZ veste] v aus f
am Schluß gestr. n 53 das] aus nie
Erläuterungen 3 aus meiner Großmutter Bett] Aus dem Bett, in dem Bettina während ihrer Erziehung von Sommer 1797 bis Ende 1802 bei der am 18. Februar 1807 gestorbenen Sophie von La Roche in Offenbach geschlafen hatte. 4 Oncle Hessen] Ludwig von Hessen als zweiter Mann der Tante Luise verw. Möhn. 5 Bei Savigny] In Trages. 7 Bergstraße] Am Westhang des Odenwalds nach Heidelberg, belobt wegen der Schönheit der von ihr durchquerten Gegenden. 7 mit Fr. v. Stael, Sismondi] Vgl. Nr. 808,2–9 und Erl. 23 basse-cour] Wirtschaftshof. 39 Cedern von Libanon] Nach Ps 92,13; 104,16 und öfter. 41 Fels 〈...〉 Kirche baust] Nach Mt 16,18.
814.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Trages, 28. Juni 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7436. – 1 Bl. ca. 238 x 205 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Zusammengeklebtes Blatt (ca. 55 mm auR aufgeklebt), Tintenfraß, Ränder eingerissen und mit Klebstreifen ausgebessert. − WZ: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 236 v. 1v aoRl: 7436. Datierung: Am 27. Juni (Nr. 813,2–5) hatte Bettina Arnim mitgeteilt, daß sie sogleich nach Trages fahre. Sie wird den Brief am folgenden Tag, bald nach der Ankunft, geschrieben haben: Hier bin ich (Z. 2). Für eine baldige Nachricht sprechen auch die Mitteilungen im nächsten, datierten Brief vom 4. Juli, es sei hier sehr kalt seit einigen Tagen (Nr. 818,52) und – mit ungenauer Zeitangabe – Savigny sei diese 8 Tage sehr freundlich gewesen (Nr. 818,58–59). D1: Steig 1913, S. 167f.; datiert: 2. Juli 1807. D2: Betz/Straub 1986, S. 265f. (Nr. B52); datiert: 2. Juli 1807. D3: DjBe Nr. 395.
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Zu Nr. 814
Varianten 7 gegen] gegen über gestr. 29 gedencke,] danach gestr. s danach gestr. ein paar
das 30
22 mein] danach gestr. 〈xxx〉 ein] am Schluß gestr. e 34 Behuf]
Erläuterungen 9–10 meinem Aufenthalt in Landshut] Bettina erwähnt erstmals, daß sie Savignys nach Landshut begleiten werde. Vgl. zu Nr. 787,14. 18 Krancke Hausfrau] Die mit Savigny verheiratete Schwester Kunigunde. 22–25 mein Bett 〈...〉 Dein Bild 〈...〉 über∧schatten] Das Bett stand im sogenannten »Dichterzimmer« des Savignyschen Gutes Trages. Dieses Zimmer befindet sich im Hochparterre des alten Gutshauses der Familie. Zwei Fensterwände des ca. 4,30 x 3,30 m großen Raums sind mit Zeichnungen bedeckt: eine großformatige an der breiten Fensterwand, zwei kleinformatige an der schmalen rechts beziehungsweise links vom Fenster. (Vgl.: Schad 1983, S. 116–134 mit Abb.; Schad 1984a mit Abb.; Schultz 1986 mit Abb.) Die Wandzeichnungen, deren Kenntnis Bettina bei Arnim voraussetzt, entstanden, als sich beide im Oktober 1805 anläßlich der Taufe von Savignys Tochter Bettina im Freundes- und Verwandtenkreis, darunter Christian und Clemens Brentano, in Trages aufhielten. Das von Bettina beschriebene großformatige Bild mißt ca. 2,10 x 2,20 m und stammt der Familienüberlieferung zufolge von Christian Brentano. Es ist eine Kopie eines von Friedrich Tieck entworfenenen Stichs in August Wilhelm Schlegels Ende 1803 erschienenen Blumensträussen italiänischer, spanischer und portugiesischer Poesie. (Vgl. Schultz 1986, S. 244f.) Der Stich eröffnet darin eine Gruppe übersetzter Gedichte Petrarcas; dargestellt ist, wie der Dichter seine Geliebte Laura vor sich schwebend erblickt, während ihm die in einen Lorbeerbaum verwandelte Daphne von hinten einen Lorbeerkranz darbietet. Zwischen Petrarca und Laura befindet sich eine Stele mit einer Art leerer Inschriftentafel und einer Büste, die Friedrich Tieck seiner 1803 entstandenen Büste Brentanos nachgebildet zu haben scheint. Bettina identifiziert im Brief die Petrarca-Figur mit Arnim – eine Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen –, ohne sich selbst mit der groß und schlank dargestellten Laura identifizieren zu können, und neidet auch Daphne, die sie mit Daphnis, dem sagenhaften Erfinder der bukolischen Dichtung, verwechselt (oder spielt sie metamorphosierend auf ihn an?) und der zwischen Petrarca und Laura plazierten Figur, die sie als Wahrheit welche stumm ist deutet, das bildliche Zusammensein mit dem Geliebten.
1419
Zu Nr. 815
815.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 30. Juni 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 813. A: Nr. 818, 819. H: FDH 7267. – 2 Dbl. je ca. 240 x 193 mm; 1r–4r 6½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Jeweils J HONIG & ZOONEN. Beilagen: Zeitung für Einsiedler Nr. 26 vom 29. Juni. Vgl. zu Z. 91–92. Fremdeinträge: 1r aoRl: 238 v 2v auRr: 7267 3r aoRl: 238. 4r arR Bettina: friedfertig / friedvert 4v auRr: 7267. D1: Steig 1913, S. 168–170. D2: Betz/Straub 1986, S. 261–264 (Nr. A48). D3: DjBe Nr. 396.
Varianten 3 Abschied] A aus a 5 finden] f aus w 7 ihnen] i au3s I 19 (femme 〈...〉 lettres)] üdZ eing. 21 Gaben] über gestr. Güter 36 über] üb aus den 48 als] a us das 73 der] d aus z
Erläuterungen 3–5 Fr v Stael 〈...〉 Sismondi] Vgl. zu Nr. 808,2–6 sowie den Bezugsbrief. 8 Tode Deiner Mutter] Maximiliane Brentano war am 19. November 1793 gestorben. 15–16 Bettlergestalt 〈...〉 Odysseus 〈...〉 Freyer] Vgl. Homer, Odyssee, 17. Gesang. 25 Plane] Um 1800 übliche, nicht umgelautete Pluralform. (Vgl. DWb XIII, Sp. 1886.) 27 in Königsberg ein schönes Kind begegnet] Auguste Schwinck. 33 Relazion] Bericht. 34 Clemens, der seine Frau heimsucht] Vgl. Nr. 811 (Datierung). 35 die 〈...〉 Aergerniß] Femininer Gebrauch ist um 1800 belegt. (Vgl. DWb I, Sp. 549.) 37–42 Gartenhause 〈...〉 sein Hauswirth 〈...〉 vor dem Thore] Ein in Nekkarnähe westlich vor dem Mitteltor gelegenes freistehendes Gartenhäuschen, das dem Kaufmann Philipp Besse´ gehörte. Clemens und Sophie Brentano hatten es im April 1805 bezogen, im Sommer jenes Jahres wohnte Arnim bei ihnen. Vgl. WAA XXXII, Nr. 365,55–60 und Erl.
1420
Zu Nr. 815
43 Fries 〈...〉 Gemäldesammlung] Der Krappfabrikant Christian Adam Fries war Kunstsammler. 45 Casseler Gallerie] Die von Landgraf Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel im 18. Jh. erworbene umfangreiche und wertvolle Gemäldesammlung. 49 Billet von Fr. v. Stael] Nr. 812. 51–53 Schlegel 〈...〉 meinem Einsiedler Unterstützung versprach] A. W. Schlegel schickte mit Brief vom 12. August (Nr. 845) das Gedicht Tells Kapelle bey Küßnacht, erschienen in Zeitung für Einsiedler Nr. 36 vom 27. August. Vgl. A. W. Schlegel an Carl von Hardenberg, Coppet, 4. August 1808: Arnim,
den ich in Heidelberg sprach, hat ein geistreiches Wesen, jedoch nicht ohne Beymischung von Eitelkeit und Thorheit, indessen ist seine Kenntniß altdeutscher Bücher, und seine Liebe dazu immer zu schätzen. (Körner 1930, Bd. I, S. 217.) 53–64 F. v. Stae¨l 〈...〉 in einem ungeheuren Wagen fort] Vgl. Germaine de Stae¨l an Maurice O’Donnell, 30. Juni 1808: J’ai vu a` Heidelberg un jeune comte d’Arnim que je connaissais, et qui est vraimant spirituel et d’une beaute´ remarquable. Il m’a mene´e au chaˆteau de Heidelberg, a` la tonne de Heidelberg. Il pre´tend qu’une demoiselle allemande s’est e´vanouie en voyant cette tonne qui lui re´ve´lait, disait-elle, les merveilles de la cre´ation 〈...〉 Ce M. d’Arnim m’a donne´ tous ses ouvrages; autant en a fait Jacobi, le poe`te, a` Fribourg, de manie`re que l’essieu de ma voiture plie sous tous les dons de ce genre que j’ai rec¸us depuis un mois. (Jasinski 1993, S. 467.) – Übersetzung: Ich habe in Heidelberg einen jungen Grafen Arnim gesehen, den ich bereits kannte und der wirklich geistreich und von einer bemerkenswerten Schönheit ist. Er hat mich zum Heidelberger Schloß und zum Heidelberger Faß geführt. Er behauptet, ein deutsches Fräulein sei beim Anblick dieses Fasses ohnmächtig geworden, weil es ihm, sagte sie, die Wunder der Schöpfung offenbarte. 〈...〉 Dieser Herr von Arnim hat mir alle seine Werke geschenkt; ebenso, wie früher, 〈Johann Georg〉 Jacobi, der Dichter, in Freiburg, so daß sich die Achse meines Wagens unter all diesen Gaben biegt, die ich seit einem Monat erhalten habe. Die Einladung, zu ihr zu kommen, wiederholte Madame de Stae¨l brieflich am 8. November mit der Aufforderung, das Winterhalbjahr bei ihr in Genf zu verbringen und sie bei der Arbeit an ihrem Buch
De l’Allemagne
zu beraten
(Nr. 908); aber Arnim, der den Brief kurz vor seiner Abreise von Heidelberg erhielt, lehnte auf der Reise nach Berlin während seines Kassel-Aufenthalts ab (Nr. 936).
58
Prinzen Louis]
Louis Ferdinand von Preußen.
1421
Zu Nr. 815
64–65 er gehöre dem dicken König von Wirtemberg] Anspielung auf die Leibesfülle von Friedrich I. Wilhelm Karl von Württemberg, auch Dicker Friedrich genannt. 66 Mädchen] Marie Görres, geboren am 28. Juni. 76–77 Onkel Hessen 〈...〉 zum russischen Spion machen] Vgl. Nr. 794,4–8 und Erl. 77–78 ehe Du in den Olymp versetzt wirst] Vgl. Nr. 813,56–57. 79 der Onkel und die Tante] Ludwig von Hessen und die mit ihm seit 1807 in zweiter Ehe verheiratete Luise, verw. Möhn. 80 Hotel] Das Quartier im Bartholomäischen Garten (vgl. Nr. 775,36–43 und Erl.); Hotel: frz. vornehmes Privathaus. 81 Gleim mit seinem Hüttchen] Anspielung auf Gleims Gedichtsammlung Das Hüttchen (Halberstadt 1794). 81 Erbach] Im Odenwald. 91–92 ein neues Blat 〈...〉 das Vorhergehende hast] Arnim legte Nr. 26 vom 29. Juni bei, wie sich aus Bettinas Mitteilung vom 5. Juli ergibt (Nr. 819,66–67), er solle ihr Nr. 25 (vom 25. Juni) schicken.
815.E An Bettina Brentano in Heidelberg Heidelberg, 30. Juni 1808, Donnerstag DV: H. B: Vgl. Nr. 813. H: Vgl. AIV/II. Datierung: Analog Nr. 815.
A: Vgl. Nr. 818, 819.
Erläuterungen Vgl. Nr. 815.
*816. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, Juli 1808 B: Nr. 804. A: −. Besonderheiten: Arnim scheint den Brief nicht erhalten zu haben. Vgl. Nr. 890,12–15.
1422
Zu Nr. 817
Datierung: Carl Otto von Arnim erhielt den Bezugsbrief zufolge Empfängervermerk am 2. Juli und wird ihn in diesem Monat beantwortet haben.
817.
Von Johann Friedrich Blumenbach nach Heidelberg Göttingen, 2. Juli 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 744. A: −. H: BJ/VS 31. – 1 Dbl. ca. 208 x 127 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 1x quer gefaltet. – 1r Tintenfleck. − WZ: FHF. Beilagen: Vgl. Z. 26–28 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Blumenbach an / L. A. von Arnim., aoRr: 1807 1v aoRm Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: 2v aoRl grüner aufgeklebter Zettel mit Notiz Varnhagens:
Blumenbach an Achim von Arnim, / Göttingen, 2. Juli 1807. / Bettina. D1: Weiss 1986, S. 172f. (Nr. 51).
Varianten 23
sie] s
aus
S
Erläuterungen
Wohl sollte sich 〈...〉 allerhand finden das 〈...〉 paßte.] In der Zeitung für Einsiedler erschien nur ein Auszug aus Blumenbachs Beilage zu seinem
7–9
Brief. Weitere Sendungen von ihm sind nicht bekannt. 10–16 Schildtberger. 〈...〉 Tamerlans u.s.w.] Der aus einer bayerischen Adelsfamilie stammende Johannes (Hans) Schiltberger war 1396 in der Schlacht bei Nicopolis als Knappe in osmanische Gefangenschaft, 1402 in der Schlacht bei Ankara in mongolische geraten, aus der er 1426 nach Konstantinopel floh, von wo er wieder in seine bayerische Heimat zurückgelangte. Seine Reisebeschreibung, die »zweifellos zu den frühesten autochthon dt.sprachigen Selbstzeugnissen und Länderbeschreibungen mit zugleich weiter Verbreitung« gehört,. erschien zuerst zwischen etwa 1478 und 1493 in Augsburg. (Vgl. Verfasserlexikon 1978–2007, Bd. VIII, Sp. 676.) Welche Ausgabe Blumenbach besaß, läßt sich aufgrund von Arnims Brief an Brentano vom 8. Dezember 1808 (Nr. 929) und Arnims Beilage zu diesem Brief (Nr. AII.36) rekonstruieren. Arnim hatte, wie
1423
Zu Nr. 817
er in dem Brief mitteilt, auf der Rückreise nach Berlin in Göttingen Blumenbach besucht, der ihm sein Schildtberger-Exemplar lieh, und da Arnim zu Beginn seiner Lektüre-Notizen, die er dem Brief an Brentano beilegte, den Namen des Druckers notierte (Schildtberger. Gedruckt zu Frft am Mayn durch Weygand Han), wird es die 1556 in Frankfurt/M. von Weigand Han gedruckte Ausgabe gewesen sein – und nicht die zuvor, 1553, ebenfalls in Frankfurt/M. von Hermann Gülfferich gedruckte. (Schiewer 1992 abweichende Angaben der Druckjahre.) Der Titel des Hanschen Drucks lautet: Schildtberger. Ein wun-
derbarliche / vnnd kurtzweilige History / Wie Schildtberger / einer auß der Stadt München in Beyern / von den Türcken gefangen / in die Heydenschafft gefüret / vnd wider heimkommen ist / sehr lustig zu lesen. 18–22 Ein lustig 〈...〉 Gastmal 〈...〉 Bern. 1606. 8.] Die erste Auflage der Arnim und Brentano bekannten didaktischen Dichtung Johann Rudolph Rebmanns, deren zweite, um ein Drittel vermehrte die Quelle für Brentanos Gedicht Bruder Claus in Zeitung für Einsiedler Nr. 32 vom 20. Juli war. Blumenbachs (digitalisiertes) Exemplar der zweiten Auflage ist überliefert (NSTUB Göttingen, Sign. 8 P GERM II, 4211) mit Exlibris und egh. Besitzvermerk auf darunter aufgeklebtem Zettel: Jo. Fr. Blumenbach. Vgl. zu Nr. 683,48. 24 Niesbrauch] Das Recht auf Benutzung einer einem anderen gehörenden Sache. 24 Eclogen] Ekloge (griech.): Ausgewähltes, besonders aus poetischen Werken. 27 Blatt mit Miscellenexcerpten] Dem nicht bekannten Blatt entnahm Arnim eine Hausinschrift, die er mit dem Titel Alte Aufschrift in Basel und der Herkunftsangabe Mitgetheilt von Hrn. Hofr. B l u m e n b a c h in Zeitung für Einsiedler Nr. 36 vom 17. August veröffentlichte. Die Verse lauten:
Demuth hat mich lieb gemacht, Lieb hat mich zu Ehr gebracht, Ehre hat mir Reichthum geben, Reichthum that nach Hochmuth streben, Hochmuth stürzt in Elend nieder, Elend gab mir Demuth wieder. (Arnim, Tröst Einsamkeit, Heidelberg 1808, Sp. 282; WAA VI, abweichend V. 4 Reichtum, V. 5 nieder. [Punkt statt Komma].)
S. 437 hat
Nachtrag zu Erl. WAA VI, S. 1216: Die Inschrift stammt vom Basler Rathaus, ist dort jedoch nicht mehr erhalten, da die »ausserhalb des alten Grossratssaales« von 1521 befindlichen Inschriften beim Umbau des Rathauses zwischen 1898–1904 verloren gingen. (Vgl. Ritter 2014, S. 15–23, 261–271; Dank für
1424
Zu Nr. 818
Recherche vor Ort an Lothar Ehrlich.) Sie ist mehrfach zitiert, so in: Melchior Kirchhofer, Wahrheit und Dichtung. Sammlung schweizerischer Sprichwörter. Zürich 1824, S. 143; Hans Ferdinand Maßmann, Öffentliche Denksprüche und Innschriften. In: Anzeiger für Kunde des deutschen Mittelalters 2, 1833, S. 260–262; Guido Görres, Deutsches Hausbuch, Bd. I, München 1847, S. 168 mit der Einleitung: Wie einfach, schön und sinnreich ist 〈...〉 der Spruch auf einem alten Hause in Basel. Eine Version, in der der Vers Reichthum that nach Hochmuth streben fehlt, ist überschrieben Das Rat der Fortuna; eine andere mit den Versen Da Demuth weint und Unschuld lacht, / Da wird der Schweitzer Bunt gemacht (beide zit. Ritter 2014, S. 270f.) läßt einen Rückschluß zu auf die Entstehung zur Zeit des Schweizer Bundes, also des Zusammenschlusses von Schwyz, Uri und Unterwalden zur Alten Eidgenossenschaft Ende des 13. Jhs. 27 aus meinen Collectaneen] Blumenbachs Collectaneen sind bisher nicht identifiziert. Bei seiner Reise in die Schweiz im Sommer 1783 hatte er Basel nicht besucht, er wird den Text einer gedruckten Quelle entnommen haben. (Frdl. Mitteilung von Wolfgang Böcker, Projekt Johann Friedrich Blumenbach – online an der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.)
818.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Trages, 4. Juli 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 815. A: Nr. 822. H: FDH 7437. – 1 Dbl. ca. 228 x 190 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 237 v, aoRr: [1808] 2v auRm: 7437. D1: Steig 1913, S. 170–172. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 22; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 267–269 (Nr. B53). D4: DjBe Nr. 398.
Varianten 14–15 gegen mich] über gestr. sich eing. 25 denen] aus einen 43 seyn] üdZ eing. 44 es] üdZ 50 solgen] g aus ch 63 tauschte] üdZ eing. 65 merken] r aus h 74 gehen] g aus k danach gestr.
wenn 1425
Zu Nr. 818
Erläuterungen 29
diese Frau]
819.
Madame de Stae¨l.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 5. Juli 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 815. A: Nr. 822. H: FDH 7438. – 1 Dbl. ca. 228 x 190 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Tintenfraß. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 239 v, aoRr: [1808], Z. 4–5 nach Straßburg rot unterstr. 2v auRr: 7438. D1: Steig 1913, S. 172f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 22; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 269–271 (Nr. B54). D4: DjBe Nr. 399.
Varianten 11 mit] m aus d 22–23 vermuthlich] über gestr. wahrscheinlich 24 so] davor gestr. und 24 Trost,] danach gestr. und 32 jezt] danach 33 vergessen] r aus g 38 der Stoff] über gestr. sie gestr. nicht 45 dem] aus ihm
Erläuterungen 3–4 Augusten 〈...〉 an Bethmann geschrieben] Brief nicht bekannt. 8 Clemens ist unterdessen hier durch] Vgl. Datierung von Nr. 811. 12 Sohn des Pfarrers] Heinrich Wilhelm Mannel. 27 zu ihr] Zu Madame de Stae¨l nach Coppet. 33–34 femme ce´le`bre 〈...〉 homme de lettres] Madame de Stae¨l und Sismondi. Vgl. Nr. 815,3–7. 37–38 Fabrike] Fabrikation (Verfertigung). 41 Görres in Landshut anzustellen] Vgl. Nr. 806,33–37. 43–45 in dem Jacobi gegen 〈...〉 Schelling nicht leiden kann] Jacobi als Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Schelling als Generalsekretär der Akademie der bildenden Künste in München.
1426
Zu Nr. 820
45–46 Clemens 〈...〉 Savigny 〈...〉 Kreuzers Wunsch sey] Vgl. Brentano an Savigny, 19. Juni 1806: K r e u t z e r k ö n n t e Wunder dort thun (FBA XXXII, S. 74,17). 50–51 schnellen Reisen als Courier] In Rußland. Vgl. Nr. 794,4–8 und Erl. 53 Tante] Luise von Hessen, verw. Möhn. 60 Kindern] Bettina und Franz von Savigny. 65 sein neu Kind] Die Tochter Marie. Vgl. Nr. 815,65–67. 66 Das 25 Blatt vom Einsiedler hast Du mir nicht geschickt] Vgl. Nr. 815,91–92 und Erl. 67 zum Boye gehen] »Aeltere Leute werden sich noch des alten Boy in dem kleinen Lädchen am Pfarreisen, später im Köppler-Höfchen, erinnern, in Mitten seines chaotisch geordneten Antiquitäten-Trödels, den er nur zur Meßzeit in der Braunfels-Gallerie etwas sauberer aufzuputzen sich bemühte.« (Gwinner 1862, S. 246.) 67–68 das Bild Salvator rosa] Nicht ermitteltes Bild Salvator Rosas.
820.
An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Heidelberg, etwa 7. Juli 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: StB Trier/Autographensammlung. – 1 Bl. ca. 240 x 190 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Ränder beschädigt. Fremdeinträge: 1r aoRl: 42, auR: 7 – senden 1v alR: Datierung: Der Göttinger Brief Blumenbachs an Arnim vom 2. Juli (Nr. 819) mit Vorschlägen zur Zeitung für Einsiedler wird etwa fünf Tage unterwegs gewesen, Arnim das Billett bald nach Erhalt geschrieben haben, und er wird es geschrieben und die Bitte nicht mündlich geäußert haben, weil er erkrankt war, wie er Bettina am 9. Juli (Nr. 822,2–7) berichtete. (Entgegen der Annahme in WAA VI, S. 1216, der Brief sei nach 23. April und vor 2. Juli 1808 an Zimmers Kompagnon Jakob Christian Benjamin Mohr [in Frankfurt!] geschrieben.) D1: Weiss 1980, S. 140 (Nr. 21); datiert: etwa Ende November 1808.
Varianten 3
7]
aus
6
1427
Zu Nr. 820
Erläuterungen 3 vom 7 Stück incl:] Einschließlich dem Stück vom 23. April. Die vorigen Nummern hatte Arnim Blumenbach mit seinem Brief vom 20. April (Nr. 744) geschickt. 4 Dietrichschen Buchhandlung] Die von Arnims Bekanntem und ehemaligem Verleger Heinrich Dieterich geleitete Verlagsbuchhandlung in Göttingen.
821.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 7. Juli 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 822, 830. H: FDH 7439. – 1 Dbl. ca. 228 x 188 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Flecke auR, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, mit Briefmarkenrändern überklebt, Bl. 2 Oblatenrest. − WZ: J HO-
NIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 240 v, Z. 22 lecken Kahn rot unterstr., Z. 25 Morgen Freitag grün unterstr. 2v auRr: 7439. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Aufgrund der Mitteilung Bettinas, ein Zufall halte sie noch bis Morgen Freitag auf (Z. 25), nach Winkel zu reisen. D1: Steig 1913, S. 173f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 22; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 272–274 (Nr. B55). D4: DjBe Nr. 402.
Varianten 11 42
behagt.] danach gestr. 〈xx〉 12 dergestalt] a aus l 29 sich] s aus v ihn] danach gestr. bei 47 aerger] am Schluß gestr. t danach gestr. ist
Erläuterungen 2 das Heft 〈...〉 geschickt hat] Nr. 1 der Zeitung für Einsiedler mit Brief an Goethe vom 1. April (Nr. 712). 2–3 Ob ich gleich den Nifelheimischen Himmel nicht liebe] Niflheim ist in der nordischen Mythologie das Reich des Nebels und der Kälte, das sich am Nordende des öden, unerfüllten Raums bildete, der am Anfang der Zeit
1428
Zu Nr. 821
bestand, als es weder Himmel noch Erde gab. Die nordische Mythologie wurde in die Zeitung für Einsiedler durch Görres’ Beitrag Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen (vgl. zu Nr. 738,31) und Wilhelm Grimms Übersetzungen altdänischer Heldenlieder (vgl. zu Nr. 683,55–56) eingeführt. Goethes spätere Urteile über die gesamte Zeitschrift fielen überwiegend positiv aus. Vgl. Brentano (nachdem er am 8. August 1809 in Jena mit Goethe gesprochen hatte) an Savigny, 20. August 1809: den Einsiedler bedauerte er ungemein, er sagte,
daß er bei den besten Menschen ungemeines Interesse erregt hätte, und eine ganz neue Wendung in der Litteratur hervor gebracht hätte, wenn er weniger geträumt hätte (FBA XXXII, S. 176,19–22). Sowie Brentano an Zimmer, 12. Dezember 1809: er hat von der unglücklichen Einsiedler Zeitung mit ungemeiner Achtung gesprochen, es sind seine Worte: daß nie ein so manichfaltiges reiches und Geistreiches Zeitblatt geschrieben sei, und daß es ihm nebst vielen andern Freunden sehr leid sei, daß es durch Zufall, durch Zeitgeist, und durch einige Ungeschicklichkeit in der Manier, die aber von mancher Originalität schwehr zu trennen sei, nicht den vollkommnen Sukceß gehabt, den es verdient, und daß er nie zweifle, es werde noch einst sehr gern und mit Nutzen gelesen werden (ebd., S. 189,6–15). 7 heilen wir uns durch Rennthiermoos] Nicht die Rentierflechte (Cladonia stellaris) – so genannt, weil sie besonders im Winter die Hauptnahrung der Rentiere bildet – war als häusliches Heilmittel gebräuchlich, sondern das Isländische Moos (Cetraria islandica) bei Husten, Durchfall und dergleichen. 19–20 Dieß alles hat mir Goethe 〈...〉 geschrieben] Aus Karlsbad, 22. Juni 1808 (DjBe Nr. 390). 21 am Fuße des Johannisbergs gelebt] Bekannt ist lediglich, daß Goethe, nachdem er in Ehrenbreitstein bei den La Roches fröhliche Tage verbracht hatte, mit Johann Heinrich Merck und dessen Familie am 20./21. September 1772 rheinaufwärts nach Mainz fuhr und von der Landschaft beeindruckt war (vgl. Dichtung und Wahrheit, 13. Buch; Goethe/MA XVI, S. 597). 22–23 in einem kleinen lecken Kahn den Rhein hinunter geschwommen] Gemeint ist eine Episode, die sich Anfang November 1792 ereignete, als Goethe, der den Ersten Koalitionskrieg im preußischen Feldlager bei Verdun beobachtet hatte, von Frankreich nach Deutschland zurückkehrte. (Frdl. Hinweis von Edith Zehm.) Von Koblenz nach Düsseldorf wollte er auf dem Rhein fahren, der Kahn, den er mietete, hatte jedoch ein starkes Leck, so daß der Fährmann ständig Wasser schöpfen mußte, und außerdem kam es zu einem Streit zwischen dem Fährmann und einem blinden Passagier, der sich zu rudern verpflichtet hatte. Der Fährmann stürzte ins Wasser, wurde nur mit Mühe her-
1429
Zu Nr. 821
ausgezogen,
man mußte bei Bonn ans Ufer rudern, wo Goethe, der im Kahn nächtigen wollte, weiteres Ungemach erlitt, wie er in der Campagne in Frankreich erzählt (Goethe/MA XIV, S. 458). Die Reisenden hätten nicht bedacht 〈...〉, wie auf die weite Strecke hinab, von Coblenz bis Düsseldorf,
der Schiffer nur ein altes Boot zu nehmen pflegt, um es unten als Brennholz zu verkaufen, und, sein Fährgeld in der Tasche, ganz leicht nach Hause zu wandern. (Ebd.) 30–31 Franz hat jezt Winkel 〈...〉 George hats ihm abgetreten] Vgl. zu Nr. 568,49. 40–42 Lulu 〈...〉
822.
geantwortet]
Die Briefe sind nicht bekannt.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 9. Juli 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 818, 819, 821. A: Nr. 831. H: FDH 7268. – 1 Bl. ca. 240 x 192 mm; 1r beschr.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 241 v. 1v auRr: 7268. D1: Steig 1913, S. 175. D2: Betz/Straub 1986, S. 274 (Nr. A49). D3: DjBe Nr. 403.
Erläuterungen 10 Fall vom Pferde] Vgl. Nr. 818,60–68. 12–13 Werner 〈...〉 Bewegung gesetzt] Zacharias Werner war am 6. Juli, aus Frankfurt kommend, in Heidelberg eingetroffen, von wo er am 12. Juli wieder abreiste. Vgl. dessen Tagebuch, 7. Juli: Besuch bei Marheinecke, Arnim, Gespräch mit dem jungen Göthe, Spaziergang am Neckar. 9. Juli: Fahrt
nach Schwetzingen mit Arnim und Marheinecke, Wasserkünste, Abend Promenade nach dem Schloß, unten im Souterain Johanniswürmchen. Mondschein. (Floeck 1939, S. 4.)
1430
Zu Nr. 824
*823. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 9. Juli 1808, Sonnabend B: −. A: Nr. 849. Datierung: Vgl. Caroline von Labes an Arnim, 21. August 1808:
Ich bin dir schon auf zwei erhaltenen Brief vom 4tn May und einen vom 9tn Jullii eine Antwort schuldig (Nr. 849,4–5).
824.
Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg Trages, 11. Juli 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 806. A: −. H: SLB Dortmund/Bestand Savigny Nr. 4613. – 1 Dbl. ca. 227 x 192 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Bl. 2 auRm Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß; 2v roter Siegelrest. − WZ: Gekrönter Posthornschild mit angehängter 4, FHF. Fremdeinträge: 1r alR Bleistiftanstreichung (Beginn des dritten Absatzes) 1v auRm Stempel: Stadtbibliothek Dortmund, darunter: 4613. Besonderheiten: Vgl. Kat. Henrici 155, Nr. 253. Postzeichen: Stempel: HANAU; 1 Portozeichen.
Varianten 3
angenehmen]
Schluß-n aus
r
25
hervorgezogen] h
aus 〈x〉
Erläuterungen 5–6 in 14 Tagen 〈...〉 in Schlangenbad] Am 19. Juli. Vgl. Savigny an Creuzer, Trages, 18. Juli: Heute gehe ich nach Frankfurt, Morgen nach Schlangenbad. (Stoll 1927, S. 334.) 7–8 daß Görres die Übersetzung mache] Von Villers’ Coup-d’oeil sur les
Universite´s et le mode d’instruction publique de l’Allemagne protestante, en particulier du royaume de Westphalie. Vgl.: Nr. 782,1–6 und Erl., Nr. 789, 792. 16–18 von Creuzer Deine Rec. des Jakobi 〈...〉 Rottmanner] Creuzer hatte Savigny am 7. Juni Arnims in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur erschienene Rezension der Schriften von Jacobi, Rottmanner und
1431
Zu Nr. 824
Aman über die kulturellen Verhältnisse Bayerns (vgl. zu Nr. 674,12–14) geschickt. Savigny verzichtete darauf, etwas darüber zu schreiben; an Creuzer, 11. Juli 1808: Zu Arnims Rec. habe ich nichts geschrieben, denn als ich
den Rottmanner nochmals gelesen habe, hat er mich so gelangweilt und angeekelt, daß ich nicht im Stande war, selbst etwas darüber zu schreiben. Arnims Rec. ist geistreich und gefällt mir wohl, obgleich ich in der Hauptsache anderer Meinung bin. Ich schreibe ihm heute darüber. (Stoll 1927, S. 331.) Deutlicher wurde Savigny in einem Brief an die Brüder Grimm vom 28. Februar 1809: Die Rezension von Arnim hat mir gar nicht gefallen, es ist viel gutes und geistreiches darin, aber sie thut das allerschlimmste, indem sie den Standpunkt total verrückt. Es ist sehr sonderbar, Arnim verwirft alle Kritik, und ich erinnere mich keiner Recension, in welcher mir die schlimme Seite der Kritik, der Urtheilspruch von oben herab, so aufgefallen wäre, wie der über Jacobi und Rottm.; auch ist Jacobi durch die Rec. mehr gekränkt worden als durch die Schrift 〈Rottmanners〉 selbst. (Stoll 1927, S. 376.) 20–23 Spaltung 〈...〉 in Nord- und Süddeutsche, Protestanten und Katholiken 〈...〉 schädlich 〈...〉 unter den Bay¨ern] Vgl. Savigny an die Brüder Grimm, Landshut, 28. Februar 1809: Wie wunderlich sich überhaupt die Parteyen hier im Lande, und besonders in München, durchkreuzen, ist schwer anzugeben, alles geht durcheinander, und kein Mensch weiß was er will. Im Ganzen sind in München die Fremden (= Nordländer, Protestanten) verhaßt, und die Gegenpartey umschliest mit brüderlichen Banden 1) die in der bornirtesten Nationalität befangenen Stockbaiern, 2) die überaufgeklärten Pfaffen- und Klosterstürmer, worunter sehr gescheute und schlechte Menschen, 3) die neuen Religionsmänner, 4) vieles andere Ungeziefer (unter Nro 3 sind indessen recht brave Leute, z. B. der aus dem Einsiedler bekannte Dr. Löw. / Aus dieser gänzlichen Sprachverwirrung ist hervorgegangen vieles gar unüberlegte von Ast 〈in seiner Landshuter Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst〉, besonders aber die Schrift von Rottmanner, wodurch hinwiederum jene Verwirrung sehr zugenommen hat. (Stoll 1927, S. 376.) 24–25 Du hast indessen diesen Punckt 〈...〉 hervorgezogen hast.] Gemeint ist in Arnims Rezension die Stelle: Wollte er 〈Rottmanner〉 etwas gründlich Hinderndes für die Bildung von Deutschland hinwegräumen, das nur polemisch sich auswischen läßt, weil es zum Vorurteil geworden, so ist es der Unterschied zwischen dem nördlichen und südlichen Deutschlande, der in der Natur so wenig begründet, daß man nicht weiß, wo das eine anfängt und das andere aufhört, ja in 1432
Zu Nr. 825
einem großen Teile von Baiern das Klima von Mecklenburg findet, also erst durch ausgeglichene Religionsstreitigkeiten und ästhetische Ruhmredigkeit entstanden ist. (Arnim/W VI, S. 239f.; vgl. WAA XXV.) 28–33 Was Jakobi betrift 〈...〉 Erwähnung Rumfords 〈...〉 Beziehung auf bestimmte Individuen.] Savigny wendet sich dagegen, daß Arnim die personelle Unbestimmtheit der Polemik Jacobis auf den Grafen von Rumford bezieht, der 1784–1802 in bayerischen Diensten war: Was soll diese fortwäh-
rende Polemik in der Rede Js., wir lesen nirgend mit Bestimmtheit gegen wen? Ist sie gegen Rumford, den verdienten Vorgänger Js. gerichtet, der, wenn auch vieles von ihm vernachlässsigt worden, doch in mehreren Richtungen glücklich gewirkt hat. Und würde er und seine Art von Tätigkeit auch in der Stadt München wo er so vieles wohlwollend und kräftig befördert hat, von manchem überschätzt; kennt denn J. so wenig den Wert des Enthusiasmus, der doch über alle Vernunft hinausgeht. (Arnim/W VI, S. 239.) 37–38 sein Buch 〈...〉 dagegen einzuwenden] Der erste Band von Sismondis Histoire des re´publiques italiennes du moyen-a`ge (Zürich 1807, auch in dt. Übersetzung; fortgesetzt bis 1818). Vgl. Savigny an Creuzer, 17. März 1808:
Ich finde das Buch, bei manchen löblichen Eigenschaften, im Ganzen sehr unter meiner Erwartung. (Stoll 1927, S. 320.) Auch in seiner Geschichte des Römischen Rechts im Mittelalter (Bd. I, Heidelberg 1815, Vorrede S. 29) urteilte Savigny negativ.
825.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 12. Juli 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 818, 819, 821. A: Nr. 831. H: FDH 7269. – 1 Dbl. (I) + 1 Bl. (II) je ca. 240 x 192 mm; 1r–3r 5 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 99 x 127 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: I: bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOONEN II: J HONIG & ZOO-
NEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 243 v 2v auRr: 7269 3r aoRl: 243, auRr: 7269 Kur unter gestr. Frankfurt a/M vmtl. Georg Brentano: Lange Winkel / im
Rheingau −. Besonderheiten: Der nach Frankfurt geschickte Brief wurde Bettina zunächst nach Winkel und von dort nach Schlangenbad nachgeschickt. Vgl. Fremdeinträge.
1433
Zu Nr. 825
Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 175–177. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 22f.; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1986, S. 275–277 (Nr. A50). D4: DjBe Nr. 405.
Varianten 22 34 aus
je] aus 〈xx〉 23 Baron] B aus 〈x〉 33 spricht] über gestr. weil in] aus 〈xx〉 35 hat] h aus 〈x〉 35 nicht] üdZ eing. 36 Ihnen] I i 40 Suchens] über gestr. Ahndens
Erläuterungen 6 Du willst 〈...〉 nicht eitel seyn] Vgl. Nr. 818,21–24. 17–18 jeder sorge 〈...〉 und wer wacht, daß er nicht schlafe] Anspielung auf die letzte Strophe von Goethes Gedicht Beherzigung:
Eines schickt sich nicht für alle Sehe jeder wie ers treibe, Sehe jeder wo er bleibe, Und wer steht, daß er nicht falle. (Goethe/MA II/1, S. 33.) 19 Karlinen] Karolinen (Goldmünzen). 27–29 Mit Werner 〈...〉 sein System der Liebe aus einander gesetzt] Vgl. Werner, Tagebuch, 11. Juli 1808: Vormittags Spaziergang auf dem Schlosse
und Expectoration mit Arnim, Nachmittags Thee und kalt Souper bei der Rudolphi, schöne Portugiesin, Abschied von den Freunden. (Floeck 1939, S. 4.) Zu Werners Liebestheorie vgl. vor allem eine 1808 entstandene Niederschrift des Dichters (Körner 1923, S. 38f.). 33–35 Göthe 〈...〉 nicht hineinreden können] Vgl. Goethe an Jacobi, 7. März 1808: Eben so macht mir Werner Spaß, wenn ich sehe, wie er
die Weiblein mit leidlich ausgedachten und artig aufgestutzten Theorien von Liebe, Vereinigung zweyer prädestinirten Hälften, Meisterschaft, Jüngerschaft, verastralisirten Mignons zu berücken weiß (WA IV, Bd. 20, S. 28). 47–48 seine Frau 〈...〉 geschieden] Werner hatte 1803 in dritter Ehe die Polin Margareta (Malgona) Marchwiatowski geheiratet, von der er 1805 geschieden wurde.
1434
Zu Nr. 826
Geschichte Christi mit der Magdalena und Johannes 〈...〉 verruchte Aufschlüsse] Maria Magdalena folgte Jesus als Jüngerin nach, nach-
52–53
dem er sie von ihrer Besessenheit befreit hatte (Lk 8,2), war Zeugin der Kreuzigung und die erste, die ihm nach der Auferstehung begegnete (Mt 27,56; Jh 20,11–18). Zu den vielen Legenden gehört die Annahme, sie sei Jesu Lebensgefährtin gewesen. Die Aufschlüsse über Johannes wird Werner daran geknüpft haben, daß Johannes der Lieblingsjünger Jesu war. 59 System der Ahndung] Vgl. Nr. 794,37 und Erl.
825.E An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 12. Juli 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 818, 819, 821. H: Vgl. AIV/II.
826.
A: Vgl. Nr. 831.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Winkel, 14. Juli 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 832. H: FDH 7440. – 1 Bl. ca. 235 x 192 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, mit Briefmarkenrändern überklebt, roter Siegelrest. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild,
FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 244 v, aoRr: [1808], Z. 17 Morgen 〈...〉 Schlangenbad mit Blei unterstr., Z. 18 Sonntag grün unterstr. 1v auRr: 7440. Postzeichen: Stempel: RUDESHEIM.R.1; Portozeichen. Datierung: Bettina wird sich in der Datumsangabe geirrt haben. Am 16. (Sonnabend) begann sie bereits den datierten Brief Nr. 832 aus Schlangenbad. Die Abreise, von der sie im vorliegenden Brief berichtet, daß sie Morgen erfolge, war demnach am 15. (Freitag). D1: Steig 1913, S. 177f. D2: Betz/Straub 1986, S. 278f. (Nr. B56). D3: DjBe Nr. 411.
1435
Zu Nr. 826
Varianten 1
〈〈1〉〉5] 1
auf hinterklebtem Papierstreifen ergänzt
4
mir]
üdZ eing.
Erläuterungen 23–24
Rochusberg 〈...〉 Capelle]
827.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Winkel, 14./15. Juli 1808, Donnerstag/Freitag
Vgl. Nr. 805,15.29 und Erl.
DV: H. B: −. A: Nr. 832. H: FDH 7441. – 1 Bl. ca. 235 x 192 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, mit Briefmarkenrändern überklebt, 1v rote Siegelreste. − WZ: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 245 v, aoRr: Winkel 15 Juli 1808 2v auRr: 7441. Postzeichen: Stempel: RUDESHEIM.R.1; Portozeichen. Datierung: Zufolge Bettinas Mitteilung vom 16./17. Juli in der Nacht vom 14ten auf den 15ten (Nr. 831,20). D1: Steig 1913, S. 178. D2: Betz/Straub 1986, S. 279f. (Nr. B57). D3: DjBe Nr. 412.
Varianten 6 wen] zweites Schluß- n gestr. 7 danach gestr. der 16 getragen]
wen] zweites Schluß- n gestr. 8 ich] n aus h 16 den] aus dem
Erläuterungen 12 Rochus] Vgl. Nr. 805,15–29 und Erl. 13 Premserin] Die Ruine der Nieder- oder Brömserburg bei Rüdesheim, benannt nach dem Adelsgeschlecht der Brömser von Rüdesheim, insbesondere nach Gisela Brömserin, einer rheinischen Sagengestalt. Brentano berichtet über die Burgruine in einer Frühlingskranz-Episode (BvA/WuB I, S. 43f.) sowie in einem Brief an Winkelmann, zwischen etwa 5. und Mitte November 1801 (DjBr Nr. 517) und in einem Briefauszug im Anhang seines Godwi (DjBr Nr. A.17).
1436
Zu Nr. 829
Arnim hat ihr und Brentano in seinem Volkslieder-Essay im ersten Band des Wunderhorns ein literarisches Denkmal geschrieben: Ganz besonders ist es
aber der Rhein, wenn sich die Winzer zur schönsten aller Ernten im alten Zauberschlosse der Gisella, Nachts versammeln, da flammt der Heerd, die Gesänge schallen, der Boden bebt vom Tanz 〈...〉 Durch die lustige Schaar der Winzer zieht dann wohl ein Frankfurter mit der Guitarre, sie sammeln sich um ihn, sie staunen dem König von Tule, der Becher stürzt in den Rhein, der Ernst ihres Lebens wird ihnen klar, wie wir klar sehen in wunderbaren Gedanken durch die dunkle Nacht. (FBA VI, S. 436f.) Und Bettine erzählt ihrer Jugendfreundin in dem Buch Die Günderode: ich guckte indes auf der Bremserin aus dem großen schwarzen Gewölb auf die Wiese im Abendschein, es flogen als die Schmetterlinge über mich hinaus, denn da oben auf der Burg wächst soviel Thymian und Ginster und wilde Rosen und alles hat der Wind hinaufgetragen 〈...〉 Unten in der Ruine wohnt ein Bettelmann mit der Frau und zwei Kindern 〈...〉 Ich war eine ganze Stunde allein da und hab hinaus auf dem Rhein die Schiffe fahren sehen, da ist mir’s doch recht sehnsüchtig geworden (BvA/WuB I, S. 380f.).
*828. An Henriette Schubart in Jena Heidelberg, vmtl. zweite Hälfte Juli 1808 B: Nr. 781. A: Nr. 847. Datierung: Arnim wird den Brief geschrieben haben, bevor er Anfang August von Heidelberg nach Schlangenbad abreiste, und da er in der ersten Julihälfte erkrankt war, wird er das in der zweiten getan haben.
829.
An Bettina Brentano in Winkel(?) Heidelberg, 16. Juli 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. 834. H: FDH 7270. – 1 Bl. ca. 240 x 192 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Fleckig. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, J HONIG & ZOO-
NEN. 1437
Zu Nr. 829
Fremdeinträge: 1r aoRl: 242, Z. 6 mit der Straßburger Reise blau unterstr. Straßburger zusätzlich rot unterstr. 1v auRr: 7270. Besonderheiten: Vmtl. nach Schlangenbad nachgeschickt. Datierung: Aufgrund des datierten Exzerpts. D1: Steig 1913, S. 777; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 277f. (Nr. A51); datiert: Juli 1808. D3: DjBe Nr. 408.
Varianten 6 mit der Straßburger 20 um] aus tie
Reise]
üdZ eing.
8
Treviranus]
üdZ eing.
Erläuterungen 1–2 zweymal geschrieben] Nr. 822, 825. 3 den Staat] Das neue Königreich Westphalen. 4–6 Nachricht von ihrem Briefe an Moriz 〈...〉 Straßburger Reise] Vgl. Nr. 819,3–7. 8–10 Buchdruckergesell Treviranus 〈...〉 anführte] Arnim bezieht sich auf die Beschreibung einiger See- und Landreisen nach Asien, Afrika und
Amerika. Vorzüglich von Holland und England nach Batavia, Madras, Bengalen, Japan und China, ingleichen vom Vorgebirge der guten Hoffnung durch die Kafferey und die Wüste Sahara nach Aegypten. Von einem gebohrnen Aegyptier Zacharias Taurinius. Mit einer Vorrede von Johann Jacob Ebert. 2 Bde. Leipzig 1799–1801 (Bd. I: Arnim-Bibl. Sign. B 788). In der Vorrede wird mitgeteilt, der Verfasser sei 1758 als Sohn eines koptischen Christen und Pelzhändlers namens Stirisch in Kairo geboren worden, habe mit seinem Vater 1764 Ägypten verlassen, sei über Riga nach Augsburg gereist und seit 1771 in Nürnberg Tuchhändler gewesen. Nach dem Übertritt zum lutherischen Glauben habe er den Namen Taurinius angenommen (den Arnim mit Treviranus ungenau wiedergibt) und eine Buchdruckerlehre in Nürnberg absolviert. Danach, also als Buchdruckergesell, sei er 1776 nach Ägypten gereist. Die Identität des angeblichen Taurinius konnte bisher nicht ermittelt werden. Zwei weitere Reisebeschreibungen des Verfassers erschienen unter anderen Pseudonymen: Unter dem Namen Joseph Schrödter See- und
Land-Reise nach Ost-Indien und Aegypten, auf die Berge Sinai und Horeb, nach Gaza, Rama, Damascus, Sydon, Tyrus, Jerusalem, Bethlehem, nach dem todten Meer usw. in den Jahren 1795–1799 (Leipzig 1438
Zu Nr. 830
Landreise in das Innere von Afrika, vom Vorgebirge der guten Hoffnung durch die Kaffarey, die Königreiche Mataman, Angola, Massi, Monoemugi, Muschako u. a. m.; ferner durch die Wüste Sahara und die nördliche Barbarey bis nach Marocco. In den Jahren 1781 bis 1797 (2 Bde., Leipzig 1801). Diesen Veröffentlichungen folgte noch die Lebensgeschichte und Beschreibung der Reisen durch Asien, Afrika und Amerika des Zacharias Taurinius, eines gebornen Aegypters. Nebst einer Vertheidigung gegen die wider ihn in verschiedenen Zeitungen gemachten Ausfälle, vorzüglich in Rücksicht der unter dem Nahmen Damberger von ihm herausgegebenen Landreise durch Afrika (2 Bde., Leipzig 1803). Zur zeitgenössischen Diskussion der fingierten pseudonymen Reiseberichte vgl. Über Taurinius’s, Schrödter’s und Damberger’s See- und Land-Reisen. In: Monatliche Correspondenz zur Beförderung der Erd- und HimmelsKunde. Hg. von Franz Xaver von Zach. Bd. III, Gotha 1801, S. 268–292. Eine 1800); unter dem Namen Christian Friedrich Damberger
weiterführende Untersuchung ist Desiderat (Schreiber 2015 unbefriedigend). 17–18 gelehrten Berliner Jüdin 〈...〉 die sich hier 〈...〉 umtreibt] Nicht identifiziert.
830.
An Bettina Brentano in Winkel(?) Heidelberg, 16. Juli 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 821. A: Nr. 834. H: FDH 7271. – 1 Bl. ca. 240 x 192 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Braune Flecke am oberen und unteren Rand. − WZ: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 247 v 1v auRr: 7271 Z. 15 Unruhe 〈...〉 ertödten, Z. 16 Feldherr, Z. 19–20 Ich weiß 〈...〉 Worte sind, Z. 26 Notiz von Goethe jeweils grün unterstr. Besonderheiten: Vmtl. nachgeschickt nach Schlangenbad. D1: Steig 1913, S. 180f. D2: Betz/Straub 1986, S. 282f. (Nr. A52). D3: DjBe Nr. 409.
Varianten 19–20
Ich weiß 〈...〉 sind]
nachträgl. udZ
1439
Zu Nr. 830
Erläuterungen 2–3 Von Savigny 〈...〉 Brief 〈...〉 nach Schlangenbad kommt] Vgl. Nr. 824,5–6 und Erl. 3 tref ich 〈...〉 mit Kreutzer] Vmtl. am 5. August. 18 daß du nie wieder nach Winkel möchtest] Vgl. Nr. 819,61–62. 19 daß Du mit Vergnügen hingehst] Vgl. Nr. 821,25–35. 27 Notiz von Göthe] Vgl. Nr. 821,1–17.
829./830.E An Bettina Brentano nach Frankfurt Heidelberg, 16. Juli 1808, Sonnabend DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 834. H: Vgl. AIV/II. – Ca. 1 S. Besonderheiten: Dem Exzerpt liegen beide Briefe Arnims vom 16. Juli zugrunde.
Erläuterungen Vgl. Nr. 829, 830.
831.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, 16./17. Juli 1808, Sonnabend/Sonntag
DV: H. B: Nr. 822, 825. A: −. H: FDH 7442. – 1 Dbl. ca. 228 x 188 mm; 1r–2v 31/4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Leicht fleckig. − WZ: Bekrönter Posthornschild, J HONIG &
ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 246 v 2v auRr: 7442. Datierung: Zufolge Bettinas Mitteilung Es ist auch (Z. 39). D1: Steig 1913, S. 179f.. D2: Betz/Straub 1986, S. 280–282 (Nr. B58). D3: DjBe Nr. 410.
1440
jezt wieder Mitternacht
Zu Nr. 832
Varianten 5 ich] aus 〈xxx〉 6 Serviere] Ser aus sich 9 Schwührigkeiten] S aus 〈x〉 14 deiner] dei aus der 19 den] n aus m 24 dich] ch aus r 24 so] s aus v 32 er] e aus d 36–37 Instrument] I aus i 37 wo] w aus d 38 gewesen] w aus s 52 draußen] n nachträgl. idZ 60 Freude] danach gestr. aber es
Erläuterungen 18 Dein Ahndungs System] Vgl. Nr. 825,58–59 und Erl. 27 langen Brief 〈...〉 an Goethe geschickt] Vom 16.–30. Juli (DjBe Nr. 412). 34–35 System der Naturansicht 〈...〉 Schlosser von Tieck 〈...〉 wissen] Friedrich Schlosser vmtl. während Tiecks Frankfurt-Aufenthalt Mitte September 1806. 37 schon in Frankfurth] Als Werner vor seinem Heidelberg-Aufenthalt in Frankfurt war. Vgl. Frau Rath an Goethe, 1. Juli 1808: Herr Werner ist hir –
Frau von Staell gebohrne Necker war hir. In dieser Jahres Zeit ist Frankfurth mit Frembten immer gepfropft voll (Köster 1904, Bd. II, S. 184).
832.
An Bettina Brentano nach Frankfurt Heidelberg, 17. oder 18. Juli 1808, Sonntag oder Montag
DV: H. B: Nr. 826, 827. A: −. H: FDH 7272. – 1 Bl. ca. 235 x 188 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: J HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 248 v 1r Z. 5 einen lecken Kahn rot unterstr., auRr: 7272. Besonderheiten: Von Frankfurt nach Schlangenbad nachgeschickt. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen; neben Stempel: etct. Datierung: Arnim schrieb umgehend nach Erhalt der beiden Briefe vom 14. und 14./15. Juli. Sie werden zwei/drei Tage unterwegs gewesen sein. D1: Steig 1913, S. 181; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 283f. (Nr. A53); datiert: Juli 1808. D3: DjBe Nr. 411.
1441
Zu Nr. 832
Erläuterungen 3 meiner drey Briefe] Nr. 822, 825, 829. 4 die Posten] Die Postboten. 5–7 Göthe einen lecken Kahn 〈...〉 Geschichte von der Ratte 〈...〉 gern erzählt] Vgl. Nr. 821,21–22 und Erl. Von einer Ratte ist in der Episode in Goethes Campagne in Frankreich nicht die Rede; die Geschichte wird er lediglich mündlich erzählt haben. Gesprächsberichte sind jedoch nicht überliefert. 14 das Heldenbuch] Von der als Heldenbuch bezeichneten Sammlung frühneuhochdeutscher Umarbeitungen mittelhochdeutscher Epen (erstmals um 1490, bis 1590 mehrfach gedruckt) hatte Brentano im Februar 1806 ein Exemplar für Arnim erworben (vgl. WAA XXXII, Nr. 424,131–132), vmtl. das in der Arnim-Bibliothek erhaltene: Heldenbuch/ darinn viel seltza=/mer Ge-
schichten vnd kurtzweili=/ge Historien/ von den grossen Helden vnd Rysen/ Wie/ sie so Ritterlichen vmb eines Königs Tochter gestritten ha=/ben/ Vnd wies jnen zu Wormbs im grossen vnd kleinen/ Rosengarten ergangen ist./ Jetzundt durchauß/ mit newen Figuren gezieret vnd in vier vnder=/ schiedliche Bücher abgetheilet/ deßgleichen zu=/vor nie Getruckt ist/[et]c. (Frankfurt/M. 1590; HAAB Sign. B 899). 14 Brantome] Vmtl. Pierre de Bourdeille de Brantoˆmes Me´moires (2 Bde., Leiden 1699; Arnim-Bibl. HAAB Sign. B 567). 15 das mythologische Wörterbuch] Vmtl. Paul Friedrich Achat Nitsch,
Neues Mythologisches Wörterbuch. Nach den neuesten Berichtigungen für studirende Jünglinge und angehende Künstler zusammengetragen (Leipzig 1793; Arnim-Bibl. HAAB Sign. B 288). Vgl. Arnim an Ludwig Emil Grimm, 15. Dezember 1808 (Nr. 940,32–34).
833.
Von Carl Hohnbaum nach Heidelberg Erlangen, 18. Juli 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 868. H: BJ/VS 88. – 1 Dbl. ca. 188 x 116 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Beilagen: Zwei Beiträge für die Zeitung für Einsiedler. Vgl. Z. 11–19 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Hohnbaum an L. A. von Arnim, auRl Varnhagen: Bettina. D1: Steig 1912b, S. 239.
1442
Zu Nr. 833
Varianten 22
zweiten]
über gestr.
dritten
Erläuterungen 12–15 beylege 〈...〉 die Zeugung 〈...〉 dem Morgenblatte geboten] Hohnbaums Einsendungen erschienen, weil sie zu spät kamen, nicht in der Zeitung für Einsiedler. Das Morgenblatt brachte zwar keine Beiträge von ihm, jedoch drei von seinem Vater Johann Christian Hohnbaum. (Vgl. Fischer 2000, S. 305.) Die Zeugung (Nach einer indischen Mythe) veröffentlichte Carl Hohnbaum 1816 als erstes Kapitel des Beitrags Molltöne, der in der von Friedrich de la Motte Fouque´, Caroline de la Motte Fouque´, Johann Christian Hohnbaum, Carl Hohnbaum u. a. herausgegebenen Hildburghausener Vierteljahrsschrift Für müßige Stunden, Bd. I, S. 109–124 erschien. Die weiteren Kapitel des Beitrags sind betitelt: 2) Finsterniß und Licht; Leid und Freude; 3) Des Kindes Wahl; 4) Die ersten Thränen. Eines dieser Kapitel wird der zweite Beitrag gewesen sein, den Hohnbaum Arnim schickte. (Vgl. Steig 1912b, S. 240f.) 20–24 Vor einigen Jahren 〈...〉 Brentano 〈...〉 Sammlung teutscher Volkslieder 〈...〉 keine Antwort.] Hohnbaum kannte Brentano vom Studium in Jena her, wo er am 31. Oktober 1798 immatrikuliert worden war. Zu Hohnbaums Besuch in Heidelberg ist nichts bekannt. Der Brief an Brentano ist vom 10. Juli 1807 (vgl. Stern 1911, S. 354). Da Brentano nicht auf Hohnbaums Volksliederangebot einging, veröffentlichte dieser das – auch im zweiten Band des Wunderhorns stehende – Lied Mutter, ach Mutter! es hungert mich! – in Seckendorfs Regensburger Musenalmanach auf das Jahr 1808. Seine Sammlung von Volksliedern übermittelte er Johann Gustav Gottlieb Büsching, der einige in seinen Wöchentlichen Nachrichten für Freunde der Geschichte, Kunst und Gelahrtheit des Mittelalters (Bde. 1–4, Breslau 1816–1819) publizierte (vgl. die Register der einzelnen Bände). 32–33 Görres 〈...〉 meiner noch erinnert.] Hohnbaum wird Görres während seines Heidelberg-Aufenthalts kennengelernt haben.
1443
Zu Nr. 834
834.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, vmtl. 19. Juli 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 830. A: Nr. 836. H: FDH 7443. – 1 Dbl. ca. 233 x 192 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Tintenfraß, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, übergeklebt, Oblatenrest. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 249 v. e 1v Z. 23 allen Schmerz 〈...〉 ertödtet hat grün unterstr. 2v auRr: 7443. Postzeichen: Stempel: R.1.SCHWALBACH; 2 Portozeichen. Datierung: Savigny, über den Bettina mitteilt, er sei ganz entzückt (Z. 5) von Schlangenbad, traf dort vmtl. am 19. Juli ein. Vgl. Savigny an Creuzer, Trages, 18. Juli: Heute gehe ich nach Frankfurt, Morgen nach Schlangenbad. (Stoll 1927, S. 334.) Bettina wird bald nach seiner Ankunft geschrieben haben. D1: Steig 1913, S. 181f.; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 284f. (Nr. B59); TD; datiert: Juli 1808. D3: DjBe Nr. 414.
Varianten 4 erquicken] en aus ung 5 davon] aus 〈xxx〉 davor gestr. 〈xxx〉 6 Zimmer] Z aus R 7 Stephanie] ph aus f 11 beklagt] k aus g 12 den] aus die 21 treiben] b aus p
Erläuterungen 10–11
Moriz soll 〈...〉 Briefen von ihr erhalten haben]
835.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, vmtl. 20. Juli 1808, Mittwoch
Nicht bekannt.
DV: H. B: −. A: Nr. 836, 840. H: FDH 7444. − 1 Bl. ca. 234 x 194 mm; 1r–1v 13/4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Tintenfraß, Ränder eingerissen und geklebt. Fremdeinträge: 1r aoRl: 250 v. 1v Z. 28 denn Du weist waß worte sind grün unterstr. 2v auRr: 7444.
1444
Zu Nr. 836
Datierung: Vgl. Nr. 834. D1: Steig 1913, S. 182f.; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 286f. (Nr. B60). D3: DjBe Nr. 415.
Varianten 8 ist] idZ 11 15 von] n aus m
zurückkamen] zurück aus an 14 Sterne] St aus ge 19 haben,] danach ca. 5 Wörter gestr. 26 bei] b aus
v Erläuterungen 1 Briefe von Jordis] Nicht bekannt. 6–23 Gestern 〈...〉 einen der herrlichsten Abende 〈...〉 nicht wenig beitrug] Weitgehend übereinstimmende Schilderung im Brief an Goethe von etwa 16.–30. Juli 1808 (DjBe Nr. 412). 12 die Prinzesse] Stephanie von Baden. 12–13 3 Waldhörner 〈...〉 Manheim] Die als Hornvirtuosen bekannten Gebrüder Ahl und der erste Hornist des Mannheimer Orchesters Johann Gottlieb Christian Dickhuth. Vgl. Carl Gottlieb Horstig, Die Gebrüder Ahl in Mannheim. In: Journal des Luxus und der Moden 22, 1807, Juli, S. 439–441.
836.
An Bettina Brentano nach Frankfurt Heidelberg, 23. Juli 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 834, 835. A: −. H: FDH 7273. – 1 Dbl. ca. 237 x 188 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – AuR braune Flecke. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 251 v 2v Z. 49 Stephania mit Blei unterstr. 2v auRr:
7273. Besonderheiten: Weiterbefördert nach Schlangenbad. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 183f. D2: Betz/Straub 1986, S. 287f. (Nr. A54). D3: DjBe Nr. 416.
1445
Zu Nr. 836
Varianten 11 sich] nachträgl. idZ 12 bewegt] we aus sor 14 doch] danach 18 bekomme. Das] aus bekomme, das 20 seinetwegen] gestr. mit erstes n aus t 27 er] aus da 38 bey Essen] aus beymischen
Erläuterungen 5–6 die Correctur] Der aktuellen Stücke der Zeitung für Einsiedler (Nr. 32–34 vom 20., 23. und 27 Juli). 8 die Einladung] Vgl. Nr. 824,40–41. 13 Ich bin ein alter Gelehrter] Creuzer war 37 Jahre alt. 16 daß die Brentanos alle da sind] Vgl. Savigny an Creuzer, 18. Juli 1808: In dem sehr kleinen Schlangenbad 〈...〉 muß es sehr leicht seyn, Je-
mand zu finden, besonders da die Brentano’sche Familie einen großen Theil des Einen Hauses occupirt. (Stoll 1927, S. 335.) 17–18 Aufenthalt in Marburg 〈...〉 her sind] Creuzer hatte in Marburg im April 1806 Savigny besucht, bei dem sich Bettina und ihre Schwester Meline aufhielten, wobei ihm Bettina, deren Freundschaft mit der Günderrode er mißbilligte, zutiefst unsympathisch war. Den Aufenthalt fand er nur in den wenigen Augenblicken hübsch 〈...〉, in welchen die vorlaute B abwesend war (an die Günderrode, 11. Mai; Preisendanz 1912, S. 266f.). 34–35 Lieder mit der Begleitung in Lala] Die Lieder wurden nicht mit Text, sondern auf die Tonsilbe la gesungen. 36–37 das Milchmädchen] Das Milchmädchen oder die beiden Jäger (Les deux chasseurs et la laitie`re, 1763), komische Operette von Egidio Romualdo Duni. 45 Balsaminen 〈...〉 röthlich] Die Rosenbalsaminen (Impatiens balsamina L.) haben dicht gefüllte, rosenähnliche Blüten. 49 die schöne Stephania] Stephanie von Baden. 52 beym Schloßgraben] In Kassel. 55–56 Feddinande] Vmtl. Anspielung auf eine Bekannte der Familie Brentano, über die Meline am 15. Juni 1806 an Savigny schrieb: Montag ganz früh
hatte ich die Ferdinante bestellt um einige Aufträge von der Webern, in der Stadt zu besorgen. Den Mittag ging die Tony in den kleinen Garten 〈...〉 Sie bat Ferdinante und mich mitzugehen (H: SPK/NS 104/3). Daß die Ferdinante nicht durch besondere Schönheit auffiel, läßt sich aus Melines Erstaunen über ihre Heirat schließen; an Savigny, 5. Oktober 1809: Als eine merkwürdige Nachricht muß ich Dir melden Daß die Ferdinante 1446
Zu Nr. 837
Braut ist, mit einem Apotheker aus Worms, der Wittmann ist und drey Kinder hat. (H: SPK/NS 104/25.) Arnims Schreibung Feddinande ironisiert möglicherweise einen Sprachfehler.
836.E An Bettina Brentano nach Frankfurt Heidelberg, 23. Juli 1808, Sonnabend DV: H. B: Vgl. Nr. 834, 835. H: Vgl. AIV/II. – 4 Z.
A: −.
Erläuterungen Vgl. Nr. 836.
837.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, vmtl. 25. Juli 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 840. H: FDH 7445. – 1 Bl. ca. 232 x 192 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 252 v. 2v auRr: 7545. Datierung: Creuzers Brief vom 23. Juli, den Savigny am 26. beantwortete, ist in Schlangenbad eingetroffen. Vgl. Z. 14–16 und Erl. D1: Steig 1913, S. 184f.; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 289f. (Nr. B61); datiert: Juli 1808. D4: DjBe Nr. 416.
Varianten 3 aussteigen] sste aus 〈xxx〉 aus se 26 erholst] l aus
3
kämst] aus kämmest
hl
1447
8
Mannel] M
Zu Nr. 837
Erläuterungen 5–6 den Savigny 〈...〉 zu begleiten] Nach Landshut. 8 Pfarrer Mannel] In Allendorf. 13 den Faust] Faust. Eine Tragödie, im Frühjahr 1808 erschienen (vgl. zu Nr. 552,15–17). 14–16 daß Kreuzer ihm geschrieben 〈...〉 Anlaß seyn?] Vgl. Creuzer an Savigny, 23. Juli 1808: Ich dachte Sie mit Ihrer Frau und Kindern allein
zu treffen; nun, Sie aber in so großer Gesellschaft sind, sehe ich, daß ich meine Absicht des ruhigen, menschlich- und wissenschaftlichen Zusammenseins auf etwa zwei Tage nicht erreichen könnte. (Dahlmann 1972, S. 253.) Savigny suchte jedoch in einem Brief vom 26. Juli (Stoll 1927, S. 335f.) Creuzers Bedenken zu zerstreuen, so daß dieser am 29. Juli (Dahlmann 1972, S. 254) mitteilte, er und Arnim würden am 4. August von Heidelberg abreisen und am 5. in Schlangenbad sein. So geschah es. 31–33 unsere Lisbeth 〈...〉 Meline 〈...〉 in solgen Fällen] Vgl. Meline Brentano an Savigny, 31. August 1808: Für Bettine hoffe ich ein rechtes vor-
trefliches Mädchen zu bekommen, die ich schon für mich genommen habe, und sie ihr nun abtreten will. 〈...〉 Glück zu; ich habe das Kammermädchen ganz fest für Bettine genommen, nun kann die Lisbeth nichts mehr machen. (H: SPK/NS 104/20.) 34 Prinzeß] Stephanie von Baden.
838.
Von Christian Friedrich Raßmann nach Heidelberg Münster, 26. Juli 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: −. H: BJ/VS 210. – 1 Dbl. ca. 196 x 165 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – 2v roter Siegelrest. − WZ: PRO PATRIA. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Friedrich Raßmann an L. A. von Arnim, auRl Varnhagen: Bettina., aoRm Stempel: STAATSBIBLIOTHEK
BERLIN. Postzeichen: 2 Portozeichen. D1: Weiss 1986, S. 173 (Nr. 52).
1448
Zu Nr. 840
Erläuterungen 4–5 Mitarbeiter 〈...〉 Zeitschriften] Der außerordentlich produktive Raßmann hatte die Neuen Anzeigen vom Nützlichen, Angenehmen und Schönen (Halberstadt 1803/04), die Allgemeine Zeitung der Merkwürdigkeiten (ebd. 1803/04) sowie den in Münster erscheinenden Merkur oder
Neue Anzeigen vom Nützlichen, Angenehmen und Schönen (1805–1806) redigiert und war Mitarbeiter weiterer Zeitschriften und Almanache. Vgl.: Goedeke 1884–1998, Bd. IX, S. 352–361; ebd., Bd. XI/1, S. 373 (Nachtrag: Beiträge in Zeitschriften und Almanachen). 10 Entschluß zu eröffnen] Eine Antwort Arnims ist nicht bekannt. Da die Zeitung für Einsiedler zu Ende ging, konnte sie nur negativ ausgefallen sein.
839.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, 27. Juli 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7446. – 1 Bl. ca. 228 x 188 mm; 1r ½ beschr. S.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 253 v. 1v auRr: 7446. Postzeichen: Stempel: R.1.SCHWALBACH; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 185. D2: Betz/Straub 1986, S. 290 (Nr. B62). D3: DjBe Nr. 418.
Varianten 5
so]
840.
danach gestr.
geh ich
7
ich dich]
üdZ
An Bettina Brentano in Schlangenbad Heidelberg, 27. und 28. Juli 1808, Mittwoch und Donnerstag
DV: H. B: Nr. 835, 837. A: Nr. 842. H: FDH 7274. – 1 Dbl. ca. 236 x 188 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegel-
1449
Zu Nr. 840
aufriß, überklebt, roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, J HONIG &
ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 254 v 2v auRr: 7274. Beilagen: Nr. 842. D1: Steig 1913, S. 185f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23 (Inhaltsangabe). D3: Betz/Straub 1986, S. 291f. (Nr. A55). D4: DjBe Nr. 419.
Varianten 9
als] aus wenn 23 um] aus und 27 so] aus wie 28 Dir] D aus 28 als] a aus s 32 dem] m aus n 33 mit] m aus d 35 von] aus 〈xx〉 m
Erläuterungen 12–14 daß in einem dicken Buche 〈...〉 der arme Görres entgelten muß] Gemeint ist die anonym erschienene Satire Comoedia divina. Mit drei Vorreden von Peter Hammer, Jean Paul und dem Herausgeber, o.O. [Heidelberg] 1808, die allerdings nicht umfangreich war (150 S.). Sie ist hauptsächlich gegen die Zeitung für Einsiedler gerichtet, bezieht aber einen Großteil der sonstigen aktuellen Romantik ein und nimmt insbesondere Görres, den herausragenden polemischen Gegner, ins Visier. Die Zeitung für Einsiedler war primär Objekt der Satire, Görres primär Subjekt – insofern ist Arnims Auffassung nachvollziehbar, alles, was e r gemacht habe, habe der arme Görres entgelten müssen. Aber auch Arnim wird, wenngleich vermittelter als Görres, nicht verschont, wie aus einem Resümee des Inhalts ersichtlich ist. Einem Einleitungsgedicht (Die Weihe) folgen drei Vorreden, von denen zwei Zitate sind (aus Görres’ Schriftproben von Peter Hammer und von Jean Paul) und die dritte einem fingierten Herausgeber (W. G. H. Gotthardt in Basel) zugeschrieben wird. Dem schließt sich eine Erklärung eines nicht vorhandenen Titelkupfers an (im Unterschied zu Publikationen mit Titelkupfern ohne Erklärung), danach folgt der erste Hauptteil, Die Leipziger Messe. Jupiter und Merkur besuchen die Buchmesse, auf der sie dem prototypischen Schriftsteller Novalis Octavianus Hornwunder begegnen, der seine Produkte mit romantisierenden Titeln anpreist, eine Zeitung für Bettler (Schreiber 1907, S. 34) ankündigt und von Jupiter in eine Gans verwandelt wird, die von einem in einen Fuchs verwandelten Buchhändler erwürgt wird. Im zweiten Hauptteil, Der
1450
Zu Nr. 840
Sündenfall, befinden sich Jupiter und Merkur unter den Zuschauern eines Theaters, dessen Bühne das Paradies vorstellt. Adam erschafft sich seine Eva und begeht mit ihr den Sündenfall, der in früh- und trivialromantischen sowie Görres’schen Floskeln als Koitus geschildert wird. Der Cherub, der sie aus dem Paradies vertreibt, erteilt ihnen die Lehre: Viel zu spät kommt euer Bekehren, / Narren muß man mit Kolben lehren. (Ebd., S. 61.) So bleibt ihnen das himmlische Leben verschlossen, von dem zuvor ein Engel berichtet hatte: Ein Stück Ewigkeit ist bald verschwunden; / Wir singen zusammen einen Chor, / Und lesen in den Abendstunden / Dem Gott Vater die Zeitung für Einsiedler vor. (Ebd., S. 52.) In einem Nachspiel zum Sündenfall steigt ein Egidio in Lauras Zimmer, worin er unter dem Einfluß des als Einsiedler erscheinenden Teufels verweilt, und dann ziehen beide mit Hanswurst nach Indien. Schließlich folgen im dritten Hauptteil, Des Dichters Küchengarten, Gedichte in romantischer Manier, vor allem Sonette. Parodiert wird hauptsächlich Der freye Dichtergarten, Arnims Eröffnungsgedicht in der Zeitung für Einsiedler. Der seit Tiecks Prinz Zerbino (1799) Dichtern der Weltliteratur vorbehaltene Garten der Poesie ist zum Küchengarten mit geringen, jedoch romantisierten Gewächsen und Stimmungen verkommen: Kohl und Erbsen grüßen; 〈...〉 / Knoblauch, Rettich, alles will entsprießen.
// Geheimnißvoll umarmen sich die Reben, / Und ihre Thränlein deuten Lieb und Lust, / Des Feldes Düfte lieblich musiciren: // Ein jedes Leben strebet in das Leben / Zum Wunderklang wird jeder Hauch der Brust, / Und jeder Klang zum Tempel will gefrieren. (Ebd., S. 75.) Das ironisch-parodistische Fazit der Comoedia divina lautet, die romantische Poesie sei eine inhaltsentleerte und belanglose Dichtung der Austauschbarkeit, nur scheinbar dem Leben zugewandt, letztlich eine Poesie des Todes: Man kann nämlich die göttlichen Lieder unsrer irdischen Sänger
nach jeder Richtung lesen, auch damit anfangen und aufhören, wie man will, und man hat immer ein ganzes organisch vollendetes Werk. Bei den alten Mahlern kommen dergleichen genialische Kunststücke auch schon vor. In Merians Todtentanz ist ein Blatt, welches das Bildniß eines stattlichen Romantikers vorstellt, mit einem Knebelbart und seiner schönen Halskrause, kehrt man das Bild um, so ists ein fletschender Todtenkopf, der seine Beschauer angrinzt, wie der Berichterstatter im Einsiedler. (Ebd., S. 101.) Daß die Comoedia divina nur einen – und nicht mehrere – Verfasser hatte, legt eine Korrespondenz-Nachricht aus Heidelberg nahe, die im Morgenblatt am 21. Dezember 1808 (Nr. 305) erschien und von einem weitgehend normalisierten und romantikfreien literarischen Leben in der Neckarstadt berichtet.
1451
Zu Nr. 840
Besonders intensiv informierte der Korrespondent über seinen Umgang mit dem Autor der Comoedia divina, einem der achtbarsten Gelehrten und edeln Dichter, mit dem der Berichterstatter sehr frohe Stunden verbracht habe. Verfasser des anonym erschienenen Berichts war der in Heidelberg ansässige, zur Voß-Partei gehörende Salomo(n) Michaelis (vgl.: zu Nr. 672,12–17; zu Nr. 775,6–9; zu Nr. 910,6–7), also eine zwar verdeckte, doch sichere Quelle. Fünf Monate später, am 29. Mai 1809 (Nr. 106), teilte der Berliner Freimüthige den Namen mit: S c h r e i b e r wird als Verfasser der C o m e d i a d i v i n a angesehen. Vgl. zu dessen Verfasserschaft: Schneider 1914, S. 57f.; Schlechter 2011, S. 169–177. 15 genöthigt 〈...〉 mich öffentlich zu nennen] Das geschah im Titel der ersten Beylage zur Zeitung für Einsiedler: Geschichte des Herrn Sonet
und des Fräuleins Sonete, des Herrn Ottav und des Fräulein Terzine. Eine Romanze in 90 + 3 Soneten. Von Ludwig Achim von Arnim. Diese Beilage parodiert Voß’ Besprechung (Jenaische Allgemeine Literaturzeitung, Nr. 128–131 vom 1.–4. Juni 1808) der in drei Auflagen 1789, 1796 und 1803 erschienenen Sonette Gottfried August Bürgers und polemisiert vor allem gegen die Comoedia divina. (Neudruck der Voß’schen Besprechung Fambach 1963, S. 225–252, der Beylage zur Zeitung für Einsiedler ebd., S. 267–312 sowie WAA VI, S. 463–531.) 16 Tieck 〈...〉 hier seyn] Ludwig Tieck ging im August 1808 nicht nach Heidelberg, sondern nach Wien. 24–25 Kreuzer 〈...〉 am Mittag fortwill] Vgl. jedoch zu Nr. 837,14–16. 26 von Pontius zu Pilatus] Redensart für unsinnige, vergebliche Wege. Sie hat ihren Urspung darin, daß der römische Statthalter Pontius Pilatus den angeklagten Jesus zu Herodes Antipas schickte, der über ihn richten sollte, woraufhin dieser ihn wieder zurück zu Pilatus wies. (Lk 23,1–12.) 32–33 wie Jakob 〈...〉 gerungen mit Gott] 1. Mo 32,23–30. 36 meinen unterdeß abgesendeten Brief] Nr. 836.
841.
An Friedrich Carl von Savigny in Schlangenbad Heidelberg, 28. Juli 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: SPK/NS 2/2. – 1 Bl. ca. 239 x 190 mm; 1r 3/4 beschr. S.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – AuR Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, 1v roter Siegelrest. − WZ: HONIG.
1452
Zu Nr. 842
Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: [28.7.1808?], daneben: 13 1v Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: Beilage zu Nr. 840. Datierung: Arnim muß aufgrund der inhaltlichen Konvergenz den Brief am selben Tag geschrieben haben wie den zweiten Teil seines Briefes an Bettina vom 27./28. Juli. Vgl. zu Nr. 840,22–29. D1: Härtl 1982, S. 39 (Nr. 14).
Varianten 5 unberücksichtiget,] danach gestr. gestr. Wunderho
ich meine
9
zur] r aus m
danach
Erläuterungen 1–4 schnelle Abreise Kreuzers 〈...〉 allein 〈...〉 hinrädern lasse] Vgl. jedoch zu Nr. 837,14–16. 8 Wunderhorn 〈...〉 drey Bände geworden] Die lange Zeit einbändig geplante Fortsetzung des im Oktober 1805 erschienenen ersten WunderhornBandes mußte wegen der Materialfülle schließlich in zwei Bände aufgeteilt werden, die im letzten Septemberdrittel 1808 erschienen. 8 das Register] Vgl. Nr. 844,16–17. 9 Beylage 〈...〉 90 + 3 Soneten bestehend] Vgl. zu Nr. 840,15.
842.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Schlangenbad, 1. August 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 840. A: −. H: FDH 7447. – 1 Bl. ca. 234 x 193 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – AuR fleckig und beschädigt, überklebt. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 255 v. 1v aoRl: 255, auRr: 7447. D1: Steig 1913, S. 186f. D2: Betz/Straub 1986, S. 292f. (Nr. B63). D3: DjBe Nr. 420.
1453
Zu Nr. 842
Varianten
Pläzze] Schluß-n gestr. 11 Wasserpfüze] pf aus 〈xx〉 19–20 ver22 kommen,] danach gestr. 〈xxx〉 mittelst eines Sprachrohrs] üdZ 33 viel] danach gestr. 〈xxx〉 35 den] über gestr. seinen 8
Erläuterungen 4 Prefeckt von Mainz] Jeanbon Saint Andre´. 5 Grimm 〈...〉 daß sie garstig sey] Vgl. Nr. 836,49–50. 7 Rauhenthal] Höchstgelegener Weinbauort im Rheingau. 19 auf dem mitten Rhein] Vgl. zu Nr. 729,16. 25 Malborough] Marlborough zieht aus zum Kriege, wer weiß, wann er zurückkehrt. Spottlied auf den angeblichen Tod des englischen Feldherrn und Staatsmannes John Churchill, Herzog von Marlborough, bei Malplaquet (1709). Der Refrain wurde sprichwörtlich für Überlästiges, in der deutschen Literatur vor allem durch Goethes zweite Römische Elegie; auch in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde (BvA/WuB II, S. 114). 38 An Goethe 〈...〉 langen Brief abgeschickt.] Vgl. DjBe Nr. 412.
843.
Von Juliane von Krüdener nach Heidelberg Karlsruhe, 2. August 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. *791. A: −. H: BJ/VS 103. – 1 Dbl. ca. 195 x 122 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x quer gefaltet. − WZ: Nicht identifiziert. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: an L. A. von Arnim., darunter andere H: von Frau v. Krüdner, darunter Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN, auRl Varnhagen: Bettina. D1: Burger 1927, S. 364f.
Varianten 18
bey Hofrath Jung.] üdZ 35 die] danach schen] üdZ eing. 36 zu] über gestr. auf den tritt 37 wenden] über gestr. wendeten 1454
gestr. über 36 Men36 treten] über gestr.
Zu Nr. 844
Erläuterungen 18–21 Haben sie Werner gesehen 〈...〉 Schweitz 〈...〉 nach Carlsruhe] Zacharias Werner, mit dem Arnim in Heidelberg bekannt geworden war (vgl.: Nr. 822,12–13 und Erl.; Nr. 825,27–56), fuhr am 12. Juli weiter nach Karlsruhe, von wo Juliane von Krüdener verreist gewesen sein wird, traf am 27. Juli in Zürich ein, reiste von dort zwei Monate großenteils zu Fuß durch die Schweiz bis nach Mailand und Genua und wieder zurück nach Zürich. (Vgl. seinen Reisebericht an Goethe, 24. September 1808; Schüddekopf/Walzel 1899, S. 14–24.) Der Brief an Juliane von Krüdener ist nicht bekannt. 21–23 meine Othilde 〈...〉 bekomen] Das geplante Werk wurde nicht vollendet. Vgl. zu Nr. 669,42–43. 23 ein gewißer Man] Napoleon. 31 Himels∧tochter] Vmtl. Anspielung auf Str. 17 von Schillers Lied von der Glocke: Heil’ge Ordnung, segenreiche / Himmelstochter 〈...〉. 41–42 ich bin der Weg 〈...〉 als durch mich] Jh 14,6.
844.
An Clemens Brentano in Kassel bzw. Heidelberg Schlangenbad, etwa 10. August 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 852. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 311r–312v. – 1 Dbl. ca. 232 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß; rote Siegelreste. − WZ: FHF. Beilagen: Briefe an Brentano. Vgl. Z. 8–12 und Erl. Fremdeinträge: 1r aoRl: 554, aoRr: 15. August 1808 311 2r aoRr: 312. Besonderheiten: Von Kassel nach Heidelberg nachgeschickt, wo Brentano am 14. August eintraf, um Arnim bei den Wunderhorn-Korrekturen zu helfen. – Kat. Rother 1989, Nr. 111. – BJ/VS 8 Teilabschrift Varnhagens (ab Z. 9 auf
Grimm’s Geheis). Datierung: Der Poststempel stammt, wie bereits Steig (1913, S. 187) feststellte, aus Kassel zwecks Weiterverschickung, nicht aus Schlangenbad. Der gegen Briefschluß erwähnte Sonnabend, an dem das Schlangenbader Freudenleben ende, war demnach der 13. August, und Arnim wird seinen Brief etwa drei Tage vorher, um den 10., geschrieben haben. Postzeichen: 2v auR Stempel: 15 AOUT 1808, Cassel durchgestr., darunter in Westphalen, darüber J. Grimm: Heidelberg; über der Adresse unleserlicher Stempel; Portozeichen.
1455
Zu Nr. 844
D1: Steig 1894, S. 255; TD; datiert: 15. August 1808. D2: Kat. Henrici 149, S. 73f., Nr. 14 (kurzer Auszug); datiert: 15. August 1808. D3: Schultz 1998, S. 537f. (Nr. 125); datiert: vor dem 15. August 1808.
Varianten 5 Baden] d aus t 9 Dir] D aus d 13 ein] am Schluß gestr. 18 wo] aus z 21 als] aus das danach gestr. mir 31 wäre] r aus 36 müssen] ss aus Schluß-s
e h
Erläuterungen 9 Grimms] Ludwig Emil Grimm in Heidelberg. 11–12 Wunsch der Schubert] Der Brief Henriette Schubarts an Brentano ist nicht bekannt. 12–14 Wagners Projekt 〈...〉 merkwürdig] In Johann Ernst Wagners Reisen aus der Fremde in die Heimath (1. Bd. Hildburghausen 1808) als Beilage das Projekt, eine allgemeine deutsche Kunstschule zu gründen, an der 51 Städte von Riga bis Zürich beteiligt sein sollten, und dadurch zur kulturellen Einigung Deutschlands beizutragen. (Vgl.: Mosengeil 1828, Bd. I, S. 85–88; Steig 1897, S. 206–208.) Jean Paul empfahl diesen Plan bereits vor der Veröffentlichung in der Levana; Karl August Böttiger unterstützte ihn in der Leipziger Zeitung für die elegante Welt Nr. 77 vom 13. Mai 1808, Sp. 612–614 mit dem Beitrag Ernst Wagners Kunstplan; Arnim hob ihn mit Einwänden in seiner 1809 in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur (2. Jg., 5. Abt., 1. Bd., 4. H., S. 169–179) erschienenen Rezension von drei Romanen Wagners – außer dem genannten noch Die reisenden Maler (Leipzig 1807) und Wilibalds Ansichten des Lebens (2. Aufl. Meinigen-Hildburghausen 1808) – hervor (vgl.: Arnim/W VI, S. 266–276; WAA XXV). 15 Der dritte Theil 〈...〉 bis zu den Kinderliedern fertig] Vgl. zu Nr. 608,19–23 und 50–53. 18 Abend Deiner Abreise] 26. Juni in Heidelberg. 19–20 Prestelschen 〈...〉 Zeichnungssammlung 〈...〉 bey Hüschen erstanden] Brentano, der unter der Hand vergeblich versucht hatte, den Dürer-Bestand der Hüsgenschen Sammlung zu ersteigern (vgl. zu Nr. 779,14), gelang es, deren Prestel-Bestand insgeheim zu erwerben: von Johann Gottlieb Prestel und dessen Frau Maria Catharina nach Handzeichnungen berühmter Meister angefertigte Kupferstiche, die Hüsgen 1785 im Selbstverlag angeboten hatte. Vgl. Kölsch 2007, S. 18–21.
1456
Zu Nr. 845
29–30 dein heimliches Liederausmerzen] Brentanos Umgang mit der von Arnim für das Wunderhorn vorgesehenen Version des Liedes vom heiligen Meinrad. Vgl. zu Nr. 683,49. 33–34 Sonnabend endet 〈...〉 Freudenleben hier.] Am 13. August fuhr die Badegesellschaft nach Winkel, wo sie bis mindestens 15. August blieb (vgl. Nr. *847). Danach folgte eine Rheinreise bis Köln, während der Arnim in Koblenz Adam Joseph und Christine de Lassaulx, Görres’ Schwiegermutter, besuchte. (Vgl. Görres an Katharina de Lassaulx, 28. August 1808; Görres 1858, S. 508.)
845.
Von August Wilhelm Schlegel nach Heidelberg Coppet, 12. August 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: Nr. 869. H: BJ/VS 227. – 1 Dbl. ca. 198 x 120 mm; 1r–2r 21/4 beschr. S.; 1x quer gefaltet. Beilagen: Beiträge für die Zeitung für Einsiedler (vgl. Erl.); Brief A. W. Schlegels an Zimmer vom 12. August 1808 (Jenisch 1922, S. 22f.) mit dem Angebot, seine Wiener Vorlesungen und Sophie Bernhardis Flore und Blanscheflur in Verlag zu nehmen. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Aug. Wilhelm Schlegel an L. Achim von Arnim., auRl Varnhagen: Bettina von Arnim. 2v aoRm Stempel:
STAATSBIBLIOTHEK BERLIN. D1: Körner 1930, Bd. I, S. 218f. (Nr. 162).
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen Körner 1930, Bd. II, S. 97f. 2 mein Versprechen zu halten] Abgegeben am 28. Juli in Heidelberg, Reisestation Madame de Stae¨ls mit ihren Begleitern Sismondi und A. W. Schlegel (vgl. zu Nr. 815,51–53). 4 Gedicht] Tells Kapelle bey Küßnacht, erschienen in Zeitung für Einsiedler Nr. 36 vom 27. August. 5–13 Probe von 〈...〉 Madame Bernhardi 〈...〉 Erscheinung 〈...〉 verzögern möchte.] Von Sophie Bernhardis Flore und Blanscheflur, der Bearbeitung eines um 1220 entstandenen mhd. Versromans von Konrad Fleck, von A. W. Schlegel im beiliegenden Brief Zimmer zum Verlag angeboten. Die Probe erschien nicht in der Zeitung für Einsiedler, die gesamte Bearbeitung erst 1822, hg. und mit einer Vorrede von A. W. Schlegel.
1457
Zu Nr. 845
7 Bruders] Ludwig Tieck. 15–16 Umrisse von meinen Reisen 〈...〉 im Prometheus] A. W. Schlegel plante unter dem Titel Umrisse, auf Reisen entworfen Darstellungen von seinen Reisen durch Italien, Frankreich und die Schweiz teils in Prosa, teils in Gedichten. Davon kamen nur Umrisse, entworfen auf einer Reise durch die Schweiz zustande, die 1808 im Wiener Prometheus (Die deutschen Mundarten sowie Montbart) und auf 1812 in dem Schweizer Almanach Alpenrosen erschienen. 18–21 zweyten Theil des Wunderhornes 〈...〉 28 Bogen 〈...〉 Inhaltsverzeichniß] Demnach war am 28. Juni 1808, als Madame de Stae¨l und A. W. Schlegel Arnim in Heidelberg trafen, der gesamte zweite Wunderhorn-Band gedruckt, und Arnim hatte ihnen den vollständigen Textteil dieses Bandes mitgegeben. Er umfaßt außer 4 Blatt Titel 448 Seiten, die 28 Bogen entsprechen. Inhaltsverzeichnis und Register der Liedanfänge für den zweiten und dritten Band erschienen zusammen im dritten. Die Aufteilung in zwei Bände muß damals ebenfalls bereits erfolgt sein. 25 Seine Aufsätze in der Einsiedler-Zeitung] Bis Ende Juli: Der gehörnte Siegfried und die Nibelungen (Nr. 5 vom 14. April, Nr. 8 vom 26. April, Nr. 12 vom 11. Mai, Nr. 21 vom 11. Juni), Correspondenznachrichten aus Bädern und Brunnenorten (Nr. 9 vom 30. April), Die smaragdene Tafel des Hermes Trismegistus (Nr. 19 vom 4. Juni). 26 über die 〈...〉 Volksbücher] Vgl. zu Nr. 588,9–23 und Erl. 33 Frau von Stael 〈...〉 abwesend] Sie besuchte das Schweizer Nationalfest in Interlaken. 42 Die versprochnen Kühreihen] A. W. Schlegel besaß Acht SchweizerKühreihen mit Musik und Text (Bern 1805, 19+4 S.), wie sein handschriftlicher Bücherkatalog von 1811 ausweist; als Unikum im Deutschen Volksliedarchiv Freiburg i. Br. überliefert. Arnim scheint den Druck nicht erhalten zu haben.
*846. An Clemens Brentano in Heidelberg Nachschrift zu einem Brief Savignys an Brentano Winkel, 15. August 1808, Montag B: −. A: −. Datierung: Aufgrund der Erwähnung des Datums im Belegbrief.
1458
Zu Nr. 847
847.
Von Henriette Schubart nach Heidelberg Jena, 16. August 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. *828. A: −. H: BJ/VS 231. – Format: 1 Dbl. ca. 188 x 114 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; vmtl 1x längs, 1x quer gefaltet. – Verknittert, fleckig. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Henriette Schubert an L. A. von Arnim., darunter Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN, auRl Varnhagen:
Bettina. D1: Weiss 1986, S. 174f. (Nr. 53).
Varianten 5
Vorschläge] am Schluß gestr. n 38 Unternehmen] über gestr. Ge38 haben] aus nehmen 44 oder] üdZ eing. 53 zieh] schäft danach gestr. den 56 stimmt] st aus m 58 mir] danach gestr. 〈xx〉 64 gesehn,] danach gestr. habe Erläuterungen 2 der an Brentano] Vgl. Nr. 844,11–12 und Erl. 5 Was Sie 〈...〉 äußern] Im nicht bekannten Bezugsbrief. 28 Sophie] Sophie Brentano, gesch. Mereau; Schwester Henriette Schubarts. 31–32 bearbeitete ich 〈...〉 eine Revision 〈...〉 des Gibbon] Henriette Schubart wird die 1790 in London bei A. Strahan und T. Cadell erschienene zweibändige Ausgabe Mr. Gibbon’s History of the decline and fall of the Roman Empire von Edward Gibbons voluminösem Standardwerk bearbeitet haben für die 1807 im selben Verlag erschienene zweite Auflage An Abridg-
ment of Mr. Gibbon’s History of the decline and fall of the Roman Empire. The second Edition. 33–34 Dramatische Übersetzungen 〈...〉 Lustspiel von Shakspear 〈...〉 Cato von Addison] Die Übersetzungen von Shakespeare und Joseph Addisons Cato (1713) sind nicht bekannt. 34 S.] A. W. Schlegel. 48–51 Ihre Stimme 〈...〉 von Sophien] Arnim hatte Henriette Schubart Mitte Dezember 1805, auf der Rückreise von Heidelberg nach Berlin, in Jena kennengelernt. Vgl. seinen Brief an Brentano vom 16., 17. und 20. Dezember 1805 (WAA XXXII, Nr. 404,15 und Erl.).
1459
Zu Nr. 847
52 56 62
B.] Brentano. was er mir 〈...〉 schreibt] Der Brief ist nicht bekannt. schottischen Balladen] Vgl. Nr. 781,3–4 und Erl.
*848. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, letztes Drittel August–erstes Drittel September 1808 B: −. A: Nr. 860. Datierung: Arnim scheint den Brief, seiner Antwort zufolge, nach demjenigen der Großmutter vom 21. August (Nr. 849) erhalten zu haben, und da die Post zwischen Berlin und Heidelberg etwa zehn Tage unterwegs war und Arnim am 19. September antwortete, wird der Bruder im letzten Drittel August oder ersten Drittel September geschrieben haben.
849.
Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 21. August 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. *769, *823. A: Nr. *861. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 226 x 187 mm; 1r–2v 31/4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – Leicht fleckig und verknittert, alR eingerissen, Tintenfraß. − WZ: VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 38, aoRr: 135, auRl: 45 2r aoRr: 137, auRl: 46. D1: Riley 1978, S. 181f. (Nr. 47).
Varianten 3 zwei] üdZ eing. 19 NB auch bei mir] üdZ eing. 21 Uhr] üdZ 23 Scheiben,] danach gestr. 〈xxx〉 31 In] nachträgl. arR I aus i eing. 31 ist] über gestr. haben 40 noch] no aus in 42 Euch] üdZ eing 42 gerne] üdZ eing. 43 aber] alR 53 Angelegenheiten] A aus a 62 mit] über gestr. in
1460
Zu Nr. 850
Erläuterungen 5–6
Zernickow 〈...〉 Einquartirung im Lager bei Ruppin eingerückt
war] Die auf dem Gut Zernikow und den dazugehörigen Dörfern einquartierten französischen Soldaten (vgl. Nr. 613,26–33) wurden mit den übrigen in der Mark Brandenburg stationierten in einem zentralen Lager in der Nähe von Ruppin (heute Neuruppin) zusammengezogen (vgl. Nr. 804,3–4 und Erl.). 10 Woltersdorff] Ca. 5 km südlich von Zernikow. 30 meine Einquartirung 〈...〉 im Hause] In Caroline von Labes’ Berliner Haus Quarre´ (ab 1814 Pariser Platz) Nr. 4. Vgl. Nr. 613,33–38 und Erl. 32 mein Haus] Das Gutshaus in Zernikow. 45 petite poire pour la fois] eine kleine Birne für die Not. 52–53 Dein Bruder 〈...〉 geantwortet] Nr. *816.
850.
Von Johann Gustav Gottlieb Büsching über Aarau nach Heidelberg Berlin, 22. August 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 871. H: BJ/VS 40. – 1 Bl. ca. 230 x 194 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Verknittert, Ränder eingerissen, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest. − WZ: Posthorn am Band. Besonderheiten: Büsching hatte den Brief an Heinrich Zschokke in Aarau mit der Bitte geschickt, ihn samt Beilage an Arnim weiterzuschicken, falls diese nicht für Zschokkes Miscellen für die neueste Weltkunde infrage komme, und Zschokke entsprach dem Wunsch Büschings und schickte dessen Brief nebst Beilage mit Brief vom 9. September (Nr. 857) an Arnim. Beilagen: Vgl. zu Z. 1–2. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Dr. Büsching an L. A. von Arnim., aoRr: 1808., auRl Varnhagen: Bettina. 1v alR: STAATSBIBLIIOTHEK
BERLIN. D1: Weiss 1986, S. 175f. (Nr. 54).
Erläuterungen 1–2 Die Anlage 〈...〉 für Ihren Einsiedler] Fragmente der mhd. Geschichte von Barlaam und Josaphat, wie sich aus Zschokkes Brief an Arnim vom 9. September (Nr. 857) ergibt. Für die Zeitung für Einsiedler, deren letzte reguläre Nummer am 30. August erschien, kam die Sendung zu spät.
1461
Zu Nr. 850
6 7
Sammlung Altdeutscher Gedichte] Vgl. Nr. 780,35–38 und Erl. Anzeige 〈...〉 Einsiedler] Nicht erschienen aufgrund der Beendigung der Zeitung für Einsiedler. 7–8 Warum verzögert sich 〈...〉 so?] Das Erscheinen des zweiten und dritten Wunderhorn-Bandes verzögerte sich wegen Überlastung der Druckerei mit anderen Aufträgen, aber auch aufgrund der von Arnim zu bewältigenden Materialfülle. Die in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur für die Michaelismesse 1808 angekündigte Publikation Alte deutsche Bühne unterblieb zunächst, weil er anders disponierte (vgl. zu Nr. 728,27–28).
851.
An Bettina Brentano in Frankfurt Heidelberg, 28. und 29. August 1808, Sonntag und Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 854. H: FDH 7275; Ku FDH 7273. – 1 Dbl. ca. 214 x 172 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 92 x 116 mm. − WZ: Bekrönter Lilienschild, RH. Fremdeinträge: 1r aoRl: 256 v, aoRr Steig: [28. August], Z. 14 grazios grün unterstr., Z. 31 Görres mit Blei unterstr. 2r Z. 36 neben Montags Steig: 29. Aug 2v auRr: 7275. Datierung: Nach der Rückkehr der Rheinreisegesellschaft nach Frankfurt war Arnim am 27. August von dort nach Heidelberg weitergefahren, wo er am 28. morgens ankam, sogleich an Bettina zu schreiben begann und den Brief am nächsten Tag beendete. D1: Steig 1913, S. 188f.; TD. D2: Betz/Straub 1986, S. 294f. (Nr. A56); TD. D3: DjBe Nr. 422.
Varianten 11 zeigen] z aus n 14 bey] aus an 23 Hin] H aus m 28 Tackt war] w aus Schluß-s von Tackt 28 gestr. mit
27 in] über Dies] Di aus
Je Erläuterungen 5–9 daß ich Clemens verfehlt habe 〈...〉 wieder bei Dir.] Brentano war am 26. abends von Heidelberg über Frankfurt nach Trages gefahren, um dort
1462
Zu Nr. 851
mit Savigny seine Eheproblematik zu beraten. – Zu den anschließenden Reisen: Am 29. holte Bettina den Bruder von Trages ab und fuhr mit ihm nach Frankfurt zurück, von wo er über Marburg nach Allendorf weiterreiste, um seine Frau Auguste zu holen, mit der er nach Trages zurückkehrte. Sie besuchte ihren Stiefvater Flavigny zu einem Gespräch in Frankfurt und kam wieder nach Trages, von wo man nach Aschaffenburg fuhr. Dorthin reisten von Frankfurt Savigny mit Frau Kunigunde, Tochter Bettina und Söhnchen Franz sowie Bettina Brentano an, während Arnim von Heidelberg kam. Am 17. September morgens brachen Savignys, Brentano und Auguste sowie Bettina in zwei Reisewagen nach Landshut auf; Arnim kehrte mit dem Philosophieprofessor Karl Joseph Hieronymus Windischmann nach Heidelberg zurück. 14 grazios] it. grazioso: reizend. 22 Merianischen Kupfer stichs] Aus Matthäus Merians d. Ä. sechzehnbändiger Topographia Germaniae (1642–1654) mit zahlreichen Kupferstichen von Orten und Landschaften. 26 Quetschenkuchen] Quetschen: Zwetsch(k)en. 31 Wahrscheinlich nimmt er die beyden Stückfaß Wein an] Geht er auf ein Angebot von Augustes Stiefvater Flavigny ein, sich mit ihr zu versöhnen und in Frankfurt dessen Wohnung samt Wein zu übernehmen. (Vgl. Nr. 852,6–8.) Stückfaß: Altes Weinmaß, entspricht einem Faßinhalt von 10–12 Hektolitern. 31–32 Görres 〈...〉 nach Coblenz zurückzugehen] Görres verließ Heidelberg am 2. Oktober und kehrte nach Koblenz zurück, wo er wieder Naturwissenschaften an der Sekundärschule unterrichtete. 44–45 wenn der Krieg ausbreche 〈...〉 Savigny sollte seine Reise noch aufschieben] Ende 1808 fiel in Wien die Entscheidung zur Vorbereitung des Krieges gegen Frankreich, und da Bayern als Rheinbundstaat mit Frankreich verbündet war, war es von dem bevorstehenden Fünften Koalitionskrieg besonders betroffen. Da er erst Anfang April 1809 mit der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich begann, waren Savigny und die Seinen auf ihrer Reise nach Landshut und München im September 1808 von militärischen Auseinandersetzungen noch nicht tangiert.
1463
Zu Nr. 852
852.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Trages, 28. August 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. 844. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 259r–260v. – 1 Dbl. ca. 247 x 205 mm; 1r–2r 21/3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust durch Siegelausriß, rotes Siegel. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 555, aoRr: Trages, 28. August 〈über gestr. Okt.〉 Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 92. Beilagen: Anweisung an Christian Adam Fries. Vgl. Z. 26–29. Postzeichen: Neben Adresse unleserlicher Stempel; Portozeichen, Frankozeichen. D1: Steig 1894, S. 256 D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 72; TD (kurzer Auszug). D3: FBA XXXII, S. 87f. (Nr. 520). D4: Schultz 1998, S. 538–540 (Nr. 126).
Varianten 28
fülle] ll
aus
〈ge〉
29
da ich sie nicht kenne]
aus 〈xxx〉
Erläuterungen 2–4 Gestern Abend 〈...〉 nach Landshut zu reisen] Vgl. zu Nr. 851,5–9. 3 mobile] beweglich. 6–7 Flavigny 〈...〉 Vorschlag 〈...〉 Quartier einzunehmen] Wie Brentano Wilhelm Grimm in einem Brief vom 10.–15. Oktober 1808 berichtete, hatte er in Trages einen Brief von Augustes Stiefvater Flavigny an diese mit dem Vorschlag vorgefunden. (Vgl. FBA XXXII, S. 89.) Der (nicht bekannte) Brief war nach Allendorf gerichtet, von wo Auguste ihn nach Trages mitgebracht hatte. Der Vorschlag war der Grund, weswegen sie nach Frankfurt weiterfuhr. 8 provision] »im Handel die Vergütung für Besorgung gewisser Geschäfte im Auftrag eines andern« (MGKL XVI, S. 407). 13 an Grimm 〈...〉 Brief] An Ludwig Emil Grimm in Heidelberg, vmtl. 28. August 1808 (FBA XXXII, S. 83–86). 19 die Prestelschen Kupfer] Vgl. Nr. 844,19–20 und Erl. 25 im Ochsen] Der Rote Ochse, Heidelberger Gaststätte. 26–27 Fries 〈...〉 für die Stickerei schuldig bin] Vgl. Nr. 876,33–35.
1464
Zu Nr. 853
34–35 Zeichnungen zum Leufried] Zu Brentanos Bearbeitung von Wickrams Roman Der Goldfaden (vgl. Nr. 627,119–120 und Erl.), den Brentano nach dem Protagonisten, dem Hirtenjungen Leufried, benannte. Die Bearbeitung erschien mit 25 Holzschnittvignetten Ludwig Emil Grimms. 35 zum Francken] Zu dem Zeichner und Kupferstecher J. W. Franken. 46 Johann v. Leiden] Vmtl. ein Porträt des selbsternannten Königs der Wiedertäufer von Münster für Arnims Dramenprojekt Johann von Leyden, an dem er vor allem 1805 gearbeitet hatte (vgl. Schaible 2000).
853.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 29. August 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7435. – 1 Bl. ca. 228 x 192 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, mit Briefmarkenrändern geklebt. Fremdeinträge: 1r aoRl: 235 1v auRr: 7435. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Aufgrund von Bettinas Mitteilung, sie wolle in diesem Augenblick 〈...〉 nach Trages (Z. 2–3). Vgl. zu Nr. 851,5–9. D1: Steig 1913, S. 166f.; datiert: Ende Juni 1808. D2: Betz/Straub 1986, S. 264f. (Nr. B51); datiert: Ende Juni 1808. D3: DjBe Nr. 423.
Varianten 12
traurich]
aus
betrübt
13
todt]
erstes
t
aus
d
Erläuterungen 4–10 dein Geheimniß 〈...〉 wird das übel enden.] Was Arnim am 28. August durch einen Brief Clemens’ erfahren hatte – daß Augustes Stiefvater Flavigny versuchte, durch materielle Reize die Versöhnung der beiden Eheleute herbeizuführen und Clemens von sich abhängig zu machen –, war auch Bettina bekannt geworden. Vgl. Nr. 852,6–10. 11 Die Alte wird wohl sterben] Goethes Mutter starb am 13. September 1808. Bettina erhielt durch ihre Schwester Meline, wie diese am 26. Oktober
1465
Zu Nr. 853
1808 an Savigny schrieb, Haare von der alten Göthe, die mir die Lischen für B. gebracht hat. Die Lischen erzehlte mir, die Alte habe mehrmals noch von B. gesprochen. (H: SPK/NS 104/21.) 14 die Durchwandernten Truppen] Nach Frankreich zurückkehrende Soldaten. Vgl. Nr. 851,43–44.
854.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, 30. August 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 851. A: −. H: FDH 7448. − 1 Dbl. ca. 234 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Tintenfraß, Bl. 2 Papierverlust (mit Textverlust) durch Oblatenaufriß. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 257 v, Z. 31 Gratios grün unterstr. 2v auRr: 7448. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Aufgrund von Bettinas Mitteilung, sie sei gestern in Trages gewesen (Z. 1). Vgl. zu Nr. 851,5–9. D1: Steig 1913, S. 189f.; datiert: Ende August 1808. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1986, S. 296–298 (Nr. B64); datiert: Ende August 1808. D4: DjBe Nr. 424.
Varianten 1 Gestern] G aus 〈x〉 3 Flavignys] Fla aus Sav 4 Brief] danach 4 Grob] G aus g 12 Nacht] N aus n 37 verrathnen] gestr. ihm üdZ 56 nicht] danach gestr. al 64 〈〈xxx〉〉] ca. 35 mm Textverlust 65 〈〈xxx〉〉] ca. 60 mm Textverlust
Erläuterungen 3 Flavignys Vorschlage] Vgl. Nr. 852,6–10. 4 sein Brief] Nicht bekannt. 7 das Muß] Bezug auf Arnims ich muß dir nun einmal vorpredigen (Nr. 851,3–4). 9–11 die durchwandernden Truppen 〈...〉 Krieg] Vgl. Nr. 851,43–44 und Erl.
1466
Zu Nr. 855
19 der Docktor] Dominikus Brentano, Dr. iur. 32–34 Türckheim 〈...〉 verliebt gewesen war] Bettina hatte Wilhelm von Türckheim als Offizier in französischen Diensten Ende August/Anfang September 1807 in Frankfurt kennengelernt. Vgl. an Goethe, 6. Oktober 1807: daß ich verliebt war, 5 Tage lang (DjBe Nr. 281), sowie in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde: der schönste aller Jünglinge, das wahre Kind voll Anmut und Scherz; er war unvermutet angekommen (BvA/WuB II, S. 74). 34–35 rennt 〈...〉 den Spaniern in den Rachen] Türckheim nahm am Feldzug der Franzosen gegen Spanien teil. Der Feldzug sollte guerillaartige Volksaufstände eindämmen, die seit Anfang Mai 1808 der französischen Besetzung opponierten, und die Herrschaft von Joseph Bonaparte, dem Bruder Napoleons, durchsetzen, den dieser zum König von Spanien proklamiert hatte. Nachdem die Franzosen am 13. August ihre Belagerung Saragossas hatten abbrechen müssen, schlugen vier Tage später britische Truppen, die die spanische Erhebung unterstützten, französische in der Schlacht von Vimeiro. Am 7. September schrieb Türckheim aus Windesheim bei Bad Kreuznach in einem mißmutigen Abschiedsbrief an Bettina: Ich kann Ihnen gar nicht sagen wie ungern ich über
den Rhein gieng, und dies zum ersten mal. Es kömmt mir alles so engbrüstig, kalt und unfreundlich vor, ob wir gleich noch in einem teutschen Lande sind; und dies wird immer zunehmen, je tiefer man ins innere Frankreich eindringt. Daß diese Nation die eine der verdorbensten ist, die ganze Welt demüthigen muß, und daß die ehrlichen Teutschen so ganz ihre Existenz einbüßen müssen! Ich ärgere mich alle Tage darüber, mehr wie vielleicht mancher Teutsche. – Wir ziehn nun gerade zu nach Spanien, wo vermuthlich noch weit mehr Elend auf uns wartet, wie in Polen. (DjBe Nr. 426.) 37–40 Amerikaner 〈...〉 ganz kahl] Vmtl. ein Irokese. 38 Rödelheim] Vgl. Nr. 737,32–37 und Erl. 45 Ephemeriden] Eintagsfliegen. 65 in 3 bi〈〈xxx〉〉 daseyn] Vmtl.: in 3 bis 4 Tagen.
855.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Frankfurt, Anfang September 1808
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7449. – 1 Bl. ca. 224 x 190 mm; 1r 3/4 beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Verknittert, fleckig, Tintenfraß, Papierverlust (mit geringem Text-
1467
Zu Nr. 855
verlust) durch Oblatenaufriß, mit Tesafilm geklebt, Oblatenrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 258 v. 1v auRr: 7449. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; Portozeichen. Datierung: Nach Bettinas Brief vom 30. August (Nr. 854), vor Arnims Brief an Brentano aus Frankfurt von etwa 5. September, den er nach dem dortigen Wiedersehen mit ihr schrieb (Nr. 856). D1: Steig 1913, S. 190f.; nicht näher datiert. D2: Betz/Straub 1986, S. 299 (Nr. B65); datiert: Ende August 1808. D3: DjBe Nr. 425.
Varianten 2
wirst] r aus 〈x〉
6
habe] danach gestr. se
11
Küsse] Schluß-n gestr.
Erläuterungen 2 das ganze Hauß] Der Goldene Kopf, das Frankfurter Brentano-Haus. 3 Docktor Schlosser] Friedrich Schlosser. 6–7 Brief von seinem Bruder 〈...〉 auf dem Weg nach Rom] Christian Schlosser reiste über München nach Rom zu längerem Aufenthalt im Kreis romantisch-religiös gesinnter Künstler. 1812 konvertierte er dort zum Katholizismus. Der Brief ist nicht bekannt.
856.
An Clemens Brentano in Trages Frankfurt, etwa 5. September 1808, Montag
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 308r–308v. – 1 Bl. ca. 233 x 192 mm; 1r–1v 11/4 beschr. S.; 3x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 552, daneben Steig: [kann wegbleiben], aoRr: Frankfurt, Sommer 1818. 308. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 109. Datierung: Arnim ist von Heidelberg, wohin er am 28. August zurückgekehrt war, wieder nach Frankfurt gefahren. Dort vereint sich die Reisegesellschaft, die nach Landshut will, aus Frankfurt (Savignys, Bettina) und Trages (Brentano, Auguste) kommend, um vor der gemeinsamen Weiterreise noch einige Tage mit
1468
Zu Nr. 857
den zurückbleibenden Arnim und Görres zu verbringen. Der Donnerstag, von dem Arnim schreibt, Savignys kämen (Z. 18), wird der 8. September gewesen sein, Arnim zu Beginn der Woche geschrieben haben. D1: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 73; datiert: Sommer 1808. D2: Schultz 1998, S. 540 (Nr. 127); datiert: vor dem 27. August 1808.
Varianten 8
ihr]
aus
er
17
Reise zu]
aus
Reisen
Erläuterungen 3 Flavignys Vorschlag] Vgl. Nr. 852,6–10. 3 Serviarsch] Ironisch für: Servie`re. 7 Verspätung des Briefes] Des nicht bekannten Briefes Flavignys an Auguste, von dem Bettina Arnim am 28. August (Nr. 853,6–8) berichtet hatte. 12–13 Deine Kasten 〈...〉 angekommen] Drei von einem Heidelberger Tischler angefertigte Kisten zur Versendung von Brentanos Büchern, Kupferstichen und Gemälden. Brentano hatte Ludwig Emil Grimm in einem Brief von vmtl. 28. August (FBA XXXII, S. 83–86) über die Details der Anfertigung und Verpackung unterrichtet. 13 die Rungeschen Blätter] Die vier Blätter Morgen, Tag, Abend, Nacht; 1802/03 entstanden, 1807 als Radierungen erschienen. 18 Savignys kommen Donnerstag] Nach Trages; am 8. September.
857.
Von Heinrich Zschokke nach Heidelberg Aarau, 9. September 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: −. H: BJ/VS 285. – 1 Dbl. ca. 194 x 123 mm; 1r beschr.; 3x quer gefaltet. − WZ: Posthorn. Beilagen: Nr. 850. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Zschokke an L. A. von Arnim., darunter Stempel: Preußische Staatsbibliiothek Berlin, auRl Varnhagen: Bettina. D1: Weiss 1986, S. 176 (Nr. 55).
1469
Zu Nr. 857
Erläuterungen 4–5
858.
Fragmente 〈...〉 für die neueste Weltkunde]
Vgl. Nr. 850 und Erl.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Würzburg, 17. September 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. 866. H: FDH 7450. − 1 Bl. ca. 235 x 202 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Tintenfraß, Ränder beschädigt, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, geklebt, Oblatenrest. − WZ: J HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 259 v. 1v auRr: 7450. Postzeichen: Stempel: R.3.WÜRZBURG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 194. D2: Betz/Straub 1987, S. 25 (Nr. B66). D3: DjBe Nr. 427.
Varianten 3 gehabt] gestr. bei
ge
aus 〈xx〉
13
angeknüpft] k
aus
s
15
Liebe]
danach
Erläuterungen 3–4 unsere Trennung] Am 17. September in Aschaffenburg (vgl. zu Nr. 851,5–9), von wo die Süddeutschland-Reisegesellschaft nach Landshut und München aufbrach. In der Zueignung seines Wintergartens erinnerte Arnim den Abschied (vgl. S. 824).
859.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Nürnberg, 18. September 1808, Sonntag
DV: H. B: −. A: Nr. 866. H: FDH 7451. – 1 Bl. ca. 235 x 202 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Ränder beschädigt, Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Oblatenaufriß, geklebt, Oblatenrest. − WZ: Unterer Teil von Posthornschild, J HONIG & ZOONEN.
1470
Zu Nr. 860
Fremdeinträge: 1r aoRl: 260 v. 1v auRr: 7451. Postzeichen: Stempel: R.3.NÜRNBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 194f. D2: Betz/Straub 1987, S. 25f. (Nr. B67). D2: DjBe Nr. 428.
Varianten 4
Nachts]
860.
danach gestr.
ist
12
Wir] W
aus
w
21
wenn]
aus 〈xxx〉
An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, 19. September 1808, Montag
DV: H. B: Nr. *848. A: −. H: BLHA Rep. 37/1884. – 1 Dbl. ca. 235 x 187 mm; 1r–2v 3 S. + 4 Z. beschr.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß (restauriert), roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRm: 15, aoRr: 46 2r aoRr: 48 1r aoRr Empfängervermerk: erhalten den 1t Oktober 1808. D1: Härtl 1983, S. 278f. (Nr. 14).
Varianten 5 die] aus das 11 etwa] Schluß-s gestr. 22–23 weil 〈...〉 warst] üdZ 27 Schauder] d nachträgl. idZ 35 und Schwester] u aus S eing.
Erläuterungen 3–4 schöne Schauspielerin 〈...〉 ausgeblieben] Helene Mebus, die gegen Ende Oktober 1808 in Mannheim eintraf. Vgl. Nr. 900,13–14 und Erl. 6 Schicksal, das uns mit den Gütern trift] Vgl.: Nr. 545,6–7 und Erl.; Nr. 619,2 und Erl. 8 Ist denn von Sternhagen nichts eingekommen? Vgl. zu Nr. 562,30–34. 12 Summe von fünf hundert Thalern] Vgl. Nr. 603,. 17 Geburtstag] 1. August.
1471
Zu Nr. 860
31–32 Landhause 〈...〉 am Rhein] In Winkel. 32–33 bey Savigny auf dem Lande] In Trages. 34 Gartenhause am Schloßberge] Vgl. zu Nr. 775,36–43. 39–40 Unsre Großmutter 〈...〉 verloren seyn] Vgl. Nr. 849,39–40. 40 dein letzter] Nr. *848.
*861. An Caroline von Labes in Berlin Heidelberg, 19. September 1808, Montag B: Nr. 849. A: Nr. 890. Datierung: Mitgeteilt im Bezugsbrief.
862.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Neumarkt, 20. September 1808, Dienstag
DV: H. B: −. A: Nr. 872. H: FDH 7452. – 1 Bl. ca. 235 x 200 mm; 1r–1v 1 S. + 3 Z. beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert, Tintenfraß, Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, geklebt, Siegelrest. Fremdeinträge: 1r aoRl: 261 v. 1v auRr: 7452. Postzeichen: Portozeichen. Datierung: Da Bettina am 18. September nachts aus Nürnberg geschrieben hatte (Nr. 859), wo die Reisegesellschaft einen Tag blieb, und ihr nächster aus Regensburg vom 21. datiert ist, wird sie den dazwischenliegenden aus Neumarkt (Oberpfalz, südöstlich von Nürnberg) am 20. September geschrieben haben. D1: Steig 1913, S. 195; TD. D2: Betz/Straub 1987, S. 26f. (Nr. B68). D3: DjBe Nr. 429.
Varianten 6 sie] s aus d 9 hatte] h aus w 10 ersparen] nach a gestr. h 10 diesen] n aus m 11 Augenblicken] danach gestr. 〈xxx〉 11 ein15 gelt] davor gestr. gel 21 hätte] h zelne] zweites e nachträgl. idZ
1472
Zu Nr. 863
aus 26
s 25 Gewichtsteine] w aus s 〈〈xxx〉〉] ca. 30 mm Textverlust
25
〈〈xxx〉〉]
ca. 25 mm Textverlust
Erläuterungen 5 bei Frauenholz] In Nürnberg, wo Arnim den Kunstsammler und Verleger Johann Friedrich Frauenholz bereits Ende 1805 auf der Rückreise von Heidelberg nach Berlin besucht hatte. Vgl. WAA XXXII, Nr. 402,62–64 und Erl. 6–7 die Muttergottes von L: von Leiden 〈...〉 dem Kindgen giebt] Sulpiz Boissere´e, der die Sammlung Ende April/Anfang Mai 1816 sah, nennt das Bild einen vermeinten Lucas von Leyden (Weitz 1978–1995, Bd. I, S. 325). Dem Maler werden drei Bilder Maria mit Kind zugeschrieben, jedoch nicht die von Bettina gesehene Konstellation. (Vgl. Friedländer 1963, Abb. 42–44.) 24 er] Clemens Brentano. 28 Keller] Schaffner, Kellermeister; auch Hausknecht. (Vgl. DWb XI, Sp. 515.)
863.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Regensburg, 21. September 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: Nr. 877. H: FDH 7453. – 1 Dbl. ca. 232 x 196 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Bräunlich, verknittert, Tintenfraß, aoR eingerissen, geklebt, Bl. 2 aoR Papierverlust (mit Textverlust). − WZ: Bekrönter Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 262 v 2v auRr: 7453. D1: Steig 1913, S. 195–197; TD. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1987, S. 28–30 (Nr. B69); TD. D4: DjBe Nr. 430.
Varianten 5 Theater] a aus h 8 seyn] y aus h 16 sey] danach gestr. so 20 machst] danach gestr. mir 23 würde] danach gestr. würde 23 in] aus einer 32 ab Dir] Dir aus Du 35 beimaß] danach gestr. hat 44 war sie] üdZ eing. 51 Klagen] k aus g 54 über] aus mit 60 Darin] danach gestr. lich 80 alte] üdZ
1473
Zu Nr. 863
Erläuterungen 2 Deine Tante] Die bei ihren Eltern in Regensburg sich aufhaltende Louise von Schlitz. 5 das Lustige Beilager] Das lustige Beilager (1797), Singspiel von Joachim Perinet, Musik von Wenzel Müller. 11 vor deiner Thür] In Trages. 14 bei ihr gelobt] Während Arnims Aufenthalt bei Onkel und Tante Schlitz auf deren mecklenburgischem Gut Karstorf von 22. April bis Ende Mai 1806. 23 Die Mutter] Die Muttergottes auf dem Bild, das Bettina in Nürnberg gesehen hatte. Vgl. Nr. 862,5–8. 55–56 Grab des heiligen Sebaldus] In der Nürnberger Sebalduskirche von Peter Vischer d. Ä. 57 Archenholz] Vielmehr Frauenholz; Verwechslung mit dem Historiker Johann Wilhelm von Archenholz. 61 Erinnerst Du 〈...〉 ein Thal zwei Stunden von Regensburg] Arnim war zu Beginn seiner Bildungsreise Anfang Dezember 1801 von Bayreuth nach Regensburg gereist. Vgl. Bettina an Arnim, 19. März 1809: der lezte lebendige
Abend mit herrlichen heisen Farben war in einem Thal in einem Tannen wald der sich oft lichtete zwischen Nürnberg und Regensburg damals war ich recht betrübt daß du mich verlassen hattest, wir gingen zu Fuße Savigny war entzückt, über die Herrlichkeit der Gegend, von weitem sahen wir ganz nebligt die Donau, es wurden Kanonen daran gelöst wegen einem Feste, wir sahen die Blize durch schimmern; Savigny rief uns immer zu wie herrlich! – aber ich sage dir, ich hatte den Kopf gesenckt um deinet willen weil du nicht mit dabei warst, und sprach auch kein Wort. (WAA XXXIV, Nr. 995.)
864.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg Regensburg, 24. und 25. September 1808, Sonnabend und Sonntag
DV: H. B: −. A: Nr. 877. H: FDH 7454. – 1 Dbl. ca. 232 x 194 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Tintenfraß, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 263 v 2v auRr: 7454.
1474
Zu Nr. 864
Postzeichen: Stempel: R.4.REGENSBURG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 198f.; TD. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 31–33 (Nr. B70); TD. D4: DjBe Nr. 431.
Varianten 6 Trennung] davor gestr. T〈xx〉 14 die] aus du 22 hin] danach 23 dein] de aus 〈xx〉 25 tiefe] ti aus w 27 Leib] gestr. nach danach gestr. d〈xxx〉 27 war] üdZ eing. 28 deinen] aus den 29 mag] g aus ch 30 richten] en nachträgl. idZ 30 Sorge] am 33 Nacht] Na aus 〈xx〉 34 wachen] w aus 〈x〉 Schluß gestr. falt 36 ruhig. Wenn] aus ruhig, wenn 38 wie] danach gestr. der 39 alles] danach gestr. 〈xxx〉 55 unsern] aus den 60 mir] aus uns
Erläuterungen 8 Tante 〈...〉 Umgang mit Dir in Meklenburg] Vgl. zu Nr. 863,2 und 14. 13–15 in Marburg 〈...〉 Worten und Blicken 〈...〉 gegeben hattest] Reminiszenz Bettinas, wie sie sich während ihres Marburg-Aufenthalts im ersten Halbjahr 1806 an das Zusammensein mit Arnim im Oktober 1805 auf Savignys Gut Trages anläßlich der Taufe von dessen Tochter Bettina erinnert hatte. 20–21 Großmutter] Caroline von Labes. 25 wie Du damals 〈...〉 Strudel 〈...〉 gerissen] Anspielung auf Arnims unglückliche Königsberger Liebe zu Auguste Schwinck. 45–47 lezten Blätter vom Einsiedler 〈...〉 Gedichten 〈...〉 viel erlebt haben] Vmtl. die Nummern 34–37 vom 27. Juli bis 30. August der Zeitung für Einsiedler mit Arnims Fortsetzungsbeitrag Scherzendes Gemisch von der Nachahmung des Heiligen, der gerade in diesen Nummern mehrere Gedichte Arnims enthält, darunter den Zyklus Der an der Liebe Verzweifelte auf verschiednen Poststazionen (WAA VI, S. 422–424, 426–431), den Louise von Schlitz insbesondere gemeint haben wird. 48 Göthe soll in Franckfurth seyn] Falschmeldung. Vgl. Nr. 877,15–16 und Erl.
1475
Zu Nr. *865
*865. An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, vmtl. 25. oder 26. September 1808, Sonntag oder Montag B: −. A: Nr. 941. Datierung: Analog Nr. 865.E.
865.E An Johann Friedrich Reichardt in Kassel Heidelberg, vmtl. 25. oder 26. September 1808, Sonntag oder Montag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 941. H: Vgl. AIV/II. – 1/4 S. Datierung: Das Exzerpt steht im rekonstruierten Exzerptheft zwischen datierten Exzerpten vom 26. und 25.[!] September 1808. D1: Burwick 1978, S. 359.
Erläuterungen 2 ein Jahr 〈...〉 durch die Wüsten] Reminiszenz an die gemeinsame Reise von Königsberg nach Giebichenstein vom 25. September bis etwa 6. Oktober 1807.
866.
An Bettina Brentano in Landshut Heidelberg, 25. und 26. September 1808, Sonntag und Montag
DV: H. B: Nr. 858, 859. A: Nr. 894. H: FDH 7276. – 2 Dbl. je ca. 235 x 188 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: I: bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOONEN II: J HONIG & ZOONEN. Beilagen: Arnim wird Bettina geschickt haben, was er am 26. September auch A. W. Schlegel sandte (vgl. Nr. 869): die abschließende Beylage zur Zeitung für Einsiedler; die An das geehrte Publikum überschriebene Vorrede zur als Tröst Einsamkeit, alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte herausgegebenen Buchausgabe der Zeitung; den zweiten und dritten Band des Wunderhorns.
1476
Zu Nr. 866
Fremdeinträge: 1r aoRl:
264 v 2v auRr: 7276 Heidelberg d* 25 Sept. 1808. 4v auRr: 7276.
3r aoRl:
264,
aoRr:
zu
Besonderheiten: Da der Brief wegen der als Paket abzuschickenden Beilagen in der Buchhandlung Zimmers liegenblieb, schickte Arnim ihn schließlich separat nach Landshut. (Vgl. Nr. 895,3–5.) Von dort wurde er nach München nachgeschickt. Datierung: Daß Arnim den Brief am 26. September beendete, teilte er Nr. 872,2 mit. D1: Steig 1913, S. 199–202. D2: Betz/Straub 1987, S. 33–37 (Nr. A57). D3: DjBe Nr. 432.
Varianten
Nenne] Ne aus 〈xx〉 20 zierte] z aus m 23 So] S aus I Mühlenradern] zweites r aus d 47 leuchtenden] üdZ eing. Luftbällen] b aus s 52 daß] aß aus 〈xx〉 57 aus] danach gestr. Darmsta 67 Pr. Bökh] Pr. nachträgl. idZ kh aus ch 77 vor] v aus s 89 früh] aus doch 99 und sie brechen 〈...〉 mit Glauben,] zwischen 11 47 47
den Z.
Erläuterungen 4 schmalgeleisten Wagen] Ein Wagen mit schmaler Wagenspur (Geleis: ursprüngliche Form von Gleis). 7–13 Ich denke mir 〈...〉 blauen Trauben fenster 〈...〉 Burg 〈...〉 das Pellersche Haus.] Reminiszenz Arnims an seinen Nürnberg-Aufenthalt Ende 1805 (vgl. an Brentano, etwa 10. Dezember 1805; WAA XXII, Nr. 402,51–56 und Erl.) und an das Nürnberger Spielzeug der Kindheit. Die zerhackten Kaiserbetten beziehen sich auf den Verkauf der Inneneinrichtung der Burg, nachdem die Reichsstadt Nürnberg 1806 an Bayern gekommen war. (Vgl. Dehio 1999, S. 748.) Wo sich die blauen Trauben fenster befanden, ist unklar, möglicherweise an einem Haus am Weinmarkt in der Nähe der Sebalduskirche. (Vgl. Nopitsch 1992, S. 189f.) Das Weiße Pellerhaus am Egidienplatz war 1602–1607 im Stil der deutschen Renaissance auf Veranlassung von Martin Peller, dem Begründer der Nürnberger Linie der Peller von Schopperhofs, errichtet worden (1945 vollständig zerstört). 24–28 Chausse 〈...〉 Garten voll schöner Orangen] Vgl. Arnim in seiner Zueignung zum Wintergarten (zit. S. 824).
1477
Zu Nr. 866
31–33 Windischmann 〈...〉 Frau, u Schwägerin und Kind] Karl Joseph Hieronymus Windischmann, dessen Frau Anna Maria, vmtl. eine Schwester von ihr und der 1805 geborene Sohn Georg Karl. 32 schönen Busch] Park Schönbusch, ein englischer Landschaftsgarten im Süden Aschaffenburgs. 42–43 Tabledhotenerzähler] Table d’hoˆte: Gemeinschaftliche Gasthaustafel mit festen Preisen für das Gedeck. 44–51 Feierlichkeiten 〈...〉 zu Napoleons Ehren 〈...〉 Aufschneiderey] Die Aufschneiderey wird aus einem Korrespondentenbericht aus Frankfurt vom 26. September 1808 deutlich, der in der Allgemeinen Zeitung vom 30. September (Nr. 274, S. 1095) erschien: Nachdem gestern 〈25. September〉 um Mittagszeit ein französischer Kourier dem Fürsten Primas 〈Dalberg〉 die
Nachricht überbracht hatte, daß der Kaiser Napoleon noch denselben Tag hier eintreffen würde, so fuhr der Fürst gegen 3 Uhr auf die Grenze, und Abends um 7 Uhr kam er mit dem Kaiser in seinem Palais an, wo Se. Majestät speiseten, und den fremden Herrschaften Audienz gaben. Übrigens waren alle feierliche Begrüßungen und Ceremonien nach des Kaisers eigenem Wunsche unterblieben, und so setzte der Monarch heut früh um 4 Uhr seine Reise weiter nach Erfurt fort; ohne Gepränge, blos von einer Abtheilung Kürassiere, Gensdarmes und fürstl. primatischen Husaren begleitet. Die Eile war nötig, weil der Kaiser bereits am 27. September früh am Zielort sein wollte. Das geht aus einer prognostischen Mitteilung aus Frankfurt in der Allgemeinen Zeitung vom 28. September (Nr. 272, S. 1087) hervor, deren zweiter Satz so geschrieben ist, als wäre die – noch bevorstehende – Reise bereits erfolgreich absolviert: Es
hieß, der Kaiser sollte am 25 Sept. zu Frankfurt, und am 27 des Morgens zu Erfurt eintreffen 〈...〉 Auf jeder Station über Hanau, Fulda etc. nach Erfurt standen 100 Pferde bereit. Die Eskorten wurden vom 1sten und 2ten Jägerregiment zu Pferd gestellt. 46 vom Oberkork angekührt] Vmtl. ironisch für eine für die Lampen zuständige Person und die Ingangsetzung der Illumination. Zu kühren vgl. DWb XI, Sp. 2803. 52 Schelmufskys
Reise] Christian Reuters Schelmuffskys Wahrhafftige Curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und zu Lande (1696/97). 55 Renzheim] Vmtl. Bensheim (an der Bergstraße). 76–77 M. Claus aus Aachen 〈...〉 vor drey Jahren gekannt] Vmtl. Johanna Maria Friederike Claus, die 1811 den Frankfurter Bankier Philipp Bernhard Andreas Andreae heiratete. (Vgl. Kiefer 1923, Tafel V.) Am 2. oder 3. September
1478
Zu Nr. 866.E
1805 hatte Sophie Brentano aus Heidelberg Arnim über die damalige Pensionärin Caroline Rudolphis berichtet, ohne ihren Namen zu nennen: die niedli-
che Schelmin von Achen, spizt immer ihre feinen Öhrchen, so oft ich da bin, ob nicht vielleicht ein Wörtchen von Ihnen zu erlauschen wäre (WAA XXXII, Nr. 387,18–20). Vgl. Ludwig Emil Grimms Erinnerung: Manchmal nahm mich der Arnim zu der C. Rudolphi mit, die ein großes Erziehungsinstitut hatte, wo junge, schöne Mädchen aus allen Ländern zu sehen waren (Stoll 1971, S. 91). 79 Königsberger Grausamen] Auguste Schwinck. 97 Herbst 〈...〉 machen] Ernte, besonders Weinlese. 103–104 Jahrestag meines Abschieds von Königsberg] Arnim hatte am 24. September 1807, dem Geburtstag Auguste Schwincks, Abschied von ihr genommen. 108–109 vor dem Kreutze nicht niederfallen konnte] Vgl. in der Zueignung des Wintergartens (dritte Stanze):
Da stand am Weg ein Kreuz aus Stein gehauen, Mitleidig sah vom Kreuz ein Gott herab, Ich sehnte mich, ihn einzig anzuschauen, Vor ihm zu knieen, wie der Bettlerknab, Der mich verließ, dem Gotte zu vertrauen, Denn Klockenklang versprach ihm höhre Gab; Da hielt die Welt so zweifelnd mich gebunden, Ich wär nicht gerne gleisnerisch befunden. (Arnim/W III, S. 71.)
866.E An Bettina Brentano in Landshut Heidelberg, 25. September 1808, Sonntag DV: H. B: Vgl. Nr. 858, 859. H: Vgl. AIV/II. – 3/4 S.
A: Vgl. Nr. 894.
Erläuterungen Vgl. Nr. 866.
1479
Zu Nr. 867
867.
An Jacob Grimm in Kassel Heidelberg, 26. September 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 885. H: SPK/NGr 647/I,8–9. – 1 Dbl. ca. 233 x 192 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet.– Bl.2 arR Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, 2v rotes Siegel. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: +, aoRr: 8 2r aoRr: 9. Postzeichen: Stempel (2x): R.1.HEIDELBERG; Stempel: 1 OCTO 1808, Portozeichen. D1: Steig 1904, S. 16.
Varianten 3 u] nachträgl. idZ 7 Sie] S aus s 12 damit] da von von 13 schreiben] s aus S 17–18 als blosse Zeichenschule] üdZ eing. 26 eine] aus einige 30 muß] üdZ eing. 32 gegrüst] erstes g aus b 36 Kön.] nachträgl. idZ
Erläuterungen 3–4 das Heft frühen, für die
Uebersetzungen aus dem Dänischen] Rücksendung eines Zeitung für Einsiedler benutzten Manuskripts der Altdänischen Heldenlieder Wilhelm Grimms, die 1811 vollständig erschienen. Vgl.
Nr. 683,55–56 und Erl. 10 Bruder] Ludwig Emil Grimm. 10 Flüssen] Gliederreißen, Katarrhe. 11–12 ich wünschte ihm 〈...〉 geschickten Mahler] Vgl. Ludwig Emil Grimms Erinnerung: In Heidelberg unterrichtete mich ein Maler, dessen
Namen ich aber ganz und gar vergessen habe; aber er gefiel mir nicht, und seine Arbeiten noch weniger; es kam mir vor, als könne er nicht viel; später sah ich dann ein, daß ich auch ganz richtig geurteilt hatte. (Stoll 1971, S. 91.) Der Lehrer war Adam Weise. 13–14 ob in Landshut oder München 〈...〉 zu machen] In der ersten Novemberhälfte reiste Ludwig Emil Grimm nach Landshut und von dort bald weiter nach München, wo er an der Kunstakademie und insbesondere von dem Maler und Kupferstecher Carl Heß unterrichtet wurde. 20–21 Gesellschaft 〈...〉 mit Hummel] Entweder Erdmann Hummel, 1792–1799 in Italien, danach in Kassel, oder – wahrscheinlicher – Ludwig Hum-
1480
Zu Nr. 867
mel, seit 1799 in Kassel, 1807 verheiratet mit der Schwester des römischen Landschaftsmalers Johann Martin von Rohden, mit der er 1808 jedoch nicht nach Rom, sondern nach Paris ging. 24–25 Glöckle 〈...〉 der jezt in Rom ist] Ferdinand Glöckle, der ein unruhiges Sonderlingsleben führte, hatte in Heidelberg Görres kennengelernt, dessen Vorlesungen er besucht haben wird, ohne immatrikuliert zu sein, und war auch mit Brentano bekannt geworden, als dieser sich bis zum Frühjahr 1807 in Heidelberg aufhielt (vgl. Brentano an die Brüder Grimm, 7. Mai 1808, ohne Namensnennung; FBA XXXII, S. 63). Im Sommer oder Herbst 1807 war Glöckle nach Rom übersiedelt. Seinem Verkehr in dortigen Künstlerkreisen ist die Publikation detaillierter Kunstnachrichten aus Rom zu verdanken, die im Intelligenzblatt Nr. XI zum Jahrgang 1808 (S. 97–106) der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur erschienen. Glöckles bis 1814 währender RomAufenthalt war aber vor allem für das gesteigerte Interesse an älteren deutschen Handschriften von Belang, da er eine »Monopolstellung als Vermittler« der im Dreißigjährigen Krieg nach Rom verbrachten altdeutschen Heidelberger Handschriften, der Codicis Palatini germanici, innehatte (Schlechter 2009, S. 175). Er »konnte die während der französischen Zeit vergleichsweise liberalen Zugangsbedingungen zu den Beständen der Biblioteca Apostolica Vaticana nutzen und wurde von den Besatzern sogar als Sriptor pour les langues du Nord angestellt« (ebd.). Am 6. Juni 1810 wandte er sich mit der Bitte um Unterstützung an A. W. Schlegel: Seit einem fast dreyjährigen Aufenthalte in Rom und Studie-
ren der Altdeutschen Manuscripten in der Va t i k a n i s c h e n B i b l i o t h e k gelang es mir von sämtlichen a.[lt]d.[eutschen] Handschriften deren Anzahl sich gegen 900 belauft, einen vollständigen Catalogue zu verfertigen, in welchem Geschäffte mich die Zeitumstände besonders ja vielleicht einzig unterstüzten, indem durch den Wechsel der Custoden, und die precaire existenz der Bibliothek selbst, mir etwas möglich gemacht ward, was seit 200 Jahren niemand erlangen konnte. 〈...〉 Allein obgleich schon vieles von meinen Abschriften sich in den Händen der Herrn Batt in Mannheim und Goerres in Coblenz befindet so haben sie biß izt noch keinen Verleger auffinden können, dessen Honorar mich in den Stand sezte meine Arbeiten und Nachsuchungen fortsezen zu können (Körner 1936–1950, Bd. II, S. 138f.). Weder Schlegel noch andere konnten oder wollten den Druck des Katalogs ermöglichen. Zu den Interessenten und Abnehmern von Abschriften gehörten außer Batt und Görres, der eine Sammlung mit dem Titel Bibliotheca Vaticana plante, auch die Brüder Grimm und von der Hagen. Am 31. Oktober 1815 berichtete W. Grimm an Arnim (Steig 1904, S. 332), Glöckle lebe geistesgestört in Ingelheim. (Vgl.: Pfaff
1481
Zu Nr. 867
1883, S. XVIIf.; Körner 1936–1950, Bd. III, S. 453f.; Emmerling 1949/50; Schlechter 2009, S. 175–179, 184.)
868.
An Carl Hohnbaum in Erlangen Heidelberg, 26. September 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 833. A: −. H: SPK/NGr Sg. 677. – 1 Dbl. ca. 234 x 192 mm; 1r–2r 21/4 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Brüchig, fleckig, Ränder beschädigt (mit Textverlust), Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelausschnitt, roter Siegelrest. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Beilagen: Die Beilagen zum Bezugsbrief. Nicht erhalten. Fremdeinträge: 1r aoRr: 1 2r aoRr: 2. Postzeichen: Roter Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1912b, S. 238f.
Varianten 10 Sie] S aus s 11–12 voraussetzen] en aus ung 16–17 Die 22 Der] aus Die Zeitung 〈...〉 Tröst-Einsamkeit. –] nachträgl. idZ 27 den] n aus s
Erläuterungen
in den letzten Stücken 〈...〉 Kläffer herum beissen] Arnim wird seinen Rundgesang gegen Unterdrücker des Werdenden in der Literatur (Zeitung für Einsiedler Nr. 35 vom 23. Juli; WAA VI, S. 411f.) gemeint haben, mit 4–5
dem er Gedichte eines bayerisch-patriotischen Studentenkreises abschloß (vgl. zu Nr. 873,53), sowie die zeitkritischen Passagen der letzten Teile seiner Fortsetzungsserie Scherzendes Gemisch von der Nachahmung des Heiligen in Nr. 36 und 37 vom 27. und 30. August (WAA VI, S. 439–462). 6 beyde Mythen] Vgl. Nr. 833,12–15 und Erl. 15 Göthes Prometheus] Die Prometheus-Hymne von 1773/74. 17 Tröst-Einsamkeit] Neuwort Arnims, inspiriert von Tiecks Waldeinsamkeit im Blonden Eckbert [1797]). Vgl. DWb XXII, Sp. 952f. mit Rezeptionszeugnissen. 21 ein Anhang 〈...〉 nach längerer Zeit] Nicht erschienen.
1482
Zu Nr. 869
869.
An August Wilhelm Schlegel in Coppet Heidelberg, 26. September 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 845. A: −. H: SLUB Dresden Mscr.Dresd.App.2712,B,21,3. – 1 Dbl. ca. 232 x 193 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Beilagen: Beylage zur Zeitung für Einsiedler (bestehend aus Arnims Geschichte des Herrn Sonet und des Fräuleins Sonete 〈...〉 und Görres’ Des Dichters Krönung. Eine dramatische Idylle [WAA VI, S. 463–531]) sowie Arnims Vorrede An das geehrte Publikum, die er dem Rest der Auflage der Zeitung für Einsiedler voranstellte (WAA VI, S. 533–541), der unter dem Titel
Tröst Einsamkeit, alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte als Buch erschien; außerdem der dritte Band des Wunderhorns und das Titelblatt des zweiten, nachdem Arnim den Textteil dieses Bandes A. W. Schlegel und Madame de Stae¨l bereits bei ihrem HeidelbergBesuch am 28. Juni mitgegeben hatte (vgl. zu Nr. 845,18–21). Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Mscr. Dresd. App. 2712, B 21,3., darunter:
K. D1: Körner 1936–1958, Bd. I, S. 619–621 (Nr. 296).
Varianten 6 Ihr] I ausi 8 Bernhardi] er aus 〈xx〉 zwischen den Zeilen 21 die] aus den 48 in den 〈...〉 Jahrbüchern] üdZ eing. klein auR
9 das letzte 〈...〉 unmöglich] 22 aufzumuntern] üdZ eing. 54 Kaum habe 〈...〉 Arnim]
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen Körner 1936–1958, Bd. III, S. 356f. 5–6 Schluß 〈...〉 Vorrede erklärt] Vgl. Beilagen. 7 Gedicht auf Tell] Vgl. zu Nr. 845,4. 8 Flor und Blancheflur] Vgl. zu Nr. 845,5–13. 11–12 seinem Sohn 〈...〉 divina comoedia] Comoedia divina. Hauptsächlicher Verfasser war Aloys Schreiber. (Vgl. zu Nr. 840,12–14.) Welchen Anteil Heinrich Voß und andere hatten, ist nicht bekannt. 13–17 gegen 〈...〉 Hornwunder 〈...〉 u. a m] Die Comoedia divina (vgl. zu Nr. 840,12–14) richtete sich gegen einen synthetischen Gegner namens Herr Novalis Octavianus Hornwunder. »Novalis wurde also undifferenziert mit
1483
Zu Nr. 869
den Autoren des Wunderhorns und dem des Kaiser Octavianus in eins gesetzt. Auch Friedrich Schlegel und vor allem Wilhelm von Schütz waren Objekte dieser Attacke. Sie entblößte jedoch weniger die tatsächlichen Schwächen der Gegner, als daß sie der Pauschalisierung des Romantikbegriffs Vorschub leistete.« (Schulz 1989, S. 588.) 18–19 durch die Posaune des Morgenblats 〈...〉 ausgerühmt] Im Morgenblatt für gebildete Stände Nr. 192–194 vom 11., 12. und 13. August war die Comoedia divina als satirisches Meisterwerk gepriesen worden, als ein Geisteswerk voll Witz der ächtesten Art und voll komischer Laune, als ein kräftige〈s〉 Antidot gegen die unter uns wüthende und vornehmthuende Tollhäuslerei (Nr. 192, S. 755). Es folgte ein ausführlicher Inhaltsüberblick mit einer Blütenlese von Zitaten. Der anonyme Rezensent war Salomo(n) Michaelis (vgl. Fischer 2000, S. 364f.). Zu weiteren positiven Reaktionen auf die Comoedia divina vgl. Körner 1936–1958, Bd. III, S. 356. 32 das Kreutz erhielten] Wie aus dem Exzerpt (Nr. 869.E) deutlich wird, ist die Auszeichnung der am 19. Mai 1802 gestifteten französischen Ehrenlegion gemeint. »Die Dekoration bestand aus einem fünfstrahligen, weiß emaillierten Stern, auf der einen Seite mit Napoleons Bild, von einem Eichen- und Lorbeerkranz umgeben, mit der Umschrift: Napole´on, Empereur des Franc¸ais, auf der Kehrseite der französische Adler mit Blitzen in den Krallen und der Inschrift: Honneur et Patrie« (MGKL V, S. 414). 46 daß ihm Spanien alles wieder erfechte] Vgl. zu Nr. 854,34–35. 47–48 Jean Pauls Recension 〈...〉 Heidelberger Jahrbüchern] Die Rezension von Madame de Stae¨ls Corinne ou L’Italie (2 Bde., Paris 1807; dt. Berlin 1807/08) war Anfang August 1808 im 1. Jg. der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, 5. Abt. Philologie, Historie, Literatur und Kunst, H. 3, erschienen. 52 Recension 〈...〉 zu machen] A. W. Schlegel hatte Corinne bereits zweimal rezensiert: im Morgenblatt für gebildete Stände 1807 (Nr. 125) anonym, in der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung 1807 (Nr. 220) mit Namensnennung. 52–53 Kreuzer 〈...〉 mit Vergnügen aufnehmen] Creuzer, der A. W. Schlegel am 28. Juni in Heidelberg flüchtig kennengelernt hatte, schrieb am 28. Juli an dessen Bruder Friedrich: Ich sah ihn nur auf wenige Minuten und muß
also darauf rechnen, was er mir zu tun versprach, daß er mir von Coppet aus über seine Teilnahme an unsern Jahrbüchern näher schreiben und sich über meine Vorschläge erklären werde. Haben Sie doch die Güte, ihn gelegentlich an dies Versprechen zu erinnern. Winckelmanns Werke von Fernow und Goethes Winckelmann 〈Winckelmann 1484
Zu Nr. 870.E
und sein Jahrhundert, 1805〉 hat er mir zu rezensieren zugesagt. Aber von einem so kompetenten Richter möchte ich gern möglichst V i e l e s besitzen. (Zit. Körner 1936–1958, Bd. III, S. 358f.)
869.E An August Wilhelm Schlegel in Coppet Heidelberg, 26. September 1808, Montag DV: H. B: Vgl. Nr. 845. A: −. H: Vgl. AIV/II. – 1½ S. D1: Kat. Henrici 149, S. 15, Nr. 75. D2: Riley 1977a, S. 56; TD. D3: Riley 1977b, S. 139f.
Erläuterungen Vgl. Nr. 869.
*870. An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Coppet Heidelberg, 26. September 1808, Montag B: −.
A: Nr. 908.
870.E An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Coppet Heidelberg, 26. September 1808, Montag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 908. H: Vgl. AIV/II. – 3/4 S. D1: Riley 1977a, S. 54f. D2: Burwick 1978, S. 358f.
Varianten 5 Ich] aus 〈xxx〉 10 wartet] w aus
6
Ausserordentliches]
s 1485
danach gestr.
so lässig von
Zu Nr. 870.E
Erläuterungen 2 Einladung] Am 27. Juni 1808 in Heidelberg. 8 daß sie nach Wien gehen] Madame de Stae¨l blieb zunächst in Coppet. 8–9 wenn die Erfurter Glocke nicht anders schlägt] Mit vordergründigem Bezug auf die Gloriosa des Erfurter Doms, die größte freischwingende mittelalterliche Glocke Europas, Anspielung auf den Erfurter Fürstenkongreß (27. September – 14. Oktober 1808), auf dem Napoleon seine außen- und militärpolitischen Interessen mit dem Zaren, dem preußischen König und den Herrschern der Rheinbundstaaten verhandelte. 9–10 Das Spanische Theater 〈...〉 Fortsetzung] Vordergründiger Bezug auf den ersten Band von A. W. Schlegels Übersetzung Spanisches Theater, der mit Schauspielen Caldero´ns 1803 (Berlin: Reimer) erschienen war und dem 1809 der zweite (Berlin: Hitzig) folgte. Hintergründig ist jedoch auf die Erhebung der Spanier gegen Napoleon angespielt. Vgl. zu Nr. 854,34–35. 11–12 C. 〈...〉 im Gedächtniß] Reminiszenz Arnims an seinen Aufenthalt im Herbst 1802 in Genf und auf Schloß Coppet. 13–14 Lausanne 〈...〉 frischen Wind daher] Lausanne war zur Zeit des antinapoleonischen Unabhängigkeitskampfes in der Schweiz seit Herbst 1802 Sitz der helvetischen Regierung, nachdem patriotisch und antirepublikanisch gesinnte Aufständische im September 1802 den bisherigen Regierungssitz Bern eingenommen hatten. Arnim, der mit ihnen sympathisierte, hatte sogar von Genf aus Lausanne aufgesucht. Vgl. WAA XXXI, Nr. 271,73–76 und Erl.
871.
An Johann Gustav Gottlieb Büsching in Berlin Heidelberg, 26. September 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 850. A: −. H: UB Heidelberg Heid. Hs. 2119A. − 1 Bl. ca. 236 x 208 mm; 1r–1v 11/4 beschr. S.; Faltung nicht nachvollziehbar, da plangelegt. Fremdeinträge: 1r aoRr: d: 25 Novb., auRl: Achim von Arnim an J. Gustaf
Büsching. D1: Kat. Stargardt Nr. 663, 1966, S. 16, Nr. 13a; TD; 1r Faksimile.
Varianten 6
die ganze Zeitung]
üdZ eing.
14
1486
altes] a
aus
T
Zu Nr. 872
Erläuterungen 1–3 Herr Zschoke 〈...〉 aus dem Barlaam 〈...〉 überschickt] Mit Brief vom 9. September (Nr. 857). Vgl. Nr. 850. 6–7 Vorrede 〈...〉 Beylagen] Vgl. Nr. 866 (Beilagen). 14 mein altes Theater erscheinen kann] Vgl. Nr. 728,27–28 und Erl.
872.
An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 27. September 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 862. A: Nr. 880. H: FDH 7277. – 1 Dbl. ca. 235 x 190 mm; 1r–2v 4 bechr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 265 v 2v auRr: 7277. Besonderheiten: Von Landshut nach München nachgeschickt. D1: Steig 1913, S. 202f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D2: Betz/Straub 1987, S. 38f. (Nr. A58). D4: DjBe Nr. 433.
Varianten 3
Umgebung] erstes g aus 〈x〉 11 Denk] danach gestr. 〈xxx〉 13 Ihr] 17 Wagen] W aus F 24 einen] en nachträgl. idZ n aus s 47 das] aus 〈xxx〉 49 beym] be aus er 50 soll] 52 nennt] erstes n aus 〈x〉 55 derselbe] aus 〈xxx〉
aus i 45 nichts] aus 〈xxx〉
I
Erläuterungen 2–3 mit einer grossen literarischen Umgebung] Vgl. Nr. 866 (Beilagen). 15–17 Boisseret und Arnold 〈...〉 nach München] Sulpiz Boissere´e war vom 15. bis 23. September in Heidelberg und reiste von dort über Straßburg, Basel und Augsburg nach München weiter, wo er vom 17. September bis 3. November blieb. (Vgl. Weitz 1978–1995, Bd. I, S. 49–53.) Zum Aufenthalt von Johann Georg Daniel Arnold ist nichts bekannt. 25 Göthe’s Sohn 〈...〉 an der Ruhr] Vgl. Nr. 873,105–109 und Erl. 26 den Periander] Ein (nicht ermitteltes) Buch über Periander von Korinth, Tyrann seit 629 v. Chr., das Arnim August von Goethe im Hinblick auf die
1487
Zu Nr. 872
Weimarer Verhältnisse unter der Regierung des Herzogs Carl August zur Lektüre gegeben haben wird. Periander »war ein kluger Herrscher, der durch wohldurchdachte Maßregeln seine Tyrannis zu befestigen suchte, und auf den daher die meisten Klugheitsregeln über Begründung einer Herrschaft zurückgeführt zu werden pflegten. Durch gemeinnützige Arbeiten sorgte er für Verdienst des Volkes, begünstigte die Kolonisation und hob Handel und Verkehr, verlieh aber auch seiner Hofhaltung durch Pflege der Wissenschaften und Künste Glanz und Ruhm, kurz, erreichte es, daß Korinth unter seiner Herrschaft auf der Höhe seiner Macht stand und er selbst um das Jahr 700 das größte Ansehen in Griechenland genoß. Aber Widerstand gegen seine wohlgemeinten Maßregeln in Verbindung mit häuslichem Unglück machte ihn verbittert, gewalttätig und grausam.« (MGKL XV, S. 585.) 27 Wurzel] Die am 13. September 1808 gestorbene Mutter. 28–29 er kommt 〈...〉 seine Frau 〈...〉 nach Frankfurt] Goethe, der durch den Erfurter Kongreß verhindert war, kam nicht nach Heidelberg, seine Frau Christiane reiste am 1. Oktober zur Erledigung der Erbschaftsangelegenheiten nach Frankfurt, wohin auch Sohn August von Heidelberg kam. 29 Napoleons Durchreise] Zum Fürstenkongreß in Erfurt mit kurzem Aufenthalt in Frankfurt vom 25. abends bis 26. früh (vgl. zu Nr. 866,44–51). 32–34 über Grimm 〈...〉 nach Rom zu schicken] Vgl. Nr. 867,10–26. 35–36 Die Schicksale 〈...〉 erzählt] Vgl. Nr. 866,71–76. 39–40 die Professor Wilken gemalt] Das von Caroline Wilken, Frau des Heidelberger Profesors Friedrich Wilken, angefertigte Arnimsche Aquarell-Porträt ist verschollen. (Erste nichtfarbige Abbildung Stoll 1911, neben S. 145; ebenfalls als Schwarz-Weiß-Reproduktion Frontispiz von Steig 1913, wozu mitgeteilt wird: »Nach Ausweis des farbigen Originals hatte Arnim blaue Augen und blondes Haar.« [Ebd., S. 203.] Als farbiges Miniaturbild erwähnt Stoll 1923, S. 168f. mit Besitzangabe: »jetzt im Arnimschen Familienarchiv in Wiepersdorf«.) VglAbb. 1. 47 daß du mit mir spielst] Vgl. Nr. 859,2.
872.E An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 27. September 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 862. H: Vgl. AIV/II. – 1/4 S.
A: Vgl. Nr. 880.
1488
Zu Nr. 873
Erläuterungen Vgl. Nr. 872.
873.
An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 29. September 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 916. H: GSA 28/167. – 2 Dbl. (I, II) je ca. 236 x 189 mm; 1r–4v 7 S. + 4 Z. beschr.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: I: J HONIG & ZOONEN II: bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOONEN, Beilagen: 〈Aloys Schreiber,〉 Comoedia divina (vgl. zu Nr. 840, 12–14); Ruppert 1958, Nr. 866. – Görres, Die teutschen Volksbücher (vgl. zu Nr. 588,9–23); Ruppert 1958, Nr. 724. – Görres, Schriftproben von Peter Hammer (vgl. zu Nr. 629,88–89); nicht in Ruppert 1958. – Der zweite und dritte Band des Wunderhorns; Ruppert 1958, Nr. 788. – Arnims Tröst Einsamkeit; Ruppert 1958, Nr. 354. Fremdeinträge: 1r aoRl: I, aoRr: 1, unter Heidelberg mit roter Tinte vmtl. Empfängernotiz: Arnim 1v aoR: 2 2r aoR: 3 3v aoR: 4 D1: Schüddekopf/Walzel 1899, S. 130–136 (Nr. V/7). D2: Goethe/HA/Briefe an, Bd. I, S. 549–552 (Nr. 364).
Varianten 4
angefangenen] erstes g aus f 23 dafür] danach gestr. nehmen wollte und 30 Tiefthun] Ti aus Sin 43 worin] wo aus 〈xx〉 49 hier] h aus n 52 Auswanderung] Aus aus sein 66 dem] aus beym 80 daß] ß aus s 98–99 er ist 〈...〉 Melybokus] üdZ eing. 110 in] i aus b Erläuterungen 3–4 Der gute Wunsch 〈...〉 sagen liessen] Vgl. Nr. 821,1–17. 8 Beylagen 〈...〉 Vorrede] Vgl. Nr. 869 (Beilagen). 11–12 Abreise 〈...〉 Görres und Brentano] Am 2. Oktober und 27. August. 20 Horn wunder] Vgl. zu Nr. 869,13–17. 21–22 ich werde 〈...〉 der Betteley beschuldigt] Gemeint ist die Erklärung des Titelkupfers in der Comoedia divina. Der Witz besteht darin, daß das
1489
Zu Nr. 873
Buch gar kein Titelkupfer enthält und die Erklärung des nicht vorhandenen Titelkupfers als ästhetische Innovation ausgegeben wird, nachdem die Romantiker ihre Produkte großenteils unerklärt gelassen hätten. Als profane Ursache für das Fehlen des Titelkupfers wird mitgeteilt, der Zeichner sei mit einem Meisterstücke für die Einsiedlerzeitung beschäftigt gewesen (Comoedia divina, Heidelberg 1808, S. 26). Dieses Meisterstück, vorstellend einen berühmten romantischen Philosophen, der die Welt neu erschafft (ebd.), wird kurz vorgestellt, danach folgt die Beschreibung des nicht vorhandenen Titelkupfers der Comoedia divina. 24 verfochten] »besonders ist verfechten gebräuchlich vom geistigen kampfe, mit worten, reden vertheidigen, besonders meinungen, ansichten« (DWb XXV, Sp. 321). 43 Werk über die alten Mythen] Mythengeschichte der asiatischen Welt (2 Bde., Heidelberg 1810). 46–47 zu seinen Schulbuben nach Coblenz zurückgetrieben] Görres unterrichtete wieder Naturwissenschaften an der Sekundärschule in Koblenz. 52 Auswanderung nach Landshut] Vgl. Nr. 787,14 und Erl. 53 Kreis von frischen jungen Leuten] Eine Gruppe Landshuter Studenten, die vmtl. Anfang Juli 1808 bayerisch-patriotische Gedichte an Görres nach Heidelberg schickten, die Arnim in Nr. 33 vom 23. Juli in der Zeitung für Einsiedler als Zyklus veröffentlichte, den er mit seinem Rundgesang gegen Unterdrücker des Werdenden in der Literatur abschloß. Am 22. August sandten die Verfasser der Gedichte – Johann Nepomuk Ringseis, Sebastian Ringseis, Joseph Löw, Karl Aman – mit weiteren Kommilitonen einen begeisterten Dankbrief an Görres (Nr. AII.33). Da die Zeitung für Einsiedler bald danach aufhörte und zunächst Görres, dann Arnim Heidelberg verließen, war den Landshutern die Heidelberger literarische Plattform wieder entzogen, weshalb sie eine eigene Zeitschrift mit dem Titel Jugendblätter planten, die »akademisch, lokalpatriotisch und juvenil geprägt sein sollte« (Bunzel 1992, S. 33), jedoch bald nach Publikation der Ankündigung (Intelligenz-Blatt Nr. XI zur Oberdeutschen Allgemeinen Literatur-Zeitung vom 29. November 1808, Sp. 169f.) unter Androhung des Stipendienverlusts verboten wurde. Bettina berichtete Arnim am 3. Januar 1809 (WAA XXXIV, Nr. 949): in Landshut hab
ich etliche von der Ringseisischen Companie kennen gelernt, die bescheidensten höflichsten Menschen, die man sich Dencken kann, Clemens nimt sich ihrer sehr an und weist sie oft in ihrer ungewißheit recht lieb zurecht. Vgl. Savigny an Creuzer, Landshut, 22. Dezember 1808: Es sind meist sehr brave, fleißige unschuldige Menschen, die es gar ernst und treu meynen, aber auf wunderlichem Wege wandeln. 〈...〉 sie reden 1490
Zu Nr. 873
nur von Christus und den Mystikern, das Burschenwesen ist ihnen ein Greuel, so auch die Griechen, von welchen alle Sünden herkommen. Und das alles ist kein leeres Geschwätz, sie meynen es so. (Stoll 1927, S. 367. Vgl. Savigny an Bang, 22. Dezember 1808; ebd., S. 366f.) 63–64 ärger gestritten als die Babylonischen Bauleute] Anspielung auf die Sprachverwirrung nach dem Turmbau von Babel. Vgl. 1. Mo 11,1–9. 65–68 Das Oldenburger Horn 〈...〉 höllisches Feuer.] Vgl.: Nr. 608,38–40 und Erl. 68–71 Das alte Bild 〈...〉 Ludwig Grimm] Auf dem Titelbild sind von Ludwig Emil Grimm nach einer Idee Arnims Motive zweier Vorlagen kombiniert: ein Stich von Israhel van Meckenem und einer von Wenzel von Olmütz. Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 3f. 81–82 München noch 〈...〉 zu jung] Die Königliche Akademie der bildenden Künste in München war erst am 13. Mai 1808 gegründet worden. 86–87 Plan zu einer hiesigen Kunstschule 〈...〉 Weise gemacht hatte] Vgl. Nr. 712,64–69 und Erl. 87 Titel des zweyten Bandes gestochen] Vgl. Nr. 608,38–40 und Erl. sowie Nr. 629,62–84 und Erl. 88–91 Universitätsangelegenheiten, das Organisiren des Ländchens 〈...〉 werden die Kosten bereut] Vgl. S. 811–813. 95–96 Mineralien 〈...〉 zu überschicken] Die Sendung ist in der im GoetheNationalmuseum Weimar verwahrten Mineraliensammlung Goethes nicht verifizierbar. (Frdl. Auskunft.) 97–98 Zimmermann 〈...〉 Nachricht gegeben] Vgl. Johann Christian Zimmermann, Entdeckung eines magnetischen Felsen[!], in: Intelligenzblatt VII des Jahrgangs 1808 der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur, S. 66f.:
In der Gebirgsreihe, welche das Gebirge zwischen dem Rheinthal und den Flüssen M a i n und N e c k a r , g e g e n den Rhein hin beschließt, an der bekannten Bergstraße, erhebt sich, wo der Gebirgszug, von M e l i b o c u s an, schon mehr östlich gewendet ist, in der Nähe von D a r m s t a d t eine Kuppe, auf welcher man die Ruinen des Frankensteiner Schlosses von der Landstraße aus erblickt. Einige hundert Schritte von dem Schloß entfernt (beyläufig in der Richtung gegen Mittag), ist in dem Walde ein Gebirgskopf zu bemerken, welcher von der einen Seite sehr steil abfällt, von der andern aber mehr mit der Erhöhung, worauf das Frankensteiner Schloß steht, zusammenhängt. Die Felsen, welche von dem pralligen Gehänge zu Tage ausgehen, sind s e r p e n t i n s t e i n a r t i g und in ihrer Zusammensetzung sehr merk1491
Zu Nr. 873
würdig. An den beyden höchsten Puncten des Kopfs stehen einige Felsblöcke, deren Masse ein dem Humboldtschen ähnlicher S e r p e n t i n s t e i n ist. In einer kleinen Vertiefung sieht man, wie dasselbige Gestein beynahe deutlich geschichtet, unter der Oberfläche des Kopfs fortsetzt. Das erste Stück von diesem merkwürdigen Felsen überbrachte mir einer meiner Zuhörer, welcher in der Gegend von Darmstadt geognosirt hatte, und sich nach dem Namen dieses Gesteins bey mir erkundigte. Er hielt es für ein H o r n b l e n d e g e s t e i n , wozu ihn die häufig eingesprengte Hornblende veranlaßt hatte. An diesem Stück fand ich sogleich die deutlichste magnetische Polarität, und bemerkte, daß Stücke von 1/4 Zoll, (welche ebenfalls noch deutliche Polarität zeigen) von großen Hufeisen angezogen werden. An dem Felsen habe ich nun an Ort und Stelle mehrere merkwürdige Beobachtungen gemacht, welche zum Theil den Humboldtischen an jenem ähnlichen widersprechen. Ein Factum ist unter andern, daß die Lage der magnetischen Axe von der Richtung der Absonderungsflächen des Gesteins abhängt, und sich nicht, wie Herr von Humboldt beobachtet hat, und ich auch anfänglich an diesem Felsen zu finden glaubte, nach bestimmten Weltgegenden richtet. Die genauere Erzählung aller Beobachtungen, welche ich an dieser Gebirgsmasse gemacht habe, würde hier zu weitläuftig seyn; ich hoffe indessen nächstens in diesen Jahrbüchern einen ausführlichen Bericht über meine Entdeckungen mittheilen zu können. 98–99 Frauenstein 〈...〉 beym Melybokus] Frauenstein ist verwechselt mit dem Frankensteiner Schloß in Zimmermanns Bericht, der Melibokus (517,4 m) erhebt sich bei Zwingenberg. 102–104 Kleine Splitter 〈...〉 nach den Absonderungsflächen richtet.] Entsprechend dem Bericht Zimmermanns. 106 Herstellung Ihres H. Sohnes] Vgl. Nr. 872,25–26 sowie Goethe an Sohn August, 7. November 1808: die Nachricht von Deinem Uebelbefinden hatte mich sehr beunruhigt (WA IV, Bd. 20, S. 201). 109–110 der Verlust 〈...〉 besorgt machen können] Da Goethes Mutter am 13. September in Frankfurt gestorben war. Vgl. Arnim an Bettina, 27. September: der Gedanke war mir entsetzlich wenn der Alte zugleich Krone und Wurzel verloren hätte (Nr. 872,26–28).
1492
Zu Nr. 874
873.E An Johann Wolfgang von Goethe in Weimar Heidelberg, 29. September 1808, Donnerstag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 916. H: Vgl. AIV/II. – ca. 1 S.
Erläuterungen Vgl. Nr. 873.
874.
An Carl Otto von Arnim in Berlin Heidelberg, 29. September 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. *883. H: BLHA Rep. 37/1884. – 1 Bl. ca. 232 x 190 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß (restauriert), roter Siegelrest. − WZ: J HON〈IG〉. Fremdeinträge: 1r aoRm 16, aorR 50, aoRr Empfängervermerk: erhalten den
8n Oktober 1808. Postzeichen: Stempel R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Härtl 1983, S. 279f. (Nr. 15).
Varianten 12
läst]
aus
ließ
Erläuterungen 4–5 bis fünf hundert Thaler zu erhalten] Vgl. Nr. 860,11–13. 5 avertire] benachrichtige. 6 Papiere] Wertpapiere. 9–10 Die Tante 〈...〉 Brentano 〈...〉 nach Landshut.] Vgl. Nr. 863,12–17. Arnim verschweigt, daß er die Nachricht von Bettina hatte. 11–12 zur Fr. von Stael 〈...〉 hier durch] Vgl. Nr. 815,48–51 und Erl. 13 Onkel 〈...〉 wieder nach Paris] Hans von Schlitz, der im Winter/Frühjahr 1807/08 in diplomatischer Mission in Paris war (vgl. zu Nr. 607,54–55), reiste 1809 erneut in die französische Hauptstadt, um wegen der Einziehung kurhes-
1493
Zu Nr. 874
sischer Kapitalien durch Frankreich zu unterhandeln. (Vgl. Schlitz 1833, S. 251–259.) 14 Wie die westpreussischen Pfandbriefe stehen?] Vgl. Nr. 619,22–23 und Erl.
875.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 29. September 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 882. H: FDH 7455. – 1 Dbl. ca. 234 x 190 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Tintenfraß, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, überklebt. − WZ: Bekrönter Posthornschild, FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 266 v 2v auRr: 7455. Postzeichen: Stempel: R.4.MÜNCHEN 29 SEP 1808; 1 Porto-, 1 Frankozeichen. D1: Steig 1913, S. 204. D2: Betz/Straub 1987, S. 41f. (Nr. B71). D3: DjBe Nr. 434.
Varianten 11
traurig] danach gestr. das 20 mögen] g aus ch d 32 verlassen] v aus f 33 säh;] danach gestr. s gestr. 〈xxx〉
27 38
nicht] n aus fliegst] über
Erläuterungen 1 München] Nach der Ankunft in Landshut vmtl. am 26. September fuhr die Reisegesellschaft nach München weiter: 27. September 1808 im Schwarzen
Adler, Kaufingerstraße: Hr. Doktor Brentano mit Familie von Frankfurt. (Königlich Bairischer Polizey-Anzeiger von München; zitiert Schellberg/Fuchs 1942, S. 376.) Bald danach quartierte man sich in dem alten Pilgramhaus in der Rosenstraße (später Rosenstraße 11, abgerissen) nahe dem Marienplatz ein. (Abb.: Schellberg/Fuchs 1942, neben S. 128; Bunzel 2009, S. 15.) Am 16. Oktober kehrte Savigny mit Brentano und Auguste nach Landshut zurück, während Bettina und Gunda mit deren Kindern noch in München blieben.
1494
Zu Nr. 875
Vgl. Caroline Schelling an Johanna Frommann, München, November 1808:
Überhaupt war es ein Zeitpunkt, wo alte und neue Bekannte nach einander auftraten und wo die weite Welt einem ganz enge und vertraulich vorkommt, weil man von allen Seiten wieder sieht, was in die Ferne verschwunden schien. Es läßt sich überhaupt dazu an, als würde sich hier ein Sammelplaz bilden, wie Jena war; eine Menge Faden laufen hier wieder zusammen, theils sind sie wirklich schon angeknüpft, theils sehen wirs nur kommen. An wohlbekannten Gesichtern fehlt es schon seit einiger Zeit nicht. (Schmidt 1913, Bd. II, S. 538.) Sowie dieselbe an Luise Wiedemann, vmtl. Mitte November 1808: Arg ists, daß da Deutschland weit und breit genug ist, man so oft mit den nehmlichen Figuren sectirt [seckirt?] wird. Es scheint jetzt mancherley Volk auf die Art nach München ziehn zu wollen wie ehemals nach Jena. Wir besitzen alleweil die ganze Ang e B r e n t a n o r e i ; Savigny, ein Jurist, der eine von den Brentanos geheirathet, ist an Hufelands Stelle nach Landshut berufen und bringt mit: den Clemens (Demens) Brentano sammt dessen Frau, eine Bethmannische Enkelin, die ihn sich entführt hat und eine abgeschmackte Kreatur seyn soll, auch lebt er ganz abscheulich mit ihr; dann Bettine Brentano, die aussieht wie eine kleine Berlinerjüdin und sich auf den Kopf stellt um witzig zu seyn, nicht ohne Geist, tout au contraire, aber es ist ein Jammer, daß sie sich so verkehrt und verreckt und gespannt damit hat; alle die Brentanos sind höchst unnatürliche Naturen. (Ebd., S. 541f.; Datierung: Schellberg/Fuchs 1942, S. 88.) 2–3 Landshut 〈...〉 nicht 〈...〉 abrathen zu dürfen] Arnim war zunächst nicht abgeneigt, nach Landshut zu gehen (vgl. Nr. 860,36–37), und wird dies nicht nur Bettinas, Brentanos und Savignys wegen erwogen haben, sondern auch wegen des dortigen studentischen Freundeskreises, von dem er Gedichte für die Zeitung für Einsiedler erhalten hatte. Vgl. Nr. 873,52–58 und Erl. 5 Savignys Wohnung] Im zweiten Stock »desselben ansehnlichen und geräumigen Hauses Nr. 467 der Neustadt (einer Straße) 〈...〉, in dessen erstem 1804–06 sein großer Fachgenosse, 1816 sein Gegner, Anselm Feuerbach, gewohnt hatte. Damals sprudelte noch ein öffentlicher Brunnen vor dem Hause« (Stoll 1927, S. 344; Abb. ebd., nach S. 354 sowie Bunzel 2009, S. 16). Das Haus gehörte dem Grafen Franz Xaver Jonner auf Tettenweis. 9–10 Clemens 〈...〉 Wohnung] In der Herrengasse über der Isar. (Vgl. Feilchenfeldt 1978, S. 63.) 25–26 die zwei garstige Schwester von Tempelfort] Friedrich Heinrich Jacobis Stiefschwestern Charlotte und Helene Jacobi, die ihrem unverheirateten
1495
Zu Nr. 875
Bruder den Haushalt führten und ihn von unliebsamem Besuch abzuschirmen suchten. Sie hatten bereits auf seinem Gut Pempelfort (bei Düsseldorf), einem Treffpunkt junger Intellektueller, mit ihm gelebt. – In der englischen Übersetzung von Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde merkte Bettina von Arnim an: The two so-called careful sisters of the celebrated Jacobi (BvA/W I, S. 750). 28 Cristian Schlosser 〈...〉 in Gnaden zu stehen] Christian Schlossers Onkel Johann Georg Schlosser war in zweiter Ehe mit Johanna Fahlmer, der Tante Jacobis, verheiratet.
876.
An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 1. Oktober 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. 884. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 313r–314v. – 1 Dbl. ca. 233 x 190 mm; 3 beschr. S., 2v Adresse; 4x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 556, aoRr: 313 2r aoRr: 314 2v auRr: 1808. Besonderheiten: Von Landshut nach München nachgeschickt. – Kat. Rother 1989, Nr. 112. Postzeichen: Roter Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen, Frankozeichen; über gestr. Landshut: München, unter Adresse: bei Madame Moi in
der Rosengasse. D1: Steig 1894, S. 257; TD. D2: Kat. Henrici 149, Nr.172, S. 74; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, S. 541f. (Nr. 128).
Varianten 30 52 58
Interesse] Inter aus 〈xxx〉 37 er] e aus s wandern] a aus e 53 wir] w aus m mich] ch aus t
1496
47 hat,] , aus . 55 der] d aus m
Zu Nr. 876
Erläuterungen 4–8 wegen Grimm 〈...〉 Bey dem Jakob 〈...〉 angefragt] Vgl. Nr. 867,9–27. 11 zu dem Tyroler Koch] Joseph Anton Koch aus Obergibeln bei Elbigenalp (Tirol), seit 1795 in Rom. 13 mit dem Bayrischen Kourire] Das Postregal in Bayern war seit 1. Juli 1808 verstaatlicht worden und wurde nicht mehr vom Fürsten von Thurn und Taxis ausgeübt. Es unterstand einer neu gegründeten General-Postdirektion als Abteilung des auswärtigen Ministeriums. In München, Augsburg, Nürnberg und Innsbruck wurden Ober-Postämter eingerichtet, und auch die Tarife und Routen wurden neu geordnet. (Vgl.: Helbig 1991, S. 8–62; Diederichs 1999.) 14 die Kupfer zum Leufried] Zu Wickrams Goldfaden. Vgl. Nr. 852,33–35 und Erl. 15–16 Eggert, der treue Sachse] Vmtl. Ernst Emil Eggers, am 25. April 1808 in Heidelberg als stud. iur. immatrikuliert; allerdings kein Sachse, sondern aus Rostock. (Vgl. Toepke 1904, S. 14.) 16–24 Schreibfehler im Manuscripte 〈...〉 das gestorben aus strich.] Die Passage steht im ersten Kapitel des Goldfaden: Nun was ein kauffman in
der stat, der was fast reich und hat nit mehr dann ein einiges kind, so im sein haußfraw newlich geboren, welche zu˚vor mehr dann zwelff jar stil gestanden was; deßgleich was ir ein unfal an der geburt widerfaren, das sie in grossen sorgen stund irs leibs und lebens; so sagt man ihr auch für gewiß, das sie keines kindes mehr schwanger werden möcht. (Wickram 1901, S. 270.) In der gedruckten Version Brentanos ist davon nur der Satz übrig geblieben: Nun war ein reicher Kaufmann in der Stadt, dem hatte neulich eine Frau einen kleinen Sohn geboren. (Brentano 1986, S. 13.) Arnim scheint den Goldfaden insgesamt eher nachlässig korrigiert zu haben. So gerieten drei Vignetten »an die falsche Stelle«, und es blieben »offensichtliche Fehler« stehen (ebd., S. 292; Erl. Habersetzers). 26–27 willst Du Dein Exemplar 〈...〉 an Zimmer] Brentano wird bei seiner Abreise von Heidelberg (27. Juni) unvollständige Exemplare des zweiten und
Wunderhorn-Bandes mitgenommen haben. Mitte Oktober bat er ZimOrdentliche Rechnung ihres geschäftlichen Verhältnisses und zwei geheftete Exemplare des II u III Wunderhorns (FBA XXXII,
dritten
mer um eine um
S. 97f.). 28–29 Unser Land scheint geräumt zu werden vom Feinde] In der am 8. September 1808 zwischen Preußen und Frankreich abgeschlossenen Pariser Konvention hatte Napoleon zugestanden , Preußen – ausgenommen die Festungen an der Oder-– von französischen Truppen zu räumen, wenn es seine Trup-
1497
Zu Nr. 876
penstärke auf 42 000 Mann reduziere und eine Kriegskontribution von 140 Millionen Francs leiste. In einer Berliner Zusatzvereinbarung vom 5. November wurde die Kontributionssumme auf 120 Millionen Francs (etwa 40 Millionen Taler) unter der Bedingung reduziert, daß 70 Millionen in Domänenpfandbriefen aufgebracht werden sollten. Am 3. Dezember verließ Davout mit seinem Generalstab Berlin, am 6. Dezember war die Kurmark zwischen Elbe und Oder von französischem Militär frei, am 10. Dezember zogen preußische Truppen in Berlin ein. Andererseits belastete die Zahlung der Kriegsschuld den preußischen Staat und seine Bürger schwer, was Arnim klar wurde, als er wieder in Berlin war: es
ist hier fürchterlich knappe Zeit, die mit Frankreich abgeschlossene Convention vernichtet uns mehr als irgend ein Krieg (an Zimmer, 25. März 1809; WAA XXXIV, Nr. 1001). 29–30 es kommt ein Landtag zusammen] Nachdem Karl Niclas Wilhelm von Rehdinger, Staatsrat bei der preußischen Gesetzgebungskommission, eine Denkschrift über Reichsstände vorgelegt hatte, verfaßte Freiherr vom Stein am 8. September 1808 eine Beurteilung der Rehdingerschen Vorlage, die er mit Änderungsvorschlägen versah. Darin schlug er eine Nationalrepräsentation ohne Privilegien des Adels vor. Die Wahl sollte hauptsächlich einer Bürgerklasse anvertraut sein, welche die Vermutung der meisten Bildung und Sitt-
lichkeit für sich hat, nämlich sämtlichen öffentlichen Kommunalbeamten jeder Art, und diesen wird noch eine gewisse Anzahl von Wahlherrn aus der ganzen Nation beigeordnet, die die Stellvertreter aus der ganzen Nation wählen. / Teilnahme der Nation an Gesetzgebung und Verwaltung bildet Liebe zur Verfassung, eine öffentliche richtige Meinung über Nationalangelegenheiten und die Fähigkeit bei vielen einzelnen Bürgern, die Geschäfte zu verwalten. (Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/2, S. 854.) Abschließend forderte Stein Rehdinger zur Vorlage eines abgeänderten Organisationsplan〈s〉 eines Reichstages und der Land- und Kreistage auf (ebd., S. 856). Diese Absichten des Ministeriums Stein konnten nicht realisiert werden, da ein Brief Steins, der die Hoffnung ausdrückte, das französische Joch abzuschütteln, von den Franzosen aufgefangen wurde (vgl. zu Nr. 884,51), Stein am 24. November seinen Abschied nehmen und am 16. Dezember geächtet aus Preußen fliehen mußte. Erst am 27. Februar 1809 wurde in Berlin ein kur- und neumärkischer Landtag zwecks Begleichung der an Frankreich abzutragenden Kriegsschuld eröffnet, zu dem lediglich Repräsentanten des Adels einberufen wurden, worüber Arnim enttäuscht war: Der Landtag 〈...〉 ist klüglich nur aus den gewöhnlichen
Abgeordneten zusammengesetzt, man hat nicht gewagt eine allgemeine Versammlung zu machen. (An Bettina, 10.–12. März 1809; WAA XXXIV, Nr. 990.)
1498
Zu Nr. 876
32–33 Rechnungen] Nicht bekannt. Vgl. Nr. 852,24–26. 33–34 für die Stickereyen an Fries] Vgl. Nr. 852,26–27. 34 Bruder] Vmtl. Franz Brentano. 36 supplicirt] bittet. 44–45 Mache doch Zeichnungen zum Schelmufsky 〈...〉 Herausgabe 〈...〉 dazu zeichnen] Aufgrund der Aufforderung Arnims wird Brentano ein Würfelspiel gezeichnet haben, in dem die Spielfelder Episoden des Romans darstellen (vgl. Rölleke 2004). Arnims Herausgabeprojekt von Christian Reuters Schelmenroman kam jedoch nicht zustande. Er hatte sogar in Nr. 37 der Zeitung für Einsiedler vom 30. August die nahe Erscheinung dieses deutschen Donquichote öffentlich angekündigt, allerdings in einem fiktionalen Kontext (WAA VI, S. 454). Die editorische Absicht ging in die überarbeitete Darbietung eines Auszugs im Siebenten Winterabend des Wintergartens über, kombiniert mit Partien aus Christian Weises Die drey ärgsten Ertz-Narren in der gantzen Welt. Vgl. zu Nr. 703,57. 46–47 auf ein Paar Tafeln 〈...〉 wie man Napoleons Lebensbeschreibung hat] Arnim wird James Gillrays kolorierte Radierung Democracy; – or – a Sketch of the Life of Buonaparte (London 1800) oder eine Version davon gemeint haben. Die englische Ausführung kann er während seines LondonAufenthalts 1803/04 gesehen haben. Auf einem 29,5 x 45 cm großen Blatt sind acht Stationen aus Bonapartes Leben satirisch dargestellt. Sie zeigen, »wie der Korse im Laufe seiner Karriere gegen alle denkbaren Tugenden verstößt: als ›unschuldiger‹ Sohn der kinderreichen Wilderer- und Räuberfamilie von Carlo und Letizia Buonaparte; als ›Bescheidenheit‹ heuchelnder Schüler der Militärakademie in Paris (1784); als brandschatzender Eroberer von Toulon und Italien (1793, 1796); als Verräter des Katholizismus durch seinen angeblichen Übertritt zum Islam 1799 in Kairo; als feiger Flüchtling, der seine Soldaten in Ägypten im Stich läßt; als unehrenhafter Putschist, der am 18. Brumaire das Parlament entmachtet; als despotischer Erster Konsul, der die Abgeordneten zu seinem ›Ruhm‹ im Staub kriechen läßt; als ›zufrieden‹ Schlummernder, den die Schatten seiner Opfer im Hintergrund anklagen und den der Tod von drei Seiten bedroht.« (Cilleßen/Reichardt/Deuling 2006, S. 176f. mit Abb.). 47 Christian als Wiederentdecker] Vgl. zu Nr. 743,15–17. 52 nach Coblenz zu wandern] Vgl. Nr. 873,11–12 und Erl. 53 Valetschmaus] Abschiedsschmaus. 55 Jahrbüchercorrektor Pörsche ein Weimeraner] Friedrich August Börsch aus Eckertsberga (nordöstlich von Weimar), seit 1808 in Heidelberg. 56 deinem Aufenthalt in Altenburg] Brentano war während seiner Jenaer Studentenzeit zweimal in Altenburg, wo Sophie Mereaus Stiefbruder, der Arzt
1499
Zu Nr. 876
Johann Friedrich Pierer, mit Henriette, der ältesten Tochter des Bankiers Johann Heinrich Reichenbach, verheiratet war: vom 22. Mai bis 4. Juni 1799 und von Ende Juni bis Ende Juli 1800. Beim zweiten Aufenthalt hatte er intensiven Umgang mit den Schwestern Julie und Minna Reichenbach und bemühte sich um die Zuneigung Minnas. 57 Deiner Frau] Sophie, geb. Mereau.
877.
An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 1. Oktober 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 863, 864. A: Nr. 881. H: FDH 7278. – 1 Dbl. ca. 234 x 188 mm; 1r–2r 3 beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 270 2v auRr: 7278. Besonderheiten: Von Landshut nach München nachgeschickt. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 205f.; TD. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 42–44 (Nr. A59); TD. D4: DjBe Nr. 435.
Varianten 5 wahrscheinlich] danach gestr. blos 22 als] aus 〈xxx〉 aus m 31 Trägheit] am Schluß gestr. en
27
aus der] r
Erläuterungen 2–3 Sag Clemens 〈...〉 davon gesagt] Vgl. Nr. 863,32–34. 10–11 daß meine Tante eine gute Frau ist] Louise von Schlitz. Vgl. Nr. 863,12. 15 er schickt blos seine Frau nach Frankfurt] Goethe kam nicht aus Anlaß des Todes seiner Mutter nach Frankfurt. Vgl. Meline Brentano an Savigny, Frankfurt, 10. Oktober 1808: Frau von Göthe ist hier, ich habe sie besucht,
schicke ihr Täglich Billiet fürs Theater, und Georg hat mir versprochen, sie zum Essen einzuladen. Sie erzehlte mir Göthe sey¨e ganz jung 1500
Zu Nr. 877.E
und schlank geworden, er seye ga〈〈r wo〉〉hl und besonders lustig zurückgekommen. Docter Melwerd hatte ihr heimlich von der Alten Krankheit Nachricht gegeben; so daß sie Göthe in etwas vorbereiten konnte. Wie er erfuhr die Alte sey¨ Tod, wurde er ganz still, die Frau bath ihn nicht zu erschrecken wenn Sie in Trauer erscheinen würde, da sagte er, mache was du willst, ich Traure nicht für die Mutter denn für mich lebt sie immer vort. Doch ging er zur Herzogin 〈Luise von SachsenWeimar-Eisenach〉, und wie er von ihr zurück kam, ließ er sich Trauerkleider zurecht machen. Er ist mit dem Herzoch 〈Carl August〉 in Erfurd, und hat so viele Geschäfte, daß er sich seinem Schmerz nicht viel hingeben kann, was der Frau gar lieb ist. (H: SPK/NS 104/21.) 15–16 er selbst empfängt die Kaiser] Am 26. September wurde Goethe in Weimar dem zum Erfurter Fürstenkongreß durchreisenden Zaren Alexander vorgestellt, am 2. Oktober empfing Napoleon ihn erstmals in Erfurt. 18–20 wenn die Umstände 〈...〉 wegen des Landstags zurückmüssen] Der Erfurter Kongreß änderte nichts an der Pariser Konvention vom 8. September – am 27. Oktober wurde die Räumung Preußens befohlen –, aber die preußischen Reformabsichten konnten wegen der Entlassung des Freiherrn vom Stein zunächst nicht realisiert werden. (Vgl. Nr. 876,28–30 und Erl.) Dennoch beförderte die Aussicht auf Veränderungen Arnims Rückkehr nach Preußen Ende des Jahres. 20 Was gedenkst Du an Unfälle] Vgl. Nr. 864,23–24 und Erl. 33 Görres geht morgen fort] Vgl. Nr. 873,11–12 und Erl. 34 anatomirt] zergliedert. 35 Pathchen] Die am 28. Juni geborene Tochter Marie. 44 was die Tante von meiner Liebenswürdigkeit gesagt hat] Vgl. Nr. 864,7–17.
877.E An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 1. Oktober 1808, Sonnabend DV: H. B: Vgl. Nr. 863, 864. H: Vgl. AIV/II. – ca. 1 S.
A: Vgl. Nr. 881.
Erläuterungen Vgl. Nr. 877.
1501
Zu Nr. 878
878.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 1. Oktober 1808, Sonnabend
DV: H. B: −. A: Nr. 882. H: FDH 7456. − 1 Bl. ca. 248 x 205 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, verknittert, Ränder eingerissen, Tintenfraß, Papierverlust (mit Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest. Fremdeinträge: 1r aoRl: 267 v – 1v auRr: 7456. Postzeichen: Stempel: R.4.MUNCHEN 1 OCT 1808; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 206. D2: Betz/Straub 1987, S. 44f. (Nr. B72). D3: DjBe Nr. 436.
Varianten 11
das]
879.
aus
11
der
läst]
üdZ eing.
29
und]
aus
freue
Von Charlotte Schwinck nach Heidelberg Königsberg, 3. Oktober 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 906.E. H: GSA 03/224. – 1 Dbl. ca. 230 x 190 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r auRl: 1 2r auRl: 2. Besonderheiten: Der Brief wurde überbracht.
Varianten 4
erlauben] l
aus
s
22
erzählte]
danach gestr. 〈xxx〉
Erläuterungen 2–3 Carl Schwinck 〈...〉 überreicht meinen Brief] Carl Ernst Schwinck wurde am 7. November 1808 als Student der Kameralwissenschaft in Heidelberg immatrikuliert. (Vgl. Toepke 1904, S. 16.)
1502
Zu Nr. 880
8 auf den Hufen] Im Norden von Königsberg, vor der Stadt. 10 auf der Holzwiese 〈...〉 über Farenheit] In der Stadt, vmtl. am Pregel und in der Nähe (gegenüber?) von Johann Friedrich Wilhelm von Fahrenheid, Königsberger Kriegs- und Domänenrat, und/oder dessen Sohn Friedrich Heinrich Johann von Fahrenheid, den Arnim 1801 als Göttinger Studenten kennengelernt hatte (vgl. Friedrich von Raumer an Arnim, vmtl. zwischen Anfang Juni und Mitte Juli 1801; WAA XXX, Nr. 155,30–31 und Erl.). 10–11 meine beiden Damen] Die Töchter Antoinette und Auguste. 11–13 An dem Geburtstage der Auguste 〈...〉 Ball 〈...〉 noch erinnern] Der Geburtstag war am 24. September, und der vorjährige Arnims Abschiedstag. Vgl. Nr. 581,16–24. 14 Antoinette zur Christin geschlagen] Konfirmation (die nicht an einen Frühjahrstermin gebunden war). 22–23 was zu Hoffe gehört] Zur nach Memel und Königsberg geflüchteten Hofgesellschaft um den preußischen König Friedrich Wilhelm III. und Königin Luise.
880.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 5. Oktober 1808, Mittwoch
DV: H. B: Nr. 872. A: −. H: FDH 7457. – 1 Bl. ca. 250 x 205 mm; 1r beschr.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig, Ränder eingerissen, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. Fremdeinträge: 1r aoRl: 271 v 1v auRr: 7457. Postzeichen: 1 Porto-, 1 Frankozeichen. D1: Steig 1913, S. 206f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 45f. (Nr. B73). D4: DjBe Nr. 437.
Varianten 19
so]
aus 〈xxx〉
1503
Zu Nr. 880
Erläuterungen 12–16 Clemens 〈...〉 Louis Grimm 〈...〉 darüber schreiben.] Brentano schlug Jacob und Wilhelm Grimm detailliert vor, den Bruder zur weiteren Ausbildung nach München zu schicken (Brief vom 10.–15. Oktober mit Anrede Lieber Wilhelm, jedoch im Text auch an Jacob gerichtet und an diesen adressiert; FBA XXXII, S. 88–93, hier S. 90–93). Ein entsprechender Brief Brentanos an Ludwig Emil Grimm ist nicht bekannt. 17–20 Zu Jacobi 〈...〉 meiner Mutter 〈...〉 auch verliebt war] Jacobi gehörte zum Freundeskreis um den jungen Goethe, der zur Entstehungszeit des Werther in die junge Maximiliane Brentano verliebt war (worauf Bettina auch hindeutet), und verkehrte, als er noch auf seinem Landsitz Pempelfort (bei Düsseldorf) lebte, in Ehrenbreitstein bei deren Eltern Sophie und Georg Michael von La Roche. Daher waren Jacobi und die Kinder bzw. Enkelkinder seiner ehemaligen Bekannten schon aus persönlichen Gründen wechselseitig aneinander interessiert. In dem von Bettina mit Clemens geschriebenen Dramenfragment 〈Jacobi〉 (FBA XII, S. 909–920) hat dieses Interesse ironischen Ausdruck gefunden. Vgl. Soemmerring, Tagebuch, München, 5. Oktober 1808: Zu Jacobis wo
Brentanos sitzen. Savignys, Bettinchen Plaudertasche. Miss Lene üble Laune 〈...〉 Lachen und Spotten nachdem sie kaum zur Thüre hinaus sind. (Dumont 2009, S. 634.) 21 Dein Paquet mit dem langen Brief] Nr. 866 vom 25./26. September mit Beilagen. 25 Wenn Göthe
881.
in deine Nähe kommt]
Vgl. Nr. 872,28–29 und Erl.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 9. Oktober 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. 877. A: Nr. 895. H: FDH 7458. – 2 Bl. je ca. 250 x 204 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Bl. 1 auRl Papierverlust (mit Textverlust), Bl. 2 Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: Jeweils J
WHATMAN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 272 v 2r aoRl: 272 2v auRr: 7458. Postzeichen: Stempel: R.4.MUNCHEN 9 OCT 1808; 1 Porto-, 1 Frankozeichen. D1: Steig 1913, S. 207–209.
1504
Zu Nr. 881
D2: Betz/Straub 1987, S. 47–49 (Nr. B74). D3: DjBe Nr. 438.
Varianten 7 Gartenhause] G aus g 7 und] danach gestr. ihre 10 Arbeiten] r aus 〈x〉 16 Regensburg] b aus p 19 Gräfin] danach gestr. Schli 25 ihn] danach gestr. mit 26 〈〈xxx ge〉〉naueste] ca. 30 mm Textverlust 27 〈〈xxx〉〉] ca. 55 mm Textverlust 28 18] 1 aus a 30 leicht] l aus s 33 Die] D aus d 36 daß] danach gestr. ih 51 Ca〈〈pelle xxx〉〉] ca. 51 Rege〈〈xxx〉〉] ca. 60 mm Textverlust 55 dünne] d 50 mm Textverlust aus s 60 werden] üdZ eing. 66 Umständen] danach gestr. sich
Erläuterungen 2–3 Brief 〈...〉 von Deinen Verwandten steht] Nr. 863. 5 beym Gr: Görz] Bei Johann Eustach Graf von Schlitz
gen. von Görtz
während des Regensburg-Aufenthalts. 7 Tante] Louise von Schlitz. 7 Schwester] Maria Anna Gräfin von Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg. 10 Tapeten Arbeiten] Wandbehänge (vgl. DWb XXI, Sp. 133f.), die die Tante vmtl. bestickte oder bemalte. 19 Tochter der Gräfin Schliz] Adele. 24–25 Clemens 〈...〉 über Grimm] Vgl. Nr. 880,12–16 und Erl. 33 Brüder] Jacob und Wilhelm Grimm. 34 in Rom zu erhalten] Das war Arnims Idee. Vgl. Nr. 872,32–35. 41 die Gallerie] Die kurfürstlich-bayerische Gemäldegalerie (später Alte Pinakothek) mit reichen Beständen altdeutscher, flämischer, holländischer und italienischer Malerei, um 1800 bedeutend erweitert durch die vormals Mannheimer, Zweibrücker und Düsseldorfer Galerien. 41–42 Schleußheim 〈...〉 Sammlung altdeutscher Bilder] Schloß Schleißheim mit Gemäldegalerie (vor allem holländische und altdeutsche Bilder), von König Maximilian I. Joseph erweitert. 43–44 Clemens 〈...〉 ihm darüber schreiben] Der Brief ist nicht bekannt. 53–54 wie Du Glück und Unglück zu ertragen gewöhnt] Vgl. Nr. 877,21–24. 75 deinen großen Brief mit den andern Sachen] Nr. 866 mit Beilagen.
1505
Zu Nr. 882
882.
An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 10. Oktober 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 875, 878. A: Nr. 898. H: FDH 7279. – 1 Dbl. ca. 236 x 190 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 102 x 126 mm. – Kuv rotes Siegel. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 273 v 2v auRr: 7279 Kur aoR: 270, auRr: zu 61. Besonderheiten: Von Landshut nach München nachgeschickt. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 209f. D2: Betz/Straub 1987, S. 50f. (Nr. A60). D3: DjBe Nr. 439.
Varianten 31 43
Wasser] üdZ eing. schlachten] n aus t
38
begründet] b
aus
g
41
gereist] r
aus
f
Erläuterungen 4 Weinlese in unserm Garten] Vgl. zu Nr. 775,36–43. 6 meine Pistolen] Vgl. Nr. 603,21–22 und Erl. 10 Rohrbach] Ausflugsort bei Heidelberg, Wohnort der Schwiegereltern des Verlegers Zimmer. 10 geherbstet] Ernte, besonders Weinlese. 14 Görres ist fort] Am 2. Oktober nach Koblenz. 16–17 in Manheim 〈...〉 mit dem Maler Tischbein] Arnim und Johann Friedrich August Tischbein, der in Heidelberg seine mit dem Historiker Friedrich Wilken verheiratete Tochter Caroline besuchte, besichtigten in Mannheim den 1753 begründeten Antikensaal des Schlosses, eine namhafte Sammlung von Gipsabgüssen (vgl. Schillers Aufsatz Der Antikensaal zu Mannheim [1784], Goethes Besuchsbericht in Dichtung und Wahrheit [Elftes Buch]), und die Gemäldegalerie des Großherzogs Karl Friedrich von Baden, die reduziert war, nachdem 1778 mit dem vormals kurpfälzischen Hof auch dessen Gemäldesammlung weitgehend nach München überführt worden war. 21 Pallas von Velletri] Statue der Pallas Athene aus Velletri (bei Rom); Original im Louvre.
1506
Zu Nr. 882
22–25 Göthe 〈...〉 Werner 〈...〉 Liebestheorie 〈...〉 dächte] Arnim wird den Goetheschen Ausspruch von Werner gehört haben, als dieser ihm in Heidelberg seine Liebestheorie darlegte. Vgl. Nr. 825,27–54 und Erl. 29 ihre Eule] Auf den Schultern der Göttin sitzend, ihr heiliger Vogel, Symbol der Weisheit. 30–32 Schönbergers Arbeiten 〈...〉 gemalt haben] Der Landschaftsmaler Lorenz Adolf Schönberger war während eines Paris-Aufenthalts von dem badischen Gesandten Emmerich Joseph von Dalberg protegiert worden, daher wird Arnim in Mannheim Bilder von ihm zu sehen bekommen haben. Vgl. den Bericht Landschaftsmaler Schönberger in Wien im Weimarer Journal des Luxus und der Moden, Jg. 20, Mai 1805, S. 285–288, worin es heißt: Seine
Arbeiten zeichnen sich durch eben so glückliche als treue Wahl und Darstellung seines Gegenstandes, durch vollkommene Kenntniß der Perspektive, und einen unnachahmlichen Zauber des Kolorits aus. Vorzüglich wetteifert er mit Claude Lorrain in der Luftperspektive, und in der Darstellung überraschender Lichteffekte; meisterhaft sind daher die Landschaften von ihm, wo er Sonnen-Auf- und Untergang gewählt hat. (S. 285.) 40–41 daß Göthe in Frankfurt 〈...〉 dahin gereist] Vgl. zu Nr. 872,28–29. 42–43 Heute wollen wir lustig seyn] Umdichtung der ersten vier Verse des Studentenlieds (1717) von Johann Christian Günther. Die erste Strophe lautet: Brüder, laßt uns lustig sein, Weil der Frühling währet, Und der Jugend Sonnenschein Unser Laub verkläret. Grab und Bahre warten nicht, Wer die Rosen jetzo bricht Dem ist der Kranz bescheret. (Kippenberg 1922, S. 199; vgl. ebd., S. 555.) 44–45 Corps des Herzogs von Treviso] Des französischen Generals Edouard Adolphe Mortier, der am 2. Juli 1808 von Napoleon zum Herzog von Treviso, am 2. Oktober zum kommandierenden General des V. Armee-Korps der Arme´e d’Espagne ernannt worden war, das im spanisch-französischen Krieg zum Einsatz kam.
1507
Zu Nr. 882.E
882.E An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 11. Oktober 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 875, 878. H: Vgl. AIV/II. – 1/4 S.
A: Vgl. Nr. 898.
Erläuterungen Vgl. Nr. 882.
*883. Von Carl Otto von Arnim nach Heidelberg Berlin, etwa 10. Oktober 1808, Montag B: Nr. 874. A: −. Datierung: Die Nachricht von Hause kam nicht von Caroline von Labes, da deren Berliner Brief vom 18. Oktober (Nr. 890) – bei einer Beförderungszeit von etwa zehn Tagen (vgl. Datierung von Nr. 804) – am 22. Oktober noch nicht in Heidelberg eingetroffen sein konnte. Als Schreiber ist daher der Bruder anzunehmen. Arnim hatte am 29. September dringlich an ihn geschrieben, und aufgrund der mutmaßlichen Beförderungszeit sowie der Erwähnung im Belegbrief Arnims an Brentano vom 22. Oktober wird Carl Otto von Arnim um den 10. Oktober geantwortet haben.
884.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg München, 10. und 11. Oktober 1808, Montag und Dienstag
DV: H. B: Nr. 876. A: Nr. 897. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 261r–262v. – 1 Dbl. ca. 227 x 192; 1r–2v 33/4 beschr. S.; 3x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 558 *) der (ungedruckte) Brief / vielmehr an
Wilhelm / gerichtet: München 13 October 1808 / Landshut 15 October 1808, aoRm: H 172, 11, aoRr: Landshut 1808. 261 2r aoRr: 262. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 93.
1508
Zu Nr. 884
Datierung: Die erste datierungsrelevante Mitteilung im Brief lautet: Ich habe (Z. 9–10). Der betreffende Brief an Wilhelm (nicht Jacob) Grimm (FBA XXXII, Nr. 521) wurde hauptsächlich am 10. Oktober geschrieben, und auf dieses Datum ist die Mitteilung zu beziehen. (Es folgen im Brief noch Nachträge vom 13. und 15. Oktober; diese Daten stellte Brentano dem Brief nachträglich voran.) Die zweite datierungsrelevante Mitteilung folgt später, nach einem Gedankenstrich: Gestern Abends laß Jakobs bei Jakobi seine Morgen zu haltende Rede (Z. 59–60). Diese Rede wurde am 12. Oktober gehalten (vgl. Erl. zum Zitat), und folglich schrieb Brentano den zweiten Briefteil am 11. Oktober. D1: Assing 1865, S. 262f. (TD: Passage über Bettina); datiert: 1808. D2: Steig 1894, S. 258–260 (TD); datiert: 10. Oktober 1808. D3: Kat. Henrici 149, Nr.172, S. 72; TD (kurzer Auszug); datiert: 10. Oktober 1808. D4: Seebaß 1951, Bd. I, S.380–382; datiert: 10. Oktober 1808. D5: FBA XXXII, S. 94–97 (Nr. 522); datiert: 10., 11. oder 13. Oktober 1808. D6: Schultz 1998, Bd. II, S. 542–545 (Nr. 129); datiert: etwa 13. Oktober 1808.
heute an Jakob, wegen Louis geschrieben
Varianten 9 Ich] aus 〈xxx〉 15 hat] danach gestr. nur 19 der] d aus 〈m〉 20 bin] b aus 〈s〉 20 oft] danach gestr. gew 24 dergleichen] danach 25 nicht] danach gestr. hier 27 Dürerschen] danach gestr. gestr. , Han 51 Brief] B aus 〈x〉 53 der Orientale] üdZ eing. 62 des] s aus n 62 Griechischen und] danach gestr. 〈und〉 69 wird] aus werden 71 den] danach gestr. Einen 79 meiner] danach gestr. T〈xxx〉
Erläuterungen 9–10 Ich habe heute 〈...〉 geschrieben] Vgl. zu Nr. 880,12–16. 20–21 Bei Jakobi 〈...〉 lieb und sanft] Vgl. Nr. 880,17–20 und Erl. 23 deine Kritick] Arnims Rezension von Jacobis Akademierede Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck. Vgl. zu Nr. 674,14–18. 23 Ast] Vgl. Nr. 806,34–35 und Erl. 24 Rottmanner] Vgl. Nr. 674,14–18 und Erl. 27–28 die Dürerschen Randzeichnungen 〈...〉 nicht zu vergleichen] Johann Nepomuk Strixners Ausgabe Albrecht Dürers christlich-mythologi-
sche Handzeichnungen nebst Titel, Vorrede und Albrecht Dürers Bildnis, zusammen 23 Blätter, in lithographischer Manier gearbeitet (Mün1509
Zu Nr. 884
chen 1808) im Verhältnis zu den 1514/15 von Johann Schönsperger d. Ä. auf Pergament gedruckten zehn Exemplaren des Gebetbuches Kaiser Maximilians I. mit Randzeichnungen Dürers; der Druck Schönspergers imitierte eine Handschrift. 30–32 Ritter 〈...〉 mit Bettelbriefen 〈...〉 verfolgt] Johann Wilhelm Ritter, mit Brentano zeitweise befreundet, Anreger und Konkurrent Arnims als Physiker, war 1805 einem Ruf der Bayerischen Akademie der Wissenschaften als Akademiker nach München gefolgt. Obwohl er in München erstmals ein Gehalt bezog und seine Familie ernähren mußte, setzte er dort sein auf die Forschung konzentriertes, bürgerliche Sicherheiten und Konventionen mißachtendes Leben fort, in ständiger finanzieller und gesundheitlicher Not. Die Münchner Bettelbriefe werden mit seinem Nachlaß verschollen sein. Vgl. Arnims Rezension der Fragmente aus dem Nachlasse eines jungen Physikers (WAA II, S. 457–464 und Erl.). 34–39 Sehr ärgerlich 〈...〉 das Görres mir Bücher 〈...〉 sehr nachläßig.] Vgl. Görres an Arnim, 1. Februar 1809, über einen (nicht bekannten) Brief Brentanos an ihn: Er schrieb mir einen salbungsvollen Brief über seine Bü-
cher, um mir das Gewissen in Aufruhr zu bringen. Sie wißen selbst wie ganz zufällig ich sie mitgenommen habe. Ich habe sie eiligst zusammengepakt und abgeschikt. (WAA XXXIV, Nr. 966.) 47 deine Tante] Louise von Schlitz. 51 der Brief von Stein in der Zeitung] Der Brief des preußischen Staatsministers Freiherr vom Stein an den Fürsten von Sayn-Wittgenstein aus Königsberg vom 15. August 1808 über die antifranzösische Stimmung in Deutschland und die Notwendigkeit, sie zu fördern, war den Franzosen in die Hände gefallen und zunächst am 8. September im Pariser Moniteur unter Auslassung einiger Stellen, dann am 9. September im Journal de l’Empire vollständig mit ausführlichen Fußnoten veröffentlicht worden. Aus den französischen Zeitungen ging der Brief, der großes Aufsehen erregte, in die deutschen über; in deutscher Sprache erschien er zunächst mit den Fußnoten im Berliner Telegraph vom 18. September. (Vgl. Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/2, S. 813–818.) 52 Gallerie] Vgl. zu Nr. 881,41. 53 Wallenberg der Orientale] Wallenberg, ein ziemlich rätselhafter Zeitgenosse, hieß vmtl. ursprünglich Meyer, stammte aus Berlin, wurde am 21. Januar 1809 in Heidelberg mit der Schrift De rhythmi in morbis epiphania zum Dr. med. promoviert, veröffentlichte unter dem Namen A[dolf] M[eyer] Wallenberg Skizzen zur Zoonomie (Köln 1808) und eine Übersetzung von Voltaires Zaire (Heidelberg 1809), starb als Bataillonsarzt in Torgau bei der Pflege Verwundeter. Vgl. Soemmerrings Tagebuch-Eintrag, München, 11. Oktober 1808: Clemens
1510
Zu Nr. 884
Brentano mit Dr. Wellenberg Jud eigentlich Mayer Zoowein aus Strelitz (Dumont 2009, S. 635). Arnim wird ihn 1803 in Paris kennengelernt haben, wie eine Erwähnung (als J. Meyer) in einem zwischen letztem Drittel Januar und Mitte Juni 1803 geschriebenen Pariser Billett Helmina von Hastfers (spätere Che´zy) nahelegt (WAA XXXI, Nr. 286,3–5). In einer Erinnerung an diese Zeit charakterisierte sie Wallenberg als eine der zartesten vergeistigsten Naturen orientalischer Abstammung (zit. zu ebd.). 55 Klickicker] Intensivierung (im DWb nicht belegt) des Substantivs Klicker, das in Verbindung mit dem Verb klicken verschiedene Bedeutungen hat, darunter (analog zu klecken) als verächtliches Kraftwort für Schreiber und (schlechten) Maler. (Vgl. DWb XI, Sp. 1159f.) 59–66 laß Jakobs 〈...〉 Parallele des Griechischen und unsrer Bildung 〈...〉 weg zu laßen] Friedrich Jacobs las am 12. Oktober anläßlich des Namenstages des bayerischen Königs Maximilian I. Joseph Ueber einen Vorzug der griechischen Sprache in dem Gebrauche ihrer Mundarten. Darin (in der gedruckten Fassung) die Feststellung, daß sich in Griechenland mehrere Mundarten zu einer klassischen Vortrefflichkeit ausgebildet, sei aus der eigenthümlichen Verfassung der hellenischen Nation erklärbar. 〈...〉 Da
war kein Herrscher und kein Beherrschter zu finden; jedes Einzelne entwickelte sich eigenthümlich und frey; jedes gestaltete sich, wie es wollte und konnte. So geschah es, daß jeder Stamm, in dem erhebenden Gefühle seiner Unabhängigkeit sich selbst schätzend, so wohl Anderes, was ihm eigen war, als auch seine Sprache eifersüchtig behauptete, und sie als ein Recht nicht bloß in dem gewöhnliche Verkehre des Lebens, sondern in jeder Art der Mittheilung gebrauchte (Jacobs 1829, S. 383f.). Wesentlich gewesen sei die innere Verfassung, deren erstes Element in allen Staaten Freyheit und Gleichheit war (ebd., S. 386). Abschließend wird das aktuelle München als Neu-Athen gepriesen: Wenn es aber je einen Zeitpunckt gegeben hat, wo man hoffen konnte, den oftmals getäuschten Wunsch erfüllt zu sehn, daß der Wissenschaft und Kunst ein sicheres Reich in Deutschland gegründet, und dadurch zugleich der Sinn für das Schöne und Große lebendiger erregt, und ohne willkührliche Beschränkung befestigt werde, so ist es der gegenwärtige. 〈...〉 In diesem Zeitpunckt öffnet ein weiser und geliebter König den scheuen Musen ein Asyl in seinem Königreich; und selbst ein deutscher Mann in dem tiefsten und weisesten Sinne des Worts, ladet er deutsche Wissenschaft und Kunst in den Schatten seines Thrones ein, damit sie hier ihr frohes und genußreiches Geschäft in ungestörter Sicherheit und stillem Frieden vollbringen möge. Hier also oder nirgends kann sich ein neues Hellas bilden (Ebd., S. 401f.). 1511
Zu Nr. 884
70 die Leufrieds] Die Holzschnittvignetten zu Brentanos Bearbeitung von Wickrams Goldfaden. Vgl. Nr. 852,34–35 und Erl. 71 III Wunderhornstitel] Vgl. Nr. 873,68–71 und Erl. 72 I Kinderliedstitel] Vgl. Nr. 648,38–42 und Erl. 85 Bei Herrn v. Savigny in Landshut.] Angabe der zukünftigen Adresse, da Brentano, Auguste und Savigny vmtl. erst am 15. Oktober (vgl. FBA XXXII, S. 88,24–25) von München nach Landshut reisten. 86 Schelmufski abdrucken laßen] Vgl. Nr. 876,44–45 und Erl. 87–88 deine Vorrede, dein neuer Titel des Einsiedels] Beides war fertig. Vgl. Nr. 869 (Beilagen). 88 F Tieck 〈...〉 übel befinden] Friedrich Tieck, seit 1805 in Rom, lebte dort so, das man fast ohne Genuß und Freude in Betrübniß ein kümmerliches Leben hinschleppen muß, das Muth und Kraft nimmt, wie er am 13. August 1808 an A. W. Schlegel schrieb (Körner 1936–1958, Bd. I, S. 590–593), woraufhin dieser ihn nach Coppet einlud, wohin Tieck im Oktober reiste. (vgl. ebd., Bd. III, S. 342). 90–91 von Rumor 〈...〉 noch nicht zurück.] Rumohr war bereits im März 1808 zu längerem Aufenthalt nach München gekommen (vgl. an Caroline Schelling, 7. März 1808; Schmidt 1913, Bd. II, S. 517–519), hatte es etwa Mitte Juli verlassen – in Schlangenbad und während einer Rheinreise von Winkel bis Köln gehörte er zur Arnim/Bettinaschen Bade- und Reisegesellschaft – und wurde noch im September in der bayerischen Hauptstadt vermißt, wie Caroline am 16. Pauline Gotter berichtete: Unser Rumohr ist uns durchgegangen, seit 2
Monat ist er abwesend und giebt keine Kunde von sich, nur aus Kölln erscholl, daß dergleichen kunstliebende Baron dort sich blicken läßt. Es ist immer Schade um ihn, daß er so gar unvernünftig, langweilig und Policinellenhaft ist, denn Einen Sinn hat ihm der Himmel gegeben, eben den für die Kunst, wo er reich an den feinsten, zugleich sinnlichsten Wahrnehmungen ist. Der Freßsinn ist eben so vortreflich bei ihm ausgebildet (ebd., S. 533f.). Am 23. November war er noch immer abwesend; Caroline an Pauline Gotter: Er hat sich und uns so ennuyirt, daß er plötzlich einmal aufbrach, seinen Bedienten ließ er zurück und Monate lang ohne Geld und Nachricht, bis er endlich von der böhmischen Gränze mit kläglichen Händeringen um einen Paß ins Österreichsche schrieb. Er soll sich etwas kindisch und bubenmäßig unterwegens an öffentlichen Örtern betragen haben, so daß er Verdacht erregte, verfolgt wurde. (Ebd., S. 536f.) Einen Monat später, am 23. Dezember, kehrte er von Prag nach München zurück. (Vgl. Schellberg/Fuchs 1942, S. 376.) Vgl. Caroline an Pauline Gotter, 1. März 1809: daß der Baron 〈...〉
1512
Zu Nr. 885
wieder hier ist seit mehreren Monaten und keine Anfechtung erlitten hat, auch ein wenig klüger geworden ist (Schmidt 1913, Bd. II, S. 548). 92–93 L. Tieck 〈...〉 erwartet.] Ludwig Tieck und dessen Schwester Sophie Bernhardi reisten mit deren Kindern erst am 13. Oktober von Wien nach München ab, Franz Otto von Stransky und seine Frau Christine, die sich mit Friedrich Schlegel befreundete, waren einige Tage früher abgegangen. (Vgl. F. Schlegel an A. W. Schlegel, Wien, 15. Oktober 1808; Körner 1936–1958, Bd. I, S. 635.) Am 19. Oktober trafen Tieck und Sophie Bernhardi in München ein. (Vgl. Schellberg/Fuchs 1942, S. 376.) Die Abreise Knorrings, des Geliebten Sophie Bernhardis, verzögerte sich immens; erst im Oktober 1809 war er in München, wie aus ihrem Brief an A. W. Schlegel vom 17. des Monats hervorgeht (Körner 1936–1958, Bd. II, S. 75). Vgl. Dorothea Schlegel an A. W. Schlegel, Wien, 23. Juli 1809: er spricht beständig davon nach München zu reisen, so
viel ich weis sind es immer Geldverlegenheiten die ihn abhalten. Er hat so wie er mir sagte immer noch keinen Brief aus seinem Vaterlande. Zwar scheint es mir als habe er sich in seinen Negoziazionen nicht eben geschickt genommen, aber wahr ist es, daß seine Landsleute vor einiger Zeit hier keinen Credit finden konnten und jetzt wohl schwerlich mehr, da niemand Geld weggiebt, es sey an wem es sey. Er scheint in einer sehr unangenehmen Lage zu seyn (ebd., S. 64).
885.
Von Jacob und Wilhelm Grimm nach Heidelberg Kassel, 10. Oktober 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 867. A: −. H: BJ/Autographa 68. – 1 Dbl. ca. 188 x 113 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x quer gefaltet. – Fleckig, 1v–2r Tintenklecks. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Beilagen: Blatt für Zimmer mit Angabe der fehlenden Exemplare der Zeitung für Einsiedler. Fremdeinträge: 1r aoR: 1808 (Stg), auR: 1928.110., Stempel: Preußische
Staatsbibliothek Berlin. D1: Steig 1904, S. 16f.
Varianten 12
ab;]
danach gestr.
u
25
welcher] 1513
danach gestr.
der
45
so]
üdZ
Zu Nr. 885
Erläuterungen 6–7 Wegen des Luis 〈...〉 Rathschläge] Vgl. Nr. 867,10–27 und Erl. 8–9 bei seiner letzten Anwesenheit in Allendorf] Anfang September 1808, als Brentano sich bei dem Pfarrer Mannel mit Wilhelm Grimm traf, der für ihn den Transport von Büchern u.a. von Kassel nach Landshut besorgte. (Vgl. Feilchenfeldt 1978, S. 81.) 27 entscheidende Nachricht vom Clemens] Vgl. zu Nr. 880,12–16. 45 die Musikalien] Louise Reichardts Liedkompositionen, deren Herausgabe unter dem Titel Waldliederlein Arnim bei Zimmer vermitteln wollte, was jedoch nicht gelang. Vgl. Nr. 608,79 und Erl. 46 eine kleine franz. Oper 〈...〉 bald gegeben wird] Darüber informieren zwei Korrespondentenberichte aus Kassel: 1) Der Direktor Reichard ist ver-
reist, um italienische Sänger zu einer Opera buffa zu engagiren. Auch von ihm ward neulich eine französische kleine Oper komponirt und hier dargestellt. Das französische Theater giebt meist kleine Stücke, weil sein Personal nicht sehr zahlreich ist. (Zeitung für die elegante Welt, Leipzig, 26. November 1808, Nr. 210.) – 2) Auf Napoleonshöhe führte der Hof eine kleine Oper auf, wozu die Musik vom Direktor Reichard theils componirt, theils zusammengeordnet war. Die Königin spielte selbst mit, und sang mit wenig Verlegenheit und einer hübschen Stimme. (Journal des Luxus und der Moden, Weimar, November 1808, S. 769.)
886.
Von Joseph Görres nach Heidelberg Koblenz, 14. Oktober 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: Nr. 896. H: SPK/NGr 686,1. – 1 Bl. ca. 249 x 200 mm; 1r–1v 11/4 beschr. S.; 1v unteres Drittel Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Ränder beschädigt, an Faltstellen gerissen und geklebt, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, 1v rote Siegelreste. Fremdeinträge: 1r aoRl: Görres, aoRr: 1. D1: Steig 1900, S. 117–119. D2: Schellberg 1911, Bd. II, S. 113–115 (Nr. 58).
1514
Zu Nr. 887
Erläuterungen 3–4 bis heren] Sonderform zu bisher und dem älteren bishero (im DWb nicht belegt). 5–6 Gratulation zum zwey¨ten Fieber] Anspielung auf Arnims fieberhafte Erkrankung im Heidelberger Sommer 1808. Vgl. Nr. 860,29–31. 7 niedlichsten aller Siechhaüser] Die Arnimsche Wohnung im Bartholomäischen Garten. Vgl. Nr. 775,36–43 und Erl. 17 die Douaniers] Die französischen Zöllner; das linksrheinische Koblenz gehörte seit 1802 zum Rhein- und Mosel-Departement. 20 Schrifftproben] Vgl. zu Nr. 629,88–89. 28 Stutz] Pflock. (DWb XX, Sp. 756 mit Bezug auf die Stelle.) 29–31 In der hießigen Loge 〈...〉 bey¨m großen Orient] In Koblenz war 1808 die Freimaurer-Loge L’ Union de´sire´e gegründet worden, die vom Grand Orient in Paris abhängig war und auch deutsche Mitglieder aufnahm. Sie bestand aus 13 französischen und 10 deutschen Mitgliedern. (Vgl. http://www.freimaurer-koblenz.de/historie1.html.) 32 spanischen Angelegenheiten] Vgl. zu Nr. 854,34–35. 35 mein Kleines] Die am 28. Juni geborene Tochter Marie.
887.
Von Karl Schmidthammer an Arnim und Brentano in Heidelberg Leipzig, 14. Oktober 1808, Freitag
DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 907.E. H: BJ/VS 229. – 1 Bl. ca. 222 x 160 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x quer gefaltet. − WZ: Stilisierte Blüte. Beilagen: Gedichte (nicht bekannt) für die Zeitung für Einsiedler. Fremdeinträge: 1r aoR Varnhagen: Karl Schmidthammer an L. A. von Arnim und Cl. Brentano, Leipzig, 14. Oktober 1808., aoRl Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN, auRl Varnhagen: Bettina. D1: Weiss 1986, S. 177 (Nr. 56).
Varianten
sie] üdZ eing. 3 gütigen] aus guten 3 Durchsicht] Dur aus 〈xxx〉 bitten] üdZ eing. 6 Jüngling] zweites n aus g 8 Bildungsvorteile] v aus f 13 Gottes] danach gestr. enthalt 14 Sieg] S aus 〈x〉 17 nicht] n aus g 3 5
1515
Zu Nr. 887
Erläuterungen 4–5 Stelle in Ihrer Zeitung 〈...〉 gönnen mögen] Die Sendung kam zu spät, die Zeitung für Einsiedler erschien seit Ende August nicht mehr. 6–7 drei Aufsätzen im Modejournal] Madame 〈Friederike Auguste Konradine〉 Bethmann in Leipzig. Leipzig d. 15. August 1806.; Madame 〈Sophie Louise〉 Fleck in Leipzig. Erster Brief. – Zweiter Brief. In: Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Jg. 21, Oktober 1806, S. 629–635; Hero 〈Gedicht〉. Ebd., Jg. 22, Oktober 1807, S. 665–667. 7–9 in den Justiz- u Polizey-Rügen 〈...〉 Jüdische Nation] Einige Vor-
schläge zu Bildungsmitteln für die Jüdische Nation. (wörtlich abgedruckt). In: Justiz- und Polizeirügen zur Beförderung des Menschenwohls, 4. Jg. 1808, Nr. 56, Sp. 437–442. 10 Das Gedicht Gott] Nicht erschienen; nicht ermittelt. 15 Jesus Christus] Nicht erschienen; nicht ermittelt.
888.
An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 16. Oktober 1808, Sonntag
DV: H. B: −. A: Nr. 893. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 315r–316v. − 1 Dbl. ca. 233 x 190 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 4x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Beilagen: Rechnungen und Brief (nicht bekannt) eines Bruders (vmtl. Franz) an Brentano. Fremdeinträge: 1r aoRl: 558, aoRr: 315 2r aoRr: 316. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 113. Postzeichen: Roter Stempel: R.1.HEIDELBERG.; Portozeichen, D1: Steig 1894, S. 260; TD (kurzer Auszug). D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 74; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, S. 545f. (Nr. 130).
Varianten 8 Heß] danach gestr. sich 16 in] n aus m 16 Wilhelm] W aus , 17 Hagens] H aus 〈G〉 20 Christliche] C aus c 23 christlichen] c aus 〈x〉
1516
Zu Nr. 888.E
Erläuterungen 7–8 Deine Schwester 〈...〉 Heß 〈...〉 wollte] Vgl. Nr. 881,24–29. 12–14 Sein Bruder 〈...〉 Wiener Akademie 〈...〉 zu leben] Vgl. Nr. 885,35–36. 16–19 Wilhelm 〈...〉 Recension 〈...〉 Abhandlung 〈...〉 in die Studien] Vgl. zu Nr. 738,18–19. 20–21 kleine christliche Sklizze 〈...〉 selbsterfundene Blumen anbrachte] Nicht ermittelt. 29 aufgehobnen Klöster] Die mit der Regierungsübernahme von Kurfürst Maximilian IV. Joseph seit 1799 durchgeführten bayerischen Reformen hatten sich zunächst vor allem in der Kirchenpolitik ausgewirkt. Zwischen 1801 und 1803 waren nahezu alle Klostergemeinschaften aufgelöst worden, die Bücher kamen an die weltlichen Bibliotheken. 32–34 Das Herbsten 〈...〉 in Rohrbach] Vgl. Nr. 882,9–13 und Erl. 40 Tröst-Einsamkeit] Buchausgabe der Zeitung für Einsiedler. 43–44 Vorrede und Schluß des Einsiedler] Vgl. Nr. 869 (Beilagen).
888.E An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 25. Oktober 1808, Dienstag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 893. H: Vgl. AIV/II. – ½ S. Datierung: Das Datum ist entweder verschrieben oder Arnim schrieb das Exzerpt nachträglich aus dem Gedächtnis. D1: Burwick 1978, S. 359.
Erläuterungen Vgl. Nr. 888.
1517
Zu Nr. 889
889.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 16. Oktober 1808, Sonntag
DV: H. B: −. A: Nr. 895. H: FDH 7459. – 1 Dbl. ca. 235 x 195 mm; 1r–2r 23/4 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Ränder eingerissen und geklebt, Tintenfraß, 2v rote Siegelreste. − WZ: CJF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 269 v 2v auRr: 7459. Postzeichen: Stempel: R.4.MUNCHEN 16 OCT. 1808. D1: Steig 1913, S. 210f. D2: Betz/Straub 1987, S. 52–54 (Nr. B75). D3: DjBe Nr. 441.
Varianten 7 Jahr] danach gestr. wah 7 ihren] n aus m 11 Weisheitsschule] nach u gestr. h 14 klagt] k aus g 20 habe,] danach gestr. und er wohl 23 Spreu] danach gestr. f 26 lieber] b aus g 27 die] di aus 〈xx〉 33 überlegt] danach gestr. hat 50 Professor] davor gestr. Hess
Erläuterungen 4 Clemens ist nach Landshut] Vmtl. am 15. Oktober mit Auguste und Savigny, während Bettina und Gunda mit deren Kindern in München blieben. 6–9 Schlichtegroll 〈...〉 eine gewiße Person 〈...〉 geschenckt hat] Friedrich Schlichtegroll verlas als Generalsekretär den Jahresbericht der königlichen
Akademie der Wissenschaften, am Maximilians-Tage den 12. Oktober 1808 in einer öffentlichen Versammlung der Akademie erstattet (München 1808). Die gewiße Person war der König, wie aus dem Jahresbericht (S. 17) hervorgeht: Zur Anlegung des b o t a n i s c h e n G a r t e n s hat, wie schon einmal dankbar an dieser Stätte erwähnt wurde, die Akad. d. Wiss. von Seiner königlichen Majestät eine Wiese vor dem Karlsthore geschenkt erhalten. 10–11 Jacobs 〈...〉 von dem alten Process mit Griechenland] Bettina scheint nicht viel von dem Vortrag Friedrich Jacobs’ mitbekommen zu haben. Vgl. Brentanos Bericht Nr. 884,59–67 und Erl. 16 deiner Schrifft über ihn] Vgl. Nr. 884,23 und Erl. 29–30 Tieck 〈...〉 Schwester und Knorring] Vgl. Nr. 884,92–95 und Erl.
1518
Zu Nr. 890
31–32 Docktor Klinger 〈...〉 mit Frd: Schlegel war] Der aus Wien stammende junge Arzt Franz Xaver Klinger hatte auf einer Reise von seinem Studienort Halle nach Paris Anfang Oktober 1806 in Frankfurt Friedrich Schlegel kennengelernt, dem er einen Empfehlungsbrief Steffens’ überbrachte, woraufhin Schlegel ihn zu einer Rheinreise nach Köln einlud, wo Klinger Gast Friedrich und Dorothea Schlegels war. Im November 1806 begegnete Schlegel, der sich mit Klinger befreundet hatte, ihm in Paris wieder, Ende Oktober 1808 in Wien, wo Klinger zwei Jahre später einem Lungenleiden erlag. (Vgl. Körner 1936–1958, Bd. III, S. 213f. mit zahlreichen Verweisen sowie Register.) Vgl. Friedrich Schlegel an den Bruder August Wilhelm, Wien, 24. Oktober 1808: Klinger ist wieder
hier seit einigen Tagen; Brentano’s, die ganze Sippschaft war in München, sie lassen sich in Landshut nieder, wo Savigny eine Stelle hat. Sie treiben viel Muthwillen gegen die alte philosophische Perücke, den Jakobi. Es ist nur Schade, daß es selbst solches Gesindel ist. (Ebd., Bd. I, S. 641.) Vgl. Soemmerring, Tagebuch, München, 11. Oktober 1808: Herr Dr. Klinger aus Wien Affengesichtgen – Freund von Clemens Brentano (Dumont 2009, S. 635). 34–35 Cristian Schlosser 〈...〉 bald abgezogen seyn] Christian Schlosser war nach seinem München-Aufenthalt nach Rom weitergereist. 37 daß Tieck sich in Landshut fest sezen will] Sonst nicht belegtes Gerücht. 38–40 Nachricht 〈...〉 Landshut 〈...〉 woher Die Nachricht kömmt] Vgl. Arnim an Bettina, 23. Juli 1808, über Heidelberger Bekanntschaften: Noch ei-
nige Hamburger Damen, die sehr reinlich sind und immer Milch beym Essen trinken. (Nr. 836,37–38.) 52–53 Clemens 〈...〉 darum geschrieben] Vgl. Nr. 880,12–16 und Erl.
890.
Von Caroline von Labes nach Heidelberg Berlin, 18. Oktober 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. *861. A: −. H: GSA 03/205. – 1 Dbl. ca. 226 x 186 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: VANDERLEY. Fremdeinträge: 1r aoRm: 39, aoRr: 140, auRl: 47 2r aoRr: 142, auRl: 48. D1: Riley 1978, S. 183–185 (Nr. 48).
1519
Zu Nr. 890
Varianten 12
Geldunternehmungen] unternehmungen über gestr. angelegenhei13–15 worin er 〈...〉 Sache] alR eing. 16 er] danach gestr. 〈xxx〉 16 Behr] danach gestr. 〈xxx〉 20 Deinen] De aus 〈xx〉 27 wieder] üdZ eing. 28 ich] üdZ eing. 30 dein Bruder] über gestr. er 34 Diese 20/m r*] alR vor gestr. diese 35 und so weiter] alR 38–39 die versprochene] alR 40 nicht] aus 〈xxx〉 42 808 r* 12 g*] alR 43 die] aus der 45 gehen] danach gestr. nicht 54–55 zu 56 anzurechnenden] nach rech gestr. neten erwartenden] üdZ eing. 59 Das] aus 〈x〉 63 gegebenen] aus 〈xxx〉 69 106100r*] 6 aus 8 70 welche] davor gestr. sind 74 Ihr nicht] aus 〈xxx〉 75 Ihr] danach 78 weis es;] alR 80 Euer] üdZ eing. 82 nichts] s gestr. euch nachträgl. idZ 82 daß ihr wohlfeil] alR vor gestr. das ihr 84 um] danach gestr. sie 93 nicht] danach gestr. , 101 Windbeuttel] ten
umkringelt
Erläuterungen 8 contribution 〈...〉 nach Zernickow schicken] Vgl. Nr. 569,32–45 und Erl. 8 u. d. m.] und dergleichen mehr 15 odieuse] gehässige, hassenswerte. 16 Juden Behr] Jacob Herz Beer, Besitzer einer Tabakfabrik in der Spandauer Straße 16 und einer Zuckerraffinerie in der Heiligengeiststraße 4 (vgl. Gädicke 1806, S. 609 und 661). 19 Juden 〈...〉 Bendix] Gädicke 1806, S. 36 verzeichnet drei Berliner Bankiers und Wechsler des Namens Von der Jüdischen Nation: Hirsch Nathan Bendix Söhne, Klosterstraße 28, Levin Nathan Bendix, Brüderstraße 11 und Samuel Nathan Bendix, Burgstraße 9. 20 Seehandl* Ob*] Obligation (Schuldverschreibung) der Seehandlungs-Societät in Berlin. 22 Pfandbrief] Vgl. zu Nr. 562,61. 72 Sohnes] Hans von Schlitz. 76 revenuen] Einnahmen.
1520
Zu Nr. 891
891.
An Friedrich Carl von Savigny in Landshut Heidelberg, 20. Oktober 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 913. H: SPK/NS 2/2. – 1 Bl. ca. 236 x 191 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1v Adresse; 2x längs, 3x quer gefaltet. – ArR Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, 1v roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: 14 1v arRm Stempel:
STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. D1: Härtl 1982, S. 40 (Nr. 15).
Varianten 21
ein Band] ein B
aus
einig
26
75]
möglich auch
76
oder
78
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen Härtl 1982, S. 235f. 4 Rheincompagnie] Die Reisegesellschaft, die in der zweiten Augusthälfte 1808 auf dem Rhein von Winkel nach Köln fuhr. Zu ihr gehörten außer Arnim und Bettina Savigny, Meline Brentano und Carl Friedrich von Rumohr. 6 Deiner Frau noch einen Jakoby] Savigny hatte Jacobi schon 1806 in München kennen und schätzen gelernt. (Vgl. Savigny an Bettina, 16. Dezember 1806; DjBe Nr. 225). Die Anspielung geht von dessen Kinderreichtum (acht Kinder) aus. 6–16 Jakoby 〈...〉 Hamannische Handschriften 〈...〉 Herausgabe 〈...〉 einhändigen.] Arnim hatte 1807 in Königsberg Schriften Johann Georg Hamanns sowie dessen Bekannte Johann George Scheffner und Georg Heinrich Ludwig Nicolovius, den Sachwalter der Schriften Hamanns, kennengelernt und war bereits dort gebeten worden, sie herauszugeben; es fehlt mir aber dazu an Gelehrsamkeit (an Brentano, 5. Juli 1807; Nr. 552,182–183). In Königsberg wird er auch von Hamanns Beziehungen zu Jacobi, dem Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg (mit dem auch Jacobi bekannt war) und der Fürstin Amalia Adelheid von Gallitzin gehört haben. Ein Zeugnis von Arnims 1808 in Heidelberg fortgesetzter Beschäftigung mit Hamann ist ein in der Zeitung für Einsiedler (Nr. 7 vom 23. April; WAA VI, S. 82–84) erschienener gekürzter Auszug aus der Aesthetica in nuce. Im Anschluß daran gab er der Hoffnung auf eine neue Ausgabe seiner seltenen Schriften Ausdruck (ebd., S. 84). Jacobi hatte, wie Savigny antwortete, bereits am ersten Band einer solchen Ausgabe
1521
Zu Nr. 891
gearbeitet und das Manuskript Nicolovius zur Drucklegung gegeben, zu der es jedoch zunächst nicht kam. Nicolovius betraute vielmehr den mit Jacobi befreundeten Friedrich Roth mit der Edition einer Hamann-Ausgabe, die nach Jacobis Tod (1819) 1821–1825 in sieben Bänden erschien. (Vgl. Nadler 1930, S. 109f.) In den Zusammenhang der damaligen Anregungen einer Hamann-Ausgabe gehört eine 1809 veröffentlichte Fußnote Schellings zu seiner 1807 in der Münchner Akademie der Wissenschaften gehaltenen Rede Über das Verhältniß der bildenden Künste zu der Natur: Möchte derjenige, dem der
Verfasser die erste genauere Bekanntschaft mit den Schriften jenes urkräftigen Geistes verdankt, F. H. J a c o b i , die längst gehoffte Ausgabe der Werke Hamanns entweder noch selbst übernehmen, oder durch Sein Wort beschleunigen! (Schelling 1968, S. 237f.) Vgl. Jean Paul im ersten, 1810 erschienenen Bändchen seiner Herbst-Blumine: Und doch sollte Jacobi an die nordische Uranide H a m a n n denken, damit dieses Polargestirn nicht endlich hinter der Gottesackermauer seiner Freunde verschwinde. (Jean Paul/SW II, Bd. 3, S. 141.) 21–22 daß es in Bayern 〈...〉 Prüfung des Code Napoleon kommt] Der Code civil, das 1804 veröffentlichte französische Zivilgesetzbuch, während des ersten und zweiten Kaiserreichs als Code Napole´on bezeichnet, erlangte ab 1806 in mehreren deutschen Staaten Gesetzeskraft. Die bayerische Regierung, besonders eine einflußreiche feudal-aristokratische Gruppe, stellte sich den Wünschen Napoleons nach Übernahme seines Gesetzbuches entgegen und führte 1808 eine davon abhängige, jedoch relativ selbständige Konstitution ein. »Es war ein völliger Umbau, eine völlige Umstülpung, Modernisierung des bayerischen Staates, in Anlehnung an Frankreich, aber keineswegs in sklavischer Abhängigkeit von Frankreich« (Doeberl 1924, S. 53). Zu der von Arnim gewünschten öffentlichen Prüfung und ihrer Anregung durch Savigny ist es nicht gekommen. 24 In unserm Lande 〈...〉 besser an] Vgl. Nr. 876,28–30 und Erl. 34 Pathchen] Das am 14. März 1808 geborene Patenkind Franz. 35–36 Klein 〈...〉 Bettinchen] Die am 11. April 1805 geborene Tochter Bettina.
1522
Zu Nr. 893
*892. Von Friedrich Herrmann nach Heidelberg Lübeck, letztes Drittel Oktober–erstes Drittel November 1808 B: −. A: Nr. 915.E. Beilagen: Vmtl. Ankündigung der Zeitschrift Erhebungen (Lübeck 1809/10). Vgl. zu Nr. 914,52–54. Datierung: Arnim erwähnt die Ankündigung noch nicht in seinem Brief an Brentano vom 4. November (Nr. 900), sondern erst im folgenden vom 14. November (Nr. 914). Er wird folglich den Brief Herrmanns zwischen 4. November und 14. November erhalten haben. Terminus ante quem aufgrund der Annahme, daß der Brief nicht länger als vierzehn Tage unterwegs gewesen sein wird.
893.
Von Clemens Brentano nach Heidelberg Landshut, letztes Drittel Oktober 1808
DV: H. B: Nr. 888. A: Nr. 901, 914. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 263r–264v. – 1 Dbl. ca. 235 x 195 mm; 1r–2v 31/4 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust mit Textverlust durch Siegelaufriß. − WZ: Posthorn am Band, darunter: F. BRENNER & COMP. IN BASEL. Fremdeinträge: 1r aoRl: 560, daneben: 4.172,12, aoRm: (Vor dem 4. November), aoRr: 263 2r aoRr: Landshut 1808. 264. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 94. Postzeichen: Stempel: R.1.LANDSHUT; Portozeichen. Datierung: Brentano reagiert auf Arnims Brief vom 16. Oktober (Nr. 888) und hat den vom 22. Oktober (Nr. 901) noch nicht. Ein weiteres Kriterium ist Brentanos Annahme, Arnim werde seinen Münchner Brief von vmtl. 10./11. Oktober (Nr. 884) bereits haben; dieser Brief wird kaum länger als zehn Tage unterwegs gewesen sein. Außerdem ist datierungsrelevant, daß Arnim den Brief am 3. November erhielt, wie aus seiner Antwort (Nr. 901,4–5) hervorgeht. D1: Steig 1894, S. 261f. (TD); datiert: Ende Oktober 1808. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 72; datiert: Ende Oktober 1808; TD (kurzer Auszug). D3: Seebaß 1951, Bd. I, S. 382–384; datiert: Ende Oktober 1808. D4: FBA XXXII, S. 101–104 (Nr. 525); datiert: 1. November(?) 1808. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 549–552 (Nr. 132); datiert: 1. November 1808.
1523
Zu Nr. 893
Varianten
Jüngling] J aus 〈N〉 14 Equipirung] p aus b 14 beRechnung] 20 waß] w aus d 20 je] aus zu 23 aus] a aus 〈x〉 23 alte] t aus 〈d〉 24 nomen] nom aus 〈xxx〉 25 Büchern] danach 26 der] üdZ eing. 29 und] u aus d 38 zu] danach gestr. gestr. ge zu 44 von Wien] üdZ eing. 48 will,] danach gestr. geh 49 seine] ne aus n 51 Menschen] danach gestr. so 53 doch] danach gestr. gerade 57 von] danach gestr. T 59 Farben] aus Formen 62 Umschmeißen] U aus 〈F〉 65 Schiller] Sc aus 〈xx〉 67 Göthe] danach gestr. wird 76 den] danach gestr. 〈xxx〉 80 hier] danach gestr. g 85 daß] ß aus s 89 Wein] danach gestr. ist 92 oder] o aus 〈x〉 93–94 Handzeichnungen,] danach gestr. und den 99 Kränzchen] K aus g 100 anbringen,] , aus . 101–102 armen] en aus e 105 L.] aus v 12
be
üdZ
Erläuterungen 2–4 Grimms wegen 〈...〉 daß er immer auch mahlen soll] Arnim hatte befürchtet, Ludwig Emil Grimm könne bei Heß in München nur im Kupferstechen ausgebildet werden. Vgl. Nr. 888,7–12. 6–7 dort und in Schleisheim] Vgl. Nr. 881,39–43 und Erl. 13–15 Brüdern 〈...〉 geschrieben habe] Vgl. Nr. 880,12–16 und Erl. 14 Equipirung] Ausstattung. 22 Bingam Geschichte der Kirchengebraüche mehrere 4° Bände] Joseph Bingham, Origines ecclesiasticae or the antiquities of the Christian Church (10 Bde., London 1708–1722); lat. Übersetzung von Johann Heinrich Grischow, 10 Bde., Halle 1724–1738; dt. Auszüge 4 Bde., Augsburg 1788–1796, 2 Bde., Breslau 1798. (Nicht in Kat. Brentano 1974.) 23 Fauths Bibliotheck] Bibliothek des Heidelberger Theologie-Professors Jakob Fauth. 23 das alte Rationale] Rationale divinorum officiorum, von Wilhelm Durand 1286–1291 verfaßt, die erste vollständige Darstellung des liturgischen Rechts, Erstausgabe Mainz 1459. (Nicht in Kat. Brentano 1974.) 24 de divis a plantis nomen habentibus] Jean Bauhin, De plantis a divis sanctisve nomen habentibus (Basel 1591). (Nicht in Kat. Brentano 1974.) 26 Heidelberger Auction] Nicht ermittelt. 27–28 Religiöse Schriften 〈...〉 des Procops] Werke des Procopius von Templin waren bereits für das Wunderhorn ergiebig: Conjugale (1663), Mariale
1524
Zu Nr. 893
festivale
(1667), Dominicale Aestivale (1667), Dominicale Paschale (1667). (Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 756f.) 28–29 Marianischen Lytaneien] Wechselgebete zwischen Vorbeter und Gemeinde zu Ehren der Jungfrau Maria. 29–30 Erklärungen der Offenbarung Johannis, und des hohen Liedes] Des Evangeliums Johannes im Neuen und des Hohelieds Salomos im Alten Testament. 35 Schelling, der der Madam Montgelas den Fuchsschwanz streicht] Die seit 1803 mit dem bayerischen Reformminister verheiratete Ernestine von Montgelas unterhielt mehrere Liebschaften, die von ihrem Mann toleriert wurden; eine Beziehung zu Schelling ist nicht belegt. (Vgl. Weis 2005, S. 13–16, 490–494.) – Den Fuchschwanz streichen: »mit ihm einem auf der haut hinstreichen, was schon wegen der weichheit des fuchsschwanzes 〈...〉 eine wohlthuende empfindung verursacht, also in dem sinne von schön thun, schmeicheln« (DWb IV, Sp. 352).
36 sein Gegner] Vgl. Schelling an Windischmann, 8. Dezember 1808, über Görres’ Ankündigung philosophischer und physiologischer Vorlesungen im Winterhalbenjahre 1806/7, die in Reinbecks im Juni 1808 erschienenem Buch Heidelberg und seine Umgebungen im Sommer 1807 als Beylage nachgedruckt worden war: Haben Sie denn Görres wahnsinniges Pro-
gramm zur Ankündigung seiner Vorlesungen (ich glaube im vorigen Jahr, oder ist es älter?) gesehen? Wie ist es möglich, daß Männer wie Creuzer und Daub einen so wahnwitzigen Mitarbeiter an den Studien und der Universität in ihre Protection nehmen? (Plitt 1869–1870, Bd. II, S. 137.) 37–39 Köppens 〈...〉 Unbrauchbarkeit] Friedrich Köppen war seit Herbst 1807 als Anhänger Jacobis und Gegner Schellings Professor der Philosophie in Landshut. Vgl. Savigny an Bang, Landshut, 22. Dezember 1808: Köppen gar nichts. (Stoll 1927, S. 367.) 41–42 Aretin 〈...〉 in 〈...〉 Ungnade] Der Münchner Hofbibliotheksdirektor Johann Christoph von Aretin, Sekretär der philologisch-historischen Klasse der Akademie der Wissenschaften, war der Wortführer der gegen die norddeutsche Einflußmahme sich richtenden bayerischen Patriotenpartei. Er »führte den Kampf höchst originell, indem er die norddeutschen Gelehrten der Gegnerschaft gegen Napoleon als Bayerns Verbündeten bezichtigte, ja die napoleonfeindliche Bewegung sei vom protestantischen Haß gegen alles Katholische genährt.« (Boehm 1980, S. 212.) 1811 mußte er sein Amt aufgeben, er wurde an das Oberappellationsgericht in Neuburg an der Donau versetzt.
1525
Zu Nr. 893
44–45 Erl. 46–48 49–50
Tieck ist 〈...〉 angekommen] Am 19. Oktober. Vgl. Nr. 884,92–93 und
Rumor 〈...〉 wo er hin will] Vgl. Nr. 884,90–91 und Erl. Ähnlichkeit mit Winkelmann, dich nicht für ein Dichter zu halten] Bis Ende 1808 waren von Arnims Dichtungen erst wenige erschienen, außer den Frühwerken Hollin’s Liebeleben, Aloys und Rose, Erzählungen von Schauspielen und Ariel’s Offenbarungen vor allem seine Beiträge in der Zeitung für Einsiedler. Auch das Wunderhorn hat Tieck mitgemeint, doch dürfte dessen Urteil zufolge Bettinas Mitteilung an Arnim vom 2. Dezember, Clemens habe schon einige Mal Streit gehabt mit Tieck über deine Lieder (Nr. 927,11), vor allem von Arnims in der Zeitung für Einsiedler veröffentlichten Gedichten veranlaßt worden sein. Arnims Vermischen und Konfrontieren verschiedener Quellen, von Fremdem und Eigenem wird Tieck als Mißbrauch der Combinationsgabe (an Solger, 18. Mai 1818 über Görres; Matenko 1933, S. 445) grundsätzlich mißfallen haben: Wenn auf diese Weise
alles Eins ist, so giebt es so wenig ein Eins wie das All: ich kann mir vorstellen, daß ein Lombrespiel geistreicher und tiefsinniger ist. Es ist weit größere Kunst, auch den geringfügigsten Gegenstand in sich selbst recht klar zu entwickeln und interessant zu machen, als so altes und neues Testament, Mittel-Alter und Indien, Mythologie und Platonismus zu verknüpfen, und eins mit dem andren abzuschlachten. (Ebd.) Tieck sei eigentlich nebst der Bernhardi der gröste Feind des Wunderhorns und Einsiedlers 〈...〉, wie auch des Arnims und Görres, besonders aber, weil sie kein Blatt davon gelesen, schrieb Brentano am 19. Januar 1809 an Zimmer (FBA XXXII, S. 123,10–13), und in seinem einen Tag später begonnenen Brief an Jacob und Wilhelm Grimm wurde er noch bitterer:
Aerger aber noch als Voß ist gegen den Einsiedler, Wunderhorn, und Görres Volksbücher Tieck eingenommen, und vor allem die Bernhardi, so wie Wieland u d.g. über Tieck und Schlegel ohne irgend etwas von Ihnen gelesen zu haben, als über naseweise junge Leute schimpften, so er über diese, und es ist ein Jammer, wie er klagt, daß alles Gute ihm und Schiller von Arnim gestohlen sey, der auch ohne alles Talent zur Poesie sei, und recht zu seiner Schande den schönen physikalischen Weg ausgeschlagen habe; übrigens hat er das Wunderhorn und den Einsiedler und die Volksbücher noch nicht einmahl aufgeschnitten, das ist eckelich. (FBA XXXII, S. 130,13–23.) Vgl. auch Wilhelm Grimm an den Bruder Jacob, Halle, 28. August 1809, Brentanos Meinung über Tieck referierend:
Wogegen es aber Clemens meint, das ist erstlich seine ungemeine Vornehmheit gegen jeden, keinen wie z.B. Goethe ausgenommen, als 1526
Zu Nr. 893
wenn seine Poesie der einzige Mittelpunkt sei und bleiben müsse, darum liest er Arnims Gedichte, die doch reicher, wenn auch nicht so klar und klassisch sind, wie seine, gar nicht und behauptet davon, es sei ganz ordinäres Zeug, ihm und dem Schiller nachgesagt. (Schoof 1963, S. 147f.) Über Stephan August Winkelmann hatte Brentano bereits am 7./8. Oktober 1802 an Arnim geschrieben: da ich ihm deinen Brief mit Freuden anbiete
zu lesen, sagt er, das sei ein hart Stück, und an deinem Talent zur Poesie zweifle er total nach deinem Roman (WAA XXXI, Nr. 260,225–227), also nach Hollin’s Liebeleben. 63–64 Jena 〈...〉 auf Schlachtfeldern frühstücken kann.] Bezug auf die burschikose Lebensweise, die Brentano als Jenaer Student kennengelernt hatte, und auf die Schlacht von Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806, in der Napoleon die preußisch-sächsischen Truppen besiegte. 64–65 Du warst 〈...〉 Göthe 〈...〉 in Fft war] Arnim war ebensowenig in Frankfurt wie Goethe, für den aus Anlaß des Todes seiner Mutter seine Frau Christiane nach Frankfurt kam. Vgl. Nr. 877,15 und Erl. 65–67 sein Ehrenlegions kreuz 〈...〉 Wieland 〈...〉 drauf gepaßt] Sowohl Goethe als auch Wieland, die Napoleon während des Erfurter Fürstenkongresses empfangen hatte, erhielten am 14. Oktober 1808 das Kreuz der französischen Ehrenlegion (vgl. zu Nr. 869,32). 67–68 Göthe 〈...〉 für den Abbe´ und Groskophta angenommen] Ironisch: für die Figur des Abbe´ in Wilhelm Meisters Lehrjahren (1795/96) und den Protagonisten des Lustspiels Der Groß-Cophta (1792). Beide verbindet die Geheimbund-Motivik. Im Roman versucht der zur Turmgesellschaft gehörende Abbe´ die Geschicke Wilhelms zu lenken. Im Stück wird der dem Betrüger Cagliostro nachgebildete angebliche Freimaurer-Meister schließlich entlarvt. 68–69 Für waß es der Bürgermeister Vogel, der Abbe Henry 〈...〉 und der Arzt Starck erhalten] Die Auszeichnungen wurden am 14. Oktober 1808 verliehen, als Napoleon einen strategisch markanten Ort der genau zwei Jahre zuvor von ihm gewonnenen Schlacht von Jena und Auerstedt, den Windknollen, besuchte. Der Jenaer Bürgermeister Georg Wilhelm Vogel erhielt den Orden
wegen seiner Verdienste um die Verpflegung der französischen Verwundeten nach der Schlacht (Weimar und Erfurt im September und October 1808. Fünfter Brief. In: Journal des Luxus und der Moden, Weimar, Oktober 1808, S. 760f.); Gabriel Henry, bei dem Brentano während seines Jenaer Studiums Griechisch und Latein lernen wollte (an Franz Brentano, 20. Dezember 1798; DjBr Nr. 231), hatte den französischen Truppen am Morgen vor der Schlacht den Weg zum Windknollen gewiesen, und der Jenaer MedizinProfessor Johann Christian Stark erhielt ihn, weil er Verwundete versorgt hatte.
1527
Zu Nr. 893
69–71 Hofapothecker Wilhelmi 〈...〉 Erfindung des Vogels Kukengreutig] Immanuel Christian Wilhelmi war Hofapotheker in Jena, wo Brentano ihn während des Studiums kennengelernt haben wird. Einem Bericht Christian August Vulpius’ an Goethe aus Jena vom 19. September 1803 zufolge scheint Wilhelmi ein eindrucksvoller Mann gewesen zu sein: Als der Hof Apotheker Wilhelmi sein Geld von 〈dem Anatomen〉 Loder gefordert hat, hat die-
ser so sehr auf Jena, Land u Leute raisonirt, daß ihn W. bald geprügelt hat. (Meier 2003, Bd. I, S. 88.) Auch die Erfindung des Vogels Kukengreutig, den Wilhelmi vmtl. aus einem Sammelsurium von Federn und Teilen verschiedener Vögel konstruiert hat, scheint originell gewesen zu sein. Der Name dieses Phantasiewesens kann der Naturkunde entlehnt sein: Cuculus canorus (Kuckuck) oder Cocothaustes cocothaustes (Kernbeißer). Der seltsame Vogel kursierte seit Sommer 1808 metaphorisch im Brentano-Kreis. Am 14. Juni 1808 schrieb Savigny an Christian Brentano aus Trages: Der Vogel Guck und grau [k?] dich ist hier angekommen und wird wohl verwahrt. (Stoll 1927, S. 331; [k?] Einfügung Stolls.) Brentano schrieb an Arnim aus dem bayerischen Stallwang, wo er sich bei einem Insektensammler aufhielt, in einem Ende März 1809 begonnenen Brief, er helfe teils ihm seine Kasten voll
verschiedener Baumwanzen, Schmalböcke ect sortieren, theils leimen wir die Zerbrochenen Käfer und Schmetterlinge aneinander und ich habe schon manchen Kukenkreitis gemacht (WAA XXXIV, Nr. 991). In dieser Wendung ist das seltsame Wesen den Insekten zugeordnet, und wieder gibt es einen Sprachbezug: Curculionidae sind Rüsselkäfer, Cuculliae eine Falterart. Nach dem 15. März 1810 meinte Brentano in einem Brief an Görres, dieser sehe mehr aus, wie ein Vogel Guckengreutdich, der das Ei mitsamt den Hünchen und der Schaale gefressen hat (FBA XXXII, S. 240,24–26). Am 10./11. Dezember 1811 identifizierte er sich in einem Brief an Arnim selbst mit der animalischen Kuriosität: ich komme mir vor wie ein
Vogel Gukenkreudis, wie ein Sammelsurium, und habe einen Ekel an mir selbst (FBA XXXII, S. 374,18–19; WAA XXXV). 71–72 Boiseret 〈...〉 in München] Vgl. zu Nr. 872,15–17. 72 Wallenberg ist weg] Vgl. Nr. 884,53 und Erl. 76–77 Flaumkuchen 〈...〉 Popäre zu fräßen hat] Pflaumenkuchen ... Papiere ... fressen (Imitation des sächsischen Dialekts). 79 unseren Todschlägerischen Sandmännern und Eisringern] Die romantisch-patriotisch enthusiasmierten Landshuter Studenten um die Brüder Ringseis (vgl. zu Nr. 873,53), von denen Arnim in der Zeitung für Einsiedler Nr. 33 vom 23. Juli Gedichte veröffentlicht hatte, darunter Nepomuk Ringseis’ Herausforderung, dessen erste Strophen lauten:
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Zu Nr. 894
Ha warum, warum verachtest du mich Du kalte Brut, du der anderen Zone; Heraus du kalte, heraus will ich dich Auf den Sand hier des bayerschen Bodens. Ich schlage dich nieder bei allen Göttern! Dich nieder in röthlichen Sand! Da liegst du schon da! von meinen Wettern Gestürzet, da liegst du im Sand! (WAA VI, S. 404,9–16.) 84 Pauverte´] pauvrete´: Armut, Dürftigkeit. 88 Laußen] Im DWb (XXII, Sp. 351f.) nicht belegter Plural. 91 Tante] Louise von Schlitz. 93–96 Handzeichnungen, die Weise hat 〈...〉 Kupfer 〈...〉 eine〈〈n Joh〉〉annes] Der Heidelberger Kupferstecher Adam Weise, den Brentano nicht mochte (vgl. Nr. 629,73–79 und Erl.), hatte von ihm noch einige Kupfer 〈...〉 worunter ein sehr guter Johannes unter einem Bogen, wie Brentano am 12. November 1808 an Zimmer schrieb (FBA XXXII, S. 107,21–22), über den er ebenfalls seine Schätze zurückzubekommen suchte. 97 Grimm 〈...〉 Hulda noch zeichnet] Die Zeichnung von Brentanos Stieftochter Hulda, die Ludwig Emil Grimm in Heidelberg anfertigte (vgl. Nr. 901,24–26), ist nicht bekannt. 101–102 die armen Spaniolen 〈...〉 gegen sie los gehen] Zur Niederschlagung der spanischen Erhebung gegen die französische Besetzung (vgl. zu Nr. 854,34–35) marschierten napoleonische Truppen in Spanien ein; am 4. Dezember nahmen sie Madrid erneut ein.
894.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 21. Oktober 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 866. A: −. H: FDH 7460. – 1 Dbl. ca. 234 x 195 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Tintenfraß, Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, CJF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 268 v, aoRr: München, 21. Oktober 1808. 2v auRr: 7460. Postzeichen: Stempel: R.4.MUNCHEN 21. OCT. 1808; 1 Porto-, 1 Frankozeichen.
1529
Zu Nr. 894
Datierung: Datum des Poststempels. D1: Steig 1913, S. 211f. D2: Betz/Straub 1987, S. 54–56 (Nr. B76). D3: DjBe Nr. 444.
Varianten 12
Leid] danach ander] m aus s 36 klar] k aus g aus D-Ansatz
gestr. trennen 14 meiner] m aus d 22 daß] danach gestr. ich 31 37 ihn] n aus m 46 Allein] A aus
16
miteintaub] t aus d a 47 gut] g
Erläuterungen 7 Orangen Garten bei Aschaffenburg] Vgl. zu Nr. 858,3–4. 14–15 Boisseret ist vor 4 Tagen angekommen] Vgl. Nr. 872,15–17 und Erl. 15–17 Tieck vorgestern Abend 〈...〉 Schwester ist auch da] Vgl. Nr. 884,92–93 und Erl. 23–25 Savigny und Clemens 〈...〉 alten Bildern 〈...〉 gekauft haben] Die Briefe aus Landshut nach München sind nicht bekannt. Vgl. Savigny an Creuzer in Heidelberg, Landshut, 17. Oktober 1808: Sehr charakteristisch für unsere
Zeit ist es, daß Ast, Rottmanner pp. sich breit hinsetzen, und über Kunst und Mittelalter schwatzen was Niemand hören mag, während sie ruhig zusehen oder nichts davon wissen, wie unter ihren Augen merkwürdige Reste alter Kunst in den Kirchen zerstört werden. Das meiste ist nun verloren. Doch habe ich mit Clemens einen großen Altar mit sehr breiten Gemählden um 4 fl. gekauft, Clemens zwey noch schönere Altarthüren um 48 kr: Mehreres ist noch auf dem Korne. (Stoll 1927, S. 359.) Daraufhin Creuzer an Görres in Koblenz, 25. Oktober 1808: Clemens kauft in Landshut Altarthüren a` 45 kr. Und in Compagnie mit Savigny Altäre und Reliefs a` 4 fl. Ein wohlfeiles Mittelalter. (Görres 1874, S. 38.) Sowie Brentano retrospektiv an Runge, Berlin, 21. Januar 1810: In Landshut 〈...〉 kaufte ich an dem Tag meiner Ankunft einen ganzen alten Altar mit vielen herrlichen Bildern um 2 fl. den die Bürger heraus werfen ließen 〈...〉 und der Küster, der ihn mir verkaufte 〈...〉 lieferte mir die eine Hälfte der Gemälde aus seinem Haus, woraus er sich einen Abtritt gebaut hatte. – Dieser war der letzte seiner Art in der Stadt, wäre ich eine Woche später angekommen, wäre auch er schon vernichtet gewesen (FBA XXXII, S. 212,4–23). 1530
Zu Nr. 894
25–26 Rothmänner] Rottmanner. 26 Malmann] Vmtl. Anspielung auf Aman mit Bezug auf den Namen des Herausgebers der Leipziger Zeitung für die elegante Welt: Siegfried August Mahlmann. 28–29 ein fürchterliches Gesicht] Vgl. Friedrich Tiecks Schelling-Büste aus dem Jahr 1809 (Abb. Tilliette 1974, neben S. 160) sowie Andreas von Baranoff an Friedrich Thiersch, 8. Juni 1808: ich dachte einen Mann voll Lebhaftig-
keit und feuriger Empfindung zu finden, und fand einen stillen, gesetzten, etwas einsilbigen, derben Mann; schon sein Äusseres ist etwas abstossend, das runde Gesicht mit dem breiten Munde und der stumpfen Nase, nur durch eine hohe Stirn gehoben, entspricht der Vorstellung gar nicht. (Ebd., S. 193.) Henry Crabb Robinson nannte Schelling einen weißen Neger (zit. Schellberg/Fuchs 1942, S. 88). 30–31 Gries 〈...〉 auch hier] Johann Diederich Gries, mit Brentano seit der Jenaer Studentenzeit bekannt, von ihm als Dichter Haber im Godwi verspottet und in Steffens Contra Brentano in Sachen Grieß (Härtl 2003, S. 52–58, 99–102) anekdotisch behandelt, hatte seit Frühjahr 1806 in Heidelberg gelebt, wo er sich jedoch von den Romantikern und deren Streitigkeiten ferngehalten zu haben scheint, und verließ die Neckarstadt am 1. Juli 1808. Er unternahm eine Schweizreise und hielt sich auf der Rückreise zu seinem Lieblingsort Jena in Regensburg, München, Bamberg und Coburg auf. (Vgl. Campe 1855, S. 80–84.) In München traf er Schelling, war immer in Klinger’s Gesellschaft 〈...〉, bei
Jacobi, Schlichtegrol, Niethhammer, Savigny, Brentano und Sömmering 〈...〉 Bettina Brentano machte ihm keinen angenehmen Eindruck, sie kam ihm vor wie eine Caricatur der Mignon. (Ebd., S. 90.) 35–36 Deine Liebschaft 〈...〉 Dunkles Andenken] Vgl. Nr. 866,75–85. 45–46 Die Nacht bricht ein ich bät Euch 〈...〉 Allein –] Anspielung auf Goethes zur Frühjahrsmesse 1808 erschienenen Ersten Teil des Faust, Szene Garten; Frau Marthe: Die Nacht bricht an 〈...〉 Ich bät Euch, länger hier zu bleiben; / Allein es ist ein gar zu böser Ort: / Es ist, als hätte niemand nichts zu treiben / Und nichts zu schaffen, / Als auf des Nachbarn Schritt und Tritt zu gaffen / Und man kommt ins Gered, wie man sich immer stellt. (V. 3195–3201.)
1531
Zu Nr. 895
895.
An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 881, 889. A: Nr. 899. H: FDH 7280. – 1 Dbl. ca. 235 x 190 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 102 x 137 mm. – Tintenfraß, Kuv rotes Siegel. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 274 v 2v auRr: 7280. Besonderheiten: Von Landshut nach München nachgeschickt. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; 4 Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 212–214. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 57–59 (Nr. A61). D4: DjBe Nr. 445.
Varianten 14 28
mir] danach gestr. aber 16 von] vo aus er 20 es] aus sc seinen] aus den 33 mir] danach gestr. fast 37–38 in Oehlfarben] üdZ eing. 38 sie] üdZ eing. 41 wirklichen] w aus T 41 sie] aus 〈xxx〉 44 u durch] durch üdZ eing. 58 Befehl] danach gestr. gehabt 66 Du] nachträgl. alR 67 lassen] üdZ eing. Erläuterungen 3 Zwey Briefe 〈...〉 unterweges] Nr. 866 und 872. 6 als ob Göthe in Frankfurt sey] Vgl. Nr. 872,28–29 und Erl. 7 Briefe an den jungen Göthe] Nicht bekannt. 11 Beurtheilung der Bayrischen Akademie] Vgl. Nr. 889,6–14 und Erl. 13 Clemens 〈...〉 von Dir erzählt] Vgl. Nr. 884,42–45 und 55–59 sowie Erl. 21 Daß ich Jacoby gekränkt habe] Vgl. Nr. 889,14–23 und Erl. 28–29 seinen Schwestern 〈...〉 ersten Briefe] Vgl. Nr. 875,25–26 und Erl. 29–30 zu Collet gestiegen] An den Kragen gegangen (frz. collet: Kragen). 31–32 Deine letzten Nachrichten von Görzens] Vgl. Nr. 881,4–23. 33–34 meine Tante 〈...〉 über mich und dich] Vgl. Nr. 864,7–13. 36–45 Fräulein Winkel harfenieren 〈...〉 Copieren ausgezeichneter Gemälde.] Die Malerin, Harfenisten und Deklamatorin Therese aus dem Winckel kehrte mit ihrer Mutter von einem Aufenthalt in Paris, wo sie sich als GemäldeKopistin und Harfenistin ausgebildet hatte, nach Dresden zurück und gab un-
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Zu Nr. 895
terwegs Vorstellungen. In einem Korrespondentenbericht aus Straßburg heißt es:
Wir besaßen für einige Zeit die liebenswürdige junge Künstlerinn T h e r e s e von W i n k e l , weit mehr noch als durch Herkunft und feine Bildung, durch das heilige Feuer des Genius erhoben, durch die Gaben der Mahlerey und Musik im seltenen Vereine sich auszeichnend. Nach ihrem fast dreyjährigen Aufenthalte in Paris ward uns zuerst vergönnt in einer musikalischen Soire´e ihr seelenvolles Harfenspiel 〈...〉 zu großer Vollkommenheit gediehen, zu genießen. Doch dieses Talent, allein schon geschickt einen ehrenvollen Künstlernamen ehrenvoll zu gründen, weicht noch dem Talente der Mahlerinn. In hohem Grade versteht es die Künstlerinn den Geist der ersten Meister zu ergreifen, und ihn wieder zu beleben. Obgleich der Dimension nach nur wenige Werke sie auf der Reise begleiten konnten, so genügt doch ihr Anblick bey weitem das ihr so eigene Talent zu bewähren, und das von den ersten Meistern der Hauptstadt ihr beygelegte Zeugniß zu rechtfertigen, daß ihre Kopien den Originalen so sehr gleichen, um selbst das geübteste Kennerausge zu täuschen. Bey Gelegenheit des gegebenen musikalischen Abends deklamirte auch Mademois. W i n k e l 〈...〉 sie sprach mit warmem Gefühle, doch däucht uns, daß ihrem Organe die Kräftigkeit mangle, bey einem größern Publikum eine ihren übrigen Talenten angemessene Wirkung hervorzubringen. (Morgenblatt für gebildete Stände, Tübingen, Nr. 235 vom 30. September 1808, S. 940.) Über die in Paris entstandenen Gemäldekopien informierte ein detaillierter Korrespondentenbericht aus Dresden. (Der Freimüthige, Berlin, Nr. 80 vom 22. April 1809, S. 319f.) 37 ossianisch] In der Art der von Macpherson publizierten Imitationen gälischer Bardenpoesie, die er dem sagenhaften Ossian zuschrieb. Vgl. Nr. 646,75–81 und Erl. 47–48 auf dem spitzen Esel sitzen] Hölzerner Esel mit spitzem Rücken, auf dem die Stadtsoldaten bei Vergehen zur Strafe sitzen mußten. Auch als Folterinstrument angewendet. 48–49 ein Leineweber, der Garn gestohlen] Leinweber »sind als gedrückte und alles Schwunges baare menschen verschrieen« (DWb XII, Sp. 712). 51–52 Baggesen 〈...〉 gegen die Romanticker zu feuern] Der deutschdänische Dichter Jens Baggesen, den Arnim 1803 in Paris kennengelernt hatte (vgl. Reichardt an Arnim, zwischen letztem Drittel Januar und Anfang April 1803; WAA XXXI, Nr. 284 und Erl.), hielt sich um Mitte Oktober 1808 in Heidelberg auf, wo er bei Voß verkehrte (vgl. Baggesen 1843–1856, Bd. IV, S. 1–3), der ihn – Arnims drastischer Metaphorik zufolge – eine Ausspülung verpaßte.
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Zu Nr. 895
Das Ergebnis war eine im Frühjahr 1809 mit Heinrich Voß, Aloys Schreiber und Otto Martens verfaßte antiromantische Satire aus 140 Sonetten, die Ende 1809 als Der Karfunkel oder Klingklingel-Almanach. Ein Taschenbuch für
vollendete Romantiker und angehende Mystiker. Auf das Jahr der Gnade 1810 erschien. Die Sonette waren nach vorgegebenen Reimen (Bouts rime´s) verfaßt, »um so die Künstlichkeit des Sonetts bloßzustellen, das sich offenbar gedankenlos herstellen ließ. 〈...〉 Im besten Fall entstand in diesem Almanach gelegentlich hübsche Unsinnspoesie, aber was die Objekte und Themen der Satire anging, so blieben sie diffus wie die undifferenzierte Attacke gegen die ›sieben und zwanzig Romantiker‹ – eine bunte Mischung sehr verschieden interessierter und begabter Personen, Freundeskreise und Gruppen« (Schulz 1989, S. 695). Ein Hauptgegenstand der Satire war die Zeitung für Einsiedler und von einigermaßen nachhaltiger Wirkung das Sonett Der Marktschreier, worin die Titelfigur Arnimswurzel gegen Biß der Nattern anbietet, wozu eine Fußnote erläutert: Arnica montana L., die auf Apo-
thekerbüchsen ARNI.M. gezeichnet ist. In kleinen Dosen genommen erregt sie Schläfrigkeit, in größeren Erbrechen. Gegen das Natterngift der Philisterei wird sie von Zigeunern, Marktschreiern und romantischen Poeten besonders empfohlen. (Baggesen 1978, S. 60.) Arnim seinerseits karikierte Baggesen, der sich in dem Almanach Danwaller nannte, in der
Gräfin Dolores (2. Abt., 19. Kap.) unter dem Namen Waller. 52–53 ich bin ein verfolgter Edler] Anspielung auf die von dem Kunstsammler Moritz von Brabeck publizierte Verteidigungsschrift Moritz von Brabeck oder der verfolgte Edle. Nach unterdruckten Actenstücken d. d. Hildesheim April 1799. Dem gesammten Adel Deutschlands zur Beherzigung vorgelegt (Berlin 1799), nachdem Brabeck wegen seiner Beteiligung am Hildesheimer Bauernprozeß des Hochvorrats angeklagt worden war. (Vgl. Wittstock 2008.) 54–58 eine Weibliche Merkwürdigkeit 〈...〉 durch seinen Sohn geschrieben] Helene Dorothea Delph, als hilfreiche Freundin von Susanna Elisabeth Schönemann, der Mutter von Goethes Jugendliebe Lili Schönemann, auch mit ihm bekannt, worüber er in Dichtung und Wahrheit (17. und 20. Buch) berichtet. Vgl. die Erinnerung ihres Neffen Ferdinand Henking: Sie war, als sie
noch ihr Schnittwarengeschäft in Lyoner Seidenstoff betrieb, listig und energisch genug, Diebe zu wittern, zu fangen und einzuliefern. Sie war wissenschaftlich beinahe gelehrt, fromm ohne Muckerei 〈...〉 imponierend bis zur Lächerlichkeit. Sie hatte viele Bekanntschaften und knüpfte dreist an, wo sie deren begehrte. Standhaft im Haß, kalt in Zuneigung, lebte sie isoliert mehr bei Entfernten und Toten, als bei 1534
Zu Nr. 895.E
anwesend Lebenden. 〈...〉 Schwarzer Kaffee, feinster Marokko-Schnupftabak waren ihre Reizmittel. Sie verachtete alle Kleidermoden und ging (in Spitzenhaube und Haartour) mit einem 4 Schuh langen, echten Rohr bewehrt spazieren, so, daß sie in den Straßen den Gassenbuben einer Vogelscheuche gleich erschien. (Huffschmid 1924, S. 35f.; vgl. Steig 1912g.) Goethe hatte 1773–1775 sechs Briefe an sie geschrieben, von ihr sind vier an ihn überliefert, der letzte von etwa 5. November 1803. Der Brief Goethes, den dessen Sohn überbracht haben soll, ist nicht bekannt. 62–64 wenn die Rosen wieder blühn? 〈...〉 von Zelter] Goethes Gedicht Erinnerung (1797, später Nachgefühl) mit der ersten Strophe: Wenn die
Reben wieder blühen / Rühret sich der Wein im Fasse, / Wenn die Rosen wieder glühen, / Weiß ich nicht wie mir geschieht. (Goethe/MA IV/1, S. 902.) Von Zelter 1798 vertont. 66–67 meinen Stolz 〈...〉 opfern lassen willst] Vgl. Nr. 881,57–59. 69–70 der Korporal im Wallenstein 〈...〉 ein Stummel] Vgl. Wallensteins Lager, 11. Auftritt, V. 761f.; Wachtmeister: Nein, beim Kuckuck! ich bin
um die Hand gekommen! / ’s ist nur ein Stumpf, und nichts mehr wert. (SNA VIII, S. 41.) 72–73 da ich 〈...〉 in den Winkel gestellt werde Achim Arnim.] Satz und Unterschrift klein am äußersten unteren Rand.
895.E An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend DV: H. B: Vgl. Nr. 881, 889. H: Vgl. AIV/II. – ½ S.
A: Vgl. Nr. 899.
Erläuterungen Vgl. Nr. 895.
1535
Zu Nr. 896
896.
An Joseph Görres in Koblenz Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 886. A: Nr. 912. H: Familienarchiv Görres-Jochner. – 1 Dbl. ca. 232 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, Siegelrest. Beilagen: Exemplar der Tröst Einsamkeit. D1: Görres 1874, S. 34–36.
Varianten 13 33
rezensirt, ich] aus rezensirt. Ich Sie] S aus s 45 Sie] S aus s
32
soll]
am Schluß gestr.
en
Erläuterungen 3–4 da Clara Detten 〈...〉 ausdauern können] Clara Dett war die Geliebte des Kurfürsten Friedrich des Siegreichen von der Pfalz, die er zum Fräulein von Dettingen erhoben und 1472 geheiratet hatte. 10–13 Yungs Geisterkunde 〈...〉 aufzunehmen] Arnims Rezension von Jung-Stillings Theorie der Geister-Kunde. In einer Natur-, Vernunft- und
Bibelmäßigen Beantwortung der Frage: Was von Ahndungen, Gesichten und Geistererscheinungen geglaubt und nicht geglaubt werden müße (Nürnberg 1808) wurde von der Redaktion der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur nicht veröffentlicht. Sie erschien erst 1817 im Berliner Gesellschafter. (Vgl.: Arnim/W VI, S. 539–550 und Erl. S. 1275–1277; WAA XXV/XXVI.) 13 Wagners sämtliche Werke 〈...〉 rezensirt] Vgl. zu Nr. 844,12–14. 16–17 Allerley frische Menschheit kommt jezt an] Zum Studium im Wintersemester nach Heidelberg; von September bis Dezember 1808 wurden 108 Studierende immatrikuliert. (Vgl. Toepke 1904, Nr. 140–248.) 18 Karlsberg] Heidelberger Gasthof. 18 im Verschiß] Studentensprachlich: Jemanden 〈...〉 für vogelfrei erklä-
ren, in den Bann thun oder in die Acht erklären, und dadurch bewirken, daß Niemand mehr mit ihm Umgang hält. (Henne/Objartel 1964, Bd. II, S. 436f.) 18–19 Von Berne 〈...〉 viele Nobels] Aus Bern wurden am 19. und 22. Oktober sieben Studenten immatrikuliert, davon drei adlige. (Vgl. Toepke 1904, S. 22f.)
1536
Zu Nr. 896.E
19 von Königsberg ein Wagen voll] Aus Königsberg wurde im Wintersemester nur der Arnim von Charlotte Schwinck empfohlene Carl Ernst Schwinck immatrikuliert. Vgl. Nr. 879,2–7 und Erl. 19–20 die Schweizerreisenden] Bis auf den folgenden nicht identifiziert. 21 Moser] Vgl. zu Nr. 721,16. 22–27 Von Clemens 〈...〉 artig gewesen.] Vgl. Nr. 884,5–23 und Erl. 27–28 Jakoby 〈...〉 daß er alt würde] Vgl. Nr. 889,16–20 und Erl. 29–30 sympathetische] geheimkräftige. 32 Tratten] Gezogene Wechsel. 33–36 die beyden Chöre 〈...〉 dumme Jungen] In Görres’ die Zeitung für Einsiedler und damit auch die Tröst Einsamkeit beschließender Satire Des Dichters Krönung: D i e S p i t z e . Doch raunt man von St. Petern, und unbekannten Vätern. C h o r : Frisch, trommelt auf den Tisch! Sowie: T ö f f e l . 〈...〉 wir hätten gern, ein bischen mehr gesungen, allein ihr
Damen und ihr Herren, wir sind nur dumme Jungen. / C h o r u n t e n . Sie sind nur dumme Jungen. (WAA VI, S. 525,20–21; 529,33–35.) 36–37 Neulich 〈...〉 Garndieb im Concert] Voß in einem Konzert von Therese aus dem Winckel. Vgl. Nr. 895,45–50 und Erl. 39 Das Herbsten 〈...〉 Leichenzug] Vgl. Nr. 888,32–36 und Erl. 42 mein Pathchen] Görres’ am 28. Juni geborene Tochter Marie. 44–45 Clemens 〈...〉 seine Bücher 〈...〉 einzigen Trost] Vgl. Nr. 884,34–39.
896.E An Joseph Görres in Koblenz Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend DV: H. B: Vgl. Nr. 886. A: Vgl. Nr. 912. H: Vgl. AIV/II. – 4 Z. D1: Burwick 1978, S. 359; datiert: Oktober 1808, ohne Adressatenermittlung.
Erläuterungen Vgl. Nr. 896.
1537
Zu Nr. 897
897.
An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 22. Oktober 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 884. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 317r–318v. – 1 Dbl. ca. 233 x 189 mm; 1r–2v 32/3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 559, aoRr: 317 2r aoRr: 318 2v auRl: 1808. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 114. – Eine Teilabschrift Varnhagens ist überliefert (FDH 11104/3, 2 S.). D1: Steig 1894, S. 260f. (TD). D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 74; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 547f. (Nr. 131).
Varianten 17
nicht,] danach gestr. aber 18 Backen] Bac aus Lip 28 aus] a aus 〈ein〉 29 »So] aus ; s 30 das] s aus ß 39 Creuzer 〈...〉 hinzusenden.] zwischen den Zeilen 39 Stiefsohn] ief aus 〈xxx〉 42 Wänden] W aus 〈E〉 46 alter] üdZ eing. 46 danach] d aus s 47 hatte] üdZ eing. 53 oder] od aus 〈xx〉 61 tugendhafter Jüngling] nach gestr. 〈xxx〉 üdZ Erläuterungen 8 er malt jezt die Hulda für dich] Vgl. Nr. 893,97–101 und Erl. 24–25 der Bayerische König] Maximilian I. Joseph. 34 späteren Brief von mir] Nr. 888. 35 Ueber den Schelmufsky] Vgl. Nr. 876,44–45 und Erl. 37 vom Gryphius] Vgl. Nr. 728,27–28 und Erl. 39 Creuzer 〈...〉 Stiefsohn Leske zu euch hinzusenden.] Creuzer erhoffte eine durch Savigny vermittelte Berufung nach Landshut (vgl. seine Briefe an Savigny, 4. Oktober–11. November 1808; Dahlmann 1972, S. 261–271), und im Zusammenhang damit wird er beabsichtigt haben, seinen Stiefsohn Karl Wilhelm Leske, Buchhändler in Darmstadt, zu entsenden. Am 21. Oktober nannte er Savigny zwei zusätzliche Gründe für seinen Berufungswunsch: Einen, den ich
Ihnen jezt schreiben kann, daß mir mein Quartier aufgekündigt worden, wodurch ich, bei der Seltenheit von dergl. hier, nicht wenig in 1538
Zu Nr. 898
Verlegenheit gekommen. / Den zweiten bei weitem wichtigeren aus meinen engeren Verhältnissen hervorgehenden, muß ich der Hofnung ersparen ihn einmal mündlich zu sagen. (Dahlmann 1972, S. 268.) 48–49 o Sappermen〈〈t〉〉] Schelmuffsky-Reminiszenz. Vgl. Nr. 627,56–57 und Erl. 50 Landtag] Vgl. Nr. 876,29–30 und Erl. 51–52 an Görres 〈...〉 bald fördert] Vgl. Nr. 896,44–45. 54 Müllers Sammlung] Vmtl. Johann Georg Müllers Reliquien
alter Zeiten, Sitten und Meinungen. Für Jünglinge nach Bedürfnissen unsers Zeitalters (4 Bde., Leipzig 1803–1806). (Nicht in Kat. Brentano 1974.) Zu Bren-
tanos Interesse an Johann Georg Müller vgl. seinen Brief an ihn vom 14. August 1806 (DjBr Nr. 1308). 55 endlich Nachricht von Hause] Den nicht überlieferten Brief Carl Otto von Arnims von etwa 10. Oktober (Nr. *883), nicht den überlieferten der Großmutter vom 18. Oktober (Nr. 890), der noch nicht in Heidelberg sein konnte. 57 von Ernst Wagners sämtlichen Werken] Vgl. zu Nr. 844,12–16. 57–58 von Yungs Geisterkunde] Vgl. zu Nr. 896,10–13. 61 Dein tugendhafter Jüngling] Antwort auf Brentanos Versicherung im Bezugsbrief: du bist ein sehr tugendhafter Mann (Nr. 884,81–82), mit Anspielung auf die Brief-Anrede Anmuthiger Jüngling der Dame Charmante an Schelmuffsky und dessen gleichlautende Unterschrift in einem Briefgedicht an sie in Christian Reuters Schelmenroman (Haufe 1972, S. 43, 90). 66 Deine Zeichnungen von der Hose] Zeichnungen, die Brentano nebst Büchern im März 1805 in Heidelberg auf einer Nachlaß-Versteigerung des Kirchenrat-Registrators August Friedrich Hose erworben hatte (vgl. WAA XXXII, zu Nr. 361,56–57) oder – wahrscheinlicher – die er später von dessen Witwe erwarb, worauf auch Arnims Brief an Brentano vom 14. November 1808 (Nr. 914,6–8) schließen läßt. 66–67 die Bücher] Vgl. Nr. 884,34–39.
898.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 25. Oktober 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 882. A: Nr. 900. H: FDH 7461. – 1 Dbl. ca. 235 x 195 mm; 1r–2r 3 beschr. S; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste.
1539
Zu Nr. 898
Fremdeinträge: 1r aoRl: 276 v, aoRr: München, 25. Oktober 1808. 2v auRr: 7461. Postzeichen: Stempel: R.4.MUNCHEN 25. OCT. 1808; 1 Porto-, 1 Frankozeichen. Datierung: Datum des Poststempels. D1: Steig 1913. S. 214f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 61f. (Nr. B77). D4: DjBe Nr. 446.
Varianten 13 Regensburg] b aus p 13–14 Mystikern] y aus i 15 betrachten] danach gestr. überhaupt 15 durch] d aus s 18 englischen] erstes e aus 〈x〉 21 weil ich] danach gestr. den 〈xxx〉 zu sehr 26 die] danach 29 gestört] nach ö gestr. h 30 fest] f aus v 32 so] gestr. S〈xxx〉 nach o gestr. m 38 wolken] k nachträgl. eing. 41 schon] aus 〈xxx〉 42 weiter] t aus d 46 immer] im aus 〈xx〉
Erläuterungen 9–10 Savigny und Gunda sind nach Landshut 〈...〉 hier gelassen] Savigny war kurzfristig nach München gekommen, um Gunda – am 24. Oktober – nach Landshut mitzunehmen. Die beiden Kinder – Bettina und Franz – blieben bei Bettina in München. 12–14 Graf Westerhold 〈...〉 mit Mystikern umgegangen] Alexander Graf von Westerholt, aus Regensburg, hatte nach dem Studium in Straßburg Karriere als Hofadliger im Dienst des Fürsten von Thurn und Taxis gemacht, war Mitglied der Regensburger Freimaurerloge und interessierte sich zeit seines Lebens für Alchemie und mystische Geheimwissenschaften, für Literatur und Philosophie. Sein Hauptwerk war eine 1783–1822 ohne Namensnennung erschienene Zeitschrift für Freunde, die er als Neujahrsgeschenk an seine vielen Bekannten verschenkte. 1808–1811 war er Chefunterhändler und diplomatischer Beauftragter des Fürsten von Thurn und Taxis in München, wo er wegen des thurnund taxis’schen Bruchs des Postgeheimnisses sowie als Freimaurer verdächtigt wurde und zum Kreis um Jacobi gehörte. (Vgl. Barth 2008, S. 33–181.) 17–19 Den Tag durch 〈...〉 mit dem Gesang] Zu Bettinas Gesangsunterricht in München vgl. Härtl 2016.
1540
Zu Nr. 899
26–27 Sachen gefreut 〈...〉 Besonderheiten).
899.
nichts mitgekommen]
Vgl. Nr. 866 (Beilagen,
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, Ende Oktober 1808
DV: H. B: Nr. 895. A: Nr. 903. H: FDH 7462. – 1 Dbl. ca. 244 x 196 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Fleckig. Fremdeinträge: 1r aoRl: 278 v, Z. 7 Effeckstücken mit Blei unterstr. 2v auRm: 7462. Datierung: In der zeitlichen Mitte zwischen Bezugsbrief (22. Oktober) und Antwortbrief (5. November). Als Arnim Bettina am 4. November (Nr. 900) schrieb, hatte er ihren Brief noch nicht. D1: Steig 1913, S. 216; datiert: »gegen Ende des Monats«. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1987, S. 63–65 (Nr. B78); datiert: Ende Oktober. D4: DjBe Nr. 452.
Varianten 11 Du] danach gestr. tha 22 sehe] am Schluß gestr. n 24 sey] am 28 wie] über gestr. was 31 ihrer] i aus d Schluß gestr. n 35 bamblen] b aus p 60 Gleichgewicht] danach gestr. de 66 Dich] nachträgl. idZ 70 Brust,] danach gestr. zu 77 die] danach gestr. Hofmusick 77 Hofcapelle] p aus b
Erläuterungen 2 verdeutigen] Im DWb nicht belegt. 19 wie mir Savigny schreibt] Brief nicht bekannt. 19–20 Tieck 〈...〉 Abends zu uns] Vgl. Soemmerring, Tagebuch, 26. Oktober 1808: Zu Bettina, Tieck kommt. (Dumont 2009, S. 641.) 21–23 Grafen Westerhold 〈...〉 ausserordentlich interressant seyn] Vgl. zu Nr. 898,12–14. 23–24 Tieck 〈...〉 gekommen sey] Über Tiecks Interesse für Westerholt ist nichts Näheres bekannt. Vgl. Barth 2008, S. 105, 109, 133, 144.
1541
Zu Nr. 899
25 majestetisches Angesicht] Vgl. Barth 2008, Abb. S. 312–315. 25–26 das Gicht] Als Neutrum belegt. (DWb VII, Sp. 7275.) 30–32 Dem sie nur die äusre Schaale 〈...〉 dringen darf] Nach sprichwörtlich gewordenen Versen in Albrecht von Hallers Lehrgedicht Die Falschheit menschlicher Tugenden (1730): Ins innre[!] der Natur dringt kein er-
schafner Geist, / Zu glücklich, wann sie noch die äußre Schale weis’t (Haller 2006, S. 106). Goethes 1820 entstandene Replik mit dem Gedicht Allerdings – »Ins Innere der Natur – / O du Philister! – / Dringt kein erschaffner Geist.« / 〈...〉 / »Glückselig! Wem sie nur / Die äußere
Schale weist!« / Das hör’ ich sechzig Jahre wiederholen, / Ich fluche drauf, aber verstohlen / 〈...〉 (Goethe/MA XIII/1, S. 162) – konnte Bettina noch nicht kennen. 35 bamblen] Nebenform von bammeln. (Vgl. DWb I, Sp. 1095.) 46 König] Maximilian I. Joseph. 46 Krohnprinzen] Der spätere König Ludwig I. 46–47 Minister Otto] Kein Minister, sondern der französische Gesandte Louis-Guillaume Otto, der aus Baden stammte und mit dem bayerischen Minister Montgelas befreundet war. 48 Iphygenie in Aulis] Iphige´nie (1674). 51–52 alten Meister] Goethe. 62 Göthischen Schildkröte] Helene Dorothea Delph. Vgl. Nr. 895,54–58 und Erl. 74 Die Zwei Briefe 〈...〉 unterwegs sind] Vgl. Nr. 895,3–5 und Erl. 75 dein Patgen] Savignys Söhnchen Franz.
900.
An Bettina Brentano in München Heidelberg, 4. November 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 898. A: Nr. 911. H: FDH 7281. – 1 Dbl. ca. 235 x 188 mm; 1r–2r 2½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, überklebt, rote Siegelreste. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 279 v 2v auRr: 7281,1. Besonderheiten: Durch Ludwig Emil Grimm überbracht. D1: Steig 1913, S. 218. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug).
1542
Zu Nr. 900
D3: Betz/Straub 1987, S. 66f. (Nr. A62). D4: DjBe Nr. 460.
Varianten 4 reitenden] üdZ 4 der] üdZ eing. 8 ein] üdZ eing. 12 Dickhuth] 22 wieder] danach ca. 3 Wörter unleserlich gestr. uth aus 〈xxx〉 24 hatte] nach e gestr. n 34 so] aus 〈xx〉 39 Bücherpacket] B aus P
Erläuterungen 3 längeren Brief] Nr. 903. 4–5 Grimm 〈...〉 fahrenden geht] Ludwig Emil Grimm reiste am 5. November von Heidelberg ab über Stuttgart und Augsburg nach München, von dort weiter nach Landshut zu Brentano und Savignys, etwa Anfang Dezember wieder nach München zurück. 6–7 vier lustige Tage in Manheim und das lustige Schauspieler∧leben] Arnim besuchte das Ende 1806 in Großherzogliches Hof- und Nationaltheater umbenannte ehemals kurfürstliche Mannheimer Hof- und Nationaltheater und dessen Akteure. 8 Colophonium Blitzen] Kolophonium wurde auf dem Theater zu Blitzpulvern benutzt. 9–10 die Hendel 〈...〉 tragirt] Vgl. Nr. 903,24–110 und Erl. 13–14 Schönheit angekommen 〈...〉 mein Bruder 〈...〉 empfohlen] Carl Otto von Arnim hatte Arnim brieflich eine schöne Schauspielerin versprochen (Nr. 860,3–4), und da Arnim Bettina aus Mannheim mitteilt, sie sei angekommen, läßt sie sich identifizieren: Helene Mebus, debütierte in Mannheim am 16. Oktober 1808, wo sie letzmalig 1817 auftrat. (Vgl. Fambach 1980, S. 513.) Arnim hatte sie bereits in einem Brief an den Bruder vom 8. Juni 1807 erwähnt (Nr. 545,30–31). 19 Abreise] Am 16. November. 21–22 daß Dir meine Lieder gefallen] Vgl. Nr. 898,25–27. 22–23 Tieck 〈...〉 daß ich gar kein Dichter sey] Vgl. Nr. 893,49–54 und Erl. 39 mein Bücherpacket 〈...〉 angekommen] Vgl. Nr. 866 (Beilagen, Besonderheiten).
1543
Zu Nr. 900.E
900.E An Bettina Brentano in München Heidelberg, 4. November 1808, Freitag DV: H. B: Vgl. Nr. 898. H: Vgl. AIV/II. – 3/4 S.
A: Vgl. Nr. 901.
Erläuterungen Vgl. Nr. 900.
901.
An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 4. November 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 893. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 319r–320v. – 1 Dbl. ca. 233 x 190 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 361, aoRr vor dem Datum: 319 2r aoRr: 320. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 115. – Durch Ludwig Emil Grimm überbracht. D1: Steig 1894, S. 262f.; TD. D2: Jacobs 1908, Bd. I, S. 138f.; TD. D3: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 74; TD (kurzer Auszug). D4: Schultz 1998, Bd. II, S. 552–554 (Nr. 133).
Varianten 4 Deinen] 10 eing. aus s 15 aus Arbeit gestr. bey
D aus 〈an〉 8 Kritikern] Kr aus g 8 aller] r nachträgl. es] über gestr. daraus 10 aus dem] üdZ eing. 12 daß] ß ihn] aus 〈xxx〉 15 sich] üdZ eing. 29 Ausarbeitung] Ausa 33 spielte] s aus S 37 Sorgen] S aus s 57 in] über 59 mir] aus 〈xxx〉
Erläuterungen 2–3 Eilende Worte 〈...〉 mit euch führe!] Nach Schillers Maria Stuart, III/1, V. 2008f.: Eilende Wolken! Segler der Lüfte! / Wer mit euch wanderte,
mit euch schiffte! 1544
Zu Nr. *902
13 fährt mir der Grimm fort] Vgl. Nr. 900,4–6 und Erl. 25 Bilde der Hulda] Vgl. Nr. 893,97–101 und Erl. 32 die letzten Tage in Manheim] Vgl. Nr. 900,6–18 und Erl. 32–33 die Hendel 〈...〉 sich stellte] Zu pantomimischen Darstellungen, für die Henriette Hendel-Schütz berühmt war. Vgl. Nr. 903,24–52. 36 den alten Jenenser Tickio Schlegel] Brentano auf den von Ludwig Tieck und Friedrich Schlegel beeinflußten ästhetischen Positionen der Jenaer Romantik um 1800. 54–55 über das Dichter beurtheilen 〈...〉 Scherze gemischt] In Arnims Scherzendem Gemisch von der Nachahmung des Heiligen in Zeitung für Einsiedler Nr. 34–37 vom 27. Juli bis 30. August 1808. 55–56 das Paket an Bettine] Vgl. Nr. 866 (Beilagen, Besonderheiten). 59–60 Ich habe Geld 〈...〉 zurück gemahnt.] Vgl.: Nr. 890,34–47 und Erl.; Nr. 897,55–56 und Erl.
901.E An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 4. November 1808, Freitag DV: H. B: Vgl. Nr. 893. H: Vgl. AIV/II. – 11/4 S.
A: −.
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 901.
*902. An Adam Weise in Heilbronn Heidelberg, zwischen 5. und 14. November 1808, Sonnabend und Montag B: −. A: −. Datierung: Arnim erhielt Brentanos Brief vom letzten Oktoberdrittel mit der Bitte, sich um seine Kupferstiche zu kümmern (vgl. Nr. 893,93–96), am 3. November (vgl. Nr. 901,4) und berichtet dem Freund noch nicht in seinem Brief vom 4., sondern erst in dem folgenden vom 14. November, daß er Weise geschrieben habe.
1545
Zu Nr. 903
903.
An Bettina Brentano in München Heidelberg, 5. November 1808, Sonnabend
DV: H. B: Nr. 899. A: Nr. 911. H: FDH 7282. – 2 Dbl. je ca. 235 x 190 mm; 1r–4v 8 beschr. S.; 1x längs, 2x quer gefaltet – Bl. 4 Siegelabdruck. − WZ: I: Bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOONEN II: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 280 v 2v auRr: 7282 3r aoRl: 280, aoRr: zu »Heidelberg 5. Nov. 1808« gehörig 4v auRr: 7282. Besonderheiten: Zu den beiden Sonetten vgl. Nr. AI.91. D1: Steig 1897, S. 202f.; TD. D2: Steig 1913, S. 218–222. D3: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D4: Betz/Straub 1987, S. 67–72 (Nr. A63). D5: DjBe Nr. 461.
Varianten 7 geschehen] aus geleistet danach gestr. werden 8 ist er] üdZ eing. 13 einer] r nachträgl. idZ 15–16 in der Jungf v Orleans] üdZ eing. 18 ist] aus war 29 Gruppen] danach gestr. hieher 31 schwarz] sch aus w 32 brachte] aus bringt 38 am] aus bey 41 einem] m aus r 54 zweyten] danach gestr. Theate 57 geschossen] os aus 〈xx〉 60 gab] g aus d 62 mir] aus Pa 101 blos] aus läch 108 und] u aus h 116 dafür] aus 〈xxx〉 120 Luftklang] Str. 1 und 2 linkssp., Str. 3 und 4 rechtssp. daneben
Erläuterungen 2 Ob es dem alten Meister 〈...〉 Privattheater?] Reaktion auf Bettinas Mitteilung im Bezugsbrief über die Münchner Liebhaber Theater und ihre Auffassung, das wäre etwas für den alten Meister (Nr. 899,31–32). 4–8 Haß gegen alle Privatkomödien 〈...〉 in Weimar verfolgt] Für Goethe – und Schiller – waren zur Zeit der Weimarer Hochklassik Privattheater Ausgeburten des kunstschädigenden Dilettantismus. Nachdem am 18. Juli 1799 in Weimar eine Liebhaberkommödie (Goethe, Tagebuch; WA III, Bd. 2, S. 256) aufgeführt worden war, berichtete er Schiller zwei Tage später, die Greuel des Dilettantismus 〈...〉 in diesen Tagen auch wieder erlebt zu haben (WA IV, Bd. 11, S. 132). Arnim wird insbesondere eine Auseinanderset-
1546
Zu Nr. 903
zung mit Kotzebue im März 1802 im Sinn gehabt haben. Der wollte anläßlich von Schillers Namenstag Szenen aus dessen Stücken mit Angehörigen der Weimarer Gesellschaft, vor allem Adligen, im Stadthaus aufführen, wogegen Goethe als Baudirektor vorgegangen sein soll, so daß ganz Weimar über die Sache in Aufruhr geriet, wie Caroline Schlegel berichtete (an A. W. Schlegel, 11. März 1802; Schmidt 1913, Bd. II, S. 316). 9–11 in Ettersburg 〈...〉 selbst gespielt 〈...〉 Corona Schröder] Am 12. Juli 1779 wurde auf dem Liebhabertheater der Weimarer Hofgesellschaft in Ettersburg Iphigenie auf Tauris mit Goethe als Orest und Corona Schröter als Iphigenie aufgeführt. 14–15 sah 〈...〉 Brand 〈...〉 Frankfurter Feuergenius] Reminiszenz Arnims an seinen Mannheim-Aufenthalt Ende Oktober/Anfang November. Der Sänger Franz Brand war zuvor am Frankfurter Theater engagiert, wo Arnim ihn während seines Aufenthalts im Sommer 1805 gesehen haben wird. 15–16 als Burgund 〈...〉 Jungf v Orleans] Als Philipp der Gute, Herzog von Burgund in Schillers Jungfrau von Orleans (1801). 16 Klara von Hoheneichen] Klara von Hoheneichen. Ritterschauspiel in vier Aufzügen (1790) von Christian Heinrich Spieß. 24–25 Ich sah die Hendel als Jungfrau von Orleans 〈...〉 in der Braut von Messina] Henriette Hendel-Schütz gastierte vom 27. Oktober bis 1. November 1808 in Mannheim. Am 27. Oktober spielte sie die Titelrolle in Schillers Maria Stuart, am 1. November die Isabella in dessen Braut von Messina. (Vgl. Fambach 1980, S. 65.) Als Jungfrau von Orleans wird sie in einer Pantomime aufgetreten sein. 25–26 die allgemeine Weltgeschichte in pantomimischen Darstellungen] Henriette Hendel-Schütz wurde vor allem mit Imitationen historischer und mythologischer Szenen berühmt. Niklas Vogt berichtet in seiner Erläuterung zu 26 großformatigen Kupfertafeln mit pantomimischen Darstellungen der Schauspielerin: Sie hat die ganze Heldengeschichte alter und neuer Zeiten
durchstudirt, sie weiß die malerischen Situationen aus der alten und neuen Mythologie aufzufinden, und man erstaunt, wenn man das nämliche Weib bald als eine entschlossene, Kindermord brütende Medea, bald als eine unschuldige heilige Mutter, jetzt als eine verzweiflungsvolle Ariadne, und gleich darauf wieder als eine freundliche liebende Miranda 〈wie in Shakespeares The Tempest〉 sieht. (Hendel 1809, S. 8; darin zahlreiche Marien-Darstellungen nach Madonnen der italienischen Schule, u.a. Verkündigung und Am Grabe traurend, jedoch keine der von Arnim ansonsten genannten Darstellungen.) Arnim sah die Inszenierung am 31. Oktober (zufolge seiner Datierung des am Tag nach dem Abendbesuch
1547
Zu Nr. 903
bei der Schauspielerin verfaßten Sonetts auf den 1. November; vgl. Steig 1897, S. 203). 29 Sabiner] Der Raub der Sabinerinnen (von Romulus veranlaßt, um seinen Gefolgsleuten Frauen zu verschaffen). 44 Aplomb] »Sicherheit des Auftretens, Benehmens« (MGKL I, S. 618). 60 Stammbuchblat] Nicht bekannt (Nr. *AI.90). 61–62 Sonet 〈...〉 samt der Auflösung] Vgl. Nr. AI.91. 80 bezieht sich aufs Morgenblat] Henriette Hendel-Schütz war in einem Artikel mit dem Titel Henriette Hendtel, der sich durch drei Nummern des Morgenblatts für gebildete Stände zog (Nr. 219–221 vom 12.–14. September 1808), differenziert bewertet worden, wobei die kritischen Urteile jedoch diffamierend ausfielen. So heißt es: Mad. H e n d t e l ist in den Dreißigen,
ziemlich korpulent, und nichts weniger als vortheilhaft gebaut; sie scheint etwas mit der Zunge anzustoßen, wenigstens in unbewachten Augenblicken zu lispeln, und ihr Organ wird kreischend, sobald sie sich in Rollen aus dem gemeinen Leben oder aus einer niedrigern Sphäre gehen läßt. (Nr. 219, S. 875.) Oder: Eine höchst unglückliche Wahl fiel 〈...〉 auf den Schluß, nämlich die so gedehnte, ewig winselnde, sich immer selbst wiederholende schmerzhaft quälende Scene aus den H u s s i t e n v o r N a u m b u r g 〈von Kotzebue〉, worin Wo l f mit seiner Gattin um die Kinder handelt. Diese Scene war, so gut sie auch übrigens ausgeführt wurde, gegen das Vorhergehende kaum zu ertragen. Das Gefühl sahe sich auf einmal aus der Harmonie, in welche es durch den höhern Kunstsinn der übrigen Stücke aufgelöst war, in die jammervolle Wirklichkeit gepreßt, und wurde krampfhaft darin zurückgehalten. 〈...〉 Mit der G l o c k e – dem Himmel sey Dank! – verschonte uns die sinnige Künstlerinn. (Nr. 221, S. 882.) Der mit R. unterzeichnende Rezensent war Reinbeck. (Vgl. Fischer 2000, S. 401.) 101 in der Gesellschaft von Clemens] Arnim wird – mit Brentano – Henriette Hendel-Schütz erstmals im Sommer/Herbst 1805 in Frankfurt begegnet sein. Diese Annahme liegt nahe, weil Brentanos für sie geschriebenes Stammbuchgedicht Wie Aphrodite einst 〈...〉 im Erstdruck mit Frankfurt a. M. Clemens unterzeichnet ist (Hendel-Schütz 1815, S. 135f.). Vgl. Brentano/W I, S. 203f., 1082. 113–115 dem 〈...〉 spuken zu wollen 〈...〉 die Hände drückst] Vgl. Nr. 884,57–58 und 44–45. 120 Luftklang] Auch in Arnims Drama Halle und Jerusalem (Halle, 5. Auftritt), jedoch ohne die zweite Strophe. Vgl. Ricklefs 1980, Nr. 617 (Lustklang[!]).
1548
Zu Nr. 905
903.E An Bettina Brentano in München Heidelberg, 5. November 1808, Sonnabend DV: H. B: Vgl. Nr. 899. H: Vgl. AIV/II. – 11/4 S.
A: Vgl. Nr. 911.
Erläuterungen Vgl. Nr. 903. 22 C] Clemens (Brentano).
904.E An Franz Brand in Mannheim Heidelberg, 5. November 1808, Sonnabend DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIV/II. – 7r, 6 Z. D1: Burwick 1978, S. 359; Adressatenannahme:
Bruder.
Erläuterungen 1 An Brandes] Nachdem Arnim den Schauspieler und Musiker Brand, dessen Namen er verschreibt, Ende Oktober/Anfang November in Mannheim gesehen und gesprochen hatte. Vgl. Nr. 903,14–20.
905.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, 7. November 1808, Montag
DV: H. B: −. A: Nr. 918. H: FDH 7464. – 1 Dbl. ca. 244 x 205 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, DB. Fremdeinträge: 1r aoRl: 2823 v 2v auRr: 7464. Datierung: Den kleinen Unfall, den Bettina gestern erlitten hatte (Z. 14), berichtete sie am 7. November (DjBe Nr. 465) Savigny als Ereignis vom Vortag. D1: Steig 1913, S. 225–227.
1549
Zu Nr. 905
D2: Betz/Straub 1987, S. 79–81 (Nr. B80). D3: DjBe Nr. 465.
Varianten 20 leicht] danach gestr. sich schwer 23 hübschen] b aus p 26 baierischen] ba aus W 46 vergeht] t aus e 47 Mayrösgen] danach gestr. nicht 56 Erinnerung] danach gestr. blieb 61 abgebe,] danach gestr. sie 64 seit] danach gestr. 〈x〉 66 das Werck] das aus die W aus 〈x〉
Erläuterungen 1
Wir schreiben uns seltner] Vgl. Bettina an Savigny, 6. November: von Arnim lang keinen Brief (DjBe Nr. 464). 7 invitationen] Einladungen. 14–15 Hausfrau 〈...〉 ihren Mann 〈...〉 zu erwarten] »Bettine bezog Quartier nächst dem Marienplatz in der Rosenstraße (heute Nr. 11) bei Madame Moy, ›drei Stiegen hoch‹ im alten, heute abgerissenen ›Pilgramhaus‹. Tochter des Kaufmanns und kaiserlichen Agenten am kurmainzischen Hof Franz Erwin von Pestel, war Elisabeth von Moy eine alte Freundin der Brentano-La Roches, vor allem von Bettinens verstorbener Schwester Sophie. Ihr Gatte, den sie 1798 zu Offenbach geehelicht hatte, der Chevalier Charles Antoine de Moy de Sons, aus altem französischen Adel, im Knabenalter Kanonikus der Kathedrale von Nancy, im Besitz der niederen Weihen, nach Schließung seines Seminars durch die Revolution Soldat, hatte zu Varennes Ludwig XVI. zu retten versucht, dann als Emigrant unter Conde´ gekämpft als Waffengefährte des Grafen Flavigny, des Stiefschwiegervaters von Clemens; seit 1804 führte der allgemein, auch vom Hof geachtete Mann in München in der Rosengasse ein Magazin ›in Seiden und andern langen Waaren, Parfümerie, Gallantrie und Bijouterie‹, während seine Frau im Adreßbuch von 1818 unter den ›Putzarbeiterinnen (nach ihren Läden)‹ aufgeführt ist. Vorher hatte sich Moy jahrelang in der Provinz als fliegender Händler mit englischer und französischer Wäsche, von den einheimischen Händlern scheel angesehen, tapfer durchgeschlagen. Auch jetzt war er, der Stammvater eines bayerischen Grafengeschlechts, schon seit einem halben Jahr auf Geschäftsreisen.« (Schellberg/Fuchs 1942, S. 75.) Das Haus in der Rosenstraße gehörte dem Gastwirt Johann Balthasar Michel. (Abb. Bunzel 2009, S. 15.) 23 Schwester 〈...〉 Puzmacherin] Pestel und Rossi, Vornamen nicht bekannt.
1550
Zu Nr. 906.E
40–41 Werkerbrunnen 〈...〉 im Dunklen Wald] Bettina erinnert eine Wanderung mit Arnim im Wispertal des Rheingaus, von der sie Goethe am 13. Juli 1808 (DjBe Nr. 387) berichtete. 43 der alte Rochus] Der Rochusberg bei Bingen. Vgl. Nr. 805,14–30 und Erl. 51–52 auf Rumohrs Esel] Rumohr gehörte im August 1808 zur Bettinaschen Badegesellschaft, und daß er nicht nur in Schlangenbad mit von der Partie war, sondern auch während der anschließenden Rheinfahrt von Winkel nach Köln, kann aus einem Münchner Brief Caroline Schellings an Pauline Gotter vom 16. September geschlossen werden: Unser Rumohr ist uns durchgegangen,
seit 2 Monat ist er abwesend und giebt keine Kunde von sich, nur aus Kölln erscholl, daß dergleichen kunstliebende Baron dort sich blicken läßt. (Schmidt 1913, Bd. II, S. 533f.) 64–65 Poissere`e ist 〈...〉 weg] Vgl. zu Nr. 872,15–17. 65–66 Contract gemacht mit Aretin über das Werck vom Kölner Dom] Der Kontrakt ist nicht bekannt. Das epochale Werk erschien erst 1821–1831 in Lieferungen bei Cotta in Tübingen. Es enthielt 18 riesige Kupfertafeln (105 x 77,5 cm), an denen elf Zeichner und siebzehn Kupferstecher beteiligt waren, sowie einen Textband Boissere´es: Ansichten, Risse und einzelne Theile des
Domes von Köln, mit Ergänzungen nach dem Entwurf des Meisters, nebst Untersuchungen über die alte Kirchen-Baukunst und vergleichenden Tafeln der vorzüglichsten Denkmale. (Vgl. Wolff 1979.)
906.E An Charlotte Schwinck in Königsberg Heidelberg, 8. November 1808, Dienstag DV: H: D1: D2:
H. B: Vgl. Nr. 879. A: −. Vgl. AIV/II. – ca. 1 S. Riley 1978, S. 163f. (Nr. 40). Burwick 1978, S. 82.
Erläuterungen 2 S. Ankunft] Ankunft des am 7. November immatrikulierten Carl Ernst Schwinck. Vgl. zu Nr. 879,2–3. 9 Tochter] Auguste Schwinck. 9 Engländer] »ein gestuztes pferd« (DWb III, Sp. 481).
1551
Zu Nr. 906.E
18 Staketen] Zäune aus Latten. 21 Nippe] Schmucksache. 28–31 Die göttliche Bertinotti 〈...〉 und die Hendel 〈...〉 Ombre chinoise] Skizze einer als chinesisches Schattenspiel (Ombre chinoise) vorgestellten Szene, angeregt von Arnims Mannheim-Aufenthalt Ende Oktober/Anfang November 1808 mit Besuchen des dortigen Hof- und Nationaltheaters und seiner Akteure, darunter die Sängerin Teresa Bertinotti und die Schauspielerin Henriette Hendel-Schütz (vgl. an Bettina, 4. November 1808; Nr. 900,6–15). Eine weitere Poetisierungsstufe bietet Arnims Brief an Brentano vom 15. Januar 1809: Die
Bertinotti und die Hendel wohnten in einem Gasthofe in Manheim, es wurde ihnen Musick gebracht, sie kuckten beyde in Nachtmützen zum Fenster heraus und schoben es eine der andern zu, wem es gebracht würde, unter der Zeit müste das Lied sich in ein Schandlied umsetzen, nun wollte keine, daß es an sie gerichtet und beyde giessen mit Nachttöpfen, die Musiker antworten mit Feuerwerken, es kommt der Nachtwächter dazwischen, weil es verboten, er wird aber so voll Schwärmer gesteckt, daß er mit in die Höhe fliegt, sein Abenteuer in der Luft giebt den grossen Schlußeffekt. (WAA XXXIV, Nr. 954.) 31 C’est a` vous. – Non C’est a` vous.] Sie sind dran. – Nein, Sie sind dran.
907.E An Karl Schmidthammer in Leipzig Heidelberg, 8. November 1808, Dienstag DV: H. B: Vgl. Nr. 887. H: Vgl. AIV/II. – 3/4 S. D1: Burwick 1978, S. 361.
A: −.
Erläuterungen 4 die Wahl Gott u Christus] Vgl. Nr. 887,10–16. 5–6 ähnliche Arbeiten 〈...〉 Milton und Klopstock] Der Kontext legt den Bezug auf die Epen Paradise Lost (endgültige Fassung 1674) von Milton und Messias (endgültige Fassung 1800) von Klopstock nahe. Milton wird von Arnim 1796 oder 1797 in einer lateinischen Schülerarbeit erwähnt (WAA I, S. 294,25), Ausarbeitungen zu Klopstocks Messias erfolgten etwa gleichzeitig (ebd., S. 84,20–22), eine Prosabearbeitung einer Partie des IV. Gesangs ist überliefert (ebd., S. 104–107).
1552
Zu Nr. 908
908.
Von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein nach Heidelberg Coppet, 8. November 1808, Dienstag
DV: H. B: Vgl. Nr. *870, 870.E. A: Nr. 936. H: GSA 03/227. – 1 Dbl. ca 226 x 184 mm; 1r–2r 2½ beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. – Dünn, Bl. 2 in der Mitte quer eingerissen, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, schwarzer Siegelrest. − WZ: Jac Mool. Fremdeinträge: 1r aoRl: 86, auRl: 1 2r auRl: 2. Postzeichen: Stempel: COPPET; 1 Portozeichen, 2 Frankozeichen. D1: Götze 1968, S. 222–224 (Nr. XLIII). D2: Jasinski 1993, S. 558.
Erläuterungen Übersetzung:
Ich möchte noch einmal bei Ihnen einen Versuch unternehmen, der als Ziel allein mein intellektuelles und seelisches Vergnügen für sechs Monate hat – sechs Monate sind viel im Leben eines Menschen und noch mehr im gegenwärtigen Leben viel. Ich habe mich entschlossen, den Winter in Genf zu verbringen, um mein Werk über Deutschland zu beenden. Wenn Sie bei mir wären, würde es dadurch sehr gewinnen. Ich würde mich angeregt fühlen, Ihnen zu gefallen, und Sie würden meinen Gedanken eine Richtung geben, die gut für mich wäre. Zu all diesen literarischen Zielen möchte ich hinzufügen, daß ich Ihre Gesellschaft stets voller Charme fand und daß sich bald eine große Freundschaft in intellektuellen Beziehungen einstellen würde. Genf ist wie Coppet. Sie würden dort bei mir leben. Sie würden bis 4 Uhr arbeiten und danach wären wir bis zum Abend zusammen. Schlegel 〈und〉 der Bildhauer Tieck verbringen den Winter mit mir. Werner, den ich besonders liebenswert und überlegen gefunden habe, hat eben einen Monat hier verbracht. In Coppet gibt es auch einen dänischen Dichter, Oehlenschläger, der Talent besitzt. Kurz, es ist Mode, mich in diesem Jahr zu besuchen. Im Frühjahr würden Sie nach Berlin gehen – dieser Winter wird sehr traurig sein. Von Genf aus ist man in den ersten Logen für das spanische Theater. Kurz, kommen Sie und steigen Sie zuerst in Coppet aus, wo ich bis zum 1. Dezember bleiben werde. Vielleicht habe ich nur geträumt, warum sollten Sie mir nicht diese sechs Monate schenken, wenn ich Sie zu schätzen weiß und in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde. 1553
Zu Nr. 908
Schicken Sie mir bitte den Auszug über Corinne von J. P. Richter. Ich bin im Augenblick dabei, ihn in meinem Werk zu behandeln, und möchte ihn gern kennen lernen. Adieu, glauben Sie, daß ich Sie überzeugt habe? Ich habe auf ein Los in der Schicksalslotterie gesetzt, lassen Sie mich gewinnen. 〈...〉 Heidelberg bei Herrn Zimmer Großherzogtum Buchhändler Baden 1–5 je veux faire encore une tentative 〈...〉 ouvrage sur l’Allemagne] Nachdem Madame de Stae¨l Arnim bereits am 28. Juni in Heidelberg nach Coppet eingeladen hatte (vgl. Nr. 815,53–57), forderte sie ihn wiederum auf, zu kommen und sie bei der Arbeit an ihrem Buch De l’Allemagne (1810) zu beraten. Damals hielten sich mehrere nordische Gäste zeitweise bei ihr auf: neben A. W. Schlegel Zacharias Werner, der Däne Adam Oehlenschläger, der Hamburger Reformer des Armenwesens Kaspar von Voght, der Bildhauer Friedrich Tieck. Arnim, der den Brief kurz vor seiner Abreise von Heidelberg erhielt, lehnte die Einladung ab. (Vgl. den Antwortbrief sowie Nr. 918,9–18.) In De l’Allemagne wird er nicht erwähnt. Am 8. Januar 1814 teilte er in einer im Preußischen Correspondenten (Nr. 4, S. 4; vgl. WAA XII) erschienenen Rezension Dokumente über die Unterdrückung der Erstausgabe des Buches und die Flucht der Verfasserin aus Frankreich mit, ohne auf das Werk näher einzugehen. 16 de Gene`ve 〈...〉 le the´aˆtre espagnol.] Anspielung auf die Anteilnahme an der Erhebung der Spanier gegen Napoleon. Vgl. zu Nr. 854,34–35. 20 l’extrait de Corinne par J. P. Richter] Vgl. Nr. 869,47–51 und Erl.
909.
An Bettina Brentano in München Heidelberg, 9. November 1808, Mittwoch
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7283. – 1 Dbl. ca. 228 x 192 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 282 v. 2v auRr: 7283. D1: Steig 1913, S. 223–225. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23f.; TD (kurzer Auszug).
1554
Zu Nr. 909
D3: Betz/Straub 1987, S. 76–78 (Nr. A64). D4: DjBe Nr. 467.
Varianten 12 45
ich] danach gestr. ihm 33 die] aus um 34 es] s aus r Rudolphi] do aus 〈xx〉 53 an Voß] üdZ eing. 55 und sich 〈...〉 einschmeicheln] üdZ eing. 56 Der Voß] über gestr. Er 57 Waldgeschrey] Str. 1 und Str. 2, V. 1–4 linkssp.; Str. 2, V. 5–7 und Str. 3 rechtssp. 71 So] aus Da 76 Weil] aus 〈xxx〉 78 sich] üdZ eing. daneben 78 mir] über gestr. mich Erläuterungen 2 Die arme Schildkröte 〈...〉 weggestorben] Helena Dorothea Delph starb am 20. Oktober 1808. Vgl. Nr. 895,54–62 und Erl. 5 Briefsammlung] »ist allem Anschein nach spurlos verschollen« (Huffschmid 1924, S. 38). 5–7 Göthe 〈...〉 Stadtrichtertochter 〈...〉 Vermittlerin gewesen] Goethe hatte Helene Dorothea Delph, die in seiner Beziehung zu Lili Schönemann vermittelt hatte, 1775 in Heidelberg besucht und dort die Familie des kurpfälzischen Regierungsrates Ferdinand Joseph Maria Wreden kennengelernt. Zu einer der beiden Töchter, Marie Luise Josepha oder Franziska Charlotte Josepha, faßte er eine besondere Neigung. (Vgl. Huffschmid 1924, S. 48–52.) 11–12 daß der junge Göthe 〈...〉 Entfremdung gegen mich hat] Vgl. Nr. 755,29–38. 15–17 ein junger Schwink, Neffe meines alten ehrlichen Freundes 〈...〉 mir empfohlen] Charlotte Schwinck hatte Arnim ihren Neffen Carl Ernst Schwinck am 3. Oktober 1808 (Nr. 879) empfohlen. Arnims Charakteristik ihres Mannes wird durch dessen Brief an Arnim vom 10. oder 11. November 1807 (Nr. 599) bestätigt. Er sei ein gesellig liebenswürdiger und gebildeter Mann, lautet eine zeitgenössische Überlieferung (Olfers 1928–1930, Bd. I, S. 35). 19–20 Wallenberg, der Dich 〈...〉 und Clemens 〈...〉 gesprochen] Arnim wußte durch Brentanos Münchner Brief vom 10. und 11. Oktober 1808, daß Wallenberg der Orientale sich mit Betine herumgebißen habe, und durch einen aus Landshut vom letzten Drittel Oktober hatte er erfahren, daß Wallenberg den Freund dort besucht hatte. Vgl. Nr. 884,53–54 und Erl.
1555
Zu Nr. 909
Von Epp 〈...〉 Gruppe aus der Kreutzigung von Dürer 〈...〉 wenn es solche Schüler giebt] Der junge, frühverstorbene Friedrich Epp hatte die Gruppe der trauernden Frauen aus Dürers Kupferstich Kreuzigung (1508)
22–24
nachgebildet. Bettina ließ ihn in München Dürers Selbstbildnis im Pelzrock, das sie Goethe zugedacht hatte, kopieren (vgl. Nr. 927,52–54 und Erl.), und im Auftrag Arnims reproduzierte er im Herbst 1811 etwas verändert nach einem Altarflügel Joos van Cleves eine Heilige Elisabeth, die Arnim Bettina schenkte und der Deutschen Tischgesellschaft in Berlin vorstellte, wobei er sein frühes Lob Epps öffentlich präzisierte. Epp sei als Kopist zu einer Annäherung an ältere deutsche Kunstwerke gelangt, woran wohl die meisten bei Oehlgemälden nicht geglaubt hätten (WAA XI, S. 192,70–71; vgl. Schwarz 2012). 36–37 Dem Tieck mußt Du 〈...〉 erzählen] Vgl. Creuzer an Savigny, 25. November 1808: Ludw. Tieck war von der Demois. Rudolphi hier
eingeladen worden, bei ihr zu logiren, wenn er wieder hierher käme. Das hatte der alte Voß erfahren. Neulich nun, auf die Nachricht daß T. in München sei, und vielleicht hier durchreisen möchte, geht V. expreß zur Rudolphi und verlangt von ihr das Versprechen dem T. ( w e i l e r k a t h o l i s c h geworden sei) die Türe zu weisen, wenn er käme. Die R. bisher ziemlich liirt mit dem Voß. Hause, hat sich gegen Daub hart über diesen Eingriff in ihre Hausrechte beschwert. (Dahlmann 1972, S. 275f.)
40 klabastert] Polternd laufen. (Vgl. DWb XI, Sp. 887.) 44–45 bey seiner ersten Anwesenheit] Im Sommer 1803 während einer Süddeutschland-Reise. 46 spanische Courage] Anspielung auf die Erhebung der Spanier gegen Napoleon. Vgl. zu Nr. 854,34–35. 48 Kollerader] Zornader. 48 stapelt] »bezeichnung eines langsamen, steifen schreitens« (DWb XVII, Sp. 854). 49–50 Abreise des Görres Clemens, Isidorus und meiner] Loeben (Pseudonym Isidorus Orientalis), der mit trivialromantischen Gedichten und dem Roman Guido Aufmerksamkeit erregte, hatte Heidelberg bereits am 12. Mai 1808 verlassen – mit den ihm befreundeten Brüdern Eichendorff, von denen noch nichts erschienen war und die daher noch nicht als Romantiker auffällig geworden waren. Brentano war am 26. August abgereist, Görres am 2. Oktober, Arnim verließ die Neckarstadt als letzter prominenter Romantiker am 16. November.
1556
Zu Nr. 910
57 Waldgeschrey] Auch – ohne Titel – in Arnims Drama Der Auerhahn (WAA XIII, S. 95f.). Vgl.: Arnim/W V, S. 666 und Erl.; Ricklefs 1980, Nr. 874.
909.E An Bettina Brentano in München Heidelberg, 9. November 1808, Mittwoch DV: H. B: −. A: −. H: Vgl. AIV/II. – 4 Z.
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 909.
910.
An Joseph Görres in Koblenz Heidelberg, 10. November 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: Familienarchiv Görres-Jochner. – 1 Dbl. ca. 230 x 192 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. – 1v verschmutzt, 2v aoRr Abdruck von Büroklammer, an den Faltstellen beschädigt. D1: Görres 1874, Bd. II, S. 38–40. D2: Steig 1900, S. 122.
Varianten 5 sich] s aus d 9 Ihnen] Ich aus 〈xx〉 41 zahlreiche] z aus v 60 erster] üdZ eing. Stelle im davor gestr. eine
der] aus 〈xxx〉 Minister des] aus
15 60
Erläuterungen 6 Geld bekommen] Vgl.: Nr. 890,34–47 und Erl.; Nr. 897,55–56 und Erl. 6 Schreiber] Als anonymer Verfasser der Comedia divina. Vgl. zu Nr. 840,12–14.
1557
Zu Nr. 910
6–7 der Jude] Salomo(n) Michaelis. Dieser umtriebige Literat, der einen Großteil der gegen Görres gerichteten Polemik des Morgenblatts verfaßte, wirkte auch federführend bei dessen Angriffen auf Arnim und die Zeitung für Einsiedler. (Vgl.: zu Nr. 672,12–17; zu Nr. 775,6–9; Derwein 1922, S. 71f.; Fischer 2000, S. 364f.; Martin 2008, S. 436f.; zur Biographie vor allem Königer 1985, S. 798f.) 15–16 die Natur 〈...〉 Berg und Thal] Kontrafaktur von Die Welt ist voll-
kommen überall, / Wo der Mensch nicht hin kommt mit seiner Qual. (Die Braut von Messina, V. 2587f.) 16–17 hoffe ich auf Landtage] Vgl. Nr. 876,29–30 und Erl. 17–18 es kann ja 〈...〉 silbernen Mond] Eingangsverse von Kotzebues Gesellschaftslied: Es kann ja nicht alles so bleiben / Hier unter dem wechselnden Mond (1802 als Einzeldruck mit Melodie von Himmel). 20–25 Clemens schreibt 〈...〉 gereichen würde] Vgl. Nr. 893,39–41. 25–26 Ich hoffe 〈...〉 von Müller oder Göthe] Für die Vermittlung einer Görres angemessenen Anstellung durch Johannes von Müller, den Generaldirektor der Unterrichtswesens des Königreichs Westphalen, und Goethe. Sowohl Kassel, wo Müller am 29. Mai 1809 starb, als auch Weimar waren Reisestationen Arnims nach Berlin.
28–29 künftigen neuen Berliner Universität] Vorbereitungen zu ihr waren bereits 1807 getroffen worden. (Vgl. zu Nr. 558,15–17.) Im Oktober 1808 hatte Wilhelm von Humboldt seinen Posten als preußischer Gesandter in Rom verlassen; er sollte auf Steins Wunsch im Ministerium des Innern Direktor der Sektion für Kultus und Unterricht werden. 29–32 Erlach 〈...〉 seine ganze Sammlung] Arnim wird Friedrich Karl von Erlach bei seinem Mannheim-Aufenthalt Ende Oktober/Anfang November 1808 getroffen haben. Vgl. Wedekind an Brentano, Mannheim, vmtl. zweites oder letztes Drittel März 1805: Herr von Erlach ist ein schlesischer Edelmann,
der hier von seinem Gelde lebt, und die Zeit damit hinbringt, daß er alte, als selten geprießene Bücher aufkauft und registrirt. (DjBr Nr. 1049.)
38–39 Winkelmann 〈...〉 Beyfall gehabt] Winkelmann war vom Sommer 1801 bis Frühjahr 1803 Privatdozent in Göttingen. 39–41 Oken 〈...〉 zahlreiche Zuhörer] Oken war vom Herbstsemester 1805 bis Herbstsemester 1806 Privatdozent in Göttingen. 41–42 Herbart 〈...〉 Enthusiasmus erwecken] Herbart war vom Frühjahrssemester 1802 bis Frühjahrssemester 1809 erst Privatdozent, dann Professor in Göttingen.
1558
Zu Nr. 910
42–43 Bouterweck 〈...〉 besucht] Bouterwek war seit 1796 Professor der Beredsamkeit in Göttingen. 43 hier Fries] Fries war seit Frühjahrssemester 1805 bis 1816 Professor der Philosophie in Heidelberg. 46 die närrische kleine Revoluzion in Karlsruh] Als der Rheinbund 1808 seine größte Ausdehnung erreicht hatte, fehlte noch immer eine einheitliche verfassungsmäßige Grundlage. Mehrere Entwürfe für ein sogenanntes Fundamentalstatut scheiterten am Widerspruch der Staaten Baden, Bayern und Württemberg, die innerhalb des Bundes relative Selbständigkeit genossen. Diese Situation nutzte Luise von Hochberg im Oktober 1808, seit 1787 in morganatischer Ehe mit dem Großherzog Karl Friedrich von Baden verheiratet, zu einer Intrige. Gemeinsam mit Ferdinand von Sternhayn, Kur- und Polizeidirektor von Baden-Baden, und einigen badischen und französischen Helfern plante sie, die Verfassung zu ändern und die Regierung umzubilden. Sie wollte erreichen, daß ihre erheblichen Schulden als Landesschulden anerkannt würden und ihre Kinder das Nachfolgerecht erhielten. In Abwesenheit des Erbgroßherzogs Karl ließ sie ihren greisen Gatten einen entsprechenden Verfassungsentwurf und die Entlassung mehrerer Minister, u.a. des Finanzministers Emmerich Joseph von Dalberg, unterschreiben. Die Minister Carl von Gemmingen und Dalberg entdeckten jedoch das Komplott, informierten den Erbgroßherzog, der vom Erfurter Fürstenkongreß zurückkehrte und den geplanten Regierungsumsturz verhinderte. Sternhayn und seine badischen Helfer wurden arretiert, die beteiligten Franzosen freigelassen, weil man nicht wußte, ob sie im Auftrag Napoleons gehandelt hatten. Da dieser an der Angelegenheit nicht interessiert war, wurden sie später in Frankreich festgenommen. Sternhayn, zu neun Jahren Festungshaft verurteilt, konnte entfliehen. (Vgl. Borchardt-Wenzel 2006, S. 351–354.) 60 Sternau] Ben(t)zel-Sternau. 66–67 4 Bogen Ihres Buchs 〈...〉 Manuscript vorhanden.] Arnim berichtet den Beginn des Drucks von Görres’ Mythengeschichte der asiatischen Welt, die erst 1810 in zwei Bänden bei Zimmer erschien. Der Druck mußte unterbrochen werden, da Manuskript fehlte. Vgl. Zimmer an Görres, 9. Dezember 1808: Ihr Manuscript zur Mythologie ist abgesetzt. Es hat nur etwas
über acht Bogen gegeben; wenn Sie also wollen, daß es beendigt werden soll, so schicken Sie mir das letzte Manuskript. (Görres 1874, S. 45.)
1559
Zu Nr. 911
911.
Von Bettina Brentano nach Heidelberg München, zwischen 10. und 15. November 1808, Donnerstag und Dienstag
DV: H. B: Nr. 900, 903. A: Nr. 939. H: FDH 7463. − 1 Dbl. ca. 235 x 197 mm; 1r–2v 4 beschr. S; 2x längs, 2x quer gefaltet. − 2v Tintenkleckse. − WZ: CJF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 281 v 2v auRm: 7463. Besonderheiten: Der Brief wurde Arnim von Zimmer nach Kassel nachgeschickt. Vgl. Nr. 939,26–27. Datierung: Die beiden Bezugsbriefe vom 4. und 5. November wird Bettina um den 10. November (Terminus ante quem) erhalten haben. Denjenigen vom 4. November überbrachte Ludwig Emil Grimm, der am 9. bei Brentano in Landshut eingetroffen war (vgl. Brentano an Zimmer, 12. November; FBA XXXII, S. 106), und da Bettina schreibt, sie habe beide Briefe gleichzeitig bekommen, wird an diesem Tag auch der mit der Post beförderte eingetroffen sein. Die Beförderungsdauer von fünf Tagen entspricht derjenigen eines Heidelberger Briefes Creuzers an Savigny vom 11. November, den dieser am 16. November in Landshut beantwortete (Stoll 1927, S. 362f.). Als Terminus ante quem wird Mitte November angenommen. D1: Steig 1913, S. 222f.; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 23; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 73–75 (Nr. B79); datiert: November 1808. D4: DjBe Nr. 468.
Varianten 4 ernstlich] üdZ eing. 7 denn] de aus es 10 selbst] s aus d 23 Weltkreiß] k aus g 24 Kreiß] K aus G 27 Güte] e aus h 35 Ihr,] I aus i 41 Pforte.] danach gestr. das 51 bewust] danach 53 unterliegt] g aus k 54 hinter] t aus d 56 vergestr. ist 63 kann] k aus h 64 ist] nachträgl. idZ wüstende] d aus t
Erläuterungen 1 Zwei Briefe 〈...〉 einer von Grimm] Vgl. Datierung. 2–3 voll von Schauspiel 〈...〉 mit einem mir sehr lieben Liede schließt] Nr. 903 mit Arnims Bericht über die Darbietungen von Henriette Hendel-Schütz und dem Gedicht Luftklang.
1560
Zu Nr. 912
4 ob ich deine Poesie ernstlich liebe?] Vgl. Nr. 900,21–22. 5–6 Tieck 〈...〉 du seyst kein Dichter] Vgl. Nr. 893,49–54 und Erl. 18–19 Buch der Weisheit 2 C: 4 V:] Weisheit Salomos 5,12 und 2,4. 54–55 O Menschlein, hinter den Dornbusche] Anspielung auf den brennenden Dornbusch, aus dem Gott zu Moses spricht. Vgl. 2. Mo 3,1–12.
912.
Von Joseph Görres nach Heidelberg Koblenz, 10. November 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 896. A: Nr. *930. H: SPK/NGr 686,2–3. − 1 Dbl. ca. 220 x 186 mm; 1r–2r 21/4 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 1x quer gefaltet. − Bl. 2 Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, 2v rote Siegelreste. − WZ: WEHRERITZ. Fremdeinträge: 1r aoRl: Görres, aoRr: 2, 2r aoRr: 3. D1: Görres 1874, S. 38–40. D2: Steig 1900, S. 119–121. D3: Schellberg 1911, Bd. II, S. 118–120 (Nr. 60); TD.
Varianten 14
an]
üdZ eing.
70
das]
aus
die
Erläuterungen 2 St. Martinsabend] Vorabend des Martinsfests (Martini), Herbstdankfest zum Gedenken an den heiligen Martin von Tours, Schutzpatron Frankreichs. 2–3 Berge meines Schwiegervaters] Weinberg Adam Joseph de Lassaulx’. 13 Pfaffenstrasse] Pfaffenstraße oder –gasse: »der Landstrich am linken Rheinufer 〈...〉, in dem die geistlichen Staaten Chur, Konstanz, Basel, Straßburg, Speyer, Worms, Mainz, Trier und Köln lagen« (MGKL XV, S. 679). 17–18 in Zoroasters Kirche 〈...〉 im Feuer wiedertaufen laßen] Görres rekurriert auf seine Beschäftigung mit asiatischer Mythologie. Der Glaubenslehrer Zoroaster soll aus dem Feuer, in das ihn die Teufel gestürzt hatten, unversehrt hervorgegangen sein. 26 Optativus] Modus des Wunsches beim Verb. 27–37 Rezension des Wunderhorns 〈...〉 vor ihrer Abreiße wo möglich noch abgedruckt würde.] Görres’ umfangreiche Besprechung aller drei Wun-
1561
Zu Nr. 912
derhorn-Bände erschien – mit großer Verzögerung des zweiten Teils – in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur, 5. Abt.: Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, 2. Jg., 1809, H. 5 (März), S. 222–237 und 3. Jg., 1810, H. 9 (August), S. 30–52. (Fambach 1963, S. 453–475.) Da Arnim Mitte November abreiste, konnte er die von Görres’ gewünschte Revision nicht übernehmen. 37–38 an Jungs Geistertheorie 〈...〉 meine Arbeit aufgegeben] Görres hatte eine Rezension von Jung-Stillings Theorie der Geister-Kunde begonnen, als er Arnims Brief vom 22. Oktober mit der Mitteilung über dessen Rezension erhielt. Vgl. Nr. 896,10–13 und Erl. 52–55 Daß Grimm 〈...〉 noch bey¨ Ihnen ist] Vgl. Nr. 900,4–6 und Erl. 73 au fait] in Kenntnis. 74–75 Die Parabel mit dem Bienenvater 〈...〉 schon in ihrer Nachrede] In Görres’ Rezension heißt es: Darum haben die Herausgeber des Wun-
derhorns die Bürgerkrone verdient um ihr Volk, daß sie retteten vom Untergange, was sich noch retten ließ. Wie Bienenväter haben sie durch Spruch und Klang und Gesang die Fliegenden um sich her gesammelt, eben in dem Augenblicke, wo sie verschwärmen wollten, und haben eine Stätte für sie zubereitet, in der sie überwintern können. (Fambach 1963, S. 458.) Arnim hatte bereits in seiner Nachschrift an den Leser am Schluß des ersten Wunderhorn-Bandes geschrieben: Wär ich ein Bienenvater, ich würde sagen, es war der lezte Bienenstock, er wollte eben wegschwärmen, es hat uns wohl Mühe gemacht, ihn im alten Hause zu sammeln, bewahrt ihn, stört ihn nicht, genießt seines Honigs wie recht. (FBA VI, S. 443.) 79 Pathchen] Görres’ am 28. Juni 1808 geborene Tochter Marie.
913.
Von Friedrich Carl von Savigny nach Heidelberg München, 11. November 1808, Freitag
DV: H . B: Nr. 891. A: WAA XXXIV, Nr. 953. H: BJ/Autographa 151. − 1 Dbl. ca. 223 x 122 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 2v Adresse; 1x längs, 3x quer gefaltet. − Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß. − WZ: M. Fremdeinträge: 1r aoRr: 5., auRm: 1928.112. Stempel: Preußische Staats-
bibliothek Berlin. 1562
Zu Nr. 913
Besonderheiten: Der Brief wurde Arnim nach Kassel nachgeschickt, von ihm jedoch erst am 15. Januar 1809 in Berlin beantwortet. D1: Stoll 1927, S. 360f. (Nr. 178).
Erläuterungen 4–8 Jakobi 〈...〉 Hamanns Schriften 〈...〉 herausgegeben hätte] Vgl. Nr. 891,6–21 und Erl. 14–16 deinen Brief 〈...〉 Betine 〈...〉 zufügen wollen.] Vgl. Nr. 897,13–33. 22–23 Zimmer 〈...〉 Vorschlag 〈...〉 gemacht.] Zimmer wollte seinen Verlag in München etablieren und korrespondierte darüber mit Savigny, der das Projekt unterstützte und darüber Jacobi informierte, der ebenfalls dafür war: Er selbst
habe schon oft darüber gedacht, die Regierung müsse einen bedeutenden Vorschuß um so weniger versagen, da gerade in München das Publicum zur Literatur nur durch ein reiches und gut geordnetes Sortiment gelockt und verführt werden könne. Ich sprach von Ihnen, er schätzt Sie ungemein, aber er glaubt Sie an Ihr dortiges Verhältniß unauflöslich gebunden; überhaupt sei der Mangel an einem recht tüchtigen Mann der einzige Grund, warum er nicht schon Schritte gethan habe. (Savigny an Zimmer, 26. Oktober 1808; Zimmer 1888, S. 283.) Zimmer solle sich näher erklären. Nach Erhalt eines vorläufigen Briefes sprach Savigny mit dem Minister 〈Montgelas〉 von der Sache (an Zimmer, 14. November 1808; ebd., S. 284), und einen angekündigten zweiten Brief (ebd.) Zimmers wird Montgelas über Jacobi erhalten haben. Jacobi hat noch keine Antwort vom Minister über Zimmers Brief welchen er ihm gab, schrieb Bettina am 7. Dezember 1808 aus München an Savigny in Landshut (DjBe Nr. 483). Am 25. Januar 1809 konnte Savigny dem Buchhändler noch immer nichts Bestimmtes (Zimmer 1888, S. 288) über die ministerielle Meinung mitteilen. Das Projekt einer Niederlassung Zimmers in München kam nicht zustande. 31 Pathe] Das am 14. März 1808 geborene Patenkind Franz.
1563
Zu Nr. 914
914.
An Clemens Brentano in Landshut Heidelberg, 14. November 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 893. A: Nr. 917. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 321r–322v. − 1 Dbl. ca. 226 x 192 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 361, aoRr vor dem Datum: Heidelberg, nach dem Datum: 321 2r aoRr: 322. Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 116. D1: Steig 1894, S. 263f.; TD. D2: Henrici 149 Nr. 172, S. 74; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 554f. (Nr. 134).
Varianten 15 27 39 52
mein Auftrag 〈...〉 abgetauscht.] zwischen den Zeilen 17 der] d aus e Mahler,] danach gestr. daß 30 zu] aus in 38 alle] aus also Zeit] aus 〈We〉 43 allerley] aller aus jener 48 hackt] ha aus al des] s aus r 55 könnte] aus i〈xxx〉
Erläuterungen 3–4 Dem Nehrlich 〈...〉 gesendet] Für Einsendungen zum Wunderhorn. Vgl. Nr. 629,2–3 und Erl. 4 Deine Hälfte] Des Honorars für den zweiten und dritten WunderhornBand. Vgl. Nr. 876,36–37. 5–6 Grosse und kleine Anzeige 〈...〉 eingerückt.] Arnims Grosse 〈...〉 Anzeige des zweiten und dritten Wunderhorn-Bandes sowie der Kinderlieder erschien Ende Januar 1809 im Intelligenzblatt Nr. 3 der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur des Jahrgangs 1809. (Vgl. FBA VIII, S. 355f. und Rölleke in FBA IX/3, S. 664f.) Die kleine Anzeige, ebenfalls von Arnim, wurde im Intelligenzblatt Nr. 4 des Morgenblatts erst am 8. Februar 1809 veröffentlicht. (Vgl. FBA VIII, S. 365 und Rölleke in FBA IX/3, S. 708.) 6–7 Die Zeichnungen der Hose] Vgl. Nr. 897,66–67 und Erl. 7 Büchern von Görres] Vgl. Nr. 884,34–39. 8–9 an Weise 〈...〉 geschrieben] Vgl. Nr. *902. 11 Bayern der die Kinderlehre 〈...〉 geschrieben] Anton von Bucher, Eine Kinderlehre auf dem Lande von einem Dorfpfarrer (o.O. 1780, 2. verm. Aufl. 1781), anonym erschienen.
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Zu Nr. 914
12 seine Komödien] Bucher hat nur eine, jedoch wesentliche Komödie geschrieben, sein Geistliches Vorspiel zur Passionaction (1782) – ein Sintflutspiel, »die schönste satirische Apotheose des bayerischen ›Komödispielens‹ 〈...〉 Buchers teils rustikale, teils mit pseudomythologischen Figuren aufgeputzte Travestie ist 〈...〉 bei aller grobianischen Ausgelassenheit ein galliger und grimmiger Abgesang auf eine pervertierte und säkularisierte Religiosität, der die heiligsten Dinge nur Mittel für höchst irdische Zwecke sind« (Bucher 1980, S. 17f.; Nachwort von Reinhard Wittmann); veröffentlicht als Anhang zum Entwurf einer ländlichen Charfreytagsprocession. 13–15 seine kleinen Schriften 〈...〉 abgetauscht] Die vier in der ArnimBibliothek (HAAB, alle Sign. B 2567) überlieferten Satiren: Vergleichung des
öffentlichen Unterrichts im vorigen Jahrhundert mit dem Unterricht in dem gegenwärtigen. Vorgestellt in einer lustigen und in einer ernsthaften Kinderlehre auf dem Lande (1781); Ein freyes Pferderennen und hernach Soupee und Ball an dem hocherfreulichen Geburtstag eines neugebohrnen Prinzen eines durchlauchtigsten höchsten Stammhauses 〈...〉 auf öffentlichen Kanzelgerüst in einer sittlichen Moralrede Preis gegeben (1782); Entwurf einer ländlichen Charfreytagsprocession sammt einem gar lustigen und geistlichen Vorspiel zur Passionsaction (1782); Seraphische Jagdlust, das ist vollständiges Porziunkulabüchlein (1784). Vgl. Bucher 1980 (Nachwort von Reinhard Wittmann). 27 Mahler] Ludwig Emil Grimm. 28 Märker] Aus der Mark Brandenburg. 30 Bruders] Franz Brentano. 34–35 die Insel Felsenburg] Wunderliche Fata einiger See-Fahrer,
absonderlich Alberti Julii, eines gebohrnen Sachsens, Welcher in seinem 18ten Jahre zu Schiffe gegangen 〈...〉 entworfen von dessen BrudersSohnes-Sohnes-Sohne, Mons. Eberhard Julio, Curieusen Lesern aber zum vermuthlichen Gemüths-Vergnügen ausgefertiget, auch par Commission dem Drucke übergeben (4 Bde., Nordhausen 1731–1743), pseudonym erschienener Roman, dessen Verfasser, Johann Gottfried Schnabel, Arnim im Brief an Brentano vom 8. Dezember 1808 (Nr. 929,18–20) nennt. Arnim besaß eine Halberstädter Ausgabe (1767–1772) und außerdem den ersten Band dieser Ausgabe (Arnim-Bibl., Sign. B 1093a-d, Sign. B 1092). Einer Erzähleinlage im Wintergarten (Albert und Concordia) liegt eine Partie des von ihm entdeckten Romans zugrunde, den Tieck 1828 unter dem üblich gewordenen Titel Die Insel Felsenburg oder wunderliche Fata einiger Seefahrer bearbeitet neu herausgab. Brentano besaß eine Ausgabe von 1744–1752. (Vgl. Kat. Brentano 1974, S. 71, Nr. 395–398.)
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Zu Nr. 914
37 Persiles und Sigismunda] Die Drangsale des Persiles und der Sigismunda. Eine nordische Geschichte (Berlin 1808), Übersetzung von Cervantes’ Roman Los trabaios de Persiles y Sigismunda (1617) durch Franz Theremin. (Bd. I Arnim-Bibl. Sign. B 1838.) 41–43 zur Erläuterung des Schelmufsky 〈...〉 erläutern würde] Vgl. Nr. 876,44–45 und Erl. 44 Reinbeck] Georg Reinbeck, Heidelberg und seine Umgebungen im Sommer 1807 (Tübingen 1808). Vgl. S. 811–813. 44 Kotzebue] August von Kotzebue, Erinnerungen von einer Reise aus Liefland nach Rom und Neapel (3 Bde., Berlin 1805). Vgl. Arnim an Brentano, 25. März 1805 (WAA XXXII, Nr. 367,89–90 und Erl.). 46 Revoluzion in Karlsruh] Vgl. Nr. 910,45–62 und Erl. 47 gelübberten Meere] Schelmuffsky-Reminiszenz. Vgl. zu Nr. 583,18. 50 die Wambold] Bernhardine Wambold von Umbstadt, bereits erwähnt in Sophie Brentanos Heidelberger Brief an Arnim vom 18. April 1806 (WAA XXXII, Nr. 444,23–24). 52–54 Ankündigung des Wochenblats Erhebungen 〈...〉 sehr ernsthaft] Die vom 14. Oktober 1808 datierte Anzeige der Erhebungen. Eine Zeitschrift für das Vaterland erschien als Beilage zum Lübecker Anzeiger, Nr. 87 vom 29. Oktober 1808; darin:
Die Tendenz derselben ist Erhebung der deutschen Nation zu dem Gefühle ihres Werths, und iher Kraft, Erwärmung derselben und Steigerung ihres inneren Lebens durch Religiosität, Kräftigung des schwachen Muthes durch Mittheilung höherer Lebensansichten, Befreiung von den Sclavenfesseln einer fremden, seit einem Jahrhunderte Verderben wirkenden Bildung und Zrückrufung zu dem freien, fröhlichen Regen der Ursprünglichkeit, Zerstörung des staatsbürgerlichen Indifferentismus und Belebung der Vaterlandsliebe, Sicherung und Festhaltung alles dessen was Deutschland bisher Großes und Herrliches darbot, so wie Säuberung derselben von allem Kleinlichen, Verderblichen und Unwürdigen, Verschmelzung des einzelnen Deutschen Völkerinteresse zur Nationalität, und Aufbewahrung alles Nationalen, was die Verhandlungen und Begebenheiten im Vaterlande auszeichnet, für Mitwelt und Nachwelt. 〈...〉 Heilig und rein ist der Zweck, um dessen willen diese Zeitschrift unternommen wird. Die Selbstsucht, verberge sie sich noch so geflissentlich, verräth sich sehr bald; hier soll, abgesehen von allem Privatinteresse, das Zerstückelte vereint, das Verkleinerte gehoben, das Ent1566
Zu Nr. 915.E
artete gereinigt, das Entwürdigende entfernt, das wahrhaft Aedle und Herrliche geschützt und gesichert werden. Man hat der Zeitschriften genug; dies wird eine National.Zeitschrift im umfassendsten Sinne des Worts seyn. (Zit. nach dem Nachdruck Spies 1979, S. 92–95.) Friedrich Herrmann wird die Ankündigung der Erhebungen seinem Brief an Arnim (Nr. *892) beigelegt haben. Dieser beanstandete zufolge seinem Briefexzerpt an Herrmann vom 14. November (Nr. 915.E) den Titel der Zeitschrift. Er trug nicht zu ihr bei, auch aus seinem Freundeskreis beteiligte sich niemand, und die Erhebungen nahmen auch keinen Bezug auf Arnim und seinen Kreis. Die Zeitschrift erschien 1809 »von Ende Januar bis Mitte Juli vermutlich regelmäßig mit drei Nummern von jeweils vier Seiten in Großquart, also wöchentlich 1½ Bogen« (Spies 2003, S. 268). 55 Rikoschetschuß] Ein indirekter oder Prallschuß (nach frz. ricochet), wobei eine »gerade Befestigungslinie (Wallgang, gedeckter Weg) der Längenrichtung nach« so beschossen wird, »daß das Geschoß in Sprüngen den Wallgang bestreicht, um die hier aufgestellten Geschütze mit Bedienung zu treffen« (MGKL XVI, S. 936). 57 daß Grimm 〈...〉 angekommen] Am 9. November. Vgl. Nr. 911 (Datierung).
*915. An Friedrich Herrmann in Lübeck Heidelberg, 14. November 1808, Montag B: Nr. *892. A: Vgl. WAA XXXIV, Nr. 980. Beilagen: Tröst Einsamkeit. Besonderheiten: Arnims Brief an Herrmann ist im Stadtarchiv Lübeck nicht überliefert. (Frdl. Auskunft.)
915.E An Friedrich Herrmann in Lübeck Heidelberg, 14. November 1808, Montag H: Vgl. AIV/II. B: Nr. *892. Vgl. AIV/II. – 1/4 S. D1: Burwick 1978, S. 361.
A: Vgl. WAA XXXIV, Nr. 980.
1567
Zu Nr. 915.E
Erläuterungen 4
Feuerbrände] Anspielung auf die von Friedrich von Cölln herausgegebenen Neuen Feuerbrände zum Brennen und Leuchten. Marginalien zu der Schrift Vertraute Briefe über die innern Verhältnisse am Preußischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II. Ein Journal in zwanglosen Heften (O.O. [Leipzig] 1807/08). 5–6 Der Titel] Von Herrmanns Erhebungen. terland. Vgl. Nr. 914,52–54 und Erl.
916.
Eine Zeitschrift für das Va-
Von Johann Wolfgang von Goethe nach Heidelberg Weimar, 14. November 1808, Montag
DV: H. B: Nr. 873. A: −. H: GSA 29/73. − 1 Dbl. ca. 230 x 194 mm; 1r beschr.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (ohne Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter: FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 77. Besonderheiten: Vgl. Goethe, Tagebuch, 31. Oktober 1808: Tröst-Einsamkeit, Wunderhorn und Verwandts. (WAA III, Bd. 3, S. 396.) – 13. November 1808:
Abends bey Mad. Schopenhauer. Aus dem Wunderhorn und der Hagenschen Liedersammlung vorgelesen. (Ebd., S. 399.) – 14. November 1808: A n H r n . B a r o n v o n A r n i m nach Heidelberg, Dank für die übersendeten Theile des Wunderhorns. (Ebd.) – Der Brief wurde Arnim nach Kassel nachgeschickt. Postzeichen: Stempel: 〈xx〉 WEIMAR; Portozeichen, D1: Steig 1910, S. 366f. D2: WA IV, Bd. 50, S. 141f. (Nr. 5639a).
Erfurt.
Varianten 1
und]
üdZ eing.
Erläuterungen 1 Ihre Sendung 〈...〉 so reichlich] Vgl. Nr. 873 (Beilagen). 10–11 Fördern Sie 〈...〉 aus dem Berge] Im engeren Sinn Reaktion auf Arnims Mitteilung über die Goethe geschickten Mineralien. Vgl. Nr. 873,94–104.
1568
Zu Nr. 917
15–17 Kann ich 〈...〉 einig werden 〈...〉 meine Theilnahme öffentlich.] Goethe äußerte sich nicht öffentlich über die letzten beiden WunderhornBände und Tröst Einsamkeit.
917.
Von Clemens Brentano nach Berlin Landshut, 14.-vmtl. 24. November 1808, Montag-Donnerstag
DV: H. B: Nr. 914. A: WAA XXXIV, Nr. 954. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 265r–267v. − 1 Dbl. (I) ca. 237 x 195 mm + 1 Bl. (II) ca. 235 x 194 mm; 1r–3r 43/4 beschr. S.; 3v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelausriß, rotes Siegel. − WZ: I: Posthorn am Band, darunter: F. BRENNER & COMP’ IN BASEL II: F. BRENNER & COMP’ IN BASEL. Beilagen: Ankündigung der Zeitschrift Jugendblätter. Vgl. zu Z. 83–85. Fremdeinträge: 1r aoRl: 563, vor dem Datum: 14. doppelt unterstr., darunter: ? doppelt unterstr., aoRm: II 172,13, aoRr: 265 2r aoRr: 266 2v auRr: (Schluß fehlt) gestr. 3r aoRl: 563 Landshut 1808, aoRr: 267, unter dem Text: gehört nach 1809 (Steig). Besonderheiten: Kat. Rother 1989, Nr. 95. Postzeichen: Stempel: R.4.LANDSHUT, 〈FR〉 MULHAUSEN, fr Duderstadt; Portozeichen. Datierung: Brentano wird am 14. November nicht mehr als die erste Zeile – Ort und Datum – geschrieben und erst nach Erhalt von Arnims Brief vom selben Tag mit dem eigentlichen Brieftext begonnen haben. Das wird um den 19. November geschehen sein, da Arnims Brief etwa fünf Tage unterwegs gewesen sein dürfte (vgl. Datierung von Nr. 911). Brentano wird seinen Brief jedoch nochmals unterbrochen und nach abermals fünf Tasgen beendet haben, denn anfangs teilt er mit, Ludwig Emil Grimm arbeite seit 5 Tagen (Z. 13) an der Kopie von Arnims Porträt, und gegen Schluß schreibt er, Grimm tue das seit 10 Tagen (Z. 121). D1: Steig 1894, S. 264–266; TD; nicht näher datiert; mit Nr. 926 als zweitem Teil. 2 D : Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 72; TD (kurzer Auszug); datiert: 14. November. D3: Seebaß 1951, Bd. I, S. 412–415; datiert: Ende November; mit Nr. 926 als zweitem Teil. D4: FBA XXXII, S. 110–115 (Nr. 529); datiert: nach dem 14. November. D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 556–560 (Nr. 135); datiert: nach dem 14. November.
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Zu Nr. 917
Varianten 9 so] aus ist 12 aller] er aus e 12 Land.] . aus , 13 Nas] s aus ß 18 Mitte] M aus m 22 und] aus 〈xxx〉 23 altes] danach gestr. gesch 55 Buch] B aus 〈x〉 55 es] s aus r 56 solle es] danach gestr. se 64 Akademie] Akade über gestr. Regen 65 Ausbildung] Au aus 〈da〉 75–76 geschrieben] ge aus un 76 selbst] danach gestr. gesagt 76 hieraus] hier aus 〈xxx〉 79 antworten. Dein] . aus , D aus d 79 ihrigen] danach gestr. übrig 81 combibirt,] danach gestr. erscheint 87 rein und] danach gestr. 〈kl〉 90 allerlei] danach gestr. Stel 100 aber] danach gestr. nur 104 Menschen] en nachträgl. eing. 121 Nase] danach gestr. und kriegt sie 125 verläßt. Von] . aus , V aus v 136 such] aus 〈klag〉 137 denn] nn aus 〈xx〉 137 ihr] aus 〈dir〉 138 thust] danach gestr. doch
Erläuterungen 5
Windofen] Ein von außen geheizter Ofen, in welchem das Feuer durch einen angebrachten Luftzug verstärket wird; ein Zugofen (Adelung
1793–1801, Bd. IV, Sp. 1558). 15 pestalozzisch] Pestalozzi hatte zeitgenössischen Abbildungen zufolge eine erhebliche Nasenspitze. 16 dein liebes Bild kopiren] Das Londoner Arnim-Porträt Ströhlings, das Arnim am 12. August 1804 Brentano geschickt hatte. (Vgl. WAA XXXII, Nr. 344.K,8 und Erl. sowie Nr. 344,13–16.) Die Kopie Ludwig Emil Grimms ist nicht bekannt, war vmtl. ehemals in Familienbesitz (vgl. Liedke 1939, S. 155), inzwischen verschollen. 18 Tabernackel] Eigentlich »in der katholischen Kirche der Mittelaufbau des Altars mit dem Aufbewahrungsraum für das Allerheiligste in Monstranz oder Ciborium. Der Behälter ist entweder mit Türchen verschlossen oder besteht aus einer oder zwei Nischen in einer drehbaren Walze« (MGKL XIX, S. 274). 25 Insel Felsenburg] Vgl. Nr. 914,24–40 und Erl. 27 Simplici] Außer Grimmelshausens Abentheuerlichem Simplicius Simplicissimus (Erstausgabe Nürnberg 1669; der Name des Verfassers war noch nicht bekannt), den Brentano im Juni 1803 kennengelernt hatte (vgl. an Savigny, 17. Juni 1803; DjBr Nr. 811), weitere simplicianische Schriften, Ausgaben und Nachahmungen, die Brentano sammelte. (Vgl. Kat. Brentano 1974, S. 70f. [Nr. 388–400], S. 296 [Nr. 2721].)
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Zu Nr. 917
29–31 Buttmann 〈...〉 kömmt Kreuzer] Der nach Landshut berufene Karl Philipp Buttmann war am 12. November 1808 in München eingetroffen (vgl. Schellberg/Fuchs 1942, S. 376), um sich zu orientieren, und eine Woche später wieder abgereist. Er lehnte die Berufung nach Bayern auf Wunsch des preußischen Königs ab, »der ihn in einem besonderen Schreiben aus Königsberg unter Erhöhung seines Gehalts zu bleiben aufforderte« (Stoll 1927, S. 364). Vor Buttmanns Absage hatte Creuzer sich Ende Dezember 1808 entschlossen, einen Ruf nach Leiden, den er am 18. Dezember erhalten hatte, anzunehmen. (Vgl. Dahlmann 1972, S. 279–281, 381.) 40–41 die Universität 〈...〉 Gesellschaft katholischer Pfarrer] Vgl. Savigny an Creuzer, 20. November 1808, sowie an Bang, 22. Dezember 1808 (Stoll 1927, S. 363–368.) 42–43 Sailer] »Die Seele der Landshuter Universität 〈...〉, an den sich Savigny und Clemens eng anschlossen.« (Schellberg/Fuchs 1939, S. 387.) Savigny an Creuzer, 20. November 1808: ein Mann von vielem Geist, und wie ich glaube, alles Zutrauens werth (Stoll 1927, S. 366f.). 48 Chombre] L’hombre, ein Kartenspiel für drei Personen. 50 Schrift über Vernunft und Verstand] Jakob Salat, Vernunft und Verstand, 2 Bde., Tübingen 1808. Bd. I: Eine wissenschaftliche Darstellung; dem gebildeten Manne, nicht der Schule, zunächst gewidmet; Bd. II:
Eine kritische Uebersicht des Interessanten, was zeither im Gebiete der Philosophie erschienen ist. 58 WinterNanquin] Nanquin (frz.), Nanking: »chinesisches glattes, festes Baumwollgewebe« (MGKL XIV, S. 406). 59–60 Die hiesigen 〈...〉 Menschenfresser] Die Landshuter Studenten, die sich an der Zeitung für Einsiedler beteiligt hatten. Vgl. Nr. 873,52–54 und Erl. 60 Allthiere] Als Singular bereits in Arnims Brief an Brentano vom 9. Juli 1802 über den Plan einer Novelle, in der ein Ritter mit seinen Knappen aus∧zieht das ungeheure Allthier, den Lindwurm zu erstechen (WAA XXXI, Nr. 236,115–116). Die Stelle war ironisch auf Johann Wilhelm Ritter gemünzt, der in seinem Beweis, daß ein beständiger Galvanismus den Lebensproceß im Thierreiche begleite. Nebst neuen Versuchen und Bemerkungen über den Galvanismus (Weimar 1798) den Terminus All-Thier als Synonym für das Weltganze gebraucht hatte. Bei Arnim kehrt die Metapher in Halle und Jerusalem – in einem Monolog Cardenios (Halle III/3) – wieder. Vgl. Erl. zu WAA XXXI, Nr. 236,114–118. 64 der Akademie] Der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München.
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Zu Nr. 917
67 zwischen Jakobi und Schelling] Jacobi war Präsident der Akademie der Wissenschaften, Schelling Generalsekretär der Akademie der Künste. 69–70 Werners Berginstitut nach Freiberg] Die von Abraham Gottlob Werner geleitete Bergakademie im sächsischen Freiberg. 75–76 gegen Jakobi geschrieben] Aman schloß sich mit der Schrift Ueber Etwas, was Fr. Heinrich Jacobi gesagt hat der Kritik an Jacobis Rede Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck an, die Karl Rottmanner in seiner Kritik der Abhandlung F. H. Jacobi’s Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck argumentativer geäußert hatte. (Vgl. zu Nr. 674,82–84.) 78–79 auf deine Kritick seiner Schrift 〈...〉 antworten] Arnim hatte die Schriften Jacobis, Rottmanners und Amans im Zusammenhang besprochen (vgl. zu Nr. 674,12–14), eher nebenbei diejenige Amans, der keine Replik verfaßte. 79–80 Dein Lied 〈...〉 nicht beifügen sollen] Vgl. zu Nr. 873,59. 83–85 Jugendblätter 〈...〉 Ankündigung] Die Zeitschrift konnte nicht erscheinen, da sie nach der Publikation der Ankündigung von der Zensurbehörde im voraus unter Androhung des Stipendienverlusts verboten wurde. (Vgl. Bunzel 1992, S. 31–34.) In der Ankündigung heißt es: Frisch wie sie kom-
men vom innern Baume des Lebens, rein, herzlich und deutsch, ohne Lüge und Falschheit, ohne Zurückhaltung, ohne irrdisches Interesse, mit Begeisterung für Wahrheit und Religion, für das Vaterland und den Fürsten, für Wissenschaft, Poesie und Leben sollen diese Blätter übergeben werden, den Sinn für das Wahre, Gute und Schöne im Geiste und Leben zu ehren und zu wecken, den freyen Trieb nach Erkenntniß, Bildung, und wahrer Gelehrsamkeit würdig zu nähren, und indem sie alles Politische auszuschließen geeignet sind, nur auf das Höchste aller Wissenschaft und Kunst aufmerksam machen. (In: Der Morgenbote. Eine Zeitschrift für die österreichischen Staaten. I. [und einziger] Bd. Linz 1809, S. 274ff.;: zit. nach Moisy 1984, S. 161.) 85–86 Vorrede zu den Einsiedlern 〈...〉 Erklärung des Publikums] Arnims der Tröst Einsamkeit vorangestellte Vorrede An das geehrte Publikum (WAA VI, S. 535–541). 89 des lezten Gemisches] Der Schluß von Arnims Fortsetzungsbeitrag Scherzendes Gemisch von der Nachahmung des Heiligen in Nr. 37 der Zeitung für Einsiedler vom 30. August 1808 (WAA VI, S. 451–462). 92–93 an den Pfalzgraf Stücke aus andern Gedichten geknüpft] Im vorletzten Fortsetzungsbeitrag des Scherzenden Gemisch von der Nachahmung des Heiligen (Zeitung für Einsiedler Nr. 36 vom 27. August 1808) Arnims Gedicht Ausgleichung (Eingangsvers Der Pfalzgraf von dem Rhei-
1572
Zu Nr. 918
ne),
in dem auf einen vierzehnstrophigen historisierenden ersten Gedichtteil über den Pfalzgrafen ein andersartiger, liedhafter sechsstrophiger zweiter Gedichtteil folgt, mit dem ein Mädchenchor dem Pfalzgrafen huldigt. Vgl. WAA VI, S. 441–447. 97 Lehrbrief] Arnims Lehrgedicht an die Jugend in Zeitung für Einsiedler Nr. 18 vom 31. Mai. Vgl. WAA VI, S. 222–224. 110–112 Savigny bittet dich nochmals 〈...〉 Butmann 〈...〉 Kreuzer hierher kriegen] Vgl. Z. 28–37 und Erl. 120–121 Grimm 〈...〉 an deiner Nase] Vgl. Z. 12–16 und Erl. 123 wieder nach Bärwalde fliehen] Von Arnims bevorstehender Rückkehr nach Preußen ausgelöste Reminiszenz Brentanos an seinen Aufenthalt im Arnimschen Ländchen Bärwalde im zweiten Dezember-Drittel 1804 anläßlich seines Berlin-Besuchs nach der Rückkehr des Freundes von seiner Bildungsreise. 125–126 Von Christian 〈...〉 gar nichts mehr] Christian Brentano hielt sich in Böhmen auf, um den Erwerb des Gutes Bukowan (ca. 10 km südöstlich von Pribram in Moldaunähe) zu betreiben, zu dem sich auf Anregung Savignys die Brentano-Geschwister Clemens, Gunda, Christian, Bettina und Meline sowie die befreundete Familie Motz in Hanau gemeinschaftlich verbunden hatten. Vgl.: Härtl 1980; Günther 2000, S. 91–133; Härtl 2004. 130 Landtag] Vgl. Nr. 876,28–31 und Erl. 139 als] »Am ganzen Oberrhein und Main, in der Wetterau und in Hessen bis nach Thüringen, Sachsen hat die volkssprache ein solches als lebendig erhalten und legt ihm etwa den sinn von immer, gewöhnlich, zuweilen oder eben bei, doch ohne nachdruck« (DWb I, Sp. 247). 139–140 in Göttingen 〈...〉 und am Rhein 〈...〉 lieb] Erinnerung an den Beginn der Freundschaft im späten Frühjahr und Sommer 1801 während des Studiums in Göttingen und an die gemeinsame Rheinreise im Juni 1802.
918.
An Bettina Brentano nach Landshut Heidelberg, 15. November 1808, Dienstag
DV: H. B: Nr. 905. A: Nr. 922. H: FDH 7284. − 1 Dbl. ca. 228 x 190 mm; 1r–1v 1½ beschr. S., 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, geklebt, rote Siegelreste. − WZ: Bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOO-
NEN. 1573
Zu Nr. 918
Fremdeinträge: 1r aoRl: 284 v. 2v auRr: 7284. Postzeichen: Stempel: R.1.HEIDELBERG; 3 Portozeichen. D1: Steig 1913, S. 227f. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 24; Inhaltsangabe. D3: Betz/Straub 1987, S. 82 (Nr. A65). D4: DjBe Nr. 469.
Varianten 4 wir] aus Du 7 Weiter] aus 〈xxx〉 14 fordern] for aus 〈xxx〉 25 Schloß] 27 denn] e aus ie 30 Nun] üdZ
S
8 Viereck N 4] üdZ eing. aus B 26 da] üdZ eing.
Erläuterungen 7 ein dreissig Meilen] Mehr als 30 Meilen (1 deutsche Meile: 7,420 km). 8 Viereck N 4] Adresse des großmütterlichen Hauses (auch Quarre´, seit 1814 Pariser Platz). Arnim wohnte nach seiner Rückkehr jedoch nicht dort, sondern im Gasthof Goldener Adler. Vgl. zu Nr. 947,20–23. 9–12 Brief von Fr. v. Stael 〈...〉 beytragen sollte] Vgl. Nr. 908. 13–14 es scheint 〈...〉 in meinem Lande] Vgl. Nr. 876,28–31 und Erl. 24–28 Nun ade du altes Schloß 〈...〉 denn die Welt hat ihren Lauf,] Andere Versionen in der Päpstin Johanna und in den Kronenwächtern. Vgl.: Ricklefs 1980, Nr. 1174; WAA X, S. 233f.
919.
An Bettina Brentano nach Landshut Frankfurt, 17. und 18. November 1808, Donnerstag und Freitag
DV: H. B: −. A: Nr. 927. H: FDH 7285. − 2 Dbl. ca. 233 x 198 mm (I) + ca. 228 x 192 mm (II); 1r–4r 7 beschr. S; 1x längs, 1x quer gefaltet; Ku ca. 102 x 125 mm. − Tintenfraß, Kuv rotes Siegel. − WZ: I: FHF II: bekrönter Posthornschild, J HONIG & ZOO-
NEN. Fremdeinträge: 1r aoRl: 285 v. 2v auRr: 7285 3r aoRl: 285 v. 4v auRr: Kuv: zu 67. Postzeichen: Stempel: R.1.FRANCFORT; 2 Portozeichen.
1574
7285.
Zu Nr. 919
D1: D2: D3: D4:
Steig 1913, S. 231–233. Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 24; TD (kurzer Auszug). Betz/Straub 1987, S. 86–89 (Nr. A66). DjBe Nr. 472.
Varianten 9 sie] s aus S 10 ihr als] aus 〈xxx〉 i aus I 38 Sonderbar] S aus J 44 in 46 muthe,] danach einem Seitenzimmer vom Ballsaale] üdZ eing. 75 Terzetten] T aus D 85 geschnittene] g aus s gestr. als 95 abzugeben] üdZ eing. 97 Zeit] Z aus n 5 gewissenhaft] 22 sie] s aus S
h
aus 〈x〉 33 ihr]
Erläuterungen 6–7 Frau von Altenstein mit einer Fräulein Braut, einer Frau Witwe und zwey Kindern] Bettinas Stiefmutter Friederike Anna Ernestine von Altenstein vmtl. mit (nicht identifizierten) Verwandten und/oder Bekannten. 8–9 Bild, das Meline 〈...〉 für dich erstanden] Meline Brentano hatte auf der Versteigerung des Nachlasses von Goethes Mutter das von Johann Conrad Seekatz 1762 gemalte Bild der Familie Goethe im Schäferkostüm für Bettina erhalten. Durch das Vermächtnis von Bettinas Schwiegersohn Herman Grimm gelangte es 1901 ins Goethe-Nationalmuseum Weimar. (Abb. u.a. SchulteStrathaus 1910, Nr. 1; vgl. Kölsch 2003.) Vgl. Meline Brentano an Savigny, 14. November 1808: Ich habe für sie, im Ausruft der Alten Göthe, ein
Andenken erbethen, und Fr. v. Göthe gab mir ein Bild. Famillien Portrait. Die Alte und ihr Mann als Schäffer und Schäfferin. Der Sohn und die Tochter im Walde, spielen mit Schäflein. Ich will es der B. aufheben. (H: SPK/NS 104/22.) 14 Der alte junge Göthe] Goethe als Kind, zur Unterscheidung von seinem Sohn August. 21–22 ich bringe 〈...〉 Savignys erste Liebe 〈...〉 nach Marburg] Ernestine Luise Lindenmeyer war eine Nichte Friedrich Creuzers, den sie in Heidelberg besucht haben wird, ihre Schwester Lotte mit dessen Vetter Leonhard Creuzer in Marburg verheiratet, wohin Arnim sie brachte. Savigny erwähnt seine erste, schwärmerische Liebe, allerdings nicht namentlich, in einem Brief vom 9. März 1799 an seinen Jugendfreund Constantin von Neurath (Stoll 1927, S. 76). In Marburg heiratete sie einen Advokaten. Vgl. Friedrich Creuzer an Bang, 1. Dezember 1808 (Dammann 1938, S. 41).
1575
Zu Nr. 919
36 der Einsiedler] Die Zeitung für Einsiedler. 44–49 Kampf zwischen den Offizieren und Studenten 〈...〉 arretirt zu werden] Vgl. Nr. 942,60–66. 47 Prorektor] Arnold Heise (seit 20. April 1808). 62 Feldberg] Höchste Erhebung des Taunus. 66–68 Fr. Winkel 〈...〉 ihre schwache Seite] Einem Korrespondentenbericht aus Frankfurt zufolge war Therese aus dem Winckel jedoch auch dort erfolgreich: Weibliche Anmuth mit männlichem Fleiß gepaart, erheben sie zu
einer der liebenswürdigsten und interessantesten Frauen unsers Zeitalters. Ueber den Werth ihrer Malereien herrschte schon zu Paris nur eine Stimme. 〈...〉 Mit diesem Talent verbindet Fräulein von Winckel ein nicht weniger vollkommenes Spiel auf der Harfe. Wer sie hört, den entzückt sie. 〈...〉 Meisterin in der Oelmalerei und auf der Harfe, deklamirt Fräulein von Winckel auch noch so rein und wohlklingend, trägt des Dichters Gedanken mit so viel Seele vor, daß man es sich nicht zu erklären weiß, wo sie zu allen diesen Uebungen die erforderliche Zeit hergenommen. (Zeitung für die elegante Welt, Leipzig, Nr. 218 vom 8. Dezember 1808, Sp. 1752.) Vgl. Nr. 895,35–45 und Erl. 66 willkommen im Grünen] Zweiter Vers eines vmtl. Anfang November 1804 an Brentano geschickten Briefgedichts Arnims: Was brüderlig sinke zum Augenstern? / Willkommen im Grünen. / 〈...〉 (WAA XXXII, Nr. 352,1–9); Version des ersten Verses seines Gedichts Abendstern: Willkomen im Blauen. (Vgl.: Arnim/W V, S. 158 und Erl.; Ricklefs 1980, Nr. 1780.) 75–76 Ferrari 〈...〉 zwölf Terzetten 〈...〉 bey Breitkopf erschienen] Jacopo (Giacomo) Gotifredo Ferrari, Dodeci Canoni coll’accompagnamento di pianoforte (Leipzig: Breitkopf und Härtel ca. 1808). 77 die Harmonie] Das Orchester. Vgl. Bettine im Frühlingskranz: Harmonie von blasenden Instrumenten (BvA/W II, S. 496).
919.E An Bettina Brentano nach Landshut Frankfurt, 18. November 1808, Freitag DV: H. B: −. A: Vgl. Nr. 927. H: Vgl. AIV/II. – ½ S.
Erläuterungen Vgl. Nr. 919.
1576
Zu Nr. 920
920.
An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Frankfurt, 18. November 1808, Freitag
DV: D3. B: −. A: WAA XXXIV, Nr. 959. Besonderheiten: H verschollen, zufolge D1 und D4 »23/4 p. 4°. Mit eigenhändiger Adresse an den Buchhändler Zimmer. 〈...〉 Unbedeutend beschädigt.« D1: Kat. Darmstaedter 1909, S. 2, Nr. 20; TD (kurzer Auszug). D2: Steig 1912d, S. 2. D3: Steig 1913, S. 233f. D4: Kat. Stiebel 1929, S. 8, Nr. 16; ; TD (kurzer Auszug).
Erläuterungen 2 Die kriegerischen Begebenheiten der Nacht] Vgl. Nr. 919,42–49. 6 meiner Braut] Ernestine Luise Lindenmeyer. Vgl. Nr. 919,20–21 und Erl. 8 Die Welt ist hier voll Kunst] Vgl. Nr. 919,65–86 und Erl. 9–10 Fräulein Winkel und Frau Hendel wetteifern.] Arnim hatte jene zuvor in Heidelberg (vgl. Nr. 895,35–45), diese in Mannheim (vgl. Nr. 903,34–60) erlebt. 16 Packet an Dr. Hinze] Arnim wird dem schlesischen Arzt August Heimbert Hinze Wunderhorn-Materialien zurückgeschickt haben, die dieser ihm vmtl. Ende März 1806 gesandt hatte. (Vgl. WAA XXXII, Nr. *436 und 439 sowie Rölleke in FBA IX/3, S. 817.) 18 Brockes’ »irdisches Vergnügen«] Barthold Heinrich Brockes, Irdisches Vergnügen in Gott (9 Bde., Hamburg-Berlin 1721–1748; weitere Auflagen). 19 streitigen Jahrbücherstunden] Da Zimmer Verleger der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur war. 20 Büchelchen des Villers] Vgl. zu Nr. 782,1–6. 31–32 Ich habe noch ein Exemplar des Wunderhorns für Brentanos Familie genommen] Arnim wird sich das Exemplar von Zimmers Frankfurter Kompagnon Jacob Christian Benjamin Mohr besorgt haben; Vgl. Zimmer an Arnim, 6. Februar 1809 (WAA XXXIV, Nr. 972), mit der Annahme, dieser hätte sich Exemplare(!) in Frankfurt geben lassen. 37–38 Der Himmel segne 〈...〉 doppelt.] Da Zimmers Frau schwanger war mit Sohn Conrad.
1577
Zu Nr. 921
921.
An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Marburg, 20. November 1808, Sonntag
DV: D2 B: −. A: WAA XXXIV, Nr. 959. Besonderheiten: H verschollen, zufolge D4 »1 S. 4°. Mit Adresse.« D1: Kat. Liepmannssohn 1905, S. 10, Nr. 81; TD (kurzer Auszug); datiert: 20. März 1808. D2: Steig 1913, S. 234; TD (Bemerkungen in Klammern von Steig). D3: Kat. Stiebel 1929, S. 8, Nr. 17; TD (kurzer Auszug).
Erläuterungen 1 Filbel] Vilbel, etwa 15 km nördlich von Frankfurt. 6 Meine Gesellschafterin] Ernestine Luise Lindenmeyer. Vgl. Nr. 919,20–21 und Erl.
922.
Von Bettina Brentano nach Berlin München, letztes Drittel November 1808
DV: H. B: Nr. 918. A: Nr. 947. H: FDH 7465. − 1 Dbl. ca. 240 x 194 mm; 1r–2v 33/4 beschr. S.; 2x längs, 2x quer gefaltet. − AoR fleckig. Fremdeinträge: 1r aoRl: 286 v 2v auRr: 7465. Besonderheiten: Zur Adressierung (auf dem verschollenen Kuvert) vgl. Nr. 938,2–4. Datierung: Terminus post quem Anfang letztes Drittel November, da der Bezugsbrief vom 15. November fünf Tage unterwegs gewesen sein wird (vgl. Datierung von Nr. 911); Terminus ante quem Ende November, da Bettina am 2. Dezember (Nr. 927) ihren nächsten Brief schrieb. D1: Steig 1913, S. 228f., 231; nicht näher datiert. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 24; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1987, S. 83–85 (Nr. B81); datiert: November 1808. D4: DjBe Nr. 474.
1578
Zu Nr. 923
Varianten 18 Gelegenheit] l aus g rauf] danach gestr. ab
21 angelegen.] danach gestr. das 25 wo30 Hals,] danach gestr. und 31 immer] danach verkleckst und gestr. gegla 40 »Denke] davor gestr. V 53 Natur] danach gestr. üb 55 der] danach gestr. ehemal 65 Meline] davor gestr. Z
Erläuterungen 6–8 daß deine Finanzen 〈...〉 Fr: v: Steal 〈...〉 groß wird] Vgl. Nr. 918,13–18 und Erl. 12–13 Haman 〈...〉 Jacobi 〈...〉 Briefe besizt] 76 Briefe Hamanns, die Friedrich Roth mit 37 Gegenbriefen Jacobis als J. G. Hamann’s Briefwechsel mit F. H. Jacobi (Leipzig 1819) postum als Band der Werke Jacobis herausgab. 13–33 sie waren eine Zeit lang 〈...〉 gefällt dir auch gut.] Die Anekdote geht auf Hamanns Besuch bei Jacobi 1787 zurück und ist ansonsten nicht überliefert. Hamann war im Juni des Jahres in Begleitung seines achtzehnjährigen Sohnes Hans Michel nach Münster gereist, hielt sich mit ihm seit 12. August bei Jacobi auf und kehrte Ende Oktober, vor der Fürsorge der Jacobischen Stiefschwestern fliehend, nach Königsberg zurück. (Vgl. Carvacchi 1855, S. 54.) 65–68 Meline 〈...〉 Familienportrait 〈...〉 mit Schäflein.] Vgl. Nr. 919,7–19 und Erl.
923.
An Friedrich Carl von Savigny in Landshut Kassel, 24. November 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: SPK/NS 2/2. − 1 Dbl. ca. 225 x 193 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Bl. 2 arR eingerissen und Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, 2v roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, darunter FHF. Fremdeinträge: 1r aoRl Stempel: Savigny, aoRr: 15 2r aoRr: 16 2v auRm Stempel: STAATS-BIBLIOTHEK BERLIN. Postzeichen: Stempel: CASSEL, FRANCO; Portozeichen. D1: Härtl 1982, S. 40f. (Nr. 16).
1579
Zu Nr. 923
Varianten 10 32
vorahndend] a nachträgl. idZ hängen] h aus st
19
aber] aus die
25
aber] aus 〈xxx〉
Erläuterungen 3 Ich schreibe Dir von Grims Zimmer] Vgl. Wilhelm Grimm an seine Tante Henriette Zimmer, 2. Dezember 1808: Wir haben seit zehn Tagen das
Vergnügen, den Herrn von Arnim bei uns zu sehen. Er ist von Heidelberg gekommen und reist nun nach Berlin. Er wohnt hinten in der gelben Stube, wir sind vorne hin gezogen, damit wir keine Stube besonders für unsern Bedienten heizen brauchen, der in der Kammer schreibt. (Steig 1904, S. 18.) 6 Filbel] Vgl. Nr. 921,1 und Erl. 11–12 M. Lindemeyer 〈...〉 mitgegeben] Vgl. Nr. 919,21–22 und Erl. 24 bey Pr. Kreuzer] Bei Leonhard Creuzer, dem Vetter Friedrich Creuzers, der am 25. November aus Heidelberg an Savigny schrieb: In Marburg beim Vetter hat er eine Nacht logirt (Dahlmann 1972, S. 276). Vgl. Leonhard an Friedrich Creuzer, Marburg, 3. Januar 1809: Die Bekanntschaft mit A r n i m hat mich sehr gefreut. So klar, so gutmüthig und freundlich und dabey so geistvoll habe ich noch keinen jungen Mann gesehen. Den Eindruck, den er auf mich machte, war dem ähnlich, den früher P a u l u s in Jena auf mich gemacht hat, mit dem Arnim auch wirklich Ähnlichkeit hat (Stoll 1927, S. 370). 27 Pr Weisse, dessen Tod 〈...〉 erwartet wurde] Philipp Friedrich Weis, Savignys Lehrer, Freund und Hausherr während dessen Marburger Zeit, starb am 23. November 1808 – einen Tag, bevor Arnim aus Kassel über ihn berichtete. 29 sich meiner 〈...〉 erinnerte] Nachdem Arnim sich Anfang Januar 1808 auf der Reise von Kassel nach Frankfurt in Marburg aufgehalten hatte.
*924. An Johann Friedrich Reichardt in Wien Kassel, zwischen etwa 25. November und 5. Dezember 1808, Freitag und Montag B: – A: Nr. 941. Datierung: Arnim wird bald nach seiner Ankunft in Kassel (22. November) geschrieben haben, denn er ist, Reichardts Antwort zufolge, noch von seinem
1580
Zu Nr. 926
Reiseunfall beeinträchtigt und sieht einem längeren Verbleib in Kassel entgegen. Als Terminus post quem wird der 5. Dezember angenommen, weil Arnim seitdem gesundete (vgl. Datierung von Nr. 925) und Reichardt am 15. Dezember antwortete.
925.
Von Louise Reichardt in Kassel Kassel, zwischen etwa 25. November und 5. Dezember 1808, Freitag und Montag
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7642. − 1 Bl. ca. 195 x 125 mm; 1r ½ S. beschr., Adresse auf der oberen Blatthälfte quer zur Schreibrichtung; 1x längs, 1x quer gefaltet. Fremdeinträge: 1v auRr: 7642. Datierung: Am 8. Dezember schrieb Arnim an Brentano, er habe beynahe vierzehn Tage an seiner Verletzung heilen müssen (Nr. 929,4–5), also von der Ankunft in Kassel am 22. November bis etwa 5. Dezember. Daß Louise Reichardt ganz trostlos war, läßt darauf schließen, daß Arnim schon einige Tage litt, bevor sie das Billett schrieb. D1: Moering 1990, S. 255 (Nr. 23); datiert: Ende November/Anfang Dezember 1808.
Varianten 1
unsrer] rer
926.
aus 〈xxx〉
Von Clemens Brentano nach Berlin München, 1. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs 2110,7, Bl. 268r-268v. − 1 Bl. ca. 224 x 188 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: C & I HONIG. Fremdeinträge: 1r aoRl: 564, aoRr: 268. Besonderheiten: Arnim bestätigt am 15. Januar 1809 (WAA XXXIV, Nr. 954) nur Brentanos Brief von 14.-vmtl. 24. November (Nr. 917), den er beynahe
1581
Zu Nr. 926
zwey Monat später erhalten
habe. Etwa solange wird auch Brentanos Brief vom 1. Dezember unterwegs gewesen sein, den Arnim erst am 4. Februar (WAA XXXIV, Nr. 970) beantwortet haben wird. Die bruchstückhafte Überlieferung dieses Briefes läßt allerdings keine Reaktion auf denjenigen Brentanos erkennen. – Kat. Rother 1989, Nr. 96. D1: Steig 1894, S. 266–268; als zweiter Teil von Nr. 917. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 172, S. 74; TD (kurzer Auszug). D3: Seebaß 1951, Bd. I, S. 415–417; als zweiter Teil von Nr. 917. D4: FBA XXXII, S. 115–117 (Nr. 530). D5: Schultz 1998, Bd. II, S. 562 (Nr. 136).
Varianten 7 noch] n aus 〈x〉 8 Beide] B aus 〈b〉 15 Sie] S aus d 16–17 Stimmen] St aus s n nachträgl. eing. 17 in] danach gestr. sich 19 Fäden] danach gestr. zerriß 33 schönste] sch aus 〈xx〉 34 hast] h aus 〈x〉 34 gemessen,] danach gestr. und 41 Nacht] N aus d 51 Sie] S aus s
Erläuterungen 3 gleich Schillers Reuter die treue Liebe nicht bewahren] Bezug auf das Reiterlied in Wallensteins Lager (1799), V. 1092–1097:
Warum weint die Dirn und zergrämet sich schier? Laß fahren dahin, laß fahren! Er hat auf Erden kein bleibend Quartier, Kann treue Lieb nicht bewahren. Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort, Seine Ruh läßt er an keinem Ort. (SNA VIII, S. 53.) 7–8 Tieck und die Bernhardi 〈...〉 Knorring noch nicht] Vgl. zu Nr. 884,92–99. 9 unsäglicher Kritick] Die Kritik wird im Zusammenhang gestanden haben mit Brentanos Arnim bereits mitgeteilter Äußerung Tiecks, dieser halte den Freund für keinen Dichter (Nr. 893,49–50). 13–14 Glaubende, hoffende, Liebende Augen] Glauben, Hoffnung, Liebe: die christlichen Kardinaltugenden. Vgl. 1 Kor 13,13. 17 der Echo] Echo als Femininum, da vmtl. Bezug auf die Nymphe Echo, »der personifizierte Widerhall« (MGKL V, S. 351).
1582
Zu Nr. 926
21–24 Winkelried 〈...〉 Schwyzer 〈...〉 nachgekommen wären] »Winkelried, Arnold, ein Schweizer aus dem Kanton Unterwalden, entschied nach der Überlieferung durch seine Aufopferung den Sieg der Schweizer bei Sempach 9. Juli 1386, indem er mit dem Rufe ›Eidgenossen, ich will euch eine Gasse machen, sorgt für mein Weib und meine Kinder!‹ die entgegenstarrenden Lanzen der österreichischen Ritter mit seinen starken Armen umfaßte, sich in die Brust stieß und im Falle eine Lücke in die feindliche Schlachtreihe riß, in welche die Eidgenossen eindrangen.« (MGKL XX, S. 674.) 23 embrassiren] umarmen, umfassen. 29–32 Händedrücke in Göttingen 〈...〉 Brief aus München 〈...〉 Wiedersehen 〈...〉 fliegenden Brücke] Vgl. Nr. 917,139–140 und Erl. sowie Arnims Münchner Brief vom 4. Mai 1802 (WAA XXXI, Nr. 230.K bzw. Nr. *230), dem um den 1. Juni 1802 das Wiedersehen in Frankfurt folgte, an das sich die gemeinsame Rheinreise anschloß, die um den 19. Juni mit der Trennung auf der als
fliegende Brücke
bezeichneten Fähre zwischen Koblenz und Ehrenbreit-
stein endete.
34–35 in Paris 〈...〉 fand das Weib wieder] Nachdem Brentano Arnim vorgeschlagen hatte, zu ihm nach Paris zu kommen, hatte dieser in seinem vom 17. Februar bis 7. März 1803 geschriebenen Pariser Brief geantwortet, er messe täglich mein Zimmer aus, ob nicht eine Bette noch Raum hat (WAA XXXI, Nr. 288,85–86). Doch kam es nicht zum Wiedersehen in Paris, weil Brentano und Sophie Mereau ihre im Sommer 1800 abgebrochene Beziehung im Frühjahr 1803 wieder aufnahmen. 55–57 wendete ich mich 〈...〉 an Bettinen 〈...〉 ward mir Görres 〈...〉 heilig] Brentano hatte sich nach dem Tod Sophies in der ersten Novemberhälfte 1806 bei den Geschwistern in Frankfurt aufgehalten und war dann wieder nach Heidelberg zurückgekehrt, wo der seit kurzem dorthin gezogene Görres ihn freundschaftlich unterstützte. Bettina schrieb etwa 23. Januar 1807 an Savigny: Der arme Clemens hockt in Heidelberg und 〈...〉 schreibt von Zeit
zu Zeit mutlose Briefe an mich, die ich mit wahrhaften Trostgründen aus der h. Schrift beantworte. (DjBe Nr. 226.) Brentano an Arnim, Mitte Juli 1807: wenige Briefe von Hauß, sehr erhabene göttlich treulose von Betinen voll tödendem Trost (Nr. 557,134–136). 56 Meduse] In der griechischen Mythologie weibliches Ungetüm der Unterwelt mit schlangenumwundenem Haupt und versteinerndem Blick.
58 Phönix] Fabelhafter heiliger Vogel der alten Ägypter, der sich alle fünfhundert Jahre in seinem Nest selbst verbrannt haben und aus der Asche verjüngt hervorgegangen sein soll.
1583
Zu Nr. 927
927.
Von Bettina Brentano nach Berlin München, 2. Dezember 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 919. A: Nr. 947. H: FDH 7466. − 1 Dbl. (I) + 1 Bl. (II) je ca. 234 x 198 mm; 1r–3r 4 beschr. S. + 4 Z.; 3v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − II mit Tesafilm an I geklebt; II: Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: I: GJF II: unterer Teil von Posthornschild, GJF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 288 v 3v auRr: 7466. Postzeichen: Stempel: R.4.MUNCHEN 2 DEC. 1808; 1 Porto-, 1 Frankozeichen. D1: Steig 1913, S. 234–236. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 24; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 90–92 (Nr. 82). D4: DjBe Nr. 482.
Varianten 1
1 11 120] 2 aus 0 17–18 Behaagen,] danach gestr. die des] aus sein 32 bleiben] bl aus bei 61 Genialität, die] d aus s 63 Tagen] danach gestr. da 67 schlechten] danach gestr. Sah 68 unbequem] am Schluß gestr. e danach gestr. glas 70 Schön] S aus 〈x〉 82 Labes] danach gestr. Nor 24 so
2t] 2
aus
18
Erläuterungen 2 Brief den Kreuzer an Savigny schrieb] Friedrich Creuzer an Savigny in Landshut, Heidelberg, 25. November, nach Erhalt eines Briefes seines Marburger Vetters Leonhard Creuzer, noch ohne Kenntnis der sich in Kassel herausstellenden Langwierigkeit der Genesung: Arnim hat zwischen Marburg u. Frank-
furt ein klein Unglück gehabt. Die Pferde wurden scheu, u. da er um sie zu halten, aus dem Wagen sprang, verlezte er sich ein wenig am Fuß, doch ohne weitere Folgen. (Dahlmann 1872, S. 276.) 9 da] In Landshut. 12 Streit 〈...〉 mit Tieck über deine Lieder] Vgl.: Nr. 893,49–50 und Erl.; Nr. 926,15–27. 19 Schwester] Sophie Bernhardi. 21–23 Jacobi hat den Einsiedler zum König gebracht 〈...〉 Jugendgedichte zu lesen] Ein Exemplar der Zeitung für Einsiedler zu Maximilian I.
1584
Zu Nr. 927
Joseph, um die Gedichte der Landshuter Studenten in Nr. 33 vom 23. Juli 1808 vorzulesen. Vgl. Nr. 873,52–53 und Erl. 24 Krohnprinz 〈...〉 kennen gelernt] Über ihre erste Begegnung mit Ludwig von Bayern am 23. November auf einem Ball der Museumsgesellschaft schrieb Bettina vier Tage später an Savigny: ich war 〈...〉 auf einem Museum und
habe da den Kronprinzen über eine halbe Stunde gesprochen, er sagte in höchster Unschuld unendlich viel Geistreiches, und versichert mich immer dabey daß es ihm eben den Augenblick erst einfalle, und er vorher nie diese kluge Gedanken gehabt (DjBe Nr. 478). Vgl. Bettina an Goethe, etwa 10. Januar–1. Februar 1809: Der einzige Mensch der etwas zusprechendes freundliches und wohl auch originel Geistreiches zu haben scheint unter allen die ich kennen gelernt habe, ist der Krohnprinz sein ganzes Wesen scheint zwar mehr, mit Gewallt die Freiheit eringen zu wollen als mit ihr gebohren zu seyn seine Stimme, seine Sprache, seine Gebärden haben etwas angestrengtes wie ein Mensch der sich mit grosem Aufwand von Kräften an glatten Felswänden anklammert um ihre Spize zu erreichen oder nicht zu stürzen, in allen Gliedern eine zitternde ängstliche Bewegung hat. (DjBe Nr. 497.) 26 manches von Rom] Kronprinz Ludwig war 1804/05 während seiner ersten Italienreise erstmals in Rom, wo er sich gern in der Gesellschaft deutscher Künstler aufhielt. (Vgl. Gollwitzer 1997, S. 99–102.) 29–32 Winter 〈...〉 Grassini] Peter von Winter, seit 1798 Hofkapellmeister in München, hatte sich dort 1802 beurlauben lassen und leitete 1803–1805 die Londoner Oper, an der die Sängerin Giuseppina Grassini von März bis Juli 1804 zur Zeit von Arnims London-Aufenthalt auftrat, der sich – wie auch Winter – in die Sängerin verliebt hatte. (Vgl. WAA XXXI, Nr. 336.K1,84–87.) Nach Erfolgen in weiteren europäischen Musikstädten war Winter nach München zurückgekehrt. Bettinas Musikunterricht bei ihm (vgl. Härtl 2016) schildert Ludwig Emil Grimm in seinen Erinnerungen: Am schönsten war es, wenn der alte ko-
lossale Kapellmeister Winter kam und ihr Singunterricht gab. Wenn er kam, sagte sie ihm so viel Artigkeiten, daß der alte Riese ganz freundlich wurde, sich ans Klavier setzte und nun anfing, auf dem Klavier herumzuschlagen und mit den großen Händen darauf loszuhämmern, daß jedesmal nachher der Flügel verstimmt, oft auch die Saiten gesprungen waren. Wenn sie nun neben ihm stand und sang, so sah sie aus wie ein klein Kind, da stellte sie sich einen Stuhl hinter ihn und stieg hinauf und schlug mit einer Rolle Noten den Takt auf seinem großen Kopf, der reichlich mit weißen Haaren bedeckt war, die aber abstanden wie bei einem Stachelschwein und auch so hart wie Schwei1585
Zu Nr. 927
neborsten waren. 〈...〉. Manchmal wurde er über der Bettine ihren Mutwillen, besonders aber über das Taktschlagen auf seinem Kopfe mißmutig und stand erzürnt auf und wollte gehen. Wie der Blitz aber hatte die Bettine die Türe schon abgeschlossen, besänftigte ihn und ließ ihn nicht zu Worte kommen, und nach einem Glas Zuckerwasser, das sie ihm recht süß machte, hörte der Vulkan auf zu toben, und die Stunde nahm wieder ihren Fortgang. (Stoll 1913, S. 108f.) 41 Baader hab ich kennen lernen] Bereits am 4. November, wie aus Bettinas Brief an Savigny vom 5. November hervorgeht: Gestern hab ich bei Fr: Bernhardi Baader gesehen und auch nicht gesehen denn es war zwischen Licht und Dunkel aber gehört hab ich ihn vom Magnetismus sprechen und ist mir ganz Grau geworden so wie er mit kräftigen Worten die Wahrheit beschrieb, wie sie einem ewig eine Lüge bleiben könnte, es ist ungemein, was es mir die Nerven angreift so etwas zu hören, ich war Schwindlich für beinah den ganzen Abend. (DjBe Nr. 462.) Vgl. den Bericht eines Anonymus, Bettina studiere überhaupt Musik gar eifrig bei Winter. Die kleine, feine, liebliche Gestalt nun neben dem kolossalen aus Holz geschnittenen Maestro zu sehen, ist ein eben so komischer als mahlerischer Anblick. (Nordländer 1812, S. 157f.) 48–49 14 Jährige Mädgen] Philippine Elisabeth Emma Thurneysen. Vgl. Nr. 919,78–86.
50–52 Eb 〈...〉 bei Wallenberg gesehen] Vgl. Nr. 909,19–25 und Erl. 52–54 Dürrers Portrait 〈...〉 an Goethe 〈...〉 für die nächste Ausstellung] Bettina ließ Dürers Selbstporträt im Pelzrock (1500), das die Königliche Gemäldegalerie in München 1805 erworben hatte, von dem Maler Friedrich Epp kopieren. Sie wollte die Kopie zunächst für die nächste Ausstellung der Weimarer Kunstfreunde an Goethe schicken, hatte dann jedoch Bedenken, sie der Post anzuvertrauen, und hoffte, sie bei einem Weimarbesuch mitbringen zu können (an Christiane von Goethe, 8. Januar 1809; DjBe Nr. 495). Da es zu dem Besuch nicht kam, wurde die Kopie schließlich doch – gegen Mitte Juli 1809 – an Goethe geschickt, wie sie ihm am 6. August 1809 mitteilte (DjBe Nr. 623). Am 29. Januar 1812, nach dem Streit mit Goethes Frau Christiane im Herbst 1811, erbat sie sich in einem Brief an Riemer das Bild wieder zurück. Durch das Vermächtnis ihres Schwiegersohns Herman Grimm gelangte es mit dem Seekatz’schen Gemälde der Familie Goethe ins Goethe-Nationalmuseum Weimar. 59–61 das geschriebene Gebethbuch von Dürrer 〈...〉 Kupferstichen] Vgl. Nr. 884,27–30 und Erl. 63 Bildergallerie] Vgl. zu Nr. 881,41.
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Zu Nr. 928
928.
An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: Vgl. Nr. AII.35.P (Voß’ Beitrag zum Wunderhorn). A: Vgl. WAA XXXIV, Nr. 950.P (Voß’ Entgegnung An die Redaction der Jen. A. L. Z. im Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung Nr. 4 vom 11. Januar 1809). H: BJ/VS 8. − 1 Dbl. ca. 288 x 186 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − WZ: Bekrönter Posthornschild, D & C BLAUW. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: L. A. von Arnim, darunter Stempel: PR. ST. BIBLIOTHEK BERLIN, aoRr fremde H: gedruckt, auRl Varnhagen:
Bettina. Besonderheiten: Arnims Niederschrift wird seinem Brief an Brentano vom 8. Dezember (Nr. 929) beigelegen haben. Überliefert ist außerdem eine Abschrift Wilhelm Grimms (Familienarchiv Görres-Jochner), die Arnim mit Datum und Unterschrift von eigener Hand an Görres schickte; sie weicht in Orthographie und Interpunktion unwesentlich ab. Weitere Abschriften, die als Druckvorlagen für Veröffentlichungen in Zeitschriften vorgesehen waren, sind nicht überliefert, doch läßt sich erschließen, daß Arnim seine Erwiderung an mehrere Redaktionen bzw. Redakteure schickte (vgl. Nr. *931–*934). Außer Nr. 928.P ist keine weitere zeitgenössische Veröffentlichung bekannt. Vgl. Nr. 928.P. D1: Görres 1874, Bd. II, S. 40–44. D2: Herbst 1872–1876, Bd. II/2, S. 309–312. D3: Steig 1900, S. 122; TD.
Varianten 5 so böse] über gestr. von Hochmuth so verblendet böse nach gestr. gar laut 5 geworden] ge üdZ eing. 25 Ihnen] danach gestr. g 27 v.] aus von 31 Ungelehrten] aus Ungelehrteren 35 wissen,] danach 35 Körtens] aus die 〈xxx〉 35 Ihnen] danach gestr. verbot gestr. Ehe 41 von mir] üdZ eing. 43 öffentliche] üdZ eing. 47 allerley] über 53 den Kennern der Geographie und Mythologie] gestr. achtbare üdZ eing. 62 wahrlich] danach gestr. weder 62 aus dem] aus 〈xxx〉 63 da] üdZ eing. 75 von] über gestr. mit 76 Sich] üdZ eing. 85 Sich] üdZ eing. 86 selbst] s aus w 91 musten] üdZ eing. 93 gegen] danach gestr. die Heid 95 allgemein geschätzte] üdZ eing. 99 würden,] danach gestr. lesen Sie en 99–100 Sie an die] danach gestr. auf dreienen
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Zu Nr. 928
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen: Fambach 1963, S. 55f.; Rölleke in FBA IX/3, S. 676–678. 2–4 Eine Gelegenheit 〈...〉 Musse] Arnims Reiseunfall, der ihn zu längerem Aufenthalt in Kassel zwang.
8–9
bezeichnet durch die mit meinem Namen unterzeichnete Rezension] Voß’ Hinweis auf Arnims Jacobi-Rezension in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur. Vgl. Nr. AII.35.P,225–227. 15 H. H.] Herrn Hofrat. 19–21 Anzeige 〈...〉 ergänzt sind.«] Vgl. FBA VIII, S. 343,8–9. 27 H. G.] Herrn Geheimrat. 35 Körtens Schrift gegen Sie] Vgl. Nr. 674,1–10 und Erl. 38–39 in unsrer Danksagung 〈...〉 miteinbegriffen] Nicht veröffentlicht; der von Arnim und Brentano in Kassel gemeinsam unterzeichnete, von Arnim geschriebene Entwurf vom 1. Januar 1808 nennt auch
H. Voß
(FBA IX/3,
S. 407).
40–41
Beschuldigung einer 〈...〉 Recension in der Jenaer Zeitung]
Der-
jenigen Goethes. Vgl. Nr. AII.35.P,4–6.
47–49 Männer 〈...〉 geschändet] Vmtl. insbesondere Anspielung auf Voß’ Auseinandersetzung mit dem Göttinger Altphilologen Heyne, den er als seinen Gegner betrachtete, seitdem dieser Vossens 1773 erschienene Arbeit über die Textüberlieferung der Lyrik Pindars und deren Metrik zurückgewiesen hatte. 1803 hatte Voß sich in einer in der Jenaer Allgemeinen Literatur-Zeitung erschienenen großen Rezension polemisch gegen Heynes Ilias-Edition gewandt. (Vgl. Herbst 1872–1876, Bd. II/2, S. 44–53.) 57–61 Die angebliche Vorrede 〈...〉 zusammengezogen aus der 〈...〉 eines Gesangbuches 〈...〉 geordnet] Die Prosa-Einleitung (FBA VIII, S. 200–202) zu einem Zyklus von 21 Gedichten am Schluß des dritten Wunderhorn-Bandes, deren Vorlagen aus dem Gesangbuch Anmuthiger Blumen-Krantz / aus
dem Garten der Gemeinde GOttes; in sich fassend allerhand Göttliche Gnaden- und Liebes-Würckungen / ausgedruckt in geistlichen lieblichen Liedern: Zum Dienst Der Liebhabere[!] des Lobes GOttes gesamlet. Ans Licht gegeben Im Jahr 1712 stammen, ist eine gekürzt überarbeitete Version der originalen Vorrede (vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 339–346). Voß
zwei Aeußerungen des angeblich im Jahr 1712 geschriebenen Vorberichts bezogen (vgl. Nr. AII.35.P,25–31 und Erl.). 63–64 der Vers 〈...〉 uralt] 1. Ko 1,18. hatte sich auf
1588
Zu Nr. 928
64–66 Meine Achtung 〈...〉 deutlich erklärt] Im Volkslieder-Essay zum ersten Band des Wunderhorns: Wenn ich es verkehrt nenne, wie die Alten
in vielen Schulen betrieben werden, so ist es meine Erfahrung. An allen Orten des Altdeutschen war nichts, des Lateins zu viel, des Griechischen zu wenig. (FBA VI, S. 422 Anm.) 72–75 deuten Sie 〈...〉 jene feindlichen Brüder gegen Schiller 〈...〉 Pestalozzische Leseanstalt] Voß hatte die scherzhafte Beziehung des Wunderhorn-Lieds Die feindlichen Brüder auf Schiller als unseriöse Wendung gegen ihn kritisiert (vgl. Nr. AII.35.P,202–207 und Erl.), und Arnim wird die von Pestalozzi vorausgesetzte und unterstützte Fähigkeit der Kinder zur poetischen Auffassung der Sprache im Sinn gehabt haben. Im Sommer 1802 hatte er das Pestalozzische Erziehungsinstiut auf Schloß Burgdorf (bei Bern) besucht und dem preußischen Konsistorialrat Johann Friedrich Zöllner darüber berichtet (vgl. WAA XXXI, Nr. *249 und Erl.). In einer titellosen Niederschaft über den Pädagogen heißt es, seine Methode ziele darauf ab, Kinder keine Worte 〈...〉 nachspre-
chen zu lassen, die sie nicht verstehen, die sie freilich aus Neugierde eben so wie die erkannten aussprechen aber auch gewöhnlich darüber lachen, weil die alten Leute etwas ihnen so bedeutungsloses mit solcher Wichtigkeit aussprechen. So entsteht aber alles vor ihrer lebhaften Einbildungskraft und bekommen eine gewisse Ehrfurcht vor der Sprache 〈...〉 sie sagen nichts, wobei sie nicht etwas bestimmt fühlen, was bei andern Kindern ein sinnloses Zusammensetzen von Worten, das den Kindern großenteils eigne unzusammenhängende Erzählen in ihren Spielen ist, wird bei jenen Poesie, jedes Wort wird ihnen eine neue Blume auf den Felde des Lebens und sie fangen gleichsam mit der Muttermilch alle Weisheit der Vorwelt ein, die in der Sprache niedergelegt ist. (Arnim/W VI, S. 122.) 81–82 Ihr Parodieren 〈...〉 Dies irae, dies illa] Vgl. S. 808f. 83 »Herr ich will ja gerne bleiben«] Vgl. Nr. AII.35.P,154–201 und Erl. 89–91 Stoff 〈...〉 Satyre meines Freundes Görres 〈...〉 Umschlag zum Mayheft)] Görres hatte auf dem Umschlag des Mai-Heftes der Zeitung für Einsiedler in seinen satirischen Correspondenznachrichten aus Bädern und Brunnenorten Rezensenten mit Hunderassen verglichen, auf Voß und seine Verbündeten anspielend. Vgl. WAA VI, S. 228–234 und Erl. S. 959–964. 97 Finkenritter] Ein Volksbuch (Straßburg um 1560) mit Prahl- und Lügengeschichten, deren Bezugsfigur der Ritter Polycarp von Kirrlarissa ist. 98 in der Sonettengeschichte] In Arnims als Beylage zur Zeitung für Einsiedler erschienener Geschichte des Herrn Sonet und des Fräuleins Sonete 〈...〉 (WAA VI, S. 463–531).
1589
Zu Nr. 928
98–99
in der Vorrede zur Tröst-Einsamkeit] In der Vorrede An das geehrte Publikum, die Arnim der Buchausgabe der Zeitung für Einsiedler voranstellte, heißt es, daß ihn Körtes Rechtfertigungsschrift gegen Voß sehr lebendig überzeugte von der tükischen Verdreherey seines Gegners, der mit hämischer Besonnenheit auf alles Werdende und Wachsende den plumpen starren Fels seines literarischen Rufes stürzt, um es durch den Staub den Augen der Welt zu entziehen, während die Bedroheten wahrnehmen, daß er auf eine ganz falsche Seite gefallen; am Ende läuft ein Füchslein aus dem Felsen heraus, sucht in manchen furchtsamen Sprüngen eine schwache Seite abzulauern, und zeigt ihnen hundert schwache Seiten, macht aber dabei wiederum viel Staub. (WAA VI, S. 539,34–540,3.) 100 Todtensonette im Morgenblatt] Zwei in ästhetisch-polemischer Hinsicht aus den Beiträgen der Vossianer im Heidelberger Literaturstreit herausragende Sonette (Nachdruck Fambach 1963, S. 55f.), von denen das erste anonym, das zweite pseudonym (Moralis) erschien: Todesanzeige (Parodie auf das Ende der Zeitung für Einsiedler; Morgenblatt Nr. 236 vom 1. Oktober 1808) und Tröst Einsamkeit (Parodie auf die Buchfassung der Zeitung für Einsiedler; Morgenblatt Nr. 276 vom 17. November 1808). Der Verfasser war Aloys Schreiber. (Vgl. Fambach 1963, S. 56.) 100–101 die Recension in der Hamburger Zeitung] Ein Verriß des zweiten und dritten Wunderhorn-Bandes in der Hamburgischen Neuen Zeitung, Beilage zu Nr. 180 vom 9. November 1808. (Nachdruck Rölleke 1992, S. 98–102; nach einem Hinweis von Hermann F. Weiss.) »Der Tenor dieses Verrisses ist unverkennbar durch die Abneigung der (inzwischen allerdings überständig und völlig unbeweglich gewordenen) Aufklärung gegen die Romantik im allgemeinen und das durch sie neu belebte Interesse an der Volksliteratur im besonderen geprägt 〈...〉 In der satirisch-gewollten Aburteilung der drei herausgegriffenen 〈Kinder-〉Lieder stimmt der anonyme Rezensent überraschend genau zur Manier der einen Tag zuvor im ›Morgenblatt für gebildete Stände‹ erschienenen (gereimten) Persiflage auf die ›Kinderlieder‹ von Johann Christoph Friedrich Haug 〈...〉, wo ebenfalls einige Zitatfetzen mit pseudobegeisterten Emphasen versehen sind« (Rölleke 1992, S. 103–105).
1590
Zu Nr. 928.P
928.P Arnim, An Hn. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag DV: D1. B: Nr. AII.35.P (Voß’ Beitrag zum Wunderhorn). A: WAA XXXIV, Nr. 950.P (Voß’ Entgegnung An die Redaction der Jen. A. L. Z. im Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr. 4 vom 11. Januar 1809). Besonderheiten: Arnims Entgegnung auf Voß’ Beitrag zum Wunderhorn erschien in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung erst, nachdem deren Redakteur Eichstädt ihn Voß übermittelt und dieser ihn mit einer Erwiderung zurückgeschickt hatte. Dies geht aus Voß’ Brief an Cotta vom 26. Dezember 1808 hervor: Arnim hat einen nicht lobenden Aufsatz über mei-
nen Beitrag zum Whorn in die J.L.Z. geschickt: den ich, mit einer kleinen Nachschrift versehen, Eichstädten zu drucken gerathen habe. Hier, höre ich, hat die Redaction der 〈Heidelbergischen〉 Jahrb. 〈der Literatur〉 ihn aufzunehmen sich gescheut, so sehr auch Cr〈euzer〉 die Lippen beißt. (Fambach 1963, S. 33.) Armin erfuhr den Vorgang durch Zimmer, der ihm am 21. Januar 1809 aus Heidelberg schrieb: Wissen Sie denn, dass Eichstädt Ihre Anzeige vor dem Abdruck an Voss geschickt hat, ob er auch erlaubt, sie abzudrucken? u Voss hat sie dann mit seiner Antwort zurück geschickt. (WAA XXXIV, Nr. 959.) Voß’ Erwiderung war An die Redaction der Jen. A. L. Z. gerichtet, in der sie nur fünf Tage nach der Arnimschen Entgegnung im nächsten Intelligenzblatt vom 11. Januar 1809 erschien (WAA XXXIV, Nr. 950.P). Daraufhin verfaßte Arnim wieder eine Entgegnung, abermals überschrieben An Hn. Hofrath Voß in Heidelberg. Sie wurde am 15. Februar 1809 im Intelligenzblatt der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung Nr. 13 des Jahrgangs (WAA XXXIV, Nr. 958.P) veröffentlicht. Voß antwortete nicht mehr. D1: Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung, Intelligenzblatt Nr. 3 vom 6. Januar 1809, Sp. 22–24. D2: Fambach 1963, S. 35f. D3: FBA IX/3, S. 357–360. D4: Arnim/W VI, S. 258–261.
Varianten 65 98
fort weg] fortweg D1 erinnern] erinneren D1
83
Kirchengesänge] Kriechengesänge
1591
D1
Zu Nr. 928.P
Erläuterungen Vgl. Nr. 928.
929.
An Clemens Brentano in Landshut Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 323r-323v. − 1 Bl. ca. 229 x 189 mm; 1r–1v 2 beschr. S.; 1x längs, 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Nicht identifizierbar. Beilagen: Arnims An H. Hofrath Voß in Heidelberg (Nr. 928). Fremdeinträge: 1r aoRl: 565, aoRm: 323. Besonderheiten: Vgl. Kat. Rother 1989, Nr. 117. D1: Steig 1894, S. 268f.; TD. D2: Henrici 149 Nr. 172, S. 74; TD (kurzer Auszug). D3: Schultz 1998, Bd. II, S. 562f. (Nr. 137).
Varianten 17
ein] am Schluß gestr. e 18 Felsenburg ist von einem] 21 sehr] aus 〈schon〉 lichen Gruß allen Bekannte
aus
Herz-
Erläuterungen 2–3 Unglückssprung 〈...〉 Savigny erzählt haben] Vgl. Nr. 923,3–8. 5–6 Vossens Schimpfreden gegen mich] Voß’ Beitrag zum Wunderhorn. Vgl. Nr. AII.35.P. 6–7 ich muste nach Göttingen 〈...〉 zu rechtfertigen] »Demnach hat Arnim in der Göttinger Bibliothek seine Anzeige zu Wunderhorn I vom 21. September 1805 (FBA VIII, S. 343) erst wieder einsehen müssen, um daraus in der Antwort zitieren zu können« (Rölleke in FBA IX/3, S. 676). 7–8 meine Rechtfertigung 〈...〉 dahin 〈...〉 anderswo] Vgl. Nr. 928 (Besonderheiten). 9–10 dich besonders zu vertheidigen] Brentano verfaßte dennoch eine eigene Erwiderung: Zu allem Ueberfluß an Herrn Hofrath Voß in Heidelberg, daß man keine Kirchenlieder auf ihn gedichtet, die zuerst im Nürnberger Korrespondent von und für Deutschland (Nr. 30 vom 30. Januar
1592
Zu Nr. 929
1809) erschien, dann in der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung, Intelligenzblatt (Nr. 18 vom 4. März 1809), und in der halleschen Allgemeinen Literatur-Zeitung (Nr. 65 vom 8. März 1809; FBA VIII, S. 363f.). Vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 683–707. 13–14 die oberdeutsche Literaturzeitung 〈...〉 abdrucken] Nicht erschienen in der Neuen oberdeutschen allgemeinen Literaturzeitung, 1 Jg. München 1809 (Fortsetzung der Oberdeutschen allgemeinen Literaturzeitung). 15–16 Blumenbach 〈...〉 Schildtberger 〈...〉 lieh] Blumenbach hatte Arnim bereits am 2. Juli 1808 auf das Buch aufmerksam gemacht. Vgl. Nr. 817,7–16 und Erl. 17 Wickram, der irr reitend Bilger] Jörg Wickram, Der irr reittend Bilger. Ein kurtzweiligs Büchlin von einem grossen Herren (Straßburg 1556). Nicht in der Arnim-Bibl., nicht in Kat. Brentano 1974.
18–19 Die Insel Felsenburg 〈...〉 Schnabel] Vgl. Nr. 914,34–41 und Erl. 20–21 damals schon sehr religiös] Anspielung auf den Grafen Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg, der 1800 zum Katholizismus konvertiert war. Vgl. Arnim an Brentano, 18.-etwa 22. März 1806 (WAA XXXII, Nr. 435,209f. und Erl.). 21–23 Begebenheiten eines Göttingischen Studenten 〈...〉 sehr selten] Otto Bernhard Verdion, Wunderbare Begebenheit welche sich mit einem
Göttingischen Studenten auf dem alten Schloße Plesse vor einigen Jahren zugetragen hat (Bde. II und III von: Die Merckwürdige Geschichte des Göttingischen Studenten Mons V++. Nebst andern besonderen Begebenheiten von ihm selbst beshrieben). Bd. I: o.O. 1744; Bd. II: o.O. 1746; Bd. III: Frankfurt/M.-Leipzig 1748. Arnim besaß eine einbändige Ausgabe o.O. 1770 (Arnim-Bibl. Sign. B 996). Nicht in Kat. Brentano 1974.
23–24 Bey Grimms wohne ich sehr angenehm] Die Grimms – die Mutter mit den fünf Söhnen Jacob, Wilhelm, Carl, Ferdinand und Ludwig Emil sowie der Tochter Charlotte Amalie (Lotte) – hatten im Oktober 1805 eine Neunzimmerwohnung in einem nicht mehr bestehenden viergeschossigen Fachwerkhaus Marktgasse/Ecke Wildemannsgasse bezogen, in der die Geschwister nach dem Tod der Mutter am 27. Mai 1808 blieben, bis sie Ende April 1814 in das nördliche Torwachgebäude am Wilhelmshöher Platz umzogen. (Vgl. Lauer 2006, S. 25f.) 27 altsten] Jacob Grimm. 28 jüngsten Bruder] Ludwig Emil Grimm. 29 Schwester] Charlotte (Lotte) Amalie Grimm.
1593
Zu Nr. 929
Reichardt 〈...〉 durch Landshut 〈...〉 nach Wien 〈...〉 Musiker zu untersuchen] Reichardt hatte in Kassel einen sechswöchigen Urlaub zu einer
30–32
Reise nach Wien erhalten, um dort Sänger zu engagieren, die sowohl für das deutsche Theater in Kassel als auch für eine dort einzurichtende italienische Opera buffa geeignet wären. Er war vmtl. am 1. November abgereist und am 24. November in Wien eingetroffen. Schon vorher und erst recht während seiner Abwesenheit wurde in Kassel, wo er sich mit seinen politischen und musikästhetischen Ansichten unbeliebt gemacht hatte, gegen ihn intrigiert, und da er versuchte, in Wien Fuß zu fassen, und den Rückreisetermin überschritt, kam es Anfang Januar 1809 zu seiner Entlassung. Dadurch wurde die Rückkehr nach Kassel – und mit ihr ein Landshut-Aufenthalt – obsolet. Nachdem seine Familie Ende März 1809 nach Giebichenstein zurückgekehrt war, stieß Reichardt dort erst wieder Mitte Juli 1809 zu ihr. (Vgl. Heinrichs 1922, S. 21–27.) 33–34 Göthe hat 〈...〉 geschrieben] Nr. 916. 36 An Savigny 〈...〉 literarische Nachricht] Arnim dankt für Savignys Mitteilung über die Bemühungen um eine Hamann-Ausgabe im Brief vom 11. November (Nr. 913,4–13), den Arnim von Landshut nach Heidelberg nachgeschickt bekam. 38 die Sache] Der Versuch, Zimmers Buchhandlung in München zu etablieren. Vgl. Nr. 913,21–29.
*930. An Joseph Görres in Koblenz Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag B: Nr. 912. A: WAA XXXIV, Nr. 966. Datierung: Aufgrund der auf den 8. Dezember 1808 datierten Abschrift von Arnims Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg, die Arnim an Görres schickte (vgl. Nr. 928 [Besonderheiten]). Arnims Brief wird die Abschrift begleitet haben. Daß ein solcher Brief existierte, ergibt sich aus Görres’ Brief an Arnim vom 1. Februar 1809 (WAA XXXIV, Nr. 966), der noch nicht auf Arnims Brief an Görres vom 23. Januar (WAA XXXIV, Nr. *960) reagierte, sondern auf einen früheren, und das kann nur, dem Bezug auf dessen Inhalt zufolge, Nr. *930 gewesen sein. Beilagen: Vgl. Datierung.
1594
Zu Nr. *933
*931. An Friedrich Creuzer in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag B: −. A: Nr. 942. Beilagen: Nr. 928 (Abschrift). Besonderheiten: Vgl. Nr. 928. Datierung: Arnim wird Creuzer eine Abschrift seiner Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg etwa zur gleichen Zeit geschickt haben, an dem er sie an Brentano (Nr. 929) und Görres (Nr. *930) schickte.
*932. An Heinrich Carl Abraham Eichstädt in Jena Begleitbrief zur Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag B: −. A: −. Beilagen: Nr. 928 (Abschrift). Besonderheiten: Vgl. Nr. 928. Der Brief ist im Nachlaß Eichstädt der ThULB Jena, Abt. Handschriften und Sondersammlungen, nicht nachweisbar. Datierung: Analog Nr. *931. Vgl. Nr. 928 (Besonderheiten).
*933. An die Redaktion des Morgenblatts für gebildete Stände in Tübingen Begleitbrief zur Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag B: −. A: −. Beilagen: Nr. 928 (Abschrift). Besonderheiten: Vgl. Nr. 928. Datierung: Analog Nr. *931.
1595
Zu Nr. *934
*934. An Christian Gottfried Schütz in Halle Begleitbrief zur Erwiderung An H. Hofrath Voß in Heidelberg Kassel, etwa 8. Dezember 1808, Donnerstag B: −. A: −. Beilagen: Nr. 928 (Abschrift). Besonderheiten: Friedrich Karl Julius Schütz, der zeitweise redaktionell mitverantwortliche Sohn des Herausgebers der halleschen Allgemeinen LiteraturZeitung Christian Gottfried Schütz, legte, wie er am 31. Dezember 1808 aus Halle an Büsching in Breslau schrieb, eine Copie von Arnims eisernen Brief
an Voß bey da weder die Jen. A. L. Z. noch das Morgenblatt (aus sehr begreiflichen Motiven) ihn haben abdrukken mögen, und auch die Redaktion unserer Alz. sich dafür scheut, mithin wohl noch einige Zeit bis zum Abdrukk in einem andern Blatte hingehn wird, so ist es Ihnen vielleicht willkommen, ihn vorläufig im Manuscript zu lesen. (H: SPK/Slg. Darmstaedter 2a 1828.) Friedrich Karl Julius Schütz’ Brief an Büsching ist zudem von Interesse, weil er im Anschluß an den zitierten Passus eine nationalpatriotische und antivossische Rezeption der Arnimschen Entgegnung bezeugt: Der Himmel und Ihr kritischer Blikk helfe Ihnen nur, ihn her-
aus zu buchstabiren, da ich ihn sehr flüchtig copirt habe. Mir hat er viel Freude gemacht, denn was kann in einer Zeit, wo das Vaterland so tief in Schmach und Knechtschaft gesunken ist, daß der Deutsche sich nicht einmal mehr mit Alfieris Worten / Ferri siam si, ma ferri ognor frementi / trösten kann, noch erfreulich seyn, wenn nicht die Aussicht, unsre Unabhängigkeit in unsrer Gelehrtenrepublik wenigstens (gegen solch einen philologischen Papst zumal) glükklich zu behaupten; und das Zeitalter dahin gebracht zu sehn, daß gar keine Autorität mehr darin respektirt werde, als die einzige und ewige, des Schönen Wahren u. Guten. (Das Zitat ist ungenau der erste Vers des zweiten Terzetts von Alfieris Sonetto XVIII im 1798 erschienenen Misogalla [Der Franzosenfeind]), einer Sammlung antifranzösischer Epigramme, Sonette und Prosastücke, die dazu beitrug, daß Teilnehmer des Risorgimento in Alfieri einen Vorläufer im Streben nach einem geeinten und unabhängigen Vaterland sahen: Schiavi or siam si, ma; schiavi almen frementi. (Sklaven sind wir jetzt, ja; aber mindestens bebende Sklaven; Übers. von Gian Franco Frigo, Padua.) Vgl. Nr. 928 (Besonderheiten). Datierung: Analog Nr. *931.
1596
Zu Nr. 935
935.
An Bettina Brentano in München Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: WAA XXXIV, Nr. 956. H: FDH 7286. − 1 Bl. ca. 252 x 205 mm; 1r–1v 1½ beschr. S.; 1v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Ränder eingerissen, rechte obere Ecke abgerissen, Papierverlust (mit Textverlust) durch Siegelaufriß, mit Tesafilm geklebt, Siegelrest. − WZ: Oberer Teil von bekröntem Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoRl: 189, aoRm: 68 1v auRr: 7286, über Adresse spätere Notiz Bettinas: Cassel 8 December 8. D1: Steig 1913, S. 236f. D2: Betz/Straub II, S. 95f. (Nr. 67). D3: DjBe Nr. 484.
Varianten 24–25 und dachte 〈...〉 34 den ein] ein aus die
Rhein hin] üdZ eing. 38 weit] w aus s
26
die] e
aus
ch
Erläuterungen 3–4 Savigny wird 〈...〉 haben] Vgl. Nr. 923,3–8. 7–8 Insel Felsenburg] Vgl. Nr. 914,39–41 und Erl. 9–10 Göttingen 〈...〉 Streit mit dem alten Voß führte] Vgl. Nr. 929,5–7 und Erl. 15 politische Blendung vor zwey Jahren] Während Arnims GöttingenAufenthalt Mitte August–Mitte Oktober 1806, als er die politisch-militärische Entwicklung vor der Schlacht von Jena und Auerstedt abwartete und sich patriotisch engagierte. 18 vorüberziehenden Reiter] In Göttingen war in der zweiten Septemberhälfte 1806 das Westfälische Korps der preußischen Armee unter General Blücher stationiert, während das Hannoversche Korps unter General Rüchel weiter südöstlich zwischen Mühlhausen, Langensalza und Tennstedt Position bezogen hatte. (Vgl. Höpfner 1850–1855, Bd. I, S. 133f., 189.) 19–20 dieses Beben des Hauses] Arnim wohnte bei dem Verleger Dieterich. 22–23 Orpheus 〈...〉 seine Geliebte zurückholen wollte] Als Orpheus seine Gattin Eurydike auf die Erde zurückholen wollte, setzte ihn der Fährmann Charon in die Unterwelt über.
1597
Zu Nr. 935
30–31 M. Köhler 〈...〉 gut war] Christiane Luise Sophie Köhler gehörte während Arnims Göttinger Studentenenzeit zu einem Kreis junger Mädchen, zu dem er Kontakt hatte; er widmete ihr einen Stammbuch-Eintrag. (Vgl. WAA XXX, Nr. AI.37 und S. 647.) Noch in einem zwischen Anfang und 19. September 1804 geschriebenen Brief bat er den Verleger Dieterich, ihr seine Ergebenheit auszurichten (WAA XXXI, Nr. 347,11–12). 36–37 M Dietrich 〈...〉 zeichnete ihren Sohn] Jeannette Dieterich, die Frau des Göttinger Verlegers, zu der dem Studenten Arnim eine Beziehung nachgesagt wurde, ihren elfjährigen Sohn Herrmann. Vgl.: WAA XXX, S. 637f.; WAA XXXII, S. 1080 (Register: Kinder der Dieterich). 41 Hugo kennen lerntest] Bettina wird den Juristen Gustav Hugo, Savignys Göttinger Lehrer, gegen Mitte November 1807 kennengelernt haben, als sie sich – mit Arnim – auf der Rückreise von Weimar nach Kassel in Göttingen aufhielt. 42 Fuchsjacht] Anspielung auf Arnims Auseinandersetzung mit Voß. (Fuchs: niederländ. Voß; Jacht: Jagd.)
935.E An Bettina Brentano in München Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag DV: H. B: −. A: Vgl. WAA XXXIV, Nr. 956. H: Vgl. AIV/II. – 1½ S.
Erläuterungen Vgl. Nr. 935.
936.
An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Coppet Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 908. A: −. H: Chaˆteau de Coppet. − 1 Dbl. ca. 206 x 254 mm; 1r–2v 3 S. + 5 Z. beschr.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß. Besonderheiten: Arnim verfaßte den Brief im Hinblick auf die Empfängerin in lateinischer Schreibschrift.
1598
Zu Nr. 936.E
Postzeichen: 2 Stempel: und Frankozeichen.
CASSEL, FRANCO;
Vermerk:
fr Marbg;
Porto-
Varianten 14 Verzweiflung] V aus 〈x〉 z aus 〈x〉 28 Ueberlegenheiten] eg aus 〈xx〉 34 mit] m aus d 36 hinzuführen] hin über gestr. durch 39 einzige] aus 〈xxx〉 55 Canton] Ca aus 〈xx〉
Erläuterungen 33–35 Sprung aus meinem Wagen 〈...〉 eine Braut zu retten] Vgl. Nr. 921 und Erl. 41 das Land] Das Königreich Westphalen. 42 Jean Pauls Recension] Von Madame de Stae¨ls Corinne ou L’Italie. Vgl. Nr. 869,42–48 und Erl. 46–47 Ankunft des Königs] Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise kehrten erst am 23. Dezember 1809 nach Berlin zurück.
936.E An Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Coppet Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag DV: H. B: Vgl. Nr. 908. A: −. H: Vgl. AIV/II. –1 S. + 3 Z. D1: Burwick 1978, S. 362 (Nr. 89).
Erläuterungen Vgl. Nr. 936.
1599
Zu Nr. 937
937.
An Sophie Marie Leisewitz in Braunschweig Kassel, 8. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H-Kopie. B: −. A: WAA XXXIV, Nr. *948. H: Historical Society of Pennsylvania, Philadelphia/Gratz Collection, Case 11, Box 29. − 1 Dbl. ca. 258 x 206 mm; 1r beschr.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufschnitt. − WZ: CW. Fremdeinträge: 2v aoRl: Cassel, Dec. 8,1808., aoRm: Ludwig Achim von
Arnim / 1781–1831 / Popular, original, & romantic / German poet. / Sec Thomas., unter Adresse: Volane. Postzeichen: Stempel: CASSEL, FRANCO; 1 Portozeichen. D1: Weiss 1980, S. 141f. (Nr. 22).
Varianten 9
dieselbe]
Schluß-e aus
en
Erläuterungen 3–4 Nach öffentlichen Blättern 〈...〉 zu verkaufen] Sophie Marie Leisewitz bot die Sammlung ihres 1806 verstorbenen Mannes Johann Anton Leisewitz an, der seit Mitte der siebziger Jahre des 18. Jhs. an einer umfangreichen Geschichte des Dreißigjährigen Krieges gearbeitet hatte, die er jedoch nicht beendete. Im Gothaer Allgemeinen Anzeiger der Deutschen war in Nr. 301 vom 6. November 1808, Sp. 3258 das Inserat erschienen:
Unter der Verlassenschaft des verstorbenen geh. Justizraths Leisewitz befinden sich in 63 Voluminibus und Convoluten, 896 zum Theil seltene kleinere Druckschriften, die größtentheils auf den dreyßigjährigen Krieg Bezug haben, und aus dem 16, 17 und 18 Jahrhundert sind. Diese Sammlung wird Kennern zum Verkauf angeboten, und ertheilt auf portofreye Anfragen weitere Nachricht darüber dessen Witwe, die geh. Justizräthin Leisewitz geb. Seyler in Braunschweig. 5 Winkelmann 〈...〉 zum Lobe derselben] Arnims Jugendfreund Stephan August Winkelmann war Leisewitz’ Neffe. Brentano hatte das Projekt Leisewitz’ bereits in einem Brief an Winkelmann vom zweiten Drittel November 1801 erwähnt (DjBr Nr. 520). 9 Preis anfragen] Am 15. Januar 1809 nannte Arnim Savigny 14 Louisd’or als Preis der Sammlung, wobei er ihm vorschlug, sie zu kaufen, da er selbst sie
1600
Zu Nr. 938
wegen Geldmangel nicht erwerben könne. Savigny mußte jedoch am 1. März 1809 ablehnen, da auch er gerade kein Geld habe, so spottwohlfeil sie auch ist. Vgl. WAA XXXIV, Nr. 953 und 982. 10–11 Freund 〈...〉 Heyer] Arnim hatte seinen Göttinger Kommilitonen Konrad Friedrich Heyer, dem er am 29. Juli 1801 einen Stammbucheintrag widmete (WAA XXX, Nr. AI.39), im Juli 1806 in erfreulichen Umständen in Braunschweig wiedergesehen. Vgl. an Brentano, 30. Juli–16. August 1806 (WAA XXXII, Nr. 472,3–9).
938.
Von Bettina Brentano nach Berlin München, 8. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: Nr. 947. H: FDH 7467. − 1 Dbl. ca. 233 x 197 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Fleckig, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, rote Siegelreste. − WZ: GJF. Fremdeinträge: 1r aoRl: 290 U (E), Z. 9 wir in zwei Tagen mit mit Blei unterstr. 2v auRr: 7467. Postzeichen: 1 Porto-, 1 Frankozeichen. Datierung: Bettina teilt mit, die Abreise nach Landshut erfolge in zwei Tagen (Z. 9). Das war zufolge ihrem Brief an Savigny vom 7. Dezember (DjBe Nr. 483) der 10. Dezember. Folglich wird sie den vorliegenden Brief am 8. Dezember geschrieben haben. D1: Steig 1913, S. 241–243. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 25; TD (kurzer Auszug); nicht datiert. D3: Betz/Straub 1987, S. 104–106 (Nr. B83); TD. D4: DjBe Nr. 485.
Varianten
bin] b aus 〈x〉 37 der] aus ich 40 Dir das] s aus ß Hopfen] p aus f 46 vergangne] erstes g aus k 57 Tieck] Ti aus bei 60 Er] E aus e 22 43
1601
Zu Nr. 938
Erläuterungen 1 zwei Briefe 〈...〉 in Berlin] Nr. 922, 927. 2 einer von Heidelberg nachgeschickt] Nr. 911 wurde Arnim von dort nach Kassel nachgeschickt. 13 Bärnhäuter] »ein vieldeutiges, oft zur schelte, aber auch gutmütig (etwa wie kerl) verwandtes wort, zu dessen erklärung 〈in Grimmelshausens Simplicius Simplicissmus〉 ein märchen vorgetragen wird, wonach ein der schlacht entronnener landsknecht einem erlegten bären die haut abzieht und als mantel solange trägt, bis er endlich im Rhein gebadet und seiner wüsten lebensart ledig geworden ist« (DWb I, Sp. 1128). Aktualisiert durch Brentanos in der Zeitung für Einsiedler (Nr. 22–25 vom 15.–25. Juni) publizierte Ge-
schichte und Ursprung des ersten Bärnhäuters. 13–14 einen einzigen hab ich kennen lernen Seiler] Vgl. in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde: Sailer war da 〈bei Jacobi〉, dem gefiel’s, daß ich 〈Jacobis Schwester〉 Lehnen dafür beim Kopf kriegte und ihr auf ihr böses Maul einen herzlichen Schmatz gab um es zu stopfen. Nachdem Sailer weg war sagte Jacobi, nun die Bettine hat dem Sailer das Herz gewonnen; wer ist der Mann? fragte ich. Wie! sie kennen Sailer nicht, haben ihn nie nennen hören, den allgemein gefeierten, geliebten, den Philosophen Gottes, so gut wie Plato der göttliche Philosoph ist? (BvA/WuB II, S. 236f.) 14 Gebetbuch geschrieben] Vollständiges Lese- und Gebetbuch für katholische Christen (München 1785; 10. Auflage 1835). 16 der alten Göethe 〈...〉 Verlust] Gestorben am 13. September 1808 in Frankfurt. 20–21 An Goethe 〈...〉 drei Monat nicht geschrieben] Seit über vier Monaten, zuletzt am 30. Juli (DjBe Nr. 412). 21 kann auch nicht] Jedoch zehn Tage später, am 18. Dezember, in Landshut (DjBe Nr. 487). 33 lezten Spaziergang auf dem Trages] Etwa 10. September 1808. 40 Reiße 〈...〉 nach Cöllen] Die Rheinreise einer Badegesellschaft, zu der Arnim und Bettina gehörten, in der zweiten Augusthälfte 1808 von Winkel nach Köln. 41 Markolfen] Ein Eichelhäher; nach Markolf, dem spottenden, listigen Widersacher von König Salomon in dem mittelalterlichen Epos von Salomon und Markolf (auch Salman und Morolf). Der »im Wald anschreiende, geschwätzige vogel, der deutsche papagai, heiszt spottvogel, waldschreier, holzschreier, Markolt, Markwart, Markolf und bruder Markolf, bruder Morolf.« (DWb II, Sp. 419.)
1602
Zu Nr. 939
43–44 aus dem Aschaffenburger Garten] Vor der Trennung Arnims von den nach Landshut Reisenden. Vgl. zu Nr. 858,3–4 und Erl. 51–52 Logis bei zwei alten Weibern] Ludwig Emil Grimm wohnte in München bei der Witwe des ehemaligen Hofmalers und Kupferstechers Thomas Christian Wink und ihrer Base, und mit der Zeit wurde es ihm bei den alten Betschwestern unheimlich (Stoll 1971, S. 102). 52 knoterig] »plump, roh« (DWb XI, Sp. 1511). 55 Schwester] Sophie Bernhardi. 57 Jacobi hat Tieck 〈...〉 Haman zu lesen gegeben] Vgl. Nr. 922,9–13. 58–59 seine Lebensbeschreibung von ihm selbst 〈...〉 gedruckt wird] Hamanns 1758 geschriebene Gedanken über meinen Lebenslauf (über die ersten dreißig Jahre) erschienen 1821 in der von Friedrich Roth postum herausgegebenen Ausgabe der Werke Hamanns.
939.
An Bettina Brentano in München Kassel, 15. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. 911. A: WAA XXXIV, Nr. 956. H: FDH 7287. − 1 Dbl. ca. 228 x 190 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − Im Mittelfalz gerissen und geklebt. − WZ: Bekrönter Posthornschild,
D & C BLAUW. Fremdeinträge: 1r aoRl: 291 v., aoRm: [15. Dec.], mit Bleistift unterstr: Lepel (Z. 6); die ihn wegen 〈...〉 umlagern (Z. 10); Bohlen (Z. 13); Großheimischer (Z. 15); Bigot (Z. 22); Engelbrunner (Z. 23). Besonderheiten: Arnims Monatsangabe in der Datumszeile ist verschrieben. D1: Steig 1913, S. 237–239. D2: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 24; TD (kurzer Auszug). D3: Betz/Straub 1987, S. 98–100 (Nr. A68). D4: DjBe Nr. 486.
Varianten 9 rings] r aus 〈x〉 9 22 Bigot] ot aus 〈xx〉 T aus Schluß-e von ein 36 Schnee] aus Sand 〈x〉
Furien] F aus G 21 ungenommen] mm aus s 23 Engelbrunner] aus 〈xxx〉 24 ein Theater] 26 u.s.w.] aus – 35 unbekannten] b aus g 45 Cindel] l aus n 50 ungewöhnlich] u aus
1603
Zu Nr. 939
Erläuterungen 2 Ich will einmal so zierlich schreiben] Arnim schreibt zunächst sorgfältig, wechselt aber bald (nach Z. 7 aufgeschlagen.) in seine übliche nachlässige Schreibweise. 6 Lepel besucht um dein Zimmer wiederzusehen] Bettina wohnte während ihres Kassel-Aufenthalts im Herbst 1807 vmtl. in der Stadtwohnung ihres Schwagers Jordis, die sich am zentralen Königsplatz in einem zweistöckigen Haus befand, das Anfang des 20. Jhs. dem Hessischen Landesmuseum weichen mußte. (Brentano, der sich ebenfalls dort einquartiert haben wird, begann seinen Kasseler Brief an Arnim vom 19.–22. Oktober 1807: Es ist so frischer Heller Sonnenschein vor mir auf dem Königs platz [Nr. 589,2]; vgl. Stoll 1927, S. 271.) Lepel war der 1808 fünfundzwanzigjährige Hellmuth August Alexander von Lepel, westphälischer Offizier, seit Januar 1808 Erster Stallmeister König Je´roˆmes, im Januar 1810 in den Grafenstand erhoben, seit Juni 1810 Adjutant des Königs, 1812 in der Schlacht von Borodino als Brigadegeneral gefallen. (Vgl. Kleinschmidt 1893, passim [Reg.].) Er galt als der schönste
Offizier der westfälischen Armee; er war der Liebling Friederike Katharinens, der Gemahlin König Je´roˆmes. Wir sahen ihn eben noch mit erhobenem Pallasch vor der Front seiner Brigade, als eine Paßkugel ihn vom Pferde warf. Auf den Tod verwundet, nannte er den Namen seiner Königin und starb, heißt es in Fontanes Roman Vor dem Sturm (Fontane 1969, Bd. II, S. 138). Arnim und Bettina werden eher mit diesem Lepel Umgang gehabt haben als mit dem noch infrage kommenden 1808 zweiundsechzigjährigen Gottlieb Christoph Gustav Lepel, der kurhessischer Divisionsgeneral, Präsident der Sektion des Kriegswesens im westphälischen Staatsrat sowie Gouverneur von Kassel war.
8
Trit]
Hier »etwas über dem boden erhöhtes, stufe 〈...〉 an altar und thron«
Stufen. 10 wegen der erschoßnen armen Seele] Der
(DWb XXII, Sp. 684). In Arnims Exzerpt:
konkrete Fall war nicht zu
ermitteln, vmtl. die Erschießung eines Deserteurs oder marodierenden Soldaten. 1808 waren Sonderkommandos eingerichtet worden, die das Recht hatten, an bewaffneten Zusammenrottungen Beteiligte standrechtlich zu erschießen. (Vgl.: Goecke/Ilgen 1888, S. 73f.; Lünsmann 1933, S. 282; Heitzer 1959, S. 132–134.) 11 Sommerschloß] Das von Jordis 1805 erworbene Landhaus Schönfeld, 1809 an König Je´roˆme verkauft. Vgl. Arnim an den Bruder, etwa 20.–24. November 1807 (Nr. 603,17–20). 13–14 Bey der Bohlen 〈...〉 vollblütigen Lustigkeit] Vgl. zu Nr. 680,53–56.
1604
Zu Nr. 939
15 Großheimischer Einflüsterung] Der Kasseler Musiklehrer und Komponist Georg Christoph Grosheim hatte sich mit Reichardt überworfen und intrigierte gegen ihn. So erhielt er und nicht der Kapellmeister den Auftrag, zum Geburtstag des Königs am 15. November 1808 eine Oper zu komponieren. (Vgl. Heinrichs 1922, S. 19–26.) 15–16 Engelhardts 〈...〉 vergnügt über Natusius] Von den zehn Kindern der Philippine Engelhard verband sich die Tochter Louise mit dem Magdeburger Tabakfabrikanten Johann Gottlob Nathusius, der als einer der Deputierten des Elbdepartements des Königreichs Westphalen in den Reichstag nach Kassel gewählt worden war, wo er seit Juli 1808 im Engelhardschen Gartenhaus zur Miete wohnte. Im folgenden Jahr heirateten die beiden. (Vgl.: StummannBowert 1994, S. 20; Tullner 2007.) 1810 erwarb Nathusius von Je´roˆme das Kloster Althaldensleben (bei Magdeburg). (Vgl. Kleinschmidt 1893, S. 86, 145.) 16–17 die Männerfeindin 〈...〉 im Cottaischen Taschenbuche] Caroline Engelhard, Die Männerfeindinn. In: Taschenbuch für Damen auf das Jahr 1809. Tübingen: Cotta 1808, S. 161–249. (Danach in: Caroline Engelhard, Erzählungen. Braunschweig 1821.) 18 die zweyte oder Hannchen] Johanna Mariana (geb. 1783). (Vgl. Stummann-Bowert 1995, S. 45.) 21 ungenommen] Ironisch? 22 Frau von Bigot giebt Bälle] Maria Johanna Bigot de Villandry, die Frau des Kammerherrn des Königs Je´roˆme. Vgl. Brentano an Savigny, Kassel, 18. Dezember 1807, über seine Frau Auguste: Nun plötzlich wieder geht das elende Geschöpf 〈...〉 ohne mich und meinen Willen heimlich auf den Picotschen Ball (FBA XXXI, S. 629,1–4). 23 Pummeranzenalleen] Ironisch. 23 die Engelbrunner singt] Vmtl. Julie Charlotte d’Aubigny von Engelbrunner, die jüngste Tochter von Johann Konrad Engelbrunner, der 1766 in Kassel eine musikalische Gesellschaft gestiftet hatte; kaum dessen Frau Jacobine und nicht eine andere Tochter. (Emilie und Nina hielten sich 1808 in Indien auf, und die älteste Tochter Susanna Christina war mit Carl Gottlieb Horstig verheiratet; vgl. Elsberger 2000, S. 46–56.) 23–24 die Juden essen Zuckererbsen] Anspielung auf die Emanzipation der Juden im Königreich Westphalen. Vgl. Nr. 631,66 und Erl. 25 Augustens Schachtel an die Mannel] Von Auguste Brentano an Sophie Friederike Mannel, die Tochter des Allendorfer Pfarrers Adam Mannel. 26–27 Einen Brief 〈...〉 durch Zimmer] Der von Bettina nach Heidelberg geschickte Bezugsbrief.
1605
Zu Nr. 939
27 o Menschlein hinter dem Dornbusch] Zitat aus dem Bezugsbrief. Vgl. Nr. 911,54–55 und Erl. 40–41 Braunianer 〈...〉 Antibraunianer] Anhänger bzw. Gegner der Theorie des schottischen Mediziners John Brown, derzufolge Reizbarkeit (Erregbarkeit) das entscheidende Kriterium lebender Organismen (im Gegensatz zu leblosen) war; nach der Intensität unterschied Brown Krankheiten, die durch zu starke oder zu schwache Reize entstehen und sich durch Reizverminderung oder –vermehrung heilen ließen. 41 überstorben] Im DWb nicht belegt. 42–44 Feuer und Wasserprobe 〈...〉 ein Königssohn oder ein Gemeiner] Im zweiten Akt der Zauberflöte werden Tamino als Feuer und Wasserprobe drei Prüfungen – Mündigkeit, Verschwiegenheit, Standhaftigkeit – auferlegt, um in den Kreis der Eingeweihten aufgenommen zu werden. Diesen Prüfungen, zu denen die Priester mit einer Posaune rufen, unterzieht er sich gemeinsam mit Papageno, dem Gemeine〈n〉. Tamino besteht die Prüfung, Papageno nicht, wird aber begnadigt. 45 Cindel] »feines ind. Leinengewebe« (MGKL III, S. 836). 61 meinen beyden 〈...〉 Familien] Die Reichardtsche und die Grimmsche. 64 mein treues Herz] Anspielung auf den Schluß des Bezugsbriefes.
939.E An Bettina Brentano in München Kassel, 15. Dezember 1808, Donnerstag DV: H. B: Vgl. Nr. 911. A: Vgl. WAA XXXIV, Nr. 956. Besonderheiten: In Arnims Datum ist die Monatsangabe verschrieben. H: Vgl. AIV/II. – 3/4 S.
Erläuterungen Vgl. Nr. 939. 3 L..] Lepel.
1606
Zu Nr. 940.E
940.
An Ludwig Emil Grimm in München Kassel, 15. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: WAA XXXIV, Nr. 971. H: FDH 19597. − 1 Dbl. ca. 227 x 187 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Faltstellen brüchig, 2v verchmutzt, rote Siegelreste. − WZ: Bekrönter Posthornschild, D & C BLAUW. Fremdeinträge: 1r aoRl Empfängernotiz: München d* 26. Dec. 1808. Postzeichen: Stempel: 〈xx〉 LANDSHUT D1: Pissin 1935, S. 111–114.
Varianten 29 48
zu] z seyn]
aus s 35 gegen] erstes g aus b 47 zu] nachträgl. alR danach gestr. zu wo 53 Bey] darunter gestr. 〈xxx〉
Erläuterungen 33–34 Nitschs mythologisches Wörterbuch] Vgl. zu Nr. 832,15. 34 Homer nach Vossens Uebersetzung] Homers Odüssee übersetzt (Hamburg 1781; 3. verb. Aufl. Tübingen 1806), Homers Werke übersetzt (4 Bde., Altona 1793). (Nicht in Arnim-Bibl.) 38 Das Leben der Mahler von Vasari] Giorgio Vasari, Vite de`piu ` eccel-
lenti pittori, scultori e architetti italiani du Cimabue sino al tempi nostri (Das Leben der ausgezeichneten italienischen Maler, Bildhauer und Baumeister seit Cimabue bis in unsere Zeit; Florenz 1550 und öfter; nicht in ArnimBibl.)
940.E An Ludwig Emil Grimm in München Heidelberg, 15. Dezember 1808, Donnerstag DV: H. B: −. A: Vgl. WAA XXXIV, Nr. 971. H: Vgl. AIV/II. – ca. 1 S. Besonderheiten: In Arnims Datum ist die Monatsangabe verschrieben.
1607
Zu Nr. 940.E
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 940.
941.
Von Johann Friedrich Reichardt nach Kassel Wien, 15. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: Nr. *865, *924. A: −. H: BJ/VS 211. − 1 Dbl. ca. 186 x 114 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; 1x längs, 1x quer gefaltet. − Fleckig. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: 1r aoR Varnhagen: Reichardt. Wien, 1808., darunter Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN, auRl Varnhagen: Bettina. Besonderheiten: Von Louise Reichardt mit Nr. 946 Arnim nach Berlin nachgeschickt. D1: Moering 1990, S. 243f. (Nr. 12).
Varianten 18
Schönborn]
üdZ
42
dort]
üdZ
Erläuterungen 2 meinem Wege hieher] Vgl. zu Nr. 929,30–32. 3 C.] Kassel. 13 das A. Haus] Haus von Nathan Adam von Arnstein, seiner Frau Fanny und Tochter Henriette, die einen berühmten Wiener Salon unterhielten, in dem Arnim während seines Wien-Aufenthalts von etwa 10. Februar bis 20. April 1802 verkehrt haben wird. Reichardt berichtet in seinen Vertrauten Briefen ge-
schrieben auf einer Reise nach Wien und den Österreichischen Staaten zu Ende des Jahres 1808 und zu Anfang 1809 vom Besuch einer Assemblee mit 300–400 Personen (Gugitz 1915, Bd. I, S. 186f.). 17–18 die Häuser Lobkowiz 〈...〉 Schönborn] Vgl. Reichardts Vertraute Briefe (Gugitz 1915, Register). 26–28 Bartholdy 〈...〉 erinnert] Jakob Ludwig Bartholdy hielt sich seit 1808 in Wien auf, um sich im erhofften Kampf gegen Napoleon zu engagieren. Reichardt wohnte im selben Hotel wie Bartholdy, mit dem er Ende 1804/Anfang 1805 in Berlin näher bekannt geworden sein wird. Damals hatte auch Arnim Kontakt zu Bartholdy, über den er Brentano in seinem Brief vom 14. und
1608
Zu Nr. 941
19. Januar 1805 (WAA XXXII, Nr. 362) amüsiert berichtete. Arnims treffende Bemerkung ist nicht verifizierbar. 33 In Prag 〈...〉 nichts von Br. da vernommen] Reichardts Reise nach Wien führte über Prag, wo er sich vom 19. bis 22. November aufhielt. (Vgl. Gugitz 1915, Bd. I, S. 85–96.) Arnim wird ihn nach Christian Brentano gefragt haben, der wegen des Kaufs des Gutes Bukowan in Böhmen war. (Vgl. zu Nr. 917,125–126.) 35–36 Schwoboda] Wenzel Swoboda, Prager Stegreifschauspieler und Kasperledarsteller. (Vgl. Gugitz 1915, Bd. I, S. 94f.) 37–41 Wenn Sie Scheufer 〈...〉 über Iflands herkommen oder nichtkommen schreibt.] Iffland, Schauspieler, Dramatiker und Direktor des Berliner Nationaltheaters, gastierte vom 19. August bis 25. September 1808 in Wien, wo ihm, wie Reichardt in seinen Vertrauten Briefen aus Wien berichtet, die innere Direktion der drei Haupttheater angeboten worden war (Gugitz 1915, Bd. II, S. 135). »Graf Palffy bot ihm eine Riesengage, für die damalige Zeit unerhört: 18000 fl. Gehalt jährlich, eine volle Einnahme, Equipage, Reisekosten und zur Zahlung der Schulden einen ratenweise abzuzahlenden Vorschuß von 15000 Thalern« (ebd., Anm.). Iffland wurde jedoch der Freimaurerei und Homosexualität verdächtigt, und darüber erstattete der von Wien nach Berlin entsandte Informant Scheufer Bericht, so daß Iffland nicht nach Wien berufen wurde. (Vgl. Gugitz 1915, Bd. II, S. 338–340 mit Edition von Akten aus dem Archiv des Wiener Innenministeriums; dort Socher, nicht Scheufer.) Reichardts Brief an Scheufer ist nicht bekannt, er und Arnim können mit diesem 1805 in Berlin bekannt geworden sein; Scheufer berichtet, daß er anno 805, in Geschäften, durch 45 Tage in Berlin mich aufhalten mußte und dort Iffland persönlich kennenlernte (ebd., S. 339). 43 Schlegel 〈...〉 placirt seyn will] Friedrich Schlegel. Vgl. zu Nr. 764,22 sowie Gugitz 1915, Bd. I, S. 152–154. 44–45 Seckend. 〈...〉 Stoll vom neuen Prometheus 〈...〉 entfernt ist] Vgl. Nr. 598,20–39 und Erl. sowie Gugitz 1915, Bd. II, S. 122–127. 46 vom alten] Vom mythologischen Prometheus. 48 B.] Berlin.
1609
Zu Nr. 942
942.
Von Friedrich Creuzer nach Kassel Heidelberg, 18. Dezember 1808, Sonntag
DV: H. B: Nr. *931. A: WAA XXXIV, Nr. 963. H: BJ/VS 50. − 1 Dbl. ca. 256 x 182 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (mit Textverlust) durch Oblatenaufriß, Oblatenrest, auRr fleckig. − WZ: GRK, geflügelter Bote mit Trompete. Fremdeinträge: 1r aoRl Varnhagen: Creuzer an Achim von Arnim., darunter Stempel: STAATSBIBLIOTHEK BERLIN. Besonderheiten: Beilage zu einem Brief Creuzers an Wilhelm Grimm in Kassel, 18. Dezember 1808 (Steig 1902, S. 193) – 1r aoRl aufgeklebter gelber Zettel mit Notiz Varnhagens: Creuzer an Achim von Arnim / Heidelberg, 18. Dez.
1808. / 2. Jan. 1810. / Bettina. Postzeichen: Stempel: CASSEL; Portozeichen. D1: Steig 1902, S. 194–196 (Nr. 8).
Varianten 17 47
Anlaß] An aus Veran 38 das] üdZ eing. Ohne Zweifel 〈...〉 durch.] nachträgl. udZ.
38 48
brennende] b aus 〈x〉 Der] danach gestr. B
Erläuterungen 2–3 Ihren Unfall 〈...〉 durch meinen Vetter] Vgl. zu Nr. 927,2. 5 epistola ad Vossium] Arnims Beilage zum Bezugsbrief An H. Hofrath Voß in Heidelberg zwecks Veröffentlichung in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur. Vgl. Nr. 928 und 928.P. 13 Mitredacteur] Der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur. 22–23 der alte Wütherich] Voß. 31–32 Recension 〈...〉 vom Dichtergarten 〈...〉 2 ten philol ästhet. Hefts] Vgl. Nr. 743,54–56 und Erl. 35 Recension vom Wunderhorn] Von Görres. Vgl. Nr. 912,27–37 und Erl. 37 Recension von Runge’s Blättern] Görres’ Besprechung von Runges Radierungen Morgen, Tag, Abend, Nacht (1807) in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur, 1. Jg., 1808, 5. Abteilung Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, H. 2, S. 261–277. 37–39 Görres um die Erlaubniß gebeten 〈...〉 abzustreifen] Vgl. Creuzer an Görres, 11. Dezember 1808: In der Wunderhornsrecension sind Sie
recht gelehrt gewesen. Zugleich aber zu weitläufig, daher auch Zim1610
Zu Nr. 942
mer auf Amputation dringt. Das thäten sie nun am besten selbst, wenn Sie hier in loco wären. So aber werde ich mich, sonst so ungeschickt (so daß ich dergleichen Operationen nicht einmal sehen, geschweige machen konnte), dießmal daran machen müssen. Da gedenke ich denn etwas zu warmes Blut der Einleitung abzuzapfen. Böckh, der mit mir las, meinte auch, es fange etwas zu jubilirend an, welches dann der guten Sache Schaden thun möchte. (Görres 1874, S. 45.) 40 Ihre Recension von Jacobi] Vgl. zu Nr. 674,12–14. 41–42 Bang 〈...〉 Gevatternbrief 〈...〉 Mitgevatter 〈...〉 Savigny] Der Brief ist nicht bekannt. Creuzer war ebenso wie Savigny Taufpate jeweils eines der zwölf Kinder des Goßfeldener Pfarrers Johann Heinrich Christian Bang. (Vgl. Stoll 1927, S. 39.) 44–47 Das Voßische 〈...〉 beohrfeigten Martens 〈...〉 Graf Benzel.] Voß hatte in Ben(t)zel-Sternau, der seit Mai 1807 in Karlsruhe Kurator der Universität Heidelberg war und die Zeitschrift Jason herausgab, einen Bundesgenossen gefunden. Er setzte sich bei ihm für seinen ehemaligen Eutiner Schüler Otto Johann Daniel Martens ein, der am 12. Mai 1807 in Heidelberg als Student der Philosophie immatrikuliert worden war und 1809, »dank der Fürsprache seines Gönners, eine Anstellung als Professor am Gymnasium« erlangte. (Derwein 1922, S. 71f.; zit. S. 72.) In Görres’ die Zeitung für Einsiedler beschließender Satire Des Dichters Krönung war Martens als Martensgans mit einem Seitenhieb bedacht worden. Diese führt die Gänse, die mit Hunden und Unken zur Ehrung des Horribiliskribrifax Voß kommen. (Vgl. ebd., S. 102.) 48–50 Letzterer 〈...〉 im Jason 〈...〉 Der alte Hr Rector 〈...〉 die Deutschen Universitäten sollen oben aufhören] Die Äußerungen Ben(t)zel-Sternaus stehen im November-Heft der seit Anfang 1808 von ihm herausgegebenen Zeitschrift Jason: 1) In einer Anzeige der ersten beiden Stücke des von den Altphilologen Friedrich August Wolf und Philipp Buttmann herausgebenen Museums der Alterthums-Wissenschaft: Mögte doch auch bald der S. 72 erneuerte
Wunsch in Erfüllung gehn! möchten sich die in ganz Teutschland zerstreuten Kenner des Fachs dazu vereinen, und von dem ehrwürdigen Voß angeführt, ein so schönes, vielversprechendes Ganzes vollenden. (Des Vorlesers Monologen. In: Jason 1808, Bd. III, S. 341.) – Als Rector wird Voß von Creuzer bezeichnet, weil er seit 1778 in Otterndorf, dann in Eutin Schulrektor gewesen war. 2) In einer uneingeschränkt positiven Besprechung von Charles de Villers’
Coup-d’oeil sur les Universite´s et le mode d’instruction publique de l’Allemagne protestante, en particulier du royaume de Westphalie (vgl. 1611
Zu Nr. 942
Vorzüglich ist in dieser Hinsicht der aufmerksamsten Erwägung und Beherzigung zu empfehlen, was er 〈Villers〉 von der nothwendigen ökonomischen und administrativen Selbständigkeit der Universitäten, und ihrer aus Familien- und Staatsverhältnissen gemischten Gerichtsbarkeit sagt. Die Zergliederung auch dieses wichtigen Punktes behalte ich der ausführlichern Entwicklung meiner Gedanken über die Verhältnisse teutscher Universitäts-Organisation vor: aber erwähnen muß seiner und der Villers’schen meisterhaften Darstellung schon hier die feste Ueberzeugung, daß kein größerer Mißverstand möglich ist, als die Verwechslung des S t a a t s b a u e s mit der E i n r i c h t u n g s e i n e r A n s t a l t e n ; wiederholen muß sich hier die schon öfters, auch in den Blättern dieser Zeitschrift geäußerte unwandelbare Ueberzeugung, welchen Nachtheil die endlose und bisweil[!] so schwer zu hebende Ve r m i s c h u n g d e r S t a a t s v e r f a s s u n g u n d S t a a t s v e r w a l t u n g , und die daher entstehende M o n s t r u o s i t ä t ungleichartig gepaarter Formen, und N u l l i t ä t stets angeführter und stets wandelbarer Grundsätze nach sich zieht. (Eine Stimme des Auslands über teutschte Universitäten. In: Jason 1808, Bd. III, S. 300f.) – zu Nr. 782,1–6):
Ben(t)zel-Sternau plädiert also für die Autonomie der Universitäten, und das war für Creuzer deshalb von Belang, weil der in badischen Diensten stehende Ben(t)zel-Sternau seit 1807 Direktor der Generalstudienkommission, seit 1808 des Ministeriums des Innern und also auch für die Universität Heidelberg wichtig war. 51–52 Ihren Brief an Voß an die Hallische Lit. Zeitung schicken.] Arnims Erwiderung ist in der von Christian Gottfried Schütz herausgegebenen halleschen Allgemeinen Literatur-Zeitung nicht erschienen. Vgl. zu Nr. 928 (Besonderheiten) und Nr. 934 (Besonderheiten). 53–54 in den Hamburger Corresp〈〈onden〉〉ten] Arnims Erwiderung erschien auch nicht in der Staats- und gelehrten Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten. 55–56 Sie um einige neue Recensionen 〈...〉 Seume’s Miltiades.] Zimmer bat Arnim am 21. Januar 1809 (WAA XXXIV, Nr. 959) im Auftrag Creuzers um die Rezensionen der 1808 erschienenen Dramen Attila, König der Hunnen von Zacharias Werner, Penthesilia von Heinrich von Kleist und Miltiades von Johann Gottfried Seume. Arnim schrieb und schickte jedoch nur die AttilaRezension. (Erschienen in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur, 3. Jg., 1810, 5. Abteilung Philologie, Historie, schöne Literatur und Kunst, Bd. 1, H. 1, S. 6–15.) Am 25. Januar 1809 teilte er Zimmer mit: Seume’s Miltiades ist mir noch nicht zu Gesicht gekommen. (WAA XXXIV,
1612
Zu Nr. 944
Nr. 962.) Vmtl. Ende Januar/Anfang Februar (WAA XXXIV, Nr. 965) ersuchte er Reimer in Berlin, ihm das Seumesche Drama zu besorgen. Eine Beschäftigung damit ist jedoch nicht belegt. 58 von Schillers Theater 〈...〉 zu machen] Nachdem Ludwig Tieck eine Besprechung der unter dem Titel Theater erschienenen fünfbändigen Ausgabe von Schillers Dramen (Tübingen 1805–1807) zwar zugesagt (an Creuzer, 20. Dezember 1807; Zimmer 1888, S. 53), jedoch nicht geschrieben hatte, wandte Creuzer sich mit dem Rezensionswunsch an Arnim. Der schrieb am 25. Januar 1809 an Zimmer: Die Recension des Schillers trag ich in Gedanken, aber geschrieben ist noch nichts davon (WAA XXXIV, Nr. 962). Noch am 5. Juli 1809 hoffte er in einem Brief an Böckh, eine Anzeige 〈...〉 Schillers bald zu liefern (WAA XXXIV). Überliefert ist ein Konzept mit dem Titel Zur Recension von Schiller (Härtl 1971, S. 351f.). 60–61 In jener grausenvollen Nacht 〈...〉 nicht ein Blutstropfen geflossen] Vgl.: Nr. 919,42–49.
*943. An Louise Reichardt nach Kassel Weimar, vmtl. zwischen 23. und 25. Dezember 1808, Freitag und Sonntag B: −. A: WAA XXXIV, Nr. 957. Datierung: Da Arnim aus und über Weimar berichtet, dürfte er sich schon einige Tage dort aufgehalten haben. Als Terminus post quem wird das Datum seines Weimarer Briefes an Zimmer (Nr. 944) angenommen, als Terminus ante quem dasjenige des dort an Bettina geschriebenen (Nr. 947).
944.
An Johann Georg Zimmer in Heidelberg Weimar, 23. Dezember 1808, Freitag
DV: D1. B: −. A: WAA XXXIV, Nr. 959. H: »Eigh. Brief m. U., Adresse und Siegelwappen. Weimar, 23. Dez. 1808. 1 Seite. 4°« (D1). Besonderheiten: Nicht im Briefverzeichnis Mallon 1925, S. 146–159 oder anderswo erfaßt. D1: Kat. Henrici 50, 1919, S. 42f., Nr. 272.
1613
Zu Nr. 944
Erläuterungen 2 mehrfacher Erwähnung Goethes] Zum Weimar-Aufenthalt Arnims und seinen Mitteilungen über die dortigen Ereignisse und Äußerungen vgl. Nr. 945 (mit Verweisen). 4–5 Göthe liest 〈...〉 die Nibelungen vor] Vgl. Arnim an Brentano, 15. Januar 1809: Göthe liest nämlich einen Vormittag alle Woche etwa acht
Frauen unter denen die Herzogin aus den Nibelungen vor, zeichnet ihnen die Karten, erläutert (WAA XXXIV, Nr. 954). Goethe las aus Friedrich Heinrich von der Hagens Ausgabe Der Nibelungen Lied (Berlin 1807; erschienen 1808) zufolge Tagebuch vom 9. November 1808 bis 11. Januar 1809 (WA III, Bd. 3, S. 398–408). Während Arnims Weimar-Aufenthalt notierte er am 21. Dezember: Besuch der Damen. Der Nibelungen Noth bis zur Ankunft an Etzels Hof. (WA III, Bd. 3, S. 406.) Zu den Zuhörerinnen gehörten die Herzogin Luise und die Prinzessin Caroline von Sachsen-Weimar-Eisenach. 5–6 Falk das Heldenbuch] Vgl. Arnim an Brentano, 15. Januar 1809: so
trägt Falk das Heldenbuch vor, soll aber etwas undeutlich schnell sprechen (WAA XXXIV, Nr. 954). Johannes Daniel Falk wird für den Vortrag der als Heldenbuch bezeichneten Sammlung frühneuhochdeutscher Umarbeitungen mittelhochdeutscher Epen die Ausgabe der Herzoglichen Bibliothek benutzt haben, deren Verschandelung Goethe mit Brief vom 12. Oktober 1810 rügte: 〈...〉
vorher aber möchte ich eine Verlegenheit beseitigen, in der ich mich um Ihretwillen befinde. Sie haben nämlich das von Herzogl. Bibliothek Ihnen anvertraute Exemplar des Heldenbuches durch Anstreichen, Beschreiben, Ausstreichen auf eine mir unbegreifliche Weise beschädigt. Die Sache ist bei Herzoglicher Commission zur Sprache gekommen und hat eine sehr unangenehme Empfindung erregt. (WA IV, 51, S. 299.) Diese Ausgabe ist in der HAAB Weimar nicht mehr nachweisbar; die beiden frühen Drucke aus den Jahren 1545 (Sign. N2:23[b]) und 1590 (Sign.14,3:25) fielen vmtl. dem Bibliotheksbrand 2004 zum Opfer.
945.
An Bettina Brentano in Landshut Weimar, 25. Dezember 1808, Sonntag
DV: H. B: −. A: WAA XXXIV, Nr. 956. H: FDH 7288. − 1 Dbl. ca. 228 x 192 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, Siegelrest. − WZ: C & I HONIG.
1614
Zu Nr. 945
Fremdeinträge: 1r aoRl: 293, aoRm: [Weimar]. Postzeichen: Stempel: R.1.WEIMAR; Frankozeichen; Notiz: D1: Steig 1910, S. 302; TD. D2: Steig 1913, S. 240f. D3: Kat. Henrici 149, Nr. 78, S. 24f.; TD. D4: Betz/Straub 1987, S. 101f. (Nr. A69). D5: DjBe Nr. 488.
fr. Coburg.
Varianten 9 Mutter] danach gestr. 〈xxx〉 36 in] aus 〈x〉 38 daß] ß aus s 38 eine] aus in der 44 wäre] aus 〈xxx〉 45–46 Es that 〈...〉 sprach.] üdZ eing. 51 was] nachträgl. idZ 52 bey] aus 〈xxx〉 58 Basrelief v. Kügelchen] üdZ eing.
Erläuterungen 2 Die längste Nacht ist nun vorüber] Vgl.: Ricklefs 1980, Nr. 367; Arnim/W V, S. 669. 19 Vergolde die Nüsse] Vgl.: Ricklefs 1980, Nr. 1473; Arnim/W V, S. 669 (als zweiter Teil von Die längste Nacht ist nun vorüber). 25–26 Ich bin wirklich 〈...〉 zum Thor hinaus] Arnim war am 17. Dezember von Kassel nach Eisenach gefahren, hatte dort übernachtet und fuhr am 18. über Gotha (ohne Übernachtung) bis nach Weimar weiter. (Vgl. seinen Brief an die Brüder Grimm vom 23. Januar 1809; WAA XXXIV, Nr. 961.) Am 19. wurde er von Goethe empfangen, am 20. war er mittags und abends bei ihm zu Gast (abends in größerer Gesellschaft). Am 22. war er mittags (mit Kügelgen und Werner) wieder bei Goethe, abends in Gesellschaft (darunter Goethe) bei Johanna Schopenhauer, am 24. nachmittags verabschiedete er sich von Goethe, abends war er in Gesellschaft bei Karoline von Wolzogen. Am 26. reiste er über Lützen zunächst nach Leipzig weiter. (Vgl.: Steiger 1988, S. 273f.; Grumach 1999, S. 608–614; Arnims Briefe an Bettina vom 15./16. Januar, an Savigny und Brentano jeweils vom 15. Januar, an die Brüder Grimm vom 23. Januar 1809; WAA XXXIV, Nr. 952, 953, 954, 961.) 28 Die erste Bewillkommung von Göthe] Vgl. Goethe, Tagebuch, 19. Dezember 1808: Mittags Herr von Arnim. Nachmittag und Abend die Arnimschen Kupfer. (WA III, Bd. 3, S. 406.) 30–31 Du hättest aufgehört 〈...〉 er Dir widergeschrieben] Goethe hatte zuletzt am 22. Juni 1808 (DjBe Nr. 390) aus Karlsbad geschrieben, Bettina etwa
1615
Zu Nr. 945
16.–30. Juli (DjBe Nr. 412) aus Schlangenbad. Ihren Brief vom 18. Dezember (DjBe Nr. 487) aus Landshut hatte er noch nicht. 35 Deine Briefe aus Winkel] Von etwa 27. Mai (DjBe Nr. 384) sowie 16. Juni–13. Juli (DjBe Nr. 387). 38 eine Zeitung] Arnim hatte Goethe die zur Tröst Einsamkeit zusammengefaßte Zeitung für Einsiedler am 29. September (mit Nr. 873) geschickt. 41–42 die Herzogin, die Prinzeß] Herzogin Luise und Prinzessin Caroline von Sachsen-Weimar-Eisenach. 43 In der Streitigkeit mit Voß 〈...〉 gegen ihn] Vgl. Friedrich von Müller, Tagebuch, 14. Dezember 1808: Vertrauliches Urteil über Voßens Charakter
als Mensch, der sich erst später so versteinert habe. Angriff gegen Goethes Rezension des Wunderhorns. Dafür wolle er ihn auch noch einst auf den Blocksberg zitieren. 〈...〉 Ein Volk, das ein Morgenblatt, eine Elegante Zeitung, einen Freimütigen p. habe, und Leser dazu, sei schon rein verloren. (Grumach 1999, S. 605.) 44 nicht zu antworten] Goethe wird das abschriftliche Manuskript von Arnims Erwiderung auf Voß’ Wunderhorn-Rezension (vgl. Nr. 928, 928.P) vor der Veröffentlichung durch Eichstädt, den Redakteur der Jenaischen Allgemeinen Literatur-Zeitung, kennengelernt haben, den Arnim es geschickt hatte (vgl. Nr. *932). 46–50 Den andern Tag 〈...〉 Gesellschaft der ersten Frauen der Stadt 〈...〉 eine Novelle] Vgl.: Goethe, Tagebuch, 20. Dezember 1808: Mittags Herr
von Arnim. Abends Thee, Kupfer des Herrn von Arnim und Liebesgeschichte aus Aeneas Sylvius von demselben übersetzt und redigirt. Frau von Stein, Herr und Frau von Wolzogen, Herr und Frau von Schardt, Frau von Schiller, Herr von Einsiedel, Hofmarschall von Egloffstein, junge Gräfin von Egloffstein, Generalin von Wangenheim, Geheimer Regierungsrath von Müller und Frau, Frau Hofräthin Schopenhauer, Hofrath Meyer, von Arnim und Kügelgen. (WA III, Bd. 3, S. 406.) Sowie Friedrich von Müller, Tagebuch, 20. Dezember 1808: Arnim gefiel mir sehr, und der sanfte Kügelchen. Ersterer ist einfach und bescheiden, sein Stuz Perucken ähnliches Haar, und seine im scharfen Winkel vorgebogene Nase geben ihm fast ein Missionair Ansehen. Man zeigte altdeutsche Kupferstiche von Sadler und Savary, die am Hofe Max II. zu Prag lebten, fast lauter Heiligen-Legenden. Dann las Arnim eine Verdeutschung von des Papsts Aeneas Sylvius lateinischer Novelle Lucretia und Eryfel vor, die sehr anziehend war durch kräftige Schilderungen, altväterlich einfachsten Styl und treue Herzens Zeich1616
Zu Nr. 945
nung. »Liebhabende Menschen« war ein Ausdruck der sehr gefiel. (Grumach 1999, S. 610.) Arnim las Aeneas Silvius Piccolominis Novelle Eurialus und Lukretia in einer eigenen Überarbeitung von Niclas von Wyles alter deutscher Übersetzung des ursprünglich lateinisch geschriebenen Textes. Die Novelle ist Bestandteil des Wintergartens (Erster Winterabend). 54–55 bey Schoppenhauer 〈...〉 Thees] Vgl. Carl Bertuch, Tagebuch, 22. Dezember 1810: Abends bey Mde Schopenhauer, wo es brillant war 〈...〉 Wir
fanden Werner, von neuem sehr heiter und gesellig, und Vater Wieland, der auch da war, plauderte gern mit ihm. Außerdem noch da Goethe, Kügelchen, Falk, Schütz, Arnim, Südow lezterer declamirte mehreres sehr gut. (Grumach 1999, S. 611f.) 55 Kügelchen über mir] Gerhard von Kügelgen war seit 8. Dezember 1808 in Weimar. Er wird ein Zimmer über Arnim gehabt haben. 55 Werner in der Nähe] Zacharias Werner war am 21. Dezember 1808 in Weimar eingetroffen, wurde von Goethe zunächst im Schwan einquartiert und blieb bis 4. Juni 1809. (Vgl. Fröschle 2002, S. 316–318.) 55–56 Falk mit Schattenspielen] Falk experimentierte damals mit verschiedenen Arten von Puppen- und Schattenspielen und trug sich mit dem Gedanken, in Weimar eine feststehende Marionettenbühne zu etablieren. (Vgl. WerleBurger/Eversberg 1992, S. 39–41.) Vgl. Bernhard Rudolf Abeken, Goethe in meinem Leben, über eine (spätere) Aufführung am 13. Januar 1809: Falk
nämlich, der damals immer seltsame Dinge im Kopfe hatte und in die Gesellschaft Geistreiches zu bringen bemüht war, ließ, um eine große, bei ihm versammelte zu unterhalten, in einem selbsterfundenen chinesischen Schattenspiel Scenen aus Goethes Faust darstellen, wozu hinter dem die Schattenbilder aufnehmenden Vorhange von ihm und einer damals reisenden Virtuosin, Fräulein von Winkel, aus dem Gedichte deklamiert wurde. Da kam es mir nun äußerst komisch vor, wie diese aus schwarzem Papier geschnittenen, fingerlangen Püppchen, die Gretchen, Valentin, Faust und Mephistopheles vorstellen sollten, vor Goethes Augen sich hin und her bewegten. Er sah das ganz ruhig an; am andern Tage sagte er zu Frau von Schiller: »es sei ihm vorgekommen, als ob er schon hundert Jahre tot gewesen«. (Herwig 1965–1987, Bd. II, S. 413.) 57–58 Ich schicke 〈...〉 Bild 〈...〉 von Göthe] Arnim erhielt einen Gipsabguß des Wachsreliefs, das Kügelgen im Dezember 1808 in Weimar von Goethes Kopf anfertigte. Er schickte Bettina den Abguß erst Anfang August 1809 (WAA XXXIV). Das Original befindet sich im Goethe-Nationalmuseum Weimar. Vgl. Wahl 1930, S. 63 und Abb. 47.
1617
Zu Nr. 946
946.
Von Louise Reichardt nach Berlin Kassel, 29. Dezember 1808, Donnerstag
DV: H. B: −. A: −. H: FDH 7646. − 1 Bl. ca. 194 x 123 mm; 1r–1v 1 S. + 4 Z. beschr.; nicht gefaltet. − WZ: Teil von Posthornschild. Beilagen: Nr. 941. Fremdeinträge: 1v auRr: 7646. D1: Moering 1990, S. 255 (Nr. 24).
Varianten 7
wir] w
aus
h
16
Grim]
üdZ
Erläuterungen 2–4 ihre Lieder 〈...〉 einem andern Noten schreiber übergeben] Nicht bekannte Abschriften von Vertonungen Arnimscher Gedichte durch Louise Reichardt, mit denen sie während seines Kassel-Aufenthalts einen Schreiber beauftragt hatte, der sich als unzuverlässig erwies. 12–13 12 Lieder aus dem Wunderhorn 〈...〉 angezeigt gefunden] Im Gothaer Allgemeinen Anzeiger der Deutschen, Nr. 322 vom 27. November 1808, Sp. 3475:
Zwölf alte deutsche Lieder des Knaben Wunderhorn, mit Begleitung des Pianoforte (auch mit Guitarre) componirt von F. H. Himmel, königl. Preuß. Hofkapellmeister und Kammer-Compositeur. Der berühmte Componist hat den Ton der alten deutschen Minnelieder mit den Reizen der neuern Musik aufs schönste zu verbinden gewußt, und somit ein eben so vortreffliches als originelles Werk geliefert. Ich kann dieß mit Recht den deutschen Musikfreunden sagen, und ihnen einen herrlichen Genuß versichern. – Für baare postfrey eingehende Pränumeration eines Speciesthalers erhält man ein Exemplar, und Sammler bekommen das sechste Exemplar frey. Im December d. J. werden die Exemplare versandt. Leipzig, im Nov. 1808. Bureau de Musique. A. Kühnel Ähnlich im Berliner Freimüthigen, Nr. 258 vom 26. Dezember 1808 (S. 1032). Die Sammlung erschien unter etwas abweichendem Titel: Zwölf alte deutsche Lieder des Knaben Wunderhorn, mit Begleitung des Pianoforte (oder der Guitarre, von Harder gesetzt) komponirt und den Herren Achim v. 1618
Zu Nr. 947
Arnim und Clemens Brentano zugeeignet von F. H. Himmel, Königl. Preuss. Hofkapellmeister und Kammerkompositeur (Leipzig 1808). Sie enthält Kompositionen von zwölf Liedern des ersten Wunderhorn-Bandes: Der Himmel hängt voll Geigen; Husarenglaube; Das Todaustreiben; Der Bettelvogt; Die schwarzbraune Hexe; Wers Lieben erdacht; Amor; Wie kommt es, daß du so traurig bist?; An einen Boten; Kriegslied gegen Karl V.; Hüt du dich; Romanze von den Schneidern. 15 Hr v. Halle der in 14 Tagen zurückkomt] Der Berliner Kaufmann und Bankier Gottlieb von Halle. Über seinen Aufenthalt in Kassel ist nichts bekannt. 16 Grim 〈...〉 krank gewesen] Wilhelm Grimm, wie aus seinem Brief an Savigny vom 15. März 1809 geschlossen werden kann: Mit mir geht es diesen
Winter ganz gut, ich bin nicht bedeutend krank gewesen, und habe weniger Schmerzen empfunden, als sonst, was ich Conradis einfachen Arzneien zu danken habe, an den ich mich gewendet, nachdem mir mein Arzt versichert, daß er gegen mein Herzklopfen nichts zu geben wisse. (Schoof 1953, S. 66.)
947.
An Bettina Brentano in Landshut Berlin, 30. Dezember 1808, Freitag
DV: H. B: Nr. 922, 927, 938. A: WAA XXXIV, Nr. 956. H: FDH 7289. − 1 Dbl. ca. 228 x 184 mm; 1r–2r 3 beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (mit geringem Textverlust) durch Siegelaufriß, roter Siegelrest. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C & I HONIG. Beilagen: Blatt mit zwei Kompositionen Louise Reichardts, die Arnim Bettina Nr. 939,57–58 pauschal versprochen hatte: aus Berlin schicke ich dir ein Paar neue Melodieen von Louise Reichardt. Das Blatt ist verschollen, jedoch sind die Kompositionen D1 S. 245 reproduziert: von Novalis’ Ich sehe dich in tausend Bildern (Geistliche Lieder Nr. 15) und aus Shakespeares Heinrich VIII. (III/1) der Gesang der Zofe vor der verstoßenen Königin Katharina: Orpheus sang, der Bäume Wipfel / und der Berge starre Gipfel
/ beugten seiner Laute Macht. Fremdeinträge: 1r aoRl: 292 v. 2v Bettinas: Berlin 20 December 8.
auRr:
7289,
D1: Steig 1913, S. 243f. D2: Betz/Straub 1987, S. 106–108 (Nr. A70). D3: DjBe Nr. 489.
1619
über Adresse spätere Notiz
Zu Nr. 947
Varianten 5 denen] aus die 9 verglichen] v aus V 11 des] s aus r 14 ich] aus 〈xxx〉 21 trotz] tz aus zt 27 das] s aus ß 35 nach] aus 〈xxx〉
Erläuterungen 2–3 Vier Deiner Briefe 〈...〉 wach erhalten] Zu ermitteln sind nur die drei nach Heidelberg adressierten, von dort nach Berlin weitergeschickten Bezugsbriefe; einen vierten Brief kann Arnim, falls er sich nicht irrte oder verschrieb, nochmals gelesen haben. 5–6 den Leuten 〈...〉 meine Lieder anzuempfehlen] Vgl. Nr. 927,12–21. 10 Fausts Göthen] Der Erste Teil von Goethes Faust, der im Frühjahr 1808 mit dem Titel Faust. Eine Tragödie als achter Band der ersten Cottaschen Ausgabe von Goethes Werken erschienen war. 20–23 es brannte 〈...〉 das Hauß von Schickler] Das Schicklersche Haus, ein repräsentatives zweigeschossiges Bürgerhaus, stand am Dönhoffplatz/Leipziger Straße Nr. 57. (Abb. Unholtz/Lenz 1912 nach S. 180.) Die Familie Schickler hatte das um 1737 erbaute Gebäude mit Garten 1746 erworben. 1808 bewohnten es die Familien David Schickler sen. und jun. In der Nachbarschaft, an der Ecke Jerusalemer/Leipziger Straße, befand sich der um 1780 erbaute viergeschossige Gasthof erster Klasse Goldener Adler (vgl. Hahn 2003a), in dem Arnim, wie schon bei seinem Berlin-Aufenthalt 1806 (vgl. WAA XXXII, Nr. 420,19–20 und Erl.), logierte. Der Brand in der Nacht vom 29. zum 30. Dezember – nach Arnims Ankunft am 28. – ist in die Rahmenerzählung des Wintergartens eingegangen. Der Erzähler, der sich beim Löschen engagiert, sieht eine Feuersäule
hinter unserm friedlichen geselligen Hause aufscheinen, das Feuer war im Stalle unsrer Frau ausgebrochen (Arnim/W III, S. 111; vgl. WAA V). 23–25 dessen Frau 〈...〉 die Kinder] Juliane Mariane Schickler, die Frau von David Schickler jun., sowie deren Töchter Davida Margaretha Angelika und Isabella. (Vgl.: Schwennicke 2002, Tafel 57; Unholtz/Lenz 1912.) 30–31 mit ihnen in England viel gereist] Zu Arnims Bekanntenkreis in London, wo er sich während seiner Bildungsreise seit Anfang Juli 1803 ein Jahr lang aufhielt und von wo er Nordengland und Schottland bereiste, gehörten ein Paar deutsche Frauen, wie er am 5. Juli 1803 an Brentano schrieb (WAA XXXI, Nr. 314,173–175). Die Schicklerschen Familienangehörigen werden mit dem deutschen Kaufmann Johann Christian Splitgerber bekannt gewesen sein, bei dem Arnim in London wohnte (vgl. an Helmina von Hastfer [Che´zy]), 7. August 1803; WAA XXXI, Nr. 315,2–3 und Erl.).
1620
Zu Nr. 947.E
35–36 die Tieck 〈...〉 von ihrem Man〈〈ne,〉〉] Arnim berichtete Amalie Tieck über ihren Mann Ludwig aufgrund der Mitteilungen über ihn, die er den Münchner Briefen Clemens und Bettina Brentanos verdankte.
947.E An Bettina Brentano in Landshut Berlin, 30. Dezember 1808, Freitag DV: H. B: Vgl. Nr. 922, 927, 938. H: Vgl. AIV/II. – ½ S.
Erläuterungen Vgl. Nr. 947.
1621
A: Vgl. WAA XXXIV, Nr. 956.
ZU ANHANG I Stammbuch-Eintragungen 1807–1808
AI.72 Eintragung Henriette, Heinrich, Charlotte und Wilhelmine Barkley in Arnims Stammbuch Königsberg, 17. Juli 1807, Freitag DV: H. H: DLA 19r. Besonderheiten: Zu Arnims Stammbuch vgl.: WAA XXX, S. 583–586; WAA XXXII, S. 1003.
Erläuterungen 3 Medenau] Etwa 20 km östlich von Königsberg im Samland, wo die Barkleys ein Gut besaßen. 4 Galtgarb] Galtgarben, nördlich von Medenau, höchste Erhebung (111 m) des Alkgebirges und Samlands.
AI.73 Eintragung Charlotte, Georg(e) Gotthilf, Auguste, Antoinette, Charlotte Helene und Georg Schwinck sowie Friedericke und Clara Koch in Arnims Stammbuch Königsberg, vmtl. 5. August 1807, Mittwoch DV: H. H: DLA 236r–237r. Besonderheiten: DLA 237r über Eintrag von Friederi(c)ke und Clara Koch vorgedruckter Spruch, unter Eintrag aufgeklebter Stich einer Kirche im Wald. Vgl. Abb. 9–11. Der vorgedruckte Spruch:
Gesellschafft. Ein Herr der einem Bösewicht/ Sein Bubenstück gern vbersicht. Der ist ein Bub selbst in der Haut/ Ein fromm Man solchem vbel trauwt: Denn wem die Schalckheit wol gefelt/ Der hat die Frombkeit abgestelt. Ein solch fein löblich Regiment/ Wirt recht ein Tyranney genennt. Datierung: Arnim berichtet Bettina im ersten, auf Ende Juli 1807 datierten Teil seines Briefes Nr. 559,24 daß er heute mit seinem Stammbuch zu Auguste
1625
Zu Nr. AI.73
Schwinck gegangen sei, damit diese sich eintrage. Ein nur von Auguste Schwinck unterzeichneter Eintrag ist in Arnims Stammbuch jedoch nicht überliefert. Sie scheint sich nicht heute eingetragen zu haben – und Arnim teilt auch nicht mit, daß sie das getan hat –, sondern erst am 5. August mit Familienangehörigen und Freunden, als der Geburtstag ihrer Mutter gefeiert wurde und Arnim einen Tag später mit Reichardt von Königsberg abreisen wollte, wie aus dem zweiten Teil seines Briefes Nr. 559 hervorgeht.
Varianten 7
wir]
aus 〈xxx〉
16
die]
danach gestr.
die
Erläuterungen 5
Dein Gärtchen]
Vgl. Nr. 543,71–78.
AI.74 Eintragung Maria Elisabeth und Heinrich Wilhelm Plant in Arnims Stammbuch Königsberg, vmtl. zwischen 5. August und 25. September 1807 DV: H. H: DLA 238r. Datierung: Terminus post quem: Vmtl. Datum des Eintrags der Familie Schwinck (Nr. AI.73), dem im Stammbuch der Plantsche folgt. Terminus ante quem: Arnims Abreise von Königsberg.
AI.75 Eintragung Georg Wilhelm Clarus in Arnims Stammbuch Königsberg, 7. August 1807, Freitag DV: H. H: DLA 125v. – Aufgeklebtes Blatt; im freien Raum einer Ansicht von Münden (Hannoversch-Münden). Vgl. Abb. 12.
Erläuterungen 2
Familie]
Die Schwinck’sche.
1626
Zu Nr. AI.76
AI.76 Eintragung Ludwig Tieck in Arnims Stammbuch Sandow, 4. Oktober 1807, Sonntag DV: H. H: DLA 93r.
Varianten 3
1802] 2
über gestr.
3
Erläuterungen 2–3 im Sommer 1800 〈...〉 nach Leipzig reiste] Tieck hat sich bei den Jahresangaben seines Eintrags um jeweils ein Jahr verrechnet. Zu der ersten, sonst nicht belegten Begegnung muß es im Sommer 1799 in Giebichenstein bei Reichardt gekommen sein. Arnim studierte damals in Halle; zwischen 29. Juli und 12. August besuchte er in dem südlich von Halle gelegenen Badeort Lauchstädt Aufführungen von Schillers Wallenstein (vgl. WAA I, S. 367f., 849–851). Und Tieck zog im Juli mit seiner kleinen Familie zu Reichardt nach Giebichenstein; vom August 1799 ist ein Giebichensteiner Brief an A. W. Schlegel belegt (vgl.: Lohner 1972, S. 40; Paulin 1988, S. 97). 3–4 in Dresden 1802 〈...〉 Reise antraten] Von 6. bis etwa 23. November 1801 während Arnims Dresden-Aufenthalt zu Beginn seiner Bildungsreise. 4–5 in Ziebingen 1805 〈...〉 Brentanos’s Gesellschaft] Von Ende November bis etwa 10. Dezember 1804, als Arnim mit Brentano, der von Heidelberg zu ihm nach Berlin gekommen war, Tieck in Ziebingen in der preußischen Neumark besucht hatte. Die Reise Arnims und Brentanos mit Tieck nach Lübben (etwa 60 km südwestlich von Ziebingen) ist ansonsten nicht belegt. Arnim und Brentano fuhren von dort – ohne Tieck – in das Arnimsche Ländchen Bärwalde (etwa 50 km westlich) weiter und kehrten dann nach Berlin zurück. 6 Sandow] Vgl. Nr. 571,23 und Erl.
1627
Zu Nr. AI.77
AI.77 Eintragung Friederi(c)ke Reichardt in Arnims Stammbuch Giebichenstein, 7. November 1807, Sonnabend DV: H. Besonderheiten: In Arnims Stammbuch befindet sich eine weitere Eintragung Friederi(c)ke Reichardts vom 22. Mai 1805 (WAA XXXII, Nr. AI.51). Die Eintragung erfolgte unter dem vorgedruckten Spruch:
Gesellschafft. Ein jeden sol man nicht gewehn/ Zu früh deß morgens auffzustehn. Man laß jn sein zeyt schlaffen auß/ Es wird sonst ein Fantast darauß. Wen Gott der HERRE lieben thut/ Im schlaff beschert er jm sein Gut. Im schlaff offt an den hellen Tag/ Vnd schaff darmit doch wenig raht. H: DLA 152r.
Erläuterungen 1 Richtet nicht!] Anfang von gerichtet werdet. – Mit dem
Mt 7,1: Richtet nicht, auf daß ihr nicht Eintrag wird sich Friederi(c)ke Reichardt, seit 1811 verh. Raumer, auf eine Affäre wegen Arnims Gedicht Amor der Tintenjunge bezogen haben. Vgl. Nr. AII.26.
AI.78 Eintragung Sophie Reichardt in Arnims Stammbuch Giebichenstein, 7. November 1807, Sonnabend DV: H. Besonderheiten: Die Eintragung erfolgte unter dem vorgedruckten Spruch:
Gesellschafft. Ob dir Gott würd ein Ampt beschern/ Vnd kemst also zu grossen Ehrn: Vnd werst ein hochgeachter Mann/ So werd deßhalben kein Tyrann. Verlaß dich nich zu sehr auffs Glück/ 1628
Zu Nr. AI.80
Daß du wolst treyben Bubenstück: Ja weyl du kompst zu solcher Ehr/ So halt dich desto ehrlicher. H: DLA 241r.
AI.79 Eintragung Friedrich Carl von Savigny in Arnims Stammbuch Kassel, 26. November 1807, Donnerstag DV: H. H: DLA 304v. – Um einen gezeichneten Schlüsselbund herumgeschrieben; DLA 304r Brustbild Savignys von Ludwig Emil Grimm 1815 (vgl. Stoll 1971, S. 607, Nr. 59), nachträgl. eingeklebt. Vgl. Abb. 14–15.
Erläuterungen 1
Non omnia possumus omnes.] Wir können Saturnalien 6,1,35; Vergil, Ecloge 8,63.)
nicht alle alles. (Macrobius,
AI.80 Eintragung Kunigunde von Savigny in Arnims Stammbuch Kassel, 26. November 1807, Donnerstag DV: H. Besonderheiten: Die Eintragung erfolgte unter dem vorgedruckten Spruch:
Gesellschafft. Ich freuw mich sehr/ Daß jetzt viel mehr/ Die Bösen/ als die Frommen/ Zu grossen Ehren kommen: Steigen sie schon auff/ Nach der Welt lauff/ Zu Ehrn für andern allen/ Desto höher müssen sie fallen. H: DLA 189r.
1629
Zu Nr. AI.81
AI.81 Eintragung Bettina von Savigny in Arnims Stammbuch Kassel, vmtl. 26. November 1807, Donnerstag DV: H. H: DLA 164r. Besonderheiten: Die Eintragung erfolgte unter dem vorgedruckten Spruch:
Gesellschafft. Wenn du ein frommer Vatter bist/ So ziechs Kind/weils zu ziehen ist. Wenn du sein boßheit wilt verschon/ So wirt dirs hernach vbelgohn: Was du nicht gern sichst/wirstu sehn/ Vnd ist dir auch kaum recht geschehn. Je lieber Kindt/je schärffer Ruht/ Es thut gewißlich sonst nicht gut. Datierung: Aufgrund der datierten Einträge von Friedrich Carl und Kunigunde von Savigny (Nr. AI.79 und AI.80).
Erläuterungen 2
2 Jahr 6 Monat]
Geboren am 11. April 1805 in Paris.
AI.82 Eintragung Johannes von Müller in Arnims Stammbuch Kassel, zwischen 19. Dezember 1807 und 4. Januar 1808, Sonnabend und Montag DV: H. H: DLA 186v (aufgeklebtes Blatt). Datierung: Terminus post quem aufgrund von Johannes von Müllers Eintreffen in Kassel, Terminus ante quem aufgrund von Arnims Abreise von Kassel.
1630
Zu Nr. AI.84
AI.83 Eintragung Bettina Brentano in Arnims Stammbuch Vmtl. Kassel, etwa 18./19. Dezember 1807, Freitag/Sonnabend DV: H. H: DLA 262v. – Aufgeklebter oberer Teil eines abgeschnittenen Blattes ca. 76 x 138 mm; 1r Federzeichnung vmtl. von Rumohr; 1r und 1v jeweils zwei Zeilen. Konzept oder nicht abgeschickter Teil eines Briefes Bettinas an Goethe. Vgl. Abb. 16. Datierung: Aufgrund inhaltlicher und stilistischer Übereinstimmungen mit Bettinas Brief an Goethe aus Kassel vom 18./19. Dezember 1807, in dem sie ähnlich enthusiastisch auf den Empfang eines blauen Kuverts reagierte: Und so
weit hatte ich gestern geschrieben, saß heute morgen auf dem Sessel 〈...〉 da brachte man mir das blaue Couvert, und ich brach auf, und fand mich darinn in Göttlichem Glanz wiedergebohren, und zum erstenmal glaubte ich an meine Seeligkeit. (DjBe Nr. 288.) Da Bettina Kassel und den dort zurückbleibenden Arnim vmtl. am 20. Dezember nach Frankfurt verließ (vgl. Datierung von DjBe Nr. 288), wird sie den ihm überlassenen Text vor der Abreise geschrieben haben. D1: DjBe Nr. A7.
Erläuterungen 1 blaue Addressen!] Vier an Bettina adressierte Kuverts von Briefen Goethes waren blau; an dieser Farbe erkannte sie seine Briefe. »Auf einem der Umschläge rückseitig eine Federzeichnung: Landschaft mit Wachturm, wahrscheinlich von Rumohr.« (Kat. Henrici 148, S. 21, Nr. 52.)
AI.84 Stammbuchblätter Arnims für Jacob und Wilhelm Grimm Kassel, 3. Januar 1808, Sonntag DV: H1, H2. H1: SPK/NGr 1793,24. H2: Hessisches Staatsarchiv Marburg, Bestand 340 Grimm, L 117. Fremdeinträge: H1 aoRl Stempel: Grimm-Schrank, darunter Bleist.: 1793/38, aoRr Bleist.: 24. Besonderheiten: H1 Stammbuchblatt, im Freiraum unter erster Zeile Bemerkung Jacob Grimms: seit November 1809〈!〉 mein lieber / Herr Bruder. –
1631
Zu Nr. AI.84
H2 im Vorderdeckel des Grimmschen Exemplars des ersten Bandes (Novellen. Hg. von Wilhelm Grimm. Berlin 1839) der Erstausgabe der Sämmtlichen Werke Arnims eingeklebt; Kontrafaktur von H1. Vgl. Abb. 17. D1: Steig 1904, S. 4; Version H1. D2: Schoof 1930, S. 306; Version H1. D3: Schoof 1961, S. 107; Version H1. D4: BGG 1981, Frontispiz (Faksimile und Transkription): Version H2. D5: Denecke/Teitge 1989, S. 273, Nr. 3246; Version H2.
Varianten 15
Zwey] Z aus z
16
Sie] S
aus
s
Erläuterungen
Suchet 〈...〉 finden.] Nach Mt 7,7; Lk 11,9: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 7 Symb.] Symbol (griech.), Symbolum (lat.): »Erkennungs- oder Merkzei2
chen, daher auch soviel wie Parole, meist aber gebraucht gleich Sinnbild« (MGKL XIX, S. 235).
AI.85 Eintragung Jacob Grimm in Arnims Stammbuch Kassel, 3. Januar 1808, Sonntag DV: H. H: DLA 174r. Besonderheiten: 174v Brustbild Jacob Grimms von Ludwig Emil Grimm 1815 (vgl. Stoll 1971, S. 605, Nr. 41), nachträgl. eingeklebt. Vgl. Abb. 18–19. D1: Steig 1904, S. 4f.
Erläuterungen 5 (Nibel.)] Nibelungenlied, 30. Aventiure, V. 1834, über den Spielmann Volker. 8 Symb.] Vgl. zu Nr. AI.84. 9–11 Treue Hand 〈...〉 nicht herwieder.] Die erste Zeile in verschiedenen Varianten belegt (vgl. Wander II, Sp. 308, Nr. 348–352), die vollständige Version nur bei Johannes Agricola (ebd., Nr. 353).
1632
Zu Nr. AI.86
AI.86 Eintragung Wilhelm Grimm in Arnims Stammbuch Kassel, 3. Januar 1808, Sonntag DV: H. H: DLA 295v–296r. Besonderheiten: Die Eintragung der vorgedruckten Spruch
Tristan-Verse
(296r) erfolgte unter dem
Gesellschafft. Deß Menschen Hertz ist freuwden voll/ Wenn er das Erb empfangen soll. Wenn jm die Augen vbergehn/ Damit er auch geb zu verstehn: Seins Freundts Todt thu jm also weh/ Daß solch weinen von hertzen geh: Das wil man nicht glauben/Die welt Solch weinen für ein Lachen helt. Folgt man der Aufforderung verte am Schluß
des Eintrags, erblickt man auf dessen Rückseite (296v) ein vorgedrucktes altdeutsches Bildnis einer Dame mit hinzugefügten modernen Porträt-Karikaturen sowie auf der gegenüberliegenden Seite (297r) mit Renovatum (Erneuerung) überschriebene Verse Wilhelm Grimms, mit denen er sich am Ende seines Berlin-Aufenthaltes im Herbst 1809 von Arnim verabschiedete. verte ist 296r also nachträglich von Wilhelm Grimm hinzugeschrieben. Vgl. die Edition des Eintrags in WAA XXXIV mit Abb. D1: Steig 1904, S. 5.
Erläuterungen 1–4 Ich mögt 〈...〉 Luther] Der Ausspruch im selben Wortlaut auch in der Erstausgabe der Grimmschen Kinder- und Haus-Märchen ohne Herkunftsangabe als eines der Zeugnisse für Kindermärchen (Grimm 1812, Bd. I, S. XXII). In der Ausgabe letzter Hand (1856) unter den Zeugnissen im dritten Band (Rölleke 1989, Bd. III, S. [287]) sowie im Grimmschen Wörterbuch (DWb III, Sp. 603) ebenfalls ohne Herkunftsangabe. Die Quelle konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Zufolge Ulrich Köpf (Tübingen, frdl. Auskunft) vmtl. eines von vielen apokryphen ›Luther-Worten‹.
1633
Zu Nr. AI.87
AI.87 Eintragung Christian Brentano in Arnims Stammbuch Marburg, etwa 5. Januar 1808, Dienstag DV: H. H: DLA 145v. Besonderheiten: 145v mit aufgeklebter Bleistiftzeichnung ca. 75 x 51 mm und Inschrift: Christian Brentano 1/4 Stund nach dem Essen. Auf der gegenüberliegenden Seite (146r) unter vorgedrucktem Spruch Brustbild Christian Brentanos im Halbprofil von Ludwig Emil Grimm 1815 (vgl. Stoll 1971, S. 606, Nr. 55), nachträgl. eingeklebt. Der vorgedruckte Spruch:
Gesellschafft Es ist ein thorheit daß man sich/ Vor einem ding stelt so heßlich. So es doch nicht kan anderß seyn/ Man geb sich nur getrost hineyn: Vnd ruff nur an den lieben Gott/ Daß er dir helff auß aller noth. Denn es ist ja ein schwär leyden/ Förchten/das man nicht kan meyden. Den Nachtrag vom 19. November 1817 schrieb Christian Brentano zu Beginn eines vierwöchigen Berlin-Aufenthalts. Vgl. Arnim an Wilhelm Grimm, 22. Dezember 1817 (Steig 1904, S. 409f.; WAA XXXVI). Vgl. Abb. 20–21. Datierung: Arnim reiste mit Clemens und Christian Brentano, der zu Weihnachten 1807 von seinem Studienort Marburg nach Kassel gekommen war (vgl. Auguste Brentano an Bettina, 25. Dezember 1807; DjBe Nr. 289), vmtl. am 4. Januar 1808 von dort zunächst nach Marburg. Während die Geschwister in Marburg zurückblieben, fuhr Arnim ohne längeren Aufenthalt nach Frankfurt weiter. Christian Brentano wird sich um den 5. Januar in Arnims Stammbuch eingetragen haben.
Varianten 1
daß] d
aus
n
Erläuterungen 3 Cosm.] Cosmas: Mit Bezug auf das Medizin-Studium Christian Brentanos; nach dem Heiligen, der mit seinem Zwillingsbruder Damianus (Damian ist der dritte Vorname Christian Brentanos) im 3. Jh. als Arzt in Kilikien gelebt haben
1634
Zu Nr. AI.89
und enthauptet worden sein soll. »Die Malerei stellt sie jugendlich dar, eine Arzneibüchse oder ein chirurgisches Instrument in der Hand.« (MGKL XI, S. 527.) 6 Renovirt] Erneuert.
AI.88 Eingeklebtes Billett von Anne-Louise-Germaine de Stae¨l-Holstein in Arnims Stammbuch Heidelberg, 27. Juni 1808, Montag H: Vgl. Nr. 812.
AI.89 Eintragung Joseph Görres mit Unterschriften seiner Frau Katharina sowie der Kinder Guido und Marie in Arnims Stammbuch Heidelberg, 3. Oktober 1808, Montag DV: H. H: DLA 243r–243v. Besonderheiten: Der Eintrag erschließt sich, wenn man berücksichtigt, daß er auch mit den Unterschriften der drei Jahre bzw. drei Monate alten Görres’schen Kinder versehen ist. Steig (D1) mutete ihn seinen Lesern nicht zu und teilte nur den Satz Lieber Einsiedler 〈...〉 behalte mich lieb mit. – Zeilige Wiedergabe. – 242v nachträglich eingeklebtes Brustbild Görres’ im Profil von Ludwig Emil Grimm 1815 (vgl. Stoll 1971, S. 607, Nr. 64). Vgl. Abb. 22–24. D1: Steig 1900, S. 117; TD. D2: Schellberg 1911, Bd. II, S. 562; TD wie D1.
Varianten 24
dir]
danach gestr.
Füße
Erläuterungen 2 Tracht] Prügel, Schläge. (Vgl. DWb XXI, Sp. 983.) 5 Zirhadding] Schallnachahmende Wiedergabe von Vogelgesang, speziell der Nachtigall. (Vgl. zir und zirren in DWb XXI, Sp. 1571, 1626f.; zirhadding im www, Zugriff 17. Februar 2009.)
1635
Zu Nr. AI.89
13 Plätschen] Platsch, Plätsch: »platschender schall, fall, schlag u.s.w.« (DWb XIII, Sp. 1901). 15 Tränke] »der ort des tränkens, trinkstelle« (DWb XXI, Sp. 1205). 17 der faule Heinz] »bei chemikern und apothekern ein sparsam brennender und gute hitze gebender ofen« (DWb X, Sp. 890). 27 Gevatter] Arnim war Taufpate der Tochter Marie.
*AI.90 Stammbuchblatt von Henriette Hendel-Schütz Mannheim, 1. November 1808, Dienstag Besonderheiten: Arnim berichtet Bettina im Belegbrief vom 5. November seine Bekanntschaft mit Henriette Hendel-Schütz während ihres Gastspiels in Mannheim. Vgl. Nr. 903,24–110. Datierung: Ebenfalls erschlossen aus Nr. 903.
AI.91 Zwei Gedichte Arnims und ein Gedicht Wilhelm Grimms im Stammbuch von Henriette Hendel-Schütz Mannheim, 1. November 1808, Dienstag Kassel, vmtl. letztes Drittel November/erste Hälfte Dezember 1808 DV: D1. Besonderheiten: Nachdem Arnim seine beiden Sonette Räthsel und Auflösung in Mannheim geschrieben und Henriette Hendel-Schütz übergeben hatte (vgl. Nr. 903,24–110), wird er während seines Kassel-Aufenthalts von 22. November bis 16. Dezember 1808 Niederschriften davon Wilhelm Grimm gezeigt haben, der seine Neue Auflösung des Räthsels verfaßte. Da dieses Gedicht in D1 auf die Arnimschen Sonette folgt und auf sie bezogen ist, wird es wegen des thematischen und druckgeschichtlichen Zusammenhangs mit ihnen ediert. An Grimms Neue Auflösung des Räthsels schließen sich in D1 Gedichte Görres’ (Nenn’ mir den Ort, wo Sie nicht ist gewesen) und Brentanos (Wie Aphrodite einst mit göttlicher Gewalt) an. – Vgl.: Ricklefs 1980, Nr. 832; Arnim/W V, S. 202f. und Erl. S. 1407–1409. Datierung: Der beiden Sonette Arnims aufgrund von Steigs Mitteilung über eine zweite, mit der Version des Briefes an Bettina vom 5. November (Nr. 903)
1636
Zu Nr. AI.93
»völlig übereinstimmende niederschrift 〈...〉 datiert vom 1. november 1808« (D2, S. 203); vom Wilhelm Grimms Gedicht aufgrund des Kasseler Aufenthalts Arnims. D1: Hendel-Schütz 1815, S. 128–134. D2: Steig 1897, S. 202f. (Arnim), 204f. (W. Grimm).
AI.92 Eintragung August Böckh in Arnims Stammbuch Heidelberg, 11. November 1808, Freitag DV: H. H: DLA 240r. D1: Steig 1900, S. 121.
Erläuterungen 1–3 ÂΑεναου 〈...〉 zu Siegeshymne (Für
Ende.] Ende der Strophe von Pindars Erster Pythischer Hieron aus Aitnai, Sieger mit dem Wagen): Das immerströmende Feuer. Und es schläft ein auf dem Stab / des Zeus der Adler und läßt den schnellen / Flügel auf beiden Seiten sinken
(Übersetzung von Dieter Bremer; Pindar 1992, S. 107). – Von August Böckhs Pindar-Kennerschaft zeugen die Studie Die Versmaße des Pindar (Berlin 1809) und vor allem seine zweibändige (vierteilige) Pindar-Ausgabe (Leipzig 1811–1821). Zu Brentanos gegen Voß gerichteter Satire Der Einsiedler und das Klingding in der Zeitung für Einsiedler Nr. 26 vom 26. Juni 1808 hatte er ein griechisches Sonett beigesteuert. (Vgl. WAA VI, S. 323f. und Erl. S. 1098–1106 sowie Strack 2009, S. 275–286.)
AI.93 Eintragung Friedrich Creuzer in Arnims Stammbuch Heidelberg, 14. November 1808, Montag DV: H. H: DLA 245r. D1: Steig 1900, S. 121.
1637
Zu Nr. AI.93
Erläuterungen 1
Res severa verum gaudium] Wahre Freude ist eine ernste Sache. (Seneca, Epistulae morales ad Lucilium XXIII,4; Übersetzung Manfred Simon.) 333–444 Hac philosophi sententia sui memoriam commendare voluit] Mit diesem Satz des Philosophen möchte sich in Erinnerung halten. (Übersetzung Manfred Simon.)
AI.94 Eintragung Sophie Creuzer in Arnims Stammbuch Heidelberg, vmtl. 14. November 1808, Montag DV: H. H: DLA 246r. Besonderheiten: Unter vorgedrucktem Spruch:
Gesellschafft. Es hat der Mensch ein solche Plag/ Sind jm bescheret gute Tag: So kan er nicht solchs gut gemach Leyden/ ists nicht ein arme Sach. Bescheret vns Gott Glück vnd Heyl/ So werden wir frech vnd zu geyl. Vnd sind als den zu viel vermessen/ Daß wir darüber Gotts vergessen Datierung: Analog zum datierten Eintrag Friedrich Creuzers (Nr. AI.93).
AI.95 Eintragung Johann Georg Zimmer in Arnims Stammbuch Heidelberg, 1 5. November 1808, Dienstag DV: H. H: DLA 191v. Besonderheiten: Unter vorgedrucktem Spruch:
Gesellschafft. Ach lieber Gott/ bescher mir Gelt/ Gelt ist die losung in der Welt: Ja nur ein kleines Säcklein voll/ 1638
Zu Nr. AI.97
Damit ich nicht werd gar zu tholl. Ich möcht in Vnglück sonst gerathen/ Dardurch ich kem in grossen schaden. Behalt mich nur in meinem wehrt/ Vleycht ist mir auch ein Glück beschertt. Erläuterungen 6
Kind]
Sohn Karl Christian Conrad, geb. am 8. September 1808.
AI.96 Eintragung Friedrich Wilken in Arnims Stammbuch Heidelberg, 15. November 1808, Dienstag DV: H. H: DLA 178v. Besonderheiten: Unter dem Eintrag quer zur Schreibrichtung Abbildung des Berliner Schlosses, vmtl. nachträgl. eingeklebt. D1: Steig 1900, S. 122.
Erläuterungen 1 Σοϕος ο πολλα ε ιδως ϕυα] Pindar, Zweite Olympische Ode (Für Theron aus Akragas, Sieger mit dem Wagen), V. 155: Weise, wer vieles weiß aus dem, wie er ist (Übersetzung von Dieter Bremer; Pindar 1992, S. 22).
AI.97 Eintragung Caroline Wilken in Arnims Stammbuch Heidelberg, vmtl. 15. November 1808, Dienstag DV: H. H: DLA 178r. Besonderheiten: Aufgeklebtes Blatt, Text unter Bleistiftzeichnung (Selbstporträt Caroline Wilkens). Vgl. Abb. 25. Datierung: Analog zum datierten Eintrag Friedrich Wilkens (Nr. AI.96). D1: Steig 1900, S. 122.
1639
Zu Nr. AI.98
AI.98 Eintragung Johannes Daniel Falk in Arnims Stammbuch Weimar, 24. Dezember 1808, Donnerstag DV: H. H: DLA 260r. D1: Zschiedrich 2008/09, S. 69f.
Varianten 5
Doch bedroht]
aus
Den droht
Erläuterungen 1
Sanfte Künstler, eure Strassen] Gekürzte Version von Versen aus Falks Prometheus. Ein dramatisches Gedicht in fünf Aufzügen. Tübingen 1803, S. 247f. Danach verändert unter dem Titel An die deutschen Künstler in Falks Weimarer Zeitschrift Elysium und Tartarus, Nr. 65 vom 27. August 1806, S. 264. (Wieder in Falk, Auserlesene Werke (Alt und neu). Dritter Theil oder Narrenbüchlein. Leipzig 1819, S. 301–303.)
AI.99 Eintragung Charlotte von Schiller in Arnims Stammbuch Weimar, 24. Dezember 1808, Donnerstag DV: H. H: DLA 137r. Besonderheiten: Unter dem Text Porträt Schillers (ca. 65 x 46 mm), aufgeklebt: Ausschnitt aus der Frontispiz-Illustration in Luna, ein Taschenbuch auf das Jahr 1804, hg. von Franz Horn (Leipzig-Züllichau-Freistadt 1803), nach dem Kupferstich von Johann Heinrich Lips (Abb. Fahrner 2000, S. 108). Vgl. Abb. 26.
1640
Zu Nr. AI.100
AI.100 Eintragung Karoline von Wolzogen in Arnims Stammbuch Weimar, vmtl. 24. Dezember 1808, Donnerstag DV: H. H: DLA 66r. Besonderheiten: Unter vorgedrucktem Spruch:
Gesellschafft. Wenn du für hast ein wichtig Sach/ So sieh dich für vnd thue gemach/ Mit eyl sol man nichts heben an/ Was man darnach nicht wandeln kan: Drumb bsinn dich wol wen du ein Sach Wilt heben an/ vnd thu gemach/ Vnd wen du dich hast wol bedacht/ So ruh nicht biß es werd vollbracht Datierung: Analog zu den datierten Einträgen Falks und Charlotte von Schillers. Am 24. Dezember 1808 war Arnim abends bei Karoline von Wolzogen in Gesellschaft. Vgl. zu Nr. 945,46–50.
1641
Zu ANHANG II Kontextbriefe und Beilagen 1807–1808
AII.26 Arnims Gedicht Amor der Tintenjunge Beilage zu Arnims erschlossenem Brief an Bettina, Giebichenstein, 15. Oktober 1807 (Nr. *585) DV: H. H: ULB Münster, N. Raumer B 101,090. Mittig gefaltetes Blatt, auf dessen Vorderseite der kolorierte Kupferstich eines Tintenverkäufers. Wie im Gedicht angedeutet, trägt er ein Fäßchen auf dem Rücken, auf dem Kopf unterm Hut noch eine Pelzmütze; die linke Hand ist bittend geöffnet, die rechte hält einen Wanderstab, und unter der Abbildung steht der Ausruf Tinte kauft! werkauft? (Vgl. Abb. 27.) Auf der Rückseite (vgl. Abb. 28) das Gedicht. Linke untere Ecke Papierverlust mit Textverlust. Besonderheiten: Das Gedicht wurde D1 als Liebesgedicht Arnims für Johann Friedrich Reichardts Tochter Friederi(c)ke aufgefaßt, die 1811 den Geologen und Pädagogen Karl von Raumer heiratete, dem sie schon Jahre vorher verbunden war. Arnim habe es im Mai 1805 geschrieben, als er sich auf der Reise von Berlin nach Heidelberg etwa vierzehn Tage (vgl. WAA XXXII, S. 606) in Giebichenstein bei Reichardt aufhielt und, umgeben von den Reichardtschen Töchtern, in dessen gastfreundlicher und musizierfreudiger Familie wohlfühlte. Nach der Abreise habe er Friederi(c)ke das Gedicht geschickt, im drittletzten Vers ein Wiedersehen in Aussicht stellend: ich komme komm zu〈〈rück〉〉. Von einer Liebesbeziehung Arnims zu der im Frühjahr 1805 fünfzehn- oder sechzehnjährigen Friederi(c)ke Reichardt wußte man bisher nichts. Zuschreibung der Adressatin und Datierung des Gedichts in D1 sind unwahrscheinlich, die Interpretation ist nicht überzeugend: »In den ersten beiden Strophen beschreibt Arnim die nüchterne Gegenwart, die, anders als das galante Zeitalter des 18. Jahrhunderts, Amors ›Dienste‹ nicht mehr zu brauchen meint. Liebeständeleien sind mit der Französischen Revolution so untergegangen wie Polen als eigener Staat nach den Polnischen Teilungen. Doch Amor stellt fest, daß er statt mit Pfeil und Bogen nun mit Tinte, Feder und Papier agieren kann, denn der arglose Käufer muß wider Willen in seinem Sinne schreiben, und er ist auch noch glücklich dabei. Auch Arnim war 〈...〉 damals frei von Liebesgefühlen und wurde in Giebichenstein offenbar davon überrascht.« (D1, S. 17f.) Die ersten beiden Verse spielen auf die Aufhebung sehr konkreter Dienste im Jahr 1807 an. Kaum war Arnim – um den 7. Oktober – in Giebichenstein angekommen, wurde – am 9. Oktober – das Edikt den erleichterten Besitz und
den freien Gebrauch des Grundeigentums sowie die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner betreffend erlassen, an dem er als preußischer Grundbesitzer fundamental interessiert war. Mit dem Bruder Carl Otto hatte er
1645
Zu Nr. AII.26
nicht nur das im südlichen Fläming gelegene Ländchen Bärwalde geerbt, sondern auch uckermärkische Güter, und mit Bezug auf eines dieser Güter fragte er am 30. Oktober den in Berlin zurückgebliebenen Bruder: Ist der Proceß
schon angefangen wegen der Allodialerben und wegen der Dienste? (Nr. 596,10–11; vgl. Erl. dazu.) Die Dienste waren diejenigen der durch das sogenannte Oktoberedikt aufgehobenen Erbuntertänigkeit. (Vgl. zu Nr. 562, 56–60.) An die Stelle persönlicher und direkter Beziehungen zwischen Gutsherrschaft und Untertanen traten sachliche und indirekte; damit war, wie es im zweiten Vers von Arnims Gedicht heißt, Aller Liebe aufgesagt. Dieses Fazit bekommt einen doppelten Sinn, wenn es nicht nur im Hinblick auf die kassierten sozialökonomischen Dienste gelesen wird, sondern zugleich als Negativbilanz der Arnimschen Liebesdienste, die in Königsberg Auguste Schwinck gegolten hatten. Von der Sprache eines tief gekränkten Herzens (Gräfin Dolores; Arnim/W I, S. 396) zeugt unmittelbar sein wohl bald nach der Abreise von Königsberg unterwegs an die Mutter Charlotte Schwinck geschriebenes Briefkonzept (Nr. 574.K); von dem, was in ihm vorgegangen war, berichten die Giebichensteiner Briefe an Bettina vom 7. Oktober (Nr. 581) und Clemens vom 8. Oktober (Nr. 583). Zu diesen Berichten verhält sich das Gedicht Amor der Tintenjunge als erotisch-ästhetische Schreibtherapie eines lyrischen Ich, das von dem empirischen des Dichters grundiert ist, nach Amors Brauch (V. 28). Die Überwindung von Verzweiflung an der unglücklich Geliebten leistet der Liebesbote, dessen Reich (V. 5) zu existieren aufgehört hat wie das polnische nach der dritten Teilung des Landes zwischen Preußen, Rußland und Österreich 1795/96 und vollends nach dem Tilsiter Frieden vom 7./9. Juli 1807. Arnim fuhr, als er seit 25. September mit Reichardt von Königsberg nach Giebichenstein unterwegs war, durch ehemals ostpreußische Gebiete, aus denen das dem napoleonischen Einfluß unterstellte Großherzogtum Warschau entstand, und als er Reichardts Anwesen erreichte, kam er in vormals westelbische seines Vaterlandes, die dem Königreich Westphalen und damit ebenfalls der Machtsphäre des französischen Kaisers zugeschlagen wurden. Im preußischen Heer durften nach dem Friedensschluß nur noch 42 000 Mann von bei Kriegsbeginn 1806 etwa 235 000 Dienste leisten – und das ist ein dritter Anspielungssinn der in den ersten beiden Versen des Gedichts angedeuteten Aufhebungen. Der von seinem Kriegsdienst suspendierte Amor, unter dessen zivilem Hut noch die Pelzmütze von der Arnim analogen Herkunft eines Zurück- und Heruntergekommenen aus dem kalten Osten oder Norden zeugt, widmet sich nun wieder dem amourösen Dienst und verhilft dem Schreiber des Gedichts zu Anbahnung und Erwartung einer erfüllten Liebe: Was vergessen, oft sich findet /
An der ersten Sylbe Hauch. / Alles Hindernis verschwindet, / Nun ich schreib nach Amors Brauch. 1646
Zu Nr. AII.26
Diese siebente Strophe klingt etwas mysteriös, läßt sich aber entschlüsseln aufgrund von Passagen der Briefe Bettinas an Arnim von Ende August (Nr. 565) und Mitte September (Nr. 568) sowie von Arnims Brief an Bettina von 25. August bis 1. September 1807. In dessen Briefteil vom 1. September heißt es:
Gestern habe ich zum ersten mal Ihre Stimme wieder gehört, aber nur im Traume, es war ein so neues Lied, daß ich mir gestern den ganzen Morgen die Stirne rieb, wie es eigentlich gelautet. Doch war es so schön wunderbar und mannigfaltig, als wenn ein Blitz∧strahl in ein Feuerwerk geschlagen und alles auf einmal sich erschliest, dreht, färbt donnert und spielt. Dann war es auch wieder so sanft 〈...〉 (Nr. 564,82–87). Darauf reagierte Bettina Mitte September: ich glaub gewiß daß meine Stimme bei Ihnen war in der Nacht vor dem ersten 7ber, ich hatte in diesen Tagen keine Stimme konnte kein lautes Wort sprechen sie war wahrscheinlich zu Ihnen gereißt. (Nr. 568,52–54.) Der Brief Bettinas mit dieser Mitteilung war Arnim von Königsberg nachgeschickt worden; er erhielt ihn unterwegs bei Tieck in Sandow. Als er in Giebichenstein ankam, fand er dort Bettinas früheren, Ende August geschriebenen Brief vor; sie hatte ihn nach Giebichenstein geschickt, von wo er nach Königsberg und von dort wieder zurück nach Giebichenstein expediert wurde. Darin las er: wie viel mal stelle ich mir innerlich dar, wie Sie wieder kommen, was ich sagen will (Nr. 565,22–23). Auf diese Briefstelle wird wohl insbesondere die Versicherung im drittletzten Vers des Gedichts, Daß ich komme kam zu〈〈rück〉〉, zu beziehen sein. Das kam in diesem Vers als ein wiederholtes komm zu lesen (D1) entspricht nicht der Handschrift, in welcher der über dem m von kam in der damaligen Fraktur übliche, die Verdoppelung des Konsonanten anzeigende Geminationsstrich fehlt; die Vokale a und o sind in den beiden Verben kaum zu unterscheiden. Der bereits von Königsberg nach Giebichenstein zurückgekehrte Arnim ist Bettina, die er in Frankfurt vermutet, näher gekommen und hofft vollends zu ihr zu kommen. Arnim hat seiner Liebe zu Auguste Schwinck zugunsten der mit Amors Hilfe intensivierten zu Bettina aufgesagt (V. 2). Amor der Tintenjunge wird bald nach Arnims Ankunft in Giebichenstein, jedenfalls noch während seines damaligen Aufenthalts entstanden sein. Merkwürdigerweise fehlt im fast lückenlos überlieferten vorehelichen Briefwechsel mit Bettina sein nächster Giebichensteiner Brief an sie nach dem vom 7. Oktober. Bekannt ist lediglich das Exzerpt (Nr. 585.E) des nicht überlieferten Briefes vom 15. Oktober (Nr. *585). Danach hat Arnim nicht mehr von Giebichenstein an Bettina geschrieben, 1807 schrieb er überhaupt nicht mehr an sie. Denn seit dem Wiedersehen in Weimar am 8. November waren sie bis zum Jahresende
1647
Zu Nr. AII.26
zunächst dort und dann hauptsächlich in Kassel zusammen. Solange sie vereint blieben, waren nicht nur keine Briefe zwischen ihnen mehr nötig, auch das Gedicht Arnim der Tintenjunge war unnötig geworden. Es gibt keinen Hinweis darauf, daß Bettina es erhalten hat, aber einen in Arnims Heidelberger Brief an sie vom 28. Januar 1808, daß ein früherer vereitelt wurde: War es
nicht sehr ungeschickt von mir, daß mich der verhinderte Brief so tief ärgerte, aber wer kann aus seiner Haut, wir müssen erst viel miteinander tanzen um mit einander in Tackt zu kommen, bis endlich Muthwille und Ernst sich verstehen, wie Messer und Gabel, sodaß wir die Gabel nicht mehr zum Schneiden brauchen wollen. (Nr. 634,60–63.) Dieser verhinderte Brief wird der nicht überlieferte vom 15. Oktober 1807 gewesen sein. Die Eingangspassage des ungewöhnlich umfangreichen Briefexzerpts Nr. 585.E skizziert Giebichensteiner Eindrücke vom Herbst 1807, eines Refugiums, in dem Arnim einer seiner Lieblingstätigkeiten, der Gartenarbeit, nachgehen konnte. M. Puttmann wird namentlich genannt. Aber wer war Sie, die in schlechter Umgebung gewesen sei, auf die vorstechende Fehler bezogen werden können und der bescheinigt wird, hübsch zu sein? Die Vermutung, Arnim könne Auguste Schwinck gemeint haben, ist aufgrund des Giebichensteiner Kontextes wenig wahrscheinlich, naheliegend, an eine ReichardtTochter zu denken, und da Sie hübsch sei, an Friederi(c)ke, deren Apartheit von Varnhagen in seinen Denkwürdigkeiten – die schöne Friederike (Varnhagen 1987, Bd. I, S. 352) – ähnlich erinnert wird wie von Karl von Raumer in seiner Autobiographie: das wunderschöne Kind (Raumer 1866, S. 46). Varnhagen, der Friederi(c)ke im Anschluß an ihre mit Steffens verheiratete Schwester Johanna charakterisiert, bezieht, was er über diese ausführt, leicht eingeschränkt auch auf jene: Die Professorin Steffens strahlte in gesunder Schönheit,
sie war an Huldigungen gewöhnt, erwartete sie jederzeit, dankte nie dafür, und zeigte bei Gelegenheit einen stolzen und harten Charakter; hierin stimmte ihr eine jüngere schöne Schwester, Friederike, merklich zu, was man indes noch eher als jugendliche Schalkhaftigkeit auslegen mochte (a.a.O.). Arnim hat Friederi(c)ke in seinem Gedicht Stammbuch der fröhligen Schwestern als letzte von vier Reichardtschen bedichtet: Hohe Lilie, hohe Lilie, / Wenge sind so stolz wie du, / Hohe Lilie, hohe Lilie / Gerne seh ich dir doch zu, / Hohe Lilie, hohe Lilie / Denn in deiner milden Ruh, / Hohe Lilie, hohe Lilie / Winkest du mir freundlich zu. (Arnim/W V, S. 204.) Mit ehemaliger schlechter Umgebung dürfte im Briefexzerpt an Bettina diejenige des mit Friederi(c)kes Schwester Johanna verheirateten, mit Karl von Raumer gut bekannten, bis Ende 1806 in Halle lehrenden Henrik Steffens gemeint sein, mit dem Arnim während seines
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Zu Nr. AII.27
Halle- und Giebichenstein-Aufenthalts um die Jahreswende 1805/06 aneinander geraten war. (Vgl. WAA XXXII, Nr. 411, 413 und AI.56.) Die vorstechende〈n〉 Fehler scheint der Passus Sie scheint morgen nicht zu wissen was sie
heute schien gefühlt zu haben, sie will was wissen um sich noch mehr weiß zu machen (Nr. 585.E,22–24) zu präzisieren. Im nicht überlieferten Brief an Bettina wird Arnim, dem Exzerpt zufolge, nicht nur Angenehmes über Friederi(c)ke Reichardt und ihren Umkreis geschrieben haben, und das dürfte dazu beigetragen haben, daß Bettina ihn nicht erhielt. Mehr als an dem Brief wird Friederi(c)ke aber an dem Gedicht Amor der Tintenjunge interessiert gewesen sein, das als Beilage des Briefes vorgesehen war. Wann und wie sonst sollte Arnim es Bettina von Giebichenstein im Oktober 1807 haben zukommen lassen wollen? Zur Absendung von Brief und Gedicht wird es jedoch nicht gekommen sein, weil Friederi(c)ke sie verunmöglichte – eifersüchtig, mißgünstig oder auch nur versessen auf das Gedicht, das er vielleicht vorgelesen oder – wie auch den Brief – liegengelassen hatte. Von ihrem schlechten Gewissen nach der aufgedeckten Entwendung zeugt ihr Eintrag in Arnims Stammbuch vom 7. November 1807: Richtet nicht! richtet nicht! (Nr. AI.77.) Nicht richten sollte Arnim die erst 1869 gestorbene Schreiberin, die nicht den Brief, jedoch das beiseite gebrachte Gedicht auch nach der Heirat mit Karl von Raumer unter ihren Papieren verwahrt haben wird, weshalb es im RaumerNachlaß erhalten geblieben ist. Eine neunstrophige Version des Gedichts in Arnim/W V, S. 200f. D1: Moering 2015, S. 10 (Abb. Kupferstich), 16 (Faksimile Gedichttext) sowie 15f. (Transkription mit Rekonstruktion des verlorenen Textes). D2: DjBe Nr. A6.
Erläuterungen Vgl. H und Besonderheiten.
AII.27 Johann Christian Christoph Rüdiger
Herren Schaller und seiner Gattinn Beilage zu Arnims Brief an Brentano, Giebichenstein, 19. Oktober 1807 (Nr. 588) DV: D1. Besonderheiten: Die mit dem Gedicht Geehrten waren der hallesche Entomologe Johann Gottlob Schaller und seine mit ihm seit 1757 verheiratete Gat-
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Zu Nr. AII.27
tin. Der 1814 im achtzigsten Lebensjahr gestorbene Schaller hatte aus eigenem Antrieb und nach Anregungen Bekannter sein Hobby, die Insektenkunde, zu seiner Lebensaufgabe gemacht. 1779 gehörte er zu den Gründern der halleschen Naturforschenden Gesellschaft, 1783 wurde er Kustos des Naturalienkabinetts der Franckeschen Stiftungen, 1787 deren ökonomischer Verwalter. Über die Vermittlung des von Halle nach Uppsala berufenen Naturforschers Johann Christian Schreber trug er mit Informationen über Insekten zur zwölften Ausgabe (1766) des Linne´schen Systema Naturæ bei. Selbst veröffentlichte Schaller wenig; 1783 erschien in den Schriften der Naturforschenden Gesellschaft eine Abhandlung über neu entdeckte Insekten. (Vgl.: Germar 1814, Piechocki 1989.) Die Biederkeit, die das Glückwunschgedicht rühmt, wird auch von dem Verfasser des Nachrufs auf Schaller hervorgehoben: Er war bis in sein höch-
stes Alter ein freundlicher stiller Mann, der seinen innern Frieden auch auf die Außenwelt und seine Freunde überzutragen wußte, und mit frommer Hingebung über ihn verhängte Leiden willig duldete. Er war ein streng redlicher Mann, der wohl andern, aber sich selbst nicht Fehler verzieh. 〈...〉 Er war ein echt frommer Mann, fern von allem Heuchelschein und aller Gleißnerey. Das Studium der Natur hatte ihn zur Erkenntniß der höchsten Allmacht, Weisheit und Güte geführt, und aus allen Handlungen seines Lebens sprach sich eine ächt christliche Bescheidenheit aus. (Germar 1814, S. 411.) Das Jubiläum des Schallerschen Ehepaars und Interessiertheit an dem Entomologen wird aber kaum ausschlaggebend dafür gewesen sein, daß Arnim das Glückwunschgedicht an Brentano schickte, wenngleich beide die Jubelgreise kennengelernt haben können, insbesondere bei dem gastfreundlichen Reichardt. Brentano hatte ja 1797/98 in Halle studiert, Arnim 1798–1801. Aber der Verfasser des Gedichts und dieses selbst waren ihnen doch wohl wichtiger als sein Anlaß. Johann Christian Christoph Rüdiger (vgl. Korrespondenten) wird als Assessor des Salzamtes mit Reichardt, dem Salinendirektor, nicht nur bekannt, sondern auch in dessen von Arnim und Brentano ebenfalls besuchtem Giebichensteiner Domizil zu Gast gewesen sein. Seit 1791 ordentlicher KameralistikProfessor, gehörte er zum Lehrkörper der Universität. Er war ein stadtbekanntes Original und dürfte auch die Studentenschaft fasziniert haben. Von beeindrukkender Statur, trat er als Fußgänger, aber auch in seinen Veröffentlichungen, die keineswegs nur akademischen Charakter hatten, kräftig auf. In seinem 1801 erschienenen Buch Ein buntes Sprach- und Wirtschaftsblatt zum Pfingstbier unserer Salzwerkstadt läßt er seine provokante Schreibweise rückblikkend Revue passieren: So wie Thomasius anders schrieb als Spener und
Francke, so werde ich auch mit meiner Abweichung vom süß gesalbten 1650
Zu Nr. AII.27
Tone mancher eingebildeter Alleinhändler mit reiner Sittlichkeit wohl gewiß nicht die Achtung rechtlicher Männer einbüßen, sondern ich werde im neuen Jahrhundert ferner so fortsingen können, wie mir in dem halben vorigen der Schnabel gewachsen ist, und wenn mir frommstolze Zärtlinge und Leisetreter darum die Sittlichkeit absprechen und mich als einen Glaubens- und Fürstenspötter anschwärzen wollen, so werden sie und nicht ich von dem Fichtigschen[!] Gott ausgelacht. (Zit. Piechocki 1992.) Halleschen Studenten wird ebenso wie geselligen bürgerlichen Runden Rüdigers 1791 erstmals erschienene Auswahl guter Trinklieder, oder Töne der Freude und des Weins, beym freundschaftlichen Mahle anzustimmen willkommen gewesen sein. Ihr folgte außer einem Taschenbuch für Freunde des Gesangs (2 Bde., 1791) eine zweite, stark vermehrte Auflage der Auswahl guter Trinklieder (1795). Sie ist von besonderem Interesse, weil ein Exemplar in der Arnim-Bibliothek überliefert ist (HAAB, Sign. B 1313). Arnim wird die Auswahl als Student angeschafft, Brentano ebenfalls gekannt haben. Als eine wahrscheinliche Anregung für das in Des Knaben Wunderhorn mündende Liedersammeln und -umdichten der beiden Liederbrüder ist die Auswahl guter Trinklieder noch nicht in den Blick der Forschung geraten, und daß beide sich für das Rüdigersche Gelegenheitsgedicht Herren Schaller und seiner Gattinn interessierten, bekommt einen einleuchtenden Motivationshintergrund. Wo es veröffentlicht wurde, war nicht zu ermitteln. Es konnte weder im Hallischen patriotischen Wochenblatt noch in den Wöchentlichen Hallischen Anzeigen gefunden werden, und der Jahrgang 1807 der dritten damals erscheinenden einschlägigen Zeitung, Hallescher Kurier, ist nicht mehr nachweisbar. (Frdl. Auskunft von Roland Kuhne, Stadtarchiv Halle.) Daß deren Druckort unauffindbar ist, kann darin Ursache haben, daß das Gedicht – nach dem Sieg Napoleons über Preußen in der Schlacht von Jena und Auerstedt (14. Oktober 1806) und nach dem Tilsiter Frieden (7./9. Juli 1807) – im zuvor preußischen, nunmehr französisch dominierten Halle mit der Aufforderung, Napoleon und die von ihm Besiegten brüderlich vereint sein und alle redlich Meinenden hochleben zu lassen, politisch nicht korrekt war. D1: Zeitungsausschnitt (1 Bl. ca. 330 x 80 mm), mit Klebestreifen alR auf einem Blatt fixiert; UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,6.
1651
Zu Nr. AII.28
AII.28 Arnims fiktiver Brief München d* 12 Feb: DV: H. H: FDH 7343. − 1 Dbl. ca. 216 x 172 mm; 1r–2v 4 beschr. S.; nicht gefaltet. − Vergilbt, fleckig; auR und arR abgerissen. − WZ: ICRH unter Krone mit Kreuz darüber. Fremdeinträge: 1r aoRl: 468 aoRr unter Datum: 1802. 2v auRr: 7343. Besonderheiten: In den einschlägigen Editionen vor der WAA wurde der mit der Ortsangabe München versehene Text als am 12. Februar 1802 geschriebener oder begonnener Brief aufgefaßt. Arnim war jedoch erst von etwa 27. April bis bald nach dem 10. Mai 1802 in München. Die Versuche, mit dem Datierungsdilemma zurechtzukommen, werden obsolet mit der Einsicht, daß Arnims Brief fiktional ist und zu den scherzhaften Texten gehört, die in der Vorbereitungszeit der Zeitung für Einsiedler entstanden (vgl.: WAA XXXI, Erl. S. 515; WAA VI, S. 571f. und Erl. S. 1312f.). Daß er nicht abgeschickt wurde, läßt sich material daran erkennen, daß das Dbl. nicht gefaltet ist, und auch das Wasserzeichen spricht gegen eine Niederschrift im Winter und Frühjahr 1802, da Arnim zu jener Zeit in Regensburg, Wien und München anderes Briefpapier benutzte. Zudem sind inhaltliche Kriterien für eine Datierung in das Jahr 1808 relevant (vgl. Erl. zu Einzelstellen). Für die Annahme, Arnims fiktiver Brief sei in diesem Jahr auch am 12. Februar, auf den er datiert ist, geschrieben, spricht sein tatsächlich am 12. Februar 1808 geschriebener Brief an Brentano, in dem er über dessen 1806 erschienenen Zeitungsbeitrag Brief an den Herausgeber über das Sprichwort: Dir geht es wie dem Hündlein von Bretten räsoniert, den er kurz zuvor gelesen hatte. (Vgl. Nr. 652,103–104 und Erl.) Ähnlich wie Brentanos Brief an den Herausgeber 〈...〉 fingiert auch Arnims angeblich von einer Freundin an eine Freundin geschriebener Text eine Einsendung an eine Redaktion, und das, was mitgeteilt wird, entspricht dem Titel Lügen, den er am 25. Januar 1808 für seine Zeitung erwogen hatte (vgl. Nr. 629,91). D1: Steig 1894, S. 31; TD; als authentischer Brief; datiert: 12. Februar 1802. D2: Kat. Henrici 149, S. 59f., Nr. 166; TD; als authentischer Brief; datiert: 12. Februar 1802. D3: Schultz 1998, Bd. I, S. 12f.; als authentischer Brief; datiert: 12. Februar und 4. Mai 1802. D4: WAA VI, S. 571f.; als fiktionaler Brief.
1652
Zu Nr. AII.28
Varianten 1 d*] aus 〈a〉 9 am] a aus i 10 Denke dir] Schluß-e aus en dir über dir] über gestr. sie sich 16 singen] sin aus mit gestr. sie sich 18 mir] neuer Schreibansatz 24 Unsichtbar] danach gestr. süsse 25 Läst] aus 〈Hast〉 26 der Sang] aus Gesang 35 dachte,] , aus 〈x〉 42 in] aus m 45 dort] aus 〈xxx〉 danach gestr. G
Erläuterungen 10
Florpelze] Flor: ein von zarter Seide, Nesselgarn oder Wolle sehr leicht und dünne gewebter Zeug von allerley Farben (Adelung
1793–1801, Bd. II, Sp. 217). 11 Spitzenmützen] Spitzen:
ein geklöppeltes Gewirk, welches an dem Einen Rande mit zarten Spitzen oder Zacken versehen ist (ebd., Bd. IV, Sp. 215). 12 Brokat] ein künstlich gewebter seidener Zeug mit erhabenen Blumen (ebd., Bd. I, Sp. 1201). 12–13 bekannten Kattun von Feigenblättern] Anspielung auf Georg Forsters Reise um die Welt (engl. 1777, dt. 1778–1780), und zwar auf einen Passus in der Entdeckung von Neu-Caledonien: Die Männer hatten die
Zeugungstheile in ein klein Stückchen braunen Zeuges, das aus der Rinde eines Feigenbaums verfertigt war, eingewickelt, und diese runde Wulst entweder an der Gürtel-Schnur in die Höhe aufgezogen, oder unterwärts frey herabhängen. (Forster 1971, Bd. I, S. 826f.) – Kattun: ein derber, aber doch leichter und gemeiniglich bunter baumwollener Zeug, welcher in Ostindien 〈...〉 in großer Menge verfertiget, jetzt aber auch überall in Europa nachgemacht wird (Adelung 1793–1801, Bd. II, Sp. 1512). 13–14 Den Aermern wird jezt Eis ausgetheilt] Anpielung auf die Armenfürsorge in Bayern, initiiert durch den Grafen von Rumford, eigtl. Benjamin Thompson, der während seiner Tätigkeit in bayerischen Diensten (vgl. WAA XXXI, zu Nr. 230.K) durch die Einführung der nach ihm benannten Armensuppe berühmt wurde. 19 Noch einmal 〈...〉 grüssen] Vgl. Ricklefs 1980, Nr. 1168 sowie Arnim/W V, S. 11 und Erl. S. 1048. 45–46 gegenwärtigen leeren Streite zwischen dem nördlichen und südlichen Deutschlande] Gemeint sind die seit 1807 intensivierten Auseinandersetzungen zwischen den nach München berufenen norddeutsch-protestanti-
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Zu Nr. AII.28
schen Gelehrten und den Verteidigern der bayerisch-katholischen Verhältnisse, wozu sich Arnim in seiner Rezension von Karl Rottmanners Kritik der Ab-
handlung F. H. Jacobi’s Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck geäußert hatte. (Vgl. zu Nr. 674,12–14.) Daß er auf Vermittlung bedacht war, kommt auch in dem Gedicht-Zitat zum Ausdruck, das seinen fiktionalen Brief beendet. 50 Wettstreit vom Wasser und vom Weine] Seit der ersten Hälfte des 16. Jhs. überliefertes Streitgedicht; im zweiten Band des Wunderhorns. (Vgl.: FBA VII, S. 38–40 und Erl. Rölleke in FBA IX/2, S. 74–79.) Arnim zitiert die letzte Strophe.
AII.29 Bettinas Entwurf des Märchens vom Königssohn Frankfurt, März/April 1808 DV: H. H: GSA 03/456. − 1 Dbl. (1r–2v) ca. 226 x 189 mm + 1 Bl. (3r–3v) ca. 248 x 202 mm + 2 Bl. (4r–4v, 5r–5v) je ca. 229 x 189 mm. − WZ: Bekrönter Posthornschild. Fremdeinträge: AoRr mit Bleistift paginiert (1–10). Besonderheiten: Der Entwurf ist die Vorstufe zu der Version des Märchens vom Königssohn, die Bettina in ihren Briefen vom 25. und 26. April 1808 (Nr. 753 und 757) Arnim mitteilte. Die Vorstufe bezeugt, »daß Bettina keineswegs aus dem Stegreif phantasierte, sondern daß sie sich ihre ›Fabeln‹ aufschrieb und die in den Brief eingefügte Fassung eine bereits überarbeitete 〈...〉 war. 〈...〉 Die Handschrift hat den gleichen Umfang wie die Brieffassung, enthält Varianten und ist stilistisch eher dem von Bettina für sich beanspruchten unreflektierten Schreibprozeß zuzuordnen. 〈...〉 Die Eingliederung der ›vollendeten Fassung‹ des Märchens in die Unmittelbarkeit der brieflichen Mitteilung stellt den Versuch dar, die zum geschriebenen Text gewordene Erzählung wieder in die Form der mündlich überlieferten und von Informanten tradierten Märchen zurückzugießen.« (Burwick 2010, S. 137; zum Unterschied von Entwurf und Brieffassung vgl. ebd., S. 138–141.) Datierung: Terminus post quem aufgrund von Arnims Briefen an Bettina vom 27. Februar und 2. März 1808. Nachdem Brentano ihn etwa um den 23. Februar angeregt hatte, sie um Briefe einer Einsiedlerin für die Zeitung für Einsiedler zu bitten (Nr. 667,67–68), fragte Arnim Bettina am 27. Februar, ob sie Lust dazu habe, und versicherte, entsprechende Beiträge würden ihm willkom-
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Zu Nr. AII.29
men sein (Nr. 673,17–23). Am 2. März kam er ausführlicher auf den Vorschlag zurück und wünschte sich, was Du gern von Deinen Anschauungen, wenn Du in bewegter Stimmung hie und da 〈...〉 anderen erzählst, was Dir
merkwürdig ist, daß Du es gefühlt hast und wie Du es gefühlt, dahin gehören auch Deine Fabeln (Nr. 680,53–58). – Terminus ante quem aufgrund der beiden Briefe vom 25. und 26. April (Nr. 753 und 757), mit denen Bettina Arnim das Märchen schickte. D1: Burwick 2010, S. 139; TD (kurzer Auszug). D2: DjBe Nr. A.7.
Varianten 3 seiner Lust] r aus m Lust über gestr. Zeit vertreib 3 herrlichen] h aus g 10 reich] davor gestr. König 12 willen,] danach gestr. das 12 das] aus die 13 hierum] über gestr. um diese 14 Gebährens] danach gestr. aber ging herum 20 ihr] danach gestr. Gemach von 21 und] danach gestr. sie 21 so] aus 〈xx〉 21 sie] danach gestr. verste 24 kommen] danach gestr. und 31 euch] danach gestr. rühr s〈xx〉 32 Wilden] danach gestr. Nathur 34 verhaßt,] danach gestr. und so 38 gewagt] zweites g aus ch 40 Trug] g aus ch klagte sie 43 nach] aus in danach gestr. die 44 Wäldern] danach gestr. be 44 Bogen] g aus ch 46 kamen] über gestr. stürzten 47 aufrecht] danach gestr. und heulten 50 wühlten] w aus 〈x〉 52 zu] danach 52 zur] danach gestr. F 61 hinter] t aus d 62 ob gestr. landen 63 locken] aus lebend 76 ab,] danach gestr. die sie] aus um ihr 88 müh] danach gestr. sich 90 Käfer] danach gestr. über 90 schwärmen] danach gestr. dann 90 her] danach gestr. und 108 sich] s aus 〈x〉 danach gestr. zu 109 allem,] danach gestr. al 109 welchem] aus wem 112 sie] danach gestr. sich in 113 einer] davor gestr. S danach gestr. Art 114 keinen] danach gestr. vorzieh 115 dem Hals eines] dem gestr. und unterstr. Hals üdZ eines aus einem 122 aus] aus in 122 der] danach gestr. d 124 her] danach gestr. viel Gold aus seiner Kammer holen und 124–125 aus lauterem Gold] üdZ 126 Gemüther] danach gestr. so rein 129 Geist,] danach gestr. ihr seid bis jezt auch gleich an Kräften 131 Zeigen,] danach gestr. all 139–140 auf ihre Knie] üdZ eing. 144 unruhig] aus unruhiger 153 legt] l aus 〈x〉 154 spührt] h aus r 154 Thiere] danach gestr. kannten 165 mögte] danach gestr. 〈xxx〉
1655
Zu Nr. AII.30.P
AII.30.P
Eine Briefpassage Brentanos in der Zeitung für Einsiedler Nr. 3 vom 9. April 1808
DV: D1. Besonderheiten: In seinem Brief vom 14. März 1808 (Nr. 695,37–38) hatte Brentano Arnim gebeten, in den ersten Blättern der Zeitung für Einsiedler einen klaren und ernsten Aufsatz über die journalistischen Gegner innovativer Literatur und Kunst zu veröffentlichen. Arnim reagierte mit der Aufnahme des Brentanoschen Vorschlags in die Zeitung und bettete ihn in eine Begründung ein, warum er den Wunsch des Freundes nicht erfüllen könne. Diese Begründung erfolgte im Anschluß an den Vorabdruck von Denksprüchen aus Jean Pauls noch unveröffentlichter Friedenspredigt an Deutschland, eingeleitet mit einem vermittelnden Text, in dem Arnim die Konvergenz der Absichten der Friedenspredigt und der Zeitung für Einsiedler hervorhob: möge diese Friedenspredigt wie das Oehlblat der Taube ihr 〈der Zeitung〉 auch
Frieden bringen vor dem Morgenblatte und andern Blättern, von denen sie angefochten worden, noch ehe ihre Zeit kommen. Zwar haben wir rechte Lust 〈...〉. Arnim veränderte den Text Brentanos leicht; Fichte nannte er zusätzlich als einen der angefeindeten Großen, Merkelumpen als weitere Mißgünstige. – Vgl. WAA VI, S. 30f. D1: Zeitung für Einsiedler, Nr. 3 vom 9. April 1808, Sp. 21. – Weitere Drucke werden nicht registriert.
Erläuterungen Vgl. zu Nr. 695. 17 Merkelumpen] Anspielung auf den Publizisten, Goethe- und Romantikgegner Garlieb Merkel und seine Gesinnungsgenossen. 21 Anzeige im Morgenblatte gegen den Einsiedler] In Nr. 57 vom 7. März 1808. Vgl. zu Nr. 688,35.
AII.31 Philipp Carl Hoffmann an Bettina Brentano Offenbach, 24. April 1808, Sonntag DV: H. H: GSA 03/544. − 1 Bl. ca. 227 x 189 mm; 1r beschr. 1v Adresse; 2x längs, 2x quer sowie 1x längs und 1x quer in der Mitte gefaltet. − An den Rändern
1656
Zu Nr. AII.32
beschädigt, Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelaufriß, Siegelrest. − WZ: J HONIG & ZOONEN. Besonderheiten: Beilage zum Brief Bettinas an Arnim vom 25. April 1808 (Nr. 753). D1: DjBe Nr. 361.
Erläuterungen 3–12 Und Andre´ 〈...〉 kommen könnte.] Auf Grund von Arnims Bitte im Brief an Bettina vom 20. April 1808, sich bei ihrem Bekannten Philipp Carl Hoffmann nach dem Preis von Notendruck zu erkundigen, hatte dieser bei dem Offenbacher Musikverleger Johann Anton Andre´ nachgefragt. Vgl. Nr. 742,8–12 und Erl.
AII.32 Philipp Otto Runge, Liederaufzeichnung mit Heidelberger Adresse Arnims Hamburg, vmtl. Juni oder Juli 1808 DV: H. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,37, Bl. 147r–148v − 1 Dbl. ca. 227 x 184 mm; 1r–2v 3½ beschr. S.; 2v Adresse; 2x längs, 2x quer gefaltet. − Papierverlust (ohne Textverlust) durch Siegelausriß, rotes Siegel. − WZ: Bekrönter Posthornschild, dar unter: 1797. Fremdeinträge: 1r aoRl: Bc., aoRr: Erk II, 17. 147 (Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglichsten deutschen Volkslieder nach Wort und Weise aus der Vorzeit gesammelt und erläutert von Ludwig Erk. Neubearbeitet und fortgesetzt von Franz M. Böhme. Bd. II. Leipzig 1893; a.a.O. ohne erkennbaren Bezug auf die von Runge geschickten Lieder), auRr: x 2r aoRr: 148; Z. 48 im Text neben Ik weet een Leed: cf. Haupt u. Schmalers Volksl. d. Wenden in d. Lausitz. I p. 96 nr. 61 (Volkslieder der Wenden in der Ober- und NiederLausitz. Hg. von Joachim Leopold Haupt und Johann Ernst Schmaler. Erster Theil. Volkslieder in der Oberlausitz. Grimma 1841; a.a.O. Scherzlied ohne erkennbaren Bezug auf Ik weet een Leed). Besonderheiten: Ohne jede weitere Bemerkung Runges an Arnim adressiert. Das Lied Ik weet een Leed teilte Arnim vmtl. unter Zugrundelegung dieser Einsendung in seiner 1813 erschienenen Rezension Plattdeutsche Gedichte nach dem Willen des Verfassers herausgegeben von Bornemann mit (Arnim/W V, S. 409). – Vgl. Rother/Schlechter 1992, S. 261, Nr. 796.
1657
Zu Nr. AII.32
Datierung: Arnim wird die Liederaufzeichnung bald nach Runges Brief vom 31. Mai 1808 (Nr. 802) zugeschickt bekommen haben. D1: Schewe 1931, S. 218–220; TD (ohne Adresse). D2: Rother/Schlechter 1992, S. 262, Nr. 797; TD (nur Adresse).
Varianten 2 peert] t aus d 4 t’en] e nachträgl. eing. 13 kleen] zweites e aus 〈x〉 17 riden] danach gestr. un had 27 riden] danach gestr. un 34 nam’n] erstes n aus M 39 vull] v aus 〈x〉 44 fru] am Schluß 44 nam’n] vor n gestr. M 45 Mann] Schluß-n nachträgl. gestr. n 45 paar] zweites a aus r eing.
Erläuterungen 1 ohl Mann wull rieden] Niederdeutsche Version eines weitverbreiteten, ins 16. Jh. zurückreichenden Spottliedes. Der Protagonist heißt Bruder oder Vetter Melcher, Michel, Hans, Jan oder allgemein der alte Mann. (Vgl.: Bolte 1908, S. 81–84; Bolte 1925/26, S. 36f.) 48 Ik weet een Leed] Gehört zu den sog. Verwunderungsliedern, die in zahlreichen mecklenburgischen Versionen belegt sind, vor allem mit Peter Ott als Lehrmeister (z.B. Ik weet ’n leed, wat niemand weet, / dat lihrt mi Peter sin Ott). Mit de ohle Magret als Lehrmeisterin ist es aus Holstein belegt. (Vgl. Wossidlo 1899, S. 220–229 und S. 435f.)
AII.33 Karl Aman, Friedrich Karl von Loe, Josef Löw, Johann Nepomuk Ringseis, Sebastian Ringseis, Karl von Rottmanner, Friedrich Schafberger, Joseph Schiestl, Joseph von Teng und Joseph Venino an Joseph Görres in Heidelberg Landshut, 22. August 1808, Montag DV: D2. B: −. A: −. Besonderheiten: Vor der Mitteilung des Briefes berichtet Johann Nepomuk Ringseis in seinen Erinnerungen: Viele Einzelheiten jenes für mich da-
mals sehr bedeutenden Vorfalls habe ich vergessen; nun wurde mir jüngst aus dem Jos. v. Görres’schen Nachlaß ein Brief freundlich mitgetheilt, den, wie es scheint, unser ganzer Kreis an den gefeierten 1658
Zu Nr. AII.33
Mann abgesendet; wie mein Name zu oberst unterzeichnet steht, so ist auch die Handschrift die meinige; ebensowenig kann ich mich vom Styl wegleugnen und will ihn daher auf meine Rechnung setzen. Muß ich jetzt auch über jugendliche Ungeheuerlichkeiten und Phantastereien darin lächeln und ist insofern das Briefes Mittheilung eine Art Buße für den Autor – je nun, wir hatten eben nach u n s e r e r Art eine Sturm- und Drangperiode, wie die meist aufklärerische Literatur nach der i h r i g e n , und trotz Unreife durfte in sittlicher Lauterkeit und in der Bereitschaft, für unsere wenn auch nicht klar abgerundete Ueberzeugung selbst das Leben einzusetzen, unsere Begeisterung es getrost aufnehmen mit der häufig nicht minder unreifen des übrigen jungen Deutschland. Mich verwunderte damals gar nicht, was heute mich wundern könnte, daß nämlich meine zum Theil viel besonneneren Freunde den stürmischen, überspannten Brief mit unterzeichneten; sie waren eben doch im Strudel mit drin. (Ringseis 1886–1891, Bd. I, S. 89f.) D1: Görres 1874, S. 31–34. D2: Ringseis 1886–1891, Bd. I, S. 90–92. D3: WAA VI, S. 1196f. (nach D1).
Varianten Relevante Abweichungen D1 von D2: 8–9 ... (unleserlich, weil vergilbt und zerrissen)] D1 Fußnote: Das Manuscript ist an mehreren Stellen 49 (waren wir)] [waren wir] D1 zerfetzt und vermodert. 51 (Flamme?) der] [Flamme der] D1 53 Muth] Geist D1 1 1 53 kann!!!] kann! – D 54 Jos.] Joseph D 56 Eins. Zeit.] Einsiedler-Zeitung D1 60–61 Siegesfahne, und viermal von oben bis unten durch und durch gerissen ist.] Siegesfahne! D1 63 verehrungs68–69 K. Aman] Karl Aman D1 würdigster] verehrungswürdiger D1 1 69 K. Loe] Karl Loe D 69 Schiestl] Schießl D1 69 J. Venino] Jos. 1 Venino D 69 J. v. Teng] Jos. v. Teng D1 70 Landshut, den 22. August 1808.] D1 Briefanfang
Erläuterungen 4–5 das 33. Blatt der Einsiedlerzeitung 〈...〉 Gedichte] Vom 23. Juli 1808 (WAA VI, S. 401–410) mit den von Aman geschickten Gedichten: Johann Nepomuk Ringseis, Offenbarung des Neuen, Schmach, An die Anderen, Herausforderung; Sebastian Ringseis, Die vier Jünglinge; Joseph Löw, Der
1659
Zu Nr. AII.33
Fluß, Flut und Ebbe; Karl Aman, Die Physiker; Karl Loe, Zauberformel des Arztes. Abschließend teilte Arnim seinen Rundgesang gegen Unterdrücker des Werdenden in der Literatur mit. Vgl. zu Nr. 873,53.
AII.34 Literaturnotiz Arnims Heidelberg, zwischen 27. und 29. September 1808, Sonnabend und Montag DV: H. H: Vgl. AIV/3r. – 1/4 S. beschr. Datierung: Die Notiz steht zwischen datierten bzw. datierbaren Briefexzerpten vom 27. und 29. September 1808. D1: Burwick 1978, S. 358.
Erläuterungen
Schertz 〈...〉 Egenholf.] Schertz mit der Warheyt. Von gutten Gespräche, in Schimpff und Ernst Reden, vil höfflicher, weiser Sprüch, lieblicher Historien und Lehren. Zu Underweisung und Ermannung, in allem thun und Leben der Menschen 〈...〉. Frankfurt/M.: Egenolff 1550.
1
2. erw. Aufl. mit verändertem Untertitel Frankfurt/M.: Egenolff 1563. – Nicht in der Arnim-Bibl.; vgl. Stiefel 1895. 2 Bl. 99. Von dem Gegenzauber in Rom.] Nicht in Schertz mit der Warheyt. Der Stoff stammt aus den Gesta Romanorum. Arnim hat die von ihm exzerpierte Geschichte in einer Vorfassung (TF2) der Päpstin Johanna adaptiert. Vgl. WAA X, S. 319,18–23 und Erl. S. 1074f. mit der Version in Paulis Schwanksammlung Schimpf und Ernst als mutmaßlicher Quelle.
AII.35.P
Johann Heinrich Voß, Beitrag zum Wunderhorn In: Morgenblatt für gebildete Stände, Tübingen, 25. und 26. November 1808, Freitag und Sonnabend
DV: D1. B: −. A: Nr. 928.P. Besonderheiten: Das Motto der Nummer des Morgenblatts, unter dem Voß’ Beitrag zum Wunderhorn beginnt, stammt aus Goethes im Frühjahr 1808
1660
Zu Nr. AII.35.P
erschienenem ersten Faust-Teil (Hexenküche; V. 2457–2460). Es gehört zum Kontext des Beitrags, mit dem nicht nur der Literaturstreit zwischen Spätaufklärern und Romantikern, sondern auch der ihm immanente Kampf um Goethe einen Höhepunkt erreichte:
Mephistopheles. Nun fängt mir an fast selbst der Kopf zu schwanken. Die Thiere. Und wenn es uns glückt, Und wenn es sich schickt, So sind es Gedanken! v . G o e t h e . D1: A.a.O., Nr. 283 und 284, S. 1129f., 1133f. D2: Fambach 1963, S. 26–30. D3: FBA IX/3, S. 666–672.
Erläuterungen Wesentliche Ermittlungen: Fambach 1963, S. 52–54; Rölleke in FBA IX/3, S. 672–675. 5–6 eine zu nachsichtige Aufmunterung erschlich] Diejenige Goethes mit seiner Rezension des ersten Wunderhorn-Bandes (Jenaische Allgemeine Literatur-Zeitung, 21. und 22. Januar 1806, Nr. 18 und 19), erschlich〈en〉 mit der Widmung des Bandes an Goethe. Voß »richtet überhaupt viele seiner Argumente an Goethes Adresse, um ihm eine Rezension der WunderhornBände II und III zu verleiden« (Rölleke a.a.O., S. 672). 26–31 angeblich 〈...〉 1712 geschriebenen Vorberichts 〈...〉 gemäßer wurde.«] Das zugrundeliegende Gesangbuch war nicht angeblich, sondern tatsächlich 1712 erschienen (vgl. zu Nr. 928,57–61). »In oft gesuchten, zuweilen gewagten Bildern besingen die Lieder unterschiedlichen Alters vorab die mystische Gottesminne und die damit verbundene Verinnerlichung und Entselbstung auf Antrieb des reinen Geistes. Die Vorrede verwirft ausdrücklich Orthodoxie, Werkgerechtigkeit und die Anmaßung menschlicher – d. i. amtskirchlicher – Satzungen. Das Buch dürfte mit Sicherheit das Mißfallen der zuständigen kirchlichen Stellen gefunden haben 〈...〉 Jedenfalls war es ein knappes Jahrhundert später schon so völlig unbekannt, daß Voß ohne weiteres an seiner Existenz zweifeln konnte« (Rölleke a.a.O., S. 344). Zu den Zyklus von 21 Gedichten, die Arnim gegen Schluß des dritten Wunderhorn-Bandes einordnete (FBA VIII, S. 202–229), vgl. im Detail Rölleke a.a.O., S. 346–392 sowie Ricklefs 2008a, S. 136–155. Das allerletzte Gedicht des Bandes und der gesamten Sammlung, Hans Sachsens Tod, hat allerdings einen anderen Charakter. – Voß’ Zitate aus
1661
Zu Nr. AII.35.P
dem Wunderhorn sind nicht immer genau. (Vgl. die Einzelstellen-Nachweise Röllekes a.a.O., S. 673.) 60 bekannten Spruchs] 1. Ko 1,18: Denn das Wort vom Kreuz ist eine
Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist’s eine Gotteskraft. 64–66 Triumflied 〈...〉 P o r s t i s c h e n G e s a n g b u c h e ] Triumpf des erwählten Volks, drittes Lied des Zyklus Anmuthiger Blumenkranz aus dem Garten der Gemeinde Gottes. Quelle der Wunderhorn-Version ist der Erstdruck in der Ausgabe von 1712 (vgl. Rölleke in FBA IX/3, S. 351–353), nicht das weit verbreitete Brandenburger Gesangbuch von Johann Porst: Geistliche
und Liebliche Lieder, Welche der Geist des Glaubens durch Doct. Martin Luthern, Johann Hermann, Paul Gerhard, und andere seine Werckzeuge, in den vorigen und jetzigen Zeiten gedichtet (Berlin 1708, weitere Auflagen; Ausgabe von 1765 in Arnims Besitz). Vgl. WAA XXXII, Nr. 371,103–104 und Erl. 147 Ehrwürdigen] Goethe. 154 Herr, ich will gar gerne bleiben] Das Lied ist von Paul Gerhardt und hat in Porsts Gesangbuch zehn Strophen. Zu Voß’ Übernahmen und Änderungen vgl. FBA IX/3, S. 673–675. 203–205 was 〈...〉 gegen S c h i l l e r gewizelt wird] A.a.O. folgt im Wunderhorn nach dem Titel Die feindlichen Brüder und der Herkunftsangabe (Handschrift mit Noten. 1600–1700.) die Vorbemerkung: (Der lieben
Dummheit muß hiebey bemerkt werden, daß dies ein Scherz, wenn sie weiß was ein Scherz ist, kein Schimpf gegen Schiller sey.). Danach folgt der Liedtext, ein Dialog zwischen einem Schneider und einem Müller (Don Geishaar und Don Mahlmehl), die wechselseitig ihre Berufe schelten. Abschließend kommen zwei Chöre zu Wort. Titel und Chöre spielen an auf Schillers Braut von Messina oder die feindlichen Brüder. Ein Trauerspiel mit Chören (1803). Vgl. Rölleke in FBA IX/2, S. 550–560. 209 forgery] (engl.) Fälschung, Betrug; Falschmünzerei. 210–215 B ü s c h i n g und v o n d e r H a g e n 〈...〉 keinen Dank weiß.«] Aus dem Vorwort. Vgl. Nr. 560,120–139 und Erl. 216–225 F r . S c h l e g e l 〈...〉 einflößen müßte!«] Voß zitiert aus Friedrich Schlegels Rezension (vgl. Nr. 682.E und Erl.) der Büsching/von der Hagenschen Sammlung, wobei er Schlegels Lob unterschlägt: Die von Arnim und Bren-
tano’sche Sammlung zuerst war es, die alle frühere zu umfassen strebte, und die Herausgeber derselben haben das Verdienst, manches schöne Volkslied, das noch ganz unbekannt, oder doch nur sehr wenig verbreitet war, der Vergessenheit entrissen zu haben (Schlegel/KA III, S. 103).
1662
Zu Nr. AII.36
227 über F r i e d r i c h J a c o b i zu urtheilen] Arnims Rezension von Jacobis Eröffnungsrede vor der Münchner Akademie der Wissenschaften Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck. Vgl. zu Nr. 674,12–14.
AII.36 Notizen Arnims zu Johannes Schiltbergers Reisebeschreibung Ein wunderbarliche vnnd kurtzweilige History 〈...〉 (Frankfurt/M.). 1556) Beilage zu Arnims Brief an Brentano, Kassel, 8. Dezember 1808 (Nr. 929) DV: H. H: UB Heidelberg, Heid. Hs. 2110,7, Bl. 323r-324v. − 1 Dbl. ca. 230 x 190 mm; 1r–1v 1½ S. + 2r 1 Z.; 1x quer in der Mitte gefaltet. − WZ: Nicht identifizierbar. Besonderheiten: Der Göttinger Anatom Johann Friedrich Blumenbach hatte Arnim in seinem Brief vom 3. Juli 1808 als Stoffreservoir für die Zeitung für Einsiedler Johannes Schiltbergers Reisebeschreibung Schildtberger. Ein
wunderbarliche / vnnd kurtzweilige History / Wie Schildtberger / einer auß der Stadt München in Beyern / von den Türcken gefangen / in die Heydenschafft gefüret / vnd wider heimkommen ist / sehr lustig zu lesen empfohlen. (Vgl. auch zur Ausgabe, die Blumenbach besaß, Nr. 817,10–15 und Erl.) Arnim wird in Heidelberg kein Exemplar zur Hand gewesen sein. Als er auf der Rückreise nach Berlin Göttingen besuchte, lieh ihm dort Blumenbach das seine, wie Arnim am 8. Dezember 1808 Brentano mitteilte (Nr. 929,14–16). Die Lektüre-Notizen legte er seinem Brief an Brentano bei. Er notierte Einzelstellen aus verschiedenen Kapiteln in chronologischer Folge. Die Kapitel, die den notierten Stellen zugrunde liegen, werden jeweils zu deren Beginn angegeben. Fremdeinträge: 1r aoRl: 566.
Varianten 6 Der Gestorbene 〈xxx〉] üdZ 20 nach Masander] üdZ 24 Scharah] üdZ 34 In] aus Da 41 〈davon〉] aus 〈xxx〉 49 essen] e aus f 57 in] aus nicht danach gestr. mit 57 Worten] danach gestr. W erken 58 lebte] le aus 〈xx〉 60 von] v aus d 63 zu] z aus l
1663
Zu Nr. AII.36
Erläuterungen 76
Johann Klay Engel und Drachenstreit] Johann Klaj, Engel- und Drachen-Streit (Nürnberg 1649), eines der sechs Oratorien, die der Mitbegründer des Pegnesischen Blumenordens für die geistlichen und häuslichen Feiern der Nürnberger Patrizier verfaßt hatte. Nicht in Arnim-Bibl., nicht in Kat. Brentano 1974.
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ZU ANHANG III Konvolut Arnims mit Briefexzerpten 27. März 1807 – 7. März 1808
〈543.E An Clemens Brentano, vmtl. ab Mitte Mai–17. Juni 1807〉 DV: H: H: GSA 03/252. − 16 Dbl. (32 Bl.) ca. 233 x 183 mm in Umschlag, in der Mitte mit derbem Faden geheftet; alle S. und Innenseiten des Umschklags (U1v, U2r) beschr.; Umschlag: zwei zusammengeklebte Blätter mit mittelbraunem, weichem und glattem Leder (vmtl. Wildleder) beklebt. − Derb; Umschlag leicht fleckig und abgegriffen. − WZ: Bekrönter Posthornschild, C JONES. Fremdeinträge: Auf vorderer innerer Umschlagseite (U1v) aoRl Bleistift: 34 bl, auRl Bleistift: 177, daneben: 1, auRr Bleistift: 214/88; 1r aoRr Bleistift: 61. Datierung: Erläuterungen zur Datierung und Adressatenbestimmung nicht oder ungenau datierter und adressierter Exzerpte erfolgen bei deren Einzeledition im Zusammenhang des Gesamtbriefwechsels. Besonderheiten: Das im GSA verwahrte Konvolut ist in chronologischer Hinsicht das zweite von Arnim mit Briefexzerpten überlieferte. Es schließt mit dem frühesten Exzerpt vom 27. März 1807 an das in WAA XXXII als Anhang III edierte, im Varnhagen-Nachlaß der BJ befindliche Konvolut an, das hauptsächlich Exzerpte des Jahres 1806 enthält und dessen spätestes vom 10. März 1807 datiert ist. In dem vorliegenden Konvolut notierte Arnim, teilweise verändernd, Stellen aus seinen vom 27. März 1807 bis zum 7. März 1808 geschriebenen Briefen im wesentlichen in der Reihenfolge ihrer Entstehung. Von dieser Anordnung weichen die Exzerpte des am 17. Juni 1807 beendeten Briefes an Brentano (Nr. 543.E) und des am selben Tag geschriebenen an Johanna Reichardt (Nr. 548.E) ab. Insgesamt enthält das Konvolut 42 Exzerpte. Das umformulierende Auswählen, stilistische und gedankliche Weiterbilden ist eine Besonderheit der Arnimschen Briefexzerpte, die sie von gewöhnlichen regestenartigen Aufzeichnungen unterscheidet und eine Übergangsform von seinem sowieso partiell dichtungsnahen Briefœuvre zum eigentlich poetischen bildet. Ins Detail gehende Untersuchungen zu Arnims literarischem Verfahren haben am Verhältnis von abgeschickten Briefen zu ihren Exzerpten aufschlußreiches Vergleichsmaterial. So läßt Arnim in dem U1v notierten Teil seines Exzerpts aus dem Brief an Brentano Nr. 543 die in diesem Brief um den Fluß lagernden Berge (Z. 10) sich drängen, aus der Brüderschaft beider (Z. 14) wird Freundschaft, von Wärme und Wehmuth (Z. 17) bleibt nur Warme übrig, aus den zwey Levcojenstöcken (Z. 73) seines Königsberger Gartens erwächst der Bezug auf du und deine Frau, woran sich neu der Wunsch anschließt: Sie muß leben, denn ich könnte dich jetzt nicht trösten. Aber nicht nur wegen umformulierter oder ganz neuer Stellen sind Arnims Briefexzerpte relevant, sondern auch weil sich ihnen entnehmen läßt, was ihm in überlieferten ausgefer-
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Zu Anhang III
tigten Briefen besonders wichtig war und weil etwa ein Drittel der Exzerpte die einzigen Belege für verschollene Briefe sind und wenig oder ansonsten gar nicht bekannte Beziehungen bezeugen. Um die Struktur des Exzerptheftes nachvollziehbar zu halten und auch seine nicht zuordenbaren Textpartien zu berücksichtigen, wird es als Anhang III insgesamt ediert. Vereinzelt sind die Briefexzerpte im Zusammenhang des Arnimschen Gesamtbriefwechsels der Jahre 1807–1808 an der jeweiligen chronologischen Stelle mitgeteilt, an der auch die Erläuterungen erfolgen oder auf die Erläuterungen zu den vollständigen Briefen verwiesen wird. Die Varianten werden hingegen insgesamt in Anhang III notiert.
Varianten
nachdenklich] nach aus 〈xxx〉 18 Melodieen] M aus L 31 über] aus 〈x〉 38 B] aus g 40 sich] aus sie 41 Man] M aus W 42 ab〈löschen〉] aus abge〈xxx〉 59 alle] üdZ eing. 82 Schwer] S aus N 86 erinnert] erstes e aus k 97 der] aus 〈xxx〉 113 Bessere] danach gestr. zu thun 131 zwar] aus 〈xxx〉 138 es] danach gestr. unter 140 Ahndungen] hn aus 〈xx〉 145 ich] aus es 148 von] v aus d 163 glücklich] gl aus ko 165 als] a aus w 174 Ich] I aus 〈x〉 191 ewiger] e aus z 192 deine] aus die 194 höheren] r aus h 201 und 〈...〉 können] üdZ eing. 206 oft] o aus f 228 es] aus ich 229 will] w aus s 235 getäuscht] g aus b 236 ahnden] a aus A 242 im] aus auch 253 Physiognomsche] Phy aus 〈xxx〉 254 vom] vo aus ge 258 Schlachten] ach aus 〈xxx〉 270 ihre] aus die 286 was] w aus s 287 bey] aus zu 297 sie] aus und 303 und wird] üdZ eing. 322 und] aus Nach oder umgekehrt 323 zog] z aus s 343 Schmerz] m aus e 346 gebückt,] darüber wird eingeknickt; darunter gestr. Rauf aus den Bart 347 herab] aus hernieder 347 zerbricht] zer üdZ eing. 348 sie] aus es 348 Licht] darunter 349 So] aus Es gestr. Rauf aus den Bart von den Kometen 349 auch] aus nicht 350–351 Rauf 〈...〉 Flicken] zwischen den Zeilen 352–354 So 〈...〉 berathen] rechts neben den Zeilen 354 sie] aus wir 361 ja] j aus k 374 die] aus ich 398 aus dem] aus 〈xxx〉 403 vor] aus in 420 bezecht] b aus g 431 deine] d aus 〈x〉 449 Stolz] St aus 〈xx〉 452–453 mit andern] üdZ eing. 474 die ich] aus ich m 518 Sie] aus Ihnen 546 die] aus in 553 wie] über 554 Sie] S aus s 557 Königsberg] danach gestr. hatte für gestr. das 562 Schonen] aus 〈xxx〉 576 da] über gestr. wenn 576 Badte] t aus 3
ü
1668
Zu Anhang III
〈x〉
584 eigne] ei aus aus 603 scheint] danach gestr. heute 606 an] aus von 610 zu schreiben] zu aus 〈xx〉, sc aus U 616–618 Ihr erster Brief 〈...〉 im Trocknen] udZ 616 wie die Muhle] üdZ 626 Baldrian] aus 〈xxx〉 627 eine] ei aus 〈x〉 639 〈Gehör〉] Ge aus 〈xxx〉 640 Es] E aus I 662 als] als aus wie 667 Ein] davor 677 wozu] wo aus 〈xxx〉 697 wonach] wo aus die gestr. Sie 714 ist] aus 〈xxx〉 719 Anerbiethungen] An aus 〈x〉 747 Naheliegenden] N aus n 751 edlen] üdZ eing. 755 blendet] nd aus ib 762 Frankfurt] Frankfurt aus Cassel 766 band] n aus l 770 ge771 in] in aus ihr 818 landen] l aus n sagt] sagt aus sch 834 der] aus von 844 du nanntest] du n aus 〈xxx〉 854 C.] C. aus B 855 Pulsschläge] Puls aus 〈xxx〉 858 weg] aus ver 861 ist] aus 〈xxx〉 861 gerade] gera aus 〈xxx〉 863 ich] ich aus ge 868 Alle] A aus E 875 zweifelhaft] fe aus 〈xx〉 875 kannte] e nachträgl. 888 der] r aus s 945 glaubet] e aus t 957 so] aus ein 961 Baum] a aus l 984 Daseyn] D aus L 984 sie] aus 〈xx〉 987 Rauhkopf] Rau aus 〈xxx〉 989 deine] aus die 992 manchem] n aus ch 1007 in] aus 〈xxx〉 1031 fordertest] aus forderst 1052 〈xx〉] aus 〈xx〉 1054 der] de aus zu 1054 die] d aus 〈x〉 1056 wobey] b aus n 1092 unter] u aus 〈x〉 1135 Da] aus Ich 1141 vor] v aus k 1159 27] 7 aus 4 1162 Teich] T aus 〈x〉 1171 seyn] danach gestr. zu 1174 Heiligen] 1178 vor] vor aus für 1184 bey] bey aus 〈xxx〉 H aus E 1187 und] danach gestr. das thut er 1196 geschlagen,] danach gestr. den ich nicht 1205 alle] aus z〈xxx〉 1227 immerdar] danach gestr. vermieden 1229 auch] a aus b 1229 Bier] Bier aus 〈xxx〉 1234 in] aus 〈xxx〉 1239 Schönsten] S aus D 1242 Mit] M aus W 1245 merkwürdig] m aus M 1266 Stummel] St aus 〈xxx〉 1268 mit] aus und
Erläuterungen 1308 Frey für Händedruck und Kuß] Vmtl. nach Gretchens Liedstrophe im im Frühjahr 1808 erschienenen Ersten Teil des Faust: Und seiner Rede / Zauberfluß, / Sein Händedruck, / Und ach, sein Kuß! (V. 3398–3401.) 1309 O wärst du 〈...〉 früher dir] Variation eines Refrainverses in Arnims Gedicht Winter-Unruhe (Erstdruck 1805, 1810 in der Gräfin Dolores): Wie
Espenlaub mein Herz hat keine Ruh, / O wäre früher ich geboren oder später du! (Arnim/W V, S. 189; vgl. Erl. ebd. S. 1136 und Ricklefs 1980, Nr. 813.)
1669
ZU ANHANG IV Teilrekonstruierter Band Arnims mit Briefexzerpten 10. März 1808 – 22. Oktober 1812
FDH 17562 (6 Bl.; 1r–12v 12 beschr. S.). FDH 13463 (8 Dbl.; mit rotem Faden geheftet, am Rücken miteinander verbunden; 1r–16v 32 beschr. S.). H III: FDH 12426 (10 Dbl. + 1 Bl., mit rotem Faden geheftet; 1r–21v 42 beschr. S.), H IV: FDH 13167 (4 Dbl., davon 1 einzeln, 3 ineinandergelegt [nicht geheftet, aber identische Heftlöcher]; 1r–8v 16 beschr. S.). H V: FDH 15801 (1 Bl.; 1r-1v 2 beschr. S.). H VI: FDH 13254 (6 Dbl.; jeweils 3 geheftet; 1r–8v 24 beschr. S.). H VII: FDH 16793 (1 Bl.; 1r–1v 2 beschr. S.). H VIII: FDH 16582 (2 Dbl.; mit hellem Faden geheftet; 1r–4v 8 beschr. S.). Je ca. 200 x 165 mm; nicht gefaltet. − Derb, grau, Rotschnitt; Heftung vmtl. nach Teilung des Exzerptbandes. WZ: Lilie, HM. Fremdeinträge: Rectoseiten aoRr und auRm mit Bleistift paginiert. Datierung: Erläuterungen zur Datierung und Adressatenbestimmung nicht oder ungenau datierter und adressierter Exzerpte erfolgen bei deren Einzeledition im Gesamtbriefwechsel. Besonderheiten: Im 1929 erschienenen Versteigerungskatalog 149 des Berliner Auktionshauses Karl Ernst Henrici wird zu einem Band mit Briefexzerpten Arnims unter der Voraussetzung, es seien Konzepte, mitgeteilt: » B r i e f b a n d mit zahlreichen eigh. Entwürfen zu Briefen, die Achim v. Arnim an Verwandte, Freunde und Bekannte in den Jahren 1808–1812 gerichtet hatte. 186 Seiten (die übrigen Seiten leer). Halbpergamentbd. mit Rotschnitt. Auf dem vorderen Deckel von Arnim der eigenhändige Vermerk: Dieses Buch gehört mir allein und wer es durchliest ist ein Schweinehund. A. A. / Von den Persönlichkeiten, an die Arnim geschrieben, sind besonders bemerkenswert: Aretin, Bettine Brentano, Clemens Brentano, Görres, Goethe, Jacob Grimm, Wilhelm Grimm, Alexander v. Humboldt, Iffland, Jean Paul, Frau v. Krüdener, J. F. Reichardt, Louise Reichardt, Savigny, Schelling, A. W. Schlegel, M. Schwind 〈recte: Schwinck〉, Frau v. Stae¨l, Tieck.« (Kat. Henrici 149, S. 15, Nr. 75.) Dieser Band mit Briefexzerpten ist in seiner Gesamtheit nicht erhalten. Er läßt sich jedoch partiell rekonstruieren aufgrund von acht Konvoluten mit Briefexzerpten, die im FDH mit verschiedenen Signaturen verwahrt werden. Es sind, wie bereits Burwick 1978, S. 298f. erkannte, in Einzelteile zerlegte Restbestände des in Kat. Henrici 149 Offerierten. Die Addition der beschriebenen Seiten der acht Konvolute ergibt eine Gesamtzahl von 132 Seiten, also etwa zwei Drittel der für den Exzerptband insgesamt angegebenen 186 Seiten. Das Fehlen der restlichen 54 Seiten wird darauf zurückzuführen sein, daß sie verloren gingen,
H I: H II:
1673
Zu Anhang IV
als der Band nach seiner Versteigerung vom Neubesitzer zerstückelt wurde, um sie günstiger losschlagen zu können. Dabei wird Arnims Warnung, wer ihn lese, sei ein Schweinehund, als geschäftsschädigend angesehen und der Einband, auf dem sie stand, entfernt worden sein. Auf den 132 überlieferten Seiten stehen insgesamt 167 Exzerpte von Briefen, die zwischen 10. März 1808 und 22. Oktober 1812 geschrieben wurden, wobei bloße Adressaten- und Datumsangaben mitgezählt sind. Chronologisch schließen die Exzerpte an das als Anhang III edierte Konvolut an, das mit einem Eintrag vom 7. März 1808 endet. Die meisten Exzerpte (71) stammen aus dem Jahr 1809, die wenigsten (6 bzw. 7) aus den Jahren 1811 bzw. 1812, während aus den Jahren 1808 und 1810 44 bzw. 25 Exzerpte überliefert sind. Die acht erhalten gebliebenen Konvolute werden, analog zu den als Anhang III von WAA XXXII und als Anhang III des vorliegenden Bandes mitgeteilten Exzerptheften, einerseits im Zusammenhang in chronologischer Folge samt Varianten ediert, andererseits vereinzelt im Kontext des Gesamtbriefwechsels mit Erläuterungen bzw. Verweisen zu den Erläuterungen überlieferter Briefe. Die vereinzelte Edition der Exzerpte 1809–1812 erfolgt in den Bänden XXXIV und XXXV der WAA. Die 54 verlorengegangenen Seiten werden vor allem Exzerpte von April-Juni 1808 sowie Juli-Dezember 1810 enthalten haben. Unregelmäßigkeiten in der Exzerptdichte sind jedoch nicht nur auf Verluste, sondern auch auf Arnims schwankende und nachlassende Exzerpierfreudigkeit zurückzuführen. Mal exzerpierte er an einem Tag, dem 18. April 1809, dreizehn Briefe, mal wochen-, sogar monatelang gar nicht. Mal notierte er nur Empfänger und Datum (An B B. d 16 Sept. 〈1809〉; An Savigny, Eichhorn, Lepique, zwischen 14. und 21. Oktober 1809), mal exzerpierte er seitenlang. Mitunter hat das Exzerpt ein früheres Datum als der abgeschickte Brief wie bei den beiden aufeinanderfolgenden, 17. Nov und d 18 Nov datierten Exzerpten zu den Briefen an Goethe vom 18. und Dorow vom 25. November 1809, was entweder darauf zurückzuführen ist, daß Arnim Konzepte dieser Briefe exzerpierte, oder darauf, daß er sie erst auszog, als er den früher geschriebenen Brief abschickte wie das mit der Notiz 8 Feb abge* versehene Exzerpt des bereits am 26. Januar 1810 geschriebenen Briefes an Scheffner. In einem Exzerpt hielt er sich einigermaßen an den vorliegenden Brieftext, in einem anderen innovierte er ihn erheblich. Daß er in der Briefprosa einrückungslos geschriebene Verse zu im Exzerpt im Zeilenfall wiedergebenen änderte oder erweiterte, verwundert ebensowenig wie die Unterbrechung von Exzerpten durch einen literarischen Einfall. Im Herbst 1811 und Anfang 1812 schrieb er einige Exzerpte in ein eigentlich Notizen und Entwürfen vorbehaltenes Heft (FDH B 44), das auch einige weitere Briefauszüge enthält, die
1674
Zu Anhang IV
er nach den letzten abfertigte, die im teilrekonstruierten Exzerptkonvolut stehen. Nach diesem Konvolut scheint Arnim jedoch kein eigens für Briefexzerpte vorgesehenes mehr angefangen zu haben. Die Abneigung gegen Systematik und Historismus, die den überlieferten eignet, hat er in einem Briefkonzept an Bettina vom 5. August 1806 in die Selbsteinschätzung gewendet: ich fühle es,
daß solche Art Leute wie ich nur in der Welt sind Unordnung zu machen, unordentlich zu seyn, unordentlich zu schreiben (WAA XXXII, Nr. 473.K,14–17). Zur Bedeutung und Besonderheit der Arnimschen Briefexzerpt-Konvolute vgl. auch Burwick 1978 sowie zu Anhang III in WAA XXXII und Anhang III im vorliegenden Band. Außer den in den Konvoluten erhaltenen Exzerpten waren sieben Kat. Henrici 149, S. 15f., Nr. 75 gedruckte zu berücksichtigen. Eine Überprüfung ergab, daß es sich in fünf Fällen um Teildrucke handschriftlich überlieferter Exzerpte handelt: an Bettina, 22. März 1808 (Nr. 704.E); an A. W. Schlegel, 26. September 1808 (Nr. 869.E); an Brentano, 2. März 1809; an Bettina, 5. September 1809; an W. Grimm, 12. April 1811. Zwei Exzerpte sind jedoch lediglich durch die Auszüge in Kat. Henrici 149 belegt: an Schelling, 9. April 1808 (Nr. 724.E); an Goethe, 9. Mai 1808 (Nr. 775.E); ihre Edition erfolgt am jeweils chronologischen Ort des Gesamtbriefwechsels.
Varianten HI 41 zu dieser Kometeneinsamkeit] üdZ 41 〈hauen〉] aus 〈xxx〉 41–42 Nebenstunden] danach gestr. dieses B〈x〉 47 Ich] aus Du 59 aufhetzen] a aus h 64 es] es aus 〈xxx〉 90 ihn] danach gestr. und 103 mit] üdZ eing. 103 das] aus 〈xxx〉 105 der] aus die 108 Ergebner] n aus g 108–109 konnten] k aus g 130 Nichts] N aus 〈xxx〉 138 Antivoß] v aus f 139 Hexameter] danach gestr. schla 141 auch] au aus me 162 Zeit] üdZ 162 Partyen] danach gestr.
bekämp H II 184 Wie kann] aus Wenn man 185 Ausgezeichnete] zei aus 〈xxx〉 187 〈xxx〉] aus 〈xxx〉 187 Odysseus] O aus F 188 mir] aus ich 191 für] f aus m 193 Clemens sah ich auch] üdZ 197 ward] w aus 〈x〉 214 die] aus 〈xxx〉 242 in einen Spiegel] üdZ eing. 260 Ich] I aus A 266 als] aus wenn 285 gesammelt] g aus k 296 man] aus die 307 Ich] aus 〈xxx〉 308 Ausserordentliches] danach gestr. so
1675
Zu Anhang IV
lässig von 312 wartet] w aus s 322 jezt] aus 〈xxx〉 328 Heidel.] H aus F 358 Grimm] aus 〈xxx〉 361 allegorisch] ego aus gr 364 mit] üdZ eing. 364 hellen] üdZ eing. 373 lebendig] l aus k 377 umgeht,] , aus 〈xx〉 395 eine einsame stille] üdZ eing. 398 Doppelbecher] Dopp aus G〈xxx〉 399 wer] danach gestr. a〈xx〉 399 nicht] danach gestr. gl 404 blinde] b aus P 406 darin] da aus 〈x〉 422 als] a aus 〈x〉 423 Freundschaft] F aus 〈x〉 426 Meerbusen] zweites e aus h 427 Für] F aus S 435 alte] üdZ eing. 441 Lachen lauter] üdZ eing. 444 der Fluß verstopft] üdZ 451 werther] danach gestr. Kunst〈x〉 458 dann] aus schi 481 Blumen] B aus Pf 488 altes] üdZ 488 fussliches] u aus l 502 dichten] d aus 〈x〉 504 habe] ha aus 〈xxx〉 516 unabhängig] a aus 〈x〉 524 〈schirrt〉 sein Scheflein] üdZ eing. 528 Bewegung] B aus W 529 ich] i aus k 538 Stunden] St aus Z 540 sah] aus fühlt 540 wollt sie] s überschreibt Schluß-e von wollt 542 alte] üdZ 543 höret] aus bey des 544–545 also 〈...〉 hernieder] über nicht gestr. wie gefallen, danach gestr. meine Brüder Wie von Schnee war es geschaffne Schönheit schon der zum schönen Bild gerollet 546 mit] m aus d 547 das erlosch wo] aus 〈xxx〉 ich kenne 548 muß] aus 〈xxx〉 danach gestr. überleben, was 〈w aus f〉 alles müssen mit aus Gedanken alles wie 548 der] aus jener, danach gestr. ernsteste Gedanke war, 548 Sonne] danach gestr. und ich Erde, wo der Herrin schönsten muß mich wenig ich muß hier zur 552 getreten] treten aus schmis552 gesetzet] etzet aus 〈xxx〉 553 besen danach gestr. von den bend] erstes b aus 〈x〉 553 entsetzet] setz aus 〈xxx〉 554 ehe die] aus ihre S 555 verehret] ver aus gef 556 ihr] aus die 557 Glauben] danach gestr. alles geben 557 Von der] üdZ bösen 557 Zeit sich lassen] aus Zeiten gab zum 561 Wie] W aus s 564 begründen] g aus k 583 L..] nachträgl. alR 590 Trompeten] T aus 〈x〉 594 mag] aus 〈xxx〉 629 das für] aus welches 651 〈xxx〉] ca. 5 Wörter üdZ 651 sie] aus 〈xxx〉 653 das] aus ein 654 eingebildet] e aus E 658 wo] aus 〈xxx〉 671 Wenn] davor gestr. Beym Pfalzgraf 711 auf] aus bey 723 ihre] i aus S 724 x] aus mit 747 Geld] G aus S 750 2] aus 756 war] w aus R 778 durchbraussen] bra aus ren 811 Königsb] Kö aus 〈xx〉 818 Mensch] M aus 〈x〉 820 zugebracht] zuge aus zieh 821 Es] E aus A 829 liebes] aus Kind 829 Ellbogen] aus Hände 868 Ich] Ich aus 〈xxx〉
1676
Zu Anhang IV
H III 890 Sprache] S aus 〈x〉 890 zuviel] z aus s 899 was] aus das 899 habe] danach gestr. ihm 910 Ellenbogen] E aus B 922 bey] aus in 924 wirklichem] w aus d 928 trage] davor gestr. durch 943 freyergebner] frey aus 〈xxx〉 954 Hochzeit] Hoch aus 〈xxx〉 968 aus] aus 〈xxx〉 982 mein] Schluß-en gestr. 982 von] aus in 997 der] aus dies 998 das] über für 1015 F. Wohlzogen] F. W aus B. B. 1020 Resterzusammenstellung] zusammen aus 〈xxx〉 1030 Anlagen] l aus h 1035 klaren] k aus T 1057 rührend] erstes r aus f 1067 von] danach gestr. von 1068 Geistliche] aus Geister die 〈oder umgekehrt?〉 1074 das] aus es 1077 es ist nicht Schein] üdZ eing. 1103 Parallelknixer] x aus ks 1133 noch] n aus v 1140 sah] aus 〈xxx〉 1142 Husaren] H aus R 1144 Da] aus 〈x〉 1154 ist] aus es 1156 heiligen] h aus z 1161 statt] st aus S 1161 Hosen] H aus S 1163 sah] s aus 〈in〉 1164–1166 So fürchte 〈...〉 fordern] üdZ 1180 sterben] s aus 〈k〉 1184 Vacat] a aus e 1184 durch] d aus 〈x〉 1184 cabut] b aus p 1187 Spargelbeet] b aus p 1192 und] aus der 1200 aufbewahrt,] danach gestr. al 1211 nicht] üdZ 1211 erkennen] er aus 〈xx〉 1226 Trägheit] r aus h 1237 Gesandten] danach gestr. das Herrliche der 1238 Herrliche u] üdZ eing. 1247 Fenster] danach gestr. 〈x〉 1256 Athemzug] aus 〈xxx〉 1256 jeder] j aus 〈e〉 1261 liegt] l aus w 1261 allem] a aus s 1274 die] d aus e 1299 die] aus ihr 〈oder umgekehrt?〉 1301 Ich] Ic aus 〈D〉 1321 Roman] danach gestr. sich 1330 mir] m aus D 1332 aber] a aus d 1344 Helden] danach gestr. 〈xxx〉 1352 das] aus ke 1361 Oder] O aus 〈x〉 1366 Mein] M aus 〈x〉 1377 Und bleibe ich] aus Wenn ich 1389 so] aus ist 1402 kranke] erstes k aus 〈x〉 1413 Die] D aus S 1427 Freyheit 〈...〉 Welt] üdZ 1433 Schade] S aus s 1439 sich] aus sei 1446 hinunter] u aus a 1457 Die Verzögerung] üdZ 1457 wurde] danach gestr. durch die Verzögerung 1457 Vergnügens] V aus der 1458–1459 bevorste1473 Erster] E aus N 1477 in] n aus ch henden] letztes n aus s 1478 zum] aus kurz 1489 geliebte] üdZ eing. 1503 Brief] B aus 〈x〉 1503 allein] üdZ 1507 aber] a aus 〈u〉 1520 einer] erstes e aus 〈w〉 1521 grosse] e idZ eing. 1534 Lustlager] üdZ eing. 1536 erziehen] er aus th 1537 Mein] M aus V 1545 gelangen] erstes g aus k 1550 voll] v aus f 1554 nach] n aus a 1555 In] I aus D 1560 burlesk] s aus k 1561 bey] b aus v 1577 so] s aus d 1578 Während] Währ aus Möge 1589 versagen] ag aus 〈ch〉
1677
Zu Anhang IV
1596 Creuzer] aus 〈xxx〉 1604 ich] aus 〈xxx〉 1615 Schluß] aus 〈xxx〉 1623–1624 wobey] wo aus bey 1648 bald sind sie verdrossen] bald aus mir, sind aus ist, sie aus die, v aus A 1658 Sie] S aus s 1658 Ihren] I aus i 1659–1660 Unternehmungen] U aus 〈n〉 1670 Fehler] Feh aus 〈z〉 1680 Warum] W aus Bey 1684 Bey] B aus Me 1684 fiel] f aus v 1692–1693 strenger] Schluß–r aus s H IV 1732–1733 beschäftigt] b aus B 1735 7] aus 12 1737 Wort] or aus 〈xx〉 1745 gluhend] danach gestr. anatom 1746 drey] aus 〈xxx〉 1746 da] danach gestr. stürzte 1747 blieb] erstes b aus a 1749 Stunden] danach gestr. wollte 1750 zurück] aus wir w 1754 Auguste] Au aus 〈xx〉 1755 Büchern] B aus C 1762 senden] s aus S 1765 je] je aus mir 1767 der] d aus , 1779 wie] w aus d 1779 alles] a aus 〈x〉 1780 Lebens] L aus 〈x〉 1782 ist] aus ihr 1823 du] d aus w 1835 Ein Schreiber] nach Ein gestr. Aufs, S aus s 1836 Werken] davor s 1842 Gutes] G aus sa 1846 die] aus meine 〈oder umgekehrt?〉 1847 Die] D aus S 1864 der] aus es 1873 ich] ic aus ge 1873 erfahren] üdZ 1891 Reise] üdZ 1895 der] aus er 1899 wird 〈...〉 geben] üdZ 1926 beym] be aus am 1932 Abwesenheit] A aus F 1933 ich] ich aus zu 1945–1946 chronologischer] üdZ 1948 Bestrebende] B aus S 1949 alles] a aus b 1959 Halbheit] al aus 〈xx〉 1965 jemehr] je aus 〈xx〉 2021 Meine Fehler 〈...〉 vermehrt] über gestr. Teuflische Druckfehler vermehrt m aus f 2025 Alles] A aus Da 2035 denn] d aus m HV 2047 Geschrieben] Ge 2057 klang] kl aus 〈xx〉 nachträgl. idZ
aus 〈xxx〉 2057 lohnen] 2065 unschuldiger] üdZ eing.
lo
aus s 2068 in]
H VI 2096 Ausstellung] Aus aus 〈xxx〉 2096 heimlichen] h aus 〈x〉 2101 stamt] st aus wo 2102 konnen] aus wollen 2115 Für] aus 〈xxx〉 2143 erscheinen] er aus sch 2164 verdecken] d aus t 2165 ist] i aus d 2165 An] aus Die 2171 in] n aus h 2172 wird] 2173 Ihnen] s 〈x〉 2175 selbst] danach gestr. den Zufall w aus k 2190 ich] ich aus 〈xxx〉 2202 die] aus das hat] t aus 〈x〉 2231 die] die aus aber 〈oder umgekehrt?〉 2242 ohne] oh aus an
1678
Zu Anhang IV
2245 uberwiegend] w aus f 2261 Zweye] Z aus D 2263 ich] danach gestr. je für 2275 denken] de aus 〈xx〉 2286 hat,] danach 2287 Mystik] M aus m 2288 werth] w aus s gestr. ich wollte 2288 um] u aus w 2310 erzählst] zä aus 〈xx〉 2312 beygetragen] 2347 knollige] kn aus zu, davor gestr. Arien bey aus 〈xxx〉 2364 Pistor] P aus 〈x〉 2365 heist] aus zur 2366 Neid] aus 〈xxx〉 2366 Freud] F aus r 2378 was] danach gestr. ih 2380 Familien] F aus Z 2381 sein] ei aus y 2382 durchgreift,] danach gestr. es 2383 erhält] aus h〈xxx〉 2385 fortrückt] f aus v 2388 der Einzelne] üdZ eing. 2393 gegen] erstes g aus b 2406 Bibel] l aus 〈x〉 2414 Clemens] durch Überschreibung unkenntlich gemacht 2419 schik2427 Gebe] G aus 〈x〉 ke] ck aus 〈xx〉 H VII 2478
Die] D
H VIII 2511 2516 2544 gestr. 2595 b aus
bey] b aus m 2515 innere] i aus u 2516 falsch] fa aus 〈xx〉 Bergeshöhen] g aus k 2518 in] aus w 2542 ihn] aus es sein] se aus er 2548 reihen] h aus z 2557 nicht] danach anders 2568 grösseren] g aus G 2576 so] s aus v Italiänern] I aus 〈X〉 2603 Jacoby] J aus ge 2606 burgerlich] in 2611 Bescheftigung] Be aus Un 2615 in] aus ihr
aus 〈X〉
2478
Meise] M
1679
aus 〈X〉
Gedichtanfänge und -überschriften Das Register enthält alle Gedichte und Gedichtstrophen, die in den Primärtexten durch Absätze oder Einrückungen gekennzeichnet sind. Nicht registriert wurden gereimte Passagen in fortlaufender Prosa und Gedichtzitate. Überschriften sind durch Kapitälchen hervorgehoben.
Arnim, Ludwig Achim von
Amor der Tintenjunge Auflösung Da die Dienste aufgehoben Die längste Nacht ist nun vorüber Flüchtet nun die Luft mit Brausen Ich spielte gern man hielt mich ernst zum Spiele Im Walde, im Walde, da wird mir so licht Luftklang Lustig auf! Der Kapuziner Nein ich errath dich nicht du Weltgeschichte Noch einmal willst du mich mit deinen Strahlen grüssen Räthsel So ist er unbewust entschwunden Und alles lacht von plumpem Schmerz Waldgeschrey
655 565, 646 655 629 566 565, 645 575 566 74 565, 646 658 565, 645 339 60 575
Brentano, Bettina
O himmlische Nahrung
13
1681
Gedichtanfänge und -überschriften
Falk, Johannes Daniel
Sanfte Künstler, eure Strassen
650
Görres, Joseph
Viel Geprange, eßen, trinken
644
Grimm, Wilhelm
Ein Kindlein blickte in die Welt Neue Auflösung des Räthsels
646 646
Rüdiger, Johann Christian Christoph
Eben sagen meine Leute Herren Schaller und seiner Gattinn
656 656
Unbekannt
Gerne wall ich unbekannt, vergeßen Hochzeitslied aus Pommern Ik weet een Leed I so lat uns hüt ohl Mann wull rieden
1682
638 424 666 424 665
Korrespondenten In dieser Rubrik sind auch Verfasser bzw. Unterzeichner von Stammbuch-Eintragungen und Sonderformen berücksichtigt sowie in Anhang IV (Exzerptheft 1808–1812) erwähnte Adressaten von Briefen, die Arnim den Exzerpten zufolge erst in den Jahren 1809–1812 schrieb. In den Literaturhinweisen wird in der Regel auf die Anführung biographischer Standardwerke (ADB, NDB u.a.) und elektronischer Hilfsmittel (Google, Wikipedia) verzichtet. Auf biographische Informationen in WAA VI (S. 1356–1386: Zeitgenössische Mitarbeiter und Quellen der Zeitung für Einsiedler) wird hiermit generell verwiesen. Insgesamt werden biographische und bibliographische Informationen zu 122 Korrespondenten mitgeteilt. Aman, Karl ? München – 1837 ?. 1787–1795 in München Besuch der Hauptschule zu Unsrer Lieben Frauen (als Gewinner von Preisen erwähnt im Verzeichniß
der Studierenden, welche sich in dem churfürstlichen Schulhause zu München durch Talente und Fleiß ausgezeichnet, und Preise erhalten haben der Jahre 1787 und 1795). Danach vmtl. Besuch einer höheren Bildungseinrichtung. Brentanos Bericht über Aman im Brief an Arnim vom 14.-vmtl. 24. November 1808 (Nr. 917) läßt darauf schließen, daß Aman 1807 für eine Anstellung als Adjunkt an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften vorgeschlagen wurde, Jacobi, deren neu berufener Präsident, ihm jedoch eine minderrangige antrug. Da Aman zufolge Brentano einer Physickalischen Laufbahn würdig erachtet wurde, dürfte ein Posten an dem bereits 1748 eingerichteten Lehrstuhl für Elementarphysik (bzw. dessen umbenannter Nachfolgeeinrichtung) an der Philosophischen Fakultät beabsichtigt gewesen sein. Für Amans Interesse an Physik, und zwar an der modernen, spricht nicht nur sein in der Zeitung für Einsiedler (Nr. 33 vom 23. Juli; WAA VI, S. 408f.) veröffentlichtes Gedicht Die Physiker, das sich mit Knittelversen, die offensichtlich von denen im gerade erschienenen Goetheschen Faust. Eine Tragödie angeregt sind, gegen die veraltete mechanistische Lehre richtet. Mit einem im selben Jahr 1808 im 1. Jg. von Friedrich Asts Landshuter Zeitschrift für Wissenschaft und
1683
Korrespondenten
Kunst (H. 3, S. 135f.) erschienenen kurzen Beitrag Fragmente über Galvanismus bekennt er sich zu der vor allem von Johann Wilhelm Ritter proklamierten universalistischen Erkenntnisrichtung. Ebenfalls 1808 positioniert er sich kulturpolitisch, indem er sich mit der nur wenige Seiten (X, 28) umfassenden Schrift Ueber Etwas, was Fr. Heinrich Jacobi gesagt hat der Kritik an Jacobis Rede Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck anschließt, die Karl Rottmanner in seiner Kritik der Abhandlung F. H. Jacobi’s Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck umfangreicher und argumentativer geäußert hat. (Vgl. zu Nr. 674,12–18.) Arnim geht in seiner Doppelrezension von Jacobis Rede und Rottmanners Widerrede (vgl. ebd.) mit einer Nachschrift auf Amans Veröffentlichung ein, der er Pauschalisierung und vorzeitige〈n〉 Provinzialstolz (Arnim/W VI, S. 244) vorwirft. Aman schließt sich 1808 in Landshut, ohne immatrikuliert zu sein (nicht in der Matrikel [Matrikel Landshut 1986] der Universität), einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten an, die Gedichte nach Heidelberg schicken, die Arnim in Nr. 33 der Zeitung für Einsiedler veröffentlicht. Seinen enthusiastischen Patriotismus behauptet Aman auch noch mit Beiträgen für die Münchner Zeitschrift Eos zu deren Jahrgängen 1821–1826 (vgl. Goedeke 1884–1998, Bd. XII, S. 478), so in einem anläßlich des bevorstehenden Nationalfeiertags veröffentlichten Artikel Baiern am 16. Februar 1824 (Nr. 26 vom 14. Februar 1824). Im selben Jahrgang nimmt er in frühromantischer Polemikmanier mit dem Beitrag Göthe und Herr von Spaun Partei gegen eine antigoethesche Attacke des Juristen Franz von Spaun und für den Weimarer Klassiker sowie die (Nach-)Jenaer Romantik: Zuerst machte er dem berühmten brittischen Naturforscher Newton das Gesetz der Lichtbrechung streitig. 〈...〉 Darauf ging
dieser Streiter auf Schelling und die Naturphilosophie los; allein nicht einer aus der ganzen Schule erhob diese Ausfälle zur Ehre einer philosophischen Conversation. Darauf erhob sich der Zorn des Ungeachteten auf Schlegel, Tieck u. s. f., während man in den Schriften und Bänden dieser Männer keine Spur findet, daß sie eine Ahnung von dem Daseyn dieses lärmenden Gegners hätten. Wie von einem unsteten Geiste gejagt rennt nun Herr v. Spaun gegen Göthe (Nr. 36 vom 3. März). Außer den Beiträgen in der Eos scheint Aman kaum noch publiziert zu haben. Er soll in München in dürftigen Umständen gelebt haben, wie Emilie Ringseis sich erinnert (Ringseis 1886–1891, Bd. III, S. 362). Stirbt Anfang 1837 als pensionierter Oberleutnant (vgl. Der Bayerische Eilbote, München, Nr. 13 vom 31. Januar 1837). Vgl.: Erl. zu Nr. 873,53; Nr. 917,83–85; Funk 1925; Bunzel 1992. Nr. AII.33.
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Korrespondenten
Arnim, Carl Otto Ludwig von 1779 Berlin – 1861 Zernikow (bei Rheinsberg). Arnims Bruder. Gemeinsame Erziehung, Ausbildung (1793–1798 Joachimsthalsches Gymnasium Berlin, 1798–1800 Universität Halle, 1800/01 Universität Göttingen) und Bildungsreise (1801–1804). Seit 1805 mit dem Bruder Erb- und Gerichtsherr des Ländchens Bärwalde; ist während dessen Abwesenheit verantwortlich für die Verwaltung der Güter im Ländchen sowie in der Uckermark. Bleibt 1807/08, während Arnim sich in Königsberg, Giebichenstein, Kassel und Heidelberg aufhält, in Berlin. Vmtl. 1807 Geburt des unehelichen Sohnes Carl Ludwig Arnhold. 1813 Mitglied der preußischen Gesandtschaft in Stockholm, dann derjenigen in London. Gibt 1816 in der britischen Hauptstadt die Liedersammlung A Selection of German National Melodies. With Words both in the Original, and Translated into English heraus. Im selben Jahr wegen einer Affaire d’honneur abberufen. Seit den zwanziger Jahren mehrfach interimistischer Intendant der Königlichen Schauspiele in Berlin. Seit 1832 Hofcharge als Königlich Preußischer Oberschenk. Bereist 1835/36 Griechenland und die Türkei, 1841 Frankreich und Spanien, 1844 Italien, 1846 Rußland und veröffentlicht darüber
gen eines Flüchtig-Reisenden
Flüchtige Bemerkun-
(6 Bde., 1837–1850). 1855 kommt das ehe-
mals der Großmutter gehörende Gut Zernikow in seinen Besitz. Genannt Pitt (wegen seiner Ähnlichkeit mit dem britischen Premierminister William Pitt). Vgl.: BLHA Pr. Br. Rep. 37/1405; Arnswaldt/Devrient 1914–1923, Bd. II/2, S. 395–398; Härtl 1983; Dickson/Wingertszahn 2003. Nr. *542, *544, 545, 546, 562, 562.E, *567, *577, 578, *584, 592, *595, 596, *597, *602, 603, 607, *617, 619, *620, 624, 624.E, *689, 714, *715, 727, *760, 804, *816, *848, 860, 874, *883. Bärensprung, Friedrich Wilhelm Leopold von 1779 Berlin – 1841 ebd. Aus einer preußischen Beamtenfamilie, Sohn des Finanzrats und Oberlandesforstmeisters Johann George Baerensprung. Nach dem Besuch des Berliner Gymnasiums
Zum Grauen Kloster
Studium der Rechts-
und Staatswissenschaften in Erlangen und Göttingen. 1803 Assessor an der Kurmärkischen Kammer in Berlin. Danach preußischer Regierungsrat in verschiedenen Funktionen, u.a. im Militärgouvernement, wo er Freiwilligenverbände für den Befreiungskrieg aufstellt. 1811 Mitglied der von Arnim gestifteten
schen Tischgesellschaft.
deut-
1814 Bürgermeister, 1832–1834 Oberbürgermeister
von Berlin. 1816 verheiratet mit Friederike Magdalene von Hagemann. Vgl. WAA XI. AIV (Exzerpt 20. April 1810).
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Barkley, Charlotte Tochter von David Barkley (1774–1809), einem Königsberger Kaufmann schottischer Abstammung, der nach unheilbarer Krankheit durch Freitod stirbt, und von dessen erstehelicher Frau Henriette, geb. Dittrich (s. diese). 1811 verheiratet mit dem aus Memel stammenden Kaufmann Berend Lorck, der 1809 in Königsberg ein Handelshaus gegründet hat. Wilhelm Dorow an Arnim, Königsberg, 18. Juni 1810: Uebrigens halte ich sie
auch nicht für leichtsinnig, sondern sie hat einen leichten Sinn, welchen ich jeden Menschen von Herzen wünsche. Sie sieht das Leben gewiß von einer frohen u schönen Seite an u lebt auch darnach. Ich befinde mich in ihrer Gesellschaft sehr wohl, u denke diesen Sommer in Modmann noch sehr frohe Stunden zuzubringen. (WAA XXXIV.) Vgl. Gause 1996, Bd. II, S. 432. Nr. AI.72. Barkley, Heinrich Vmtl. Sohn von David Barklay und von dessen zweitehelicher Frau Sophie Maria, geb. Rördanß aus Memel. Der Familie gehören die samländischen Güter Medenau und Sickenhöfen. Vgl. Sommer 2013, S. 248–250. Nr. AI.72. Barkley, H e n r i e t t e Elisabeth, geb. Dittrich 1774 Königsberg – 1840 Koblenz(?). Tochter des Königsberger Mühlenbesitzers und Oberbauinspektors Johann Christian Dittrich. Spielt in Königsberg eine gesellschaftliche Rolle als Salonnie`re, verehrt von dem aus Tilsit stammenden, nach Königsberg übersiedelten Dichter Max von Schenkendorf. Erste Ehe mit dem Königsberger Kaufmann David Barklay. 1811 Übersiedlung nach Karlsruhe, um in der Nähe der mystisch-pietistisch gesinnten Juliane von Krüdener (s. diese) und Johann Heinrich Jung-Stillings zu leben. Dort 1812 Heirat mit Schenkendorf. Folgt ihm 1815 nach Koblenz, wo er preußischer Regierungsrat ist. Vgl.: Hagen 1863, S. 42–48, 97–99; Mertens 1983, S. 246, 253f.; Sommer 2013, S. 248–250. Nr. AI.72. Barkley, Wilhelmine (Mienchen) Tochter von David und Henriette Barkley. Im Herbst 1809 verlobt mit dem Kaufmann George Hay. Wilhelm Dorow an Arnim, Königsberg, 22. Dezember 1809: Lottchen Barclay
ist nicht versprochen, sondern ihre stille häußliche Schwester Mien1686
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chen; mit einem Herrn George Hay. Die Barkleysche Familie lebt noch immer auf ihrem alten Fuß. (WAA XXXIV.) Nr. AI.72. Ben(t)zel-Sternau, K a r l Christian Ernst Graf von 1767 Mainz – 1849 Mariahalden (am Zürichsee). Nach Jurastudium 1791 kurmainzischer Regierungsrat in Erfurt, dort Bekanntschaft mit Wieland. 1803 Staatsrat des Kurerzkanzlers Carl Theodor von Dalberg in Regensburg. 1805 Heirat mit Marie Anne Sophie Therese von Seckendorff; Schwager von Leopold von Seckendorf (s. diesen). 1806 im badischen Staatsdienst, 1807 in Karlsruhe Direktor der Generalstudienkommission, stellvertretender Chef des Polizeidepartements und Referent in Universitätssachen, 1808 Direktor des Innenministeriums, 1810 Präsident des Mannheimer Hofgerichts. 1811 Staats- und Finanzminister des Großherzogtums Frankfurt. Nach dessen Auflösung 1813 im Ruhestand meistens auf seinen Gütern Heinrichshofen (bei Hanau) und Mariahalden. 1825–1828 Abgeordneter der bayerischen Ständekammer. 1827 Konversion vom Katholizismus zum Protestantismus. Autor von Romanen (Das goldene Kalb, 4 Bde., Gotha 1802–1804), Erzählungen und Dramen. Gibt 1808–1811 die Zeitschrift Jason (Gotha) heraus. Vgl.: Dereich 1920; Grus 2014 (passim). Nr. *711, 733. Blumenbach, Johann Friedrich 1752 Gotha – 1840 Göttingen. Seit 1778 Professor der Medizin in Göttingen, bis 1835 Vorlesungen zur Naturgeschichte, zu vergleichender Anatomie, Physiologie und Medizingeschichte. Begründer der vergleichenden Anatomie in Deutschland. Sammler anatomischer und naturkundlicher Merkwürdigkeiten und Zeichnungen.
Handbuch der Naturgeschichte (Göttingen 1779; 12 bearb. Handbuch der vergleichenden Anatomie und Phy-
Auflagen bis 1830).
siologie
(Göttingen 1804).
Arnim verkehrt während seiner Göttinger Studienzeit im Haus Blumenbachs und besucht die Familie 1806 und 1808. Am 8. November 1802 (WAA XXXI, Nr. 267) schickt er Winkelmann für Blumenbach eine Notiz zu dessen
lung dicker Kinder.
Samm-
Am 29. August 1806 trägt sich Tochter Emma in Arnims
Stammbuch ein (WAA XXXII, Nr. AI.70). Von Blumenbach stammt die Vorlage für den Beitrag
Alte Aufschrift in Basel
in
Zeitung für Einsiedler
vom 17. August 1808. Vgl: Klatt/Dougherty 2006ff.; Kroke 2010; WAA XXX–XXXII. Nr. 744, 817.
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Nr. 36
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Böckh (Boeckh), August 1785 Karlsruhe – 1867 Berlin. Seit 1803 Studium der klassischen Philologie bei Friedrich August Wolf in Halle. 1807 promoviert. 1807–1811 in Heidelberg außerordentl., 1809–1811 ordentl. Professor der Philologie. Redaktionelle Mitarbeit an den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur. »Die vier Jahre akademischer Thätigkeit, welche B. in Heidelberg 1807—1811 durchlebte, waren nach seinen eigenen, ein halbes Jahrhundert später an die philosophische Facultät daselbst gerichteten Worten eine schöne Zeit jugendlicher Frische, nach einem Briefe aus seinem Todesjahr seine goldbekränzte Jugend. Und sie waren dies in der ganzen Kraft eines unerschöpflich aus sich gebärenden Geistes, in einem jugendlichen, auf die Jugend begeisternd wirkenden aber eigenthümlich milden Feuer, in der vollen frischen Empfindung für eine herrliche Natur, in dem Wohlwollen und der Liebe eines gleich heiteren als ernsten Kreises hochbedeutender Menschen, die ihn trug und förderte 〈...〉 vor allem Friedrich Creuzer, in dem er 1857 öffentlich seinen Wohlthäter erkennt 〈...〉 Das Verhältniß zu Johann Heinrich Voß war allerdings von vorn herein kein freundliches, da dieser ihn als gefährlichen Concurrenten seines Sohnes Heinrich gleich anfangs mißtrauisch aufnahm.« (Karl Bernhard Stark in ADB II, 1875, S. 770–783.) Seit 1811 Professor an der Berliner Universität, mehrfach Dekan und Rektor. 1815 ordentl. Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Veröffentlicht u.a. Die Staatshaushaltung der Athener (2 Bde. 1817, Bd. III 1840); Editionen altgriechischer Autoren und des Corpus Inscriptionum Graecarum (2 Bde., 1828–1843). Steuert zu Arnims satirischem Zyklus Geschichte des Herrn Sonet und des Fräulein Sonete in der Zeitung für Einsiedler ein griechisches Sonett bei. Vgl.: Hoffmann 1901; Ziolkowski 2008a; Strack 2009, S. 275–287; WAA VI. Nr. AI.92. Brahl, Johann 1753 Königsberg – 1812 ebd. Zunächst Nadlermeister in Königsberg mit literarischen Ambitionen. Seit 1776 Redakteur der Königsberger Königlich-Preußischen Staats-, Kriegs- und Friedens-Zeitung. Daneben Kalkulator bei der Steuerbehörde, später Akziseinspektor. Bekannt mit Hamann, Mitglied von Kants Tischgesellschaft. Vgl. Gause 1996, Bd. II, S. 233, 363. Nr. 539.E. Brand, Franz 1750 Bonn – ?. Sänger (Tenor), Schauspieler und Geiger. Um 1800 am Theater in Frankfurt/M., 1803/04 in Weimar, 1804/05 in Kassel, danach in Breslau, 1807 wieder in Frankfurt/M., seit August 1807 in Mannheim.
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Der neue Tenorist ist eine sehr schätzenswerthe acquisition. Er besizt eine vortrefliche, ziemlich gebildete Stimme, sein Vortrag ist gut und neumodisch, er ist ein fermer Musiker und seine Stimme spricht schnell und immer richtig an.
Herzog Carl August an Goethe, Weimar, 27. Februar 1803:
Vgl.: Wahl 1915–1918, Bd. I, S. 308 (Zitat); Fambach 1980, S. 470. Nr. 904.E. Brentano, A u g u s t e Magdalene Margarete 1791 Frankfurt/M. – 1832 ebd. Tochter des Frankfurter Bankiers Johann Jakob Bußmann (gest. 1791) und von dessen Frau Marie Elisabeth, geb. Bethmann, die seit 1797 in zweiter Ehe mit dem französischen Emigranten Ale´xandre de Flavigny verheiratet ist, Schwester des Bankiers Simon Moritz Bethmann, der Augustes Vormund wird. 1806 Verlobung mit einem französischen Offizier. Mitte Juli 1807 Bekanntschaft mit Clemens Brentano (s. diesen), am 27. Juli mit ihm Flucht nach Kassel, am 27. August überstürzte Heirat in Fritzlar. Qualvolle Ehe. Frühjahr 1808 bei der Familie des Pfarrers Adam Mannel in Allendorf. Seit Herbst 1808 mit Brentano, Savignys und Bettina in Landshut und München, dort vorgetäuschte Selbstmordversuche. Im März 1809 wieder in Allendorf, danach in Frankfurt/M. 1812 Scheidung. 1817 zweite Ehe mit dem Bankier August Ehrmann. Als bonapartistische Journalistin in Paris. Ertränkt sich in Frankfurt im Main. Moritz Bethmann, An mein durch Ausartung abgestorbenes Mündel, genannt Auguste Bußmann in Caßel, 3. August 1807: Mit zärtlicher Be-
sorgniß, ja oft mit Schrecken bemerkte ich, daß die Heftigkeit Ihrer Triebe, die Härte ihres Karakters die wenig theilnehmend am Schmerze wie an der Freude anderer machte, ein aufbrausender, sich selbst verzehrender Egoismuß, verschloß ihr Herz für sanfte, wahrhaft vertrauliche Mittheilung, empöret durch den mindesten Wiederstand, wähnte sie sich geschaffen die despotischste gefühlloseste Herrschsucht auszuüben über alle die sie umgaben. Vgl. Enzensberger 1999 (Zitat S. 21f.); FBA XXXI–XXXII. Nr. 566, 570, *700. Brentano, Catharina Elisabetha ( B e t t i n a / B e t t i n e ) Ludovica Magdalena 1785 Frankfurt/M. – 1859 Berlin. Tochter von Peter Anton und Maximiliane Brentano, geb. La Roche. Bis zum Tod der Mutter (1793) im Frankfurter Elternhaus, dem Goldenen Kopf. 1794–1797 mit ihren Schwestern Kunigunde, Lulu und Meline im Pensionat der Ursulinen in Fritzlar. 1797–1802 bei der Großmutter Sophie von La Roche in Offenbach. Im Juni 1802 in Frankfurt und Of-
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fenbach Bekanntschaft mit Arnim. Befreundet mit Caroline von Günderrode, die in einem Frankfurter Damenstift lebt. August/September 1805 Wiedersehen mit Arnim, der in Frankfurt den Druck des ersten Wunderhorn-Bandes überwacht. Ende November 1805–Ende April 1806 mit ihrer Schwester Meline in Marburg bei Savigny, der neben dem Bruder Clemens ihr wichtigster Mentor ist. Seit Juli 1806 in Frankfurt Besuche bei Goethes Mutter, die ihr aus dem Leben des Sohnes erzählt. Im Februar 1807 mit der Schwester Lulu und dem Schwager Jordis in Kassel. Am 23. April erster Besuch bei Goethe in Weimar. Im ersten Novemberdrittel 1807 zweiter Aufenthalt in Weimar, wo sie den aus Königsberg zurückgekehrten Arnim nach zwei Jahren wiedersieht. Mit ihm nach Kassel, von dort Ende Dezember allein nach Frankfurt, wo sie im Januar 1808 wieder mit Arnim zusammen ist, der nach Heidelberg weiterreist. Am 11. Mai erscheint ihr Seelied in seiner Zeitung für Einsiedler (Nr. 12). Mai-Juni 1808 in Winkel (Rheingau), zeitweise und während einer geselligen Rheinreise im August mit Arnim vereint. Trennung von ihm im September in Aschaffenburg, von wo sie mit Savignys und Brentanos nach München und Landshut reist. Dort zahlreiche Bekanntschaften, u.a. Friedrich Heinrich Jacobi, Ludwig Tieck, Peter von Winter, der bayerische Kronprinz Ludwig, sie bewundernde Landshuter Studenten, vor allem Max Prokop von Freyberg. Mai-August 1810 mit Savignys über Wien, wo sie Beethoven kennenlernt, und das böhmische Gut Bukowan (ca. 10 km südöstlich von Pribram in Moldaunähe) Reise zu Arnim nach Berlin, den sie nach fast dreijähriger Trennung wiedersieht. Am 4. Dezember Verlobung, am 11. März 1811 Heirat. Seit 1814 teils mit ihm, teils allein in seinem Ländchen Bärwalde und in Berlin. Sieben Kinder (vier Söhne, drei Töchter). Nach Arnims Tod 1831 beginnt ihr drittes Leben als Schriftstellerin und Anwältin Benachteiligter, das 1835 mit dem ersten Buch, Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde, auf den Gipfel ihres Ruhmes führt. Weitere fiktionalisierte Jugendbriefwechsel der größten deutschen Briefdichterin (Die Günderode [1840], Clemens Brentano’s Frühlingskranz [1844]) folgen. Vgl.: BvA/W; BvA/WuB; JbBvA; DjBe. Nr. 533, 534, 534.E, 547, 547.E, 556, 559, 559.E, 564, 564.E, 565, 568, 571, 581, 581.E, 585, 585.E, 590, 634, 634.E, 639, 641, 642, 642.E, 645, 647, 647.E, 649, 651, 651.E, 653, 654, 659, 659.E, 664, 664.E, 665, 666, 669, 669.E, 671, 673, 673.E, 677. 680, 680.E, 681, 684, 684.E, 685, 686, 688, 688.E, 691, 694, 696, 696.E, 702, 703, 703.E, 705, 706, 707, 708, 708.E, 709, 713, 713.E, 718, 719, 721, *725, 729, 731, 734, 736, 737, 742, 748, 752, 753, 755, 757, 758, 759, 764, 768, 770, 779, 783, 785, 787, 790, 793, 794, 805, 808, 809, 813, 814, 815, 815.E, 818, 821, 822, 825, 825.E, 826, 827,
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829, 830, 829/830.E, 831, 832, 834, 835, 836, 836.E, 837, 839, 840, 851, 853, 854, 855, 858, 859, 862, 863, 864, 866, 866.E, 872, 872.E, 877, 877.E, 878, 880, 881, 882, 882.E, 889, 894, 895, 895.E, 898, 899, 900.E, 903, 903.E, 903.E, 905, 909, 909.E, 911, 918, 919, 919.E, 922, 935, 935.E, 938, 939, 939.E, 945, 947, 947.E, AI.83, AII.29, AII.31.
842, 875, 900, 927,
Brentano, C h r i s t i a n Franz Damian 1784 Frankfurt/M. – 1851 ebd. Sohn von Peter Anton und Maximiliane Brentano. Nach Besuchen von Lehranstalten in Tauberbischofsheim, Hamburg und Frankfurt 1802/03 Studium in Jena, seit Mai 1803 vor allem der Medizin in Marburg. 1808–1814 Verwaltung des böhmischen Gutes Bukowan (ca. 10 km südöstlich von Pribram in Moldaunähe), das eine aus Mitgliedern der Familien Brentano, Motz und Savigny bestehende Sozietät erworben hat; Aufenthalte in Prag. Um 1815 Produktion von Lust- und Schattenspielen. Hinwendung zu einem dogmatischen Katholizismus. Generalbeichte. 1823–1827 in Rom, Theologie-Studium. 1830–1835 geschäftliche Leitung einer Mädchenschule am Kloster Marienberg bei Boppard. 1839 Übersiedlung nach Aschaffenburg, wohin er im Sommer 1842 den sterbenskranken Bruder Clemens aus München holt. Als dessen Universalerbe beteiligt an der Vorbereitung der Gesammelten Schriften Clemens Brentanos (1852–1855). Vater des Philosophen Franz Brentano und des Nationalökonomen Lujo Brentano. Vgl.: 〈Emilie Brentano,〉 Biographie. In: Brentano 1854, Bd. I, S. V–XLVIII; Schellberg/Fuchs 1939, passim; Schad 1984, S. 20–50; WAA XXXII; DjBr passim. Nr. 625, AI.87. Brentano, C l e m e n s Wenzeslaus 1778 Ehrenbreitstein – 1842 Aschaffenburg. Sohn von Peter Anton und Maximiliane Brentano. 1784–1790 Erziehung in Koblenz, 1791–1793 in Mannheim, 1794–1796 im Elternhaus in Frankfurt, 1796 Handelslehre in Langensalza, 1797 in Schönebeck. Am 19. Mai 1797 an der Universität Halle als Student der Kameralwissenschaften, am 5. Juni 1798 an der Universität Jena ohne Angabe der Fakultät immatrikuliert. In Jena Bekanntschaften mit Sophie Mereau, Friedrich Schlegel, Dorothea Veit, Stephan August Winkelmann u.a. Nach Abbruch der Beziehungen zu Sophie Mereau und Friedrich Schlegel im Sommer 1800 Rückkehr nach Frankfurt. Januar bis April 1801 bei Savigny (s. diesen) in Marburg. Am 21. Mai 1801 als Student der Philosophie in Göttingen immatrikuliert; dort Bekanntschaft mit Arnim und Beginn ihrer Freundschaft. Seit August 1801 in Kassel, Anfang September in Frankfurt, Ende November in Jena, seit etwa Mitte Januar 1802 in Marburg bei Savigny. Im Juni 1802 Rheinreise mit Arnim, danach in Marburg, Frankfurt und Düsseldorf. Seit Anfang 1803 wieder in Mar-
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burg, im Mai Wiedersehen und Versöhnung mit Sophie Mereau in Jena. Danach längerer Weimar-Aufenthalt. Ende August Rückkehr nach Marburg, wohin Sophie Mereau ihm mit ihrer Tochter Hulda im November folgt. Am 29. November 1803 Heirat in Marburg. Am 28. Mai 1804 Geburt des Sohnes Joachim Ariel Tyll, der nach wenigen Wochen stirbt. Anfang September mit Frau und Stieftochter Übersiedlung nach Heidelberg. Vom Frühjahr 1800 bis Herbst 1804 erscheinen die dramatische Literatursatire Gustav Wasa, der Roman Godwi oder Das steinerne Bild der Mutter, das Singspiel Die lustigen Musikanten, die Komödie Ponce de Leon. Ende Oktober/Anfang November 1804 Reise zu Arnim nach Berlin, mit dem er bei der jüdischen Bankierswitwe und Salonnie`re Sara Levy wohnt. Mit dem Freund Besuche bei Ludwig Tieck in Ziebingen und im Arnimschen Ländchen Bärwalde. Im letzten Dezemberdrittel Rückreise nach Heidelberg. Am 13. Mai 1805 Geburt der Tochter Joachime, die nach wenigen Wochen an Scharlach stirbt. Am 9. Juni oder kurz zuvor Ankunft Arnims in Heidelberg und gemeinsame Arbeit am ersten Band des Wunderhorns, die sie im August in Frankfurt abschließen. Vom 20. August bis Mitte September Kuraufenthalt in Wiesbaden. Anschließend Rheinreise mit Arnim und Sophie Brentano, danach Rückkehr nach Heidelberg. Arbeit an der Chronicka des fahrenden Schülers und den Romanzen vom Rosenkranz. Anfang 1806 Beginn einer umfangreichen Korrespondenz zur Sammlung von Volksliedern. Am 31. Oktober 1806 Tod Sophie Brentanos und Totgeburt eines mit ihr sterbenden Kindes. Mitte April 1807 erscheint die mit Joseph Görres (s. diesen) verfaßte Satire von BOGS dem Uhrmacher. Danach Aufenthalt im Frankfurter Brentano-Haus und Holland-Reise mit dem Bruder Georg. Im Juli Bekanntschaft mit Auguste Bußmann in Frankfurt. Ende Oktober in Giebichenstein Wiedersehen mit den aus Königsberg zurückgekehrten Reichardt (s. diesen) und Arnim. Anfang November in Weimar Zusammentreffen mit Savignys, den Schwestern Bettina und Meline sowie Goethe. Ab Mitte November in Kassel mit Arnim Arbeit an der Fortsetzung des Wunderhorns, seit Arnims Abreise Anfang Januar 1808 über Frankfurt nach Heidelberg Korrespondenz mit ihm zu Wunderhorn und Zeitung für Einsiedler. Gemeinsame Arbeit daran seit Ende April 1808 in Heidelberg. Ab 25. September mit dem nach Landshut berufenen Savigny, dessen Familie, Frau Auguste und Schwester Bettina in Landshut und München. Versteckt sich nach einem fingierten Selbstmordversuch Augustes im Februar und März 1809 unter dem Namen Bennone bei dem Insektensammler Candidus Huber in Stallwang bei Landshut. Ab Ende Juli Reise über Nürnberg, Bamberg, Jena (Besuch bei Goethe) zunächst nach Halle, wo er sich fast einen Monat aufhält, häufig bei Reichardts in Giebichenstein ist und regen Umgang mit Wilhelm Grimm (s. diesen) hat, der wegen eines Herzleidens von Johann Christian
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Reil behandelt wird. Mit Grimm Weiterreise zu Arnim nach Berlin, mit dem sie bei dessen Jugendfreund Carl Philipp Heinrich Pistor wohnen. Reger Verkehr mit prominenten hauptstädtischen Literaten, Arbeit an den Romanzen vom Rosenkranz. Etwa 10.-Ende Juni 1810 mit Arnim Aufenthalt auf dem böhmischen Gut Bukowan und Wiedersehen mit Savignys und Bettina, die nach ihnen nach Berlin reisen, wo sie ab Mitte August vereinigt sind. August 1811–Juli 1813 in Bukowan und Prag, danach bis Frühjahr 1814 in Wien. Ab November 1814 wieder in Berlin. 1817 Generalbeichte, 1819–1824 in Dülmen bei der stigmatisierten Augustinernonne Anna Katharina Emmerick, deren Visionen er aufschreibt. Danach in Koblenz, Frankfurt und Regensburg, seit 1833 in München. Vgl.: Schellberg/Fuchs 1939; Feilchenfeldt 1978; FBA; DjBr; WAA XXXI; WAA XXXII. Nr. *521, *522, *523, *524, *525, 543, 543.E, 552, 552.E, 557, 560, 560.E, 583, 583.E, 588, 589, 623, 627, 629, 629.E, 631, 636, 637, 640, 646, 646.E, 648, 652, 652.E, 660, 660.E, 663, 667, 668, 672, *678, 679, 683, 695, 697, 697.E, 699. *701, 704, 704.E, 723, 728, 739, 743, 844, *846, 856, 876, 884, 888, 888.E, 893, 897, 901, 901.E, 914, 917, 926, 929, AII.30, AIV (15. Januar 1809, 2. März 1809, 1. April 1809, 18. April 1809, 25. Mai 1809, Ende Juni– 14. Juli 1809, 20. April 1811, 6. März 1812). Brentano, F r a n z Dominicus Maria Josef 1765 Frankfurt/M. – 1844 ebd. Sohn von Peter Anton und Paula Maria Josefa Walpurga Brentano. Übernimmt 1785 von seinem Vater großenteils, 1792 endgültig die Leitung des Handelshauses Zum Goldenen Kopf. Führt nach dem Tod des Vaters (1797) mit dem Halbbruder Georg die Frankfurter Handelsfirma unter dem Namen Franz Brentano weiter und wird in der Nachfolge des Vaters Kurtrierischer Geheimer Rat und bei der Freien Reichsstadt Frankfurt akkreditierter Resident. Als Familienoberhaupt Vormund Clemens’ und Bettinas bis zu deren Volljährigkeit. 1798 Heirat mit Antonia von Birkenstock. 1809–1812 mit ihr und den Kindern zeitweise in Wien; Bekanntschaft mit Beethoven. 1816 Berufung in den Frankfurter Senat, 1827 bis zu seinem Tod Schöffe (Mitglied der ersten Bank des Rates); fördert insbesondere die Kunst sowie das katholische Kirchenund Schulwesen. 1820 Umzug in ein von Schinkel erbautes Stadtpalais in der Neuen Mainzer Straße, in dem die vom Schwiegervater Melchior von Birkenstock geerbte wertvolle Kunstsammlung untergebracht ist. Am 31. Dezember 1840 Auflösung der Firma. Vgl.: Schellberg/Fuchs 1939, passim; DjBr passim; DjBe passim. AIV (24. April 1811).
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Brentano, Johanna A n t o n i a ( To n i ) Josefa, geb. Edle von Birkenstock 1780 Wien – 1869 Frankfurt/M. Tochter des österreichischen Staatsmannes und Kunstsammlers Johann Melchior von Birkenstock und seiner Frau Josephine Caroline, geb. von Hay. 1798 Heirat mit Franz Brentano. Übernimmt im Frankfurter Brentano-Haus die Führung des Haushalts. Vielleicht Beethovens Unsterbliche Geliebte. Im Herbst 1814 in Winkel (Rheingau) Gastgeberin Goethes, der über den Aufenthalt in Im Rheingau Herbsttage berichtet. Vgl.: Kopitz 2011; DjBr passim; DjBe passim. AIV (26. Mai 1812). Brentano, Magdalena ( M e l i n e ) Maria Carolina Franciska 1788 Frankfurt/M. – 1861 ebd. Tochter von Peter Anton und Maximiliane Brentano. Nach dem Tod der Mutter (1793) mit den Schwestern Kunigunde, Bettina und Lulu 1794–1796 im Pensionat der Ursulinen in Fritzlar, nach dem Tod (1797) des Vaters mit Bettina und Lulu bei der Großmutter Sophie von La Roche in Offenbach. Gilt als schönste und ausgeglichenste der Brentano-Töchter. Herbst 1804–Herbst 1805 mit Savignys in Paris, wo sie den sie verehrenden Wilhelm von Türckheim kennenlernt. Verliebt sich jedoch in dessen Bruder Karl. Herbst 1805–Frühjahr 1806 mit Bettina bei Savigny in Marburg, danach wieder im Frankfurter Brentanohaus. 1808 Heiratsabsichten mit dem Arzt Franz Joseph Harbaur. 1810 Heirat mit dem Frankfurter Senator Georg Friedrich von Guaita, der mehrmals zum Regierenden Bürgermeister gewählt wird. Führt als dessen Gattin ein gesellschaftlich bedeutendes Haus, wird Mutter von fünf Kindern und im Alter der Mittelpunkt einer großen Familie. 1814 und 1815 ist Goethe zu Gast. Vgl.: Schellberg/Fuchs 1939 passim; Schellberg/Fuchs 1942 passim; Steinsdorff 1992; DjBr passim; DjBe passim. AIV (28. April 1809). Büsching, Johann Gustav Gottlieb 1783 Berlin – 1829 Breslau. Sohn des Geographen Anton Friedrich Büsching. Nach Jurastudium in Halle und Erlangen 1806 Referendar in Berlin. Mit dem befreundeten Friedrich Heinrich von der Hagen (s.diesen) quellenkritische Erforschung und Edition mittelalterlicher Literatur, u. a. Sammlung Deutscher
Volkslieder, mit einem Anhange Flammländischer und Französischer, nebst Melodien (2 Bde. 1807) als philologisches Pendant zum Wunderhorn; außerdem Deutsche Gedichte des Mittelalters (1808 Bd. I), Buch der Liebe (1809), Literarischer Grundriß zur Geschichte der Deutschen Poesie von der ältesten Zeit bis in das sechzehnte Jahrhundert (1812). 1812 Heirat mit Karoline, geb. Büsching (Tochter des Stiefbruders Karl) und Archivar
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an der Bibliothek der Universität Breslau. 1817 ebd. Professor für Diplomatik. 1818 Gründung des Vereins für Schlesische Geschichte, Kunst und Al-
terthümer. Vgl.: Hałub 1997; Bluhm 2004. Nr. *650, 850, 871, Clarus, Georg Wilhelm 1779 Frankfurt/M. – 1860 ebd. Frankfurter Kaufmann. 1807 in Königsberg Begegnung mit Arnim. 1821–1847 Ratsherr, 1847–1860 Senator in Frankfurt. Der Verstorbene war 〈...〉 durch sein vielseitiges Wirken allgemein ge-
achtet und bekannt. Vgl.: Richel 1929, S. 90 (Zitat). Nr. AI.75. Creuzer, Eleonore S o p h i e Marie 1758 Leipzig – 1831 Heidelberg. Tochter eines Leipziger Buchhändlers. 1780 verheiratet mit dem Leipziger Professor der Kameralistik Nathanael Gottfried Leske, der kurz nach seiner Berufung nach Marburg dort an den Folgen eines Reiseunfalls stirbt. 1799 verheiratet mit Friedrich Creuzer. Ehe- und Lebenskrise während dessen Liebesbeziehung zur Günderrode 1804–1806; »eine einfache Frau, die mehrere Kinder großgezogen hat, ihren Männern treulich den Haushalt führt und, da Creuzer sie verlassen will, ihre eigne Tragödie der alternden Frau erlebt, die sie mit ihren Mitteln abzuwehren sucht; mit ständig wechselnden Stimmungen und Entschlüssen, mit Vorwürfen, Szenen, dann wieder mit unnatürlicher Duldsamkeit«. Vgl.: Preisendanz 1912, passim; Dahlmann 1972, passim, bes. S. 138, 184f., 366–371; Wolf 1979, S. 44 (Zitat). Nr. AI.94. Creuzer, Georg F r i e d r i c h 1771 Marburg – Heidelberg 1858. Sohn eines Buchbinders und Steuereinnehmers, der bereits in Creuzers erstem Lebensjahr stirbt. 1789/90 Studium der Theologie und der griechischen Sprache und Literatur in Marburg. 1790 mit dem Vetter Leonhard Creuzer Fortsetzung des Studiums in Jena, wo ihn Schillers universalhistorische Vorlesungen begeistern. 1794 in Marburg mit Vetter Leonhard Gründung einer Unterrichts- und Pensionsanstalt für Knaben und Jünglinge. 1796 Lehrer an der Erziehungsanstalt seines Freundes, des Pfarrers Friedrich Heinrich Christian Schwarz, in Echzell (Wetterau). 1799 in Münster (bei Butzbach), wohin Schwarz 1798 versetzt wurde, Heirat mit der dreizehn Jahre älteren Sophie Leske. Im selben Jahr Wiedereintritt in die inzwischen von Vetter
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Leonhard allein geleitete Unterrichts- und Pensionsanstalt. Zum Freundeskreis der Vettern gehören außer Schwarz Bang (s. diesen) und Savigny (s. diesen), der sich nach seiner Rückkehr von einer sächsischen Studienreise 1800 als Pensionär dem gemeinsamen Creuzerschen Haushalt anschließt, in den Ende 1800/Anfang 1801 auch Brentano aufgenommen wird. 1800 außerordentl., 1802 ordentl. Professor der griechischen Sprache in Marburg. Folgt im Frühjahr 1804 einem Ruf als Professor der Philosophie und der alten Sprachen nach Heidelberg, wo er im Sommer 1804 Caroline von Günderrode kennenlernt, mit der ein Liebesverhältnis eingeht, das mit ihrem Freitod (26. Juli 1806) endet. 1805–1811 mit dem Theologen Karl Daub Herausgeber von Studien (6 Bände), 1807 Mitbegründer der Heidelbergischen Jahrbücher der Literatur und Begründer des Heidelberger Philologischen Seminars. Folgt 1809 einem Ruf nach Leiden, von wo er noch im selben Jahr nach Heidelberg zurückkehrt, das er, von kürzeren Unterbrechungen abgesehen, nicht wieder verläßt. 1810–1812 Publikation der Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen (4 Bände; 2., völlig umgearbeitete Aufl. 1819–1821; 3., verbesserte Aufl. 1837–1843). 1831 zweite Ehe mit Anna Jacobina Weber, Witwe des Heidelberger Privatdozenten für Rechtswissenschaft Karl Josef Weber. 1844 Ehrenbürger der Stadt Heidelberg. 1849 Orden Pour le me´rite. Schwarz an Schleiermacher, Marburg, 16. Mai 1802: Dieser Professor Creuzer ist der innigste meiner Freunde. 〈...〉 Nie sah ich einen regeren Sinn
für die tieferen Blicke der Menschheit, daher auch für Tieks und Friedrich Schlegels Geist, und nie dabey lebendiger das nil admirari als in ihm; und überdas ist er ein Muster an Bescheidenheit 〈...〉 Er ist groß gewachsen, hypochondrisch sogar, mit rotem Haare und einer Glatze, breitem sehr langem altteutschen Gesicht – alles anspruchlos und doch überaus anziehend. Der junge Mann nahm vor einigen Jahren die zum Kindergebähren zu altgewordene Witwe des Professor Leske, eine gute, sanfte, gebildete, häusliche Frau, doch ohne Tiefe, voll Zärtlichkeit gegen ihn. Unsere ernsten Vorstellungen gegen diese Ehe fruchteten nichts, und die Ehe ist glücklich; aber ich glaube, er gesteht sich nicht, was er entbehrt, und dadurch nährt er das gute Vernehmen. Karl Philipp Kayser, Tagebuch, Heidelberg, 5. August 1804: Mit dem Professor Creuzer gehen wir, Loos und ich, fast täglich um und es ist uns wohl in seinem Umgange. Er ist ein Mann von Einsicht und Kenntniß, an allem Großen innig Theil nehmend, bescheiden, offen und rechtschaffen. Vgl.: Band mit Abschrift des Creuzer-Günderrode-Briefwechsels und weiteren Briefabschriften UB Heidelberg, Sign. 775; Creuzer 1848; Preisendanz 1912;
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Schneider 1923, S. 50 (zweites Zitat); Stoll 1927; Dahlmann 1972; Schleiermacher 1999, S. 419 (erstes Zitat); Schwindt 2007; Becker-Cantarino 2008; Engehausen u.a. 2008; Jamme 2008; Kocziszky 2008; Schwindt 2008. Nr. *931, 942, AI.93, AIV (22. April 1809, 25. November 1809). Dieterich, H e i n r i c h Friedrich Wilhelm Ludewig 1761 Göttingen – 1837 ebd. Sohn des Göttinger Universitätsbuchhändlers und Verlegers Johann Christian Dieterich. Zu Beginn der neunziger Jahre Ausbildung bei der Buchhandlung Schwan in Mannheim. 1792 erste Ehe mit Charlotte Wilhelmine Michaelis (gest. 1793); 1794 zweite Ehe mit Johanna (Jeannette) Christiane Friedheim. Übernimmt nach dem Tod des Vaters (18. Juni 1800) die Firma und wird zum Verleger früher Werke Arnims (Hollin’s Liebeleben, 1802; Ariel’s Offenbarungen, 1804) und Brentanos (Ponce de Leon, 1803). 1803–1812 Mitarbeit von Ferdinand Dümmler als Geschäftsführer und stiller Teilhaber in der Firma. 1824 deren Übernahme durch den Sohn Hermann. Vgl.: Willnat 1993, S. 149–151; Willnat 2000, S. 110–113; WAA XXX; XXXI; XXXII; DjBr. Nr. *656. Dieterich, J o h a n n a ( J e a n n e t t e ) Christiane 1776 Gotha – 1827 Göttingen(?). Tochter des Gothaer Tuchfabrikanten Christian Friedheim. 1794 verheiratet mit dem Vorigen; 1797–1805 fünf Kinder. In Göttingen u.a. Umgang mit Lichtenberg. Um 1800 Bekanntschaft mit Arnim, der sich in sie verliebt haben soll, und Freunden von ihm. Hilft in der Firma, die ihr Mann vernachlässigt. Vgl.: WAA XXXI; WAA XXXII. Nr. *622, 655. Dorow, Carl Friedrich Ferdinand W i l h e l m 1790 Königsberg – 1845 (nicht 1846) Halle. Sohn von Jakob Friedrich Dorow, Sekretär der königl. Klassen-Lotterie in Königsberg, der bereits 1797 stirbt, und Johann Friedrich Reichardts (s. diesen) Lieblingsschwester Sophie. Nach Ausbildung kaufmännische Tätigkeit. Verkehrt in den Familien Schwinck (s. diese) und Staegemann (s. diese), in denen er Arnim kennenlernt. Interessiert sich für altdeutsche Literatur und unterstützt Arnim mit brieflichen Mitteilungen über alte und seltene Bücher. Verläßt Königsberg im Spätsommer 1811; Reise über Berlin, Giebichenstein (Reichardts), Weimar (Goethe, Wieland) sowie Frankfurt (von wo aus er mit dem dort sich aufhaltenden Arnim nach Heidelberg und Straßburg fährt) nach Paris, wo er in der preußischen Gesandtschaft Attache´ wird. 1813 Freiwilliger im Lützowschen Freikorps. 1816 Legationssekretär in Dresden, 1817
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in Kopenhagen. 1820–1822 Direktor der Verwaltung für Altertumskunde der rheinisch-westfälischen Provinzen Preußens in Bonn und Begründer des dortigen Altertumsmuseums. 1824 pensioniert. 1827–1829 in Rom Leiter archäologischer Ausgrabungen, insbesondere etruskischer Altertümer. Seit 1829 in Halle. Biographische Arbeiten und Editionen vor allem zur Goethezeit. Vgl.: Weiss 1980, S. 148f.; Mode 2004. AIV (6. März 1809, 18. November 1809, 8. Februar 1810, 14. März 1810. 28. Mai 1810, 13. April 1811). Eichhorn, Johann Albrecht F r i e d r i c h 1779 Wertheim/Main–1856 Berlin. Nach Studium der Rechte in Göttingen 1796–1799 juristische Laufbahn in Preußen. 1810 Kammergerichtsrat, 1811 Syndikus der neuen Berliner Universität. Mitglied der von Arnim gestifteten deutschen Tischgesellschaft. 1813 im Ausschuß für die Organisation der Berliner Landwehr. Oktober 1813-Herbst 1814 Mitarbeiter des Freiherrn vom Stein im Zentralverwaltungsrat der verbündeten Mächte. Seit dem Gründungsjahr 1817 im preußischen Staatsrat. 1840–1849 Kultusminister. Daß dieser Eichhorn und nicht sein Vetter, der Rechtshistoriker und Mitbegründer der Historischen Rechtsschule Karl Friedrich Eichhorn (1781–1854), Empfänger des lediglich durch Arnims Exzerptnotiz An Savigny, Eichhorn, Lepique belegten, zwischen 14. und 21. Oktober 1809 zu datierenden Briefes war, ergibt sich aus folgenden Erwägungen. Arnim konnte Karl Friedrich Eichhorn 1809 kaum kennen, da dieser seit 1805 Professor in Frankfurt/O. war und erst 1811 nach Berlin kam, um einem Ruf an die neue Universität zu folgen. Johann Albrecht F r i e d r i c h Eichhorn hingegen hielt sich 1809 in Berlin auf, unterbrochen von Reisen in geheimer Mission für den Freiherrn vom Stein. (Vgl. Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. III, S. 131, 139, 201.) In einem Brief an Wilhelm Grimm vom 25. Januar 1814 nennt Arnim den Kammergerichtsrath Eichhorn, der um den Minister Stein ist, einen Freund (WAA XXXV) – nur Johann Albrecht F r i e d r i c h Eichhorn war Kammergerichtsrath. In seiner ab 13. Februar 1814 geschriebenen Antwort an Arnim berichtet Wilhelm Grimm von seinem in Paris sich aufhaltenden Bruder: Jacob hat Eichhorn dort ge-
sprochen und dieser hätte gemeint, mich vor einigen Jahren bei Dir gesehen zu haben, dessen ich mich aber nicht erinnere (WAA XXXV) – Wilhelm Grimm war vom 11. September bis 20. November 1809 in Berlin, also in der Zeit, in welche die Eichhorn-Exzerptnotiz zu datieren ist. Vgl.: Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, passim (besonders: Bd. IV, S. 59 Brief an Stein vom 19. März 1813; Bd. X Register); WAA XI, S. 464f. A.IV (zwischen 14. und 21. Oktober 1809).
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Eichstädt, Heinrich Carl Abraham 1772 Oschatz – 1848 Jena. Seit 1787 Studium der Theologie und klassischen Philologie in Leipzig. 1789 als Siebzehnjähriger promoviert, 1793 habilitiert. 1795–1797 außerordentl. Professor in Leipzig, seit 1797 ordentl. Professor für Eloquenz und Poesie in Jena, dort seit 1804 Oberbibliothekar. 1804 bis zu seinem Tod leitender Redakteur und Herausgeber der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung, deren Gründung Goethe als Ersatz und Widerpart der nach Halle übersiedelten, seit 1785 erscheinenden Jenaer
raturzeitung
Allgemeinen Lite-
betrieben hatte. 1817 Direktor des philologischen Seminars in
Jena, »eigentlicher ›Latinist‹ an der Salana am Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts«. Vgl.: Biedermann 1872; Koch 1958; Bulling 1962–1965; Simon 1994 (Zitat S. 270); Bayer 2009. Nr. *932. Falk, Johannes Daniel 1768 Danzig – 1826 Weimar. Sohn eines Danziger Perückenmachers und Armenvorstehers. 1791 Theologiestudium in Halle, 1795/96 ebd. Schriftsteller und Journalist. 1797 verh. mit Caroline Rosenfeld, Tochter eines halleschen Oberacciseeinnehmers; mit ihr zehn Kinder, von denen sechs vor Falks Tod sterben, der mit seiner Frau elternlose Kinder annimmt. Ebenfalls 1797 Übersiedlung nach Weimar, Kontakte zu Hof und Gesellschaft, engere Bindungen an Herder, Wieland und deren Kreise. Vor allem satirische Schriftstellerei, Hg. des
Taschen-
buchs für Freunde des Scherzes und der Satyre (7 Bde., 1797–1803), der Zeitschrift Elysium und Tartarus (1806), in der der erste Band des Wunderhorns kritisch gewürdigt wird. Nach dem Sieg der Franzosen bei Jena und Auerstedt 1806 Dolmetscher des französischen Stadtkommandanten von Weimar, Berater des französischen Generalintendanten für die sächsisch-thüringischen Staaten in Naumburg, Beginn der engeren Beziehung zu Goethe. Nach den Befreiungskriegen Mitbegründer der Weimarer Gesellschaft der Freunde in der Not für entwurzelte Kinder und Jugendliche und einer Sonntagsschule zur christlichen Erziehung. Mitglied der Immediatkommission für das Erziehungsund Unterrichtswesen in Sachsen-Weimar, Errichtung eines Kinderheims (nach
Falksches Institut). 1832 erscheint postum (nach Falks und Goethe aus näherem persönlichen Umgange dargestellt.
seinem Tod thes Tod)
Goe-
Vgl.: Saupe 1988 (mit Zeittafel); Demandt 1999; Zschiedrich 2008/09; Heufert 2013. Nr. 766, AI.98.
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Geißler, Johann Georg 1760 Görlitz – 1830 Ratibor (bei Bautzen). Sohn des Lehrers Johann Gottfried Geißler und seiner Frau Johanna Dorothea, geb. Rothe. Besuch des Gymnasiums in Gotha. Jura-Studium in Leipzig, Halle und Göttingen. 1788 Assessor und Rat bei der gothaischen Landesregierung in Altenburg. 1793 verh. mit Henriette Wilhelmine Holderrieder aus Naumburg, einer Freundin Sophie Mereaus, die ihr die Erzählung Elise (1799) widmet. Pate Hulda Mereaus. 1793–1815 Regierungsrat in Gotha, Mitglied des Justizkollegiums, Freimaurer. Als Vertrauter des Herzogs Ernst II. bekommt er nach dessen Tod 1804 Probleme mit dem Thronfolger August Emil Leopold. 1816 Privatier in Dresden, 1819 auf dem Rittergut Ratibor. 1818/19 Herausgabe einer Zeitschrift für das Königreich Sachsen (Dres-
Beiträge zur Geschichte der Cultur der Wissenschaften, Künste und Gewerbe in Sachsen vom 6ten bis zu Ende des 17ten Jahrhunderts (Dresden). Arnim an Brentano, etwa 10. Dezember 1805: Bey Geisler 〈in Gotha〉 war ich zweymal und recht lange, ich zeigte ihm meine Kupfer, ich las ihm vor aus unsrer Sammlung, ein sanftes empfängliches Gemüth, das allein sein Unglück mit Kindern und Kränklichkeit entkräften und niederschlagen konnte. 〈...〉 Seine Frau ist sehr herzlich, sie meinen es beyde recht ehrlich mit Dir und fragen nach Deinen Romanzen? Friedrich Jacobs, Erinnerung: Ich gedenke seiner 〈...〉 um desto lieber, da er kein Denkmal seines Geistes unter seinem Namen hinterlassen hat, wohl aber bei Allen, die ihn gekannt haben, eine ungeschwächte Erinnerung an seinen sichern Character, seine Liebe zu den Wissenschaften in ihrem ganzen Umfange, sein gesundes Urtheil und die Annehmlichkeiten seines Umgangs. Vgl.: Jacobs 1840, S. 27 ((zweites Zitat); Reichard 1877, S. 337–341, 366;
den, 2 Hefte), 1823 erscheinen
WAA XXXII, Nr. 404,104–111 (erstes Zitat); DjBr (passim). Nr. *735, 767. Görres, G u i d o Moritz 1805 Koblenz – 1852 München. Sohn von Joseph und Katharina Görres. 1844 verh. mit Maria Vespermann. Katholischer Historiker und Publizist. 1838 Mitbegründer der Historisch-politischen Blätter für das katholische Deutschland, Dichter geistlicher Lieder (1843, 31853 Marienlieder; 1845 Geistliche Lieder), Verfasser populärer Schriften. Vgl.: Schellberg 1911 (passim, Reg.); Raab 1985, S. 728f.; Scheitler 2000. Nr. AI.89.
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Görres, Johann J o s e p h (von) 1776 Koblenz – 1848 München. Sohn eines Floßhändlers, die Mutter entstammt einer italienischen Familie. Schließt sich 1793, nach Beendigung des Gymnasiums, in Koblenz einem republikanischen Club an. Ende der neunziger Jahre Einsatz für die Bildung der Cisrhenanischen Republik in den linksrheinischen deutschen Gebieten und deren Anschluß an Frankreich. Nach dem 18. Brumaire und einer Parisreise Abwendung von den republikanischen Idealen und Orientierung an Auffassungen der Romantik. 1801 Heirat mit Katharina de Lassaulx. Seit 1802 Professor der Physik und Naturgeschichte an der Koblenzer E´cole secondaire. 1806–1808 Privatdozent für Philosophie, Ästhetik und altdeutsche Literatur in Heidelberg. 1808 Rückkehr nach Koblenz. 1814–1816 Generaldirektor des öffentlichen Unterrichts am Mittelrhein, Gründer und erster Herausgeber des Rheinischen Merkur. Nach dem Verbot der Zeitung durch die preußische Regierung und der Veröffentlichung seiner Kampfschrift Teutschland und die Revolution Flucht nach Straßburg und in die Schweiz. 1827 Professor für Geschichte in München. 1839 geadelt. Karl Daub an Karl Joseph Hieronymus Windischmann, Heidelberg, 2. November 1806: Prof. Görres privatisirt jetzt hier; er hat für den Winter philo-
sophische u Vorlesungen über Physiologie angekündigt. Sein persönliches Wesen, das kräftig und einfach ist, verspricht mehr für ihn, als seine bisherigen Schriften, die das Manirirte nicht verleugnen können, ich wünsche ihm von Herzen Glück zu seinem Unternehmen. Vgl.: Görres 1858; Görres 1874; Pfaff 1883, S. IV–XX; Schultz 1902; Schellberg 1911; Derwein 1922, passim; Walch 1930, S. 182–188; Just 1949; Görres 1955; Just 1955; Schmitt 1958; Raab 1985; Raab 1987; Schulz 1989, S. 45–50, 131–136; Portmann-Tinguely 1993; Strack 2008a, S. 23–28; UB Berlin, Autographen Nr. 212 (Zitat). Nr. 886, 896, 896.E, 910, 912, *930, AI.89, AII.33, AIV (23. Januar 1809, 18. April 1809, 6. Februar 1810, 28. Mai 1810, 14. April 1811). Görres, Katharina 1779 Kirn an der Nahe – 1855 München. Tochter des kurtrierischen Regierungsrates, Historikers, Druckers und Verlegers Adam Joseph de Lassaulx, Schwester von Clemens Brentanos Jugendfreund Franz de Lassaulx, Freundin der früh verstorbenen Sophie Brentano. 1801 verh. mit Joseph Görres. Vgl.: Schellberg 1911 (passim, Reg.). Nr. AI.89.
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Görres, Marie 1808 Heidelberg – 1871 München. Tochter von Joseph und Katharina Görres, Nachlaßverwalterin und Mitherausgeberin der Schriften ihres Vaters, den sie auf seinen Lebensstationen begleitet. Daniel Bonifaz Haneberg in seiner Grabrede: Von allen Geschwistern, darf
man sagen, hat kein anderes mehr vom Geiste des großen Vaters empfangen als sie. Alle jene öffentlichen Angelegenheiten, die diesen weitumschauenden Geist beschäftigten, gingen auch an der Tochter nicht ohne Theilnahme vorüber; dieselben erhebenden Ideen, welche ihn bewegten, wirkten auch auf sie mit freudiger Erregung; mit derselben Energie, mit welcher er das, was er als wahr erkannt hatte, liebte, und was dem erkannten Guten entgegenstand, haßte, – hat auch sie das erkannte Gute geliebt und das Gegentheil verabscheut. Vgl.: Binder 1872 (Zitat S. 2 [Separatdruck]); Schellberg 1911 (passim, Reg.). Nr. AI.89. Goethe, Johann Wolfgang von 1749 Frankfurt/M. – 1832 Weimar. Anfang 1807 Arbeit am polemischen Teil der Farbenlehre. Für die am 10. April verstorbene Herzogin Anna Amalia Nachruf Zum feierlichen Andenken. Am 23. April erstmaliger Besuch Bettinas. Im Mai Diktat des ersten Kapitels von Wilhelm Meisters Wanderjahren. Mai–September Kuraufenthalt in Karlsbad. Arbeit an der Pandora, an Novellen in den Wanderjahren und an der neuen Ausgabe der Werke. Am 19. September Wiedereröffnung des Weimarer Theaters mit Goethes Vorspiel. 1.– 10. November zweiter Besuch Bettinas mit ihrer Schwester Meline, am 3. November kommen Kunigunde und Friedrich Carl von Savigny, am 8. Arnim, Brentano und Reichardt. Zwischen Ende November und Mitte Dezember schickt Goethe Bettina zwei der insgesamt siebzehn Sonette, die als Zyklus unter dem Titel Sonette erstmals 1815 erscheinen. Im Dezember Abschluß des geschichtlichen Teils der Farbenlehre. Am 30. Januar 1808 Abschluß des Didaktischen Teils der Farbenlehre. Zur Ostermesse erscheint Faust. Eine Tragödie im achten Band der ersten Cottaschen Ausgabe von Goethes Werken. Mitte Mai–Mitte September Kur in Karlsbad, im Juli in Franzensbad, Aufsatz Der
Kammerberg bei Eger. Arbeit an der Pandora und den Wahlverwandtschaften, Plan zu einem allgemeinen deutschen Volksbuch. Mai/Juni erscheint das Festspiel Pandora’s Wiederkunft in den ersten beiden Heften der von Seckendorf und Stoll herausgegebenen Wiener Zeitschrift Prometheus. Am 13. September Tod der Mutter in Frankfurt. Während des Erfurter Fürstenkongresses Unterredungen mit Napoleon am 2. und 6. Oktober. Am 14. Oktober
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Verleihung des Ritterkreuzes der französischen Ehrenlegion, am 15. des russischen Sankt-Annen-Ordens. 19.–25. Dezember Besuch Arnims in Weimar, der
Die Liebesgeschichte des Kanzlers Schlick und der schönen Sienerin vorliest. Arnim in seinem Lehrgedicht Nr. 18 vom 31. Mai 1808):
an die Jugend (Zeitung für Einsiedler
Und erscheint als Gott dir 첐 Auf der Menschheit höherm Thron, O so glaub der Abendröthe, Werd nicht roth vor ihm mein Sohn; Rüstig dann mit tücht’gen Händen, Wirst du frisch zum eignen Werk, Wa s v o l l e n d e t k a n n n i c h t e n d e n , Z u m Vo l l e n d e n f ü h l d i e S t ä r k . Vgl.: Steiger 1988; Grumach 1999. Nr. 712, 712.E, 775, 775.E, 873, 873.E, 916, AIV (18. April 1809, 17. November 1809, 28. Mai 1810, 6. Januar 1811). Grimm, J a c o b Ludwig Carl 1785 Hanau – 1863 Berlin. Sohn des Stadt- und Landschreibers Philipp Wilhelm Grimm und seiner Frau Dorothea. 1791 Übersiedlung nach Steinau, wohin der Vater als Amtmann versetzt wird. 1796 Tod des Vaters. 1798 bis Ostern 1802 mit Bruder Wilhelm (s. diesen) Besuch des Lyzeums in Kassel. Ende April 1802 als stud. iur. in Marburg immatrikuliert, wohin ein Jahr später Wilhelm folgt. Von den Vorlesungen beeindrucken besonders diejenigen Savignys (s. diesen), dessen Bibliothek Jacob benutzen darf. Februar–September 1805 Gehilfe Savignys während dessen Paris-Aufenthalt. Seit Mitte Oktober 1805 mit den Brüdern Wilhelm und Ludwig Emil (s. diesen) in Kassel bei der von Steinau dorthin übersiedelten Mutter. Seit Januar 1806 Akzessist beim Sekretariat des Kriegskollegiums des Kurfürstentums Hessen, seit Juli 1808 Bibliothekar des Königs Je´roˆme im neuen Königreich Westphalen. Bekanntschaft mit Arnim während dessen Kassel-Aufenthalt Mitte November 1807–Anfang Januar 1808. Trägt mit Wilhelm zur Zeitung für Einsiedler bei. Während Arnims zweitem KasselAufenthalt vom 22. November bis 17. Dezember 1808 Festigung der Freundschaft. 1811 erscheint die Abhandlung Über den altdeutschen Meistergesang, 1812 – jeweils mit Wilhelm – Herausgabe der ersten beiden Bände der Kinder- und Hausmärchen (1815 Bd. 3), 1816–1818 der Deutschen Sagen (2 Bde.). 1813 hessischer Legationssekretär. 1816 zweiter Bibliothekar am kurfürstlichen Museum in Kassel. 1829 Professor für Altertumswissenschaft in Göt-
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tingen, gehört 1837 mit Wilhelm zu den Göttinger Sieben, wird entlassen und des Landes verwiesen, seit 1841 mit Wilhelm in Berlin. 1854 erscheint der erste Band des Deutschen Wörterbuchs, 1860 der zweite, 1862 der dritte. Vgl.: Selbstbiographie in: Justi 1831, S. 148–164; Grimm 1890; Stengel 1896–1910; Steig 1904; Schewe 1963; Denecke 1971; Rölleke in FBA IX/3, S. 812f.; Rölleke 1975 (wieder in Rölleke 1980a, S. 50–64); Rölleke 1980b; Ginschel 1989; Rölleke 2001–2013. Nr. 661, 730, 738, 772, 779, 811, 867, 885, AI.84, AI.85, AIV (23. Januar 1809, 25. Juni 1809, 5. April 1811, 14. Juli 1811). Grimm, Ludwig Emil 1790 Hanau – 1863 Kassel. Bruder von Jacob und Wilhelm Grimm (s. diese). Maler, Zeichner und Kupferstecher. 1791 Übersiedlung nach Steinau. 1803–1805 Besuch des Lyzeums in Kassel, danach Ausbildung an der dortigen Kunstakademie. 1808 Aufenthalt in Heidelberg, unterstützt von Arnim und Brentano; Stiche für die Zeitung für Einsiedler. 1809 Ausbildung bei Carl Ernst Christoph Heß in München; Umgang mit Bettina und Savignys, die er mehrmals porträtiert. 1814 Teilnahme am Frankreichfeldzug. 1816 Italienreise. Danach bis 1818 in München. 1825 Mitbegründer der Malerkolonie im hessischen Willingshausen. 1832 Professor an der Kunstakademie in Kassel und Heirat mit Marie Böttner. Ein Jahr später Geburt der Tochter Friederike. 1845 Heirat mit Friederike Ernst. Vgl.: Grimm, Jacob; Steig 1911/12; Stoll 1913; Praesent 1950; Koolman 1985; Koszinowski/Leuschner 1990; Boehncke/Sarkowicz 2015. Nr. 940, 940.E. Grimm, W i l h e l m Karl 1786 Hanau – 1859 Berlin. 1803 Jurastudium in Marburg, danach mit Bruder Jacob in Kassel. Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen (1811). 1814–1829 Bibliothekssekretär in Kassel, 1825 verheiratet mit Dorothea (Dortchen) Wild. 1831 Bibliothekar und außerordentl. Professor in Göttingen. Vgl.: Grimm, Jacob. Nr. 738, 750, 772, 811, 885, AI.84, AI.86, AI.91, AIV (23. Januar 1809, 2. April 1809, 18. April 1809, 25. Juni 1809, 8. Februar 1810, 28. Mai 1810, 12. April 1811, 25. Juni 1811, 22. Juni 1812, 22. Oktober 1812). Hagen, Friedrich Heinrich von der 1780 Schmiedeberg (Uckermark) – 1856 Berlin. Illegitimer Sohn des Freiherrn Leopold von der Hagen und der Magd Dorothea Elisabeth Bischof. Besuch des Lyzeums in Prenzlau. 1798–1801 Studium in Halle. 1802–1805 Referendar beim
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Stadtgericht in Berlin. Durch A. W. Schlegels Berliner Vorlesungen über schöne Literatur und Kunst 1803/04 Orientierung auf die altdeutsche Dichtung, besonders das Nibelungenlied. 1805 Heirat mit der Brüsselerin Marie Josephine Reynack. Danach Privatgelehrter mit weitgespannten Kontakten. 1807 erscheint seine Edition Der Nibelungen Lied, dessen erste Gesamtausgabe. Mit dem befreundeten Büsching (s. diesen) Herausgabe altdeutscher Lieder, Gedichte und Prosa. 1810 außerordentl. Professor für deutsche Sprache und Literatur in Berlin. Seit 1811 Bibliothekar und außerordentl. Professor in Breslau, wohin ihm Büsching folgt. 1816/17 Forschungsreise nach Süddeutschland, der Schweiz und Italien, 1823 nach Paris. 1824 Professor in Berlin. 1841 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Publikationen als »Gründer und erste〈r〉 beamtetete〈r〉 Vertreter der Universitätsgermanistik«. Vgl.: Büsching; Weiss 1986, S. 136–140; Grunewald 1988 (Zitat S. 28); Bluhm 1999; Röcke 2010. Nr. 780, 797. Hendel-Schütz, Johanne H e n r i e t t e Rosine 1772 Döbeln – 1849 Köslin. Tochter des Schauspielers Karl Julius Christian Schüler und der Schauspielerin Johanna Christine Schüler, geb. Schindel. Seit 1775 Musik- und Tanzunterricht, 1779 erste Kinderrolle am Hoftheater in Gotha. 1779–1781 in Breslau, 1781–1785 am Nationaltheater in Berlin. Danach am Hoftheater in Schwedt, wo sie 1788 den Sänger Friedrich Eunicke heiratet. 1796–1806 wieder am Berliner Nationaltheater unter Leitung Ifflands. 1797 Scheidung. 1802 zweite Ehe mit dem Arzt Johann Karl Heinrich Meyer; 1805 Scheidung. 1806 dritte Ehe mit dem Stettiner Militärarzt Hendel, der im folgenden Jahr stirbt. Seit etwa 1808 mimische und pantomimische Darstellungen auf Gastspielreisen. 1811 in Halle vierte Ehe mit dem Professor der schönen Künste Friedrich Karl Julius Schütz, der sie auf ihren Kunstreisen durch Deutschland, Frankreich, Dänemark, Holland, Schweden und Rußland begleitet. Trennung von ihm 1817, Scheidung 1827. Rückzug zu einem ihrer Schwiegersöhne in Köslin. Sechzehn Kinder, von denen nur drei die Mutter übeleben. Johannes Daniel Falk 1813: Der Verfasser 〈...〉 trägt kein Bedenken, sie den
ersten Zierden seines Vaterlandes beyzuzählen. Abweichend von der öffentlichen Meinung, möchte er die Vorzüge von Mad. Händel-Schütz keineswegs bloß auf ihre mimische Darstellungen beschränken. Ihre imposante Gestalt, verbunden mit einer Gewandheit, die sie zur Darstellung der verschiedensten Charaktere geschickt macht, ist Etwas, was freylich Jedem, auch dem Ungeübtesten, sogleich in die Augen fällt. 〈...〉 Der eigentliche Talisman dieser Künstlerin 〈...〉 ist und bleibt 1705
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die große Kunst ihrer Entindividualisierung, (Objectivität) womit sie uns, wie durch einen Zauberschlag, in jeden beliebigen Charakter, Gegenstand und Situation hereinzaubert. Vgl.: Hendel 1809; Hendel-Schütz 1815; Falk 1813 (Zitat S. XXXIV–XXXVI); Zernin 1870, Steig 1897, S. 202. Nr. AI.90, AI.91. Herrmann, F r i e d r i c h Wilhelm 1775 Mittweida – 1819 Lübeck. Sohn eines pensionierten sächsischen Soldaten. 1792 Studium der Theologie und Philologie in Leipzig; 1798 zum Dr. phil. promoviert. 1799 Professor und Konrektor am Gymnasium in Lübben; Heirat mit Christiane Friederike Knorr. Belletristische und pädagogische Veröffentlichungen, vor allem eine Moralische Kinderbibliothek (1802–1822). 1805 Redakteur der Zeitschrift Minerva und Privatlehrer in Hamburg. 1806 bis zu seinem Tod Gymnasialprofessor und Verwalter der Stadtbibliothek in Lübeck. 1808 (mit der Jahreszahl 1809) Publikation des zeitkritisch-antinapoleonischen Buches Der Nationen Fall. Ein Spiegel für Herrscher und Beherrschte, Ende Januar bis Mitte Juli 1809 der patriotischen Erhebungen. Eine Zeitschrift für das Vaterland. 1813 Flucht vor den Franzosen nach Mecklenburg, seit Dezember wieder in Lübeck. Vgl.: Goering/Knorr 1819; Goedeke 1884–1998, Bd. XIII, S. 611f.; Genzken 1914; Spies 1979; Spies 2000; Spies 2003. Nr. *892, *915, 915.E. Hoffmann, Philipp Carl 1769 Mainz – 1842 Frankfurt/M. Entstammt einer Mainzer Hofratsfamilie. Gemeinsame musikalische Ausbildung mit seinem Bruder Anton Heinrich. Seit 1793 Musiklehrer in Offenbach und Bratschist in der Kapelle des Schnupftabakfabrikanten Bernard. Sammelt nebenher Käfer und begründet die Wetterauer Naturforschende Gesellschaft. Als Klaviervirtuose in Amsterdam und Wien, bekannt mit Haydn, Mozart und Beethoven. 1810–1821 Lehrer und Pianist in St. Petersburg. Läßt sich mit dem dort erworbenen Vermögen in Frankfurt bei seinem Bruder nieder. Komponiert vor allem Klavierstücke, darunter Variationen über ein Thema von Mozart, die im Verlag Johann Andre´ in Offenbach erscheinen. Vgl.: Adam Gottron in MGG VI, Sp. 539–541; Constapel 1998, Nr. 1457, 1479, 1572, 2322, 2701. Nr. AII.31.
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Hohenzollern-Hechingen, J o s e p h Wilhelm Friedrich Prinz von 1776 Troppau (österr. Schlesien) – 1836 Oliva (bei Danzig). Ältester Sohn von Friedrich Anton Reichsgraf von Hohenzollern-Hechingen und Ernestine Josepha, geb. von Sobitz-Kornitz. Letzter Fürstbischof von Ermland. 1787–1791 Besuch der Militärakademie in Wien und der Karlsschule in Stuttgart. 1790 vermittelt ihm sein Onkel Johann Karl von Hohenzollern-Hechingen, seit 1781 Kommendatarabt der Zisterzienserabtei Oliva, eine Präbende (Pfründe) im Breslauer Domstift. Theologiestudium am Gymnasium in Altschottland bei Danzig. 1800 Priesterweihe in Oliva und Kanonikat am Kathedralkapitel des Bistums Ermland in Frauenburg. Nach dem Tod des Onkels 1803 dessen Nachfolger als Abt von Oliva bis zum Lebensende. 1808 Fürstbischof von Ermland, seit 1809 Kapitularvikar des Bistums. Wird »in den altpreußischen Bistümern, besonders in seinem Sprengel, zur herausragenden Gestalt der Reorganisation der katholischen Kirche 〈...〉 ein stiller, gebildeter, zutiefst frommer und der Romantik verhafteter Mensch«. Vgl.: Wolf-Dahmin 1992 (Zitat S. 680f.). Nr. *573. Hohnbaum, Ernst Friedrich C a r l 1780 Coburg – 1855 Hildburghausen. Seit 1787 in Rodach (Franken), wo der Vater Johann Christian Hohnbaum als Superintendent und Literat wirkt. 1798–1801 Medizin-Studium in Jena, Bamberg und Wien. 1802/03 Arzt in Rodach, 1805 Hofmedikus in Hildburghausen. 1806–1809 Begleiter des Erbprinzen Joseph von Sachsen-Hildburghausen beim Studium in Erlangen. 1809 Heirat mit Julie Hildebrandt, Tochter des Erlanger Professors Georg Friedrich Hildebrandt. 1809–1814 Stadtphysikus in Heldburg. Seit 1814 Physikus und zweiter herzoglicher Leibarzt in Hildburghausen. 1819 ebd. Obermedizinalrat und erster herzoglicher Leibarzt, verantwortlich für die Geisteskranken im Herzogtum. Planung einer Landesirrenanstalt, deren Leiter er 1831 wird. Neben medizinischen Interessen und Veröffentlichungen (u.a. Psychische Gesundheit unf Irreseyn in ihren Übergängen [Berlin 1845]) literarische Neigungen und Sammlung von Volksliedern. Seit 1818 Herausgeber der Hildburghausener Dorfzeitung. Bekannt mit Friedrich Rückert und Joseph Meyer, dem Gründer des Bibliographischen Instituts in Hildburghausen. Vgl.: Steig 1912c; Heydenreich 1961; Rölleke in FBA IX/2, S. 21 und FBA IX/3, S. 817f.; Goedeke 1884–1998, Bd. VIII, S. 177. Nr. 833, 868.
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Humboldt, Friedrich W i l h e l m Christian Karl Ferdinand von 1767 Potsdam – 1835 Tegel (bei Berlin). Sohn des preußischen Majors a.D. und Kammerherrn Alexander Georg von H. auf Ringenwalde (Neumark) und Tegel und seiner Frau Marie Elisabeth, geb. Colomb, verw. von Holwede. Bruder von Alexander von H. (1769–1859), mit dem er gemeinsam durch Hauslehrer umfassend auf Schloß Tegel unterrichtet wird. 1787–1790 Studium zunächst in Frankfurt/O., dann Göttingen. Anfang der 1790er Jahre Mitglied des sogenannten Tugendbundes, dem Henriette Herz, Carl von La Roche, Karoline von Wolzogen (s. diese) und Caroline von Dacheröden angehören. 1791 Heirat mit dieser, Tochter eines preußischen Kammerpräsidenten. Danach mit ihr auf den thüringischen Gütern des Schwiegervaters private Studien. 1794–1797 in Jena, wo er zunächst mit Schiller, dann auch mit Goethe bekannt wird, deren Auffassungen er weitgehend teilt. Nach dem Tod der Mutter 1797–1801 mit Caroline materiell unabhängig in Paris. 1802–1808 preußischer Gesandter am Vatikan; der römische Palazzo der Humboldts wird zu einem gesellschaftlichen Zentrum. 1809/10 Sektionschef für Kultus und Unterricht im preußischen Innenministerium, Organisator der Berliner Universität; über Vermittlung Arnims Berufung Savignys. 1810–1815 Gesandter und bevollmächtigter Minister in Wien, wo er während des Wiener Kongresses und bei den Verhandlungen über den Deutschen Bund einflußreich wirkt. 1816 zu Anschlußverhandlungen über diesen in Frankfurt/M. 1817 Gesandter in London. Nach zunehmender Enttäuschung über die restaurative Politik Ende 1819 Entlassung aus dem preußischen Staatsdienst. Seitdem Privatgelehrter in Tegel. Vgl.: Sydow 1906–1916; Haufe 1963; Scurla 1970; Mattson 1990; Sweet 1978–1980; Gall 2011. AIV (10. Mai 1809, 17. Dezember 1809). Jacobs, F r i e d r i c h Christian Wilhelm 1764 Gotha – 1847 ebd. Sohn des Gothaer Advokaten Wilhelm Heinrich Jacobs. Nach Besuch des Gymnasiums Illustre in Gotha 1781–1785 Studium der Theologie in Jena und Philologie in Göttingen. Seit 1785 Professor am Gymnasium seiner Heimatstadt, seit 1802 zusätzlich Anstellung an der dortigen öffentlichen Bibliothek. 1792 erste Ehe mit der Weimarerin Johanna Christiana Seidler, nach deren Tod 1814 zweite Ehe mit ihrer jüngeren Schwester Auguste Johanna Dorothea. 1807–1810, wie andere norddeutsche Gelehrte nach Bayern berufen, Professor am Lyzeum in München, Privatlehrer des Kronprinzen, Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1810 Rückkehr nach Gotha, wo er Professor am Gymnasium Ernestinum, Oberbibliothekar, Direktor der wissenschaftlichen und Kunstsammlungen sowie des Münzkabinetts wird. Zahlreiche
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teils wissenschaftliche, teils belletristische Publikationen, vor allem Edition etwa 3700 griechischer Epigramme in der Anthologia Graeca (13 Bände 1798–1814, 3 Ergänzungsbände 1813–1817). Vgl.: Fuhrmann 2002; Manger 2005. Nr. 765.A. Jean Paul (Johann Paul Friedrich Richter) 1763 Wunsiedel (Fichtelgebirge) – 1825 Bayreuth. Seit 1804 mit der 1801 geheirateten Karoline Mayer (1778–1860) dauerhaft in Bayreuth – nach abwechslungsreichen Schul-, Studenten-, Hauslehrer- und Reisejahren, in denen Erzählungen (u.a. Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal [1792]; Das Kampaner Thal [1797]) und große Romane (Hesperus [1795]; Siebenkäs [1796/97]; Titan [1800/03]) erscheinen. Vor den Befreiungskriegen folgt in Bayreuth ein außergewöhnlich vielfältiges Œuvre: weiterhin Erzählungen (u.a. Des Feldpredigers Schmelzle Reise nach Fläz [1809]; Leben Fibels [1812]) und Romane (Flegeljahre [1804/05]; D. Katzenbergers Badereise [1809]), aber auch eine Kunsttheorie (Vorschule der Ästhetik [1804]), eine Pädagogik (Levana oder Erziehlehre [1807]) und zwei politische Schriften, in denen Jean Paul vor dem Hintergrund der napoleonischen Kriege Deutschlands Größe als Kulturnation beschwört und dem Krieg den Krieg erklärt, ohne die Verdienste der Französischen Revolution und Napoleons zu verkennen: Friedens-Predigt an Deutschland (1808); Dämmerungen für Deutschland (1809). Aus der Friedens-Predigt veröffentlicht Arnim mit Genehmigung des Autors in Zeitung für Einsiedler Nr. 3 vom 9. April 1808 eine Auswahl mit einer Nachbemerkung, die das Anliegen hervorhebt, jedem
Einzelnen seinen Antheil am Frieden in der Befriedigung seines inneren höheren Daseyn〈s〉 zuzusprechen (WAA VI, S. 30,20–21). Die Beziehung Arnims zu Jean Paul aufzuarbeiten ist Desiderat. Vgl.: de Bruyn 1975; Schweikert 1975; Vollmann 1975; Schulz 1989, S. 11f., 353–365; Berend 2001; Pfotenhauer 2013. Nr. 692, 692.E, AIV (18. April 1809, 28. Mai 1810, 1. Januar 1811, 16. Mai 1812). Jordis, Ludovica ( L u l u , Louise) Maria Catharina, geb. Brentano 1787 Frankfurt/M. – 1854 Würzburg. Tochter von Peter Anton und Maximiliane Brentano, Schwester Clemens’ und Bettinas. Nach dem Tod der Mutter mit den Schwestern Kunigunde, Bettina und Meline 1794–1796 im Pensionat der Ursulinen in Fritzlar, nach dem Tod des Vaters 1797–1802 mit Bettina und Meline bei der Großmutter Sophie von La Roche in Offenbach. 1805 Heirat mit dem kurhessischen Legationsrat und Bankier Johann Carl Jordis. 1807/08 mit ihm in
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Kassel, wo er Hofbankier des Königs Je´roˆme ist und sie ihre gesellschaftlichen Talente entfaltet. Notiert für die Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm drei Märchen, die sie von ihrer Mutter gehört hat. 1812 mit Jordis nach Paris, wo sie einen Salon unterhält. Um 1825 geschieden. 1827 wieder verheiratet mit Richard Peter Rozier des Bordes. Nach dessen Tod (1831) mit ihrer Pflegetochter Meline Rückkehr nach Frankfurt. Seit 1845 Besitzerin von Schloß und Gut Wasserlos (bei Alzenau). Veröffentlicht 1853 Geistliche Lieder und Kinderlieder. Vgl.: Steig 1913b; Schellberg/Fuchs 1939 passim; Schellberg/Fuchs 1942 passim; Amberg 1965; Holzapfel 1984; Alzenau 2002; Strohmeyr 2006a, S. 165–175; DjBr passim; DjBe passim. AIV (12. April 1812). Koch, Clara Königsberg. Tochter des schwedischen Konsuls J. Friedrichson Koch und von dessen Frau Celeste, geb. Schwinck, der jüngsten Schwester von Georg(e) Gotthilf Schwinck. Vgl.: Gause 1996, Bd. II, S. 190 (zu Celeste Schwinck). Nr. AI.73. Koch, Friedericke Königsberg. Schwester der Vorigen. Nr. AI.73. Köppen, Marie Elisabeth, geb. Dietrich 1737 Berlin(?) – 1814 ebd. Tochter von Matthias Dietrich, seit 1715 Archidiakon an St. Marien in Berlin. 1763 Heirat mit dem Kriegsrat Carl Friedrich Köppen, einem Neffen von Arnims Großmutter Caroline von Labes (s. diese). Deren Nachbarin und Vertraute in Berlin, Besitzerin des Hauses Viereck (seit 1814 Pariser Platz) Nr. 5. Vgl.: Straubel 2009, S. 515; WAA XXXI, S. 578. Nr. 740. Körte, Friedrich Heinrich W i l h e l m 1776 Aschersleben – 1846 Halberstadt. Sohn des Ascherslebener Archidiakons Christian Andreas Matthias Körte. Nach Besuch des Halberstädter Domgymnasiums seit 1796 Studium in Halle, zunächst Theologie, dann Jura und Schöne Künste. 1798 promoviert und Rückkehr nach Halberstadt, dort Domvikar. Johann Wilhelm Ludwig Gleim, dessen Großneffe Körte ist, bestimmt ihn zum ersten Lehrer einer zu errichtenden Schule der Humanität. Da sie nach Gleims Tod (1803) und Testamentsstreitigkeiten anders als geplant und ohne
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Körte zustandekommt, erhält dieser eine lebenslange Abfindung, die ihm eine Existenz als Privatgelehrter ermöglicht. Er nutzt sie zu intensiven literaturgeschichtlichen Arbeiten und Editionen. Beachtung findet zunächst – auch durch Arnim und Brentano – die dreibändige Edition Briefe deutscher Gelehrten. Aus Gleims litterarischem Nachlasse (1805/06), dann eine polemische Auseinandersetzung mit Friedrich Heinrich Jacobi und Johann Heinrich Voß über die Ausführung der Bestimmungen des Gleimschen Testaments bezüglich der zu veröffentlichenden Briefe (vier Streitschriften 1807/08). Nach der Heirat mit Wilhelmine Wolf, Tochter des Altphilologen Friedrich August Wolf, folgen weitere Biographien (Gleims [1811], Friedrich August Wolfs [1833] und Albrecht Thaers [1839]) sowie Editionen (u.a. Werke Gleims, [8 Bde., 1811–1841] und Ewald Christian von Kleists (2. Aufl. 1825], außerdem Veröffentlichungen sozialen und politisch-patriotischen Charakters. Vgl.: Goedeke 1884–1998, Bd. XVII, S. 739–744 und 1856; Mohr 1973; WAA XXXII (Reg.). Nr. 777. Krüdener, Barbara J u l i a n e von, geb. von Vietinghoff 1764 Riga – 1824 Karasubazar (Krim). Tochter des livländischen Gutsbesitzers Otto Hermann von Vietinghoff. 1782 Heirat mit dem russischen Diplomaten Burchard Alexius Konstantin von Krüdener, Gesandter in Venedig, danach Kopenhagen, wohin sie ihm folgt und eine gesellschaftliche Rolle spielt. Seit 1789 von ihm getrennt, aber nicht geschieden, auf Reisen, teils begleitet von ihrem Liebhaber, dem französischen Offizier Charles de Fre´geville. 1800 mit ihrem Mann in Berlin, seit 1801 wieder ohne ihn auf Reisen: bei Madame de Stae¨l (s. diese) in Coppet sowie in Genf, wo Arnim sie kennenlernt, danach in Lyon und Paris, wo Ende 1803 ihr Roman Vale´rie ou Lettres de Gustav de Linar a` Ernestine de G… erscheint, in dem – in Erinnerung an die Genfer Bekanntschaft mit Arnim – zwei Briefe aus Arnam und Hollyn adressiert sind. Zunehmende pietistische und mystische Neigungen. 1807 Wiedersehen mit Arnim in Königsberg, wo sie nach der Schlacht von Preußisch-Eylau für die Verwundeten sorgt. Anteil an der Heiligen Allianz, indem sie Zar Alexander I. mystisch-religiös beeinflußt. Danach pietistische Bußpredigten und karitative Fürsorge in der Schweiz, aus der sie 1817 verwiesen wird. Rückzug auf ihr livländisches Gut Kosse. 1824 mit Tochter und Schwiegersohn auf die Krim, wo sie in einer von der Fürstin Anna Szergejewna Gallitzin angelegten pietistischen Kolonie stirbt. Vgl.: Eynard 1849; Burger 1927; Knapton 1939; Ley 1961; Ley 1994; Hieber 1995; Krüdener 2007; Sommer 2013. Nr. *791, 843.
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Labes, C a r o l i n e Marie Elisabeth von 1730 Potsdam – 1810 Berlin. Tochter des Potsdamer Bankiers und Fabrikanten Gottfried Adolph Daum. 1753 erste Ehe mit dem Geheimen Kämmerer und Obertresorier Michael Gabriel Fredersdorff, einem Günstling Friedrichs II. von Preußen. 1758 zweite Ehe mit dem preußischen Rittmeister Ehrenreich Friedrich von Aschersleben, den sie wegen seines Adelstitels geheiratet haben soll und von dem sie nach drei Monaten geschieden wird. 1760 dritte Ehe mit dem preußischen Kammerherrn Johann (Hans) Labes. 1761 Geburt der Tochter Amalia (Mutter Arnims), 1763 des Sohnes Hans Labes, seit 1793 Graf von Schlitz (Onkel Arnims). Leiht 1780 ihrem Schwiegersohn Joachim Erdmann von Arnim das Kaufgeld für das im Niederen Fläming gelegene Ländchen Bärwalde mit dem Hauptort Wiepersdorf. Nach dem Tod ihrer Tochter infolge der Geburt Arnims nimmt sie ihn und seinen älteren Bruder 1781 in ihr Berliner Haus Quarre´ (Viereck, seit 1814 Pariser Platz) Nr. 4 auf, wo beide unter ihrer Obhut erzogen werden, während der Vater sich wenig um sie kümmert. Erhält 1786 für sich und ihren Sohn die preußische Anerkennung des Adels- und Freiherrenstandes. Die Sommermonate verbringt sie auf ihrem Gut Zernikow (östlich von Rheinsberg), das sie mit weiteren Gütern von ihrem ersten Mann geerbt hat und um dessen Bewirtschaftung sie sich kümmert. Wird im April 1808 unter den sechs reichsten Privatiers Berlins aufgeführt, die zur Finanzierung eines von den Franzosen geplanten Lagers bei der Stadt herangezogen werden sollen. Bestimmt in ihrem Testament, daß ihre Enkel über ihren Erbteil nicht frei verfügen dürfen, sondern ihn ihren ehelichen Nachkommen als ein Fideikommiß zu hinterlassen haben. Arnim an Bettina, 10. Juli 1810: Meine Großmutter entriß der Tod, sie hat mir viel Gutes getan, und ich ehre dankbar ihr Andenken; unsre Gesinnungen hatten in dieser Welt keine eigentliche Berührung. Ihr Vermögen hätte mich selbst in dieser Zeit, wo nur der tätige Gebrauch eines Vermögens eigentliche Sicherheit gewährt, reich gemacht, wenn sie nicht durch eine Fideicommißeinrichtung, die sich erst zum Besten meiner Kinder auflöst, mich und meinen Bruder und Onkel beschränkt hätte. Vgl.: Steig 1894, S. 3–7; Granier 1913, S. 223; Weiss 1980, S. 161–167; Wilcke 1980, S. 641; Wilcke 1982, S. 477–483; Härtl 1982 (passim, Register); Baumgart 2000; WAA I (passim, Register), WAA XXX–XXXII (passim, Register). Nr. 519, *520, 526, *527, *529, *532, 540, *549, *563, 569, 572, *579, *594, *600, 613, *616, *621, 638, *644, *676, 693, *726, 747, *769, *823, 849, *861, 890.
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Labes, Johannes 1754 Danzig – 1809 ebd. Sohn des Danziger Kaufmanns Kaspar Labes und seiner Frau Christina Juliana, geb. Wallersteen. Nach Ausbildung zum Kaufmann 1786 mit seinem Bruder Friedrich (Prediger an der Danziger Jakobskirche) Reise nach England und den Niederlanden. Danach alleiniger Inhaber der Danziger Reederei und Großhandelsfirma Kaspar Labes Erben. 1787 Heirat mit Susanna Jakobina, Tochter des Danziger Gold- und Silberfabrikanten Jakob Mahl. Im selben Jahr Vorsteher des Kinderhauses und des Lazaretts, 1789 Mitglied der Dritten Ordnung, 1807 Senator. Läßt einen Teil seines Waldbesitzes in einen öffentlichen Park umgestalten, der nach ihm Johannisberg genannt wird. Steht als Förderer städtischer Angelegenheiten in hohem Ansehen; 1808 spricht ihm die Stadt offiziell ihren Dank aus. Im selben Jahr wegen politischer Äußerungen verhaftet und zeitweise in Weichselmünde interniert. Nimmt danach gekränkt seinen Abschied aus dem Senat. Immediatbericht des Freiherrn vom Stein, Berlin, 9. Oktober 1805: Was die
Einleitung dieser sämtlichen Anleihegeschäfte anbetrifft, so schlage ich untertänigst vor: wegen Danzig die Aufträge dem dortigen Kaufmann Labes, einem äußerst tätigen einsichtsvollen Manne, 〈...〉 zu übertragen 〈...〉. Friedrich Delbrück, Tagebuch, Danzig, 31. Oktober 1806: Als ich nach zehn Uhr nach Hause kam, fand ich noch Labes. 〈...〉 Morgen soll Stein, der Minister, eintreffen, dessen er sich anzunehmen hat. Vgl.: Schuster 1907, Bd. II, S. 5, 7, 9, 13 (zweites Zitat), 45; Schwarz 1941; Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. II/1, S. 94 (erstes Zitat), Bd. X, S. 459; WAA XXXII (Korrespondenten). AIV (25. November 1809). Leisewitz, Sophie Marie Katharina, geb. Seyler 1762 Hamburg – 1833 Braunschweig. Tochter des Hamburger Theaterunternehmers Abel Seyler und von dessen Frau, der Schauspielerin Sophie Elisabeth, geb. Andreae. Aufgewachsen in Hannover als Pflegetochter ihres Onkels, des Hofapothekers Johann Gerhard Reinhard Andreae. 1781 nach vierjähriger Verlobungszeit Heirat mit dem Sturm-und-Drang-Dramatiker und historischen Schriftsteller Johann Anton Leisewitz, Sekretär der Landschaft, seit 1801 Justizrat in Braunschweig, Onkel von Arnims Jugendfreund Stephan August Winkelmann. Seit 1806 verwitwet und zurückgezogen in Braunschweig. Vgl.: Schnack 1984, passim (Reg.); Herz 2003. Nr. 937.
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Korrespondenten
Le Pique, Johann Philipp 1776 Alzey – 1815 Mannheim. Sohn des Geistlichen Administrationskollektors Carl Philipp Le Pique. 1792 Studium der Theologie und Philosophie zunächst in Heidelberg, noch im selben Jahr bis 1795 in Jena. 1795 wieder in Heidelberg. Vmtl. 1796 erscheint eine zweibändige Anthologie Freiheits Gedichte, 1797 gibt er Papiere aus dem Nachlasse eines Kaiserlichen Offiziers (Johann Samuel Keßler) heraus. 1798–1803 Senior des Heidelberger Collegium Sapientiae, eines der Universität zugehörigen theologischen Ausbildungsinstituts. Heiratet 1803 die Heidelbergerin Franzisca Elisbetha Hepp. 1803 Pfarrer in Erlangen, wo er Ludwig Tieck (s. diesen), dem er sich befreundet, und Jean Paul (s. diesen) kennenlernt, 1804 promoviert wird. Seit 1806 Erster Prediger der reformierten Gemeinde in Mannheim. Gibt 1811 mit Anton Georg Batt und Tieck eine dreibändige Maler-Müller-Ausgabe heraus. Vgl.: Schneider 1923, passim; Beck 1968, S. 182–185; Blumenthal 1979; SNA XXXI, S. 290f.; Berend 2001, S. 85–91 (Brief über Jean Paul). AIV (zwischen 14. und 21. Oktober 1809). Loe, Friedrich Karl (von) 1786 Eichstätt – 1849 München; 1819 geadelt. 1806–1808 Medizinstudium in Landshut, 1809 promoviert, danach in München, 1816 Hofarzt und königlicher Leibarzt, 1817 Obermedizinalrat, 1824 Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1827 Professor der Medizin, 1828 Direktor des Krankenhauses in München. Gehört während des Studiums in Landshut zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten, die 1808 Gedichte zwecks Veröffentlichung in der Zeitung für Einsiedler an Görres nach Heidelberg schicken. In Nr. 33 vom 23. Juli erscheint sein Gedicht Zauberformel des Arztes. Weitere Gedichte 1808 in Friedrich Asts Landshuter Zeitschrift für Wissenschaft und Kunst. Vgl.: Funk 1925; Bunzel 1992. Nr. AII.33. Löw, Joseph Um 1785 Eßlarn – 1809 Landshut. Medizinstudium in Landshut; 1804 immatrikuliert, 1809 promoviert mit einer Dissertation Über die sympathetische Wirkung der Dinge (in Arnim-Bibl. Sign. B 2586). Gehört während des Studiums in Landshut zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten, die 1808 Gedichte zwecks Veröffentlichung in der Zeitung für Einsiedler an Görres nach Heidelberg schicken. In Nr. 33 vom 23. Juli erscheinen seine Gedichte Der Fluß sowie Fluth und Ebbe. Ist »ohne Zweifel der universalste, begabteste und romantischste von allen Mitgliedern des Ringseis-Kreises« und verfaßt vmtl. die Ankündigung von diesem geplanter Jugendblätter.
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Korrespondenten
Savigny an Arnim, Landshut, 1. März 1809: Der Dr. Löwe ist ein sehr braver Mensch, er ist es, der als Curier nach München gereist ist, um den Clemens zu avertiren 〈benachrichtigen〉. Ist im Grunde ein armer Teufel, von den Studenten selbst nicht geachtet. Brentano an Arnim, Landshut, 28. Juli 1809: Wir haben neulich an dem Dr Löw (dem Dichter) der unter den jungen Leuten hier ein rechter Engel war, und sich in den lezten Monaten zum Hausfreund Savignys gemacht hatte, einen schmerzlichen Todesfall gehabt, er starb am Spitalfieber 〈Typhus〉, das er zum Lohn seines treuen menschenfreundlichen Fleißes gewonnen, er war einer der frommsten und sanftesten Menschen recht wie ein Lamm, sein Tod war in der Fantasie einer Schlacht, schrecklich, er kämpfte mit dem ganzen Leibe und sanck plözlich wie ein Held in die Küßen. Vgl.: Funk 1925 (erstes Zitat S. 121; ebd. 1807 als Promotionsjahr angegeben); Bunzel 1992; WAA XXIV (zweites und drittes Zitat). Nr. AII.33. Moritz, C. D., geb. Palitzsch Langjährige Bekannte von Caroline von Labes (s. diese), Mitbewohnerin in deren Berliner Haus Quarre´ (Viereck, seit 1814 Pariser Platz) Nr. 4, zuletzt in Fürstenberg (Havel). Teilt Arnim am 20. Oktober 1809 mit, er und sein Bruder würden tausend Taler aus ihrem Nachlaß erben. Erinnert ihn am 22. März 1810 daran, sie habe mit der nunmehro Verewigten 〈Großmutter〉 einige 40. Jahre unter einen Dache gelebt. Vgl.: WAA XXX–XXXII, XXXIV (Zitat). AIV (22. September 1809). Müller, A d a m Heinrich (von) 1779 Berlin – 1829 Wien; 1826 mit dem Beinamen von Rittersdorf geadelt. Sohn des Berliner Finanzbeamten Wilhelm Heinrich Müller. Nach dem Besuch des Berliner Gymnasiums Zum Grauen Kloster 1798–1801 Studium der Rechtsund Staatswissenschaften in Göttingen. 1802 Referendar an der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer in Berlin. 1804 Hauslehrer bei dem Landrat des südpreußischen Kröbener Kreises Peter Boguslaus von Haza-Radlitz. 1805 in Wien Konversion zum Katholizismus; wird bekannt mit Die Lehre vom Gegensatz. 1805–1809 in Dresden, zunächst 1806 Vorlesungen über deutsche Wissenschaft und Literatur, dann 1808/09 über Staatskunst (Elemente der Staatskunst, 1811); befreundet mit Heinrich von Kleist, mit dem er die Zeitschrift Phöbus (1808) herausgibt. 1809–1811 in Berlin; Heirat mit Sophie von Haza-Radlitz, der inzwischen geschiedenen Landratsgattin. Mitarbeit an Kleists
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Korrespondenten
Berliner Abendblättern, Mitglied der von Arnim gestifteten deutschen Tischgesellschaft. Seit 1811 in Wien, wo er Vorlesungen über die Beredsamkeit und ihr Verhältnis zur Poesie hält (1817 als Zwölf Reden über die Beredsamkeit erschienen). 1813 auf Empfehlung des befreundeten Friedrich Gentz Landeskommissar in Tirol. 1815–1826 österreichischer Generalkonsul für Sachsen und Resident der anhaltinischen Höfe in Leipzig. Antipreußische Agitation in seinen Staatsanzeigen (1816–1818). Danach wieder in Wien, Hofrat in der Hof- und Staatskanzlei. Hauptvertreter der politischen Romantik. Vgl.: Baxa 1930; Baxa 1966; Köhler 1980; WAA XI. AIV (13. August 1811). Müller, Johannes von 1752 Schaffhausen – 1809 Kassel. Sohn des Pfarrers Johann Georg Müller und von dessen Frau Anna Maria, geb. Schoop. 1769–1771 Studium der Theologie, Geschichte und Philologie in Göttingen. 1772 promoviert, bis 1774 Gymnasiallehrer in Schaffhausen, danach Hauslehrer in Genf. 1781 Professor für Statistik am Collegium Carolinum in Kassel. 1783–1785 wieder in der Schweiz, Vorlesungen zur Weltgeschichte in Bern. 1786 Bibliothekar des Erzbischofs Friedrich Karl von Erthal in Mainz, der ihn zum Hofrat ernennt. 1788 Wirklicher Geheimer Legationsrat, Geheimer Konferenzrat und Mitglied der Staatskonferenz, 1791 Geheimer Staatsrat und Erhebung in den Reichsadelsstand. Seit Ende 1792 in Wien, 1793 Hofrat und Mitglied der Haus-, Hof- und Staatskanzlei, 1800–1803 Kustos der kaiserlichen Hofbibliothek. 1804 in Dresden und Weimar, wo er Herders Nachlaß sichtet und mit Goethe und Schiller verkehrt. Danach Hofhistoriograph des hohenzollernschen Hauses in Berlin und Mitglied der dortigen Akademie der Wissenschaften. Nach der Niederlage Preußens in der Schlacht von Jena und Auerstedt wendet er sich den Franzosen zu und wird im November 1807 Minister-Staatssekretär des Königreichs Westphalen, 1808 Generaldirektor des Unterrichtswesens. Vgl.: Requadt 1957; Schib 1967; Berding 1986; Jamme/Pöggeler 1986; Howald 2003. Nr. 751, *774, 792, *795, 810, AI.82. Plant, Heinrich Wilhelm Vmtl. Kaufmann in Königsberg. Nr. AI.74. Plant, M a r i a Elisabeth, geb. Wibel Frau des Vorigen. Befreundet mit Charlotte Schwinck (s. diese). Vmtl. Erzieherin in Königsberg. Nr. *601, AI.74.
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Korrespondenten
Raßmann, Christian F r i e d r i c h 1772 Wernigerode – 1831 Münster. Sohn des gräflich stolbergischen Bibliothekars Ernst Heinrich Raßmann. Seit 1783 in Halberstadt, Besuch der Martinischule. 1791–1794 Theologiestudium in Halle. Danach wieder in Halberstadt, zunächst Lehrer an der Martinischule, dann Privatlehrer und Schriftsteller. 1803/04 Redakteur einer Halberstädter Zeitschrift, 1804–1806 in Münster Redakteur der Zeitschrift Merkur. Danach ebd. Schriftsteller und Privatlehrer in ärmlichen Verhältnissen. Seit 1812 kränklich. 1825 Konversion zum Katholizismus. Veröffentlicht neben belletristischen Werken bibliographisch-literarhistorische, vor allem ein Pantheon deutscher jetzt lebender Dichter (1823) und ein Kurzgefaßtes Lexicon deutscher pseudonymer Schriftsteller (1830). Vgl.: Raßmann 1833; Goedeke 1884–1998, Bd. IX, S. 352–361; Bd. XI, S. 373. Nr. 838. Redaktion des Tübinger Nr. *933.
Morgenblatts für gebildete Stände
Redtel, C a r l Friedrich von 1779 Breslau – 1846 Frankfurt/O. Sohn des 1790 geadelten Breslauer Regierungsrates Carl Gottlieb Redtel. Seit 1797 in Halle Jura-, seit 1800 in Göttingen Kameralistik-Studium; Kommilitone Arnims. Um 1802–1804 Referendar an der Kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer in Berlin. 1808 verheiratet mit Helene Püttmann aus Hildesheim. Bekanntschaft mit Rahel, die seine verehrte Freundin war, wie Varnhagen sich erinnert (Tagebuch vom 30. Juni 1853). 1812 Mitglied des Schuldirektoriums des Joachimsthalschen Gymnasiums und Departementsrat der Joachimsthalschen Schulämter. Später Regierungsrat in Potsdam. Zuletzt Geheimer Oberfinanzrat in Frankfurt/O. Alexander von der Marwitz an Rahel, Berlin, 5. November (Briefteil) 1811: Bei
Rettel war ich ich Sonnabend Abend. Ihm fehlt das Riguröse; so viel Geist und Bildung, wie man ohne frische, mutige Tätigkeit haben kann, hat er ungefähr; doch drücken ihn die Geschäfte, die er auf eine penible und daher überaus zeitraubende Weise treibt, sehr zusammen und hindern am Fortschreiten. Vor acht Uhr des Abends steht er nie auf vom Aktentisch. Über die Frau bin ich noch nicht im klaren. Sie ist sehr gutmütig und ohne Manier, aber wahrscheinlich sehr dumm, schlecht gewachsen, mit einem Gesicht, in dem man nur weniges zurecht zu rücken brauchte, um es angenehm und ausdrucksvoll zu machen, aber eben weil das Wenige fehlt, taugt es nichts. Vgl.: Varnhagen 1861–1870, Bd. X, S. 180 (erstes Zitat); Rahel-Bibliothek 1983, Bd. IX, S. 164 (zweites Zitat), Bd. X, S. 521 (Reg.); Weiss 1986, S. 114; WAA XXX, S. 654f. (Korr.), 677 (Reg.), XXXI, S. 911 (Reg.), XXXII, S. 1113 (Reg.). Nr. 746, 762.K.
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Korrespondenten
Reichardt, Caroline L o u i s e 1779 Berlin – 1826 Hamburg. Älteste Tochter Johann Friedrich Reichardts (s. diesen) aus dessen erster Ehe mit Juliane Benda. Verliert zwei Verlobte durch deren plötzlichen Tod: zunächst den Literaten Friedrich August Eschen (1776–1800), der in den Schweizer Alpen verunglückt, dann den Maler Franz Gareis (1775–1803), der in Florenz an der Ruhr stirbt. Erzieherin der jüngeren Schwestern, Kontakte zu den Schriftstellern und Musikern, die auf dem Giebichensteiner Gut des Vaters verkehren, darunter Arnim und Brentano. Vertont mehrere Lieder von ihnen und aus dem Wunderhorn. Komponiert insgesamt etwa 90 Lieder und Chorsätze, veröffentlicht 12 Liedersammlungen. 1808/09 mit ihrem Vater in Kassel, wo sie die Brüder Grimm kennenlernt und sich mit Wilhelm befreundet. 1809 zunächst wieder in Giebichenstein, seit Ende des Jahres in Hamburg, um ihren Lebensunterhalt mit Gesangs- und Klavierunterricht zu verdienen. Setzt sich für Aufführungen vor allem oratorischer Werke von Händel, Mozart und italienischer Komponisten ein, begründet die Hamburger Singakademie mit. Henrik Steffens in seinen Erinnerungen: 〈...〉 sie war schlank gebaut, und sie
würde geistreich schön genannt worden sein, wenn das Gesicht nicht durch Pockennarben verunstaltet worden wäre. Dennoch zog sie von allen Töchtern des Hauses, die sich alle durch Schönheit auszeichneten, die größte Aufmerksamkeit auf sich; so wie sie auch im Hause eine große Gewalt ausübte. Sie hatte große innere Kämpfe zu bestehen 〈...〉 Das musikalische Talent war den Reichardtschen Töchtern mehr oder weniger angeboren; auch gute Stimmen besaßen sie alle; Louise war die einzige, die dieses Talent des Gesanges wie der Composition ernsthaft ausbildete 〈...〉 daß sie vorzüglich Lieder der jüngeren Dichter, wie der Vater die Goethe’schen, componirte, war natürlich. So wählte sie die von Tieck, Arnim und Brentano; Dichter, die mit der Familie vertraut waren. Viele ihrer Compositionen fanden durch ihre eigenthümliche Tiefe einen allgemeinen Eingang, und sind populärer geworden als die Reichardtschen; wahre Volksgesänge, so daß man sie wohl, ihrer großen Zartheit ungeachtet, auf den Straßen von Dienstund Bauermädchen singen hörte 〈...〉 Es war natürlich, daß mehrere Arnim’sche Lieder sowohl den Vater als die Tochter anzogen, denn es läßt sich nicht leugnen, daß obgleich der Gedanke, den sie ausdrücken sollen, in diesen so verflüchtigt ist, daß er sich kaum, in manchen gar nicht, wieder erkennen läßt, so sind doch die Klänge, die angeschlagen sind, die einen wunderbaren geahneten Gedanken, auch wenn er unerreichbar ist, uns nahebringen, eben dadurch zur Composition geeignet. 1718
Korrespondenten
Vgl.: Brandt 1865; Reich 1980; Reich 1981; Moering 1990; Steffens 1995/96, Bd. III/2, S. 88–100 (Zitat); Boffo-Stetter 1996; Moering 2006; Freyberg 2012; WAA XXXII (pass., Reg.). Nr. 558, *604, 604.E, 614, 925, AIV (2. April 1809, 18. April 1809, 25. Juni 1809, 12. Januar 1811, 4. Mai 1811). Reichardt, Friederi(c)ke 1790 Berlin – 1869 Erlangen. Tochter Johann Friedrich Reichardts (s. diesen) aus dessen zweiter Ehe mit Johanna Alberti. 1811 Heirat mit dem Geologen und Pädagogen Karl von Raumer. Mit ihm seit 1811 in Breslau, seit 1819 in Halle, seit 1827 in Erlangen, wo er jeweils als Universitätsprofessor beamtet ist. Karl von Raumer in seiner Autobiographie: Ich bin kein Dichter, sonst woll-
te ich vor allem schildern, welche tiefe Liebe mich gegen das wunderschöne Kind ergriff, das ich zuerst im Concert gesehen. 〈...〉 Wenn sie mit den Schwestern heilige Chöre von Palestrina, Leonardo Leo, besonders ein C o r m u n d u m c r e a sang, so wurde ich vom Anblick und Gesange wunderbar ergriffen. 〈...〉 Der stille Schutzgeist der Geliebten selbst war ihre älteste Schwester Louise, der sie mit ganzer Seele anhing. 〈...〉 Nie werde ich das wunderschöne Gartenleben in Giebichenstein vergessen, noch die liebenswürdigen Menschen, die sich hier zusammenfanden. Einer von ihnen war Arnim, der das wunderschöne Gartenleben im Herbst 1807 genoß und mit dem Gedicht Stammbuch der fröhligen Schwestern die Reichardtschen, auch Friederi(c)ke, verherrlichte. Damals entwendete sie sein an Bettina gerichtetes Gedicht Amor der Tintenjunge und einen Brief (Nr. *585) an diese, wofür sie sich mit einem Eintrag in Arnims Stammbuch entschuldigte. Vgl.: Raumer 1866, S. 46–49 (Zitat); Steig 1923a, S. 35–41 (vier Briefe an W. Grimm 1809/10); Moering 2015. Nr. AI.77, Nr. AII.26. Reichardt, Johann Friedrich 1752 Königsberg – 1814 Giebichenstein (bei Halle). Sohn des Königsberger Stadtmusikus und Lautenisten Johann Reichardt und der Hutmacherstochter Katharina Dorothea Elisabeth geb. Hintz. Bis 1770 Ausbildung in Königsberg als »musizierendes Wunderkind«, Beeinflussungen durch Hamann, Kant u.a. 1770–1775 Wanderjahre. 1775–1777 unter Friedrich II. Kapellmeister in Berlin. Danach als Musikschriftsteller und Komponist häufig auf Reisen. 1778 erste Ehe mit der Sängerin und Komponistin Juliane Benda, 1783 zweite Ehe mit Johanna, geb. Alberti, verw. Hensler. 1786 wieder Kapellmeister in Berlin; Kompositionen von Liedern, insbesondere Goethe-Vertonungen, und Liederspielen. 1791 erste
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Korrespondenten
Frankreichreise, die seinen Revolutionsbericht Vertraute Briefe über Frank(2 Bde., 1792/93) zur Folge hat. 1794 aufgrund seiner prorevolutionären politischen Gesinnung entlassen. Danach Rückzug als Salinendirektor auf das Gut Giebichenstein, das »in den Jahren bis 1806 zu einem wirklichen Gasthaus literarisch-kultureller Geistigkeit aufblühte und sich, als Halle 1804 bis 1806 an die erste Stelle der deutschen Universitäten rückte, mit Berühmtheiten und Unberühmtheiten aus allen Teilen Deutschlands füllte. Auf dem Hang seines Berggartens, mit dem Blick auf das Saaletal, die Burgruine Giebichenstein und den fernen Petersberg, den Reilsberg zur Rechten, im Rücken das rauchverhangene Halle und die Ebene bis Leipzig, – konnte man damals nicht nur Musiker, sondern auch Dichter, Gelehrte und Literaten von überallher treffen, gebildete Bürger aus Halle, Beamte, Offiziere, Professoren und Studenten der Universität.« Herausgabe der demokratisch orientierten Zeitschriften Frankreich (1795) und Deutschland (1796), zahlreiche Kompositionen. 1802/03 zweiter Parisaufenthalt, dem wiederum Vertraute Briefe aus Paris (3 Bde., 1803/04) sowie der Bericht Napoleon Bonaparte und das französische Volk unter seinem Consulate (1804) folgen. Nach der französischen Besetzung Halles im Oktober 1806 Flucht nach Danzig, von dort im Sommer 1807 nach Königsberg. Im Herbst 1807, nach dem Tilsiter Frieden, Rückreise auf sein Landgut mit Arnim, der ihm von Berlin, Giebichenstein und Paris her vertraut ist. 1808 Directeur ge´ne´ral des the´aˆtres et de son orchestre am westphälischen Hof von König Je´roˆme in Kassel. 1808/09 Reise nach Wien, in Kassel entlassen. Danach in Giebichenstein und zeitweise als Kapellmeister in Berlin; dort wieder Umgang mit Arnim, Mitglied von dessen Tischgesellschaft. Arnim in seinem Nekrolog auf Reichardt: Seine dramatischen Versuche zur
reich
Einführung der Liederspiele in Deutschland sind mit Beifall aufgenommen, seine Darstellungen des geselligen Lebens mehrerer Länder, besonders von Frankreich, gefielen durch Anschaulichkeit und leichte Erzählung. Nicht so allgemein anerkannt ist das große Verdienst des Verstorbenen als politisch-historischer Schriftsteller, weil sein Hauptwerk: N a p o l e o n B o n a p a r t e u n d d a s F r a n z ö s i s c h e Vo l k u n t e r s e i n e m K o n s u l a t e , nicht unter seinem Namen erschienen ist. Diese Deduktionsschrift gegen Napoleons Usurpation gehört zu der kleinen Zahl der in großen Wendepunkten der Geschichte erschienenen, die als erster öffentlicher Ausdruck einer von Vielen deutlicher oder dunkler eingesehenen Wahrheit, die Gesinnung eines Volks näher bestimmen und weiter entwickeln. Vgl.: Heinrichs 1922; Neuß 1949; Hartung 1964 (zweites Zitat S. 312); Pröpper 1965; Steig 1923a; Moering 1990; Braunbehrens/Busch-Salmen/Salmen 2002;
1720
Korrespondenten
Hartung 2002; Salmen 2002; Beetz/Eberl/Musketa/Ruf 2003; Hartung 2003; Moering 2003; Salmen 2003 (erstes Zitat S. 19); Hartung 2011; Arnim/W VI, passim (drittes Zitat S. 473); WAA XXX–XXXII (passim, Reg.). Nr. *530, 530.E, 531, 535, 536, *538, 538.E, 541, *573, *605, 609, 615, 628, *630, *670, 670.E, 687, *749, 771, *865, 865.E, *924, 941, AIV (26. Januar 1810, 27. März 1810). Reichardt, J o h a n n a Wilhelmina Dorothea 1755 Göttingen – 1827 Wernigerode. Tochter des Theologen Julius Gustav Alberti, seit 1755 Prediger in Hamburg, und von dessen Frau Dorothee Charlotte, geb. Offeney. Schwester Amalie Tiecks, der Frau Ludwig Tiecks. 1772 erste Ehe mit dem Juristen und Schriftsteller Peter Wilhelm Hensler. 1783 zweite Ehe mit Johann Friedrich Reichardt. Mutter von Wilhelm Hensler (1774–1835), Charlotte Elisabeth Pistor (1776–1858), Wilhelmine Alberti (1777–1857), Johanna Steffens (1784–1855), Hermann Reichardt (1786–1801), Friederi(c)ke von Raumer (1790–1869), Sophie Radecke (1795–1838) und Friedrich Reichardt (1802–1871); Stiefmutter von Louise Reichardt (1779–1826) und Juliane Steltzer (1783–1838). Henrik Steffens in seinen Erinnerungen: Meine Schwiegermutter war bis in ihr höheres Alter eine durch das Glück verzogene Frau. 〈...〉 Sie lebte
fortdauernd in bequemer Ruhe, alles Unangenehme wurde ihr verschwiegen. Die mannigfaltigen Verdrießlichkeiten und Verwickelungen, in welche Reichardt nicht selten gerieth, wußte er seiner Frau meist zu verbergen. Selbst wenn er von Gläubigern gequält ward, lebte sie völlig sorglos. 〈...〉 In Giebichenstein lebte sie eine lange Reihe von Jahren einer Fürstin gleich, von gesunden Kindern umgeben, in einer für einen Privatmann großartigen Geselligkeit, und verließ das Haus fast nie. 〈...〉 Ihre einzige Bewegung bestand in Spaziergängen in dem reizenden Garten. 〈...〉 Nun kann man sich denken, wie unvorbereitet diese Frau in eine stürmische Zeit hineingerissen wurde, in welcher sie aller gewohnten Bequemlichkeit beraubt war. Zwar suchten die Töchter Alles, soviel wie möglich, um die geliebte Mutter zu ordnen und ihr hilfreich zu sein, immer war es aber nicht möglich. Vgl.: Steffens 1995/96, Bd. III/2, S. 82–88 (Zitat). Nr. *548, 548.E. Reichardt, Sophie 1795 Berlin – 1838 ebd. Tochter Johann Friedrich Reichardts aus dessen zweiter Ehe mit Johanna Alberti. 1826 verh. mit Ernst Wilhelm Jacob Radecke, Superintendent und Hofprediger in Wernigerode. Nr. AI.78.
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Korrespondenten
Reimer, Georg Andreas 1776 Greifswald – 1842 Berlin. Sohn des Schiffers, Brauers und Kaufmanns Carl Christoph Reimer und von dessen Frau Eva Christine, geb. Wien. 1790 Buchhändlerlehre in der Greifswalder Filiale des Berliner Buchhändlers Gottlob August Lange. Nach dessen Tod 1795 Geschäftsführer des Berliner Stammhauses. 1800 Heirat mit der Magdeburgerin Wilhelmine Reinhardt und Übernahme der Berliner Realschulbuchhandlung durch Pacht. In den folgenden Jahren Erweiterung des Unternehmens durch Ankauf anderer Verlagshandlungen und Teile fremder Verlage. Seit 1817 firmiert die Buchhandlung als Reimersche Buchhandlung. Bei dem Verleger erscheinen Werke Arnims, Fichtes, der Brüder Grimm, Jean Pauls, Kleists, Novalis’, der Brüder Schlegel, Schleiermachers, Tiecks u.a. In der Vorbereitungszeit der Befreiungskriege propreußisch-antinapoleonisch engagiert, Mitglied der von Arnim gegründeten deutschen Tischgesellschaft. Teilnahme an den Befreiungskriegen 1813/14. In der Restaurationsepoche demagogischer Umtriebe verdächtigt. 1825 und 1828 zum Stadtverordneten, 1831 und 1837 zum Stadtrat von Berlin gewählt. Nachfolger des Verlags wird der Verlag Walter de Gruyter & Co. Vgl.: Roller 1924; Fouquet-Plümacher/Wolter 1980; Weiss 1994; Reimer 1999; Wolfes 2000; WAA XI und XXXII (pass., Register). Nr. *802. Richter, Johann Paul Friedrich — Jean Paul Ringseis, Johann Nepomuk (von) 1785 Schwarzhofen (Oberpfalz) – 1880 München; 1834 geadelt. Seit 1805 Medizinstudium in Landshut. Gehört während des Studiums in Landshut zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten, die 1808 Gedichte zwecks Veröffentlichung in der Zeitung für Einsiedler an Görres nach Heidelberg schicken. In Nr. 33 vom 23. Juli erscheinen seine Gedichte Offenbarung des Neuen, Schmach, An die Anderen und Herausforderung. 1809 Hauptmann eines studentischen Freikorps in Landshut, das nicht zum Einsatz kommt. 1810 Assistent bei dem Landshuter Medizinprofessor Johann Andreas Röschlaub. Nach der Promotion (1812) mit seinem Bruder Sebastian Studienreise nach Wien, 1814/15 Studienaufenthalt in Berlin. Seit 1816 in München, 1818 Primärarzt am Allgemeinen Krankenhaus, Leibarzt und Vertrauter des Kronprinzen Ludwig, den er auf drei Italienreisen begleitet. 1820 Medizinalrat, 1825 zum Obermedizinalrat und Reformator der Medizinalwesens ernannt. Betreibt die Verlegung der Universität von Landshut nach München und wird 1826 Professor der Medizin ebd. 1835 Rektor der Universität. 1837 Abgeordneter der bayerischen Ständekammer und Wortführer der katholisch-konservativen Fraktion.
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Korrespondenten
Nach der Abdankung Ludwigs I. (1848) Verlust aller öffentlichen Ämter. 1855 noch einmal Rektor. 1871 emeritiert. Befreundet mit Arnim, Bettina und Savigny (s. diese). Bettina in Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde: Nepomuk Ringseis,
ein treuer Hausfreund, hat ein Gesicht wie aus Stahl gegossen, alte Ritterphysiognomie, kleiner, scharfer Mund, schwarzer Schnauzbart, Augen, aus denen die Funken fahren, in seiner Brust hämmert’s wie in einer Schmiede, will vor Begeisterung zerspringen, und da er ein feuriger Christ ist, so möchte er den Jupiter aus der Rumpelkammer der alten Gottheiten vorkriegen, um ihn zu taufen und zu bekehren. Vgl.: Ringseis 1886–1891; Pfülf 1903; Ringseis 1909; Funk 1925; Bunzel 1992; Leibbrand 1956, S. 255–263; BvA/WuB I, S. 339 (Zitat). Nr. AII.32. Ringseis, Sebastian Um 1788 Schwarzhofen (Oberpfalz) – 1814 Regensburg. Bruder des Vorigen. Gehört wie dieser während des Studiums in Landshut (1806 immatrikuliert, 1812 promoviert) zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten, die 1808 Gedichte zwecks Veröffentlichung in der Zeitung für Einsiedler an Görres nach Heidelberg schicken. In Nr. 33 vom 23. Juli erscheint sein Gedicht Die vier Jünglinge. 1814 Dienst im Regensburger Kriegslazarett, wo er an Typhus stirbt. Vgl. zu Ringseis, Johann Nepomuk. Nr. AII.32. Rottmanner, Karl 1783 Ast (bei Landshut) – 1824 ebd. Gehört während des Studiums in Landshut (1801 immatrikuliert) zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten. Verteidigt 1807 in einer Kritik der Abhandlung F. H. Jacobi’s Ueber gelehrte Gesellschaften, ihren Geist und Zweck die bayerischen Verhältnisse gegen die Bedenken, die Jacobi in seiner Eröffnungsrede als Präsident der erneuerten Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München vorgetragen hat und wird von Arnim in dessen 1808 in den Heidelbergischen Jahrbüchern der Literatur erschienener Rezension sowohl der Jacobischen Rede als auch der Rottmannerschen Entgegnung kritisch besprochen. 1808 erscheint die Gedichtsammlung Frühlingsblumen. Übernimmt nach dem Tod des Vaters (1813) das elterliche Gut Ast, wird Mitglied der Zweiten Kammer des bayerischen Landtags. Vgl.: Funk 1925; Bunzel 1992; zu Nr. 674. Nr. AII.32.
1723
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Rüdiger, Johann Christian Christoph 1751 Burg (bei Magdeburg) – 1822 Halle. Nach einer Anstellung als Bornschreiber in der halleschen Saline ebenda Thalsekretär (Assessor des Salzamtes). Zunächst außerordentl., seit 1791 ordentl. Professor der Kameralistik an der Universität mit volkswirtschaftlichen und sprachwissenschaftlichen Vorlesungen und Veröffentlichungen (u. a. Grundriß des wahren Physiokratismus und Preußischen Kameralwesens [1781], Grundriß einer Geschichte der
menschlichen Sprache nach allen bekannten Mund- und Schriftarten mit Proben und Bücherkenntniß [1. Bd. 1782, mehr nicht erschienen]). Argumentiert in dem Beitrag Von der Sprache und Herkunft der Zigeuner aus Indien, der im ersten Stück seiner Serie Neuester Zuwachs der teutschen, fremden und allgemeinen Sprachkunde in eigenen Aufsätzen, Bücheranzeigen und Nachrichten (6 St., 1782–1796) erscheint, historischphilologisch für den ostindischen (indostanischen) Ursprung der Zigeuner und ihrer Sprache; der Beitrag nimmt entschieden für die großenteils verachteten Zigeuner Partei. 1791 und 1795/96 erscheinen Sammlungen geselliger Lieder.
Seine Liebhaberei sind Fußreisen, die er in einem wachstuchenen Kittel und mit einem Strohhut macht. Man hat ihn in mehreren Städten einstecken wollen, als einen Tollhäusler. Auch geht er wohl unter einem großen Familien-Regen- und Sonnenschirm mit seinen Kindern spazieren. (Adolph Müller an seine Mutter, 17. Februar 1804.) Der als Sonderling Aufsehen erregende und vielseitige Rüdiger verhält sich auch politisch inkorrekt und scheut vor Unverblümtheiten nicht zurück. »Das ungewöhnliche Auftreten des halleschen Professors, seine originellen Ideen, die vielen aus der Welt der französischen Revolution zu kommen schienen und es an sprachlicher Deutlichkeit nicht vermissen ließen: Das machte ihn den Behörden sehr verdächtig 〈...〉 die preußische Zensur verfolgte ihn unerbittlich. Nach den Befreiungskriegen wurde es noch schlimmer für Rüdiger. 〈...〉 Als 〈der Polizeidirektor〉 Streiber den halleschen Buchhändlern den Verkauf des Hallischen Marktblattes verbot, ging Rüdiger selbst auf die Straße und verkaufte die Exemplare seiner eigenen Zeitung.« Vgl.: Müller 1874, S. 60 (erstes Zitat); Rüdiger 1990; Piechocki 1992 (zweites Zitat); Steffens 1995–1996, Bd. III/2, S. 13–15. Nr. AII.27. Runge, Philipp Otto 1777 Wolgast – 1810 Hamburg. Sohn des Reeders Daniel Nicolaus Runge und seiner Frau Magdalena Dorothea, geb. Müller. Nach Besuch der Stadtschule in Wolgast 1795 Gehilfe im Hamburger Handelsgeschäft des Bruders Johann Da-
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niel. Oktober 1799-März 1801 Studium an der Kunstakademie in Kopenhagen. Seit Juni 1801 in Dresden, Studien in der Gemäldegalerie, Umgang mit Steffens, Friedrich Schlegel und Ludwig Tieck, seit Juli 1802 auch mit Caspar David Friedrich. Abkehr vom Klassizismus und Hinwendung zur Romantik (1802/03 Vier Zeiten). Lernt 1803 in Weimar Goethe kennen, mit dem er 1806 über Farbenlehre korrespondiert. 1804 Heirat mit Pauline Bassenge, Tochter eines Dresdener Handschuhfabrikanten. Seit 1804 in Hamburg. Es entstehen bedeutende allegorische Werke, Porträts und Selbstporträts. 1806 schickt er die plattdeutschen Märchen Von den Fischer un siene Fru und Von den Mahandel Bohm an den Verleger Zimmer (s. diesen) nach Heidelberg, von dem Arnim sie erhält, der letzteres in der Zeitung für Einsiedler Nr. 29 und 30 vom 9. und 12. Juli 1808 veröffentlicht und beide an die Brüder Grimm weitergibt, die sie in ihre Kinder- und Hausmärchen (1812) aufnehmen. Anfang 1810 Briefwechsel mit Brentano und beiderseitiger Wunsch nach künstlerischer Zusammenarbeit, zu der es aufgrund von Runges frühem Tod nicht kommt. Am 19. Dezember 1810 erscheint in Kleists Berliner Abendblättern Brentanos Andenken eines trefflichen deutschen Mannes und tiefsinnigen Künstlers; darin abschließend:
O trauert nicht um seinen frühen Tod! Er lebte nicht, er war ein Abendrot; Verspätet aus verlornen Paradiesen Ließ täuschend es in unsrer Nächte Not Die ahndungsreichen Schimmer fließen. Und wer an seinem Grabe eine Nacht In Tränen harrt, bis daß der Tag erwacht, Den seines Lebens Morgenstern verhieß, Der wird, ist er ein Kind, den Morgen kaum erleben, Ist er ein frommer Mann, mit ihm, der uns verließ, Im Tode nur zum neuen Tage schweben. Die Zeit, sie ist die Nacht, in der wir weinen, Der Vorzeit Traum, er ist’s, den wir verloren. Der Nachwelt, wird der Tag ihr einst erscheinen, Lebt unser Freund auf ewig – mir ist er geboren. Vgl.: Runge 1840/41; Traeger 1977; Brentano//W III, S. 1039–1042 (zit. S. 230f.); Rölleke 2008; Pravida 2013; WAA VI, S. 1123–1146. Nr. 776, 800, AII.32.
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Savigny, Bettina von 1805 Paris – 1835 Athen. Tochter von Friedrich Carl und Kunigunde von Savigny (s. diese). Nach deren Rückkehr aus Paris am 13. Oktober 1805 Taufe auf Savignys Gut Trages (bei Hanau) in Anwesenheit eines Freundeskreises, zu dem Arnim, der Taufpate ist, gehört. 1834 in Ancona Heirat mit dem späteren griechischen Historiker und Politiker Konstantin Schinas, einem Schüler Savignys. Stirbt während einer Epidemie. Nr. AI.81. Savigny, Friedrich Carl von 1779 Frankfurt/M. – 1861 Berlin. Sohn des Geheimen Rates Christian Carl Ludwig von Savigny und seiner Frau Philippine Henriette, geb. Groos. Überlebt als einziger von dreizehn Geschwistern die Eltern und wird bei dem Assessor am Wetzlarer Reichskammergericht Constantin von Neurath mit dessen (gleichnamigem) Sohn durch Hauslehrer erzogen. 1795–1799 mit Neurath Jurastudium in Marburg, unterbrochen vom Wintersemester 1796/97 in Göttingen. In Marburg Bekanntschaft mit dem Romanisten Philipp Friedrich Weis, dessen Vorlesungen ihn beeindrucken, dem Philologen Friedrich Creuzer (s. diesen) und dessen Vetter, dem Theologen Leonhard Creuzer. 1799/1800 sächsische Studienreise bis Prag mit längerem Aufenthalt in Leipzig. 1800 Bekanntschaft mit Clemens und Bettina Brentano (s. diese), mit einem strafrechtlichen Thema (De concursu delictorum formali) Promotion zum Dr. iur. in Marburg. 1803 aufgrund der Abhandlung Das Recht des Besitzes zum außerordentl. Professor in der Marburger Juristenfakultät ernannt. Zu seinen Marburger Schülern gehören die Brüder Grimm (s. diese). Freundschaftliche Beziehungen zu Bettina und Caroline von Günderrode. 1804 Heirat mit Kunigunde Brentano. 1804/05 mit ihr und der Schwester Meline (s. diese) Studienaufenthalt in Paris. Nach der Rückkehr im Herbst 1805 anläßlich der Taufe der Tochter Bettina auf seinem Gut Trages (bei Hanau) Wiedersehen mit dem Bekanntenkreis und Beginn der Freundschaft mit Arnim. Sommer 1806–Herbst 1807 Studienaufenthalte mit der Familie in Süddeutschland (Nürnberg, München) und Wien. Anfang November 1807 Wiedersehen mit Bettina, Clemens und Meline Brentano sowie Arnim in Weimar. Anschließend mit ihnen in Kassel, ab Anfang 1808 im Frankfurter Brentano-Haus, dann auf Trages. Folgt im September 1808 einer Berufung an die Universität Landshut, begleitet von seiner Familie, Bettina, Clemens sowie Auguste Brentano. Im Frühjahr 1810 Reise mit der Familie und Bettina von Landshut über Wien, Prag und das böhmische Gut Bukowan nach Berlin, wohin er als erster Professor für Römisches Recht an die in Gründung befindliche Universität berufen ist. Bleibt bis zum Lebensende in der preußischen Hauptstadt, wo er im Herbst
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1810 zu lehren beginnt. 1811 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1812/13 als Nachfolger Fichtes Rektor der Universität. 1814 erscheint seine Programmschrift Vom Beruf unsrer Zeit für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft, seit 1815 die monumentale Geschichte des Römischen Rechts im Mittelalter (bis 1831 6 Bände; 2. Aufl. 7 Bände 1835–1851), 1840 das System des heutigen Römischen Rechts (3 Bände). 1816 Geheimer Justizrat und Mitglied der Gesetzrevisionskommission, 1817 Mitglied des preußischen Staatsrates, 1819 Richter am obersten Gerichtshof der preußischen Rheinprovinzen. 1842 beruft ihn sein ehemaliger Privatschüler Friedrich Wilhelm IV. zum Staatsminister für Gesetzrevision. Im März 1848 tritt Savigny zurück, 1853 hört er auf zu publizieren. Friedrich Creuzer an Adolf Heinrich Friedrich Schlichtegroll, 27. April 1800: Alles
was Wissenschaft heist, hat das höchste Interesse für ihn. Keiner der Haupttheile derselben ist ihm aber auch fremd u es ist ihm nichts lieber als wenn ihm seine Freunde aus den verschiedenen Fächern, die sie beschäftigen referiren. In jedem nimmt er sodann den höchsten Standpunkt u sein Urtheil trift sicher zum Ziel. 〈...〉 Aber was vorzüglich ihn achtungs- u liebenswürdig macht ist, die hohe Bedeutung die er den Wissenschaften wie er sie behandelt, giebt – immer ist B i l d u n g d e s g a n z e n M e n s c h e n i m h ö c h s t e n S i n n dabei sein Augenmerk. Und diese Einheit des Wirkens die sich in seinem intellektuellen Streben zeigt, zeigt sich auch ganz in seinem Leben. – Nach einem langen genauen Umgang wüßte ich doch auch noch nicht das geringste was ich an ihm tadeln könnte. »Der Traum vom selbständigen Dasein des Rechts. Ganze Generationen von Juristen haben sich davon beseelen lassen. Aber keiner hat ihn mit solcher Inbrunst gelebt wie Friedrich Carl von Savigny. Unter seiner Führung begann ein Kampf um die Unabhängigkeit des Rechts, in dem sich die Juristen über ein gutes Jahrhundert hinweg die Vorrangstellung vor sämtlichen normativen Gegenkräften erarbeiteten. 〈...〉 Auf all diesen Gebieten, im Kampf gegen Philosophie, Moral, Vernunft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, eroberte Savigny dem Recht die grundsätzliche Selbständigkeit gegenüber konkurrierenden Ordnungsvorstellungen.« Vgl.: Stoll 1927-Stoll 1939; Schellberg/Fuchs 1939; Schellberg/Fuchs 1942; Härtl 1979 (S. 106 erstes Zitat [zum Adressaten Schnack 1984, S. 18]); Dahlmann 1972; Härtl 1982; Rückert 1984; Schnack 1984; Kiefner 1997; Benedict 2011; Lahusen 2013 (S. 7f. zweites Zitat); DjBr; DjBe. Nr. *632, 633.E, 635, 643, 674, 674.E, 698, 732, 741, 745, 782, *786, 788, 789, 806, 824, 841, 891, 913, 923, AI.79, AIV (15. Januar 1809, 18. April 1809, 25. Mai 1809, 14. Oktober 1809, 15. März 1810).
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Savigny, K u n i g u n d e ( G u n d a ) Maria Ludovica Catherina, geb. Brentano 1780 Ehrenbreitstein – 1863 Berlin. Tochter von Peter Anton und Maximiliane Brentano. 1791/92 im Erziehungsinstitut von Madame Metzguer in Zabern. Nach dem Tod der Mutter 1794–1796 im Pensionat der Ursulinen in Fritzlar, zeitweise mit den Schwestern Bettina, Lulu und Meline (s. diese). Nach dem Tod des Vaters (1797) mit ihnen bei der Großmutter Sophie von La Roche in Offenbach. 1800 Bekanntschaft mit Savigny( s. diesen), am 17. April 1804 Heirat. Begleitet ihn 1804–1807 auf seinen Studienreisen nach Paris und durch Süddeutschland. 1808–1810 mit ihm in München und Landshut, seit Sommer 1810 in Berlin. 1805 Geburt der Tochter Bettina, 1808 und 1811 der Söhne Franz und Max. Vgl.: Stoll 1927-Stoll 1939; Schellberg/Fuchs 1939; Schellberg/Fuchs 1942; Preitz 1964; Schnack 1984; Dölemeyer 2000; DjBe; DjBr. Nr. AI.80. Schafberger, Friedrich Um 1785 Reichartshofen – nach 1813 ?. Gehört während des Studiums in Landshut (1803 immatrikuliert) zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten. Vgl.: Funk 1925; Bunzel 1992. Nr. AII.33. Scheffner, Johann George 1736 Königsberg – 1820 ebd. Sohn eines preußischen Beamten und Gutspächters. 1752–1757 Jurastudium in Königsberg. 1761 Freiwilliger im Siebenjährigen Krieg. 1765 Heirat mit Susanne Elisabeth, geb. Bouissont. 1765 Kammersekretär in Königsberg. 1771–1775 Kriegs- und Steuerrat in Gumbinnen, Königsberg und Marienwerder. Befreundet mit den Königsbergern Hamann, Hippel und Kant. Verfasser vor allem erotisch-frivoler Gedichte (1771–1780, 1792, 1796) und einer Autobiographie (1816/23). »Scheffner ist gewiss kein eigentlich hervorragender Mann gewesen, aber er ist kulturhistorisch eine äusserst anziehende Erscheinung. Die Ostpreussen betrachten ihn mit Recht als eine für seine Zeit typische Gestalt. 〈...〉 Er hat auf keinem Gebiete Dauerndes geleistet, seine Dichtungen 〈...〉 sind ziemlich öde Reimereien 〈...〉 Sein Einfluss beruhte auf seiner Persönlichkeit. Er war innerlich und äusserlich vollkommen unabhängig. Er war freimüthig in Bezug auf Staat und Menschen, ohne doch jemals eine eigentlich missliebige Opposition zu machen 〈...〉 Dabei besass er eine lebhafte Empfänglichkeit für die verschiedensten geistigen Interessen und Bestrebungen 〈...〉 Zu alledem gesellte sich nun das, was er seinen Civismus nannte, die politisch freie Gesinnung und ein lebhafter Antheil
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an dem Gemeinwohl des Staats und der Stadt. 〈...〉 Für die Hebung der allgemeinen Cultur in Preussen ist er eifrig, geschickt und verständnisvoll, mit persönlichen Opfern, eingetreten. Er war in Allem ein richtiger Ostpreusse von damals, und vielleicht war es gerade der Umstand, dass er über das gewöhnliche dortige Durchschnittsmass nur dem Grade, nicht der Art nach emporragte, der am meisten zu der Verehrung beigetragen hat, die ihm zu Theil wurde.« Johannes Bobrowski, Epitaph für Pinnau: Besuch bei Kant. Nun also die
Stöcke gehoben und hinein ins Haus. Der kräftige Scheffner sagt laut zu den Wänden hinauf: Gesegnete Tageszeit, und Lampe, der Diener sagt, Bitte schön, der Herr Kriegsrat, und nimmt ihn den Umhang ab 〈...〉 Borowski und Wasianski auch, der eine lang und dünn, der andere kurz und rund, Scheffner in der Mitte am breitesten 〈...〉 Und Scheffner! Eine kurze, feurige Verbeugung. So ist das, wenn man sich den Ehrenkranz eines amorosen Poeten selber von der schönen Stirn reißt, vor Bewunderung. So sieht das aus! Vgl.: Rühl 1899, S. XXIX–XXXI (erstes Zitat); Warda 1918–1938; Bobrowski 1965, S. 37–39 (zweites Zitat); Bunke 2008. AIV (8. Februar 1810). Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (von) 1775 Leonberg (bei Stuttgart) – 1854 Bad Ragaz (Schweiz); 1812 geadelt. Sohn des württembergischen Theologen Friedrich Joseph Schelling und seiner Frau Gottliebin Marie, geb. Cleß. 1790–1795 Studium der Philosophie und Theologie im Tübinger Stift. Danach Hofmeister in Stuttgart. 1798 außerordentl. Professor für Philosophie in Jena, wo er zum frühromantischen Kreis gehört; Mitbegründer des Deutschen Idealismus: u.a. Ideen zu einer Philosophie der Natur (1797), System des transzendentalen Idealismus (1800), mit Hegel Kritisches Journal der Philosophie (1802/03). 1801 Kontroverse mit Arnim über einen Beitrag Schellings in seiner Zeitschrift für spekulative Physik, von diesem mit der Versicherung seiner aufrichtigen und ungeheuchelten Hochachtung für Sie, und Ihre Verdienste und der Bitte um Arnims Freundschaft beendet. 1803 Professor in Würzburg, Heirat mit der von A. W. Schlegel geschiedenen Caroline. 1806 ordentl. Mitglied der Akademie der Wissenschaften in München, 1807–1823 Generalsekretär der Akademie der Bilden-
Philosophische Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit (1809). 1812 zweite Ehe mit Pauline Gotter, mit ihr
den Künste ebd.
sechs Kinder. 1827 Professor der Philosophie in München. Seit 1841 Professor in Berlin. Vorlesungen über
Philosophie der Offenbarung
der Mythologie. 1729
und
Philosophie
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Vgl.: Plitt 1869/70; Tilliette 1974–1997; Schelling 1968; Zimmerli/Stein/Gerten 1997; Jacobs 2004; Tilliette 2004; WAA II passim, WAA XXX passim (Zitat Nr. 144,40–42). Nr. 724, 724.E. Schiestl, Joseph 1787 Schnaittach (Oberpfalz) – 1841 Straubing. Nach dem Besuch der lateinischen Schule in Amberg Jura-Studium in Landshut (1807 immatrikuliert), wo er zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten gehört. 1812 am Landgericht in Amberg, dort seit 1820 Gymnasialprofessor; 1838 an der königlichen Studienanstalt in Straubing. Verheiratet mit Therese Ringseis, der jüngsten Schwester von Johann Nepomuk Ringseis (s. diesen). Kleinere Schriften, darunter
Ueber den Ursprung des Guten und Bösen. Ein Gespräch zur Begründung aller Rechtslehre (1818). Vgl.: Funk 1925; Bunzel 1992. Nr. AII.33. Schiller, Luise Antoinette C h a r l o t t e von, geb. von Lengefeld 1766 Rudolstadt – 1826 Bonn. Tochter des Rudolstädter Oberforstmeisters Carl Christoph von Lengefeld und seiner Frau Louise, geb. von Wurmb. 1789 Bekanntschaft mit Schiller in Rudolstadt, in die die ältere Schwester Karoline (verh. Wolzogen; s. diese) einbezogen ist; 1790 Heirat. Mit Schiller seit 1790 in Jena, seit 1800 in Weimar. Nach seinem Tod (1805) Nachlaßverwaltung seiner Werke, Teilnahme an der Weimarer Geselligkeit in Hofnähe mit persönlichen Beziehungen zur herzoglichen Familie, Erziehung der vier Kinder. Verfaßt Gedichte, Erzählungen, Romanfragmente und Dramen, die zu ihren Lebzeiten großenteils unpubliziert bleiben und erst nach 2000 Beachtung finden. Stirbt nach der Behandlung eines Augenleidens bei ihrem Sohn Ernst. Vgl.: Urlichs 1860–1865; Pailer 2009; Hühn/Ludwig/Schlotter 2015; Ludwig/Henke 2015. Nr. AI.99. Schlegel, August Wilhelm (von) 1767 Hannover – 1845 Bonn; 1815 geadelt. Sohn des Generalsuperintendenten Johann Adolph Schlegel und seiner Frau Johanna Christiane Erdmuthe, geb. Hübsch. Seit 1786 Studium der Theologie und Philologie in Göttingen. 1791–1795 Hauslehrer in Amsterdam. Seit 1795 in Jena; 1796 Heirat mit Caroline Böhmer, geb. Michaelis (1803 geschieden); seit 1798 Professor der Philosophie. Bildet mit seiner Frau Caroline, dem Bruder Friedrich (s. diesen), dessen Gefährtin Dorothea, mit Schelling (s. diesen), der 1803 Caroline heiratet,
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mit Fichte, Tieck und Novalis den inneren Kreis der Jenaer Romantik. Dessen zentrales Organ ist die von den Brüdern Schlegel herausgegebene Zeitschrift Athenaeum (1798–1800). August Wilhelm publiziert bis 1800 etwa 300 Rezensionen in der Jenaer Allgemeinen Literaturzeitung, außerdem Polemiken und Satiren, die gegen die spätaufkärerisch-unterhaltungsliterarischen Widersacher der Frühromantik gerichtet sind (u.a. Ehrenpforte und Triumpfbogen
für den Theaterpräsidenten von Kotzebue bei seiner erhofften Rückkehr ins Vaterland [1800]). 1797–1810 erscheinen 17 Übersetzungen Shakespearescher Dramen, daneben und danach Verdeutschungen aus dem Griechischen, Lateinischen, Italienischen, Spanischen, Portugiesischen, Französischen und Englischen. 1801–1804 ist er in Berlin, wo seine Vorlesungen Über schöne Litteratur und Kunst Anklang finden. 1804–1811 Aufenthalt bei Madame de Stae¨l (s. diese) als deren Berater und Erzieher ihrer Söhne auf Schloß Coppet (bei Genf), ihr Reisebegleiter in Italien (1804/05), Frankreich (1806/07), Österreich und Deutschland (1807/08). Im Frühjahr 1808 in Wien Vorlesungen über Geschichte der dramatischen Kunst und Literatur (ersch. 1809–1811). 1811 als Gegner Napoleons aus Frankreich ausgewiesen, mit Madame de Stae¨l 1812 Flucht nach Rußland und Schweden. Nach den Befreiungskriegen mit ihr 1814–1816 in Paris und Italien. Nach ihrem Tod (1817) seit 1818 Professor der Literatur und Kunstgeschichte in Bonn; vor allem Studien zur indischen Literatur und Übertragungen einiger ihrer Hauptwerke (Indische Bibliothek, 3 Bde., 1823–1830; Bhagavad-Gita, 1823; Ramayana, 4 Bde., 1829–1846). Vgl.: Böcking 1846–1847; Jenisch 1922; Körner 1930; Körner 1936–1958; Pange 1940; Mix/Strobel 2010; Strobel 2014. Nr. 720, 845, 869, 869.E. Schlegel, Carl Wilhelm F r i e d r i c h (von) 1772 Hannover – 1829 Dresden; 1815 geadelt. Bruder von August Wilhelm Schlegel (s. diesen). 1790/91 Studium in Göttingen; 1791–1794 in Leipzig, intensive Lektüre antiker und moderner Literatur, Beginn der Freundschaft mit Novalis. 1794–1796 bei Schwester Charlotte Ernst in Dresden, Fortsetzung der Studien. 1796/97 beim Bruder in Jena; in Abhandlungen zur alten griechischen und neuen deutschen Literatur Konzeption poetologischer und philosophischer Auffassungen, die 1798–1800 in der mit August Wilhelm herausgegebenen Zeitschrift
Athenaeum
(1798–1800) und im Roman
Lucinde
(1799) provo-
kativ weitergeführt werden. Im Sommer 1797/98 in Berlin Bekanntschaft mit Dorothea Veit (Tochter Moses Mendelssohns) und Schleiermacher. 1799–1801 in Jena Protagonist der Frühromantik; 1800 Habilitation, 1800/01 Vorlesung über Transzendentalphilosophie. 1802–1804 in Paris; Vorlesungen über Literatur und
1731
Korrespondenten
Philosophie, Heirat mit Dorothea, Bekanntschaft mit Arnim, Beginn der Zeitschrift Europa (bis 1805). 1804–1808 in Köln; mit Dorothea Konversion zum Katholizismus, Bekanntschaft mit den Brüdern Sulpiz und Melchior Boissere´e; nach Sanskritstudien erscheint Über die Sprache und Weisheit der Indier (1808). 1808–1815 in Wien; Sekretär der Hof- und Staatskanzlei, Publikation seiner Gedichte (1809), Vorlesungen Über die neuere Geschichte (1811) und Geschichte der alten und neuen Literatur (1812, ersch. 1815), Herausgabe der Zeitschrift
Deutsches Museum
(1812/13). 1815–1819 österrei-
chischer Legationsrat am Bundestag in Frankfurt/M. Danach wieder in Wien, Exponent der dortigen Spätromantik, Herausgabe der Zeitschrift
Concordia
(1820–1823), Vorlesungen über Philosophie des Lebens, der Geschichte und Sprache (1827–1829). Vgl.: Schlegel/KA; Körner 1926; Körner 1936–1958; Peter 1978; Behler 1996; Polheim 1999; Strack/Eicheldinger 2011; Eichner 2012. Nr. *682, 682.E, *756, 803, AIV (zwischen Mitte April 1812 und Ende Januar 1813). Schlitz, Hans von 1763 Berlin – 1831 Burg Schlitz (bei Teterow). Sohn von Johann (Hans) und Caroline von Labes (s. diese); Onkel der Brüder Arnim. 1786 erhält seine Mutter für sich und ihn die preußische Anerkennung des Adels- und Freiherrenstandes. 1788 preußischer Legationsrat. Seit 1791 Bewirtschaftung der Lehngüter Karstorf, Hohen Demzin, Phürckow u.a. in Mecklenburg-Schwerin. 1798 Stifter der
Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft (seit 1817 Mecklenburgischer Patriotischer Verein); 19 Jahre deren Hauptdirektor. Nach Adoption durch seinen (künftigen) Schwiegervater Johann Eustach Graf von Schlitz gen. von Görtz 1793 als Graf von Schlitz in den preußischen Grafenstand erhoben. 1794 Heirat mit Louise von Schlitz gen. von Görtz in Regensburg. 1801
MecklenburBoard of Agriculture und
Geburt der Tochter Adele. Ehrenmitglied und Korrespondent der
gischen naturforschenden Gesellschaft, des Preußischen Gartenvereins. Umgestaltung seiner mecklenburgischen Gü-
des
ter, Bau von Burg Schlitz (Namensgebung 1817). Beziehungen zum mecklenburg-strelitz’schen Hof in Neustrelitz, 1808 dessen Gesandter in Paris. Vgl.: Karsten 1823; Schlitz 1833; Schlitz 1898; Böhmer 1930; Hueck 1967, S. 373f.; Weiss 1980, S. 97, 100–102; Härtl 1982 (Register); Burkhardt 1983, S. 63–78; WAA XXX–XXXII (passim, Reg.). Nr. 550.E, 754, AIV (18. Januar 1809, 12. November 1809, 4. Februar 1810, 11. März 1810).
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Korrespondenten
Schlitz, L o u i s e Caroline von 1773 Weimar – 1843 Burg Schlitz(?). Tante der Brüder Arnim. Zweite Tochter von Johann Eustach Graf von Schlitz gen. von Görtz, preußischem Gesandten am Regensburger Reichstag, und seiner Frau Caroline, geb. von Üchtritz. 1794 verheiratet mit Hans von Schlitz. 1801 Geburt der Tochter Adele. Vgl.: Schlitz, Hans von. Nr. 551.E; AIV (11. März 1810, 29. Dezember 1810). Schlosser, C h r i s t i a n Friedrich 1782 Frankfurt/M. – 1829 Rom. Sohn des Frankfurter Juristen Peter Hieronymus Schlosser und seiner Frau Margaretha Rebecca Elisabetha, geb. Steitz. Seit 1801 mit seinem Vetter Eduard S. Studium der Medizin in Jena und 1804–1806 in Göttingen. 1806 in Halle zum Dr. med. promoviert. Danach Privatgelehrter und Kunstfreund in Frankfurt, seit 1808 in Rom. 1812 Konversion zum Katholizismus. Im Streit um die Verfassung der Freien Stadt Frankfurt (1816) Wortführer der katholischen Partei. 1818 Heirat mit Helene Gontard, Tochter von Susette G. 1818/19 Gymnasialdirektor in Koblenz. 1820–1824 in Frankreich, seit 1826 in Rom. Vgl.: Blauberger 1995. Nr. *722, 763. Schmidthammer, K a r l Wilhelm 1790 (zufolge seinem Brief an Arnim Nr. 887, zufolge Lexika 1786 oder 1788) Dessau – 1855 Alsleben (Sachsen). Sohn eines Kaufmanns. Nach Studium in Halle (Theologie) und Leipzig (Jura) 1809 Hauslehrer in Quedlinburg. Danach Lehrer am Gymnasium Zum Grauen Kloster in Berlin. Seit 1821 Rektor und Prediger in Alsleben. Veröffentlicht u.a. Die Horatier (Trauerspiel nach Corneille, 1809), Gedichte (3 Bde., 1825–1844), Kirchenlieder (1840). Vgl.: Goedeke 1884–1998, Bd. X, S. 650f. (Schmitthammer). Nr. 887, 907.E. Schubart, Henriette (Jette) 1769 Altenburg – 1831 Jena. Tochter des herzoglich-sächsischen Sekretärs und Obersteuerbuchhalters Gotthelf Heinrich Schubart und seiner Frau Johanna Sophie Friederike, geb. Gabler. Mit der ein Jahr jüngeren Schwester Sophie (1793 Mereau, 1803 Brentano) gemeinsame Ausbildung und Erziehung in Altenburg. Lebt in Jena als Untermieterin bei dem Advokaten Ludwig Christoph Ferdinand Asverus. Übersetzt aus dem Englischen u.a. die Romane Die Margarethenhöle oder die Nonnenerzählung (1803) und Sapho und Phaon (1806), später Werke von Walter Scott, Amelia Opie, Washington Irving und Emma Par-
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ker. Leistet die Hauptarbeit an den Übersetzungen Sophie Brentano-Mereaus aus dem Englischen. Vgl.: Schwarz 1991, S. 221–231 (9 Briefe an Sophie Mereau); Hannemann 2005, S. 175–228 (Übersetzungen aus dem Englischen); French 2008a, S. 265–271; French 2008b, S. 412–414. Nr. *761, 781, *828, 847, AIV (28. Mai 1810, 14. April 1811). Schütz, Christian Gottfried 1747 Dederstädt (Mansfeld) – 1832 Halle. Seit 1762 Studium der Theologie, Philosophie, Geschichte und alter Sprachen in Halle. Dort 1773 außerordentl., 1777 ordentl. Professor für Philosophie; Kantianer. 1778 Heirat mit Henriette, geb. Danovius. 1779 Professor für Dichtkunst und Beredsamkeit in Jena, führender Jenaer Gräzist um 1800, vor allem mit Editionen zu Aischylos. 1785 mit Friedrich Justin Bertuch Gründung der Allgemeinen Literatur-Zeitung (ALZ), eines einflußreichen Rezensionsjournals, das wesentlich zur Durchsetzung der Philosophie Kants beiträgt. Seit 1804 Professor der Literaturgeschichte in Halle, wohin er mit der ALZ von Jena übersiedelt, während Goethe die alte ALZ als Jenaische Allgemeine Literaturzeitung fortsetzt. Vgl.: Schütz 1834/35; Schmidt 1994, S. 249–258; Schröpfer 2003. Nr. *934. Schwinck, Antoinette Um 1794 Königsberg – 1819? Tochter von Georg(e) Gotthilf und Charlotte Schwinck (s. diese). Arnim, Zum Geburtstage, mit einem Hut. An Antoinette Schwinck. 1807; erste Strophe:
Antoinette! Antoinette! Aus dem Bette, aus dem Bette! Hör’ mein Singen, hör’ mein Pfeifen, Sieh die hellen lichten Streifen! Auf, erwache! Denn im Nacken sitzet Dir ein Schelm, der Pfeile spitzet, Und es ruft zu aller Ohren, Daß du heute wardst geboren. Die Kleine 〈...〉 könnte wohl unter Alt u Jung in Hinsicht der bösen Beurtheilung den ersten Platz einnehmen. Was damals mehr kindisches Plappern war, erscheint jetzt als überlegtes u berechnetes Wesen, u daher macht es einen sehr fatalen abneigenden Eindruck. Ich bin sehr der Meinung, daß sie die Ursache ist, daß manches Verhältniß zwischen Menschen nicht so ist, wie es ohne sie gewiß wäre u eigentlich seyn sollte.
Wilhelm Dorow an Arnim, Königsberg, 18. Juni 1810:
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Vgl.: Arnim/SW XXII, S. 267f. (erstes Zitat); WAA XXXIV (zweites Zitat). Nr. AI.73. Schwinck, Auguste 1792 Königsberg – 1831 Frankfurt/O. Älteste Tochter von Georg(e) Gotthilf und Charlotte Schwinck (s. diese). Nichte von Elisabeth Staegemann. Von Arnim 1807 unerwidert geliebt. 1809 Heirat mit Friedrich Ludwig August Wißmann (s. diesen). Im Herbst 1810 Erkrankung, 1811/12 Reise in Begleitung der Eltern und ihrer Schwester Antoinette über Berlin, Leipzig, Weimar nach Montpellier. Auf der Rückreise Wiedersehen mit Arnim in Berlin. Seit 1813 mit Wißmann in Frankfurt/O., wo sie »einen Salon führt und wegen ihrer Schönheit die deutsche Re´camier genannt wurde. Gelegentlich besucht sie in Berlin die Salons Elisabeth Staegemanns und Rahel Varnhagens, mit deren Freundin Minna von Zielinski sie in Frankfurt/O. bekannt ist«. Friedrich August Staegemann (s. diesen) an seine Frau Elisabeth in Berlin, Königsberg, 22. Januar 1809: Herr von Arnim wird wohl Dein gewöhnlicher
Thee-Gast seyn, und das ist schon nicht übel. Man scheint doch im Schwinkschen Hause zu bedauern, das er sich nicht ernstlich beworben …. – 22. Februar: Endlich ist Wissmann verlobt mit Augusten, wie ich erst gestern erfahren habe. Schwink versichert mich, es Dir mit der gestrigen Post schon geschrieben zu haben. Ich war heute mit Korfs zum Glückwunsch dort. Das arme Ding hätte den Radzivil wol lieber; indem ist sie recht gefasst. – 24. Februar: Korfs hatten gestern Abend grosse Gesellschaft, auch das Brautpaar 〈Auguste–Wißmann〉. Radzivil kam von einer Hoffete ganz in Galla auf ein Stündchen hin, und brachte dem Präsidenten Wissmann 〈seit 5. Januar 1809 Präsident der ostpreußischen Kriegs- und Domänenkammer〉 seine Glückwünschung dar. Es war komisch genug, und Augustchen war dabei in grosser Verlegenheit. Das Brautfrohe hat sie gar nicht. Schreib ihr doch einen verständigen Brief; Du hast sie ja lieb. Mich dünkt übrigens, man hätte die Abreise von Radzivil wohl füglich abwarten können. Die Sache hätte sich eher mit weniger Verblutung gefunden. Doch wie Gott will. – 15. März: Wissmanns Hochzeit ist in etwa 8 Tagen. Arnim an Brentano, Berlin, 5. März 1812: Heute ist die Wißmann (sonst Schwink) von hier abgereist und denk dir, ich habe nichts andres dabey gefühlt, als eine gewisse Vorsorge, daß sie keinen Schnupfen bekommen möchte und daß ihr Mann nicht möchte die boshaften Klatschereien erfahren haben, die über die arme Frau wegen einiger fürstlichen Artigkeiten 〈Radziwills〉 ergangen sind. Ich scheide von ihr 1735
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mit der Ueberzeugung, daß sie unschuldig war wie ein Gott, und von menschlichen Gefühlen und von meinem Jammer und meinem Entzücken keine Ahndung hatte. Nichts ist mir jezt lächerlicher, als meine Furcht vor ihrem Wiedersehen und wenn sie nackt vor mir ausziehen wollte und alle Trennlieder, die ich auf sie gemacht, mir vorsingen ich gebe noch nicht das Haar darum, was in Bettinens Kamme beym Auskämmen stecken bleibt. Vgl.: Steig 1912a; Rühl 1904, S. 113, 120, 121, 146 (zweites-fünftes Zitat); Olfers 1928, S. 81f.; Riley 1978, S. 155–168; Wilhelmy 1989, S. 123f. (erstes Zitat); Koenigsberger 2009; WAA XXXIV –XXXV (letztes Zitat). Nr. *580, 587, AI.73. Schwinck, Charlotte, geb. Fischer Um 1765 Königsberg – ?. Tochter des Königsberger Kaufmanns Karl Jakob Fischer und seiner Frau Regina, geb. Hartung. Jüngere Schwester von Elisabeth Staegemann, mit der sie gemeinsam erzogen wird. 1788 verheiratet mit Georg(e) Gotthilf Schwinck. Mutter von Antoinette, Auguste, Charlotte Helene und Georg Schwinck (s. diese). Vgl.: Olfers 1937. Nr. *582, *586, 574.K, *575.K, *576.K, *593, 593.A, 606.E, 626.E, 675.E, *690, 717.E, 879, 906.E, AI.73. Schwinck, Charlotte Helene 1798 Königsberg – 1872?. Tochter von Georg(e) Gotthilf und Charlotte Schwinck (s. diese). Nr. AI.73. Schwinck, Georg(e) Um 1797 Königsberg – ?. Sohn von Georg(e) Gotthilf und Charlotte Schwinck (s. diese). Seit September 1809 Schüler einer im selben Jahr von dem schwäbischen Pädagogen Carl August Zeller in Königsberg im Sinne Pestalozzis gegründeten Erziehungsanstalt. Wilhelm Dorow an Arnim, Königsberg, 20. September 1809: George
Schwinck wird jetzt ein Pestalozzischer Mann. Zeller hat hier das Waisenhaus zu einem Institut eingerichtet, wo alle Kinder zu Pestalozzische Jünger gebildet werden, und George ist auch darin gekommen. Gott weiß, ob zu seinem Nutzen. – Wilhelm Dorow an Arnim, Königsberg, 18. Juni 1810: Daß George Schwinck aus dem Mädgen Kreise herausgekommen u besonders der Zellerschen Madame Plant ist noch sehr gut, aber ob er in dieser Anstalt besser aufgehoben ist, glaube ich nicht. 1736
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Vgl.: WAA XXXIV (Zitate). Nr. AI.73. Schwinck, Georg(e) Gotthilf Vor 1756 Königsberg – 1819 ebd. Ältester Sohn und Haupterbe des Kaufmanns Georg Friedrich S. und seiner Frau Justina Theodora, geb. Kaller. 1788 Heirat mit der Kaufmannstochter Charlotte, geb. Fischer. Verschwägert mit angesehenen und einflußreichen Königsberger Kaufmanns- und Beamtenfamilien: von J. Friedrichson Koch, schwedischem Konsul, mit dem er das väterliche Handelshaus als Schwinck & Koch weiterführt; von Johann Conrad Jacobi, zugleich Bankier; von Friedrich August Staegemann (s. diesen). In der Königsberger Gesellschaft als Musiker geschätzt; »trotz seines unverfälschten ›Königsberger‹ Dialekts ein durchaus gebildeter Mann und namentlich auch von Einsicht und Verständnis in politischen Dingen«. In seinem Haus verkehren u.a. der Musikfreund und spätere Königsberger Oberbürgermeister Martin Gottlieb Deetz, der Komponist Friedrich Heinrich Himmel, Fürst Anton Heinrich Radziwill, der Prinz August von Preußen, der 1809 mit der von Arnim unerwidert geliebten Tochter Auguste verheiratete Friedrich Ludwig August Wißmann (s. diesen), der schwedische Gesandte Karl Gustav von Brinkmann. Im Juni 1807 erleiden er und sein Kompagnon durch den Brand der Mühlen vor dem Friedländer Tor einen erheblichen Vermögensverlust, der zum Niedergang der Firma führt. Vgl.: Rühl 1899 (Zitat S. XXIV); Steig 1912a, S. 27–30; Gause 1996, Bd. II, S. 188–190, 206. Nr. *591, 599, AI.73. Seckendorf, Franz Karl L e o p o l d ( L e o ) von 1775 Herzogenaurach (bei Erlangen) – 1809 (6. Mai) bei Ebelsberg an der Traun gefallen. Sohn des Präsidenten des Wetzlarer Reichskammergerichts Franz Paul Christoph Albrecht von Seckendorf. 1792 Jurastudium in Tübingen, seit 1794 in Jena und Göttingen. 1797 Italienreise. 1798 sachsen-weimarischer Regierungsassessor und Hofjunker in Weimar; bekannt mit Herder und Friedrich Majer. 1801 württembergischer Legationsrat in Regensburg. Seit 1803 Regierungsrat und Kammerherr in Stuttgart. 1805 in einen Hochverratsprozeß um den Hölderlin-Freund Isaak von Sinclair verwickelt, verhaftet (Gefangenschaft auf der Solitude und dem Hohenasperg) und im Oktober begnadigt. Danach bei seinen Eltern in Regensburg. Seit Ende 1807 in Wien. Gibt die Regensburger Musenalmanache auf die Jahre 1807 und 1808 (mit Gedichten Hölderlins, Kerners, Uhlands und Volksliedern) und mit Joseph Ludwig Stoll die Wiener Zeitschrift Prometheus (1808, darin Goethes Pandora’ Widerkunft) heraus. 1809 Eintritt in die österreichische Landwehr.
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Vgl.: Scheidel 1885; Hauser 1929; Kirchner 1969; Grus 2014. Nr. 598, 716.E. Staegemann, Friedrich August (von) 1763 Vierraden (Uckermark) – 1840 Berlin; 1816 geadelt. Sohn des Lehrers und Kantors Christian Friedrich Staegemann in Vierraden. Nach frühem Tod der Eltern in Berlin im Schindlerschen Waisenhaus, dann auf dem Gymnasium zum Grauen Kloster erzogen. 1782 Jurastudium in Halle. 1785 zu einem Onkel nach Königsberg; dort zunächst Auskultator, 1789 Justizkommissar und Notar, 1790 Kriminalrat und Assessor. 1790 Heirat mit Elisabeth, geb. Fischer, gesch. Graun. Sein Haus wird ein Mittelpunkt der Königsberger Gesellschaft. 1806 nach einem Vorschlag des Freiherrn vom Stein Finanzrat und Hauptbank-Kommissar in Berlin, wo seine Frau einen vielbesuchten Salon unterhält. 1807 in Königsberg Mitglied der Immediatkommission zur Neugestaltung des preußischen Staates. 1808 Oberfinanzrat. 1809 Staatsrat. 1811 Mitglied der Arnimschen Tischgesellschaft. Verfasser von patriotischen Gedichten, die 1816 als Krieges-Gesänge erscheinen. 1817 Mitglied des Staatsrates. Vgl.: Rühl 1899; Mayr 1913; Botzenhart/Hubatsch 1957–1974; Straubel 2009, Bd. II, S. 970; WAA XI (Reg.). AIV (zwischen 12. und 16. März 1809). Stae¨l-Holstein, Anne-Louise- G e r m a i n e de, geb. Necker 1766 Paris – 1817 ebd. Tochter des Genfer Bürgers und (bis 1790) französischen Finanzministers Jacques Necker und seiner Frau Susanne, geb. Curchod de la Nasse. Im Salon der Mutter lernt sie Autoren der Spätaufklärung kennen, durch den Vater hat sie früh Kontakt zur Politik. 1784 erwirbt der Vater das Schloß Coppet bei Genf. 1786 Heirat mit dem schwedischen Diplomaten Erich Magnus de Stae¨l-Holstein, der sie am Hof von Versailles einführt; 1800 geschieden. 1788 Verhältnis mit dem Grafen Louis de Narbonne. Nach anfänglicher Sympathie für die Französische Revolution 1792 Flucht nach Coppet, wo sie andere Flüchtlinge aufnimmt und eine Beziehung mit dem Schriftsteller und Politiker Benjamin Constant eingeht. 1797 Rückkehr nach Paris, von dort wegen antinapoleonischer Propaganda verbannt. 1802 wieder in Coppet. Veröffentlichung politischer und ästhetischer Schriften, des Romans Delphine (1802) in dem Jahr, in dem Arnim sie kennenlernt. 1803/04 Deutschland-Reise; in Weimar Bekanntschaft mit Goethe, in Berlin mit A. W. Schlegel (s. diesen), der ihr nach Coppet folgt. 1805 Italien-Reise, der sich ihr Roman Corinne, ou l’Italie (1807) verdankt. 1808 während einer zweiten Deutschlandreise mit Sismondi und A. W. Schlegel in Heidelberg zweite Begegnung mit Arnim, den sie am 8. November nach Coppet einlädt, woraufhin er am 8. Dezember ablehnt. 1810 auf Befehl Napoleons Ver-
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nichtung der gesamten Auflage ihres Deutschland-Buches De l’Allemagne. Nachdem die Verfasserin nach Moskau, Petersburg, Stockholm, wo ihr jüngster Sohn Albert einem Duell erliegt, und schließlich nach London geflüchtet ist, erscheint das Buch dort 1813 (ohne Erwähnung Arnims). 1814 Rückkehr nach Paris. 1818 kommen ihre Conside´rations sur la principaux e´venements de la Revolution franc¸aise (Betrachtungen über die Hauptereignisse der Französischen Revolution) heraus. Vgl.: Körner 1931; Körner 1936–1958; Pange 1940; Riley 1977a; Jasinski 1993; Landfester 2008; WAA XXXI (Reg.). Nr. 812, *870, 870.E, 908, 936, 936.E, AI.88, AIV (18. April 1809). Teng, Joseph von 1786 Passau – 1837 München. Gehört während des Studiums in Landshut (1807 immatrikuliert) zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten, die 1808 Gedichte zwecks Veröffentlichung in der Zeitung für Einsiedler an Görres nach Heidelberg schicken. Später Stadtgerichtsassessor in Burghausen, Eichstätt und München; 1818 Magistratsrat in München, dort 1833 zweiter, 1836/37 erster Bürgermeister. Vgl.: Funk 1925; Bunzel 1992. Nr. AI.33. Tieck, Johann L u d w i g 1773 Berlin – 1853 ebd. Sohn des Seilermeisters Johann Ludwig Tieck und seiner Frau Anna Sophia, geb. Berukin. Seit 1792 Studium der Philologie in Halle, Göttingen und Erlangen, teils mit dem Jugendfreund Wackenroder. Seit 1794 als außerordentlich produktiver Schriftsteller in Berlin; zahlreiche Veröffentlichungen teils als Brotarbeiten für einen Verleger von Trivialliteratur, aber auch wichtige und bleibende wie Der blonde Eckbert, Der gestiefelte Kater, Prinz Zerbino. 1798 Heirat mit Amalie Alberti, Tochter des Hamburger Theologen Julius Gustav Alberti, Schwester Johanna Reichardts, der zweiten Frau Johann Friedrich Reichardts (s. diesen). 1799–1800 im Kreis der Frühromantiker in Jena, danach in Dresden. Seit 1802 in Ziebingen (südöstlich von Frankfurt/O.) auf dem Gut seines Freundes und Mäzens Wilhelm von Burgsdorff, unterbrochen von Reisen: 1803 Süddeutschland (Erlangen, Heidelberg), 1804 München, 1805/06 Italien (Rom). Im Sommer und Herbst 1808 in Berlin und Wien, danach mit seiner Schwester Sophie Bernhardi in München. Ende 1810 Rückkehr nach Ziebingen. Im Sommer 1813 in Prag, im Sommer 1814 in Berlin, im Sommer 1817 in England. Seit 1819 in Dresden, Protagonist der dortigen Romantik, seit 1825 Dramaturg am Hoftheater. Seit 1842 als Pensionär in Berlin, von Friedrich Wilhelm IV. berufen. Zahlreiche Veröffentlichungen aller Art (Gedichte, Romane,
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Erzählungen, Märchen, Schauspiele, Bearbeitungen, Übersetzungen, Zeitschriften, Aufsätze und Rezensionen). Karl Philipp Kayser, Tagebuch, Heidelberg, 17. Juli 1803: Tieck ist ein sehr
gutmüthiger Mensch, sanft und demuthsvoll. Mit Wärme sprach er über Religion, Poesie, Kunst und Philosophie. Es ging ihm alles von Herzen. Er ist ohne Schein und Trug. Sein Auge ist heiter, seine Stirne frey und schön gerundet. Sein Körper ist schmächtig und von mittlerer Höhe. Er besaß noch, ob er gleich durch Gicht gelitten, viel Gelenkigkeit, denn er sprang, als wir den Königstuhl herunter gingen, über jedes Gesträuch, über jeden Halm, der im Wege stand, leicht weg. Sein Auftritt ist leicht und behend. Er hat ein sehr scharfes Gesicht: er unterschied genau die entferntesten Gegenstände. Le Pique hat über sein Wesen ein sehr richtiges Urtheil gefällt 〈...〉: In ihm sey das Kind und der Engel vereinigt. Schelling an Windischmann, München, 8. Dezember 1808: Seit vielleicht 6 Wochen ist Ludwig Tieck mit seiner Schwester bei uns. Er ist und bleibt ein anmuthiger, liebenswürdiger Mensch. Sein Talent, Comödien und Tragödien – nicht sowohl vorzulesen als leibhaftig zu agiren und zu tragiren, hat den höchsten Grad von Vollkommenheit erreicht; es läßt sich kein königlicher Vergnügen denken als eine G o z z i s c h e C o m ö d i e von ihm vorgelesen und improvisirt zu hören. Friedrich Hebbel, Erinnerung an Ludwig Tieck (1853): Der König der Romantik hat das Scepter niedergelegt und ist in jene geheimnißvolle Welt zurückgekehrt, die er ein Menschenalter hindurch zu entschleiern suchte. Vgl.: Plitt 1869–1870, Bd. II, S. 163 (zweites Zitat); Hebbel 1913, S. 22 (drittes Zitat); Schneider 1923, S. 41 (erstes Zitat); Schweikert 1971; Lohner 1972; Günzel 1981; Paulin 1987; Paulin 1988; Hölter 1989; Stockinger/Scherer 2011. Nr. 611, 611.E, 618, 622, 710, 796, 796.E, AI.76. Uhland, Johann L u d w i g 1787 Tübingen – 1862 ebd. Sohn des Juristen und Universitätssekretärs Johann Friedrich Uhland und seiner Frau Elisabeth, geb. Hofer. 1801–1808 Jura-Studium in Tübingen, daneben Beschäftigung mit alter deutscher und europäischer Literatur, angeregt u. a. vom
Wunderhorn und von der Zeitung für Einsiedler.
Bildet mit dem befreundeten Justinus Kerner den Kern eines Tübinger Roman-
Morgenblatt parodistisch imitierenSonntagsblatt verfaßt. 1807/08 erste Veröffentliim Volksliedton in Seckendorfs Musenalmanachen
tikerkreises, der 1807 ein das Stuttgarter des, ungedruckt bleibendes chungen von Gedichten
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dieser Jahre und in der Zeitung für Einsiedler. Entwickelt sich zum populärsten Vertreter der schwäbischen Romantik, zum Erneuerer der Balladendichtung (1815 erste Auflage seiner im 19. Jh. vielgelesenen Gedichte), zum Mitbegründer einer volkskundlich orientierten Germanistik, zu einem engagierten linksliberalen Politiker. 1810 Promotion zum Dr. iur. 1820 Heirat mit Emilie Vischer aus Calw. 1819–1838 Abgeordneter in der Verfassungsgebenden Versammlung des württembergischen Landtags. 1829–1838 Professor für deutsche Literatur in Tübingen. 1848/49 Abgeordneter des gesamtdeutschen Parlaments der Frankfurter Paulskirche. Friedrich de la Motte Fouque´ an Karl August Varnhagen von Ense, Nennhausen, 5. Januar 1809 (Briefteil): Die herrlichen Gedichte von Uhland muß ich
besonders auszeichnen. Der Mensch dichtet ja wie ein Altdeutscher, ich möchte sagen, wie das Volk selbst. Vgl.: Zeller 1961; Borst 1988; Braungart u.a. 2012; Potthast 2014; Fuchs/Magen 2015, S. 140 (Zitat). Nr. 773, *798. Varnhagen von Ense, Karl August 1785 Düsseldorf – 1858 Berlin. Sohn des Düsseldorfer Arztes Johann Andreas Jakob Varnhagen und seiner Frau Anna Maria, geb. Kuntz. Aufgewachsen in Straßburg und Hamburg. 1800–1803 Medizinstudium an der Pe´pinie`re in Berlin; mit Chamisso u.a. Herausgabe eines Musenalmanachs. 1804/05 Erzieher bei dem Hamburger Bankier Jakob Moses Hertz. 1806 Medizinstudium in Halle. 1807 wieder in Berlin, Beginn der Freundschaft mit Rahel Levin. 1808/09 Fortsetzung des Medizinstudiums in Tübingen. Teilnahme an der Schlacht bei Wagram, danach in Wien, Preßburg und Paris. 1813 als Adjutant des Generals Tettenborn im Befreiungskrieg. 1814 Heirat mit Rahel Levin. 1814–1819 preußischer Diplomat (1815 beim Wiener Kongreß, 1816–1819 Ministerresident in Karlsruhe). Danach Geheimer Legationsrat in Berlin, wo er mit Rahel einen berühmten Salon führt und ein genauer Beobachter und Chronist der preußischdeutschen Verhältnisse ist. Zahlreiche poetische, historische und zeitgeschichtliche Veröffentlichungen, aus denen seine Denkwürdigkeiten des eignen Lebens (1837–1859) und die postum erschienenen Tagebücher herausragen. Vgl.: Stern 1911; Varnhagen 1987; Fuld 1991; Greiling 1993; Feilchenfeldt 2001; Fuchs/Magen 2015; WAA XXXII. Nr. *801, 807 Venino, Joseph Um 1785 ? – 1850 ?. Gehört während des Studiums in Landshut (1803 immatrikuliert) zu einer Gruppe bayerisch-patriotisch gesinnter Studenten, die
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1808 Gedichte zwecks Veröffentlichung in der Zeitung für Einsiedler an Görres nach Heidelberg schicken. Später bayerischer Militärjurist, 1816 Regiments-Auditor des 10. Linien-Infanterie-Regiments in Passau. Vgl.: Funk 1925; Bunzel 1992. Nr. AII.33. Vogt, Niklas 1756 Mainz – 1836 Frankfurt/M. Sohn des Mainzer Stadtrates Ignaz Vogt und seiner Frau Maria Theresia Xaveria, geb. Deuerkauf. Seit 1772 Studium der Philosophie und Geschichte in Mainz, Göttingen, Marburg und Gießen. Seit 1783 Professor für Universalgeschichte in Mainz. 1792 Heirat mit Eva Margarete Pfeiffenbring. Folgt 1797 der kurfürstlichen Mainzer Regierung nach Aschaffenburg und wird dort 1803 Bibliothekar und Galerieinspektor sowie Direktor der Aschaffenburger Kunstschulen. 1807–1813 Kurator und Oberinspektor des Schulwesens in Frankfurt; publizistische Unterstützung der Politik des Fürstprimas des Rheinbundes Carl Theodor von Dalberg. Seit 1816 Frankfurter Senator. Hauptwerke sind das historisch-politische System des Gleichgewichts und der Gerechtigkeit (1802) und die Rheinischen Geschichten und Sagen (4 Bde. 1817–1836), sein wichtigster Beitrag zur Rheinromantik. Als liebenswürdiges Original literarische Figur in Bettina von Arnims Briefbüchern Die Günderode (1840) und Clemens Brentano’s Frühlingskranz (1844). Vgl.: Peters 1962; Berg 1992. Nr. 778, 784. Voß, Johann Heinrich 1751 Sommersdorf (bei Waren [Mecklenburg-Schwerin]) – 1826 Heidelberg. Kindheit in Penzlin, wo sich der mit der Organistentochter Katharina Dorothea Karsten verheiratete Vater als Zolleinnehmer, Gastwirt, schließlich Schulleiter durchschlägt. Nach Besuch des Gymnasiums in Neubrandenburg seit 1769 Hofmeister in Ankershagen, seit 1772 in Göttingen Studium der Theologie und Philologie. 1772–1774 mit dort lebenden Literaten vereint im Klopstock verehrenden Hainbund. Herausgabe des Göttinger Musenalmanachs seit 1775, darin und auch separat eigene Gedichte, insbesondere Idyllen. Seit 1775 in Wandsbeck (Verkehr mit Claudius), 1777 Heirat mit der Flensburger Pfarrerstochter Ernestine Boie. Seit 1778 Rektor in Otterndorf (bei Cuxhaven), seit 1786 Rektor in Eutin (Verkehr mit Friedrich Leopold von Stolberg). Nach der Übersetzung der Odyssee (1781) erscheint 1793 diejenige der Ilias, 1795 separat die Idylle Luise (zuerst 1781 im Musenalmanach), 1802 die Gesamtausgabe seiner Gedichte (6 Bde.). Der Pensionierung folgt 1802 die Übersiedlung nach Jena zu seinen dort studierenden Söhnen Heinrich und Abraham, die, Altphilologen wie
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Korrespondenten
der Vater, zeitlebens dessen Interessen vertreten. Seit 1805 mit 1000 Talern Jahresgehalt auf Einladung des Großherzogs Karl Friedrich von Baden in Heidelberg. Dort nach den im Bündnis mit Cotta und minderrangigen Literaten ausgefochtenen antiromantischen Fehden weitere Polemiken (gegen den zum Katholizismus konvertierten Hainbundfreund Stolberg [Wie ward Fritz Stolberg ein Unfreier? 1820]), gegen Creuzer (Antisymbolik, 2 Bde., 1824–1826]) und zahlreiche weniger erfolgreiche Übersetzungen (u.a. Horaz [1806], Shakespeare [9 Bde., 1818–1829 mit den Söhnen Heinrich und Abraham], Aristophanes [1821]). Vgl.: Pfaff 1883, S. XXXVI–LIII; Herbst 1872–1876; Rölleke 1968; Mohr 1973; Häntzschel 1987; Berthel/Bärwinkel 1992; Häntzschel 1997; Ricklefs 2008b; Strack 2009. Nr. 928, 928.P, AII.35.P. Wagner, Johann E r n s t 1769 Roßdorf (Vordere Rhön) – 1812 Meiningen. Nach Privatunterricht durch den Vater, Pfarrer Friedrich Timotheus Wagner, 1787–1792 Jurastudium in Jena. 1793–1802 Sekretär, Gutsaufseher und Gerichtsaktuar des Gutsherrn von Wechmar in Roßdorf. 1793 Heirat mit Elisabeth (Elise) Bergeon aus Neuchaˆtel, Gouvernante bei seinem Gutsherrn. Seit 1802 Kabinettssekretär und Bibliothekar des Herzogs von Sachsen-Meiningen in Meiningen. Erkrankung vmtl. an multipler Sklerose. 1805–1808 erscheinen seine Romane Wilibalds Ansichten des Lebens, Die reisenden Maler und Reisen aus der Fremde in die Heimath, von Arnim in einer Gesamtrezension in den Heidelbergischen Jahrbüchern wohlwollend besprochen. 1809–1812 folgen zwei weitere Romane (Ferdinand Miller und Isidora) und als Anhang zu den Reisen ein humoristisches Historisches ABC eines vierzigjährigen Hennebergischen Fiebelschützen, von dem Wagner verbundenen Jean Paul (s. diesen) eingeleitet, von Wilhelm Grimm (s. diesen) besprochen. Vgl.: Mosengeil 1828; Grimm 1831; Steig 1897, S. 206–215; Corin 1942; Svoboda 2001. AIV (12. August 1809). Wedekind, Franciscus I g n a t i u s (Franz Ignaz) 1769 Heidelberg – 1837 Mannheim. Sohn des Heidelberger Juristen Georg Joseph Wedekind. 1785–1792 Jura-Studium in Heidelberg, Mainz und Göttingen. Dort 1792 zum Dr. iur. promoviert. Im selben Jahr als Nachfolger seines 1789 gestorbenen Vaters (»Erbprofessorentum«) Professor für Natur- und Völkerrecht in Heidelberg. Vertritt in Vorlesungen und Veröffentlichungen der neunziger Jahre Positionen des jüngeren Naturrechts, das auf den unveräußerlichen Freiheits-
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rechten des Menschen insistiert, und erregt wegen seiner politischen Grundsätze Anstoß bei Professorenkollegen und der pfälzischen Regierung. 1804/05 Prorektor der Universität Heidelberg. 1808 Zensor von Arnims Ankündigung der Zeitung für Einsiedler. Erregt zunehmend das Mißfallen der Universitätsaufsicht. Die Kuratoren versuchen ihn zunächst an die Universität Freiburg abzuschieben, dann ans Oberhofgericht in Karlsruhe. 1811 Oberhofgerichtsrat in Mannheim, 1836 Kanzler am Hofgericht Mannheim. Verheiratet mit Agnes Reuther (Reutter). Vgl.: Schneider 1913, S. 115–119, 161–182, 189, 217f., 228–231; Kayser 1923, S. 36, 46f., 49, 52f., 72; Drüll 1986, S. 289 (danach die Vornamen); Schweigard 2003; Stadtarchiv Mannheim (frdl. Auskunft). Nr. 657, 658. Weise, Johann A d a m Immanuel 1776 Weimar – 1835 Halle. Sohn des fürstlichen Querpfeifers Friedrich Weise. Seit 1792 Ausbildung zum Kupferstecher in der Weimarer Freyen Zeichenschule. Stecherarbeiten und Illustrationen für das Bertuchsche Landesindustriecomptoir. Etwa 1800–1805 in Jena. Danach in Halle, 1806/07 in Heilbronn, 1808 in Heidelberg (zufolge Gerstenberg 1933/34 u.a. nur in Halle). Dort Bekanntschaft mit Arnim, der ihn als Direktor einer zu errichtenden Kunstschule vorschlägt, die von der Landesbehörde in Karlsruhe jedoch abgelehnt wird. Sticht nach einer Zeichnung Wilhelm Grimms (s. diesen) das Titelbild des zweiten Wunderhorn-Bandes. Im selben Jahr erscheinen ebenfalls bei Mohr und Zimmer acht Radierungen nach Zeichnungen von Raimond Lafage. 1811 Studium der Historienmalerei in Dresden. 1813 freiwilliger Jäger im Befreiungskrieg. Seit 1815 Zeichenlehrer an den Franckeschen Stiftungen in Halle, dort seit 1817 Professor der bildenden Künste an der Universität, 1820 Inspektor ihrer Kupferstichsammlung. Veröffentlicht u.a. Albrecht Dürer und sein Zeitalter (1819), eine Grundlage zu der Lehre von den verschiedenen Gattungen der Malerei (1823), die als Bericht eines sich ausbildenden Malers fingierte Darstellung Kunst und Leben. Ein Beitrag zur Landschaftsmalerei und die historische Erzählung Guido, Lehrling Albrecht Dürers (beide 1825). Vgl.: Gerstenberg 1933/34, S. 94–97; Thieme/Becker 1907–1950, Bd. XXXV, S. 311; FBA IX/2, S. 3–6 (Erl. Rölleke). Nr. *902. Wilke, Andreas Christian Friedrich 1744 Herzberg (bei Neuruppin) – 1808 Berlin. Sohn des Herzberger Pfarrers Caspar Wilhelm Wilke. Nach Jurastudium in Halle 1765 Referendar am Berliner Kammergericht. 1767 Rat beim Uckermärkischen Obergericht in Prenzlau. 1789
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wieder in Berlin: Rat am Kammergericht, auch Oberrevisions- und Pupillenrat sowie kurmärkischer Hauptritterschaftssyndikus. (Ehemaliger) Vormund der Brüder Arnim. Vgl.: Straubel 2009, Bd. II, S. 1099f. Nr. *553, *554. Wilken, Caroline, geb. Tischbein 1783 Arolsen – 1843 Berlin. Zeichnerin. Tochter von Johann Friedrich August Tischbein, einem Cousin von Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (»Goethe-Tischbein«). 1804 in Leipzig, wo der Vater seit 1800 Direktor der Kunstakademie ist, Bekanntschaft mit Friedrich Wilken (s. diesen), 1806 Heirat in Heidelberg. Seit 1817 mit ihm in Berlin. Von besonderem Interesse sind ihre Familienaufzeichnungen für ihre vier Kinder. Vgl.: Stoll 1896; Stoll 1923; Thieme/Becker 1907–1950, Bd. XXXIII, S. 311. Nr. AI.97. Wilken, Friedrich 1777 Ratzeburg – 1840 Berlin. Sohn des Regierungspedells und -kanzlisten Christian Erich Wilken. Seit 1795 Studium der Theologie und Geschichte in Göttingen. Dort seit 1800 Repetent der Theologischen Fakultät, Privatdozent und Bibliothekar. 1803 in Jena promoviert, danach Erzieher des Fürsten Georg Wilhelm von Schaumburg-Lippe in Leipzig. Seit 1805 außerordentl., seit 1807 ordentl. Professor der Geschichte und orientalischen Sprachen, seit 1808 auch Direktor der Universitätsbibliothek in Heidelberg. 1806 Heirat mit Caroline Tischbein. 1807 erscheint der erste Band seiner Geschichte der Kreuzzüge nach morgenländischen und abendländischen Berichten, dem bis 1832 6 weitere Bände folgen, 1817 die Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelbergischen Büchersammlungen. Seit 1817 in Berlin Professor der Geschichte und der orientalischen Sprachen an der neugegründeten Universität sowie Leiter der königlichen Bibliothek. 1819 Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. Veröffentlichungen u.a. zur Geschichte Berlins, der Berliner Bibliothek und zu Friedrich II. von Preußen. Vgl.: Stoll 1896; Wolgast 1985; Drüll 1986, S. 298. Nr. AI.96, AIV (18. April 1809). Wißmann, Friedrich Ludwig August (von) 1770 Berlin – 1856 Frankfurt/O.; 1816 geadelt. Sohn des preußischen Kammerrates August Wilhelm Wißmann und seiner Frau Sophie Friederike, geb. Behrens. Mitschüler Tiecks und Wackenroders am Friedrichswerderschen Gymnasium in Berlin. 1792 Jura-Studium in Frankfurt/O. 1795 Auskultator beim Berliner
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Stadtgericht. 1797 Rat bei der ostpreußischen Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg, 1809 deren Präsident und Heirat mit Auguste Schwinck (s. diese). 1810 Präsident der westpreußischen Regierung in Marienwerder. 1811 in Berlin Mitglied der von Arnim gegründeten deutschen Tischgesellschaft. 1813 Präsident der neumärkischen Regierung in Frankfurt/O. Varnhagen, Tagebuch, 4. August 1852: Frankfurt an der Oder! Die Stadt
könnte in ihre Chronik eintragen – wird’s aber gewiß versäumen – welche reiche Gesellschaftsblüthe sie in den nächsten fünfzehn bis zwanzig Jahren nach den Befreiungskriegen erlebt hat. Die zwei großen gastlichen Häuser des Präsidenten von der Reck und des Präsidenten von Wißmann, die schönen und hochgebildeten Frauen derselben, dazu die Generalin von Zielinski (jetzige Frau von Treskow) und noch andre schöne Frauen, sehr ausgezeichnete Generale und angenehme Offiziere, Justizrath Bardeleben als Bürgermeister, Ranke als Lehrer, ab und zu die schöne Welt aus Berlin und aus der Umgegend; es war ein einziger Kreis, von verschiedenen Bestandtheilen, die aber alle auf einer gewissen Höhe waren, und gut zusammenstimmten, ein herrliches Wetter des Lebens, – so was kommt in Jahrhunderten nicht in derselben Stadt wieder. Frau von Treskow sollte darüber etwas aufschreiben. Frau von Wißmann insbesondre war schön, geistreich, karakterstreng und leidenschaftlich. Vgl.: Varnhagen 1861–1870, Bd. III, S. 256; Bd. VIII, S. 30; Bd. IX, S. 318f. (Zitat); Bd. XI, S. 233; Bd. XIV, S. 162; Rühl 1904 (Reg.; zahlreiche Briefe an F. A. von Staegemann) Botzenhart/Hubatsch 1957–1974, Bd. X, S. 612 (Reg.); Weiss 1986, S. 161; Littlejohns 1991 (Reg.); Straubel 2009, Bd. II, S. 1115f.; WAA VI (Reg.). Nr. 537.E, *555, 561 Wolzogen, Friederike Sophie K a r o l i n e Auguste von, geb. von Lengefeld 1763 Rudolstadt – 1847 Jena. Tochter des Rudolstädter Oberforstmeisters Carl Christoph von Lengefeld und seiner Frau Louise Juliane Eleonore Friederike, geb. von Wurmb. 1784 Heirat mit dem schwarzburg-rudolstädtischen Vizekanzler Friedrich Wilhelm Ludwig von Beulwitz. Anfang der 1790er Jahre befreundet mit Caroline von Humboldt und wie sie Mitglied des sogenannten Tugendbundes. 1794 geschieden und zweite Ehe mit dem württembergischen Legationsrat Wilhelm von Wolzogen, ihrem Cousin, mit dem sie 1797 nach Weimar zieht, wo er vom Kammerherrn zum Geheimen Rat avanciert und sie dem befreundeten Schiller und ihrer mit ihm verheirateten Schwester Charlotte (vgl. diese) verbunden bleibt. Von Schiller gefördert, reüssiert sie mit literarischen Arbeiten, von denen der Roman
Agnes von Lilien (1796/97 in seiner Zeitschrift Ho1746
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ren) besondere Anerkennung findet. Ihr Haus wird zu einem Mittelpunkt der Weimarer Geselligkeit. 1809/10 Zuneigung zu Carl Friedrich von Mülmann, in nassauischen Diensten Regierungsrat der Administrationskommission in Wiesbaden. Nach dem Tod ihres Mannes 1809 vor allem in Weimar, Bauerbach, auf ihrem Gut Bösleben (bei Arnstadt) und in Jena. 1830 erscheint ihr zweites Hauptwerk: Schillers Leben (2 Bde.), die erste grundlegende Biographie des Schwagers. Wilhelm von Humboldt an seine Frau Caroline, 24. Februar 1810: Über Caroline hast Du sehr recht. Wie sie selten in der Wirklichkeit lebt, kann sie auch das Wirkliche im besten Sinne des Worts eigentlich nicht tief rühren. Das habe ich immer bei ihr gefühlt. Aber ihre Beweglichkeit hat Zartheit und Lieblichkeit zugleich. Vgl.: Sydow 1906–1916, Bd. III, S. 347 (Zitat); Kahn-Wallerstein 1970; Golz 1998; Naumann 2004. Nr. AI.100. Zglinicky, Karl Friedrich von ?–? 1806 Offizier im in Berlin stationierten preußischen Regiment Möllendorf. 1807 in Königsberg und Memel Umgang in den Kreisen um Max von Schenkendorf und dem Fürsten Anton Radziwill sowie mit Arnim, der ihn für einen Nebenbuhler bei Auguste Schwinck hält. Im selben Jahr – nach dem Tilsiter Frieden – zunächst Rückkehr nach Berlin, dann wieder in Memel und gegen Jahresende in einem Kantonierungs-Quartier bei Heiligenbeil. Im Juni 1817 Wiedersehen mit Arnim in Berlin. 1823 Rittmeister im 8. preußischen HusarenRegiment. 1828 Major. (Schreibweise des Namens nach der Unterschrift in Nr. 610.) Varnhagen von Ense, Notiz: Ein schöner Mann, was man so nennt, ohne
allen edlen Ausdruck. Er machte großes Glück bei Frauen, schon in Berlin, wo er als Offizier der Besatzung lebte. Daneben fleißiger Theatergänger, sein Kopf war angefüllt mit Sprüchen aus Schauspielen, Liederversen und Singspielen, bei jedem Anlaß fiel ihm etwas der Art ein, und er brachte es oft mit guter, wohl auch beißender Laune vor. Nach 1806 wandte er sich nach England, nahm Dienst in der deutschen Legion, kam mit dieser nach Sizilien. Hier wurde er der Liebhaber der Königin Karoline. Als diese seiner müde geworden war, ging er nach Deutschland zurück. In Töplitz wurde er durch Gentz der Prinzessin von Solms vorgestellt und deren Liebhaber. Das dauerte auch eine Weile. Der eine Prinz von Solms ist anerkannt der Sohn Zglinitzky’s. Er quälte die Prinzessin, die inzwischen Herzogin von 1747
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Cumberland, zuletzt Königin von Hannover geworden war, mit Geldforderungen bis an ihr Ende, drohte mit den Briefen, die er in Händen hatte. Als er seine Memoiren herausgeben wollte, – da er selber nicht der Feder mächtig ist, sollte ihm der Romanschriftsteller Mügge helfen, – gerieth die Prinzessin in größte Besorgniß, sie ließ durch den Polizeiminister Gustav von Rochow den Zglinitzky bedrohen, nach den Papieren suchen (man fand aber nichts), den Schriftsteller Mügge mit 100 Fried.d’or beschwichtigen. / Im Jahr 1813 hatte Zgl. wieder preußische Dienste genommen, gut gedient, und den Abschied als erhalten. / Vor 1806 hatte er einen Zweikampf mit Karl von Nostitz, vom Regiment Gendarmes, der sich aus Ritterlichkeit eines Bürgermädchens annahm, das Zgl. beleidigt hatte. Vgl.: Rangliste 1806, S. 20 (Namensform Zglinitzky; nicht der ebd., S. 29 registrierte Oberst Anton Stefan von Zglinitzky); Arnim an Bettina, 25. Juni 1817; Notiz Varnhagens: H BJ/VS 283 (Zitat). Nr. 610. Zimmer, Johann Georg 1777 Untermühle bei Homburg v. d. H. – 1853 Frankfurt/M. Seit 1791 Buchhändlerlehre in Frankfurt, wo er sich mit Jacob Christian Benjamin Mohr, ebenfalls Lehrling, befreundet. Seit 1797 bei dem Verleger Johann Christian Dieterich in Göttingen, seit 1800 in der Perthes’schen Buchhandlung in Hamburg. Nachdem Mohr 1804 in Frankfurt in den Besitz der Hermannschen Buchhandlung gelangt ist und 1805 das Privileg für eine Akademische Buchhandlung in Heidelberg erhalten hat, übersiedelt Zimmer in die Neckarstadt und eröffnet zunächst ein Sortimentsgeschäft, während Mohr zur Führung der Verlagsgeschäfte in Frankfurt bleibt und Zimmer mit Büchern versorgt. 1805 Gründung der Akademischen Buchhandlung von Mohr und Zimmer in Heidelberg, der ein Verlag und eine Lesegesellschaft angegliedert werden. Zimmer befreundet sich mit Arnim und Brentano, arrangiert sich mit Creuzer, Daub, Görres, den Brüdern Grimm und Savigny (s. diese). Der Verlag wird in einer für den Buchhandel schwierigen Zeit dank des verlegerischen Einsatzes für die innovative Literatur zum führenden der Heidelberger Romantik. 1807 Heirat mit Maria Charlotte Bender, Pfarrerstochter aus Rohrbach bei Heidelberg. Nachdem Mohr 1811 nach Heidelberg übersiedelt ist, bereitet sich Zimmer auf den Pfarrerberuf vor. 1815 tritt er aus der Firma aus und wird Pfarrer im nahen Schriesheim, 1816 Pfarrer in Worms, 1823 Dechant des Marienstifts in Lich, seit 1827 Pfarrer der Reformierten Gemeinde in Frankfurt/M.
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Bettina an Goethe, 7. oder 8. Mai 1808: er ist Buchhändler in Heidelberg, und wahrlich in seiner Art einzig, durch Bescheidenheit Ehrlichkeit und Geist ausgezeichnet jedoch unbeholfen in seinem Enthusiasmus. Brentano an Zimmer, 11. März 1840: Ein Buchhändler, wie Sie es waren, ist so ehrwürdig, wie eine unschuldige Magd im Wirtshause. Vgl.: Zimmer 1888; Reichel 1913 (S. 51f. zweites Zitat); Derwein 1922, passim; Carlebach 1925; Manger 1987; Hentschel 2004; DjBe Nr. 375 (erstes Zitat). Nr. 608, 612, 820, 920, 921, 944, AI.95. Zschokke, Johann H e i n r i c h Daniel 1771 Magdeburg – 1848 Aarau. Sohn des Tuchmachers Johann Gottfried Schocke und seiner Frau Dorothea Elisabeth, geb. Jordan. Seit 1790 Studium der Philosophie und Theologie in Frankfurt/O. 1792 Promotion zum Dr. phil., danach Privatdozent ebd. Seit 1795 bis zum Lebensende in der Schweiz. 1796–1798 Lehrer und Direktor der Erziehungsanstalt Reichenau in Graubünden. 1798 in Aarau (Kanton Argau) Leiter des Büros für Nationalkultur im Kulturministerium der Helvetischen Republik. Im Winter 1801 in Begleitung von Kleist und Ludwig Wieland in Bern. Seit 1802 wieder in Aarau: Mitglied des Hohen Rates, Oberforst- und Bergrat, Gründung einer Buchhandlung und -drukkerei. 1805 Heirat mit der Pfarrerstochter Anna Elisabeth (Nanny) Nüsperli. Zahlreiche Veröffentlichungen von dem Räuberroman Abaellino, der große Bandit (1794) über die Erzählung Das Goldmacher-Dorf (1817) bis zur Autobiographie Eine Selbstschau (1842). Die volkspädagogische Tendenz des umfangreichen erzählerischen Œuvres dominiert auch in den publizistischen Aktivitäten, vor allem in der Herausgabe der Zeitschriften Der aufrichtige und wohlerfahrene Schweizer-Bote (1798/99, 1804–1837), Miszellen für die neueste Weltkunde (1807–1813), Stunden der Andacht (1809–1816) und Prometheus (1832/33), letztere durch die Erinnerung an singuläre Demokraten (Jochmann, Oelsner, Pestalozzi, Schlabrendorf) und als Zeugnis von Zschokkes Nähe zu ihnen von besonderem Interesse. »Zur Zeit seines Todes war er im deutschen Sprachraum – und darüber hinaus – einer der meistgelesenen Autoren.« Vgl.: Böning 1983; Dainat 2012; Ort 2013 (Zitat S. 6). Nr. 857.
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Personenregister Um die Einzelstellen-Erläuterungen zu entlasten, ist das Personenregister der Briefbände der Arnim-Ausgabe ab Band XXXII kommentiert. Ein kommentiertes Gesamtregister mit weiteren Verzeichnissen ist als Schlußband der Briefedition vorgesehen. Wenn Personen nicht kommentiert sind, war dies entweder nicht möglich oder (bei allgemein bekannten) nicht nötig. Jedoch werden nach Möglichkeit immer die Lebensdaten angegeben. Über die Briefpartner Arnims wird im Verzeichnis der Korrespondenten ausführlicher informiert. Verweise auf dieses Verzeichnis erfolgen mit vorangestelltem Asteriskus (*). Da es die von den Korrespondenten gewechselten Briefe mit den Briefnummern registriert, werden die in den Briefüberschriften genannten und den jeweiligen Briefen immanenten Namen von Schreibern und Empfängern im Personenregister nicht eigens verzeichnet. Diese Regelung gilt entsprechend auch für die sonstigen edierten Texte des Bandes. Kaiser und Könige sind unter ihren Vornamen aufgeführt, Landesfürsten und nichtregierende Mitglieder von Dynastien unter den Länder- bzw. Familiennamen. Bei verschiedenen Nachnamen von Frauen ist derjenige entscheidend, unter dem sie bekannt sind oder der im registrierten Zeitraum üblich war. Andersschreibungen werden verwiesen. Konnte bei mehreren Vornamen der Rufname ermittelt werden, ist er typographisch (gesperrt) hervorgehoben. Recte gedruckte Seitenzahlen verweisen auf den Textteil, kursive auf den Kommentar, in Klammern stehende auf indirekte bzw. erschlossene Erwähnungen. Personen, die in den Exzerpten nach 1808 geschriebener Briefe des Anhangs IV genannt oder gemeint sind, werden in den entsprechenden folgenden Briefbänden der WAA erläuternd registriert. Abegg, Johann Wilhelm (1768–1807), Prediger der dt.-reformierten Gemeinde in Erlangen, 1803 Hofprediger an der ref. Burgkirche in Königsberg, Konsistorialrat 935 Abeken, Bernhard Rudolf (1780–1866), 1808–1810 Hauslehrer in Weimar, 1816 Lehrer am Gymnasium in Osnabrück, 1841 dessen Direktor 1617
Achilleus, Heros der Griechen vor Troja und Hauptheld der Ilias (griech. Myth.) (318), (320), 1270 Achmet, Louis, Buchhändler in Leipzig, 1856 Helfer Bettina von Arnims in Berlin 426 Ackermann, Familie in Bingen 1004 Ackermann, Jakob Fidelis (1765–1815), Anatom, Prof. der Medizin in Mainz,
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Personenregister 1804 in Jena, 1805 Hofrat und Prof. der Medizin in Heidelberg 806, 1098 Ackermann, Richard, Bruder des Vorigen, Besitzer des Gasthofes Zum Engel in Rüdesheim 26, 29, 681, 946 Ackermann, Walpurgis (geb. 1786), Tochter von Richard A. 946 Adalrich (Attich, Eticho; 7. Jh.), Herzog im Elsaß, verh. mit Bersinda (Bereswinde), Vater der heiligen Odilia (387f.) Adam, zufolge Altem Testament der erste Mensch 124, 307, 1213, 1413 Addison, Joseph (1672–1719), engl. Schriftsteller und Politiker 480, 1459 Aelia Eudoxia (ca. 401–460), griech. Athenaı¨´s, geistliche Dichterin, nach Taufe Gattin des oström. Kaisers Arcadius 1184, 1216 Aeneas Silvius Piccolomini Agamemnon, König von Mykene (griech. Myth.) 430, 1405 Agricola, Johannes (1494–1566), Reformator, Pfarrer in Eisleben und Wittenberg, Verf. einer Sprichwortsammlung 1632 Ahl, Gebrüder, zwei Hornisten aus Mecklenburg, in Offenbach in der Kapelle von Bernard, danach im Hoforchester in Mannheim (466), 559, 1445 Ahasverus, der Ewige Jude (Sagengestalt) 1219 Aischylos (525–456 v. Chr.) 1734 Ajax (Aias), Held der griech. Myth. 214, 217, 709, 1145 Alberti, Dorothee Charlotte, geb. Offeney (1733–1809), Mutter von Amalie Tieck und Johanna Reichardt, 1753 verh. mit dem Folgenden 1720 Alberti, Johann Carl (1775–1832), preuß. Kommissionsrat und Verlagsbuchhändler in Danzig 23 Alberti, Julius Gustav (1723–1772), Theologe und Schriftsteller, 1753 Prediger in Großenschneen (b. Göttingen), 1755 Diakon an St. Katharinen in Hamburg 1720, 1739 Alberti, Karl (1763–1829), Sohn des Vorigen, 1806 Kriegs- und Oberfinanzrat
beim preuß. Zolldepartement, Stadtrat und Direktor der Generalsalzdirektion in Berlin 96, 164f., 181, 208, 259, 270, 633, 1085, 1112 Alberti, Wilhelmine (Miene), geb. Hensler (geb. 1778), Tochter von Johanna Reichardt aus 1. Ehe mit Peter Wilhelm Hensler, 1803 verh. mit dem Vorigen 96, 633, 1014, 1721 d’Albignac, Philippe Franc¸ois Maurice (1775–1824), frz. Offizier, Adjutant König Je´roˆmes in Kassel, 1808 Mitglied des westphäl. Staatsrates (174), 1104 Albrecht (13. Jh.), Epiker, um 1270 in Bayern, Verf. des Jüngeren Titurel 1357 Albrich (Alberich), Zwergenkönig der nord. Myth. 393 Alcithea, Mutter des spart. Heerführers Pausanias (ca. 5. Jh. v. Chr.) (61) Alewyn, Richard (1902–1978), Literaturwissenschaftler, Germanist 1161 Alexander I. (1777–1825), Zar seit 1801 (9), (520), 927, 940f., 960, 1486, 1501, 1711 Alexander III., der Große (356–323 v. Chr.) 9, 927 Alfieri, Vittorio (1749–1803), ital. Dichter 1596 Altenstein, Friederike Anna Ernestine von, geb. von Rottenhof (1771–1817), 1795 verh. mit Peter Anton Brentano (dessen 3. Ehe), 1798 verh. mit Christoph Franz von Stein zum Altenstein 592, 1575 *Aman, Karl (549?), 588f., 1195, 1432, 1490, 1531, 1572, 1659f., 1683f. Amenophis III. (1403–1354 v. Chr.), Pharao der 18. Dynastie 987 Andre´, Johann (1741–1799), Musiker, Komponist und Verleger, 1774 Gründung eines Musikverlags in Offenbach 1706 Andre´, Johann Anton (1775–1842), Sohn des Vorigen, Komponist, führte den Musikverlag seines Vaters weiter 353, 664, 1317, 1657
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Personenregister Andreae, Johann Gerhard Reinhard (1724– 1793), Chemiker und Mineraloge, Hofapotheker in Hannover, Verf. naturwiss. Schriften, Onkel und Pflegevater von Sophie Leisewitz 1713 Andreae, Philipp Bernhard Andreas (1781– 1871), Bankier in Frankfurt/M. 1478 Angelo Michelangelo Buonarrotti Anhalt-Dessau, Leopold I. Fürst von, gen. Der Alte Dessauer (1676–1747), preuß. General 1200 Anna, Mutter der Gottesmutter Maria (bibl.) 1073 Anthoni, Johann Jacob (1675–1740), Goldschmiedemeister aus Augsburg, fertigte 1713–1717 die Herkules-Figur im Park von Kassel-Wilhelmshöhe 1041 Anton Brentano, Anton Antoinette Schwinck, Antoinette Antonius, A. von Padua (um 1195–1231), Ordenspriester der Franziskaner, in der röm.-kath. Kirche als Heiliger und Kirchenlehrer verehrt 1184f. Apel, Johann August (1771–1816), Jurist und Schriftsteller, Advokat und Stadtrat in Leipzig, seit 1802 vor allem auf seinem Rittergut Ermlitz (b. Schkeuditz) 985, 989 Apollon (röm. Apollo), griech. Gott der Weissagung, des Gesanges, der Dichtkunst, Sonnengott 650, 1213 Apuleius, Lucius (2. Jh.), lat. Schriftsteller 744 Archambault, Louis-Franc¸ois, genannt Dorvigny (1742–1812), frz. Schriftsteller, Dramaturg am The´aˆtre Franc¸ais in Paris (42), 970 Archenholz Frauenholz Archenholz, Johann Wilhelm von (1743– 1812), Schriftsteller, 1757–1763 in der preuß. Armee, danach auf Reisen, 1780 in Dresden, 1791/92 in Paris, danach Verleger in Hamburg 1474 Aretin, Johann Christoph von (1773–1824), 1799 bayer. Landesdirektionsrat, 1802 an der Münchner Hofbibliothek, 1806
Oberbibliothekar in München, 1811 Direktor am Appellationsgericht in Neuburg, 1819 Präsident des Appellationsgerichts in Amberg 545, 570, 1525, 1673 Argelander, Johann Gottlieb (um 1750–um 1820), Kaufmann und Reeder in Königsberg 941 Ariadne, Tochter des kret. Königs Minos und der Pasiphae, Gattin des Dionysos (griech. Myth.) 1547 Ariost, Ludovico (1474–1533), ital. Humanist und Schriftsteller 1379 Aristeides von Milet (um 100 v.Chr.), griech. Schriftsteller 1341 Arndt, Christian Gottlieb (von) (1743– 1829), Jurist, seit 1768 Gouvernementssekretär in Petersburg, Hg. des Petersburger Journals, 1792 Hofrat, 1797 Erhebung in den erbl. Adelsstand, danach in Heidelberg 1098 Arnes, Thomas Augustin (1710–1778), engl. Komponist 1051 Arnhold, Carl Ludwig, später Arnhold von Danneburg (geb. 1807), unehel. Sohn Carl Otto von Arnims, Hauptmann im österr. Kaiserjägerregiment 1006, 1685 Arnim, A m a l i e Caroline Friederike Johanna Dorothea von, geb. von Labes (1761– 1781), 1777 verh. mit Joachim Erdmann von A., Mutter Arnims, an den Folgen seiner Geburt gest. (111), (333), (359), (541), 1028, 1712 Arnim, Bogislav Bernd von (1712–1783), auf Petznick, preuß. Hauptmann 1079 Arnim, Carl Heinrich Gottlieb von (1735– 1800), letzter Sproß der Arnimschen Linie zu Sternhagen, Pinnow und Zolchow 997 Arnim, Carl Ludolf Bernhard von (1753– 1828), auf Gerswalde und Zolchow, 1782 1. Ehe mit Dorothee Katharine Charlotte von Enckevort (1755–1816), 1817 2. Ehe mit Johanna Sophie Georges, 1784–1806 preuß. Regierungsprä-
1753
Personenregister sident in Minden-Ravensburg, 1808 Deputierter am westphäl. Hof in Kassel, begründet 1823 die Arnim-Gerswaldesche Familienstiftung (160), 1079f. *Arnim, C a r l O t t o Ludwig von (3), 4, 6, 87f., 91, 130, 159, 186, 333, 359, 482, 540–542, 559, 633, 799, 805, 835, 919, 949f., 971, 994–997, 1006, 1012f., 1015, 1036–1039, 1043f., 1304, 1069, 1076, 1079f., 1232, 1279, 1304, 1320, 1402–1404, 1423, 1460, 1508, 1539, 1543, 1604, 1645f.,1685, 1712, 1715, 1745 Arnim, Charlotte Sophie Beate von, verw. von Versen (1752–nach 1823), Schwester von Carl Ludolf Bernhard von A., 1823 Mitbegründerin der von-ArnimGerswaldeschen Familienstiftung 1079 Arnim, Ferdinand August Valentin von (1768–1847), auf Petznick, preuß. Hauptmann, 1795 verh. mit Ernestine Karoline Eleonore Wanney 1079 Arnim, Friedrich Abraham Wilhelm von (Graf Arnim; 1767–1812), aus dem Haus Boitzenburg, preuß. Diplomat, Gesandter in Dresden und Kopenhagen (160f.), 1079 Arnim, Friedrich Wilhelm Erdmann von (1766–1852), in Kreuzkrug bei Petznick, preuß. Major 1080 Arnim, Friedrich Wilhelm Karl von (1786– 1852), Sohn von Carl Ludolf Bernhard von A., seit 1808 westphäl. Gesandter in Paris und Petersburg, danach preuß. Offizier, seit 1819 Landrat des Templiner Kreises, 1831/32 Polizeipräsident von Berlin, danach in Gerswalde (161), 624 Arnim, Hans Anton Joachim von (1753– 1821), auf Neuensund, Ritterschaftsdirektor und Landesdirektor der Uckermark 1080 Arnim, Joachim Erdmann von (1741–1804), auf Friedenfelde, Neudorf und Kaackstedt, 1777 verh. mit Amalie Caroline von Labes, 1763 preuß. Kammerherr, 1773 Gesandter in Kopenhagen, 1775
in Dresden, 1776–1778 Intendant der ital. Hofoper und des frz. Theaters in Berlin, danach meist auf seinem uckermärk. Gut Friedenfelde, 1797 Domherr von Brandenburg, 1800 Komtur von Werben, Vater Arnims (155), (541), 1038, 1070, 1712 Arnim, Otto Erdmann Christof Albrecht von (1748–1821), auf Petznick, Sohn von Bogislav Bernd von A. 1079 Arnim, Otto Gustav Friedrich von (1785– 1820), Sohn von Carl Ludolf Bernhard von A., 1809 Assessor am Tribunal in Minden-Ravensbrück, 1815 Land- und Stadtgerichtsassessor ebd., seit 1817 Landrat des Kreises Minden (161), 624, 1080 Arnold, Johann G e o r g Daniel (1780– 1829), 1795–1798 Sekretär im Kriegsbüro des niederrhein. Departements in Straßburg, danach Studium ebd. und in Göttingen, 1806 Prof. des Zivilrechts in Koblenz, 1810 der Geschichte in Straßburg, 1811 des römischen Rechts, 1820 Präfekturrat 362, 376, 379, 399, 510f., 1108, 1329, 1339, 1487 Arnstein, Franziska (Fanny) von, geb. Itzig (1758–1818), Salonnie`re, verh. mit Nathan Adam A., seit 1776 in Wien (600), (625), 1608 Arnstein, Henriette von (1780–1859), Tochter der Vorigen, Salonnie`re in Wien, 1802 verh. mit dem Bankier Heinrich Pereira (600), (625), 1608 Arnstein, Nathan Adam von (Arnsteiner; 1748–1838; 1797 geadelt), Wiener Bankier, Großhändler und Kunstförderer, Teilhaber des Bankhauses Arnstein und Eskeles, schwed. Generalkonsul in Wien (600), (625), 1608 Arria (gest. 42), verh. mit dem röm. Konsul Caecina Paetus, berühmt durch ihren Selbstmord 413, 1385 Artemis (röm. Diana), griech. Göttin der Jagd und des Waldes 1405 Aschersleben, Ehrenreich Friedrich von (1707–1761), preuß. Rittmeister, Gene-
1754
Personenregister ralmajor, 2. Gatte von Caroline von Labes 1712 Ast, Georg Anton F r i e d r i c h (1778–1841), klass. Philologe, 1798 Studium in Jena, 1805 Prof. der Philologie in Landshut, 1826 in München 432, 530, 546, 588, 590, 1408, 1432, 1530, 1683 Asverus, Ludwig Christoph Ferdinand (1760–1830), Jurist, 1781 Hofadvokat, 1790 Amtskommissar in Roßla (b. Weimar), 1794 Universitätssyndikus in Jena, 1817 auch Universitätsamtmann, 1816 Justizrat 1733 Athene (Pallas Athene), griech. Göttin der Weisheit 528, 986, 1506 Atlas, Titan der griech. Myth., Bruder des Prometheus 1019 Attis (Atys), schöner Knabe der griech. Myth. 1410 d’Aubigny von Engelbrunner (Engelbronner), Jana Wynandine Gertraud ( N i n a ; 1770–1847), Tochter des Folgenden, Sängerin, Schriftstellerin und Komponistin, bis 1794 in Kassel, danach Erzieherin der Töchter der Gräfin von SchaumburgLippe in Bückeburg, 1803–1807 in England, 1808–1816 Erzieherin in Kalkutta, zuletzt in Graz 1605 d’Aubigny von Engelbrunner (Engelbronner), Johann Konrad (1729–1817), Prinzenerzieher und Legationsrat in Kassel, 1764 Prof. für Zivil- und Naturrecht am Collegium Carolinum ebd. 1605 d’Aubigny von Engelbrunner (Engelbronner), Julie Charlotte (1773–1853), Tochter des Vorigen, seit 1824 bei ihrer Schwester Emilie in Michelbach (Spessart) (621), 1603, 1605 d’Aubigny von Engelbrunner (Engelbronner), Sabine J a c o b i n e (1749–1818), verh. mit Johann Konrad d’A. 1605 d’Aubigny von Engelbrunner (Engelbronner), Sara Sophia Amalia ( E m i l i e , 1772– 1849), Tochter der Vorigen, 1804–1811 Erzieherin in Kalkutta, danach in der Steiermark, 1824 in Michelbach 1605
d’Aubigny von Engelbrunner (Engelbronner), Susanna ( S u s e t t e ) Christiana Horstig Auguste Brentano, Auguste; Schwinck, Auguste Baader, Benedikt F r a n z Xaver von (1765– 1841), philos.-theol. Schriftsteller, 1799 Bergrat, 1801 Oberbergrat, 1807 Oberstbergrat in München, 1826 Prof. für Philosophie an der Uni. München 604, 1586 Bacchus (griech. Dionysos), röm. Gott der Fruchtbarkeit und des Weines 9, 158, 528, 926 Baden, Karl Friedrich von (1728–1811), 1738 Markgraf (bis 1746 unter Vormundschaft), 1803 Kurfürst, 1806 Großherzog von B. (243), (261), (418), (577), 1092, 1177, 1203, 1362, 1390, 1506, 1559, 1743 Baden, K a r l Ludwig Friedrich von (1786– 1818), Sohn des Vorigen, 1811 Großherzog von B. (577), 1002, 1196, 1275, 1390, 1559 Baden, S t e´ p h a n i e Louise Adrienne, geb. Beauharnais (1789–1860), Adoptivtochter Napoleons, 1806 verh. mit dem Vorigen 465, (466f.), 468, (470), 472, 473, 1002, 1445f., 1448 Baehr, Johannes (1767–1828), ref. Theologe, 1790 Pfarrer in Darmstadt, 1799 an der Heiliggeistkirche in Heidelberg, 1822 im bad. Ministerium in Karlsruhe, 1826 Prälat (Nachfolger J. P. Hebels) 1098 *Bärensprung, Friedrich Wilhelm Leopold von 1685 Baerensprung, Johann George (1741– 1893), preuß. Landforstbaumeister, Vater des Vorigen 1685 Baggesen, Jens Immanuel (1764–1826), Theologe und Schriftsteller, 1796 Probst, 1798 Theaterdirektor in Kopenhagen, 1797–1811 in Paris, 1811–1813 Prof. für dän. Sprache und Literatur in Kiel, danach in Kopenhagen und Bern 550, 1533f.
1755
Personenregister Bajazit I., Jildirim (1347–1403), 1389 Sultan, 1402 vom Mongolen-Herrscher Timur besiegt 446, 676 Baldinger, Ernst Gottfried (1738–1804), 1768 Prof. der Medizin und Botanik in Jena, 1772 in Göttingen, 1782 in Kassel Leibarzt des Landgrafen und Prof. an der Charite´, 1785 Prof. der Medizin in Marburg 135, 272, 1042 Bandel, Joseph Anton von (1714–1771), Schriftsteller, Schreiber an verschiedenen Orten sowie Prinzenerzieher in Württemberg, danach in Konstanz, 1750 in Rom, zuletzt wieder in Konstanz 1362 Bang, Johann Heinrich Christian (1774– 1851), Theologe, 1803–1839 Pfarrer in Goßfelden bei Marburg, danach Oberpfarrer und Leiter eines Erziehungsinstituts in Haina 163, 628, 1081f., 1491, 1525, 1571, 1575, 1611, 1696 Baranoff, Andreas von (1789–1819), balt. Adliger, 1807 Studium in Göttingen, zuletzt in St. Petersburg 1531 Bardeleben, Georg Friedrich Christoph von (1734–1801), preuß. Militär, 1772 Major, 1785 Obrist und Regimentskommandeur, 1790 Generalmajor und Chef eines Dragonerregiments 1062 Bardeleben, Heinrich Karl Ludwig (1775– 1852), Jurist, 1804 Regierungsassessor in Bromberg, 1813/14 Hauptmann der preuß. Landwehr, danach Justizrat in Frankfurt/O. 1746 Bardeleben, Wilhelmine Albertine von, geb. von Kettler (1750–1808), 1767 verh. mit Georg Friedrich Christoph von B. 149, 1062 *Barkley, Charlotte 1686 Barkley, David (1774–1809), Kaufmann in Königsberg, nach 1791 verh. mit Henriette B., 1807 nach Vermögensverlust von der Familie getrennt suf Gut Spittelhof (b. Königsberg), 1809 Selbstmord 947, 1686 *Barkley, Heinrich 947, 1030,1685
*Barkley, H e n r i e t t e Elisabeth 117, 1686 Barkley, Sophie Maria, geb. Rördanß, 2. Frau von David B. 1686 *Barkley, Wilhelmine 1686f. Bartels, Heinrich Remigius (1747–1808), 1773–1807 Amtmann in Giebichenstein (b. Halle) 155, 1070 Barthold, Mann in Frankfurt/M. 594 Bartholdy (bis 1804 Salomon), Jakob Ludwig (1779–1825), preuß. Diplomat, Sohn des Berliner jüd. Bankiers Jehuda Levin Salomon, Jurastudium in Halle und Erlangen, 1805 Konversion zum Protestantismus, 1809 Oberleutnant der Landwehr in Wien, 1813 in der Kanzlei des preuß. Staatskanzlers von Hardenberg, 1815 preuß. Generalkonsul in Rom 70, 626, 994, 1608 Bartholomä, Biersieder und Hausbesitzer in Heidelberg 1363, 1381, 1515 Basse, Dettmar (1764–1836), Kaufmann, Diplomat und Kunstsammler in Frankfurt/M., 1796 in Paris, 1803 Farmer in Pennsylvania, seit 1823 in Mannheim 1310 Batt, Anton Georg (1775–1839), Privatgelehrter in Weinheim, Erzieher der Söhne des Freiherrn Johann Lambert von Babo in Mannheim, Weinheim und Heidelberg, 1811 Mithg. einer Maler-MüllerAusgabe 173, 1059, 1481, 1714 Battberg Pattberg Baudissin, Wolf Heinrich Friedrich Karl Graf von (1789–1878), Diplomat und Übersetzer, dän. Legationssekretär in Stockholm, Paris und Wien, seit 1827 in Dresden 1024 Bauhin, Jean (1541–1613), Arzt und Botaniker, Arzt in Lyon, Genf und Basel, seit 1571 Leibarzt des Herzogs Friedrich I. von Württemberg in Mömpelgard 1524 Bayern, Ludwig von (1786–1868), Kronprinz, 1825–1848 als Ludwig I. König (557), 603, 1542, 1585, 1690, 1708, 1722f. Beauharnais, Hortense de (1783–1837), 1802 verh. mit Napoleons Bruder L o u i s
1756
Personenregister Bonaparte (1778–1846), 1806–1810 Königin von Holland (83), (105), 1002, 1023 Beauharnais, S t e´ p h a n i e Louise Adrienne (1789–1860), von Napoleon adoptierte Nichte seiner Frau, 1806 verh. mit K a r l Ludwig Friedrich von Baden 1196 Beaumarchais, Pierre Augustin Caron de (1732–1799), frz. Schriftsteller 1052 Beaumont, Francis (1584–1616), engl. Dramatiker 244, (246), 1178 Becker, Philipp Jakob (1763–1829), Hofmaler und Leiter der Zeichenschule in Karlsruhe, 1803 ebd. Galeriedirektor 1275 Beer, Jacob Herz (1769–1825), Fabrikant und Bankier in Berlin, 1788 verh. mit der Berliner Salonnie`re Amalie B., geb. Wulff (1767–1854), Vater des Komponisten Giacomo Meyerbeer 540, 1520 Beer, Johann (Ps. Jan Rebhu, Wolf(f)gang von Willenhag u. a.; 1655–1700), Schriftsteller und Komponist, 1676 im Dienst von Herzog August von SachsenWeißenfels 1161 Beethoven, Ludwig van (1770–1827) 173, 1050, 1690, 1693f., 1706 Behr Beer, Jacob Herz Beireis, Gottfried Christoph (1730–1809), Arzt und Polyhistor, 1759 Prof. der Physik und Chemie, 1762 auch der Medizin an der Uni. Helmstedt, Sammler von Kuriositäten, Apparaten und Kunstwerken 284, 285, 722, 1234 Belli, Johann Peter Joseph (1782–1859), Kaufmann in Frankfurt/M. 278, 570 Bellmer, Dietrich (1879–1954), Journalist in Bremerhaven, Herausgeber 1057 Belly Belli Below, Friedrich Karl Ludwig von (1750– 1814), Landstallmeister des ostpreuß. Gestüts Trakehnen 1032 Bender, Friedrich Carl Julius (1763–1823), Pfarrer in Rohrbach, (b. Heidelberg), Vater der Folgenden 50
Bender, Maria Charlotte Zimmer, Maria Charlotte Bendix, Hirsch Nathan (1740–1798), Bankier und jüd. Gemeindeältester in Berlin 540(?), 1520 Bendix, Levin Nathan (1742–1821), Bankier in Berlin, Bruder des Vorigen 540(?), 1520 Bendix, Samuel Nathan (1747–1835), Bankier in Berlinm Bruder des Vorigen 540(?), 1520 Benecke (Beneke), Gebrüder, Berliner Bankhaus, um 1800 geleitet von Chre´tien (1763–1803) und Etienne (1763–1803) B., nach deren Tod fortgeführt von ihrem Onkel Wilhelm Christian B. (1779– 1860) 93 Benecke, Georg Friedrich (1762–1844), zunächst Unter-, dann Oberbibliothekar an der Uni. Görttingen, 1814 Prof. ebd., Spezialist für mhd. und engl. Literatur 1135 Beneke, Ferdinand (1774–1848), nach Studium in Halle und Göttingen seit 1796 in Hamburg zunächst Advokat, seit 1816 Oberaltensekretär, zeitlebens Tagebuch schreibend 951 Bennigsen, Levin August Theophil von (1745–1827), zunächst in hannoversch., seit 1773 in russ. Militärdienst, 1806 Oberbefehlshaber der russ. Heeres, 1812 Chef des Generalstabs 9, 32, 925, 952 *Ben(t)zel-Sternau, K a r l Christian Ernst Graf von (40), (43), 356, (577), 628, 965, 1281, 1306f., 1324, 1559, 1611f., 1687 Benvenuto Cellini Benzel; Benzel Sternberg Ben(t)zel-Sternau Bernadotte, Jean Baptist (1763–1844), frz. Marschall, 1818 als Karl XIV. Johann König von Schweden (1056) Bernard, Johann Heinrich P e t e r (1755– 1805), Schnupftabakfabrikant in Offenbach mit um 1780 gegründeten Privatorchester 1706
1757
Personenregister Bernhardi, Sophie, geb. Tieck (1775–1833), Schriftstellerin, Schwester der Brüder Tieck, 1799 verh. mit dem Berliner Pädagogen August Ferdinand B., 1807 gesch., Geliebte A. W. Schlegels, liiert mit dem estländ. Baron Karl Georg von Knorring (1810 verh.), 1805 in Rom, 1805–1808 in Wien und München, seit 1812 in Estland 137, 317, 477, 507, 532, (539), 545, (547), 601, (603), (620), 1046, 1321, 1457, 1513, 1526, 1584, 1586, 1603, (1740) Bertinotti, Teresa (1776–1854), Sopranistin aus Neapel, 1801 verh. mit dem Violinisten und Komponisten Felice Radicati (1775–1820), gemeinsame Konzertreisen 559, 560, 571, 732, 735, 740, 1552 Bertuch, Carl (1777–1815), Sohn des Folgenden, 1798–1800 Studium in Jena, seit 1800 Mitarbeit im Verlag des Vaters, 1803/04 Bildungsaufenthalt in Paris 291, 335, 1237, 1241, 1617 Bertuch, F r i e d r i c h Johann J u s t i n (1747– 1822), Verleger, Schriftsteller und Unternehmer in Weimar, 1775–1796 Sekretär und Schatullverwalter des Herzogs Carl August, 1785 Legationsrat, 1784 Mitbegründer der Allgemeinen LiteraturZeitung, 1791 Gründung des IndustrieComptoirs (seit 1802 Landes-IndustrieComptoir) 291, 1734, 1744 Beschey, Balthasar (1708–1776), Maler in Antwerpen 1182f., 1212, 1245, 1258, 1314 Besse´ (Beße, Besse), Philipp, Kaufmann in Heidelberg, 1805/06 Hauswirt Brentanos (443), (445), (726), 1420 Bethmann, Friederike Auguste Konradine Bethmann-Unzelmann Bethmann, Katharina Margarete Elisabeth, geb. Schaaff (1741–1822), 1762 verh. mit dem Bankier Johann Philipp Bethmann (1715–1793) (306), 1002, 1255 Bethmann, Simon M o r i t z (von) (1768– 1826; 1808 geadelt), Sohn der Vorigen,
seit 1790 Leiter des Frankfurter Handelsund Bankhauses Gebrüder Bethmann, 1799 in das Einundfünfziger-Kollegium gewählt, 1802 russ. Konsul in Frankfurt, 1810 russ. Staatsrat 80, 104, (105f.), 159, 259, 272, 276, 280, 283, 288f., 292, 298f., 306, 310, 313, 326, 408, 434, (436), 440, 447–449, 459, 465, 485, 1001, 1023f., 1076, 1200f., 1233, 1247f., 1412f., 1495, 1689 Bethmann-Unzelmann, Friederike Auguste Konradine, geb. Flittner (1760–1815), Schauspielerin, 1777 in Mainz, 1785 verh. mit dem Schauspieler Karl Wilhelm Ferdinand Unzelmann, seit 1803 in Berlin, gesch. und verh. mit dem Schauspieler Heinrich Eduard B. 770, 1516 Bettina; Bettine Brentano, Bettina Bettmann Bethmann Betty Pistor, Elisabeth (Betty) Beulwitz, Friedrich Wilhelm Ludwig von (1755–1829), Jurist, 1774 in schwarzburg–rudolstädt. Staatsdienst, 1797 Geh. Rat, 1798 Vizekonsistorialpräsident 1746 Beygang, Johann Gottlob (17655–1823), Verleger und Inhaber einer Lesebibliothek in Leipzig 1184 Beyreis Beireis Bigot de Villandry, Kammerherr am Hof König Je´roˆmes in Kassel, 1810 Ritter, 1811 Eskadronchef der Ordonnanzoffiziere 1605 Bigot de Villandry, Maria Johanna, Frau des Vorigen 1603, 1605 Billerbeck, vmtl. Christian Friedrich Carl von (gest. 1836), preuß. Major, 1804 Stabskapitän im Regiment des Generalleutnants Alexander Wilhelm von Arnim 1070 Bingam Bingham Bingham, Joseph (1668–1723), anglikan. Theologe und Kirchenhistoriker 544, 1524 Birkenstock, Caroline Josepha, geb. von Hay (1756–1788), 1778 verh. mit dem Folgenden 1694
1758
Personenregister Birkenstock, Johann Melchior Edler von (1738–1809), österr. Staatsmann und Kunstsammler, Schwiegervater von Franz Brentano 1693f. Birkner, August Leberecht Traugott, 1806– 1812 Pächter des Arnimschen Ländchens Bärwalde 1070 Bischof, Dorothea Elisabeth (1749–1842), Mutter von F r iedrich Heinrich van der Hagen, 1781 verh. mit dem Bauern Friedrich Grosenick, 1796 verh. mit Martin Thiemke 1704 Block, Amalie Christiane Wilhelmine Leopoldine von (1805–1830), Tochter des Folgenden (187), (360) Block, Carl Heinrich Stephan von (1781– 1839), preuß. Offizier, 1805 Generaladjutant, 1808 in der Garde, 1812 Major und Kommandeur des Füsilierbataillons, 1820 Generalmajor, 1820–1824 Erzieher des Prinzen Karl von Preußen, 1835 Generalleutnant (187), 1118 Block, Caroline Amalie Ulrike Ottilie Adolfine Auguste von (geb. 1803), Tochter des Vorigen (187), (360) Block, Caroline Wilhelmine Henriette von, geb. von Ahlimb (1781–1823), 1803 verh. mit Carl Heinrich Stephan von B., Mutter der Vorigen 187, 360, 1118, 1327 Block, Charlotte Magdalene Amalie von, geb. von Forestier (1756–1808), verh. mit dem Folgenden (187), (360), 1118, 1327 Block, Johann Karl Friedrich von (1735– 1797; 1787 geadelt), Vater von Carl Heinrich Stephan von B., preuß. Oberst, Chef des 2. Artillerieregiments (187) Block, Wilhelm Karl August Otto von (Januar 1807–Januar 1808), Sohn von Carl Heinrich Stephan von B. (187) Blücher, Gebhard Leberecht (seit 1814 Fürst von Wahlstatt; 1742–1819), preuß. Militär, 1801 Generalleutnant, 1803 Militärgouverneur von Westfalen in Münster, 1806 mit den westfäl. Truppen bei
Jena und Auerstedt, 1813 Feldmarschall, 1815 Oberbefehlshaber der preuß. Armee, Generalfeldmarschall 949, 1597 Blumenbach, E m m a Maria Hedwig (1783– 1819), Tochter des Folgenden, 1807 verh. mit Carl Wilhelm Friedrich Theodor Gustav von Jasmund, Adjutant des preuß. Generals Carl von Clausewitz, später Polizeidirektor in Stuttgart 1687 *Blumenbach, Johann Friedrich 450, 611, 614, 1322f., 1423–1425, 1427f., 1593, 1663, 1687 Bobrowski, Johannes (1917–1965) 1729 Boccaccio, Giovanni (1313–1375) 969, 1099 Bock, Tochter des Folgenden aus 1. Ehe 20, 21(?), 24(?) Bock, Carl Gottlieb (1746–1829), ostpreuß. Beamter, 1772 Kammersekretär in Marienwerder. 1792 Vortragender Rat beim Oberpräsidium in Königsberg, 1803 Kriegsrat, 1. Ehe mit Luise Weitenkampf, 2. Ehe mit J. F. Reichardts Schwester Sophie 20, 24, 939, 944 Bock, Ignatius Friedrich R a p h a e l (1779– 1837), Sohn des Vorigen aus 1. Ehe, 1804 Referendar bei der Kriegs- und Domänenkammer in Elbing, 1806 Rückkehr nach Königsberg, Übertritt zum Katholizismus, Domvikar in Frauenburg, 1810 wieder in Königsberg, Bibliothekar 20, 24, 939 Bock, Sophie, geb. Reichardt, verw. Dorow (geb. 1754), 1. Ehe mit Jakob Friedrich Dorow, 2. Ehe mit Carl Gottlieb B., Mutter von Wilhelm Dorow 20, 24, (54), (111), 944, 982, 1029, 1697 Bockelson, Johann (1509–1536 hingerichtet), Schneider, als Johann von Leiden (Leyden) selbsternannter König der Wiedertäufer von Münster (486), (1465) *Böckh (Boeckh), August 328, 502, 593, 595, 819, 1097f., 1288, 1611, 1613, 1637, 1688 Böhm, vmtl. Hausangestellte im Frankfurter Brentanohaus, vielleicht Verwandte des
1759
Personenregister Frankfurter Weinhändlers Franz Joseph B. (1727–1795) 443 Böhme, Jakob (1575–1624), Theosoph und Mystiker, Schuhmacher in Görlitz 1138, 1231, 1293f. Böhmer, Caroline Schelling, Caroline Böhmer, Johann Friedrich (1795–1863), Historiker und Archivar, 1822 in der Administratur des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt/M., 1825 Frankfurter Stadtarchivar, 1830 städtischer Bibliothekar 802, 826 Bökh Böckh Börsch, Friedrich August (1781–1844), nach Studium der Rechtswissenschaft und Philologe in Leipzig 1808 in Heidelberg Gehilfe der Redaktion der Heidelbergischen Jahrbücher, 1812 Prof. am Gymnasium in Hanau, 1815 für klassische Philologie am Gymnasium in Kassel (519), 1499 Böttiger, Carl August (1760–1835), Altphilologe, Polyhistor und Journalist, berühmt-berüchtigter Vielschreiber, 1791 Direktor des Weimarer Gymnasiums, Mithg. von Wielands Teutschem Merkur, 1804 Direktor des Pageninstituts in Dresden 1034, 1456 Böttner, Marie (1803–1842), Tochter des Kasseler Hofmalers Wilhelm B., 1832 verh. mit Ludwig Emil Grimm 1704 Bohlen, Friedrich Ludwig Graf von Bohlen (1760–1828), kurhess. Hofmarschall und Kammerherr, 1808 Kammerherr und Großmeister der Garderobe am Hof des westphäl. Königs Je´roˆme 1204 Bohlen, Karoline Elisabeth Agnes Gräfin von, geb. von Walsleben (1781–1857), 1795 verh. mit dem Vorigen, Palastdame am Hof des Königs Je´roˆme 262f., 621, 1204, 1603 Boissere´e, Johann S u l p i z Melchior Dominikus (1783–1854), Kunstsammler in Köln, erwirbt seit 1804 mit seinem Bruder Melchior aus aufgelöstem Kirchenbesitz Kunstwerke aus Mittelalter und
Renaissance 510, 546, 547, 555, 570, 1133, 1487, 1551, 1732 Boissere´e, M e l c h i o r Hermann Joseph Georg (1786–1851), Bruder des Vorigen, Kunstsammler in Köln 1732 Bonaparte Buonaparte Bonaparte, Joseph (1768–1844), Bruder Napoleons, als Joseph I. 1806–1808 König von Neapel, 1808–1813 König von Spanien 1467 Bonaparte, Louis (1778–1846), Bruder Napoleons, 1806–1810 König von Holland (105), 1002 Bonaventura, Pseudonym des Autors der Nachtwachen (1804) 817 Bonstetten, Karl Viktor von (1745–1832), schweiz. Schriftsteller und Politiker, 1770 in der Berner Regierung, seit 1801 in Genf (249), 1182 Bonvenuto Cellini, Benvenuto Bornemann, Johann W i l h e l m Jacob (1766–1851), Sekretär bei der Lotterieverwaltung in Berlin, später Direktor ebd., Mitglied der Berliner Singakademie, Verf. plattdt. Gedichte 1657 Bornhardt, Johann Heinrich Carl (1774– 1843), Komponist, Registrator am Obersanitätskollegium und Musiklehrer in Braunschweig, Klavier- und Gitarrenvirtuose 1048 Borowski, Ludwig Ernst (1740–1831), Kirchenrat und Pfarrer in Königsberg, früher Biograph Kants 1729 Bosch, Hieronymus (um 1450–1516) 1185 Boulonois, Esme de (Mitte 17. Jh.), frz. Kupferstecher 1168 Bouterwek, F r i e d r i c h Ludewig (1766– 1828), Philosoph, Literaturhistoriker und Schriftsteller, 1797 Prof. der Beredsamkeit in Göttingen, 1802 der Philosophie ebd. 254, 255, 443, 577, 715, 937, 1194f., 1559 Boy, Anton (1751–1834), Antiquitätenhändler in Frankfurt/M. 1427 Boye Boy Brabeck, Johann Friedrich M o r i t z Graf von (1742–1814), Kunstsammler und
1760
Personenregister Schriftsteller, Domherr in Hildesheim und Paderborn, seit 1785 auf seinem Gut Söder (b. Hildesheim) 1534 *Brahl, Johann 940f., 1688 *Brand, Franz 563, 1547, 1549, 1688f. Brandenburg, Friedrich Wilhelm I. von (1620–1688), 1640 Kurfürst, gen. Der Große Kurfürst (25), (29), (35), (681), (684), 945 Brandenburg, Louise Henriette von, geb. Prinzessin von Nassau-Oranien (1627– 1647), 1646 verh. mit dem Vorigen (25), (29), (681), 945 Brandes Brand Brantoˆme, Pierre de Bourdeille, Seigneur de (um 1540–1614), frz. Schriftsteller 463, 1442 Brauer, Johann N i k o l a u s Friedrich (1754– 1813), bad. Staatsmann, 1808 Mitglied des Staatsrats und Ministerialdirektor im Justizministerium, 1809/10 im Ministerium des Auswärtigen 814 Braun Brown Braunes, Friedrich, seit etwa 1807 Buchhändler und Verleger in Berlin 246 Braunschweig und Lüneburg(-Wolfenbüttel), Carl Wilhelm Ferdinand Herzog zu (1735–1806), 1787 preuß. Generalfeldmarschall, 1806 Oberbefehlshaber der preuß. Armee (40), 962 Braunschweig-Lüneburg-Oels, Friedrich Wilhelm, gen. Schwarzer Herzog (1771– 1815), Sohn des Vorigen, seit 1789 im preuß. Militärdienst, 1806 Generalmajor, 1809 Freikorpsführer (Schwarze Schar) 187, 1119 Brede, Auguste (1786–1859), Schauspielerin und Sängerin, Mitglied der Secondaschen Gesellschaft, 1811–1815 in Prag, 1815–1834 in Stuttgart, bis 1850 am Burgtheater in Wien 1023 Bredow, Christoph August (oder August Christoph) von (1780–1844), Kommilitone Arnims in Halle, 1805 Besitzer des Rittergutes Schwanebeck, 1806–1835 bei der Verwaltung der ständischen In-
stitute der Kur- und Neumark in Berlin, seit 1822 Hauptritterschaftsdirektor 61, 986 Breitenstein, Franziska (Fränz), Magd Brentanos in Heidelberg (49), 185, (260), 977, 1117, 1199, 1576 Breitkopf, Christoph Gottlob (1750–1800), Verleger in Leipzig (Breitkopf & Härtel) 594, 1066, 1226 Brentano, A n t o n Maria (1763–1833), Sohn von Peter Anton B. aus dessen 1. Ehe (188), (205), 272, 1120 *Brentano, Auguste 65f., (68), 80, (83), (95), (97), (104), 105–107, (127), (135), (150), (159f.), 164, 166, 169, 175, 183, 185, 191, 201, 211, (229), 233, 260, (261f.), (272), (276f.), 283f., 288f., (290), 291f., 297–299, 306, 310f., 313, (315), 329, 331, 349f., (360), 386, (390), 395, 399, 408, 416, 418, 431, 436, 443, 448f., 459, 465, 469, 476, 484f., 487, 490f., 495f., 499, 518, 530, 556, 621, (692), (696), 804, 809, 985, 991, 999, 1001–1003, 1007, 1014, 1024, 1041, 1076, 1081, 1091, 1093, 1199, 1204, 1231, 1233, 1242, 1247f., 1251, 1265, 1293, 1313, 1315, 1325, 1339, 1355, 1358, 1381, 1407, 1413, 1416, 1463– 1465, 1468f., 1494f., 1512, 1518, 1605, 1634, 1689f., 1692, 1726 *Brentano, Bettina (Bettine) 16, 27, 39, 48–52, 63, 89, 98, 105, 107f., (113f.), (117), (124), (128), 144, 150, 154, 158, 163, 166f., 174, 191, 243, 269, 290, 294, 300, 317, 426, 428, 490, 505, 512, 530f., (536), 553, 562, 587, 590, 601f., 613, 799, 804, 822–824, 827f., 830f., 835f., 929–932, 942, 950, 952, 973f., 976–978, 982–985, 988, 991f., 998, 1001, 1004, 1007, 1013–1015, 1017f., 1024f., 1029f., 1033, 1036, 1038, 1056, 1063, 1067f., 1072, 1074–1077, 1082f., 1106, 1112, 1114, 1119–1121, 1123f., 1127, 1133f., 1136, 1143, 1145, 1153f., 1158, 1167–1169, 1173, 1175, 1179, 1181, 1197f., 1203–1205,
1761
Personenregister 1207, 1214, 1218, 1221f., 1225, 1227, 1229, 1231, 1233, 1237, 1242, 1253f., 1260–1263, 1268, 1272, 1277f., 1282, 1284–1286, 1302f., 1305–1310, 1316– 1318, 1320, 1325, 1329, 1332–1337, 1339–1341, 1344, 1347, 1350f., 1354, 1361, 1365, 1373, 1377–1381, 1383– 1388, 1390, 1397, 1400, 1404–1406, 1416f., 1419f., 1422, 1427f., 1433, 1435–1437, 1440, 1442, 1444, 1446, 1448, 1453f., 1457, 1462f., 1465– 1468f., 1472, 1474–1476, 1490, 1492– 1495, 1499, 1504, 1512, 1515, 1518f., 1521, 1526, 1531, 1540–1542, 1545f., 1549–1551, 1555, 1560, 1563, 1569, 1573, 1575f., 1578, 1583, 1585f., 1597f., 1601f., 1604, 1608, 1610, 1614f., 1617, 1619, 1621, 1625, 1631, 1634, 1646–1649, 1654f., 1657, 1673, 1675, 1681, 1689–1694, 1701f., 1704, 1709, 1712, 1718f., 1723, 1726, 1728, 1736, 1742, 1749 *Brentano, Christian (106f.), 159, 200, (262), (264), 408, 413, 416, 449, 469, 476, 519, 590, (600?), (626?), (716), 930, 1024, 1071, 1081–1083, 1085, 1093, 1131, 1319f., 1387, 1412, 1419, 1528, 1573, 1609, 1613, 1634, 1636, 1691 Brentano, C l a u d i n e (Clödchen) Karoline Sophie (1804–1876), Tochter von Georg und Marie B., 1826 1. Ehe mit Georg Firnhaber von Eberstein-Jordis, 1852 2. Ehe mit Freimund von Arnim 1387 *Brentano, Clemens 12, 15, 17, 33, 45, 56, 59, 65, 74, 77, 80, 82–86, 89f., 95f., (97), 121, 123, 126f. 132f., (135), 137, 142, 144, 150, 154f., 164, 169, 176f., 179, 184, 189, 194, 211, 224, 227, 235, 244–247, 252, 257, 261f., 264, 265, 272f., 276, 278, 280, 283f., 288, 292, (293), 296f., 304f., 310f., 313, 315–317, 320, 326, 329, 341, 345, 349, 353, 357, 360, 364, 371, 376, 379, 384–386, 388–391, 395f., 399, 401, 407f., 413, 415–418, 420, 422, 426, 431, 434–437, 439, 443, 445, 448–450, 458, 459, 463,
464, 465, 467, 469, 478, 479f., 483, 486, 487, 489f., 495, 496f., 499, 501, 504, 505, 510, 511, 512, 514, 516, 517, 520, 525f., 532f., 538f., 544, 547, 549, 551, 556–558, 563, 566, (568), 574, 576, 581f., 596, 603, 624, 639, 682, 690, 696, 713f., 716, 723, 726, 734, 800, 803–805, 811, 815f., 819–822, 824, 826f., 830, 832, 835f., 920, 930–932, 946, 949, 958f., 962, 964, 967, 969, 973f., 976f., 979f., 987, 991f., 994, 999, 1001–1003, 1010, 1014, 1017, 1021, 1023f., 1027f., 1030f., 1033, 1036, 1038, 1040–1042, 1044–1048, 1050, 1056, 1058f., 1063, 1068, 1072, 1075–1078, 1081f., 1086–1094, 1097, 1099–1104, 1110–1116, 1120f., 1126, 1128–1134, 1139, 1142, 1144, 1148, 1150–1152, 1156, 1158, 1160–1164, 1166, 1172–1178, 1183–1187, 1190f., 1198f., 1201f., 1204f., 1207f., 1211– 1214, 1216–1220, 1222, 1224–1226, 1232–1234, 1237–1241, 1245–1251, 1254, 1256–1258, 1262, 1265, 1278– 1280, 1286, 1290f., 1293–1295f., 1298– 1301, 1304, 1308, 1312–1315, 1319– 1322, 1324–1326, 1330, 1339f., 1344, 1349f., 1354, 1356–1358, 1360, 1363– 1365, 1367–1369, 1374, 1378f., 1381f., 1384, 1387, 1393f., 1396, 1407, 1413f., 1416, 1419f., 1423f., 1427, 1429, 1436f., 1442f., 1455– 1457, 1459f., 1462–1465, 1468f., 1473, 1476, 1481, 1490, 1494f., 1497, 1499, 1504, 1508–1510, 1512, 1514– 1516, 1518f., 1521, 1523, 1526–1531, 1539, 1542, 1545, 1548–1550, 1552, 1555f., 1558, 1560, 1565f., 1570f., 1573, 1576, 1581–1583, 1587f., 1592, 1595, 1600–1602, 1604f., 1608, 1615, 1619–1621, 1627, 1634, 1636f., 1646, 1650–1652, 1656, 1662f., 1667, 1673, 1675, 1683, 1689–1693, 1696f., 1700, 1702, 1704, 1709, 1711, 1715, 1718, 1725f., 1748f. Brentano, D o m i n i k u s Martin Franz Carl, gen. Der Doktor (1769–1825), Sohn von
1762
Personenregister Peter Anton B. aus 1. Ehe, Sonderling im Frankfurter Brentano-Haus, 1794 Dr. iur. (366), (488), 1333, 1467 *Brentano, F r a n z Dominicus Maria Josef 16, 35, 57, 77, 96, 162, 167, 178, 182, 206, 215, 228, 231, 236, 238, 246, 264, 273, 281, 292, 305, 314, 322, 329, 345, 354, 357, 366, 372, 380, 386, 407, (429), 452, 456, 464, 469, 486, 493, 519, (537?), (584), 592, 824, 984, 1004, 1084, 1113, 1134, 1179, 1353, 1365, 1516, 1527, 1546, 1693f. Brentano, Franz (1838–1917), Sohn von Christian B., Philosoph 1691 Brentano, F r a n z i s k a Elisabeth (1806– 1837), Tochter von Antonia und Franz B. 361, (522) Brentano, G e o r g ( G e o r g e ) Michael Anton Joseph (1775–1851), Sohn von Peter Anton B. aus 2. Ehe, 1791 an der Uni. Marburg immatrikuliert, nach Tod des Vaters (1797) Mitinhaber der von Franz B. geleiteten Brentanoschen Handelsfirma 45, 49, (193), 238, 257, 265, 278, 280, 288, 346, 387, (399), 415, (429), 430, 452, 467, 490, 493, 511, 522, 593, (705), 824, 959, 1004, 1134, 1205, 1225, 1232f., 1353, 1365, 1387, 1404, 1414, 1433, 1500, 1692f. Brentano, Hulda Mereau, Emina Gisela Hulda Brentano, J o a c h i m A r i e l Tyll (11. Mai – 19./20. Juni 1804), Sohn von Clemens B. aus 1. Ehe mit Sophie Mereau 976, 1692 Brentano, J o a c h i m e Elisabetha Claudia Carolina Johanna (13. Mai – 17. Juni 1805), Tochter von Clemens B. aus 1. Ehe mit Sophie Mereau 976, 1388, 1692 *Brentano, Johanna A n t o n i a ( To n i ) Josefa 190, 237f., 302, 361, 431, 452, 471, 474, 522, 1004, 1179, 1446, 1693 Brentano, K u n i g u n d e ( G u n d a ) *Savigny, Kunigunde (Gunda) Brentano, Lujo (Ludwig Joseph; 1844– 1931), Sohn von Christian B., Nationalökonom 1691
Brentano, L u l u *Jordis, L u l u Brentano, Magdalena ( M e l i n e ) Maria Carolina Franciska (1788–1861), Tochter von Peter Anton B. aus 2. Ehe, 1810 verh. mit dem Frankfurter Senator Georg Friedrich von Guaita (245), (246), (266), 278, 415, 470, 489, 522, 592, 599, 804, 929, 977, 982, 991, 1001, 1025, 1033, 1036, 1253, 1302, 1387, 1446, 1448, 1465, 1500, 1521, 1573, 1575, 1689f., 1692, 1694, 1702, 1709, 1726, 1728 Brentano, Marie, geb. Schröder (1781– 1815), 1803 verh. mit Georg B. (238), (266), 278, 322, 415, (437), 474, 593, 973, 1225, 1387, 1414 Brentano, M a x i m i l i a n e Euphrosyne, geb. La Roche (1756–1793), Tochter von Georg Michael Anton und Sophie von La Roche, 1774 verh. mit Peter Anton B., Mutter von Bettina und Clemens B. 50, 442, (525), 1420, 1504, 1689, 1691, 1694, 1709f. Brentano, M a x i m i l i a n e Euphrosyne Kunigunde (1802–1861), Tochter von Antonia und Franz B., verh. mit Landolin Friedrich Freiherr von Blittersdorf (1792– 1862) (50), (522), 977, 1728 Brentano, Paula Maria Josefa Wa l p u r g a , geb. Brentano-Gnosso (1744–1770), aus Frankfurt/M., 1763 verh. mit dem Folgenden 1693 Brentano, Peter Anton (1735–1797), 1753 als Gesellschafter in die Frankfurter Handelsfirma des Vaters aufgenommen, die er nach dessen Tod (1755) mit zwei älteren Brüdern weiterführt, 1771 selbständiger Großkaufmann, seit 1778 im Goldenen Kopf in der Großen Sandgasse, 1763 1. Ehe mit Paula Maria Walpurga Brentano-Gnosso, 1774 2. Ehe mit Maximiliane La Roche, 1795 3. Ehe mit Friederike Anna Ernestine von Rottenhof 1689, 1691, 1693f., 1709, 1728 Brentano, S o f i e Antonie Marie (1806– 1856), Tochter von Georg und Marie B.,
1763
Personenregister 1831 verh. mit Carl Franz von Alessina gen. von Schweitzer (278), 1225, 1387 Brentano, Sophie, geb. Schubart, verh. Mereau (1770–1806), mit ihrer Schwester Henriette ( Schubart) Erziehung bei den Eltern in Altenburg, 1793 verh. mit Friedrich Ernst Carl Mereau in Jena, dort im Sommer 1798 Bekanntschaft mit Clemens B., 1801 Scheidung von Mereau, 1803 verh. mit Clemens B., 1803/04 mit ihm in Marburg, seit 1805 in Heidelberg (15), 17, 25, 29, (39f.), (41), 46–49, 51f., 62, 67, 107, 138, 166, 168f., 171, 174, 184, (261), 349, 417, (443), (479f.), (519), (532), 602, 682, (692), (703), 806, 815, 930–932, 954, 969, 975f., 978, 987, 999, 1046, 1048, 1063, 1091, 1093, 1099, 1116, 1174, 1177f., 1207, 1313, 1357, 1388, 1420, 1459, 1479, 1499, 1500, 1583, 1691f., 1700, 1733f. Brentano, S o p h i e Marie Therese (1776– 1800), Tochter von Peter Anton B. aus dessen 2. Ehe, 1788–1791 in Zabern bei Madame Metzguer erzogen, 1794 in Koblenz bei Katharina de Lassaulx, 1798 verlobt mit dem Grafen Joseph Anton Franz Stanislaus von HerbersteinMoltke in Wien, 1799/1800 gelöst, im Sommer 1799 mit Sophie von La Roche bei Wieland in Oßmannstedt, dort im Sommer 1800 an einem Nervenfieber gest. 1107, 1378, 1550, 1701 Brentano-Cimaroli, Familie und Handelshaus in Wien 51, 979 Bre´villier, Jakob Friedrich (1753–1832), Kaufmann in Frankfurt/M. 593 Breyer, Karl Wilhelm Friedrich (1771–1818), 1804 Prof. für Geschichte und Statistik in Landshut, 1807 Prof. für Geschichte am Lyzeum in München und Mitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften 1408 Brinkmann, Karl Gustav von (1764–1828), schwed. Diplomat und Schriftsteller,
1807 in Königsberg, 1808–1810 in London 1737 Brockes, Barthold Heinrich (1680–1747), Schriftsteller und Jurist in Hamburg 596, 1577 Brömserin Gisel(l)a Brömserin Brown, John (1735–1788), schott. Arzt, Begründer der Erregungstheorie (621), 1606 Brucker, Johann Jakob (1696–1770), ev. Theologe und Philosophiehistoriker, Lateinschuldirektor und Pfarrer in Kaufbeuren, seit 1744 in Augsburg 1408 Brücker (um 1920), Verlagsbuchhändler in Berlin-Friedenau 1165 Brun, F r i e d e r i k e Sophie Christiane, geb. Münter (1765–1835), dt.-dän. Schriftstellerin, 1783 verh. mit dem Kopenhagener Konferenzrat Konstantin Brun 1182 Brun, aus Danzig, Bekannte von Johannes Labes 11 Brutus, Marcus Iunius (85–42 v. Chr.), röm. Politiker, Mörder Cäsars 755, 1096 Bucher, Leonhard A n t o n Joseph von (1746–1818), Schriftsteller, Jesuit, Priester in München, 1773–1777 Rektor des Gymnasiums ebd., danach Pfarrer bei Pfaffenhofen, 583, 1564f. Budde, Heinrich W i l h e l m (1786–1860), Theologe, 1805 Studium in Halle, danach in Heidelberg, später Gymnasiallehrer und Pfarrer in Düsseldorf 1110, 1160 Bülow, Adam Heinrich Dietrich von (1757– 1807), Militärschriftsteller, 1773–1786 preuß. Offizier, danach in Nordamerika, Paris und London, 1804 in Berlin, 1806 wegen eines rußlandfeindlichen Buches nach Kolberg und Königsberg verbracht, Flucht und Gefangenschaft in Riga 41, 967 Bülow, Jeannette, geb. Schmucker (1781– 1855), älteste Tochter von Johann Heinrich Christian S., verh. 1804 mit dem Folgenden 161, (181), 1043
1764
Personenregister Bülow, Ludwig Friedrich Victor H a n s Graf von (1774–1825), 1801 Kriegs- und Domänenrat in Berlin, 1805 Kammerpräsident in Magdeburg, seit Anfang 1808 westphäl. Finanzminister, 1815 preuß. Finanzminister, 1818 Handelsminister, 1825 Oberpräsident von Schlesien 136, 152, 156, 161, 181, 208, 259, 1043, 1065, 1140 Bürger, Gottfried August (1747–1794), Schriftsteller, 1784 Privatdozent, 1789 Prof. der Ästhetik in Göttingen 819, 1186, 1362, 1413f., 1452 Bürger, Marie Christiane Elisabeth ( E l i s e ), geb. Hahn (1769–1833), Schauspielerin und Schriftstellerin, 1790 verh. mit dem Vorigen, 1792 gesch. 436, 1413 Büsching, Anton Friedrich (1724–1792), Theologe und Geograph, 1754 Prof. der Philosophie in Göttingen, 1760 Pfarrer in Petersburg, 1766 Oberkonsistorialrat und Direktor des Gymnasiums Zum Grauen Kloster in Berlin, Vater des Folgenden 1694 *Büsching, Johann Gustav Gottlieb 63, 212, 244, 490, 675, 825, 987, 989, 1022, 1035, 1130, 1142, 1144, 1176, 1209f., 1366, 1371, 1374, 1391–1393, 1443, 1461, 1486, 1596, 1662, 1694f., 1705 Büsching, Karoline, Tochter des Berliner Bürgermeisters Johann Stephan Gottfried B., 1812 verh. mit dem Vorigen 1694 Bullard Bullart Bullart, Isaac (1599–1672), Gelehrter und Sammler in Brüssel 1169 Buonaparte (Bonaparte), Carlo Maria (1746–1785), Vater Napoleons, Jurist, Gutsbesitzer auf Korsika 1499 Buonaparte (Bonaparte), Maria Letizia, geb. Ramolini (1750–1836), Mutter Napoleons, 1764 verh. mit dem Vorigen 1499 Burgsdorf Burgsdorff Burgsdorff, Friedrich W i l h e l m Theodor Joachim (1772–1822), 1795/96 Kam-
merreferendar in Berlin, bis 1802 Besitzer von Gut Ziebingen (preuß. Neumark), Schulfreund und Mäzen Ludwig Tiecks 1008, 1739 Burgund, Johann Ohnefurcht, Herzog von (1371–1419) 676 Burgund, Philipp der Gute, Herzog von (1396–1467), Sohn des Vorigen 563, 1547 Bursay, Aurore, geb. Anne-Jeanne Domergue (geb. 1762), Direktorin einer frz. Theatergesellschaft, 1788–1800 am Hof von Prinz Heinrich von Preußen in Rheinsberg, danach bis 1806 in Braunschweig, 1807/08 in Kassel, danach in St. Petersburg und Moskau, seit 1813 in Paris 1140 Bury, Friedrich (1763–1823), Maler, 1782– 1799 in Rom, 1800 in Weimar und Dresden, danach in Berlin 752 Bußmann, Auguste *Brentano, Auguste Bußmann, Johann Jakob (1756–1791), Vater der Vorigen, Bankier in Frankfurt/M., Sozius von Simon Moritz Bethmann (105), 1689 Bußmann, Marie Elisabeth Flavigny, Marie Elisabeth Butmann Buttmann Buttmann, Karl Philipp (1764–1829), Altphilologe, 1800–1808 Prof. für Latein und Griechisch am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, Lehrer des preuß. Kronprinzen, 1811–1826 Sekretär der hist.-philol. Klasse der Akademie der Wissenschaften 587, 589f., 1571, 1611 Cadell, Thomas (1742–1802), Verleger in London 1459 Cagliostro, Alessandro (1743–1795), ital. Hochstapler aus Sizilien 1527 Caldero´n de la Barca, Pedro (1600–1681) 1486 Camus Le Camus Carl der Große Karl I. der Große Catull (Gaius Valerius Catullus; 1. Jh. v. Chr.), röm. Dichter 433, 1410
1765
Personenregister Cellini, Benvenuto (1500–1571), ital. Goldschmied und Bildhauer 740 Cervantes Saavedra, Miguel de (1547– 1616) (42f.), 1001, 1041, 1566 Chamisso, Adelbert von (Louis Charles Ade´laı¨de de Chamissot; 1781–1838), 1792 mit den Eltern Flucht aus Frankreich, seit 1796 in Berlin, 1815–1818 Teilnahme an einer Weltumseglung, seit 1819 Kustos am Herbarium des Botanischen Gartens in Berlin 1411, 1741 Chappe, Claude (1763–1805), frz. Techniker und Geistlicher, entwickelte 1791 mit seinen Brüdern Abraham und Ignace den Telegraphen 998 Charon, Fährmann der griech. Myth. 614, 970, 1597 Cheback, Vasall des Timur (Tamerlan) 677 Cherubini, Luigi (1760–1842), ital. Komponist 367 Chevillet, Justus (1729–1802), Kupferstecher in Berlin und Paris 1182f., 1212, 1245, 1258, 1290, 1314 Che´zy, Wilhelmine ( H e l m i n a ) Christiane von, geb. von Klencke (1783–1856), Schriftstellerin, 1799 1. Ehe mit dem Freiherrn Gustav von Hastfer, 1801 gesch., 1801–1810 in Paris, 1805 2. Ehe mit dem frz. Orientalisten Antoine-Le´onhard de Che´zy, 1810 Trennung, danach in Deutschland 1511, 1620 Chrimhilde Kriemhild Christian Brentano, Christian Christophorus, Heiliger 1336 Christus Jesus Christus Churardelle(?), Franzose, 1807 in Königsberg 61 Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.) 200, 1131 Cichace Cujas Cid, eigtl. Rodrigo Dı´az de Vivar (um 1045/50–1099), kastilischer Ritter und Söldnerführer während der Reconquista, span. Nationalheld 134, 699, 1041 Clarac, Louis-Antoine (1772–1854), frz. Militärinspektor, Ende 1806–1808 Intendant von Halle 141
*Clarus, Georg Wilhelm 26, 61, 70, 117, 800, 1695 Clary und Aldringen, Carl Joseph Fürst von (1777–1831), k.k. Kämmerer, Schloßherr von Teplitz 1292 Clasing, Johann Hermann (1779–1829), Pianist und Komponist in Hamburg 1051 Claudine Piautaz, Claudine Claudius, Matthias (1740–1815), Schriftsteller, Hg. des Wandsbecker Boten, 1776 in Darmstadt, danach in Wandsbeck 1049f., 1742 Claus Niklaus von der Flüe Claus, Johanna Maria Friederike (1789– 1867), aus Aachen, 1805 Pensionärin im Heidelberger Mädchenpensionat von Caroline Rudolphi, 1811 verh. mit dem Frankfurter Bankier Philipp Bernhard Andreas Andreae 502, 1478f. Clausewitz, C a r l Philipp Gottlieb von (1780–1831), preuß. General und Militärreformer, 1804 Adjutant des Prinzen August von Preußen, 1806 Stabskapitän, 1806/07 in frz. Gefangenschaft, 1810 Major, 1812–1814 in russ. Diensten 799, 1280 Clemens Brentano, Clemens Cleve, Joos van (ca. 1485–1540/41), niederländ. Maler 1556 Cölln, Georg F r i e d r i c h Willibald Ferdinand von (1766–1820), preuß. Nationalökonom und Schriftsteller, 1793 Kriegsrat in Posen, Steuerrat in Schlesien, 1805 Kriegs- und Domänenrat in Berlin, 1808 Steuerrat in Glogau 1568 Colloredo-Mannsfeld, Ferdinand Graf von (1777–1848), 1801–1803 kurböhm. Gesandter am Reichstag zu Regensburg, danach österr. Gesandter in Neapel, 1808 Privatier, 1809 Major eines Landwehrbataillons 625 Conde´, Louis VI. Henri Joseph de Bourbon, Prince de (1756–1830), 1789 emigriert, seit 1795 in England, seit 1814 wieder in Frankreich 1550 Conradi, Johann Wilhelm Heinrich (1780– 1861), 1802 Dr. med., 1803 ao., 1805
1766
Personenregister Prof. der Medizin in Marburg, 1812 Direktor der Kliniken ebd., 1814 Klinikdirektor in Heidelberg, 1823 Prof. und Klinikdirektor in Göttingen, Vetter von J. H. C. Bang 1619 Conradin von Schwaben (Konrad von Hohenstaufen, 1252–1268), Herzog von Schwaben 221, 1251 Consentius, Friedrich Ludwig (1755–1818), Handelsherr und kaufm. Assessor des Schiffahrts- und Handelsgerichts in Memel 1055 Constant, Benjamin (Constant de Rebeque, Henri-Benjamin; 1767–1830), frz.schweiz. Politiker und Schriftsteller, seit 1794 Reisebegleiter von Madame de Stae¨l, seit 1814 meist in Paris 1738 Copernikus Kopernikus Corneille, Pierre (1606–1684) 1733 Correggio (Antonio Allegri; 1489–1534) 564 Cosmar, Friedrich Ferdinand Ernst (1758– 1828), Obermedizinalrat und Justizkommissar bei der Kurmärkischen Kriegsund Domänenkammer in Berlin 4f., 482, 922 Cosmas (gest. 303), Heiliger, Arzt und christl. Märtyrer in Syrien 1634 Cotta, Johann Friedrich (1817 geadelt: von Cottendorf; 1764–1832), Verlagsbuchhändler, 1787–1810 in Tübingen, danach in Stuttgart, bis 1830 Mitglied der württ. Zweiten Kammer, einflußreicher Verlegers Goethes und des Morgenblatts für gebildete Stände 139, 621, 806–808, 811, 813f., 816f., 828, 945, 1065f., 1095, 1183–1185, 1216, 1228, 1271, 1362, 1413, 1551, 1591, 1620, 1702, 1743 Cranach, Lucas (1472–1553) 413, 416, 1384 Creuzer, C h a r l o t t e ( L o t t e ) Luise Johanette Lindenmeyer, Charlotte 1575 Creuzer, Christoph Andreas L e o n h a r d (1768–1844), 1794 Privatdozent der Philosophie in Marburg, 1799 verh. mit der
Vorigen, 1801 Prediger an der luth. Pfarrkirche, 1803 Prof. der Philosophie, 1836 Oberkonsistorialrat ebd., Vetter von Friedrich Creuzer 599, (627), 1082, 1575, 1580, 1584, 1695, 1726 *Creuzer, Eleonore S o p h i e Marie 192, 353, 1124, 1221, 1317, 1695f. *Creuzer, Georg F r i e d r i c h 200, 272, 328, 353, 355f., 356, 383f., 407, 411, 414, 432, 450, 453, 460, 462, 467, 469, 472f., 476, 508, 519, 536, 554, 587, 589f., 599, 603, 608, 610, 814, 818–820, 822, 1001, 1082, 1097f., 1125, 1133f., 1152, 1215, 1221, 1289, 1311, 1317, 1320f., 1324, 1343, 1348, 1375f., 1381, 1383, 1395, 1401, 1408, 1427, 1431–1433, 1444, 1446–1448, 1484, 1490, 1525, 1530, 1538, 1556, 1560, 1571, 1575, 1580, 1584, 1591, 1595, 1610–1613, 1638, 1688, 1695– 1697, 1726f., 1743, 1748 Crisalin Sinclair 253 Cujace, Cujare Cujas Cujas (Cujacius), Jacques de (1522–1590), frz. Jurist, Kapazität des Römischen Rechts 1324 Cujas, Susanne (geb. 1587), Tochter des Vorigen, berüchtigt wegen lockerem Lebenswandel 356, 379, 1324 Custine, A s t o l p h e Louis Le´onor, Marquis de (1790–1857), frz. Diplomat, Schriftsteller, Reisender 1292 D… Dorville Dacheröden, Caroline von Humboldt, Caroline vob Dafnis Daphne Dalayrac, Nicolas-Marie (1753–1809), frz. Opernkomponist 973 Dalberg, C a r l T h e o d o r Anton Maria Reichsfreiherr von (1744–1817), 1772 kurmainz. Statthalter in Erfurt, 1787 Koadjutor des Erzbischofs von Mainz, 1802 Kurfürst von Mainz, 1803 Erzbischof von Regensburg, 1806 Fürstprimas des Rheinbundes, 1810 Großherzog von
1767
Personenregister Frankfurt 239, 382, 409, 1224f., 1334f., 1367, 1379, 1478, 1687, 1742 Dalberg, E m m e r i c h J o s e p h Wolfgang Heribert Freiherr von (1773–1833), Neffe des Vorigen, 1801 bad. Gesandter in Paris, 1805 bad. Finanzminister, 1810 frz. Staatsrat, 1814 Mitglied der prov. frz. Regierung, 1815 auf dem Wiener Kongreß 577, 1002, 1171, 1346, 1507, 1559 Dalton d’Alton, Joseph Wilhelm Eduard Damberger, Christian Friedrich, fingierter pseudonymer Reiseschriftsteller um 1800 (weitere Pseudonyme: Joseph Schrödter, Zacharias Taurinius) 1438 Damian (gest. 303), Heiliger, Zwillingsbruder des Cosmas, Arzt und christl. Märtyrer in Syrien 1634 Damon (4. Jh. v. Chr.), Pythagoreer in Syrakus 47, 976 Danckelmann, A d o l f Albrecht Friedrich Wilhelm von (1779–1820), sachs.-coburg. Oberbergrat, sächs. Legationsrat, 1801 Hofjunker und Kammerassessor in Weimar, 1806 verh. mit Marianne Jagemann, 1815 gesch. 1039 Danckelmann, Marianne (1807–1831), TochterdesVorigen, verh.Rocheid 1039 Danckwerts, Justus Friedrich (1779–1842), 1805 Buchhändler in Göttingen 1122 Daneel (Daneil), sagenhafter Räuber in der Gegend von Halberstadt 261, 1203 Dante Alighieri (1265–1321) 39, 330, 1291 Daphne, Nymphe (griech. Myth.) 442, 1419 Daphnis, Hirt auf Sizilien (griech. Myth.), Sohn des Hermes (röm. Merkur) und einer Nymphe 1419 Daub, Karl (1765–1836), 1794 Prof. der Philosophie an der Hohen Landesschule in Hanau, 1796 Prof. der Theologie in Heidelberg 41, 171, 194, 261, 627, 806, 819f., 1092, 1098f., 1289, 1311, 1525, 1556, 1696, 1701, 1748 Daum, Gottfried Adolph (1679–1743), Vater von Arnims Großmutter Caroline
von Labes, Bankier und Fabrikant in Potsdam, gründet 1712 mit David Splitgerber das Bank- und Handelshaus Splitgerber & Daum 1712 Davout, Louis-Nicolas (1770–1823), frz. General, besiegt das preuß. Hauptheer 1806 in der Schlacht bei Auerstedt (zum Herzog von Auerstedt ernannt), 1807 an den Schlachten in Ostpreußen beteiligt, Generalgouverneur des Herzogtums Warschau 924, 1498 Davy, Humphry (1778–1829), engl. Chemiker, seit 1802 Prof. in London 320, 724, 1269 Deetz, Martin Gottlieb (1769–1842), Kaufmann in Königsberg, 1809/10 Oberbürgermeister 118, 947, 1737 Delbrück, Johann F r i e d r i c h Gottfried (1768–1830), 1800–1809 Erzieher der Söhne des preuß. Königs Friedrich Wilhelm III., 1813 Feldprediger, 1814–1817 Prediger in Berlin, danach Pastor und Superintendent in Zeitz 935, 941, 1032, 1055f., 1713 Delph, Helene D o r o t h e a (1728–1808), originelle Kauffrau in Heidelberg, Bekannte Goethes (550f.), (558), 573, 575, (732), 735, 1534f., 1542, 1555 Delphi Delph Deriades, ind. König (griech. Myth.) 926 Descartes, Rene´ (1596–1650) 1270 Dett (Tott; Fräulein von Dettingen), Clara (um 1440–um 1520), Augsburger Bürgerstochter, Geliebte des Kurfürsten Friedrich der Siegreiche von der Pfalz, 1472 verh. 551, 1536 Detten, Clara Dett De Wette, Wilhelm M a r t i n L e b e r e c h t (1780–1849), seit 1807 Prof. der Theologie in Heidelberg, 1810–1819 in Berlin, danach in Weimar, seit 1822 in Basel 194, 554, 1097f., 1289 Dickhuth, Johann Gottlieb Christian (1781– 1829), Komponist und erster Hornist des Hoforchesters in Mannheim, 1807–1817 Musiklehrer am Lyceum ebd. (466), 559, 1445
1768
Personenregister Dieckmann, Karl Friedrich oder Wilhelm August, aus Frankfurt/O., Jura- bzw. Theologiestudium ebd., 1795–1797 Hofmeister der Brüder Arnim, 1707 Regierungssekretär in Königsberg 31, 952 Diede zum Fürstenstein, Margareta Konstantia Luise von, geb. Gräfin von Callenberg (1752–1804), 1772 verh. mit dem Folgenden (136), 1044 Diede zum Fürstenstein, Wilhelm Christoph von (1732–1807), Besitzer des Schlosses Ziegenberg (b. Butzbach), seit 1760 dän. Gesandter in Hannover, Berlin, Haag, London, 1793–1806 beim Reichstag in Regensburg (136), 1044 Diede zum Fürstenstein, Luise Löw (Löwen) von und zu Steinfurth, L u i s e Susanne Euphrosine Dienemann, Johann Ferdinand (1780–vor 1838), 1801 Gründung des Dienemannschen Verlags in Penig, 1805 Dr. phil. in Jena und Eröffnung einer Filiale in Petersburg, dort 1806 ausgewiesen, danach in Holland, 1823 in Wien und Ungarn 967 Dieterich, Charlotte Wilhelmine, geb. Michaelis (1766–1793), Tochter des Orientalisten Johann David M., 1792 verh. mit dem Folgenden 1697 *Dieterich, H e i n r i c h Friedrich Wilhelm Ludewig 132, 145, 153f., 158, 191, 225, 226, 234, 1038, 1058, 1067, 1122, 1165, 1428, 1597f. Dieterich, Hermann (1797–1847), Sohn des Vorigen, führt 1824 den Verlag weiter (614), 1598, 1697 *Dieterich, Johanna (Jeannette) 614, 1071, 1166, 1598, 1697 Dieterich, Johann Christian (1722–1800), Vater von Heinrich D., Universitätsbuchhändler und Verleger in Göttingen 1697, 1748 Dietherich; Dietrich; Ditherich *Dieterich, Heinrich Dietrich von Bern, mittelalterl. Sagengestalt 1312, 1372
Dietrich, Achatius Matthias (1683–1751), 1718 Konrektor in Neuruppin, 1715 Archidiakon zu St. Marien in Berlin 1710 Dionysos (röm. Bacchus), griech. Gott des Weines 926, 989 Dionysos II. (um 396–nach 337 v. Chr.), Tyrann von Syrakus 976 Discher (Tischer), Mamsell bei Caroline von Labes, vielleicht verwandt mit dem Berliner Papierhändler und SiegellackFabrikanten Johann Ludwig Discher 88, 135, 351, 360 Dittrich, Johann Christian, Kaufmann und Mühlenbesitzer in Königsberg 947, 1686 Docen, Bernhard Joseph (1782–1828), germanist. Schriftsteller, seit 1799 Studium in Göttingen, 1802/03 in Jena, 1804 Akzessist an der Hofbibliothek in München, dort 1806 Skriptor, 1811 Kustos 145, 166, 233, 1088, 1164, 1391 Dodsley, Robert (1703–1764), engl. Buchhändler und Schriftsteller 154, 1068 Dohm, Christian Konrad Wilhelm von (1751–1820), preuß. Diplomat und Schriftsteller, seit 1783 Kriegsrat im preuß. Außenministerium, Gesandter in Köln und Aachen, 1804 Präsident der Kriegs- und Domänenkammer in Heiligenstadt, 1807 Mitglied des westphäl. Staatsrates, 1808 bevollmächtigter Minister und Gesandter am sächs. Hof (151), 259, 1065, 1200 Doktor Brentano, Dominikus O’Donnell de Tyrconnell, Maurice (1780– 1843), öst.-irischer Graf, Militär, Bekannter und Briefpartner Madame de Stae¨ls 1412, 1421 *Dorow, Carl Friedrich Ferdinand W i l h e l m 111, 990, 1029, 1055, 1674, 1686, 1697, 1734, 1736 Dorow, Jakob Friedrich (1735–1797), Vater des Vorigen, Hofmeister in Kurland, Lotteriesekretär in Königsberg 1697 Dorow, Sophie Bock, Sophie Dorville (d’Orville), Karoline Friederike Sophie von, geb. von Schweinichen (1750–
1769
Personenregister 1807), Tochter des preuß. Stabskapitäns Georg Friedrich von S., Oberhofmeisterin der Prinzessin Wilhelm, 1792 verh. mit dem Kammerherrn, Hofmarschall und Oberhofmeister der Königinwitwe Elisabeth Christine von Preußen (6), 149, 922, 1062 Dozen Docen Driesen, Theodor Wilhelm von (1783– 1851), russ. Militär dt. Herkunft, 1808 Oberst, 1812 Generalmajor, 1826 Generalleutnant, 1828 Kommandant von Riga 118 Dümge (Dümge´), Karl Georg (1772–1845), bad. Historiker, Bibliothekar und Archivar, seit 1805 Privatdozent in Heidelberg 1132 Dümmler, Ferdinand (1777–1846), Verleger, 1803–1812 Geschäftsführer und stiller Teilhaber bei Dieterich in Göttingen, seit 1815 in Berlin 1697 Dürer, Albrecht (1471–1528) 174, 252f., 331, 352, 355, 357, 384, 413, 530, 564, 574, 604, 714, 1103, 1188, 1295, 1316, 1321, 1325, 1348, 1368, 1385, 1456, 1509, 1556, 1586 Duni, Egidio Romualdo (1709–1775), ital. Opernkomponist, seit 1757 in Paris 1446 Durand, Wilhelm (1230/31–1296), Kanonist, Liturgiker, Kirchenrechtler und Schriftsteller, Mitglied der Kurie in Rom, 1286 Bischof von Mende, seit 1295 wieder in Rom 1524 Eb Epp Ebert, Johann Jacob (1737–1805), seit 1769 Prof. für Mathematik und Leiter des päd. Seminars in Wittenberg 1438 Echo, Nymphe (griech. Myth.) 1582 Eckardstein, Franz (1783–1842), preuß. Major 1292 Eckhart, der getreue, dt. Sagengestalt 1393 Edelsheim, Georg Ludwig von (1740– 1814), 1771 preuß. Gesandter in Wien,
1784 Oberstkammerherr und Geheimer Rat in Karlsruhe (Baden), seit 1794 Leiter der auswärtigen Politik im bad. Ministerium, 1803 Übernahme des Kuratelamtes der Uni. Heidelberg 1092 Eelking, Hermann Freiherr von (1774– 1851), Schriftsteller, dän. Rittmeister, unstetes Leben auf Schloß Weissenburg an der Saale (östl. von Rudolstadt) (42), 970 Egenholf Egenolff Egenolff, Christian (1502–1555), Buchdrucker, 1529 in Straßburg, seit 1531 in Frankfurt/M. 669, 728, 1660 Eggers, Ernst Emil, Jurist, 1808 Student in Heidelberg, 1834 Hofrat und Advokat in Schwerin 518, 1497 Eggert Eggers Egloffstein, Wolfgang G o t t l o b Christoph von (1766–1815), Jurist in sachs.-weimar. Diensten, 1794 Kammerherr, 1802 Hofmarschall 1616 Egloffstein, Julie Gräfin von (1792–1869), Malerin, 1824 Hofdame der Großherzogin Luise von Sachsen-Weimar-Eisenach 1616 Egmond (Egmont), Lamoral, Graf von E., Fürst von Gavre (1522–1568), Statthalter von Flandern und Artois, niederländ. Freiheitskämpfer gegen die Spanier 251 Ehlers, Wilhelm (1774–1845), Sänger und Liederkomponist, 1801–1805 in Weimar, 1809 in Wien, 1814 in Breslau 139, 1048f. Ehrmann, August (1786–1876), Bankier in Frankfurt/M., 1817 verh. mit Auguste Brentano, geb. Bußmann, von Simon Moritz Bethmann als Teilhaber aufgenommen 1689 Eichendorff, J o s e p h Karl Benedikt von (1788–1857) (273), 821, 1076, 1222, 1364, 1407, 1556 Eichendorff, Joseph K a r l Benedikt von (1786–1846), Bruder des Vorigen, mit diesem Jurastudium in Halle (1805/06)
1770
Personenregister und Heidelberg (1807/08), danach gemeinsame Reisen nach Paris, Berlin und Wien, seit 1813 in österr. Staatsdienst, Kreishauptmann in Trient (273), 821, 1125, 1222, 1287, 1556 *Eichhorn, Johann Albrecht F r i e d r i c h 772, 1674, 1698 Eichhorn, Karl Friedrich (1781–1854), Jurist, 1806–1811 Prof. in Frankfurt/O., 1811– 1816 in Berlin, 1817–1829 in Göttingen, 1832/33 wieder in Berlin 1698 *Eichstädt, Heinrich Carl Abraham 606, 609, 819, 1591, 1595, 1616, 1699 Einsiedel, Friedrich Hildebrand von (1750– 1828), 1770–1775 Assessor in der weimar. Landesregierung, 1775 Hofrat, 1776 Kammerherr, 1802 Geh. Rat und Oberhofmeister der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach 1616 Eisenhardt Eisenhart Eisenhart, Johann Karl Friedrich von (1733– 1804; 1786 geadelt), 1787 Kriegsrat und Adjunkt des Berliner Stadtpräsidenten, 1791–1794 Polizeidirektor und Stadtpräsident von Berlin, danach auf seinem Rittergut Hohenschönhausen 219, 1148 El Cid Cid Elert Ehlers, Wilhelm Elisabeth, Heilige Thüringen, Elisabeth Landgräfin von Elisabeth Christine von Preußen, geb. Prinzessin von Braunschweig-Bevern (1715– 1797), 1733 verh. mit Friedrich Wilhelm II. von Preußen, Königin 922 Elsheimer (Elzheimer), Adam (um 1578– 1610), Maler aus Frankfurt/M., 1598 in München, seit 1600 in Rom 410, 1380 Emma, rhein. Sagengestalt (Eginhard und Emma) 1379 Emmerick, Anna Katharina (1774–1824), Augustinernonne aus Coesfeld, 1802 Eintritt in das Kloster Agnetenberg in Dülmen, nach dessen Auflösung Krankheit und Stigmatisation, 2004 selig gesprochen 1693
Engelbronner (Engelbrunner) d’Aubigny von Engelbrunner (Engelbronner) Engelhard, Helene C a r o l i n e Philippine (1781–1855), Tochter von Philipp und und Philippine E., 1805/06 Gehilfin Sophie Brentanos in Heidelberg, Schriftstellerin, vor allem in Kassel (621) Engelhard, Johann P h i l i p p Nikolaus (1753– 1819), Jurist, Kriegssekretär in Kassel, 1780 verh. mit Philippine, geb. Gatterer 99, 104, (621) Engelhard, J o h a n n D a n i e l Wilhelm Eduard (1788–1856), Sohn von Philipp und Philippine E., Architekt und Schriftsteller, Studium an der Kunstakademie in Kassel, 1808/09 in Weimar, 1811 Reise über Wien nach Italien, danach Oberbaumeister in Kassel 213, (217), (224), 238, 245, (246), (248), (621), (709), (713), 1145, 1153, 1181 Engelhard, Johanna Mariana ( H a n n c h e n ; 1783–1858), Tochter von Philipp und Philippine E., 1809 verh. mit dem Magdeburger Tabakfabrikanten August Hillebrand 621, 1605 Engelhard, L o u i s e Wilhelmine (1787– 1875), Tochter von Philipp und Philippine E., 1809 verh. mit dem Magdeburger Tabakfabrikanten Johann Gottlob Nathusius 621, 1605 Engelhard, Magdalene P h i l i p p i n e , geb. Gatterer (1756–1831), Schriftstellerin, Tochter des Hisorikers Johann Christoph G., 1780 verh. mit Johann P h i l i p p Nikolaus E. 621, 1014, 1605 Engelhard, Philippine, Tochter von Wilhelm Heinrich Albrecht E. (621) Engelhard, Wilhelm Gotthelf (1785–1848), Sohn von Philipp und Philippine E., 1804 Studium in Marburg, danach Regierungs-Prokurator in Kassel, 1808 ebd. Advokat im westphäl. Staatsrat, 1821 Obergerichtsanwalt, 1827 Ministerialrat (621) Engelhard, Wilhelm Heinrich Albrecht (1754–1818), Bruder von Johann P h i -
1771
Personenregister l i p p Nikolaus E., kurhess. Kriegsrat, später Generalleutnant (621) Engelmann, Joseph (1783–1845), zunächst Faktor bei dem Heidelberger Verleger Johann Georg Zimmer, seit 1808 Drucker und Verlagsbuchhändler ebd. 169, 221, 231, 241, 268, 1095, 1097, 1173 Eos (röm. Aurora), griech. Göttin der Morgenröte 987 Epp, Friedrich (um 1780–1813), Maler in Heidelberg und Mannheim, kopierte Werke alter Meister, vmtl. Sohn des gleichnamigen Mannheimer Sängers (1747–1801) 574, 604, 1556, 1586 Erdmann, W i l h e l m Christian Friedrich (1776–1854), 1798 Jura-Studium in Jena, 1802 bei Savigny in Marburg, 1803 Hofmeister in Livland, 1805 in Petersburg, 1810 Feuerwerker-Unteroffizier der Artillerie in der russ. Armee, später General, Aufseher der Denkwürdigkeiten im Petersburger Arsenal, seit 1845 in Boffzen (bei Höxter) 1319f. Erdmann, Wilhelmine, Schwester des Vorigen 1319 Erdmann, Großvater von Wilhelm E. 1319 Erdmann, Onkel von Wilhelm E. 1319 Erlach, Friedrich Karl von (l769–nach l852), preuß. Kriegs- und Domänenrat in Mannheim, Büchersammler und Schriftsteller 576, 1558 Ernestine Voß, Marie Christine E r n e s tine Ernst, Charlotte, geb. Schlegel (1759– 1826), Schwester von A. W. und F. Schlegel, verh. mit Ludwig Emanuel E., Hofwirtschaftssekretär, danach zweiter Hofmarschall in Dresden 1347, 1731 Ernst, Friederike (1806–1894), Tochter des Kasseler Hofpredigers Christoph Friedrich Wilhelm E., 1845 verh. mit Ludwig Emil Grimm 1704 Erthal, Friedrich Karl von (1719–1802), letzter Kurfürst und Erzbischof von Mainz, Bruder des Fürstbischofs von Würzburg und Bamberg Franz Ludwig von E. 1716
Esau, Bruder des Jakob (bibl.) 979 Eschen, Friedrich August (1767–1800), nach Studium in Jena Hauslehrer in der Schweiz, dort tödlich verunglückt 1718 Eschenburg, Johann Joachim (1743–1820), Theologe und Literaturhistoriker, seit 1773 Prof. der schönen Literatur und Bibliothekar am Collegium Carolinum in Braunschweig, Shakespeare-Übersetzer 1024 Eßlair, F e r d i n a n d Johann Baptist (1772– 1840), Schauspieler und Regisseur, 1801– 1806 in Nürnberg, 1807–1812 in Mannheim, danach in Karlsruhe, Stuttgart und München 559f., 732 Essler Eßlair Eticho (um 645–zwischen 682 und 700), Herzog im Elsaß, Vater der heiligen Odilia 1354 Ettinger, Carl Wilhelm (1741–1804), Buchhändler und Verleger in Gotha 385, 1350 Ettinger, Caroline, dessen Frau, Übernahme des Verlags bis 1816 385, 1350 Ettinger, Carl Ottokar, deren Sohn, Übernahme des Verlags mit der Mutter 385, 1350 Eudoxia Rinbeckia, synthetische Namensanspielung auf Anna Marie Helene Reinbeck mit Bezug auf Aelia Eudoxia 1314 Eulenspiegel, Till (um 1300–um 1350) 242, 1174 Eunicke, Johann F r i e d r i c h (1764–1844), Sänger und Schauspieler, 1796–1823 in Berlin, 1788–1797 verh. mit Henriette Hendel-Schütz 1705 Euripides (um 480–406 v. Chr.) 383, 386, 1347, 1405 Eurydike, Gemahlin des Orpheus (griech. Myth.) (614), 1597 Eva, zufolge Altem Testament die erste Frau 307, 1213 Ewald, Johann Ludwig (1748–1822), ref. Theologe, 1773 Pfarrer in Offenbach, 1781 Generalsuperintendent in Det-
1772
Personenregister mold, 1796 Pfarrer in Bremen, 1805 Prof. der Moral- und Pastoraltheologie in Heidelberg, 1807 Ministerial- und Kirchenrat in Karlsruhe 628 Exter, Friedrich Christian (1746–1817), Philologe und Verleger, seit 1770 in Zweibrücken, seit 1798 in Straßburg 241, 1173 Eyck, Jan van (um 1390–1441), flämischer. Maler 1188 Fahrenheid, Friedrich Heinrich Johann von (1780–1849), Sohn des Folgenden, nach Studium der Kameralistik in Königsberg und Göttingen bis 1806, danach auf dem Familiengut Angerapp (Ostpr.), landwirtschaftl. Reformer 523, 1503 Fahrenheid, Johann Friedrich Wilhelm von (1747–1834), Königsberger Kriegs- und Domänenrat 523, 1503 Falk, Caroline Elisabeth, geb. Rosenfeld (1778–1841), Tochter des Accise-Obereinnehmers Karl August R., 1797 verh. mit Johannes Daniel F. (1039), 1201 Falk, Eugenie (1807–1813), Tochter von Johannes Daniel F. (132), 1039 Falk, Johannes Daniel (1737–1808), Vater des Folgenden, Armenvorsteher der ref. Gemeinde in Danzig (1699) *Falk, Johannes Daniel 129, 132, 260, 269, 629, 631, 740, 1039, 1201, 1211f., 1349, 1614, 1617, 1640f., 1682, 1699, 1705 Fama (griech. Pheme), röm. Gottheit, Personifikation des Ruhmes und des Gerüchts 280, 290, 1230, 1271 Faust, Bernhard Christoph (1755–1842), Arzt in seinem Geburtsort Rotenburg an der Fulda, seit 1788 Leibarzt und Schaumburg-Lippescher Hofrat in Bückeburg, Verf. med. Schriften 242, 1174 Faust (Faustus), Johann Georg (um 1480– 1540), wandernder Magier und Alchimist aus Knittlingen 146f., 242, 251, 701 Fauth, Jakob (1757–1807), kath. Theologe, seit 1784 Prof. der Theologie in Heidel-
berg, dort seit 1786 auch Pfarrer an St. Peter 545, 1524 Feddinande Ferdinante Feim Fein Fein, Georg Friedrich, Vizedirektor des Hofgerichts in Karlsruhe, 1803 Geheimrat, Ende 1808 entlassen 577 Fein, vmtl. Verwandter des Vorigen, Kabinettssekretär in Karlsruhe, Ende 1808 entlassen 577 Ferdinand VII. (1784–1833), Infant, 1814 König von Spanien 1030 Ferdinante, Bekannte o. Bedienstete der Brentanos in Frankfurt/M., 1809 verh. mit einem Apotheker aus Worms 468, 1446 Fernow, Carl Ludwig (1763–1808), Kunstschriftsteller, 1794–1797 in Rom, 1802 Prof. der Ästhetik in Jena, 1804 Bibliothekar in Weimar 129, 1274, 1484 Ferrare, Johann Winand (1769–1833), kath. Theologe, Pfarrer an St. Peter in Fritzlar 1024 Ferrari, Gotifredo Jacopo (1763–1842), ital. Komponist, 1787 in Paris, seit 1792 in London 594, 1576 Feuerbach, Paul Joseph A n s e l m Ritter von (1775–1833), Jurist, 1801 Prof. in Jena, 1802 in Kiel, 1804–1808 in Landshut, 1806 Mitglied des bayer. Justizministeriums, 1808 Geh. Rat, 1825 Staatsrat 1495 Fichard, Johann Carl von (gen. Baur von Eysseneck; 1773–1829), Historiker und Genealoge, 1794 Praktikant beim Reichskammergericht in Wetzlar, 1797 Senator, 1798 Schöffe in Frankfurt/M. 421, 1395 Fichte, Johann Gottlieb (1762–1814), 1794– 1799 Prof. der Philosophie in Jena, 1805 in Erlangen, 1806/07 Prof. und Zensor in Königsberg, 1810 Dekan der phil. Fakultät und erster Rektor der Berliner Uni. 39, 64, 664(?), 941, 961, 990f., (1651), 1656, 1722, 1727 , 1731 Finck von Finckenstein, C a r o l i n e Wilhelmine Albertine, geb. Gräfin von Schön-
1773
Personenregister burg-Glauchau (1748–1810), 1770 verh. mit dem Folgenden (168), 1093 Finck von Finckenstein, Friedrich Ludwig K a r l Reichsgraf (1745–1818), Jurist, 1769 Kammergerichtsrat in Stettin, 1777 Regierungspräsident von Küstrin, 1779 in Ungnade gefallen, danach auf seinem Gut Madlitz (b. Frankfurt/O.), seit 1802 auch Besitzer des benachbarten Gutes Ziebingen 1008, 1093 Finck von Finckenstein, H e n r i e t t e Amalie Dorothea (1774–1847), Tochter des Vorigen, seit etwa 1803 liiert mit Ludwig Tieck (168), 1087, 1093 Finck von Finckenstein, Louise Wilhelmine Sophie B a r n i m e (1779–1812), Schwester der Vorigen, 1809 verh. mit Wilhelm von Schütz (165), (168), 1093 Finkenbaum Vinckboons, David Firnhaber von Eberstein, Johann Konrad (1763–1823), kurhess. Rittmeister und Kammerherr, Gutsbesitzer bei Gießen, 1807 verh. mit Anna Gertrude Kolff 65, 68, 74, 106, 692, 800, 991 Fischer, F r i e d r i c h Christoph Jonathan (1750–1797), Schriftsteller und Kulturhistoriker, seit 1779 Prof. des Staatsund Lehnrechts in Halle 348, 364, 1312, 1358 Fischer, Karl Jakob, Kaufmann und Kommerzienrat in Königsberg, 1786 während einer Geschäftsreise in Polen verschollen, Vater von Charlotte Schwinck 1736 Fischer, Regina, geb. Hartung (1734–1805), Tochter des Königsberger Buchdruckers Johann Heinrich H., 1760 verh. mit dem Vorigen, Mutter von Charlotte Schwinck 1736 Flavigny, A l e´ x a n d r e Victor Franc¸ois Vicomte de (1770–1819), aus Genf, frz. Offizier, Emigrant in Frankfurt/M., verh. mit der Folgenden (313), 485–487, 490, 1002, 1463–1465, 1469, 1550, 1689 Flavigny, Marie Elisabeth, geb. Bethmann (1772–1847), Schwester von Simon
Moritz Bethmann, Mutter von Auguste Brentano, 1790 verh. mit Johann Jakob Bußmann, 1797 verh. mit dem Vorigen 105, 159, (291), (297), (306), (313), 1002, 1024, 1076, 1247, 1255, 1689 Fleck, Konrad (gest. vor 1235), mhd. Dichter, vmtl. im Elsaß 1475 Fleck, Sophie Louise, geb. Mühl (1777– 1846), Schauspielerin, 1793 verh. mit dem Schauspieler Johann Friedrich Ferdinand F. (1757–1801), seit 1798 in Breslau, 1805/06 Gastspielreisen in Deutschland, 1809 verh. mit dem Musiker August Gottlob Schröck 1516 Fletcher, John (1579–1625), engl. Dramatiker 154, 244, 246, 1178 Florian, Jean Pierre Claris de (1755–1794), frz. Dichter 1049 Fontane, Theodor (1819–1898) 967, 1604 Forioso, Pierre, frz. Seiltänzer um 1800 954 Forster, Georg (um 1510–1568), Liederdichter und -sammler, Arzt in Amberg, Würzburg und Heidelberg, 1544 in Nürnberg 1130 Forster, Johann G e o r g Adam (1754– 1794), Naturforscher, Ethnologe, Reiseschriftsteller, revolutionärer Demokrat 1653 Fouque´, Caroline de la Motte, geb. von Briest, verw. von Rochow (1774–1831), Schriftstellerin, 1803 verh. mit dem Folgenden 1443 Fouque´, Friedrich Heinrich Karl de la Motte (1777–1843), Schriftsteller, 1794–1802 in preuß. Militärdienst, danach auf dem Gut Nennhausen (bei Rathenow), 1831 in Halle, 1841 in Berlin 426, 433, 1409f., 1443, 1741 Fräbel, Valentin, Fuhrmann 979 Fränz; Frenz Breitenstein, Franziska Francesca Piero della Francesca Francke, August Hermann (1663–1727), pietistischer Theologe und Pädagoge in Halle 1650
1774
Personenregister Franke Franken Franken, J. W. (auch: W. Franken, W. v. Franken), Maler und Kupferstecher in Heidelberg 355, (397), 486, 1272f., 1366, 1465 Franken, Johannes Wilhelm Hugo (geb. 1784), Bürgermeister von Godesberg 1273 Franklin, Benjamin (1706–1790), amerik. Verleger, Schriftsteller und Naturwissenschaftler, 1750–1764 Mitunterzeichner der Unabhängigkeitserklärung 292, 294, 1243 Franz Brentano, Franz Dominicus Maria Josef Franz von Assisi (1181/82–1226), in der röm.-kath- Kirche als Heiliger verehrt 251–253, 1188 Franz II. Joseph (1768–1835), 1792–1806 röm.-dt. Kaiser (51), 979 Franzecha Piero della Francesca Franziskus Franz von Assisi Frauenlob Heinrich von Meißen Frauenholz, Johann Friedrich (1758–1822), Nürnberger Kunsthändler und Verleger, 1787 Gründung einer Kunsthandlung, 1792 Mitbegründer des Nürnberger Vereins für Künstler und Kunstfreunde 494, (496), 1473f. Fredersdorff, Michael Gabriel (1708–1758), Kammerdiener und Geh. Kämmerer Friedrichs II. von Preußen, 1740 Besitzer von Gut Zernikow (b. Rheinsberg), 1753 verh. mit Caroline von Labes 1712 Fre´geville, Charles Louis Joseph de Gau de (1762–1841), frz. Militär und Politiker 1711 Frey, Johann Gottfried (1762–1831), Stadtgerichtsassessor, 1801 Stadtrat, 1806 Polizeidirektor in Königsberg 20, 802, 938f. Freyberg, Maximilian (Max) Prokop von (1789–1851), 1807–1809 Student in Landshut im Freundeskreis um J. N. Ringseis, 1809/10 befreundet mit Bettina Brentano, 1812 bayer. Kämmerer
und Akzessist, 1824 Ministerialrat, 1838 Mitglied des Staatsrates 1690 Frick, Cornel, Kupferstecher und Maler, um 1807 in Kassel, seit etwa 1810 in Wien, dort bekannt mit F. und Dorothea Schlegel, zeichnet für das Hof-Naturalien-Cabinet, 1819–1821 als Maler naturhist. Gegenstände Teilnahme an einer österr. Brasilien-Expedition 159, 1077, 1241 Friederike *Koch, Friedericke Friedheim, Christian, Tuchfabrikant in Gotha, Vater von Johanna Dieterich 1697 Friedrich I., gen. Barbarossa (1122–1190), 1152 König, 1155 röm.-dt. Kaiser (251) Friedrich I. von Preußen (1657–1713), 1688–1701 als Friedrich III. Kurfürst von Brandenburg-Preußen, 1701 als Friedrich I. erster preuß. König 34 Friedrich I. Wilhelm Karl von Württemberg (1754–1816), 1797 als Friedrich II. Herzog, 1806 erster König von Württemberg (444), 1422 Friedrich I., der Siegreiche (1425–1476), 1451–1476 Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz 1536 Friedrich II., der Große (1712–1786), 1740 König von Preußen (21), 161, 926, 938, 940f., 1080, 1712, 1719, 1745 Friedrich August I. (1750–1827), 1763 als Friedrich August III. Kurfürst, 1806 als Friedrich August I. erster König von Sachsen 993 Friedrich Wilhelm I. (1688–1740), 1713 König von Preußen 543, 954 Friedrich Wilhelm II. (1744–1797), 1786 König von Preußen 33, 947, 1086 Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), 1797 König von Preußen (57), (59), (88f.), (152), (187), (262), (264), (690), (716), 799–801, 928, 940, 947, (949f.), 985, (991), 993, 1006, (1043), 1053–1055, 1062, 1119, 1204, 1280, 1486, 1503, 1571, 1599 Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861), Kronprinz, 1840 König von Preußen (941), (1032), (1110), 1727, 1739
1775
Personenregister Friedrich, Caspar David (1774–1840) 1725 Fries, Karoline, geb. Erdmann (1787–1819), aus Allstedt (Thür.), 1806 verh. mit Jakob Friedrich F. 1340 Fries, Betty (geb./gest. 1808), Tochter der Vorigen (378), 1340 Fries, Christian Adam (1766–1847), Bankier, Krappfabrikant und Kunstsammler in Heidelberg 443, 485, 519, 1092, 1351, 1421, 1464 Fries, Fanny (geb. 1808), Tochter des Folgenden (378), 1340 Fries, J a k o b Friedrich (1773–1843), 1801 in Jena Dr. phil., danach ebd. Privatdozent, 1805 Prof. der Philosophie, 1805– 1816 in Heidelberg, seit 1817 wieder in Jena 48, 159, 200, 378, 385, 577, 1076, 1092, 1098, 1340, 1351, 1559 Fries, Luise Christine, geb. Heddaeus, Tochter des Heidelberger Kirchenadministrators Georg Wilhelm H., verh. mit Christian Adam F. (168), 1092 Frohreich, aus Cammin (Pommern), 1804– 1809 Diener Arnims 175, (321), 518, 1278 Froissart, Jean (ca. 1337–ca. 1405), 1361– 1368 Chronist am engl. Königshof, seit 1369 in Luxemburg und Frankreich 1251 Frommann, Johanna, geb. Wesselhöft (1765–1830), Miniaturmalerin, 1792 verh. mit dem Jenaer Verleger Carl F r i e d r i c h Ernst F. 1495 Fürst, Fürstprimas Dalberg, Carl Theodor von Fürstenberg, Karl Johann Nepomuk Egon Landgraf von (1774–1856), Kämmerer und Geh. Rat in Wien 625 Fürstenstein Le Camus Furioso Forioso Gäa (Gaia), griech. Göttin, Personifikation der Erde 989, 1019 Gallitzin, Amalia Adelheid Fürstin von, geb. Gräfin Schmettau (1748–1806), 1765 Hofdame am preuß. Hof, 1768 verh. mit
dem russ. Gesandten Dimitrij Aleksejewitsch Golizyn, seit 1779 in Münster katholisch grundierter Bildungseklektizismus 543, 1521, 1711 Gareis, Franz (1776–1803), Zeichner und Maler, nach Aufenthalten in Dresden, Berlin und Paris in Rom an Fleckfieber gest. 1718 Garli(c)ke, Benjamin (um 1766–1815), engl. Diplomat, 1793 in Stockholm, 1796– 1800 in Berlin, 1801 in Petersburg, danach am sächs. Hof, 1804–1807 Gesandter in Kopenhagen, danach Sonderbotschafter am preuß. Hof 69, 993 Garnerin, Jacques Andre´ (1769–1823), frz. Physiker und Aeronaut 954 Gaston III. Fe´bus (Phöbus; 1331–1391), seit 1343 Graf von Foix, Be´arn, Marsan und Lautrec, Herr von Andorra, seit 1381 auf Burg Pau 330, 1290 Gaston de Be´arn (um 1365–1381), Sohn des Vorigen, Tod nach Mißhandlung durch den Vater 1290 Gatterer, Christoph Wilhelm Jakob (1759– 1838), seit 1787 Prof. der Kameralistik, Technologie und Forstwissenschaft in Heidelberg, 1797 auch der Diplomatik, 1805 Oberforstrat ebd. 976, 1274 Gauthier, Jacob, aus Nancy, seit 1804 Student in Heidelberg 209 Gau(l)tier Gauthier Geisler Geißler Geißler, Henriette Wilhelmine, geb. Holderrieder (1772–1822), Tochter des Naumburger Kaufmanns und Rittergutbesitzers Lorenz H., Stieftochter von Benedikte Naubert, 1793 verh. mit dem Folgenden 1700 *Geißler, Johann Georg 270, 299, 932, 1063, 1219, 1350f., 1700 Geißler, Johann Gottfried (1726–1800), Vater des Vorigen, seit 1768 Rektor des Gymnasiums Ernestinum in Gotha, 1779– 1786 Rektor der Fürstenschule Pforta, seit 1787 Direktor der herzogl. Bibliothek in Gotha 1700
1776
Personenregister Geißler, Johanna Dorothea, geb. Rothe (1743–1800), Lehrerstochter aus Görlitz, 1759 verh. mit dem Vorigen 1063, 1700 Gellert, Christian Fürchtegott (1715–1769), Schriftsteller, seit 1751 Prof. der Philosophie in Leipzig 268, 717, 1210 Gemmel, vmtl. Johann Reinhold G., Justitiarius, 1817 Kreisjustizrat in Barten (Ostpr.), Vater des Königsberger Architekturmalers Hermann G. 775 Gentz, Friedrich von (1764–1832), dt.-öst. Staatsmann und –theoretiker, seit 1809 in Wien, Berater Metternichs 1747 Georg (George) Brentano, Georg (George) Michael Anton Joseph George *Schwinck, Georg(e) Gemmingen, C a r l Friedrich Reinhard von (1739–1822), bis 1790 im Dienst des Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach, 1806 Minister des Großherzogs Karl Friedrich von Baden 577, 1559 Gentz, Friedrich von (1764–1832), Politiker und Schriftsteller, seit 1785 Beamter in Berlin, 1793 Kriegsrat, 1802 in Österreich, 1805–1809 in Dresden, Prag und Teplitz, seit 1810 in Wien Sekretär Metternichs, Hofrat 1716 Georg(e) Brentano, Georg; *Schwinck, Georg(e) Gerhardt, Paul (1607–1676), ev. Theologe und Kirchenlieddichter, 1761 Propst in Mittenwalde (Mark), 1767 Diakon an der Nikolaikirche Berlin, 1768 Archidiakon in Lübben (Spreewald) 1662 Gerlach, Carl Friedrich Leopold von (1757– 1813), Vater des Folgenden, Präsident der Kurmärk. Kriegs- und Domänenkammer, später Oberbürgermeister von Berlin 1125 Gerlach, Ernst Ludwig von (1795–1877), 1820 Kammergerichtsassessor, später Landesgerichtsdirektor in Halle und Chefpräsident des Oberlandesgerichts in Magdeburg 1125
Gibbon, Edward (1737–1794), engl. Geschichtsschreiber 480, 1459 Gillray, James (1757–1815), engl. Zeichner und Karikaturist 1499 Gimel Bergen (1543–1599/1600), seit 1571 Buchdrucker in Dresden und Annaberg, 1591 kurfürstl. Hofbuchdrucker 1351 Giotto di Bondone (1266–1337), ital. Maler 1188 Girard (gest. 1810), Sekondeleutnant im 3. preuß. Ulanenregiment, Verehrer von Antoinette Schwinck und Charlotte Barkley in Königsberg 777 Gisel(l)a Brömserin, rhein. Sagengestalt 1436f. Glarus *Clarus Gleichen, Ernst III. Graf von (13. Jh.), thüring. Graf, lebte der Sage nach mit seiner Ehefrau und einer Türkin in Doppelehe 1115 Gleim, Johann Wilhelm Ludwig (1719– 1803), Schriftsteller, 1747–1797 Domstiftssekretär und Kanonikus in Halberstadt 254, 444, 937, 1190f., 1367, 1422, 1710f. Glöckle, Ferdinand (1779–1826), aus Ingelheim, 1801 stud. iur. in Heidelberg, danach in Paris und wieder in Heidelberg, 1807–1814 in Rom, vermittelt als Scriptor an der Vatikanischen Bibliothek Abschriften der dorthin verbrachten Heidelberger altdt. Handschriften an Interessenten, seit 1814 in Ingelheim 505, 1481 Gneisenau, August Graf Neidhardt von (1760–1831), preuß. Militär, 1786 Premierleutnant, 1790 Stabskapitän, 1807/08 Kommandant von Kolberg, zeitweise in Königsberg, 1813 Stabschef in der Armee Blüchers, 1815 General, 1816 Mitglied des Staatsrates, 1818 Gouverneur von Berlin, 1825 Generalfeldmarschall 19, 799, 801, 935 Godoy, Manuel de (1767–1851), span. Staatsmann, Geliebter der Königin Maria Luise von Bourbon-Parma, 1792–1796
1777
Personenregister Staatsminister, 1801–1808 Generalissimus und Admiral von Spanien und Indien 1030 Göckingk, Leopold Friedrich Günther von (1748–1828; 1789 geadelt), Schriftsteller, 1768 Referendar in Halberstadt, danach in Ellrich, Magdeburg und Wernigerode, 1793–1808 Oberfinanzrat in Berlin, danach vor allem in Wernigerode 1173 *Görres, G u i d o Moritz (168), (177), (192), (232), (256), (705), (715), (831), 1093, 1425, 1635, 1700 Görres, Helena Theresia, geb. Mazza (1750– 1819), Mutter des Folgenden, Tochter eines aus dem Tessin stammenden Kaufmanns 1701 *Görres, Johann J o s e p h (von) 46, 63, 103, 145, 168, 169–171, 173f., 177, 181, 185, 191f., 194, 200, 220, 228, 232, (234), 241, 243f., 251, (256), 261, 270, 280, 316–318, 320, 336, 338, 347f., 350, 354, 364, 393, 412–414, 419f., 428, 434, 437f., 449f., 453f., 465, 472, 476, 478, 483f. 484, 486, 490, 505, 507, 512f., 519, 521, 528, 530, 545f., 554, 560, 574, 583, 588f., 602, 606f., 610, 631, (703), 705, (712), (715), 725, 807, 809–814, 817–822, 826f., 831, 837, 931, 967, 973, 976, 987, 1021f., 1078, 1092, 1095–1099, 1107, 1120, 1126, 1159, 1162–1164, 1173, 1185, 1187, 1212, 1230, 1266, 1270, 1289, 1301, 1304, 1311f., 1314, 1324, 1331, 1360, 1369, 1376, 1383, 1391, 1406–1408, 1414f., 1416, 1425, 1429, 1443, 1450f., 1457, 1462f., 1465, 1469, 1481, 1483, 1489f., 1510, 1514, 1525f., 1528, 1530, 1537, 1556, 1558f., 1561f., 1583, 1587, 1589, 1594f., 1610f., 1635f., 1658, 1673, 1682, 1692, 1700–1702, 1714, 1722f., 1742 *Görres, Katharina 46, 168, 177, 444, 521, 530, 976, 1093, 1107, 1416, 1700– 1702
*Görres, Marie (444), (521), (534), 552, 1093, 1416, 1427, 1501, 1515, 1537, 1562, 1635f., 1702 Görres, Moriz (1745–1807), Vater von Joseph G., Kaufmann und Holzhändler in Koblenz 1701 Görres, Sophie (1802–1854), Tochter von Joseph und Katharina G., 1824 verh. mit dem Frankfurter Gymnasialprof. Johann Baptist Leopold Steingaß (168), (177), (192), (232), (256), (705), (715), (831), 1093, 1271 Görz Schlitz Göschen, Georg Joachim (1752–1828), Verlagsbuchhändler, 1785 Verlagsgründung in Leipig, 1793 Druckerei, seit 1797 in Grimma 1108 Goethe, Johanna Christina ( C h r i s t i a n e ) Sophia von, geb. Vulpius (1765–1816), Tochter des sachs.-weimar. Amtskopisten Johann Friedrich V., Arbeit im Bertuch’schen Industriecomptoir, seit 1788 Lebensgefährtin Goethes, 1806 verh. 380, 511, 520, 549, 631, 978f., 1270, 1302, 1488, 1500f., 1527, 1575, 1586 Goethe, Cornelia (1750–1777), Schwester Goethes, 1773 verh. mit Johann Georg Schlosser (15), 592, 595, 599, 932, 1575 Goethe, Johann Caspar (1710–1782), Jurist und Kaiserlicher Rat in Frankfurt, Vater des Folgenden 592, 599, 1575 *Goethe, Johann Wolfgang von 39, 41, 44f., 48, 50–52, 57, 60, 63f., 83, 86, 101, 129, 136, 141, (165), 184, 188–190, 192, 196, 198, 203, 239, 244, 253, 257, 263, 266, 269f., 274, 277–282, 289f., 308, 311, 321, 326, 336f., (352), 357, (362), 369, 371, 379, 383, 386, 399, 408, 431, 451, 455f., 460, 462f., 474, 499, 506–508, (511), 517, 520, 525, 528f., 546, 548, 550f., 556, 558, 561f., (563), 567, 570, 573, 576, 592, 595, 599, 604, 606, 609, 612, 619, 622, 629–632, 634, 664, 670, 691, 698, 706, 721, 729, 732f., 804, 808,
1778
Personenregister 827f., 831, 957, 960, 977–979, 990, 1002, 1004, 1019, 1034, 1036, 1039, 1044, 1047f., 1050, 1052, 1065, 1076, 1086, 1088, 1094, 1116, 1121, 1127, 1132f., 1140, 1143, 1178, 1180, 1197f., 1201, 1205f., 1208, 1211f., 1214f., 1217f., 1220, 1222, 1225f., 1228f., 1234, 1239, 1254, 1260, 1268– 1271, 1275f., 1278, 1282, 1288, 1292, 1302, 1316, 1322, 1329, 1336, 1340f., 1346, 1361–1364, 1367, 1377, 1385, 1405f., 1413, 1415, 1428–1430, 1434, 1439, 1441f., 1445, 1454f., 1467, 1484, 1488, 1491f., 1500f., 1504, 1506f., 1526–1528, 1534f., 1542, 1546f., 1551, 1555f., 1558, 1568f., 1575, 1585f., 1588, 1602, 1614–1617, 1620, 1631, 1660, 1673–1675, 1683f., 1689f., 1692, 1694, 1697, 1699, 1708, 1716, 1718f., 1725, 1734, 1737, 1749 Goethe, Julius A u g u s t Walter von (1789– 1830), Sohn des Vorigen, 1808–1810 Jurastudium in Heidelberg und Jena, danach Kammerassessor in sachs.-weimar. Diensten, 1815 Kammerjunker, später Kammerrat, 1817 verh. mit Ottilie von Pogwisch 319, 336f., 352, 371, 379, 395, 399, 511, 515, 520, 530, 549f., 573, 1189, 1270, 1277, 1302, 1336, 1430, 1487, 1492, 1535, 1575 Goethe, Katharina Elisabeth, geb. Textor (1731–1808), Mutter G.s, 1748 verh. mit dem Frankfurter kaiserl. Rat Johann Caspar G. 51, 83, 86, 191, 237, 239, 253, (257), 266, 326, 379, 431, (487), (511), 515, 592, 595, 599, 619, 979, 1002, 1004, 1083, 1123, 1189, 1198, 1208, 1277, 1284, 1341, 1406, 1441, 1465f., 1488, 1492, 1501, 1527, 1575, 1602, 1690, 1702f. Götz, Gottlieb Christian (gest. 1803), Buchhändler und Verleger in Mannheim 1057 Golmick Gollmick Gollmick, Friedrich Karl (1774–1852), Sänger (Tenor), seit 1808 Opernregisseur in
Kassel, 1812 Theaterdirektor in Colmar, 1834 Gesangslehrer in Köln, zuletzt in Frankfurt/M. 208 Gollmick, Henriette Thekla, geb. von Holbach, Schauspielerin, verh. mit dem Vorigen 208 Gontard, Susette, geb. Borckenstein (1769– 1802), Tochter des Hamburger Kommerzienrates und Lustspieldichters Hinrich B., 1786 verh. mit dem Frankfurter Kaufmann Jakob Friedrich G., Liebesbeziehung (Diotima) zu Hölderlin 1733 Gorgias, Johann (Ps. Veriphantor; 1640– 1684), Romanautor aus Kronstadt (Siebenbürgen), 1659 in Wittenberg immatrikuliert, 1665 Poeta laureatus, 1679 Rektor des Gymnasiums in Kronstadt 1291 Gori, Antonio Francesco (1691–1757), Schriftsteller, Priester und Prof. der Geschichte in Florenz 1239 Gotha Sachsen-Gotha-Altenburg Gotter, Friedrich Wilhelm (1746–1797), Schriftsteller, 1767 gothaischer Legationssekretär in Wetzlar, 1772 Sekretär am Hof von Sachsen-Gotha-Altenburg 1052 Gotter, Pauline (1786–1854), Tochter des Vorigen, 1812 verh. mit Schelling 1512, 1551, 1729 Gottfried von Straßburg (gest. um 1215), mhd. Dichter 1394 Gottsched, Johann Christoph (1700–1766), Schriftsteller und Literaturtheoretiker der dt. Aufklärung 1239 Gozzi, Carlo, Graf (1720–1806), venezian. Lustspieldichter und Übersetzer 259, 1139, 1150, 1740 Gräter, Christiane Therese, geb. Spittler, 1799 verh. mit dem Folgenden, 1803 gesch. 554 Gräter, David Friedrich (1768–1830), nach Studium in Halle und Erlangen 1789 Lehrer, 1804 Rektor des Gymnasiums in Schwäbisch Hall, seit 1818 des Gymnasiums in Ulm, 1791–1812 Hg. der Zeitschrift Bragur 554
1779
Personenregister Grassini, Giuseppina (1773–1850), ital. Sängerin, 1791 in Mailand, 1800 in Paris, Mätresse Napoleons, 1804 in London, seit 1804 wieder in Paris 49, 604, 977, 1585 Gregor IV. (gest. 844), seit 827 Papst 1202 Grethel, Lange, Frau in Frankfurt/M. 594 Gries, Johann Diederich (1775–1842), Schriftsteller und Übersetzer, 1795– 1799 Jurastudium in Jena, danach Privatgelehrter in Jena und Weimar, 1806– 1808 in Heidelberg, danach vor allem in Jena 548, 821, 1531 Grim Grimm Grimm, Albert Ludwig (1786–1872), Theologe und Schriftsteller, 1805/06 in Heidelberg Lehrer im Erziehungsinstitut von F. H. Ch. Schwarz, danach Rektor an der ref. Lateinschule in Weinheim, 1825 und 1828 Abgeordneter der zweiten württ. Kammer 200, 1117, 1131 Grimm, C a r l Friedrich (1787–1852), Sohn von Dorothea G. 611, 1593 Grimm, Charlotte Amalie ( L o t t e ; 1793– 1833), Tochter der Folgenden, 1822 verh. mit Ludwig Daniel Hassenpflug (1794–1862) 611, 1593 Grimm, Dorothea, geb. Zimmer (1755– 1808), Mutter der Brüder Grimm 1209, 1396f., 1593, 1703 Grimm, Ferdinand (1788–1845), Sohn der Vorigen, 1815–1834 bei dem Verleger Reimer in Berlin, später in Wolfenbüttel 611, 1025, 1593 Grimm, Friederike (Ideke; 1833–1914), Tochter von Ludwig Emil G., verh. mit Rudolf von Eschwege 1704 Grimm, Henriette D o r o t h e a ( D o r t c h e n ), geb. Wild (1793–1876), Tochter eines Kasseler Apothekers, 1825 verh. mit W. Grimm 1704 Grimm, Herman (1828–1901), Sohn von Wilhelm G., Kunsthistoriker, 1859 verh. mit Gisela von Arnim (1827–1889), der jüngsten Tochter von Achim und Bettina von A., 1872 Prof. der Kunstgeschichte
in Berlin, 1884 Geh. Regierungsrat 1575, 1586 *Grimm, J a c o b Ludwig Carl 108, 145, 159, (166), 185, 201, 231, (235), 243, 255, 258, (266), (270), 288f., (290), (296), (298), (300), 307, 311, 313, 315, 329f., (331), 336, 349, 351, 413f., 420, (443), (459), 466, 476, 511, 518, 526, 530f., (536), (539), (544), 599(?), 611, 620, 623, 632(?), 820, 828, 831, 835, 1024, 1071, 1076, 1082, 1085, 1087, 1094, 1135, 1175f., 1184, 1186, 1204, 1208f., 1233, 1237, 1247–1250, 1262, 1265, 1291, 1299, 1301, 1304, 1330, 1339, 1356f., 1366, 1372, 1394– 1396f., 1432, 1455, 1481, 1504f., 1509, 1526, 1593, 1615, 1631–1633, 1673, 1698, 1703f., 1709, 1718, 1722, 1725f., 1748 *Grimm, Ludwig (Louis) Emil (108), 242, 250, 260, (289), 294, (300), (307), (319), 330f., (354f.), (392), (422), 437, (439), (443f.), 445, 459, (461), 468, 473, 476, 485f., (504f.), 511, 514, 518f., 525f., 530–533, (534), 536, 538f., 544, 546, 551, 553, 555, 558–561, (562), 563, 574, 578, 581, 585, 587, 590, 596, 604, 620, 726, (727), 731, 1046, 1172, 1174, 1183f., 1201f., 1218, 1239, 1249, 1251, 1258, 1271, 1290, 1295, 1314, 1331, 1363, 1413, 1416, 1442, 1455f., 1464, 1469, 1479–1491, 1504, 1509, 1524, 1529, 1542–1544, 1565, 1569f., 1585, 1593, 1603, 1629, 1632, 1634f., 1704 Grimm, Philipp Wilhelm (1751–1796), Vater der Brüder Grimm, Justizamtmann in Steinau 1703 *Grimm, W i l h e l m Karl 108, 159, 185, 201, (234), 243, 255, 258, (266), (269– 270), (290), 307, 311, (321), 329f., (331), 336, 349, 357, 413, 419f., (422), (443), (459), 466, 511, 526, (530f.), 533, 536, (539), (544), 599(?), 611, 620, 623, 632(?), 820, 828, 831, 1024, 1071, 1076f., 1082, 1087, 1094, 1135f.,
1780
Personenregister 1175f., 1184, 1204, 1208f., 1218, 1249, 1278, 1295, 1299, 1301, 1304, 1311f., 1314f., 1325, 1329f., 1339, 1356, 1358f., 1366, 1396f, 1429, 1432, 1480f., 1504f., 1508f., 1514, 1526, 1560, 1580, 1593, 1610, 1615, 1619, 1632–1634, 1636f., 1673, 1675, 1682, 1692, 1698, 1703f., 1709, 1718, 1722, 1725f., 1744, 1748 Grimmelshausen, Hans Jakob Christoffel von (1622–1676) 1021, 1148, 1218, 1258, 1390, 1570, 1602 Grischow, Johann Heinrich (1678–1754), Theologe bei den Franckeschen Stiftungen in Halle, seit 1710 Inspektor der Bibelanstalt der Waisenhaus-Buchhandlung ebd. 1524 Grosheim, Georg Christoph (1764–1841), seit 1782 Bratschist und Musiklehrer in Kassel, 1800–1802 Musikdirektor ebd., seit 1807 Musiklehrer der Kinder des westphäl. Königs Je´roˆme 140, 621, 1603, 1605 Große, Betreiber einer Handelsniederlassung in Leipzig 536 Großheim Grosheim Großmutter Labes, C a r o l i n e Marie Elisabeth von Grüneisen, Karl Christian (1765–1831), 1807/08 Redakteur des Cottaschen Morgenblatts für gebildete Stände, württ. Beamter, Oberregierungsrat 819 Gryphius, Andreas (eigtl. Greif; 1616– 1664), Dichter, nach Reisen 1647 in Fraustadt, 1650 Landsyndikus des Fürstentums Glogau 335, 392, 554, 1300, 1357 Guaita, Georg Friedrich von (1772–1851), Frankfurter Senator und Bürgermeister, 1810 verh. mit Meline Brentano 1694 Gülfferich, Hermann (gest. 1554), Buchdrucker in Frankfurt/M. 1424 Günderrode, C a r o l i n e Friederike Luise Maximiliane von (1780–1806), Dichterin, seit 1797 im von Cronstetten-Hynsper-
gischen Stift für adlige evang. Damen in Frankfurt/M., Freundin Bettina Brentanos, aus unglücklicher Liebe zu F. Creuzer Selbstmord in Winkel (Rheingau) 87, 200, 213, 216, 273, 709, 824, 984, 1004f., 1133, 1221, 1365, 1385, 1394, 1437, 1446, 1689, 1695f., 1726 Günther, Johann Christian (1695–1723), Dichter, 1717 in Leipzig, zuletzt in Jena 1507 Guericke, Otto von (1602–1686), Physiker und Diplomat, Bürgermeister von Magdeburg 268, 717 Gunda; Gundel Brentano, Kunigunde Händel, Georg Friedrich (1685–1759) 1718 Härtel, Gottfried Christoph (1763–1827), Verleger in Leipzig (Breitkopf und Härtel) 1066, 1226, 1576 Hagedorn, Friedrich von (1708–1754), Dichter, 1729 Sekretär der dän. Gesandtschaft in London, 1731 in Hamburg 1210 *Hagen, Friedrich Heinrich von der 63, 103, 129, 145, 153, 199, 203, 209, 267, 347, 364, 419, 483, 510, 536, 606, 609, 675, 706, 717, 987–989, 1022, 1058f., 1130, 1142, 1144, 1209f., 1311, 1366, 1371f., 1391f., 1394, 1481, 1614, 1662, 1694, 1704f. Hagen, Leopold von der (1747–1814), Vater des Vorigen, Rittergutsbesitzer in Schmiedeberg (Uckermark) 1704 Hagen, Marie Josephine, geb. Reynack (1776–1858), aus Brüssel, 1805 verh. mit F. H. von der H. 1705 Hagena, Franz Heinrich (1771–1808), Übersetzer, Gymnasiallehrer in Oldenburg 1376 Hahn, K a r l Heinrich August (1778–1854), Theologe, Pädagoge und Schriftsteller, 1805 Erzieher des Prinzen Wilhelm zu Solms-Braunfels in Ansbach, danach in Königsberg, 1810 mecklenb.-strelitzscher Hofrat, Verf. von Kinderliedern 20, 683, 936
1781
Personenregister Hahn-Neuhaus, Carl Friedrich von (1782– 1857), meckl. Grundbesitzer und Theaterenthusiast, Gründer eines Privattheaters in Remplin (Mecklenburg-Strelitz), 1806/07 Direktor des Theaters in Schwerin, später an versch. Bühnen 37, 686, 957 Halle, Friedrich G o t t l i e b von (1780– 1841; eigtl. Salomon Joel Halle; getauft 1806), Kaufmann und Bankier in Berlin 632, 1619 Haller, Albrecht von (1708–1777), schweiz. Naturforscher, Mediziner und Schriftsteller, 1729 Arzt in Bern, seit 1736 Prof. für Anatomie, Botanik und Chirurgie in Göttingen, 1753 Rückkehr nach Bern 1542 Haller, Karl Ludwig von (1768–1854), schweiz. Staatstheoretiker und Publizist, 1799–1805 im österr. Staatsdienst in Wien, 1806 Prof. für Staatsrecht in Bern 1362 Hamann, Johann Georg (1730–1788), Schriftsteller, seit 1759 Privatgelehrter in Königsberg, 1767 Übersetzer bei der preuß. Zollverwaltung, 1777–1787 Packhofverwalter 41, 268, 543, 582, 597f., 620, 717, 800, 941, 968f., 1521f., 1579, 1594, 1603, 1688, 1719, 1728 Hamann, Johann Michael (Hans Michel; 1769–1813), Sohn des Vorigen, nach dem Studium seit 1793 Konrektor an der Altstadtschule in Königsberg, 1796 Rektor ebd. 597, 941, 1579 Hammerstein-Equord, Hans Georg von (1771–1841), 1799–1801 in einem österr. Husarenregiment, seit 1807 als Günstling König Je´roˆmes militärische Karriere in Westphalen (Eskadronschef, Oberst und Brigadegeneral), 1810/11 westphäl. Gesandter in Kopenhagen, nach 1813 auf seinem Gut Equord 166, 1087 Han, Weigand (gest. 1562/63), Drucker in Frankfurt/M. 676, 1424 Haneberg, Daniel Bonifaz (1816–1876), 1840 Prof. der kath. Theologie in Mün-
chen, 1854 Abt des Benediktinerklosters St. Bonifaz, 1854 Bischof von Trier 1702 Hanow, Friedrich von (gest. 1831), 1802 Stadtjustizrat in Treuenbrietzen, Gerichtsdirektor der Patrimonialgerichte des Arnimschen Ländchens Bärwalde 127, 949 Hans der Greif, Ritter von der Veste Greifenberg (Bayern), um 1400 Teilnehmer am Kreuzzug des Königs Sigismund gegen die Türken 676 Happel (Happelius), Eberhard Werner (1647– 1690), Schriftsteller, 1663–1665 Studium in Marburg, danach in Holstein und Hamburg 1014, 1112f. Harbaur (Haarbauer; Harbauer), Franz Joseph (1776–1824), Arzt, nach Studium in Jena 1802 in Paris, 1805 Direktor des Medizinalkollegiums in Fulda, danach wieder in Paris, 1814 Leibarzt der königl. Familie der Niederlande, 1817 Rektor der Uni. Leuwen 1694 Hardenberg, Georg F r i e d r i c h Philipp von Novalis Hardenberg, K a r l Gottlob Albrecht von (Ps. Rostorf; 1776–1813), Bruder von Friedrich von H. (Novalis), Schriftsteller, sächs. Amtshauptmann in Weißenfels 355, 427, 1321, 1347, 1399, 1421 Harder, August (1775–1813), Pianist und Liederkomponist, Theologiestudium in Leipzig, danach Musiklehrer ebd. 1049, 1618 Haug, Johann Christoph F r i e d r i c h (1761– 1829), Liederdichter, Epigrammatiker, Redakteur des Morgenblatts für gebildete Stände, 1783–1816 Kabinettssekretär des Herzogs von Württemberg in Stuttgart, 1816 Hofrat und Bibliothekar ebd. 819, 1228, 1230, 1240, 1270, 1590 Hay, George, Kaufmann und Compagnon von David Barkley in Königsberg 1686 Haydn, Joseph (1732–1809) 1706 Hayneccius, Martin (1544–1611), Schriftsteller, Lehrer in Chemnitz, Amberg und
1782
Personenregister Braunschweig, 1580–1610 Rektor der Fürstenschule in Grimma 1078, 1129 Haza-Radlitz, Peter Boguslaus (1770–1817), Landrat des südpreuß. Kröbener Kreises 1715 Haza-Radlitz, Karoline S o p h i e , geb. von Taylor (1775–1849), nach gesch. 1. Ehe mit dem Vorigen 1809 verh. mit Adam Müller 1715 Hebbel, Friedrich 1740 Hebenstreit, Anna Elisabeth (1792–1843), Tochter der Folgenden, 1812 verh. mit dem Frankfurter Kaufmann Ferdinand Andreae (230), 1160 Hebenstreit, Johanna Maria, geb. Andreae (1766–1798), 1789 verh. mit Remigius H. 1160 Hebenstreit, Johanna Maria, Tochter der Vorigen, 1815 verh. mit dem Frankfurter Tuchhändler Johann Philipp Sues (230), 1160 Hebenstreit, Maria Magdalene, Schwester der Vorigen, 1814 verh. mit dem Frankfurter Seidenhändler Ludwig Franz Seufferheld (230), 1160 Hebenstreit, Remigius (Remy; 1761–1817), Frankfurter Handelsmanns und Senator 1160 Heeren, Arnold Hermann Ludwig (1760– 1842), Historiker, 1787 Prof. der Philosophie in Göttingen, 1801 Prof. der Geschichte ebd. 412, 1375, 1383 Heermann, Johann (1585–1647), Kirchenliederdichter, 1611–1638 Pfarrer in Köben (b. Glogau) 1662 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770– 1831) 1729 Heim, Ernst Ludwig (1747–1834), Arzt, seit 1775 in Spandau, seit 1783 in Berlin 358 Heinrich IV. (1050–1106), seit 1084 röm.dt. Kaiser 266 Heinrich von Meißen, gen. Frauenlob (1250/60–1318), Minnesänger, Domherr in Mainz 1379 Heinrich von Neustadt (13./14. Jh.), mhd. Dichter, 1312 Arzt in Wien 1394
Heinse, Johann Jakob W i l h e l m (1746– 1803), Schriftsteller, 1772 Hauslehrer in Quedlinburg, 1773 in Halberstadt, 1774 in Düsseldorf, 1786 Vorleser und 1789 Bibliothekar des Kurfürsten von Mainz, 1795 in Aschaffenburg, 1802 Hofrat und Bibliothekar ebd. 41, 960 , 969, 1190, 1192 Heise, Georg A r n o l d (1778–1851), Jurist zunächst am Reichskammergericht in Wetzlar, 1804 Prof. in Heidelberg, 1814 in Göttingen, 1818 Vortragender Rat im Justizdepartement in Hannover, 1820 Präsident des Oberappellationsgerichts in Lübeck 40, 593, 820, 1125 Helena, Tochter des Zeus und der Leda (griech. Myth., in Homers Ilias) 76, 79, 235, 240, 436, 695, 1270 Helvig, Anna Amalie von, geb. von Imhoff (1776–1831), Schriftstellerin, Hofdame in Weimar, 1803 verh. mit dem schwed. Oberst Gottfried von H., danach in Stockholm, 1810 in Heidelberg, seit 1816 in Berlin 1049 Hendel Hendel-Schütz Hendel (gest. 1807), Militärarzt in Stettin, 1806 verh. mit der Folgenden 1705 *Hendel-Schütz, Johanne H e n r i e t t e Rosine 559, 561, 563–565, 567, 571, 596, 733f., 740, 831, 1544, 1547f., 1552, 1560, 1636, 1705f. Henking, F e r d i n a n d Christian Joseph (1784–1834), Neffe von Dorothea Delph, 1800–1802 Apothekerlehre in Erfurt, später Hofapotheker in Heidelberg 1534 Hennig, Ernst (1771–1815), Theologe und Historiker, Archivdirektor in Königsberg 41, 967 Henry, Gabriel (1752–1835), Theologe, Studium in Nancy, 1779 promoviert, nach Beginn der Franz. Revolution in Breubach (Odenwald), 1794–1815 Pfarrer der kath. Gemeinde in Jena, 1807– 1813 Prof. der frz. Sprache ebd. 546, 1527
1783
Personenregister Henry, Susette, geb. Chodowiecka (1763– 1819), Malerin, verh. mit dem Prediger der Berliner frz. Gemeinde Jean H. (1761– 1831), 1807 in Königsberg 935 Hensler, Peter Wilhelm (1742–1779), Jurist und Schriftsteller, 1766 Advokat in Stade (b. Hamburg), 1772 verh. mit Johanna Reichardt 1720 Hensler, Wilhelm (1772–1835), Sohn des Vorigen, Stiefsohn J. F. Reichardts, frz. Offizier (95), 1014, 1720 Hera, Gemahlin und Schwester des Zeus (griech. Myth.) 1019 Herakles (röm. Herkules), Sohn des Zeus und der Alkmene (griech. Myth.) 134, 589, 1041, 1303, 1397 Herbart, Johann Friedrich (1776–1841), 1805 Prof. der Philosophie in Göttingen, 1809 in Königsberg, 1833 wieder in Göttingen 577, 1558 Herder, Johann Gottfried (1744–1803) 268, 546, 717, 968, 1699, 1716, 1737 Herkules Herakles Hermann, Johann Heermann, Johann Hermann, Johann Christian (1751–1827), Verleger und Buchhändler, später Steuerkommissar in Frankfurt/M. 1748 Hermann von Sachsenheim (1363/65– 1458), württ. Dichter, 1419–1442 Rat der Gräfin Henriette von Mömpelgard, danach Verbindung mit Mechthild von der Pfalz 1393 Herodes Antipas (um 20 v. Chr.– um 39), seit 4 Herrscher in Galiläa 1452 Herrmann (gest. 1806), Vater von Friedrich H., sächs. Soldat, später Torschreiber in Naumburg 1706 Herrmann, Christiane Friederike, geb. Knorr (um 1780–1847), 1799 verh. mit dem Folgenden 1706 *Herrmann, F r i e d r i c h Wilhelm (584), 1523, 1567, 1706 Hertz, Jakob Moses (1752–1833), Bankier in Hamburg 1741 Herz, H e n r i e t t e Julie, geb. de Lemos (1764–1847), Salonnie`re in Berlin 1320, 1708
Herzog, Ernst Sigmund (1747–1820), Jurist, 1792 Hofrat und Direktor des Hofratskollegiums in Karlsruhe, 1808 degradiert, 1813 Mitglied des württ. Justizministeriums 577 Hesekiel (Ezechiel), Prophet, israel. Priester 366, 1332 Hesperis, Tochter des Hesperus und Gemahlin des Atlas (griech. Myth.) 1019 Heß, Carl Ernst Christoph (1755–1828), Kupferstecher, 1777–1783 und 1789– 1806 in Düsseldorf, danach in München 525f., 530, 536, 539, 544, 551, 570, 581, 620, 624, 1480, 1524, 1704 Hess, Michael (1782–1860), 1804 Hauslehrer bei der Familie Rothschild in Frankfurt, 1807–1855 Oberlehrer und Direktor am Frankfurter Philanthropin 1224 Hessen, Ludwig von (geb. 1750), russ. Oberst, Sohn des nassauischen Amtmanns Ludwig Christian H. in Atzbach (b. Wetzlar), 1807 verh. mit Luise Möhn 416f., 444, 450, 453, 460, 1387, 1418, 1422 Hessen-Kassel, Friedrich II. von (1720– 1785), seit 1760 Landgraf 930 Heyer, Conrad Friedrich (1778–1810), Medizinstudium 1799 in Jena, seit 1800 in Göttingen, 1802 Arzt in Braunschweig, 1803 Prof. für Chirurgie am Collegium medicum ebd. 40, (261), 618, 962, 1601 Heygendorff, K a r l Wolfgang von (1806– 1895), Sohn von Caroline Jagemann und Herzog Carl August von SachsenWeimar-Eisenach, sächs. Generalmajor (132), 1039 Heyne, Christian Gottlob (1729–1812), Altphilologe und Archäologe, 1763 Prof. der Beredsamkeit in Göttingen, 1764 ebd. Universitätsbibliothekar, später Hofrat und Justizrat 412, 1375, 1410, 1588 Heyse Heise Hildburghausen Sachsen-Hildburghausen Hildebrandt, Georg F r i e d r i c h (1764– 1816), Arzt, 1786 Prof. der Anatomie
1784
Personenregister am Collegium medicum in Braunschweig, 1793 Prof. der Medizin und Chemie in Erlangen 1707 Hildebrandt, Julie, Tochter des Vorigen, 1809 verh. mit Carl Hohnbaum 1707 Hildegard, Gemahlin Karls des Großen 1379 Hilgard, Theodor (1790–1873), Jura-Studium in Heidelberg (1808), Göttingen, Paris und Koblenz, 1811 Advokat am Appellationsgerichtshof in Trier, 1826 Appellationsgerichtsrat, 1835 Farmer in Belleville (Illinois), 1851 Rückkehr nach Deutschland, seit 1855 Lehrtätigkeit an Uni. Heidelberg 1095, 1097 Hillaire Saint Hilaire Hilscher, Paul Christian (1666–1730), 1695 Diakon in Dresden, seit 1704 Pfarrer ebd. 1202 Himmel, Friedrich Heinrich (1765–1814), Komponist, 1795 Hofkapellmeister in Berlin 632, 1618f., 1737 Hinze, August Heimbert (1765–1832), Arzt in Königslutter und Landphysikus in Calvörde, 1793 Leibarzt des Grafen Hans Heinrich VI. von Hochberg-Fürstenstein (Schlesien), 1803 Brunnen- und Badearzt in Altwasser, Arzt und Kreisphysikus in Waldenburg, Verf. med. Schriften und Opernkomponist 596, 1577 Hippel, Anna Katharina, geb. Rolant, Mutter des Folgenden, verh. mit Melchior H. (1693–1762), Schulrektor in Gerdauen (Ostpr.) (41) Hippel, Theodor Gottlieb von (1741–1796; 1790 geadelt), Schriftsteller, 1756 Studium der Theologie und Philosophie (bei Kant) in Königsberg, 1764 Advokat, 1771 Assessor am Hofgericht, 1780 Bürgermeister, Polizeipräsident und Kriegsrat ebd. 40, 688, 966, 1728 Hitzig, Julius Eduard (1780–1849; eigtl. Isaak Elias Itzig. 1799 getauft), Schriftsteller und Kriminalist, 1801 Referendar beim Kammergericht in Berlin, 1808– 1814 Verlagsbuchhändler ebd., danach
im preuß. Staatsdienst 358, 1326, 1486 Hochberg, L u i s e Karoline von, geb. Geyer von Geyersberg (1768–1820), Hofdame von Erbprinzessin Amalia von Baden, 1787 in morganatischer Ehe verh. mit dem verwitweten Markgrafen Karl Friedrich von Baden, 1796 zur Reichsgräfin von Hochberg erhoben 577, 1559 Hölderlin, Friedrich (1770–1843) 253, 1737 Hölty, Ludwig Christoph Heinrich (1748– 1776), Dichter, 1772 Mitbegründer des Göttinger Hainbunds 1102, 1362 Hoffmann (gest. nach 1808), Bekannte von Caroline von Labes in Berlin 187 Hoffmann, Anton Heinrich (1770–1842), Bruder des Folgenden,Violinist und Komponist 1706 *Hoffmann, Philipp Carl 192, 215, 217, (228), 237, 249, 275, 325, 353, 1119, 1158, 1317, 1333, 1657, 1706 Hofmann Hoffmann, Philipp Carl Hofmeister Hoffmann, Philipp Carl Hohenlohe-Ingelfingen, Friedrich Ludwig Fürst zu (1746–1818), preuß. Militär, 1790 Generalleutnant, 1796 reg. Fürst, 1804 Gouverneur von Ansbach und Bayreuth, 1806 Befehlshaber des preuß. Heeresteils in der Schlacht von Jena, danach entlassen und auf seinem Gut Slawentitz (Oberschlesien) 141, 1053 Hohenzollern-Hechingen, Ernestine Josepha Gräfin von, geb. von Sobitz-Kornitz (1748/49–1825), verh. mit Joseph von H.-H. 11, 928, 1707 Hohenzollern-Hechingen, Friedrich Anton Reichsgraf von (1726–1812), Vater von Joseph von H.-H., General in österr. Dienst 1707 Hohenzollern-Hechingen, Johann Karl Freiherr von (1732–1803), Onkel des Folgenden, zunächst in frz. und preuß. Militärdienst, 1772 Theologiestudium, 1776/77 Priesterweihe, 1788 Commen-
1785
Personenregister datarabt in Oliva (b. Danzig), 1795 Fürstbischof von Ermland 1707 *Hohenzollern-Hechingen, J o s e p h Wilhelm Friedrich Prinz von (10f.), 92, 927, 1010, 1707 *Hohnbaum, Ernst Friedrich C a r l 825, 1442f., 1707 Hohnbaum, Johann Christian (1747–1825), Vater des Vorigen, Superintendent in Rodach (b. Coburg), befreundet mit Friedrich Rückert 1443, 1707 Hoier Heyer Holbein, Hans d. Ä. (um 1460–1540) oder Holbein, Hans d. J. (1497–1543), beide Maler 410, 1380 Holstein-Beck, Friedrich Carl Ludwig Herzog von (1757–1816), zunächst in russ., seit 1777 in preuß. Militärdienst, 1789 Generalmajor, seit 1786 in Königsberg, Musikenthusiast und Mäzen 935, 938 Holtei, Karl von (1798–1880), Schriftsteller, bis 1823 Schauspieler, Theatersekretär und Theaterdichter in Breslau, danach vor allem in Berlin 1057 Homer (etwa 8. Jh. v. Chr.) (318), 624f., 818, 1270, 1409, 1420, 1607, (1742) Horaz, Quintus Horatius Flaccus (65–8 v. Chr.) 151, 180, 1065, 1110 Hormuth, Philipp, Kutscher in Heidelberg 596 Horn, F r a n z Christoph (1781–1837), Schriftsteller, Lehrer am Gymnasium Zum Grauen Kloster in Berlin, 1805– 1809 am Lyzeum in Bremen, danach wieder in Berlin 244, 1178, 1640 Horstig, Carl Gottlieb (1763–1835), Theologe, 1793 Superintendent, Oberprediger und Scholarch in Bückeburg, 1805 Privatdozent in Heidelberg, seit 1808 auf Schloß Miltenberg (Unterfranken) 201, 314, 398, (816), 1134, 1263f., 1363, 1445 Horstig, Edmund (1808–1866), Sohn des Vorigen, Herr auf Michelbach (b. Aschaffenburg), bayer. Oberförster (1264) Horstig, Eduard (1795–1828), Bruder des Vorigen, seit 1826 Hofkammerkonzipist in Wien (1264)
Horstig, Emil (1814–1888), Bruder des Vorigen, , bayer. Baubeamter in Augsburg, Gutsbesitzer in Burgstall (b. Kempten) (1264) Horstig, Fanny (geb. 1805), Schwester des Vorigen, 1835 verh. mit dem kaiserl. Kommissar von Pichler (1264) Horstig, Georg (1796–1823), Bruder der Vorigen, Hofkriegsratsadjunkt in Wien (1264) Horstig, Liane (1803–1835), Schwester des Vorigen, 1827 verh. mit David Deutelmoser, Kaufmann in Wien (1264) Horstig, Moritz (1799–1835), Bruder der Vorigen, 1823 Kreispraktikant in Wien (1264) Horstig, Nina (1801/02–1835), Schwester des Vorigen, 1823 verh. mit Gottlieb Ludwig Ernst Bachmann, Prof. der klass. Literatur in Rostock (1264) Horstig, Susanna ( S u s e t t e ) Christiana, geb. d’Aubigny von Engelbronner (1768– 1845), 1794 verh. mit Carl Gottlieb H., nach dessen Tod bei ihrem Sohn Edmund in Michelbach 201, 314, 398, 816, 1134, 1264, 1605 Hose, August Friedrich (1733–1804/05), Kirchenrats-Registrator, Bücher- und Kunstsammler in Heidelberg 1539 Hose, Susanna Philippina, geb. Porloch, verh. mit dem Vorigen 555, 583, 1539 Hout, Antonia, geb. Weber, 1806 verh. mit dem Folgenden, Schwester des Komponisten Gottfried W. 1317 Hout, Philipp Ludwig (1775–1846), Regierungskommissar und Musikfreund in Heidelberg, 1804–1814 Besitzer von Kloster Neuburg (b. Heidelberg), 1818 Landrat in Bad Kreuznach 1317 Huber, Candidus (1747–1813), Insektenforscher in Stallwang (Bayern) 1692 Hüschen Hüsgen Hüsgen, Heinrich Sebastian (1745–1807), Kunstsammler und -schriftsteller in Frankfurt/M. 174, 307, 331, 398, 407f., 411, 413, 476, 1103, 1295, 1321, 1383f., 1456
1786
Personenregister Hufeland, Gottlieb (1760–1817), 1788– 1803 Prof. der Rechte in Jena, 1788– 1799 Mithg. der Allgemeinen LiteraturZeitung, 1803–1806 Prof. in Würzburg, 1806–1808 in Landshut, 1808–1812 Senatspräsident und Bürgermeister in Danzig, 1816 in Halle 414, 438, 810, 1381, 1495 Hugo, G e o r g Albrecht von (1771–1814), Gesandter von Großbritannien und Braunschweig-Lüneburg in Dresden, 1800 in Berlin, 1803 Legationssekretär, Ende 1806 in Königsberg, 1807 hannov. Geschäftsträger, 1808 Legationsrat, 1809 in Schweden 802, 950, 1598 Hugo, Gustav (1764–1844), Prinzenerzieher in Dessau, seit 1788 Jura-Prof. in Göttingen 614 Hugo von Trimberg (um 1230–nach 1313), mhd. Dichter, 1260–1309 Rektor am geistl. Stift St. Gangolf in Bamberg 1394 Hulda Mereau, Emina Gisela H u l d a Humboldt, Alexander Georg von (1720– 1779), Vater von Alexander und Wilhelm von H., preuß. Major und Kammerherr Friedrichs II. 1043, 1708 Humboldt, Caroline von, geb. von Dacheröden (1766–1829), Tochter des preuß. Kammerpräsidenten Carl Friedrich von D., 1791 verh. mit dem Folgenden 1708, 1746f. *Humboldt, Friedrich W i l h e l m Christian Karl Ferdinand von 1558, 1708, 1717 Humboldt, Friedrich Wilhelm Heinrich A l e x a n d e r von (1769–1859) 1673 Humboldt, Marie-Elisabeth von, geb. Colomb (1741–1796), Mutter von Alexander und Wilhelm von H., 1760 verh. mit Friedrich Ernst von Holwede (1723– 1765), 1766 verh. mit Alexander Georg von H. 1708 Hummel, Erdmann (1769–1852), Maler, 1792–1799 in Italien, danach in Kassel und Berlin, seit 1809 Prof. für Architektur, Perspektive und Optik in Berlin 504(?), 1274, 1480
Hummel, Ludwig (1770–1840), Maler und Zeichner, seit 1799 in Kassel, Akademiedirektor 504(?), 1480f. Hummel, Marianne, geb. von Rohden (1785–1866), Malerin und Kopistin, 1807 verh. mit dem Vorigen 1481 Hundt, Christoph Friedrich (1760–1841), zweiter Haupt-Banco-Direktor in Berlin 30 Hutchinson, Lord John Hely (1757–1832), engl. Militär, 1803 Generalleutnant, seit 1806 Botschafter in Rußland, Begleiter des Zaren in der Schlacht von Friedland 1807, danach wieder in England 951 Iffland, August Wilhelm (1759–1814), Schauspieler, Dramatiker und Theaterdirektor, 1777 am Gothaer Hoftheater, 1779 am Nationaltheater Mannheim, 1796 Direktor des königl. Nationaltheaters in Berlin 287, 626, 1150, 1609, 1673, 1705 Imhoff Helvig, Anna Amalie von Immergrün, Susanna Emilia, von Clemens Brentano fingierte Briefschreiberin 1132, 1134 Ingenheim, Gustav Adolf Wilhelm Graf von (1789–1855), Sohn des preuß. Königs Friedrich Wilhelm II. aus seiner Verbindung mit Julie von Voß, 1810 Kammerherr Friedrich Wilhelms III., Kunstsammler in Berlin 787 Iphigenie (Iphygenia), Tochter von Agamemnon und Klytaimnestra, Schwester des Orest (griech. Myth.) 430, 1405 Irving, Washington (1783–1859), amerik. Schriftsteller 1733 Isidorus Orientalis (Pseudonym) Loeben Isouard, Nicolas (Ps. Nicolo` des Malte; 1775– 1818) maltes. Komponist, später in Paris 973 Itzig Hitzig, Julius Eduard Jackson, Sir George (1785–1861), engl. Diplomat in Paris und Berlin, 1806 am Hof in Kassel, 1807 in Königsberg, 1808/09
1787
Personenregister in Spanien, 1809–1812 in Washington, 1815 in Berlin, 1816 in Petersburg, 1822– 1827 diplom. Sonderaufträge 31, 951 Jacobi, Anna Katharina C h a r l o t t e (Lotte; 1752–1832), Stiefschwester von Friedrich Heinrich J. 517, (549), (555), (557), 1495f., 1504, 1579 Jacobi, Carl Gustav Jacob (1804–1851), Mathematiker, 1826–1843 an der Uni. Königsberg, 1831 verh. mit Marie Schwinck 1035 Jacobi, Christian Leonhard, Kammersekretär bei der Kriegs- und Domänenkammer in Berlin, seit 1788/90 Rendant des königl. Nationaltheaters ebd. 287 Jacobi, Friedrich Heinrich (1743–1819), 1779 Rat in München, danach auf seinem Gut Pempelfort (b. Düsseldorf), 1794 in Wandsbek und Eutin, 1804 Prof. der Philosophie in München, dort 1807– 1812 Präsident der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 254, 255, 335, 449, 453f., 517, 525, 530f., 538, 543, 545f., 549, 552f., 555, 557, (566), 574, 576, 582, 588f., 597f., 603, 620, 628, 676, 715, 969, 1190, 1192–1195, 1408, 1426, 1431–1434, 1495f., 1504, 1509, 1511, 1519, 1521f., 1525, 1531, 1540, 1563, 1572, 1579, 1588, 1602, 1663, 1683f., 1690, 1711, 1723 Jacobi, Johann Conrad (1717–1774), Kaufmann und Bankier in Königsberg, befreundet mit Kant 1737 Jacobi, Johann Georg (1740–1814), Bruder von Friedrich Heinrich J., Lyriker, 1766 Prof. der Philosophie und Beredsamkeit in Halle, 1768–1774 Kanonikus in Halberstadt, 1784 Prof. der schönen Wissenschaften in Freiburg 51f., 1421, 1509 Jacobi, Susanne H e l e n e (Lene; 1753– 1838), Stiefschwester von Friedrich Heinrich J. (517), 545, (549), (555), (557), 1495f., 1504, 1579, 1602 Jacobs, Auguste Johanna Christiana, geb. Seidler (gest. 1812), 1814 verh. mit dem Folgenden 1708
*Jacobs, Christian F r i e d r i c h Wilhelm 531, 538, 1152, 1348, 1509, 1511, 1518, 1700, 1708f. Jacobs, Johanna Christiana, geb. Seidler (gest. 1812), 1792 verh. mit dem Vorigen 1708 Jacobs, Monty (Montague; 1875–1945), Schriftsteller und Journalist in Berlin, seit 1938 in England 831 Jacobs, Wilhelm Heinrich, Vater von Christian F r i e d r i c h Wilhelm J., Advokat in Gotha 1708 Jacobson, Israel (1768–1828), Geschäftsmann und Bankier in Braunschweig, Vertreter des liberalen Judentums und Wegbereiter der Emanzipation, gründet 1801 die erste Simultanschule in Seesen (Harz), Abgeordneter der Reichsstände im Königreich Westphalen, seit 1813 in Berlin (1334) Jag Jagemann Jagemann, Henriette C a r o l i n e Friederike (seit 1809 von Heygendorff; 1777– 1848), Schauspielerin und Sängerin, 1790–1796 am Mannheimer Nationaltheater, 1797 am Weimarer Hoftheater, seit 1802 Geliebte von Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach 132, (140), (175), 631, (702), 1039, 1052, 1106 Jagemann, Johanna Sophia Augusta Wilhelmina Marianne (1784–1858), Schwester der Vorigen, Sängerin, 1806 verh. mit Adolf Albert Friedrich Wilhelm von Danckelmann 132, 1039 Jagemann, Karl Wolfgang Heygendorff, K a r l Wolfgang von Jagemann, Marianne Danckelmann, Marianne Jakob, alttest. Patriarch, Zwillingsbruder des Esau 52 Jakobsohn Jacobson Jakobi, Jakoby Jacobi, Friedrich Heinrich Janssen, Johannes (1829–1891), Historiker, Gymnasialprof. in Frankfurt/M. 802 *Jean Paul 38, (40), 170–172, 185, 221, 262, 264, (326), 328, 365, 426, 508,
1788
Personenregister (572), 616, 686, 703, 716, 817, 958, 965, 1123, 1151, 1234, 1263, 1284f., 1407, 1450, 1456, 1522, 1553, 1656, 1709, 1714, 1722 Je´roˆme (Je´roˆme Bonaparte; 1784–1860), Bruder Napoleons, Leutnant der Marine, 1806 Kommandeur der bayer.-württ. Rheinbundtruppen, 1807–1813 König von Westphalen (132), (136), (161f.), (164), (166), (170), (181, (185), 201, (292), (389f.), (701), 804f., 929, 987, 1038f., 1043, 1054, 1085–1088, 1097, 1101, 1104, 1118, 1136, 1199f., 1204, 1209, 1243, 1355, 1358, 1604f., 1703, 1709, 1720 Jester, Friedrich Ernst (1743–1822), nach Jurastudium in Königsberg Gründung eines Liebhabertheaters, seit 1765 Reisen durch Deutschland und Frankreich, 1772 zweiter Universitätsbibliothekar in Königsberg, 1775 Kriegs-, Domänenund Präsidialrat, 1780 im Forstdepartement, 1788 Oberforstrat, 1805 Oberforstmeister ebd. 20, 683, 937 Jesus Christus (47), 252, 430, 456, 464, 564, 567, 568, 678, 714, 734f., 976, 991, 1029, 1058, 1073, 1205, 1239, 1308, 1405, 1435, 1452, 1473, 1491 Jochmann, Carl Gustav (1789–1830), dt.balt. radikaldemokratischer Schriftsteller 1749 Johann von Leiden (Leyden) Bockelson, Johann Johannes; Johannis, Apostel, Evangelist (bibl.) 545, 1058, 1435 Johannes der Täufer, Bußprediger (bibl.) 456, 546 Johannes Chrysostomos (349 o. 344–407), Erzbischof von Konstantinopel, Kirchenlehrer 1216 Johnson Jonson, Ben Jon(n)er auf Tettenweis, Franz Xaver Graf von (1752–1824), Verordneter des Landschaftsrentamtes in Landshut, dort Hauswirt Savignys 1495 Jonson, Ben(jamin) (1572–1637), engl. Dramatiker 154
Jordis, Johann C a r l Daniel (1781–1839), Teilhaber der Firma Preye & Jordis, kurhess. Legationsrat, Bankier des hess. Kurfürsten, 1807 Hofbankier des Königs Je´roˆme in Kassel, seit 1812 vorwiegend in Paris, 1805 verh. mit der Folgenden, 1827 gesch. 49, 65, 106f., 127, 132, (141), 146, 156, 161, 164, 166, 173, 181, 188, 211, 262, 264, 465f., 716, 804, 929f., 973, 1023f., 1034, 1038, 1068, 1073, 1087, 1112, 1369, 1604, 1709 *Jordis, L u l u ( Ludovica, Louise) Maria Catharina, geb. Brentano 49, 81, 106, (141), 156, 211, 252, 277, 289, 298, 313, 387, 399, 408, 452, 457, 461, 465f., 474, 804, 929f., 973, 1231, 1247, 1369, 1689, 1694, 1709f., 1728 Joseph, Zimmermann aus Nazareth, verh. mit der Gottesmutter Maria (bibl.) 1239 Joseph II. (1741–1790), seit 1765 Kaiser von Österreich 816 Josua, Führer der Iraeliten nach dem Tod Moses (bibl.) 951 Jung, Johann Heinrich (gen. Jung-Stilling; 1740–1817), Schriftsteller, Augenarzt und Staatswissenschaftler, 1787 Prof. der Kameral- und Finanzwissenschaften in Marburg, 1803–1805 der Staatswissenschaften in Heidelberg, seit 1806 bad. Geheimrat in Karlsruhe 41, 475, 551, 554, 581, 968, 1137, 1536, 1562 Jupiter (griech. Zeus), höchster röm. Gott 99, 100, 269, 697, 1017, 1450f., 1723 Justinian I. (um 482–565), 527 byzant. Kaiser 1125 Kästner Kestner, T h e o d o r Friedrich Arnold Kain, Sohn Adams, Bruder Abels (bibl.) 286 Kalb, C h a r l o t t e Sophie Juliane von, geb. Marschalk von Ostheim (1761–1843), Schriftstellerin, 1783 verh. mit dem Offizier Heinrich von K., seit 1784 befreun-
1789
Personenregister det mit Friedrich Schiller, seit 1787 vor allem in Weimar, seit 1820 in Berlin 1207 Kalckreuth, Friedrich Adolf Graf von (1737– 1818), preuß. Militär, 1790 Generalleutnant, 1795 Gouverneur von Danzig und Thorn, 1807 Generalfeldmarschall, Gouverneur von Königsberg, 1809 von Berlin, 1813 von Breslau, 1814 von Berlin (24), (31), 925, 943, 947 Kannegießer, Karl Friedricb Ludwig (1781– 1861), Gymnasiallehrer in Berlin und Prenzlau, seit 1822 Gymnasialdirektor und Dozent für neuere Literatur an der Uni. Breslau 244, 246, 1178 Kant, Immanuel (1724–1804) 268, 717, 800, 939, 990, 1688, 1719, 1728, 1734 Karl Österreich, K a r l Ludwig Johann Erzherzog von Karl I. der Große (742–814), seit 800 Kaiser 275, 1379 Karl II. Ludwig Ferdinand von BourbonParma (1799–1883), 1803–1807 letzter König von Etrurien 1109 Karl V. (1500–1558), seit 1520 Kaiser 1347 Karoline Marie (1752–1814), Königin von Neapel und Sizilien, Tochter von Kaiser Franz I. und Maria Theresia, 1768 verh. mit König Ferdinand IV. von Neapel 1747 Kastalia, Nymphe der Kastalischen Quelle bei Delphi (griech. Myth.) 930 Kastner, Karl Wilhelm Gottlob (1783– 1857), 1798 Apothekerlehre in Swinemünde, 1804 Promotion und Privatdozent in Jena, 1805 Prof. der Physik und Chemie in Heidelberg, 1812 in Halle, 1818 in Bonn, 1821 in Erlangen 244, 1098, 1134, 1177 Katharina, geb. Prinzessin von Württemberg (1783–1835), 1807 verh. mit Je´roˆme Bonaparte, Königin von Westphalen (136), (164), (173), (181), (208), (258), 1038, 1086, 1101f., 1112, 1139, 1199, (1514), 1604
Katharina von Alexandrien (3./4. Jh.), christl. Märtyrerin, Heilige 1073 Katull Catull Kayser, Karl Philipp (1773–1827), 1794 Lehrer am Gymnasium in Heidelberg, 1807 Bibliothekssekretär der Uni., 1820 Direktor des Gymnasiums ebd. 1098, 1696, 1740 Keller, Gottfried (1819–1890) 1359 Kerner, Christian Kerner, Justinus Kerner, Justinus (1786–1862), Arzt und Schriftsteller, 1804–1808 Medizinstudium in Tübingen, 1810 Arzt in versch. württ. Orten, seit 1818 Oberamtsarzt in Weinsberg 291, 1237, 1241f., 1359f., 1737, 1740 Keßler, Johann Samuel (1771–1796), Siebenbürger Fähnrich, Literat 1714 Kestner, C h a r l o t t e Sophie Henriette, geb. Buff (1753–1828), Wetzlarer Jugendliebe Goethes, 1773 verh. mit dem Juristen Johann Christian K. (1741– 1800) 1063 Kestner, Hermann (1786–1871), Bruder der Vorigen, Kammerrat in Hannover 1063 Kestner, T h e o d o r Friedrich Arnold (1779– 1847), Bruder der Vorigen, nach Medizinstudium in Göttingen und Jena 1801 Privatdozent in Göttingen, 1802–1804 Reisen, seit 1804 Arzt in Frankfurt/M., 1812 Prof. an der med.-chirurg. Spezialschule, 1815 Landphysikus, 1818 Stadtphysikus ebd. 278, 511 Kettenburg, Hartwig von der (1780–1809), preuß. Offizier, seit 1807 im Schillschen Freikorps 755 Keudell, T h e o d o r Heinrich Friedrich von (1751–1820), Major bei ostpreuß. Husaren- und Dragonerregimentern, Domänenpächter und Amtsrat in Ostpreußen 127, 1032 Khuen (seit 1655 Kuen), Johannes (1605/06–1675), Priester und Liederdichter in München 1073 Kielmeyer, Carl Friedrich (1765–1844), Zoologe, Botaniker, Chemiker, 1792 Prof. in Stuttgart, seit 1796 in Tübingen 775
1790
Personenregister Kirchhofer, Melchior (1775–1853), schweiz. ref. Pfarrer und Kirchenhistoriker 1425 Kirchner, Anton (1779–1834), ev. Theologe und Schriftsteller, Studium in Erlangen, danach Lehrer, Prediger und Zeitungsredakteur in Frankfurt/M., dort 1804– 1806 Pfarrvikar, 1807–1823 Prediger an der Heiliggeistkirche 1315 Klaj, Johann (um 1610–1656), seit 1643/44 in Nürnberg, Mitbegründer des Pegnesischen Blumenordens, Präzeptor an der Lateinschule von St. Sebald, seit 1651 Pfarrer in Kitzingen 678, 1664 Klay Klaj Kleist, von (um 1790–1806), Fahnenjunker im preuß. Infanterie-Regiment von Treskow (52), 979 Kleist, Ewald Christian von (1715–1759), preuß.-patrotischer Dichter und Offizier 1192, 1362, 1711 Kleist, Heinrich von (1777–1811) 800, 995, 1213f., 1281, 1291, 1612, 1722, 1725, 1749 Kleist von Nollendorf, F r i e d r i c h Emil Ferdinand Heinrich von (1762–1823), preuß. Generalfeldmarschall, seit 1790 im Generalstab, 1803–1807 Generaladjutant des Königs, 1808 Generalmajor, 1809 Kommandant von Berlin 8f., 927 Kleopatra VII. (69–30 v. Chr.), ägypt. Königin 76, 79, 695 Klinger, Franz Xaver (1777–1810), Arzt und Schriftsteller, 1806 in Paris, seit 1808 in Wien, befreundet mit F. Schlegel 539, 1519, 1531 Klinger, Friedrich Maximilian (1752–1831), Schriftsteller, 1780 Ordonnanzoffizier des russ. Thronfolgers Großfürst Paul in Petersburg, 1801 Generalmajor und Direktor des Kadettenkorps ebd., 1803– 1817 Kurator der Uni. Dorpat 41, 966 Klopstock, Friedrich Gottlieb (1724–1803) 268, 571, 717, 735, 1191, 1309, 1362, 1552, 1742 Klüber, Johann Ludwig (1762–1837), 1787 Jura-Prof. in Erlangen, 1804 Referendar
in Karlsruhe, danach Staats- und Kabinettsrat, 1807 Prof. in Heidelberg und im bad. Staatsdienst, seit 1817 bad. Legationsrat in Berlin 577, 806, 1274f. Kneisenau Gneisenau Knipperdolling, Bernt (hingerichtet 1536), Wiedertäufer, Kaufmann in Münster, 1533 Bürgermeister, dann Statthalter Johann von Leidens ( Bockelsons) 242, 1174 Knoblauch Knobloch Knobloch, Agnes von, geb. Freiin von Schrötter (1778–nach 1833), verh. mit dem preuß. Finanzrat Carl Ludwig von K. 12, 928 Knorring, Karl Georg von (1769–1841), estn. Baron, 1810 verh. mit Sophie Bernhardi, 1819 in Heidelberg, seit 1820 auf seinem Gut Erwita (Estland) 532, 539, 601, 1513 Koch, Celeste, geb. Schwinck, Mutter der Folgenden, jüngste Schwester von Georg(e) Gotthilf Sch., 1783/84 verlobt mit Friedrich von Gentz, verh. mit dem ostpreuß. Kriegs- und Domänenrat Carl Wilhelm Niederstetter, gesch., danach verh. mit J. Friedrichson Koch 1710 *Koch, Clara 637f., 1710 *Koch, Friedericke 637f., 1710 Koch, Joseph Anton (1768–1839), Landschaftsmaler, seit 1795 in Rom, 1812– 1815 in Wien und München, danach wieder in Rom 518, 1497 Koch, J. Friedrichson, Kaufmann in Königsberg, Schwager und Geschäftspartner von Georg(e) Gotthilf Schwinck, 1798 schwed. Konsul in Königsberg 93, 947, 1710, 1737 Köhler, C h r i s t i a n e Luise Sophie (geb. 1782), Tochter von Johann Christian Friedrich K., dem Schwiegersohn und Geschäftspartner des Göttinger Verlegers Johann Christian Dieterich, Nichte von Heinrich D. 614, 1598 Koelle, Christoph F r i e d r i c h Karl (von) (1781–1848; 1827 geadelt), Literat und
1791
Personenregister Diplomat, 1803–1806 Privatdozent und Hofgerichtsadvokat in Tübingen sowie württ. Legationssekretär, danach Diplomat in Paris, Den Haag, München, Karlsruhe, Dresden, und beim Vatikan 291, 1241 Koepke, Johanna Wilhelmine (1743–1809), 1808 verh. mit dem preuß. Generalleutnant Johann Friedrich von Merkatz 149, 1062 Koeplike Koepke Köppen, Carl Friedrich (1737–1798), preuß. Beamter, in der Kanzlei des Kabinettministers Carl Wilhelm Graf Finck von Finckenstein, 1763 Kriegsrat, verh. mit Marie Elisabeth K. 1710 Köppen, F r i e d r i c h Karl (1775–1858), Theologe und Philosoph, 1804 Prediger in Bremen, seit 1807 Prof. der Philosophie in Landshut, seit 1826 in Erlangen 545, 576, 588 Köppen, F. K. Köppen, Carl Friedrich *Köppen, Marie Elisabeth 88, 187, 360, 1710 Körte, Christian Andreas Matthias (1746– 1826), Archidiakon in Aschersleben, Vater des Folgenden 1710 *Körte, Friedrich Heinrich Wilhelm 103, 254f., 296, 320, 606, 609, 715, 725, 1021, 1190–1193, 1271, 1366f., 1590, 1710f. Koetschau, Karl (1868–1949), Kunsthistoriker, seit 1897 Direktor der Kunst- und Altertumssammlungen der Veste Coburg, seit 1902 Museumsdirektor in Dresden, Weimar, Berlin und Düsseldorf 1348 Kohler, J o h a n n K a s p a r Stephan Anton (1778–1844), 1804 Assessor und Justizrat in Wallerstein (Donau-Ries), 1812– 1832 Kammerprokurator und Berater des Fürsten Ludwig Kraft Ernst von Öttingen-Wallerstein 1217 Kopernikus, Nikolaus (1473–1543) 268, 717 Koreff, David Ferdinand (seit 1816 Johann Ferdinand K.; Ps. Anthropos; 1783–
1851), Arzt, Magnetiseur und Schriftsteller, 1804–1811 in Paris, seit 1815 in Berlin, , seit 1822 in Paris 1411 Korff, Antonie Theodora (Antoinette) von, geb. Graun (1785–1859), ersteheliche Tochter von Elisabeth Staegemann, 1804 verh. mit dem Folgenden, 1815 mit Oberstleutnant Friedrich von Horn 8, 11f., 928, 1735 Korff, Nicolaus von (gest. 1813), Sohn des Königsberger Generallandschaftsdirektors Friedrich Heinrich von K., preuß. Offizier 1735 Korstedt, Frau in der Uckermark (Friedenfelde?) 131 Kotzebue, A u g u s t Friedrich Ferdinand von (1785 geadelt; 1761–1819), Schriftsteller, 1781 Sekretär in Petersburg, 1783 Assessor in Reval, 1785–1790 Magistratspräsident von Estland, 1799 in Weimar, 1802 in Berlin, danach in russ. Dienst, in Mannheim von Karl Sand ermordet 144, 323, 817, 990, 1058, 1213, 1280, 1363, 1547f., 1558, 1566 Kraffel, Gotthilf Ludewig (gest. 1821), Justizkommissar und Notar des Kammergerichts in Prenzlau (Uckermark), seit 1809 Syndikus und Bürgermeister ebd. 131, 584, 1038 Kraffelt Kraffel Kranach Cranach Krappfries Fries, Christian Adam Kraus, Christian Jakob (1753–1807), seit 1781 Prof. der Philosophie in Königsberg, seit 1790 vor allem staatswissenschaftl. Vorlesungen 937, 939 Kreutzer Creuzer Krieger, Christian (1746–1825), Buchhändler und Verleger, zunächst in Gießen, seit 1783 in Marburg 1122 Kriemhild, burgund. Königstochter, im Nibelungenlied 236, 240, 347f. Krockow, Johann Constantin Graf von, aus Roschütz (Pommern), 1805 in Halle als stud. cam., 1807 in Heidelberg als stud. iur. immatrikuliert 584
1792
Personenregister Krockow, Wilhelm Joachim R e i n h o l d Graf von (1767–1821), preuß. Major, bis 1796 im Husarenregiment Blüchers, zuletzt Rittmeister, 1807 in Danzig Gründung eines Freikorps, zwei Jahre Haft in Kolberg, 1813 Major im 9. preuß. Infanterie-Regiment 19, 934f. Krokow Krockow *Krüdener, Barbara J u l i a n e von 31, 39, 243, 245f., 705, 713, 800, 936, 950, 1177, 1180, 1385, 1454f., 1673, 1711 Krüdener, Burchard Alexis Konstantin von (1746–1802), livländ. Baron, russ. Gesandter in Mitau, Venedig und Kopenhagen, 1782 verh. mit der Vorigen 1711 Krüdener, Juliette von (1787–1865), Tochter von Juliane von K., verh. mit dem Freiherrn F. K. von Berckheim (1785– 1836) 950, 1711 Krug, Wilhelm Traugott (1770–1842), Theologe und Philosoph, 1801 Prof. in Frankfurt/O., 1805 Nachfolger Kants in Königsberg, seit 1809 in Leipzig 925, 990 Kügelchen Kügelgen Kügelgen, Franz G e r h a r d von (1772– 1820), Porträt- und Historienmaler, 1791–1793 in Rom, 1798–1803 in Petersburg und Livland, 1805 in Dresden, 1814 Prof. an der Kunstakademie ebd. 631, 1615–1617 Kühnel, Ambrosius (1770–1813), Organist in Leipzig, 1800 Gründer eines Musikverlags ebd. 1618 Kuhn, Friedrich August (1784–1829), 1808 Gründung des Berliner Kunst- und Industriecomptoirs und Hg. der Zs. Der Freimüthige 817, 991, 1213, 1240, 1364 Kummer, Paul Gotthelf (1750–1835), Buchhändler und Verleger in Leipzig 129 Kunigunde von Luxemburg (um 980–1039), Tochter des Grafen Siegfried von L., 998 verh. mit Kaiser Heinrich II., 1024 im Kloster Kaufungen (b. Kassel), 1200 heilig gesprochen 1207
Kuntz, Carl (1770–1830), Maler und Radierer, Ausbildung an der Mannheimer Zeichnungsakademie, 1796 Zeichner bei der Chalkographischen Gesellschaft in Dessau, 1804 Hofmaler in Mannheim, seit 1808 in Karlsruhe 169, 1094 Kunz Kuntz Kyd, Thomas (1558–1594), engl. Dramatiker 1068, 1135, 1304 Lab… Labes, Johannes Labes, Adelgunde Christina, geb. von Groddeck (1769–1808), Tochter des Danziger Bürgermeisters Michael von G., 1805 verh. mit Friedrich L. (12), 22, 943 *Labes, C a r o l i n e Marie Elisabeth von 30, 70–72, 109, 126–128, 130f., 136, 156, 160, 323f., 333–335, 340f., 345, 349, 351, 371, 379, 429, 445, 462, 493, 516, 594, 605, 618f., 633, 919, 922f., 942, 952, 973, 996f., 1006, 1013, 1037, 1043, 1062 , 1069, 1118f., 1236, 1304, 1313, 1320, 1327, 1352, 1402, 1431, 1460f., 1475, 1508, (1574), 1710, 1712, 1715, 1732 Labes, Christina Juliana, geb. Wallersteen, verh. mit Kaspar L., Mutter von Johannes L. 1713 Labes, Friedrich (1762–1809), Bruder von Johannes L., Prediger in Ohra (b. Danzig), danach an der Jakobskirche in Danzig (12), (22), 943, 1713 Labes, Johann (Hans) (1731–1776), preuß. Kammerherr und Legationssekretär, 1760 verh. mit Caroline Daum ( Labes, Caroline) , Großvater Arnims 1712, 1732 *Labes, Johannes (4), (6), 11, 19, 22, 928, 942, 1280, 1713 Labes, Kaspar (gest. 1765), Vater von Friedrich und Johannes L., Kaufmann in Danzig 1713 Labes, Susanna Jakobina, geb. Mahl, Tochter des Danziger Fabrikanten Jakob M., 1787 verh. mit Johannes L. 1713 La Canal, Samuel, Prediger der frz.-ref. Kirche und Schuldirektor in Königsberg 935
1793
Personenregister Laconel La Canal Lafage, Raimond de (1650–1690), Zeichner und Graphiker in Toulouse, Paris und Rom 1744 La Fle`che, J. A. (geb. 1779), dilettierender Musiker, in Paris Sekretär Je´roˆme Bonapartes, seit 1807 in Kassel dessen Kammerherr 208, 389f., 1354f. La Fle`che-Keudelstein, Jean-George Constantin de, Bankier in Genua, seit 1807 im Königreich Westphalen Generalintendant des königl. Hauses und Staatsrat, 1810 zum Ritter ernannt, verh. mit der Folgenden 1354 La Fle`che-Keudelstein, Bianca (Blanche), geb. Carrega (gest. 1864), Frau des Vorigen, Palastdame der Königin Katharina von Westphalen, ausschweifender Lebensstil 1354 Lafontaine, A u g u s t Heinrich Julius (1758– 1831), Erfolgsromancier der Goethezeit 1286 La Foye, Louis de (1781–1843), Botaniker, frz. Emigrant, preuß. Offizier in Berlin, 1804 Rückkehr nach Frankreich, seit 1808 Prof. in Caen 1411 Lampe, Martin (1734–1806), Diener Kants 1729 Lange, Gottlieb August (um 1760–1810), Buchhändler in Berlin 1722 Langer, Robert von (1782–1846), seit 1806 Lehrer an der Kunstakademie in München, 1841 Direktor der Gemäldegalerie ebd. 544 La Roche, F r i e d e r i k e Eleonore, geb. von Stein zu Lausnitz (1772–1838), verh. mit dem Folgenden (224), 1153 La Roche, Georg C a r l von (1766–1839), Sohn von Sophie und Georg Michael Frank von L., 1788 preuß. Bergrat und Assessor bei der Saline in Schönebeck, 1805 Geh. Oberbergrat in Berlin, 1810 Direktor des Oberbergamtes (164), 181, 208, 259, 1085, 1153, 1708 La Roche, Georg Michael Frank von (1720– 1788), 1770 kurtrier. Konferenzminister
in Koblenz-Ehrenbreitstein, 1775 Staatsrat, 1778–1780 Kanzler, danach entlassen in Speyer, seit 1786 in Offenbach, 1753 verh. mit der Folgenden, Großvater von Bettina und Clemens Brentano 1388, 1429, 1504 La Roche, Marie S o p h i e von, geb. Gutermann (1730–1807), Schriftstellerin, 1753 verh. mit dem Vorigen, mit ihm seit 1754 in Mainz, Warthausen und Bönnigheim, 1771 in Koblenz-Ehrenbreitstein, seit 1786 in Offenbach, Großmutter von Bettina und Clemens Brentano (417), (439), 1248, 1383, 1388, 1418, 1429, 1504, 1550, 1689, 1694, 1709, 1728 Lassaulx, Adam Joseph de (1753–1813), Jurist, kurtrier. Regierungsrat, Appellationsgerichtsrat in Trier, Drucker und Verleger in Koblenz, Legationssekretär beim Wiener Gesandten am kurtrier. Hof in Koblenz (580), 1248, 1457, 1561, 1701 Lassaulx, F r a n z Georg Joseph de (1781– 1818), Sohn des Vorigen, Mitglied der Koblenzer republikanischen Bewegung, 1797–1801 Sekretär der Munizipalität, 1797 Übernahme der väterlichen Druckerei, 1801 Eröffnung eines Advokatenbüros, 1806 Prof. an der Koblenzer Rechtsschule, 1809 Rektor, 1813 Flucht nach Frankreich, 1814 Rektor der jurist. Fakultät in Nancy 1107, 1701 Lassaulx, Katharina de Görres, Katharina Lassaulx, Maria C h r i s t i n e Clementine de, geb. Volmar (geb. 1761), Mutter der Vorigen, 1778 verh. mit Adam Joseph de L. 46, 299, 813f., 817f., 976, 1092, 1248, 1271, 1416, 1457, 1701 Laukhard, Friedrich Christian (1758–1822), Schriftsteller, 1784 Magister und Privatdozent in Halle, danach preuß. Soldat im Regiment Thadden, 1804–1811 Pfarrer in Veitsrodt (b. Idar-Oberstein), danach in Bad Kreuznach 41, 967 Laura (Laure de Noves; um 1308–1348), Geliebte Petrarcas 442, 1419
1794
Personenregister Lavater, Johann Kaspar (1741–1801), schweiz. ref. Theologe, Schriftsteller und Physiognom, seit 1775 Pfarrer in Zürich 42 Lavoisier, Antoine Laurent de (1743–1794), frz. Chemiker und Jurist, Hauptzollpächter in Paris 1269 Leben Loeben Leberecht, Peter (Pseudonym) Tieck, Ludwig Le Camus, Pierre-Alexandre, Graf von Fürstenstein (1774–1824), erster Kammerherr und Günstling König Je´roˆmes in Kassel, 1808 Mitglied des Staatsrates, dann Minister-Staatssekretär (Nachfolger Johannes von Müllers) 164, 389, 1104, 1355 Leda, Gemahlin des spart. Königs Tyndareos (griech. Myth.) 184 Lefebvre, Franc¸ois-Joseph (1755–1820), frz. Militär, 1794 Divisionsgeneral, 1804 Marschall, leitet 1807 die Belagerung von Danzig, 1808 Befehlshaber des 5. Armeekorps in Spanien, 1809 in Tirol 24, 925, 943 Lehnhardt, Marie, Kinderfrau bei Savignys 321f., 325, 337, 371, 376, 725, 1278, 1303, 1339 Le(h)nhartin Lehnhardt Leibnitz Leibniz Leibniz, Gottfried Wilhelm von (1646– 1716) 1194 Leiden (Leyden), Johann von Bockelson, Johann Leiningen, Carl Friedrich Wilhelm Fürst zu (1724–1807), kurpfalzbayer. Geheimer Rat und Generalleutnant, 1779 Erhebung in den Reichsfürstenstand, 1796 Vertreibung aus der Pfalz, 1802/03 Entschädigung mit dem Fürstentum Leiningen, 1806 Verlust der Souveränität 1134 Leiningen, Emich Carl zu (1763–1814), Sohn des Vorigen, bayer. Generalleutnant und Regimentsinhaber, 1807 Fürst (314)
Leisewitz, Johann Anton (1752–1806), Schriftsteller, 1774 Mitglied des Göttinger Hainbunds, 1778 Landschaftssekretär in Braunschweig, 1805 Präsident des Obersanitätskollegiums ebd., Onkel St. A. Winkelmanns, 1781 verh. mit der Folgenden (618), 1600, 1713 *Leisewitz, Sophie Marie Katharina 937, 1600, 1713 Lenclos, Ninon (Anne) de (1620–1705), frz. Kurtisane und Salonnie`re am Hof Ludwigs XIV. 41, 969 Lene Püttmann, Helene Lengefeld, Carl Christoph von (1715– 1775), Oberforstmeister und Kammerrat in Rudolstadt 1730, 1748 Lengefeld, Louise Juliane Eleonore Friederike, geb. von Wurmb (1743–1823), verh. mit dem Vorigen, seit 1789 Hofmeisterin in Rudolstadt 1730, 1748 Lenhart Lehnhardt Leo, Maria, geb. Reichardt, älteste Schwester von J. F. Reichardt, verh. mit dem Bankdirektor Carl Ludwig L. in Königsberg (54), 982 Leo, L e o n a r d o Ortensio Salvatore de (1694–1744), Komponist von Kirchenmusiken und Opern 1719 Leo´n, Luis de (1527–1591), span. Dichter 180, 1110 Lepel, Gottlieb Christoph Gustav von (1746– 1813), kurhess. Divisionsgeneral, 1809 Präsident der Sektion Kriegswesen im westphäl. Staatsrat und Gouverneur von Kassel, 1810 Abschied 1604 Lepel, Hellmuth August Alexander von (1773–1812), seit 1807 in Kassel, westphäl. Offizier, 1808 Oberst des Regiments Chevaule´gers-Garde, 1810 in den Grafenstand erhoben und Adjutant des Königs Je´roˆme, 1811 Brigadegeneral, 1812 in Rußland als Kommandeur einer Kürassier-Brigade gefallen 173, 181, 620, 1101, 1603f., 1606 Le Pique, Carl Philipp, Geistlicher Administrationskollektor in Alzey, Vater von Johann Philipp L. 1714
1795
Personenregister Le Pique, Franzisca Elisbetha, geb. Hepp, 1803 verh. mit dem Folgenden 1714 *Le Pique, Johann Philipp 418, 1059, 1267, 1389f., 1674, 1698, 1714, 1740 Lerchenfeld, M a x i m i l i a n Emanuel Graf von und zu (1772–1809), bayer. Gesandter 1801 in Dresden, 1808 in Kassel 803f., 1044 Leske, Carl Wilhelm (1784–1837), Sohn des Folgenden, Buchhändler und Verleger, 1801 Geschäftsführer, 1806 Teilhaber der Heyerschen Buchhandlung in Darmstadt, 1811 Heyer & Leske, 1821 Hofbuchhandlung C. W. Leske 514, 554, 1538 Leske, Nathanael Gottfried (1751–1786), Naturforscher, Ökonom und Buchhändler, 1775 Prof. für Naturgeschichte, 1777 für Kameralistik in Leipzig, 1780 verh. mit der Folgenden 1695 Leske, Eleonore S o p h i e Marie *Creuzer, Eleonore S o p h i e Marie Lessing, Gotthold Ephraim (1729–1781) 289, 664, 1082 Lessing, Karl Gotthelf (1740–1812), Bruder des Vorigen, seit 1765 in Berlin, 1779 Münzdirektor in Breslau, Hg. der Schriften G. E. Lessings 1082 Lestock L’Estocq L’Estocq, Anton W i l h e l m von (1738– 1815), preuß. Militär, 1805 Generalleutnant, 1808 Gouverneur von Berlin, 1814 von Breslau 12, 15, 32, 34f., 35, 684, 924, 952 Leto, Geliebte des Zeus (griech. Myth.) 989 Leveson-Gower, Lord Granville (1773– 1846), brit. Diplomat, 1804–1812 Gesandter in Rußland, danach in Den Haag, 1824 in Paris 951 Levin, Rahel (1771–1833), Berliner Salonnie`re, Schriftstellerin, Tochter des Berliner Kaufmanns Markus Levin, 1814 verh. mit Karl August Varnhagen von Ense 426, 1204, 1263, 1292, 1717, 1735, 1741
Levrault, Franc¸ois Georges (1722–1798), Drucker und Buchhändler in Straßburg und Paris 191, 1122 Levy, Sara, geb. Itzig (1761–1854), Berliner Salonnie`re, Tochter des Berliner Bankiers Daniel Itzig (1723–1799); 1783 verh. mit dem Bankier Samuel Salomon Levy (1760–1806) 1692 Leyden, Lucas van (1494–1533), niederl. Maler und Kupferster 494 Lianno Lian˜o Lian˜o, Alvaro Augustin de (1782–1848), span. Mönch, Mitglied der Propaganda in Rom, dann Priester der jansenist. Kirche von Utrecht, 1807 aus Holland verwiesen, 1808 in Berlin, dort zum Protestantismus konvertiert und Heirat, 1810– 1822 Bibliothekar und Spanischlektor an der königl. Bibliothek, zuletzt in Neuwied 180, (194), 1108–1110, 1126 Lich Solms-Hohensolms-Lich Lichelsky Diezelsky Lichtenau, Friederike W i l h e l m i n e von, geb. En(c)ke (1753–1820), Mätresse Friedrich Wilhelms II. von Preußen, 1782 verh. mit dessen Kammerdiener Johann Friedrich Rietz, 1786 gesch., 1796 zur Gräfin Lichtenau erhoben, 1797 von Friedrich Wilhelm III. nach Glogau verbannt, 1811 rehabilitiert (1086) Lichtenberg, Georg Christoph (1742–1799) 290, 1230, 1240, 1697 Lindenau, Carl Heinrich August Graf von (1755–1842), preuß. Generalleutnant, Reisestallmeister von Friedrich Wilhelm II., während der Befreiungskriege Generalmajor der Neumärk. Landwehr 12, 928 Lindenmeyer, C h a r l o t t e ( L o t t e ) Luise Johanette, Tochter des Pfarrers Christian Friedrich L. (1739–1806) in Großen-Linden (b. Gießen), 1799 verh. mit Leonhard Creuzer 1575 Lindenmeyer, E r n e s t i n e Luise, verh. Groos (1784–1823), Schwester der Vorigen, vmtl. 1808 mit einem Advokaten
1796
Personenregister verh., Jugendliebe Savignys (592), (596f.), 599, (616), 1575, 1578 Linder, Emilie (1797–1867), Malerin und Kunstsammlerin, Ausbildung in München und Rom, seit 1832 in München, befreundetmitClemens Brentano 1110 Linne´, Carl von (1707–1778), schwed. Naturforscher 1650 Lips, Johann Heinrich (1758–1817), schweiz. Kupferstecher, seit 1789 in Weimar, bis 1794 Kupferstecher und Lehrer an der Freien Zeichenschule 1640 Lisbeth, Kammerjungfer Bettina und Meline Brentanos 470, (593), 1448 Lischen, Dienerin Katharina Elisabeth Goethes 1466 Liscow, Christian Ludwig (1701–1760), Satiriker, 1741–1749 Sekretär des sächs. Ministers Heinrich von Brühl in Dresden, danach auf seinem Gut Berg (b. Eilenburg) 1230, 1240 Liskov Liscow Lobkowitz, Franz Joseph Maximilian Fürst von (1772–1816), österr. Generalmajor, Kunstmäzen in Wien, 1792 verh. mit Marie Caroline Fürstin von Schwarzenberg 625 Loder, Justus Christian (1809 geadelt; 1753– 1832), Arzt, 1778 Prof. der Anatomie und Chirurgie in Jena, Hofrat und Prorektor der Uni., 1803 in Halle, 1808 Leibarzt der königl. Familie in Königsberg, 1810 Arzt in Moskau, Staatsrat und Leibarzt des Zaren 1528 *Loe, Friedrich Karl (von) 1714 Loeben, Otto Heinrich Graf von (Ps. Isidorus Orientalis; 1786–1825), Schriftsteller, 1807 in Heidelberg, befreundet mit den Brüdern Eichendorff, 1813 Kriegsfreiwilliger, seit 1817 in Dresden 273, (507), (574), 809, 1222, 1556 *Löw, Joseph 1432, 1490, 1659, 1714f. Löw (Löwen) von und zu Steinfurth, Georg Karl Hermann Wilhelm Freiherr von (1750–1811) (136), 668, 1044
Löw (Löwen) von und zu Steinfurth, L u i s e Susanne Euphrosine, geb. Diede zum Fürstenstein (1778–1858), 1804 verh. mit dem Vorigen (136) Loos, Eva Katharina, geb. Ammann (1750– 1834), Mutter des Folgenden in Heidelberg, verh. mit dem dortigen Bäcker und Handelsmann Johann Martin Loos 163 Loos, Johann Jakob (1774–1838), 1802 Privatdozent in Heidelberg, seit 1805 Prof. der Medizin ebd., unverh., seit Anfang 1810 geisteskrank 1098, 1696 Lorck, Berend (1784–1862), Kaufmann aus Memel, vmtl. seit 1809 in Königsberg, später Stadtrat ebd. 1686 Lorrain, Claude (1600–1682), frz. Landschaftsmaler 1507 Lot und sein Weib, Bürger von Sodom (bibl.) 937 Lottchen *Schwinck, Charlotte Helene Louis Grimm, Ludwig Emil Louise Reichardt, Caroline Louise Louise Henriette Brandenburg Loyal, Ludwig, Mechaniker in Königsberg, 1807 Hauswirt von L. F. A. Wißmann 69 Lubienska, Pauline Gräfin von, geb. Gräfin Potocka 1292 Lucas van Leyden (Leiden; 1494–1533), niederl. Maler und Kupferstecher 494, 1473 Lucretia (um 500 v. Chr.), sagenhafte Römerin, berühmt durch Schönheit und Tugendhaftigkeit 413, 1384 Ludwig XIV. (1638–1715), 1643 König von Frankreich 969 Ludwig XVI. (1754–1793), 1774 König von Frankreich 1550 Lüttwitz, Ferdinand Moritz von (1773– 1831), Theaterenthusiast und Schriftsteller, seit 1785 im preuß. Militärdienst in Breslau, 1806 Hauptmann in Cosel (Schlesien), danach in Berlin und auf Reisen, später in Breslau 70 Lütwitz Lüttwitz, Ferdinand Moritz von Lui; Luis Grimm, Ludwig Emil
1797
Personenregister L u i s e Auguste Wilhelmine Amalie (1776– 1810), Königin von Preußen, Tochter des Herzogs Carl Ludwig Friedrich von Mecklenburg-Strelitz, 1793 verh. mit Friedrich Wilhelm III. von Preußen 4, 6, 31, 33, 287, (684), 799, 802, 922, 950f., 1006, 1044, 1055f., 1503, 1599 Lukas, Evangelist 57, 984 Lulu Jordis, Lulu Lusi, Spiridion Graf von (1741–1815), aus Griechenland (Kephalonia) stammender Diplomat und Militär, auf Einladung Friedrichs II. 1777 in Potsdam, 1781 preuß. Botschafter in London, 1798 Generalleutnant, 1803 Gesandter in Petersburg 774 Luther, Martin (1483–1546) 65, 68, 642, 693, 991, 1633 Machiavelli, Niccolo` di Bernardo die (1469– 1527), ital. Philosoph 39 Macpherson, James (1736–1796), schott. Dichter, Geschichtsschreiber und Übersetzer, Nachahmer gälischer Volkspoesie 199, 203, 706, 943, 1130, 1533 Macrobius, Ambrosius Theodosius (um 400), spätantiker Philosoph und Schriftsteller 1629 Madelung, Karl Ernst August Wilhelm (1776–1849), gothaischer Kabinettsrat, später Hofrat 385 Magdalena Maria Magdalena Mahl, Jakob (1766–1815), Gold- und Silberfabrikant in Danzig 1713 Mahlmann, Siegfried August (1771–1826), Schriftsteller, Redakteur und Verleger, seit 1798 in Leipzig, 1802–1806 Besitzer der Junius’schen Buchhandlung, seit 1805 Hg. der Zeitung für die elegante Welt 549, 1531 Mahomet Mohammed Mai May Majer, Georg Gottlob F r i e d r i c h (1772– 1818), Schriftsteller und Mythologe, 1796–1798 Gehilfe in der Jenaer Universitätsbibliothek, 1798–1804 in Weimar,
Cicisbeo Sophie Mereaus, Hofrat in Gera und Erzieher des Erbprinzen von ReußSchleiz 1737 Malborough Marlborough Maler Müller Müller, Friedrich Malespini, Celio (1531–1609), ital. Abenteurer und Schriftsteller 1251 Malmann Mahlmann Mannel, Adam (1758–1834), seit 1788 Pfarrer in Allendorf an der Landsburg (b. Ziegenhain) (315), 331, 360, (395), (416), (418), 469, 1085, 1265, 1313, 1352, 1355, 1358, 1363, 1390, 1514, 1605, 1689 Mannel, Heinrich Wilhelm (1786–1834), Sohn des Vorigen (449), 1426 Mannel, Sophie F r i e d e r i k e (1783–1833), Tochter von Adam M., Beiträgerin zum Wunderhorn 209, 621, 1103, 1605 Marchwiatowski, Margareta (Malgona; geb. 1783), 1801 verh. mit Zacharias Werner, 1805 gesch. (455), 1434 Marheineke, Philipp Konrad (1780–1846), seit 1805 Prof. der Theologie und Universitätsprediger in Erlangen, seit 1807 Prof. in Heidelberg, seit 1811 in Berlin 194, 584, 819, 1098, 1289, 1430 Maria, Mutter Jesu 464, 564, 1073, 1239, 1473, 1525, 1531, 1572, 1673, 1675, 1730, 1740 Maria Magdalena, Büßerin und Jüngerin Jesu 113, 344, 456, 1356, 1435 Maria Stuart (1542–1587), Königin von Schottland 76, 79, 695 Marie Brentano, Marie Marienna (geb. um 1790), Italienerin aus Perugia, 1809 in Berlin 772 Marlborough, John Churchill Herzog von (1650–1722), engl. Feldherr 474, 1454 Mars, röm. Kriegsgott 650 Marschall von Bieberstein, Hans Christian Friedrich (1763–1842), preuß. Militär, 1800 Major, 1810 Kommandeur der Kadettenanstalt in Stolp (Ostpommern), 1811 in Potsdam, danach in Berlin, 1815 Oberst (935)
1798
Personenregister Martens, O t t o Johann Daniel (1783– 1830), Schriftsteller, Schüler von J. H. Voß in Eutin, 1803 Studium in Jena, 1805/06 Hauslehrer bei Schiller in Weimar, 1807–1819 Lehrer am Gymnasium in Heidelberg, seit 1820 am Gymnasium in Bielefeld 627, 1534, 1611 Martin von Tours, Heiliger (316/17–397), röm. Soldat, zum Christentum übergetreten, seit 372 Bischof von Tours 1350, 1561 Martin, Christoph Reinhard Dietrich (1772– 1857), seit 1802 Prof der Rechte in Göttingen, seit 1805 in Heidelberg, seit 1816 Justizrat am Oberappellationsgericht in Jena 820, 1125, 1324 Marwitz, Alexander von der (1787–1814), nach Studium in Halle in Berlin, befreundet mit Rahel Levin und ihrem Kreis, 1809 Teilnahme am Fünften Koalitionskrieg, 1814 gefallen, Bruder des Folgenden 1717 Marwitz, Friedrich August Ludwig von der (1777–1837), preuß. Militär, 1806/07 Rittmeister im Stab des Fürsten Hohenlohe-Ingelfingen, 1807 Gründung eines Freikorps, 1811 Festungshaft in Spandau, 1813 Organisator der märk. Landwehr 949 Massenbach, C h r i s t i a n Carl August von und zu (1758–1827), preuß. Militär und kritischer Schriftsteller, 1806 Stabschef des Fürsten Hohenlohe-Ingelfingen, 1817 verhaftet, 1819–1826 wegen Hochverrat Festungshaft in Küstrin (141), 1053 Massenger Massinger Massinger, Philip (1583–1640), engl. Dramatiker 155 Maßmann, Hans Ferdinand (1797–1874), mediävistischer Philologe, Schriftsteller, Mitinitiator der Turnbewegung 1425 Maure Mauve Maurer, Vater von A. W. Maurer, Privatsekretär Ifflands 770 Maurer, dessen Frau 770
Maurer, August Wilhelm (1792–1864), Patenkind Ifflands, Schauspieler, 1809– 1819 am Berliner Hoftheater, danach in Stuttgart 770 Mauve, Carl Christian (1782–1863), 1804 Referendar bei der kurmärk. Kammer, 1810 Regierungsrat in Königsberg, später Geh. Oberfinanzrat und Steuerdirektor in Danzig 115 Maximilian I. (1459–1519), Erzherzog von Österreich, 1486 röm.-dt. König, seit 1508 Kaiser 1510 Maximilian I. Joseph (1756–1825), 1799 als Maximilian IV. Herzog von Bayern und Kurfürst, seit Januar 1806 erster König von Bayern (553), (557), (603), 1505, 1511, 1517f., 1538, 1542, 1584f. Maximilian II. (1527–1576), 1562 röm.-dt. König, seit 1563 Kaiser 1616 May, Franz Anton (1742–1814), Gynäkologe, nach Studium in Heidelberg 1762 Dr. phil., 1766 Dr. med., danach Lehrer an der Hebammenschule in Mannheim, seit 1783 Prof. für Geburtshilfe in Heidelberg 48 Mayer Meyer, Johann Heinrich Mayer, Caroline Richter, Caroline Mayer, Karl (1786–1870), Jurist und Schriftsteller, 1809 Advokat in Heilbronn, später Assessor in Esslingen, 1831 Mitglied des württ. Landtags 421, 1360 Mebus, Helene, verh. Frühling (gest. 1814), Sängerin und Schauspielerin, 1798– 1808 am königl. Nationaltheater in Berlin, 1808/09 in Mannheim, 1813/14 in Düsseldorf 31, (559), 1543 Meckenem, Israhel van d. J. (um 1440– 1503), Kupferstecher in Bocholt 1491 Mecklenburg-Strelitz, C a r l Ludwig Friedrich von (1741–1816), 1794 Herzog, 1815 Großherzog, königl. großbrit. und kurfürstl. braunschweig.-lüneburg. Feldmarschall 951, 1045 Mecklenburg-Strelitz, G e o r g Friedrich Carl Joseph Erbprinz von (1779–1860), Sohn des Vorigen, 1816 Großherzog (149), 1062
1799
Personenregister Medea, Zauberin (griech. Myth.) 1547 Meduse, Gorgone (griech. Myth.) 602, 1353, 1583 Meerkatz Merkatz Melber, Johann David (1773–1824), Arzt in Frankfurt/M., Sohn von Johanna Maria M., geb. Textor, Vetter Goethes 1501 Melwerd Melber Meinrad von Einsiedeln (um 797–861), Eremit, Gründer des Klosters Einsiedeln 269, 1290, 1300 Meline Brentano, Magdalena (Meline) Memnon, Sohn der Eos und des Tithonos, König von Äthiopien (griech. Myth.) 987 Mendelssohn, Moses (1729–1786) 1326, 1731 Mendelssohn, Nathan (seit 1809 Carl Theodor Nathanael M.; 1782–1852), jüngster Sohn des Vorigen, seit 1806 Mechaniker und Instrumentenbauer in Berlin, 1813 Freiwilliger, 1822 Gründung einer Eisenhütte in Bad Reinerz 358, 1326 Merck, Johann Heinrich (1741–1791), Schriftsteller in Darmstadt, 1768 hessendarmstädt. Kriegszahlmeister, 1774 Kriegsrat 1429 Mereau, Emina Gisela H u l d a (1797– 1832), Tochter Sophie Brentanos aus 1. Ehe mit F. E. C. Mereau, von Clemens Brentano adoptiert, 1824 verh. mit dem Heidelberger Theologie-Prof. Karl Ullmann (1796–1865), seit 1829 in Halle 46, 49, 51, (150), 167f., 173f., 185, 191, 201, 203, 220, 229f., 251, 270, 291, 344, 502, (546), 553, 561, 707, (806), 815, 1063, 1090f., 1099, 1101, 1160, 1177, 1187, 1308f., 1529, 1692, 1700 Mereau, Friedrich Ernst Carl (1765–1825), 1793–1800 Universitätsbibliothekar in Jena, seit 1795 Prof. der Rechte ebd., 1793 verh. mit Sophie Schubart, 1801 gesch., 1802 verh. mit Christiane Juliane Herold, 1803 Amtmann in Themar (b. Hildburghausen), 1806 Oberamtmann in Saalfeld (49), 977, 1063
Mereau, Sophie Brentano, Sophie Merian, Matthäus d. Ä. (1593–1650), Kupferstecher und Verleger 484, 1451, 1463 Merkatz, Johann Friedrich von (1729–1815; 1770 geadelt), seit 1746 im preuß. Militärdienst, 1798 Generalleutnant 149, 1062 Merkel, Garlieb Helwig (1769–1850), Schriftsteller, aus Livland, 1797 in Weimar, seit 1799 Literaturkritiker und Publizist in Berlin, Ende 1803 bis Herbst 1806 Hg. des Berliner Freimüthigen, danach vor allem in Livland 64, 817, 990, 1213, 1656 Merkur (Mercurius; griech. Hermes), röm. Gott des Handels, Götterbote 62, 1450f. Messalla (Meßalä) Corvinus (Marcus Valerius Messalla Corvinus; 64 v. Chr.–13), Vater des Folgenden, röm. General und Schriftsteller 1291 Messalinus Cotta (Marcus Aurelius Cotta Maximus Messalinus; um 14 v. Chr.nach 32), röm. Augur, Freund Ovids, Vertrauter des Tiberius 330, 1184, 1291 Metastasio, Antonio Pietro (Ps. von Pietro Trapassi; 1698–1782), ital. Schriftsteller und Librettist, seit 1729 in Wien 1050 Metzguer, Madame, Leiterin eines Erziehungsinstituts in Zabern 1728 Metzler, Johanna Friederike, geb. Heyder (1784–1836), 1803 verh. mit dem Frankfurter Bankier Johann Friedrich M. (1780– 1864) 594 Meurers, Bernhard (1778–1846), Jurist, Studienfreund Savignys in Marburg, bis 1805 Advokat in Limburg, danach in Ehrenbreitstein (b. Koblenz), später Landgerichtsrat ebd. (474) Meusebach, Karl Hartwig Gregor von (1781–1847), Jurist, Philologe und Sammler in Berlin, 1819 Oberrevisionsrat 1399 Meyer, Johann Heinrich (1760–1832), schweiz. Maler und Kunsthistoriker,
1800
Personenregister Kunstfreund Goethes, Schüler von Johann Heinrich Füßli in Zürich, 1784– 1789 in Rom, seit 1791 in Weimar, 1795 Lehrer und Direktor der Freien Zeichenschule ebd. 129, 138, 1047, 1316, 1616 Meyer, Johann Karl Heinrich (1767–1828), Arzt in Berlin, 1802 verh. mit Henriette Hendel-Schütz, 1805 gesch. 1705 Meyer, Johannes (1422/23–1485), Dominikanermönch aus Basel, Schriftsteller, als Ordensreformer in verschiedenen süddt. Klöstern 1103 Meyer, Joseph (1796–1856), 1826 Gründer des Bibliographischen Instituts zunächst in Gotha, seit 1828 in Hildburghausen, 1839–1855 Hg. des Großen Conversations-Lexikons für die gebildeten Stände 1707 Meyrers Meurers Michael Angelo Michelangelo Buonarroti Michaelis, Charlotte Wilhelmine Dieterich, Charlotte Wilhelmine Michaelis, Salomo(n) (1768/69–1844), seit Übertritt vom Juden- zum Christentum 1808/09 Heinrich Salomo(n) Michaelis (und andere Vornamenfolgen), seit 1792 Hauslehrer in Neustrelitz, dort 1794 Eröffnung einer Hofbuchhandlung mit Verlag, seit 1799 in Paris u.a. frz. Städten publizistisch aktiv, aus finanziellen o. politischen Gründen verfolgt und jahrelang inhaftiert; Winter 1807/08-Sommer 1810 in Heidelberg Lehrer für frz. Sprache, und Literatur, 1808 antirom. Publizistik als Mitarbeiter des Tübinger Morgenblatts für gebildete Stände, 1810 durch Vermittlung Eichstädts Dr. phil. der Uni. Jena; seit 1810 Prof. für dt. Sprache und Literatur in Tübingen, 1811 auch Zensor für nichtwissenschaftl. Schriften; seit 1817 Redakteur des Württembergischen Staats- und Regierungsblatts in Stuttgart, wo er den Württembergischen Volksfreund (1818/19) grün-
det, 1822 vorzeitig pensioniert (576), 819, 1185, 1270, 1361, 1363, 1452, 1484, 1558 Michel, Johann Balthasar (1755–1818), Kaufmann aus Mannheim, seit 1801 Gastwirt in München 1550 Michelangelo Buonarrotti (1475–1564) 285, 286, 722 Miller, Johann Martin (1750–1814), ev. Theologe und Schriftsteller, 1770 Mitbegründer des Göttinger Hainbunds, 1780 Pfarrer und Gymnasialprof. in Ulm, 1804 Konsistorialrat, 1809 Dekan 764 Milton, John (1608–1674) 571, 735, 1552 Möhn, Luise (Ludovika), geb. La Roche (1759–1832), Tochter von Sophie von La Roche, 1779 verh. mit dem kurtrier. Revisionsgerichtssekretär und fuld. Hofrat in Koblenz C h r i s t i a n J o s e p h Richard Nepomuk Möhn (1754–1805; 1789 wegen Trunksucht entlassen), 1807 2. Ehe mit Ludwig von Hessen (444), (450), 1387, 1427 Möllendorf, Friedrich Leopold von, 1806 Premierleutnant im in Berlin stationierten Regiment Möllendorf, 1812 verabschiedet 31, 70, 1747 Mohammed (Mahomet; 569–632) 678 Mohr, Jacob Christian Benjamin (1778– 1854), nach Buchhändlerlehre in Frankfurt/M. bei J. C. Dieterich in Göttingen, 1797 in der Hoffmannschen Buchhandlung in Hamburg, 1804 Übernahme der Buchhandlung von August Hermann in Frankfurt/M., verh. mit dessen Witwe, 1805 Gründung der Buchhandlung von Mohr und Zimmer in Heidelberg und Frankfurt/M., seit 1811 nur in Heidelberg, seit 1822 alleinige Leitung 135, 138, 159, 167, 231, 250, 322, 327, 332, 356, 384, 392, 451, 478, 596, 670, 1042, 1047, 1059, 1075, 1089, 1133, 1156, 1170, 1230, 1234, 1237, 1360, 1391, 1427, 1577, 1744, 1748 Moi Moy Molie`re, Jean-Baptiste (1622–1673) 258, 569, 1200
1801
Personenregister Molitor, Franz Joseph (1779–1860), Lehrer am Philanthropin und am Gymnasium Fridericianum in Frankfurt/M., 1812– 1814 Prof. für Philosophie am Lyzeum ebd. 277, 280, 379, 1224, 1341 Molter, Friedrich Valentin (1722–1808), Bibliothekar und Schriftsteller, 1769 Mitdirektor der Karlsruher Hofbibliothek, seit 1772 deren Leiter 393, 1358 Monlidor Molitor Montaigne, Michel de (1533–1592) 1378 Montgelas, Ernestine von, geb. von Arco (1779–1820), 1803 verh. mit dem Folgenden 545, 1525 Montgelas, Maximilian Joseph Graf von (1759–1838), bayer. Staatsmann und Reformer, 1799 Staats- und Konferenzminister, Minister der auswärtigen Angelegenheiten, 1803 der Finanzen, 1806 des Innern, 1809 wieder der Finanzen, 1817 entlassen 1193, 1525, 1542, 1563 Morell, Joan Antoni, Vater der Folgenden, Bankier in Barcelona, später in Lyon 1168 Morell(a), Juliana (1594–1653), span. gelehrte Dominikanernonne, 1606 in Lyon, später in einem Kloster in Avignon (236), 249, 263, 265, 716, 1168, 1171, 1205 Morgenstern, Johann Ludwig Ernst (1738– 1819), Maler und Gemälderestaurator, aus der Rudolstädter Künstlerfamilie M., seit 1769 in Frankfurt/M. 413, 1385 Morio, Joseph Graf von (1771–1811), Brigade-, dann Divisionsgeneral, 1807 provisorisch, 1808 offiziell westphäl. Kriegsminister, Oberstallmeister, ermordet (164), 1085 Mori(t)z Bethmann, Simon Moritz von *Moritz, C. D. 187, 482, 1715 Moritz, Karl Philipp (1757–1793), Schriftsteller, 1780 Konrektor am Gymnasium Zum Grauen Kloster in Berlin, 1784 Prof. am Köllnischen Gymnasium ebd., 1786– 1788 in Italien, 1789 Prof. der Kunstakademie Berlin 1137
Mortier, E´douard Adolphe Casimir Joseph, Herzog von Treviso (1768–1835), frz. Militär, 1804 Marschall, 1807 Gouverneur von Schlesien, 1808–1811 General in Spanien, 1812 in Rußland, danach in Paris, 1828 Mitglied des frz. Kriegsrates 24, (529), 944, 1507 Mose (Moses) 14, 17, 263, 266, 677, 681, 1206, 1561 Moser, Georg Heinrich (1780–1858), Pädagoge, 1806 Studium der Theologie und Philologie in Heidelberg, 1809 mit F. Creuzer in Leyden, seit 1810 Prof. am Gymnasium in Ulm, 1826–1852 Rektor ebd. (328), (345), (372), 551, 822, 1288, 1309, 1336 Motz, von, Familie in Hanau, die mit Brentano-Geschwistern 1811 das böhmische Gutes Bukowan erwirbt 1573 Moy de Sons, Charles Antoine (Karl Anton) de (1769–1836), 1789 aus Brie`res (Ardennen) emigriert, seit 1804 Kaufmann in München, dort Hauswirt Bettina Brentanos (569), 1550 Moy de Sons, Kraft Karl E r n s t von (1799– 1867), Sohn des Vorigen und der Folgenden, nach Jura-Studium in Landshut, Würzburg und Erlangen Privatdozent und Advokat in München, 1832 Prof. für Staats- und Völkerrecht in Würzburg, 1837–1847 für Staatsrecht in München (569) Moy de Sons, Marianne E l i s a b e t h Wilhelmine, geb. von Pestel (1780–1833), Tochter des Mainzer Kaufmanns Erwin von P., 1798 verh. mit Charles Antoine M., Münchner Hauswirtin Bettina Brentanos (569), 1496, 1550 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756–1791) 259, 1050, 1706, 1718 Mozler, Joseph Matthias (1761–1817), Antiquar, Kleinverleger und Kunsthändler sowie Inhaber einer Leihbibliothek in Freising 158, 1072, 1077f., 1091, 1177, 1394 Müffling, Friedrich C a r l Ferdinand von (gen. Weiß; 1775–1851), preuß. Militär,
1802
Personenregister 1805 im Stab Blüchers, 1807 als Vizepräsident des Landeskollegiums in weimar. Diensten, 1813 Oberstleutnant im Generalstab Blüchers, 1821 Chef des Generalstabs der Armee und Mitglied des Staatsrates, 1847 Generalfeldmarschall 141, 1053 Mügge, Theodor (1802–1861), Schriftsteller in Berlin, 1848 Mitbegründer der Berliner Nationalzeitung 1748 *Müller, A d a m Heinrich (von) 1213, 1281, 1291, 1715f. Müller, Adolph (1784–1811), 1804–1807 Medizinstudent in Halle, 1809–1811 Dr. med. in Bremen 1724 Müller, Anna Maria, geb. Schoop (1724– 1790), Pfarrerstochter aus Neunkirch (Kanton Schaffhausen), Mutter von Johann Georg und Johannes von M. 1716 Müller, Friedrich, gen. Maler Müller (1749– 1825), Maler und Schriftsteller, nach Kunstmalerlehre in Zweibrücken Kupferstecher ebd., seit 1778 in Rom, dort 1781 zum Katholizismus konvertiert 144, 146, 418f., 426, 505, 554(?), 726, 1058, 1065, 1389f., 1714 Müller, F r i e d r i c h Theodor Adam Heinrich von (1779–1849; 1807 geadelt), 1801 Assessor beim Regierungskollegium in Weimar, 1803 Regierungsrat, 1807/08 Gesandter in Warschau, Paris und Erfurt, 1815–1848 weimar. Kanzler und Chef des Justizwesens 1616 Müller, Johann Georg (1722–1779), Vater von Johann Georg und Johannes von M., Diakon in Neukirch (Kanton Schaffhausen), seit 1760 Pfarrer in Neuhausen (ebd.) und Konrektor an der Lateinschule in Schaffhausen 1539, 1716 Müller, Johann G e o r g (1759–1819), Sohn des Vorigen, ref. Theologe und Schriftsteller, nach Studium in Göttingen 1788 Katechet in Schaffhausen, 1794 Prof. für hebr. und griech. Sprache am Collegium humanitas ebd., seit 1804 auch Prof. der Enzyklopädie, Methodologie und Ästhetik 1217
Müller, Johann Heinrich, Bäckermeister in Heidelberg, 1808 Hauswirt Arnims 272, 328, 821, 1097, 1320, 1363 *Müller, Johannes von 136, 152, 156, 161f., 166, 174, 249, 259, 362, 365–367, 371, 392, 394, 401, 407, 412, 431–433, 554(?), 576, 701, 805, 1043, 1065, 1080f., 1087, 1101, 1104, 1182, 1332f., 1360, 1372, 1375, 1407, 1558, 1630, 1715 Müller, Wenzel (1767–1835), österr. Kapellmeister und Komponist 1474 Müller, Wilhelm Heinrich, Kalkulator, später Hofrentmeister in Berlin, Vater Adam Müllers 1715 Müller, Wilhelmine von, geb. Lüttich (1782– 1857), 1804 verh. mit F r i e d r i c h Theodor Adam Heinrich von M. 1616 Mülmann, Carl Friedrich von (1781–1822), nach Studium in Jena und Marburg, wo er zum Freundeskreis um Clemens Brentano gehört, Regierungsrat der nassauischen Administrationskommission in Wiesbaden, 1809/10 Ami Karoline von Wolzogens, 1811 verh. mit Luise von Bismarck 1747 Murat, Joachim (1767–1815), frz. Militär, enger Mitarbeiter Napoleons, 1800 verh. mit dessen Schwester Caroline, um 1800 Gouverneur der Zisalpinischen Republik, 1804 Marschall, 1806 Großherzog von Cleve und Berg, 1808 als Joachim I. Napoleon König von Neapel 952 Muratori, Ludwig Anton (Ludovico Antonio; 1672–1750), ital. Gelehrter, Jesuit, 1695 Bibliothekar in Mailand, seit 1700 Archivar und Bibliothekar in Modena 1312 Musäus, Johann Karl August (1735–1787), Schriftsteller, 1763 Pagenhofmeister in Weimar, 1769 Gymnasialprof. für klass. Sprachen und Geschichte ebd. 41f., 966, 969, 1312 Muskatblüt, Conrad (um 1390–nach 1458), Sangspruchdichter, fahrender Sänger in Süddeutschland 420, 1394
1803
Personenregister Mutius, Johann Carl von (1758–1816), seit 1774 im preuß. Militärdienst, 1806 Major im Dragonerregiment Rouquette, Kommandeur des 1. Kürassierregiments, 1810 verabschiedet, 1814 Brigadekommandeur des 2. Armeekorps 19, 935 Muzius Mutius Nachtigal, Johann Karl Christoph (Ps. Otmar; 1753–1819), Lehrer und Prorektor an der Domschule in Halberstadt, 1800 Direktor, 1812–1816 Generalsuperintendent des Fürstenhauses Halberstadt (261), 1203 Nänny, Johann Conrad (1783–1847), Lehrer am Frankfurter Philantropin, seit 1819 am Gymnasium in Kreuznach 280, 1231 Napoleon I. (1769–1821) 8f., 63, 69, 75, 78, 83, 96, (97), 105, 143, 166, (225f.), (256), 501, 511, (520), 577, 693, (696), 804, 808, 812, 827, 924–926, 929, 947, 952, 954, 960, 987, 1002, 1015, 1030, 1043, 1080, 1086f., 1097, 1107, 1122, 1115, 1196, 1292, 1390, 1402, 1410, 1455, 1467, 1478, 1484, 1486, 1497, 1499, 1501, 1507, 1522, 1525, 1527, 1554, 1556, 1559, 1608, 1646, 1651, 1702, 1708, 1720, 1731, 1738 Narbonne-Lara, Louis Vicomte de (1755– 1813), frz. Diplomat, 1791 Kriegsminister 1738 Nathusius, Johann Gottlob (1760–1835), Kaufmann in Magdeburg, 1787 Gründung einer Tabakfabrik ebd., seit 1808 Mitglied der Stände in Kassel, 1809 verh. mit Louise Engelhard, erwirbt 1811 des ehem. Kloster Althaldensleben (b. Magdeburg) 621, 1605 Natusius Nathusius Naubert, Christiane B e n e d i k t e Eugenie, geb. Hebenstreit (1756–1819), Schriftstellerin, 1797 verh. mit dem Naumburger Kaufmann Lorenz Holderieder (gest. 1800), in 2. Ehe mit Johann Georg N., ebenfalls Kaufmann in Naumburg (39), (40), (42), 962, 966, 1216, 1369
Nebel, Daniel Wilhelm (1735–1805), seit 1766 Prof. der Medizin in Heidelberg 822, 1092 Nebukadnezar II., 604–562 v. Chr. König des Neubabylon. Reiches 755 Necker, Jacques (1732–1804), frz. Bankier und Staatsmann, 1777–1781 und 1788/89 Generaldirektor der Finanzen von Frankreich, seit 1790 auf Schloß Coppet (b. Genf), Vater der Madame de Stae¨l 1738 Necker, Susanne, geb. Curchod de la Nasse (1739–1804), Pfarrerstochter aus Lausanne, 1764 verh. mit dem Vorigen 1738 Nehrlich, Johann C a r l (1773–1849), etwa 1801–1815 Hofzeichnungsmeister am Hohenzollernhof in Hechingen (Schwaben), seit 1815 Zeichenlehrer am Hoftheaterinstitut in Karlsruhe; Beiträger zum Wunderhorn 167, 185, 218, 291, 307, 583, 1090f., 1147f., 1241, 1245 Neidhart von Reuental (Nithart von Riwental; um 1190–nach 1241), Minnesänger, seit etwa 1232 am Hof des Herzogs Friedrich II. von Österreich 420, 1393 Nelson, Lord Horatio (1758–1805), brit. Admiral, 1801 Oberbefehl über die engl. Kanalflotte, 1803 Oberbefehlshaber im Mittelmeer, 1805 in der Schlacht von Trafalgar tödlich verwundet 1353 Nenny Nänny Nettmann Püttmann, Helene Neuhoff, Theodor von (1686–1756), Abenteurer aus Westfalen, 1736 als Theodor I. König von Korsika, Flucht nach Holland, danach in England und Versuche der Rückkehr, seit 1749 inhaftiert in London 176, 179, (704), 1107 Neumann, Friedrich W i l h e l m (1781– 1834), Schriftsteller, 1805 Theologiestudium in Halle, 1806 abgebrochen, danach Erzieher, Redakteur, Übersetzer und Buchhandlungsgehilfe in Berlin, 1813 Expedient im preuß. Kriegskommissariat 1293
1804
Personenregister Neurath, Constantin von (1777–1817), Jurastudium in Marburg, 1804 am Wetzlarer Reichskammergericht, seit 1807 in württ. Dienst, 1811 württ. Staatsrat, Jugendfreund Savignys 1575, 1726 Neurath, Johann Friedrich Albrecht C o n s t a n t i n von (1739–1816), Vater des Vorigen, Vertreter des Herzogtums Cleve beim Reichskammergericht in Wetzlar, 1806 bad. Hofgerichtspräsident 1726 Newton, Isaac (1642–1726) 1684 Ney, Michel (1769–1815), Marschall von Frankreich, Herzog von Elchingen, Fürst von der Moskwa, General Napoleons (»der Bravste der Braven«) 924 Niclas von Wyle (Nicolai von Weil; um 1410– 1479), Stadtschreiber in Radolfzell, Nürnberg und Eßlingen, 1469 Kanzler des Grafen Ulrich von Württemberg 1617 Nicolai, Christoph F r i e d r i c h (1733–1811), Verlagsbuchhändler, Kritiker und Schriftsteller, 1752 Übernahme der Buchhandlung seines Vaters Christoph Gottlieb N. in Berlin 1228, 1239 Nicolovius, Georg Heinrich Ludwig (1767– 1839), 1795 verh. mit Marie Anna Luise Schlosser (Tochter von Goethes Schwester Cornelia), 1805 Konsistorialrat in Königsberg, 1808 Staatsrat 543, 582, 1521f. Niebuhr, Barthold Georg (1776–1831), Staatsmann und Historiker, zunächst in dän., seit 1806 in preuß. Staatsdienst, 1816 bis 1824 Gesandter beim Vatikan, seit 1825 in Bonn 928 Niemann, Georg Berend (1762–1821), Verlagsbuchhändler in Lübeck 432, 437, 1375, 1407 Niemeyer, August Hermann (1754–1828), 1784 Prof. der Theologie und Inspektor des Pädagogiums in Halle, 1785 ebd. Mitdirektor der Franckeschen Stiftungen, 1787 Leiter des päd. Seminars, 1808 Kanzler der Uni. Halle 979 Niethammer, Friedrich Immanuel (1766– 1848), 1792–1804 Prof. der Philosophie
in Jena, 1804/05 in Würzburg, danach Landesdirektionsrat für Schul- und Kirchenwesen in Bamberg, 1808 Zentralschulrat und Oberkirchenrat, 1818 Rat amOberkonsistoriuminMünchen 1531 Niklaus von Flüe (1417–1487), schweiz. Einsiedler und Mystiker (269), 1217 Nikolovius Nicolovius Niobe, unglückliche Mutter, mit Versteinerung und Tötung ihrer Kinder bestraft (griech. Myth.) 64, 989 Nitsch, Paul Friedrich Achat (1754–1794), Hauslehrer in Dresden, 1782 Pfarrer in Ober- und Niederwünsch (b. Querfurt), 1793 in Bibra (Thür.) 624, 1442 Noah, alttest. Patriarch 14, 681 Nompe`re de Champagny, Jean-Baptiste (1756–1834), frz. Staatsmann, 1804 Innen-, 1807–1811 Außenminister 1045 Nonnos von Panopolis (5. Jh.), griech. Dichter 926 Nostitz, Karl von (1781–1838), seit 1802 in preuß. Militärdienst, 1805 Adjutant des Prinzen Louis Ferdinand, 1809 in österr., 1813 in der russ.-dt. Legion, 1828 als Gregor Iwanowitsch Graf von Nostitz im Feldzug gegen die Türken 19, 70, 934, 1748 Novalis (Georg F r i e d r i c h Philipp Freiherr von Hardenberg; 1772–1801) 273, 507, 545, 976, 1049, 1222, 1399, 1483, 1619, 1722, 1731 Odilia (Ottilia), Heilige (um 660–720), Äbtissin des um 680 auf dem Hohenberg (Elsaß) gegründeten Klosters (387f.), 1339, 1354 O’Donnell, Maurice Graf von Tyrconnel (1780–1843), österr. Offizier, seit 1802 bekannt mit Madame de Stae¨l 822, 1412, 1421 Odysseus 214, 217, 709, 726, 1146 Oehlenschläger, Adam Gottlob (1779– 1850), dän. Dichter, 1805–1809 in Deutschland, der Schweiz, Frankreich und Italien, 1809 Prof. für Ästhetik in Kopenhagen (572), 617, 1171, 1553f.
1805
Personenregister Oels, Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Oels Oelsner, Konrad Engelbert (1764–1828), preuß. Legationsrat in Paris, demokratischer Zeitzeuge der Französischen Revolution 1749 Österreich, Karl Ludwig Johann Erzherzog von (1771–1847), Herzog von Teschen, 3. Sohn von Kaiser Leopold II., 1793 Generalmajor und Generalstatthalter der Niederlande, 1805–1809 General und Kriegsminister 755 Österreich, Otto von, der Fröhliche Herzog (1301–1339), reg. seit 1330 mit seinem Bruder Albrecht II., Stifter von Kloster Neuburg 1393 Oken, Lorenz (eigtl. Okenfuß; 1779–1851), 1805 Privatdozent in Göttingen, 1807 Prof. der Medizin in Jena, 1812 der Naturwissenschaften, seit 1817 Herausgabe des enzyklopädischen Journals Isis, seit 1827 in München 577, 1558 Oldenburg, Otto I. von (um 1175–1251), seit 1209 Graf von O. 1105 Oldenburg, Peter Friedrich Ludwig Herzog von (1755–1829), reg. seit 1785 1398 Omphale, Königin von Lydien, Gemahlin des Herakles (griech. Myth.) 762 Opie, Amalia, geb. Alderson (1769–1853), engl. Schriftstellerin 1733 Opitz, Martin (1597–1639), schles. Dichter 1286 Oranien, Louise Henriette von Brandenburg, Louise Henriette von Oranien, Wilhelm VI. Friedrich Prinz von (1772–1843), ältester Sohn von Wilhelm V. von Oranien und Prinzessin Friederike Sophie Wilhelmine von Preußen, seit 1798 preuß. Feldmarschall, 1815–1840 als Wilhelm I. König der Niederlande 31, 151 Orest, Sohn des Agamemnon und der Klytämnestra (griech. Myth.) 1405 Orle´ans, Jungfrau von (Jeanne d’Arc; 1412– 1431) 563, 566, 1547 Orpheus, Sänger (griech. Myth.) 614, 989, 1597
Ossian, Sänger (gäl. Myth.) 706, 943, 1130 Otmar Nachtigal, Johann Karl Christoph Ottilie Odilia Otto, Louis-Guillaume Comte de Mosloy (1754–1817), frz. Diplomat, 1776 Gesandtschaftssekretär in München, 1779– 1792 in Amerika, 1798/99 Gesandter in Berlin, 1803–1809 in München, 1810– 1813 in Wien 557, 1542 Overbeck, Christian Adolf (1755–1821), Jurist, Fabeldichter und Lyriker, 1779 Obergerichtsprokurator in Lübeck, 1792 Syndikus des Lübecker Domkapitels, 1814 Bürgermeister von Lübeck 1050 Paer, Ferdinando (1771–1839), ital. Komponist 140, 259, 1052 Palestrina, Giovanni Pierlugi da (um 1525– 1594), Komponist von Kirchenmusiken 1719 Pa´lffy von Erdöd, Ferdinand Graf von (1744– 1840), Theaterleiter in Wien 1609 Pallas Athene Palmbaum, vmtl. Hausangestellte o. Bekannte der Familie Schwinck in Königsberg 119 Pape Döne, Räuber in der Gegend von Ratzeburg (Sagengestalt) 261, 1202 Paris, Sohn des troj. Königs Priamos (griech. Myth.) (318), (724), 1270 Parker, Emma (gest. 1819), engl. Schriftstellerin 1733f. Pattberg, Auguste, geb. von Kettner (1769– 1850), Lieder- und Sagensammlerin, 1788 verh. mit dem Hofgerichtsrat Arnold Heinrich P. in Neckarelz, Beiträgerin zum Wunderhorn 167, 174, 185, 235, 1090, 1103, 1114, 1117 Pauli, Johannes (nach 1450–1530/33), Schwankdichter, Franziskanermönch und Prediger im Elsaß 1660 Paulus, Apostel 188, 984 Paulus, Heinrich Eberhard Gottlob (1761– 1851), 1789 Prof. der orient. Sprachen, 1793 der Theologie in Jena, 1803 Prof.
1806
Personenregister in Würzburg, 1807 bayer. Schulrat in Bamberg, 1808 in Nürnberg, 1811 Prof. in Heidelberg 1580 Pausanias (gest. 466/467 v. Chr.), spart. Heerführer 986 Peller von Schoppershof, Martin (1559– 1629; 1585 geadelt), Begründer der Nürnberger Linie der Peller von Schoppershof, seit 1581 im Dienst des Nürnberger Handelsherrn Bartholomeo Viatis 501, 1477 Pellett (Spitzname) Savigny, Bettina von Pergolesi, Giovanni Battista (1710–1736), ital. Komponist 257, 272, 1198 Periander (griech. Periandros; gest. 583 v. Chr.), seit ca. 628 v. Chr. Tyrann von Korinth 511, 1487f. Perinet, Joachim (1763–1816), österr. Schauspieler und Schriftsteller 1474 Perthes, F r i e d r i c h Christoph (1772– 1843), Verleger, 1793 in der Hoffmannschen Buchhandlung in Hamburg, 1796 Eröffnung einer eigenen Sortimentshandlung, danach Verlagsgründung ebd., seit 1822 in Gotha 1748 Pestalozzi, Johann Heinrich (1746–1822), schweiz. Pädagoge, Sozialreformer und Volksschriftsteller, 1799 Leiter des Waisenhauses von Stans und des Erziehungsinstituts in Burgdorf, seit 1804 in Yverdon (b. Bern) 607, 610, 1355, 1570, 1589, 1736, 1749 Pestel, Franz Erwin Emmeran von (1739– 1809), Kaufmann und kaiserl. Agent am kurmainz. Hof 1550 Pestel, Tochter des Vorigen, 1808 in München bei ihrer Schwester Elisabeth Moy de Sons 1550 Peter III. Fjodorowitsch (1728–1762), Herzog von Holstein-Gottorp, 1742 russ. Thronfolger, 1745 verh. mit Katharina II., 1762 Zar 417, 1388 Petrarca, Francesco (1304–1374) 1137, 1419 Petron (Titus Petronius, gen. Arbiter; 14–66), röm. Senator und Schriftsteller 969
Petrus, Apostel 1058, 1242 Pfalz, Friedrich I., gen. der Siegreiche, Kurfürst von der (1425–1476), reg. seit 1451 1395 Phintias (4. Jh. v. Chr.), Pythagoreer in Syrakus, Freund des Damon 976 Phöbos; Phöbus Apollon Piautaz, Claudine (Clödchen, Klotilde; 1772–1840), Tochter des Seidenhändlers Franz P. aus Cluse (Savoyen), nach dem Tod Maximiliane Brentanos (1793) Erzieherin der Töchter und Gesellschafterin im Frankfurter Brentano-Haus (83), (105), 189, 211, 248, 276f., 289, 298f., 415, 437, 489, 992, 1120, 1143, 1204, 1224, 1231, 1247, 1387, 1414 Piautaz, Joseph Maria (1774–1825), Bruder der Vorigen, 1808 in Göttingen Generalsekretär des westphäl. Departements Leine, 1811 westphäl. Präfekt in Halle, Gouvernementskommandant der Maasund Ourthe-Departements, später Geh. Oberfinanzrat in Berlin 298, 1248 Piccolomini, Aeneas Silvius (1405–1464), ital. Humanist und Schriftsteller, seit 1458 Papst Pius II. 1616f. Pierer, Johanna H e n r i e t t e Ernestine (1775–1857), Tochter von Johann Heinrich Reichenbach, 1792 verh. mit dem Folgenden 1500 Pierer, Johann Friedrich (1767–1832), 1790 Arzt in Altenburg, 1799 Erwerb der Richterschen Hofbuchdruckerei in Altenburg, 1801 Gründung einer Verlagsbuchhandlung, 1814 Stadt- und Amtsphysikus, Halbbruder Sophie Brentanos (Mereaus) 1500 Piero della Francesca (1416/17–1492), ital. Maler 115, 1029 Pilatus, Pontius, 26–36 Präfekt des röm. Kaisers Tiberius in den Provinzen Judäa und Samaria 472, 1452 Pindar (um 518–nach 446 v. Chr.), griech. Chorlyriker 648f., 1588, 1637, 1639 Pistor, Carl Philipp Heinrich (1778–1847), preuß. Beamter, seit 1793 im Postdienst,
1807
Personenregister 1795 Postsekretär in Hirschberg, dann in Halle u. a. Orten, nach 1800 Postrat in Berlin, zudem Mechaniker, HobbyAstronom und Erfinder, 1813 Gründung der Werkstätte Pistor & Martins 31, 54, 96, 175, 358, 633, 1326, 1342, 1693 Pistor, Charlotte Elisabeth, geb. Hensler (1776–1850), Tochter von Johanna Reichardt aus 1. Ehe mit Peter Wilhelm Hensler, Stieftochter Johann Friedrich Reichardts, 1803 verh. mit dem Vorigen 96, 175, 633, 1014, 1105, 1721 Pistor, Reinhold (Gernoth; geb./gest. 1804), Sohn der Vorigen 1105 Pistor, Richard (Januar 1806-Ende 1806/Anf. 1807), Bruder des Vorigen 1105 Pistor, Elisabeth (Betty; 1808–1887), Schwester des Vorigen, 1832 verh. mit dem Rechtshistoriker Adolph Rudorff (1803–1873) (175), 1105 Pitt Arnim, Carl Otto Ludwig von Pitt, William d. J. (1759–1806), brit. Premierminister 1685 *Plant, Heinrich Wilhelm 638, 1626, 1716 *Plant, Maria Elisabeth 118f., 131, 638, 1626, 1716, 1736 Plato (428/427–348/347 v. Chr.), griech. Philosoph 198, 203, 706, 1602 Plinius d. Ä. (um 23–79), röm. Gelehrter 330, 1291 Pörsche Börsch Pörschke, Dorothea Henrietta Lowise, geb. Krüger, 1790 verh. mit dem Folgenden 990 Pörschke, Karl Ludwig (1752–1812), Student und Kollege Kants in Königsberg, dort Vorlesungen seit 1787, 1794 Prof. der Philosophie, 1803 der Poesie, 1806 der Pädagogik und Geschichte, 1809 der prakt. Philosophie 64, 990 Poisseret Boissere´e Polen, Gräfin Bohlen Ponte, Lorenzo da (1749–1838), ital. Opernlibrettist 1052
Pontius Pilatus Porst, Johann (1668–1728), 1698 Prediger in Malchow und Hohenschönhausen (Brandenburg), 1704 an der Friedrichswerderschen und Dorotheenstädtischen Kirche in Berlin, 1709 Hof-, 1713 Hauptprediger an der Nikolaikirche und Propst 670, 673, 1662 Poseidon (röm. Neptun), Gott des Meeres (griech. Myth.) 1145 Prange, Christian Friedrich (1756–1836), Zeichner und Universitätszeichenlehrer in Halle, Kunstschriftsteller 1185 Preen, August Klaus von (1776–1821), 1797/98 Jenaer Kommilitone Clemens Brentanos, später Kammerherr in Mecklenburg-Schwerin, Mitglied des Engeren Ausschusses der Ritter- und Landschaft in Rostock 1241 Premserin Gisel(l)a Brömserin Prestel, Johann Gottlieb (1739–1808), Maler und Kupferstecher in Frankfurt/M. 485, 1456 Prestel, Maria Catherina (1747–1794), Malerin und Kupferstecherin, verh. mit dem Vorigen, dessen Mitarbeiterin, 1786 nach Trennung von ihm in London 1456 Preußen, Friedrich W i l h e l m Carl Prinz von (1783–1851), 4. Sohn von König Friedrich Wilhelm II., jüngster Bruder von König Friedrich Wilhelm III., 1804 verh. mit der Folgenden 136, 141, 143, 1043, 1055 Preußen, Wilhelm Prinzessin von, auch gen. Prinzessin Marianne von Preußen; eigtl. Marie (Marianne) Anne Amalie, geb. Prinzessin von Hessen-Homburg (1785– 1846), 1804 verh. mit dem Vorigen 1062, 1292 Preußen, Friedrich Wilhelm Heinrich A u g u s t Prinz von (1779–1843), Sohn des Prinzen Ferdinand, Neffe Friedrichs II., preuß. General, 1806 Oberstleutnant in der Schlacht von Auerstedt, 1808 Brigadegeneral in Königsberg, 1813 im Hauptquartier Blüchers 1737
1808
Personenregister Preußen, Karl H e i n r i c h (1781–1846), 3. Sohn von Friedrich Wilhelm II., Großmeister der preuß. Johanniter 1055 Preußen, Louis (Ludwig) Ferdinand Prinz von (1772–1806), Sohn des Prinzen Ferdinand, Neffe von Friedrich II., preuß. General, in einem Gefecht gegen frz. Truppen bei Saalfeld gefallen (16), (18), 170, 172, (444), (682), (703), 799, 932, 935, 1421 Previllier Bre´villier, Jakob Friedrich Primavesi, Johann G e o r g (1774–1855), Landschaftsmaler und Kupferstecher in Heidelberg, 1812 Hoftheatermaler in Darmstadt, seit 1822 in Kassel 200, 319, 1132f., 1274–1276 Printz, Wolfgang Caspar (1641–1717), Schriftsteller und Komponist, 1662 Kapellmeister des Reichsgrafen von Promnitz (Brandenburg), 1664 Kantor in Triebel (Niederlausitz), 1665 in Sorau (ebd.) 1240 Procopius (Procop, Prokop) von Templin, Andreas (1607–1680), Kapuzinerprediger und Liederdichter aus Templin, Priester in Wien und Böhmen, 1657 in Passau, 1666 in Salzburg 545, 1524 Prokesch von Osten, Irene, geb. Kiesewetter von Wiesenbrunn (1811–1872), Pianistin, 1832 verh. mit dem österr. Diplomaten Anton Freiherr von P. 974 Prometheus, Titan (griech. Myth.) 626 Pückler-Muskau, H e r m a n n Ludwig Heinrich Fürst von (1785–1871), seit 1810 auf Schloß Muskau (Lausitz), Freiwilliger in den Befreiungskriegen, danach in England, seit 1815 Beschäftigung mit Gartenkunst und Parkgestaltung, 1835 und 1838 Orientreisen, seit 1845 auf Schloß Branitz 974 Püttmann, Helena ( H e l e n e ) Sophia Francisca (geb. 1791), seit 1806 in Berlin bei ihrem Schwager Ch. L. F. Schultz, 1808 verh. mit C. F. von Redtel 53, (99), (101), 358, 697f., 981, 1015, 1048, 1325, 1355, 1648, 1717
Purgstall, Gottfried Wenzel Graf von (1773– 1812), im österr. Staatsdienst, 1807 Gubernialrat in der Steiermark 978 Pygmalion, König, Bildhauer (griech. Myth.) 961 Racine, Jean Baptiste (1639–1699) 557 Rackow, Johann Friedrich Gustav (1760– 1808), Pächter des Caroline von Labes gehörenden Gutes Zernikow 88, 542 Radecke, E r n s t Wilhelm Jacob (1790– 1873), Superintendent in Wernigerode, 1826 verh. mit Sophie Reichardt 1721 Radzevil Radziwill Radziwill, A n t o n Heinrich Fürst (1775– 1833), preuß. Politiker, Komponist, 1794 am Hof Friedrich Wilhelms II., seit 1815 Statthalter des Großherzogtums Posen, seit 1817 Mitglied des preuß. Staatsrates (12), 143, 799, 928, 932, 1055, 1735, 1737, 1747 Radziwill, L u i s e Friederike Dorothea Philippine, geb. Prinzessin von Preußen (1770– 1836), Schwester von Prinz Louis Ferdinand von P., seit 1796 verh. mit dem Vorigen (16), (18), 143, 799, 932, 1055 Räbmann Rebmann Rafael Raffaelo Santi Raffaelo Santi (1483–1520) 198, 203, 357, 564, 706 Rahel Levin, Rahel Ramler, Karl Wilhelm (1725–1798), Literaturkritiker, Lyriker und Übersetzer, 1748– 1790 Prof. der Logik am Kadettenkorps in Berlin, 1793 Direktor des königl. Schauspiels ebd. 21, 684, 941f., 1362 Ranke, Leopold (von) (1795–1886; 1865 geadelt), Historiker, 1825 Prof. in Berlin, 1841 preuß. Hofhistoriograph 1746 Raphael Raffaelo Santi *Raßmann, Christian F r i e d r i c h 1448f., 1717 Raßmann, Ernst Heinrich (1734–1812), Vater des Vorigen, Lehrer in Wernigerode,
1809
Personenregister 1763–1783 stolberg. Bibliothekar, danach Rektor der Martinischule in Halberstadt, seit 1788 auch Prediger an der Martinikirche ebd. 1717 Raumer, F r i e d r i c h Ludwig Georg von (1781–1873), Bruder von Karl von R., Schul- und Studienfreund Arnims, 1793– 1798 mit ihm am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und 1798–1801 zum Studium in Halle und Göttingen, 1803 Assessor in Berlin, 1809 Regierungsrat in Potsdam, 1811 Prof. für Staatswissenschaft in Breslau, 1819 Prof. in Berlin, 1848 Mitglied der Paulskirche 31, 1131, 1185, 1243, 1395, 1503 Raumer, Friederi(c)ke *Reichardt, Friederi(c)ke Raumer, K a r l Ludwig Georg von (1783– 1865), Bruder von F. von R., nach Studium in Göttingen, Halle und Freiberg am Erziehungsinstitut Pestalozzis in Yverdon, 1810 am Oberbergdepartement in Berlin, 1811 verh. mit der Vorigen, Bergrat und Prof. der Mineralogie in Breslau, 1819–1823 Prof. in Halle, 1827 in Erlangen 330, 357, 382, 390, 1322, 1325, 1342, 1345, 1355, 1645, 1648, 1719 Rebmann, Johann Rudolph (1566–1605), schweiz. Theologe und Schriftsteller, 1589 Pfarrer in Kirchlindach, 1592 in Thun, 1604 in Muri (b. Bern) 446, 1217, 1424 Re´camier, Jeanne-Franc¸oise-Julie-Ade´laı¨de ( J u l i e t t e ), geb. Bernard (1777–1849), frz. Salonnie`re, verh. mit dem Bankier Jacques-Rose R., befreundet mit Madame de Stae¨l, 1811 von Napoleon aus Paris verbannt, 1814 Rückkehr 1735 Rechberg und Rothenlöwen zu Hohenrechberg, Maria Anna Amalie Friederike Gräfin von, geb. von Schlitz gen. von Görtz (1768–1825), verh. mit Aloys Franz Xaver von R. (525), 1505 Reck(e), Karl Friedrich August von der (1773–1851), preuß. Beamter, 1804 Regierungsrat in Stettin, danach in Erfurt,
1820 Oberlandesgerichtspräsident in Frankfurt/O. 1746 Reck(e), Wilhelmine Johanna Louise von der, geb. von Ingersleben (1784–1850), 1805 verh. mit dem Vorigen 1746 *Redtel, Carl Friedrich von 31, 53f., 99, (101), 390, 981, 999, 1019, 1325f., 1342, 1355, 1717 Redtel, Carl Gottlieb von (1745–1800; 1790 geadelt), Vater des Vorigen, Regierungsrat in Breslau 698, 1717 Redtel, Helena Püttmann, Helena Regulus, Marcus Atilius (gest. um 250 v. Chr.), röm. Politiker und Feldherr 214, 217, 710, 1146 Rehdinger, Karl Niclas Wilhelm von (1764– 1826), preuß. Legationsrat, 1808 Staatsrat bei der Gesetzgebungskommission, 1817 Mitglied des Staatsrates 1498 Reichardt, Bernhardine J u l i a n e , geb. Benda (1752–1783), Sängerin, Pianistin und Komponistin, Tochter von Franz B., Kammermusiker am Hof Friedrichs II.; 1776 verh. mit J. F. Reichardt (dessen 1. Ehe) 1718 *Reichardt, Caroline L o u i s e , Tochter J. F. Reichardts aus 1. Ehe 36, 56, (59), 63, 82, 96, (99), (103), 121, 139f., (141), 173, 177, 185, (189), 191, 278, 284, 358, (390), 422, (533), 576, 613, 622f., (690), (738), 955–957, 981f., 989, 1015, 1021, 1048–1051, 1054, 1056, 1063, 1065, 1101, 1120, 1233, 1326, 1355, 1514, 1581, 1608, 1618f., 1673, 1718f. *Reichardt, Friederi(c)ke (Ricke), Tochter J. F. Reichardts aus 2. Ehe (53), (101), 613, (697), 804, 832, 956, 981, 1015, 1018, 1325, 1355, 1628, 1645, 1648f., 1719, (1721) Reichardt, Friedrich (1802–1871), Sohn J. F. Reichardts aus 2. Ehe 1721 Reichardt, Hermann (1786–1801), Sohn J. F. Reichardts aus 2. Ehe 1721 Reichardt, Johann (um 1720–1780), Vater J. F. Reichardts, Stadtmusikant und Lautenist in Königsberg 1719
1810
Personenregister *Reichardt, Johann Friedrich (28), (31), (36), (53), 56f., (59), 63, 66, 70, 72, 74, 76f., 87, 90, 92, 93–95, (97), 98, (99), 104, 109, 111, (121), 123, 133, 139, (144), 164–167, 170, 172f., 180f., 184, 189, 191, 201f., 208, 220, 235, 258–260, 263, 291, 355, 391f., 433, 506, 533, 576, 597, 611, 613, 621, (629), 631, (690), 696, (703), 800, 802, 804, 831, 835, 925, 928, 934f., 940, 947, 951, 956, 981, 983, 992, 1007, 1010, 1014, 1029f., 1033f., 1036, 1040, 1048– 1052, 1054, 1056f., 1065f., 1085– 1087, 1090, 1100, 1106, 1111f., 1116, 1126, 1128, 1139f., 1150, 1206, 1225– 1227, 1237, 1322, 1330, 1354f., 1514, 1534, 1581, 1594, 1605, 1608f., 1626f., 1645f., 1650, 1673, 1692, 1697, 1702, 1718–1721 *Reichardt, J o h a n n a Wilhelmina Dorothea, geb. Alberti, 1783 verh. mit J. F. Reichardt (dessen 2. Ehe) (53), 57, (63), (121), 191, 201, (208), 422, 533, 576, 613, 622f., 631, 956f., 1030, 1667, 1697, 1719–1721 Reichardt, Johanna (1784–1835), Tochter Johann Friedrich R.s aus 2. Ehe, 1803 verh. mit Henrik Steffens 53, 934, 981, 1648, (1721) Reichardt, Katharina Dorothea Elisabeth, geb. Hintz (1721–1776), Königsberger Hutmacherstochter, Mutter J. F. Reichardts 1719 Reichardt, Sophie, Schwester J. F. Reichardts Bock, Sophie *Reichardt, Sophie, Tochter J. F. Reichardts aus 2. Ehe 613, 1721 Reichardt, Wilhelmine J u l i a n e (1783– 1839), Tochter J. F. Reichardts aus 1. Ehe, 1805 verh. mit Ch. F. B. Steltzer (53), 981 Reichartinger, Lienhart (14. Jh.), Kreuzritter im Heer von König Sigismund 676 Reichenbach, Christiane Auguste Wilhelmine ( M i n n a ; 1782–1835), Tochter von Johann Heinrich R., 1803 verh. mit ih-
rem Vetter, dem Leipziger Bankier Christian Wilhelm R. 1500 Reichenbach, Johann Heinrich (1736– 1806), Bankier und Kammerrat in Altenburg, seit 1782 verwitwet, vier Töchter 1500 Reichenbach, Juliane ( J u l i e ) Charlotte Wilhelmine (1777–1835), Tochter von Johann Heinrich R., 1801 verh. mit Georg Ludwig Klein, Amts- und Rentverwalter in Ronneburg 1500 Reichert Reichardt Reichertinger Reichartinger Reil, Johann Christian (1759–1813), Arzt und Prof. der Medizin in Halle 1693 Reimer, Carl Christoph (1734–1786), Vater von Georg Andreas R., Schiffer, Brauer und Kaufmann in Stralsund, seit 1775 in Greifswald 1722 Reimer, Eva Christine (1743–1808), geb. Wien, verh. mit dem Vorigen 1722 *Reimer, Georg Andreas 139, 171, 231, 401, 427, 433f., 920, 969, 1099, 1267, 1280, 1371, 1395, 1398, 1486, 1613, 1722 Reimer, Wilhelmine, geb. Reinhardt (1784– 1864), Pfarrerstochter aus Magdeburg, 1800 verh. mit dem Vorigen 1722 Reinbeck, Anna Marie Helene, geb. von Pallandt (gest. 1816), verh. mit dem Folgenden (808), 1184, 1215f., 1548 Reinbeck, Georg (1766–1849), nach Studium in Berlin 1792–1805 Lehrer und Erzieher in Petersburg, 1806/Anfang 1807 in Weimar, danach in Heidelberg und Mannheim, seit 1808 in Stuttgart, Redakteur des Morgenblatts für gebildete Stände, seit 1811 Gymnasiallehrer ebd. 170, 261, 584, 808–814, 816, 818f., 821, 826, 1099, 1215, 1276, 1525, 1566 Reinhardt, Wilhelmine Reimer, Wilhelmine Reinhold, Carl Wilhelm (Zacharias Lehmann; 1777–1841), Schriftsteller und Journalist, 1806/07 Schauspieler in Wei-
1811
Personenregister mar, seit 1808 Studium der Philosophie in Leipzig, 1812 promoviert in Rostock, danach in Hamburg 141, 1053 Reiske, Johann Jacob (1716–1774), Altphilologe, Arabist, 1748 Prof. für Arabisch in Leipzig, seit 1758 Rektor der Nikolaischule ebd. 1082 Reitzenstein, S i g i s m u n d Karl Johann Freiherr von (1766–1847), seit 1789 im Dienst des Markgrafen Karl Friedrich von Baden, 1797–1803 Gesandter am frz. Hof, 1805/06 und 1809/10 Staatsund Kabinettsminister, 1806/07 Kurator der Uni. Heidelberg, 1832 Präsident des Staatsministeriums 813, 1132 Reizenstein Reitzenstein Rembrandt (Rembrandt Harmenszoon van Rijn; 1606–1669) 769 Rettel Redtel Retz, Jean-Franc¸ois-Paul de Gondi, Kardinal de (1613–1679), frz. Geistlicher, Politiker und Schriftsteller, 1638 Priesterweihe, 1651 Kardinal 8, 10, 927 Reuter, Christian (Ps. Hilario; 1665–um 1712), Schriftsteller, 1688 Jurastudium in Leipzig, 1700 Sekretär am Dresdner Hof, seit etwa 1703 in Berlin 970, 1017, 1023, 1086, 1107, 1160f., 1201, 1215, 1217, 1245, 1253, 1319, 1388, 1478, 1499, 1539 Rheinbeck Reinbeck, Georg Richter, Jean Paul Friedrich *Jean Paul Richter, Johann Christian Christoph (1727– 1779), Vater Jean Pauls, 1765 Pfarrer in Joditz (b. Hof), seit 1776 in Schwarzenbach (Saale) (1708) Richter, Karoline, geb. Mayer (1777–1868), 1801 verh. mit Jean Paul 1708 Richter, Sophia Rosina, geb. Kuhn (1737– 1797), Mutter Jean Pauls (1708) Riecke Reichardt, Friederi(c)ke Riemer, Friedrich Wilhelm (1774–1845), Philologe, nach Studium in Halle Hauslehrer bei Wilhelm von Humboldt, seit 1803 in Weimar, Sekretär Goethes 1222, 1586
Riepenhausen, Ernst Ludwig (1765–1840), Kupferstecher in Göttingen, Vater der Folgenden 146, 154, 1046, 1059 Riepenhausen, Friedrich (seit 1804 Franz; 1786–1831), Maler und Kupferstecher, mit seinem Bruder Johann Christian 1804 Konversion zum Katholizismus, 1807 in Italien 137, 146, 154, 190, 1046, 1059 1171 Riepenhausen, Johann Christian (seit 1804 Johannes; 1787–1860), Maler und Kupferstecher, Bruder des Vorigen, 137, 146, 154, 190, 1046, 1059, 1171 Rietz, Wilhelmine Lichtenau, Wilhelmine Righini, Vincenzo (1756–1812), ital. Sänger und Komponist, 1779–1788 Kapellmeister und Sänger in Wien, danach in Mainz, seit 1793 in Berlin 1049f. *Ringseis, Johann Nepomuk 1490, 1528, 1658f., 1722f. *Ringseis, Sebastian 1490, 1528, 1659, 1722f. Ringseis, Therese (1794–1843), Schwester der Vorigen, verh. mit Joseph Schiestl 1730 Rippenhausen Riepenhausen Ritter, Dorothea Catherine, geb. Münchgesang (1785–1823?), aus Weißensee (b. Erfurt), Haushälterin von Johann Wilhelm R., 1804 mit ihm verh. 774 Ritter, Johann Wilhelm (1776–1810), Physiker, Philosoph, Schriftsteller, 1796– 1789 Studium in Jena, danach bis 1804 Privatgelehrter dort und in Weimar, seit 1805 als Mitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften in München 268, 530, 717, 774, 1510, 1571, 1684 Robinson, Henry Crabb (1775–1867), engl. Jurist, Reisender und Publizist, 1800– 1805 in Deutschland 1531 Rochow, G u s t a v Adolf Rochus von (1792– 1847), preuß. Staatsmann, Vortragender Rat für die ständischen Angelegenheiten, 1831 Chefpräsident der Regierung in Merseburg, Mitglied des Staatsrates, seit 1834 Innenminister 1748
1812
Personenregister Rochus von Montpellier (um 1295–1327), Heiliger, Schutzpatron der Pestkranken 1405 Röschlaub, Johann Andreas (1768–1835), Arzt und Naturphilosoph, 1796 Prof. der Medizin in Bamberg, 1802 in Landshut, 1826 in München 546, 1722 Rohden, Johann Martin von (1778–1868), Landschaftsmaler aus Kassel, seit 1795 meist in Rom 1481 Romberg, Bernhard (1767–1841), Cellist und Komponist, bis 1801 mit seinem Vetter, dem Geiger Andreas R. (1767– 1821), Konzertreisen und Mitglied der Hofkapelle in Münster, danach in Spanien, Paris und Berlin, seit 1820 in Hamburg 430, 436, 1406 Romulus, mit seinem Zwillingsbruder Remus Gründer von Rom, nach dessen Ermordung Alleinherrscher (röm. Myth.) 1548 Rosa, Salvator (1615–1673), ital. Maler 1427 Roschmann, Cassian Anton von (1739– 1806), Historiker und Schriftsteller, Archivar in Innsbruck und Wien 1046 Rose, Georg Henry (1771–1855), engl. Diplomat und Politiker 787 Rosenbach, Johann Georg (1680–1747), Sporergeselle (Militärsattler) aus Heidelberg, 1700–1703 Erweckungsprediger in den Main- und Neckargegenden (230), 1161 Rosenkranz, Johann K a r l Friedrich (1805– 1879), Philosoph, Hegelianer, seit 1833 Prof. in Königsberg 826 Rossi, Putzmacherin in München 1550 Rostorf Hardenberg, Karl von Roth, Karl Johann F r i e d r i c h (von) (1780– 1852; 1831 geadelt), 1810 Oberfinanzrat in München, 1811 Mitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften, seit 1817 Ministerialrat 1521, 1579, 1603 Rothmänner Rottmanner, Karl Rottmann, Friedrich (1768–1816), Maler und Zeichner, Waisenhausschaffner-Ad-
junkt in Handschuhsheim (b. Heidelberg), 1805 Zeichenlehrer am Heidelberger Gymnasium, 1806 ebd. Universitätszeichenlehrer (195), 319, 353, 1126, 1273–1275 *Rottmanner, Karl 254f., 296, 335, 453f., 530, 547f., 715, 1193f., 1408, 1431f., 1530f., 1572, 1654, 1723 Rouquette, Johann (Hans) Stephan von (um 1740–1813; 1787 geadelt), preuß. Militär, 1803 Generalmajor, 1813 Generalleutnant und Divisionär der schles. Landwehr 19, 935 Rozier des Bordes, M e l i n e Marie Julie (1817–1908), Adoptivtochter von Lulu Jordis, 1838 verh. mit M o r i t z Kasimir Karl Christian Friedrich Alexander zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda (1798– 1877) 1710 Rozier des Bordes, Richard Peter (gest. 1831), Bankier in Paris, 1827 verh. mit Lulu Jordis 1710 Rudolf von Ems (um 1200–um 1254), mhd. Epiker, aus ritterl. Geschlecht im oberen Rheintal, im Dienst der Grafen von Montfort 1358 Rudolphi, C a r o l i n e Christiane Louise (1754–1811), Erzieherin und Schriftstellerin, leitet 1783–1802 ein Institut für Mädchenerziehung in Hamm (b. Hamburg), seit 1803 eines in Heidelberg 49, 150, 168, 171, 173, 185, 191, 201, 220, 229f., 235, 261, 345, 550, 561, 574, 806, 978, 1063, 1091, 1099, 1160, 1215, 1274, 1276, 1308, 1374, 1434, 1479, 1556 Rüchel, E r n s t Friedrich Wilhelm Karl Ferdinand Philipp von (1754–1823), preuß. Militär, 1790 mit der Reform des Militärwesens beauftragt, 1805 Gouverneur von Königsberg, 1807 entlassen 32, 34, 64, 941, 947, 991, 1597 Rückert, Friedrich (1788–1866), Schriftsteller, Redakteur in Stuttgart und Coburg, 1826 Prof. der orient. Sprachen in Erlangen, 1841–1848 in Berlin, danach auf seinem Gut Neuseß (b. Coburg) 1707
1813
Personenregister *Rüdiger, Johann Christian Christoph 104, 657, 832, 1021, 1650f., 1682, 1724 Rüdiger, Johanna Dorothea Wilhelmine, geb. Krause, Frau des Vorigen 657 Rühl Rühle Rühle von Lilienstern, Johann Jakob O t t o A u g u s t (1780–1847), preuß. Militär, 1807–1813 Major im Generalstab Blüchers, seit 1815 in Berlin, 1835 Generalleutnant, 1837 Direktor der Allgemeinen Kriegsschule (141), 1053 Rumford, Benjamin Thompson Graf von (1753–1814), Physiker und Erfinder aus Massachussetts, 1776–1782 im engl. Militärdienst, 1784 in bayer. Diensten in München, 1799 wieder in England, seit 1801 in Paris, zeitweise in München 454, 1433, 1653 Rumohr, Karl Friedrich von (1785–1843), Kunsthistoriker und Schriftsteller, 1802– 1804 Studium in Göttingen, 1805/06 Italienreisen, 1807/08 in München, 1816– 1821 und 1827/28 wieder in Italien, 1822 Zeichenlehrer in Hamburg 337, 532, 545, 570, 1302, 1512f., 1521, 1551, 1631 Runge, Daniel Nicolaus (1737–1825), Vater von Philipp Otto R., Reeder und Kaufmann in Wolgast 1724 Runge, Gustav (1781–1870), Bruder von Philipp Otto R. 1370f. Runge, Johann Daniel (1767–1856), Bruder und Förderer von Philipp Otto R., Besitzer eines Handelsgeschäfts in Hamburg, Journalist und Redakteur ebd. 1724f. Runge, Magdalena Dorothea, geb. Müller (1737–1818), Mutter von Philipp Otto R. 1724 Runge, Pauline, geb. Bassenge (1785– 1881), Tochter des Dresdner Handschuhfabrikanten Charles Fre´de´ric B., 1804 verh. mit dem Folgenden 1725 *Runge, Philipp Otto 181, 379, 400, 420, 490, 628, 1112, 1201, 1303, 1365– 1367, 1371, 1397, 1530, 1610, 1657f., 1724f.
Sacchetti, Franco (um 1330–1400), ital. Schriftsteller 1291 Sachs, Hans (1494–1576), Schuhmacher, Meistersinger und Schriftsteller in Nürnberg 1174, 1220 Sachsen, M a r i a A m a l i a Auguste Kurfürstin von, geb. Pfalzgräfin von Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler (1752– 1828), 1769 verh. mit Kurfürst Friedrich August III. von Sachsen (214), (217), (709), 1146 Sachsen-Gotha-Altenburg, A u g u s t Emil Leopold Herzog von (1772–1822), reg. seit 1804, 1. Ehe mit Luise Charlotte von Mecklenburg-Schwerin (1779–1801), 2. Ehe 1802 mit Caroline Amalie von Hessen-Kassel (140), (142), (270), (308), (344), (385), 1052, 1065, 1218, 1350, 1700 Sachsen-Gotha-Altenburg, Ernst II. Herzog von (1745–1804), reg. seit 1772 1700 Sachsen-Hildburghausen, J o s e p h Georg Friedrich Erbprinz von (1789–1868), 1817 durch Heirat mit Amalie Therese von Sachsen-Altenburg Erbprinz von Sachsen-Altenburg, seit 1834 Herzog 465, 506, 1707 Sachsen-Meiningen, Georg I. Friedrich Carl von (1761–1803), reg. seit 1782 1743 Sachsen-Weimar-Eisenach, Anna Amalia Herzogin von, geb. Prinzessin von Braunschweig-Wolfenbüttel (1739–1807), 1756 verh. mit Ernst August II. Constantin von S., reg. 1759–1775 vormundschaftlich für ihren Sohn Carl August 1702 Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl August Herzog von (1757–1828), Sohn der Vorigen, reg. seit 1775, 1815 Großherzog (140f.), 1039, 1052f., 1106, 1292, 1488, 1501 Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl B e r n h a r d Prinz von (1792–1862), Sohn von Carl August von S., sächs. Rheinbundoffizier, niederl. Generalmajor, 1825/26 Forschungsreisen durch Nordamerika und Rußland, 1847 auf Java (141), 1053
1814
Personenregister Sachsen-Weimar-Eisenach, Carl Friedrich Erbprinz von (1783–1853), Sohn von Carl August von S., 1815 Erbgroßherzog, 1828 Großherzog (140), 1039 *Sachsen-Weimar-Eisenach, Caroline Louise Prinzessin von (629–631), 1614, 1616 Sachsen-Weimar-Eisenach, L u i s e Auguste Herzogin von, geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt (1757–1830), 1775 verh. mit Carl August von S. (152), (629f.), 1052, 1501, 1614, 1616 Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Luise Alexandrine Prinzessin von (1808–1877), Tochter der Folgenden, 1827 verh. mit Friedrich C a r l Alexander von Preußen (1808–1877) 1039 Sachsen-Weimar-Eisenach, Maria Pawlowna von (1786–1859), Großfürstin von Rußland, Tochter von Zar Paul I. (1754– 1801), 1804 verh. mit Erbprinz Carl Friedrich von S. (132), (140), 1039, 1052 Sadeler, Aegidius (Egidius) (1570–1629), Kupferstecher und Maler in Antwerpen, zeitweise am Hof Kaiser Rudolfs II. in Prag 252f., 714, 1188, 1616 Sailer, Johann Michael (1751–1832), kath. Theologe, 1780 Prof. für Dogmatik in Ingolstadt, 1783 in Augsburg, 1800 in Landshut, 1821 Berufung in das Domkapitel von Regensburg, 1822 Weihbischof, 1829 Bischof von Regensburg 587, 619, (1571), 1602 Saint Andre´, Jeanbon de (Andre´ Jeanbon; 1749–1813), frz. Beamter, 1801 Generalkommissar der vormals deutschen linksrheinischen De´partements, 1802 Präfekt des De´partement du Mont-Tonnerre (Donnersberg) mit Sitz in Mainz (473), 1454 Saint Hilaire (Hillaire), Louis-Vincent-Joseph Le Blond (1766–1809), frz. Divisionsgeneral, 1805 bei Austerlitz, 1806 bei Jena, seit Juli 1807 Kommandeur von Berlin, 1809 bei Aspern tödlich verwundet 287
Salat, Jakob (1766–1851), kath. Theologe und Schriftsteller, 1801 Prof. für Moralund Pastoraltheologie am Lyzeum in München, 1807–1826 Prof. für Philosophie in Landshut 588, 1571 Salieri, Antoni (1750–1825), ital. Kapellmeister und Komponist 1052 Sallat Salat, Jakob Salomo Bartholdy Salomon (Salomo), Sohn Davids, ca. 965–926 v. Chr. König von Israel 1362, 1561 Sandrart, Joachim von (1606–1688), Maler und Kunstschriftsteller, 1627 in Italien, 1635 in Frankfurt/M., danach in Amsterdam, 1649 in Nürnberg 1384f. Sannazaro, Jacopo (1458–1530), ital. Renaissance-Dichter 1239 Savary, Roland (1576–1639), Maler und Kupferstecher, Hofmaler von Kaiser Rudolf II. in Prag 1616 *Savigny, Bettina von 128, (134), (188), (195), (255), 292, (304f.), 376, (407), (432), (450), (454), (543), (547), (555), (558), (570), 804, 824, 1025, 1033, 1036, 1120, 1153, 1243, 1253, 1339, 1419, 1427, 1448, 1463, 1468f., 1475, 1494, 1518, 1522, 1540, 1726, 1728 Savigny, Christian Carl Ludwig von (1726– 1791), Vater von Friedrich Carl von S., Geh. Rat und Diplomat im Dienst verschiedener Höfe 1726 Savigny, F r a n z Georg Carl Joachim von (1808–1852), Sohn des Folgenden, preuß. Kammergerichtsreferendar in Berlin (255), (288), (292), (294), (296), (313), (316), (325), (327), (341), 351, (356), (376), (407), (432), (450), (454), (543), (547), (555), (570), (723), 824, 1237, 1253, 1262, 1265, 1278f., 1305, 1317, 1339, 1358, 1376, 1427, 1448, 1463, 1468f., 1494, 1518, 1522, 1540, 1542, 1728 *Savigny, Friedrich Carl von 40, 51, 77, 83, 108, 128, (134), 158, 188, 191, 228, 237–239, 249, 261f., 266, 278,
1815
Personenregister 282–284, 288, 292, 294, 300, 304f., 310f., 313, 325–327, 344, 362f., 376, 379, 399, 407, 410f., 413–415, 422, 438f., 441f., 448–450, 457, 460–462, 465, 467, 469, 474, 478, 484–486, 490, 493, 495, 499, 505, 513, 517, 520f., 523, 526, 530, 537, 544f., 547, 550, 552, 555f., 570, 584, 588–590, 592, 595, 603, 611–613, 620, 628, 633, (699), (723), 800, 804f., 814, 819f., 824, 828, 831, 835, 929f., 949, 964, 969, 973, 976f., 979, 982, 986, 991, 1001, 1017, 1025, 1033, 1036, 1041f., 1072, 1081f., 1105, 1106, 1108f., 1125f., 1133–1135, 1153f., 1158, 1170, 1181, 1189, 1195, 1203f., 1225, 1233, 1242f., 1247f., 1250, 1261– 1263, 1265, 1278, 1306, 1313f., 1316, 1319, 1323f., 1329, 1339, 1341, 1356, 1360, 1367–1369, 1375f., 1380–1382, 1384, 1397, 1401, 1406–1408, 1418f., 1427, 1429, 1431–1433, 1444, 1446– 1448, 1453, 1463, 1466, 1468f., 1474f., 1490, 1494f., 1500, 1504, 1512, 1518f., 1521f., 1525, 1528, 1530f., 1538, 1540, 1542f., 1549f., 1556, 1560, 1563, 1570f., 1573, 1575, 1579f., 1583–1586, 1594, 1598, 1600f., 1605, 1611, 1615, 1619, 1629f., 1673, 1689–1694, 1696, 1698, 1702, 1704, 1708, 1715, 1723, 1726f., 1748 *Savigny, Kunigunde (Gunda) von (83), 108, 128, (134), 188, (195), 224, 228, 237, (255), 265, 278, 288, 305, 313, 316, (321), 326f., 363, 399, 407, 432, 442, 448, 450, 454, 474, 490, 495, 517, 529, (543), 547, 555, (570), 590, 603, 804, 824, 969, 991, 1025, 1033, 1036, 1041, 1072, 1133, 1160, 1204, 1207, 1278, 1320, 1419, 1448, 1463, 1468f., 1494f., 1504, 1518, 1540, 1543, 1573, 1630, 1674, 1689, 1692–1694, 1702, 1704, 1709, 1727 Savigny, Max von (1811–1812), Sohn der Vorigen 1728
Savigny, Philippine Henriette von, geb. Groos (1749–1792), Mutter von Friedrich Carl von S. 1726 Saxo Grammaticus (um 1140–um 1220), dän. Geistlicher und Geschichtsschreiber 1312 Sayn-Wittgenstein-Hohenstein, Wilhelm Ludwig Georg Fürst von und zu (1770– 1851), preuß. Politiker, 1797–1805 Oberhofmeister der Königin, 1810 Oberkammerherr, 1812 Staatsrat, 1814 Polizeiminister, seit 1819 Minister des königl. Hauses 1510 Scarron, Paul (1610–1660), frz. Schriftsteller (41), 967 Schadow, Johann Gottfried (1764–1850), Bildhauer und Graphiker, 1788 Leiter der Hofbildhauerwerkstatt in Berlin, 1805 Rektor, 1815 Direktor der Akademie der Künste 954 Schäufelin (Schäufelein), Hans Leonhard (1482/83–1539/40), Maler und Holzschneider, 1503–1507 in der Werkstatt Dürers in Nürnberg, danach in Tirol, 1509 in Augsburg, seit 1515 in Nördlingen 415, 1259, 1271, 1289 *Schafberger, Friedrich 1728 Schaller, Johann Gottlob (1734–1814), Entomologe in Halle, 1779 Mitgründer der halleschen Naturforschenden Gesellschaft, 1783 Kustos des Naturalienkabinetts der Franckeschen Stiftungen, 1787 deren ökonomischer Verwalter 656, 832, 1649f. Schaller, dessen Frau, seit 1757 verh. 656, 832, 1649f. Scharah Miran Schah Schardt, Ernst Carl Constantin von (1744– 1833), Hofbeamter in Weimar, 1809– 1814 Präsident des Landschaftskollegiums, Bruder von Charlotte von Stein 1616 Schardt, Friederike Sophie Eleonore von, geb. von Bernstorff (1755–1819), 1778 verh. mit dem Vorigen 1616 Scharnhorst, G e r h a r d Johann David von (1755–1813; 1802 geadelt), preuß. Ge-
1816
Personenregister neral, Heeresreformer und Militärschriftsteller, 1804 Oberst, 1806 Stabschef, 1807 Generalmajor, 1813 Generalleutnant 1280 Schauenburg, Gräfin von (vmtl. fiktiv) 245 Schaumburg-Lippe, Georg Wilhelm von (1784–1860), seit 1807 reg. Fürst 1745 Schede, Charlotte (Lotte) W i l h e l m i n e Elisabeth (1772–1858), Tochter des Berliner Justizrats Otto Alexander Sch.(?) 1320 Schede, Johanne P h i l i p p i n e Louise (1781–1856), Schwester der Vorigen(?) 1320 *Scheffner, Johann George 42, 92, 799f., 970, 1010, 1521, 1674, 1728f. Scheffner, Susanne Elisabeth, geb. Bouissont, Tochter eines Berliner Kaufmanns, 1765 verh. mit dem Vorigen 1728 Scheiflin Schäufelein Schelling, Dorothea C a r o l i n e Albertine, geb. Michaelis (1763–1809), Tochter des Göttinger Orientalisten Johann David M., 1784 verh. mit dem Clausthaler Bergmedikus Johann Franz Wilhelm Böhmer, 1789–1791 in Marburg, 1792/93 in Mainz, 1796 verh. mit A. W. Schlegel, danach in Jena, 1803 gesch. und verh. mit F. W. J. Schelling 574, 1282, 1302, 1495, 1512, 1547, 1551, 1684, 1729f. Schelling, Gottliebin Marie, geb. Cleß (1746–1818), Mutter des Folgenden 1729 *Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (von) 198, 203, 241, 449, 545f., 548, 574, 576, 588, 706, 810f., 813, 1296f., 1426, 1522 Schelling, Joseph Friedrich (1737–1812), Vater des Vorigen, Pfarrer und theol. Schriftsteller, 1777 Prof. am Höheren Seminar des Klosters Bebenhausen, 1791 Superintendent in Schorndorf, seit 1807 in Maulbronn 1729 Schelver, Franz Joseph (1778–1832), 1798 Arzt in Osnabrück, 1801 Privatdozent in
Halle, 1803 Prof. der Medizin in Jena und Direktor des Botanischen Gartens, 1805 Prof. der Medizin in Heidelberg 1098 Schenkendorf, Gottlob Ferdinand M a x i m i l i a n (seit 1805 M a x ) Gottfried von (1783–1817), Schriftsteller, Liederdichter, bis 1806 Studium in Königsberg, Hauslehrer bei David Barkley, 1807 mit Ferdinand von Schrötter Hg. der Zeitschrift Vesta, 1813 in Karlsruhe, danach in Frankfurt/M., Köln, Aachen und Koblenz 800, 937, 941, 961, 1686, 1747 Scheufer (Socher?), Informant des Wiener Innenministeriums, 1805–1808 in Berlin 626, 1609 Schickler, David sen. (1755–1818), Sohn von Johann Jacob S., Miterbe der Firma, die er seit 1780/81 mit seinem Vetter David Berendes (1760–1785), seit 1786 mit seinem Bruder Johann Ernst führt, seit 1795 Bankhaus Gebrüder Schickler 287, 633, 828, 1236, 1620 Schickler, David jr., (1777–1866), Sohn des Vorigen, seit 1804 Gesellschafter der Firma, 1820 ausgeschieden (287), 633, 828, 1236, 1620 Schickler, Davida Margaretha Angelika (1801–1884), Tochter von David S. jr., 1818 verh. mit ihrem Vetter Johann Georg S. (1793–1843), seit 1816 Inhaber der Firma Gebr. Schickler (633f.), 828, 1620 Schickler, Henrietta Angelica Magdalena, geb. Fischer, verh. mit David S. sen. 633, 1620 Schickler, Isabella (1805–1837), Tochter von David S. jr., 1823 verh. mit dem preuß. Generalmajor Ferdinand von Kaphengst (633f.), 1620 Schickler, Juliane Mariane, geb. von Axen (gest. 1805/06), 1798 verh. mit David S. jr. (634), 1620 Schierstädt, August Wilhelm (1781–1827), preuß. Offizier, 1806 verh. mit Friederike
1817
Personenregister Amalie Ernestine Finck von Finckenstein (1784–1814), 1814 verh. mit Albertine Ulrike Luise Finck von Finckenstein (1786–1862) 317 *Schiestl, Joseph 1730 Schildberger Schiltberger Schildener, Karl (1777–1843), Jurist und Kunstforscher, seit 1810 Prof. in Greifswald 795 Schildtberger Schiltberger Schill, Ferdinand von (1776–1809), preuß. Offizier, 1806 Leutnant, in der Schlacht bei Auerstedt verwundet, danach in Kolberg, seit 1807 Freikorps-Führer 752, 754–758 Schiller, Ernst von (1796–1841), Sohn der Folgenden, preuß. Oberappellationsrat in Köln 1730 Schiller, Friedrich von (1759–1805) 62, (129), 417, 546, 601, 607, 610, 628, 675, 811, 980, 987, 999, 1030, 1034, 1095, 1362, 1388, 1455, 1506, 1526f., 1544, 1546f., (1558), 1582, 1589, 1613, 1640f., 1662, 1708, 1716, 1746f. *Schiller, Luise Antoinette C h a r l o t t e von 1207, 1288, 1407, 1616f., 1730f., 1746 Schilling , Diebold d. J. (ca. 1460–1520), Historiker und Stadtschreiber in Bern, Teilnahme am Burgundischen Krieg (1473–1480) 158, 1073 Schiltberger, Johannes (um 1380–um 1450), Schriftsteller, 1394 als Schildknappe Teilnahme am Türkenfeldzug, in Gefangenschaft, danach im türk. Heer, in Palästina, Ägypten und Rußland 446, 611, 676, 1423, 1663 Schinas, Konstantin (1801–1857), griech. Historiker und Politiker, 1834 verh. mit Bettina von Savigny, 1837 Prof. der Geschichte und Rektor der neugegründeten Uni. Athen, 1851 Gesandter in München 1726 Schinkel, Karl Friedrich (1781–1841) 1693 Schlabrendorf, Gustav Graf von (1750– 1824), nach Jurastudium in Frankfurt/O. und Halle Reisen in Deutschland, Eng-
land und Frankreich, seit 1789 in Paris (Eremita parisiensis), Zeitzeuge der Französischen Revolution 1749 *Schlegel, August Wilhelm (129), 144, 208, (290), 337, (428), 434f., 443, (480), 561, 572, 616f., 664(?), 809, 822, 1024, 1034, 1046, 1048, 1151, 1195, 1282, 1285, 1303, 1347, 1391, 1400, 1408, 1410–1412, 1419, 1421, 1457–1459, 1476, 1481, 1483f., 1486, 1512f., 1519, 1526, 1547, 1553f., 1627, 1673, 1675, 1684, 1705, 1722, 1729–1731, 1738 *Schlegel, Carl Wilhelm F r i e d r i c h (129), 144, 262, 264, (290), 337, 383, 400, 426, (507), 539, 561, 606, 609, (626), 664(?), 675, 716, 818, 1008, 1029, 1034, 1076, 1115, 1151, 1194, 1209– 1211, 1219, 1257, 1267, 1269, 1303, 1321, 1337, 1343, 1347, 1391, 1399– 1401, 1408, 1484, 1513, 1519, 1526, 1545, 1609, 1662, 1684, 1691, 1696, 1722, 1725, 1731f. Schlegel, Caroline Schelling, Caroline Schlegel, Dorothea, geb. Brendel Mendelssohn (1763–1839), Tochter von Moses Mendelssohn, 1783 verh. mit dem Berliner Bankier Simon Veit, 1799 gesch., 1799 mit F. Schlegel in Jena, danach in Berlin, Dresden und Paris, 1804 verh., 1808 Übertritt zum Katholizismus und Übersiedlung nach Wien, seit 1829 bei ihrem Sohn, dem Maler Philipp Veit, in Frankfurt/M. 1008, 1076, 1347, 1399– 1401, 1513, 1519, 1691, 1730f. Schlegel, Johann Adolph (1721–1793), Vater von A. W. und F. S., 1775 Konsistorialrat und Superintendent in Hannover, 1782 Generalsuperintendent von Hoya (Weser), 1787 von Calenberg 1730 Schlegel, Johanna Christiane Erdmuthe, geb. Hübsch (1735–1811), Lehrerstochter aus Schulpforta, 1752 verh. mit dem Vorigen 1730 Schleiermacher, Friedrich Daniel Ernst (1768–1834), 1796 Prediger an der Cha-
1818
Personenregister rite´ in Berlin, 1802 Hofprediger in Stolp (Pommern), 1804 Prof. der Philosophie und Universitätsprediger in Halle, seit 1807 in Berlin, 1809 Prediger an der Trinitatiskirche, 1810 Prof. für Theologie 53, 150, (151), 268, 407, 717, 934, 981, 1063, 1065, 1376, 1400, 1696, 1722, 1731 Schleiermacher, Henriette, geb. von Mühlenfels (1788–1840), 1. Ehe mit dem 1803 gest. Stralsunder Prediger Ehrenfried von Willich, 2. Ehe 1809 mit dessen Freund Sch. 150 Schleyermacher Schleiermacher Schlichtegroll, Adolf Heinrich F r i e d r i c h von (1765–1822; 1808 geadelt), 1787– 1800 Gymnasialprof. in Gotha, 1802 Bibliothekar ebd., seit 1807 Generalsekretär der Bayer. Akademie der Wissenschaften in München 40, 538, 966, 1518, 1531, 1727 Schlitz, A d e l e Caroline Louise Johanne (1801–1853), Tochter von Hans und Louise von S., 1822 verh. mit Heinrich Adolf Christoph Graf von Bassewitz gen. Schlitz auf und zu Burg Schlitz (1799– 1861) (136), (526), 1044, 1505, 1732f. *Schlitz, Hans von (5f.), (71), (73), (91), (136), (149), (187), (287), (323), (379), (382f.), (386), (388f.), (429), (516), (542), 800–802, 824, 922, 957f., 996, 1009, 1045, 1062, 1236, 1335, 1340, 1346, 1404, 1474, 1493, 1520, 1712, 1732f. *Schlitz, L o u i s e Caroline von (71), (73), (91), 128, (136), (149), (495), (497), (498f.), (516), (520f.), (525), (531), (546), (549), 800, 958, 996, 1009, 1033, 1062, 1146, 1280, 1474f., 1505, 1510, 1529, 1732f. Schlitz gen. von Görtz, Caroline von, geb. von Uechtritz (1749–1809), 1768 verh. mit dem Folgenden (136), (497), (525), (531), (549), 1044, 1733 Schlitz gen. von Görtz, Johann E u s t a c h Graf von (1737–1821), 1756 sachs.-
weimar. Legationsrat, 1762 Prinzenerzieher, 1764 Geheimrat, 1775 Oberhofmeister der Herzogin Luise, 1778 pensioniert, danach preuß. Gesandter, 1779– 1785 in Petersburg, 1788–1806 beim Reichstag in Regensburg (149), 525, 531, 546, (549), 1062, 1505, 1732f. *Schlosser, C h r i s t i a n Friedrich (14), (48), 51, 180, 196, 213, 216, 238, 242, 278, 329, 362, 383, 386f., 449, (462), 468, (489), 517, 532, 539, 709, 932, 977, 1286, 1344, 1346f., 1352, 1468, 1519 Schlosser, Cornelia Goethe, Cornelia Schlosser, Georg E d u a r d (1784–1807), Sohn von Johann Georg S. aus 2. Ehe, Chirurg, Studium mit seinem Vetter Christian Friedrich Sch. in Jena, 1806 in Halle promoviert, preuß. Militärarzt 14, 17, 26, 682, 932, 1733 Schlosser, Johann F r i e d r i c h ( F r i t z ) Heinrich (1780–1851), Sohn von Peter Hieronymus S., 1803 Advokat in Frankfurt/M., 1806 Mitglied des Stadt- und Landgerichts, 1812 Direktor des neuen Frankfurter Lyzeums, 1814 Konversion zum Katholizismus, erwirbt 1825 Stift Neuburg (b. Heidelberg) 48, 238, 278, 362, 489, 539, 558, 977, 1317, 1344, 1368, 1394, 1441, 1468 Schlosser, Johann Georg (1739–1799), 1762 Advokat in Frankfurt/M., 1773 markgräfl.-bad. Hof- und Regierungsrat in Karlsruhe, 1774 Oberamtmann in Emmendingen, 1790–1794 Hofgerichtsdirektor in Karlsruhe, 1798 Syndikus in Frankfurt/M., 1773 verh. mit Goethes Schwester Cornelia, in 2. Ehe 1778 mit der Folgenden 932 Schlosser, Johanna, geb. Fahlmer (1744– 1821), Tochter des Frankfurter Kaufmanns Georg Christoph Fahlmer, verh. mit dem Vorigen 932 Schlosser, Johanna H e l e n e (Lene; 1790– 1820), Tochter von Susette Gontard, 1818 verh. mit Christian Friedrich Sch. 1733
1819
Personenregister Schlosser, Margaretha Rebecca Elisabetha, geb. Steitz (1749–1819), 1778 verh. mit dem Folgenden 1733 Schlosser, Peter Hieronymus (1735–1797), Bruder von Johann Georg S., Advokat in Frankfurt/M., 1777 Ratsherr, 1786 und 1789 jüngerer Bürgermeister, 1792 Schöffe 1733 Schlosser, S u s a n n a Maria (1785–1838), Tochter von Johann Georg S. aus 2. Ehe (362), 1329 Schlüter, Andreas (1762–1714), Architekt und Bildhauer, seit 1694 in Berlin 954 Schmid, Conrad Arnold (1716–1789), 1746 Rektor der Johannisschule in Lüneburg, seit 1761 Prof. der Theologie und röm. Literatur am Collegium Carolinum in Braunschweig 1082 Schmider vmtl. Schmucker Schmidt, Friedrich Wilhelm, um 1800 Zeichenlehrer in Karlsruhe 1275 *Schmidthammer, K a r l Wilhelm 1515, 1733 Schmucker, Johann Heinrich Christian (1753–1822), Berliner Kriegs- und Domänenrat, Justizkommissar beim Kammergericht, 1788 Syndikus der Kur- und Neumärkischen Hauptritterschaftsdirektion, 1815 Generalanwalt im Finanzministerium 72, 109f., 127, 132, 156, 161, 334, 493, 516, 540, 1043 Schnabel, Johann Gottfried (Ps. Gisander; 1692–nach 1750), Schriftsteller, seit 1724 in Stolberg (Harz) 611, 1565 Schneegans, Daniel (1778–1842), Geschäftsmann und Waisenhausdirektor in Straßburg, verh. mit der aus Frankfurt/M. stammenden Marie Karoline Schwarz 1284 Schneegans, Valentin (1787–1849), aus Straßburg 326, 1284 Schnegans Schneegans Schoch, Johann Georg (1634–um 1690), Jurist und Schriftsteller, 1659 Advokat in Naumburg, 1668 Amtmann in Westerburg, seit 1678 in Berlin 392, 1357
Schön, Martin Schongauer, Martin Schönberger, Lorenz (1770–1847), Maler in Wien, zeitweise in der Schweiz, in Böhmen und Italien, 1804 in Paris, 1810 in Frankfurt/M., danach Reisen in die Niederlande und nach England 528f., 731, 1507 Schönborn, Friedrich Karl Joseph Graf von (1781–1849), Kunstfreund in Wien 625 Schönemann, Anna Elisabeth Türckheim, Anna Elisabeth Schönemann, Susanna Elisabeth, geb. d’Orville (1722–1782), verh. mit den Bankier Johann Wolfgang S. (1717– 1763), Mutter von Anna Elisabeth Türckheim 1534 Schönsperger, Johann (Hans) d. Ä. (um 1455–1521), seit 1481 Drucker in Augsburg 1510 Schongauer, Martin (Martin Schön; um 1445–1491), Kupferstecher und Maler, u.a. in Breisach 605 Schopenhauer, J o h a n n a Henriette (1766– 1838), seit 1806 in Weimar, Schriftstellerin und Salonnie`re, Mutter des Philosophen 631, 1568, 1615–1617 Schoppenhauer Schopenhauer Schott, Schneider in Heidelberg 485 Schreber, Johann Christian, seit 1791 Edler von Schreber (1739–1810), Mediziner und Naturforscher, seit 1769 Prof. in Erlangen 1649 Schreiber, A l o y s Wilhelm (1761–1841), vielseitiger Schriftsteller, 1784 Lehrer am Jesuitengymnasium in Baden-Baden, 1799 am Lyzeum ebd., 1805 Prof. für Ästhetik in Heidelberg, 1811 Hofhistoriograph in Karlsruhe, seit 1826 wieder in Baden-Baden 200, 251, 261, 576, 1097f., 1132, 1186f., 1221, 1256, 1272f., 1452, 1483, 1534, 1590 Schreyvogel, Joseph (1768–1832), Schriftsteller, Hoftheatersekretär und Dramaturg in Wien 816f. Schröder, Corona Schröter, Corona
1820
Personenregister Schröder, Amtmann in Bergen (BergenEnkheim b. Frankfurt/M.), Vater von Marie Brentano 1387 Schröder, Frau des Vorigen (415), (437), 1387, 1414 Schröder, Friedrich Ludwig (1744–1816), Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker in Hamburg 1096 Schrödter, Joseph, fingierter pseudonymer Reiseschriftsteller um 1800 (weitere Pseudonyme: Christian Friedrich Damberger, Zacharias Taurinius) 1438f. Schröter (Schröder), C o r o n a Elisabeth Wilhelmine (1751–1802), Schauspielerin und Sängerin, 1765 in Leipzig, seit 1776 in Weimar 563, 1547 Schrötter, Ferdinand von (1785–1863), Sohn des Folgenden, 1803 Jurastudium in Königsberg, 1807 Mithg. der Zeitschrift Vesta, 1813 Teilnahme an den Befreiungskriegen, danach Geh. Justizrat und Oberappellationsgerichtsrat in Marienwerder (39), 937, 941, 961, 1010 Schrötter, Karl Wilhelm Freiherr von (1748– 1819), Vater des Vorigen, Kanzler des Königreichs Preußen, 1806–1809 preuß. Justizminister, 1809 Chefpräsident des ostpreuß. Oberlandesgerichts in Königsberg 1056 Schubart, Gotthelf Heinrich (1722–1791), Vater der Folgenden und Sophie Brentanos (geb. Mereau), herzogl.-sächs. Obersteuerbuchhalter in Altenburg 1733 *Schubart, Henriette 1373f., 1456, 1459, 1733f. Schubart, Johanna Sophie Friederike, geb. Gabler, verw. Pierer (1745–1786), verh. mit Gotthelf Heinrich S., Mutter der Vorigen und Sophie Brentanos (geb. Mereau) 1733 Schubert, Gotthilf Heinrich von (1780– 1860), 1803 Arzt in Altenburg, 1805 in Freiberg (Sachsen), 1809–1816 Direktor der Realschule in Nürnberg, danach Prof. der Naturgeschichte in Erlangen, seit 1827 in München 1355
Schubert *Schubart, Henriette Schüler, Johanna Christine, geb. Schindel (1753–nach 1820), Mutter von Henriette Hendel-Schütz, Schauspielerin 1705 Schüler, Karl Julius Christian (1746–1820), Vater von Henriette Hendel-Schütz, Schauspieler in Gotha 1705 *Schütz, Christian Gottfried 129, 810f., 814, 818, 1200, 1215, 1596, 1612, 1734 Schütz, Christian W i l h e l m von (gen. Schütz-Lacrimas; 1776–1847), Schriftsteller, 1798–1811 an der kurmärk. Kriegs- und Domänenkammer in Berlin, Ritterschaftsdirektor in der preuß. Neumark, danach in Berlin und Dresden 64, 183, 317, 507, 989, 1115, 1484 Schütz, Friedrich Karl J u l i u s (1779–1844), Sohn von Christian Gotfried Sch., seit 1804 Prof. der Philosophie in Halle, Mitarbeit an der dort vom Vater hg. Allgemeinen Literaturzeitung, seit 1806 in Berlin, 1811 Heirat mit Henriette Hendel(-Schütz), 1817 Trennung 1596, 1705 Schütz, Henriette, geb. Danovius (gest. 1823), Professorentochter aus Halle, 1778 verh. mit Christian Gottfried Sch. 1734 Schütz Schütze Schütze, Johann S t e p h a n (1771–1839), nach Studium in Halle und Erlangen zunächst Privatlehrer in Magdeburg, seit 1804 Schriftsteller in Weimar 1034, 1617 Schulenburg-Kehnert, Friedrich Wilhelm Graf von der (1742–1815), 1778 preuß. Kriegsminister, 1805 Stadtkommandant von Berlin, 1806/07 in Königsberg und Memel, seit 1808 westphäl. Staatsrat und Präsident der Kriegssektion in Kassel 69, 993 Schultz, Christoph Ludwig Friedrich (1781– 1834), 1801 Referendar in Berlin, 1804 Assessor in Ansbach, 1805 Direktor der
1821
Personenregister Porzellanfabrik in Bruckberg (b. Ansbach), seit 1806 in Berlin, 1809 Staatsrat 4f., 31, 358, 400, 1325f., 1370f. Schultz, Johanna ( J e a n n e t t e ) Maria Marcelline, geb. Püttmann (1787–nach 1845), 1806 verh. mit dem Vorigen 1325 Schultze (gest. 1812), vmtl. Witwe des Präsidenten der Oberrechnungskammer in Berlin Christian Ludwig von Sch. (1736– 1805?; 1791 geadelt) 5 Schulz, Johann Abraham Peter (1747– 1800), 1776 Musikdirektor des frz. Theaters in Berlin, 1779 Hofkomponist des Prinzen Heinrich von Preußen in Rheinsberg, 1787 Hofkapellmeister in Kopenhagen 1210 Schurh Schoch Schwaab, Franz (gest. 1804), Besitzer einer Handlung in Miltenberg (Unterfranken), Bruder des Folgenden 1252 Schwaab, Georg Joseph Anton (1735– 1814), Buchhalter im Frankfurter Brentano-Haus, seit 1805 in Miltenberg 302, 309, 314, 1252 Schwab Schwaab Schwan, Christian Friedrich (1733–1815), Buchhändler und Verleger in Mannheim 1058, 1697 Schwarz, Friedrich Heinrich Christian (1766– 1837), seit 1798 Pfarrer in Münster (b. Butzbach), seit 1804 Prof. für Dogmatik und Dogmengeschichte in Heidelberg, dort leiter eines Erziehungsinstituts für Knaben 48, 194, 200, 484, 530, 806, 837, 1099, 1109, 1131f., 1274, 1276, 1695f. Schwarzenberg, Karl Philipp Fürst zu (1771– 1820), österr. Feldmarschall, 1805 Vizepräsident des Hofkriegsrats in Wien, 1810 Botschafter in Paris, 1813 Oberbefehlshaber in der Schlacht bei Leipzig 625 *Schwinck, Antoinette 24, 28, (60), (69), 523f., 571, 735, 1503, 1734f. *Schwinck, Auguste (7), 15, 17, 24, 27f., (34), (36), (39), (42), (44), 50, 53, (55),
(58), (60f.), 74f., (78), (92), 94f., (97– 100), (102), 110, (111–126), (142), (163), (176), (236), (240), (443), (502), 523f., (571), (682), (684), 689, (693f.), 696, (697), (700), (702), (734), 803f., 824, 931f., 946f., 952, 961, 983, 986, 1004, 1010, 1012f., 1015, 1020, 1055, 1083, 1106, 1168, 1171, 1196, 1420, 1475, 1479, 1503, 1551, 1625f., 1646– 1648, 1735–1737, 1746f. Schwinck, C a r l Ernst (um 1790–nach 1840), Königsberger Neffe von Georg(e) Gotthilf Sch., 1808 Student der Kameralistik in Heidelberg 523f., (571), 573, (734), 1502, 1537, 1551, 1555 Schwinck, Celeste Koch, Celeste *Schwinck, Charlotte 24, 28, (57), (60), (69), (74), (75), (95), (130), 144, 571, (693f.), 803, 835, 932, 949, 983, 986, 1010, 1013, 1016, 1020, 1027, 1035, 1041, 1055, 1105, 1232, 1282, 1537, 1555, 1626, 1646, 1673, 1697, 1716, 1734–1737 *Schwinck, Charlotte Helene 24, 28, (60), (69), (78), (735), 1736 *Schwinck, Georg(e) 24, 28, (60), (69), 571, (735), 1736f. Schwinck, Georg Friedrich (gest. 1756), Vater des Folgenden, Kaufmann in Königsberg 1737 *Schwinck, Georg(e) Gotthilf 8, 11, 15, 20, 25, 27f., 33, 38, 43f., (60), 68, (69), 71, 73, (74), 77, 93, (95), 127, 144, (573), 803, 928, 947, 986, 1015f., 1032, 1036, 1041, 1055, 1697, 1734–1737 Schwinck, Justina Theodora, geb. Kaller, verh. mit Georg Friedrich Sch., Mutter von Georg(e) Gotthilf S. 1737 Schwinck, Marie (1807–1901), Tochter von Charlotte und Georg(e) Gotthilf Sch., 1831 verh. mit Carl Gustav Jacob Jacobi (130), (144), 163, 702, 1029, 1035, 1041, 1083, 1555 Schwink Schwinck Schwoboda Swoboda, Wenzel Scott, Walter (1771–1832), schott. Schriftsteller 1374, 1733
1822
Personenregister Sebaldus, Heiliger (vmtl. 8. Jh.), Einsiedler b. Nürnberg 496 *Seckendorf, Franz Karl L e o p o l d ( L e o ) von (39), 136f., 140, 166, 209, 221, 233, 253, 279, 626, 811, 1033f., 1052, 1088, 1147, 1164, 1186, 1214, 1226, 1281f., 1443, 1702, 1737f., 1740 Seckendorf, Franz Paul Christoph Albrecht von (1750–1823), Vater des Vorigen, Präsident des Reichskammergerichts in Wetzlar 1737 Seckendorf, Friederike Christiane Wilhelmine, geb. Freiin Stiebar von Buttenheim (1755–1808), verh. mit dem Vorigen (1737) Seckendorf, Marie Anne Sophie Therese von Ben(t)zel-Sternau Seegebarth, Johann Friedrich von (1747– 1823), preuß. Generalpostmeister, Stiefvater von Johann Philipp Heinrich Pistor (19), 934 Seekatz, Johann Conrad (1719–1768), seit 1753 Hofmaler in Darmstadt 1575, 1586 Segebarth Seegebarth Seidler, Christiane Jacobs, Christiane Seiler Sailer Sekendorf Seckendorf Semiramis, sagenhafte babylon. Königin 1182 Seneca (Lucius Annaeus Seneca; gest. 65), röm. Philosoph und Schriftsteller 648, 1638 Serviarsch Servie`re Servie`re, Anna C h a r l o t t e (1773–1862), Tochter des Frankfurter Likör- und Parfümeriefabrikanten Peter Joseph S., mit ihrer Zwillingsschwester Pauline Freundin der Brentano-Geschwister 474, 490, 1469 Servie`re, Pauline ( P a u l a ) Maria Walpurgis (1773–1832), Zwillingsschwester der Vorigen, Verehrerin und Korrespondentin Goethes 461 Seume, Johann Gottfried (1763–1810) 628, 1612f.
Seyfried, Joseph von (1780–1849), Schriftsteller, Theaterdichter und Übersetzer in Wien, seit 1801 Sekretär am Theater an der Wien, seit 1806 Redakteur versch. Zeitungen ebd. 64 Seyler, Abel (1730–1800), Theaterdirektor in Hamburg, danach Leiter einer wandernden Schauspielertruppe, Vater von Sophie Leisewitz 1713 Seyler, Sophie Elisabeth, geb. Andreae (1730–1764), 1754 verh. mit dem Vorigen 1713 Seyler, Sophie Marie Katharina Leisewitz Shakespeare, William (1564–1616) 198, 203, 244, 480, 507f., 569, 706, 807, 1024, 1029, 1052, 1096, 1178, 1225, 1391, 1459, 1547, 1619, 1731 Sichem, Christoffel van (1546–1624), niederl. Formschneider und Kupferstecher 242, 319, 1174, 1212, 1271, 1289 Siegfried Seyfried, Joseph von Siegfried, nord. Sagengestalt 364, 393 Siegmundt von Hungarn Sigismund von Luxemburg Sigismund von Luxemburg (1368–1437), Kurfürst von Brandenburg, König von Ungarn, 1411 röm.-dt. König, 1419 König von Böhmen, 1433 röm.-dt. Kaiser 676 Sillem, Henriette Louise (1786–1856), Musikerin, Hamburger Schülerin Louise Reichardts, 1805 verh. mit Jacques des Arts (1778–1833) 1049 Simson (Samson), Richter in Israel (bibl.) 1120 Sinclair, Isaak von (Anagramm Crisalin; 1775–1815), Schriftsteller, Freund Hölderlins, seit 1796 im Dienst des Landgrafen von Hessen-Homburg, 1805 in Ludwigsburg und auf der Solitude inhaftiert, 1805/06 in diplomat. Mission des Landgrafen in Berlin, danach in Homburg v. d. H. 253, 1035, 1737 Sismondi, Jean-Charles-Le´onard Simonde de (1773–1842), Schweizer Ökonom und Historiker, 1801 Secre´taire du Con-
1823
Personenregister seil du Commerce in Genf, 1809 Prof. für Moralphilosophie ebd. 435, 440, 442, (443), (445), (449), 454, (726), 822, 1400, 1411f., 1426, 1433, 1457, 1738 Sisyphos (griech. Myth.) 1030 Smith, John (1747–1807), schott. Theologe und Altertumsforscher 1130 Socher (Scheufer?), Informant des Wiener Innenministeriums 1609 Soemmerring, Samuel Thomas (1755– 1830), 1784 Prof. für Anatomie und Physiologie in Mainz, 1795 Arzt in Frankfurt/M., danach Mitglied der Bayer. Akademie der Wissenschaften in München, 1820 wieder in Frankfurt/M. 530, 1504, 1510, 1519, 1531, 1540 Soler, Vicente Martin y (1754–1806), span. Opernkomponist 1064 Solger, Karl Wilhelm Ferdinand (1780– 1819), Jurist, Philosoph und Ästhetiker, 1803–1806 bei der Kriegs- und Domänenkammer in Berlin, 1809 Prof. der Philosophie in Frankfurt/O., 1811 in Berlin, 1814/15 Rektor der Berliner Uni. 421, 1320, 1388, 1395, 1526 Solms-Braunfels, F r i e d e r i k e Luise Caroline Sophie Charlotte Alexandrine Prinzessin von, geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz (1778–1841), 1793 1. Ehe mit Prinz Friedrich Ludwig (Louis) von Preußen (1773–1796), 1798 2. Ehe mit dem Folgenden, 1815 3. Ehe mit Herzog Ernst August von Cumberland (1771– 1851) 31, 936, 951, 1747f. Solms-Braunfels, F r i e d r i c h Wilhelm Prinz zu (1770–1814), 1795 preuß. Major, 1798 verh. mit der Vorigen, seit 1807 Oberstleutnant 936, 951 Solms-Braunfels, Friedrich W i l h e l m Heinrich Prinz von (1801–1868), Sohn des Vorigen (31), 936 Solms-Hohensolms-Lich, Friedrich Alexander Prinz zu (1763–1830), 1781 niederländ. Offizier, 1802 als Oberstleutnant in der preuß. Armee, 1810 Generalmajor, 1813 Militärgouverneur des provisori-
schen Generalgouvernements Berg 1292–1294 Solms-Hohensolms-Lich, Henriette, geb. Prinzessin von Bentheim-Steinfurt (geb. 1777), seit 1802 verh. mit dem Folgenden 1293 Solms-Hohensolms-Lich, Karl Ludwig August Fürst zu (1762–1807), Bruder des Vorigen, seit 1803 Regent des gleichnamigen Fürstentums 331, 1292 Sophie Brentano, Sophie Sophokles (496–406 v. Chr.) 99f., 697, 1017, 1395 Soult, Nicolas-Jean de Dieu, Herzog von Dalmatien (1764–1851), frz. Militär, befehligt das 4. Armeekorps 1805/06 bei Austerlitz und Auerstedt, 1807 bei Preußisch-Eylau, Eroberung Königsbergs, 1808 Kommandeur der Zentralarmee in Spanien, 1830 Kriegsminister 32, 143, 952, 954 Spauer Spaur Spaun, Franz von (eigtl. Franz Seraph Ritter von Spaun; 1753–1826), Jurist, mathemat., philos. und schöngeistiger Schriftsteller vor allem in Wien und München 1684 Spaur, Friedrich Franz Joseph von (1756– 1822), Schriftsteller, Mainzer Kammerherr, 1776 zum Priester geweiht, seit 1777 Domherr in Salzburg, Mitglied des Illuminatenordens 209, 1142 Spee, Friedrich (1591–1635), Schriftsteller, Jesuit, 1625/26 Domprediger in Paderborn, 1628 Prediger in Peina, danach im Stift Corvey, 1632 in Köln, zuletzt in Trier 260, 1202 Spener, Philipp Jacob (1635–1705), pietistischer Theologe und Heraldiker vor allem in Berlin 1650 Spiegel von und zu Pickelsheim, Karl Emil (1783–1849), 1805 Regierungsassessor und Kammerjunker in Weimar, 1807 Kammerherr, 1809 Rat im sachs.-weimar. Landespolizeikollegium, 1814 Major und Adjutant des Herzogs, 1815 Hofmarschall 260, 1201
1824
Personenregister Spiegel von und zu Pickelsheim, Wilhelmina Emilie, geb. von Rotberg (1787–1870), 1805 verh. mit dem Vorigen 1201 Spieß, Christian Heinrich (1755–1799), Schauspieler, Theaterdichter und Romanschriftsteller, bis 1788 beim Theater in Prag, danach bei dem Grafen Caspar Herman von Künigl auf dem böhm. Schloß Bezdiekau 1547 Splitgerber (gest. 1807), vmtl. Frau des Folgenden 88, 149 Splitgerber, David Friedrich (1739–1827), Gesellschafter des von seinem Großvater David S. mit Gottfried Adolph Daum gegründeten Berliner Bank- und Handelshauses Splitgerber & Daum, Direktor der ersten Berliner Erwerbsschule 774 Splitgerber, Johann Christian, Nachkomme eines Verwandten von David S., dem Mitbegründer des Berliner Bank- und Handelshauses Splitgerber & Daum, zeitweise dessen Kommissionär in London, seit 1792 Geschäftspartner des Berliner Handelshauses Gebr. Schickler 1620 Splittgerber Splitgerber Spohr, Dorette (1787–1834), geb. Scheidler, Harfenistin und Pianistin, 1806 verh. mit dem Folgenden 280, 1231 Spohr, Louis (1784–1859), Violinist, Dirigent und Komponist, 1805 Konzertmeister in Gotha, 1813 Kapellmeister in Wien, 1817 Kapellmeister in Frankfurt/M. 280, 313, 315, 1231, 1262, 1264 Spranger, Bartholomäus (1546–1611), fläm. Maler 415, 1387 St. Meinrad Meinrad von Einsiedeln Stadion, Anton Heinrich F r i e d r i c h von (1691–1768), 1718–1757 kurmainz. Oberamtmann, Geh. Rat, Hofmarschall, erster Hof- und Staatsminister im Dienst des Erzbischofs von Mainz, 1724 verh. mit Maria Anna von Sickingen (aus dem Geschlecht Franz von Sickingens) 417, 1388 Stadtmüller, vmtl. Kaufmann, 1807 von Danzig nach Königsberg 11
Stadtmüller, geb. Brun, dessen Frau, 1807 von Danzig nach Königsberg 11 Stadtmüller, deren Schwester, 1807 von Danzig nach Königsberg 11 Städel, Johann Friedrich (1728–1816), Frankfurter Bankier und Kunstsammler, Begründer des Städelschen Kunstinstituts 1004 Staegemann, Christian Friedrich (gest. 1773), seit 1740 Pfarrer in Vierraden (Uckermark), Vater von Friedrich August St. 1738 Staegemann (gest. 1767), Frau des Vorigen, Mutter von Friedrich August St. 1738 Staegemann, Elisabeth (von), geb. Fischer (1761–1835), Tochter des Königsberger Kaufmanns Karl Konrad F., Schwester von Charlotte Schwinck, 1780 verh. mit Justizrat Graun, 1795 gesch., 1796 verh. mit dem Folgenden (11), (19), 24, 110, 133, 928, 934, 1040, 1052, 1054, 1734f. *Staegemann, Friedrich August (von) 24, 110, 116, 800, 940f., 1697, 1735, 1737f. Staegemann, Hedwig von (1799–1891), Tochter des Vorigen, Schriftstellerin, 1823 verh. mit Ignaz von Olfers (1798– 1872) (11), 24, 117, 928, 1697 Stae¨l-Holstein, Albert de (1792–1813), Sohn der Folgenden 1739 *Stae¨l-Holstein, Anne-Louise-Germaine de 90, 328, (428), 434, 440, 442–444, (445), 447, (449), 478, 509, 516, 591, 597, (726), 822f., 827f., 831, 837, 1008, 1048, 1285, 1347, 1400, 1410– 1412, 1417, 1421, 1425, 1441, 1457f., 1483, 1484f., 1553, 1599, 1673, 1711, 1731, 1738f. Stae¨l-Holstein, Erich Magnus de (1749– 1802), schwed. Gesandter in Paris, 1786 verh. mit der Vorigen, 1800 gesch. 1738 Stark, Johann Christian d. Ä. (1753–1811), seit 1779 Prof. der Medizin in Jena, 1786 sachs.-weimar. Hofrat, Leibarzt des Herzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach 546, 1527
1825
Personenregister Steffens, Henrik (Henrich, Heinrich; 1773– 1845), Naturphilosoph, Schriftsteller, aus einer dt.-dän. Familie, 1798/99 in Jena, 1799–1802 in Freiberg (Sachsen), 1802–1804 Vorlesungen in Kopenhagen, 1803 verh. mit Johanna Reichardt, 1804–1811 Prof. für Naturgeschichte in Halle, 1811–1832 Prof. in Breslau, danach in Berlin 18, 53, 934, 1519, 1531, 1648, 1718, 1725 Steffens, Johanna Reichardt, Johanna Stegmann Staegemann Steibelt, Daniel (1765–1823), Pianist und Komponist, seit 1782 in Paris, Wien und London, 1808 in Petersburg 1064 Steig, Reinhold (1857–1918), Gymnasiallehrer und Prof. in Berlin, Editor (Arnim, Bettina, Brentano, Brüder Grimm und Umkreis) 985, 1013, 1089, 1102, 1111, 1121, 1131f., 1147, 1159, 1167, 1206, 1211, 1232, 1236, 1332, 1455, 1462, 1488, 1635f. Stein, Charlotte Albertine Ernestine von, geb. von Schardt (1742–1827), 1764 verh. mit dem sachs.-weimar. Stallmeister Gottlob Ernst Josias Friedrich von St. (1735–1793), Hofdame der Herzogin Anna Amalia von Sachsen-WeimarEisenach 631, 1616 Stein, Heinrich Friedrich K a r l Reichsfreiherr vom und zum (1757–1831), preuß. Staatsmann 69, 71, 323, 531, 799–803, 826, 928, 939, 993, 995, 1079, 1280, 1292, 1402, 1498, 1501, 1510, 1558, 1698, 1713, 1738 Steltzer, Christian Friedrich Bernhard (von) (1778–1848; 1840 geadelt), 1804 Kriminalrat in Hildesheim, 1808 westphäl. Prokurator in Halle, 1815 Oberlandesgerichtsrat in Halberstadt, 1817 in Naumburg, 1830 Oberlandesgerichtspräsident in Hamm, seit 1831 in Halberstadt 208, 1140 Stelzer Steltzer Stephanie Baden Stephanius, Johannis (Stephan Hansen; 1599–1650), dän. Historiker und Philologe, Prof. in Sorø 347, 1312
Sternau Ben(t)zel-Sternau Sternhayn, Johann F e r d i n a n d von, k. k. Gesandtschaftssekretär, 1805 bad. Hofrat, 1807 Polizei- und Badedirektor in Baden-Baden, 1808 in eine Intrige am bad. Hof verwickelt 577, 1559 Sternheim Sternhayn Stolberg-Stolberg, F r i e d r i c h (Fritz) Leopold Graf zu (1750–1819), Mitglied des Göttinger Hainbundes, 1791 Kammerpräsident in Eutin, 1800 Konversion zum Katholizismus und Übersiedlung nach Münster (23), 543, 943, 1271, 1401, 1521, 1592, 1742f. Stolberg-Wernigerode, Christian Friedrich (1746–1824), seit 1778 Regent von St.-W. 611 Stoll, A d o l f Karl Wilhelm Theodor (1850–1928), Gymnasialprof. in Kassel, Editor (Savigny, L. E. Grimm und Umkreis) 1488 Stoll, Joseph Ludwig (1777–1815), Schriftsteller, nach Reisen Privatgelehrter in Weimar, 1807 Theaterregisseur in Wien, 1808 ebd. Mithg. der Zeitschrift Prometheus 129, 140, 337, 626, 1033f., 1052, 1214, 1702, 1737 Stollberg Stolberg-Stolberg Strahan, William (1715–1785), Verleger in London 1459 Stranski Stransky Stransky von Stranka zu Greiffenfels, Maria Alexandrina Balbina Christiane ( C h r i s t i n e ) , geb. Freiin von Schleich (1785– 1862), 1806 verh. mit dem Folgenden, 1824 gesch. 532, 1513 Stransky von Stranka zu Greiffenfels, Franz Otto Ritter von (1778–1845), 1801 Dr. med. und Dr. phil. in Landshut, 1806 in Wien, 1809 Stadtgerichtsarzt in Eichstätt, 1815 Kreismedizinalrat in Augsburg 532, 1513 Streiber, Karl Ludwig Heinrich, Polizeidirektor und Landrat in Halle 1724 Strixner, Johann Nepomuk (1782–1855), Kupferstecher und Lithograph in München 1316, 1321, 1325, 1509
1826
Personenregister Ströhling, Peter Eduard (1768–nach 1826), Maler u. a. 1790/91 in Frankfurt/M., 1796–1801 in Petersburg, 1803–1807 und 1819–1826 in London und Wien; porträtierte 1790 Maximiliane Brentano, 1804 Arnim 976, 1086, 1313, 1570 Stromeier (Strohmeyer), Johann Heinrich (1779–1845), seit 1824 Bassist und Direktor des Weimarer Hoftheaters 140f., 175, 702, 1106 Sturm, Christoph Christian (1740–1786), 1763 Lehrer an den Franckeschen Stiftungen in Halle, 1769 Prediger in Magdeburg, 1778 Hauptpastor an St. Petri in Hamburg, Vf. von Betrachtungen über die Werke Gottes im Reiche Gottes und der Vorsehung (1772–1776) 764 Suchenwirt, Peter (von) (um 1325–vor 1407), öst. Wappendichter, seit 1377 am Wiener Hof 420, 1393 Südow Sydow Suismond Sismondi Swoboda, Wenzel (um 1754–1822), Schauspieler in Prag und Brünn, seit 1812 Regisseur am Leopoldstädter Theater in Wien 626, 1609 Sydow, Theodor Freiherr von (1773–1855), Schriftsteller und Deklamator 1617 Sylinietzky *Zglinicky, Karl Friedrich von Talma, Franc¸ois Joseph (1763–1826), frz. Schauspieler 164, 1086 Tamaman (Tamanian), frz. Leutnant in Königsberg 61, 70 Tamerlan; Tamelin Timur Tannhäuser (13. Jh.), Minnesänger 1393 Tauler, Johannes (um 1300–1361), Dominikanermönch, Mystiker und Volksprediger in Straßburg 1344 Taurinius, Zacharias, fingierter pseudonymer Reiseschriftsteller um 1800 (weitere Pseudonyme: Christian Friedrich Damberger, Joseph Schrödter) 459, 1438 Taylor, Sir Brook (1776–1846), engl. Diplomat, l80l-l806 Gesandter am kurfürstl.
Hof in Kassel, 1807 in Kopenhagen, 1814–1820 in Stuttgart, danach in München, 1828–1831 Botschafter in Berlin 69, 993 *Teng, Joseph von 1739 Tettenborn, Friedrich Karl von ((1778– 1845), öst. Reitergeneral der Befreiungskriege 1741 Thaer, Albrecht Daniel (1752–1828), Arzt und Agrarwissenschaftler 1711 Themistokles (um 525–459 v. Chr.), griech. Feldherr 61, 986 Theodor Neuhoff, Theodor von Theremin, Ludwig Friedrich F r a n z (1780– 1846), ev. Theologe und Schriftsteller, nach Studium in Halle in Genf und Paris, 1810 Prediger der frz. Gemeinde in Berlin, 1814 Dom- und Hofprediger, 1824 Oberkonsistorialrat ebd. 1566 Thibaut, Anton Friedrich Justus (1772– 1840), Jurist, 1798 Prof. für röm. Recht in Kiel, 1802 in Jena, seit 1805 in Heidelberg 194, 605, 608, 627, 806, 820, 1125, 1324 Thiersch, Friedrich Wilhelm (1784–1860), Philologe, 1807 Privatlehrer in Göttingen, 1809 Gymnasiallehrer in München, 1811 Prof am Lyzeum, 1824 Universitätsprof. ebd. 1531 Thile Tiede, Thomas Franz Thoas, König von Tauris (griech. Myth.) 1405 Thomas, Jünger Jesu 1120 Thomas a Kempis (Thomas von Kempen; Geburtsname Thomas Hemerken; um 1380–1471), Theologe und Mystiker, seit 1406 im Augustinerkloster Agnetenberg (b. Zwolle), 1414 Priester, 1425 Subprior 790 Thomasius, Christian (1655–1728), Jurist und Philosoph in Halle und Leipzig 1650 Thümchen, vmtl. Spitzname von Primavesi 646, 1132f. Thüringen, Elisabeth Landgräfin von (1207– 1231), Tochter des ungar. Königs Andreas II., verh. mit Landgraf Ludwig IV.
1827
Personenregister von Th., 1235 heilig gesprochen 392, 1358, 1556 Thurn und Taxis, Carl Alexander von (1770– 1827), seit 1805 Fürst und Generalerbpostmeister der Kaiserl. Reichspost, nach Auflösung des Reiches 1806 Betrieb der Thurn-und-Taxis-Post als privates Unternehmen, 1808 Kronoberstpostmeister in Bayern 1497, 1540 Thurn und Taxis, Therese von (1773–1839), geb. Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, Schwester der preuß. Königin Luise, 1789 verh. mit dem Vorigen (136), 1044 Thurneysen (Thurneisen), Philippine Elisabeth Emma (1794–1835), Tochter des Frankfurter Kaufmanns Karl Wilhelm T. (1760–1806) und seiner Frau Renata Susanna, geb. d’Orville, verh. mit dem Kaufmann Alexander du Fay 594, (604), 1586 Tibianus, Johann Georg (ca. 1541–1611), kath. Erbauungsschriftsteller, Kartograph und Kosmograph 1073 Tieck, Amalie, geb. Alberti (1769–1837), Tochter des Hamburger Diakons Julius Gustav A., 1798 verh. mit Ludwig T. 633, 1087, 1621, 1739 Tieck, Anna Sophia, geb. Berukin (Beruschkin) (gest. 1802), uneheliche Tochter eines Schmieds aus dem brandenburg. Jeserig, 1772 verh. mit Johann Ludwig T., Mutter von Ludwig, Sophie (verh. Bernhardi) und Christian Friedrich T. 1739 Tieck, Christian F r i e d r i c h (1776–1851), Bildhauer, Schüler Schadows, 1798– 1801 in Paris, 1802/03 in Weimar, 1805– 1808 in Rom, 1809–1811 in München, 1811–1819 wieder in Italien, 1819 Prof. an der Berliner Kunstakademie 290, 532, 572, 1419, 1512, 1531, 1553f. Tieck, Johann Ludwig (gest. 1802), Seilermeister, Zunftmeister und Gildesprecher in Berlin, Vater von Ludwig, Sophie (verh. Bernhardi) und Christian Friedrich T. 1739
*Tieck, Johann L u d w i g (1773–1853) 40, 48, 94f., 97, 108, 148, 165, 173, 175, 201, 213, 216, 219, 225f., 239, 260, 268f., 273, 290, 336, 338, 348f., 393, 401, 418, 420, 426, 462, 472, (477), 532, 539, 545, 547, 555f., 560–562, 569, 574, 578, 597, 601–603, 603, 620, 633, 664, 709, 717, 732f., 825, 831, 835, 964, 976, 1008f., 1014, 1024, 1050f., 1057–1060, 1067f., 1071, 1087, 1093, 1101, 1135, 1145, 1154f., 1166, 1171, 1218, 1243, 1263, 1266f., 1282, 1295, 1301, 1304, 1320, 1360, 1372, 1388–1390, 1393, 1395, 1400, 1403, 1441, 1451f., 1458, 1482, 1513, 1526, 1540, 1545, 1556, 1565, 1582, 1613, 1621, 1627, 1647, 1673, 1684, 1690, 1692, 1696, 1714, 1718, 1722, 1725, 1731, 1739f. 1745 Tiede, Thomas Franz (1762–1824), Theologe, seit 1783 Lehrer in Breslau, 1785 Pfarrer in Steinseifersdorf (b. Reichenbach in Schlesien), 1786 Diakon und 1823 Pfarrer in Reichenbach 751 Tiefenbacher Solms-Braunfels Timur (Timur-Lenk, der »lahme Timur«, Tamerlan; 1336–1405), Mongolenherrscher 446, 677 Tirinanzky, Frau in Frankfurt/M. 594 Tischbein, Johann Friedrich August (1750– 1812), Sohn des Malers Johann Valentin T., Maler, 1772–1777 in Paris, danach in Italien, 1780 Hofmaler in Arolsen, 1795 im Dienst des Fürsten Leopold III. von Anhalt-Dessau, seit 1800 Direktor der Akademie in Leipzig 528, 1506, 1745 Tischbein, Johann Heinrich d. Ä. (1722– 1789), Bruder von Anton Wilhelm T., Maler, 1753 Hofmaler in Kassel, 1762 Prof. am Collegium Carolinum ebd., 1777 Direktor der Maler- und Bildhauerakademie ebd. 1388 Tischbein, Johann Heinrich Wilhelm (1751– 1829), Maler, 1777 Porträtmaler in Berlin, danach in Italien, 1781/82 in Zürich, 1789–1799 Direktor der Kunstakademie
1828
Personenregister in Neapel, danach in Hamburg, 1808 Hofmaler in Eutin 424, 1398, 1745 Tischer Discher Tithonos, äthiop. König, Sohn des myth. Königs Laomedon von Troja 987 Titian Tizian Tizian (1488/90–1576) 776 Toni Brentano, Johanna Antonia Toussaint, Frederic (1751–1809), seit 1774 mit Jean-Claude Laval (gest. 1793) Inhaber der Firma Toussaint et Comp. in Königsberg 3 Treskow, Carl Peter von (gest. 1811), preuß. Generalmajor, 1806 Chef eines Infanterieregiments in Danzig 11 Treviranus Taurinius Treviso, Herzog von Mortier Trott zu Solz, August Heinrich Freiherr von Trott zu Solz auf Imshausen (1783– 1840), 1807/08 in westphäl. Dienst, 1808 Unterpräfekt in Eschwege, 1809– 1813 Präfekt in Marburg, 1818 Legationsrat im württ. Ministerium des Auswärtigen, 1821 Staatsrat 215, 1146 Truchseß von Waldburg, Helene Amalie Albertine (1787–1812), Tochter des preuß. Generalmajors Karl Friedrich Ernst von T. (1743–1800), Hofdame der preuß. Königin Luise, 1811 verh. mit dem mecklenb. Minister Karl von Pentz (1776– 1827) 31 Türckheim, Anna Elisabeth ( L i l i ), geb. Schönemann (1758–1817), Frankfurter Bankierstochter, 1775 mit Goethe verlobt, 1778 verh. mit dem Bankier Bernhard von T. (1752–1831) in Straßburg 1534f., 1555 Türckheim, Carl (Charles) von (1783–1862), Sohn der Vorigen, Bankier, 1801 Ausbildung bei dem Frankfurter Kaufmann Jakob Friedrich Gontard, seit 1807 im Bankhaus seines Vaters in Straßburg 1694 Türckheim, Wilhelm von (1785–1831), Bruder des Vorigen, 1806 frz. Offizier, 1809– 1815 Adjutant des Generals Rapp, 1812
in Moskau, 1813 in Danzig, 1814 in Warschau, seit 1828 auf seinem Gut Truttenhausen (Elsaß) 488, 1467, 1694 Twinger von Königshofen, Jakob (1346– 1420), Priester und Chronist, 1384 Pfarrer in Drusenheim (Elsaß), seit 1395 Kanoniker in Straßburg 1354 Uhland, Elisabeth, geb. Hofer (1760–1831), Mutter von Ludwig U. 1740 Uhland, Johann Friedrich (1756–1831), Vater des Folgenden, Universitätssekretär in Tübingen 394, 1740 *Uhland, Ludwig 1034, 1359f., 1737, 1740f. Ulrich von Türheim (um 1195–um 1250), mhd. Dichter, zeitweise in Augsburg 1394 Ulysses (lat.) Odysseus (griech.) Unzelmann Bethmann-Unzelmann, Friederike Auguste Konradine Varnhagen, Anna Maria, geb. Kuntz, aus Straßburg, verh. mit dem Folgenden, Mutter von Karl August V. 1741 Varnhagen, Johann Andreas Jakob (1756– 1799), Arzt in Düsseldorf, 1790 in Straßburg, 1794 in Hamburg, Vater des Folgenden 1741 *Varnhagen von Ense, Karl August von 802, 992, 1003, 1007, 1054, 1067, 1090, 1100, 1108, 1111, 1128, 1204f., 1255, 1263, 1292f, 1306, 1320, 1325, 1342, 1344, 1350, 1354, 1373, 1390, 1398, 1409f., 1423, 1442, 1448, 1454f., 1457, 1461, 1469, 1515, 1538, 1608, 1610, 1648, 1717, 1741, 1746f. Varnhagen, Rahel Levin, Rahel Vasari, Giorgio (1511–1574), ital. Maler und Architekt 624f., 1607 Vatermörder, Gebrüder Grimm, Jacob und Wilhelm Vedel, Anders Sørensen (Andreas Velleius; 1542–1616), dän. Historiker, Bibliophiler und Drucker 347, 1311 Veesenmeyer, Georg (1760–1833), Polyhistor und Sammler, seit 1791 Lehrer in
1829
Personenregister Ulm, später ebd. Prof. am Gymnasium 307, 1186, 1256f. Veit, Dorothea Schlegel, Dorothea Veit, Johannes (1790–1854), Sohn Dorothea Schlegels, Maler in Rom 1077 Velleius, Andreas Vedel, Anders Sørensen *Venino, Joseph 1741f. Venus (griech. Aphrodite), röm. Göttin der Liebe und Schönheit 436 Verdion, Otto Bernhard (1719–1800), Schriftsteller, kursächs. Kammerrat, Besitzer des Gutes Löbitz (b. Naumburg) 1593 Vergil (70–19 v. Chr.) 1240, 1629 Veriphantor Gorgias, Johann Vespermann, Maria (1823–1882), Schriftstellerin, 1844 1. Ehe mit Guido Görres, 1860 (nach dessen Tod) 2. Ehe mit Carl Ludwig Arndts 1700 Vesta, röm. Göttin des Hausherdes und städtischen Gemeinwesens 20 Victor-Perrin, Claude (1764–1841), frz. Militär,, 1797 Divisionsgeneral, 1807 Marschall, 1807/08 Gouverneur von Berlin, 1821 Kriegsminister, später Generalmajor der königl. Garde 287 Vietinghoff, Otto Hermann von, gen. Scheel (1722–1792), Vater von Juliane von Krüdener, russ. Oberst, Generaldirektor des allruss. Medizinalkollegiums, Unternehmer in Livland 1711 Villers, C h a r l e s -Franc¸ois-Dominique de (1765–1815), frz. Offizier in Straßburg, 1792 emigriert, 1794 in Göttingen, seit 1797 in Lübeck, 1811 Prof. der Philosophie in Göttingen 394, 407, 410–414, 432, 438, 596, 1332, 1360, 1375f., 1382f., 1385f., 1406f., 1431, 1611f. Vinckboons (Vinckebooms), David (1576– 1629), niederl. Maler 1380 Viotti, Giovanni Battista (1755–1824), ital. Komponist, seit 1782 in Paris 151, 1064 Vischer, Emilie (1799–1881), Kaufmannstochter aus Calw, 1820 verh. mit Ludwig Uhland, nach dessen Tod Nachlaßverwalterin und erste Biographin 1741
Vischer, Peter d. Ä. (um 1460–1529), Bildhauer und Erzgießer in Nürnberg 1474 Vogel, Georg Wilhelm (1743–1813), sachs.weimar. Kammerrat, seit 1792 Landschaftskassierer in Jena, später Bürgermeister ebd. 546, 1527 Voght, Caspar von (1752–1839), Kaufmann und Sozialreformer in Hamburg 1554 Vogt, Eva Margarete, geb. Pfeiffenbring (gest. 1795), 1792 verh. mit Niklas V. 1742 Vogt, Ignaz, Vater von Niklas V., Stadtrat in Mainz 1742 Vogt, Maria Theresia Xaveria, geb. Deuerkauf, verh. mit dem Vorigen, Mutter des Folgenden 1742 *Vogt, Niklas 189, 379, 408, 451, 462, 474, 1120, 1341, 1367, 1379, 1547, 1742 Voigt, Christian Gottlob (1743–1819; 1807 geadelt), sachs.-weimar. Regierungsrat, Kammerpräsident und Staatsminister 1201 Voltaire (Franc¸ois Marie Arouet; 1694– 1778) 1510 Voß, Abraham (1785–1847), Schriftsteller und Übersetzer, Gymnasialprof. in Rudolstadt, später in Kreuznach, Sohn von Johann Heinrich V. 1742 Voß, Christian Daniel (1761–1821), Schriftsteller, 1788–1794 Lehrer am Pädagogium in Halle, 1795 sachs.-weimar. Rat, seit 1799 Prof. der Philosophie in Halle (141), 1053 Voß, Hans (1783–1849), Sohn von Johann Heinrich V., seit 1804 Schüler Weinbrenners in Karlsruhe, tätig in Lahr u.a. süddt. Orten 1274 Voß, Johann Heinrich d. Ä. (1714–1778), Pächter in Sommerstorf (b. Waren in Meckl.), danach Zolleinnehmer und Gastwirt in Penzlin (Meckl.), Vater von Johann Heinrich V. 1742 *Voß, Johann Heinrich 168, 169–171, 200, 221, 241, 243, 254f., 280, 289f.,
1830
Personenregister 307, 318, 320f., 328, 371, 437, 507, 512, (552), 576, 611–613, 627f., 631, 715, 725, 807, 809, 818–820, 822, 827, 1092, 1096, 1132, 1175, 1190, 1216, 1228–1230, 1270–1271, 1276, 1289, 1317, 1336, 1355, 1362, 1365, 1367, 1369, 1409f., 1414, 1452, 1526, 1534, 1537, 1556, 1587–1592, 1596, 1598, 1610f., 1616, 1637, 1660–1662, 1688, 1711, 1742f. Voß, Johann H e i n r i c h d. J. (1779–1822), Sohn von Johann Heinrich V., Schriftsteller und Übersetzer, 1804 Gymnasialprof. in Weimar, seit 1807 Prof. der Philologie in Heidelberg (168), 371, 398, 433, 507f., 624, 807–809, 934, 1092f., 1215, 1336, 1369, 1407, 1483, 1534, 1742 Voß, Katharina Dorothea, geb. Karsten (1718–1798), Tochter eines Organisten, verh. mit Johann Heinrich V. d. Ä., Mutter von Johann Heinrich V. 1742 Voß, Marie Christine E r n e s t i n e , geb. Boie (1756–1834), 1777 verh. mit Johann Heinrich V. (254), 1190, 1192f., 1742 Voß, Otto Karl Friedrich von (1755–1823), preuß. Staatsmann, 1797–1807 Minister für Südpreußen, Pommern und die Neumark, 1807 Finanzminister 11, 928 Voß, Sophie Marie von, geb. von Pannewitz (1729–1814), 1743 Hofdame der Witwe Friedrichs II. von Preußen, 1750 verh. mit dem Geheimrat Ernst Johann von Voß (1726–1793), seit 1793 Oberhofmeisterin der Königin Luise 950 Vulpius, Christian August (1762–1827), Schriftsteller, 1788 Sekretär in Nürnberg, danach in Erlangen und Leipzig, 1797 Bibliotheksregistrator in Weimar, 1800 Bibliothekssekretär, 1805 Bibliothekar und Münzinspektor ebd., Schwager Goethes 1528 Wackenroder, Wilhelm Heinrich (1773– 1798), Dichter, 1793 Jurastudium in Erlangen, 1794 Kammergerichtsreferen-
dar in Berlin, Freund Ludwig Tiecks 964, 1739, 1745 Wächter, Georg Friedrich Eberhard (1762– 1852), Maler und Zeichner, 1784 in Mannheim, 1785–1793 in Paris, danach in Stuttgart und Rom, seit 1808 Inspektor der Kupferstichsammlung in Stuttgart 169, 1095 Wagner, Famulus von Johann Georg Faust 242, 1174 Wagner, Elisabeth (Elise), geb. Bergeon, aus Neuchaˆtel, 1793 verh. mit Jihann Ernst Wagner 1743 Wagner, Friedrich Timotheus, Pfarrer in Roßdorf (Rhön), Vater des Folgenden 1743 *Wagner, Johann E r n s t 476, 551, 554, 1456, 1743f. Waiblinger, Wilhelm (1804–1830), Schriftsteller, Studium in Tübingen, danach in Italien 945 Wallenberg, Adolph Meyer (1782–1813), Arzt, Schriftsteller und Übersetzer aus Berlin, Studium in Heidelberg, 1808 in München, Landshut und Wien, zuletzt Bataillonsarzt in Torgau 531, 546, 573f., 583, 604, 1510f., 1555 Wambold von Umstadt (auch Wambolt von Umstadt o. Wambold von Umstatt), rhein.-hess. Adelsgeschlecht mit Hausbesitz in Heidelberg 584, 822, 1093 Wambold von Umbstadt, Bernhardine, geb. Gräfin von Stadion-Tannhausen (geb. 1764), 1790 verh. mit dem bayer. Oberst Philipp Hugo Freiherr Wambold von Umbstadt, 1805–1808 in Heidelberg 1566 Wangenheim, Eleonore Caroline Sophie von, geb. von Becker (um 1766–1847), 1792 verh. mit General Georg Wilhelm Philipp von W., nach dessen Tod (1799) zeitweise in Weimar, seit 1823 in Lüneburg 1616 Wasianski, Ehregott Andreas Christoph (1755–1831), Diakon in Königsberg, früher Biograph Kants 1729
1831
Personenregister Weber, Anna Jacobina (1803–1889), geb. Sebastian, verh. mit dem Heidelberger Privatdozenten für Rechtswissenschaft Karl Josef W., 1831 verh. mit Friedrich Creuzer 1696 Weber, Gottfried (1779–1839), Jurist, Musiktheoretiker und Komponist, 1814 in Mainz, 1818 in Darmstadt, befreundet mit dem Komponisten Carl Maria von Weber 1317 Wechmar, Ernest von (1745–1811), Gutsbesitzer in Roßdorf (b. Meiningen) 1743 Wedekind, Agnes, geb. Reuther (Reutter), verh. mit dem Folgenden 1743 *Wedekind, Franciscus I g n a t i u s 173, 227, 607, 610, 1156, 1258, 1558 Wedekind, Georg Joseph (1739–1789), Vater des Vorigen, nach Studium in Heidelberg 1763 Prof. ebd. und Nachfolger seines Vaters Franz Ignaz W. 1743 Weinbrenner, Johann Jakob F r i e d r i c h (1766–1826), Architekt, Stadtplaner und Baumeister in Karlsruhe, dann in Straßburg und Hannover 1274 Weis, Philipp Friedrich (1766–1808), Jurist, seit 1789 Prof. der Rechte in Marburg, Lehrer und Hausherr Savignys 600, 1580, 1726 Weise, Friedrich, Vater des Folgenden 1744 *Weise, Johann A d a m Immanuel 169, (182), (195), 201, 295, 319, 331, 397, 514, 546, 583, 1094, 1113, 1126, 1136, 1255, 1276, 1366, 1480, 1529, 1545, 1743 Weise, Christian (1642–1708), Schriftsteller, 1670 Prof. am Gymnasium in Weißenfels, 1678 Rektor des Gymnasiums in Zittau und Leiter der Ratsbibliothek 1253, 1319, 1357, 1499 Weisse Weis, Philipp Friedrich Weiße Weise, Adam Wellenberg Wallenberg Welst, J., vmtl. Hausangestellte im Frankfurter Brentanohaus 443 Wenzel von Olmütz (15. Jh.), Kupferstecher und Goldschmied in Mähren 1491
Werner, Abraham Gottlob (1750–1817), Geologe und Mineraloge, 1775 Lehrer, danach Prof. der Mineralogie und Bergbaukunde an der Bergakademie in Freiberg (Sachsen), 1792 Bergkommissionsrat, 1799 Bergrat 588, 1345, 1572 Werner, Friedrich Ludwig Z a c h a r i a s (1768–1823), Schriftsteller aus Königsberg, 1793 preuß. Beamter in den poln. Provinzen, 1805 in Berlin, 1807/08 in Weimar, 1808 in Heidelberg, 1811 Konversion zum Katholizismus, 1814 Priesterweihe, danach Prediger in Wien 41, 328, 453, 455, 462, 475, 528, 572, 631, 822, 969, 1052, 1288, 1430, 1434, 1441, 1455, 1507, 1553f., 1612, 1615, 1617 Werther, Heinrich August Alexander Wilhelm von (1772–1859), aus Königsberg, seit 1787 in preuß. Militärdienst, 1807 Rittmeister, danach Kammmerherr von Friedrich Wilhelm III., seit 1810 im diplomat. Dienst, 1837–1841 Außenminister 12 Westerburg, Gräfin von (vmtl. fiktiv) 245f., 713 Westerburg, Graf von, deren Vater (vmtl. fiktiv) 245, 247, 713 Westerholt, Alexander Graf von (1763– 1827), Hofadliger in Regensburg im Dienst der Fürsten von Thurn und Taxis, 1808–1811 Chefunterhändler und diplomatischer Beauftragter des reg. Fürsten in München 555f., 1540f. Wetzel, Karl Friedrich Gottlob (1779–1819), Schriftsteller, seit 1805 in Dresden, seit 1809 Redakteur des Fränkischen Merkurs in Bamberg 1303 Weyasit Bajazit I. Weygand, Christian Friedrich (1743–1806), Buchhändler und Verleger in Leipzig 961 Wickram, Jörg (um 1505–vor 1562), Schriftsteller, zuerst Goldschmied, Maler und Gerichtsdiener, 1543 Buchhändler in Colmar, um 1555 Stadtschreiber in
1832
Personenregister Altbreisach 611, 1078, 1088f., 1183, 1465, 1497, 1512, 1593 Widmann, Georg Rudolf (gest. 1600), Schriftsteller und Stadtsyndikus in Schwäbisch Hall 1187 Wiedemann, Luise, geb. Michaelis (1770– 1846), 1796 verh. mit Rudolf Wiedemann, zunächst Braunschweiger, seit 1804 Kieler Medizin-Prof. 1495 Wieland, Christoph Martin (1733–1813) 345, 408, 546, 1168, 1309, 1348, 1362, 1378, 1526f., 1617, 1687, 1697, 1699 Wieland, L u d w i g (Louis) Friedrich August (1777–1819), Sohn des Vorigen, 1795– 1798 Studium in Kiel, Jena und Erlangen, danach in Oßmannstedt und Jena, 1800–1802 Buchhändlerlehre in der Schweiz, 1803 in Wien, seit 1808 in Diensten des Fürsten Esterhazy 1378f., 1749 Wilcke Wilke Wild, Dorothea (Dortchen; 1795–1867), Tochter des Kasseler Apothekers Rudolf W., 1825 verh. mit Wilhelm Grimm 1704 Wilhelmi, Immanuel Christian (1745–1827), Hofapotheker in Jena, 1809 Kommerzienrat 546, 1528 *Wilke, Andreas Christian Friedrich (4), (6), 25, 43, 71f., 109, 922, 1744f. Wilke, Caspar Wilhelm, Vater des Vorigen 1744 *Wilken, Caroline 511, 584, 1488, 1506, 1639, 1745 Wilken, Christian Erich, Vater des Folgenden, Pedell und Kanzlist in Ratzeburg 1745 *Wilken, Friedrich 244, 584, 627, 1098, 1178, 1324, 1488, 1506, 1639, 1745 Wille, Simon, Kaufmann in Kassel, 1805– 1814 Hauswirt der Familie Grimm 422 Willenhag, Wolf(f)gang von, Ps. von Beer, Johann Wilmans, Gerhard F r i e d r i c h (1764– 1830), seit 1794 Verleger und Buch-
händler in Bremen, seit 1802 in Frankfurt/M. 1258 Wilson, Richard (1741–1782), engl. Landschaftsmaler 252, 254, 714, 1188f. Wilson, Robert Thomas (1777–1849), engl. General und Schriftsteller, 1804 Oberstleutnant, 1806 in der russ. Armee, 1810 Oberst, 1842 General und Gouverneur von Gibraltar 951 Winckel, Christiane Amalia aus dem, geb. Dietz (gest. 1827), Mutter der Folgenden, verh. mit dem sächs. Offizier Julius Heinrich aus dem W. (1744–1806) 549, 558, 1532 Winckel, T h e r e s e Emilie Henriette aus dem (1784–1867), Malerin (vor allem Kopistin), Harfenistin und Schriftstellerin, zunächst in Dresden, 1806 mit ihrer Mutter in Paris, 1808 Rückkehr nach Dresden 549, 551, 558, 593, 596, 732, 1532f., 1617 Winckelmann, Johann Joachim (1717– 1768) 268, 717, 1484 Windischmann, Anna Maria, geb. Pizzala, 1797 verh. mit Karl Joseph Hieronymus W. 501, 824, 1463, 1478 Windischmann, Georg Karl (geb. 1805), Sohn des Folgenden (501), 1478 Windischmann, Karl Joseph Hieronymus (1775–1839), 1797 Arzt in Mainz, 1801 Hofmedikus des Fürsten Erthal in Aschaffenburg, 1803 Prof. der Philosophie und Geschichte ebd., seit 1818 Prof. der Philosophie und Medizin in Bonn 501f., 1478, 1525, 1701, 1740 Windischmann, Schwester von Anna Maria W. 501, 1478 Wink, Elisabeth, geb. Schega (gest. nach 1808), Tochter des bayer. Hofmedailleurs Franz Andreas S. (1711–1787), Witwe des Folgenden 1603 Wink, Thomas Christian (1738–1797), Maler und Kupferstecher, 1760 kurfürstl. Theatermaler in München, seit 1769 Hofmaler ebd. 1603 Winkelmann, Johann Just (1620–1699), seit 1647 Hofhistoriograph von Hessen-
1833
Personenregister Darmstadt in Marburg, seit 1654 der Grafschaft Oldenburg in Oldenburg 1047 Winkelmann, Stephan A u g u s t (1780– 1806), Schriftsteller und Mediziner, Jugendfreund Arnims, Brentanos und Savignys, 1797 Medizinstudium in Jena, 1801 in Göttingen, seit 1803 Arzt in Braunschweig, Prof. der Physiologie am Collegium anatomico- chirurgicum 39, 261, 357, 545, 577, 618, 962, 966, 969, 1164, 1203, 1322, 1324, 1436, 1527, 1558, 1600, 1687, 1691, 1713 Winkelried, Arnold (14. Jh.), schweiz. myth. Held, soll den Eidgenossen in der Schlacht von Sempach (1386) zum Sieg über die Habsburger verholfen haben 601, 1583 Winkopp, Peter Adolph (1759–1813), Publizist, seit 1786 in Mainz, zunächst oppositionell, seit 1806 für den Rheinbund 1045 Winter, Christian Friedrich (1773–1858), seit 1801 Buchhändler in Heilbronn, 1815–1822 Teilhaber der Verlagsbuchhandlung Mohr und Winter in Heidelberg (zuvor Mohr und Zimmer), 1845 Bürgermeister ebd. 1047 Winter, Peter von (1754–1815), Komponist und Kapellmeister, 1765 Violinist, 1776 Dirigent der kurfürstl. Kapelle in Mannheim, 1778 in München, 1788 pfalzbayer. Kapellmeister, 1791/92 in Italien, 1794 in Wien, 1798 Hofkapellmeister in München, 1803–1805 Leiter der Oper in London, danach wieder in München 259, 603, 618, 1585f., 1690 Winterfeld, Carl Friedrich Gotthilf von (1757–1824), Kriegs- und Domänenrat in Berlin, 1784 Rat am Obergericht in Prenzlau, uckermärk. Ritterschaftsrat, 1789 am Berliner Kammergericht, 1797 Finanzrat im Generaldirektorium, 1808 Oberfinanzrat bei der Friedens-Vollziehungs-Kommission 5 Wirtemberg Friedrich I. von Württemberg
Wißmann, August Wilhelm (1741–1791), Vater des Folgenden, Kammerrat bei der Domänenkammer des Prinzen Ferdinand von Preußen 1745f. *Wißmann, Ludwig Friedrich August (14), (40), 777, 799, 931, 936, 964, 972, 992f., 1735, 1737, 1745f. Wißmann, Sophie Friederike, geb. Behrens, 1772 verh. mit August Wilhelm W., Mutter des Vorigen 1745 Wohlzogen Wolzogen Woldermann, Johann Daniel (1753–1839), 1786 preuß. Kammergerichtsrat in Berlin, 1805 Direktor der Zivil- und Kriminaldeputation des Instruktionssenats des Kammergerichts, 1809 Vizepräsident und Chef des Instruktionssenats, 1810– 1827 dessen Präsident 774 Wolf, Christian Theodor (1765–1848), seit 1796 Stadtpfarrer, Kirchenrat und Dekan in Heidelberg, kurpfälz. Konsistorialrat 1098 Wolf, Friedrich August (1759–1824), klass. Philologe, einer der Begründer der modernen Altertumswiss., 1783 Prof. der Philologie und Pädagogik in Halle, 1784– 1806 der Beredsamkeit ebd., 1807 Ministerialdirektor in Berlin, Mitbegründer der Berliner Uni. 53, 99, 151, 198, 203, 433, 590, 981, 1063, 1065, 1129, 1409f., 1611, 1688, 1711 Wolf, Wilhelmine, gen. Mine (1786–1861), Tochter des Vorigen, 1809 verh. mit Wilhelm Körte 53f., 99, 103, 150, 151, 981f., 1015, 1021, 1063, 1711 Wolff Wolf, Friedrich August Wolff, Johann Conrad, (1766–1815), Zeichner, seit 1806 Hofstuckateur in Kassel 1274 Wolfram von Eschenbach (um 1170–nach 1220) 1357 Wolleber, David (1552–1597), kaiserl. Notar und württ. Geschichtsschreiber, in der Kanzlei eines Forstmeisters in Schorndorf, 1591 in Stuttgart verhaftet, entlassen, 1595 erneut in Haft, Flucht
1834
Personenregister nach Ulm und Eßlingen, Tod durch Raubmord 1151f. Wollzogen Wolzogen *Wolzogen, Friederike Sophie K a r o l i n e Auguste von, geb. von Lengefeld 631, 1615f., 1641, 1708, 1746f. Wolzogen, W i l h e l m Ernst Friedrich von (1762–1809), 1791 württ. Legationsrat, 1797 Kammerherr in Weimar, 1801 sachsen-weimar. Oberhofmeister, 1794 verh. mit der Vorigen 1616, 1746 Wreden, Ferdinand Joseph Maria von (1722–1793; 1790 geadelt), kurpfälz. Regierungsrat, Landschreiber im Oberamt Heidelberg (573), 1555 Wreden, Franziska Charlotte Josepha (geb. 1756), Tochter des Vorigen, 1787 verh. Tillmann (573), 1555 Wreden, Marie Luise Josepha (1754–1791), Schwester der Vorigen, 1783 verh. Horn (573), 1555 Wundt, Friedrich Peter (1745–1808), ev. Theologe, 1776 Pfarrer in Kaiserslautern, seit 1790 Pfarrer in Wieblingen und Prof. für Geschichte der Pfalz in Heidelberg 365, 1333 Xerxes I., König von Persien (ermordet 465 v. Chr.) 9, 926 Yung Jung-Stilling Zach, Franz Xaver von (1754–1832), Astronom, 1787–1806 Leiter der Sternwarte auf dem Seeberg (b. Gotha), danach Oberhofmeister der verw. Herzogin von Sachsen-Gotha-Altenburg 1439 Zachariä, Karl Salomo (1769–1843), seit 1807 Prof. für Staatsrecht in Heidelberg 806 Zeller, Carl August (1774–1846), führte die Methode Pestalozzis in das Volksschulwesen ein, zunächst in Tübingen, dann in St Gallen, Zürich, Hochwil und Heilbronn, seit 1809 Schulrat in Königsberg 1736
Zelter, Karl Friedrich (1758–1832), Berliner Dirigent und Komponist, zunächst Maurermeister, seit 1791 in der Singakademie, 1800 deren Leiter 550 Zernikow, Ökonom, Wechselgläubiger der Brüder Arnim 131f., 1039 Zernikow, dessen Schwester, verh. Flöpner 131f., 1039 Zeus (röm. Jupiter), höchster griech. Gott 987, 1019, 1637 *Zglinicky, Karl Friedrich von (70), 117, (122f.), 130, 799, 1029f., 1054, 1056f., 1747f. Zielinski, W i l h e l m i n e ( M i n n a ) Luise Antoinette von, geb. Wagner (1800– 1875), 1. Ehe 1816 mit dem preuß. Generalmajor Karl Heinrich von Z. (1772– 1817) in Frankfurt/O., 1836 2. Ehe mit dem Leutnant Adolf Eduard von Tresckow (1805–1865), mit ihm nach Berlin, Salonnie`re 1735, 1746 Ziet(h)en, Friedrich Christian Ludwig Emilius von (1765–1854), preuß. Husarenrittmeister, seit 1800 Landrat des Ruppiner Kreises, 1840 in den Grafenstand erhoben 85, 88f., 1006, 1012 Zimmer, H e n r i e t t e Philippine (1748– 1815), Hofdame der Landgräfin Wilhelmine Karoline von Hessen-Kassel; als ältere Schwester von Dorothea Grimm, der Mutter der Brüder Grimm, deren Tante 1580 *Zimmer, Johann Georg 48, 50, 135, 138, 145, 154, 166–172, 174f., 177, 180–182, 185, 191f., 194f., 197, 200, 209, 221, 224f., 228, 231f., 235f., 239, 241f., 249f., 253, 255, 258, 260f., 267, 270, 276, (278), 280, 284f., 291, 295, 307f., 312f., 316, 318, 326–328, 332, (334), 338, 343f., 346, 351, 354–356, 365, 372, 375f., (384), 389, 396f., 408, 410, 413, 417, 422, 427, 431f., 435, 451, 454, 457–459, 466, 471, 478, 486f., 489, 491f., 495, 499, 504, 518f., 523, 525, 527, 530f., 534, 539, 543, 545, 547f., 552, 554, 556, 573, 577,
1835
Personenregister 583, 612, 621, 627f., 670, 703, 805–807, 813, 818–822, 825f., 835, 978, 1041f., 1046–1048, 1058–1061, 1068, 1075, 1088f., 1094, 1097, 1102, 1132f., 1136, 1156, 1158, 1162f., 1166f., 1170, 1184, 1225f., 1230, 1234, 1237, 1263, 1266, 1269, 1322, 1326, 1329, 1349, 1360, 1365, 1377, 1390f., 1400f., 1427, 1429, 1457, 1476, 1497, 1506, 1513f., 1526, 1529, 1553, 1559f., 1563, 1577, 1591, 1594, 1612f., 1725, 1744, 1748f. Zimmer, Karl Christian C o n r a d (1808– 1878), Sohn des Vorigen, Chemiker, seit 1836 Fabrikant in Frankfurt/M. 1577, 1639 Zimmer, Maria Charlotte, geb. Bender (1788–1876), Tochter des Pfarrers B. in Rohrbach bei Heidelberg, 1807 verh. mit Johann Georg Z. 50, 200, 231f., 459, 528, 596, 978, 1577, 1748 Zimmermann, Eleonore (Lorchen), geb. Leske (gest. 1830), Tochter von Nathanael Gottfried L., Stieftochter Friedrich Creuzers, 1807 verh. mit dem Folgenden 353, 1317 Zimmermann, Johann Christian (1786– 1853), 1805–1809 Privatdozent für Elementarmathematik, Geognosie, technolog. Enzyklopädie und prakt. Mechanik in Heidelberg, danach Bergrat in Clausthal (Harz) 353, 363, 515, 1098, 1317, 1329, 1491f. Zimmermann, Johann Lorenz (1762–1834), Theologe, seit 1792 Prof. der Theologie in Marburg 401, 1372
Zincgref, Julius Wilhelm (1591–1635), Jurist und Schriftsteller, 1619–1622 Generalauditor der Heidelberger Garnison, danach in Straßburg, Stuttgart und Worms, 1632 Landschreiber in Kreuznach und Alzey 1226 Zislinsky *Zglinicky, Karl Friedrich von Zöllner, Johann Friedrich (1753–1804), Theologe, 1788 Propst an der Nikolaikirche und Oberkonsistorialrat in Berlin, 1800 Leiter des preuß. Oberschulkollegiums 1589 Zoroaster (Zarathustra; vmtl. um 630–553 v. Chr.), pers. Religionslehrer 580, 1561 Zschokke, Dorothea Elisabeth, geb. Jordan (gest. 1771), verh. mit dem Folgenden 1749 Zschokke (Schocke), Johann Gottfried (gest. 1779), Altmeister der Tuchmacherzunft in Magdeburg, Vater des Folgenden 1749 *Zschokke, Johann H e i n r i c h Daniel 490, 509, 1461, 1469, 1749 Zschokke, Anna Elisabeth (Nanny), geb. Nüsperli (1787–1858), Pfarrerstochter aus Kirchberg (b. Aarau), 1805 verh. mit Heinrich Z. 1749 Zumsteeg, Johann Rudolf (1760–1802), Komponist und Kapellmeister in Stuttgart 76, 79, 999 Zy; Zyglinsky *Zglinicky , Karl Friedrich von
1836