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German Pages 332 Year 1996
GERRIT TUBBESING
Vögte, Froner, Silberberge
Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen Herausgegeben vom Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung der Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg i. Br.
Neue Folge· Band 24
Vögte, Froner, Silberberge Herrschaft und Recht des mittelalterlichen Bergbaus im Südschwarzwald
Von
Gerrit Thbbesing
Duncker & Humblot • Berlin
Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme
Tubbesing, Gerrit: Vögte, Froner, Silberberge : Herrschaft und Recht des mittelalterlichen Bergbaus im Südschwarzwald I von Gerrit Tubbesing. - Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Freiburger rechtsgeschichtliche Abhandlungen; N. F., Bd. 24) Zugl.: Freiburg (Breisgau), Univ., Diss., 1994 ISBN 3-428-08687-2 NE:GT
Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0720-6704 ISBN 3-428-08687-2 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9
Für Susanne
Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde im Frühjahr 1994 als Dissertation von der Juristischen Fakultät der Universität Freiburg/Breisgau angenommen. Sie geht zurück auf eine Anregung meines verehrten Doktorvaters, Herrn Prof. Dr. Karl Kroeschell, und entstand in den Jahren 1989 bis 1993 am Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung. Es war meine ursprüngliche Absicht, das mittelalterliche Bergbaurecht des Südschwarzwaldes in den Zusammenhang des Bergrechts in Deutschland einzuordnen, um es auf mögliche Wechselwirkungen mit den Rechtsverhältnissen in den bedeutsamen und prägenden Bergbauzentren der Zeit zu untersuchen (Goslar im Harz, Iglau in Böhmen, Freiberg in Sachsen, Schladming und Schwaz in Tirol). Jedoch stellte sich bald heraus, daß die bisherige Forschung über das Untersuchungsgebiet als Grundlage für den ersten Schritt - die Darstellung des Südschwarzwälder Bergrechts - schon nicht ausreichte. Daher gelangte ich zu dem Entschluß, statt der ursprünglich geplanten Arbeit zu versuchen, zunächst überhaupt die Basis hierfür zu schaffen. Vielleicht kann die vorliegende Arbeit als Ausgangspunkt für eine weitergehende Untersuchung dienen. Großen Dank schulde ich Herrn Prof. Dr. Kroeschell für die vielfältigen Anregungen und Gespräche und besonders für die großzügigen Arbeitsbedingungen, die ich als Assistent am Institut für Rechtsgeschichte und geschichtliche Rechtsvergleichung der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität gefunden habe. Danken möchte ich ferner Herrn Prof. Dr. Hans-Wolfgang Strätz, Konstanz, der sich der Mühe des Zweitgutachtens unterzogen hat. Besonders verbunden bin ich den Herren Helmut Schneider und Dr. Holger Buck, die weit mehr leisteten als die erbetene Korrektur und die mir noch so manchen wichtigen und wertvollen Hinweis gaben. Auch meinen Eltern gebührt Dank, da sie mir einen großen Teil der mit der Entstehung der Arbeit verbundenen Kosten abnahmen. Leider erlebt mein Vater die Fertigstellung nicht mehr. Frau Rita Schneider sei gedankt für die gastfreundliche Aufnahme und Versorgung während der Korrekturarbeiten.
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Vorwort
Großzügige finanzielle Hilfe für die Veröffentlichung leisteten der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, das baden-württembergische Landesbergbaumuseum in Sulzburg, die Stadt Sulzburg sowie die Stadt Staufen i.Br. Wertvolle Unterstützung bei der Archivarbeit gewährten die Mitarbeiter des Generallandesarchivs Karlsruhe und des Stadtarchivs Freiburg. Für die verlegerische Betreuung danke ich dem Verlag Duncker & Humblot. Zuletzt möchte ich meiner Frau einen ganz besonderen Dank sagen für ihr großes Verständnis und die Entlastung in vielen Dingen, die sie mir während der Entstehung und Druckvorbereitung der Arbeit gewährt hat. Freiburg, im Winter 1995/1996
Gerrit Tubbesing
Inhaltsverzeichnis Einführung I. Zielsetzung der Arbeit ........................................................................ 19 ll. Forschungsstand ............................................................................... 20 ill. Quellenmaterial und methodisches Vorgehen ........................................... 21
Erster Teil Die Bergherrschaft
Erstes Kapitel Die Herrschaftsverhältnisse im Untersuchungsgebiet I. Vorbemerkung ................................................................................. 23 ll.
Die Beleihung des Baseler Bischofs mit dem Breisgauer Bergregal und der Einfluß der Breisgaugrafen ....................................................... 24
ill. Die Zähringer und das Bergregal im Breisgau .......................................... 27
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren und ihre Konkurrenten ................. 28 A. Die Machtergreifung durch die Grafen von Freiburg ............................ 28 a) Der Streit von 1234 ................................................................. 29 b) Das Urteil aus dem Jahre 1265 ................................................... 30
B. Eingeschränkte Geltung und Teilungen des Freiburger Bergregals im Breisgau .................................................................................... 32 a) Die Begrenzung des Regals im Breisgau ....................................... 32 b) Die Teilungen des gräflich Freiburger Regals ................................ 33
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Inhalt
c.
Die Ausweitung des Freiburger Bergregals ........................................ 38 a) Das Dieselmuter Bergweistum .................................................... 38 b) Die Üsenberger Bergordnung .................................................... 39
D. Der gräflich Freiburger Regalbereich im Überblick ............................. .40 E. Der Übergang des Regals an Habsburg-Österreich .............................. .43 V.
Das Revier im Münstertal ................................................................. .44 A. Vorbemerkung ............................................................................ 44 B. Die Erschließung und die Herrschaftsverhältnisse in der Britznach, dem oberen Münstertal ................................................................. .45 C. Vogtei und Grundherrschaft im unteren Münstertal bis zum 13. Jahrhundert ...................................................................................... 47 D. Die Bergherrschaft im unteren Münstertal bis zum 13. Jahrhundert ......... .49 a) Das Freiburger Bergregal im Münstertal - Folgerungen aus der Ausübung durch die Herren von Staufen im 14. Jahrhundert ............ .49 b) Die Herkunft des Regals der Grafen von Freiburg .......................... 51 E. Vogtei, Grundherrschaft und Bergregal im 13. Jahrhundert .................... 53 F. Vogtei, Grundherrschaft und Bergregal im 14. Jahrhundert .................... 55 a) Der Beginn der St.Trudperter Regalausübung ................................ 58 b) Das Ende der selbständigen Regalausübung durch die Herren von Staufen ................................................................................. 59 G. Der Übergang des Regals im Münstertal an Habsburg-Österreich und dessen Ausübung durch St. Trudpert ............................................ 61
VI.
Das Revier Birkenberg im Möhlintal bei St. U1rich .................................. 63 A. Die Grafen von Nimburg als erste Bergherren .................................... 63 B. Die Bergherrschaft Bertholds V. von Zähringen .................................. 63 C. Die Herrschaft der Straßburger Bischöfe und die Regalausübung durch die Familie Snewlin .............................................................. 65
VII. Das Sulzburger Tal ........................................................................... 67 A. Sulzburg und sein Bergbau ............................................................. 67 B. Die Bergherrschaft der Herren von Üsenberg ..................................... 68 C. Die Markgrafen von Hachberg als Regalherren ................................... 69 Vill. Das Todtnauer Revier ........................................................................ 70 A. Die Entstehung Todtnaus ............................................................... 70 B. Der Beginn des Bergbaus bei Todtnau .............................................. 71 a) Die Ansichten in der Literatur .................................................... 71 b) Überlegungen zum Beginn des Todtnauer Bergbaus ........................ 73
Inhalt
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aa) Die Urkunden von 1234 als Grundlage für Bergbau in Todtnau? ........ 73 bb) Die Hintergründe der Urkunden von 1234 .................................... 73 cc) Ergebnis ............................................................................... 76
c.
Die Bergherrschaft der Freiburger Grafen .......................................... 76 D. Der Übergang der Bergherrschaft auf Habsburg -Österreich ................... 77
IX. Das Oberrieder Tal und das Revier Hofsgrund ......................................... 78 A. Der Bergbau an der Nordflanke des Schauinslandes ............................. 78 B. Die Bergherrschaft der Grafen von Freiburg und der Übergang an Habsburg-Österreich ..................................................................... 79
x.
Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal im Breisgau ........................... 79 A. Das Problem ............................................................................... 79
B. Der Meinungs- und Forschungsstand ................................................ 80 a) Die allgemeine (rechts-)historische Literatur .................................. 80 b) Die landesgeschichtliche Literatur ............................................... 80 C. Untersuchung des für den Bergbau und den Wildbann des Breisgaus einschlägigen Urkundenmaterials ..................................................... 81 a) Die Urkunden für die gräflich Freiburger Bergbaugebiete ................ 82 b) Die Münstertaler Urkunden ....................................................... 93 c) Die Sulzburger Urkunden ......................................................... 96 D. Fazit ......................................................................................... 96
Zweiter Teil Das Bergrecht
Zweites Kapitel Die Bergbauberechtigung I.
Die Verleihung der Bergwerke ............................................................. 99 A. Das Verfahren der Verleihung und der Verleihgegenstand ..................... 99 a) b) c) d) e)
Das Revier Todtnau ............................................................... 100 Das Revier Oberried-Hofsgrund ............................................... 106 Sulzburg ............................................................................. 107 Münstertal - Britzenberg ......................................................... 108 Die Bergordnung des Johann von Üsenberg ................................ 110 f) Die Maximilianische Bergordnung ............................................ 112 g) Fazit .................................................................................. 114
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Inhalt
B. Die Beliehenen .......................................................................... 116 C. Die Aufteilung der Bergwerke und die Verfügungsmöglichkeit der Froner über die Teile .................................................................. 120 11. Die Aufnahme und Aufrechterhaltung des Betriebs ................................. 124 A. Die Pflicht zur Arbeitsaufnahme nach der Verleihung ......................... 124 B. Die Betriebs- oder Bauhafthaltungspflicht ........................................ 126 ill. Die Verleihung der Restprodukte des Bergbaus ...................................... 129
Drittes Kapitel Der Bergbau und die Bergverwandten I.
Der Bergbaubetrieb ........................................................................ 131 A. Schacht- und Stollenbau ............................................................... 131 B. Die Kollision zweier Gruben ......................................................... 133 C. Die Zusammenlegung und Zusammenarbeit von Gruben ..................... 137 D. Das Feuersetzen ........................................................................ 138 E. F. G. H. I.
Der Erbstollen ........................................................................... 139 Die Arbeitszeiten ....................................................................... 143 Herren- und Gedingearbeit. .......................................................... 146 Die Kündigung .......................................................................... 147 Der Schutz von Maschinen und Werkzeug ....................................... 148
11. Die Amtsträger und Bergleute ............................................................ 149 A. Erkenntnisse aus den frühen Verleihurkunden ................................... 149 B. Die "Amtleute" .......................................................................... 150 C. Bergvogt und Bergrichter. ............................................................ 151 D. Die Schöffen oder geschwornen .................................................... 158 E. Der Weibel ............................................................................... 159 F. Der Bergschreiber ...................................................................... 161 G. Die Vierdleute oder Verweser ....................................................... 163 H. Der Bergmeister ........................................................................ 165 I. Der Hutmann ............................................................................ 167 J. Knechte, Häuer, Arbeiter und Tagelöhner ........................................ 170 K. Die Lehenschaft ......................................................................... 177 L. Köhler und Schmied .................................................................. 180 M. Die Schmelzer, Silberbrenner oder Probierer. ................................... 181 N. Der Markscheider ...................................................................... 182
Inhalt
m.
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Privilegien und Schutz für die Bergverwandten ...................................... 183 A. Der Regalherr als Schutzherr der Berge .......................................... 183 B. Schutz der Bergleute bei der Arbeit ................................................ 183 C. weg und steg - das Wegerecht.. ..................................................... 183 D. Schutz am Berg und sicheres Geleit ................................................. 185 E. Die Nutzung von Wasser und Holz ................................................ 186 F. Die Nutzung von Wiesen und Weiden ............................................. 187
Viertes Kapitel Die Gewerkschaften I. Die Rolle der Gesellen in den Bergbaugenossenschaften ........................... 189
11.
Die Abrechnung der Bergbaukosten und Gewinne .................................. 196 A. Die Lohnkosten ......................................................................... 196 B. Die Betriebskosten ..................................................................... 198 C. Die Verteilung der Gewinne ......................................................... 207
m.
Die Finanzierung des Bergbaus durch Darlehen ..................................... 208
IV. Das Satzungsrecht ........................................................................... 209 V.
Überlegungen zum rechtlichen Charakter der Gewerkschaft ...................... 210 A. Die Ansichten in der Literatur ....................................................... 210 B. Das Verhältnis zum Regalherrn ..................................................... 212 C. Die Stellung im sonstigen Rechtsverkehr ......................................... 213 D. Das Innenverhältnis .................................................................... 214 E. Fazit ....................................................................................... 217
Fünftes Kapitel Die Abgaben aus dem Bergbau I. Laufende prozentuale Abgaben vom Erlös aus Erz- und Silberverkauf.. ....... 218
A. Die Besteuerung durch die Regalherren ........................................... 218 B. Der Pachtzins bei Unterverleihung ................................................. 221 C. Zusammenfassung ...................................................................... 222
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Inhalt
II. Überlassung des Ertrags: der samstag oder die hebe .............................. 222 III. Beteiligung an der Gewerkschaft: die "Eisernen Teile" ........................... 226 IV. Zeugengeld: der Weinkauf............................................................... 228 V. Zollfreiheit für bestimmte Materialien des Bergbaus ................................ 228 VI. Bergbauabgaben als Streitobjekt: der Konflikt von 1343 .......................... 229
Sechstes Kapitel Das Hüttenwesen und der Erzverkauf I. Frühe Hinweise auf die Erzverarbeitung und Verhüttung .......................... 232 II. Sammlung, Teilung und Verkauf des Erzes ........................................... 233 A. Die Überlieferung bis zur Üsenberger Bergordnung .......................... 233 B. Die Üsenberger Ordnung ............................................................. 234 C. Die Todtnauer Gewerkschaftsordnungen von 1438/39 zum Erzverkauf ............................................................................... 234 D. Die Maximilianische Bergwerksordnung zur Teilung des Erzes ............ 235 III. Das Verfahren der Erzautbereitung und Verhüttung und die Funktionen des Schmelzers und Silberbrenners ...................................................... 236 A. Die Üsenberger Ordnung ............................................................. 236 a) Aufsicht des Vogtes .............................................................. 236 b) Verfahren der Erzautbereitung und Metallgewinnung .................... 236 B. C. D. E.
Die Entwicklung in Todtnau ......................................................... 237 Die Ordnung Abt Martins ............................................................ 238 Die Maximilianische Bergordnung ................................................. 240 Der Vertrag des Schmelzers Anton Reiß im Weilersbachtal.. ................ 240
IV. Die Abgaben für den Betrieb der Erzmühlen und Schmelzwerke ............... 242 V. Freier Verkauf des Silbers und Silberbann ............................................ 242 VI. Die Bedeutung des Schwarzwälder Silbers ............................................ 244
Inhalt
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Siebtes Kapitel Das Berggericht I.
Die Gerichtsherrschaft ..................................................................... 246
ll. Die Zuständigkeit des Berggerichts ..................................................... 249 A. Die personenbezogene Zuständigkeit .............................................. 249 B. Die sachliche Zuständigkeit .......................................................... 251 a) Privatrechtliche Streitigkeiten ................................................... 251 b) Strafsachen .......................................................................... 253 c) Einzelne Strafiatbestände ........................................................ 254 ill.
Gerichtsorganisation und Verfahren ..................................................... 257 A. Das Dieselmuter Weistum ............................................................ 257
B. Die Üsenberger Bergordnung ....................................................... 258 C. Die Gewerkschaftsstatuten von 1438/39 und 1512 ............................. 261 D. Die Maximilianische Bergordnung ................................................. 262
Ergebnis Erster Teil: Die Bergherrschaft ................................................................ 268 Zweiter Teil: Das Bergrecht ..................................................................... 269 Anhang Anhang 1: Das Dieselmuter Weistum von 1372 ............................................ 274 Anhang 2: Die Bergordnung des Johann von Üsenberg (ca. 1370) .................... 278 Anhang 3: Die Ordnungen der Todtnauer Bach-Gewerkschaft von 1438 und 1439 ............................................................................... 282 Anhang 4: Die Verleihung des St.Anna-Bergwerks im Münstertal vom 1. Mai 1512 ........................................................................... 288 Anhang 5: Die Ordnung der Münstertaler St. Anna-Gewerkschaft vom 1. Mai 1512 ........................................................................... 290
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Inhalt
Anhang 6: Die Ordnung der Todtnauer St.Anna-Gewerkschaft vom 2. Mai 1512, bestätigt durch Kaiser Maximilian am 7. Juni 1512 in BfÜssel, vidimiert durch den Freiburger Rat am 20. März 1523 ..................... 293 Anhang 7: Die Schmelz- und Abgabenordnung des Abtes Martin von St.Trudpert vom 2. März 1513 ................................................... 299 Anhang 8: Die vorderösterreichische Bergordnung des Kaisers Maximilian von 1517 ............................................................................... 302 Anhang 9: Die Familie von Staufen ........................................................... 314 Anhang 10: Glossar ................................................................................. 317 QueUen- und Literaturverzeichnis A.
Unveröffentlichte Quellen ................................................................. 320 a) Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA) ............................................ 320 b) Stadtarchiv Freiburg (StA A 1 VI c - Bergwerke) .............................. 321
B.
c.
Veröffentlichte Quellen und Regesten .................................................. 321 Nachschlagewerke .......................................................................... 324
D. Monographien, Aufsätze ................................................................... 326
Abkürzungsverzeichnis Art.
Artikel
Bd.
Band
FDA
Freiburger Diözesan-Archiv
FUB
Freiburger Urkundenbuch
GLA
Generallandesarchiv Karlsruhe
HZB
Codex Diplomaticus Historia Zaringo Badensis
MGHD
Monumenta Germaniae Historica, Reihe Diplomata
Sp.
Spalte
StA
Stadtarchiv Freiburg
ZtB
Zeitschrift für Bergrecht
ZGO
Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins
ZRG.GA
Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Germanistische Abteilung
2 Tubbesing
Einführung I. Zielsetzung der Arbeit 6000 Jahre lang wurde im Südschwarzwald Bergbau betrieben. Die ersten Spuren des Abbaus auf Hämatit in der Nähe des Städtchens Sulzburg - etwa dreißig Kilometer südlich von Freiburg im Markgräflerland gelegen - reichen in oder vor das vierte vorchristliche Jahrtausend zurück.! Im gleichen Gebiet suchten später die Römer erfolgreich nach Silbererzen2 , im Mittelalter folgten hier und an anderen Orten der Gegend deutsche Bergleute. 3 Erst in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts endete der Bergbau nach wechselvoller Geschichte, als die letzten Gruben im Kappeier Tal an der Nordflanke des Schauinslands ihre Tätigkeit einstellten. Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, zunächst vor dem Hintergrund der allgemeinen Herrschaftszustände während des Mittelalters die speziellen Verhältnisse im Bergbau herauszuarbeiten. Es schließt sich eine eingehende Untersuchung des mittelalterlichen Bergrechts im Südschwarzwald an, wie es sich in den überlieferten schriftlichen Quellen darstellt. Diese haben schon im Jahr 1028 einen Vorläufer in der Urkunde über die Verleihung des Bergregals im Breisgau durch Kaiser Konrad 11., der der bischöflichen Kirche zu Basel sein Recht an verschiedenen Silbergruben übertrug. Erst im dreizehnten Jahrhundert jedoch setzt der Strom der Quellen dann spärlich wieder ein, bis er im vierzehnten Jahrhundert breiter zu fließen beginnt. Die Untersuchung fmdet ihren Abschluß mit dem Erlaß der Bergordnung für Vorderösterreich im Jahre 1517 durch Kaiser Maximilian I., den österreichischen Erzherzog. Mit ihr kam die regional und lokal eigenständige Entwicklung des Bergrechts in den Revieren des südlichen Schwarzwalds zum
! SteuerlZimmermannlGoldenberg, Ergebnisse und Ausblick, S. 175. 2 Ebd. S. 175.
3 Wieweit dieser mittelalterliche Bergbau zeitlich zurückreicht und die Lücke zur Römerzeit geschlossen werden kann, muß die Forschung noch erweisen. Sehr wahrscheinlich begann die mittelalterliche Abbauphase bereits im 10. oder sogar 9. Jahrhundert, wie Zettler, Quellen, S. 59 ff., bes. 69 ff. herausgearbeitet hat. 2'
20
Einführung
Ende, denn fortan wurden die Geschicke des Bergbaus durch den Landesherren und die österreichische Verwaltung bestimmt. In räumlicher Hinsicht beschränkt sich die Arbeit auf die Darstellung der Verhältnisse in den verschiedenen Revieren am Schauinsland, dem früher "Erzkasten" genannten Gebirge bei Freiburg, und in den angrenzenden Gebieten. Am Schauinsland waren dies die Reviere Oberried-Hofsgrund, Brizzenberg/Stohren und Münstertal bei St. Trudpert und Birkenberg beim Kloster St. Ulrich. Südlich an das Münstertal grenzte das Sulzburger Abbaugebiet, hieran dasjenige um Badenweiler . Südöstlich vom Schauinsland gelegen waren die Gruben um Todtnau, die herrschaftlich und personell eng mit denen am Schauinsland verbunden waren. Die montanarchäologischen und archäometallurgischen Forschungsarbeiten im Rahmen des Forschungsprojekts "Zur Frühgeschichte des Erzbergbaus und der Verhüttung im südlichen Schwarzwald" konnten für Sulzburg, das Münstertal und St. Ulrich als in unserem Untersuchungsbereich gelegene Reviere mehrere Phasen bergbaulicher Tätigkeit nachweisen. In Sulzburg lassen die Spuren neben urgeschichtlichen Förderarbeiten solche des 2./3., 11., 13., 16. und 18. Jahrhunderts erkennen. Auch für das Münstertal beweisen Schlackenfunde einen Bergbau im 11. Jahrhundert. Die datierten Funde aus dem Revier St. Ulrich entstammen dem 13. Jahrhundert. 4
n. Forschungsstand Die Entwicklung des Südschwarzwälder Bergbaus ist bereits vielfach und unter verschiedenen Aspekten Gegenstand des wissenschaftlichen und heimatgeschichtlichen Interesses gewesen. Eine sehr ausführliche Zusammenstellung der Literatur hat unlängst Steuer in seinem Beitrag "Zur Frühgeschichte des Erzbergbaus und der Verhüttung im südlichen Schwarzwald. Literaturübersicht und Begründung eines Forschungsprogramms " gegeben. 5 Soweit ersichtlich befassen sich lediglich zwei Arbeiten speziell mit der Darstellung des Bergrechts. Eine rechtshistorische Behandlung erfuhr das Thema durch Häuser in seiner Dissertation über "Die geschichtliche Entwicklung des Schwarzwälder Bergrechts" von 1937, in der er den Zeitraum von 1028 bis 1934 umspannt. Seine Ausführungen zum Mittelalter beruhen zu einem großen Teil auf den Forschungen Gotheins, die dieser im Kapitel zur "Geschichte des Bergbaus" in seiner "Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwal4 Zimmermann, Ausgrabungen, S. 115 ff., Goldenberg, Die Schlacken und ihre Analysen, S. 147 ff. und zusammenfassend SteuerlZimmermannlGoldenberg, Ergebnisse und Ausblick, S. 173 ff. Über das Auffinden und Aussehen der mittelalterlichen Bergbaureklikte informiert anschaulich Goldenberg, Prospektion, S. 85 ff. 5 In: Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends in Südwestdeutschland, Bd. I, S. 387 ff., Sigmaringen 1990.
111. Quellenmaterial und methodisches Vorgehen
21
des und der angrenzenden Landschaften" zusammengefaßt hat, besonders im 11. Teil dieses Kapitels, der der "Geschichte des Bergrechts" gewidmet ist. Die eingehende Beschäftigung mit diesen Arbeiten und den zugrunde liegenden Quellen ließ alsbald die Notwendigkeit deutlich werden, das gesamte Material erneut auszuwerten. Zahlreiche Thesen und Folgerungen erschienen nicht überzeugend und die lokalen Unterschiede neben den Gemeinsamkeiten in der Rechtsentwicklung waren stärker herauszuarbeiten. 6
ID. Quellenmaterial und methodisches Vorgehen Die Quellen für diese Arbeit lagern zum größten Teil im Generallandesarchiv (GLA) in Karlsruhe, daneben im Stadtarchiv (StA) von Freiburg. Die meisten von ihnen liegen in veröffentlichter Form vor und wurden aus den jeweiligen Publikationen - hauptsächlich der "Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins " - übernommen. Daneben wurde auf noch unveröffentlichtes Material der genannten Archive zurückgegriffen. Für die Darstellung wurde in erster Linie ein systematischer Aufbau gewählt. Jedes Kapitel ist einem Teilbereich des Bergbaus gewidmet und behandelt dessen jeweilige rechtlichen Aspekte. Innerhalb der einzelnen Abschnitte werden die Entwicklungen der verschiedenen Abbaugebiete in chronologischer Weise nachgezeichnet und nebeneinander gestellt. Hierdurch ist es dem Leser möglich, einen vergleichenden Überblick über die einzelnen Bereiche des Montanwesens zu erlangen. 7 Der besseren Lesbarkeit halber wurde auf die Wiedergabe längerer Originalzitate im Rahmen des Textes verzichtet und stattdessen eine eng am Quellenwortlaut orientierte und in den Text integrierte Übertragung g~wählt. Die Quellenzitate finden sich in den Anmerkungen und erlauben die Uberprüfung der hier vertretenen Ansichten. Zur Erleichterung des Verständnisses spezieller Begriffe werden diese als Ergänzung zu den Zitaten erläutert. Auf die Wiedergabe der diakritischen Zeichen in den unveröffentlichten und veröf6 Das Ziel, auf den genannten und anderen Werken aufzubauen und das mittelalterliche Bergrecht des Südschwanwaldes in den Zusammenhang des Bergrechts in Deutschland einzuordnen, konnte daher nicht realisiert werden (vgl. hienu aber die "Untersuchungen zur Geschichte der deutschen Bergleute im Mittelalter" von Schwarz, der in dieser lesenswerten Schrift auch zahlreiche rechtshistorische Aspekte vergleichend darstellt und erörtert; allerdings stützt er sich bei der Darstellung der Schwanwälder Verhältnisse im wesentlichen auf Gothein). 7 Der Preis für diese Methode besteht in der fehlenden Gesamtübersicht über die einzelnen Abbaugebiete und in der Aufspaltung der Quellen und Zuordnung der Bestandteile zu den jeweiligen Sachgebieten. Diese Nachteile wurden bewußt in Kauf genommen. Sie wären nur durch eine geschlossene Darstellung der verschiedenen sachlichen Aspekte für jedes einzelne Revier vermeidbar gewesen, was jedoch die rechtsvergleichenden Erkenntnismöglichkeiten aus der direkten Gegenüberstellung der jeweiligen Regelungen stark erschwert und behindert hätte.
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EinfIlhnmg
fentlichten Quellen in Form von übergeschriebenen Vokalen wurde verzichtet. Sie wurden einheitlich als normale Buchstaben eingefügt, wie dies bei den veröffentlichten Urkunden zum großen Teil bereits geschehen ist. Dies erschien legitim, da die Quellen in der vorliegenden Arbeit nur wegen ihrer inhaltlichen Aussagen zitiert werden mußten und nicht um ihrer selbst willen in der möglichst originalgetreuen Wiedergabe. Lediglich im Anhang wurden sie beibehalten, aus drucktechnischen Gründen jedoch hochgesetzt und nachgeschrieben. S, ss, ß, sz und z wurden beibehalten. Zwischen Lang-s und Runds wurde nicht unterschieden. Die Groß- und Kleinschreibung folgt bei der Wiedergabe gedruckter Quellen diesen Vorlagen. Bei ungedruckten Quellen wurde Kleinschreibung gewählt mit Ausnahme von Eigennamen und Satzanfängen. Die vor allem im ersten Kapitel enthaltene Numerierung der Mitglieder der Familie von Staufen dient der Identiftkation der Personen im Stammbaum in Anhang 9. 8
8 Vgl. hierzu auch Kapitell, Anm. 144.
Erster Teil
Die Bergherrschaft Erstes Kapitel
Die Herrschaftsverhältnisse im Untersuchungsgebiet I. Vorbemerkung Die Bergbauherrschaft, das Bergregal!, war vor allem wegen der damit verbundenen Möglichkeit, Einnahmen zu erzielen, ein sehr begehrtes Recht. Speziell beim Silbererzbergbau spielte zudem die Rohstoffversorgung der Münzstätten eine große Rolle. 2 Der Besitz dieses Regals war somit eine wichtige Stütze zur Festigung der Machtposition seines Inhabers, zumindest solange, wie die Bergwerke ertragreich waren und mit Gewinn betrieben wurden. Es soll daher im folgenden die Regalinhaberschaft und deren faktische Ausübung von der Zeit der ersten Regalverleihung im Jahre 1028 bis zum Erlaß der Maximilianischen Bergordnung von 1517 dargestellt und in das Gesamtbild der Herrschaftsverhältnisse im Untersuchungsgebiet eingeordnet werden. Bei den Ausführungen über die ersten Jahrhunderte unseres Betrachtungszeitraums, besonders über die Zei~. der Zähringer Herrschaft, muß, bedingt durch die lückenhafte schriftliche Uberlieferung, vieles zwangsweise im unklaren bleiben. Vereinzelt erscheint es aber doch möglich, durch Rückschlüsse vom frühen Besitz der Grafen von Freiburg-Urach und durch das
! Zur Entwicklung des Bergregals im allgemeinen vgl. Wegener, Art. Bergregal, in HRG I, Sp. 378 ff. und unten, Anm. 8. 2 Vgl. hierzu für den Breisgau Wielandt, Breisgauer Pfennig. Er weist darauf hin, daß es nach dem Zerfall der karolingischen Währungseinheit nicht ungewöhnlich war, daß regionale und lokale Herren auch ohne Prägeberechtigung Münzen schlugen, sofern sie über das erforderliche Silber verfügten (S. 9, 16).
24
1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Vorhandensein zähringischer Ministerialität3 die eine oder andere Aussage zu wagen, wie die Verhältnisse gewesen sein könnten. Auch wenn man sich hierbei schnell auf "dünnem Eis" befindet, sobald der feste Boden unter den Füßen, die quellenmäßige Grundlage, verlassen wird, soll auf solche Überlegungen nicht verzichtet werden. Sie können bei allen Vorbehalten doch zur Aufhellung der Verhältnisse beitragen.
11. Die Beleihung des Baseler Bischofs mit dem Breisgauer Bergregal und der Einfluß der Breisgaugrafen Um die Jahrtausendwende versuchten die deutschen Könige Heinrich 11. (1002 - 1024) und Konrad 11. (1024 - 1039), das Königreich Burgund an das Deutsche Reich anzubinden. Im Zuge dieser Politik versahen sie vor allem das burgundische Bistum Basel, auf dessen Bischöfe Adalbero (999 - 1025) und Udalrich (1025 - 1040) sie sich stützten, mit einer starken wirtschaftlichen Grundlage durch zahlreiche Schenkungen und Belehnungen im südwestlichen Reichsgebiet. Eine der letzten Verleihungen in diesem Zusammenhang war die Übertragung der Bergwerke im Breisgau im Jahr 1028. 4 Kaiser Konrad 11. verlieh dem Baseler Bischof die Bergwerke Moseberch, Lupercheimhaha, Cropach, Steinebrunnen superius et inferius et in valle Sulzberg, Baden, Luxberg5 • Alle diese Gruben lagen in comitatu Bertholdi et in pago Brisichgowe, also in der Grafschaft des Berthold im Breisgau. Der
Breisgau gehörte politisch zum schwäbischen Herzogtum, das im 10. Jahrhundert durch die Ottonen neu gegründet worden war. Jedoch war der Baseler Bischof neben seinem Straßburger Amtskollegen aufgrund seines großen Reichsbesitzes und der ihm verliehenen Regalien der einflußreichste Herr, bevor sich die Zähringer von Schwaben aus gegen Ende des 11. Jahrhunderts allmählich zwischen Schwarzwald und Rhein festsetzten. 6 Über den Bergbau des 11. Jahrhunderts wissen wir noch wenig. Die montanarchäologischen Forschungen des Programms zur Erkundung der Frühgeschichte des Erzbergbaus und der Verhüttung im südlichen Schwarz-
3 Das dritte Kriterium, das Schwarunaier, Hochadelsbesitz, S. 5 anführt, nämlich Besitz des Klosters St.Peter, ist für unsere Zwecke nicht brauchbar, da die von den Zähringem gegründete Abtei in den Bergbaugebieten nicht begütert war. 4 MGH D K 11 Nr. 133. Eine landesgeschichtliche Beschreibung dieser Geschehnisse gibt Zettler, Quellen, S. 59 ff. (62 ff.). Er äußert die Vermutung (S. 67), daß es bereits ottonische und heinricianische Absprachen über die Überlassung der Bergwerke gegeben haben könnte, da er nachweisen kann, daß die Gruben schon lange vor 1028 bekannt gewesen sein müssen. 5 Vgl. zur Lage dieser Gruben, soweit sie sich rekonstruieren läßt, die Abb. 2, S. 393, bei Steuer, Frühgeschichte. 6 Eine Übersicht über den Baseler und Straßburger Besitz im Breisgau findet sich bei bei Stülpnagel, Kreisbeschreibung, Bd. 111, S. 220 ff. (222 f.).
11. Die Beleihung des Baseler Bischofs
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wald beginnen erst, mehr Licht in dieses Dunkel zu bringen. 7 Wallfscheinlich wurde er von den Grundherren betrieben, auf deren Boden die Gruben lagen. Der Regalherr , der Baseler Bischof, war lediglich abgabenberechtigt und hatte noch kein Recht an den Bodenschätzen selbst, wenn die Bergbaugebiete nicht auch seiner Grundherrschaft unterlagen. 8 Die Rolle der Breisgaugrafen, von denen Berthold in der Urkunde von 1028 Erwähnung findet, bleibt undeutlich. Ein Einfluß auf den Bergbau im 11. und 12. Jahrhundert ist in den Quellen nicht belegt. Die Grafen waren großenteils Vorfahren der späteren Zähringer Herzöge9 , die, wie immer wieder behauptet wird, das Bergregal vom Baseler Bischof übertragen bekamen und es dann im gesamten Breisgau ausübten. 10 Das Grafenamt allerdings setzte sich seit dem 11. Jahrhundert in der Zähringer Nebenlinie der Markgra-
7 Vgl. Steuer I Zimmermann I Goldenberg, Ergebnisse und Ausblick, S. 173 ff., mit ersten Forschungsergebnissen für diese frühe Zeit im Sulzburger und Münstertaler Revier. 8 Die Auffassung, daß dem Regalherm die Edelmetalle zustanden und ihre Nutzung von seiner Bewilligung in Form der Verleihung abhing, kam zwar bereits im 11. Jahrhundert in Italien auf, setzte sich aber erst seit dem zweiten Ronkalischen Reichstag von 1158 durch, als Friedrich Barbarossa seinen Anspruch auf die Regalien in der bekannten Constitutio de regalibus Quae sint regalia ausformulierte und dabei auch die argentarie erwähnte (MGH D F I Nr. 237; vgl auch Ebel, Über das landesherrliche Bergregal, S. 197). Die Ursprünge des Bergregals sind bis heute umstritten. Der Streit hierum spaltete besonders die Wissenschaft im späten 19. Jahrhundert in zwei Lager: Maßgeblich von Amdt wurde am Ende des 19. Jahrhunderts die Lehre geprägt, wonach das Bergregal dem römischen Recht entstammte und immer ein königliches Recht an den Erzen selbst gewesen sei, also ein Eigen, das sich durch die Verleihung der Minerale zum Abbau in Herrschaft verwandelte (Bergregal und Bergbaufreiheit, S. 204 ff., bes. S. 208). Dieser Auffassung folgt auch Gothein. Die von Zycha zum Abschluß gebrachte Gegenansicht, die weitgehend die bergrechtliche Wissenschaft des bürgerlichen 19. Jahrhunderts dominierte und heute für wahrscheinlicher gehalten wird, die aber auch von den Ideen ihrer Zeit beeinflußt war, vertrat dagegen die Ansicht, das Bergregal als Recht auf die Substanz habe sich erst im 11. Jahrhundert herausgebildet. Das Regal des Königs sei ursprünglich nur ein Abgabenrecht gewesen, das Recht an den Mineralen selbst habe jedoch bei den Grundherren gelegen. Vgl. Wegener, Art. Bergregal, in: HRG I, Sp. 378 ff., Schwarz, Untersuchungen, S. 26 und besonders die eingehende Darstellung des Streitstandes bei Mauss, Regal, Rechte und Leiheformen, S. 18 ff. Er formuliert treffend, daß sich der Ursprung des Regals wohl deshalb verbirgt, weil "der messende Eingriff (in das spärliche Quellenmaterial) die Messung verfälscht" (S. 25). Da die Quellen für das Untersuchungsgebiet keine neuen Erkenntnisse in diesem Streit zulassen, wurde in der vorliegenden Arbeit darauf verzichtet, den Meinungsstreit um eine weitere Ansicht zu vermehren. Im 13. und 14. Jahrhundert beinhaltete die Regalherrschaft das Recht an den Mineralien selbst, die dem Grundherm entzogen waren. Der Regalinhaber konnte die Abbaubefugnis gegen Abgaben verleihen. Zur wissenschaftlichen Diskussion über die Regalien allgemein und das Bergregal im besonderen seit der frühen Neuzeit siehe auch Ebel, Über das landesherrliche Bergregal. Die rechtswissenschaftliehe Diskussion über die Bedeutung der Regalien für den Ausbau der Landesherrschaft in der Neuzeit schildert Willoweit, Rechtsgrundlagen der Territorialgewalt, S. 47 ff. 9 Vgl. hierzu - immer noch grundlegend - Heyck, Zähringen, S. 1 ff. Einen Überblick über den Stand der Zähringer-Forschung vermittelt Schmid, Zähringerforschung, S. 225 ff. 10 Dazu sogleich.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
fen von Baden, später Baden-Hachberg, ab 1306 Hachberg-Sausenberg-RötteIn, als Landgrafschaft im Breisgau fort." Es wäre wohl zu kühn zu vermuten, daß aus den Bemühungen der Hachberger im 13. Jahrhundert, Einfluß auf den Bergbau zu erringen, auf ältere landgräfliche Rechte im Bergbau geschlossen werden kann, die in zähringische Zeit und noch weiter zurückreichten. Die zwei überlieferten Gerichtsverfahren in diesem Zusammenhang aus den Jahren 1234 und 1265 12 stellen wohl eher Versuche dar, die landgräfliche Stellung nach dem Aussterben der Zähringer im Ringen mit deren Erben, den Grafen von Freiburg, zu kräftigen. 13 Die Beleihung des Bischofs von 1028 wurde in den Jahren 1040 14 , 1073 15 , 1131 16 und 1154 17 durch die regierenden Herrscher bestätigt. 18 In der Urkunde von 1131 wurde die Regalinhaberschaft des Bischofs erweitert und erstreckte sich nunmehr nicht nur auf die schon gefundenen (inventas), sondern auch auf die noch zu entdeckenden (inveniendas) Gruben. Besonders wichtig sollte auch die gefälschte, angeblich von Papst Innozenz 11. stammende Besitzbestätigung von 1139 für das Baseler Bistum werden, die von 1170/1180 datiert. 19 In dieser heißt es unter Verzicht auf die namentliche Aufzählung der Bergwerke, daß sich das Bistum im Besitz der Wildbänne und aller bereits entdeckten und noch zu entdeckenden Bergwerke befande. 2o In den bis dahin erfolgten Bestätigungen war immer nur das Bergregal erwähnt. In der Fälschung wurde auf die Urkunde Friedrich Barbarossas von 1154 Bezug genommen, in der dem Bischof das Recht gewährt wurde, in seinem gesamten episcopatus Silberbergbau zu betreiben. 21 Zwar war der Bischof in breisgauischen Gebieten nur Grund- und Regalherr, da das Gebiet in geistli" Heyck, Zähringen, S. 497. 12 Näher dazu unten, IV.A.a und b. 13 So auch Gothein, Wirtschaftsgeschichte, S.578 und ihm folgend Fehr, Landeshoheit, S. 135. Sie gehen davon aus, daß diese Versuche fehlschlugen. Allerdings darf nicht übersehen werden, daß die Markgrafen 1309 und 1315 im Zusammenhang mit dem Bergbau erwähnt werden und ein Einfluß nicht ganz auszuschließen ist, s.u. IV.A.b. 14 MGH D H 111 Nr. 40. 15 MGH D H IV Nr. 258. 16 MGH D L 111 Nr. 39. 17 MGH D F I Nr. 68. 18 Siehe hierzu Hägermann, Königtum und Bergregal, S. 13 ff. Die Bestätigungen der Könige Heinrich 111. und IV. von 1040 und 1073 erwähnt Hägermann nicht. 19 Brackmann, Regesta, S. 224 Nr. +13.
20 ... in eomitatu Brisigaudie cunctas venationes et argenti fodinas sive sint invente sive inveniantur. Zu der Fälschung vgl. Mayer, St.Trudpert, S. 26, und Schlageter, Bergbau, S. 131 f. 21 ... eoncedimus in omni loeo episcopatus tui fodiendi argentum faeere argentarias. Vgl.
Anm.17.
Zenler, Quellen, S. 68 macht auf die Verständnisschwierigkeit aufmerksam, ob unter dem episcopatus nur das Bistum Le.S. zu verstehen ist, also ohne die rechtsrheinischen Gebiete, oder
11. Die Beleihung des Baseler Bischofs
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cher Hinsicht zur Diözese Konstanz gehörte, aber zur Untermauerung seiner im 12. Jahrhundert bereits verblassenden Stellung im Breisgau mag die Urkunde dennoch gedient haben. 22
m. Die Zähringer und das Bergregal im Breisgau Als sich am Ende des 11. Jahrhunderts Herzog Berthold 11. als künftiger Herzog von Zähringen (ab 1098) im Breisgau etabliert hatte, geriet Bewegung in die Machtstrukturen dieses Gebiets. Zwar zerschlugen sich 1098 seine Ambitionen, Herzog von Schwaben zu werden, indem er hierauf in einem Frieden mit dem vorher von ihm bekämpften König Heinrich IV. verzichtete. Das änderte jedoch nichts daran, daß er den Reichsbesitz im Breisgau seiner Verwaltung unterstellte. Unklar ist, ob er dies aufgrund seiner herzoglichen Machtstellung tat, oder ob dem nach dem Frieden von 1098 Belehnungen durch den König zugrunde lagen. 23 Bergregal und Wildbann24 des Baseler Bischofs bildeten nach traditioneller Ansicht25 , die allerdings in jüngster Zeit eine vorsichtige Differenzierung26 ob es Bischofsherrschaft bedeutet, worunter dann das gesamte vom Bischof beherrschte Gebiet fallen würde. 22 Auf die Hintergrunde der Fälschung der Papsturkunde und ihren Zusammenhang mit dem Barbarossa-Diplom von 1154 geht Zenler, Quellen, S. 67 f. ein. Die Baseler Kirche war durch Veräußerungen ihrer Güter durch einige ihrer Bischöfe im Alexandrinischen Schisma scheinbar in Bedrängnis gekommen und war durch die Fälschung bemüht, ihren einstigen Einfluß zu festigen. Daher muß Schlageters Auffassung (Bergbau, S. 132) bezweifelt werden, die Bischöfe hätten die Fälschung anfertigen lassen, um die Situation nach dem Aussterben der Nimburger Grafen im Jahre 1200 auszunutzen und die eigenen Bergbaurechte wieder zu stärken. Neben den inhaltlichen Grunden spricht auch das Auseinanderfallen der Fälschungszeit und des Todesjahres des letzten Nimburgers gegen seine Ansicht. 23 Siehe hierzu Stüipnagel, Kreisbeschreibung, Bd. 1/1, S. 224. Auf Hinweise bzgl. eines Arrangements zwischen dem Baseler Bischof und Berthold schon vor 1100 hat unlängst lichdi, Basel und Zähringer, S. 13 f. aufmerksam gemacht. 24 Den Wildbann im Breisgau hatte der Baseler Bischof bereits 1008 im Zusammenhang mit der beschriebenen Politik Heinrichs 11. verliehen bekommen, MGH D H 11 Nr. 188. Bergregal und Wildbann wiesen eine besondere Nähe zueinander auf. Eine eingehende Untersuchung (vgl. unten in Teil X dieses Kapitels) erweist, daß im 14. Jahrhundert der Begriff "Wildbann" auch das Bergregal umfaßte. Für die frühere Zeit lassen sich jedoch in dieser Hinsicht keine Aussagen machen. 25 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 1/1, S. 223, 226; Häuser, Schwarzwälder Bergrecht, S. 8; Fehr, Landeshoheit, S. 132, 135; Gothein, Wirtschaftsgeschichte, S. 587; Heyck, Zähringen, S. 500. 26 Steuer, Bergleute, S. 45, geht davon aus, daß die Zähringer die Bergbaurechte um Badenweiler, über ihre Staufener Ministerialen im Münstertal und auch bei ihrer Burg Zähringen innehatten. In den nördlichen Bergbaugebieten des Breisgaus und bei St. Ulrich im Möhiintal sei eher mit einem Bergbaubetrieb der Grafen von Nimburg zu rechnen. Vgl. auch die Abb. 33, Kartentasche, in: Die Zähringer 11. Zenler, Quellen, S. 74 ff. (76) lehnt die undifferenzierte Theorie der Baseler Beleihung der Zähringer Herzöge ebenfalls ab und weist darauf hin, daß der Aufschwung des Silberbergbaus
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
erfährt, weitere Pfeiler der herzoglich-zähringischen Macht im Breisgau.27 Auch wenn die ersten Ergebnisse des bereits erwähnten Forschungsprogramms noch keine in die Zähringer-Epoche datierbaren Funde und Spuren des Bergbaus erbringen konnten28 , kann wohl vermutet werden, daß er in dieser Zeit zumindest in Sulzburg und im Münstertal nicht ruhte und vielleicht auch noch an weiteren Orten des Breisgaus betrieben wurde. Allerdings geben die Quellen keinen Aufschluß darüber, ob tatsächlich die Zähringer diese Rechte innehatten29 , oder ob es andere Kräfte waren. Für ein irgendwie geartetes Einvernehmen der Herzöge mit den Bischöfen ließe sich anführen, daß die Kaiserurkunde von 1028 für Basel noch mehrfach bestätigt wurde und dennoch keinerlei Streit zwischen dem Bistum und den Zähringern um das Bergregal überliefert ist. Bei dieser Überlegung geht man allerdings schon davon aus, daß die Zähringer das Bergregal besaßen. Stichhaltiger läßt sich aber gerade umgekehrt argumentieren: Die Zähringer besaßen das Regal nicht, und gerade deshalb wird von keinerlei Konflikten zwischen dem Baseler Bischof und den Herzögen berichtet. Die Beleihung des Zähringernachfolgers, des Grafen Egino I. von Freiburg, durch den Baseler Bischof mit beiden Rechten, Bergregal und Wildbann, am 15. Februar 1234 deutet aber wieder darauf hin, daß hier vielleicht doch eine Kontinuität gewahrt werden sollte.
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren und ihre Konkurrenten A. Die Machtergreifung durch die Grafen von Freiburg Nachdem Herzog Berthold V. von Zähringen 1218 ohne männliche Nachfahren verstorben war, fielen die Breisgauer Besitzungen und Rechte an seinen Schwager, Graf Egino I. von Urach-Freiburg. In den folgenden Jahren waren dieser und seine Nachfolger mit unterschiedlichem Erfolg bemüht, das Erbe zu konsolidieren. Während sie sich wegen der Reichslehen im Breisgau lange mit Kaiser Friedrich 11. und - nach dem Interregnum - mit König Rudolf von Habsburg stritten30 , waren sie bei der Behauptung ihrer Rechte gegen die Markgrafen von Hachberg erfolgreicher.
im 12. Jahrhundert vielmehr auf einer "Konkurrenz und einer die jeweiligen Interessensphären respektierenden Koexistenz der beiden Fürsten im Breisgau· beruhen könne. 27 Zum Verhältnis dieser beiden Rechte zueinander siehe oben, Anm. 24 und Teil X dieses Kapitels. 28 Steuer I Zimmermann I Goldenberg, Ergebnisse und Ausblick, S. 174. 29 Der Quellenhinweis, den Tritscheller, Markgrafen, S. 45 gibt (Trouillat, Monuments de l'ancien eveche de Bäle, I, S. 151, 160) führt nicht weiter. Bei diesen Urkunden handelt es sich um die Verleihungen von 1008 und 1028 an den Bischof von Basel. 30 Eingehend hierzu Stülpnagel, Kreisbeschreibung 111, S. 229 f. und ders., Veste Zähringen, S. 19 ff.
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherrcn
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a) Der Streit von 1234 Gegen deren Ansprüche auf das Bergregal und den Wildbann im Breisgau, die sie wohl zur Stärkung ihrer landgräflichen Stellung erringen wollten, konnte sich Graf Egino I. in einem ersten Streit im Jahre 1234 mit bischöflich-Baseler Hilfe durchsetzen. Der Bischof produzierte in der Verhandlung vor dem königlichen Hofgericht in Frankfurt die· oben erwähnten Schriftstücke, die ihn als Inhaber von Wildbann und Bergregal im Breisgau auswiesen, und belieh kurz darauf mit königlicher Zustimmung Graf Egen. 31 So scheint es zunächst, als seien die Freiburger Grafen wirklich die unbeschränkten Bergherren gewesen. Allerding~ wird dieses Ergebnis durch eine in die Jahre 1216 bis 1230 zu datierende Ubereinkunft zwischen dem Baseler Bischof und Graf Egen dem Jüngeren von Urach in Frage gestellt, durch die deutlich wird, daß im Sulzburger Tal wahrscheinlich schon zur Zeit der Zähringer die Üsenberger Herren das Bergregal von Basel zu Lehen trugen und dies auch später behaupten konnten. 32
Die These von der umfassenden Zähringer Bergregalherrschaft im Breisgau läßt sich schon aufgrund dieses Befunds nicht mehr halten. Da die Üsenberger ihre Stellung auch im 13. und 14. Jahrhundert behielten, erscheint jedoch auch die Urkunde von 1234, in der der Graf von Freiburg angeblich mit dem Bergregal und Wildbann im ganzen Breisgau, per Briscawgeam, beliehen wurde, in einem anderen Licht. Eine umfassende Regalherrschaft im Breisgau hatten auch die Freiburger Grafen offensichtlich nicht erringen können, auch wenn die Urkunde dies auszusagen scheint. Durch die Abmachung zwischen dem Bischof und Graf Egen von Urach wird aber noch ein weiteres deutlich: Das Baseler Bergregal im Breisgau war damals keineswegs vergessen, wie immer wieder behauptet worden ist. 33 Im Vorfeld der Beleihung von 1234 wußte der Freiburger Graf ganz genau, daß das Bistum Regalinhaber war. Das überraschende Auftreten des Bischofs vor dem königlichen Hofgericht im Jahre 123434 und die kurz darauf erfolgende
31 Abdruck der beiden vieldiskutierten Urkunden des königlichen Hofgerichts in Frankfurt vom 1. und 15 Februar, die diesen Konflikt und die Verleihung dokumentieren, in Auszügen unten, VIII.B.a, Anm. 266 und vollständig in: Dambacher, Urkunden, ZOO 19 (1866), S. 74; Hefele, FUB I, Nr. 52, 53. Die minderjährigen Markgrafen von Hachberg wurden von ihrem Onkel, Markgraf Hermann V. von Baden, vertreten. Den Hintergrund des Streits beschreibt Heyck, Zähringen, S. 500 f. Näher auch unten, VIII.B.b.aa. und bb. 32 Riezler, Fürstenbergisches UB I, S. 80 Nr. 128. Näher dazu unten, VII.B. 33 Heyck, Zähringen, S. 501; Gothein, Wirtschaftsgeschichte, S. 587; Häuser, Schwarzwälder Bergrecht, S. 8. 34 ... surgens e medio habe der Bischof seine Beweise vorgelegt, heißt es in der Urkunde vom 1.2.1234.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhi1tnisse
Beleihung erscheinen daher angesichts der vorher getroffenen Absprache zwischen dem Bischof und dem Grafen als abgekartetes Spiet.35
b) Das Urteil aus dem Jahre 1265 Auch 1265, als sich Conrad I. von Freiburg erneut mit Ansprüchen der Hachberger konfrontiert sah, behielt er im wesentlichen die Oberhand36 : Es wurde ihm in einem Schiedsspruch durch den Grafen Heinrich von Fürstenberg und Walter von Eschbach bestätigt, daß er die - nicht näher bezeichneten - Güter behalten dürfe, über die bereits zwischen Herzog Berthold von Zähringen, Graf Egen I. von Urach und Markgraf Heinrich I. von Hachberg vor 121837 eine Einigung erzielt worden war. Um einen zweiten Güterkomplex, der zwischen Graf Egen und Markgraf Heinrich I. umstritten war, und für Güter, die Egen und sein Sohn Conrad nach Heinrichs Tod an sich gezogen hatten, gaben die Schiedsrichter Graf Conrad auf, sich mit Heinrich 11. zu vergleichen oder dem Rechtsspruch der Schiedsleute zu folgen. Nach dem Spruch der Schiedsrichter mußte der Graf diese Güter, die nicht namentlich erwähnt sind, die sich aber im Freiburger Besitz befanden und auf die der Markgraf Ansprüche erhob, vom Markgrafen käuflich erwerben oder sie ihm überlassen. Ausgenommen waren hiervon aber ausdrücklich diu zwei guot, Zeringer guot und grave Berhtoldes von Nuwenburg (Nimburg): diu sol der grave Cuonrat ane alle ansprache han. Das Recht auf die Zähringer und Nimburger Güter wurde also dem Grafen von Freiburg zuerkannt. Allerdings mußte der Graf drei gravierende Einschränkungen akzeptieren: Markgraf Heinrich wurde das Recht zugesprochen, Klage auf die Münze in Freiburg, das Geleit im Land und die Silberberge zu erheben. Besonders die Erwähnung der Silberberge ist in unserem Zusammenhang wichtig, denn hierdurch tauchen weitere Zweifel am Wahrheitsgehalt jener Urkunde von 1234 auf, in der von dem Bergregal und dem Wildbann im ganzen Breisgau die Rede war. Es verstärkt sich der Verdacht, daß die Freiburger Grafen 1234 Bergbaurechte beansprucht und mit Baseler Hilfe auch durchgesetzt hatten, die ihnen nicht zustanden. Der erneute Anspruch des Markgrafen Heinrich, mit dem er auch erfolgreich sein sollte, deutet darauf hin, daß nicht nur die Herren von Üsenberg im Sulzburger Tal, sondern auch die Markgrafen von Hachberg Rechte im Bergbau besaßen. Die Verhältnisse waren demnach viel differenzierter, als die Urkunde vom 15. Februar 1234 glauben macht. Das gerichtliche Verfahren, auf das Markgraf Heinrich in dem Streit von 1265 zur Durchsetzung seiner Ansprüche verwiesen wurde, ist zwar nicht 35 So auch Schlageter, Bergbau, S. 132. Auch für das Münstertal könnte es ähnliche Abreden gegeben haben, s.u. V.D.b. 36 Hefele, FUB I Nr. 205. 37 Dieses frühe Datum ergibt sich daraus, daß gemäß dem Wortlaut der Urkunde alle drei an der Einigung beteiligt waren, vgl. Fester, Regesten, h 1; anders, aber nicht überzeugend Heyck, Zähringen, S. 495.
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren
31
überliefert. Da aber die Markgrafen später noch zweimal im Zusammenhang mit Bergwerken Erwähnung finden, wenn auch ohne konkreten Bezug zu einem bestimmten Gebiet, und sie auch selbst Münzen prägten, was auf den Besitz von Silbergruben hindeutet38 , so muß man davon ausgehen, daß sie von der erwähnten Klagemöglichkeit erfolgreich Gebrauch machten. 39 Nachdem bereits 1306 die Teilung der hachbergischen Güter in die Hachberger und die Hachberg-Sausenberger Linie vollzogen worden war, urkundeten die Markgrafen Heinrich III. und Rudolf I. im Jahre 1309, daß hierunter auch die Silberberge fielen. 4o Auch wenn nicht klar wird, ob sie auf ihren Besitzungen ein eigenes Regal beanspruchten, oder ob sie lediglich die Ausbeutungsrechte teilten und das Baseler Regal als solches somit unangetastet blieb, muß man doch aufgrund der Erwähnung der Bergwerke davon ausgehen, daß der Verabredung tatsächlich auch konkrete Bergwerke zugrunde lagen und es nicht nur gegenstandslose Regelungen waren, die hier getroffen wurden. Im Jahre 1315 dann erschienen die Vögte Markgraf Heinrichs von HachbergRötteln, des Landgrafen im Breisgau, und des Baseler Bischofs41 vor dem Sulzburger Rat und dem Schultheißen der Stadt, dem Ritter Otto von Ambringen, um ein Urteil darüber zu erfragen, wie in gemeinsamem Besitz befindliche Silberberge im Breisgau zu verleihen wären. 42 Zwar ergibt der Wortlaut keine Anhaltspunkte dafür, daß sich die Vögte speziell um von ihren Herren gemeinsam besessene Bergwerke stritten, aber auch hier wäre es verwunderlich, wenn der Verhandlung überhaupt keine konkreten Rechte zugrundegelegen hätten. Obwohl bei den Vorgängen von 1309 und 1315 nicht erkennbar wird, wo die Markgrafen ihre nach 1265 erstrittenen Rechte ausgeübt haben könnten, gibt es also durchaus Anzeichen dafür, daß auch sie nach 1265 Bergrechte im Breisgau hatten. Auch in diesem gemeinsamen Auftreten mit dem Baseler Bischof kann ein Hinweis gesehen werden, daß bereits zu zähringischer Zeit basel-hachbergische Verbindungen bestanden, die in späterer Zeit (nach 1265) wieder auflebten und Gebiete betrafen, in denen die Freiburger Grafen dann keine Rechte hatten. 38 Wielandt, Breisgauer Pfennig, S. 14 und 48 ff. 39 A.A. Fehr, Landeshoheit, S. 136, obwohl er ebd. auf die Urkunde von 1309 eingeht. 40 GLA 46/1525; Regest bei Fester, Regesten Baden 1 Hachberg, h 136, Zitat bei Fehr, S. 136. Ausgenommen waren lediglich die Silberberge und bestimmte Rechte ze dez Herzogenberge und in Welschensteinach bei Zell, die sie weiterhin gemeinsam besitzen wollten. Die Lage des erstgenannten Reviers ist bis heute unbestimmt. 41 Im Kopialbuch steht, Gerlach sei der Vogt des Herrn von Straßburg gewesen. Wie der Herr von Straßburg, womit wohl der Bischof von Straßburg gemeint sein soll, zu Einfluß im Sulzburger Tal kommen konnte, ist rätselhaft und nirgends weiter belegt. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Abschreibfehler im nur kopial erhaltenen Dokument, GLA 67/209, S. 34. Statt Straßburg würde Basel Sinn ergeben. Vgl. auch den Hinweis im Regest h 593 bei Fester, Regesten Baden 1 Hachberg. Oder handelte es sich um ein Zusammenspiel der beiden "verhinderten" Regalinhaber Otto von Straßberg und Markgraf Heinrich? Zum Streit der Straßberger mit den Grafen von Freiburg siehe sogleich. 42 ... unndfragetenn uns, wie man gemein Silberberg hann soltt zuo Breisgaw der Recht. Da sprachenn wir uff unsem Eiidt, wo rechtu gemeinscha.fft ist zu Silberbergenn, da soll die älter handt verleihenn.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Fraglich ist allerdings, auf welcher Grundlage sie ihre Ansprüche 1234 und 1265 geltend machten und die Gruben später innehatten. Ob sie sich hierbei auf ihre landgräfliche oder eine ErbensteIlung stützten, ist schwer zu entscheiden. 43 Überwiegend wird von ersterem ausgegangen44 , weil sich der Baseler Bischof, nachdem er seine Rechte nachgewiesen hatte, für die Freiburger Grafen als Zähringer-Erben entschied und die Markgrafen überging. Man folgt dabei wohl der Überlegung, daß er dies nicht so ohne weiteres hätte tun können, wenn auch die Hachberger Erbschaftsrechte behauptet hätten. Völlig überzeugend ist dies allerdings nicht. Es erscheint nicht ausgeschlossen, daß die Markgrafen für ihre Rechte, die sie nach 1265 zur Geltung bringen konnten, an bereits in zähringischer Zeit bestehende Positionen anknüpfen konnten, möglicherweise an ein Erbe der 1200 ausgestorbenen Nimburger Grafen im nördlichen Breisgau. 45 B. Eingeschränkte Geltung und Teilungen des Freiburger Bergregals im Breisgau
a) Die Begrenzung des Regals im Breisgau Noch ein weiterer Umstand erhärtet die Vermutung, daß die Freiburger Grafen nach 1265 nicht mehr überall im Breisgau als Bergherren auftraten, sondern daß sich diese Stellung nur auf bestimmte Reviere bezog: sie selbst bezeugen es! 43 Fehr, Landeshoheit, S. 59. 44 Gothein, Wirtschaftsgeschichte, S. 587; vorsichtiger Fehr, Landeshoheit, S.59; wohl auch Schlageter, Bergbau, S. 132. 45 Steuer, Bergleute, S. 45 weist darauf hin, daß die Lage der Silbervorkommen im nördlichen Breisgau mit Nimburger Besitz und Rechten übereinstimmte, so daß zu vermuten sei, daß bei ihnen die Bergrechte in zähringischer Zeit gelegen haben dürften, wenn dort damals bereits Bergbau umging. Heyck, Zähringen, S. 547, verweist darauf, daß die Herren von Keppenbach, die auch Verbindungen zu den Markgrafen aufwiesen und erst später Freiburger Ministeriale wurden, die Wälder und Höhen ihres Gebiets in Konkurrenz u.a. mit Nimburger Ministerialen erschlossen hätten. Hierbei könnte z.B. der nördlich der Burg nachweisbare Bergbau in Aufnahme gekommen sein, an dem konkurrierende Rechte entstanden. Weiterhin geht Heyck, der mit übeneugenden Gründen die Verwandtschaft der Nimburger und Zähringer annimmt (Zähringen, S. 159, Anm. 531; a.A. Maurer, Landgrafschaft, S. 10), zwar davon aus, die Freiburger Grafen als Zähringererben hätten letztlich das Erbe der Nimburger antreten können, wie sich aus der Urkunde von 1265 auch ergibt. Er führt als Argument für dieses alte zähringische Erbrecht am Nimburger Gut aber gerade auch an, daß die Markgrafen von Baden-Hachberg 1265 ebenfalls Ansprüche hierauf anmeldeten. Diese, die bekanntermaßen mit den Zähringern verwandt waren und demnach wohl auch mit den Nimburgem, scheinen nach seiner Auffassung also ebenfalls Erbrechte geltend gemacht zu haben und nicht landgräfliche Rechte, wie immer wieder behauptet wird. Auch wenn der Wortlaut der Urkunde bei erster Betrachtung wirklich dafür spricht, daß die Markgrafen keinerlei Ansprüche auf Nimburger Gut durchsetzen konnten, so kann man wegen der auf die Silberberge bezogenen Ausnahme doch vermuten, daß sich hinter dieser die Nimburger Bergrechte im nördlichen Breisgau verbargen.
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren
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Nach dem Tode Graf Conrads I. teilten dessen Söhne, die Grafen Egen 11. und Heinrich, im Jahre 1272 zwar das väterliche und mütterliche Erbe, die Bergwerke jedoch blieben ausdrücklich gemeinsames GUt. 46 Über sie kam es zwischen Heinrich und Egen nach 1295 zu einem langwierigen Streit, der von Heinrichs Nachfahren fortgeführt wurde. In einem Übereinkommen vom 16. Juli 130047 , in dem sich Egen und Heinrich auf ein Schiedsgericht einigten, heißt es: Wir Egen und Heinrich, graven von Friburg, gebruoder tuon kunt ... , daz wir umbe die missehelli, die wir da her gehebt han umbe den teil48 der silberberge ze Brisgouwe, die wir ze lehen haben von dem bischtuom ze Basel, uberein sin komen also, ... In dem Schiedsspruch, der kurz darauf, am 19. August 130049 , durch Graf Hermann von Sulz und vier Schiedsleute in Freiburg gefällt wurde, sprachen diese von der mishelli, die si (die Freiburger Grafen) hatten umbe den teil der silber berge ze Brisgoewe, die sie ze lehen hant von dem bistuome ze Basele. Ganz deutlich wurde hier von den Grafen und den Schiedsleuten zum erstenmal gesagt, daß deren strittigen Bergwerke im Breisgau nur einen Teil der dortigen Gruben ausmachten, nämlich nur den, den sie vom Baseler Bischof zu Lehen hatten. Daneben besaßen die Üsenberger das Regal im Sulzburger Revier, und auch die Markgrafen von Hachberg-Rötteln-Sausenberg hatten vermutlich Bergrechte inne. Für das Münstertal gibt es zwar Hinweise darauf, daß die Staufener als Ministeriale der Freiburger Grafen formal deren Lehnsherrschaft respektierten. Faktisch wirkte sich dies bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts allerdings nicht aus, da ein Freiburger Einfluß bis in diese Zeit nicht nachweisbar ist. 5o Das Freiburger Bergregal im Breisgau beschränkte sich somit im 13. und bis in die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts hinein tatsächlich nur auf bestimmte Reviere des Breisgaus. b) Die Teilungen des gräflich Freiburger Regals
Der Streit zwischen den gräflichen Brüdern wirft noch auf eine andere Tatsache ein Licht. Es wird deutlich, daß sich die gräflichen Linien nach 1322 auch die Bergherrschaft real teilten, und wo sich die jeweiligen Rechte befanden. 51 46 Hefele, FUB I Nr. 257. 47 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 83; Hefele, FUB II Nr. 302. 48 Hervorhebung durch Verfasser. 49 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 84; Hefele, FUB II Nr. 303.
50 Siehe dazu näher unten, V.D.a. und V.F.b. 51 A.A. Gothein, Beiträge, S. 391. Zu beachten ist aber, daß es bereits in den Jahren der gemeinsamen Inhaberschaft zu einer getrennten Wahrnehmung der Rechte in verschiedenen Revieren gekommen war, worauf auch Gothein hinweist. Dies ist u.a. aus der detaillierten Mitteilung Graf Egens an den Herzog von Lothringen vom Jahre 1286 zu entnehmen, in der er ihn 3 Tubbesing
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Zur Erläuterung soll der Verlauf der Auseinandersetzungen etwas eingehender dargestellt werden. 52 Nach der Güterteilung von 1272 hatte sich Graf Heinrich offenbar tief verschuldet und auch mit anderen Adeligen zerstritten. 53 Er setzte daher die Silberberge als Pfand für seine Gläubiger ein und verpfändete zudem seinen Anteil daran noch an seinen Bruder, der die Einhaltung der Urfehde (des Friedensgelöbnisses seines Bruders) gegenüber den Adeligen verbürgte. Egen sah demzufolge seine Rechte an den Erzgruben bedroht und es kam zum Konflikt. In der Vereinbarung zwischen Egen und Heinrich vom 16. Juli 1300 wurde dann verabredet, daß sie die strittigen Bergwerke binnen acht Tagen teilen wollten, nachdem Heinrich die Auflagen des Schiedsgerichts, das den Streit entscheiden sollte, erfüllt hätte. 54 Es urteilte im wesentlichen, daß er seinerseits Bürgen für seinen Bruder zu stellen habe. Jedoch war er hierzu bis zu seinem Tode um das Jahr 1302/1303 55 nicht in der Lage: In einem weiteren Prozeß in der Sache, den Graf Otto von Straßberg, der Mann von Heinrichs Tochter Margaretha, im Jahre 1303 gegen ihn führte, sagte Graf Egen aus, sie besäßen die Bergwerke noch gemeinsam. 56
darüber infonniert, wie hoch seine Einkünfte bei der Verleihung von Bergwerken seit altersher gewöhnlich waren (Hefeie, FUB 11 Nr. 34. Siehe näher unten, KapiteI6.I.A). 52 Auch Gothein beschreibt diesen Streit ausführlich, er berücksichtigt aber den entscheidenden Punkt nicht, daß nämlich die Grafen 1300 die Teilung ausdrücklich verabredeten. 53 1295 versicherte Graf Heinrich, der wegen seiner Schulden gegenüber Rudolf Turner dem Jüngeren diesem die Erträge der Bergwerke als Pfand gegeben hatte, nichts mit den Silberbergen zu unternehmen, was seinen Bruder Egen in der Mitschuld betreffen würde, die dieser für Heinrich übernommen hatte (Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 80; Hefele, FUB 11 Nr. 181). Auch die Kinder Jakobs von Valkenstein waren Gläubiger Heinrichs (Dambacher, Urkunden, ZGO 19, S. 84; Hefele, Nr. 303). Bei der Verpfandung der Gruben handelte es sich, wie sich aus dem Schiedsspruch vom 19.8.1300 ergibt, um ein selbstauslösendes Pfand, bei dem die Gläubiger solange Nutzen aus der Pfandsache zogen, bis die Schuld bezahlt war: Ouch sullen die selben bUrgen (die Heinrich stellen mußte) und grave Heinrich ... bUrgen umbe die schulde, die der vorgenante grave Heinrich sol hern Ruodo/j dem iungen Turner unde hern Jakobes seligen kinden von Valkenstein ... unze das si das in genement von sinen silber bergen, das er in schuldig ist, des si sine brieve hant, da /Ur grave Egen haft ist. Graf Egen haftete mit, weil neben Heinrichs auch sein Siegel an der Verpfandungsurkunde hing, wie sich aus der Vereinbarung vom 16.7.1300 ergibt. In dieser fordert Egen, Heinrich müsse dafür sorgen, daß er und sein Kind in keinen schaden komen des, dar umbe er mich verseczet het umbe die silberberge ... des ich sine brieve han unde des andere lute sine brieve hant, da min insigel hanget bi dem sinen. 1297 mußte er bei Strafe von 1000 Mark Silber eine Urfehde für fünf Jahre mit Graf Egen von Fürstenberg und Friderich und Bruno von Hornberg schließen (Dambacher, ZGO 19, S. 80; Hefele Nr. 207). 54 ... unde sol er (Heinrich) ouch daz vollevuoren, daz si (die Schiedsleute) in heizent, ... unde swenne er daz getuot, so suln wir mit ein ander teilen inwendig ahte dagen dar nach ane allen jurzog. 55 Wahrscheinlich handelt es sich in der Genealogie der Grafen bei Stülpnagel, Kreisbeschreibung, 1/2 S. 846, in der von 1321 die Rede ist, um einen Druckfehler. 56 9.7.1303, Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 87; Hefele, FUB III Nr. 47: ... unde schieden ouch mit gesammenter urteile beide von gerihte also, daz grave Egen von Friburg
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren
35
Zu dem Prozeß war es allerdings gerade deswegen gekommen, weil Egen sich nach seines Bruders Tod geweigert hatte, dessen Erben die ihm verpfändeten Bergrechte wieder einzuräumen. Nach seinem eigenen Geständnis über den gemeinsamen Besitz wurde es Egen untersagt, sich vom Hof des Königs zu entfernen, bevor er nicht Otto in das Bergwerklehen aufgenommen hätte. Kurze Zeit später hatten sich die Kontrahenten jedoch auf eine Frist bis zum nächsten Martinstag, dem 11. November 1303, geeinigt. 57 Graf Egen ignorierte jedoch diese Abmachung, denn sechs Jahre darauf hatte sich noch nichts geändert. Am 29. Oktober 1309 wurde er erneut auf Betreiben Ottos im königlichen Hofgericht dazu verurteilt, ihn endlich an den Silberbergen zu beteiligen. 58 Erst als Graf Otto gestorben und sein Kontrahent Egen 1316 mit der gesamten Herrschaft auch die berge und wildbenne auf seinen Sohn Conrad übertragen hatte5 9 , konnte es zu einem Durchbruch kommen. Bis 1322 muß Conrad seiner Tante und seinem Cousin, Graf Immer, die verlangten Rechte zugestanden haben, so daß zunächst die rehte gemeinde wieder hergestellt war: über die Schulden Graf Heinrichs,· die immer noch nicht getilgt waren, veriach offenlieh vor gerihte einer rehten gemeinde an den vor genanten silberbergen, graven Otten von Strazberk von der clage wegen, alse vor gesriben ist. Die andere Tochter Heinrichs, Verena, hatte ins fürstenbergische Haus geheiratet und keine AnsplÜche auf Bergrechte im Breisgau. 57 14.7.1303, Dambacher, Urkunden, ZGO 11 (1860), S. 441. Zwar ist in dieser Urkunde die Rede davon, Egen müsse Otto dessen teil an den Silberbergen im Breisgau geben (bis daz er graven Otten von Strazberg sinen teil gibt an den silber bergen in Brissigoe), so daß vermutet werden könnte, daß es in der Zwischenzeit schon zu der lange geplanten Realteilung gekommen war. Jedoch zeigt der weitere Wortlaut, daß die alten Zustände noch bestanden, denn Hofrichter Herman von Sulz bezieht sich ausdlÜcklich auf frühere Schriftstücke, die bereits in der Sache ergangen waren (... alse die brieve stant, die umbe die selben sache mit urteile von gerihte geben sint), also das Urteil vom 9.7.1303 und vielleicht weitere, nicht mehr überlieferte Dokumente. In dem Spruch vom 9. Juli war aber, wie gezeigt, von der Durchführung der Teilung noch nicht die Rede gewesen, so daß mit dem teil in dem Urteil vom 14. Juli nur Ottos ideeller Anteil gemeint sein kann. 58 Das Urteil offenbart auch den Grund für Egens Hartnäckigkeit. Noch immer bestand die Schuld, für die Heinrich die Bergwerke einstmals verpfändet hatte, und Egen, der durch sein Siegel an der Verpfändungsurkunde mitverpflichtet worden war, mußte es sich gefallen lassen, daß die Gläubiger seines Bruders sich aus den Einnahmen der Bergwerke befriedigten. Er war daher begreiflicherweise nicht willens, die Herrschaft über die Gruben auch noch mit Heinrichs Erben zu teilen. Der Aufforderung des Gerichts - um dessen frühere Urteile sich Graf Egen offensichtlich nicht kümmerte -, Graf Otto solle die Restschuld an Heinrichs Gläubiger bezahlen, so daß Egens Verpflichtung erlosch (Wolte ouch grave Otte von Strazberg sinen teil der versatzten berge wider loesen mit sinem silber oder mit sinen phenningen so vil, alse si noch stant, nach rehter rechenuonge, daz mag er wol tuon, also daz graven Egen von Friburk sine brieve ledig werden unschedelich, die er von der satzuonge wegen dar uber geben hat), folgte dieser jedoch nicht, wie sich 1322 erkennen läßt. Unklar ist, wie Gothein, Beiträge S. 392 in diesem Passus den "wichtigen Rechtssatz" zu entdecken glaubt, falls Otto seinen Anteil nicht bezahlen wolle, so sollten sich die Berge selbst ablösen. Es handelte sich, wie der Wortlaut und die Reihenfolge ergibt, grundSätzlich um ein selbstlösendes Pfand. Otto wurde lediglich auf seine Möglichkeit aufmerksam gemacht, wie er den fruchtlosen Streit schnell beenden könne. 59 Dambacher, Urkunden, ZOO 12 (1861), S. 232; Hefele, FUB III Nr. 402. 3'
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
verhandelte in diesem Jahr Gräfin Margaretha mit den Gläubigern60 , und sie einigte sich mit ihnen, daß sie zur Befriedigung ihrer Forderung, die sich noch auf 200 Mark Silber belief, den sechsten Pfennig von allen Rechten und Nutzungen ze den silberbergen allen erhalten sollten. Dem stimmten Graf Conrad und Friderich, sein Sohn, ausdrücklich zu; sie übernahmen sogar die Mithaftung. 61 Nachdem die Silberberge also für eine Weile wieder gemeinsamer Besitz waren, verständigte man sich dann doch noch auf die schon im Jahre 1300 von den Vorfahren verabredete Teilung. Bereits Ende Januar 1323 war von einer Gemeinsamkeit keine Spur mehr, als Graf Conrad und sein Sohn Friderich an Conrad Dietherich Snewlin Einkünfte aus unseren silberbergen in Brisgoewe verpfändeten. 62 Im Jahre 1329 wird das Nebeneinander noch deutlicher: Am 17. April verlieh Graf Conrad alleine Fronberge in Todtnau63 , am 22. August bevollmächtigten Gräfin Margaretha und ihr Sohn den Freiburger Schultheißen Schnewlin Bernlapp, in ihrem Namen ihre Silberberge ze Birchiberge ... und in dem leinbache zu verleihen. 64 Hinweise auf eine Zustimmung der anderen Linie der Familie sind in den Urkunden seit der Verpfändung vom Januar 1323 nicht mehr enthalten. Für die Annahme einer Teilung spricht auch der für die Kläger erfolglose Prozeß gegen Graf Conrad aus dem Jahre 1349. Offensichtlich waren die einstigen Schulden Graf Heinrichs, zu deren Begleichung noch 1322 ein Übereinkommen erzielt worden war, immer noch nicht bezahlt worden, und die Gläubiger gingen nun gegen Graf Conrad vor. 65 Sie machten erstens geltend, er habe sich den Silberberganteil Graf Heinrichs angeeignet und enthalte ihnen Einnahmen daraus vor. 66 Weiterhin behaupteten sie, von dem Silberberglehen Graf Conrads selbst würden ihnen noch 1000 Pfund Pfennige geschuldet, weil Conrad Einkünfte aus dem Teil Graf Heinrichs verliehen habe, die aber noch ihnen zustünden. 67 Nachdem Conrad die Aneignung von Heinrichs Silberberganteil durch seinen Vater Egen und ihn bestritten hatte und die Kläger auch nicht in der Lage waren, hierfür Beweise zu bringen, wurde der Anspruch der Gläubiger abge60 9.12.1322, Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 91 f. 61 Wir ... vergehen und ist unser guot wille, daz die vorgnanten ... nizsen sullent uf allen den silberbergen, die wir han und uf den rehten der selben berg, so unz an hoert, diu vorgnanten zewei hundert mark silberz ... und verbinden unz dez mit disem brief 62 Schreiber, FUB 112, S. 248. Schnewlin hatte ihnen 100 Mark Silber geliehen.
63 Dambacher, Urkunden, ZOO 19 (1866), S. 93. 64 ZGO 5 (1854), S. 372 mit Korrekturen in Dambacher, Urkunden, ZGO 13 (1861), S. 87. 65 7.6.1349; Dambacher, Urkunden, ZOO 13 (1861), S. 346. 66 Die Schiedsrichter Schnewlin urteilten: moegen die vorgenanten ... vurbringen mit luten oder brieven ... , das in der vorgenant herre ut genommen habe uf dem halben teil der silberberge, dem teil graven Heinriches seligen, und daz dar zuo hoeret. 67 Kläger Meinwart von Dottighofen behauptete, das unsers vorgenanten herren lihen (also Graf Conrads Lehen) inen schade tuseng pfunt pfenninge. Die Schiedsleute entschieden darauf-
IV. Die Orafen von Freiburg als Regalherren
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lehnt. 68 Auch deren zweiter Versuch, an Graf Conrads eigenen Abgaben teilzuhaben, scheiterte. Weil nämlich der Vater Graf Conrads diese Einnahmen niemals von Heinrich erworben habe, so das Schiedsgericht, müßten sich die Kläger wegen ihrer Forderung an den Teil Heinrichs halten. 69 Das Gericht trennte demnach genau zwischen den Anteilen der beiden Familienzweige und überging, daß noch 1322 Graf Conrad sich gegenüber den Gläubigem der Erben seines Onkels mitverpflichtet hatte. Die Erben Graf Heinrichs kamen durch die (bereits im Jahre 1300 verabredete und bis 1322 auch vollzogene) Teilung der Bergrechte wahrscheinlich in den Besitz der Gruben bei Badenweiler und einiger Bergwerke im Möhlintal. Letzteres ergibt sich aus der Bevollmächtigung in der Urkunde von 1329. Für die Herrschaft Badenweiler , die sich seit der Güterteilung von 1272 im Besitz Graf Heinrichs befunden hatte70 , folgt dies aus einem Schiedsspruch des Jahres 1364, in dem geregelt wurde, daß Graf E~en in die meisten Teile der Wildbannrechte Graf Immers nachfolgen sollte. 1 Der Begriff wildbann umfaßte bereits im 14. Jahrhundert auch die Bergrechte.72 Eine erneute Teilung des Bergregals erfolgte im Jahre 1351, als Bischof Johannes 11. von Basel und sein Lehengericht auf Klage Graf Egens III. von Freiburg entschieden, daß Graf Friderich seinem Bruder die Hälfte der lehen, der wiltbennen und der silberbergen überlassen müsse. 73 Die Brüder einigten sich daraufhin, jeder solle über seinen Teil der Wildbänne, also auch des Bergregals, frei verfügen können, selbst in sinem totbette. 74 Als Graf Friderich jedoch kurz vor seinem Tode tatsächlich seine Hälfte der Wildbänne im Breisgau an seinen angeheirateten Vetter Markgraf Heinrich IV. von Hachberg verlieh75, klagte sein Bruder umgehend vor dem Baseler Hofgericht und erhielt dort Friderichs Hälfte zugesprochen. Markgraf Heinrich mußte zudem alle zwischenzeitlich gezogenen Nutzungen an Egen herausgeben. 76 Die Absprache zwischen den Brüdern ließ das Gericht aus nicht näher erkennbaren Gründen außer Acht. Ein Jahr später, am 2. Juni 135877 , ließ sich der Baseler hin: moegen su vur bringen ... , das der vorgenant herre verluhen habe umb miete, das inen an dem teil grafen Heinriches seligen ut schade. 68 19.7.1349; ZOO (1866), S. 228. 69 Wir ... tuont kunt ... , das wir uberein sint komen ... , das Meinwart ... und Otte ... unsem herren, graf Cuonrat ... ungeirret sont lassen an sinen (Einnahmen aus den Bergwerken), wan es des vorgenanten vatter nie gewan, noch si (1), und sont si iru sibentzig pfunt pfenning (nur noch!) haben uf graf Heinriches teil. 70 Schöpjlin, HZB V, S. 253 f. und Hefele, FUB I Nr. 257. 71 Siehe näher unten, X.C.a. 72 Näheres zum Verhältnis Wildbann-Bergregal oben, Anrn. 24, und unten bei X. 73 28.4.1351; Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 229. 74 18.5.1351; Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 231.
75 13.12.1356; Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 237. 76 3.3.1357; Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 237; Vidimus 26.4.1357; Dambacher, Urkunden, ZOO 13 (1861), S. 444 ff. 77 Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 239 f.
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1. Kap.: Die Hemchaftsverhältnisse
Bischof von Graf Egen bestätigen, was seinerzeit bereits für Graf Conrad gegolten haben sollte: daß das Wildbann- und Bergregallehen im Breisgau an das Bistum heimfallen sollte, wenn der Graf sterbe und keiner graf von Fri-
burg were, der des selben lehens genos were, an den das selbe lehen von recht vallen soelti und moechti. Der Wildbann und das Bergregal waren also
nur an männliche Nachkommen und Verwandte vererblich und übertragbar, was einerseits die erfolgreiche Klage Egens gegen die Verleihung an Heinrich von Hachberg erklärt, andererseits aber auch, warum Graf Friderichs Tochter Clara, die Pfalzgräfin von Tübingen, keinen Anteil an diesem Erbe ihres Vaters hatte. Ihr war allerdings die Herrschaft über die Stadt Freiburg zugefallen. Um diese von seiner Nichte zu erwerben, erwirkte Graf Egen arn 9. Juni 1358 vorn Baseler Domkapitel die Erlaubnis, der Gräfm 140 Pfund Pfennige jährlich von den Wildbännen und Bergwerken im Breisgau zahlen zu dürfen für einen Kredit in Höhe von 700 Mark Silber, den er auch bei ihr aufnahm. 78
C. Die Ausweitung des Freiburger Bergregals Im letzten Drittel des vierzehnten Jahrhunderts konnte Graf Egen von Freiburg seinen Einfluß offensichtlich noch ausdehnen. Dies wird neben dem bereits erwähnten Schiedsspruch für die Wildbänne Graf Immers von 1364 besonders an zwei Dokumenten deutlich, dem Dieselmuter Bergweistum von 1372 und der Bergordnung des Bergrichters Johann von Üsenberg etwa aus der gleichen Zeit.
a) Das Dieselmuter Bergweistum Am 30. Juni 1372 ließ sich Graf Egen auf dem Dieselmut, in der Nähe des heutigen Haldenhofs auf dem Schauinslandgipfel, von den eltesten undt Erbresten Berkluet in vier Angelegenheiten das Recht weisen. 79 Anwesend 78 Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 240 ff. Zur Umgehung des kanonischen Zinsverbots wurde der Kredit, wie allgemein üblich, als Kauf bezeichnet. Die Gräfm verkaufte ihrem Onkel die 700 Mark Silber zum Preis von 140 Pfund Pfennigen jährlich: das der vorgenant graf Egen der selben vrou Clauren, oder iren erben oder nachkommenden, verkouffen mag und inen ze kouffende geben viertzig und hundert pfunt pfennige ... umb siben hundert mark silbers ... uf den wiltbennen in Brisgoewe und uf allen den rehten und nUtzen, die dar zuo gehoerent. Graf Egen hatte an den 140 Pfund Pfennigen ein Rückkaufrecht zum Preis von 700 Mark Silber: doch mit solicher bescheidenheit, das der vorgenant graf Egen ... oder sin libes erben, die lehens genosse weren, die vorgeschriebenen viertzig und hundert pfunt pfennige geltes vor Unser frouwen tag der liehtmesse, weles jares si wellent, mit dem zins, der denne gefallen ist, wider und ab kouffen maegent umbe siben hundert mark silbers ... von der egenanten frou Clauren oder iren erben und nachkomenden. 79 Das Original des Dieselmuter Bergweistums ist nicht mehr erhalten, eine Abschrift vom Ende des 15. oder aus dem 16. Jahrhundert befmdet sich im GLA Karlsruhe, 229/106 171. Eine weitere Abschrift existiert angeblich aus dem Jahre 1791 (Hinweis bei Trenkle, Schwarzwälder Industrie, S. 19, Anm.), war aber an der angegebenen Stelle bei Kreutter, Geschichte der vorderösterreichischen Staaten 11, S. 128 nicht zu fmden. Trenkle verarbeitete das Weistum zuerst
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren
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waren nicht nur Bergleute aus seinen traditionellen Todtnauer und Hofsgrunder Revieren und dem Glotter- und Kirchzartener Tal, wo der Graf ebenfalls die Bergherrschaft innehatte80 , sondern auch aus dem MÜDstertal, wo Graf Egen kurz vor 1372 die Bergherrschaft an sich gezogen hatte. 81
b) Die Üsenberger Bergordnung Auch hinter der Bergordnung des Landrichters Johann von Üsenberg82 , die für das MÜDstertal überliefert ist, muß man Freiburger Einfluß vennuten83 , so daß anzunehmen ist, daß die Bergordnung sehr wahrscheinlich ursprünglich im gesamten Bergherrschaftsbereich der Freiburger Grafen gegolten hat. Inhaber der Landgrafschaft im Breisgau, in deren Vertretung der Landrichter auftrat, waren seit 1318 die Grafen von Freiburg. 84 Die auf das MÜDstertal in seiner "Geschichte des Bergbaus im südwestlichen Schwarzwald", zm 11 (1870), S. 185 ff. (204) mit der Transkription in zm 13 (1872), S. 74 ff. Diese und die weiteren Veröffentlichungen in seiner "Entwicklungsgeschichte des Schwarzwälder Bergbaus", Schauinsland 13 (1888) und in der "Geschichte der Schwarzwälder Industrie", S. 313, beruhen wohl alle auf der Abschrift von 1791, worauf zumindest die zahlreichen Abweichungen von der Karlsruher Handschrift hindeuten. Gothein, Wirtschaftsgeschichte, S. 591, Anm. 1 meint bereits, Trenkle habe die Abschrift aus dem 16. Jahrhundert noch gar nicht gekannt. Fraglich bleibt allerdings, wo diejenige sich befmdet, die Trenkle zur Grundlage nahm. 1961 veröffentlichte Kimbauer "Das Dieselmuter Bergweistum von 1372" erneut mit einem Foto der ersten Seite der Abschrift aus dem 16. Jhdt. Seine Transkription gibt aber lediglich die auch bereits von Trenkle übertragene Abschrift von 1791 wieder. Es fällt beim Vergleich des Fotos mit der Transkription auf, daß an zahlreichen Stellen mehr oder weniger erhebliche Unterschiede in der Schreibweise bestehen. Bei Priesner, Bergbau im Schauinsland, findet sich auf den Seiten 16-18 die aus dem 16. Jahrhundert stammende Abschrift des Weistums komplett als Kopie. Er verzichtet jedoch auf eine genaue Transkription, sondern bringt lediglich eine freie Übertragung. Daher fehlt es erstaunlicherweise bislang an einer Veröffentlichung der ältesten Abschrift des Dieselmuter Bergweistums vom 30.6.1372 in transkribierter Form. Dies soll im Anhang 1 geleistet werden. In den Anmerkungen wird auf die Abweichungen bei Trenkle und Kimbauer von dieser Abschrift hingewiesen. 80 Es handelt sich um den einzigen überlieferten Hinweis auf Bergbau im G10ttertal in dieser Zeit. Für das Kirchzartener Tal ist zudem eine Wildbannverleihung durch Graf Conrad von Freiburg aus dem Jahre 1392 überliefert (Stülpnagel, Kreisbeschreibung 111, S. 238), was als weiterer Hinweis auf Bergbau dort zu werten ist. Aus diesen beiden Gebieten kam nur je ein namentlich genannter Gewerke, was darauf schließen läßt, daß hier zwar Bergbau betrieben wurde, aber nur in bescheidenem Umfang. Die Dieselmuter Bergleute, die es natürlich auch am nächsten hatten, waren mit zehn Vertretern anwesend, die Todtnauer erschienen zu flinft. Leider werden die restlichen elf namentlich genannten Bergleute nicht eindeutig zugeordnet. Sie und die ander erber lut vii, die noch bei den Beratungen zugegen waren, werden wohl zum einen diejenigen aus dem MünstertaI gewesen sein, zum anderen aber auch solche aus anderen OberriedHofsgrunder Gruben als der Dieselmut-Grube. 81 Siehe im einzelnen unten, V.F.b. 82 Gothein, Beiträge, ZGO NF 11 4, S. 446 f. 83 Hierauf weist Schlageter, Bergbau, S. 136 zutreffend hin. A.A., aber unzutreffend, Gothein in seiner Wirtschaftsgeschichte und den Beiträgen zur Geschichte des Bergbaus. Im
Verlaufe dieser Arbeit wird hierauf an mehreren Stellen zurückzukommen sein.
84 Die Grafen hatten diese 1318 von der Hachberg-Sausenberger Linie des markgräflichen Hauses als Pfand genommen. 1334 war ihnen der Pfandbesitz dann auch königlich bestätigt
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
bezüglichen Ergänzungen und Änderungen wurden erst nachträglich in diese eingefügt. 85 Jedenfalls läßt sich feststellen, daß die Grafen im letzten Drittel des vierzehnten Jahrhunderts ihre Regalherrschaft im Breisgau intensiv wahrnahmen, selbst in einem Revier wie dem Müostertal, in dem sich in früherer Zeit kein unmittelbarer Freiburger Einfluß nachweisen läßt und sie sich auf eine formale Oberlehnsherrschaft beschränken mußten. Bemerkenswert ist dieses Auftreten Graf Egens als Bergherr im Jahre 1372 deswegen, weil zu dieser Zeit bereits die habsburgischen Erzherzöge von Österreich die dominierende Stellung im Breisgau erlangt hatten, nachdem ihnen vier Jahre zuvor die Herrschaft über die Stadt Freiburg zugefallen war. 86 Allerdings hatte sich Graf Egen auch seine bergherrlichen Rechte bei dem Loskauf der Stadt ausdrücklich vorbehalten. 87 Die Freiburger Grafen konsolidierten ihre Machtstellung nach dem Verlust der Herrschaft über Freiburg, indem sie mit ihrer neuen Herrschaft Badenweiler alle die Rechte verbanden, die ihnen noch blieben: die Landgrafschaft, die Bergherrschaft und die Vogtei über zahlreiche Dörfer im Südwesten Freiburgs, die nicht zu der Stadt gehörten und später als "untere Vogtei" der Herrschaft Badenweiler bezeichnet wurden. 88
D. Der gräflich Freiburger Regalbereich im Überblick Eine tatsächlich ausgeübte gräflich-freiburgische Bergherrschaft im Breisgau läßt sich nach alledem in folgenden Revieren konkret feststellen:
worden (im einzelnen Fehr, Landeshoheit, S. 149), und 1360 erhielten sie die Landgrafschaft als Reichslehen (Schreiber, FUB 1/11, S. 479). Nachdem sie dieses Herrschaftsrecht 1395 an die Sausenberger Markgrafen zurückübertragen hatten und unmittelbar darauf mit ihm belehnt worden waren, blieben sie bis zu ihrem Aussterben im Jahre 1457 weiterhin Inhaber des mittlerweile allerdings bedeutungslosen Rechts. (Fehr, Landeshoheit, S. 182 ff.). 85 Dies verkennt Gothein, Wirtschaftsgeschichte, z.B. S. 595 und öfter. 86 Zum Vordringen der Habsburger in den Breisgau seit dem Ende des Interregnums siehe Stülpnagel, Kreisbeschreibung 111, S. 232 ff. und 240 ff. Die Stadt Freiburg hatte sich 1368 von ihren gräflichen Herren freigekauft und sich unter habsburgischen Schutz begeben. 1478 erhielten die Erzherzöge auch noch die Landgrafschaft verliehen, mußten sie aber gegen die Markgrafen von Hachberg und ihre badischen Nachfolger verteidigen, da sie nach dem Aussterben der Freiburger 1457 zunächst wieder in deren Besitz gelangt war. Bei ihrer Verteidigung beriefen sie sich auf eine Stellungnahme Kaiser Karls IV., der 1360 geäußert hatte, die Landgrafschaft solle mit der Stadt Freiburg verbunden bleiben. Da die Freiburger Grafen sich jedoch die Landgrafschaft beim Loskauf der Stadt vorbehalten hatten, kam es zu den beschriebenen Konflikten, die erst 1741 beigelegt werden konnten. 87 Dambacher, Urkunden, ZGO 16 (1864), S. 207. 88 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 111, S. 234 ff.
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren
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Seit Beginn des 14. Jahrhunderts erscheint Graf Egen erstmals unmittelbar als Bergherr im Oberried-Hofsgrunder Revier89 , wo er mit Zustimmung seines Sohnes Conrad Teile an den dortigen Bergwerken verpfändete. In Todtnau verliehen beide zusammen 1309 drei Fronberge9O , und auch in späteren Jahren bis zum Übergang der Rechte an Habsburg-Österreich traten allein sie und ihre Nachfahren dort als Bergherren in Erscheinung. Einen Hinweis auf eine gräflich-freiburgische Bergherrschaft in der Nähe von Staufen, wohl bei Gronem, enthält eine Urkunde von 134291 , in der mit den dort erwähnten wiltbennen wohl auch die Bergwerke gemeint waren. 92 Im Revier am Birkenberg bei St. Ulrich und in der Nähe am Leimbach bei Bollschweil sowie in der Umgebung von Badenweiler ist, wie gezeigt, der Einfluß der anderen Linie belegt. 93 In letzterem Revier übernahm allerdings Graf Egen nach 1364 die Bergherrschaft . Ob ein Freiburger Einfluß im Revier bei der Burg Keppenbach im nördlichen Breisgau bestand, ist nicht sicher. 94 Auch die Hinweise auf Freiburger Bergrechte im Suggental nördlich von Freiburg sind nur vage. Dort könnten allenfalls am Ende des 13. Jahrhunderts Freiburger Bergrechte bestanden haben. Im 14. Jahrhundert dann ist für dieses Gebiet kein Bergbau mehr bezeugt. 95 89 8.6.1303: Dambacher, Urkunden, ZGO 11 (1860), S. 438; Hefele, FUB 11 Nr. 45. 90 6.10.1309: Hefele, FUB III Nr. 162; ZGO N.F. 11.4, S. 445 f. 91 20.12.1342 (Dambacher, Urkunden, ZGO 13 (1861), S. 333 f.). 92 Zu diesem Problem siehe oben, Anm. 24 und unten, X.C.a. 93 22.8.1329: Abdruck bei Bader, Abdruck und Erläuterung, ZGO 5 (1854), S. 372, Regest mit Korrekturen bei Dambacher, Urkunden, ZGO 13 (1861) S. 87. 94 Im Jahr 1310 wird Wilhelm von Keppenbach, ein gräflicher Ministeriale, im Zusammenhang mit Silberbergwerken erwähnt (14.9.1310; Dambacher, Urkunden, ZGO 12 (1861); S. 75). Er hatte Graf Egen 75 Mark Silber geliehen und konnte hierfür jährlich 15 Pfund Pfennig Zins verlangen von den silberbergen und von dem hove, der lit under der burg ze Friburg. Ob es sich dabei allerdings um die bei der Burg Keppenbach im Brettental handelte, ergibt sich aus der Urkunde nicht, so daß in diesem Gebiet auch nicht von Freiburger Einfluß ausgegangen werden kann. Denkbar sind hier auch markgräflich-hachbergische Rechte. 95 Am 2.5.1284 gestattete Graf Egen 11. den Gewerken ze den silberbergen ze Sukendal und ze des herzogen berge als Vogt über das Kloster St.Peter den Bau eines Grabens über dessen und auch eigenen Grund, damit sie die Bergwerke mit Wasser versorgen konnten (Hefeie, FUB 11 Nr. 12). Es handelte sich hierbei um den heute noch teilweise erhaltenen "Urgraben" am Kandel (näher hierzu Metz, Bergbau im Suggental, S. 281 ff.) Aus dieser Erlaubnis wird allgemein auf die bergherrliche Stellung der Freiburger Grafen im Suggental geschlossen, obwohl dies aufgrund des Wortlauts keineswegs eindeutig ist. Als Bergherren an des herzogen berg bezeichnen sich 1309 jedenfalls die Markgrafen von Hachberg (Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 128, 576). Klar wird lediglich, daß die genannten Gewerken das Abbaurecht in beiden Revieren besaßen. Der Bergbau im Suggental scheint gegen Ende des 13. Jahrhunderts zum Erliegen gekommen zu sein. Hierauf deutet zum einen das Fehlen jeglicher späterer Hinweise hin, zum anderen wird dies vermutet im Zusammenhang mit dem Einfall des elsässischen Landvogts Tiebald von Pfirt in den Breisgau, der hierbei u.a. das Glottertal und die gräflichen Bergwerke zerstört haben soll (so Stülpnagel, Kreisbeschreibung I/I, S. 241). In dem bei Bader, UrkundenRegesten über das Gloterthal, ZGO 21 (1868), S. 101, wiedergegebenen Auszug aus den Colmarer Annalen zum Jahr 1297, die diesen Kriegszug beschreiben, ist von Bergwerken aller-
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
In Sulzburg dagegen traten die Freiburger Grafen nie auf. Dort hatten während des 14. Jahrhunderts und wahrscheinlich bereits viel länger die Herren von Üsenberg die Bergherrschaft inne, bis sie an die Markgrafen von Hachberg fie1. 96 Der Bergbau im Münstertal und am Stohren war bis 1370 in der Hand der Herren von Staufen und der Äbte von St. Trudpert. Erst nach 1370 konnten die Freiburger Grafen durch Graf Egen dort für etwa 30 Jahre ihre nur formale Bergherrschaft zu einer tatsächlichen Kontrolle intensivieren, bevor um 1400 das Bergregal an Habsburg-Österreich fie1. 97 Gerade in den für die Untersuchung wichtigen Bergbaugebieten bestand demnach am Ende des 14. Jahrhunderts noch kein habsburgischer Einfluß, auch wenn zu den Besitzungen im Breisgau, die die Freiburger Adeligen und Patrizier nach 1368 wohl unter erzherzoglichen Schutz brachten98 , deren Bergwerksanteile gezählt haben könnten. Dieser Befund wird bestätigt durch den Revers des österreichischen Landvogts im Breisgau, Markgraf Rudolfs IV. von Baden, der nach seiner Amtseinsetzung am 7. Januar 1370 seinen Amtsbereich umriß: Nur in den Städten Neuenburg, Breisach, Freiburg, Kenzingen und den zu diesen Städten gehörenden Besitzungen im Breisgau99 übte er die Landvogtei aus. 1OO Somit muß man für die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts von einer Herrschaftsausübung sowohl durch den Landvogt als auch durch den Bergherrn im Breisgau ausgehen. Allerdings scheint Graf Egens Sohn Conrad die von seinem Vater errungene bergherrliche Stellung bereits wieder beschränkt zu haben. Die Wildbann- und Bergregalvedeihungen der Jahre 1392 für das Kirchzartener Tal an die Brüder von Falkenstein 10 1 und ein Jahr später an den Abt von St. Trudpert 102 deuten jedenfalls hierauf hin.
dings nicht die Rede. Möglicherweise vernichtete auch ein Unwetter gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Bergbauanlagen, wie es in einer Sage überliefert wird (Ruf, Urgraben, S. 24 ff.). 96 Siehe näher dazu unten, Vß.C. Am 11.8.1401 (GLA 2117080, unveröffentlicht) nahm Markgraf Hesso eine Bergwerksverleihung vor. 97 Dazu näher unten, V.F.b und V.G. 98 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 1/1, S. 242. 99 Abdruck bei Schöpjlin, HZB 5, S. 503; Regest bei Fester, Regesten Baden I Hachberg, Nr. 1267. Zu den genannten Städten kam noch Villingen. 100 Lediglich für das Münstertal, wo seit 1277 die Herren von Staufen die Habsburger Oberlehnsherrschaft anerkennen mußten und das somit auch zum Vogteibereich hätte gehören müssen, wirft dieses Ergebnis noch Fragen auf. Näher dazu unten, V.F. und G. 101 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 1/1, S. 238. 102 Dambacher, Urkunden, ZOO 18 (1865), S. 206 f.
IV. Die Grafen von Freiburg als Regalherren
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E. Der Übergang des Regals an Habsburg-Österreich Formal hatten die Freiburger Grafen die Bergherrschaft nachweislich noch bis 1423 inne, als sie vom Baseler Bischof ein letztes Mal für Graf Conrad III. bestätigt wurde. 103 Mitinhaber war mittlerweile der Schwager Graf Conrads, Markgraf Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg-Rötteln, geworden, den der Freiburger Graf bereits seit 1387 in die von Basel stammenden lechen, wiltbenn (also auch das Bergregal), gueter und gelt aufgenommen hatte lO4 , vielleicht, um sich gegen den immer stärker werdenden Habsburger Einfluß einen Verbündeten zu schaffen. Auffällig ist hierbei, worauf Schlageter hinweist 105 , daß die Bestätigungen von 1387 und 1388 nur von den Breisgauer Lehen etc. sprechen, diejenigen seit 1394 von Mannschaft, Wildbännen und Silberbergen auch auf dem Schwarzwald und in Todtnau. Auch diese sollten plötzlich vom Base1er Bischof herrühren, ein weiteres Indiz für den schwindenden Einfluß des Grafen und seines Schwagers, die sich wohl der ausdrücklichen bischöflichen Rückendeckung gegen Habsburg auch in Revieren versichern wollten, in denen der Bischof niemals Einfluß gehabt hatte. 106 Vor dem gleichen Hintergrund des Bemühens um Machterhalt muß wohl auch die Berufung auf die Landgrafschaft im Breisgau bei der Regalausübung gesehen werden, nachdem mit der Herrschaft über die Stadt Freiburg 1368 eine wesentliche Stütze verloren war. Im Dieselmuter Weistum von 1372 bezeichnete sich Graf Egen von Freiburg ausdrücklich als Landgraf, die Üsenberger Bergordnung wurde durch seinen Vertreter, den Landrichter, erlassen, und noch 1396 berief sich Graf Conrad auf diese Rechtsstellung. 107 Faktisch waren jedoch seit 1399, als die Grafen ihre Herrschaft Badenweiler an Habsburg verpfändeten l08 , die Landgrafschaft und auch die Bergrechte für sie verloren. I09 Seit der Zeit war das Bergregal Bestandteil der habsbur103 GLA 46/1621; Abdruck Hart/eider, Urkunden, ZGO 36 (1883), S. 113; Regest bei Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 1070. 104 6.9.1387 (Dambacher, Urkunden, ZOO 20 (1867), S. 102 ff.) und 7.4.1388 (Hart/eider, Urkunden, ZGO 36 (1883), S. 83). Die Belehnung wurde noch fiinfmal wiederholt: am 29.3.1394 (Regest b. Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 800) verlieh Bischof Konrad Münch von Basel an die beiden genannten die manschajt, wiltbenne und silberberge in Brissgoewe, uff dem Swartzwaldt und ze Totnouwe. Die weiteren Wiederholungen erfolgten am 29.4.1400 (Abdruck ZOO 36 (1883), S. 85), am 6.6.1412 (ebd. S. 94), am 31.10.1418 (nur als Revers Markgraf Rudolfs erhalten, GLA 46/1620) und am 27.7.1423 (s.o.). Die Silberberge waren somit seit 1387 Bestandteil der fortan gemeinsam besessenen Lehen. lOS Bergbau, S. 137. 106 Die erstmalige Erwähnung Todtnaus bei einer Regalbestätigung zur Stärkung der bergherrlichen Position gegenüber den habsburgischen Vögten des Klosters St.Blasien, das Grundherr in Todtnau war, könnte auch mit der späten Entwicklung des Todtnauer Erzbergbaus zusammenhängen, s.u. VIII.B. 107 GLA 11/4765. Verleihung von Fronbergen ze dem Eyterberg, wahrscheinlich bei Schönau im Wiesental gelegen, obwohl dort sonst kein Bergbau nachgewiesen ist, vgl. Schlageter, Bergbau, S. 127. 108 Schreiber, FUB 2/1, S. 135. 109 Schlageter, Bergbau, S. 137.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
gischen Herrschaft, möglicherweise mit einer Unterbrechung von 1415 bis 1425, als Herzog Friedrich von Österreich der Reichsacht verfallen und die Breisgauer Landvogtei an Markgraf Bernhard I. von Baden übertragen worden war. Die Habsburger lehnten die Anerkennung der bischöflich Baseler Lehnsherrschaft ab und beanspruchten ihr eigenes, originäres Bergregal. 110 Bei Österreich verblieben die Rechte in den nächsten Jahrhunderten. Diese groben Linien sollen im folgenden in den einzelnen Bergbaurevieren weitergezeichnet und verfeinert werden.
V. Das Revier im Münstertal A. Vorbemerkung Bis heute noch weitgehend ungeklärt sind die Herrschaftsverhältnisse des Münstertals bis ins hohe Mittelalter hinein. Verschiedene Kräfte und Mächte haben hier zusammen- oder auch gegeneinander gewirkt, ohne daß dies im einzelnen schon genau aufgeschlüsselt werden könnte. Die sichere Aufklärung der Herrschaftsverhältnisse im Münstertal bis ins 13. Jahrhundert wird insbesondere dadurch sehr erschwert, daß es kaum verläßliche Quellen aus der Zeit gibt. Indem die St. Trudperter Mönche in der Zeit zwischen 1250 und 1270 zahlreiche Urkunden fälschten und auf das Ende des 11. und den Anfang des 12. Jahrhunderts datierten111, verwischten sie die Spuren zu den wirklichen Verhältnissen. Das Münstertal wurde im Mittelalter in zwei Bereiche unterteilt. Vom
mons samba, wohl dem heutigen Trubelsmattkopf südöstlich von St. Trudpert, talabwärts bis zum Mezzinbach, dem heutigen Etzenbach, erstreckte sich die
Grundherrschaft des Klostersll 2 , in der ab dem 13. Jahrhundert die Herren von Staufen als Vögte nachweisbar sind. In dem weiter talaufwärts gelegenen Gebiet des oberen MÜDstertals, damals Brizzina oder Storren genannt, erschienen die Staufener Herren mit Beginn des 13. Jahrhunderts ebenfalls als Vögte und Bergherren und daruberhinaus als Inhaber der grundherrschaftlichen Rechte. Hier, wo das Kloster im 12. Jahrhundert lediglich Seelsorgerechte beanspruchen konnte 113 , sollten die Mönche im späten 13. Jahrhundert 110 Gothein, Beiträge, S. 400, und ihm folgend Fehr, Landeshoheit, S. 137. 111 Die umfangreichen Urkundenfalschungen sind durch die Untersuchungen von Hefele, Untersuchungen, S. 85 ff., erwiesen worden. 112 Sehlageter, Bergbau, S. 126. Zur Frühgeschichte des Klosters vgl. Beek, St. Trudpert bis zum 10. Jahrhundert, S. 61 ff. 113 Päpstliche Besitzbestätigungen von 1144, Dümge, Regesta, Nr.86, S. 135 und 16.1.1185, v. Weeeh, Urkundenbuch, ZOO 30 (1877), S. 77 ff.: euram ... animarum eolonorum
habitantium a monte Brizzimbere usque Mezzinbaeh.
V. Das Revier im Münstertal
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durch die erwähnten Urkundenflilschungen versuchen, die Staufener aus ihrer Grundherrschaft zu verdrängen. Bemerkenswert und verständniserschwerend ist allerdings, daß die Bezeichnung valle Brizzina auch für den ganzen Talbereich vom Britzenberg/Stohren bis zum Etzenbach verwandt wurde. 114
B. Die Erschließung und die Herrschaftsverhältnisse in der Britznach, dem oberen Münstertal Schlageter115 schließt aus der Bestätigung der St. Trudpertschen Seelsorgerechte in der Britznach vom Jahre 1144 auf die am Brizzenberc, dem heutigen Stohren, entstehende Siedlung Wildenouua, das heutige Willnau, bei der es sich nur um das "wirtschaftliche Rückgrat"116 des dort beginnenden Grubenbaus gehandelt haben könne. l17 Die Grundherrschaft in diesem entlegenen, unwegsamen Gebiet im oberen Münstertallag seit der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts beim Prior von St. Ulrich, wie sich aus einer späteren Besitzbestätigung für das Kloster im benachbarten Möhlintal ergibt. Hierin wurde 1184 118 u.a. der Besitz von curtem in Wildenouua cum appendiciis suis festgestellt, der dem Priorat wahrscheinlich durch seine Vögte, die Grafen von Nimburg, übertragen worden war. Diese hat Schlageter auch als diejenigen identifiziert, die den Bergbau im oberen Münstertal veranlaßten. 119 Zusammen mit den Vogteirechten im Möhlintal und ihren dortigen Bergrechten, die sie im Jahre 1200 an das Bistum Straßburg verkauften 120 , sollen dann auch die Bergrechte am Brizzenberc an den Bischof gelangt sein. Weil jedoch Herzog Berthold V. von Zähringen ebenfalls Ansprüche auf die Vogtei im Möhlintal anmeldete und bis etwa 1213/1214 auch durchsetzen konnteT21 , äußert Schlageter die Vermutung, daß die Herren von Staufen, die ja zähringische Ministerialen waren, am Beginn des 13. Jahrhunderts ihre Vogtei über St.Trudpert aufgrund eines straßburgisch-zähringischen Kompromisses erhalten haben könnten: Der Straßburger Bischof, der aufgrund seines ius fundi über St. Trudpert im unteren Münstertal einen gewissen Einfluß ausübte, hätte 114 Zu dieser Verwendung in der Urkunde von 1277 siehe unten, C. 115 Bergbau, S. 127 ff. 116 Bergbau, S. 129.
111 Schlageter stützt seine Theorie vom Charakter der Siedlung Willnau als Bergbausiedlung auch auf den Namen Brizzenberc. Bergnamen, die sich von Gewässemamen ableiteten, wie im Falle Brizzenberc vom Flüßchen Brizzina, dem heutigen Sägenbach, seien sehr selten im Schwarzwald. Er weist eine Reihe von solchen Orten nach, an denen überraschenderweise immer auch Bergbau betrieben wurde. Den Bachläufen folgende Bergleute seien in diesen Fällen wohl die Namengeber gewesen (Bergbau, S. 127). 118 Dümge, Regesta, S. 58 f. (59).
119 Bergbau, S. 129 f.
120 Regesten Straßburg I, Nr. 711, 712, 720, 721; 11 Nr. 750. Vgl. auch Maurer, Freiherren von Üsenberg, S. 414. 121 Siehe dazu im einzelnen unten, VI.B.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
die Staufener Vogtei im Tausch für die Vogtei über St.Ulrich akzeptiert. 122 Es sei daher nicht auszuschließen, daß die Staufener ihre Bergrechte in der Britznach vom Straßburger Bischof zu Lehen bekamen, nachdem dieser dort die Herrschaft von den Zähringern zusammen mit der Vogtei über St.Ulrich erstritten habe. Tatsächlich konnte der Straßburger Bischof seit der Mitte des 10. Jahrhunderts das ius fundi über St.Trudpert beanspruchen, also als Eigenkirchenherr auftreten 123, obwohl das Kloster im Konstanzer Diözesanbereich lag. Nachweislich geschah dies aber erst und ausschließlich gegen Ende des 12. Jahrhunderts in einem Gerichtsverfahren, das vor dem Straßburger Hofgericht ausgetragen wurde l24 • Eine Staufener Abhängigkeit von den Straßburger Bischöfen läßt sich nirgendwo nachweisen. Es ist also eher zu vermuten, daß die Rechtsstellung des Bistums nicht besonders ausgeprägt war. Dafür spricht auch, daß es sich die St. Trudperter Mönche in ihren Urkundenfälschungen im 13. Jahrhundert erlaubten, das Straßburger Recht ohne weiteres wegfallen zu lassen. 125 Andernfalls hätten, worauf bereits Mayer hinwies, auch die Habsburger später ihre Obervogtei von den Straßburger Bischöfen ableiten müssen. Hierfür lassen sich jedoch nirgends Hinweise finden. 126 Daher erscheinen die Kompromißtheorie Schlageters und seine Überlegungen zur Staufener Herrschaft in der Britznach zweifelhaft. Entscheidend gegen seine These spricht aber, daß die Staufener Stellung im unteren Münstertal bereits sehr viel älter zu sein scheint als von Schlageter angenommen. 127 Viel wahrscheinlicher als eine Straßburger Beleihung der Staufener im oberen Münstertal ist die Annahme, daß die Staufener Vogtei und Bergherrschaft dort in der mindestens 13 Jahre dauernden Zähringer Herrschaft im Möhlintal begründet lag, mit der das Britznachtal seit der Nimburger Erschließung verbunden war .128 Als den Straßburger Bischöfen 1214 die Vogtei im Möhlintal von den Zähringern eingeräumt wurde, gelang es den Staufenern, die Verbindung zwischen der Britznach und dem Möhlintal zu unterbrechen, so daß sie ihre VogtsteIlung zunächst völlig unbeeinträchtigt ausüben konnten.
122 Bergbau, S. 131. 123 Fickermann, Subskriptionen, S. 38. ff. und bes. S. 44) führt dies darauf zurück, daß der Straßburger Bischof Erchanbald um 962 die Wiedererrichtung des Klosters betrieben hane, nachdem es wahrscheinlich während der Ungarn-Einfälle zerstört worden war. Mayer, St. Trudpert, S. 15, betont, daß die Ableitung eines Eigenkirchenrechts aus solch einer" Aufbauhilfe" keineswegs ungewöhnlich gewesen sei. 124 Näheres zu dem sogenannten Ehrschatzprozess bei Mayer-Edenhauser, Prozeßrechtsgeschichtliches aus St. Trudpert, S. 152 ff. 125 Mayer, St. Trudpert, S. 16. 126 Mayer, St. Trudpert, S. 21. 127 Siehe dazu sogleich. 128 So auch Zenter, Quellen, S. 75 f.
V. Das Revier im Münstertal
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C. Vogtei und Grundherrschaft im unteren Münstertal bis zum 13. Jahrhundert Über die Inhaber der Vogtei im unteren Münstertal bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts schweigen die Quellen. Man könnte zwar an ein heute unbekanntes Adelsgeschlecht denken, das vielleicht vom Straßburger Bischof, dem Eigenkirchenherrn, eingesetzt worden war. Naheliegender ist aber wohl, bereits für das 12. Jahrhundert die Herren von Staufen129 als Inhaber dieser Stellung zu vermuten, weil sie als Zähringer Ministeriale wahrscheinlich bereits seit Anfang des Jahrhunderts am Ausgang des Münstertals in dem gleichnamigen Ort siedelten. 130 Urkundlich erwähnt werden sie in dieser Rolle aber erst seit 1218. 131 Ob sie allerdings ihr Vogtrecht über St.Trudpert und das untere Münstertal, das innerhalb der Familie aufgeteilt wurde, auch von ihren Dienstherren, den Herzögen, übertragen bekommen hatten, ist nicht genau geklärt und weder unmittelbar noch mittelbar nachweisbar. Denn auch die Zähringer Nachfolger, die Freiburger Grafen, erscheinen in Bezug auf die Vogtei völlig unbeteiligt, obwohl sie im 13. Jahrhundert öfter als Herren der Staufener in den Quellen erwähnt sind. Besonders auffällig wird dies, als die Staufener im Jahre 1277 die Habsburger Obervogtei im ganzen Münstertal anerkannten. 132 Von den Grafen ist nicht die Rede - verwunderlich, wenn sie selbst die Obervogtei dort von den Zähringern übernommen hätten. 1325 bestätigt sich, daß die Freiburger mit der Vogtei im Münstertal nichts zu tun hatten. Graf Conrad erteilt zwar seine Zustimmung zu der Verpfändung der Güter durch Johann von Staufen (was in anderem Zusammenhang noch von Bedeutung sein wird), aber wegen der Vogtei im ganzen Tal kam es ausschließlich auf die Zustimmung Herzog Leopolds von Österreich an. Dies läßt auf seine anerkannte Stellung als Obervogt im gesamten Talgebiet bereits zu dieser Zeit 129 Die Ursprünge dieser über 500 Jahre im Breisgau einflußreichen Familie liegen nach wie vor im Dunkeln. Vgl. zum Geschlecht der Herren von Staufen Stülpnagel, Staufen, S. 33 ff. Stülpnagel vermutet, S. 37, daß die Vorfahren der Herren von Staufen möglicherweise üsenbergisch-baslische Vasallen gewesen und dann in zähringischen Dienst getreten seien. Er deutet an, daß hier ein Schlüssel zu der Antwort auf die Frage liegen könnte, wie die Staufener im 12. Jahrhundert zu ihrer Schönauer Vogtei im hinteren Wiesental gekommen waren. Bis 1124 lag die Vogtei über das Kloster St.Blasien, zu dessen Grundherrschaft auch Schönau gehörte, bei Vögten des Baseler Bischofs. Mit dieser Funktion waren traditionell die Herren von Üsenberg belehnt (Maurer, Die Stift-Andlauischen Fronhöfe im Breisgau, ZGO 34 (1881), S. 150). Erst dann ging die Vogtei auf die Henöge von Zähringen über. Für Ministeriale mit Beziehungen sowohl zu den ehemaligen bischöflich-Baseler Herren und ihren Üsenberger Vögten wie auch zu den neuen Herren wäre es nicht auffällig, daß die Staufener trotz des Herrschaftswechsels in ihrem Amt verbleiben konnten. 130 Im Rotulus San Petrinus des Klosters St.Peter im Schwanwald vom Beginn des 12. Jahrhunderts erscheint bei der Beleihung des Klosters ein Gotefridus de Stoufen als zähringischer Gefolgsmann (v. Weech, Rotulus, FDA 15 (1882), S. 146). 131 v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 100. Zwar werden die Staufener bereits in zwei Urkunden von 1211 und 1215 (ZGO 30, S. 96 und 99) als Vögte erwähnt, jedoch handelt es sich hierbei um Fälschungen, vgl. Hefele, Untersuchungen, S. 99 und 102 ff. 132 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 375.
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1. Kap.: Die Hemchaftsverhältnisse
schließen. 133 Aus diesen Gründen ist schon von Mayer gefolgert worden, daß weder die Freiburger Grafen noch ihre herzoglichen Vorgänger die Vogtei über St. Trudpert besessen haben können. 134 Lediglich im oberen Münstertal, das allerdings nicht zur Grundherrschaft der Abtei gehörte, konnten die Zähringer zu Beginn des 13. Jahrhunderts die Vogtei erringen, die sie dann ihren Staufener Ministerialen übertrugen. Die Grundherrschaft erwarben die Staufener wohl wie die Nimburger Grafen im Zuge der dort von ihnen weiter vorangetriebenen Erschließung des Gebiets. Dabei blieben die Rechte St. Ulrichs, die das Priorat einst von den Nimburgern erhalten hatte, bestehen. 135 Der von Mayer 136 geäußerte Gedanke, die Herren von Staufen könnten als Nachbarn von St.Trudpert die Vogtei über das Kloster einfach an sich gezogen haben, ist nicht auszuschließen. Hierbei wäre ihnen die auffällige Schutzlosigkeit der Abtei entgegengekommen, die die Kehrseite der ungewöhnlichen Unabhängigkeit der Mönche von jeder übergeordneten Gewalt bildete. Dieses Phänomen wird von Mayer damit gedeutet, daß möglicherweise das Kloster an einer Immunität seiner hochadeligen Gründer Otbert, Rambert und Liutfrid teilgehabt haben könnte. 137 In diesem Zusammenhang wird es dann bedeutungsvoll, daß die St. Trudperter Klostertradition, wie sie sich aus der "3. vita s.Trudperti" von 1279 ergibt, tatsächlich der Wahrheit entsprochen haben könnte. Hiernach waren die Habsburger die Nachfahren der ebenfalls aus dem Etichonengeschlecht stammenden Otbert, Rambert und Liutfrid 138 , so daß bei ihnen seit altersher die Obervogtei gelegen habe. Die Habsburger hatten aber möglicherweise noch wenig Interesse an dem wohl noch recht kleinen Kloster und gewährten ihm keinen Schutz, was sich die Staufener seit ihrer Ansiedlung am Ausgang des Tals mit Rückendeckung ihrer zähringischen Herren zunutze machten. Auch gegen den nur sehr vage greifbaren Einfluß des Straßburger Bischofs könnten sie sich auf diese Weise durchgesetzt haben.
133 27.2.1325, Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 376. Auch in der Urkunde über die Verpfändung der Vogteirechte durch Gottfried von Staufen von 1333 an St.Trudpert (ZGO 21, S. 379 f.) werden nur die Herzöge erwähnt, von denen das Vogteilehen herrührte: wan es min len ist von den herzogen. 134 St. Trudpert, S. 20. 135 Schlageter, Bergbau, S. 129. 136 St. Trudpert, S. 21. 137 Mayer, St. Trudpert, S. 22.
138 Mayer, St. Trudpert, S. 20. Auch wenn diese Tradition erst in der "3. vita s. Trudperti" von 1279 überliefert ist, entsprach sie wahrscheinlich bereits vorher der Überzeugung im Kloster. Durch die neueren Habsburgerforschungen konnte diese These zur Abstammungsfrage erhärtet werden, vgl. WandruszJca, Habsburg, S. 35 und Geiger, Ahnen, S. 11.
V. Das Revier im Münstertal
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D. Die Bergherrschaft im unteren Münstertal bis zum 13. Jahrhundert Es fragt sich nun, ob sich über die Bergherrschaft im Münstertal mehr Klarheit gewinnen läßt. Lag sie tatsächlich bei den Zähringern, wie immer behauptet wird?139 Auch hierfür existiert kein Beleg. Für das obere Münstertal, die Britznach, scheint erwiesen, daß die Bergherrschaft zunächst von den Nimburger Grafen ausgeübt wurde, die die dortigen Gruben erschlossen. Von ihnen ging sie auf die Herzöge über, deren Rechte dann nach 1218 von den Freiburgern beansprucht wurden. Für das untere Talgebiet kann sich die Ansicht von der Zähringer Bergherrschaft, wie bereits festgestellt wurde, nur auf die 1234 erfolgte unspezifische Baseler Beleihung des Freiburger Grafen stützen, des Erben der Herzöge. Zwar konnte bereits gezeigt werden, daß die Regalverleihung die tatsächlichen Verhältnisse nur sehr unvollkommen widerspiegelte. l40 Da es aber für das untere Münstertal, wie noch zu zeigen sein wird, Indizien gibt, die auf einen gräflichen Einfluß hindeuten l41 , so muß die Vermutung ausgesprochen werden, daß dieser auf der Verleihung von 1234 beruhte und somit die Fortsetzung einer Zähringer Bergherrschaft bedeutete.
a) Das Freiburger Bergregal im Münstertal - Folgerungen aus der Ausübung durch die Herren von Staufen im 14. Jahrhundert Bis 1354/55 werden die Freiburger Grafen tatsächlich nicht ein einziges Mal ausdrücklich im Zusammenhang mit den Münstertaler Bergwerken erwähnt. Unangefochten übten die Staufener Klostervögte die Regalherrschaft bis ins 14. Jahrhundert aus, auch wenn seit 1325 der Abt von St.Trudpert zu einem Viertel mitberechtigt war. 142 Als jedoch dann Ende 1354 Otto von Staufen und drei Mitglieder der Familie Snewlin dieses Regalviertel beanspruchten, weil der Abt es 1325 nicht rechtmäßig erworben habe, beriefen sie sich auf den Baseler Bischof und die Freiburger Grafen als Lehnsherren. 143 139 Siehe oben, III.
140 Siehe hierzu oben, IV.A.a. 141 Dies wird bislang in der Literatur anders gesehen. Allgemein wird betont, ein gräflich-
Freiburger Einfluß vor der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, als Egen von Freiburg seine Bergherrschaft intensivierte und zum Dieselmuter Bergweistum 1372 auch Münstertaler Bergleute lud, sei nicht feststellbar. Zwar erwägt Schlageter, Bergbau, S. 135, der Graf habe sich hier auch auf seine Beleihung von 1234 stützen können, aber er sieht dies wohl eher als nachträglich gefundene Begründung für die Machterweiterung denn als tatsächlich lange bestehendes und anerkanntes Recht, weil auch er ausdrücklich hervorhebt, daß die Freiburger im Münstertal seit 1234 keinen Einfluß hatten (S. 132) und erst in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Regalinhaber greifbar sind (S. 136). 142 Dazu unten, F.
143 GLA 15/410; Regest v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 352: Dar umb wand das lehen herruere von der herschaft von Friburg und es ouch die selbe herschaft von Friburg jUrbas ze Lehen habe von dem Bistuom und der stift von Basel. Schlageter, Bergbau, S. 135 f. scheint davon auszugehen, daß die Staufener, als sie um 1340 den gräflichen Rückhalt suchten, ihm einen vorher nicht vorhandenen Einfluß zubilligten, um in 4 Tubbesing
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Zwar konnte der Abt sich durchsetzen, jedoch bezeichnenderweise nicht, weil sich diese Behauptung seiner Gegner als falsch herausstellte, sondern weil er seinen zehnjährigen Besitz nachwies und sich auf die Zustimmung aller Beteiligten zu der Verpfändung von 1325 durch Johann von Staufen (2aaab)l44 stützen konnte. Unter diesen nun finden sich nicht nur Herzog Leopold von Österreich, Johanns Bruder Diethelm (2aaaa) und seine Schwäger, die Grafen von Thierstein, sondern bemerkenswerterweise auch Graf Conrad von Freiburg. Sie alle bekundeten, die Verpfändung sei mit ihrem willen. gunst und rate geschehen. Im Unterschied zu ihnen vermelden der Schultheiß und Rat von Freiburg und die Vettern Johanns, Gotfried (2baa) und Wernher (2bab oder 2bbb), lediglich, daß sie ebenfalls ihre Siegel an das Dokument gehängt, das Geschäft also bezeugt hätten. Durch die genannte Formel könnte somit deutlich werden, daß die Zustimmung der sie benutzenden Personen als besondere Gültigkeitsvoraussetzung für das Geschäft betrachtet wurde. Während dies für Herzog Leopold aus seiner Stellung als Obervogt, für Diethelm von Staufen aus seiner Gemeinderschaft mit Johann in allen Gütern dieses Familienzweigs und für die Brüder Elisabeths von Thierstein, der Ehefrau Johanns von Staufen, wohl aus ihrer Verschwägerung resultiert, kommt, was Graf Conrad angeht, nur sein Recht als Lehnsherr der Staufener in Frage. Worauf ~ich die Einwilligung bezieht, wird zwar nicht gesagt, aber sie kann nur der Ubertragung der Wildbänne und des Bergregals gegolten haben, die die Staufener als seine Ministerialen innehatten. Wie aus späteren Vorgängen klar wird, beinhalteten die Wildbänne bereits zu dieser Zeit auch die Silberberge, die sonst in der Urkunde überhaupt nicht erwähnt werden. 145 Eine Zustimmung zur Verpfändung der grundherrschaftlichen Rechte kommt nicht in Frage, da die Grafen dann bei früheren Verpfändungen und Verkäufen der Grundherrschaft ebenfalls hätten erwähnt werden müssen, was aber nicht der Fall ist. Daher ist in der Verpfändung von 1325 der erste Hinweis auf eine Freiburger Regallehnsherrschaft zu sehen, die die Kläger in dem Verfahren von 1354/55 auch behaupteten und die der Abt indirekt bestätigte, indem er auf die gräfliche Zustimmung verwies. Auch als Graf Conrad im Jahre 1393 dem Kloster das zwischenzeitlich durch seinen Vater entzogene Wildbann- und Bergregalviertel wieder übertrug, bemerkte er, dies geschehe zu den gleichen Bedingungen, wie das Kloster die Rechte bereits früher zu Lehen gehabt habe. 146 seinem Schutz ihre eigenen Interessen zu wahren. Daß die Grafen bereits lange vorher formal Einfluß besaßen, erwähnt er nicht. 144 Die Familie von Staufen verwendete in ihren Linien vielfach dieselben Namen. Zur Verdeutlichung der Familienverhältnisse wurde den verschiedenen Personen eine Kennzeichnung beigegeben, so daß sie sich in dem Stammbaum in Anhang 9 wiederfinden lassen. Diese Familienübersicht beruht auf Schwennicke, Stammtafeln, Nr. 126 und Stülpnagel, Staufen, S. 56 ff. Die Numerierung im Text bezieht sich auf die Linien der Familie ab der Teilung zwischen Gottfried und Wemer, den Söhnen Ottos d.Ä. 145 Siehe hierzu die gesonderte Darstellung dieses Problems unter X. 146 Dambacher, Urkunden, ZGO 18 (1865), S. 206 f.: da verjehent wir ... daz wir ... dem abbet, dem conuente und dem gotmuse ze Sant Trudpreht ... dasselbe vorgenant vierteil des wildbannes wider umb (!) verluhen haben und lihen ... ze gelicher wise, als die obgenant herren
V. Das Revier im Münstertal
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Festzuhalten ist somit, daß die Freiburger Grafen zwar erst spät im 14. Jahrhundert unmittelbar als Regalherren auch im Münstertal greifbar werden, daß sie aber bereits lange zuvor formal durchaus als Regalherrn anerkannt wurden, und zwar wohl auch schon vor 1325, als ihre Ministerialen erstmals Bergrechte veräußerten. Bei früheren Übertragungen waren diese von den Staufenern immer vorbehalten worden, so daß dementsprechend für eine gräfliche Zustimmung keine Notwendigkeit bestand. Dies bedeutet, daß Graf Egen, als er zwischen 1370 und 1372 die Regalherrschaft unmittelbar an sich brachte 147 , keine Rechte usurpierte, sondern lediglich eine lange bestehende Regalherrschaft intensivierte, für deren Begründung kein anderes Datum als die Beleihung von 1234 erkennbar ist.
b) Die Herkunft des Regals der Grafen von Freiburg Noch nicht beantwortet ist damit jedoch die Frage nach den Gründen, weshalb die Freiburger Grafen ihren Staufener Ministerialen in der Regalausübung so auffällig freie Hand ließen. Dies wiederum läßt sich erklären, wenn man sich die Münstertaler Verhältnisse des 11. und 12. Jahrhunderts noch einmal vergegenwärtigt. Der in dieser Zeit im unteren Münstertal umgehende Bergbau wurde wahrscheinlich von St. Trudpert als Grundherm kontrolliert und betrieben. Der Bischof von Basel war entsprechend der frühen Regalauffassung abgabenberechtigt. Ob die Zähringer dann im 12. Jahrhundert das Regal innehatten, ist zwar aufgrund der Freiburger Beleihung von 1234 denkbar, aber noch nicht klar erwiesen. Fest steht jedoch, daß die Quellen keine Anzeichen dafür enthalten, daß der Bischof oder die Zähringer ihre Regalherrschaft jemals in der Form wahrnahmen, wie sie sich im 12. Jahrhundert entwickelte, nämlich als Recht auf die Mineralien selbst. Da es jedoch für das benachbarte Möhlintal und für das Britznachtal Hinweise gibt, daß dort während des 12. Jahrhunderts bereits die Nimburger Grafen als Vögte den Bergbau kontrollierten148 , kann eine ähnliche Entwicklung auch für das untere Münstertal und den um 1144 in der Nähe des Klosters nachgewiesenen Grubenbetrieb 149 angenommen werden. Die Vermutung, daß bereits die Herren von Staufen die Vögte im unteren Münstertal waren, wurde schon oben als naheliegend bezeichnet. Geht man hiervon aus und bezieht zudem den Gedanken in die Überlegungen ein, daß die Familie ursprünglich Üsenberg-baslische Vasallen gewesen sein könnten 150 , so wird es wahrscheinlich, sie als diejenigen zu betrachten, die auch und daz gotzhuse ze Sant Trudpreht denselben vierteil des lehens vormals hattent und in gekouft hattent von her Johansen seligen von Stouffen. 147 Zur Datierung dieses Vorgangs vgl. unten, X.C.b. 148 Siehe unten, VI.A. 149 Siehe oben, B. 150 Stülpnagel, Staufen, S. 37. Vgl. auch schon den Hinweis bei Bader, Dingrotel, S. 436, Anrn. 3. 4*
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhälmisse
das Bergregal im unteren Münstertal während des 12. Jahrhundert ausübten, wobei sie von ihren Beziehungen sowohl zu ihren Zähringer Herren, als auch zum Baseler Bistum profitierten. Zum Zeitpunkt des Freiburger Herrschaftsantritts im Breisgau hatten sie also im unteren Talgebiet eine bereits seit langem etablierte Stellung inne, mit der sich auch die jüngeren Rechte im Britznachtal verbanden und in der sie auf den Rückhalt des Baseler Bischofs bauen konnten. Hierin könnte der Grund für ihre in späterer Zeit so starke Stellung g.egenüber ihren Freiburger Herren liegen. So wie der Bischof die Herren von Usenberg als seine Vögte und Regalinhaber im Sulzburger Revier protegierte i51 , könnte er vor der Beleihung der Freiburger Grafen von 1234 auch für die Staufener eingetreten sein. Es fällt allerdings auf, daß die Grafen keinerlei Einfluß auf die Sulzburger Gruben gewinnen konnten, wohingegen sie im MÜDstertal, wie beschrieben, doch eine formal anerkannte Stellung als Bergherren innehatten. Dieser Unterschied kann nur damit erklärt werden, daß, anders als die Staufener, die Herren von Üsenberg weder jemals Ministeriale der Herzöge von Zähringen gewesen waren i52 , noch nach deren Ende Dienstleute der Freiburger Grafen. Sie übten ihre Bergrechte ausschließlich aufgrund der Beleihung durch den Baseler Bischof aus. Daher konnten die Freiburger Grafen - anders als im Münstertal - in Sulzburg auch nicht an eine ererbte Zähringer Rechtsposition als Bergherren anknüpfen. 153 Im Münstertal hingegen, wo das Bergregal im 12. Jahrhundert durch Zähringer Ministeriale ausgeübt wurde, erschienen die Freiburger Grafen später sowohl als deren neue Dienstherren, wie auch als Inhaber einer formalen Bergherrschaft. Dieser Zusammenhang legt die Vermutung nahe, daß der Baseler Bischof bei der Beleihung der Grafen im Jahre 1234 an einer von den Zähringern ererbten Rechtsposition nicht völlig vorbei gehen konnte und den Grafen zumindest pro forma die Lehensherrschaft über die Bergwerke übertragen mußte. Während des 12. Jahrhunderts hatten die Zähringer die Bergherrschaft im MÜDstertal also wohl innegehabt. Hier, wo die Staufener als ihre Ministerialen für sie den Bergbau kontrollierten, war es zu einer Übernahme Baseler Rechte durch die Zähringer gekommen. Weil die Bischöfe ihren Einfluß aber nicht ganz verloren, wie später sichtbar wird, kann vermutet werden, daß dem Regalübergang auf die Zähringer eine bischöfliche Beleihung zugrunde lag.
151 Vgl. die Absprache zwischen dem Bischof und Graf Egen von Freiburg vor 1234 bei Riezler, Fürstenbergisches VB I, S. 80, Nr. 128. Näher dazu oben, IV.A.a. und unten, VII.B. 152 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 111 S. 228. 153 In der erwähnten Absprache des Bischofs mit Graf Egen von Freiburg vor 1234 war der Baseler Bischof sehr zurückhaltend in seiner Versprechung, sich bei den Üsenbergem dafür einzusetzen, dem Grafen von Freiburg die Bergwerke zu übertragen. Dies läßt auf eine alte und feste Stellung der Üsenberger schließen. Zudem sollte der Herr von Üsenberg nur bewogen werden, sein Regal an den Freiburger Grafen weitenuverleihen. Dies ist ein klarer Beweis dafür, daß Graf Egen keinesfalls zähringische Herrschaftsansprüche geltend machen konnte.
V. Das Revier im Münstertal
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E. Vogtei, Grundherrschaft und Bergregal im 13. Jahrhundert Anfang des 13. Jahrhunderts trat, wie die Quellen belegen, die Vogtei der Staufener im ganzen Talbereich offen zutage. Obwohl die Hinweise auf die Vögte Otto d.J. von 1211 und Marschall Gottfried, den Stammvater der älteren Linie von Staufen (1) von 1215 154 in den Urkundenfälschungen der St. Trudperter Mönche enthalten sind und nicht im Detail stimmen müssen, lassen sie doch in Bezug auf die Vogtei insgesamt wohl zutreffende Fakten erkennen, da kein Grund ersichtlich ist, warum die Mönche den Staufenem dieses Amt hätten andichten sollen, das sie durch die Fälschungen gerade schwächen wollten. Die Familie bestand seit Beginn des 13. Jahrhunderts aus der erwähnten Linie 1 des Stammvaters Gottfried und derjenigen seines Bruders Wemer (2). Diese Linie teilte sich in der folgenden Generation bereits mit Gottfried (2a) und Wemer (2b). Neben der Linie des Gotfried (1), welche kurz vor 1297 erlosch, war auch diejenige des Wemer (2) im oberen Münstertal, der Britznach, begütert und teilte sich dort mit ersterer die Vogtei, die Grundherrschaft, die Festung Scharfenstein und das Bergregal. Von diesen Herrschaftsrechten wird berichtet, Wemer (2b) habe seine Teile an der Vogtei, der Grundherrschaft und der Burg im Jahre 1269 an das Kloster St. Trudpert übertragen, sich dabei aber die Silberberge vorbehalten. ISS Zwar ist nicht sicher, ob diesem Eintrag im Kopialbuch von St.Trudpert wirklich eine echte Urkunde zugrunde lag l56 , aber es sprechen doch einige Gründe dafür, daß dies der Beginn der Verdrängung der Staufener aus ihrer Machtstellung im oberen Münstertal durch die St. Trudperter Mönche war .157 Aber selbst wenn es sich um eine klösterliche 154 v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 99. 155 ... credens ipsas possessiones (die von seinem Vater ererbten Rechte an der Burg Scharfenstein und die dazugehörigen Güter im Britznachtal), et res et iura et homines ... monasterio sancti Trudperti plenarie pertinere ... (nämlich u.a. auch) iure aduocationis in eisdem exceptis argentifodinis (!). 156 Zweifel an der Echtheit des nur kopial (GLA 67/1299) erhaltenen Schriftstücks äußert bereits v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 115 beim Abdruck des Regests. Hefele, der in Mayer, Beiträge, nur Urkunden untersucht, geht auf die Abschrift nicht ein. IS7 Die von v.Weech angeführten genealogischen Unklarheiten sind durch die Untersuchung Stülpnagels, Staufen, beseitigt, so daß von daher keine Zweifel mehr an der Echtheit bestehen. Jedoch besteht möglicherweise ein Widerspruch zu der Übertragung von Gütern durch Werners Ur-Enkel Gottfried (2baaa) im Jahre 1333 (Bader, Urkunden, ZGO 21, S. 379), als dieser nämlich erneut alle die lute und das vogtreht, ... ze Brizzena ... und allu du reht, du ich in dem selben tale hatte oder han soelte, ane mine silber berge, die han ich mir selber behabet übertrug. Daß das Kloster diese Rechte, nachdem es sie von Werner angeblich erhalten hatte, an die Staufener zurückübertrug, erscheint ausgeschlossen. Es könnte sich bei ihnen aber um den Anteil des 1278, also nach der umstrittenen Übertragung Werners von 1269, verstorbenen Diethelm (I baa) handeln, der zum Teil wohl auch an die Linie 2b gefallen ist, möglicherweise noch an Werner selbst oder aber an seine Nachfahren, so daß Gottfried erneut Rechte übertragen konnte. Diese Rechte lagen im Bereich des unteren Münstertals, wie sich aus dem Zusammenhang der Urkunden von 1325, 1333 und 1370 ergibt, dazu sogleich. Gottfried erwähnt zudem genau die Rechte, die Diethelm nach 1277 noch hatte und bei seinem Tod vererben konnte: die Vogtei und die Silberberge. Die Festung Scharfenstein war nach Diethelms Tod an Otto von Staufen (2aaa)
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Fälschung aus späterer Zeit gehandelt haben sollte, fallt auf, daß die Mönche das Bergregal der Staufener unangetastet ließen. Noch ein weiteres wird durch die Übertragung durch Werner erkennbar, wenn sie stattgefunden haben sollte: dies wäre bereits aus der Mitte des 13. Jahrhunderts ein Hinweis darauf, daß das Bergregal unabhängig von der Grundherrschaft existierte. Dies schloß selbstverständlich nicht aus, daß beides in einer Hand vereint war. Dem ersten Verlust von Rechten folgte 1277 ein St.Trudperter Angriff auf die Besitzungen der Linie 1. In jenem Jahr zeigten anscheinend auch die Urkundenfälschungen ihre erste Wirkung, und der Klostervogt Diethelm von Staufen (lbaa) war gezwungen, am 28. Januar l58 seine Grundherrschaftsanteile im Britznachtal an St.Trudpert zu übertragen lS9 • In der Vogtei, die er zwar behaupten konnte l6O , mußte er die Habsburger Oberlehnsherrschaft anerkennen I 61 , und zwar im gesamten Talgebiet vom Brizzenberg/Stohren bis zum Etzenbach, wie aus der genauen Gebietsbezeichnung für die vallis Brizzina in dieser Urkunde hervorgeht. Offensichtlich konnten die Mönche im oberen Talgebiet, in dem die Vogtei ja ursprünglich von den Zähringern stammte, mit der Ausdehnung ihrer Grundherrschaft auch die Habsburger Obervogtei etablieren, die sie danach für alle St. Trudperter Besitzungen beanspruchten. Seine Anteile an der Burg Scharfenstein übertrug Diethelm allerdings nicht, denn einige Monate später, im MaP62, ordnete er diesbezüglich an, daß sein Bruder Otto diese an St.Trudpert übertragen sollte, falls er, Diethelm, beim Kreuzzug umkäme. Nur wenn Otto wieder in den Laienstand zurückkehren sollte, dürfte er sie behalten, müßte sie aber im Falle eines kinderlosen Todes ebenfalls an das Kloster übergeben. Ob sie dann bei Diethelms Tod, der vor 1297 eintrat, an St. Trudpert übergingen, ist unwahrscheinlich, denn später sehen wir die Linie 2a (Johann) im Besitz von Anteilen an der Burg, die von Diethelm übernommen worden sein könnten.
gefallen und wurde von dessen Sohn 10hann (2aaab) 1325 an St.Trudpert verpfändet, siehe dazu sogleich. 158 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S.375; Hefele, Untersuchungen, S. 116 hält das Dokument für echt. Beachte auch die Anmerkungen durch v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 118 ff. 159 ... proprietatem vallis supra dicte a fonte Numage et Briwna, qui oritur in mante Briz-
zinberg, qui alio nomine Storre nuncupatur, ... usque ad fluuiumin Meiwnbach ex utraque parte mantium in integrum atque per totum monasterio sancti Truperti iure proprietario pertinere. Hierbei konnte er sich jedoch nur auf seinen Teil der Grundherrschaft beziehen. Wie 1325 deutlich wird, hatte auch die Linie 2a noch grundherrschaftliche Rechte im oberen Münstertal, die dann 10hann von Staufen verpfanden sollte. 160 ...
iure sibi per eamdem vallem aduocatie tantumodo reseruato.
161 ... aduocationem a filiis domini regis et a nobili viro Ebirhardo comite de Hapspurg in
pheodum habere deberant. Die alte Klostertradition, nach der die Habsburger Nachfahren der KlostergIiinder waren, kommt hier zum Durchbruch, s.o. C. 162 Bader, Dingrotel, ZOO 21 (1868), S. 441 f.
V. Das Revier im Münstertal
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F. Vogtei, Grundherrschaft und Bergregal im 14. Jahrhundert Die Vogtei im Münstertal, vom Brizzenberg bis Etzenbach, lag nach Diethelms Tod und dem Aussterben der Linie 1 bei beiden Teilen der Linie 2. Aus einer von 1370 datierenden Urkunde l63 wird ersichtlich, wo die beiden Linien ihre Rechte ausübten. Gottfried von Staufen (2baaaa) bezog sich hier auf zwei Vorgänge aus den Jahren 1325 und 1333. Zunächst bekundete er, er habe seinen Teil der Vogteirechte im Britznachtal, der ursprünglich von seinem Vater gewesen war, an das Kloster SLTrudpert verkauft, nachdem er ihn zuvor vom Kloster zurückerstritten hätte. 164 Tatsächlich hatte sein Vater Gottfried (2baaa) im Jahr 1333 seine Vogtrechte im Britznachtal an SLTrudpert verpfändeL I65 Der zweite Teil des Geschäfts von 1370 bestand darin, daß Gottfried vom Kloster als Lehensnehmer der Vogtei im gesamten Tal eingesetzt wurde. Einmal, so schrieb er hierzu, habe er von Abt Nikolaus die Vogtei im Talbereich oberhalb von Münster erhalten, die das Kloster einstmals von Johann von Staufen erworben habe. l66 1325 hatte Johann von Staufen (2aaab) u.a. seine Ansprüche aus der Vogtei im Tal zu Münster und seine Britznacher Grundherrschaft, die als von der Stadt Münster bis zum Brizzenberg reichend beschrieben wird, zugunsten des Klosters aufgegeben und in diesem ganzen Gebiet die freie Vogtwahl eingeräumL 167 Zum anderen sei er, Gottfried, auch mit seinem eigenen Teil der Vogtei belehnt worden, den er gerade an SL Trudpert verkauft habe. 168 Es wird also deutlich, daß die Linie 163 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 380. 164 Ich Goetfride von Stouffen ... tuon kunt .... das ich ze kouffende han gegeben ... den erwirdigen geistlichen herren. hem Nicolaus ... abt. und dem Convent gemeinlich des gotzhuses ze sant Trudpert ... minen teil der vogtye ze Britzena in dem tal. so min vatter selig her Goetfrid von Stouffen da hat. das ich ouch erklagt und erkoefert han. 165 Bader. Urkunden, ZOO 21 (1868). S. 379: kUnde ich Goetfrid von Stouphen, das ich han ze koufende gegeben ... Apt Wemher und dem Convent ... das vogtreht, das ich ze Brizzena hatte oder han solte. Daß es sich bei diesem Vorgang entgegen dem Wortlaut nicht um einen Verkauf, sondern um eine Verpfandung handelte, wird dadurch deutlich, daß die gerichtliche Rückforderung der Vogtei durch Gottfried von Staufen sonst kaum zu erklären wäre.
166 Ich Goetfride ... vergihe ouch offenlich .... das mir derselbe min herre. her Nicolaus ... verluhen het und ich ouch von ime empfangen han die vogtye ob der Stat ze Milnster durch das tal ze Britzena uf als verre die wasserseigi gat ze beiden siten. die sin vordem kouften umb hem Johans seligen von Stouffen. 167 Bader, Urkunden. ZGO 21 (1868). S. 376: Allen den. die disen brief ansehent oder hoerent lesen. kund ich Johans von Stouffen und ich Elizabeth von Tyerstein. sin eliche jrow. . .. daz wir ... den Abt und den Convent von sant Trudprecht ... haben ledig verlazzen und frye aller der dienste ... von unser vogty wegen. die wir han zuo dem Closter und zuo im guetem. wa si gelegen sind ... und ensullentz ouch nieman anders gestatten noch gunnen in dem tal ze Munster und in dem banne und in dem lande (folgt Aufzählung zahlreicher Orte in der Rheinebene) ... Wir geben inen ouch Scharjenstein die burg und Brytzena das tal unuerscheidenlich. von Brytzenberg abe ze jetweder hande untz an die Stat ze der obren Brugg under dem Closter ... Wir ... geloben und verjehen inen ouch. wen der egenante Abt ze einem vogt erwelet uber alle die gueter. die an disem brief benemet sinto dem sullen wir lihen das vogtrechte ze rechtem lene. 168 ... und dar zuo minen teil der vogtye. den ich inen ze kouffende han gegeben. als vorgeschriben stat. .
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
2a (OUo und Johann) von Diethelm (aus der Linie 1) nach dessen Tod die Vogtei von der Stadt Münster talaufwärts bis zum Stohren geerbt hatte, während die Linie 2b (Vater und Sohn Gottfried) den talabwärtigen Bereich bis zum Etzenbach erhalten hatte. Durch Johann und Gottfried waren die Einkünfte aus der Vogtei und das Recht der Vogtwahl in den Jahren 1325 und 1333 an St. Trudpert gelangt. 1370 wurde Gottfried von Staufen Inhaber der Vogtei in beiden Bereichen. Keine Erwähnung fanden bei de~ Regelung von 1277 die Silberberge. Aus einer 20 Jahre später datierenden Ubereinkunft l69 der Brüder Berthold (2ba) und Wemer (2bb) mit ihrem Vetter Otto von Staufen (2aaa) aber, die nach dem Tode Diethelms getroffen wurde, wird klar, daß dieser sie bis zu seinem Tode behielt und sie dann an die drei Genannten aus der Linie 2 fielen. Die Brüder, die zudem noch im Besitz der Regalrechte ihres Vaters Wemer waren, und ihr Vetter, der seinerseits ebenfalls schon eigene Rechte gehabt haben dürfte, ordneten die Bergrechte neu. Sie einigten sich, daß sie die in den jeweiligen gerichten, also Vogteibezirken, Ottos einerseits und Bertholds und Werners andererseits liegenden Bergwerke, die ihnen gerade zugefallen waren, grundsätzlich gemeinsam verleihen wollten. 170 Allerdings sollte derjenige, in dessen Vogteibereich die Gruben lagen, sie auch alleine verleihen können, falls der bzw. die anderen zu streng und zurückhaltend bei den Verleihungen 17l sein sollten. Entsprechend den obigen Überlegungen zur Lage der jeweiligen Vogteien waren Berthold und Werner somit im Besitz der Bergwerke von der Bergmannssiedlung Münster talabwärts bis zum Etzenbach; Otto kontrollierte die Gruben oberhalb Münsters und in der Britznach. Während Diethelm, Werner und Otto (2aa) von Staufen also noch jeweils im ganzen Tal an den Bergwerken beteiligt gewesen waren, zog man nun in Höhe der Stadt Münster eine Grenzlinie, die allerdings wohl nur die Verwaltungszuständigkeit markierte, denn neben der gemeinsamen Verleihung einigte man sich auch auf eine Teilung der Einnahmen. Otto sollte von den Abgaben der Gruben die Hälfte, Berthold und Wemer die andere Hälfte erhalten. 172 Bei Otto verbanden sich somit die Regalanteile Diethelms, Werners und seines Vaters Otto im oberen Münstertal, bei den Brüdern diejenigen talabwärts von Münster. Etwa dreißig Jahre, nachdem Diethelm (ibaa) seine Grundherrschaftsanteile im Britznachtal abtreten und die Habsburger Obervogtei anerkennen mußte, entstand in der Schreibstube des Klosters dann eine Fälschung, auf das 169 Trenkle, Entwicklungsgeschichte, S. 72. 170 ... das wir mit einander uber ein sin khomen um die si/berberge, die in unnsers Vetters herrn Otten gerichte ligent, das wir die mit einander lihen sun gelimpjliche Ich ... herr Otte vergihe auch was si/berberg in meiner Vetteren herren Wernhers und herren Berhtoldes gerichte ligen, das sij unnd Ich ... die selben berge leihen sollen in allem dem rechte, als hie vor geschriben stat. 171 ... gestrenge(1) an dem lihenne. (1) Schlecht lesbar, im Abdruck der Quelle eingeklammert.
172 ... was im (OUo) darumb gegeben oder geleget wirt (folgt unvollständiger Satzteil: oder er an das auff den bergen ... ), das sol uns zwayen halbs werden unnd ime halbs one geverde.
V. Das Revier im Münstertal
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Jahr 1267 datiert l73 , in der die Mönche den Brüdern des erwähnten Diethelm, Gottfried (lbab) und Rudolf (lbab), unterschoben, sie hätten beim Eintritt in den Johanniterorden dem Kloster ihre zwei Teile der Festung Scharfenstein und des oberen Britznachtals übertragen, wobei "selbstverständlich"174 die Silberberge ausgenommen wären. 175 Beides hätten sie zuvor mit ihrem Bruder Diethelm in ungeteilter Gemeinschaft besessen. 176 Diese Fälschung setzten die Mönche wohl ein, um nach dem Tode von Rudolf und Gottfried gegenüber der Staufener Linie 2a weitere grundherrschaftliche Rechte im Britznachtal beanspruchen zu können~Obwohl oder gerade weil es sich aber um eine Fälschung handelt, wird deutlich, daß die Staufener auch noch zu Beginn des 14. Jahrhunderts zumindest im Besitz ihres Bergregals in der Britznach für die Mönche unantastbar waren: duntaxat, selbstverständlich, waren die Bergwerke von der Übertragung ausgenommen. Die Anteile der Brüder waren also bei ihrem Ordenseintritt seinerzeit wohl an Diethelm gefallen und von ihm mit seinem eigenen Teil an die andere Staufener Linie übergegangen. Dieser Befund bestätigt sich auch durch die bereits mehrfach erwähnte große Verpfändung Johanns von Staufen (2aaab) an St.Trudpert aus dem Jahre 1325 177 und durch den eng damit zusammenhängenden Streit von 1354/55. Nachdem Johann bereits 1321 mit Zustimmung seines Bruders Diethelm (2aaaa) und seiner Vettern Gotfrid (2baaa) und Wemher (2bab oder 2bbb) seine Grundherrschaftsteile im Britznachtal für 12 Mark Silber an das Kloster verpfändet hatte, dabei aber die vogteie, silberberge unde wiltbenne ausgenommen hatte l78 , zog er sich vier Jahre später für 275 Mark völlig aus allen seinen Besitzungen zurück. In diesem Zusammenhang heißt es klar, daß das Vogtrecht, auf dessen Einnahmen er verzichtete, von denselben hertzogen (von Österreich) dar rueret. Die österreichischen Herzöge waren demnach als Obervögte über die gesamten St. Trudpertschen Besitzungen im Münstertal anerkannt. Auch Graf Conrad von Freiburg als Wildbann- und Bergregalerbe 173 Hefele, Untersuchungen, S. 114. Vgl. auch Schlageter, Bergbau S. 134 f. 174 duntaxat.
175 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 374 f.: duas partes superioris vallis de Brizzena, argentifodinis duntaxat exceptis ... ; duas partes castri Scharphenstein. 176 ... cum Diethelmo Jratre suo pro indiviso comunem habebant. Der vierte Bruder Otto war zu dieser Zeit wohl noch mindetjährig. 177 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 376. Das es sich trotz des Wortlauts nicht um einen Verkauf (wie in den Regesten, ZGO 21 (1868), S. 376 und v. Weech, Urkundenbuch,
ZGO 30 (1877), S. 339) sondern der Sache nach um eine Verpfändung handelte, wird in der Urkunde mehrfach gesagt: Wir verjehen und geloben inen ouch, daz wir Scharpfensein und
Britzena und alle die vorgenant vogtrecht ... niemer sullen verkouffen noch versetzen noch vergeben in zehen jaren, den nechsten damach so wirs erloesen ... und weiter unten: Wir die egenanten geistlichen lute, der Abt und der Conuent, veriehen ouch an disem briefe, wenn si koment mit druhundert Mark Silbers fonfundzwentzig Mark minre und uns die antwurten, so geben wir inen ire recht wider, inen selbe ze hande und nieman anders.
Auch daran, daß Johann 1333 zum Verkauf der Britznacher Vogtei- und grundherrschaftlichen Rechte durch seinen Vetter Gotfried (2baaa) seine Zustimmung gab (ZGO 21 (1868), S. 379), wird erkennbar, daß er seine Herrschaftsrechte nicht verkauft, sondern nur verpfändet hatte. Er blieb trotz der Verpfändung mitspracheberechtigt. 178 v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 334.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
der Zähringer im Münstertal erteilte zu dem Geschäft seine Zustimmung. Von den ausdrücklich erwähnten Wildbännen waren auch die Silberberge erfaßt. Anderenfalls wäre sicher ein Vorbehalt in das sehr ausführliche Dokument aufgenommen worden, so wie es acht Jahre später geschah, als Gottfried von Staufen (2baaa) auch seine Vogtei- und Grundherrschaftsanteile im unteren Münstertal an das Kloster verpfändete und die Silberberge dabei ausdrücklich ausnahm. 179
a) Der Beginn der St.Trudperter Regalausübung Nach 1333 war das Kloster, basierend auf den Erwerbungen von 1269, 1277, 1325 und 1333 und der Fälschung von 1267, im gesamten Tal vom Brizzenberg bis zum Etzenbach alleiniger Grundherr mit dem Recht der freien Vogtwahl. Die Staufener waren verpflichtet, jeden vom Kloster gewünschten Amtsträger zu beleihen, andernfalls konnte sich der Abt unmittelbar an die österreichischen Herzöge als oberste Vögte wenden. Durch Johann von Staufen war St. Trudpert zudem erstmals in den Mitbesitz des Regals im oberen Münstertal, der Britznach, gelangt. Demzufolge konnte Abt Werner auch kurz nach der Verpfändung als Bergherr in Erscheinung treten: Im Juli 1327 verlieh er zusammen mit Diethelm (2aaaa), Gotfried (2baaa) und Wernher (2bab oder 2bbb) von Staufen vier Fronberge in der Willnau, also im oberen Britznachtal, an eine Gruppe von Gewerken. 180 1343 erschien er - wohl auch für die Herren von Staufen - in einer Streitsache bezüglich der Regalgrenze auf dem Schauinsland gegen den Grafen von Freiburg vor Gericht. l !1 Da der Abt später in dem erwähnten Rechtsstreit von 1354/55 ein Viertel des Wildbanns gegen Otto von Staufen vom älteren Zweig der Linie 2 (2aaaaa) und drei Snewlin 182 behaupten konnte und Graf Conrad von Freiburg dem Kloster 1393 eben dieses Wildbannviertel verlieh, nachdem sein Vater Egen es zuvor an sich gezogen hatte l83 , wird klar, daß sich der 1325 von Johann erworbene Anteil St. Trudperts an Wildbann und Bergregal auf ein Viertel belief und später nicht wieder ausgelöst worden war. Die Streitgegner des Abts behaupteten, selbst im Besitz von drei Vierteln der Wildbann- und 179 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 379 f. 180 Trenkle, Entwicklungsgeschichte, S. 73. Die Aussage Schwarz', Untersuchungen, S. 24, im Schwarzwald hätte das Kloster St. Trudpert wie andere geistliche Grundhemchaften in Deutschland "Gewinn aus dem Bergbau gezogen", mag also zwar zutreffen, ist aber zu pauschal. Hauptnutznießer des Bergregals im Münsterta\ waren lange Zeit die Herren von Staufen. 181 Dambacher, Urkunden, ZGO 13 (1861), S. 334. Eingehend hierzu Schlageter, Bergbau, S. 152 f. 182 Zu deren Erwerb der Regalanteile s. Nehlsen, Snewlin, S. 78, Anm. 248. Sie konnten wahrscheinlich die Anteile Wemers (2bab oder 2bbb) und nach 1333 auch Gottfrieds (2baaa) erwerben, die sich dieser 1333 noch vorbehalten hatte, s.o. Otto von Staufen war wohl im Besitz des Viertels seines Vaters Diethelm (2aaaa). Zum Zusammenhang Wildbann-Bergregal siehe oben, Anm. 24 und unten, X. 183 Dazu sogleich.
V. Das Revier im Münstertal
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Bergrechte zu sein l84 , also dem Rest des Regals. Auf die Bedeutung ihrer Aussage, diese Rechte stammten mittelbar vom Baseler Bistum und unmittelbar vom Freiburger Grafen, wurde bereits eingegangen. 18s Allerdings verfügten die Staufener über andere Bergbaurechte nach wie vor alleine. Als sie 1331 zu dem newen Molsberge vier Fronberge verliehen, taten sie dies ohne den Abt. 186 Der genaue Ort des Molsberg ist nicht bekannt. Wenn er im unteren Talbereich lag, übergingen die Staufener den Abt, der eigentlich aufgrund seiner Nachfolge in die Rechte Johanns von Staufen an der Verleihung hätte teilnehmen müssen. Möglicherweise ist der Molsberg aber auch im Bereich der Staufener Grundherrschaft am Ausgang des Münstertals zu suchen, wo ebenfalls Bergbau betrieben wurde l87 und an dem der Abt keine Rechte hatte. 188
b) Das Ende der selbständigen Regalausübung durch die Herren von Staufen Während der ältere Zweig der Linie 2 die Bergrechte nachweislich noch bis 1355 behaupten konnte, hatten die Vettern der jüngeren Linie vor 1354 bereits ihre Anteile an die Familie Snewlin verkauft. Deshalb konnten deren Mitglieder um die Jahreswende 1354/55 als Kläger zusammen mit Otto von Staufen in dem Streit gegen den Abt auftreten. Bald darauf begann jedoch Graf Egen von Freiburg, seine regalherrschaftlichen Rechte im Breisgau intensiver wahrzunehmen. Es ist zu vermuten, daß dies mit dem Verkauf der Stadt Freiburg im Jahre 1368 zusammenhing, als Egen seine noch vorhandene Macht im Breisgau zu festigen suchte. 189 Dazu zog er zwischen 1370 und 1372 auch das Wildbann- und Bergregalviertel des Abts von St.Trudpert im Britznachtal an sich, wie sein Sohn Conrad im Jahre 1393 urkundete, als er dem Kloster dieses Viertel zurückgab. l90 Ein Konflikt zwischen Graf und Abt schien daraus nicht entstanden zu sein, denn von 1374 ist eine Weiterverleihung von zwei Fronbergen durch die Gewerken der 184 Dar wider aber die obgenanten rittere sprechent, der selbe vierde teil der wildbenne si ein gemeine lehen mit den drien teilen die su noch hant (OLA 151410; Regest v. Weech, Urkun-
denbuch, ZOO 30 (1877), S. 352). 185 Siehe oben, D.a.
186 Trenkle, Entwicklungsgeschichte, S. 73. 187 Siehe auch unten, X.C.b. 188 Nicht auszuschließen als Oründe für die fehlende Mitwirkung des Abtes sind natürlich auch einfach Krankheit oder Verhinderung, so daß der Molsberg vielleicht doch im MünstertaI lag. 189 Siehe oben, IV.C. 190 Dambacher, Urkunden, ZOO 18 (1865), S. 206 f.: Als die erwirdigen geistlichen herren, der abbet und der conuente des gotzhuses ze Sant Trudpreht ... vor ziten hattent einen vierteil an dem wildbanne ze MUnster in dem obern tal, dem man spricht Brytzena, dasselb vierteil des wildbannes, den obgenanten herren von Sant Trudpreht Unser lieber herre und vatter, grafe Egen selig von Friburg, entwert hat vor etlichen ziten. Zur Datierung der Entziehung vergleiche die Überlegungen unter X.C.b.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Grube zer Segen überliefert, die der Abt beurkundete. 191 Mit den he"en dirre berge, die ire reht da haben als sis billich haben soellent können durchaus
Graf und Abt gemeinsam gemeint sein, die sich die Abgaben aus dem Bergwerk teilten. Es muß vermutet werden, daß der Graf sich hiermit kaum zufrieden gegeben haben dürfte und auch die restlichen Regalanteile, die 1354/55 noch im Besitz Ottos von Staufen und der Familie Snewlin waren, beanspruchte. Hierdurch erklärt sich, daß auch Münstertaler Bergleute beim Dieselmuter Bergweistum im Jahre 1372 anwesend waren. 192 Nicht erkennbar ist, ob Graf Conrad später diese restlichen Bergrechtsanteile ebenfalls wieder verlieh. Vermutlich behielt er sie, und nach seinem Machtverlust wurden sie von den österreichischen Herzögen beansprucht.
Die Vögte im Münstertal vom Britzenberg/Stohren bis zum Etzenbach waren, bedingt durch die Vorgänge von 1269, 1325 und 1333, am Ende des 14. Jahrhunderts vollständig vom Kloster St. Trudpert abhängig, woran sich auch im 15. Jahrhundert nichts änderte. 1370 wurde Gottfried von Staufen (2baaaa) auf Lebenszeit als Lehnsnehmer der Vogtrechte im Britznachtal eingesetzt. In dieser Urkunde kommt übrigens deutlich zum Ausdruck, daß die Münstertaler Vogteianteile der Familienzweige bis zu diesem Zeitpunkt deutlich unterschieden wurden. 193 Als Träger der Vogtei im Britznachtal wählte sich das Kloster nach Gottfrieds Tod von 1387 bis 1410 den Freiburger Bürger Rudolf Thumer, was von Herzog Albrecht von Österreich als oebrister vogt des gotzhuses zuo sant Trudprecht auch bestätigt wurde. 194 Sechs Jahre darauf wurde Thumer zusätzlich als Träger des Wildbann- und Bergregalviertels im oberen Britznachtal, also dem Bereich bis Münster, bestimmt. Damals übertrug Graf Conrad von Freiburg das Viertel an das Kloster zurück. 195
191 v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 369. 192 Die unangefochtene regalherrliche Stellung des Grafen nach 1370 hebt auch Schlageter, Bergbau, S. 136 hervor. 193 Vgl. den Wortlaut der Urkunde oben, Anm. 164 und 166. 194 25.7.1387; Bader, Dingrotei, ZOO 21 (1868), S. 446; Regest v.Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 380. Allerdings wird Rudolf Thurner hier noch nicht als "Träger" bezeichnet; siehe dazu sogleich, Anm. 195. 195 Dambacher, Urkunden, ZGO 18 (1865), S. 206 f. Es hieß zur Einsetzung Rudolf Thurners: und hant ouch uns die obgenant herren, der abbet und der convente des vorgenant gotzhuses ze Sant Trudpreht, her umb zuo einem manne geben den erbern, bescheiden Ruodolfen Turner von Friburg also, das inen der dis vorgeschriben lehen vor tragen sol. In dieser Urkunde fmdet erstmals für das Münstertal die Figur der Trägerschaft Erwähnung. Da die Geistlichkeit seit dem Investiturstreit aus der weltlichen Ordnung herausgelöst werden sollte und deshalb - mit Ausnahme ihrer höchsten Würdenträger - nicht mehr lehensfähig war, hatte man bald zur Umgehung dieser Einschränkung das System der treuhänderischen Trägerschaft nutzbar gemacht. Formal wurde eine lehensfähige Person beliehen, die das Lehen für das Kloster oder den Geistlichen "trug" und die Verpflichtungen aus dem Lehen wahrnahm, die die Geistlichkeit nicht übernehmen durfte (Ritterdienst, Heerfolge). Zu diesem Verfahren vgl. Schott, Träger, S. 111 ff., besonders S. 119 mit Beispielen des Benediktinerklosters St.Georgen im Schwarzwald, die der obigen Beleihung von St.Trudpert ähneln.
V. Das Revier im Münstertal
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G. Der Übergang des Regals im Münstertal an HabsburgÖsterreich und dessen Ausübung durch St. Trudpert An den Bestätigungen der Ämter des Rudolf Thurner wird deutlich das zu dieser Zeit noch bestehende Nebeneinander von habsburgischem Obervogt und dem gräflich-Freiburger Bergherrn sichtbar. Dies sollte sich um die Jahrhundertwende ändern, als die Freiburger Grafen 1399 ihre Herrschaft Badenweiler verpfandeten und damit ihren Einfluß im Breisgau verloren. Bereits 1412 nämlich beanspruchte der österreichische Landesherr alle Rechte im MÜDstertal für sich: Zunächst belehnte Herzog Friedrich am 24. Mai den Abt von St. Trudpert zwar nur mit der vogttye zuo Munster in dem Obern tale ze Britzna und bestätigte Burkhard von Staufen (2baaaab) als Träger l96 , der dieses Amt bereits seit 1410 innegehabt und den Thurner verdrängt hatte l97 , dann übertrug er am 4. Juni dem Kloster den vierten Teil des Wildbanns in jenem Talbereich und akzeptierte hierfür weiterhin den bisherigen Träger Rudolf Thurner. 198 In diesen Urkunden wurde an die Rechte des Klosters angeknüpft, die es 1325 und 1393 dort erhalten hatte. Im gleichen Jahr aber sah sich der Herzog veranlaßt, die Bewohner und den Vogt ze munster in dem Tale deutlich darauf hinzuweisen, daß für Klagen gegen die Abtei wegen deren Sylberbergen zuo Munster In dem Tale nicht sie, sondern ausschließlich er, sein Landvogt und seine Räte zuständig seien, wanne die eigenschaft und lehenschaft (der Silberberge), mitsampt der Voegttye von uns her ruerent. 199 Dies bezog sich offensichtlich auf das gesamte Tal vom Stohren bis zum Etzenbach. Allerdings haben die österreichischen Herzöge die so reklamierte Herrschaft - jedenfalls, was die Bergwerke angeht - im 15. und beginnenden 16. Jahrhundert nicht nachweislich ausgeübt, obwohl sie als Landesherren durchaus in Erscheinung traten. Wahrscheinlich wurde die Bergherrschaft dem Kloster überlassen.
Daß die Abtei, über die genannten Bestätigungen ihrer Rechte im oberen MÜDstertal hinausgehend, die Kontrolle über die Vogtei und die Bergrechte im ganzen Gebiet vom Britzenberg/Stohren bis zum Etzenbach ausübte, kam im Dingrodel des Münstertales, gleichsam der Talverfassung, deutlich zum Ausdruck. Eingangs hieß es, daß das Stift und Gotteshaus Zwing, Bann und Schutz hätten, soweit, wie die Wasserscheide vom Britzenberg bis zum Etzenbach reiche. 2OO Am Ende des Rodels wurde dem Abt die Bergherrschaft mit den Worten bestätigt, daß wer Silberberge im Münstertal empfangen 196 GLA 67/1300, fol. 121, unveröffentlicht. Bereits kurze Zeit später wurde sein Bruder Bertold (2aaaac) damit beliehen (Bader, Dingrotel, ZOO 21 (1868), S. 447) und dies durch Herzog Friedrich bestätigt: 7.1.1414, GLA 67/1300, fol. 122; Regest v.Weech, Urkundenbuch, ZOO 30 (1877), S. 387. 197 Regest v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 385; Urk. nur fragmentarisch erhalten, Abschrift in GLA 67/1301 fol. 12 v. Vgl. hierzu auch Bader, Dingrotei, S. 446 ff. 198 Regest v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 386. 199 1412 - unveröffentlicht, GLA 67/1300 fol. 144 v. 200 Bader, Dingrotei, ZGO 21 (1868), S. 455 ff.: Disu stift und dis gotzhus du hont twing und ban und schutz also verre, so dirre sig gat, von britzenberg untz an metzenbach.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
wollte, diese zuerst vom Abt, dann vom Vogt erhalten sollte. 201 Im Jahre 1436, als einige Gewerken mit dem Bergwerk ze der Segen am Stohren beliehen wurden, fand diese Reihenfolge ihren Ausdruck: die Gewerken wurden von Abt Paulus und seinem Vogt, Berthold von Staufen (2baaaac), beliehen. 202 Die beherrschende Stellung des Abtes im Münstertaler Bergbau des 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts trat deutlich im Jahre 1512 in Erscheinung, als er und sein Convent Anfang Mai der Genossenschaft des Bergwerks St.Anna zum Schindler und Ismannsberg ihr Bergbaurecht verliehen. 203 In den gleichzeitig vereinbarten Statuten wurden nur er und sein Konvent als die einzigen Herrschaftsträger genannt, deren Interessen beim Bergbau durch die Gewerkschaft nicht beeinträchtigt werden dürften. 204 Von den österreichischen Herzögen oder gar den Staufener Herren war keine Rede. Auch die vier sog. "Eisernen Teile", der traditionelle Anteil der Bergherrschaft an jedem Bergwerk, standen nur St.Trudpert zu. 205
201 Swer ouch silberberg enphahen wil in dem tal, der sol von erste von dem abbet enphahen und damach von dem vogete. Bader, S. 463 ff. datiert die Erneuerung des Rodels bereits auf die Mitte des 14. Jahrhunderts, die dann 1417 durch fünf Adelige beurkundet wurde. Daß das Datum für die Erneuerung zu fIiih angesetzt ist, ergibt sich aus den Überlegungen zur umfassenden Bergherrschaft der Freiburger Grafen zwischen 1370 und etwa 1390, die auch das Münstertal einschloß. Da in dieser Zeit die sog. Üsenberger Bergordnung erlassen wurde, nach der die Kontrolle und Verleihgewalt über die Bergwerke dem Vogt eingeräumt war (vgl. Artikel 3, ZGO II NF 4 S. 446), kann der Dingrotel wegen der Vorrangstellung des Abtes erst später verfaßt worden sein, wohl nicht vor 1393, als dieser zumindest im oberen Münstertal wieder Regalinhaber wurde. 202 22.12.1436; v. Weech, Urkundenbuch. ZGO 30 (1877), S. 389; GLA 67/1301, fol14 v.
203 StA Freiburg, A 1 VI c - 1512, Mai 1,0.0.: Wir Martin von gottes gnaden abbt unnd convent zuo sonnet Truotperth Im Swartzwald ... thund kundt menglichem und bekennent ...• das wir haben verlihen unnser verlegen bergkwerckh genant zuo dem Schindler sampt Iszmanszberg mit allem dem das dem perckwerckh zuo gehoert, inn unnserm 'tal genannt Muonster gelegen, so wyt die wasser seyg zuo beiden syten beder berg herab get und hinuof so wyt unser geviert und eigenthuomb reicht bis an die von Schoenow und an ... (7) Desglych bitz an die Breitnow was die wasser seyg an solchen bestympten orten ab und ab gibt. 204 StA Freiburg, A 1 VI c - 1512, Mai 1, Freiburg: Namlich zum ersten so sol das gotshaus zuo Sanet Trutperth bey allen seinen rechten unnd herkommen nach innhalt des lehenbrieft bleyben. 205 In den sehr ähnlich lautenden Bergwerksordnungen der St.Anna-Gewerken in Todtnau vom 2. Mai 1512 (enthalten in einen Vidimus, StA Freiburg, A 1 VI c - 1523, März 30, Freiburg) müssen die Gewerken in der entsprechenden Passage versprechen, die Interessen und Rechte des Grundherren, des Klosters St.Blasien, und der österreichischen Herrschaft, die auch die Vogtei innehatte, zu wahren. Vgl. näher unten, VIII.E. Die Erträge der vier herrschaftlichen Teile am Bergwerk standen je zur Hälfte St.Blasien und Österreich zu.
VI. Das Revier Birkenberg im Möhlintal
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VI. Das Revier Birkenberg im Möhlintal bei St. U1rich A. Die Grafen von Nimburg als erste Bergherren Im Revier birchiberg (Birkenberg) beim Cluniazenserkloster Wilmarszell, dem heutigen St. Ulrich im Möhlintal, übte das Priorat seit seiner Umsiedlung von Grüningen bei Oberrimsingen im Jahre 1087 die grundherrlichen Rechte aus. Zuvor hatten die Wälder im Möhlintal dem Hochstift Basel gehört. 206 Klostervögte über die cluniazensischen Besitzungen im Breisgau waren die Vorfahren der Grafen von Nimburg. Im 12. Jahrhundert erschienen letztere dann selbst als Vögte über St. Ulrich. Die Nimburger Grafen verkauften ihre Vogtrechte im Jahre 1200 an den Straßburger Bischof. 207 Zahlreiche Indizien deuten darauf hin, daß die Bischöfe dadurch auch zu Inhabern des Bergregals und später der Burg Birchiberg wurden. 208 Hieraus ist zu schließen, daß vor ihnen die Grafen als Inhaber der bergherrschaftlichen Gewalt zu sehen sind, obwohl eine Regalbeleihung nicht überliefert ist und für einen Bergbau schon im 12. Jahrhundert noch archäologische Beweise fehlen. 209 Jedoch kann durchaus mit Schlageter210 vermutet werden, daß auch bereits in dieser frühen Zeit nach Erzen im Möhlintal gesucht wurde, wohl weil von hier aus das obere Münstertal erschlossen worden ist. 211 Die Grafen dürften die Bergherrschaft als Vögte und als diejenigen, die die Erschließung des Talgebiets und der höheren Berglagen vorantrieben, in Anspruch genommen haben, vielleicht auch mit Unterstützung des Baseler Bistums.
B. Die Bergherrschaft Bertholds V. von Zähringen Von Bedeutung für die Herrschaftsverhältnisse ist aber, daß der Straßburger Bischof zunächst nicht die Macht hatte, sich gegen Herzog Berthold von Zähringen durchzusetzen, der gleichfalls Ansprüche auf Patronat und Vogtei 206 Stülpnagel, Kreisbeschreibung, Bd. 11/2, S. 930. Maurer, Freiherren von Üsenberg, in: ZGO 67 (1867) S. 414. 208 Vgl. die ausführlichen Überlegungen hierzu und die Nachweise der weiteren Literatur bei Nehlsen, Snewlin, S. 100, Anm. 70. Neuerdings hat sich auch. Schlageter der Auffassung angeschlossen, Bergbau, S. 129. 209 Durch die schon erwähnten Ausgrabungen, die 1987 durchgeführt wurden, konnte ein Bergbau erst während des 13.114. Jahrhunderts am Nordhang des Birkenbergs festgestellt werden. Zimmermann, Ausgrabungen S. 115 ff. (126), weist allerdings darauf hin, daß ältere Befunde nicht auszuschließen seien. 210 Bergbau, S. 129 f. 211 Siehe näher oben, V.B. 207 Regesten Straßburg I, Nr. 711, 712, 720, 721, 11 Nr. 750. Vgl. auch
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
von St. Ulrich erhob. 212 Denkbar ist, daß der Zähringer hierbei neben erbrechtlichen Ansprüchen213 die Rolle seines Vorfahren, des Breisgaugrafen und späteren Zähringerherzogs Berthold lI.vor Augen hatte, der 1087 bei der Umsiedlung des Cluniazenserpriorats in das Möhlintal in seiner Funktion als Breisgaugraf als Zeuge mitgewirkt hatte und der daher bereits einen gewissen Einfluß gehabt haben muß.214 Die entscheidende Machtposition hatte damals jedoch noch der Baseler Bischof inne gehabt. Ihm war aufgrund seiner Einwilligung zum Umzug ins Möhlintal die Umsiedlung des Priorats und dessen Unterstellung unter das Reformkloster Cluny zu verdanken gewesen, denn das Tal gehörte zur bischöflich-baseler Grundherrschaft. Die Betrauung der reformorientierten Grafen von Nimburg mit der Vogtei über St. Ulrich hatte Berthold 11. damals möglicherweise noch nicht verhindern können oder wollen, denn die Nimburger standen politisch dem Baseler Bistum nahe und unter seinem Schutz. 215 Ihr Amt verdankten sie zweifelsohne dessen Einfluß. Um 1200 hatten die Zähringer dann aber die erforderliche Macht und Durchsetzungskraft, um sich in die Verhältnisse im Möhlintal aktiv einzumischen und zu verhindern, daß der Bischof von Straßburg sich Eintritt in ihr Herrschaftsgebiet verschaffte. Mindestens bis 1213, als das Bistum seinen Rechten auch beim Kaiser Geltung zu verschaffen vermochte2 16 , konnte sich der Herzog als Vogt im Möhlintal behaupten. In den Jahren von 1200 bis 1213 muß er daher auch als Inhaber der Bergrechte im Birkenberger Revier angesehen werden. In dieser Zeit setzten sich die Staufener im einstmals nim-
212 Stülpnagel, Kreisbeschreibung, Bd. W2, S. 931. Insofern ist Heyck, Zähringen, S. 495 zu korrigieren, der noch davon ausgeht, daß das Nimburger Erbe nicht mehr in den Besitz Herzog Bertold's V. gekommen sei. 213 Heyck, Zähringen, S. 495, mit der Theorie, daß die Zähringer Verwandte der Nimburger waren (S. 159, Anm. 531), ebenso wie möglicherweise die Markgrafen von Hachberg, die ja zu den Zähringern in verwandtschaftlichen Beziehungen standen (S. 475, Anm. 1419). 214 Hierauf macht Büttner, Zähringer, S. 3 ff. (8) aufmerksam. Er weist auch darauf hin, daß trotz politischer Gegnerschaft der Breisgaugraf und der im Breisgau reich begüterte Baseler Bischof in der Frage der kirchlichen Reform die gleichen Ziele verfolgten und sich durchaus nahe standen. Unlängst hat Lichdi, Basel und Zähringen, S. 12 ff. sich ebenfalls für die Annahme ausgesprochen, daß es in den 80'er Jahren des 11. Jahrhunderts bereits zu einer Entspannung des Verhältnisses zwischen dem Baseler Bischof und Bertold von Zähringen gekommen war. 215 Büttner, Zähringer, S. 8.
216 Regesten Straßburg 11, Nr. 801. Das eine als Beleg für einen früheren Einfluß denkbare Schriftstück, ein nur kopial erhaltener Schiedsspruch durch den Straßburger Bischof Heinrich 11. zwischen dem Kloster St. Trudpert und dem Priorat St. U1rich aus dem Jahre 1213 (v. Weech, Urkundenbuch, ZGO 30 (1877), S. 98, und Kopialbuch St. Trudpert, GLA 67/1299, S. 27 f.) konnte von Schlageter als Fälschung erwiesen werden (Bergbau, S. 133). Lediglich aufgrund eines zweiten Dokuments von Ende Februar 1213 (Regesten Straßburg 11, Nr. 795) in dem der Bischof eine Urkunde des Konvents von St. U1rich besiegelte, läßt sich auf einen gewissen Einfluß schließen.
VI. Das Revier Birkenberg im Möhlintal
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burgischen oberen Münstertal, der Britznach, fest, welches sie fortan zusammen mit dem unteren Talgebiet kontrollierten. 217
c. Die Herrschaft der Straßburger Bischöfe und die Regalausübung durch die Familie Snewlin
Nachdem die Straßburger Bischöfe 1213 die Vogtei über St.Ulrich errungen hatten, blieben sie zwar deren Inhaber, mußten sie allerdings 1236 zunächst mit der Festung Nimburg und der Söldener Vogtei an Kaiser Friedrich 11. zu Lehen geben, nach dem Aussterben der Stauferkaiser an die Grafen von Freiburg. 218 Von diesen fiel sie zwischen 1368 und 1399 an Österreich-Habsburg, also nach dem Verkauf der Stadt Freibur~ durch die Grafen und bevor diese ihre Herrschaft Badenweiler verpfändeten. 19 Die Bergherrschaft allerdings übertrugen die Bischöfe nicht an die Grafen, denn später erschienen nicht diese, sondern die Bischöfe als Lehnsherren der Birchiburg, dem Zentrum des Möhlintaler Bergbaus. 22o Da die Lehnsherrschaft über die Burg aber kaum von der Bergherrschaft zu trennen war, muß geschlossen werden, daß die Bischöfe während des 13. und auch noch im 14. Jahrhundert Inhaber des Bergregals im Möhlintal waren. Allerdings übten sie es wohl nicht selbst aus. Bereits 1291 erscheint Konrad Snewlin im Besitz des Burglehens22I , von dem Nehlsen annimmt, daß es als Pfand an die Familie gelangt war. 222 Ein Jahr später stritt sich derselbe Konrad Snewlin mit dem Straßburger Bischof u.a. über Probleme beim Bergbau, die allerdings in der Schiedsurkunde nicht näher erläutert werden. Der Schiedsrichter befand: Ich sprich och umbe die silberberge: ... 223 Daß die Snewlin die Bergherrschaft ausübten, wird auch durch das Testament des Snewlin Gresser deutlich, des Sohnes jenes erwähnten Konrad, der 217 Siehe näher oben, V.B. 218 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 11/2, S. 931. Allerdings scheint, worauf Stülpnagel hinweist, deren Amtsausübung nicht sonderlich wirkungsvoll gewesen zu sein: 1276 erwirkte der Prior von St.Ulrich in Rom eine Weisung an den Abt v. St.Vinzenz in Besan~on, das Kloster zu schützen. Als Graf Egen im Jahre 1316 seine Herrschaft an seinen Sohn Conrad übertrug, befand sich darunter auch die Vogtei über St.Ulrich. 219 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 11/2, S. 931. 220 Deren Lage inmitten des Grubenbezirks am Birchiberg läßt keine andere Vermutung zu, als daß die Burg zum Schutz des Bergbaus errichtet worden ist (Nehlsen, Snewlin, S. 101, Anm. 73). 221 In dem Ehevertrag, den er in diesem Jahr abschloss, übertrug er seine Mannlehen an seine Kinder, ausgenommen die Feste Birchiberg. Vgl. den Text bei Nehlsen, Snewlin, S. 99 und Hefele, FUB 11 Nr. 101. 222 Snewlin, S. 100, Anm. 70 und S. 118 ff. 223 Hefele, FUB 11 Nr. 125. Zuzustimmen ist Nehlsen, Snewlin, S. 104, Anm. 87, daß es sich um Gruben bei St. Ulrich gehandelt haben dürfte. Unklar ist allerdings, wieso er annimmt, 5 Tubbesing
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
1347 seinen fünf Neffen die Festung Birchiberg mit allem, was sich darin befand und dazu gehörte, sowie das Gericht über die Burgleute und am Bergwerk vermachte. 224 Die Berggerichtsbarkeit war das typische Zeichen der Bergherrschaft. 225 Nehlsen folgert unter anderem aus dieser Stelle und weil durch keine Urkunde eine Verleihung der Bergwerke an die Snewlin bezeugt sei, daß sie als Grundherren das Regal unter Verdrängung der eigentlichen Regalinhaber , der Grafen von Freiburg, ausgeübt hätten, was der damaligen allgemeinen Auffassung entsprochen habe und auch anderwärts nachweisbar sei. 226 Dem ist jedoch entgegenzuhalten, daß es im Breisgau keinen umfassenden und einheitlichen Regalbereich gab. Die Freiburger Grafen besaßen das Regal am Birchiberg im Möhlintal gar nicht, da es bei den Straßburger Bischöfen lag. Nur einige Gruben beherrschten sie selbst, wie aus deren Verpfändung im Jahre 1329 durch Gräfin Margaretha von Straßberg, der Tochter Heinrichs von Freiburg hervorgeht, die ihre Gruben ze Birchiberge .... un in dem leinbache an Snewli Bernlapp, den Bruder des Snewlin Gresser übertrug. 227 Somit konnten die Freiburger Grafen auch nicht verdrängt werden. In diesem Zusammenhang ist an die Unrichtigkeit der Verleihung von 1234 zu erinnern, die entgegen dem Wortlaut den Grafen nicht überall zur Regalherrschaft verhalf. Es mangelte ihnen nicht an der Kraft, das Regal faktisch gegen bestimmte Grundherren durchzusetzen, wie Nehlsen meint, sondern es standen andere Regalinhaber im Breisgau neben ihnen, deren Rechte sie respektieren mußten: die Üsenberger im Sulzburger Tal mit Baseler Rückendeckung und aufgrund einer Beleihung der Bischöfe; die Hachberger wohl im nördlichen Breisgau, und am Birkenberg im Möhlintal die Straßburger Bischöfe, die das Regal den Snewlin überließen. 228 In Todtnau dagegen übten die Grafen lange es handele sich um eine Grenzstreitigkeit. Hierzu gibt der Wortlaut überhaupt keinen Anhaltspunkt. 224 Schreiber, FUB 1/2 S. 365 ff. (372): die festi ze Birchiberg und was dar ine ist und darzuo höret, und das gerichte da und uf der Leiti. Ob sich der Zusatz das lehen ist vom Bischof von Straswurg auch auf die Burg und das Gericht bezieht und die Straßburger Lehnsherrschaft dokumentiert (so Schlageter, Bergbau, S. 129), ist keineswegs eindeutig. Hierauf weist Nehlsen zwar zu Recht hin (Snewlin, S. 100, Anm. 70), gleichwohl spricht er sich aufgrund der zahlreichen anderen Indizien, die er aufführen kann, dafür aus, daß die Festung ein Straßburger Lehen war. 225 Vgl. unten, Kapitel 7. 226 Snewlin, S. 101 Cf. 227 Dazu, daß es sich um eine Verpfändung handelte, neigt auch Nehlsen, Snewlin, S. 105 f. mit überzeugenden Gründen gegen die Annahme einer treuhänderischen Vollmacht (Bader, ZGO 5 (1854), S. 372) oder Distriktsverleihung (Gothein, Wirtschaftsgeschichte, S. 640). Er identifiziert die genannten Gruben als diejenigen, die bereits 1318 als almende ob Birchiberg erwähnt worden waren (S. 105 und 99, Anm. 64). 228 Auch aus dem Schiedsspruch vom Juni 1343, den Nehlsen, Snewlin, S. 102 für seine Auffassung anführt, ergeben sich keine entscheidenden Argumente für seine Ansicht. In einem Streit zwischen Graf Conrad von Freiburg und den Fronem der Nöllinsfron und der Dieselmutgrube auf dem Schauinslandgipfel wurde entschieden, daß die Bergleute nur unterhalb einer bestimmten Grenzmarke dem Grafen verpflichtet seien, oberhalb davon jedoch dem Abt von St. Trudpert. Hierbei, so Nehlsen, handele es sich um eine Streitigkeit zwischen Grundherren,
Vß. Das Sulzburger Tal
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Zeit das Regal aus,. obwohl die Grundherrschaft beim Kloster St.Blasien lag. 229 Wie lange der Bergbau im Möhlintal am Birkenberg umging, ist anhand der Quellen nicht festzustellen, iedoch kann zeitgleich mit der Zerstörung der Feste Birchiberg kurz vor 1379230 auch die Silberförderung zum Erliegen gekommen sein. Seit dem erwähnten Gresser-Testament weisen die schriftlichen Quellen keine Bezüge zum Bergbau mehr auf.
VB. Das Sulzburger Tal A. Sulzburg und sein Bergbau Die Ursprünge des Sulzburger Bergbaus sind im 10. Jahrhundert und früher zu finden. 231 In diese Zeit fallen auch die Gründung des Klosters St. Cyriak, welche für kurz vor 993 überliefert ist232 und seine Dotierung durch Kaiser Otto III. im Jahre 993. 233 Durch den Klostergründer Pirctelo oder Pyrtilo wurde das zur Diözese Konstanz gehörende St. Cyriak am 28. März 10 10 an Bischof Adalbero von Basel übertragen. 234 Achtzehn Jahre später erhielt der Bischof dann auch das Bergwerksregal im Sulzburger Tal, in valle Sulzberg, durch Kaiser Konrad 11. verliehen. 235 Zu dieser Zeit lebten die Bergleute wohl nur in einer dörflichen Siedlung talaufwärts der heutigen Stadt Sulzburg, deren Gründung um das Jahr 1250 durch die Klostervögte, die Herren von Üsenberg, anzusetzen ist. 236 Bei ihnen bei der vom Regal nicht die Rede sei. Zu bedenken ist jedoch, daß die Äbte seit 1325 Mitinhaber des Regals im Münstertal waren. Auf dem Schauinslandgipfel grenzten zwar auch zwei grundherrschaftliche Gebiete aneinander, aber ebenso zwei Regalgebiete: das Münstertaler, das zwar nominell tatsächlich den Freiburger Grafen zustand, aber von ihnen den Herren von Staufen und später auch dem Abt überlassen werden mußte und das Oberried-Hofsgrunder der Grafen von Freiburg. 229 Die Feststellung Nehlsens, Snewlin, S. lOS, Anm. 88, die Freiburger Grafen hätten in Todtnau als Grundherren den Bergbau kontrolliert, trifft nicht zu, s. unten, VIIl.A. 230 Zu den möglichen Gründen eingehend Nehlsen, Snewlin, S. 106 ff. 231 Zettler, Quellen, S. 66. 232 Die sehr umstrittenen Hintergründe der Klostergründung, vor allem der Zusammenhang der Gründer mit den Breisgaugrafen und Zähringern bzw. dem elsässischen Adel haben jüngst durch Zotz, Breisgau, S. 172 ff. (179 ff.) eine eingehende neue Bewertung erfahren. 233 MGH D 0 III Nr. 129. 234 Rück, Urkunden Basel, S. 29 ff (32 ff.) und S. 287 f. Daß es sich bei Pyrtilo von 993 und Pirctelo von 1010 um die gleichen Personen handelte, weist Zotz, Breisgau, S. 179 ff., nach. 235 Zur Urkunde von 1028 s.o. 11 .. 236 Dessecker, Sulzburg, S. 382 Nr. 3b. 5"
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
handelte es sich um ein traditionell mit dem Baseler Bistum verbundenes Geschlecht. 237 Bereits 1157 besaß Hesso III. von Üsenberg die erbliche Klostervogtei. 238
B. Die Bergherrschaft der Herren von Üsenberg Die Inhaberschaft der Klostervogtei läßt vermuten, daß die Herren von Üsenberg seit sie ihr Vogteilehen empfingen auch die Bergherrschaft für die Bischöfe wahrnahmen. Jedenfalls deutet hierauf eine aus der Zeit von 1216 bis 1230 datierende Absprache des Bischofs von Basel mit Graf Egino von Urach-Freiburg hin, also aus dem Vorfeld der gräflich-Freiburger Beleihung mit dem Regal im Breisgau im Jahre 1234. In ihr sagte der Bischof dem Grafen zu, sich bei den Usenbergern dafür einzusetzen, ihre Bergwerke an den Grafen weiterzuverleihen, die sie vom Baseler Bistum zu Lehen hätten. Der Bischof schien sich des Erfolgs seiner Bemühungen nicht sehr sicher gewesen zu sein, denn für den Fall, daß seine Intervention mißlänge, versprach er Egino, ihn mit dem ersten freiwerdenden Mannlehen zu beleihen, das mit zwanzig Mark Silber jährlich ausgestattet sei. 239 Die lang etablierte Stellung der Üsenberger spricht dagegen, daß die Herzöge von Zähringen das Bergregal im Sulzburger Tal von Basel zu Lehen erhielten oder es aufgrund ihrer Machtstellung ausübten. 240 Zwar ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß die Üsenberger erst nach dem Ende der Zähringer im Jahr 1218 von Basel beliehen worden waren und der Bischof bereits kurz darauf die erwähnte Abmachung mit dem Freiburger Grafen traf. Jedoch scheint es sehr viel naheliegender, eine Üsenberger Regalausübung bereits zur Zähringerzeit und vielleicht auch schon früher anzunehmen. Der Bischof wäre bei der Zusage an den Freiburger Grafen sicher nicht so zurückhaltend gewesen, wenn die Beleihung der Usenberger erst kurz zuvor stattgefunden und diese noch keine gefestigte Position errungen hätten. Er mußte offensichtlich versuchen, den Üsenbergern ein lange von ihnen ausgeübtes Recht zu entziehen und war sich selbst über seinen Erfolg im unklaren. Auch 237 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 1/1, S. 228. 238 Maurer, Freiherren von Üsenberg, S. 389. 239 Riezler, Fürstenbergisches UB I, S. 80 Nr. 128: Noverint universi hanc paginam inspecturi, quod ego Heinricus, Basiliensis ecclesie episcopus, Egenoni comiti de Urach, iuniori, fideli nostro, sine dolo promisi, ut, si apud nobilem virum R. de Uosimberc non possimus efficere, ut feodum, quod in fossis argentariis ab ecclesia Basiliensi tenet, a manu sua velit recipere, in reconpensationem primum feodum, quod in vulgari mannelein dicitur, annuatim 20 marcas valiturum, quod ecclesie nostre vacabit, sibi concedere non obmittam. Zwar ist nicht ausdrücklich von Sulzburger Gruben die Rede, jedoch sind dies aufgrund der dortigen VeIWUrzelung der Üsenberger und des gleichzeitigen Vorkommens von Erzgruben die einzigen, um die es gehen konnte. Die Vermutung, daß es sich bei dem erwähnten Regallehen um die Sulzburger Gruben handelte, äußert bereits Maurer, Freiherren von Üsenberg, S. 389. 240 Auch Zettler, Quellen, S. 76, geht von einer gegenseitigen Respektierung der bischöfIich-baslischen und Zähringer Herrschaftsbereiche aus.
VII. Das Sulzburger Tal
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hätten die Freiburger Grafen siche~lich deutlichere Ansprüche geltend gemacht, wenn die Zähringer vor den Usenbergern das Regal innegehabt hätten. Diese Möglichkeit hatten sie jedoch nicht, und sie mußten sich mit der Hoffnung begnügen, daß der Baseler Bischof bei den Üsenbergern etwas für sie erreichen konnte. Auch für Sulzburg gibt es somit Anzeichen, daß die Zähringer hier den Bergbau nicht unter ihre Kontrolle bringen konnten. Ob der Bischof von Basel bei den Üsenbergern erfolgreich für die Freiburger Grafen war, ist angesichts der Tatsache zu bezweifeln, daß die Freiburger später, in der Zeit, in der sie in Todtnau und Oberried zahlreiche Verleihungsurkunden ausstellten, niemals im Sulzburger Revier als Bergherren auftraten. Im frühen fünfzehnten Jahrhundert erschienen mit den Markgrafen von Hachberg als den Bergherren die Erben der Üsenberger, so daß es sehr wahrscheinlich ist, daß letztere auch nach 1234 im Besitz ihres Sulzburger Bergregals verblieben. 241
c. Die Markgrafen von Hachberg als Regalherren Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts begann der Einfluß der Üsenberger langsam zu schwinden. Das Sulzburger Talgebiet gelangte zunehmend in den Machtbereich der Markgrafen von Hachberg. Zunächst erwarb Markgraf Heinrich mit Zustimmung des Baseler Bischofs242 die Hälfte des Wildbanns und Bergregals243 von Friedrich von Üsenberg. 244 Dann löste Markgraf Hesso die Stadt Sulzburg im Jahre 1388 für 500 Mark Silber von Otto von Staufen (2aaaaab) aus245 , die von Hesso von Üsenberg an den Freiburger Grafen Egen übertragen246 und an die Staufener verpfändet worden war. Hierdurch konnte er vielleicht bereits lehnsherrliche Rechte über die Stadt erlangen. 247 Im gleichen Jahr wählte das Kloster St.Cyriak ihn zum Schirmvogt. 248 Einige Zeit darauf, im Jahre 1392, verkaufte Hesso von Üsenbergs Tochter Anna für 5000 Gulden ihre Festung Höhingen, zu deren Gütern auch"sulzburg gehörte, an den Markgrafen, ihren Vormund. 249 Im Zuge dieser Ubertragungen gelangten die Hachberger auch in den Besitz der Erzgruben, denn im Jahre 1401
241 So auch Schlageter, Bergbau, S. 132. 242 31.10.1355, Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 235. 243 Zu dem Zusammenhang beider Rechte unten, X. 244 1.6.1352, Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 224.
245 Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 386. 246 Dambacher, Urkunden, ZGO 16 (1864), S. 455. 247 Martini, Sulzburg, S. 9. 248 Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 387. 249 GLA 21/233; Stülpnagel, Kreisbeschreibung I/I, S. 233, Martini, Sulzburg, S. 9.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
verlieh Markgraf Hesso als Bergherr Gruben hinter Sulzburg an zwei Gewerken. 250 Als Otto von Hachberg im Jahre 1415 für 80.000 Gulden seine Herrschaft an seinen Verwandten, Markgraf Bernhard von Baden, verkaufte, fiel an diesen somit auch das Sulzburger Tal mit allen Rechten. Ein Einfluß des Bistums Basel ist zwar nicht nachweisbar, 1499 jedoch verglich sich Markgraf Christoph mit dem Bischof und ab diesem Zeitpunkt beliehen die Bischöfe dann die Badener, die auch das Erbe ihrer Sausenberger Verwandten angetreten hatten, regelmäßig mit den Bergwerken in deren Herrschaftsgebiet. 25i Die Badener verpfändeten Sulzburg zwar im 15. Jahrhundert noch einmal für einige Jahre an die Sausenberg-Röttelner Markgrafen, seit 1453 jedoch war das Tal mit seinen Erzgruben wieder in ihrer Hand. 252 Im Jahre 1530 verordnete Markgraf Ernst als Landes- und Bergherr die Einführung der Maximilianischen Bergordnung von 1517 auch für sein Territorium. 2r3
vm. Das Todtnauer Revier A. Die Entstehung Todtnaus Lange ist von der Forschung vermutet worden, der Name Todtnau, der urkundlich im Jahre 1025 erstmalig als Totenouwa auftaucht254 , deute auf den bergbaulichen Ursprung dieser Ansiedlung im hinteren Wiesental hin. 255 Feger konnte jedoch zeigen, daß der Ort, wie viele andere auch, am Ende der großen Rodungsepoche um die Jahrtausendwende als bäuerliche Siedlung angelegt wurde durch die vom unteren Wiesental aus in unbesiedeltes Land vordringende Bevölkerung. 256 Die Kräfte, die hinter der Erschließung standen, 250 GLA 2117080; Fester, Regesten Baden I Hachberg, h 447. 251 Martini, Sulzburg, S. 160. 252 Martini, Sulzburg, S. 10 f. 253 Martini, Sulzburg, S. 160. 254 Es handelt sich hierbei um eine Privilegienbestätigung König Konrads 11. für das Kloster Murbach im Elsaß vom 23. Juni 1025, MGH D K 11 S. 42 Nr. 39. König Heinrich 11. hatte einige Zeit zuvor Todtnau an Bischof Adalbero von Basel verliehen und es zu diesem Zweck dem Murbacher Besitz entzogen. Konrad machte dies, wie sich aus der betreffenden Urkunde ergibt, wieder rückgängig. Feger, Siedlungsgeschichte, S. 355 ff., weist nach, daß es sich bei dem Ort Totenouwa nur um Todtnau im Wiesental gehandelt haben kann. 255 So z.B. auch Mayer, Besiedlung, S. 508 f. Weil er den Namen Totenouwa auf ein ausgegangenes Bergwerk zurückführt, bezweifelt er, daß es sich bei dem in der Urkunde von 1025 genannten Ort bereits um eine Siedlung gehandelt habe. 256 Siedlungsgeschichte, S. 360 ff. Der Name Totenouwa leite sich, so Feger, von der Landschaftsbeschreibung "Tote Aue", Einöde, unwirtliche Gegend her. Im Gegensatz dazu sei auch eine "Schöne Aue" (Schönau) entstanden (S. 359, Anm. 38).
VIII. Das Todtnauer Revier
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sind für ihn die Herren von Waldeck, die den Ort Totenouwa dem Kloster Murbach schenkten. 2S7 Als König Konrad im Jahre 1025 dem Kloster den Besitz bestätigte, handelte es sich bei Totenouwa bereits um ein dauerhaft besiedeltes Hofgut258 , zu dessen Begründung der Bergbau allerdings nicht den Anstoß gegeben hatte. Hiergegen spricht auch, daß die Urkunde von 1028, in der die Breisgauer BefJ~werke an den Baseler Bischof übertragen wurden, Todtnau nicht erwähnt. 239 Der Erzabbau begann erst im 13. Jahrhundert den Charakter des oberen Wiesentales zu prägen, zu einer Zeit, als das Kloster St. Blasien die Grundherrschaft dort bereits fast vollständig an sich gebracht hatte. 26O Wann die Herrschaft speziell über Todtnau in den Klosterbesitz gelangte, läßt sich allerdings nicht mehr genau feststellen. 261 Mit der Ausdehnung der sanktblasischen Macht im 12. Jahrhundert ging eine Erweiterung des Einflußbereichs seiner Vögte einher. Als solche amtierten seit 1125 die Herzöge von Zähringen, die die Untervogtei über das Schönauer Tal wahrscheinlich als Lehen an die Herren von Staufen vergaben. Diese übten das Vogtrecht noch bis nach 1321 aus, bevor es über die Hauensteiner Grafschaft an Österreich-Habsburg gelangte. 262
B. Der Beginn des Bergbaus bei Todtnau
a) Die Ansichten in der Literatur Humpert behauptet, daß sich St.Blasien beim Erwerb der Herrschaft über Todtnau im Jahre 1114 besonders über die dortigen Silbergruben gefreut habe. 263 Er geht also von einem Betrieb der Gruben bereits zu einem sehr frü257 Siedlungsgeschichte, S. 370 ff. (380). 258 A.A. Büttner, Murbacher Besitz, S. 314 ff. (316), der sich dafür ausspricht, daß die Siedlung erst im 12.113. Jahrhundert dauerhaften Charakter bekam. Hiergegen führt Feger an, Todtnau sei als Stützpunkt des Baseler Bischofs auf dem Weg nach St.Blasien, über das der Bischof bis 1125 die Vogtei innehatte, von zu großer Bedeutung gewesen, als daß man nur eine zeitweilige Besiedlung annehmen dürfe (vgl. Siedlungsgeschichte, S. 361 ff.). 259 So auch Feger, Siedlungsgeschichte, S. 396. 260 Feger, Siedlungsgeschichte, S. 382. Lediglich St.Trudpert im Münstertal besaß noch einige unwesentliche Hofgüter, vgl. ebd., S. 364 ff., bes. S. 370. 261 Möglicherweise befand sich auch Todtnau bei den Gebieten, die das Kloster im 12. Jahrhundert von den vier edelfreien Familien erworben hatte, die den Herren von Waldeck nach deren Aussterben um 1100 gefolgt waren. Nach Humpert, Todtnau, S. 26, der aber das entsprechende Dokument nicht selbst eingesehen hat, soll der Ort am 19. Dezember 1114 an St.Blasien gekommen sein. Feger, Siedlungsgeschichte, S. 383, Anm. 144, weist allerdings darauf hin, daß sich keinerlei urkundliche Belege für die Ansicht finden lassen, Todtnau und auch Todtnauberg seien 1114 oder später als Waldeck'scher Besitz nachzuweisen, der von deren Erben an das Kloster gelangt sein könnte.
262 Feger, Siedlungsgeschichte, S. 400. Zu den Hintergründen Büttner, Zähringer, S. 12. 263 Todtnau, S. 26.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
hen Zeitpunkt aus. Abgesehen davon, daß es zweifelhaft ist, ob St.Blasien 1114 die Grundherrschaft in Todtnau erlangt hatte264 , wird von Feger zu Recht eingewandt, daß das ansonsten relativ reichhaltige Urkundenmaterial des 12. Jahrhunderts, besonders der Schönauer Kirche, hierzu keinerlei Aussagen macht. Feger selbst vertritt die Ansicht, vor 1170 sei nicht mit dem Bergbau begonnen worden. 265 Erste schriftliche Hinweise auf die beginnende Erzförderung als neuen Wirtschafts faktor im Schönauer Tal entdeckt er in den bereits erwähnten Urkunden König Heinrichs (VII.) vom 1. und 15. Februar und besonders vom 14. Juli 1234, in der der Fluß Wisen erwähnt wurde, die er als die heutige Wiese identifiziert. 266 In den Urkunden bestätigte der König zunächst dem Baseler Bischof die Berechtigung an den Breisgauer Bergwerken (1. Februar), beurkundete dann die Beleihung des Grafen durch den Bischof mit allen Bergwerken und dem Wildbann im Breisgau (15. Februar) und verlieh letztlich Graf Egen u.a. den Fluß Wisen mit allen angrenzenden Bergen zur Suche nach Gold und Silber (14. Juli).267 Die Anfange des Bergbaus lagen seiner Ansicht nach vermutlich nicht weit zurück, lassen sich aber aufgrund des fehlenden Quellenmaterials nicht mehr erschließen. Ein noch späteres Aufnehmen des Bergbaus vermutet Heyck. Er geht davon aus, die Todtnauer Bergwerke seien erst in nachzähringischer Zeit erschlossen worden. 268
264 Vgl. Anm. 261. 265 Siedlungsgeschichte, S. 396. 266 Hefele, FUB I Nr. 52, 53, 54. Vgl. zu den Urkunden bereits oben, IIl.a. In der Urkunde vom 1. Februar 1234 heißt es: quod, cum lis et contencio veneretur inter Hermannum marchionem de Baden et comitem Egenonem de Vrach super argentifodinis et fossionibus montium per Brisgauuiam ... , dilectus princeps noster Heinricus Basiliensis episcopus surgens e medio per suJJiciens testimonium privilegiorum suorum testium aliorum predictas argentifodinas et fossiones Basiliensi ecclesie de collationibus imperatorum ac regum pleno iure aninere obtinuit et evicit. Am 15. Februar bestätigte König Heinrich, daß Graf Egen durch den Bischof mit ipsas argentifodinas et custodias (silvarum) belehnt worden sei. Der Wildbann, vom dem zwei Wochen zuvor noch nicht die Rede war, wurde also in den Streit und die Verleihung miteinbezogen. Am 14. Juli hieß es dann, König Heinrich verleihe Graf Egen hiis fluminibus: Renchental, Wisen, Brigen, Kinzechen usque Gengenbach et nominatim Milenbach, Elzach, Treysema, Brega et Danubio usque ad Ymmendingen cum universis rivis, qui predictis fluminibus recipiuntur, et cum eorundem fundis necnon universis mantanis eisdem fluminibus et rivis superiacentibus, ... volentes, ut, quidquid auri in supradictis fluminibus sive in rivis ac universis fundis eorundem invenerit et quidquid invenerit argenti in mantanis, hec ad suam suorumque iure feodali ... cedant utilitatem. 267 Siedlungsgeschichte, S. 395. 268 Zähringen, S. 502.
VIII. Das Todtnauer Revier
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b) Überlegungen zum Beginn des Todtnauer Bergbaus aa) Die Urkunden von 1234 als Grundlage für Bergbau in Todtnau? Der Wortlaut der drei von Feger - auch nur als Indizien - für den Beginn des Bergbaus angeführten Schriftstücke läßt den Bergbau vor 1234 allenfalls vermuten, aber nicht als wahrscheinlich erscheinen. In den beiden Februar-Urkunden ist lediglich allgemein von den Bergwerken des Breisgaus die Rede. Todtnau wird nicht ausdrücklich erwähnt. Allerdings läßt sich einwenden, daß auch keine anderen Bergwerke ausdrücklich genannt sind, die erwiesenermaßen bereits betrieben wurden. Hieraus jedoch schon auf Bergbau im Wiesental zu schließen, überzeugt nicht. Auch die Urkunde vom 14. Juli 1234 hält bei kritischer Betrachtung nicht als Grundlage für einen Bergbau bei Todtnau zu dieser Zeit stand. Schon die namentliche Aufzählung der Flüsse, in und an denen das Bergregal an Egen V. verliehen wurde, läßt starke Zweifel daran aufkommen, daß das Wiesental davon überhaupt erfaßt war. Mit dem Fluß Wisen war nämlich vermutlich nicht die Wiese, sondern der Wiesbach bei Eisenbach im östlichen Schwarzwald gemeint. 269 Weiterhin spricht ein grammatischer Einwand gegen diese Annahme. Die Formulierung quidquid auri ... invenerit et quidquid invenerit argenti ist als zukunftsbezogen zu verstehen. Das unbestimmte quidquid und die Futurform invenerit (was auch immer er gefunden haben wird) lassen erkennen, daß Heinrich dem Grafen hier völlig unspezifisch und pauschal für die Zukunft die Befugnis einräumen will, die genannten Flüsse, Bäche und Berge zur Suche nach Gold und Silber ausbeuten zu lassen, falls sich dazu die Möglichkeit ergeben sollte. Zur Zeit der Verleihung muß diese aber noch keineswegs bestanden haben. Nach alledem bietet damit auch die Juli-Urkunde von 1234 von ihrem Inhalt und Wortlaut her keinen klaren Anhaltspunkt für Bergbau in Todtnau bis zu diesem Zeitpunkt. bb) Die Hintergründe der Urkunden von 1234 Gegen die Möglichkeit eines zähringischen Bergbaus in Todtnau sprechen auch die Herrschaftsverhältnisse und historischen Zusammenhänge vor 1234, in denen die drei fraglichen Dokumente stehen. 269 Hefele, FUB I Nr. 54, Anm. 2 und Büttner, Egino, S. 42. Hefele identifiziert die Wisen und auch den anderen erwähnten Fluß Renchental nicht mit der Wiese und der Rench, sondern als Wiesbach bei Eisenbach und Rengental bei Schollach, auf deren Nähe zueinander er besonders hinweist. In diesem Gebiet betrieb Egen V. engagiert die Erschließung, Büttner, S. 21. Zum anderen verweist Hefele darauf, daß die Freiburger zwar im Renchtal Herrschaftsrechte besaßen, nicht jedoch im Wiesental. Rengental und Wiesbach dagegen hätten im ehemals zähringisehen, später urach-fiirstenbergischen Machtbereich gelegen, vgl. auch Büttner, S. 26. Auf Bergbau in dieser Gegend verweisen ders., S. 21 und Hefele.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Es steht fest, daß die Grafen von Freiburg seit 1309 als Bergherren in Todtnau auftraten. 270 Geht man hypothetisch davon aus, daß der Bergbau älter ist als 1234 und vielleicht sogar schon zu zähringischer Zeit begonnen hat, so muß die Bergherrschaft auf jeden Fall vor 1309 auf die Freiburger Grafen übergegangen sein. Die einzigen Quellen, die auf einen solchen Übergang hinweisen könnten, sind die Urkunden vom 1. und 15. Februar sowie vom 14. Juli 1234. Die beiden Dokumente vom Februar sind Ausdruck eines Streits zwischen Graf Egen von Freiburg und Markgraf Hermann V. von Baden, der wohl als Vormund der minderiährigen Söhne des verstorbenen Markgrafen Heinrich von Hachberg auftrat271 , um - nach dem Aussterben der Zähringer - vor dem königlichen Hofgericht die Ansprüche seiner Neffen auf ihre Regalrechte im Breisgau geltend zu machen. Folglich muß Graf Egen zu diesem Zeitpunkt im Besitz dieser Rechte im Breisgau gewesen sein. Hierzu hätten dann auch die Todtnauer Gruben zählen müssen, falls sie bereits in Betrieb waren. Dies erscheint bei eingehender Überlegung kaum denkbar. Daß Graf Egen vor 1234 bereits in verschiedenen Revieren des Breisgaus das Bergregal innehatte, erklärt sich aus seiner Rolle als Zähringer-Erbe. Nach deren Aussterben hatte er zunächst auch ihre Bergherrschaft übernommen, bis sie ihm streitig gemacht wurde. In Todtnau hätte er jedoch aufgrund der dortigen Herrschaftsverhältnisse das Bergregal nach 1218 kaum erwerben können. Kaiser Friedrich 11. hatte die Vogtei über St.Blasien als ehemaliges Reichslehen nach dem Tod des letzten Zähringers Berthold V. an sich gezogen272 , als Teil seiner Bemühungen, besonders im Breisgau verlorenes Reichsgut zurückzugewinnen und seine Macht auszudehnen. Hieraus erklärt sich der heftige Streit zwischen dem Kaiser und den Freiburger Grafen, die ihre Erbschaftsrechte geschmälert sahen. 273 Die Untervogtei über Todtnau und Schönau verlieh Friedrich, wie schon sein zähringischer Vorgänger, an die Herren von Staufen. 274 Diese konnten noch mehr als 100 Jahre lang dieses Amt im Tal behaupten. 275 Wäre der Bergbau unter zähringischer Herrschaft im Todtnauer Tal bereits im Gange gewesen, hätte Kaiser Friedrich zweifellos zunächst mit der Vogtei 270 Dies wird in der ältesten überlieferten Verleihungsurkunde für den südlichen Schwarzwald deutlich (OLA 11/4762; Abdruck bei Hefele, FUB 111 Nr. 162; Trenkle, Entwicklungsgeschichte, S. 72; Gothein, Beiträge, ZOO NF 11 4 (1887), S. 445 f.). 271 Fester, Regesten Baden / Hachberg, Nr. 336, 337, h 1. 272 Dieser von Schulte begründeten Vennutung folgt H~ck, Zähringen, S. 504 mwN., und auch Oll, Vogtei St.Blasien, in: ZOO 113 NF 74 (1965), schließt sich ihr an, S. 3D, Anm. 7. 273 H~ck, Zähringen, S. 492 ff. 274 Bader, Thalverfassung, S. 197 Cf. (200 ff.). 275 Die vogteilichen Rechte wurden jedoch von der zunehmend selbstbewußteren Talgemeinde immer mehr eingeschränkt, vgl. Feger, Siedlungsgeschichte S. 401 Cf.
VIII. Das Todtnauer Revier
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auch die Bergherrschaft an das Reich gezogen. Es erscheint aufgrund des gespannten Verhältnisses zwischen ihm und den Freiburger Grafen ausgeschlossen, daß die Freibuger im Bereich der sanktblasischen Grundherrschaft in der Lage waren, unmittelbar in die vermuteten Bergrechte der Zähringer einzurücken. Dies hätte der Kaiser sicherlich zu verhindern gewußt. Daher wäre es nur denkbar, daß der Kaiser die Bergherrschaft entweder beim Reich behielt, oder aber, daß er sie, wie die Vogtei, ebenfalls den Staufenern als Reichslehen überließ. Die dritte Möglichkeit bestünde darin, daß der Freiburger Graf belehnt wurde. Aber gerade sie ist wohl die unwahrscheinlichste angesichts des Verhältnisses zwischen Graf und Kaiser und hätte am ehesten einen Niederschlag in den Quellen gefunden. Somit stellte sich die Situation vor der Verhandlung des Hofgerichts so dar, daß Graf Egen von Freiburg als Zähringer-Erbe zwar Inhaber des Bergregals in weiten Teilen des Breisgaus war, aber die Herrschaft über den vermuteten Todtnauer Bergbau nicht ausgeübt hat. Wenn die Todtnauer Gruben jedoch beim Reich verblieben oder an die Staufener verliehen worden wären, so daß sie vom Streit zwischen Graf und Markgraf ausgenommen blieben, dann wäre dies in der Urkunde von 1234 zum Ausdruck gekommen. Daß dies nicht der Fall ist, sondern daß sich der König bei der Verhandlung in Frankfurt völlig unbeteiligt verhielt, wäre damit leicht erklärt, daß es in Todtnau im Jahre 1234 noch keine Erzgruben gab. Die klare und eindeutige Entscheidung des Streitfalls durch den König zugunsten des Baseler Bischofs und die zwei Wochen später erfolgende königliche Bestätigung der Beleihung des Grafen von Freiburg durch den Bischof mit dem Bergregal im gesamten Breisgau276 können deshalb ebenfalls als deutliche Indizien dafür angesehen werden, daß der König keine eigenen Interessen in dem Streit beachten mußte, weil es in Todtnau noch keine Bergwerke gab. Für ihn war die Angelegenheit erledigt, nachdem der Bischof plötzlich in der Verhandlung seine Rechte an den Bergwerken im Breisgau nachweisen konnte. Auch aus dem historischen Zusammenhang ergibt sich also, daß vor 1234 kein Bergbau in Todtnau betrieben worden sein kann. Die Erwähnung der Wisen im Zusammenhang mit Bergbau in der Urkunde vom 14. Juli 1234 steht dem nicht entgegen. Selbst wenn es sich hierbei tatsächlich um die Wiese gehandelt haben sollte, ist die Wirksamkeit dieser Urkunde zweifelhaft. Es fällt auf, daß die Freiburger Grafen sich nie hierauf stützten, sondern immer nur auf die Baseler Verleihung. 277 Wahrscheinlich 276 Näher hienu Heyck, Zähringen, S. 500 f. 277 28. Sept. 1295 (Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 80): OrafHeinrich von Freiburg tut kund, das ich mit den Silberbergen, die ich han ze Brisgoewe, die min lehen sint \Ion dem bistuome ze Basel, enhein ding tuon sol, das seinen Bruder Egen beeinträchtigen würde. 16. Juli 1300 (ZGO 19, S. 84): Graf Egen von Freiburg reversiert, daß er die Töchter seines Bruders an
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
sah Graf Egen die Urkunde tatsächlich nur "als theoretischen Schritt in der erstrebten Rückerlangung der zähringischen Reichslehen"278 an, denn die Verleihung fiel in die Zeit der Auflehnung Heinrichs (VII.) gegen seinen Vater, Kaiser Friedrich 11. Graf Egen nutzte wohl die Gunst der Stunde, Vater und Sohn zu seinem Vorteil gegeneinander auszuspielen. Nach der Absetzung des Königs durch Friedrich 11. verzichteten die Freiburger dann klugerweise auf die Geltendmachung der Ansprüche. cc) Ergebnis Der Beginn des Todtnauer Bergbaus dürfte wesentlich später anzusetzen sein als bisher angenommen wurde und erst in die zweite Hälfte des 13 . Jahrhunderts fallen. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten eindeutigen Quellenbelege. 279 Der neue Wirtschaftszweig blühte dann allerdings rasch auf und erreichte in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts seinen Höhepunkt280 , denn aus dieser Zeit ist eine Vielzahl von Verleihungsurkunden überliefert. 28 !
C. Die Bergherrschaft der Freiburger Grafen
Ausnahmslos stammen diese Urkunden von den Grafen von Freiburg, die die Bergherrschaft in Todtnau ununterbrochen ausübten. Zum Dieselmuter Bergweistum erschienen 1372 auch Todtnauer Bergleute, und noch 1396 verlieh Graf ConradBergwerke am Eyterberg, wohl in der Nähe von Aitem, einem Dorf bei Schönau. 282 Sie haben also sehr wahrscheinlich den Bergbau dieses Gebiets von seinem Anfang an kontrolliert. Auffällig ist, daß die Grafen das Revier Todtnau in die Beleihungsurkunden aufnehmen ließen, die sie von 1394 bis 1423 283 vom Baseler Bischof für sich und die Hachberg-Sausenberger Markgrafen über ihr Breisgauer Bergregal erhielten. Dies deutet darauf hin, daß sich die Grafen auch für dieden si/berbergen, die wir unde ir \latter, unser bruoder, \Ion dem bischtuom ze Basel han ze lehen nicht beeinträchtigen wolle. 278 Heyck, Zähringen, S. 501.
279 Für das Jahr 1288 ist der Wunsch der Bergleute, eine Steinkirche zu bauen,überliefert, der von St.Blasien zunächst skeptisch aufgenommen wurde. Feger deutet die Zurückhaltung damit, daß dies gerade auf die Neuartigkeit des Bergbaus zurückzuführen sei, dessen Erfolg man noch mißtraute (Siedlungsgeschichte, S. 395 f.) 280 So auch Feger, Siedlungsgeschichte, S. 396. 28! Insgesamt neun Übertragungen von Bergwerkslehen durch die Freiburger Grafen sind dokumentiert. 282 GLA 1114765. Bei Krieger, Topographisches Wörterbuch, findet sich kein Nachweis zum Eyterberg. 283 Weitere, im wesentlichen gleichlautende Bestätigungen erfolgten in den Jahren 1400, 1412, 1418 und 1423, siehe näher oben, IV.E., Anm. 104.
VIII. Das Todtnauer Revier
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ses Gebiet, in dem sie das Regal nie verliehen bekommen hatten, eine rechtlich abgeleitete Stellung verschaffen wollten, als ihr Einfluß schwand. Sie stützten sich deswegen, als ihre Rechte bedroht wurden, auf die Verleihung vom 15. Februar 1234, obwohl der Baseler Bischof spätestens seit seiner Verdrängung aus der sanktblasischen Vogtei im Schönauer Tal keine Besitzungen mehr hatte und die Todtnauer Gruben zu jener Zeit noch gar nicht existierten. Anzunehmen ist, daß die Grafen von dem Machtvakuum in diesem Gebiet profitieren konnten, das dort nach dem Aussterben der Zähringer noch lange bestand. Wie bereits erwähnt, hatte Friedrich 11. die Vogtei über St.Blasien nach Bertholds V. Tod als ehemaliges Reichslehen an sich gezogen, so daß das Kloster zu einer Zeit reichs~nmittelbar wurde, als es während einer lan~en Periode - bis zum Ende des Interregnums - keine starke Reichsgewalt gab. 84 Im Schönauer Tal hatte Friedrich die Staufener mit der Untervogtei belehnt. Die Freiburger Grafen nutzten somit die ungefestigten Machtverhältnisse, um sich als Bergherren zu etablieren. Gegen das schutzlose St.Blasien als Grundherren vermochten sie sich dabei ebenso durchzusetzen, wie gegen die denkbare Konkurrenz der Schönauer und Todtnauer Vögte, bei denen es sich ohnehin um ihre eigenen Dienstmannen handelte. Schon aus diesem Grund war von diesen kaum Konkurrenz beim Erwerb der Herrschaft über die neuentdeckten Gruben zu erwarten. 285
D. Der Übergang der Bergherrschaft auf Habsburg-Österreich Faktisch ging die Bergherrschaft im gesamten Breisgau, also auch in Todtnau, seit Beginn des 15. Jahrhunderts auf Habsburg-Österreich über. Sieht man von der Anordnung Herzog Friedrichs von 1412 für das Münstertal ab, so muß allerdings festgestellt werden, daß die Habsburger Bergherrschaft erstmals im Jahre 1438, also nach der letzten Lehensbestätigung für die Freiburger und Hachberg-Sausenberger greifbar ist, die von 1423 datiert. Damals mußten die Froner zuo der bach in Todtnau in ihrer Bergwerksordnung festschreiben, die Rechte ihrer österreichischen Herrschaft nicht anzutasten und zu wahren. 286 Es kann also nicht völlig ausgeschlossen wer284 Vgl. zum Problem des Übergangs der sanktblasischen Vogtei auf das Haus Habsburg die Forschungen von Oft, der unlängst bemerkte, daß "die dürftige Quellenlage apodiktische Aussagen zum Problem der Klostervogtei St.Blasiens" verbiete und zu dem Ergebnis kam, "daß zur Zeit König Rudolfs von Habsburg ... die Stellung der Schwarzwaldabtei in Hinsicht auf das Reich und auf die Landesherrschaft der Habsburger völlig offen" war. Allerdings sei anzunehmen, daß im Zusammenhang mit der Königshemehaft der ersten Habsburger allmählich die Translation der Klostervogtei in endgültigen habsburgischen Besitz erfolgte, wobei ihnen die schwebende Rechtsstellung des Klosters zugute gekommen sei, das kein Privileg besaß, woraus es seine Reichsunmittiebarkeit hätte ableiten können. 285 Anders als im Münstertal waren die Staufener im Todtnauer Revier selbst nicht Inhaber des Bergregals gewesen. 286 25.4.1438; Trenkle, Entwicklungsgeschichte, S. 76 f.: Der ersten soellent vorus unser gnedigen herschafft von Oesterrich alle ir herlikeit, alte recht und gewonheit behalten sin.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
den, daß der Herrschaftsübergang sich in Todtnau erst später als um die Jahrhundertwende vollzog. Die Erzherzöge ließen ihre Bergherrschaft fortan durch ihre Bergvögte oder Bergrichter ausüben. Die Vogtei über das Kloster St.Blasien, das die Grundherrschaft in Todtnau behielt, lag bei den in Waldshut ansässigen Waldvögten.
IX. Das Oberrieder Tal und das Revier Hofsgrund A. Der Bergbau an der Nordflanke des Schauinslandes Eine eingehende Darstellung der Verhältnisse im Oberrieder Tal mit dem Revier Hofsgrund hat unlängst Schlageter gegeben. 287 So wie das gesamte Dreisambecken östlich von Freiburg gehörte auch das Oberrieder Tal seit dem 8. Jahrhundert zur Grundherrschaft von St. Gallen. 288 Als Vögte erschienen vor 1237 die Herren von Tengen. 289 Eindeutige Hinweise auf Bergbau an der Nordseite des Schauinslandes gibt es bis ins 14. Jahrhundert nicht. Ob die Zähringer Herzöge ihn bereits vorantrieben und die Regalherrschaft ausübten, muß daher offen bleiben. Schlageter deutet aber die Möglichkeit an, daß sie bereits von Willnau aus erste Versuche des Erzabbaus gemacht haben könnten, als sie dort um die Wende zum 13. Jahrhundert die Vogtei und Regalherrschaft innehatten. Weiterhin vermutet er, die Beleihung des Grafen Egen von Freiburg am 14. Juli 1234 durch König Heinrich (VII.)29O, u.a. mit der Dreisam und den angrenzenden Bergen zur Gold- und Silbergewinnung, könnte an die vorherige Regalherrschaft der Zähringer anknüpfen. 291 In diesem Dokument sei dann ein früher erster Beleg für Bergbau in den Oberrieder Bergen zu sehen. Gegen die Urkunde vom 14. Juli 1234 sprechen jedoch die bereits angeführten Gesichtspunkte, so daß ihr Aussagewert eher gering einzuschätzen ist. Allenfalls die von Schlageter angeführten Dokumente von 1289 und 1293 292 lassen erstmals einen Bergbaubetrieb erkennen. 287 Bergbau, S. 139 ff. 288 Näher hierzu Büttner, Zähringer, S. 10. 289 Schlageter, Bergbau, S. 139. 290 He/eie, FUB I Nr. 54.
291 Der Gedanke findet sich auch bereits bei Gothein, Wirtschaftsgeschichte, S. 588, und Heyck, Zähringen, S. 501. Daß das Kloster Oberried Gewinn aus dem Bergbau gezogen habe, wie von Schwarz, Untersuchungen, S. 24, behauptet, erscheint angesichts der Herrschaftsverhältnisse eher unwahrscheinlich.
292 Bergbau, S. 142 f. 1289 wurde von zwei Snewlin-Briidern an das Kloster Oberried die "Rüti", das heutige Hofsgrund, hinter der Schlageter einen Silberhof vermutet, übertragen.
x. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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B. Die Bergherrschaft der Grafen von Freiburg und der Übergang an Habsburg-Österreich Im 14. Jahrhundert erschienen die Grafen von Freiburg als Bergherren im Revier Oberried-Hofsgrund, in dem sie einen eigenen Bergvogt einsetzten. 293 Ab etwa 1400 übernahm Habsburg-Österreich die Bergherrschaft. 294 Die durch den Bergbaubetrieb eingeschränkte und immer wieder in Frage gestellte Grundherrschaft lag bei dem Oberrieder Kloster St.Wilhelm295 , dessen Vogtei bis ins 15. Jahrhundert die Familie Snewlin innehatte. 296 Zu dieser Zeit allerdings waren die Oberried-Hofsgrunder Gruben wohl bereits nicht mehr in Betrieb. 297
x. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal im Breisgau A. Das Problem Ein bislang nicht befriedigend gelöstes Problem der Herrschaftsstruktur und des Bergbaurechts im hoch- und spätmittelalterlichen Breisgau liegt im Verhältnis des Wildbanns oder Jagdregals298 zum Bergregal. Die Meinungen gehen darüber auseinander, ob diese beiden Rechte unabhängig nebeneinander standen, oder ob der Wildbann das Bergregal umfaßte. Wollte man die Herrschaftsverhältnisse im Bergbau umfassend klären, müßten für diesen Fall auch Schriftstücke herangezogen werden, in denen nur vom Wildbann die Rede ist.
Einen klareren Hinweis enthält das Dokument von 1293, als 17 Personen für 100 Mark Silber die Waldnutzung überlassen wurde, sehr wahrscheinlich zum Betrieb von Schmelzwerken. 293 Schlageter, Bergbau, S. 149. 294 Stülpnagel, Kreisbeschreibung IVI S. 45l. 295 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 1111 S. 451. Zu den Besitzungen des Wilhelmitenklosters vgl. auch Stülpnagel, Kreisbeschreibung IV2, S. 770 f., 773. Erneut ist darauf hinzuweisen, daß die Ansicht Nehlsens, die Freiburger Grafen hätten aufalligerweise überall dort die Bergherrschaft gehabt, wo sie auch Grundherren waren (Snewlin, S lOS, Anm. 88), für Oberried genausowenig zutrifft wie für Todtnau. 296 Stülpnagel, Kreisbeschreibung 11/2, S. 771. 297 Schlageter, Bergbau, S. ISS, 159, 163. 298 In fränkischer Zeit bezeichnete nach Schröder / Künssberg, Dt. Rechtsgeschichte, S. 209 der Wildbann lediglich die Form des allg. Forstregals, in der nur Jagd und Fischerei vorbehalten wurden. Dem entspricht noch die Verleihung von 1008, in der vom bannum nostrum bestiarum die Rede ist. 1234 allerdings ging es bereits um die Aufsicht und Verwaltung der Wälder insgesamt (custodia silvarum), also wohl auch um das Holzschlagsrecht, so daß der Begriff Wildbann im Breisgau eher als Forstregal im umfassenden Sinne zu verstehen ist.
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1. Kap.: Oie Herrschaftsverhältnisse
B. Der Meinungs- und Forschungsstand
a) Die allgemeine (rechts-)historische Literatur Nur in wenigen allgemein-(rechts-)historischen Darstellungen wird auf den von Bergregal und Wildbann näher eingegangen. Von einer strukturellen Ahnlichkeit des Bergregals mit dem Wildbann gehen Schröder / Künssberg aus, allerdings ohne die Frage nach einer möglichen Zusammengehörigkeit zu vertiefen. 299 Ähnlich äußern sich auch Schwerin / Thieme. 3OO Achenbach weist auf Formulierungen in Weistümern hin, aus denen sich auf eine Verbindung von Wildbann und Bergregal schließen läßt. 301 Zusammenh~g
b) Die landesgeschichtliche Literatur Gothein vertritt die Auffassung, Wildbann und Bergregal seien ursprünglich voneinander getrennte Rechte gewesen, die aber im Breisgau seit der Vereinigung beim Bistum Basel nach 1028 immer miteinander verbunden geblieben und als Einheit betrachtet worden seien. 302 Dieser Auffassung schließt sich Schlageter an, der davon ausgeht, daß bei urkundlicher Nennung des Wildbanns im Münstertal während des 14. Jahrhunderts das Bergregal stets mit zudenken sei. 303 Demgegenüber hat sich unlängst Lichdi dafür ausgesprochen, daß der Wildbann im Breisgau zum Zubehör des Bergbauregals geworden sei. 304 Für das 16. Jahrhundert scheint es aber gesichert, daß der zur Burg Keppenbach gehörende Wildbann auch das Bergregal umfaßte. 305 Nehlsen hat Anhaltspunkte dafür entdeckt, die auch für das 15. Jahrhundert vermuten lassen, daß sich hinter einer Erwähnung des Wildbanns das Bergregal verbarg. 306 Für das 14. Jahrhundert läßt er diesen Schluß jedoch offen. 307 In seiner Darstellung der Entwicklung der Landeshoheit im Breisgau behandelt Fehr Jagd- und Bergregal getrennt, obwohl er auf die parallele 299 Ot. Rechtsgeschichte, S. 585. , 300 Ot. Rechtsgeschichte, S. 162, Arun. 4. 301 Bergrecht, S. 90 ff.: den wildfang auf der erden und in der erden. Vgl. die ähnlich lautende Fonnulierung in einer Lehnsbestätigung vom 12. Juni 1412 für die Bruder Snewlin, auf die Nehlsen, Snewlin, S. 109, Arun. 115 aufmerksam macht: [tem die wildtpänn ... ob der Erd und darunter. 302 ZGO N.F. 11 4, S. 387. 303 Bergbau, S. 136, 137. 304 Basel und Zähringen, S. 20 f.
305 Bader, Freiamt, S. 39 für das Jahr 1553. Zu einem ähnlichen Ergebnis für eine ganz andere Gegend gelangt Kaspers, Comitatus nemoris, S. 187, 137 in seiner Untersuchung über die Waldgrafschaft zwischen Maas und Rhein. 306 Vgl. oben, Arun. 208. 307 Snewlin, S. 108, Arun. 115.
X. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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Entwicklung beider Rechte hinweist. Eine eingehende Untersuchung des Verhältnisses nimmt er jedoch nicht vor. 308 Häuser berührt das Thema in seiner Dissertation über "Die geschichtliche Entwicklung des Schwarzwälder Bergrechts" nicht. Auch Trenkle, der lediglich die Bergregalentwicklung beschreibt, geht auf die Problematik nicht ein. 309
C. Untersuchung des für den Bergbau und den Wildbann des Breisgaus einschlägigen Urkundenmaterials Es soll im folgenden versucht werden, durch eine Untersuchung des einschlägigen Urkundenmaterials aus dem 13., 14. und beginnenden 15. Jahrhundert nähere Aufschlüsse über das Verhältnis von Wildbann und Bergregal im Breisgau zu erzielen. Dies ist Voraussetzung dafür zu erkennen, ob sich auch der Teil des gesamten Quellenmaterials zur Gewinnung von Aussagen über die Herrschaftsverhältnisse im Bergbau heranziehen läßt, in denen ausschließlich vom Wildbann die Rede ist. Entgegen dem Wortlaut entsteht bei einigen von ihnen aufgrund des Inhalts und Zusammenhangs mit anderen Quellen die Vermutung, daß sich auch hinter ihnen das Bergregal und die Bergbauberechtigung verbirgt. Auf diese Weise könnte die Materialbasis erweitert werden, auf deren Grundlage Erkenntnisse über die Bergherrschaft und das Bergrecht zu erwerben sind. Unstreitig hierzu verwendbar sind solche Urkunden, in denen ausschließlich vom Bergregal oder von Bergwerken die Rede ist und auch diejenigen Quellen, in denen die Silberberge und Wildbänne, in dieser oder umgekehrter Reihenfolge, nebeneinander aufgeführt werden. Ausgangspunkt der Untersuchung soll der Wortlaut der einzelnen Quellen sein. Darüberhinaus werden der Sinn und besonders der Zusammenhang mit anderen Urkunden geprüft. Eine weitere Annäherung an unser Prüfungsziel soll durch eine Betrachtung der Quellen bei Unterstellung des hypothetischen Zusammenhangs des Bergregals mit dem Wildbann versucht werden. Es könnten sich hierbei Widersprüche ergeben, die eine Verknüpfung unwahrscheinlich machen. Vielleicht läßt sich aber auch feststellen, daß solche Widersprüche bei diesem Verfahren völlig fehlen. Zu beachten wäre es weiterhin, wenn durch eine solche Unterstellung Erklärungen für Zusammenhänge gefunden würden, die sich sonst nicht deuten lassen. Zu prüfen ist auch, ob ein Zusammenhang zwischen Bergregal und Wildbann durchgängig oder lediglich auf bestimmten Ebenen bestand, beispielsweise lediglich auf der Ebene der Regalinhaber , während auf darunter liegen308 Landeshoheit, S. 131 ff. 309 Schwarzwälder Industrie, S. 13 ff. 6 Tubbesing
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
den Stufen eine Aufspaltung stattfand. Auch muß untersucht werden, ob wirklich bei allen Wildbannverleihungen das Bergregal mit erfaßt sein konnte. Für Wildbänne in Gegenden ohne nachgewiesene Bergbautätigkeit ist dies nur schwer vorstellbar, so daß möglicherweise aufgrund der Bezugsgebiete der Urkunden differenziert werden muß, ob das Bergbaurecht umfaßt war oder nicht. Besonders diejenige Urkundengruppe, in der nur vom Bergregal die Rede war, könnte zunächst darauf schließen lassen, daß Bergregal und Wildbann als Rechte immer unterschieden wurden. Während des gesamten von der Untersuchung erfaßten Zeitraums finden sich durch Herrschaftsträger ausgestellte Urkunden, die ausschließlich das Regal zum Gegenstand hatten oder auf ihm beruhten: Urteile, Verleihungen durch und an Herrschaftsträger, Bergrechtsteilungen und -übertragungen, Beleihungen von Bergbau-Gewerkschaften, Unterverleihungen und Verpfändungen. Auch bei den Urkunden der Gruppe, in der Bergregal und Wildbann nebeneinander erwähnt wurden, muß zunächst geschlossen werden, daß es sich um verschiedene Rechte handelte. Allerdings kann ein pleonastischer Wortgebrauch in diesen Quellen nicht ausgeschlossen werden3fO , so daß die silberberge und wiltbenne dieser Urkunden und die wiltbenne der dritten, kritischen Quellengruppe möglicherweise nichts Unterschiedliches bedeuteten. So wird das Augenmerk vor allem auf die Untersuchung der Urkunden gerichtet sein, in denen lediglich das Wildbannrecht erwähnt wird, aber auch auf diejenigen, in denen es zusammen mit dem Bergregal erscheint.
a) Die Urkunden für die gräflich Freiburger Bergbaugebiete Der Wildbann311 , den Bischof Adalbero von Basel im Jahre 1008 von König Heinrich 11. im Breisgau verliehen bekam, lag innerhalb der Grenze, die sich von Tiengen ost- und nordwärts über Uffhausen, Adelhausen, Wiehre, Herdern, Zähringen bis Gundelfingen am Schwarzwaldrand erstreckte, von dort nach Nordwesten über Vörstetten, die Ödung Thiermondingen, Reute nach Bötzingen verlief, dann der Dreisam flußaufwärts folgte bis zur Mündung des Flüsschens oder Baches ramesaha312 und diesem wieder bis Tiengen. 313 Die Gruben314 , die 1028 verliehen wurden, befanden sich somit außerhalb dieses Gebiets. Die Verbindung des Baseler Bergregals und Wildbanns und die Erweiterung auf den gesamten Breisgau 310 Nehlsen, Snewlin, S. 108, Anrn. 115. 311 bannum nostrum bestiarum.
312 Möglicherweise der heutige Mühlbach; bei Krieger. Topographisches Wörterbuch, findet sich kein Nachweis. So auch Zotz, Breisgau, S. 197 und Lichdi, Basel und Zähringen, S. 15. 313 Den Hintergrund beschreibt eingehend Zotz, Breisgau, S. 195 ff. Vgl. unlängst auch Lichdi, Basel und Zäh ringen, S. 14 ff. 314 venas etfossiones argenti; gleichlautende Formulierung in den Bestätigungen von 1040, 1073 und 1131.
x. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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erfolgte erst durch die Königsurkunde vom 15.2.1234315 , obwohl sich der ursprüngliche Streit zwischen Graf Egen von Freiburg und Markgraf Hermann von Baden ausschließlich um die Silberberge gedreht hatte. Da der Bischof im Königsgericht neben den alten Bergrechtsverleihungen und der Urkunde Friedrichs I. von 1154316 besonders die etwa 1170 entstandene Fälschung der Papsturkunde von 1139311 vorlegte, wurden ihm beide Rechte zusammen königlich bestätigt. In der Formulierung der Urkunde begegnet uns zum ersten Mal das Problem des Verhältnisses von Bergregal und Wildbann: es stellt sich die Frage, ob sich der Zusatz que vulgariter wiltban dicitur nur auf custodia silvarum oder auch auf argentifodina erstreckte. Angesichts der Tatsachen, daß sich die Grafen nur um die Silberberge gestritten hatten, daß um 1230 der Baseler Bischof noch davon ausging, das Bergrecht stelle ein eigenständiges Recht dar318 und daß noch nahezu siebzig Jahre vergehen sollten, bis Silberberge und Wildbänne erneut gemeinsam in einer Urkunde erwähnt wurden319 , erscheint es unwahrscheinlich, daß bereits in der Urkunde vom 15. Februar 1234 zum Ausdruck gebracht werden sollte, daß der wiltban auch die argentifodina einschloß. Auch in der - wenn auch zweifelhaften - königlichen Verleihung vom 14. Juli 1234 und in dem Streit des Jahres 1265 ist lediglich von den Bergen, nicht von einem Wildbann in dem betreffenden Gebiet die Rede. Die Quellen des 13. Jahrhunderts lassen somit eine Zusammengehörigkeit des Bergregals mit dem Wildbann nicht erkennen. In dem Streit zwischen den Freiburger Grafen Egen und Heinrich bzw. ihren Nachfolgern um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert, der sich bis 1349 hinzog, ist ausschließlich von den Silberbergen die Rede. In diese Zeit fiel die Abdankung Graf Egens zugunsten seines Sohnes Conrad. Im Jahre 1316 übertrug er diesem als Zubehör zu der Herrschaft Freiburg die berge und wiltbenne. In der Urkunde versprach Egen, speziell die Bergwerksverleihungen anzuerkennen, die Conrad oder sein Vogt bis dahin bereits vorgenommen hatte. 320 Bergregal und Wildbann stehen bei allen diesen Vorgängen nebeneinander. Aus diesen Urkunden läßt sich auch erkennen, daß über das Bergregal Verfügungen vorgenommen werden konnten, ohne daß dies den Wildbann berührte. Dies bestätigt sich in all den zahlreichen Bergwerksverleihungen und Verpfandungen des 14. Jahrhunderts, in denen nur von den jronebergen bzw. silberbergen die Rede ist, niemals von den Wildbännen.
315 argentifodinis et custodiis silvarum per Briscawgeam, que vulgariter wiltban dicitur. 316 ... in omni loco episcopatus tuifodiendi argentumfacere argentarias. 317 cunctas venationes et argenti fodinas sive sint invente sive inveniantur. 318 S.o. IV.A.a.
319 31.3.1316: berge und wiltbenne als Teil der Herrschaft Freiburg, die Graf Egen an seinen Sohn Conrad abtrat (Hefeie, FUB III Nr. 402). 320 ... was er (Conrad) ouch oder sine voegte unzehar berge verluhen hant. 6'
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Auch als Gräfin Margaretha von Straßberg 1329 den Freiburger Schultheißen Snewlin Bernlapp mit der Verleihung ihrer Silberberge bei St. Ulrich bevollmächtigte, wurde der Wildbann nicht angesprochen. Erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts tauchen die Urkunden der Kategorie auf, die die geschilderten Probleme aufwerfen. Im April 1351 321 entschieden Bischof Johannes von Basel und sein Lehengericht noch, daß den Grafen Friedrich und Egen III. von Freiburg jeweils die Hälfte der lehen, der wildbennen und der silberbergen zustehe. Kurz darauf, im Mai, einigten sich die beiden allerdings, sich gejenseitig freie Verfügung von der wiltbenne wegen in Brisgoewe einzuräumen. 22 Die Frage, ob hiermit auch die Silberberge gemeint sind, kann aus dem Wortlaut dieser Urkunde nicht beantwortet werden. Aufgrund des engen zeitlichen und sachlichen Zusammenhangs mit der April-Urkunde ließe sich die These von der Zusammengehörigkeit beider Rechte allerdings wohl nur halten, wenn die pleonastische Verwendung von wildbennen und silberbergen und demnach die Verbindung beider Rechte für die Zeitgenossen völlig unzweifelhaft war, so daß fast willkürlich einmal das eine, einmal das andere verwendet werden konnte, ohne daß irgendwelche Zweifel am Gemeinten entstanden. Auch als Graf Friedrich im Dezember 1356 von seiner freien Verfügungsgewalt Gebrauch machte und die halben wiltbenne in Brisgow an den Markgrafen Heinrich von Hachberg verlieh323 , kann man noch nicht erkennen, ob hier mehr als nur die Wildbänne übertragen wurde. Allenfalls schwache Indizien hierfür lassen sich dann erst aus dem Urteil gewinnen, das Bischof Johannes 11. von Basel im März des folgenden Jahres aussprechen mußte324 , nachdem Graf Egen die Beleihung des Markgrafen durch seinen Bruder vor dem Lehengericht angegriffen und eine Verletzung seines Erbrechts behauptet hatte. In dem Urteilsspruch ist zwar ausdrücklich von den umstrittenen wiltbennen die Rede, die ein Baseler Lehen seien und die Egen und sein Bruder von ihrem Vater geerbt hätten. Deswegen mußte Markgraf Heinrich sie auch wieder herausgeben. Unter anderem aber entschied das Lehengericht, Markgraf Heinrich müsse widergeben alles, daz er ingenomen hetti von den vorgenanten wiltbennen und weiter unten, daß er wider gebe, was er dar von genossen hette, sit er sich ir underzoch. Zwar diente auch das Wildbannrecht seinem Inhaber, der für den König die Aufsicht über die Holzwirtschaft und die Bannforsten wahrzunehmen hatte325 ,
321 28.4.1351; Dambacher, Urkunden, ZOO 19 (1866), S. 229. 322 18.5.1351; Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 231. 323 13.12.1312; Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 237. 324 Dambacher, Urkunden, ZOO 13 (1861), S. 444 (Vidimus) und Dambacher, Urkunden, ZOO 19 (1866), S. 237. Um dieses Urteil handelt es sich wohl auch bei dem von Fester, Regesten Baden / Hachberg, h 424 für 1397 nachgewiesenen Urteilsbrief im Innsbrucker Staatsarchiv . Hierauf lassen die im Regest genannten Personen schließen. 325 Thieme, Regalien, S. 76.
X. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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dazu, Einnahmen zu erzielen326 , aber hinter diesen Formulierungen könnten sich auch die bergherrlichen Einnahmen durch Abgaben verbergen. Im Juni 1358 wurden die Bedingungen des Lehnsverhältnisses zwischen dem Bistum Basel und den Freiburger Grafen dann erneut festgelegt, wohl, um künftig derartige Streitigkeiten zu vermeiden. 327 Bestimmt wurde der Heimfall des Wildbannlehens, falls der Freiburger Graf ohne Leibeserben sterben sollte, und der Graf bestätigte, das Lehen nicht weiterzuverleihen. Ausdrücklich ist nur von dem lehen der wiltbennen ~uo Brisgoew die Rede, aber es verwundert, daß eine solch grundsätzliche Ubereinkunft tatsächlich nur für diese gegolten haben soll, und daß für die wichtigen Silberberge, die noch 1351 in einem Atemzug mit den Wildbännen genannt worden waren, keine derartige detaillierte Regelung getroffen wurde. Gerade dieser Vorgang also würde bei einem unterstellten Zusammenhang zwischen Bergregal und Wildbann einen praktischen Sinn machen, obwohl nicht verkannt werden darf, daß er dies auch täte, wenn es - dem Wortlaut der Urkunden von 1356 und 1357 entsprechend - tatsächlich nur um die Wildbänne ging. Die Klärung der lehensrechtlichen Verhältnisse und die Bestätigung der Baseler Herrschaft durch Graf Egen erfolgte wohl nicht zufallig nur eine Woche, bevor das Kapitel dem Grafen die Erlaubnis gab, für die Restschuld von 700 Mark Silber328 , die bei seinem Kauf der Stadt Freiburg von seiner Nichte Clara noch offen war, der Gräfin das Recht einzuräumen, jährlich 140 Pfund Pfennig329 Zins von den wiltbaennen einzuziehen. 33o Bereits drei Tage später, am 12. Juni 1358, gestattete die Gräfin ihrem Onkel allerdings, von den Einkünften der Wildbänne erstrangig 90 Gulden Florentiner33 ! an einen 326 Schwerin I Thieme, Dt. Rechtsgeschichte, S. 176. 327 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 239.
328 Große Geldsummen wurden idR. nach lötigem oder feinem Silber bezeichnet und berechnet (Mone, Münzwesen, S. 388), wobei die feine oder lötige Freiburger Silbermark nach Wielandt, Breisgauer Pfennig, S. 91, im Jahre 1533 rund 237,5 Gramm wog (er läßt es zwar dahingestellt, ob dieses Gewicht auch in früheren Zeiten gegolten hat, geht aber davon aus), nach Metz, Bodenrohstoffe, S. 3, nur 234,3 Gramm. Für unsere Zwecke soll es genügen, einen Mittelwert von 0,235 Kilogramm als Anhaltspunkt für die Größenordnung anzunehmen. Demnach hatte Gräfin Clara noch eine Forderung von 164,5 Kilogramm Silber gehabt mit dem damals üblichen Feingehalt von 964 °/00 (Wie/andt, Breisgauer Pfennig, S. 91). 329 Ein Pfund Pfennig bestand aus 20 Schillingen als Rechnungsmünze, ein Schilling aus 12 Pfennigen (Kahnt, Maße, S. 220). Demnach hätte der Graf jährlich 33600 Pfennige zu zahlen gehabt. Von etwa 1349 bis 1368 wog der Breisgauer Pfennig noch 0,33 Gramm und man erhielt aus einer feinen Freiburger Mark 720 Pfennige (Wielandt, Breisgauer Pfennig, S. 95). Die obige in Pfennigen ausgedrückte Schuld entsprach also einer jährlichen Zinszahlung von 46,66 Mark lötigen Silbers oder 10,96 Kilogramm. 330 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 240. Das Verhältnis 1 Pfund Pfennig Zins für 5 Mark Silber Darlehen entsprach übrigens dem, was die Gräfin selbst bei Darlehensgeschäften auch häufig zahlte: 16 Pfd. Pf. für 80MS am 15.2.1360, 10 Pfd. Pf. für 50MS am 7.5.1361 und 14.2.1362, 9 Pfd. Pf. für 45 MS am 8.12.1361 (Dambacher, Urkunden, ZGO 19, S. 360 ff.) 33! Gulden war die deutsche Bezeichnung für den Fiorino d'oro oder F10renus aus Florenz, eine Goldmünze, die in vielen europ. Ländern nachgeahmt wurde, vgl.Kahnt, Maße, S. 114 f.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
anderen zu zahlen und dann erst ihr die besagten 140 Pfund Pfennige zu gewähren. Allerdings mußte ein einziges Mal zunächst ihr der Zins entrichtet werden. 332 Von den Wildbännen mußte also eine erhebliche Geldschuld beglichen werden, so daß man sich zu fragen hat, ob dies aus der Holzverwertung und den anderen Nutzungen des Wildbanns im engeren Sinne erwirtschaftet werden konnte oder ob hier nicht auch die Einnahmen aus den Silberbergwerken mitgezählt wurden. Geht man bei der Untersuchung dieser Frage davon aus, daß das Bergregal bei gutem Fortschritt des Erzabbaus wohl eine der lukrativsten Einnahmequellen seiner Inhaber war und die Einkünfte aus dem Wildbann im engeren Sinne wahrscheinlich erheblich darunter lagen333 , so kann man versuchen, über eine Feststellung der gräflichen Einkünfte aus dem Bergregal die Größenordnung der von Graf Egen an seine Nichte zu zahlenden Zinsen in ihrem Verhältnis näher zu bestimmen. Schätzungen lauten bei einem vermuteten Gesamtertrag von 4000-5000 Mark Silber jährlich für den Bergbau des südlichen Schwarzwaldes während des 13.114. Jahrhunderts334 dahingehend, daß auf die Reviere der Freiburger Grafen 2000-3000 Mark Silber entfielen. 335 Die verschiedenen Abgaben, die die Bergherren zu erheben berechtigt waren336 , addierten sich bei den Freiburger Grafen schätzungsweise zu 91,5 137 Mark Silber pro Jahr337 , was 21,5 - 32,2 Kilogramm entspricht. Im VerNach Meyers Enzyklopädischem Lexikon wog der Floren in Rauh- und Feingewicht 3,537 Gramm. 332 Dambacher, Urkunden, ZOO 13 (1861), S. 452 f. Das Regest ist fehlerhaft. Die 90 Florentiner Gulden waren eindeutig nicht der Gräfm zu zahlen: da vergehen! wir, das wir ... erloubt und gegoennet hont, ." , also wanne uns jerlichen(1) der vorgeschribene zins vergolten und gerihtet wirt, das man danne dar nach(2) jerlichen(3) vor abe(4) die nimzig guldin Florentiner, die er e mals vor diesem kouffe von den selben wiltbennen gap, daz man die da von rihten und geben sol, e danne man uns den kimftigen z.ins ... empfelhe. (1) Hier im Sinne von: in einem Jahr, einmal. (2) Nachdem der Zins von 140 Pfd. Pfg. einmal ordnungsgemäß entrichtet war. (3) A\1jährlich. (4) Also vor der Entrichtung der 140 Pfd. Pfg. 333 Verzeichnisse über die Einkünfte aus dem Breisgauer Wildbann sind, soweit ersichtlich, nicht überliefert. Anderwärtige Wildbann- oder Forstregaleinnahmen heranzuziehen, erscheint wegen der fehlenden Vergleichbarkeit (Größe, Nutzung) nicht sinnvo\1. Über den Inhalt des Wildbannrechts gehen die Meinungen auseinander, vgl.lichdi, Basel und Zähringen, S. 15. 334 Merz., Bodenrohstoffe, S. 3; übernommen durch Steuer, Silbergewinnung, S. 79. 335 Merz., S. 3; bei einem Gewicht der Mark von etwa 235 Gramm ergibt dies 470-705 Kilogramm. 336 Vgl. dazu näher Kapitel 5. 337 Hierzu wurde folgende überschlägige Berechnung vorgenommen, um einen groben Anhaltspunkt zu gewinnen: die Bergherren ließen sich in der Regel zwei "Eiserne Teile" von den insgesamt 62 Anteilen eines Bergwerks mitbauen, woraus sich ein Einkommen von etwa 64,5 96,7 Mark Silber pro Jahr ergab (2000 x 2/62 = 64,5; 3000 x 2/62 = 96,7). Dazu kam seit kurz vor der Hälfte des 14. Jh. der 100. Pfennig, z.B. in Todtnau am 4.5.1339 (Dambacher, Urkunden, ZOO 19, S. 223), also 1 % des Ertrags, somit 20-30 Mark Silber. Eine weitere Abgabe bestand in dem Recht, einmal jährlich den Ertrag einer Samstagsschicht zu beanspruchen. Bei geschätzten 290 Arbeitstagen und einer achtstündigen normalen Samstagsschicht entsprach dies 7-10 Mark. Mögliche weitere Abgaben wie der Weinkauf (vgl. Kapitel 5.IV) wurden
X. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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hältnis ZU diesen Einnahmen erscheint schon die Summe der 140 Pfund Pfennige Zinsen für die Gräfin aus den wiltbaennen, die einem Drittel bis der Hälfte der Bergbaueinkünfte entsprach, so hoch, daß es unwahrscheinlich anmutet, sie könnte ausschließlich aus den Nutzungen der Wälder allein finanziert worden sein. Bedenkt man, daß dazu noch die 90 Florentiner Gulden kamen, so verdichten sich die Hinweise noch mehr, daß es bei den wiltbaennen auch um die Bergwerke gegangen sein könnte. 338 Allerdings steht diese Annahme deswegen auf schwachen Füßen, weil sich der Wert des Wildbanns Le.S. nicht genau festlegen läßt. Falls dieser im Breisgau sehr ertragreich war, könnten die 140 Pfund Pfennige und 90 Gulden durchaus auch aus ihm allein gezogen worden sein. Zudem ist insgesamt zu bemerken, daß schlüssiger- und konsequenterweise in all diesen Urkunden nur von den Wildbännen die Rede sein konnte, da sie inhaltlich mit der Übereinkunft zwischen den Brüdern Heinrich und Egen vom Mai 1351 zusammenhingen und es auch bei dieser nur um den Wildbann gegangen war. Insofern läßt sich der pleonastische Wortgebrauch von silberberge und wiltbenne gerade nicht feststellen, den Nehlsen indirekt als Grund für die mögliche Übereinstimmung beider Rechte anführt. 339 Der Wortlaut der untersuchten Quellen dieses Komplexes läßt nach alledem also eine Einbeziehung des Bergregals in den Wildbann zwar nicht eindeutig erkennen, aber er steht dem auch nicht entgegen. Bei unterstellter Zugehörigkeit des Bergregals zum Wildbann ergäben sich inhaltlich keine Widersprüche. In der Lehensvereinbarung von 1358 wären sogar durchaus naheliegende Regelungen getroffen worden und die Herkunft der Gelder Graf Egens zur Schuldenabzahlung an seine Nichte Clara ließe sich plausibel erklären. Überhaupt stellt sich die Frage, wieso ausgerechnet der Wildbann so heftig umstritten war und nicht auch die einträglichen Silberberge, deren Bedeutung viel höher gewesen sein dürfte. Das eng am Wortlaut bleibende Argument, dies erkläre sich aus der Einigung vom Mai 1351, die sich auch nur auf die Wildbänne bezog, greift insofern zu kurz, als sich hieran sofort wieder die gleiche Frage anschließen muß. In die Kategorie der zu untersuchenden Urkunden ist auch der Revers des Conrad Dietrich Snewlin vom 10. Dezember 1342340 einzureihen, aus dem hervorgeht, daß er die lehen ze Stouffen, die er von Graf Conrad von Freiburg übertragen bekommen hatte, diesem zurückgab341 , sie aber sogleich wieder als Pfand erhielt für eine Schuld von 200 Mark Silber. Von dem Pfand sollte nicht berücksichtigt, da sie sich nicht quantifIzieren lassen. Die Gesamteinkünfte mögen also noch etwas höher gelegen haben. 338 Als weitere Vergleichsgröße seien die 150 Mark Silber angeführt, die die Stadt Freiburg ihrem Herrn bis zum Loskauf 1368 jährlich zu zahlen hatte (Dambacher, Urkunden, ZGO 16 (1864), S. 204 ff., 207), was also etwa den geschätzten Bergwerkseinkünften entsprach. Auch aus diesem Blickwinkel erscheinen 45 Mark Silber allein aus dem Wildbann sehr viel. 339 Snewlin, S. 108 f., Anm. 115. 340 Dambacher, Urkunden, ZGO 13 (1861), S. 333 f. 341 ... das ich ihn lidig sag der lihunge. so er mir getan hat umbe die lehen ze Stouffen.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
Snewlin 20 Mark Silber als Zins erhalten, die restlichen Einnahmen sollten zur Abzahlung des Darlehens dienen. Lediglich, so hebt Conrad Dietrich Snewlin ausdrücklich hervor, die wiltbenne wollten er und seine Nachkommen lihen, die zuo den egenanten lehen hoerent, und ouch die nutzze (so!) da von innemen alle die wile, untz wir der egenanten zwei hunden march silbers gewen werden. Die Wildbänne blieben also Lehen, nicht Pfand, und zwar so lange, bis die Schuld, zu deren Abzahlung auch die Einnahmen aus dem Wildbann dienen sollten, abbezahlt war. Über die Größenordnung der Einkünfte aus dem Wildbann wird nichts mitgeteilt. Die Tatsache, daß aus dem Pfand insgesamt ein Ertrag von mehr als 20 Mark Silber jährlich gezogen werden konnte, läßt den Schluß zu, daß es sich entweder um ein außerordentlich großes Lehen gehandelt haben mußte oder um ein sehr ertragreiches. Für ersteres ergeben sich keinerlei Anhaltspunkte (was natürlich nicht bedeutet, daß dies ausgeschlossen ist); die zweite Möglichkeit ließe sich zwanglos mit der Zugehörigkeit von Silbergruben zum Lehen erklären. 342 Für eine Zugehörigkeit zum Wildbann ergeben sich aus dem Wortlaut dieser Urkunde zwar keine Anhaltspunkte, aber die Tatsache, daß Snewlin sie auch nach Abzahlung der Schuld durch den Grafen als Lehen behalten wollte, läßt einen hohen Wert dieser Güter vermuten. Besondere Aufmerksamkeit verdient der Schiedsspruch aus dem Jahre 1364 zwischen Graf Egen von Freiburg und den Grafen Conrad, Johann und Heinrich von Fürstenberg343 , die sich wegen aller der wilpenne (so!) in Brisgow, die der edel herre, graf Immer von Stratzberg selige hatte, stritten. In ihm wurde entschieden, daß Graf Egen fortan 3/4, die Fürstenberger 1/4 des Wildbanns vom Baseler Bischof zu Lehen haben sollten. Wahrscheinlich lagen diese Rechte in der Herrschaft Badenweiler , denn Graf Immers Großvater, Graf Heinrich von Freiburg, hatte bei der Herrschaftsteilung mit seinem Bruder Egen 1272 diesen Teil des gräflich Freiburger Besitzes erhalten. 344 Über den dortigen Bergbau existiert keine weitere Quelle, sieht man von der Erwähnung in der Verleihung von 1028 ab. Sollten sich hinter den Wildbannrechten dieser Urkunde auch die Bergwerke verbergen, so wären Graf Immer und nach ihm Egen von Freibur~ zusammen mit dessen Fürstenberger Verwandten als Bergherren faßbar. 3 5 Besonders die Rolle Egens als Inhaber des größten Teils der Bergherrschaft über die Gruben bei 342 Auch in der Umgebung von Staufen bei Grunem am südlichen Ausgang des Münstertals ist Bergbau des 13.114. Jahrhunderts nachgewiesen, s. Goldenberg, Prospektion, S. 105, 107. Denkbar ist auch, daß es um die etwas weiter talaufwärts gelegenen Gruben bei Kropbach ging. Sollten sich hinter den wiltbennen dieser Urkunde tatsächlich auch Bergwerke verbergen, so ergibt sich hieraus ein weiteres bemerkenswertes Detail, daß die Grafen von Freiburg nämlich die Bergherrschaft über bestimmte Gruben in der Nähe Staufens innehatten, statt oder neben den Herren von Staufen, die 1331 am newen Molsberg verleihen, der auch am Talausgang gelegen haben könnte (s. V.F.a.). Zu bedenken ist in diesem Zusammenhang allerdings, daß die Staufener Ministerialen der Freiburger Grafen waren. Unwahrscheinlich ist, daß mit den Gruben bei Staufen die Münstertaler Gruben gemeint waren, die zwischen den Staufenem und den Äbten von St. Trudpert so umstritten waren. 343 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 375 f. 344 Schöpflin, HZB V, S. 253 f. und Hefele, FUB I Nr. 257. 345 Siehe hierzu auch C.A.
X. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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Badenweiler würde korrespondieren mit seinen Bestrebungen, einige Jahre später im Münstertal ebenfalls den Wildbann und die Bergherrschaft an sich zu bringen. 346 Als die Stadt Freiburg sich im Jahre 1368 von ihrem Stadtherren, Graf Egen III., loskaufte, erhielt dieser dafür zwar die Herrschaft Badenweiler und die enorme Summe von 15 000 Mark Silber347 , behielt sich jedoch trotzdem die silberberge, die wilpenne (so!) und die manschaft, die dar zuo gehoeret, vor. Der Wortlaut spricht somit, da beide Rechte erwähnt werden, gegen eine Identität der Begriffe, insbesondere, da die Silberberge an erster Stelle genannt wurden und es verwunderlich wäre, wenn sie trotzdem zum Wildbann gehörten. Allerdings kann auch nicht ausgeschlossen werden, daß man in dieser durchgängig sehr detaillierten und äußerst umfangreichen wie bedeutungsvollen Urkunde bewußt "auf Nummer sicher" gehen wollte und deshalb - pleonastisch - beide Rechte aufführte. Weitere Aufschlüsse über die Zusammengehörigkeit beider Regalrechte können möglicherweise bei einer Betrachtung der Urkunden gewonnen werden, die die Aufnahme der Hachberg-Sausenberger Markgrafen in die Baseler Lehen durch die Freiburger Grafen dokumentieren. 348 Bischof Immer von Basel verlieh am 6. September 1387 auf Bitten Graf Conrads von Freiburg an ihn und seinen Schwager, Markgraf Rudolf von Hachberg-Sausenberg, die lechen, wiltbenne, gueter und gelt, alle mit einander, wie und wo die gelegen sint, gesuochtes und ungesuochtes, fundens und unfundens349 . Die Formulierung fundens oder unfundens, gefunden oder ungefunden (also noch zu finden) läßt bereits erkennen, daß Gegenstand der Übertragung etwas war, wonach gesucht wurde. Dies macht eigentlich nur im Zusammenhang mit Bodenschätzen Sinn. Und tatsächlich: Die Formulierung fundens und unfundens kehrt in anderer Form, aber mit gleichem Inhalt in manchen Verleihurkunden über Bergwerke wieder. In Todtnau verlieh Graf Conrad von Freiburg am 17. November 1332350 sechs Fronberge und auf den Erzgängen, die sie (die Bergleute) noch vindent oder verschrotent351 mit iren buwen, die also noch unfunden waren, sollten sie jeweils ebenfalls sechs Fronberge zu den gleichen Bedingungen erhalten. Ähnliches wurde in einer Verleihung vom 6. April 1335352 gesagt: Graf Conrad verlieh drei Fronberge und alle die leitina, die si mit iren buwen ze den vorgenanten fronan 346 Dazu oben V.F.b. und unten, C.b. 347 Dambacher, Urkunden, ZGO 16 (1864), S. 204 ff., 208.
348 Der Anlaß war, daß Anna, die Schwester Graf Conrads von Freiburg, im Februar 1387 Markgraf Rudolf III. von Hachberg-Sausenberg heiratete. 349 In der Einleitung dieser Urkunde wird zunächst beschrieben, daß Graf Conrad alle seine Lehen etc., si sigent iecze funden oder wurdent hamach funden in die Hand des Bischofs zurückgelegt hätte. 350 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 94 f. 351 Mineralien beim Betrieb einer Grube auffinden, vgl. Veith, Bergwörterbuch unter .. erschroten ... 352 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 222.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
verscrotent (so!). Auch in den Urkunden vom 3. und 27. August 1344353 hieß es, daß in drei verschiedenen Gebieten je fünfzehn Fronberge verliehen wurden, die die Bergleute mit iren buwen verschrotent, gleich, ob über oder unter Tage. Für die Annahme, daß durch die Beleihung von 1387 auch die Bergwerke übertragen wurden, spricht weiterhin, daß es ausdrücklich um alle3 54 Zechen, wiltbenn, gueter und geZt ging, die Graf Conrad und seine Vorfahren von dem Baseler Bistum bis zu dem Tage zu Lehen erhalten hatten. Wären die Bergwerke hierbei ausgenommen, hätte man hierauf wohl hingewiesen. Daß die Bergwerke überhaupt Bestandteil der Übertragung waren, scheint also wenig zweifelhaft. Allerdings ist nicht zu erkennen, ob sie sich wirklich hinter den Wildbännen verbargen, denn es ist aufgrund des Wortlauts ebensogut möglich, daß sie von den allgemeinen Bezeichnungen Zechen oder guetern umfaßt waren. Dies leitet zu dem zweiten Dokument dieses Komplexes über, in dem Graf Conrad am 7. April 1388355 die Aufnahme seines Schwagers in das Lehen beurkundete. Obwohl der Bezug zur oben erwähnten Urkunde klar ist, sprach Graf Conrad nur davon, er habe seinen Schwager an allen unser lechen Zut, gueter und geZt und ouch der manschaft und Zechen in Brisgoewe beteiligt, die er vom Baseler Bistum übertragen bekommen habe. Diese Zechen, Zut, gueter und gelt mit der manschaft im Brisgoew habe Bischof Immer auch an Markgraf Rudolf verliehen. Von Wildbännen und Silberbergen ist keine Rede. Weiter wollte Graf Conrad, daß sein Schwager die erwähnten Zechen, guetter und geZt mit der vorgeschribnen manschaft im Brisgoewe in Gemeinschaft mit ihm besitzen und jährlich zwo mark silbers ab den wiltbennen und silberbergen erhalten sollte. Alle erwähnten Zechen in Brisgoewe wollte man künftig gemeinsam verleihen. Aus dem Wortlaut wird nicht eindeutig klar, ob Wildbann und Silberberge überhaupt zu den gemeinsam besessenen Lehen gehörten, da nur gesagt wird, aus ihnen solle der Markgraf eine Geldsumme erhalten. Allerdings ergibt sich die Zugehörigkeit der Wildbänne aus der bischöflichen Verleihung vorn September 1387, in der sie ausdrücklich mit in die Verleihung einbezogen waren und der gemeinsame Besitz von Wildbännen und Silberbergen folgt aus dem Revers des Markgrafen vom 10. April 1388. 356 Es wird jedoch nicht klar, ob die Silberberge und der Wildbann verbunden waren, da beide in dieser Urkunde erwähnt werden. Der Wortlaut schließt zwar die Möglichkeit der Anbindung des Bergregals an die Wildbänne nicht aus, läßt aber auch für die Annahme Raum, daß sich beide Rechte hinter der allgemeinen Bezeichnung Zechen und guetter verbargen. Auch durch die Be353 Dambacher, Urkunden, ZGO 19 (1866), S. 226, 227. 354 Hervorhebung durch Verfasser. 355 Hart/eider, Urkunden, ZOO 36 (1883), S. 83 f. 356 Dazu sogleich näher.
x. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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stätigung von 1392357 , daß der gräfliche Vogt Wirri die zwei Mark Silber wegen der Gemeinschaft der Silberberge und Wildbänne bezahlt habe, kommt man zu keinen neuen Erkenntnissen. Die Tatsache allerdings, daß die Abgabe aus beiden zusammen zu entrichten war und daß der Vogt Wirri für Silberberge und Wildbänne zuständig war, deuten wiederum auf eine gewisse Nähe und zumindest verwaltungsmäßige Verbindung hin. In dem bereits erwähnten Revers des Markgrafen vom 10. April 1388358 bestätigte Markgraf Rudolf III. eingangs noch ausführlich, daß Conrad ihn als Gemeinder uber alle die lehen, lut, gueter und gelt, und die wiltbenne und silberberg uff dem Swartzwalt und die manschajt im Brisgoewe genommen hätte. Er sagte dann allerdings zu, er werde seinen Schwager und dessen Lehenserben nicht wegen der obgenanten lehen, luten, gueter und gelt bedrängen, bis auf die zwei Mark Silber, die ihm zustanden. Nur für den Fall, daß Graf Conrad ohne Lehnserben stürbe, sollten ihm und seinen Lehnserben gemäß dem Lehnrecht alle Rechte erhalten bleiben an allen den obgenanten lehen, luten, gueter, gelt, wiltbenne und manschajt im Brisgoewe. Obwohl in der zweiten Aufzählung weder Wildbänne noch Silberberge erwähnt wurden, in der dritten dann die Silberberge fehlten, erscheint es zweifelsfrei, daß sich die zweite und dritte Aufzählung der gemeinsamen Rechte auf die erste bezogen und daß mit ihnen jeweils das gleiche gemeint sein sollte. Möglicherweise bedeutet dies, daß es nicht unbedingt notwendig war, beide Rechte immer zu erwähnen, und daß man es auch nicht so genau hiermit nahm. Wie sich auch aus den Urkunden Bischof Immers vom 6. September 1387 und Graf Conrads vom 7. April 1388 zu ergeben scheint, waren sie grundsätzlich bereits von den lehen und guetem umfaßt. In der verschiedenartigen Aufzählung lag somit eine Nachlässigkeit des Schreibers allenfalls im Sinne der Ungenauigkeit, nicht aber der Vergeßlichkeit. 359 Die Überlegung Nehlsens, daß es nicht unbedingt notwendig sei, in der unterschiedlichen Aufzählung der Urkunde vom 10.4.1388 eine Nachlässigkeit des Schreibers zu sehen, sondern daß die wiltbenne und silberberge in der ersten Aufzählung pleonastisch gemeint sein könnten, so daß sich hinter den wiltbennen der dritten Aufzählung auch die Bergwerke verbergen würden, stößt aber auf folgendes Bedenken: Hierbei bleibt dann nämlich die Frage offen, warum in der zweiten Aufzählung weder Wildbänne noch Silberberge erwähnt sind. Weder für noch gegen die Anbindung der Silberberge an den Wildbann läßt sich aus dieser Urkunde somit Entscheidendes entnehmen. Stattdessen wird aus der willkürlich anmutenden Aufzählung dieser Quelle, besonders 357 Fester, Regesten Baden I Hachberg, h 785. 358 Dambacher, Urkunden, ZOO 18 (1865), S. 109 f.
359 Auf letzteres scheint Nehlsen, Snewlin, S. 109, Anrn. 115 hinzudeuten. Er bezieht allerdings nur die dritte Aufzählung dieser Urkunde in seine Überlegungen ein und berücksichtigt die zweite, noch lückenhaftere, und auch diejenige in den Urkunden vom 6.9.1387 und 7.4.1388 nicht.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
aber aus der Urkunde vom 7. April erkennbar, daß Bergregal und Wildbann gleichermaßen von den Begriffen lehen und guetem erfaßt waren. Die gemeinsame Beleihung der Freiburger und Hachberg-Sausenberger wurde in den Jahren 1394, 1400, 1412, 1418 und 1423360 vom Baseler Bischof361 wiederholt. 362 Es hieß in allen Urkunden, der jeweilige Bischof habe ihnen alle Lehen gemeinsam verliehen und sint dis die lehen: des ersten die manschajt, wiltbenne und silberberge in Brissgoewe, uff dem Swartzwald und ze Totnouwe ... Einführend wird also lehen als Oberbegriff gewählt, in der Aufzählung stehen die Wildbänne und Silberberge nebeneinander, werden also unterschieden. Die Tatsache, daß beide Rechte aber immer wieder unmittelbar nebeneinander erwähnt wurden, läßt jedoch auch für die Annahme Raum, daß eine irgendwie geartete Verbindung dieser beiden Herrschaftsrechte bestand. Im Zusammenhang mit diesem ganzen Komplex von Verleihungen und Reversen steht nun aber die folgende Urkunde, die einen Schiedsspruch zwischen den beiden Lehensgenossen bezeugt, der notwendig wurde, nachdem es in mehrfacher Hinsicht zu Streitigkeiten gekommen war. 363 Am 20. Dezember 1417 legten die Schiedsrichter unter anderem fest, daß Graf Conrad die zwei Mark Silber, die er Markgraf Rudolf verschajt hat uff den wildbennen364, jährlich nach wie vor zu zahlen hatte, wie es in den alten Briefen und Urkunden bestimmt worden sei. Offensichtlich bezieht sich der Schiedsspruch auf die Urkunde Graf Conrads vom 7.April 1388, in der er dem Markgrafen die zwei Mark Zins ab den wiltbennen und silberbergen eingeräumt hatte. Wenn man keine Vergeßlichkeit und Nachlässigkeit des Schreibers annehmen will, steht hier tatsächlich erstmals der Begriff der Wildbänne eindeutig auch für die Silberberge. Für das Kirchzartener Tal ist ebenfalls eine Beleihung mit Wildbännen erhalten, die Graf Conrad 1392 zugunsten der Brüder von Falkenstein vornahm. Da im Dreisamtal bei Kirchzarten Bergbau betrieben wurde3 65 , kann vermutet werden, daß mit dem Wildbann dieses Gebiets ebenso das Bergregal gemeint sein konnte. 360 29.3.1394, Regest bei Fester, h 800; 29.4.1400, Hart/eider, Urkunden, ZGO 36 (1883), S. 85; 6.6.1412, ZGO 36, S. 94; 22.10.1418, ZGO 36, S. 1l0; 27.7.1423, ZGO 36, S. 113. 361 1412 vom Dekan und dem Kapitel. 362 Wegen des habsburgischen Einflusses im vorderösterreichisch werdenden Breisgau waren diese Beleihungen wohl wertlos, siehe näher hienu IV.E. und Stülpnagel, Kreisbeschreibung 1/1, S. 240 ff. Nachdem die Landgrafschaft durch die Verpfandung der Herrschaft Badenweiler im Jahre 1399 an das Haus Habsburg faktisch aufgehört hatte zu existieren und die Wildbannrechte auch von den Habsburgem in Anspruch genommen wurden, kommt hierin wohl nur der Versuch zum Ausdruck, eine alte Rechtsposition irgendwie zu behaupten. 363 Hart/eider, Urkunden, ZGO 36, S. 99. 364 Hervorhebung durch Verfasser. 365 Beim Weistum auf dem Dieselmut im Jahre 1372 waren auch Kirchzartener Bergleute anwesend, vgl. IV.C.a.
X. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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Besondere Aufmerksamkeit verdient eine Bergwerksverleihung aus dem Jahre 1396366 : Als Graf Conrad von Freibur~ dem Jakob Symon und seinen Gesellen drei Fronberge ze dem Eyterberge3 6 verlieh, benutzte er dafür das Siegel, daz aber die wiltpenne gehoeret. Auch dies deutet auf eine Zusammengehörigkeit des Wildbanns mit dem Bergregal hin. Obwohl sie nicht direkt mit der Herrschaft der Freiburger Grafen im Breisgau zusammenhängen, sollen in diesem Zusammenhang noch zwei weitere Urkunden betrachtet werden, in denen vom Wildbann die Rede ist. Die erste ist die königliche Beleihung Markgraf Rudolfs von HachbergSausenberg mit der Landgrafschaft im Breisgau368 am 4. August 1401, zu der König Ruprecht von der Pfalz neben dem Landgericht, Hochgericht und der Mannschaft auch die Wildbänne zählte, obwohl letztere ein bischöflich-Baseler Lehen waren. Da die Habsburger zu Beginn des 15. Jahrhunderts auch den Bergbau im Breisgau zum größten Teil unter ihre Kontrolle gebracht hatten, ist es denkbar, daß die Hachberger durch die Königsurkunde nicht nur die Wildbänne zu sichern versuchten, sondern auch ihren schwindenden Einfluß auf die Silbergruben. Für beides erhielten sie ja noch bis 1423 Baseler Bestätigungen. Auch durch die Wiltpen in der Urkunde von 1401 können also die Bergwerke erfaßt sein. Zum zweiten handelt es sich um die Verleihung der Wildbannrechte durch König Sigismund an Markgraf Bernhard von Baden am 26. Januar 1425. 369 Diese umfaßte nur die Wildpenne im Preißgau am Rheine gelegen, ob Breisach und Wendig Breisach und damebend, umb und umb und in allen Awen dazwischen, wie die genannt sint, da bißher die von Breisach inn gepflogen hant. Ausdrücklich wird gesagt, der Markgraf solle sie zu jag und geruhlich innhaben, behagen, beschutzen und behuten. Mithin wurde unter diesem Wildbann, der sich auf ein Gebiet bezog, wo es keine Bergwerke gab, auch wirklich nur das Jagd- und Forstregal verstanden.
b) Die Münstenaler Urkunden Einen weiteren Urkundenkomplex, in dem das Verhältnis des Wildbanns zum Bergregal zu untersuchen ist, stellen die Münstertaler Urkunden dar. Für Schlageter waren bei jeder Erwähnung der Wildbänne immer die Silberberge mitgemeint .370 Im Jahre 1321 371 verpfändete Johann von Staufen (2aaab) sein Gut in der Brizznach an das Kloster St. Trudpert, allerdings ohne die vogteie, silberberge 366 OLA 1114765. 367 Wahrscheinlich bei Aitem in der Nähe von Todtnau und Schönau gelegen; bei Krieger, Topographisches Wörterbuch, findet sich kein Nachweis. 368 Sch6pjlin, HZB VI, S. 12. 369 Schöpjlin, HZB VI S. 159 f. 370 S.o. B.b. und Bergbau, S. 136 f. 371 v. Weech, Urkundenbuch, ZOO 30 (1877), S. 334.
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1. Kap.: Die Herrschaftsverhältnisse
unde wiltbenne. Vier Jahre später verkauften er und seine Frau dem Kloster dann mit ihren Vogteirechten auch die Festung Scharfenstein und das Britznachtal vom Britzenberg bis zur Brücke oberhalb des Klosters und alle Leute, Güter, Wälder, Wiesen, Weiden und wildpennem , die zur Burg gehörten und in den genannten Gütern lagen, für die hohe Summe von 325 Mark lötigen, also feinen Silbers. 373 Ob die Silberberge Johanns von Staufen in dieser Übertragung enthalten waren, wird aus dem Wortlaut nicht ersichtlich. Der hohe Kaufpreis läßt es vielleicht vermuten, obwohl Vergleichswerte fehlen. Da der Abt aber zwei Jahre später neben Diethelm, Gotfrid und Werner von Staufen als Lehnsherr in der Willnau auftrat374 , kann man wohl davon ausgehen, daß er hier aufgrund des ehemaligen Bergrechtsteils von Johann von Staufen handelte, welcher demnach auf jeden Fall durch den Verkauf von 1325 auf ihn übergegangen war. Allerdings läßt sich nicht eindeutig feststellen, ob die Bergwerke durch die Übertragung der wildpenne erfaßt worden waren, ob sie als Zubehör zur Burg Scharfenstein galten oder ob sie mit dem Britznachtal übergegangen waren. Um das Viertel des Wildbanns entbrannte 1354/55 ein Streit zwischen dem Abt und den Inhabern der restlichen Dreiviertel dieses Rechts. Otto von Staufen (2aaaaa) und drei Mitglieder der Snewlin-Familie behaupteten, der Kauf von 1325 sei unrechtmäßig gewesen. 375 Vom Bergregal war nicht die Rede. Der Abt siegte zunächst in der Auseinandersetzung, er mußte sich jedoch bereits einige Zeit später Graf Egen beugen. Im Jahre 1393 nämlich, als Graf Conrad von Freiburg den Abt mit dem vierten Teil der Wildbänne im oberen Münstertal belieh, bemerkte der Graf, dieser stamme ursprünglich von Johann von Staufen, sei dem Abt jedoch durch Graf Egen entzogen worden. 376 Die Rede ist erneut ausschließlich von den Wildbännen im Britznachtal. Nur einmal erfahren wir bis zum Ende des 14. Jahrhunderts noch etwas ausdrücklich über die Silberberge. Als Gottfried von Staufen (2baa) im Jahr 1333 377 seine Anteile an der Vogtei des Britznachtals und die dazugehörigen Leute an St. Trudpert verkaufte, behielt er sich seine Silberberganteile ausdrücklich vor: das ich han ze koufende gegeben ... alle die lute und das vogtreht ... und allu die reht, du ich in dem selben tale hatte oder han soelte, ane mine silber berge378 • Es mutet jedoch merkwürdig an, daß es um das Bergregal im Münstertal über lange Jahre völlig ruhig und der Abt in dessen Besitz ganz unbestritten gewesen sein soll, während sein neuerworbenes Wildbannrecht seit 1325 mehrfach im Mittelpunkt des Interesses stand und dies auch noch mit genau 372 Hervorhebung durch Verfasser. 373 Bader, Urkunden, ZOO 21 (1868), S. 376 f. 374 Entwicklungsgeschichte, in: Schauinsland 13 (1888), S. 73. 375 Näher dazu V.D.a. und Nehlsen, Snewlin, S. 78, Anrn. 248. 376 Dambacher, Urkunden, ZOO 18 (1865), S. 206 f. 377 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 379. 378 Hervorhebung durch Verfasser.
X. Das Verhältnis von Wildbann und Bergregal
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einem Viertel, dem Anteil, den Johann von Staufen bis 1325 auch am Bergregal innegehabt hatte. Dabei ist ein Grund für das große Interesse, das zunächst Otto von Staufen und die drei Snewlin und später Graf Egen ausgerechnet am Wildbann zeigten, überhaupt nicht ersichtlich. Mit dem Wildbann hatten speziell die Snewlin bis dahin nichts zu tun. Das Bergregal demgegenüber war für sie und Graf Egen von höchster Bedeutung: für erstere, weil sie finanziell im Bergbau engagiert waren, für letzteren wegen seiner schwindenden Macht im Breisgau nach dem Verkauf der Stadt Freiburg. Versteht man den Begriff "Wildbann" in den genannten Quellen jedoch als "Wildbann und Bergregal", so fügt sich zwanglos das Bild im Münstertal zusammen, das ansonsten völlig fragmentarisch bliebe und viele dunkle Stellen aufwiese. Die Bemühungen Ottos von Staufen und der Snewlin bekommen dann einen ohne weiteres verständlichen Sinn: Sie versuchten, die Bergherrschaft, die sie bereits zu drei Vierteln kontrollierten, vollständig an sich zu ziehen, um den Profit der Erzgruben allein einzustreichen. Erklären läßt sich dann auch, wie die Snewlin an ihre Anteile gekommen waren. Sie konnten diese nach 1333 von Gottfried von Staufen (2baaa) erwerben, der seine Silberberganteile nicht an St. Trudpert überlassen hatte. Dessen Sohn Gottfried (2baaaa) besaß demnach 1370 keine Bergrechte mehr, als er am 5. Januar Vogt von St.Trudpert wurde. 379 Die Zusicherung, die er dem Abt leisten mußte, bestätigt dies: er gelobte, daß er keinerlei Rechte auf die diversen Zinsen und Abgaben und an alle reht der weide und der wiltbenne mehr habe. Er bezog sich hierbei auf das Viertel des Bergregals, das Abt Otto von St.Trudpert in dem Streit von 1354/55 hatte behaupten können. Diesen und die anderen Teile zog dann später Graf Egen von Freiburg zunächst an sich, wie sein Sohn Conrad schrieb, als er dem Abt dessen Viertel 1393 wieder überließ. Allerdings erwähnte er kein Datum für die Handlung seines Vaters. 380 Da sich 1370 das Kloster aber offensichtlich noch im Besitz seines Wildbann- und Bergregalanteils befand, kann die Entziehung durch Graf Egen nur später erfolgt sein. Die bislang ungeklärte Frage, warum der Graf am 30. Juni 1372 in der Lage war, das Erscheinen der Münstertaler Bergleute beim Weistum auf dem Dieselmut zu veranlassen, ließe sich auf der Grundlage der Annahme, daß "Wildbann" zugleich "Bergregal" bedeutete, auch erklären. Das klösterliche Viertel hieran und die restlichen Dreiviertel von Otto von Staufen und den Snewlin waren die Grundlage hierfür. Der von Graf Conrad 1393 angesprochene Entzug des klösterlichen Wildbann- und Bergrechtsteils ließe sich dann zwischen den 5. Januar 1370 und den 30. Juni 1372 datieren. Auch aus den 379 Bader, Urkunden, ZGO 21 (1868), S. 380. 380 ... dasselb vieneil des wildbannes, den obgenanten herren von Sant Trudpreht unser lie-
ber herre und vatter, grale Egen selig von Friburg entwen hat vor etlichen Fronbergs um die Gruben herum aufgeworfen wurde und noch verwertbares Erz enthielt; auch Schlipfe genannt. Aberwäsche die Nachwäsche der schon einmal ausgewaschenen Erze. abtreiben 1. die Scheidung des Bleis und anderer Metalle aus dem Silber; 2. Gewinnung von größeren Erzstücken.
Anschnitt, anschneiden die Abrechnung mit den Bergarbeitern. Berggegenbuch Verzeichnis, in dem die Bergwerksanteile und ihre Inhaber vermerkt wurden. Bergverwandte diejenigen Personen, die am Berg wohnen und mit dem Bergbau direkt oder indirekt zu tun haben, die Berggemeinde; auch als Bergverwohnte bezeichnet. beschreien den - > Durchschlag kundtun. Distriktleihe Verleihung, die alle Erzgänge innerhalb eines bestimmten Gebiets umfaßte. Durchschlag das unterirdische Aufeinandertreffen zweier Gruben verschiedener Betreiber; s.a. beschreien, enthauen, Zwercke. einschlagen die Bergbauanteile entziehen, so daß sie dann an den Verband der Teilhaber zurückfielen.
Eiserne Teile die für die Bergherrschaft immer vorbehaltenen Anteile am Bergwerk, für die diese keine -> Zubuße leisten mußte; s.a. Teile. Enthauen der Erzabbau im fremden Grubenfeld, der bis zum -> Durchschlag erlaubt war. Erbstollen unterster Stollen im Berg, der dazu diente, die darübergelegenen Gruben zu entwässern (Wasserlösung) und ggf. auch die Luftzufuhr zu verbessern (Bewetterung).
Feuersetzen erhitzen und ablöschen des Gesteins, um es mürbe zu machen. Fronberg räumlich begrenztes Gebiet auf einem Erzgang; später - > Lehenmaß; s.a. Handschlag. Froner Anteilseigner am Bergwerk; später: Gewerken; s.a. ~sellen. Fundgrube die Grube, in der das Erz eines Erzganges entdeckt wurde. ~sellen gleichberechtigte Teilhaber eines Bergwerks; sie wurden - > Froner genannt, wenn sie bei einer Verleihung anwesend waren und die anderen Teilhaber vertraten.
1 Grundlage des Glossars sind die im Literaturverzeichnis näher bezeichneten Nachschlagewerke.
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Anhang 10
Geziihe Werkzeug der Bergleute; s.a. Zeug. Glanz/eite wohl Silberglanz, d.h. schwefelhaltiges Silbererz, das weniger ergiebig war als Glasleite. Glasleite Silbererz mit geringerem Schwefelgehalt als - > Glanzleite .
Gummer wahrscheinlich taubes Gestein.
Handschlag das verliehene Feld zum Bergbau; im Freiburger Regalbereich drei Fronberge, im Münstertal vier.
Hangendes das über dem First des Stollens befmdliche Gestein (s.a. Liegendes). Hebe 1. Ertrag; 2. andere Bezeichnung für die Abgabe des -> Samstags. Kauf auch Weinkauf, Abgabe an den Regalherrn bei einem Erzverkauf. Klafter auch Lafter oder Lachter; sovier, wie ein Mann mit ausgestreckten Armen umfassen konnte; regional unterschiedlich.
Kluft Spalten im Gestein. Lehenmaß räumlich begrenztes Gebiet auf einem Erzgang, abgeleeitet von laneus oder lane; der Begriff löste den Begriff -> Fronberg ab; s.a. Handschlag. Leite Erzgang. Lidlohn Lohn der Bergarbeiter. Liegendes das unter der Sohle des Stollens befmdliche Gestein (s.a. Hangendes). Muthung einlegen, muthen Antrag beim Bergherrn auf Verleihung eines Grubenfeldes (s.a. Schurf). Pingen überirdische Förderplätze. Probierer der Silberbrenner Raitung Rechnung. Samkost Kostenbeteiligung; s.a. Wurf, Zubuße. Samstag Abgabe, die den Ertrag einer Woche umfaßte, später auch nur den, der durch die Arbeit an einem Samstag erzielt wurde.
Schacht vertikal verlaufender Abbaugang; s.a. Stollen. Scheiner, Schiner Markscheider. Schirmschnur eine Maßschnur, an der in regelmäßigen Abständen Markierungen befestigt waren, die vom Markscheider zur Vermessung benutzt wurden.
schlichen Vorgang der Erzaufbereitung, bei dem geringhaltige Erze zunächst sehr fein zer-
kleinert (gepocht) und dann auf Waschherden, also naß, weiterverarbeitet wurden; s.a. ab-
treiben. Schlipfe Bezeichnung für die - > Abbrüche in Oberried-Hofsgrund. Schurf, schüTjen das aufgrund der Bergbaufreiheit für jedermann bestehende Recht, unbeschränkt nach Mineralien suchen zu dürfen (s.a. Muthung). Seygermaß senkrechtes Maß. Stollen horizontal verlaufender Abbaugang; s.a. Schacht. Stollen/ahrt Stollenvortrieb. Stollenhieb das Recht, solches Erz zu behalten, das beim Vortrieb durch ein fremdes Grubenfeld gefunden wurde.
Tagstollen noch nicht sehr tiefer Stollen zur Lösung des übertage anfallenden Wassers; Vorläufer der -> Erbstollen. Teile ideelle Anteile an einem Bergwerk. Treibofen hier wurde das aus dem Erz gewonnene silberhaltige Blei (s.a. Würkhöfe) geschmolzen, bis sich an der Oberfläche das Blei absonderte, das man dann abgießen konnte.
Anhang 10
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Trucksystem Entlohnung der Bergarbeiter in Erz oder durch Waren. Unschlitt Brennmaterial. Verlag, verlegen 1. Darlehensgewährung an die Bergleute, s.a. Verleg-Geld; später der Kauf der Erze im voraus durch große Handelshäuser, die mit dem Kaufpreis die Betriebskosten vorstreckten; 2. nicht im Betrieb befindlich. Verleg-Geld Gebühr für die Genehmigung, den Bergleuten Darlehen gewähren zu dürfen; s.a.
Verlag, verlegen. verschroten auffmden, entdecken, erschürfen von Erzgängen. Verweser - > Vierdleute. Vierdleute Vertreter der - > Froner am Bergwerk; auch Verweser. Vierung der Raum, um den ein Grubenfeld über den Körper der Lagerstätte hinaus in die Breite erweitert wurde.
Vorbau Versuchsbau. Wasserkunst Pumpsystem, um eine Grube zu entwässern. Wechselgeld Abgabe vom Erlös des verkauften Silbers. Weinkauf -> Kauf. Wetter Luftzufuhr. Wurf, werfen der Betriebskostenanteil, den die Anteilseigner zu zahlen hatten; auch -> Zubuße. WarkhlJfe die Schmelzen, in denen das Metall aus dem gemahlenen Stein geschmolzen wurde; s.a. Treibofen. Zeug auch Ge1.eug, Gezähe; Werkzeug der Bergleute. Zubuße der auf die einzelnen Froner entfallende Betriebskostenanteil für das Bergwerk; s.a. -> Wurf Zwercke auch: Zweeckh, Zweech, Quergang; Querverbindung, die beim -> Durchschlag zwischen zwei Gruben entstand.
Quellen- und Literaturverzeichnis A. Unveröffentlichte Quellen a) Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA)
Abt. 11 (St.Blasien) I Nr. 4765 - 9.5.1396: Verleihung von Fronbergen arn Eyterberg. - Nr. 4792 - 15.6.1477: Treueeid des vorderösterreichischen Bergrichters in Todtnau gegenüber dem Abt von St.Blasien. - Nr. 4793 - 3.5.1504: Treueeid des vorderösterreichischen Bergrichters in Todtnau gegenüber dem Abt von St.Blasien. - Nr. 4766 - 1.9.1505: Treueeid des vorderösterreichischen Bergrichters in Todtnau gegenüber dem Abt von St.Blasien. - Nr. 4767 - 17.11.1512: Treueeid des vorderösterreichischen Bergrichters in Todtnau gegenüber dem Abt von St.Blasien. - Nr. 4768 - 21.7.1514: Darlehensaufnahme durch Prior und Konvent von St.Blasien zur Finanzierung ihrer Bergwerkskostenanteile . Abt. 15 (St.Trudpert) I Nr. 410 - 29.12.1354: Urteil von Schiedsleuten über den vierten Teil des Wildbanns im Münstertal; Regest: v.Weech, Urkundenbuch, ZOO 30 (1877), S. 352. Abt. 21 (Vereinigte Breisgauer Archive) I Nr. 7080 - 11.8.1401: Verleihung von Fronbergen in Sulzburg; Regest: Fester, Regesten h 447. Abt. 67 (Kopialbücher) I Nr. 209 (Kopialbuch Baden-Durlach) - 1315: Urteil des Rates von Sulzburg. - Nr. 1300 (Kopialbuch St.Trudpert), fol. 144 v. - ohne Tag, 1412: Brief Erzherzog Friedrichs an den Vogt und die Bewohner des Münstertals; Regest: v.Weech, Urkundenbuch, ZOO 30 (1877), S. 386. - Nr. 1301 (Kopialbuch St.Trudpert), fol. 14 v. - 22.12.1436: Revers über Beleihung im Münstertal (Grube ZU der Segen). Regest: v.Weech, Urkundenbuch, ZOO 30 (1877), S. 389. Abt. 103 (Akten St.Trudpert und Münstertal) I Nr. 10 (2) - 2.3.1513: Schmelz- und Abgabenordnung des St. Trudperter Abtes Martin Gyr. Abt. 229 (Specialakten der kleineren Ämter und Städte und Landgemeinden) I Faszikel Nr. 106.172 - 25.5.1439: Bergordnung Todtnau.
Quellen- und Literaturverzeichnis
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b) Stadtarchiv Freiburg (StA A 1 VI c - Bergwerke)
4.5.1339 - Weiterverleihung von Fronbergen in Todtnau. 23.2.1362 - Gottfried Vischelin behält sich zur Erfüllung von Sorgeverpflichtungen den Verkauf von Bergwerksanteilen vor. 24.7.1447 - Vidimus der Todtnauer Bergordnung vom 25.5.1439. 1.5.1512 - Verleihung des St.Anna-Bergwerks im Münstertal. 1.5.1512 - Gewerkschaftsordnung des St.Anna-Bergwerks im Münstertal. 2.5.1512 - Die Ordnung der Todtnauer St.Anna-Gewerkschaft; bestätigt durch Kaiser Maxirnilian am 7. Juni 1512; vidirniert durch den Freiburger Rat am 20. März 1523 23.2.1514 - Vertrag des Schmelzers Anton Reiß mit den Weilersbacher Gewerken. 10.8.1516 - Bestätigung der Privilegien der St.Anna-Grube in Todtnau durch Kaiser Maximilian.
B. Veröffentlichte Quellen und Regesten Abdruck und Erläuterung verschiedener Urkunden des 13. - 15. Jahrhunderts, herausgegeben von Joseph Bader in: ZOO 5 (1854), S. 361 ff. Bader, Abdruck und Erläuterung s. Abdruck und Erläuterung verschiedener Urkunden. - Dingrotel s. Der Dingrotel von St.Trudpert im Breisgau. - Urkunden s. Urkunden der ehemaligen Abtei St.Trudpert im Schwarzwald. - Urkunden-Regesten s. Urkunden-Regesten über das Gloterta1. - Urkundenregeste s. Urkundenregeste über die ehemaligen sankt-blasischen Niedergerichte. Baseler UB s. Urkundenbuch der Stadt Basel. Bergordnung des Johann von Üsenberg, herausgegeben von Eberhard Gothein in: Beiträge zur Geschichte des Bergbaus im Schwarzwald, ZOO NF ß 4 (1887), S. 446 ff.; zitiert: Gothein, Bergordnung. Bergordnung des Kaisers Maximilian vom Jahre 1517, herausgegeben von Johann Baptist Trenlde in: Schauinsland 14 (1888), S. 18 ff.; zitiert: Trenlde, Bergordnung. Brackmann, Regesta s. Regesta Pontificum Romanorum. Codex Diplomaticus Historiae Zaringo Badensis, Bd. V, von Johann Daniel Schöpflin, Karlsruhe 1765; zitiert: Schöpflin, HZB. Dambacher, Urkunden s. Urkunden der Grafen von Freiburg. Das Dieselmuter Bergweistum aus dem Jahre 1372, herausgegeben von Franz Kimbauer in: Leobener Grüne Hefte Nr. 56, Wien 1961. Das Diesselmuter Bergweistum vom Jahre 1372, herausgegeben von Johann Baptist Trenlde in: zm 13 (1872), S. 74 ff. Der Bergbau im Schauinsland von 1340 bis 1954, von Paul Priesner, Freiburg 1982; zitiert: Priesner, Bergbau im Schauinsland. 21 Tubbesing
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n. Band - Die Urkunden Ottos n. und m., Hannover 1888 und
m. Band - Die Urkunden Heinrichs Bloch, Hannover 1900-1903.
n. und Arduins, herausgegeben von H. Bresslau und H.
IV. Band - Die Urkunden Konrads n., herausgegeben von H. Bresslau, Hannover 1909. V. Band - Die Urkunden Heinrichs 1957.
m., herausgegeben von H.
Bresslau und P. Kehr, Berlin
VI. Band - Die Urkunden Heinrichs IV., bearbeitet von D. v.Gladiss, Weimar 1953.
vm.
Band - Die Urkunden Lothars m. und der Kaiserin Ricbenza, herausgegeben von E. v.Ottenthal und H. Hirsch, Berlin 1957.
X. Band, 1. Teil - Die Urkunden Friedrichs I. von 1152-1158, bearbeitet von H. Appelt, Hannover 1975; 2. Teil - Die Urkunden Friedricbs I. von 1158-1167, bearbeitet von H. Appelt, Hannover 1979. Zitiert: MGH D (Namensabkürzung). Priesner, Bergbau im Schauinsland s. Der Bergbau im Schauinsland von 1340 - 1954.
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21*
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