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German Pages [427] Year 2021
Ministeriale des Kölner Erzstifts im Hochmittelalter Dienst, Herrschaft und soziale Mobilität
Fabian Schmitt
Rheinisches Archiv Veröffentlichungen der Abteilung für Geschichte der Frühen Neuzeit und Rheinische Landesgeschichte des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bonn Gegründet von H. Aubin und Th. Frings Herausgegeben von M. Rohrschneider und C. Wich-Reif 164
Fabian Schmitt
Ministeriale des Kölner Erzstifts im Hochmittelalter Dienst, Herrschaft und soziale Mobilität
BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Vereins für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande und des Landschaftsverbands Rheinland.
Die vorliegende Arbeit wurde im Sommersemester 2019 von der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn als Dissertation angenommen.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2021 Böhlau, Lindenstraße 14, D-50674 Köln, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, Verlag Antike und V&R unipress. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Philipp von Heinsberg schenkt 1189 dem Stift St. Maria im Kapitol den Rottzehnten in Efferen. Historisches Archiv der Stadt Köln, Best. 247 (Maria im Kapitol), U 1/2. Edition in: Lac. IV, Nr. 639, S. 787. Korrektorat: Dore Wilken, Freiburg Satz: büro mn, Bielefeld Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-52374-9
Inhalt Vorwort ...................................................................................................... 9 1. Einleitung ............................................................................................ 1.1 Einführung in den Forschungsgegenstand .................................. 1.2 „Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte: Die Kölner Ministerialität.“ Zum Stand der landesgeschichtlichen Forschung und den Zielen dieser Arbeit ..................................... 1.3 Überblick über die Quellen und einige Bemerkungen zum Kölner Urkundenwesen . . ..................................................... 1.4 Bemerkungen zu Methode und Terminologie . . ........................... 1.5 Gliederung sowie zeitliche und räumliche Eingrenzung der Untersuchung .. ...................................................................... 2. Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200 ........................................................................ 2.1 Eine Urkunde Annos II. von 1061: Die Entstehung und Entwicklung der Ministerialität anhand der Terminologie in den erzbischöflichen Urkunden .............................................. 2.2 Chronologischer Überblick 1057 bis 1205: Die Kölner Ministerialität im Gefüge von Macht und Herrschaft .. ............... 2.3 Fazit . . ...........................................................................................
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3. „Die Frage des Rechtsstandes der Ministerialen gehört vielleicht zu den am meisten umstrittenen der gesamten Verfassungsgeschichte.“ ................................................ 73 3.1 Die beiden Kölner Dienstrechte und der Hofdienst ................... 73 3.1.1 Das längere Kölner Dienstrecht ............................................. 73 3.1.2 Das kürzere Kölner Dienstrecht .. ........................................... 82 3.1.3 Verfasser, Entstehungszeit, Kontext: Spiegeln die Dienstrechte den Aufstieg der Kölner Ministerialität? ..... 88 3.1.4 Der Kölner Hofdienst . . .......................................................... 93 3.2 Das Gericht der Ministerialen und die Kölner Stadtvogtei ......... 95 3.3 Lehen, Allod und Siegelführung: Weitere Aufstiegsmerkmale? ... 102 3.4 Fazit . . ........................................................................................... 114
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Inhalt
4. Zwei exemplarische Ministerialenfamilien des Kölner Erzstifts . . ....... 115 4.1 Die Familie von Eppendorf ......................................................... 115 4.1.1 Die Familie von Eppendorf als Inhaberin der Kölner Stadtvogtei ........................................................... 115 4.1.2 War die Stadtvogtei ein Aufstiegsmoment für die Familie von Eppendorf? ............................................. 120 4.2 Die Familie Bachem .................................................................... 125 4.2.1 Das Amt des Kämmerers am Hof des Kölner Erzbischofs ..... 125 4.2.2 Die Familie Bachem als Inhaberin des Kämmereramtes ........ 126 4.3 Fazit . . ........................................................................................... 132 5. Ministeriale in der Grundherrschaft ................................................... 134 5.1 Alfter ........................................................................................... 137 5.2 Altendorf ..................................................................................... 138 5.3 Wormersdorf ............................................................................... 140 5.4 Einordnung in den Forschungszusammenhang .......................... 141 5.5 Fazit . . ........................................................................................... 144 6. Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs ...................................... 146 6.1 Struktur und Ausbau des erzbischöflichen Hofes vom 11. bis 13. Jahrhundert ....................................................... 146 6.2 Symbolik und Kommunikation: Der Hof als Institution zur Herstellung konsensualer Entscheidungen . . .......................... 157 6.3 Weltliche Stellvertreter des Erzbischofs: Ministeriale in transpersonaler Herrschaft ...................................................... 164 6.4 Ministeriale in der Organisation des Hofes . . ............................... 170 6.5 Die Hofämter im Einzelnen ........................................................ 174 6.5.1 Der Marschall ........................................................................ 174 6.5.2 Der Mundschenk . . ................................................................. 178 6.5.3 Der Truchsess . . ....................................................................... 181 6.6 Fazit . . ........................................................................................... 182 7. Ministeriale in der Stadt Köln . . ........................................................... 185 7.1 Ministerialität und Stadt: Überblick über die Forschung . . .......... 186 7.2 Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln . . ......................... 189 7.2.1 Gerhard Unmaze ................................................................... 190 7.2.2 Karl von der Salzgasse ............................................................ 197 7.2.3 Ministeriale ‚auf Zeit‘? Die Situation der Zöllner und daraus sich ergebende Folgerungen für die Ministerialität insgesamt ............................................ 201
Inhalt
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7.3 Ministeriale in der städtischen Selbstverwaltung . . ....................... 207 7.3.1 Das Schöffenkolleg ................................................................ 209 7.3.2 Die Richerzeche ..................................................................... 212 7.3.3 Die Parochien ........................................................................ 214 7.4 „Der Ministerialität verdächtig“ . Zum Verhältnis von Ministerialen und Bürgern im 13. Jahrhundert ................... 217 7.5 Fazit . . ........................................................................................... 223 8. Ministeriale auf Burgen . . ..................................................................... 225 8.1 Die Ministerialen von Volmarstein ............................................. 225 8.2 Die Ministerialen von Alpen ....................................................... 234 8.3 Die Ministerialen von Padberg . . .................................................. 239 8.4 Die Ministerialen von Wolkenburg . . ........................................... 246 8.5 Burg und Ministerialität im Erzstift: Synthese ............................ 249 8.6 Fazit . . ........................................................................................... 256 9. Ministeriale im kölnischen Westfalen ................................................. 259 9.1 Die Kölner Erzbischöfe und Westfalen. Ein Überblick ............... 259 9.2 Die Funktion des Marschalls von Westfalen ............................... 265 9.3 Fazit . . ........................................................................................... 267 10. Ministeriale in Städten des Kölner Erzstifts ....................................... 269 10.1 Soest ............................................................................................ 270 10.1.1 Der Soester Schultheiß .......................................................... 272 10.1.2 Weitere Kölner Ministeriale in Soest ..................................... 275 10.1.3 Überschneidungen zwischen Patriziat und Ministerialität . . ... 276 10.2 Bonn ........................................................................................... 277 10.3 Andernach ................................................................................... 280 10.4 Fazit . . ........................................................................................... 284 11. „Gedient haben viele, und nur wenige sind aufgestiegen.“ ................ 286 11.1 Veränderungen im Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe im 13. Jahrhundert .. .................................................................... 287 11.2 milites, nobiles, fideles, officiales und ministeriales als Kategorien in Zeugenlisten und Urkundentexten .................. 288 11.3 Exkurs I: Zum Verhältnis von ministeriales und milites ............... 301 11.4 Exkurs II: … et alii ministeriales et amici nostri. Die Haltung(en) der Ministerialen im deutschen Thronstreit .. ... 307
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Inhalt
11.5 „Strukturwandel der Herrschaft“ . Bedingungen von Macht und Herrschaft im 13. Jahrhundert und die Rolle der Ministerialen ......................................................................... 313 11.6 Fazit . . ........................................................................................... 318 12. Schlussbetrachtung . . ............................................................................ 320 13. Literaturverzeichnis . . ........................................................................... 331 13.1 Verzeichnis der in den Fußnoten, Tabellen und im Literaturverzeichnis verwendeten Abkürzungen . . ........... 331 13.2 Quellen ....................................................................................... 336 13.3 Sekundärliteratur .. ....................................................................... 339 14. Anhang ................................................................................................ 378 14.1 Tabellen und Diagramme . . .......................................................... 378 14.2 Karten ......................................................................................... 422 Register .. ..................................................................................................... 424
Vorwort Die vorliegende Arbeit ist die überarbeitete Fassung meiner Dissertation, die ich im Sommersemester 2019 an der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn eingereicht habe. Das Rigorosum fand im Wintersemester 2019/2020 statt. An der Entstehung solch einer Arbeit sind viele verschiedene Personen in je verschiedener Weise beteiligt. Besonderer Dank gilt an erster Stelle natürlich Prof. Dr. Andrea Stieldorf, die die Idee zu dieser Arbeit von Beginn an förderte und mir stets mit jeder erdenklichen Hilfe zur Seite stand. Ich weiß, dass eine so intensive Betreuung keineswegs selbstverständlich ist. Ebenfalls herzlich danken möchte ich PD Dr. Alheydis Plassmann, die das Zweitgutachten übernahm. Prof. Dr. Michael Rohrschneider gebührt Dank in zweifacher Hinsicht: Er übernahm den Vorsitz der Prüfungskommission und nahm die Arbeit gemeinsam mit Prof. Dr. Claudia Wich-Reif in die Reihe Rheinisches Archiv auf. Prof. Dr. Matthias Becher danke ich für die Komplettierung der Prüfungskommission als viertes Mitglied. Besonders danken möchte ich auch den drei Korrekturlesern dieser Arbeit: Dr. Rebecca Großmann, Alexander Gerber M. A. und Florian Sommer M. A. Alle verbliebenen Fehler gehen selbstverständlich zu meinen Lasten. Alle drei waren mir darüber hinaus stets wertvolle Diskussionspartner und eine große Unterstützung, dieses Projekt zum Abschluss zu bringen. Des Weiteren danke ich an dieser Stelle Prof. em. Dr. Manfred Groten, in dessen Seminaren ich zum ersten Mal mit den Ministerialen in Berührung kam und der meine Masterarbeit zu diesem Thema betreute, die dann eine gute Grundlage für die Dissertation war. Neben ihm möchte ich allen Kolleginnen und Kollegen der Abteilung für Rheinische Landesgeschichte danken, besonders Dr. Marlene Nikolay-Panter und Prof. Dr. Andreas Rutz, für die schönen Jahre, die ich dort als studentische Hilfskraft verbringen durfte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne diese ermutigende Erfahrung überhaupt promoviert hätte. Die materiellen Grundlagen kamen indes durch meine Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Max Weber Stiftung zustande, auch dafür möchte ich danken. Danke auch an Kirsti Doepner, Julia Beenken und Matthias Ansorge vom Böhlau Verlag für die gute Betreuung während der Drucklegung. Dipl.-Ing. Sabine Tastel gebührt herzlicher Dank für die Überarbeitung der Karten und Diagramme im Anhang. Besonderer Dank gilt überdies dem Verein für geschichtliche Landeskunde der Rheinlande und dem Landschaftsverband Rheinland für die Gewährung groß zügiger Druckkostenzuschüsse.
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Vorwort
Über die Genannten hinaus gibt es noch weitere Personen, ohne die diese Arbeit nicht geschrieben oder veröffentlicht worden wäre. Ihr wisst, worin eure Unterstützung bestanden hat und immer noch besteht: Philipp Gatzen M. A., Lea G erber M. Ed., Katharina und Matthias Herper, Marlene Janićijević M. A., Benedikt Kurth M. Ed., Tim und Magdalena Schmitt mit Emil und Anton, Lisa und Reiner Schmitt und natürlich Annemarie Tastel M. A. Stuttgart, im Juli 2021
1. Einleitung 1.1 Einführung in den Forschungsgegenstand Die Ministerialen gelten als eines der bedeutendsten gesellschaftlichen Phänomene des Hochmittelalters. Ihr Aufstieg aus der Unfreiheit der Grundherrschaft in zum Teil hohe politische Positionen am Hof hat die mediävistische Forschung seit dem frühen 19. Jahrhundert beschäftigt. Die Ministerialität gehört deshalb zu einer der am bestuntersuchten sozialen bzw. rechtlichen Gruppen des Mittelalters.1 Wie schon an der lateinischen Bezeichnung ministerialis (von ministerium = Dienst oder Amt) deutlich wird, war die Aufgabe eines Ministerialen das Erbringen eines Dienstes für den Herrn. Durch den engen Kontakt, der dabei entstand, konnte ein sozialer Aufstieg gelingen, durch den sich der Ministeriale von den übrigen Mitgliedern der familia, also den Personen, die in einer Grundherrschaft lebten und nach Hofrecht an den Herrn gebunden waren, abgrenzte.2 Rechtlich blieben zwar auch die Aufgestiegenen unfrei, jedoch trat dieses Merkmal zunehmend in den Hintergrund.3 Die so in Gang gesetzte Distinktionsbewegung hatte tiefgreifende Folgen sowohl für die Grundherrschaft als auch für die Gesellschaft insgesamt.4 Allerdings war die hochmittelalterliche Gesellschaft auch durch weitere Faktoren von Veränderungen geprägt, die sich ebenfalls auf die Entstehung der Ministerialität auswirkten.5 Ihre größte Bedeutung erlangten die Ministerialen im 12. und 13. Jahrhundert, als sie an fast jedem herrschaftlichen Hof im römisch-deutschen Reich zu finden waren. Als Ergänzung und Ersatz des Adels, der im Rahmen des Lehnsystems 6 bis dahin wichtige Funktionen in der Verwaltung übernommen hatte, griffen die 1 Vgl. den Forschungsüberblick bei Hechberger, Adel, S. 369 – 415; Keupp, Dienst, S. 3 – 16; Bosl, Reichsministerialität, S. 25 – 31. 2 Vgl. zum Terminus familia Schulze, Art. familia; Hermann, Art. familia; Bosl, familia als Grundstruktur; zur Stellung der Ministerialen innerhalb der familia vgl. Zotz, Formierung, S. 39; zur Bedeutung der persönlichen Nähe ebd., S. 42. 3 Zu berücksichtigen ist das mittelalterliche Verständnis von Freiheit, das nicht mit dem heutigen gleichgesetzt werden darf. Sicherheit und Schutz, die der Herr seinem Unfreien garantierte, waren ebenfalls von großer Bedeutung und galten oftmals mehr als rechtliche Freiheit. Vgl. dazu Heck, Ursprung, S. 139 f.; Borchardt, Aufstieg, S. 37; sowie Kap. 2.1. 4 Vgl. dazu ausführlich Kap. 5. 5 Vgl. Kap. 2.2. 6 Vgl. zum mittelalterlichen Lehnswesen v. a. die neuen Forschungen im Sammelband Lehnswesen, hg. v. von Dendorfer/Deutinger, den Sammelband Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens, hg. v. Spiess, und zum Zusammenhang z wischen Lehnswesen und Rittertum Krätschmer, Rittertum. Vgl. auch die Anmerkungen unten Kap. 3.3.
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Einleitung
Herrn immer häufiger auf Ministeriale zurück, wodurch diese zu unverzichtbaren Herrschaftsträgern wurden.7 Für die zu erfüllenden Aufgaben waren jedoch meist bestimmte Qualifikationen notwendig, die Personen, die zuvor in der Grundherrschaft tätig gewesen waren, nicht mitbrachten. Deshalb wurden zunehmend solche Personen als Ministeriale rekrutiert, die in dem ihnen zugedachten Aufgabenfeld bereits über Erfahrung verfügten. Die Untersuchung von Aufstiegsfaktoren und -möglichkeiten vor dem Hintergrund der sich vollziehenden gesellschaftlichen Umbildungsprozesse zu untersuchen, bildet daher einen der ‚roten Fäden‘ dieser Arbeit.8 Aufgrund dieser notwendigen Voraussetzungen waren die Ministerialen nie ‚nur‘ Ministeriale. Sie konnten gleichzeitig mehrere soziale Rollen erfüllen sowie ökonomisch erfolgreich und herrschaftlich bedeutend sein. Diese vielfältigen, sich teilweise auch überlagernden Identitäten und wie sie mit den Anforderungen des Herrn an die Ministerialen zusammengingen, ist ein weiterer ‚roter Faden‘ dieser Arbeit.9 Die Ministerialität kann verstanden werden als eine Gruppe von Personen, an die zum einen von Seiten des Herrn bestimmte Erwartungen herangetragen wurden.10 Andererseits entfaltete sich mit zunehmendem sozialem Aufstieg aber auch eine Eigendynamik, die sie immer selbstständiger agieren ließ. Die Ministerialität war daher von Gegensätzen gekennzeichnet: unfreie Gebundenheit an den Herrn einerseits, gehobener sozialer Rang andererseits; unverzichtbarer Bestandteil der hochmittelalterlichen Herrschaftsausübung einerseits, eigene Herrschaft entfaltend andererseits; Loyalität gegenüber dem Herrn einerseits, auf den eigenen Aufstieg bedacht andererseits. Diese spannenden sozialen Verhältnisse und Dynamiken, die das Hochmittelalter wesentlich mitgeprägt haben, sind Gegenstand dieser Arbeit. Untersucht und gezeigt werden soll all dies am Beispiel des Kölner Erzstifts, für das bisher keine Gesamtdarstellung der Ministerialität vorliegt.
7 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 4; Bosl, Vorstufen, S. 195. Borchardt, Aufstieg, S. 40. 8 Das Forschungsvorhaben wird in Kap. 1.2 detailliert beschrieben. 9 Mit dem Begriff Identität hat sich die Gender- und Intersektionalitätsforschung eingehend beschäftigt, die mittlerweile auch in der Mediävistik, vor allem der G ermanistik, Berücksichtigung findet. Vgl. hierzu den Sammelband Gender Studies, hg. v. Bennewitz/Eming/Traulsen sowie den Sammelband Intersektionalität als Forschungspraxis, hg. v. Bereswill/Degenring/Stange. Vgl. zu Konstruktion von Identität in der Historiographie aber auch eine neuere Studie aus der westfälischen Landesgeschichte: Pätzold. Erinnerung. 10 Wie festgefügt und abgeschlossen diese Gruppe war, wird ebenfalls zu untersuchen sein.
Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte: Die Kölner Ministerialität 13
1.2 „Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte: Die Kölner Ministerialität.“ 11 Zum Stand der landesgeschichtlichen Forschung und den Zielen dieser Arbeit Die Ministerialen sind seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bis etwa in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts ein zentrales Thema der mediävistischen Forschung gewesen. Lange Zeit standen, im Einklang mit der grundsätzlichen Ausrichtung der Geschichtswissenschaft, vor allem rechtsgeschichtliche Fragen im Vordergrund, die Herkunft, Aufstiegsmöglichkeiten und Stand der Ministerialen zum Inhalt hatten. Dies änderte sich um die Mitte des 20. Jahrhunderts, als sozialgeschichtliche Fragestellungen stärker berücksichtigt wurden, auch dies anschließend an den allgemeinen Trend in der Geschichtsforschung. Es ging nun weniger darum, normative Aussagen zu treffen als vielmehr darum, die Ministerialen in der im Umbruch befindlichen hochmittelalterlichen Gesellschaft zu verorten und ihre Rolle in d iesem Prozess zu untersuchen. Ausdruck fand dieser Trend unter anderem in der Untersuchung zahlreicher einzelner Ministerialenverbände.12 Aus dieser neuen Ausrichtung heraus ist auch die letzte Hochphase der Ministerialenforschung in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts zu verstehen. Beeinflusst durch die Stadtgeschichtsforschung und neue prosopographische Untersuchungsmethoden rückte das Verhältnis von Ministerialen und Bürgern in den Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses.13 Freilich schlossen diese Trends nicht aus, dass es auch Abweichungen von ihnen gab: So wurden vereinzelt schon im 19. Jahrhundert gesellschaftliche Fragestellungen berücksichtigt und auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden rechtsgeschichtlich bestimmte Untersuchungen durchgeführt.14 Es liegt im Wesen des Gegenstandes, dass die Ministerialen vor allem in der landesgeschichtlichen Forschung auf großes Interesse stießen, denn sie waren immer auf einen einzelnen Herrn bezogen und hatten ihren Lebensbereich in einer einzelnen Stadt oder Region, was das Reisen mit dem oder an den Herrscherhof freilich nicht ausschloss.15 Ein Stück weit ausgenommen werden müssen die Reichsministerialen, deren Aktionsradius oftmals größer war als derjenige der Ministerialen 11 Jakobs, Forschungsaufgabe. 12 Vgl. bspw. Bradler, Studien (Allgäu und Oberschwaben); Freed, Formation (Salzburg); Hasse, Hofämter (Welfen); Witzel, Die fuldischen Ministerialen; Trüper, Ritter und Knappen (Bremen und Verden). 13 Vgl. bspw. Schulz, Ministerialität und Bürgertum in Trier (1968); Petke, Pfalzstadt und Reichsministerialität (1973); Wilke, Ministerialität und Stadt (1976); Schlunk, Stadt ohne Bürger? (1987). 14 Vgl. für einen ausführlichen Forschungsstand Hechberger, Adel, S. 369 – 415; Freed, Origins, S. 215 – 225. 15 Vgl. die in Anm. 20 genannten Arbeiten.
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Einleitung
von lokalen Großen; aber auch die Reichsministerialen hatten in der Regel ihre Basis an einem bestimmten Ort.16 Im folgenden Überblick wird schwerpunktmäßig der Forschungsstand der rheinischen Landesgeschichte referiert, da sich diese Untersuchung mit den Ministerialen in dieser Region beschäftigt.17 Nichtsdestotrotz sollen aber im Anschluss daran auch einige grundlegende Werke der allgemeinen Forschung vorgestellt werden, da in der folgenden Studie auch auf diese Ergebnisse zurückgegriffen wird. Seine Rezension der Dissertation von Wilhelm Pötter versah Hermann Jakobs im Jahr 1970 mit dem Titel „Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte. Die Kölner Ministerialität“.18 Dieser Titel brachte zum Ausdruck, dass den Ministerialen im Kölner Erzstift bislang nicht die eigentlich erforderliche Aufmerksamkeit gewidmet worden war und dass die Ergebnisse etwaiger Studien nicht zufriedenstellend gewesen waren – ganz im Gegensatz zu vielen anderen Städten und Regionen und vor allem den Reichsministerialen, zu denen eine kaum noch zu überblickende Menge an Forschungsliteratur vorliegt.19 Diese Zurückhaltung dem Thema gegenüber überrascht umso mehr, als dass Köln und das Rheinland seit jeher intensiv geschichtswissenschaftlich erforscht worden und die Quellen sehr gut erschlossen und zugänglich sind. Gründe für das Desinteresse an den Ministerialen sind sicher die komplexen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in der Stadt Köln und im Erzstift, die die Zuordnung von Ministerialen zu einzelnen Institutionen oft erschweren. Zudem führt gerade die Fülle des Quellenmaterials zur Zurückhaltung bei Th emen, die eine prosopographische Untersuchung notwendig machen. Mit den Ministerialen im Erzstift bzw. in der Stadt Köln beschäftigte sich als erster Leonard Ennen in seiner fünfbändigen Kölner Stadtgeschichte.20 Er wies darauf hin, dass gerade die Ministerialen dazu beigetragen hatten, eine gewisse Dynamik innerhalb der Kölner Stadtbevölkerung zu erzeugen: Vor allem hatte die Ministerialität ihr gutes Teil dazu beigetragen, den alten starren Standesunterschied zwischen den einzelnen kölnischen Einwohnerklassen zu untergraben und Lebensverhältnisse anzubahnen, in denen die freie Abstammung ihre frühere Bedeutung verlor. […] Die Ministerialität war der Boden, auf dem freie und hörige Herkunft einander freundschaftlich begegneten und neue Standesverhältnisse gründeten.21 16 Vgl. bspw. Spiess, Inwärtseigen (Herrschaft Hohenecken); Steiger, Die Schenken und Herren von Erbach; Thon, Studien (Pfalz). 17 Vgl. zum Stand der mediävistischen Landesgeschichtsforschung allgemein: Groten, Perspektiven. 18 Jakobs, Forschungsaufgabe. 19 Vgl. die neueste Untersuchung von Keupp, Dienst, v. a. den Forschungsüberblick S. 3 – 16; Bosl, Reichsministerialität, v. a. den Forschungsüberblick S. 25 – 31; Schlunk, Königsmacht. 20 Vgl. Ennen, Leonard, Geschichte der Stadt Köln, Bd. 1, Köln/Neuss 1863, S. 427 – 442. 21 Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 427; vgl. auch Oepen, Stiftsdamen, S. 25 – 29.
Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte: Die Kölner Ministerialität 15
Auch erkannte er, dass die Ministerialen verschiedene Funktionen ausübten, die gleichermaßen zu einem Aufstieg führen konnten.22 Des Weiteren behandelte er die einzelnen in der Stadt Köln ansässigen erzbischöflichen Ministerialen, wobei er den Ministerialenbegriff sehr weit fasste und etwa auch Wieger, Prüfer, Kellner und Torhüter dazu zählte.23 Carl Hegel gab in den Bänden 12 und 14 seiner „Chroniken der deutschen Städte“ auch eine sehr ausführliche Übersicht über die Geschichte der Stadt Köln von der Römerzeit bis ins 14. Jahrhundert.24 Dabei sprach er viele Punkte an, die mit den Ministerialen innerhalb der Stadt Köln in Beziehung stehen. Mit den Ministerialen im Besonderen beschäftigte er sich in Band 14, S. VII bis XVIII . Für Hegel waren die Ministerialen neben den Geistlichen, den Adeligen und s päter den Bürgern unzweifelhaft einer der Stände des Erzstifts.25 Entsprechend sah er auch eine strikte Trennung z wischen Ministerialen und Bürgern, die gleichwohl manchmal überwunden worden sei.26 Viel Platz räumte er der Behandlung des Stadtgerichts ein, in dem die mit Ministerialen besetzte Stadtvogtei eine wichtige Rolle spielte.27 Friedrich Lau legte 1891 eine erste Monographie zu den Kölner Ministerialen vor.28 Dieser Dissertation lag eine, für diese Zeit noch keineswegs übliche, prosopographische Methode zugrunde. Auf dieser Grundlage listete er alle von ihm so genannten „erzbischöflichen Beamten in der Stadt Köln während des 12. Jahrhunderts“ auf. Dies schloss auch die adeligen Burggrafen mit ein, ließ darüber hinaus aber eine für weitere Forschungen fruchtbare Liste entstehen, die die Stadtvögte, die Untervögte, die Kämmerer, die Zöllner, die Marschälle, die Truchsessen und die Schenken aufführte. Lau listete die von ihm verwendeten Quellen auf und gab für jede Funktion die exakten Fundstellen an. Dies ist insofern eine Besonderheit, als viele Arbeiten im 19. Jahrhundert ohne explizite Belege auskommen. Bestes Beispiel dafür ist Ennens oben genannte Stadtgeschichte, die Belege nur in seltenen Fällen enthält. Lau stieg nach dieser ersten Arbeit tiefer in die Verhältnisse in der Stadt Köln ein und legte 1898 eine Arbeit zur „Entwicklung der kommunalen Verfassung und Verwaltung der Stadt Köln bis zum Jahre 1396“ vor.29 Viel Raum nehmen in dieser Untersuchung die verschiedenen Gerichte und die Entwicklung und die Arbeit des Rates im 13. Jahrhundert ein. Im Rahmen der erzbischöflichen 22 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 428. 23 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 428. 24 Hegel, Köln. 25 Hegel, Köln, Bd. 3, S. IV und VII. 26 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XX. 27 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXVIII–XLVII. 28 Lau, Beamte. 29 Lau, Entwicklung.
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Einleitung
Stadtherrschaft stellte Lau aber auch die Kämmerer, Münzer und Zöllner vor, die er zur Ministerialität rechnete. Der nächste, der sich der Kölner Ministerialität annahm, war 1906 Wilhelm Trockels.30 Er verstand die Unfreiheit der Ministerialen als ihr wichtigstes Merkmal 31 und sah sie als geschlossenen Stand 32. Im Kriegsdienst liege das wesentliche Aufstiegsmoment.33 Ihm gelang es, über eine reine rechtsgeschichtliche Erörterung hinauszugehen, indem er auflistete, w elche Ministerialen in der Stadt Köln selbst ihren Wohnsitz hatten, wofür er sich auf die Schreinskarten stützte.34 Dem Zusammenhang zwischen Ministerialität und der Entwicklung Kölns im Hochmittelalter maß er wenig Bedeutung zu, denn viele Ministeriale hätten nicht in Köln selbst gelebt, sondern auf Burgen und Landgütern im Umland.35 Jakob Ahrens legte 1908 eine Dissertation zu den „Ministerialen in Köln und am Niederrhein“ vor.36 Er definierte einen Ministerialen ganz allgemein als jemanden, der ein Amt ausübte, und nahm damit Abstand von der über Jahrzehnte geführten Diskussion, was denn eigentlich den Aufstieg ermöglicht habe.37 Hinsichtlich der, in der älteren Forschung oft behaupteten, Kontinuität von der Karolingerzeit bis ins Hochmittelalter war Ahrens vorsichtiger als manche seiner Vorgänger: Zwar erkannte er, dass im 11. Jahrhundert eine Begriffsverengung von ministeriales stattgefunden hatte 38, behauptete aber immer noch einen historischen Zusammenhang zwischen den jeweils so bezeichneten Gruppen im Früh- und Hochmittelalter 39. Intensiv setzte sich Ahrens mit dem längeren Kölner Dienstrecht auseinander, das kurz zuvor von Ferdinand Frensdorff ediert worden war, und kam auf dieser Grundlage zu Aussagen über verschiedene rechtliche Aspekte der Ministerialität:40 Er diskutierte die Frage des Standes 41, der Lehen 42, des Eigens 43, des Gerichts 44 und
30 Trockels, Ministerialen. 31 Vgl. Trockels, Ministerialen, S. 3. 32 Vgl. Trockels, Ministerialen, S. 4. 33 Vgl. Trockels, Ministerialen, S. 5. 34 Vgl. Trockels, Ministerialen, S. 23 f. 35 Vgl. Trockels, Ministerialen, S. 23. 36 Ahrens, Ministerialität. 37 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 4. 38 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 4, 28, 31. 39 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 24. 40 Vgl. Frensdorff, Recht; die verschiedenen Rechte der Kölner Ministerialen werden in Kap. 3.1 besprochen. 41 Vgl. Ahrens, Ministerialität, bes. S. 75 – 82 und S. 38. 42 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 45 – 54. 43 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 55 – 65. 44 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 65 – 71.
Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte: Die Kölner Ministerialität 17
gab einen Ausblick auf des 13. Jahrhundert 45. Für damalige Verhältnisse ist Ahrens als quellennah und differenziert zu bewerten. Auch seine Theorie zur Auflösung der Ministerialität gegen Ende des 13. Jahrhunderts verdient Beachtung, vertritt er doch die Auffassung, es sei zu einer Annäherung der Ministerialen an die freien Vasallen und schließlich zum Zusammengehen beider gekommen.46 Eine Besonderheit der rheinischen Landesgeschichte ist die Zugehörigkeit eines großen Teils von Westfalen zum Untersuchungsraum. Die Gegend um Soest bis hinunter ins nördliche Sauerland gehörte im Mittelalter zum Einflussbereich der Kölner Erzbischöfe. Ahrens war der Ansicht, es habe z wischen den Ministerialitäten beider Gebiete keine Unterschiede gegeben.47 Dem hat die nachfolgende Forschung, vor allem vertreten durch Elisabeth Allhoff 48 und Friedrich von Klocke 49, allerdings widersprochen. Auch die vorliegende Arbeit widmet sich den Ministerialen in Westfalen und Soest in zwei separaten Kapiteln, bezieht sie aber in die Untersuchung ein.50 In den folgenden Jahrzehnten fanden die Ministerialen des Kölner Erzstifts in der Forschung weniger Beachtung. Unter anderem, aber nicht schwerpunktmäßig, wurden sie von Johanna Maria van Winter in ihrer Dissertation „Ministerialiteit en Ridderschap in Gelre en Zutphen“ behandelt.51 Erst Wilhelm Pötter widmete ihnen seine 1967 erschienene Dissertation, die allerdings in der landesgeschichtlichen Forschung kaum positiv aufgenommen wurde.52 Einer der Hauptvorwürfe an ihn war, nicht an den Trend der prosopographischen Forschungen angeknüpft zu haben, sondern das Problem noch einmal von der rechts- und verfassungsgeschichtlichen Seite angegangen zu sein.53 Aufgrund dieser Methode kam er auch zu dem zu diesem Zeitpunkt schon widerlegten Ergebnis, es habe eine klare Trennung z wischen Ministerialen und übrigen Stadtbewohnern gegeben.54 Pötters Arbeit beginnt mit einer an Lau anknüpfenden Liste aller Personen, die er in seinem Untersuchungszeitraum für Ministeriale hält. Daran schließt sich die Erläuterung der verschiedenen Funktionen der Ministerialen an, bevor im letzten Kapitel ausführlich zu Rechtsfragen Stellung genommen wird. Das letzte Kapitel wurde
45 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 83 – 90. 46 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 88. 47 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 2. 48 Vgl. Allhoff, Beziehungen, S. 70 – 76. 49 Vgl. Klocke, Untersuchungen. 50 Vgl. Kap. 9 und 10. 51 Winter, Ministerialiteit en Ridderschap. 52 Pötter, Ministerialität. 53 Vgl. Schulz, Rez. zu Pötter, Ministerialität, S. 593. 54 Vgl. Jakobs, Forschungsaufgabe, S. 219.
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Einleitung
von Schulz und Droege 55 positiv rezipiert, die ersten beiden allerdings von Schulz, Droege und Jakobs aus den oben genannten Gründen sehr kritisch gesehen. Jakobs zog den schon zitierten Schluss, dass die Kölner Ministerialität nach wie vor eine „Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte“ sei.56 Dies sollte für die nächsten etwa 25 Jahre so bleiben, bis Ulrich Ritzerfeld 1994 seine Dissertation vorlegte. Er untersuchte „Verwaltungsorganisation und wirtschaftliche Grundlagen“ des Kölner Erzstifts im 12. Jahrhundert und stellte in diesem Rahmen die Ministerialität als eine wesentliche Stütze der Verwaltung dar, indem er jede Funktion mit den sie ausübenden Ministerialen detailliert vorstellte.57 Auch darüber hinaus sprach er alle wichtigen Themenkomplexe betreffend die Kölner Ministerialität an: Forschungsstand, Herkunft, Entwicklung, Lehen, Allodialbesitz, Versorgung, Wohnsitze. Da die Ministerialen einen zwar großen, aber nicht den einzigen Teil seiner Arbeit ausmachen – er untersuchte außerdem die Themen Territorialpolitik, Hof und wirtschaftliche Grundlagen – konnte er demgemäß einige Fragen nur anreißen, woraus sich allerdings für diese Arbeit einige interessante Anknüpfungspunkte ergeben.58 So ging er beispielsweise davon aus, dass in der Ministerialität „soziale Mobilität nicht die Regel“ 59 gewesen sei. Außerdem sprach Ritzerfeld mögliche Unterschiede z wischen der rheinischen und der westfälischen Ministerialität an, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.60 Sehr wertvoll und zu weiterer Forschung anregend ist der Schluss des Kapitels zu den Ministerialen, in dem er Probleme und Schwächen der Verwaltung durch Ministeriale ansprach.61 Darüber hinaus beleuchtete er die Emanzipationsbestrebungen der Ministerialen und Gegenmaßnahmen des Erzbischofs.62 Noch etwas neuer als Ritzerfelds Schrift ist die Dissertation Wilhelm Weises, der sich mit dem gesamten Hof des Kölner Erzbischofs befasste.63 Ausgehend von den beiden Dienstrechten und dem Kölner Hofdienst stellte er dabei auch die Aufgaben der Ministerialen im sozialen Gefüge Hof dar. Allerdings erwiesen sich die normativen Rechtstexte nicht immer als hinreichende Quellengrundlage, um ein so komplexes Gefüge wie den Hof zu erfassen. Außerdem sieht Weise die Ministerialität zu sehr von ihren militärischen Aufgaben bestimmt. Aber auch diese 55 Vgl. Droege, Rez. zu Pötter, Ministerialität. 56 Jakobs, Forschungsaufgabe. 57 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 73 – 209. 58 Vgl. hierzu auch Groten, Rez. zu Ritzerfeld, Erzstift; vgl. auch Roeder, Rez. zu Ritzerfeld, Erzstift. 59 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 67. 60 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 69 f. 61 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 231 f. 62 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 240 f. 63 Weise, Hof; vgl. auch Eberl, Rez. zu Weise, Hof.
Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte: Die Kölner Ministerialität 19
Arbeit bietet zahlreiche Ansatzpunkte, um vertiefend in das Thema Ministerialität in Köln einzusteigen. Die neueste Dissertation, die unter anderem auch die Kölner Ministerialität behandelt, ist die Arbeit von Stefan Burkhardt aus dem Jahr 2008.64 Wie der Titel „Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas“ bereits andeutet, geht es ihm darum, deutlich zu machen, wie erzbischöfliche Herrschaft funktionierte, wie sie dargestellt wurde und w elche Mittel zur Ausübung von Herrschaft zur Verfügung standen. Zu den Mitteln zählt Burkhardt zu Recht auch die Ministerialen, deren wichtigste Vertreter er mit ihren jeweiligen Funktionen beleuchtet. Einen großen Mehrwert bieten die im Anhang enthaltenen statistischen Auswertungen der Urkunden, auf die auch für diese Arbeit zurückgegriffen wurde. Burkhardt listet für jeden seiner untersuchten Erzbischöfe (Friedrich von Berg, Reinald von Dassel, Philipp von Heinsberg und die Mainzer) Folgendes auf: die Anzahl der in der Amtszeit ausgestellten Urkunden, die Anzahl der Zeugen, wie sich die Zeugen zusammensetzen (Klerus, Adel, Ministerialen), jeweils die zehn wichtigsten geistlichen Institutionen, Familien und Zeugen und die zehn jeweils weitestzeugenden Zeugen. Visualisiert werden die Zeugenschaften in einem zweiten Anhang in Empfängeritineraren. In neuester Zeit hat Katrin Jaspers in ihrer Dissertation mit den „Herren von Hörde“ eine westfälische Ministerialenfamilie untersucht, deren Angehörige auch in Urkunden Kölner Erzbischöfe zeugen.65 Durch eine intensive prosopographische Auswertung aller greifbaren Urkunden sowie eine Analyse der Siegel gelingt es ihr, den sonst nur selten bezeugten Aufstieg einer Familie aus der Ministerialität in den niederen Adel nachzuzeichnen. Neben den Ministerialen einzelner Herren ist auch die Ministerialität als ein das gesamte römisch-deutsche Reich betreffendes Phänomen immer wieder Gegenstand der Forschung gewesen. Gleiches gilt für die sogenannte Reichsministerialität, also die auf den König bzw. Kaiser bezogenen Ministerialen. Aus der sehr umfangreichen Literatur werden nur einige für diese Arbeit wichtige Werke vorgestellt. Einen sehr guten und umfangreichen Forschungsüberblick vermittelt Werner Hechberger in seiner Habilitation zur Forschungsgeschichte des Adels im fränkisch-deutschen Mittelalter.66
64 Burkhardt, Stab. 65 Jaspers, Herren. Vgl. aus der neueren Forschung zu Ministerialen in Westfalen auch Pätzold, Ministerialität. 66 Hechberger, Adel, S. 369 – 415.
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Der erste, der sich dezidiert allgemein mit Ministerialen beschäftigte, war August von Fürth in seinem 1836 erschienenen Werk „Die Ministerialen“.67 Wie es in der Ministerialenforschung des 19. Jahrhunderts üblich werden sollte, begann er mit seiner Darstellung noch vor Karl dem Großen und legte den Schwerpunkt auf das Frühmittelalter.68 Seiner Zeit voraus war er allerdings hinsichtlich der Erkenntnis, dass es einen Unterschied zwischen den Personen, die im Frühmittelalter als ministeriales bezeichnet wurden, und jenen, die im Hochmittelalter so hießen, gab.69 Ein Unterschied, der von großer Wichtigkeit ist, der später aber zugunsten der Konstruktion von Kontinuität häufig nicht erkannt wurde (oder erkannt werden wollte, um die eigenen Darstellungsabsichten nicht zu gefährden).70 Den Ursprung der Ministerialen sah Fürth im häuslichen bzw. höfischen Bereich, aus dem heraus sich die Hofämter entwickelt hätten.71 Als Hauptursache für den Aufstieg verstand er den Haus- und Hofdienst, gefolgt vom Kriegsdienst.72 Großen Wert legte Fürth auf rechtliche Aspekte, vor allem das Lehenswesen.73 Auch dies ist ein typisches Merkmal der Forschung im 19. Jahrhundert. Auch Georg Waitz behandelte in seinem mehrbändigen Grundlagenwerk „Deutsche Verfassungsgeschichte“ die Ministerialität.74 Er begann mit der Darstellung ebenfalls im frühen Mittelalter, erkannte aber auch, dass zu dieser Zeit mit dem Begriff ganz allgemein eine dienstleistende Person gemeint war und kein Stand oder eine Klasse.75 Waitz verstand die Ministerialität nicht als eine Gruppe von Unfreien, sondern es sei, wenn ein Unfreier in die Ministerialität aufgenommen wurde, zu dessen Freilassung gekommen.76 Hieran hat die Forschung vielfach a ngeknüpft, 67 Fürth, Ministerialen; für die weitere Forschung des 19. Jh. vgl. Hechberger, Adel, S. 369 – 383. 68 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 1 – 38. 69 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 2: „So wird der Name ministerial, seit er zuerst den deutschen Völkern bekannt geworden war, ursprünglich als Benennung von Beamten, zu verschiedenen Zeiträumen auf verschiedene Weise gebraucht, je nach dem die Stellung derselben sich verändert hatte, und dadurch auch der frühere Name für sie unpassend schien, deshalb von ihnen abgelegt und einer neuen Gattung von Leuten gegeben ward.“ Vgl. auch ebd., S. 49; Esders, Amt, S. 271. Esders hat lokale Amtsträger der Karolingerzeit untersucht und nachweisen können, dass auch diese über ihr Amt eine gehobene soziale Stellung in ihrer Region erreichen konnten. 70 Vgl. Heck, Urprung, S. 141. 71 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 41. 72 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 188 – 215 (Haus- und Hofdienst) und S. 215 – 228 (Kriegsdienst). 73 Vgl. Fürth, Ministerialen, bes. S. 265 – 267, auch S. 47, S. 273 – 279. 74 Waitz, Verfassungsgeschichte. 75 Vgl. Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 5, S. 322 – 326. 76 Vgl. Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 5, S. 343.
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bestand doch gerade gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein großes Bedürfnis danach, den Niederadel als von Freien abstammend darzustellen.77 Zwar lässt sich die Freilassung bei Eintritt in die Ministerialität quellenmäßig nicht belegen, doch es ist hervorzuheben, dass Waitz die grundsätzlichen Aufstiegsmöglichkeiten, die in einem Eintritt in die Ministerialität lagen, erkannte. Ebenfalls sah er sehr klar die verschwimmenden Grenzen zwischen Ministerialität und Bürgertum. Dies kommt nicht nur darin zum Ausdruck, dass er Ministerialität und Bürgertum im selben Kapitel behandelte, sondern auch in seiner Einschätzung, die Ministerialität müsse „mitunter im weiteren Sinn zu den Bürgern mitgerechnet werden“.78 Die Forschung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts war diesbezüglich zurückhaltender, heute gelten die fließenden Übergänge aber als Konsens, was vor allem den Studien von Knut Schulz zu verdanken ist.79 Heinrich Brunner, der sich ebenfalls mit Rechts- und Verfassungsgeschichte beschäftigte, sah in den als Ministerialen bezeichneten Personen der Frankenzeit „Unfreie höheren Ranges“,80 die mit den vier Hausämtern [das heißt den Hofämtern 81; F. S.] betraut gewesen und daneben in der Hauptsache zum Kriegsdienst herangezogen worden seien 82. Besonders über diesen Dienst sei ihnen im späteren Mittelalter ein sozialer Aufstieg gelungen, der sie in eine vasallen-ähnliche Stellung gebracht habe.83 Auch Brunner betonte somit den Aufstiegscharakter der Ministerialität. Intensiv diskutiert wurde immer wieder die Ursache für den Aufstieg der Ministerialen.84 Beendet wurde diese Diskussion erst Ende der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts von Edmund Stengel, der feststellte, dass das entscheidende Aufstiegsmoment der „Dienst an sich“ 85 gewesen sei. Darüber hinaus wies er darauf hin, dass „eine besondere Form der herrschaftlichen Abhängigkeit“,86 die ihren Ursprung in der Grundherrschaft habe, das standesbildende Moment gewesen sei. Stengel war auch einer der ersten, der mit der bis dahin als Konsens geltenden Auffassung brach, es habe eine kontinuierliche Entwicklung entweder von den Germanen, der Frankenzeit oder Karl dem Großen an gegeben. Die Ministerialität sei 77 Vgl. Hechberger, Adel, S. 371. 78 Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 5, S. 322. 79 Vgl. Kap. 7.4. 80 Brunner, Rechtsgeschichte, S. 372. 81 Vgl. Kap. 6.5. 82 Vgl. Brunner, Rechtsgeschichte, S. 372. 83 Vgl. Brunner, Rechtsgeschichte, S. 374. 84 Vgl. etwa Kluckhohn, Ministerialität, S. 28 – 30; ausführlich dazu Hechberger, Adel, S. 383 – 386. 85 Stengel, Ursprung, S. 76. 86 Stengel, Ursprung, S. 76.
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Einleitung nicht aus einer ungebrochenen, kontinuierlichen ständischen Entwicklungslinie hervorgegangen. Sie ist nicht die gerade Fortsetzung eines alten Volksstandes von Minderfreien, sondern […] ein Ergebnis der sozialen Umbildungsprozesse, die die Entwicklung der Grundherrschaften begleitet haben.87
Eine Erkenntnis zwar, die hundert Jahre zuvor schon August von Fürth gehabt hatte, die aber in Vergessenheit geraten war. Die zweibändige Habilitationsschrift von Karl Bosl, erschienen 1950/1951, gilt bis in die Gegenwart als Neubeginn und Standardwerk in der Ministerialenforschung.88 Größtenteils zu Recht, bringt er doch die Ergebnisse von rund 100 Jahren Forschung zusammen und reichert sie mit den Ergebnissen seiner eigenen prosopographischen Untersuchungen an. Bezeichnenderweise sind Punkte, über die vorher langanhaltend diskutiert worden waren, in der Folgezeit nicht mehr zu Sprache gekommen und von fast allen Seiten als Konsens akzeptiert worden. Dies betrifft die Herkunft der Ministerialen aus der unfreien familia, die Verneinung eines massenhaften Eintritts von Freien in die Ministerialität und den Dienst als solchen als entscheidendes Moment für sozialen Aufstieg.89 Berechtigte Kritik hat Bosl immer wieder für seinen Versuch hinnehmen müssen, die Reichsministerialität als Teil eines großen, von Saliern und Staufern erdachten, politischen Plans zu sehen, mit dem die Kaiser und Könige einen gezielten Landesausbau zur Schaffung eines möglichst geschlossenen Territoriums sowie die Etablierung einer leistungsfähigen Administration betrieben hätten.90 Außerdem ist Bosl immer wieder vorgeworfen worden, er habe soziale und wirtschaftliche Fragestellungen zu wenig berücksichtigt.91 Obwohl er, und darin besteht das eigentlich Neue, das er in die Forschung eingeführt hat, prosopographische und besitzgeschichtliche Untersuchungen durchführte, genügte dies seinen Kritikern, großenteils zu Recht, nicht. Dieses Mangels war er sich offensichtlich selbst bewusst, sodass er im Anschluss an sein Grundlagenwerk in vielen kleineren Arbeiten einzelne Details untersuchte und dabei den angemerkten Desideraten mehr Aufmerksamkeit widmete.92 Ebenso scheinen die Leerstellen in Bosls Werk Anregung für viele andere Forscher gewesen zu sein, sich stärker mit sozialgeschichtlichen 87 Stengel, Ursprung, S. 82. 88 Bosl, Reichsministerialität; vgl. aber auch den Hinweis von Borchardt, Aufstieg, S. 39: Die Habilitationsschrift von Bosl sei bereits 1944 eingereicht worden und dann 1950/1951 in „gereinigter Fassung publiziert“ worden. 89 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 27 f. 90 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 29; die Kritik daran fasst zusammen Hechberger, Adel, S. 376; ausführlich kritisch auch Kirchner, Staatsplanung, bes. S. 467; Bosl nahm zur Kritik Kirchners im gleichen Band des DA Stellung (vgl. Bosl, Individuum). 91 Zusammenfassend Keupp, Dienst, S. 7. 92 Vgl. etwa Bosl, Mobilität; Ders., Vorstufen, S. 193 – 214 und 289 – 315.
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ragestellungen zu beschäftigen. Sie reagierten damit auch auf eine Tendenz jener F Zeit, in der „sich eine Abkehr von der zunehmend als unbefriedigend empfundenen ‚rechtsgeschichtlich-dogmatischen‘ Sichtweise vollzog“.93 Personengeschichtliche Untersuchungen boten in der Folgezeit die Möglichkeit, soziale Fragestellungen stärker zu berücksichtigen. Insbesondere die Stadtgeschichtsforschung hat diese Methode angewandt, um in zahlreichen Städten das Verhältnis z wischen Ministerialität und Bürgertum zu untersuchen.94 Die aktuellste Studie zu den Reichsministerialen stammt von Jan Ulrich Keupp, der die Ministerialen Friedrich Barbarossas und Heinrichs VI. untersuchte.95 Dabei ging er über die Funktion, die die Ministerialen für das Funktionieren des Reiches hatten, hinaus und beleuchtete eingehend ihre Entstehung und Entwicklung, ihre eigenen Handlungsspielräume, ihre Interaktion untereinander und ihre Rolle in der Herrschaftsrepräsentation. An den vorangegangenen Ausführungen sollte deutlich geworden sein, dass der allgemeine Forschungsstand zur Ministerialität als durchaus zufriedenstellend und auf der Höhe der Zeit zu bewerten ist. Damit steht er jedoch im Gegensatz zur auf das Kölner Erzstift bezogenen Forschung, deren Mangel im Wesentlichen in drei Punkten besteht: (1) Viele Arbeiten sind veraltet, was freilich nicht heißt, dass sie gänzlich unbrauchbar wären, (2) in den neueren Arbeiten bilden die Ministerialen nur ein zu behandelndes Thema unter mehreren anderen und werden deshalb lediglich gestreift und (3) verfolgen diese Arbeiten meist nur eine Auflistung und grobe Einordnung der Ministerialen. Diesen Desiderata will die Arbeit Abhilfe schaffen. Deshalb verfolgt diese Dissertation fünf Ziele: Erstens sollen die im Untersuchungszeitraum in den Quellen fassbaren Ministerialen so vollständig wie möglich systematisch erfasst werden.96 Damit soll zum einen eine Forschungslücke geschlossen werden, denn in älteren Arbeiten wird zwar ein durchaus umfangreicher Überblick über die Kölner Ministerialität geboten, alle quellenmäßig belegten Ministerialen listen sie aber nicht auf.97 Zum anderen soll die Erfassung der Ministerialen in Tabellen sowohl quantitative als auch qualitative Aussagen über Anzahl, Vorkommen, Bindung an einzelne Orte und personale Netzwerke ermöglichen.98 93 94 95 96
Hechberger, Adel, S. 375. Vgl. Kap. 7.4. Keupp, Dienst. Vgl. zu diesem Vorgehen die methodischen Anmerkungen in Kap. 1.4. Es werden nur Ministeriale erfasst, die definitiv als solche belegt sind und darüber hinaus fünfmal oder häufiger in den Zeugenlisten auftauchen. Die Gründe für dieses Vorgehen und die Proble matiken, die es mit sich bringt, werden unten erläutert. 97 Vgl. etwa Lau, Beamte; Ahrens, Ministerialität; Ritzerfeld, Erzstift. 98 Vgl. die Tabellen im Anhang; vgl. auch die Erläuterung zum Tabellenaufbau in Kap. 1.4. Eine umfassende Netzwerkanalyse, wie sie etwa in der soziologischen Forschung betrieben
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Einleitung
Damit ist gleichzeitig die Grundlage für alle weiterführenden Untersuchungen, die in dieser Arbeit vorgenommen werden sollen, gelegt. Zweitens sollen möglichst alle Aspekte, die mit der Ministerialität in Zusammenhang stehen, angesprochen werden. Dies mag sehr umfangreich erscheinen, ist aber aufgrund der Forschungslücke, die die Ministerialen in der rheinischen Landesgeschichte immer noch darstellen, sinnvoll und soll darüber hinaus zu weiteren Detailstudien anregen.99 Eben dazu soll auch die in den Tabellen zum Ausdruck kommende prosopographische Untersuchung dienen. Drittens sollen die Ministerialen verschiedenen Lebenswelten zugeordnet werden, um sowohl ihre im Auftrag des Erzbischofs wahrgenommenen Funktionen darstellen zu können als auch ihre vom Erzbischof losgelösten Aktivitäten zu erfassen und ihr Agieren in einem bestimmten Ort oder einer Region zu analysieren. Die wechselseitige Dynamik, die z wischen Erzbischof bzw. dem Erzstift und den Ministerialen herrschte, kann über Ort und Amt besonders deutlich gemacht werden, weil sich Erwartungen an die Ministerialen einerseits und ihre eigenen Interessen andererseits vor Ort und im Amt konkretisierten. Als Lebensbereiche wurden definiert: die Grundherrschaft, der erzbischöfliche Hof, die Stadt Köln, erzbischöfliche Burgen, das kölnische Westfalen sowie die Städte Soest, Bonn und Andernach. Viertens, und dies vor allem soll der rote Faden der Arbeit sein, wird nach Aufstiegsmomenten und -möglichkeiten der Ministerialen gefragt. Als eine rechtliche und soziale Gruppe, die von den im Hochmittelalter sich abspielenden gesellschaftlichen Veränderungen sowohl hervorgebracht wurde als auch diese Veränderungen wiederum selbst beeinflusste, wurde der Aufstiegscharakter von der Forschung als geradezu konstitutiv für die Ministerialität angesehen.100 Am Kölner Quellenmaterial wird daher immer wieder zu prüfen sein, ob sich diese Annahme auch für das Erzstift bestätigt oder ob ein Aufstieg nur einer Minderheit gelang.101 Zu untersuchen ist freilich auch, inwieweit sich Aufstiege in den Quellen überhaupt wird, ist auf der für das Hochmittelalter gegebenen Quellenbasis natürlich nicht möglich. Trotzdem können durch die Untersuchung von personalen Netzwerken, die sich um eine Funktion bzw. ein Amt bildeten, neue Erkenntnisse gewonnen werden. Vgl. von Heusinger, Amt, S. 23; ebd., Anm. 2 auch weitere Literatur zur Netzwerkforschung. 99 Vgl. Jakobs, Forschungsaufgabe. 100 Knut Schulz spricht in Bezug auf die Rolle, die Ministeriale in Städten bei der Emanzipation der Bürger vom Stadtherrn spielten, von einer „revolutionären Haltung“ der Ministerialen (Schulz, Ministerialität als Problem, S. 196); ebenso Bosl, Unfreiheit, S. 14: „Revolutionäres Aufbegehren gegen die Herren.“ Fürth, Ministerialen, S. 435: Die Ministerialen seien von vornherein bestrebt gewesen, den Vasallen gleichgestellt zu werden. Vgl. auch Borchardt, Aufstieg, S. 39; Stengel, Ursprung, S. 82. 101 Vgl. Bumke, Studien, S. 80, der die Aufstiegsmöglichkeiten für die Mehrzahl der Ministerialen als gering einschätzt.
Eine Forschungsaufgabe der rheinischen Landesgeschichte: Die Kölner Ministerialität 25
nachweisen lassen. Folgende Fragen werden außerdem bearbeitet: Konnten die Ministerialen durch die von ihnen ausgeübten Funktionen soziale Aufstiege vollziehen und wie verbreitet waren diese? Welche Voraussetzungen mussten für einen Aufstieg vorhanden sein?102 Führten Aufstiege zu einer Emanzipation vom Erzbischof, vielleicht sogar zur Ausbildung eigener herrschaftsähnlicher Aktivitäten, aufbauend auf übertragenem Amt und Präsenz in einem Ort oder einer Region? Und: Wie war es im Untersuchungsraum um den in der Forschung vielbeschworenen Anschluss an den niederen Adel bestellt, den manche Ministeriale in anderen Regionen des Reiches fanden?103 Fünftens wird untersucht, inwieweit der Status ‚Ministerialer‘ ein festgefügter rechtlicher Status war. Besonders die ältere Forschung folgte dem Verständnis, dass eine Person ganz und gar Ministerialer war. Andere Eigenschaften, Funktionen oder Ämter waren daneben nicht denkbar.104 Daraus folgte auch die Ansicht, es habe ‚die‘ Ministerialität einer Herrschaft gegeben, die eine fest umrissene, nach oben und unten rechtlich und sozial abgeschlossene Gruppe, einen ‚Stand‘ gebildet habe.105 Im Anschluss an Thomas Zotz sollen diese Auffassungen in Frage gestellt werden. Dieser war in seiner Untersuchung des Verhältnisses von Bürgerund Rittertum innerhalb der Stadt Köln zu dem Schluss gekommen, dass mit Begriffen wie „Bürgerschaft“ und „Ministerialität“ verschiedene Aspekte gemeint sein konnten.106 Sie konnten sowohl „soziale Gruppen“ als auch „Eigenschaften,
102 Vgl. Keutgen, Enstehung, S. 4, der schon Anfang des 20. Jahrhunderts der Meinung war, dass die Ministerialen, die s päter gehobene Ämter bekleideten, nicht von ‚ganz unten‘ aufgestiegen seien. 103 Bisweilen wurde sogar der Aufstieg so gut wie aller Ministerialer in den niederen Adel behauptet. Nachweisen lassen sich konkrete Aufstiege aber auch in anderen Regionen des Reiches nur selten. Eine Ausnahme bildet Jaspers, Herren, die auf einer guten Quellenbasis den Aufstieg einer westfälischen Ministerialenfamilie zeigen kann. Ähnliches gelingt auch Gutmann, Wappen, für eine Ministerialenfamilie aus dem süddeutschen Raum. 104 Dies hängt sicher damit zusammen, dass die Ministerialen bis weit in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein als Vorläufer der modernen Beamten verstanden und häufig auch so bezeichnet wurden. Vgl. Bosl, Reichsministerialität, S. 29. Vgl. dazu kritisch Willoweit, Begriff, S. 7. 105 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 43 f., auch S. 116: „Denn die Ministerialität war ein genau bestimmtes Verhältnis, ein besonderer, von anderen abgesonderter Stand, dessen man nicht teilhaft sein konnte ohne alle wesentlichen Merkmale desselben anzunehmen.“ Stengel, Ursprung, S. 76, der über das „standesbildende Moment“ schreibt. Wittich, Altfreiheit, S. 1: Die Ministerialen s eien eine „Genossenschaft“ gewesen. Bosl, Unfreiheit, S. 14: „kollektives Gruppenbewusstsein“, „genossenschaftliche Organisation“, „Distanzbewusstsein“, auch S. 15. Kim, familia, S. 353. 106 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 625 – 632; in Anm. 122, S. 625 gibt Zotz auch weitere Literatur zu dieser Thematik an. Vgl. hierzu auch Oexle, Dreiteilung, bes. S. 26 – 46.
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Merkmale“ bezeichnen.107 Daraus folgt für diese Studie die Frage: Könnte es nicht so gewesen sein, dass der Status ‚Ministerialer‘ ein Status unter mehreren anderen war? Dass also eine Person mehrere Eigenschaften auf sich vereinigen konnte und dies von der mittelalterlichen Gesellschaft akzeptiert wurde und mit dem mittelalterlichen Rechtsverständnis durchaus in Einklang zu bringen war? Ist demnach ‚Ministerialer‘ vor allem als Merkmal zu verstehen, das zwar ein Dienstverhältnis zum Erzstift anzeigte, darüber hinaus aber nicht eine alles andere ausschließende Identität konstruierte? So sollen also die Ministerialen vor dem Hintergrund der gesellschaftlich vorgegebenen Bedingungen und Veränderungen des Hochmittelalters untersucht werden. Daneben soll es aber auch um ihre Funktion im Gefüge von Macht und Herrschaft gehen und um ihr Verhältnis zu Erzbischof und Erzstift.
1.3 Überblick über die Quellen und einige Bemerkungen zum Kölner Urkundenwesen Da die Ministerialen keine Selbstzeugnisse hinterlassen haben, wird die Quellengrundlage in erster Linie von den Urkunden der Erzbischöfe von Köln gebildet, die in verschiedenen Editionen gedruckt vorliegen.108 Die umfangreichste Edition stellt das Werk Theodor Joseph Lacomblets dar, das in vier Bänden zwischen 1840 und 1858 erschienen ist.109 Außerdem herangezogen wurden der fünfbändige „Codex Diplomaticus Rheno-Mosellanus“ von Wilhelm Günther 110, das sogenannte „Mittelrheinische Urkundenbuch“ von Heinrich Beyer 111, das Werk von Anton Josef Binterim und Josef Hubert Mooren 112 sowie für die Zeit vor 1100 auch das bisher in zwei Bänden vorliegende „Rheinische Urkundenbuch“ 113. Für den westfälischen Teil des Erzstifts wurde in der Hauptsache das bisher in elf Bänden erschienene „Westfälische Urkundenbuch“ benutzt, vor allem Band VII.114 Für Westfalen war darüber hinaus die von Johann Suibert Seibertz herausgegebene Quellensammlung immer wieder eine Hilfe.115 1 07 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 625 – 632. 108 Eine Liste mit den sowohl in den Fußnoten als auch in den Tabellen verwendeten Abkürzungen ist dem Literaturverzeichnis vorangestellt. 109 Lacomblet, Urkundenbuch [abgekürzt als Lac.]. 110 Günther, Wilhelm, Codex [abgekürzt als Günther]. 111 Beyer, Urkundenbuch [abgekürzt als Beyer]. 112 Binterim/Mooren, Erzdiözese Köln [abgekürzt als Binterim/Mooren]. 113 Wisplinghoff, Rheinisches Urkundenbuch [abgekürzt als RhUB]. 114 Westfälisches Urkundenbuch [abgekürzt als WUB]. 115 Seibertz, Urkundenbuch [abgekürzt als Seibertz].
Überblick über die Quellen und einige Bemerkungen zum Kölner Urkundenwesen 27
Der Zugang zu den Urkunden wurde erleichtert durch den Rückgriff auf die Regesten der Erzbischöfe von Köln, von denen mittlerweile zwölf Bände vorliegen. Diese Arbeit basiert auf den Bänden 1 bis 3.116 Die Regesten waren für die Bearbeitung der Fragestellungen von besonderer Wichtigkeit, denn sie enthalten neben einer Zusammenfassung des Urkundeninhalts auch eine Liste mit den Zeugen, die zur Beglaubigung herangezogen wurden. Die prosopographische Untersuchung dieser Arbeit beruht wesentlich auf diesen Listen. Aufenthaltsorte, Bewegungsmuster, Häufigkeit der Aufenthalte am Hof und Netzwerke können auf dieser Grundlage sichtbar gemacht werden. Neben den Urkunden sind drei Rechtstexte für die Erforschung der Ministerialen im Kölner Erzstift von großem Wert. Es handelt sich dabei um das sogenannte längere Kölner Dienstrecht 117, das kürzere Kölner Dienstrecht 118 und den Kölner Hofdienst 119. Die beiden vermutlich in den 60er Jahren des 12. Jahrhunderts entstandenen Dienstrechte legen Rechte und Pflichten sowohl des Erzbischofs als auch der Ministerialen fest. Es geht hier vor allem um die Pflicht zum Italienzug, um die materielle Ausstattung der Ministerialen und um die Bedingungen zur Aufnahme in die Ministerialität. Der Kölner Hofdienst listet auf, was und wie viel die Gutshöfe an den Kölner Hof zu liefern hatten. Im Anschluss wird festgehalten, wie viel davon den führenden Ministerialen zustand. Die Texte werden in Kap. 3.1 ausführlich vorgestellt und besprochen. Mit den Rechtstexten können Fragen nach dem Aufstieg, der rechtlichen Stellung und dem Gruppenbewusstsein untersucht werden. Da die Quellengattung Zeugenliste für die vorliegende Arbeit von größter Wichtigkeit ist, gleichwohl aber einige zu berücksichtigende Schwierigkeiten enthält, folgen hier einige Anmerkungen zum Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe im Hochmittelalter. Die Erzbischöfe von Köln stellten z wischen 1056 und 1261 insgesamt 1368 Urkunden aus.120 Davon enthalten 709 eine Zeugenliste, in 429 Urkunden zeugen Ministeriale. Eine Untersuchung des gesamten Zeitraums liegt bislang nicht vor, dafür aber eine ganze Reihe von Einzeluntersuchungen. Für die Zeit vor 1150 sind relevant Jakob Heimen 121, Richard Knipping mit seiner Dissertation zur Diplomatik der Kölner Erzbischöfe des 12. Jahrhunderts von 1889122 und Otto O ppermann, der 116 117 118 119 120 121 122
Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter [abgekürzt als REK]. Frensdorff, Recht. Loesch, Dienstmannenrecht. Frensdorff, Recht, S. 59 – 69. Vgl. zur Definition des Untersuchungszeitraums Kap. 1.5. Heimen, Beiträge. Knipping, Beiträge.
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seine Vorarbeiten zum Rheinischen Urkundenbuch 1922 als „Rheinische Urkundenstudien“ veröffentlichte 123. Erich Wisplinghoff knüpfte 1955 an Knipping und Oppermann an.124 Manfred Groten untersuchte sowohl das Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe im Hochmittelalter im Allgemeinen 125 als auch dasjenige Arnolds I. und Arnolds II. im Besonderen 126. Die beiden neuesten Untersuchungen beschäftigen sich mit dem Urkundenwesen Heinrichs von Müllenark 127 bzw. Konrads von Hochstaden, Engelberts von Falkenburg und Siegfrieds von Westerburg 128. Die Organisation des Urkundenwesens der Kölner Erzbischöfe lässt sich erstmals in der Amtszeit Friedrichs I., also zu Beginn des 12. Jahrhunderts, besser fassen. Zu dieser Zeit waren die meisten Urkunden Empfängerausfertigungen oder wurden von unbekannter Hand hergestellt.129 Groten spricht deshalb von einer „Dezentralisierung des kölnischen Urkundenwesens […], die die Bereitstellung größerer Schreibkapazitäten am erzbischöflichen Hof auch bei stark erhöhtem Urkundenausstoß entbehrlich machte, indem man auf jeweils vorhandene Kräfte zurückgriff“.130 Diese Kapazitäten fanden sich vor allem in den stadtkölnischen Konventen.131 Einen festen Kanzler ernannte erst Philipp von Heinsberg 1181 mit dem Domkanoniker Ulrich, der in der Folge auch als Datar, das heißt als Aushändiger der Urkunde, fungierte.132 Seit den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts werden auch die verschiedenen Notare der Urkunden häufiger genannt.133 Eine organisierte Kanzlei hat es in Köln im Hochmittelalter allerdings nicht gegeben und auch nach der Schaffung des Kanzleramtes gab es immer noch viele Empfängerausfertigungen. Deshalb wendet sich Groten auch gegen die Verwendung des Terminus ‚Kanzlei‘: Besser als das Bild einer Kanzlei als zentrale Einrichtung des erzbischöflichen Urkundenwesens passt für Köln die Metapher eines Netzes mit mehreren Knotenpunkten verschiedener Stärke. Von allen untereinander verbundenen Knoten laufen Fäden zu einem Mittelpunkt, an dem wir den Kanzler und ein bis zwei einflussreiche Notare ansiedeln dürfen.134
1 23 Oppermann, Urkundenstudien. 124 Wisplinghoff, Untersuchungen. 125 Groten, Urkundenwesen. 126 Groten, Untersuchungen. 127 Matscha, Heinrich I., zum Urkundenwesen S. 510 – 535. 128 Fuhrmann, Urkundenwesen. 129 Vgl. Knipping, Beiträge, S. 20. 130 Groten, Urkundenwesen S. 102; vgl. dazu auch Wisplinghoff, Untersuchungen, S. 13 – 19. 131 Vgl. Groten, Urkundenwesen, S. 102. 132 Vgl. Groten, Urkundenwesen, S. 102 f.; vgl. zur Organisation der ‚Kanzlei‘ unter Heinrich von Müllenark: Matscha, Heinrich I., S. 524 – 535. 133 Vgl. Groten, Urkundenwesen, S. 103. 134 Groten, Urkundenwesen, S. 104 f.; ähnlich auch schon Ders., Untersuchungen, S. 11.
Bemerkungen zu Methode und Terminologie
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Entsprechend gibt es auch kein einheitliches Bild der Kölner Bischofsurkunde und der Zeugenlisten.135 Deutlich wurde dies in der vorliegenden Untersuchung an der Schreibweise der Namen der Ministerialen, die in vielen Fällen eine große Bandbreite aufweist. Auch das Vorhandensein einer die Ministerialen von den anderen Gruppen abgrenzenden Rubrik lässt keine Regelmäßigkeiten erkennen. Gleiches gilt für Anzahl und Auswahl der Zeugen. Diese Punkte werden im folgenden Abschnitt weiter ausgeführt.
1.4 Bemerkungen zu Methode und Terminologie Den Ausgangspunkt der vorliegenden Untersuchung stellte die Auswertung der Zeugenlisten der erzbischöflichen Urkunden z wischen 1050 und 1250 dar. Bis ins 13. Jahrhundert hinein enthielten die meisten erzbischöflichen Urkunden als Beglaubigungsmittel eine Liste mit Personen, die entweder bei dem beurkundeten Akt anwesend waren oder bei der Beurkundung selbst.136 Diese Listen setzen sich in der Regel aus Mitgliedern dreier Personengruppen zusammen: Am Anfang der Liste stehen Geistliche. Meist waren dies Mitglieder des sogenannten Priorenkollegs, das heißt der Dompropst und der Domdekan, die Vorsteher der stadtkölnischen Stifte und Klöster sowie die Pröpste von Bonn und Xanten.137 Ihnen folgen die adeligen Vasallen. Dies waren lokale Grafen, manchmal auch Herzöge, die zum Lehnshof des Erzbischofs gehörten.138 Abgeschlossen werden die Listen in den meisten Fällen mit mehreren Ministerialen. Die Identifizierung gelingt durch die in vielen Zeugenlisten vorhandenen Rubriken, mit denen die Zugehörigkeit einer Person zu einer Gruppe klar markiert ist: Vor der Gruppe der Adeligen steht etwa nobiles, laici oder liberi, vor der Gruppe der Ministerialen ministeriales. An einer Urkunde Philipps von Heinsberg für das Kloster Wedinghausen aus dem Jahr 1173 sei dies beispielhaft verdeutlicht. Nach der Zeugenankündigung heißt es: Bruno prepositus maioris ecclesiae, Sifridus prepositus Xantensis, Iohannes prepositus Sevlecensis, Uffo abbatus de Graschaph, Albertus Sosatiensis ecclesiae decanus, Conradus custos, Gerhardus sacerdos de insula s. Suitberti, liberi homines et nobiles: comes Arnoldus, Frithericus ipsius frater de Altana, Heinricus de Vore, Conradus de Ruthenberg, Engelbertus Munzum, Helyas frater eius, Heinricus de Herrike, Bernhardus van ther Lippa, ministeriales: Gerhardus advocatus Coloniensis, Hermannus frater eius, Thiemo de Suosat, Leonius de Hulse, Iohannes filius eius, Hildigerus, Brunstenus.139 1 35 Vgl. Groten, Urkundenwesen, S. 105. 136 Vgl. zu dieser Unterscheidung Ficker, Beiträge, S. 226 – 266; Bresslau, Handbuch, S. 809 – 817. 137 Vgl. Groten, Priorenkolleg. 138 Zum Lehnshof im 12. Jahrhundert vgl. Engels, Stauferzeit, S. 216 – 221; zum Lehnshof im 13. Jahrhundert vgl. Groten, Entwicklung. 139 REK II 980 (1173) [Seibertz I 63].
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Freilich gibt es auch Zeugenlisten, die keine derartige Benennung der Rubriken aufweisen. Dann sind die Namen in der Regel trotzdem zu Blöcken zusammengefasst, sodass eine Unterscheidung der Zugehörigkeit möglich ist. Dies sei an einer Urkunde Adolfs I. für das Stift St. Suitbert auf der Insel Kaiserswerth von 1202 erläutert. Hier heißt es nach der Ankündigung der Zeugen: Udo maior in Colonia decanus, Bruno prepositus Bunnensis, Theodericus prepositus s. G ereonis, Ludewicus decanus s. Severini, Hildebrandus decanus s. Kuniberti, Giselbertus decanus s. Andree, Ivo decanus ss. Apostolorum, Godescalcus decanus s. Georgii, Henricus decani s. Marie ad gradus, Oliverus scolaster maioris ecclesiae, Bruno de Beinsheim, Henricus dux Lovanienis, Arnoldus comes de Altena, Gerardus comes de Are, Herimannus advocatus Coloniensis, Otto camerarius, Adam pincerna.140
Aufgrund der Nennung des Amtes sind die Geistlichen eindeutig zu erkennen. Bei den folgenden Adeligen gelingt die Identifikation durch die Angabe des Rangs. Die Ministerialen schließlich sind an ihrem genannten Amt erkennbar. Zudem tauchen alle drei genannten Ministerialen zu einem früheren Zeitpunkt auch in Zeugenlisten mit Rubriken auf, sodass die Zuordnung eindeutig gewährleistet ist.141 Trotzdem besteht manchmal das Problem, dass sich Personen nicht eindeutig als Ministeriale belegen lassen. Dies ist dann der Fall, wenn eine Person zwar gemeinsam mit Personen genannt wird, die vorher als Ministeriale belegt sind, es jedoch keine Rubrik gibt, in die die Personen einsortiert werden. Dies zeigt die Zeugenliste folgender Urkunde, die Philipp von Heinsberg am 16. März 1187 für das Stift St. Patrocli in Soest ausstellte:142 Testes huius res sunt: Hermannus Monasteriensis episcopus, Sifridus Patherburnensis episcopus, Bruno maioris ecclisae in Colonia prepositus, Adolfus maior decanus, Lotharius Bunnensis pre positus, Conradus prepositus s. Severini, Theodericus prepositus ss. Apostolorum, Ulricus capella rius, Iohannes prepositus Seflicensis et subdecanus, Iohannes corepiscopus, Rudolfus scolaster, Otto comes de Benedhem, Hermannus comes de Ravensberg, Arnoldus comes de Altena, Heinricus comes de Arnesberg et duo filii eius Heinricus et Godefridus, Bernhardus de Lippa, Widekindus de Pirremunt, Hermannus de Ruthenberg, Heinricus de Volmodisteine et Gerhardus Snar frater eius, Godescalcus de Pathberg et Godescalcus filius eius, Hermannus sculthetus, Albertus et Her mannus filii eius, Thiemo et Hildegerus, Regenbodo gener eius, Brunstenus, Hizo, Luithardus, Hoio, Helmwicus.
Die Gruppe der Ministerialen wird hier durch Heinrich von Volmarstein und dessen Bruder Gerhard Snar eingeleitet, die in anderen Urkunden sicher als Ministeriale
140 REK II 1610 (1202) [Lac. II 6]. 141 Vgl. zum Stadtvogt Hermann (es handelt sich um Hermann (II.)) Kap. 4.1.1; zum K ämmerer Otto Kap. 4.2.1; zum Mundschenk Adam unten Kap. 6.5.2 sowie die Tabellen im Anhang. 142 REK II 1280 (1187) [Wilmans 71].
Bemerkungen zu Methode und Terminologie
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belegt sind.143 Gleiches gilt für Gottschalk von Padberg und dessen gleichnamigen Sohn 144, den Schultheiß von Soest, Hermann 145 sowie Timo 146, Hildegerus 147 und Brunstenus 148. Hingegen finden sich für Hizo, Luithardus, Hoio und Helmwicus keine weiteren bzw. eindeutigen Belege in anderen Urkunden. Dass sie in dieser Urkunde im Anschluss an sicher belegte Ministerialen genannt werden, macht es zwar wahrscheinlich, dass sie ebenfalls Ministeriale waren, ein sicherer Beleg ist es jedoch nicht. Allein in den Urkunden Philipps von Heinsberg gibt es insgesamt etwa 100 Personen, die zwar ein- oder mehrmals mit sicheren Ministerialen genannt werden, deren Status sich aber nicht definitiv klären lässt. Daher wurde in der Auswertung der Zeugenlisten der Grundsatz verfolgt, nur Personen als Ministeriale zu kategorisieren, die mindestens einmal in einer Liste mit der Rubrik ministeriales erscheinen. So können Personen sicher als Ministeriale belegt werden, zumindest zu dem Zeitpunkt, an dem die Urkunde ausgestellt wurde. Aus den Zeugenlisten wurden Tabellen erstellt. Für jede Person, die mehr als fünfmal zeugt, wurde eine eigene Tabelle angelegt, in der Folgendes erfasst wurde: Ausstellungsdatum der Urkunde, Nummer in den Regesten, Druckort, Ausstellungsort, Empfänger und dessen Ort sowie das Vorhandensein einer Rubrik und die Benennung derselben.149 Die Beschränkung auf Personen, die mehr als fünfmal testieren, war ebenfalls nötig, da davon auszugehen ist, dass Personen erst dann relevant und interessant werden, wenn sie sich häufiger und regelmäßig in der engeren Umgebung des Erzbischofs aufhielten.150 Karl-Heinz Spieß folgerte aus seiner Untersuchung des Hofes Barbarossas, bei der er auch Urkunden der Mainzer und Kölner Erzbischöfe auswertete: Der Großteil der Zeugen tritt nur ein- oder zweimal am Hof auf, ein geringerer Kreis erreicht Werte bis zu fünf Aufenthalten, während nur eine kleine Spitzengruppe intensivere Hofkontakte aufweist.151
Die oben beispielhaft genannten etwa hundert nicht näher zu identifizierenden Personen in den Urkunden Philipps von Heinsberg sind in der Mehrzahl 1 43 Vgl. Kap. 8.1. 144 Vgl. Kap. 8.3. 145 Vgl. Kap. 10.1.1. 146 Vgl. Kap. 10.2.1. 147 Vgl. Kap. 10.2.1. 148 Vgl. Kap. 10.2.1. 149 Vgl. die Tabellen im Anhang. 150 Burkhardt, Stab, S. 88 ging in seiner Dissertation ähnlich vor, um die Anzahl der Zeugen zu reduzieren und nur die relevanten herauszufiltern. Vgl. auch Spiess, Hof, S. 53; Reuvekamp-Felber, Experten, S. 23. 151 Spiess, Hof, S. 53.
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Einleitung
ersonen, die weniger als fünfmal genannt werden. Da sich wie erwähnt zu P diesen keine weiteren Angaben machen lassen, vor allem nicht solche, die zu Erkenntnissen im Sinne der Fragestellungen führen würden, wurden diese Personen nicht untersucht. Analysiert wurde in dieser Arbeit also die von Spieß genannte „kleine Spitzengruppe“ von Ministerialen. Aufgrund der genannten Kriterien ergab sich die Zahl von 45 in den Quellen identifizierbaren und gut fassbaren Ministerialen, deren Erwähnungen in den Zeugenlisten der Urkunden in Tabellen festgehalten wurden. Diese Tabellen bilden die Grundlage für die Bearbeitung der Fragestellungen.152 Die Auswertung von Zeugenlisten birgt allerdings auch einige Probleme, die hier thematisiert werden sollen.153 Das Bild, das die Zeugenlisten vom Hof wiedergeben, ist immer ein temporäres und kontextgebundenes. Es ist somit stets eine Momentaufnahme, die den Hof bei politischen Beratungen zeigt, in deren Folge eine Urkunde ausgestellt wurde.154 Viele der genannten Zeugen kamen nur zu diesen Beratungen an den Hof und hielten sich die meiste Zeit des Jahres an ihrem Herkunftsort auf. Aus einer Analyse der Zeugenlisten kann demnach ein Bild des Hofes bei der Herstellung von politischen oder rechtlichen Entscheidungen gewonnen werden, nicht jedoch ein Bild des Hofes abseits solcher Momente.155 Auch ist darauf hinzuweisen, dass in den Zeugenlisten nur eine gehobene soziale Schicht von Ministerialen sichtbar wird. Der Zugang zur unmittelbaren Umgebung des Erzbischofs stand keineswegs allen Ministerialen offen, sondern nur denjenigen, deren Funktion wichtig genug war und denen es gelang, über diese Position Einfluss zu generieren. Andererseits setzten die Funktionen, die sich in den Zeugenlisten feststellen lassen, einen gewissen sozialen Rang voraus, ohne den die entsprechende Position gar nicht hätte erreicht werden können.156 Ob und wie viele Ministeriale es im Kölner Erzstift gegeben hat, die nicht in den Zeugenlisten auftauchen, lässt sich mit der gewählten Methode nicht sagen. Deshalb ist deutlich darauf hinzuweisen, dass in dieser Arbeit nur Aussagen zur oberen sozialen Schicht der Ministerialen gemacht werden können und damit einhergehend nur zu Ministerialen, die sich entweder dauerhaft oder immer wieder zu bestimmten Anlässen am Hof aufhielten. 1 52 Vgl. den Anhang dieser Arbeit. 153 Vgl. zum Folgenden Plassmann, S. 3 – 12; Burkhardt, Stab, S. 87 – 90; Schütte, König Philipp von Schwaben, S. 153 – 163; Reuvekamp-Felber, Experten, S. 21 – 23; Spiess, Hof, S. 49 – 55. 154 Vgl. zum Prozess der Zeugenauswahl Spiess, Hof, S. 53. 155 Vgl. zur Erforschung geistlicher Höfe: Kluger, Konkurrenzhof [ein Vergleich zwischen Köln und Mainz]; Dannenberg, Arm [mit dem Beispiel Meißen]; Bihrer, Bischofshof [zum Konstanzer Hof im Spätmittelalter]. 156 Vgl. zum Begriff ‚Rang‘ Kap. 6.5.
Bemerkungen zu Methode und Terminologie
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Weiteres muss zu den Ministerialen angemerkt werden, die sich tatsächlich in den Listen finden: Ob sie zu Reisen an den Hof bzw. zum Aufenthalt an selbigem verpflichtet waren, ist nicht überliefert. Ob sie dazu grundsätzlich verpflichtet waren, es aber letztlich in ihrem eigenen Ermessen lag, ob sie an den Hof reisten und ob der Erzbischof Sanktionsmöglichkeiten bei Nichterscheinen besaß, ist nicht festzustellen.157 Es liegt die Vermutung nahe, dass Ministeriale der Pflicht zur Hoffahrt tatsächlich unterlagen und dieser auch eher nachkamen als die adeligen Vasallen, da sie aufgrund ihrer Unfreiheit enger an den Erzbischof gebunden waren. Entscheiden lässt sich das auf Grundlage des Quellenmaterials aber nicht. Die beiden Kölner Dienstrechte enthalten dazu keine Angaben. Möglich ist auch, dass die Ministerialen einer besonderen Motivation unterlagen, sich möglichst oft am Hof aufzuhalten, denn über die Aufenthalte ließen sich Bedeutung, Einfluss und Aufstieg generieren. Zu unterscheiden ist weiterhin z wischen Zeugen der Handlung und Zeugen der Beurkundung.158 Denn mitunter fanden die beurkundete Handlung und die Ausstellung der Urkunde nicht zum gleichen Zeitpunkt statt, was bedeutet, dass in der Zeugenliste eine Person genannt sein kann, die bei der Ausstellung derselben gar nicht anwesend war. Allerdings wird in den Urkunden der Kölner Erzbischöfe bei der Ankündigung der Zeugen nicht auf diesen Unterschied hingewiesen, sodass er in der Auswertung nicht berücksichtigt werden konnte. Schließlich kann es auch sein, dass Ministeriale am Hof anwesend waren, aber nicht testierten.159 Grund hierfür könnte sein, dass sie als nicht zuständig für den Sachverhalt angesehen wurden. Die hier angewandte prosopographische Methode birgt also Risiken. Der Schwerpunkt der Quellenarbeit lag auf der Auswertung der Zeugenlisten und dem Erstellen der Tabellen. Damit konnte ein erster Zugang zu den Personen hergestellt werden. Dass die Urkundentexte nicht in der gleichen Intensität ausgewertet wurden, liegt darin begründet, dass die Texte weniger brauchbare Informationen liefern, da die Ministerialen in ihnen verhältnismäßig selten vorkommen. Freilich bringt die Methode das Problem mit sich, dass sie eine Fokussierung auf einzelne Personen provoziert. Die Tabellen lassen eine Gruppe von Einzelpersonen entstehen, deren familiäre Verbindungen sich zwar so gut feststellen lassen; 157 Vgl. Plassmann, Struktur, S. 3 f., bezogen auf die Hoffahrt von Adeligen an den Königshof. Hier hatte der König tatsächlich kaum Sanktionsmittel. 158 Vgl. Plassmann, Struktur, S. 4 – 6. 159 Vgl. Plassmann, Struktur, S. 6 – 9. Sie zählt einige Fälle von Fürsten auf, die nachweislich am Ausstellungsort der Urkunde zum fraglichen Zeitpunkt anwesend waren, aber nicht in die Zeugenliste aufgenommen wurden. Für Kölner Ministeriale lässt sich dies mangels Quellen nicht belegen. Vgl. auch Spiess, Hof, S. 52, der den Hoftag Barbarossas in Mainz 1184 untersucht hat und zeigen konnte, dass in den dort ausgestellten Urkunden deutlich weniger Zeugen auftreten, als bei der Versammlung eigentlich anwesend waren.
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indungen zwischen nicht verwandten Personen und das etwaige Vorhandensein B eines Gruppenbewusstseins lassen sich so jedoch nur begrenzt sichtbar machen. Um die Ziele der vorliegenden Dissertation zu erreichen, war deshalb die Auswertung der Zeugenlisten die Methode, die die brauchbarsten Ergebnisse erwarten ließ. Eine Fokussierung auf die Urkundentexte oder die Historiographie ist ein lohnenswertes Vorhaben für weitere Studien. Im Folgenden soll die Verwendung einiger Begriffe in dieser Studie erläutert werden. Der Terminus ‚Verwaltung‘ wird häufig verwendet und nicht in Anführungszeichen gesetzt. Keineswegs sollen Ähnlichkeiten zur modernen öffentlichen Verwaltung hergestellt werden.160 Der Begriff dient lediglich dazu, deutlich zu machen, dass die Ministerialen auch in Bereichen eingesetzt waren, die eine gewisse Form von Verwaltung und administrative Aufgaben einschlossen. Beispielsweise kann bei der Wahrnehmung der Regalien durchaus von Verwaltung gesprochen werden. Mit Dietmar Willoweit werden unter ‚Verwaltung‘ „die Mittel und Wege der Herrschaftsverwirklichung verstanden“.161 Ähnliches gilt für den Begriff ‚Amt‘.162 Die Verwendung in der vorliegenden Arbeit ist abzugrenzen von den spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Ämtern und von den Ämtern in einem modernen Staat. Bisweilen wird auch der Terminus ‚Funktion‘ verwendet, allerdings ist dieser manchmal zu unspezifisch. Dies gilt etwa für die Ämter am Hof des Erzbischofs, besonders, wenn diese innerhalb einer Familie erbbar wurden. Diese sind so feststehend und institutionalisiert, dass der Begriff Amt durchaus angemessen ist. Abzugrenzen sind Verwaltung und Amt auch von ihrer Verwendung in der älteren Forschung bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts.163 Da in dieser tatsächlich der moderne Verwaltungsstaat und sein Beamtenapparat auf das Hochmittelalter projiziert wurden, erschienen die Ministerialen als Beamte, die in Ämtern die öffentliche Verwaltung organisierten.164 Zwar hatten sie zweifellos großen Anteil an der Ausübung und Aufrechterhaltung von Herrschaft, jedoch nicht in der geplanten und organisierten Weise, wie sie die Forschung unterstellte. 160 Vgl. Willoweit, Begriff, S. 7; Ders., Entwicklung, S. 81. 161 Willoweit, Entwicklung, S. 81. 162 Vgl. Willoweit, Begriff, S. 10 f.: „Der Begriff des ‚Amtes‘, der für das Mittelalter etwa mit ‚Aufgabenbereich‘ zu übersetzen ist, [hatte] einen viel weiteren Anwendungsbereich als in späterer Zeit.“ Vgl. dazu weiterführend Dens., Entwicklung, S. 82. 163 Sehr deutlich tritt dieses Verständnis bei Karl Bosl zutage, der die Ministerialen als Rückgrat eines von ihm imaginierten staufischen „Staats“ sah: Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 29 u. ö. 164 Vgl. zur Verwendung des Beamtenbegriffs in der Geschichtswissenschaft kritisch Willoweit, Begriff, S. 8: „Der Beamtenbegriff ist geeignet, in den historischen Wissenschaften heillose Verwirrung zu stiften.“
Gliederung sowie zeitliche und räumliche Eingrenzung der Untersuchung
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Statt des Terminus ‚Vererbung‘ wird in dieser Arbeit von ‚Erbbarkeit‘ die Rede sein, um deutlich zu machen, dass es sich nicht um eine rechtlich festgelegte Weiter gabe handelte und diese auch nicht bei allen Ministerialen in allen Funktionen üblich war.165 Die Endung „-keit“ soll darauf hinweisen, dass erben eine Möglichkeit, jedoch nicht fest geregelt war.166 Die Ministerialen mit gleichen Namen aus einer Familie werden der Übersicht halber nach Ordnungszahlen unterschieden. Dies bedeutet nicht, dass sie in den Zeugenlisten so genannt werden; hier finden vielmehr nur die Vornamen, ggf. noch die Herkunftsbezeichnung Verwendung. Ebenfalls ist nicht überliefert, dass sie sich selbst so nannten. Der Terminus ‚große Ministeriale‘ meint die Ministerialen, die am häufigsten am Hof präsent waren und zum engsten Beraterkreis um den Erzbischof gehörten und die in dieser Untersuchung vorrangig Berücksichtigung finden. Auf die Verwendung von eckigen Klammern am Beginn oder Ende eines Zitates aus der Sekundärliteratur wurde der Lesbarkeit halber im Text und in den Fußnoten verzichtet. Gleiches gilt für Quellenzitate in den Fußnoten. Die Schreinskarten werden nach der von Hoeniger eingeführten Form zitiert. Personennamen, für die keine deutsche Form naheliegend ist, werden in der Schreibweise der Quelle wiedergegeben und kursiv gesetzt.
1.5 Gliederung sowie zeitliche und räumliche Eingrenzung der Untersuchung Die Arbeit lässt sich in zwei große Teile gliedern: Die Kapitel 2, 3 und 4 dienen als Ein- und Hinführung. Die meisten Punkte, die in den ersten Kapiteln thematisiert werden, werden in den späteren wieder aufgegriffen und sind notwendig, um die dort gemachten Ausführungen zu verstehen. Sie bilden gewissermaßen den Hintergrund, vor dem die eigentliche Untersuchung entfaltet wird. Zu ihnen gehört die Einleitung, die Forschungsstand, Ziele der Arbeit, Quellen und Methode erläutert. Daran schließt sich mit dem zweiten Kapitel eine terminologische Untersuchung an, mit der die Entstehung und Entwicklung der Ministerialen im Kölner Erzstift z wischen 1060 und 1200 erläutert werden soll. Diese Entwicklungen werden im zweiten Teil des Kapitels in einen größeren politisch-sozialen Zusammenhang gebracht, um deutlich zu machen, vor welchem Hintergrund sich Aufkommen und Ausbildung der Ministerialität vollzogen. Im dritten Kapitel werden zunächst die 1 65 Vgl. Kroeschell, Art. Erbrecht, Erbe, Erbschaft; Jussen/Willer/Weigel, Erbe, bes. S. 25. 166 Die Verwendung des Begriffs ‚Erbbarkeit‘ erfolgt in Anlehnung an Roman Deutinger, der diesen Terminus für die Weitergabe von Grafschaften vom Vater an den Sohn im Ostfrankenreich des 9. Jahrhunderts verwendet, vgl. Deutinger, Königsherrschaft, S. 157.
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drei Rechtstexte, die die Kölner Ministerialität betreffen, erläutert und diskutiert: Das längere Kölner Dienstrecht, das kürzere Kölner Dienstrecht und der Kölner Hofdienst. Anschließend werden die Themen Gericht, Lehen, Erbbarkeit, Allodialbesitz und Siegelführung behandelt. Kapitel 4 stellt zwei Ministerialenfamilien näher vor, um die familiären Verflechtungen, die um eine Funktion herum entstehen konnten, deutlich zu machen. Ausgewählt wurden zu d iesem Zweck die Familien von Eppendorf und von Bachem. Die Familie von Eppendorf stellte über mehrere Generationen hinweg den Kölner Stadtvogt, weswegen zuerst die Kölner Stadtvogtei vorgestellt wird. Sodann wird die Familie als Inhaberin derselben untersucht. Die Familie von Bachem besetzte die Funktion des Kämmerers am Hof des Erzbischofs: Deshalb wird zunächst die Funktion vorgestellt, anschließend die Familie selbst. Mit Kapitel vier ist der erste, einführende Teil der Arbeit abgeschlossen. Nun folgen Untersuchungen zu Ministerialen in bestimmten Lebensbereichen, Funktionen und Regionen. Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit Ministerialen in der Grundherrschaft. Untersucht werden die verschiedenen Ministerialen, die sich nach Kölner Villikationen, das heißt Verbänden von mehreren Höfen, nannten: Es sind dies die von Altendorf, Wormersdorf und Alfter. Auch hier erfolgt abschließend eine Einordnung in den Forschungszusammenhang. In Teil 6 stehen Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs im Mittelpunkt. Da der Hof ein äußerst komplexes Gebilde mit politischen, sozialen, juristischen und ökonomischen Funktionen war, wird zunächst eine Definition der Institution ‚Hof‘ versucht und der Aufbau desselben in Köln erläutert. Dann werden Funktionen, für die Ministeriale eine Rolle spielten, erläutert. Im Anschluss werden die Hofämter Marschall, Mundschenk und Truchsess im Einzelnen analysiert – die Untersuchung von Stadtvogt und Kämmerer erfolgte bereits in Kapitel fünf. Im siebten Kapitel werden Ministeriale innerhalb der Stadt Köln untersucht. Da die Thematik ‚Ministerialität und Stadt‘ in der Forschung eine große Rolle gespielt hat, wird zunächst die Forschungsdiskussion nachgezeichnet. Dann teilt sich das Kapitel in zwei Teile: Im ersten werden Ministeriale in der Verwaltung der Regalien, über die der Erzbischof seine Stadtherrschaft konstituierte, vorgestellt. Der zweite Teil des Kapitels beschäftigt sich mit Ministerialen in der städtischen Selbstverwaltung, die sich im 12. Jahrhundert etablierte. Untersucht werden hier das Schöffenkolleg, die Richerzeche und die Parochien als Verwaltungsorganisationen der untersten Ebene. Abschließend wird ein Blick auf das Verhältnis von Ministerialen und Bürgern geworfen. Kapitel 8 analysiert Ministeriale auf den Burgen des Erzstifts. Untersucht werden die Burg Volmarstein im Bergischen Land, die Burg Alpen am Niederrhein, die Burg Padberg im Sauerland und die Wolkenburg im Siebengebirge, da für diese ausreichend Material vorliegt. Das neunte Kapitel widmet sich Ministerialen im kölnischen Teil Westfalens. Hier wird insbesondere das Amt des Marschalls von Westfalen untersucht. Abschnitt 10, in dem Ministeriale
Gliederung sowie zeitliche und räumliche Eingrenzung der Untersuchung
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in den Städten des Erzstifts betrachtet werden, beginnt mit einer Untersuchung der Stadt Soest. Außerdem finden Bonn und Andernach Beachtung. Die Arbeit schließt mit einem Aus- und Überblick über das 13. Jahrhundert. Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich z wischen 1056, dem Amtsantritt Annos II. und 1261, dem Ende der Regierungszeit Konrads von Hochstaden. 1061 erscheint erstmals der Terminus ministeriales in einer Urkunde Annos.167 Um sicherzugehen, dass dies wirklich die erste Nennung ist, wurden die Quellen der Jahre davor ebenfalls ausgewertet. Die Analyse der Quellen um die Mitte des 13. Jahrhunderts enden zu lassen, bot sich aus mehreren Gründen an. Zum einen taucht der Begriff ministeriales schon ab etwa 1220 immer seltener in den erzbischöflichen Urkunden auf, sodass es immer schwieriger wurde, genannte Personen als Ministeriale zu identifizieren. Zum anderen wurde die Zeugenliste als Beglaubigungsmittel zunehmend ersetzt durch andere Beglaubigungsmittel, vor allem Siegel.168 Mit der für diese Arbeit gewählten Methode, der Auswertung der Zeugenlisten, konnten spätestens ab der Mitte des 13. Jahrhunderts keine Ergebnisse mehr erzielt werden. Zwar wurden verstärkt die Texte der Urkunden herangezogen; ihre Auswertung über das Ende des Pontifikates Konrads von Hochstaden 1261 hinaus erschien jedoch nicht zielführend: zum einen wegen der Menge, zum anderen wegen der sich ändernden Terminologie, die die Erfassung und Identifizierung von Ministerialen erschwerte. Als dritter Grund kommt hinzu, dass sich im Laufe des 13. Jahrhunderts Veränderungen hinsichtlich Herrschaftspraxis und gesellschaftlicher Stellung der Ministerialen ergaben, die beide grundlegend andere waren als im 12. Jahrhundert.169 Zu nennen sind hier der Bedeutungsverlust des Lehnsverbandes, das langsame Aufkommen der Ämterverfassung und die Annäherung der Ministerialen an adelige und bürgerliche Lebensweisen. Die Ministerialität, wie sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts bestand und gut fassbar war, gab es so um die Mitte des 13. Jahrhunderts nicht mehr. Deshalb endet der Untersuchungszeitraum 1261, auch wenn einzelne Personen darüber hinaus nachverfolgt wurden. Den Untersuchungsraum stellt das Kölner Erzstift dar, also der weltliche Herrschaftsbereich der Kölner Erzbischöfe.170 Dieser teilte sich in einen rheinischen und einen westfälischen Teil. Der rheinische Teil erstreckte sich etwa, im Uhrzeigersinn, zwischen Emmerich, Köln, Andernach, der Nordeifel und Aachen. Der westfälische Teil umfasste das Sauerland und Südwestfalen mit Soest als Zentralort. 167 REK I 882 (1061) [Lac. I 196 = RhUB II 274]; ausführlich dazu Kap. 2.1. 168 Vgl. Fuhrmann, Urkunden, S. 320. 169 Vgl. Kap. 11.5. 170 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, Karte im Anhang; Engels, Stauferzeit, S. 225 – 231; Groten, Reich, S. 45 – 49; vgl. zur Problematik der Definition historischer Räume den Sammelband „Zwischen Maas und Rhein“, hg. v. Irsigler; vgl. auch Rutz, doing territory.
2. Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200
Im folgenden Kapitel werden die Entstehung und Entwicklung der Ministerialen des Kölner Erzstifts von der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts bis etwa 1200 untersucht. Die Untersuchung erfolgt entlang von Begrifflichkeiten in den Urkunden der Kölner Erzbischöfe. Dazu werden zunächst Termini behandelt, die als Vorläufer des Begriffs ministeriales gelten (servientes, minister) oder die mit der Entwicklung im Zusammenhang stehen (milites). Anschließend werden die ersten Belege für ministeriales in den Urkunden behandelt, woran die Entwicklung der Ministerialen bis etwa 1130 aufgezeigt wird. Im Mittelpunkt dieser Untersuchung steht eine Urkunde Erzbischof Annos II. von 1061, die in mehrfacher Hinsicht terminologische Neuerungen enthält und die für die Frühzeit der Ministerialen aufschlussreich ist. Anschließend wird ein Überblick über die politischen und sozialen Entwicklungen im Erzstift vom Amtsantritt Annos 1057 bis zur Absetzung Adolfs I. 1205 gegeben, um die zuvor erzielten Ergebnisse in einen größeren Kontext einzuordnen und damit verständlicher zu machen.
2.1 Eine Urkunde Annos II. von 1061: Die Entstehung und Entwicklung der Ministerialität anhand der Terminologie in den erzbischöflichen Urkunden Im Jahr 1061 stellte Erzbischof Anno II. eine Urkunde für das Kölner Stift St. Mariengraden aus, in der er dessen Ausstattung mit zehn Talenten Gold festhält, um davon eine Tafel vor dem Marienaltar anfertigen zu lassen.1 Diese Urkunde ist für die frühe Entwicklung der Ministerialität in Köln in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung: Erstens taucht im Text zum ersten Mal der Terminus ministeriales in einer Quelle der Kölner Erzbischöfe auf. Zweitens ist die Zeugenliste zum ersten Mal in Rubriken unterteilt. Drittens gibt es in der Zeugenliste zum ersten Mal die auch für die Entstehung der Ministerialität wichtigen Termini servientes und milites. Viertens wird hier zum ersten Mal der Kölner Stadtvogt genannt, der im 12. und 13. Jahrhundert zu den führenden Ministerialen am Hof gehören sollte.2 Und fünftens lassen die Terminologie und die in der Urkunde geschilderten E reignisse
1 REK I 882 (1061) [Lac. I 196 = RhUB II 274]. 2 Vgl. Kap. 4.1.
Eine Urkunde Annos II. von 1061
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Aussagen zum Stand der Entwicklung der Kölner Ministerialität im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts zu. Interessant ist der Weg, auf dem Anno überhaupt erst in den Besitz der zehn Talente Gold gelangt war. Wegen seiner Bedeutung sei der in der Urkunde geschilderte Ablauf hier im kompletten Wortlaut wiedergegeben: Cum autem Herimannus filius Bertolfi ministerialis noster gravem et inplacabilem odii nostri persecutionem ob interfectionem Richezonis ministerialis quoque nostri in se exacerbavisset uni verseque proprietates eius ob idem facinus ipso in exilium fugato publicate fuissent, tandem vero cum temporis prolixitate odio temperatiore tepente amici eiusdem homicide spem recuperande gratie nostre fuissent adepti, idem prefatus Bertolfus III domus oppignoravit recipiens preme moratum pondus auri, Wezelino germano nostro eiusdem ecclesie preposito nostro consensu sibi accomodante ea videlicet conditione, quatenus eedem domus prenotate cum omni censu, scilicet decem marcis, omnique prorsus utilitate per annos singulos in potestate eiusdem ecclesie rema nerent, donec idem Bertolfus vel eius filius Herimannus vel aliquis heredum eius eidem ecclesie decem talenta auri purissimi persolverent.
Die Angelegenheit begann also damit, dass Herimannus filius Bertholphi, minis terialis noster, den Richezo, ministerialis quoque nostri, erschlagen und sich damit den Zorn des Erzbischofs zugezogen hatte. Hermann wurde verbannt und sein Besitz eingezogen. Um die Begnadigung voranzutreiben, verpfändete der Vater Hermanns, Bertholphus, dem Propst von Mariengraden, dem Bruder Annos, drei Häuser gegen die genannten zehn Talente Gold und zwar so lange, bis er, sein Sohn Hermann oder einer seiner Erben das Geld zurückgezahlt hätten. Das Geld wiederum scheint Bertholphus dem Erzbischof übergeben zu haben, der es wiederum an das Stift (zurück-)überwies. Dieses profitierte auf diese Weise doppelt: Es erhielt drei Häuser und zehn Talente Gold. Die zum ersten Mal in Rubriken aufgeteilte Zeugenliste, die sich direkt an den oben zitierten Text anschließt, liest sich folgendermaßen: Huic oppignorationi intererant testes: Azzelinus prepositus sancti Petri, Berengerus decanus, Revenger, Ekkezo, Hado, Cunzelin, Volmar, Wezel prepositi. Capellani: Rupert, Luizo, Wich mar, Ekkehart; milites: Franco urbis prefectus, Ruker advocatus noster, Rupret, Herman, Arnolt. Servientes: Thiederich, Heinmo urbis advocatus, Brun, Sicco.
Zu Beginn stehen die geistlichen Zeugen, die zum sogenannten Priorenkolleg gehören:3 Der Dompropst, der Domdekan, weitere prepositi und mehrere capellani. Dann folgen die beiden Kategorien, die hier von Interesse sind: die milites und die servientes. Obwohl im Urkundentext schon von ministerialis die Rede ist, heißen die den Inhalt bezeugenden Personen noch servientes.4 Ein eindeutiger Zeitpunkt, 3 Vgl. Groten, Priorenkolleg. 4 Vgl. dazu Ahrens, Ministerialität, S. 7.
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Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200
zu dem die Ablösung eines Begriffs durch den anderen erfolgte, ist deshalb nicht auszumachen. Auch wenn die im Folgenden diskutierten Begriffe in Köln alle zum ersten Mal in ein und derselben Quelle auftauchen, konnte die Forschung für andere Regionen und das Reich herausarbeiten, dass die Termini nicht alle zur gleichen Zeit entstanden sind und teilweise einander ablösten.5 Deshalb folgt die Besprechung der Begriffe im Folgenden der Chronologie ihrer Entstehung. Der Terminus servientes taucht im Jahr 1084 das nächste Mal in einer erzbischöflichen Urkunde auf und zwar in einer Urkunde Erzbischof Sigewins, in der dieser eine Frau Libusa und deren Kinder zu Leistungen an das Kölner Stift St. Severin verpflichtet.6 Genannt werden hier als Zeugen: Idem prepositus Hezelinus, Reginold, Godefridus, Adalhard, capellani; Gerhard de Alpheim, Adelger, Luipold, servientes; Dieterich, Heinmo, Weneri, Adelbertus aliique quam plures liberi ac servientes.
Zum dritten Mal gibt es eine Kategorie servientes in einer Urkunde Erzbischofs Sigewins von 1085 für Mariengraden:7 Huic traditioni intererant testes: Heriman praepositus, Gerhard decanus, Herimann cancellarius et praepositus, Humbreth, Hartuuic, Arnold, Ropreth, Iohan, Hezel, Dieterich praepositi. Milites: Heinrich comes de Lache, Arnold Urbis praefectus, Dieterich, Gozuuin. Capellani: Bero, Iohan, Godefrit. Servientes: Heriman urbis advocatus, Heinrich, Tiezo, Ropreth, Brun.
Hermann ist aufgrund der Bezeichnung als urbis advocatus mit ziemlicher Sicherheit als Stadtvogt zu sehen.8 Eine Verwechslung mit dem adeligen Burggrafen, der ebenfalls häufig als urbis advocatus bezeichnet wird, ist ausgeschlossen, da Hermann eindeutig in der Kategorie der servientes genannt wird. Zudem ist Arnold urbis prae fectus als Burggraf anzusehen, weil er unter den milites geführt und die Amtsbezeichnung passt. Brun könnte mit dem Brun aus der Urkunde von 1061 identisch sein. Die nächste Urkunde stammt aus dem Zeitraum 1081 bis 1089 und ist ebenfalls von Sigewin ausgestellt.9 Hier sind Hermanno advocato, Rethere, Ruperto, Hermanno de Buyrbach, Ezelone servientibus genannt. Der erste Hermann ist sicher identisch mit dem aus der Urkunde von 1085. Interessant ist, dass hier erstmals ein servus mit Herkunftsbezeichnung genannt wird. Dies weist deutlich auf einen Aufstieg hin, denn die Nennung nach dem Herkunfts- oder Dienstort lässt sich im 11. Jahrhundert zuerst bei Adeligen feststellen und war zunächst auf diese beschränkt.10 5 Vgl. Zotz, Formierung, S. 6 – 22. 6 REK I 1162 (1084) [Ennen/Eckertz I 33]. 7 REK I 1172 (1085) [Lac. I 236 = RhUB II 278]. 8 Vgl. zur Stadtvogtei Kap. 3.2, zum Amt des Stadtvogtes und dessen Inhaber Kap. 4.1. 9 REK I 1183 (1082 – 1089) [Oppermann 10 = RhUB II 279]. 10 Vgl. Kap. 9.5; vgl. Groten, Burgherren, S. 102.
Eine Urkunde Annos II. von 1061
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Noch zwei weitere Urkunden mit einer Zeugenliste, in der die Kategorie ser vientes vorkommt, gibt es im 11. Jahrhundert. Eine Erzbischof Hermanns III. mit den Namen Hereman advocatus, Tiezo, Hemmo, Otto, Wilere. Zusätzlich testieren hier auch servientes von St. Pantaleon.11 Und eine weitere folgt ebenfalls von Hermann 1096 mit Heremannus advocatus, Gunzelinus, Bruno, Thieodericus, Thietmarus, Heremannus, Gerbertus.12 Auf ähnliche soziale Strukturen wie servientes verweist die Formulierung ex familia s. Petri in den Zeugenlisten, die zum ersten Mal in einer Urkunde Friedrichs I. aus dem Jahr 1101 vorkommt, sicher aber nicht etablieren kann.13 Die ausführliche Zitierung der Zeugenlisten soll zeigen, dass es schwierig ist, die genannten Personen zu identifizieren. Naheliegend ist, dass manche Personen, die mehrfach genannt werden, identisch sind. Dies deutet darauf hin, dass es offenbar bestimmte servientes gab, die sich dauerhaft in der Nähe des Erzbischofs aufhielten. Die einzige Person, die eingehender besprochen werden kann, ist der Stadtvogt Hermann. Dies soll in einem weiteren Kapitel geschehen.14 Hier soll zunächst der Frage nachgegangen werden, was servientes überhaupt bedeutet und was für eine Personengruppe damit gemeint ist. Der Terminus servientes ist eine spätere Form von servi, was sich nicht an Kölner Quellenmaterial, wohl aber in Kaiser- und Königsurkunden zeigen lässt: In der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts werden mit servus Empfänger oder Tradenten von Besitz bezeichnet, die aus der herrschaftlichen familia stammen.15 Diese Bezeichnung hebt sich ab vom Begriff mancipia und weist ihre Träger als rechtlich und sozial besser gestellt aus. Vor allem ist es dann eine Heraushebung, wenn nicht eine Personengruppe so bezeichnet wird, sondern eine einzelne Person. Ein servus konnte im 10. Jahrhundert Lehen und eigenes Land haben, zeichnete sich aber vor allem dadurch aus, dass er d ieses Land nicht mehr selbst bewirtschaftete, sondern seinem Herrn besonderen, persönlichen Dienst leistete.16 Die nächste Stufe erreicht die Begriffsbildung während der Regentschaft Kaiser Heinrichs III. In den Quellen wird aus servus nun serviens 17, synonym verwendet mit cliens und minister.18 Nicht nur ändert sich der Begriff, er taucht nun auch 11 REK I 1210 (1094) [Lac. I 248]. 12 REK I 1217 (1096) [Lac. I 252]. 13 REK II 13 (1101) [Seibertz I 35]; weitere Belege: REK II 34 (1105) [Lac. IV 613], 44 (1107) [Lac. I 267]. 14 Vgl. zur Stadtvogtei Kap. 3.2, zum Amt des Stadtvogtes und dessen Inhaber und Kap. 4.1. 15 Vgl. Zotz, Formierung, S. 7; vgl. auch Kim, familia, S. 349, der die Entwicklung der Terminologie anhand von Urkunden des Hochstiftes Brixen beschreibt. 16 Vgl. Zotz, Formierung, S. 9 f. 17 Vgl. Zotz, Formierung, S. 16 mit den Belegen D H. III. 112, 210, 211, 247, 248, 249, 261. 18 Vgl. Keupp, Dienst, S. 36 mit den Belegen cliens: D H. III. 92, DH IV. 378; minister: D H. III. 113, 372a; Zotz, Formierung, S. 17 mit weiteren Belegen; vgl. dazu auch Ahrens,
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wesentlich häufiger in den Urkunden auf, als es bei servus der Fall war.19 Wie die servi vorher aus der mancipia herausgehoben wurden, ist serviens abgrenzend zu servus zu verstehen.20 Auf Reichsebene wurden die servientes etwa zur Verwaltung von Königs- und Hausgut herangezogen.21 Karl Bosl zog aus der Präsenz der ser vientes in den Urkunden den Schluss, dass sie „an allen entscheidenden Punkten salischer Politik“ 22 präsent gewesen seien. Servientes lassen sich wie oben beschrieben auch in Köln nachweisen. Mit welchen Aufgaben Anno II. sie betraute, lässt sich nicht sagen, jedenfalls ist davon auszugehen, dass es sich auch hier um Personen handelte, die sich vom Rest der unfreien familia des Erzbischofs abhoben und sich dieser Vorgang in der Begriffsbildung widerspiegelt. Im Jahr 1057 übertrug Königin Richeza von Polen Anno das castellum Saalfeld mit allen Besitzungen im Tausch gegen einige Kölner Besitzungen, allerdings exeptis servientibus.23 Ob diese Ausnahme auf Bestreben Richezas oder der servientes zustande kam, lässt sich nicht sagen, aber hier war eine Gruppe unfreier Personen doch so weit bessergestellt, dass man sie nicht wie Besitz einfach tauschen konnte. Ein Beispiel aus dem Jahr 1075 verdeutlicht die Entwicklung. Die Gräfin Ermintrudis schenkte die Propstei Rees mit allem Zubehör dem Kölner Erzstift – und zwar ausdrücklich mit allen servientes 24. Für diese erbat sich die Gräfin jedoch das Recht der servientes des erzbischöflichen Hofes: Sed et servientibus quos ecclesie tradidit eam libertatem et legem qua uiuunt reliqui qui serviunt in domo christi constitui atque confirmari rogauit.
Dieses Recht war ein besseres als das der übrigen familia. Anno stimmte dem zu, indem er in der Urkunde festhielt: Sevientes quoque illi sub ea nobis nostrisque successoribus lege serviant quam illi qui inter nostros legem habent optimam.
Ebenfalls im Jahr 1075 konnte Erzbischof Anno den serviens s. Petri Amelricus dazu überreden, die kleine K irche, die dieser in Stammheim erbaut hatte, und fünf Hufen der Abtei St. Martin in Köln zu übertragen:25
Ministerialität, S. 8. 19 Vgl. Fleckenstein, Problem, S. 34. Belege finden sich bei Lechner, Ineditum, S. 158 – 160. 20 Vgl. Bosl, Vorstufen, S. 306. 21 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 33 und 48. 22 Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 72; vgl. dazu auch Fleckenstein, Problem, S. 34, der aus der gehäuften Nennung einen Aufstieg schließt. 23 REK I 863 (1057) [Lac. I 192]. 24 REK I 1047 (1075) [Lac. I 222]. 25 REK I 1055 (1075) [Ennen/Eckertz I 29].
Eine Urkunde Annos II. von 1061
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Ad cunctorum fidelium notitiam perveniat tam presentium quam futurorum, qualiter ego Anno die gratia Coloniensium archipiscopus maxime fratrum inopie in monsterio sancti Martini deo famulantium condolens eamque aliquantulum leuigare cupiens Amelricum sancti Petri servientem divina inspiratione commonitum consilio, admonitione et petitione mea incitavi, ut ecclesiolam, quam ipse a fundamentis construxerat in villa, qui dicitur Stamheim, et quinque mansos eidem ville adjacentes ad altare sancti Martini pro remedio anime sue traderet, quod et fecit.
Dies ist das einzige Mal, dass in den erzbischöflichen Urkunden im 11. Jahrhundert der Begriff serviens als Einzelattribut verwendet und damit eine Person besonders hervorgehoben wird. Amelricus zeichnete sich aber offenbar nicht nur durch besondere Nähe zum Erzbischof aus, sondern auch durch seinen Besitz. Denn die notwendigen wirtschaftlichen Mittel, um eine, wenn auch kleine, Kirche bauen zu lassen und die Abgabe von fünf Hufen verschmerzen zu können, dürften erheblich gewesen sein. Ein serviens sancti Petri namens Amelricus taucht noch ein weiteres Mal in den Quellen auf. Im Jahr 1083 gab er zwei Hufen mit ihren Zehnten und einen Wald, die er in beneficio innegehabt hatte, an Erzbischof Sigewin zurück.26 Ob dieser Amelricus der gleiche ist wie in der Urkunde von 1075, lässt sich nicht feststellen, ist aber nicht unwahrscheinlich. Was auffällt, ist, dass servientes Lehensnehmer des Erzbischofs sein konnten, obwohl sie rechtlich immer noch unfrei waren.27 Dass solch ein Lehnsverhältnis keine Kölner Besonderheit war, zeigen Belege aus Königs- und Kaiserurkunden, die etwa zur gleichen Zeit oder schon früher entstanden.28 Diese Beispiele sollen zeigen, dass im 11. Jahrhundert eine Entwicklung stattgefunden hat, die zu einer Differenzierung innerhalb der unfreien familia des Erzbischofs führte.29 Es gab nun nicht mehr eine große, mehr oder weniger anonyme Masse, sondern einzelne Personen, die rechtlich, sozial und wirtschaftlich bessergestellt waren. Allein die Tatsache, dass Unfreie häufiger in Zeugenlisten auftauchten, verdeutlicht ihre Nähe zum Erzbischof, der sie als Zeugen bei Rechtsvorgängen und Berater an seinem Hof nutzte. Bezieht man den Besitz und die Lehensfähigkeit der servientes mit in die Betrachtung ein, wird deutlich, dass es sich hier bereits nicht mehr um unbedeutende unfreie Abhängige handelte, die an untergeordneter Stelle Arbeiten verrichteten.30 Deutlich wird hier auch die Bedeutung von Freiheit bzw. Unfreiheit im Mittelalter, die nur bedingt mit heutigen Vorstellungen zu vergleichen sind. Heck schrieb dazu:
26 REK I 1155 (1083) [Lac. I 234]. 27 Vgl. zu Ministerialen und Lehen Kap. 3.3. 28 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 608 – 613. 29 Vgl. zu dieser Entwicklung ausführlich Kap. 2.2. 30 Vgl. dazu ausführlich Irsigler, Freiheit; Bosl, Unfreiheit.
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Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200 Freiheit und Hörigkeit sind nur dann kontradiktorische Gegensätze, wenn wir in das Wort ‚frei‘ denjenigen Vorstellungsgehalt hineinlegen, den wir heute mit ihm verbinden, frei mit ‚freizügig‘ oder ‚unabhängig‘ identifizieren. Aber das ältere Recht verband mit ‚frei‘ nur die Vorstellung ‚rechtsfähig‘. Auch der hörige Mann konnte rechtsfähig sein.31
Rechtlich unfrei zu sein, bedeutete nicht zwangsläufig eine Stigmatisierung. Im sozialen Zusammenleben spielte dieser Status eher eine untergeordnete Rolle, da andere Gegenleistungen, die der Unfreie von seinem Herrn empfing, ebenso wichtig waren. Dazu Borchardt: Freiheit war, wie gar nicht oft genug wiederholt werden kann, im Mittelalter kein grundsätzlich positiv belegter Begriff und kein unter allen Umständen anzustrebender Zustand; Schutz und Sicherheit wurden mindestens ebenso hochgehalten.32
Unfreiheit und gehobene soziale Stellung waren für die Zeitgenossen durchaus miteinander in Einklang zu bringen und schlossen sich keineswegs gegenseitig aus. Deshalb können servientes mit Besitz und Lehen nicht überraschen und sind nur eingeschränkt als Merkmale eines sozialen Aufstiegs zu werten. Bevor als Nächstes der Begriff ministeriales behandelt werden kann, muss zunächst minister näher definiert werden. Dieser Terminus kommt zwar in Bezug zu Köln nur in der Lebensbeschreibung Annos, der Vita Annonis, vor, da er aber „semantisch gesehen als unmittelbare Vorstufe zu ministerialis gelten“ kann, sollen die Stellen trotzdem besprochen werden.33 Die Vita Annonis maior wurde um 1105 im Kloster Siegburg verfasst.34 Dies bereitet freilich das Problem, dass der Begriff auf die Mitte des 11. Jahrhunderts rückprojeziert sein könnte. Andererseits muss davon ausgegangen werden, dass der Verfasser der älteren Annovita manche Passagen aus den Annalen des Lampert von Hersfeld übernommen hat.35 Diese wiederum sind 1078/1079 entstanden und somit genau in der Entstehungszeit der Ministerialität, allerdings in einer anderen Region. Dass ein Wort wie minister in zwei Werken klösterlicher Geschichtsschreibung auftaucht, ist insofern nicht verwunderlich, als dass minister im klerikalen Bereich ein durchaus geläufiger Begriff ist.36 Im Jahr 1074/1075 beauftragte Anno einen minister, den er zuvor besonders gefördert hatte und dadurch an sich gebunden zu haben glaubte, einige Briefe
31 Heck, Ursprung, S. 139 f. 32 Borchardt, Aufstieg, S. 37. 33 Zotz, Formierung, S. 17; zur Verwendung des Begriffs in anderen niederrheinischen Quellen der Zeit vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 6. 34 Vgl. Lingscheid, Anno. 35 Vgl. zu Lampert: Schieffer, Lampert von Hersfeld; zum Verhältnis der Viten und den Schriften Lamperts vgl. Struve, Reginhard von Siegburg. 36 Zotz, Formierung, S. 10.
Eine Urkunde Annos II. von 1061
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an den Bischof von Halberstadt zu überbringen.37 Der minister überbrachte die Schreiben stattdessen jedoch König Heinrich IV., da er in ihnen Königfeindliches vermutete, woraufhin der König die Briefe an Anno zurückschickte. Die Vita Annonis maior berichtet noch von einem weiteren minister, dem Anno besondere Aufmerksamkeit widmete, nachdem er ihn extra für die Kölner Kirche gekauft hatte. Nachdem der minister sich im Dienst über die Maßen bereichert hatte, entzog er sich seinen Pflichten.38 Neben den oben beschriebenen unfreien, aber sozial aufgestiegenen servientes gab es demnach auch ministri, über die der Herr bis hin zum Verkauf frei verfügen konnte. Dies belegt, wie unterschiedlich die soziale Stellung von Unfreien sein konnte und wie unterschiedlich weit die Entwicklung fortgeschritten war. Auch die nächste Stelle handelt von einem widerspenstigen minister. Dieser hatte sich Anno entzogen und auf einer Burg in der Nähe von Köln verschanzt. Laut der Vita prophezeite Anno, dass die Burg eines Tages zerstört werden würde. Dies geschah auch, und zwar, nachdem der minister einen kölnischen miles getötet hatte. Die Burg wurde von Kölnern und Bauern belagert und zerstört.39 Mehrere Dinge sind hier festzuhalten: Zunächst wird an diesen Stellen deutlich, dass Anno eine Praxis anwandte, die in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts weit verbreitet war. Er griff einzelne unfreie Personen aus seiner familia heraus und förderte sie in einem besonderen Maße. Dadurch band er sie eng an sich und konnte sie zu speziellen Aufgaben, z. B. zu Botendiensten, heranziehen. Auffällig ist weiterhin, dass in allen drei Fällen von einem Konflikt berichtet wird. Das Vertrauen beruhte offensichtlich nicht immer auf Gegenseitigkeit, denn der erste geschilderte minister sah sich eher dem König verpflichtet als dem Erzbischof. Nun stellt sich freilich die Frage, warum, wenn der Begriff minister fällt, sogleich Negatives mit ihm verbunden wird. Zum einen ist es möglich, dass der Schreiber der älteren Annovita und Lampert von Hersfeld der neuen Entwicklung ablehnend gegenüberstanden.40 Mit solch einer Haltung hätten sie nicht allein dagestanden, denn die Förderung von Unfreien und deren Aufstieg in die unmittelbare Umgebung des Herrn wurde von manchen Zeitgenossen durchaus auch kritisch gesehen.41 Andererseits besteht die Möglichkeit, dass Anno vielleicht nicht der wohlmeinende und fördernde Herr war, als den er sich sah und als den die Viten und Lampert ihn schildern.42 37 REK I 1066 (1074/75) [VA maior II c. 23, S. 495; Lamperti Annales, S. 240]. 38 REK I 1067 (1074/75) [VA maior II c. 23, S. 495; Lamperti Annales, S. 240]. 39 REK I 1068 (1056 – 75) [VA maior II c. 10, S. 487]. 40 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 87. 41 Vgl. Keupp, Dienst, S. 20. 42 Vgl. Lingscheid, Anno, S. 13.
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Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200
Noch ein letzter minister-Beleg sei angeführt. Nicht aus der Vita Annonis, sondern aus einer Urkunde Heinrichs IV. Am 29. Mai 1068 schenkte der König auf Bitten Annos und mehrerer Bischöfe zu seinem eigenen Seelenheil dem Kloster Siegburg ein Gut.43 Dieses Gut hatte vorher Erlolfus minister suus inne. Schon die Tatsache, dass ein minister, sieht man in ihm einen Unfreien, bereits im 11. Jahrhundert Lehen hatte, ist auffällig.44 Hier kommt noch hinzu, dass er dieses vom König selbst in Empfang genommen hatte. Daraus folgt, dass Erlolfus sowohl Lehnsnehmer des Königs als auch minister des Kölner Erzbischofs war. Er konnte also auch als unfreier minister einen gehobenen sozialen Rang bekleiden. Anders stellt sich die Geschichte der Termini miles und milites dar. Sie tauchen als Kategorie in Zeugenlisten zum ersten Mal in der genannten Urkunde von 1061 auf. Danach sind sie bis zum Ende des 11. Jahrhunderts noch fünfmal belegt.45 Hinzu kommen eine Fälschung 46 und zweimal die Begriffe miles bzw. militis als Funktionszuschreibung 47. In den Urkundentexten kommt der Terminus in verschiedenen Abwandlungen fünfmal vor.48 Bis zur Regierungszeit Annos II. wird milites in den Zeugenlisten gar nicht verwendet. Lediglich in einem Urkundentext lässt sich der Begriff nachweisen 49, sodass eine intensivere Nutzung des Terminus erst seit Anno und Hermann III. zu beobachten ist. Wendet man den Blick ins 12. Jahrhundert, fällt auf, dass der Begriff aus den Quellen verschwindet. Bis 1130 ist er lediglich noch zweimal nachweisbar.50 Um die Bedeutung des Terminus im 11. Jahrhundert zu zeigen, sei die oben schon zitierte Urkunde Erzbischof Sigewins von 1085 herangezogen, in der eine Schenkung an das Kölner Stift Mariengraden dokumentiert ist.51 In der Zeugenliste sind unter der Kategorie milites genannt: Heinrich comes de Lache, Arnold urbis prefectus sowie die beiden nicht näher definierten Dieterich und Gozwin. Heinrich ist als Heinrich II . von Laach zu identifizieren, Graf im Mayengau und Engersgau sowie ab 1085/1087 Pfalzgraf bei Rhein.52 Arnold war Burggraf von 43 REK I 975 (1068) [D H IV. 204; Lac. I 210]. 44 Vgl. Zotz, Formierung, S. 34; vgl. zu Lehen Kap. 3.3. 45 REK I 1172 (1085) [Lac. I 236], 1183 (1082 – 1089) [Oppermann 10], 1190 (1079 – 1089) [ Seibertz I 33], 1210 (1094) [Lac. I 248], 1217 (1096) [Lac. I 252]. 46 REK I 1174 (1085) [Oppermann 12]. 47 REK I 1072 (1067 – 1074) [Hilliger, Bd. 1, S. 85], 1151 (1083) [Lac. IV 609]. 48 REK I 961 (1064) [Lac. I 202], REK I 1000a (1064) [Lac. I 203], REK I 1058 (1071 – 1075) [Lindner 11], REK I 1060 (1075) [Oppermann 6], REK I 1072 (1067 – 1074) [Hilliger 2]. 49 REK I 642 (1016) [ungedr.]. 50 REK II 69 (1110) [Ennen/Eckertz I 115], REK II 119 (1112 – 1115) [Lac. I 281]. 51 REK I 1172 (1085) [Lac. I 236 = RhUB II 278]. 52 Vgl. zu Heinrich und den Pfalzgrafen: Fuchs, Art. Heinrich (II.); Paulus, Stifter; Renn, Luxemburger.
Eine Urkunde Annos II. von 1061
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Köln.53 Beide waren also zweifelsfrei Adelige und Lehensnehmer des Kölner Erzbischofs. Was die beiden letztgenannten Personen angeht, ist deren Stellung nicht mit letzter Sicherheit zu bestimmen, anzunehmen ist jedoch, dass sie Vasallen oder Grundherren des Erzbischofs waren. Noch ein zweites Beispiel sei angeführt: eine Urkunde Erzbischof Hermanns III., mit der er der Abtei Siegburg die Dekanie im Auelgau und einige Besitzungen verlieh.54 Hier sind unter den milites aufgeführt: Gerhardus de Hostaden, Gozwin, Thiodericus de Toneburc, Godescalcus. Gerhard I. von Hochstaden ist der Bruder von Erzbischof Hermann III. von Hochstaden.55 Thiodericus von Tomburg stammte aus der Familie der Grafen von Kleve, die ab 1090 Lehnsnehmer der erzstiftischen Tomburg bei Rheinbach waren.56 Beide sind also dem Adel zuzuordnen, während die Verortung der beiden anderen Personen erneut Schwierigkeiten bereitet, man jedoch nicht fehlgehen wird, sie als weniger bedeutende Vasallen des Erzbischofs anzusehen. Die in der Kategorie milites genannten sind also freie, manchmal auch adelige Vasallen oder Grundherren, die in einem Lehensverhältnis zum Erzbischof standen. Allgemein meinte miles im 11. Jahrhundert jeden, der irgendeine Art von Kriegsdienst verrichtete.57 Daher ist es zumindest fraglich, ab wann der Begriff mit Ritter übersetzt werden kann, weil das Assoziationen zu Verhältnissen wecken würde, deren Entwicklung erst im 12. Jahrhundert als abgeschlossen gelten kann.58 Hinzu kommt, dass es im 11. Jahrhundert noch keinen geschlossenen Ritterstand mit definierten Rechten gab.59 Die Hauptaufgabe, die diese milites für den Erzbischof übernahmen, bestand darin, ihm Gefolgschaft im Kriegsfall zu leisten. Da sie in der Regel beritten waren, brauchten sie eine ökonomische Grundlage, um sich selbst militärisch auszustatten.60 Dazu teilte der Erzbischof Lehen in Form von Gütern an sie aus, die die Vasallen von abhängigen Bauern bewirtschaften ließen. Daneben hatten die Lehen auch die Funktion des Anreizes bzw. der Belohnung, da es sich, das muss betont werden, um ein freiwillig eingegangenes Abhängigkeitsverhältnis handelte. Neben der militärischen Funktion nahmen die Vasallen auch andere 53 Vgl. zu Arnold und den Arenbergern als Inhabern der Kölner Burggrafschaft: Heyen, Arenberger. 54 REK I 1217 (1096) [Lac. I 252]. 55 Vgl. Wisplinghoff, Art. Hermann III. 56 Vgl. zur Tomburg: Herborn, Art. Rheinbach-Tomburg; Müller, Herrschaft Tomburg. 57 Vgl. Johrendt, milites, S. 427. Schon Fürth, Ministerialen, S. 66 hatte vier verschiedene Bedeutungen des Begriffs miles ausgemacht: Er konnte ganz allgemein einen Bewaffneten bezeichnen, einen Reiter, er konnte als Synonym für ministerialis oder vasallus verwendet werden und den eigentlichen Ritter bezeichnen. 58 Vgl. Fleckenstein, Begriff; vgl. zu dieser Problematik auch Kap. 11. 59 Vgl. Johrendt, Untersuchungen, S. 10. 60 Vgl. Johrendt, Untersuchungen, S. 17.
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Aufgaben für ihren Herrn wahr. Diese bestanden vor allem in der Zeugenschaft bei Rechtsgeschäften, aber auch in der Beratung des Erzbischofs in politischen Fragen. Nicht unberücksichtigt darf bleiben, dass viele Vasallen nicht nur Lehnsnehmer des Erzbischofs waren, sondern auch von anderen Herren.61 Die Grafschaften, denen die oben genannten Heinrich von Laach und Gerhard von Hochstaden vorstanden, hatten sie als Lehen vom König erhalten. Darüber hinaus konnten sie häufig Allodialbesitz neben ihren Lehen ansammeln und ihren lokalen Einfluss über den Erwerb von Vogteirechten ausweiten.62 Alle Funktionen zusammengenommen steigerten die Macht und das Selbstbewusstsein der Vasallen, die einen „Wandel des adeligen Selbstverständnisses“ zur Folge hatten.63 Entsprechend selbstbewusst traten die Adeligen auch dem Erzbischof gegenüber auf. Vor allem die Lehen wurden nach und nach erblich und somit dem Zugriff des Erzbischofs entzogen, was langfristig den Besitz des Erzstiftes verkleinerte. Daher suchten die Erzbischöfe in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts vermehrt nach Alternativen zum traditionellen Vasallen und fanden sie in den Ministerialen. August von Fürth schrieb 1836: Nicht leicht wird ein anderer Name gefunden werden, dessen Bedeutung so häufig gewechselt hätte, als eben der Name Ministerial, der deshalb doch nicht leicht Verwirrung machen wird, wenn man nur genau die verschiedenen Zeiten unterscheidet, in w elchen verschiedene Begriffe mit demselben verbunden waren, welche man alsdann auch genau betrachtet findet, und nicht leicht einen Zweifel, eine Unsicherheit in dem Gebrauche jenes Namens bemerkt.64
Auch Wilhelm Trockels bemerkte 1906: „Mit der Bezeichnung Ministerial sind im Mittelalter zu verschiedenen Zeiten verschiedene Begriffe verbunden worden.“ 65 Und tatsächlich: Ministerialis wurde im Frühmittelalter in ganz unterschiedlichen Bedeutungen verwendet, denen nur gemein war, dass die so Bezeichneten eine Art Dienst leisteten.66 Eine Verengung der Bedeutung erfolgte erst ab etwa der Mitte des 61 Vgl. Deutinger, Mehrfachvasallität; Peters, Treue, jeweils mit weiterführender Literatur. 62 Vgl. Willoweit, Art. Vogt, Vogtei, bes. Sp. 935 – 941; vgl. zum aktuellen Forschungsstand den Sammelband Kirchenvogtei, hg. v. Andermann/Bünz, darin v. a. die Einführung Andermann/Bünz, Kirchenvogtei; Tebruck, Kirchenvogtei; Willoweit, Grundlagen; Stieldorf, Klöster sowie Clauss, Vogteibündelung (speziell zur Situation im Rheinland); außerdem Aubin, Entstehung der Landeshoheit; Boshof, Untersuchungen; Groten, Burgherren, S. 77 f. 63 Groten, Burgherren, S. 79. 64 Fürth, Ministerialen, S. 488 f. 65 Trockels, Ministerialen, S. 3. 66 Vgl. Fleckenstein, Problem, S. 33. Der Begriff ist freilich keine Neuschöpfung des Hochmittelalters. In der Spätantike wurden gehobene Funktionsträger des ‚Staates‘ so bezeichnet, im Frühmittelalter verschiedene Amtsträger. Vgl. für die Spätantike: Theodosiani libri XVI
Eine Urkunde Annos II. von 1061
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11. Jahrhunderts zuerst in verschiedenen Reichsklöstern.67 Der Rückgriff in d iesem Umfeld war naheliegend, da man nicht nur mit ministerialis in seinen früheren Bedeutungen vertraut war, sondern auch, wie oben angemerkt, mit dem Terminus minister, der im kirchlichen Umfeld häufig verwendet wurde. Die Ablösung von Begriffen wie servus und serviens erfolgte regional zu höchst unterschiedlichen Zeitpunkten und dauerte unterschiedlich lange. Überblickt man die Entwicklungen im römisch-deutschen Reich, lässt sich festhalten, dass sich der Begriff minis terialis etwa im ersten Drittel des 12. Jahrhunderts in den Quellen etabliert hatte.68 Was in den Quellen bis 1219 allerdings fehlt, ist die lateinische Entsprechung zu Ministerialität, ministerialitas.69 In den erzbischöflichen Urkunden wird der Terminus im Untersuchungszeitraum nicht verwendet. In der älteren Forschung wurde dieser Begriff fast immer zur Bezeichnung eines Rechtsinstituts gebraucht, im 20. Jahrhundert hingegen als Sammelbegriff für eine Gruppe.70 Ministerialität ist jedenfalls immer eher ein Forschungs- als ein Quellenbegriff gewesen. In einer Quelle erzbischöflicher Provenienz kommt der Terminus ministeriales zum ersten Mal in der oben zitierten Urkunde von 1061 vor. Nichts im Text lässt Rückschlüsse darauf zu, ob Ministeriale noch als eine Neuerung am Hof galten. Auffällig ist jedoch die Verwendung von besitzanzeigenden Begriffen wie noster und nostri, die die enge Bindung der Ministerialen an Anno deutlich machen. Bemerkenswert ist weiterhin, dass in der Zeugenliste noch von den servientes die Rede ist, ein Begriff, der erst in den folgenden Jahrzehnten durch ministeriales ersetzt werden sollte. Nach dieser ersten Erwähnung verschwindet der Terminus ministeriales wieder aus den Urkunden. Alle in Frage kommenden Belege sind entweder Fälschungen oder die Urkunde wurde nicht vom Erzbischof ausgestellt. Als Kategorie taucht der Begriff 1071 auf, in diesem Fall sind aber die Ministerialen der Königin Richeza gemeint.71 In einer Urkunde von 1074 findet sich die Kategorie de ministerialibus, dies ist allerdings eine Fälschung.72 1090 gibt es noch cum constitutionibus Sirmondianis et leges novellae ad Theodosianum pertinentes, Kap. 8, 7, 5; Ensslin, Art. Ministeriales; für das Frühmittelalter: Deutinger, Königsherrschaft, S. 66 – 74; Hincmar von Reims, De ordine palatii, cap. 27, S. 80; vgl. dazu: Fried, Herrschaftsverband; vgl. zum Wandel der Terminologie ausführlich Zotz, Formierung, S. 6 f. 67 Vgl. die grundlegende Untersuchung von Zotz, Formierung, bes. S. 6 – 22. 68 In Frankreich kam es nicht zur Ausbildung einer Ministerialität. Vgl. dazu Borchardt, Aufstieg, S. 35 und 41; Hechberger, Adel, S. 398 – 402; zur Ministerialenforschung in Frankreich Ganzenmüller, Ministerialität, S. 373 f. 69 Vgl. Zotz, Formierung, S. 5. 70 Vgl. Zotz, Formierung, S. 5. 71 REK I 1006 (1071) [ungedr.]. 72 REK I 1037 (1074) [vgl. zu den verschiedenen Durckorten der verschiedenen Versionen die Anm. zum Regest].
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einmal ministeriales als Kategorie, hier sind aber einmal mehr keine erzbischöflichen Ministerialen gemeint, sondern diejenigen der Abtei Brauweiler.73 Im Jahr 1095 wird im Urkundentext eine Einzelperson als ministerialis bezeichnet:74 Erzbischof Hermann bestätigt die Übertragung von Land und Häusern an das Kloster Brauweiler auf Bitten Frumoldi ministerialis nostri, der ohne Erben war. Aber diese Urkunde ist eine Fälschung.75 Regelmäßig verwendet wird der Begriff in Urkunden erzbischöflicher Provenienz erst ab etwa 1100, also in der Zeit Erzbischof Friedrichs. Vor allem als Kategorie in den Zeugenlisten hat er sich dann etabliert.76 Letztmalig kommen zwischen 1100 und 1120 Termini wie ex familia s. Petri oder servientes vor.77 Die Entstehung und erste Entwicklungsphase der Ministerialität kann etwa in dieser Zeit als abgeschlossen gelten. Um die Entwicklung in einen politischen und sozialgeschichtlichen Kontext einzuordnen, werden im Folgenden allgemeine Entwicklungen im Kölner Erzstift skizziert, die Auswirkungen auf die Entstehung der Ministerialität hatten. Dabei wird der Bogen bis zum Ende des 12. Jahrhunderts gespannt, um deutlich zu machen, dass die Ministerialen sich, wie auch die übrige Gesellschaft, in einem kontinuierlichen Entwicklungsprozess befanden und diese Entwicklung zu keinem Zeitpunkt als abgeschlossen gelten kann.
2.2 Chronologischer Überblick 1057 bis 1205: Die Kölner Ministerialität im Gefüge von Macht und Herrschaft Das folgende Kapitel gibt einen Überblick über die politische Entwicklung des Kölner Erzstifts zwischen 1057, dem Amtsantritt Annos II. und 1205, dem Ende der Regierungszeit Adolfs I. Es soll dazu dienen, den macht- und territorialpolitischen Hintergrund deutlich zu machen, vor dem sich Entstehung und Entwicklung der Ministerialität vollzogen. Außerdem soll gezeigt werden, w elche Rolle die Ministerialen in der Politik der einzelnen Erzbischöfe spielten; dies vor allem in der Phase ihrer größten Ausdehnung in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. In den 73 REK I 1200 (1090) [Lac. I 244]: ministeriales: Everhardus, Ernest, Sigibodo, Reginoldus, Otwinus, Arnoldus, Meginzo, Ticelin. Diese Namen tauchen unter der Kategorie in Kölner Urkunden sonst nicht auf, daher sind sie als Brauweiler Ministerialen anzusehen. 74 REK I 1213 (1095) [AHVN XVII (Eckartz), S. 131 f.]. 75 Vgl. die Anmerkungen in RhUB I 104. 76 REK II 31 (1104) [Lac. I 253], 63 (1109) [Lac. I 272], 92 (1112) [Lac. I 275], 114 (1115) [Lac. IV 616], 124 (1116) [Lac. I 280], 132 (1117) [Lac. I 282], 135 (1117) [AHVN LXV 1], 142 (1118) [Lac. I 287], 149 (1118) [Lac. I 288]. 77 Ex familia s. Petri: REK II 13 (1101) [Seibertz I 35], 44 (1107) [Lac. I 267]; servientes: REK II 69 (1110) [Ennen/Eckertz I 115], 75 (1100 – 1110) [ungedr.], 119 (1112 – 1115) [Lac. I 281].
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nachfolgenden Kapiteln werden dann einzelne hier angesprochene Punkte wieder aufgegriffen und im Detail behandelt. Da die Regierungszeit Erzbischof Hildolfs sehr kurz (Januar 1076 bis Juli 1078) und ohne für diese Arbeit relevante Ereignisse war, werden zu ihm keine näheren Ausführungen gemacht.78 Vorangestellt ist dem Kapitel ein kurzer Abriss über die allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungen im Hochmittelalter und die Rolle, die die Ministerialen dabei spielten. Das Hochmittelalter war grundsätzlich von komplexen sozialen Umstrukturierungen gekennzeichnet, von denen die Entstehung der Ministerialität ein Teil war.79 Die Ursachen für die Veränderungen sind vielfältig und oft ist zwischen Ursache und Wirkung nicht klar zu unterscheiden. Ab dem 11. Jahrhundert kam es in Westeuropa in Folge einer Warmzeit zu einem erheblichen Anwachsen der Bevölkerung.80 Dies ging einher mit dem Ausbau der landwirtschaftlichen Nutzfläche, zum einen durch die sogenannte Binnenkolonisation, zum anderen durch die sogenannte Ostsiedlung.81 Dadurch wurde die Kulturlandschaft in einem Maße verändert, dem nur die Folgen der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert vergleichbar sind. Außerdem wurden Anbaumethoden weiterentwickelt und verbessert, sodass immer mehr Menschen ernährt werden konnten.82 Ein weiterer Faktor war die Entstehung von Städten, was zu einer Siedlungsbewegung vom Land in die Stadt führte.83 Auch die Arbeitsteilung z wischen Stadt und Land veränderte sich nachhaltig.84 Die Städte und die neuen Siedlungen boten den Bauern die Gelegenheit, den beschränkenden Verhältnissen der Villikation, einem Verband von mehreren Höfen, zu entkommen. Der Ableistung von Frondiensten widersetzten sich die Bauern immer häufiger und ihre sozioökonomische Lage verbesserte sich.85 Folge dieser Prozesse war die Umstrukturierung der Grundherrschaft, die regional zu unterschiedlichen Zeitpunkten einsetzte und zum Abschluss kam.86 Reinicke schreibt dazu: 78 Vgl. zu Hildolf: Vollrath, Erzbischof Hildolf von Köln; Oedinger, Bistum Köln, S. 200 – 203. 79 Vgl. den guten Überblick von Henning, Sozialstruktur, bes. S. 204 – 218; weiterführend und ausführlicher Bloch, Feudalgesellschaft; Duby, L’écomomie rurale; Ders., Krieger und Bauern; Pirenne, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Europas. 80 Vgl. Rösener, Wärmeoptimum. 81 Vgl. Schreg, Bevölkerungswachstum, S. 122 – 138 mit süddeutschen Fallbeispielen. 82 Vgl. White, Technik, S. 42 – 62; Duby, L’écomomie, Bd. 1, S. 170 – 202. 83 Vgl. Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 84 f.; speziell zum Rheinland: Ennen, Städtewesen; Flink, Stand. 84 Vgl. Ennen, Wechselwirkungen; Irsigler, Auflösung. 85 Vgl. Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 83. 86 Vgl. hierzu den Sammelband Rösener (Hg.), Grundherrschaft, darin besonders den Beitrag von Verhulst, Aspekte; grundlegend immer noch: Duby, Krieger und Bauern, bes.
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Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200 Der Zerfall der Villikationsverfassung in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht durchlief mehrere Stadien und hatte verschiedene Ursachen. Der entscheidende Grund lag zunächst in ihrer inneren Struktur. Die Voraussetzungen einer extremen wirtschaftlichen, sozialen und rechtlichen Ungleichheit innerhalb der grundherrlich abhängigen Schicht traf auf wachsenden Widerstand innerhalb der familia, wie sich schon in den Unruhen der späten karolingischen Zeit zeigt. Ausgleichsvorgänge führten notwendig zur rechtlichen, vor allem besitzrechtlichen und sozialen Besserstellung der Hörigen.87
Für das Rheinland kann von einem frühen Beginn im 11. Jahrhundert ausgegangen werden.88 Da die Grundherrschaft die Grundlage jeder Herrschaftsausübung war und die Mehrzahl aller Menschen in einem grundherrlichen Abhängigkeitsverhältnis lebte, hatten die Veränderungen entsprechend tiefgreifende Folgen für die Gesellschaft. Dazu schreibt Franz Irsigler: Zum common sense der Forschung gehört heute, dass Grundherrschaft nicht eine Struktur unter vielen, sondern die grundlegende Lebensordnung in den überwiegend agrarisch strukturierten Gesellschaften des Früh- und Hochmittelalters in Mittel- und Westeuropa ist, die Erforschung der Grundherrschaft also notwendigerweise einen gesamtgesellschaftlichen Aspekt hat.89
Werner Rösener betonte: Grundherrschaft ist ein komplexes Phänomen, das sich aus ökonomischen, rechtlichen und politischen Elementen zusammensetzt, die nicht voneinander isoliert betrachtet werden dürfen.90
Die gesellschaftlichen Prozesse wirkten sich wiederum auch auf die Umstrukturierungen in der Grundherrschaft aus. Die Veränderungen wurden zusätzlich vom Aufkommen der Geldwirtschaft und einer Intensivierung von Handel und Verkehr begünstigt.91 Von großer Bedeutung sind in diesem Zusammenhang die Emanzipationsbestrebungen der Verwalter der Fronhöfe, der sogenannten Meier bzw. villici.92 Diese stammten aus der grundherrlichen familia und stiegen durch ihre gehobene Tätigkeit innerhalb dieser Gruppe auf.93 Die komplexe und verwaltungsintensive S. 172 – 215; vgl. auch Kuchenbuch, Abschied, S. 81 f. Vgl. zur Rolle der Grundherrschaften bei der Entstehung der Ministerialität ausführlich Kap. 5. 87 Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 83. 88 Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 83 f. 89 Irsigler, Bedeutung, S. 165 f. 90 Rösener, Grundherrschaft, S. 26. 91 Vgl. zum Handel Pirenne, Sozialgeschichte, S. 19 – 42. 92 Vgl. Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 85; Below, Geschichte, S. 28. 93 Vgl. Henning, Landwirtschaft, S. 93.
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Struktur der Villikationen begünstigte s olche Aufstiege und die Akkumulation von Macht bei einzelnen Personen. Manche Meier konnten ihre rechtliche Stellung erheblich verbessern und manchmal sogar ihr Amt in ein Lehen umwandeln. Aus den Meiern und anderen aufgestiegenen Personen entstand im Laufe der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts eine neue rechtliche und soziale Gruppe, deren Mitglieder in den Quellen als ministeriales fassbar sind. Diese Veränderungen trugen zur langsamen Auflösung der Villikationsverfassung bei.94 Zum Teil wurde diese auch gezielt von den Herren betrieben, um die Selbstständigkeitsbestrebungen der Meier und anderer Personen zu unterbinden und die Abwanderung in die Städte einzuschränken.95 Der sozialen Dynamik des Hochmittelalters konnten sie langfristig jedoch nichts entgegensetzen. Die soziale Mobilität nahm zu und die Bindungen zwischen Grundherr und Abhängigen lockerten sich zunehmend.96 Aufgrund welcher Qualifikationen der Grundherr einzelne Personen zu gehobenem Dienst berief und wie der Aufstieg genau ablief, ist aus heutiger Perspektive nicht mehr rekonstruierbar. Den einzigen Anhaltspunkt dafür, dass eine Veränderung stattgefunden hatte, bietet das Auftauchen des lateinischen Begriffs ministeriales in den Urkunden der Reichskirche.97 Die skizzierten Veränderungen betrafen auch den Westen des Reiches und es liegt nahe, im bedeutenden Erzbischof Anno II. denjenigen zu vermuten, der das in der Ministerialität liegende Potential erkannte und nutzbar machte.98 Zur Untersuchung bietet sich der Verlauf des Aufstandes von 1074 an, der von Lampert von Hersfeld und der teilweise auf d iesem aufbauenden Vita Annonis maior geschildert wird.99 Anno feierte das Osterfest in Köln gemeinsam mit dem Bischof von Münster. 94 Vgl. ausführlich Rösener, Struktur, S. 114 – 133. 95 Vgl. Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 83. 96 Vgl. zum Begriff ‚soziale Mobilität‘ Sorokin, Social Mobility, der diesen Begriff in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts geprägt hat und als Pionier in der Erforschung sozialer Mobilität gilt; eine gute Einführung bietet Berger, Soziale Mobilität; vgl. außerdem Weber, Wirtschaft und Gesellschaft, S. 177; Geiger, Typologie. Vgl. zur sozialen Mobilität im Mittelalter Henning, Sozialstruktur; Paravicini, Schichtung, S. 381 – 397; für England im 12. Jahrhundert vgl. jetzt Büschken, Herkunft, dessen Ergebnisse zum großen Teil sicher auch für das römisch-deutsche Reich gelten können; für die Frühe Neuzeit den Sammelband „Ständische Mobilität“, hg. v. Schulze. 97 Vgl. Kap. 2.1. 98 Vgl. zu Anno außer der im Folgenden zitierten Literatur allgemein: Diederich, Erzbischof Anno; Engels, Reichsbischof; Jenal, Erzbischof Anno; Schieffer, Erzbischöfe; Lingscheid, Erzbischof Anno; ältere Literatur zusammengefasst bei Schieffer, Neue Literatur über Anno; Lück, Erzbischof; Oedinger, Bistum, S. 184 – 200. 99 Vgl. die Schilderung des Geschehens bei Lampert von Hersfeld in: Lamperti Annales, [dt. Übers.: Lampert von Hersfeld, Annalen], hier S. 211 – 215 und in der Vita Annonis Archiepiscopi Coloniensis [im Folgenden VA maior genannt], hier II c. 21, S. 492 – 495; vgl. auch
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Für dessen Rückreise ließ Anno das Schiff eines Kölner Kaufmanns beschlagnahmen und die Ladung über Bord werfen und zwar von qui archipiscopi domestica negotia curabant.100 Ob hiermit Vorläufer der Ministerialen gemeint sind, ist fraglich, jedenfalls handelte es sich um Bedienstete des Erzbischofs. Der Kaufmann und die Schiffsmannschaft wehrten sich gegen die Beschlagnahmung und konnten, auch weil der Kaufmann zu den primores civitatis, den bedeutenden Familien der Stadt, gehörte, auch andere Kaufleute zur Unterstützung gewinnen. So fand sich eine größere Menschenmenge zusammen, die die Bediensteten des Erzbischofs zurückdrängen konnte. Diese Bediensteten werden von Lampert und der Vita als ministros archipiscopi bezeichnet, worunter eine Vorform von ministeriales verstanden werden kann.101 Auch der herbeigeeilte Stadtvogt, von Lampert und der Vita Annonis maior als advocatus urbis 102 bezeichnet, konnte den ausgelösten Tumult nicht unter Kontrolle bringen. Ob hiermit der bereits in der Urkunde von 1061 genannte Stadtvogt gemeint ist oder der adelige Burggraf, ist anhand der Terminologie schwer zu entscheiden.103 Dies zeigt: Zwar hatte der Erzbischof Männer in seinen Diensten, die er damit beauftragen konnte, das Schiff zu beschlagnahmen. Allerdings waren sie offensichtlich nicht so zahlreich und schlagkräftig, dass sie sich gegen die aufgebrachte Menge behaupten konnten.104 Auch der Stadtvogt bzw. Burggraf hatte nicht die Autorität und Mittel, um für Ordnung zu sorgen.105 Die Beschlagnahmung war der Auslöser für den Aufstand der Bürger gegen die Stadtherrschaft des Erzbischofs. In den nächsten Tagen versammelte sich eine aufgebrachte Menge vor dem Palast des Erzbischofs und drohte, in den Dom einzudringen; es kam zu Plünderungen. Auch dagegen konnte sich die erzbischöfliche Gefolgschaft nicht zur Wehr setzen. Sogar das nackte Leben ihres Herrn soll in Gefahr gewesen sein und Anno floh bei Nacht aus der Stadt. Erst danach die Zusammenfassung des Geschehens in REK I 1033 (1074), hier auch die weiterführende Literatur. Der Aufstand von 1074 ist immer wieder Gegenstand der Forschung zur Kölner Stadtgeschichte gewesen. Als Auswahl seien hier genannt: Danckelmann, Geist, S. 89 f.; Lewald, Köln im Investiturstreit, S. 383 f.; Neddermeyer, Aufstand, S. 109 – 132, hier auch eine dt. Übersetzung der wichtigsten Passagen. Den neuesten Stand der Forschung bietet Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 14 f. 100 Lamperti Annales, S. 186. 101 Lamperti Annales, S. 186; vgl. Kap. 2.1. 102 Lamperti Annales, S. 186; VA maior II c. 21, S. 492. 103 Vgl. REK I 882 (1061) [Lac. I 196 = RhUB II 274]: hier, also 1061, ist mit dem Begriff recht eindeutig der Stadtvogt gemeint. Vgl. zur Stadtvogtei Kap. 3.2, zum Amt des Kölner Stadtvogtes und dessen Inhabern Kap. 4.1. 104 Vgl. Diederich, Erzbischof Anno, S. 85; vgl. auch Koebner, Anfänge, S. 174. 105 Vgl. Stehkämper, Köln in der Salierzeit, S. 95.
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war er in der Lage, zum Gegenschlag auszuholen. Im Kölner Umland fand er genug Unterstützer, die bereit waren, mit ihm die Stadt zurückzuerobern. Am vierten Tag nach seiner Flucht gelang dies und Anno hielt hartes Gericht über die Aufständischen. Auch hieran wird deutlich, dass es in der engeren Umgebung des Erzbischofs zu diesem Zeitpunkt noch keine oder nur wenige Personen gab, die zu militärischen oder polizeiähnlichen Zwecken eingesetzt werden konnten. Letztlich hatte er keine Möglichkeit, seine Stadtherrschaft mit Gewalt durchzusetzen. Dazu brauchte es erst die Rekrutierungen auf dem Land, was zweifellos eine aus der Not geborene Maßnahme war. Das Vorhandensein einer Ministerialität zumindest als festgefügter größerer Gruppe zu diesem Zeitpunkt muss also in Frage gestellt werden, auch wenn am Schutz des Erzbischofs Personen beteiligt gewesen sein sollten, die später Ministeriale werden sollten oder es zu diesem Zeitpunkt schon waren, von Lampert aber nicht als solche bezeichnet wurden. Auch zeigt sich, dass ein Gegensatz zwischen Bediensteten des Erzbischofs und den übrigen Stadtbewohnern bestand.106 Die Bediensteten waren dem Erzbischof gegenüber loyal. Die Bürger hingegen scheinen einen ausgeprägten und schon seit längerem gehegten Hass gegen Annos Herrschaft und die diese durchsetzende Gefolgschaft gehabt zu haben.107 Bei der Untersuchung von Annos Politik außerhalb von Köln, sowohl im Reich als auch in Niederlothringen, fallen die vielen verschiedenen Aktivitäten des Erzbischofs auf.108 Von der Gefangennahme des jungen Königs Heinrich IV. in Kaiserswerth 1062 und seinem damit gewonnenen Einfluss auf die Reichspolitik bis zum Machtkampf mit den Ezzonen hat es zahlreiche Ereignisse gegeben, bei denen der Einsatz von Ministerialen denkbar erscheint.109 Einen Beleg dafür, dass sie zu solchen militärisch-polizeilichen Aufgaben eingesetzt wurden, gibt es für diese Zeit jedoch nicht.110 Von den militärischen Auseinandersetzungen im Rahmen des Investiturstreits blieb der Westen des Reiches weitgehend verschont, sodass diese als Moment in der Entstehung der Ministerialität für Köln ausscheiden.111 1 06 Vgl. Diederich, Erzbischof Anno, S. 86. 107 Vgl. zum angespannten Verhältnis zwischen Anno und den Kölner Stadtbewohnern: Erkens, Sozialstruktur, S. 182; Diederich, Erzbischof Anno, S. 78 – 92; Ders., Anno und seine Kölner. 108 Vgl. Schieffer, Erzbischof Anno; Ders., Erzbischöfe und Bischofskirche von Köln; Engels, Reichsbischof. 109 Vgl. zur Entführung Heinrichs IV.: Jenal, Erzbischof Anno, S. 175 – 195; Handschuh, Body Snatching; zu den Auseinandersetzungen mit den Ezzonen: Jenal, Erzbischof Anno, S. 110 – 154. Zur Reichspolitik allgemein beide Bde. von Jenal. 110 Im 12. Jahrhundert war das anders: So wurde Philipp von Heinsberg bei seinen Kriegszügen gegen Heinrich den Löwen auch von Ministerialen begleitet. Vgl. Kap. 8.1. 111 Vgl. Oepen, Anno II. von Köln, S. 57.
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Kurzzeitig wurde in der Forschung auch eine angebliche Ministerialenfeindlichkeit Annos postuliert. Aus der Version A3 der Gründungsurkunde der Abtei Siegburg 112 meinten Aloys Schulte 113 und Karl Schumacher 114 herausgelesen zu haben, die Verwendung von Ministerialen sei auf Betreiben Annos dort explizit verboten gewesen, ohne allerdings eine schlüssige Begründung für ihre Annahme zu liefern. Auch Karl Bosl verwies darauf, dass die Anhänger der Kirchenreform Gegner der Entwicklung gewesen seien, weil sie sich am Geltungstrieb und der sozialen Unabhängigkeit der Ministerialen gestört hätten.115 Andere stellten heraus, dass der militärische Dienst, der eines der Hauptmerkmale der Ministerialen gewesen sei, dem Reformgedanken entgegengestanden habe.116 Aufrechterhalten ließ sich diese These in Bezug auf Siegburg jedoch nicht, was auch Schumacher erkannte. In einem zweiten Aufsatz vertrat er die Meinung, die Reform habe sich sogar positiv auf die Entstehung der Ministerialität ausgewirkt 117, was zuletzt auch Karl Borchardt noch einmal betonte 118. Josef Semmler kam zu dem Schluss, dass lediglich die militärische Verwendung von Ministerialen verboten gewesen sei, ein anderweitiger Einsatz jedoch nicht.119 Die Siegburger Urkunden weisen dann auch nach, dass es dort ebenso Ministeriale gegeben hat, wie es in Klöstern und Stiften der Fall war, die nicht der Reform anhingen.120 Allgemein tendiert die neuere Forschung dazu, die Reformklöster vom Grundsatz her als der Ministerialität abgeneigt zu sehen, wenn sich auch vereinzelt trotzdem Ministeriale in den entsprechenden Quellen finden lassen.121 Karl-Heinz Mistele konnte für das Nordelsass nachweisen, dass die Klöster in dieser Region die Ministerialen als Schutz, beispielsweise gegen übergriffige Vögte, durchaus zu schätzen wussten.122 Eine grundsätzliche Abneigung Annos gegen Ministeriale lässt sich nicht nachweisen, wenn es auch den Anschein hat, dass sein Nachfolger Sigewin sie entschiedener gefördert hat.123 112 Vgl. zum Kloster Siegburg grundlegend Wisplinghoff, Benediktinerabtei; vgl. zur Reform: Semmler, Klosterreform. 113 Vgl. Schulte, Adel, S. 186 f.; Quelle: REK I 1000a (1071 – 1072) [Lac. I 203]. 114 Vgl. Schumacher, Dienstmannschaft, bes. S. 75. 115 Vgl. Bosl, Unfreiheit, S. 18. 116 Vgl. Danckelmann, Geist, S. 70; Erkens, militia, S. 640; Hechberger, Adel, S. 380. 117 Vgl. Schumacher, Nochmals: Die Siegburger Klosterreform, S. 299. 118 Vgl. Borchardt, Aufstieg, S. 42. 119 Vgl. Semmler, Klosterreform. 120 Lac. II 370 (1150) [Stumpf 475] und 421 (1166) [AHVN LXV 10]. 121 Vgl. Zotz, Formierung, S. 50; Hechberger, Adel, S. 381. 122 Mistele, Adel, S. 61. 123 In anderen Regionen des Reiches verlief der Aufstieg der Ministerialen konfliktreicher. Vgl. Keupp, Dienst, S. 19 f. Im Erzbistum Mainz kam es, allerdings erst 1160, zur Ermordung des Erzbischofs Arnold von Selenhofen durch seine Ministerialen. Vgl. dazu Görich, Ehre.
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Erzbischof Sigewin nutzte die Ministerialen stärker als Anno.124 Am deutlichsten zeigt sich der Befund an der Entwicklung der Stellung und Funktion des Stadtvogts. Tauchte er vorher nur vereinzelt in den Quellen auf, erscheint er ab 1081 häufig in den Zeugenlisten der erzbischöflichen Urkunden.125 Sigewin scheint ihn also nicht nur mit dem Richteramt betraut zu haben, sondern auch in sein engeres Umfeld als Berater aufgenommen zu haben. Hinzu kommt, dass das Amt nun dauerhaft von derselben Person bekleidet wurde, einem gewissen Hermann. Ob der Erzbischof auch über den Stadtvogt hinaus verstärkt auf Ministeriale zurückgriff, lässt sich nicht nachweisen. Möglichkeiten hätte Sigewin, ähnlich wie Anno, genug gehabt. Die öffentliche Ordnung war im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts immer schwieriger aufrechtzuerhalten, wofür vor allem die Entstehung eines burgsässigen Adels, der Grafen und Herzöge immer weniger anerkannte 126, und ein schwaches Königtum verantwortlich waren.127 Der Gottesfrieden von 1083 sollte den Westen des Reiches befrieden,128 jedoch wurde Sigewin durch seine Parteinahme für Heinrich IV . stark in die kriegerischen Auseinandersetzungen des Investiturstreits hineingezogen.129 Maßgeblich beteiligt war er auch im Kampf gegen die Sachsen, der 1080 wieder akut wurde.130 Vielleicht hat er hier erkannt, wie stark Heinrich sich auf seine Ministerialen stützte, um seine Macht durchzusetzen.131 Auch im Westen des Reiches war Sigewin aktiv. So trieb er die Rodungstätigkeit und den Siedlungsausbau entschieden voran.132 Schon Jakob Ahrens wies darauf hin, dass der Landesausbau auch eine herrschaftliche Erschließung der neu besiedelten Gebiete nach sich zog, was auch Aufgabenfelder für Ministeriale mit sich gebracht habe.133 Der Landesausbau hatte tiefgreifende Veränderungen auf wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene zur Folge, die eine neue „Qualität herrschaftlicher Raumerfassung“ 134 notwendig werden ließen. In der Stadt Köln war Sigewin vor allem für die Sanierung des H eumarktes 1 24 Vgl. zu Sigewin außer der im Folgenden zitierten Literatur: Wulf, Erzbischof Sigewin. 125 Vgl. Tab. 1: Hermann, Stadtvogt (1083 – 1104); vgl. zur Stadtvogtei Kap. 3.2, zum Amt des Kölner Stadtvogtes und dessen Inhabern Kap. 4.1. 126 Vgl. Groten, Burgherren, S. 97. 127 Vgl. Groten, Brandkatastophe, S. 86; Oedinger, Bistum, S. 203 – 204. 128 Vgl. Goetz, Gottesfrieden. 129 Vgl. Groten, Brandkatastrophe, S. 72 f. 130 Vgl. Schieffer, Erzbischöfe, S. 17. 131 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 84 – 88. 132 Vgl. Schieffer, Erzbischöfe, S. 18. 133 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 4; vgl. auch Fleckenstein, Problem, S. 35; Neumeister, Ministerialen, S. 51. 134 Keupp, Dienst, S. 17.
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verantwortlich, womit die Grundlage des wirtschaftlichen Aufstiegs Kölns gelegt wurde.135 Auch Erzbischof Hermann III. griff auf den Stadtvogt Hermann als Berater zurück und führte damit fort, was Sigewin begonnen hatte.136 In seiner Regierungszeit sind erstmals zwei Aufenthalte des Stadtvogtes außerhalb von Köln belegt, was drauf hinweist, dass er den Erzbischof auch auf Reisen begleitete.137 Das Pontifikat Hermanns verlief im Vergleich zu denen Annos und Sigewins ohne größere militärische Operationen. Feststellbare Veränderungen traten in der Ministerialität erst wieder unter Erzbischof Friedrich I. ein. In der Regierungszeit Erzbischof Friedrichs I. machte die Kölner Ministerialität Veränderungen durch, die ihren Entstehungsprozess abschlossen und eine neue Phase einleiteten.138 Zudem gibt es einige politische Ereignisse, die für die inneren Verhältnisse der Stadt Köln von großer Bedeutung gewesen sind. Ob sich eine Beteiligung von Ministerialen nachweisen lässt, soll daher im Folgenden untersucht werden. Zuvor müssen jedoch Veränderungen im erzbischöflichen Urkundenwesen in den Blick genommen werden. Denn die zweite Phase in der Entwicklung der Kölner Ministerialität wird am sichtbarsten an Veränderungen, die sich etwa zwischen 1100 und 1120 in den Zeugenlisten der erzbischöflichen Urkunden vollzogen. Zunächst scheint es, als sei die Urkundenproduktion unter Friedrich stark gestiegen. Das ist aber nur im Vergleich zu seinem direkten Vorgänger Hermann III. der Fall. Zieht man Sigewin zum Vergleich heran, wird deutlich, dass Friedrich im Durchschnitt sogar weniger Urkunden ausstellte.139 Auch die Anzahl der Urkunden mit Zeugenliste steigt nicht signifikant an. Die Veränderung besteht vielmehr in der Zunahme der Anzahl der Zeugen. Daraus folgt die wichtigste Neuerung, nämlich die jetzt immer häufigere Unterteilung der Listen in Rubriken. Zwar wurden auch im 11. Jahrhundert die Zeugen einer gesellschaftlichen oder juristischen Gruppe hintereinander genannt: zuerst die Geistlichen, dann die Adeligen und zum Schluss die Unfreien. Da aber häufig nur die Rufnamen aufgeführt wurden, war eine Zuordnung schwierig oder zumindest nicht eindeutig. Das ändert sich am Beginn des Pontifikats Friedrichs I. Besonders deutlich lässt sich das an einer Urkunde vom 15. Mai 1110 zeigen, in der Friedrich dem Abt von St. Martin in Köln mehrere, von diesem vorgenommene Übertragungen bestätigte: 135 Vgl. Groten, Brandkatastrophe, S. 84. 136 Vgl. Tab. 1: Hermann, Stadtvogt (1083 – 1104); vgl. zu Erzbischof Hermann III.: Oedinger, Bistum, S. 203 – 204. 137 REK I 1198 (1089) [s. Regest]; 1215 (1095/96) [Lac. I 253]. 138 Vgl. zu Friedrich I.: Pätzold, Erzbischof; Wisplinghoff, Friedrich I.; Oedinger, Bistum, S. 204 – 215; Finger, Erzbischöfe, S. 73 – 75 zu seiner Herkunft und Ausbildung; Pätzold, Memorie digni, S. 8 – 19. 139 Vgl. Tab. 46 und 47 im Anhang.
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Arnoldus principalis domus s. Petri prepositus et Johannes decanus; abbates: Herimannus, Chris tianus, Lintfridus, Everhardus, Cuno; prepositi: Herimannus, Wezelo, Berengerus, Everhardus, Thidricus; capellani: Thidricus, Gerhardus, Wigmannus, Rubertus, Johannes; milites: Heriman nus, Gerhardus, Thidircus; servientes: Hemmo, Otto, Bruno, Thitmerus; servientes ipsius abba tis: Thidricus, Eilmerus, Hethinricus, Wolbero, Wernerus, Azelinus, Everhardus, Richwinus.140
Als Erstes werden der Domdekan und der Dompropst genannt. Dann folgt die erste Kategorie abbates mit fünf Rufnamen, dann prepositi mit ebenfalls fünf Namen. Die geistlichen Zeugengruppen werden beschlossen von den capellani. Bei den welt lichen Zeugen stehen die milites am Anfang, gefolgt von den servientes des Erzstifts. Den Abschluss bilden die servientes ipsius abbatie, gemeint sind hier die servientes von St. Martin in Köln. Eine so detailliert aufgeschlüsselte Liste ist zwar zu d iesem Zeitpunkt noch die Ausnahme, zeigt aber eine Tendenz an. In den meisten Zeugenlisten werden zu Beginn die Vorsteher der stadtkölnischen Stifte und Klöster genannt, also das sogenannte Priorenkolleg, meist ohne eine Gruppenbezeichnung.141 Dann folgen die Adeligen, bezeichnet mit de nobilibus, milites oder liberi. Am Ende stehen immer die Ministerialen, entsprechend bezeichnet als ministeriales, manchmal auch noch mit dem alten Begriff servientes.142 Darüber hinaus gibt es auch Urkunden, in denen nur die Ministerialen durch eine Gruppenbezeichnung von den anderen Zeugen abgegrenzt werden.143 Es entsteht der Eindruck, dass man bestrebt war, eine eindeutige Unterscheidung z wischen geistlichen und weltlichen Zeugen deutlich zu machen und zusätzlich die unfreien Testierer als s olche auszuweisen. Das wird verständlich, vergegenwärtigt man sich, dass die Ministerialen erst jetzt verstärkt Einzug in die Zeugenlisten hielten. Sowohl für die Schreiber der Urkunden als auch für die übrigen Zeugen war dies eine ungewohnte Neuerung und man war möglicherweise bestrebt, mit den zum Teil sozial niedriger stehenden Unfreien nicht in einer Rubrik genannt zu werden. Auffällig ist auch, dass zu Beginn des 12. Jahrhunderts die Anzahl der in den Zeugenlisten genannten Ministerialen stark ansteigt. Beispiel sei hier eine Urkunde vom 9. Januar 1107, in der das Vorgehen Friedrichs gegen die Vögte des Stiftes Gerresheim dokumentiert ist.144 Die Zeugenliste liest sich wie folgt: Domnus Bernhardus prepositus s. Severini, Teodericus capellarius, Heinricus, Wilelmus, Reinber nus, Hertolfus, Wilelmus, Johannes, Everhardus, Helmericus, Warnerus, Liuppo, Tiezo; de nobi libus: Herimannus comes de Udenchirchen, frater eius Arnoldus, Gerardus comes de Iulico, Udo de Mulesfort, Heinricus de Rumeschirche, Herimannus de Wanlo; de familia s. Petri: A lmarus 140 141 142 143 144
REK II 69 (1110) [Ennen/Eckertz I 115]. Vgl. grundlegend Groten, Priorenkolleg. REK II 44 (1107) [Lac. I 267], 114 (1115) [Lac. IV 616], 124 (1116) [Lac. I 280]. REK II 142 (1118) [Lac. I 287], 149 (1118) [Lac. I 288], 177 (1120) [Lac. I 291]. REK II 44 (1107) [Lac. I 267].
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Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200 advocatus, Otto, Helmericus, Sigefridus, Wolbero, Liuzo, Christianus, Bernardus, Gerlacus, urvinus, Adelgerus, Azelinus. E
Insgesamt werden hier 31 Zeugen aufgelistet, davon allein zwölf Ministeriale. In einer Schenkungsurkunde von 1109 tauchen 29 Zeugen auf, darunter elf Ministeriale.145 Eine Urkunde für St. Pantaleon von 1117 listet 35 Zeugen auf, mit immerhin acht Ministerialen.146 Die Urkunde von 1109 ist noch in einer anderen Hinsicht auffällig: In ihr sind fast alle um 1100 zum Kölner Lehnshof gehörenden adeligen Vasallen versammelt. Nach den Geistlichen folgen die Namen: Gerhardus comes de Gelre, Adelbertus de Safenberg, Adelbertus de Norvennich, Herimannus de Udenkircha, Gerhardus de Iulicho, Gerhardus de Hoinstathe, Gerlacus de Isenburch et frater suus Regenbaldus, Hartpernus de Randenrothe.
Seit der Verdrängung der Pfalzgrafen nach Süden durch Anno II . war der Kölner Lehnshof stetig angewachsen:147 Ende des 11. Jahrhunderts gehörten zu ihm die Grafen und Herrn von Saffenberg, Are, Jülich, Berg, Nörvenich, Hochstaden, Heimbach, Heinsberg, Randerath und Dyck.148 Im Laufe der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts kamen hinzu der Herzog von Limburg sowie die Grafen und Herrn von Geldern, Kleve, Isenburg, Müllenark, Krickenbeck, Looz, Kuyk, Rheineck, Sayn, Wied, Laurenburg/Naussau, Braunshorn und Stahlburg.149 Im Gebiet zwischen Maas und Rhein konnten die Erzbischöfe ihre weltliche Macht auf diese Weise immer weiter ausbauen, was auch durch die relative Einflusslosigkeit des Herzogs von Niederlothringen in dieser Gegend begünstigt wurde. Auch die Mitglieder des Priorenkollegs stammten aus regionalen Adelsfamilien. Ziele der Bindung des Adels an den Erzbischof waren die Sicherung des Kirchengutes und die Sicherung des allgemeinen Friedens. Wichtig für diese Untersuchung ist auch die neue Entwicklung, die erstmals die Gelegenheit gibt, Ministeriale zu identifizieren und ihnen eine bestimmte Tätigkeit zuzuordnen. Hier ist zunächst der Stadtvogt Almarus zu nennen, der in den Quellen ab 1106 greifbar ist 150 und vermutlich der Nachfolger des Vogtes Hermann war, der z wischen 1081 und 1104 häufig nachgewiesen werden konnte 151. Almarus lässt sich bis 1144 ganze 57-mal belegen; seine Herkunft kann anhand des 1 45 REK II 64 (1109) [Lac. I 272]. 146 REK II 135 (1117) [AHVN LXV 1]. 147 Vgl. zum Folgenden Groten, Entwicklung, S. 1 – 7. 148 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 216. 149 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 217. 150 Vgl. Tab. 2: Almarus, Stadtvogt (1106 – 1147). 151 Vgl. Tab. 1: Hermann, Stadtvogt (1083 – 1104).
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Quellenmaterials allerdings nicht bestimmt werden. Einen Anhaltspunkt, der noch diskutiert werden muss, bietet die Funktion des Kölner Stadtvogts, die im 12. Jahrhundert das bedeutendste von einem Ministerialen ausgeübte Amt werden sollte.152 Die Entwicklung des Amtes des Stadtvogtes gibt, ähnlich wie die Veränderungen in den Urkunden, Aufschluss über die Entwicklung der Ministerialität. Genannt wird er zum ersten Mal in der schon häufiger herangezogenen Urkunde von 1061 und gehört mit den Ministerialen Hermann und Richezo, die ebenfalls in dieser Urkunde auftauchen, zu den ersten Kölner Ministerialen, die mit Namen fassbar sind.153 Die Zeugenliste hat folgende Namen: Huic oppignorationi intererant testes: Azzelinus prepositus sancti Petri, Berengerus decanus, Reuerger, Ekkezo, Hado, Cunzelin, Volmar, Wezel prepositi; Capellani: Rupert, Luizo, Wichmar, Ekkehart; Milites: Franco urbis prefectus, Ruker advocatus noster, Rupert, Herman, Arnold; ser vientes: Thiederik, Heinmo urbis advocatus, Brunn, Sicco.
In der Zeugenliste tauchen drei Namen auf, deren Träger richterliche Funktionen innehatten. Da ist zunächst Franco urbis prefectus, der aufgrund des Namens als der adelige Burggraf gelten kann. Direkt nach ihm genannt wird Ruker advocatus noster. Eine eindeutige Funktion ist ihm nicht zuzuweisen; da er wie Franco unter den milites genannt wird, es ist jedoch davon auszugehen, dass er ein Adeliger war. Letzter Richter in der Zeugenliste ist Heinmo urbis advocatus. Da er unter den ser vientes aufgeführt wird, ist anzunehmen, dass er ein früher Ministerialer ist. Den Vorsitz des Hochgerichts hatte in Köln der Erzbischof inne, und zwar durch das ihm vom König verliehene Gerichtsregal.154 Meist saß er dem Gericht jedoch nicht selbst vor, sondern ließ sich vom sogenannten Burggrafen vertreten, einem Adeligen, der im Kölner Umland wohnte und nur zu den Gerichtsterminen in die Stadt kam. In den Quellen wird er meist urbis advocatus genannt.155 Um 1100 herum ist quellenmäßig belegt, dass dem Burggrafen ein zweiter Richter zur Seite gestellt wurde: der sogenannte Stadtvogt, der immer aus der Ministerialität stammte und in den Urkunden als advocatus civitatis, advocatus Coloniensis oder schlicht advocatus auftaucht. Der Grund für die Einrichtung eines zweiten Richteramtes ist in erster Linie im Bedürfnis des Erzbischofs nach größerem Einfluss im Gericht zu suchen. Der Burggraf war wegen seiner Zugehörigkeit zum Adel vermutlich nur schwer zu kontrollieren. Bis zum Ende des 11. Jahrhunderts 152 Vgl. zur Stadtvogtei Kap. 3.2, zum Amt des Kölner Stadtvogtes und dessen Inhabern Kap. 4.1; vgl. zur Rolle der Vögte im Rheinland um 1100 Groten, Burgherren, S. 77 f.; Clauss, Vogteibündelung; Beck, Vogtei; weitere Literatur zur Vogtei in Kap. 3.2. 153 REK I 882 (1061) [Lac. I 196 = RhUB II 274]. 154 Vgl. Jakobs, Studien, S. 59 f.; vgl. dazu Kap. 3.2. 155 Vgl. etwa REK II 124 (1116) [Lac. I 280], 246 (1129) [Lac. I 307]: Franco burgicomes.
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war der Adel die einzige Personengruppe, an die s olche Ämter mittels Lehen vergeben werden konnten. Erst mit der Entstehung der Ministerialen gab es eine Alternative, die von Anno auch genutzt wurde. Ab 1116 gibt es neben dem Stadtvogt noch einen zweiten Ministerialen, der häufig in der Umgebung des Erzbischofs auftaucht. Es ist Heinrich von Altendorf, der sich bis 1139 19-mal belegen lässt.156 Eine Funktion lässt sich ihm nicht eindeutig zuschreiben, dafür aber sein Herkunfts- bzw. Wirkungsort. Er ist der erste Ministeriale, der sich nach einem Ort nennt, nämlich Altendorf in der Voreifel. Daran anschließend kann man seine Funktion zumindest wahrscheinlich machen. In oder um Altendorf befand sich ursprünglich ein Reichsgutkomplex, im 9. und 10. Jahrhundert war dieser jedoch im Besitz der Pfalzgrafen.157 Da diese im 11. Jahrhundert von Erzbischof Anno aus dem südlichen Rheinland verdrängt wurden, ist es wahrscheinlich, dass ihr Besitz an die Kölner K irche fiel. Heinrich von Altendorf ist also als eine Art Verwalter der Besitzungen in dieser Gegend anzusehen. Seine Tätigkeit bildete offensichtlich die Grundlage für seinen Aufstieg in den Beraterkreis Friedrichs. 1131 zeugte Heinrich in zwei in Neuss von König Lothar III. ausgestellten Urkunden für die Klöster Brauweiler und Siegburg.158 Aus der Identifizierbarkeit ergibt sich auch, dass sich erstmals Ministeriale aus Soest und Westfalen nachweisen lassen. Bei einer Übertragung in Siegburg sind 1116 Reterus de Holse, Herimannus de Halechtre und Thimo de Sosaz als Zeugen dabei.159 Ein weiterer Vorgang, der erstmals unter Friedrich stattfindet, ist der Eintritt eines Freien in die Ministerialität. 1119 übergab sich der Freie Eiklin mit Zustimmung seines Vaters und seiner Verwandten in die Ministerialität des Erzstifts und 1 56 Vgl. Tab. 31: Heinrich von Altendorf (1116 – 1139) und Kap. 5.2. 157 Ein Zusammenhang mit der nahe gelegenen Tomburg ist unwahrscheinlich. Diese ging zwar ebenfalls von den Ezzonen, also den Inhabern des Pfalzgrafenamtes, an das Erzstift über (Lac. I 187), wurde jedoch schon 1090 an die Grafen von Kleve verlehnt. 158 Die Urkunde für Brauweiler: RI IV, 1, 1, Nr. 277 (1131) [D Lo III 38] mit den ministeriales sancti Petri: Almarus, Heinricus, Cunradus advocatus, [es folgen der Vogt von Brauweiler u. a.]. Dass es sich bei Heinrich um Heinrich von Altendorf handelt, wird klar aus der zweiten, für Siegburg ausgestellten Urkunde. Erzbischof Friederich tritt nur in dieser zweiten Urkunde als Zeuge auf. Die Urkunde für Siegburg: REK II 260 (1131) = RI IV, 1, 1, Nr. 278 (1131) [Lac. I 310 = D Lo III 39] mit: Domnus Frithericus Coloniensis archiepiscopus, Arnoldus prepositus de domo sancti Petri et Hugo decanus, abbas Gerhardus sancti Pantaleonis, Albanus de sancto Martino, Bertolfus de Brunwillare, Cůno de Sigeberch, dux Walrauin, comes Gerhardus e de Iuliaco, comes Adolfus de Saffenberch, Gerhardus Hostath, Godefridus et frater eius Herimannus de Chůh; Gerhardus de Mulenarca; ministeriales: Heinricus de Aldendorp, Almarus, Philippus, Adelbero, Iustatius, Thipoldus, Folmarus frater eius. Nur die ersten beiden Ministerialen gehören zum Erzstift. Die anderen sind entweder Reichsministeriale oder Ministeriale des Klosters Siegburg. Vgl. auch Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 117. 159 REK II 124 (1116) [Lac. I 280].
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erhielt seine Güter als Lehen zurück.160 Für das frühe 12. Jahrhundert ist dies jedoch der einzige Beleg seiner Art. Im Jahr 1106 fand in und um Köln die letzte Konfrontation z wischen Heinrich IV. und dessen Sohn Heinrich V. statt.161 Dabei stand der Erzbischof auf Seiten des Sohnes, die Kölner Bürger hingegen entschieden sich für den alten Kaiser.162 Friedrich war aus reinem Pragmatismus zu Heinrich V. gewechselt, nachdem dieser seinen Vater zum Verzicht auf die Königs- und Kaiserwürde gezwungen hatte. Dass die Bürger bei Heinrich IV. blieben, lag zum einen darin begründet, dass dieser der Stadt in den letzten Jahrzehnten eng verbunden gewesen war, was zahlreiche Aufenthalte in Köln belegen.163 Außerdem hofften sie, eine größere Selbstständigkeit gegenüber ihrem Stadtherrn zu erlangen. Auch die zahlreichen vom Land in die Stadt eingewanderten Unfreien hofften auf eine rechtliche Besserstellung.164 Ostern 1106 verweigerten die Bürger Heinrich V. die Aufnahme in die Stadt, kurze Zeit später öffneten sie hingegen dessen Vater die Tore.165 Der Erzbischof hatte dieser Entwicklung, ähnlich wie Anno II. 1074, nichts entgegenzusetzen. Er floh aus der Stadt oder wurde vertrieben. Als sich abzeichnete, dass Heinrich V. die Stadt angreifen würde, verfügte Heinrich IV . die militärische Organisation der Bürger und die Umwallung bzw. Ummauerung der bisher ungeschützt vor den Mauern der Stadt liegenden Bereiche Airsbach, Niederich und Oversburg.166 In diesem Zusammenhang fand auch die rechtliche Angleichung der Bürger statt, was in der Forschung als Ursprung der Kölner Stadtgemeinde gilt.167 Inwieweit an den Vorgängen Ministeriale beteiligt waren, ob auf Seiten des Erzbischofs oder auf Seiten der Bürger, ist nicht überliefert. Auch das Verhalten 160 REK II 168 (1119) [Seibertz I 40]. 161 Vgl. zum Folgenden: Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 36 – 51; Stehkämper, Entstehung; vgl. zum Konflikt zwischen Heinrich IV . und Heinrich V.: Schieffer, Kaiser Heinrich IV.; Patzold, Königtum. 162 Vgl. zum Verhältnis der Kölner Erzbischöfe zu den Bürgern grundlegend: Ennen, Erzbischof und Stadtgemeinde, S. 396. 163 1071 (RI III, 2, 3, Nr. 571), 1072 (RI III, 2, 3, Nr. 601), 1074 (RI III, 2, 3, Nr. 710), 1076 (RI III, 2, 3, Nr. 799), 1078 (RI III, 2, 3, Nr. 936, 937), 1084? (RI III, 2, 3, Nr. 1184), 1087 (RI III, 2, 3, Nr. 1258), 1089 (RI III, 2, 3, Nr. 1301), 1098 (RI III, 2, 3, Nr. 1430), 1101 (RI III, 2, 3, Nr. 1460), 1105 (RI III, 2, 3, Nr. 1527, 1528, 1529), 1106 (RI III, 2, 3, Nr. 1554), 1106 (RI III, 2, 3, Nr. 1563). 164 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 39. 165 Vgl. Annales Hildesheimenses, S. 56; Vita Heinrici IV. Imperatoris, S. 39 – 41; Chronica Regia Coloniensis [im Folgenden abgekürzt mit CR], S. 44. 166 Vita Heinrici IV. Imperatoris, S. 40. 167 Vgl. neben Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 36 – 51 und Stehkämper, Entstehung; Koebner, Anfänge, S. 250 – 268; Groten, Richerzeche, bes. S. 48 f.; Ders., Gemeinde, bes. S. 28; Kluger, 1074 – 1288, S. 14 f.
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Friedrichs lässt sich nicht rekonstruieren. Trotzdem seien einige Überlegungen angestellt: Unbestritten ist, dass der Erzbischof der Entscheidung der Bürger, Partei für Heinrich IV. zu ergreifen, nichts entgegenzusetzen hatte. Genau wie Anno II. 1074 musste er die Stadt verlassen. Das zeigt, dass er nach wie vor über kein oder nur wenig Personal verfügte, das seine Stadtherrschaft hätte durchsetzen können. Hugo Stehkämper vermutet, dass der Stadtvogt als Oberster der Ministerialen die Stadt gemeinsam mit dem Erzbischof verlassen hatte.168 Hier schließt sich die Frage an, ob es Ministeriale gab, die nicht mehr loyal zu Friedrich hielten, sondern sich auf die Seite der Bürger stellten. Da allerdings keine der Quellen, die den Verlauf der Auseinandersetzungen schildern, Ministeriale erwähnt, ist die Frage nicht zu beantworten. Die ersten zwanzig Jahre des 12. Jahrhunderts waren in Köln von weiteren Auseinandersetzungen und wechselnden Bündnissen geprägt. 1112 kam es zur sogenannten coniuratio, deren Bedeutung bis heute nicht abschließend geklärt werden konnte.169 1114 flammte der Konflikt der Stadt mit Heinrich V. wieder auf. Diesmal entstand allerdings ein Bündnis z wischen den Kölner Bürgern und dem Erzbischof gemeinsam mit anderen niederlothringischen Großen gegen den Kaiser.170 Bei der letzten Konfrontation mit Heinrich V. 1119 standen die Bürger wieder auf dessen Seite, der Erzbischof hingegen nicht.171 Geprägt war die Regierungszeit Friedrichs von militärischen Konflikten, 1106 und 1114, und der Sicherung der Grenzen des Erzstifts.172 So ließ er im Jahr 1100 mit dem Bau der Burg Volmarstein beginnen 173, 1118 mit dem der Wolkenburg 174 und kaufte 1120 die Burg Padberg.175 Die angeführten Belege zeigen, dass mit dem Amtsantritt Friedrichs Bewegung in die Ministerialität gekommen war. Es werden nun mehr Ministeriale in den Zeugenlisten genannt und die Entwicklung beschränkte sich nicht nur auf den rheinischen Teil des Erzstifts, sondern griff auch auf Westfalen über. Es war aber nicht nur eine von oben gesteuerte Entwicklung, sondern sie ging auch von den Ministerialen selbst aus, wie die Nennung nach Herkunftsort und der freiwillige Übertritt in die Unfreiheit zeigen. Die Regierungszeit Friedrichs I. war ein Abschnitt in der Entwicklung der Ministerialität, in dem Funktionen und Verfahrensweisen institutionalisiert wurden, die für 168 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 44. 169 Vgl. Deeters, Coniuratio; Diederich, Coniuratio; Peters Coniuratio. 170 Ekkehardi Uraugiensis Chronica, S. 248; vgl. dazu Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 54 – 56. 171 CR, S. 53; vgl. hierzu Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 56 f. 172 Vgl. Schieffer, Erzbischöfe, S. 22 – 29; Schieffer, Zeit der späten Salier, S. 141 – 146. 173 REK II 5 (1100) [CR, S. 40]. 174 REK II 144 (1118) [s. Regest]. 175 REK II 173 (1120) [Seibertz I 41].
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die nächsten hundert Jahre Bestand haben sollten. Hierzu zählen die Kategorien der Zeugenlisten, die Heranziehung der Ministerialen als Berater des Erzbischofs und die Nennung nach ihrem Herkunfts- oder Wirkungsort. Damit kann Friedrich als derjenige Erzbischof gelten, der die Ministerialen als festen Bestandteil seiner und auch der Herrschaftspraxis seiner Nachfolger etabliert hat. Das setzt aber voraus, dass ihm ein bewusstes Planen unterstellt wird. Die Frage aber ist, ob er nicht vielmehr auf aktuelle Entwicklungen mit den Mitteln reagierte, die die Zeitumstände ihm boten. Zusätzlich muss auch berücksichtigt werden, dass diejenigen Bevölkerungsgruppen, aus denen sich der Großteil der Ministerialen rekrutierte, in den vergangenen Jahrzehnten bis dahin ungekannte Veränderungen durchlaufen hatten und somit die Dynamik von unten nicht unterschätzt werden darf. Die Entstehung der Ministerialität muss auch im Kölner Erzstift als ein Vorgang angesehen werden, der von beiden Seiten des sozialen Spektrums vorangetrieben wurde. Die Pontifikate der beiden Nachfolger Friedrichs I., Bruno II. von Berg 176 und Hugo von Sponheim 177, verliefen ohne bedeutende Ereignisse bzw. waren recht kurz. Bruno wurde 1131 gewählt und starb 1137 während einer Heerfahrt Kaiser Lothars gegen die Normannen in Italien.178 Als Nachfolger wurde direkt in Bari der Domdekan Hugo von Sponheim gewählt, der aber schon am 1. Juli desselben Jahres in Melfi verstarb.179 Veränderungen traten während der Amtszeit Arnolds I., dem Nachfolger Hugos, ein.180 Werner Grebe konnte anhand der Arengen der Urkunden Arnolds herausarbeiten, dass in seiner Zeit der Amtsgedanke stärker akzentuiert wurde: „Die alte, auf die Person bezogene, eigenrechtliche Anschauungswelt weicht zunehmend einer institutionellen, öffentlich-rechtlichen Vertiefung und Fixierung.“ 181 Dies ist ein Befund, der sich bei den meisten Erzbischöfen des 12. Jahrhunderts bestätigt.182 Arnold hatte immer wieder mit Differenzen z wischen Angehörigen des Lehnshofes zu kämpfen: Vor allem zu nennen sind hier Gerhard von Are, der Propst des Cassiusstiftes in Bonn, und der Dompropst Arnold von Wied.183 Außerdem 1 76 Vgl. Oedinger, Bistum, S. 140 – 142; Pätzold, Bruno II.; Lauscher, Erzbischof Bruno II. 177 Vgl. Pätzold, Hugo von Sponheim. 178 REK II 344 (1137). 179 REK II 347 (1137). 180 Zu Arnold I. liegt bisher wenig Literatur vor. Eine dünne Biographie veröffentlichte Wilhelm Schwer 1904: Arnold I. Erzbischof von Köln (1138 – 1151), Münster 1904; zu seiner Herkunft vgl. Groten, Erzbischof Arnold I.; vgl. außerdem Oedinger, Bistum, S. 143 – 145; Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 59 – 63 zu seinem Verhältnis zur Stadt Köln. 181 Grebe, Arnold I., JKGV 42, S. 13. 182 Vgl. Grebe, Arnold I., JKGV 42, S. 13. 183 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 218 f.
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v eräußerte Arnold große Mengen an Bischofsgut, was dem Erzstift zunehmend die wirtschaftlichen Grundlagen entzog.184 Ministeriale lassen sich unter Arnold I. noch nicht in dem Umfang feststellen, wie es bei späteren Erzbischöfen der Fall ist. Zudem werden die meisten ohne Beinamen genannt, sodass eine Zuordnung schwierig ist. Trotzdem lassen sich einige häufig am Hof präsente Ministeriale feststellen. Zu nennen sind hier Heinrich von Altendorf 185, Amelrico von Wormersdorf 186, Hermann von Eppendorf 187, Heinrich von Volmarstein 188, Heinrich von Alpen 189 und Hermann von Bachem 190. Hermann von Eppendorf wird zwischen 1145 und 1151 erstmals als nobilis advocatus angesprochen, was nicht nur auf seine herausgehobene Stellung verweist, sondern auch auf eine s päter nicht mehr vorkommende Doppelbesetzung des Amtes: In der gleichen Urkunde testiert ein Richolfus secundus advocatus 191. Neben dem Stadtvogt treten auch andere Hofämter in den 40er Jahren des 12. Jahrhunderts erstmals deutlicher hervor, ohne dass sich zu ihren Inhabern mehr sagen ließe.192 Arnolds I. Amtszeit verlief insgesamt eher unglücklich. 1149 wurde er wegen Simonie und Vernachlässigung seiner Amtspflichten von Papst Eugen III. suspendiert. Sein Nachfolger, Arnold II. von Wied 193, war zunächst bestrebt, das von seinem Vorgänger veräußerte Bischofsgut zurückzugewinnen, worin er von König Konrad III. unterstützt wurde.194 Daneben war die wohl wichtigste Neuerung, dass Konrad Arnold bei dessen Amtseinsetzung zum Herzog von Niederlothringen ernannte.195 Dieses Amt hatte vorher Gottfried II. von Brabant innegehabt, dem es jedoch nicht gelang, den Landfrieden im Gebiet östlich der Maas dauerhaft aufrechtzuerhalten.196 Hier waren im Laufe der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Kölner Erzbischöfe zu den wichtigsten Großen aufgestiegen, die infolgedessen auch die besten Möglichkeiten hatten, die öffentliche Ordnung zu verteidigen. 184 Vgl. Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 63. 185 Tab. 31: Heinrich von Altendorf (1116 – 1139). 186 Tab. 32: Amelrico von Wormersdorf (1138 – 1154). 187 Tab. 4: Hermann v. Eppendorf, Stadtvogt (1122 – 1158). 188 Tab. 14: Volmarstein, Burggrafen. 189 Tab. 16: Alpen, Burggrafen. 190 Tab. 8: Hermann von Bachem, Kämmerer (1146 – 1198). 191 REK II 485 (1145 – 1151) [Ennen/Eckertz I 117]; vgl. zur Stadtvogtei Kap. 3.2, zum Amt des Kölner Stadtvogtes und dessen Inhabern Kap. 4.1. 192 Vgl. Kap. 6.5. 193 Vgl. außer der im Folgenden genannten Literatur: Kersten, Arnold von Wied. 194 Vgl. Oedinger, Bistum, S. 146; Wolter, Arnold von Wied. 195 Ottonis et Rahewini Gesta Friderici I. imperatoris, c. 68, S. 97; vgl. dazu Ewig, Dukat; Droege, Lehnrecht und Landrecht, S. 292 – 307. 196 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 220.
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onrad gab den Erzbischöfen mit der Übertragung des Herzogamtes eine zusätzK liche, königlich sanktionierte Grundlage für ihre Machtausübung: Die Belehnung mit dem Dukat brachte Arnold von Wied keine neuen Rechte. Er übte kein Hoheitsrecht, das seine Vorgänger nicht schon angewandt hätten. Die Verleihung des Dukates war nicht mehr als die nachträgliche Legitimierung bereits bestehender Zustände. Der Erzbischof gewann lediglich einen Rechtstitel für die Ausübung seiner weltlichen Gewalt.197
Die erste Maßnahme Arnolds II . als Herzog war es denn auch, den Landfrieden in Westfalen und Sachsen wiederherzustellen. Dass die Friedenswahrung zu jener Zeit tatsächlich ein Problem darstellte, wird daran deutlich, dass „der Klerus, die Angesehenen und die Dienstmannen“ 198 Arnold baten, den Frieden nicht durch zu lange Abwesenheit zu gefährden. Im linksrheinischen Gebiet war Arnolds Politik eher defensiv ausgerichtet.199 Dass der Frieden und damit die öffentliche Ordnung um die Mitte des 12. Jahrhunderts im Westen des Reiches immer wieder gefährdet war, lag vor allem an einem selbstständiger und selbstbewusster agierenden Adel.200 Ursache hierfür war unter anderem, dass die Grafenrechte zunehmend patrimonial statt amtsrechtlich verstanden wurden und dass die Grafen sich demnach nicht mehr als Beauftragte auf Zeit begriffen, sondern als eigenständig agierende Größen.201 Die Ausübung der Herzogsgewalt durch den Erzbischof hinderte den Adel daran, seine Konflikte auf militärischem Weg auszutragen und schränkte ihn in seiner Selbstständigkeit ein, was wiederum zu Konflikten mit dem Erzbischof führte. Diese wurden durch Arnolds Versuche, dem Adel das an ihn vergebene bischöfliche Tafelgut wieder zu entziehen, noch verstärkt: „Das Restaurationswerk Arnolds II . ging hauptsächlich zu Lasten der weltlichen Machthaber, die aus dem Niedergang der Kölner Kirche [zur Zeit Arnolds I.; F. S.] den größten Gewinn gezogen hatten.“ 202 Nach Aussage seiner Urkunden griff Arnold II . deutlich seltener auf Ministeriale als Zeugen zurück, als dies bei Arnold I. der Fall gewesen war: Lediglich 1,4-mal pro Jahr statt vorher 3,1-mal.203 Wichtigstes 197 Wolter, Arnold von Wied, S. 63; ähnlich auch Engels, Stauferzeit, S. 220: „Das heißt genauer, er legitimierte den Herzog, unter dem Titel der Landfriedenswahrung auch die gerade in dieser Zeit durch innere Differenzen gefährdete Einheit des Kölner Herrschaftssystems durch Gewaltanwendung zu retten.“ Vgl. auch Droege, Landrecht und Lehnrecht, S. 88 f. 198 Oedinger, Bistum, S. 146 ohne Quellenangabe; vgl. speziell zur Landfriedenswahrung in Westfalen auch Wolter, Arnold von Wied, S. 132 – 135. 199 Vgl. Wolter, Arnold von Wied, S. 135 – 143. 200 Vgl. hierzu allgemein Groten, Burgherren. 201 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 220. 202 Wolter, Arnold von Wied, S. 132. 203 Vgl. Tab. 46 und 47 im Anhang.
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Ereignis aus Sicht der führenden Ministerialen am Hof dürfte die Begleitung des Erzbischofs an den Hof Friedrich Barbarossas in Worms gewesen sein. Hier bestätigte Barbarossa Arnold II ., dass die von Konrad III . gefällten Urteile hinsichtlich der Veräußerung und Rückgewinnung von Tafelgut weiterhin Gültigkeit besaßen.204 In dieser Urkunde treten folgende Kölner Ministeriale als Zeugen auf: Der Stadtvogt Hermann 205, Heinrich von Volmarstein 206, Heinrich von Alpen 207, der Truchsess Adolf, der Mundschenk Randolf, Rabodo de O tenkirchen und Almericus von Wormersdorf 208. Das Pontifikat Friedrichs II. war zu kurz und er stellte zu wenige Urkunden aus, als dass sich hinsichtlich seiner Politik und der Ministerialen verlässliche Aussagen machen ließen.209 1156 gewählt, starb er bereits im Dezember 1158 in Pavia. Reinald von Dassel verbrachte von seinen acht Pontifikatsjahren insgesamt nur etwa ein Jahr im Erzstift.210 Mehrere Monate am Stück hielt er sich dort sogar nur im Sommer 1166 auf. Den Rest der Zeit verbrachte er zum größten Teil in Italien, wo er als Erzkanzler der wichtigste Berater Barbarossas war.211 Daher war Reinald meist nur im Erzstift, wenn es galt, neue Truppen für die Kämpfe in Italien zu organisieren. Entsprechend wenige Urkunden hat er ausgestellt und entsprechend schwierig ist sein Verhältnis zu den Ministerialen zu rekonstruieren. Hielt Reinald sich im Erzstift auf, gehörte es zu seinen vordringlichsten Aufgaben, die von seinen Vorgängern herabgewirtschafteten Höfe, die die Versorgungsgrundlage des Erzstifts waren, wieder herzustellen.212 Territorialpolitisch engagierte er sich stärker in Südwestfalen, nachdem die Grafen von Arnsberg in den Kölner Lehnsverband hatten integriert werden können.213 In seiner Regierungszeit taucht in den Quellen zum ersten Mal häufiger der Begriff nobiles terrae für die adeligen
2 04 REK II 559 (1153) [Lac. I 375 = MGH D F I. 59]. 205 Vgl. Kap. 4.1. 206 Vgl. Kap. 8.1. 207 Vgl. Kap. 8.2. 208 Vgl. Kap. 5.3. 209 Vgl. Wolter, Erzbischof Friedrich II.; vgl. auch Burkhardt, Stab, S. 35 f., 56 – 60 und 195 – 197. 210 Vgl. zu ihm, wenn im Folgenden nicht ohnehin genannt: Ficker, Reinald von Dassel; Herkenrath, Reinald von Dassel; zu Kindheit, Jugend und Tätigkeiten vor der Bischofswahl Burkhardt, Stab, S. 36 – 39 und 61 – 70, zum Herrschaftsverständnis ebd., S. 197 – 203. Vgl. auch die neue Studie von Büschken: Rainald of Dassel and Thomas Becket, in der er den sozialen Aufstieg Reinalds nachzeichnet. 211 Vgl. Kluger, Friedrich Barbarossa; vgl. für die Zeit als Reichskanzler vor der Bischofswahl: Grebe, Rainald von Dassel. 212 Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 71. 213 Engels, Stauferzeit, S. 226.
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Vasallen bzw. terra nostra auf.214 Trotz seiner weitgehenden Abwesenheit gilt er in der Forschung als einer der Erzbischöfe, die die Bedeutung des Erzstifts im Westen und Nordwesten des Reiches entschieden steigerten: „Als Herr einer terra und des Kölner Dukats gehörte er neben Friedrich I. und Philipp von Heinsberg zu denjenigen Erzbischöfen, die den weltlichen Herrschaftsaufbau am deutlichsten vorantrieben.“ 215 Ähnliches lässt sich von seinem Wirken im Auftrag Friedrich Barbarossas in Italien sagen: Als Kanzler Barbarossas erlangte Rainald größten Einfluss auf dessen Politik, und es kann keinen Zweifel daran geben, dass er insgesamt für ihre radikalen Züge, vor allem aber für die gegen Papst Alexander III. gerichteten Aktionen des Kaisers die Hauptverantwortung trägt.216
Obwohl Reinald nur wenig Zeit im Erzstift verbrachte, stellte er immerhin 37 Urkunden aus, davon die meisten im Jahr 1166. Auf Ministeriale als Zeugen griff er im Durchschnitt 1,9-mal pro Jahr zurück.217 Auffällig ist, dass 1166 gleich drei Soester Ministeriale zum ersten Mal als Zeugen auftreten, die danach immer wieder testieren. Dies sind Timo 218, Brunstenus 219 und Hildegerus 220. Es hat den Anschein, als habe Reinald diese drei Ministerialen gezielt in seinen engeren Beraterkreis aufgenommen. Weitere Aktivitäten in Soest können ihm allerdings nicht nachgewiesen werden, denn der genannte Aufenthalt sollte sein einziger in der Stadt bleiben.221 Ein plötzliches Auftreten mehrerer, zuvor nicht genannter Ministerialen ist im Untersuchungszeitraum sonst nicht feststellbar. Auch sonst ist 1166 ein Jahr mit enorm starker Urkundenproduktion: Von den 37 Urkunden, die Reinald insgesamt ausstellte, wurden 20 im Jahr 1166 produziert. In 15 (!) von diesen tritt der Stadtvogt Gerhard als Zeuge auf, Heinrich von Volmarstein in 14, Heinrich von Alpen in neun und der Kämmerer Hermann immerhin noch in sieben Urkunden.222 Dies ist weit mehr als in durchschnittlichen Jahren und zeigt sehr eindrücklich, wie aktiv Reinald in jenem Sommer gewesen ist.
214 REK II 844 (1166) [Erhard II 335], 845 (1166) [UB Gereonstift 18], 862 (1166) [Lac. IV 631], 895 (1167) [Ennen/Eckertz I 75]. 215 Pätzold, Reinaldus multiplex, S. 75. 216 Finger, Kölner Bischöfe und Erzbischöfe, S. 101; vgl. dazu auch Stehkämper, Reichs bischof, S. 879 – 882. 217 Vgl. Tab. 46 und 47 im Anhang. 218 Tab. 36: Timo von Soest (1166 – 1194). 219 Tab. 37: Brunstenus von Soest (1166 – 1190). 220 Tab. 38: Hildegerus von Soest (1166 – 1187). 221 Vgl. Janssen, Soest, S. 249. 222 Tab. 5: Gerhard (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1165 – 1190); Tab. 14: Volmarstein, Burggrafen; Tab. 16: Alpen, Burggrafen; Tab. 8: Hermann von Bachem, Kämmerer (1146 – 1198).
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Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200
Philipp von Heinsberg wurde auf besonderen Wunsch Barbarossas zum Erzbischof gewählt.223 Er hielt sich zum Zeitpunkt des Todes Reinalds von Dassel, im August 1167, ebenfalls im Gefolge des Kaisers in Italien auf und traf erst im August 1168 in Köln ein. Philipp baute während seines Pontifikates vor allem den Kölner Lehnshof weiter aus; dieser erreichte durch ihn eine vorher und nachher nicht gekannte Größe. Dazu kaufte der Erzbischof für angeblich 50.000 Mark Häuser, Burgen und Güter von Adeligen und gab den Besitz als Lehen an diese zurück.224 Die Belehnten mussten dazu kaum vasallitische Verpflichtungen eingehen; Wert legte Philipp jedoch auf das Öffnungsrecht bei Mehrfachvasallität, das heißt, wenn der Betreffende nicht nur Vasall Philipps, sondern auch eines anderen Herrn war, musste er im Konfliktfall Philipp seine Burg als Rückzugsort zur Verfügung stellen.225 Die Forschung hat ihm bisweilen den Plan unterstellt, er habe den Lehnsverband durch die Güterkäufe nicht nur vergrößern, sondern auch in ein Gebietsherzogtum umwandeln wollen.226 Ob und wenn ja, was für ein Plan hinter den Käufen steckte, ist jedoch nicht überliefert. Allerdings taucht in der Zeit Reinalds und Philipps zum ersten Mal der Begriff terra coloniensis in den erzbischöflichen Urkunden auf 227, gewissermaßen eine Weiterentwicklung der terra nostra Reinalds. Eine Tendenz in Richtung Territorialisierung ist damit doch erkennbar. Ein weiterer Schwerpunkt der Politik Philipps lag auf den Auseinandersetzungen mit Heinrich dem Löwen, gegen den er, damit Kaiser Barbarossa unterstützend, in den Jahren 1178 und 1179 zwei Feldzüge unternahm.228 Bei der Schließung des Bündnisses mit dem Bischof von Halberstadt gegen den Löwen in Kassel waren auch die Ministerialen Heinrich von Volmarstein mit seinen Brüdern Gerhard und Goswin, Heinrich von Alpen, der Kämmerer Hermann, Goswin von Alfter, Gerhardus de Horne und Wilhelm Schilling anwesend.229 Auch am dritten Feldzug gegen Heinrich 1181 nahmen Kölner Ministeriale teil, denn in der mitten 223 REK II 906 (1167); vgl. zu Philipp den Sammelband Philipp von Heinsberg, hg. v. Corsten/ Gillessen; Esser, Studien; vgl. zu Kindheit, Jugend und Tätigkeiten vor der Bischofswahl Burkhardt, Stab, S. 42 – 44 und 79 – 83, zum Herrschaftsverständnis ebd., S. 203 – 223. 224 REK II 1386 (1190); vgl. dazu Bauermann, Altena. 225 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 226; Oedinger, Bistum, S. 161 – 163. 226 So etwa Engels, Stauferzeit, S. 227: „In jedem Falle aber sind sie [die Güterkäufe; F. S.] alle ein Kriterium für den nicht geringen Aufwand, die herzogliche Gewalt über einen ursprünglich reinen Lehnsverband in ein Gebietsherzogtum umzuwandeln und in d iesem Rahmen den rheinischen und westfälischen Teil in eine ungeteilte politische Einheit einzuschmelzen.“ 227 Der Terminus terra coloniensis taucht zum ersten Mal auf im längeren Kölner Dienstrecht: Frenssdorf, Recht, S. 4. 228 REK II 1106 (1178) und 1137 (1179); vgl. dazu auch Oedinger, Bistum, S. 159 – 161; vgl. allgemein zum Konflikt zwischen Philipp und Heinrich: Weinfurter, Erzbischof Philipp. 229 REK II 1105 (1178) [Prutz 17].
Chronologischer Überblick 1057 bis 1205
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in den Auseinandersetzungen bei Braunschweig ausgestellten Urkunde für das Kloster Corvey treten als Zeugen auch die Brüder Heinrich und Gerhard von Volmarstein, Goswin von Padberg, Hermann, der Schultheiß von Soest und Goswin von Alfter auf.230 Barbarossa hatte Heinrich dem Löwen bereits auf dem Hoftag in Gelnhausen 1180 dessen Herzogtümer Westfalen und Bayern entzogen und Philipp von Heinsberg mit der Herzogsgewalt über Westfalen und Engern ausgestattet.231 Damit war der Kölner Erzbischof nicht nur in Niederlothringen, sondern auch im östlichen Teil seines Einflussgebietes Herzog. Das gute Verhältnis zwischen Philipp und Barbarossa nahm Schaden in den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts. Barbarossa privilegierte die Reichsstadt Aachen und die Kaufleute aus Flandern. Schon 1174 hatte er den Rheinzoll von Tiel nach Kaiserswerth verlegt, 1187 ließ er den Rhein oberhalb von Köln sperren.232 Durch diese Maßnahmen wurden besonders Kölner Kaufleute getroffen, was zum Konflikt mit Philipp führte.233 Erst 1188, als Philipp sich gemeinsam mit der Stadt Köln dem K aiser in Mainz unterwarf, konnten die Konflikte beigelegt werden.234 Das Verhältnis Philipps zu den Kölner Bürgen war bis auf den Streit um Wall und Graben 1180 konfliktfrei.235 Die Opposition zur Politik Barbarossas band beide Parteien eng aneinander. 1174 hatte Philipp sich zur Finanzierung des nächsten Italienzuges von den Kölner Bürgern 1000 Mark geliehen, vom Zöllner Gerhard Unmaze 600 Mark 236 und s päter von demselben noch einmal 50 Mark 237. Philipp griff von allen untersuchten Erzbischöfen am zweithäufigsten auf Ministeriale als Zeugen zurück.238 Nur Adolf I. tat dies in seiner ersten Amtszeit häufiger. Mit Bruno III . von Berg wurde 1191 wieder ein Erzbischof aus der Berger Grafenfamilie gewählt.239 Aufgrund seines hohen Alters legte er sein Amt jedoch schon zwei Jahre später nieder. Sein Nachfolger wurde Adolf I. von Altena, der seine Politik zunächst an Philipp von Heinsberg anschloss und auch ähnlich stark 2 30 REK II 1168 (1181) [Erhard II 408]. 231 Vgl. Kordes, Lateran; Weinfurter, Erzbischof Philipp. 232 REK II 1297 (1187). 233 Vgl. zu den wirtschaftlichen Auseinandersetzungen: Stehkämper, Friedrich Barbarossa; Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 73 – 79. 234 REK II 1314 (1188). 235 REK II 1148 (1180) [Lac. I 474]; das gute Verhältnis zeigt sich auch daran, dass Philipp 1182 vom Trierer Erzbischof Arnold 232 Mark lieh, wofür die Kölner Bürger hafteten (REK II 1191 (1182) [MUB II 55]). 236 REK II 1010 (1174) [Lac. I 452]. 237 REK II 1011 (1174) [Laur. I 6]; vgl. zu Gerhard Unmaze Kap. 7.2.1. 238 Vgl. Tab. 46 und 47 im Anhang. 239 Vgl. Janssen, Erzbistum Köln, S. 122 – 124.
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Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von 1060 bis um 1200
auf die Ministerialen als Herrschaftsträger setzte. Erst der 1197 beginnende Thronstreit ließ ihn einen anderen Weg als seine Vorgänger einschlagen.240
2.3 Fazit In diesem ersten inhaltlichen Kapitel wurden die Entstehung und Entwicklung der Kölner Ministerialität von der Mitte des 11. Jahrhunderts bis 1130 anhand der Terminologie in den erzbischöflichen Urkunden untersucht. Die mit dem Terminus servientes bezeichneten Personen sind schwer zu identifizieren, da sie noch keine Herkunftsbezeichnung nach ihrem Namen tragen. Deutlich wurde jedoch, dass sie sich von den übrigen Mitgliedern der familia abhoben und rechtlich bessergestellt waren, weswegen sie als eine Art Vorstufe der Ministerialen gelten können. Der Begriff minister stellt semantisch gesehen eine unmittelbare Vorstufe von ministeriales dar, kommt in den Kölner Urkunden jedoch nicht vor. Häufiger zu finden ist er hingegen in der Vita Annonis maior, in der Konflikte zwischen ministri und dem Erzbischof geschildert werden. Der miles-Begriff wird vor allem unter den Erzbischöfen Anno II . und Hermann III . in den Urkunden gebraucht und verschwindet zu Beginn des 12. Jahrhunderts. Bezeichnet wurden mit ihm adelige Vasallen, die dem Erzbischof unter anderem militärische Dienste leisteten. Diese Vasallen entzogen sich gegen Ende des 11. Jahrhunderts dem Zugriff des Erzbischofs immer stärker, was unter anderem auch zur Entstehung der Ministerialität beitrug. Den Begriff ministeriales in der hier interessierenden Bedeutung gibt es im römisch-deutschen Reich erst seit dem 11. Jahrhundert. Er löste Begriffe wie servientes ab und wird im Kölner Erzstift erstmals 1061 in einer Urkunde Annos II . verwendet. Als Kategorie in den Zeugenlisten taucht er verstärkt ab etwa 1115 auf. Anschließend wurde die Kölner Ministerialität in den Forschungszusammenhang eingeordnet, um einige Punkte deutlich zu machen, die am regionalen Quellenmaterial nicht gezeigt werden konnten, von denen aber trotzdem anzunehmen ist, dass sie auch für den Kölner Fall eine Rolle spielten. Als auch für Köln geltende Gründe für die Entstehung der Ministerialität sind das Bevölkerungswachstum im Hochmittelalter, die Auflösung der Villikationsverfassung, der Landesausbau und der immer schwerer zu kontrollierende Adel anzusehen. Im Überblick über die politischen Verhältnisse im Erzstift bis 1205 wurde deutlich, dass die Ministerialen häufig eine wichtige Rolle in der Politik der Erzbischöfe spielten, diese aber durchaus unterschiedlich stark auf die neuen Funktionsträger zurückgriffen.
240 Vgl. zu Adolf ausführlich unten Kap. 11.5. Dort auch die Literatur.
3. „Die Frage des Rechtsstandes der Ministerialen gehört vielleicht zu den am meisten umstrittenen der gesamten Verfassungsgeschichte.“ 1 Die Kölner Dienstrechte und weitere rechtsgeschichtliche Untersuchungen1
Die Geschichte der Ministerialität zu schreiben, hieß für die meisten Historiker lange Zeit, ihre Rechtsgeschichte zu schreiben. Vor allem im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurden umfassend Stand, Erblichkeit, Lehen, Heiratsbedingungen, Freiheit bzw. Unfreiheit und Gerichtsstand untersucht.2 Diese Schwerpunktsetzung ist nachvollziehbar, denn normatives Recht lässt sich aus den Quellen meist verhältnismäßig gut herauslesen. Zudem sind Rechtsfragen aufgrund ihrer Stellung zwischen Unfreiheit und Adel bei den Ministerialen in der Tat nicht unwesentlich. Andererseits ist oft eine Diskrepanz zwischen normativem Recht und der Praxis anzunehmen, die in der älteren Forschung häufig nicht die ihr eigentlich zustehende Aufmerksamkeit erfahren hat. Gerade deshalb müssen Rechtstexte als Quellen mit einer gewissen Vorsicht behandelt werden. Im Folgenden soll zunächst ein Überblick über die Rechte der Kölner Ministerialen gegeben werden: die beiden Dienstrechte und den Kölner Hofdienst. Dann wird untersucht, inwieweit sich aus diesen Rechtstexten ein Aufstieg der Ministerialen herauslesen lässt. Daran an schließt sich die Vorstellung des Gerichts der Ministerialen sowie Überlegungen zu Lehen und Allod.
3.1 Die beiden Kölner Dienstrechte und der Hofdienst 3.1.1 Das längere Kölner Dienstrecht Ferdinand Frensdorff veröffentlichte 1883 im zweiten Heft der „Mitteilungen aus dem Stadtarchiv von Köln“ mehrere Texte, darunter auch das, später dann so genannte längere Kölner Dienstrecht, das er ausführlich kommentiert und mit Anmerkungen versehen hatte.3 Es enthält die Rechte und Pflichten sowohl der 1 Ahrens, Ministerialität, S. 75. 2 Vgl. zu den Heiratsbedingungen von Ministerialien die Untersuchung von Freed, Bondsmen; zu allen weiteren genannten Aspekten vgl. den Forschungsüberblick in Kap. 1.2. 3 Vgl. Frensdorff, Recht. Die früheren Druckorte sind ebd., S. 2 angegeben. Der Aufsatz enthält zunächst den Text des längeren Dienstrechtes und Erläuterungen dazu (S. 1 – 36),
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Der Rechtsstand der Ministerialen
Kölner Ministerialen als auch die des Erzbischofs ihnen gegenüber. Das längere Kölner Dienstrecht ist in zwölf Abschnitte von je unterschiedlicher Länge unterteilt. Die wichtigsten Bestimmungen werden im Folgenden vorgestellt. Der erste Satz des Textes weist auf die Tradition der Rechte hin, die grundsätzlich schon seit längerem angewandt wurden: In nomine sancte et individue trinitatis. Hec sunt iura ministerialium sancti Petri in Colonia ab antique ordinata et statuta, servata et servanda.4
Ob dies die erste oder eine erneute Verschriftlichung des Rechtes war, geht aus dem Text nicht hervor.5 Eine Besonderheit in der Terminologie des Rechtes tritt bereits hier zum ersten Mal auf:6 Die Ministerialen werden nicht auf die Person des Erzbischofs bezogen, sondern auf St. Petrus, den Patron des Kölner Domes. Hier wird die Ablösung personaler Beziehungen durch eine als transpersonal verstandene Verpflichtung deutlich. Paragraf 1 macht deutlich, dass die Ministerialen zwar dem Erzstift verpflichtet waren, ihre Loyalität aber auch ganz konkret dem Erzbischof zu gelten hatte. Darüber hinaus wird an diesem Satz deutlich, dass sie einen Dienst leisteten: Ministeriales beati Petri domino suo archiepiscopo fidelitatem sine aliqua exceptione facient et eam ei contra omnem hominem servabunt.7
Paragraf 2 bezieht sich auf die militärische Funktion der Ministerialen. Dieser Tätigkeitsbereich gilt zwar als einer der wesentlichen für die Ministerialität, für dann drei mittelalterliche deutsche Übersetzungen des kürzeren Kölner Dienstrechts, ebenfalls mit Anmerkungen (S. 37 – 58) und zum Schluss den Kölner Hofdienst mit Anmerkungen (S. 59 – 63). Der Abschnitt zum längeren Dienstrecht unterteilt sich noch einmal in Erläuterungen zu den Druckorten und zu äußeren Merkmalen (S. 1 – 4), den lateinischen Text (S. 4 – 10), Überlegungen zur Entstehungszeit (S. 10 – 12), Erläuterungen zum Inhalt (S. 13 – 23) und Anmerkungen zu einzelnen Begriffen im Text (S. 23 – 63). Im Folgenden wird daraus folgendermaßen zitiert: Sind die Anmerkungen und Erläuterungen von Frensdorff gemeint, heißt es Frensdorff, Recht, ist der Text des Dienstrechtes selbst gemeint heißt es LDR §. Eine moderne Übersetzung findet sich in: Quellen, hg. v. Weinreich, Nr. 70, S. 267 – 279. Der Begriff ‚längeres Kölner Dienstrecht‘ ist kein Quellenbegriff, sondern wurde eingeführt, um die beiden bekannten Kölner Dienstrechte voneinander zu unterscheiden, deren augenfälligstes Merkmal ihre unterschiedliche Länge ist. Frensdorff kannte nur das später sog. ‚längere Kölner Dienstrecht‘, weswegen er diesen Ausdruck noch nicht gebrauchte. In den Anmerkungen dieser Arbeit werden in den Anmerkungen die Abkürzungen LDR und KDR verwendet. 4 LDR, S. 4. 5 Vgl. zur Entstehung Kap. 3.1.3. 6 Auch in den Urkunden ist diese Terminologie zu beobachten, vgl. Kap. 6.3. 7 LDR § 1.
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Köln jedoch lässt sich der Einsatz als Krieger nur sehr begrenzt nachweisen. Belegt sind Einsätze von Ministerialen in Italien und beim Kriegszug gegen Heinrich den Löwen.1 Da diese Belege aber der gehobenen Schicht der Ministerialen gelten, ist nicht sicher auszumachen, ob sie daran als Berater des Erzbischofs teilnahmen oder als Soldaten. Nur den Kölner Stadtvogt und den Kämmerer nimmt das längere Dienstrecht in Paragraf 4 explizit von der Pflicht zum Italienzug aus, weil deren Aufgaben im Erzstift zu bedeutend waren, als dass eine längere Abwesenheit zu vertreten gewesen wäre.2 Das Dienstrecht befasst sich so ausführlich mit der Pflicht zum Italienzug und anderen militärischen Aufgaben, dass es unwahrscheinlich ist, dass Ministeriale in diesem Bereich nicht eingesetzt wurden. Wahrscheinlich traf diese aber nicht auf die Ministerialen zu, die in den Zeugenlisten fassbar sind und denen deshalb ein gewisser sozialer Rang zugesprochen werden muss. Es ist aber davon auszugehen, dass es unter dieser Schicht von Ministerialen, die namentlich belegt sind und deshalb in dieser Arbeit untersucht werden können, noch eine recht große Anzahl weiterer Ministerialen gab, deren Hauptaufgabe hauptsächlich darin bestand, an untergeordneter Stelle Kriegsdienst zu leisten.3 Sie stellten neben den adeligen Vasallen einen großen Teil des erzbischöflichen Heeres. Für diese Gruppe waren die Bestimmungen in den Dienstrechten gedacht und von großer Relevanz. Zentral ist in diesem Paragrafen Folgendes: Si aliquis hominum terram Coloniensem et terminos episcopatus invadere voluerit, universi mini steriales beati Petri tam beneficiati quam non beneficiati ad defendendam terram domino suo archiepiscopo assistere et usque ad terminos episcopatus eum cum armis sequi debent; si autem archipiscopus ultra procedure voluerit, ipsi eum longus sequi non tenentur, nisi hoc de voluntate sua faciant aut dominus eorum apud eos hoc promereatur.4
Wichtig ist hierbei vor allem, dass die Ministerialen nur zur Landesverteidigung verpflichtet waren und auch das nur bis an die Grenzen des Erzstifts. Jeder Einsatz darüber hinaus musste gesondert ausgehandelt werden. Einzige Ausnahme bildete die Bedrohung von Besitz des Erzstifts außerhalb der Grenzen desselben: In d iesem Fall mussten die Ministerialen auch jenseits der Grenzen militärischen Dienst leisten.5 Weiterhin ist auch hier hervorzuheben, dass die Ministerialen nicht auf die Person des Erzbischofs verpflichtet waren, sondern auf das Erzstift als politisches Gebilde, vertreten durch St. Petrus.6 1 Vgl. Kap. 8.1. 2 Vgl. zum Stadtvogt Kap. 3.2 und 4.1; zum Kämmerer 4.2. 3 Vgl. Bumke, Studien, S. 80. 4 LDR § 2. 5 Vgl. LDR § 2. 6 Vgl. Kap. 6.3.
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Der Rechtsstand der Ministerialen
Paragraf 3 bestimmt, wie ein Ministerialer sich bei Entzug der Huld durch den Erzbischof verhalten sollte und was er tun konnte, um die Huld wiederzuerlangen: Item si archipiscopus alicui ministerialium suorum quacumque occasione offensus fuerit, ita quod gratiam suam ei denegat et bonis suis eum exheredat, ille ministerialis nobiles terre et eos precipue qui summi officiales curie vocantur precibus et obsequio invitare debet, quatinus ipsi apud dominum suum pro recuperanda gratia ejus intercedant.7
Aufschlussreich ist hier, dass der betreffende Ministeriale sich an die nobiles terre wenden sollte, worunter die adeligen Vasallen des Erzbischofs zu verstehen sind. In der Forschung ist darüber diskutiert worden, wer mit summi officiales curie gemeint ist.8 Wahrscheinlich ist dies ein zusammenfassender Begriff für die fünf Hofämter am Hof des Erzbischofs: Stadtvogt, Kämmerer, Marschall, Truchsess und Mundschenk, die zugleich als die wichtigsten Ministerialen des Erzstifts galten und deshalb als Fürsprecher am ehesten neben den Adeligen in Frage kamen. 9 Dieser Paragraf bezieht die Ministerialen im Gegensatz zu Paragraf 2 auf den Erzbischof, was daran liegt, dass das hier beschriebene Prozedere die Person des Erzbischofs erforderte und kein überpersonaler Bezug möglich war. Sollte es dem Ministerialen nicht gelingen, wieder in die Huld des Erzbischofs aufgenommen zu werden, stand es ihm frei, sich nach Ablauf eines Jahres einen neuen Herrn zu suchen, mit der Verpflichtung, sich in dessen Diensten nicht gegen den Erzbischof zu wenden.10 Paragraf 4 ist einer der längsten Abschnitte und beschäftigt sich mit der Pflicht der Ministerialen, dem Erzbischof zur Kaiserkrönung nach Rom zu folgen: Item ministeriales beati Petri ad coronationem imperatoris cum domino suo archiepiscopo ultra Alpes in expeditionem ire tenentur, illi specialiter qui V marcas vel amplius in reditibus de eo tenant, preter solum advocatum Coloniensem et camerarium. Hii siquidem duo domi manere debent, advocatus ut reditus curtium episcopalium colligate et conservet, camerarius reditus telonii et monete.11
Es folgen ausführliche Bestimmungen, wie die milites für diese Reise auszustatten und zu entlohnen seien. Denn abgesehen vom zitierten einleitenden Satz, ist im gesamten Paragrafen ausschließlich von den milites die Rede, was den militärischen Bezug verdeutlicht. 7 LDR § 3. 8 Vgl. Weise, Hof, S. 43. 9 Vgl. zu den Hofämtern Kap. 4.1 (Stadtvogt), 4.2 (Kämmerer) und 6.5 (Marschall, Mundschenk, Truchsess). 10 Vgl. LDR § 3; vgl. zum Konzept Huld und Huldentzug Althoff, Huld. 11 LDR § 4.
Die beiden Kölner Dienstrechte und der Hofdienst
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In den folgenden beiden Paragrafen steht der Stadtvogt im Mittelpunkt: Aus Paragraf 5 geht hervor, dass der Stadtvogt der einzige Ministeriale war, der anstelle des Erzbischofs einen Richterspruch fällen durfte, wobei der Text nicht ausführt, um welches Gericht es sich handelt: das für die Ministerialen zuständige oder das Hochgericht der Stadt.12 Da die Bestimmung in einem Ministerialenrecht getroffen wird, handelt es sich wahrscheinlich um Ersteres. Item omnium ministerialium beati Petri nullus sententiam archiepiscopo dicet preter solum advo catum Coloniensem, si presens fuerit; et si presens non fuerit, sententiam dicet alius ministerialis beati Petri, de quo archiepiscopus eam requisierit.
Paragraf 6 listet zwölf Höfe auf, in denen der Stadtvogt die Verwalter nach eigener Entscheidung ein- und absetzen durfte.13 Die Paragrafen 5 und 6 machen somit die herausgehobene Stellung des Stadtvogtes deutlich. Paragraf 7 ist mit Abstand der längste Abschnitt des Dienstrechts und enthält zunächst das Verbot des Zweikampfs zwischen zwei Kölner Ministerialen: Item nullus ministerialium beati Petri cum altero ministeriali sancti Petri monomachiam inire potest, quicquid unus adversus alium fecerit.14
Es folgen ausführliche Bestimmungen hinsichtlich der Ahndung eines Mordes unter Ministerialen. Untersuchung und Verurteilung fanden dabei ausschließlich innerhalb der Ministerialität statt, mit dem Erzbischof als Richter. Die Verwandten des Getöteten sollten den Fall vor den Erzbischof bringen. Leugnete der mutmaßliche Mörder die Tat, sollte der Erzbischof ihn mit dem testimonio VII condomesticorum suorum der Tat überführen.15 Zuständig für die Überführung des Mörders in die Haft waren ebenfalls zwei Ministeriale: der Kölner Stadtvogt und der Kämmerer. Um wieder in die Huld des Erzbischofs aufgenommen zu werden, war jedoch auch die Fürsprache der priores Colonienses et dominos terre et apud omnes notwendig, woran die Einbindung der Ministerialität in die politischen Entscheidungsgremien des Erzstifts deutlich wird.16 Paragraf 8 macht deutlich, dass Kölner Ministeriale zwar nicht untereinander kämpfen durften, aber mit Reichsministerialen. Außerdem wird festgelegt, dass Kölner Ministeriale bei Vergehen gegen fremdes Eigentum nicht vor dessen Besitzer abgeurteilt werden durften, sondern nur vor dem Erzbischof.17 An dieser 12 Vgl. LDR § 5; zum Gericht der Ministerialen vgl. Kap. 3.2. 13 Vgl. LDR § 6. 14 LDR § 7. 15 LDR § 7. 16 LDR § 7. 17 Vgl. LDR § 8.
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rechtlichen Sonderstellung wird deutlich, wie sehr die Ministerialen sich zu diesem Zeitpunkt, also der Mitte des 12. Jahrhunderts, von anderen Unfreien abgehoben hatten. Eine Ausnahme von d iesem Vorgehen legt Paragraf 9 fest: Wenn ein Ministerialer Kirchengut überfallen hatte, sollte er vom dafür zuständigen archidiacono vel decano vel ecclesiastico 18 verurteilt werden. Paragraf 10 enthält für die Funktionen der Ministerialen wichtige Bestimmungen: Item singuli et omnes ministeriales ad certa officiales curie nati et deputati sunt. Officia V sunt; in hiis oficiis servire debent solummodo ministeriales beati Petri et specialiter illi, qui inter eos seniores inveniuntur.19
Gut sichtbar wird hier die wechselseitige Bezogenheit von Dienst und sozialem Aufstieg. Zwar stellte die Ausübung eines Hofamtes einen Dienst für das Erzstift dar und war somit integraler Bestandteil der Herrschaftsausübung. Aber gerade durch den Dienst ergaben sich Einfluss- und Aufstiegsmöglichkeiten. An der Tatsache, dass die Ämter den Ministerialen vorbehalten waren, wird zudem deutlich, welches Prestige ihnen beigemessen wurde und w elchen sozialen Rang die mit ihnen betreuten Ministerialen einnahmen. Paragraf 11 enthält Bestimmungen, zu welchem Zeitpunkt im Jahr wie viele Ministeriale, die hier als milites de familia bezeichnet werden, vom Erzbischof neu eingekleidet werden sollten. An der Verwendung des Begriffs milites de familia wird noch einmal die militärische Bedeutung zumindest eines Teils der Ministerialen deutlich: Item in tribus sollempnitatibus anni, scilicet in nativitate domini, in pascha, in festo sancti Petri, archipiscopus XXX milites de familia sua de novo vestire debet […].20
Paragraf 12 schließlich ist für die Geschichte und die Rechtsverhältnisse der Kölner Ministerialen von großer Bedeutung: Item quicumque ministerialis beati Petri filios habuerit, mortuo patre senior filius beneficium patris recipiet et ius serviendi in curia archiepiscopi in suo officio, ad quod natus est, obtinebit.21
Der zweite Teil des Satzes ist hier wichtig: et ius serviendi in curia archiepiscopi in suo officio, ad quod natus est, obtinebit. Er besagt, dass der älteste Sohn die Pflicht zum Dienst am Hof des Erzbischofs hatte und dass er in ein bestimmtes Amt hineingeboren wurde. Demnach hatte der Sohn also keine andere Wahl, als Amt und Lehen von seinem Vater zu übernehmen. Die Ministerialität wurde damit zu 18 19 20 21
LDR § 9. LDR § 10. LDR § 11; vgl. zum Terminus milites Kap. 11.2. LDR § 12.
Die beiden Kölner Dienstrechte und der Hofdienst
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einer Art Geburtsstand, ein Amt befand sich dauerhaft in einer Familie.22 Dies schränkte den Aufstieg für andere Ministerialen jedoch erheblich ein. Denkbar ist, dass diesen nicht durch ein Amt, sondern durch Anbieten des Kriegsdiensts der Einstieg in die Ministerialität gelingen konnte. Der letzte Abschnitt enthält ebenfalls Bestimmungen, welche Maßnahmen die nachgeborenen Söhne ergreifen konnten, um in den Dienst des Erzbischofs aufgenommen zu werden. Ein Anrecht darauf hatten sie jedoch nicht. Das längere Kölner Dienstrecht enthält also vor allem Bestimmungen hinsichtlich der militärischen Funktionen der Ministerialen, zum Italienzug, zu ihrer Ausstattung, zu Gericht und strafrechtlichen Belangen und zur Erbbarkeit des Amtes. Die Hervorhebung des Militärischen ist insofern auffällig, als dass die Ministerialen, die in den Zeugenlisten greifbar sind, zu Aufgaben dieser Art offenbar nur sehr eingeschränkt herangezogen wurden. Allerdings gab es unterhalb dieser Gruppe eine in ihrem Umfang nicht abzuschätzende weitere Gruppe, die keinen Zugang zum Hof hatte und deren Aufgabe in erster Linie die Unterstützung des Erzstifts im Konfliktfall war. Die militärischen Funktionen werden im Recht auch deshalb so ausführlich behandelt, weil die davon betroffenen Ministerialen nicht am Hof präsent und damit schlechter greif- und organisierbar waren. Gerade im Kriegsfall jedoch war eine zügige Zusammenstellung von Kämpfern wichtig und es war unbedingt zu vermeiden, dass die Bedingungen der Gefolgschaft jedes Mal neu ausgehandelt werden mussten. Zudem war die Anzahl der betroffenen Personen auch zu groß, als dass mit jedem Ministerialen einzeln Verhandlungen hätten geführt werden können. Es musste daher ein Recht geschaffen werden, das die Bedingungen für alle betroffenen Ministerialen verbindlich festschrieb. Auch dies ist ein Grund dafür, dass die militärischen Regelungen so großen Raum einnehmen: Von diesen Bestimmungen waren weit mehr Ministeriale betroffen, als in den Zeugenlisten der Urkunden belegbar sind. Außerdem waren die Funktionen im Kriegsfall nicht sonderlich individuell, sodass allgemeine Regelungen getroffen werden konnten. Hingegen waren die Funktionen derjenigen Ministerialen, die am Hof präsent waren, viel zu differenziert, als dass sie in einem allgemeinen, alle Ministerialen betreffenden Recht hätten geregelt werden können. Vielmehr wäre für jede Funktion eine Art ‚Arbeitsvertrag‘ notwendig gewesen, der Rechte, Pflichten und Verhältnis zum Erzbischof regelte. Diese spezifischen Absprachen wurden jedoch vermutlich mündlich getroffen oder hatten sich als selbstverständlich etabliert, ohne eigens festgelegt werden zu müssen. Deutlich wird anhand der Paragrafen 5 und 6 auch die herausgehobene Stellung des Stadtvogtes, der neben dem Kämmerer der einzige Ministeriale ist, dessen 22 Vgl. hierzu von Heusinger, Amt, S. 24 – 32, die Amt und Familie im spätmittelalterlichen Straßburg untersucht hat.
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unktion explizit erwähnt wird. Eine besondere Stellung hatten auch die MinisteF rialen, die in den fünf Hofämtern dienten, wie in Paragraf 10 deutlich wird. Erkennbar wird also eine Gliederung innerhalb der Ministerialität: Auf der einen Seite diejenigen mit Zugang zum Hof, auf der anderen Seite diejenigen ohne Zugang. Am Hof hatten wiederum die Inhaber der fünf Hofämter eine besondere Stellung, wobei der Stadtvogt hier noch einmal abgehoben war. Diese Herausgehobenheit galt in der Praxis aber nicht für alle Hofämter, wie die erzbischöflichen Urkunden zeigen. Denn aus diesen geht eindeutig hervor, dass beispielsweise Ministeriale auf Burgen, vor allem Heinrich von Volmarstein und Heinrich von Alpen, sich deutlich häufiger in der Umgebung des Erzbischofs aufhielten als die Inhaber der Hofämter Truchsess und Mundschenk.23 Die gehobene Stellung der Hofamtsinhaber trifft nur auf Stadtvogt, Kämmerer und ab Ende des 12. Jahrhunderts auch auf den Marschall zu. Eine Gliederung zeigt sich auch in Bezug auf Lehen und Einkünfte: Im zweiten Paragrafen heißt es, dass alle Ministerialen zur Landesverteidigung verpflichtet seien, sowohl diejenigen mit Lehen als auch diejenigen ohne Lehen. Paragraf 4 hält fest, dass insbesondere die Ministerialen am Romzug teilnehmen sollten, die mit fünf Mark oder mehr belehnt s eien. Hier werden also finanziell unterschiedlich ausgestattete Gruppen deutlich. Nicht jeder Ministeriale hatte ein Lehen und nicht jeder erhielt den gleichen Betrag. Besonders diese materiellen Unterschiede sorgten innerhalb der Ministerialität für Abstufungen und machen deutlich, dass es sich nicht um eine sozial homogene Gruppe handelte.24 Folglich gab es auch verschiedene Aufstiegsdynamiken, abhängig davon, in welcher Funktion und an welcher Position ein Dienst erbracht wurde. Stadtvogt, Kämmerer und Burgministeriale bekleideten Funktionen, die von einer einzelnen, am Hof präsenten Person erfüllt wurden. Im mehrere hundert Personen umfassenden Heer des Erzbischofs hingegen kam es auf den Einzelnen nicht an. Distinktion und Aufstieg waren aus dieser Position heraus sehr viel schwieriger zu vollziehen. Demnach galt: Je spezialisierter und konkreter eine Funktion, desto vielfältiger die Aufstiegsmöglichkeiten und desto größer auch die Aufstiegswahrscheinlichkeit. Dass die Ministerialen, vor allem, wenn es um militärische Aspekte geht, aber auch darüber hinaus, nicht auf den Erzbischof, sondern auf das Erzstift in Form des Dompatrons St. Petrus bezogen wurden, macht deutlich, dass sie ihre Aufgaben unabhängig vom Wechsel im Amt des Metropoliten wahrzunehmen und ihre Loyalität dem Erzstift als politischem Konstrukt zu gelten hatte. Ähnliches gilt auch für den Terminus milites de familia in Paragraf 11. Die familia war ein Personenverband, der nicht auf den jeweils amtierenden Erzbischof bezogen war, sondern 23 Vgl. Kap. 8.1 (Volmarstein), 8.2 (Alpen), 6.5.2 (Mundschenk), 6.5.3 (Truchsess). 24 Vgl. Zotz, Formierung, S. 38.
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über die Wechsel im Amt hinweg bestehen blieb.25 Sicher ist familia weniger transpersonal gemeint als der Petrus-Bezug und stellt ein Mittelding z wischen diesem und dem Bezug auf den Erzbischof dar. Die Verwendung des Begriffs milites zeigt noch einmal deutlich, dass hier eine andere Schicht von Ministerialen gemeint ist, die sich unterhalb der Ministerialen am Hof einordnen lässt. Diese Ministerialen hatten ihre Hauptfunktion im Kriegsdienst und hatten keinen Zugang zum Hof oder zum Erzbischof. Die niedere Stellung wird auch vom Terminus familia unterstrichen, denn von dieser hatten sich die Ministerialen eigentlich abgehoben und bildeten eine höherstehende soziale Gruppe.26 Freilich sind hier die Grenzen nicht so klar zu ziehen, wie sie die Terminologie vorzugeben scheint. Familia stellt in diesem Kontext eher einen Verweis auf diese (ursprüngliche) Zugehörigkeit dar, denn auch die kriegsdienstleistenden Ministerialen werden, wie gezeigt, in den anderen Paragrafen als ministeriales bezeichnet und waren insofern aus der grundherrlichen familia herausgehoben. So zeigt das Recht denn auch insgesamt die gehobene Stellung der Ministerialen. Allein die Tatsache, dass für sie ein eigenes Recht geschaffen wurde, belegt, dass sie unter allen sozialen Gruppen im Erzstift eine besondere Rolle spielten. Aber auch einzelne Bestimmungen unterstreichen ihre Stellung. Ihr Gericht hatten sie unmittelbar vor dem Erzbischof, die fünf Hofämter waren ihnen vorbehalten, Amt und Lehen gingen vom Vater an den Sohn über, sodass sich um ein Amt gleichsam eine Familie bilden konnte. Dies alles unterscheidet sie deutlich von anderen Unfreien und zeigt, w elchen Aufstieg sie bis zur Mitte des 12. Jahrhunderts vollzogen hatten. Insgesamt ist eine relative Ausgewogenheit z wischen den Rechten und Pflichten des Erzbischofs und denen der Ministerialen zu konstatieren. An keiner Stelle erweckt der Text den Eindruck, er sei den Ministerialen vom Erzbischof aufgezwungen worden. Vielmehr scheint es, als hätten beide Seiten ihre Vorstellungen eingebracht und diese zu einem Konsens formuliert. Der Niederschrift des Rechtes scheint ein Aushandlungsprozess vorangegangen zu sein.27 Über die Entstehungszeit des längeren Kölner Dienstrechts ist viel diskutiert worden. Frensdorff setzte sie in die Mitte oder zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts und gab als augenfälligsten Grund die Schrift des Textes an.28 Außerdem fasste er die bisher gemachten Datierungsversuche zusammen, die sich alle mit verschiedenen Gründen auf den gleichen Zeitraum bezogen.29 Hegel tendierte eher zur zweiten 25 Sekundärliteratur zur familia vgl. Kap. 1.1. 26 Vgl. Kap. 2. 27 Vgl. Kap. 3.1.3. 28 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 10; außerdem führte er die Verwendung des Terminus bene ficium statt feudum für Lehen an. 29 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 10 – 12.
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Hälfte des 12. Jahrhunderts.30 Richard Knipping grenzte den Zeitraum auf 1164 bis 1176 ein.31 Heinrich von Loesch tendierte zu 1164 bis 1174 als Entstehungszeitraum und dazu, die Abfassung des kürzeren Dienstrechts vor dem längeren anzunehmen.32 Weise legte sich sogar auf einen Dreijahreszeitraum zwischen 1174 und 117633 fest, während Ritzerfeld sich der Meinung von von Loesch anschloss und den Zeitraum 1164 bis 1174 als wahrscheinlich annahm.34 Mit Manfred G roten kann festgehalten werden, dass das längere Dienstrecht gegen Ende des Pontifikats Reinalds von Dassel oder zu Beginn der Amtszeit Philipps von Heinsberg niedergeschrieben wurde, aber „im Wesentlichen einen schon länger bestehenden Zustand wieder [gibt]“.35 Aufschlussreich ist letztlich aber auch gar nicht eine möglichst exakte Datierung, sondern die Klärung der Frage, ob das längere oder das kürzere Dienstrecht zuerst entstanden ist. Dies soll nach der Besprechung des kürzeren Dienstrechtes geschehen. 3.1.2 Das kürzere Kölner Dienstrecht Frensdorff hat gemeinsam mit dem längeren Dienstrecht auch drei deutsche Versionen publiziert, die er für leicht modifizierte Übersetzungen d ieses Rechtes hielt.36 Heinrich von Loesch äußerte jedoch schon früh die Vermutung, es handele sich bei den deutschen Texten um Übersetzungen eines zweiten lateinischen Dienstrechts, das er dann in einem Kölner Schöffenbuch fand und 1924 veröffentlichte.37 Es besteht aus 21 Paragrafen, ist jedoch insgesamt knapper gehalten als das längere Dienstrecht, weswegen es in der Forschung als das kürzere Kölner Dienstrecht bezeichnet wird. Einen einleitenden Satz gibt es hier nicht, das Recht beginnt mit dem ersten Paragrafen, der eine Art Kurzform von Paragraf 12 des längeren Dienstrechts ist: 30 Hegel, Köln, Bd. 3, S. VIII. 31 Vgl. REK II 927; Gründe: 1164 wegen der Erwähnung des vetus domus archipiscopi, 1176 weil die Höfe in Elberfeld und Hilden in diesem Jahr dem Grafen von Berg verpfändet wurden, im Recht aber noch in der Verwaltung des Stadtvogtes sind. 32 Vgl. Loesch, Dienstmannenrecht, S. 305. 33 Vgl. Weise, Hof, S. 56: Als Grund nennt er unter anderen die Verwendung des Begriffs nobiles terrae im LDR. 34 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 242, der sich der Meinung von Loesch anschließt. Vgl. auch seine Zusammenfassung der Datierungsversuche ebd., S. 241 f. Vgl. auch Loesch, Dienstmannenrecht, S. 305. 35 Groten, Richerzeche, S. 63, Anm. 137. 36 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 37 – 58. 37 Loesch, Dienstmannenrecht. Auch hier soll die Zitierung so erfolgen: Ist der Text selbst gemeint, heißt es KDR, sind die Anmerkungen gemeint, heißt es Loesch, Dienstmannenrecht. Eine moderne Übersetzung bei Weise, Hof, S. 203 – 209.
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Cum ministerialis sancti Petri primo miles effectus fuerit, Coloniam veniens ad lapidem perfo ratum, qui iacet in curia episcopi, equum et elipeum applicabit, monasterium intrabit, orabit, deinde ante episcopum veniet, graciam ei faciet, servicium suum offered. Quod si non receperit, cui vult, deserviat; tantum adversus dominum archiepiscopum nichil faciat.38
Das Ritual ist ein ähnliches wie im längeren Recht, von Vater und Sohn und weiteren Söhnen ist hier allerdings nicht die Rede. Bemerkenswert ist, dass der Prozess, in den Dienst des Erzbischofs aufgenommen zu werden, hier folgendermaßen aussieht: 1.) Ministerialer, 2.) Ritter, 3.) Anbieten des Dienstes, 4.) Aufnahme oder Ablehnung. Das heißt, bevor die Aufnahme erfolgte, war die fragliche Person schon Ministerialer. Vermutlich ererbte sie diesen Status von ihrem Vater, wobei die Ererbung allein noch keine Garantie bot, auch in den Dienst aufgenommen zu werden und in den Genuss des damit verbundenen Lehens zu kommen. Wie im längeren Dienstrecht werden die Ministerialen auch hier auf St. Petrus bezogen. Paragraf 2 enthält Bestimmungen hinsichtlich der Länge des zu leistenden Dienstes, der sechs Wochen nicht überschreiten sollte, der Ausstattung der Ministerialen und der Möglichkeit, bei entsprechender Entlohnung auch länger als sechs Wochen im Dienst des Erzbischofs zu bleiben.39 Damit bestehen Parallelen zu den Paragrafen 4 und 11 des längeren Dienstrechts. Si autem dominus archipiscopus alicuius ministerialis sancti Petri servicio opus habuerit, 14 dies illi ante pronunciabit. Dum autem in servicium venerit, pelles ei dabuntur precii 4 marcarum, pellicium duarum marcarum. Et deserviet sex ebdomadis et non ampilus, nisi forte ex beneficio domini sive propria voluntate concesserit.40
Paragraf 3 vermerkt kurz und bündig: Nullus ministerialis sancti Petri cum domestico suo duello confliget.41 Er gleicht damit dem ersten Satz aus Paragraf 7 des längeren Dienstrechts. Die Paragrafen 4 und 5 enthalten in zusammengefasster Form die Bestimmungen hinsichtlich der Ermordung eines Ministerialen durch einen anderen und ähneln Paragraf 7 des längeren Rechts. Die Paragrafen 6 bis 11 enthalten wie Paragraf 4 des längeren Rechts Bestimmungen hinsichtlich der Kaiserkrönung. Die zentrale Aussage ist Folgende in Paragraf 6: Si quis beneficiatus est beneficio quinque marcarum ad minus et si expeditio ingruerit ad ordina tionem imperatoris tantummodo, dominus archiepiscopus ministeriali suo, quem sibi optimum noverit, ante anni spacium et diei illi pronunciet et de iure serviet.42 38 KDR § 1. 39 Vgl. KDR § 2. 40 KDR § 2. 41 KDR § 3. 42 KDR § 4.
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Deutlich ist hier die Parallele zu Paragraf 4 des längeren Dienstrechtes, in dem ebenfalls die Ministerialen mit einer Jahreseinnahme von fünf Mark oder mehr zum Romzug verpflichtet sind. Zweimal ist in diesem Paragrafen vom beneficium die Rede und auch in anderen Teilen des Rechtes taucht dieser Begriff immer wieder auf, insgesamt deutlich häufiger als im längeren Dienstrecht.43 Paragraf 12 hat keine direkte Entsprechung im längeren Dienstrecht: Et quia talia a ministerialibus debentur, nulli alii debent seu habent respondere sive de prediis sive de collo nisi soli domino archipiscopo, qui secularis iusticie infra ducatum et synodalis infra episcopatum summus est rector.44
Der Teilsatz et quia talia a ministerialibus debentur macht die Stellung der Ministerialen innerhalb des Erzstiftes deutlich. Gleichzeitig sind sie aber nur auf den Erzbischof und das Erzstift verpflichtet. Paragraf 13 ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Nichil predii, quod quemquam nostrum de potestate sancti Petri hereditarie contingit, extra hanc potestatem cuiquam conferre potest nisi consilio domini sui et familie.45
Zum einen ist hier vom Eigenbesitz der Ministerialen die Rede.46 Zum anderen fällt der Terminus nostrum auf, der den Eindruck erweckt, der Text sei von einem oder mehreren Ministerialen verfasst worden. Allerdings könnte sich der Begriff auch auf den Erzbischof beziehen, der in der ersten Person Plural von sich spricht. Weiterhin muss der Begriff hereditarie beachtet werden, der darauf hinweist, dass die Ministerialen in der Lage waren zu erben. Schließlich ist wichtig, dass die Ministerialen ihren Eigenbesitz nicht ohne die Zustimmung des Erzbischofs und der anderen Ministerialen an jemanden außerhalb der erzbischöflichen Herrschaft veräußern durften. In Bezug auf die familie klingt entweder ein gewisses Gruppenverständnis der Ministerialen an oder es ist ein terminologischer Überrest, der sich auf die Herkunft der Ministerialen aus der familia bezieht. Paragraf 14 befasst sich mit der Wiedererlangung der Huld des Erzbischofs und hat seine Entsprechung in den Paragrafen 3 und 4 des längeren Dienstrechts. Die Paragrafen 15 bis 18 treffen Bestimmungen hinsichtlich des Gerichts der Ministerialen. Die Paragrafen 19 und 20 bestimmen, dass die Ministerialen innerhalb des ducatum von Zoll befreit waren und ihre Häuser in der Stadt Köln vom censu curie. Sie haben keine Entsprechung im längeren Dienstrecht. Paragraf 21 betrifft den Zweikampf z wischen einem Kölner und einem Reichsministerialen und damit 43 KDR §§ 5, 6, 7, 11, 15. 44 KDR § 12. 45 KDR § 13. 46 Vgl. Kap. 3.3.
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Ähnliches wie Paragraf 8 des längeren Dienstrechts: Forderte ein Kölner Ministeriale einen Reichsministerialen heraus, fand der Kampf vor dem Kaiser statt, war Umgekehrtes der Fall, wurde vor dem Erzbischof gekämpft. Das kürzere Dienstrecht enthält also viele Bestimmungen des längeren Dienstrechts in kürzerer Form. Nur wenige Paragrafen sind neu hinzugekommen. Auffällig ist vor allem die Verwendung von Termini wie nostrum, nostri und nostre in den Paragrafen 13, 19 und 20, die den Eindruck erwecken, dass hier Ministeriale für ihre Gruppe sprechen. In Paragraf 19 heißt es: Homines nostri de theolonio liberi sunt infra ducatum nisi soli mercatores.47 In Paragraf 20: Domus, quas habemus infra civitatem Coloniensem, de censu curie libere sunt, quamdiu nostre sunt.48 An homines nostri, was „mit unsere Genossen“ übersetzt werden kann, und an quamdiu nostre sunt könnte deutlich werden, dass es nicht der Erzbischof ist, der hier in der ersten Person Plural von sich spricht.49 Insgesamt scheint das kürzere Dienstrecht deutlich mehr die Rechte und Privi legien der Ministerialen als ihre Pflichten im Blick zu haben. Die Ausstattung zum Romzug, die Möglichkeiten, von der Pflicht dazu ausgenommen zu werden, die Rede von Lehen und Eigenbesitz machen den Eindruck, als sei der Text eher ein Privileg für die Ministerialen als ein Recht, dem beide Seiten, Erzbischof und Ministeriale gleichermaßen verpflichtet waren. Die oben besprochenen sozialen Unterschiede, die im längeren Recht deutlich werden, treten im kürzeren weniger stark hervor. Es macht den Eindruck, als sei die Ministerialität als eine fest umrissene Gruppe verstanden worden, vielleicht sogar mit einem Zusammengehörigkeitsgefühl, was durch die verschiedenen Verwendungen von noster deutlich wird. Zudem werden keine Einzelpersonen mit Privilegien ausgestattet. Es gibt keine Herausgehobenheit von Stadtvogt und Kämmerer und die Hofämter werden ebenfalls nicht erwähnt. Ähnlich ausführlich wie im längeren Recht werden auch hier die militärischen Pflichten behandelt, was sich daraus erklärt, dass auch vom kürzeren Text überwiegend Ministeriale betroffen waren, die unterhalb der Ministerialen am Hof standen. Von Loesch datierte das kürzere Recht zwischen 1164 und 1174 und damit in etwa den gleichen Zeitraum, in dem möglicherweise auch das längere Dienstrecht entstanden ist. Als Grund nannte er den unter dem Text als Mitverfasser genannten Ministerialen Antonius, der zwischen 1166 und 1195 urkundlich erwähnt wird.50 Dem schloss sich Ritzerfeld an 51, wohingegen Weise die Spanne etwas erweiterte 47 KDR § 19. 48 KDR § 20. 49 Vgl. die weiterführenden Überlegungen in Kap. 3.1.3. 50 Vgl. Loesch, Dienstmannenrecht, S. 302. 51 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 243.
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und 1154 bis 1176 annahm 52. Eine sehr exakte Einordnung nahm Benjamin Arnold vor, der in den Anmerkungen zwar beide Rechte nennt 53, in seiner Argumentation aber nicht zwischen ihnen unterscheidet und schlicht von „Archbishop Rainald of Cologne’s list“ 54 spricht. Er geht davon aus, dass das Recht 1165 von Reinald selbst oder zumindest in dessen Auftrag verfasst wurde und zwar in dem Wissen, dass ab 1166 ein erneuter Italienzug anstand und der Erzbischof für den Fall seines Todes in Italien, der dann auch tatsächlich eintrat, Vorsorge treffen wollte. Ob dies wirklich der Anlass war, lässt sich natürlich nicht feststellen, Anlass und Zeitpunkt scheinen aber plausibel. Frensdorff veröffentlichte zusammen mit dem längeren Dienstrecht auch drei deutsche Texte, die sich s päter als Übersetzungen des kürzeren Dienstrechts heraus stellten. Die Versionen A und B unterscheiden sich in der Wortwahl bisweilen erheblich, die Versionen B und Ba stimmen größtenteils überein.55 Da sich der Inhalt aller drei Versionen nicht wesentlich von der oben besprochenen lateinischen Version des kürzeren Dienstrechts unterscheidet, werden die deutschen Übersetzungen hier nicht eingehender besprochen. Beispielhaft wird hier der Paragraf 1 in den Übersetzungen A und B wiedergegeben: Version A: As sente Peters dienztman van eirste ritter wirt, so sa hie zu Colne komen an den durchhulden steyn, die liet in des buschofs hove, und sal sin pert und sinen schilt da lassen und sal in dat monster gayn und sin gebet da sprechen; van danne sal hie zu deme buschove gain und beden eme sinen dienzt; is id sache, dat hie is niet enneymt, so mach hie dan dienen weme hie wilt, ayn weder buschof sal hie niet don.56 Version B: Wanne eynich sent Peters dynestman ritter worden i sind zu Coelne kumpt an den durchlochden steyn die da lijgt upme hoyve, so sall he eyn pert ind eyn schilt brengen ind sall gain in dat monster sich beiden ind darna sall hevur de busschoff komen ind der busschoff sall yem gnaide doin ind sall die dienstman asdan dem busschoff sijen dyenst bieden, ind enweulde he des nyet entfange, so mach he dienen wem he wilt ind en mach weder den busschoff nyet doin.57
Der Terminus ministeriales bzw. ministerialis wird mit dienztlude 58, dienztman 59, dynestman 60 und ähnlichen übersetzt, miles mit ritter 61. Frensdorff c harakterisierte 52 Vgl. Weise, Hof, S. 58: Als Grund nennt er die größere Zahl der Ritter im LDR und die erkennbare Nähe zur Regierungszeit Konrads III. 53 Vgl. Arnold, Knighthood, S. 81, Anm. 22. 54 Arnold, Knighthood, S. 81. 55 Vgl. zu den Versionen Frensdorff, Recht, S. 37 – 39. 56 Frenssdorff, Recht, S. 39. 57 Frensdorff, Recht, S. 39. 58 KDR, dt. Übers., Version A, § 2. 59 KDR, dt. Übers., Version A, § 1. 60 KDR, dt. Übers., Version B, § 1. 61 KDR, dt. Übers., Version A, § 1.
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die deutschen Texte als „sozusagen familiärer, nüchterner“ 62 als das längere Dienstrecht. Er machte dies an Ausdrücken wie buschof 63 statt archipiscopus und dat monster 64 statt ecclesia beati Petri fest.65 Alle drei Texte sind in zwölf Abschnitte gegliedert, wobei manche Teile den Inhalt mehrerer Teile des kürzeren Rechts enthalten. Vergleiche die folgende Übersicht: Paragraf der deutschen Übersetzungen
Paragraf des kürzeren Dienstrechts
Paragraf des längeren Dienstrechts (nach Frensdorff)66
1
1
12
2
2
11 und 10
3
3, 4 und 5
7
4
7
4
5
8
4
6
9
4
7
11
4
8
12
8
9
13 und 14
[keine Entsprechung im LDR]
10
15, 16, 17 und 18
[keine Entsprechung im LDR]
11
19 und 20
[keine Entsprechung im LDR]
12
21
8
Erwähnt werden muss auch noch das Recht der Kölner Erzbischöfe für das thüringische Saalfeld, das allerdings eher ein Hof- als ein Dienstrecht ist, da es vor allem Bestimmungen für die familia enthält und sich nur am Rande mit Ministerialen beschäftigt.67
62 Frensdorff, Recht, S. 49. 63 KDR, dt. Übers., Version A § 1. 64 KDR, dt. Übers., Version B § 1. 65 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 49. 66 Die §§ 1, 2, 3, 5, 6, 9 des LDR haben keine Entsprechung in den deutschen Übersetzungen. 67 Edition bei Gockel, Dienstrecht; Besprechung des Rechtes in: Königspfalzen, S. 523 f.; vgl auch Ritzerfeld, Hof-, Dienst-, Markt- und Stadtrechte.
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Der Rechtsstand der Ministerialen
3.1.3 Verfasser, Entstehungszeit, Kontext: Spiegeln die Dienstrechte den Aufstieg der Kölner Ministerialität? Begonnen werden soll mit dem Offensichtlichsten, den Begrifflichkeiten. Hier fällt auf, dass im längeren Dienstrecht in den Paragrafen 4, 11 und 12 mehrmals der Begriff miles statt ministeriales verwendet wird, im kürzeren Dienstrecht hingehen nur einmal in Paragraf 1. Der Terminus wird aber immer kontextgebunden verwendet: Er kommt immer dann vor, wenn es um militärische Aspekte geht. Ob an ihm eine Entwicklung der Ministerialität hin zu Rittern ablesbar ist, lässt sich daher nicht sagen. Andererseits wird in Paragraf 12 des längeren Dienstrechts 68 und in Paragraf 1 des kürzeren Dienstrechts 69 der Ritterschlag sogar als Voraussetzung dafür angegeben, überhaupt in die Ministerialität aufgenommen zu werden, wobei unklar bleibt, ob diese Regelung nur für die jüngeren Söhne eines verstorbenen Ministerialen galt oder auch für den ältesten Sohn, der Amt und Lehen ohnehin vom Vater ererbte. In den erzbischöflichen Urkunden aus der Zeit Reinalds von Dassel und Philipps von Heinsberg taucht miles als Synonym für ministerialis noch nicht auf, dies ist erst im Laufe der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts der Fall.70 Eine weitere Auffälligkeit ist die Verwendung der Begriffe nostrum in Paragraf 13 und homines nostri in Paragraf 19 des kürzeren Dienstrechtes. Der Text könnte demnach im Auftrag des Erzbischofs verfasst worden sein, der die Ministerialen als seine Ministerialen begreift. Diese Urheberschaft wird aber wieder in Zweifel gezogen durch zwei Ministeriale, die in der deutschen Version A des kürzeren Dienstrechtes am Ende des Textes als Verfasser angegeben werden: Heinrich von Alpen und Antonius von Mülheim: Dit reicht haint gemacht und anbraicht her Henrich van Alpheym und Anthoniis Johans sun van Molenheym ume dat, ove ire herre in niet wale geluven enwille, dat si dat bereit sint zu ste digen over mitz den dienzt, den si sente Petere haint gedain, want in ire vadere dat wale erzalt haint, dat dat ire reicht is.71
Der Erste ist ohne Schwierigkeiten als Kölner Ministerial zu identifizieren: Heinrich gehörte zwischen der Mitte des 12. Jahrhunderts und dem Beginn des 13. Jahrhunderts zum engsten Beraterkreis des Erzbischofs.72 Bis 1252 zeugen Ministeriale dieses Namens in erzbischöflichen Urkunden, vermutlich nacheinander Großvater, 68 Zitat s. Kap. 3.1.1. 69 Zitat s. Kap. 3.1.2. 70 Vgl. Kap. 11.1. 71 KDR, dt. Übers., Version A, § 12, S. 45. 72 Vgl. Tab. 16: Alpen, Burggrafen.
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Vater und Enkel. Antonius von Mülheim taucht zwischen 1166 und 1197 in den erzbischöflichen Urkunden auf und ist ebenfalls zweifelsfrei als Ministerialer nachweisbar.73 Allerdings taucht er nie zusammen mit einem Vater namens Johann auf, sodass eine weitere Eingrenzung schwierig ist. Dass diese beiden Ministerialen an der Abfassung des lateinischen kürzeren Dienstrechts beteiligt waren, ist damit aber noch nicht gesagt. Denn die deutschen Übersetzungen sind wesentlich s päter entstanden als das lateinische Original. Schon aufgrund der Sprache ist eine Aufzeichnung vor der Mitte des 13. Jahrhunderts auszuschließen.74 Frensdorff datierte die Version A auf die 50er oder 60er Jahre des 13. Jahrhunderts.75 Version B ist nach Frensdorff von einer Hand geschrieben, die in Kölner Ratsprotokollen bis zum Jahr 1450 vorkommt, demzufolge der Text vor diesem Zeitpunkt geschrieben worden sein muss.76 Version Ba wiederum passt zu einer Hand, die in Kölner Dokumenten ab 1452 vorkommt.77 Möglicherweise hatten die städtischen Gremien Inte resse an dem Text, in deren Auftrag er dann auch übersetzt wurde. Die Stadtherrschaft des Erzbischofs wurde bereits im 13. Jahrhundert in Frage gestellt und ging zunehmend auf bürgerliche Institutionen über. Daraus erklärt sich das Interesse an den Rechtsverhältnissen von Personen, die ebenfalls in der Stadt lebten oder sich als Nachfahren der Ministerialen verstanden. Da Latein in der bürgerlichen Welt nur von wenigen Personen gelesen werden konnte, erklärt sich die Notwendigkeit einer Übersetzung. Die Initiative für das kürzere lateinische Dienstrecht könnte also auch von den Ministerialen selbst gekommen sein. Fraglich ist, ob die beiden im Auftrag ihrer Genossen arbeiteten oder auf eigene Faust. Außerdem stellt sich die Frage, wie der Erzbischof auf das Recht reagiert hat, ist doch davon auszugehen, dass es ihm vorgelegt worden ist. Vorstellbar ist folgender Ablauf: Heinrich von Alpen und Antonius von Mülheim verfassten, vielleicht im Auftrag von anderen Ministerialen, das kürzere Dienstrecht.78 Das legten sie dem Erzbischof vor, der einer (neuen, 73 REK II 848 (1166) [Lac. I 419], 849 (1166) [Lac. I 421], 850 (1166) [Lac. I 420], 1148 (1180) [Lac. I 474], 1474 (1194) [AHVN LXV 19], 1495 (1195) [Lac. I 547]. 74 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 47 mit den Argumenten: Die erste erzbischöfliche Urkunde mit deutschsprachigem Inhalt fällt ins Jahr 1251 (REK III 1641 (1251) [Lac. II 376]), sicherer noch ins Jahr 1258 (REK III 1992 (1258) [Ennen/Eckertz II 382] und REK III 1993 (1258) [Ennen/Eckertz II 379]). 75 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 37. 76 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 38. 77 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 38. 78 Wahrscheinlicher ist, dass Heinrich und Antonius die Verschriftlichung in Auftrag gaben, denn der Text wurde auf Latein verfasst, was die Autorenschaft von Ministerialen unwahrscheinlich macht. Es spricht aber nichts gegen die Annahme, dass sie einem der zahlreichen schreibkundigen Geistlichen in Köln den Text diktierten.
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wahrscheinlich aber nicht erstmaligen) Verschriftlichung der Rechte nicht abgeneigt war. Er ließ das Recht überarbeiten, manches wurde gestrichen, eine ganze Reihe von Dinge hinzugefügt und am Ende stand der Text des längeren Dienstrechtes, das dann verbindlich war. Dieser Ablauf würde auch zur von von Loesch vermuteten Entstehung der Rechte kurz hintereinander innerhalb von zehn Jahren passen.79 Wenn aber das längere Dienstrecht das maßgebliche gewesen ist, stellt sich die Frage, warum dann gerade das kürzere Dienstrecht im 13. und 15. Jahrhundert mehrere deutsche Übersetzungen erfahren hat.80 Inhaltlich ergeben sich Anhaltspunkte, die das kürzere Dienstrecht als das jüngere erscheinen lassen: Jeder Ministeriale, den der Erzbischof zum Dienst benötigte, musste zwei Wochen vorher darüber informiert werden.81 Außerdem wurden alle Ministerialen bei Dienstantritt mit neuer Kleidung ausgestattet.82 Innerhalb des ducatus waren alle Ministerialen vom Zoll sowie ihre Häuser innerhalb der Stadt Köln vom Hofzins befreit.83 Diese Lockerungen und Vergünstigungen gegenüber dem längeren Dienstrecht machen zweierlei plausibel.84 Zum einen besteht die Möglichkeit, dass der Eintritt in die Ministerialität so attraktiver gemacht werden sollte. In der Tat ist unter Reinald und Philipp ein Anwachsen der Ministerialität zu beobachten, wobei die Frage ist, ob dies aufgrund der Anregungen geschah oder aus anderen Gründen.85 Zum anderen könnte sich hier eine Entwicklung der Ministerialen hin zu mehr Selbstbewusstsein und Eigenständigkeit zeigen. Sie hatten sich so weit von der engen Bindung an den Erzbischof emanzipiert, dass sie in der Lage waren, solche Verbesserungen für sich in Anspruch zu nehmen und gegenüber ihrem Dienstherrn auch durchzusetzen. Ritzerfeld weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass der Begriff familia im längeren Dienstrecht viermal vorkomme, im kürzeren Dienstrecht hingegen nur zweimal, wodurch die Entfernung der Ministerialen aus der „hofrechtlichen Sphäre“ deutlich werde.86 Dem steht aber die Verwendung des Terminus miles im längeren Dienstrecht als deutliches Zeichen des Fortschritts entgegen. Auch Überlegungen zum Verfasser des längeren Dienstrechtes bringen keine endgültige Klärung. Frensdorff vermutete, was naheliegend ist, einen geistlichen Autor, was durch die Abfassung des Textes auf Latein noch wahrscheinlicher wird.87 79 Vgl. Loesch, Dienstmannenrecht, S. 305. 80 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 37 und 38. 81 KDR § 2. 82 KDR § 2. 83 KDR § 19 bzw. 20. 84 Vgl. dazu auch Hegel, Köln, Bd. 3, S. XIII. 85 Vgl. Kap. 2.2. 86 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 244; LDR §§ 11 und 12; KDR §§ 4 und 13. 87 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 15.
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Dieser wiederum wird aber wahrscheinlich im Auftrag des Erzbischofs geschrieben und, wie von Loesch vermutet, das kürzere Dienstrecht als Vorlage verwendet haben.88 Von Loesch und später Ritzerfeld schreiben auch von der Möglichkeit, dass der Stadtvogt bei der Abfassung als Vertreter der Ministerialen hinzugezogen worden sei.89 Dies machen einige Paragrafen plausibel, in denen dem Vogt besondere Rechte zugestanden werden. Paragraf 4 besagt, dass er nicht mit nach Rom zur Kaiserkrönung ziehen muss, was zum einen eine Erleichterung für den Vogt darstellte, zum anderen für den Erzbischof aber auch eine schlichte Notwendigkeit darstellte, um während seiner Abwesenheit eine funktionierende Verwaltung sicherzustellen.90 Paragraf 5 sichert dem Vogt die Rechtsprechung über die Ministerialen stellvertretend für den Erzbischof zu 91, Paragraf 6 die Verfügung über zwölf Höfe. Unabhängig davon, welches Recht nun das ältere und welches das jüngere ist, muss darauf hingewiesen werden, dass beide Texte nicht die ersten Dienstrechte im Erzstift gewesen sind. Als die Gräfin Irmgard Anno II. um 1075 die Propstei Rees schenkte, wurde im Urkundentext ausdrücklich auf ein schon vorhandenes Recht der servientes der Propstei hingewiesen 92, was auch Groten und Ritzerfeld in ihren Untersuchungen betonen.93 Das Verhältnis z wischen Erzbischof und Dienstmannschaft und die daraus resultierenden Rechte und Pflichten für beide Seiten sind deshalb auch unbedingt „als Zwischenergebnisse eines steten Aushandlungsprozesses zwischen Herren und Ministerialen zu begreifen“.94 Überhaupt wurden die Rechte den Ministerialen nicht vom Erzbischof oktroyiert, sondern entstanden in Verhandlungen z wischen beiden Seiten, wie die mögliche Hinzuziehung des Vogtes, Heinrichs von Alpen, und Antonius’ von Mülheim zeigt. Diese Erkenntnis ist gegen die Auffassung der älteren Forschung abzugrenzen, die die Dienstleute in erster Linie als flexible Werkzeuge des jeweiligen Herrschers sah.95 Nicht ohne Grund hat Johannes Laudage die verschiedenen Dienstrechte im 88 Vgl. Loesch, Dienstmannenrecht, S. 305. 89 Vgl. Loesch, Dienstmannenrecht, S. 305; Ritzerfeld, Erzstift, S. 81. 90 Zitat s. Kap. 3.1.1. 91 LDR § 5: Item omnium ministerialium beati Petri nullus sententiam archiepiscopo dicet preter solum advocatum Colniensem, si presens fuerit; et si presens non fuerit, sententiam dicet alius ministerialis beati Petri, de quo archiepiscopus eam requisierit. 92 REK I 1047 [Lac. I 222]. 93 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 63, Anm. 137; Ritzerfeld, Erzstift, S. 244 und S. 244, Anm. 1251. Kluger, Konkurrenzhof, S. 79; auch Trockels, Ministerialen, S. 4 wies schon darauf hin. Ebenso Frensdorff, Recht, in seiner Einleitung, S. 1. Vgl. dazu auch Oedinger, Urkunden, S. 7 f. Oppermann, Urkundenstudien, S. 334 f. hat die Urkunde als Fälschung des 12. Jahrhunderts erkannt. 94 Keupp, Dienst, S. 64. 95 Vgl. Keupp, Aufstieg, S. 101; vgl. dazu auch Schulz, Reichsklöster, S. 39 – 44.
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Reich zusammenfassend als „Tarifverträge“ 96 zwischen Herrscher und Ministerialität bezeichnet. Stefan Burkhardt konstatierte: „Exemtion vom herkömmlichen Recht ist eine wichtige Voraussetzung für funktionale Differenzierung und Institutionalisierung als handlungsfähige Korporation.“ 97 Nach Bosl waren die Ministerialen und ihre Rechte „ein Zwitter z wischen Hofrecht und Lehnrecht; es ist gehobenes Hofrecht, das auf einer Garantie beruht und eine Standesgenossenschaft voraussetzt, es ist aber auch halbes Lehnrecht, das durch fidelitas (Diensteid), nicht aber homagium begründet wird“.98 Auch waren die Kölner Rechte keineswegs die ersten ihrer Art im Reich.99 Schon aus dem 11. Jahrhundert sind vier Rechte bekannt, die die Angelegenheiten von Ministerialen, zu diesem Zeitpunkt meist noch servien tes genannt, regelten.100 Aus der unmittelbaren Nachbarschaft des Kölner Erzstift, sowohl räumlich als auch zeitlich, ist das Ahrer Dienstrecht zu nennen.101 Letztlich lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen, welches Recht zuerst entstanden ist und von wem verfasst wurde. Dass aber in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts die Notwendigkeit erkannt wurde, die Rechte aufzuzeichnen, lässt darauf schließen, dass es zu d iesem Zeitpunkt viele Ministeriale gab und diese entscheidende Positionen im Erzstift einnahmen.102 Zudem herrschte zu dieser Zeit allgemein die Tendenz zur Verschriftlichung von Rechten vor, was in dem Verlangen nach Rechtssicherheit auch von Personen begründet liegt, deren rechtlicher Status bis dahin nur mündlich festgelegt und tradiert worden war und deshalb immer von Einschränkungen bedroht war. Weitere Gründe sind in den erzbischöflichen Aktivitäten zu sehen: in den häufigen Italienzügen Reinalds von Dassel und Philipps von Heinsberg und in der häufigen Abwesenheit der Erzbischöfe. Im „Sinne einer konfliktreduzierten Ausübung erzbischöflicher Herrschaft“ 103 muss beiden Parteien eine Verschriftlichung nötig und sinnvoll erschienen sein. Beide Seiten, Erzbischof und Ministerialen, profitierten von der Verschriftlichung. 96 Laudage, Alexander III., S. 27. 97 Burkhardt, Stab, S. 348. 98 Bosl, ius ministerialium, S. 73. 99 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 36 – 48. 100 Das Hofrecht Bischofs Burchard von Worms von 1024/1025, das, wie schon der Titel sagt, eher ein Hofrecht als ein Dienstrecht ist, in: FSGA 32, Nr. 23, S. 88 – 105. Das Recht der Limburger Klosterleute von 1035, in: FSGA 31, Nr. 51, S. 126 – 129. Das Bamberger Dienstrecht von 1061/1062, in: FSGA 32, Nr. 31, S. 120 – 123 [zitiert als Bamberger Recht]. Das Weißenburger Dienstmannenrecht in: MGH Const. I, Nr. 451, S. 678 – 679 [zitiert als Weißenburger Recht]. Vgl. zu den frühen Dienstrechten ausführlich Zotz, Formierung. 101 Lac. IV 624. 102 Vgl. Burkhardt, Stab, S. 351. 103 Burkhardt, Stab, S. 351.
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3.1.4 Der Kölner Hofdienst Gemeinsam mit dem längeren Dienstrecht und den deutschen Fassungen des kürzeren Dienstrechts veröffentlichte Frensdorff auch den sogenannten „Kölner Hofdienst“.104 Er enthält im Wesentlichen Bestimmungen über die Abgaben, die die Gutshöfe an den Kölner Hof zu liefern hatten, und wie diese wiederum an die verschiedenen Amtsträger verteilt wurden.105 Frensdorff glaubte aufgrund der Schrift und der Erwähnung des Grafen von Jülich an eine Entstehung in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.106 Ritzerfeld plädiert für die Amtszeit Arnolds II .: In dieser Zeit sei nach Walter Schlesinger das Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs in Köln entstanden, das nicht nur eine zeitliche und räumliche Nähe zum Hofdienst aufweise, sondern auch inhaltliche Ähnlichkeiten.107 Außerdem habe zur Zeit Arnolds II . die Wiedergewinnung erzbischöflicher Tafelgüter eine wichtige Rolle gespielt, die durch die Abfassung des Textes vorangetrieben worden sei.108 Als dritten Grund führt Ritzerfeld die Nennung der fünf Hofämter im Hofdienst an, die erst um die Mitte des 12. Jahrhunderts etabliert gewesen seien, weswegen eine Entstehung des Textes vor 1150 nicht wahrscheinlich sei.109 Als Verfasser vermutet Ritzerfeld „einen engen Mitarbeiter, möglicherweise einen Ministerialen […], der mit den Zuständen am Hof bestens vertraut war“.110 Dass der Verfasser den Hof gut gekannt haben muss, ist plausibel. Dass er ein Ministerialer war hingegen nicht, da davon auszugehen ist, dass diese weder lesen noch schreiben konnten. Vielleicht hat ein Ministerialer bei den Vorüberlegungen zur Niederschrift mitgewirkt, als Schreiber kommt eher ein Geistlicher aus dem Umfeld des Erzbischofs in Frage. Zunächst muss festgehalten werden, dass der Hofdienst an keiner Stelle Termini wie ministeriales oder milites enthält. Lediglich an einer Stelle heißt es: VIII maldra et dimidium avene his qui officiati sunt.111 Der Text definiert allerdings nicht, wer zu den officiati zählt. Am häufigsten genannt wird der Marschall, daneben auch der Kämmerer, der Stadtvogt, der Truchsess und der M undschenk, womit 104 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 59 – 69. Zitiert als Frensdorff, Recht, wenn die Anmerkungen gemeint sind, als HD , wenn der Text gemeint ist. Eine Übersetzung bietet Weise, Hof, S. 209 – 213; vgl. zum Hofdienst auch ebd. S. 72 – 76 und Ritzerfeld, Erzstift, S. 247 – 250. 105 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XV. 106 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 62. 107 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 147 f.; vgl. dazu Schlesinger, Gedanken. 108 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 248. 109 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 249. 110 Ritzerfeld, Erzstift, S. 249. 111 HD, S. 60.
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alle fünf Hofämter, die auch in den Dienstrechten vorkommen, genannt werden. Darüber hinaus werden aber auch die Zuwendungen an eine große Zahl weiterer Funktionsträger genannt. Darunter sind etwa ein cellerario 112, ein ursa rio 113, ein pistor 114, ei qui facit oblatas 115 und ein magistro coquine 116. Diese gehörten wahrscheinlich nicht mehr zu den officiati und waren auch keine Ministerialen. Das zeigen auch die erzbischöflichen Urkunden, in denen diese Funktionen nie genannt werden. Nur ein Küchenmeister zeugt 1200 in einer Urkunde Erzbischof Adolfs.117 Der Marschall erhielt mit die meisten Zuwendungen, was daran liegt, dass er aus diesen das Maultier, die Hunde, die Pferde sowie mehrere Wächter unterhalten musste.118 Übertroffen wurde er vom Stadtvogt, der aus dem ihm Zugeteilten aber niemanden sonst versorgen musste. Er erhielt ebenso viel wie der Graf von Jülich, andere Adelige und die Prioren: Isti domini cibandi sunt de curia archiepiscopi: comes de Juliaco et alii nobiles et priores. Comiti Juliacensi dabitur de servicio cotidiano unus porcus major et unus minor et II pulli et una simila et octo panes et unus tortellus, quinque sextaria vini et X cervisie, quinque lumina et unum tortum lumen; et sic alii nobiles cibandi sunt. Tantum dabitur advocato, camerarium dimidium tanti.119
Daran, dass der Stadtvogt mit den gleichen Mengen versorgt wurde wie die Adeligen und die Prioren und daran, dass der Kämmerer immerhin die Hälfte davon erhielt, ist die Stellung, die diese beiden Ministerialen am Hof des Erzbischofes hatten, erkennbar. In dieser Hinsicht hatte der Stadtvogt zu den Adeligen aufgeschlossen, der Kämmerer war auf dem Weg dorthin. Interessant ist das Fehlen sämtlicher anderer Ministerialen, die in den Urkunden der Erzbischöfe fassbar sind. Sie wurden von dem oder den Verfassern des Textes offensichtlich nicht zum Hof gerechnet oder mussten sich von den ihnen zugeteilten Lehen oder ihrem Eigenbesitz versorgen. Außerdem waren sie im Gegensatz zu den Genannten nicht dauerhaft am Hof präsent und hatten insofern die Möglichkeit, sich selbst um ihre Versorgung zu kümmern.
112 113 114 115 116 117 118 119
HD, S. 61. HD, S. 61. HD, S. 61. HD, S. 61. HD, S. 60. REK II 1579 (1200) [Lac. I 567]. HD, S. 60. HD, S. 60.
Das Gericht der Ministerialen und die Kölner Stadtvogtei
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3.2 Das Gericht der Ministerialen und die Kölner Stadtvogtei In den folgenden Abschnitten 3.2 und 3.3 werden Aspekte diskutiert, die bei der Besprechung der Dienstrechte zum Teil schon angerissen wurden. Sie werden aufgrund ihrer Bedeutung hier vertiefend behandelt, weshalb manche Paragrafen hier erneut zitiert werden. Immer wieder wurde diskutiert, ob es in Köln ein eigenes Ministerialengericht gegeben habe, dem der Stadtvogt vorsaß.120 Die Überlegungen wurden durch die Tatsache angestoßen, dass es in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts mehrere gleichzeitig im Amt befindliche Stadtvögte gab.121 Leonard Ennen meinte, einer der beiden sei der eigentliche Stadtvogt, der andere der Ministerialenvogt gewesen.122 Hegel vertrat die These, die Vögte hätten in der Regel beide Ämter auf sich vereinigt und es habe zwischen den beiden keine klare Trennung der Zuständigkeiten gegeben.123 Schon Ahrens korrigierte die Überlegungen zum Ministerialengericht dahingehend, dass der Vogt nach Paragraf 5 des längeren Dienstrechtes zwar als Erster sein Urteil habe abgeben dürfen, ihm jedoch „eine eigentliche Gerichtsbarkeit über Vergehen der Ministerialen […] nicht zugestanden […] habe“.124 Lau hatte schon vor Ahrens Zweifel an der Existenz eines eigenen Gerichts geäußert.125 Pötter 126 und s päter Jakobs 127 verneinten diese völlig. Die neuere Forschung hat erkannt, dass es zwar ein eigenes Gericht für die Ministerialen gegeben hat, dessen Vorsitz führte jedoch der Erzbischof in der Regel selbst.128 Dem oben bereits zitierten Paragraf 5 des längeren Dienstrechts ist zu entnehmen, dass es grundsätzlich möglich war, dass der Stadtvogt den Erzbischof vertrat.129 1 20 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXXVII f.; Ennen, Geschichte. Bd. 1, S. 595. 121 Almarus und Hermann: REK II 213 (1124) [Lac. I 298], 219 (1125) [Lac. I 300], 231 (1118 – 1126) [Franquinet 15], 233 (1123 – 1126) [Seibertz I 50], 263 (1116 – 1131) [s. Regest], 294 (1132) [Binterim/Mooren I 33], 456 (1147) [Quix 11]; Almarus und Conrad: REK II 236 (1127) [Ennen/ Eckertz I 40], 237 (1127) [Lac. I 302], 239 (1128) [AHVN LXV 4], 254 (1130) [Ennen/Eckertz I 41], 257 (1127 – 1130) [Lac. IV 620], 292 (1132) [Lac. I 314], 296 (1133) [AHVN 6] (Fälschung), 298 (1133) [ungedr.], 303 (1134) [Lac. I 318], 374 (1139) [Lac. I 333]; Hermann und Conrad: REK II 360 (1138) [Lac. I 329], 383 (1138 – 1139) [MUB II 41]; alle drei zusammen: REK II 253 (1130) [Lac. I 308], 372 (1139) [Lac. I 335], 381 (1138 – 1139) [Lac. I 355]. 122 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 574. 123 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXXVII. 124 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 18; so auch Trockels, Ministerialen, S. 17. Dass der Vogt sein Urteil als erster habe abgeben dürfen, geht m. E. aus § 5 LDR nicht hervor. Grundsätzlich hat Ahrens aber Recht. 125 Vgl. Lau, Beamte, S. 24. 126 Vgl. Pötter, Ministerialität, S. 74 f. 127 Vgl. Jakobs, Forschungsaufgabe, S. 219. 128 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 79, ohne dafür einen Quellenbeleg anzuführen. 129 Zitat siehe oben Kap. 3.1.1.
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Deutlichere Regelungen trifft Paragraf 7 des längeren Dienstrechts: Sollte ein Kölner Ministerialer einen anderen Ministerialen ermordet haben, sollten die Verwandten des Getöteten vor dem Erzbischof Klage erheben. Auch die Urteilsfindung und -verkündung stand zweifellos dem Metropoliten zu: Quod si unus alterum pro libitu suo et sine justicia occiderit, proximi illius occisi querimoniam coram domino suo archiepiscopo de occisore deponent, et si occisor factum confessus fuerit, ipse in potestatem domini sui judicabitur; si autem factum negaverit, archiepiscopus testimonio VII condomesticorum suorum, qui nec occisi nec occisoris cognati sint, eum de homicidio convincent, convictus in potestatem domini sui judicabitur.130
Auch Paragraf 4 des kürzeren Dienstrechts sieht die Gerichtshoheit eindeutig in den Händen des Erzbischofs: Si autem dominus archiepiscopus aliquem ministerialem sancti Petri causabit, quod videlicet domesticum suum vel occiderit vel captivum duxerit non consecutum vel non subtracta iusticia, septima manu domesticorum suorum, si poterit, se expurgabit. Que si non poterit, in potestatem domini archiepiscopi tam ipse quam omnia sua iudicabuntur, infra annum a conspectus domini absentabitur, sed in familiam domini sui, si voluerit, quandoque conversetzur; cibus et pabulum illi dabuntur sibi scilicet et duobus servis et tribus palefredis.131
In kirchenrechtlichen Angelegenheiten war der erzbischöfliche Keppler 132 für die Ministerialen zuständig: Alio modo si dignum correctione aliquis eorum quicquam egerit, cappellarius archiepiscopi hoc de eis emendabit.133
In Paragraf 8 des längeren Dienstrechts wird festgelegt, dass weder der K aiser noch die adeligen Vasallen des Erzbischofs über die Ministerialen richten durften: Et quia hoc modo imperator ministeriales beati Petri non iudicat, sed eos ad dominum ipsorum remittit, evidens est et manifestum, quod nobiles terre Colonienses, qui iurisdictionem in locis et terminis suis habent, nulla ratione habeant iudicare ministeriales beati Petri de allodiis et de capitibus suis.134
Burkhardt weist darauf hin, dass diese Regelung für die Loyalität der Ministerialen zum Erzbischof von nicht unerheblicher Bedeutung war, denn sie bewahrte die Ministerialen davor, „durch benachbarte Adelige mediatisiert zu werden“.135 Für 130 131 132 133 134 135
LDR § 7. KDR § 4.
Vgl. zum Keppler: Kluger, Konkurrenzhof, S. 82. LDR § 9. LDR § 8. Burkhardt, Stab, S. 348.
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geistliche Gerichte galt ebenfalls, dass sie nicht über Ministeriale urteilen durften, es sein denn, diese hatten Kirchengut überfallen: Item nullus archidiaconus, nullus decanus, nullus ecclasiasticus ministeriales beati Petri iure synodali citabit vel excommunicabit super aliqua re, quam aliquis eorum in persona propria commiserit, nisi forte decimas vel res ecclesiarum iniuste invaserint vel sibi usurpaverint.136
In allen anderen das Kirchenrecht betreffenden Fällen war der erzbischöfliche Kaplan für eine Verurteilung zuständig, der sein Sendgericht am 30. Juni abhielt.137 Damit war das Gericht, das für die Ministerialen zuständig war, ein „ständisches Sondergericht“ 138, das sich von den sonst üblichen Gerichtsformen unterschied. Ein eigenes Ministerialengericht gab es wohl 1265 in Recklinghausen, denn in d iesem Jahr ist dort ein Brunstenus miles de Westerhem iudex ministerialium beati Petri apud Rikelinchusen belegt.139 Dieser Richter tauschte mit der Äbtissin Berta von Essen Ministerialen aus und stellte darüber auch selbst eine Urkunde aus. Die Ministerialen hatten damit ihren Gerichtsstand grundsätzlich vor dem Kölner Erzbischof 140, dessen Stellvertreter der Stadtvogt sein konnte, was einmal mehr dessen Sonderstellung unterstreicht. Es war jedoch nicht die primäre Funktion des Stadtvogtes, über die Ministerialen zu richten. Hauptsächlich saß er gemeinsam mit dem Burggrafen dem Hochgericht vor, das nicht das Gericht der Ministerialen war.141 Spätestens seit 979 war der Erzbischof durch die ihm vom König verliehenen Regalien, insbesondere die Gerichtsrechte, zugleich der Stadtherr von Köln.142 Die Gerichtsrechte ließ er von einem lokalen Adeligen, dem comes wahrnehmen. Im 9. und möglicherweise auch noch im 10. Jahrhundert bildeten der Kölngau, also die Köln umgebende Region, die Stadt selbst und das in ihr und im Gau befindliche Kirchengut eine gerichtsrechtliche Einheit. Kurze Zeit später wurde die Stadt aus diesem Gebilde jedoch herausgelöst und für sie ein eigener Richter, der sogenannte prefectus urbis, comes urbis oder burggravius, ebenfalls ein Adeliger aus der Region, berufen. In der Forschung, und dieser Terminus soll auch im Folgenden verwendet werden, hat sich der deutsche Begriff ‚Burggraf‘ etabliert. Der erste namentlich bekannte ist der prefectus urbis Udalricus von 1032.143 136 137 138 139 140
LDR § 9. LDR § 9; vgl. dazu auch Weise, Hof, S. 112.
Droege, Landrecht und Lehnrecht, S. 116. WUB 1216 (1265). LDR § 7; KDR § 4; vgl. dazu auch Hegel, Köln, Bd. 3, S. XII, dem Trockels, Ministerialen, S. 13 widerspricht; vgl. auch ebd., S. 11 f.; Ahrens, Ministerialität, S. 69 f. 141 Vgl. Jakobs, Studien, S. 59 f.; Kluger, Freiheit, S. 13, Lau, Beamte, S. 23 und 25 f. 142 Vgl. zum folgenden Abschnitt Jakobs, Studien, S. 59 f., der S. 59, Anm. 38 REK I 527 (979) [D O. II. 199] als Hinweis anführt. 143 REK I 742 (1033) [Lac. I 167].
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Dem Burggrafen als vorsitzendem Richter des Hochgerichts stand spätestens seit 1061 der sogenannte urbis advocatus, advocatus coloniensis oder schlicht advo catus, in der Forschung ‚Stadtvogt‘ genannte Richter zur Seite.144 Hugo Stehkämper und Ulrich Ritzerfeld meinten, schon 1047 einen Stadtvogt nachweisen zu können.145 Vermutlich ist d ieses Amt vom Erzbischof geschaffen worden, um ein Gegengewicht zum Burggrafen zu schaffen, da dieser sein Amt als Lehen zwar auch vom Erzbischof erhielt, den Auftrag aber direkt vom König.146 So war er der offizielle Vertreter des Metropoliten im Hochgericht, entzog sich bisweilen aber dessen Einflussnahme. Der Stadtvogt hingegen richtete im Auftrag und im Bann des Erzbischofs. Zudem stammte er aus der unfreien Ministerialität, was eine engere Bindung an seinen Herren mit sich brachte. Hegel, Lau und Trockels waren der Meinung, der Stadtvogt sei ursprünglich eine Art Unterrichter des Burggrafen gewesen, worauf die zu Anfang für ihn verwendete Bezeichnung sculthetus hinweise.147 Stehkämper stimmte dem insofern zu, als er meinte, der Stadtvogt sei in seiner Funktion den Schultheißen in anderen Städten 148 vergleichbar, mit der Abweichung, dass die Schultheißen in der Regel von den Burggrafen berufen würden, der Kölner Stadtvogt hingegen direkt vom Erzbischof.149 Ritzerfeld schließlich äußerte die Vermutung, dass die Umbenennung von scultetus in advocatus bewusst erfolgt sei, um gerade diesen Unterschied in der Berufung deutlich zu machen.150 Obwohl beide Richter dem Hochgericht vorsaßen, gab es doch Unterschiede in ihrer Zuständigkeit, wie der sogenannte ‚Burggrafenschied‘ deutlich macht.151 Diese Urkunde ist zwar gefälscht, jedoch wies Groten darauf hin, dass nichts dagegen spricht, dass ihr Kern reale Verhältnisse wiedergibt, um möglichst echt zu wirken.152
144 REK I 882 (1061) [Lac. I 196 = RhUB II 274]; vgl. dazu Jakob, Studien, S. 60; Ders., Forschungsaufgabe, S. 218 und Rösener, Hofämter, S. 540. 145 REK I 815 (1047) [Lac. I 182]: S. Roperti advocati. Vgl. dazu Stehkämper, Salierzeit, S. 92, Anm. 63; Ritzerfeld, Erzstift, S. 78. 146 Vgl. Jakobs, Forschungsaufgabe, S. 218; Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXXVII; Lau, Beamte, S. 25; Stehkämper, Salierzeit, S. 92. 147 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXXVII; Lau, Beamte, S. XXX; Trockels, Ministerialen, S. 17. 148 In Mainz und Trier hieß der Amtsträger, der ähnliche Funktionen ausübte wie der Stadtvogt sculthetus. Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 78. 149 Vgl. Stehkämper, Salierzeit, S. 93. 150 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 78 f. 151 REK II 926 (1169) [Lac. I 434]; vgl. zum sog. ‚Burggrafenschied‘ immer noch grundlegend Beyerle, Urkundenfälschungen, hier auch der beste Druck S. 398 – 404; ferner ebenso grundlegend Groten, Burggrafenschied. 152 Vgl. Groten, Burggrafenschied, S. 55 – 66.
Das Gericht der Ministerialen und die Kölner Stadtvogtei
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So war der Stadtvogt von den dreimal im Jahr stattfindenden ungebotenen Din gen und dem iudicium de hereditatibus infra Coloniam sitis 153 ausgeschlossen und stattdessen in erster Linie für niedere Vergehen, Klagen auf Schuld und fahrende Habe zuständig und so in die „Sphäre der Niedergerichtsbarkeit“ 154 verwiesen. Abgesehen von seinen richterlichen Funktionen hatte der Stadtvogt auch exekutive Aufgaben, wie Paragraf 7 des längeren Dienstrechtes deutlich macht. Sollte ein des Mordes angeklagter Ministerialer sich nicht innerhalb eines Jahres von dem Verdacht befreien können, war es Aufgabe des Vogtes und des Kämmerers, ihn in die camera, que proxima est capelle beati Thome sub palatio archiepiscopi 155 in die Haft zu führen. In die Verwaltung des Erzstifts war der Vogt insofern eingebunden, als er die Einkünfte der erzbischöflichen Höfe einsammeln und aufbewahren musste: Hii siquidem duo domi manere debent, advocatus ut reditus curtium episcopalium colligate et conservet, camerarius reditus telonii et monete.156
Ob man daraus, wie Ahrens, schließen kann, dass ihm die „gesamte Verwaltung der erzbischöflichen Grundherrschaft“ 157 oblag, ist fraglich; zweifellos übte er aber eine wichtige Funktion als Mittler zwischen Villikationen und erzbischöflichem Hof aus. Deshalb war er laut Dienstrecht auch von der Pflicht zum Italienzug befreit.158 Die Zuwendungen, die ihm im Hofdienst zugesprochen werden, gehören zu den höchsten überhaupt. Er erhielt ebenso viel wie der Keppler und die anderen Inhaber der Hofämter.159 An anderer Stelle wird vermerkt, dass er die gleichen Mengen erhält wie die adeligen Vasallen.160 Ein Blick in die Urkunden der Erzbischöfe zeigt die alltägliche Tätigkeit des Stadtvogtes.161 Zwischen 1168 und 1172 befreite Erzbischof Philipp von Heinsberg 1 53 Vgl. dazu Beyerle, Urkundenfälschungen, S. 258 – 262. 154 Groten, Burggrafenschied, S. 59; vgl. auch Stehkämper, Salierzeit, S. 92, der den Stadtvogt auch „Niederrichter“ nennt; vgl. außerdem Ritzerfeld, Erzstift, S. 79; Trockels, Ministerialen, S. 17; Jakobs, Forschungsaufgabe, S. 217; Lau, Beamte, S. 26. 155 LDR § 7. 156 LDR § 4. 157 Ahrens, Ministerialität, S. 18. 158 LDR § 4. 159 HD, S. 60, 84. 160 HD, S. 61; vgl. zum Hofdienst Kap. 3.1.4. 161 Die Aufgaben des Stadtvogtes sind in der Forschung immer wieder erörtert worden. Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXXVII –XXXIX ; Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 575. Nach wie vor brauchbar sind vor allem Lau, Beamte, S. 23 – 28 und Ders., Entwicklung, S. 14 – 20. Trockels, Ministerialen, S. 17 – 20 und Ahrens, Ministerialität, S. 18 f. konnten die Überlegungen Laus weiterführen. Vgl. weiterhin Beyerle, Urkundenfälschungen, S. 412 – 414; Pötter, Ministerialität, S. 71 – 79 wurde von Jakobs, Forschungsaufgabe, S. 217 – 219
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einen gewissen Arnold Crucheren aus dem Hofesverband Pingsdorf. Für frei erklärt wurde er von Stadtvogt Gerhard in Gegenwart des Kämmerers Hermann, der Schöffen und mit Zustimmung der Ministerialen.162 1243 hatte der Ritter Gerhard Longus ein Lehen von Stadtvogt Gerhard (II .) inne, das dieser wiederum vom Erzbischof hatte.163 Davon abgesehen geben die Urkunden keine weiteren Anhaltspunkte. Viel diskutiert wurde in der Kölner Stadt- und Ministerialenforschung, ob die beiden Vertreter des Burggrafen und des Stadtvogts, der sogenannte Untergraf bzw. Untervogt, Ministerialen oder Bürger gewesen s eien.164 Zunächst zu den Begriffen: In der Forschungsliteratur kursieren mehrere Termini, die zum Teil irreführend sein können. Knut Schulz beispielsweise spricht in seinem Aufsatz zur R icherzeche von „Stadtgraf“ und „Stadtvogt“, wenn er die beiden Unterrichter meint.165 In anderen Arbeiten ist die Rede vom „Edelvogt“, wenn der Stadtvogt gemeint ist.166 Um Unklarheiten zu vermeiden, soll im Folgenden ausschließlich von Untergraf und Untervogt die Rede sein. Damit werden Verwechslungen ausgeschlossen und quellennahe Begriffe verwendet. Dort heißen die beiden Funktionsträger nämlich in der Regel schlicht subcomes und subadvocatus.167 Hegel hielt die beiden Unterrichter für Bürger.168 Lau schloss sich dem mit der Begründung an, sie hätten ihre Aufgabe, die eine gute Einbindung in die Stadt erforderlich machte, als stadtsässige Bürger besser wahrnehmen können denn als Ministeriale.169 Koebner entschied lapidar: „Es wurden stets Bürger in die Ämter eingesetzt, niemals Dienstmannen.“ 170 Selbiger Meinung war auch Steinbach: „Es e ingehend kritisiert. Vgl. auch Ders., Studien, S. 60 f. und 79. Aus der neueren Forschung: Groten, Burggrafenschied, S. 59 f. und 73 – 80. Vgl. auch Stehkämper, Salierzeit, S. 92. 162 REK II 979 (1168 – 1172) [Scab. 1 III 1]: Notum sit tam futuris quam presentibus quod dom nus archiepiscopus Phillippus Arnoldum Crucheren a curti, que est Pinnistorp, quatinus post mortem eius nulla bona sua dividerentur, et domnus Gerhardus maior advocatus cum solutum iudicavit in presentia camerarii Hermanni et scabinorum presentia, ministerialibus s. Petri annuentibus. […]. 163 REK III 1100 (1243) [Ennen/Eckertz II 233]. 164 Vgl. Lau, Beamte, S. 29 – 45 und S. 73 f.; Ders., Entwicklung, S. 20 – 23; Beyerle, Urkundenfälschungen, S. 414 f.; Groten, Anfänge, S. 10 – 12 und S. 16 – 18; Stehkämper, Salierzeit, S. 134 – 136. 165 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 151. 166 Bspw. Groten, Köln, S. 17. 167 Bspw. Ennen/Eckertz I 74 (1159). 168 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XX und XL. 169 Vgl. Lau, Entwicklung, S. 21: Er sieht hier noch einen Gegensatz z wischen stadtsessigen Bürgern und Ministerialen, die am Hof oder auf dem Land leben. Mittlerweile steht natürlich fest, dass auch zahlreiche Ministeriale in der Stadt wohnten. 170 Koebner, Anfänge, S. 301.
Das Gericht der Ministerialen und die Kölner Stadtvogtei
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waren Bürger, niemals Ministerialen.“ 171 Groten stellte in seiner Habilitation fest: „Beide Richter bestellten Männer aus der städtischen Oberschicht zu ihren Vertretern“ 172 und wies darauf hin, dass damit die Leitung des eigentlich erzbischöf lichen Gerichts bei Vertretern der Bürgerschaft lag 173. Ernannt wurden sie also von Burggraf und Stadtvogt und es hat den Anschein, als habe der Erzbischof auf die Auswahl keinen Einfluss genommen. Allerdings meinte Koebner, dass die Schöffen der Ernennung zustimmen mussten, was zumindest eine indirekte Kontrolle durch den Stadtherrn gewährleistet hätte.174 Sicher bezeugt sind die Unterrichter seit 1117/1119.175 Ihre Entwicklung anhand der für diese Arbeit ausgewerteten Quellen nachzuzeichnen, ist schwierig, da sie in den Urkunden des Erzbischofs nur selten vorkommen, was auch ihre Bürgerlichkeit wahrscheinlicher macht. Sicher als Ministeriale belegbar sind lediglich zwei von ihnen: Rudolf, der Untervogt Almars I., z wischen 1106 bis in die Mitte der 20er Jahre des 12. Jahrhunderts,176 und Heinrich von 1133 bis ca. 1140 als Vertreter Almars (II .)177 Im Kölner Hofdienst werden sie bezeichnenderweise überhaupt nicht erwähnt. Bei den nachfolgenden Untervögten ist die Zugehörigkeit zur Ministerialität nicht gesichert, weswegen eine weitere Untersuchung hier unterbleiben soll.178 Nachweisbar sind sie hingegen vor allem in den Schreinskarten, deren Oberaufsicht sie führten.179 Darüber hinaus treten sie hier immer wieder als Zeugen bei Erbschaftsangelegenheiten und bei Grundstücksverkäufen auf.180 Neben der Aufsicht über die Führung der Schreinskarten bestand ihre Hauptaufgabe in der Leitung von Gerichtssitzungen und der Vollstreckung von Urteilen.181 Lau war darüber hinaus der Meinung, sie hätten dem Schöffenkollegium vorgesessen, wenn es kommunale Angelegenheiten behandelte.182 Ihre Aufgaben konzentrierten sich also auf bürgerliche und städtische Angelegenheiten, was ihre Zugehörigkeit zu den Bürgern noch wahrscheinlicher macht. 171 Steinbach, Sozialgeschichte, S. 681. 172 Groten, Köln, S. 2. 173 Vgl. Groten, Köln, S. 2. 174 Vgl. Koebner, Anfänge, S. 301. 175 Lac. I 269; vgl. dazu Lau, Entwicklung, S. 20; Koebner, Anfänge, S. 297. 176 Vgl. Lau, Beamte, S. 74; Beyerle, Urkundenfälschungen, S. 414. Sicher als Ministerial belegt in Ennen/Eckertz I 35 (1106). 177 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 93, der die Listen bei Lau, Beamte, S. 73 f. und Beyerle, Urkundenfälschungen, S. 415 korrigiert. Sicher als Ministerial belegt in REK II 298. 178 Vgl. stattdessen die Auflistung bei Ritzerfeld, Erzstift, S. 92 – 94. 179 Vgl. Lau, Entwicklung, S. 96. 180 Vgl. Steinbach, Sozialgeschichte, S. 681. 181 Vgl. Steinbach, Sozialgeschichte, S. 681. 182 Vgl. Lau, Entwicklung, S. 97.
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Man geht wahrscheinlich nicht fehl in der Annahme, dass die Unterrichter nie besonders eng an den Erzbischof gebunden waren und sich im Laufe des 12. Jahrhunderts noch weiter von d iesem entfernten.183 Spätestens in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts orientierten sich die Untervögte deutlich mehr an den Bürgern als an den Ministerialen: Diese Unterrichter hatten einen Rollenkonflikt durchzustehen, indem sie zwischen der Loyalität zu ihren Herren, den Richtern des Erzbischofs, und der Solidarität mit ihren Gemeindegenossen zu wählen hatten. Ihr bürgerliches Gemeinschaftsbewusstsein könnte einzelne Richter bewogen haben, in den Gemeindeversammlungen ihre amtliche Funktion in den Hintergrund treten zu lassen. Die genossenschaftliche Bindung erhielt Vorrang vor der herrschaftlichen.184
Als Aufstiegsmoment für Ministeriale im Dienst des Erzbischofs scheidet die Funktion Unterrichter daher aus. Freilich besteht die Möglichkeit, dass es quellenmäßig nicht belegte Ministerialen gab, die die Funktion des Untergrafen bekleideten und darüber innerhalb der Stadtgemeinde einen Aufstieg vollzogen. Noch seltener als die Untervögte lassen sich die Untergrafen in erzbischöflichen Urkunden nachweisen. Als Ministerialer ist keiner von ihnen zu belegen. Deshalb soll eine weitere Besprechung hier nicht erfolgen.185
3.3 Lehen, Allod und Siegelführung: Weitere Aufstiegsmerkmale? Im folgenden Abschnitt werden die Aspekte Lehen und Allod besprochen sowie Fragen des Erbrechts behandelt. Abschließend wird die Siegelführung von Ministerialen im 13. Jahrhundert untersucht. Ein großes Thema in der Forschung war der Eigen- und Lehnbesitz von Ministerialen und die Frage, ob überhaupt und wenn ja, ab wann Ministeriale Allod und Lehen besitzen konnten.186 Waitz kam zu dem Schluss, dass es wohl vorgekommen 1 83 So auch Ritzerfeld, Erzstift, S. 91. 184 Groten, Anfänge, S. 17. 185 Vgl. stattdessen Ritzerfeld, Erzstift, S. 95 f.; Lau, Beamte, S. 29 – 45 und S. 70 – 72; Ders., Entwicklung, S. 20 – 23. 186 Vgl. allgemeine neuere Forschung zum Lehnswesen im Hochmittelalter, soweit nicht ohnehin in den Anm. angegeben: Ausbildung, hg. v. Spiess, darin bes. die Zusammenfassung von Auge, S. 337 – 35. Lehnswesen, hg. v. Dendorfer/Deutinger, darin speziell zum Kölner Erzstift Burkhardt, Ordnungsvorstellungen, S. 177 – 193; darin außerdem der Forschungsüberblick von Hechberger, Lehnswesen, S. 41 – 56 und die Zusammenfassung von Deutinger, S. 463 – 473. Dendorfer, Lehnswesen; Dilcher, Entwicklung, bes. der Forschungsüberblick S. 263 – 273 und die Ausführungen zur Ministerialität S. 282 – 288.
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sei, dass Ministeriale Lehen im Tausch gegen die Leistung des hominium erhielten, dies aber die Ausnahme gewesen sei.187 Ficker vertrat die Ansicht, Ministeriale hätten bis in die Mitte des 12. Jahrhunderts nur Dienstlehen empfangen können; ‚echte‘ Lehen hätten ihnen weder von Seiten ihres Herren noch von Seiten Dritter zugestanden.188 Seeliger hingegen hielt die Ministerialen von Beginn an für lehnsfähig.189 Dieser Auffassung schloss sich auch Ahrens an, betonte aber Einschränkungen hinsichtlich Erbbarkeit und Veräußerung.190 Schon Fürth hatte aber 1836 die Ausstattung von Ministerialen mit Lehen als selbstverständlich erkannt und lediglich auf gewisse Beschränkungen in der Verfügung hingewiesen.191 Auch die Ererbung des Lehens durch den Sohn als üblichen Vorgang hatte er schon gesehen, ebenso die damit einhergehende Übertragung des Amtes von dem Vater auf den Sohn.192 Auch Trockels nahm die Ausstattung mit Lehen als selbstverständlich an, wollte aber Unterschiede in der Qualität der Lehen ausgemacht haben.193 Zudem betonte er, dass im Falle der Ministerialität zuerst der Dienst gegeben sei, der durch das Lehen ermöglicht werde. Der Vasall hingegen erhalte erst das Lehen und werde darüber an den Herren gebunden und zum Dienst verpflichtet.194 Speziell an die Lehen schloss sich die Frage an, ob es ‚echte‘ Lehen gewesen seien, also solche, die auch Freie und Adelige vom Erzbischof erhielten, oder ob es sich dabei um ‚Dienstlehen‘ gehandelt habe, die, wie der Name schon sagt, ausgegeben wurden, um die Ausübung des Dienstes zu ermöglichen, ansonsten aber strikteren Beschränkungen unterlagen als die ‚normalen‘ Lehen.195 Der Terminus ‚Dienstlehen‘ ist ein reiner Forschungsbegriff und dient lediglich dazu, den Unterschied zwischen Lehen von Adeligen und Lehen von Ministerialen deutlich zu machen.196 Freilich stellt sich hier die Frage, ob durch die Schaffung des Begriffs nicht erst Unterschiede konstruiert werden, die eigentlich gar nicht vorhanden 1 87 Vgl. Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 6, S. 60 f. 188 Zitiert nach Ahrens, Ministerialität, S. 50. 189 Vgl. Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 6, S. 60, Anm. 4 und S. 61, Anm. 1 [in der Bearbeitung von Seeliger]. 190 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 54; vgl. auch seine ausführlichen Ausführungen zu Ministerialität und Lehen, ebd. S. 45 – 54. 191 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 47, S. 265 – 267 und S. 273 – 279, bes. S. 265: „Als Unfreie waren die Dienstleute persönlich zu Dienstleistungen verpflichtet, und diese waren von dem Besitz eines Gutes abhängig.“ 192 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 47 und 139 f. 193 Trockels, Ministerialen, S. 6. 194 Vgl. Trockels, Ministerialen, S. 21: „Der Dienst ist das Ursprüngliche, die Voraussetzung für die Belehnung; beim Vasallitätsverhältnis ist umgekehrt die Belehnung Voraussetzung für den Dienst.“ Vgl. auch die weiteren Ausführungen ebd., S. 21 – 23. 195 Vgl. die Zusammenfassung der Forschungsdiskussion bei Keupp, Dienstlehen, S. 350 – 354. 196 Vgl. Keupp, Dienstlehen, S. 354.
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waren. Die Zeitgenossen jedenfalls sahen bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts zwischen den Lehen von Ministerialen und den Lehen von freien Vasallen keinen Unterschied.197 Die beiden Kölner Dienstrechte machen an verschiedenen Stellen Bemerkungen zu Lehen und Besitz.198 Lehen und besonders Allodialbesitz können als Aufstiegsmomente charakterisiert werden, wobei zu prüfen ist, ab wann, in welchem Umfang und unter w elchen Bedingungen Besitz von Ministerialen im Erzstift nachweisbar sind.199 Paragraf 12 des längeren Dienstrechts macht unmissverständlich klar, dass Ministeriale Lehen hatten. Es heißt hier: Item quicumque ministerialis beati Petri filios habuerit, mortuo patre senior filius beneficium patris recipiet et jus serviendi in curia archipiscopi in suo officio, ad quod natus est, obtinebit.200
Zunächst ist interessant, dass die Erblichkeit des Lehens als selbstverständlich angenommen wird, noch bevor vom Amt die Rede ist. Aufschlussreich ist auch, dass der älteste Sohn zum Dienst für den Erzbischof verpflichtet war, er also keine freie Wahl hatte, ob er Ministerialer werden wollte oder nicht. Ob das Lehen, das der Sohn erbte, nun ein Dienstlehen oder ein normales Lehen war, geht aus dem Text nicht hervor, da dieser diesbezüglich keinen Unterschied macht. Weiterhin wird an dieser Stelle deutlich, dass es einen untrennbaren Zusammenhang zwischen Lehen und Amt bzw. Dienst gab.201 Denn der Erstgeborene erbte Lehen und Amt immer zusammen. Die jüngeren Söhne konnten sich um weitere Lehen und Ämter bewerben, waren aber nicht zum Dienst verpflichtet, wenn sie kein Lehen erhielten. Dann konnten sie den Erzbischof verlassen und sich einen neuen Herrn suchen. Was beim Fehlen eines Sohnes geschehen sollte, wurde nicht festgehalten. In anderen Rechten findet sich aber die Möglichkeit, den nächsten männlichen Anverwandten als Erben einzusetzen.202 Das Ahrer Dienstrecht räumt explizit auch Töchtern, Brüdern oder Schwestern das Erbrecht ein.203
197 Vgl. Keupp, Dienstlehen, S. 354. 198 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 209 – 216. 199 Dass der Empfang von Lehen ein wesentliches Moment in der Ausbildung der Ministerialität war, erkannte schon Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 5, S. 372. 200 LDR § 12; vgl. dazu auch Ahrens, Ministerialität, S. 47. 201 Vgl. Bosl, ius ministerialium, S. 85, der darauf hinweist, dass die Ministerialen nicht mit dem Amt belehnt wurden, sondern nur mit dem Gut. Das Amt wurde ihnen übertragen oder fiel ihnen als Erbe zu. 202 So bspw. im Bamberger Recht, S. 120 und 122. 203 Ahrer Recht, S. 774 (Lac. IV 624): Si quis ministerialium meorum beneficatus fuerit de pre dio meo et mortuus fuerit filius eius maior natu vel filia si filius non extiterit similter maior natu […].
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Frensdorff meinte, im längeren Dienstrecht gelte die Regel: nullum beneficium sine officio.204 Das trifft sicher zu, es wird jedoch ebenfalls deutlich, dass auch das Umgekehrte galt. Auch aus anderen Dienstrechten ist bekannt, dass kein Dienst geleistet werden musste, wenn der Herr nicht in der Lage war, dem Ministerialen ein Lehen zu verschaffen.205 Sowohl im Bamberger als auch im Weißenburger Recht wird das Lehen als Voraussetzung zum Ableisten des Dienstes festgelegt.206 Entsprechend zog Gerhard Dilcher den Schluss, dass das Dienstlehen nicht so sehr zum Dienst verpflichtete, sondern vielmehr ihn überhaupt erst ermöglichte.207 Ein Vergleich des Paragrafen 12 des längeren mit Paragraf 1 des kürzeren Dienstrechts ergibt, dass in Letzterem von Amt, Lehen und Erbbarkeit keine Rede (mehr) ist.208 Der Abschnitt liest sich so, als hätte sich nun jeder dem Erzbischof als Ministerialer andienen können. Einzige Voraussetzung war der Ritterschlag. Auch wenn das kürzere Dienstrecht nicht das maßgebliche Recht gewesen sein sollte, zeigt sich hier doch die fortgeschrittene Entwicklung der Ministerialität. Wenn wirklich jeder Ritter Ministeriale werden konnte, war die Gruppe über den Status eines abgeschlossenen Geburtsstands schon wieder hinaus. Dazu passen auch die beiden Kölner Zöllner Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse, die allem Anschein nach als Freie in die Ministerialität eingetreten sind.209 Paragraf 2 des längeren Dienstrechts spricht davon, dass sowohl die Ministerialen mit Lehen als auch diejenigen ohne Lehen ihrem Herrn bei der Verteidigung des Erzstifts militärische Hilfe leisten mussten.210 Die Paragrafen 6 und 11 des kürzeren Dienstrechts schränken die Verpflichtung zur Heerfahrt auf diejenigen Ministerialen ein, die Lehen im Wert von fünf Mark und mehr besaßen: Si quis beneficiatus est beneficio quinque marcarum ad minus et si expedicio ingruerit ad ordina cionem imperatoris tantummodo, dominus archiepiscopus ministeriali suo, quem sibi optimum noverit, ante anni spacium et diei illi pronunciet et de iure serviet.211 Si quis ministerialis sancti Petri beneficium quinque marcarum ad minus non habet, nullam expeditionem domino suo debet, nisi dominus servicio eius condigna rependere satagat.212
2 04 Frensdorff, Recht, S. 18; vgl. hierzu auch Hegel, Köln, Bd. 3, S. X. 205 Vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 45 f.; Fürth, Ministerialen, S. 460. 206 Bamberger Recht, S. 120: Si beneficium ab episcopo non habuerit et representaverit se in eius ministerio et benefcio non potuerit obtinere, militet cui vult, non beneficarius sed libere. Weißenburger Recht, S. 678. 207 Dilcher, Entwicklung, S. 284; ähnlich auch Keupp, Dienstlehen, S. 357. 208 KDR § 1. 209 Vgl. Kap. 7.2.1 (Gerhard Unmaze), Kap. 7.2.2 (Karl von der Salzgasse). 210 LDR § 2. 211 KDR § 6. 212 KDR § 11.
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Nach dem längeren Dienstrecht gab es also auch Ministerialen ohne Lehen. Möglicherweise bekleideten diese kein Amt, sondern hatten lediglich eine militärische Funktion. Denn es ist unwahrscheinlich, dass jeder der Ministerialen, die es in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gab, ein eigenes Amt innehatte, da es so viele Funktionen gar nicht zu besetzen gab. Außerdem wird es die finanzielle Leistungsfähigkeit des Erzstifts überstiegen haben, jeden der Dienstleute mit einem eigenen Lehen auszustatten. Nicht ohne Grund enthalten beide Dienstrechte die Möglichkeit, nicht in den Dienst des Erzbischofs aufgenommen zu werden und sich in d iesem Fall einen anderen Herrn zu suchen.213 Wie die Ministerialen ihren Kriegseinsatz ohne Lehen finanzierten, lässt sich nicht beantworten. Vielleicht erhielten sie unmittelbar Sach- oder Geldleistungen, ohne dass diese erst über ein Lehen von ihnen selbst erwirtschaftet werden mussten. Die im Hofdienst genannten Personen unterhalb der Hofämter scheiden aus diesen Überlegungen aus, da sie durch ihre Tätigkeiten zum einen an den Hof gebunden waren und zum anderen für den Kriegsdienst wahrscheinlich nicht qualifiziert waren. Im Gegensatz zum längeren Dienstrecht erweckt das kürzere den Eindruck, als wenn jeder Ministeriale ein Lehen innegehabt hätte. Ministeriale ohne Lehen werden nicht erwähnt, lediglich wird unterschieden zwischen denen, deren Lehen weniger als fünf Mark Wert waren, und jenen, deren Lehen fünf Mark und mehr wert waren. Außerdem wird an mehreren Stellen in einer Weise von Lehen gesprochen, die nahelegt, dass sie als immer vorhanden angesehen wurden. Diese Formulierungen passen zu einer oben diskutierten ministerialischen Autorenschaft.214 So heißt es etwa in Paragraf 5: Unde si temerarie exierit, beneficia ipsis dominis, predia proximis iudicabuntur et ipse iuris exors.215 In Paragraf 6 wird ergänzt: Qui si servire neglexerit, beneficio careat.216 Und Paragraf 7 führt aus: Si autem infra annum illi nunciatum fuerit, suo arbitrio subiaceat, utrum serviat seu vectigal amministret dimidietatem scilicet sui annalis redditus sui beneficii.217 Die zitierten Stellen machen nicht den Eindruck, als habe es Ministeriale ohne Lehen gegeben. Was hier aber deutlich wird, ist, dass die Lehen bei Fehlverhalten auch entzogen werden konnten. Fraglich bleibt, ob der Ministeriale, der ein Lehen empfing, damit auch in die Vasallität des Erzbischofs eintrat. Georg Droege verneinte dies mit dem Hinweis auf die ohnehin vorhandene „herrschaftliche Bindung des hörigen Ministerialen“.218 213 214 215 216 217 218
LDR § 12; KDR § 1. Vgl. oben Kap. 3.1.3. KDR § 5. KDR § 6. KDR § 7. Droege, Landrecht und Lehnrecht, S. 115.
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Dazu passt, dass die Ministerialen im Gegensatz zu den vasallitischen Lehnsnehmern keine Mannschaft leisten mussten, da ihre Folgepflicht im Kriegsfall schon durch ihren rechtlichen Status gegeben und in den Dienstrechten auch explizit festgehalten war.219 Droege erläutert dazu, dass erst mit der weiteren Entwicklung der Ministerialen eine Annäherung an die Vasallen erfolgt sei: „Der Aufstieg der Ministerialen ist die Voraussetzung für den Eintritt in vasallitische Lehnsbedingungen.“ 220 Für den Aufstieg der Ministerialen ist entscheidend, dass das längere Dienstrecht die Erbbarkeit von Amt und Lehen als selbstverständlich voraussetzt.221 Das ist umso bemerkenswerter, als ursprünglich der Rückgriff auf die Ministerialen gerade deswegen erfolgt war, weil sie Ämter und Lehen eben nicht vererben konnten. Durch sie sollten die Entfremdung von Besitz und die Nichtkontrollierbarkeit von Amtsträgern verhindert werden. Innerhalb eines Jahrhunderts, gemessen vom ersten Aufkommen von Ministerialen im Kölner Erzstift bis zur Entstehung der Dienstrechte, verschwand aber genau diese rechtliche Einschränkung. Es liegen außerdem keine Quellen vor, aus denen sich ein Bemühen der Erzbischöfe erkennen ließe, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Vielmehr wurde die Erbbarkeit durch die schriftliche Fixierung noch sanktioniert. Thomas Zotz hat in seinem grundlegenden Aufsatz zur Entstehung der Ministerialität das Moment der Erbbarkeit als das Entscheidende charakterisiert: Erst jetzt sollte man eigentlich von ‚Ministerialität‘ im ständischen, genauer: geburtsständischen Sinn sprechen; das Dienstrecht hatte sich in ein vererbbares Dienstmannenrecht gewandelt, geprägt von vasallitischen Elementen der Fidelität.222
Ebenso wie die Dienstrechte wahrscheinlich in einem Aushandlungsprozess zwischen Ministerialen und Erzbischof entstanden sind, ihre einzelnen Bestimmungen in der Praxis unterschiedlich gehandhabt wurden und stetigen Veränderungen unterworfen waren, war das Lehnswesen dynamisch und in Ausgestaltung 219 Vgl. dazu Fürth, Ministerialen, S. 426: „So bildete sich doch allmählich die Ansicht, dass auch ohne Mannschaft, ohne Verbindlichkeit zu Kriegsdiensten, Lehen gegeben werden könnten, und dass das Lehnrecht auch die Vorschriften für solche Güter enthalte, die für andere Leistungen von einem Herren verliehen würden, dass weder Freiheit noch Kriegsdienst wesentliche Erfordernisse seien, um Vasall zu werden.“ Vgl. auch Ganshof, Lehnswesen, S. 76. 220 Droege, Landrecht und Lehnrecht, S. 116. 221 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 47 f. 222 Zotz, Formierung, S. 33; vgl. dazu auch Fürth, Ministerialen, S. 47, der die Erbbarkeit von Amt und Lehen von vornherein als gegeben ansah. Ähnlich auch Bosl, ius ministe rialium, S. 85: „Die Ministerialität ist zum Geburtsstand durch den Sieg des Lehnrechts über das Dienstrecht geworden, indem die an sich nur rechtliche Verbindung von Dienst und Lehen erblich wurde.“
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und Anwendung flexibel handhabbar.223 Verschiedene Elemente des Lehnrechts wurden in verschiedenen Situationen je nach Bedarf angewendet. Dies wird auch deutlich bei der Belehnung von Ministerialen, die sich einem gradlinig verfolgten Rechtsgrundsatz entzieht. Aufschlussreicher und gewissermaßen näher an der Praxis als die Dienstrechte sind die Urkunden der Kölner Erzbischöfe. Schon 1061 ist von einem Ministerialen die Rede, der sich Güter als Lehen angeeignet hatte, die eigentlich nicht als Lehen hätten ausgegeben werden dürfen.224 1119 trat der Freie Eiklin freiwillig in die Ministerialität des Erzbischofs ein und erhielt seine Güter als Lehen zurück.225 Ein Vorgang von 1128 zeigt, dass die Lehen bzw. die mit ihnen erzielten Einkünfte mit Zustimmung des Erzbischofs auch verschenkt werden konnten: Auf Bitten des Ministerialen Widiko übergab Erzbischof Friedrich aus Widikos Erblehen eine Rente an das Stift St. Georg in Köln als Memoria.226 Ähnliches vollzog sich 1131, als Friedrich gestattete, dass der Ministeriale Edmund ein Lehen, das er vom Ministerialen Folmar von Mülheim gekauft hatte, dem Kloster Groß St. Martin schenkte.227 1140 übertrug Arnold I. auf Bitten seines Ministerialen Hildebrand von Sudwich dem Kloster Flechtdorf ein Lehen, wozu auch Hörige gehörten.228 Ein Beispiel dafür, dass Ministeriale auch eigene Hintersassen hatten. Ein Vorgang aus dem Jahr 1243 zeigt, dass Ministeriale Lehen, die sie vom Erzbischof erhalten hatten, wiederum verlehnen konnten: Stadtvogt Gerhard (II .) hatte von Erzbischof Konrad und der Abtei Gladbach einen Hof zu Lehen, den er wiederum dem Ritter Gerhard Longus verlehnt hatte. Der Ritter verkaufte diesen jetzt mit Zustimmung Konrads und der Abtei an das Kloster St. Martin in Köln.229 Ähnliches ist für den Kämmerer Gottfried belegt. Dieser hatte ein Lehen inne, dass er an Ritter Hermann von Vlerike vergeben hatte. Der Ritter wiederum hatte es an Johann von Dinchere weiterverlehnt.230 Dieser verkaufte es nun mit der Zustimmung des Erzbischofs an das Kloster Welver. Deutlich zeigt sich hier die eingeschränkte Verfügungsgewalt der Ministerialen über Lehen. Eine Veräußerung geschah immer vermittelt durch den Erzbischof.231 Darüber hinaus gibt es Belege dafür, dass Kölner Ministeriale Lehen auch von anderen Herren empfangen konnten: Bereits 1068 schenkte König Heinrich IV . auf Bitten Erzbischof 2 23 Vgl. Auge, Zusammenfassung, S. 349. 224 REK I 882 (1061) [Lac. I 196 = RhUB II 274] und II 135 (1117) [AHVN LXV 1]. 225 REK II 168 (1119) [Seibertz I 40]. 226 REK II 239 (1128) [AHVN LXV 4]. 227 REK II 261 (1131) [Ennen/Eckertz I 42]. 228 REK II 394 (1140) [Wilmans 44]. 229 REK III 1100 (1243) [Ennen/Eckertz II 233]. 230 REK III 1626 (1251) [WUB VII 747]. 231 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 49, der dort auch weitere Beispiele bringt.
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Annos der Abtei Siegburg ein Gut, das vorher der Kölner Ministerial Erlolf von Heinrich zu Lehen besessen hatte.232 Es scheint, als hätten Kölner Ministeriale von Beginn ihrer Existenz an über Lehen verfügt. Gleichzeitig konnten sie diese Lehen mit Zustimmung des Erzbischofs an Klöster und Stifte übertragen und zumindest untereinander auch verkaufen. Damit scheidet der Besitz von Lehen als Indikator für den Aufstieg der höheren Ministerialen aber eigentlich aus, denn dieser Zustand bestand von Anfang an und entwickelte sich nicht erst mit der Zeit. Gleichwohl zeigt sich auch hier, dass die Ministerialen alles andere als kleine Bedienstete waren, sondern so gut ausgestattet waren, dass sie genug Spielraum hatten, um Schenkungen für ihr Seelenheil zu tätigen. Außerdem ist bemerkenswert, dass zumindest einige von ihnen diese Möglichkeit schon um die Mitte des 11. Jahrhunderts hatten. Deutlich wird der Aufstieg hingegen an der Erbbarkeit der Lehen und Ämter, denn diese Möglichkeit war den Ministerialen wahrscheinlich nicht von Beginn an gegeben. Im Übrigen unterscheiden die Begriffe in den Urkunden kaum zwischen freien bzw. adeligen Lehnsnehmern und Ministerialen.233 Damit ergibt sich hier der gleiche Befund wie aus den Dienstrechten, dass nämlich von den Zeitgenossen meist keine Unterscheidung z wischen echten bzw. normalen Lehen und Dienstlehen vorgenommen wurde. Ähnliche Probleme wie bei den Lehen ergaben sich beim Eigenbesitz von Ministerialen, den sie nach Auffassung der älteren Forschung rechtlich gesehen ebenfalls nicht hätten haben dürfen. Entsprechend früh hat die Forschung den Gegensatz von rechtlicher Unfreiheit der Ministerialen und Allod erkannt und einzuordnen versucht.234 Fürth hielt den Eigenbesitz von Ministerialen von Beginn an für selbstverständlich, hielt aber fest, dass die Verfügungsgewalt über denselben eingeschränkt gewesen sei.235 Waitz meinte, Ministeriale hätten zwar Eigen besitzen dürfen, dieses habe aber einer strengen Kontrolle durch den Herren unterlegen und habe nicht nach außerhalb der eigenen Herrschaft veräußert werden dürfen.236 Wittich widersprach ministerialem Eigenbesitz zumindest für die Frühzeit vehement.237 Ahrens kam zu dem Schluss, dass die meisten Ministerialen neben Lehen auch Allod besessen hätten – und zwar von Beginn an.238 Auch er erkannte aber, dass die Ministerialen nicht so frei über ihren Besitz verfügen konnten wie Freie.239 2 32 REK I 975 (1068) [Lac. I 210]. 233 Vgl. Burkhardt, Ordnungsvorstellungen, S. 178, Anm. 6. 234 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 43; Wittich, Altfreiheit, S. 27; Hegel, Köln, Bd. 3, S. XII; Ahrens, Ministerialität, S. 55 – 65. 235 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 279 – 292, bes. S. 282. 236 Vgl. Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 5, S. 383. 237 Vgl. Wittich, Altfreiheit, S. 32. 238 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 56 f. 239 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 61.
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Der Rechtsstand der Ministerialen
Trockels hielt Allod ebenfalls für selbstverständlich, betonte aber auch, dass die Verfügung darüber sehr eingeschränkt gewesen sei.240 Mittlerweile herrscht Konsens dahingehend, dass Ministeriale zwar über Allod verfügen konnten, jedoch nur mit einigen Einschränkungen.241 Entsprechende Belege finden sich auch in den Kölner Dienstrechten. Paragraf 10 des längeren Dienstrechts enthält folgende Bestimmung: Illi autem servient hoc modo: quilibet eorum per VI ebdomadas continuas serviet in suo officio ad quod natus est; finitis his VI ebdomatibus ipsi cum licentia domini sui domum ad propria redibunt at alii loco illorum prout ordo expetit seccedent.242
Es wird hier vorausgesetzt, dass die Ministerialen grundsätzlich irgendwo Besitz hatten, auf dem sie außerhalb ihrer Dienstzeit wohnten und von dem sie vermutlich ihren Unterhalt bezogen. Nur während seiner Dienstzeit verließ der Dienstmann dieses Eigen und hielt sich an dem für sein Amt erforderlichen Ort auf. Das ist vermutlich eine Idealvorstellung, wie sie in Rechtstexten oft vorkommt. Wahrscheinlicher ist, dass die Ministerialen die ganze Zeit in Diensten des Erzbischofs standen und sich Eigen- und Lehensbesitz vermischten. Denn der vorgesehene Wechsel in der Amtsbesetzung im Sechs-Wochen-Rhythmus lässt sich an den Urkunden nicht ablesen und ist in der Form wahrscheinlich nicht praktiziert worden. Das kürzere Dienstrecht enthält in den Paragrafen 16 und 17 Bestimmungen hinsichtlich des Eigenbesitzes: Paragraf 16 hält fest: Si de predio suo, quod in possessione sua est, causatus fuerit, una manu obtinebit.243 Paragraf 17: Si autem violenciam super possessione sua passus est, una manu obtinebit coram domio suo.244 Außerdem enthält das kürzere Dienstrecht in Paragraf 5 Bestimmungen, was mit dem Eigengut geschehen sollte, wenn sich ein Ministerialer unerlaubt aus der Haft entfernte, die er nach dem Huldentzug durch den Erzbischof angetreten hatte: Unde si temerarie exierit, beneficia ipsis dominis, predia proximis iudi cabuntur et ipse iuris exors.245 In Paragraf 13 des kürzeren Dienstrechts ist vom ererbten praedium die Rede, das ohne die Zustimmung des Erzbischofs und der anderen Ministerialen nicht nach außerhalb der Herrschaft veräußert werden durfte und also Inwärtseigen war.246 Hier ist die Herkunft der Ministerialen aus 240 Vgl. Trockels, Ministerialen, S. 11. 241 Vgl. Droege, Landrecht und Lehnrecht, S. 113 f.; Ritzerfeld, Erzstift, S. 216 – 222. 242 LDR § 10. 243 KDR § 16. 244 KDR § 17. 245 KDR § 5. 246 KDR § 13: Nihil predii, quod quemquam nostrum de potestate sancti Petri hereditarie con tingit, extra hanc potestatem cuiquam conferre potest nisi consilio domini sui et familie. Vgl. hierzu auch Bosl, ius ministerialium, S. 92 f.
Lehen, Allod und Siegelführung: Weitere Aufstiegsmerkmale?
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der Unfreiheit noch deutlich zu sehen. Auch das kürzere Dienstrecht setzt also allodialen Besitz voraus. Abschließend sei ein kurzer Blick in die erzbischöflichen Urkunden geworfen.247 Schon 1102 bestätigte Erzbischof Friedrich I., dass sein Vorgänger Hermann III. vom Edlen Wern ein Allod gekauft habe, das er seinem Ministerialen Albero in liberam possessionem geschenkt habe.248 Albero wiederum habe das Allod an Abt Reginhard von Siegburg verkauft, der damit dem Erzbischof ein Anniversar gestiftet habe. 1188 schenkten der Ministeriale Iohannes de Hulse und dessen Frau der Abtei Altenberg allodium und zwar durch die Hand des Erzbischofs.249 Zwischen 1193 und 1205 schenkte der Ministerial Jacob von Berke für das Seelenheil seines Vaters dem Kloster Kamp einen halben Mansus.250 Ministeriale hatten also Allodialbesitz und konnten diesen mit Zustimmung des Erzbischofs auch veräußern. Hieran wird freilich ihre rechtliche Unfreiheit doch noch deutlich. Wie auch für die Lehen gilt, dass das Eigen schon zu Beginn des 12. Jahrhunderts vorhanden war und so ebenfalls nur bedingt tauglich ist, den Aufstieg der Ministerialen zu verdeutlichen. Ein weiteres Aufstiegsmoment stellen von Ministerialen geführte Siegel dar. Bis zum Ende des Pontifikats Engelberts II. finden sich drei Urkunden, die Siegel von Ministerialen enthalten. Die erste stammt vom April 1252, ausgestellt von Konrad von Hochstaden für den Kämmerer Gottfried von Bachem:251 Significandum duximus universis, quod, cum fidelis noster Goderidus camerarius quoddam molendinum quod Cotemulin dicitur situm in parrochia Dinkere a nobis et ecclesia Coloniensi in feodo teneret, idem Godefridus de voluntate et consensus nostro dictum molendinum donavit ecclesie de Welvere ordinis Cysterciensis perpetuo habendum. Econverso idem Godefridus camerarius noster donavit nobis allodium molendini sui quod situm est Blazheim et a nobis in feodo recepit.
Die Zeugenliste enthält folgende Personen: Conradus subdecanus, Philippus thesaurarius, magister Johannes scolasticus maioris ecclesie, magi ster Theodericus scolasticus Bunnensis, Godefridus prepositus Monasteriensis in Efflia, magister Godescalcus scolasticus sancta Marie ad Gradus in Colonia.
Die Siegelankündigung liest sich wie folgt: In cuius rei testimonium presens scriptum tam sigillo nostro quam sigillo dicti camerarii nostri Godefridi est communitum.
2 47 Vgl. Ahrens, Ministerialität, S. 57 f. mit weiteren Beispielen. 248 REK II 20 (1102) [Lac. I 260]. 249 REK II 1320 (1188) [Lac. I 514]. 250 REK II 1673 (1193 – 1205) [ungedr.]. 251 REK III 1673 (1252) [WUB VII 769].
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Der Rechtsstand der Ministerialen
Nach dem Westfälischen Urkundenbuch hängen „an gelbgrünen Seidenfäden die Siegel des Erzbischofs mit Rücksiegel (beschädigt) und des Kämmerers Gottfried von Bachem“.252 Gottfried gehörte zur Familie von Bachem, die seit mehreren Generationen den erzbischöflichen Kämmerer stellte.253 Ob Gottfried bei Ausstellung der Urkunde noch als Ministerial anzusehen ist, ist fraglich. Zuletzt wird er 1226 so bezeichnet, wobei ebenfalls fraglich ist, ob es sich um 1226 und 1252 um dieselbe Person handelt.254 Bei der nächsten Urkunde handelt es sich um die Sühne zwischen Erzbischof Engelbert II. und der Stadt Köln von 1263. Besiegelt wurde sie unter anderem auch von denjenigen, die der Gegenpartei Engelberts Beistand leisten sollten, falls dieser oder dessen Verbündete sich nicht an die Bedingungen der Sühne halten sollten.255 Nach den Grafen und Herren sind dies […] unse dienstman Herman der marscalc van Alftre, Mathys der Schenke van are, Johann der burggreve von Wolkinburg, Daniel inde Winrich die gebrudere van bagheim, Lambreht van Reinbach inde Diederich der burggreve van Rinnegge.
Die Urkunde selbst vermerkt nichts zur Besiegelung. Knipping jedoch schreibt im Regest, dass sie auch von den Beistandleistenden besiegelt worden sei, was bedeuten würde, dass die genannten dienstman, so die deutsche Übersetzung von minis teriales, als Siegler aufgetreten wären.256 Ennen und Eckertz schreiben, es hingen 34 Siegel an der Urkunde.257 Die dritte Urkunde stammt aus dem Jahr 1267 und bezieht sich auf die Beilegung eines Streits zwischen Engelbert II . und den Grafen Otto von Geldern, Wilhelm von Jülich, Adolf von Berg und Gerlach von Isenburg sowie den Bürgern von Köln.258 Geschlichtet wurde der Streit von den Prioren und Kapiteln der Stadt und Diözese Köln, deren Erklärung sich der Stadtvogt Rutger und Hermann, der Marschall von Alfter, unter Mitbesiegelung der Urkunde anschlossen:259 2 52 WUB VII 769. 253 Vgl. Tab. 9: Gottfried von Bachem, Kämmerer (1205 – 1291) und Kap. 4.2. 254 REK III 584 (1226) [Lac. IV 651]. 255 REK III 2261 (1263) [Ennen/Eckertz II 460]. 256 REK III 2261. Tabellen wurden nur angelegt für Hermann von Alfter und Winrich von Bachem: Tab. 24: Hermann von Alfter (IV.), Marschall (1243 – 1271); Tab. 12: Winrich von Bachem (II.), Truchsess/Schultheiß (1265 – 1288). Die beiden werden in den Zeugenlisten nicht mehr als Ministeriale bezeichnet. Inwiefern bei diesen und den anderen Sieglern noch von Ministerialen zu sprechen ist, ist fraglich. Beide gehören aber zu Familien, die um 1200 herum zur erzbischöflichen Ministerialität gehört haben. Vgl. zu den von Alfter Kap. 5.1 und den von Bachem Kap. 4.2. 257 Ennen/Eckertz II 460. 258 REK III 2389 (1267) [Ennen/Eckertz II 499]. 259 Vgl. für Hermann Tab. 24. Für Rutger wurde wegen zu weniger Nennungen keine Tab. angelegt.
Lehen, Allod und Siegelführung: Weitere Aufstiegsmerkmale?
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Nos eciam Rutgerus advocatus Coloniesis, Herimannus marechalcus de Alftere predicti sub sigillis nostris, que presentibus appendimus, simila protestamur.
Volker Rödel hat beobachtet, dass die meisten Ministerialensiegel sich an Schenkungsurkunden für von den Ministerialen selbst gestiftete Klöster finden.260 Diese Möglichkeit besteht hier nur bei der ersten vorgestellten Urkunde. Der Kämmerer Gottfried kann als Gründer des Zisterzienserinnenklosters Welver jedoch ausgeschlossen werden. Die Bedingungen für eine Gründung wurden vielmehr vom Stadtvogt von Soest und Vogt von St. Patrokli, Walter, und dessen Gattin Sophia geschaffen.261 Welche Verbindung Gottfried nach Soest hatte, lässt sich nicht klären. Zumindest ist aber zutreffend, dass es eine Schenkungsurkunde war, die er selbst besiegelte. In den genannten Urkunden treten demnach Personen auf, die zu Familien gehören, die der Terminologie nach bis in die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts sicher der erzbischöflichen Ministerialität zuzurechnen sind. Zum Zeitpunkt der Ausstellung der Urkunden kann von Ministerialen im eigentlichen Sinne jedoch nicht mehr gesprochen werden. Allerdings ist die Siegelführung zweifellos als ein weiterer Schritt in der Entwicklung dieser Personengruppe zu sehen. Bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts war das Recht zu siegeln auf „Kaiser, Könige, Päpste, weltliche und geistliche Fürsten, Offiziale, Ordensgenerale, Klöster und Städte“ beschränkt.262 Mit der Ausbreitung der Siegelurkunde, die im 13. Jahrhundert durch eine Zeugenliste beglaubigte Urkunden ablöste, setzte sich jedoch auch die Auffassung durch, dass jeder mit einem eigenen Siegel seinen Urkunden Rechtskraft verleihen konnte.263 Ahasver von Brandt schreibt: „Theoretisch konnte […] im Hochmittelalter jedermann siegeln, sofern er unbeschränkt rechtsfähig war, ein Siegel besaß und Anlass zum Siegeln hatte.“ 264 Daher war es nur folgerichtig, dass auch manche Ministerialen im 13. Jahrhundert Siegel führten und nutzten, meist in Form des Wappensiegels.265 Insofern passt diese Entwicklung gut zum adelsähnlichen Verhalten, das viele Ministeriale um die Mitte des 13. Jahrhundert ausbildeten.266 260 Vgl. Rödel, Siegel und Wappen, S. 86. 261 Vgl. Schulz, Art. Welver, S. 450; vgl. auch Wolf, Vögte; vgl. auch die Bestätigung der Gründung durch Konrad von Hochstaden 1242: REK III 1063 (1242) [WUB VII 534]. 262 Diederich, Siegel, S. 344. 263 Vgl. Diederich, Siegel, S. 344. 264 Brandt, Werkzeug des Historikers, S. 135; ähnlich auch Bresslau, Handbuch der Urkundenlehre, Bd. 1, S. 711 – 713; Diederich, Siegel, S. 344; zum 12. und 13. Jahrhundert als „Zeit des Wandels“ auch Stieldorf, Siegelkunde, S. 44 – 46. 265 Vgl. Ilgen, Sphragistik, S. 355. 266 Vgl. die österreichische Ministerialenfamilie der Kuenringer, von denen Siegel und auch Wappen überliefert sind: Zauner, Herrschaftsbesitz.
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Der Rechtsstand der Ministerialen
In der Forschungsliteratur fallen die Bemerkungen zur Siegelführung von Ministerialen meist nicht sehr umfangreich aus.267 Dies liegt sicher daran, dass die Siegler zum Zeitpunkt der Besiegelung keine Ministerialen im eigentlichen Sinne mehr waren und meist auch nicht mehr so genannt wurden. Sie sind eher dem niederen Adel zuzurechnen, zu dessen Siegelführung wiederum es umfangreichere Ausführungen gibt.268 Daraus ist zu folgern, dass es siegelführende Ministerialen eigentlich nicht gab.
3.4 Fazit Die beiden Kölner Dienstrechte sind mit großer Wahrscheinlichkeit das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Erzbischof und Ministerialität, was relativ selbstbewusste Ministerialen voraussetzt, andererseits aber auch den nach wie vor vorhandenen Zugriff des Dienstherrn zeigt. Der Inhalt regelt vor allem die Gefolgschaft im Kriegsfall und beim Italienzug und ist insofern nicht ungewöhnlich. Die fortgeschrittene Entwicklung der Ministerialen wird daran deutlich, dass im längeren Dienstrecht die Erbbarkeit von Amt und Lehen nicht mehr in Frage gestellt wird. Die allgemein offeneren und unspezifischeren Bestimmungen im kürzeren Dienstrecht zeigen, dass sich die Ministerialen aus den engen Bindungen an den Metropoliten schon gelöst hatten. Die Untersuchung des Hofdienstes ergab, dass zumindest die obere soziale Schicht der Ministerialen gut ausgestattet war und damit den Adeligen nicht oder kaum nachstand. Die Kölner Stadtvogtei wurde vermutlich vom Erzbischof als Gegengewicht zum adeligen Burggrafen geschaffen und gezielt mit Ministerialen besetzt. Ihre Inhaber gehörten zum engsten Beraterkreis des Metropoliten und hatten darüber hinaus vielfältige Bindungen in die Stadt hinein. Die Urkunden der Erzbischöfe von Köln zeigen, dass sowohl Lehen- als auch Allodialbesitz im Kölner Erzstift schon früh vorkamen und keine Seltenheit waren. Im 13. Jahrhundert führten zumindest einige (ehemalige) Ministeriale Siegel, was zu diesem Zeitpunkt aber nicht als überraschend oder unüblich gelten kann.
267 Vgl. Ewald, Siegelkunde, S. 39; Kittel, Siegel, S. 284. 268 Vgl. Kittel, Siegel, S. 284 – 293.
4. Zwei exemplarische Ministerialenfamilien des Kölner Erzstifts
In d iesem Kapitel werden zwei Ministerialenfamilien eingehender vorgestellt. Dies soll dazu dienen, die Entstehung der Familien in Zusammenhang mit dem Amt, das einer ihrer Vertreter ausübte, zu zeigen. Die Familien Eppendorf und Bachem wurden gewählt, da zu ihnen ausreihend Quellenmaterial vorliegt und beide zu den bedeutenden Ministerialenfamilien des Erzstifts gehören.1 Gemäß der Zielsetzung dieser Arbeit können an diesen beiden Familien auch soziale Aufstiege und ihre Rolle in der Herrschaftsausübung des Erzbischofs gezeigt werden.
4.1 Die Familie von Eppendorf 4.1.1 Die Familie von Eppendorf als Inhaberin der Kölner Stadtvogtei Stadtvögte lassen sich in Köln, wie oben bereits beschrieben, erstmals 1047, spätestens jedoch 1061 nachweisen.2 Der erste über einen längeren Zeitraum nachweisbare Vogt ist ab 1081 ein Hermann, zu dem sich jedoch kaum weitere Informationen finden lassen.3 Der zweite nachweisbare Stadtvogt ist Almarus von 1106 bis 1144.4 Ab 1122 gibt es die oben schon angesprochene Doppelbesetzung des Amtes, die mit dem mutmaßlichen Tod des Almarus 1144 wieder endet: Von 1122 bis 1158 ist mit Hermann das erste Mitglied aus der Familie Eppendorf im Amt.5 Zwischen 1127 und 1139 tritt als dritter Stadtvogt Conrad hinzu, dessen Erscheinen möglicherweise mit der Abwesenheit Hermanns aus den Zeugenlisten z wischen 1130 bis 1138 zusammenhängt.6 Auch Conrads Herkunft ist nicht zu ermitteln. Sofern in den Anmerkungen nicht anders angegeben, beziehen sich die folgenden Ausführungen zu Hermann auf Tabelle 4. Sicher nachweisen lässt sich Hermann zum ersten Mal 1124, da die erste Urkunde mit seinem Namen aus dem Jahr 1122 eine Fälschung ist. Dass er zu den Ministerialen gehört, lässt sich bereits mit der dritten Urkunde von 1125 belegen, die Erzbischof Friedrich in Siegburg für das dortige Kloster ausstellte. 1138, als Hermann 1 Vgl. die Tabellen im Anhang. 2 Vgl. zur Kölner Stadtvogtei ausführlich Kap. 3.2. 3 Vgl. Tab. 1: Hermann, Stadtvogt (1083 – 1104). 4 Vgl. Tab. 2: Almarus, Stadtvogt (1106 – 1144); vgl. auch Ritzerfeld, Erzstift, S. 84 f. 5 Tab. 4: Hermann von Eppendorf, Stadtvogt (1122 – 1158). 6 Tab. 3: Conrad, Stadtvogt (1127 – 1139).
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Zwei exemplarische Ministerialenfamilien des Kölner Erzstifts
nach achtjähriger Abwesenheit wieder auftaucht, wird er zum ersten Mal mit der Herkunftsbezeichnung de Heppendorf genannt, vorher heißt er lediglich advocatus oder advocatus urbis. Daher besteht die Möglichkeit, dass z wischen 1122 und 1130 ein anderer Hermann testiert als ab 1138; nachweisen lässt sich das jedoch nicht. Die Umstände, unter denen Hermann in das Amt des Stadtvogts gelangte, liegen im Dunkeln. Er nannte sich nach dem Ort Heppendorf im heutigen RheinErft-Kreis, der 976 erstmals erwähnt wird, als er von Erzbischof Gero dem Kölner Stift St. Gereon übertragen wurde.7 Die ersten Ministerialen, die sich nach dem Ort nennen, sind Sicco und sein Sohn Ernst im Jahr 1133 als Zeugen in einer erzbischöflichen Urkunde für die Abtei Brauweiler.8 Sicco testiert noch einmal im Jahr 1140.9 Beide lassen sich dann aber nicht weiter verfolgen. Hermann ist der letzte Ministeriale, der sich nach dem Ort nennt, spätere Verbindungen der Familie dorthin lassen sich nicht nachweisen. Auffallend ist, dass Hermann der einzig verbleibende der drei genannten Vögte ist. Er setzte sich sowohl gegen Conrad als auch gegen Almarus durch. Nach dem Abtreten, vielleicht dem Tod Almarus’ 1147 scheint Erzbischof Arnold I. darauf verzichtet zu haben, erneut einen zweiten Vogt zu berufen. Ob sich Hermann wirklich im Rahmen einer Konkurrenz gegen die beiden anderen durchgesetzt oder sie schlicht überlebt hat, lässt sich nicht sagen.10 Beachtlich ist aber, dass es ab diesem Zeitpunkt keinerlei Bestrebungen des Erzbischofs gegeben hat, den Eppendorfern das Amt des Stadtvogtes wieder zu entziehen. Hermann testiert z wischen 1138 und 1158 39-mal in erzbischöflichen Urkunden, woraus sich eine zweifellos große Nähe zum Erzbischof ableiten lässt. Dabei begleitete er seinen Herrn nach Soest, Xanten, Medebach und Worms. In Soest 1152 und in Worms 1153 war er gemeinsam mit anderen Kölner Ministerialen Zeuge in Urkunden König Friedrichs I.11 Seine herausragende Stellung am Hof wird auch in der Bezeichnung als nobilis advocatus deutlich.12 Das zeigt seine Nähe zum niederen Adel und damit die Aufstiegsmöglichkeiten, die die Ministerialität bieten konnte. Schon vor seinem Ausscheiden aus dem Amt des Stadtvogtes führte Hermann seinen Sohn Gerhard in selbiges ein.13 1158 werden in einer in Köln ausgestellten 7 REK I 522 (926) [Heusgen, S. 11 und 22 = RhUB I 957]; vgl. dazu auch Ritzerfeld, Erzstift, S. 85; vgl. zu Heppendorf: Graumann, Art. Elsdorf-Heppendorf; Schläger, Heppendorf. 8 REK II 298 (1133) [ungedr.]. 9 REK II 392 (1140) [Lac. I 342]. 10 Belege für den konreten Ablauf gibt es nicht; vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 86. 11 Soest: MGH D F I. 7 (1152); Worms: REK II 559 (1153) [MGH D F I. 59 = Lac. I 375;] und MGH D F I. 60. 12 REK II 485 (1145 – 1151) [Ennen/Eckertz I 117]. 13 Alle folgenden Ausführungen zu Gerhard, der hier der Übersicht halber als Gerhard (I.) bezeichnet werden soll, was aber kein Quellenbegriff ist, beziehen sich auf Tab. 5: Gerhard
Die Familie von Eppendorf
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Urkunde, in der Erzbischof Friedrich II. das Kloster Königsdorf in seinen Schutz nahm, Vater und Sohn unter den Zeugen genannt: Herimannus advocatus et Gerhar dus filius eius.14 Selbstständig kommt Gerhard zum ersten Mal erst 1165 in einer Urkunde für den Ort Medebach vor. Sein Vater testierte bereits 1158 zum letzten Mal. Die Ursache der Lücke zwischen 1158 und 1165 ist sicher darin zu sehen, dass Erzbischof Reinald von Dassel die ersten sechs Jahre seines Pontifikats fast ausschließlich in Italien verbrachte und daher kaum Urkunden produzierte. Dies ist das erste Mal, dass sich in Köln die Erbbarkeit eines Ministerialenamtes sicher belegen lässt. Dass es hierbei Probleme oder Widerstand gegen den Erbgang gegeben hätte, ist nicht überliefert und so kann angenommen werden, dass Reinald mit der Vererbung einverstanden war. Andererseits besteht die Möglichkeit, dass er durch seine Aufenthalte in Italien über die Vorgänge in Köln gar nicht hinreichend informiert war und die Vererbung weder guthieß noch sie verhinderte. Bereits 1166, kurz nach seinem Amtsantritt, taucht Gerhard gemeinsam mit seinem Bruder Hermann in den Quellen auf, der ab d iesem Jahr als erzbischöf licher Schultheiß von Soest belegt ist.15 Die Ministerialenfamilie Eppendorf nimmt langsam Gestalt an. Gerhard (I.) ist einer der im Untersuchungszeitraum am häufigsten vorkommenden Ministerialen mit 98 Testierungen z wischen 1165 und 1190, also durchschnittlich vier Zeugenschaften pro Jahr. Als enger Berater der Erzbischöfe Reinald von Dassel und Philipp von Heinsberg war er einer der wichtigsten Ministerialen überhaupt. Ebenso wie sein Vater begleitete er den Erzbischof auf fast allen seinen Reisen und ist so in Soest, Neuss, Xanten, Nijmegen und Andernach zu finden.16 Burkhardt folgerte: „Seine engen Kontakte zu Adel, Ministerialität und Kölner Bürgertum ermöglichten dem Stadtvogt eine für den Erzbischof wertvolle Integrationsleistung.“ 17 Auch Gerhard wurde wie sein Vater verschiedentlich mit seinem Titel in den Urkunden in die Nähe des Adels gerückt: 1169 wird er Gerhardus nobilis advocatus in Colonia genannt 18 und 1176 als Gerhardus maior advocatus Colonie bezeichnet 19. (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1165 – 1190). 14 REK II 651 (1158) [AHVN XXVI 18]. 15 Vgl. zu Hermann Tab. 35: Hermann, Schultheiß Soest (1166 – 1232) und die Ausführungen in Kap. 10.1.1. 16 Vgl. die Karte 2 im Anhang; vgl. hierzu auch das ‚Empfängeritinerar‘, das Burkhardt, Stab, S. 676, Abb. 85 erstellt hat. Gerhard habe das Erzstift „bischofsgleich“ erfasst und sei in dieser Funktion nur mit dem Dompropst Bruno von Berg vergleichbar gewesen (ebd., S. 304). 17 Burkhardt, Stab, S. 304. 18 REK II 948 (1170) [Erhard II 343]. 19 REK II 1050 (1176) [Lac. I 461].
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Zwei exemplarische Ministerialenfamilien des Kölner Erzstifts
Als Reinald von Dassel 1167 in Italien starb, sandte Friedrich Barbarossa einen Brief mit der Bitte, Philipp von Heinsberg zu dessen Nachfolger zu wählen, nach Köln und sprach in diesem Gerhard, vor den Ministerialen Heinrich von Alpen und Heinrich von Volmarstein, als E rsten persönlich an, sodass sich schließen lässt, dass seine Stellung auch am kaiserlichen Hof bekannt war.20 Dies liegt zwar darin begründet, dass sich Gerhard 1167 ebenfalls in Italien aufhielt, trotzdem zeigt dieser Vorgang, welcher Einfluss ihm vom König zugetraut wurde.21 Demnach blieb G erhard nicht immer in Köln – entgegen dem Paragrafen 4 des längeren Dienstrechtes, der den Stadtvogt und den Kämmerer von der Pflicht zum Italienzug ausnimmt.22 1167 testierte er in Siena in einer Urkunde Reinalds, in Rom in einem Diplom Barbarossas. Im Jahr 1174 zeugte Gerhard in einer in Sinzig ausgestellten Urkunde des Kaisers, in der dieser das Kloster Siegburg in seinen Schutz nahm.23 Auch in diesem Fall war er im Gefolge des Erzbischofs, nun Philipp von Heinsberg, angereist. Auffällig ist, dass Gerhard (I.) im Gegensatz zu seinem Vater in den Urkunden kein einziges Mal mit der Herkunftsbezeichnung de Heppendorf genannt wird. Er wird immer nur advocatus Coloniensis, advocatus curie nostre oder advocatus civitatis genannt. Möglicherweise war die Herkunft aus dem kleinen Heppendorf schon in Vergessenheit geraten, denn auch sein Vater Hermann wird zuletzt schon 1147 so bezeichnet. Ihren Wohnsitz hatten die Vögte, nicht nur die Eppendorfer, innerhalb der Stadt Köln, und zwar in der Laurenzpfarre, in der Nähe zum Hof des Erzbischofs.24 Auch besteht die Möglichkeit, dass der Titel advocatus als ehrenvoller und bezeichnender empfunden wurde als die Nennung nach dem Herkunftsort, da er sich auf das Machtzentrum Köln bezog. Solch eine Nennung erfolgte in der Regel ohnehin meist nur dann, wenn die Personen dort noch wohnten oder ihre Funktion von dort ausübten, wie es bei den Ministerialen der Fall war, die Burggrafen waren.25 Gerhard führte 1185 seinen Sohn Hermann (II.)26 am Hof ein, danach testiert er noch fünfmal mit ihm zusammen. Auch hier scheint der Übergang vom Vater auf den Sohn ohne Probleme vonstattengegangen zu sein. Hermann (II.) war ähnlich 20 REK II 902 (1167) und 906 (1167) [D F I. 535]: Fredericus dei gratia Romanorum imperator et semper augustus dilectis suis Gerhardo advocato Coloniensi, Henrico Alfeinn, Henrico de Folmoldestein gratiam suam et omne bonum. 21 REK II 890 [MGH D F I. 649] und 900 (1167) [Lac. I 462 = MGH D F I. 532]; vgl. dazu Schieffer, Zeugen, S. 116 f. 22 Vgl. Kap. 3.1.1. 23 MGH D F I. 618 (1174). 24 Vgl. Keussen, Topographie, I 210a 2, auch S. 29; Lau, Beamte, S. 26, Anm. 1 mit weiteren Stadtvögten, die dort ansässig waren; vgl. auch Trockels, Ministerialen, S. 23 f.; Jakobs, Studien, S. 24. 25 Vgl. Kap. 8. 26 Alle Ausführungen folgen Tab. 6: Hermann (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1191 – 1236).
Die Familie von Eppendorf
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einflussreich wie sein Vater. Zwischen 1193 und 1236 testierte er abzüglich einiger Fälschungen und Urkunden, die nicht vom Erzbischof ausgestellt wurden, 95-mal. Einmal zeugte er in einer Urkunde Heinrichs VI.27 und zweimal in einer Ottos IV.28, was seine herausgehobene Position am Hof unterstreicht. Auch Hermann (II.) war, genau wie seine Vorgänger, einer der engsten Berater des Erzbischofs und begleitete ihn etwa nach Worms, Weißenburg und Mainz. Hermann (II.) wird ebenso wie seine beiden Vorgänger als nobilis advocatus de Colonia 29 bezeichnet, einmal auch als nobilis comes de Colonia 30. Auffälligerweise erfolgten diese Benennungen alle im Zeitraum 1193 bis 1195, zu Beginn des Pontifikats Adolfs I. Ob damit ein Zusammenhang besteht, lässt sich nicht sagen, da es keine Anzeichen dafür gibt, dass sich an der Stellung des Stadtvogtes unter dem neuen Erzbischof etwas geändert hätte. Möglicherweise ist der Grund im Wechsel des Schreibers der Urkunden zu suchen, was aber eigentlich nicht wahrscheinlich ist, da die Urkunden in der Regel Empfängerausfertigungen waren und an verschiedene Klöster gingen: Marienborn, Steinfeld und zweimal Knechsteden. 1195 testiert Hermann (II .) zusammen mit seinem Bruder Gerhard, zu dem sich sonst keine Informationen finden lassen. Die Einführung des Sohnes am Hof geschah bei Hermann (II.) sehr früh. Schon 1209 taucht zum ersten Mal sein Sohn Gerhard (II.) neben ihm auf. Im Abstand von mehreren Jahren zeugen die beiden immer wieder gemeinsam, bis Gerhard (II.) 1227 zum ersten Mal allein genannt wird. Bis 1236 waren dann Vater und Sohn anscheinend gemeinsam im Amt, testieren aber nicht noch einmal in derselben Urkunde. 1224 taucht noch ein Sohn Arnold auf. Es bleibt aber bei diesem einen Nachweis. Gerhard (II.) hatte von 1235 bis 1252 eine im Vergleich zu seinen Vorgängern kurze Amtszeit, in der er 20-mal als Zeuge auftritt. Auffällig ist, dass er kein einziges Mal unter der Rubrik ministeriales aufgeführt wird. Das liegt vermutlich auch daran, dass die Zeugenlisten der Urkunden seit dem Beginn des 13. Jahrhunderts immer seltener in Rubriken unterteilt sind; eine Tendenz, die sich erstmals in der Regierungszeit Adolfs I. bemerkbar macht.31 Zwar sind die Zeugen immer noch zu Gruppen geordnet, auf eine strenge Unterscheidung wird jedoch verzichtet. Die Schreiber Heinrichs I. und Konrads von Hochstaden gaben diese Praxis s chließlich
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REK II 1449 (1193) [Lac. I 539]. REK II 1550 (1198) [Lac. I 562] und 1596 (1201) [Lac. I 566]. REK II 1464 (1193) [Lac. I 541], 1474 (1194) [AHVN LXV 19], 1490 (1195) [Lac. I 551]. REK II REK II 1491 (1195) [Lac. I 552]; vgl. dazu Beyerle, Urkundenfälschungen, S. 414,
Nr. 14, der einen Schreibfehler vermutet. Dem muss aber nicht so sein, da auch andere Ministeriale bisweilen den comes-Titel führten, etwa die Burggrafen von Volmarstein: vgl. Kap. 8.1. 31 Vgl. dazu ausführlich Kap. 11.1.
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fast ganz auf. Die einzigen Kategorien, unter denen Gerhard (II.) zu finden ist, sind einmal milites und ein weiteres Mal fidelibus. Nachfolger Gerhards (II.) war sein Sohn Rutger, zu dem ungleich weniger Quellen vorliegen als zu seinen Vorgängern. Eine Einführungszeit, in der er gemeinsam mit seinem Vater testiert, gibt es bei ihm nicht. Dass er überhaupt zu den Eppendorfern gehört, wird erst 1259 klar, als Rutgerus et Wilhelmus fratres filii advocati zeugen.32 In der Folgezeit ist er fünfmal als Stadtvogt belegt.33 Als enger Berater des Erzbischofs lässt sich Rutger also nicht mehr belegen. Die genauen Umstände, die dazu führten, werden weiter unten behandelt.34 4.1.2 War die Stadtvogtei ein Aufstiegsmoment für die Familie von Eppendorf? Die Erbbarkeit der Stadtvogtei stand im Grunde seit dem Übergang des Amtes von Hermann (I.) an Gerhard (I.) in den 60er Jahren des 12. Jahrhunderts fest.35 Lange glaubte die Forschung, es habe eine offizielle Verleihung der Stadtvogtei als Erblehen vom Erzbischof an die von Eppendorf gegeben.36 Die Urkunde über die Verleihung ist aber eine Fälschung, wie Groten nachgewiesen hat, und steht im Zusammenhang mit dem ebenfalls gefälschten Burggrafenschied. Groten hält eine Fälschung des Schieds kurz nach dem Ankauf der Burggrafschaft 1279 für wahrscheinlich, weil sich die darin enthaltenen Bestimmungen gegen den Erzbischof richten und den Einfluss des Stadtvogtes im Gericht sichern sollten.37 Es ist indes nicht unwahrscheinlich, dass es, trotzdem die Vogteiurkunde eine Fälschung ist, doch eine formale Verleihung der Stadtvogtei als Erblehen an die Eppendorfer gegeben haben könnte. Groten macht wahrscheinlich, dass ein Teil der Dispositio der Vogteiurkunde auf einer nicht überlieferten Urkunde Philipps von Heinsberg für Gerhard von Eppendorf beruhen könnte.38 Er begreift die Verleihung als Auszeichnung für geleistete Verdienste, was durchaus nicht unwahrscheinlich ist, bedenkt man die enge Bindung Gerhards an den Erzbischof in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts. Es könnte sich also zunächst um eine Verleihung ad personam an Gerhard gehandelt haben, woraus sich erst später die Erbbarkeit innerhalb der Familie entwickelte. 32 REK III 2044 (1259) [Lac. II 464]. 33 REK III 2046 (1259) [Lac. II 465], 2069 (1259) [ungedr.], 2136 (1260) [Lac. II 496], 2261 (1263) [Lac. II 534], 2346 (1265) [Günther II 219]. 34 Vgl. Kap. 11.5. 35 Vgl. Burkhardt, Stab, S. 304. 36 Vgl. Groten, Burggrafenschied, S. 74. 37 Vgl. Groten, Burggrafenschied, S. 76 – 79. 38 Vgl. Groten, Burggrafenschied, S. 80.
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Die Quellen zeigen die Stadtvögte aus der Familie Eppendorf bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts unverändert als enge Berater des Erzbischofs. Daher ist diese Funktion bis zu d iesem Zeitpunkt zweifellos als Aufstiegsmoment zu werten. Allerdings muss betont werden, dass die Familie ihren Aufstieg recht schnell vollzogen und ihre erreichte Position erfolgreich gesichert hat. Schon seit Gerhard (I.), vielleicht schon seit Hermann (I.), stand die Erbbarkeit des Amtes und die Nähe zum Erzbischof offensichtlich nie ernsthaft in Frage. So bot das Amt den Söhnen immer wieder die Möglichkeit des Aufstiegs. Eigentlich müsste jedoch eher von einem Automatismus gesprochen werden, denn die Laufbahn stand von vornherein fest, wie die frühe Bezeichnung Gerhards (I.) als nobilis advocatus zeigt. Schon die Geburt in die richtige Familie sicherte einen der ersten Plätze am Hof. Damit war aber gleichzeitig anderen Ministerialen die Möglichkeit genommen, über dieses Amt aufzusteigen, etwa durch eine regelmäßig wechselnde Besetzung der Ämter, die das längere Dienstrecht eigentlich vorsah.39 Für die Ministerialität insgesamt war die Stadtvogtei also kein Aufstiegsmoment. Abgesehen von den erstgeborenen Söhnen und dem Schultheißen von Soest lassen sich kaum andere Familienmitglieder der Eppendorfer als Ministeriale nachweisen. Sie tauchen zwar gelegentlich neben dem Stadtvogt in den Zeugenlisten auf, scheinen am Hof aber keine größere Rolle gespielt zu haben. Besondere Funktionen lassen sich ihnen nicht zuweisen. Die Ausnahme ist Hermann, der Bruder von Gerhard (I.), der z wischen 1166 und 1205 als Schultheiß von Soest belegt ist.40 Er taucht erneut zwischen 1209 und 1232 auf, allerdings ist nicht sicher zu sagen, ob es sich um die gleiche Person handelt, zumal eine Amtszeit von 1166 bis 1232 recht lang gewesen wäre. Ein Verwandtschaftsverhältnis lässt sich, sollten es zwei verschiedene Personen sein, nicht feststellen. Auch bei Hermann liegen die Umstände, die ihn in dieses Amt brachten, im Dunkeln. Klar ist aber, dass er immer, wenn der Erzbischof in Westfalen oder in Soest selbst weilte, an dessen Hof war und auch häufig in Köln belegt ist. Mit 54 Nennungen z wischen 1166 und 1205 ist auch Hermann einer der wichtigsten Ministerialen am Hof gewesen, oft testierte er zusammen mit Gerhard (I.) Die Entwicklung nach 1204 lässt sich nicht mit letzter Gewissheit nachzeichnen. Schon 1187 wird er gemeinsam mit seinen beiden S öhnen 39 LDR § 10. Dieser Wechsel alle sechs Wochen scheint in der Praxis nie umgesetzt worden zu sein. Die Urkunden lassen keinen solchen Rückschluss zu. Zudem wäre bei regelmäßigem Wechsel auch ein recht großer Pool an verfügbaren und entsprechend qualifizierten Ministerialen notwendig gewesen. Ahrens, Ministerialität, S. 20 f. nimmt an, dass einem Amt mehrere Ministeriale zugeordnet waren, jedoch nur einer als der eigentliche Inhaber galt. Belege gibt es dafür keine. Vgl. zur Besetzung eines Amtes mit Mitgliedern einer Familie auch von Heusinger, Amt, S. 28 – 32. 40 Vgl. auch für alle folgenden Ausführungen Tab. 35: Hermann, Schultheiß Soest (1166 – 1232). Vgl auch die Ausführungen in Kap. 10.1.1.
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Albertus und Hermann genannt.41 Vielleicht stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest, wer sein Nachfolger werden sollte, denn erst ab 1194 testiert nur noch Hermann mit ihm zusammen. Zwischen 1204 und 1209 und dann bis 1216 klafft eine große Lücke in den Belegen, die wahrscheinlich dem Thronstreit geschuldet ist. 1216 wird dann ein Hermann genannt, der wahrscheinlich der Sohn des ersten Hermanns ist, was auch aufgrund des hohen Alters, das der erste Hermann um 1204/1209 schon gehabt haben muss, wahrscheinlich ist. Dieser neue Hermann zeugt viermal zusammen mit seinem Bruder Goswin, bevor er ab 1230 allein vorkommt. Auch in Soest war das Amt demnach erbbar, zuerst ging es auf den Sohn über, dann, vielleicht wegen frühem Tod und fehlendem Sohn, auf den Bruder. Hatte der Stadtvogt im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert seinen Wirkungskreis eher am Hof des Erzbischofs oder in der Stadt? Für beides gibt es Argumente. Für den Hof sprechen die zahlreichen Zeugenschaften in den Urkunden, die ihn als einen der engsten Berater des Erzbischofs zeigen. Auch sein Auftauchen in von Königen ausgestellten Urkunden sowie seine Stellvertreterschaft weisen darauf hin. Für die Stadt spricht seine Tätigkeit als Richter im Hochgericht. Nicht vergessen werden darf, dass er für das Einsammeln und Aufbewahren der Einkünfte der erzbischöflichen Höfe zuständig war.42 Seine dauerhafte Nähe zum Erzbischof macht es zwar unwahrscheinlich, dass er selbst die Höfe besuchte und die Abgaben eintrieb, trotzdem kommt die Gegend um Köln auch als Einflussbereich in Betracht. Der Stadtvogt war also in zwei Lebenswelten gleichermaßen aktiv. Er zählte zu den wichtigsten weltlichen Beratern und Organisatoren am Hof, hatte aber als verlängerter Arm des Stadtherrn immer wieder mit städtischen Angelegenheiten zu tun. Ritzerfeld weist denn zu Recht auf die „überragende Bedeutung eines solch integrativen Verwaltungsträgers“ 43 hin. Die ältere Forschung sah ihn näher an den Bürgern als am Hof: Lau meinte, dass er durch Amt und Wohnsitz enge Verbindungen zu den Bürgern hatte „und daher im weitesten Sinne als Bürger gelten konnte“.44 Auch Hegel rechnete ihn zu den Bürgern.45 Groten konnte nachweisen, dass kein Stadtvogt in der Richerzeche aktiv gewesen ist.46 Auch als Schöffe ist keiner der Vögte belegt, was vor allem daran liegen dürfte, dass sie als Richter nicht gleichzeitig als Schöffen amtieren konnten bzw. durften. Ihr Wohnsitz in der Laurenzpfarre weist ebenfalls auf ihre Mittelstellung z wischen Erzbischof und Stadt hin: Er lag zwar in der Stadt, jedoch nicht weit vom Hof entfernt. 41 REK II 1280 (1187) [Wilmans 71]. 42 Vgl. Kap. 3.1.1. 43 Ritzerfeld, Erzstift, S. 82. 44 Lau, Beamte, S. 26. 45 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XL. 46 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 65 f., vgl. auch die Bürgermeisterliste S. 72 – 85, bes. S. 72.
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Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war die Funktion der Eppendorfer als Mittler zwischen Hof und Stadt intakt. Erst die im Folgenden dargestellten Ereignisse scheinen zum Bruch und zur Hinwendung zu den Bürgern geführt zu haben. Ab dem Pontifikat Heinrichs I. lassen sich die Stadtvögte immer seltener in der Umgebung des Erzbischofs nachweisen. Die Gründe sind unterschiedlich. Zunächst muss festgestellt werden, dass Heinrich zwar ungefähr ebenso viele Urkunden ausgestellt hat wie sein Vorgänger Engelbert, jedoch nur halb so oft wie dieser auf das Beglaubigungsmittel der Zeugenlisten zurückgreift.47 Entsprechend tauchen weniger Ministerialen als Zeugen auf. Griff Engelbert im Schnitt noch 4,6-mal pro Jahr auf sie zurück, tat Heinrich dies nur noch 2,1-mal. Bei Konrad von Hochstaden verstärkt sich diese Entwicklung noch einmal: Er hat zwar mit 470 Stücken weit überdurchschnittlich viele Urkunden ausgestellt, diese jedoch nur 76-mal durch Zeugen beglaubigen lassen. Ministeriale kommen unter ihnen nur 32-mal vor, was bedeutet, dass er im Durchschnitt nur 1,3-mal pro Jahr seine Dienstleute zum Testieren heranzog. So wird es immer schwieriger, mit der gewählten Untersuchungsmethode verlässliche Aussagen über die Umgebung des Erzbischofs zu treffen. Aus der Abnahme der Zeugentätigkeit allein einen Rückzug der Ministerialen abzuleiten, ist nicht zulässig. Allerdings kommen im Fall des Stadtvogtes noch andere Umstände hinzu, die die Entwicklung dieses Amtes beleuchten. Rutger von Eppendorf, Stadtvogt in den 50er- und 60er Jahren des 13. Jahrhunderts, hatte zu Beginn der 60er Jahre Schulden und zog deshalb in Erwägung, dem Erzbischof die Vogteirechte zu verkaufen, was dessen Einfluss im Hochgericht deutlich vergrößert hätte.48 Von diesen Aussichten aufgeschreckt, intervenierten Kölner Bürger bei Rutger und konnten ihn gegen die Zahlung eines Darlehens von seinen Plänen abbringen.49 Offensichtlich hatte sich der Stadtvogt soweit an die Bürger angenähert, dass er im Gericht, und vielleicht auch darüber hinaus, meist in ihrem Interesse handelte. Das wiederum deutet darauf hin, dass er sich dem Einfluss des Erzbischofs entzogen hatte, den dieser erst durch den Rückkauf der Vogteirechte wiedererlangt hätte. Dass Konrad von Hochstaden und Engelbert II. dem Rückkauf nicht abgeneigt gewesen sind, zeigt die Reaktion der Bürger, die offensichtlich weder Kosten noch Mühen scheuten, um genau das zu verhindern. Auch die Tatsache, dass der Erzbischof Rutger die Rechte hätte abkaufen müssen und sie ihm nicht einfach entziehen konnte, zeigt, wie selbstständig diese Institution und ihr Inhaber geworden waren. Damit aber hatte sich die Stadtvogtei in das 47 Vgl. hierzu und auch zu den folgenden Ausführungen die Tab. 46 und 47 im Anhang. Zu den Veränderungen ausführlich Kap. 11.1 und 11.5. 48 Ennen/Eckertz II 461 (1263); vgl. dazu Lau, Entwicklung, S. 17 f.; Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXVIII; Groten, Burggrafenschied, S. 75. 49 Ennen/Eckertz II 461 (1263).
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genaue Gegenteil von dem verwandelt, als was sie im 11. Jahrhundert geschaffen worden war: von einem Instrument, das den Einfluss des Erzbischofs im Gericht erhöhen sollte, zu einem Werkzeug der Bürger. Daneben zeigt sich hier aber auch der Wandel des Amtes und der Möglichkeiten, die sein Inhaber hatte. Konnte den Stadtvögten und der Familie Eppendorf der Aufstieg zunächst gerade durch die besonders große Nähe zum Metropoliten gelingen, hatte sich das Verhältnis jetzt umgekehrt und die Wahrung des Standes war wesentlich durch den Anschluss an die Bürger möglich. Beim Aufstand 1074 hatte der Vogt noch auf Seiten seines Herrn gegen die sich emanzipierenden Bürger gekämpft, 200 Jahre später wurde er von den Bürgern explizit gebeten, sein Amt zu behalten. Ein Richter und verlängerter Arm des Erzbischofs gegen die Stadt war er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Die völlige Hinwendung zu den Bürgern bot sich auch deshalb an, weil die Stadtvögte schon von jeher auch in deren Lebenswelt integriert gewesen waren und gemeinsame Interessen verfolgt werden konnten. Rutger starb bereits 1268 in den Auseinandersetzungen zwischen den Weisen und den Overstolzen, wobei er auf Seiten der Weisen und damit doch noch einmal auf Seiten des Erzbischofs gestanden hatte.50 1272 fanden seine Söhne einen Ausgleich mit der Stadt 51, den einer der Söhne, Gerhard (III .), der seinem Vater im Amt des Stadtvogtes nachfolgte, 1288 noch einmal bekräftigte 52. Gerhard (III .) lässt sich ebenfalls kaum in der Umgebung des Erzbischofs nachweisen. Der Verlust des Einflusses wurde 1279 besiegelt, als Erzbischof Siegfried von Westerburg Johann von Arberg die Burggrafschaft abkaufte.53 Siegfried vollzog das, was seine Vorgänger wahrscheinlich schon mit der Stadtvogtei hatten machen wollen, nur dass Johann von Arberg nicht durch eine Intervention der Bürger zurückgehalten wurde. Damit war der Erzbischof Herr im Hochgericht und der Stadtvogt überflüssig und seiner ursprünglichen Funktion endgültig beraubt. Nach dem Ankauf taucht Gerhard (III .) dann auch nur noch einmal in der Nähe des Erzbischofs auf 54 und band sich kurz vor der Schlacht von Worringen noch enger an die Stadt 55. Hegel konstatierte: „Er war, wie andere Ritter, 50 Vgl. Groten, Burggrafenschied, S. 75. 51 Ennen/Eckertz III 63 (1272): Nos Gerardus advocatus Coloniensis et Rutgerus frater noster, univeris presentes litteras visuris et audituris, notum facimus, quod nos pro nobis et universis consanguineis et amicis nostris pure et simpliciter reconciliati sumus cum civibus Coloniensibus super Discordia, que vertebatur inter nos ex una parte et ipsos cives Colonienses es altera occa sione bone memorie Rutgeri patris nostri quondam advocati Coloniensis et Wilhelmi avunculi nostri ac etiam occasione nostri […]. 52 Lac. II 842 (1288). 53 REK III 2809 (1279) [Lac. II 727]. 54 REK III 2821 (1279) [ungedr.]. 55 Lac. II 842 (1288).
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Bürger der Stadt geworden und in seinem Amt dem Rat der Stadt untergeben, nicht mehr der getreue Ministerial des Erzbischofs, sondern der getreue Diener der Stadt.“ 56 Obwohl Gerhard und seine Nachfolger in den nächsten Jahren ihr Heil auf Seiten der Stadt suchten, ist die von Hegel behauptete enge Bindung an sie doch nie gelungen. Der Tendenz nach hat er aber zweifellos Recht. Im 14. Jahrhundert kam es immer häufiger zu Streitigkeiten zwischen den Eppendorfern auf der einen und der Stadt oder dem Erzbischof auf der anderen Seite, an denen deutlich wird, dass die Familie das Amt des Stadtvogtes zwar immer noch in Erblichkeit besaß, der Einfluss, der sich darüber auf Stadt oder Erzbischof generieren ließ, aber immer weiter erodierte.57
4.2 Die Familie Bachem 4.2.1 Das Amt des Kämmerers am Hof des Kölner Erzbischofs Zum ersten Mal lässt sich am Kölner Hof ein Kämmerer im Jahr 1047 nachweisen, ohne dass sich Weiteres zu ihm sagen ließe.58 Im 11. Jahrhundert tauchen nach diesem noch zwei weitere Kämmerer auf, deren Familienzugehörigkeit sich aber nicht nachweisen lässt.59 In der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts finden sich zwei Kämmerer 60, von denen einer auch Bürgermeister der Richerzeche war 61. Einer Familie lassen diese sich aber ebenfalls nicht zuordnen. Die wichtigste Aufgabe des Kämmerers war die Verwaltung der Einnahmen aus Münze und Zoll, wie Paragraf 4 des längeren Dienstrechts deutlich macht: Hii siquidem duo domi manere debent, advocatus ut reditus curtium episcopalium colligate et conservet, camerarius reditus telonii et monete.62
Um dieser nachzukommen, war er laut längerem Dienstrecht von der Pflicht zum Italienzug befreit.63 Außerdem war er dafür zuständig, die Güter der in Köln ohne 56 Hegel, Köln, Bd. 3, S. XXXVIII f. 57 Vgl. Lau, Entwicklung, S. 18 – 20. 58 REK I 815 (1047) [Lac. I 182]: Willerius. 59 REK I 1118 (1076) [Oppermann 7] und 1120 (1077) [Seibertz I 32] (Hermann); REK I 1080 (1056 – 1075) [ungedr.] und 1161 (1084) [Ennen/Eckertz I 32] (Heinrich). 60 REK II 92 (1112) [Lac. I 275], 213 (1124) [Lac. I 298] (Konrad); REK II 377 (1139) [ungedr.], 378 (1139) [Lac. I 337], 451 (1147) [Seibertz I 47], 467 (1149) [Seibertz I 49] (ohne Titel, daher fraglich) (Dietmar). 61 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 81, Nr. 94. 62 LDR § 4; vgl. Kap. 3.1. 63 LDR § 4; zitiert in Kap. 3.1.1.
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Erben verstorbenen Fremden einzuziehen 64 sowie das Judenregal zu verwalten 65. Zu seinen exekutiven Funktionen gehörte es, wegen Totschlags angeklagte Ministeriale gemeinsam mit dem Stadtvogt in die Haft zu führen.66 4.2.2 Die Familie Bachem als Inhaberin des Kämmereramtes Der erste Kämmerer aus der Familie Bachem, Hermann (I.), taucht 1146 erstmals sicher nachweisbar in den Quellen auf und war durchgängig bis 1198 im Amt.67 Lau 68 und Groten 69 haben in ihm Vater und Sohn gesehen und den Tod des Vaters um 1190 herum angesetzt. In der Tat hatte Hermann drei Söhne, die verschiedentlich auch mit ihm in den Zeugenlisten auftauchen. Zweimal ein Theodericus 70 und 1189 einmal ein Hermann 71, der ihm dann wahrscheinlich im Amt nachfolgte. Außerdem gibt es noch einen Conrad, der nur zweimal zu belegen ist und davon einmal als Kämmerer genannt wird.72 Ähnlich den Stadtvögten scheint auch hier der Erbgang reibungslos vonstattengegangen zu sein. Eine formale Verleihung wie möglicherweise an die Eppendorfer ist nicht nachweisbar. Auffällig ist, dass Hermann in den Zeugenlisten bis auf wenige Ausnahmen immer Herimannus camerarius genannt wird. Nur selten tauchen Formulierungen wie archicamerarius 73 oder cubicularius 74 auf. Bei den Vögten und auch bei vielen anderen Ministerialen variieren die Formulierungen stark und die Funktion wird bei Weitem nicht immer genannt. Im Vergleich zu den Vögten fällt ebenfalls auf, dass sich der Kämmerer fast ausschließlich in Köln aufhielt.75 Er ist nur je einmal in Paffeneich bei Neuss, Soest, Kassel, Worms, Neuss und Zülpich 64 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 97, der das aus dem Großen Schied herausliest (Ennen/ Eckertz II 384). 65 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 97 nach MUB II, Nachträge Nr. 15 und Ennen/Eckertz II 308. 66 LDR § 7. 67 Vgl. zu allen folgenden Ausführungen Tab. 8: Hermann von Bachem, Kämmerer (1146 – 1198). 68 Lau, Beamte, S. 47. 69 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 79, Nr. 76. 70 REK II 1212 (1183) [Lac. I 488], 1321 (1188) [Günther I 219]; wegen der seltenen Nennungen wurde für ihn keine eigene Tabelle angelegt. 71 REK II 1335 (1189) [Lac. I 519]; aufgrund der einen Nennung als Sohn wurde für ihn keine eigene Tabelle angelegt. Die Nennungen bis 1198 sind in Tab. 8 enthalten. 72 REK II 1509 (1196) [AHVN LXV 20] und 1586 (1200) [Lac. I 568] (Kämmerer); auch für Conrad wurde wegen der wenigen Belege keine Tabelle angelegt. 73 REK II 442 (1146) [MUB I 530] und MUB I 530 (1144). 74 REK II 457 (1147) [Lac. I 359]. Dieser Terminus kommt nur einmal vor. Seine Bedeutung ist nicht zu erschließen. 75 Vgl. das ‚Empfängeritinerar‘ von Burkhardt, Stab, S. 732, Abb. 132.
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belegt. Die Reisen nach Kassel und Worms waren freilich besonders bedeutende Ereignisse, denn in Kassel wurde 1178 das Bündnis z wischen Philipp von Heinsberg und dem Bischof von Halberstadt gegen Heinrich den Löwen geschlossen. 1194 hielt sich Erzbischof Bruno III . am Königshof in Worms auf und Hermann testierte in einer Urkunde Heinrichs VI . Aus diesen wenigen Reisen lässt sich schließen, dass ihn seine Aufgaben sehr viel stärker an die Stadt Köln als an den umherreisenden Hof banden (bzw. an den Hof nur, wenn dieser sich in Köln aufhielt). Gleichwohl war Hermann nach dem Stadtvogt der wichtigste und engste ministeriale Berater des Erzbischofs, wie 51 Nennungen in den Zeugenlisten zeigen.76 Möglicherweise übte Hermann auch eine Art Stellvertreterschaft für den Erzbischof aus.77 Ein Blick in die Texte der erzbischöflichen Urkunden gibt Aufschluss über weitere Tätigkeiten des Kämmerers. Im Jahr 1169 hatte Hermann die Matrone Hazecha als Diensthörige behandelt; Abt Arnold von St. Maximin in Trier musste vor Erzbischof Philipp deren freie Herkunft bezeugen. Hec antiquitus veniens Coloniam matrimonium contraxit et filiam eiusdem nominis Hazecham genuit que similiter procedente tempore filios et filias progenuit quorum filiorum Herimannus quidam agnomine Birbuc de vita decessit et statim camerarius domini Philippi coloniensis archi episcopi nominee Herimannus omnem substantiam eius publicavit et domino suo vendicavit sicut iuris esset si suus et servilis conditionis fuisset.78
Im selben Jahr hatte Hermann gemeinsam mit Philipp einen gewissen Hermann Birbuch und dessen Brüder als Hörige für die erzbischöfliche Kammer in Anspruch genommen. In diesem Fall konnte Abt Arnold von St. Maximin nachweisen, dass sie Wachszinsige seiner Abtei waren.79 1172 war Hermann zugegen, als Arnold Crucheren auf Befehl Erzbischof Philipps aus dem Hofesverband Pingsdorf befreit wurde, was in Gegenwart des Stadtvogtes Gerhard und der Schöffen sowie mit Zustimmung der Ministerialen geschah.80 Zwischen 1172 und 1180 wurde Blithilda, Tochter des Waldever, nach dem Tod ihres Mannes von Philipp von Gütern vertrieben, die zur erzbischöflichen Kammer gehörten. Daraufhin zahlte sie eine Gebühr und der Erzbischof gewährte ihr Schutz gegen jeden, der sie bedrängen sollte. Er setzte Kämmerer Hermann dafür als Bürgen ein. 76 Bei dieser Berechnung sind beide Hermanns zusammengenommen worden, da eine eindeutige Unterscheidung z wischen Vater und Sohn schwierig ist und, wenn man den Tod des Vaters mit Groten um 1190 vermutet, der Sohn allein nicht häufig in den Quellen vorkommt. 77 Vgl. Kap. 6.3. 78 REK II 940 (1169) [MUB I 658]. 79 REK II 941 (1169) [Schöffenschreinskarte bei Lau, Entwicklung, S. 362]. 80 REK II 979 (1168 – 1172) [Scab. 1 III 1]: in presentia camerarii Hermanni.
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1223 bestellte Engelbert I. Hermann (II.) und andere zu Richtern in einem Streit zwischen dem Domkapitel und dem Herrn Otto von Wikerode.82 Diese Belege zeigen Hermann als engen Mitarbeiter des Erzbischofs, der in die alltäglichen Geschäfte des Hofes eingebunden war. Zum Jahr 1192/1193 ist Besitz belegt, der sich sonst selten nachweisen lässt: Hermann hatte Erzbischof Bruno III. einen Mansus in Bocklemünd aufgelassen, den dieser dem Kloster St. Maximin in Köln übertrug.83 Weiterer Besitz ist für 1252 nachweisbar: Kämmerer Gottfried von Bachem hatte zwei Mühlen in seinem Besitz: Die eine als Lehen vom Erzstift, die andere als Allodialbesitz. Das Lehen hatte er nun dem Kloster Welver geschenkt, weshalb er als Ausgleich seine eigene Mühle dem Erzstift als Lehen auftrug.84 Diese Urkunde trägt neben dem Siegel des Erzbischofs im Übrigen auch das Gottfrieds.85 Aus der praktischen Tätigkeit des Kämmerers entsteht der Eindruck, er sei eng an den Hof gebunden gewesen. Andererseits war er durch seinen engen Kontakt zu den Münzern und Zöllnern stark in innerstädtische Zusammenhänge eingebunden. Dies wird dadurch unterstrichen, dass Hermann (I.) Bürgermeister der Richerzeche war.86 Ob auch er, wie der Vogt, ein Instrument des Erzbischofs zur Einflussnahme auf die Stadt war, ist fraglich, denn ein schroffer Gegensatz z wischen ihm und den Bürgern scheint nicht bestanden zu haben. Möglicherweise waren gerade seine Funktionen, die er für den Stadtherrn ausübte, die Voraussetzungen, um Zugang zum bürgerlichen Gremium Richerzeche zu erhalten. Umgekehrt wäre auch denkbar, dass Hermann von Bachem schon vor der Übernahme des Kämmereramtes in der Stadt aktiv war und ihn gerade das in den Augen des Erzbischofs qualifizierte. Denn im Gegensatz zu den Eppendorfern lässt sich eine Herkunft von außerhalb Kölns nicht nachweisen. Für den Erzbischof auf der anderen Seite scheint diese Einbindung in städtische Angelegenheiten ebenfalls kein Problem dargestellt zu haben, denn der Kämmerer ist durchgängig einer der am häufigsten am Hof präsenten Ministerialen. 81 REK II 1159 (1172 – 1180) [Scab. 1 IV 4]. 82 REK III 393 (1223) [Korth III 17]. 83 REK II 1456 (1192 – 93), Knipping schließt das aus einer Urkunde Erzbischofs Adolf von 1196 (REK II 1509 (1196) [AHVN LXV 20]). 84 REK III 1673 (1252) [WUB VII 769]. 85 Westfälische Siegel, Tafel 263,3; vgl. auch Kap. 3.3. 86 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 79, Nr. 76.
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Im längeren Dienstrecht spielt er im Vergleich zum Vogt keine besondere Rolle. Die Nennungen beschränken sich auf die oben zitierten Stellen. Im kürzeren Dienstrecht wird er nicht explizit genannt.88 Im Hofdienst 89 hingegen ist er der am häufigsten genannte Ministeriale: Insgesamt fünfmal wird er allein 90, mit seinen Dienern 91 oder ein altero camerario 92 mit den ihm zustehenden Lebensmitteln erwähnt. Dies unterstreicht zweifellos seine wichtige Rolle am Hof. Interessant ist, dass der Beiname de Bacheim erst spät zum ersten Mal vorkommt. 1176 zeugt erstmals ein Godefridus de Bacheim 93, dessen Beziehungen zu den anderen Familienmitgliedern sich aber nicht feststellen lassen. 1183 testiert ein Theodericus de Bacheim 94, der ein Sohn Hermanns (I.) war. Für das Jahr 1188 tauchen Herimannus camerarius und Theodericus filius eius 95 in den Regesten auf. In Kombination mit der Funktion gibt es den Herkunftsort im 12. Jahrhundert nur einmal.96 Abgesehen von Gottfried waren es also erst die Söhne Hermanns (I.), die sich auf den Ort Bachem, heute ein Ortsteil von Frechen im Rhein-Erft-Kreis, bezogen.97 Möglicherweise hatte die Familie dort Allod erworben oder Lehen erhalten, was den Bezug herstellte.98 Dies würde einen Aufstieg widerspiegeln: Zuerst erhielt die Familie das Amt, stieg in der Folge sozial und wirtschaftlich auf und konnte sich einige Zeit später Allod außerhalb der Stadt leisten oder wurde mit einem Lehen bedacht. Ob die Familie ursprünglich aus Köln stammte und deshalb zunächst ohne Beinamen auskam, muss offenbleiben. Die Bachemer gingen also den entgegengesetzten Weg der Eppendorfer. Die Stadtvögte führten den Beinamen zu Beginn ihres Dienstes für das Erzstift und 87
87 88 89 90 91 92 93
Vgl. zum längeren Dienstrecht Kap. 3.1.1. Vgl. zum kürzeren Dienstrecht Kap. 3.1.2. Vgl. zum Hofdienst Kap. 3.1.4. HD, S. 60 f. HD, S. 61. HD, S. 61. REK II 1051 (1176) [Ernst VI 66]; für diesen Gottfried gibt es wegen der einmaligen Nennung keine eigene Tabelle. Es kann sich hier auch um den Ort Bachem im Kreis Ahrweiler handeln. Die Familie Bachem, um die es hier geht, bezog sich auf Bachem im Rhein-Erft-Kreis. 94 REK II 1212 (1183) [Lac. I 488]. 95 REK II 1321 (1188) [Günther I 219]. 96 REK II 1522 (1197) [Lac. I 557]. 97 Vgl. zum Ort Bachem: Wolter, Art. Frechen-Bachem; Wirges, Bachem, bes. S. 10 – 14 zum geschichtlichen Überblick, S. 15 zur Burg Hemmerich, S. 19 zur Burg Bachem, S. 37 zum Dorf. 98 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 101: Das Haus Hemmerich in Bachem sei ein Lehen der Familie gewesen, das sie vom Erzstift innehatte. Dazu auch Wensky, Frechen, Nr. 22, Bonn 1978; Groten, Richerzeche, S. 64, Anm. 140 und S. 79, Nr. 76.
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legten ihn mit zunehmender Verlagerung ihres Lebensmittelpunktes nach Köln ab. Die Familie Bachem gewann Bezug nach außerhalb der Stadt erst später. Damit ging auch eine Entfremdung von den Bürgern einher, denn die Nachkommen Hermanns (I.) sind nicht mehr als Bürgermeister belegt. Dass die Kämmerer ihren Wohnsitz komplett nach Bachem verlegten, ist angesichts ihrer umfangreichen Aufgaben innerhalb der Stadtmauern nicht anzunehmen. In Köln wohnten sie wie die Stadtvögte in der Laurenzpfarre.99 Zwischen 1200 und 1205 lässt sich kein Kämmerer aus der Familie Bachem nachweisen. Stattdessen gibt es einen Otto, den Sohn des Ministerialen Gerhard Albus.100 Er ist ab 1183 nachweisbar und war bis 1200 gemeinsam mit den von Bachem im Amt. Ritzerfeld vermutet in ihm einen Unterkämmerer 101, was allerdings nicht eindeutig festzustellen ist, da auch Otto meist nur als camerarius bezeichnet wird. Zwischen 1198 und 1205, als kein Kämmerer aus der Familie Bachem testiert, ist Otto der einzige Kämmerer. Möglicherweise besteht ein Zusammenhang mit dem Thronstreit, der auch Auswirkungen auf Köln hatte.102 Mit 41 Nennungen ist auch Otto häufig am Hof präsent und kann zum engen Beraterkreis um den Erzbischof gezählt werden. Ab 1205 gibt es mit Gottfried wieder einen Kämmerer aus der Familie Bachem, der zunächst aber nicht häufig vorkommt; erst ab 1218 werden die Belege dichter.103 Eine direkte Verbindung zu Hermann oder dessen Söhnen lässt sich nicht nachweisen. Lediglich die Tatsache, dass auch Gottfried zweimal mit der Herkunftsbezeichnung de Bacheim genannt wird, lässt auf eine verwandtschaftliche Beziehung schließen.104 Auch Gottfried muss einen Sohn gehabt haben, denn ein Ministeriale mit diesem Namen findet sich noch 1291 in der Umgebung des Erzbischofs. Wann die Vererbung stattgefunden hat, ist jedoch fraglich. Bis 1235 sind die Belege dicht, dann gibt es eine Lücke bis 1244. Danach gibt es nur noch sechs Zeugenschaften bis 1291.105 Für einen, wahrscheinlich den zweiten der Gottfrieds lässt sich auch weiterer Besitz nachweisen. Zum Jahr 1251 ist ein Zehnt belegt, den Gottfried (II.) vom Erzstift zu Lehen innehatte.106
99 Vgl. Lau, Beamte, S. 47 f.; vgl. dazu auch Ritzerfeld, Erzstift, S. 101; Trockels, Ministerialen, S. 23. 100 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Tab. 13: Otto, Kämmerer (1183 – 1217). 101 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 104. 102 Vgl. Kap. 11.4. 103 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Tab. 9: Gottfried von Bachem, Kämmerer (1205 – 1291). 104 REK III 368 (1222) [MUB III 192], 639 (1227) [Korth III 18]. 105 Gottfried von Bachem taucht nach 1291 in Urkundentexten noch dreimal auf: REK III 3763 (1300) [ungedr.], 3788 (1301) [ungedr.], 3957 (1304) [Seibertz II 503]. 106 REK III 1626 (1251) [WUB VII 747].
Die Familie Bachem
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Im Laufe des 13. Jahrhunderts verzweigte sich die Familie Bachem immer weiter und die Verwandtschaftsverhältnisse sind zum Teil nur schwer festzustellen. Im Jahr 1254 übertrug Erzbischof Konrad von Hochstaden Winrich von Bachem, seinem Schultheißen in Lechenich, auch das dortige Burggrafenamt.107 Winrich war der Sohn Daniels (I.) von Bachem, der z wischen 1218 und 1239 in den Zeugenlisten zu finden ist.108 Eine genaue Funktion lässt sich ihm nicht zuordnen. Auch, ob er der Sohn des Kämmerers Gottfried gewesen ist, ist fraglich. Während Daniel (I.) sich noch eindeutig als Ministerialer belegen lässt, ist dies bei Winrich schon nicht mehr möglich. Das liegt auch an dem schon besprochenen Rückgang der Zeugenlisten, der den Eindruck erweckt, die Ministerialen hätten sich weniger in der Umgebung des Erzbischofs aufgehalten.109 Schaut man sich die Texte der Urkunden genauer an, wird klar, dass Winrich durchaus am Hof präsent war.110 Häufig wurde er von Engelbert II. und Siegfried von Westerburg als Schiedsrichter in verschiedenen Angelegenheiten herangezogen.111 1274 wurde er beauftragt, Verhandlungen mit dem Kölner Stift St. Aposteln zu führen 112, 1275 war er als Vertreter des Erzbischofs in Lechenich aktiv 113. Die Verwandtschaft zwischen den beiden Gottfrieds und Winrich und Daniel (I.) ist auch deswegen fraglich, weil Winrich und Daniel (I.), wenn sie in einer Urkunde gemeinsam mit Gottfried testieren, nicht als dessen Söhne oder Brüder bezeichnet werden. Vergleicht man diesen Befund mit den von Bachem aus dem 12. Jahrhundert, mit den Eppendorfern oder anderen Ministerialenfamilien, wird deutlich, dass der Verweis auf den Verwandtschaftsgrad fast immer erfolgte, wenn mehrere Mitglieder einer Familie in einer Urkunde zeugten. Dass dies bei der Familie Bachem im 13. Jahrhundert nicht der Fall war, lässt die Verwandtschaft zweifelhaft erscheinen, widerlegt sie aber nicht mit letzter Sicherheit. Der Vollständigkeit halber müssen noch weitere Ministeriale mit dem Beinamen Bachem erwähnt werden, deren Zugehörigkeit zur Kämmererfamilie aber ebenfalls zweifelhaft ist. Zu nennen ist hier Winrich (II.) von Bachem, der vermutlich 107 Vgl. Tab. 11: Winrich von Bachem (I.), Schultheiß/Burggraf (1254 – 1260); Verleihung: REK III 1814 (1254) [ungedr.]. 108 Vgl. Tab. 10: Daniel von Bachem (I.) (1218 – 1239); das Verwandtschaftsverhältnis z wischen Daniel und Winrich ist nachgewiesen in REK III 2108 (1260) [Lac. II 491]. 109 Vgl. Kap. 11. 110 Möglicherweise gibt es zwei verschiedene Winrichs: Vater und Sohn. Das ist aber nicht zu belegen. 111 REK III 2319 (1265) [Lac. II 550], 2335 (1265) [Ennen/Eckertz II 479], 2545 (1274) [Kremer III 124], 2820 (1279) [Lac. II 731]. 112 REK III 2560 (1274) [ungedr.]. 113 REK III 2604 (1275) [AHVN LXII 2]. Der Bezug zu Lechenich würde doch wieder auf Bachem verweisen.
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Zwei exemplarische Ministerialenfamilien des Kölner Erzstifts
der Sohn des oben erwähnten Winrichs (I.) ist.114 Winrich (II.) hatte sicher nachweisbar einen Bruder, Daniel (II.) von Bachem 115 und einen Sohn, Daniel (III.) von Bachem 116. Winrich (II .) war wie sein Vater Schultheiß in Lechenich, wird aber einmal auch als Dapifer in Hochstaden und Schultheiß zu Kempene, beides im Auftrag des Erzbischofs, bezeichnet.117 Hochstaden könnte auf einen Bezug zur gleichnamigen Grafschaft an der Ahr hinweisen, was wiederum die Möglichkeit eröffnet, dass diese Bachemer sich nach dem heutigen Nieder- oder Oberbachem im südlichen Rhein-Sieg-Kreis nannten und mit der Kämmererfamilie nichts zu tun hatten. Dazu passt auch, dass die Winrichs und Daniels zwar Ministeriale des Erzstifts waren, aber keiner von ihnen als camerarius in den Zeugenlisten geführt wird. Abschließend gibt es noch einen Heinrich von Bachem, der Vogt des Klosters Brauweiler und Ritter war.118 Ein Bezug zu anderen Bachems oder zum Amt des Kämmerers lässt sich auch bei ihm nicht herstellen.
4.3 Fazit Die Untersuchung hat ergeben, dass beide Familien zu den wichtigsten Ministerialenfamilien im Erzstift und insbesondere am Hof gehörten. Beide übten eine Mittlerfunktion zwischen erzbischöflichem Hof und der Stadt Köln aus und hatten in beiden Lebenswelten ihren Mittelpunkt. Die Familie Eppendorf übte über Generationen hinweg eine der wichtigsten Funktionen, die des Stadtvogts, aus und vererbte sie jeweils vom Vater auf den Sohn. Damit einhergehend war der Stadtvogt auch der engste Berater des Erzbischofs und wichtiger Organisator des Hofes. Der Hof war auch das Umfeld, in dem sich der Stadtvogt überwiegend aufhielt. Durch den Vorsitz im Gericht und den Wohnort mitten in der Stadt war seine Einbindung in die sich bildenden bürgerlichen Lebenswelten aber dennoch gegeben. Neben den gewichtigen Positionen am Hof und in der Stadt Köln gelang es einem Familienmitglied, Hermann, Schultheiß in Soest zu werden, sodass in beiden Zentren des Erzstifts Mitglieder der Familie Eppendorf einflussreich waren. Dieser Einfluss ging in Köln erst ab etwa der Mitte 114 Vgl. Tab. 12: Winrich von Bachem (II.), Truchsess/Schultheiß (1265 – 1288). Da der Übergang von Vater zu Sohn nicht feststellbar ist, wurde auf die Teilung der Tabellen verzichtet. 115 REK III 2261 (1263) [Lac. II 534], 3323 (1291) [WUB IV 2135], 3735 (1300) [Fahne II 109]. Wegen der wenigen Nennungen wurde auf eine Tabelle verzichtet. 116 REK III 3088 (1286) [Lac. II 796]. Wegen der einmaligen Nennung wurde auf eine Tabelle verzichtet. 117 REK III 2267 (1263) [Binterim/Mooren I 158]. 118 REK III 2585 (1261) [ungedr.], 2972a, 3944, 2972a. Wegen der wenigen Nennungen wurde auf eine Tabelle verzichtet.
Fazit
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des 13. Jahrhunderts zurück, als sich über die Stadtvogtei immer weniger Einfluss ausüben ließ. Der dann versuchte verstärkte Anschluss ans Bürgertum gelang der Familie nur unzureichend. So lässt sich innerhalb einer Familie der Auf- und Abstieg von Ministerialen beobachten. Die Funktionen und die Nähe zum Erzbischof sorgten zunächst für einen schnellen Aufstieg, bis hin zur Bezeichnung als nobilis in den Zeugenlisten. Die erlangten Positionen konnten dann auch über einen langen Zeitraum gehalten werden. Mit dem Bedeutungsverlust des Amtes geht auch die Distanzierung vom Erzbischof einher. So wird klar, welche enorme Bedeutung diese Faktoren für die soziale Position der Ministerialen hatten. Die Ministerialen aus der Familie Bachem waren über das Amt des Kämmerers sowohl am Hof des Erzbischofs als auch in der Stadt Köln einflussreich. Durch ihre Aufgaben waren sie ein Bindeglied zwischen Hof und Stadt. Allerdings wurden sie in der Stadt nicht als Funktionsträger des Erzbischofs wahrgenommen; vielmehr konnten sie sich sogar in die Bürgerschaft integrieren. Die Bachemer waren keine so weitverzweigte Familie wie die Eppendorfer und lassen sich auch nicht über einen vergleichbar langen Zeitraum sicher in ihrer Tätigkeit belegen; trotzdem können sie zu den wichtigsten Ministerialenfamilien des Erzstifts im 12. und 13. Jahrhundert gezählt werden. Ob wirklich ein sozialer Aufstieg stattgefunden hat, ist fraglich. Ähnlich wie bei der Familie Eppendorf ist das Amt schnell in der Familie erblich geworden, sodass die Laufbahn des Sohnes schon vorherbestimmt war. Das schloss aber gleichzeitig andere Ministeriale davon aus, dieses Amt als Aufstiegsmöglichkeit zu nutzen, von Otto einmal abgesehen. Da die Quellenlage im 13. Jahrhundert schlechter wird, lässt sich die weitere Entwicklung des Amts, vor allem hinsichtlich seiner Besetzung mit Ministerialen und die Geschichte der Familie Bachem nicht so gut zeigen, wie es bei den Eppendorfern der Fall war. Trotzdem lässt sich sagen, dass einige Familienmitglieder Schultheiß und/oder Burggraf in Lechenich wurden; eine Position, die sie vielleicht nicht erreicht hätten, wären ihre Vorgänger nicht schon jahrzehntelang wichtige Amtsträger des Erzbischofs gewesen. So ist zumindest festzuhalten, dass es im 13. Jahrhundert zu einer Verzweigung der Familie kam, deren Mitglieder ebenfalls in Diensten des Erzstifts standen. Auf diese Weise ist eine große Ministerialenfamilie entstanden.
5. Ministeriale in der Grundherrschaft Die hochmittelalterlichen Grundherrschaften gelten als der ursprüngliche Herkunftsbzw. Entstehungsort der Ministerialität. Der in Kapitel 2 skizzierte A ufstieg fand zuerst in den Villikationen statt, die damit eine neue rechtliche Personengruppe hervorbrachten. Das folgende Kapitel soll zuerst einige grundsätzliche Ausführungen zu Grundherrschaft und Villikation bringen, dann einige Kölner Höfe und die mit ihnen in Verbindung stehenden Ministerialen vorstellen. Die Reihenfolge der vorgestellten Villikationen orientiert sich an der Menge des jeweils zur Verfügung stehenden Quellenmaterials, sodass mit der Villikation begonnen wird, zu der das meiste Material vorliegt. Abschließend erfolgt eine Einordnung der Entstehung der Ministerialität in die gleichzeitig stattfindenden Umstrukturierungen in der Grundherrschaft. Werner Rösener definierte Grundherrschaft „als eine Grundform mittelalterlicher Herrschaft, […] welche von der Verfügung über Grund und Boden ausgeht und die auf diesem Boden ansässigen Personen herrschaftlich erfasst“.1 In der Grundherrschaft manifestierten sich darüber hinaus noch andere Herrschaftsrechte: Schutzherrschaft, Gerichtsherrschaft, Vogteirechte und andere mehr.2 Hans K. Schulze folgerte: „In d iesem Sinne ist Grundherrschaft zum Oberbegriff für eine Kombination von Herrschaftsrechten geworden.“ 3 Die Grundherrschaft war die „materielle Basis jedweden Herrschens“.4 Schätzungsweise lebten etwa 95 Prozent der hochmittelalterlichen Bevölkerung auf dem Land und damit in mehr oder weniger starker Abhängigkeit von einem Grundherrn.5 Hinzu kommt, dass das, was in der Landwirtschaft produziert wurde, die Grundlage für alle übergeordneten Gesellschafts- und Herrschaftsstrukturen war. Entsprechend intensiv hat sich die mediävistische Forschung mit dem Thema beschäftigt.6 ‚Grundherrschaft‘ ist allerdings kein Quellenbegriff, sondern im 19. Jahrhundert in die Wissenschaft eingeführt worden und soll deutlich machen, dass Herrschaft sowohl über das Land als auch über die Personen ausgeübt wurde.7 1 Rösener, Grundherrschaft im Wandel, S. 25. 2 Vgl. Schulze, Grundherrschaft, S. 13. 3 Schulze, Grundherrschaft, S. 13. 4 Kuchenbuch, Abschied, S. 7. 5 Vgl. Henning, Landwirtschaft, S. 24. 6 Vgl. hierzu den grundlegenden Forschungsüberblick bei Rösener, Grundherrschaft im Wandel, S. 16 – 24. Den jüngsten Überblick bietet Ders., Die Grundherrschaft als Forschungskonzept, S. 41 – 75, bes. S. 41 – 49. 7 Vgl. Schreiner, ‚Grundherrschaft, S. 17. Der Begriff wurde in der Forschung immer wieder kritisch behandelt, jüngst bei Rösener, Grundherrschaft als Forschungskonzept,
Fazit
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Es gab drei verschiedene Formen der Grundherrschaft:8 Die Guts- oder Patrimonialherrschaft, die Zins- oder Rentengrundherrschaft und die Betriebsgrundherrschaft bzw. Villikationsverfassung, die im Westen des römisch-deutschen Reiches und damit auch in dem hier zu untersuchenden Gebiet vorherrschte.9 Eine Villikation setzte sich aus einem Haupt- bzw. Herrenhof und mehreren kleineren Höfen zusammen, weshalb sie auch als bipartites System bezeichnet wird. Auf den kleinen Höfen, den Hufen, arbeiteten servi casati, die ein von ihrem Herrn an sie verliehenes Stück Land bebauten und von den dort erwirtschafteten Erträgen Abgaben an den Herrenhof liefern mussten. Darüber hinaus waren sie in der Regel dazu verpflichtet, jede Woche eine bestimmte Anzahl an Tagen auf dem Haupthof zu arbeiten.10 Die zweite Personengruppe waren die servi cottidiani, auch mancipii oder servi in domo manentes genannt. Sie lebten auf dem Herrenhof, hatten kein eigenes Land, wurden vom Herren versorgt und leisteten diesem Dienste als Gesinde oder Handwerker.11 Aus dieser zweiten Gruppe gingen wahrscheinlich die Personen hervor, die in den Quellen s päter als ministeriales fassbar sind.12 Durch die im Vergleich zu den servi casati größere Nähe zum Herren oder Verwalter der Villikation war ihnen bei besonderer Leistung ein sozialer Aufstieg innerhalb des Hofverbandes möglich. Sie wurden zu Aufgaben herangezogen, die eine überdurchschnittliche Qualifikation erforderlich machten, was vor allem bedeutete, dass sie von der Arbeit unmittelbar auf dem Acker entbunden wurden. Stattdessen wurden sie enger in die Organisation der Grundherrschaft einbezogen und vollzogen so einen sozialen Aufstieg. Die höchste zu erlangende Position innerhalb einer Villikation war die des villicus oder Meiers.13 Das längere Kölner Dienstrecht vermerkt dazu: Reliquas curtes omnes episcopales ipse dominus archiepiscopus in sua tenebit potestate, ut de vil licis pro sua voluntate in eis ordinet et disponat.14 S. 41 f. Kritisch auch Kuchenbuch, Abschied, S. 6. 8 Vgl. Schulze, Grundstrukturen, S. 123; vgl. hierzu auch Rösener, Grundherrschaft als Forschungskonzept, S. 50. 9 Vgl. Kuchenbuch, Abschied, S. 81: „Die Gegenden zwischen Rhein, Maas und Saar zählen zum Entstehungs- und Verbreitungsraum der bipartid-dominalen Betriebsgrundherrschaft (‚Villikation‘).“ Vgl. auch Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 80. 10 Vgl. Spiess, Landflucht, S. 164. 11 Vgl. Spiess, Landflucht, S. 165. 12 Vgl. Spiess, Landflucht, S. 165; so auch Oedinger, Bistum, S. 184. 13 Nachweisbar sind villici und sculteti in den Kölner Quellen seit Anfang des 12. Jahrhunderts; vgl. Janssen, mensa episcopalis, S. 322 und den Belegen: REK II 383 (1138 – 1139) [MUB II 41], 1015 (1174) [MUB II 740], 1325 (1188) [Binterim/Mooren I 53], 1632 (1203) [ungedr.]; REK III 242 (1219) [Binterim/Mooren I 64], 632 (1227) [ungedr.], 661 (1228) [Binterim/Mooren I 83], 840 (1235) [ungedr.], 912 (1238) [Rosellen I], 1072 (1243) [ungedr.], 1692 (1252) [WUB VII 777]. 14 LDR § 6; vgl. zum längeren Dienstrecht Kap. 4.1.
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Ministeriale in der Grundherrschaft
Zu den Aufgaben des villicus gehörten die Bebauung und Vergabe des Sallandes, das Einsammeln von Diensten und Abgaben der abhängigen Bauern und die Belieferung des erzbischöflichen Haushaltes, der servitia cottidiana.15 Geistliche und weltliche Institutionen besaßen Villikationen, von denen sie sowohl mit Lebensmitteln versorgt wurden als auch Abgaben in Geldform bezogen. Vor allem K irchen und Klöster verfügten oft über ausgedehnte Grundherrschaften. Im Fall des Kölner Erzstifts lag der nördlichste Hofverband am Niederrhein bei Rees, der südlichste bei Frankfurt am Main und der östlichste bei Saalfeld in Thüringen.16 Die meisten Höfe lagen jedoch z wischen Rhein und Erft, nicht allzu weit von Köln entfernt. Die genaue Anzahl der Höfe lässt sich für den hier gewählten Untersuchungszeitraum nicht ermitteln, da nur wenige Aufzeichnungen vorhanden sind. Wilhelm Janssen hat in einem Aufsatz den Kölner Besitz im Spätmittelalter rekon struieren können und gibt Hinweise auf die früh- und hochmittelalterlichen Verhältnisse, muss aber konstatieren: „Der Besitz der Kölner Kirche im frühen Mittelalter liegt für uns praktisch im Dunkeln.“ 17 Einen relativ frühen Hinweis gibt eine Liste mit 21 Höfen, die dem Hospital bei St. Lupus in Köln abgabenpflichtig waren.18 Wahrscheinlich wird hier der Stand des 11. Jahrhunderts wiedergegeben, die Liste ist aber keinesfalls als vollständig anzusehen und der Besitz deshalb vermutlich deutlich umfangreicher. Weitere Anhaltspunkte sind im Kölner Hofdienst zu finden.19 Hierin sind die Abgaben verzeichnet, die die Villikationen an den erzbischöflichen Hof liefern mussten und wie viel davon welcher erzbischöfliche Bedienstete erhielt. Namentlich erwähnt werden darin aber keine Höfe. Dies ist nur im längeren Kölner Dienstrecht der Fall, das zwölf Höfe auflistet, deren Verwalter der Kölner Stadtvogt nach eigenem Ermessen ein- und absetzten konnte: Elberfeld, Hilden, Zons, Niehl, Deutz, Merrich, Pingsdorf, Longerich, Deckstein, Blatzheim, Merzenich und Rüdensheim.20 Da Merzenich und Rüdensheim an andere Herren verlehnt und damit dem Zugriff des Erzstifts entzogen waren, hatte der Stadtvogt stattdessen die Verfügungsgewalt über die Höfe Burg und Bardenbach.21 Im Hofdienst werden die villici westfalienses extra hervorgehoben, wobei die Übrigen nicht explizit benannt werden.22 Weitere 15 Vgl. Janssen, mensa episcopalis, S. 323. 16 Vgl. die Karte bei Ritzerfeld, Erzstift, als Einlage am Ende des Bandes. 17 Janssen, mensa episcopalis, S. 315. 18 REK I 46 (843) [Oppermann 1]; vgl. dazu Ewig, Bistum, S. 237 – 243; Oedinger, Bistum, S. 182; Janssen, mensa episcopalis, S. 315; Ritzerfeld, Erzstift, S. 293. 19 Vgl. Kap. 4.4. 20 Vgl. LDR § 6. 21 Vgl. LDR § 6. 22 Vgl. Frensdorff, Recht, S. 61; Weise, Hof, S. 209 nahm in seiner Übersetzung an, dass sich der erste Teil des Textes auf Gutshöfe im rheinischen Teil des Erzstifts beziehe. Vermutlich, weil später im Text die Westfälischen extra erwähnt werden und es dann nahliegend
Alfter
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Aussagen zu Ausmaß und Struktur der Kölner Grundherrschaft lassen sich anhand des Textes nicht treffen. Klaus Militzer betonte die Bedeutung der Höfe als Aufenthaltsorte des Erzbischofs auf seinen Reisen durch das Erzstift.23 Festzuhalten bleibt, dass sich ein „breites Band an Villikationen“ 24 etwa von der Höhe Bonn – Euskirchen – Zülpich bis nach Rees, in Westfalen entlang des Hellwegs zog. Besonders massiert war der Besitz des Erzstifts um Köln sowie im heutigen Rhein-Sieg-Kreis, im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Euskirchen.25
5.1 Alfter Im Unterschied zu den weiter unten untersuchten Grundherrschaften lässt sich in Alfter in der Nähe von Bonn eindeutig Besitz des Kölner Erzstifts nachweisen.26 Im Jahr 1067 übertrug Anno II. dem Stift St. Georg in Köln Weinberge zu Alfter, außerdem einen Teil eines Waldes und einen Hof.27 In d iesem Zusammenhang wird auch ein villicus erwähnt, der sich aber nicht als Ministerialer oder als zur späteren Familie von Alfter zugehörig nachweisen lässt. Im 12. und 13. Jahrhundert lässt sich eine große Familie belegen, die sich nach Alfter nannte und die eindeutig zur Ministerialität des Kölner Erzbischofs gehörte.28 Keines der Familienmitglieder ist als villicus oder scultetus belegbar, doch liegt die Vermutung nahe, dass die Familie von den erzbischöflichen Besitzungen in Alfter stammte. Im Folgenden werden die Familienmitglieder und deren Besitz im 12. Jahrhundert dargestellt. Die Untersuchung der Familie als Inhaberin des Marschallamtes im 13. Jahrhundert erfolgt in Kapitel 6.5.1. Der erste Ministeriale aus der Familie von Alfter ist Hermann (I.) im Jahr 111629, der sich direkt in der ersten Nennung Herimannus de Halchetre nennt. 1118 und 1126 testiert er gemeinsam mit seinem Bruder Johannes. Als nächster taucht 1138 Gozwinus (I.) de Alvetra auf:30 Er zeugt allerdings erst z wischen 1167 und 1188 häufiger und kommt auf 26 Zeugenschaften. In diesem Zeitraum gibt es ebenfalls ist, dass es sich bei den Erstgenannten um linksrheinische Höfe handelt. Der Text selbst bietet dafür aber keinen expliziten Anhaltspunkt. 23 Vgl. Militzer, Versorgung, S. 41 f. 24 Ritzerfeld, Erzstift, S. 292. 25 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 307 f. 26 Vgl. zur mittelalterlichen Geschichte Alfters: Dietz/Zerlett, 900 Jahre Alfter, S. 16 – 23. 27 REK I 970 (1167) [Lac. I 209]. 28 Vgl. zu den folgenden Ausführungen Tab. 19 bis 25. 29 Vgl. Tab. 19: Hermann von Alfter (I.) (1116 – 1130). Die Ordnungszahl wird den Personen aus Gründen der Übersichtlichkeit beigegeben und kommt so nicht in den Quellen vor. 30 Vgl. Tab. 21: Goswin von Alfter (I.) (1138 – 1188).
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Ministeriale in der Grundherrschaft
Hermann (II.), der nur 1166 zeugt, dafür aber in diesem einen Jahr siebenmal.31 Ihm folgt 1195 Hermann (III.) nach, der 1197 als erstes Familienmitglied Herimannus de Alvetere marescalcus genannt wird.32 Mit 53 Zeugenschaften bis 1235 gehört er zu den großen Ministerialen des 13. Jahrhunderts. Hier ist also ein sozialer Aufstieg ganz konkret anhand der Zeugenlisten belegbar. Die Vorfahren Hermanns (III.) hatten gewissermaßen die Grundlage für seinen Aufstieg ins Amt des Marschalls geschaffen. Im 12. Jahrhundert ist weiterer Besitz der Familie nachweisbar. 1188 übertrug Philipp von Heinsberg dem Cassiusstift in Bonn nos domum in Alftera quam Gozwinus fidelis nostera nobis in fedeo tenuit.33 Goswin (I.) hatte also Lehen vom Erzstift inne. Dass er auch über Eigenbesitz verfügte, geht aus einer Urkunde von 1174 hervor, in der unter anderem ein Streit um Weinberge zu Alfter geschlichtet wurde.34 Detaillierter lassen sich die Besitzverhältnisse in Alfter nicht rekonstruieren, außer, dass auch das Kloster Füssenich dort mindestens eine curtis besaß.35 Auch an diesem verhältnismäßig umfangreich nachweisbaren Besitz wird die soziale Stellung der Familie Alfter deutlich. Gegen Ende des 12. Jahrhunderts wurde Hermann (III.) mit dem Hofamt des Marschalls ausgestattet.36 Eine Urkunde über die Verleihung ist nicht überliefert. Alle seine Nachkommen trugen diesen Titel, wobei er in den Zeugenlisten nicht durchgängig verwendet wird. Alle bewegten sich in der unmittelbaren Nähe des Erzbischofs und wurden häufig als Zeugen herangezogen. Die Ministerialen von Alfter sind also ein gutes Beispiel für einen Aufstieg aus der Grundherrschaft bis in eine der höchsten Funktionen des Erzstiftes.
5.2 Altendorf Im Jahr 1116 taucht in einer erzbischöflichen Urkunde für die Abtei Siegburg zum ersten Mal ein Ministeriale mit dem Namen Heinricus de Aldenthorph auf, der bis 1139 29-mal als Zeuge auftritt.37 Für den Rest des 12. Jahrhunderts verschwindet der Name Altendorf dann aus den Quellen und begegnet erst wieder 1218, als ein Wynnemarus de Aldendorp testiert.38 31 Vgl. Tab. 20: Hermann von Alfter (II.) (1166). 32 Vgl. Tab. 23: Hermann von Alfter (III.), Marschall (1195 – 1235); vgl. zur Familie von Alfter als Inhaberin des Marschallamtes ausführlich unten Kap. 6.5.1. 33 REK II 1321 [Günther I 219]. 34 REK II 1015 (1174) [MUB II 21]. 35 REK II 1473 (1194) [Hugo, Ordinis, I 571]. 36 Vgl. Tab. 23: Hermann von Alfter (III.), Marschall (1195 – 1235). 37 Erste Nennung: REK II 124 (1116) [Lac. I 280]; vgl. zu allen folgenden Ausführungen Tab. 31: Heinrich von Altendorf (1116 – 1139). 38 REK III 224 (1218) [MUB III 90].
Altendorf
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Bei Aldenthorph handelt es sich um den Ort Altendorf bei Meckenheim im heutigen Rhein-Sieg-Kreis.39 Besitz des Erzstiftes lässt sich unmittelbar in Altendorf nicht nachweisen. Anders liegt der Fall im Nachbardorf Ersdorf. Erzbischof Gunthar übertrug 853 einen Teil des dortigen Besitzes an das Cassiusstift in Bonn.40 Ein unmittelbarer Zusammenhang mit der Tomburg, die nur wenige Kilometer von den genannten Orten entfernt liegt und nach der Verdrängung der Ezzonen aus dem südlichen Rheinland an das Erzstift fiel, scheint nicht zu bestehen.41 Die Tatsache jedoch, dass sich ein Ministerialer, der sich zumindest einige Jahre lang in der unmittelbaren Umgebung des Erzbischofs aufhielt, nach dem Ort nannte, legt den Schluss nahe, dass es hier eine Villikation gegeben haben muss, innerhalb derer Heinrich eine Funktion ausübte. Einzelheiten dazu lassen sich nicht nachvollziehen. Er wird in den Quellen nie als villicus oder scultetus bezeichnet; dass er der Leiter der Grundherrschaft war, ist jedoch nicht unwahrscheinlich, da der damit einhergehende soziale Aufstieg die Voraussetzung für den Zugang zum Hof des Erzbischofs war. Dass er diese Funktion auch noch ausübte, als er in den Zeugenlisten auftauchte, ist nicht zwingend notwendig, vielleicht wurde er dann auch zu anderen Aufgaben außerhalb der Villikation herangezogen. Er ist jedenfalls nicht nur im südlichen Erzstift zu finden, sondern auch in Rees und Gladbach, was zeigt, dass er dem erzbischöflichen Hof auch folgte, wenn sich dieser nicht in seiner Umgebung oder in Köln aufhielt. Bezüglich der Häufigkeit der Nennungen liegt er mit 29 im Mittelfeld. Häufiger testieren im etwa gleichen Zeitraum nur die Vögte Almarus und Hermann in 5842 bzw. 4543 Urkunden. In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts verschwinden die Altendorfer aus der Umgebung des Erzbischofs. Erst in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts tauchen verschiedene Mitglieder der Familie wieder in den erzbischöflichen Urkunden auf, die allerdings dem Erzbischof nicht mehr so nahe standen wie Heinrich. Dies ist zum einen Winemarus von Altendorf, der viermal genannt wird, zum anderen dessen Bruder Johann mit drei Testierungen und schließlich ein Hermann mit einer Zeugenschaft.44 Winemarus und Hermann scheint ein weiterer sozialer Aufstieg gelungen zu sein, denn sie werden je einmal als miles bezeichnet.45 39 Vgl. zur mittelalterlichen Geschichte Altendorfs die knappen Bemerkungen in: Chronik von Altendorf und Ersdorf, S. 11 – 14 und 36 – 44. 40 REK I 165 (853) [s. Regest]. 41 Vgl. zur Verdrängung der Ezzonen Kap. 2.2. 42 Vgl. Tab. 2: Almarus, Stadtvogt (1106 – 1147). 43 Vgl. Tab. 4: Hermann von Eppendorf, Stadtvogt (1122 – 1158). 44 Winemarus: REK III 224 (1218) [AHVN IV 4], 256 (1220) [Lac. II 82], 1002 (1240) [Franquinet 3], 1879 (1256) [Lac. II 424]; Johann: REK III 1002 (1240) [Franquinet 3], 1827 (1255) [Lac. II 410]; Hermann: REK III 368 (1222) [MUB III 192]. 45 Winemarus: REK III 1879 (1256) [Lac. II 424]; Hermann: REK III 368 (1222) [MUB III 192].
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Ministeriale in der Grundherrschaft
Im Konflikt zwischen Konrad von Hochstaden und den Grafen von Jülich und Berg scheint die sonst nicht erwähnte Burg Altendorf eine Rolle gespielt zu haben.46 Im Rahmen dieses Konfliktes wurde Johann von Altendorf von Erzbischof Konrad geächtet, hingegen vom Grafen Wilhelm von Berg auf dessen Burg Hengebach geschützt.47 Ministeriale waren die von Altendorf zu d iesem Zeitpunkt aber nicht mehr. Sie tauchen in den Zeugenlisten nicht mehr unter dieser Rubrik auf. Das bedeutet, dass sie sich aus der unmittelbaren Abhängigkeit vom Erzbischof lösen konnten, von Konrad sogar aktiv durch die Ächtung aus der Abhängigkeit entlassen wurden. Aber es war ihnen gelungen, Anschluss an den Grafen von Jülich zu finden, der sie schützend aufnahm.
5.3 Wormersdorf Zehn Jahre später als Heinrich von Altendorf lässt sich Amelrico von Wormersdorf erstmals in einer Urkunde des Erzbischofs belegen.48 Er wird 1126 als Amelricus bezeichnet und erst 1138 mit dem vollen Namen Amelricus de Wurmerstorph, sodass eine Übereinstimmung der 1126 und 1138 Genannten nicht ganz sicher belegt ist. Da der Name Almerico bzw. Amelricus aber nur in Verbindung mit dem Ort Wormersdorf vorkommt, ist eine Übereinstimmung anzunehmen. Bis 1154 testiert er 20-mal. Auch in Wormersdorf, drei Kilometer nordwestlich von Altendorf gelegen, lässt sich kein Hof des Erzstiftes nachweisen, wiederum liegt aber die Vermutung nahe, dass es hier Besitz gab, der von einem Ministerial verwaltet wurde.49 Hier kommt Almerico in Frage, der sich in der Folgezeit am Hof des Erzbischofs finden lässt. Auch Amelricus war am Hof zugegen, wenn dieser sich in weiter entfernten Gegenden aufhielt. So ist er 1142 in Xanten und 1144 in Medebach nachweisbar. 1153 reiste er sogar bis nach Worms, um dort als Zeuge in einer Urkunde Friedrich Barbarossas für Erzbischof Arnold II. aufzutreten.50 Bis ins 13. Jahrhundert ist kein weiterer Ministerialer, der sich nach Wormersdorf nennt, nachweisbar. Erst 1227 tauchen Henricus quidam et Nicolaus frater suus de Wurmerstorp ein einziges Mal auf, ohne dass sich ihnen eine konkrete Funktion zuweisen lässt.51 Die Familie scheint Eigenbesitz in oder um Wormersdorf besessen 46 47 48 49
REK III 1729 (1253) [Lac. II 390]. REK III 1827 (1255) [Lac. II 410].
Vgl. zu allen folgenden Ausführungen Tab. 32: Amelrico von Wormersdorf (1138 – 1154). Vgl. allgemein zur mittelalterlichen Geschichte Wormersdorfs: Wormersdorf. 1175 Jahre. Festschrift, o. O. o. J. [2007], S. 24 – 27. 50 REK II 559 (1153) [Lac. I 375]. 51 REK III 633 (1227) [MUB III 330].
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zu haben, denn die beiden Brüder verzichteten gegen die Zahlung von drei Mark auf Rechte an Grundstücken, die das Kloster Himmerod von ihrem Vater gekauft hatte. Der Vater wird ausdrücklich als Heinricus militis bezeichnet, sodass also hier zumindest einem Familienmitglied der Aufstieg zum Ritter gelungen war, ohne dass der Weg des Aufstiegs nachvollzogen werden könnte.
5.4 Einordnung in den Forschungszusammenhang Die Quellenbasis für eine Untersuchung der Stellung von Ministerialen in der Grundherrschaft ist, wie deutlich wurde, gerade für das ausgehende 11. und noch lange im 12. Jahrhundert mangelhaft. Konkrete Entwicklungen lassen sich nur selten zeigen und allzu oft bleibt nur die Spekulation über den Ministerialenstatus eines Zeugen, weshalb die Ausführungen möglichst knapp gehalten wurden. Trotzdem ließ sich an den wenigen Beispielen zeigen, dass auch in den Villikationen des Kölner Erzstifts Ministeriale aktiv waren und einige von ihnen diese Tätigkeiten zur Grundlage eines weiteren sozialen Aufstiegs machen konnten, der sie in den engeren Beraterkreis um den Erzbischof führen konnte. Allerdings sind die Ministerialen in der Regel erst dann fassbar, wenn sie in d iesem Beraterkreis auftauchen. Die Frühzeit in der Villikation und der konkrete Aufstieg lassen sich anhand der Quellen nicht oder nur sehr eingeschränkt zeigen. Im folgenden Abschnitt werden die gemachten Beobachtungen in einen allgemeineren Kontext eingeordnet und der Zusammenhang z wischen der Auflösung der Villikationsverfassung und dem Aufstieg der Ministerialen deutlich gemacht. Der Aufstieg der Ministerialen in bzw. aus der Grundherrschaft hängt eng mit der Auflösung bzw. Umstrukturierung der Villikationsverfassung während des Hochmittelalters zusammen, die von der Forschung intensiv untersucht worden ist. Ausgelöst wurden die Veränderungen von verschiedenen Faktoren.52 Eine große Rolle spielte das Bevölkerungswachstum zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert. Damit stieg zum einen der Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten, zum anderen konnte durch den Anstieg der arbeitsfähigen Bevölkerung auch mehr produziert werden. Mit dem Wachstum in Zusammenhang steht die Erschließung von Neuland. Diese erfolgte insbesondere durch Rodung großer Waldgebiete sowohl im sogenannten ‚Altsiedelland‘ im Westen des Reiches als auch östlich der Elbe während der sogenannten ‚Ostkolonisation‘. Ein weiterer Faktor die Landwirtschaft betreffend waren Innovationen in der Technik und in den Anbaumethoden.
52 Vgl. zu den folgenden Ausführungen immer noch grundlegend: Abel, Agrarkrisen, S. 30 – 37; sehr detailliert und speziell fürs Rheinland: Irsigler, Auflösung.
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Ministeriale in der Grundherrschaft
Eine der bedeutendsten Entwicklungen war die Entstehung von Städten im Hochmittelalter.53 So war vielen Personen, die zuvor alternativlos an eine Villikation gebunden gewesen waren, erstmals die Möglichkeit eröffnet, den Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Grundherrschaft zu entkommen.54 Die Belastungen, die die Bauern von verschiedenen Seiten erfuhren, lassen sich auch in Kölner Quellen feststellen.55 Die Vogtei über die curia in Lechenich zog Philipp von Heinsberg im Jahr 1185 mit dem expliziten Hinweis auf die Bedrückung, die der Hof durch die Vögte erfahren habe, ein.56 Durch den Druck, den die sogenannte ‚Landflucht‘57 auf die Herren und Verwalter der Grundherrschaften ausübte, waren diese nicht selten zu Zugeständnissen gegenüber ihren Abhängigen gezwungen 58. So wurden beispielsweise die Naturalabgaben in Geldabgaben umgewandelt, die zu leistenden Arbeitsdienste reduziert und den Bauern auf ihren Höfen eine größere Eigenverantwortung zugestanden. Diese Entwicklung wirkte sich konkret auf die Entstehung der Ministerialität aus, denn die Herren versuchten auch durch besondere Förderung und Besserstellung einiger Personen dem Exodus Einhalt zu gebieten.59 Durch das Bevölkerungswachstum stieg freilich auch die Zahl der gut qualifizierten Personen innerhalb einer Grundherrschaft. Die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit, dass ein Herr auf ein Mitglied dieser Personengruppe zurückgriff, um bestimmte Funktionen zu besetzen, stieg also, zumal der entscheidende Vorteil die Unfreiheit der Ministerialen war. Der Einfluss, der auf sie ausgeübt werden konnte, war ungleich höher, als es bei Freien oder gar kleinen Adeligen der Fall war. Außerdem konnten ein Amt und die damit oft zusammenhängenden Lehen von Unfreien, zumindest der Theorie nach, nicht an ihre Nachkommen vererbt werden, sodass die Gefahr der Entfremdung von Land und Gütern weniger bestand. Wie oben bereits erwähnt, war die höchste zu besetzende Position innerhalb einer Villikation die des villicus oder scultetus, ins Deutsche meist mit Meier bzw. Schultheiß übersetzt. Die Personen, die durch den Aufstieg in s olche Positionen 53 Vgl. Irsigler, Auflösung, S. 299. 54 Vgl. zur Bedrückung durch Herrn, Meier und Vögte: Epperlein, Bauernbedrückung, S. 161. 55 REK II 467 (1149) [Seibertz I 49], 1015 (1174) [MUB II 21], III 635 (1227) [WUB VII 295]; vgl. hierzu auch Epperlein, Bauernbedrückung, S. 57 – 77. 56 REK II 1237 (1185) [Lac. I 501]. Der Hinweis auf die Bedrückung kann auch ein Vorwand sein, um den Vogt abzusetzen. 57 Zur Landflucht speziell im Rheinland vgl. Becker, Land, S. 122 – 142; allgemeiner: Epperlein, Bauernbedrückung, S. 69 – 75; vgl. auch Spiess, Landflucht. 58 Vgl. Epperlein, Bauernbedrückung, S. 63 – 66 mit Beispielen. 59 Vgl. Irsigler, Freiheit, S. 9 f.
Einordnung in den Forschungszusammenhang
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Ministeriale geworden waren, zogen daraus ein gesteigertes Selbstbewusstsein, sodass Konflikte mit dem Herrn nicht ausblieben.60 Wie die oben vorgestellten Ministerialen zum Teil zeigen, hinderte sie die rechtliche Unfreiheit nicht daran, neben ihren Lehen auch Eigenbesitz anzusammeln und um den Hof, den sie im Auftrag verwalteten, eigene kleine Herrschaften aufzubauen.61 Die Lehen wurden, ebenso wie es bei viele freien Vasallen der Fall war, im Laufe der Zeit erblich und so dem Zugriff des Erzstiftes entzogen.62 Bei den Ministerialen von Alfter beispielsweise wurden der Ministerialenstatus und das Amt vom Vater an den Sohn weitergegeben. Gleiches kann auch für die Lehen angenommen werden. Mit der eigenen Verfügung über Land und Höfe ging auch die Herrschaftsausübung über eigene Hintersassen einher, wie ebenfalls für die Alfterer Ministerialen nachgewiesen werden konnte. Teilweise wurden Abgaben, die die Schultheißen von den Bauern eingesammelt hatten, zurückgehalten, statt sie an den Herren abzuliefern. Das und die Entfremdung von Lehen waren zum Teil schlichte Notwendigkeiten. Viele der Ministerialen hatten nicht nur eine verwaltende Funktion, sondern auch eine militärische. Um sich aber dafür angemessen auszustatten, brauchten sie eine wirtschaftliche Grundlage, die sie nur in den Höfen finden konnten.63 Insofern hatte der Prozess für den Erzbischof zwei Seiten: zum einen den Gewinn von Kriegern, zum anderen aber den damit einhergehenden Verlust von Land und Leuten. Die Ministerialen konnten Allod und eigene Abhängige und vielleicht soziales Prestige durch den Aufstieg ins Rittertum gewinnen. Dies wurde begünstigt durch die Aufteilung der Hofverbände, die mit der Umstrukturierung der bisherigen Villikationsverfassung einherging.64 Die kleinen Höfe wurden unabhängiger vom Haupthof und waren diesem oft nur noch zur Zahlung von Pacht verpflichtet, häufig in Form sogenannter Wachszinsigkeit.65 Die zum Herrenhof gehörigen Äcker wurden von d iesem abgetrennt und zur Vergrößerung bestehender oder zur Gründung neuer Höfe genutzt. So wurde auf dem Herrenhof häufig keine eigene Landwirtschaft mehr betrieben, sondern nur noch von Abgaben gelebt. Diese Entwicklungen boten den Ministerialen zahlreiche Möglichkeiten zum Aufstieg im Dienst ihres Herren 60 Vgl. Epperlein, Bauernbedrückung, S. 69 f.; Rösener, Grundherrschaft, S. 28; Linck, Wandel, S. 51 – 57. 61 Vgl. Becker, Villikationsverfassung S. 29; Rösener, Wirtschaftsverhältnisse, S. 301. 62 Vgl. Lütge, Geschichte, S. 83; Below, Landwirtschaft, S. 66; Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 85. 63 Vgl. Below, Landwirtschaft, S. 66. 64 Vgl. Lütge, Agrarverfassung, S. 84 f. 65 Vgl. Becker, Land, S. 32. Wachszinsigkeit bedeutet, dass die Personen zur Abgabe einer bestimmten Menge Wachs in einem bestimmten Zeitraum verpflichtet waren. Dies ersetzte das Ableisten von persönlichem Dienst.
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einerseits und gleichzeitig zur Emanzipation von diesem andererseits. Gerade die weiter abseits von Köln gelegenen Grundherrschaften waren der effektiven Kontrolle durch den Erzbischof entzogen. Die Personen, die diese Kontrolle eigentlich vor Ort ausüben sollten, waren die gleichen, die die eigentlich zu verhindernde Entfremdung vorantrieben bzw. deren sozialer Aufstieg diese Entfremdung oftmals überhaupt erst möglich gemacht hatte. Wie schon angedeutet, kam es im Rheinland nicht zu einer kompletten Auflösung der Villikationsverfassung, sondern zu einer Umformung der bestehenden Strukturen. Hermann Aubin hat dafür den Begriff „versteinerte Grundherrschaft“ 66 geprägt, der deutlich machen soll, dass es durch die dynamischen Entwicklungen im Hochmittelalter eigentlich zu einer Beibehaltung grundlegender Strukturen kam, wenn auch Abhängigkeiten gelockert wurden und sich die Lage für viele abhängige Bauern besserte.67 Auch dazu haben die Ministerialen beigetragen, indem sie die frei werdenden Herrschaftslücken besetzten und so einer wirklichen Unabhängigkeit der in der Landwirtschaft tätigen Personen entgegenwirkten.68 So waren die Ministerialen eine der wesentlichen Ursachen für die „Umbildung und Auflösung der durch die adelige Grundherrschaft geprägten Sozial-, Wirtschafts- und Herrschaftsordnung des Mittelalters“.69
5.5 Fazit In d iesem Kapitel wurde zunächst eine Definition der Grundherrschaft vorgenommen, um dann einen Überblick über Kölner Grundherrschaften zu geben, die sich jedoch zahlenmäßig nicht angeben lassen. Eine größere Ministerialenfamilie ließ sich in Alfter feststellen. Bereits 1116 ist mit Hermann der erste ihrer Vertreter bekannt. Bedeutend war Hermann (III.) zwischen 1195 und 1235. Er zeugte 53-mal und war der Erste in der Funktion des Marschalls, die danach in der Familie erblich wurde. Zudem wurden er und einige seiner Nachfolger als miles bezeichnet. Goswin (I.) von Alfter hatte bereits 1188 Lehen vom Erzstift inne und auch Eigenbesitz. Im 13. Jahrhundert dotierten die von Alfter das Kloster Füssenich und die Abtei Kamp, sodass hier ein sozialer Aufstieg gut sichtbar wird. Heinrich von Altendorf, der sich ab 1116 feststellen lässt, ist einer der ersten Ministerialen, die sich über einen längeren Zeitraum hinweg am erzbischöflichen Hof beobachten 66 Aubin, Agrargeschichte, S. 127. 67 Vgl. Lütge, Agrarverfassung, S. 92. 68 Vgl. Reinicke, Agrarkonjunktur, S. 82; Below, Landwirtschaft, S. 66; Aubin, Agrar geschichte, S. 127. 69 Irsigler, Freiheit, S. 10.
Fazit
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lassen. Er war am Hof so bedeutend, dass er mit d iesem auch in entferntere Städte reiste. Weitere Familienmitglieder lassen sich erst im 13. Jahrhundert feststellen, die dann zum Teil schon miles genannt werden, sich aber nicht mehr häufig in der Umgebung des Erzbischofs feststellen lassen. Sie entfernten sich von d iesem, wohl auch aufgrund verschiedener Konflikte, und fanden stattdessen Anschluss an den Grafen von Jülich. Ministeriale von Wormersdorf ließen sich zum ersten Mal 1126 feststellen. Auch sie spielten eine größere Rolle am Hof und begleiteten diesen auf Reisen. 1153 testiert einer ihrer Vertreter in einer Urkunde Friedrich Barbarossas. Durch die Verbindung der Ergebnisse mit dem allgemeinen Forschungsstand der Sozialgeschichte wurde deutlich, dass die Ministerialen in den Umgestaltungsprozessen, von denen die Villikationsverfassung im Hochmittelalter verändert wurde, eine maßgebliche Rolle gespielt haben. Ebenso wurden sie aber auch von der Entwicklung hervorgebracht und ihre Entwicklung begünstigt. Die Annahme, dass die Grundherrschaft der Ursprung der Ministerialität war, kann bestätigt werden, wenn auch der konkrete Nachweis an Kölner Ministerialen nicht zufriedenstellen konnte. Trotzdem konnte auch mit wenigen Beispielen gezeigt werden, dass die Entwicklung im Erzstift ähnlich verlief wie in anderen Teilen des Reiches.
6. Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs Das folgende Kapitel untersucht Ministeriale am erzbischöflichen Hof. Da mittel alterliche Höfe komplexe Gebilde waren, erfolgt zunächst eine Einführung in Hofforschung und -theorie sowie ein Überblick über die Entwicklung des erzbischöflichen Hofes im Untersuchungszeitraum. Dann wird die Rolle der Ministerialen bei politischen Entscheidungen, als Stellvertreter des Erzbischofs und in der Organisation des Hofes untersucht. Abschließend werden die drei Hofämter Marschall, Mundschenk und Truchsess untersucht. Die Ämter von Stadtvogt und Kämmerer wurden bereits bei der Vorstellung der Familien Eppendorf und Bachem erläutert.1
6.1 Struktur und Ausbau des erzbischöflichen Hofes vom 11. bis 13. Jahrhundert Höfe verschiedener Herrscher und Herren aller Epochen sind seit jeher Gegenstand der Geschichtswissenschaft gewesen. Auch für das Hochmittelalter liegt eine kaum noch zu fassende Menge an Literatur vor.2 Gezwungenermaßen musste daher für die folgenden Ausführungen eine Auswahl sowohl hinsichtlich der verwendeten Literatur als auch der behandelten Th emen getroffen werden, die sich an dem Gegenstand dieser Arbeit orientiert: den Ministerialen. Lange wurde der Hof in erster Linie als Kulturerscheinung verstanden, für dessen Erforschung eher die Literatur- und Kunstgeschichte als zuständig angesehen wurde.3 Dies änderte sich ab etwa den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts, als sich die Erkenntnis durchzusetzen begann, „dass es sich beim Hof nicht nur um eine Kulturerscheinung handelt […], sondern um die wichtigste politische, soziale und sogar (konsumtions)wirtschaftliche Institution des Mittelalters und der Frühen Neuzeit schlechthin“.4 Die Grundlage für dieses Verständnis hatte bereits Norbert Elias mit seine beiden Arbeiten „Über den Prozess der Zivilisation“ 5 und „Die höfische Gesellschaft“ 6 gelegt. Daran an schlossen sich in den 1980er Jahren 1 Vgl. Kap. 4. 2 Vgl. den Forschungsüberblick bei Rösener, Fürstenhof, S. 21 – 23. 3 Vgl. Paravicini, Kultur, S. 66; vgl. auch Schneidmüller, Hof, S. 13, der auf die interdisziplinären Ansätze der jüngeren Forschung verweist. 4 Paravicini, Kultur, S. 66. 5 Elias, Prozess. 6 Elias, Gesellschaft.
Struktur und Ausbau des erzbischöflichen Hofes vom 11. bis 13. Jahrhundert
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die eher literaturhistorischen Arbeiten Joachim Bumkes 7, die für das Verständnis des Hofes von nicht zu unterschätzender Bedeutung sind. Darüber hinaus wurden der Hof der Welfen 8 und der Hof Ottos IV.9 im Besonderen untersucht sowie versucht, den Alltag bei Hofe zu rekonstruieren 10. Die Konjunktur der Hofforschung hielt in den 90er und 2000er Jahren weiter an. Vor allem verschiedene Staufer-Höfe wurden nun in den Blick genommen. Zu nennen sind hier die Dissertationen von Alheydis Plassmann zum Hof Barbarossas 11, Ingeborg Seltmanns zu Heinrich VI .12 und Christian Hillens zu Heinrich (VII .)13 sowie die Habilitation von Bernd Schütte zu Philipp von Schwaben 14. Daneben waren auch Fürstenhöfe Gegenstand der Forschung: Karl-Heinz Spieß beispielsweise arbeitete zum Hof des Mainzer Erzbischofs 15, Joachim Ehlers zum Hof Heinrichs des Löwen 16. Vor allem die Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen machte sich mit zahlreichen Konferenzen und Publikationen um die Erforschung des Hofes verdient.17 Ebenfalls seit den 90er Jahren geriet die symbolische Kommunikation im Mittelalter zunehmend in den Fokus der Forschung.18 Hierbei kam dem Hof eine besondere Bedeutung zu, denn gerade er bot den Mitgliedern, vor allem aber dem Herrn, zahlreiche Gelegenheiten und Möglichkeiten, diese Art der Kommunikation durchzuführen. Gerd Althoff schreibt: Die Kommunikation mittels Gesten, Gebärden, Ritualen, mittels vielfältiger Handlungen symbolischer Qualität, erbrachte als wichtigste Leistung die ständige Vergewisserung und Verpflichtung aller Beteiligten. So musste etwa permanent zum Ausdruck gebracht werden, dass man die bestehenden Zustände und Verhältnisse akzeptierte. In öffentlichen Interaktionen dienten viele Gewohnheiten genau diesem Zweck. Andere hatten die Funktion, entstehenden Dissens früh genug anzuzeigen. […] Die durch solche Zeichen gemachten Aussagen beschränkten sich aber nicht auf die Gegenwart, sondern beinhalteten Versprechen für die Zukunft, dass nämlich das durch Z eichen oder im Ritual Ausgedrückte auch für die Zukunft gelten sollte. Auf diese Weise konnte man Frieden und Freundschaft für die 7 Bumke, Kultur; Ders., Mäzene; Ders., Ministerialität. 8 Die Welfen und ihr Braunschweiger Hof im hohen Mittelalter, hg. v. Schneidmüller. 9 Hucker, Kaiser Otto IV., S. 376 – 508. 10 Alltag bei Hofe, hg. v. Paravicini. 11 Plassmann, Struktur. 12 Seltmann, Heinrich VI. 13 Hillen, curia regis. 14 Schütte, König Philipp von Schwaben. 15 Spiess, Königshof. 16 Ehlers, Hof, S. 43 – 59. 17 Vgl. die Bibliografie von Hirschbiegel, 25 Jahre Residenzen-Kommission. 18 Vgl. hierzu als Überblick: Althoff, Bedeutung; zur Kommunikation allgemein: Hoffmann, ‚Öffentlichkeit‘.
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Zukunft ebenso versprechen wie Unter- und Überordnung, familiaritas, Huld oder auch Dienstbereitschaft zum Ausdruck bringen. So lange wie man die Zeichen bei der je nächsten Begegnung wiederholte, verlängerte sich das Versprechen.19
Zu verweisen ist in diesem Zusammenhang auf die zahlreichen weiteren Arbeiten Gerd Althoffs und den Münsteraner Sonderforschungsbereich 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme vom Mittelalter bis zur Französischen Revolution“. Neben der Symbolik standen nun aber auch andere Begriffe zur Debatte. Zu nennen sind hier die Stichworte Konsens, Institutionalität und Ordnung, die im Folgenden immer wieder aufgegriffen werden. Die Forschung vorangebracht hat dabei vor allem der Dresdener Sonderforschungsbereich 537 „Institutionalität und Geschichtlichkeit“.20 Was lange Zeit fehlte und bis heute nicht in endgültiger Form vorliegt, ist eine Definition des Hofes, die das komplexe Gebilde in all seinen Teilen erfasst und beschreibt und auf alle Höfe angewendet werden kann. Erst in den 2000er Jahren wurde begonnen, verschiedene Theorien für die Hofforschung fruchtbar zu machen.21 Dass eine endgültige Theorie noch nicht vorliegt, liegt vor allem daran, dass ein Hof so viele verschiedene Funktionen erfüllte und so viele verschiedene Personen einschloss, dass er nur schwer zu fassen ist. Werner Paravicini schreibt über die Funktionen des Hofes: Er muss (1) das tägliche Leben und (2) Zugang und Sicherheit organisieren, (3) das Prestige des Fürsten erhalten und erhöhen, (4) Machteliten neutralisieren und integrieren, und schließlich (5) regieren und verwalten. Herrenleben ist Ziel und Voraussetzung des Hofes, nicht dagegen rationale Verwaltung. Er ist politisches Entscheidungszentrum und Machttheater, Verbrauchs- und Vergnügungszentrum, Verteilort und Maklersitz von und für Macht, Geld, Güter und sozialen Chancen, für Geschmacksformen, Ideen und Moden aller Art, er ist Heiratsmarkt, Erziehungs- und Überwachungsanstalt für Minder jährige und Rivalen, aber auch Bewahranstalt für noch nicht Beerbte und jüngeren Söhne zu Lebzeiten der Väter, zuweilen Hohe Schule, stets Schnittpunkt von G eistlichem und Weltlichem.22
Bernd Schneidmüller zog den Schluss: „Hier vollzog sich Herrschaft, im Konsens des Herrschers mit seinen Getreuen, in ihren Beratungen und Beschlüssen.“ 23 19 Althoff, Bedeutung, S. 373 f. 20 Vgl. den „Sammelband Institutionalität und Symbolisierung“, hg. v. Melville, darin v. a. die Einführung von Rehberg, Weltrepräsentanz. 21 Vgl. dazu die Zusammenfassung der Forschung bei Butz/Dannenberg, S. 4 – 32; vgl. dazu auch von Seggern, Hof, S. 55; vgl. auch Paravicini, Macht. 22 Paravicini, Kultur, S. 66 f. 23 Schneidmüller, Hof, S. 13.
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Um seine Funktionen wahrnehmen zu können, braucht ein Hof ganz wesentlich zwei Dinge: Zum einen einen Herrscher, um den sich eine Gruppe von Personen bewegt. Jan Hirschbiegel schreibt: Von zentraler Bedeutung für das höfische System ist […] die Existenz einer Herrschaft ausübenden Mittelpunktsfigur. Ein Hof ohne Herrscher ist nicht denkbar, ob dieser nun stets physisch anwesend ist oder nicht.24
Zum anderen braucht es nach Johannes Laudage die Verfügungsgewalt über Güter, Rechte und Ämter, die Zugehörigkeit von Vasallen und Ministerialen [Kursivierung F. S.] sowie das Vorhandensein der vier klassischen Hofämter eines Marschalls, Kämmerers, Mundschenken und Truchsessen.25
Butz und Dannenberg schreiben darüber hinaus: Offensichtlich existierte eine Wechselwirkung z wischen dem Hof zur Sicherung bestimmter herrschaftlicher Positionen einerseits – er war also existenznotwendig, um überhaupt Herrschaft ausüben zu können –, andererseits wurde ein gewisses Herrschaftspotential benötigt, um überhaupt erst einen Hof ausbilden zu können. Herrscherliche Ambitionen bedingten mithin die Ausformung eines Hofes, denn Herrschaft war ein Problem der Effektivität, das heißt der Durchsetzung von Machtpositionen bzw. von sich im Begriff der Herrschaft kumulierenden Rechten.26
Einige der wichtigsten Funktionen des Hofes, zu denen auch und gerade die Ministerialen einen wichtigen Beitrag leisteten, waren die Ausübung von Herrschaft, die Wahrnehmung von Rechten und die Erfassung von Territorium.27 Der Konsens der Forschung besteht derzeit in vier Annahmen:28 Der Hof bestehe aus einem Herrscher und dem ihn umgebenden Personenverband, er könne geteilt werden in einen engen und einen weiten Hof, seine Gestaltung und sein Aufbau hingen eng zusammen mit den jeweiligen Erfordernissen der Ausübung von Macht und Herrschaft und er sei vergleichbar mit einer Zwiebel: Verschiedene Personenverbände gruppierten sich in verschiedenen Abständen um den Herrscher und konnten sich durch zunehmende Institutionalisierung verselbstständigen und unabhängig vom Herrscher agieren. Der Mittelpunkt des Kölner Hofes war der Erzbischof, der die Verfügungsgewalt über den Besitz des Erzstiftes hatte und Vasallen, Ministerialen und Hofämter um sich konzentrierte. Dass er der Mittelpunkt war, heißt jedoch nicht, dass er ein 24 25 26 27 28
Hirschbiegel, Hof, S. 49. Laudage, Hof, S. 81. Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 15. Vgl. dazu Hirschbiegel, Hof und Macht. Vgl. zum Folgenden Seggern, Hof, S. 55.
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Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs
absoluter, ein alles allein entscheidender Herrscher war. Entscheidungen wurden durch das Zusammenwirken der Anwesenden getroffen: Der mittelalterliche König wie der Lehnsherr auf den verschiedenen Stufen der Lehnspyra mide befahl nicht einfach oder ordnete an, sondern er stellte seinen Leuten ein Problem vor und erbat sich ihren Rat zu seiner Lösung. Wenn über die Lösung des Problems Konsens hergestellt war, setzte er die konsensuale Lösung durch und konnte hierbei natürlich auf die Hilfe all derer rechnen, die am Zustandekommen d ieses Konsenses beteiligt gewesen waren.29
In den Quellen greifbar wird der Kölner Hof als Personenverband erst im 12. Jahrhundert, besonders in dessen zweiter Hälfte.30 Der in der Überlieferung gängigste lateinische Begriff ist curia. Daneben gibt es Termini wie aula und palatium, die sich, zumindest ab dem 11. Jahrhundert, in der Regel aber auf den Hof als Bauwerk beziehen.31 Curialis bedeutet ‚zum Hof/zur Hofhaltung gehörig‘, während curiales die Mitglieder desselben bezeichnet.32 Eindeutig als Bezeichnung für den hier gemeinten Hof taucht curia in einer erzbischöflichen Urkunde aus dem Jahr 1139 auf. Hier bestätigt Arnold I. dem Nonnenkloster Königsdorf den Kauf tam iure ecclesie quam et curie nostre.33 Auch im längeren Dienstrecht wird der Begriff im Sinne von Hof als Personenverband gebraucht, die Hofamtsinhaber werden hier explizit als summi officiales curie bezeichnet.34 Wie oben ausgeführt, waren damit die fünf Hofämter gemeint, die nur von Ministerialen besetzt werden 29 Althoff, Macht, S. 16. 30 Vgl. Kluger, Konkurrenzhof, S. 80; ausführlicher Ritzerfeld, Erzstift, S. 27 – 30. 31 Vgl. Rösener, Fürstenhof, S. 22; Winterling, ‚Hof‘, S. 78. Eine andere Wortgeschichte bietet Schubert, Erz- und Erbämter, S. 202 f., allerdings bezogen auf den Königshof: Er ist zwar der Ansicht, curia könne sowohl Hof als auch Hoftag bezeichnen. Seit Barbarossa sei es aber zu einer Differenzierung und Präzisierung der Begrifflichkeiten gekommen: Curia meine nun meist den weiten, auch festlichen Hof, während sich für den alltäglichen, engen Hof aula eingebürgert habe. Vor allem unter Heinrich VI . tauche dann der Terminus aula imperialis häufiger in den Urkunden auf, um den engen Herrscherhof zu bezeichnen. Auch die Reichsministerialen, die ein Hofamt innehatten, begannen, sich statt auf curia auf aula zu beziehen: Also beispielsweise marescalcus aulae imperialis. Das genaue Gegenteil schreibt Paravicini in seinem EDG -Band: „Der Wandel ist auch daran erkennbar, dass im 11. Jahrhundert mit curia ein neues Wort für den Hof aufkommt und palatium, aula ode curtis ablöst.“ (Paravicini, Kultur, S. 6). Von zeitgenössischen Begriffen, die zwischen engem und weitem Hof unterschieden hätten, ist hier (und auch in anderer Forschungsliteratur) nicht die Rede. Vgl. auch Zotz, Herrschaftswechsel, S. 3 – 6. 32 Vgl. Ganz, curialis/hövesch, S. 42. 33 REK II 377 (1139) [ungedr.]. 34 LDR § 3.
Struktur und Ausbau des erzbischöflichen Hofes vom 11. bis 13. Jahrhundert
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durften.35 Daneben meint curia im längeren Dienstrecht zum Teil aber auch noch den Gutshof als Lieferant von Gütern, was zwar auch als Personengruppe verstanden werden kann, jedoch eher auf den Hof als Wirtschaftsbetrieb verweist.36 Landwirtschaftliche Güter werden im längeren Dienstrecht curtes 37 genannt, während der Palast des Erzbischofs mit palatium 38, einmal aber auch noch als curia archiepiscopi 39 bezeichnet wird. Entscheidend ist jedenfalls, dass curia in Köln in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts unter anderem einen Verband von den Erzbischof umgebenden Personen meinte. Der Begriff curia kann jedoch unterschiedliche Bedeutungen haben. Aloys Winterling definiert fünf Bedeutungen: 1. [I]n sachlicher und lokaler Hinsicht: den Aufenthaltsort, die Residenz eines Herrschers (‚bei Hofe sein‘); 2. In sozialer Hinsicht: das Gefolge eines Herrschers, die in seiner Umgebung anwesenden Personen (‚ein Mitglied des Hofes‘); 3. In zeitlicher Hinsicht: die herausgehobene Lebensführung in der Umgebung eines Herrschers (‚Hof halten‘); in kommunikativer Hinsicht: besondere Verhaltensweisen in der Umgebung eines Herrschers (Wendungen wie ‚jemandem den Hof machen‘ und abgeleitete Begriffe wie curialitas, höveschheit, Höflich keit, courtoisie etc.). Die politische Bedeutung des Wortfeldes ‚Hof‘ variiert: Im Mittelalter bezeichnet es v. a. die Versammlung der ‚Großen‘ eines Reiches um den Herrscher zur Beratung und Rechtsfindung (‚Hoftag‘).40
Daraus lässt sich ableiten, dass das Konstrukt ‚Hof‘ nur dann funktionieren konnte, wenn der Hof in curia war, das heißt, wenn der Herr und eine gewisse Anzahl weiterer Personen sich an einem Ort zu einer bestimmten Zeit zusammenfanden, um zu beraten und Entscheidungen zu treffen. Das Zusammenfallen der sachlichen, personalen und zeitlichen Bedeutung weist darauf hin, dass sich ein Hof durch Interaktion, das heißt eine Form der Kommunikation, die Anwesenheit voraussetzt, konstituiert und von einer gesellschaftlichen Umwelt angrenzt. 41
Wie war nun der Hof des Kölner Erzbischofs konkret aufgebaut? Alle Höfe lassen sich auf zwei verschiedene Weisen beschreiben: Die anwesenden Personen können nach der Häufigkeit ihrer Aufenthalte am Hof geordnet werden und nach ihrer Zugehörigkeit zu einem bestimmten ‚Stand‘. Aus der Zahl der Aufenthalte am Hof lassen sich zwei Personenkreise konturieren: Der enge Hof, der die täglich Anwesenden, die wichtigsten Berater und 35 Vgl. Kap. 4.1. 36 LDR § 7, S. 7. 37 LDR § 6, S. 6. 38 LDR § 7, S. 7. 39 LDR § 12, S. 9. 40 Winterling, Hof, S. 79; ähnlich auch Schneidmüller, Hof, S. 12. 41 Winterling, Hof, S. 79.
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Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs
Organisatoren umfasste, und der weite Hof mit Personen, die nur zu bestimmten Anlässen an den Hof kamen.42 Die jeweilige Zusammensetzung des Hofes lässt sich anhand der bei den Zusammenkünften ausgestellten Urkunden ermitteln. Allerdings ergibt sich hier das Problem, dass die Urkunden den Hof immer nur „blitzlichtartig“ 43 beleuchten, eine Momentaufnahme sind. Wer von den Genannten zum engen und wer zum weiten Hof gehörte, lässt sich nicht definitiv feststellen, nur ungefähr rekonstruieren. Die Urkunden zeigen eine kleine Gruppe von Ministerialen sehr häufig am Hof präsent, ohne dass jeder von ihnen zum engen Hof gerechnet werden kann. Der Stadtvogt und der Kämmerer gehören zu den am häufigsten als Zeugen hinzugezogenen Ministerialen.44 Aus ihren Tätigkeiten, die sie in der Verwaltung und Organisation des alltäglichen Hofes einbanden, folgt, dass sie zum engen Hof gehörten.45 Fast ebenso häufig testierten aber z. B. die Ministerialen von Volmarstein und von Alpen. Für ihre Tätigkeit am Hof liegen keine Quellen vor – abgesehen von ihren Zeugenschaften –, jedoch ist anzunehmen, dass sie aufgrund ihres Wohnsitzes auf Burgen und der Entfernung z wischen den Burgen und Köln nicht in die alltägliche Organisation eingebunden waren und deshalb zum weiten Hof gehörten.46 Dies steht ihrer Bedeutung als wichtige Berater des Erzbischofs jedoch nicht entgegen. Häufiges Auftauchen in den Zeugenlisten allein ist also noch kein ausreichender Grund, die Ministerialen dem engen Hof zuzuordnen. Gleichwohl entschied die Häufigkeit der Anwesenheit am Hof nicht darüber, ob eine Person grundsätzlich zum Hof gehörte oder nicht. Auch ohne dauernde Präsenz konnte eine Person anerkanntes Mitglied des Hofes sein.47 Aus diesen Ausführungen folgt, dass in dieser Arbeit sowohl der enge als auch der weite Hof untersucht werden. Wenn versucht wird, die Mitglieder des Hofes nach ihrem ‚Stand‘ zu ordnen, ergeben sich drei Personenkreise am Hof: Die meisten Geistlichen am Kölner 42 Vgl. Rösener, Fürstenhof, S. 24; Ders., Hofämter und Hofkultur, S. 28; Winterling, Hof, S. 79 f.; Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 15. Schon Konrad von Megenberg unterteilte in seiner Ökonomik den Hof in eine curia minor und eine curia maior (Konrad von Megenberg, Ökonomik (Buch II), S. 199. Vgl. dazu und allgemein zum engen und weiten Hof: Schreiner, ‚Hof‘, S. 76 f.; Ders., ebd., S. 81 hat folgende Einteilung des engen Hofes, den er mit einem Quellenbegriff, dessen Quelle er nicht nennt, familia curiae nennt: Den Hofklerus, die Ministerialen als Inhaber der fünf Hofämter und „niedere Diener und Handwerker“. 43 Vgl. Plassmann, Struktur, S. 1. 44 Vgl. für die Stadtvögte die Tab. 4 bis 7; für die Kämmerer die Tab. 8, 9 und 13. 45 Vgl. Kap. 4. 46 Vgl. Rösener, Hofämter, S. 541. 47 Vgl. Schreiner, Hof, S. 80.
Struktur und Ausbau des erzbischöflichen Hofes vom 11. bis 13. Jahrhundert
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Hof waren Mitglieder des sogenannten ‚Priorenkollegs‘.48 Das Priorenkolleg wird zum ersten Mal 1090 in einer Urkunde Erzbischof Hermanns III . erwähnt.49 Zu ihm gehörten: der Dompropst, der Domdekan, die Pröpste von Bonn und Xanten, gefolgt von den Pröpsten der stadtkölnischen Stifte und Klöster. Neben dieser Gruppe gehörten weitere Geistliche zum Hof: diejenigen, die die Mitglieder der Kanzlei stellten, die für die Urkundenherstellung zuständig war 50, darüber hinaus die Bischöfe der Kölner Suffragane Lüttich, Utrecht, Münster, Minden und Osnabrück 51. Die zweite große und einflussreiche Gruppe stellten die Adeligen. Fast alle Herzöge und Grafen des nordwestlichen Teils des Reiches waren Ende des 12. Jahrhunderts Vasallen des Kölner Erzbischofs und hielten sich mehr oder weniger häufig an dessen Hof auf.52 Zu den wichtigsten Vasallen aus dem rheinischen Teil des Erzstifts gehörten im 12. Jahrhundert: die Grafen bzw. Herren von Saffenberg-Sayn, Molbach-Nörvenich, Berg, Jülich, Hochstaden-Are, Geldern, Kleve, Nürburg-Are und Sayn.53 Aus Westfalen kamen die Grafen von Arnsberg, Altena und Ravensberg.54 Zu den überregionalen Vertretern gehörten der Landgraf von Thüringen, die Herzöge von Brabant und Limburg sowie die Grafen von Flandern und Holland.55 Die Vasallen gehörten nicht zum engen Hof, sondern zum weiten, da sie sich nicht dauerhaft am Hof aufhielten.56 Die dritte Gruppe bildeten die Ministerialen, von denen manche zum engen, andere zum weiten Hof gehörten. Sie waren ebenso wie die Geistlichkeit und die Vasallen für die Herrschaftsausübung im Erzstift unverzichtbar, was im Folgenden weiter ausgeführt wird. 48 Vgl. hierzug grundlegend die Dissertation von Groten, Priorenkolleg; vgl. auch Weise, Hof, S. 78 – 91. 49 Vgl. Kluger, Konkurenzhof, S. 79. Erstes Auftauchen von Personen, die später zum Priorenkolleg gehören, in REK I 882 (1061) [Lac. I 196 = RhUB II 274]; erste Nennung des Terminus REK I 1200 (1090) [Lac. I 244]: prudenti priorum et familiarum nostrorum consilio. Vgl. dazu Groten, Priorenkolleg, S. 37; Hillen, Hof, hat auf S. 42 darauf hingewiesen, dass Mitglieder des weltlichen Hofes meist aus denselben Familien stammten wie die des Priorenkollegs. 50 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 32 – 34, mit weiterer Literatur S. 32, Anm. 54; Weise, Hof, S. 107 – 111; zur Kanzlei vgl. Rösener, Hofämter, S. 541; vgl. zur Praxis der Urkundenausstellung am Hof des Kölner Erzbischofs Kap. 1.3. 51 Vgl. Hillen, Hof, S. 41. 52 Vgl. hierzu immer noch grundlegend: Ewig, Dukat; zur Rolle des Adels am Hof vgl. auch Ritzerfeld, Erzstift, S. 34 – 40; Weise, Hof, S. 91 – 97. 53 Vgl. Kluger, Konkurrenzhof, S. 84; Weise, Hof, S. 91 – 97. 54 Vgl. Weise, Hof, S. 91. 55 Vgl. Ritzerfeld, Hof, S. 11. 56 Vgl. Weise, Hof, S. 92.
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Im 11. und verstärkt im 12. Jahrhundert kam es (nicht nur) in Köln zu einem Ausbau des Hofes.57 Verantwortlich hierfür waren Veränderungen der territorialen Ausdehnung des Erzstifts und in der Herrschaftspraxis. Zunächst ist hier die Verdrängung der Pfalzgrafen aus dem Rheinland in Richtung Süden zur Zeit Annos II. zu nennen, die eine beachtliche Vergrößerung des Einflussbereiches des Erzbischofs mit sich brachte.58 Der nächste Schritt war die Hinzugewinnung der Herzogswürde für Niederlothringen 1152.59 Reinald von Dassel intensivierte die Kölner Herrschaft in Westfalen 60, vor allem in Soest 61, bevor Philipp von Heinsberg durch seine Gütererwerbungen 62 und den Empfang des Herzogstitels für Westfalen 63 die Ausdehnung des Kölner Erzstiftes auf einen Höhepunkt trieb. Das alles machte eine differenzierte Herrschaftspraxis mit einem Hof erforderlich, den bereits Anno aufzubauen begann und den seine Nachfolger stetig erweiterten:64 „[D]er Fürstenhof entwickelte sich in dem Maße, wie sich Landesherrschaft gestaltete.“ 65 Herrschaft wurde intensiviert und zunehmend ist das Bestreben erkennbar, „Herrschaft von zentralen Mittelpunkten aus neu zu organisieren“.66 Helmut Kluger hat darüber hinaus „eine verstärkte Tendenz hin zu einer Territorialisierung und damit zu einer mehr landrechtlich fundierten Herrschaftsgrundlage“ betont.67 Diese lasse sich vor allem am Auftauchen von Termini wie nobiles terrae in den erzbischöflichen Urkunden seit Reinald von Dassel erkennen.68 Die veränderten 57 Vgl. Rösener, Hofämter, S. 492 – 496; Ders., Fürstenhof, S. 23 – 26 zum Hof Welfs VI., der in mancher Hinsicht als repräsentativ für hochmittelalterliche Fürstenhöfe gelten kann; zur Rolle der Ministerialen am welfischen Hof vgl. Ders., Ministerialität, S. 259 – 263. Das Vorbild für den Welfenhof, aber auch den Königshof und viele andere Fürstenhöfe bildete der karolingische Königshof, den Hinkmar von Reims in De ordine palatii beschrieben hat; vgl. dazu Rösener, Fürstenhof, S. 26 – 28. 58 Vgl. Kluger, Konkurrenzhof, S. 79; vgl. allgemein zu den Ezzonen und ihrer Verdrängung Lewald, Ezzonen, bes. S. 164; Schieffer, Zeit der späten Salier, S. 157 f.; Steinbach, Ezzonen. 59 REK II 502 (1151) [Otto v. Freising, Gesta Friderici, S. 388]; Engels, Stauferzeit, S. 216 – 221. 60 Vgl. dazu Kap. 9.1; Engels, Stauferzeit, S. 226 – 228. 61 Vgl. Leidinger, Soest; Milz, Erzbischof; Soest. Geschichte der Stadt, Bd. 1, hg. v. Ehbrecht. 62 Vgl. Bauermann, Altena; Weinfurter, Entmachtung, S. 182; Kluger, Konkurrenzhof, S. 86. 63 Vgl. Droege, Herzogtum; Wrede, Herzogsgewalt; Jansen, Herzogsgewalt; Kallen, Erzstift; Thiemann, Westfalenpolitik; Allhoff, Beziehungen; Kluger, Konkurrenzhof, S. 86 – 88. 64 Vgl. Kluger, Konkurrenzhof, S. 87; Rösener, Hofämter, S. 492. 65 Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 15. 66 Schreiner, Hof, S. 88. 67 Kluger, Konkurrenzhof, S. 84; vgl. dazu auch den Überblick bei Ritzerfeld, Erzstift, S. 7 – 23. 68 Vgl. Kluger, Konkurrenzhof, S. 84: REK II 844 (1166) [Erhard II 335], 845 (1166) [UB Gereonstift 18] und 862 (1166) [Lac. IV 631].
Struktur und Ausbau des erzbischöflichen Hofes vom 11. bis 13. Jahrhundert
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Formen der Verwaltung und der Durchdringung von Gebiet machten Personen erforderlich, die mit den neu entstehenden Aufgaben betraut werden konnten. Dieser erhöhte Bedarf an fachlich qualifizierten Personen zog zwangsläufig einen Ausbau des Hofes nach sich und eröffnete soziale Aufstiegschancen, die vor allem von den Ministerialen genutzt wurden.69 Wie in Kapitel 2 beschrieben, tauchten die ersten Ministerialen zur Zeit Annos II. am Hof auf. Während des Pontifikats Friedrichs I. stieg ihre Zahl merklich an, sodass davon ausgegangen werden kann, dass Friedrich gezielt Ministeriale in seinen Dienst nahm.70 Eine vielleicht planmäßige Ausstattung des Hofes mit Hofämtern, die mit Ministerialen besetzt waren, erfolgte unter Arnold I. Ende der 30er Jahre des 12. Jahrhunderts 71. In den 40er Jahren tauchen auffallend häufig alle Hofämter gemeinsam in den Zeugenlisten auf, was sowohl vorher als auch nachher nur selten der Fall ist. 1139 bestätigte Arnold I. dem Kloster Königsdorf den Erwerb eines Gutes. Die Zeugenreihe liest sich wie folgt: Comes Adolphus de Saphenberg, comes Gozwinus de Falkenburg, de familia nostra: Heinricus dapifer, Herimannus pincerna, Thietmarus camerarius, Philippus marscalcus.72
Kurz danach bestätigte Arnold demselben Kloster den Kauf eines weiteren Gutes. Die Zeugenliste lautet hier: Arnoldus prepositus sancti Petri, Bruno prepositus Xantensis, Gerhardus Bunnensis, Theodericus prepositus ss. Apostolorum, Adolphus comes de Saffenberg, Gozwinus de Falkenburg, Waltherus comes de Kesle, de familia nostra: Heinricus dapifer, Herimannus pincerna, Thitmarus came rarius, Philippus marscalcus.73
Da die Gruppe der Ministerialen sich nur in der Schreibweise von Thi(e)tmarus unterscheidet und in dieser Konstellation und Reihenfolge sonst nicht vorkommt, liegt die Vermutung nahe, es handele sich jeweils um den gleichen Urkundendiktator, was auch durch den Bezug zum Kloster Königsdorf wahrscheinlich ist. Die nächste Zeugenreihe mit immerhin vier Hofämtern kann für das Jahr 1147 nachgewiesen werden, als Arnold I. auf Bitten seines Ministerialen Radolf dessen 69 Vgl. Schreiner, Hof, S. 79. 70 Vgl. Tab. 46 und 47 sowie Diagramme 1 und 2 im Anhang. 71 Vgl. Rösener, Hofämter, S. 539; vgl. auch Tab. 46 und 47 sowie Diagramme 1 und 2 im Anhang; vgl. dazu auch Burkhardt, Stab, S. 302: Eine Umstrukturierung der Verwaltung und die Besetzung der „Zentralverwaltung“ mit Ministerialen sei ein üblicher Zug der Zeit gewesen. Als Ursache macht er, ebd., „jene herrschaftsverdichtende Konzentration der Bischöfe auf den eigenen Machtbereich“ als Folge des Wandels des Bischofsideals im Zuge des Investiturstreits aus. 72 REK II 377 (1139) [ungedr.]. 73 REK II 378 (1139) [Lac. I 337].
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Lehen dem Kloster Scheda übertrug. Es gibt hier keine Benennung der Gruppe der Ministerialen, sie werden hinter die Adeligen in die Gruppe laici eingeordnet: […] laici: Otto comes de Rineche et filius eius Otto, Otto comes de Ravenesberg, Walterus advocatus, Hermannus advocatus, Thiemanrus advocatus, Tiemo, Marsilius, Henricus de Alpheim, Henricus de Volmudestein,, Emelricus dapifer, Phylippus pincerna, Tietmarus camerarius, Regenbodo, Adelbertus, Hiscelinus, Hardwicus, Conradus, Everhardus frater Radolfi, Teodericus.74
In einer weiteren Urkunde Arnolds I. von 1149, in der er die Erweiterung der Burg Drachenfels und deren Übertragung an das Bonner Stift St. Cassius bekundete, testieren unter der Rubrik ministerialibus: Adolfo dapifero, Philippo pincerna, Rudolfo marscalco.75 Zu den Inhabern der Hofämter lässt sich nichts sagen, da sie nur selten in den Urkunden auftauchen und nur mit ihrem Vornamen genannt werden.76 Auffällig ist aber in jedem Fall die Präsenz aller oder zumindest mehrerer Hofämter in einer Urkunde. Zu den vier klassischen Hofämtern (Kämmerer, Marschall, Mundschenk, Truchsess), die im Laufe des 12. Jahrhunderts an fast allen Fürstenhöfen im Reich auftauchten, kam in Köln noch der Stadtvogt hinzu.77 Dauerhaft am Hof zugegen waren nach Aussage der Zeugenlisten jedoch nur Kämmerer und Stadtvogt, gegen Ende des 12. Jahrhunderts auch der Marschall. Ein Blick nach Mainz zeigt, dass der Ausbau des Hofes in dieser Stadt etwa zur gleichen Zeit stattfand wie in Köln.78 In Trier werden die Hofämter erstmals 1152 komplett genannt.79 Unterhalb der Hofämter, die in den Quellen greifbar sind, gab es eine breite Schicht niedriger stehender Bediensteter, die ebenfalls für das reibungslose Funktionieren des Hofes unverzichtbar waren.80 Klaus Schreiner hat in seiner Untersuchung, vermutlich aufgrund ihres Auftauchens in den erzbischöflichen Urkunden, einige dieser Personen zu den Ministerialen gerechnet: den Türwärter (beneficium seu officium hostiarii curie nostre) und den Küchenmeister (magister coquinae).81 Für mögliche Mitglieder hielt er den procurator panis (dispensator panis, panetarius), den bacherarius und den butticularius.82 Unter diesen stehend machte aber auch 74 REK II 451 (1147) [Seibertz I 47]. 75 REK II 466 (1149) [Günther I 148]. 76 Vgl. zu den einzelnen Ämtern Kap. 6.5. 77 Vgl. Rösener, Hofämter, S. 485; Rösener, Fürstenhof, S. 28 f. 78 Vgl. Rösener, Hofämter, S. 539; Falck, Ministerialität, S. 47 f. 79 Vgl. Rösener, Hofämter, S. 536. 80 Vgl. die im Hofdienst genannten Funktionen in Kap. 3.1.4. 81 Vgl. Schreiner, Hof, S. 83 ohne Quellenangabe. 82 Vgl. Schreiner, Hof, S. 84 ebenfalls ohne Quellenangabe. Unter dem butticularius versteht er den Mundschenken (ebd.).
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Schreiner Personen aus, die zwar im Hofdienst genannt werden, aber sicher nicht mehr zur Ministerialität gehörten.83
6.2 Symbolik und Kommunikation: Der Hof als Institution zur Herstellung konsensualer Entscheidungen Die Hauptfunktion des Hofes war zweifellos das Herbeiführen von politischen Entscheidungen. Diese traf der Erzbischof nicht allein, sondern in enger Beratung und Abstimmung mit den Mitgliedern des Hofes im Konsens.84 Auch die Ministerialen hatten daran einen wichtigen Anteil. Zahlreich sind die Urkunden, in denen ausdrücklich vermerkt wird, dass die verschriftlichte Entscheidung auch auf den Rat der Ministerialen hin oder mit Hilfe ihrer Beratung zustande gekommen war.85 Im Jahr 1166 heißt es in einer Urkunde Reinalds von Dassel für St. Patrokli in Soest: Consultis ergo super hoc prioribus inbeneficiatis et ministerialibus ecclesie Coloniensis ex com muni eorum et tocius Sosaciensis familie consilio.86
1181 bekundete Philipp von Heinsberg, im Konsens mit Adeligen und Ministerialen beschlossen zu haben, dass das praedium in Lechenich keinem Vogt, sondern nur dem Erzbischof und dem Dompropst unterstehe: In audentia itaque nostra Nussie presentibus et consentientibus quam plurimis nobilibus et mini sterialibus iudicatum est.87
1240 zog Konrad von Hochstaden seine Ministerialen auch zur Rechtsberatung heran. Er bekundete ein Urteil der Schöffen und Bürger in Rees für rechtsgültig, und zwar nach dem Ausspruch seiner Ministerialen: Notum facimus universis quod licet intentia, quam fidelis noster Bernardus de Reyss proclama vit ad nostram presentiam a scabinis et civibus Ressensibus coram nobis de iure communi fuerit sententiata iniqua ministerialibus nostris consentientibus, eadem tamen sententia coram nobis.88
Im März 1266 tauschte
83 Vgl. Schreiner, Hof, S. 84. 84 Vgl. zu Ratgebern und Beratung im Mittelalter allgemein: Althoff, Kontrolle. 85 Vgl. Fürth, Ministerialen, mit weiteren Belegen S. 160 – 166. 86 REK II 839 (1166) [Seibertz I 56]. 87 REK II 1165 (1181) [Lac. I 440]. 88 REK III 980 (1240) [Liesegang 5].
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Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs
Brunstenus miles de Westerhem iudex ministerialium beati Petri apud Rikelinchusen notum facimus universis presens scriptum inspecturis, quod una de consilio ministerialium beati Petri apud nos existentium
mit der Äbtissin Berta von Essen Ministerialinnen aus.89 Gleiches passierte im Dezember 1266 noch einmal.90 Es lassen sich weitere Beispiele finden.91 Nicht nur der Rat (consilium) und die Zustimmung (approbatio) der Hofmitglieder waren wichtig, sondern auch die Herstellung der Entscheidung im Konsens (consensus).92 So heißt es 1276 in einer Urkunde Siegfrieds von Westerburg bezüglich der zukünftigen Vermeidung von Streit um die Kölner Rheinmühlen: Consilio et consensu capituli nostri, priorum, vasallorum, ministerialium ecclesie Coloniensis, judicum eciam et scabinorum, consilii et communis civitatis Coloniensis.93
Für die Ausübung von konsensualer Herrschaft waren die Mitglieder des Hofes, und also auch die Ministerialen, von großer Bedeutung. Ohne sie hätte diese Form der Herrschaft nicht funktioniert.94 Es gilt deshalb, den Begriff ‚Konsens‘ noch etwas weiter zu erläutern. Im Mittelalter war es von unbedingter Wichtigkeit, dass Entscheidungen im Konsens getroffen wurden, um Ansehen und Ehre aller Beteiligten zu wahren.95 Allerdings stand am Ende der Beratung keine demokratische Abstimmung, sondern der Herr entschied, nachdem er die Positionen seiner Ratgeber gehört hatte, allein.96 Dabei konnte er die Entscheidung in eine ihm genehme Richtung lenken, musste aber unbedingt darauf achten, dass sie von allen zuvor konsultierten Ratgebern mitgetragen wurde. Dieses Vorgehen machte bisweilen die Inszenierung der Konsensfindung notwendig und enthielt die Möglichkeit von „Konsensfassaden“ 97. Mit der Etablierung der Ministerialen am Hof galt es, eine zusätzliche Personengruppe in den Diskurs einzubinden, was sowohl Chancen eröffnete als auch Risiken barg. 89 REK III 2352 (1266) [WUB VII 1216]. 90 REK III 2368 (1266) [WUB VII 1242]. 91 REK II 305 (1134) [Sloet 267], 418 (1144) [Lac. I 352], 840 (1166) [Seibertz I 57], 1098 (1177) [Seibertz I 71], 1321 (1188) [Günther I 219]; III 64 (1209) [ungedr.]. 92 Vgl. Althoff, Kontrolle, S. 15. 93 REK III 2660 (1276) [Ennen/Eckertz I 317]; hier lassen sich auch sehr schön die einzelnen Bestandteile des Hofes erkennen; vgl. zu consilium und consensus Hillen, Hof, S. 42. 94 Vgl. Schneidmüller, Herrschaft, S. 57. 95 Vgl. Görich, Ehre, S. 2 – 16; vgl. zum Konsensbegriff im Frühmittelalter den Sammelband „Recht“, hg. v. Epp/Meyer. 96 Vgl. Althoff, Kontrolle, S. 18; zur Rolle des Ratgebers am Hof vgl. den Sammelband „Die Figur des Ratgebers in transkultureller Perspektive“, hg. v. Büschken/Plassmann. 97 Althoff, Kontrolle, S. 18.
Der Hof als Institution zur Herstellung konsensualer Entscheidungen
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Im Laufe des 12. Jahrhunderts spielten die Ministerialen am Hof neben dem Domkapitel und den Adeligen eine zunehmend größere Rolle. Mit gesteigertem Selbstbewusstsein forderten sie „Kompetenzen der Konsenserteilung ein“.98 Die Einbindung der Ministerialen in die Konsensfindung führte aber nicht nur zu einer Erhöhung ihres Einflusses und zu einer Machtsteigerung des geistlichen Fürsten, sondern mitunter auch zu Konflikten, von denen in Köln allerdings nichts überliefert ist. Ganz anders liegt die Sache in Mainz, wo Erzbischof Arnold von Selenhofen, der vielleicht selbst aus einem Ministerialengeschlecht stammte, 1160 nach vorangegangenen Konflikten von Ministerialen ermordet wurde.99 Nicht immer gelang die Beteiligung der Ministerialen ohne Probleme und nicht jeder Bischof war gewillt, die rechtlich nach wie vor Unfreien an seiner Herrschaft p artizipieren zu lassen. Auch in Fällen, in denen die Mitwirkung der Ministerialen nicht extra erwähnt wird, waren sie an der Entscheidungsfindung beteiligt, denn ihre Nennung in den Zeugenlisten spricht dafür, dass sie nicht nur den Vorgang als solchen bzw. die Urkunde bezeugten, sondern auch vorher zur Beratung anwesend gewesen waren; und das sind die weitaus meisten.100 Der Hof des Kölner Erzbischofs war freilich nicht frei von Spannungen und Konflikten zwischen seinen Mitgliedern. Beispielsweise kam es zwischen den Grafen von Are und den Grafen von Berg, zwei der bedeutendsten rheinischen Adelsfamilien, immer wieder zu Konflikten, die auch am Hof ausgetragen wurden, da beide Familien unterschiedliche Positionen im Priorenkolleg besetzten.101 Der Erzbischof musste dafür sorgen, dass beide Parteien ungefähr gleich mächtig blieben, um nicht seinen eigenen Einfluss, den er über die Familien in deren Regionen des Erzstifts nehmen konnte, zu gefährden. Erschwerend kam hinzu, dass andere Angehörige des Hofes je einer der beiden Parteien anhingen und so zwei sich gegenüberstehende, schwer zu kontrollierende Lager bilden konnten. Im Vergleich dazu waren die Ministerialen leichter zu steuern. Zwar bildeten sich auch hier Familienverbände um bestimmte Funktionen, diese waren aber über die Einschränkung der Verfügung über Lehen und Eigen dem Einfluss des Erzbischofs vergleichsweise gut zugänglich. Von Konflikten zwischen einzelnen Ministerialenfamilien ist nichts überliefert.
98 Schneidmüller, Herrschaft, S. 57. 99 Vgl. Weinfurter, Konflikt; Schulz, Aufstände; Ders., Reichsklöster, S. 39 – 44. Falck, Ministerialität, S. 50 f. 100 Vgl. Plassmann, Struktur, S. 9 – 12. 101 Vgl. Hillen, Hof, S. 44.
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Eine weitere wichtige Funktion des Hofes war die Repräsentation politischsozialer Rangverhältnisse.102 In Adelsgesellschaften ist es von großer Bedeutung, dass eine Person einen Rang nicht nur einnimmt, sondern dies auch nach außen hin deutlich macht. Sowohl gegenüber den am eigenen Hof Anwesenden als auch gegenüber anderen Großen. Rösener schreibt dazu: Beim Ausbau ihrer Höfe übernahmen die Fürsten im Hochmittelalter neben den Hofämtern auch vielfältige Formen der Repräsentation, der Inszenierung und der Herrscherdarstellung, wie sie am Königshof schon seit längerem üblich waren. Dies äußerte sich insbesondere in der Herrschaftssymbolik, im höfischen Zeremoniell und in bildlichen Darstellungen.103
Ebenso wie politische Entscheidungen im Konsens getroffen werden mussten, setzte „die identitätsbildende und identitätsversichernde Funktion der Repräsentation“ 104 einen Konsens darüber voraus, wie Repräsentation abzulaufen und zu funktionieren hatte. Welche Bedeutung den Ministerialen dabei zukam, soll im folgenden Abschnitt dargestellt werden. Wichtig war vor allem die „Repräsentation politisch-sozialer Rangverhältnisse“.105 Gegenüber dem regionalen und überregionalen Adel sowie gegenüber dem Königs- bzw. Kaiserhof musste der Erzbischof seinen Rang und seine Macht durch Symbolik immer wieder zur Schau stellen und befestigen. Das Wie der Herrschaft über Land und Leute muss unter Berücksichtigung einer InnenAußen-Relation im täglichen Kommunikationsprozess stets neu bestimmt werden, denn der Hof braucht die Öffentlichkeit zur Legitimation.106
Bei diesem Kommunikationsprozess spielte die symbolische Kommunikation eine entscheidende Rolle, wie Gerd Althoff in zahlreichen Arbeiten nachgewiesen hat.107 Er konnte zeigen, dass diese Form noch vor der verbalen und der schriftlichen im Mittelalter die dominante Form der Kommunikation war.108 Repräsentation bedeutete aber mehr als Zur-Schau-Stellen nach außen und Herrschaftssicherung: 102 Vgl. Winterling, Hof, S. 86; Paravicini, Schichtung, S. 374 – 380, der Rang und soziale Mobilität am Hof der Herzöge von Burgund untersucht hat. 103 Rösener, Fürstenhof, S. 29; die Bedeutung der verschiedenen Bereiche der Hofkultur für die Selbstdarstellung des Hofes betonen auch Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 25; vgl. als Beispiele von Symbolik den Abschnitt „Die imperiale Symbolik und die Herrschaftszeichen Ottos IV.“ in Hucker, Otto IV., S. 558 – 631. 104 Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 25. 105 Winterling, Hof, S. 86. 106 Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 19. 107 Vgl. Altoff, Bedeutung; Althoff, Macht; Althoff, Kontrolle. 108 Vgl. Althoff, Bedeutung, S. 373; dazu auch Ders., Kultur.
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Vielmehr steht der Begriff für alle Formen des Handelns im weltlichen und im kirchlichsakralen Bereich und bezeichnet ebenso eine spezielle Dimension mittelalterlichen Wirklichkeitsverständnisses. Repräsentation schafft Identität. Diese stärkt das Sozialgefüge im Umfeld des Herrschers und bietet den an der Herrschaft Interessierten soziale Aufstiegsmöglichkeiten und Einbindung.109
Genau hier kommen die Ministerialen wieder ins Spiel, die, genau wie alle anderen Mitglieder des Hofes, an sozialem Aufstieg interessiert waren und deshalb auch eine wichtige Rolle hinsichtlich der Repräsentation spielten. Die im längeren Kölner Dienstrecht aufgeführte Ausstattung der Hofamtsinhaber, also der Ministerialen, mit kostbaren Pelzen und anderem zeigt, wie wichtig die Ministerialen und ihre Ausstattung für die Repräsentation des Hofes waren.110 Gerade die Besetzung der Hofämter mit Ministerialen kann auch als an die adeligen Mitglieder des Hofes gerichtetes Z eichen gesehen werden, dass der Hof auch ohne ihr Zutun unterhalten hätte werden können.111 In den Quellen feststellbar ist diese Repräsentationsfunktion vor allem dann, wenn der Hof zu größeren bzw. festlichen Anlässen zusammenkam.112 Solche Anlässe waren insbesondere Synoden, Hof- und Gerichtstage.113 Ritzerfeld hat für das 12. Jahrhundert 20 Diözesan-, acht Provinzial- und zwei Legatensynoden gezählt.114 Außerdem bot der Aufenthalt des Königs bzw. Kaisers in der Stadt einen Anlass zur Repräsentation: Laut Ritzerfeld sind 23 (bzw. 29) Aufenthalte im 12. Jahrhundert belegt.115 In solchen Fällen wuchs die Anzahl der am Hof befindlichen Personen über das übliche Maß hinaus an. Hochmittelalterliche Quellen heben die Zahl der Anwesenden besonders hervor. Bei der Provinzialsynode Philipps von Heinsberg 1187 sollen 4000 Ritter anwesend gewesen sein.116 Zum großen Hoftag Friedrich Barbarossas 1184 in Mainz soll Philipp nach Gieselbert von Mons mit 1700 milites angereist sein.117 Diese Zahlen sind sicher übertrieben, zeigen jedoch zum einen, 1 09 Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 24. 110 LDR § 11; vgl. dazu auch Kap. 3.1.1. 111 Hier bietet sich der Vergleich mit dem Hof Barbarossas an: Zotz hat festgestellt, dass der Anteil der Reichsministerialen an Zeugenlisten zu Beginn der Regierungszeit Friedrichs I. nur bei etwa 14 % lag. Zu Beginn der 80er Jahre lag ihr Anteil dann bei fast 80 %. (Zotz, Ministerialen, S. 64 f.; vgl. auch die Grafiken, ebd., S. 65 und 67). Die Ministerialen hatten einen Großteil der Adeligen aus der Umgebung des Herrschers verdrängt. Vgl. dazu auch Keupp, Dienst, S. 342 und Kölzer, Hof, S. 21 und 37. 112 Vgl. Weise, Hof, S. 112 – 120. 113 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 43 – 47. 114 Vgl. Ritzerfeld, Hof, S. 13. 115 Ritzerfeld, Hof, S. 14; warum er sowohl 23 als auch 29 Aufenthalte nennt, wird nicht klar. Vgl. dazu auch Helmrath, Stadt Köln. 116 REK II 1281 (1187). [Henricus de Herfordia, S. 169]. 117 REK II 1224 (1184) [Giselberti chronicon Hanoniense, S. 539]; Arnold von Lübeck hat exakt 4064 Bewaffnete gezählt (Arnoldi abbatis Lubecensis chronica, hg. v. Lappenberg, S. 152).
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dass das Gefolge groß gewesen ist, und zum anderen, dass auf die Größe durchaus Wert gelegt wurde.118 Wie viele ministeriales unter den milites waren, lässt sich nicht feststellen, da Philipp in Mainz keine Urkunde ausgestellt hat. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ihn die großen Ministerialen dorthin begleitet haben. Welche Funktion den Ministerialen am Kölner Hof in repräsentativer Hinsicht genau zukam, ist schwer zu sagen. Die schon genannte, im längeren Dienstrecht festgelegte Ausstattung der Ministerialen und die Besetzung der Hofämter mit ihnen zeigt jedoch zweifellos ihre große Bedeutung. Mit Blick auf das Reich wird deutlich, dass ein großes Gefolge und das Vorhandensein von Hofämtern im Laufe des 12. Jahrhunderts zur Grundvoraussetzung eines jeden Hofes wurden.119 König Philipp schrieb 1206 in einem Brief an den Papst, er habe „so viele Ministerialen, dass wir ihre Zahl kaum mit Sicherheit zu bestimmen vermögen“.120 Ministeriales und milites „waren integraler Bestandteil der gloria mundi und signalisierten den hohen weltlichen, wenn nicht gar fürstlichen Status ihrer Besitzer“.121 Nun lassen sich bei den Urkunden, die während der erwähnten Synode 1187 ausgestellt wurden, bis auf den Stadtvogt Gerhard von Eppendorf keine Ministerialen und auch keine Hofämter nachweisen, sodass die Rolle der Ministerialen nicht belegt werden kann.122 Sowohl im Reich als auch in Köln war es üblich, die Hofämter im Alltag mit Ministerialen zu besetzen, bei festlichen Anlässen jedoch mit Adeligen.123 Zwar tauchen in einer Urkunde der Synode genau vier lokale Adelige auf, ob diese aber die Hofämter ehrenhalber innehatten, lässt sich anhand der Terminologie nicht sagen.124 Im Zusammenhang mit Repräsentation und Symbolik ist vor allem die Hofkultur intensiv erforscht worden.125 Besonders den Reichsministerialen wird in der Vgl. dazu auch Rösener, Hofämter, S. 542; vgl. zum dort eskalierenden Streit zwischen Philipp von Heinsberg, dem Abt von Fulda und Barbarossa, der für die Frage nach Rang und Repräsentation ebenfalls sehr aufschlussreich ist, Hillen, Hof, S. 37 f. An diesem Streit wird ebenfalls deutlich, wie wichtig das Zeremoniell für die Aufrechterhaltung des Konsenses war, denn „keine Geste darf einen Affront darstellen, weil sonst der Konsens gestört und das anvisierte Ziel gefährdet ist“. (Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 28). Vgl. dazu auch Spiess, Rangdenken. 118 Vgl. Clauss, Kriegsniederlagen, S. 111 – 118. 119 Vgl. Keupp, Dienst, S. 378 f.; Ganz, curialis/hövesch, S. 46. 120 Zit. nach Keupp, Dienst, S. 378 (Orig.: Habuimus etiam tot ministeriales, quod nos eos sub aliquo certo numero vis comprehendere potuimus. (MGH Const. 2, Nr. 10, S. 12.). 121 Keupp, Dienst, S. 379. Vgl. auch Spiess, Hof, der den Hoftag Barbarossas 1184 in Mainz untersucht und auch die verschiedenen repräsentativen Funktionen der Anwesenden analysiert hat. 122 REK II 1282 (1187) [MUB II 88] und 1283 (1187) [AHVN LXV 14]. 123 Vgl. zum Reich: Rösener, Hofämter, S. 506; vgl. zum Kölner Hof: Groten, Stadt, S. 137. 124 REK II 1282 (1187) [MUB II 814]. 125 Vgl. allgemein zur hochmittelalterlichen höfisch-ritterlichen Kultur im Reich: Laudage, Rittertum; Bumke, Kultur; Rösener, Rittertum; Ders., Hofämter; Butz/Dannenberg,
Der Hof als Institution zur Herstellung konsensualer Entscheidungen
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Forschung ein großer Anteil an der ritterlich-höfischen Kultur zugesprochen.126 Sicher begünstigte dieser Zusammenhang den Aufstieg der Ministerialen, denn die ritterliche Kultur und die Höfe wurden im 12. Jahrhundert zu Kristallisationspunkten gesellschaftlicher Dynamiken. Eine Beteiligung von Ministerialen an der Kölner Hofkultur lässt sich nicht nachweisen.127 Dabei war Köln im 12. und 13. Jahrhundert durchaus ein Zentrum für Bildung, Literatur und Kunst und auch die Erzbischöfe legten Wert auf Kultur an ihrem Hof.128 Die Schulen am Domstift und verschiedenen anderen Klöstern und Stiften in der Stadt waren Orte der Bildung, die Stadt war Zentrum des spätromanischen Kirchenbaus, es gab Maler und Bildhauer und die Goldschmiede- und Emaillearbeiten waren über ihre Grenzen hinaus bekannt.129 Reinald von Dassel war Mäzen des Archipoeta 130, ließ zwei neue Türme am Dom anbringen, hatte den Plan für einen Brückenbau über den Rhein und ließ einen neuen Bischofspalast errichten.131 Walther von der Vogelweide lobte Engelbert von Berg und dessen Verdienste um das Reich.132 Der guote Gêrhart des Rudolf von Ems hat sein Vorbild wahrscheinlich im Zöllner Gerhard Unmaze.133 An diesen Beispielen wird deutlich, dass es in Köln zwar Hofkultur gegeben hat, die Träger lassen sich jedoch entweder nicht identifizieren oder stammen wie Walther von außerhalb. Gleichzeitig wurde ebendiese Hofkultur von manchen Zeitgenossen auch kritisch gesehen. Bernhard von Clairvaux, Hildegard von Bingen, Wibert von Gembloux und Caesarius von Heisterbach sahen weltlichen Prunk und geistliche Lebensführung als unvereinbar an.134 So kann man mit Ritzerfeld zu dem Schluss kommen, dass „[d]ie repräsentative Funktion der Ministerialen und speziell der Hofamtsinhaber […] auch in Köln ein kaum zu überschätzender Machtfaktor gewesen [ist]“.135 Dass Überlegungen, S. 24 – 32; vgl. auch den Forschungsüberblick hinsichtlich des Anteils der Ministerialen an der Hofkultur bei Hechberger, Adel, S. 402 – 406. 126 Vgl. Kaiser, Minnesang, 191 f.; Rösener, Ministerialität, S. 266. 127 Ähnliches hat auch Bumke, Mäzene, S. 272 festgestellt: „Je weiter man die feudale Gesellschaftspyramide nach unten verfolgt, um so schwieriger wird es, präzise Auskünfte über die historische Identität der am Literaturprozess beteiligten Personen zu geben.“ 128 Vgl. Weise, Hof, S. 168 – 173. 129 Vgl. Bumke, Mäzene, S. 156. 130 Vgl. Bumke, Mäzene, S. 157 – 159; Schieffer, Archipoeta; Fried, Archipoeta; Landau, Archipoeta; Kluger, Konkurrenzhof, S. 92 f. Die Gedichte des Archipoeta finden sich in: Die Gedichte des Archipoeta, bearb. v. Watenphul, hg. v. Krefeld. 131 Vgl. Schreiner, Hof, S. 85. 132 Von Kölne werder bischof, sint von schulden frô, ir hânt dem rîche wol gedienet, und alsô daz iuwer lop da enzwischen stîget unde sweibet hô. (V. 85, 1 – 3) (zitiert nach Bumke, Mäzene, S. 258). 133 Vgl. Zöller, Kaiser. 134 Vgl. Ritzerfeld, Hof, S. 15. 135 Ritzerfeld, Erzstift, S. 40.
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die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts immer selbstbewusster werdende Ministerialität auch in Hofkultur, Repräsentation und Symbolik eine Möglichkeit für Macht- und Einflusssteigerung und damit einhergehend auch ein Aufstiegsmoment sah, ist sicher nicht unwahrscheinlich. An den Quellen belegen lässt sich das jedoch nicht.
6.3 Weltliche Stellvertreter des Erzbischofs: Ministeriale in transpersonaler Herrschaft Eine überaus wichtige Funktion des Hofes, insbesondere der Ministerialen, war die Sicherung der Herrschaftskontinuität bei längerer Abwesenheit des Metropoliten oder Vakanz des Erzstuhles. Sowohl nach dem Tod Friedrichs II. 1158 als auch nach dem Reinalds von Dassel 1167, beide verstarben in Italien, wandte sich Kaiser Barbarossa an die Kölner Stadtbevölkerung, um sie über den Tod zu informieren und ihnen den seiner Meinung nach richtigen Nachfolger zu empfehlen. Die Kölner Königschronik berichtet zu Anfang 1159: Colonienses vero pari voto et communi electione Reinoldum cancellarium in pontificem sibi ele gerunt, qui adhuc in Italia cum imperatore erat.136
Ein Brief mit konkreten Ansprechpartnern ist nicht überliefert. Allerdings wird hier schon deutlich, dass Barbarossa davon ausging, dass die Herrschaft im Erzstift mit dem Tod Friedrichs nicht zusammengebrochen war, sondern dass dort Personen die öffentliche Ordnung aufrechterhielten, die auch die Wahl des Nachfolgers organisieren konnten. Nach dem Tod Reinalds am 14. August 1167 sprach sich Barbarossa für Philipp von Heinsberg als Nachfolger aus, der sich ebenfalls in Italien aufhielt.137 Adressiert war dieser Brief an die Ministerialen Gerhard von Eppendorf, Heinrich von Alpen und Heinrich von Volmarstein. Fredericus dei gratia Romanorum imperator et semper augustus dilectis suis Gerhardo advocato Coloniensi, Henrico Alfeinn, Henrico de Folmoldestein gratiam suam et omne bonum.138
Gerhard von Eppendorf und dessen Bruder Hermann hielten sich zu d iesem 139 Zeitpunkt nachweislich ebenfalls in Italien auf. Heinrich von Volmarstein und 136 CR, S. 101. 137 Belege für Philipps Aufenthalt in Italien: REK II 887 (1167) [CR, S. 117], 906 (1167). Bereits am 6. Januar 1167 war er zum Reichskanzler ernannt worden, vgl. ebd. 138 REK II 902 (1167) und 906 (1167) [DF I 535]. 139 REK II 890 (1167) [Böhmer 1139], 900 (1167) [Lac. I 426 = MGH D F I. 532].
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Heinrich von Alpen sind am 12. Juli in Magdeburg belegt, als sie dort gemeinsam mit Bruno, dem Propst von St. Georg sowie den Grafen Heinrich von Arnsberg und Hermann von Saffenberg im Auftrag Reinalds ein Bündnis gegen Heinrich den Löwen schlossen.140 Zwei Dinge sind hieran hervorzuheben: Zum einen scheint eine Art Aufgabenverteilung z wischen den bedeutenden Ministerialen stattgefunden zu haben: Gerhard von Eppendorf begleitete den Erzbischof nach Italien, Heinrich von Volmarstein und Heinrich von Alpen blieben als faktische Stellvertreter im Erzstift zurück.141 Zum anderen ist beachtlich, welche Einflussmöglichkeiten Barbarossa den drei Ministerialen zuschrieb. Er hielt sie für fähig, in Köln für die Wahl des seiner Meinung nach richtigen Nachfolgers zu sorgen, was nicht nur für ihren Einfluss in Köln spricht, sondern auch ihre Bedeutung im Falle des (plötzlichen) Todes des Erzbischofs unterstreicht. Ihnen wurde zugetraut, die weltliche Herrschaft fortzuführen und aufrechtzuerhalten, bis ein neuer Erzbischof im Amt war. Für die Kontinuität von Herrschaft waren die Ministerialen demnach unverzichtbar.142 Grundsätzliche Regelungen zur Stellvertretung bei langer Abwesenheit des Erzbischofs sind nicht überliefert. Jedoch lässt sich an den Urkunden erkennen, dass den Erzbischöfen das Problem ihrer Abwesenheit bewusst war und sie deshalb von Fall zu Fall Stellvertreter bestimmten. Meist waren dies Adelige aus der Region und die Prioren:143 1155 scheint Dompropst Walter Erzbischof Arnold II. vertreten zu haben 144, Reinald von Dassel delegierte den ducatus coloniensis 1166 an den Herzog von Limburg 145, 1174 übertrug Philipp von Heinsberg Graf Albert von Molbach
140 REK II 896 (1167) [Posse I 344]. 141 Es muss von einer faktischen Stellvertretung ausgegangen werden, da eine formale Einsetzung als Stellvertreter urkundlich nicht überliefert ist. 142 Vgl. Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 13: „Die Kontinuitätssicherung von Herrschaft und Königtum lag in den Händen der Ministerialen.“ Vgl. auch Friedl, Pragmatismus, S. 217, der die „Zeugenkontinuität“ am staufischen Hof von Philipp von Schwaben bis zu Friedrich II. untersucht hat. 143 Vgl. Groten, Priorenkolleg, S. 122 – 124; Kluger, Konkurrenzhof, S. 81. 144 REK II 602 (1155) [ungedr.]: Knipping zitiert aus dem Original (Düsseldorf, Deutz Nr. 4b): „‘sub auctoritate archiepiscopi Arnoldi II .‘ bedroht Walter, Dompropst zu Köln, alle mit dem Bann, die seiner Entscheidung, wonach der Zehnte zu Bürring der Abtei Deutz zugesprochen wird, zuwiderhandeln.“ Arnold hielt sich zu dieser Zeit in Italien auf, sodass aus dieser Äußerung geschlossen werden kann, Walter sei als Stellvertreter zurück in Köln geblieben. 145 REK II 858 (1166) [CR, S. 119]: Ante idem tempus Heinricus dux de Limburg, cui imperator citra Rhenum sua negotia et archiepiscopus Reinoldus ducatum Coloniensem commiserant 5. Idus Iul. Obiit. Groten, Priorenkolleg, S. 123, Anm. 71 meint, der Herzog von Limburg habe „im Regelfall die Vertretung des Erzbischofs“ übernommen.
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die Blutgerichtsbarkeit in Landfriedensfällen 146 und 1175 wird Dompropst Bruno als kirchlicher Stellvertreter Philipps genannt 147. Wegen seiner häufigen Abwesenheit sind gerade bei Reinald von Dassel einige ausführlichere Bemerkungen zur Stellvertretung angebracht. 1167 strebte er die Schließung eines Bündnisses mit mehreren sächsischen Großen gegen Heinrich den Löwen an. Er selbst hielt sich noch in Italien auf, sodass die oben schon erwähnte Gruppe bestehend aus Bruno, dem Propst von St. Georg, den Grafen Heinrich von Arnsberg und Hermann von Saffenberg und den Ministerialen Heinrich von Volmarstein und Heinrich von Alpen nach Magdeburg reiste. Dort schwor Bruno für den Klerus, die beiden Grafen für den Adel und einer der beiden Ministerialen für die Ministerialen und die Bürger von Köln, dass sie dem Magdeburger Erzbischof und dessen Verbündeten im Krieg gegen Heinrich den Löwen beistehen würden.148 Hier wird deutlich, dass die Ministerialen neben Vertretern des Klerus und des Adels als Stellvertreter des Erzbischofs sowie als Vertreter der Ministerialen und, das ist besonders zu betonen, der Bürger agierten. Möglicherweise nahmen sie gemeinsam mit den anderen Genannten eine ähnliche Rolle auch in der alltäglichen Vertretung des Metropoliten ein. Weiteren Aufschluss über Stellvertretungen erlauben zwei Briefe, die Reinald aus Italien nach Köln sandte. 1164 informierte er über die Reliquien der Heiligen Drei Könige und die Gebeine der Märtyrer Felix und Nabor, die er in Mailand in seinen Besitz hatte bringen können und nach Köln zu überführen gedachte. Diesen Brief richtete er an den Dompropst Hermann, den Domdekan Philipp, die Prioren, den Klerus, die Lehnsnehmer, die Ministerialen des Erzstifts und die Bürger von Köln:149 Reinoldus dei gratia sanctae ecclesiae coloniensi electus et Italiae archicancellarius dilectissimis in Christo filiis et amicis Hermanno maioris ecclesiae coloniensis preposito, Philippo decano, cunctisque prioribus et universo clero omnibusque inbenefitiatis et ministerialibus beati Petri ac sanctae coloniensis ecclesiae universisque burgensibus almae urbis coloniae salutem et affectuosum obesquium cum intimae dilectionis plenitudine.
146 REK II 1037 (1175) [AHVN XXVI 20]: comes Albertus de Molbag, qui et traditionem omnium predictorum per manus predicti R. factam in persona nostra suscepit, quia et nos illis diebus in Ytaliam profecti iurisdictionem gladii ei commiseramus. Knipping schließt den Zeitpunkt der Übertragung (REK II 1024 (1074, Ende)) wohl daraus, dass Philipp im Dezember 1174 in Italien belegt ist (REK II 1025) und vorher den Grafen beauftragte. 147 REK II 1037 (1175) [AHVN XXVI 20]: Nos vero tunc temporis in magnis rerum occupatio nibus constituti circa expeditionem imperatoris versus Ytaliam distulimus et transtulimus ad prepositum maioris domus Brunonem cui vices ecclesiastice audientie commiseramus mandates ei ut omne hoc negotium susciperet et secundum iusticie intuitum promoveret. 148 REK II 896 (1167) [Posse I 344]; vgl. hierzu auch Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter, S. 72 f. 149 REK II 800 (1164) [Floss, Dreikönigenbuch, S. 113].
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Im Jahr 1167 berichtete Reinald den Kölnern von dem gerade errungenen Sieg über die Römer bei Tusculum und adressierte den Brief an den Dompropst Hermann, die Prioren und die Kölner K irche, den Herzog Heinrich von Limburg, alle Lehnsleute, Ministerialen und Bürger von Köln sowie das ganze Kölner Land:150 Reinoldus die gratia sanctae ecclesiae Coloniensis humilis minister, dilectissimis amicis suis, Herimanno praeposito cunctisque prioribus et ecclesiae, Henrico duci de Limburch, universis inbeneficiatis mini sterialibus et urbanis Coloniensibus totique terrae Coloniensi salute et sincerae dilectionis obesquium.
Als Stellvertreter treten in diesen beiden Briefen der Dompropst und der Domdekan sowie der Herzog von Limburg hervor, die aber gleichzeitig auch als Vertreter des Klerus bzw. des Adels agieren. Unter Reinald von Dassel ist der Stadtvogt Gerhard von Eppendorf im Jahr 1167 in Italien belegt. Am 27. April befreite Reinald die Stadt Siena von der Teilnahme am Heerzug, am 1. August erhielt er von Kaiser Barbarossa als Lohn für seine Unterstützung gegen die Römer den Reichshof Andernach und die Silberminen in Eckenhagen. In beiden Diplomen tritt Gerhard von Eppendorf als Zeuge auf, im ersten gemeinsam mit seinem Bruder Hermann.151 Dass die Stellvertreter ihren Aufgaben auch nachkamen, zeigt ein Vorfall aus dem Jahr 1164: Pfalzgraf Konrad versuchte, während der Abwesenheit Reinalds, der nur etwas mehr als ein Jahr seiner acht Pontifikatsjahre im Erzstift verbachte, militärisch in das Erzstift einzudringen. Eine schlagkräftige Truppe unter der Führung des Domdekans Philipp von Heinsberg konnte die Eindringlinge jedoch erfolgreich zurückdrängen.152 Darüber hinaus gewann der Hof gerade durch diese kontinuitätswahrende Aufgabe seine Identität.153 Denn in diesem Moment funktionierte er auch ohne ideellen Mittel punkt, Herrschaft wurde „unpersönlich-institutionell“ 154 und damit transpersonal. Der Hof ist Verfassungsinstanz. Curia ist nicht nur äußere Organisation, sondern auch eine neben dem König [bzw. dem Erzbischof, F. S.] stehende Rechtsform von großer rechtssetzender Bedeutung.155
Bei entsprechender Institutionalisierung konnte der Hof sich selbst kontinuieren und gerade dadurch auch die Herrschaft.156 1 50 REK II 895 (1167) [Ennen/Eckertz I 75]. 151 REK II 890 (1167) [Böhmer 1130], 900 (1167) [Lac. I 426 = MGH D F I. 532]. 152 REK II 795 (1164) [CR, S. 115]; vgl. dazu auch Kluger, Konkurrenzhof, S. 81. 153 Vgl. Zotz, Herrschaftswechsel, S. 7. 154 Zotz, Herrschaftswechsel, S. 4. 155 Schubert, Erz- und Erbämter, S. 198. 156 Vgl. Zotz, Herrschaftswechsel, S. 7; Zotz zeigt in diesem Aufsatz die Vorgänge beim Herrscherwechsel exemplarisch am Hof der Welfen und am Hof der Grafen von Hennegau.
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Die Tendenz zum transpersonalen Verständnis von Herrschaft wird auch an den Termini in den Zeugenlisten deutlich. Wenn die Rubriken nicht schlicht mit ministeriales betitelt sind, weisen sie fast immer einen Bezug zur Kölner Kirche bzw. zum Erzstift auf. Begriffe wie ministeriales s. Petri oder de familia s. Petri sind üblich.157 Selten werden die Ministerialen konkret auf die Person des Erzbischofs bezogen.158 Die Ministerialen waren somit nicht mehr so sehr auf die Person des Erzbischofs verpflichtet, sondern auf das Erzstift bzw. den Hof als politische Konstrukte.159 Das zeigt aber auch, dass der Hof insoweit institutionalisiert war, dass er seinen Zweck auch ohne Anwesenheit des Erzbischofs erfüllen konnte. Den Ministerialen kam damit entscheidende Bedeutung hinsichtlich Stabilität und Kontinuität zu. Butz und Dannenberg schreiben in Bezug auf den Königshof und die dortigen Ministerialen: Die Einbindung ganzer Familienverbände in die zentrale Hofhaltung hat sich als typisches Charakteristikum herauskristallisiert. Angesichts nicht unbedingt schriftlich fixierter N ormen trug dieses Klientelsystem zur Stabilisierung des Systems Hof bei und förderte die Internalisierung eines komplexen Regelwerks. Es ließe sich bei d iesem Klientelsystem sogar von einer Herrschaft von Personenverbänden sprechen.160
Ähnliches lässt sich auch am Kölner Hof beobachten: Die Familien von Eppendorf 161 und von Alfter 162 besetzten mehrere wichtige Positionen im Erzstift und waren Garanten der Herrschaftsdurchsetzung und -sicherung. Ernst Schubert hat Beobachtungen zur Rolle der Reichsministerialen im Thronstreit gemacht, die die Bedeutung der Ministerialen auch für die Kontinuität von Herrschaft im Reich verdeutlichen. Propst Burchard von Ursberg schrieb 1198 in seiner Chronik, was seiner Meinung nach für den Staufer Philipp von Schwaben als neuen König spreche: Tota vero curia imperialis et officiales imperii adheserunt Philippo cum principibus quam pluribus.163 Das heißt, dass er noch vor den Fürsten die Haltung des Hofes und der Ministerialen als maßgeblich ansah. Als im Jahr 1209 die staufischen Ministerialen zu Otto IV. wechselten, führte der Marschall 157 Vgl. etwa REK II 195 (1122) [Binterim/Mooren I 27], 456 (1147) [Quix 11], 1059 (1176) [Lac. I 454], 1259 (1186) [Lac. I 502]; darüber hinaus auch Tab. 16: Alpen, Burggrafen, in der besonders viele Belege versammelt sind. 158 REK II 985 (1173) [Binterim/Mooren I 48], 1139 (1169 – 79) [Seibert I 80], 1323 (1188) [Lac. I 511]. 159 Ein Vorgang, der sich auch im Reich beobachten lässt: vgl. Zotz, Herrschaftswechsel, S. 5 f. 160 Butz/Dannenberg, Überlegungen, S. 14. 161 Vgl. Kap. 4.1. 162 Vgl. Kap. 5.1. 163 Die Chronik des Propstes Burchard von Ursberg, S. 82 [zitiert nach Schubert, Erz- und Erbämter, S. 197].
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des Reiches, Heinrich von Kalden, ein langes vertrauliches Gespräch mit Otto, um ihm mitzuteilen, was er zur Ehre des Reiches wissen müsse: und machete wis dhen koninc / Otten allerleye dhinc / dher im not was zo siner ere.164 Über den Inhalt des Gesprächs ist nichts überliefert, deutlich wird aber, dass es kein Fürst, sondern ein Ministerialer war, der den neuen König in besonderes Wissen einweihte. Somit spielten die Reichsministerialen, besonders diejenigen, die eines der Hofämter bekleideten, beim Herrschaftswechsel eine nicht zu unterschätzende Rolle.165 Sie besaßen Wissen, das nicht verschriftlicht war, kein erkennbarer Konsens hinsichtlich eines bestimmten Verhaltens war und nur den Ministerialen bekannt war.166 Es ist nicht abwegig zu vermuten, dass auch den Kölner Ministerialen, allen voran dem Stadtvogt und dem Kämmerer, eine ebensolche Funktion beim Amtsantritt eines neuen Erzbischofs zukam. Allerdings ist ebenfalls mit Schubert zu betonen, dass sich die Hofämter nicht „von einem funktionalen Dienstverständnis her definieren“ 167 lassen. Entscheidend war vielmehr die Nähe zum König bzw. Erzbischof und dessen Vertrauen.168 Im Jahr 1219 verkündete König Friedrich II., dass beim Tod eines Bischofs alle Ämter vakant seien, mit Ausnahme der Hofämter.169 1223 wandte sich Heinrich (VII.) an die familia der Abtei Corvey und stellte fest, dass der Abt über die Hofämter nicht verfügen dürfe, diese erblich seien und die Güter der Inhaber nicht entfremdet werden dürften.170 Im 13. Jahrhundert ist demnach eine Institutionalisierung der Hofämter an den Fürstenhöfen feststellbar, die gerade in Zeiten der Vakanz für Kontinuität sorgen konnten.171 Aber nicht nur die Abwesenheit des Erzbischofs war, zumindest bis zu einem gewissen Grad, kompensierbar, auch die Abwesenheit eines Ministerialen beeinträchtigte das Funktionieren des Hofes nicht. Selbst so wichtige Ministeriale wie der Stadtvogt, der Kämmerer und die von Volmarstein waren im Grunde austauschbar. 164 Braunschweigische Reimchronik, S. 539, V. 6373 [zitiert nach Schubert, Erz- und Erzämter, S. 198]. 165 Vgl. Ficker, Reichshofbeamten. 166 Vgl. Schubert, Erz- und Erbämter, S. 198. 167 Schubert, Erz- und Erzämter, S. 199. 168 Zotz, Ministerialen, S. 63 hat diese Nähe zum Herrn als „wohl gar nicht zu überschätzende[n] Faktor in der Geschichte von Ministerialen“ benannt. Vgl. hierzu auch Ders., Adelige, S. 373 – 379. 169 MGH Const. 2, Nr. 68, S. 80 f.; vgl. dazu Zotz, Herrschaftswechel, S. 6 f.; Schneidmüller, Herrschaft, S. 59. 170 MGH Const. 2, Nr. 282, S. 396 f.; vgl. dazu Zotz, Herrschaftswechel, S. 6 f.; Schneidmüller, Herrschaft, S. 59. 171 Vgl. zur Institutionalisierung der Hofämter am Königshof: Schubert, Erz- und Erbämter, S. 205.
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Zwar wird sich innerhalb dieser Familien Herrschaftswissen angesammelt haben und wird von Generation zu Generation weitergegeben worden sein. Dass bei Ausfall eines oder mehrerer Ministerialer der Bestand des Erzstifts gefährdet war oder sich dessen Struktur oder Organisation verändert hätten, ist nicht anzunehmen.172 Die Urkunden machen sehr deutlich, dass die Ministerialen auch beim Tod eines Erzbischofs im Amt blieben. Die Regel ist ein dauerhaftes Innehaben der Funktion, wozu auch und gerade die Erbbarkeit mancher Ämter innerhalb einer Familie beitrug. So konnte Wissen innerhalb einer Familie angesammelt und immer weitervererbt werden, was in Zeiten der Vakanz von nicht zu u nterschätzender Bedeutung war. Auch wenn der neue Erzbischof im Amt war, musste er in die detaillierten politischen Verhältnisse eingeführt und über das alltägliche Funktionieren des Hofes informiert werden. Auch deshalb waren die Ministerialen ein unverzichtbarer Bestandteil des Hofes.
6.4 Ministeriale in der Organisation des Hofes Der alltägliche Hof und die Funktion der Ministerialen darin lassen sich aus den Kölner Quellen so gut wie nicht herauslesen. Deshalb sollen im Folgenden auch nur einige kurze Bemerkungen dazu gemacht werden. Als ‚Alltag‘ soll im Folgenden die alltäglich notwendige Organisation des Hofes sowie dessen Versorgung mit Lebensmitteln verstanden werden.173 Freilich gehörten die in Abschnitt 7.1, 7.2 und 7.3 vorgestellten Funktionen auch zum Alltag, da sie in Teilen jeden Tag vollzogen wurden. Werner Paravicini hat dementsprechend alle Funktionen des Hofes zum Alltag gerechnet.174 Der Stadtvogt und der Kämmerer waren, wie in Kapitel 4 gezeigt, die wichtigsten Ministerialen am Hof. Der Vogt war insoweit in die Abläufe eingebunden, als er die Abgaben der erzbischöflichen Höfe einsammeln und aufbewahren musste.175 Außerdem wird ihm durch seine Rolle als Richter am Hochgericht eine Vermittlungsfunktion zwischen Stadt und Hof zugekommen sein. Da die Zeugenlisten ihn als einen Ministerialen zeigen, der sich fast immer in der Nähe des Erzbischofs aufhielt, ist davon auszugehen, dass er maßgeblich für die Organisation des Hofes 172 Vgl. Winterling, Hof, S. 83; dazu auch Schreiner, Hof, S. 79, der mittelalterlichen Höfe „ein hohes Maß an Austauschbarkeit“ attestiert. 173 Vgl. zur Versorgung des erzbischöflichen Hofes: Militzer, Versorgung, S. 45 – 57; Militzers Untersuchung basiert auf Quellen, die seit dem späten 13. Jahrhundert entstanden sind, da vorher kaum Material zur Fragestellung vorliegt. 174 Vgl. Paravicini, Alltag, S. 11 – 21. 175 Vgl. zum Folgenden Kap. 4.1.1, dort auch die entsprechenden Belege.
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zuständig war. Der Kämmerer war entscheidend, weil er die Oberaufsicht über die Finanzen innehatte und damit ebenfalls jeden Tag gefragt war.176 Auch ihn zeigen die Zeugenlisten als dauerhaft am Hof präsent. Andere Ministeriale, die sich zwar häufig am Hof nachweisen lassen, aber sich wohl nicht jeden Tag dort aufhielten, sind die Burggrafen 177, vor allem Heinrich von Volmarstein und die Marschälle von Alfter 178. Auch die Zöllner 179, die Schultheißen und Ministeriale, denen sich keine konkrete Funktion zuordnen lässt, gehörten zum Hof, wobei die Häufigkeit ihrer Aufenthalte dort von Person zu Person sehr unterschiedlich war.180 Anhand der Urkunden, in denen die Ministerialen testieren, lässt sich nicht rekonstruieren, ob sie zu besonderen Beratungen oder Testierungen herangezogen wurden. Ihre Zeugenschaften erscheinen eher willkürlich. Ob und wie die anderen Hofämter, also Truchsess und Mundschenk, in die alltägliche Organisation des Hofes eingebunden waren, lässt sich nicht sagen. Vermutlich agierten sie eher im Hintergrund, was freilich nicht heißen muss, dass sie dort unwichtig waren. Die Zeugenlisten zeigen den Hof aber bei politischen Entscheidungen und zu diesen wurden wahrscheinlich nur diejenigen Ministerialen herangezogen, die die zu den zu beratenden und entscheidenden Gegenständen erforderliche Kompetenz und Erfahrung mitbrachten. Zwar tauchen Truchsess und Mundschenk immer wieder vereinzelt, phasenweise auch gehäuft, in den Quellen auf. Ein Zusammenhang zum Inhalt der Urkunde oder zu den spezifischen Zeitumständen lässt sich aber nicht herstellen. Befand sich der Hof auf Reisen, waren an der Organisation ebenfalls Ministeriale beteiligt.181 Zwar kam es an geistlichen Höfen wie dem Kölner schon früher zur Residenzbildung als an weltlichen Höfen, die Quellen zeigen den Hof jedoch immer wieder unterwegs im Erzstift.182 Zweifellos sind in Köln die meisten Urkunden ausgestellt worden und die Stadt war auch der hauptsächliche Aufenthaltsort des Hofes. Dies wurde begünstigt durch die in Köln vorhandene Bischofskirche und den dort befindlichen Palast des Erzbischofs.183 Im Hochmittelalter war Köln 1 76 Vgl. Kap. 4.2. 177 Vgl. zu den Burggrafen Kap. 8. 178 Vgl. zur Familie Alfter und den Marschällen Kap. 5.1, 6.5.1. 179 Vgl. Kap. 7.2. 180 Vgl. Schreiner, Hof, S. 84. 181 Vgl. Weise, Hof, S. 139 – 146. 182 Vgl. Stieldorf, Reiseherrschaft, S. 162. Zu den Reisen des Kölner Erzbischofs allgemein Ritzerfeld, Erzstift, S. 47 – 56; vgl. auch den eher auf die Frühe Neuzeit zugeschnittenen Sammelband der Residenzenkommission: Höfe und Residenzen, hg. v. Ammerer, Hannesschläger, Niederkorn; vgl. auch Militzer, Versorgung, S. 41 – 45. 183 Vgl. zum Palast des Erzbischofs: Die erzbischöflichen Paläste, S. 335 f.
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Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs
deshalb bereits über Jahrhunderte das unumstrittene Zentrum des Erzstifts gewesen. Durch die im Vergleich zum Reich kurzen Wege, die Vasallen und andere zurückzulegen hatten, um mit dem Erzbischof in persönlichen Kontakt zu treten, war das Umherziehen des erzbischöflichen Hofes nicht in dem Maße notwendig wie das des Königs- bzw. Kaiserhofes. Mit Soest als zweitem Zentrum des Erzstifts in Westfalen war auch in d iesem Teil eine Anlaufstelle für lokale Adelige gegeben, die sie aufsuchen konnten, wenn die Erzbischöfe dort weilten, was sie seit Reinald von Dassel immer häufiger taten.184 Andere häufig vom Hof aufgesuchte Orte sind Bonn 185, Neuss 186 und Xanten 187. 184 Im 12. Jahrhundert sind die Kölner Erzbischöfe 28-mal in Soest nachweisbar: REK II 168 (1119), 394 (1140), 400 (1141), 451 (1146), 474 (1149), 532 (1152), 533 (1152), 838 – 842 (1166), 937 (1169), 938 (1169), 969 (1172), 980 (1173), 989 (1173), 1005 (1174), 1104 (1178), 1189 (1182), 1257 (1186), 1158 (1186), 1496 (1195), 1567 (1199), 1584 (1200), 1633 (1203), 1634 (1203), 1645 (1204). Für das 13. Jahrhundert lassen sie sich 58-mal nachweisen: REK III 105 (1212), 177 (1217), 276 (1220), 330 (1221), 379 (1222), 418 (1224), 486 – 87 (1225), 567 – 68 (1225), 612 (1227), 635 – 36 (1227), 700 – 01 (1230), 750 – 52 (1232), 787 (1233), 1011 (1241), 1035 (1241), 1073 (1243), 2332 – 33 (1265), 2363 (1266), 2482 (1272), 2485 (1272), 2632 – 33 (1275), 2685 (1276), 2716 (1277), 2727 – 28 (1277), 2730 (1277), 2975 – 76 (1283), 3249 (1289), 3268 – 70 (1290), 3495 – 96 (1296), 3585 – 88 (1298), 3592 (1298), 3946 – 48 (1304), 3950 – 52 (1304), 3957 – 58 (1304), 3962 (1304), 3964 (1304), 3972 (1304). 185 Im 12. Jahrhundert sind die Kölner Erzbischöfe dreimal in Bonn nachweisbar: REK II 74 (1110), 465 (1149), 834 (1166). 52 Aufenthalte sind für das 13. Jahrhundert belegt. Der Anstieg im Vergleich zum 12. Jahrhundert ist in den sich ändernden politischen Verhältnissen im Erzstift zu suchen, vor allem an den zunehmenden Konflikten des Erzbischofs mit der Stadt Köln und seines Rückzugs aus der Stadt: REK III 1304 (1247), 1691 (1252), 1776 (1254), 1991 (1258), 2014 (1258), 2017 – 18 (1258), 2062 (1259), 2068 (1259), 2071 (1259), 2130 (1260), 2185 (1261), 2213 – 14 (1262), 2248 – 49 (1263), 2314 (1264), 2318 (1265), 2323 (1265), 2330 (1265), 2339 (1265), 2362 (1266), 2373 (1267), 2474 (1272), 2477 (1272), 2516 (1273), 2541 (1274), 2567 (1274), 2587 (1274), 2666 (1276), 2762 (1278), 3024 (1284), 3274 (1290), 3287 (1290), 3293 (1290), 3304 (1290), 3317 (1291), 3323 (1291), 3325 (1291), 3353 (1292), 3409 (1294), 3414 (1294), 3418 (1294), 3443 (1295), 3456 – 58 (1295), 3462 (1295), 3534 – 35 (1297), 3689 – 90 (1299). 186 Im 12. Jahrhundert sind die Kölner Erzbischöfe siebenmal in Neuss nachweisbar: REK II 260 (1131), 963 (1171), 1165 (1181), 1191a (1182), 1260 (1186), 1328 (1188), 1359 (1190). 61 Aufenthalte sind für das 13. Jahrhundert belegt: 404 (1223), 773 (1233), 1026 (1241), 1090 (1243), 1102 (1243), 1150 (1244), 1156 (1244), 1340 – 41 (1247), 1405 (1248), 1456 (1249), 1464 (1249), 1532 (1249), 1639 (1251), 1694 (1252), 1743 (1253), 1765 (1254), 1817 – 18 (1254), 1837 (1255), 1920 (1256), 1937 (1257), 2002 (1258), 2005 – 06 (1258), 2069 (1259), 2164 (1261), 2305 – 07 (1264), 2331 (1265), 2384 (1267), 2451 – 52 (1271), 2618 (1275), 2638 (1275), 2764 – 65 (1278), 2996 – 97 (1283), 3007 (1284), 3168 – 70 (1288), 3358 (1292), 3427 – 29 (1294), 3453 (1295), 3539 (1297), 3700 (1299), 3711 (1299), 3727 (1300), 3734 – 35 (1300), 3797 (1301), 3739 (1301), 3818 (1301), 3827 (1301), 3836 (1301), 3858 (1302). 187 Im 12. Jahrhundert sind die Kölner Erzbischöfe viermal in Xanten nachweisbar: 410 (1142), 825 (1166), 1373 (1184 – 1190), 1605 (1201). Für das 13. Jahrhundert sind keine Aufenthalte belegt.
Ministeriale in der Organisation des Hofes
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Besonders für die Ausübung von Herrschaft war das Umherziehen des Hofes unumgänglich. Denn grundsätzlich galt im Mittelalter: „Alle Herrschaft war zunächst persönlicher Art. Sie war nicht nur persönlich gedacht, sondern auch persönlich gestaltet.“ 188 Das bedeutet, dass der Erzbischof in persönlichen Kontakt mit den von ihm Beherrschten und seinen Vasallen treten musste, um Entscheidungen zu treffen und durchzusetzen. „Wichtig für die Akzeptanz als Lehnsherr beziehungsweise prädominante Macht war grundsätzlich seine körperliche Präsenz, die Visualisierung und Inszenierung von Lehnsoberhoheit.“ 189 Auch am reisenden Hof kam zweifellos dem Stadtvogt die größte Bedeutung 190 zu . Bei anderen Ministerialen ist oft nicht klar, ob sie mit dem Hof oder zum Hof reisten. Wahrscheinlich ist Letzteres, weil beispielsweise bei den häufig am Hof präsenten Burggrafen zum einen nicht die Notwendigkeit ständiger Begleitung bestand und sie zum anderen auf ihren Burgen Aufgaben wahrzunehmen hatten, die es ihnen nicht ermöglichten, den Hof ständig zu begleiten.191 Zu anderen Ministerialen und zu der Frage, ob diese besondere Funktionen am reisenden Hof hatten, lässt sich kaum etwas sagen. Da der Marschall laut dem Kölner Hofdienst für die Versorgung der Reittiere des Erzbischofs zuständig war 192, wurde in der Forschung verschiedentlich geschlussfolgert, er sei auch für die Organisation der Reisen verantwortlich gewesen.193 Nachweisen lässt sich das nicht. Stefan Burkhardt weist den Ministerialen auf Reisen eine wichtige Funktion bei der „sozialen Raumerfassung“ zu und charakterisiert sie als „Speicher von Handlungswissen“.194 Besonders ist hierbei an lokal ansässige Ministeriale, etwa die Burggrafen, zu denken, die während der Abwesenheit des Erzbischofs für die Erfassung des Raumes in militärischer, verwaltungstechnischer und symbolischer Hinsicht zuständig waren. Bereiste der Erzbischof eine bestimmte Region, war es ihre Aufgabe, ihn über die Verhältnisse der Gegend zu informieren. Außerdem dienten sie als Bindeglied zwischen Erzbischof und lokaler Bevölkerung. Der reisende Hof wird vermutlich kein größerer Aufstiegsfaktor gewesen sein als der Hof in Köln. Freilich besteht die Möglichkeit, dass Personen, egal ob 1 88 189 190 191 192
Schlesinger, Entstehung, S. 120. Burkhardt, Stab, S. 320. Vgl. zum Stadtvogt Kap. 3.2 und 4.1. Vgl. unten Kap. 3.1.4. HD , S. 60: Dabuntur etiam marschalco XL maldra avene et unum maldrum ordei mulo episcopi et II maldra avene ad pastum […]. […] Marschalco plaustrata feni super scalas in altitudine pedis cumulate et duorum equorum ferramenta et duo vigiles qui equos et cetera sibi deputanda custodian et una tina cum suo conto et una plaustrata lignorum et unus anser aut II pulli et I sextarium vini. Hec omnia solvuntur marschalco vel tres solidi Coloniensis monete. 193 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 117 f.; Weise, Hof, S. 100. 194 Vgl. Burkhardt, Stab, S. 302.
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Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs
inisteriale oder nicht, gezielt an den Hof reisten, wenn dieser sich in ihrer Gegend M aufhielt, und sich davon eine Förderung ihrer Karriere erhofften. Denn entscheidende Kriterien für den Aufstieg waren die Gunst 195, die Huld 196 und die Nähe 197 des Erzbischofs, weswegen ein Aufenthalt am Hof nicht schaden konnte. Nachweisen lässt sich so ein Vorgang wiederum nicht. Die Ministerialen, die sich am Hof außerhalb Kölns belegen lassen, sind die bekannten Größen, zum Teil zwar nur regionale, aber eben doch hinlänglich bekannt.198 So kann durchaus geschlussfolgert werden, dass der Hof zumindest in Soest Aufstiegschancen eröffnete, die nicht vorhanden gewesen wären, hätte sich die Stadt nicht als Zentrum im westfälischen Teil des Erzstifts etabliert.199
6.5 Die Hofämter im Einzelnen Da die Ämter von Stadtvogt und Kämmerer schon im Zusammenhang mit den sie innehabenden Familien behandelt worden sind 200, werden im Folgenden nur die Ämter Marschall, Truchsess und Mundschenk untersucht. 6.5.1 Der Marschall Der Marschall war laut dem Kölner Hofdienst zuständig für die Versorgung des erzbischöflichen Maultiers, der Pferde und der Hunde.201 Wie aus dem Text ebenfalls hervorgeht, gab es für die Pferde noch einmal eigene Wächter, sodass anzunehmen ist, dass der Marschall nur die Oberaufsicht führte. Ritzerfeld nimmt zudem an, dass der Marschall für die Planung und Organisation der Reisen des Erzbischofs zuständig war und bei Kriegszügen das Heer führte.202 195 Vgl. Winterling, Hof, S. 84: „Voraussetzung für die Erlangung eines Hofamtes ist stets die Gunst des Herrschers (oder eines seiner Günstlinge), deren Erhalt notwendig das primäre Ziel des Stelleninhabers.“ Möglicherweise ist das zu sehr von der Frühen Neuzeit her gedacht. Vgl. zur ‚Gunst‘ auch Althoff, Demonstration; vgl. weiterhin Hirschbiegel, Figur, S. 34 – 38. 196 Vgl. Althoff, Huld; Laudage, Rittertum, S. 17. 197 Vgl. Butz/Dannenberg, Überlegungen: „Vielmehr lag er [der Aufstieg; F. S.] in dem besonderen Näheverhältnis begründet.“ 198 In Soest gab es eine Gruppe von Ministerialen, die fast ausschließlich dort testierte. Vgl. dazu Kap. 10.1.2. 199 Vgl. zu Soest Kap 10.1. 200 Vgl. Kap. 4. 201 HD, S. 60. 202 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 117 f.
Die Hofämter im Einzelnen
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Von den vier klassischen Hofämtern ist das des Marschalls am Hof des Kölner Erzbischofs das letzte, das in den Quellen auftaucht.203 Es befinden sich zu Beginn mehrere Ministeriale gleichzeitig im Amt oder es findet ein häufiger Wechsel statt. Die Namen zwischen 1139 und 1195 sind: Philipp 204, Constantin 205, Godo 206, Rudolf 207, Arnold 208, Wilhelm 209, Wermarus 210 und Pilgrim 211. 1195 taucht zum ersten Mal Hermann (III.) von Alfter in den Quellen auf, 1196 wird er zum ersten Mal als Marschall genannt.212 Mitglieder dieser Familie befanden sich schon seit 1116 als Ministeriale in Diensten des Erzbischofs, allerdings nicht in einem speziellen Amt.213 Sie nannten sich nach dem Ort Alfter am Rand des Vorgebirges und waren dort vermutlich als villici der erzstiftischen Besitzungen eingesetzt.214 Die Vorstellung der Familie im 12. Jahrhundert erfolgte oben in Kapitel 5.1. Gleichzeitig mit Hermann scheint Heinrich von Bensheim das Marschallamt bekleidet zu haben. Zu ihm sind die Belege jedoch so dünn und es lassen sich keine weiteren Verbindungen zeigen, sodass auf eine eingehende Besprechung verzichtet werden soll.215 Hermann (III.) testiert häufiger gemeinsam mit seinem Sohn Goswin (II.).216 Goswin war es auch, der das Amt des Marschalls von seinem Vater übernahm, aber weniger am Hof präsent war. Hier ist das g leiche Verstetigungsmuster wie bei Stadtvogt und Kämmerer erkennbar: War ein Amt einmal an ein Familienmitglied vergeben, vererbte es sich innerhalb der Familie und stand nach dem Tod des 2 03 REK II 377 (1139) [ungedr.] 204 REK II 377 (1139) [ungedr.], 378 (1139) [Lac. I 373]; dass die beiden identisch sind, ist naheliegend, aber nicht belegbar. 205 REK II 410 (1142) [AHVN XI 168], 890 (1167) [Böhmer 1130]; dass die beiden identisch sind, ist naheliegend, aber nicht belegbar. Beide sind nicht definitiv als Ministeriale belegt. Constantin begleitete Reinald von Dassel 1167 nach Italien. 206 REK II 442 (1146) [MUB 530]. 207 REK II 466 (1149) [Günther I 148]. 208 REK II 565 (1153) [Lac. I 378]; nicht sicher als Ministeriale belegt. 209 REK II 1010 (1174) [Ennen/Eckertz I 85], 1047 (1176) [Lac. I 459], 1253 (1185) [Ennen/ Eckertz I 99]; dass die drei identisch sind, ist naheliegend, aber nicht belegbar. 210 REK II 1118 (1179) [Seibertz I 76]. 211 REK II 1493 (1195) [Lac. I 549]; nicht sicher als Ministerial belegt. 212 Tab. 23: Hermann von Alfter (III.), Marschall (1195 – 1235). 213 Tab. 19: Hermann von Alfter (I.) (1116 – 1130); Tab. 21: Goswin von Alfter (I.) (1138 – 1188); Tab. 20: Hermann von Alfter (II.) (1166). Vgl. zur Familie von Alfter im früheren 12. Jahrhundert Kap. 5.1. 214 Vgl. Bornheim, Untersuchungen; Ders., Geschichte, S. 13 – 16; Lau, Beamte, S. 56 und 82 f.; Ritzerfeld, Erzstift, S. 118 – 122. 215 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 121 f. 216 Vgl. Tab. 22: Goswin von Alfter (II.), Marschall (1218 – 1243).
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Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs
Inhabers nicht zur Disposition.217 Hermann (III.) und Goswin (II.) sind die ersten Familienmitglieder, die in der Rubrik milites testierten. Auch das ist ein deutlicher Hinweis auf den Aufstieg, den diese Familie durch ihre Tätigkeit für das Erzstift vollzog. Da Goswin (II .) nicht gemeinsam mit einem Sohn genannt wird, sind die konkreten Verwandtschaftsgrade der ihm nachfolgenden Familienmitglieder erneut nicht zu rekonstruieren. Marschall ist zwischen 1243 und 1271 Hermann (IV.).218 1279 wird Goswin (III.) als Marschall genannt.219 Die beiden Letztgenannten lassen sich nicht mehr als Ministeriale belegen und sind nicht mehr so eng an den erzbischöflichen Hof gebunden wie ihre Vorgänger. Anhand einer Urkunde von 1248 lässt sich vermuten, dass sie Brüder waren.220 Der bereits im 12. Jahrhundert nachweisbare Besitz der Familie Alfter wurde im 13. Jahrhundert, nach der Übernahme des Marschallamtes, noch ausgedehnt. Hermann (IV.) von Alfter besaß das Patronatsrecht über die Kirche in Bettenhoven, das er 1216 an Erzbischof Engelbert resignierte.221 In der gleichen Urkunde stiften Hermann und seine Frau sich eine Memorie im Kloster Füssenich, zu dem die Familie enge Verbindungen unterhielt.222 Hermann (IV.) hatte auch im westfälischen Teil des Erzstifts Lehen inne, wie eine das Kloster Kamp betreffende Urkunde von 1225 zeigt.223 Eine Urkunde von 1233 belegt, dass Ministeriale auch selbst Abhängige haben konnten. Erzbischof Heinrich bestätigte, dass vorgenannte Personen als Wachszinsige zum Hof Hermanns in Bettenhoven gehörten, und wie hoch deren Abgaben sein sollten.224 1248 befreiten die Brüder Hermann (IV.) und Goswin (III.) den Weingarten Siphe bei Oberbornheim von der Vogtbede, was von Erzbischof Konrad bestätigt wurde.225 Überhaupt scheinen die Mitglieder der Familie Alfter im 13. Jahrhundert ständig an Einfluss gewonnen zu haben, denn auch an politischen Entscheidungen waren sie beteiligt. Als 1267 Engelbert II. vom Grafen von Jülich gefangengenommen worden war und die Prioren sowie die Diözese eine Erklärung zur Unterstützung des Erzbischofs verfassten, schloss sich dieser Erklärung nicht nur der K ölner Stadtvogt Rutger an, sondern auch der Marschall Hermann (IV.).226 Im Jahr 1271, 217 Vgl. Kap. 4. 218 Vgl. Tab. 24: Hermann von Alfter (IV.), Marschall (1243 – 1271). 219 Vgl. Tab. 25: Goswin von Alfter (III.), Marschall (1248 – 1291). 220 REK III 1377 (1248) [ungedr.]. 221 REK III 152 (1216) [Lac. II 60]; vgl. zu Hermann IV. auch die Tabelle Tab. 10: Daniel von Bachem (I.) (1218 – 1239). 222 Vgl. Bornheim, Untersuchungen, S. 33 f. 223 REK III 494 (1225) [Binterim/Mooren II 244]. 224 REK III 792 (1233) [ungedr.]. 225 REK III 1377 (1248) [ungedr.]. 226 REK III 2389 (1267) [Lac. II. 721].
Die Hofämter im Einzelnen
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der Konflikt zwischen Engelbert und Wilhelm von Jülich war immer noch nicht ausgestanden, versprach Engelbert dem Grafen, von verschiedenen Vasallen und Ministerialen die Versicherung einzuholen, dass er, Engelbert, den mit dem Grafen geschlossenen Vergleich nicht verletzen werde. In der Auflistung wird der Marschall von Alfter an erster Stelle genannt.227 Die Familie Alfter gehört zu den Ministerialenfamilien, die erst im 13. Jahrhundert ihre größte Bedeutung erreichten, während dies bei den meisten anderen in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts der Fall war. Das bringt das Problem mit sich, dass führende Vertreter dieser Familie in den Zeugenlisten gar nicht mehr als Ministeriale geführt werden. Somit stellt sich die Frage, bis wann überhaupt von Ministerialen im eigentlichen Sinne gesprochen werden kann. Schon Goswin (II.) wird 1223 zum ersten und letzten Mal als Ministerialer genannt.228 Hermann (IV.) wird einmal unter den fideles genannt, Goswin (III.) einmal unter den milites 229. Diese eine Nennung ist sicher zu wenig, um die Behauptung aufzustellen, den Alfterern sei der Aufstieg ins Rittertum gelungen, sie zeigt aber, dass sich hier auf jeden Fall eine Entwicklung von der Ministerialität weg in sozial höherstehende Gruppen vollzog. Auffällig ist, dass sämtliche Familienmitglieder immer als de Alvetere marescalcus geführt werden. Es gibt also immer den Hinweis auf Herkunft bzw. Wohnort und Amt. Beim Stadtvogt beispielsweise ist das anders: Bei ihm verschwindet, wie oben beschrieben, der Name Eppendorf schon im 12. Jahrhundert und er wird entweder nur advocatus, häufig aber auch advocatus coloniensis genannt.230 Vermutlich hat das mit seiner Tätigkeit als Richter in der Stadt Köln selbst zu tun, während der Marschall eindeutig dem Hof zuzuordnen ist und mit der Stadt wenig zu tun hatte. In der Bürgermeisterliste von Groten taucht dementsprechend auch kein Marschall auf.231 Zudem hatte die Familie ihren Wohnsitz weiterhin auf ihrem Besitz in A lfter, von wo aus der Weg nach Köln an den erzbischöflichen Hof nicht weit war. Bei den von Alfter lässt sich meist mit ziemlicher Sicherheit die Weitergabe des Amtes vom Vater an den Sohn belegen.232 Bis ins 15. Jahrhundert blieb das Amt in der Familie und ihre Mitglieder gehörten zum engsten Kreis um den Erzbischof.233 Verantwortlich für den Aufstieg der Familie Alfter war das Amt des Marschalls nicht unmittelbar. Schon im 12. Jahrhundert finden sich Familienmitglieder als Zeugen in Urkunden, sodass der Eindruck entsteht, dass sie schon hier den Sprung aus der 2 27 REK III 2436 (1271) [Ennen/Eckertz III 79]. 228 Vgl. Tab. 22: Goswin von Alfter (II.), Marschall (1218 – 1243). 229 Vgl. Tab. 25: Goswin von Alfter (III.), Marschall (1248 – 1291). 230 Vgl. Kap. 4.1. 231 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 72 – 85 und 65. 232 Vgl. Tab. 6 bis 10. 233 Vgl. Giersberg, Erbmarschallamt, S. 318.
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Ministeriale am Hof des Kölner Erzbischofs
Villikation an den Hof, zumindest zeitweise, vollzogen hatten. Diese Familienmitglieder schufen gewissermaßen die Grundlage für die Ausstattung mit dem Amt des Marschalls Ende des 12. Jahrhunderts. Das Hofamt wirkte noch einmal verstärkend als Aufstiegsmoment, denn die Marschälle sind deutlich häufiger in der Umgebung des Erzbischofs zu finden als die von Alfter ohne diesen Titel. Hier sind vor allem Hermann (III.) und Goswin (II.) zu nennen.234 Die beiden letzten untersuchten Vertreter der Familie, Hermann (IV.) und Goswin (III.), sind deutlich seltener am Hof des Erzbischofs zu finden und treten nicht mehr als Ministeriale auf.235 Diese Entwicklung ist den Zeitumständen geschuldet, denn ab der Mitte des 13. Jahrhunderts gab es immer weniger Zeugenlisten 236 und die Ministerialität verlor zudem an Bedeutung 237. Insgesamt kann im Marschallamt also ein eindeutiges Aufstiegsmoment gesehen werden, wenn auch nicht so stark ausgeprägt wie beim Vogt oder Kämmerer. Zu fragen bleibt, ob d ieses Amt auch so häufig in den Quellen auftauchen würde, wenn es nicht in einer selbstbewussten Familie erblich geworden wäre. Denn der Vergleich mit den nicht erbbaren Ämtern Truchsess und Mundschenk zeigt, dass diese beiden Hofämter in Köln nie die Bedeutung besessen haben, wie die erbbaren Ämter Stadtvogt, Kämmerer und Marschall. Es kann daher vermutet werden, dass die Familie Alfter die Bedeutung in das Amt gebracht hat – und nicht umgekehrt – und dass es nicht nur die Funktion und die Aufgaben des Marschalls waren, die ihn in die unmittelbare Nähe des Erzbischofs brachten, sondern vor allem die guten Beziehungen der Familie. Strukturelle und individuelle Momente fließen hier ineinander und sind nur schwer zu unterscheiden. 6.5.2 Der Mundschenk Ein Mundschenk lässt sich am Hof des Kölner Erzbischofs bereits im Jahr 1101 nachweisen.238 Danach gibt es eine große Lücke, bevor ab 1138 verschiedene Mundschenken auftauchen, zu denen sich aber keine näheren Informationen geben lassen. Sie scheinen teils gleichzeitig im Amt gewesen zu sein, teils folgte ein schneller Wechsel. Die Zeugenreihen reichen nicht aus, um nachzuweisen, dass der im längeren Dienstrecht vorgeschriebene Sechs-Wochen-Turnus stattgefunden hat.239
234 Vgl. Tab. 23: Hermann von Alfter (III .), Marschall (1195 – 1235); Tab. 24: Hermann von Alfter (IV.), Marschall (1243 – 1271); Tab. 22: Goswin von Alfter (II.), Marschall (1218 – 1243). 235 Vgl. Tab. 25: Goswin von Alfter (III.), Marschall (1248 – 1291); Tab. 24: Hermann von Alfter (IV.), Marschall (1243 – 1271). 236 Vgl. Kap. 11. 237 Vgl. Kap. 11.4. 238 REK II 13 (1101) [Seibertz I 35]. 239 Vgl. Kap. 3.1.1.
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Nacheinander tauchen auf: Philipp 240, Hermann 241, Bruno 242, Bernhard 243, bevor einige Male nur noch Philipp genannt wird, wobei sich nicht mit Sicherheit sagen lässt, ob die verschiedenen Philipps identisch sind. Nach den Schreinskarten zu urteilen, hatte Philipp (oder einer von ihnen) Besitz in Köln.244 Tabellen wurden für die genannten Mundschenken aufgrund des seltenen Auftauchens nicht angelegt. Definitiv waren alle Inhaber des Hofamtes Ministeriale, wie den in den Anmerkungen angeführten Belegstellen zu entnehmen ist. Die vierziger Jahre des 12. Jahrhunderts stellen einen Zeitraum mit ungewöhnlich vielen Hofämtern in den Zeugenlisten dar.245 Möglicherweise hat Erzbischof Arnold I. gezielt den Ausbau des Hofes und die Einrichtung von Hofämtern vorangetrieben.246 Schon unter seinem Nachfolger Arnold II. taucht, abgesehen von Stadtvogt und Kämmerer, kein Hofamt in den Zeugenlisten mehr auf. Lediglich 1153 testiert ein Randolphus, allerdings in einer von Friedrich Barbarossa ausgestellten Urkunde.247 Mit großer Wahrscheinlichkeit kann angenommen werden, dass es die Hofämter Mundschenk, Truchsess und Marschall trotz ihres Fehlens in den Zeugenlisten am Hof der Kölner Erzbischöfe gegeben hat. Dass nur Stadtvogt und Kämmerer sich im engeren Kreis des Erzbischofs etablieren konnten, hängt sicher mit ihren wichtigen und einflussreichen Funktionen zusammen. Die drei anderen Ämter waren gewissermaßen unpolitische Funktionen, die zu sehr mit dem alltäglichen Funktionieren des Hofes beschäftigt waren, als dass sie als Ratgeber gefragt gewesen 240 REK II 360 (1138) [Lac. I 329], 363 (1138) [Lac. I 330], 451 (1147) [Seibertz I 47], 466 (1149) [Günther I 148], 467 (1149) [Seibertz I 49]. 241 REK II 362 (1138) [AHVN LXV 7], 377 (1139) [ungedr.], 378 (1139) [Lac. I 337]. 242 REK II 410 (1142) [AHVN XI 168]. 243 REK II 442 (1146) [Günther I 135]. 244 Mart. 2 I 29; vgl. Trockels, Ministerialen, S. 24; Ritzerfeld, Erzstift, S. 123. 245 REK II 377 (1139) [ungedr., das Zitat folgt dem Regest von Knipping]: de familia nostra: Heinricus dapifer, Herimannus pincerna, Thietmarus camerarius, Philippus marscalcus. REK II 378 (1139) [Lac. I 337]: de familia nostra: Heinricus dapifer, Herimannus pincerna, Thiet marus camerarius, Philippus marscalcus. REK II 410 (1142) [AHVN XI 168]: Gozwinus de Hennesberk, Baldericus de Dulmeth, Hermannus advocatus, Herrardus dapifer, Almericus de Wormersdorp, Bruno pincerna, Conastantin marescalcus, Vokelo camerarius et Reinoldus. REK II 451 (1147) [Seibertz I 47]: Walterus advocatus, Hermannus advocatus, Thiemarus advocatus, Tiemo, Marsilius, Henricus de Alpheim, Henricus de Volmudestein, Emelricus dapifer, Phylip pus pincerna, Tietmarus camerarius, Regenbodo, Adelbertus, Hiscelinus, Hardwicus, Conradus, Everhardus frater Radolfi, Teodericus. REK II 466 (1149) [Günther I 148]: ministerialibus: Adolfo dapifero, Philippo pincerna, Rudolfo marscalco; burgensibus: Daniele teloneario, Heri manno, Gerardo. 246 Vgl. Rösener, Hofämter, S. 539. 247 REK II 559 (1153) [Lac. I 146].
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wären. Eine ehrenamtliche Besetzung der Ämter mit gehobenen Ministerialen, wie es am Königshof üblich war, scheint es in Köln im 12. Jahrhundert nicht gegeben zu haben. In den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts gab es zwei Mundschenken, die einbzw. dreimal in den Zeugenlisten auftauchen. 1182 ein Gerhard und 1184 ein Wenemarus.248 Gerhard ist insofern interessant, als dass er der Bruder von H einrich von Volmarstein ist, der sonst als Gerhard Snar in den Quellen auftaucht und häufig am Hof präsent ist.249 Als pincerna wird er aber nur dreimal gegen Ende des 12. Jahrhunderts genannt.250 Für die Mundschenken Wenemarus 251, Philipp 252 und Gerhard 253 lässt sich anhand der Schreinskarten Besitz in Köln nachweisen. Erst gegen Ende der Regierungszeit Philipps von Heinsberg gibt es mit Adam einen Mundschenken, der häufiger als Zeuge herangezogen wurde.254 Adam testierte zwischen 1186 und 1205 17-mal und ist außer in Köln auch in Soest, Aachen und Andernach nachweisbar. Einmal testierte er mit seinem Bruder Heinrich 255, ein anderes Mal mit seinem Bruder Goswin 256. Weitere Familienverbindungen lassen sich zu ihm nicht nachweisen, auch vererbt hat er das Amt nicht. Nächster Mundschenk, der auch in politische und rechtliche Entscheidungen einbezogen wurde, ist Franco, der mit Unterbrechungen von 1208 bis 1241 testierte.257 Ob es sich immer um die gleiche Person handelt, kann nicht mit Sicherheit festgestellt werden. Familienverbindungen lassen sich bei ihm nicht nachweisen. Gleiches gilt für Bruno, der zwischen 1217 und 1222 nachweisbar ist.258 Letzter pincerna, der häufiger als Zeuge herangezogen wurde, ist Hermann F lecke zwischen 1238 und 1252/1256.259 Er scheint das Amt von Franco übernommen zu haben, denn 1241 werden beide Mundschenken gemeinsam in einer Zeugenliste genannt,
248 REK II 1231 (1184) [MUB 792]. 249 Vgl. zu Gerhard Snar Tab. 15: Gerhard Snar von Volmarstein, 1174 – 1211. 250 REK II 1191 (1182) [MUB 55], 1228 (1184) [ungedr.], 1282 (1184) [ungedr.]. 251 Ritzerfeld, Erzstift, S. 124 mit den Belegen: Laur. 5 VIII 11 – 17 mit Anm. 2 (S. 278) zu 1176; Nied. 10 IV 12, X 14, 11 II 7, IV 28, 12 II 30, III 10; Ger. 1 II 28. Zum Wohnsitz vgl. Trockels, Ministerialen, S. 24. 252 Ritzerfeld, Erzstift, S. 123 mit dem Beleg: Mart. 2 I 29. Vgl. dazu auch Trockels, Ministerialen, S. 24. 253 Ritzerfeld, Erzstift, S. 125 mit dem Beleg: Scab. 2 IV 9 und XV 7. Dies war aber wohl Besitz der gesamten Familie Volmarstein. 254 Tab. 40: Adam, Mundschenk (1186 – 1205). 255 REK II 1374 (1183 – 1190) [Lac. I 530]. 256 REK II 1620 (1202) [Franquinet 1]. 257 Tab. 45: Franco, Mundschenk (1208 – 1241). 258 Tab. 44: Bruno, Mundschenk (1217 – 1222). 259 Tab. 41: Hermann Flecke, Mundschenk (1238 – 1256).
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wobei Franco als quondam pincerna bezeichnet wird.260 Er testiert einmal gemeinsam mit seinem Bruder Theodericus 261 und wird 1241 einmal als miles bezeichnet. Die Einordnung in die Kategorie ministeriales in den Zeugenlisten ist bei ihm schon stark rückläufig. Er wird nur bei seiner ersten Zeugenschaft 1238 als solcher genannt. Aufgabe des Mundschenken war die Versorgung der erzbischöflichen Tafel mit Getränken, vor allem mit Wein.262 Im Kölner Hofdienst wird lediglich vermerkt, dass ihm ein Malter Hafer zustehe.263 Daraus folgt, dass dieses Amt für das alltägliche Funktionieren des Hofes zwar unverzichtbar, jedoch kein im engeren Sinne politisches oder administratives Amt war. Deshalb sind die Mundschenken im Vergleich zu Stadtvogt und Kämmerer auch eher selten in der näheren Umgebung des Erzbischofs zu finden.264 Der Mangel an Relevanz als politische Berater erklärt auch, dass das Amt nicht innerhalb einer Familie erbbar wurde. Eindeutig ist das Amt ganz der Sphäre des Hofes zuzuordnen. Zwar mögen Kontakte in die Stadt, vor allem zu Kaufleuten und zum Markt oder Hafen bestanden haben, eine Integration in die städtische Bevölkerung ist jedoch nicht anzunehmen. Groten hat in seiner Bürgermeisterliste lediglich einen Mundschenken aufgelistet, den Ritzerfeld aber für einen Truchsessen hält.265 Konnte durch die Bekleidung d ieses Hofamtes trotzdem ein sozialer Aufstieg vollzogen werden? Das hängt freilich davon ab, von welchem sozialen Rang der jeweilige Ministeriale seine Laufbahn startete. So kann für jemanden, der vorher an untergeordneter Stelle Dienste leistete, der Aufstieg zum obersten Mundschenken (wenn man davon ausgeht, dass er Untergebene hatte) durchaus ein beachtlicher Sprung gewesen sein. Für Personen, die vorher schon ökonomisch oder sozial erfolgreich waren, wird d ieses Hofamt wahrscheinlich weniger attraktiv gewesen sein, da der aus ihm zu ziehende Gewinn für sie gering war. 6.5.3 Der Truchsess Ein Truchsess wird in Köln zum ersten Mal bereits im Jahr 1085 erwähnt.266 Ähnlich wie beim Mundschenken sind die Belege in der Folgezeit aber sehr dünn verteilt und nur zeitweise dichter. In der Regierungszeit Arnolds I. lassen sich m ehrere 260 REK III 1015 (1241) [Lac. II 254]. 261 REK III 928 (1238) [Lac. II 238]. 262 Einen Quellenbeleg gibt es dafür für Köln nicht. Pötter, Ministerialität, S. 93 – 96 und Schreiner, Hof, S. 83 nehmen dies an. Ritzerfeld, Erzstift, S. 122 schließt sich dem an. 263 HD, S. 60; vgl. zum Kölner Hofdienst Kap. 3.1.4. 264 Vgl. zum Stadtvogt Kap. 3.2 und 4.1; zum Kämmerer Kap. 4.2. 265 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 80, Nr. 83; allgemein S. 65; Ritzerfeld, Erzstift, S. 126, Anm. 599. 266 REK I 1174 (1085) [Oppermann 11]: milites etiam: Godefrid dapifer.
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Truchsesse gleichzeitig oder nacheinander nachweisen. Dies sind Amelricus 267, Heinrich 268, Johannes 269, Herradus 270, Adolph 271 und Emelricus 272, bevor Adolph bis 1158 allein genannt wird. Bis 1195 gibt es dann eine große Lücke, bevor sich mit Heinrich der erste Truchsess häufiger belegen lässt.273 Er testiert z wischen 1195 und 1205 13-mal, neben Köln auch in Aachen und Andernach. Übernommen hat das Amt dann Theodericus von Münchhausen, der zu den einflussreicheren Ministerialen gezählt werden kann.274 Er testierte bis 1241 53-mal in e rzbischöflichen Urkunden. Außer ein Bruder, Ludwig, lassen sich aber auch zu ihm keine Familienverhältnisse rekonstruieren.275 Die Aufgabe des Truchsesses bestand darin, die erzbischöfliche Tafel mit Speisen zu versorgen, wobei dies nicht explizit im Hofdienst erwähnt wird. Dieser nennt lediglich die Zuwendungen, die der Truchsess erhielt.276 Deshalb gilt für ihn etwa dasselbe wie für den Mundschenk: Er hatte für das alltägliche, reibungslose Funktionieren des Hofes eine wichtige Funktion, schaffte daher aber meist nicht den Aufstieg zum Berater des Erzbischofs. Einzige Ausnahme hiervon ist Theodericus von Münchhausen, wobei bei diesem davon auszugehen ist, dass er nur noch die Oberaufsicht über wahrscheinlich vorhandene weitere Truchsesse führte, wenn er nicht sogar das Amt rein ehrenhalber bekleidete.
6.6 Fazit Die Untersuchung des erzbischöflichen Hofes ergab, dass Ministerale in allen Bereichen des Hofes eine wichtige Rolle spielten. Der Ausbau des Hofes, mit dem bereits im 11. Jahrhundert begonnen wurde und dem sich ändernde Anforderungen hinsichtlich Herrschaftspraxis und Raumerfassung zugrunde lagen, machte qualifizierte und verlässliche Personen in immer größerer Zahl erforderlich. Da der Adel aus verschiedenen Gründen hierzu nicht mehr als Reservoir diente, griffen die Erzbischöfe verstärkt auf die unfreien Ministerialen zurück. Diese mussten in die komplexen sozialen Strukturen des Hofes eingebunden werden, was in der Regel 267 REK II 362 (1138) [AHVN LXV 7]. 268 REK II 377 (1139) [ungedr.], 378 (1139) [Lac. I 337]. 269 REK II 399 (1141) [Ernst VI 46]. 270 REK II 410 (1142) [AHVN XI 168]. 271 Tab. 39: Adolph, Truchsess (1146 – 1158). 272 REK II 451 (1147) [Seibertz I 47]. 273 Tab. 43: Heinrich, Truchsess (1195 – 1205). 274 Tab. 30: Theodericus von Münchhausen, Truchsess (1205 – 1241). 275 REK III 152 (1216) [Lac. II 60]. 276 HD, S. 60: 1 Malter Hafer, 2 Groschen.
Fazit
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auch gelang. Im Laufe des 12. Jahrhunderts näherten sie sich den Adeligen immer mehr an. Bei der wichtigsten Funktion des Hofes, dem Herstellen konsensualer Entscheidungen, waren die Ministerialen neben den Adeligen und den Geistlichen die dritte tragende Säule der erzbischöflichen Herrschaft. Ihre Bedeutung konnte besonders bei Abwesenheit des Erzbischofs gezeigt werden. Neben Adeligen und Geistlichen agierten auch ausgewählte Ministerialen als Stellvertreter des Metropoliten, führten die alltäglichen Geschäfte fort und sicherten den Bestand des Erzstifts. Damit kam ihnen eine bedeutende Rolle in einer zunehmend transpersonal verstandenen und ausgeübten Herrschaft zu. Die Abwesenheit des Erzbischofs stellte kein Problem bezüglich des Bestehens und Funktionierens sowie der Sicherheit des Erzstifts dar. Gerade bei Vakanz des Erzstuhls waren die Ministerialen unverzichtbar, um Kontinuität zu gewährleisten und den neuen Erzbischof in die Amtsgeschäfte einzuführen. Eine weitere wichtige Funktion der Ministerialen am Hof war die Repräsentation von Rang und Ordnung nach innen und außen. Besondere Bedeutung kam hierbei den mit Ministerialen besetzten Hofämtern zu, die neben ihrer symbolischen Funktion auch wichtige Aufgaben in der alltäglichen Organisation des Hoflebens wahrzunehmen hatten. Aber auch die auf Burgen in der Fläche eingesetzten Ministerialen erfüllten eine nicht zu unterschätzende repräsentative Funktion. In Regionen des Erzstifts, in denen der Erzbischof nur selten persönlich anwesend war, war es umso wichtiger, dass die Ministerialen und ihre Burg dort dessen Herrschaftsansprüche jederzeit symbolisierten und dadurch aufrechterhielten. Die Aufgaben der Ministerialen am alltäglichen Hof sind aus den Quellen nur schwer herauszulesen. Herausgestellt werden konnte, dass dem Stadtvogt und dem Kämmerer die wichtigsten Aufgaben zukamen. Daneben waren sie aber auch die bedeutendsten politischen Berater des Erzbischofs. Unterhalb der Hofämter gab es noch eine große Anzahl weiterer Bediensteter, die für das reibungslose Funktionieren des Hofes unverzichtbar waren. Sie spielen in den Quellen allerdings keine Rolle und es ist fraglich, ob sie überhaupt noch zu den Ministerialen gezählt werden können. Anschließend wurde der umherreisende Hof untersucht. Hierbei stellten sich ähnliche Probleme wie bei der Untersuchung des alltäglichen Hofs. Allerdings konnte festgehalten werden, dass die Ministerialen auch in der Organisation der Reisen eine Rolle spielten. Zu nennen ist hier wiederum der Stadtvogt, den die Zeugenlisten der erzbischöflichen Urkunden als stetigen Begleiter des Metropoliten zeigen. Abschließend wurden die Hofämter Marschall, Mundschenk und Truchsess im Detail vorgestellt. Das Amt des Marschalls, das seit Ende des 12. Jahrhunderts die Familie von Alfter in Erbbarkeit besaß, muss als das bedeutendste der drei gelten. Mitglieder der Familie waren im 13. Jahrhundert als enge Berater des Erzbischofs
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wichtige Mitglieder des Hofes. Das bedeutet, dass sie auch über ihre alltägliche Funktion der Organisation des Hofes hinaus eine Rolle spielten. Gerade dies kann von den Mundschenken und Truchsessen nur eingeschränkt behauptet werden. Zwar finden sich auch unter ihnen vereinzelt Ministerialen, die den Sprung in den engen Kreis um den Erzbischof fanden, jedoch scheinen die meisten eher in der alltäglichen Organisation tätig gewesen zu sein. Als Aufstiegsmoment können diese beiden Funktionen daher nur eingeschränkt gelten.
7. Ministeriale in der Stadt Köln Im folgenden Kapitel werden erzbischöfliche Ministeriale untersucht, die innerhalb der Stadt Köln ihren Tätigkeitsschwerpunkt hatten und auch in der Stadt wohnten. Vor allem soll untersucht werden, ob diese Ministerialen zur Stadtbevölkerung oder eher zum Hof des Erzbischofs zu rechnen sind. Darüber hinaus spielt eine Rolle, wie eng ihre Bindung an den Stadtherrn war und wie frei und emanzipiert sie sich in der Stadt bewegen konnten. Begonnen wird mit einem Überblick über die Stadtgeschichtsforschung und ihr Verhältnis zur Ministerialenforschung. Sodann orientiert sich die Untersuchung an den Regalien, die der Erzbischof bei seiner Investitur vom König erhielt und über die er seine Stadtherrschaft konstituierte: Gericht, Zoll, Münze und Markt. Dieses Vorgehen bietet sich an, da die Vermutung naheliegt, dass zur Verwaltung der Regalien auch und gerade Ministeriale herangezogen wurden. Das Gericht wird in diesem Kapitel nicht noch einmal eigens behandelt, hierzu sei auf das Kapitel 3.2 verwiesen. Der Markt wird nicht behandelt, da zu etwaigen mit der Marktaufsicht beauftragten Personen keine Quellen vorliegen.1 Ob die Münzer und Münzmeister Ministeriale waren, ist fraglich und nicht sicher feststellbar.2 Um nicht in Spekulation zu verfallen, werden auch sie außen vor gelassen. Deshalb liegt der Schwerpunkt des Kapitels auf der Verwaltung des Zolls in der Stadt Köln, da sich hier mit Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse zwei wichtige Männer der Kölner Stadtgeschichte des 12. Jahrhunderts finden lassen, wobei die Frage nach ihrem ministerialischen Status viel Raum einnehmen wird. Den zweiten Teil des Kapitels bilden Untersuchungen zur Rolle der Ministerialen in der entstehenden bürgerlichen Selbstverwaltung. Hierzu werden die Insti tutionen Schöffenkolleg, Richerzeche und Parochien analysiert. Am Ende des Kapitels steht eine Erörterung des Verhältnisses von Ministerialen und Bürgern, vor allem im 13. Jahrhundert.
1 Vgl. Kuske, Märkte. 2 Vgl. zur Kölner Münze Hävernick, Münzen, S. 1; Ders., Pfennig, S. 29, Nau, Münzen, S. 92; zu den Münzern Stehkämper, Salierzeit, S. 92; Jakobs, Studien, S. 63; Ritzerfeld, Erzstift, S. 105.
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Ministeriale in der Stadt Köln
7.1 Ministerialität und Stadt: Überblick über die Forschung Sowohl die Erforschung der Ministerialität 3 als auch die Stadtgeschichtsforschung 4 haben eine lange Tradition und nehmen zentrale Plätze innerhalb der Mediävistik ein. Lange Zeit allerdings existierten diese beiden Forschungszweige nebeneinander, ohne dass Überschneidungen zwischen beiden wahrgenommen wurden.5 Das lag vor allem daran, dass bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein ein unüberbrückbarer Gegensatz zwischen Stadtbewohnern und Ministerialen angenommen wurde.6 Unter Stadtbewohnern stellte man sich freie Kaufleute und Handwerker vor, die in Opposition zum Stadtherrn standen. Gerade diese Gruppe sei es gewesen, aus der dann das Patriziat hervorgegangen sei. Damit einhergehend wurden diese Personen aber auch als hauptsächliche, wenn nicht sogar ausschließliche Träger der Emanzipation vom Stadtherrn verstanden.7 Die Ministerialen hingegen rechnete man der Feudalwelt, dem Hof zu. Wegen ihrer Unfreiheit seien sie eng an den Stadtherrn gebunden gewesen und hätten dessen gegen die Stadtbewohner gerichtete Politik ausgeführt. Damit war ihre Beteiligung an etwaigen freiheitlichen Bestrebungen nicht denkbar. Zwar wurden die starke Stellung und Einbindung der Ministerialen in die Belange der Stadtbewohner 3 Vgl. den Forschungsüberblick in der Einleitung. 4 Einen dem Umfang der Literatur angemessenen Überblick über die Forschungen zur mittel alterlichen Stadt zu geben, ist an dieser Stelle nicht möglich und auch nicht sinnvoll, weswegen nur die wichtigsten Arbeiten genannt werden (einen Eindruck davon, wie breit gefächert die Forschung ist, vermittelt das Publikationsverzeichnis des Instituts für vergleichende Städtegeschichte an der Universität Münster: https://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/ staedtegeschichte/5_publikationen/publikationsverzeichnis_istg.pdf [zuletzt abgerufen am 02. 02. 2021]). Wegweisend waren die Studien von Planitz, Stadt und Ennen, Stadt. Das Standardwerk zur ‚deutschen‘ Stadt im Mittealter ist sicherlich bis auf Weiteres das Handbuch von Isenmann, Stadt. Vgl. dazu die Besprechung von Dilcher, Stand, die gleichzeitig den aktuellen Stand der Stadtgeschichtsforschung bilanziert. Einen kürzeren, aber nicht weniger brauchbaren Überblick bietet Groten, Stadt. Einen guten und aktuellen Forschungsüberblick bietet der EDG-Band 84 ‚Die Stadt im Mittelalter‘ von Hirschmann. Einen guten Forschungsüberblick bietet ebenfalls Johanek, Stadtgeschichtsforschung. 5 Vgl. Fleckenstein, Problematik, S. 2. Die Forschung fasst zusammen Pundt, Metz und Trier, S. 14 – 22. 6 Vgl. etwa Fürth, Ministerialen, S. 172 – 181, bes. S. 181: Er nimmt eine Angleichung der sozialen Ränge zwischen Bürgern und Ministerialen an, aber dennoch keine Vermischung der beiden Gruppen. Später war Henri Pirenne einer der Hauptvertreter der sog. ‚Kaufleutetheorie‘, die auch die deutsche Forschung maßgeblich beeinflusste: Pirenne, Villes, Bd. 1, S. 111 – 122 [Dt. Übers.: Ders., Städte, S. 1 – 15]. 7 Vgl. Schulz, Ministerialität als Problem, S. 187 – 188; Vertreter dieser Theorie waren vor allem Below, Entstehung; Keutgen, Untersuchungen; Rörig, Stadt; vgl. auch Planitz, Stadt.
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durchaus wahrgenommen, da sie aber als Instrumente des Stadtherrn verstanden wurden, wurde ihnen allenfalls ein geringer Anteil an der Entwicklung der Stadt zugesprochen.8 Andererseits erkannten manche Forscher schon früh die fließenden Übergänge und Wechselbeziehungen z wischen Bürgern und Ministerialen. So formulierte Hegel: Allerdings fanden Übergänge von dem einen Stand zum anderen statt, sei es durch Aufnahme von Bürgern in das erzbischöfliche ‚Ingesinde‘, oder durch Entlassung von jüngeren Söhnen der Ministerialen aus dem Dienstverbande. Es gab ferner Mittelstellungen z wischen beiden.9
Besonders Karl Wilhelm Nitzsch hatte schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts die Verbindungen zwischen Ministerialen und Stadtbewohnern registriert und versucht, diese mit Hilfe seiner „Hofrechtstheorie“ zu erklären.10 Seine Theorie wurde jedoch vor allem von Georg von Below so vehement abgelehnt, dass nicht nur sie, sondern auch die Bedeutung der Ministerialen für die hochmittelalterliche Stadtentwicklung marginalisiert und wenig berücksichtigt wurde.11 Seit den 50er- und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts konnten neue Forschungen zum Patriziat zeigen, dass die Ministerialen für die Stadtentwicklung keineswegs so unbedeutend gewesen sind, wie lange Zeit angenommen.12 Diese Ansicht etablierte sich allerdings erst langsam in der Forschung. Walter Schlesinger hatte schon 1953 gefordert, die Rolle der Ministerialen in der Stadtgeschichte stärker zu berücksichtigen.13 Knut Schulz zog 1968 aus einem Forschungsüberblick über die letzten 20 Jahre den Schluss, dass zwar in vielen Arbeiten die Rolle der Ministerialen in der Stadtentwicklung erkannt, deren Bedeutung aber immer noch nicht entsprechend gewürdigt worden sei.14 Dafür verantwortlich machte er das immer noch nachwirkende Paradigma, Ministeriale hätten aufgrund ihrer Unfreiheit und Abhängigkeit vom Stadtherrn keine Träger emanzipatorischer Bestrebungen sein können.15 Dass diese Auffassung immer weniger Anhänger fand, lag vor allem daran, dass in der Ministerialenforschung eine Abkehr von den bis dahin v orherrschenden 8 So z. B. Planitz, Geschichte, S. 141 – 175; Ennen, E., Stadt, S. 176 – 178; vgl. dazu auch Schulz, Ministerialität als Problem, S. 187. 9 Hegel, Köln, Bd. 3, S. XX. 10 Vgl. Nitzsch, Ministerialität und Bürgertum. 11 Vgl. Below, Kritik. 12 Vgl. etwa Brunner, Studien; vgl. Schulz, Ministerialität als Problem, S. 184 – 186 mit weiterer Literatur. 13 Vgl. Schlesinger, Verfassungsgeschichte und Landesgeschichte, S. 34 f. 14 Vgl. Schulz, Ministerialität als Problem, S. 185 f.; dazu kritisch Fleckenstein, Problematik. 15 Vgl. Schulz, Ministerialität als Problem, S. 188.
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rechtsgeschichtlichen Kategorisierungen stattfand.16 Durch prosopographische Untersuchungen konnten erstmals konkrete Personen dargestellt werden, was die zuvor eher allgemein gewonnenen Erkenntnisse oftmals in Frage stellte.17 Vor allem wurde deutlich, dass sie in vielen Städten sogar einen ganz erheblichen Anteil an der Emanzipation der Stadtbevölkerung vom Stadtherrn gehabt hatten.18 Auch dies war eine Entwicklung, die zuvor noch ausgeschlossen worden war. Nun wurde aber immer deutlicher, dass die Grenzen z wischen den Gruppen wesentlich durchlässiger gewesen sein mussten, als es aus rechtlicher Perspektive für möglich gehalten worden war. Einen wichtigen Beitrag zur Würdigung des Problems leistete der Arbeitskreis für südwestdeutsche Stadtgeschichtsforschung, der 1970 eine Tagung zu „Stadt und Ministerialität“ durchführte, auf der zahlreiche Einzeluntersuchungen vorgestellt wurden.19 Die skizzierte allgemeine Tendenz gilt ebenso für die Kölner Stadtgeschichtsforschung.20 Obwohl das Verhältnis von Bürgern zu Ministerialen als „eines der Hauptprobleme der Kölner Sozialgeschichte des 12. Jahrhunderts“ 21 gilt, „[kann] [m]an wohl sagen, dass das Problem von Ministerialität und Stadt zumindest seit der Jahrhundertwende [19./20. Jahrhundert, F. S.] in der an Ergebnissen so reichen Kölner Stadtgeschichtsforschung von einigen Randbemerkungen abgesehen nicht existiert“ 22. Das Vorhandensein von erzbischöflichen und anderen Ministerialen in der Stadt Köln wurde schon von Leonard Ennen bemerkt.23 Auch erkannte er, dass es im 12. Jahrhundert keine eindeutige Trennung zwischen Ministerialität und Bürgertum mehr gab: 16 Vgl. Schulz, Ministerialität als Problem, S. 188. 17 Zu nennen ist hier vor allem die Dissertation von Schulz, Ministerialität und Bürgertum in Trier; vgl. zur Methode auch Ders., Ministerialität und Bürgertum, S. 193 f.; vgl. dazu auch Hauptmeyer, Vor- und Frühformen, S. 10 – 20. 18 Vgl. Fleckenstein, Ministerialität und Stadtherrschaft; Kim, familia, S. 345 f. mit dem Beispiel Brixen; zu Brixen vertiefend Fajkmajer, Ministerialen. 19 Vgl. den Sammelband Stadt und Ministerialität, hg. v. Maschke/Sydow, v. a. die Beiträge von Schulz, Ministerialität in rheinischen Bischofsstädten und Roslanowski, Anteil. 20 Die Forschungen zur Kölner Stadtgeschichte sind ebenfalls sehr umfangreich, weswegen nur einige wenige Arbeiten, die sich schwerpunktmäßig mit der Entwicklung von Stadt und Gemeinde im 12. und 13. Jahrhundert beschäftigen und nicht ohnehin im Folgenden zitiert werden, genannt werden können. Grundlegend und in Teilen bis heute nicht überholt sind die beiden schon angesprochenen Arbeiten von L. Ennen und Hegel sowie Lau, Entwicklung; Keussen, Entwicklung; Koebner, Anfänge; Loesch, Grundlagen; Strait, Cologne; Stehkämper, Gemeinde, S. 1025 – 1043; Groten, Größe; den neuesten Stand der Foschung bieten Stehkämper/Dietmar, Köln im Hochmittelalter. 21 Zotz, Rittertum, S. 624. 22 Schulz, Richerzeche, S. 154. 23 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 427 – 456.
Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln
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Die Scheidewand, w elche Jahrhunderte lang z wischen den Abkömmlingen der alten Freien und denen der früheren Hörigen bestanden hatte, verlor allmählich jeden Halt. […] Die Ministerialität senkte ihre Wurzeln tief in alle Schichten der rheinischen Bevölkerung ein, sie umschlang eine große Anzahl benachbarter adeliger Herren so gut wie angesehener Kölner Bürger. Unter letzteren befanden sich sowohl solche, welche aus einer unfreien Stellung sich zur Ministerialität aufgeschwungen hatten, wie solche, die ihre Ahnen unter den alten freien Hofbesitzern zählten. Die Ministerialität war der Boden, auf dem freie und hörige Herkunft einander freundschaftlich begegneten und neue Standesverhältnisse gründeten.24
Auch der oben bereits zitierte Hegel registrierte die Ministerialen in der Stadt und ihre Verflechtungen mit den Bürgern.25 In der neueren Forschung kommt Knut Schulz das Verdienst zu, verstärkt auf die Verflechtungen z wischen Ministerialen und Bürgern aufmerksam gemacht zu haben. Ausgehend von seinen in Trier gemachten Beobachtungen wies er auch auf die Stellung der Ministerialen in den Kölner Selbstverwaltungsorganen hin.26 Gleiches gilt für Thomas Zotz 27 und Manfred Groten 28.
7.2 Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln Das Recht, in Köln Zoll zu erheben, stand dem Erzbischof im Rahmen seiner ihm vom König bzw. Kaiser bei seiner Investitur verliehenen Regalien zu. Vermutlich war es von Beginn an die Regel, dass die Einnahme und Verwaltung des Zolls delegiert wurden. Die Einnahmen wurden an den Kämmerer weitergeleitet, dem die Zöllner bis ins frühe 12. Jahrhundert wahrscheinlich unterstanden.29 Hier werden nur die Zöllner besprochen, die definitiv als Ministeriale belegt sind und für die darüber hinaus genug Quellenmaterial vorliegt. Das ist nur bei zwei von ihnen gegeben: Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse. Als dritter Zöllner tritt gegen Ende des 12. Jahrhunderts Konstantin auf. Er ist aber nicht definitiv als Ministerialer belegt, weswegen er in dieser Arbeit nicht besprochen wird.30 Listen mit allen greifbaren Zöllnern, zumindest im 12. Jahrhundert, finden 24 Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 427. 25 Hegel, Köln, Bd. 3, S. VII–XVIII. 26 Vgl. Schulz, Richerzeche. 27 Vgl. Zotz, Rittertum. 28 Vgl. Groten, Richerzeche. 29 Vgl. Jakobs, Studien, S. 63; so auch Ritzerfeld, Erzstift, S. 110; vgl. allgemein zum Amt des Zöllners Lau, Beamte, S. 49 – 55; Ritzerfeld, Erzstift, S. 109 – 112 und Zöller, Kaiser, S. 37 – 44. 30 Erstmals erwähnt wird ein Constantinus monetarius in einer Urkunde von 1181, in der er nach dem Stadtvogt und dem Kämmerer als Letzter in der Zeugenliste erscheint (REK
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sich bei Lau 31 und bei Ritzerfeld 32. Da die Zuweisung der in diesen Listen genannten Personen zur erzbischöflichen Ministerialität aufgrund der dünnen Quellenbasis aber meist sehr unsicher ist, wurden sie in dieser Studie nicht berücksichtigt. 7.2.1 Gerhard Unmaze Schon der Vater von Gerhard Unmaze war wirtschaftlich in der Stadt Köln aktiv. Er kaufte planmäßig Häuser in der Parochie St. Laurenz 33 und legte so sein vermutlich im Fernhandel erworbenes Vermögen an 34. Dieser Grundbesitz bestand nicht nur aus Wohnhäusern, sondern auch aus Backhäusern und Verkaufshallen, die vermietet wurden.35 Auch im Kölner Umland findet sich Besitz des Vaters, der hier als Produzent von agrarischen Erzeugnissen auftrat.36 Der Vater hatte vier Kinder: die Brüder Gerhard, Dietrich und Hartwich sowie eine Tochter. Über Hartwich und die Tochter finden sich kaum weitere Informationen, Gerhard 37 und Dietrich betätigten sich aber nachweislich in den gleichen Geschäftsfeldern wie ihr Vater, wobei Dietrich in den Quellen deutlich seltener auftaucht als sein Bruder. Da Gerhard keine eigenen Nachkommen hatte, adoptierte er Richmut, die Tochter seiner zweiten Ehefrau.38 Diese verheiratete er mit seinem Neffen Gerhard, dem Sohn Dietrichs. Der Neffe Gerhard starb auf dem Kreuzzug 1198, Gerhard selbst war schon 1197 verstorben, sodass Richmut das gesamte II 1162 (1181) [Falke 209]). Seiner Position nach könnte er also durchaus Ministerial sein,
allerdings fehlt die Rubrik. 1185 zeugte wiederum ein Constantinus, allerdings ohne Funktionsbezeichnung als Letzter in der Zeugenreihe nach den Ministerialen (REK II 1253 (1185) [Ennen/Eckertz I 99]). 1188 testierte erstmals ein Constantinus unter den Ministerialen und wäre demnach sicher als solcher bezeugt, sollte die Identität stimmen, was aber keineswegs sicher ist (REK II 1320 (1188) [Lac. I 514]). Ebenfalls eindeutig als Ministerial belegt wäre ein Constantinus Monetarius 1191, wäre die Urkunde keine Fälschung (REK II 1431a (1191) [AHVN LXX 2]). Als thelonearius wird Constantin überhaupt nur ein einziges Mal bezeichnet und das nicht in einer erzbischöflichen Urkunde, sondern in den Schreinskarten (Laur. 5 V 3). Seine Identität als Ministerial ist also äußerst fraglich und zu keinem Zeitpunkt gesichert. Vgl. zu ihm: Winterfeld, Handel, S. 13; Lau, Beamte, S. 81; Zöller, Kaiser, S. 44; Groten, Richerzeche, S. 81, Nr. 97, der ihn in seiner Bürgermeisterliste führt. 31 Vgl. Lau, Beamte, S. 78 – 81. 32 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 113 – 117. 33 Vgl. Zöller, Besitzkonzentration, S. 105 mit den Belegen Laur. 2 I 3 und 4; 2 IV 4; vgl. auch dies., Gerhard Unmaze. 34 Vgl. Zöller, Besitzkonzentration, S. 107. 35 Vgl. Zöller, Besitzkonzentration, S. 108. 36 Vgl. Zöller, Besitzkonzentration, S. 108 f. 37 Vgl. Tab. 33: Gerhard Unmaze, Zöllner (1168 – 1196). 38 Vgl. zum Folgenden Zöller, Besitzkonzentration, S. 106.
Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln
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Vermögen der Familie Unmaze zufiel. Aus dem Vermögen stiftete sie um 1198 das Kloster Weiher, in das sie mit ihren vier Töchtern eintrat.39 Sonja Zöller sieht in der Heirat z wischen Richmut und ihrem Vetter eine für das Patriziat typische Heiratspolitik, mittels derer der Kreis der zur Oberschicht Gehörenden möglichst klein gehalten werden sollte.40 Aufgrund der dann schnell folgenden Zersplitterung des Besitzes ist es schon für das frühe 13. Jahrhundert kaum möglich, das Vermögen der Unmazes weiterzuverfolgen.41 Die Familie hörte auf zu bestehen. Das ist allerdings kein ungewöhnlicher Vorgang, denn viele Familien, aus denen sich im 12. Jahrhundert die Kölner Führungsschicht zusammensetzte, verloren sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts.42 Die Familie Unmaze war aber nicht nur wirtschaftlich erfolgreich, sondern auch politisch aktiv. Der Vater war Amtmann in der Parochie St. Laurenz, in der auch der wirtschaftliche Schwerpunkt der Familie lag.43 Sein Sohn Dietrich war Untervogt, Amtmann der Richerzeche und Bürgermeister.44 Das Amt des Zöllners war vielleicht nicht das erste, das Gerhard Unmaze in der Stadt Köln innehatte. Sonja Zöller ist aufgrund ihrer Untersuchung der Schreinskarten zu dem Schluss gelangt, Gerhard Unmaze sei ab 1166 Untervogt gewesen. Diese Behauptung belegt sie zunächst nicht. Im weiteren Verlauf bezieht sie sich auf eine Eintragung im Schöffenschrein von St. Laurenz, die eine Art Pfandvertrag zwischen Gerhard Unmaze und (vermutlich) dem Untergrafen Waldaverus auf der einen Seite und dem Stadtvogt auf der anderen Seite festhält:45 Gerardus Ummaz et Waldaverus comes habent in vadio domum advocati, sitam in atrio s. Lau rentii, pro 8 marc. Puri argenti. Pro summa hac dabit eis advocatus ad pentecosten tres marcas puri argenti.
Aufgrund der in der Quelle verwendeten Begrifflichkeiten ist Gerhard aber nicht als Untervogt zu identifizieren. Einen weiteren Beleg hat Zöller nicht. Sämtliche Belege, die Friedrich Lau in seiner Untersuchung der von ihm so genannten „Beamten“ in der Stadt Köln vorgelegt hat, sind ebenfalls nicht aussagekräftig, da der Name in den aufgelisteten Quellenstellen entweder überhaupt nicht vorkommt oder sich
39 Vgl. Groten, Köln, S. 17. 40 Vgl. Zöller, Geld, S. 23. 41 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 138. 42 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 126 f. 43 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 30 mit den Belegen Laur. 1 IV 4; 1 VII 7 und 9. 44 Vgl. Zöller, Besitzkonzentration, S. 105. 45 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 30 mit dem Beleg Laur. 3 I 22. Auch in ihrem Aufsatz, hier zitiert als Zöller, Unmaze, belegt sie ihre Aussage auf S. 105 nicht. Die Fußnote am Ende des Absatzes bezieht sich auf die erste Nennung Gerhards als Zöllner (REK II 926 (1169)).
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der genannte Gerhard nicht zweifelsfrei als Gerhard Unmaze identifizieren lässt.46 Gleiches muss nach einer Prüfung der Zeugenlisten der erzbischöflichen Urkunden zwischen 1166 und 1169 konstatiert werden. Lediglich in einer Urkunde Reinalds von Dassel tauchen 1166 die Brüder Gerhard und Dietrich auf. Gerhard wird hierin zwar als subadvocatus bezeichnet 47, da aber kein Beiname genannt wird, kann seine Identität nicht als sicher gelten. Sicher nachweisbar begegnet Gerhard Unmaze erst Ende 1168, als er zum ersten Mal mit vollem Namen unter den laici genannt wird.48 Grundsätzlich spricht nichts gegen die Möglichkeit, dass Gerhard vor seiner Karriere als Zöllner Untervogt gewesen ist. Das Amt war mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit Ministerialen besetzt, sondern mit Bürgern.49 Da Gerhard schon von Geburt an zur Kölner Oberschicht gehörte, ist die Bekleidung d ieses Amtes nicht ausgeschlossen. Der Wechsel in das lukrativere und prestigeträchtigere Amt des Zöllners war dann nur der nächste Karriereschritt. Einen sicheren Beleg für die Ausübung des Amtes gibt es jedoch nicht. Ab 1169 ist Gerhard Unmaze schließlich definitiv als Zöllner belegt. 19-mal zeugte er bis 1196 in Urkunden Philipps von Heinsberg und Adolfs I. Über die praktische Ausübung dieser Funktion lässt sich fast nichts sagen. Im Laufe des 12. Jahrhunderts werden verschiedene Zöllner genannt, die aber im Vergleich zu Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse selten als Zeugen auftreten und am Hof des Erzbischofs keine große Rolle gespielt haben dürften.50 Auch über ihre Einbindung in städtische Angelegenheiten lässt sich nichts sagen. Auffällig ist, dass Gerhard Unmaze fast ausschließlich in Köln testierte.51 Dies lag vermutlich an seiner Tätigkeit als Zöllner, die ihn eng an die Stadt band. In die Organisation des Hofes war er nicht eingebunden und somit konnte auf seine Begleitung auf Reisen verzichtet werden. Hingegen zeugte er häufiger in Urkunden, in denen Entscheidungen zur Zollpolitik festgehalten wurden. 1171 erneuerten die Kölner Schöffen den Kaufleuten aus Dinant ihre Zollprivilegien zu Köln, die ihnen schon von Erzbischof Friedrich I. verliehen worden waren.52 Gerhard zeugte hierin sowohl als Zöllner als auch als Schöffe als Erster in der Zeugenreihe: 46 Vgl. Lau, Beamte, S. 74. 47 Vgl. REK II 862 (1166) [Lac. IV 631]. 48 Vgl. REK II 920 (1168) [Lac. I 429]: laici etiam: […] Gerardus Unmaze. Er wird hier noch nicht als Zöllner bezeichnet, dies ist erst 1169 in der allerdings gefälschten Urkunde über die Verleihung der Stadtvogtei der Fall (REK II 926 (1169) [Ennen/Eckertz I 77]). Der erste einwandfreie Beleg für seine Tätigkeit als Zöllner findet sich im November 1169 (REK II 936 (1169) [Lockeren 200]). 49 Vgl. zu den Untervögten Kap. 3.2. 50 Vgl. die Listen bei Lau, Beamte, S. 78 – 80 und Ritzerfeld, Erzstift, S. 114 – 117. 51 Vgl. das ‚Empfängeritinerar‘ bei Burkhardt, Stab, S. 741, Abb. 150. 52 Ennen/Eckertz I 80 (1171).
Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln
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quorum hec sunt nomina: Gerardus telonearius magister senatorum. Damit verband er hier die Funktion, die er vom Erzbischof erhalten hatte mit jener, die er von der Bürgergemeinde erhalten hatte. Im Text der Urkunde heißt es: Nos coloniensium senatores omnibus tam futuris quam presentibus in Christo fidelibus notum ac manifestum facimus, quod mercatores dinantenses colonie a quibusdam subtelonearijs alberone videlicet et fratre eius erwino sepius grauatj tandem privilegium suum beate memorie domni friderici prioris archiepiscopi coloniensis sigillo irreprehensibiliter signatum et pluribus legitimis testibus confirmatum pretulerunt et cuiusmodi teloneum in civitate nostra debeant presentibus magistris telonearijs karolo videlicet et Gerardo predictis quoque subtelonearijs nec non et omni bus senatoribus et quam multis civibus nostris evidentissime comprobaverunt.53
Der Hauptzöllner scheint zu d iesem Zeitpunkt Karl von der Salzgasse gewesen zu sein, der weiter unten behandelt wird.54 Gerhard war eine Art Unterzöllner. Beide handelten stellvertretend für die Kölner Stadtbevölkerung. In der Zeugenliste treten beide wie folgt auf: quorum hec sunt nomina: Gerardus telonearius magister senatorum, karolus telonearius. Es folgen weitere Kölner Zeugen und drei Zeugen aus Dinant. Hier ist Gerhard derjenige, der über Karl gestellt ist, wohl deswegen, weil Gerhard in der Zeugenliste zusätzlich als Schöffe bzw. Schöffenmeister auftritt. Aufgrund seiner Stellung als Zöllner und Schöffe vermutet Sonja Zöller Gerhard Unmaze als treibende Kraft hinter dem Vertrag.55 Zu beachten ist, dass die Verhandlungen und die Entscheidungen ohne Beteiligung des Erzbischofs durchgeführt bzw. getroffen wurden. Wahrscheinlich war das Schöffenkolleg in Verbindung mit den beiden Zöllnern der Initiator. Völlig losgelöst von erzbischöflicher Autorität handelte man freilich trotzdem nicht, denn man berief sich, wie oben zitiert, ausdrücklich auf das Privileg Friedrichs I. Vermutlich war Gerhard bereits um 1170 Mitglied des Schöffenkollegs, weil er in der gefälschten Urkunde über die Verleihung der Stadtvogtei als Schöffe genannt wird.56 Auch beim Abschluss des Vertrages zwischen den Bürgern von Köln und Verdun 1178 findet sich Gerhard Unmaze unter den Zeugen. Allerdings wird er hier nur als Zöllner bezeichnet, obwohl auch diese Urkunde vom Schöffenkolleg ausgestellt wurde. Hec autem ut rata permaneant, sub senatorum testimonio fermata sunt, quorum hec sunt nomina: Marcmann lembechen, Karolus tolnere, Albero comes, Franco paruus, Hupertus, Bruno iuxta capellam, Waldever filius ottonis, Alexander frater danielis, Gerardus tolnere, Heinricus filius hermanni, Richolf filius richolfi, Richolfi scoltetus de aquis.57
53 Ennen/Eckertz I 80 (1171). 54 Vgl. Kap. 7.2.2. 55 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 32. 56 REK II 926 (1169) [Lac. I 434]; vgl. zur Fälschung, Beyerle, Urkundenfälschungen. 57 Lac. I 464 (1178).
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Der aufkommende Verdacht, Gerhard sei zu d iesem Zeitpunkt kein Schöffe, zumindest kein Schöffenmeister, mehr gewesen, erhärtet sich durch eine erzbischöfliche Urkunde aus demselben Jahr, in der ein Streit z wischen den Bürgern aus Köln und Gent geschlichtet wird.58 Obwohl es hier eine eigene Rubrik in der Zeugenliste für die scabini gibt, wird Gerhard im Block der Ministerialen gelistet, der allerdings nicht als solcher benannt ist: Nomina testium haec sunt: Bruno major in Colonia praepositus, Wezelo sancti Andrae praeposi tus, Johannes Seflikensis praepositus, Theodericus in ecclesia Petri canonicus et cellerarius, Oldi ricus ejusdem ecclesiae canonicus, Gerardus major in Colonia advocatus, Gerardus thelonearius, Theodoricus secundus advocatus, Fugelo Comes. Scabini: Bruno de Ringaszen, Emundus, Ludo vicus de Membernisloche, Marcmannus Lembekin, Richolfus Perfuso, Heinricus filius Heri manni Razonis, Alexander de Ringaszen, Waldever, Theodericus de Membernisloche et alii cum eis, Karolus quoque de Saltgaszen, Winemarus pincerna, Guntherus filius Eckeberti et alii quam plures civium Coloniensium.
Er taucht danach nur noch ein einziges Mal unter den Schöffen auf, und zwar in der Urkunde, die den Streit um Wall und Graben 1180 schlichtete.59 Testes sunt huius rei: [Geistliche], [Adel], [Ministeriale], Scabini civitatis: Karolus thelonearius, Emundus, Alexander frater Danielis, Ludewicus de minbernisloche et frater suus Theodericus, Richolfus iudex aquensis, Gerardus thelonearius […], [Bürger].
Weitere Zollprivilegien betreffen 1178 einen Streit zwischen den Bürgern von Köln und Gent, der von Philipp von Heinsberg geschlichtet wurde. Gerhard testierte an zweiter Stelle hinter dem Stadtvogt als Gerardus thelonearius.60 Weitere Zollprivilegien betreffen Lüttich bzw. Huy 1103 und Trier 1149. Beide liegen zeitlich zu früh, als dass Gerhard hier hätte beteiligt sein können.61 Besprochen werden müssen auch die Urkunden, in denen Gerhard unter den Bürgern statt den Ministerialen zeugte. Nimmt man die beiden gefälschten Urkunden zum Burggrafenschied aus 62, testierte er erstmals 1176 unter den burgenses, obwohl es in der Urkunde auch die Rubrik ministeriales gibt.63 Gleiches gilt für eine Urkunde von 1185, mit der Philipp von Heinsberg die Vogtei über den erzbischöflichen Hof in Lechenich einzog:
58 REK II 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91]. 59 REK II 1148 (1180) [Lac. I 474]. 60 REK II 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91]. 61 Lüttich/Huy: REK II 28 [HUB III 601], Trier: Kurtrierische Städte I: Trier, Nr. 4, S. 273 f.; vgl. dazu Stehkämper, Städteabkommen. 62 REK II 926 (1169) und 928 (1169) [beide Lac. I 455]. 63 REK II 1043 (1176) [Lac. I 455].
Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln
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[…] ministeriales: Gerardus advocatus, Herimannus filius eius, Heinricus de Volmutsteine et Gerardus frater eius, Gozwinus de Alfthera, Willelmus Schillinch, Herimannus camerarius, Theodericus filius eius, Godefridus de Wolkenburg, Iohannes et Henricus filii eius, burgenses: Gerardus thelonearius, Theodericus frater eius, Rikolfus Aquensis, Rikolfus Parfuse, Henricus Razonis, Constantinus, Ludewicus, Waldeverus.64
Im gleichen Jahr zeugte er aber auch als Ministerialer in einer Urkunde für das Stift Vilich: […] ministeriales: Gerardus advocatus Coloniensis, Gerardus Snar de Volmudisteine, Gozwinus de Alftra, Herimannus camerarius, Wilhelmus Schillinc, Gerardus thelonearius.65
Zwischen Mitte 1188 und Mitte 1189 zeugte Gerhard dreimal hintereinander unter den burgenses und jedes Mal hätte er auch unter die ministeriales sortiert werden können, denn diese Rubrik gibt es in jeder Urkunde ebenfalls. In der ersten Urkunde geht es sogar inhaltlich um den erzbischöflichen Ministerialen Johannes von Hulse und dessen Frau Cristina, die durch die Hand des Erzbischofs der Abtei Altenberg Allod übertrugen. Die Zeugenliste hat hier nach den Adeligen: ministeriales: Gerhardus advocatus, Godeschalcus de Patberch, Henricus de Volmutsteyne, Ger hardus de Belle, burgenses: Gerardus telonearius, Constantinus, Ludowicus, Henricus de Foro, Rycholfus Parfusus, Marcmannus Wifilruuz.66
In der nächsten Urkunde überträgt Philipp von Heinsberg dem Domstift gerade erworbene Weingüter.67 In der letzten hier in Rede stehenden Urkunde bestätigt der Erzbischof, dass die Einnahmen, die durch die Reliquien der Heiligen Drei Könige generiert werden, den Kanonissen des Domstifts zustehen.68 Demnach ergeben sich keine inhaltlichen Anhaltspunkte für die Sortierung. Alle Urkunden, in denen Gerhard unter den Ministerialen zeugt, haben keine zusätzliche Rubrik für die cives.69 Den umgekehrten Fall also, dass Gerhard zu den Ministerialen statt zu den Bürgern gerechnet wurde, gibt es nicht. Freilich besteht die Möglichkeit, dass er in diesen Fällen nur zu den Ministerialen gezählt wurde, weil man nicht extra für ihn eine neue Rubrik hinzufügen wollte. Da man ihn zu den Geistlichen und Adeligen nicht hinzufügen konnte, wurde er den Ministerialen zugeschlagen. Dazu passt, dass er in REK II 1190 und 1250 als Letzter der Ministerialen genannt wird und damit die Zeugenliste abschließt. Hier hat man in 64 65 66 67 68 69
REK II 1237 (1185) [Lac. I 501]. REK II 1250 (1185) [Lac. I 497]. REK II 1320 (1188) [Lac. I 514]. REK II 1327 (1188) [Lac. I 509]. REK II 1335 (1189) [Ennen/Eckertz I 104]. REK II 1190 (1182) [Lac. I 481], 1250 (1185) [Lac. I 497], 1364 (1190) [Ennen/Eckertz I 105].
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der Tat den Eindruck, er sei der Liste angehängt worden, da sonst kein passender Platz für ihn gefunden werden konnte. Ebenfalls nachweisen lässt sich Gerhard Unmaze als Mitglied der Richerzeche. Als die beiden Bürgermeister der Gesamtstadt mit Zustimmung der Richerzeche den Drechslern eine Bruderschaft verliehen und ihnen eine Ordnung gaben, stand Gerardus theolonarius unter den Zeugen.70 Dies ist allerdings der einzige sichere Beleg für die Mitgliedschaft Gerhard Unmazes in dieser Vereinigung. Durch seine Tätigkeit als Zöllner, Schöffe und Mitglied der Richerzeche war Gerhard Unmaze eng in die städtischen Verhältnisse eingebunden. Er übte nicht nur eine Funktion im Auftrag des Erzbischofs aus, sondern war auch im Auftrag der Stadt politisch aktiv. Daneben war er auch noch Vogt des Klosters Vallendar bei Koblenz.71 Die Grundlage für Gerhards politische Unternehmungen bildete indes eine rege wirtschaftliche Aktivität. Wie oben bereits beschrieben, erbte er wahrscheinlich ein beträchtliches Vermögen von seinem Vater und konnte seine Geschäfte auf einer soliden Basis aufbauen. Vermutlich war Gerhard wie sein Vater ursprünglich als Kaufmann im Fernhandel tätig gewesen, denn ein so enormes Vermögen, wie es die Familie Unmaze besessen haben soll, ließ sich im Hochmittelalter fast nur im Fernhandel verdienen.72 Wahrscheinlich ist Gerhard nicht mehr selbst gereist, denn seine ausgedehnte wirtschaftliche Tätigkeit und sein politisches Engagement banden ihn an die Stadt. Das verdiente Geld legte er in erster Linie in Haus- und Grundbesitz an, den er vermietete oder weiterverkaufte.73 Seine wirtschaftliche Haupttätigkeit hingegen „war die gewerbliche Geldleihe in Form der Grundpfandleihe“.74 Das bedeutet, dass er z. B. einem Kaufmann eine Summe Geld lieh, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt, meist nach einem Jahr, zurückgezahlt werden musste. Konnte der Schuldner nicht zahlen, ging das Grundstück oder das Haus, das er dem Gläubiger als Pfand überlassen hatte, in dessen Besitz über. Auf diese Weise konnte Gerhard Unmaze seinen Grundbesitz in Köln ständig ausdehnen und besaß schließlich allein in der Parochie St. Laurenz 15 Häuser bzw. Grundstücke.75 Ein weiterer Beleg für die Finanzkraft Gerhards ist der Umstand, dass er 1174 Philipp von Heinsberg 600 Mark zur Finanzierung von dessen Italienzug leihen konnte.76 70 Loesch, Zunfturkunden, Bd. 1, Nr. 13. 71 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 84 mit dem Beleg Col. 1 VI 14 und 20. 72 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 56. 73 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 64 – 66 und 69 – 73 mit einer Auflistung des Besitzes der Familie Unmaze. 74 Zöller, Kaiser, S. 66. 75 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 69. 76 REK II 1010 (1174) [Lac. I 452].
Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln
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Als Gegenleistung verpfändete ihm Philipp die gesamten Einnahmen des Kölner Zolls der nächsten zwei Jahre.77 Zusätzlich übertrug der Erzbischof seinem Zöllner noch ein Haus als Pfand und erhielt dafür weitere 50 Mark.78 Gerhard Unmaze soll aber auch über Köln hinaus mit seiner Finanzkraft Politik betrieben haben. In der Forschung ist ihm verschiedentlich ein starkes Engagement für das Zustandekommen des Bündnisses z wischen den Welfen und dem englischen König nach dem Tod Kaiser Heinrichs VI. 1197 zugesprochen worden.79 Das bedeutet, dass Gerhard Unmaze die Funktion als Zöllner nur unter vielen anderen Funktionen und Ämtern ausübte. Sie scheint keineswegs im Mittelpunkt seines Wirkens gestanden zu haben, sondern gleichsam zu anderen Aufgaben hinzugekommen zu sein. Damit war auch seine Bindung an den Erzbischof keine exklusive. Über seine Tätigkeit als Schöffe und Mitglied der Richerzeche war er ebenso in städtische Angelegenheiten eingebunden. Auch außerhalb Kölns übernahm er Aufgaben. Zu diesen verschiedenen Tätigkeiten kommen seine privaten als Kaufmann hinzu, mit denen er ein enormes Vermögen generieren konnte. Gerhard ist daher zum Meliorat des 12. Jahrhunderts zu rechnen, zur bürgerlichen Führungsschicht Kölns. Gleichzeitig hatte er aber eine integrierende bzw. vermittelnde Funktion zwischen Erzbischof und Stadt, wobei diese deutlich schwächer ausgeprägt war als etwa bei dem Stadtvogt Gerhard. Die weitreichenden Folgen, die diese verschiedenen Tätigkeiten und Identitäten für die Ministerialität implizieren, werden im Anschluss an die Vorstellung Karls von der Salzgasse in den Kapiteln 7.2.3 und 7.4 diskutiert. 7.2.2 Karl von der Salzgasse Karl von der Salzgasse übte die Funktion des Zöllners über weite Strecken parallel zu Gerhard Unmaze aus. Zu ihm und seinen Familienverhältnissen liegen wesentlich weniger Informationen vor als für Gerhard. Thomas Zotz hat ihn erstmals als Zeugen in zwei Urkunden das Abtes Adalhard von Groß St. Martin aus dem Zeitraum um die Mitte des 12. Jahrhunderts belegen können.80 1152 ist er unter der Gruppe der optimates civitatis verzeichnet:
77 Die Verpfändung der Zolleinnahmen war in Köln wahrscheinlich schon vorher üblich, vgl. Stehkämper, Salierzeit, S. 92. 78 REK II 1011 (1174) [Laur. I 6]. 79 Vgl. Hucker, Otto IV., S. 29 f., 32 f., 455 f.; Jakobs, Kirchenreform, S. 177; Zöller, Kaiser, S. 109 – 124; Stehkämper, Hugo, Gerhard Unmaze; vgl. zur Stadt Köln im Thronstreit Kap. 11.3. 80 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 615. Zotz gibt in seiner Anm. 49, S. 615 die Nr. 64 in Ennen/ Eckertz an. Es handelt sich jedoch um die Nr. 65.
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Richolfus advocatus, Richolfus sparwere, […], Henricus thelonearius, Vogol Thelonearius, […], karl de salgazzen, […] aliique conplures de optimatibus huius civitatis.81
Die andere Adalhard-Urkunde datieren Ennen und Eckertz auf 1169, Hoeniger hingegen auf z wischen 1145 und 1150. Die Zeugenliste liest sich hier folgendermaßen: Richolfus advocatus, wilhelmus vorax, karolus de salzgaza, Heinricus thelonearius, vogel filius durichen, vogel filius Herimanni, Herimannus filius razonis, Godefridus filius eiusdem fratris nostri Ezelini, Godefridus de stavern et alii quam plures.82
Auffällig ist, dass Karl, bevor er in den Dienst des Erzbischofs eintrat, eine nicht näher zu charakterisierende Verbindung zur Abtei St. Martin hatte. Dass er schon bei seinem ersten Auftauchen in einer Quelle zu den optimates civitates gerechnet wird, zeigt, dass er schon zu diesem Zeitpunkt zur städtischen Oberschicht gehörte.83 Zudem hält Zotz ihn für identisch mit einem Karolus, der in der Zunfturkunde für die Decklakenweber von 114984 auftaucht und im Zollvertrag zwischen Köln und Trier aus selbigem Jahr 85. Als Zeuge in einer erzbischöflichen Urkunde findet Zotz Karl zum ersten Mal im Jahr 1154.86 Als Zöllner ist er zwischen 1158 und 1180 belegt.87 Er testierte insgesamt neunmal, immer in der Stadt Köln.88 Ebenso wie Gerhard Unmaze war Karl an den diversen Zollabkommen Kölns mit anderen Städten beteiligt. So etwa 1171 im Vertrag mit Dinant, in dem er sowohl im Text als auch als Zeuge genannt wird.89 Ebenso zeugte er im Vertrag mit Verdun 117890 und in jenem mit Gent aus demselben Jahr 91. Das bedeutet, dass auch 81 Ennen/Eckertz I 65 (1152). 82 Ennen/Eckertz I 78 (1169); Zotz gibt nicht an, wo die Quelle bei Hoeniger abgedruckt und die Eingrenzung des Zeitraums angegeben ist. 83 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 622. 84 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 615 f. [Loesch, Zunfturkunden I 10, S. 25 f. (1149)]; in Anm. 50, S. 616 schreibt Zotz, der Name Karolus sei im Original über den Namen Marcman geschrieben und müsse verglichen mit der sonstigen Schreibweise der Namen in der Urkunde als Beiname gewertet werden. In der Urkunde über den Zollvertrag z wischen Köln und Trier vom gleichen Jahr s eien die beiden Namen durch Interpunktion jedoch deutlich voneinander getrennt. Da Karl in beiden Urkunden nicht ‚von der Salzgasse‘ genannt wird und auch nicht als Zöllner auftritt, sind beide Belege m. E. nicht sicher. 85 Kurtrierische Städte I: Trier, Nr. 4, S. 273 f.; vgl. dazu auch Stehkämper, Städteabkommen. 86 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 616 [REK II 567 (Lac. I 379): Herimannus advocatus Colonie, Heremannus camerarius, Adulfus dapifer, Vogel thelonearius, Karolus.] 87 Vgl. Tab. 34: Karl von der Salzgasse, Zöllner (1168 – 1183). 88 Vgl. das ‚Empfängeritinerar‘ bei Burkhardt, Stab, S. 747, Abb. 156. 89 Ennen/Eckertz I 80 (1171). 90 Ennen/Eckertz I 90 (1178). 91 Ennen/Eckertz I 91 (1178).
Die erzbischöflichen Zöllner in der Stadt Köln
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Karl in die städtische Selbstorganisation eingebunden war. In den erzbischöflichen Urkunden ist er dreimal unter den Schöffen aufgeführt, 1171 in einer Urkunde für St. Ursula in Köln. Nach den Adeligen folgen hier: Gerardus urbis advocatus, Karolus de Salzgaze, Emundus, Ludewicus, Franco, Antonius, scabini; de hominibus eiusdem ecclesie.92
Die Zuordnung zu den Schöffen ist hier nicht ganz eindeutig. Der Stadtvogt Gerhard gehörte sicher nicht zu ihnen, sodass fraglich ist, wer von den Folgenden dazuzurechnen ist. Etwas einfacher liegt die Sache 1176, als Philipp von Heinsberg dem Grafen Engelbert von Berg für 400 Mark die erzbischöflichen Höfe Hilden und Elberfeld verpfändete, um mit dem Geld den Kaiser bei seinem Kampf gegen Heinrich den Löwen unterstützen zu können. Nach den Adeligen liest sich die Liste: ministeriales: Gerardus maior advocatus, Henricus de Wolmuthesteine, Henricus de Alpheim, Godefridus de Wolkenburg, Hermannus camerarius, Rithzo de Mulenheim, Willelmus Scillinc, burgenses: Gerardus telonearius, Emundus et Lodewicus et Henricus et Karolus et Ricolfus scabini.93
Hier wird Karl also sowohl zu den Bürgern als auch zu den Schöffen gerechnet. Warum nur Gerhard Unmaze als Zöllner bezeichnet wird, ist nicht klar. Als P hilipp 1178 den oben schon angesprochenen Streit z wischen den Bürgern von Köln und Gent schlichtete, tritt Karl eindeutig unter den Schöffen auf: Gerardus maior in Colonia advocatus, Gerardus thelonearius, Theodericus secundus advocatus, Fugelo comes, scabini: Bruno de Ringaszen, Emundus, Ludovicus de Membernisloche, Marc mannus Lembekin, Richolfus Perfuso, Henricus filius Herimanni Razonis, Alexander de Rin gaszen, Waldever, Theodoricus de Membernisloche et alii cum eis, Karolus quoque de Saltgaszen, Winemarus pincerna, Guntherus filius Eckeberti.94
In der Urkunde, mit der Philipp von Heinsberg 1180 den Streit um Wall und Graben schlichtete, wird Karl ebenfalls eindeutig unter den scabini genannt und nicht unter den cives, die in dieser Urkunde eine eigene Rubrik haben: scabini civitatis: Karolus thelonearius, Emundus, Alexander frater Danielis, Ludewicus de Min bernisloche, et frater suus Theodericus, Richolfus iudex Aquensis, Gerardus thelonearius, Bruno de Ringazen, Albero comes et frater suus Hupertus, Heinricus filius Herimanni, Herimannus thelonearius, Wolbero filius Sigewini, Evergelt Suevus, Franco de Strata lapidea, Cunradus frater comitis, Waldeverus filius Oderne, Waldeverus Gnoz, Karolus Schure, Richolfus filius Iohanne, Heinricus Minnevuz, Iohannes Polenus, Gerardus filius Fugelonis, Heinricus Goltstein, Heinricus Saphyr, Godefridus Schervichin et Herimannus cognatus suus, Richolfus filius Reineri.95 92 93 94 95
REK II 960 (1171) [Ennen/Eckertz I 81]. REK II 1043 (1176) [Lac. I 455]. REK II 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91]. REK II 1148 (1180) [Lac. I 474].
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Hier fällt auch auf, dass es offensichtlich zeitweise neben Gerhard und Karl noch weitere Zöllner gab. Als Ministerialer wird Karl erst bei seiner letzten Nennung 1183 genannt: ministeriales s. Petri: Gerhardus advocatus Coloniensis, Richece de Mulnhem, Karolus de Salsc gazcen et filius eius Karolus.96
Ebenso wie bei Gerhard ist auch bei Karl auffällig, dass er in den Urkunden, in denen er zu den Schöffen oder Bürgern gerechnet wurde, auch zu den Ministerialen hätte gezählt werden können. Dies ist bei REK II 1043 eindeutig der Fall, da es hier auch die Rubrik ministeriales gibt. Diese ist in den anderen fraglichen Urkunden nicht vorhanden, jedoch gibt es in diesen Blöcke mit Ministerialen.97 Um 1179/82 ist Karl auch als Bürgermeister der Richerzeche bezeugt.98 Zwei von Karls Verwandten erlangten größere Bekanntheit. Richolf, sein Neffe, war Schultheiß in Aachen und Reichsministerialer.99 Außerdem lässt Richolf sich auch als Ministerialer des Erzbischofs, Kölner Schöffe und Mitglied der R icherzeche belegen.100 Der gleichnamige Sohn Karls, der in der Urkunde von 1183 erstmals gemeinsam mit seinem Vater zeugt, wurde s päter als Ritter Karl von der Salzgasse bekannt. Auch er war erzbischöflicher Ministerialer, bevor er ins Kloster eintrat und später Abt von Villers wurde.101 Karl von der Salzgasse verfügte wie Gerhard Unmaze über Grundbesitz in Köln, allerdings in geringerem Umfang.102 Dieser befand sich hauptsächlich in der Brigiden- und in der Martinspfarre.103 Aufgrund der nur einmaligen Nennung als Ministerialer entsteht bei Karl von der Salzgasse der Eindruck, er sei zwar Zöllner gewesen, als solcher aber deutlich mehr an die Stadt gebunden gewesen als an den Erzbischof. Das wird auch dadurch 96 REK II 1206 (1183) [Lac. I 490]; Zotz, Rittertum, S. 617 vermutet, dass Karl von der Salzgasse schon vorher zur Ministerialität gehörte, da er in zwei früheren Zeugenlisten zwischen den Ministerialen aufgeführt ist (REK II 567 (1154) [Lac. I 379] und 934 (1169) [Lac. IV 632]: Gerardus advocatus, Herimannus camerarius, Heinricus de Alpheim, Heinricus de Volmu desteine, Cunradus de Budeberge, Karolus thelonearius, Gerardus Ungemaze, Gerardus albus.). Beide Urkunden enthalten aber nicht eine explizit benannte Kategorie ministeriales. 97 REK II 960 (1171) [Ennen/Eckertz I 81], 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91], 1148 (1180) [Lac. I 474]. 98 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 81, Nr. 91. 99 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 42. 100 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 619; Groten, Priorenkolleg, S. 81, Anm. 283. 101 Vgl. Schulz, Ritter Karl von der Salzgasse; Ders., Reichspolitik, S. 124 – 136; Zotz, Ritter tum, S. 610 – 615; vgl. auch die Lebensbeschreibung Karls: Ex Gestis Sanctorum Villariensium, ed. Waitz. 102 Vgl. Zöller, Kaiser, S. 42. 103 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 618.
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nterstrichen, dass er häufiger als Schöffe zeugte denn als Ministerialer. Bei ihm griffen u also stadtbürgerliche und erzbischöfliche Bezüge ebenso ineinander wie es bei Gerhard Unmaze der Fall war. Auffällig ist, dass beide Zöllner ihr Amt nicht an einen ihrer Nachkommen weitergaben, obwohl zumindest Karl nachweisbar einen Sohn hatte. 7.2.3 Ministeriale ‚auf Zeit‘? Die Situation der Zöllner und daraus sich ergebende Folgerungen für die Ministerialität insgesamt Im Folgenden soll eine Antwort auf die Frage versucht werden, inwieweit die Zöllner überhaupt als Ministeriale zu verstehen sind und ob es sich bei der Funktion des Zöllners um ein Aufstiegsmoment handelte.104 Auch soll untersucht werden, welche Folgen das bisher erzielte Untersuchungsergebnis, dass nämlich manche Personen recht lose zur Ministerialität gehören konnten, für die Ministerialität insgesamt hatte. Vor allem in der älteren Forschung stand die Zugehörigkeit der Zöllner zur Sphäre der Bürger meist außer Frage. Hegel sah in ihnen Bürger, die mit erzbischöflichen Ämtern betraut wurden.105 Vor allem, nachdem Friedrich Lau in seiner Dissertation lapidar festgestellt hatte: „Die Zöllner sind bürgerlichen Standes“ 106, galt diese Auffassung als Konsens. Hingegen konnte Knut Schulz die Zugehörigkeit zur Ministerialität für alle Zöllner des 12. Jahrhunderts zumindest wahrscheinlich machen.107 Dennoch kommt auch er zu dem Schluss, dass die Zöllner zumindest zur „bürgerlichen Ministerialität“ zu rechnen seien.108 Paul Strait meinte, ein langsames Hinübergleiten des Amtes von der Ministerialität zu den Bürgern beobachten zu können; ein Prozess der sich zwischen 1150 und 1200 abgespielt habe.109 Da beide Zöllner erst gegen Ende ihres Auftauchens in den Zeugenlisten unter den Ministerialen genannt werden, liegt die Vermutung nahe, dass sie keine geborenen Ministerialen waren, sondern erst später in die Ministerialität eingetreten sind.110 Karl von der Salzgasse ist 1158 zum ersten Mal als Zöllner belegbar 111, 104 Schulz, Richerzeche, S. 157 vermutet alle Zöllner des 12. Jahrhunderts zur Ministerialität gehörig. 105 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. XX und XLIX. 106 Lau, Entwicklung, S. 71. 107 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 157 – 162. 108 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 162; vgl. die Diskussion des Begriffs „bürgerliche Ministeriale“ unten Kap. 7.4. 109 Vgl. Strait, Cologne, S. 136. 110 Ob und wie das möglich war, ist breit diskutiert worden, vgl. Zöller, Kaiser, S. 80 f., Anm. 42 mit weiterer Literatur. In keinem der beiden Kölner Dienstrechte wird diese Möglichkeit erwähnt. 111 REK II 654 (1158) [Lac. IV 622].
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zeugte aber erst 1183112, also 25 Jahre später, das erste und gleichzeitig letzte Mal als Ministerialer. Gerhard Unmaze tritt 1169 zum ersten Mal als Zöllner auf 113, als Ministerialer erst 1182114, also immerhin 13 Jahre später. Wenn davon ausgegangen werden muss, dass beide Zöllner erst kurz vor ihrem Auftauchen in dieser Rubrik Ministeriale geworden sind, ist sicher belegt, dass sie ihre Funktion lange Jahre ausgeübt haben, ohne Ministeriale zu sein. In dem Fall wäre der Eintritt also keine Voraussetzung. Warum er dann allerdings trotzdem erfolgte, zudem erst kurz vor Ende der Tätigkeit, ist schwer zu beantworten. Trotzdem soll hier versucht werden, Lösungsansätze zu skizzieren. Eine Möglichkeit besteht darin, dass die Zöllner schon Ministeriale gewesen sind, bevor sie als solche testierten, nur erschien dem Aussteller bzw. Schreiber der Urkunde ihre Zugehörigkeit zu den Bürgern bzw. Schöffen als das wichtigere Merkmal. Auch besteht die Möglichkeit, dass sie in den frühen Urkunden zwar Ministeriale waren, an dem beurkundeten Vorgang aber explizit als Bürger oder Schöffen beteiligt waren. Wenn Karl oder Gerhard als Schöffen testierten, ging es immer um stadtkölnische Angelegenheiten 115. Interessanterweise werden sie auch, wenn sie unter den Bürgern oder Schöffen auftreten, in den Urkunden meist mit ihrer Funktion genannt, die sie eindeutig als Amtsträger des Erzbischofs ausweist. Hier wird ihre Zugehörigkeit zu zwei Lebenswelten sichtbar. Sie waren sowohl in die Sphäre der Bürger als auch in diejenige des Hofes eingebunden und beides funktionierte ohne Probleme nebeneinander. Eine eindeutige Zugehörigkeit zu einer Gruppe war nicht gegeben und wurde von den Zeitgenossen vermutlich auch gar nicht als notwendig angesehen. Die Merkmale ‚erzbischöflicher Zöllner‘ und ‚Bürger‘ vereinigten sich in einer Person, ohne dass sich daraus rechtliche Schwierigkeiten oder ein Identitätsproblem ergeben hätten. Ebenfalls ist denkbar, dass es selbst einen formellen Eintritt in die Ministerialität nicht gegeben hat. Zwar berichten die beiden Dienstrechte von Aufnahmebedingungen und -ritualen, aber eine Abweichung von formellem Recht in der Praxis ist durchaus denkbar.116 Die Zeitgenossen dachten nicht in starren Rechtskategorien wie die Forschung des 19. Jahrhunderts. Doppelte, zeitweise, wechselnde oder uneindeutige Zugehörigkeiten waren möglich und schlossen einander keineswegs aus. Daraus ergibt sich auch die Frage, inwieweit die Funktion des Zöllners überhaupt als eine vom Erzbischof vergebene verstanden wurde bzw. heute zu verstehen 112 REK II 1206 (1183) [Lac. I 490]. 113 REK II 936 (1169) [Lockeren 200]. 114 REK II 1190 (1182) [Lac. I 481]. 115 Karl: REK II 1043 (1176) [Lac. I 455], 1100 (1180) [Ennen/Eckertz I 91] und 1148 (1183) [Lac. I 474]; Gerhard: REK II 1148 (1180) [Lac. I 474]. 116 Vgl. zu den Dienstrechten oben Kap. 3.1.
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ist. Die Nennung der Funktion auch dann, wenn sie der Rubrik nach gar nicht als erzbischöfliche Amtsträger testierten, weist drauf hin, dass die Zöllner als zur Stadt gehörig begriffen wurden. Andererseits ist es in einer erzbischöflichen Urkunde auch nicht verwunderlich, dass die Funktion der Zöllner in jedem Fall genannt wird. Der Aussteller bzw. Schreiber wollte auf ihre eigentliche Zugehörigkeit hinweisen. Bedauerlicherweise ist der Urkundenschreiber nur bei zwei Stücken nachweisbar: Dies ist der Fall bei REK II 1237 und 1364, die beide vom erzbischöflichen Kanzler Ulrich mundiert wurden.117 In REK II 1237 wird Gerhard zu den Bürgern gerechnet, in 1364 zu den Ministerialen, sodass auch die Kenntnis des Schreibers keinen weiteren Anhaltspunkt bietet. Einen weiteren Anhaltspunkt könnte der Ausstellungsort geben. Dieser ist aber immer, wenn er bekannt ist, Köln, sodass auch er keinen weiteren Aufschluss geben kann. Auffällig ist auch das Fehlen der Zöllner im Kölner Hofdienst. Wie in Kapitel 3.1.4 beschrieben, wird jede am Hof vorhandene Funktion bis hinunter zum Gärtner mit den ihr zustehenden Zuwendungen aufgelistet. Dass dabei gerade die Zöllner fehlen, ist vielleicht kein Zufall, sondern könnte darauf hinweisen, dass diese Funktion nicht zum eigentlichen Hof gerechnet wurde. Um noch genauer feststellen zu können, wer wann in welcher Rubrik genannt wird, wurden erzbischöfliche Urkunden untersucht, die in der Zeugenliste die Rubrik burgenses/cives enthalten. Insgesamt gibt es im Untersuchungszeitraum 24 Urkunden, in denen es eine Rubrik gibt, die burgenses oder cives betitelt ist 118, hinzu kommen zehn Urkunden, in denen es die Rubrik scabini gibt 119. Die Frage, warum die Zöllner in einer bestimmten Rubrik aufgeführt werden, ist, wie oben bereits deutlich gemacht, nicht zu beantworten, da sich die analysierten Urkunden nur in zwei Fällen einem konkreten Schreiber zuordnen lassen. Notare oder Mundatoren lassen sich sonst nicht nachweisen.
117 Zu Kanzler Ulrich vgl. Kap. 1.3. 118 REK II 846 (1166) [Lac. IV 630], 926 (1169) [Lac. I 434], 970 (1172) [Wilmans 58], 936 (1169 [Lockeren, S. 200], 1043 (1176) [Lac. I 455], 1104 (1178) [Seibertz I 75], 1148 (1180) [Lac. I 474], 1237 (1185) [Lac. I 501], 1320 (1188) [Lac. I 514], 1327 (1188) [Lac. I 509], 1335 (1189) [Lac. I 519], 1496 (1195) [ZS f. vaterl. Gesch. VIII 7], 1628 (1203) [AHVN LXV 28], III 54 (1208) [AHVN LXIV 6], 56 (1208) [Miraeus I 85], 91 (1211) [Lac. II 36], 127 (1214) [AHVN LXXIII, S. 154], 241 (1219) [AHVN LXXV 12], 582 (1226) [WUB VII 275], 751 (1232) [WUB VII 386], 874 (1237) [WUB VII 463], 929 (1238) [WUB VII 460], 1249 (1246) [Kremer II 45], 2073 (1259) [MUB III 1502]. 119 REK II 926 (1169) [Lac. I 434], 960 (1171) [Ennen/Eckertz I 81], 971 (1172) [Hecker 3], 1043 (1176) [Lac. I 455], 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91], 1148 (1180) [Lac. I 474], III 166 (1217) [Lac. II 57], 202 (1218) [Ennen/Eckertz II 59], 1249 (1246) [Kremer II 45], 2073 (1259) [MUB III 1502].
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Gerhard Unmaze wird fünfmal in der Rubrik burgenses/cives aufgeführt 120, einmal unter den Schöffen und lediglich dreimal unter den Ministerialen. Interessant ist, dass er 1176 zum ersten Mal unter den burgenses genannt wird, aber erst 1182 zum ersten Mal unter den Ministerialen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass er erst später in die Ministerialität eingetreten ist, wobei sich dann aber die Frage stellt, warum dies dann erst 1176 geschah und nicht zu Beginn seiner Tätigkeit als Zöllner. Da er schon 1169 zum ersten Mal als thelonearius aufgeführt wird, scheint die Zugehörigkeit zur Ministerialität keine Voraussetzung gewesen zu sein. Warum erscheint Gerhard in beiden Rubriken und nicht durchgängig in derselben? Zuerst werden die Urkunden analysiert, in denen er unter den Bürgern genannt wird.121 Zunächst kann ein Zusammenhang mit dem Inhalt vermutet werden, der sich aber nicht bestätigt. Keineswegs geht es in den betreffenden Urkunden nur um innerstädtische Inhalte. Allerdings gibt es in allen Urkunden, in denen Gerhard Unmaze unter den Bürgern zeugt, auch eine Rubrik für die Ministerialen. Es hätte also durchaus die Möglichkeit bestanden, ihn unter diese einzusortieren. Anders verhält es sich mit der Urkunde von 1180, in der der Streit um Wall und Graben beigelegt wurde. Hier wird Gerhard unter den scabini civitatis einsortiert, obwohl es eine Rubrik cives gibt und einen Block mit Ministerialen. Dies ist aber insofern erklärbar, als der Status des Schöffen mehr galt als der des Bürgers. In den Urkunden, in denen es keine Rubriken gibt, erscheint Gerhard meistens am Ende oder gegen Ende des Blocks der Ministerialen.122 Dreimal wird er nach dem Stadtvogt genannt 123, ein einziges Mal als Erster im Ministerialenblock 124. Hier ist die Nähe zu den Ministerialen also nicht von der Hand zu weisen. Als Nächstes werden die Zeugenschaften Karls von der Salzgasse untersucht. Er testiert einmal unter den Bürgern 125, wobei er hierbei ebenfalls als Schöffe bezeichnet wird. Dreimal tritt er als Schöffe 126 auf und nur einmal als Ministerialer 127. Die Ergebnisse sind hier leider nicht so eindeutig wie bei Gerhard, schon weil das 120 Eigentlich siebenmal, aber REK II 926 (1169) [Lac. I 434] und 928 (1169) [Ennen/Eckertz I 76] sind Fälschungen. 121 REK II 1043 (1176) [Lac. I 455], 1237 (1185) [Lac. I 501], 1320 (1188) [Lac. I 514], 1327 (1188) [Lac. I 509], 1335 (1188) [Lac. I 519]. 122 REK II 934 (1169) [Lac. IV 632], 1050 (1176) [Lac. I 461], 1163 (1181) [Lac. I 480], 1278 (1187) [ungedr.], 1509 (1196) [AHVN LXV 20]. 123 REK II 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91], 1178 (1170 – 81) [MUB II 51], 1253 (1185) [Ennen/ Eckertz I 99]. 124 REK II 1431a (1191) [AHVN LXX 2]. 125 REK II 1043 (1176) [Lac. I 455]. 126 REK II 960 (1171) [Ennen/Eckertz I 81], 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91]; II 1148 (1180) [Lac. I 474]. 127 REK II 1206 (1183) [Lac. I 490].
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Quellenmaterial dünner ist. Als Karl unter den Bürgern gelistet wird, ist das auch die einzige Rubrik in dieser Urkunde, in der sogar der Stadtvogt genannt wird. In der Urkunde von 1176 taucht er wie Gerhard unter den burgenses auf und wird zusätzlich auch als Schöffe bezeichnet. Ob sich die Bezeichnung scabini auch auf Gerhard bezieht, ist unklar.128 In der Urkunde von 1178 gibt es nur die Schöffen als Kategorie und die Ministerialen als Block davor.129 In der Urkunde über Wall und Graben taucht er unter den Schöffen auf, nicht unter den Bürgern.130 Das einzige Mal, dass er unter den Ministerialen zeugt, gibt es keine andere Rubrik, in die er hätte einsortiert werden können.131 Karl taucht nur in zwei Urkunden auf, in denen es keine Rubriken gibt.132 Beide Male steht er dort gemeinsam mit Gerhard am Ende des Blocks mit den Ministerialen, sodass auch hier eine gewisse Nähe gegeben ist. Es hat also bei beiden Zöllnern den Anschein, dass sie nach Möglichkeit in bürgerliche Kategorien eingeordnet werden. Thomas Zotz schloss aus dem Nebeneinander verschiedener Zuordnungen, dass die Zöllner innerhalb der Ministerialität eine Sondergruppe dargestellt hätten und als diese von den übrigen Ministerialen abgegrenzt worden seien.133 Dem ist zuzustimmen, denn ‚klassische‘ Ministerialen waren die Zöllner sicher nicht. Die Verwirrung um die unterschiedliche Verwendung der Rubriken wird dann verständlich, wann man, wie Zotz, „Ministerialität und Bürgertum als Merkmale, nicht als Gruppenbezeichnungen [versteht]“, die sich nicht gegenseitig ausschlossen.134 So könnte man meinen, es gehe hier gar nicht um Identität oder um Gruppen bewusstsein, sondern einfach darum, dass zu bestimmten Anlässen bestimmte Merkmale im Vordergrund standen. Die Annahme könnte stimmen, wenn es Urkunden mit beiden Rubriken, Bürger und Ministeriale, gäbe, in denen die Zöllner unter den Ministerialen gelistet sind. Das ist aber nicht der Fall. Nur wenn es nicht anders ging, scheint man sie unter den Ministerialen aufgelistet zu haben. Das aber stellt die Zugehörigkeit der Zöllner zur Ministerialität noch mehr in Frage. Definitiv entscheiden lässt sich die Frage ohnehin nicht und weitere Spekulationen sollen unterbleiben. Eine Nähe bzw. Ähnlichkeit zu den Ministerialen ist bei den Zöllnern aber natürlich nicht von der Hand zu weisen.
1 28 129 130 131
REK II 1043 (1176) [Lac. I 455]. 1100 (1178) [Ennen/Eckertz I 91]. REK II 1148 (1180) [Lac. I 474]. REK II 1206 (1183) [Lac. I 490]; nach den Geistlichen folgen die Adeligen unter der Rubrik laici, danach die Ministerialen unter ministeriales. 132 REK II 934 (1169) [Lac. IV 632] und 1050 (1176) [Lac. I 461]. 133 Vgl. Zotz, Rittertum, S. 628. 134 Zotz, Rittertum, S. 632; ausführlich führt er dies von S. 624 – 632 aus.
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Die Funktion des Zöllners war demnach kein Aufstiegsmoment für Ministeriale im eigentlichen Sinne. Angenommen, Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse seien nachträglich in die Ministerialität eingetreten, dann sähe ihr Karriereweg so aus: Sie wurden in eine Familie hineingeboren, die bereits wirtschaftlich erfolgreich und politisch organisiert und aktiv war. Sie schlugen dann den gleichen Weg ein wie ihre Väter und andere Verwandte und waren zunächst im Immobilien- und Grundstücksgeschäft aktiv. Die Erfahrungen, die sie so sammeln konnten, prädestinierten sie für das Amt des Zöllners. Auch wenn nicht klar ist, wie die Auswahl der neuen Zöllner vonstattenging, spielte die Qualifikation wahrscheinlich eine große Rolle. Der Erzbischof musste sichergehen können, dass eine solch wichtige Einnahmequelle in guten Händen war. Außerdem hatte er vielleicht auch die Möglichkeit, über die Zöllner auf Entscheidungen einzuwirken, die im Laufe des 12. Jahrhunderts seinem unmittelbaren Einwirken entzogen wurden, wie etwa die verschiedenen, oben angesprochenen Zollabkommen. Dass er daher nicht unter seinen Ministerialen, sondern unter den Bürgern nach geeignetem Personal suchte, kann nicht verwundern. Die Übernahme der Funktion war für Gerhard und Karl nur der nächste Schritt, den sie im Interesse ihres Wirtschaftens taten. Der Vorteil lag für sie in die noch engere Einbindung in die städtische Wirtschaft, wahrscheinlich verbunden mit gewissen Machtbefugnissen, die ihnen erlaubten, in Abläufe in ihrem Sinne einzugreifen. Nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch die Autorität, die das Auftreten im Auftrag des Stadtherrn ausstrahlen konnte. Außerdem wurden sie aufgrund ihrer Funktion auch in politische Entscheidungen mit einbezogen; ihnen war ein Zugang zum Hof des Erzbischofs gewährt, der anderen Bürgern verschlossen blieb. Demnach kann auch geschlussfolgert werden, dass Ministerialität Zugehörigkeit, Abhängigkeit und Loyalität vom und zum Erzbischof bedeutete. Und eine dieser Beziehungen konnten auch Bürger zum Stadtherrn haben, die dann für eine begrenzte Zeit, solange sie ihre Funktion ausübten, Ministeriale waren, jedoch nicht davor und danach. Warum Gerhard und Karl ihr Amt nicht an ihre Söhne vererbt haben, ist leicht zu erklären. Bei ist die Kinderlosigkeit der Grund. Der Sohn Karls von der Salzgasse war zwar erzbischöflicher Ritter, wandte sich aber dann dem geistlichen Leben zu. Warum es keinem der früheren Inhaber gelang, das Amt seinem Sohn zu vererben, muss mangels Quellen offenbleiben. Gerade dadurch, dass das Amt immer wieder neu besetzt wurde, wäre es eigentlich eine gute Aufstiegsmöglichkeit gewesen. Viele andere Einfluss versprechende Funktionen wurden schnell in einer Familie erbbar und waren anderen Ministerialen als Aufstiegsmomente entzogen. Diese grundsätzlich vorhandene Möglichkeit des Wechsels wurde aber dadurch zunichtegemacht, dass die Voraussetzungen für die Ausübung des Amtes vermutlich höhere waren als bei anderen Ämtern.
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Die Funktion des Zöllners war aber insofern eine Aufstiegsmöglichkeit, als dass Gerhard und Karl ihr Vermögen durch sie noch deutlich vergrößern und ihre soziale Position unter den Bürgern verbessern konnten. Insbesondere Gerhard hat in den zwei Jahren, für die ihm Philipp von Heinsberg den Zoll verpfändete, wahrscheinlich enorme Summen erwirtschaftet. Die Funktion Zöllner war also keine Aufstiegsmöglichkeit für Ministerialen, dafür aber für wirtschaftlich erfolgreiche Bürger. Den zeitweiligen bzw. teilweisen Eintritt in die Ministerialität nahmen sie dafür aus pragmatischen und wirtschaftlichen Erwägungen in Kauf; wahrscheinlich auch deshalb, weil damit keine sich real äußernden Nachteile verbunden waren und wenn doch, nur solche, die angesichts des zu erwartenden Gewinns zu verschmerzen waren. Ohnehin war ihr ministerialischer Status dann eher ein Merkmal unter vielen anderen, genau wie ihre Funktion als Zöllner auch eine unter vielen anderen war. Es darf bezweifelt werden, dass die Zöllner sich durch ihre Tätigkeit der Ministerialität zugehörig fühlten oder von anderen als dieser zugehörig verstanden wurden. Das bedeutet aber auch, dass die Ministerialität in Köln keine fest umrissene Gruppe mit einem ‚Standesbewusstsein‘ war. Eine Gruppe, der manche Mitglieder nur sehr lose und temporär angehörten, kann schwerlich als Stand gedacht werden.
7.3 Ministeriale in der städtischen Selbstverwaltung Im Hochmittelalter gab es die Gemeinschaft der Kölner Bürger nur als Gerichtsgemeinde und, selten bezeugt, als Versammlung vor dem Bürgerhaus.135 Das Hochgericht war die einzige Institution, der alle freien Einwohner der Stadt unterstanden und auch die einzige Versammlung, bei der zumindest die Möglichkeit bestand, dass sich ein größerer Teil der Bewohner zusammenfand. Erkens sah in der Gerichtsgemeinde „eine wesentliche Voraussetzung für die spätere Bildung der Kommune“ 136, weil durch Gericht und Schöffen die Gemeinde Anteil am „stadtherrlichen Regiment“ 137 gehabt habe. Das bedeutet freilich nicht, dass die durch das Gericht konstituierte Gemeinde mit der späteren Stadtgemeinde identisch gewesen sein muss. Im Gericht wurden im Mittelalter jedoch nicht nur Gerichtssachen im eigentlichen Sinne verhandelt. Zu einer Zeit, in der es keine öffentliche Verwaltung gab, war das Gericht die einzige Möglichkeit, Fragen zu behandeln, die alle A ngehörigen, 1 35 Vgl. Jakobs, Bruderschaft, S. 184; Steinbach, Ursprung, S. 660. 136 Erkens, Sozialstruktur, S. 178; zu weiterer Forschungsliteratur zur Entstehung der Kölner Stadtgemeinde vgl. Kap. 7.1. 137 Erkens, Sozialstruktur, S. 178.
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also die Öffentlichkeit, des Gerichtsbezirks betrafen.138 Deshalb kam dem Gericht als Ort der Zusammenkunft aller Bürger eine enorme Bedeutung zu. Die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gericht war auch das einzige Merkmal, das alle Freien der Stadt gemeinsam hatten. Der auf die Stadt beschränkte Hochgerichtsbezirk ist wahrscheinlich zur Zeit Erzbischof Bruns aus dem Kölngau herausgelöst worden.139 Daran an schloss sich ein langer Prozess der Entwicklung der Stadt, der sich um die Mitte des 11. Jahrhunderts beschleunigte.140 Steinbach fasste zusammen: „Die Kölner Stadtgemeinde ist nicht als freie Einigung entstanden, sondern in einem langen Emanzipationsprozess aus der Gerichtsgemeinde herausgewachsen.“ 141 Die herauswachsende Stadtgemeinde war aber vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie wesentlich unabhängiger vom Erzbischof sein wollte als die weitgehend von diesem kontrollierte Gerichtsgemeinde. Die wirtschaftlich erfolgreichen Kaufleute bildeten schon im 11. Jahrhundert die Oberschicht, das sogenannte Meliorat 142, und forderten zunehmend politische Mitbestimmung ein. Zunächst äußerte sich dies darin, dass nicht mehr alle Entscheidungen des erzbischöflichen Stadtherrn akzeptiert wurden. Der Aufstand von 1074 ist ein früher Ausdruck der daraus resultierenden Konflikte.143 Im Gegensatz zu anderen Bischofsstädten, etwa Mainz und Trier, verlief das 12. Jahrhundert in Köln allerdings weitgehend konfliktfrei oder Unstimmigkeiten konnten ohne größere Auseinandersetzungen beigelegt werden, wie etwa der Streit um Wall und Graben 1180.144 Das mag vor allem daran gelegen haben, dass sich die Einwohner, insbesondere das Meliorat, nicht auf direkten Konfrontationskurs mit dem Erzbischof begaben, sondern ihre politischen Strukturen über einen langen Zeitraum hinweg neben denen des Stadtherrn etablierten. So lange die neu entstandenen Institutionen nicht mit den Interessen des Erzbischofs in Konflikt gerieten, ließ er sie weitgehend in Ruhe und gestand ihnen, wie zu sehen sein wird, sogar hoheitliche Rechte zu. Die Entstehung der Stadtgemeinde ist also nicht denkbar ohne die gleichzeitige Emanzipation vom Erzbischof. Die drei wichtigsten Institutionen dieser Gemeinde werden im Folgenden vorgestellt. Ebenso undenkbar sind die Entstehung und Entwicklung der Kölner Stadtgemeinde und ihrer Institutionen ohne die Beteiligung von Ministerialen. Obwohl 1 38 Vgl. Jakobs, Studien, S. 123, Anm. 260. 139 Vgl. Steinbach, Ursprung, S. 663. 140 Vgl. Groten, Take-off. 141 Steinbach, Sozialgeschichte, S. 676. 142 Vgl. zum Begriff Planitz, Geschichte. 143 Vgl. Kap. 2.2. 144 Beispielsweise deutet die Entstehung des ältesten Kölner Stadtsiegels auf Aushandlungsprozesse zwischen Erzbischof und Stadt hin. Vgl. dazu Diederich, Stadtsiegel, S. 70 – 73; Groten, Studien.
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sie der Theorie nach durch ihre mutmaßliche Unfreiheit eng an den Erzbischof gebunden und in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt gewesen sein müssten, lassen sich Ministeriale in Ämtern nachweisen, die zur städtischen Selbstverwaltung gehörten. Im Folgenden soll daher untersucht werden, ob und wenn ja, inwiefern die Beteiligung an Selbstverwaltungsinstitutionen ein Aufstiegsmoment gewesen sein kann. Vor allem soll es darum gehen, zu untersuchen, inwieweit die Ministerialen für die Entstehung einer vom Erzbischof unabhängigen Stadtverwaltung mitverantwortlich gewesen sind. 7.3.1 Das Schöffenkolleg Die Ersterwähnung des Kölner Schöffenkollegs fällt in das Jahr 1103. Erzbischof Friedrich stellte in einer Urkunde die Zollsätze für die Kaufleute aus Lüttich und Huy wieder her und zwar gemäß der Erklärung der seniores nostre civitatis.145 Die Forschung hat sich darauf geeinigt, dass damit die Schöffen gemeint sein müssen, die neben ihrer gerichtlichen Tätigkeit dem Erzbischof auch beratend zur Seite standen. Knut Schulz hält die Institution für „zweifellos älter“ 146, Hermann Jakobs für so alt wie das Hochgericht; das Schöffenkolleg als Bruderschaft habe sich aber erst später gebildet 147. Der Zusammenschluss zu einer Bruderschaft, lateinisch fra ternitas, bedeutete einen höheren Organisationsgrad in einer Art Genossenschaft. Die Schöffen gliederten sich in drei Gruppen: Anwärter (lat. fratres), Dienende (lat. magistri) und Verdiente (lat. officiati).148 Die Bruderschaft hat sich wahrscheinlich in den 30er- oder 40er Jahren des 12. Jahrhunderts gebildet und wurde vom Erzbischof zumindest geduldet.149 Im Laufe des 12. Jahrhunderts übernahm das Schöffenkolleg immer mehr Aufgaben, die vorher im Zuständigkeitsbereich des Erzbischofs gelegen hatten. Gut sichtbar wird das an verschiedenen Zollprivilegien, die ohne die Beteiligung des Erzbischofs ausgestellt werden konnten. Anhand dieser Privilegien soll auch die Beteiligung von Ministerialen am Schöffenkolleg untersucht werden. Zuerst soll die Urkunde von 1103 in den Blick genommen werden. Die Zeugenliste liest dich wie folgt: Hoc autem testimonium sancitum (est) et apistulatum judicio scabinorum, sacramento negotia torum, presentia virorum illustrium qui subscripti sunt: Rat[m]er, Hubertus, Ludulphus, Wolbero, Willekin, Constantinus, Willeman, Igeldet, Evezo, Engeram, Hermannus, Segvinus, juratores Hen ricus, Machelinus, Godefridus, Lanfridus, Lambertus Leodiensis, Lambertus Hoyensis, Baldricus. 1 45 REK II 28 (1103) [HUB III 601]. 146 Schulz, Richerzeche, S. 150 f. 147 Jakobs, Bruderschaft, S. 290. 148 Vgl. Jakobs, Bruderschaft, S. 290. 149 Vgl. das Auftauchen der Wendung senatores et fratres in den Schreinskarten: Mart. 1 V 1.
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Testes Hermannus advocatus, Ludochinus advocatus, Vogolo thelonearius, Tiezo, Otto, Amelricus, Bruno, item Bruno Ma[gnus], Everardus, Riculphus, Albero, Witert, Wul[b]ero, Emelricus Rex, Walde[ver], Riculfus custos ponderis, Heimo frater eius, Echo, Emelricus.
Knut Schulz will hier eine ganze Reihe von Ministerialen unter den Schöffen ausgemacht haben.150 Dazu vergleicht er die Namen der Schöffen und der viri illustri mit den Namen von Ministerialen in Urkunden aus dem gleichen Zeitraum. Da in allen Listen aber nur Vornamen genannt werden, ist dies eine höchst unsichere Beweisführung. Zumal sich in der Zollurkunde definitiv Ministeriale nachweisen lassen, nur nicht in der Rubrik der Schöffen, sondern etwas s päter unter den testes: Hermann advocatus ist der Stadtvogt, Ludochinus der zweite Stadtvogt oder der Burggraf. Ob der Zöllner Vogolo Ministeriale ist, ist fraglich, relativ sicher ist aber Amelricus mit dem in Kapitel 5.3 vorgestellten Amelricus von Wormersdorf identisch. Zweifellos sind einige der Namen der Schöffen und der Ministerialen identisch, Schulz hat also keineswegs einen Fehler gemacht, nur ist die Schlussfolgerung nicht zwingend. Er gibt eine Seite später auch selbst zu, dass „dieses zentrale Quellenzeugnis von 1103 […] auch hinsichtlich des ergänzenden Urkundenmaterials noch zu isoliert [steht], um die hier genannten Personen in ihrer rechtlichen und sozialen Stellung zu erfassen“.151 Hoeniger sah in den Zeugen noch ausschließlich Kaufleute 152, was Schulz nur für diejenigen unter der Rubrik juratores gelten lassen will.153 Wie bereits erwähnt, waren die Schöffen vor allem in der Wirtschaftspolitik, genauer der Zollpolitik aktiv. Das lag daran, dass die meisten von ihnen ihr Geld im Fernhandel verdienten und deswegen ein Interesse an der Gestaltung der Zolltarife hatten.154 Das oben schon angeführte Zollprivileg für Lüttich und Huy war das erste dieser Art, dessen Inhalt nicht allein vom Erzbischof bestimmt wurde. Von da an lässt sich die Tendenz erkennen, dass der Stadtherr immer mehr aus der Zollpolitik verdrängt wurde. 1147, als der Abtei Egmond ein Privileg verliehen wurde, geschah das nochmals durch den Erzbischof allein.155 Schon 1149, als der Zollvertrag zwischen den Städten Köln und Trier ausgehandelt wurde, war er nur noch anwesend.156 1155 beauftragte der Erzbischof die (nicht näher bestimmten) 1 50 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 155 f. 151 Schulz, Richerzeche, S. 156. 152 Vgl. Hoeniger, Ursprung, S. 241. 153 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 155. 154 Vgl. Winterfeld, Patriziat, S. 65. 155 Oorkondenboek van Holland en Zeeland, Bd. 1, ed. Koch, Nr. 123; die Zusammenstellung der hier referierten Urkunden bei Ennen, Wirtschaft, hier S. 147. 156 Kurtrierische Städte I: Trier, Nr. 4, S. 273 f. Ausgstellt wurde die Urkunde von Trierer Bürgern in presentia Arnoldi Coloniensis archiepiscopi. Vgl. dazu Ennen, Wirtschaft, S. 147 und
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Kölner Bürger, ein Urteil bezüglich der Zollfreiheit der Abtei Kornelimünster zu fällen, das zugunsten der Abtei ausfiel.157 Schließlich sind noch zwei Privilegien von 1171 und 1178 beachtenswert. 1171 stellten die coloniensium senatores in presentibus magistris teloneariis, Karolo videlicet et Gerardo 158 für die Kaufleute aus Dinant eine Urkunde aus, die deren Zollvorrechte in Köln bestätigte. Karl und Gerhard, die beiden Zöllner, die im vorhergehenden Kapitel besprochen wurden, sind noch einmal als Zeugen aufgeführt, letzterer dabei als magister senatorum, also als einer der beiden Meister, die dem Kolleg in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vorstanden. Auch in dem Vertrag, den die Bürger von Köln und Verdun 1178 miteinander schlossen, ist vom Erzbischof keine Rede mehr. Als Aussteller fungiert hier der consilio senatorum et prudentissimorum ciutatis Colonie.159 Zudem testieren hier Karl und Gerhard. Diese beiden waren in mehrfacher Hinsicht von den gefällten Entscheidungen betroffen. Zunächst einmal als Mitglieder des Schöffenkollegiums, das jeweils als Aussteller auftrat und die Stadtgemeinschaft nach außen hin vertrat und repräsentierte. Hinzu kommt ihre Eigenschaft als Zöllner, durch die sie hinsichtlich verminderter Einnahmen ebenfalls unmittelbar von den Privilegien tangiert wurden. Drittens und letztens muss noch ihre Tätigkeit als Kaufleute beachtet werden. Aufgrund dieser hatten sie auch ein Interesse an wirtschaftlichen Entscheidungen. Zudem zeigt die Zusammenstellung auch, dass die Erzbischöfe sich immer weiter aus den städtischen Angelegenheiten zurückzogen und akzeptierten, dass diese nun von einer bürgerlichen Verwaltung geregelt wurden. Obwohl sie die eigentlichen Inhaber des Zollregals waren, haben sie der Entwicklung nicht entgegengewirkt.160 Das bedeutet aber auch, dass das Zöllneramt als nicht mehr ganz in der Hand des Erzbischofs befindlich gesehen werden muss. Wenn die Stadt selbst so großen Einfluss auf die Zollpolitik hatte, ist anzunehmen, dass die Zöllner zumindest zum Teil im Auftrag der Stadt handelten. Dies bekräftigt auch noch einmal die Annahme, dass die Zöllner eher pro forma zur Ministerialität gehörten. Ob das Schöffenkolleg als Aufstiegsmoment für die Ministerialen gewertet werden kann, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit beantworten. Wahrscheinlich ist, dass sie auch diese Funktion in ihrem Sinne zu nutzen verstanden und sie als eine unter anderen ausübten. Für ihre weitere Entwicklung wird ihnen das Amt dennoch nützlich gewesen sein.
Stehkämper, Städtabkommen. 1 57 REK II 609 (1149) [AHVN XLI 101]. 158 Ennen/Eckertz I 80 (1171). 159 Lac. I 464 (1178). 160 Vgl. Jakobs, Bruderschaft, S. 293.
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7.3.2 Die Richerzeche Die Richerzeche wird um 1180 zum ersten Mal erwähnt, als sie den Drechslern eine Bruderschaft verlieh.161 Sie erfüllte hier also die Aufgabe, die 1149 noch das Schöffenkollegium übernommen hatte. Diese Urkunde hat folgende Zeugenliste: Huius facti testes sunt predicti domini Theodricus in Mulingazzin et Henricus Flacho, qui tunc temporis civitatis magistratum tenuerunt Ludewicus de Mimbirsloche, Emundus de Marcellis, Richolfus Scultetus de Aquensis, Waldeverus Oderne filius, Gerardus thelonarius, Heinricus Raze, Richolfus Parfusus, Henricus Saphirus, Karolus thelonarius, Henricus Klenegedank, Geradus de s. Albano, Marcmannus Wievilruz, Herimannus de s. Mauricio et alii quamplures.
Schulz konnte alle Zeugen außer den beiden Bürgermeistern sicher oder sehr wahrscheinlich der Ministerialität zuweisen.162 Durchgeführt wurde die Verleihung im domus burgensium, besiegelt wurde sie mit dem von der Richerzeche geführten Stadtsiegel.163 Ein genaues Gründungsdatum der Richerzeche lässt sich nicht feststellen. Ähnlich wie die Parochien ist sie aber wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Belagerung Kölns 1106 entstanden, da die Organisation der Verteidigung und der erfolgreiche Widerstand gegen die Belagerung die „Existenz einer handlungsfähigen, in ihren politischen Anschauungen und Zielen weitgehend homogenen Oberschicht voraus[setzte], der innerhalb der Stadt keine konkurrierende Kraft entgegenstand“.164 Im Gegensatz zum Schöffenkolleg war die Richerzeche wahrscheinlich nicht vom Erzbischof anerkannt.165 Ebenso wie das Schöffenkollegium war die Richerzeche eine Bruderschaft durch genossenschaftlichen Zusammenschluss.166 Allerdings war sie kein Organ der erzbischöflichen Stadtherrschaft, das sich langsam von d iesem emanzipierte, sondern von vornherein eine unabhängige Institution, in der sich die, wie der Name sagt, 161 Loesch, Zunfturkunden 13. Der entscheidende Passus im Wortlaut: Notum sit igitur uni versis tam futuris quam presentibus, quod temporis illis, quibus Theodericus in Mulingazzin et Henricus Flaco magistri civium extiterunt, ipsi ex communi consilio et consensu officialium de richirzegcheide karpentariis ipsis quidem petentibus ad honorem s. Iohannis evangeliste et utilitatis causa fraternitatem concedere decreverunt, et hoc in domo burgensium in capitulo officialium der richirzegcheide constanter fuit approbatum. 162 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 163 – 168. 163 Vgl. Jakobs, Bruderschaft, S. 292. 164 Groten, Richerzeche, S. 48. 165 Vgl. Jakobs, Bruderschaft, S. 293. 166 Über die Entstehung der Richerzeche ist viel geforscht und geschrieben worden. Grundlegend ist immer noch der Aufsatz von Groten, Richerzeche, außerdem die hier schon häufiger zitierte Arbeit von Schulz, Richerzeche, hier v. a. die weiterführende Literatur auf S. 152 in den Anm. 2, 3 und 7. Auch die schon ältere Arbeit von Hoeniger, Urkunde, ist immer noch sehr ergiebig.
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Reichen, das heißt die Angehörigen des Meliorats, zusammengeschlossen hatten. Es gab jedoch große Überschneidungen zwischen Richerzeche und Schöffenkolleg. Die meisten Schöffen waren auch in der Richerzeche organisiert und einer der beiden Bürgermeister der Gesamtstadt, die von der Richerzeche gestellt wurden, musste immer zugleich auch Schöffe sein.167 Ihre Aufgaben waren die Aufsicht über den Marktverkehr 168, die Verleihung des Bürgerrechtes 169, die Verleihung des Zunftzwanges 170 und die Stellung der beiden Bürgermeister. Lau meinte, sie hätte auch eine Art Oberaufsicht über die Parochien gehabt.171 Schon Karl Nitzsch äußerte die Vermutung, die Mitglieder der Richerzeche hätten sich vor allem aus „kleinen“ Ministerialen rekrutiert.172 Robert Hoeniger vertrat die Meinung, die Mitglieder stammten sowohl aus dem Bürgertum als auch aus der Ministerialität.173 Luise von Winterfeld stellte in ihrer Untersuchung des Patriziats fest, dass ein nicht unerheblicher Teil dieser Gruppe aus Ministerialen bestand.174 Hans Planitz ging wieder einen Schritt zurück und schätzte den Anteil der Dienstleute sehr gering ein.175 Franz Steinbach wiederum glaubte, dass „aus der geburtsständischen Exklusivität dieser aus Kaufleuten und Ministerialen zusammengewachsenen Herrenschicht der ‚Richerzeche‘ die neue soziale Spannung des 12. und 13. Jahrhunderts [resultierte]“.176 Sowohl die Richerzeche als auch deren Mitglieder sind in den Quellen allerdings nur schwer greifbar; außer in der erwähnten Urkunde von 1180 wird sie im 12. Jahrhundert nie namentlich genannt. Ohnehin ist die Anzahl von Urkunden städtischer Provenienz im 12. Jahrhundert äußerst gering. Eine Zusammenstellung Manfred Grotens ergibt neun Urkunden.177 Diejenige von 1180 ist aber nicht nur bezüglich der Ersterwähnung der Richerzeche wichtig, sondern auch insofern, als hier unter den Zeugen auch die beiden Zöllner Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse genannt werden, womit die beiden eindeutig als Mitglieder der Richerzeche belegt sind, was aufgrund ihrer Stellung in Wirtschaft und P olitik 167 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 152. 168 Vgl. Schulz, Richerzeche, S. 152; Lau, Entwicklung, S. 85 nennt sie „Handel- und Gewerbepolizei“. 169 Vgl. Lau, Entwicklung, S. 87. 170 Vgl. Lau, Entwicklung, S. 83. 171 Vgl. Lau, Entwicklung, S. 87. 172 Vgl. Nitzsch, Ministerialität, S. 21. 173 Vgl. Hoeniger, Urkunde, S. 16. 174 Vgl. Winterfeld, Handel, S. 68. 175 Vgl. Planitz, Geschichte, S. 163. 176 Steinbach, Sozialgeschichte, S. 678; dass die Richerzeche ein Stand, zumal ein Geburtsstand gewesen sei, ist m. E. nicht haltbar. Zudem sieht Steinbach hier offensichtlich auch einen Gegensatz zwischen Kaufleuten und Ministerialen, der so ebenfalls nicht bestand. 177 Vgl. Groten, Größe, S. 57, Anm. 64.
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freilich auch nicht verwundert. Zudem sind sie nicht nur einfache Mitglieder gewesen, sondern auch Bürgermeister.178 Die Bürgermeisterliste von Groten listet noch mehr Ministeriale auf, häufig auch solche von anderen Kölner Klöstern und Stiften, darunter einen Bertolf, der Bürgermeister, Amtmann in St. Laurenz und Ministerial des Erzstifts war.179 Gerhard Albus ist wiederum ein Beispiel dafür, dass es möglich war, Ministerialer von mehreren Institutionen zu sein: Neben dem Erzstift gehörte er auch zu St. Ursula.180 Gleiches gilt für Richolf, den Schultheiß von Aachen, der auch Reichsministerialer war. Darüber hinaus kann er als Amtmann der Richerzeche, Schöffe und Bürgermeister belegt werden.181 Weitere erzbischöfliche Ministeriale als Bürgermeister sind Richwin Carnus, der auch Dienstmann von Groß St. Martin war 182, und Werner, der 1125 auch im Zöllneramt auftaucht 183. Als Letztes sei noch der Kämmerer Hermann erwähnt, der Vater des weiter oben vorgestellten Hermann von Bachem.184 Im Gegensatz zu seinem Sohn, der sich in städtischen Angelegenheiten nicht nachweisen lässt, ist sein Vater in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts dreimal im Bürgermeisteramt zu finden.185 Recht viele Ministeriale waren also in der Richerzeche zu finden. Dieser Befund unterstreicht die Bedeutung, die die Dienstleute in der städtischen Führungsschicht hatten, obwohl fraglich ist, ob die Begriffe ‚Dienstleute‘ und ‚Ministeriale‘ in diesem Zusammenhang noch angemessen sind. Die Belege für die oben genannten Ministerialen in städtischen Funktionen sind nicht dicht genug, um einen Aufstieg nachzuzeichnen, für den die Zugehörigkeit zur Ministerialität Voraussetzung war. Vielmehr verhält es sich bei den meisten der Genannten wahrscheinlich ähnlich wie bei den beiden Zöllnern Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse: Ministerialität bezeichnete ein nur zeitweise bestehendes Verhältnis zum Erzbischof und war für die Betreffenden ein Merkmal unter vielen anderen. 7.3.3 Die Parochien Für die Parochien kursieren in der Literatur drei verschiedene Begriffe, die kurz erklärt werden müssen, um Missverständnisse zu vermeiden.186 Am häufigsten findet sich der Begriff ‚Sondergemeinden‘, der aber ein wenig irreführend ist, da es 1 78 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 77, Nr. 47 (Gerhard) und S. 81, Nr. 91 (Karl). 179 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 73, Nr. 12. 180 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 76, Nr. 42. 181 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 83, Nr. 116. 182 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 83, Nr. 117. 183 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 84, Nr. 131. 184 Vgl. Kap. 4.2. 185 Vgl. Groten, Richerzeche, S. 79, Nr. 76. 186 Vgl. zu den Begrifflichkeiten auch Groten, Entstehung, S. 53.
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sich nicht um besondere oder abgesonderte Gemeinden handelte, sondern um die unterste Ebene bürgerlicher Zusammenschlüsse auf Pfarrbezirksebene. Das ‚Sonder-‘ soll diese Art Gemeinde wohl von den kirchlichen Bezirken abgrenzen, führt aber nur zu Verwirrung und ist zudem kein Quellenbegriff. Am zweithäufigsten taucht der Begriff ‚Kirchspiele‘ auf, der insofern nicht ganz falsch ist, als er so auch in den Quellen vorkommt und die Parochien tatsächlich zunächst auf Grundlage der Pfarrbezirke entstanden sind. Das vorangestellte ‚Kirch-‘ ist aber irreführend und der Begriff insgesamt zu nah an den kirchlichen Organisationsstrukturen. Deshalb soll im Folgenden der Terminus ‚Parochie‘/‚Parochien‘ verwendet werden, der in der Sekundärliteratur seltener verwendet wird, aber in den Quellen vorkommt und zudem Verwechslungen ausschließt. Ebenso wie die Entstehung der beiden anderen Gemeinschaften Schöffenkolleg und Richerzeche ist auch die Entstehung der Parochien umstritten. Von der älteren Forschung ist die Entstehung als „Dezentralisation der Gerichtsgemeinde“ 187 gedeutet worden 188. Es wurde angenommen, dass sich bestimmte Aufgaben vom Hochgericht auf eine tiefer gelegene Ebene verlagert hätten. Groten ist der Ansicht, die Parochien s eien aus der Bedrohung 1106 aus Gründen der Verteidigung hervorgegangen.189 Aufgrund der Belagerung durch Heinrich V. habe man die Verteidigung der Stadt neu organisieren müssen und sie dazu auf Grundlage der Pfarrbezirke in Bezirke eingeteilt, deren Bewohner für die Verteidigung eines bestimmten Mauerabschnitts zuständig gewesen s eien. Da diese Organisation effektiv war, sei sie auch für zivile Aufgaben übernommen worden. Vor allem war die Führung der Schreinskarten die Aufgabe der Parochien. Auf diesen Karten wurden Grundstücks- und Häuserverkäufe vermerkt, sodass eine Art Grundbuch bzw. Kataster entstand. Beaufsichtigt wurden die Führung der Karten und auch die Parochien zunächst von Untergraf und Untervogt, bevor diese Aufgaben an die beiden jährlich gewählten Bürgermeister übertragen wurden.190 Auch die Parochien zeichneten sich durch die typische Dreigliederung aus und hatten zwei jährlich wechselnde Bürgermeister.191 Darüber hinaus trieben die Parochien aber auch Steuern für den Erzbischof ein, übernahmen die Niedergerichtsbarkeit und waren nach wie vor für die Verteidigung zuständig.192 Die Meister dienten
187 Erkens, Sozialstruktur, S. 179, der hier aber die Forschung zusammenfasst und nicht selbst dieser Ansicht ist. 188 Vgl. etwa Steinbach, Ursprung, S. 663. 189 Vgl. Groten, Entstehung, S. 70 – 75. 190 Vgl. Jakobs, Bruderschaft, S. 285; so auch Groten, Entstehung, S. 59; zu den Bürgermeistern allgemein vgl. ebd., S. 5 – 9. 191 Vgl. Jakobs, Bruderschaft, S. 292. 192 Vgl. Groten, Gemeinde, S. 29.
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als Ansprechpartner für den Erzbischof: Als Philipp von Heinsberg 1174 von der Stadt Geld für einen Italienzug lieh, gelobten auch die magistri parrochiarium pro universis civibus dem neuen Erzbischof erst zu huldigen, wenn dieser die Schuld seines Vorgängers anerkannt habe.193 Daher waren sie eine Entlastung der erzbischöflichen Verwaltung. Der Stadtherr erkannte sie an, was auch an dem konfliktfreien Verhältnis z wischen Parochien und Erzbischof deutlich wird.194 Bis 1180 gab es neun, danach zwölf Parochien.195 Ab 1396 übernahmen die Gaffeln die Aufgaben der Parochien, ausgenommen die Führung der Schreinskarten.196 Gemeinschaftsstiftend waren die Parochien auch deshalb, weil die Bewohner der recht kleinen Bezirke sich fast alle gegenseitig kannten. Viele Einwohner fühlten sich eher als Einwohner ihres Pfarrbezirks, weniger als Bewohner der Gesamtstadt. Hinzu kommt, dass die meisten Menschen im Alltag ihre Parochie ohnehin nicht verließen und mithin ihr ganzes Leben in einem kleinen Gebiet verbrachten. Gerade dadurch konnten die Parochien zu gemeinschaftsstiftenden Gebilden werden, die sich bis heute in den Veedeln erhalten haben, wobei heute nicht mehr das Kirchenjahr mit seinen Festen, die sonntäglichen Messen und die verschiedenen Heiligen den Rahmen bilden. Beispielhaft soll die Parochie St. Laurenz untersucht werden, die seit Keussens „Topographie“ als „Ministerialenpfarre“ bekannt ist.197 Hier lagen der Hof des Stadtvogtes sowie die Häuser des Kämmerers und des Münzmeisters.198 Auch die Anwesen eines Zöllners und eines Untervogtes sind belegbar.199 Gerade die wirtschaftlich erfolgreichen Zöllner waren es, die in der sich organisierenden Parochie die Möglichkeit sahen, ihr ökonomisches Gewicht in politisches umzumünzen. Zwar war auch vor Entstehung der Parochien ihre Beziehung zum Erzbischof schon nicht sonderlich eng; die neuen Gebilde boten aber die Möglichkeit, sich noch weiter von diesem zu entfernen und eine Verwaltung zu etablieren, die dem Willen der führenden Bürger gehorchte und nicht dem des Stadtherren. Wie bereits erwähnt, war der Vater von Gerhard Unmaze, der sich jedoch nicht als Ministerialer belegen lässt, Amtmann in St. Laurenz.200 Auch sonst lassen sich im Untersuchungszeitraum keine Ministerialen als Amtmänner feststellen. Deshalb kann die Beteiligung von Ministerialen an der Entwicklung der Parochie St. Laurenz 1 93 REK II 1010 (1174) [Lac. I 452]. 194 Vgl. Groten, Entstehung, S. 62. 195 Vgl. Erkens, Sozialstruktur, S. 178. 196 Vgl. Groten, Entstehung, S. 70. 197 Keussen, Topographie, S. 23. 198 Vgl. Keussen, Topographie, S. 29. 199 Vgl. Keussen, Topographie, S. 29. 200 Laur. 1 IV 4.
. Zum Verhältnis von Ministerialen und Bürgern im 13. Jahrhundert
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und der Parochien allgemein nicht belegt werden. Freilich ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie Anteil an der Emanzipation vom Erzbischof hatten, da sie sich als wirtschaftlich und politisch einflussreiche Stadtbewohner wohl kaum aus der Entwicklung herausgehalten haben werden. Auch wenn St. Laurenz auf den ersten Blick als Paradebeispiel einer sich selbst verwaltenden Parochie erscheint, muss zugleich betont werden, dass die Ablösung vom Erzbischof in anderen Parochien noch wesentlich energischer betrieben wurde. Ein Beispiel hierfür ist Klein St. Martin wo, „anders als in St. Laurenz […] hinter der Einführung der Schreinspraxis […] emanzipatorische Tendenzen spürbar [werden]“.201 Häufig kamen die Stellvertreter von Stadtvogt und Burggraf, der Untervogt und der Untergraf aus dieser Parochie. Das brachte sie nicht selten in einen Interessenskonflikt zwischen den Einwohnern von Klein St. Martin, zu denen sie sich zugehörig fühlten, und dem Erzbischof, dem sie, wenn auch nur indirekt, ebenfalls verpflichtet waren.202 Die Emanzipation war hier aber schon so weit fortgeschritten, dass „die genossenschaftliche Bindung […] Vorrang vor der herrschaftlichen [erhielt]“.203 Allerdings waren der subadvocatus und der subcomes höchstwahrscheinlich keine Ministerialen, sodass sie sich die Entscheidung für eine Seite auch erlauben konnten.204
7.4 „Der Ministerialität verdächtig“ 205. Zum Verhältnis von Ministerialen und Bürgern im 13. Jahrhundert Bei der Untersuchung der Ministerialität innerhalb der Stadt Köln im 13. Jahrhundert stellt sich vor allem ein Quellenproblem:206 Es lassen sich kaum innerhalb der Stadtbevölkerung aktive Ministeriale nachweisen.207 Das hat mehrere Gründe: 2 01 Groten, Gemeinde, S. 18. 202 Vgl. Groten, Gemeinde, S. 17. 203 Groten, Gemeinde, S. 17. 204 Vgl. zu den Untervögten und Untergrafen Kap. 3.2. 205 Winterfeld, Handel, S. 7. 206 Vgl. zur Situation des gesamten Erzstifts im 13. Jahrhundert Kap. 11.5. 207 Vgl. die Befunde in anderen Städten: Becker, Geschichte (Alzey); Bosl, Sozialstruktur (Regensburg); Bradler, Entstehung (Städte in Oberschwaben und im Allgäu); Falck, Mainz; Fleckenstein, Ministerialität und Stadtherrschaft (Hildesheim und Braunschweig); Ders., Problematik (Freiburg und Straßburg); Metz, Ministerialität (mittelrheinische Bischofsstädte); Mosbacher, Kammerhandwerk (Straßburg); Roslanowski, Anteil (Bonn und Andernach); Rütimeyer, Stadtherr (verschiedene rheinische Bischofsstädte); Schmugge, Ministerialität (Reims); Schulz, Ministerialität in rheinischen Bischofsstädten; Ders., Ministerialität und Bürgertum in Trier; Seider, Worms; Voltmer, Ministerialität (Speyer und Worms).
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Zum einen wurde schon bei der Untersuchung des 12. Jahrhunderts in dieser Hinsicht deutlich, dass sich in den erzbischöflichen Urkunden verhältnismäßig wenige stadtsässige Ministeriale belegen lassen. Verlässliche Aussagen über einen Aufstieg im Dienst des Stadtherrn ließen sich nur zu den beiden Zöllnern Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse machen. Beide vererbten ihr Amt nicht an ihre Nachkommen. Gerhard, weil er ohne männliche Nachkommen starb und Karl, weil sein Sohn zwar erst Ritter wurde, sich dann aber dem geistlichen Leben zuwandte.208 Für eine erste Untersuchung wurden zunächst die „Quellen zur Geschichte der Stadt Köln“ von Leonard Ennen und Gottfried Eckertz ausgewertet. Wie zu erwarten, treten am häufigsten die beiden Zöllner in Urkunden auf, die nicht vom Erzbischof ausgestellt worden sind. Vor allem Karl von der Salzgasse scheint häufig auch von anderen Institutionen hinzugezogen worden zu sein. Sechsmal taucht er z wischen 1152 und 1188 auf 209, davon allein dreimal in Urkunden stadtkölnischer Stifte 210. Außerdem war er, wie bereits erwähnt, an der Erneuerung der Zollprivilegien mit Dinant 1171 und Verdun 1178 beteiligt.211 Gerhard Unmaze lässt sich viermal in anderen Urkunden nachweisen.212 Auch er testiert zweimal für Stifte in der Stadt Köln 213 und ist an den beiden genannten Zollabkommen beteiligt 214. Auch drei verschiedene Stadtvögte zeugen in anderen als erzbischöflichen Urkunden: Hermann (I.) in einer Urkunde für St. Gereon 215, Gerhard (I.) in einer Urkunde des Dompropstes Bruno 216 und schließlich Hermann (II .) im Vertrag zwischen Philipp von Schwaben und den Kölner Bürgern 217. Joachim Oepen hat darüber hinaus jüngst für das Kölner Damenstift St. Maria im Kapitol nachweisen können, dass sich mehrere Bürger als Ministeriale in dessen Diensten befanden.218 Zwar gehörte keiner von diesen zur erzbischöflichen Ministerialität, jedoch zeigt dieser Befund, dass sich die Merkmale ‚Bürger‘ und ‚Ministeriale‘ um die Mitte des 12. Jahrhunderts durchaus vereinen ließen. Die Auswertung der ‚Quellen‘ zeigt, dass es durchaus Ministeriale gab, die auch in nichterzbischöflichen Urkunden testierten. Allerdings ist die Urkundenproduktion der Stadt in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts noch viel zu gering, als 2 08 Vgl. Kap. 7.2.2. 209 Ennen/Eckertz I 65 (1152), 74 (1159), 78 (1169), 80 (1171), 90 (1178), 103 (1188). 210 Ennen/Eckertz I 65 (1152), 74 (1159), 103 (1188). 211 Ennen/Eckertz I 80 (1171), 90 (1178). 212 Ennen/Eckertz I 80 (1171), 90 (1178), 103 (1188), 105 (1190). 213 Ennen/Eckertz I 103 (1188), 105 (1190). 214 Ennen/Eckertz I 80 (1171), 90 (1190). 215 Ennen/Eckertz I 74 (1159). 216 Ennen/Eckertz I 98 (1184). 217 Ennen/Eckertz II 23 (1206). 218 Vgl. Oepen, Stiftsdamen, S. 24 – 29, die Liste mit den Namen der Ministerialen auf S. 27.
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dass sich verlässliche Aussagen machen ließen. Außerdem ist nicht auszuschließen, dass die Urkunden von den gleichen Mundatoren bzw. Notaren erstellt wurden, beispielsweise von Mönchen. Allenfalls von einer guten Anbindung in die Stadt hinein kann gesprochen werden. Im 13. Jahrhundert tauchen in den städtischen Urkunden nur noch sehr vereinzelt Personen auf, die sich meist nicht sicher als Ministeriale belegen lassen. Der Terminus ministeriales, der schon im 12. Jahrhundert kaum in den städtischen Quellen auftaucht, findet sich im 13. Jahrhundert so gut wie gar nicht mehr, weshalb eine weitere Auswertung schwierig ist. Damit weisen die städtischen Urkunden eine Parallele zu den erzbischöflichen auf, denn auch aus diesen verschwindet der Begriff ministeriales im Laufe des 13. Jahrhunderts.219 Für eine weitergehende Untersuchung bieten sich verschiedene Familien bzw. Geschlechter an, die von Luise von Winterfeld als der „Ministerialität verdächtig“ eingestuft wurden.220 An diesen könnte sich zeigen lassen, dass die städtischen Ministerialen, die im 12. Jahrhundert nur sporadisch in den Quellen vorkommen, sich im 13. Jahrhundert in verschiedene Familien ausdifferenzierten und so vollends aus der Ministerialität verschwanden. Legt man jedoch die bisher in dieser Arbeit angewandte Methodik zugrunde (das heißt, es werden nur die Personen als Ministerialen gewertet, die zumindest einmal sicher unter dieser Rubrik in der Zeugenliste einer erzbischöflichen Urkunde genannt werden), ergibt sich folgendes Bild: Demnach ist sicher nur ein Bürger zugleich als erzbischöflicher Ministerialer belegt: Goswin Minnevuz.221 Unsicher (das heißt, sie stehen nach den Ministerialen, die wiederum entweder unter der Rubrik ministeriales genannt sind oder einen eigenen Block bilden) sind folgende: Theodericus Sapiens 222, Richolf Parfuse 223, Gerhard Rufus 224, Hildegerus Rufus 225, Theodericus von der Ehrenpforte 226, Heinrich Wichterich 227, Riquvinus Grin 228, Waldeverus de Foro 229, Gerhard Niger 230, Gottfried Scherfgin 231. 219 Vgl. Kap. 11.2. 220 Winterfeld, Handel, S. 7; so auch Berthold, Differenzierungen, S. 234 – 238. 221 REK III 86 (1211) [AHVN LXXIV 9]. 222 REK III 732 (1231) [ungedr.]. 223 REK III 220 (1218) [AHVN XVII (Verschiedene Urkunden), S. 210, Nr. 18]. 224 REK III 732 (1231) [ungedr.]. 225 REK III 732 (1231) [ungedr.]. 226 REK III 220 (1218) [AHVN XVII (Verschiedene Urkunden), S. 210, Nr. 18]. 227 REK II 1627 (1203) [Ennen/Eckertz II 5]. 228 REK II 1627 (1203) [Ennen/Eckertz II 5]. 229 REK III 732 (1231) [ungedr.]. 230 REK II 543 (1152) [Lac. I 373] und 606 (1155) [Lac. I 385]. 231 REK III 732 (1231) [ungedr.].
220
Ministeriale in der Stadt Köln
Um das Problem der Gliederung der Zeugenlisten zu verdeutlichen, s eien zwei Urkunden näher besprochen: Die Urkunde REK II 1627 von 1203, mit der Erzbischof Adolf I. den Bürgern von Dinant ihre Rechte am Kölner Zoll bestätigte, hat folgende Zeugenliste: [Geistliche], [Adelige], Henricus de Volmutsteine 232, Gerrardus frater eius 233, Hermannus advocatus Coloniensis 234, Hermannus mareschalcus 235, Otto camerarius 236, Henricus dapi fer 237, Adam pincerna 238, Henricus thelonearius, Theodericus de Mulingazzin, Riqvinus Grin, Ingramus, Daniel, Henricus de Witerche, Thiodericus de Erinporzin, Iohannes, Gerrardus, Henricus, Wiricus.
Auch wenn es hier keine Rubriken gibt, so sind doch deutlich verschiedene Gruppen zu erkennen. Spätestens nach dem Zöllner Heinrich ist die Grenze zwischen Ministerialen und Bürgern zu ziehen, wobei wegen der fehlenden Rubriken keine eindeutige Entscheidung getroffen werden kann. Anders liegt die Sache bei REK III 220 von 1218: [Geistliche], [Adelige], ministeriales: Cristianus et Winricus de Berge, Daniel de Bacheym 239, Theodericus de Munichusen dapifer 240, Godefridus camerarius 241, Herimannus advocatus 242, Win ricus de Seindorp, Wernerus de Rode, Roricus de Gevarshain, Richolphus Parfuse, Herimannus de Budlinberg, Theodericus de Herinporte.
Hier gibt es eine Rubrik ministeriales, in der zuerst Personen vorkommen, die eindeutig als Ministeriale belegt sind, der letzte ist der Stadtvogt Hermann. Die danach Genannten sind Kölner Bürger, müssten aber gemäß dem Grundsatz, alle Personen, die einmal unter der Rubrik ministeriales genannt werden, auch als solche zu behandeln, als Ministeriale gelten. Andererseits konnte das Phänomen, dass Personen an die Rubrik ministeriales angehängt wurden, schon bei den Zöllnern beobachtet werden, ohne dass damit ihre Zugehörigkeit zur Ministerialität als definitiv gegeben angesehen werden konnte.243 2 32 Tab. 14: Volmarstein, Burggrafen. 233 Tab. 15: Gerhard Snar von Volmarstein, 1174 – 1211. 234 Tab. 6: Hermann (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1191 – 1236). 235 Tab. 23: Hermann von Alfter (III.), Marschall (1195 – 1235). 236 Tab. 13: Otto, Kämmerer (1183 – 1217). 237 Tab. 43: Heinrich, Truchsess (1195 – 1205). 238 Tab. 40: Adam, Mundschenk (1186 – 1205). 239 Tab. 10: Daniel von Bachem (I.) (1218 – 1239). 240 Tab. 30: Theodericus von Münchhausen, Truchsess (1205 – 1241). 241 Tab. 9: Gottfried von Bachem, Kämmerer (1205 – 1291). 242 Tab. 6: Hermann (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1191 – 1236). 243 Vgl. Kap. 7.2.
. Zum Verhältnis von Ministerialen und Bürgern im 13. Jahrhundert
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Nachfolgend soll aufgezeigt werden, was die Forschung zu d iesem Problemkreis erarbeitet hat. Leonard Ennen ging in seiner Geschichte der Stadt Köln sehr großzügig mit dem Begriff ‚Ministerialität‘ um.244 Karl Hegel hingegen wollte nur die im Kölner Dienstrecht als summi officiales Genannten als Ministerialen verstanden wissen.245 Er erkannte aber durchaus, dass auch Bürger Funktionen im Auftrag des Erzbischofs ausübten, als Ministeriale im eigentlichen Sinne wollte er diese aber nicht gelten lassen: Nur durch das Amt und das Lehen waren die Unterrichter, die Schöffen, Münzer und Zöllner den Ministerialen verwandt, aber das Amt und der Dienst änderte [sic!] nicht den Personenstand der Bürger, erhöhte sie nicht zu dem Rang erzbischöflicher Ministerialen.246
Auch Luise von Winterfeld sprach in ihrer in den 1920er Jahren vorgelegten Dissertation von „bürgerlich-erzbischöflichen Ministerialen“ 247 und war der Meinung, dass Eheschließungen zwischen Ministerialen und Angehörigen des Meliorats zur „Urbanisierung altministerialischer Familien“ 248 geführt hätten. Sie hielt einige der Familien, die im 13. Jahrhundert zu den dominierenden Geschlechtern werden sollten, zumindest für Nachkommen von Ministerialen 249, so die Raitze, Minnevuz-Parfuse und Zudendorp. Allerdings musste sie am Ende ihrer Untersuchung zu dem Schluss kommen, dass außer für Richolf von Aachen und Hagano der „ministerialische Ursprung“ 250 bei anderen Familien nicht „urkundlich beweisbar“ 251 ist. Manfred Groten kam in seiner Habilitation zu dem Schluss, dass im 13. Jahrhundert der größte Teil der Stadtbewohner aus Freien bestanden habe: „Zu Beginn des 13. Jahrhunderts treten die ministerialischen Bindungen der Bürger stark in den Hintergrund.“ 252 Dies macht sich auch in den Quellen bemerkbar. Die vormals von Ministerialen geprägten Institutionen Schöffenkolleg und Richerzeche verzeichneten nun nur noch wenige Dienstleute in ihren Reihen. Groten zählt zu ihnen: Dietrich von der Ehrenpforte, Richolf Parfuse, Goswin Minnevuz und Heinrich von Zündorf.253
244 Vgl. Ennen, Geschichte, Bd. 1, S. 428. 245 Vgl. Hegel, Köln, Bd. 3, S. X. 246 Hegel, Köln, Bd. 3, S. XLIX. 247 Winterfeld, Handel, S. 69. 248 Winterfeld, Handel, S. 7. 249 Vgl. Winterfeld, Handel, S. 7. 250 Winterfeld, Handel, S. 7. 251 Winterfeld, Handel, S. 7. 252 Groten, Köln, S. 81. 253 Vgl. Groten, Köln, S. 81.
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Ministeriale in der Stadt Köln
Knut Schulz prägte Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts den Begriff „bürgerliche Ministeriale“.254 Damit meinte er genau die Personen, die bisher in diesem Kapitel besprochen worden sind. Er stieß damit eine länger währende Diskussion an, in der es um das Verhältnis von Ministerialen zu Stadtbürgern und die Frage, welche Personen zu welcher Gruppe gerechnet werden sollten, ging. Entschiedener Widerspruch kam von Josef Fleckenstein, der den Terminus irreführend fand: Viele Ministeriale seien ins Bürgertum übergetreten, was durch das Verschwinden der Rubrik ministeriales in den Urkunden ab etwa 1220 und das Auftauchen der Rubrik cives bzw. burgenses deutlich werde.255 Deshalb sei der Begriff „bürgerliche Ministeriale“, der zudem kein Quellenbegriff sei, wenig brauchbar, da es sich vielmehr um „Bürger ministerialischer Herkunft“ gehandelt habe.256 Edith Ennen schloss sich zurückhaltend an die Thesen von Schulz an, indem sie fragte, inwieweit in die bürgerliche Bevölkerung eingebundene Ministeriale überhaupt noch als Ministeriale bezeichnet werden dürften.257 Erich Maschke wies 1977 auf die neuen Impulse hin, die von der Kontroverse z wischen Schulz und Fleckenstein ausgegangen waren und bewertete diese als äußerst positiv für die Debatte.258 CarlHans Hauptmeyer schloss aus den Diskussionen, dass es in der mittelalterlichen Stadt keinen absoluten Gegensatz zwischen Bürgern und Ministerialen, Freiheit und Unfreiheit gegeben habe.259 Dies konnte Ludwig Falck am Beispiel der Stadt Mainz verdeutlichen.260 Ähnlich äußerte sich auch John B. Freed in seiner Untersuchung zum Ursprung des Adels.261 In jüngerer Zeit setzte sich Marianne Pundt in ihrer Dissertation mit der Problematik auseinander. An Schulz’ Begriff kritisiert sie, dass dieser einen „tiefen gesellschaftlichen Graben zwischen Rittertum und Bürgertum“ 262 suggeriere, der, wenn überhaupt, nur tendenziell, nicht jedoch prinzipiell vorhanden gewesen sei. Ebenfalls mit Bürgern ministerialischer Herkunft setzte sich Sabine Happ in ihrer Dissertation auseinander. Sie kann für Speyer, Koblenz und Worms keine B ürger 2 54 Vgl. Schulz, Ministerialität als Problem. 255 Vgl. hierzu jedoch kritisch Mosbacher, Kammerhandwerk, S. 106: Der Terminus cives sage nichts über die ständische Zugehörigkeit aus. 256 Vgl. Fleckenstein, Ministerialität und Stadtherrschaft, S. 364; schon kurz nach der Einführung des Begriffs hatte Fleckenstein sich skeptisch geäußert: vgl. dens. Ministerialität, S. 2. Vgl. zum Begriff auch Mosbacher, Kammerhandwerker, S. 141 f. 257 Vgl. Ennens Diskussionsbeitrag in: Stadt und Ministerialität, S. 156 f. 258 Vgl. Maschke, Welt, S. 10. 259 Vgl. Hauptmeyer, Vor- und Frühformen, S. 2. 260 Vgl. Falck, Ministerialen, S. 45 – 47. 261 Vgl. Freed, Origins, S. 234 f. 262 Pundt, Metz und Trier, S. 220; vgl. dazu Schulz, Ministerialität und Bürgertum in Trier, S. 206 f.
Fazit
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nachweisen, die vorher Ministeriale gewesen waren.263 Vor allem für Worms wiegt diese Erkenntnis schwer, da Schulz seine These von den bürgerlichen Ministerialen anhand von Wormser Urkunden aufgestellt hatte. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam Harald Derschka in seiner Dissertation zu den Ministerialen des Hochstiftes Konstanz: „Zusammenfassend wird man also festhalten dürfen, dass die Hochstiftsministerialen in der Geschichte der Stadt Konstanz keine erkennbare Rolle spielten.“ 264 So muss wohl auch für die erzbischöflichen Ministerialen innerhalb der Stadt Köln der Schluss gezogen werden, dass ihre Aktivitäten und ihre Einbindung in bürgerliche Lebenswelten sich nicht sicher nachweisen lassen. Schon bei den beiden Zöllnern, die als die bedeutendsten „bürgerlichen Ministerialen“ gelten können, war die Quellenlage sehr dünn und ihr ministerialer Status daher fraglich. Für andere Ministeriale liegen entsprechend noch weniger Quellen vor und definitive Aussagen sind schwer zu machen, ohne zu sehr zu spekulieren. Trotzdem spricht freilich nichts gegen eine Einbindung von Ministerialen in bürgerliche Belange, ebenso wie nichts gegen den Eintritt von Bürgern in die erzbischöfliche Ministerialität spricht. Diese Übergänge sowie die doppelten und wahrscheinlich nur zeitweisen Zugehörigkeiten lassen sich urkundlich aber nur selten eindeutig belegen. Aufgrund dieser Überlegungen sollten die Begriffe „bürgerliche Ministeriale“ oder ‚ministeriale Bürger‘ um den Terminus ‚Ministeriale auf Zeit‘ ergänzt werden, um deutlich zu machen, dass dauerhafte Eintritte in die Ministerialität (aus dem Bürgertum heraus) wahrscheinlich nicht vorkamen. Deutlich hinzuweisen ist auch noch einmal auf die Tatsache, dass Ministerialität zumindest in der Stadt keinen Stand und nur bedingt eine Zugehörigkeit zu einer rechtlich definierten Personengruppe bedeutete, sondern vielmehr als ein Merkmal zu verstehen ist, das zeitweisen Dienst für das Erzstift meinte. Dieses Merkmal war, wie an Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse gezeigt werden konnte, eines unter vielen anderen und wahrscheinlich nicht dasjenige, worüber die beiden sich definierten.
7.5 Fazit Das Kapitel über erzbischöfliche Ministeriale innerhalb der Stadt Köln ergab vor allem, dass die Zugehörigkeit zur Ministerialität für viele Personen fraglich ist. Selbst bei so bedeutenden und in den Quellen verhältnismäßig gut fassbaren 263 Vgl. Happ, Stadtwerdung, S. 246 – 252; Rütimeyer, Stadtherr. 264 Derschka, Ministerialen, S. 477; vgl. dazu Schulz, Ministerialiät und Bürgertum, S. 207 f.; Koch, Bemerkungen.
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Ministeriale in der Stadt Köln
Ministerialen wie Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse musste in Frage gestellt werden, ob sie überhaupt als Ministeriale bezeichnet werden sollten. Zwar waren sie nach dem in dieser Arbeit verwendeten Kriterium zweifelsfrei als s olche zu belegen, jedoch stand selbst in den Urkunden erzbischöflicher Provenienz ihr bürgerlicher Status im Vordergrund. Trotzdem erfüllten sie in ihrer Funktion als Zöllner wichtige Aufgaben für den Erzbischof und waren in seiner Nähe zu finden. Daneben waren beide wirtschaftlich in der Stadt aktiv und in verschiedene städtische Selbstverwaltungsorgane eingebunden. Aufgrund d ieses Befundes darf die Funktion des Zöllneramtes als Aufstiegsmoment nicht allzu hoch bewertet werden. Beide Zöllner waren schon vor ihrem ersten Auftreten als solche wirtschaftlich potente Stadtbewohner, für die das Amt zwar nützlich war, letztlich aber nur eine Tätigkeit unter anderen darstellte. Die Analyse der städtischen Selbstverwaltungsinstitutionen Schöffenkolleg, Richerzeche und Parochien ergab, dass in allen dreien erzbischöfliche Ministeriale zu finden waren. Inwieweit sie die Tätigkeit der Institutionen prägten und damit einhergehend für die Emanzipation vom Stadtherrn mitverantwortlich waren, lässt sich anhand der Quellen nur eingeschränkt zeigen, jedoch ist die Beteiligung an solchen Aktivitäten als sehr wahrscheinlich anzunehmen. Eine strikte Trennung z wischen Ministerialen und übrigen Stadtbewohnern war ohnehin nicht vorhanden. Übergänge von der einen in die andere Gruppe und doppelte Zugehörigkeiten waren eher die Regel als die Ausnahme, wie im Überblick über das 13. Jahrhundert gezeigt werden konnte. Allerdings war auch hier der urkundliche Nachweis nur schwer zu führen. Abschließend muss konstatiert werden, dass eine starke Beteiligung von Ministerialen an der Emanzipation der Bevölkerung von der erzbischöflichen Stadtherrschaft sich anhand der ausgewerteten Quellen nicht klar belegen lässt. Insofern ist Skepsis gegenüber der oben referierten Auffassung der Forschung der 1960er und 70er Jahre geboten, die gerade diese Beteiligung sehr betont hat. Kein Argument spricht gegen eine Beteiligung, aber es muss doch deutlich darauf hingewiesen werden, dass die Quellenlage für Köln in dieser Hinsicht keine definitiven Antworten erlaubt.
8. Ministeriale auf Burgen Im folgenden Kapitel werden die Ministerialen des Erzstifts untersucht, die ihre Funktion auf Burgen ausübten. Aufgrund der günstigen Quellenlage wurden hierfür die Burgen Volmarstein, Alpen, Padberg und Wolkenburg ausgewählt. An den auf ihnen sitzenden Ministerialen lassen sich nicht nur militärische Aspekte verdeutlichen, sondern auch und vor allem die symbolische Funktion einer Burg für die herrschaftliche Erfassung und Durchdringung der Territorien. Nicht zuletzt waren diese Ministerialen verhältnismäßig unabhängig vom Erzbischof, sodass sie eigene herrschaftliche Aktivitäten entwickeln konnten. Gleichzeitig zählten sie aber zu den Ministerialen, die sich am häufigsten am Hof aufhielten. Die Reihen folge der untersuchten Burgen entsteht durch die jeweils verfügbare Menge an Quellenmaterialen: das heißt, für Volmarstein ist die Überlieferung sehr dicht, für die Wolkenburg hingegen dünn.
8.1 Die Ministerialen von Volmarstein Erstmals erwähnt wird der Name Folmudestede 1047 in einem kopialen Eintrag im Werdener Urbar.1 Er wird hier gebraucht, um die Lage einiger Güter zu beschreiben. Personen lassen sich zu d iesem Zeitpunkt mit ihm noch nicht verbinden, jedoch handelt es sich um Güter in der Nähe der späteren Burg Volmarstein. Diese ließ Erzbischof Friedrich I. im Jahr 1100 an der Mündung der Volme in die Ruhr errichten,2 wo sie zum einen den Besitz des Erzstifts in Schwelm und Hagen s chützen und zum anderen eine Art Vorposten auf dem Weg nach Südwestfalen sein sollte.3 Wie die Ministerialen, die sich später nach der Burg ‚von Volmarstein‘ nannten, auf die Burg gelangten, ist nicht mit letzter Sicherheit zu sagen, da es keine Urkunde über die Verleihung der Burg oder die Einsetzung von Burgmannen dort gibt.4 Beides ist für die Zeit aber auch nicht zu erwarten. In der Forschung ist vermutet worden, dass Friedrich Angehörige eines Geschlechts auswählte, das aus der Nähe von Soest stammte und dort ursprünglich frei gewesen war. Um 1072 1 Rheinische Urbare, Bd. 2. ed. Kötzschke, S. 143. 2 REK II 5 [CR , S. 40]; vgl. die Zusammenfassung der Forschungsdiskussion bei Thier, Volmarstein, S. 9 – 13; vgl. auch die beiden Bilder in: Die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Hagen-Land, bearb. v. Ludorff, S. 57; vgl. auch Sellmann, Burg Volmarstein. 3 Vgl. Grebe, Arnold I., JKGV 43, S. 40; vgl. auch die Karte mit den Kölner Besitzungen im südlichen Westfalen bei Wrede, Herzogsgewalt, S. 142. 4 Vgl. zu den von Volmarstein grundsätzlich Recke von Volmerstein, Lehndienst.
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Ministeriale auf Burgen
sollen sich Angehörige der Familie de Sosatio genannt haben.5 Genauer sollen sie vom Güterkomplex Hinderking stammen 6, der sich noch 1219 im Besitz der von Volmarstein befand.7 Armin Voß meinte, die von Volmarstein s eien in jedem Fall adelig gewesen, da die Burg als Grenzsicherung gegen die Grafschaft Arnsberg gedacht gewesen sei.8 Deshalb sei die Besetzung der Burg mit Adeligen prestigeträchtiger gewesen. Er glaubte an eine Zugehörigkeit zur Familie der Grafen von Werl, die bereits früher Soester Vögte gestellt hätten. Auch er stellt demnach die Verbindung zu Soest her, ohne allerdings Belege anzuführen. Ebenso versäumt er zu erklären, warum die von Volmarstein in den Urkunden als Ministeriale und nicht als Adelige erscheinen. Albert Hömberg vertrat die Ansicht, dass die von Volmarstein bereits in Soest zur Ministerialität des Erzstifts gehört hätten, vorher seien sie „edelfrei“ gewesen.9 Werner Grebe hingegen glaubte, dass die Familie in 5 Thier, Volmarstein, S. 15. 6 Vgl. hierzu Koske, Hinderking, die auf S. 40 ebenfalls die Verbindung zu Volmarstein behauptet. Ähnlich auch Thier, Entwicklung, S. 57 f.: Dass die von Volmarstein im 13. Jahrhundert in der Gegend um Soest Besitz hatten, lässt keinen Rückschluss auf ihre Herkunft zu, da die Güter auch später in ihren Besitz gelangt sein können. Thier führt ebd. als Beleg für seine These ebenfalls die häufige Zeugenschaft Heinrichs von Volmarstein in erzbischöflichen Urkunden, die in Soest ausgestellt wurden, an. Dies liegt m. E. aber darin begründet, dass Volmarstein zum einen, im Vergleich zu anderen Burgen, nicht weit von Soest entfernt war und zum anderen auf dem Weg nach Soest lag. Reiste der Erzbischof dorthin, war es naheliegend, dass sich Heinrich ihm anschloss und ihn nach Soest begleitete, schließlich war der Ministeriale nach dem Stadtvogt der engste Berater des Erzbischofs. Außerdem testiert Heinrich auch in Köln häufiger als andere Ministeriale, ohne dass sich Besitz in der Stadt nachweisen ließe. Vgl. auch Schlensker, Volmarstein, Wetter und Herdecke. 7 REK III 251 (1219) [WUB VII 161]. 8 Voss, Herren von Volmarstein, S. 231. 9 Vgl. Hömberg, Geschichte, S. 57, eine Auflistung des Besitzes der Familie um Soest in Anm. 151, S. 57. Auf der Arbeit Hömbergs aus dem Jahr 1950 beruht die Annahme, die Volmarsteiner stammten aus dem Soester Raum. Hömberg entwickelt diese These in Anm. 151: Noch die Ministerialen von Volmarstein seien in der Umgebung von Soest begütert gewesen und hätten dort die Gerichtshoheit innegehabt. Der Haupthof des Güterkomplexes sei der sog. Hinderking gewesen, der auf einem Heinrikinc genannten Hügel gelegen habe. Hömberg interpretiert Heinrikinc als eine Verlesung von Heinrich und folgert aus der Tatsache, dass die führenden Vertreter der Familie von Volmarstein bis ins 13. Jahrhundert hinein Heinrich heißen, dass dieser Hof der Stammsitz der Familie gewesen sei. Außerdem sieht er in einem Heinricus de Sosatie, der 1072 der Abtei Grafschaft zehn mansi schenkte (Seibertz I 30 und 50) allein aufgrund des Namens einen Vorfahren der Familie mit Bezug zu Soest. Aus diesen Argumenten geht aber keineswegs zwingend hervor, dass die von Volmarstein aus der Soester Umgegend stammten. Ohnehin ist ihr Besitz in der Gegend erst im 13. Jahrhundert nachweisbar. Ob dies aber alter Besitz oder neu hinzuerworbener war, lässt sich nicht sagen. Ebensowenig ergibt sich aus Hömbergs Theorie ein stichhaltiger Beweis
Die Ministerialen von Volmarstein
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die Ministerialität eingetreten sei, als sie mit der Burghut beauftragt wurde.10 Ab diesem Zeitpunkt nannten sich die in den Quellen auftauchenden Vertreter der Familie nach der Burg Volmarstein.11 Letztlich ist die Herkunft aus der Soester Umgegend aber nicht zu beweisen. Den einzigen Anhaltspunkt bietet der erst im 13. Jahrhundert dort nachweisbare Besitz, von dem nicht klar ist, wann und wie er an die Volmarsteiner gekommen ist. Eine zitierbare Quellenstelle, die diese Herkunft belegen könnte, gibt es nicht. Der erste nachweisbare Ministeriale, der sich von Volmarstein nannte, ist ein Heinrich im Jahr 1134. Er zeugt in einer Urkunde Erzbischof Brunos II., in der dieser dem Makkabäerkloster in Köln eine Schenkung bestätigte: Testes sunt harum tradicionum clerus et populus ex quorum multitudine hos paucos notari iussimus. Arnoldus prepositus s. Petri, Arnoldus prep. s. Marie, Folcoldus decanus s. Kuniberti, Lupertus canonicus s. Kuniberti, Thiepoldus can. s. Gereonis, Arnoldus prep. s. Marie, Folcoldus bruche, Almerus advocatus, Philippus de verchene, Henricus de volmudisteine, Cunradus advocatus.12
Das Problem dieser Ministerialen ist, dass sich ihre Vertreter bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts Heinrich mit Vornamen nennen. Das bedeutet, dass in den Urkunden über hundert Jahre lang der gleiche Name vorkommt, was eine Abgrenzung zwischen Vätern und Söhnen sehr schwierig macht. Deshalb wurde auch darauf verzichtet, mehrere Tabellen anzulegen.13 Zwischen 1168 und 1179 taucht mehrmals ein Bruder Goswin gemeinsam mit einem Bruder Heinrich auf. Ab 1174 ist mit Gerhard Snar von Volmarstein ein weiterer Bruder belegbar, der mit 42 Nennungen bis 1214 zu den großen Ministerialen des Erzstifts gezählt werden muss.14 Gleiches gilt für die verschiedenen Heinriche, die, unabhängig davon, wo die Grenze z wischen Vater und Sohn gesetzt wird, nach dem Kölner Stadtvogt 15 zahlenmäßig als die einflussreichsten Ministerialen im Erzstift gelten können. Von Beginn an sind die Belege dicht und unauffällig verteilt: Größere, erklärungsbedürftige Lücken gibt es bis 1205 nicht, ebenso wenig Häufungen von Belegen. Der 1205 zeugende Heinrich ist sicher nicht mehr der gleiche wie 1134, sodass irgendwann im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts der Übergang vom Vater auf den Sohn vielleicht sogar auf einen Enkel des ersten Heinrich angenommen werden muss, für die Herkunft aus der ‚Edelfreiheit‘ oder der Ministerialität. Kritisiert wurde Hömberg von Thier, Volmarstein, S. 15, Anm. 29. 10 Vgl. Grebe, Arnold I., JKGV 43, S. 40. 11 Vgl. Kindlinger, Geschichte, Bd. 1, S. 10. 12 REK II 303 (1134) [Lac. I 318]. 13 Vgl. zum Folgenden Tab. 14: Volmarstein, Burggrafen. 14 Tab. 15: Gerhard Snar von Volmarstein, 1174 – 1211. 15 Vgl. zum Stadtvogt Kap. 3.2, 4.1.
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Ministeriale auf Burgen
ohne dafür einen Anhaltspunkt bieten zu können. Von einer offiziellen Einführung der Erbbarkeit des Amtes ist wie beim Stadtvogt und beim Kämmerer nichts überliefert.16 Diese Praxis scheint aber auch nie in Frage gestanden zu haben. Nach 1205 sind die Belege deutlich weniger dicht als vorher. Zwischen 1209 und 1248 zeugt Heinrich nur noch zehnmal. Hier scheint also eine Entfremdung vom Erzbischof stattgefunden zu haben, die weiter unten eingehender untersucht werden soll.17 Durch seine enge Bindung an den Erzbischof war Heinrich bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts häufig am Hof zu finden und begleitete diesen auf Reisen.18 Das zeigt, dass er nun auch Aufgaben wahrnahm, die über die Burghut hinausgingen. Allein 13-mal ist er in Soest zu finden, was freilich auch an der Nähe Volmarsteins zu Westfalen liegt. Darüber hinaus ist er in Worms, Scheda, Kassel, Corvey und Aachen nachweisbar. Auch nach Köln selbst reiste er häufig. Beteiligt war Heinrich am Feldzug gegen Heinrich den Löwen 1180. Er zeugte in einer bei Braunschweig ausgestellten Urkunde für das Kloster Corvey.19 Möglicherweise begleitete Heinrich Philipp von Heinsberg auf dessen Italienzug 1191. Die Urkunde für die Marienkirche in Meiste bei Rüthen, die in Italien ausgestellt wurde und in der er als Zeuge aufritt, ist allerdings in der vorliegenden Fassung eine Fälschung.20 Deutlich werden die Reisetätigkeit und die enge Bindung an den Hof sowie die gehobene Stellung am Hof auch darin, dass die Volmarsteiner in mehreren Königs- bzw. Kaiserurkunden zeugen, worin sie Stadtvogt und Kämmerer ähnlich sind.21 Im Mai 1151 in einer in Köln ausgestellten Urkunde Konrads III. für das Klöster Liesborn und St. Maria in Überwasser in Münster, in der zwar Kölner Prioren, rheinische Adelige und Kölner Ministerialen testieren, nicht jedoch Erzbischof Arnold I. selbst.22 Nach den Geistlichen und Adeligen folgen:
16 Vgl. zum Stadtvogt Kap. 4.1, zum Kämmerer Kap. 4.2. 17 Die abnehmende Zahl der Zeugenschaften hat auch mit Veränderungen bei der Beglaubigung von Urkunden zu tun. Vgl. dazu Kap. 11.1. 18 Vgl. die Karte 1 im Anhang; vgl. auch das ‚Empfängeritinerar‘ von Burkhardt, Stab, S. 704, Abb. 113. 19 REK II 1168 (1181) [Erhard II 408]. 20 REK II 1423 (1191) [Seibertz I 95]: [Geistliche], Everardus comes de Altenae, Henricus comes de Volmestein, Godschalcus de Padbergh, Renardus de Sydinghusen, Ernestus de Rutenbergh, plebanus, Hilgerus schultetus in Susato. Die Gründe für die Einordnung der Urkunde als Fälschung listet Knipping unter dem Regest auf. Auch der Titel comes für Heinrich von Volmarstein fällt auf, kommt aber auch in anderen, nicht gefälschten Urkunden vor, vgl. REK II 1278 (1186) [ungedr.], 1509 (1196) [AHVN LXV 20]. 21 Vgl. zum Stadtvogt Kap. 3.2, 4.1, zum Kämmerer Kap. 4.2. 22 Vgl. zur Rolle der Kölner Erzbischöfe in den Urkunden Barbarossas: Plassmann, Struktur, S. 96 – 100.
Die Ministerialen von Volmarstein
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ministeriales Heremannus Coloniensis advocatus, Heinricus de Volmusteine, Heinricus de Alpen heim, Adolfus de Gorzenich, Amalricus de Wormerstorp, Philippus de Pirne, Thiemo de Susatia, Marsilius et alii quam plures.23
1152 zeugte er in einem Diplom Barbarossas, als dieser die vorgenannte Urkunde Konrads III. bestätigte. Die Zeugenliste liest sich hier wie folgt: Arnoldus Coloniensis ecclesie venerabilis episcopus II., Olricus Sosatiensis prepositus, Albertus, Heinricus; principes marchio Albertus, Albertus comes de Ormenech, Heinricus comes de Arnes berg; liberi Theodericus de Hachene, Rathardus de Ruderberge, Walterus advocatus Sosaciensis, Ionatas de Volmunstene, Philippus de Tremonia; ministeriales Heremannus advocatus de Colonia, Henricus de Volmunstene, Adolfus de Gorzenich, Amalricus de Vurmestorp, Thimo et Marsilius de Sosat, Godescalcus de Patherburne et alii multi.24
Hier testierte also auch der Erzbischof selbst und ein sonst nicht genanntes Familienmitglied, Jonathan, unter den Adeligen. Am 14. Juni 1153 zeugte Heinrich gleich in zwei in Worms ausgestellten Urkunden Barbarossas.25 Die erste ist für das Kölner Erzstift ausgestellt, weswegen Erzbischof Arnold hier nicht selbst Zeuge ist, die zweite für den Dompropst Walter von Köln. Verbindungen zu Klöstern sind bei den Ministerialen von Volmarstein weniger dicht belegt als bei anderen. 1186 übertrug der Abt Gerlach von Siegburg Heinrich von Volmarstein auf den Rat Erzbischof Philipps ein Lehen.26 1232 wollte Heinrich seine Tochter in das Kloster St. Walburgis in Soest geben.27 Aus Angst vor Simonie zahlte das Kloster Heinrich 10 Mark, damit dieser von seinem Vorhaben Abstand nehme. Als bedeutende Ministerialen des Erzstifts sind Mitglieder der von Volmarstein auch in einer Art Stellvertreterfunktion für den Erzbischof zu finden. Der Brief, in dem Friedrich Barbarossa die Kölner 1167 vom Tod Reinalds von Dassel in Italien unterrichtete, war neben Stadtvogt Gerhard und Heinrich von Alpen auch an Heinrich von Volmarstein adressiert.28 Demnach war Barbarossa die Stellung Heinrichs am erzbischöflichen Hof bekannt. 23 RI IV, 1, 2, Nr. 733 (1151) [MGH D Ko III. 249]. 24 REK II 532 (1152) [MGH D F I. 7]. 25 REK II 559 (1153) [Lac. I 375]: […] de familia s. Petri: Hermannus advocatus, Heinricus de Vomudestein, Heinricus de Alpheim, Adolfus dapifer, Randolfus pincerna, Rabodo de Otenkirchen, Amelricus de Wormisdorp. REK II 560 (1153) [Lac. I 376]: […] Arnoldus Coloniensis archiepi scopus […], de familia beati Petri Hermannus advocatus, Heinricus de Volmudestein, Adolfus dapifer, Amelricus, Randolfus pincerna et alii multi noti nobiles et honesti testimonii viri. 26 REK II 1259 (1186) [Lac. I 502]. 27 REK III 752 (1232) [WUB VII 387]. 28 REK II 902 (1167) und 906 (1167) [MGH D F I. 535]: Fredericus dei gratia Romanorum impe rator et semper augustus dilectis suis Gerhardo advocato Coloniensi, Henrico Alfeinn, Henrico
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Ministeriale auf Burgen
Kurz vor seinem Tod strebte Reinald ein Bündnis mit Erzbischof Wichram von Magdeburg gegen Heinrich den Löwen an. Da Reinald selbst in Italien gebunden war, reisten der Propst Bruno von St. Georg in Köln, die Grafen Heinrich von Arnsberg und Hermann von Saffenberg und Heinrich von Volmarstein nach Magdeburg zur Schließung des Bündnisses. Dabei schwor Heinrich nicht nur stellvertretend für die Ministerialen, sondern auch für die Bürger der Stadt Köln: […] videlicet Bruno sancti Georgii prepositus, comes Heynricus de Arnesberg, Comes Hermannus de Saphenberch et Heynricus de Folcmuodestein, quatenus idem prepositus illius prioribus pro nostris, comites vero nostri illius ecclesie nobilibus, ac ministerialis noster, iam dictus Heynricus, illius ecclesie ministerialibus pro nostris et pro burgensibus […].29
Als Erzbischof Philipp von Heinsberg 1178 mit Bischof Odelricus von Halberstadt ein Bündnis gegen Heinrich den Löwen schloss, zeugten hierbei Heinrich von Volmarstein und dessen Brüder Gerhard und Goswin.30 Für das 12. Jahrhundert liegen keine Nachrichten über Konflikte der von Volmarstein mit den Erzbischöfen vor. Vielmehr war ihre Bindung an diese äußerst eng, wie die Zeugenschaften und gemeinsamen Reisen zeigen. Dies wird auch an ihrem Verhältnis im Thronstreit deutlich. Nach der Krönung Ottos IV. am 12. Juli 1198 in Aachen zeugen in zwei danach von d iesem ausgestellten Diplomen sowohl Heinrich als auch Gerhard von Volmarstein.31 Dies ist ein Hinweis darauf, dass sie die antistaufische Politik Erzbischof Adolfs mittrugen. Auch in den folgenden Jahren waren sie immer wieder Zeugen in Urkunden der wechselnden Erzbischöfe und standen diesen unverändert nahe. 1219 begab sich Heinrich von Volmarstein mit seinen Gütern in Hinderking in die Gnade des Erzbischofs: Proinde [noverint]…, [quod, cum] Heinricus de Volmotstene rebus suis exigentibus se cum bonis in Heinrikinc gratie nostre dedidisset, …[que] dicuts Heinricus in bonis prelibatis habuerant, ad nos erat [mutatione] legitima … ex dicits bonis … Heinrici ipsius ipsorumque heredibus sub annua pensione possidendos tradiderant dignaremur […].32
29 30 31
32
de Folmoldestein gratiam suam et omne bonum. Vgl. zur Stellvertreterschaft ausführlich oben Kap. 6.3. REK II 896 (1167) [Posse I 344]; vgl. zur Stellvertreterschaft ausfürlich Kap. 6.3. REK II 1105 (1178) [Prutz 17]. REK II 1548 (1198) [Erhard II 570]: Henricus et Gerardus fratres de Wolmundestein, Heri mannus Coloniensis advocatus, Herimannus scoltetus de Susat et Herimannus filius eius, Otto camerarius, Henricus dapifer, Henricus marscalcus, Adam pincerna. 1550 (1198) [Lac. I 526]: Henricus et Gerhardus de Volmutstein, Herimannus advocatus Coloniensis, Herimannus de Alvetre marescalcus, Otto camerarius, Reymarus de Rothe, Giselbertus de Cerreke. REK III 251 (1219) [WUB VII 161]; stark beschädigtes Original im Soester Stadtarchiv. Die Stellen in eckigen Klammern sind vom Bearbeiter sinngemäß eingefügt.
Die Ministerialen von Volmarstein
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Ob dieser Übergabe ein konkreter Konflikt vorausgegangen war, ist nicht überliefert. Denkbar ist jedoch, dass es während der Wirren des Thronstreits zu einer Entfernung der Volmarsteiner von den Erzbischöfen gekommen war. Erzbischof Engelbert von Berg, der bestrebt war, die Verhältnisse im Erzstift zu ordnen und seiner Kontrolle zu unterwerfen, forderte sicher auch von den Ministerialen eine Bezeugung ihres Gehorsams. Dass diese Bezeugung im Falle von Heinrich von Volmarstein urkundlich festgehalten wurde, ist vielleicht den besonderen Umständen oder der exponierten Stellung des Ministerialen geschuldet. Ein ähnlicher Vorgang ist aus dem Jahr 1217 zu den Ministerialen von Padberg überliefert.33 Trotz dieser Geste der Versöhnung taucht Heinrich danach nicht mehr in den Urkunden Engelberts auf. Scheinen die von Volmarstein ihrer Burghutpflicht im 12. Jahrhundert ohne Beanstandungen nachgekommen zu sein, gab es im Laufe des 13. Jahrhunderts Konflikte mit dem Erzbischof. Eine Urkunde vom 4. Mai 1234 berichtet davon, dass die Burg Volmarstein z wischen Erzbischof Heinrich und Heinrich von Volmarstein strittig gewesen sei.34 Heinrich von Volmarstein hatte die Burg in die Verantwortung der Kölner Prioren übergeben, die sie nun wiederum in die Verantwortung von Werner von Wizwilre, Theoderich von Hurst, Theoderich von Forst und Adolf von Steinbüchel übergaben. Dies geschah unter der Bedingung, dass diese die Burg an den Ministerialen Heinrich von Volmarstein zurückgeben sollten, wenn dieser die Huld des Erzbischofs wiedererlangt hätte. Vestra noverit universitas, quod Heynricus de Volmutsten de consensu nostro castrum in Volmuts ten in manus priorum Coloniensium dedit. Nos autem una cum prioribus idem castrum custodie Werneri de Wizwilre, Theoderici de Hurst, Theoderici de Foresto vel Adolfi de Steynbuchele com misimus tali condicione, si dictus Heynricus graciam nostrum adeptus fuerit, supradicit, quibus prefatum castrum est commissum, predicto Heynrico restituent […].35
Offensichtlich war es hier aus nicht überlieferten Gründen zum Streit um den Besitz der Burg gekommen. Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass Heinrich von Volmarstein die Burg als seinen Eigenbesitz angesehen und die Besitzansprüche des Erzbischofs zurückgewiesen hatte. Aufschlussreich ist der weitere Inhalt der Urkunde. Sollte es Heinrich von Volmar stein nicht möglich sein, wieder in die Huld des Erzbischofs aufgenommen zu 33 Vgl. zu den Ministerialen von Padberg Kap. 8.3. 34 REK III 806 (1234) [WUB VII 424]. Heinrich (III.) war mit Sophia, der Tochter Friedrichs von Isenburg, verheiratet. Friedrich war im Jahr 1225 an der Ermordung Engelberts von Berg beteiligt gewesen und deshalb 1226 in Köln hingerichtet worden. Denkbar wäre, dass dieser Umstand in den Konflikt mit hinein spielte. Vgl. dazu Fröhlich, Volmarstein, S. 15 f.; Manz, Geschichte, S. 28; vgl. zu Engelberts Ermordung Kap. 11.4, dort auch weitere Literatur. 35 REK III 806 (1234) [WUB VII 424].
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Ministeriale auf Burgen
erden, sollte der König einen Tag zur Entscheidung des Streites festlegen. Wenn der w König dies nicht wolle, würde Erzbischof Heinrich gemeinsam mit dem Herzog von Limburg einen Tag bestimmen, an dem beide, Erzbischof und Burgmann, vor dem König zu erscheinen hätten. Der König solle dann entscheiden, wem die Burg gehöre. Interessant ist, dass der Erzbischof nicht einfach sein Recht auf die Burg durchsetzte, sondern seinen Burgmann als gleichrangigen Verhandlungspartner ansah und sich ganz in die Entscheidungsgewalt des Königs übergab. Aufschlussreich ist auch, dass Heinrich in der gesamten Urkunde kein einziges Mal als ministerialis bezeichnet wird. Er wird entweder Heynricus de Volmutsten oder schlicht Heynricus genannt. Dass der Erzbischof sich ganz in die Hand des Königs übergab, wird im weiteren Verlauf der Urkunde deutlich, als Heinrich festlegt, was er nach der Entscheidung des Königs zu tun gedenke. Werde ihm die Burg zugesprochen, werde er sie nie wieder aus der Hand geben, außer auf den Rat der Prioren. Entscheide der König aber im Sinne des Ministerialen, verpflichte er sich, die neben der alten Burg Volmarstein erbaute neue Burg niederzureißen und Heinrich wieder in seine Huld aufzunehmen. Offensichtlich hatte der Erzbischof kein gesteigertes Interesse daran, die Burg unbedingt in seinen unmittelbaren Besitz zu bringen. Zwar kann davon ausgegangen werden, dass die Burg ihm auch, wenn sich der König für den Ministerialen entscheiden sollte, zur Verfügung stehen würde, dann jedoch eben vermittelt über Heinrich von Volmarstein. Außerdem scheint der Streit z wischen dem Erzbischof und den Volmarsteinern schon seit längerem virulent gewesen zu sein, denn immerhin hatte Heinrich eine zweite Burg neben der alten errichten lassen. Das deutet weiterhin darauf hin, dass er die alte Burg schon als verloren angesehen hatte, denn sonst wäre es kaum der Mühe wert gewesen, eine neue Burg zu errichten. Ob diese nur als Ersatz für die alte gedacht gewesen war oder dazu, von ihr aus die alte militärisch wieder einzunehmen, muss offen bleiben, ebenso wie die genaue Vorgeschichte und der Ausgang des Streits.36 Die Ministerialen von Volmarstein waren in den 30er Jahren des 13. Jahrhunderts so selbstbewusst geworden, dass sie dem Erzbischof auf Augenhöhe gegenübertreten und versuchen konnten, ihre Interessen durchzusetzen. Erzbischof Heinrich hatte keine andere Wahl, als auf die Entscheidung des Königs in seinem Sinne zu hoffen. Eine enge Bindung der von Volmarstein an den Erzbischof war um die Mitte des 13. Jahrhunderts nicht mehr gegeben.37 Dies wird durch die Auswertung der Zeugenschaften der Ministerialen in erzbischöflichen Urkunden bestätigt. Schon unter Engelbert testierten nur dreimal Mitglieder der Familie, unter Heinrich sogar nur ein einziges Mal, unter Konrad zweimal. Auch wenn die Bindung an den Hof weniger eng war, wird an den Zeugenschaften doch deutlich, dass der Streit um die Burg 36 Vgl. Fröhlich, Volmarstein, S. 14 – 17. 37 Vgl. Manz, Geschichte, S. 29.
Die Ministerialen von Volmarstein
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beigelegt worden war, denn sonst wäre Heinrich sicher kein Berater am Hof mehr gewesen. Ein Vergleich mit den Zeugenschaften während der Pontifikate Reinalds, Philipps und Adolfs (zwölf Zeugenschaften bzw. 39 und 19) zeigt, dass eindeutig eine Entfremdung stattgefunden hatte. Der schon öfter angesprochene Rückgang der Urkunden mit Zeugenlisten kann hier nicht als Erklärung dienen, denn die Stadtvögte zeugten unter den drei Erzbischöfen Engelbert, Heinrich und Konrad unverändert häufig (25 Zeugenschaften bzw. 22 und 13). Das ist auch deswegen auffällig, weil im 12. Jahrhundert Heinrich von Volmarstein mit den Stadtvögten Gerhard und Hermann zu den bedeutendsten Vertretern der Kölner Ministerialität gehört hatte. Aufgrund d ieses Befundes ist es eigentlich nicht sinnvoll, die von Volmarstein nach dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts noch als Ministeriale zu bezeichnen. Die enge Bindung an den Erzbischof, die diese Bezeichnung suggeriert, war nicht mehr vorhanden und ihr Verhalten glich zunehmend dem von adeligen Vasallen. Neben den diversen Heinrichen war Gerhard Snar der bedeutendste Vertreter der Familie Volmarstein. Er testierte zwischen 1174 und 1214 41-mal.38 Häufig trat er zusammen mit seinem Bruder Heinrich auf und war ebenso wie dieser ein enger Begleiter des Erzbischofs.39 Auch er war am Feldzug gegen Heinrich den Löwen beteiligt und taucht in einer der Urkunden König Ottos IV. 1198 auf. Für kurze Zeit bekleidete er in den 1180er Jahren das Hofamt des Mundschenken, wahrscheinlich ehrenhalber, wie Burkhardt vermutet.40 Seine Zeugenschaften lassen nicht auf eine Fokussierung auf dieses eine Amt schließen. Die Ministerialen von Volmarstein müssen zu den großen Ministerialen des Kölner Erzstifts gezählt werden. Durch ihre Funktion auf der Burg Volmarstein, die den wichtigen Landweg von Köln nach Westfalen überwachte, konnten sie sich am Hof des Erzbischofs eine bedeutende Stellung sichern. Für den Erzbischof waren sie verschiedentlich auch als Stellvertreter eingesetzt. Die Burg betrachteten sie im 13. Jahrhundert als ihren Eigenbesitz, woraus ein Konflikt mit dem Erzbischof resultierte. Neben den verschiedenen Heinrichen spielte Gerhard Snar von Volmarstein ebenfalls eine wichtige Rolle am erzbischöflichen Hof. Möglicherweise stammten sie aus einem Adelsgeschlecht aus der Nähe von Soest, dessen Vertreter vom Erzbischof mit der Burghut beauftragt wurden. Warum gerade dieses Geschlecht aus dem von Volmarstein doch recht weit entfernten Soest ausgewählt wurde, ist nicht überliefert. Wenn dies wirklich so stattgefunden haben sollte, brachten die von Volmarstein aufgrund ihres Adels schon gewisse Voraussetzungen mit, um ihre Funktion auf der Burg und in deren Umfeld entsprechend ausüben zu können. Ein 38 Tab. 15: Gerhard Snar von Volmarstein, 1174 – 1211. 39 Vgl. das ‚Empfängeritinerar‘ von Burkhardt, Stab, S. 703, Abb. 112. 40 Vgl. Burkhardt, Stab, S. 305; vgl. zum Mundschenk Kap. 6.5.2.
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Ministeriale auf Burgen
sozialer Aufstieg läge dann nicht vor. Doch auch wenn die Volmarsteiner nicht aus dem niederen Adel stammten, müssen Voraussetzungen, wie etwa eine gehobene soziale Stellung in der Region, vorhanden gewesen sein, die den Erzbischof veranlassten, sie mit der Burghut zu beauftragen. Diese Voraussetzungen werden in Kapitel 8.5 ausführlicher besprochen.
8.2 Die Ministerialen von Alpen Die Burg Alpen lag an der Kreuzung zweier Straßen und an der Grenze des Erzstifts zu den Herzogtümern Geldern und Kleve. Vermutlich war die Lage einer der Gründe, dort eine Burg zu errichten. Über den Bau oder den Kauf der Burg sind keine Nachrichten überliefert. Ursprünglich lag die Burg wohl auf dem Bönnighardt, einer Anhöhe westlich der heutigen Stadt Alpen, und wurde erst später in die Ebene verlegt.41 Dort war sie als typische Niederungsburg, als sogenannte Motte (von franz. motte) konzipiert.42 Diese bestand in der Regel aus einem künstlich angelegten Hügel von wenigen Metern Höhe und einem darauf befindlichen, meist hölzernen, Turm.43 Der Hügel war von einem Graben und Holzpalisaden umgeben, an seinem Fuß konnten sich Wirtschafts- und Wohngebäude befinden. Von der Burg Alpen ist heute noch der Hügel östlich des Ortes sichtbar. Wann die Verlegung der Burg stattgefunden hat, lässt sich nicht rekon struieren, Bastian Steingießer vermutet sie „spätestens im 13. Jahrhundert“.44 Bis ins 15. Jahrhundert war die Burg ein Lehen der Kölner Erzbischöfe, dann kam sie an die Grafen von Neuenahr.45 Ende des 16. Jahrhunderts waren die Grafen von Bentheim die Herren.46 Erstmals erwähnt wird ein Ort Alpen am Niederrhein im Jahr 1074. Erzbischof Anno II. wies dem Stift St. Kunibert in Köln unter anderen Besitzungen in Alp heim an.47 Der Anfang der Ministerialen von Alpen ist quellenmäßig schwer zu fassen. Ursprünglich war die Familie wohl adelig und nannte sich von Dornik, in 41 Vgl. Pfeufer, Bedeutung Alpens, S. 31; Bösken, Altertumsfunde bei Alpen, zur alten Burg S. 120 – 126; Steingiesser, Art. Alpen. 42 Vgl. Müller-Wille, Burghügel, S. 28, Nr. 21; Kunstdenkmäler des Kreises Moers, hg. v. Clemen, S. 8 f.; Hinz, Burgen, S. 9. 43 Vgl. zu Motten am Niederrhein die Einleitung und den Forschungsüberblick in Müller-Wille, Burghügel, S. 1 – 17; außerdem Scheffold, Rekonstruktion; Leenen, Burgen in der Ruhrregion; Reinhard, Entwicklung der Burg am Niederrhein. 44 Steingiesser, Alpen, S. 26. 45 Steingiesser, Alpen, S. 27. 46 Steingiesser, Alpen, S. 27. 47 REK I 1039 (1074) [Lac. I 218].
Die Ministerialen von Alpen
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den Quellen meist als Thornike geschrieben.48 Ein Heinrich von Thornecke taucht in den ersten beiden Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts in erzbischöflichen Urkunden auf.49 Ihr Stammsitz lag oberhalb von Büderich am Rhein 50, noch 1242 hatte Heinrich von Alpen die Gerichtsbarkeit zu Büdericherhamm und Dornik inne 51. 1122 testiert zum ersten Mal ein Heinrich von Alpen in einer Urkunde Erzbischof Friedrichs für das Viktorstift in Xanten: […] ministeriales b. Petri: Almerus Coloniensis advocatus, Heinricus de Aldenthorp, Heinri cus de Alpheim, Theodericus de Ulfte, Raterus de Hulse, Reinmarus de Spelthorpe, Reinmarus de Kikene, Waltgerus de Bruggen, Lambertus de Rene cum fratre suo Hildegero, Heinricus de Grunen cum fratre suo Hungero, Helmbertus Resensis villicus, Wigmannus de Beyenen cum fratre suo Heinrico.52
Unter nicht bekannten Umständen waren die von Dornik in den Besitz der Burg Alpen gelangt und, vielleicht bloß förmlich, in die Ministerialität des Erzstifts eingetreten. Damit wäre der Status ‚Ministeriale‘ auch bei ihnen nur ein Merkmal unter anderen, wie es auch bei den beiden Zöllnern Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse beobachtet werden konnte.53 Bis 1252 zeugen die von Alpen 61-mal in Urkunden des Kölner Metropoliten. Da sie durchgängig Heinrich heißen und keine Unterteilung in Vater und Sohn ersichtlich ist, ist wie bei den Volmarsteinern eine Abgrenzung der Generationen sehr schwierig. Walther Bösken schlug folgende Einteilung vor, für die er jedoch keine konkrete Grundlage hat: Heinrich (I.): 1112 – 1140, Heinrich (II.) bis ca. 1190 und Heinrich (III.) bis ca. 1245.54 Große Lücken in den Zeugenschaften der von Alpen in den Urkunden der Kölner Erzbischöfe gibt es z wischen 1209 und 1218, was wahrscheinlich den (Nach-) Wirkungen des Thronstreits geschuldet ist, und von 1229 bis 1246. Unter den Erzbischöfen Reinald von Dassel und Philipp von Heinsberg sind die Belege wie üblich recht dicht, auffällig selten zeugen die Ministerialen unter Adolf. Nachvollziehbar häufig zeugen die von Alpen in Urkunden, die am Niederrhein ausgestellt wurden. Zweimal in Rees, zweimal in Neuss, zweimal in Xanten und je einmal in Gladbach, 48 Vgl. Bösken, Beiträge, S. 8; so auch Pfeufer, Bedeutung, S. 31. 49 REK II 94 (1112) [ungedr.]: unter den laici mit anderen Adeligen; 124 (1116) [Lac. I 280]; 149 (1118) [Lac. I 288]; 228 (1126) [Lac. I 301]. Dass Heinrich 1126 noch einmal von Dornik genannt wird, zeigt, dass der Übergang vom Adel in die Ministerialität langsam vonstattenging. 50 Vgl. Bösken, Beiträge, S. 8. 51 Vgl. Bösken, Beiträge, S. 8; vgl. die Urkunde bei Harless, Ungedruckte klevische Urkunden, S. 147 f., Nr. 1. 52 REK II 195 (1122) [Binterim/Mooren I 27]. 53 Vgl. zu Gerhard Unmaze Kap. 7.2.1, zu Karl von der Salzgasse Kap. 7.2.2. 54 Vgl. Bösken, Beiträge, S. 11.
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Ministeriale auf Burgen
Soest und Nijmegen.55 Wie viele andere Ministeriale auch war Heinrich von Alpen Zeuge in der 1153 in Worms ausgestellten Urkunde Friedrich Barbarossas.56 1167 schloss er gemeinsam mit Heinrich von Volmarstein und anderen stellvertretend für Erzbischof Reinald ein Bündnis mit dem Erzbischof von Magdeburg.57 1178 reiste er mit Erzbischof Philipp nach Kassel, als dort mit dem Bischof von Halberstadt das Bündnis gegen Heinrich den Löwen geschlossen wurde.58 Schon 1116 hatte Erzbischof Friedrich I. den Fürstenberg bei Xanten dem Kloster Siegburg geschenkt, der ihm zu d iesem Zweck von Heinrich von Alpen, der sich zu diesem Zeitpunkt noch Heinricus de thorneke nannte, aufgelassen worden war.59 Im Jahr 1144 stiftete Heinrich von Alpen das Marienkloster auf dem Fürstenberg und stattete es reichhaltig aus: Ministerialis quidam sancti Petri nominee Henricus de alpheim cum esset vir spectate probitatis, consilio et auxilio Norberti xantensis tum canonici, postea magdeburgensis episcopi a domino friderico colon. archiepiscopo obnixis precibus impetrauit, ut eterne remuneracionis optentu, bene ficium quod sibi in monte predicto wrstenberg, paterna immo auita transmission provenerant, monasterio Sigebergen legitima donacione contraderet […].60
Das heißt, dass die Stiftung des Klosters noch vor der Zeit der von Alpen als bedeutende Ministeriale vollzogen worden war. Das macht die adelige Herkunft der Familie wahrscheinlicher, denn zur Stiftung und Ausstattung eines Klosters waren Mittel nötig, die nur von einer wirtschaftlich potenten Familie aufgebracht werden konnten. Die Verbindung zum Kloster wurde auch in späterer Zeit aufrechterhalten. Im Jahr 1200 übertrug Heinrich von Alpen, vermittelt über Erzbischof Adolf, dem Kloster ein Lehen.61 1263 wies Heinrich ihm jährlich sechs Solidi als Jahrgedächtnis und bezeichnete das Kloster als Begräbnisstätte seiner Vorfahren.62 55 Vgl. die Karte 3 im Anhang; vgl. auch das ‚Empfängeritinerar‘ bei Burkhardt, Stab, S. 724, Abb. 133. 56 REK II 559 (1153) [Lac. I 375]: de familia s. Petri: Hermannus advocatus, Heinricus de Vomu destein, Heinricus de Alpheim, Adolfus dapifer, Randolfus pincerna, Rabodo de Otenkirchen, Amelricus de Wormisdorp. 57 REK II 896 (1167) [Posse I 344]; vgl. zur Stellvertreterschaft ausführlich Kap. 6.3. 58 REK II 1105 (1178) [Prutz 17]: affuerunt etiam ministeriales s. Petri: Henricus de Folmudisten et fratres sui Gherhardus et Goswinus, Heinricus de Alpheim, Herrmann camerarius, Goswinus de Alfthera, Gherardus de Horne, Wilhelmus Scilling. 59 REK II 124 (1116) [Lac. I 280]. 60 REK II 419 (1144) [Binterim/Mooren III 38]; das Kloster war zunächst von Benediktinern bewohnt, ab 1259 von Zisterzienserinnen; vgl. Immel, Kloster Fürstenberg. 61 REK II 1579 (1200) [Lac. I 567]. 62 Binterim/Mooren I 159 (1263).
Die Ministerialen von Alpen
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Beziehungen unterhielten die von Alpen ebenfalls zum Zisterzienserkloster Kamp.63 1226 schenkte Heinrich dem Kloster eine Hufe in Vornicke.64 Vermutlich ist hierunter Dornick bei Emmerich zu verstehen, der Ort, nach dem sich die Familie ursprünglich nannte. 1227 bekundete Erzbischof Heinrich, dass Heinrich von Alpen dem Kloster Kamp 30 Morgen Land mit einer Hofstätte in Eversael verkauft habe.65 Die Zeugenliste liest sich wie folgt: Bruno prepositus in Wirseberge, Godefridus et Johannes Xanctenses canonici, Everardus Buninc, Henricus de Pasco, Jacobus et Godefridus, milites, Arnoldus et Hermannus et Thomas, eiusdem Henrici ministeriales, Hermannus, Antonius et Wasmudus de Eversole, Tidericus de Lohusen.
Die Zeugenliste enthält keine Personen, die sich als Ministeriale des Kölner Erzstifts identifizieren ließen, dafür aber mit Arnold, Hermann und Thomas drei Personen, die eindeutig als Ministeriale Heinrichs von Alpen genannt werden. Das heißt, die Entwicklung der von Alpen war zu d iesem Zeitpunkt schon so weit fortgeschritten, dass sie eigene Ministeriale hatten. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass sie sich selbst nicht mehr als solche verstanden, sondern als Adelige mit einer eigenen familia. 1245 übertrug Heinrich der Abtei Kamp zu seinem und seiner Vorfahren Gedächtnis und für eine Begräbnisstätte im Kloster 50 Mark.66 1299 verkaufte Heinrich dem Kloster Güter.67 Der Abtei Altenberg verkaufte Heinrich von Alpen 1252 mit der Erlaubnis des Erzbischofs einen Weingarten in Rolandswerth.68 Die Ministerialen von Alpen betrieben also eine gezielte Klosterpolitik, wobei sie vor allem die Klöster Fürstenberg und Xanten bedachten. Im Falle von Fürstenberg waren sie sogar die Stifter. Nach dem Thronstreit konnten die von Alpen nicht mehr an die Bedeutung, die sie im 12. Jahrhundert am erzbischöflichen Hof gehabt hatten, anknüpfen. Unter Engelbert testieren sie zweimal, unter Heinrich viermal und während des Pontifikats Konrads zweimal. Das ist im Vergleich zu den Ministerialen von Volmarstein und erst recht im Vergleich zu den Stadtvögten sehr wenig. Etwaige Streitigkeiten, die zu dieser Entfernung geführt haben könnten, sind nicht überliefert. Ebenso fehlen Informationen darüber, ob die von Alpen im Gebiet um die Burg eine eigenständige Herrschaft aufbauen konnten. Jedoch ist davon auszugehen, denn
63 Vgl. Rönz, Art. Kamp-Lintfort – Kamp; Holtschoppen/Riedel, Art. Kamp-Lintfort – Zisterzienser. 64 Vgl. Bösken, Beiträge, S. 13, in Anm. 7 mit der Quellenangabe ‚Copiarium Campense‘, ohne nähere Angaben. 65 REK III 631 (1227) [ungedr.]. 66 Vgl. Bösken, Beiträge, S. 14 mit der Quellenangabe ‚Copiarium Campense‘. 67 Lac. II 1021 (1299). 68 REK III 1707 (1252) [Lac. II 387].
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Ministeriale auf Burgen
als die lokalen Adeligen, die sie vor ihrem Wechsel in die Ministerialität gewesen waren, waren sie in der Gegend um Alpen und Emmerich wohl ohnehin eine einflussreiche Familie. Die Dotierung des Klosters Kamp mit Besitz in Dornick zeigt, dass die Familie dort nach wie vor begütert war.69 Ein Heinrich aus der Familie von Alpen wird, wie in Kapitel 3.1.1 dargelegt, gemeinsam mit Antonius von Mülheim als Verfasser des Kürzeren Kölner Dienstrechtes angegeben. Sollte dies stimmen, spielte Heinrich eine nicht unbedeutende Rolle innerhalb der Kölner Ministerialität. Wahrscheinlich war er entweder der Mitverfasser oder der Mitauftraggeber des Textes. Vielleicht war er einer der Verhandlungsführer und vertrat die anderen Ministerialen vor dem Erzbischof. Auch besteht die Möglichkeit, dass er vom Erzbischof selbst mit der Ausarbeitung des Rechtes beauftragt wurde. Die genauen Umstände sind letztlich nicht zu ermitteln, jedoch wird deutlich, dass Heinrich von Alpen eine bedeutende Rolle in der Ministerialität und am Hof des Erzbischofs spielte. Wie bei den von Volmarstein ist auch bei den von Alpen zu fragen, inwieweit sie im 13. Jahrhundert noch als Ministeriale gelten können, da eine ganze Reihe von adeligen Handlungsweisen belegt ist. Vor allem die von ihnen betriebene Klosterpolitik machte sie zu einer selbstständig agierenden Größe in der Region. Daher sollten auch sie um die Mitte des 13. Jahrhunderts nicht mehr als Ministeriale bezeichnet werden. Sie sicherten mit ihrer Burg die nordwestliche Grenze des Erzstifts. Die erzbischöflichen Urkunden des 12. und 13. Jahrhunderts zeigen sie als enge Berater des Erzbischofs. Ihre Herkunft ist nicht definitiv zu ermitteln, jedoch besteht die Möglichkeit, dass sie vor ihrem Eintritt in die Ministerialität lokale Adelige gewesen waren, die der Erzbischof mit der Burghut beauftragt hatte. Hier wäre das Merkmal Ministerialität also nur ein formelles, das die Zugehörigkeit zum Erzstift und die Loyalität gegenüber dem Erzbischof bedeutete. Einen sozialen Abstieg wird die Ausübung der Burghut für die Familie sicher nicht dargestellt haben. Vielmehr ist hier eine ähnliche Motivation wie bei dem Zöllner Gerhard Unmaze zu vermuten:70 Die Übernahme der Funktion auf der Burg und der Eintritt in den Dienst des Erzbischofs waren für die Familie eine Möglichkeit, ihren Einfluss und ihre Bedeutung in der Region zu steigern. Außerdem eröffnete sich ihnen so der Zugang zum engsten Beraterkreis um den Erzbischof. Von diesem für diese Funktion ausgewählt zu werden, setzte allerdings eine gewisse Machtposition am Niederrhein voraus. Damit die Machtansprüche des Erzbischofs in der Region entsprechend um- und durchgesetzt werden konnten, brauchte dieser Funktionsträger, die bereits etabliert waren und deren Einfluss von anderen lokalen Adeligen nicht in Frage gestellt wurde. So stellte der Eintritt in die Ministerialität 69 Lac. II 1021 (1299). 70 Vgl. zu Gerhard Unmaze Kap. 7.2.1.
Die Ministerialen von Padberg
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für die von Alpen zweifellos einen Aufstieg dar; allerdings weniger einen sozialen als vielmehr einen machtpolitischen.
8.3 Die Ministerialen von Padberg Über die Burg Padberg ist wenig überliefert. Sie befand sich auf dem 519 Meter hohen Alten Hagen, auch Padberg genannt, der südlich des Klosters Bredelar liegt. Auf diesem Berg hatten die Grafen von Padberg, die Vorgänger der Ministerialen, eine Burg errichtet, die heute in Teilen noch erhalten ist.71 Im 14. Jahrhundert wurde eine zweite Burg angelegt, die ebenfalls in Resten noch vorhanden ist. Die Burg diente als Vorposten gegen das Bistum Paderborn und die Herren von Schwalenberg-Waldeck, die in der Region ebenfalls aktiv waren. Außerdem war sie ein militärischer und administrativer Stützpunkt des Erzstifts und symbolisierte den Herrschaftsanspruch des Erzbischofs. Ein praedium Badberch wird zum ersten Mal 1030 erwähnt als Bestandteil eines Königshofes.72 Um 1000 lässt sich in der Gegend ein Grafengeschlecht, die Haholde, nachweisen, deren Grafschaft den Großteil Engerns umfasste.73 Nach deren Aussterben gingen die Grafenrechte in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts auf den Bischof von Paderborn über 74, bevor die Grafschaft sich um 1100 im Besitz des adeligen Geschlechts der Erponen befand.75 Nach dem Tod des letzten Grafen Erpo verkauften dessen Witwe und Bruder die Grafschaft 1120 an den Kölner Erzbischof.76 Dieser setzte auf der Burg, die er ebenfalls erworben hatte, Ministerialen ein, die sich bald von Padberg nannten. Ihre Herkunft ist nicht zu ermitteln.77 71 Walter, Padberg, S. 99. 72 WUB I 117; vgl. Walter, Padberg, S. 105; Conrad, Daten, S. 2; vgl. zu Padberg allgemein Ders., Art. Marsberg-Padberg. 73 Vgl. Walter, Padberg, S. 99 und 105; vgl. dazu auch die Karte bei Hömberg, Westfälische Landesgeschichte, beiliegende Karte. 74 Vgl. Schmidt, Padberg, S. 16. 75 Walter, Padberg, S. 99. 76 REK II 173 (1120) [Seibertz I 41]: Fridericus dei gratia sancte Coloniensis Ecclesie Archiepiscopus, sciat omnium fidelium Christi tam posterorum quam presentium deuotio, qualiter nos divina fauente clementia ad honorem beati Petri ad subsidium et monimentum nostril nostrorumque successorum Archiepiscoporum castrum Pathberg cum allodiis omnibusque appendiciis videli cet Ecclesie, mancipiis, campis cultis et incultis, silvis, pratis, molendinis, aquis, aquarumque decursibus, omnibusque presentibus et futuris usibus, a quondam nobili viro Thietmaro et fra tris eius Erphonis vidua Beatrice acquisiuimus et ab eodem Thietmaro predictaque vidua beato Petro contradi sine reclamatione optinuimus. 77 Padberg, Ein Jahrtausend Padberg, versucht auf S. 29 – 31 nachzuweisen, dass es keinen Bruch zwischen den Erponen und den Ministerialen gegeben habe, sondern nach dem Tod
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Die Ministerialen von Padberg tauchen verhältnismäßig spät in den Zeugenlisten auf.78 Erst ab 1165 gibt es Belege in dichter Folge. Die Trennung in verschiedene Generationen gestaltet sich auch bei ihnen schwierig, da die führenden Vertreter immer Gottschalk heißen. 118779 und 119280 wird gemeinsam mit einem ersten Gottschalk dessen gleichnamiger Sohn genannt, sodass vermutet werden kann, dass im Laufe der 90er Jahre ein Übergang vom Vater auf den Sohn stattgefunden hat. Nach 1196 sind die Belege wesentlich weniger dicht als vorher. Bis 1217 fehlt jede Erwähnung, dann werden die Zeugenschaften bis 1230 noch einmal häufiger, bleiben aber weit unter der Frequenz zur Zeit Philipps von Heinsberg. Die letzte Nennung im Untersuchungszeitraum stammt von 1254. Wie bei anderen mit der Burghut beauftragten Ministerialen auch scheinen die von Padberg im 12. Jahrhundert ein konfliktfreies Verhältnis zum Erzbischof gepflegt zu haben. Erst 1217 unterrichtet eine Urkunde darüber, dass Gottschalk von Padberg und sein Sohn Johannes dem Erzbischof gegenüber gelobten, die Burg treu zu bewahren. Ut omnis ambiguitas et oblivion super ordinatione subscripta in posterum evitentur, declaratione scripti presentis universitati vestre cupimus innotescere, quod Godescalcus de Padeberc et Johannes filius eius in manus tam nostra squam Adolfi et Frederici de Alzena comitum, Hermanni de Lippia et Bertoldi de Buren virorum nobelium atque Hermanni de Alvetre marscalci nostril assecurarunt iuramento firmantes et sex insuper nobis dantes obsides, quod castrum in Padeberc nobis et ecclesie Coloniensi quoad vixerint fideliter tenebunt illud nobis et nuntiis nostris ad hoc destinatis necessitate exigente ad voluntatem et beneplacitum nostrum aperture.81
Die Tore müssen ihm geöffnet, seine Boten eingelassen werden und niemand darf gegen seinen Willen in der Burg oder der angrenzenden villa beherbergt werden, ebenso wie die Burg nicht als Ausgangspunkt einer Fehde dienen darf. Beim Bruch dieses Schwures sollten alle Lehen an das Erzstift zurückfallen und die von den Padbergern gestellten Bürgen, zu denen auch Heinrich von Volmarstein gehörte, müssen 1000 Mark zahlen. Ein vorangegangener Konflikt ist nicht überliefert, lediglich eine lange Abwesenheit der Ministerialen aus den Zeugenlisten zwischen 1196 und 1217 fällt auf. Diese könnte zum Teil den Wirren des Thronstreites geschuldet sein, vielleicht hatten sich die von Padberg dem Zugriff des Erzbischofs aber auch mehr entzogen, als d iesem lieb war, ähnlich wie es schon bei den von Volmarstein
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Erpos andere erbberechtigte Familienmitglieder die Burghut versehen hätten. Ministerialen von Padberg habe es demnach gar nicht gegeben. Dieser Nachweis gelingt ihm aber nicht glaubwürdig und nachvollziehbar. Vgl. zur Familie auch und besser Seibertz, Familiengeschichte, S. 378 – 390; vgl. auch Neumann, Herren von Padberg. Tab. 17: Padberg, Burggrafen. REK II 1280 (1187) [Wilmans 71]. REK II 1439 (1192) [Lac. I 536]. REK III 174 (1217) [WUB VII 138]; vgl. dazu Walter, Padberg, S. 106.
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beobachtet werden konnte.82 Engelbert, der bemüht war, die Verhältnisse im Erzstift zu ordnen und eine neue Machtposition aufzubauen, war daran gelegen, auch die Burggrafen neu zu verpflichten. Gerade zu entlegenen Gebieten wie dem Sauerland mussten neue Verbindungen geknüpft werden. Insgesamt sind die von Padberg wesentlich seltener am Hof des Erzbischofs präsent als die von Volmarstein und die von Alpen. Dies wird auch deutlich an ihrer Beteiligung an wichtigen Ereignissen. Lediglich beim Kriegszug gegen Heinrich den Löwen ist Gottschalk 1181 nachweisbar.83 Auch ihr Aktionsradius war begrenzter. Nur selten reisten sie zum Hof nach Köln, dafür aber umso häufiger nach Soest, wenn der Erzbischof sich dort aufhielt.84 Interessant ist die Beziehung der Ministerialen von Padberg zu den Klöstern Flechtdorf und Bredelar. In der Urkunde, die den Kauf der Burg Padberg durch den Kölner Erzbischof dokumentiert, ist ebenfalls festgehalten, dass zu d iesem Kauf auch das Kloster Flechtdorf gehörte, dem Friedrich die in der Urkunde aufgelisteten Besitzungen und die freie Abtwahl bestätigte. Inter ceteras possessiones Ecclesiam quondam in pago Flicztorp beato Petro est contradita, in qua studio prememoratorum fratrum collectus erat nostrorum Monachorum pro ipsorum salute reli giosam et pauperem vitam ibidem ducentium […].85
Das Kloster war 1104 von den Brüdern Erpo und Thietmar gestiftet worden.86 Die von Padberg unterhielten zu Flechtdorf weiterhin Beziehungen. Um 1166 resignierten Gottschalk und seine Frau dem Erzbischof ein Lehen, damit dieser es dem Kloster übertrage.87 1168 verzichtete Gottschalk auf Lehen, die er vom Kloster innehatte.88 1194 schlichtete Erzbischof Adolf einen langwierigen Streit z wischen dem Abt des Klosters, Sifrid, und Gottschalk von Padberg. Gegenstand waren mehrere Häuser und Mansen, deren Besitzverhältnisse geklärt wurden. Interessant ist hieran vor allem, dass Gottschalk nicht als ministerialis, sondern als Vasall bzw. Lehnsnehmer, bezeichnet wird: Cum igitur longa et gravis esset controversia, inter dilectum nostrum Sifridum Abbatem de flietorp, et fideles nostros Godescalcum de patbergh et filios eius […].89 82 Vgl. Kap. 8.1. 83 REK II 1168 (1181) [Erhard II 408]. 84 Vgl. das ‚Empfängeritinerar‘ bei Burkhardt, Stab, S. 722, Abb. 131. 85 REK II 173 (1120) [Seibertz I 41]. 86 Vgl. zum Kloster Flechtdorf Brandt/Hengst, Geschichte des Bistums Paderborn, Bd. 1, S. 264 f.; Dersch, Art. Flechtdorf, S. 23 – 25; Schwersmann, Benediktinerkloster Flechtdorf, S. 68 – 82; Römer, Kirche, hier auf S. 22 auch weitere Literatur, allerdings meist kunstgeschichtlich orientiert. 87 REK II 872 (1166) [ungedr.]. 88 REK II 914 (1168) [Seibertz I 59]. 89 REK II 1482 (1194) [Mooyer, S. 60 – 62, Nr. 5].
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Im Jahr 1170 stiftete Erzbischof Philipp von Heinsberg das Augustinerinnenkloster Bredelar. Quia totius ecclesie necessitatibus utilia providere nostrum est atque consulere propterea in ser vientium deo augeretur multitude predium et molendium quod est in breidelare quibus castel lanus godescalcus de padberg inbeneficiatus erat ex instinctu quorundam fidelium et totius cleri nostril atque paderburnensis episcopatus nostrorumque optimatum consilio ipsiusque castellani et heredum suorum consensus ecclesie beati laurentii que est ibidem in breidelare libere contulimus ibique sub regula beati augustini deo famulantes feminas instituimus.90
Betont wird hier die enge Zusammenarbeit mit Gottschalk von Padberg, der nicht als Ministerialer, sondern als Kastellan angesprochen wird. Dieser stimmte der Einrichtung zu, die als Grundausstattung Güter erhielt, die vorher Gottschalk als Lehen vom Erzstift innegehabt hatte. Außerdem erhielten die von Padberg die Vogtei. Unterstellt wurde Bredelar dem Kloster Scheda. 1196 wandelte Erzbischof Adolf das Kloster auf Bitten Gottschalks (II.), dem Sohn des Gottschalks, der bei der Stiftung mitgewirkt hatte 91, in ein Zisterzienser kloster um: Nos autem predictarum feminarum minus laudabilem conversationem in melius commutare cupientes pro petitione Godescalci de padtberg filii supradicti Godescalci et aliorum prudentum virorum consilio, necnon et proprie considerationis intuitu prefatam ecclesiam Bredelare cum consensu et voluntate earundem feminarum in ordinem cisterciensium cum omni sue libertatis integritate transtulimus, emancipantes eam a iure advocatie et ab omnibus impedimentis que videntur ordinis et regule ipsorum consuetudini contraire.92
Es wurde von der Vogtei befreit, was bedeutet, dass die Ministerialen dieses Machtinstrument verloren.93 Trotzdem übertrugen sie dem Kloster zusätzlichen Grund und Boden. Auch im 13. Jahrhundert dotierten die Padberger Ministerialen das Kloster weiter. 1216 übertrug Heinrich von Overhagen, Lehnsnehmer Gottschalks von Padberg, diesem ein praedium in Meer, welches über Erzbischof Engelbert von Berg den Weg an das Kloster Bredelar fand: Quapropter noverit tam presens etas, quam successura posteritas, quod Henricus de Overhagen ad instantiam conventus de Breydelare in presentia nostra sub multorum frequentia predium in Mere in mansus Godescalci de Padberch, a quo illud in fedeo tenebat, cum omni integritate 90 REK II 950 (1170) [Seibertz I 60]; vgl. speziell zur Gründung: Löer, Walburgiskloster, S. 20 f.; allgemein: Klueting, Art. Bredelar; Brandt/Hengst, Geschichte, S. 267; Forschungsüberblick bei Drewniok, Kloster Bredelar, S. 181, Anm. 4; Schmidt, Padberg, S. 22. 91 Dies bestätigt auch die oben geäußerte Vermutung, dass der Generationswechsel in den 90er Jahren erfolgt sein muss. 92 REK II 1507 (1196) [Seibertz I 107]. 93 Die Freistellung von der Vogtei war eine der Forderungen, die die Zisterzienser üblicherweise bei der Gründung eines Klosters an den Stifter stellten, vgl. Drewniok, Kloster, S. 183.
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resignavit. Idem vero Godesclacus zelo succenus devotionis eadem bona, que de manu nostra iure tenuit feodali, libere nobis resignavit et solute.94
1228 schenkte Johannes von Padberg, wahrscheinlich der Sohn Gottschalks (II.), dem Kloster Allod in Ober-Upsprunge durch die Hände des Erzbischofs.95 Die Bindungen der Padberger an das Kloster waren so eng, dass der Paderborner Bischof Bernhard II. 1201 zur Einweihung des neuen Klosterfriedhofs dort eine Messe für Gottschalks (II.) verstorbene Angehörige las.96 Bei dieser Gelegenheit wurden seine Eltern, sein Bruder und dessen Frau umgebettet und das Kloster mit einer Rente von zwei Mark pro Jahr ausgestattet, um der Verstorbenen zu gedenken. Bis in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts hielten die guten Beziehungen z wischen Padberg und Bredelar an, weitere Schenkungen wurden getätigt. Erst im Zuge der zunehmenden wirtschaftlichen Tätigkeiten des Klosters wurde das Verhältnis angespannter.97 Mehrere Mitglieder der Familie traten in verschiedene geistliche Institute der Region ein.98 Johannes, wahrscheinlich nicht identisch mit dem oben genannten Johannes, war Kanoniker in Geseke, Werner war Kanoniker in Paderborn, vermutlich dort auch Domdechant und Pfarrer in Korbach. Gottfried war ab 1299 Propst und von 1325 bis 1343 Abt des Benediktinerklosters Grafschaft, zudem betrieb er um 1300 die Wiedereinrichtung des Augustinerinnenklosters Glindfeld. Auch andere Klöster in Südwestfalen wurden von den Padberger Ministerialen bedacht. Zwischen 1169 und 1179 bestätigte Philipp von Heinsberg dem Augusti nerinnenkloster St. Walburgis in Soest ein Allod in Ebbinghausen, das es von Gottschalk von Padberg gekauft hatte.99 1230 verzichtete Johannes von Padberg auf mehrere Mansen, die Erzbischof Heinrich dem Kloster Gehrden übertrug.100 Auch bei den von Padberg ist demnach ein zumindest adelsähnliches Verhalten zu beobachten, das sich vor allem in ihrer Klosterpolitik äußerte. Hierin sind deutliche Parallelen zu den Ministerialen von Alpen zu erkennen.101 In der Nähe der Burg Padberg bildete sich im Laufe des 12. Jahrhundert eine Siedlung, die nach Hans-Hubert Walter z wischen 1217 und 1234 zur Stadt erhoben wurde.102 Einen Quellenbeleg für diesen Zeitraum gibt es nicht, ebenso wenig ist 94 REK III 150 (1216) [WUB IV 64]. 95 REK III 665 (1228) [WUB VII 311]. 96 Vgl. Drewniok, Kloster, S. 184. 97 Vgl. Drewniok, Kloster, S. 188 f. 98 Vgl. Drewniok, Kloster, S. 184, Anm. 16. 99 REK II 1139 (1169 – 79) [Seibertz I 80]. 100 REK III 703 (1230) [WUB IV 189]; vgl. zu Gehrden: Bruns, Art. Gehrden. 101 Vgl. Kap. 8.2. 102 Vgl. Walter, Padberg, S. 106; Walters einziges Argument, die Entwicklung der Stadt sei 1217 schon so weit fortgeschritten gewesen, dass die Stadterhebung kurz danach stattgefunden
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bekannt, ob Padberg überhaupt jemals mit Stadtrechten ausgestattet wurde. Ob die Gründung durch die Ministerialen von Padberg erfolgte oder durch die Kölner Erzbischöfe, ist umstritten. Walter nimmt an, die Stadt sei vom Erzbischof als Gegengewicht zu den auf ihrer Burg erstarkenden Ministerialen gegründet worden.103 Auch Planitz 104 und schon Seibertz 105 nahmen Engelbert oder einen seiner Nachfolger als Stadtgründer an. Haase hingegen plädierte für eine ministeriale Gründungsinitiative.106 Dafür könnte auch sprechen, dass 1263 Johannes und Gottschalk, domini castri in Padbergh, das oppidum nostrum für frei erklärten.107 Ein sicherer Hinweis ist dies aber freilich nicht. Sowohl die Burg als auch die Stadt waren wichtige Vorposten des Kölner Einflusses in Westfalen. Besonders Engelbert von Berg betrieb eine Stadtgründungspolitik in Südwestfalen mit den Gründungen von Geseke 1217 und Brilon 1220.108 Die Überwachung der um Padberg verlaufenden Verkehrswege war eine der Hauptaufgaben Padbergs.109 Das Engagement der Ministerialen von Padberg zeigt sich auch darin, dass zwischen 1165 und 1198 der Graf von Arnsberg den in der Nähe von Padberg gelegenen Hegenberg bebaute und zwar auf Geheiß Gottschalks.110 Der Erzbischof stimmte dem zu unter der Bedingung, dass der Graf ihm den Berg und eine Rente von 12 Mark zu Lehen auftrage. Im Verhalten der Padberger Ministerialen gegenüber der Burg, den Klöstern und der Stadt zeigt sich ein durchaus selbstbewusstes Auftreten. Den Aufbau einer eigenen Machtposition in Südwestfalen betrachteten sie offenbar als ihnen zustehendes Recht. Zugute kam ihnen dabei sicherlich die verhältnismäßig große Entfernung zu Köln und die weitgehende Abwesenheit des Metropoliten in dieser Region, dessen Einfluss z wischen „energischem Engagement und völligem haben müsse, ist nicht ausreichend. 1234 nimmt er als terminus ante quem an, da in d iesem Jahr Padberg erstmals als oppidum bezeichnet werde. Das setzt aber nicht zwingend die vorhergegangene Verleihung von Stadtrechten voraus. Vgl. zur Stadt: Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Brilon, bearb. v. Michels, S. 93 – 102. 103 Vgl. Walter, Padberg, S. 106. Dies wäre ein ähnlicher Vorgang wie in Volmarstein, wo der Erzbischof neben der Burg der Ministerialen eine zweite errichten ließ, um die erste zu kontrollieren. Vgl. Kap. 8.1. 104 Vgl. Planitz, Stadt, S. 169, Anm. 8. 105 Vgl. Seibertz, Landes- und Rechtsgeschichte, S. 177 f. 106 Vgl. Haase, Entstehung, S. 56. Er spricht zwar nur von den „Herren von Padberg“, meint damit aber die Ministerialen. 107 WUB VII 1113 (1263). 108 Vgl. zur Stadtgründungspolitik Engelberts: Hömberg, Städtegründungen, S. 138 – 158; Molkenthin, Erzbischof Engelbert. 109 Vgl. Walter, Padberg, S. 123; Drewniok, Kloster, S. 185; Schmidt, Padberg, S. 23. 110 REK II 1560 (1165 – 1198) [Seibertz III 479].
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Desinteresse“ 111 schwankte. Von Beginn an versuchten sie, an die Stellung der adeligen Erponen anzuknüpfen, deren Erben sie im übertragenen Sinne waren. Dabei stützten sie sich auf Gerichts- und Grundrechte sowie Lehen- und Allodialbesitz. Da die Gegend um Padberg ein dauerhaft umstrittenes Gebiet zwischen dem Kölner Erzbischof, dem Bischof von Paderborn und den erstarkenden Herren von Schwalenberg-Waldeck war, ließen die Kölner ihren Ministerialen dort weitgehend freie Hand, denn der Aufbau einer eigenen ministerialen Machtposition konnte durchaus nützlich sein, solange sie sich nicht gegen Kölner Interessen wendete.112 Genau dieser Tendenz wirkte Engelbert 1217 entgegen, als er Gottschalk von Padberg zur treuen Burghut verpflichtete. So kann der Schluss gezogen werden, dass die Ministerialen von Padberg sich „verhielten […] wie verantwortungsbewusste Landesherren“.113 Und auch die Frage nach dem Aufstieg lässt sich so beantworten. Im Gegensatz zu den von Volmarstein und den von Alpen waren die von Padberg wahrscheinlich keine ursprünglich adelige Familie, die ohnehin Macht und Einfluss in der Region besaß. Zwar ist ihre Herkunft nicht zu ermitteln, sie haben aber mit dem Eintritt in die Ministerialität des Erzstifts definitiv einen Aufstieg begonnen. Durch die Verwaltung der Burg und die enge Bindung an die in der Nähe entstehende Siedlung konnten sie eine Machtbasis schaffen, die ihnen das weitere Ausgreifen in den südwestfä lischen Raum ermöglichte. Hier betrieben sie dann vor allem eine Klosterpolitik, die bis nach Soest reichte. Dieser Einflussgewinn wäre ihnen nicht möglich gewesen ohne Burg, Stadt und Erzbischof im Rücken. Der Erzbischof nahm die Aktivitäten seiner Ministerialen vermutlich mit ambivalenten Gefühlen zur Kenntnis. Einerseits bestand die Gefahr der Verselbstständigung und der Entfremdung der Burg; im schlimmsten Fall sogar das Überlaufen in das Lager der Paderborner oder der Schwalenberg-Waldecker. Auf der anderen Seite war sich der Erzbischof sicher bewusst, dass seine Möglichkeiten in dieser entlegenen Region des Erzstifts begrenzt waren. Zwar symbolisierten die Burg und die Anwesenheit der Ministerialen seinen Machtanspruch, die reale Durchsetzung dieses Anspruchs gestaltete sich aber häufig schwierig. Hier kamen ihm Ministeriale, die ihre Macht ohne sein Zutun ausbauten, gelegen, solange es ihm gelang, sie an sich zu binden und in seinem Interesse handeln zu lassen. Und in der Tat sind auch aus dem 13. Jahrhundert im Gegensatz zu Volmarstein und Alpen keine Streitigkeiten zwischen Padberg und Köln überliefert. So können die Ministerialen von Padberg als wichtige Stütze des Erzstifts in Südwestfalen gelten. Gleichzeitig gelang ihnen durch ihre Funktion ein Aufstieg, der sie wie lokale Niederadelige agieren ließ. 111 Walter, Padberg, S. 100. 112 Walter, Padberg, S. 101. 113 Drewniok, Kloster, S. 186; Schmidt, Padberg, S. 24 f.
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8.4 Die Ministerialen von Wolkenburg Abschließend sollen die Burg Wolkenburg im Siebengebirge und die dort ansässigen Ministerialen vorgestellt werden. Erbauen ließ die Burg Erzbischof F riedrich 114, fertiggestellt wurde sie wahrscheinlich vor der Mitte des Jahres 1118, da zu diesem Zeitpunkt Friedrich und der Bischof von Metz hier nachweisbar sind 115. Sie sollte zum einen das Erzstift nach Süden und gegen die Grafen von Sayn im Osten abgrenzen.116 Zum anderen ließen sich mit ihr der Rhein und der Landweg von Rhöndorf in den Westerwald zumindest symbolisch kontrollieren.117 Die Burg spielte bei verschiedenen Ereignissen im 12. und 13. Jahrhundert eine wichtige Rolle. Als es 1146 nach dem Aufruf zum Zweiten Kreuzzug in vielen Städten zu Judenverfolgungen und Pogromen kam, konnten die Kölner Juden Erzbischof Arnold I. durch ein Geldgeschenk dazu bringen, ihnen die Wolkenburg als sicheren Zufluchtsort zuzuweisen.118 Im Jahr 1276 bekundete Ludwig von Nürburg, dass Erzbischof Siegfried seinem Bruder, dem Grafen Gerhard von Neuenahr, 14 Tage Urlaub von dessen Gefangenschaft auf der Wolkenburg gewährt habe.119 Erzbischof Friedrich besetzte die Burg mit Ministerialen. Woher diese kamen, lässt sich nicht ermitteln. Als erster Vertreter testiert 1125 ein Rudolfus de Wol kenburh unter den Ministerialen in einer erzbischöflichen Urkunde für das Kloster Siegburg.120 Danach taucht 1147 und 1152 Gottfried auf, der hier der Übersicht halber Gottfried (I.) genannt werden soll. Erst ab 1166 werden die Belege dichter, ein Muster, das sich auch bei den Ministerialen von Padberg beobachten lässt und sicher mit der längeren Anwesenheit Reinalds von Dassel im Erzstift zu begründen ist.121 Sowohl Rudolf als auch Gottfried sind direkt bei ihrer ersten Erwähnung als Ministeriale belegt. Gottfried (I.) wird 1190 zuletzt genannt, nach ihm folgt 1193 sein Sohn Heinrich 122, bevor die Ministerialen bis 1220 aus den Quellen verschwinden. Auch hier liegt die Vermutung nahe, dass der Thronstreit der Grund für die Abwesenheit gewesen sein könnte. 1220 testiert unter Engelbert Johannes von Wolkenburg, vermutlich der zweite Sohn Gottschalks (I.). 1223 wird er in einer Urkunde Erzbischof Engelberts für das 114 REK II 144 (1118) [s. Regest]; vgl. Biesing, Wolkenburg. 115 Vgl. van Rey, Königswinter im Mittelalter, S. 18 ohne Quellenbeleg. 116 Vgl. Janssen, Burg und Territorium, S. 294. 117 Vgl. Rey, Königswinter, S. 18. 118 REK II 443 (1146) [Aronius, S. 110, Nr. 236]. 119 III 2693 (1276) [Lac. IV 672]. 120 REK II 219 (1125) [Lac. I 300]; vgl. auch Tab. 18: Wolkenburg, Burggrafen. 121 Vgl. zu den Ministerialen von Padberg Kap. 8.3. 122 Heinrich und Johannes testieren 1185 gemeinsam mit ihrem Vater (REK II 1237 (1185) [Lac. I 501]).
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loster Siegburg in der Zeugenliste als erster Vertreter der Familie als burgravius K de Wolkinburg bezeichnet: […] Johannes burgravius de Wolkinburg, Johannes burgravius de Rinecke, Hermannus mareschal cus de Alvetre, Gozwinus et Gerlacus filii eiusdem, Theodericus dapifer de Munichusen, Franci pincerna, Godefridus camerarius, Theodericus magister coquine, Dudo de Mendene et alii quamplures b. Petri ministeriales […].123
Ob sich das am Ende stehende ministeriales noch auf Johannes bezieht, ist nicht eindeutig zu klären, aber nicht unwahrscheinlich. 1238 taucht Gottfried (II.) als Schultheiß von Zülpich auf.124 Wie der Tabelle zu entnehmen ist, testierten die Ministerialen von Wolkenburg nach 1220 wesentlich seltener in erzbischöflichen Urkunden als im 12. Jahrhundert 125; ein Befund, der sich mit den anderen drei untersuchten Burggrafen deckt. Eine Beteiligung an politischen oder militärischen Unternehmungen lässt sich bei ihnen im 12. Jahrhundert nicht nachweisen. Auch ihr Aktionsradius beschränkte sich auf den südlichen Teil des Erzstiftes.126 Außer in Köln sind ihre Vertreter lediglich je einmal in Siegburg und Andernach belegt. Sie zeugen in keiner Königsurkunde 127 und testieren mit 28-mal von allen Burgministerialen am seltensten. Erst im 13. Jahrhundert sind sie häufiger in der näheren Umgebung des Erzbischofs zu finden. In der erzstiftischen Politik spielten Vertreter der Familie aber dennoch immer wieder eine Rolle. Als Erzbischof Engelbert II. im Jahr 1263 eine neue Sühne mit der Stadt Köln bekundete, zählte Johann, Burggraf von Wolkenburg zu denjenigen, die bei einem Verstoß gegen die festgesetzten Regelungen dem dadurch Geschädigten Hilfe leisten sollten.128 Obwohl andere Vertreter seiner Familie zuvor schon mit dem Zusatz militis genannt worden waren, wird Johann hier explizit mit dem 1 23 124 125 126 127
REK III 400 (1223) [Ficker, S. 341, Nr. 28]. REK III 840 (1238) [Ennen/Eckertz II 174].
Tab. 18: Wolkenburg, Burggrafen. Vgl. das ‚Empfängeritinerar‘ bei Burkhardt, Stab, S. 746, Abb. 155. MGH D F I. 618 (1174): Barbarossa nahm in Sinzig das Kloster Siegburg in seinen Schutz. Gottfried befand sich im Gefolge Erzbischos Philipps. Ebenfalls testiert der Stadtvogt Gerhard. 1 28 REK III 2261 (1263) [Ennen/Eckertz II 460]: Quemit ever also, des god niet enwille, dat wir diese vurworde brechin, so gehengen inde willen wir, dat uns bidde inde manen inde dar ane halden binnen virzich dagen, dat wir diese sune inde diese vurworde halden, unse edele man her Otte der greve van gelren, her Diederich der greve van Cleve, her Diederich der here van Valkinburg unse bruder, inde Diederich der here van Heimsberg inde unse dienstman Herman der marscalc van Alfter, Mathys der Schenke van are, Johan der burggreve van Wolkinburg, Daniel inde Winrich die gebrudere van bagcheim, Lambreht van Reinbach inde Diederich der burggreve van Rinnegge.
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deutschen Begriff dienstman bezeichnet. 1271 versprach Engelbert dem Grafen Wilhelm von Jülich, dass er innerhalb von zwei Monaten unter anderem vom (nicht mit Vornamen genannten) Burggrafen von Wolkenburg die Versicherung einholen werde, dass dieser ihm (dem Erzbischof ) nicht beistehen werde, wenn er den mit Wilhelm geschlossenen Vertrag verletze.129 1280 bestellte Erzbischof Siegfried Johann von Löwenburg und Johann von Wolkenburg zu Schiedsrichtern in einem Streit zwischen dem Bonner Propst und dessen Hofesfamilie in Dollendorf. In der Schlichtungsurkunde heißt es: Nos Iohannes dominus de Lewenbergh et Iohannes burgravius de Wolkenburg milites notum esse cupimus universis […].130 Diese Beispiele zeigen, dass die von Wolkenburg auch im fortgeschrittenen 13. Jahrhundert noch zum Hof des Erzbischofs gehörten. Sie standen ihm so nahe, dass er sie mehrmals in wichtige Positionen berief. Dies zeigt auch, dass ein Verschwinden der Namen aus den Zeugenlisten nicht unbedingt ein Verschwinden aus dem Umkreis des Erzbischofs bedeutete. Das Burggrafenamt hatten die von Wolkenburg bis in die Mitte des 14. Jahrhunderts inne, bevor die Familie Ende des Jahrhunderts ausstarb.131 1340 wurde die Burg der Sitz des kurkölnischen Amtes Wolkenburg.132 Ob die von Wolkenburg zu diesem Zeitpunkt noch Ministerialen oder schon Ritter waren, ist schwer zu beantworten. Es hat sich gezeigt, dass ein Familienmitglied den Titel militis tragen konnte, ein anderes aber Jahre später wieder unter den ministeriales geführt wurde. Bei Johann von Wolkenburg lassen sich sogar beide Bezeichnungen nachweisen. 1263, in der Urkunde über die Sühne, wird er wie erwähnt als dienstman bezeichnet. 1271 zeugt er unter der Kategorie militibus.133 1273 schlichtete Erzbischof Engelbert II. einen Streit zwischen Johann von Löwenburg und den minis teriales Johann, Burggraf von Wolkenburg, dessen Bruder Ludowicus, Johann von Dollendorf und Lambert von Honnef.134 In der schon erwähnten Urkunde, in der Sigfried zwei Schiedsrichter bestellte, ist von Iohannes dominus de Lewenbergh et Iohannes burgravius de Wolkenburg milites die Rede.135 Das bedeutet, dass ein und dieselbe Person im Laufe mehrerer Jahre zu beiden Gruppen gehören konnte. 1 29 REK III 2436 (1271) [Lac. II 606]. 130 REK III 2837 (1280) [UB Heisterbach 178]; Beschreibung des Siegels nach der Anmerkung von Schmitz unter der Urkunde: Das Siegel von Johannes von Wolkenburg hängt an einem Pergamentstreifen an der Urkunde. Beschreibung: Dreieckiger Schild mit fünf parallelen senkrechten Balken, Umschrift: S IOHANIS B[URGR] IN WOLKB (HSA Düsseldorf A. H. Nr. 47). 131 Vgl. Rey, Königswinter, S. 19. 132 Vgl. Krutwig, Art. Königswinter-Wolkenburg; Biesing, Amt. 133 REK III 2444 (1271) [ungedr.]. 134 REK III 2516 (1273) [AHVN LV 3.]. 135 REK III 2837 (1280) [UB Heisterbach 178].
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Nach welchen Kriterien wurde entschieden, zu welcher Gruppe die Person zu rechnen war und wer entschied darüber? Eine Möglichkeit besteht darin, dass es vom Notar bzw. Diktator der Urkunde abhing, wie er die zu nennenden Personen titulierte. Es kann auch sein, dass der Aussteller, das heißt der Erzbischof, oder der Empfänger Einfluss nahmen. Und es ist freilich auch denkbar, dass Johann selbst entschied, mit welchem Titel er jeweils genannt werden wollte. Dass die Benennung sich an der Handlung bzw. dem Inhalt der Urkunde orientierte, lässt sich aufgrund der dünnen Quellenlage nicht belegen, ist jedoch unwahrscheinlich. Ohnehin war es vermutlich vielmehr so, dass auch bei den Ministerialen von Wolkenburg die Zuschreibungen ministeriales und milites vor allem als Merkmale zu verstehen sind, die ein und dieselbe Person auf sich vereinigen konnte. Ein Widerspruch wurde von den Zeitgenossen darin nicht gesehen. Die Quellenlage für die Ministerialen von der Wolkenburg ist wesentlich dünner als die für die drei vorher behandelten. Sie lassen sich vergleichsweise selten am erzbischöflichen Hof nachweisen, waren aber, wie die anderen Burgministerialen auch, im Umfeld ihrer Burg aktiv. Vor allem im 13. Jahrhundert wurden sie vom Erzbischof verschiedentlich als Schiedsrichter herangezogen, was auf ihre Autorität schließen lässt. Zu ihrer Herkunft ließ sich nichts ermitteln, sodass auch die Frage nach dem Aufstieg nicht beantwortet werden kann. Aber auch die von Wolkenburg fanden ihren Weg an den Hof des Erzbischofs und ihre Tätigkeit als Schiedsrichter lässt drauf schließen, dass sie doch eine Art Aufstieg vollzogen.
8.5 Burg und Ministerialität im Erzstift: Synthese Im Folgenden soll ein allgemeiner Überblick über verschiedene Aspekte der Burg gegeben und dabei die in den Einzeluntersuchungen erzielten Ergebnisse in einen größeren Zusammenhang eingeordnet werden.136 Die Rechtsverhältnisse auf der Burg, ihre Funktion und die Bedeutung der Ministerialen als Burgmannen stehen im Mittelpunkt. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein waren die Arbeiten von Otto Piper und Bodo Ebhardt die Standardwerke zu Burgenbau und -geschichte.137 Als neuerer, allgemeiner Überblick über Burgen, besonders die Adelsburg, ist die Monographie von Thomas Biller zu nennen.138 Besonders die Mittelalterarchäologie hat in 136 Einen Überblick über Burgen im Untersuchungsgebiet bietet: Burgen in Mitteleuropa, Bd. 2, hg. v. Böhme/von der Dollen/Kerber mit den Kapiteln Friedrich, Niederrhein/Kölner Bucht; Losse, Nordeifel/Voreifel; Lobbedey, Westfalen. 137 Ebhardt, Wehrbau, 2 Bde.; Piper, Burgenkunde. 138 Biller, Adelsburg.
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den letzten Jahrzehnten wichtige Erkenntnisse vor allem zum Alltagsleben auf der Burg erbracht.139 Einen guten Überblick bieten die Aufsätze im von Hans Patze herausgegebenen Sammelband der Vorträge und Forschungen, der im Folgenden mehrfach zitiert wird.140 Eine gute Einführung in den früh- und hochmittelalterlichen Burgenbau im nördlichen Rheinland bietet Wilhelm Janssen.141 In der Regel wurde der Burgmann vom Burgherrn mit der Burg belehnt.142 Die meisten Burgen waren demnach kein Privatbesitz der auf ihnen residierenden Burgmannen, sondern gehörten dem Lehnsherrn. Zwischen beiden Parteien bildete sich ein wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis. Mit dem Beginn des verstärkten Burgenbaus des Adels in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts bildete sich ein spezielles Burglehenrecht heraus.143 Dabei wurde nicht die Burg selbst verlehnt, sondern die Dienste, die der Burgmann zu erbringen hatte. Dazu gehörte insbesondere das ganzjährige Residieren auf der Burg.144 Das Burglehenrecht funktionierte nach den gleichen Regeln wie das ‚normale‘ Lehnrecht und nahm auch eine ähnliche Entwicklung. So wurde die Erbbarkeit schon im 12. Jahrhundert üblich.145 Über den Vorgang der Belehnung von Ministerialen liegen nur unzureichende Nachrichten vor. Auch zu den untersuchten vier Ministerialenfamilien gibt es keine entsprechenden Zeugnisse. Anzunehmen ist jedoch, dass auch sie mit der Burghut belehnt wurden, da das Ministerialenrecht, das eine besonders enge Bindung an den Herren postulierte, dem Burglehenrecht ohnehin nicht fernstand.146 Zudem glichen sich ministerialische und vasallitische Lehen im Laufe des 12. Jahrhunderts immer mehr an, sodass wahrscheinlich zwischen Ministerialen und Vasallen nicht mehr unterschieden wurde.147 In der Untersuchung wurde deutlich, dass alle Ministerialen sich schon bei ihrem ersten Auftauchen in den Zeugenlisten nach ihrer Burg nannten. Meist war das schon kurze Zeit nach ihrer (meist nur vermuteten) Belehnung mit der Burghut der Fall. Bevor die Ministerialen dieser Praxis folgten, war es beim Adel Ende des 11. Jahrhunderts üblich geworden, sich Beinamen zu geben. Diese bezogen sich meist auf eine Befestigungsanlage. Mit den neuen Namen ging auch eine 1 39 Vgl. Hensch, Burg. 140 Burgen, 2 Bde., hg. v. Patze; als zusammenfassender Überblick vgl. darin Ders., Burgen in Verfassung und Recht. 141 Janssen, Burg, S. 288 – 296. 142 Als Überblick über die Rechtsverhältnisse auf der Burg geeignet Maurer, Rechtsverhältnisse, S. 135 – 187. 143 Vgl. Maurer, Rechtsverhältnisse, S. 187. 144 Vgl. Maurer, Rechtsverhältnisse, S. 146 f. 145 Vgl. Maurer, Rechtsverhältnisse, S. 168. 146 Vgl. Maurer, Rechtsverhältnisse, S. 188. 147 Vgl. Kap. 3.3.
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intensive Bautätigkeit 148 und ein gesteigertes Selbstbewusstsein des Adels einher, sodass Groten konstatiert: „Man kann also für die Zeit um 1080 von einer Gründer generation von Burgherren sprechen, die in wenigen Jahrzehnten das Erscheinungsbild der rheinischen Adelsgesellschaft völlig verändert haben.“ 149 Durch das Annehmen eines Beinamens und das Wohnen auf einer Burg, besonders auf einer Höhenburg, distanzierte sich der Adel symbolisch und räumlich von der übrigen Bevölkerung und zeigte ein neues Selbstverständnis, dem sich nach Möglichkeit auch die Ministerialen anschlossen.150 Im 19. und bis hinein ins 20. Jahrhundert galt das Burgenbaurecht in der Forschung als ausschließliches Recht des Königs.151 Burgenbau von Großen wurde vom königlichen Recht abgeleitet oder als Usurpation verstanden.152 Heute hat sich die Meinung durchgesetzt, dass ein solches Recht zwar grundsätzlich bestand und in Einzelfällen auch durchgesetzt wurde, der König den Großen aber meist freie Hand beim Burgenbau ließ.153 Die in dieser Arbeit untersuchten Burgen wurden alle entweder vom Kölner Erzbischof gekauft oder in dessen Auftrag errichtet. Davon, dass erst die Erlaubnis des Königs hätte eingeholt werden müssen, ist nichts überliefert. Über den Burgenbau von Ministerialen im Kölner Erzstift ist im Untersuchungszeitraum nichts bekannt.154 Wilhelm Janssen setzte den Beginn ministerialischen, dann allerdings schon eher niederadeligen Burgenbaus im nördlichen Rheinland in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts.155 Ihren Höhepunkt erreichte die Bautätigkeit erst im 14. Jahrhundert 156 und damit außerhalb des Untersuchungszeitraums. Herwig Ebner weist den Burgen fünf verschiedene Funktionen zu: eine politischmilitärische, eine soziologische, eine wirtschaftlich-administrative, eine gerichtliche und eine religiöse.157 Ohne seine gute Zusammenfassung zu wiederholen, sollen einige Punkte im Folgenden herausgegriffen und etwas ausführlicher behandelt werden. Um die Funktion der Burg im Mittelalter hat es Debatten gegeben. Ebner 148 Vgl. Bader, Burghofstatt, S. 252. 149 Groten, Burgherren, S. 102; vgl. allgemein zum adeligen Burgenbau in der Salierzeit: Böhme, Burgen der Salierzeit; vgl. außerdem: Zotz, Situation. 150 Vgl. Kerber, Burgenpolitik, S. 70 f.; vgl. Biller, Adelsburg, S. 52 f. 151 Vgl. Zotz, Burg und Amt, S. 142. 152 Vgl. Schieffer, Burgen, S. 491. 153 Vgl. Schieffer, Burgen, S. 493; so auch Kerber, Burgenbauregal, S. 66 f.; außerdem ausführlich Ebner, Burg als Forschungsproblem, S. 43 – 47; Zeune, Burgen, S. 41. 154 Vgl. allgemein zum Burgenbau von Ministerialen Schmitt, Symbole; in anderen Gegenden des Reiches hat es ministerialen Burgbau durchaus gegeben, vgl. etwa Ernst, Besitzungen; Martin, Tudoburg. 155 Vgl. Janssen, Burg, S. 290. 156 Vgl. Janssen, Burgenbau, S. 121. 157 Vgl. Ebner, Burg, S. 78 – 82.
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war der Meinung, Politik sei im Mittelalter „gutenteils Burgenpolitik“ 158 gewesen. Dem liegt ein Verständnis der Burg als Mittel zur Herrschaftsausübung zugrunde.159 Er meinte darüber hinaus, zu einem Anstieg des Burgenbaus im Reich sei es durch die Einfälle der Normannen und Ungarn gekommen.160 Er verstand die Burg somit in erster Linie als Bauwerk zum Schutz gegen fremde Eindringlinge, aus dem heraus bei Bedarf auch Angriffe ausgeführt werden konnten. Dagegen meinte Janssen, man habe sich eher gegen „seinesgleichen“ schützen wollen und verstand die Burg als Schutz bei Fehden und anderen kriegerischen Handlungen zwischen mehr oder weniger Großen einer Region.161 Dagegen hat sich in neuerer Zeit die Meinung etabliert, dass Burgen zu militärischen Zwecken eigentlich ungeeignet waren.162 Vor allem Höhenburgen lagen zu weit abseits des Geschehens, als dass von ihnen aus effektiv hätte eingegriffen werden können. Überlegungen am Beispiel der Wolkenburg verdeutlichen diese Annahme: Ein Schiff auf dem Rhein war von dieser Höhe und Entfernung aus praktisch nicht aufzuhalten. Zwar konnte durch Beobachten ein Schiff früh auffallen, bis dann allerdings die Besatzung der Burg vom Berg herunter bis an den Fluss gelangt war, war das Boot schon lange weitergezogen. Das Gleiche gilt für die Überwachung und Einflussnahme auf den Landweg und für die Burgen Volmarstein und Padberg. Eine „Sperr- oder Kontrollfunktion“ 163 konnte von ihnen kaum ausgeübt werden. Grundsätzlich galt: „Je höher eine Burg lag, desto weniger konnte sie schützende oder verwaltungstechnische Funktionen ausüben, ihren Wirtschaftsbetrieb aufrechterhalten.“ 164 Zum Schutz war eine Höhenburg freilich sehr gut geeignet. Dauerte es lange, bis die Besatzung vom Berg herabgestiegen war, dauerte es umso länger, bis Angreifer selbigen erklommen hatten. Ein noch größeres Hindernis stellten Mauern und Gräben dar, die kaum zu überwinden waren. Nicht umsonst wies Erzbischof Arnold I. den bedrohten Kölner Juden die Wolkenburg 1146 als Zufluchtsort zu.165 Als zweites Beispiel ist auf Burg Volmarstein zurückzukommen, neben der Erzbischof Heinrich 1234 eine zweite Burg hatte errichten lassen. Zum einen liegt der Grund hierfür sicher darin, dass die Ministerialen von Volmarstein so mächtig geworden waren, dass ein militärisches Vorgehen gegen ihre Burg nicht in Frage 1 58 Ebner, Burg, S. 11; vgl. dazu auch Janssen, Bedeutung, S. 272. 159 Vgl. als Überblick zur verfassungspolitischen Funktion der Burg Ebner, Burg, S. 11 – 82, hier auch weitere Literatur. 160 Ebner, Burg, S. 11. 161 Janssen, Burg, S. 285. 162 Vgl. Zeune, Burgen, S. 35 – 57. 163 Zeune, Burgen, S. 35. 164 Zeune, Burgen, S. 36. 165 REK II 443 (1146) [Aronius, S. 110, Nr. 236].
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kam. Zum anderen besteht aber auch die Möglichkeit, dass es für den Erzbischof schlicht unmöglich war, die Burg mit Waffengewalt zu erobern. Um Einfluss zu nehmen, blieb ihm daher nichts anderes übrig, als ebenfalls ein uneinnehmbares Bollwerk zu errichten, um den Status quo zu erhalten. Niederungsburgen hatten den unbestreitbaren Vorteil, dass sie näher am Geschehen waren. Die Umfriedung und der niedrige, künstlich angelegte Hügel waren schnell zu verlassen. Von daher ist die Kontrollfunktion der Burg Alpen an der Kreuzung zweier Straßen plausibel. Vielleicht ist in der Verbesserung der Lage auch der Grund zu suchen, warum die Burg zuerst auf einer Anhöhe errichtet worden war, dann aber in die Ebene verlegt wurde. Andererseits bot solch eine Anlage wesentlich weniger Schutz als eine Höhenburg, denn auch für Feinde war sie einfacher zu erreichen und die Holzkonstruktion leichter einzunehmen. Ein weiteres Problem stellte die geringe Zahl der kampffähigen Männer auf einer Burg dar. Ob es außer demjenigen, der in den Zeugenlisten auftaucht, noch diesem unterstellte Ministerialen gab, ist fragwürdig. Sicher ist, dass es ihm untergeordnete Personen gab, über die er den Oberbefehl führte. Hierzu zählten insbesondere Turm- und Torwächter, denn es ist nicht anzunehmen, dass der Burgmann selbst Wachdienste übernahm. Möglicherweise war er hierzu auch gar nicht verpflichtet.166 Auf jeden Fall wohnte auch die Familie des Ministerialen mit ihm auf der Burg. Zeune geht bei einer mittelgroßen Burg von wenigen Dutzend Personen aus.167 Schieffer vermutete im Durchschnitt lediglich fünf bis zehn Bewaffnete.168 Gerade diese geringe Zahl habe aber genossenschaftliche Zusammenschlüsse der Besatzung und ein gesteigertes Selbstbewusstsein befördert.169 Die genannten Zahlen sind aber meist nur grobe Schätzungen, da in den Quellen kaum verlässliches Zahlenmaterial zu finden ist. Trotzdem zeigen sie, dass von Burgen nur eine geringe militärische Schlagkraft ausging. Selbst mit mehreren Dutzend Kämpfern konnten sie höchstens verteidigt werden; sich auf einen Kampf außerhalb der Mauern einzulassen, musste meist als wenig aussichtsreich erscheinen. Ohnehin galt der Kampf um eine Burg meist nicht der Burg selbst, sondern den an ihr hängenden Herrschafts- und Territorialrechten.170 Auch die Zerstörung einer Burg hatte deshalb in erster Linie Symbolcharakter. Neben ihrer militärischen Funktion kam der Burg auch Bedeutung als Mittelpunkt eines Wirtschaftsverbandes zu. Werner Meyer schreibt: 166 Vgl. Maurer, Adelsburg, S. 182. 167 Vgl. Zeune, Burgen, S. 44 mit Beispielen. 168 Vgl. Schieffer, Burgen, S. 496; so auch Maurer, Rechtsverhältnisse, S. 154 f., der dort auch Beispiele bringt. 169 Vgl. Schieffer, Burgen, S. 496. 170 Vgl. Zeune, Burgen, S. 42.
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Die Burg bildete nicht bloß den administrativen Mittelpunkt eines Wirtschaftsunternehmens, das aus Gütern, Nutzungsrechten, Monopolbetrieben (z. b. Mühlen), Zoll-, Jagd- und Fischfangrechten sowie der herrschaftlichen Verfügungsgewalt über dienst- und zinspflichtige Untertanen bestand, sondern war auch Stätte landwirtschaftlicher und gewerblicher Produktion.171
Für die Menschen, die in unmittelbarer Umgebung der Burg arbeiteten, war sie daher auch Rückzugsort bei Bedrohung, entweder durch Flucht hinter ihre Mauern oder dadurch, dass die Häuser und Werkstätten zumindest zum Teil innerhalb der Mauern lagen. Das Beispiel Padberg zeigt, dass eine Burg auch das Entstehen einer Siedlung in unmittelbarer Nachbarschaft begünstigen konnte.172 In erster Linie, darin ist sich die Forschung mittlerweile einig, kam einer Burg ein symbolischer Wert zu.173 Zeune schreibt: Die Burg hatte hier einen besonderen Wert, der vor allem darin lag, dass neue Herrschaftszentren über das Land gelegt wurden: Die Anzahl der Burgen zeigte, wie präsent die Herrschaft war, ob sie ihr Herrschaftsgebiet dicht und tief durchdrungen hatte oder ob sie ohnmächtig war.174
Entsprechend erfüllte die Burg vor allem bei der Herrschaftssicherung und der herrschaftlichen Durchdringung des Territoriums eine bedeutende Aufgabe.175 Volmarstein, Alpen und Wolkenburg sind als Burgen anzusehen, die Herrschaft über ein Gebiet symbolisieren sollten, dass schon länger fester Bestandteil des Erzstiftes war. Padberg hingegen diente der Ausweitung des Herrschaftsbereichs und der Sichtbarmachung von Herrschaft in einem entlegenen Teil des Erzstifts. Dabei waren „das ‚Sich-Repräsentieren‘, das ‚Sich-zur-Schau-Stellen‘, der optische Herrschaftsanspruch […] fast wichtiger als die tatsächliche Wirksamkeit der Wehreinrichtungen“.176 Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass die Symbolik das Militärische überragt hat. Wie beschrieben, war die militärische Wirksamkeit von Burgen eher gering; die Wirkung einer imposanten, weithin sichtbaren Burg auf einer Anhöhe ist hingegen nicht zu unterschätzen. So schuf „der Burgbau die Voraussetzungen für die räumlich-rechtlichen Ordnungen der Siedlungslandschaft“.177 171 Meyer, Burg, S. 89. 172 Vgl. Kap. 8.3. 173 Vgl. Maurer, Burgenbau, S. 126; Meckseper, Burgen, S. 413; Meyer, Burg, S. 176; Gersdorfová, Anfänge, S. 170 f. 174 Zeune, Burgen, S. 40. 175 Vgl. zum Zusammenhang z wischen Burgenbau und Territorialisierung Kerber, Burgenpolitik, S. 68 – 72; Weinfurter, Berg; Uhlhorn, Funktion, S. 22 – 31; Ettel, Burg. 176 Zeune, Burgen, S. 41. 177 Ebner, Burg, S. 29; vgl. dazu Burkhardt, Stab, S. 301: „Erhaltung und Ausbau der Raumerfassung war für einen Erzbischof eine zentrale Aufgabe, um seinen Herrschaftsbereich zu
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Drei der untersuchten Burgen wurden im 12. Jahrhundert errichtet bzw. erworben und es ist bezeichnend, dass besonders die Ministerialen, die auf Burgen saßen, zu den bedeutendsten am Hof des Erzbischofs gehörten. Denn im 12. und verstärkt noch im 13. Jahrhundert gab es erste Bestrebungen, Herrschaft zu konsolidieren und nicht mehr nur personal, sondern auch territorial auszuüben.178 Die Burgenkäufe Friedrichs I. sind dafür ebenso charakteristisch wie die Gütererwerbungen Philipps von Heinsberg 179 und Engelberts von Berg Stadtgründungen 180. Zeiten des Burgenbaus fallen mit Zeiten gesteigerter Macht- und Herrschaftskonzentration zusammen. Burg und topographische Stabilität der Herrschaft bedingen einander dort, wo machtvolle Herrschaft weitere Burgen zur Sicherung und Festigung dieser Macht errichtete.181
An diese Überlegungen schließt sich die Frage an, welche Rolle die Ministerialen in dieser Entwicklung spielten. Um es direkt vorwegzunehmen: Ihre Rolle war bedeutend und ist hinsichtlich der Burgen höher anzusiedeln als die des Adels: Das Normale [im Gegensatz zur Besetzung mit Adeligen; F. S.] ist vielmehr die Burghut durch Ministerialen des jeweiligen Landesherren, ja der imponierende soziale Aufstieg dieser Schicht im 12./13. Jahrhundert ist in gewissem Sinne ursächlich verbunden mit der Ausbreitung von Burgenbau und Burgherrschaft in Mitteleuropa.182
Ähnliches lässt sich auch für das Kölner Erzstift konstatieren. In den einzelnen Untersuchungen wurde deutlich, dass die Ministerialen auf den Burgen Volmarstein, Alpen, Padberg und Wolkenburg zu den bedeutendsten im Erzstift gehörten. Diese Bedeutung resultierte aus dem Potential, das den Burgen für die Herrschaftsrepräsentation zuerkannt wurde. Dabei spielte nicht nur die Burg als Bauwerk eine Rolle, sondern auch die Ministerialen als Funktionsträger des Erzstifts. Ihre Anwesenheit in der Gegend manifestierte ebenso den Herrschaftsanspruch des Erzbischofs wie die Burg. Sie hielten sich nicht nur auf der Burg auf, sondern waren auch im Umland unterwegs: in Dörfern, auf Höfen, in Klöstern. Gerade zu Letzteren bauten viele Ministeriale eine besonders enge Beziehung auf.183 Ähnliches lässt sich auch auf Reichsebene beobachten. Am bekanntesten dürfte die Umsiedlung von (zumindest einigen) Ministerialen aus dem Südwesten des integrieren und seine Ausstattung mit Ressourcen […] zu erhalten.“ 1 78 Vgl. Nikolay-Panter, Terra; Rutz, Doing territory; Janssen, Territorialbildung. 179 Vgl. Bauermann, Altena. 180 Hömberg, Städtegründungen. 181 Ebner, Burg, S. 58. 182 Schieffer, Burgen, S. 495; so auch Maurer, Rechtsverhältnisse, S. 152, der meint, die Mehrheit der Burgmannen in Diensten des Reiches und der Großen seien Ministerialen gewesen. 183 Vgl. Kohl, Gesellschaft, S. 319 – 325.
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Reiches nach Sachsen sein, um dort die staufische Herrschaft durchzusetzen.184 Auch diesen Ministerialen kam eine enorme symbolische Funktion zu, da sie eine als fremd empfundene, weit entfernte Macht repräsentierten. Im Unterschied zu den Ministerialen des Erzstifts waren sie militärisch allerdings wesentlich aktiver. Termini, die auf eine Verbindung eines Ministerialen zu einer Burg oder auf eine besondere Tätigkeit auf selbiger hinweisen, finden sich selten in den Urkunden.185 Alle vier untersuchten Ministerialenfamilien werden in der Regel schlicht als ministeriales bezeichnet und führen den Namen ‚ihrer‘ Burg als Beinamen. Im 13. Jahrhundert wird Johannes von Wolkenburg verschiedentlich als burgravius de Wolkinburg 186 bezeichnet, ebenso sein Sohn Gottfried 187. Als Philipp von Heinsberg 1170 das Kloster Bredelar stiftete, ist in der Urkunde vom castellanus godescalcus de padberg die Rede.188 1176 wird ein Bezug der von Volmarstein zur Burg deutlich, als es in der Zeugenliste heißt: Heinricus de Volmutsteine, Gozwinus de eodem castello.189 Dies sind zwei der wenigen Hinweise darauf, dass diese Ministerialen überhaupt einen Bezug zu der Burg hatten. Zu keiner der untersuchten Familien liegen urkundliche Belege über ihre konkrete Funktion auf der Burg vor. Lediglich die Tatsache, dass sie sich vom ersten Auftauchen an nach der Burg nennen, stellt eine Verbindung her. Ebenso sind keine Urkunden über die Belehnung mit der Burg oder mit dem Amt überliefert.
8.6 Fazit Bei der Untersuchung der Ministerialen auf Burgen konnten zwei wesentliche Dinge festgestellt werden: Zum einen waren alle mehr oder weniger stark im Umfeld ihrer Burgen aktiv und betrieben dort eine eigene Politik. Vor allem bei den von Alpen und den von Padberg spielte die Gründung und Ausstattung von Klöstern eine tragende Rolle, um am Niederrhein bzw. in Südwestfalen eigene Machtpositionen aufzubauen. Die von Volmarstein scheinen im 13. Jahrhundert so selbstbewusst geworden zu sein, dass sie die Burg als Eigenbesitz betrachteten. Zum anderen waren alle untersuchten Ministerialenfamilien am Hof des Erzbischofs präsent, 184 Vgl. Ebner, Burg, S. 61; Zotz, Formierung, S. 43 f.; vgl. zum Konflikt Heinrichs IV. mit Sachsen: Becher, Auseinandersetzungen. 185 Zu den Termini, mit denen Burgmannen bezeichnet werden, vgl. Maurer, Adelsburg, S. 150 f. 186 REK III 400 (1223) [Ficker 28], 2261 (1263) [Lac. II 534], 2436 (1271) [Ennen/Eckertz III 79], 2444 (1271) [ungedr.], 2516 (1273) [AHVN LV 3]. 187 REK III 2809 (1279) [Lac. II 727]. 188 REK II 950 (1170) [Seibertz I 60]. 189 REK II 1053 (1176) [Wilmans 60].
Fazit
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hervorzuheben ist hier die Rolle der von Volmarstein und von Alpen als Berater, Stellvertreter und Reisebegleiter des Erzbischofs. Diese beiden Aspekte lassen eindeutige Parallelen zum Verhalten des Adels erkennen: Der Aufbau eigener kleiner Herrschaften, die Bindung an Klöster und die Präsenz am Hof lassen die Burgminis terialen im Grunde wie lokale Adelige erscheinen. Dort hinein spielt noch ein dritter hervorzuhebender Aspekt: die zwar nie eindeutig belegbare, aber bei den von Volmarstein, von Alpen und von Padberg doch nicht unwahrscheinliche Herkunft aus dem Adel. Wird dies berücksichtigt, war ihr Verhalten als Ministeriale bloß eine Fortführung ihres schon vorher praktizierten adeligen Verhaltens. Schwer zu beantworten war die Frage, als was sich die Familien selbst verstanden. Da die Mundatoren bzw. Notare der Urkunden nur selten zu ermitteln sind, konnte nicht geklärt werden, auf wen beispielsweise die Titulierung als nobiles zurückgeht: War dies von den Ministerialen gewünscht oder vom Schreiber oder Aussteller veranlasst? Dessen ungeachtet bleibt festzuhalten, dass für die Besetzung der Funktion ‚Burgmann‘ bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen waren: Sowohl sozial als auch politisch brachten die untersuchten Familien das für die erfolgreiche Ausübung ihrer Funktion erforderliche Potential mit. Dieter Scheler hat Ähnliches für den mit Ämtern betrauten Adel, der häufig der Ministerialität entstammte, im Spätmittelalter beobachtet: Obwohl der Landesherr einerseits einen ‚Diener‘ benötigte, der keine eigenen Herrschaftsinteressen hatte, musste dieser ‚Diener‘ andererseits innerhalb der vorgegebenen Grenzen fähig sein, selbstständig Herrschaft auszuüben.190
Diese paradoxe Anforderung stellte der Erzbischof an den Ministerialen im Hochmittelalter ebenso wie der Landesherr sie an den adeligen Amtsträger im Spätmittel alter stellte. Der Eintritt in die Ministerialität fand, wie hieran noch einmal deutlich wird, nur formal statt und bezeugte in erster Linie die Loyalität zum Erzbischof. Die Ministerialen knüpften an ihren schon vorher vorhandenen Status an und bauten diesen mittels der Übernahme der neuen Funktion weiter aus. Auch bei den Burgministerialen ist der Status ‚Ministeriale‘ als Merkmal zu verstehen, das keine enge Bindung an einen ‚Stand‘ oder eine feste Zugehörigkeit zu einer Gruppe konstituierte. Für den Erzbischof war gerade der bereits vorhandene Status von großer Bedeutung: Er musste sichergehen können, dass die von ihm mit der Burghut Beauftragten sich in der jeweiligen Region behaupten und seinen Herrschaftsanspruch durchsetzen konnten. Ihre Funktion war in erster Linie eine symbolische, ebenso wie die Burg den Machtanspruch und die Anwesenheit des Metropoliten in der 190 Scheler, Adel, S. 56.
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Region stellvertretend darstellen sollte. Der Aufbau eigener kleiner Herrschaften der Ministerialen in der Umgebung ihrer Burg stand den Absichten des Erzbischofs so lange nicht entgegen, wie die Loyalität der Ministerialen zu ihrem Herrn gegeben war. Und diese scheint die meiste Zeit vorhanden gewesen zu sein. Zwar kam es auch zu Konflikten und manche Erzbischöfe sahen sich genötigt, die Ministerialen erneut bzw. ausdrücklich auf sich zu verpflichten. Im Untersuchungszeitraum war die Treue zum Erzbischof aber grundsätzlich vorhanden.
9. Ministeriale im kölnischen Westfalen In diesem Kapitel werden das Verhältnis der Kölner Erzbischöfe zu Westfalen und die Rolle des sogenannten Marschalls von Westfalen behandelt, ein Amt, das bei seiner Einrichtung nachweislich von einem Ministerialen ausgeübt wurde. Da weitere erzbischöfliche Ministeriale in Westfalen nicht belegt werden können und ihr Vorhandensein zwar wahrscheinlich ist, aber nur vermutet werden kann, erfolgt keine Untersuchung ‚in der Fläche‘. Jedoch werden direkt im Anschluss an d ieses Kapitel in Kapitel 10.1 die Ministerialen in der Stadt Soest genauer vorgestellt. Unter dem hier behandelten Westfalen ist die Region zu verstehen, die im Hochmittelalter unter dem Einfluss der Kölner Erzbischöfe stand: die Gegend um Soest, die im Osten an das Bistum Paderborn grenzte, im Süden das Sauerland einschloss und im Westen und Norden von den Kölner Suffraganen Münster, Minden und Osnabrück begrenzt wurde. Damit handelt es sich nur um einen Teil der Region, die heute als Westfalen verstanden wird.
9.1 Die Kölner Erzbischöfe und Westfalen. Ein Überblick Die Anfänge der Beziehungen der Kölner Bischofskirche zu Westfalen werden unterschiedlich datiert. Theodor Ilgen meinte, Erzbischof Kunibert habe Soest bereits im 7. Jahrhundert erworben.1 Georg Droege ermittelte Kölner Kontakte nach Westfalen für das 8. Jahrhundert.2 Joseph Milz vertrat die Ansicht, dass Köln im 9. Jahrhundert durch Schenkung den ehemaligen Königshof in Soest erhalten habe 3, auf dessen Grund im 10. Jahrhundert eine Kirche und ein Stift zu Ehren des heiligen Patroklus errichtet wurden, nachdem Erzbischof Brun dessen Reliquien im Jahr 964 dorthin überführt hatte.4 Tatsächlich übten die Kölner Erzbischöfe schon im Frühmittelalter die geistliche Oberaufsicht über den Soest umgebenden Teil Westfalens aus, nachdem ihnen die Region als Missionsbezirk zugeteilt worden war.5 Auch die Zugehörigkeit Soests zur mensa episcopalis ist für das 10. Jahrhundert gesichert.6 Für das 10. und 11. Jahrhundert fließen die Quellen nur spärlich, sodass 1 Vgl. Ilgen, Chroniken, Bd. 3: Soest und Duisburg, S. XIV ohne Quellenangabe. 2 Vgl. Droege, Herzogtum, S. 276 – 281. 3 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 30. 4 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 20 f. 5 Vgl. Leidinger, Köln, S. 542; zu Friedrichs Westfalenpolitik vgl. auch Droege, Herzogtum, S. 281 – 283. 6 Vgl. Janssen, Soest, S. 248.
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nicht zu sagen ist, wann der Kölner Erzbischof die Rechte erhielt, auf denen sich im 12. Jahrhundert seine Stadtherrschaft gründete: Die Hochgerichtsbarkeit, damit einhergehend die öffentliche Verwaltung sowie Zoll- und Bannrechte.7 Eine Intensivierung der Kontakte nach Westfalen, auch über kirchliche Belange hinaus, ist deutlich erstmals zurzeit Erzbischof Friedrichs I. feststellbar.8 In der Folgezeit sammelten die Kölner Erzbischöfe dort Rechte verschiedenster Art, um dieses Gebiet herrschaftlich zu durchdringen. Freilich waren sie nicht die einzigen Interessenten. Ihre drei mächtigsten Gegenspieler im 12. Jahrhundert waren der Bischof von Paderborn, die Grafen von Arnsberg und der Herzog von Sachsen, Heinrich der Löwe. Letzterer trat in der Regierungszeit Erzbischof Arnolds I. verstärkt als Konkurrent der Kölner hervor.9 Die Möglichkeit, sich stärker in Westfalen zu engagieren, bot sich 1164 Erzbischof Reinald von Dassel. Ihm gelang es, den Grafen Heinrich von Arnsberg, der seinen Bruder nach Streitigkeiten im Kerker hatte verhungern lassen, in Lehnsabhängigkeit zu Köln zu bringen.10 Damit war die Macht d ieses Grafenhauses deutlich eingeschränkt. Reinald und sein Nachfolger Philipp von Heinsberg gründeten in der Folgezeit zahlreiche Klöster in Westfalen, um ihren neu gewonnenen Einfluss abzusichern: in Soest 1166 das Kanonissenstift Walburgis, ebenfalls 1166 das Prämonstratenserinnenkloster Flaesheim, dann bis 1174 die Stifte Bredelar, Wedinghausen, Rumbeck, Oelinghausen und Küstelberg.11 7 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 21. 8 Vgl. Hömberg, Landesgeschichte, S. 45; vgl. dazu auch Ehlers, Integration, S. 83 – 86; einen Überblick über die Zeit vor 1180 bietet Prinz, Westfalen und Köln; Überblicke über die westfälische Geschichte des 12. und 13. Jahrhunderts bieten Ders., Mittelalter, S. 375 – 380 (12. Jh.) und 393 – 399 (13. Jh.); Leidinger, Köln; Janssen, Erzstfift; Engels, Stauferzeit, S. 225 – 228 (12. Jh.); Rothert, Westfälische Geschichte, S. 179 – 190 (12. Jh.); Klueting, Geschichte Westfalens, S. 48 – 56 (12. und 13. Jh.); Janssen, Adelsherrschaft, S. 47 – 58 (12. und 13. Jh.), v. a. als Überblick über den westfälischen Adel geeignet. 9 Vgl. Droege, Herzogtum, S. 285 – 288: Der Einflussbreich Heinrichs grenzte unmittelbar an das Kölnische Westfalen. Heinrich griff in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts immer wieder nach Westfalen über und versuchte dort, vor allem durch Einflussnahme auf Klöster und Stifte an Gewicht zu gewinnen (MGH D HdL 8). In einer der betreffenden Urkunden sind unter anderem die Grafen von Ravensberg und von Arnsberg Zeugen, also Vasallen des Kölner Erzbischofs (MGH D HdL 11). 10 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 225. 11 Vgl. Engels, Stauferzeit, S. 225 f.; Ders., ebd., S. 226 meint, dass diese regulierten Konvente „von Angehörigen des Ministerialenstandes getragen“ worden seien und deshalb eine wichtige Machtstütze für die Erzbischöfe gewesen s eien. Das Engagement der Kölner Erzbischöfe in Westfalen reicht ins Frühmittelalter zurück. Erzbischof Brun gründete 965 das Patroklistift in Soest (vgl. Janssen, Wilhelm, Art. Soest), 1014 wurde das 946 von Graf Haold gegründete Kanonissenstift Geseke an das Erzbistum übertragen (vgl. zu Geseke: Das adelige Kanonissenstift St. Cyriakus zu Geseke, S. 71; Kaib, Art. Geseke, S. 338 – 350). Quelle: Seibertz I 23; vgl. auch Lück, Klostergründungen.
Die Kölner Erzbischöfe und Westfalen. Ein Überblick
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Noch mehr nach Westfalen orientierte sich Philipp von Heinsberg.12 Auffällig sind besonders die z wischen 1177 und 1179 zahlreich in Soest ausgestellten Urkunden, die auf häufige Aufenthalte in der Stadt schließen lassen.13 Er war es auch, der die Entmachtung Heinrichs des Löwen wesentlich vorantrieb.14 Dieser war ein Vetter Kaiser Friedrich Barbarossas und Inhaber der Herzogtümer Sachsen und Bayern. In den 70er Jahren des 12. Jahrhunderts kam es immer wieder zu Konflikten z wischen den beiden, die schließlich darin gipfelten, dass Heinrich Friedrich während eines entscheidenden Kampfes in Italien die dringend benötige Unterstützung verweigerte.15 Daraufhin wurde Heinrich vom Kaiser geächtet und verlor seine beiden Herzogtümer. Während dieser Auseinandersetzungen stand Philipp von Heinsberg immer in Gegnerschaft zu Heinrich und hatte bereits auf eigene Faust Kriegszüge gegen ihn unternommen.16 Auch beim endgültigen Sieg Friedrichs über Heinrich war der Kölner Erzbischof mit einem Aufgebot vertreten. Nach d iesem Sieg wurde in der Gelnhäuser Urkunde, die 1180 auf einem Hoftag in Gelnhausen ausgestellt wurde, die Aufteilung des Herzogtums Sachsen verfügt, wobei Philipp als Dank für seine Unterstützung der westfälische Teil zugesprochen und er formal mit dem ducatus Westfalie et Angrie, das heißt mit dem Herzogtum Westfalen und Engern ausgestattet wurde.17 Die weiter östlich gelegenen Teile des Herzogtums erhielt Bernhard von Anhalt. Damit war ein weiterer direkter Konkurrent der Kölner Erzbischöfe ausgeschaltet. Der Titel eines Herzogs ermächtigte bzw. verpflichtete den Träger im Mittelalter zum Zusammenrufen und Führen des militärischen Aufgebots des Herzogtums für den König bzw. K aiser, zum Burgenbau, zur Gerichtshoheit und damit vor allem zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, also der öffentlichen Ordnung.18 Die Gelnhäuser Urkunde listet auf, welche Rechte der Erzbischof mit der Verleihung des Herzogtums erworben hatte: 12 Vgl. Leidinger, Köln, S. 545. 13 Vgl. die Tab. 35 – 38. 14 Vgl. Weinfurter, Erzbischof Philipp; Engels, Entmachtung. 15 Über den Konflikt zwischen Barbarossa und Heinrich dem Löwen ist viel geschrieben und spekuliert worden. Über die tatsächlichen Ursachen und den genauen Verlauf herrscht bis heute keine eindeutige Klarheit. Widerlegt werden konnte in der neueren Forschung jedoch die lange vorherrschende Meinung, Heinrich sei der einzige Schuldige und Störenfried des Reiches gewesen. Sowohl Barbarossa als auch Philipp von Heinsberg werden nun deutlich kritischer gesehen. Vgl. Görich, Jäger; Hechberger, Vorstellung; Fried, Erinnern und verdrängen. 16 REK II 1106 (1178), 1137 (1179). 17 MGH D F I. 795 (1180); vgl. dazu: Droege, Herzogsgewalt; vgl. zur Urkunde allgemein: Ehlers, Gelnhäuser Urkunde. 18 Vgl. Klueting, Geschichte, S. 48; vgl. dazu auch die Ausführungen zum lothringischen Herzogtum in Kap. 2.2 dieser Arbeit.
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[…] cum omni iure et iurisdicione, videlicet cum comitatibus, cum advocatiis, cum conductibus, cum mansis, cum curtibus, cum beneficiis, cum ministerialibus, cum mancipiis et cum omnibus ad eundem ducatum pertinentibus ecclesie Coloniensi legitimo donationis titulo imperatoria liberalitate contulimus.19
Hatte die ältere Forschung in der Verleihung des Herzogtums noch eine deutliche Steigerung der Macht der Kölner Erzbischöfe in Westfalen sehen wollen, kommen neuere Untersuchungen zu zurückhaltenderen Ergebnissen.20 Denn zum einen war das Gebiet, über das sich das Herzogtum erstreckte, keineswegs klar abgegrenzt und umfasste nur einen Teil dessen, was heute unter Westfalen verstanden wird: nämlich die Gebiete, die Köln bereits seit Jahrhunderten kirchenrechtlich unterstanden sowie das Bistum Paderborn.21 Die Bistümer Münster, Minden und Osnabrück gehörten nicht zum Kölner Herzogtum. Zum anderen bedeutete die Verleihung keine klar definierten Zuständigkeiten, sondern einen „Rechtstitel […] und Machtanspruch […], deren Realisierung den neuen Trägern weitgehend selbst oblag“.22 Philipp und seine Nachfolger konnten also selbst entscheiden, ob, wie weit und zu welchen Zwecken sie die Herzogswürde nutzen wollten.23 Einen unmittelbaren „realen Machtzuwachs“ 24 hatten sie nicht erhalten, „vielmehr einen klingenden Titel, mit dem nicht näher definierte und auch gar nicht näher definierbare Herrschaftsansprüche verbunden waren“.25 Was jedoch nicht unberücksichtigt bleiben darf, ist die mit der Belehnung einhergehende Rangerhöhung der Kölner Erzbischöfe im Gefüge der Reichsfürsten; ein im Mittelalter nicht zu unterschätzender Wert, der Handlungsspielräume deutlich erweitern konnte.26 Anknüpfen konnten die Erzbischöfe an in dem Gebiet ohnehin schon vorhandene Rechtstitel, die sie im Zuge der oben angesprochenen Durchdringung des Gebietes akkumuliert hatten. Zu nennen sind hier neben der Stadt Soest auch die 19 MGH D F I. 795 (1180). 20 So etwa Kallen, Erzstift, S. 89. 21 Vgl. Leidinger, Köln, S. 545; Hömberg, Westfalen und das sächsische Herzogtum; zum Teil veraltet, als Überblick aber immer noch geeignet und vor allem ältere Literatur berücksichtigend: Kallen, Erzstift. 22 Leidinger, Köln, S. 547; ähnlich auch Engel, Geschichte Westfalens, S. 93; Droege, Herzogtum, S. 301 hat darauf hingewiesen, dass „die herzogliche Gewalt, soweit sie auf dem Besitz von Regalien beruhte, keine territoriale Vergrößerung der kölnischen Macht bedeutete, vielmehr dem Herzog mehr Pflichten als Rechte gab, besonders in einer Zeit, die angesichts des kostenaufwendigen Ausbaus einer territorialen Machtposition eher von dem Recht auf Erhebung von Abgaben her dachte.“ 23 Vgl. Burkhardt, Stab, S. 427. 24 Hömberg, Entstehung, S. 24. 25 Hömberg, Entstehung, S. 24. 26 Vgl. hierzu Peltzer, Rang, S. 22 – 44; Ders., Institutionalisierung, S. 89 – 103; Ders., Per sonae publicae, S. 159 – 181.
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beiden Burgen Volmarstein 27 und Padberg 28 sowie verschiedene Vogteien, Gogerichte und ausgedehnter Grundbesitz.29 Odilo Engels schloss daraus, dass folglich […] der Kölner Erzbischof im südlichen Westfalen die herzogliche Gewalt auf landrechtlicher Grundlage schon in Anspruch [nahm], bevor sie 1180 seiner Kirche von Friedrich Barbarossa übertragen wurde. Die Schenkung der Gelnhäuser Urkunde sanktionierte also den zunächst ohne Beteiligung des Königs erfolgten Ausbau der herzoglichen Gewalt, ergänzte ihn aber zugleich durch Einkleiden in ausschließlich lehnrechtliche Formulierungen.30
Philipp von Heinsberg wurde in der Tat nach 1180 noch einmal aktiver in Westfalen; inwieweit er das allerdings auf Grundlage des Herzogtitels tat, lässt sich nicht bestimmen. Er kaufte den Besitz von großen und kleinen Feudalherren und gab ihn als Lehen an sie zurück.31 Damit gelang es ihm, fast alle Adeligen des südlichen Westfalens als Vasallen an sich zu binden und einen umfangreichen Lehnsverband aufzubauen. Die Bindungen hielten allerdings nur kurze Zeit. Schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts zeigte sich insbesondere durch den Thronstreit, dass das Lehnssystem nicht länger dazu geeignet war, die Großen der Region an sich zu binden.32 Der Treueeid besaß nicht mehr die ihm eigentlich zugeschriebene bindende Kraft und wurde bei Bedarf ohne Umstände gebrochen, da die Sanktionsmöglichkeiten der Erzbischöfe letztlich gering oder gar nicht vorhanden waren. Keiner der Adeligen war bereit, seine Macht aufzugeben und ordnete sich dem Stärkeren nur solange unter, wie es ihm opportun erschien. Letztlich gelang es den Kölner Erzbischöfen nicht, die ihnen verliehene Herzogsgewalt zu nutzen. Adolf von Berg und Dietrich von Hengebach versuchten im Anschluss an die Politik Philipps von Heinsberg vor allem die Grenzen Westfalens zu sichern, was ihnen aber nur unzureichend gelang.33 Der rund zehn Jahre währende Thronstreit wirkte sich zwar auf den rheinischen Teil des Erzstifts aus, Westfalen blieb von ihm jedoch fast unberührt und verschwand für eine Dekade aus dem Blickfeld der Erzbischöfe. Erst Engelbert von Berg engagierte sich wieder stärker in Westfalen. In erster Linie versuchte er, den selbstständiger gewordenen Adel zu schwächen und zu entmachten. Dazu dienten ihm das Entziehen von Kirchenvogteien 34 und
27 Vgl. Kap. 8.1. 28 Vgl. Kap. 8.3. 29 Vgl. Hömberg, Entstehung, S. 24. 30 Engels, Stauferzeit, S. 227; so auch Janssen, Adelsherrschaft, S. 47. 31 Vgl. Leidinger, Köln, S. 548; Engel, Geschichte, S. 93. 32 Vgl. Janssen, Adelsherrschaft, S. 47. 33 Vgl. Leidinger, Köln, S. 550. 34 Vgl. Leidinger, Köln, S. 551; vgl. auch Hömberg, Entstehung, S. 27; vgl. das Beispiel Essen: Wisplinghoff, Kampf.
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Ministeriale im kölnischen Westfalen
eine Stadtgründungspolitik 35: „Städte und Burgen wurden daher zu Kristallisationspunkten der sich ausbreitenden kölnischen Landesherrschaft in Westfalen.“ 36 Darüber hinaus versuchte er den Einfluss des Bistums Paderborn einzudämmen.37 Diese Aktivitäten riefen Unmut beim westfälischen Adel hervor; die Ermordung Engelberts im November 1225 ist daher auch eine Folge seiner aggressiven Territorialpolitik.38 Heinrich von Müllenark konzentrierte sich vor allem darauf, den Mord an Engelbert zu rächen, war darüber hinaus aber kaum in der Lage, den Adel weiter zu schwächen, und verlor wichtige Kölner Positionen in Westfalen.39 Konrad von Hochstaden knüpfte wiederum an Engelbert an, vor allem hinsichtlich der Gründung von Städten.40 Diese zur Durchsetzung der Herzogsgewalt zu nutzen, gelang ihm aber kaum noch, da die Städte zunehmend selbstständiger agierten. Gleiches gilt für die Grafschaften, die sich dem Einfluss des Erzbischofs mehr und mehr entzogen.41 Auch Engelbert II. und Siegfried von Westerburg 42 konnten nicht mehr an die Machtstellung Philipps von Heinsberg anknüpfen. Insgesamt versuchten die genannten Erzbischöfe, den eingeschlagenen Weg Philipps weiter zu gehen, jedoch mit abnehmendem Erfolg. Sie stützten sich auf Städte und Burgen, erwarben „landrechtliche Besitztitel“ 43 und versuchten, den Einfluss des Adels zurückzudrängen. Die Regal- und Lehnrechte, die Philipp 1180 erhalten hatte, nahmen sie unabhängig von dieser Politik wahr; sie wirkten zwar unterstützend, waren aber nicht der wesentliche Kern ihres Vorgehens. Im Laufe des 13. Jahrhunderts zeigte sich, dass ihr Einflussbereich auf die Gegend um Soest und das südliche Westfalen begrenzt bleiben würde, also auf das Gebiet, dass auch vor 1180 schon das ihre gewesen war. Dementsprechend hielt Engel fest, dass „Kölns westfälisches Herzogtum […] ein Herzogtum im Sinne seines Schöpfers [das heißt Philipps, F. S.] schließlich nur an wenigen Höhepunkten geworden [sei]“.44 Das Kölnische Herzogtum Westfalen hätte es wahrscheinlich auch ohne die Gelnhäuser Urkunde gegeben. Schon im 13. Jahrhundert war der Kölner Erzbischof in Westfalen nur ein Landesherr unter vielen anderen.45 Die Oberhoheit über das gesamte 35 Vgl. Hömberg, Städtegründungen, S. 138 – 158; Ehbrecht, Ziele. 36 Leidinger, Köln, S. 553. 37 Vgl. Hömberg, Entstehung, S. 28 f. 38 Vgl. Leidinger, Köln, S. 553. 39 Vgl. Leidinger, Köln, S. 554. 40 Vgl. Leidinger, Köln, S. 556; Ehbrecht, Städte; vgl. zu Konrads Westfalenpolitik insgesamt Sudeck, Politik. 41 Vgl. Hömberg, Entstehung, S. 33. 42 Vgl. Erkens, Siegfried von Westerburg. 43 Droege, Landrecht und Lehnrecht, S. 303. 44 Engel, Geschichte, S. 95. 45 Vgl. Janssen, Adelsherrschaft, S. 47.
Die Funktion des Marschalls von Westfalen
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Herzogtum erlangte er nicht. Trotz seines Scheiterns gilt Philipp von Heinsberg bis heute als der eigentliche Gründer des Herzogtums Westfalen.46
9.2 Die Funktion des Marschalls von Westfalen Da die Kölner Erzbischöfe durch die große Entfernung zu Westfalen und ihre Einbindung in Aufgaben sonstiger Art im rheinischen Teil des Erzstifts sowie auf Reichsebene nur sehr eingeschränkt in Westfalen präsent sein konnten, entstand zu Beginn des 13. Jahrhundert die Funktion eines in den Quellen meist marscal cus Westfalie genannten Stellvertreters. Zu Beginn war der westfälische Marschall wohl das Gegenstück zum rheinischen und hatte demzufolge die Aufgabe, den Erzbischof auf dessen Reisen durch Westfalen zu begleiten.47 Erst als im 13. Jahrhundert die Erzbischöfe sich immer seltener in Westfalen aufhielten, wuchs die Bedeutung des Marschalls und er wurde mehr und mehr zu einem Stellvertreter der Metropoliten. In der Regel handelte es sich bei dem Marschall um einen Adeligen; ob und für wie lange Ministerialen mit der Funktion betraut waren, soll im Folgenden aber kurz referiert werden. Seibertz legte 1835 eine Liste mit 70 Personen vor, die er z wischen 1180 und 1815 als Marschälle von Westfalen ausgemacht haben wollte.48 Bei keinem erwähnt er eine ministeriale Herkunft. Die erste umfassende Geschichte des Amtes veröffentlichte 1909 Joseph Korte.49 Er datierte den ersten fassbaren Marschall auf 1217.50 Dieser sei ein Ministerial namens Riquin gewesen. Für dessen ministeriale Herkunft spreche unter anderem, dass der Terminus ‚Marschall‘ für Ministeriale am Hof des Erzbischofs verwendet werde.51 Außerdem würden die Marschälle in den meisten Zeugenlisten im Anschluss an die Ministerialen am Hof des Erzbischofs 46 Vgl. Leidinger, Köln, S. 549. Die Politik Philipps als gescheitert zu bezeichnen, setzt freilich voraus, ihm ein bewusstes oder gezieltes Vorgehen, einen Plan zu unterstellen. Die Güterkäufe sind zwar urkundlich belegt, ob es jedoch Philipps Vorhaben war, Westfalen auf Grundlage des Lehnsystems und des Herzogtitels zu erfassen, lässt sich nicht belegen. Ebensowenig lässt sich nach derzeitigem Forschungsstand sagen, w elche Pläne seine Nachfolger für Westfalen hatten oder ob sie nicht viel eher mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln auf bestimmte Situationen reagierten. An der Universität Bonn entsteht zu diesem Thema eine Dissertation von Florian Sommer mit dem Arbeitstitel „Die Kölner Erzbischöfe und Westfalen 1180 bis 1368“. 47 Vgl. Kap. 6.5.1; vgl. auch Schnepper, Marschallamt, S. 46, auf S. 61 – 63 auch weitere Literatur, allerdings mit dem Schwerpunkt im Spätmittelalter. 48 Vgl. Seibertz, Landmarschalle. 49 Vgl. Korte, Marschallamt. 50 Vgl. Korte, Marschallamt, S. 35 – 37. 51 Vgl. Korte, Marschallamt, S. 16.
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Ministeriale im kölnischen Westfalen
genannt. Erst im Laufe des 13. Jahrhunderts s eien auch Adelige in das Amt gelangt, möglicherweise zu dem Zeitpunkt, als die Bedeutung des Amtes, bedingt durch die weitgehende Abwesenheit des Erzbischofs, stieg.52 Sieht man sich die in den Listen von Seibertz und Korte angeführten Personen genauer an, wird schnell deutlich, dass sich eine Zugehörigkeit zur Ministerialität nur bei einem der Marschälle definitiv beweisen lässt. Vor allem dann, wenn die Zeugenlisten unter der in dieser Arbeit verwandten Prämisse bearbeitet werden, Personen nur dann als Ministeriale anzusehen und zu behandeln, wenn sie mindestens einmal unter dieser Rubrik genannt werden. Marschall Gottfried, nach Korte zwischen 1239 und 1247 im Amt 53, wird zwar manchmal in einer Reihe mit Personen genannt, die durchaus zur Ministerialität gehören könnten, sicher belegen lässt sich dies aber nicht.54 Sicher als Ministeriale belegt hingegen ist der erste Marschall Riquinus gleich bei seiner ersten Erwähnung 1217:55 [Geistliche], [Adelige], nomina ministerialium Coloniensis ecclesie: Rycquinus marscalcus, Here mannus sculthetus Susatiensis, Godescalcus de Patberg, castellani de Ruthen, filii Rodolfi Ervethe, [Paderborner Ministerialen].
Zwar wird er hier nur marscalcus genannt, steht aber als erster unter den Kölner Ministerialen. Dass er der Marschall links des Rheins war, ist sehr unwahrscheinlich, da dieser in der Regel mit dem Zusatz ‚von Alfter‘ (de Alvetre) genannt wurde.56 In einer Urkunde von 1220 gibt es zwar keine Ministerialenkategorie, Riquin heißt aber zum ersten Mal marschalcus Westfalie.57 [Geistliche], [Adelige], Hermannus advocatus Coloniensis, Hermannus marschalcus, Bruno pincerna, Ricquinus marschalcus Westfalie, Hermannus scultetus Susatiensis.
Hier wird er nach den Hofministerialen und vor dem Soester Schultheiß Hermann genannt. Ebenfalls ist die Unterscheidung zum Marschall von Alfter möglich, der zwar nur Hermannus marschalcus heißt, dessen Identifikation aber einwandfrei möglich ist, da zu d iesem Zeitpunkt Hermann von Alfter Marschall im Linksrhei58 nischen war. Im März 1225 werden in einer Urkunde, die Erzbischof Engelbert auf einem Landtag in Soest ausstellte, drei Marschälle genannt: Hermanno de 52 Vgl. Korte, Marschallamt, S. 17; vgl. auch seine Liste auf S. 13 – 15; so auch Leidinger, Soest, S. 108. 53 Vgl. Korte, Marschallamt, S. 38 f., Nr. 5; Seibertz, Landmarschalle, S. 67, Nr. 11. 54 WUB VII 482 (1239), 519 (1241), 534 (1242), 562 (1244), 625 (1246). 55 WUB IV 69 (1217). 56 Vgl. Kap. 5.1 und 6.5.1. 57 REK III 287 (1229) [WUB VII 183]. 58 Vgl. Kap. 6.5.1.
Fazit
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Alvetre marscalco, […], duobus marscalcis Henrico et Riquino […].59 Zeitweise gab es also gleichzeitig zwei Marschälle in Westfalen. Bezeichnenderweise wird Riquin nur ein einziges Mal als Marschall bezeichnet und steht gleichzeitig unter den Ministerialen, und zwar bei seiner ersten Erwähnung 1217. Danach führt er zwar fast immer den Titel eines Marschalls, steht aber nicht mehr in der Kategorie der Ministerialen 60, was allerdings auch daran liegen kann, dass die Einteilung der Zeugenlisten in Rubriken schon in den 20er Jahren des 13. Jahrhunderts deutlich seltener wurde.61 Im Jahr 1248 ist Heinrich von Volmarstein als Marschall von Westfalen belegt.62 Er gehört zur Familie der ministerialen Burggrafen von Volmarstein und ist somit zumindest Nachfahre von Ministerialen.63 Ob er selbst zu d iesem Zeitpunkt noch als solcher gewertet werden kann, ist fraglich. Zwar steht er mit anderen Personen, die durchaus zur Ministerialität gehören könnten, nach den Adeligen, explizit als Ministeriale werden sie aber nicht bezeichnet. Alle weiteren Personen in den Listen von Seibertz und Korte lassen keine Verbindungen zur Ministerialität erkennen. Gründe hierfür sind sicherlich das allgemein zu beobachtende Verschwinden des Begriffs ministeriales aus den Urkunden, das Entfallen der Rubriken und das langsame Übergehen des Amtes an Adelige.
9.3 Fazit Die Region Westfalen rückte für das Kölner Erzstift im 12. Jahrhundert in den Fokus. Vor allem Reinald von Dassel und Philipp von Heinsberg engagierten sich dort nun stärker. Eine bedeutende Rolle spielte dabei die Entmachtung Heinrichs des Löwen und die damit einhergehende Verleihung des Herzogtums Westfalen an Philipp. Die herrschaftliche Durchdringung des Raums versuchten die Erzbischöfe durch Gründung von Klöstern, Städten und Burgen sowie die verstärkte Wahrnehmung von Grafschafts- und Vogteirechten zu sichern und zu erweitern. Die konkrete Durchsetzung und Repräsentation von Herrschaft vor Ort erfolgte durch adelige Vasallen und vermutlich auch Ministeriale. In der Untersuchung zeigte sich, dass sich einzelne Ministeriale in der Fläche nicht 59 REK III 486 (1225) [WUB VII 255]. 60 WUB VII 183 (1220), 255 (1224), 270a (1225), 342 (1230), 361a (1231), 374 (1231), 408a (1233), IV 180 (1230). 61 Vgl. Kap. 11. 62 WUB VII 662 (1248); Korte, Marschallamt, S. 40, Nr. 6; fehlt bei Seibertz, Landmarschalle. 63 Vgl. Kap. 8.1.
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Ministeriale im kölnischen Westfalen
nachweisen l assen; ausgenommen sind freilich die in Kapitel 9 vorgestellten Burggrafen von Volmarstein und von Padberg. Zeitweise war wohl der Marschall von Westfalen, von dem sich die Erzbischöfe im 13. Jahrhundert vertreten ließen, ein Ministerialer, doch scheint das Amt in aller Regel von Adeligen versehen worden zu sein. Gleichwohl ist es sehr wahrscheinlich, dass zu den verschiedenen Aufgaben, die in den Stützpunkten kölnischer Herrschaft zu versehen waren, Ministeriale herangezogen wurden. Vermutlich erlangten sie aber nie die Bedeutung, die ihnen den Zugang zum Hof des Erzbischofs eröffnet hätte, sodass sie in den Quellen kaum fassbar sind.
10. Ministeriale in Städten des Kölner Erzstifts Die Kölner Erzbischöfe waren im Hochmittelalter nicht nur Stadtherren von Köln. Im Laufe der Jahrhunderte hatten sie auch in anderen Orten des Erzstifts Rechte erworben, die ihnen dort die Stadtherrschaft ermöglichten. Um 1200 waren dies Neuss, Bonn, Andernach, Soest, Medebach und Rüthen. Die Rechte, die eine Stadtherrschaft begründeten, waren auch in diesen kleineren Städten in der Regel Gericht, Zoll, Markt und Münze. Da die Erzbischöfe nur verhältnismäßig selten persönlich in diesen Orten anwesend sein konnten, mussten diese Rechte durch andere Personen wahrgenommen und durchgesetzt werden. Die Vermutung liegt nahe, dass zu diesen Aufgaben auch Ministeriale herangezogen wurden, ähnlich wie es bereits in Köln beobachtet werden konnte. Im Folgenden werden die Städte Soest, Bonn und Andernach untersucht. Zu Neuss ergab die Auswertung der Zeugenlisten zu wenig Material, auf dessen Grundlage sich kaum Aussagen machen lassen. Deshalb wird dieser Ort hier ausgespart.1 Gleiches gilt für Medebach und Rüthen. Ermittelt werden soll, ob sich konkrete Personen über einen längeren Zeitraum greifen lassen, ob sich Ministerialenfamilien herausbildeten und ob sich soziale Aufstiege nachzeichnen lassen. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass die Untersuchung auf einer wesentlich schmaleren Quellenbasis durchgeführt werden muss, als es in Köln der Fall war. Deshalb beschränkt sie sich auch auf die oben genannten Städte, um in kleinen Orten wie Medebach und Rüthen nicht in reine Spekulationen verfallen zu müssen. Ein weiteres Kriterium für die Auswahl war die Frage nach dem Abschluss des Stadtwerdungsprozesses. Die Orientierung erfolgte an den Untersuchungen Edith Ennens und anderer zur Entstehung der rheinischen Städte sowie Carl Haases zu Soest, sodass nur Orte untersucht werden, deren Stadtwerdungsprozess vor 1250 als abgeschlossen gelten kann.2 Ennen führte für ihre Karte im Geschichtlichen Atlas der Rheinlande der bis 1250 entstandenen Städte im Rheinland folgende, von ihr sogenannte „wirksame Faktoren“ 3 ein: 1 Vgl. zur Geschichte von Neuss: Wisplinghoff, Geschichte der Stadt Neuss. 2 Soest: Haase, Entstehung, S. 22, die Kriterien entwickelt er auf den Seiten 11 – 15; Bonn: Flink, Städte, S. 147, Kriterien S. 146 f.; vgl. auch Ennen, Städtewesen, S. 7 f., die von einer langen, bis 1286 dauernden Stadtwerdung Bonns ausgeht; Andernach: Ennen, Städte wesen, S. 6; vgl. auch Flink, Städte, S. 147 und Huiskes, Andernach im Mittelalter, S. 132; Neuss: Ennen, Städtewesen, S. 8; vgl. auch Flink, Städte, S. 147. 3 Ennen, Städtewesen, S. 3: Wirksam bedeutet für sie, dass es möglich ist, dass ein und derselbe Faktor in einem Ort an der Stadtwerdung mitgewirkt hat, in einem anderen jedoch nicht. Als Beispiel nennt sie, dass das Marienstift in Aachen ein wirksamer Faktor für die Stadtwerdung Aachens war, die Kirchen St. Martin und Liebfrauen in Oberwesel aber
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eine kirchliche Einrichtung (eventuell sogar ein Bischofssitz), ein Markt (mit lokalem oder überregionalem Handel), die Verleihung oder Bestätigung von Stadtrechten, das Vorhandensein eines Stadtsiegels, Ansätze zur Selbstverwaltung, eine Pfalz, eine Burg, eine Stadtmauer.
10.1 Soest Soest war nach Wilfried Ehbrecht „kein Vorort des Reiches und Westfalen keine Königslandschaft“.4 Eine ganz andere Bedeutung hatten Stadt und Region freilich für die Kölner Erzbischöfe, wie für das südliche Westfalen im vorstehenden Kapitel beschrieben wurde und im Folgenden anhand der Stadt Soest noch deutlicher werden soll. Erste Ansätze der Bildung einer Stadtgemeinde sind in Soest zurzeit Erzbischof Friedrichs I. auszumachen.5 Fast ein Jahrhundert später, 1223, ist zum ersten Mal ein Bürgermeister belegt 6; ein Bürgermeisterpaar schon 12277. Ein Statut zur Ratswahl wurde 1260 beschlossen und 1283 ergänzt.8 Um 1200 umfasste Soest eine Fläche von etwa 100 Hektar und hatte etwa 12.000 Einwohner.9 Die Beziehungen der Erzbischöfe zu Soest im frühen Mittelalter sind bereits oben im Abschnitt zu Westfalen kurz erläutert worden.10 Ihre Stadtherrschaft gründeten sie auf Hochgerichtsbarkeit, Zoll- und Bannrechte und die damit verbundenen Aufgaben in der öffentlichen Verwaltung. Außerdem besaßen sie in der Gegend ausgedehnten Grundbesitz um die Oberhöfe Oestinghausen, Borgeln, Hattrop, Elfsen und Gelmen.11 Allerdings lag die Stadt vor dem Pontifikat Reinalds von Dassel selten im Fokus der Kölner Erzbischöfe.12 Reinald hielt sich im Jahr 1166 anlässlich der Weihe des K irche St. Patroklus in der Stadt auf und schuf die Grundlagen, um Soest zu einem Stützpunkt des Erzstifts auszubauen. Groten meint, Reinald habe vor allem die Villikationen effizienter bewirtschaften wollen.13 Neben der K irche keine wirksamen Faktoren für die Stadtwerdung Oberwesels waren. Ebd. S. 5: Nach den Kriterien zählt Ennen im Jahr 1250 52 Städte zwischen Duisburg und Trier, links und rechts des Rheins. Im Jahr 1180 jedoch nur acht. 4 Ehbrecht, Einwohner, S. 329. 5 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 332 und 342. 6 Vgl. Janssen, Soest, S. 253 mit dem Beleg REK III 635 (1227) [WUB VII 294]. 7 Vgl. Janssen, Soest, S. 254 mit dem Beleg REK III 635 (1227) [WUB VII 294]. 8 Vgl. Janssen, Soest, S. 254. 9 Vgl. Leidinger, Soest, S. 83; so auch Ehbrecht, Einwohner, S. 384. 10 Vgl. Kap. 10.1. 11 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 145 mit dem Beleg REK II 1265 (1186). 12 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 343 – 347; so auch Janssen, Soest, S. 250. 13 Vgl. Groten, Priorenkolleg, S. 103.
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besaßen die Erzbischöfe auch eine Pfalz in der Stadt, die Philipp von Heinsberg ausbauen ließ.14 In den vier Urkunden, die Reinald während seines Aufenthaltes 1166 ausstellte, tauchen auffallend viele Ministeriale zum ersten Mal auf. Hermann, der Bruder Gerhards von Eppendorf und spätere Schultheiß bzw. villicus kommt in REK II 839, 840 und 841 vor. Brunstenus in 839 und 840, Timo in 839 und 840 und Hildegerus in 840. Alle genannten Ministerialen 15 sind in der Folgezeit fast immer am Hof des Erzbischofs zu finden, wenn dieser sich in Soest aufhielt. Dieses plötzliche und konzentrierte Auftauchen erweckt den Eindruck, als habe Reinald gezielt Personen in Dienst genommen, die die Kölner Interessen in Soest vertreten sollten. Philipp von Heinsberg engagierte sich wohl von allen Erzbischöfen am stärksten in Westfalen: Zwölfmal hielt er sich in Soest auf, insbesondere z wischen 1177 und 1179. Er trieb den Bau der Stadtmauer voran und teilte die Stadt in Bezirke, die sogenannten Hofen ein.16 Schaut man sich die Wahrnehmung der einzelnen Regalien an, ist festzustellen, dass sich dazu meist weniger sagen lässt als zu jenen in Köln. Vor allem die konkrete Beteiligung von Ministerialen an ihrer Verwaltung lässt sich nicht nachweisen. Zum in Köln so bedeutenden Zoll lassen sich in Soest kaum Aussagen machen.17 Beim Markt vermutet Ehbrecht den Schultheiß in der Aufsicht ohne jedoch Belege beibringen zu können.18 Die Münze ging schon 1140 aus nicht bekannten Gründen an das Kölner Stift St. Aposteln.19 1204/08 setzte das Stift einen Soester Bürger als Münzmeister auf Lebenszeit ein. Ministeriale des Erzstifts waren deshalb wohl nicht als Münzer tätig. Andererseits ist der Münzmeister Hezelin 1166 eindeutig als Ministerialer belegt 20, taucht s päter aber unter den Bürgern auf 21. Er bleibt aber der einzige erwähnte erzstiftische Münzer in Soest. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass das Verhältnis der Soester Bürger zum Erzbischof wesentlich ärmer an Konflikten gewesen ist als das der Kölner zum 14 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 145, auch Anm. 731 mit dem Beleg REK II 1104 (1178) und 1383 (1168 – 1190). 15 Als Ministeriale werden sie in den aufgeführten Urkunden 1166 noch nicht genannt. Dies geschieht erst in den 1170er Jahren, auffälliger Weise auch hier bei allen in etwa dem gleichen Zeitraum. Bei Schultheiß Hermann 1174, bei den drei anderen 1173, allerdings nicht in der gleichen Urkunde. 16 Vgl. Leidinger, Soest, S. 89; vgl. auch Ehbrecht, Einwohner, S. 336, zu den Hofen S. 335 – 339; Janssen, Soest, S. 250 ebenfalls zu den Hofen. 17 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 350. 18 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 350; zum Markt auch Milz, Erzbischof, S. 32. 19 Vgl. Ilisch, Soest als Münzstätte, S. 301; vgl. auch Milz, Erzbischof, S. 33 f. 20 REK II 843 (1166) [Kindlinger II 32]. 21 Seibertz I 58.
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erzbischöflichen Stadtherrn. Im 13. Jahrhundert kam es lediglich zu Auseinandersetzungen mit Engelbert 22 und Siegfried 23, die aber beide schnell wieder beigelegt werden konnten und keine weiterreichenden Konsequenzen hatten. Während des Thronstreits befand sich Soest immer auf Seiten des Erzbischofs, vermutlich, weil es sich ein Abweichen weniger erlauben konnte als Köln.24 Die Stadt scheint sich ihrer relativen Schwäche bewusst gewesen zu sein. Ganz anders sah dies im 15. Jahrhundert aus, als es den Soestern gelang, in der Soester Fehde von 1444 bis 1449 die erzbischöfliche Stadtherrschaft abzuschütteln.25 Auf administrativer Ebene spielten sich hingegen durchaus kleinere Konflikte ab. Janssen stellte ein „permanente[s] Ringen um die inhaltliche Definition der Stadtherrschaft“ fest.26 Die Frage war gleichsam: Wie viel Herrschaft vertrugen die Bürger, um sich noch als freie Gemeinschaft zu fühlen und besonders deswegen dem Erzbischof gegenüber loyal sein zu können? 10.1.1 Der Soester Schultheiß Wesentlich fundiertere Aussagen als zum oben behandelten Marschall von Westfalen lassen sich zum Schultheißen bzw. villicus machen. In den Quellen wird er sowohl sculthetus als auch villicus genannt. Die Termini bezeichnen immer ein und dieselbe Person und lassen keine unterschiedlichen Tätigkeiten oder Funktionen erkennen. Ein villicus wird in Soest zum ersten Mal 1119 erwähnt 27, ein sculthetus zuerst 116628 in einer der oben schon referierten Urkunden Reinalds, sodass sich noch einmal der Eindruck verstärkt, dass der Erzbischof in d iesem Jahr die inneren Soester Verhältnisse gezielt ordnete. Zu den Aufgaben des Schultheißen gehörten die Verwaltung der Stadt und die Oberaufsicht über die zu einer Villikation zusammengeschlossenen fünf erzbischöflichen Haupthöfe in und um Soest.29 Außerdem beaufsichtigte er den Zollverkehr auf dem Markt.30 Eine seiner wichtigsten Aufgaben war jedoch die Ausübung der niederen Gerichtsbarkeit. Er war der höchste weltliche Richter neben dem 22 Vgl. Janssen, Soest, S. 253. 23 Vgl. Janssen, Soest, S. 255 f. 24 Vgl. Ehbrecht, S. 386. 25 Vgl. Heimann, Soester Fehde; Ehbrecht, Emanzipation. 26 Janssen, Soest, S. 244; vgl. auch Ehbrecht, Einwohner, S. 317 f. 27 REK II 168 (1119) [Seibertz I 40]. 28 REK II 840 (1166) [Seibertz I 57]. 29 Aspekte der Verwaltung werden im Soester Stadtrecht in den §§ 32 – 34 (= Deus, Recht, S. 12) erwähnt. Vgl. dazu Ilgen, Chroniken 24, S. XVII; Milz, Erzbischof, S. 22; Klocke, Erzbischöfe, S. 115. 30 Vgl. Schöne, Soester Stadtrecht, S. 90 mit dem Beleg Seibertz I 58.
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a deligen Vogt, der für die Hochgerichtsbarkeit zuständig war. Paragraf 2 des Soester Stadtrechts nennt das Gericht des Schultheißen als das dritte in der Stadt, neben denen des Vogtes und des Propstes.31 Ilgen vermutete darauf aufbauend die Nieder gerichtsbarkeit als Zuständigkeit, was im Stadtrecht jedoch nicht definiert ist.32 Daran schlossen sich Milz 33 und Ehbrecht 34 an. Letzterer vermutete als engeren Aufgabenbereich Besitzstreitigkeiten, Zoll- und Marktgelder sowie Erhebung von Wortgeldern. Zu den verschiedenen Gerichten in Soest äußerte sich sehr detailliert Thomas Schöne in seiner juristischen Dissertation über das Soester Stadtrecht. Er unterschied klar nach Strafgerichtsbarkeit, Zivilgerichtsbarkeit und Verwaltungsgerichtsbarkeit.35 Ob solch eine stringente Einteilung überhaupt möglich ist und wie brauchbar diese dann für die Forschung ist, ist natürlich äußerst fragwürdig. In der Realität wird es vermutlich vielmehr so gewesen sein, dass sich die Kompetenzen überschnitten und Fälle gleicher Art nicht unbedingt vor dem gleichen Gericht verhandelt wurden. Urkundenmaterial, das genaueren Aufschluss über Tätigkeiten und Aufgaben des Schultheißen geben könnte, liegt nicht vor. Im 13. Jahrhundert gingen sowohl die Rechte im Bereich der Verwaltung als auch im Bereich des Gerichts dem Schultheißen verloren. Die gerichtlichen Aufgaben übernahm ein Anfang des 13. Jahrhunderts erstmals auftretender iudex, der zwar immer noch auf den Erzbischof verpflichtet war, aber aus der Bürgergemeinde stammte.36 Als Ursache kann vermutet werden, dass die Bürger sich dem Einfluss des erzbischöflichen Schultheißen entziehen wollten oder dass der Schultheiß von einem Teil seiner Aufgaben entlastet werden sollte.37 Dass der Schultheiß zunehmend aus der Stadt gedrängt wurde, wird auch daran deutlich, dass er in den jüngeren Abschnitten des Soester Stadtrechts nicht mehr erwähnt wird.38 In der dritten Urkunde, die Reinald von Dassel im Juli 1166 in Soest ausstellte, ist unter den Zeugen ein Hermannus Coloniensis terre advocatus in Sosatio zu finden.39 Schon in den ersten beiden Urkunden testieren Gerhardus advocatus Coloniensis et Herimannus frater eius. Zum ersten Mal mit der eindeutigen Bezeichnung sculthe tus wird Hermann 1174 genannt, in der gleichen Urkunde, in der er auch zum ersten Mal unter der Kategorie ministeriales geführt wird. Beim Soester Schultheißen Hermann handelt es sich demnach um den Bruder des Kölner Stadtvogtes Gerhard 31 Soester Stadtrecht § 2 (= Deus, Recht, S. 9). 32 Vgl. Ilgen, Chroniken 24, S. XVII. 33 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 27. 34 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 333. 35 Vgl. Schöne, Stadtrecht, S. 90 f. 36 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 29. 37 Vgl. Leidinger, Soest, S. 92 f. 38 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 334. 39 Vgl. zum Folgenden Tab. 35: Hermann, Schultheiß Soest (1166 – 1232).
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von Eppendorf.40 Auf welchem Wege genau der Bruder nach Soest gelangte, ist unklar. Nach Groten war es schon immer üblich, wichtige Ämter in Westfalen und Soest mit aus dem Rheinland stammenden Personen zu besetzen.41 Erstmals mit vollem Namen und Titel werden beide 1178 genannt: Gerhardus advocatus Coloniensis et Hermannus frater eius villicus Susaciensis.42 Zwischen 1166 und 1179 testieren die beiden Brüder häufig gemeinsam, was vor allem daran liegen dürfte, dass Gerhard den Erzbischof auf dessen Reisen nach Soest begleitete. Umgekehrt ist Hermann nur selten in Köln zu finden, er hat seinen Schwerpunkt eindeutig in Soest und Umgebung.43 1187 testiert er zum ersten Mal mit seinen beiden Söhnen Albert und Hermann; Letzterer übernahm das Amt von seinem Vater. Dies geschah wahrscheinlich erst 1209, da hier Hermann ein letztes Mal mit seinen beiden Söhnen testiert. Auch d ieses Ministerialenamt wurde also schon nach dem ersten Inhaber erbbar. Danach klafft bis 1216 die übliche thronstreitbedingte Lücke. 1218 zeugt Hermann mit seinem Bruder Goswin, sodass anzunehmen ist, dass dies nun der jüngere Hermann ist; Goswin wird in erzbischöflichen Urkunden nie erwähnt, lediglich in einer des Patroklistiftes.44 1230 testiert Goswin dann zum ersten Mal allein, sodass anzunehmen ist, dass er das Amt von seinem Bruder übernommen hat. Nach 1232 verschwinden Goswin und auch das Amt des Schultheißen bzw. villicus aus den Quellen. Dies ist zum einen dem oben beschriebenen Bedeutungsverlust des Amtes zuzuschreiben, zum anderen den ebenfalls schon mehrfach erwähnten Veränderungen in den Urkunden. Sowohl Hermann (II.) als auch Goswin sind noch als Ministerialen belegbar. Hermann (II.) wird 1226 einmal unter den burgenses Sosatienses geführt, Goswin 1232 unter den milites, obwohl in dieser Urkunde auch die Rubrik cives vorhanden ist. Schon 1205 zeugte Hermann (I.) mit seinen beiden Söhnen Hermann (II.) und Goswin in einer Urkunde des Patroklistiftes unter der Rubrik milites.45 Unter den ministeriales hätten sie freilich auch nicht stehen können, da sie ja Ministeriale des Erzbischofs und nicht des Stiftes waren. Zu den Bürgern werden sie zu diesem Zeitpunkt aber eindeutig noch nicht gerechnet, denn auch diese Rubrik gibt es in der Urkunde. Auch dies deutet darauf hin, dass sich die Angehörigen der Familie im 13. Jahrhundert von der Ministerialität weg in Richtung Bürgergemeinschaft 40 Vgl. zu Gerhard Tab. 5: Gerhard (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1165 – 1190); Kap. 4.1.1; vgl. zur Besetzung des Schultheißenamtes mit der Familie Eppendorf: Klocke, Erzbischöfe, S. 115 – 129. 41 Vgl. Groten, Priorenkolleg, S. 104 mit den Beispielen Albert von Molbach, der Lehnsherr des Soester (Unter)vogtes war, und den Edelherren und Vögten des Klosters Grafschaft. 42 REK II 1104 (1178) [Seibertz I 75]. 43 Vgl. das ‚Empfängeritinerar‘ bei Burkhardt, Stab, S. 702, Abb. 111. 44 WUB VII 47 (1205). 45 WUB VII 47 (1205).
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und Rittertum orientierten und damit auf ihren Bedeutungsverlust als Funktionsträger des Erzbischofs reagierten. 10.1.2 Weitere Kölner Ministeriale in Soest Zeitgleich mit dem Schultheiß werden noch andere Ministeriale in Soest zum ersten Mal genannt, von denen Brunstenus, Hildegerus und Timo die am besten fassbaren sind.46 Brunstenus testiert bis 1190 27-mal. Er hatte seinen Schwerpunkt in Soest, ist aber auch dreimal in Köln und einmal in Pyrmont zu finden. Als Ministerialer wird er 1173 bezeichnet. Ehbrecht will ihn 1177 als einen exactor sive confiscator, das heißt einen Abgabeneinnehmer, identifiziert haben.47 Hildegerus zeugt bis 1187 18-mal. In der ersten Urkunde wird er als Schultheiß bezeichnet 48, in der zweiten als villicus 49. Vielleicht war während des Aufenthalts Reinalds von Dassel im Sommer 1166 die Aufgabenverteilung nicht sofort klar, sodass vor Hermann Hildegerus als Schultheiß firmiert. 1168 wird Hildegerus noch ein weiteres Mal als villicus bezeichnet 50, danach nicht mehr. Als Ministerialer ist er ebenfalls 1173 belegt. Er ist zweimal in Köln zu finden, sodass ihm überregionale Bedeutung zukommt. Einen Ministerialen Timo von Soest gibt es z wischen 1117 und 1149 und dann wieder ab 1166. Ein Zusammenhang z wischen den beiden lässt sich nicht erkennen. Er testiert bis 1194 31-mal, als Ministerialer ist er sicher 1173 belegt. Er ist dreimal in Köln zu finden. Aus den Zeugenlisten verschwindet er nach 1194, 1221 kommt er in einem Urkundentext vor und zwar als Thymonem fidelem nostrum militem Susatiensem.51 1221 handelt es sich sehr wahrscheinlich jedoch wieder um einen anderen Timo. Er war zu d iesem Zeitpunkt Vogt des Klosters St. Walburgis in Soest, das Erzbischof Engelbert nun von der Vogteigewalt befreite. Alle genannten Ministerialen nennen sich entweder bei ihrem ersten Auftreten oder kurz danach ‚von Soest‘. Aus den Zeugenlisten verschwinden sie alle um 1190. Keiner von ihnen wird mit Familienangehörigen genannt, bei keinem lässt sich eine Erbbarkeit des Amtes feststellen. Ihren Wohnort hatten diese Ministerialen wahrscheinlich auf Höfen in Soest.52 1214 werden Kapellen des Timo, des Brunstenus und des Schultheißen genannt, die diese an ihren Wohnorten hatten 46 Vgl. die Tab. 36 – 38; vgl. dazu auch Klocke, Erzbischöfe, S. 133 – 147. 47 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 335 mit dem Beleg Seibertz I 74. 48 REK II 839 (1166) [Seibertz I 56]. 49 REK II 840 (1166) [Seibertz I 57]. 50 REK II 989 (1173) [Erhard II 364]. 51 REK III 330 (1212) [WUB VII 205]. 52 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 35; Ehbrecht, Einwohner, S. 335.
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errichten lassen.53 1222 stellte Erzbischof Engelbert eine Urkunde in curia Gotzwini militis in Susato aus.54 Eindeutig ist also festzustellen, dass es in Soest Ministerialen gab, die aufgrund ihrer Tätigkeit für den Stadtherrn einen Aufstieg vollzogen. In der Stadt und am Hof spielten sie eine bedeutende Rolle. Timo gelang scheinbar der Aufstieg ins Rittertum. Nur eingeschränkt gilt dieser Befund für den Schultheißen. Da Hermann aus der bedeutendsten Ministerialenfamilie des Erzstifts stammte, lässt sich von einem Aufstieg nur bedingt sprechen. Gleiches gilt für seine Nachfahren, die das Amt von ihrem Vater übernahmen. Damit war auch in Soest die wichtigste Funktion dauerhaft in einer Familie erbbar, was andere Ministeriale von einer Nutzung dieses Aufstiegsmoments ausschloss. Zweifellos waren alle Soester Ministerialen, besonders aber der Schultheiß von nicht zu unterschätzender Bedeutung für die Westfalenpolitik des Erzbischofs, was sich allerdings nicht konkret belegen lässt. 10.1.3 Überschneidungen zwischen Patriziat und Ministerialität Unter anderen vertrat Theodor Ilgen die im 19. und bis ins 20. Jahrhundert hinein vorherrschende Auffassung, dass es eine strikte Trennung z wischen Ministerialität und Bürgertum gegeben habe.55 Aufgrund ihrer Unfreiheit und engen Bindung an den Erzbischof sei es den Ministerialen unmöglich gewesen, Zugang zum Patriziat zu finden. Friedrich von Klocke konstatierte Verbindungen zwischen dem Patriziat und der Ministerialität und meinte, das Patriziat sei wesentlich aus der Ministerialität bzw. dem Rittertum gespeist worden.56 Ein Beleg hierfür ist der oben erwähnte zeitweilige Münzmeister Hezelin, der sowohl zu den Ministerialen als auch zu den Bürgern gehörte. Daneben hielt Klocke aber auch den Eintritt von Patriziern in die Ministerialität für nicht ungewöhnlich: Gegen Ende des 13. Jahrhunderts zeige sich in Soest gar ein fast ausschließlich bürgerschaftliches Offizialentum des Kölner Erzbischofs, das als eine Art Ersatz für das allmählich aufgelöste ältere rittermäßige Soester Ministerialentum gelten kann und wesentlich für die Hofhaltung des Erzbischof bei seinem Aufenthalt in Soest zu sorgen hatte.57
Hingegen finden sich unter den Bürgermeistern und im Stadtrat keine Ministerialen, was aber durchaus auch an den nur unzureichend vorhandenen Quellen 53 WUB VII 106 (1214). 54 REK III 379 (1222) [WUB VII 219]. 55 Vgl. Ilgen, Chroniken 24, S. LXX. 56 Klocke, Sozialgeschichte, S. 19 und 37. 57 Klocke, Sozialgeschichte, S. 49 f.
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liegen kann.58 Auch in den Ratswahlordnungen finden Ministeriale keine Erwähnung, ebenso in Briefen des Erzbischofs an die Stadt, in denen von den Ministerialen nur der Schultheiß angesprochen wird.59 Milz schlussfolgerte daraus, dass die Ministerialen an der bürgerlichen Organisation der Stadt keinen Anteil gehabt hätten.60 Ehbrecht fand diesen Schluss nicht überzeugend und wies d arauf hin, dass es in Soest eine Gemengelage unterschiedlicher Rechtsräume, verschiedene Prozesse der Gemeindebildung und verschiedene Abstufungen von Freiheit der Einwohner gegeben habe, was sich in den Quellen nur unzureichend widerspiegle.61 Er nahm an, dass die Herausbildung einer Bürgergemeinde unter Beteiligung der Ministerialität stattgefunden habe.62 Übergänge zwischen Ministerialität und Patriziat s eien dabei wahrscheinlich keine Seltenheit gewesen, denn „auch ein erzbischöflicher Dienstmann in Soest [musste sich entscheiden, F. S.], ob er mehr dem Stadt- und Territorialherren oder seiner Bürgergemeinde folgen wollte“.63 Vor allem, als im 13. Jahrhundert deutlich wurde, dass es zwar nicht zu solchen Konflikten wie in Köln kommen würde, der Einfluss der Stadtherren aber dennoch zurückgedrängt wurde. Entsprechend hielt Wolfgang Bockhorst im Anschluss an von Klocke einen großen Teil der meliores für Ministeriale oder ministerialischer Herkunft: „Innerhalb des Soester Patriziats bildeten die Ministerialen einen wichtigen und unverzichtbaren Bestandteil, da sie Adel und Amtserfahrung einbrachten.“ 64 Gleichwohl hätten sie nicht an der Spitze des Patriziats gestanden, denn die großen Ministerialenfamilien hätten sich eher auf dem Land niedergelassen.65 Vielleicht ist dies auch der Grund dafür, dass keine Ministerialen als Bürgermeister belegt sind.
10.2 Bonn Bonn bestand im 12. Jahrhundert aus drei Siedlungskomplexen: einem um die Dietkirche am ehemaligen Römerlager, einem ummauerten Bezirk um das Stift St. Cassius und einer vor diesen Mauern gelegenen Marktsiedlung.66 Hinzu kamen 58 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 35. 59 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 35 mit den Belegen WUB VII 1047 (1260), 1867 (1283) (Ratswahlordnungen), WUB VII 598 (1245) (Brief des Erzbischofs). 60 Vgl. Milz, Erzbischof, S. 36. 61 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 334. 62 Vgl. Ehbrecht, Einwohner, S. 343. 63 Ehbrecht, Einwohner, S. 334. 64 Vgl. Bockhorst, Soester Patriziat, S. 304. 65 Vgl. Bockhorst, Patriziat, S. 304. 66 Vgl. Ennen/Höroldt, Geschichte, S. 30 – 41; Niessen, Geschichte, Bd. 1, S. 62 – 101.
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sechs Höfe unterschiedlicher Zugehörigkeit. Im Bereich um St. Cassius lebten hauptsächlich unfreie Handwerker und sonstige unmittelbar vom Stift abhängige Personen, wohl auch eine nicht unbeträchtliche Anzahl an Ministerialen. Um den Markt lebten überwiegend freie Händler und Handwerker, die nicht dem Gericht des Stiftpropstes, sondern dem Schöffengericht des Erzbischofs unterstanden.67 Als Gründer des Marktes und der damit einhergehenden Siedlung nahm Edith Ennen Erzbischof Hermann II . an, da der Markt auf dem Gebiet des erzbischöflichen Meerhofes entstand.68 Die in d iesem Kapitel behandelten erzbischöflichen Ministerialen lebten ebenfalls in dieser Marktsiedlung oder auf den Villikationen in der Nähe. Das Interesse der Kölner Erzbischöfe an Bonn hielt sich lange Zeit in Grenzen. Im gesamten 12. Jahrhundert lassen sie sich nur sechsmal in der Stadt nachweisen. Erst Konrad von Hochstaden entdeckte die Stadt als Ausweichort, als ihn die Konflikte mit den Kölner Bürgern immer häufiger zum Verlassen der Stadt zwangen. Zehn Urkunden stellte er in Bonn aus. Konrad war es auch, der 1244 den Bau der Stadtmauer in Auftrag gab, um Bonn vor weiteren Verwüstungen, denen die Stadt in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder ausgesetzt gewesen war, entgegenzuwirken.69 Seine Nachfolger hielten sich immer häufiger in der Stadt auf. Engelbert II. lässt sich dort 18-mal nachweisen und liegt in der Stiftskirche St. Cassius begraben. Gleiches gilt für Siegfried von Westerburg, der 1286 auch einen Rat in der Stadt etablierte.70 Zwei wesentliche Rechte besaßen die Erzbischöfe in Bonn, auf denen sie ihre spätere Stadtherrschaft aufbauten. Das Münzrecht hatten sie wahrscheinlich seit den Tagen Pilgrims inne 71, das Marktrecht seit Hermann II. Mit dem Marktrecht einher ging auch das Recht, den Marktzoll zu erheben.72 Im 12. Jahrhundert, vielleicht schon früher, ging das in Bonn ansässige Grafengericht an die Erzbischöfe über.73 Trotz der belegten umfangreichen Rechte (Schultheiß, Schöffen, Markt, Münze) des Erzbischofs in Bonn lassen sich kaum Ministeriale fassen, die mit der Wahrnehmung bzw. Ausübung dieser Rechte vor Ort befasst waren. Sie tauchen lediglich vereinzelt auf, sodass auf das Anlegen von Tabellen verzichtet werden musste. Im Folgenden sollen die wenigen Personen, zu denen überhaupt Aussagen möglich sind, vorgestellt werden. 67 Vgl. Ennen/Höroldt, Geschichte, S. 34. 68 Vgl. Ennen/Höroldt, Geschichte, S. 38 und Ennen, Bonner Märkte, S. 59. 69 REK III 1131 (1244) [Lac. II 284]. 70 REK III 3089 (1286) [Lac. II 799]. 71 Vgl. Ennen/Höroldt, Geschichte, S. 38; Niessen, Geschichte, S. 75. 72 Vgl. Ennen/Höroldt, Geschichte, S. 38. 73 Vgl. Niessen, Geschichte, S. 97; Ennen/Höroldt, Geschichte, S. 38.
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Begonnen werden soll mit dem üblicherweise führenden Ministerialen in der Stadt, dem Schultheißen. Dieser war der Vorsitzende des Schöffengerichts und damit der zweite Richter in der Stadt, neben dem Propst des Cassiusstiftes.74 Außerdem übte er wahrscheinlich die Oberaufsicht über die erzbischöflichen Höfe aus, vielleicht auch über Münze und Markt.75 Obwohl die Existenz eines Schultheißen schon für das 12. Jahrhundert wahrscheinlich ist, lässt er sich gleichwohl erst im 13. Jahrhundert belegen. Im 12. Jahrhundert taucht lediglich 1112 ein villicus in einer Urkunde Friedrichs I. auf, als dieser St. Cassius ein Grundstück zum Bau eines Hospitals übertrug.76 Ob dieser ein Ministerialer war, lässt sich anhand der Urkunde nicht entscheiden. Den ersten mit Namen fassbaren Schultheißen gibt es erst 1203 in einer Urkunde für das Kloster Heisterbach. Als letzter in der Rubrik der Ministerialen zeugt ein Godescalcus soltetus Bunne.77 Gottschalk wird im gleichen Jahr in einer weiteren Urkunde als Zeuge genannt, als Erzbischof Adolf dem Kloster Füssenich einen Mansus übertrug.78 Danach wird ein Schultheiß erst wieder 1254 genannt. Adolf Hase, zu dem Zeitpunkt seiner Ersterwähnung schon ehemaliger Schultheiß, verkaufte sein Haus in Bonn den Brüdern des deutschen Hauses zu Köln.79 Der Verkauf erfolgte in Gegenwart des neuen Schultheißen, Christian von Wadenheim, der auch als Zeuge genannt wird. Christian taucht als Zeuge danach noch dreimal auf: 126580, 127281 und 127482. Ob Adolf und Christian noch Ministerialen waren, lässt sich nicht sagen, ist aber eher unwahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Zumindest Christian wird 1272 und 1274 zu den milites gerechnet. 1272 wird neben ihm mit Lambert noch ein zweiter sculthetus genannt, der sich aber wie die anderen nicht weiterverfolgen lässt. Auch wenn direkte Belege fehlen, kann Tadeusz Roslanowski doch wahrscheinlich machen, dass das Bonner Schöffenkolleg, dem der Schultheiß vorstand, zu einem nicht geringen Teil aus Ministerialen des Erzbischofs bestand, was umso wahrscheinlicher ist, da die Schöffen vom Stadtherrn selbst berufen wurden.83 Auch hier besteht allerdings die Schwierigkeit, dass für das 12. Jahrhundert keinerlei 74 Vgl. Roslanowski, Anteil, S. 111. 75 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 139. 76 REK II 92 (1112) [Lac. I 275]. 77 REK II 1628 (1203) [AHVN LXV 28]. 78 REK II 1632 (1203) [ungedr.]. 79 REK III 1754 (1254) [Hennes 101]. 80 REK III 2346 (1265) [Günther II 219]. 81 REK III 2477 (1272) [Korth III 65]. 82 REK III 2541 (1274) [ungedr.]. 83 Roslanowski, Anteil, S. 111; so auch Niessen, Geschichte, S. 113 und Ennen, Märkte, S. 60.
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Quellen zu d iesem Gremium vorliegen und aus dem 13. Jahrhundert rückgeschlossen werden muss.84 Nicht auszuschließen ist, dass auch aufgestiegene Ministeriale des Cassiusstiftes oder anderer Klöster am Schöffenkolleg beteiligt waren. Vermutlich bestand aber die städtische Führungsschicht wesentlich aus kölnischen Ministerialen und war vom Erzbischof kontrollierbar. Wohl auch, um d ieses Konfliktpotential zu entschärfen, verfügte Erzbischof Siegfried 1286 die Bildung eines Rates.85 Roslanowski zog den Schluss, dass die Verwaltung der Stadt bis 1286 „ausschließlich in Händen der Ministerialen“ 86 gelegen habe. Ein weiterer möglicher Ministerialer ist der 1143 erstmals belegte iudex fori 87, der von der Forschung als Marktrichter bezeichnet wurde 88. Wahrscheinlich hatte d ieser Richter weniger mit dem Markt als solchem zu tun, sondern war vielmehr der zweite Richter in der Stadt neben dem Propst. In der betreffenden Urkunde geht es nämlich um die Abgrenzung der Zuständigkeiten der beiden. Und da der Propst die Zuständigkeit für alle Personen beanspruchte, die für das Stift arbeiteten, egal, ob sie in dessen Bezirk wohnten oder nicht, blieben für den anderen Richter nur die Personen, die in der Siedlung um den Markt herum wohnten und nicht in Diensten von St. Cassius standen. Hier von einer Marktverfassung, die für Bonn zu d iesem Zeitpunkt erstmals belegt sei, zu sprechen, ist nicht durch die Quellen gedeckt. In diesem iudex den direkten Vorgänger des Schultheißen zu sehen, wie Roslanowski es tut, steht hingegen nichts entgegen.89 Denn offensichtlich ist die Richterfunktion zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt vom iudex auf den sculthetus übergegangen oder der eine ist zum anderen geworden. Häufiger belegen lässt sich dieser Richter nicht. Auch ist keine konkrete Person in Ausübung dieser Funktion greifbar. Ennen vermutete in ihm einen Ministerialen 90, was sicher nicht ganz abwegig ist, zieht man in Betracht, dass auch der Schultheiß zumindest zu Beginn ein solcher war.
10.3 Andernach Im Jahr 1167 schenkte Friedrich Barbarossa Reinald von Dassel als Dank für dessen Verdienste in Italien […] totam nostram curtem in andernaco cum hominibus, 84 Vgl. Ritzerfeld, Erzstift, S. 139. 85 Vgl. Roslanowski, Anteil, S. 110 f. 86 Roslanowski, Anteil, S. 110 f. 87 REK II 416 (1143) [Günther I 134]. 88 Vgl. Roslanowski, Anteil, S. 111; Ennen/Höroldt, Geschichte, S. 34 f.; Niessen, Geschichte, S. 75. 89 Vgl. Roslanowski, Anteil, S. 111. 90 Vgl. Ennen, Märkte, S. 60.
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possessionibus […].91 Schon vorher hatten die Kölner Erzbischöfe Interesse an Andernach, als Ausdehnung und Absicherung des Erzstifts nach Süden.92 Die Rechte, die die Stadtherrschaft des Erzbischofs konstituierten, waren die Münze, der Zoll (wobei in Frage steht, ob es sich hierbei um den Markt- oder den Rheinzoll handelt 93), Fischerei- und Mühlenrechte.94 Die Grafen von Wied waren die Vögte und Inhaber der Gerichtsbarkeit; sie unterstanden nun dem Erzbischof. An der Spitze der Stadt stand ein Schöffenkolleg, in dem der erzbischöfliche Schultheiß den Vorsitz führte.95 Ob sich in d iesem Gremium Ministeriale befanden, lässt sich anhand von Quellen nicht belegen. Freilich ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie aufgrund ihrer (auch nur angenommenen) Stellung in der Stadt auch dort vertreten waren. 1171 griff Philipp von Heinsberg aktiv in die innere Organisation der Stadt ein, indem er bestimmte, dass die Schöffen fortan aus der Oberschicht der Stadt, also aus der Gruppe der Kaufleute, entnommen werden sollten.96 Roslanowski meint, dass mit dieser Maßnahme eine „Beschränkung der unfreien Dienstmannschaft zugunsten einer bürgerlichen Oberschicht“ 97 betrieben worden sei. Warum dem Erzbischof an einer Zurückdrängung des Einflusses seiner Ministerialen in diesem die Stadt verwaltenden Gremium gelegen gewesen sein sollte, lässt er allerdings offen. Dass mit dieser Reform die Schöffen zumindest auch aus dem Kreis der Kaufleute stammen sollten, wird daran ersichtlich, dass in der Urkunde vermerkt wird, dass die Rechtsprechung nicht dadurch verzögert werden sollte, dass mehrere Mitglieder auf Handelsreisen abwesend waren.98 Das Schöffenkolleg beschäftigte sich weniger mit Strafsachen als vielmehr mit Liegenschaftsangelegenheiten.99 Die größte Gruppe stellten vor 1167 wahrscheinlich die Reichsministerialen in der Stadt. Obwohl die Übertragungsurkunde Barbarossas vermerkt, dass der Hof 91 REK II 900 (1167) [Lac. I 426]. 92 Vgl. Böhn, Übergang, S. 53 f.; auf S. 58 sieht er in Andernach nicht einfach nur einen Zugewinn für das Erzstift, sondern dasselbe auch als Bestandteil der Kölner Pläne für eine terra coloniensis, in die die Stadt eingebunden werden sollte. 93 Vgl. Roslanowski, Anteil, S. 118, der meint, dass die Kölner Erzbischöfe den Rheinzoll schon vorher besessen hätten. 94 Vgl. Huiskes, Andernach, S. 103. 95 Vgl. Hoeniger, Rotulus, S. 3; so auch Zimmermann, Römerkastell, S. 337; Zimmermann meint auf S. 337, dass der Schultheiß 1171 noch scultetus regis gewesen sei und als solcher den Vorsitz geführt habe. 96 REK II 957 (1171) [MUB II 5]: Andernaco videlicet per multos retro computatos annos scabini non ex melioribus, non ex ditioribus et pontentioribus electi, sed ex humilioribus et pauperio ribus assumpti ad iura dicenda sunt constitute. 97 Roslanowski, Anteil, S. 118. 98 REK II 957 (1171) [MUB II 5]; dazu auch Ilgen, Entstehung, S. 7. 99 Vgl. Hoeniger, Rotulus, S. 2; so auch Böhn, Übergang, S. 58.
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mit allen dazugehörenden Personen übertragen werde, und also davon ausgegangen werden könnte, dass alle Reichsministerialen an das Erzstift übergingen, finden sich auch nach der Schenkung noch Reichsministerialen in der Stadt. 1192 etwa wird ein scultetus imperatoris erwähnt, etwas früher ein regis villicus.100 Zwischen 1212 und 1215 wird im Rotulus ebenfalls ein regis villicus genannt.101 Neben den Reichsministerialen gab es zahlreiche Ministerialen kirchlicher Einrichtungen in Andernach: des Trierer Erzstifts, des Aachener Münsters, der Reichsabtei StabloMalmedy, des Klosters Himmerod und der Abtei Maria Laach, um nur einige zu nennen.102 Dazu kamen dann wahrscheinlich 1167 erste Ministeriale des Erzstifts, sodass also die Ministerialität in Andernach sehr heterogen war. Eine Untersuchung der Quellen auf Kölner Ministeriale ergibt leider den Befund, dass sich kein einziger sicher in Andernach belegen lässt, wenn es sie gleichwohl gegeben haben muss. Im Folgenden sollen einige Personen vorgestellt werden, bei denen zumindest die Möglichkeit besteht, dass sie Kölner Ministeriale waren. Da ist zunächst ein villicus zu nennen, der zwischen 1212 und 1215 zum ersten Mal genannt wird.103 Das Amt bekleidete zu diesem Zeitpunkt Arnold von Hammerstein, der daneben auch Burggraf auf der Reichsburg Hammerstein am Rhein und somit Reichsministerialer war 104. Er tauschte für das Erzstift einen Hof des Klosters Himmerod gegen zwei andere Höfe. Er taucht schon 1209 in einer Urkunde des Erzbischofs auf, allerdings nur mit Namen und ohne Funktionszuschreibung.105 Arnold wird in keiner der beiden Urkunden als Ministerialer geführt, seine Funktion als Burggraf lässt ihn eher dem niederen Adel zugehörig erscheinen, wenn man bedenkt, dass die bisher in Kapitel 8 untersuchten ministerialischen Burggrafen immer auch als solche benannt wurden. Vor allem zu so einem frühen Zeitpunkt im 13. Jahrhundert wäre die Nennung als Ministerial doch wahrscheinlich. Die nächste Erwähnung eines villicus fällt erst ins Jahr 1235. Erzbischof Heinrich beauftragte seinen villicus in Andernach, der nicht namentlich genannt wird, mit der Auszahlung einer Rente aus dem Andernacher Zoll an Gerhard von Sinzig.106 Auf Grundlage dieser schmalen Quellenbasis kann also mit großer Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden, dass der erzbischöfliche villicus in Andernach ein Kölner Ministerialer war. 1 00 Vgl. Roslanowski, Anteil, S. 119, Anm. 102 mit dem Beleg MUB II 91. 101 Hoeniger, Rotulus, S. 19, Nr. 98 und S. 20, Nr. 99; die Nummern beziehen sich auf die Nummern in eckigen Klammern im Text, nicht auf die Nummern am Rand; zum Rotulus vgl. im selben Werk bes. S. 1 – 8. 102 Vgl. Roslanowski, Anteil, S. 118 f. 103 REK III 131 (1212 – 1215) [Hoeniger, Rotulus, S. 20, Nr. 99]. 104 Vgl. Gensicke, Art. Hammerstein; vgl. Bosl, Reichsministerialität, Bd. 1, S. 321. 105 REK III 72 (1209) [MUB II 248]; hieraus ist auch die Information zu entnehmen, dass er Burggraf auf Burg Hammerstein war. 106 REK III 840 (1235) [ungedr.].
Andernach
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Als Zweites kommt der Schultheiß in Frage. 1190 erwarb ein Philippus Andernacen sis scoltetus vom Erzbischof zehn Fuß Land vor seinem Haus.107 1234 zeigte Erzbischof Heinrich seinen Bürgern und dem Schultheißen in Andernach an, dass er Gerhard von Senceken mit einer Rente aus dem Andernacher Zoll belehnt habe.108 Zwei Jahre später befreite Heinrich die Andernacher Bürger von der jährlichen Bede.109 Unter den Zeugen ist ein Schultheiß Gerhard gelistet. Im Jahr 1250 bekundete Konrad von Hochstaden die Stiftung eines Hospitals in Andernach durch die Eheleute E rnestus und Christina.110 Die beiden unterstellte er der besonderen Fürsorge des nicht namentlich genannten Schultheißen. 1280 legte Erzbischof Siegfried fest, dass die Andernacher Bürger wegen der großen, nicht näher spezifizierten Belastungen, denen sie durch den Erzbischof ausgesetzt s eien, eine Entschädigung erhalten sollten, die von den umliegenden Klöstern gezahlt werden solle.111 Den im Text nicht namentlich genannten Schultheißen wies er an, die Klöster zur Zahlung anzuhalten. Als Zeuge wird der Schultheiß Embricone genannt. Zum letzten Mal im Untersuchungszeitraum genannt wird ein sculthetus 1287.112 Der Erzbischof ließ die milites, scabini, maiores et universitas schwören, die Juden in Zukunft besser zu schützen. Offensichtlich war es zu Übergriffen auf Juden und Plünderungen ihrer Häuser gekommen, sodass sie sich auf die erzbischöfliche Burg geflüchtet hatten. Schultheiß und Schöffen sollten gegen jeden vorgehen, der Juden angreife. Sculthetus, milites, scabini et maiores sollten die Juden nach erfolgtem Wiederaufbau in ihre Häuser zurückbegleiten. Eine konkrete Person ist dem Schultheißen hier nicht zuzuordnen. Ein Hinweis auf Ministeriale ist freilich der Terminus milites, die wahrscheinlich aus den zahlreich in der Stadt lebenden Ministerialen hervorgegangen waren. Ob und inwieweit es sich dabei um Kölner Ministeriale bzw. milites handelte, ist nicht festzustellen. Johannes Mötsch meinte, der Schultheiß, der an der Spitze der Stadt gestanden habe, habe seit dem zweiten Viertel des 13. Jahrhunderts dem „ministerialischen Adel“ angehört.113 Beide Behauptungen sind nicht auszuschließen, aber auch nicht zu beweisen. So bleibt auch in Bezug auf den Schultheißen festzustellen, dass er sich nicht als Ministerialer belegen lässt. Darüber hinaus lässt sich im Jahr 1277 ein Amtmann fassen 114 und im Jahr 1300 milites et famuli, scabini et oppidani 115. 1 07 108 109 110 111 112
REK II 1378 (1190) [Hoeniger, Rotulus, S. 11, Nr. 14 und S. 12, Nr. 18]. REK III 818 (1234) [MUB III 509]. REK III 865 (1236) [MUB III 573]. REK III 1554 (1250) [Günther II 135]. REK III 2836 (1280) [Wegeler II 86]. REK III 3151 (1287) [Günther II 325]; die maiores werden hier zum ersten Mal genannt.
Zimmermann, Römerkastell, S. 339 sieht in ihnen Vertreter der Gesamtgemeinde. 113 Vgl. Mötsch, Adel, S. 62. 114 REK III 2710 (1277) [Guden II 30]. 115 REK III 3721 (1300) [Spahn, S. 68, Nr. 1].
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Obwohl es sowohl einen villicus als auch einen Schultheißen des Erzstifts in Andernach gegeben hat, lassen sich beide nicht als Ministeriale belegen. Die Städte Soest und Bonn geben Anlass zu der Vermutung, dass diese beiden Funktionen üblicherweise mit Ministerialen besetzt waren. In Andernach war dies nicht der Fall oder lässt sich nicht belegen. Ebenso wenig lassen sich andere erzbischöfliche Ministeriale in der Stadt nachweisen, obwohl aufgrund der Stadtherrschaft des Erzbischofs und der Übernahme von Reichsministerialen in seine Dienste das Vorhandensein solcher Personen in der Stadt äußerst wahrscheinlich ist. Der verschiedentlich auftauchende Begriff milites lässt den Schluss zu, dass es Ministeriale gegeben hat, die dann den Weg zu einer ritterlichen Lebensweise nahmen.
10.4 Fazit Gut fassbar sind erzbischöfliche Ministeriale nur in Soest. Hier konnten ein Schultheiß bzw. villicus und mehrere andere Ministeriale ausgemacht werden. Der Schultheiß ließ sich als Bruder des Kölner Stadtvogtes und somit als Angehöriger einer weit verzweigten Ministerialenfamilie nachweisen. Ebenfalls konnten ihm konkrete Aufgaben zugewiesen werden, so Funktionen in der Gerichtsbarkeit und die Oberaufsicht über die erzbischöflichen Villikationen. Familienverbindungen ließen sich zu den anderen Ministerialen nicht nachweisen. Trotzdem spielten sie in der Stadt eine wichtige Rolle, da sie fast immer, wenn der Erzbischof die Stadt besuchte, an seinem Hof vorstellig wurden. Der Schultheiß Hermann gehörte zur bedeutenden Kölner Ministerialenfamilie Eppendorf, sodass von einem sozialen Aufstieg eigentlich keine Rede sein kann. Vielmehr gelang es der Familie, eines ihrer Mitglieder auf einem einflussreichen Posten zu installieren, sodass die beiden Hauptorte des Erzstifts unter ihrem maßgeblichen Einfluss standen. Die gute Quellenbasis war für andere Städte nicht vorhanden. Am besten nachzeichnen ließen sich die inneren Strukturen Bonns, obwohl auch schon hier keine Ministerialen über einen längeren Zeitraum hinweg fassbar sind. Gleiches gilt für Andernach, wo ebenfalls Ministeriale aktiv gewesen sein müssen. Die Verwaltung der erzbischöflichen Rechte machte sie fast zwingend erforderlich. Gleichwohl ließen sich keine einzelnen Ministerialen greifen, von familiären Strukturen oder sozialen Aufstiegen ganz zu schweigen. Vermutlich waren die dort tätigen Ministerialen zu unbedeutend, um an den Hof und damit in die Urkunden des Erzbischofs zu gelangen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Erzbischöfe sich in Bonn, Andernach und Neuss zu selten aufhielten, damit Ministeriale aktiv ihre Nähe suchen konnten. So kann festgehalten werden, dass die Bedeutung der Ministerialen für die Entwicklung der Stadt Soest groß war, da die sich konstituierende Oberschicht
Fazit
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maßgeblich aus ihnen zusammensetzte. Ebenso kam es zu Übertritten aus dem Patriziat in die Ministerialität. Auch umgekehrt darf die Bedeutung, die eine sich entwickelnde Stadtgesellschaft für die Ministerialen hatte, nicht unterschätzt werden. Sie bot zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten, auch wenn diese nicht konkret festgestellt werden konnten. Für Bonn und Andernach ist eine ähnliche wechselseitige Dynamik anzunehmen, die allerdings mangels Quellen nicht belegt werden kann.
11. „Gedient haben viele, und nur wenige sind aufgestiegen.“1 Entwicklungslinien im 13. Jahrhundert Das 13. Jahrhundert war geprägt von grundlegenden Veränderungen innerhalb der Ministerialität. Deutlich wird dies vor allem am Verschwinden des Terminus ministeriales aus den erzbischöflichen Urkunden im zweiten Drittel des Jahrhunderts, dem unter anderem eine Differenzierung der Anforderungen an die Ministerialen und daraus resultierend auch ihrer Aufgaben zugrunde lag. In der Ministerialen- und Ritterforschung lautet der Konsens, die Mehrzahl der Ministerialen sei im 13. Jahrhundert zu Rittern geworden und habe damit den Anschluss an den niederen Adel gefunden.2 Fürth schrieb 1836: „Das Streben der Ministerialen war immer dahin gerichtet, eine vollständige Gleichstellung in ihren Rechten mit den Vasallen zu erringen, und sie erreichten auch wirklich ihr Ziel.“ 3 Er setzte das Verschwinden der Ministerialen in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts und in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts.4 In den Quellen sei das erkennbar an der Ablösung des Begriffs ministeriales durch milites.5 Im Folgenden soll untersucht werden, wie es sich mit der Terminologie in den Urkunden der Kölner Erzbischöfe verhält und ob sich daran ein Wandel in der sozialen Realität der Ministerialen ablesen lässt. Damit wird ein Bogen zum zweiten Kapitel dieser Arbeit geschlagen, in dem die Termini in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts untersucht wurden. Anschließend werden die Befunde in die sich im 13. Jahrhundert vollziehenden strukturellen gesellschaftlichen und herrschaftlichen Veränderungen eingeordnet. Dem Kapitel vorangestellt werden wichtige Erläuterungen zu den Veränderungen im Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe im 13. Jahrhundert.6 1 Bumke, Studien, S. 80. 2 Der Terminus ‚Niederadel‘ ist kein Quellenbegriff. Er wurde im 19. Jahrhundert geprägt, um den sich im 12. und 13. Jahrhundert differenzierenden Adel zu fassen. Wenn im Folgenden von Niederadel oder niederem Adel die Rede ist, sind damit kleine Adelige gemeint, die keine Herren oder Grafen waren. Vgl. dazu Rödel, S. 8 – 10; Spiess, Abgrenzung, S. 184 – 186; Fleckenstein, Entstehung. 3 Fürth, Ministerialen, S. 435. 4 Vgl. Fürth, Ministerialen, S. 487. 5 Vgl. etwa Arnold, Knighthood, S. 23 f. 6 Vgl. zum Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe im 13. Jahrhundert: Fuhrmann, Urkundenwesen, S. 268 – 274 und 385 – 398; Groten, Urkundenwesen, S. 102 – 105 zur Organisation der Kanzlei; speziell zum Urkundenwesen Engelberts: Heimen, Beiträge, der aber nichts über Zeugen sagt; speziell zum Urkundenwesen Heinrichs von Müllenark: Matscha, Heinrich I., S. 510 – 534, bes. S. 524 – 534 zum Aufbau der erzbischöflichen Kanzlei.
Veränderungen im Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe im 13. Jahrhundert
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11.1 Veränderungen im Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe im 13. Jahrhundert Erzbischof Engelbert von Berg hat in seinen zehn Pontifikatsjahren 121 Urkunden ausgestellt.7 Das entspricht 12,1 Urkunden pro Jahr, womit er im Untersuchungszeitraum hinter seinem Nachfolger Konrad von Hochstaden (19,6 Urkunden/Jahr) und seinem Vorgänger Adolf von Altena (in dessen erster Amtszeit 18,2 Urkunden/ Jahr) liegt. Von den 121 Urkunden wurden 90 mit einer Zeugenliste beglaubigt, was zwar im Schnitt weniger ist als bei Adolf, aber noch deutlich mehr als bei seinem Nachfolger Konrad. An rund der Hälfte der Zeugenlisten waren Ministeriale beteiligt, die auch als solche genannt werden. Demzufolge zog Engelbert 4,6-mal pro Jahr Ministeriale als Zeugen heran (46 Zeugenlisten mit Beteiligung von Ministerialen in zehn Jahren), wohingegen dies bei Adolf noch 11,1-mal der Fall gewesen war (50 Zeugenlisten mit Ministerialen in 4,5 Jahren). Hinzugefügt werden muss, dass Adolf überdurchschnittlich oft auf seine Ministerialen zurückgriff, bei Reinald von Dassel war dies 1,9-mal der Fall (15 Zeugenlisten mit Ministerialen in acht Jahren), bei Philipp von Heinsberg 4,9-mal pro Jahr (110 Zeugenlisten mit Ministerialen in 22,5 Jahren). Dem Zahlenmaterial zufolge bewegte sich Engelbert hinsichtlich Anzahl der Zeugenlisten und hinzugezogenen Ministerialen also noch im Rahmen der Erzbischöfe des 12. Jahrhunderts. Veränderungen lassen sich erst mit Heinrich von Müllenark feststellen. Heinrich stellte in zwölf Jahren 139 Urkunden aus und lag mit 11,5 Urkunden pro Jahr etwas unter dem Schnitt Engelberts.8 Von diesen 139 Stücken enthalten aber nur noch 43 eine Zeugenliste als Beglaubigungsmittel, also nur noch halb sie viele wie bei Engelbert. Und in nur 25 dieser Listen testierten Ministerialen. Heinrich zog also nur noch 2,1-mal pro Jahr Ministeriale zum Testieren heran. Hier lässt sich also schon eine deutliche Tendenz erkennen: weniger Zeugenlisten und weniger Ministeriale.9 Deutlicher noch wird die Entwicklung während des Pontifikates Konrads von Hochstaden.10 Mit 470 Urkunden in 24 Jahren stellte er überdurchschnittlich viele Urkunden aus, nämlich im Schnitt 19,6 pro Jahr. Von Konrads Urkunden enthalten 76 eine Zeugenliste, was etwa dem Durchschnitt Heinrichs entspricht. Aber in nur noch 32 dieser Listen kommen Ministerialen 7 Vgl. zum Folgenden die Tab. 46 und 47 sowie die Diagramme 1 und 2 im Anhang. 8 Vgl. zu den Ministerialen zur Zeit Heinrichs: Matscha, Heinrich I., S. 492 – 497; Heinrich griff wesentlich häufiger auf Ministerialen als Zeugen zurück als auf Adelige, ebd. S. 293. 9 Die gleiche Beobachtung hat Werner Rösener für die Ministerialen der Markgrafen von Baden und den gesamten südwestdeutschen Raum gemacht: Rösener, Vasallität, S. 61. 10 Vgl. zum Urkundenwesen Konrads zusammenfassend Fuhrmann, Urkundenwesen, S. 268 – 274.
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vor, was bedeutet, dass Konrad nur noch 1,3-mal pro Jahr Ministeriale in seinen Urkunden zeugen ließ. Die Gründe für diese Entwicklung sind unterschiedlicher Natur. Zum einen verlor die Beglaubigung einer Urkunde durch Zeugen im 13. Jahrhundert an Bedeutung zugunsten der Beglaubigung durch das Siegel; außerdem ist eine Auffächerung bei den Urkundenarten zu beobachten, von denen viele ohne Siegel und Zeugen auskommen.11 Diese Tendenz ist nicht nur bei den Kölner Erzbischöfen festzustellen, sondern ein allgemeiner Zug der Zeit im römisch-deutschen Reich.12 Zum anderen sind die Zeugenlisten seltener in Rubriken unterteilt, sodass es nicht immer möglich ist, die genannten Personen sicher einer sozialen Gruppe zuzuweisen. Da in dieser Arbeit der Grundsatz verfolgt wurde, nur solche Personen als Ministeriale zu werten und zu behandeln, die mindestens einmal in der Rubrik ministeriales genannt werden, wird die Erfassung der Ministerialen immer schwieriger. Die Ministerialen scheinen geradezu aus den Kölner Bischofsurkunden zu verschwinden. Es wird also im Laufe des 13. Jahrhunderts immer schwieriger, mit der gewählten Untersuchungsmethode zu brauchbaren Ergebnissen zu gelangen, weshalb als Ende des Untersuchungszeitraums das Jahr 1261 mit dem Tod Konrads von Hochstaden gesetzt wurde.13 Aus dem Verschwinden der Ministerialen aus den Zeugenlisten aber auch auf ihr Verschwinden vom Hof des Erzbischofs zu schließen, ist nicht zulässig, da Ministeriale auch genannt werden können, ohne als s olche bezeichnet zu werden. Im Folgenden wird versucht, anhand der Begrifflichkeiten in den Urkunden zwischen 1216 und 1261 genaueren Aufschluss darüber zu erlangen, ob sich nur die Anzahl und Struktur der Zeugenlisten ändert und die Ministerialen deshalb schwieriger zu identifizieren sind oder ob sie tatsächlich aus den Urkunden und damit aus dem Umkreis des Erzbischofs verschwinden.
11.2 milites, nobiles, fideles, officiales und ministeriales als Kategorien in Zeugenlisten und Urkundentexten Wie in Kapitel 2.1 beschrieben, wird der Terminus milites in Urkunden des 11. Jahrhunderts vor allem verwendet, um Adelige zu bezeichnen.14 Unfreie heißen in 11 Vgl. Fuhrmann, Urkundenwesen, S. 320 und 385; Fuhrmann hat rund 800 erzbischöfliche Urkunden der Zeit zwischen 1238 und 1297 untersucht und festgestellt, dass es nur in ca. einem Zehntel der Stücke Zeugenlisten gibt (S. 385). 12 Vgl. Fuhrmann, Urkundenwesen, S. 389; freilich gab es auch Ausnahmen, wie Ludwig für Meißen beobachtet hat: Ludwig, Urkunden, S. 223. 13 Vgl. Kap. 1.5. 14 Vgl. Kap. 2.1.
milites, nobiles, fideles, officiales und ministeriales als Kategorien
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iesem Zeitraum noch servientes und werden der familia zugerechnet. Gegen Ende d des 11. Jahrhunderts verschwinden dann sowohl der Begriff milites als auch die Bezeichnung servientes aus den Urkunden und werden ersetzt durch nobiles, liberi oder fideles für die Adeligen, ministeriales für die aufgestiegenen Unfreien. Dieser Befund behält Gültigkeit bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts, als sich die Terminologie erneut ändert. Deutlich wird dies vor allem am Wiedererscheinen des Begriffs milites, der das ganze 12. Jahrhundert über zwar gelegentlich verwendet wurde, aber kein Standardbegriff in der Kölner Urkundensprache war. Keiner der untersuchten Ministerialen wird im 12. Jahrhundert unter der Kategorie milites genannt; sie kommt nicht vor. In den Texten der Urkunden findet sich der Begriff selten, tritt aber gegen Ende des 12. Jahrhunderts häufiger auf.15 Wilhelm Schilling und Hermann (III.) von Alfter werden je einmal als miles bezeichnet.16 Hingegen wird der Terminus im längeren Kölner Dienstrecht als Synonym für ministeriales häufig verwendet.17 Auch in den Berichten der Chronica Regia über die Kämpfe Reinalds in Italien findet sich miles häufiger.18 Hier muss allerdings der eindeutig militärische Hintergrund berücksichtigt werden. Die Zeugenkategorie milites gibt es zwischen 1200 und dem Ende der Regierungszeit Konrads von Hochstaden 1261 zwanzigmal in den Urkunden.19 Aus diesem Korpus werden im Folgenden diejenigen herausgegriffen, an denen sich die Entwicklung besonders gut zeigen lässt. Die Rubrik milites taucht zum erstenmal in einer Urkunde Engelberts von Berg aus dem Jahr 1216 auf.20 Engelbert übertrug das Obereigentum des Gutes Meerhof dem Kloster Bredelar, nachdem ihm jenes von Gottschalk von Padberg resigniert worden war. Die Zeugenliste liest sich wie folgt:
15 REK II 840 (1166) [Seibertz I 57], 951 (1170) [Seibertz I 61], 1039 (1175) [Seibertz I 68], 1259 (1186) [Lac. I 502], 1267 (1186) [Seibertz I 91], 1628 (1203) [AHVN LXV 28], 1633 (1203) [Seibertz I 118], 1637 (1203) [Ennen/Eckertz II 8], 1645 (1204) [Seibertz I 122]. 16 Wilhelm Schilling: 1522 (1197) [Lac. I 557]; Hermann III. von Alfter: 1526 (1197) [Lac. I 559]. 17 Längeres Dienstrecht § 4, S. 5. 18 REK II 882 (1166) [CR, S. 116], 893 (1167) [CR, S. 117]. 19 REK III 150 (1216) [WUB IV 64], 236 (1219) [Lac. II 91], 241 (1219) [AHVN LXXV 12], 332 (1221) [WUB VII 206], 436 (1224) [AHVN LXXV 28], 486 (1225) [WUB VII 255], 612 (1227) [WUB VII 290], 635 (1227) [WUB VII 294], 680 (1229) [WUB VII 317], 751 (1232) [WUB VII 386], 874 (1237) [WUB VII 463], 929 (1239) [WUB VII 460], 1128 (1244) [WUB VII 562], 1249 (1246) [Kremer 45], 1702 (1252) [WUB III 545], 1707 (1252) [Lac. II 387], 1812 (1254) [WUB VII 846], 1832 (1255) [WUB VII 865], 1879 (1256) [Lac. II 424], 1995 (1258) [WUB IV 944], 1999 (1258) [WUB VII 981], 2007 (1258) [Lac. II 453], 2046 (1259) [Lac. II 465], 2073 (1259) [MUB III 1502], 2145 (1261) [UB Osnabrück III 245]. 20 REK III 150 (1216) [WUB IV 64].
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Testes huius rei sunt: Cunradus maior decanus in Colonia, Teodericus prepositus Xanctensis, Her mannus chorepiscopus, Arnoldus et Geralcus canonici maioris ecclesie, Godefridus cappellarius; milites: Godefridus Munscun, Erembertus de Overhagen, Hermannus et Henricus de Susatia et alii quamplures.
Die Erstgenannten sind zweifelsfrei als Geistliche zu identifizieren, die unter milites Genannten bereiten hingegen Probleme. Hermann ist sicher als der Schultheiß von Soest mit seinem Bruder Goswin zu belegen und damit als jemand, der vor und nach 1216 als ministerialis nachgewiesen ist.21 Verfolgt man Hermann weiter ins 13. Jahrhundert hinein, gelangt man zu dem Befund, dass er noch zweimal in der Rubrik ministeriales genannt wird und einmal unter den Soester Bürgern erscheint. Die restlichen Zeugenschaften finden in Urkunden ohne Rubriken statt. Ob auf dieser dünnen Quellengrundlage von einem Aufstieg zu einer ritterlichen Lebensweise gesprochen werden kann, ist fraglich. Deutlich werden hier aber bereits ein Verschwimmen der Terminologie und die oben schon häufiger angesprochene Herausbildung von Merkmalen, von denen eine Person mehrere auf sich vereinigen konnte, ohne dass sie in Gegensatz zueinander gerieten. Der Bruder Hermanns, Goswin, der das Amt des Schultheißen von ihm übernahm, ist 1232 ein weiteres Mal unter den als milites bezeichneten Rittern nachweisbar.22 Interessanterweise gibt es in dieser Urkunde auch eine Rubrik mit Soester Bürgern, unter die er aber nicht eingeordnet wird. Ob hieraus aber der Aufstieg der Familie insgesamt ins Rittertum geschlussfolgert werden darf, ist fraglich, da weiterführende Belege nicht vorhanden sind und die wenigen Nennungen als milites nicht ausreichen, um solch eine Schlussfolgerung zu ziehen. Die nächste Zeugenliste mit der Kategorie milites gibt es 1219 in einer gemeinsamen Urkunde Engelberts und des Bischofs Hugo von Lüttich für St. Pantaleon in Köln.23 Hier werden wie üblich zuerst die Geistlichen genannt, dann unter nobiles die Adeligen und zuletzt unter milites: Godefridus de Kessenich, Johannes, Johannes, 21 Vgl. zu ihm Tab. 27 und Kap. 10.1.1. 22 REK III 751 (1232) [WUB VII 386]: presentibus apud Susatum: Heinrico sancti Severini Coloniensis, Godefrido Monasteriensi, Hermnno Werdensi, Godefrido Susatensi, Theoderico Schedensi, Gerardo in Questelberg prepositis, magistro Hartrado canonico Susatensi, Godefrido de Arnesberg, Godefrido filio eius, Adolfo de Marcha comitibus; Hermanno de Mulnarcha, Con rado de Ittere, Hermanno de Rudenberg, Conrado filio eius in Stromberg burgravio, Heinrico Pampis, Heinrico Nigro, Bertoldo de Buren nobilibus; Wernero de Bracle, Johanne de Patberg, Alberto de Stromede, Alberto marscalco, Tiderico dapifero, Gotzvino villico Susatensi, Gysone, Hereboldo de Brunsberg, Rabodone filio Alberti de Stromede, Heinrico de Budeke milibus; Rut berto iudice, Arboldo, Theberto, Ludolfo civibus Susatensibus et aliis quam pluribus fidelibus ecclesie Coloniensis. Im Übrigen ist dies eine der wenigen reichgegliederten Zeugenlisten im 13. Jahrhundert. 23 REK III 236 (1219) [Lac. II 81].
milites, nobiles, fideles, officiales und ministeriales als Kategorien
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Rabodo, familia curtis. Da die Genannten aufgrund der Terminologie sowohl Ritter sein als auch zur Hofesfamilie gehören könnten, muss zunächst die Zugehörigkeit bestimmt werden. Weil Gottfried sich nach dem heutigen Bonner Ortsteil Kessenich nennt und der Einzige ist, der nicht nur mit seinem Vornamen genannt wird, ist er vermutlich der miles unter den Genannten. Er taucht im Untersuchungszeitraum nur dieses eine Mal in einer erzbischöflichen Urkunde auf. Die drei anderen sind wahrscheinlich Angehörige der im Text genannten villa Wishem, die von St. Pantaleon an den Vogt des Klosters, Wilhelm von Hurne, übergeben wurde. Interessant ist hier das Nebeneinander von nobiles, miles und vermutlich unfreien Personen. Die beiden nächsten Urkunden stammen aus den Jahren 1225 und 1227. 1225 beurkundete Engelbert, dass der fidelis noster Henricus de Werle miles, dem Henrico qui dicitur Hurley civi Susatiensi einen Zehnterlass gewährt habe.24 Die Zeugenliste nennt unter den Zeugen: […] presentibus Wilbrando maioiris ecclesie Hildenhemenis, Thoma Susatiensis prepositis, Gerardo custode Susatiensi, Hermanno de Alvetre marscalco, Tiderico de Muninchusen dapifero, duobus marscalcis Henrico et Riquino, Helmvico Pris, Hermanno villico, Themone, Regebodone militibus, Johanne Tudic, Thetberto, Conrado Parvo, Rotberto filio iudicis, Arnoldo de Tremonia, Tiderico Humbertinc, Richardo de Jeschen, Emelrico de Libra, Reynero, Arnoldo Felice Susatiensibus.
Hier ist auf eine Besonderheit bzw. Veränderung hinzuweisen, die bei vielen Zeugenlisten in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zu beobachten ist: die Nennung der Rubrik am Ende statt am Anfang der Reihe der Namen, die in diese Rubrik gehören. Das macht es häufig schwierig, festzulegen, wer von den Vorgenannten von der Rubrik erfasst wird. Vermutlich sind ab dem Marschall von Alfter alle bis Regenbodo zu den milites zu rechnen. Damit sind hier einige in den früheren Kapiteln als Ministeriale genannte Personen als milites belegt: der Marschall H ermann von Alfter 25, der Truchsess Theodericus von Münchhausen 26, der Schultheiß bzw. hier villicus Hermann von Soest 27 sowie Timo und Regenbodo 28, die ebenfalls zu den Soester Ministerialen gehören. Allerdings testieren auch diese Personen in den folgenden Jahren nicht durchgehend als milites, sondern nach wie vor auch als Ministeriale, was als Indiz für eine veränderte Terminologie oder aber den sich verändernden Status der genannten Personen gedeutet werden kann.
24 REK III 486 (1225) [WUB VII 255]. 25 Vgl. Tab. 23: Hermann von Alfter (III.), Marschall (1195 – 1235). 26 Vgl. Tab. 30: Theodericus von Münchhausen, Truchsess (1205 – 1241). 27 Vgl. Tab. 35: Hermann, Schultheiß Soest (1166 – 1232). 28 Vgl. Tab. 36: Timo von Soest (1166 – 1194); zu Regenbodo wurde mangels Nennungen keine Tabelle angelegt.
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„Gedient haben viele, und nur wenige sind aufgestiegen.“
Hinzuweisen ist bei dieser Zeugenliste auf eine weitere Besonderheit, die im 13. Jahrhundert aufkam: die Nennung der Zeugen mit ihren Funktionen. War dies bei den Geistlichen bereits zuvor üblich gewesen, so wurden die Ministerialen nur selten mit Funktionsbezeichnungen belegt. Im 12. Jahrhundert folgte nach dem Titel der Rubrik eine Liste mit Personen, die meisten nannten sich nach dem Ort, an dem sie ihre Funktion ausübten. Die Funktion als solche wurde aber in der Regel nicht mitgenannt. Nun liegt erstmals eine Zeugenliste vor, in der fast jeder Person eine konkrete Funktion zugeschrieben wird: Hermann von Alfter ist Marschall, Theodericus von Münchhausen ist Truchsess, Heinrich und Riquino sind ebenfalls Marschälle (von Westfalen)29, Hermann ist villicus, Timo und Regenbodo sind milites oder das militibus bezieht sich auf alle Vorgenannten. Die nächste Urkunde aus dem Jahr 1227 ist ebenfalls in Soest für das Kloster St. Walburgis ausgestellt.30 Die Zeugenliste lautet: Presentibus venerabilibus fratribus nostris Ottone Osnaburgensi, Willbrando Paderbornensi episcopis, Conrado maiore preposito, Gotzwino maiore decano, Arnoldo sancta Gereonis [Gerardo sanctorum Apostolorum, Henrico sancti Severini prepositis Coloniensibus, Godefrido Xanctensi preposito, Luperto sancte Marie ad Gradus decano, Gotzwino maioris ecclesie, Hermanno sancti Gereonis camera rio canonicis Coloniensibus;] Harmodo de Wedinghusen, Thiderico de Schyeda, Hermano sancta Walburgis, Thoma sancti Patrocli prepositis, Erpone decano, Radolfo scholastico, Gerhardo custode, Heyno et Hartrido canonicis Susatiensibus; nobilibus: Godefrido de Arnesberg, Adolpho de Marchia, comitibus, Hermanno de Lippia, Hermano de Rudenberg, Henrico Nigro de Arnesberg nobilibus; Hermanno de Alvetre marscalco, Tiderico dapifero, Francone pincerna, Ricquino et Johanne de Ervete marscalco, Hermanno villico, Gotzwino, Themone militibus et aliis quam pluram pluribus.
Hier liegen ähnliche Namen vor wie in der vorgenannten Urkunde: Hermann von Alfter, Theodericus von Münchhausen, Hermann von Soest sowie Timo von Soest. Als Ministerialer kommt noch der Mundschenk Franko 31 hinzu. Auch die Nennung der jeweiligen Funktion ist hier gegeben; auch sonst entspricht die Struktur der zuvor besprochenen Zeugenliste. Auch die nächsten beiden Urkunden mit der Rubrik milites sind in Soest ausgestellt worden. Die erste, ebenfalls von 1227, enthält eine ähnliche Zeugenliste wie REK III 612: Hermann von Alfter, der Truchsess Theodericus von Münchhausen, Albert von Horthe, Hermann von Soest mit seinem Bruder Gozwin, Timo von Soest.32 Die Zeugenliste ordnet die Vorgenannten gleich drei Rubriken zu: militibus, fidelibus et ministerialibus nostris. Damit gehören sie zu den Rittern, den 29 Vgl. Kap. 9.3. 30 REK III 612 (1227) [WUB VII 290]; die Namen in der eckigen Klammer sind s päter hinzugefügt worden. 31 Vgl. Tab. 45: Franco, Mundschenk (1208 – 1241). 32 REK III 751 (1232) [WUB VII 386].
milites, nobiles, fideles, officiales und ministeriales als Kategorien
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Getreuen, also den Vasallen, und den Ministerialen. Hieran wird deutlich, dass keineswegs immer klar zwischen (niederadeligen) Rittern und (rechtlich unfreien) Ministerialen unterschieden wurde. Die nächste in Frage kommende Urkunde stammt erst 25 Jahre s päter aus dem Jahr 1252.33 Mit ihr beurkundete Konrad von Hochstaden einen mit Bischof Otto von Münster getroffenen Vergleich betreffend ihre jeweiligen Rechte an der Stadt Vreden. Die verhältnismäßig kurze Zeugenliste liest sich wie folgt: Actum presentibus Goswino decano, Godefrido chorepiscopus, magister Johanne scolasticus, Philippo thesaurus Coloniensis; nobili viro Lothario de Wickerode, Gerardo advocato Coloniensis, Her manno pincerna, Hermanno panetario, Henrico de Vitinchove militibus.
Die Zeugen sind hier andere als in den bisher besprochenen Urkunden und nicht mehr einwandfrei als Ministeriale belegbar. Der Stadtvogt Gerhard (II.) ist der Sohn des Stadtvogtes Hermann (II.) und gehört damit zur Familie von Eppendorf, der zweifellos bedeutendsten Ministerialenfamilie des Erzstifts.34 Allerdings lässt sich G erhard anhand der Zeugenlisten kein einziges Mal als Ministerialer belegen. Ob er aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Familie trotzdem als solcher betrachtet werden kann, ist fraglich; immerhin wird er als Erster nach dem einzigen adeligen Zeugen der Liste angeführt, was auf seinen Rang hindeutet. Ähnliches gilt für den hier als zweiten miles angeführten Mundschenken Hermann 35: Er wird lediglich bei seiner ersten Erwähnung unter den ministeriales genannt und nur ein einziges Mal unter den milites, sonst ohne Rubrik. Der panetario Hermann wird sogar nur einmal unter fidelibus geführt und dann einmal unter den milites und sonst ebenfalls ohne Rubrik.36 Bei Gerhard und dem panetario Hermann ist die Erwähnung in der hier behandelten Urkunde die letzte Erwähnung überhaupt, beim Mundschenken Hermann eine der letzten. Die nächste hier relevante Urkunde stammt aus dem Jahr 1254.37 Konrad von Hochstaden bekundete, dass Godefridus miles de Mescede ministerialis ecclesie nostre dem Kloster Bredelar seine Güter in Weslar geschenkt habe. Die Zeugenliste ist Folgende: Testes huius rei sunt: Heinricus in Bedelike prepositus, Luthfridus custos Fratrum Minorum de Westfalia et socius suus frater Heinricus de Akaria, frater Conradus quondam prior Predicatorum in Susato et socius suus frater Andreas laicus, Wernerus canonicus Paderbornensis in Curbike pleba nus, Albertus de Velmede plebanus, milites et militares: Heinricus sultetus Susatiensis tunc temporis marscalcus, Albertus de Stormede postea marscalcus, Godescalcus de Pathberg, Helmwicus de Elsepe,
33 REK III 1702 (1252) [WUB III 545]; sonst gibt es in diesem Zeitabschnitt nicht ungewöhnlich wenige Urkunden, die Lücke ist dadurch bedingt, dass der Terminus sonst nicht vorkommt. 34 Vgl. Tab. 5: Gerhard (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1165 – 1190); vgl. auch Kap. 4.1. 35 Vgl. Tab. 41: Hermann Flecke, Mundschenk (1238 – 1256). 36 Vgl. Tab. 42: Hermann, Bäcker (1243 – 1252). 37 REK III 1812 (1254) [WUB VII 846].
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„Gedient haben viele, und nur wenige sind aufgestiegen.“
Conradus Friso, Bernardus de Boderike, Gerwinus de Bokenevorde, Retherus Griso, Alexander, Hermannus de Nehem, Rodolfus de Burbenne, Gerhardus de Lindenbike et alii quam plures.
Der Schultheiß Heinrich von Soest und Gottschalk von Padberg 38 lassen sich hier als erzbischöfliche Ministeriale ausmachen. Auch der Nachfolger Heinrichs als Schultheiß, Heinrich von Stormede, ist als Ministerial belegt.39 Die nächste Urkunde wurde von Konrad im März 1255 in Köln für den Domdekan Goswin ausgestellt.40 Sie hat nach zahlreichen Geistlichen die Zeugen: […] nobilibus viris Conrado de Molenarken, Frederico de Sleida, Philippo de Kentenich, Alberto marscalco de Ruden, Henrico de Vitinchoven, Godefrido de Meschede, Arnoldo dapifero de Hostaden, Ulrico dicto Buch, Winrico sculteto de Leggenich, Godefrido burgravio de Hostaden militibus, Hermanno dicto Comite, Petro de Grue civibus Coloniensibus et aliis quam plures tam clericis quam etiam laicis.
Von den Genannten kommt nur Winrich von Lechenich bzw. Bachem als Ministerialer alter Ordnung in Frage.41 Eine letzte Urkunde soll abschließend vorgestellt werden und zwar diejenige, mit der Konrad von Hochstaden sämtliche Kölner Schöffen mit einer Ausnahme im Jahr 1259 von ihrem Amt suspendierte.42 In der Zeugenliste sind noch einmal eine Vielzahl von Ministerialen versammelt, die in den Jahren vor und nach 1259 nur vereinzelt oder gar nicht in Zeugenlisten vorkommen. Nach den Geistlichen und Adeligen heißt es: […] item marescalcus de Alftere, Rutgerus advocatus Coloniensis, Godefridus camerarius, Petrus thelonearius, Godefridus borggravius Honstadensis, Goswinus de Alftere, Winricus sculthetus de Leggenig, Godefridus borggravius de Drakenvels, Lambertus de Reymbag, Theodericus eius frater, Erenfridus de Werdene milites.
Von den hier genannten milites konnten folgende Personen in den vorherigen Abschnitten als Ministeriale belegt werden: Der Marschall von Alfter 43, der Stadtvogt Rutger 44, der Kämmerer Gottfried 45 und Winrich von Bachem bzw. Lechenich 46. 38 Vgl. Tab. 35: Hermann, Schultheiß Soest (1166 – 1232) und Tab. 17: Padberg, Burggrafen. 39 REK III 1382 (1248) [ungedr.], 1801 (1254) [Wigand IV 21], 1807 (1254) [WUB V 549 und VII 862], 1812 (1254) [WUB VII 846], 1995 (1258) [WUB IV 732]. 40 REK III 1832 (1255) [WUB VII 865]. 41 Vgl. Tab. 11: Winrich von Bachem (I.), Schultheiß/Burggraf (1254 – 1260). 42 REK III 2046 (1259) [Lac. II 465]. 43 Vgl. Tab. 25: Goswin von Alfter (III.), Marschall (1248 – 1291). 44 Keine Tabelle wegen zu wenigen Nennungen. 45 Vgl. Tab. 9: Gottfried von Bachem, Kämmerer (1205 – 1291). 46 Vgl. Tab. 11: Winrich von Bachem (I.), Schultheiß/Burggraf (1254 – 1260).
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Die angeführten Zeugenlisten zeigen, dass bis zu einem gewissen Grad im 13. Jahrhundert in der Tat von einem Ersatz der Rubrik ministeriales durch milites gesprochen werden kann. Allerdings ist die Zahl der unter milites genannten Personen zu gering bzw. die Personen kommen nicht oft genug vor, um sicher sagen zu können, dass hier generell ein Aufstieg ins Rittertum vollzogen wurde.47 Mit leichter Skepsis kann solch ein Aufstieg für Hermann/Goswin von Alfter, Theodericus von Münchhausen und Heinrich von Soest angenommen werden. Auch die Tatsache, dass es in den Zeugenlisten Personen mit und ohne Funktionszuschreibung gibt, deutet auf einen Wandel innerhalb der Gruppe hin. Eine Zusammenfassung von ehemaligen Ministerialen und Adeligen in der Kategorie milites ist nicht die Regel. An den Zeugenlisten der Urkunden REK III 236, 612, 1702 und 1832 wurde deutlich, dass z wischen milites und nobiles nach wie vor unterschieden wird. Trotzdem besteht die Möglichkeit, dass die unter milites Genannten zum niederen, gewissermaßen ‚neuen‘ Adel gehörten und von den Zeitgenossen deshalb als nicht mit dem ‚alten‘, höheren Adel zusammengehörig empfunden wurden. Um ein noch genaueres Bild der Veränderungen zu erhalten, wird im Folgenden die Verwendung der Begriffe milites und miles in den Texten der Urkunden in den Blick genommen. Wiederum werden die Urkunden herausgegriffen, an denen sich Veränderungen besonders gut zeigen lassen. 1221 befreite Erzbischof Engelbert das Kloster St. Walburgis in Soest von jeder Vogtei.48 Zuvor hatte Thymonem fidelem nostrum militem Susatiensem qui se dice bat ecclesie sancte Walburgis advocatum seine Rechte dem Erzbischof übergeben. Ob es sich bei d iesem Timo um den Ministerialen aus dem 12. Jahrhundert oder dessen Nachkommen handelt, muss offen bleiben.49 Timo wird zu zwei Kategorien gerechnet: Er ist sowohl fidelis des Erzbischofs als auch miles. Fidelis zeigt die Zugehörigkeit zum Vasallenverband des Erzbischofs an, miles hingegen ist eine persönliche Eigenschaft Timos, die seinen sozialen Stand bzw. seine soziale Zugehörigkeit markiert. Hier gilt das Gleiche wie für den ministeriales-Begriff: Er zeigt keine Standeszugehörigkeit im rechtlichen Sinn an, sondern ist ein persönliches Merkmal.50 47 Laudage, Rittertum, S. 18: Viele sozial höherstehende Personen hätten es vermieden, in den Urkunden als Ritter bezeichnet zu werden, da dies die Abhängigkeit von einem Herrn deutlich gemacht hätte. Vielleicht trifft das auf Adelige zu, Ministeriale werden dem Terminus sicher nicht ablehnend gegenübergestanden haben, da er für sie ja einen Aufstieg anzeigte. 48 REK 330 (1221) [WUB VII 205]. 49 Vgl. Tab. 36: Timo von Soest (1166 – 1194). 50 Ähnlich Hechberger, Adel, S. 424 im Anschluss an Bumke, Studien, S. 38: Ritter sei eine „Berufsbezeichnung gewesen und keine soziale Kategorie“.
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„Gedient haben viele, und nur wenige sind aufgestiegen.“
1225 beurkundete Engelbert, dass der fidelis noster Henricus de Werle miles, dem Henrico qui dicitur Hurley civi Susatiensi einen Zehnterlass gewährt habe.51 Hieran sind zwei Dinge beachtenswert. Zum einen gehen auch bei Heinrich fidelis und miles zusammen. Zum anderen wird klar zwischen Bewohnern der Stadt, Heinrich, genannt Hurley, und Rittern unterschieden. Da Heinrich sich nach dem Ort Werl nennt, kann es aber durchaus sein, dass auch er Bewohner eines Ortes bzw. einer Stadt war. Da Heinrich nur einmal in einer erzbischöflichen Urkunde auftaucht, lässt sich das nicht weiter verifizieren. 1254 bekundete Konrad von Hochstaden, dass Godefridus miles de Mescede minis terialis ecclesie nostre dem Kloster Bredelar seine Güter in Weslar geschenkt habe.52 Hier liegt erneut eine Kombination von zwei Begriffen vor: Die Person Gottfried wird als miles bezeichnet, sein Verhältnis zum Kölner Erzstift als ministerialis. Miles ist also die persönliche Eigenschaft Gottfrieds, ministerialis hier weniger persönliches Merkmal als vielmehr eine Zugehörigkeitsbezeichnung, in dem Sinne, in dem in den oben genannten Beispielen fidelis gebraucht wurde. Im Jahr 1257 bekundete Erzbischof Konrad, dass Helmwicus miles dictus de Elsepe, ministerialis noster et castellanus in Ruden (Rüthen), dem Kloster Bredelar einige Güter geschenkt habe.53 Hier werden einer Person gleich drei Termini zugewiesen: Miles ist wiederum der persönliche Status Helmwichs, ministerialis markiert seine Zugehörigkeit zum Erzstift und castellanus beschreibt die Funktion, die er in Rüthen, einer erzbischöflichen Stadt im Sauerland, ausübte. Miles und ministerialis müssen also keineswegs sich gegenseitig ausschließende Begriffe sein. Das müssen sie vor allem deshalb nicht, weil mit ihnen unterschiedliche Sachverhalte bezeichnet wurden. Miles war eine persönliche Eigenschaft, die an die so bezeichnete Person gebunden war, ministerialis hingegen bezeichnete eher ein personales Verhältnis, nämlich das z wischen dem Erzbischof und dem Ministerialen bzw. Ritter. Das Abhängigkeitsverhältnis eines Unfreien zu seinem Herrn war damit sicher nicht mehr gemeint, vielmehr ein vasallitisches Verhältnis. Dies würde den Aufstieg der Gruppe oder zumindest eines Teils derselben bedeuten. Daher waren im 13. Jahrhundert eher ministerialis und fidelis Synonyme als ministerialis und miles. Die konkrete Funktion ist indes mit den beiden Termini noch gar nicht hinreichend erfasst, sodass zusätzlich als dritter Begriff noch castellanus hinzu kommt. Drei Dinge werden hier also beschrieben: Person, Verhältnis zum Erzstift und Funktion. In den Zeugenlisten wird der Terminus nobiles im 12. Jahrhundert verwendet, um die Gruppe der Adeligen zu kennzeichnen. In Bezug auf Ministeriale werden die Stadtvögte aus der Familie von Eppendorf einige Male als Gerardus 51 REK III 486 (1225) [WUB VII 255]. 52 REK III 1812 (1254) [WUB VII 846]. 53 REK III 1995 (1258) [WUB IV 732].
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nobilis advocatus 54 oder Hermannus nobilis Advocatus de Colonia 55, einmal auch als Herimannus nobilis comes de Colonia et frater eius Geradus 56 bezeichnet. Diese Bezeichnungen zeigen die gehobene Stellung der Stadtvögte an, ohne dass sie im rechtlichen Sinne Adelige sind. Ein Bezug zum Inhalt der Urkunde besteht nicht, jedoch kann es durchaus im Ermessen des Ausstellers gelegen haben, die jeweilige Titulatur auszuwählen.57 Im 13. Jahrhundert taucht nobiles als Rubrik erstmals 122758, dann 123259 auf. In diesen beiden Urkunden benennt die Rubrik jeweils die Adeligen. Davon wird im Untersuchungszeitraum nur 1260 abgewichen in einer Urkunde Konrads, in der er Bestimmungen hinsichtlich ihm zugefallener Häuser traf. Nach den Geistlichen folgen:60 […] nobiles viri: Henricus comes de Virneburg, Theodericus domus des Milendunc, Willelmus domus de Lapide, Cono dominus de Rutlant, Rutgerus advocatus Coloniensis, Hermannis mares calcus de Alfthere, Mathias de Are pincerna, Godefridus burgrauius Honstadensis, Petrus de grue thelonearius Coloniensis et quamplures alii nostril fideles.
Hier werden neben Adeligen also auch Personen eingereiht, die eindeutig als (hochrangige) Ministeriale belegt sind: der Stadtvogt Rutger und Hermann von Alfter. Da es die Rubrik nobiles in den Zeugenlisten im 13. Jahrhundert nicht häufiger gibt, ist eine Schlussfolgerung schwierig. Es hat allerdings den Anschein, als würde die Rubrik in der gleichen Weise verwendet wie im 12. Jahrhundert. Als Rubrik erscheint der Terminus fideles im Untersuchungszeitraum nur ein einziges Mal, und zwar in einer Urkunde Konrads aus dem Jahr 1244, in der der Beschluss zum Bau einer Stadtmauer um Bonn festgehalten wurde.61 Nach den Geistlichen folgen: […] fidelibus: Henrico Senensi, Wilhelmo Juliacensi, Theoderico Hostadensi fratruele nostro comitibus, Theoderico de Milendunc, Waltero de Brunshorv viris nobilibus, Gerhardo advocatus Coloniensis, Hermanno de Alfter marscalcus, Gerhardo de Bernsouwe dapifer, Hermanno dicte Fleck pincerna, Godefrido camerarius, Hermanno de Vorste panetario, Reynardo marscalcus, Luperto sculthetus Nussiensi, Godefrido milite, Ulrico buc camerarius, Gerhardo magister coquine. 54 REK II 948 (1170) [Erhard II 343]. 55 REK II 1464 (1193) [Lac. I 541]. 56 REK II 1491 (1195); für weitere Nennungen vgl. Tab. 5: Gerhard (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1165 – 1190), Tab. 6: Hermann (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1191 – 1236), Tab. 7: Gerhard (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1235 – 1252); vgl. auch Kap. 4.1. 57 Die meisten Urkunden waren Empfängerausfertigungen; vgl. Groten, Urkundenwesen, S. 101 f. 58 REK III 612 (1227) [WUB VII 290]. 59 REK III 751 (1232) [WUB VII 386]. 60 REK III 2136 (1260) [Lac. II 496]. 61 REK III 1131 (1244) [Lac. II 284].
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„Gedient haben viele, und nur wenige sind aufgestiegen.“
Hier liegt mit fidelibus eine Kategorie vor, die in sich noch einmal unterteilt ist in comitibus, viris nobilibus und die nachfolgenden Ministerialen, die nicht unter einem Oberbegriff gefasst werden, sondern mit ihrer jeweiligen Funktion genannt werden. Als Rubrik wird der Begriff sonst nicht gebraucht, sondern um die Gesamtheit der Kölner Vasallität zu bezeichnen, zu der auch die Ministerialen gehören.62 So etwa 1252, als es am Schluss der Zeugenliste heißt […] et quamplures alii fideles nostri, qui ipsam sententiam approbarunt.63 Oder 1274, als die Mitsiegler als fideles nostri bezeichnet werden.64 Die Termini officia, officiales und officiati wurden bereits im 12. Jahrhundert im längeren Kölner Dienstrecht gebraucht: Sie bezeichnen die summi officiales curie 65, also die Gesamtheit der Hofämter: advocatus, camerarius, marescalcus, pincerna und dapifer.66 Das heißt, die officiati waren zu Beginn hauptsächlich Ministeriale.67 Wilhelm Janssen vermutete in einer Urkunde von 1239, als Conradus maior preposi tus, Goswinus maior decanus, archidiaconi, ceterique priores Colonienses, officiales et consilium domini Coloniensis electi in dessen Abwesenheit den Wezelonem militem aduocatus Werdinensem in die Lehnsmannschaft des Erzstifts aufnahmen, in dem Terminus officiales ebenfalls ein Synonym für die Ministerialen.68 1242 folgen in der Zeugenliste einer Urkunde Konrads nach den Adeligen: Gerhardo advocatus Coloniensi, Lutberto de Swanesbule, Godefrido marscalcus, Teoderico de Heldene, Gerhardo magister coquine, Henrico de Medrike ceterisque nostre curie officialibus.69
Hier werden also auch Personen, die definitiv als Ministeriale belegt sind, der Stadtvogt Gerhard 70 und Marschall Gottfried 71 unter die Gesamtheit der officiati gerechnet. 1243 richtete Konrad ein Schreiben an seine dapiferi, villici et universi officiales, in dem er ihnen den Schutz des Zisterzienserinnenklosters Schledenhorst befahl.72 1251 hat eine Zeugenliste die Rubrik cives et officiales Colonienses mit den 62 Vgl. hierzu auch Rösener, Vasallität, S. 61: „Der Aspekt der gemeinsamen Zugehörigkeit zur markgräflichen Lehnsmannschaft ist offensichtlich wichtiger geworden als die alte rechtsständische Unterscheidung von liberi und ministeriales.“ 63 REK III 1667 (1252) [WUB IV 479]. 64 REK III 2541 (1274) [ungedr.] 65 Längeres Dienstrecht, § 3, S. 4; vgl. zu den Termini allgemein: Janssen, Landesherrliche Verwaltung, S. 88 – 92. 66 Vgl. zu den Dienstrechten Kap. 3.1.1 bis 3.1.3, zu den Hofämtern Kap. 6.5. 67 Vgl. Janssen, Verwaltung des Kölner Erzstifts, S. 12. 68 Vgl. Janssen, Verwaltung des Kölner Erzstifts, S. 6; Quelle: REK III 938 (1239) [Lac. II 239]. 69 REK III 1063 (1242) [WUB VII 534]. 70 Vgl. Kap. 4.1. 71 Vgl. Kap. 5.1 und 6.5.1. 72 REK III 1105 (1243) [WUB VII 552].
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Zeugen: Wernerus miles dictus Parfuse, Hermannus et Gerardus nepotes predicti Gode fridi, Heinricus dictus Thelonearius, Johannes privignus suus, Sibertus.73 Die Begriffe officialibus, officiati etc. werden hier also noch nicht zur Bezeichnung einer Person verwendet, sondern um die Gesamtheit jener Personen zu fassen, die eine Funktion im Auftrag des Erzbischofs ausübten.74 Damit ist ein weiterer Terminus gefunden, der ministeriales an die Seite gestellt werden oder den Begriff ersetzen konnte. Der Terminus ministeriales selbst verschwindet keineswegs vollständig aus den Urkunden. Er erhält sich allerdings eher in den Kontexten als in den Zeugenlisten. Als Rubrik erscheint ministeriales zuletzt 1238.75 Aber noch 1266 tauschte der miles Brunsten de Westerhem, iudex ministerialium beati Petri apud Rikelinchusen auf den Rat der Ministerialen mit der Äbtissin Berta von Essen Ministerialinnen aus.76 Dies ist ein Hinweis darauf, dass es auch zu d iesem Zeitpunkt noch sozial niedrig stehende Ministerialen gab, die zwischen Herren getauscht werden konnten, wobei nicht sicher ist, ob der Tausch auf Rat der getauschten Ministerialen stattfand oder auf den anderer Ministerialen.77 Im selben Jahr fanden noch zwei weitere Austausche von Ministerialen statt.78 Ein Aufstieg hatte für diese demnach 73 REK III 1617 (1251) [AHVN XLI, S. 97]. 74 Vgl. Peltzer, Personae publicae, S. 159 zum Begriff officia im 13. und 14. Jahrhundert auf Reichsebene. Der Terminus war an die Hof- bzw. Erzämter gebunden. Vgl. auch Schubert, Erz- und Erbämter, S. 212 f. 75 REK III 928 (1238) [REK III 928]; vgl. zum Verschwinden der Rubrik ministeriales aus den Zeugenlisten auch Fuhrmann, Urkundenwesen, S. 394; ebd, S. 394 – 398 zu ministerialischen Zeugen unter Konrad und seinen Nachfolgern. 76 REK III 2352 (1266) [WUB VII 1216]. 77 Der erste urkundlich festgehaltene Tausch von Ministerialen im Erzstift fand 1249 statt: Konrad von Hochstaden tauschte seine Ministerialin Claritia gegen die Ministerialin A leidis des Grafen Gottfried von Arneberg (REK III 1544 (1249) [WUB VII 702]: Conradus Dei gracia sancte Coloniensis ecclesie archiepiscopus, sacri imperii per Italiam archicancellarius notum facimus, quod nos Claritiam ministerialem nostram dilecto fideli nostro comiti de Arns berg damus in concambio, recepta ab eo Aleide ministeriali feci pro compensatione. Weitere Tausche im 13. Jahrhundert: REK III 1609 (1250) [WUB VII 735], 1628 (1251) [WUB VII 749], 2045 (1259) [WUB VII 977], 2114 (1260) [WUB VII 1056], 2293 (1264) [WUB VII 1148], 2332 (1265) [WUB IV 1041], 2352 (1266) [WUB VII 1216], 2357 (1266) [WUB VII 1225], 2368 (1266) [WUB VII 1242], 2634 (1275) [WUB IV 1408 und VII 1544], 2738 (1278) [WUB VII 1634]. Dass der erste Tausch erst so spät dokumentiert ist, hängt vermutlich mit der Zunahme der Urkundenproduktion zusammen. Nun wurden auch Vorgänge verschriftlicht, bei denen dies vorher nicht der Fall gewesen war. Es ist nicht anzunehmen, dass Ministeriale im 12. Jahrhundert nicht getauscht worden sind. Die Urkunden, die die Tausche festhalten, sind durchgängig so kurzgehalten wie die zitierte. Die meisten Tausche (5) fanden mit dem Grafen von Arnsberg statt. 78 REK III 2357 (1266) [WUB 1225] und 2368 (1266) [WUB VII 1242].
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nicht stattgefunden. Auch freiwillige Eintritte in die Ministerialität fanden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts noch statt.79 1279 bekundeten Cuno von Müllenark und dessen Geschwister Folgendes: Nos Cono de Molenarken et Reynerus dictus Hoyngin, fratres, et sorores eorundem notum faci mus universis presens scriptum visuri et audituris et publice profitemur, quod cum essemus libere conditionis et nulli domino attineremus, ob spem promotionis et protectionis, quam nobis et heredibus nostris impendere poterit ecclesia Coloniensis, nos prehabita deliberatione cum consan guineis et amicis nostris, convocatis prioribus ecclesie Coloniensis in maiori ecclesia Coloniensi missa sollempniter in honore beati Petri celebra anno domini MCCLXXVIII feria tertia post dominicam palmarum ante altare beati Petri nos, liberos nostros et heredes tradidimus et mini steriales fecimus pure et simpliciter ecclesie Coloniensis […].80
Es hat demnach den Anschein, als hätte im 13. Jahrhundert eine Entwicklung in zwei Richtungen stattgefunden. Die großen Ministerialen des Erzstifts wie die Stadtvögte oder Burggrafen konnten ihren Status dauerhaft erhalten und sich von den niederen Ministerialen abgrenzen, wenn sie auch oft nicht mehr zum engeren Kreis um den Erzbischof gehörten. Sie fanden trotzdem Verwendung in erzbischöflichen Diensten oder konnten eigene Aufstiege vollziehen.81 Denen gegenüber standen aber Personen, die den Aufstieg nicht schafften und Ministeriale blieben. Diese waren ebenso wenig am Hof präsent wie im 12. Jahrhundert, weshalb sie in den Urkunden nur selten fassbar sind. Welche Entwicklung sie durchliefen, ist daher nicht leicht zu sagen. Oben wurde die Frage gestellt, ob das Verschwinden der Ministerialen aus den Urkunden nur in der Veränderung der Urkunden und ihrer Zeugenlisten begründet liegt oder die Ministerialen tatsächlich aus der Umgebung des Erzbischofs bzw. als Gruppe verschwanden. Bei aller Unschärfe der oben referierten Begriffe 82 scheint doch der Schluss berechtigt, dass die Ministerialen meist in anderen Gruppen aufgingen bzw. sich ihre Funktionen so ausdifferenziert hatten, dass eine Zusammenfassung unter dem Terminus ministeriales nicht mehr möglich war. Die Befunde 79 REK III 7290 (1279) [Ennen/Eckertz III 168]; der einzige andere urkundlich festgehaltene Eintritt von Ministerialen im Untersuchungszeitraum fand 1119 statt: REK II 168 (1119) [Seibertz I 40]. Auch hier ist zu vermuten, dass Eintritte von Freien in die Ministerialität sonst nicht dokumentiert wurden. Sicher hat es mehr Übertritte gegeben als die beiden genannten. 80 REK III 2790 (1279) [Ennen/Eckertz III 168]. 81 Rösener, Vasallität, S. 85 sieht im Wandel der Abhängigkeitsverhältnisse den entscheidenden Faktor für die Veränderungen in der Ministerialität: „Der fortschreitende Emanzipationsprozess der Dienstmannen lässt aus der persönlichen Abhängigkeit vom Dienstherrn eine bloß dingliche werden. Die Verdinglichung des Dienstrechts und Dienstguts hat auf diese Weise stark zur Auflösung der Ministerialität beigetragen.“ 82 Vgl. dazu Matscha, Heinrich I., S. 494.
Exkurs I: Zum Verhältnis von ministeriales und milites
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sind folgende: a) In der Tat verschwanden die Ministerialen aus den Zeugenlisten. Aber nicht nur sie verschwanden, sondern auch die Geistlichen und die Adeligen, weil das Beglaubigungsmittel ‚Zeugenliste‘ immer weniger Anwendung fand. Ob sie deshalb auch aus der Umgebung des Erzbischofs verschwanden, lässt sich mit der gewählten Untersuchungsmethode nicht beantworten. b) Diejenigen Personen, die bis in die Regierungszeit Engelberts unter der Rubrik ministeriales erscheinen, gingen in anderen Gruppen auf. Dies ist vor allem die Gruppe der milites, zum Teil aber auch die der nobiles, fideles und officiales. Da die Begriffe häufig unscharf sind und keine Trennung in rechtliche Stände spiegeln, ist die eindeutige Erfassung und Zuweisung von Personen schwierig. Darüber hinaus gibt es Personen, die keiner Gruppe zugewiesen wurden, sondern mit ihrer speziellen Funktion genannt werden: Burggrafen, Marschälle und Schultheißen.83 Die Bedeutung von Ämtern im spätmittelalterlichen Sinne nahm zu, da sich auch die Voraussetzungen änderten, wie Rechte wahrgenommen und Territorien durchdrungen werden konnten. Dies hatte zur Folge, dass die officiati, das heißt die Verwalter der Ämter (im Sinne von Funktion), in diesen Ämtern (im Sinne eines Territoriums) selbst saßen. Sie waren nicht mehr wie etwa der Kämmerer im 12. Jahrhundert mit ihrer Tätigkeit an den Hof gebunden, sondern verteilten sich im ganzen Erzstift. Auch deshalb sind die offi ciati, die häufig ehemalige Ministerialen waren, nur selten in den Urkunden greifbar. Auch wenn eine Identität der Begriffe ministeriales und milites nur begrenzt nachgewiesen werden konnte, werden im folgenden Exkurs Ministerialität und Rittertum als soziale Phänomene in den Blick genommen, um die Entwicklung im 13. Jahrhundert besser fassen zu können.84
11.3 Exkurs I: Zum Verhältnis von ministeriales und milites Ritter und Rittertum als Erscheinungsweisen des Übergangs vom Hoch- ins Spätmittelalter lassen sich in den Quellen zwar fassen, sind hinsichtlich ihrer Stellung, Funktion und gesellschaftlichen Bedeutung aber nur schwer zu bestimmen.85 Das zentrale Forschungsproblem war und ist die Entstehung und die Zusammensetzung des Rittertums. Im 19. Jahrhundert herrschten rechtsgeschichtliche Untersuchungen 83 Vgl. dazu Nikolay-Panter, Dienst und Herrschaft, die auf S. 75 schreibt, die Burggrafen von Landskron s eien überwiegend von Außenstehenden als miles bezeichnet worden; sie selbst hätten den Terminus burgravius bevorzugt, um sich von den in der Umgebung des Reichsgutes Sinzig ansässigen Reichsministerialen abzuheben. 84 Vgl. hierzu die Studie von Pätzold, Ministerialität, der Ministerialen und Ritter der Grafen von der Mark untersucht hat. 85 Vgl. zur problematischen Quellenlage: Erkens, militia, S. 627.
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vor, die vor allem militärgeschichtliche Aspekte als Grund für die Entstehung betonten.86 Als deutlich wurde, dass die Frage nach der Zusammensetzung so nicht befriedigend beantwortet werden konnte, verlagerte sich der Schwerpunkt auf die Arbeit an den Begriffen miles (mit seiner deutschen Entsprechung ritter) und militia.87 Die Sozial- und Kulturgeschichte wandte sich erst nach 1945 der Problemstellung Ritter und Rittertum zu.88 Josef Fleckenstein hielt in einem Aufsatz aus dem Jahr 1972 fest, dass es „zur Zeit im Bereich der mittelalterlichen Geschichte wohl kaum ein anderes Feld [gibt], auf dem die Forschung von unterschiedlichen Ansätzen aus betrieben, auf voneinander abweichenden Ebenen verfolgt [wird] und mit widersprüchlichen Thesen verfochten [wird]“.89 Hinzu komme noch die traditionelle Dominanz der Germanistik auf diesem Gebiet, die sich aufgrund der Ritterdichtung intensiver als die Geschichtswissenschaft mit dem Rittertum beschäftigt habe.90 Außerdem spielten auch, da das Rittertum eine gesamteuropäische Erscheinung gewesen sei, Unterschiede in der je nationalen Erforschung eine Rolle.91 An dieser disparaten Situation hat sich bis heute nicht viel geändert. Werner Paravicini stellte in seinem 1993 erstmals erschienenen EDG -Band „Die ritterlich-höfische Kultur des Mittelalters“ fest: „‚Ritter‘ ist ein vieldeutiger und damit verwirrender Begriff. Es sind zu unterscheiden Amt, Würde, Stand und Idee.“ 92 Schon an diesen vier Parametern werden die Vielfalt des Begriffs und die Schwierigkeit, ihn eindeutig zu fassen, deutlich. Johannes Laudage betonte fünf wesentliche Aspekte des Rittertums in der Stauferzeit: das Militärische, das Soziale, das Ideologische (christliche Vorstellungen 93), das Kulturelle und das Rechtliche.94 Aber 86 So etwa Waitz, Verfassungsgeschichte, Bd. 5, S. 452 – 458; aber noch Keen, Rittertum, S. 41 – 46, hat einen Abschnitt zu verschiedenen Entwicklungen in der Militärtechnik, die zweifellos eine Rolle gespielt haben und daher in jeder Darstellung durchaus ihre Berechtigung haben. Vgl. zum militärischen Aspekt auch Erkens, militia, S. 628 f.; Arnold, Knighthood, S. 110, der dort feststellt: „The familia ministerialium was a military establishment of knights enfeoffed with lands, castles, revenues, and offices, operating according to the customs of vassalage.“; Ders., Instruments, S. 37 f. 87 Vgl. zum Begriff miles u. a. Fleckenstein, Entstehung, S. 344 – 347 und Fleckenstein, Begriff, S. 17 – 20. 88 Vgl. Hechberger, Adel, S. 423: vgl. zur Kritik an der Missachtung der Sozialgeschichte durch die Mittelalterforschung Oexle, Gruppen, S. 9 – 11. 89 Fleckenstein, Rittertum, S. 158. 90 Vgl. Fleckenstein, Rittertum, S. 158. 91 Vgl. Fleckenstein, Rittertum, S. 159; vgl. hierzu auch ausführlich Hechberger, Adel, S. 418 – 423. 92 Paravicini, Kultur. 93 Vgl. dazu Zotz, Milites Christi; Althoff, Entstehung. 94 Vgl. Laudage, Rittertum, S. 31.
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schon der Begriff ‚Ritter‘ als solcher ist kritisch zu sehen, da unter ihm ganz verschiedene Dinge subsumiert wurden und werden, wie bereits die Umschreibung von Paravicini deutlich macht. Um die Begriffsklärung machte sich vor allem Joachim Bumke in seinen „Studien zum Ritterbegriff“ verdient.95 Da seine Ausführungen auch für diese Arbeit von Bedeutung sind, soll auf sie etwas ausführlicher eingegangen werden. Bumke untersuchte zunächst den deutschen Begriff ritter und kam zu dem Schluss, dass so zuerst Ministeriale, ab dem 13. Jahrhundert auch Adelige bezeichnet worden seien.96 Der terminologischen Differenzierung entsprächen jedoch nur selten klare sachliche Unterschiede: So seien Ritter keineswegs immer gepanzert und beritten gewesen, sondern hätten auch etwa mit Pfeil und Bogen gekämpft.97 Außerdem sei ritter nicht die Bezeichnung für eine „kleine Elitetruppe, sondern die Gesamtheit des kämpfenden Heeres [gewesen]“.98 Die „Ritter bilden die Masse der anonymen Soldaten“ 99, weshalb auf ihren sozialen Stand nicht geschlossen werden dürfe. Das bedeutet, dass es innerhalb der Ritter ebenso große soziale Unterschiede gab wie innerhalb der Ministerialität.100 Daraus lässt sich weiterhin folgern, dass die Titulierung eines Ministerialen als Ritter nicht zwingend einen Aufstieg bedeutete. Das Ritter-Werden oder -Sein musste nicht unbedingt eine soziale Erhöhung bedeuten. Abschließend kam Bumke zu dem Befund, der seither immer wieder zitiert wird: Ihre Bedeutung [der Ritter; F. S.] ist nur negativ zu bestimmen: ritter heißen alle die, auf die es nicht ankommt, für deren Schicksal sich niemand interessiert, die man zu hunderten und tausenden zählt.101
Aber gerade weil der Begriff ‚Ritter‘ sowohl für Adelige als auch für alle anderen galt, sei er geeignet gewesen, Standesschranken zu überwinden. Deswegen war zwar noch nicht jeder Ritter ein Adeliger, aber eine Annäherung der Gruppen Adelige, Ministeriale und anderer leistete er trotzdem.102 Ähnliches galt nach Bumke für den lateinischen Begriff miles: Erst sei der K rieger allgemein so genannt worden, dann Vasallen (mit den Ministerialen), dann der 95 Bumke, Studien; vgl. auch Göttert, Ritter, S. 16 – 20. 96 Vgl. Bumke, Studien, S. 38. 97 Vgl. Bumke, Studien, S. 38. 98 Vgl. Bumke, Studien, S. 38. 99 Bumke, Studien, S. 38; ähnlich Fleckenstein, Entstehung, S. 352: „Man weiß, dass sich hinter scheinbar so eindeutigen Begriffen wie miles und ministerialis eine vielfältige Wirklichkeit verbirgt.“ 100 Vgl. zu den sozialen Unterschieden innerhalb der Ritter auch Keupp, Beruf, S. 319 f.; Erkens, militia, S. 638; Rösener, Rittertum, S. 505; Trockels, Ministerialen, S. 6. 101 Bumke, Studien, S. 38; vgl. auch die zahlreichen Beispiele auf S. 38 f. 102 Vgl. Bumke, Studien, S. 40.
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Adel.103 „Ebenso wenig wie das deutsche Wort ritter bezeichnet der lateinische Begriff miles eine Standesqualität.“ 104 Johann Johrendt meinte, miles habe allgemein jeden bezeichnet, der eine Art von Kriegsdienst geleistet habe, wobei dies in der Regel im Rahmen einer vasallitischen Bindung erfolgt sei.105 Gleiches gelte für den Terminus milita, der im Übrigen auch als Synonym für miles verwendet worden sei.106 An seine kritischen Ausführungen schloss Bumke eine gewisse Skepsis hinsichtlich des in der Forschung allenthalben postulierten sozialen Aufstiegs der Ministerialen durch die Integration ins Rittertum an. Nur weil ein Ministeriale als miles bezeichnet werde, heiße das noch nicht, dass er Ritter oder gar Adeliger gewesen sei. Dies passt zu den Ergebnissen dieser Arbeit, dass im 13. Jahrhundert Personen sowohl als ministerialis als auch als miles bezeichnet werden. Hier ist an die schon oben geäußerte Vermutung anzuschließen, dass ministerialis die Gruppe meint, zu der der so Bezeichnete gehörte. miles hingegen ist eine Funktions- bzw. ‚Berufsbezeichnung‘107. An die These vom allgemeinen Aufstieg der Ministerialen als Stand glaubte Bumke nicht mehr: „Gedient haben viele, und nur wenige sind aufgestiegen.“ 108 „Keine adelige Ministerialenfamilie des Spätmittelalters lässt sich auf einen Stammvater zurückführen, der im 10. oder 11. Jahrhundert als Stallknecht die Pferde gefüttert hat.“ 109 Auch das passt zu den in dieser Arbeit gemachten Beobachtungen. Die großen Ministerialen des 12. und 13. Jahrhunderts sind sämtlich bereits bei ihrer ersten Nennung in den Urkunden sozial höherstehende Personen. Ein Aufstieg von ‚ganz unten‘ lässt sich für keinen nachweisen. Das bedeutet aber nicht, dass nicht doch eine Art von Aufstieg stattgefunden hat. Für einen mit der Burghut beauftragten Ministerialen, der von diesem Dienst ausgehend in der Region eigene herrschaftsähnliche Aktivitäten entfalten konnte, vollzog sich so ohne Frage ein Aufstieg.110 Auch Ministeriale am Hof, wie der Stadtvogt oder der Kämmerer, konnten Verbesserungen für sich erreichen.111 Jedoch sind die Entwicklungen zum einen quellenbedingt erst ab einem bestimmten Zeitpunkt fassbar, zum anderen waren für die meisten in dieser Arbeit untersuchten Ämter 1 03 Vgl. Bumke, Studien, S. 52. 104 Bumke, Studien, S. 52. 105 Vgl. Johrendt, milites, S. 427. 106 Vgl. Johrendt, milites, S. 427 f.; Ders., Untersuchungen, S. 12: militia habe den Kriegsdienst bezeichnet, den der miles ausgeübt habe. 107 Hechberger, Adel, S. 424; nicht vernachlässigt werden darf bei dieser Begriffsbestimmung freilich die kulturelle Dimension des Terminus miles. 108 Bumke, Studien, S. 80. 109 Bumke, Studien, S. 77. 110 Vgl. Kap. 8. 111 Vgl. Kap. 4.
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Voraussetzungen erforderlich, die schon vor Eintritt in dieses Amt eine gehobene soziale Stellung implizierten. Dementgegen stehen freilich die Beschwerden verschiedener zeitgenössischer Chronisten, die meinten, die Ministerialen s eien zu Unrecht gefördert worden.112 Dazu muss der Standpunkt der Chronisten berücksichtigt werden: Diese gehörten selbst einer sozial gehobenen Schicht an oder standen ihr zumindest nahe. Deshalb erschien ihnen selbst ein Aufstieg, der nicht im Stall, sondern beispielsweise am Hof oder in der Stadt begonnen hatte, schon ungewöhnlich. Jedem, der Zugang zu dieser als exklusiv verstandenen Gruppe erhielt oder sich dieser annäherte, wurde die Berechtigung der Zugehörigkeit abgesprochen, um vorhandene Privilegien auch als solche zu erhalten. Außerdem muss in Betracht gezogen werden, dass es sich hier um Konkurrenz um begrenzte Ressourcen handelte. Die Burghut hätte der Erzbischof auch an einen lokalen Adeligen vergeben können, stattdessen griff er auf einen Ministerialen zurück. Für den Adeligen war dies eine doppelte Brüskierung: Zum einen wurde er bei der Auswahl benachteiligt, zum anderen auch noch zugunsten eines Unfreien oder eines hinsichtlich des Rangs unter ihm Stehenden. Daher ist die Empörung in manchen zeitgenössischen Berichten nachvollziehbar, da dem Adel Zuständigkeiten und Rechte streitig gemacht wurden, die ihm nach seiner Auffassung qua Geburt zustanden.113 Historische Arbeiten über den Begriff miles legte Josef Fleckenstein vor.114 Sein Aufsatz „Über den engeren und weiteren Begriff von Ritter und Rittertum (miles und militia)“ soll hier näher betrachtet werden.115 Fleckenstein hielt zunächst fest, dass es den Terminus miles schon lange vor dem deutschen ritter gegeben habe. Zudem 112 Vgl. Kap. 3.1.2. 113 Andererseits weist Arnold, Knighthood, S. 53 drauf hin, dass „medieval society recognized no absolute distinctions between freedom and servitude, for those commonly called free men might owe obligations such as homage and fealty with the concomitant services, while serfs were not slaves but possessed rights sometimes called liberties“. Für das mittelalter liche Denken s eien Freiheit und Unfreiheit keine Gegensätze gewesen, weshalb die Adeligen keine Probleme mit dem Aufstieg der Ministerialen gehabt hätten (ebd., S. 70). Ich denke, dass die Grenzen zwischen den sozialen und rechtlichen Gruppen nicht so eng waren, wie vor allem die ältere Forschung dies annahm (vgl. hierzu Oexle, Gruppen, S. 40: Die Ständegesellschaft sei nur eine gedachte Wirklichkeit, mit der Gesellschaft gedeutet wird). Jedoch hatte der ‚alte‘ Adel sicherlich Vorbehalte gegen einen solchen Aufstieg. Vielleicht nicht so sehr deswegen, weil die Ministerialen aus der Unfreiheit stammten, sondern weil sie als Konkurrenten um knappe Ressourcen wahrgenommen wurden. Johrendt, milita, S. 435, leitet aus der Tatsache, dass miles zumindest im 11. Jahrhundert sozial unterschiedlich Gestellte bezeichnete, eine „prinzipielle Offenheit des sozialen Systems“ ab. 114 Vgl. Fleckenstein, Entstehung; Ders., Rittertum und ritterliche Welt, Berlin 2002. 115 Fleckenstein, Begriff.
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werde ritter vorwiegend in literarischen Quellen gebraucht.116 Dies stimmt mit dem Befund dieser Arbeit überein: ritter kommt in den Urkunden der Kölner Erzbischöfe nur selten vor, was vor allem daran liegt, dass es bis in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts hinein keine auf Deutsch geschriebenen Urkunden gibt.117 Anschließend untersuchte Fleckenstein die jeweiligen nationalen Übersetzungen von miles (also chevalier, knight etc.) und konstatierte, dass man bei dem Versuch, vom Begriff auf soziale Verhältnisse zu schließen, zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen gekommen sei.118 Er erkannte nur eine Gemeinsamkeit der Begriffe: Es gebe einen engen Begriff, „der die große Zahl der freien und unfreien milites [also auch die Ministerialen; F. S.] mit der mittleren Schicht der nobiles“ zusammenfasse.119 Und einen weiten, „der auch den hohen Adel, die principes“ mit einbeziehe.120 Der enge Begriff umfasse die „aktive Kriegerschaft“, die „Waffendienst und Herrschaft“ verbände und im Verlauf zur „Herrenschicht“ würde, deren Kern wiederum die nobiles bildeten.121 Dieser „doppelte Ritterbegriff“ 122 ist bis heute in der Forschung allgemein akzeptiert. Im gleichen Aufsatz legte Fleckenstein auch eine Th eorie zum Aufstieg der mili tes in den niederen Adel dar.123 Durch den Dienst auf einer Burg, den manche ausübten, hätten sie nicht nur militärische Aufgaben wahrgenommen, sondern auch herrschaftliche.124 Da aber das Ausüben von Herrschaft ein Charakteristikum des Adels gewesen sei, hätten die milites und mit ihnen die Ministerialen auf diese Weise den Anschluss an diese Gruppe gefunden. Dies wurde in dieser Arbeit deutlich in Kapitel 8. Allen untersuchten Burggrafen kam auch die Aufgabe zu, die Herrschaft des Erzbischofs in der jeweiligen Region auszuüben und zu repräsentieren. Diese Funktion überlagerte wahrscheinlich sogar die militärische Bedeutung. Ein weiterer Zugang zum Adel war nach Fleckenstein auch die Vasallität allgemein, da diese ursprünglich nur aus Adeligen bestanden habe.125 Mit der Aufnahme der milites in den Kreis der Vasallen habe auch ein Näherrücken an den Adel stattgefunden. 116 Vgl. Fleckenstein, Begriff, S. 13. 117 Die erste deutschsprachige Urkunde eines Kölner Erzbischofs stammt vermutlich aus dem Jahr 1251: REK III 1641 [Lac. II 376], sicherer jedoch aus dem Jahr 1258: REK III 1992 [Ennen/Eckertz II 382] und REK III 1993 [Ennen/Eckertz II 379]. 118 Vgl. Fleckenstein, Begriff, S. 15. 119 Vgl. Fleckenstein, Begriff, S. 15. 120 Vgl. Fleckenstein, Begriff, S. 15. 121 Vgl. Fleckenstein, Begriff, S. 24. 122 Laudage, Rittertum, S. 23. 123 Vgl. zum Begriff nobiles: Fleckenstein, Entstehung, S. 334 – 340; vgl. zur adeligen Herrschaftsbildung grundlegend: Hechberger, Adel und Herrschaft, der die Forschung zu d iesem Themenkomplex aufarbeitet. Vgl. zur Adelsforschung im Rheinland: Groten, Erforschung. 124 Vgl. Fleckenstein, Begriff, S. 22. 125 Vgl. Fleckenstein, Entstehung, S. 28 f.
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Eine Emanzipation vom Erzbischof und damit einhergehend eine Annäherung an den niederen Adel kann auch als eine Folge des Thronstreits zu Beginn des 13. Jahrhunderts gedeutet werden. Dies wird im folgenden Exkurs untersucht, an den sich grundlegende Überlegungen zur Herrschaft im späteren Mittelalter anschließen.
11.4 Exkurs II: … et alii ministeriales et amici nostri.126 Die Haltung(en) der Ministerialen im deutschen Thronstreit Wenn versucht werden soll, die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen im 13. Jahrhundert und deren Auswirkungen auf die Ministerialen zu verstehen, kann ein zentrales Ereignis vom Beginn des Jahrhunderts nicht außer Acht gelassen werden: Der ‚deutsche‘ Thronstreit. Durch die Parteibildungen, zu denen es zwischen etwa 1200 und 1215 im Kölner Erzstift kam, fand möglicherweise auch eine Spaltung der Ministerialität statt. Ob sich diese Vermutung am Quellenmaterial bestätigt und wie sich die Ministerialen im Thronstreit verhielten, soll in den folgenden Abschnitten geklärt werden. Der deutsche Thronstreit begann im September 1197 mit dem unerwarteten Tod des noch jungen Kaisers Heinrich VI. 1198 wurden sowohl Philipp von Schwaben 127, der Bruder Heinrichs, und Otto von Poitou 128, ein Sohn Heinrichs des Löwen und Neffe Richards Löwenherz und somit ein Welfe, von Fürstenversammlungen zum König gewählt. Dass es überhaupt zu einer Doppelwahl kam, lag maßgeblich am Kölner Erzbischof Adolf von Altena 129, dem der Plan zugeschrieben wird, einen nichtstaufischen König zu wählen.130 Schon Ende 1197 konnte er mehrere Reichsfürsten von seinem Vorhaben überzeugen, allerdings stand zunächst Berthold von Zähringen als Kandidat im Raum. Als dieser die Kandidatur ablehnte, einigte man sich auf Otto, der am 9. Juni 1198 in Köln gewählt und am 12. Juli in Aachen von Adolf gekrönt wurde.131 126 REK III 16 (1206) [Broix, S. 218]: Schluss der Zeugenliste einer Urkunde Erbischof Brunos IV. vom 19. März 1206 für das Kloster Siegburg. 127 Vgl. zu Philipp: Schütte, König Philipp von Schwaben; den „Sammelband Philipp von Schwaben“, hg. v. Rzihacek/Spreitzer. 128 Maßgeblich: Hucker, Otto IV., bes. S. 22 – 35. 129 Vgl. zu Adolf allgemein Brunsch, Adolf I.; Gilliam, Adolf von Altena; Wolfschläger, Erzbischof Adolf I.; Röhrich, Adolf I. 130 Stehkämper, England und Köln im Hochmittelalter; Ders., Motiv; Groten, Köln, S. 12 meint, die Gründe für die Entscheidung Adolfs seien nach wie vor unklar. Die aktuellste Studie: Hirs, Hand. Zur Vorgeschichte vgl. Stehkämper, Hugo, England und die Stadt Köln als Wahlmacher, S. 224 – 228; dazu auch Groten, Köln und das Reich. 131 Der lange Zeitraum z wischen Wahl und Krönung ergab sich aus der Tatsache, dass Aachen zunächst Philipp anhing und sich erst nach einer mehrwöchigen Belagerung der Partei
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Durch die familiären Verbindungen Ottos nach England spielte der englische König Richard Löwenherz eine Rolle bei der Erhebung Ottos. Um solch ein gewagtes Unterfangen wie das Durchbringen eines Gegenkandidaten nicht zu gefährden, war Erzbischof Adolf auf Unterstützung unbedingt angewiesen. Diese fand er bei den Engländern, was auch daran ersichtlich wird, dass Otto eigentlich nicht sein Wunschkandidat war, er aber schließlich nachgab, um den englischen Rückhalt nicht zu verlieren.132 Nicht nur der Kölner Erzbischof war ein Anhänger der Welfen, auch die Kölner Stadtbevölkerung versprach sich von einem welfischen Königtum Vorteile. Und ebenso wie auf die Engländer war Adolf auf die Bürger als Rückhalt angewiesen.133 Warum die Bürger sich für die Welfen entschieden, ist in der Forschung viel diskutiert worden.134 Durch den traditionell starken Kölner Englandhandel spielten sicher Erwägungen in diese Richtung eine Rolle.135 Jedoch betraf dies nur eine verhältnismäßig kleine Zahl von Fernkaufleuten.136 Vor allem dem Zöllner Gerhard Unmaze wird ein nicht unbedeutender Anteil bei der Finanzierung des Kandidaten Otto zugeschrieben.137 Zudem hatte sich in den letzten Jahren des 12. Jahrhunderts eine antistaufische Stimmung in der Stadt gebildet 138, weshalb die Stadt Köln zumindest in Teilen einen Rückhalt für das Vorhaben Adolfs darstellte 139. Nach der Krönung Ottos stellte Adolf in Aachen zwei Urkunden aus, die beide die zu dieser Zeit üblichen Ministerialen als Zeugen verzeichnen: Heinrich und Gerhard von Volmarstein; den Stadtvogt Hermann von Eppendorf; Hermann, den Schultheißen von Soest; den Kämmerer Otto; den Truchsess Heinrich; den Marschall Heinrich von Alfter und den Mundschenk Adam.140 Auch Otto IV. stellte Ottos ergab. 1 32 Vgl. Töpfer, S. 16 f. 133 Vgl. Stehkämper, England, S. 223. 134 Stehkämper, England, S. 223 vertrat die Meinung, die Kölner Bürger hätten einen „gemessenen Anteil“ an der Erhebung Ottos gehabt. Groten, Köln, S. 11 f. wandte sich gegen diese Sichtweise, da die Bürgerschaft gespalten gewesen sei und man deshalb nicht die ganze Stadt als „Wahlmacherin“ sehen könne. Außerdem seien die Belege Stehkämpers „keineswegs eindeutig“. Schulz, Reichspolitik, S. 127 f. wies darauf hin, dass es innerhalb der Stadtbevölkerung auch eine pro-staufische Partei gegeben habe, zu der auch Karl von der Salzgasse gehört habe. 135 Vgl. Töpfer, Stellung, S. 18; Groten, Köln, S. 14 hingegen meinte, dass sich nicht abschätzen lasse, wie intensiv die Handelsbeziehungen der Kölner nach England gewesen seien. 136 Vgl. Stehkämper, England, S. 242. 137 Vgl. dazu und auch allgemein zur Thematik Köln und England: Stehkämper, Erzbischof Adolf; dazu auch Groten, Köln, S. 17 f.; Zöllner, Kaiser, S. 109 – 124; Stehkämper, England und Köln im Hochmittelalter; Hucker, Otto IV., S. 25 – 35. 138 Vgl. Töpfer, Stellung, S. 18. 139 Vgl. Stehkämper, England, S. 237. 140 REK II 1548 (1208) [Erhard II 570] und 1549 (1208) [Lac. I 561].
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dort zwei Urkunden aus. In der einen gab er die curtes in Andernach und Eckenhagen an das Erzstift zurück und befreite die Stadt Köln unter anderem vom Zoll in Kaiserswerth.141 Er scheint also nicht nur dem Erzbischof, sondern auch der Stadt sehr gewogen gewesen zu sein. Als Zeugen treten hier wieder die zu erwartenden ministerialen Zeugen auf: Stadtvogt Hermann, Heinrich und Gerhard von Volmarstein, Hermann von Alfter, Kämmerer Otto, Reymarus de Rothe und Giselbertus de Cerreke. In der zweiten Urkunde Ottos war auch Adolf selbst Zeuge neben dem Stadtvogt Hermann und den Brüdern aus Volmarstein.142 Das Auftreten der Ministerialen zeigt, dass sie bei der Krönung in Aachen anwesend waren. Außerdem ist damit belegt, dass sie die welfenfreundliche Politik des Erzbischofs und der Stadt unterstützten. Diese Haltung änderte sich auch in der Folgezeit nicht. Im Februar 1201 zog Otto mit einem Heer rheinaufwärts und wurde dabei auch von Adolf unterstützt. In Weißenburg stellte Otto eine Urkunde aus, in der von den Kölner Ministerialen Stadtvogt Hermann und Marschall Hermann von Alfter testieren.143 Führende Ministeriale hatten den Erzbischof also auf diesem Kriegszug begleitet. In drei Urkunden aus dem Jahr 1203 treten neben den üblichen Ministerialen auch mehrere Bürger als Zeugen auf, was zeigt, dass zumindest ein Teil der Kölner Bürger die Politik Adolfs unterstützte.144 1204 trat Adolf auf die Seite Philipps von Schwaben über.145 Am 6. Januar 1205 krönte er ihn in Aachen. Am 12. Januar stellte Philipp in Aachen zwei Urkunden aus, in denen im Unterschied zu den Urkunden, die Otto kurz nach seiner Krönung ausstellte, keine Kölner Ministerialen vorkommen.146 Die Hinwendung Adolfs zu 141 142 143 144
REK II 1550 (12. Juli) [Lac. I 562]. REK II 1551 (1198) [Lac. I 563]. REK II 1596 (1201) [Lac. I 566]. REK II 1627 (1203) [Ennen/Eckertz II 5]; 1628 (1203) [Knipping, Annalen LXV 28]: [Geist-
liche], nobiles: […], ministeriales: Henricus de Volmutsteine, Henricus de Alpheim, Herimannus advocatus, Herimannus de Alfthera, Otto camerarius, Albero Cirwin, Lambertus Blendehane, Henricus Asdorn, Godescalcus scoltetus Bunne, burgenses: Theodericus de Erenporten, H enricus de Witherke, Daniel de Linthgaszen, Iohannes de Linthgaszen.; 1636 (1203) [Lac. II 9]: [Geistliche], [Adelige], Hermannus advocatus Coloniensis, Henricus de Volmusteyne, Henricus de Alpheim, Hermannus de Alvetre, Otto kamerarius, Henricus de Beinsheim, Henricus de Wichterich, Theodericus de Eremporte, Iohannes, Mathias. 145 Stehkämper, England, S. 236 erklärt den Wechsel daraus, dass Adolf zwar die englische Unterstützung für seinen eigenen Kandidaten gewollt habe, aber keinen welfischen Thronaspiranten. Dies sei durch die Sorge vor einem Wiedererstarken der Welfen im Reich und besonders in Westfalen begründet gewesen, wo die Kölner Kirche durch den Sturz Heinrichs des Löwen 1180 einen enormen Machtzuwachs hatte verzeichnen können. 1 46 REK II 1656 (1205) [Lac. II 11], 1657 (1205) [Wilmans, in: ZS f. vaterl. Gesch. 32, S. 143, Nr. 1].
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Philipp scheinen sie demnach nicht mitgetragen zu haben. Andererseits tauchen in den Urkunden, die Adolf im Laufe des Jahres 1205 ausstellte, die üblichen Ministerialen auf.147 Zu einer kompletten Abkehr scheint es demnach nicht gekommen zu sein.148 Die Kölner Bürger hielten weiterhin zu Otto.149 Am 19. Juni 1205 wurde Erzbischof Adolf wegen seiner Abkehr von Otto von päpstlichen Delegierten abgesetzt und am 25. Juli Bruno von Sayn zum Nachfolger gewählt. In den nun folgenden Kämpfen z wischen den verschiedenen Parteien ist es sehr schwierig, die Haltung der Ministerialen herauszuarbeiten. Schon vorher war die Kölner Ministerialität bei Weitem keine homogene Gruppe, sodass eine einheitliche Haltung der Ministerialen auch nicht erwartet werden kann.150 In seiner k urzen Amtszeit von dreieinhalb Jahren hat Bruno lediglich neun Urkunden ausgestellt, in denen dreimal Ministerialen genannt werden.151 Auffälligerweise sind dies aber Ministerialen, die zum Teil vorher noch in keiner Urkunde als Zeugen aufgetreten sind. Zwischen 1205 und 1208 gab Bruno mehrere Hausstätten in Erbleihe und befreite diese von jeglichen anderen Leistungen an Kämmerer und Stadtvogt. Die Zeugenliste liest sich wie folgt: [Geistliche], Reinarus dapifer, Siegebertus mareschalcus, Henricus pincerna, Godefredus came rarius, Theodericus in Mulingassin, Henricus de witeriche, Theodricus de Erinporzin, Costin Parfus et frater eius Ricolfus, Ludewicus filius Theoderici, Herimannus Birklin, Franco de cornu.152
Bekannt ist von den Ministerialen nur Kämmerer Gottfried.153 Der Truchsess Reinarus, der Marschall Siegebertus und der Mundschenk Heinrich sind vorher noch nicht aufgetaucht. Allerdings stellt sich die Frage, ob diese als Ministeriale zu werten sind. Die nächste Urkunde von 1206, mit der Bruno dem Abt Otto von Siegburg gewisse Einkünfte der Abtei bestätigte, hat folgende Zeugenliste: [Geistliche], Gerhardus Hundirtmarc, Heinricus Razo, Waltgerus de Gevure, Reimarus de Rode, Heinricus de Zudindorp at alii ministeriales et amici nostri.154
147 REK II 1658 (1205) [Ennen/Eckertz II 13], 1659 (1205) [Lac. II 15], 1662 (1205) [AHVN LXV 30]. 148 Auch Groten, Köln, S. 19 kann nachweisen, dass zumindest der Stadtvogt auf Seiten Adolfs stand. 149 Vgl. Groten, Köln, S. 26. 150 Vgl. Zotz, Formierung, S. 38. 151 REK III 7 (1205) [Ennen/Eckertz II 29], 16 (1206) [Broix, S. 218], 49 (1208) [WUB VII 60]. 152 REK III 7 (1205) [Ennen/Eckertz II 29]. 153 Tab. 9: Gottfried von Bachem, Kämmerer (1205 – 1291). 154 REK III 16 (1206) [Broix, S. 218].
Die Haltung(en) der Ministerialen im deutschen Thronstreit
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Bekannte Ministeriale zeugen hier nicht. Wer von den Genannten als Ministerialer anzusehen ist und wer als Freund, ist nicht klar. In der letzten hier in Frage stehenden Urkunde befreite Bruno das Kloster Oelinghausen von jeder Vogtei.155 Die Zeugenliste hat nach den Geistlichen und Adeligen nur einen Ministerialen: Sigeze marscalcus episcopi. Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um den schon in der ersten Urkunde testierenden Siegebertus mareschalcus. Auffällig ist das Fehlen der großen Ministerialen, allen voran des Stadtvogtes 156, aber auch der Burggrafen und des Marschalls aus der Familie Alfter. Demnach kann vermutet werden, dass diese Ministerialen auf der Seite Adolfs standen und nur wenige zu Bruno gewechselt waren, wie der Kämmerer Gottfried. Um die gelichteten Reihen seiner Ministerialität aufzufüllen, rekrutierte Bruno neue Personen. Interessant ist die Bemerkung am Schluss der Zeugenlisten in der zweiten Urkunde Brunos. Hier heißt es: et alii ministeriales et amici nostri. Das amici könnte ein Hinweis darauf sein, dass es tatsächlich zu Parteibildungen innerhalb der Ministerialität gekommen war, deren einer Teil weiter Adolf die Treue hielt, deren anderer Teil aber Bruno unterstützte. Im Übrigen wies Papst Innozenz III. in einem Brief Bruno darauf hin, dass auch die Mehrzahl der Geistlichen immer noch zu Adolf halte.157 Demnach erschien Adolf den Geistlichen nach wie vor als der legitime Erzbischof, möglicherweise vertrat der Großteil der Ministerialen ähnliche Ansichten. In der Schlacht bei Wassenberg am 27. Juli 1206 konnten König Philipp und Ex-Erzbischof Adolf schließlich einen entscheidenden Sieg über die Partei Ottos und Brunos erringen. Otto konnte nach Köln flüchten, Bruno hingegen wurde von Philipp über ein Jahr an verschiedenen Orten im Süden des Reiches gefangen gehalten. Die Stadt Köln schloss daraufhin mit Philipp einen Friedensvertrag.158 Der Stadtvogt Hermann von Eppendorf wird hierin eindeutig als Anhänger Adolfs bezeichnet, was zeigt, dass er sich nicht Bruno angeschlossen hatte, sondern den Wechsel des Stadtherrn von Otto zu Philipp mitgetragen hatte: Si vero id apud dominum papam nullomodo obtineri poterit, cives ab amicis suis et cognatis qui huic composicioni interfuerunt, videlicet duce Lotharingie, comite Gelrense, comite Juliacense, comite de Monte, comite de Hostaden, comite de Kessele, Hermanno advocato, deinceps nulla tenus inquietabuntur.
1 55 REK III 49 (1208) [WUB VII 60]. 156 Vgl. Groten, Köln, S. 19. 157 REK III 20 (1206) [Ennen/Eckertz II 21]. 158 REK III 25 (1207) [Ennen/Eckertz II 23].
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In einer weiteren Urkunde aus demselben Jahr, in der Stadtvogt Hermann als einziger Kölner Ministeriale testiert, bestätigte Philipp den Kölner Bürgern die Zollfreiheit in Boppard und Kaiserswerth.159 Anders als bei Bruno liegt die Sache beim am 22. Dezember 1208 gewählten Dietrich von Hengebach. In dessen Urkunden kommen in etwa die gleichen Ministerialen vor wie unter Adolf.160 Dies ist freilich einfach damit zu erklären, dass Philipp mittlerweile ermordet worden war und Otto sich als König durchgesetzt hatte.161 Aber auch Ministeriale, die bisher nur bei Bruno testiert hatten, scheinen den Weg an den Hof Dietrichs gefunden zu haben.162 Auch Dietrich konnte sich nicht lange im Amt halten. Bereits 1212 wurde er exkommuniziert und abgesetzt. Daraufhin hatte Adolf mit seinen jahrelangen Bemühungen, noch einmal Erzbischof zu werden, Erfolg. Dieser währte indes nicht lange, schon 1216 musste er zurücktreten und Engelbert von Berg wurde an seiner Statt gewählt. Damit hatten die langen Jahre der Unruhe im Kölner Erzstift ein Ende gefunden. In den Urkunden der zweiten Amtszeit Adolfs lassen sich keine Auffälligkeiten feststellen.163 Anhand der Urkunden lässt sich erkennen, dass die Kölner Ministerialen während des Thronstreits in der großen Mehrzahl auf Seiten Adolfs standen. Allerdings nicht alle, was noch einmal die Heterogenität der Gruppe unterstreicht. Die ungewöhnliche Entscheidung für Otto, der Wechsel zu Philipp und schließlich der Wiederanschluss an Otto wurden von den meisten mitgetragen. Es hat aber auch den Anschein, als hätten sie pragmatische Entscheidungen getroffen.164 Als Otto sich als König durchsetzen konnte, tauchen die Ministerialen in Urkunden Dietrichs auf, der den einzig möglichen König unterstützte. 159 REK III 28 (1207) [Ennen/Eckertz II 24]. 160 REK III 56 (1208) [Le Mire I 85]: ministeriales: Hermannus advocatus, Godefridus comes, Tir ricus de Boslaer, Franco pincerna, Wilhelmus Scillinc; REK III 64 (1209) [ungedr.]: Herman nus advocatus Coloniensis, Henricus de Volmensteine et filius Henricus, Heinricus de Alpheim, Reinoldus de Rese, Gerardus filius advocati Coloniensis, Gerardus Snar, Henricus advocatus de Bunna; REK III 73 (1209) [s. Regest]: Hermannus nobilis advocatus, Theodoricus de Koslar dapifer, Sigetze marschalcus, Franco Pincerna; REK III 80 (1210) [ungedr.]: Hermanno advo cato, Godefridus camerarius, Otto camerarius, Tirrico dapifer, Francone pincerna; REK III 86 (1211) [AHVN LXXIV 9]: ministeriales: Henricus de Volmutsteine, Gerardus frater ipsius, Hermannus advocatus Coloniensis, Hermannus de Alvetre, Gozwinus Minnevuz; REK III 89 (1211) [s. Regest]: Hermannus Coloniensis advocatus, Hermannus de Alvetre, Henricus de Sudendorp, Theodericus dapifer de Coselare, Franco pincerna, Sigeto marescalcus; REK III 91 (1211) [Lac. II 36]: Hermannus advocatus, Otto camerarius. 161 Vgl. Landau, Ermordung. 162 REK III 73 (1209) [Kreuser, S. 375, Beil. D]: Sigetze marschalcus. 163 REK III 120 (1213) [UB Gereonstift 58], 128 (1214) [WUB VII 100]. 164 Vgl. Friedl, Pragmatismus, S. 210.
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11.5 „Strukturwandel der Herrschaft“ 165. Bedingungen von Macht und Herrschaft im 13. Jahrhundert und die Rolle der Ministerialen Im Folgenden soll zunächst die Entwicklung des Kölner Lehnshofes vom 11. bis 13. Jahrhundert skizziert und wichtige Eigenschaften und Funktionen benannt werden.166 Dann sollen im Schwerpunkt Gründe aufgezeigt werden, deretwegen im 13. Jahrhundert Veränderungen eintraten und betrachtet werden, welche Rolle die Ministerialität dabei spielte. Einen ersten Schritt zum Aufbau eines Vasallenverbandes unternahm Anno II., dessen entscheidende Maßnahme es war, die Ezzonen aus dem südlichen Erzstift zu verdrängen und deren Anhänger auf sich zu verpflichten. Friedrich I. trieb den Ausbau des Lehnshofes entschieden voran und bezog die Ministerialen stärker in seine Regierungspraxis ein.167 Die dritte Stütze der erzbischöflichen Herrschaft bildete das Priorenkolleg.168 1151 wurde Erzbischof Arnold II. von König Konrad III. die Herzogswürde für Niederlothringen übertragen, mit der in erster Linie Aufgaben der Friedenswahrung verbunden waren. Unter Philipp von Heinsberg gelangte der Lehnshof, nun bestehend aus Adel, Ministerialität und Prioren, zu seiner größten Ausdehnung und war wichtigstes Herrschaftsinstrument. Daneben tätigte Philipp zahlreiche Güterkäufe und mehrte die Allodialrechte der Kölner Kirche. Im wahrscheinlich in seiner Regierungszeit entstandenen längeren Kölner Dienstrecht ist zum ersten Mal von der terra Coloniensis die Rede.169 Ebenso werden in Urkunden aus den Jahren 1174 und 1177 die adeligen Vasallen als nobiles terre nostre bzw. nobiles terre bezeichnet.170 Trotz ihrer Partizipation an diesem Herrschaftsverband, der auch für die Adeligen handfeste Vorteile mit sich brachte, rief die massive Ausdehnung des Kölner Eigenbesitzes auch ihr Misstrauen hervor. Sie fühlten sich in ihren eigenen Machtansprüchen bedrängt und nahmen den Metropoliten, nicht zu Unrecht, immer stärker als Konkurrenten in der beginnenden Territorialisierung wahr. Schon während seines Höhepunktes zeichnete sich der Niedergang des Lehnshofes ab. Da der Erzbischof zur Herrschaftsausübung auf seine adeligen Vasallen angewiesen war, machte er ihnen Zugeständnisse. Diese waren vor allem das Öffnungsrecht und das ligische Lehnsverhältnis.171 Für die Vasallen war 1 65 166 167 168 169 170 171
Fleckenstein, Begriff, S. 21. Vgl. zum Folgenden grundlegend: Groten, Entwicklung. Vgl. zur Besetzung von Hofämtern mit Ministerialen Kap. 6.5. Vgl. hierzu Groten, Priorenkolleg. Vgl. dazu Kap. 3.1.1. REK II 1015 (1174) [MUB II 21] und 1097 (1177) [Seibertz III 1069]. Vgl. zum Öffnungsrecht bzw. Offenhausrecht: Krieger, Art. Öffnungsrecht (LMA ); Andermann, Art. Öffnungsrecht (HRG); vgl. zum ligischen Lehnswesen: Henn, Lehnswesen; Ahrens, Ministerialität, S. 89; vgl. zur Mehrfachvasallität: Deutinger, Mehrfachvasallität.
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die Bindung an den Erzbischof daher immer noch attraktiv und zumindest eine Option unter anderen. An der Seite des Adels gelang es einigen Grafenhäusern, ihre Macht durch das Aussterben anderer zu konsolidieren. Sie standen dem Erzbischof zu Beginn des 13. Jahrhunderts als mehr oder weniger geschlossene Gruppe gegenüber, die eine eigene Territorialpolitik betrieb.172 Tiefgreifende Folgen hatten die Auswirkungen des Thronstreits im linksrheinischen Teil des Erzstifts.173 Die Parteibildungen während des Thronstreits hatten dazu geführt, dass die Bindungen zwischen Vasallität und Erzstift wesentlich weniger eng waren als vorher und auch das Verpflichtungsgefühl der Vasallen weniger ausgeprägt war. Dies trifft nicht nur für den Adel zu, sondern auch für die Ministerialen. Die Folgen bekam Engelbert von Berg zu spüren, als er ab 1216 versuchte, dem Erzstift eine neue Machtbasis zu verschaffen.174 Erstmals kam es zu offenen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Erzbischof und Vasallen. So ab 1216 zu einer Fehde mit Walram III . von Limburg.175 Der Schied z wischen Walram und Engelbert sowie eine spätere Einigung z wischen Dietrich von Kleve und Engelbert 176 demonstrierten aber noch einmal die Macht des Erzbischofs. Mit dem Herzog von Brabant konnte 1222 ein Bündnis geschlossen werden.177 Besonders in Westfalen baute Engelbert die Position des Erzstifts durch mehrere Städtegründungen aus.178 Außerdem richtete er das Marschallamt für Westfalen ein, um die Wahrnehmung der erzstiftischen Rechte dort zu koordinieren und 172 Zum Territorialisierungsparadigma in der Landesgeschichtsforschung kritisch Groten, Erforschung, S. 194 – 197 und S. 203. 173 Groten, Entwicklung, S. 9: „Die Jahre des Thronstreits hatten dort [im Rheinland; F. S.] unermesslichen materiellen und ideellen Schaden angerichtet.“ Die Einbindung der westfälischen Adeligen in den Lehnshof war nie sonderlich eng gewesen, sodass die Folgen des Thronstreits dort weniger stark waren. 174 Aus der umfangreichen Engelbertforschung sei hier nur eine Auswahl genannt: Ficker, Engelbert; Foerster, Engelbert; Lothmann, Erzbischof; eine gute Zusammenfassung des Lebens und Wirkens Engelberts, seines Todes und seiner Rezeption bietet Finger, Erzbischof Engelbert; eine ausführliche Forschungsdiskussion bei Fischer, Engelbert; vgl. auch Molkenthin, Erzbischof; die wichtigste Quelle zum Leben, Wirken und Tod Engelberts ist die von Caesarius von Heisterbach verfasste Vita des Erzbischofs: Leben, Leiden und Wunder des heiligen Engelbert, Erzbischofs von Köln, bearb. v. Zschaek, Fritz; vgl. dazu Pätzold, Memorie digni, S. 27 – 32, der dort auch weitere Quellen zu Engelbert erläutert. Vgl. als allgemeinen politischen Überblick über das Erzstift in der Zeit Engelberts: Engels, Stauferzeit, S. 247 – 254. 175 REK III 145 (1216) [s. Regest], 278 (1220) [Korth III 63], 294 (1220) [Lac. II 87]; vgl. dazu Lothmann, Erzbischof, S. 69 – 78. 176 Jülich: Lac. II 85; Kleve: REK III 278 (1220) [Korth III 63]; vgl. zum Schied mit Kleve Lothmann, Erzbischof, S. 79 – 82. 177 REK III 369 (1222) [Lac. II 105]; vgl dazu Lothmann, Erzbischof, S. 82 – 89. 178 Vgl. dazu Lothmann, Erzbischof, S. 190 – 197 und 216 – 240.
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effizienter wahrzunehmen.179 Dieses Amt war zumindest zu Beginn mit Ministerialen besetzt.180 Aber „[d]er ungebrochene Konsens, der die Beziehungen im 12. Jahrhundert getragen hatte, war ein für alle Mal dahin. Er musste von Fall zu Fall neu hergestellt und in seinen Modalitäten ausgehandelt werden“.181 Die energische Politik Engelberts rief den Widerstand des Adels hervor, der sich in Teilen gegen ihn verschwor und den Erzbischof während des Versuchs, ihn gefangen zu nehmen, 1225 tötete.182 Der Nachfolger Engelberts, Heinrich von Müllenark, sah seine vordringlichste Aufgabe darin, den Tod Engelberts zu rächen.183 Rache soll der Cronica Reinhardsbrunnensis zufolge vor allem von einigen Kölner Ministerialen gefordert worden sein. Die Vornehmsten unter ihnen seien mit den blutgetränkten Kleidungsstücken Engelberts vor dem Hofgericht erschienen und hätten Rache für den Mord gefordert.184 Die Bindung der Ministerialen an das Erzstift scheint also unverändert eng gewesen zu sein. Dies zeigen auch die Zeugenlisten, die zur Zeit Engelberts und Heinrichs noch eine große Anzahl an Ministerialen enthalten.185 In diesen Zusammenhang passt auch die Tatsache, dass Engelbert 1217 die Ministerialen von Padberg Treue hatte schwören lassen.186 Die Ministerialen waren nach wie vor ein „Garant für Stabilität“ 187. Die Durchsetzungskraft Engelberts hatte Heinrich jedoch nicht. Der Konflikt mit dem Herzog von Limburg konnte nicht auf Dauer befriedet werden.188 Ab 1234 stand das Erzstift zudem im dauerhaften Konflikt mit dem Grafen von Jülich.189 Der Graben zwischen Erzbischof und Adel vertiefte sich unter Konrad von Hochstaden. Im Kampf der Staufer gegen den Papst stellte sich Konrad frühzeitig auf die Seite des Papstes, während der Adel in seinen größten und wichtigsten Teilen 179 Vgl. Schnepper, Marschallamt. 180 Vgl. Kap. 9.3. 181 Groten, Entwicklung, S. 13. 182 Vgl. zur Ermordung Engelberts: Finger, Tod; Andermann, Verschwörung; Suermann, Machtmensch, v. a. den Forschungsüberblick S. 8 – 13. 183 Vgl. zu Heinrich: Matscha, Heinrich I.; Reichert, Hagiographie; Heinrich war es auch, der Caesarius von Heisterbach den Auftrag erteilte, eine Vita Engelberts zu verfassen: vgl. Matscha, Heinrich I., S. 199 f. 184 Vgl. Cronica Reinhardsbrunnensis, S. 603: Accedentes igitur nobiles, meliores ecclesie Colo niensis ministeriales, exhibuerunt vestimenta domini sui archiepiscopi vulnerata et miserabiliter cruentata coram rege et omnibus principibus, lacrimabili vociferacione et impetu gemebundo postulantes iustum iudicium sibi fieri de interfeccione domini sui. 185 Vgl. Groten, Entwicklung, S. 38. 186 REK III 174 (1217) [WUB VII 138]. 187 Keupp, Aufstieg, S. 111. 188 Vgl. Matscha, Heinrich I., S. 203 – 230. 189 Vgl. zum Konflikt mit Jülich: Matscha, Heinrich I., S. 235 – 243.
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zu Friedrich II. hielt. Damit standen so wichtige Herzogs- bzw. Grafenhäuser wie Limburg, Brabant, Looz, Jülich und Heinsberg gegen den Erzbischof und trieben ihre Unabhängigkeit von diesem voran. Positiv für das Erzstift war zweifellos die Hinzugewinnung der Grafschaft Hochstaden 1246.190 Darüber hinaus versuchte Konrad den Adel gegen Geld an sich zu binden, was aber nur unzureichend gelang. Denn auch gegen Geld fühlte sich der Adel zu nichts verpflichtet und Sanktionsmittel besaß der Erzbischof kaum. Was sich in den vergangenen Jahrzehnten abgezeichnet hatte, wurde nun vollends deutlich: Der „Lehnsnexus“ 191 funktionierte nicht mehr. An die Stelle der adeligen und ministerialen Vasallen, des Priorenkollegs und des Domstifts, das zwischenzeitlich ebenfalls zu einer Machtstütze geworden war, traten einzelne Adelige und Ministerialen, die im Rahmen der entstehenden Ämterverfassung an den Erzbischof gebunden waren.192 Vor allem die Ministerialen fanden in den Ämtern ein neues Betätigungsfeld und fungierten so weiterhin als eine wichtige Stütze der Macht des Erzstifts.193 Allerdings trat der Begriff ministeriales darüber in den Hintergrund und wurde durch milites oder spezifische Funktionsbezeichnungen abgelöst. Nachweisen lässt sich der Wechsel eines Ministerialen in eines der neu geschaffenen Ämter nicht. Ein Zugriff ist nur, wie oben geschehen, anhand der Terminologie möglich. Hinsichtlich der Hofämter weist Janssen darauf hin, dass diese „mit zu viel antiquierten Traditionen [er nennt die Vergabe der Ämter als Lehen, die Erbbarkeit in einer Familie und die Besetzung mit nominellen und offiziellen Amtsinhabern; F. S.] belastet waren, als dass ihnen im werdenden Territorialstaat eine bedeutende Zukunft offen gestanden hätte“.194 Mit der Schaffung von Ämtern bewältigte der Erzbischof ein im 13. Jahrhundert manifest gewordenes Problem: Der Herrschaftskomplex Erzstift war so groß geworden, die wahrzunehmenden Rechtstitel lagen so verstreut und waren so vielfältig, dass eine Verwaltung über das Lehnswesen nicht mehr praktikabel war.195 Mit 190 Vgl. Bader, Geschichte der Grafen von Are, S. 379 – 384. 191 Groten, Entwicklung, S. 21. 192 Vgl. hierzu immer noch grundlegend: Schlesinger, Entstehung. Vgl. für das Spätmittelalter auch Hagemann, Herrschaft und Hecker-Twrsnick, Ritterschaft. 193 Vgl. Groten, Entwicklung, S. 49; vgl. dazu auch Janssen, Verwaltung des Kölner Erzstifts, S. 12: Heinrich von Virneburg habe sich beim Kauf von Hülchrath im Jahr zusichern lassen, dass der nächste Amtmann dort aus den ministeriales Colonienses entnommen werde (REK IV 830). Die Ministerialen seien demzufolge weiterhin der „eigentliche ‚staatstragende‘ Stand“ (ebd.) gewesen. Erst im 14. Jahrhundert sei man dazu übergegangen, solche Personen als Amtleute auszuwählen, die im Amt selbst oder in der Umgegend schon begütert waren, weil nach einer „zusätzlichen Sicherung“ (ebd.) kein Bedürfnis mehr bestanden hätte. Vgl. dazu Schele, Amt, S. 58. 194 Janssen, Verwaltung des Kölner Erzstifts, S. 17. Vgl. auch Schmale, Ministerialität, S. 155 – 164. 195 Vgl. Janssen, Landesherrliche Verwaltung, S. 88; vgl. auch Ahrens, Ministerialität, S. 88.
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der Einsetzung von Ministerialen als Verwaltungsträger im neuen Sinne wirkte der Erzbischof außerdem einer Tendenz entgegen, die sich schon seit dem 12. Jahrhundert abgezeichnet hatte: Das Hinübergleiten der Ministerialen aus einer hofrechtlichen- in eine lehnsrechtliche Bindung. Wilhelm Janssen hat das mit dem Begriff „Feudalisierung“ gekennzeichnet.196 Die neuen Ämter hingegen seien nicht mehr als beneficia verstanden worden, sondern als officia. Damit aber s eien „dem Verwaltungsträger alle Wege zum Aufbau einer eigenständigen, vom Verwaltungsherren relativ unabhängigen Rechtsposition von vornherein verlegt [gewesen]“.197 Die neuen Amtsträger verwalteten aber nicht mehr einzelne Rechte, wie die Ministerialen es getan hatten, sondern standen einem fest umrissenen Territorium vor, in dem sie den Landesherrn ‚als ganzen‘ repräsentierten und dessen Rechte wahrnahmen. Die Bildung von Ämtern im Sinne eines geschlossenen Territoriums lässt sich aber im Untersuchungszeitraum allenfalls in Ansätzen unter Konrad von Hochstaden erkennen. Abgeschlossen war die Entwicklung erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts.198 Nach Caesarius von Heisterbach hatte schon Engelbert von Berg die Idee, die Verwaltung der Einkünfte des Erzstifts neu zu organisieren: Die Einkünfte sollten an zwölf villici vergeben werden, von denen dann jeder einen Monat lang die Ausgaben des Erzstifts zu bestreiten hatte.199 Auch hier wird die Abwendung vom Lehensprinzip und damit auch von der Erbbarkeit und der damit einhergehenden Gefahr der Entfremdung deutlich: Eigentlich waren der Kölner Stadtvogt und der Kämmerer für die Finanzverwaltung zuständig 200, deren Ämter aber schon seit Jahrzehnten in je einer Familie erbbar waren. Durch das Rotationsprinzip, das nach dem längeren Kölner Dienstrecht wohl ursprünglich auch für die Hofämter gedacht gewesen war, wäre die Usurpation des Amtes durch eine Person oder Familie verhindert worden. Zur Umsetzung dieser Idee ist es aber nach Ausweis der Urkunden nie gekommen; ob der monatliche Wechsel der Zuständigkeit praktikabel gewesen wäre, ist ohnehin fraglich. Im Zusammenhang mit der Entstehung der Ämter als Territorien muss auch ein kurzer Blick auf den Terminus terrae bzw. lant in den Quellen geworfen werden.201 Terra wird in Kölner Quellen zum ersten Mal im längeren Dienstrecht aus der Mitte des 12. Jahrhunderts verwendet.202 In Paragraf 3 heißt es: 196 Vgl. Janssen, Landesherrliche Verwaltung, S. 88. 197 Janssen, Landesherrliche Verwaltung, S. 88. 198 Vgl. Janssen, Verwaltung des Kölner Erzstifts, S. 5. 199 REK III 549 (1225) [Caesarius I, c. 6], vgl. dazu Janssen, Verwaltung des Kölner Erzstifts, S. 5. 200 LDR, § 4, S. 5. 201 Vgl. zu dem Terminus allgemein: Janssen, Landesherrliche Verwaltung, S. 101 – 106. 202 Vgl. zum längeren Dienstrecht Kap. 3.1.1.
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Item si archipiscopus alicui ministerialium suorum quacumque occasione offensus fuerit, ita quod gratiam suam ei denegat et bonis suid eum exheredat, ille ministerialis nobiles terre et eos precique qui summi officiales curie vocantur precibus et obsequio invitare debet, quatinus ipsi apud dominum suum pro recuperanda gratia ejus intercedat.203
In Paragraf 8 wird festgelegt, dass die Ministerialen nicht von nobiles terre Colo niensis zur Rechenschaft gezogen werden dürfen, sondern nur vom Erzbischof.204 In der Zeugenliste einer Urkunde aus dem Jahr 1166 wird der Soester Schultheiß Hermann als Hermannus Coloniensis terre advocatus in Sosatio bezeichnet.205 1174, in einer Urkunde für das Stift St. Severin in Köln, wird die Zeugenreihe der Adeligen mit nobiles terre nostre betitelt.206 Auch an diesen Termini wird also die Entwicklung hin zu einem als territorial verstandenen Herrschaftsbereich deutlich.
11.6 Fazit Bei der Untersuchung der Termini in den erzbischöflichen Urkunden konnte festgestellt werden, dass der Begriff ministeriales im Laufe des 13. Jahrhunderts verschwand und durch milites, nobiles oder officiati ersetzt wurde. Mit der nachlassenden Bedeutung der Zeugenlisten als Beglaubigungsmittel verschwinden aber auch diese Begriffe. Die höheren Ministerialen gingen im 13. Jahrhundert in anderen Gruppen auf, vor allem in den milites und den officiati, als Verwalter der neu entstehenden Ämter. Da in der Forschung lange Zeit die Meinung vorherrschend war, die Ministerialen seien in ihrer Gesamtheit zu Rittern geworden, wurde dieses Paradigma kritisch untersucht. Mithilfe der Forschungsergebnisse Joachim Bumkes und Josef Fleckensteins sowie eigenen Quellenbefunden konnte nachgewiesen werden, dass unter dem Terminus milites nicht immer niedere Adelige zu verstehen sind und auch nicht alle Ministerialen einen Aufstieg vollzogen. Die Analyse des Verhaltens der Ministerialen im Thronstreit ergab, dass sie in der Mehrzahl auf Seiten Erzbischof Adolfs verblieben. Allerdings ist die Zeit zwischen 1205 und 1215 verhältnismäßig quellenarm, sodass belastbare Aussagen nur eingeschränkt möglich waren. In der Untersuchung der Veränderung von Herrschaftsbedingungen und -praxis stellte sich heraus, dass das Lehnssystem mit den Adeligen als Garant für Stabilität nicht mehr funktionierte. Stattdessen griffen die Erzbischöfe Engelbert von Berg 2 03 LDR § 3, S. 4. 204 LDR § 8, S. 8; vgl. hierzu auch Groten, Entwicklung, S. 3. 205 REK II 841 (1166) [Seibertz I 54]. 206 REK II 1015 (1174) [MUB II 21].
Fazit
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und Heinrich von Müllenark verstärkt auf die Ministerialen zurück. Dies geschah aber nur noch eingeschränkt in dem Rahmen, in dem sie im 12. Jahrhundert eingesetzt worden waren. Vielmehr wurde mit den Ämtern ein neues Verwaltungssystem geschaffen, mit dem einheitliche Territorien erfasst werden und die dortigen Rechte effizient wahrgenommen werden konnten. Manche Ministerialen fanden besonders in diesem Bereich ein neues Betätigungsfeld, wurden aber daher nicht mehr als ministeriales bezeichnet.
12. Schlussbetrachtung In dieser abschließenden Betrachtung sollen die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst werden, ohne noch einmal auf jeden Einzelaspekt einzugehen. Dabei werden die drei ‚roten Fäden‘ aufgegriffen, die durch die Untersuchung leiteten. Zunächst jedoch einige Ausführungen zu den Erkenntnissen, die unmittel bar aus der Auswertung der Zeugenlisten gewonnen werden konnten. Anhand der Tabellen ist nicht erkennbar, dass bestimmte Ministeriale in Urkunden eines bestimmten Inhalts zeugten. Demnach gab es keine Ministerialen, die immer für ein konkretes Sachgebiet hinzugezogen wurden. Wie oft ein Ministerialer zeugte, hing von zwei Dingen ab: Zum einen war die Entfernung des Wohnsitzes zu Köln, wo die weitaus meisten Urkunden ausgestellt wurden, ein entscheidender Faktor.1 Je näher der Wohnsitz an Köln lag, desto häufiger tauchen die Ministerialen in den Zeugenlisten auf. Dies gilt etwa für den Stadtvogt und den Kämmerer, die beide in Köln selbst wohnten, aber auch für die von Alfter, von Alpen und von Volmarstein. Die beiden Letztgenannten hatten ihren Wohnsitz zwar schon etwas weiter entfernt von Köln; der Grund dafür, dass sie trotzdem häufig zeugten, liegt in ihrem Rang begründet, den sie unter den erzbischöflichen Ministerialen einnahmen und damit am zweiten wichtigen Faktor. Die Bedeutung eines Ministerialen lässt sich auch daran erkennen, an w elche Orte er den Erzbischof begleitete und wie weit diese von seinem Wohn- bzw. Dienstort entfernt lagen. Allerdings sind die hieraus zu gewinnenden Erkenntnisse in Bezug auf das Erzstift aus verschiedenen Gründen weniger aussagekräftig als sie etwa für das Königtum wären. Zum einen reiste der Kölner Erzbischof sehr viel weniger als der König. Köln hatte sich bereits im Frühmittelalter zur Residenz des Erzbischofs entwickelt, in der der Hof am weitaus häufigsten zusammentraf und die meisten Urkunden ausgestellt wurden. Daneben entwickelte sich Soest in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu einer zweiten ‚Hauptstadt‘ des Erzstifts in Westfalen. Zum anderen wird in vielen Urkunden der Ausstellungsort nicht genannt, sodass die Zahl der Urkunden, die sich einem Ort zuordnen lassen und nicht in Köln oder Soest ausgestellt wurden, nicht sonderlich hoch ist. Schließlich gibt es nur sehr wenige Ministeriale, die den Erzbischof auch über die Grenzen des Erzstifts hinaus begleiteten. Zu diesen zählen diejenigen, die auch sonst am häufigsten am Hof präsent waren: der Kölner Stadtvogt, die von Volmarstein und von Alpen. Nach welchen Kriterien der Erzbischof bzw. der Schreiber der Urkunde die Zeugen aussuchte, ist nicht bekannt. Wie bereits erwähnt, gibt es meistens keinen erkennbaren Zusammenhang zwischen dem Rechtsinhalt der Urkunde und 1 Vgl. die Karten 1 – 3 im Anhang.
Fazit
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den testierenden Ministerialen, jedoch ist freilich von Fall zu Fall eine Verbindung zwischen den Zeugen und dem Inhalt der Urkunde wahrscheinlich. Denkbar ist, dass zunächst alle als Zeugen in Frage kamen, die bei der Rechtshandlung und/ oder bei der Ausstellung der Urkunde anwesend waren. Darüber hinaus waren in der Regel nur s olche Ministerialen testierfähig, „deren Wort auch im Konfliktfall Gewicht und Glaubwürdigkeit besaß“.2 Auch ließ sich nicht feststellen, dass bestimmte Erzbischöfe auf bestimmte Ministeriale zurückgegriffen haben. Vielmehr gab es eine Spitzengruppe von Ministerialen(-familien), die zwischen etwa 1150 und 1230 durchgehend am häufigsten am Hof präsent waren. Dies sind die von Eppendorf 3, von Bachem 4, von Volmarstein 5, von Alpen 6 und von Alfter 7. Daneben gibt es Ministeriale, die zu einem bestimmten Zeitpunkt am Hof auftauchten oder auch wieder verschwanden. Zu dieser Gruppe zählen die von Altendorf 8, von Wormersdorf 9, Wilhelm Schilling 10 und Theodericus von Münchhausen 11. Zur Ordnung der Personen in den Zeugenlisten konnten folgende Beobachtungen gemacht werden: Die Ministerialen stehen am Ende der Zeugenliste, entweder durch den Terminus ministeriales von den anderen Gruppen getrennt, zumindest aber als einheitlicher geschlossener Block. Innerhalb der Gruppe steht der Stadtvogt fast immer an erster Stelle, ihm folgt fast ebenso häufig Heinrich von Volmarstein an zweiter Stelle. Danach folgen ohne strikte Reihenfolge der Kämmerer, Heinrich von Alpen und Mitglieder der Familie von Alfter. Demnach stehen die ranghöchsten Ministerialen am Anfang der Liste. Nach diesen folgen ohne ersichtliche Ordnung die weiteren zeugenden Ministerialen. Die Auswertung der Zeugenlisten bildete die Grundlage für alle weiteren Untersuchungen. Begonnen wurden diese im ersten Teil der Arbeit, der die Kapitel 2 bis 4 umfasst. In Kapitel 2 wurden die Entstehung und Entwicklung der Ministerialen im Kölner Erzstift untersucht. Dies geschah anhand der Termini servientes, minister, miles und ministeriales in den erzbischöflichen Urkunden. Deutlich wurde dabei, dass die als servientes Bezeichneten gesellschaftlich als die Vorläufer der Ministerialen verstanden werden können, denn sie waren bereits von der übrigen familia differenziert und rechtlich bessergestellt. Minister stellt semantisch die Vorstufe zu 2 Keupp, Dienst, S. 339. 3 Vgl. Tab. 4 bis 7. 4 Vgl. Tab. 8 bis 12. 5 Vgl. Tab. 14: Volmarstein, Burggrafen. 6 Vgl. Tab. 16: Alpen, Burggrafen. 7 Vgl. Tab. 19 bis 25. 8 Vgl. Tab. 31: Heinrich von Altendorf (1116 – 1139). 9 Vgl. Tab. 32: Amelrico von Wormersdorf (1138 – 1154). 10 Vgl. Tab. 26 bis 28. 11 Vgl. Tab. 30: Theodericus von Münchhausen, Truchsess (1205 – 1241).
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Schlussbetrachtung
ministeriales dar, mit miles wurden im 11. Jahrhundert adelige Vasallen bezeichnet. Der Begriff ministeriales in der in dieser Arbeit interessierenden Bedeutung taucht zum ersten Mal 1061 in einer Urkunde Annos II. auf, der vermutlich erste Impulse zur Entstehung der Ministerialität gab bzw. auf ihr Entstehen positiv reagierte. Die Einrichtung der Funktion des Kölner Stadtvogts fällt in seine Amtszeit. Seine Nachfolger griffen immer stärker auf die Ministerialen zurück, bis unter Friedrich I. noch einmal Veränderungen deutlich wurden: Ministeriale tauchen nun wesentlich häufiger in den erzbischöflichen Urkunden auf als vorher, was bedeutet, dass sie am Hof präsenter waren. Außerdem war im ersten Viertel des 12. Jahrhunderts mit Heinrich von Altendorf der erste Ministeriale greifbar, der sich nach seinem Herkunfts- bzw. Dienstort nannte. Außerdem schuf Friedrich mit dem Kauf bzw. der Errichtung der Burgen Volmarstein, Padberg und Wolkenburg neue Einsatzmöglichkeiten für die Ministerialen. Sodann wurden in einem chronologischen Überblick der politische und soziale Hintergrund der sich vollziehenden Entwicklung skizziert, wobei deutlich wurde, dass Faktoren wie das hochmittelalterliche Bevölkerungswachstum, der Landesausbau und Veränderungen im Adel eine wesentliche Rolle bei der Entstehung der Ministerialität spielten. Kapitel drei enthielt eine Übersicht über die Rechtsverhältnisse der Kölner Ministerialen. Zunächst wurden das sogenannte längere Kölner Dienstrecht und das kürzere Kölner Dienstrecht vorgestellt, die wahrscheinlich um 1170 herum entstanden sind. Sie enthalten Rechte und Pflichten sowohl der Ministerialen als auch des Erzbischofs. Vermutlich wurde das kürzere Dienstrecht von Ministerialen verfasst, das dann dem Erzbischof vorgelegt wurde, der daraus das lange ausarbeiten ließ. Die Entstehung wäre demnach als Aushandlungsprozess z wischen dem Erzbischof und den Ministerialen zu verstehen. Der Kölner Hofdienst zeigt eine Gruppe von gehobenen Ministerialen, die teilweise ähnlich gut versorgt wurden wie Adelige. Ihren Gerichtsstand hatten die Ministerialen vor dem Erzbischof, der vom Stadtvogt vertreten werden konnte. Der Stadtvogt war zudem neben dem Burggrafen Richter am Hochgericht. Dass Ministeriale Lehen besaßen, war wohl von Beginn an üblich und stand nicht in Frage, dies macht auch das längere Dienstrecht klar. Zudem bestand ein enger Zusammenhang z wischen Amt und Lehen: Kein Lehen ohne Dienst, kein Dienst ohne Lehen. Ebenfalls stand die Erbbarkeit von Amt und Lehen nicht in Frage. Damit stellten Lehen aber nur bedingt ein Aufstiegsmoment dar, weil sie immer und wahrscheinlich von Beginn an vorhanden waren und nicht etwas, was erst der soziale Aufstieg der Ministerialen mit sich brachte. Ab etwa der Mitte des 13. Jahrhunderts führten manche gehobene Ministeriale Siegel, deren Gebrauch sich zu dieser Zeit aber ohnehin verbreitete. In Kapitel 4 wurden zwei Ministerialenfamilien exemplarisch untersucht, um einige Punkte zu verdeutlichen, die als charakteristisch für viele in dieser Arbeit untersuchten Ministerialen gelten können. Ab 1139 lässt sich Hermann von
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ppendorf sicher im Amt des Stadtvogtes nachweisen. Ab 1147 war das Amt dauerE haft in der Familie Eppendorf erbbar, ohne dass sich eine offizielle Verleihung der Stadtvogtei an Hermann belegen ließe. Gerhard übernahm in den 1160er Jahren das Amt von seinem Vater. Mit 85 Zeugenschaften ist er der am häufigsten testierende Ministeriale im Untersuchungszeitraum. Er war einer der engsten Berater des Erzbischofs, begleitete diesen auf den meisten Reisen und ist 1167 mit Reinald von Dassel in Italien nachweisbar. Die Nachfolger Gerhards waren nicht mehr so häufig am Hof präsent, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam es zum Bedeutungsverlust der Stadtvogtei, da Erzbischof Siegfried von Westerburg die Burggrafschaft zurückkaufte und damit wieder selbst Herr im Gericht war. Die Besetzung des Amtes der Stadtvogtei ist bis ins 13. Jahrhundert hinein zweifellos als Aufstiegsmoment zu werten. Die Familie von Eppendorf stieg darüber in eine äußerst wichtige und einflussreiche Position im Erzstift auf. Die dauerhafte Besetzung eines Amtes mit Mitgliedern einer Familie hatte jedoch den Nachteil, dass andere Ministeriale darüber nicht aufsteigen konnten. Die Familie Bachem hatte ab 1146 das Amt des Kämmerers erbbar inne. Der Kämmerer reiste weniger mit dem Erzbischof, er hielt sich meist in Köln auf. Ausnahmen waren die wichtigen Aufenthalte in Halberstadt und Worms. Er war eng an den Hof gebunden, die Quellen zeigen ihn häufig als anwesend in Beratung von Rechtsfragen. Darüber hinaus war er aber auch in die Stadt integriert, wie die Übernahme des Bürgermeisteramtes der Richerzeche durch Hermann (I.) zeigt. Definitiv war das Amt des Kämmerers ein Aufstiegsmoment für die Familie, wie ihre Namensgebung zeigt: Der Beiname von Bachem taucht erst spät auf, sodass zu vermuten steht, dass die Familie sich über das Amt zuerst in der Stadt bzw. am Hof etablierte und dann Allod im Kölner Umland erwarb. Im 13. Jahrhundert verzweigte sich die Familie immer weiter, Verbindungen zu Lechenich ließen sich feststellen zu einem Zeitpunkt, als die Bachemer keine Ministerialen mehr waren. Im fünften Kapitel wurden Ministeriale in Kölner Grundherrschaften behandelt. Hier konnten mit den von Altendorf, von Wormersdorf und von Alfter Ministeriale festgestellt werden, die sich bereits früh häufig am erzbischöflichen Hof aufhielten und dort eine gehobene Rolle spielten. Welche Aufgaben sie zuvor in den Villikationen übernommen hatten, ließ sich hingegen nicht feststellen. Jedenfalls gelang ihnen der Aufstieg an den Hof. Vor allem zu den von Alfter ließ sich eine größere Familie feststellen, die seit 1195 das Amt des Marschalls erbbar besetzen konnte. Auch zeigten sie ein in dieser Arbeit immer wieder feststellbares Verhalten: Sie dotierten Klöster, wurden vom Erzbischof belehnt und akkumulierten Eigenbesitz sowie eigene Hintersassen. Dieses Kapitel wurde mit der Einordnung der erzielten Ergebnisse in den Forschungskontext abgeschlossen. Hier wurde deutlich, dass die Ministerialen von den Umstrukturierungen in der Villikationsverfassung profitierten und ihr Aufstieg sowohl aus diesen Umstrukturierungen resultierte
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Schlussbetrachtung
als auch von ihm ausgelöst wurde. Ihre rechtlich fortbestehende Unfreiheit stellte dabei kein Hindernis dar, wie die Kölner Beispiele zeigten. Im sechsten Kapitel wurden Ministeriale betrachtet, die sich dauerhaft am Hof des Erzbischofs aufhielten. In Köln war ein den Erzbischof umgebender Personenverband zum ersten Mal um die Mitte des 12. Jahrhunderts gut greifbar. Von den Ministerialen gehörten der Stadtvogt, der Kämmerer, der Marschall, der Truchsess und der Mundschenk zum sogenannten ‚engen Hof‘. Ein Ausbau des Hofes mit den dazugehörigen Hofämtern fand ab dem Ende des 11. Jahrhunderts statt, als veränderte politische Rahmenbedingungen eine differenziertere Herrschaftspraxis erforderlich machten. Vor allem im 12. Jahrhundert wurde deutlich, dass der Hof und mit ihm die Ministerialen bei der Herstellung von politischen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielten. Entscheidungen mussten im Konsens getroffen werden und manche Urkunden vermerkten, dass die Entscheidung auch auf Rat der Ministerialen zustande gekommen sei. Eine weitere wichtige Rolle spielten die Ministerialen bei Abwesenheit des Erzbischofs und während der Vakanz des Erzstuhls. Sie stellten gemeinsam mit den adeligen Vasallen und dem Priorenkolleg sicher, dass die Herrschaftsausübung im Erzstift aufrechterhalten wurde und trugen so entscheidend zur transpersonalen Herrschaft bei. Deutlich wird dies auch an verschiedenen Formulierungen in den Urkunden, die die Ministerialen nicht auf die Person des Erzbischofs bezogen, sondern auf das Erzstift als politische Instanz. Zudem blieben die Ministerialen auch über den Tod des Erzbischofs hinaus in ihren Funktionen tätig. So konnte sich vor allem in den Familien, in denen eine Funktion vom Vater auf den Sohn überging, Herrschaftswissen ansammeln. Im Anschluss wurden die Hofämter Marschall, Mundschenk und Truchsess im Einzelnen untersucht. Aus dem Hofdienst lässt sich herauslesen, dass der Marschall für die Versorgung der Pferde, Maultiere und Hunde zuständig war. Zu Beginn des 12. Jahrhunderts befanden sich mehrere Marschälle parallel im Amt, bevor gegen Ende des Jahrhunderts die Funktion in der Familie von Alfter erbbar wurde, wodurch diese zu einer der wichtigsten Ministerialenfamilien des 13. Jahrhunderts aufstieg. Ein Mundschenk lässt sich erstmals 1101 in den Quellen fassen. In der Folgezeit blieb diese Funktion aber verhältnismäßig schwach sichtbar und zeichnete sich durch einen häufigen Wechsel in der Besetzung aus. Ähnliches gilt für die Truchsesse, die sich ebenfalls in den Quellen relativ selten greifen ließen und politisch keine größere Rolle spielten. Eine wichtige Ausnahme ist Theodericus von Münchhausen, der mit 60 Nennungen zu den großen Ministerialen des 13. Jahrhunderts gehörte. Um in das umfangreiche Kapitel über Ministeriale innerhalb der Stadt Köln einzuführen, wurde zunächst ein Überblick über die ebenfalls sehr umfangreiche Forschung zum Themenkomplex ‚Ministerialität und Stadt‘ gegeben. Als Nächstes wurden die erzbischöflichen Zöllner untersucht. Beide Zöllner sind erst gegen
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Ende ihrer Tätigkeit als Ministeriale belegt und wurden von den Schreibern der Urkunden immer eher zu den Bürgern als zu den Ministerialen gerechnet. Das bedeutete, dass der Eintritt in die Ministerialität keine Voraussetzung für die Übernahme der Funktion war. Ob überhaupt von einem formalen Eintritt ausgegangen werden sollte, ist fraglich, da für beide Zöllner der Status ‚Ministerialer‘ eher ein Merkmal unter vielen weiteren war und sicher nicht das, worüber sie ihre Identität konstruierten. Demnach sind die Zöllner nicht zu den ‚klassischen‘ Ministerialen zu rechnen und es ist fraglich, ob sie überhaupt als s olche bezeichnet werden sollten. Daraus folgt auch, dass die Funktion ‚Zöllner‘ kein Amt war, über das Ministeriale ‚von ganz unten‘ sozial aufsteigen konnten. Voraussetzung war ein schon vorher erreichter sozialer und finanzieller Status. Beide Zöllner waren schon vorher bedeutend in der Stadt und die Ausübung der Funktion stellte nur einen weiteren Schritt in ihrem Aufstieg dar. Im nächsten Abschnitt wurden die im 12. Jahrhundert entstehenden städtischen Selbstverwaltungsorgane auf eine ministeriale Beteiligung hin untersucht. Im Schöffenkolleg konnten Gerhard Unmaze und Karl von der Salzgasse nachgewiesen werden, ebenso in der Richerzeche. Ministeriale als Amtmänner der Parochien konnten hingegen nicht belegt werden. Abschließend wurden Verbindungen z wischen Ministerialen und Bürgern im 13. Jahrhundert untersucht. Hier stellte sich das Problem, dass nur Goswin Minnevuz definitiv als ‚bürgerlicher Ministerialer‘ zu belegen ist. Ein Blick in die Forschung ergab, dass mittlerweile auch für andere Städte die Beteiligung von Ministerialen an der Stadtentwicklung eher gering veranschlagt wird. Hinsichtlich Kölns muss sich diesem Befund angeschlossen werden. Allerdings muss betont werden, dass mit der gewählten Untersuchungsmethode genau diese Beteiligung nur unzureichend sichtbar gemacht werden konnte. Im Kapitel über Ministeriale auf Burgen wurden die Burgen Volmarstein, Alpen, Padberg und die Wolkenburg untersucht. Die verschiedenen Heinriche von Volmarstein zählten nach den Stadtvögten zu den bedeutendsten Ministerialen des Erzstifts. Die Zeugenlisten zeigten sie als enge Berater des Erzbischofs und häufige Begleiter auf dessen Reisen. Verschiedentlich spielten sie eine Rolle als Stellvertreter des Erzbischofs, so bei den Bündnisschließungen in Magdeburg und Halberstadt. Das Verhältnis zum Erzbischof gestaltete sich bis auf den Konflikt um die Burg 1234 konfliktfrei. Auch die Ministerialen von Alpen zählten zu den wichtigen Ministerialen im Erzstift. Bei ihnen ließen sich Verbindungen zu den Klöstern Fürstenberg und Kamp nachweisen, was darauf hindeutet, dass sie im Umfeld ihrer Burg eigene Aktivitäten entfalteten. Die von Padberg waren erst ab 1165 und damit deutlich später als die Vorgenannten zu belegen. Von Beginn an waren sie seltener am Hof präsent als die von Volmarstein und von Alpen. Enge Verbindungen pflegten sie zu den Klöstern Bredelar und Flechtdorf. Auch darüber
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Schlussbetrachtung
hinaus zeigten sie adelsähnliches Verhalten im Umfeld ihrer Burg. Als letzte wurde die Wolkenburg im Siebengebirge untersucht. Die dort sitzenden Ministerialen sind noch seltener am Hof zu finden als die von Padberg. Jedoch konnten sie ihre Stellung im Laufe des 13. Jahrhunderts ausbauen, was an ihrer Berufung zu Schiedsrichtern deutlich wird. Bei keiner der untersuchten Familien konnte eine schlüssige Erklärung dafür vorgelegt werden, wie und warum sie auf die jeweilige Burg gelangt sind. Angenommen werden musste jedoch, dass sie schon vorher in der jeweiligen Region aktiv und einflussreich waren, um ihrer Aufgabe effizient nachkommen zu können. Ähnlich wie bei den Zöllnern stellt diese Voraussetzung aber einen Aufstieg in Frage. Zwar konnte über die neu hinzugewonnene Aufgabe zusätzliches Prestige und zusätzlicher Einfluss in der Region gewonnen werden, ein Aufstieg von ‚unten‘ ist jedoch nicht anzunehmen. Darüber hinaus ist auch bei den Burggrafen davon auszugehen, dass sie sich zwar als Ministeriale verstanden, dies aber nur ein Merkmal unter weiteren war. Es markierte die Zugehörigkeit zum Erzstift und die Loyalität dem Erzbischof gegenüber, stand eigenen machtpolitischen Aktivitäten aber keineswegs entgegen. Abgeschlossen wurde das Kapitel mit einem Überblick über die Burgenforschung und die Einordnung der erzielten Ergebnisse in diesen Kontext. Deutlich wurde hierbei die symbolische Funktion der Burg, die andere Funktionen, etwa militärische und administrative, überragte. Damit kam auch den Ministerialen eine erhebliche symbolische Bedeutung in der jeweiligen Region zu, indem sie den Herrschaftsanspruch des abwesenden Erzbischofs personifizierten. Im 13. Jahrhundert spielten die Burgen eine nicht zu unterschätzende Rolle im Bestreben der Erzbischöfe, Herrschaft nicht mehr nur personal, sondern auch territorial auszuüben. In Kapitel 9 wurden Ministeriale in Westfalen untersucht. Sie lassen sich dort außerhalb Soests und der Burgen Volmarstein und Padberg kaum nachweisen, was damit zusammenhängt, dass Ministeriale in der Fläche weniger am Hof präsent waren und damit seltener in den Zeugenlisten auftauchten. Einen Marschall von Westfalen gab es seit Anfang des 13. Jahrhunderts, jedoch ließ sich nur der erste Funktionsträger als Ministeriale nachweisen. Im Kapitel ‚Ministeriale in Städten des Erzstifts‘ wurde zunächst die Stadt Soest untersucht. Dort ließ sich ein Schultheiß besser fassen. Prominent besetzt war diese Funktion mit Hermann von Eppendorf, dem Bruder des Stadtvogtes von Köln. Die Funktion wurde innerhalb der Familie vererbt, jedoch nur bis 1232. Weitere in Soest fassbare Ministeriale sind Brunstenus, Hildegerus und Timo, die auch in Köln testierten. Familienverbindungen ließen sich zu ihnen nicht feststellen, sie verschwinden um 1190 aus den Quellen. Bei ihnen lässt sich definitiv ein Aufstieg feststellen, beim Schultheißen hingegen nur eingeschränkt, da er bereits aus einer Familie mit Bedeutung stammte. Überschneidungen zwischen Bürgern und Ministerialen lassen sich in den Quellen nicht feststellen, obwohl die Forschung
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wahrscheinlich machen konnte, dass es sie gegeben hat. In Bonn und Andernach ließen sich kaum erzbischöfliche Ministeriale nachweisen, obwohl auch hier nicht unwahrscheinlich ist, dass es sie gegeben hat. Die Schöffenkollegs in beiden Städten könnten durchaus auch mit Ministerialen besetzt gewesen sein. Das elfte Kapitel stellt einen Aus- und Überblick auf bzw. über das 13. Jahrhundert dar. Zunächst wurden Veränderungen im Urkundenwesen der Kölner Erzbischöfe dieser Zeit erläutert. Hier konnte festgestellt werden, dass Engelbert von Berg nach den Verwerfungen, die der Thronstreit im Erzstift verursacht hatte, hinsichtlich der Ministerialen an die Politik seiner Vorgänger Philipp von Heinsberg und Adolf von Berg anknüpfte. Ministeriale waren eine wichtige Stütze bei Engelberts Versuch, die Verhältnisse zu ordnen und sich selbst eine neue Machtposition zu schaffen. Da dies unter anderem eine Zurückdrängung des Adels aus wichtigen Positionen zur Folge hatte, brachte dies die Ministerialen in wichtige Positionen. Eine erkennbare Veränderung trat unter Heinrich von Müllenark ein: Die Zeugenliste fand als Beglaubigungsmittel immer weniger Anwendung und wurde vor allem durch das Siegel ersetzt. Zudem waren die verbleibenden Zeugen listen seltener in Rubriken unterteilt. Diese Entwicklung machte die Erfassung und Identifizierung von Ministerialen zunehmend schwieriger, zumal sich diese Tendenz während der Amtszeit Konrads von Hochstaden noch verstärkte. Um die Veränderungen zeigen zu können und den Bogen zum ersten Kapitel zu schlagen, wurden die Termini milites, nobiles, fideles, officiati und ministeriales in den Zeugen listen und in den Urkundentexten untersucht. Anschließend wurde in einem Exkurs ein Überblick über die Ritterforschung gegeben und mit den Ergebnissen dieser Arbeit abgeglichen. Joachim Bumke konnte in seinen Forschungen deutlich machen, dass ein genereller Aufstieg aus der Ministerialität ins Rittertum nicht stattgefunden hat. Dies deckt sich mit dem Befund dieser Arbeit. Konkrete Aufstiege lassen sich nicht feststellen, schon Aufstiege in die Ministerialität aus sozial niederen Schichten konnten nicht eindeutig belegt werden. Dies ist zum Teil sicher ein Quellenproblem, zum Teil aber dem Umstand geschuldet, dass die Aufstiegsmöglichkeiten nur in geringem Umfang vorhanden waren. Vor allem wurde in der Untersuchung immer wieder deutlich, dass für einen, ohnehin oft nur formal erfolgten, Eintritt in die Ministerialität Voraussetzungen nötig waren, die nur ein schon vorhandener, gehobener sozialer Rang mit sich bringen konnte. In einem zweiten Exkurs wurde das Verhalten der Ministerialen während des Thronstreits untersucht. Herausgearbeitet werden konnte, dass die Mehrzahl der Ministerialen Erzbischof Adolf unterstützte und dessen Parteiwechsel mitvollzog. Unter Erzbischof Bruno tauchen Ministeriale auf, die sich vorher noch nicht belegen ließen, Dietrich von Hengebach vereinte nach der Ermordung Philipps von Schwaben die möglicherweise gespaltene Ministerialität. Abschließend wurden die sich im 13. Jahrhundert verändernden Bedingungen für politisches Handeln im Erzstift
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Schlussbetrachtung
untersucht. Festgestellt wurde, dass das Lehnswesen, das im 12. Jahrhundert die Basis für das politische Konstrukt Erzstift gewesen war, nicht mehr funktionierte. Stattdessen waren es einzelne (ehemalige) Ministeriale und Adelige, die Funktionen übernahmen, nun meist in der im Entstehen begriffenen Ämterverfassung. Diese neuen Funktionen wurden nicht mehr als beneficia, als Lehen, sondern als officia, als Ämter vergeben. Das Amt konnte dem jeweiligen Inhaber jederzeit entzogen werden, womit der Entfremdung vorgebeugt wurde. Hier lässt sich eine Parallele zur Entstehung der Ministerialität im 11. Jahrhundert erkennen: Auch die Ministerialen waren seitens des Erzbischofs eine Reaktion auf die Bestrebungen des Adels gewesen, sich Lehen und Ämter dauerhaft anzueignen. Der Einsatz rechtlich unfreier Ministerialen hätte s olche Verluste zumindest der Th eorie nach unmöglich gemacht. Wie sich herausstellte, funktionierte dies nicht oder nur sehr eingeschränkt. Lehen, Allod und Erbbarkeit wurden im 12. Jahrhundert auch für die Ministerialen üblich. Somit stellt die Vergabe von Funktionen als Ämter und nicht als Lehen einen neuen Versuch der Erzbischöfe dar, den Besitz des Erzstifts zu sichern und vor Entfremdung zu schützen. Abschließend seien die fünf in der Einleitung formulierten Punkte und die roten Fäden der Arbeit noch einmal aufgegriffen. Zunächst war dies die systematische Erfassung möglichst aller in den Quellen vorkommenden Ministerialen. Dies gelang über die Auswertung der Zeugenlisten der erzbischöflichen Urkunden zwischen 1050 und 1250. Eine Einschränkung musste insofern vorgenommen werden, als dass nur Personen berücksichtigt werden konnten, die mindestens einmal sicher in der Kategorie ministeriales genannt werden und die darüber hinaus insgesamt mindestens fünf Mal vorkommen. Die so erstellten 45 Tabellen bildeten die fruchtbare Grundlage für alle weiteren Untersuchungen. Sie ermöglichten die Darstellung von lokalen und personalen Netzwerken sowie von Nähe und Verhältnis zum Erzbischof. Die Ergebnisse der prosopographischen Untersuchung wurden vor allem dazu genutzt, die Ministerialen verschiedenen Lebenswelten zuzuordnen. Diese waren einer der roten Fäden der Arbeit und im dritten Ziel formuliert. Die Vermutung, dass Ministeriale in fast allen Bereichen der erzbischöflichen Verwaltung eine Rolle spielten und eine tragende Säule der Herrschaftsausübung waren, bestätigte sich. Darüber hinaus konnte aber auch deutlich gemacht werden, dass der Dienst für das Erzstift immer verflochten war mit eigenen Aktivitäten der Ministerialen. Entweder war eine schon vorhandene gehobene soziale Stellung die Voraussetzung für die Ausübung eines Dienstes oder der Dienst war die Grundlage, um die eigene soziale, wirtschaftliche oder machtpolitische Position zu stärken und auszubauen. Über die Zuordnung zu Lebenswelten und die davon abgelösten grundlegenden Kapitel 2 bis 4 konnte auch das zweite Ziel erreicht werden, das darin bestand, möglichst alle Aspekte des Phänomens Ministerialität zu erfassen.
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Das vierte Ziel bestand in der Beantwortung der Frage nach der sozialen Mobilität und bildete ebenfalls einen roten Faden. Deutlich wurde, dass zumindest diejenigen Ministerialen, die sich in den Zeugenlisten nachweisen lassen, bestimmte Voraussetzungen mitbringen mussten, um in den Dienst für das Erzstift eintreten zu können. Vielen Familien gelang es, ein Amt in Erbbarkeit für sich zu gewinnen, was dazu führte, dass viele Ämter nur für wenige, einer Familie zugehörigen Personen ein Aufstiegsmoment bildeten. So entstanden einige mächtige Ministerialenfamilien im Erzstift, die sich dem Erzbischof gegenüber entsprechend selbstbewusst verhalten konnten. Besonders die Ministerialen auf Burgen nutzten ihre durch das Amt akkumulierte Macht, um ihr eigene Herrschaft in der Region auszubauen. Davon, dass die Ministerialität für die breite Masse der Bevölkerung des Hochmittelalters zu einer gesteigerten sozialen Mobilität geführt habe, kann darüber hinaus keine Rede sein. Ziel Nummer fünf hinterfragte, ob es die Ministerialität als abgeschlossene Gruppe, als Stand gegeben habe. Zwar erweckt das Vorhandensein der Dienstrechte den Eindruck, es habe sich um eine fest umrissene Gruppe gehandelt, anhand der übrigen Quellen wurde jedoch deutlich, dass ‚Ministerialer‘ eher ein Merkmal unter anderen war, die eine Person auf sich vereinigen konnte. Ohne Frage unterstand die betreffende Person dann dem Dienstrecht mit allen sich daraus ergebenden Rechten und Pflichten. Allerdings war es möglich, erst im Laufe des Lebens in ein Dienstverhältnis ein- und auch wieder auszutreten. Ministeriale waren nicht immer ‚auf Lebenszeit‘ an das Dienstverhältnis gebunden. Die Bezeichnung ministerialis bedeutete vor allem Loyalität zum Erzbischof bzw. zum Erzstift. Darüber hinaus konnten die Ministerialen recht frei ihren eigenen Interessen nachgehen, solange diese nicht in Gegensatz zu denen des Erzbischofs gerieten. Die Ministerialität war immer in Bewegung. Von einem Abschluss, der eine fest umrissene und definierte Gruppe zur Folge gehabt hätte, kann nicht ausgegangen werden. Aus- und Eintritte kamen immer vor ebenso wie die nur zeitweilige Zugehörigkeit oder der Eintritt aus rein formalen Gründen. Inwieweit die Ministerialität, von der ohnehin nur mit Vorsicht und Einschränkungen gesprochen werden sollte, eine gezielte Schöpfung der Erzbischöfe war und inwieweit sie in den folgenden rund zweihundert Jahren Einfluss auf die immer vorhandene Dynamik nehmen konnten war schwer zu beantworten. Stets waren Interessen, Bestrebungen, Ansprüche und Erwartungen von verschiedenen Seiten vorhanden, die in einer eigenständigen Dynamik mündeten. Zweifellos waren die Ministerialen im 12. Jahrhundert das Rückgrat erzbischöflicher Politik und Machtausübung. Neben den Geistlichen und Adeligen stellten sie die dritte unverzichtbare Säule der Herrschaft im Erzstift dar. Sie sollten aber keineswegs als willfährige Instrumente der Erzbischöfe gesehen werden. Im Laufe der Untersuchung wurde vielfach deutlich, dass die Ministerialen eigenständig und selbstbewusst handelnde Personen waren,
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Schlussbetrachtung
die die Stellung, die sie am Hof oder in ihrer Funktion einnahmen, nutzten, um ihren Aufstieg selbst voranzutreiben. Viele zeigten schon bald ein deutlich adelsähnliches Verhalten, wodurch das Merkmal ‚Ministerialer‘ an Bedeutung verlor. Die Übergänge von der Ministerialität in den niederen Adel im 13. Jahrhundert nachzuzeichnen, ist ein lohnenswertes Vorhaben für zukünftige Forschungen.
13. Literaturverzeichnis 13.1 Verzeichnis der in den Fußnoten, Tabellen und im Literaturverzeichnis verwendeten Abkürzungen AfD AHVN AHVN XI
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Zimmermann, Karl, Vom Römerkastell Andernach zur mittelalterlichen Stadt, in: RhVjbll. 19 (1954), S. 317 – 340. Zöller, Sonja, Besitzkonzentration in einer mittelalterlichen Großstadt. Grund- und Hausbesitz der Kölner Familie Unmaze in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, in: Hochfinanz, Wirtschaftsräume, Innovationen. FS Wolfgang v. Stromer, Bd. 1, hg. v. Uwe Bestmann/Franz Irsigler/Jürgen Schneider, Trier 1987, S. 103 – 126. Zöller, Sonja, Geld und Politik im 12. Jahrhundert. Gerhard Unmaze von Köln, in: GiK 29 (1991), S. 21 – 36. Zöller, Sonja, Gerhard Unmaze von Köln. Ein Finanzier der Reichspolitik im 12. Jahrhundert, in: Hochfinanz im Westen des Reiches 1150 – 1500, hg. v. Friedhelm Burgard/Alfred Haverkamp/Franz Irsigler u. a. (Trierer Historische Forschungen 31), Trier 1996, S. 101 – 119. Zöller, Sonja, Kaiser, Kaufmann und die Macht des Geldes. Gerhard Unmaze von Köln als Finanzier der Reichspolitik und der ‚Gute Gerhard‘ des Rudolf von Ems (Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur 16), München 1993. Zotz, Thomas. Adelige und Ministerialen aus dem Pfälzer Raum am Hof der Staufer, in: Mitteilungen des historischen Vereins der Pfalz 108 (2010), S. 367 – 380. Zotz, Thomas, Burg und Amt. Zur Legitimation des Burgenbaus im frühen und hohen Mittelalter, in: Burgen im Breisgau. Aspekte von Burg und Herrschaft im überregionalen Vergleich, hg. v. Erik Beck/Eva-Maria Butz/Martin Strotz u. a. (Archäologie und Geschichte 18; Veröffentlichungen des Alemannischen Instituts Freiburg i. Br. 79), Ostfildern 2012, S. 141 – 151. Zotz, Thomas, Die Formierung der Ministerialität, in: Die Salier und das Reich, Bd. 3: Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier, hg. v. Stefan Weinfurter, Sigmaringen 1991, S. 3 – 50. Zotz, Thomas, Herrschaftswechsel und Identität des Hofes im 12. und frühen 13. Jahrhundert, in: Fürstenhöfe und ihre Außenwelt. Aspekte gesellschaftlicher und kultureller Identität im deutschen Spätmittelalter, hg. v. Dems. (Identitäten und Alteritäten 16), Würzburg 2004, S. 1 – 20. Zotz, Thomas, Milites Christi. Ministerialität als Träger der Kanonikerreform, in: Reformidee und Reformpolitik im spätsalischen Reich, hg. v. Stefan Weinfurter, Mainz 1992, S. 301 – 328. Zotz, Thomas, Städtisches Rittertum und Bürgertum in Köln um 1200, in: Institutionen, Kultur und Gesellschaft im Mittelalter, FS Josef Fleckenstein, hg. v. Lutz Fenske/Werner Rösener/ Dems., Sigmaringen 1984, S. 609 – 638. Zotz, Thomas, Die Situation des Adels im 11. und frühen 12. Jahrhundert, in: Vom Umbruch zur Erneuerung? Das 11. und beginnende 12. Jahrhundert – Positionen der Forschung, hg. v. Jörg Jarnut/Matthias Wemhoff (Mittelalterstudien 13), München 2006, S. 341 – 355.
14. Anhang 14.1 Tabellen und Diagramme Die Abkürzungen der Druckorte finden sich oben vor dem Quellenverzeichnis, Abschnitt 13.1. Ein Strich zwischen zwei Zeilen bedeutet, dass ein Wechsel im Amt des Erzbischofs stattgefunden hat. Ist eine Zeile kursiv gesetzt, handelt es sich um eine nicht vom Erzbischof ausgestellte Urkunde. Ein Sternchen an der Nummer in den REK weist eine Urkunde als Fälschung aus. Tab. 1: Hermann, Stadtvogt (1083 – 1104) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1081, nach Jul. 28
I 1146
Lac. I 241
Köln?
Köln, St. Georg
keine
1083, März 16
I 1151
Lac. I 609
Deutz
Deutz, St. Heribert
keine
1083
I 1155
Lac. I 234
Köln
Köln, St. Martin
keine
1084
I 1161
Ennen/Eckertz I 32
Köln
Köln, St. Martin
keine
1085, Sept. 28?
I 1172
Lac. I 236
Köln
Köln, St. Mariengraden
servientes
1085
I 1173
Ennen/Eckertz I 34
Köln
Köln, St. Martin
keine
(1081 – 89)
I 1181
Oppermann 449
Köln?
Köln, St. Mariengraden
laici? servientibus?
(1082 – 89)
I 1183
Oppermann 449
Köln?
Köln, St. Pantaleon
1089
I 1198
s. REK II 628
Hagen
Hagen, Hebo
keine
1091, Okt. 9
I 1204
Lac. I 245
Köln
Köln, St. Andreas
keine
1091
I 1205
Lac. I 246
Köln
Köln, St. Mariengraden
keine
1094?, Juli 2
I 1210
Lac. I 248
Köln
Köln, St. Pantaleon
servientes
1094
I 1211
Lac. I 249
Köln
Köln, St. Cäcilia
keine
1094
I 1212
Lac. I 251
Köln
Köln, St. Andreas
keine
1095, Jan. 9
I 1213
AHVN XVII, S. 131 f.
Köln
Brauweiler, Kloster
keine keine
1095 – 1096?
I 1215
Lac. I 253
Siegburg
Siegburg, Abei
1096
I 1217
Lac. I 252
Köln
Siegburg, Abtei
servientes
1099
I 1221
Lac. I 256
Köln?
Brauweiler, Kloster
keine
1099?
I 1224
Lac. I 250
Köln
Deutz, St. Heribert
keine
Vor 1101, Aug. 21
II 13
Seibertz I 35
Köln?
Meschede, Kloster
ex familia s. Petri
1103, Dez. 4
II 28
HUB III 601
Köln
Lüttich/Huy, Kaufleute
testes
1104, Apr. 13
II 31
Lac. I 263
Köln
Köln, St. Mariengraden
ministeriales
379
Tabellen und Diagramme Tab. 2: Almarus, Stadtvogt (1106 – 1144) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1106, Feb. 15
II 40
Lac. I 268
Köln
Köln, St. Kunibert
keine
1107, Jan. 9
II 44
Lac. I 267
N/A
Gerresheim, Stift
de familia s. Petri
1109
II 64
Lac. I 272
Köln
Köln, St. Severin
ministeriales nostri
1110, Dez. 6
II 74
Günther I 81
Bonn
Bonn, St. Cassius
keine
1100 – 1110
II 75
ungedruckt
N/A
Echternach, Kloster
keine
1112
II 92
Lac. I 275
Köln
Bonn, St. Cassius
ministeriales
1112
II 93
ungedruckt
N/A
Rees, Stift
keine keine
1112
II 94
ungedruckt
N/A
Rees, Stift
1112
II 95
Lac. I 274
N/A
Rees, Stift
keine
1115
II 114
Lac. IV 616
N/A
Münstereifel, Stift
ministeriales
1112 – 1115
II 118
Lac. I 286
N/A
Köln, St. Pantaleon
keine
1112 – 1115
II 119
Lac. I 281
N/A
Köln, St. Pantaleon
de servientibus nostris
1116, März 17
II 123
Lac. I 277
Köln
Köln, St. Kunibert
keine
1116
II 124
Lac. I 280
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales ministeriales
1117, März 29
II 132
Lac. I 282
Siegburg
Siegburg, Abtei
1117, März 29
II 133
Lac. I 283
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1117
II 135
AHVN LXV 1
Köln
Köln, St. Pantaleon
ministeriales
1117
II 140
Lac. I 284
N/A
Remagen, Kloster
keine
1118, Apr. 5
II 142
Lac. I 287
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1118
II 149
Lac. I 288
N/A
Dünnwald, Kloster
ministeriales sancti Petri
1119
II 168
Seibertz I 40
Soest
Soest, Domstift
keine
1120
II 177
Lac. I 291
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1121
II 191
Lac. 292
N/A
Steinfeld, Kloster
ministeriales
1122, März 24
II 195
Binterim/Mooren I 27
Rees
Xanten, St. Viktor
ministeriales beati Petri
1124, Febr. 11
II 213
Lac. I 298
N/A
Köln, St. Kunibert
laici
1124
II 214
Lac. I 299
Zülpich
Siegburg/Zülpich, Abtei/Pfarrkirche
ministeriales
1125, vor Mai 23
II 219
Lac. I 300
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1126, Aug. 1
II 228
Lac. I 301
Köln
Nonnenwerth, Kloster
ministeriales
1118 – 1126
II 231
Franquinet 15
N/A
Klosterrath, Kloster
ministeriales
1123 – 1126
II 233
Seibertz I 50
Köln
Grafschaft, Kloster
ministeriales sancti Petri
1118 – 1126
II 235
Lac. IV 619
N/A
Münstereifel, Stift
ministeriales
1127
II 236
Ennen/Eckertz I 40
Köln
Köln, St. Martin
ministeriales
1127
II 237
Lac. I 302
Köln
Köln, St. Kunibert
ministeriales
1128
II 239
AHVN LXV 4
Gladbach
Köln, St. Georg
ministeriales
1128
II 241
Lac. I 303
Köln
Köln, St. Pantaleon
laici
1130
II 253
Lac. I 308
Köln
Steinfeld, Abtei
ministeriales
1130
II 254
Ennen/Eckertz I 41
N/A
Köln, St. Martin
keine
1127 – 1130
II 257
Lac. IV 620
N/A
Köln, St. Pantaleon
ministeriales sancti Petri
380
Anhang
1131
II 261
Ennen/Eckertz I 42
N/A
Köln, ebfl. M./ Groß St. Martin
keine
1132
II 292
Lac. I 314
Köln
Siegburg/Bonn, Abtei/ St. Cassius
ministeriales
1132
II 294
Binterim/Mooren I 104
N/A
Xanten, St. Viktor
keine
1132, Feb. 29
II 296*
AHVN LXV 6
N/A
Köln, St. Kunibert
ministeriales
1133
II 298
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales sancti Petri
1134, Juni 15
II 302
Erhard II 216
N/A
Gelmen, ebfl. familia s. Hofes ministeriales
1134, Juli 18
II 303
Lac. I 318
N/A
Köln, St. Makkabäer
1134, Aug. 5
II 304
Lac. 319
Köln
Knechtsteden, Hof
keine
1134
II 305
Sloet 267
Zifflich
Zifflich, Kirche
de ministerialibus s. Petri
1135
II 314*
Lac. I 323
Köln
Köln, St. Kunibert
et alii complures Urbani […]
1135, Dez. 5
II 315
Lac. I 320
N/A
Weiler, Kloster
keine
1136
II 319
Günther I 109
Köln
Bonn, St. Cassius
ministeriales
1138
II 363
Lac. I 330
N/A
Altenberg, Abtei
keine
1139
II 372
Lac. I 335
N/A
Köln, St. Severin
keine
1139
II 373
Lac. I 338
Köln
Köln, St. Pantaleon
de civitate
1139
II 374
Lac. I 333
Köln
Hamborn, Kirche
ministeriales
1138 – 1139
II 381
Lac. I 355
N/A
Rees, St. Maria
keine
1140, Dez. 25
II 394
Wilmans 44
Soest
Flechtdorf, Kloster
ministeriales
1141
II 400
Seibertz I 45
Soest
Soest, St. Patrokli
keine
1144
II 421
AHVN LXV 10
N/A
Königsdorf, Kloster
keine
keine
Tab. 3: Conrad, Stadtvogt (1127 – 1139) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1127
II 236
Ennen/Eckertz I 40
Köln
Köln, St. Martin
ministeriales
1127
II 237
Lac. I 302
Köln
Köln, St. Kunibert
ministeriales
1128
II 239
AHVN LXV 4
Gladbach
Köln, St. Georg
ministeriales
1129
II 246
Lac. I 307
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1130
II 253
Lac. I 308
Köln
Steinfeld, Abtei
ministeriales
1130
II 254
Ennen/Eckertz I 41
N/A
Köln, St. Martin
keine
1127 – 1130
II 257
Lac. IV 620
N/A
Köln, St. Pantaleon
ministeriales sancti Petri
1131
II 261
Ennen/Eckertz I 42
N/A
Köln, ebfl. M./Groß St. Martin
keine
1132
II 292
Lac. I 314
Köln
Siegburg/Bonn, Abtei/ St. Cassius
ministeriales
1132, Feb. 29
II 296
AHVN LXV 6
Köln?
Köln, St. Kunibert
ministeriales
1133
II 298
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales sancti Petri
1134, Juli 18
II 303
Lac. I 318
Köln?
Köln, St. Makkabäer
keine
1136
Ii 322
Lac. IV 621
Köln?
Köln/Königsdorf, St. Pantaleon/Kloster
ministeriales
1138
II 360
Lac. I 329
N/A
Brauweiler, St. Nikloaus
ministeriales
381
Tabellen und Diagramme 1138
II 361
Lac. I 328
N/A
Kamp, Abtei
keine
1138, Febr. 14
II 368
AHVN LXV 8
Köln
Siegburg, Abtei
laici
1139
II 372
Lac. I 335
N/A
Köln. St. Severin
keine
1139
II 374
Lac. I 333
Köln
Hamborn, Kirche
ministeriales
1138 – 1139
II 381
Lac. I 355
N/A
Rees, St. Maria
keine
1138 – 1139
II 383
MUB II 41
N/A
Siegburg, Abtei
keine
Tab. 4: Hermann (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1122 – 1158) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1122
II 204*
AHVN LXV 2
Köln
Köln, St. Kunibert
keine
1124, Febr. 11
II 213
Lac. I 298
N/A
Köln, St. Kunibert
laici
1125, vor Mai 23
II 219
Lac. I 300
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1118 – 1126
II 231
Inventaris 15
N/A
Klosterrath, Kloster
ministeriales
1123 – 1126
II 233
Seibertz I 50
Köln
Grafschaft, Kloster
ministeriales sancti Petri
1130
II 253
Lac. I 308
Köln
Steinfeld, Abtei
ministeriales
1138
II 360
Lac. I 329
N/A
Brauweiler, Kloster
ministeriales keine
1138
II 363
Lac. I 330
N/A
Altenberg, Abtei
1139
II 372
Lac. I 335
N/A
Köln, St. Severin
keine
1139
II 373
Lac. I 338
Köln
Köln, St. Pantaleon
de civitate
1139
II 376
Lac. I 334
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1138 – 1139
II 381
Lac. I 355
N/A
Rees, St. Maria
keine
1138 – 1139
II 383
MUB II 41
N/A
Siegburg, Abtei
keine
1140
II 392
Lac. I 342
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales ecclesiae
1140, Dez. 25
II 394
Additamenta 44
Soest
Flechtdorf, Kloster
ministeriales
1141
II 399
Histoire VI 46
Köln
Lüttich, St. Martin
ministeriales
1142
II 408
Lac. I 360
Köln
Köln, St. Martin
keine
1142
II 410
AHVN XI 168
Xanten
Rees, Gräfin
keine
1143, März 5
II 411
Lac. I 349
Köln
Köln, St. Pantaleon
liberi et servientes
1143
II 413
Günther I 133
Köln
Rolandswerth, St. Maria
keine
1143
II 414
Sloet 278
Xanten
Zifflich, Dekan
keine
1143
II 415
Ennen/Eckertz I 52
N/A
Köln, St. Mariengraden
ministeriales sancti Petri
1144, nach März 12
II 418
Lac. I 352
Köln
Köln, St. Pantaleon/ St. Mauritius
laici
1144
II 420
Seibertz I 46
Medebach
Medebach, Kirche
keine
1145
II 431
Seibertz III 1066
N/A
Soest, Propst Ulrich
de familia s. Petri
1146, Febr. 4
II 442
MUB I 530
N/A
Maria Laach, Kloster
ministeriales
1147, Aug. 12
II 451
Seibertz I 47
Soest
Scheda, Kloster
laici
1147
II 455
Lac. I 361
Köln
Köln, St. Mariengraden
ministeriales
1147
II 456
Grafen 11
N/A
Füssenich, St. Nikolaus
ministeriales s. Petri
1147
II 457
Lac. I 359
N/A
Köln, St. Martin
ministeriales
1147
II 458
Bergh I 126
N/A
Egmont, Abtei
keine
1149
II 467
Seibertz I 49
N/A
Bremen, Kirchspiel
ministerialibus
382
Anhang
1145 – 1151
II 485
Ennen/Eckertz I 117
N/A
Köln, St. Martin
1152, Sept. 8
II 543
Lac. I 373
Köln
Köln, St. Pantaleon
keine laici
1153, Juni 14
II 559
Lac. I 375
Worms
Köln, Erzstift
de familia s. Petri
1153
II 563
Lac. I 377
Burg Aspelt
Rees, St. Maria
keine
1153
II 565
Lac. I 378
N/A
Köln, St. Pantaleon
laici
1154, März 25
II 567
Lac. I 379
Köln
Köln, St. Kunibert
keine
1154
II 572
Lac. I 381
N/A
Mülheim/Muffendorf, Pfarrgemeinden
ministerialium vero
1155
II 606
Lac. I 385
Köln?
Köln, St. Georg
keine
1155
II 607
Ennen/Eckertz I 70
Köln?
Köln, St. Martin
keine
1157
II 643
Lac. I 392
Köln
Köln, Mauritius
de ministeria libus
1158
II 651
AHVN XXVI 18
Köln
Königsdorf, Kloster
keine
1158
II 653
Lac. I 393
N/A
Knechtsteden, Abtei
ministeriales
1158
II 654
Lac. IV 622
Köln?
Köln, St. Georg
keine
Tab. 5: Gerhard (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1165 – 1190) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1158
II 651
AHVN XXVI 18
Köln
Königsdorf, Kloster
keine
1165, Aug. 31
II 820
Seibertz I 55
Köln
Medebach, Bewohner
keine
1166, Febr. 19
II 831
Lac. I 413
Köln
Köln, St. Mariengraden
keine
1166, Febr. 22
II 832
Lac. I 414
Paffeneich b. Neuss
Randenrode, Edelfrau Elisabeth v.
keine
1166, Febr. 22
II 833
Lac. I 415
Paffeneich b. Neuss
Köln?, Erzstift
ministeriales s. Petri
1166
II 835
Lac. I 417
Bonn?
Bonn, Kirche
keine
1166, Juli 8
II 839
Seibertz I 56
Soest
Soest, St. Patrocli
keine
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1166, Aug. 1
II 843
Regesta II 1915
Köln
Soest, St. Patrocli
ministeriales
1666, Aug. 1
II 844
Regesta II 335
Köln
Ravensberg, Graf v.
ministeriales quoque
1166, Aug. 2
II 845
UB Gereonstift 18
Köln
Köln, St. Gereon
ministeriales
1166, Aug. 8
II 847
Lac. I 418
Köln
Köln, St. Mauritius
keine
1166, Aug. 15
II 848
Lac. I 419
Köln
Siegburg u. a., Abtei
ministeriales
1166, Aug. 15
II 849
Lac. I 421
Köln
Siegburg, Abtei
ministeriales
1166, Aug. 15
II 850
Lac. I 420
Köln
Zülpich, Propstei
ministeriales
1166
II 851
Lac. I 423
Köln
Altenberg, Abtei
keine
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
1167, Apr. 27
II 890
Acta 1130
San Quirico
Siena, Stadt
keine
1167, Juli 12
II 896
Urkunden I 344
Köln
Magdeburg, EB Wichmann
ministeriales
1167, Aug. 1
II 900
Lac. I 462
Rom
Köln, Erzstift
keine
1168
II 919
Binterim/Mooren I 47
Köln
Xanten, Kirche
keine
1168
II 920
Lac. I 429
N/A
Köln, St. Kunibert
laici
1169, Mai 19
II 929
Lac. I 432
Nijmegen
Rees, St. Maria
keine
1169
II 934
Lac. IV 632
N/A
Meer, St. Laurentius
keine
1169
II 935
Hecker 1
N/A
Köln/Villa Breme, Erzstift
keine
383
Tabellen und Diagramme 1169, Nov. 6
II 936
Lockeren, Histoire 200
Köln
Gent, St. Bavo
keine
1170
II 948
Regesta II 343
N/A
Capenberg, Kloster
keine
1170
II 950
Seibertz I 60
N/A
Bredelar, Kloster
keine
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler v.
keine
1171, Sept. 16
II 957
MUB II 5
N/A
Andernach, Schöffen
keine
1171
II 960
Ennen/Eckertz I 81
Köln?
Köln, St. Ursula
keine
1172
II 970
Additamenta 58
Köln
Minden, Kirche
ministeriales et Burgenses
1172
II 972
Ennen/Eckertz I 82
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1173, Febr. 27
II 980
Seibertz I 63
Soest
Wedinchusen, Kloster
ministeriales
1173, Mai 13
II 981
Vindex 309
Scheda
Scheda, Kirche
ministeriales
1173
II 984
Lac. I 445
Köln
Schwarzrheindorf, Kirche
ministeriales
1173
II 985
Binterim/Mooren I 48
Xanten
Xanten, St. Michael
et ministeria libus nostris
1173
II 989
Erhard, Regesta II 364
Soest
Lisbern, Kloster
ministeriales
1173, Ende Nov.
II 993
Frey/Remling 3
Worms
Otterburg, Kloster
de laicis
1168 – 1173
II 997
Lac. I 447
N/A
Rees, St. Maria
ministeriales
1168 – 1173
II 998
Lac. I 463
N/A
Bedburg, Marienkloster
ministeriales
1168 – 1173
II 999
Sloet 323
N/A
Kleve, Gräfin/Kirche
ministeriales
1174, Mai 29
II 1005
Seibertz I 67
Soest
Olenchusen, ebfl. M. Sigenandus u. Frau Hathewiga
keine
1174
II 1010
Lac. I 452
Köln
Köln, Bürger/Zöllner Gerhard
keine
1174
II 1015
Günther I 194
N/A
Rees, Kloster
ministeriales s. Petri
1175
II 1038
Günther I 196
N/A
Bonn, Propst Lothar
keine
1176
II 1043
Lac. I 455
Köln?
Köln?, Engelbert v. Berg
ministeriales
1176
II 1046
Lac. I 460
N/A
Schwarzrheindorf, Kloster
ministeriales
1176
II 1047
Lac. I 459
N/A
Schwarzrheindorf, Kloster
ministeriales
1176
II 1049
Ennen/Eckertz I 88
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1176
II 1050
Lac I 461
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1176
II 1053
Additamenta 60
N/A
Köln, Erzstift
ex ministeria libus
1176
II 1057
Seibertz I 69
N/A
Oelinghausen, Kloster
ex ministeria libus
1176, April 23
II 1059
Lac. I 454
Köln
Meer, Abtei
ministeriales s. Petri
1177
II 1095
Seibertz I 74
Soest?
Soest, St. Patrocli
ministeriales s. Petri
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrocli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrocli
ministeriales s. Petri
1178, Apr. 25
II 1099
Ernst, Histoire 67
Klosterrath
Klosterrath, Kirche
keine
1178
II 1100
HUB I 29
N/A
Gent, Bürger/Kaufleute
keine
1178
II 1104
Seibertz I 75
Soest
Soest, Bürger
ministeriales
1179
II 1131
Ennen/Eckertz I 92
Köln
Köln, Theoderich v. d. Ehrenpforte
laici
384
Anhang
1169 – 79
II 1139
Seibertz I 80
Soest?
Soest, St. Walburgis
et de ministe rialibus Nostris
1180, März 25
II 1144
Ungedruckt
Köln
Maastricht, St. Servatius
keine
1181, 1. Hälfte
II 1160
Ungedruckt
N/A
Neuss, Regulierherrenkloster
keine
1181
II 1162
Falke, Codex 209
Köln
Minden, Kirche
keine
1181
II 1163
Lac. I 480
N/A
Köln/Königsdorf, St. Kunibert/St. Ursula/Kloster
keine
1181
II 1164
Lac. I 479
N/A
Kamp, Abtei
keine
1181
II 1165
Lac. I 440
Neuss
Lechenich, Predium
keine
1170 – 81
II 1178
MUB II 51
N/A
Himmerod, Kirche
keine
1182, Sept. 10
II 1190
Lac. I 481
Köln
Villich?, Kloster
ministeriales
1182, vor Okt. 16
II 1191
MUB II 55
N/A
Trier, EB Arnold
ministeriales
1182, Okt.
II 1191a
Ungedruckt
Neuss
Neuss, Regulierherrenkloster
keine
1182
II 1193
Hecker 10
Köln?
Köln, St. Severin
ministeriales s. Petri
1183, vor Febr. 21
II 1206
Lac. I 490
N/A
Meer, Kloster
ministeriales s. Petri
1183
II 1218
Binterim/Morren I 47
N/A
Hamborn, Kloster
keine
1184
II 1228
Ungedruckt
N/A
Siegenheim, diverse
ministeriales
1184
II 1231
MUB II 66
N/A
Laach, Kloster
keine
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
ministeriales
1185
II 1238
Lac. I 500
N/A
Burgitsheim, Heinrich v.
keine
1185
Ii 1239
Lac. I 498
N/A
Rumbensheim, Vogtei
keine
1185, Dez. 15
II 1250
Lac. I 497
Köln
Gräfrath, Kapelle
ministeriales
1185, Dez. 15
II 1252
Lac. I 496
Köln
Meer, Abtei
keine
1185, Dez.
II 1253
Ennen/Eckertz I 99
N/A
Köln, St. Gereon
keine
1186, April 22
II 1259
Lac. I 502
N/A
Siegburg, Abt
de familia s. Petri Colonie
1186, Juli 19
II 1265
Seibertz I 90
Soest
Soest u. a., Hofesfamilien
keine
1186
II 1267
Seibertz I 91
N/A
Lesborn/Bettinchusen, Kloster/Ritter
keine
1187
II 1283
AHVN LXV 14
N/A
Bürrig, Kirchspielleute
keine
1188
II 1320
Lac. I 514
Köln
Altenberg, Abtei
ministeriales
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn/Alfter, Stift/Haus
keine
1188
II 1324
AHVN XXXIV 5
N/A
Lüttich, St. Martin
keine
1188
II 1325
Binterim/Mooren I 53
N/A
Kempen, Bürger/Familia
keine
1188
II 1327
Lac. I 509
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1335
Lac. I 519
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1336
Regesta II 491
N/A
Köln/Westfalen, St. Gereon/ Zehntpflichtige
keine
1189
II 1339
Lac. IV 639
N/A
Köln, St. Maria im Kapitol
keine
1190, Aug. 5
II 1359
Lac. I 525
Neuss
Kaiserswerth, St. Swiberti
keine
1190
II 1367
Lac. I 562
N/A
Zülpich, Dekanie
keine
1183 – 1190
II 1374
Lac. I 530
N/A
N/A, Graf Engelbert v. Berg
keine
385
Tabellen und Diagramme Tab. 6: Hermann (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1191 – 1236) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
ministeriales
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn/Alfter, Stift/Haus
keine
1188
II 1324
AHVN XXXIV 5
N/A
Lüttich, St. Martin
keine
1189
II 1335
Lac. I 519
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1339
Lac. IV 639
N/A
Köln, St. Maria im Kapitol
keine
1183 – 1190
II 1374
Lac. I 530
N/A
N/A, Graf Engelbert v. Berg
keine
1191
II 1432*
AHVN LXV 17
N/A
Köln, St. Martin
keine
1193
II 1448
AHVN LXV 18
N/A
Kamp, Kloster
keine keine
1193, Juni 28
II 1449
Lac. I 539
Worms
Are, Burg
1193
II 1451
ungedruckt
N/A
Flarsheim, Kloster
keine
1193
II 1464
Lac. I 541
Zülpich
Hoven, Kloster
keine
1194, März 1
II 1473
Hugo I 571
Köln
Füssenich, Kloster
ministeriales
1194
II 1474
AHVN LXV 19
N/A
Steinfeld, Kloster
keine
1194
II 1482
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 60
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1194, Juli 7
II 1485
Erhard II 536
Paderborn
Marienfeld, Kloster
keine
1194
II 1488
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 6
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1195
II 1490
Lac. I 551
N/A
Knechtsteden, Kloster
keine
1195
II 1491
Lac. I 552
N/A
Knechtsteden, Marienkirche
keine
1195
II 1495
Lac. I 547
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1196
II 1502
MUB II 149
N/A
Laach, Abtei
keine
1196
II 1503
MUB II 147
N/A
Laach, Abtei
keine
1196
II 1511*
AHVN LXV 21
N/A
Königsdorf, Kloster
keine
1197, Jan. 22
II 1514
Lac. I 554
Köln
Osnikke, Landgraf Ludewicus
ministeriales beati Petri
1197
II 1516
Lac. I 560
N/A
Dünnwald, Marienkirche
keine
1197, Mai 30
II 1520
Lac. I 555
Köln
Knechtsteden, Kirche
keine
1197
II 1522
Lac. I 557
N/A
Schillingscapellen, Kloster
ministeriales beati Petri
1197
II 1523
Lac. I 558
N/A
Schillingscapellen, Kloster
keine
1197
II 1526
Lac. I 559
N/A
Kamp, Kloster
keine
1198
II 1534
Lac. I 564
N/A
Köln, St. Mauritius
keine
1198, Juli 12
II 1548
Erhard II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1198, Jul. 12
II 1550
Lac. I 562
Aachen
Köln, Kirche
keine
1199, vor Mai 6
II 1561
AHVN LXV 23
Köln
Köln, St. Georg
keine
1200, Jan. 22
II 1574
Sloet 397
N/A
Div.
keine
1200
II 1579
Lac. I 567
N/A
Altenberg, Marienkloster
keine
1200, Juli 22
II 1580
Erhard II 586
N/A
Altena, Graf Arnold (Bruder Adolfs)
keine
1200, Sept. 29
II 1584
Seibertz I 113
Soest
Grafschaft Arnsberg, Graf Gottfried v.
keine
1200
II 1586
Lac. I 568
N/A
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1200
II 1587
Erhard II 588
N/A
Ravensberg/Flarsheim, Graf Hermann/Kloster
keine
1200
II 1589
Ennen/Eckertz I 1
N/A
Köln, Kloster Weiher
keine
386
Anhang
1201, Febr. 3
II 1596
Lac. I 566
Weissenburg
Köln, Kirche
keine
1201, Mai 19
II 1600
AHVN LXV 25
Köln
Köln, St. Maximin
keine
1201
II 1601
Lac. II 4
N/A
Altenberg, Kloster
keine
1202, März 10
II 1610
Lac. II 6
Köln
Kaiserswerth, Stift
keine
1202, Juli 2
II 1614
Seibertz I 116
N/A
Rüthen, Hermann v. Rudenberg u. Henrich, Kastellan zu Stromberg, Brüder
keine
1203, Febr. 13
II 1627
HUB I 61
Köln
Dinant
keine
1203
II 1628
AHVN LXV 28
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1203, Juni 13
II 1631
AHVN LXV 27
Kaiserswerth
Meer, Kloster
keine
1203, Juni 14
II 1632
ungedruckt
Köln
Dirlo, Heinrich v.
keine
1203
II 1636
Lac. II 9
N/A
Lothringen, Herzog Heinrich v.
keine
1203
II 1637
Ennen/Eckertz I 8
N/A
Erpel, Villa
keine
1204
II 1648
Lac. II 13
N/A
Köln, St. Kunibert
keine
1205, Jan. 16
II 1658
Ennen/Eckertz II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1205
II 1659
Lac. II 15
Köln
Rees/Dernau, Propst/ Pfarrkirche
keine
1205
II 1662
AHVN LXV 30
N/A
Fürstenberg, Kloster
keine
1207, Apr. 30
III 28
Ennen/Eckertz II 24
N/A
Köln, Stadt
keine
1208
III 56
Miraeus I 85
N/A
Köln/Lothringen, Erzstift/ Herzog Heinrich v.
ministeriales
1209
III 64
ungedruckt
Köln
Köln, Ehem. EB Adolf
keine
1209
III 73
ungedruckt
N/A
Köln, Mariengraden
keine
1210
III 80
ungedruckt
N/A
Köln, versch. Bürger
keine
1211, Jan. 5
III 86
AHVN LXXIV 9
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales
1211
III 89
Tücking 1
Köln
Neuss, Bürger
keine
1211
III 91
Lac. II 36
Köln
Köln, St. Makkabäer
keine
1216
III 149
WUB VII 122
N/A
Soest, St. Walburgis
keine
1216
III 152
Lac. II 60
N/A
Füssenich, Kloster
keine
1217, März 7
III 166
Lac. II 57
Köln
Altenberg, Abtei
ministeriales
1217, Juli 5
III 171
Miraeus I 90
Köln
Erzstift/Lothringen, EB/ Herzog Heinrich v.
keine
1217
III 181
AHVN LXV 5
N/A
Schillingskapellen, Kloster
keine
1417, Nov. 4
III 182
ungedruckt
Köln
Herckenrode, Kloster
keine
1218
III 186
Gelenius 70
Bensberg
Knechtsteden, Abtei
keine
1218, Mai 26
III 202
Ennen/Eckertz II 59
N/A
Eberbach, Kloster
laici
1218
III 211
AHVN LXV 6
N/A
Köln, Kloster Weiher
keine
1218
III 220
AHVN XVII 18
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1218, Nov. 27
III 226
Lac. II 73
Rees
Rees, Stift
keine
1219
III 231
Hugo II S. 528
N/A
Steinfeld, Kloster
keine
1219, Febr. 17
III 232
AHVN LXV 9
N/A
Vilich, Stift
keine
1220, Apr. 1
III 256
Lac. II 82
Köln
Nideggen/Siersdorf, Kirche/Kirche
ministeriales
1220, Juli 16
III 287
WUB VII 183
N/A
Helmarshausen/Köln, Abt, Stadt/Kirche
keine
1220, Aug. 1
III 290
Lac. II 88
Köln
Vianden, Graf Heinrich v.
keine
1220
III 291
Lac. II 90
Köln
Rode, Kirche
keine
387
Tabellen und Diagramme 1221
III 321
AHVN LXV 15
N/A
Saarn, Zisterzienserinnenkloster
Collatores et Forestarii Eorum
1221
III 322
Lac. II 95
N/A
Gräfrath, Kirche
keine
1222
III 369
Lac. II 105
N/A
Brabant, Herzog Heinrich v.
keine
1223, Juli
III 394
AHVN LXV 24
N/A
Cleve/Köln, Graf Theoderich/Erzstift
keine
1224
III 433
UB Kaiserswerth 34
N/A
Berg, Herrschaft
keine
1225, Mai 31
III 494
Biterim/Mooren II 244
Apud Novum Castrum (Burg)
Kamp, Abtei
keine
1225
III 509
Strange VII 24
N/A
Vlarsheim, Kloster
keine
1225
III 578
Ennen/Eckertz II 90
Köln?
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1227, Aug.
III 639
Korth 18
N/A
Köln/Osnabrück, Kirche/ Kirche
laici
1228, Juli 14
III 660
Liesegang 2
N/A
Rees, Bürger
keine
1228, Juli 15
III 661
Binterim/Mooren I 83
N/A
Xanten, Bürger
keine
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingscapellen, Kloster
keine
1230, Aug.
III 700
WUB IV 180
Soest
Köln/Corvey, Kirche/Kloster
keine
1230, Okt. 20
III 706
ungedruckt
N/A
Kleve, Graf Theodor v.
keine
1230, Okt. 23
III 707
MUB III 403
N/A
diverse, Pfalzgraf b. Rhein/ Markgraf v. Baden
keine
1231
III 732
ungedruckt
N/A
Köln, Kloster Weiher
keine
1232
III 764
ungedruckt
N/A
Kerpen, Stift
keine
1236, Dez. 20
III 865
MUB III 573
Köln
Andernach, Bürger
keine
Tab. 7: Gerhard (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1235 – 1252) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1209
III 64
ungedruckt
Köln
Köln, Ehem. EB Adolf
keine
1216
III 148
Lac. II 59
N/A
Köln, Dom
keine
1218, Mai 26
III 202
Ennen/Eckertz II 59
N/A
Eberbach, Kloster
laici
1221
III 322
Lac. II 95
N/A
Gräfrath, Kirche
keine
1224
III 433
UB Kaiserswerth 34
N/A
Berg, Herrschaft
keine
1227, Aug.
III 639
Korth 18
N/A
Köln/Osnabrück, Kirche/ Kirche
laici
1227, Dez. 4
II 649
Lac. II 149
N/A
Seyn, Graf Heinrich v.
keine
1235, Aug. 23
III 837
Würtemberg. UB III 865
Mainz
Lichtel, Burg
keine
1235, Feb.
III 847
Lac. II 204
Köln
Recklinghausen, Bürger
keine
1236, Mai
III 855
WUB VII 445
Köln
Gevelsberg, Kloster
keine
1236
III 863
AHVN XXXVIII 16
N/A
Winterswich, Hof
keine
1236, Dez. 20
III 865
MUB III 573
Köln
Andernach, Bürger
keine
1238, Feb.
III 890
Ennen/Eckertz II 174
Köln
Köln, Heinrich Overstolz
keine
1238
III 915
Lac. IV 659
N/A
Kamp, Kloster
milites
1239, Aug.
III 957
Archiv f. d. Gesch. 42
N/A
N/A, Philipp v. Hoynveltz
keine
1241, März
III 1009
Liesegang VI 4
Köln
Rees, Bürger
keine
1241, Juli 25
III 1024
Heimathskunde, S. 99
N/A
Div., Ritter Bernhard v. Rees
keine
388
Anhang
1241
III 1038
s. Regest
Himmelgeist
Köln, Domkapitel
keine
1241
III 1042
Lac. II 261
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1242
III 1063
WUB VII 534
N/A
Ramsdorf, Kloster
keine
1243, Nov. 2
III 1095
Lac. II 279
Köln
Swansbule, Amtmann Lupert v.
keine
1244, März 18
III 1131
Lac. II 284
N/A
Bonn, Stadt
fidelibus
1246, Jan. 11
III 1229
Günther II 112
N/A
N/A, Hochstaden/Erzstift
1246, Sept. 21
III 1292
ungedruckt
Köln
Köln, Domkapitel
keine
1247, Jan. 21
III 1304
Lac. II 310
Bonn
Seyn, Gräfin
keine
1247
III 1362
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1250, Nov. 15
III 1607
WUB VII 734
Hovestadt b. Soest
Soest, Tochter d. Schultheißen
keine
1252, Okt. 31
III 1702
WUB III 545
Köln
Münster, Kirche
militbus
Tab. 8: Hermann von Bachem, Kämmerer (1146 – 1198) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1146, Febr. 4
II 442
MUB I 530
N/A
Maria Laach, Kloster
ministeriales
1147
II 457
Lac. I 359
N/A
Köln, St. Martin
ministeriales
1149
II 467
Seibertz I 49
N/A
Bremen, Kirchspiel
ministerialibus
1154, März 25
II 567
Lac. I 379
Köln
Köln, St. Kunibert
keine
1155
II 606
Lac. I 385
Köln?
Köln, St. Gereon
keine
1155
II 607
Ennen/Eckertz I 70
Köln?
Köln, St. Martin
keine
1158
II 651
AHVN XXVI 18
Köln
Königsdorf, Kloster
keine
1165, Aug. 31
II 820
Seibertz I 55
Köln
Medebach, Bewohner
keine
1166, Febr. 22
II 833
Lac. I 415
Paffeneich b. Neuss
Köln?, Erzstift
ministeriales s. Petri
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1166, Aug. 15
II 848
Lac. I 419
Köln
Siegburg u. a., Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 849
Lac. I 421
Köln
Siegburg, Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 850
Lac. I 420
Köln
Zülpich, Propstei
ministeriales
1166
II 851
Lac. I 423
Köln
Altenberg, Abtei
keine
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
1168
II 919
Binterim/Mooren I 47
Köln
Xanten, Kirche
keine
1169
II 935
Hecker 1
N/A
Köln/ Villa Breme, Erzstift
keine
1169
II 934
Lac. IV 632
N/A
Meer, St. Laurentius
keine
1170
II 950
Seibertz I 60
N/A
Bredelar, Kloster
keine
1171
II 960
Ennen/Eckertz I 81
Köln?
Köln, St. Ursula
de hominibus eiusdem Eccl.
1172
II 970
Wilmans 58
Köln
Minden, Kirche
ministeriales et Burgenses
1173
II 984
Lac. I 445
Köln
Schwarzrheindorf, Kirche
ministeriales
1176
II 1043
Lac. I 455
Köln?
Köln?, Engelbert v. Berg
ministeriales
1176
II 1047
Lac. I 459
N/A
Schwarzrheindorf, Kloster
ministeriales
1176
II 1049
Ennen/Eckertz I 88
N/A
St. Ursula, Äbtissin
ministeriales ecclesie
1176, April 23
II 1059
Lac. I 454
Köln
Meer, Abtei
ministeriales s. Petri
389
Tabellen und Diagramme 1174, Mai 29
II 1105
Seibertz I 67
Soest
Olenchusen, Ebfl. Ministerial Sigenandus u. Frau Hathewiga
keine
1178
II 1110*
Lac. I 466
N/A
Königsdorf, Kloster
keine
1179
II 1131
Ennen/Eckertz I 92
Köln
Köln, Theoderich v. d. Ehrenpforte
laici
1179
II 1132
Hecker 8
Köln?
Königsdorf, Kloster
laici
1180, März 25
II 1144
Ungedruckt
Köln
Maastricht, St. Servatius
keine
1180, Juli 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
keine
1181
II 1162
Falke 209
Köln
Minden, Kirche
keine
1181
II 1163
Lac. I 480
N/A
Köln/Königsdorf, St. Kunibert/Kloster
keine
1182, Sept. 10
II 1190
Lac. I 481
Köln
Vilich?, Kloster
ministeriales
1183, Juli 10
II 1212
Lac. I 488
Köln
Vilich, Kirche
ministeriales
1184
II 1231
MUB II 66
N/A
Laach, Kloster
keine
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
ministeriales
1185
II 1238
Lac. I 500
N/A
Burgitsheim, Heinrich v.
keine
1185, Dez. 15
II 1250
Lac. I 497
Köln
Gräfrath, Kapelle
ministeriales
1186, April 22
II 1259
Lac. I 502
N/A
Siegburg, Abt
de familia s. Petri Colonie
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn/Alfter, Stift/Haus
keine
1188
II 1327
Lac. I 509
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1335
Lac. I 519
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1339
Lac. IV 639
N/A
Köln, St. Maria im Kapitol
keine
1190, Aug. 5
II 1359
Lac. I 525
Neuss
Kaiserswerth, Stift
keine
1193, Juni 28
II 1449
Lac. I 539
Worms
Are, Burg
keine
1193
II 1464
Lac. I 541
Zülpich
Hoven, Kloster
keine
1194, März 1
II 1473
Hugo I 571
Köln
Füssenich, Kloster
ministeriales
1196
II 1511*
AHVN LXV 21
N/A
Königsdorf, Kloster
keine
1197
II 1522
Lac. I 557
N/A
Schillingskapellen, Kloster
ministeriales beati Petri
1198
II 1534
Lac. I 564
N/A
Köln, St. Mauritius/ Kölner Bürgerin
keine
Kategorie
Tab. 9: Gottfried von Bachem, Kämmerer (1205 – 1291) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
1205
III 7
Ennen/Eckertz II 29
N/A
Köln, Bürger
keine
1210, Juli 4
III 78
AHVN LXIV 8
Köln
Rees, Kirche
keine
1210
III 80
ungedruckt
N/A
Köln, versch. Bürger
keine
1217
III 173
UB Dortmund I 3
N/A
Dortmund, St. Katharina
keine
1217, Nov. 4
III 182
ungedruckt
Köln
Herckenrode, Kloster
keine
1218
III 186
Gelenius 70
Bensberg
Knechtsteden, Abtei
keine
1218, Mai 26
III 202
Ennen/Eckertz II 59
N/A
Eberbach, Kloster
laici
1218
III 220
AHVN XVII 18
Köln
Heisterbach, Köln
ministeriales
1219, Febr. 17
III 232
AHVN LXV 9
N/A
Vilich, Stift
keine
1220, Apr. 1
III 256
Lac. II 82
Köln
Nideggen/Siersdorf, Kirche/Kirche
ministeriales
1220, Aug. 1
III 290
Lac. II 88
Köln
Vianden, Graf Heinrich v.
keine
390
Anhang
1220
III 291
Lac. II 90
Köln
Rode, Kirche
keine
1220
III 292
AHVN XXXVIII 6
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1222
III 368
MUB III 192
N/A
Virneburg/Querfurt, Graf Hermann v./Burggraf Burchard
keine
1223
III 400
Ficker 28
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1225
III 578
Ennen/Eckertz II 90
N/A
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1226
III 582
WUB VII 275
Schwerte
Soest, Bürger
keine
1226, Apr. 25
III 584
Lac. IV 651
Köln
Köln, Domstift
ministeriales b. Petri
1226
III 592
Lac. II 137
N/A
Köln, St. Pantaleon
keine
1227, Aug.
III 639
Korth III 18
N/A
Köln/Osnabrück, Kirche/Kirche
laici
1227, Dez. 4
III 649
Lac. II 149
N/A
Ravensberg/Seyn, Graf Otto v./Graf Heinrich v.
keine
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingskapellen, Kloster
keine
1230, Aug.
III 700
WUB IV 180
Soest
Köln/Corvey, Kirche/Kloster
keine
1230, Okt. 20
III 706
ungedruckt
N/A
Kleve, Graf Theodor v.
keine
1230, Okt. 23
III 707
MUB III 403
N/A
div., Pfalzgraf b. Rhein/ Markgraf v. Baden
keine
1235, Sept. 27
III 840
ungedruckt
Köln
Sinzig, Gerhard v.
keine
1244, März 18
III 1131
Lac. II 284
N/A
Bonn, Stadt
fidelibus
1247
III 1362
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1256
III 1929
Lac. II 432
N/A
Köln, Deutsches Haus
militis [Verschreiber?]
1259, März 24
III 2044
Lac. II 464
Köln
Köln, Münzer
keine
1259, Apr. 17
III 2046
Lac. II 465
Köln
Köln, Schöffen
keine
1263, Aug. 25
III 2261
Ennen/Eckertz II 460
Köln
Köln, Stadt
die riddere sint
1291, Jan. 31
III 3317
ungedruckt
Bonn
div., div.
keine
Tab. 10: Daniel von Bachem (I.) (1218 – 1239) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1218
III 220
s. Regest
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1226
III 584
Lac. IV 651
Köln
Köln, Dompropst
ministeriales b. Petri
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingkapellen, Kloster
keine
1236
III 860
Ungedruckt
N/A
Kamp, Abtei
keine
1238, Feb.
III 890
Quellen II 174
Köln
Köln, Heinrich Overstolz
keine
1239, Aug.
III 957
s. Regest
N/A
Hoyenveltz, Philipp v.
keine
391
Tabellen und Diagramme Tab. 11: Winrich von Bachem (I.), Schultheiss/Burggraf (1254 – 1260) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1255, März 4
III 1832
WUB VII 865
Köln
Köln, Domdekan
keine
1256, Okt. 28
III 1922a
Ungedruckt
Lechenich
N/A, Peter v. Grue/ Zöllner
keine
1256
III 1929
Lac. II 432
N/A
Köln, Deutsches Haus
militis
1259, Apr. 17
III 2046
Lac. II 465
Köln
Köln, Schöffen
milites
Tab. 12: Winrich von Bachem (II.), Truchsess/Schultheiss (1265 – 1288) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1265, Dez. 18
III 2346
Günther II 219
Köln
div., div.
keine
1272, Apr. 8
III 2477
Korth III 65
Bonn
Köln, Domstift
militibus
1274, Jan. 21
III 2540
Ehlen 87
N/A
Knechtsteden, Kloster
milites
1274, Sept. 24
III 2563
Norrenberg 17
N/A
Milendonk, Gerlach v.
militibus
1276, Feb. 16
III 2650
WUB VII 1556
Köln
N/A, N/A
militibus
1279, Nov. 22
III 2821
ungedruckt
N/A
Kamp, Abtei
militibus fidelibus nostris
1281, Feb. 6
III 2870
Binterim/Mooren I 192
N/A
Xanten, Bürger
keine
1281, Feb. 22
III 2872
Ehlen 96
N/A
Knechtsteden, Kloster
milites
1281, Okt. 9
III 2900
WUB IV 1642
N/A
Herford, Stadt
milites
1286, März 18
III 3088
Lac. II 796
Brühl
div., div.
keine
1286, Mai 11
III 3093
WUB VII 2001
N/A
Köln, EB Siegfried
keine
1287, Feb. 5
III 3112
Lac. II 823
N/A
Duisburg, Kaufleute
fideli nostro
1288, März 17
III 3177
Lac. II 837
N/A
Bergheim, Walram v.
militibus
Tab. 13: Otto, Kämmerer (1183 – 1217) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1183, Juli 10
II 1212
Lac. I 488
Köln
Vilich, Kirche
ministeriales
1186
II 1278
Ungedruckt
N/A
Köln, St. Maximin
keine
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn/Alfter, Stift/Haus
keine
1190
II 1365
MUB II 107
Olbrück
Köln, Erzstift
keine
1191, Sept. 28
II 1425*
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1191
II 1432*
AHVN LXV 17
N/A
Köln, St. Martin
keine
1194, März 1
II 1473
Hugo I 571
Köln
Füssenich, Kloster
ministeriales
1194
II 1482
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 60
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1194
II 1488
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 6
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1195
II 1490
Lac. I 551
N/A
Knechtsteden, Kloster
keine
1195
II 1493
Lac. I 549
N/A
bei Neuss, St. Maria
keine
1195
II 1495
Lac. I 547
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1196
II 1502
MUB II 149
N/A
Laach, Abtei
keine
1196
II 1503
MUB II 147
N/A
Laach, Abtei
keine
1196
II 1509
AHVN LXV 20
N/A
Köln, St. Maximin
keine
392
Anhang
1196
II 1511*
AHVN LXV 21
N/A
Königsdorf, Kloster
keine
1197, Jan. 22
II 1514
Lac. I 554
Köln
Osnikke, Landgraf Ludewicus
ministeriales beati Petri
1197, Mai 30
II 1520
Lac. I 555
Köln
Knechtsteden, Kirche
keine
1197
II 1522
Lac. I 557
N/A
Schillingskapellen, Kloster
ministeriales beati Petri
1197
II 1526
Lac. I 559
N/A
Kamp, Kloster
keine
1198
II 1534
Lac. I 564
N/A
Köln, St. Mauritius
keine
1198, Juli 12
II 1548
Erhard, Regesta II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1198, Jul. 12
II 1549
Lac. I 561
Aachen
Kaiserswerth, Stift
keine
1198, Jul. 12
II 1550
Lac. I 562
Aachen
Köln, Kirche
keine
1199, vor Mai 6
II 1561
Knipping, AHVN LXV 23
Köln
Köln, St. Georg
keine
1200
II 1579
Lac. I 567
N/A
Altenberg, Marienkloster
keine
1200, Juli 22
II 1580
Erhard, Regesta II 586
N/A
Altena, Graf Arnold
keine
1200, Sept. 29
II 1584
Seibertz I 113
Soest
Arnsberg, Graf Gottfried v.
keine
1200
II 1586
Lac. I 568
N/A
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1201, Mai 19
II 1600
Annalen LXV 25
Köln
Köln, St. Maximin
keine
1201
II 1601
Lac. II 4
N/A
Altenberg, Kloster
keine
1202, März 10
II 1610
Lac. II 6
Köln
Kaiserswerth, Stift
keine
1203, Febr. 13
II 1627
HUB I 61
Köln
Dinant, Bürger
keine
1203
II 1628
AHVN LXV 28
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1203, Juni 14
II 1632
ungedruckt
Köln
Dirlo, Heinrich v.
keine
1203
II 1636
Lac. II 9
N/A
Lothringen, Herzog Heinrich v.
keine
1203
II 1637
Ennen/Eckertz I 8
N/A
Erpel, Villa
keine
1204
II 1648
Lac. II 13
N/A
Köln, St. Kunibert
keine
1205, Jan. 16
II 1658
Ennen/Eckertz II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1205
II 1659
Lac. II 15
Köln
Rees/Dernau, Propst/ Pfarrkiche
keine
1209
III 70
ungedruckt
Xanten
Echternach/Bliderke, Abt Gottfried/Vogt
keine
1210
III 80
ungedruckt
N/A
Köln, div. Bürger
keine
1211
III 91
Lac. II 36
Köln
Köln, St. Makkabäer
keine
1217, März 7
III 166
Lac. II 57
Köln
Altenberg, Abtei
ministeriales
Tab. 14: Volmarstein, Burggrafen Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1134, Juli 18
II 303
Lac. I 318
Köln?
Köln, St. Makkabäer
keine
1138
II 363
Lac. I 330
N/A
Altenberg, Abtei
keine
1139
II 372
Lac. I 335
N/A
Köln, St. Severin
keine
1139
II 374
Lac. I 333
Köln
Hamborn, Kirche
ministeriales
1140, Dez. 25
II 394
Wilmans 44
Soest
Flechtdorf, Kloster
ministeriales
1141
II 400
Seibertz I 45
Soest
Soest, St. Patrocli
keine
1143
II 415
Ennen/Eckertz I 52
N/A
Köln, Mariengraden
ministeriales sancti Petri
393
Tabellen und Diagramme 1147, Aug. 12
II 451
Seibertz I 47
Soest
Scheda, Kloster
laici
1147
II 456
Quix 11
N/A
Vissenich, St. Nikolaus
ministeriales s. Petri
1147
II 457
Lac. I 359
N/A
Köln, St. Martin
ministeriales
1149
II 467
Seibertz I 49
N/A
Bremen, Kirchspiel
ministerialibus
1149, Dez. 29
II 474
Franquinet 15
Soest
Klosterrath, Abtei
keine
1152, Apr. 20 bis Mai 8
II 533
Lac. I 374
Soest
Hof Hemerde, Markgenossen
keine
1153, Juni 14
II 559
Lac. I 375
Worms
Köln?, N/A
de familia s. Petri
1153
II 563
Lac. I 377
Burg Aspelt
Rees, Marienstift
keine
1154
II 572
Lac. I 381
N/A
Mülheim/Muffendorf, Pfarrgemeinden
ministerialium vero
1158
II 653
Lac. I 393
N/A
Knechtsteden, Abtei
ministeriales
1165, Aug. 31
II 820
Seibertz I 55
Köln
Medebach, Bewohner
keine
1166, Feb. 19
II 831
Lac. I 413
Köln
N/A, St. Mariengraden
keine
1166, Febr. 22
II 833
Lac. I 415
Paffeneich b. Neuss
Köln, Erzstift
ministeriales s. Petri
1166
II 835
Lac. I 417
Bonn?
Bonn, Kirche
keine
1166, Juli 8
II 839
Seibertz I 56
Soest
Soest, St. Patrocli
keine
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1166
II 841
Seibertz I 54
Soest
Gelmen, Hof
keine
1166, Aug. 1
II 843
Erhard, Regesta II 336
Köln
1666, Aug. 1
II 844
Erhard, Regesta II 335
Köln
Ravensberg, Graf v.
ministeriales quoque
1166, Aug. 2
II 845
UB Gereonstift 18
Köln
Köln, St. Gereon
keine
1166, Aug. 15
II 848
Lac. I 419
Köln
Siegburg u. a., Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 849
Lac. I 421
Köln
Siegburg, Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 850
Lac. I 420
Köln
Zülpich, Propstei
ministeriales
1166
II 851
Lac. I 423
Köln
Altenberg, Abtei
keine
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
1168, Okt. 1
II 914
Seibertz I 59
Köln
Flechtorf, Kloster
keine
1169
II 926*
Lac. I 434
Köln
Köln, Gerhard v. Eppendorf
fideles nostri
1169, Mai
II 928*
Lac. I 434
Köln
Köln, Gerhard v. Eppendorf
fideles nostri
1169
II 934
Lac. IV 632
N/A
Meer, St. Laurentius
keine
1169
II 935
Hecker 1
N/A
Köln/ Villa Breme, Erzstift?
keine
1169, Nov. 13
II 938
Müller I, S. XXXVII
Soest
Bergheim/Siegburg, Bewohner
keine
1170
II 950
Seibertz I 60
N/A
Bredelar, Kloster
keine
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler
keine
1173, Mai 13
II 981
Kleinsorgen II 68
Scheda
Scheda, Kirche
ministeriales
1174
II 1006
Erhard, Regesta 370
N/A
Soest, Kirche
ministeriales
1174
II 1008
Seibertz I 65
N/A
Scheda, Kloster
ministeriales
1174
II 1015
MUB II 21
N/A
Rees, Stift
ministeriales s. Petri
1176
II 1043
Lac. I 455
Köln?
Köln?, Engelbert v. Berg
ministeriales
1176
II 1053
Wilmans 60
N/A
Köln, Erzstift
ex ministeria libus
ministeriales
394
Anhang
1176
II 1057
Seibertz I 69
N/A
Oelinghausen, Kloster
ex ministeria libus
1177
II 1095
Seibertz I 74
Soest?
Soest, St. Patrocli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrocli
ministeriales s. Petri
1177
II 1098
Seibertz I 71
Soest?
Soest, ebfl. Hof
ministeriales
1178
II 1105
Prutz 17
Kassel
Halberstadt, Bischof v.
affuerunt etiam Ministeriales s. Petri
1179, März 10
II 1119
Seibertz I 79
Soest
Olenchusen, N/A
ministeriales
1169 – 79
II 1139
Seibertz I 80
Soest?
Soest, St. Walburgis
et de minis terialibus Nostris
1180, Jul. 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
keine
1181, 1. Hälfte
II 1160
Hartzheim III 788
N/A
Neuss, N/A
keine
1181
II 1168
Erhard, Regesta II 408
b. Braunschweig
Corvey, Kirche
keine
1184, April 2
II 1221
Varnhagen 4
Köln
Oestorf, Erzstift
ministeriales
1184
II 1228
Ungedruckt
N/A
Siegenheim, N/A
ministeriales
1184
II 1229
Seibertz I 86
Soest
Olenchusen, Kloster
ministeriales
1184
II 1231
MUB II 66
N/A
Laach, Kloster
keine
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, enfl. Hof
ministeriales
1186, März 13
II 1258
Lamey 11
Soest
Arnsberg, Graf Heinrich v.
keine
1186, April 22
II 1259
Lac. I 502
N/A
Siegburg, Abt
de familia s. Petri Colonie
1186, Juli 19
II 1265
Seibertz I 90
Soest
Soest u. a., Hofesfamilien
keine
1186
II 1278
Ungedruckt
N/A
Köln, St. Maximin
keine
1187, März 16
II 1280
Wilmans 71
Köln
Soest, St. Patrocli
keine
1188, Juli 7
II 1319
Seibertz I 93
Köln
Soest, St. Walburgis
keine
1188
II 1320
Lac. I 514
Köln
Altenberg, Abtei
ministeriales
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn, St. Cassius
keine
1188
II 1327
Lac. I 509
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1335
Lac. I 519
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1336
Erhard, Regesta II 491
N/A
Köln/Dortmund, St. Gereon/Dekanat
keine
1189
II 1339
Lac. IV 639
N/A
Köln, St. Maria im Kapitol
keine
1190
II 1368
Seibertz I 94
N/A
Weddinchusen, Kloster
keine
1191, Aug. 10
II 1423*
Seibertz I 95
in Italien
Miste, St. Maria
keine
1191, Sept. 28
II 1424*
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1191, Sept. 28
II 1425
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1192
II 1439
Lac. I 536
N/A
Köln, Dom
keine
1193
II 1441
Seibertz I 103
N/A
Rumbeke, Kloster
keine
1193
II 1442
Seibertz I 102
N/A
Wedinghausen Rumbeke, Kloster
keine
1194
II 1474
AHVN LXV 19
N/A
Steinfeld, Kloster
ministerialis s. Petri (Sing.!)
1194, Juni 17
II 1481
Erhard, Regesta II 537
Dortmund
Kappenberg, Kirche
ministeriales s. Petri
395
Tabellen und Diagramme 1194
II 1482
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 60
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1195
II 1495
Lac. I 547
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1195
II 1496
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 7
Soest
Flechtdorf, Kloster
keine
1196
II 1508
Seibertz I 109
N/A
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1196
II 1509
AHVNLXV 20
N/A
Köln, St. Maximin
keine
1197, Jan. 22
II 1514
Lac. I 554
Köln
Osnikke, Landgraf Ludewicus
ministeriales beati Petri
1197
II 1516
Lac. I 560
N/A
Dünnwald, Marienkirche
keine
1197
II 1522
Lac. I 557
N/A
Schillingskapellen, Kloster
ministeriales beati Petri
1197
II 1523
Lac. I 558
N/A
Schillingskapellen, Kloster
keine
1198
II 1534
Lac. I 564
N/A
Köln, St. Mauritius
keine
1198, Juli 12
II 1548
Erhard, Regesta II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1198, Juli 12
II 1550
Lac. I 562
Aachen
Köln, Kirche
keine
1199, vor Mai 6
II 1561
AHVN LXV 23
Köln
Köln, St. Georg
keine
1200, Jan. 22
II 1574
Sloet 397
N/A
Div., Div.
keine
1200, Juli 22
II 1580
Erhard, Regesta II 586
N/A
Altena, Graf Arnold v.
keine
1201
II 1601
Lac. II 4
N/A
Altenberg, Kloster
keine
1202
II 1624
Kindlinger 16
N/A
Scheda, Kirche
ministeriales
1203, Febr. 13
II 1627
HUB I 61
Köln
Dinant, Bürger
keine
1203
II 1628
AHVN LXV 28
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1203
II 1636
Lac. II 9
N/A
Lothringen, Herzog Heinrich v.
keine
1205, Jan. 16
II 1658
Ennen/Eckertz II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1209
III 64
Ungedruckt
Köln
Köln, ehem. EB Adolf
keine
1211, Jan. 5
III 86
AHVN LXXIV 9
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales
1213
III 120
UB Gereonstift 58
N/A
Köln, St. Gereon
ex laicis
1214
III 128
WUB VII 100
N/A
Herdecke, Abtei
keine
1216
III 149
WUB VII 122
N/A
Soest, St. Walburgis
keine
1217, Sept. 5
III 174
WUB VII 138
Rüthen
Padberg, Burg
als Bürge
1218
III 200
WUB VII 151
N/A
Kappenberg, Propst
als Vorletzter unter den Adeligen, obwohl es eine Kategorie ministeriales gibt!
1227
III 637
WUB VII 298
N/A
Herdecke, Kloster
keine
1228, Juli 15
III 661
Binterim/Mooren I 83
N/A
Xanten, Bürger
keine
1247, Jan. 21
III 1304
Lac. II 310
Bonn
Seyn, Gräfin v.
keine
1248, März 25
III 1381
Lac. II 324
Schmerleke b. Soest
Osnabrück, BF Engelbert
keine
396
Anhang
Tab. 15: Gerhard Snar von Volmarstein, 1174 – 1211 Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1178
II 1105
Prutz, Heinrich 17
Kassel
Halberstadt, EB Odelricus
ministeriales s. Petri
1174
II 1006
Erhard, Regesta 370
N/A
Soest, Kirche
ministeriales
1174
II 1008
Seibertz I 65
N/A
Scheda, Kloster
ministeriales
1181
II 1168
Erhard, Regesta II 408
b. Braunschweig
Corvey. Kirche
keine
1182, Sept. 10
II 1190
Lac. I 481
Köln
Villich?, Kloster
ministeriales
1184, April 2
II 1221
Varnhagen, Grundlage 4
Köln
Oestorf, Erzstift
ministeriales
1184
II 1228
Ungedruckt
N/A
Siegenheim. N/A
ministeriales
1184
II 1229
Seibertz I 86
Soest
Olenchusen, Kloster
ministeriales
1184
II 1231
Mittelrh. UB II 66
N/A
Laach, Kloster
keine
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
ministeriales
1185
II 1238
Lac. I 500
N/A
Burgitsheim, Heinrich v.
keine
1185, Dez. 15
II 1250
Lac. I 497
Köln
Gräfrath, Kapelle
ministeriales
1186, März 13
II 1258
Lamey, Geschichte 11
Soest
Arnsberg, Graf Heinrich v.
keine
1186
II 1278
Ungedruckt
N/A
Köln, St. Maximin
keine
1187, März 16
II 1280
Wilmans, Additamenta 71
Köln
Soest, St. Patrocli
keine
1188, Juli 7
II 1319
Seibertz I 93
Köln
Soest, St. Walburgis
keine
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn, St. Cassius/ St. Florentius
keine
1188
II 1324
AHVN XXXIV 5
N/A
Lüttich, St. Martin
keine
1188
II 1325
Binterim/Mooren I 53
N/A
Kempen, Bürger/Familia
keine
1188
II 1327
Lac. I 509
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1335
Lac. I 519
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1336
Erhard, Regesta II 491
N/A
Köln/Dortmund, St. Gereon/Dekanat
keine
1189
II 1337
MUB II 96
N/A
N/A, Pfalzgraf Konrad
keine
1189
II 1339
Lac. IV 639
N/A
Köln, St. Maria im Kapitol
keine
1191, Sept. 28
II 1425
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1192
II 1439
Lac. I 536
N/A
Köln, Dom
keine
1193
II 1442
Seibertz I 102
N/A
Wedinghausen/Rumbeke, Kloster
keine
1194, März 1
II 1473
Hugo, Ordinis I 571
Köln
Füssenich, Kloster
ministeriales
1194, Juni 17
II 1481
Erhard, Regesta II 537
Dortmund
Kappenberg, Kirche
ministeriales s. Petri
1194
II 1482
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 60
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1195
II 1495
Lac. I 547
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1195
II 1496
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 7
Soest
Flechtdorf, Kloster
keine
1196
II 1509
Kipping, Annalen LXV 20
N/A
Köln, St. Maximin
keine
397
Tabellen und Diagramme 1197, Jan. 22
II 1514
Lac. I 554
Köln
Osnikke. Landgraf Ludewicus
ministeriales beati Petri
1197
II 1516
Lac. I 560
N/A
Dünnwald, Marienkirche
keine
1197
II 1522
Lac. I 557
N/A
Schillingskapellen, Kloster
ministeriales beati Petri
1197
II 1523
Lac. I 558
N/A
Schillingskapellen, Kloster
keine
1197, Okt. 4
II 1527
Günther I 240
Köln
Münstereifel/Rheinbach, Stift/Kirche
keine
1198
II 1534
Lac. I 564
N/A
Köln, St. Mauritius
keine
1198, Juli 12
II 1548
Erhard, Regesta II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1198, Jul. 12
II 1550
Lac. I 562
Aachen
Köln, Kirche
keine
1200, Jan. 22
II 1574
Sloet 397
N/A
Div., Div.
testes es parte Coloneinsis archipiscopi
1200, Juli 22
II 1580
Erhard, Regesta II 586
N/A
Altena, Graf Arnold v.
keine
1200, Sept. 29
II 1584
Seibertz I 113
Soest
Arnsberg, Graf Gottfried v.
keine
1200
II 1586
Lac. I 568
N/A
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1201
II 1601
Lac. II 4
N/A
Altenberg, Kloster
keine
1203, Febr. 13
II 1627
HUB I 61
Köln
Dinant, Bürger
keine
1205, Jan. 16
II 1658
Ennen/Eckertz II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1209
III 64
Ungedruckt
Köln
Köln, ehem. EB Adolf
keine
1211, Jan. 5
III 86
AHVN LXXIV 9
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales
1214
III 128
WUB VII 100
N/A
Herdecke, Abtei
keine
Tab. 16: Alpen, Burggrafen Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1122, März 24
II 195
Binterim/Mooren I 27
Rees
Xanten, St. Viktor
ministeriales beati Petri
1128
II 239
Knipping, AHVN LXV 4
Gladbach
Köln, St. Georg
ministeriales
1133
II 298
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales sancti Petri
1135
II 312
Lac. I 321
Köln
Köln, St. Ursula
ministerialis (Sing.!) s. Petri
1139
II 374
Lac. I 333
Köln
Hamborn, Kirche
ministeriales
1143
II 415
Ennen/Eckertz I 52
N/A
Köln, St. Mariengraden
ministeriales sancti Petri
1147, Aug. 12
II 451
Seibertz I 47
Soest
Scheda, Kloster
laici
1147
II 456
Quix, Grafen 11
N/A
Füssenich, St. Nikolaus
ministeriales s. Petri
1149
II 467
Seibertz I 49
N/A
Bremen, Kirchspiel
ministerialibus
1153, Juni 14
II 559
Lac. I 375
Worms
Köln, Erzstift
de familia s. Petri
1154
II 572
Lac. I 381
N/A
Milneheim/Muffendorf, Pfarrgemeinden
ministerialium vero
1158
II 653
Lac. I 393
N/A
Knechtsteden, Abtei
ministeriales
1165, Aug. 31
II 820
Seibertz I 55
Köln
Medebach, Bewohner
keine
398 1166, Febr. 22
Anhang II 833
Lac. I 415
Paffeneich b. Neuss
Köln, Erzstift
ministeriales s. Petri
1166
II 835
Lac. I 417
N/A
Bonn, Kirche
keine
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1666, Aug. 1
II 844
Erhard, Regesta II 335
Köln
Ravensberg, Graf v.
ministeriales quoque
1166, Aug. 2
II 845
Joerres, Urkundenbuch 18
Köln
Köln, St. Gereon
keine
1166, Aug. 15
II 848
Lac. I 419
Köln
Siegburg u. a., Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 849
Lac. I 421
Köln
Siegburg, Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 850
Lac. I 420
Köln
Zülpich, Propstei
ministeriales
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
1167, Juli 12
II 896
Posse, Urkunden I 344
Köln
Magdeburg, EB Wichmann
ministeriales
1169, Mai 19
II 929
Lac. I 432
Nijmegen
Rees, Marienstift
keine
1169
II 934
Lac. IV 632
N/A
Meer, St. Laurentius
keine
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler
keine
1172
II 972
Ennen/Eckertz I 82
Köln?
Köln, St. Ursula
keine
1173
II 985
Binterim/Mooren, Regesta I 48
Xanten
Xanten, St. Michael
et ministerialibus nostris
1168 – 1173
II 997
Lac. I 447
N/A
Rees, St. Maria
ministeriales
1168 – 1173
II 998
Lac. I 463
N/A
Bedburg, Marienkloster
ministeriales
1168 – 1173
II 999
Sloet 323
N/A
Kleve, Gräfin Adelheid v.
ministeriales
1174
II 1015
Günther I 194
N/A
Rees, Stift
ministeriales s. Petri
1176
II 1043
Lac. I 455
Köln?
Köln?, Engelbert v. Berg
ministeriales
1176
II 1049
Ennen/Eckertz I 88
N/A
St. Ursula, Äbtissin
ministeriales Ecclesie
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1178
II 1105
Prutz, Heinrich 17
Kassel
Halberstadt, BF
affuerunt etiam Ministeriales s. Petri
1180, Juli 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
keine
1184, Mai 1
II 1222
Binterim/Mooren I 52
Xanten
Xanten, Bewohner Dörfer
laicis
1184
II 1231
Mittelrh. UB II 66
N/A
Laach, Kloster
keine
1186, April 22
II 1259
Lac. I 502
N/A
Siegburg. Abt
de familia s. Petri Colonie
1188
II 1323
Lac. I 511
N/A
Kamp, Kloster
ex nostra parte Laicorum
1188, Dez. 5
II 1328
Lac. I 507
Neuss
Rees, Marienstift
ministeriales
1193
II 1451
ungedruckt
N/A
Flarsheim, Kloster
keine
1197, Jan. 22
II 1514
Lac. I 554
Köln
Osnikke, Landgraf Ludewicus
ministeriales beati Petri
1203
II 1628
Knipping, AHVN LXV 28
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1203
II 1636
Lac. II 9
N/A
Lothringen, Herzog Heinrich v.
keine
399
Tabellen und Diagramme 1205, Jan. 16
II 1658
Ennen/Eckertz II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1209
III 64
ungedruckt
Köln
Köln, ehem, EB Adolf
keine
1218, Nov. 27
III 226
Lac. II 73
Rees
Rees, Marienstift
keine
1223, Juli
III 394
Knipping, AHVN LXV 24
N/A
Kleve, Graf Theoderich v.
keine
1227, Dez. 4
III 649
Lac. II 149
N/A
Ravensberg, Graf Otto v.
keine
1228, Juli 14
III 660
Liesegang VI 2
N/A
Rees, Bürger
keine
1228, Juli 15
III 661
ungedruckt
N/A
Xanten, Bürger
keine
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingscapellen, Kloster
keine
1246, Apr. 30
III 1249
s. Regest
Köln
N/A, Hochstaden
keine
1252, Apr. 7
III 1667
WUB IV 479
Köln
Herford, Äbtissin
keine
Tab. 17: Padberg, Burggrafen Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1165, Aug. 31
II 820
Seibertz I 55
Köln
Medebach, Bewohner
keine
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1168
II 919
Binterim I 47
Köln
Xanten, Kirche
keine
1169
II 937
Erhard, Regesta II 341
Soest
Tuinen, Wegolinus v.
keine
1166
II 951
Lac I 423
Köln
Altenberg, Abtei
keine
1173
II 989
Erhard, Regesta II 364
Soest
Lisborn, Kloster
ministeriales
1177
II 1095
Seibertz I 74
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1178
II 1104
Seibertz I 75
Soest
Soest, Bürger
ministeriales
1179, März 10
II 1119
Seibertz I 79
Soest
Olenchusen, N/A
ministeriales
1181
II 1168
Erhard, Regesta II 408
b. Braunschweig
Corvey, Kirche
keine
1182, Sept. 9
II 1189
Erhard, Regesta II 429
Soest
Liesborn, Abt
ministeriales
1186, März 13
II 1258
Lamey, Geschichte 11
Soest
Arnsberg?, Graf Heinrich v.
keine
1187, März 16
II 1280
Wilmans, Additamenta 71
Köln
Soest, St. Patrokli
keine
1188
II 1320
Lac I 514
Köln
Altenberg, Abtei
ministeriales
1190
II 1368
Seibertz I 94
N/A
Weddinchusen, Kloster
keine
1191, Aug. 10
II 1423*
Seibertz I 95
in Italien
Miste, St. Maria
keine
1191, Sept. 28
II 1425*
Seibertz I 96
in Italien
Miste, St. Maria
keine
1192
II 1439
Lac I 536
N/A
Köln, Dom
keine
1193
II 1441
Seibertz I 103
N/A
Rumbeke, Kloster
keine
1194
II 1488
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 6
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1195
II 1496
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 7
Soest
Flechtdorf, Kloster
keine
400
Anhang
1196
II 1508
Seibertz I 109
N/A
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1217, Sept.
III 175
WUB IV 69
Rüthen
Paderborn, Bürger
ministriales Coloniensis Ecclesiae
1218
III 219
WUB VII 155
N/A
Soest, St. Walburgis
ministeriales
1221
III 335
Ficker, Engelbert 22
N/A
Marienfeld, Kloster
keine
1221
III 336
Ficker, Engelbert 21
N/A
Marienfeld, Kloster
keine
1225
III 567
WUB IV 143
Soste
Bredelar, Kloster
keine
1230, Aug.
III 700
WUB IV 180
Soest
Köln/Corvey, Kirche/Kloster
keine
1232, März 9
III 751
WUB VII 386
Soest
Waldeck, Adolf v.
militibus
1254, Nov. 26
III 1812
WUB VII 846
Köln
Meschede/Bredelar, M. Gottfried v./Kloster
milites et militares
Tab. 18: Wolkenburg, Burggrafen Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1125, vor Mai 23
II 219
Lac. I 300
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1147
II 457
Lac. I 359
N/A
Köln, St. Martin
ministeriales
1154
II 572
Lac. I 381
N/A
Mülheim/Muffendorf, Pfarrgemeinden
ministeria lium vero
1166, Aug. 15
II 848
Lac. I 419
Köln
Siegburg u. a., Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 849
Lac. I 421
Köln
Siegburg, Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 850
Lac. I 420
Köln
Zülpich, Propstei
ministeriales
1166
II 851
Lac. I 423
Köln
Altenberg, Abtei
keine
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
1168
II 919
Binterim/Mooren I 47 Köln
Xanten, Kirche
keine
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler
keine
1171, Sept. 16
II 957
MUB II 5
Andernach?
Andernach, Schöffen
keine
1172
II 973
Lac. I 442
N/A
Stromberg, Kloster
keine
1173
II 984
Lac. I 445
Köln
Schwarzrheindorf, Kirche
ministeriales
1174
II 1010
Lac. I 452
Köln
Köln, Bürger/ Zöllner Gerhard
keine
1175
II 1038
Günther I 196
N/A
Bonn, Propst Lothar
keine
1176
II 1043
Lac. I 455
Köln?
Köln?, Engelbert v. Berg
ministeriales
1169 – 1179
II 1138
Knipping, AHVN LXV 13
N/A
Mariengraden, Kloster
1180, Juli 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
1182, vor Okt. 16
II 1191
MUB II 55
N/A
Trier, EB Arnold
keine ministeriales
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
ministeriales
1185
Ii 1239
Lac. I 498
N/A
Rumbensheim, Vogtei
keine
1185, Dez. 15
II 1152
Lac. I 496
Köln
Meer, Abtei
keine
1190
II 1367
Lac. I 562
N/A
Zülpich, Dekanie
keine
1193
II 1464
Lac. I 541
Zülpich
Hoven, Kloster
keine
1220, Nov. 1
III 302
Lac., Archiv II 4
N/A
Heisterbach, Kloster
keine
1221
III 323
Knipping, AHVN LXV 17
N/A
Siegburg, Bürger
ministeriales
1223
III 400
Ficker, Engelb. 28
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1238
III 890
Ennen/Eckertz II 174
Köln
Köln, Heinrich Overstolz
keine
401
Tabellen und Diagramme 1271, Mai 28
III 2444
ungedruckt
N/A
Ramersdorf, Dt. Orden
keine
1279, Aug. 16
III 2809
Lac. II 727
N/A
Köln, Johann v. Arberg
milites
Tab. 19: Hermann von Alfter (I.) (1116 – 1130) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1116
II 124
Lac. I 280
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1118, Apr. 5
II 142
Lac. I 287
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1120
II 177
Lac. I 291
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1126, Aug. 1
II 228
Lac. I 301
Köln
Nonnenwerth, Kloster
ministeriales
Tab. 20: Hermann von Alfter (II.) (1166) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort/Empfänger
Kategorie
1166, Febr. 22
II 833
Lac. I 415
Paffeneich b. Neuss
Köln?, Erzstift
ministeriales s. Petri
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1166, Aug. 2
II 845
Joerres, UB Gereonstift 18
Köln
Köln, St. Gereon
ministeriales
1166, Aug. 15
II 848
Lac. I 419
Köln
Siegburg u. a., Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 849
Lac. I 421
Köln
Siegburg, Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 850
Lac. I 420
Köln
Zülpich. Propstei
ministeriales
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
Kategorie
Tab. 21: Goswin von Alfter (I.) (1138 – 1188) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort/Empfänger
1138
II 360
Lac. I 329
N/A
Brauweiler, St. Nikolaus
ministeriales
1149
II 467
Seibertz I 49
N/A
Bremen, Kirchspiel
ministerialibus
1167, Juli 12
II 896
Posse, Urkunden I 344
Köln
Magdeburg, EB Wichmann
ministeriales
1169
II 935
Hecker 1
N/A
Köln/Villa Breme, Erzstidt?
keine
1171, Sept. 16
II 957
MUB II 5
N/A
Andernach, Schöffen
keine
1174
II 1015
Günther I 194
N/A
Rees, Kloster
ministeriales s. Petri
1176
II 1046
Lac. I 460
N/A
Schwarzrheindorf, Kloster
ministeriales
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1178, Apr. 25
II 1099
Ernst, Histoire 67
Klosterrath
Klosterrath, Kirche
keine
1178
II 1105
Prutz, Heinrich 17
Kassel
Halberstadt, BF v.
affuerunt etiam Ministeriales s. Petri
1179
II 1131
Ennen/Eckertz I 92
Köln
Köln, Theoderich v. d. Ehrenpforte
laici
1180, März 25
II 1144
Ungedruckt
Köln
Maastricht, St. Servatius
keine
1180, Jul. 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
keine
402
Anhang
1181
II 1168
Erhard, Regesta II 408
b. Braunschweig
Corvey, Kirche
keine
1182, Sept. 10
II 1190
Lac. I 481
Köln
Villich?, Kloster
ministeriales
1182, vor Okt 16
II 1191
MUB II 55
N/A
Trier, EB Arnold
ministeriales
1182
II 1193
Hecker 10
Köln?
Köln, St. Severin
ministeriales s. Petri
1183, Juli 10
II 1212
Lac. I 488
Köln
Villich, Kloster
ministeriales
1184
II 1228
Ungedruckt
N/A
Siegenheim, div.
ministeriales
1184
II 1231
MUB II 66
N/A
Laach, Kloster
keine
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
ministeriales
1185
II 1238
Lac. I 500
N/A
Burgitsheim, Heinrich v.
keine
1185, Dez. 15
II 1250
Lac. I 497
Köln
Gräfrath. Kapelle
ministeriales
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn/Alfter, Stift/Haus
keine
1188
II 1325
Binterim/Mooren I 53
N/A
Kempen, Bürger/famila
keine
Tab. 22: Goswin von Alfter (II.), Marschall (1218 – 1243) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1218, Mai 26
III 202
Ennen/Eckertz II 59
N/A
Eberbach, Kloster
laici
1218
III 211
AHVN LXXV 6
N/A
Köln, Kloster Weiher
keine
1220, Nov. 1
III 302
Lac., Archiv II 4
N/A
Heisterbach, Abtei
keine
1223
III 400
Ficker, Engelbert 28
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1227, Aug.
III 639
Korth 18
N/A
Köln/Osnabrück, Kirche/Kirche
laici
1228, Juli 14
III 660
Liesegang 2
N/A
Rees, Bürger
keine
1228, Juli 15
III 661
Binterim/Mooren I 83
N/A
Xanten, Bürger
keine
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingskapellen, Kloster
keine
1230, Aug.
III 700
WUB IV 180
Soest
Köln/Corvey, Kirche/Kloster
keine
1235, Aug. 23
III 837
Würtemberg. UB III 865
Mainz
Lichtel, Burg
keine
1235, Feb.
III 847
Lac. II 204
Köln
Recklinghausen, Bürger
keine
1236, Dez. 20
III 865
MUB III 573
Köln
Andernach, Bürger
keine
1238, Feb.
III 890
Ennen/Eckertz II 174
Köln
Köln, Heinrich Overstolz
keine
1238
III 915
Lac. IV 659
N/A
Kamp, Kloster
milites
1239, Aug.
III 957
Archiv f. d. Gesch. 42 N/A
N/A, Philipp v. Hoynveltz
keine keine
1241, März
III 1009
Liesegang VI 4
Köln
Rees, Bürger
1241, Mai 29
III 1015
Lac. II 254
Volmarstein
Div., Div.
keine
1241, Juli 25
III 1024
Heimathskunde, S. 99
N/A
Div., Ritter Bernard v. Rees
keine
1243, Anf.
III 1068
Ennen/Eckertz II 228
bei Köln
Deutz, Kloster
keine
403
Tabellen und Diagramme Tab. 23: Hermann von Alfter (III.), Marschall (1195 – 1235) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1195
II 1491
Lac. I 552
N/A
Knechtsteden, Kirche
keine
1196
II 1502
MUB II 149
N/A
Laach, Abtei
keine
1196
II 1503
MUB II 147
N/A
Laach, Abtei
keine
1196
II 1511*
AHVN LXV 21
N/A
Königsdorf, Kloster
keine
1197, Jan. 22
II 1514
Lac. I 554
Köln
Osnikke, Landgraf Ludewicus
ministeriales beati Petri
1197
II 1516
Lac. I 560
N/A
Dünnwald, Marienkirche
keine
1197
II 1522
Lac. I 557
N/A
Schillingskapellen, Kloster
ministeriales beati Petri
1197
II 1523
Lac. I 558
N/A
Schillingskapellen, Kloster
keine
1198, Juli 12
II 1548
Erhard, Regesta II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1203
II 1628
AHVN LXV 28
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1203, Juni 14
II 1632
ungedruckt
Köln
Dirlo, Heinrich v.
keine
1203
II 1636
Lac. II 9
N/A
Lothringen, Herzog Heinrich v.
keine
1203
II 1637
Ennen/Eckertz I 8
N/A
Erpel, Villa
keine
1205, Jan. 16
II 1658
Quelllen II 13 (=Ennen/Eckertz?)
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1211, Jan. 5
III 86
AHVN LXXIV 9
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales
1211
III 89
Tücking 1
Köln
Neuss, Bürger
keine
1216
III 152
Lac. II 60
N/A
Füssenich, Kloster
keine
1216
III 154
MUB III 58
N/A
Laach, Abtei
keine
1217, Juli 5
III 171
Miraeus I 90
Köln
Erzstift/Lothringen, EB/ Herzog Heinrich v.
keine
1217, Sept. 5
III 174
WUB VII 138
Rüthen
Padberg, Burg
als Bürge
1417, Nov. 4
III 182
ungedruckt
Köln
Herckenrode, Kloster
keine
1218
III 211
AHVN LXV 6
N/A
Köln, Kloster Weiher
keine
1220, Apr. 1
III 256
Lac. II 82
Köln
Nideggen/Siersdorf, Kirche/Kirche
ministeriales
1220, Juli 16
III 287
WUB VII 183
N/A
Helmarshausen/Köln, Abt, Stadt/Kirche
keine
1220, Aug. 1
III 290
Lac. II 88
Köln
Vianden, Graf Heinrich v.
keine
1220
III 291
Lac. II 90
Köln
Rode, Kirche
keine
1220
III 292
AHVN XXXVIII 6
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1220, Nov. 1
III 302
Lac., Archiv II 4
N/A
Heisterbach, Abtei
keine
1221
III 324
Lac. II 94
N/A
Blankenberg, Christian v.
milites
1222
III 369
Lac. II 105
N/A
Brabant, Herzog Heinrich v.
keine
1223, Juli
III 394
AHVN LXV 24
N/A
Kleve/Köln, Graf Theodrich/Erzstift
keine
1223
III 400
Ficker 28
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1223
III 404
AHVN LXXV 25
Neuss
Neuss, St. Maria
1225, März 16
III 486
WUB VII 255
Soest
Werl/Soest, Ritter Heinrich v./Bürger Heinrich Hurley
keine
1225, Mai 31
III 494
Biterim/Mooren II 244
Apud Novum Castrum (Burg)
Kamp, Abtei
keine
404
Anhang
1225
III 509
Strange VII 24
N/A
Vlarsheim, Kloster
keine
1225
III 578
Ennen/Eckertz II 90
Köln?
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1226, Apr. 25
III 584
Lac. IV 651
Köln
Köln, Domstift
ministeriales b. Petri
1227, Jan. 12
III 612
WUB VII 290
Soest
Soest, St. Walburgis
militibus
1227, Aug. 17
III 635
WUB VII 294
Soest
Elsey, Kloster
militibus, fidelibus et ministerialibus nostris
1227, Aug. 17
III 636
WUB VII 295
Soest
Küstelberg, Kirche
militibus, fidelibus et ministerialibus nostris
1227
III 637
WUB VII 298
N/A
Herdecke, Kloster
keine
1227, Aug.
III 639
Korth 18
N/A
Köln/Osnabrück, Kirche/Kirche
laici
1227, Dez. 4
III 649
Lac. II 149
N/A
Ravensberg/Seyn, Graf Otto v./Graf Heinrich v.
keine
1228, Juli 14
III 660
Liesegang 2
N/A
Rees, Bürger
keine
1228, Juli 15
III 661
Binterim/Mooren I 83
N/A
Xanten, Bürger
keine
1228
III 664
Ehlen, Abtei 30
Köln
Knechtsteden, Kloster
keine
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingskapellen, Kloster
keine
1230, Aug.
III 700
WUB IV 180
Soest
Köln/Corvey, Kirche/Kloster
keine
1230, Okt. 20
III 706
ungedruckt
N/A
Kleve, Garf Theodor v.
keine
1230, Okt. 23
III 707
MUB III 403
N/A
diverse, Pfalzgraf b. Rhein/ Markgraf v. Baden
keine
1232
III 764
ungedruckt
N/A
Kerpen, Stift
keine
1235, Sept. 27
III 840
ungedruckt
Köln
Sinzig, Gerhard v.
keine
Tab. 24: Hermann von Alfter (IV.), Marschall (1243 – 1271) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1243, Nov. 2
III 1095
Lac. II 279
Köln
Swansbule, Amtmann Lupert v.
keine
1244, März 18
III 1131
Lac. II 284
N/A
Bonn, Stadt
fidelibus
1246, Apr. 30
III 1249
Kremer II 45
Köln
Köln, Erzstift
clero, militibus, scabinis, civibus Coloniensibus
1246, Sept. 21
III 1292
ungedruckt
Köln
Köln, Domkapitel
keine
1247, Jan. 21
III 1304
Lac. II 310
Bonn
Seyn, Gräfin v.
keine
1247
III 1362
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1248, Jan. 19
III 1372
WUB VII 657
Köln
Sayn, Mechtild, Gräfin v.
keine
1248, Febr. 22
III 1375
Lac. II 323
Köln
Limburg, Theodericus v.
keine
1248, Feb.
III 1377
ungedruckt
im Text: EB K onrad besiegelt eine UK des Marschalls Hermann v. Alfter und dessen Bruders Goswin
405
Tabellen und Diagramme 1254, Aug.
III 1795
s. Regest
N/A
Div., div.
keine
1259, Mai 23
III 2056
Lac. II 470
Köln
Neuss, Schöffen u. Bürger
keine
1259, Sept. 7
III 2069
ungedruckt
Neuss
Kleve, Gräfin v.
et alii nostri fideles
1260, Mai 30
III 2106
Lac. II 489
b. d. Burg Cogelenberg
Div., Div.
keine
1260, Dez. 17
III 2136
Lac. II 496
Köln
Köln, Stadt
nobiles viri
Tab. 25: Goswin von Alfter (III.), Marschall (1248 – 1291) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1254, Sept. 20
III 1801
Wigand IV 21
Köln
Helmarshausen, consules ac cives universi
keine
1259, Apr. 17
III 2046
Lac. II 465
Köln
Köln, Schöffen
milites
1279, Aug. 16
III 2809
N/A
Ahrberg, Johann v.
milites
1291, März 12
III 3323
Bonn
Div., Div.
militibus
WUB IV 2135
Tab. 26: Wilhelm Schilling (1173 – 1227) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1173
II 984
Lac. I 445
Köln
Schwarzrheindorf, Kirche
ministeriales
1176
II 1043
Lac. I 455
N/A
Köln, Engelbert v. Berg
ministeriales
1176
II 1046
Lac.I 460
N/A
Schwarzrheindorf. Kirche
ministeriales
1176
II 1051
Ernst VI 66
N/A
Limburg, Heinrich v.
ministeriales
1178
II 1105
Prutz 17
Kassel
Halberstadt, BF
affuerunt etiam Ministeriales s. Petri
1180, März 25
II 1144
Ungedruckt
Köln
Maastricht, St. Servatius
keine
1180, Juli 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
keine
1182, Sept. 10
II 1190
Lac. I 481
Köln
Villich, Kloster
ministeriales
1182, vor Okt. 16
II 1191
MUB II 55
N/A
Trier, EB Arnold
ministeriales
1182
II 1193
Hecker 10
Köln?
Köln, St. Severin
ministeriales s. Petri
1183, Juli 10
II 1212
Lac. I 488
Köln
Vilich, Kirche
ministeriales
1184
II 1228
Ungedruckt
N/A
Siegenheim, N/A
ministeriales
1184
II 1231
MUB II 66
N/A
Laach, Kloster
keine
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
ministeriales
1185, Dez. 15
II 1250
Lac. I 497
Köln
Gräfrath, Kapelle
ministeriales
1188
II 1321
Günther I 219
N/A
Bonn/Alfter, Stift/Haus
keine
1188
II 1327
Lac. I 509
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1335
Lac. I 519
N/A
Köln, Domstift
ministeriales
1189
II 1339
Lac. IV 639
N/A
Köln, St. Maria im Kapitol
keine
1183 – 1190
II 1374
Lac. I 530
N/A
N/A, Graf Engelbert v. Berg
keine
1191
II 1432*
AHVN LXV 17
N/A
Köln, St. Martin
keine
1193
II 1448
AHVN LXV 18
N/A
Kamp, Kloster
keine
1193, Juni 28
II 1449
Lac. I 539
Worms
Are, Burg
keine
1193
II 1464
Lac. I 541
Zülpich
Hoven, Kloster
keine
1194, März 1
II 1473
s. Regest
Köln
Füssenich, Kloster
ministeriales
406
Anhang
1194
II 1474
AHVN LXV 19
N/A
Steinfeld, Steinfeld
1197, Jan. 22
II 1514
Lac. I 554
Köln
Osnikke, Landgarf Ludewicus
ministeriales beati Petri
1197, Okt. 4
II 1527
Günther I 240
Köln
Münstereifel/Rheinbach, Stift/Kirche
keine
1208
III 56
Miraeus I 85
N/A
Köln/Lothringen, Erzstift/ Herzog Heinrich v,
ministeriales
1224
III 436
AHVN LXV 28
N/A
Schillingskapellen, Kloster
keine
1223
III 404
AHVN LXV 25
Neuss
Neuss, St. Maria
keine
1227, Dez. 4
III 649
Lac. II 149
N/A
Ravensberg/Seyn, Graf Otto v./ Graf Heinrich v.
keine
Tab. 27: Wilhelm Schilling (II.), Vogt Bornheim (1208 – 1247) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1208
III 56
Miraeus I 85
N/A
Köln/Lothringen, Erzstift/ Herzog Heinrich v.
ministeriales
1217
III 163
AHVN LXXV 1
Bornheim
Walberberg, Kloster
1224
III 436
AHVN LXV 28
N/A
Siegburg/Schillingskapellen, Abtei/Kloster
keine
1225, Mai 31
III 494
Biterim/Mooren II 244
Apud Novum Castrum (Burg)
Kamp, Abtei
keine
1226, Apr. 25
III 584
Lac IV 651
Köln
Köln, Domstift
ministeriales b. Petri
1227, Dez. 4
III 649
Lac II 149
N/A
Ravensberg/Seyn, Graf Otto v./Graf Heinrich v.
keine
Tab. 28: Wilhelm Schilling (III.), Vogt Bornheim (1286 – 1301) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1286, März 18
III 3088
Lac. II 796
Brühl
Luyf, Theoderich
keine
1301, Jan. 24 u. 25
III 3788
ungedruckt
Köln
Tab. 29: Hermann von Bornheim, Kämmerer (1229 – 1243) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingskapellen, Kloster
keine
1239, Aug.
III 957
Archiv f. d. Gesch. 42 N/A
N/A, Philipp v. Hoynveltz
keine
1240, Dez. 4
III 998
MUB III 1078
Spanheim, Simon, Edler v.
keine
Köln
1240
III 1003
Lac. IV 661
N/A
Schillingskapellen, Kloster
keine
1242, Juli 13
III 1054
Sloet 630
N/A
Zifflich, Stift
keine
1243, Anf.
III 1068
Ennen/Eckertz II 228
bei Köln
Deutz, Kloster
keine
1243, März 25
III 1078
MUB III 739
N/A
div. Ritter, div.
keine
407
Tabellen und Diagramme Tab. 30: Theodericus von Münchhausen, Truchsess (1205 – 1241) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
1205, Jan. 16
II 1658
Quellen II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
Kategorie
1209
III 70
ungedruckt
Xanten
Echternach, Abt
1209
III 73
ungedruckt
N/A
Köln, Mariengraden
keine keine
1210, Juli 4
III 78
AHVN LXV 8
Köln
Rees, Kirche
keine
1210
III 80
ungedruckt
N/A
Köln, versch. Bürger
keine
1211
III 89
Tücking 1
Köln
Neuss, Bürger
keine
1216
III 148
Lac. II 59
N/A
Randerode/ Köln, Herr Gerhard v./Domstift
keine
1216
III 152
Lac. II 60
N/A
Füssenich, Kloster
keine
1217, Juli 5
III 171
Miraeus I 90
Köln
Erzstift/Lothringen, EB/ Herzog Heinrich v.
keine
1217
III 173
UB Dortmund I 3
N/A
Dortmund, St. Katharina
keine
1417, Nov. 4
III 182
ungedruckt
Köln
Herckenrode, Kloster
keine
1218
III 186
Gelenius 70
Bensberg
Knechtsteden, Abtei
keine
1218, Mai 26
III 202
Ennen/ Eckertz II 59
N/A
Eberbach, Kloster
laici
1218
III 220
AHVN XVII 18
Köln
Heisterbach, Kloster
ministeriales
1218
III 224
MUB III 90
N/A
Niederehe, Kloster
keine
1219
III 231
Hugo II S. 528
N/A
Steinfeld, Kloster
keine
1219, Dez. 13
III 251
WUB VII 161
N/A
Volmarstein, Heinrich v.
keine
1220, Aug. 1
III 290
Lac. II 88
Köln
Vianden, Graf Heinrich v.
keine
1220
III 292
AHVN XXXVIII 6
N/A
Brauweiler, Kloster
keine
1220, Nov. 1
III 302
Lac., Archiv II 4
N/A
Merhusen/Heisterbach, Hof/Kloster
keine
1221
III 324
Lac. II 94
N/A
Blankenberg, Edler Christian v.
keine
1222
III 368
MUB III 192
N/A
Virneburg/Querfurt, Graf Hermann v./Burggraf Burchard
keine
1222
III 369
Lac. II 105
N/A
Brabant, Herzog Heinrich v.
keine
1223, Juli
III 394
AHVN LXV 24
N/A
Kleve/Köln, Graf Theoderich/Erzstift
keine
1223
III 400
Ficker 28
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1223
III 404
AHVN LXV 25
Neuss
Neuss, St. Marie
keine
1224
III 433
UB Kaiserswerth 34
N/A
Berg, Herrschaft
keine
1225, März 16
III 486
WUB VII 255
Soest
Werl, Ritter Heinrich v.
keine
1225, Mai 31
III 494
Biterim/Mooren II 244
Apud Novum Castrum
Kamp, Abtei
keine
1225
III 509
Strange VII 24
N/A
Vlarsheim, Kloster
keine
1225
III 578
Enen/Eckertz II 90
Köln?
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1226
III 582
WUB VII 275
Schwerte
Soest, Bürger
keine
1226, Apr. 25
III 584
Lac. IV 651
Köln
Köln, Domstift
ministeriales b. Petri
1227, Jan. 12
III 612
WUB VII 290
Soest
Soest, St. Walburgis
militibus?
1227, Aug. 17
III 635
WUB VII 294
Soest
Elsey, Kloster
keine
1227, Aug. 17
III 635
WUB VII 295
Soest
Küstelberg, Kirche
keine
408
Anhang
1227
III 637
WUB VII 298
N/A
Herdecke, Kloster
keine
1227, Aug.
III 639
Korth 18
N/A
Köln/Osnabrück, Kirche/Kirche
laici
1227, Dez. 4
III 649
Lac. II 149
N/A
Ravensberg/Seyn, Graf Otto v./Graf Heinrich v.
keine
1228, Juli 14
III 660
Liesegang 2
N/A
Rees, Bürger
keine
1228, Juli 15
III 661
Binterim/Mooren I 83
N/A
Xanten, Bürger
keine
1228
III 664
Ehlen, Abtei 30
Köln
Knechtsteden, Kloster
keine
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingskapellen, Kloster
keine
1230, Aug.
III 700
WUB IV 180
Soest
Köln/Corvey, Kirche/ Kloster
keine
1230, Okt. 20
III 706
ungedruckt
N/A
Kleve, Graf Theodor v.
keine
1230, Okt. 23
III 707
MUB III 403
N/A
divv., Pfalzgraf b. Rhein/ Markgraf v. Baden
keine
1230
III 710
ungedruckt
N/A
Steinfeld, Kloster
ministeriales
1232, März 9
III 751
WUB VII 386
Soest
Küstelberg, Kloster
keine
1235, Aug. 23
III 837
Würtemberg. UB III 865
Mainz
Lichtel, Burg
keine keine
1235, Sept. 27
III 840
ungedruckt
Köln
Sinzigm Gerhard v.
1235, Feb.
III 847
Lac. II 204
Köln
Recklinghausen, Bürger
keine
1236, Mai
III 855
WUB VII 445
Köln
Gevelsberg, Kloster
keine
1236
III 863
AHVN XXXVIII 16
N/A
Winterswich, Hof
keine
1236, Dez. 20
III 865
MUB III 573
Köln
Andernach, Bürger
keine
1238, Feb.
III 890
Ennen/Eckertz II 174
Köln
Köln, Heinrich Overstolz
keine
1239, Aug.
III 957
Archiv f. d. Gesch. 42
N/A
N/A, Philipp v. Hoyenveltz
keine
1240, Dez. 4
III 998
MUB III 1078
Köln
Spanheim, Simon, Edler v.
keine
1240
III 1003
Lac. IV 661
N/A
Schillingskapellen, Kloster
keine
1241, März
III 1009
Liesegang VI 4
Köln
Rees, Bürger
keine
1241
III 1042
Lac. II 261
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
Tab. 31: Heinrich von Altendorf (1116 – 1139) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1116
II 124
Lac. I 280
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1117, März 29
II 132
Lac. I 282
Siegburg
Siegburg, Abte
ministeriales
1117, März 29
II 133
Lac. I 283
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1117
II 135
AHVN LXV 1
Köln
Köln, St. Pantaleon
ministeriales
1117
II 140
Lac. I 284
N/A
Remagen, Kloster
keine
1118, Apr. 5
II 142
Lac. I 287
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1118
II 149
Lac. I 288
N/A
Dünnwald, Kloster
ministeriales sancti Petri
1120
II 177
Lac. I 291
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1121
II 191
Lac. 292
N/A
Steinfeld, Kloster
ministeriales
1122, März 24
II 195
Binterim/ Mooren I 27
Rees
Xanten, St. Viktor
ministeriales beati Petri
1124
II 214
Lac. I 299
Zülpich
Siegburg/Zülpich, Abtei/Pfarrkirche
ministeriales
409
Tabellen und Diagramme 1125, vor Mai 23
II 219
Lac. I 300
Siegburg
Siegburg, Abtei
1126, Aug. 1
II 228
Lac. I 301
Köln
Nonnenwerth, Kloster
ministeriales ministeriales
1118 – 1126
II 231
Franquinet 15
N/A
Klosterrath, Kloster
ministeriales
1123 – 1126
II 233
Seibertz I 50
Köln
Grafschaft, Kloster
ministeriales sancti Petri
1118 – 1126
II 235
Lac IV 619
N/A
Münstereifel, Stift
ministeriales
1127
II 237
Lac. I 302
Köln
Köln, St. Kunibert
ministeriales
1128
II 239
AHVN LXV 4
Gladbach
Köln, St. Georg
ministeriales
1129
II 246
Lac. I 307
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1130
II 253
Lac. I 308
Köln
Steinfeld, Abtei
ministeriales
1131
II 261
Ennen/ Eckertz I 42
N/A
Köln, ebfl. M./Groß St. Martin
keine
1132
II 292
Lac. I 314
Köln
Siegburg/Bonn, Abtei/St. Cassius
ministeriales
1132
II 294
Binterim/ Mooren I 104
N/A
Xanten, St. Viktor
keine
1134, Juni 15
II 302
Erhard, Regesta II 216
N/A
Gelmen, ebfl. familia d. Hofes
ministeriales
1134, Aug. 5
II 304
Lac. I 319
Köln
Knechtsteden, Hof
keine
1134
II 305
Sloet 261 Nr. 267
Zifflich
Zifflich, Kirche
de ministerialibus s. Petri
1135, Dez. 5
II 315
Lac. I 320
N/A
Weiler, Kloster
keine
1136
II 319
Günther I 109
Köln
Bonn, St. Cassius
ministeriales
1138 – 1139
II 381
Lac. I 355
N/A
Rees, Marienkirche
keine
Kategorie
Tab. 32: Amelrico von Wormersdorf (1138 – 1154) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
1126, Aug. 1
II 228
Lac. I 301
Köln
Nonnenwerth, Kloster
ministeriales
1118 – 1126
II 231
Franquinet 15
N/A
Klosterrath, Kloster
ministeriales
1128
II 239
AHVN LXV 4
Gladbach
Köln, St. Georg
ministeriales
1127 – 1130
II 257
Lac. IV 620
N/A
Köln, St. Pantaleon
ministeriales sancti Petri
1138
II 360
Lac. I 329
N/A
Brauweiler, St. Nikolaus
ministeriales
1139
II 372
Lac. I 335
N/A
Köln, St. Severin
keine
1139
II 375
Görz I 1953
Siegburg
Remagen/Siegburg, Abtei
keine
1140
II 392
Lac. I 342
N/A
Brauweiler, Abtei
ministeriales ecclesiae
1142
II 408
Lac. I 360
Köln
Köln, St. Martin
keine
1142
II 410
AHVN XI 168
Xanten
Rees, Gräfin v.
keine
1143, März 5
II 411
Lac. I 349
Köln
Köln, St. Pantaleon
liberi et servientes
1144, nach März 12
II 418
Lac. I 352
Köln
Köln, St. Pantaelon/ St. Mauritius
laici
1144
II 420
Seibertz I 46
Medebach
Medebach, Kirche
keine
1145
II 431
Seibertz III 1066
N/A
Soest, Propst Ulrich
de familia s. Petri
1147
II 456
Quix 11
N/A
Füssenich, St. Nikolaus
ministeriales s. Petri
1147
II 457
Lac. I 359
N/A
Köln, St. Martin
ministeriales
410
Anhang
1149
II 467
Seibertz I 49
N/A
Bremen, Kirchspiel
ministerialibus
1153, Juni 14
II 559
Lac. I 375
Worms
Köln, Erzstift
de familia s. Petri
1154
II 572
Lac. I 381
N/A
Mülheim/Muffendorf, Pfarrgemeinden
ministerialium vero
Tab. 33: Gerhard Unmaze, Zöllner (1168 – 1196) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort/Empfänger
Kategorie
1168
II 920
Lac. I 429
N/A
Köln, St. Kunibert
laici
1169
II 926*
Lac. I 434
Köln
Köln, Gerhard v. Eppendorf
cives Colonienses
1169, Mai
II 928*
Lac. I 434
Köln
Köln, Gerhard v. Eppendorf
cives Colonienses
1169
II 934
Lac. IV 632
N/A
Meer, St. Laurentius
keine
1169, Nov. 6
II 936
Lockeren 200
Köln
Gent, St. Bavo
keine
1176
II 1043
Lac. I 455
Köln?
Köln?, Engelbert v. Berg
burgenses
1176
II 1050
Lac. I 461
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1178
II 1100
HUB I 29
N/A
Gent, Bürger/Kaufleute
keine
1180, Juli 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
scabini Civitatis
1181
II 1163
Lac. I 480
N/A
Köln/ Königsdorf, St. Kuni bert, St. Ursula/Kloster
keine
1170 – 81
II 1178
MUB II 51
N/A
Himmerod, Kirche
keine
1182, Sept. 10
II 1190
Lac. I 481
Köln
Vilich, Stift
ministeriales
1185
II 1237
Lac. I 501
N/A
Lechenich, ebfl. Hof
burgenses
1185, Dez. 15
II 1250
Lac. I 497
Köln
Gräfrath, Kapelle
ministeriales
1185, Dez.
II 1253
Ennen/Eckertz I 99
N/A
Köln, St. Gereon?
keine
1186
II 1278
Ungedruckt
N/A
Köln, St. Maximin
keine
1188
II 1320
Lac. I 514
Köln
Altenberg, Abtei
burgenses
1188
II 1327
Lac. I 509
N/A
Köln, Domstift
burgenses
1189
II 1335
Lac. I 519
N/A
Köln, Domstift
burgenses
1190
II 1364
Ennen/Eckertz I 105
N/A
Köln, St. Martin
homines nostre Ecclesie
1191
II 1431a* AHVN LXX 2
Budberg
Neuss, Regulierherrenkloster keine
1195
II 1495
Lac. I 547
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1196
II 1509
AHVN LXV 20
N/A
Köln, St. Maximin
keine
Tab. 34: Karl von der Salzgasse, Zöllner (1168 – 1183) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1158
II 654
Lac. IV 622
Köln?
Köln, St. Georg
keine
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
1168
II 920
Lac. I 429
N/A
Köln, St. Kunibert
keine
1169
II 934
Lac. IV 632
N/A
Meer, St. Laurentius
keine
1169, Nov. 6
II 936
Lockeren 200
Köln
Gent, St. Bavo
keine
1171
II 960
Ennen/Eckertz I 81
Köln?
Köln, St. Ursula
scabini
1176
II 1043
Lac. I 455
Köln?
Köln?, Engelbert v. Berg
burgenses/ Scabini
411
Tabellen und Diagramme 1176
II 1050
Lac. I 461
N/A
Köln, St. Ursula
keine
1178
II 1100
Ennen/Eckertz I 91
N/A
Gent, Bürger/Kaufleute
scabini
1180, Juli 27
II 1148
Lac. I 474
Köln
Köln, Bürger
scabini Civitatis
1183, vor Febr. 21
II 1206
Lac. I 490
N/A
Meer, Kloster
ministeriales s. Petri
Tab. 35: Hermann, Schultheiß Soest (1166 – 1232) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1166, Febr. 22
II 833
Lac. I 415
Paffeneich b. Neuss
Köln?, Erzstift
ministeriales s. Petri
1166, Juli 8
II 839
Seibertz I 56
Soest
Soest, St. Patrokli
keine
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1166
II 841
Seibertz I 54
Soest
Gelmen, Hof
keine
1166, Aug. 15
II 848
Lac. I 419
Köln
Siegburg u. a., Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 849
Lac. I 421
Köln
Siegburg, Abt
ministeriales
1166, Aug. 15
II 850
Lac. I 420
Köln
Zülpich, Propstei
ministeriales
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler
keine
1173, Febr. 27
II 980
Seibertz I 63
Soest
Wedinchusen, Kloster
ministeriales
1173, Mai 13
II 981
Gelenius 309
Scheda
Scheda. Kirche
ministeriales
1173
II 989
Erhard, Regesta II 364
Soest
Liesborn, Kloster
ministeriales
1174, Mai 29
II 1005
Seibertz I 67
Soest
Olenchusen, Ebfl. M. Sigenandus u. Frau Hathewiga
keine
1174
II 1006
Erhard, Regesta 370
N/A
Soest, Kirche
ministeriales
1174
II 1008
Seibertz I 65
N/A
Scheda, Kloster
ministeriales
1176
II 1053
Wilmans 60
N/A
Köln, Erzstift
ex ministerialibus
1177
II 1095
Seibertz I 74
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1178
II 1104
Seibertz I 75
Soest
Soest, Bürger
ministeriales
1179, März 9
II 1118
Seibertz I 76
Soest
Kustelberg, Kloster
ministeriales
1179, März 10
II 1119
Seibertz I 79
Soest
Oelinghausen, N/A
ministeriales
1179, März 12
II 1120
Seibertz I 77
Soest
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1179, Aug. 12
II 1128
Seibertz I 78
Soest
Oelinghausen, Kloster
keine
1169 – 79
II 1139
Seibertz I 80
Soest?
Soest, St. Walburgis
et de ministe rialibus Nostris
1181
II 1168
Erhard, Regesta II 408
b. Braunschweig
Corvey, Kirche
keine
1182, Sept. 9
II 1189
Erhard, Regesta II 429
Soest
Liesborn, Abt
ministeriales
1184, April 2
II 1221
Varnhagen 4
Köln
Oestorf, Erzstift
ministeriales
1184
II 1229
Seibertz I 86
Soest
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1186, März 5
II 1256
Hasse I 145
Pyrmont
Lokkum, Marienkirche
keine
1186, März 10
II 1257
Seibertz I 87
Soest
Wedinghausen, Kloster
keine
412
Anhang
1186, März 13
II 1258
Lamey 11
Soest
Arnsberg, Graf Heinrich v.
keine
1186, Juli 19
II 1265
Seibertz I 90
Soest
Soest u. a., Hofesfamilien
keine
1187, März 16
II 1280
Wilmans 71
Köln
Soest, Patroklistift
keine
1188, Juli 7
II 1319
Seibertz I 93
Köln
Soest, St. Walburgis
keine
1189
II 1336
Erhard, Regesta II 491
N/A
Köln/Dortmund, St. Gereon/Dekanat
keine
1192
II 1439
Lac. I 536
N/A
Köln, Domstift
keine
1193
II 1441
Seibertz I 103
N/A
Rumbeck, Kloster
keine
1193
II 1442
Seibertz I 102
N/A
Wedinghausen/Rumbeck, Kloster
keine
1191, Sept. 28
II 1424
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1191, Sept. 28
II 1425
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1194
II 1482
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 60
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1194, Juli 7
II 1485
Erhard, Regesta II 536
Paderborn
Marienfeld, Kloster
keine
1194
II 1488
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 6
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1196
II 1507
Seibertz I 107
N/A
Bredelar, Kloster
keine
1196
II 1508
Seibertz I 109
N/A
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1197
II 1517
Seibertz I 110
N/A
Rumbeck, Kloster
keine
1197
II 1522
Lac. I 557
N/A
Schillingskapellen, Kloster
ministeriales beati Petri
1198, Juli 12
II 1548
Erhard, Regesta II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1200, Juli 22
II 1580
Erhard, Cod. II 586
N/A
Altena, Graf Arnold v.
keine
1200, Sept. 29
II 1584
Seibertz I 113
Soest
Arnsberg, Graf Gottfried v.
keine
1202, Juli 2
II 1614
Seibertz I 116
N/A
Rudenberg, Hermann v. Henrich, Kastellan zu
keine
1202
II 1624
Kindlinger 16
N/A
Scheda, Kirche
ministeriales
1204, Febr. 2
II 1645
Seibertz I 122
Soest
Rumbeck, Kloster
keine
1193 – 1205
II 1679
Seibertz I 126
N/A
Oelinghausen, Kirche
keine
1209, Juni 22
III 65
WUB VII 63
N/A
Oelinghausen, Kloster
keine
1216
III 149
WUB VII 122
N/A
Soest, St. Walburgis
keine
1216
III 150
WUB IV 64
N/A
Bredelar, Kloster
milites
1217, Sept.
III 175
WUB IV 69
Rüthen
Paderborn, Bürger
ministriales Coloniensis Ecclesiae
1218
III 189
WUB VII 149
N/A
Oelinghausen, Kloster
keine
1218
III 219
WUB VII 155
N/A
Soest, St. Walburgis
ministeriales
1220, Juli 16
III 287
WUB VII 183
N/A
Helmarshausen/Köln, Abt/Stadt, Kirche
keine
1221
III 330
WUB VII 205
Soest
Soest, St. Walburgis
keine
1221
III 334
WUB VII 165
Osnabrück
Marienfeld, Kloster
keine
1221
III 335
Ficker 22
N/A
Marienfeld, Kloster
keine
1221
III 336
Ficker 21
N/A
Marienfeld, Kloster
keine
1225, März 16
III 486
WUB VII 255
Soest
Werl/Soest, Ritter Heinrich/ Bürger Heinrich
keine
1226
III 582
WUB VII 275
Schwerte
Soest, Bürger
burgenses Sosatienses
1227, Jan. 12
III 612
WUB VII 290
Soest
Soest, St. Walburgis
militibus
413
Tabellen und Diagramme 1227, Aug. 17
III 635
WUB VII 294
Soest
Elsey, Kloster
keine
1227, Aug. 17
III 636
WUB VII 295
Soest
Küstelberg, Kirche
keine
1227
III 637
WUB VII 298
N/A
Herdecke, Kloster
keine
Tab. 36: Timo von Soest (1166 – 1194) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1116
II 124
Lac. I 280
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1117, März 29
II 132
Lac. I 282
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1117
II 135
AHVN LXV 1
Köln
Köln, St. Panatleon
ministeriales
1118, Apr. 5
II 142
Lac. I 287
Siegburg
Siegburg, Abtei
ministeriales
1119
II 168
Seibertz I 40
Soest
Soest, Domstift
keine
1128
II 239
AHVN LXV 4
Gladbach
Köln, St. Georg
ministeriales
1138
II 363
Lac. I 330
N/A
Altenberg, Abtei
keine
1140, Dez. 25
II 394
Wilmans 44
Soest
Flechtdorf, Kloster
ministeriales
1141
II 400
Seibertz I 45
Soest
Soest, St. Patrokli
keine
1147, Aug. 12
II 451
Seibertz I 47
Soest
Scheda, Kloster
laici
1149, Dez. 29
II 474
Franquinet 15
Soest
Klosterrath, Abtei
keine
1166, Juli 8
II 839
Seibertz I 56
Soest
Soest, St. Patrokli
keine
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1166, Aug. 1
II 843
Erhard, Regesta II 336
Köln
1166
II 862
Lac. IV 631
N/A
Are, Grafen v.
keine
1169
II 935
Hecker 1
N/A
Köln/ Villa Breme, Erzstift?
keine
1170
II 950
Seibertz I 60
N/A
Bredelar, Kloster
keine
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler v.
keine
1173, Febr. 27
II 980
Seibertz I 63
Soest
Wedinghausen, Kloster
ministeriales
1173, Mai 13
II 981
Kleinsorgen II 68
Scheda
Scheda, Kirche
ministeriales
1173
II 989
Erhard, Regesta II 364
Soest
Liesborn, Kloster
ministeriales
1174
II 1006
Erhard, Regesta 370
N/A
Soest. Kirche
ministeriales
1174
II 1008
Seibertz I 65
N/A
Scheda, Kloster
ministeriales
1177
II 1095
Seibertz I 74
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1098
Seibertz I 71
Soest?
Soest, ebfl. Hof
ministeriales
1178
II 1104
Seibertz I 75
Soest
Soest, Bürger
ministeriales
1179, März 9
II 1118
Seibertz I 76
Soest
Kustelberg, Kloster
ministeriales
1179, März 10
II 1119
Seibertz I 79
Soest
Oelinghausen, N/A
ministeriales
1179, März 12
II 1120
Seibertz I 77
Soest
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1179, Aug. 12
II 1128
Seibertz I 78
Soest
Oelinghausen, Kloster
keine
1169 – 79
II 1139
Seibertz I 80
Soest?
Soest, St. Walburgis
et de ministerialibus Nostris
1182, Sept. 9
II 1189
Erhard, Regesta II 429
Soest
Liesborn, Abt
ministeriales
1184, April 2
II 1221
Varnhagen 4
Köln
Oestorf, Erzstift
ministeriales
ministeriales
414
Anhang
1184
II 1229
Seibertz I 86
Soest
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1186, März 5
II 1256
Hasse I 145
Pyrmont
Lokkum, St. Maria
keine
1186, März 10
II 1257
Seibertz I 87
Soest
Wedinghausen, Kloster
keine
1186, März 13
II 1258
Lamey 11
Soest
Arnsberg, Graf Heinrich v.
keine
1186, Juli 19
II 1265
Seibertz I 90
Soest
Soest u. a., Hofesfamilien
keine
1187, März 16
II 1280
Wilmans71
Köln
Soest, St. Patrokli
keine
1188, Juli 7
II 1319
Seibertz I 93
Köln
Soest, St. Walburgis
keine
1194, Juli 7
II 1485
Erhard, Regesta II 536
Paderborn
Marienfeld, Kloster
keine
1196
II 1508
Seibertz I 109
N/A
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1209, Juni 22
III 65
WUB VII 63
N/A
Oelinghausen, Kloster
keine
Tab. 37: Brunstenus von Soest (1166 – 1190) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1166, Juli 8
II 839
Seibertz I 56
Soest
Soest, St. Patrokli
keine
1166, Aug. 1
II 843
Erhard, Regesta II 336
Köln
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1169
II 935
Hecker 1
N/A
Köln/Villa Breme, Erzstift?
keine
1170
II 950
Seibertz I 60
N/A
Bredelar, Kloster
keine
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler v.
keine
1173, Febr. 27
II 980
Seibertz I 63
Soest
Wedinghausen, Kloster
ministeriales
1173
II 989
Erhard, Regesta II 364
Soest
Liesborn, Kloster
ministeriales
1178
II 1104
Seibertz I 75
Soest
Soest, Bürger
ministeriales
1174
II 1006
Erhard, Regesta 370
N/A
Soest, Kirche
ministeriales
1177
II 1095
Seibertz I 74
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1098
Seibertz I 71
Soest?
Soest, ebfl. Hof
ministeriales
1178
II 1104
Seibertz I 75
Soest
Soest, Bürger
ministeriales
1179, März 10
II 1119
Seibertz I 79
Soest
Oelinghausen, N/A
ministeriales
1179, Aug. 12
II 1128
Seibertz I 78
Soest
Oelinghausen, Kloster
keine
1169 – 79
II 1139
Seibertz I 80
Soest?
Soest, St. Walburgis
et de ministerialibus Nostris
1182, Sept. 9
II 1189
Erhard, Regesta II 429
Soest
Liesborn, Abt
ministeriales
ministeriales
1184, April 2
II 1221
Varnhagen 4
Köln
Oestorf, Erzstift
ministeriales
1184
II 1229
Seibertz I 86
Soest
Oelinghausen, Kloster
ministeriales
1186, März 5
II 1256
Hasse I 145
Pyrmont
Lokkum, St. Maria
keine
1186, März 10
II 1257
Seibertz I 87
Soest
Wedinghausen, Kloster
keine
1186, März 13
II 1258
Lamey 11
Soest
Arnsberg, Graf Heinrich v.
keine
1186, Juli 19
II 1265
Seibertz I 90
Soest
Soest u. a., Hofesfamilien
keine
1187, März 16
II 1280
Wilmans 71
Köln
Soest, St. Patrokli
keine
1188, Juli 7
II 1319
Seibertz I 93
Köln
Soest, St. Walburgis
keine
415
Tabellen und Diagramme 1189
II 1336
Erhard, Regesta II 491
N/A
Köln/Westfalen, St. Gereon/Zehntpflichtige
keine
1190, Aug. 5
II 1359
Lac. I 525
Neuss
Kaiserswerth, Stift
keine
1191, Sept. 28
II 1425
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1192
II 1439
Lac. I 536
N/A
Köln, Domstift
keine
1193
II 1441
Seibertz I 103
N/A
Rumbeck, Kloster
keine
1193
II 1442
Seibertz I 102
N/A
Wedinghausen/Rumbeck, Kloster
keine
1197
II 1517
Seibertz I 110
N/A
Rumbeck, Kloster
keine
1200, Sept. 29
II 1584
Seibertz I 113
Soest
Arnsbeg, Graf Gottfried v.
keine
1202, Juli 2
II 1614
Seibertz I 116
N/A
Rudenberg, Hermann v. Henrich, Kastellan zu
keine
1202
II 1624
Kindlinger 16
N/A
Scheda, Kirche
ministeriales
1203, Sept. 27
II 1633
Seibertz I 118
Soest
Oelinghausen, Kirche
keine
Kategorie
Tab. 38: Hildegerus von Soest (1166 – 1187) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
1166, Juli 8
II 840
Seibertz I 57
Soest/Köln
Soest, Holthusen
keine
1168
II 919
Binterim/Mooren I 47
Köln
Xanten, Kirche
keine
1169
II 935
Hecker 1
N/A
Köln/ Villa Breme, Erzstift?
de Sosaz
1170
II 951
Seibertz I 61
N/A
Hedelinghausen, Edler v.
keine
1173
II 989
Erhard, Regesta II 364
Soest
Liesborn, Kloster
ministeriales
1174
II 1008
Seibertz I 65
N/A
Scheda, Kloster
ministeriales
1177
II 1095
Seibertz I 74
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1096
Seibertz III 1070
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1177
II 1097
Seibertz III 1069
Soest?
Soest, St. Patrokli
ministeriales s. Petri
1178
II 1104
Seibertz I 75
Soest
Soest, Bürger
ministeriales
1179, März 9
II 1118
Seibertz I 76
Soest
Kustelberg; Kloster
ministeriales
1179, März 10
II 1119
Seibertz I 79
Soest
Oelinghausen, N/A
ministeriales
1179, Aug. 12
II 1128
Seibertz I 78
Soest
Oelinghausen, Kloster
kein
1169 – 79
II 1139
Seibertz I 80
Soest?
Soest, St. Walburgis
et de ministerialibus Nostris
1182, Sept. 9
II 1189
Erhard, Regesta II 429
Soest
Liesborn, Abt
ministeriales
1184, April 2
II 1221
Varnhagen 4
Köln
Oestorf, Erzstift
ministeriales
1186, März 5
II 1256
Hasse I 145
Pyrmont
Loccum, Kloster
keine
1186, Juli 19
II 1265
Seibertz I 90
Soest
Soest u. a., Hofesfamilien
keine
1187, März 16
II 1280
Wilmans 71
Köln
Soest, St. Patrokli
keine
416
Anhang
Tab. 39: Adolph, Truchsess (1146 – 1158) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1146, Febr. 4
II 442
MUB I 530
N/A
Maria Laach, Kloster
ministeriales
1149
II 466
Günther I 148
N/A
Bonn, St. Cassius
ministerialibus
1152, Sept. 8
II 543
Lac. I 373
Köln
Köln, St. Pantaleon
laici
1153
II 565
Lac. I 378
N/A
Köln, St. Pantaleon
laici
1153, Juni 14
II 559
Lac. I 375
Worms
Köln, Erzstift
de familia s. Petri
1154, März 25
II 567
Lac. I 379
Köln
Köln, St. Kunibert
keine
1157
II 643
Lac. I 392
Köln
Köln, St. Mauritius
de ministerialibus
1155
II 607
Ennen/Eckertz I 70
Köln?
Köln, St. Martin
keine
1158
II 651
AHVN XXVI 18
Köln
Königsdorf, Kloster
keine
Tab. 40: Adam, Mundschenk (1186 – 1205) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1186
II 1278
Ungedruckt
N/A
Köln, St. Maximin
keine
1188
II 1324
AHVN XXXIV 5
N/A
Lüttich, St. Martin
keine
1183 – 1190
II 1374
Lac. I 530
N/A
N/A, Graf Engelbert v. Berg
keine
1191, Sept. 28
II 1425
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1194
II 1488
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 6
N/A
Flechtdorf, Kloster
keine
1195
II 1493
Lac. I 549
N/A
bei Neuss, St. Marien
keine
1195
II 1496
ZS f. vaterl. Gesch. VIII 7
Soest
Flechtdorf, Kloster
keine
1196
II 1509
AHVN LXV 20
N/A
Köln, St. Maximin
keine
1197, Mai 30
II 1520
Lac. I 555
Köln
Knechtsteden, Kirche
keine
1198
II 1534
Lac. I 564
N/A
Köln, St. Mauritius/ Kölner Bürgerin
keine
1198, Juli 12
II 1548
Erhard, Regesta II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1198, Juli 12
II 1549
Lac. I 561
Aachen
Kaiserswerth, Stift
keine
1200, Jan. 22
II 1574
Sloet 397
N/A
Div., Div.
keine
1200, Sept. 29
II 1584
Seibertz I 113
Soest
Arnsberg, Graf Gottfried v.
keine
1201, Mai 19
II 1600
AHVN LXV 25
Köln
Köln, St. Maximin
keine
1202, März 10
II 1610
Lac. II 6
Köln
Kaiserswerth, Stift
keine
1202
II 1620
Franquinet 1
N/A
Heinsberg, Marienkloster
keine
1203, Febr. 13
II 1627
HUB I 61
Köln
Dinant, Bürger
keine
1203, Juni 14
II 1632
ungedruckt
Köln
Dirlo, Heinrich v.
keine
1205, Jan. 16
II 1658
Ennen/Eckertz II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
417
Tabellen und Diagramme Tab. 41: Hermann Flecke, Mundschenk (1238 – 1256) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1228
III 664
Ehlen, Abtei 30
Köln
Knechtsteden, Kloster
keine
1238
III 928
Lac. II 238
Altenahr
Tomburg?, Ritter Gottfried v.
ministeriales
1239, Aug.
III 957
Archiv f. d. Gesch. 42 N/A
N/A, Philipp Hoynveltz
keine
1240
III 1003
Lac. IV 661
Schillingskapellen, Kloster
keine
N/A
1241, März
III 1009
Liesegang VI 4
Köln
Rees, Bürger
keine
1241, Mai 11
III 1013
Lac. II 253
Köln
Helmarshausen, Abtei
Kategorie keine
1241, Mai 29
III 1015
Lac. II 254
Volmarstein
Körne b. Dortmund, Hof
1241, Sept.
III 1036
WUB VII 520
N/A
Wormbach, St. Peter
keine
1241
III 1042
Lac. II 261
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1243, Anf.
III 1068
Ennen/Eckertz II 228
bei Köln
Deutz, Kloster
keine
1243, Feb. 28
III 1075
WUB VII 538
Rüthen
Soest, Bürger Hermann v. Stengraven
keine
1243, Feb. 25
III 1078
MUB III 739
N/A
Waldeck, Burg, Ritter
keine
1243, Nov. 2
III 1095
Lac. II 279
Köln
Swansbule, Amtmann Lupert v.
keine fidelibus
1244, März 18
III 1131
Lac. II 284
N/A
Bonn, Stadt
1246, Jan. 11
III 1229
Günther II 112
N/A
N/A, Erzstift
1246, Apr. 30
III 1249
Kremer II 45
Köln
N/A, Erzstift
keine
1246, Sept. 21
III 1292
ungedruckt
Köln
Köln, Domkapitel
keine
1247, Jan. 21
III 1304
Lac. II 310
Bonn
Seyn, Gräfin v.
keine
1247
III 1362
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1248, Sept. 17
III 1420
Lac. II 336
N/A
Münstereifel, Kapitel
keine
1191, Sept. 28
II 1425
Seibertz I 96
N/A
N/A, N/A
keine
1249, Feb.19
III 1449
MUB III 988
Köln
Isenburg, Herr v.
keine
1250, April
III 1578
Lac. II 358
Köln
Neuss, Deutscher Orden u. a.
keine
1250, Mai 19
III 1590
Sloet 720
N/A
Knechtsteden, Kloster
keine
1252, Okt. 31
III 1702
WUB III 545
Köln
Münster, Kirche
militibus
1254, Sept. 20
III 1801
Wigand IV 21
Köln
Helmarshausen, Stadt
keine
1256
III 1929
Lac. II 432
N/A
Köln, Brüder des dt. Hauses
keine
Tab. 42: Hermann, Bäcker (1243 – 1252) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1236, Mai
III 855
WUB VII 445
Köln
Gevelsberg, Kloster
keine
1236, Dez. 20
III 865
MUB III 573
Köln
Andernach, Bürger
keine
1238, Feb.
III 890
Ennen/Eckertz II 174
Köln
Köln, Heinrich Overstolz
keine
1241
III 1042
Lac. II 261
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1243, Feb. 25
III 1078
MUB III 739
N/A
Waldeck, Burg, Ritter
keine
1244, März 18
III 1131
Lac. II 284
N/A
Bonn, Stadt
fidelibus
1246, Jan. 11
III 1229
Günther II 112
N/A
N/A. Erzstift
1246, Apr. 30
III 1249
Kremer, Beiträge II 45
Köln
N/A, Erzstift
keine
418
Anhang
1246, Sept. 21
III 1292
ungedruckt
Köln
Köln, Domkapitel
keine
1247, Jan. 21
III 1304
Lac. II 310
Bonn
Seyn, Gräfin
keine
1247
III 1362
ungedruckt
N/A
Brauweiler, Abtei
keine
1248, Sept. 17
III 1420
Lac. II 336
N/A
Münstereifel, Kloster
keine
1250, April
III 1578
Lac. II 358
Köln
Neuss, Deutscher Orden
keine
1250, Mai 19
III 1590
Sloet 720
N/A
Knechtsteden, Kloster
keine
1250
III 1614
Korth III 35
N/A
Edirne, Ritter v.
keine
1252, Okt. 31
III 1702
WUB III 545
Köln
Münster, Kirche
militibus
Tab. 43: Heinrich, Truchsess (1195 – 1205) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1195
II 1490
Lac. I 551
N/A
Knechtsteden, Kloster
keine
1195
II 1493
Lac. I 549
N/A
Neuss, St. Marien
keine
1197, Mai 30
II 1520
Lac. I 555
Köln
Knechtsteden, Kirche
keine
1198
II 1534
Lac. I 564
N/A
Köln, St. Mauritius/ Kölner Bürgerin
keine
1198, Juli 12
II 1548
Erhard, Regesta II 570
Aachen
Corvey, Kirche
keine
1198, Jul. 12
II 1549
Lac. I 561
Aachen
Kaiserswerth, Stift
keine
1200, Jan. 22
II 1574
Sloet 397
N/A
Div., Div.
keine
1200
II 1579
Lac. I 567
N/A
Altenberg, Marienkloster
keine
1200, Juli 22
II 1580
Erhard, Regesta II 586
N/A
Altena, Graf Arnold
keine
1200, Sept. 29
II 1584
Seibertz I 113
Soest
Arnsberg, Graf Gottfried v.
keine
1201, Mai 19
II 1600
Knipping, AHVN LXV 25
Köln
Köln, St. Maximin
keine
1201
II 1601
Lac. II 4
N/A
Altenberg, Kloster
keine
1203, Febr. 13
II 1627
HUB I 61
Köln
Dinant, Bürger
keine
1203
II 1637
Ennen/Eckertz I 8
N/A
Erpel, Erpel
keine
1205, Jan. 16
II 1658
Ennen/Eckertz II 13
Andernach
Köln, Münzerhausgenossen
keine
1205
III 7
Ennen/Eckertz II 29
N/A
Köln, Bürger
keine
Tab. 44: Bruno, Mundschenk (1217 – 1222) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1217, Juli 5
III 171
Miraeus I 90
Köln
Erzstift/Lothringen, EB/ Herzog Heinrich v.
keine
1217, Nov. 4
III 182
ungedruckt
Köln
Herckenrode, Kloster
keine
1218
III 186
ungedruckt
Bensberg
Knechtsteden, Abtei
keine
1220, Juli 16
III 287
WUB VII 183
N/A
Helmarshausen/Köln, Abt/Stadt, Kirche
keine
1220, Aug. 1
III 290
Lac. II 88
Köln
Vianden, Graf Heinrich v.
keine
1220
III 292
AHVN XXXVIII 6
N/A
Brauweiler, Kloster
keine
1221
III 323
AHVN LXV 17
N/A
Siegburg, Bürger
ministeriales
1222
III 369
Lac. II 105
N/A
Brabant, Herzog Heinrich v.
keine
419
Tabellen und Diagramme Tab. 45: Franco, Mundschenk (1208 – 1241) Datum
REK
Druck
Ausstellungsort
Empfängerort, Empfänger
Kategorie
1208
III 56
Miraeus I 85
N/A
Köln/Lothringen, Erzstift/ Herzog Heinrich v.
ministeriales
1209
III 70
ungedruckt
Xanten
Echternach/Bliderke, Abt Gottfried/ Vogt
keine
1209
III 73
ungedruckt
N/A
Köln, St. Mariengraden
keine
1210, Jul. 4
III 78
AHVN LXIV 8
Köln
Rees, Kirche
keine
1210
III 80
ungedruckt
N/A
Köln, div. Bürger
keine
1211
III 89
Tücking 1
Köln
Neuss, Bürger
keine
1217, Juli 5
III 171
Miraeus I 90
Köln
Erzstift/Lothringen, EB/Herzog Heinrich v.
keine
1223, Juli
III 394
AHVN LXV 24
N/A
Kleve/Köln, Graf Theoderich v./Erzstift
keine
1223
III 400
Ficker 28
N/A
Siegburg, Abtei
ministeriales
1225
III 578
Ennen/Eckertz II 90
Köln?
Köln. Münzerhausgenossen
keine
1226, Apr. 25
III 584
Lac. IV 651
Köln
Köln, Domstift
ministeriales b. Petri
1226
III 592
Lac. II 137
N/A
Köln, St. Pantaleon
keine
1227, Jan. 12
III 612
WUB VII 290
Soest
Soest, St. Walburgis
militibus
1227
III 637
WUB VII 298
N/A
Herdecke, Kloster
keine
1227, Aug.
III 639
Korth 18
N/A
Köln/Osnabrück, Kirche/Kirche
laici
1227, Dez. 4
III 649
Lac. II 149
N/A
Ravensberg/Seyn, Graf Otto/. Graf Heinrich v.
keine
1228, Juli 14
III 660
Liesegang 2
N/A
Rees, Bürger
keine
1228, Juli 15
III 661
Binterim/Mooren I 83
N/A
Xanten, Bürger
keine
1229
III 687
Lac. II 164
Sordin (Sürth?)
Schillingskapellen, Kloster
keine
1230, Aug.
III 700
WUB IV 180
Soest
Köln/Corvey, Kirche/Kloster
keine
1230, Okt. 23
III 707
MUB III 403
N/A
N/A, Pfalzgraf b. Rhein, Markgraf v. Baden
keine
1231
III 743
Lac. II 179
N/A
Benden, Kloster
keine
1241, Mai 29
III 1015
Lac. II 254
Volmarstein
Körne b. Dortmund, Hof
keine
1241
III 1031
WUB III 392
Herford
Ravensberg, Grafen
keine
Die nachfolgende Tabelle listet alle Erzbischöfe des Untersuchungszeitraums auf und zeigt in absoluten Zahlen die Gesamtzahl der jeweils ausgestellten Urkunden, wie viele von den Urkunden mit einer Zeugenliste beglaubigt wurden und die Anzahl der Zeugenlisten, in denen Ministeriale testierten. Das darunter stehende Diagramm veranschaulicht das Ergebnis.
420
Anhang
Tab. 46: Absolute Anzahl Urkunden, Zeugenlisten, Ministeriale Erzbischof
Anzahl Urkunden
Anzahl Urkunden mit Zeugenliste
Anzahl der Zeugenlisten mit Ministerialen
Anno II.
27
14
1
Sigewin
28
24
11
Hildolf
2
1
0
Hermann III.
11
10
10
Friedrich I.
66
58
45
Bruno II.
17
16
14
Hugo
0
0
0
Arnold I.
61
55
40
Arnold II.
15
12
7
Friedrich II.
10
6
4
Reinald
37
27
15
Philipp
200
169
110
Bruno III.
11
9
6
Adolf I.
82
71
50
Bruno IV.
9
4
2
Dietrich I.
24
19
9
Adolf I.
8
5
2
Engelbert I.
121
90
46
Heinrich I.
139
43
25
Konrad
470
76
32
Urkunden
Anzahl UK m. Zeugenliste
Konrad
Heinrich I.
Engelbert I.
Adolf I.
Dietrich I.
Bruno IV.
Adolf I.
Bruno III.
Philipp
Reinald
Friedrich II.
Arnold I.
Arnold II.
Hugo
Bruno II.
Friedrich I.
Hermann III.
Hildolf
Sigewin
500 450 400 350 300 250 200 150 100 50 0
Anno II.
Anzahl UK, UK m. Zeugenliste, Liste m. M. pro EB
Anzahl der Zeugenlisten mit M.
Diagramm 1: Absolute Anzahl Urkunden, Zeugenlisten, Ministeriale
Diese Tabelle stellt die in Tab. 46 erfassten absoluten Zahlen in Relation zur Anzahl der Pontifikatsjahre jedes Erzbischofs. Nur so ergibt sich aussagekräftiges Zahlen-
421
Tabellen und Diagramme
material, denn die Anzahl beispielsweise der Urkunden lässt sich nur realistisch einschätzen, wenn sie zu den Pontifikatsjahren ins Verhältnis gesetzt wird. Tab. 47: Relative Zahlen Urkunden, Zeugenlisten, Ministeriale Erzbischof
Durchschnitt UK/J.
Durchschnitt UK m. Liste/J.
Durchschnitt Liste m. M/J.
Anno II.
1,3
0,7
0,05
Sigewin
2,7
2,3
1
Hildolf
0,8
0,4
0
Hermann III.
1
0,9
0,9
Friedrich I.
2,1
1,9
1,4
Bruno II.
2,6
2,5
2,1
Hugo
0
0
0
Arnold I.
4,7
4,2
3,1
Arnold II.
3
2,4
1,4
Friedrich II.
4
2,4
1,6
Reinald
4,6
3,4
1,9
Philipp
8,9
7,5
4,9
Bruno III.
7,3
6
4
Adolf I.
18,2
15,8
11,1
Bruno IV.
2,6
1,1
0,6
Dietrich I.
8
6,3
3
Adolf I.
2,7
1,7
0,7
Engelbert I.
12,1
9
4,6
Heinrich I.
11,6
3,6
2,1
Conrad
19,6
3,7
1,3
Relative Anz. Urkunden, Zeugenlisten, Ministeriale 25 20 15 10
Durchschnitt UK/J.
Durchschnitt UK m. Liste/J.
Durchschnitt Liste m. M/J.
Diagramm 2: Relative Anzahl Urkunden, Zeugenlisten, Ministeriale
Conrad
Heinrich I.
Engelbert I.
Adolf I.
Bruno IV.
Dietrich I.
Adolf I.
Bruno III.
Philipp
Reinald
Arnold II.
Friedrich II.
Arnold I.
Hugo
Bruno II.
Friedrich I.
Hildolf
Hermann III.
Sigewin
0
Anno II.
5
422
Anhang
14.2 Karten Die Karten zeigen Aufenthaltsorte von drei Ministerialen(-familien): Volmarstein, Alpen und von dem Stadtvogt Gerhard I. Sie wurden ausgewählt, weil für sie die Anzahl der Urkunden, in denen ein Ausstellungsort angegeben ist, verhältnismäßig hoch ist. Die Karten stellen also die Orte dar, in denen Urkunden ausgestellt wurden, in denen die betreffenden Ministerialen als Zeugen auftreten. Woraus wiederum zu schließen ist, dass sie den Erzbischof auf seiner Reise zu den Orten begleiteten oder eigenständig zu dem Ort reisten, um dort zum Hof des Metropoliten zu stoßen. Die Zahlen in Klammern geben die Anzahl der jeweils vor Ort ausgestellten Urkunden an. Bei den von Volmarstein und von Alpen wird der gesamte Zeitraum, in dem ein Mitglied der Familie am Hof nachweisbar ist, dargestellt, weil sich aufgrund des gleichen Namens (Heinrich) keine Generationen unterscheiden lassen. Sehr schön sichtbar werden die verschiedenen Aktionsradien: Die Volmarsteiner zeugten häufig in Westfalen und im Sauerland, die Alpener am Niederrhein und der Stadtvogt im Kölner Umland. Köln selbst jedoch ist bei allen als Schwerpunkt erkennbar.
Soest (19) Dortmund (1)
Kloster Scheda (1)
Rüthen (1)
Volmarstein (1) Neuss (1)
Köln (25) Aachen (2) Bonn (2)
Andernach (1)
Karte 1: Itinerar (mehrerer) Heinriche von Volmarstein (1134 – 1248). Nicht sichtbar sind Kassel, Braunschweig, Aspelt, Worms und Italien.
423
Karten
Nijmegen (1)
Xanten (1)
Soest (11) Kloster Scheda (1)
Neuss (5)
Klosterrath (1) Köln (28) Bonn (1)
Karte 2: Itinerar des Stadtvogtes Gerhard I. (1158 – 1190). Nicht sichtbar sind Worms, Siena und Rom.
Nijmegen (1)
Rees (2)
Xanten (2)
Alpen (1) Soest (4)
Neuss (2) Mönchengladbach (1)
Köln (18)
Andernach (1)
Karte 3: Itinerar (mehrerer) Heinriche von Alpen (1122 – 1252). Nicht sichtbar ist Worms.
Register A Adam, Mundschenk (1186 – 1205) 30, 180, 220, 308 Adolf I., von Altena, Erzbischof (1193 – 1205) 30, 38, 50, 71, 94, 119, 192, 220, 230, 233, 235 f., 241 f., 279, 287, 307 – 312, 318, 327 Adolph, Truchsess (1146 – 1158) 182 Almarus, Stadtvogt (1106 – 1144) 59 f., 115 f., 139 Amelrico von Wormersdorf (1138 – 1154) 66, 140, 210 Anno II., Erzbischof (1056 – 1075) 37 – 39, 42, 44 – 46, 49 f., 53 – 56, 58, 60, 62 – 64, 72, 91, 109, 137, 154 f., 234, 313, 322 Arnold I., Erzbischof (1137 – 1151) 65 – 67, 108, 116, 150, 155 f., 179, 181, 228, 246, 252, 260 Arnold II., von Wied, Erzbischof (1151 – 1156) 28, 65 – 68, 93, 140, 165, 179, 229, 313
B Bruno III., von Berg, Erzbischof (1191 – 1193) 71, 127 f. Bruno II., von Berg, Erzbischof (1131 – 1137) 65 Bruno IV., von Sayn, Erzbischof (1205 – 1208) 310 Bruno, Mundschenk (1217 – 1222) 180, 266 Brunstenus von Soest (1166 – 1190) 29 – 31, 69, 271, 275, 326
C Conrad, Stadtvogt (1127 – 1139) 115 f.
D Daniel (I.) von Bachem (1218 – 1239) 112, 131, 220 Dietrich I., von Hengebach, Erzbischof (1208 – 1212/1215) 263, 312, 327
E Engelbert II., von Falkenburg, Erzbischof (1261 – 1274) 28, 111 f., 123, 131, 176, 247 f., 264, 278
Engelbert I., von Berg, Erzbischof (1216 – 1225) 123, 128, 163, 176, 231 – 233, 237, 241 f., 244 – 246, 255, 263 f., 266, 275 f., 287, 289 – 291, 295 f., 301, 312, 314 f., 317 f., 327
F Franco, Mundschenk (1208 – 1241) 180 f., 292 Friedrich I. Barbarossa, König, Kaiser (1152 – 1190) 23, 68 – 71, 118, 140, 145, 161, 164 f., 167, 179, 229, 236, 261, 263, 280 Friedrich II., König, Kaiser (1212 – 1250) 169, 316 Friedrich I., von Schwarzenburg, Erzbischof (1100 – 1131) 50, 58, 69, 108, 111, 115, 117, 192, 209, 225, 235 f., 246, 260, 270, 313, 322
G Gerhard (III.) von Eppendorf, Stadtvogt (Ende 13. Jh.) 124 Gerhard (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1235 – 1252) 100, 108, 119 f., 293, 297 f. Gerhard (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1165 – 1190) 29, 69, 100, 116 – 118, 120 f., 127, 162, 164 f., 167, 194 f., 197, 199, 218, 229, 233, 273, 296, 323 Gerhard Snar von Volmarstein (1174 – 1211) 30, 71, 180, 195, 227, 230, 233, 308 f. Gerhard Unmaze, Zöllner (1168 – 1196) 71, 105, 163, 185, 189 – 206, 211 – 214, 216, 218, 223, 235, 238, 308, 325 Goswin (III.) von Alfter, Marschall (1248 – 1291) 176 – 178 Goswin (II.) von Alfter, Marschall (1218 – 1243) 175 – 178 Goswin (I.) von Alfter (1138 – 1188) 70 f., 138, 144, 195 Gottfried (II.) von Wolkenburg, Schultheiß von Zülpich (1238) 247, 256 Gottfried (I.) von Wolkenburg (1147 – 1190) 195, 199, 246
Register Gottfried von Bachem, Kämmerer (1205 – 1291) 108, 111 – 113, 128 – 131, 220, 294, 297, 310 f. Gottschalk von Padberg (1165 – 1254) 31, 240 – 245, 256, 266, 289, 293 f., 315, 325
H Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern (1142 – 1180) 70 f., 75, 127, 166, 230, 233, 236 – 238, 241, 260 f., 267, 307 Heinrich IV., König, Kaiser (1056 – 1105) 45 f., 55, 57, 63 f., 108, 119 Heinrich I., von Müllenark, Erzbischof (1225 – 1238) 28, 119, 123, 176, 231 f., 237, 243, 252, 264, 282 f., 287, 315, 319, 327 Heinrich, Truchsess (1195 – 1205) 182, 220, 308 Heinrich (VII.), Mitkönig (1220 – 1235) 169 Heinrich VI., König, Kaiser (1169 – 1197) 23, 127, 197, 199, 307 Heinrich V., König, Kaiser (1106 – 1125) 63 f., 215 Heinrich von Alpen (1112 – 1245) 66, 68 – 70, 80, 88 f., 91, 118, 152, 156, 164 – 166, 199, 229, 234 – 239, 241, 243, 245, 253, 256 f., 320 f., 325 Heinrich von Altendorf (1116 – 1139) 62, 66, 138 – 140, 144, 235, 322 Heinrich von Volmarstein (1134 – 1248) 30, 66, 68 – 70, 80, 118, 156, 164 – 166, 171, 180, 195, 199, 220, 227 – 233, 236, 240 f., 245, 252, 256, 267 f., 308 f., 320 f., 325 Heinrich von Wolkenburg (1193) 246 Hermann, Bäcker (1243 – 1252) 293 Hermann Flecke, Mundschenk (1238 – 1256) 180, 297 Hermann (III.) von Alfter, Marschall (1195 – 1235) 138, 144, 175 f., 178, 220, 240, 247, 266, 289, 291 f., 309 Hermann III., von Hochstaden, Erzbischof (1089 – 1099) 41, 46 f., 50, 58, 72, 111, 153, 278 Hermann (II.) von Eppendorf, Stadtvogt (1191 – 1236) 118 f., 128, 138, 195, 218, 220, 266, 293, 297, 308 f., 311 f. Hermann (I.) von Alfter (1116 – 1130) 137
425
Hermann (I.) von Eppendorf, Stadtvogt (1122 – 1158) 66, 68, 115 – 118, 120 f., 126, 128, 156, 218, 229, 322 f. Hermann (IV.) von Alfter, Marschall (1243 – 1271) 112, 176 – 178, 297 Hermann, Schultheiß von Soest (1166 – 1232) 29 – 31, 71, 117, 121 f., 132, 164, 167, 266, 271, 273 f., 276, 284, 290 – 292, 308, 318, 326 Hermann, Stadtvogt (1083 – 1104) 40 f., 58, 60, 115, 210 Hermann von Bachem, Kämmerer (1146 – 1198) 66, 69 f., 100, 127 – 130, 195, 199, 214, 323 Hildegerus von Soest (1166 – 1187) 30 f., 69, 271, 275, 326 Hildolf, Erzbischof (1076 – 1078) 51 Hugo, von Sponheim, Erzbischof (1137) 65
J Johannes (II.) von Padberg (2. Hälfte 13. Jh.) 244 Johannes (II.) von Wolkenburg (2. Hälfte 13. Jh.) 247 f. Johannes (I.) von Padberg (1. Hälfte 13. Jh.) 240, 243 Johannes (I.) von Wolkenburg (1220 – 1223) 246 f.
K Karl von der Salzgasse, Zöllner (1168 – 1183) 105, 185, 189, 192 – 194, 197 – 201, 206, 212 – 214, 218, 223 f., 235, 325 Konrad III., König (1138 – 1152) 66, 68, 228, 313 Konrad I., von Hochstaden, Erzbischof (1238 – 1261) 28, 37, 108, 111, 119, 123, 131, 140, 157, 176, 232 f., 237, 264, 278, 283, 287 – 289, 293 f., 296 – 298, 315, 317, 327
L Lothar III., König, Kaiser (1125 – 1137) 62, 65
O Otto IV., von Braunschweig, König, Kaiser (1198 – 1218) 119, 168, 230, 233, 307 – 312
426
Register
Otto, Kämmerer (1183 – 1217) 30, 130, 133, 220, 308 f.
P Philipp I., von Heinsberg, Erzbischof (1167 – 1191) 19, 28 – 31, 69 – 71, 82, 88, 90, 92, 99, 117 f., 120, 127, 138, 142, 154, 157, 161 f., 164 – 167, 180, 192, 194 – 196, 199, 207, 216, 228 – 230, 233, 235 f., 240, 242 f., 255 f., 260 – 265, 267, 271, 281, 287, 313, 327 Philipp von Schwaben, König (1198 – 1208) 162, 168, 218, 307, 309, 311 f., 327
S Siegfried, von Westerburg, Erzbischof (1275 – 1297) 28, 124, 131, 158, 246, 248, 264, 272, 278, 280, 283, 323 Sigewin, Erzbischof (1078 – 1089) 40, 43, 46, 56 – 58
T Theodericus von Münchhausen, Truchsess (1205 – 1241) 182, 220, 247, 291 f., 295, 321, 324 Timo von Soest (1166 – 1194) 30 – 32, 69, 271, 275 f., 291 f., 295, 326
R Reinald, von Dassel, Erzbischof (1159 – 1167) 68 – 70, 82, 86, 88, 90, 92, 117 f., 154, 157, 163 – 167, 172, 192, 229 f., 233, 235 f., 246, 260, 267, 270 – 273, 275, 280, 287, 289, 323 Rudolf von Wolkenburg (1125) 246 Rutger von Eppendorf, Stadtvogt (2. Hälfte 13. Jh.) 112, 120, 123 f., 176, 294, 297
W Wilhelm Schilling (1173 – 1227) 70, 195, 199, 289, 321 Winrich (II.) von Bachem, Truchsess/ Schultheiss (1265 – 1288) 131 Winrich (I.) von Bachem, Schultheiss/Burggraf (1254 – 1260) 112, 131 f., 294