Untersuchungen zum Wortschatz in Thomas Müntzers deutschen Schriften [1971 ed.] 9783110240740, 9783110036831


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German Pages 233 [236] Year 1971

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Untersuchungen zum Wortschatz in Thomas Müntzers deutschen Schriften [1971 ed.]
 9783110240740, 9783110036831

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Hans Otto Spillmann Untersuchungen zum Wortschatz in Thomas Müntzers deutschen Schriften

Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der germanischen Völker

Begründet von

Bernhard Ten Brink und Wilhelm Scherer

Neue Folge Herausgegeben von

Hermann Klinisch Stefan Sonderegger und Thomas Finkenstaedt 41 (165)

W DE

G Walter de Gruyter Berlin • New York 1971

Untersuchungen zum Wortschatz in Thomas Müntzers deutschen Schriften

von

Hans Otto Spillmann

w G DE

"Walter de Gruyter Berlin • New York 1971

I S B N 3 11 003683 5 © Copyright 1971 by Walter de Gruyter & C o . , vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. G u t t e n t a g , Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — K a r l J . Trübner — Veit & C o m p . — Printed in Germany. Alle Rechte des Nachdrucks, der photomechanischen Wiedergabe, der Herstellung von Mikrofilmen, auch auszugsweise, vorbehalten. Druck: Rotaprintdruck H i l d e b r a n d , Berlin

FÜR J U L I K A

VORWORT

Die vorliegende Untersuchung wurde im Mai 1969 von der Philosophi­ schen Fakultät der Philipps-Universität Marburg als Dissertation ange­ nommen. Mein besonderer Dank gebührt Herrn Prof. Dr. Ludwig Erich Schmitt, der diese Arbeit angeregt und während ihrer Entstehung betreut hat. Den Freunden und ehemaligen Kollegen vom Marburger Institut für germa­ nische Sprachen und Literaturen Dr. Marie-Luise Linn, Dr. Wolfgang Brandt, Dr. Walther von Hahn und Prof. Dr. Dieter Möhn gilt mein herzlicher Dank für vielfältige Hinweise und fördernde Kritik bei der Konzipierung und Abfassung dieser Untersuchung. Den Herausgebern der „Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kul­ turgeschichte der germanischen Völker" habe ich für die Aufnahme meiner Arbeit in diese Reihe, Herrn Prof. Dr. H . Wenzel vom Verlag de Gruyter für seine Beratung und Unterstützung bei der Drucklegung zu danken. Nicht zuletzt gilt mein Dank dem Marburger Universitätsbund für die Gewährung eines Druckkostenzuschusses. Hans Otto Spillmann

INHALT

Vorwort

VII

0. Einleitung

1

0.1. Biographisches 0.2. Zum Thema 0.3. Zur Quellenauswahl

1 3 4

1. Herkunftsbereiche

7

1.1. Zur Methode 1.2. Weltall

7 14

1.2.1. 1.2.2. 1.2.3. 1.2.4.

Himmel und Atmosphäre Erde Pflanzen Tiere

14 14 14 15

1.3. Der Mensch

16

1.3.1. 1.3.2. 1.3.3. 1.3.4.

16 18 21 26

Der Mensch als physisches Wesen Der Mensch als seelisch-geistiges Wesen Der Mensch als gesellschaftliches Wesen Die gesellschaftlichen Gebilde

1.4. Die denkerische und technische Eroberung der Welt durch den Menschen 1.4.1. Die als objektiv aufgefaßten Denkgrundlagen 1.4.2. Wissenschaft

30 30 31

1.5. Zusammenfassung

33

2. Zentrale sprachliche Felder

36

2.1. Das sprachliche Feld der intellektuellen Eigenschaften und Fä­ higkeiten des Menschen 2.1.1. Das geistige Wesen des Menschen 2.1.1.1. Geist

37 37 37

X

Inhalt 2.1.1.2. Seele 2.1.1.3. Herz 2.1.1.4. Gemüt

41 44 46

2.1.2. Die natürlichen intellektuellen Kräfte 2.1.2.1. 2.1.2.2. 2.1.2.3. 2.1.2.4.

Vernunft Sinn Witz Verstand

47 50 52 53

2.1.3. Die besonderen intellektuellen Eigenschaften und Fä­ higkeiten 2.1.3.1. 2.1.3.2. 2.1.3.3. 2.1.3.4. 2.2. 2.3. 2.4. 2.5. 2.6.

Weisheit Klugheit Narrheit —Torheit Erkennen, Erkenntnis, Kunst c

Das sprachliche Feld der ,Täuschung Das sprachliche Feld des »Rechts* und »Gerichts' Das sprachliche Feld der ,Armut* Zusammenfassung Exkurs: Die totale Bedürftigkeit des Menschen

3. Bildlichkeit 3.1. 3.2. 3.3. 3.4. 3.5.

47

56 56 57 60 62 66 71 75 80 82 89

Der Bereich der unbelebten Natur und des Wetters 89 Flora und Fauna 92 Der menschliche Körper und seine Funktionen und Bedürfnisse 98 Handwerk und Gewerbe 103 Zusammenfassung 107

4. Schlag-und Scheltwort 4.1. Definition und Funktion 4.2. Kommentar zur Wortliste 4.3. Wortliste 5. Fremdwort 5.1. Definition und Stellenwert 5.2. Kommentar zur Wortliste 5.3. Wortliste

109 109 110 113 125 125 129 132

Inhalt 6. Wörterverzeichnis und Register 6.1. Vorbemerkung 6.2. Wörterverzeichnis und Register

XI 149 149 150

7. Abkürzungen

213

8. Literaturverzeichnis

214

8.1. Quellen 8.2. Wörterbücher und Wortschatzsammlungen 8.3. Darstellungen

214 214 216

0.

EINLEITUNG

0.1.

B i o g r a p h i s c h e s

Thomas Müntzer wurde um 1490 ' in Stolberg am Harz ge­ boren und starb nach der Niedermetzelung des Frankenhäu­ ser Haufens, dessen Führer er im Kampf gegen die Fürsten gewesen war, am 25.Mai 1525 unter dem Beil des Henkers. Er trat nicht nur als Organisator des thüringischen Auf2)

Standes ' und als eigenständigster und konsequentester theologischer Gegner Luthers hervor^' , sondern galt auch als einer der belesensten und gelehrtesten Theologen seiner Zeit. ' Jahrhundertelang war das Bild Müntzers von Luthers Ur­ teil über ihn bestimmt, das ihn als vom Teufel besessenen 1) Ein genaues Geburtsdatum läßt sich nicht ermitteln. Die Angabe des 20.12.1489 als Geburtstag, die z.B. K.Pfister, Die Tragödie eines Rebellen, in: Die Propyläen, Bei­ lage zur Münchener Zeitung" 37, 12.12.1939, macht, läßt sich ebensowenig stützen wie die Heraufsetzung des Geburts­ jahres auf 1467 oder 1468, die H.Goebke, Neue Forschungen über Thomas Müntzer bis zum Jahre 1520, in: Harz-Zeit­ schrift 9, 1957, S.1-30, vornimmt. Vgl. hierzu M.Bensing, Thomas Müntzers Frühzeit, in: Zeitschrift für Geschichts­ wissenschaft 14, 1966, S.423-430. , 2) Vgl. G.Franz, Der deutsche Bauernkrieg, Darmstadt ^1956, S.2653) Vgl. z.B. O.H.Brandt, Das Müntzerbild der Gegenwart, in: Geisteskultur, Monatshefte der Comeniusgesellschaft für Geisteskultur und Volksbildung 42, 1933, S.159; G. Würtenberg, Der Trommler Gottes, in: Die Tatwelt, Zeit­ schrift zur Erneuerung des Geisteslebens 10, 1934, S.87f. 4) So lautet die Anrede des Briefes, den der Rektor der Martinsschule in Braunschweig an Müntzer richtet, "Venerabiii domino artiumque magistro domino Thome M viro perdocto" (Brief Nr.2 des Briefwechsels, Gesamtaus­ gabe der Schriften Müntzers, hrsg; von G.Franz, S.347; vgl. Anm.1l); H.Boehmer, Studien zu Thomas Müntzer, Zur Feier des Reformationsfestes und des Ubergangs des Rekto­ rats auf Hans Held, Leipzig 1922, S.20, nennt Müntzer einen "der gelehrtesten, fleißigsten und geistig regsam­ sten Kleriker Norddeutschlands". n

2

Einleitung 5)

blutrünstigen Aufrührer zeichnete^'; und auch als sich Ge­ schichtswissenschaft^ und Theologie^ dieses Mannes annah­ men, war keine Ubereinstimmung darüber zu erzielen, ob in ihm ein ehrgeiziger Aufwiegler der Bauern oder ein genia­ 8

ler Sozialreformer ^, ein mystischer Phantast oder der 5) Martin Luther, Ein Brief an die Fürsten zu Sachsen von dem aufrührischen Geist, 1 5 2 4 . D.Martin Luthers Werke, Kritische Gesamtausgabe, Weimar 1883 ff. (WA), B d . 1 5 , S. 199-221; Ders., Eine schreckliche Geschichte und ein Ge­ richt Gottes über Thomas Münzer, 1 5 2 5 . WA, Bd.18, S.362374; vgl, auch die bei Brandt, Das Müntzerbild der Gegen­ wart, S.160, zitierte Stelle eines Luther-Briefes an Jo­ hann Rüßl vom 3 0 . 5 . 1 5 2 5 "wohlan, wer den Müntzer gesehen hat, der kann sagen, er habe den Teufel leibhaftig gesehen in seinem höchsten Grimm". Ganz unter dem Einfluß dieses Müntzerbildes steht das Buch, dessen früher Melanchthon zugeschriebene Verfasserschaft heute bezweifelt wird: Historie Thomä Müntzers, des Anfengers der Döringischen Uffrühr, 1 5 2 6 , das bei O.H.Brandt, Thomas Müntzer, sein Leben und seine Schriften, Jena 1933, S.38-50, abgedruckt ist. 6) Die erste umfassende Biographie gibt G.Th.Strobel, Leben, Schriften und Lehren Thomä Müntzers, des Urhebers des Bauernaufruhrs in Thüringen, Nürnberg und Altdorf 1795; die erste wissenschaftliche Biographie erschien 1842: J,K.Seidemann, Thomas Müntzer, Eine Biographie, nach den im Königlich Sächsischen Hauptstaatsarchive zu Dresden vor­ handenen Quellen bearbeitet, Dresden und Leipzig 1842. Zur weiteren Literatur sei verwiesen auf die Bibliographie des Täufertums, 1520-1630, hrsg. von H.J.Hillerbrand, Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte, Bd.30; Quellen zur Geschichte der Täufer, Bd.10, Gütersloh 1962. 7) Eine Beschäftigung mit Müntzers Theologie, die über eine vom Urteil Luthers abhängige pauschale Ablehnung hin­ ausgeht, erfolgte erst spät. Vgl. K.Holl, Luther und die Schwärmer, in: Gesammelte Aufsätze zur Kirchengeschichte, Bd.1, Tübingen *t5i927 S.420-467. Einen ausgezeichneten Einblick in Müntzers Anschauungen vermitteln auch A.Loh­ mann, Zur geistigen Entwicklung Thomas Müntzers, Beiträge zur Kulturgeschichte des Mittelalters und der Renaissance, Bd.47, Leipzig und Berlin 1931; C.Hinrichs, Luther und Müntzer, ihre Auseinandersetzung über Obrigkeit und Wider­ standsrecht, L A u f l . 1952, 2.Aufl. (nach der zitiert wird) Berlin 1962. Der sowjetische Historiker Smirin stellt den starken Einfluß der Mystik auf Müntzers Theologie heraus: M.M.Smirin, Thomas Münzer und die Lehre des Joachim von Fiore, in: Sinn und Form, Beiträge zur Literatur 4, 1952, S.69-143; Ders., Die Volksreformation des Thomas Münzer und der grosse Bauernkrieg, Berlin-Ost 1956. 8) Dieser Aspekt wird von der marxistisch-leninistischen f

2

3

Einleitung Schöpfer einer ernstzunehmenden theologischen Lehre zu se­ hen sei. Bis heute sind diese wissenschaftlichen Auseinan­ dersetzungen zu keinem allseitig akzeptierten Ergebnis geq) 7

kommen , Einmütigkeit herrscht dagegen in der Feststel­ lung, daß Müntzer als die bedeutendste Persönlichkeit ne­ ben Luther im ersten Drittel des l6.Jhs. angesehen werden 10

muß. ) 0.2.

Zum

T h e m a

Die Germanistik hat diesem Urteil bisher keine Rechnung getragen; während über die Sprache Luthers eine umfangrei­ che Literatur besteht, sind die Schriften Müntzers - wie­ wohl oft interpretiert - unter sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten noch nicht untersucht worden. Die vorlie­ gende Arbeit möchte als erster Schritt auf dem Wege zur Behebung dieses Versäumnisses verstanden werden. Gegenstand der Untersuchung ist der Wortschatz in Mün­ tzers deutschen Schriften, dessen inhaltliche Gliederung Geschichtsschreibung, der der weitaus größte Teil aller neueren Publikationen zu Thomas Müntzer entstammt, beson­ ders betont. Luther wird als der reaktionäre Angehörige des Bürgertums gesehen, der seine gemäßigte Reformation mit Hilfe seines Standes und der Fürsten durchführen will, während Müntzers Anliegen die revolutionäre Volksreforma­ tion ist. Vgl. hierzu z.B. G.W.Kopiin, Der Allstedter Geist, in: Heute und Morgen, Literar.Monatsschrift, Heft 9, 1953, S.567-572; P.Wachsmuth, Luther und Müntzer, Reformator und Revolutionär, in: Urania, Monatsschrift über Natur und Ge­ sellschaft, Heft 22, 1959, S.121-125. Zur Wertung nichtso­ zialistischer Darstellung des Bauernkrieges durch die mar­ xistische Geschichtswissenschaft vgl. die Einleitung bei Smirin, Die Volksreformation des Th.Münzer, S.5-79. Zur Bedeutung Müntzers für die 'frühbürgerliche Revolution vgl. E.Werner-M.Steinmetz (Hrsg.), Die frühbürgerliche Re­ volution in Deutschland. Tagung der Sektion Mediävistik der deutschen Historiker-Gesellschaft 1960 in Wernigerode, Bd.2. Berlin-Ost 1961. 9) Vgl. die Zusammenstellung der unterschiedlichen Beur­ teilungen Müntzers bei M.Bensing, Thomas Müntzer und der Thüringer Aufstand 1525, Berlin-Ost 1966, S.41/42. 10) Vgl. z.B. H.Boehmer, Thomas Müntzer und das jüngste Deutschland, in: Gesammelte Aufsätze, Gotha 1927, S.222; Holl, S.425; Hinrichs, Luther und Müntzer, S.1. 1

4

Einleitung

und Schichtung aufgezeigt werden soll. Es ist selbstver­ ständlich, daß diese Fragestellung nicht den gesamten Wortschatz, sondern nur einen Teilbereich einbeziehen kann: nicht berücksichtigt wurden die Funktionswörter, die z.B. syntaktische Analysen interessieren. 0.3.

Zur

Q u e l l e n a u s w a h l

Als Quelle wird die erste kritische Gesamtausgabe der 11}

Schriften Müntzers von G. FRANZ ' benutzt. Aus ihr wird unter Angabe von Seiten- und Zeilenzahl zitiert. Erfaßt sind alle größeren Werke Müntzers in deutscher Sprache. Diese lassen sich in die beiden großen Gruppen der liturgischen und politisch-polemischen Schriften ein­ teilen. Die liturgischen Schriften sind für den Gottesdienst das Kirchenjahr über bestimmt. Es handelt sich bei ihnen um das »Deutsche Kirchenamt von 1523 ( 3 0 - 1 5 5 ) u n d die 'Deutsch-Evangelische Messe von 1524 (165-206). 1

1

In den politisch-polemischen Schriften greift Müntzer die Umstände, Institutionen und Personen an, die der Ausbrei­ tung des rechten Glaubens hemmend im Wege stehen. 1

Die Schriften »Von dem gedichteten Glauben von 1523 (218-224) und Protestation oder Erbietung von 1524 (225240) verwerfen den Wortglauben, gegen den Müntzer die in­ nere Offenbarung setzt. 1

1

1

Die 'Auslegung des andern Unterschieds Danielis von 1524 (242-263), eine Predigt, die Müntzer vor Herzog Jo­ hann von Sachsen und dessen Sohn Herzog Johann Friedrich gehalten hat, fordert von den Regenten die Ausrottung der Gottlosen, andernfalls auch sie vernichtet werden müssen. 11) Thomas Müntzer, Schriften und Briefe, Kritische Ge­ samtausgabe, unter Mitarbeit von P.Kirn hrsg. von G.Franz, Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte, Bd.33, Gütersloh 1968. 12) Die Zahlenangaben beziehen sich auf die Seitenzah­ len der Ausgabe.

5

Einleitung Die 'Ausgedrückte Entblössung des falschen Glaubens

1

von 1524 (267-319) greift die falschen Pfaffen und die Re­ genten an, die das Volk betrügen, unterdrücken und im Zu­ stand der Glaubenslosigkeit belassen. FRANZ druckt neben der ausführlichen Fassung A die stark gekürzte, für die sächsische Zensur bestimmte Fassung B ab, die bei der Er­ fassung des Wortschatzes ebenfalls dann berücksichtigt wird, wenn in ihr ein von A abweichendes Wort vorkommt. Die 'Hochverursachte Schutzrede und Antwort wider das geistlose, sanftlebende Fleisch zu Wittenberg

1

von 1524

(322-343) ist Müntzers Erwiderung auf Luthers 'Brief an 11)

die Fürsten zu Sachsen'. *" Das 'Prager Manifest' von 1521, von dem neben der latei­ nischen und der tschechischen eine kürzere (491-494) und eine erweiterte (495-505) deutsche Fassung besteht, die beide in die Untersuchung einbezogen sind, will den Böhmen Müntzers religiöse Anschauungen nahebringen. Ebenfalls den politisch-polemischen Schriften zugerech­ net werden die beiden Vorreden zur 'Deutsch-Evangelischen Messe' (161-165) sowie die 'Ordnung und Berechnung des Deut­ schen Amtes zu Allstedt' von 1523 (208-215), weil die Wort­ wahl und die in ihnen enthaltene zum Teil sehr heftige Po­ lemik eine derartige Einordnung angeratener erscheinen las­ sen als ihre Zuweisung zu den liturgischen Werken. Die Untersuchung erstreckt sich nicht auf Müntzers deut­ sche Briefe, die wegen ihrer unterschiedlichen Thematik nicht gleichberechtigt neben die beiden Schriftengruppen gestellt werden können. Ihre Behandlung soll an anderer Stelle erfolgen. Die genannten liturgischen und politisch-polemischen Schriften wurden verzettelt, aus den so gewonnenen rund 26.500 Belegen wurde ein Verzeichnis der rund 3.300 ver­ schiedenen bei Müntzer vorkommenden Wörter angefertigt. Dieses Wörterverzeichnis, das im 6.Kapitel der Arbeit vor13) Vgl. oben S.2, Anm.5.

6

Einleitung

gelegt wird, soll zugleich Hilfe und Anregung für eine weitere Beschäftigung mit den Schriften Thomas Müntzers sein.

1. HERKUNFTSBEREICHE 1.1.

Zur

M e t h o d e

Eine Ubersicht über die inhaltliche Gliederung des Wort­ schatzes eines Autors läßt sich am anschaulichsten durch die Darstellung der in ihm sprachlich erfaßten Daseinsbe­ reiche vermitteln. Da es wahrscheinlich ist, daß die Berei­ che des Wortschatzes, auf die der Sprecher zur sprachlichen Realisierung eines Anliegens häufig zurückgreift, stärker mit Wörtern gedeckt sein werden als jene, die für die in­ tendierte Aussage nur selten herangezogen werden, muß es möglich sein, bei einer sachgemäßen Aufgliederung des Wort­ schatzes in Herkunftsbereiche Schwerpunkte aufzudecken, die durch eine Konzentration des Wortgutes markiert sein werden So hätte eine derartige Übersicht über einen Wortschatz zu­ gleich den Vorteil, die Stellen in ihm zu bezeichnen, an denen eine tiefergehende Untersuchung anzusetzen hat. Eine sachgemäße Aufgliederung in Herkunftsbereiche be­ deutet die Einordnung des Wortschatzes in ein System, das möglichst zwei Anforderungen erfüllen soll: es muß a) alle im Wortschatz greifbaren Bereiche der Welt erfas­ sen und b) so differenziert sein, daß eventuell bestehende Schich­ tungen und Gruppierungen innerhalb der einzelnen Berei­ che sichtbar werden. Ideal wäre nun die Erarbeitung eines derartigen Systems 141 für den im speziellen Fall zu untersuchenden Wortschatz.

1

Aber "in der Ordnung und Darstellung eines vollständigen Wortschatzes ist es wohl ganz ausgeschlossen, alle nötigen 14) Vgl. H.Glinz, Die Darstellung eines Wortschatzes, Zum "Begriffssystem als Grundlage für die Lexikographie" von R.Hallig und W.v.Wartburg, in: Zeitschrift für Mundart­ forschung 22, 1954, S.34-45.

8

Herkunftsbereiche

Einteilungen selber erst im Laufe der Arbeit zu gewinnen. Die Zahl der zu ordnenden Stücke ist hier so unübersehbar groß und diese sind in solcher Vielfalt, Unregelmäßigkeit, ja Willkür kreuz und quer durcheinander geschichtet und aufeinander bezogen, daß ein Anpacken ohne ein ziemlich ausgebautes vorgefaßtes OrdnungsSchema die begrenzten Mög­ lichkeiten menschlicher Arbeitskraft und Geduld weit überschreiten müßte". * Bezieht sich diese Äußerung von GLINZ auch auf die Einordnung des gesamten Wortschatzes einer Sprache, so hat sie für die vorliegende Untersuchung doch insofern Gültigkeit, als in ihr die Darstellung der Her­ kunftsbereiche des Wortschatzes nur e i n Gesichtspunkt ist. J

Die Prüfung der bisher unternommenen Versuche zur Glie­ derung eines Wortschatzes ergab, daß sich die hier ange­ strebte Ubersicht über den Wortschatz Müntzers mittels der Darstellung seiner Herkunftsbereiche am besten durch die Einordnung in das "Begriffssystem" von HALLIG und v.WART­ BURG ^ verwirklichen läßt. Dieses OrdnungsSchema hat ge­ genüber Systemen, wie sie z.B. von L E I S I ^ oder MATORE ^ aufgestellt wurden, den Vorteil, so ausgebaut zu sein, daß alle Seinsbereiche erfaßt werden und die praktische Anwend­ barkeit damit gewährleistet ist; den ausführlichen Eintei­ lungen, die den Begriffswörterbüchern in der Nachfolge von ROGET s 'Thesaurus ^' zugrunde liegen, ist es überlegen, weil gruppenhaftes Zusammentreten von Wörtern, gewisse 20 Strukturen also, sich in ihm viel deutlicher als in jenen abzeichnen. 15) Glinz, ebd., S.42/43. 16) R.Hallig - W.v.Wartburg, Begriffssystem als Grund­ lage für die Lexikographie, Versuch eines OrdnungsSchemas, 1.Aufl. 1952, 2.Aufl. Berlin 1963. 17) E.Leisi, Der Wortinhalt. Seine Struktur im Deut­ schen und Englischen, I.Aufl. 1953, 2.Aufl. Heidelberg 1961. 18) G.Matore, La Methode en Lexicologie, Domaine franpais, Paris 1953. 19) M.Roget, Thesaurus of English Words and Phrases, London 1852. 20) So zeigte z.B. der Versuch, das Wortgut in das 1

17

f

1

18

9

Zur Methode

In einer Reihe von Untersuchungen die v.WARTBURG anregte, erwies sich die Brauchbarkeit des "Begriffssy­ stems" . Solange keine gleichwertig umfassende und anwend­ bare Vorarbeit existiert, die die synchronische Betrachtung eines Wortschatzes auch zurückliegender Jahrhunderts er­ leichtert, ist ULLMANNs Anregung beizupflichten, "den Ver­ such fortzusetzen und dieses Schema als Modell für weitere deskriptive Untersuchungen zu übernehmen" ^. 22

Den Bedenken gegen die Ordnung eines frühneuhochdeut­ schen Wortschatzes mittels eines Schemas, das am Neufranzö­ sischen gewonnen w u r d e ^ , ist entgegenzuhalten, daß HALLIGv.WARTBURG nicht Wörter, sondern Begriffe o r d n e n ^ , wobei als Begriff der "logische Allgemeinbegriff" der Bedeutung eines Wortes bezeichnet wird, der sich gegen die übrigen 2

2

System von Dornseiff einzuordnen, daß innerhalb der "Haupt­ abteilungen" derartige Gruppenbildungen nicht deutlich wur­ den. Zur Kritik an Dornseiffs System (F.Dornseiff, Der Deut­ sche Wortschatz nach Sachgruppen, I.Aufl. 1933; 5.Aufl. mit alphabetischem Generalregister Berlin 1959, hierin der "Ge­ samtplan" S.17-28) vgl. Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.55-57 und R.Hallig, Zum Aufbau eines OrdnungsSchemas für Wortschatzdarstellungen, in: Zeitschrift für Romanische Philologie 70, 1954, S.254. 21) G.Heidel, La Langue et le style de Philippe de Commynes, Leipziger Romanistische Studien, Sprachwissenschaft­ liche Reihe, Heft 8, Leipzig 1934; W.Runkewitz, Der Wortschatz der Grafschaft Rethel in Bezie­ hung zur modernen Mundart nach dem "Tresor des Chartes du Comte de Rethel", Leipziger Romanistische Studien, Sprach­ wissenschaftliche Reihe, Heft 16, Leipzig 1937; K.Heilemann, Der Wortschatz von Georges Chastellain nach seiner Chronik, Leipziger Romänistische Studien, Sprachwis­ senschaftliche Reihe, Heft 19, Leipzig 1937; C.A.Bevans, The old French Vocabulary of Champagne, Chica­ go 1941 (= D^ss.Phil.Chicago 1938); H.E.Keller, Etüde descriptive sur le vocabulaire de Wace, Veröffentlichungen des Instituts für romanische Sprachwis­ senschaft der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Ber­ lin, Nr.7, 1953. 22) S.Ulimann, Grundzüge der Semantik, Übersetzung aus dem Englischen der 2.erweiterten Aufl. Oxford 1957, Berlin 1967, S.291. 23) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.23ff. sowie S. 62, Anm.5. 24) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.8-12 und die gesamte Einleitung, besonders S.58ff.

10

Herkunftsbereiche

Bedeutungskomponenten wie die "Nebenvorstellungen, d.h. die subjektiven Assoziationen mit anderen Vorstellungen", den "Gefühlston eines Wortes" und die "okkasionelle Bedeu­ tung, die im Satzzusammenhang oder durch bestimmte Situationen aus der generellen eingeengt wird", abhebt. Die­ ser "logische Allgemeinbegriff" entsteht aus der Gesamtbe­ deutung eines Wortes durch die "Wendung ins Allgemeine und Dauerhafte. Denn die Worte und folglich die Bedeutungen sind in Richtung auf das Allgemeine hin angelegt; sie kön­ nen infolgedessen aus sich heraus einen deutlich umgrenz­ ten 'Kern' entwickeln, der sich . . . als faßbarer Gehalt dem Bewußtsein einverleibt und dann auch eine vom Wort los­ gelöste selbständige Existenz führen kann, mit letzterem zwar verknüpft bleibt, aber nicht mehr mit ihm verschmol­ zen. i s t " ^ . 26

Die Begriffe werden nun, "da es dem Menschen nicht gege­ ben ist, Gedachtes und Begriffliches anders als sprachlich 27) kenntlich zu machen" ' , mittels sprachlicher Zeichen ange­ geben, wobei zu beachten ist, daß diese im System "nicht W ö r t e r sind, beladen und belastet mit allen Bedeu­ tungselementen, . .. sondern Z e i c h e n für Begriffe ..." . Wichtig für die Untersuchung gerade früherer Sprachzustän­ de ist, daß die im System geordneten Begriffe "dem in der Sprache enthaltenen vorwissenschaftlichen Begriffsgut ..., also der sprachlich bedingten vorwissenschaftlichen Er­ kenntnismöglichkeit" ^ entstammen müssen. Das Einnehmen des Standpunktes eines "begabten Durchschnittsindividuums, dessen Weltbild durch die sprachlich bedingten vorwissen­ schaftlichen Allgemeinbegriffe bestimmt ist und das mit 30) naivem die 'Welt' und die Menschen betrachtet", 25) Realismus Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.58. 26) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.59. 27) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.63, vgl. hier­ zu auch S.16. 28) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.63/64, Hervor­ hebungen im zitierten Text. 29) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.57, vgl.S.23/24. 28)

2

1

Zur Methode

11

kann die Gefahr mindern, "bei der Ordnung eines Wortschat­ zes früherer Jahrhunderte unter einem von dem gegenwärti­ gen wissenschaftlichen Weltbild geprägten Blickwinkel zu willkürlichen und entstellenden Ergebnissen zu gelangen. Die Berücksichtigung des "vorwissenschaftlichen" Stand­ punktes ermöglicht eine Anwendung des "Begriffssystems" auf ältere Sprachstufen, die Beachtung der Tatsache, daß Begriffe geordnet werden, denen die zugehörigen Wörter sub­ sumiert werden können, erlaubt seine Übertragung auf andere Sprachen. Die Methode, die zur Ermittlung der Herkunftsbereiche gewählt wird, erleichtert die Anwendung des Ordnungssche­ mas auf den Wortschatz einer anderen Sprache und bietet einige Gewähr, daß nur Begriffe geordnet werden, dadurch, daß nicht alle Wörter, sondern nur die den verschiedenen Zusammensetzungen und Ableitungen unter synchronisehern 31) Aspekt als gemeinsam erkennbaren Grundlexeme ' in das Be­ griffssystem eingebracht werden. Diesen Grundlexemen eig­ net eine höhere Begrifflichkeit als den mit ihnen gebilde32) ten Zusammensetzungen und Ableitungen.

'

Aus dem im 6. Kapitel der vorliegenden Untersuchung zu­ sammengestellten Verzeichnis aller in den bearbeiteten Schriften Müntzers vorkommenden Wörter wurde eine Liste der Grundlexeme angefertigt, wobei als Indikator die mit dem Grundlexem identische Wortform oder - falls eine sol­ che nicht belegt ist - die anhand des Wörterverzeichnisses statistisch als häufigste ausgewiesene dient. Zu jedem In­ dikator wird durch eine Indexzahl die mit dem Grundlexem gebildete Anzahl von Wortformen angegeben. ' Auf diese 30) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.64. 31) Der Terminus wird gewählt in Anlehnung an A.Martinet, Grundzüge der Allgemeinen Sprachwissenschaft, Stuttgart 1967. 32) Vgl. hierzu z.B. W.Admoni, Der deutsche Sprachbau, Moskau 1966, S.8f.; W.Schmidt, Grundfragen der deutschen Grammatik, Berlin-Ost ^1967, S.45f. 33) So bezeichnet z.B. der Indikator schalk 4 die Wort­ formen schalk, schalckhafftig, schalkeit, haubtschalkeit. 2

2

12

Herkunftsbereiche

Weise wird die Zahl der einzureihenden Wortformen auf rund 1400 Grundlexeme reduziert, die nach dem Begriffssy­ stem von HALLIG-v.WARTBURG geordnet werden, um so ein Mit­ tel zur Darstellung des Wortschatzes Müntzers zu gewinnen und gleichzeitig Aussagen darüber zu erhalten, wo in die­ sem Wortschatz besonders viele oder reichbesetzte sprach­ liche Felder liegen. Nach der Darstellung der in das Sy­ stem eingeordneten, durch die Indikatoren vertretenen Grundlexeme werden dann in einem zweiten Ansatz die bedeu­ tendsten sprachlichen Felder untersucht, wozu im Hinblick auf eine möglichst vollständige Erfassung aller zum Feld gehörenden Wörter wieder auf das Wörterverzeichnis zurück­ gegriffen wird. Die Einordnung der Grundlexeme in das Schema bildet also einen Grobraster, mit dem markante Punk­ te innerhalb des Wortschatzes festgestellt werden können, die ihrerseits dann einer detaillierteren und ausführliche­ ren Untersuchung bedürfen. Im folgenden wird eine Ubersicht über den Wortschatz Müntzers und seine Hauptherkunftsbereiche erteilt, wie sie sich nach der Einordnung der Grundlexeme in das Begriffs­ system von HALLIG-v.WARTBURG ergibt. Für die Darstellung war der Grundsatz bestimmend, Anschaulichkeit durch die Aufnahme von einem möglichst umfangreichen Material zu er­ zielen; die vollständige Aufzählung aller zu einer sehr stark besetzten Abteilung gehörenden Grundlexeme bzw. die Anführung sämtlicher kleinster Unterabteilungen verbot sich indessen aus Raumgründen, zumal eine derartige Voll­ ständigkeit, die für die vorliegende Untersuchung nichts verschlägt, mittels des Wörterverzeichnisses leicht herge­ stellt werden kann. Der "Plan des Begriffssystems"^^ wird in der Ubersetzung von GLINZ^^ wiedergegeben. Die nachste­ hende Wiedergabe der Großgliederung des Schemas geht zum orientierenden Uberblick über den Aufbau des Begriffssy­ stems der Darstellung der einzelnen Abteilungen voran. Die 34) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.101-112. 35) Glinz, Darstellung eines Wortschatzes, S.37-41.

Zur Methode

13

Prozentangaben sollen verdeutlichen, welchen Anteil die "36) Hauptbereiche am Inventar der Grundlexeme einnehmen. ' A. Weltall a. Himmel und Atmosphäre

ca.

1,5 %

b. Erde

3,0 %

c. Pflanzen d. Tiere

3,5 % 6,0 %

B. Der Mensch a. Der Mensch als physisches Wesen b. Der Mensch als seelisch-geistiges Wesen c. Der Mensch als gesellschaftliches Wesen d. Die gesellschaftlichen Gebilde

19,0 % 23,0 % 17,0 % 16,0 %

C. Die denkerische und technische Eroberung der Welt durch den Menschen a. Die als objektiv aufgefaßten Denk­ grundlagen b. Wissenschaft

11,0 # 4,0 %

36) Keinesfalls aber eine Exaktheit vorspiegeln, die bei einer derartigen Untersuchung nicht erreichbar ist, weil Doppelnennungen einzelner Grundlexeme trotz des Bemü­ hens um Sparsamkeit nicht zu vermeiden sind und die Summe aller Prozentangaben deshalb 100 % übersteigt.

Herkunftsbereiche 1.2.

W e l t a l l

1.2.1. Himmel und Atmosphäre 37)

Himmel und Himmelskörper.

7

Hierher gehören: himmel 3,

firmament, sonne 2, mond 2, stern, wölke. Wetter und Winde: wetter 3, lufft, wind 3, storm 4, brau­ sen, erbidmen, blitz, donner 2, hagel, regen 3, tau 2, eis, schmilzen. 1.2.2. Erde Von den zu diesem Bereich gehörenden Abteilungen ist die des Wassers zahlenmäßig am größten: wasser 6, fließen 8, quellen 2, trieffen, born 2, ström, weiher, sump, see, meer, bulge, wog, brausen, schäum. An mineralischen Stoffen nennt Müntzer: adamant, kalk, kiesel 2, saltz 2, sand 2, ton; an Metallen: eisen 2, ehern, goldt 3, Silber 2. 1.2.3. Pflanzen Auffallend ist bei diesem Bereich, daß die Abteilungen Pflanzenleben im allgemeinen und Bäume: Allgemeines sehr stark besetzt sind und ihnen weit über die Hälfte aller hierhergehörenden Grundlexeme zuzu­ ordnen ist wie: obes 2, kraut 2, rohr, holz 3, klotz, laut 2, blün 3, same usw, Spezielle Pflanzen.dagegen werden nur in sehr geringer Zahl angegeben. Es sind: Waldbäume: eiche: 2, fichte, tanne. 37) Die den einzelnen Bereichen untergeordneten Abtei­ lungen sind durch durchgehende Unterstreichung ( ), die diesen subsumierten Gruppen durch unterbrochene Unter­ streichung ( ) gekennzeichnet. Untergruppen sind in einfache Anführungszeichen ( ) gesetzt. f

1

Weltall

15

Fruchtbäume: apfel 2. Sträucher und Beerenpflanzen: rebe, wein 4. Getreidepflanzen: weitzen. Gemüse: zwibbel. Weiter nennt Müntzer: gras 2, hanf 2, pfifferling, rose 3, distel, kornblume. An exotischen Pflanzen und Früchten erscheinen: mirre, zeder, zimmet. 1.2.4. Tiere Vierfüßer. Im Gegensatz zu dem im Bereich der Pflanzen vorherrschenden Verhältnis zwischen allgemeinen Bezeichnungen und speziellen Namen überwiegen bei der Abteilung Tiere die Namen die undifferenzierteren Angaben um 60 %. Die größte Gruppe bilden die Haustiere, was mit der starken Berücksichtigung des bäuerlichen Lebensbereichs im Wortschatz Müntzers korrespondiert. Von den Nicht-Haustieren nennt Müntzer: ber, eber, fuchs 2, gemse, otter 2, igel. 52S2ܧ£ÖI?-?i£r§ sind: lewe, panther, äffe 4. "trache 2, einhorn, basiliscus. Vögel. Allgemeines: vogel 2, fliegen 5, fittig, feder, nest, pflücke. Als zahmes_Geflügel wird nur die Taube erwähnt. Wildlebende_Vögel sind:heher, kranich, rabe 2, schwalbe, storch. :

8

Von den Fischen wird nur der öl^ ^ genannt. Reptilien: nater, schlänge, otter 2. Amphibien: kröte, wurm 4, molch, frosch. Von den Insekten werden bezeichnet: bine, brumfliege, lauß, mucke.

38) Aal.

Herkunftsbereiche 1.3.

D e r

M e n s c h

1.3.1. Der Mensch als physisches Wesen Der Anteil des Wortschatzes, der diesem Bereich zuzu­ ordnen ist, hat mit 19 % des Inventars der Grundlexeme be­ trächtlichen Umfang. Hierin manifestieren sich der Zug zum Gegenständlichen, die Nähe zum Kreatürlich-Menschlichen als Merkmale der in der I.Hälfte des l6.Jhs. entstandenen Literatur auch bei der Behandlung von religiösen und poli­ tischen Fragen. Berücksichtigt man, daß unter dem Blickwin­ kel der Bezogenheit des Wortschatzes auf das Alltagsleben einige Untergruppen des Bereichs: c. Der Mensch als ge­ sellschaftliches Wesen ebenfalls hierher gerechnet werden müssen, dann ist ein Drittel des Wortschatzes dem so umrissenen Kreis zuzuordnen. Andererseits zeigt aber die Tatsa­ che, daß der Bereich: b. 'Der Mensch als seelisch-geistiges Wesen 23 % des Inventars der Grundlexeme umfaßt und damit am umfangreichsten überhaupt ist, daß der Schwerpunkt der Aussage sich hier niederschlägt. !

1

1

Körper und Gliedmaßen. Diese Abteilung ist neben der die Bewegungen und Haltungen des Körpers umfassenden die stärkste. Hierher gehören: auge 3

t

backe 3, bart, gaumen, zunge, brüst, fuß 6 usw.

Organe und ihre Funktionen. Es hebt sich zahlenmäßig eindeutig in dieser Abteilung die Gruppe Ernähr^g _Verdauung_^ von den übri­ gen ab, deren stärkste nur 1/5 der hier eingeordneten In­ dikatoren der Grundlexeme umfaßt. Hierher gehören: essen 2, fressen 7, mund 2, maul 3; gall, nlre; speihen 4, außwerffen, rotz, schweiß, fortz, unflat 2, koth, dreck 2, schei­ ße 3 pruntzen, sack 2. Die Erklärung für die starke Besetzung dieser Gruppe liegt in der Tatsache, daß gerade der Bezirk der Ausschei­ dungen Material für die Grobianismen in reichem Maß bereit­ stellt. A

t

17

Mensch Sinne und ihre Tätigkeit. Hier dominieren die Gruppen des Gesichts und des Gehörs, wobei auffällt, daß je ein Grundlexem eine sehr hohe Indexzahl hat: hören 14, sehen 20. Bewegungen und Haltungen. Die Gruppe Bewegungen_und_Haltungen_am_Kö

um-

faßt 30 Grundlexeme wie: hupffen, kriechen, lauffen 6, nicken usw.; die Gruppe Bewegungen_und_Haltungen_ge^ 78 wie: halten 14, heben, holen, legen 15 usw. Insgesamt werden also ca. 8 % des Inventars von dieser Abteilung erfaßt. Auffallend ist, daß in beiden Gruppen der überwiegende Teil der Grundlexeme auf hohe Bewegungsintensität hinweist und gerade die Indikatoren höchste Indizes haben, die den Bereich der Zerstörung oder Vernichtung betreffen: reißen 5, schlag 8, stoß 6, stürzen 3, treten 7, brechen 10, hauen 3 usw. Die Abteilungen Schlaf: Gesundheit und Krankheit; Geburt. Lebensalter. Tod sind sehr schwach besetzt. Umfangreich ist dagegen die Abteilung Bedürfnisse des menschlichen Lebens mit ca. 5 % des Inventars der Grundlexeme. Hier stehen sich die beiden sehr stark besetzten Gruppen ?E5ä^?y5ß-yS^-5S5y§5ii5§l ?2iSl®i£y2£ gegenüber. Die Gruppe Geschlechtsleben umfaßt dagegen nur 4 Indikatoren: brunst 3, hure 6, profeuse, zeugen. Wenn auch der hohe Index von "hure" anzeigt, daß dieses Wort in der Sprache Müntzers oft zur Wortbildung herangezogen wird, so ist doch das diesen Sektor erfassende Vokabular längst nicht so vielfältig wie das die Ausscheidungen und die Verdauung betreffende. Es zeigt sich, daß Müntzer als Reservoir zur Bildung von Grobianismen bevorzug auf letzteren Bereich zurückgreift. 1111(1

Herkunftsbereiche

18

1.3.2. Der Mensch als seelisch-geistiges Wesen Von allen Bereichen ist dieser mit einem Anteil von 23 % am Inventar der umfangreichste. Ganz deutlich heben sich nun hier einzelne Abteilungen ab, die auffallend stark besetzt sind: Allgemeines (Begabung. Eignung)^9)

s

geist 6, seele 8, hertz

13, gemüt; Vernunft 3, natur 2, liecht, sinn 8, witz 3, verstand 6; weise 8, klug 7, narr 5 , tor 3; langweil 2, leer 2, gelassen 3» verstockt, grob 5» arm 4, einfalt 2, toll 2, tolpisch. Einbildungskraft: fantasie 2, wan 2, träum 5 . Denken: denken 8, meinen 3; mit den Gruppen Begriff: verstehen 6, figur 3, bild 6 und :

y ^ r l ® S y 5 ß Richten 5 , duncken 5 , forschen 3, speculieren, muster 4, suchen 10, zweifei 4. Bei der Abteilung Urteil, Schluß dominiert in auffälliger Weise die Gruppe Wahrheit - Irrtum mit den Wörtern: war 13, visier 2, sifalsch, irr 7, verkert, schein 6, fratze, larve,

cher 7

f

gespenst. Wissen: wissen 10, erkennen 8, urteil 3, kunst, bescheid 5 , lere 8, erfaren 6, endecken 2. Eine eingehende Untersuchung wird zu klären haben, in welcher Beziehung die sich in diesen Gruppen abzeichnenden Wortfelder zueinander stehen und welches Verhältnis sie zu den schwächer besetzten Untergruppen dieses Bereichs einnehmen . Gefühle. §

:

£

sitiven

1

Hier stehen sich die Untergruppen der 'po-

Gefühle wie "freude, glück" und der 'negativen

1

wie "sorge, trauer, schmerz" gegenüber, wobei letztere bei 39) Bei Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.147, präziser "Generalites: l'intelligence, la sagesse, les aptitudes".

Mensch

19

weitem überwiegt: Verdruß 3 ; trauer 2; kummer 3 , jamer 3 , leid 6, trübsal 3; sorge 3 , not 3; schmerz 2, pein 4, weh 2; zweifei 4 stehen gegenüber: wunne 3 , glück 2, freude 4, frölich, hoffnung 2. Die "Kreuzestheologie" Müntzers, nach der nur der zum Heil gelangt, der das Kreuz Christi auf sich nimmt und leidet*^ , findet in diesem augenfälligen Gegensatz ihren sprachlichen Ausdruck. :

^2§_§®1555_S£5yS^fS£_5£jyillS ^ 6, tapffer 2, kün, keck, frisch; angst 2, forcht 5, memme, körre; stolz 7, hoffart 3 , eitel. Bei den Gruppen auf_andere_bezogene_Gefühle und £eißende_Gefühle herrschen Begriffe vor, die eine negative Beziehung zu einem anderen Menschen bezeichnen: hass 6, wut 2, zorn 2, grimm 4, groll, ekel usw. Diese Tatsache findet ihren Niederschlag in der Gruppe Kundgebungen_und_Wirkungen die in überwiegendem Maße Indikatoren enthält, welche Reaktionen auf derartige "negative" Gefühle anzeigen: empören 3 , toben, schäumen; sehnen, seuffzen 2, murren, klage 5, schelten 2, maledien; streit 3 , zank 3 , hader 2, dräuen 3; räche 2; trotz 2; hon 3 , spot 8 usw. Berücksichtigt man, daß die Gegenbegriffe: liebe 7; barmherzig 8; trost 5 meist auf Gott bezogen sind, dann wird deutlich, daß in Müntzers diesbezüglichem Wortschatz eine vorwiegend ablehnende Haltung zur Umwelt ihren Ausdruck findet. Diese läßt sich wohl nur teilweise mit der speziellen 'Radikalität* Müntzers erklären, der nach seinem Bruch mit Luther und der Absage an die Obrigkeit nur noch Freund oder Feind, nur noch die kleine Schar der Auserwählten, denen das Heer der Gottlosen gegenübersteht, kennt; gewiß manifestiert sich in diesem Verhältnis auch m u

40) Vgl. hierzu Holl, S.425, Anm.4; Lohmann, S.14/15; H.Gerdes, Der Weg des Glaubens bei Müntzer und Luther, in: Luther, Mittellungen der Luther-Gesellschaft, Jg. 1955Heft 3 , S.156 ff.

20

Herkunftsbereiche

die Entweder-Oder-Einstellung, die zu Beginn des l6.Jhs. weitverbreitet ist - sie läßt sich z.B. auch für die Theologie von Müntzers größtem Widersacher, Luther, nachwei41) ü?) sen - und sich in dem weithin polemischen Charakter eines großen Teils des veröffentlichten Schrifttums jener y

1

Jahrzehnte widerspiegelt. Ästhetische_Gefühle: schön, fein, hübsch, zart 4, zier 6. r

M2r§lische_Gefühle: ©ue 2, schäm 5, schuld 7, verzeihen 2. 5®lißi2§§-5^£yi}lf führt.

5

s i n c

* unter Glaube. Religion

aufge-

Wille. In dieser Abteilung, die mit ihren Gruppen Wollen und Handlung ca. 5 % des Inventars der Grundlexeme umfaßt, lassen sich keine hervorstechenden Schwerpunkte erkennen. Daß die Abteilung recht groß ist, erklärt sich aus der Tatsache, daß ihr eine sehr hohe Zahl von Untergruppen subsumiert ist. Moral. Sittlichkeit. Die Gruppe C ^ r ä ^ t e r ^ V e r ^ l a g u n g dieser Abteilung ist stark besetzt. Hierher gehören: tugent, laster 8; gut 9, bös 8, arg 4, schlimm, bube 8, schelm, bachant, grausam; ehrbar, bidder, ernst 3, nüchter 2, lauter 3, edel 3, schalk 4; frei 4; offen, tücke 2; war 13, leugen-lügen 7, trug 4, teuschen, 44) gleissen 6, gauckeln 2, plasteucken , verschmitzt, list 45) 3, gramentzen 4 , teidungk, schminke, heucheln 5, schmeicheln 2, kutzcelen ^; treu 4, verrat 3; sanft 3, hefftig 3, schellig, frech 3; keusch 5, rein 5, üppig 2, schnöde 2; verfuren 3, locken; mild 3, hold 6, streng, vergeben 2, verzeihen 2. 41) Vgl. R.Stadelmann, Vom Geist des Ausgehenden Mittelalters, Deutsche Vierteljahresschrift, Buchreihe, Bd.15, Halle 1929, S.280. 42) Vgl. z.B. H.Sommerhaider, Johann Fischarts Werk, Berlin 1960, S.4. 43) Vgl. unten S.29.

21

Mensch Hier hebt sich nun ganz deutlich neben den Begriffen zur Bezeichnung von bösem oder minderwertigem Handeln das sprachliche Feld des Vorstellungskreises 'Lüge - Betrug Täuschung

1

ab, das mit 15 Grundlexemen sehr stark besetzt

ist und in der Sprache Müntzers offensichtlich eine zentrale Bedeutung hat. :

e

n

r

3y£i.-5l}r®i.-.§2^äS^£ 2 , schände 9 , schmach.

e

6> preis 2 , rum 4 , titel, schade

1 . 3 . 3 . Der Mensch als gesellschaftliches Wesen Gesellschaftsleben allgemein. ^y£5§y-^£E-5£§5ll52^S?5• Innerhalb dieser Gruppe, die Ehe, Familie, Verwandtschaft, Taufe usw. umfaßt, lassen sich keine Schwerpunkte feststellen. Sprache. 'Gesprochene Sprache . Da mit dieser Untergruppe die den Vorgang der Kommunikation bezeichnenden und differenzierenden Begriffe erfaßt werden, ist naturgemäß ihr Umfang groß und sowohl die Indizes der einzelnen Indikatoren als auch die absolute Häufigkeit der einzelnen Wortformen sind hoch: sprechen 1 0 , reden 1 2 , wort 8 , sagen 1 2 , rufen 4 usw. 'Geschriebene Sprache : buchstabe 2 , aiphabet, schreiben 1 1 , klicken, papier, pergamen, feder, tinte, brief 2 , buch 6, capitel, lesen 6, druck. 1

1

Diese Untergruppe berührt sich mit den Abteilungen der Philologie und Theologie. Da die Begriffe unter einem "vor47) 1 1

wissenschaftlichen" Aspekt einzuordnen sind, gehören Grundlexeme wie "text 2" oder "gloß 2 ^ nicht hierher. Daß der gesprochenen Sprache im Wortschatz Müntzers weit höhere Bedeutung zukommt als der geschriebenen, auch 44) betrügen. 45) betrügerische Vorspiegelungen. 46) schmeicheln. 47) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.57/58. 48) Glosse. ! , / f 8

22

Herkunftsbereiche kq)

wenn mit dieser die Grundlage des Glaubens, die Bibel

-,

erfaßt ist, zeigt ein Vergleich der absoluten Häufigkeit der wichtigsten Wortformen beider Bereiche: "wort" 173 mal, "sprechen" 71 mal, "sagen" 315 mal - "schrifft" 69 mal, "schreiben" 46 mal, "lesen" 41 mal. "buchstab" (z.B. 50

2 3 6 , 7 ) ^ und "buchstabisch" (z.B. 268,31; 311,26) kommen nur in den politisch-polemischen Schriften vor und bezeich­ nen das Wort der Bibel bzw. den darauf gegründeten Glauben der Schriftgelehrten im Gegensatz zum wahren Glauben, der r

den Geist', das 'innere Wort' hinter den toten Lettern erfaßt. Die Ausbreitung dieses verkehrten Glaubens auf schriftlicher Ebene nennt Müntzer " k l i c k e n " ( z . B . 325, 7 ) . Ein grundsätzlich ablehnendes Verhältnis zum Geschrie­ benen besteht bei Müntzer jedoch nicht: nur wo "schreiben" synonym zu "klicken" verstanden werden muß (z.B. 227,14; 331,26) und die Tätigkeit der Pfaffen benennt, trägt es abwertende Bedeutung. 'Die verschiedenen Sprachen'. Neben dem Deutschen nennt Müntzer als Sprache nur das Latein, "dolmatzschen" ist ne­ ben dem Ubersetzen aus einer Fremdsprache auch das Ver­ deutlichen eines - sprachlich komplizierten - Sachverhal­ tes. Stärker besetzt sind hier nur die Untergruppen 'Geselligkeit'^ mit: weit, leute 7, schar 3, gemein 4, geselle 2, freund 4, sammeln 3, fremd 4, verlassen" und 'Hilfe' mit: "helffen 7, schirmen 5, schütz 4, (be)hüten 4, schonen 2, verteidigen 3, retten 2, rat 7, warnen . 'Ritterleben im Mittelalter' . Unter dieser Rubrik, deren Uberschrift aus dem Blickwinkel einer Untersuchung der Sprache der Gegenwart formuliert ist, wären im vorliegenden 49) Von den 69 Belegen beziehen sich nur 3 auf die Schrift als 'Geschriebenes', alle übrigen auf die Heilige Schrift. 50) Die Zahlenangaben bezeichnen Seiten- und Zeilenzahl der Ausgabe. 51) klecksen. 52) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.171: La vie

23

Mensch Fall eines Wortschatzes, der zwischen Mittelalter und dem Beginn der Neuzeit steht, die Begriffe einzuordnen, mit denen politische und soziale Verhältnisse der früheren Jahrhunderte, die für die Zeit der I.Hälfte des l6.Jhs. bereits historisch geworden sind, erfaßt werden. Dies wäre hauptsächlich die Sprache des ritterlich-höfischen Lebensbereiches. Begriffe dieser Sphäre wie etwa 'Ritter, Turnier

1

usw. aber begegnen bei Müntzer nicht. Alle übri-

gen hierher gehörenden Grundlexeme und die mit ihnen gebildeten Wortformen wie: hof, pantzer^), s c h i l t ^ , visier-*^ , wappen

8

, rüsten 2 ^ ^ , panir^ ^ haben entwe-

der im Bereich des Kriegswesens noch aktuelle Bedeutung oder werden in übertragener oder bildlicher Verwendung gebraucht, für die aus zeitgleichem Schrifttum reiche Belege angeführt werden können. 'Feste, Spiele, Zerstreuungen, Sport, besondere Sitten und Bräuche': Hierher gehören: brauch, Sitte, fest 2, spiel 8, tanz, reien, poppe. Dem Umkreis der Jagd^^ sind zuzurechnen: jagt, wilt, schütz, hunt 6, knecht, netz. Der Mensch bei der Arbeit. ^2lS®r5§yi.-.Yi^5y2^5i.-55E5S£E®i • Die Zahl der hierher gehörenden Grundlexeme ist mit über 4 % des Inventars hoch^ ^ und wird von keiner anderen Gruppe dieses Bereiches er0

de societe. 53) J. und W.Grimm, Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854ff., VII, Sp.1428. Künftig: DWb. 54) DWb, XI, Sp.109 ff. 55) DWb, XII, 2, Sp.375 f. 56) DWb, XIII, Sp.1934 ff-Aus der Belegstelle 38,19 "anzyhen die wappen des lichtes" wird nicht deutlich, ob hier die Bedeutung 'Waffe* oder 'Abzeichen auf der Rüstung' gemeint ist. Laut DWb finden sich derartige Vermischungen der Bedeutung bis ins 17.Jh. 57) DWb, VIII, Sp.1544 ff. 58) DWb, VII, Sp.1421 f. 59) Die Belegstellen der betreffenden Wortformen rechtfertigen eine Einreihung an dieser Stelle eher als unter den Berufen. 60) Es gehören auch alle Haustiere in diese Gruppe .Wäh-

24

Herkunftsbereiche

reicht. Hieran läßt sich die Bedeutung des Bauernstandes als der Schicht, deren Wortschatz Müntzer zum großen

Teil

aufgreift und an die er sich hauptsächlich wendet, ablesen, eine interessante Beobachtung angesichts der Tatsache, daß Müntzer in der Stadt, also im Bürgertum wirkte und die städtischen plebejischen Schichten wohl auch die der Bevöl61) kerung waren, aus denen ihm Anhänger zuströmten ': "Die Stadtarmut rekrutierte sich vornehmlich aus verarmten Hand­ werkern, die nicht selten vom Tagelohn lebten, aus Hand­ werksgesellen, Dienstboten, Tagelöhnern und Knechten. Das könnte ein Grund dafür gewesen sein, daß es in Thüringen zur Herausbildung einer relativ einheitlichen plebejischen Bewegung kommen konnte."^ ^ So ist es merkwürdig, daß nur so wenige Begriffe aus der Sprache des zunftmäßigen Hand­ werks in Müntzers Wortschatz Eingang gefunden haben. Handwerkliche^Berufe. 'Allgemeines, Werkzeuge und Gefäße allgemein': hantwerck 2, meister 3, geselle, lohn 3; hammer, schauffei; eimer, scha­ le, buchse, zuber, sack. 'Einzelne Berufe': (Müller) ^ mül, mel. ^ (Fleischer) schlachten 2 fleisch. (Bäcker) hefe, teig. 65) (Wirt) gasthaus. 2

63

rend Ackerbau und Viehzucht den weitaus größten Anteil ha­ ben, sind Gärtnerei und Weinbau in verschwindend geringem Maße vertreten. 61) Vgl. Franz, Bauernkrieg, S.248ff.; Smirin, Thomas Münzer und die Lehre des Joachim von Fiore, S.70; P.Wachsmuth, Luther und Münzer - Reformator und Revolutionär, in: Urania, Monatsschrift über Natur und Gesellschaft 2, 1959, S.121-122. 62) Bensing, Thomas Müntzer und der Thüringer Aufstand 1525, S.34. 63) Kommt eine Berufsbezeichnung bei Müntzer nicht vor, so erscheint sie in Klammern. 64) Die betreffenden Wortformen haben bei Müntzer stets übertragene Bedeutung: 'geopfert werden, sich opfern, das Leben dahingehen'. 65) Die Wortform "Sauerteig" erscheint nur in übertra­ gener Bedeutung.

Mensch

25

weber 2, faden, leinen. (Schneider) flicken 2, fetzen. ' schuster, schuh, leder. zimmermann, sägen. (Schmied) Schmiden, töpfer. (Maurer) bauen 4, meißel, kelcken. 67) Industrie. Dieser Bereich ist im Wortschatz Müntzers fast nicht belegt. Dem Umkreis des Bergbaus entstammen die Wortformen: "ertz, berggeselle", möglicherweise dem der Metallverhüt­ tung: " t e s t " . Die Verbindung zu den Mansfeider Bergknappen, die Mün­ tzer gesucht und die wohl in beträchtlichem Maße auch bestanden hat , hinterließ in seiner Sprache keine Spuren. Ö§2ä®lj.-.5®1^®§®2 Handel 2, wage, markt 2, kauff 5, miten, teuer 3, feil, leihen, zins, wucher 4, gewinn, Ion 3, gelt 2, marck, pfunt, pfenning, meitlin, heller. Die Zahl der hier einzuordnenden Grundlexeme veranschau­ licht, daß der Bereich des Handels in Müntzers Wortschatz eine viel größere Rolle spielt als der des Handwerks. Eigentum: (be)sitz 2, haben 6, eigen 5» verlieren, erlan­ gen, erwerben, erarnen, erbe 3, lehen, schenken 2, geben 8, geitz, bettler, geschnorre, sparen 2, schätz 3, reich 2, dorfftig 2, arm 4, elend, not 3« Mit 21 Grundlexemen ist auch diese Gruppe stark besetzt, wobei zu beachten ist, daß alle die Wortformen, die vor­ zugsweise in übertragener Bedeutung zur Charakterisierung auch des geistig-seelischen Elends des Menschen von Müntzer ;

68)

:

66) Gleichbedeutung mit flicken. 67) Hierunter sind die Wirtschaftszweige einzuordnen, deren Ausmaß den handwerklichen Kleinbetrieb übersteigt. 68) Schmelz-, Brenntiegel. Der Stelle (262,10) ist aber nicht zu entnehmen, ob es sich nicht auch um eine allgemei­ ne Bezeichnung für 'Topf, Tiegel handeln kann, wie dies schon für das Mhd. belegt ist (M.Lexer, Mittelhochdeut­ sches Wörterbuch, Leipzig 1872-1878, II, Sp.l429. Künftig: Lexer). 69) Vgl. Franz, Bauernkrieg, S.254. 1

26

Herkunftsbereiche 70^

verwendet werden

, ein recht hohes Gesamtvorkommen h a ­

ben. Behausung. Diese reich untergliederte Gruppe (Allgemeines, Kon­ struktion, Bauweise, Äußeres, Innenräume, Kücheneinrich­ tung usw.) umfaßt mehr als 3 % des Inventars der Grundle­ xeme. Das Haus spielt in der Bildlichkeit der Sprache Mün­ tzers eine hervorragende Rolle, was zu einem großen Teil auf den Einfluß der Metaphern und Vergleiche der Bibel zu­ rückzuführen ist (Haus Gottes, Türen des Himmels, Pforten 71

der Hölle u s w . ) . ^ Als spezielle Begriffe der Bautechnik begegnen: funda7

ment, (eck)stein, polliren. ^ ?r§2SEort _Verkehr: 10» reise, wagen 2, karrn, weg 5, Strasse, gasse, steig, schiff, arche, rudel. f

a

r

e

n

A

1.3.4. Die gesellschaftlichen Gebilde Unter der.ersten Abteilung Gemeinden sind nur sehr wenige Grundlexeme einzuordnen. Müntzer nennt nicht einmal Dorf, neben "flecken" begegnen noch "stadt" und die unter 'Transport aufgeführten Wege­ bezeichnungen. Zur Verwaltung gehören: rat, burger 2, (ver)sammeln. 1

Staat, A^baueleraente:

v

o

l

k

3, nation, gebiet, grentze, land.

Folgende Länder und Nationalitäten bzw. Rassen und Volksstämme werden genannt: Armenier (213,27); Bemen (z.B. 213,29; 504,24); Crabaten 74) (214,26); Deutsche (z.B. 339,32; 341,17); Juden (z.B. 231,25; 327,15); franzosisch (161,31); 70) Vgl. unten S.75 f. 71) Vgl. unten S. 104 f. 72) Glätten eines Steines. 73) Biblische oder in Bibelzitaten erwähnte Völker sind nicht mit aufgeführt worden. 74) Kroaten.

Mensch

27

Krichen (256,3); Lombardia (213,19); Masariter 75) (213, 30); Moren (56,6; 140,19); Reussen (213,30); Sachsen (z.B. 242,3; 257,1); Türcken (z.B. 231,24; 324,6); Walen (213,23); welsch (161,31). Staatsformen: (könig)reich; auffrur 2. Monarchie. Ein Nationalstaat in Form einer Monarchie bestand rea­ liter in Deutschland im l6.Jh. nicht, doch stellen die dy­ nastischen territorialen Herrschaften einen entsprechenden politischen Zustand dar. So ist es natürlich, daß die hier einzureihenden Grundlexeme eine umfangreiche Gruppe ausma­ chen: kaiser 2, könig 3, reich 2, regirn 3, hirschen 2, thron, scepter, herr, hertzog, fürst 2, Juncker, tyrann 2, Untertan 2, hof. :

§25i§l®_§2l2i2?2J22

stand, adel, burger 2, leute 7, volk 3.

Die übrigen von Hallig - v.Wartburg aufgeführten Unter­ gruppen (Verfassung, Parlament; Parteien usw.) entfallen. Gerichtswesen. Gesetzgebung: gesetz, mandat, recht 12, frist. :

Richterli2]22_Grewalt richten 7. Prozeßverfahren: trug 9, stelen 3, dieb 7, raub 4, mord 2; pfant, zeuge 4, eid, schwörn, mein- 2 ^ ^ , urteil 3, schuld 7, tilgen 3. Strafen: strafe 2, busse, sune, bann, galgen, fron, hencken 4, büttel, steupen, geißel 2, marter 3, stocken. Der Umfang dieser Abteilung, die hohen Indizes vieler Grundlexeme sowie die große absolute Häufigkeit einiger Wortformen zeigen an, daß die Sphäre des Rechts und vor allem die des Gerichts für den Wortschatz Müntzers von großer Bedeutung ist. Unterrichtswesen. Hierher gehören: lere 9, (unter)rieht 3, (unter)weisen 75) Vgl. S.213, Anm.72 der Ausgabe: Mozaraber. 76) falsch-.

28

Herkunftsbereiche

2, schul 4, meister, lernen, studirn 2. 11

Die für den Unterricht benötigten Gegenstände wie feder, buch" usw. sind unter der Untergruppe

'geschriebene

Sprache' aufgeführt.77) 78

Landesverteidigung. ^ Organisation_und_Einteilung: heer 2, hauffe, schar 4. a

5§2S§Jyf22±-5r $®

:

heerholt, spitzknecht.

Waffen. Eine Scheidung zwischen gebräuchlichen und veralteten Waffen ist für den Wortschatz Müntzers nicht zu treffen, da er zum einen keine der zu seiner Zeit schon sehr spezialisierten und differenzierten Feuerwaffen nennt, zum andern Geräte wie "schilt" oder "pantzer" durchaus noch Verwendung fanden, wenn die Entwicklung der Kriegstechnik 79)

sie auch überholt hatte.

' pantzer, schilt, schwert, spieß, 80)

speer, pfeil, bogen, schuß, pulver. E®1^5®i2^£S

:

w a

PP

e n

'

2, panir.

§§££stigungsw^sen: schlos, türm, zinne. Kriegswesen. Die dieser Abteilung unterzuordnenden Gruppen Allgemeines und §trategie_und_Taktik sind stark besetzt, wobei nur wenige Grundlexeme dem Kriegswesen in engerem Sinne zugeordnet werden müssen wie etwa: krieg 2, kämpff 2, fliehen 3, fessel usw., der größere Teil aber dem Umkreis der Zerstörung und Vernichtung allgemein angehört und weitgehend mit den unter der Abteilung Bewegungen und Haltungen 77) Vgl. oben S. 21 f. 78) In der Ubersetzung von Glinz,Darstellung eines Wortschatzes, S,40, sind die Untergliederungen dieser Abteilung nicht gemäß der Einteilung bei Hallig-v.Wartburg gekennzeichnet, weil*fälschlicherweise die erste Untergruppe aa) 'L'Organisation et la subdiVision' als zwei getrennte Komplexe wiedergegeben wird: aa) Organisation, bb) Einteilung, wodurch alle weiteren Untergruppen gegenüber dem Original den nächstfolgenden Buchstaben tragen. 79) Vgl. oben S.23. 80) Nur belegt in der Wortform "pulversack" (286,33), die in metaphorischer Verwendung für Fürst, Regent steht.

Mensch

29

genannten 81) übereinstimmt: hauen 3, schlag 8, stechen 3, stoß 6, fechten 2, würgen 2, zerstören 2, zerstrauen, vertreiben, zerschmeissen, zerschmettern usw. Literatur und Kunst. Literatur. Außer den zur Wissenschaft der Philologie gehörenden und dort eingeordneten Wortformen finden sich im untersuchten Text keine Belege aus dem Bereich der Literatur. J

:

§ilä£2£®J£y2§5

zeichnen 3, malen, kunterfeien, bild 6.

Musik: music, ton 2, nothe 2, singen 7, leiß, reien, lied 2; spiel 8, pfeife 2, trummel, paucke, trummete, bosaune, zimbel, harpfe, orgel. Neben der starken Besetzung fällt an dieser Gruppe die Nennung einer recht großen Anzahl von Musikinstrumenten auf. Die im Vergleich zu den übrigen Untergruppen der Abteilung 'Literatur und Kunst umfangreiche Kenntnis spezieller Termini stammt zum Teil wohl aus der Bibel, in der die Instrumente genannt werden und von hier durch Ubernahmen und Zitate in den Wortschatz gelangen, deutet andererseits aber auf das besondere Interesse hin, das Müntzer ausgehend von seiner Beschäftigung mit der Liturgie der Musik entgegenbringt. 1

J i

Glaube. Religion, 5

5SliEi£ses_Gefühl frumm, andacht, glaube 14, demut 3. Religion. 1

'Allgemeines : schöpffen 4, heil 2; secte, (zer)trennung, ketzer 4, schwermer 2. 8

'Das Ubernatürliche im Volksglauben, Aberglauben' ^: zauber 2. 81 Vgl. oben S.17. 82) Vgl. unten S.33. 83) Vgl. hierzu K.Schulz, Thomas Müntzers Liturgische Bestrebungen, Diss.theol. Leipzig 1928; O.J.Mehl, Thomas Müntzer als Liturgiker, in: Theologische Literaturzeitung 76, 1951, Sp.75-78. 84) Bei Glinz, Darstellung eines Wortschatzes, S.41 vertauscht mit der folgenden Untergruppe. f

30

Herkunftsbereiche

•Mythologie und außerchristliche Kulte': heide 4, abgott 3, götze, Jude, sabath, alchoran. 1

'Christentum : Christ 7, gott 15, Herr, Jesus, Christus, (heiliger) geist, drei- 2, engel 3, prophet 3, apostel, bothe, patriarch 2, anfechtung, sunde 4, sucht, ubel 7,Ver­ dammung 3, segen 3, gnade 6, heil 8, selig 6, erlösen 3, aufferstehen 2, himmel 3, paradis, helle 5, enthechrist 2, beeltzebub 2, sathan, teuffei 4; wunder 8, geheim; bibel, evangelium 3, psalm; biblische Stellenangaben und Namen, Die JCirche.

'Organisation': babst 2, bisthumb, concil. 'Priestertum': prelat,pfaffe 2, pfarr, (sele)warter, prister 2; leie. 'Ordensgemeinschaften': closter, stifft, regel, abt, münch 4, norme. 'Gottesdienstorte': kirche 6, tempel; altar, kantzel, kelch, kreuz 3. 'Ritus, Begehung des Gottesdienstes': ceremonie, geperde, weihe 2, beten 4, pater noster, vatter-unser, ampt, messe, mette, ordenung, chor, predig 4, vesper, opffer, sacramant, communion, tauffe 3* beichte, ablaß. 'Feste': advent, ostern 5, pfingsten 2, allerheiligen. 1.4.

D i e d e n k e r i s c h e und t e c h n i ­ s c h e E r o b e r u n g d e r W e l t d u r c h d e n M e n s c h e n

1.4.1. Die als objektiv aufgefaßten Denkgrundlagen Diesem Bereich des Begriffssystems sind Abteilungen zu­ geordnet wie: Eigenschaften und Zustände mit den Untergrup­ pen Dimension, Form, Ehysikalische_und_chemisc^ Schäften, Sinnesgualitäten; Beziehung, Ordnung, Wert, Zahl, Größe, Grad, Raum, Zeit usw., die alle relativ stark besetzt

Denkgrundlagen und Wissenschaft

31 8

sind - so findet die große Zahl der Funktionswörter ^ hier ihren Platz - und die zusammen 11 % des Inventars der Grundlexeme ausmachen. Auffallende Schwerpunkte zeichnen sich indessen in den Abteilungen nicht ab. 1.4.2. Wissenschaft Nach HALLIG-v.WARTBURG sind an dieser Stelle die Begrifge einzureihen, "die von Wissenschaft und Technik geschaffen wurden und verwandt werden, deren Verständnis jedoch Spe­ zialkenntnisse voraussetzt". ^ Da von Technik oder Indu­ strie im Sinne einer auf methodischer wissenschaftlicher Forschung basierenden Fertigung zu Beginn des l6.Jhs. nicht gesprochen werden kann, entfällt diese Abteilung bei der Darstellung des Müntzer sehen Wortschatzes. Alle genannten Geräte oder Erzeugnisse sind den einzelnen handwerksmäßig betriebenen Berufen zugeordnet. 8

1

Theologie Eine wissenschaftliche Terminologie ist hauptsächlich aus dem Bereich der Theologie nachzuweisen. Bei der Einord­ nung des betreffenden Wortgutes ergibt sich jedoch die Schwierigkeit, daß neben den - ausnahmslos fremdsprachigen - Termini für Kultgegenstände, liturgische Vorgänge, Schriftenkorpora und kirchliche Feiertage sowie den weni­ gen eindeutig theologisch-dogmatischen Fachbegriffen wie z.B. "termung" ' die eigentlichen theologisch-philosophi­ schen Probleme und Vorstellungen durch Wortformen bezeich­ net werden, die verschiedenen Herkunftsbereichen entstam­ men und erst in einem bestimmten Kontext zu wissenschaft­ lichen Begriffen werden, die als solche vorwiegend durch die Sprache der deutschen Mystik geprägt wurden. ^ Eine 88

85) Vgl. H.Glinz , Die innere Form des Deutschen, 2. nachgeführte Aufl. Bern 1961, S.206 f. 86) Hallig-v.Wartburg, Begriffssystem, S.67. 87) Transsubstantiation. 88; Wie dies ein Vergleich mit Untersuchungen der Spra­ che der deutschen Mystik zeigt, z.B.: K.Berger, Die Aus­ drücke der Unio mystica im Mittelhochdeutschen, Berlin

32

Herkunftsbereiche

vollständige Zusammenstellung dieser Fachbegriffe kann in der vorliegenden Arbeit nicht erbracht werden, da ihre Er­ fassung eine spezielle Untersuchung des Einflusses der Sprache der deutschen Mystik auf den Wortschatz Müntzers erfordern würde. Die wichtigsten dieser Termini wie etwa "natürlich liecht, grob, gelassen, langweil" usw. werden im folgenden Kapitel bei der Untersuchung der bedeutend­ sten sprachlichen Felder behandelt werden.

1

89

»Kultgegenstände : patene (213,28). ^ 1

'Organisation : cathecuminos (227,30; 229,20), locat (504, 9). 'Gottesdienst - Liturgie': vesper (93,2; 155,2), vigilie (215,20), credo (170,14), magnificat (z.B. 49,6; 154,12), benedictus (z.B. 210,25; 215,21), sanctus (210,32), antiphon (z.B. 66,2; 152,9), lection (z.B. 106,8; 109,5), responsorium (48,4; 145,8), sequenz (184,4; 209,24), verß (166,14), versickel (z.B. 42,6; 125,22), laudes (z.B. 60, 10; 147,13), gradual (209,19), prefation (z.B. 210,28; 212, 7 ) , consecration (211,26), collect (69,4; 169,7). 'Schriftenkorpora': Alchoran (232,20); testament (z.B. 165, 6; 228,22), epistel (209,26; 215,23), monotesteron ) (315, 11). 90

1935; G.Lüers, Die Sprache der deutschen Mystik des Mittel­ alters im Werke der Mechthild von Magdeburg, München 1926; B.Schmoldt, Die deutsche Begriffssprache Meister Eckharts, Heidelberg 1954; Th.Schneider, Der intellektuelle Wort­ schatz Meister Eckharts, Berlin 1935. 89) Die folgenden wissenschaftlichen Fachbegriffe sind jeweils nur durch die angegebene Wortform bezeichnet, die damit als solche in das Begriffssystem eingeordnet wurde. Deshalb erscheint es als sinnvoll, die betreffenden Beleg­ stellen anzugeben. Um möglichst viele Stellen zu erfassen, entsprechen die hier angeführten bei mehrfachem Vorkommen eines Wortes nicht den in der Wortliste des Kapitels 5 'Fremdwort' genannten. 90) Monotessaron, vgl. S.315, Anm.297 der Ausgabe.

Denkgrundlagen und Wissenschaft

33

1

•Feste : passion (245,4), purificatio Marie (164,19), omnium sanctorum (494,29). Dogmatische J3egriffe: termung (z.B. 211,18; 212,26), communion (213,14), sacrament (z.B. 213,28; 215,12). Philosophie Hierher gehören: philosophus (290,22), logik (334,16), summa (318,22). Eine klare Trennung zwischen Theologie und Philosophie ist nicht zu erreichen, denn Gegenstand aller Reflexion ist die Stellung und Einstellung des Menschen zum Glauben. So können die Begriffe, die erst in einem bestimmten Kon­ text theologische Fachtermini werden, berechtigt auch der Philosophie zugerechnet werden. Für ihre Behandlung gilt das zur Abteilung Theologie Ausgeführte. Philologie Der Philologie, die im Dienst der Schriftexegese in en­ ger Beziehung zur Theologie steht, gehören an: alphabeth (326,5), artickel (280,25), capitel (z.B. 67,11; 497,4), text (z.B. 324,7; 493,21), gloß (337,4), prosa (209,24). Musikwissenschaft Hier ist nur ein Fachbegriff genannt: musica disdyapason ( 3 2 6 , 6 ) . 91)

Termini aus anderen Wissenschaftsbereichen lassen sich nicht nachweisen. 1.5.

Z u s a m m e n f a s s u n g

Die Einordnung der Grundlexeme in das Begriffssystem von HALLIG-v.WARTBURG erwies sich als Mittel zur Darstel­ lung des Wortschatzes Müntzers und konnte aufzeigen, wel­ chen Hauptherkunftsbereichen das Wortgut entstammt. Die Ergebnisse werden im folgenden gerafft zum Uberblick zu­ sammengestellt . 91) Doppeloktave, vgl. S.326, Anm.85 der Ausgabe.

34

Herkunftsbereiche

Die belebte und unbelebte Natur wird in dem durch das Inventar der Grundlexeme vertretenen Wortschatz Müntzers nur in beschränktem Umfang erfaßt. Spezielle Pflanzen wer­ den kaum genannt, dagegen ist eine größere Zahl von Tieren bezeichnet, von denen die Mehrzahl Haustiere sind. Mit die­ sem wie mit dem zahlenmäßigen Verhältnis von Flora und Fau­ na von 1:2 korrespondiert, daß aus dem Bereich der bäuerli­ chen Arbeit vor allem Viehhaltung und in geringem Maße Akkerbau bezeichnet werden, während Gartenbau nahezu fehlt. Fast drei Viertel des Inventars sind dem Bereich des Menschen als physisches und psychisches Wesen sowie seinen Einrichtungen und Gebilden zuzuordnen. Der starke Zug zum Gegenständlichen, der charakteristisch für die Literatur der ersten Jahrzehnte des l6.Jhs. auch bei der Behandlung von religiösen Fragen ist - ausgeprägt z.B. in der Flut von Flugschriften und Flugblättern im Gefolge der Glaubensspal­ tung - manifestiert sich in dem hohen Anteil, den Bezeich­ nungen des menschlichen Körpers und seiner Bedürfnisse und Funktionen sowie der Arbeitswelt einnehmen. t

Andererseits ist die Tatsache, daß ca. 23 % des Inven­ tars Begriffe für das seelisch-geistige Wesen des Menschen bezeichnen, ein klarer Hinweis darauf, daß hier der Schwer­ punkt der Aussage liegt. Müntzers Anliegen heben sich deut­ lich innerhalb dieses Umkreises in der Markierung einzelner Sektoren durch eine Konzentration von Grundlexemen ab. Her­ vorzuheben sind der Ausschnitt der intellektuellen Eigen­ schaften und Fähigkeiten des Menschen und der des Betrugs und der Täuschung im größeren Rahmen des Sektors der cha­ rakterlichen Veranlagung. Unter den Berufen und Tätigkeiten herrscht bei weitem die bäuerliche Arbeit vor, die übrigen Handwerke sind nur spärlich vertreten. Einzig der Hausbau vereinigt einen stärkeren Anteil des Wortgutes auf sich, doch ist mit Si­ cherheit die Übernahme der betreffenden biblischen Metaphorik als Grund hierfür anzunehmen. Uber den Rahmen des handwerklichen Kleinbetriebes hin­ ausgehende Wirtschaftszweige werden im Wortschatz Müntzers

Zusammenfassung

35

nicht erfaßt, obwohl zumindest zum Bergbau eine Beziehung angenommen werden darf, die jedoch keinen sprachlichen Niederschlag fand. Die Abteilungen von Handel und Eigen­ tum sind dagegen recht stark besetzt. In stärkerem Umfang bezeichnet Wortgut im Bereich des Zivilisatorischen die Sphären der territorialen Herrschaft und des Gerichtswesens. Begriffe aus dem Kriegswesen fin­ den vorwiegend Verwendung in sprachlichen Bildern, die durch die Bibel geprägt sind; bemerkenswert ist, daß der Umkreis von Vernichtung und Zerstörung in allgemeinem Sin­ ne stark markiert ist. Literatur und bildende Kunst haben verschwindend gerin­ gen Anteil am Wortschatz, um so auffallender heben sich dagegen die recht zahlreichen Bezeichnungen für Begriffe und Instrumente der Musik ab, eine Erscheinung, die wohl Müntzers eingehende Beschäftigung mit dieser Kunst im Rah­ men seiner liturgischen Arbeit widerspiegelt. Von allen Abteilungen des zivilisatorischen Bereichs ist die den Glauben und die Religion erfassende weitaus am stärksten besetzt. Dem entspricht, daß auch der Theologie ein Vielfaches von dem Wortgut zugerechnet werden muß, das den übrigen vertretenen Wissenschaften, Philosophie, Philologie und Musikwissenschaft, zukommt.

2.

ZENTRALE SPRACHLICHE FELDER

Die Einordnung der Grundlexeme in das Begriffssystem von HALLIG-v.WARTBURG hatte neben der Aufgabe der Darstel­ lung des Wortschatzes Müntzers vor allem die Funktion, gleichsam als Grobraster die Stellen im Begriffssystem auf­ zuzeigen, die durch eine Konzentration von Grundlexemen markiert sind und an denen eine weiterführende und detail­ lierte Analyse - nun jedoch auf der Grundlage des dem je­ weiligen Sektor aus dem Wörterverzeichnis zuzuweisenden Wortmaterials - anzusetzen hat. Die Untersuchung einiger derart als markant ausgewiese­ nen Stellen soll nun Einblick in die zentralen sprachlichen Felder ' des Wortschatzes Müntzers und in ihr Verhältnis zueinander vermitteln.

92) Im Anschluß an die von L.Weisgerber (Festschrift für Jost Trier, hrsg. von William Foerste und Karl-Heinz Borck, Köln-Graz 19o4, S.24/25) angeregte Definition wird als sprachliches Feld ein Sinnbezirk bezeichnet, in dem die diesen ausmachenden Wörter sich zu engeren Gruppen, zu Wortfeldern zusammenschließen. Die Wahl dieses Terminus besagt nicht, daß die von Trier gegebene und häufig ange­ fochtene Definition des Feldes, die z.B. die umstrittenen Prinzipien der Ganzheit, Vollständigkeit, Lückenlosigkeit usw. einschließt, den folgenden Untersuchungen zugrunde liegt; vielmehr soll mit dem Begriff deutlich gemacht werden, daß die Ermittlung der Wortinhalte von der Tatsa­ che der Gruppierung und ganz bestimmten Auf einander-Bezogenheit der sinnverwandten Wörter ausgeht. - Zur Kritik an der Wortfeldtheorie vgl. F.Scheidweiler, die Wortfeld­ theorie, in: Zeitschrift für Deutsches Altertum 79, 1942, S.249-272; die Literatur zur Diskussion um das sprachliche Feld und seine Theorie ist zusammengestellt bei H.Gipper H.Schwarz, Bibliographisches Handbuch zur Sprachinhaltsforschung, I, Köln/Opladen 1962 ff. und auf knappem Raum bei I.Rosengren, Semantische Strukturen, Eine quantitati­ ve Distributionsanalyse einiger mittelhochdeutscher Adjek­ tive, Lunder Germanistische Forschungen 38, Lund 1966.

37 2.1. D a s s p r a c h l i c h e Feld der i n t e l l e k t u e l l e n Eigenschaf­ ten und F ä h i g k e i t e n des Men­ schen Das außerordentlich umfassende und reichgegliederte sprachliche Feld der intellektuellen Eigenschaften und Fä­ higkeiten des Menschen nimmt im Wortschatz Müntzers eine überragende Stellung ein und steht zu so vielen anderen Feldern in enger Beziehung, daß es als Mittelpunkt der Aussage Ausgangspunkt der Untersuchung sein muß. 2.1.1. Das geistige Wesen des Menschen Das geistige Wesen des Menschen wird durch die Begrif­ fe "geist, sele, hertz, gemüt" bezeichnet. 2.1.1.1. Geist "Geist" erscheint in den untersuchten Schriften 241 mal und hat einen breit gefächerten Anwendungsbereich. In der überwiegenden Zahl der Belege bezeichnet das Wort den hei­ ligen Geist (z.B. 43,2; 68,16; 295,4; 497,1), den Geist Gottes (z.B. 45,12; 148,10; 324,11; 325,9) oder den Geist Christi (z.B. 46,26; 143,22; 244,16; 270,9; 492,1). Zahl­ reich sind die Stellen, in denen vom "geist der liebe" 93) Dieses sprachliche Feld wurde hauptsächlich von Trier und zahlreichen seiner Schüler untersucht. Vgl. J. Trier, Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstan­ des. Die Geschichte eines sprachlichen Feldes, Bd.1. Von den Anfängen bis zum Beginn des 13.Jahrhunderts, Heidel­ berg 1931; Ders., Die Worte des Wissens, in: Mitteilungen des Universitätsbundes Marburg, 1931, S.33-40; Ders., Sprachliche Felder, in: Zeitschrift für Deutsche Bildung 8, 1932, S.417-427; Ders., Die Idee der Klugheit in ihrer sprachlichen Entfaltung, in: Zeitschrift für Deutschkunde 46, 1932, S.625-635; Ders., Deutsche Bedeutungsforschung, in: Germanische Philologie, Festschrift für Otto Behaghel, hrsg. von A.Goetze, W.Horn, Fr.Maurer, Heidelberg 1934, S.173-200.

38

Sprachliche Felder

(200,7), "der stercke" (267,33), "der weißheit und Offen­ barung gStlichs willens" (246,26) gesprochen wird, wobei dem "geist der forcht Gottes" (z.B. 285,38; 319,7; 491,10; 499,31) besondere Bedeutung zukommt, weil er unabdingbare Voraussetzung zum Empfang des Geistes Gottes durch den Men­ schen ist. All diese Begriffe sind als "gaben des h. geistes gedacht"^ , d.h. als Bestandteile des Geistes Gottes anzusehen, wie dies aus der messianischen Weissagung Jesaja 11,1 ff. hervorgeht: "Eyne ruthe wirt außgehn von der wortzeln Jesse, und ein blut 95) wirt auffsteigen von yrer wortzeln, und auff dem bluth wirt rügen der geyst des Herrn, der geyst der weißheyt und des Vorstandes, der geyst des raths und der stercke, der geyst der kunst und der gütickeit, und es wirt der geist der forcht des Herren die blüth erfüllen" (169,16 ff.). In der Verwendung "geist des gesetzes" (z.B. 331,21), "geist der schrifft" (z.B. 234,11) verzeichnet das Wort das Wesenhafte, das hinter dem Äußeren, dem Buchstaben liegt. Alle aufgezeigten möglichen Bedeutungen schwingen nun in dem komplexen Begriff des Geistes mit^ ', der auf den Menschen einwirken und in ihm 'wohnen muß, wenn er zum Glauben gelangen soll: 1

"So nun Christus schon also, angenommen durch den alten und newen bezeugten pundt Gottes, gepredigt on eroffnung des geysts würde, kondt ein vil erger verwickelts affenspil darauß werden dann mit den juden und hayden, ..." (325,3 ff.) 97); "so nun der geyst des, der Jhesum vom todt erweckt hat, in euch wonet, so wirdt ewer sterblicher leyb lebendig werden von wegen des geystes, der in euch wonet» (143,24 ff.). 94) DWb, IV, 1, 2, Sp.2645. 95) Blüte. 96) Zur Darstellung des Geistbegriffes und seiner Be­ deutung für Müntzers Theologie vgl. Lohmann, S.23 ff. (hier auch die ältere Literatur) und Hinrichs, Luther und Müntzer, S.47 ff. und 105 f. 97) Vgl. S.325, Anm.63 der Ausgabe.

Intellektuelle Fähigkeiten

39

Auch in diesen Belegen handelt es sich um den göttlichen Geist, der aber bereits in Beziehung zum menschlichen We­ sen gesetzt ist. 1

In der Bezeichnung für 'Menschengeist läßt sich die gleiche Vielfalt der Bedeutungsvariationen wie bei der An­ wendung für den Geist Gottes aufzeigen. In der Verwendung "den geist aufgeben" (z.B. 80,13; 91, 17) liegt noch die alte Vorstellung des Geistes als Atem 98) und damit Leben zugrunde ', wie sie in einer Belegstelle im Psalm 104 rein zum Ausdruck kommt: die Tiere, die Gott schuf, sind in seiner Hand: "So du dein angesicht vorbirgest, so vorschrecken sie. Wenn du wegnympst iren geist, so nemen sie ab und werden Widder zu nichte" (142,35 f.). Der "Geist" steht hier in enger Nachbarschaft zu "sele", die für Müntzer an den Körper gebunden ist und den Geist beherbergt, während auch der Menschengeist sonst als Uber­ natürliches, nicht der Kreatur Verhaftetes gedacht ist^^, was am deutlichsten an dem Gegensatz Geist - Fleisch sicht­ bar wird. Das Befangensein im Fleisch, d.h. dem Kreatürlichen, für das Müntzer das Wort "fleyschentzen" (318,33) verwendet, macht die Erweckung des Geistes im Menschen un­ möglich. So ist es folgerichtig, daß Müntzer den aus seiner Sicht »geistlosen Luther im Titel der Hochverursachten Schutzrede das "gaistloße sanfftlebende fleysch zä Witten­ berg" (321,1 f.) nennt. 1

1

1

98) EWb, IV, 1,2, Sp.262,5 ff. 99) Vgl. hierzu A.Schöningh, Der intellektuelle Wort­ schatz Luthers in den paulinischen Briefen des September­ testaments, Diss. Münster 1937, S.29: "Das dem Menschenund Gottesgeist gemeinsame Merkmal ist das übernatürliche Sein, das Losgelöstsein von Raum und Zeit und überhaupt aller Begrenztheit des Natur. Der Geist ist etwas Unkör­ perliches und auch vom Körper völlig Unabhängiges, anders wie die Seele, die stets einen Körper voraussetzt. Geist ist daher allgegenwärtig; wenngleich dies auch nur von Gott ausgesagt werden kann, so spielt dieser Gedanke, der ja auf dem übernatürlichen Charakter beruht, auch beim Menschengeist mit hinein".

40

Sprachliche Felder

Die Bezeichniang des gesamten Menschen als "geist", für die sich in den untersuchten Schriften einige Belege fin­ den, veranschaulicht das Unkörperliche und Dynamische, das dem Begriff innewohnt. Wenn Müntzer in der Hochverursach­ ten Schutzrede Luther vorwirft, daß er nicht nur die Gott­ losen nicht verachte, sondern auch dulde, daß "vil gotforchtiger umb der gotloßen willen teüffel und aufrSrische geyster gescholten werden" (328,1 f.), wenn er in der gleichen Schrift diesem Gegner zuschreibt, er sähe am lieb­ sten, daß er, Müntzer, "der geyst zu Alstadt die fauste stille halte", so geht aus beiden Belegstellen hervor, daß mit der Bezeichnung des ganzen Menschen als "geist" das kompromißlos eifernde, die gesamte geistige Substanz aus­ füllende Bestreben gemeint ist, das das Träg-Beharrende des Körperlichen überstrahlt. Ein Mensch, dessen gesamte Existenz sich nicht dem beherrschenden Einfluß des Geistes unterordnet, kann auch nicht als gesamtes Wesen mit diesem Begriff bezeichnet werden. Deshalb ruft Müntzer seinem Geg­ ner Luther zu: T

f

"Du pist kein mSrderischer oder auffrfirischer geyst, aber du hetzest und treibest, wie ein helhunt" (338,7f.) Der Geist des Menschen als die Sphäre des menschlichen Seins, die über eine Gebundenheit an den Körper hinaus­ geht, wird bei Müntzer stets am Maßstab des Geistes Gottes gemessen. Die Ineinanderschichtung von Gottes Geist und Menschengeist, die HILDEBRANDT ^ feststellt und SCHÖNINGH für die Daulinischen Briefe in Luthers Septembertestament 101) belegt ', ist auch hier ganz deutlich. Der menschliche Geist muß sich dem Einwirken des göttlichen Geistes öffnen, der "verstockte" (274,19), "fantastische sinliche" (233,1), "phariseische" (304,20) Geist muß gebrochen werden: "Das opffer, das dir, mein Got. gefeit, ist eyn zurbrochner geyst, ein rwiges 102) und demütiges hertz" (84,23 f j . 100

100) DWb, IV, 1,2, Sp.2642. 101) A.a.O., S.30. 102) reuiges.

Intellektuelle Fähigkeiten

41

In der "anfenglichen bewegung" (300,33) wird der Geist "erwecket" (88,14), erst dann kann er " freywillig" (84,14) sein und sich in Gott freuen (99,28). Dieser Geist ist aber nicht mehr der rein menschliche, natürliche, son­ dern der im Menschengeist sich offenbarende, von ihm ge­ tragene Geist Gottes, der nach dem Maß des Glaubens ver­ liehen wird. Nur in dieser Form erkennt Müntzer einen Men­ schengeist an, der mit seiner Existenz Zeugnis ablegt vom göttlichen Geist (323,1 ff.). Dies geht auch aus der Tat­ sache hervor, daß diejenigen, denen die "forcht Gottes", die Voraussetzung zum Empfang des göttlichen Geistes, fehlt oder die in ihrem kreatürlichen Sein ganz befangen sind, als "geistlos" (287,12; 233,1; 328,11) bezeichnet werden. Da für Müntzer aber menschlicher Geist - wenn er nicht "verstockt" ist - Gefäß des göttlichen ist, sind "geistlose" gleichbedeutend mit gottlosen Menschen: Augustus, in dessen Regierungszeit Christus geboren wurde, ist ein "amechtiger im geist", das heißt, ein Ohnmächti­ ger im Geist und damit Gottloser' ^ , der deshalb "elen­ der drecksack" (244,28) genannt wird. "Armgeistig" (z.B. 302,16; 318,35) sind die, welche Gottes Geist empfangen möchten, aber noch nicht fähig da­ zu sind, die aber "iren Unglauben erkennen" (318,36).Ihnen wird der heilige Geist geschenkt. Müntzers Geist-Begriff ist ausschließlich theologisch bestimmt selbständige intellektuelle Eigenschaft des Menschen ist "geist" für ihn in den wenigen belegten Stellen Gottes Geist zuwiderlaufend und deshalb verdammenswert. 10

A l s

2.1.1.2. Seele Die Seele ist nach dem Geist, der als'Menschengeist in Müntzers Wortschatz kaum Bedeutung innehat, die dem Unma103) 104) 105) Müntzer

freudig. Vgl. S.244, Anm.53 der Ausgabe. Vgl. G.Born, Geist, Wissen und Bildung bei Thomas und Valentin Icklsamer, Diss. Hamburg 1952.

42

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teriellen am nächsten stehende Sphäre des menschlichen We­ sens, sie ist jedoch eindeutig an den Körper gebunden. Dies zeigen Aufzählungen, in denen der Begriff neben ande­ re Körperteile gestellt wird, was für Geist undenkbar ist: "... meine lippen, haut, händt, haer, seele, leip, leben vormalediegen dye ungleuben" (504,21). Im vorliegenden Beleg wird deutlich, daß die Seele dem Leib und seinen einzelnen Bereichen zwar als etwas Unstoff­ liches gegenübersteht, in ihrer Existenz diesen aber vor­ aussetzt. Ebenso charakterisiert Müntzer das Verlangen und Stre­ ben der Seele mit körperlichen Bedürfnissen: z.B. "Meyn seel durstet nach dir" (86,4); "auff das unser sele vorschmachte und hungerig werde nach der speyse des lebens" (211,11 ff.); die Seele "setigen" (212,5), Empfindungen: z.B.: "schmertzen meiner seien" (88,13) oder Bewegungen: 10

z.B.: "o mein seel, warumb rSmpffest ^ du dich" (85,13; 162,25). 107) Die Seele ist neben dem Herz der Ort, in den Gott sein "lebendiges Wort" spricht (251,26; 252,19) und an dem es aufgenommen, gehört wird (220,25; 254,14). Um das Wort hö­ ren zu können, muß die Seele aber gewisse Voraussetzungen erfüllen, sie muß frei sein von allen weltlichen Wünschen, Vorstellungen und Gedanken. Diese vollkommene Abkehr von der Welt geschieht im "abgrund der selen" ^ (187,12; 235,20; 251,7; 251,16; 252,21; 272,39 u.m.). Müntzer 108

106) krümmst, windest. 107) Zur Metaphorik vgl. unten S.98 ff. 108) Es handelt sich hierbei wie bei den folgenden Be­ griffen um theologische Fachtermini aus der deutschen My­ stik. Vgl. die Erläuterungen von Hinrichs in seiner Aus­ gabe der politischen Schriften Müntzers: Thomas Müntzer, Politische Schriften, Mit Kommentar hrsg. von C.Hinrichs, Hallische Monographien, Nr.17, Halle 1950.

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hat also die Vorstellung von zwei Seelenbereichen, einem oberflächlicheren, der dem Leib näher steht, und einem tieferen, dem Seelengrund, der dem Menschengeist in sei­ ner positiven, Gott zugewandten Ausprägung unmittelbar be­ nachbart ist. Den Seelengrund muß der Mensch eröffnen, da­ mit er Gottes Wort aufnehmen kann; die "langweyl" ^(300, 35; "langweylig" 281,7) kennzeichnet den Zustand der See­ le, die "leer" (z.B. 212,1; 298,11; 499,22) geworden ist von allem Weltlichen und "gelassen" (141,11; "allergelassenst" (308,31). Wie dieses 'Gelassensein zu verste­ hen ist, macht die erstgenannte Belegstelle besonders deutlich, in der es heißt: 10

1

"Der (Gott) seyne bothen gelassen macht byß auff den geyst". So sehr hat die Seele alle Beziehungen zur Welt abgelegt, daß der Erkenntnis des Geistes Gottes nun nichts mehr hem­ mend im Wege steht. Die Tatsache, daß in der 'Gelassenheit das Geisterlebnis möglich wird, zeigt wiederum die enge Nachbarschaft von 'Seelengrund' und Menschengeist, wie sie auch in folgender Stelle zum Ausdruck kommt:

1

"... do die krafft des allerhSchsten ... allen getichten, heymlichen Unglauben verwirfft auffs allergestrackste, denn er wirt entdeckt durch das anthfin oder durchgang im abgrund der seelen" (274,5 ff.).111) Dadurch, daß im Seelengrund das Geisterlebnis sich voll­ zieht und an dieser Stelle der Seele das Wissen um die 109) Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften, S.47, Anm.547: "Zustand der Seele, in der ihr die Welt schal ge­ worden ist, ohne daß schon etwas Neues an deren Stelle ge­ treten wäre." 110) Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften, S.50, Anm. 674: "Terminus aus der Mystikersprache, soviel wie: der Mensch, der sich von allem gelöst, alles losgelassen hat". Die beiden "anderen Belegstellen des Wortes: "Got ließ Abra­ ham darumb elende und gelassen werden ..." (219,4) und "... den hochgelassenen Christum fassen" (219,12) lassen eine überwiegende Bedeutung des Wortes im Sinne von 'ver­ lassen, einsam erkennen, doch schwingt der oben angegebe­ ne mystische Bedeutungsgehalt auch hierin sicherlich mit. 111) Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften, S.34, Anm. 112: "anthun oder durchgang im abgrund der seelen: Termini aus der Sprache der deutschen Mystik. Soviel wie: 1

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Wahrheit rein vorhanden ist, kann hier auch heimlicher und verborgener Unglaube entdeckt werden. 2.1.1.3. Herz "Wu der same feit uff den guten acker, das ist in die hertzen, dye der forcht Gots vul sein, das ist dann das papir unde pergamen, do Got nicht mit tinten, sundern mit seinem lebendigen finger schreibt dye rechte heilige schrifft, dye dy eusserliche biblien recht bezceugt" (498,23 ff.). Dieser Satz aus dem 'Prager Manifest' umreißt die Bedeutung des Herzens: als Ort aller innerer Regungen bestimmt das Herz Handeln und Denken des Menschen, denn es ist anders als der Geist oder die Seele wesenhaft mit dem ganzen Men­ schen verbunden und nimmt die auf den Menschen wirkenden Eindrücke der äußeren Welt in sich auf, die sich so im Herzen spiegelt: "Also muß der recht glaub den sig gewinnen, ... nach­ dem er die weit uberwindet, die im hertzen ist vil tausendfaltiger dann außwendig" (302,31 ff.). Deshalb sendet Gott sein Wort in das Herz, das sich entwe­ der dem Guten oder Bösen zuneigen kann, um damit den Men­ schen für sich zu gewinnen: "Nein, lieber mensch, du must erdulden und wissen, wie dir Got selbem dein unkraut, disteln und dor­ ner aus deinem fruchtbaren lande, das ist aus dei­ nem hertzen, reutet" (233,29 ff.). "Unkraut, disteln und dorner" charakterisieren das "vorirr­ te" (72,6; 136,1; 309,4 u.a.) Herz, das von weltlichen und bösen Empfindungen nur verschüttet ist und auch als "wustney" des Herzens (z.B. 308,33) bezeichnet wird; dieses Herz wie auch das "blSde" (153,13; 256,25), d.h. das ver­ zagte, furchtsame, das vor den Anfechtungen und dem vor 112} den Glauben gesetzten Leid zurückschreckt ', ist dem Anziehen (des Geistes) oder Durchbruch (zum Geist)". 112) Trotz des Nebensinnes von 'Schwachheit des Verstan­ des', der dem Wort anhaftet und es in die Nähe von "grob" und "einfaltig« stellt (vgl. DWb, II, Sp.139), dürfte die­ se Bedeutung vorherrschend sein, wie aus der Stellung des

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Zugriff Gottes und dem Hinführen auf den Weg des Glaubens noch offen, nicht aber das "verstockte" (z.B. 71,9; 135,5; 498,13) Herz der Schriftgelehrten und Pfaffen, die damit zwangsläufig "gottlos" sein müssen. Neben "hertz" begegnet "grund" (z.B. 206,6; 324,29), "abgrund" des Herzens (z.B. 237,9; 253,1; 280,14) oder "hertzengrund" (z.B. 121.6) zur Bezeichnung des inner114) sten Wesens von Herz. ' Wie bei der Vorstellung der See­ le denkt sich Müntzer auch beim Herzen einen umfassenderen, oberflächlicheren und einen tieferen Bereich, der Sitz der Kräfte ist, die das übrige Herz und in weiterem Sinne den Menschen beherrschen: Gott-Teufel, Glaube-Gottlosigkeit, Askese-Weltverfallenheit. Als Zentrum aller geistigen Regungen des Menschen sind dem Herzen neben Gefühlen, Wünschen und dem Wollen auch intellektuelle Fähigkeiten eigen: Müntzer nennt "gedancken der hertzen" (z.B. 38,6), des "hertzen synn" (100,7), "be­ trachten" (z.B. 334,18), "betrachtung" (54,6) des Herzen und "auß dem hertzen erforschen" (324,24). Es handelt sich hier um ein Denken und ein auf Erkenntnis gerichtetes Be­ streben, beides aber in einem eigentümlichen undifferen­ zierten Sinn, denn alles, was das Herz erfüllt, die ganze geistige Existenz des Menschen und nicht nur ein Teilbe­ reich ist Voraussetzung dieser Betätigung und schwingt in ihr mit. Dies aber bedeutet, daß über die intellektuellen Fähigkeiten des Herzen eine viel innigere und die ganze Wogtes im Kontext hervorgeht: "Z§ndt ag unser hertzen so blöd, die von Adams arth seint so schnöd, sterck unser schwacheyt krefftiglich, das sie zu leyden werdt bereyt" (153,13-17). 113) Wobei an dieser Stelle möglicherweise ein Komposi­ tum vorliegt, während bei den übrigen Belegen (z.B. 67,20; 68,2) das enklitische -s der jeweiligen Präposition eindeu­ tig auf einen Genitiv des schwachflektierten Neutrums hin­ weist. 114) Schöningh, S.34, stellt für die Bedeutung des Wor­ tes bei Luther fest: "Hertzen grund scheint alles Wesent­ liche von Herz, dessen letzte Tiefe darzustellen die von außen her garnicht mehr zugänglich ist - Herz ist dies noch, andere Menschen können geistigerweise mit darin sein -, sondern nur vor Gott, sei es ihm zu- oder abgewandt, offen daliegt". D )

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Person umfassende Beziehung zwischen dem Menschen und dem Ziel seines Denkens und Erforschens möglich ist als mit­ tels aller übrigen speziellen intellektuellen Kräfte. So wird auch von hier aus verständlich, daß Gott sein Wort in das Menschenherz sendet, um dessen Streben auf sich zu lenken. 2.1.1.4. Gemüt Im Vergleich zu den übrigen die geistige Substanz des Menschen bezeichnenden Begriffen nimmt "gemüt" in den un­ tersuchten Schriften Müntzers mit einem Gesamtvorkommen von 12 Belegstellen eine untergeordnete Bedeutung ein. Das Wort erscheint dreimal in Verbindung mit Herz (109,3; 166,7; 252,12) und bezeichnet in diesem Zusammenhang die Gesamtheit der intellektuellen Fähigkeiten von Geist, See­ le und Herz mit verstärkter Betonung des Wollens. Diese Komponente in der Bedeutung des Wortes im Sinne von 'Ab­ sicht, Vorhaben, Plan herrscht in folgendem Beispiel vor: 1

etliche Gelehrte beschuldigen Müntzer, "als wolt ich die alten beptischen geberden 115), messen, metten und vesper widerumb auffrichten und bestetigen helffen, wuchs doch mein meynung noch gemueth nie ge­ wesen, ..." (163,9 ff.), während in der Belegstelle: "Dann durch das geheymnis des vormenschten Wortes ist das newe liecht deyner (Gottes) klarheit den äugen unsers gemüthes erschinen, ..." (185,15 ff.) 116^ die Erkenntnisfähigkeit des Gemütes betont wird ', die es zu Seelengrund und Herzensgrund stellt. Das Wort kann aber auch synonym mit Geist gebraucht werden, was aus folgendem Beleg hervorgeht, in dem "gemüt" eine sonst nur dem Geist zugebilligte Eigenschaft verlie­ hen ist: "0 guttiger Gott, erSffne uns den abgrundt unser 115) Zeremonien. 116) Vgl. DWb, IV, 1,2, Sp.3298.

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seien, das wir die Unsterblichkeit unsers gemStes mügen vornemen ..." ( 1 8 7 , 1 1 f.). Wie "hertz" umfaßt "gemüt" auch die sittliche Haltung des

Menschen, so spricht Müntzer von einem "rechtschaffnen gemSth" (166,20) oder einem "frechen gemüte" ( 4 9 7 , 4 ) . Gemüt bezeichnet also ebenso wie Herz das ganze innere Wesen des Menschen, steht aber nicht wie dieses in unbe­ dingter kreatürlicher Gebundenheit, sondern ist mit seinen intellektuellen Fähigkeiten Seele und Geist enger benachbart. ?) 11

2 . 1 . 2 . Die natürlichen ^ intellektuellen Kräfte 118

Die natürlichen intellektuellen Kräfte des Menschen wer­ den mit "vernunft", "sinn", "verstand" und "witz" bezeich­ net. 2 . 1 . 2 . 1 . Vernunft "Vernunft" ist bei Müntzer die allen Menschen angebore­ ne Denkfähigkeit, das Vermögen des diskursiven Denkens, durch das der Mensch vom "unvernSnfftigen" Tier (295,33; 3 1 4 , 1 5 ) unterschieden ist. Die Vernunft ist auf die irdi­ schen Erscheinungen und Zusammenhänge gerichtet, deren Er­ kenntnis sich dem Menschen durch Betätigung seiner intel­ lektuellen Kräfte erschließt, deswegen wird sie auch "menschliche" ( 3 2 6 , 1 6 ) oder "naturliche" (303,31) im Gegen­ satz zur "auffgethanen" (492,9) Vernunft genannt, die sich der Offenbarung Gottes eröffnet hat und somit auch geistli­ che Dinge zu erkennen vermag (500,16 ff.). Müntzer steht 1 1 7 ) Vgl. die entsprechenden Ergebnisse für Luther bei Schöningh, S.37 ff. 118) D.h., die allen Menschen zukommenden Eigenschaften im Unterschied zu den in besonderem Maße verliehenen, die an bestimmte Voraussetzungen wie Erfahrung oder Wissen ge­ bunden sind. Trier, Der deutsche Wortschatz im Sinnbezirk des Verstandes, unterscheidet in Bezugnahme auf die scho­ lastische Philosophie zwischen Naturalien und Accidentien.

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der Vernunft nicht feindlich gegenüber, solange sie noch gleichsam neutral ist und sich Gott noch zuwenden kann (286,30; 303,31; 326,16 u.m.). Sobald es aber eindeutig ist, daß sich diese intellektuelle Fähigkeit nur auf die Durchdringung und Erkenntnis nicht-geistlicher Dinge rich­ tet, wird sie als Mittel der Abkehr von Gott verworfen, wie dies in den Wendungen "vorn&nfftige anschlege" (z.B. 246,13; 258,2) oder "vornunfftiger heydenischer glawbe" (232,10) zum Ausdruck kommt, in denen das Adjektiv eine geistige Haltung bezeichnet, die - allein auf die realen Gegebenheiten des menschlichen Lebens gerichtet - Gottes Willen und das Wissen um ihn nicht miteinbezieht. Müntzers Ablehnung einer solchermaßen weltverfallenen Vernunft geht so weit, daß er den Menschen, der sich ihrer bedient, als "unvernünfftig" kennzeichnet und damit in Be­ zug auf seine mentalen Kräfte den Tieren gleichstellt; so beklagt Müntzer, daß die Leute "die unvernSnfftigen regenten in ehren halten, wiewol sie wider alle billigkeit streben und Gottes wort nit annemen" (288,19 ff.). Die nur der Welt zugewandte Vernunft nennt Müntzer in Uber­ setzung des 'lumen naturale, lumen naturae der Scholastik "natürlich liecht" oder "Iiecht der natur" und verwendet diese Bezeichnungen ausschließlich in abwertendem Sinne, "natur" und "natürlich" stehen im Gegensatz zu "geist­ lich" , und Müntzers Gleichsetzung von "natur" in der Bedeu­ tung "inbegriff der inneren (von der leiblichen beeinfluszten) eigenart des menschen, die naturanlage, das natu119) rell" mit der gottfernen und deshalb verworfenen Ver­ nunft (251,6; 252,11; 281,17 u.m.) erhellt seine Sicht des Menschen, der verloren bleiben oder ein Werkzeug des Teu­ fels werden muß (z.B. 219,19 ff.; 252,11), wenn er in sei­ ner Kreatürlichkeit befangen bleibt. Das "liecht der natur" als Gegenspieler des "rechten liehtes" (z.B. 324,30), das auch "liecht der weit" (z.B. 326,14) genannt wird und die Offenbarung des Gott-Christus 119) DWb, VII, Sp.438. 1

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meint, ist durch Hochmut (235,26), anmaßende Leichtfertig­ keit (250,29) und täuschende Vorspiegelung des echten Glau­ bens (236,14) gekennzeichnet. Die Tätigkeit des "liechts der natur" sind "tichten, duncken, speculieren". Dem "tichten" kommt von diesen Be­ griffen die höchste Bedeutung zu, was sich schon an seinem recht hohen Gesamtvorkommen ablesen läßt, weil es stehende Charakterisierung des falschen Glaubens ist. Der "getichte glaube" (z.B. 223,26; 239,29; 269,2) ist vom Menschen zu­ sammengestöppelt aus den Erkenntnissen seiner allein auf irdische Dinge gerichteten Vernunft, mit ihm schafft sich der Mensch aber einen Götzen (z.B. 251,28), weil er Gott ohne dessen Offenbarung nicht erkennen kann. Der "getichte glaube" ist deshalb ein "gestolner" (z.B. 251,1; 270,16; 298,30), das heißt wegen der fehlenden Offenbarung des "geistes" Gottes nur auf den Buchstaben der heiligen Schrift gegründeter, und "hinterlistiger" (z.B. 218,30), das heißt, nicht in Anfechtungen erworbener Glaube, der zertrümmert werden muß, ehe der echte Glaube entstehen kann. Das "Iiecht der natur" legt in "getichter weyse" (z.B. 327,15) Gott At­ tribute wie "gedult und gute" (256,19) bei, die zumindest vom Standpunkt des Verstockten aus eine Täuschung sind. "Tichten" bezeichnet also eine dem Objekt nicht entspre­ chende Erkenntnis, kann aber auch eine nur beigelegte,nicht tatsächlich vorhandene Haltung oder Charaktereigenschaft charakterisieren: "getichte guttigkeit" (262,19; 329,12) der Pfaffen, "getichte Christen" (210,18; 221,4). Bei dem Wort ist wie auch bei den übrigen die Betätigung der intel­ lektuellen Kräfte angebenden Bezeichnungen eine starke Beto­ nung des Moments der Täuschung, des Irrtums wie auch des Vortäuschens, des Heucheins zu beobachten, das in der Spra­ che Müntzers eine so bedeutende Rolle spielt. ^ "Duncken" kommt wie "tichten" nur in den politisch-pole­ mischen Schriften vor und bezeichnet ausnahmslos eine auf Grund der menschlichen natürlichen Vernunft gewonnene und deshalb das Objekt nicht voll und richtig erfassende Er12

120) Vgl. unten S.66 ff.

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kenntnis (z.B. 231,2; 289,19; 341,6), deren trügerische Beschaffenheit durch die Verbindung mit dem Verb "wehnen" (275,22; 293,19) betont wird. "Speculieren" wird das Denken aus der natürlichen Ver­ nunft und die vermittels ihr gewonnene vermeintliche Er­ kenntnis der Philosophen genannt: Müntzer verurteilt den 121) ironisch als "feyn" ' bezeichneten - Glauben der Schrift­ gelehrten: "Ja, es ist dennoch ein feyn glaube; er wßrt noch vil güts anrichten; er wirt wol ein subtyl volck anrichten, wie Plato, der philosoghus, speculiert hat, de rebublica, und Apuleius vom gülden Esel, und wie Isaias sagt am 29. von dem treumer etc." (290,18 ff.). 2.1.2.2. Sinn "Sinn" bezeichnet wie "Vernunft" die Fähigkeit des Den­ kens und Erkennens, die allgemeinen intellektuellen Kräfte (z.B. 195,6 ^; 334,20). Doch umfaßt das Wort einen weite­ ren Bereich als "Vernunft", die auf die Sphäre des Intel­ lekts beschränkt ist, und schließt auch das Fühlen und Wol­ len mit ein. Deshalb wird "sinn" mit dem Sitz der Gefühle und des Willens, dem Herzen, in Verbindung gebracht, wie dies z.B. folgende Stelle verdeutlicht: 122

Gott "zurstrawet die, do hoffertig seint in ires hertzen synne" (100,6 ff.), während die Vernunft als im Kopf wohnend gedacht wird. Die starke, den Willen, die Absicht betonende Komponen­ te in der Bedeutung des Wortes kommt in Wendungen wie "in verkarthem synne vorstockt" (249,20), "eynen s y n ^ haben" (77,20), die Einbeziehung der Gefühle, der 'Stimmung' in der Fügung "wie einem zu sinnen ist" (236,3; 278,32; 296, 37) zum Ausdruck. "Sinn" bezeichnet auch das Wesenhafte einer Sache,eines 1 2

121) Vgl. unten S.69. 122; Hier übersetzt Müntzer das "quae sursum sunt, sapite" der Vulgata (Kol. 3,2) mit "nemet die ding zu synnen". 123) Absicht, Vorsatz.

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Textes (z.B. 162,21) gemäß der heutigen Verwendung des Wortes. Auch der "sinn" wird am Maßstab des rechten Glaubens ge­ messen. Wenn sich das "sinnen" um Erkenntnis bemüht, ohne daß Gottes Offenbarung im Menschen Eingang gefunden hat, so kann niemals eine Wahrheit erschlossen werden; es ist nicht möglich, Gott zu erkennen, indem man ihn "außtichte oder außsinne" (210,35), er läßt sich auch nicht in einer "synlichen weyße" (224,22), das heißt, durch Spekulationen des Intellekts, durch einen "fantastischen, sinnlichen geist" (233,1) aus dem Buchstaben der Heiligen Schrift konstruie­ ren. Wer dennoch vermeint, kraft seiner eigenen geistigen Bestrebungen zum Glauben gelangt zu sein, wird als "wansinnig" bezeichnet: Müntzer spricht von "whansinnigen und gutduncklischen menschen" (218,32) - wobei die Verbindung mit "gutduncklisch", das ist, 'von der Fähigkeit des eigenen Intellekts, zur Wahrheit zu gelangen, überzeugt , die Bedeu­ tung des Wortes festlegt - und "wansynnigen, wollustigen schweynen" (220,6). Wahnsinnig meint hier nicht 'verrückt , welcher Bedeutung es sich in der Wendung: "zencken wie die wansinnige, vihische menschen" (213,35) annähert, sondern •vermessen, die eigenen Fähigkeiten vollkommen überschät­ zend, größenwahnsinnig . 1

1

1

Das Fehlen der Vernunft unter speziellen Umständen be­ zeichnet "unsinnig". In der Mehrzahl der Fälle wird das Wort in der Verbindung mit "toll" verwandt (226,22; 238,23; 238,30; 288,14 ^; 315,16; 317,6; 503,19), ohne jedoch mit diesem synonym zu sein, "unsinnig" dient zur Charakterisie­ rung einer vernunftlosen Haltung - und zwar nur selten einer, die nicht dem Glauben gegenüber eingenommen wird (z.B. 340, 15), meist zur Kennzeichnung des Menschen oder der Mensch­ heit, die Gottes Offenbarung ablehnt oder verfälscht -, be­ zeichnet aber nicht das allgemeine Fehlen der Vernunft. Das wird durch "toll" angezeigt: ein "toller kopff" (256,10) ist ein verrückter Mensch, und die Verbindung mit "tobend" 124

f

f

!

124) Toll hier in der Fassung B der 'Ausgedrückten Entblößung . 1

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wie sie z.B. in "die tollen, tobendigen, unsinnigen schrifftsteler" (315,15 f.) vorliegt, vermittelt das Bild des rasenden Geisteskranken. Ein "toller glaube" (249,15; 311,17; 314,18 u.m.) ist deshalb kein irregeleiteter oder falscher Glaube, sondern das Hirngespinst eines Verrück­ ten - bei Müntzer meist eines Pfaffen, Schriftgelehrten oder Regenten. Wenn nun von einem Menschen gesagt wird,daß er toll und unsinnig sei, so wird ihm damit die Vernunftlosigkeit einer gewissen Haltung sowie eine allgemeine Gei­ stesgestörtheit zugeschrieben. Bemerkenswert ist, daß Mün­ tzer in überwiegendem Maße dieses Urteil über einen Men­ schen auf Grund von dessen ablehnender Haltung gegenüber der Offenbarung oder einer oberflächlichen Auslegung der Heiligen Schrift fällt, die Entscheidung darüber, ob ein Mensch 'normal' ist oder nicht, also davon abhängig macht, ob er den rechten Glauben besitzt. 2.1.2.3. Witz "Witz" sowie die hierzu zu stellenden Wortformen "unwit­ zig" , "wolwitzig" und "vorwitz" kommen in den untersuchten Schriften Müntzers nur je einmal vor. "Witz" steht "verstand" näher als "Vernunft" und "sinn" 12 und bezeichnet - noch ganz der mhd. Bedeutung entsprechend - eine Fähigkeit der Einsicht in eine höhere Erkenntnis, in verborgenere Zusammenhänge, die nicht jedem Menschen zu­ kommt, sondern verliehen oder durch Erfahrung erworben wird. Eine derartige Deutung des Wortes geht von der Tatsache aus, daß Gott "der wolwitzige vatter" (226,33) genannt wird, und sich keine weitere Stelle findet, in der er durch Glie­ der der etymologischen Gruppen Vernunft, Sinn oder Verstand charakterisiert wird. Den Menschen wird in den übrigen Belegen des Wortes "witz" abgesprochen: die Schriftgelehrten "haben vor irem tollen glauben weder sinn noch witz und veriestern alle ding" (314,17 ff.), 125) Vgl. Lexer, III, Sp.955/56.

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der Koran behauptet, an Christi Stelle sei ein Übeltäter gekreuzigt worden "und die unwitzige menschen seint also betrogen, das sie der almugenden gewalt Gotis nit warnemen" (232,26 ff.). "Vorwitz" schließlich, das in der Wendung "vorwitz des natSrlich liechts" (250,29) belegt ist, bezeichnet das ver­ blendete und vermessene Beharren auf der Erkenntnisfähigkeit der rein weltlichen Dingen zugewandten menschlichen intellektuellen Kraft, das damit gerade jegliche höhere nämlich geistliche - Einsicht versperrt. 2.1.3.4. Verstand "Verstand" ist im Sprachgebrauch Müntzers die Fähigkeit des Erkennens und Begreifens in einem umfassenderen Sinn als die Erschließung der Dinge durch die Vernunft, "ver­ stand" bezeichnet sowohl die intellektuelle Kraft, die die­ se Einsicht in Bereiche ermöglicht, die außerhalb der durch die Vernunft erreichbaren liegen, als auch die Betätigung dieser Kraft, das Verstehen, das Verständnis ^, wobei beide Begriffsinhalte nicht nebeneinander bestehen, sondern der eine im andern stets mitausgesagt wird und nur durch den Kontext ein Inhalt stärker hervorgehoben sein kann, "verstand" folgt nicht zwangsläufig aus dem Besitz der "Vernunft", er ist nicht allen Menschen zu eigen. Müntzer unterscheidet einen natürlichen von dem geistli­ chen Verstand, der dem Menschen von Gott eingegeben wird und ihn befähigt, Gott und auch den verborgenen Unglauben zu erkennen. Der natürliche Verstand muß gebrochen werden, wenn der geistliche dem Menschen geschenkt werden soll: 12

"... ein außerweiter mensch, der do wissen wil, wilch gesicht oder trawm von Got, natur oder teuf fei sey, der muß mit seynem gemuth und hertzen, auch mit seynem naturlichen vorstände abgeschieden sein von allem zeitlichen trost seines fleisches" (252,10 ff.). 126) Das Wort wird in den untersuchten Schriften nicht genannt.

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Dieser "natürliche" Verstand wird von Müntzer durch charak­ terisierende Adjektive in seinen verschiedenen Ausprägungen differenziert, er kann ein "fantastischer" (339,17), "betrieglicher" (161,16) oder "flaischlicher" (339,26), d.h. A

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ein völlig auf das Irdische gerichteter ', Verstand sein und ist damit in jedem Fall "verstockt", weil er sich gegen Gott entschieden hat. Noch nicht der Einwirkung des Geistes Gottes geöffnet, aber für sie aufnahmefähig ist ein "unerfarner" (249,6), d.h. ein von Gott noch nicht angefochtener und durch Leid zur Einsicht in Gottes Offenbarung gelangter sowie ein "grober" und "tSlpischer" Verstand. "Grob", das im Wortschatz Müntzers relativ häufig vor­ kommt, kennzeichnet die Roheit und Ungeschlachtheit des Verstandes (z.B. 164,7; 164,35: "grob und unvorstendig") und in weiterem Sinne aller geistigen Fähigkeiten, wie sie bei dem einfachen Volk anzutreffen sind. Der "grobheyt" (33,15; 284,10) könnte durch Unterweisung im rechten Ver­ ständnis der Heiligen Schrift abgeholfen, der gemeine Mann könnte "entgrSbet" (162,24; 164,36) werden, jedoch Regenten und Schriftgelehrte sind bestrebt, das Volk in dieser Ver­ fassung zu belassen (294,25 ff.), die eine unverschuldete Weltverfallenheit darstellt. Es ist offensichtlich, daß bei dem Wort die Bezeichnung der deutschen Mystik für den "Zu­ stand des Versunkenseins in die bloße Leiblichkeit, in die 1 28) Materie" ' wesentlichen Anteil an dem Bedeutungsgehalt hat. "Grob" erscheint sehr oft in Verbindung mit "tolpisch, tSlp(el)isch" (z.B. 221,17; 236,24; 245,20) und "arm" (z.B. 164,34; 238,32; 299,27), wobei "tolpisch" das Moment des Unbelehrten, Rohen in "grob" unterstreicht, während "arm", das mit einem Gesamtvorkommen von 79 Belegen Hauptcharakteristikum des gemeinen Volkes ist, das unverschuldete und 127) Vgl. 295,31 ff.: "Wir sind vil grSber nach dem adel unser seien dann die unvernunfftigen thier, hat doch schier keyner verstand denn vom wucher und von den tucken diser weit". 128) Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften, S.8, Anm.89.

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aufgezwungene Abgehen des "rechten" Verstandes und damit "rechten" Glaubens b e t o n t . D e r "rechte" Verstand (z.B. 163,23; 164,2) aber ist der von Gott den "gotforchtigen" eingegebene (286,23), mit ihm, nicht aber mittels des"natürlichen" vermag der Mensch Lüge und Wahrheit, Gut und Böse zu unterscheiden, wie aus der folgenden Belegstelle hervorgeht: "Es soll ein Mensch verstandt haben in den gesichten" (252,8), in der "verstand" dem lateinischen intelligentia bzw. intelligendum ^^ entspricht. 1

"Unverstand", das im untersuchten Text zweimal vorkommt (228,11; 292,11), kennzeichnet die fehlende Einsicht in höhere, geistliche Dinge; "unverstendig" sind die Menschen, die nur mit dem "natürlichen" Verstand begabt und damit ganz im Weltlichen befangen sind. Daß sich der Verstand, wenn er als solcher von Müntzer anerkannt wird, vorwiegend auf geistliche Dinge richtet, zeigt eine Untersuchung des Verbs "verstehen", mit dem die Tätigkeit dieser intellektuellen Kraft bezeichnet wird. Wie es in der einzigen Belegstelle des Wortes in den li­ turgischen Schriften zum Ausdruck kommt: "Ir solt verstehen die Sbern ding, nit die auff erden seint» (109,8) 131), gibt es von den insgesamt 15 Belegen in den politisch-po­ lemischen Schriften nur 3, in denen nicht eine Einsicht und Erkenntnis geistlicher Dinge wie Heiliger Schrift, Sa­ kramente oder Gottes Offenbarung angestrebt oder erreicht wird. Bezeichnungen für nicht nur auf eine intellektuelle Fähigkeit eingeschränkte Betätigungen sind "dencken, mei­ nen, erforschen, unterscheiden, suchen, mustern". Diese Benennungen mehr undifferenzierter mentaler Vorgänge un­ terliegen nicht direkt der bei Müntzer beobachteten Wer­ tung, sondern erst im Kontext der jeweiligen intellektuel129) Vgl. unten S.75 ff. 130) Vulgata, Dan.10,1 oder 2. 131) In Übersetzung von Kol. 3,1-4.

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len Eigenschaft oder Fähigkeit, zu der sie in Beziehung gesetzt sind. 2.1.3. Die besonderen intellektuellen Fähigkeiten und Eigenschaften Im Gegensatz zu den natürlichen intellektuellen Kräften, die - wenn auch in verschiedenem Maße - allen Menschen zu­ kommen, sind die besonderen intellektuellen Fähigkeiten und Eigenschaften wie "Weisheit, klugheit, erkentnuß" nur einigen verliehen. 2.1.3.1. Weisheit "Weisheit" in umfassendem Sinn ist für Müntzer nur bei Gott und bezeichnet sein vollkommenes Wissen, aus dem die Schöpfung entstand und das sie lenkt (262,4; 492,8 u.m.). Beim Menschen bezeichnet "weisheit" die höchste Stufe der Erkenntnis, und zwar der Erkenntnis göttlicher Offenbarung 1 "52) und göttlichen Willens. ^ ' Als Gabe, die an Wert den geistlichen Verstand überragt, wird die "weisheit" nur den Auserwählten, die die "forcht Gottes" besitzen, geschenkt: "die hertzliche barmhertzigkevt Gottes kan unser unerkante finsternuß nit erleuchten, dieweyl uns die forcht Gottes nicht leer macht zum anfang der unauffhörlichen weyßheyt" (286,16 ff.). Diese Erkenntnis, die "besprengung mit wassern gStlicher weyßheyt" (301,4; 220,7), der Empfang des "saltz der weyßheit" (214,25; 222,4), ist ein Teilhaben an der göttlichen Weisheit, das dem Auserwählten die Schöpfung durchsichtig macht. Die "weyßheyt des creutzes" (317,3; 317,10) ist ein Wis­ sen darum, weshalb Christus am Kreuz geopfert wurde, und zugleich die Einsicht in die Notwendigkeit des Erduldens des eigenen Kreuzes, die das Tragen des Leidens erleichtert 132) Zum theologischen Weisheitsbegriff vgl. DWb, XIV, 1,1, Sp.1126 ff.

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Wenn der Besitz der "Weisheit" also auf Grund einer hö­ heren Einsicht eine Lebenshilfe bietet, so erhält der Mensch diese nicht aus der höchsten Ausprägung seiner menschlichen intellektuellen Fähigkeiten, sondern aus der gnadenhaft verliehenen Erkenntnis Gottes. Für die eindeutige Bezeichnung der menschlichen "Weis­ heit" findet sich nur eine Belegstelle, - bei dem Adjektiv "weise", das sich zweimal auf die Weisen aus dem Morgen­ land (64,12; 254,6), zweimal auf den Ecclesiastesautor (250,24; 253,5) bezieht, läßt sich nicht mit Sicherheit sagen, ob dieses Attribut eine auf Grund intellektueller Fähigkeiten erworbene oder von Gott verliehene Einsicht benennt - in der die "falsche, klQglingsche weyßheyt" (316,36) der Gottlosen der "weyßheit des creutzes" (s.o.) der Auserwählten gegenübergestellt wird. Hier zeigt sich nun wiederum die Abwertung der menschlichen intellektuel­ len Fähigkeiten, die für Müntzers Sprache so kennzeichnend ist, wenn die mittels der besonderen Eigenschaft der Klug­ heit erworbene Erkenntnis als "falsch" verurteilt wird. 2.1.3.2. Klugheit "Klug" und "klugheit" bezeichnen die besonders hohe Ausprägung sämtlicher intellektueller Fähigkeiten, die z.B. eine philosophische Durchdringung und Erhellung der Welt 13*3) ermöglicht. ^ Wie "Weisheit" ist "klugheit" nur wenigen Menschen zu eigen. Im Gegensatz zu "Weisheit" ist "klug­ heit" aber ausschließlich auf den Bereich der menschlichen geistigen Fähigkeiten beschränkt und stellt die höchste Form des "natSrlich liechts" dar. Ebenso wie die aus die­ sem gewonnenen Einsichten sieht auch die kraft der "klug133) Hierauf bezieht sich die Wehdung: "reich der krichen, wilchs erschallet ist mit seiner klugheit" (256,3), d.h., welches durch seine auf Grund des Philosophierens gewonnenen Erkenntnisse berühmt ist. Zur negativen Bewer­ tung der philosophischen Erkenntnis vgl. oben S.50 "speculieren". y

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heit" erworbene Erkenntnis völlig von der Offenbarung Got­ tes ab. läuft ihr zuwider und verfällt zwangsläufig der Täuschung und dem Irrtum. So tragen alle mit dem Lexem "klug" gebildeten Wortformen abwertende Bedeutung: die "falschen, ungetreuen" Schriftgelehrten werden "klug" (239,8) oder "spitzklug" (246,21) genannt. Sie können den Geist der Heiligen Schrift niemals erfassen: "und du must nicht thun wie die klugen thun, einen spruch hir, den andern do furtragen, an starcke vorgleichung des gantzen geistes der schrifft" (234,10 ff.). In abgeleiteten Formen wird die verächtliche Sinnladung besonders deutlich; die "kluglichsten" (314,10) oder "klSglinge" (248,30) sind meist die Schriftgelehrten und Pfaffen, dann aber auch alle nur dem diesseitigen Leben ergebenen und nur die menschlichen intellektuellen Fähig­ keiten Besitzenden, die "unvorsuchten, wollustigen schweyne" (254,3), die "kluge, fleischliche, wollustige weit" (250,20). "Klug" sind auch die betrügerischen Traumdeuter Nebucadnezars (248,17; 257,8), die stets mit den Geistlichen verglichen werden, weil sie wie diese ihren Beruf ohne höhere Einsicht und deshalb falsch ausüben. Die Menschen, die im Besitz der Klugheit, der "klugen vernunfft" (288,32) sind, werden nicht nur als der Täu­ schung Verfallene, sondern stets auch als selber Täuschen­ de und Betrügende gesehen. Müntzers tiefe Ablehnung aller menschlichen diesseitsbezogenen geistigen Fähigkeiten ver­ deutlicht die Tatsache, daß die Eigenschaft, klug zu sein, für ihn gekoppelt ist mit ethischer und moralischer Min­ derwertigkeit, während andererseits ein nach menschlichen Maßstäben unbeweglicher und in seiner Erkenntnisfähigkeit beschränkter Verstand, wie er durch "einfeltig" bezeichnet wird, Zeugnis von der Redlichkeit des Menschen ablegt. Obwohl dem "einfeltig" durchaus schon ein leicht abwer­ tender Sinn entsprechend der neuhochdeutschen Bedeutung anhaftet (z.B. 238,17; 333,21), ist es doch gerade die

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Eingleisigkeit eines solchen Verstandes und geistigen We­ sens, die den Menschen auszeichnet und ihn zum Glauben be­ fähigt, während der Besitz der wendigen und den verschie­ densten Dingen zugewandten Klugheit die Unaufriehtigkeit des Menschen anzeigt, der in vielen Verstellungen sein wah­ res böses und gottloses Wesen zu verschleiern sucht. So kann Müntzer in der 'Hochverursachten Schutzrede Luther höhnisch vorwerfen: 1

"Du hast allezeit mit ainfeltigkeyt (durch eine zwibbeln angezaigt, die newn hewt hat) gehandelt alles nach der fuchs art" (339,29 ff.). Zweimal ist "klug" nicht in abwertendem Sinne verwandt: 134} "Du ^ ' salt sie zurbrechen mit einer eysern Stan­ gen, wie ein geschirr des topffers wirst du sie zurknirschen. Do wirt sichs dann gehören, euch künigen, clug zu sein und vorsichtig recht urteil feilen auff erden» (104,17 ff.) 135); "Ein cluger man, wann der gestraft wird, bessert er sich. Ein narre oder thore nimpt nicht auff die wort der weyßheyt" (239,22 ff.). Aus beiden Belegen geht hervor, daß es sich nicht um eine weltliche Klugheit handelt: im ersten übersetzt das Wort 136) das "intelligite" der Vulgata ' und entspricht hiermit 137} dem Daniel-Zitat in dem "verstand", und zwar in der Bedeutung 'geistlicher Verstand' steht. Im zweiten Beleg ist "clug" mit "weyßheyt" gegen "narr" und "thor" abgeho­ ben. Da Klugheit als rein menschliche intellektuelle Fähig­ keit und Weisheit als die von Gott verliehene Einsicht in seine Offenbarung im Sprachgebrauch Müntzers sich aber aus­ schließen und weltliche Klugheit ja gerade Narr- und Tor­ heit vor Gott ist, kann das Wort nicht die gleiche intellek­ tuelle Fähigkeit benennen, die es in den übrigen Belegen in abwertendem Sinne bezeichnet. In beiden Stellen dürfte wohl eine höhere Einsicht angesprochen sein, die dem "rechten verstand" entspricht. 134) Der Messias. 135) Psalm 2, 9-10. 136) Psalm 2, 10: Et nunc reges intelligite: erudimini, qui judicatis terram. 137) Vgl. oben S.55.

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Die offensichtliche Umpolung der abwertenden Bedeutung von Klugheit in eine positive Sinnladung dadurch, daß der Begriff statt einer rein menschlichen intellektuellen Fä­ higkeit nun eine verliehene höhere Einsicht bezeichnet, ist eine Erscheinung, die im bisherigen Verlauf der Unter­ suchung für fast alle Angehörigen des Intellektualfeldes aufgezeigt wurde und sich auch bei den Gegenbegriffen zu Weisheit und Klugheit, bei Narrheit und Torheit feststel­ len läßt. 2.1.3.3. Narrheit - Torheit Als "narr" wird ein Mensch bezeichnet, der keine Er­ kenntnis besitzt. Es lassen sich zwei Verwendungsmöglich­ keiten des Wortes unterscheiden, die Aufschluß darüber ge­ ben, unter welcher Wertung der so benannte Mensch mit sei­ nen Handlungen betrachtet wird. In der Redewendung 'jemanden zum Narren machen' (z.B. 341,11) oder in der Charakterisierung des Mannes als "nerrisch", "der auff den sand bawbet" (220,10), wird eine der allgemeinen 'Vernunft' zuwiderlaufende Handlung be­ nannt, die "unsinnig" ist. In dieser Verwendung, die nur selten belegt ist, unterliegt das Wort keiner religiösen Wertung, ist damit aber auch nicht Gegenbegriff zu "weis­ heit" in strengem Sinne. In überwiegendem Maße bezeichnet das Wort jedoch wer­ tend den Besitz oder das Fehlen der "weisheit", der Ein­ sicht in Gottes Offenbarung, wobei der Aspekt, unter dem der betreffende Mensch gesehen wird, - von Gott aus oder aus der Blickrichtung der Menschen - darüber entscheidet, ob die Sinnladung des Wortes positiv oder abwertend ist. Menschliche intellektuelle Kraft, die von Gott nichts weiß, ist vor Gott Narrheit, erst das Ablegen dieser nur auf das Diesseits gerichteten Fähigkeiten ermöglicht ein Durchdrin­ gen zur "weisheit". Das drückt Müntzer aus, wenn er sagt:

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"Do wirdt der mensch klerlich finden, das er mit dem kopff durch den hymmel nit lauffen kan, son­ dern er muß erstlich gantz und gar zum innerli­ chen narren werden" (250,17 ff.). Wer vor den Menschen als "nerrisch" gilt wie Jeremias, der vor der Strafe der babylonischen Gefangenschaft warn­ te (247,24 ff.), wer wegen seines Glaubens, der allem na­ türlichen Verstand entgegen ist, als "narrenkoppisch" ver­ höhnt wird (499,28), der ist vor Gott im Besitz der "Weis­ heit". Dagegen sind die mit weltlicher Klugheit Ausgestat­ teten vor Gott die "nerrischen, hodenseckysehen doctores" (501,30), deren Glaube ein "nerryszer glaube" (493,4) ist. "Dem narren ist die weyßheyt Gottes vil zu hoch" (326,12), deshalb ist Müntzers Gegner Luther trotz aller spitzfindi­ gen Bemühungen ein "hochfertiger narr" (323,6), wie dies auch alle die sind, die hochmütig aus ihrem weltklugen Verstand die Gläubigen verspotten: "Widergylt den hinterlistigen spottern das ubel, mach sie zu narren deiner warheit" (76,6 f.) heißt es in dem einzigen Beleg des Wortes in den liturgi­ schen Schriften. ^ ^ Das Beharren auf diesem weltklugen Verstand, der den Menschen von der Wahrheit in Gottes Offenbarung aus­ schließt, ist "töricht" und "torheit". Was SCHÖNINGH als die Bedeutung des Wortes in Luthers Ubersetzung der PaulusBriefe herausgestellt hat, trifft bis ins Einzelne für die bei Müntzer gesammelten Belege zu, daß nämlich "Torheit nicht das Nicht-Wissen, sondern das Nicht-richtig-Wissen bezeichnet. Torheit ist durchaus nicht Abwesenheit von Wis­ sen oder Kenntnissen, wie das z.B. einfältig ausdrückt, sondern im Gegenteil wird in Torheit gerade auf ein Wissen hingedeutet und die totale Unzulänglichkeit dieses Wissens 139} gebrandmarkt" . Das Unsinnige dieser Torheit, die z.B. als reiner Buchstabenglaube (493,3), als aufsässige Ver138) Psalm 54,7 in Ubersetzung der Vulgata: "Averte ma­ la inimicis meis, et in veritate tua disperde illos". 139) Schöningh, S.49. 1

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stocktheit gegen Gott (249,22) oder als Verschleierung des Unglaubens durch "gleissende wercke" und "getichten glau­ ben" (226,23 ff.) erscheinen kann, wird durch die stereo­ type Verbindung von "töricht" mit "toll" ) (493,10; 493, 19; 503,19; 503,24) verdeutlicht. 140

2.1.3.4. Erkennen, Erkenntnis, Kunst Neben "weisheit" bezeichnen das Wissen "erkenntnis, kunst" und die ihnen zuzuordnenden Wörter. 141) "Wissen" benennt den Besitz von auf Grund der all­ gemeinen natürlichen intellektuellen Fähigkeiten erworbe­ nen Vorstellungen, die sich - wenn auch in sehr unvollkom­ mener Form - auf geistliche Dinge richten können. Die Vor­ stellungen selbst nennt Müntzer "urteile". Das Wort, das in seiner eigentlichen rechtssprachlichen Bedeutung nicht oft verwendet wird (z.B. 240,4; 329,6; schon übertragen 308,11: »Sache und 342,13 'Jüngstes Gericht'), erscheint vorwiegend zur Bezeichnung des Wissensbesitzes in der Be­ deutung 'Meinung, Ansicht, Erkenntnis des natürlichen Ver­ standes' . Wie alle Einsichten dieser rein menschlichen Fä­ higkeit vermag "urteil" auch dann, wenn es den Wissensbe­ sitz benennt, der neuhochdeutsch mit 'Erkenntnis' übersetzt werden müßte, niemals die eigentliche Wahrheit zu erfassen, die nur von Gott offenbart werden kann, weil es der Gefahr des Irrtums durch das Einwirken weltlicher Einflüsse, der "larve der weit" (z.B. 259,9), ausgesetzt ist; das "urteil" ist sowohl in seiner die höchste menschliche Einsicht be­ zeichnenden Bedeutung wie als 'Meinung' oder 'Ansicht' stets an die Unvollkommenheit des Menschlichen gebunden und des­ halb "fleischlich" (z.B. 255,11). Um zu wirklicher Erkennt­ nis zu gelangen, muß der Mensch einsehen, daß seine geisti­ gen Fähigkeiten unzureichend sind ohne die Einwirkung von Gottes Offenbarung: 7

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140) Vgl. oben S.51. 141) Die substantivierte Form des Verbs kommt in den untersuchten Schriften nicht vor.

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"Dann so unser natulicher vorstandt doselbst soll zur dinstpargkeit des glaubens gefangen werden, so muß er kummen auff den letzten grad aller sei­ ner urteyl, ... Der urteyl mag er aber keins be­ schlissen mit gutem grund seyns gewissens on Gottis Offenbarung" (250,12 ff.).

Wenn das "urteil" also "unbeschiden" (z.B. 249,11; 255, 11), das heißt, nicht durch göttliche Offenbarung belehrt ist, kann es seiner Natur nach nur unklare und willkürli­ che Vorstellung sein. Ist das "urteil" aber frei von welt­ lichen Einwirkungen und belehrt durch die Offenbarung,dann ist es ein "rechtes urteil" (z.B. 259,10) und bezeichnet ein über die Vorstellungen, die das Objekt der Betrachtung ja nicht voll erfassen, hinausgehendes Wissen, das das Be­ trachtete dem Menschen ganz erschließt. In dieser Verwen­ dung deckt das Wort den gleichen Bereich wie "erkenntniß«. > l42

"Erkenntniß" bezieht sich fast ausschließlich auf geist­ liche oder mit diesen unmittelbar zusammenhängende Dinge: Müntzer spricht von der "erkentnis gotlichs willens" (210, 30) oder Gottes (319,16) und seines Gesetzes (327,8), der "erkentniß der seligkeyt» (92,17), der Sünde (302,36) und des diese hervorrufenden "falschen liechtes der natur" (219,19). Hiermit stimmt überein, daß auch das Verb "erkennen" in mehr als drei Vierteln seiner Belege die Einsicht in Gottes Offenbarung in ihren verschiedenen Formen (z.B. 86,27; 137, 7; 242,22), in den ihr widerstrebenden "Unglauben" (z.B. 219,21; 327,8), in "schuld" (284,7) und "sünde" (305,12), in die menschliche "blintheit" (211,3; 231,8) und "boßheit" (232,19) bezeichnet. "Erkentniß" wird nicht wie "urteil" auf Grund des natür­ lichen, sondern des geistlichen Verstandes gewonnen, und zwar nicht aus eigener Fähigkeit erworben, sondern von Gott verliehen. Noch ein weiteres Merkmal unterscheidet "urteil" von "erkentniß": während das erste reiner Intel142) Das Wort ist in allen drei Genera belegt.

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lektualbegriff ist, schließt der Besitz der "erkentniß" ein ihr gemäßes Handeln ein. "Kunst" bezeichnet ein umfassendes Wissen über eine Sa­ che. So wird von Gott gesagt, daß er die "kunst der stymme" habe (143,17; 201,3), womit die Kenntnis jeder Lautäußerung -143) aller Kreatur gemeint ist. Gegen "urteil" ist das Wort dadurch abgegrenzt, daß die mit ihm benannte Eigenschaft über die in "urteil" charakterisierte Einsicht hinausgeht, gegen "erkentniß" dadurch, daß es - hierin "urteil" ver­ wandt - reiner Intellektualbegriff ist. "Kunst" unterschei­ det sich von "erkentniß" auch dadurch, daß das so benannte Wissen mittels ausgedehnter Studien erworben werden kann. "Kunst" bezeichnet bei Müntzer fast ausschließlich das Wis­ sen um Gottes Offenbarung (z.B. 53,5; 81,14; 208,9; 210,30; 246,22; 261,22; 500,16), das durch die Erforschung der Hei­ ligen Schrift erlangt werden kann. Berufen auf Grund der Erforschung der Bibel zur "reinen kunst Gottis" (246,22) zu gelangen und diese das Volk zu lehren, sind die Geistlichen. Doch gerade diese sind in ihrer natürlichen Klugheit dem Buchstabenglauben verfallen. "Dye kunst Gots lere eyn meister" sagt Müntzer (501,20), ein Meister aber, der diese Kunst besitzt, klebt nicht an den Worten der Schrift, son­ dern hat ihren Geist empfangen und damit die Offenbarung Gottes. Ein derartiger "rechter" Prediger kann die Schrift mit dem "schlüssel der kunst Gottis" aufschließen (z.B. 208, 9; 499,27), oder - wie es Müntzer in einem anderen, von ihm oft gewählten Bild verdeutlicht - das Brot brechen und dem 144} Volk dann reichen. ' Die Pfaffen aber, die den Geist der Schrift nicht besitzen, werfen dem Volk die Worte der Bibel ungebrochen, das heißt unerläutert, vor wie das Brot den Hunden (500,12 ff.). Müntzers Ablehnung der menschlichen intellektuellen Fä­ higkeiten und Eigenschaften, sofern sie nur auf die reale 143) Sap. 1,7: "Quoniam Spiritus Domini replevit, orbem terrarum, et hoc, quod continet omnia, scientiam habet vo-

cis." 144) Zur Metaphorik vgl. unten S.89 ff.

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Welt gerichtet sind und sich der Einwirkung des Geistes Gottes verschließen, wird im besonderen aus seiner Einstel­ lung zu den Geistlichen, die die Offenbarung nicht erfahren haben, deutlich. Diese Kleriker werden verurteilend und ver­ ächtlich Pfaffen und Schriftgelehrte genannt. Sie sind in ihrer gelehrten weltlichen Klugheit ganz dem Buchstaben­ glauben verfallen, der von der göttlichen Wahrheit hinter den Worten nichts weiß: 1

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"Wan dem gelarten nach menschlicher weyße furgetragen wirt die gantze geschryfft, so kan er sie doch nicht, solt er auch von eynander prasten 145), er muß erwarten, das sie yme eröffnet werde mit dem Schlüssel Davidis auff der keltern, do er zuknyrschet wirt in alle seiner angenomen weiße,das er

also armgeystig wirt, das er gar keinen glauben bei yme befindet dan allein, das er gerne wolt recht glewben" (224,24 ff.). Weltliche Gelehrsamkeit ist für Müntzer Narrheit, weil sie die Erkenntnis Gottes, den eigentlichen Lebenszweck des Menschen, nicht befördert, sondern verhindert. Deshalb werden die Schriftgelehrten auch "schriftsteler" genannt, das heißt, Menschen, die von der ganzen Wahrheit der Bibel nur den Buchstaben stehlen (z.B. 305,5; 315,16; 324,10) und damit im Gegensatz zum wahren nur einen gestohlenen Glauben haben und verbreiten. Uberhaupt werden die Gelehr­ ten durchweg negativ ^ gesehen und neben "buchstabisch" (228,3) als "bSßwichtisch" (223,27), "ungetreu, verzweyfelt" (274,21), "betricklich, falsch" (163,13), "nachlessig" (238,29)usw. bezeichnet. Ihre betriebsame Klugheit wird in ihrer Sinnlosigkeit z.B. dadurch charakterisiert, daß sie "gelert wie die äffen" (324,26) genannt werden. Wie alles geistige Vermögen hat auch Gelehrsamkeit,Leh­ ren und Lernen nur dann Sinn und Berechtigung, wenn es Zweck ist zur Erkenntnis der göttlichen Offenbarung. Die aber wird gerade denen nicht zuteil, die vor der Welt klug sind, sondern denen, welche die Welt Narren heißt. 14

145) bersten. 146) Vgl. die abwertende Beurteilung der antiken Philo­ sophen oben S.50.

Sprachliche Felder 2.2. D a s s p r a c h l i c h e ' T ä u s c h u n g

Feld

der

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Die Untersuchung des Intellektualwortschatzes konnte aufzeigen, daß für Müntzer eine Erkenntnisfähigkeit des Menschen allein auf Grund seiner geistigen Kräfte ohne Einwirken der Offenbarung Gottes nicht besteht. Dies be­ deutet, daß dem Menschen von sich aus eine Wahrheitsfin­ dung nicht möglich ist. Andererseits ist der "natürliche" menschliche Geist aber stets um Erkenntnisse bemüht und trifft - indem er diese formuliert - Aussagen über das Ob­ jekt der Betrachtung, die nach Müntzers negativer Beurtei­ lung der menschlichen mentalen Kräfte zwangsläufig dem Irrtum unterworfen sind. Nur die "auserwelten" können kraft ihrer Einsicht in die Offenbarung die Wahrheit er­ kennen, ihre Zahl aber ist gering gegenüber der Masse der weltlichen Menschen, der Gottlosen, Ungläubigen, der Schriftgelehrten und geistlich Unbelehrten. So entfaltet sich eine Spannung zwischen dem von der "natürlichen" Er­ kenntnis der weltlichen Menschen als 'wahr' Vermeinten und der eigentlichen - nämlich geistlichen - Wahrheit,die im sprachlichen Feld der 'Täuschung' ihren Niederschlag findet. Dieses Feld verbindet den Bereich des Irrtums der Er147} kenntnis ' mit dem der schlechten moralischen Veranla­ gung ^» denn für Müntzer ruft die auf Täuschung beruhen­ de falsche Erkenntnis ein auf Lüge und Trug gerichtetes Bestreben des betreffenden Menschen hervor, dem das ein­ fache Volk zum Opfer fällt. Da also die falsche, "natür­ liche Erkenntnis die Wurzel alles Unglaubens ist und die "ankunfft" des Glaubens beim Volk verhindert, muß es Mün­ tzers vordringlichstes Bemühen sein , die Täuschung zu ent­ larven. ^ 147) Vgl. oben S.18. 148) Vgl. oben S.20 f. 149) Vgl. die Feststellung Lohmanns, S.9, daß "das Wahrheitsproblem für Müntzer im Zentrum der Glaubensfrage steht". 148

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Die täuschenden Vorspiegelungen, denen die gottferne menschliche Erkenntnis verfällt, nennt Müntzer "guter scheyn" (z.B. 165,10; 249,26), "scheyn des glaubens" (304, 25), der "unaußsprechlich" (242,25), das heißt, in seiner vollkommenen Vortäuschung nicht in Worte zu fassen ist. Es sind die "scheynbarlichen" (313,35) "larven" (z.B. 163, 27; 164,5; 316,35) ^ und die "faulen" oder "schalen fratzen" (z.B. 253,12; 274,38; 304,17), die den "irthumb"(z.B. 243,3; 243,5; 504,12) hervorrufen und den Menschen in Form von "gespensten" (z.B. 211,19; 220,18) blenden. Die Doppelseitigkeit der Täuschung äußert sich nun dar­ in, daß die ihr Verfallenen die "verkerte" Wahrheit wei­ tertragen und so zu Heuchlern und Lügnern werden, wobei es bemerkenswert ist, daß diese Weiterverbreitung nicht als zwangsläufige Konsequenz der falschen Erkenntnis, sondern als bewußter, willentlicher Betrug gesehen wird. Vorwiegend die Schriftgelehrten, Pfaffen und Regenten werden "buben" (z.B. 248,33; 276,3; 500,13), "schelme" (z.B. 164,37; 323, 24; 327,23) und "b§ßwichter" (z.B. 296,23; 312,35; 343,11) genannt, weil sie mit ihrer "betricklichen" (163,13) "betrigerey" (249,11) und "drucknüss" (495,16), mit ihrer "schalkheit" (z.B. 226,7; 258,16; 341,26) und ihrer "hin­ derlistigen" (z.B. 218,29; 236,7; 240,6) "tück" (z.B. 305, 1; 323,27; 335,12) die Offenbarung Gottes "leugnen" (z.B. 249,4; 275,6; 299,34) und das arme Volk durch dieses "lü­ gen" (305,5; 343,10) um den Glauben "betriegen" (z.B. 248, 16; 275,25; 496,22). "Gleissen" (226,28; 231,9), "heucheln» (z.B. 243,2; 256,18; 260,6), »kutzcelen» (499,7), "plasteucken" ) (256,9), "gramentzen" ^ (163,29) bezeichnen diese betrügerischen Vorspiegelungen der Gottlosen, in die sich das "grobe" Volk verstrickt. 150

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150) Besonders aufschlußreich ist der Beleg (235,3), in dem das Wort den menschlichen Verstand bezeichnet: "kurtzumb es muß sein der enge weg, yn welchem alle urteil nicht nach der larven, sondern nach dem allerliebsten willen Gottes in seinem lebendigen wort studirth und erfahren werden « ».". 151) Vgl! unten S.142, Nr.90. 152) Vgl. unten S.138, Nr.51

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Die Gefahr dieser heimlichen Machtergreifung des Bösen über den Menschen zeigt sich darin, daß die hervorragend­ ste Eigenschaft des Teufels für Müntzer die Lüge ist: "Aber wenn der teuffei etwas wircken wil, so verra­ ten yn doch sein faule fratzen und seine lugen ucken doch zuletzt hervor, dann er ist lugner" 253,11 ff.).

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Der Teufel ist gekennzeichnet durch seine "listige tück" (330,26; 340,29), die ihm gleich den "verschmitzten" ^ (324,9) Schriftgelehrten den verderblichen Einfluß auf den Menschen verleiht. Alle oben aufgeführten Erschei­ nungsformen der Täuschung und des Betruges begegnen auch auf den Teufel bezogen, so daß geradezu gesagt werden kann, daß die Lüge Attribut des Bösen und Gottlosen 154) schlechthin ist. ^ ' Das vielgestaltige Walten und Herrschen der Lüge und Täuschung ist in seiner gleißnerischen Heimlichkeit so schwer zu entlarven, weil es meist unter der Maske des schönen Scheins auftritt, der die Menschen blendet. So ist Müntzer dem 'Schönen gegenüber mißtrauisch und ableh­ nend, was sich darin äußert, daß die Bezeichnungen für 155) 'ästhetische Gefühle' , die viel häufiger als in den liturgischen in den politisch-polemischen Schriften vor­ kommen, dort fast ausschließlich ironische bzw. abwertendnegative Bedeutung tragen. "Schön" erscheint in den liturgischen Schriften viermal und trägt in keinem Fall abwertende Bedeutung, so z.B. "Du bist sch8n vor den sSnen der menschen" (54,15) mit Bezug auf Gott oder in den an Christus gerichteten Versen: "Beweyß uns deyner gnaden licht, laß uns den finger gotes rieht, 153) Das Wort hat bei Müntzer noch die rein negative Bedeutung. Vgl. zur Bedeutungsentwicklung des Wortes H. Schwarz: 'Verschmitzt', in: Festschrift für Jost Trier zum 70.Geburtstag, Köln-Graz 1964, S.69-111. 154) Dies wird erhärtet durch die Tatsache, daß Müntzer seinen Hauptgegner Luther vorwiegend "doctor lügner" nennt (z.B. 329,26; 332,9; 334,27). 155) Vgl. oben S.20. 1

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mit syben gaben schSn gezierdt, wilchs in uns deyn krafft recht gebierdt" (153,9-12). In den polemischen Schriften dagegen ist "schön" elfmal vertreten, worunter nur eine einzige Belegstelle das Wort in positiver Bedeutung hat: "schSner rother weytz" (262,2), in allen übrigen Verwendungen liegt eine ironisierende oder rein negative Sinnladung vor, z.B.: "dagn der gotlosen gestalt ist über alle massen schön und listig, wie die schojne kornblume unter den gelben ehern des weyzens" (246,14). Hier wird das Adjektiv durch die Verbindung mit "listig" eindeutig der Sphäre von Lüge und betrügerischer Vorspie­ gelung zugewiesen. Ironischer Unterton findet sich z.B. in folgenden Be­ legen: "eyne schone bewerugk ym hunerstall ertichten" (493,7); . "die schrifftgelertgn sollen schone bücher lesen" (275,36); sich "schon auffputzen mit eynes andern unflat" (295,14). fi

Wie bei "schön" liegen die Verhältnisse bei den übrigen Bezeichnungen für ästhetische Empfindungen. "Fein" kommt in den liturgischen Schriften nur einmal, in den politisch-polemischen dagegen vierzehnmal vor, fast ausschließlich ironisierend: es ist eine "feyne sach", daß die Pfaffen Weiber haben dürfen (335,31); die betrügeri­ schen Pfaffen sind "feyne evangelische leut" (313,31); die S chri ftgelehrten "haben die reyne kunst Gottis verworffen und an sein stat einen hübschen, feynen, gülden hergot gesetzt" (245,12). "Hübsch" begegnet nur in den politisch-polemischen Schrif­ ten, und zwar ausnahmslos in ironischer Bedeutung wie z.B. in der letztgenannten Belegstelle, "Zart" erscheint in den liturgischen Schriften zwölfmal und kennzeichnet dort entweder Christus oder Maria. In den

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politisch-polemischen Schriften, in denen das Wort sieben­ mal vorkommt, dient es viermal zur ironischen Charakteri­ sierung der Pfaffen und Schriftgelehrten: z.B. "tzarte, spitzfingerische schrifftgelerten" (219,9), denen der Mut und die Mannhaftigkeit fehlt, die "ankunfft" des Glaubens zu erleiden und die auch "zartlinge" (z.B. 278,16; 279,39; 288,10) genannt werden. Auch die einzige in den politisch-polemischen Schriften erfaßte Wortform des Lexems 'zier', das in den liturgischen Schriften meist in Beziehung zu Gott oder Christus gesetzt ist, trägt abwertende Bedeutung. Müntzer spricht von den "hochgetzierten larven der rothbluenden roßen und der kornblumen" (226,11) und charakterisiert damit den schönen, trügerischen Schein der Gottlosen. Das solchermaßen verborgene und deshalb nur schwer zu erkennende Herrschen der Lüge und des täuschenden Betrugs in der Welt macht es notwendig, immer wieder das zu benen­ nen, was 'wahr' ist, um den Missionsauftrag, zu dem sich Müntzer berufen fühlt, erfüllen zu können und mit dem Auf­ weisen der 'rechten Wahrheit die Schar der "auserwelten" zu vermehren. Der "verkerten weise" (z.B. 224,34; 322,6; 327,4), dem 'Falschen', das in so vielerlei Gestalt wie der "falschen, klöglingschen weyßheyt" (316,35), der "falschen hantirung" (163,26) der Heiligen Schrift, der "falschen" Geistlichen (z.B. 257,23; 307,3), "gelerten" (z.B. 238,35; 258,31) und "propheten" (z.B. 279,36; 499,11) und des "fal­ schen glaubens" (z.B. 274,14; 340,18) auftreten kann, setzt Müntzer die "warheit", die die Wahrheit Gottes ist, den "waren" Gott (z.B. 171,5; 301,25), den "waren" und "warhafftigen" Christus (z.B. 245,9; 318,19), der "warer tr8ster" (153,5) und "mittler" (196,2) ist, den "warhafftigen" Glauben (z.B. 282,36; 283,1) entgegen. Häufiger noch als "war" gebraucht Münt2er "recht", er spricht vom "rechten" Glauben (z.B. 278,17; 287,10), der »rechten" Wahrheit (z.B. 228,19; 262,28), dem "rechten" Wort (z.B. 339,10; 501,27), dem "rechten liecht" (z.B. 324, 30), dem "rechten geist" (z.B. 492,24), den "rechten 1

Täuschung

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pfaffen" (z.B. 498,11), die "rechtschaffene eyferer der wirdigkeyt Gottes" (286,3 f.) sein sollen. Die Bedeutung, die Müntzer der Betonung des 'Wahren und 'Rechten' beimißt, zeigt sich in dem auffallend hohen 156) Gesamtvorkommen der betreffenden Wortformen ^ ', wobei die Bevorzugung von 'recht' zur Bezeichnung des Wahren ein Hinweis auf die zentrale Stellung des Bereichs von Recht und Gericht im Wortschatz Müntzers ist. 1

2.3. D a s s p r a c h l i c h e Feld des ' R e c h t s ' und ' G e r i c h t s ' Ein weltliches Recht als festgesetzte Norm, unter der die Handlungen der Menschen bewertet werden, spielt im Wortschatz Müntzers keine Rolle. Wohl werden z.B. "hencker", "büttel" (z.B. 385,16) und "bann" (229,30; 502,31) als Mittel des weltlichen Rechtes genannt, Müntzer kennt sie, aber er anerkennt sie nicht, was aus dem verächtli­ chen Sinn, den er diesen Wörtern beilegt, ebenso hervor­ geht, wie aus dem Wortspiel, das er mit der Bezeichnung 'Richter' treibt, wenn er seinem Gegner Luther unter An­ spielung auf dessen willkürliche Schriftauslegung wie auch die gegen Müntzer gesponnenen Intrigen zuruft: "Du soltest vil pillicher ein krümmer denn ein richter heyssen" (339,25). Müntzer formuliert seine Einstellung menschlichen Ge­ setzen gegenüber ganz klar: "Es mag ein itzlicher zulegen oder abnemen, was von menschen gesatzt ist,, aber nit, was Gott gesatzt und befolen hatt" (164,14 ff.). Menschliches Gesetz und Gericht kann dem Wesen des Rech­ tes, der Gerechtigkeit, nicht entsprechen, weil es auf der "fleischlichen", unvollkommenen und irrenden mensch­ lichen Einsicht beruht. 156 Z.B. "war, warhafftig, warheit, warlich" zusammen 116 mal; "recht, n.; recht, Adj., rechtfertig, rechtschaf­ fen, gerecht, gerechtigkeit" zusammen 245 mal.

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Sprachliche Felder

Hierauf deutet schon die Verwendung des Adjektivs "recht", das nicht bezeichnet, was im Sinne einer mensch­ lichen Gesetzgebung 'Rechtens', sondern was vor Gott und damit allein 'wahr' ist. Aber auch das Substantiv, das in den untersuchten Schriften nur siebenmal vorkommt, bezeich­ net nicht die objektive Rechtsnorm, sondern die sich aus ihr ergebende subjektive Berechtigung: in der Mehrzahl der Belege wird den Gottlosen das 'Recht' zu leben abgespro­ chen (z.B. 259,15; 262,33) bzw. ausgesagt, daß sie "gar kein recht nach vor Got nach vor den menschen" haben (498, 4), wobei es eindeutig ist, daß die Berechtigung, die "recht" hier bezeichnet, auf eine nicht-weltliche Norm be­ zogen ist. Diese Norm ist das "gesetz" Gottes. Die Aus­ schließlichkeit, mit der das:"gesetz" allein Gott zugestan­ den wird, verdeutlichen die wenigen Belege, in denen abwer­ tend eine menschliche Rechtsnorm gemeint ist, wie z.B. fol­ gende Stelle: "Die Juden haben yre gewonheit nach anlegender sach von viertausent jarn, wir alle tag ein newe Satzung, welcher wir keine dann alleine von gelts oder ehren wegen halten, bis das wir das unser uberkommen. Dann so singen alle unser gesetz Expiravit, das dünne liedlein" (231,29-232,3; vgl. auch 330,20 ff. und 502,26 ff.). Besonders herausgestellt wird diese ausschließliche Gel­ tung des göttlichen Gesetzes in folgender Stelle, in der von weltlicher Gerichtsbarkeit gesprochen wird, die aber keinem weltlichen - wie dies zu erwarten wäre - sondern dem göttlichen Gesetz Genüge schafft: Es sollen "die fürsten keine herren, sondern diener des schwerts sein, sye sollens nicht machen, wie es yenen wol gefeilet, sye sollen recht thun. Darumb muß auch auß altem gutem brauch das volck darneben sein, wenn einer recht verrichtet wirdt nach dem gesetz Gottes" (329,2 ff.). Vor dem "ernsten" (z.B. 328,10; 331,5; 331,10), das heißt, unbestechlichen und von den Menschen als streng empfunde­ nen, im Grunde aber "freundlichen" (z.B. 325,10: "freund­ licher ernst"), weil dem Menschen zu seinem Heil gerei-

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»Recht und »Gericht

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chenden, "göttlichen gesetz" haben sich die Menschen zu verantworten. Dieses Gesetz ist in der Heiligen Schrift geoffenbart, es ist der "geist der schrifft", deshalb kann es durch eine der göttlichen Offenbarung "erSffnete vornunft" (492,12) "füderlicher ^ erforschet" (324,18) wer­ den; es erschließt sich aber nur dem, der die Wahrheit hinter dem Buchstaben der Schrift zu erkennen vermag."Nach der rainigkeyt gStlichs gesetzs" streben (327,2), "durch betrachtung des gesetzes" (327,1) dessen "geyst" (331,21) verstehen heißt nichts anderes, als Gottes Willen und Of­ fenbarung, die Christus in ihrer in der Bibel niedergeleg­ ten Form "vom anfang piß zum ende" (326,13) "erklert" hat, anzustreben und zu empfangen. Vor dem "gesetz" können nur die "gerechten" (z.B. 325, 26; 343,10) bestehen, die die "gerechtigkeit" Gottes (z.B. 292,30; 301,19) besitzen, die vor ihm gerechtfertigt sind. Sie können aus ihrer Einsicht in das "gesetz" dessen gött­ liche "gerechtigkeit" erkennen und weitertragen. "Gerecht" aber sind nur die, die sich Gottes Willen öffnen und seinen Geist empfangen haben oder empfangen möchten, die "auserwelten": 157

"Alle ubelthlter der ursprünglichen mißhandlung der gemeynen christenheyt müssen durch das gesetz gerechtfertigt werden, wie Paulus saget, auff daß der ernst des vatters die gotloßen Christen auß dem wege rawme, die der hayIbaren lere Christi widerstreben* auff das die gerechten weil und räum haben mögen, Gottes willen zu lernen" (330, 14 ff.). Nach seinem "gesetz" mißt und beurteilt Gott die Men­ schen. Dabei spielt die Strafe eine bedeutende Rolle, sie ist Ausdruck der absoluten Gerechtigkeit Gottes. Auch den zum Glauben- Gelangten straft er: "Dann der geyst strafft erst nach erkantnuß des gesetzes den Unglauben, welchen nyemandt erken­ net, er habe in denn zuvor behertzigt, also hefftig, wie der allerunglaubigste hayde" (327,7 ff.). 157) gründlicher, tiefer.

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Sprachliche Felder

Während aber Gott diejenigen, die seinen Geist und damit die "ankunfft" des Glaubens" empfangen haben, mit "veterlicher straff" (209,23) "nach dem rechten ernst" (331,17) und nicht "mit grymm" (330,10) straft und in dieser Stra­ fe das wichtige Moment der Belehrung, der Unterrichtung enthalten ist (z.B. 209,23; 316,20), erfahren die Gottlo­ sen die ganze Härte des göttlichen Gerichts und seines Zornes (z.B. 260,9; 497,9), der sie ausrotten wird. Das Gericht ist nicht allein Angelegenheit Gottes, son­ dern wird von ihm seinen "auserwelten" übertragen. Für diese sollen es die Fürsten und Regenten ausüben (z.B. 259,11 ff.), sind sie aber nicht bereit dazu, dann müssen auch sie beseitigt werden (z.B. 261,18 ff.). Grundlage eines jeden "urteils" (z.B. 240,4; 262,32) ist das "ge­ setz" Gottes, nur dessen Erkenntnis bietet Gewähr dafür, daß "nach dem geyst des gesetzes" (331,21) und nicht "nach dem fleisch" (326,21) "gerichtet" wird. Das Verbrechen derjenigen, die "vorrechtet" (499,30) und damit verdammt werden, besteht für Müntzer in der Be­ hinderung der Ausbreitung des Geistes Gottes, das heißt, des Glaubens. Die Strafe trifft die im Unglauben Verstock­ ten und besonders diejenigen, die das wahre Wort Gottes und seine Lehre verfälschen und dem Volk vorenthalten, die falschen Pfaffen und Schriftgelehrten. Ihr bewußtes Behar­ ren auf der weltklugen gottfernen Vernunft stellt das Ver158) brechen des Betrugs und des Diebstahls dar. Die Pfaf­ fen und Schriftgelehrten "stelen" "auß dem buch" (296,8), das heißt, der Bibel (z.B. 492,1), sie "stelen" die "schrifft" (z.B. 251,1; 270,16; 274,26), den "slussel" (z.B. 329,22) zu ihr, das heißt, das rechte Verständnis; in ihrer "gottlosen, gestollen weise" (261,7) "stelen" sie das Wort Gottes (z.B. 492,2) und Christus und seinen Namen (z.B. 245,7; 336,14). Deshalb ist ihre Lehre (z.B. 306,25) sowie ihr Glauben (z.B. 298,30) "gestollen". Dem­ entsprechend werden die "schrifftsteler" (z.B. 305,5; 312, 9; 315,16; 324,10), "tückische diebe" (z.B. 221,7; 223,3) 158) Vgl. das sprachliche Feld der »Täuschung oben S.66. J

J

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»Recht und »Gericht

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genannt oder wegen ihrer hinderlistigen dieberey des buchstabs" (236,7) "raubern»» (329,14) und "mordern" (z.B. 223, 3; 492,1; 496,18) ^ verglichen. Daß gerade der geistliche Diebstahl und die mit ihm einhergehende Täuschung und Betrügerei als besonders schwe­ re Verbrechen hervorgehoben werden, erklärt sich aus der Auffassung Müntzers, nach der das Herz zur "ankunfft" des Glaubens bereit sein muß. In das Stadium der Bereitschaft kann es aber nur von denen versetzt werden, die Gottes Of­ fenbarung bereits empfangen haben, den "rechten" Predi­ gern. ^^ Deren Wirken und Bemühen ist jedoch umsonst,wenn durch Lüge und Betrug, die aus dem "gestollen" Glauben ent­ springen, das an sich aufnahmebereite Herz, "der acker des wort Gottis", vergiftet wird und,statt den Samen aufzuneh­ men, "voll disteln und dSrnen und vol grosser stauden" (252,23 f.) steht und damit der Einwirkung Gottes uner­ reichbar bleibt. Die "ächriftsteler" überliefern so diese Menschen der ewigen Verdammnis, sie töten ihr geistliches Leben und werden deshalb mit Recht »Mörder» genannt, die Gott ausrotten wird. 159

1

2.4. D a s s p r a c h l i c h e »Armut »

Feld

der

Als "arm, durfftig, elend" charakterisiert Müntzer das gemeine Volk; das sprachliche Feld der "Armut" hat eine bedeutende Stellung in seinem Wortschatz, die Untersuchung dieses Feldes muß Aufschluß darüber erteilen, welcher Art die »Armut» ist. 159) Vgl. Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften,S.24, Anm.471 zu 2.Mos. 22,1: "Hier wird von dem Erschlagen des Diebes gesprochen. Nach der traditionellen Deutung waren die Diebe und Mörder der Bibel die Ketzer. Bei M. sind es die »Schriftstehler', die sich aus der Schrift einen gedichteten Glauben zusammen­ stehlen, in erster Linie Luther". 160) Vgl. z.B. 237,21-238,20; hierzu auch Lohmann, S.26.

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Sprachliche Felder

LOHMANN stellt in ihrer Arbeit anhand der Untersuchung von Müntzers Theologie im 'Prager Manifest' und der 'Aus­ gedrückten Entblößung des falschen Glaubens' fest, daß eine derartige Charakterisierung des Volkes nur in sehr beschränktem Umfang als Anprangerung des sozialen Elends gemeint sei, weil dies ja der Theologie des Leidens und des Kreuzes widerspräche. Armut bezeichnet nach LOHMANN das Stadium des Unglaubens und des in geistlichen Dingen Unbelehrt-Seins, und schon der von Müntzer sicherlich be­ absichtigte Nebensinn des materiell Bedürftigen stelle 161) eine Verwässerung der Kreuzestheologie dar. ' Demgegenüber ist für HINRICHS "arm" vorwiegend Bezeich­ nung des Zustandes der materiellen Not. Er sieht keinen unvereinbaren Gegensatz zwischen Armut und Kreuzestheolo­ gie. Müntzer hat nach seiner Deutung das mittelalterliche "Ideal der freiwilligen Armut" überwunden und erblickt in schwerstem materiellen und sozialen Elend ebenso einen Hinderungsgrund für das Entstehen des rechten Glaubens wie im Reichtum: die Besitzenden sind in ihrem Prassen und Wohlleben ebenso der reinen Kreatürlichkeit verfallen und verhaftet wie die Armen in ihrer täglichen Sorge um Nahrung. ^ Die Untersuchung des sprachlichen Feldes der 'Armut' gelangt zu einem Ergebnis, das der Deutung des Wortes "arm" von LOHMANN entspricht. Zwar lassen sich Belege nachweisen, in denen "arm" durch den Kontext eindeutig als Bezeichnung sozialen Elends festgelegt wird (z.B. 163,23; 275,28; 275, 31; 329,22; 337,24), doch sind diese Stellen gemessen an 163} der Zahl der übrigen Belege selten. Hierzu stimmt, daß das Substantiv "armut", das soziales Elend bezeichnet, in 161) Lohmann, S.19 f. u. 60 ff. 162) Hinrichs, Luther und Müntzer, S.119 ff. 163) Dies bezieht sich auf die politisch-polemischen Schriften. In den liturgischen Schriften bezeichnet sowohl "arm" als auch "durfftig" vorwiegend materielle Not, doch können diese Ubersetzungen des lat. 'pauper' der Vulgata zu einer Erhellung von Müntzers Vorstellung der 'Armut' auf Grund einer Untersuchung des betreffenden sprachlichen Feldes nicht herangezogen werden. 162

D )

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'Armut

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den untersuchten Schriften nur einmal (237,34) vorkommt. In weitaus überwiegendem Maße steht "arm" zur Kennzeich­ nung des Volkes, das von den Herren und Pfaffen verführt und um den rechten Glauben betrogen ist. So spricht Mün­ tzer von dem "armen gemeynen man", der "seinen glauben auff eyttel larven gestellet hat" (163,27), von dem "arm hauff verfuret durch die hochfertigen bachanten" (277,5), von der Aufgabe, "mit g8ter lere das arme volck" (335,29) zu unterrichten, statt ihm ohne Erklärung die Heilige Schrift vorzulegen: "Es seint der geltdorstigen buben vill do gewest, dye dem armen, armen, armen volkleyn, dye dampatischen 164) unerfarnen texte der biblien vorgeworffen haben, wie man den hunden das broth pfle­ get vorzuwerfen" (500,12 ff.); "Alßo seyn auch dye wuchersuchtigen, unde zcinßaufrichtisse pfäffen, welche dye todten worter der schrifft vorschlingen, dornach schuten sie den buchstab und unerfarnen glauben (der nicht einer lauß wert ist) unter das rechte arme, arme volk" (501,1 ff.). Durch die krasse Verweltlichung des Klerus, der seine Auf­ gabe der Unterweisung nicht mehr wahrnimmt, ist die Chri­ stenheit in einen erbarmungswürdigen Zustand geraten und wird deshalb "arm" genannt (153,2; 163,22; 228,19; 242,24; 300,8; 322,18 u.m.). Mehr noch als in diesen Beispielen wird die Beschaffen­ heit der 'Armut' als geistliches Elend in der Verbindung von "arm" mit anderen charakterisierenden Adjektiven ver­ deutlicht: Müntzer bedauert die "armen, schwachen" (163, 33), "armen vorwirreten" (249,10), "armen, elenden, blin­ den" (163,12) Gewissen der Menschen," das "arme dürstige" (333,3), das heißt, nach Gottes Wort durstende, "blinde" (247,25) Volk, die "arme zurfallende" (163,18), "zerstrawte" (267,31) Christenheit, das "rechte, arme erbermelich heuffelein" (500,4), die "arme blinde weit" (258,3). Die­ ses Bemitleiden kommt auch zum Ausdruck, wenn Müntzer die im Zustand der Grobheit belassenen "arm" nennt: "arme 164) Vgl. S.500, Anm.101 der Ausgabe: "verstümmelt, in der tschech. Fassung: päpstliche Texte".

Sprachliche Felder

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grobe menschen" (247,13; 299,27), "armes grobes volk" (238,32; 294,30), "arme, grobe christenheyt" (164,34). Die hohe Zahl derartiger Belege, in denen "arm" eine geistliche Armut bezeichnet, macht es einigermaßen wahr­ scheinlich, daß auch in Wendungen, die eine solche Bedeu­ tung des Wortes nicht unmittelbar erkennen lassen (z.B. "arm, gemeyn man" 293,23; "arm gemeyn volck" 296,27; "armer hauff" 277,12; 342,4), die Bedeutungskomponente der geistlichen Armut vorherrschend ist. ^^ Diese Annahme wird durch die vorwiegende Verwendung der übrigen zum sprachlichen Feld der »Armut gehörenden Wörter als Bezeichnungen eines »Arm-Seins in geistlichem Sinne bekräftigt. 1

1

1

"Elend", das in den untersuchten Schriften 25mal er­ scheint, ist in keinem Beleg eindeutig als Benennung einer materiellen und sozialen Not anzusprechen ^^, vielmehr hat der jämmerliche und erbärmliche Zustand, den das Wort bezeichnet, seinen Grund in der mangelnden Einsicht in 167) Gottes Offenbarung ' , die durch die Verführung der fal165) Hiervon abzuheben sind zwei selten belegte Verwen­ dungsweisen des Wortes, bei denen "arm" einmal einen be­ mitleidenswerten Menschen charakterisiert, ohne daß hier­ für eine Ursache spezifiziert wird: die Menschen werden "arme wormlein" genannt (244,18), von Luther zu Unrecht geschmäht werden "arme münch, pfäffen und kauffleüth" (336,2; 336,27); zum andern kann "arm" mit negativem Be­ deutungsgehalt leicht abwertend 'armselig, schwach' oder scharf verurteilend 'wertlos, schlecht' meinen: Müntzer spricht von seinem "armen leyb" (240,19), von den Schriftgelehrten als "armen leüt" (332,27), die den "armen buchstab ym maul haben unde das hercz ist wol über hunderttausent meylen dar von" (493,1), von Luther als einem "arm Schmeichler" (329,13). der ein "armer Sünder und gifftiges würmlein" ist (339,16), und von dem weltlichen Regenten als einem "armen, elenden, jhemerlichen pulversack" (286, 32). 166) In der Stelle: "Got ließ Abraham darumb elende und gelassen werden, ..." (219,4) liegt wohl die ursprüngliche Bedeutung von »aus der Heimat verbannt, in der Fremde le­ bend vor (vgl. Lexer, I, Sp.539). 167) Dies trifft auch für die drei Belege des Wortes zu, die abwertenden Sinn tragen: "eilender meinbruder" (232,28), "elender drecksack" (244,28) mit Bezug auf Augustus und "armer, elender, jhemerlicher pulversack" (vgl. 1

;

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Armut

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sehen und bösen Schriftgelehrten verschuldet wird. Somit rückt das Wort in seinem Aussagegehalt nahe an "arm" her­ an, was auch dadurch deutlich wird, daß die Verbindung zwischen beiden Adjektiven sehr häufig vollzogen ist:

"arme, elende, erbermliche, jamerliche cristenheit" (221,9), "arme, elende, zurfallende christenheyt" (242,9), "arme, elende, jhemerliche Christen" (296,5). "arme, eilende, erbermliche menscheg" (214,23;, "arme, elende, traurige, hertzbetrübte menschen" (280,33), "arme, elende, blinde gewis­ sen" (163,12), "arme, elende pauren" (294,21). Der Zustand des "elend"-Seins ist ein Zustand der Gottfer­ ne, der deshalb"erbermlich" und "jämmerlich" (226,9) ist, weil der Mensch in ihm seiner eigentlichen Bestimmung,der "Weisheit Gottes", nicht gerecht werden kann. Wendungen wie: "elende, wüste, yrrende hertzen" (309,3), die "grosse, elende blindheyt" (296,16) kennzeichnen dieses 'Elend als eine geistliche Not. 168) Auch "durfftig" benennt mit einer Ausnahme ' das Feh­ len des rechten Glaubens, die geistliche Bedürftigkeit und Dürftigkeit des Menschen. So spricht Müntzer z.B. von dem Wort Gottes, das man "entpiethen den dorfftigen" müsse (239,15), von der "durfftigen samlung" (209,7), das ist die Gottes Geist bedürfende Gemeinde, er beklagt das "durfftige begir zum rechten glauben" (237,25) der "arme dSrfftige leut" (275,25). "Not", das in den liturgischen Schriften in überwiegen­ dem Maße in der liturgischen Formel "0 Got, steh mir bei in meiner not" erscheint (z.B. 47,11; 60,11; 147,14), be­ zeichnet in der Mehrzahl seiner B e l e g e e i n e n Zustand des Elends und der Bedrängnis äußerer (z.B. 232,15; 329,10) Anm.165). Die negative Bedeutung des Wortes erklärt sich aus der Tatsache, daß hier Täuschende oder Herren charakte­ risiert werden, die für Müntzer stets gottlos sind, während der Zustand des 'Elends beim getäuschten Volk beklagensund bemitleidenswert ist. Vgl. hierzu Hinrichs, Luther und Müntzer, S.120 f. 168) 3 2 9 , 1 0 . Vgl. Anm.163. 169) Bei denen in diesem Zusammenhang die Wendung "von nöten sein" (z.B, 2 1 1 , 1 2 ; 246,6; 502,11) außer Betracht bleibt. 1

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Sprachliche Felder

oder seelischer (z.B. 238,23) Art in allgemeinem Sinne ohne spezielle Beziehung auf materielle Bedürftigkeit. 2.5.

Z u s a m m e n f a s s u n g

Im Mittelpunkt von Müntzers Denken steht das Verhältnis des Menschen zum Glauben und damit zu Gott. Dieses zentra­ le Thema schälte sich bei der Untersuchung der bedeutend­ sten sprachlichen Felder immer wieder heraus. Bei der Betrachtung des Feldes der intellektuellen Fä­ higkeiten und Eigenschaften des Menschen wurde deutlich, daß Müntzer alle menschliche geistig-seelische Betätigung unter dem Maßstab ihrer Gottbezogenheit beurteilt. Die Be­ zeichnungen für intellektuelle Qualitäten oder Vorgänge tragen nur dann keine abwertende Sinnladung, wenn sie ein auf die Erkenntnis des göttlichen Willens und seiner Offen­ barung gerichtetes Bestreben benennen. Nicht von sich aus kann der Mensch indessen diese Erkenntnis gewinnen, da sei­ ne ihm angeborenen natürlichen intellektuellen Fähigkeiten nur Dinge und Zusammenhänge niederer, weltlicher Art zu erschließen vermögen; sie kann ihm vielmehr nur von Gott gnadenhaft verliehen werden. Diese Eröffnung des geistigen Wesens schenkt Gott jedoch nur denen, die die Unzulänglich­ keit ihrer intellektuellen Kräfte erkannt und anerkannt ha­ ben in dem Bewußtsein, daß sie bei aller weltlichen Klug­ heit vor Gott Narren sind. Müntzers Ablehnung jeglichen nur weltbezogenen Intellekts äußert sich sprachlich beson­ ders anschaulich darin, daß alle Bezeichnungen für geisti­ ge Fähigkeiten, die nicht auch ein auf Gott gerichtetes Streben benennen können, sondern ausschließlich auf die Welt beschränkt sind wie z.B. "klug, klugheit, tichten, speculieren", durchgängig in abwertendem Sinne gebraucht werden. Die Menschen, die ihre ganze geistige Kraft nur auf ir­ dische Dinge richten und in dieser kreatürlichen Befangen­ heit sich anmaßen, auf Grund ihres Intellekts auch ohne Gottes Einwirkung seinen Willen erkennen und zum rechten

Zusammenfassung

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Glauben finden zu können, sind gegen Gott verstockt und der Verdammnis anheimgegeben. Da alles im Diesseitigen ver­ haftete menschliche Denken die Wahrheit, die die Wahrheit Gottes ist, nicht erkennen kann, verfallen die Verstockten zwangsläufig den Vorspiegelungen ihres "fleischlichen" Verstandes. Die Untersuchung des sprachlichen Feldes der 'Täuschung konnte klar die Bedeutung aufweisen, die Müntzer der Lüge und dem Betrug als Mittel zur Verführung des Menschen bei­ mißt: zum einen blendet der Teufel, der für Müntzer die Verkörperung der Lüge ist, die Verstockten durch Trugbil­ der, - oft unter der Maske des schönen äußeren Scheins die dem "fleischlichen" Verstand als Erkenntnis des göttli­ chen Willens und als rechten Glauben vorgaukeln, was in Wirklichkeit Einflüsterung des Bösen ist; zum andern tragen die so Getäuschten die "verkehrte" Wahrheit weiter und ver­ hindern durch die hinterlistige und heuchlerische Ausstreu­ ung ihrer mit dem Mantel des Glaubens getarnten Gottlosig­ keit die weitere Verbreitung des rechten Glaubens im Volk, das damit ebenfalls dem Teufel ausgeliefert wird. 1

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Im sprachlichen Feld des 'Rechts und 'Gerichts' findet Müntzers Bemühen seinen Niederschlag, dem vielgestaltigen Walten der Täuschung und der Lüge das gegenüberzustellen, was wahr ist. Wahrheit findet sich nur bei Gott, sie kann in der Welt nicht sein, weil sie sich der menschlichen "fleischlichen" Einsicht nicht erschließt. Da Wahrheit die Grundlage der Gerechtigkeit ist, gesteht Müntzer Recht und Richten nur Gott zu oder den Menschen, die sich seiner Ein­ wirkung geöffnet und seinen Geist empfangen haben, den Aus­ erwählten. "Recht" ist in der Sprache Müntzers, was wahr ist. Der "rechte" Glaube und die "rechte" Erkenntnis Gottes verdie­ nen diese Charakterisierung deshalb, weil sie vor dem göttlichen Gesetz, das in der Bibel offenbart ist, gerecht­ fertigt sind. Diese Rechtfertigung erlangen aber nur die, welche das hinter dem Buchstaben verborgene Gesetz kraft ihrer von Gott verliehenen höheren Einsicht erkennen. Die

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Sprachliche Felder

Gottlosen in ihrer verblendeten weltklugen Vernunft ver­ fallen wegen der betrügerischen Ausbreitung des Unglaubens dem Zorn des göttlichen Gerichts. Die Untersuchung des sprachlichen Feldes der 'Armut' hat ergeben, daß das Elend der Menschen vorwiegend geist­ licher Natur ist. "Arm" und "dürftig" sind die Menschen, weil sie entweder wegen mangelnder Unterweisung durch "rech­ te" Prediger im Unglauben verharren oder aber von den betrü­ gerischen Schriftgelehrten, die ihnen ihren falschen, nicht von Gott verliehenen, sondern von Menschenhirnen erdachten Glauben einpflanzen, in die Gottlosigkeit geführt werden. 2.6. E x k u r s : tigkeit

Die des

totale B e d ü r f ­ M e n s c h e n

Da Müntzer den Menschen nach seinem Glauben bewertet, kann für ihn ein menschliches Leben, das über die bloße kreatürliche Existenz hinausgeht, nur ein Dasein in der Erkenntnis der göttlichen Offenbarung sein. Weil der Mensch zu dieser Erkenntnis aber nicht von sich aus gelan­ gen kann, sondern auf ihre gnadenhafte Verleihung durch Gott angewiesen ist, muß er sich in der Sicht Müntzers in einem Zustand der vollkommenen Bedürftigkeit befinden. Diese Anschauung prägt Müntzers Einstellung dem Menschen gegenüber, was sich an zwei besonders charakteristischen Beispielen belegen läßt: Für Müntzer ist es unsinnig, einem bedürftigen und sol­ chermaßen vor Gott erbärmlichen Menschen Ehre zuzubilligen. So fällt bei der Untersuchung des Wortschatzes im Umkreis von 'Reputation' und 'Ehre' ) auf, daß die hierher gehö­ renden Bezeichnungen in positivem Sinne nur dann gebraucht werden, wenn sie auf Gott bezogen sind, dem Menschen dage­ gen "ehre", "preis" und "rum" nicht gebühren und nicht zu­ kommen . "Ehre" ist in den liturgischen Schriften einmal auf Maria, sonst stets auf Gott oder Christus bezogen, in den 170

170) Vgl. oben S.21.

Exkurs

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politisch-polemischen Schriften wird "ehre" durch den Kon­ text als etwas Positives nur dort ausgewiesen, wo sie sich auf Gott oder Maria bezieht. In Relation zum Menschen ge­ setzt bekommt "ehre" negative Bedeutung, bezeichnet die Gier nach Ansehen und Reputation, die - besonders bei Für­ sten und Pfaffen hochentwickelt - ein Anzeichen für Gott­ losigkeit ist. Dies wird besonders deutlich in folgender Stelle der 'Ausgedrückten Entblössung', in der Müntzer Matthäus 6,24 zitiert: "Ir kSnnet nit Gott und den reychthumern dienen" und fortfährt: "Wer dieselbigen ehr und gStter zum besitzer nimpt, der muß zuletzt ewig von Gott leer gelassen werden" (282 ff.). In der 'Hochverursachten Schutzrede' sagt Müntzer, daß Christus zu Recht die "eregeytzigsten schrifftgelerten" mit dem Teufel verglichen hat (332,20). Ehre in positivem Sinne kann der Mensch nur dann erwerben, wenn er durch Leiden zum Glauben gelangt ist, in diesem Fall handelt es sich aber nicht mehr um das Ansehen vor den Menschen,son­ dern um Rechtfertigung vor Gott: "Darüber uns nit anders gebricht, dann das wir unser blintheit nit erkennen wollen noch vornemen, wann uns Got in die höchste ehre durch schän­ de setzt, in des geists gesuntheit durch krankheit des leybs etc." (211,2 ff.). "Preiß" kommt in beiden Schriftengruppen ausschließlich bezogen auf Gott oder seine Auserwählten vor. Müntzers An­ sicht, daß "preiß" nur Gott zusteht, findet in seinem an Luther gerichteten Zuruf Ausdruck: "Hast du nit gelesen, du hochgelerter b8be, wie Got durch Esaiam sagt am 42.c 'Ich wil meinen preyß nyemandt geben? " (336,16 f.). 1

"Rum" und "rümen" haben in den liturgischen Schriften stets Bezug auf Gott, in den politischen tragen die Be­ zeichnungen nur dort positive Bedeutung, wo es sich um das Preisen Gottes oder seines Evangeliums handelt. In allen

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übrigen Belegen ist das Rühmen oder Sich-Rühmen das unge­ rechtfertigte Betonen des eigenen Glaubens (227,13; 271, 21), der in Wahrheit verstockt ist, des Besitzes, der Bi­ bel (325,16), der in Wahrheit ein Nachplappern des "toten" Buchstabens ist, oder der eigenen mutigen Opferbereit­ schaft des Lebens (341,23), die in Wahrheit nie bestand. Die Abwertung, die bei Müntzer jegliches menschliche Ansehen erfährt, zeigt auch die Verwendung des Wortes "titel", das in Beziehung zum Menschen gesetzt stets in nega­ tivem Sinne gebraucht (299,23; 336,14) und nur Christus zugestanden wird (322,19; 336,20). Als vor Gott verworfenem Wesen kann dem weltlichen Men­ schen keine Ehre zugebilligt werden; verlangt er sie den­ noch für sich, wie dies die weltliche Obrigkeit tut, so beweist er damit, daß er gegen Gott verstockt ist. Müntzers Obrigkeitsfeindlichkeit, die eine Untersuchung des Wortschatzes aus dem Bereich der weltlichen Machtaus­ übung klar aufzeigen kann, ergibt sich somit aus seiner Anschauung der vollkommenen geistlichen Bedürftigkeit des Menschen. Diese Feststellung widerspricht nicht der von HINRICHS vertretenen Meinung, nach der die Reichen und Mächtigen an sich, das heißt durch ihren Stand und ihre Stellung, gottlos und der Verdammnis des göttlichen Zor171)

nes anheimgegeben sind. ' ' Vielmehr macht erst die Ein­ sicht in die Bedeutung, die die Bedürftigkeit des Menschen im Denken Müntzers spielt, seine Ansicht von der grundsätz­ lichen Verworfenheit der Mächtigen erklärlich. "Kaiser" erscheint nur einmal in den liturgischen Schrif­ ten als Standesbezeichnung: "kaiser Augustus" (56,19); "kaiserlich" kommt nur in den politisch-polemischen Schrif­ ten vor und kennzeichnet eine Verordnung Karls V. als "kayserlich mandat" (336,2). In allen Fällen ist der Begriff wertfrei. Als "könig" wird in den liturgischen Schriften in über­ wiegendem Maße Gott oder Christus bezeichnet (z.B. 54,13; 171) Hinrichs, Luther und Müntzer, S.120 f.

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89,23; 110,3; 168,4), wo weltliche Könige wertfrei genannt werden, wird betont, daß sie von Gott eingesetzt sind und ihm dienen müssen (z.B. 89,13; 139,12; 140,13). In allen übrigen Verwendungen sind die Könige die gegen Gott Aufbe­ gehrenden, Verworfenen, denen ihr Untergang angekündigt wird (z.B. 89,33; 93,19). In den politisch-polemischen Schriften ist das Wort zehnmal Rangbezeichnung eines be­ stimmten, im Alten Testament erwähnten Herrschers (z.B. 248,21; 257,14). Einmal wird Christus "g&tiger kSnig aller kSnige"(322,16) genannt; die einzige Belegstelle, in der König nicht als Bestandteil eines speziellen Personenna­ mens oder als Bezeichnung Gottes vorkommt, ist ein Zitat aus Jeremia, in dem "kSnig, forsten und pfaffen", die gleichgesetzt werden mit "starcken, gottlosen tyrannen", die Vernichtung prophezeit wird (267,25). 1

"Regirn" im Sinne von »Herrschaft ausüben erscheint in den liturgischen Schriften ausschließlich in Beziehung auf Gott - Christus (z.B. 65,21; 106,7; 169,13), in den poli­ tisch-polemischen bezeichnet das Wort in allen Fällen, wo es nicht das Wirken Gottes meint, das anmaßende angestreb­ te oder ausgeübte Beherrschen anderer durch unfähige (257, 10), gottlose (284,20; 289,16), verworfene Menschen (283, 6) oder durch den Teufel (505,1). Ebenso ist "regiment", das nur in den politisch-polemi­ schen Schriften vorkommt, dort, wo es nicht göttliche (258,15; 263,6), sondern weltliche Herrschaft bedeutet, eine "verkehrte", das heißt, gottlose Machtausübung der Re­ genten, die die Untertanen beschwert und sich Gottes Wil­ len hemmend entgegenstellt (283,14; 284,34; 288,38). Nur in einer Belegstelle aus der »Auslegung des Unterschieds Danielis» trägt das Wort keine abwertende Bedeutung (259, 2!), doch diese Schrift nimmt insofern eine Sonderstellung ein, als es sich um eine Predigt vor Vertretern des sächsi172) sehen Fürstenhauses ' handelt, das Müntzer für sich zu gewinnen hoffte. Deshalb vermeidet er scharfe Angriffe auf die Obrigkeit und gebraucht auch weitere Begriffe aus dem 172) Vgl. S.241 der Ausgabe.

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Bezirk der weltlichen Macht entgegen der Verwendung in den übrigen Schriften nicht in abwertendem Sinne. "Regent" erscheint nur in der 'Auslegung des Unter­ schieds Danielis' nicht abwertend in der Bedeutung 'welt­ liche Herrscher'. In den übrigen Belegen sind die Regenten "gottlose" (262,16; 300,25; 377,1), »unvernünftige" (288, 20) und "geistlose" (328,11), das heißt,ungläubige Menschen, 173)

die "natürlichen Feinde des Evangeliums". ' "Hirschen" und "hirschaft" kommen nur in den liturgi­ schen Schriften vor und bezeichnen in keinem Beleg weltli­ che Machtausübung, sondern meist das Regieren Gottes oder Christi (z.B. 68,14; 93,10; 99,8; 115,5; 148,7) und in einigen Fällen die Gewalt des Todes, die Christus gebro­ chen hat (106,17; 109,17; 120,3). "Thron" (67,24; 153,21) und "scepter" (z.B. 55,1; 93,10) erscheinen ebenfalls nur in den liturgischen Schriften und bezeichnen die Herrschaftsinsignien Gottes oder des von ihm eingesetzten Königs David. 174) "Herr" ' begegnet in den liturgischen Schriften aus­ schließlich als Ausdruck der Herrschaft Gottes bzw. Christi über die Menschen, wie es z.B. 169,1 f. deutlich wird: "Dann du bist allein heylig. Du bist allein ein herr. Du bist allein der höchste, Jesu Christe". Fast die Hälfte der Belege des Wortes in den politisch­ polemischen Schriften steht in dem gleichen Kontext.Sechs­ mal erscheint "liebe herren" als Anrede, wobei nur in der 'Auslegung des Unterschieds Danielis' Angehörige des herr­ schenden Adels so angesprochen werden, sonst richtet sich die Wendung ironisch an die Pfaffen oder aufmunternd an den Leser. Abgesehen von den wenigen Belegen, wo das Wort im Zusammenhang des Sprichworts 'Man kann nicht zwei Her­ ren dienen' steht (z.B. 288,29; 342,23), bezeichnet es 173) S.243, Anm.31 der Ausgabe. 174) Es wurden natürlich nicht die Belege untersucht, die das Wort als Synonym für Gott - kenntlich an der Groß­ schreibung - ausweisen.

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einen weltlichen Regenten, der das gottlose, "verkehrte regiment" ausübt und die Untertanen ausbeutet, z.B. in der 'Hochverursachten Schutzrede': "sich z8, die grundtsuppe des wßchers, der dieberey und rauberey sein unser herrn und fürsten, nemen alle creaturen zum aygenthumb" (329,18 f.), oder einen genußsüchtigen, ungläubigen Pfaffen: "Es seyn dye herren, die nor fressen unde sauffen unde pastalen, suchen tag unde nacht, trachten, wie sye sich erneren unde vihel lehen krigen" (500,21 f.). "Hertzog" ist, wenn es sich auf einen Menschen bezieht, Anrede oder Titel (z.B. 338,8; 342,2). Wird das Wort in dem umfassenden Sinn gebraucht, daß damit zugleich die Auf­ gabe des Trägers dieser Würde angesprochen wird, ist stets Gott oder Christus damit gemeint (137,20; 322,16; 323,21). "Fürst" kommt in beiden Schriftengruppen insgesamt 48mal vor und ist die häufigste Bezeichnung für den regierenden Adel. Es lassen sich in der Verwendung des Wortes drei Grup­ pen unterscheiden: "Fürst" wird Gott-Christus genannt. Hierfür können nur zwei Belege herangezogen werden: Müntzer widmet seine 'Hochverursachte Schutzrede' in bewußtem Gegensatz zu der Gepflogenheit, eine Schrift einem weltlichen Regenten zu dedizieren, seinem "fürsten" Jesus Christus (322,11). In der zweiten Belegstelle kommt zum Ausdruck, daß Müntzer die Bezeichnung "fürst" als ehrenden T i t e l ^ nur Christus zubilligt analog der entsprechenden Verwendung von "her­ tzog". Müntzer wirft Luther vor: 17

"Warumb haystu sye (die sächsischen Regenten) die durchleüchtigen fürsten? Ist doch der titel nit ir, ist er doch Christi" (336,19 f.). "Fürst"ist Anrede oder Nennung bestimmter Personen, z.B. 175) Die Etymologie des Wortes und damit seine eigent­ liche Bedeutung ist Müntzer durchaus klar, wie 313,5 f. zeigt: "Und die der christenheyt solten am allerhöchsten vorstehen, darumb sie auch fürsten heyssen, ...".

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"fürst Friedrich", die "fursten Juda", und damit meist nicht wertend (z.B. 56,9; 140,10; 338,8). Häufig ist eine derartige Verwendung des Wortes in der Fürstenpredigt 'Auslegung des Unterschieds Danielis'. In der 'Hochverur­ sachten Schutzrede' legt Müntzer dem Wort noch keine di­ rekt abwertende Bedeutung bei, doch rücken die Ernestiner als Träger dieses Titels, die sich von Luther blenden und schmeicheln lassen, bereits in die Nähe des Verächtlichen. "Fürst" als allgemeine Standesbezeichnung wird von Mün­ tzer fast ausschließlich in negativem Sinne gebraucht und deckt den gleichen Bereich wie "herr", wenn dieses sich auf weltliche Regenten bezieht (104,5; 267,25; 284,38; 329,19; 501,9 u.m.). "Juncker" ist zweimal belegt und charakterisiert einmal einen müßiggehenden» untätigen (164,31), zum andern einen ironisch als "gött" bezeichneten, den "unvernunfftigen regenten", die "wider alle billigkeyt streben und Gottes wort nit annemen", gleichgesetzten Angehörigen des Adels (288,25). "Edle strauchhenlin" (340,4) ist die ironische Benen­ nung des zum Raubrittertum herabgesunkenen Landadels. "Tyrannen" werden die weltlichen Herren genannt (165,5; 267,29; 275,32; 330,22; 342,10), wenn allgemein von ihnen die Rede ist. In einem Fall bezeichnet Müntzer so die "ertzgottlosen" Pfaffen (294,29).

3. BILDLICHKEIT Sprachliche Bilder sind Mittel zur Veranschaulichlang, Konkretisierung der Aussage sowie zur Hervorrufung eines der Emotion des Schreibers oder Sprechers korrespondierenden Gefühls des Lesers oder Hörers. 176) In den Schriften Müntzers, die weite Kreise der Bevölkerung ansprechen wol­ len, spielt die Bildlichkeit eine dementsprechend bedeu­ tende Rolle. Die Untersuchung wird aufzuzeigen haben, welchen Berei­ chen die sprachlichen Bilder vorwiegend entstammen, welche Funktion sie für die Aussage erfüllen und inwieweit sie in der Abhängigkeit von Metaphern und Vergleichen der Bibel stehen. 3.1. D e r B e r e i c h der u n b e l e b t e n N a t u r und des W e t t e r s Metaphern und Vergleiche aus der den Menschen umgeben­ den Natur sind wegen ihrer allgemeinen Bekanntheit und Verständlichkeit zur Konkretisierung besonders geeignet und so auch in der Bibel außerordentlich von Müntzer gebrauchte Metapher von der "wSsteney des hertzens" (308,.33) ist sicherlich von der Bibel beeinflußt, bildhafte Bezeichnungen Christi als "felß der gerechtigkeit" (110,5),"warer stein" (244,22), "stein, an hende vom berg gerissen" (256,20) sind direkte Ubernahmen, und auch das Bild von dem 'Grund des Herzens (z.B.291,20) findet sich bereits in der Bibel (z.B. Psalm 36,2; 44,22). Das letztere dürfte Müntzer aber doch wohl mehr durch die Schriften der deutschen Mystik vermittelt worden sein, in 1

176) Vgl. hierzu H.Meier, Die Metapher, Winterthur 1963, S.186 ff., der auch einen ausgezeichneten Uberblick über die umfangreiche Literatur zur Metapher bietet. 177) Wie dies ein Blick in eine Bibelkonkordanz zeigt.

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Bildlichkeit 1

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denen diese Metapher zentrale Bedeutung hat ^ ^ - eine An­ nahme, die Wendungen wie die folgende stützen, in denen die Metapher in einen Kontext mystischer Fachsprache ein­ gebettet ist -: "... von der umbschetigung des heyligen geysts, welcher uns den glauben leret mit der reynen forcht Gottes, wellche so hoch Verwunderung gepirt im unmüglichen werck des glaubens, do die krafft des allerhöchsten ... allen getichten, heymlichen Unglauben verwurfft auffs allergestrackste, denn er wirt entdeckt durch das anthun oder durchgang im abgrund der seelen" (273,41-274,12). Auch die Vergleiche und Metaphern aus dem meteorologischen Bereich sind von der Bibel vorgeprägt und selbst in den politisch-polemischen Schriften nicht originell: GottChristus wird »licht» (95,21), »ewiges licht" (175,3) ge­ nannt, dessen Anblick ist "wie der blitz" (119,11) und dessen Gnade wie Tau und Regen auf die Gerechten herab­ fällt (z.B. 38,20; 166,25). Gemäß der Charakterisierung Gottes als "licht", dessen "kleyder wie der sehne" (119, 12) rein sind, erscheint das seinem Willen Zuwiderlaufen­ de als "werk der finsternuß" (38,18). "Finsterniß" (z.B. 215,4; 301,25) bezeichnet das Böse und die Sünde schlecht­ hin. "Sturm, wetter" (z.B. 203,2), "ungewitter" (z.B. 220, 30) nennt Müntzer die Widrigkeiten und Gefahren des Men­ schenlebens, die es von allen Seiten bedrohen, und benutzt damit ein Bild, das sich z.B. in Psalm 55,9 findet. Über­ haupt ist die Vorstellung der Strafe als Unwetter beliebt: die anmaßenden Schriftgelehrten sollten "mit sanet Paules Worten zeun Corintier an der andern am dritten capittel gleich wie mit blitz vnnd donner erslagen werdn" (498,16). Originell dürften dagegen die zwei folgenden metaphori­ schen Wendungen aus dem Umkreis des Windes sein: eine fremdartige, unbequeme Nachricht bezeichnet Müntzer als 178) Vgl. z.B. G.Lüers, Die Sprache der deutschen My­ stik des Mittelalters im Werke der Mechthild von Magde­ burg, München 1926, S.189/190.

Unbelebte Natur und Wetter

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"der klugen, fleischlichen, wollustigen weit gar ein seltzamer wint" (250,20). 1

In der 'Ausgedrückten Entblößung sagt er: "Uber die masse wSrden die außerweiten vol der huld Gottes werden, wann sie am selbigen ort iren willen Hessen sausen und umb Gottes wil­ len raumeten die stadt" (317,18 ff.), wobei an dieser Metapher für das Aufgeben des eigenen, fleischlichen Willens die unbedenkliche Vermischung zweier völlig unterschiedlicher Ausdruckshöhen auffällt, die SCHIROKAUER als typisch für die zwanziger Jahre des 16. Jhs. bezeichnet hat. '^ 1

Besondere Bedeutung hat das Wasser in der Metaphorik der Sprache Müntzers, was in der überaus häufigen Verwen­ dung dieses Bildes zum Ausdruck kommt, das auch in der Bi­ bel zu den meistverwendeten zählt. Wie in der Heiligen Schrift steht auch bei Müntzer das Bild entweder für das dem Menschen Feindliche, Bedrohende und Vernichtende, für Sünde und Tod, z.B.: "Datzu lesen wir das dritte capitel Mathei von der tauffe Christi, wilch antzeyget, wie Christus zu uns ersoffnen menschen kommen ist und uns von den wutenden bulgen erredtet hat" (214,18 ff.) 180) oder aber für den Geist Gottes, der "lebendiges wasser" (z.B. 226,16; 228,28) ^ genannt wird und als Grund des eigentlichen - nämlich geistlichen - Lebens der "born des lebens" (z.B. 2 9 5 , 5 ) ' ist. Eigentümlich ist nun, daß bei Müntzer die Bewegung,das Quellende und Strömende dieser belebenden Kraft im Bild des Wassers besonders betont wird: der Geist Gottes in Ge­ stalt des göttlichen Wortes "quillt aus dem abgrunde des hertzen" (2-37,9), die "besprengung" (z.B. 206,6; 301,3) 181

182

179) A.Schirokauer, Frühneuhochdeutsch, in: Deutsche Philologie im Aufriß, Bd.I, Berlin 1957, Sp.896. 180) Entsprechende Stellen der Bibel sind z.B. Ps.. 18, 17; Ps.69,2; Ps.69,15,16. 181) Entsprechende Stellen der Bibel sind z.B. Jer.17, 13; Joh.4,10; Offb.22,17182) Entsprechende Stellen der Bibel sind z.B. Jes.12, 3; Offb.21,6. 2

Bildlichkeit

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des Herzens durch das Wort Gottes ist ein Vorgang, in dem im Innersten des Menschen "die wasser gStlicher weyßheyt sich erregen" (301,4-5). So kann auch der Geist Gottes mit elementarer Gewalt die Menschen überschütten, daß sie sich "vorm stormwyndt, prawßenden bulgen und vorm gantzen wasser der weyßheyt entsetzen" (220,6-7). Deshalb wird für Müntzer das Wasser zum Symbol für die Bewegung, die Gottes Geist im Menschen hervorruft , wie dies in der 'Protestation oder Erbietung bei der Behand­ lung der Taufe ausdrücklich gesagt wird: J 1

1

"sichstu lieber geselle, das sich der evangelist 184) selbst außlegt und redet von den was­ sern, wie die propheten thun, dann die wasser seint bewegung unsers in Gotis geist, wie Joan­ nes sich durch Esaiam 185) ercleret im ersten capitel. Aber im andern capittel werden solche unser wasser zu wein. Unsere bewegung werden lustig zu leiden. Im dritten teufft Joannes, do viel wasser seint, viel bewegung, bis das man die stymme des brewtgams hören und fassen möge" (228,29-229,4). 3.2. F l o r a

und

Fauna

Sprachliche Bilder aus dem Bereich des Vegetatorischen entstammen fast ausschließlich der Bibel und betreffen vor­ wiegend den Glauben und die Gläubigen. Es ist auffallend, wie wenig Pflanzennamen der großen Anzahl allgemeiner Be­ zeichnungen aus dem Umkreis des pflanzlichen Lebens gegen­ überstehen . ^ 1 8

Der Glaube "entspriesst" (330,11) dem Herzen, in das er wie ein "same" (499,4) oder "Senfkorn" (224,13) durch Got­ tes Wort "gepflanzt" wurde, er soll Wurzeln schlagen (35, 20; 276,18), kräftig werden und Frucht tragen (z.B. 499, 4). Diese Frucht wird gefährdet durch "unkraut, disteln 183) Vgl. S.228, Anm.34 der Ausgabe. 184) Müntzer bezieht sich auf Jon.7,37. 185) Jes.40,3. 186) Vgl. oben S.14.

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Unbelebte Natur und Wetter

und dorner" (227,20; 252,16; 252,24) des Unglaubens, der Sünde und des Lasters, die den "schönen rothen weitzen" (z.B. 262,1; 504,14) überwuchern. Gleichfalls schädlich und wegen ihrer schönen äußeren Gestalt besonders gefähr­ lich sind die "kornrSßelin" (234,2), "kornblumen" (246,14) und "hochgetzirten larven der rothblSenden roßen" (226,11), die den hinter dem Schein des Glaubens verborgenen Unglau187) ben verdeutlichen sollen. ' All diese sprachlichen Bil­ der sind vereint in folgender Stelle aus der Protestation oder Erbietung : "Nein, lieber mensch, du must erdulden und wissen, wie dir Got selbem dein unkraut, disteln und dor­ ner aus deinem fruchtbaren lande, das ist aus dei­ nem hertzen, reutet. Es wechst anders nichts guts do, dann der wuttende teuffei, geschwunden 3ms liecht, und schone kornroßelin etc." (233,29-234,2). Die Metaphorik für Glauben und Unglauben wird unverändert auch auf die Vertreter dieser theologischen Sachverhalte übertragen, auf Auserwählte und Gottlose. So werden auch die Auserwählten als "weitzen", "frucht" und als Blumen, "die da grünen und sSß blSen in der weyßheyt des cre§tzes" (317,2 ff.), bezeichnet oder in Ubersetzung der Vulgata als "bäum auß wasser gepflantzet. der zur rechten zeit sein frucht gibet" (103,6 f . ) ' , und als "weinberg" (35,17; 36,11) ^ im Gegensatz zu den Gottlosen, die "un­ kraut" (z.B. 226,7) genannt werden. 1

1

1 8 8

189

Nicht vorgeprägt ist wohl das Bild, in dem Müntzer die Auserwählten, mit denen er die erstrebte gottgefällige Herrschaft verwirklichen will, in dem Prager Manifest mit mürben Äpfeln vergleicht: 1

1

"0 hc, wie reiff seynt die faulen opffel! 0 ho, wie morbe synt dye auserwelten worden! Dye zceyt der ernde ist do" (504,17 f.). Originell ist auch der Vergleich, in dem Luther iro­ nisch wegen seiner vorgespielten Einfältigkeit entlarvend 187) Vgl. oben S.68 ff. 188) Ps. 1,3. 189) Ps. 79.

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Bildlichkeit

mit einer "zwibbel, ... die newn hewt hat" (339,29) gleich­ gesetzt wird, und der,in dem Müntzer das !?Aruit tamquam 190) testa virtus mea" der Vulgata ^ ' übersetzt mit: "wie ein obesschal ^) ist mein krafft vorwelgket". 1

Wesentlich vielfältiger und von größerem Einfallsreich­ tum sind die Vergleiche und Metaphern, die dem Bereich der Tierwelt entstammen. Dies wird verständlich, wenn man in Betracht zieht, daß in weitaus überwiegender Anzahl diese bildhaften Wendungen aus der Zoologie enthüllende und ver­ deutlichende Aussagen über das wahre böse Wesen oder eine hervorstechende schlechte Eigenschaft eines Gegners dar­ stellen und so im Rahmen des polemischen Schrifttums eng mit der Schelte und dem Schimpfwort verknüpft sind, die zu Beginn des l6.Jhs. eine bedeutende Stellung in aller öffentlichen Meinungsäußerung spielen. Mit Ausnahme des Lammes, das gemäß der Verwendung in der Bibel auch bei Müntzer Christus bezeichnet (z.B. 200, 7; 224,20), und der Schafe, die die Gläubigen, Auserwähl­ ten charakterisieren (z.B. 116,10; 245,8), die unter Chri­ sti Schutz weiden oder als "schlachtschaff" (z.B. 37,21; 38,8) den Gottlosen wehrlos ausgeliefert sind, erfolgen alle übrigen Nennungen weiterer Tiere in sprachlichen Bil­ dern vorwiegend in abwertendem Sinne. Die liturgischen Schriften sind selbstverständlich ganz von der Bildhaftigkeit der Bibel bestimmt, so werden z.B. die Gottlosen wegen ihrer Falschheit und Gefährlichkeit als "ottern" (97,13) oder "otterngezicht" (64,10) und als "wolfe" (161,13) bezeichnet oder mit dem Löwen verglichen (74,18; 88,6). Diese sprachlichen Bilder haben auch an den politisch-polemischen Schriften Anteil, auch hier sind die Gottlosen, im speziellen Fall die falschen Pfaffen oder 192) die Regenten "schlangen" und "öle" ^ , die sich "zusammen vorunkeuschen auff einem hauffen" (256,10 ff.) und "in190) Ps. 21,16. 1 9 1 ) Obstschale. 192) Aale.

Flora und Fauna

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eyander wie krStenreych henkken" (303,18), deren heuchle­ risches Geschwätz "trachenmilch" (165,1) ist, auch hier schilt Müntzer seinen verschlagenen Gegner Luther einen "basiliscum, tracken, aspidem, lewe" (332,17), auch hier werden die Verderber der Gemeinden "reissende wolffe" (244,9) genannt. Darüber hinaus findet sich in den politisch-polemischen Schriften eine Metaphorik, die unabhängig von der Bibel sein dürfte, selbst wenn die betreffenden Tiere dort viel­ leicht ebenfalls genannt werden. So ist für Müntzer das Schwein weniger Verkörperung des Unreinen als vielmehr des Dumpf-Kreatürlichen, nur auf Befriedigung des Nahrungstrie­ bes Ausgerichteten, wie dies deutlich wird, wenn er die falschen Pfaffen, die "thier des bauchs" (306,7), "wansynnige, wollustige schweyne" (220,6) oder "mastsewen" (238, 34) und seinen Gegner Luther "bruder mastschwein und bruder sanffteleben" (254,12) nennt. Auch Luthers Bezeichnung als "vergifftiger schwartzer kulckrabe" (z.B. 310,15; 328,3) spielt auf dessen Neigung zu leiblichen Genüssen an, denn dieser Vogel kehrte ja im Gegenwatz zur Taube, als die sich Müntzer versteht, nicht zur Arche Noahs zurück, weil er bei seinem Ausflug Nahrung fand und bei dieser - also im Wohlleben - blieb. ) Zugleich wird mit dieser Benennung aber auch das Unrei­ ne Luthers entlarvt, denn die Nahrung, die der Rabe fand, war Aas, und Aas frißt er auch weiterhin: 193

"Dyß weyß der schwartze kulckrabe woll. Daß im das aß werde, hacket er den Schweinen die äugen auß dem haubt, die wollüstigen leüth machet er plindt, darumb daß er so korre ist, auff daß er irer sat werde an eren und gut und sonderlich am aller­ grösten titel" (328,2 ff.). Dieses Unreine des Widersachers, das ein Einlassen mit ihm verbietet, weil es die Gefahr, sich selbst dadurch zu be­ flecken, in sich birgt, brandmarkt Müntzer auch durch die Benennung "heher" (338,24) , denn "nach 3.Mose 11,19 war 193) Vgl. Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften, S. 79, Anm.139.

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der Häher für die Juden ein unreines Tier und durfte nicht 194) gegessen werden". * ' Luthers Hinterlist und bösartige Schläue wird durch seine häufige Bezeichnung als "tSckischer fuchs" (z.B. 339,28; 343,9) charakterisiert, seine Ohnmacht, sich letzt­ lich gegenüber Müntzer und den Aus erwählten zu behaupten, durch das Bild des den Fuchs greifenden Bauhundes: "Der fryschhundt aber schüttelt dem fuchß das feil, er muß auß dem loch, er hat der hüner ge­ nüg gefressen" (340,11 f.). Die Wirkungslosigkeit der Angriffe Luthers soll der Ver­ gleich mit dem "prandtfuchs, ... der vorm tage hayßer pillet" (339,30), ohne Jemanden damit schrecken zu können, verdeutlichen. Luthers Weltverfallenheit, seine Unfähig­ keit, "mürbe" und aufgeschlossen für Gottes Einwirkung zu werden, zeigt die Gleichsetzung mit zähem Eselsfleisch auf: "Du pist ein eseliscfc fleisch, du würdest langsam gar werden und ein zachs gerichte werden deinen milchmeülern" (342,1 f.). Recht häufig gebraucht Müntzer das Bild des Affen, um einen Sachverhalt zu verdeutlichen oder einen Wesenszug einer Person zu entlarven. So werden die Schriftgelehrten in ihrer betriebsamen Gelehrsamkeit, die an dem eigentli­ chen Wissen, dem Wissen um Gott, vorbeisehen, "gelert wie die äffen" (324,26) genannt, und den aus dieser Haltung entspringenden Glauben beklagt Müntzer: ".. ir habt änderst den allertörlichsten glauben, der auf erden ist, wie die äffen" (277,3 ff.). Ein großes Aufhebens wegen einer guten und gerechten Sache machen nennt Müntzer: "thun, wie die hornaffen thun oder die grossen brumfliegen" (239,18 f.). Für die Konfrontation des Volkes mit dem bloßen Buch­ staben der Heiligen Schrift, die meist in Anlehnung an die 194) Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften, S.94, Anm.435.

Flora und Fauna

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Bibel im Bild der Speisung von Kindern mit ungebrochenem und damit nicht genießbarem Brot verdeutlicht wird (z.B. 492,24; 500,12), gebraucht Müntzer zweimal einen originel­ len Vergleich: Die Pfaffen "sein wie der storch, der do in den wisen und sumpen die frossche auffleseth, dornach speiget er sie alzo rohe ynss nescht zu seinen jungen" (500,28; so auch 492,31). Häufig wird auch der Hund in bildhaften Wendungen er­ wähnt; mit wenigen Ausnahmen, wie etwa der oben angeführ­ ten Belegstelle, in der "fryschhundt" die tapferen Auser­ wählten charakterisiert, ist dabei das Tier stets abwertend gesehen: einen Menschen vernichten, nennt Müntzer "einen für die hunde werffen" (233,25) und nimmt damit ein Bild auf, das in der Bibel gebraucht wird und in seiner Überset­ zung von Psalm 21,17 lautet: "Die samlung der gotlosen umbgab mich; wie die beyssenden jagthundt durchgruben sie mein hende und fuesse" (74,26 f.). Einer Sache wie z.B. des wahren Glaubens ganz sicher kann ein Mensch nur sein, wenn "er sicherlich wfiste. das der tewffel vme keinen hund vorn lerben 195) schlug" (219,23 f.). Einen Glauben, der nicht durch Leid bewährt ist, vergleicht Müntzer mit "ein hundes glaub, wann er hofft, ein stuck brots zcu empfahen, so der tisch gedeckt wirdt" (258, 29 f.). Originell und sehr anschaulich sind zwei sprachliche Bilder aus dem Umkreis des Insektenlebens: Den unfähigen Regenten und Schriftgelehrten wirft Müntzer vor, daß sie "ander lefit wSllen regiren und kfinten doch zur nott nicht eyn lauß im busen verordenen" 196) (289,16 ff.). 195) Vor das Maul. 196) Zur Ordnung bringen.

98

Bildlichkeit

In Kritik des laschen und schwachen Glaubens sagt er: "wenn ein Jud oder T&rck unter uns solte seyn und solte durch disen glauben, den wir noch zur zeyt haben, gebessert werden, da solt er wol vil gewinß treyben, als vil ein muck auff irem schwantz mocht wegfüren, ya noch vil weniger" (312,23 ff.).

3.3. D e r m e n s c h l i c h e K ö r p e r und seine F u n k t i o n e n und Be­ d ü r f n i s s e Dem somatischen Bereich einschließlich dem ihm zuzuord­ nenden der Nahrung und Nahrungsaufnahme entstammt die Mehr­ zahl aller sprachlichen Bilder. Als Gründe für ein derarti­ ges Vorherrschen eines Bereiches sind zum einen die allge­ meine Verständlichkeit metaphorischer Wendungen aus dem Umkreis des menschlichen Körpers sowie des Essens und Trin­ kens zu nennen, zum andern die Derbheit und oft auch Grob­ heit, die Bildern aus diesem Bereich häufig anhaftet und dem Hang der Zeit zum Drastischen entgegenkommt. Auch in den politisch-polemischen Schriften finden sich wie in den liturgischen Stücken aus der Bibel übernommene Metaphern und Vergleiche, so etwa das Bild von den Augen zur Bezeichnung der Fähigkeit der Erkenntnis. Müntzer spricht von den "äugen unsers gemSthes" (185,15), denen das Licht der göttlichen Klarheit aufgegangen ist, von dem Menschen, dessen "inwendige äugen haben lange, lange zeit gewarttet auf den herren" (237,15). Der Mensch muß die "äugen auffthun" (z.B. 228,24; 286,27), er muß aber auch lernen, "mit eynem halben auge sehen" (296,18), das heißt, die Fähigkeit des rationalen Erfassens gegenüber dem ver­ liehenen Erfahren der göttlichen Offenbarung nicht überzu­ bewerten, weil dies in Wirklichkeit "blintheyt" (231,8) nämlich im Glauben - wäre. Es läßt sich aber grundsätzlich feststellen, daß in den politisch-polemischen Schriften die Bildhaftigkeit weitge­ hend unabhängig von der Bibel ist, was sich vor allem in

Menschlicher Körper

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der unterschiedlichen Ausdruckshöhe bemerkbar macht - eine Erscheinung, für die sich auch in den liturgischen Schrif­ ten Belege beibringen lassen: so übersetzt Müntzer das "quare tristis es, anima mea?" des Psalms 42,5 mit "0 mein seel, warumb rumpffest du dich" (85,13; so auch 165,25) und benutzt damit das Verb, das sonst das verächtliche Runzeln der Nase bezeichnet (164,32). Ärger und Empörung spiegeln sich in drastischen Bildern wider: "eyn gutherziger mSchte bl8t weynen" (270,37) über den erbärmlichen Zustand des Glaubens, und einem vernünfti­ gen Menschen möchten "die hare auffm haupt krachen" (281, 10) über dem unsinnigen Reden der Schriftgelehrten. Diese sprechen heuchlerisch "auß dem bart" (313,20), das heißt, mit dem Brustton der Uberzeugung, während sie sich heimlich in "die packen hawen" (338,16), das heißt, sich ins Fäust­ chen lachen, und es mit den gottlosen Regenten halten, ob­ wohl die "Christum mit fßssen treten (337,2). Sehr beliebt sind bildhafte Wendungen aus dem Umkreis des Geruchssinns: "des teuffeis pfäffen runtzeln yre nasen" (503,14) über diejenigen, die Rechenschaft von ihnen fordern, haben aber Gottes Wort und seine Offenbarung "kein mohel ge­ rochen" (496,13). Auch die formelhafte Wendung "sich bey der nasen rucken" (233,11) für das Sich-Beschränken auf die Sor­ ge um eigene Belange ist Müntzer geläufig. An grobianischer Deutlichkeit nichts mehr zu wünschen offen läßt der Satz, den Müntzer den Pfaffen als Grundan­ liegen ihrer Seelsorge unterstellt: 11

"glaub, glaub, das dir der rotz vor der nase pflastere" (305,31). 1

Auch das Wort 'Maul , wie es in der derben Wendung "yns maul schlahen" (341,9) für zum Verstummen bringen durch bessere Argumente verwendet wird, erfährt noch eine drasti­ sche Steigerung. Müntzer wirft Luther vor: "du leügst in deinen halß spießtieff" (341,10). Das Streben nach Deutlich­ keit, Eindringlichkeit, wie es besonders offenkundig in fol­ gender Metapher sich äußert, in der der Vorgang des geisti­ gen Erfassens verdeutlicht wird durch die Ergänzung des adf

1

100

Bildlichkeit

äquaten Verbs des psychischen durch das des physischen Be­ reichs: "In solchen klaren und dergleichen geschichtbSchern 197) ist nicht alleine zu merken, sondern zu greifen, wie die Christenheit geschigkt gewe­ sen ist ..." (161,27), führt auch zu merkwürdigen Bildern: "Da ist ... die leer seel durch das zurknirschen irer lenden, durch das wegthun irer 198) luste" (318,11 f.). Beliebt sind Metaphern und Vergleiche aus dem Bereich der Ausscheidungen des Körpers, wie dies ein Blick auf die Liste der Schla - und Scheltwörter zeigt. Dort ist der 199} größte Teil der Belege zusammengestellt , so daß hier nur wenige weitere Beispiele angeführt werden sollen. In Anlehnung an die B i b e l ^ ^ nennt Müntzer den ver­ fälschten Glauben "dreck und koeth" (245,15) und mahnt alle Gläubigen, daß "wir auß diesem unflat erstehn und Gottis rechte schuller werden" sollen (246,3 f.). Von Christi Geburt sagt Müntzer: "Er wart vorweyset in den vihstall wie ein hinwerffen 201) der menschen" (285,1); als Ausdruck tiefster Verachtung werden deshalb die Nach­ geborenen das Andenken ihrer ungläubigen Vorfahren "anspeyen" (314,35). Wie der menschliche Körper bieten sich auch Essen und Trinken als elementare Bedürfnisse des Lebens zu bildhaf­ ter Verwendung an und spielen in allem Schrifttum, das viele Schichten des Volkes mit größtmöglicher Deutlichkeit und Eindringlichkeit erreichen möchte, eine dementspre­ chend bedeutsame Rolle. Die Bibel ist reich an einer derartigen Metaphorik, die von Müntzer übernommen wird. Auch bei ihm finden sich die 197) Müntzer bezieht sich auf Hegesippus und Eusebius. 198) Fassung B der »Ausgedrückten Entblößung* hat je­ weils "unser" . 199) Vgl. unten S.109 ff. die Nummern 18, 33, 45 usw. 200) Hos. 4,8 ff.; Klag.Jer. 4,5. 201) Auswurf.

Menschlicher Körper

101

Vorstellungen von der "speyse des lebens", nach der die Menschen "vorschmachten und hungerig werden"(211,12).nach der sie "durstet" (309,13), vom "brot des betrSbnis" (35, 11), das die Menschen essen müssen, ehe Gott bereit ist, ihnen "zu setigen yre seelen" (212,5) in Form seines Wor­ tes. Aber auch bei den sprachlichen Bildern aus der Sphäre der Nahrung und Nahrungsaufnahme läßt sich Müntzers Bevor­ zugung des Drastisch-Derben nachweisen. Sie zeigt sich schon in an sich recht unauffälligen Erscheinungen wie et­ wa der Ubersetzung des Vergleichs der Vulgata: "sicut 202} adipe et pinguedine repleatur anima mea" ' mit der Meta­ pher: "Do wirt mein sele zunemen und feyst werden" (86, 12), wodurch ein viel handgreiflicherer und gröberer Eindruck hervorgerufen wird; augenfällig wird der Zug zum Derben dort, wo Müntzer in seiner Ubersetzung die Vorlage paraphrasierend verdeutlichen will: das "Ne tradas me, Domine, a desiderio meo peccatori, cogitaverunt contra me: ne derelinquas me, ne forte exaltentur" 203) 1

gibt Müntzer folgendermaßen wieder, wobei der zweite Satz besondere Aufmerksamkeit verdient: "Ach, Herr, laß die gotlosen nit lenger bezemen, dann ire missethat vorhindert die gantze weit, mit wilcher sie sich vor andern in wirdigkeit empöret haben. Wann ich mit yhn zu tische sitze, so muß ich ir gotlose weyse fressen auff dem teller" (98,1 ff.). Bildhafte Wendungen von derartiger Derbheit sind außeror­ dentlich zahlreich. Müntzer ruft Luther zu: "Ab du auch schon die biblien gefressen hets, hilfft dich nit ..." (234,3), und auch die folgende Aufklärung darüber, wie der Zustand des Glaubens bei der Christenheit zu bewerten sei, ist an Grobheit kaum zu übertreffen: "seht, yr allerthewirsten bruder, in freundtlicher warheit (wiwol sie ein bitter kraut unserm unge202) Ps. 62,6.

203) Ps. 139,9.

102

Bildlichkeit

übten gemuth ist), das wir Christen der gantzen werlt unflatige hefen gantz und gar gefressen haben, also gantz auch, daß sie uns auch aus

unserm halsse heßlich, unerkentlich stincken" (232,4 ff.). Aber das Simplex des Wortes ist noch nicht eindringlich ge­ nug, Müntzer gebraucht Zusammensetzungen wie z.B. in fol­ genden Belegstellen: "wer den bittern Cristum nicht wil haben, wirt sich am honig todfressen" (222,23); wir "wolten uns gerne durch das getumle ^ durch­ fressen, auff das wir mochten wissen, was wir solten glewben" (213,23 f.) 20

und "Die sich aber durch den getichten glauben und durch die eußerliche werck durchfressen, ... sehen, das das wort ... abgeht vom lebendigen Gotte" (237,5 ff.). Sprachliche Bilder aus der Küche sind auf Grund ihrer drastischen Originalität besonders beeindruckend und an­ schaulich. Die den wahren Glauben verhindernde, dem Volk unverständliche lateinische Liturgie nennt Müntzer "die schlammige und sandige grundsuppe", die "schwalcket und tobet in der kirchen" (229,15 f.). Andererseits ist die Suppe aber auch Symbol für den reinen unverfälschten Glauben als "die suppe, die Cerberus nicht kan außfressen" (229,25). Sie ist klar wie die Offenbarung Gottes, vor der es den Höllenhund wie auch Luther graust, dem seinerseits das Trübe, die Vermischung "der hohen und geringen Dinge"^05) mundet: "Da schmecket im der prey, nit änderst, es grauset im vor der suppen zum frweessen" (326,8 f.). Uberhaupt setzt Müntzer besonders gern seinen Widersa­ cher Luther in Beziehung zur Küche, einerseits wohl wegen der besondern Schlagkraft dieser Bilder, zum andern aber D e s s e r

206)

204) 205) Anm.105 206)

Getümmel (von Zeremonien in der lat.Messe). Hinrichs, Müntzer, Politische Schriften, S.77, interpretiert den schwierig zu verstehenden Satz. Frühessen, d.h. Anfang des Glaubens.

Menschlicher Körper

103

sicherlich auch als Betonung der immer wieder behaupteten Neigung Luthers zu Wohlleben und leiblichen Genüssen: "dyser pott, des teuffeis sicherlicher ertzkantzler" (338,12) wird Luther von Müntzer einmal genannt. Einen gewissen Höhepunkt erreicht diese Metaphorik aus dem Bereich der Küche in folgender Stelle, die stellvertretend für die zahlreichen weiteren Belege zitiert sei: "Schlaff sanfft, liebes fleisch! Ich rüche dich lieber gepraten in deinem trotz durch Gotes grymm im hafen oder topff peym fewr, dann in deinem aygen sotlein gekocht, solte dich der teüffel fressen. Du pist ein eselich flgisch, du würdest langsam gar werden und ein zachs gerichte werden deinen milchmeülern" (341,27342,2).

3*4. H a n d w e r k

und

Gewerbe

Ein beträchtlicher Anteil von sprachlichen Bildern aus dem Umkreis des Handwerks und Gewerbes entstammt der bäuer­ lichen Arbeit, doch läßt sich hier kaum eigener Einfalls­ reichtum nachweisen, Müntzer folgt ganz der durch die Spra­ che der Bibel geprägten Metaphorik. Neben dem bekannten Bild, in dem das Menschenherz der Acker ist, der das als Samenkorn eingepflanzte Gotteswort bis zur Frucht heranreifen oder aber unter Disteln und Un­ kraut des Unglaubens ersticken lassen k a n n ^ , finden sich als weitere der Bibel entnommene bildhafte Vorstellungen die Ernte als Endzeit, in der Gut und Böse ihren Lohn emp­ fangen werden (310,34) vor Gottes Gericht. ^ ^ Entsprechend dem Bild von der Sichel, die in dieser letzten Zeit in die Ernte f ä h r t ^ , sagt Müntzer von den Seelsorgern, die die Ernte vorbereiten sollen durch Förderung des Glaubens und Abwehr der Gottlosigkeit: 20

2

8

20

207) Vgl. oben S.92/93. 208) In der Bibel z.B. Matth. 13,39. 209) In der Bibel z.B. Joel 4,13; Offb. 14,15.

104

Bildlichkeit

"Auß solchem grund mSssen die prediger wissen, wer sie pflegt außzusenden in die ernde, zu welcher sie Gott vom anfang ires lebens ge­ schliffen hat wie ein starcke sensen oder si­ cheln" (307,13 ff.). Von sich selber sagt Müntzer: "Ich habe meyne sichel scharff gemacht, denn meine gedancken seyn hefftig uff dye warheyt" (504,19 f.). Auch die metaphorische Bezeichnung des Willens Gottes als "wurffschauffel" (310,33) ^ oder "scharffer pflugschar" (234,3) ist ebenso durch die Bibel vorgeprägt wie die Vorstellung von der Christenheit als Weinberg Gottes (261,28) oder als Schafe in der Herde Christi (244,10). 210

Ein weiterer Bereich, dem viele sprachliche Bilder entnommen sind, ist der Hausbau, der ebenfalls in der Metaphorik der Bibel hervorragende Bedeutung hat. Hierbei steht das Haus für den geistlichen Menschen, der auf den festen Grund des Glaubens, den Christus als Fels symboli­ siert, und nicht auf Sand (220,10) gegründet sein soll: Erst nach Erfahrung der Anfechtung wird der Mensch gewahr, "das sein haus, das ist er selbem, auff den unbeweglichen stein 212) gepewbet sein. Solch hefftig 213) gegründet gepew vorstund der heylige Petrus nicht (und wir mit ym), wiewol er auff den stein gegründet war, must er doch fal­ len, dann er war nicht allenthalben vorfasset" (235,6 ff.). Auch die Übernahme von bestehenden Praktiken und Gedanken in eigene Handlungen und Überlegungen verdeutlicht Müntzer mit dem Hausbau: "Die R§mer haben ablaß geben, vortzeigt pein und schult, und wir solten nu gleich auff ein solch 210) Z.B. Jer. 15,7; Matth. 3,12. 211) Müntzer spielt auf Ps. 129,3 an. 212) Vgl. hierzu die 'Auslegung des Unterschieds Danielis', in der der Stein aus Dan. 2,34, der das ewige Reich Gottes, zugleich aber auch den Hl.Geist, der vom Berg ge­ rissen ist, d.h. von Christus ausgeht (256,20; vgl. auch Anm.313 der Ausgabe), als "eckstein" eines Gebäudes (243, 18) gesehen wird. 213) stark.

Handwerk und Gewerbe

105

fundament bawen? Were nicht anders, dann das ein alt haus wurd gekelckt und wir sagten, es were newe" (234,20 ff.). Dementsprechend kann er die Mißstände in der Kirche tref214' fend deutlich machen, wenn er sagt, daß die "angefangen kirche baufellig worden an allen orthen" ist (243,20). Häufig ist auch das Bild der Tür, die ins Haus führt. Die Taufe ist der "eingang zur Christenheit" (228,13); die "pforten der warheyt" (323,9) bezeichnen das rechte Verständnis Gottes, das die Seelsorger im Sinne und in der Nachfolge Christi erwecken sollen, dadurch, daß sie das "buch auffschließen" (224,20), das heißt,die Bibel erklä­ ren, und nicht wie die falschen Pfaffen handeln, die "den slussel von dissem buche, das geslossen ist, stelen, sie süssen dye schrifft zcu unde sagen, Got dorff nicht in eigner person mit dem menschen reden" (498,21 ff.). Im Vergleich mit dem unbehaubaren und damit zum Hausbau unbrauchbaren Stein verdeutlicht Müntzer die ewige Ver­ dammnis dieser Gottlosen: 215}

"or hertz ist herter den keyn kyselstein, welcher den meysel des meisters von sich ab­ schupf ft 216) in ewigkeyt" (499,2). Bei Vergleichen und Metaphern aus anderen Handwerken und Gewerben läßt sich eine größere Unabhängigkeit von der Bibel feststellen; zwar kommen ähnliche Bilder in vie­ len Fällen auch in der Heiligen Schrift vor, doch ist bei metaphorischen Wendungen, die allgemein verständlich sein sollen und deshalb allgemein bekannten Bereichen entnommen sind, die also gewissermaßen zwangsläufig in an breite Volksschichten gewandtes Schrifttum gelangen, auf Unter­ schiede des-Aspekts besonders zu achten. So ist z.B. Mün­ tzers Bild für sein tatkräftiges Eingreifen, um die kirch­ lichen Mißstände zu beheben: 214) ursprüngliche. 215) ihr. 216) abgleiten läßt.

106 von der erüsaln hertigkeyt 218) wegen ergreyffen wil, kan ichs nicht lassen' (269,13 ff.) 1

nicht als direkt abhängig von der Vulgata zu bezeichnen, auch wenn es dort im Brief des Jakobus 219) heißt: "Ecce et naves, cum magnae sint, et a ventis validis minentur, circumferuntur a modico gubernaculo, ubi impetus dirigentis voluerit". Die Schriftgelehrten, die von Gottes Offenbarung spre­ chen und sie doch niemals empfangen haben, so daß sie eine dem Geist der Bibel entsprechende Interpretation gar nicht geben können, wSllen dem schöster schSch nachmachen und ver­ derben das leder" (324,26 f.). Dem Beruf des Bierbrauers ist die Metapher entnommen, mit der die Tätigkeit der Pfaffen entlarvt und verdeut­ licht wird: "Sie können hSbsch vom glauben schwatzen und einen truncken glauben einbrawen den armen vorwirreten gewissen" (249,9 f.). Dies ist um so verwerflicher, als sie "selbem ym glau­ ben nicht geschmidt ) seint" (230,27). 220

221)

Ganz von der Bibel bestimmt ' ist die Darstellung des Glaubens, den der Mensch nur äußerlich anlegt, ohne eine vollkommene innere Erneuerung und Wandlung erfahren zu ha­ ben, im Bild des alten Kleides, das mit einem neuen Flicken versehen wird; ein solcher mensch trägt "eynen unerfaraen glauben an seynem ver­ stockten geyst wie einen alten betlersmantel, welchen die ungetrewen, verzweyfelten schriftgelerten gantz meysterlich fetzen 222) können mit eynem newen flecken" (274,18 ff.; auch 215,2). 217) Ruder. 218) wegen der damit verbundenen Mühsal. 219) Jak. 3,4. 220) geschmiedet. 221) Z.B. Matth. 9,16; Luk. 5,36. 222) flicken.

Zusammenfasslang

107 221)

Ebenfalls aus der Heiligen Schrift übernommen *" ist die Vorstellung von Gott als Arzt, nach dem die in der Krankheit des Unglaubens befangenen Menschen schreien (302,13), während die bildhafte Bezeichnung der Gnade als "salbe des heiligen geistes mit yrer sussickeit" (253,5) originell sein dürfte. Eigenständig ist wohl auch das Bild, das keinem speziel­ len Beruf zugerechnet werden kann, sondern aus dem tägli­ chen Arbeitsleben stammt, in dem Müntzer zur Verdeutli­ chung des unaufrichtigen, doppelzüngigen Wesens der fal­ schen Schriftgelehrten sagt, daß sie "den zSberbaum auff beiden schultern wol tragen kSnnen" (290,1 f.). 3.5.

Z u s a m m e n f a s s u n g

Bei Müntzer dienen sprachliche Bilder zur Veranschauli­ chung theologisch-philosophischer Sachverhalte und zur kennzeichnenden Entlarvung von Zuständen und Personen, die - fast ausschließlich affektisch aufgeladen - polemisch ist. Vorwiegend wird hierbei Sinnliches auf Geistiges oder Sinnliches auf Sinnliches übertragen, die Schriften Mün­ tzers unterliegen in Hinsicht auf ihre Bildlichkeit dem Ge­ setz, das für alles an breite Volksschichten in belehrender und zugleich beeinflussender Absicht gerichtete Schrifttum gilt, wie dies z.B. die Untersuchung der Bildhaftigkeit einer Tageszeitung aus der jüngsten Vergangenheit bestätigt. ? 224

Weitaus der größte Teil aller bei Müntzer vorkommenden sprachlichen Bilder läßt sich den Bereichen der unbelebten und belebten Natur, des menschlichen Körpers und seiner Funktionen und Bedürfnisse sowie der täglichen handwerkli­ chen Arbeit zuordnen, während die Bereiche des Rechts, der Wissenschaft, der Verwaltung nur in verschwindend geringem Maße vertreten sind. Hierin findet Müntzers Bestreben,durch 223) Z.B. 2.Mos. 15,26. 224) Vgl. E.Mittelberg, Wortschatz und Syntax der BildZeitung, Marburger Beiträge zur Germanistik, Bd.19, Mar­ burg 1967, S.123 ff-

108

Bildlichkeit

Bilder aus dem Alltagslehen der niedrigeren Schichten ge­ rade diese anzusprechen und darüber hinaus allgemein ver­ ständlich zu wirken, deutlichen Ausdruck. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die sprachlichen Bilder der Bibel nicht nur auf die liturgischen Stücke mit ihren Ubersetzungen von Stellen aus der Vulgata, sondern auf Müntzers Sprache insgesamt maßgeblich eingewirkt haben. Besonders stark macht sich dieser Einfluß bei Metaphern und Vergleichen aus dem Umkreis der unbelebten Natur, des Pflanzenlebens, der Landwirtschaft und des Hausbaus bemerk­ bar, wohingegen bei sprachlichen Bildern aus dem Bereich der Fauna und des menschlichen Körpers mit seinen Funktio­ nen und Bedürfnissen eine höhere Eigenständigkeit zu beob­ achten ist. Vor allem dort, wo Müntzer Eindringlichkeit durch drastische Bilder - z.B. aus der Sphäre der Ausschei­ dungen oder der der NahrungsZubereitung - erwecken will, verläßt er die vorgezeichneten Bahnen einer durch die Bibel geprägten Bildhaftigkeit. Eine genaue Aussage darüber, welche bildhaften Wendun­ gen Müntzer nicht in der Heiligen Schrift vorgefunden und aus ihr übernommen hat, könnte der Vergleich aller bei ihm erfaßten sprachlichen Bilder mit einer Bibelkonkordanz lie­ fern; der Wert eines solchen Verfahrens wäre indessen ge­ ring, denn ein sprachliches Bild der Bibel wird auf Grund seiner speziellen affektischen Aufladung oder Verwendung im Kontext der Schriften Müntzers dennoch häufig als dessen spezifische Leistung angesehen werden dürfen.

4. SCHLAG- UND SCHELTWORT 4.1. D e f i n i t i o n

und

F u n k t i o n

Das Schlagwort ist "ein Wort oder auch ein Wortcomplex dessen bloße Nennung jeden Einwurf mit der Stärke eines Arguments schlägt oder doch schlagen soll". ^ Es will eine "möglichst große Anzahl von Mitmenschen" ^ er­ reichen und ist "in der Sphäre des öffentlichen Sprechens anzutreffen" ^, wobei der Tatsache besondere Bedeutung zukommt, daß es sich bei dem Schlagwort nicht um ein sach­ liches, sondern um ein emotional aufgeladenes und Gefühle hervorrufendes Argument handelt. ^. Vom Schlagwort abzuheben ist das Scheit- oder Schimpf­ wort, das die Herabsetzung des Gegners bzw. die Anprange­ rung abzulehnender Vorgänge oder Zustände allein durch das Mittel gezielter Diffamierung bezweckt. In den leidenschaftlichen Auseinandersetzungen über Fra­ gen der Religion während der ersten Jahrzehnte des l6.Jhs. spielt das Schlagwort eine beherrschende Rolle, wie dies die lange Liste der von LEPP ^ aus Schriften der Re­ formationszeit zusammengetragenen Belege beweist. Die Ab­ sicht, möglichst eindringlich für die eigene Position zu werben und die Lehren anderer zu widerlegen, bewirkt eine Bevorzugung nicht nur des schlagkräftigsten - und das ist 22

22

22

1

220

229

225) R.F.Arnold, Ein neues lexikologisches Verfahren, in: Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 52, 1901, S.963226) W.Wülfing, Schlagworte des Jungen Deutschland, in: Zeitschrift für Deutsche Sprache 21, 1965, S.45. 227) Wülfing, ebd., S.49. 228) Vgl. hierzu Wülfing, ebd., S.50, wo sich die älte­ re Literatur zu diesem Punkt findet. Die Arbeit gibt auf den Seiten 42-59 einen ausgezeichneten Uberblick über die Schlagwortforschung und ihre bisherigen Ergebnisse. 229) F.Lepp, Schlagwörter des Reformationszeitalters, Diss. Freiburg 1908.

110

Schlag- und Scheltworte 1

meist des gröbsten - Argumentes , sondern des drastischen Ausdrucks überhaupt ^ , wodurch Schlag- und Scheltwort oft bis zur Untrennbarkeit aneinanderrücken. In Müntzers Sprache essen und trinken die Geistlichen nicht, sie "fressen und sauffen" (z.B. 239,1; 299,37); sie führen nicht das Wort Gottes im Munde, sondern haben "den armen buchstab ym maul" (493,2); sie betrügen das Volk nicht, sondern werden es "mit einer newen logiken bescheischen" (334,16); Herodes wird "das frumm bl8t, das dem adel diser weit außm sack treufft", genannt (283,8). Gro­ bianismen dieser Art sind so häufig im Wortschatz Mün­ tzers - die Untersuchung der Bildlichkeit konnte dies schon deutlich machen -, daß eine vollständige Erfassung an dieser Stelle sich verbietet; hierfür muß auf das Wör­ terverzeichnis verwiesen werden. Aber auch die Schlagwör­ ter sind von auffallender Derbheit. Ein Vergleich mit den von LEPP gesammelten Wörtern zeigt, daß bei Müntzer die enger sachbezogenen Begriffe wie z.B. Parteibezeichnungen selten sind und auf weite Strecken das Schlag- mit dem Scheltwort identisch ist. 2

4.2. K o m m e n t a r

zur

W o r t l i s t e

Müntzers Schriften spiegeln das Bestreben wider, den "gottlosen" Zustand der Christenheit zu bessern und durch eine aus der Sicht Müntzers durchaus realisierbare Welt2*51) Veränderung ^ ' ein Reich der Auserwählten zu schaffen, das vor Gott bestehen kann. Mit Ausnahme der beiden litur­ gischen Stücke sind die untersuchten Schriften von einer heftigen Polemik bestimmt, die sich gegen alle richtet, welche sich als Werkzeug des Teufels dieser Veränderung 230) Vgl. Schirokauer, Sp.899: "Die Erhitzung der Gemü­ ter kommt in der Wortwahl dadurch zum Ausdruck, daß das extremste und krasseste Wort gewählt wird statt des halb­ lauten und feinen. Man schreibt nicht Sätze, sondern Auf­ rufe und Ausrufe; man sucht nicht Worte, sondern Schlag­ worte" . 231) Vgl. hierzu Bensing, Thomas Müntzer und der Thü­ ringer Aufstand 1525, S.45, der weitere Literatur anführt.

111

Kommentar zur Wortliste

der Welt widersetzen und deshalb bekämpft oder vernichtet werden müssen. Das sind die falschen Geistlichen, der Papst und seine Kirche, die das Volk verführen, die Regenten, die es unterdrücken, und schließlich - aus Müntzers Sicht gleichsam die Inkarnation aller bösen Eigenschaften dieser beiden Gruppen - sein Gegner Martin Luther. Zu ihrer entlarvenden Charakterisierung gebraucht Mün­ tzer neben den Schlagwörtern, die durch ihre häufige Ver­ wendung in den religiösen Streitschriften der Zeit als allgemein bekannt angesehen werden dürfen (z.B. 2 , 4, 6, 7, 9, 12, 14, 21, 25, 26, 32, 34, 36, 39), eine große Zahl von Bezeichnungen, für die ein früherer Beleg nicht nachge­ wiesen werden kann (3, 5, 10, 17-19, 22-24, 29, 30, 33, 38, 41 44, 49-51, 66, 72, 85, 88). Diese Neuprägungen sind Ausdruck des Bemühens,den Gegner möglichst treffend - und das bedeutet, mit einem bisher ungehörten und noch nicht durch vielfachen Gebrauch abgestumpften Wort - in seiner ganzen Bosheit und Gottlosigkeit zu kennzeichnen. Ergibt die Untersuchung der Fremdwörter, daß Müntzer in dem Be­ streben, seine Schriften allgemein verständlich zu halten, Neuprägungen oder Neueinführungen gegenüber sehr zurückhal­ tend ist und in der Regel ein fremdsprachliches Wort erst dann aufgreift, wenn er voraussetzen kann, daß es breite­ ren Volksschichten geläufig ist -^, so zeigen die Schlagund Scheltwörter, daß er hier in vorderster Front steht. 9

2

In formaler Hinsicht handelt es sich bei den Schlagund Scheltwörtern fast ausschließlich um Substantive und Adjektive. Die Substantive sind in überwiegender Anzahl Komposita,und auch ein großer Teil der Adjektive ist von zusammengesetzten Substantiven mit dem Suffix -isch abge­ leitet, das die abwertende Sinnladung des mit ihm gebilde­ ten Wortes verstärkt (z.B. 3, 5, 8, 11, 22), 0 Ableitun­ gen mit diesem Suffix von einfachen Substantiven sind eben25Z

232) Nummern 233) 234)

Die Zahlenangaben beziehen sich auf die laufenden der untenstehenden Wortliste. Vgl. unten S.125 ff. Vgl. Lepp, S.13.

112

Schlag- und Scheltworte

falls zahlreich (z.B. 6, 28, 31, 32, 36, 43, 54). Auch das oft verwendete Präfix ertz- dient zur Intensivierung des verächtlichen Bedeutungsgehaltes (15-17, 65-67, 88). Wortspiele oder Wortverkehrungen spielen bei Müntzer kaum eine Rolle (63, 64),und auch die bei LEPP so zahl­ reich nachgewiesenen Substantivierungen (z.B. 16, J7.) und Substantivbildungen auf -ist, -1er, -ei, -erei sowie die Adjektive auf -los (21, 71)fehlen fast vollständig. Weitaus der größte Teil aller Schlag- und Scheltwörter betrifft den Klerus und die Kirche (1-60). Müntzer prangert die Gottlosigkeit der Geistlichen an (1, 21 )j die aus ihrem Beharren auf dem fleischlichen, nur der Welt zugewandten Verstand entspringt (2, 19, 37, 38, 42, 51, 57) und sie als Werkzeuge des Teufels (5, 13, 14, 22, 23, 53, 54) zu einer falschen Auslegung der Heiligen Schrift (11, 12, 48, 49) und einer heuchlerischen (16, 17, 43) und vor allem bewußt bösartigen (7, 8, 15) Verführung des Volkes zum Un­ glauben verleitet. Ganz besonders richtet sich Müntzers Polemik gegen das ausschweifende Leben (4, 10, 28-30, 35, 55, 58) der untäti­ gen (34, 47) und verweichlichten (50, 60) Pfaffen sowie ge­ gen ihre Geldgier (20, 59). Die Minderwertigkeit der fal­ schen Geistlichen bezeichnen Schlagwörter, die die Zugehö­ rigkeit dieser Schriftgelehrten zu der verhaßten römi­ schen Kirche herausstellen (6, 36, 46),und nicht auf einen speziellen Sachverhalt abzielende Scheltwörter (3, 9, 18, 24, 33, 52). Die römische Kirche wird stets als Hure gesehen (26, 27, 44). Der Papst ist für Müntzer von untergeordneter Bedeutung; dies äußert sich darin, daß er nicht wie die Geistlichen das Ziel heftiger Angriffe ist, sondern als Oberhaupt der römischen Kirche gleichsam am Rande mit wenigen Schlagund Scheltwörtern bezeichnet wird, die ihn als zwar von Gott abtrünnigen(25, 41 ) ^ , aber sonst ungefährlichen Menschen erscheinen lassen (45, 56). 1

1

2

235) Vgl. Lepp, S.62.

Kommentar zur Wortliste

113

Wie die auf die Geistlichen insgesamt bezogenen so beto­ nen auch die auf Luther gemünzten Schlag- und Scheltwörter (61-86) die Gottlosigkeit (66, 71),das falsche Schriftver­ ständnis (69, 83),die Teufelsverfallenheit (67, 84)und das Wohlleben (72, 73, 75, 81, 86) des Hauptgegners Müntzers. Besonders hervorgehoben aber wird die verschlagene Schläue, die Gerissenheit Luthers (70), mit der er seine Verleumdungen (63, 74) scheinheilig (61) ins Werk setzt und sich bei seinen Fürsten einzuschmeicheln versteht (85). Die Verächtlichkeit seines Widersachers (62,'"65, 82), der nur viermal bei seinem Namen als "der Luther" genannt *^,sonst vorwiegend als "doctor lügner" bezeichnet wird (64), ver­ deutlicht Müntzer schlagend dadurch, daß er ihn, der die Befreiung von der römischen Kirche anzustreben vorgibt, mit Bezeichnungen für den Klerus eben dieser Kirche benennt (77, 79). 23

Die Regenten werden mit Schlag- und Scheltwörtern charak­ terisiert (87-94), die ihre Gottlosigkeit hervorheben (88, 89) und ihre Nichtigkeit und Würdelosigkeit veranschauli­ chen sollen (87, 90-94). 4.3. W o r t l i s t e 1. abgSttisch, Adj. Belege: z.B. 245,17 Christus verspotten die Pfaffen "mit abgSttischem predigen"; 245,19 "ein abgSttischer, hSltzener pfaff"; 163,28 "abtg§ttische geberde der kirchen". 2. äffe, m. Belege: z.B. 324,26 "geleret wie die äffen"; 494,11 "dye pfäffen unde äffen". L i t . ^ : LEPP S.6, der auch weitere mit dem Wort gebildete Komposita aufführt. 2 5

3. affenschmaltzisch, Adj. Beleg: 280,5 der Schriftgelehrten "äffenschmaltzische weyß". Lit.: DWb 0 0 ^ ; LEPP S.7 schmalzkäIberisch . 2 3 8

1

1

236) 328,8; 331,2; 333,8; 335,18. 237) Literatur zu dem betreffenden Wort. 238) Ist das Wort in dem betreffenden Werk nicht belegt,

114

Schlag- und Scheltworte

4. bachant, m. Vgl. unten S.133, Nr.14. 5. beltzebuppissch, Adj. Beleg: 501,5 "dyeselbigenn beitzebuppisehen knechte bringen eyn stucke auß der heiligen schrifft zeu margke". Lit.: DWb 00; LEPP 00. 6. bepstisch, Adj. Belege: z.B. 163,21 "die vorzweyffeiten beptischen b8sewicht"; 163,29 "der beptischen gramentzen". Lit.: LEPP S. 12, 71. 7. bösewicht, m. Belege: z.B. 296,23 "die wSchersSchtigen bSßwichter"; 312,35 "die bfichstabisehen bSßwichter". Lit.: LEPP S.93 'Bösgeistlicher', S.112 'Fleischbösewicht . 1

8. bösewichtisch, Adj. Belege: z.B. 307,31 "unverschempt vertadung der bSßwichtischen ertzheSchler"; 498,7 "dye bosewichtissehen, vorretherischen pfaffen". Lit.: DWb II, Sp.257 Erstbeleg bei Luther. 9« bube, m. Belege: z.B. 248,33; 500,13 "geltdorstige buben". Lit.: LEPP S.130 'Wortbube . 1

10. butterbube, m. 'Inhaber des kirchlichen Dispenses, in der Fastenzeit Butter zu e s s e n ' ^ . Beleg: 275,10 "der tSlpel, der bapst, mit seinen butterbfiben". Lit.: DWb 00; LEPP 00. 2

11. buchstabisch, Adj. Belege: z.B. 228,3 "buchstabische gelarthen"; 323,30 die Pfaffen "mit ihrem böchstabischen trotz". Lit.: DWb II, Sp.482 Beleg bei Luther. 12. dieb, m. Belege: z.B. 245,7; 496,18 "dye blosse schrifft, wel­ che sie schalkhafftig gestalten haben auß der biblien wie so wird dies durch das Symbol 00 angezeigt. 239) Vgl. S.275, Anm.50 der Ausgabe.

115

Wortliste

dye tukyssen diebe und grausamen mordere". Lit.: Zusammen­ setzung mit -dieb bei LEPP zahlreich, z.B. 'Erzkirchen­ dieb, Sacramentsdieb, Schriftdieb . f

f

1

13. diner des teufeis Beleg: 242,26. 14. des entchrists knechte Beleg: 493,18. Lit,: Zu 'Antichrist vgl. LEPP S.56f. 1

15. ertzbSsewicht, m. Beleg: 258,24 "die ertzbSsewicht, die die gantze wellt ergern und abtrinnigk machen vom rechten Christenglauben". Lit.: DWb III, Sp.1080 Beleg in Luthers Bibelübersetzung. 16. ertzhefichler, m. Belege: 290,8 "sie sind nefitrales, das sind g8te ertz­ hefichler"; 307,32 "unverschempt vertadung der bSßwichtischen ertzhefichler". Lit.: DWb III, Sp.1090 Beleg ohne Quel­ lenangabe ; LEPP S.112 Heuchelprediger'. 1

17. ertzverffirer, m. Beleg: 278,21 "Dann sie wehnen schlecht, man soll glau­ ben, wie die ertzverffirer rausser faren mit irem gedieht"?* " Lit.: DWb III, Sp.1103 Beleg bei Lessing; LEPP S.119 weist 'Seelverfürer nach. 4

1

18. eselfortzig, Adj. Beleg 496,10 "sage ich, das ich keinen eselfortzigen doctor im allergeringesten mytlein adder spytzleyn von der ordenünge (in Got vnnd alle creaturn gesatzth) habe hören wispelen". Lit.: DWb 00; zu 'Esel' vgl LEPP S.138 und un­ ten Nr.68. a

19. geystscheynend, Ad;). Beleg: 495,13 "kein pechgesalbeter pfaffe, keyn gar geystscheynender münnich hat den grundt des glaubens im al­ lergeringsten stypleyn kunt sagen". Lit.: DWb 00; LEPP 00. 20. geltdorstig, Adj. Beleg: 500,13 "geltdorstige buben". Lit.: DWb IV, 1,2, 240) Mit ihrem erdichteten Glauben

0

116

Schlag- und Scheltworte

Sp.2910 Beleg des Substantivs bei Luther; LEPP S.112 Geldprediger , S.118 'Geldsorger*. 1

1

21. gottlos, Adj. Das Wort ist stehende Charakterisierung für alle Kräf­ te, die sich Gottes Wirken widersetzen, hauptsächlich also für die Pfaffen und Schriftgelehrten, Belege z.B. 279,11 "die gottlosen schrifftgelerten"; 276,26 "so m8ß man sich hSten vor der gottlosen art der schrifftgelerten"; für die Regenten, Belege z.B. 267,29 "Untergang der starcken, gott­ losen tyrannen"; 283,13 "der gottlosen, unsinnigen menschen regiment"; und für Luther, Belege z.B. 326,25 "das gotloße Wittenbergische fleisch"; 338,25 "des gottloßen spotters unfladt". 22. helfeurissch, Adj. höllenfeurig . Beleg: 503,5 "we über die hellfeurisschen und Asmadeisschen pfaffen". Lit.: DWb 00; LEPP S.3 'Höllstürmer , S.6 'Höllischkeit•. 1

1

1

23. hellegruntfest, Adj. dem Höllengrund verhaftet . Beleg: 496,13 "dye hellegruntfesten pfaffen". Lit.: DWb IV,2, Sp.1752 Beleg für 'hellegrunt bei Diefenbach. f

1

1

24. hodenseckyssch, Adj. Beleg: 501,30 "unser herrisschen, hodenseckyssehen doctores tallen". Lit.: DWb IV,2, Sp.1654 Beleg nur des Substantivs. 25. hunrottus, Adj. 'nimrodisch . Beleg: 497,17 "vom hunrottussen bapst gesmirt sein mit dem oel des sunders". Lit.: LEPP S.62 weist 'nimrodisch mehrfach nach. 1

1

26. hure, f. Belege: 494,4; 504,2 "dye unbefleckte, jungfraweliche kyrehe ist alßo balde von den vorfurisschen pfaffen zeu einer huren worden". Lit.: LEPP S.3, 5, 135 babilonische Hure als Bezeichnung des Papstes. 1

1

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Wortliste 27. hurhaus, n. Beleg: 502,28 "dye mutter (im hurhauss) dye heilige kyrch". Lit.: DWb IV,2, Sp.1962 Beleg bei Luther als Be­ zeichnung für geistliche Stifter.

28. hurisch, Ad j. Beleg: 498,11 "wie kunen sie dan Gots diner sein, tra­ ger seines worts, das sie mit yrer hurischen stirn unvorschemmet lugnen?". Lit.: DWb IV,2, Sp.1966 Beleg bei Luther. 29. hurnhengestig, Adj. Beleg: 501,8 "eyn iglicher hurnhengestiger pfaff". Lit.: DWb IV,2, Sp.1962 Beleg des Substantivs bei Frisch und im Simplizissimus; LEPP S.136 'Klosterhengst . 1

30. hurnsuchtig, Adj. Beleg: 496,24 "sie ermessen, meine worter, dyeselbigenn faulfressigk zcu machen in oren stinckendem lipsen unde hurnsuchtigen halse". Lit.: DWb IV,2, Sp.1964 Beleg nur des Substantivs bei Stieler. 31. judisch, Adj. Beleg: 502,10 "Dye judisschen, ketzerisschen pfaffen". 32. ketzerisch, Adj. Beleg: vgl. oben Nr. 31. Lit.: LEPP S.2, 12, 112. 33. lapscheisser, m. 'Dünnscheißer . Beleg: 503,30 "lapscheysser, dye do ... haben gelert Baal anzcubetten". Lit.: DWb IV, Sp.201 'lappscheisze' bei Fischart. 1

34. lotterbube, m. Beleg: 249,22 "unthetige lotterbuben". 35. mastsau, f. Belege: 238,34; 239,5 "Dieselbigen mastsewen nent Cristus falsche propheten". Lit.: DWb VI, Sp.1719 Beleg bei Hans Sachs. 36. münchisch, Adj. Beleg: 313,36 "jre scheynbarliche larve und geschwetz mit irem mönchischen abgott". Lit.: Vgl. unten Nr.77.

118

Schlag- und Weltworte

37. m8nchträum, m. Beleg: 249,12 "grewel, wilchen sie haben von der hessi­ gen betrigerey der gantz vorfluchten, vorgifftigen mSnchtrewme". Lit.: DWb 00. 38. mSnchetrewmer, m. Beleg: 249,18 "die verfluchten mSnchetrewmer". Lit.: DWb 00; LEPP S.11 Traumprediger . 1

1

39. mörder, m. Belege: z.B. 245,8: die Schriftgelehrten haben den Geist Christi "gestollen wie die diebe und mSrder"; 496, 18. Lit.: LEPP S.118 ff. 40. naterzichtig, Ad j. Beleg: 269,36-"die naterzichtigen schrifftgelerten". Lit.: DWb VII, Sp.428 'Natterngezücht bei Kirchhof und Nas. 1

41. neronisch, Adj. Beleg: 502,29 "der neronischer, heiliger allerhultzeister bapst und pruntztopf zcu Rome in der kolbarm". Lit.: An anderer Stelle nicht nachzuweisen. 42. phantast, m. Vgl. unten S.137, Nr.42. 43. phariseisch, Ad j. Vgl. unten S.142, Nr.87. Lit.: LEPP S.63. 44. profeuse, f. Vgl. unten S.143, Nr.94. 45. pruntztopf, m. Beleg: Vgl. oben Nr.41. 46. R§mer Belege: z.B. 230,2 "haben die RSmer allen leutten mitgefarn und also die gantze werlt alle von der grundsuppen und yres geschnorres wegen also gantz jamerlichen verwü­ stet ..."; 234,20. Lit.: LEPP S.69, 128 47. schelm, m. Beleg: 164,37 "Drumb sol sich der gemeine man garnicht

119

Wortliste an die faulen schelmen, die pfaffen, keren". 48. schrifftdieb, m. Beleg: 316,4 "Wer den schrifftdyeben die schrifft nicht umbs bauchs willen lieb". Lit.: LEPP S.110.

49. schrifftsteler, m. Belege: 303,11; 315,16 "Die tollen, tobendigen, unsin­ nigen schrifftsteler". Lit.: DWb 00. Zu weiteren Schrift Zusammensetzungen vgl. LEPP S.109 f. f

f

50. spitzfingerisch, Adj. Beleg: 219,9 "Wie es der heilig Stephanus den tzarten, spitzfingerischen schrifftgelerten ... vorwirfft". Lit.: DWb X,1, Sp.2621 Erstbeleg bei Keller 1899. 51. spitzklug, Adj. Beleg: 246,21 "die listigen anschlege der spitzklugen". Lit.: DWb X,1, Sp.2636 Erstbeleg 1650 im Reinicke Fuchs. 52. stinckend, Adj. Belege: z.B. 298,19 "stinckenden athem teSffIiseher schrifftgelerten"; 496,23 "in oren stinckendem lipsen unde hurnsuchtigen halse". 53. teuffei, m. Belege: z.B. 237,4 "hoffertige tewfel"; 498,9 "sye vor­ leugnen dye stimme des brutgams, welchs ist das rechte ge­ wisse zeeichen, das sie luter teuffei seyn"; 503,13 "des teuffeis pfaffen runtzeln yre nasen". Das Wort nimmt unter den Schlag- und Scheltwörtern eine hervorragende Stellung ein, was seine Häufigkeit schon verdeutlicht. So ist es die schlimmste Beschimpfung für Müntzer, von Luther "Teufel" genannt zu werden (323,16; 331,25; 338,3; 338,14); die Be­ hauptung, der Hl.Geist sei für die Pfaffen (322,22) und für Luther (324,11) ein Teufel, stellt das schlagendste Argu­ ment gegen diese - aus Müntzers Sicht gottlose - Theologie dar. 54. teufflisch, Ad;).

Belege: 298,19 "den rechten Christenglauben nit durch M

stinckenden athem teSfflischer schrifftgelerten Sberkummen ;

120

Schlag-und Scheltworte

245,17 "teuffelisches meßhalten". Lit.: LEPP S.6. 55. tier des bauchs Belege: 245,22; 306,7. Lit.: Anspielungen auf das Wohl­ leben der Pfaffen sind sehr häufig; neben Bauchdiener und »Diener des Bauchs belegt LEPP S.131 ff. zahlreiche weitere mit diesem Wort gebildete Zusammensetzungen. 1

1

1

56. tSlpel, m. Beleg: 275,9 "der tSlpel, der bapst, mit seinen butterbßben".

57. toll, Adj. Belege: z.B. 315,15 "die tollen, tobendigen, unsinni­ gen schrifftsteler"; 503,19. Das Wort ist stehende Charak­ terisierung des Unglaubens: so wird der Glaube der Pfaffen "toll" genannt (314,18) wie auch der der gottlosen Menschen (245,27; 317,5). Lit.: LEPP S.88 »Tollog . 1

58. wollustig, Adj. Belege: z.B. 218,27 "die wollustigen schrifftgelerten"; 220,6 "unser wansynnigen, wollüstigen schweyne" . 59. wuchersuchtig, Adj. Belege: z.B. 296,23 "so muß man die wucher sucht igen bSßwichter wegthSn"; 311,22 "das verteufeln hebt sich nu auffs hSchst an durch die wfichersfichtigen evangelisten"; 501,1 "dye wuchersuchtigen, unde zcinsaufrichtisse pfaffen"

Lit.: DWb XIV,2, Sp.1716 Beleg bei Luther. 60. Zärtling, m.

Belege: z.B. 278,16; 279,39 "die gottlosen zlrtling wissen doch keynen bescheyd". Lit.: DWb XV, Sp.311/12 Be­ lege bei Seuse, Müntzer und Luther. 61. beschissen, Adj. Beleg: 339,19 "daß du ein armer sünder und ein gifftiges würmlein pist mit deiner beschissen demSth". Lit.: DWb I, Sp.1560 Beleg bei Luther. 62. b8be,m.

Beleg: 336,16 "du hochgelerter b8be". Lit.: Vgl. oben Nr.9.

Wortliste

121

63. doctor Ludibrii 'Doktor des Gespötts . Beleg: 323,31. 1

64. doctor lügner Belege: z.B. 323,5; 332,9. Lit.: Bezeichnung des Geg­ ners als Lügner sehr verbreitet. LEPP S.111 'Lügende, Lü­ gendichter, Lügenprediger, Lügenschmied . 1

65. ertzbube, m. Beleg: 336,25 "Schime dich, du ertzbube". Lit.: DWb III, Sp.1081 Erzbubenstück' bei Luther. 1

66. ertzhayd, m. Beleg: 336,22 "Ich meynte, du werest ein Christ, so pistu ein ertzhayd". Lit.: DWb 00; auch nicht unter den sonst zahlreichen nachgewiesenen Zusammensetzungen mit 'Erz - bei LEPP. 1

67. ertzteüffel, m. Beleg: 339,12 "Darumb machest du dich gröblich z8 einem ertzteüffel". Lit.: DWb III, Sp.1101 Beleg bei Luther zur Bezeichnung Müntzers. 68. eselisch, Adj. Beleg: 342,1 "Du pist ein eselisch fleisch". Lit.: LEPP S.138 'Eselist sowie zahlreiche Zusammensetzungen mit 'esel' wie 'Epistelesel, Heiligtumsesel, Klosteresel' usw.; DWb III, Sp.1149 Beleg bei Luther. 1

69. fantastisch, Adj. Vgl. unten S.137, Nr.43. 70. fuchs, m. Belege: z.B. 339,30; 343,9 "0 doctor lügner, du tücki­ scher fuchs". 71. gaistlos, Adj. Beleg: 322,1 "Hochverursachte schutzrede und antwort wider das gaistloße, sanfftlebende fleysch zu Wittenberg . Lit.: LEPP S.92 f., 96. 1

7 2 . hurnkSstlein, n. 1

Zu 'Kost, Gericht . Beleg: 334,6 "Es nympt mich auch

122

Schlag- und Scheltworte

sere wunder, wie es der außgeschtmbte münch tragen kann, daß er also greulich verfolgt wirdt, bey dem guten malmasier und bey den hurnkSstlein". Lit.: DWb 00; LEPP S.3, 5, 135 babilonische Hure als Bezeichnung des Papstes. 1

f

73. kulckrabe, m. Belege: z.B. 327,18; 328,3 "der schwartze kulckrabe". 74. lestermaul, n. Beleg: 338,3 "Du hast mich mit deinem lestermaul öffent­ lich einen teuffei gescholten". Lit.: DWb VI, Sp.259 Beleg bei Luther. 75. mastschwein, n. Beleg: 254,12 "bruder mastschwein und bruder sanffteleben". Lit.: Schon mhd. bekannt; DWb VI, Sp.1720 Beleg bei Luther, allerdings nicht zur Bezeichnung eines Menschen. 76. mörderisch, Adj. Belege: 333,25 "es wirdts die weit noch in zway oder drey jaren nit innewerden, welch einen mSrderischen, hynderlistigen schaden er gethan hat"; 338,7. Lit.: Zahlrei­ che Zusammensetzungen mit -mörder wie z.B. Bussesmörder, Christmörder, Erzseelenmörder, Werkmörder bei LEPP zeigen die außerordentliche Beliebtheit des Wortes zur Diffamie­ rung des Gegners. r

f

1

1

77. münch, m* Belege: z.B. 334,4 "außgeschSmbter münch"; 335,30 "lesterlicher münch". Oft wird Luther auch ohne herabsetzendes Adjektiv einfach "münch" genannt (z.B. 336,10; 342,7),weil dieser Stand für Müntzer derart verächtlich ist, daß schon seine Bezeichnung als Scheltwort verwendet werden kann. Lit.: LEPP S.138 »Mönchesel . 1

78. narr, m. Beleg: 323,6 "doctor lSgner, ye lenger, ye weyter zum hochfertigen narren wirt". Lit.: LEPP S.111 'Narrenpredi­ ger . 1

79. papst, m. Belege: z.B. 337,9 "newer papst"; 333,10 "des Witten-

Wortliste

123

bergisch pabstes gepot". Lit.: Die zahlreichen Komosita mit 'Papst bei LEPP weisen das Wort als eines der häufig­ sten Schlagwörter der Zeit aus. 1

80. prandtfuchs, m. Beleg: 339,30 "pistu doch zum prandtfuchs worden". 81. sanfftleben, V. Belege: z.B. 254,13 "bruder sanffteleben"; 326,23; 322, 1 "antwort wider das gaistloße, sanfftlebende fleysch z8 Wittenberg". 82. schelm, m. Beleg: 323,24 "nachdem ich mich des schmeichelden Schelmen zu Wittenberg geeüssert hab". 83. schrifftsteler, m. Beleg: 324,10 "der verschmitzte schrifftsteler". Lit.: Bei LEPP nur 'Schriftdieb, -falscher, -frevler, -lästerer, -mörder, -Schänder, -stöker, -stümmler, -Verfälscher, -ver­ kehrer' . 84. des teüffels ertzkantzler Beleg: 338,13 "dyser pott, des teüffels sicherlicher ertzkantzler". 85. vatter leisentret Belege: z.B. 282,9; 328,24 "vatter leisendritt, ach der kSrre geselle". Lit.: DWb VI, Sp.719 als Erstbeleg eine Stelle aus Müntzer bei Luther. 86. wollustig, Adj. Beleg: 317,5 "wollustiger leysentret". 87. drecksack, m. Beleg: 244,28 "ein amechtiger im gaist, ein elender drecksack"Das Wort bezieht sich auf Augustus. Lit.: DWb II, Sp.1359 Beleg bei Luther. 88. ertzgottlos, Adj. Beleg: 294,28 "ertzgottlose tyrannen". Lit.: DWb 00; LEPP 00. 89. geystlos, Adj.

124

Schlag- und Scheltwort

Beleg: 328,11: Gottes Gesetz ist auch "von der straff wegen der geystloßen Übertreter (wiewol sye regenten sein) nit auf f gehaben" . Lit.: LEPP S.92 f., 96. 90. hansen Belege: z.B. 267,10; 299,9 "grosse hansen". Lit.: DWb IV,2, Sp.456 bezeichnet die Wendung als "feste formel" im 16.Jh. 91. pulversack, m. Beleg: 286,33 "eynem armen, elenden, jhemerlichen pul­ versack zu dienen". Lit.: DWb VII, Sp.2224 Beleg nur in nichtübertragener Bedeutung. 92. schelm, m. Beleg: 327,23 "gottlose schelme". 1

1

93. strauchhenlin, n. - Strauchritter . Beleg: 340,4 "die edlen strauchhenlin, welch du an die kauffleüthen hetzest". Lit.: DWb X,3, Sp.990 Beleg Strauch­ hahn in Diefenbachs Glossar. T

1

94. tyrann, m. Belege: z.B. 267,29 "Untergang der starcken, gottlosen tyrannen"; 294,29 "ertzgottlose tyrannen". Lit.: LEPP S. 120.

5. FREMDWORT 5 . 1 . D e f i n i t i o n

u n d

S t e l l e n w e r t

Eine Definition des 'Fremdwortes' ist problematisch. Wie v.POLENZ gezeigt hat, ist bei einem synchronischen Schnitt die "Definition des Unterschiedes zwischen Fremd­ wort ' und 'Lehnwort nach dem formalgrammatischen Prinzip 1

1

der graphischen, phonetischen und flexivischen Angleichung 241) ... unbefriedigend". ' Die von ihm vorgeschlagene Be­ schränkung des Begriffs 'Fremdwort auf zitathafte Übernah­ men aus anderen Sprachen und Einstufung aller übrigen Wör­ ter fremdsprachlicher Herkunft als 'Lehnwörter' in bestimm­ te Kategorien, die von der Zugehörigkeit des betreffenden Wortes zum Wortschatz kleinerer oder stärkerer soziologi242) scher Gruppen gebildet werden ', läßt sich indessen bei der Untersuchung eines Wortschatzes aus dem 16.Jahrhundert nicht streng verwirklichen, weil die hierzu erforderlichen Vorarbeiten darüber, welches Wort welcher der einzelnen Kategorien zuzuweisen ist, noch fehlen. Daß aber erst un­ ter Berücksichtigung des sprachsoziologischen Aspekts end­ gültige Aussagen über den Anteil und die Bedeutung fremd­ sprachlicher Einflüsse auf die Muttersprache getroffen werden können, ist den Verfassern der herangezogenen 'Fremdwort'-Untersuchungen meist - sei es ausdrücklich formuliert ^^ oder mehr uneingestanden ^ - bewußt. 241) P.V.Polenz, Fremdwort und Lehnwort sprachwissen­ schaftlich betrachtet, in: Muttersprache 77, 1967, S.72. 242) v.Polenz, S.75f. 243) So z.B. S.Krüger, Fremdbegriff und Fremdwort in Luthers Bibel, in: Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (PBB) 77, Halle 1955, S.458. 244) So z.B. D.F.Malherbe, Das Fremdwort im Reforma­ tionszeitalter, Diss. Freiburg 1906, S.2: "Die in die lehn­ wörtliche Schicht hineingehörenden Wörter zumal für eine entlegene Zeit genau gegen die noch nicht eingebürgerten abzugrenzen, ist eine nicht immer mögliche Aufgabe, die, insoweit als bestimmte lexikographische und literarische 1

2

2ZfZf

126

Fremdwort

In der vorliegenden Arbeit werden alle die Wörter fremd­ sprachlicher Herkunft aufgeführt, die nicht mit Sicherheit als im allgemeinen deutschen Wortschatz eingebürgert, wie etwa "babst" oder "predige", angesehen werden dürfen, wo­ bei nach dem Grundsatz verfahren wurde, eher ein eigent­ lich hier auszuschließendes Wort mi tauf zunehmen als durch eine zu enge Auswahl Wichtiges wegzulassen. Nicht aufgenommen wurden Namen und biblische Stellenan­ gaben sowie ganze lateinische Wendungen, die in den deut­ schen Schriften Müntzers äußerst selten vorkommen und meist liturgische Anweisungen darstellen, wie z.B. in der 'Ord­ nung und Berechnung des Deutschen Amtes zu Allstedt : 1

"Elevando manu dicit: 'Das ist mein leichnam, der vor euch dargegeben wirt . Vertens se minister, accipiens calicem coram vulgo dicit: Desselbigen gleichen, do man gessen hatte ..." (212,11 ff.). 1

Diese Anweisungen für den Geistlichen dürfen nicht mit den im Schrifttum jener Zeit häufigen Fällen gleichgesetzt wer­ den, in denen ein deutsch begonnener Satz lateinisch been­ det oder einem deutschen Haupt- ein lateinischer Gliedsatz zugefügt wird, weil der Schreiber seinen Gedanken deutsch nicht ausdrücken kann oder aber aus einer nachlässigen Ein­ stellung heraus sich um eine muttersprachliche Formulierung nicht bemüht. Vielmehr liegt bei Müntzer keine derartige Vermengung zweier Sprachen vor, sondern eine klare Tren­ nung: nur dort, wo er speziell zu den Klerikern spricht, bedient er sich der universalen Klerikersprache, des La­ teins . Angaben nicht vorhanden sind, meistens von subjektiven Maßstäben abhängig gemacht werden muss"; H.H.Rußland, Das Fremdwort bei Hans Sachs, Diss. Greifswald 1933, S.8: "Die Entscheidung, ob ein Fremd- oder Lehnwort vorliegt, ist somit in Zweifelsfällen dem Sprachgefühl des einzelnen überlassen, eine eindeutige scharfe Grenze gibt es nicht. Dazu kommt noch eine Schwierigkeit, nämlich die Frage, ob eine bestimmte Entlehnung zur Zeit des Hans Sachs noch als Fremdwort empfunden wurde. Ein annähernd zuverlässiges Kriterium ist dann die Häufigkeit seines Auftretens bei Dichtern des l6.Jhs."

Definition und Stellenwert

127

Anhaltspunkte für die Geläufigkeit eines Wortes liefer­ te der Vergleich vor allem mit den Untersuchungen von MALHERBE und RUSSLAND sowie mit dem Luther-Wörterbuch von 2

DIETZ. ^ In der Darstellung des Wortschatzes eines Autors aus der ersten Hälfte des 16.Jahrhunderts muß die Untersuchung des Anteils von Fremdwörtern an diesem Wortschatz besonde­ re Bedeutung haben, weil jedes Sprachschaffen in dieser zu Entlehnungen sehr bereitwilligen Z e i t

2 Z f

^ am Maßstab der

Sprache Luthers gemessen zu werden pflegt, die ja als auf­ 2

fallend frei von fremden Einflüssen g i l t . ^ ^ Wenn auch 245) Ph.Dietz, Wörterbuch zu Dr. Martin Luthers deut­ schen Schriften, (A-Hals), Leipzig 1870. Künftig: Dietz. Weiterhin wurden neben dem DWb herangezogen: Fr.L.K. Weigand, Deutsches Wörterbuch, 5.neubearbeitete Auflage, Gie­ ßen 1909/10. Künftig: Weigand; L.Diefenbach, Glossarium Latino-Germanicum Mediae et Infimae Aetatis, Frankfurt/ Main 1857. Künftig: Diefenbach, Gloss.; L.Diefenbach, Novum Glossarium Latino-Germanicum Mediae et Infimae Aeta­ tis, Frankfurt/Main 1867. Künftig: Diefenbach, Nov.Gloss.; Simon Rot, Ein Teutscher Dictionarius daz ist ein außleger schwerer unbekanter Teutscher, Griechischer, Lateinischer, Hebräischer, Wälscher und Frantzösischer... Wörter. Augspurg 1571; Neuausgabe von E.öhmann, in: Memoires de la Societe Neo-Philologique de Helsingfors, XI, -Extrait-, Hel­ sinki 1936. Künftig: Rot, mit der Seitenzählung dieser usgabe; A.Götze, Frühneuhochdeutsches Glossar, Berlin 1956. Künftig: Götze: H.Schulz - 0.Basler, Deutsches Fremdwörterbuch, (A-P), Straßburg und Berlin 1913 ff. Künftig: Schulz-Basler. 246; Ygl. A.Bach, Geschichte der deutschen Sprache,Hei­ delberg 1 9 6 5 , § 141, S.284 ff.; H.-F.Rosenfeld, Humanisti­ sche Strömungen, 1350-1600, in: Deutsche Wortgeschichte, I, Berlin 1 9 5 9 , S.329-438. , 247) Vgl. Fr.Kluge, Von Luther bis Lessing, Straßburg 1904, S.128 f.; C.Franke, Grundzüge der Schriftsprache Luthers, II, Halle 2-1913 ff., § 18; -E.Arndt, Luthers deut­ sches Sprachschaffen , Berlin-Ost 1962, S.161. Die Feststellung, daß Luthers Wortschatz relativ wenige Fremdwörter enthält, gründet sich vorwiegend auf die Unter­ suchung der Bibelübersetzung (vgl. z.B. die in Anm.243 zi­ tierte Arbeit von Krüger und E.Valli, Uber den Fremdwort­ gebrauch in der mittelalterlichen Bibelverdeutschung, in: Annales Academiae Fennicae, Ser.B., Tom.84, Helsinki 1954, S.629-642); hierbei sollte aber nicht übersehen werden,daß die abwägende und sorgfältige Ubersetzung eine bedachtere Wortwahl zuläßt und fördert als die eilig und oft unter Zeitdruck verfaßte polemische Literatur, in die viel leich­ ter ein fremdes Wort Eingang findet, für das ruhige Uber8

2

128

Fremdwort

für Luther eine bewußte Abwehr des Fremdwortes nicht ange­ nommen werden k a n n ^ ^ , so zeugt das im Vergleich zu zeit­ genössischem Schrifttum geringere Auftreten von Fremdwör­ tern in seinem Wortschatz doch von einem intensiveren Aus­ schöpfen aller in der Muttersprache angelegten Ausdrucks­ möglichkeiten, das berechtigt als sprachliche Meisterschaft bezeichnet wird. Diese starke Hinwendung zur eigenen Sprache ist auch bei Müntzer vorhanden, deutlichsten Ausdruck findet sie in der Schaffung der beiden großen liturgischen Werke, des 'Deut­ schen Kirchenamts' und der 'Deutsch-Evangelischen Messe'. Aber Müntzer formuliert seine Ablehnung des vorherrschenden Lateins auch ausdrücklich. So heißt es in der Vorrede zur 'Deutsch-Evangelischen Messe': legung den betreffenden deutschen Ausdruck bereitgestellt hätte. Vgl. hierzu Malherbe, S.3. Ferner ist bei dieser Feststellung zu berücksichtigen, daß Dietz in seinem un­ vollendeten Luther-Wörterbuch Fremdwörter nicht aufführt, wie z.B. Advent, Alkoran, Antiphen usw., die aber sehr wohl in Luthers deutschen Schriften vorkommen und beispielsweise von Malherbe nachgewiesen werden. Wenn also ein Urteil über Luthers "Sprachreinheit' anhand der in Dietz' Wörterbuch vorkommenden Fremdwörter gefällt wird, wie dies bei Kluge, S.129, geschieht, ist solchen Aussagen gegenüber einiger Vorbehalt zu wahren. 248) Krüger, S.458, sieht wohl richtig, wenn sie Luthers diesbezügliche Äußerungen als Abwehr der Zeitmode deutet, Begriffe mit fremden Namen zu bezeichnen, die allgemein un­ bekannt und damit unverständlich sind. "Sekundär entschei­ dend ist nur, ob ein Wort so weit im deutschen Sprach­ schatz eingebürgert ist, daß es dem deutschen Leser ver­ ständlich ist", sagt Krüger und formuliert Luthers Stellung zum Fremdwort aus ihrer Sicht: "Es ist ihm als solches kein Problem. Es gehört wie jedes andere Wort seinem lebendigen Sprachschatz an, und er verwendet es dort, wo es ihm auf­ grund theologischer, philologischer oder künstlerischer Erwägungen angemessen erscheint". Zu den oft mit sprachpflegerisch motivierten Ressentiments belasteten Untersuchungen fremdsprachlicher Einflüsse, für die beispielhaft einige Proben aus Malherbe zitiert seien, S.1: "Fremdwörterunwesen", S.3: "jenes bunte Gemisch, je­ nes geschmacklos-farbenreiche Durcheinander, jenes ungesun­ de, naturwidrige Zusammendrängen von Wörtern verschiedenen Ursprunges", S.3: "die unvereinbarsten Sprachelemente, ... in den einheimischen Sprachschatz eingestreut, mit diesem auf schmähliche, die Muttersprache aufs tiefste verletzen­ de, unnatürlichste Weise verschwistert", vgl. den in Anm. 241 zitierten Aufsatz von v.Polenz. 1

Definition und Stellenwert

129

"Es wirt sich nicht lenger leiden, das man den lateinischen worten wil eine kraft zuschreiben, wie die zaubrer thun, und das arme volgk vil ungelarter lassen aus der kirchen gehen dan hyneyn, so ye Got gesagt hat ..., das alle auserwelte von Got gelert werden sollen. ... Drumb hab ich zur besserung nach der Deutschen art und musterung, ydoch in unvorrugklicher geheym des heyligen geists vordolmatzscht die psalmen, mehr nach dem sinne dan nach den worten. Es ist ein unfletige sache, menlein kegen menlein zu mhalen, nachdeme wir zum geist noch zur zeit vil musterns bedorfen, biß das wir entgrobet werden von unser angenommen weiße" (162,14-24). Und in der 'Ordnung und Berechnung des Deutschen Amtes zu Allstedt» sagt Müntzer: "zuletzt sol sich niemant vorwundern, das wir tzu Alstet deutsche meß halten", und begründet dies damit, daß die Menschen "zu Alstet deutsche leuthe seint und keine Walen" und daß auch "die Crabaten 249) seint Romer und halten messe und alle ampt in yrer sprach. Die Armenier halten auff yre spräche und ist ein groß volck" usw. (213-16 f f . ) . Aus beiden zitierten Textstellen geht hervor, daß Mün­ tzer sich gegen einen lateinischen Gottesdienst wendet und der deutschen Sprache für die Messe den Vorzug gibt; eine direkte Ablehnung des Fremdwortes findet sich in den un­ tersuchten Schriften nicht. Dennoch ist der Anteil von Fremdwörtern am Wortschatz Müntzers gering - eine Tatsa­ che, die auf das Bemühen hindeutet, Ernst zu machen mit der Belehrung des "armen" Volkes, das nur in seiner, d.h. in einer allgemeinverständlichen Sprache zu erreichen ist. 5.2. K o m m e n t a r

zur

W o r t l i s t e

Weitaus der größte Teil aller Fremdwörter bei Müntzer entstammt dem Bereich des kirchlichen Lebens und der Theo­ logie ( 4 \ 5, 7-10, 16, 17, 19, 21-26, 31, 34-40, 50, 2 5 0

249) Kroaten. 250) Die Zahlen beziehen sich auf die laufenden Nummern der untenstehenden Wortliste.

130

Fremdwort

55-58, 60, 62, 65, 67, 76, 78, 80-83, 92, 93, 96-99, 100103, 108-112, 114, 115, 121, 122, 129-133), zu dem auch die Bezeichnungen für Begriffe der liturgischen Musik (z. B. 31, 125) gezählt werden müssen. Hierbei ist zu beachten, daß wiederum eine große Anzahl dieser Wörter (z.B. 7, 21, 23, 26 usw.) als Fachtermini speziell an die Kleriker ge­ wandt ist und sich vorwiegend in der 'Ordnung und Berech­ nung des Deutschen Amtes zu Allstedt findet, die als An­ weisung für die Prediger zur richtigen Handhabung des Kir­ chenamtes nicht in eine Reihe mit den übrigen, nicht nur für einen speziellen Leserkreis bestimmten Schriften Mün­ tzers gestellt werden darf. 1

Eine umfangreiche Gruppe bilden auch die Wörter aus dem Umkreis der Wissenschaft und des wissenschaftlichen Arbei­ tens (6, 12, 20, 27, 48, 49, 52, 53, 59, 88, 95, 99, 100, 116, 119, 120, 123) sowie des akademischen Lebens (14,. 32, 117, 118). Weitere Gruppen derartiger Größe lassen sich nicht aufzeigen; dem Bereich des Staates und der Obrigkeit (64, 69, 74, 105-107, 113, 126, 127) sind nur wenige Wör­ ter zuzurechnen. Findet sich in den beiden großen Gruppen des kirchlichen und wissenschaftlichen Lebens eine hohe Zahl von Wörtern, die als Fachbegriffe nur einem kleinen Kreis der Sprachteilhaber bekannt gewesen sein dürfte, so müssen schon die Wörter des obrigkeitlich-staatlichen Be­ reiches als weitgehend bekannt (z.B. 126, 127) angesehen werden. Von den wenigen direkten Ubernahmen fremdsprachli­ cher Wörter in den laufenden deutschen Text (13, 15, 33, 61, 72, 73) abgesehen, ist der überwiegende Teil der von Müntzer verwendeten Fremdwörter aus den verschiedensten Sachbereichen für die Zeit der ersten Hälfte des 16.Jahr­ hunderts reich belegt und darf somit als allgemein ver­ ständlich (z.B. 1, 2, 11, 2 8 - 3 0 \ 41, 42, 44, 45, 54, 2 5 1

71 usw.) betrachtet werden. Einführungen von Fremdwörtern, 251) Die Anzahl der Belege rechtfertigt diese Anschau­ ung, auch wenn Simon Rot das Wort creatur', S.301, aufge­ nommen hat, wie sich bei ihm z.B. auch 'figur , S.312, findet, das Rußland, S.14, für Hans Sachs 88 mal nachweist. 1

1

Kommentar zur Wortliste

131

wie sie WEIMANN'252) z.B. für Müntzers Zeitgenossen Paracelsus in so reichem Maße belegt, sind sehr selten (79, 90, wahrscheinlich 27). Fast ausschließlich wird aus dem Latein, zu sehr geringern Maße aus dem Griechischen entlehnt. Französischen Ursprungs sind sehr wenige Wörter (z.B. 1, 74, 91, 134, 135), unter französischem Einfluß stehen vermutlich viele Verbendungen auf -ieren (45, 49, 53, 107, 116, 118). Über spanische oder französische Vermittlung ist 'Alkoran (5) aus dem Arabischen ins Deutsche gelangt; das dem Verb verdolmetzschen (128) zu Grunde liegende Substantiv ist aus dem Türkischen über das Magyarische im 13.Jh. in das Deut254} sehe gekommen. ^ ' Da Müntzer eigene Einführungen oder Prägungen von Fremd­ wörtern nur in vernachlässigbar geringem Umfang hat, gilt für die formalen Elemente seines Fremdwortbestandes die Feststellung, die ROSENFELD für das seit dem 15.Jh. geläu­ fig werdende "lateinische Fremdwortgut" getroffen h a t . - ^ Auch bei Müntzer bilden die Abstrakta auf -io in der fast ausschließlich vorkommenden Form -ion die stärkste Gruppe (24, 26, 34, 40, 56, 69, 78, 92, 95, 100, 103), sind die auf -isch gebildeten Adjektive vorherrschend (10, 36, 38, 43, 83, 89, 98) und die auf -ieren ausgehenden Verben. Wörter auf -atz, -itz, -utz, entstanden aus -atio, -itio, -utio, kommen nicht vor, ebenso nicht die Personenbezeich­ nungen auf -ist, während die auf -ant, -ent (14, 117) selten sind. Die Liste der in den untersuchten Schriften vorkommenden Fremdwörter soll durch die Angabe von Literatur, die weitere 1

!

1

2

252) K.-H.Weimann, Paracelsus und der deutsche Wort­ schatz, in: Deutsche Wortforschung in europäischen Bezügen, II, Gießen 1963, S.360-408. 253) Um so bemerkenswerter ist es, daß Müntzer gerade auf diese Sprache bei der Bildung des Wortes 'plasteucken (90) zurückgreift - sofern die aufgezeigte Verwendung des griech. Wortes zutreffend ist. 254) Vgl. Fr.Kluge, Etymologisches Wörterbuch der Deut­ schen Sprache, 19.Aufl. bearbeitet von W.Mitzka, Berlin 1963, S.137. 255) A.a.O., S.347 ff. 1

132

Fremdwort

Belegstellen anführt, vor allem deutlich machen, daß die von Müntzer verwendeten Fremdwörter zu seiner Zeit durch­ aus geläufig waren. 5.3.

W o r t l i s t e

1. abkunterfeien, V. ( - 1 )

256

1

^ - 'abbilden .

Beleg: 278,4 "Und er were auch auffs hSchst versichert, daß er solchen glauben vom unbetrieglichen Got geschSpfft und nit vom abgekunterfeyten des teSfels oder eygener natur eyngezogen nette". Fassung B: "abkunderfeien". Lit.: Zu Beginn des l6.Jhs. geläufig. MALHERBE S.61; DIETZ I, S.377. 1

2. adamantensteyn, m. (-1) - 'Diamant . Beleg: 308,37 "... eyferen unter den wollfistigen zart­ lingen, die vil herter sind denn adamantensteyn". Lit.: 'adamant' schon mhd. häufig: LEXER I, Sp.20; MALHERBE S. 61; DIETZ I, S.44. 3. adfect, PI. (-1) - 'Begierden'. Beleg: 297,1; Fassung B: "er mus der adfect ader begir mass an dem masse des glaubens wissen". Lit.: MALHERBE S. 62 'Affect'; RUSSLAND S.19; DIETZ 00, von MALHERBE aber für Luther belegt. 4. advent, n. (4/2) - 'Adventszeit'. Belege: z.B. 30,6; 164,18. Lit.: MALHERBE S.62; DIETZ 00, von MALHERBE aber für Luther belegt. 5. Alchoran, m. (-1) - 'Koran'. Beleg: 232,20 "Alchoran, den Machomet schreybt". Lit.: MALHERBE S.62; RUSSLAND S.29; DIETZ 00, von MALHERBE aber für Luther belegt. 1

6. alphabeth, n. (-1) - 'Alphabet . Beleg: 326,5 "Im hSchsten alphabeth der musicen disdyapason singt er auß Paulo". Lit.: MALHERBE S.63; DIETZ I, S.61. 256) Die in Klammern gesetzte Zahl gibt die Häufigkeit des Wortes an, und zwar an erster Stelle für die liturgi-

Wortliste

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1

7. antiphon, f. (25-) - 'Antiphon . Belege:z.B. 42,13; 78,9. Häufig auch antiphona. Belege: z.B. 83,4; 105,3. Lit.: MALHERBE S.62 nur 'Antiphen'; DIETZ 00, von MALHERBE aber für Luther belegt. 1

8. apostel, m. (5/25) - 'Apostel . Belege: z.B. 144,1; 208,16. Lit.: RUSSLAND S.27; DIETZ I, S.110. 9. apostelnschuler, PI. (-2) - 'Schüler der Apostel, direkt von den Aposteln Belehrte'. Belege: 161,25; 244,2. Als Kompositum - wobei fraglich ist, ob Müntzer das Wort als solches aufgefaßt hat - an anderer Stelle nicht nachzuweisen. 10. apostolisch, Adj. (-4) - 'den Aposteln entsprechend'. Belege: z.B. 226,14; 504,30. apostlisch: 254,10. Lit.: RUSSLAND S.27; DIETZ I, S.111. 11. april, m. (-1) - 'April'. Mit lat. Endung. Beleg: 230,2 "am viertzehenden tag aprilis". Lit.: DIETZ I, S.111. 12. artickel, m. (-1) - 'Satz, Abschnitt'. Beleg: 280,25 "diser artickel, dise lere ist ketzerey". Lit.: MALHERBE S.64; RUSSLAND S.35; DIETZ I, S.768. 13. aspis, f. (-1) - 'Schlange'. Beleg: 332,17 "Darumb nennet dich (Luther) der Prophet, Psalm 90, einen basiliscum, tracken, aspidem und einen lewen". Wörtliche Übernahme von Vers 13 Vulgata: "Super aspi­ dem et basiliscum ambulabis, et conculcabis leonem et draconem". 14. bachant, m. (-1) - Hier 'Schwätzer' (vgl. Anm.62 der Ausgabe). Beleg: 227,6 ^Also ist der arm hauff verfSret durch die hochfertigen bachanten". Lit.: RUSSLAND S.12; DIETZ I, S.199. sehen, an zweiter für die politisch-polemischen Schrif­ ten.

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Fremdwort 1

15. basiliscus, m. (-1) - 'Basilisk . Beleg: 332,17 (vgl. oben Nr.13). 16. benedeygen, V. (-1) - 'loben, lobpreisen'. Beleg: 494,10 "G§t sey gbenedeygt». Lit.: RUSSLAND S. 25; DIETZ I, S.253. 17. benedictus, n. (-3) - 'Benediktus'. Belege: z.B. 210,25; 215,21. 18. bestie, f. (-1) - 'Bestie'. Beleg: 340,6 "Ezechiel gibt das urteil vom fuchs am 13 cap. und am 34. von den bestien, wilden thieren". Das Wort ist aus dem Text (Hes. 34,25) übernommen. Lit.: MALHERBE S.65; RUSSLAND S.19; DIETZ I, S.283 19. biblie, f. (-34) - 'Bibel'. Belege: z.B. 251,19; 496,18. Lit.: MALHERBE S.65, DIETZ I, S.300. 20. capitel, n. (4/28) - 'Abschnitt einer Schrift, vornehm­ lich der Bibel'. Belege:z.B. 271,24; 494,6. Lit.: RUSSLAND S.9.; DIETZ I, S.370. 21. cathecuminus,m. (-2) - 'Katechumene'. Belege: 227,30 "darumb hat man allein die erwachßnen leute nach langer unterrichtung zu kirchenschulern aufge­ nommen und heissen sie von der lere wegen catecuminos"; 229,20. Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIETZ 00; jedoch als lat.Fachterminus in der Theologie bekannt. 22. ceremonie, cerimonie, f. (-8) - 'kirchlicher Brauch'. Belege: z.B. 213,21; 221,19. Mit Ausnahme von 210,3 stets "ceremonien und geperde". Lit.: MALHERBE S.67; RUSS­ LAND S.25; DIETZ I, S.372. 23. collect, f. (2-) - 'Kollekte, Gebet'. Belege: 69,4; 169,7 "lesen die collecten". Lit.: MAL257) Vgl. Die Religion in Geschichte und Gegenwart, hrsg.v. K.Galling, 3.völlig neu bearbeitete Auflage Tübin­ gen 1959, III, Sp.1189.

Wortliste

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HERBE S.68; DIETZ 00, für Luther aber von MALHERBE belegt. 1

24. communion, f. (-1) - 'Abendmahlsfeier . Beleg: 213,14 "nach der communion sagt man: 'Got danck'". Lit.: MALHERBE S.69 belegt das Wort bei Zwingli. Seine Bemerkung "Weigang vermutet bloss, das Wort käme wohl im 16.Jh. vor", trifft für die 5.Aufläge nicht mehr zu, die das Wort Sp.1102 für Luther nachweist. DIETZ 00. 1

25. concilium, n. (-3) - 'Konzil . Belege: z.B. 494,6; 504,7. Das Wort wird stets mit den lat.Flexionsendungen gebraucht. Lit.: MALHERBE S.69; RUSS­ LAND S.29; DIETZ I, S.377 nur 'conciliisch'. 26. consecration, f. (-1) - 'Konsekration'. Beleg: 211,26 "Daneben ist auch die concecration ein termung". Lit.: MALHERBE S.70; DIETZ 00, bei MALHERBE aber Beleg bei Luther. 27. context, m. (-2) - 'Kontext'. Belege: 236,6; 309,34 "den gantzen context, ein wort beym andern, im gedechtnuß haben". Lit.: MALHERBE 00; RUSS­ LAND 00; DIETZ 00; WEIGANG I, Sp.1114 Erstbeleg in Chri­ stian Weisens Zeitungslexikon von 1703. Frühere Belege als bei Müntzer nicht nachzuweisen. 28. creatur, f. (3/28) - 'Lebewesen, Geschaffenes'. Belege: z.B. 324,12; 493,25. Lit.: MALHERBE S.71; RUSSLAND S.9; DIETZ I, S.378. 29. creaturenforcht, f. (-1) - 'Furcht vor kreatürlichen Wesen' im Gegensatz zur Gottesfurcht. Beleg: 246,28 "Die forcht Gottis aber muß reine sein on alle menschen- oder creaturenforcht". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIETZ 00; ebenso nicht in den übrigen Wörter­ büchern. 30. creaturisch, Adj. (-1) - 'fleischlich, dem rein dies­ seitigen Leben zugewandt , 1

Beleg: 302,9 "Der mensch nach allen creaturischen lSsten muß sich z8 Got keren". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIETZ 00; LEXER I, Sp,17l4 mhd, 'creatiurlich'.

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Fremdwort

3 1 - disdyapason (-1) - musica disdyapason: 'Doppeloktave . Beleg: 326,6 "Im hSchsten alphabeth der musicen dis­ dyapason". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIETZ 00. 1

32. doctor, m. (-15) - 'Akademischer Doktor-Grad'. Belege: z.B. 334,27; 496,10. Vorwiegend zur Bezeich­ nung Luthers als "doctor Lügner". 501,30: doctores. 503,1: doctorculorum. Lit.: RUSSLAND S.12; DIETZ I, S.444. 33- dominus, m. (-1) - 'Herr'. Beleg: 238,34 "ach nein, lieber domine, der heylige Petrus sagt dir, wer die mastsewen seint". Lit.: RUSSLAND S.2534. elevation, f. (-1) - 'Elevation'. Beleg: 212,21 "Balt nach der elevation singet man". Lit.: MALHERBE S.73; RUSSLAND S.25 'elevieren'; DIETZ 00, von MALHERBE aber für Luther belegt. 35- entchrist, endeChrist, enthechrist, m. (-3) - 'Anti­ christ' , Belege (in der Reihenfolge der aufgeführten Formen):493,18; 499,11; 505,2. Lit.: DIETZ I, S.530. 36. enthichristisch, Adj. (1-) Beleg: 183,5 "uns erlSse vom enthichristischen regiment der gotlosen". Lit.: DIETZ I, S.530. 37- epistel, f. (-5) a) 'Brief der Apostel im N.T.'. Belege: 492,6; 403,15b) 'Abschnitte aus diesen Briefen, die gesungen oder gelesen werden'. Belege: z.B. 210,8; 215,23. Lit.: MALHERBE S.73; RUSSLAND S.29; DIETZ I, S.551. 38. evangelion, n. - 'Evangelium'. Belege: z.B. 165,2; 310,10. Weitaus seltener die lati­ nisierte Form "evangelium". Belege: z.B. 330,6; 501,24. Lit.: MALHERBE S.73 'Evange­ list*; RUSSLAND S.27; DIETZ I, S.617 'Evangelionbuch . 1

Wortliste

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39. evangelisch, Ad j. (-5) - 'dem Evangelium angemessen, entsprechend*. Belege: z.B. 163,30 "evangelische prediger"; 313,31 "evan­ gelische leut". Lit.: MALHERBE S.73; RUSSLAND S.30; DIETZ I, S.617. 40. evangelist, m. (1/5) - 'Verfasser eines Evangeliums'. Belege: z.B. 228,20; 315,9. Lit.: MALHERBE S.73; RUSS­ LAND S.27; DIETZ I, S.617. 41. fantasei, f. (-2) - 'falsche Vorstellung, Wahn'. Belege: 214,24; 238,18. Lit.: MALHERBE S.74; RUSSLAND S.9; DIETZ 00. 42. phantast, m. (-1) - 'Einer, der den Wahnvorstellungen erlegen ist', deshalb auch 'Schwätzer'. Beleg: 315,35 "neydische phantasten". Fassung B : "cluge jecken". Lit.: MALHERBE S.74; RUSSLAND S.9; DIETZ I, S.631. 43. fantastisch, Adj. (-6) - * in Wahnvorstellungen befan­ gen, hirnverbrannt'. Belege: z.B. 288,14 "Die gantz unsinnige, phantastische weit"; 339,17 etwas "mit seinem fantastischen verstand an­ richten". Lit.: MALHERBE S.74; RUSSLAND S.9 'fantasieren, fantasierer, fantast'; DIETZ I, S.631; WEIMANN S.400 belegt das Wort bei Paracelsus "um 1520" und bezeichnet es als dessen Einführung in die deutsche Sprache. Der früheste Be­ leg bei Müntzer findet sich in der kürzeren Fassung des 'Prager Manifests' (499,28) von 1521. 44. figur, f. (-6) - 'Sinnbild, Gleichnis'. Belege: z.B. 260,24; 307,8 "darumb ward Johannes zur figur aller prediger". Lit.: RUSSLAND S.14; DIETZ I, S.664. 45. figurirn, V. (-2) - 'sinnbildlich darstellen'. Belege: 251,13; 256,14 "die weltliche herren und regenten seint Sie, wie figurirt ist levit am H.capitel". Lit.: RUSSLAND S.14; DIETZ I, S.664. 46. firmament, n. (1-) - 'gestirnter Himmel'. Beleg: 167,2 "das firmanent vorkSndiget dye werck sei­ ner hende". Lit.: MALHERBE S.75; RUSSLAND S.12; DIETZ 1,670.

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Fremdwort

47. fundament, n. (-1) - 'Fundament*. Beleg: 234,21 auf f ein solch fundament bawen". Lit.: MALHERBE S.75; RUSSLAND S.39; DIETZ 00. 11

48. gloß, f. (-1) - 'Auslegung, Kommentar'. Beleg: 337,4 "gloß über das newlichiste kayserlich mandat". Lit.: RUSSLAND S.15; DIETZ II, S.138. 49. glosieren, V. (-2) - 'auslegen, deuten'. Belege: 258,21; 288,15 "eyn falscher, glosierter weg". Lit.: RUSSLAND S.15; DIETZ II, S.139. 50. gradual, n. (-1) - 'Graduale'. Beleg: 209,19 "Hirnach wirt gesungen das gradual". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIETZ 00; DIEFENBACH, Gloss. S.267. 51. gramentzen, PI. (-1) - 'Umstände, Possen'. Beleg: 163,29 "abgSttische geberde in den kirchen mit singen und lesen und beptischen gramentzen". Lit.: MAL­ HERBE 00; RUSSLAND 00; DIETZ 00; DWb V, Sp.1991 ff. be­ legt dagegen häufigen Gebrauch im 16.Jahrhundert. 52. historie, f. (-1) - 'Geschichte'. Beleg: 261,2 "in bewerten historien". Lit.: MALHERBE S.76; RUSSLAND S.17. 53. imaginieren, V. (-1) - 'sich etwas vorstellen, ausden­ ken' . Beleg: 289,29 "Sie haben daselbst imaginiert, auß einem alten balcken visiert, die engel mit langen spiessen". Lit.: RUSSLAND S.15. 54. larve, f. (-9) - 'äußerer Schein, Vorspiegelung, Vor­ täuschung, Täuschung'. Belege: z.B. 163,27 "seinen glauben auff eyttel larven" stellen; 313,35 "saheynbarliche larve und geschwetz" der Pfaffen. Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIEFENBACH, Nov. Gloss. S.228/29; DWb VI, Sp.207 ff. 1

55. laudes, PI. (21-) - 'Laudes . Belege: z.B. 42,13; 122,20. Lit.: MALHERBE 00; RUSS­ LAND 00.

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1

56. lection, f. (20/1) - 'Lektion . Belege: z.B. 38,22; 162,26 "die ganze biblie wirt an Stadt der lection gesungen". Lit.: MALHERBE S.78. 57. leie, m. (-4) - 'Laie, Nichtkleriker'. Belege: z.B. 164,21; 256,21 "arme leien und bawren". Lit.: MALHERBE S.78. 58. locat, m. (-1) - 'Procurator'? 'Pachtstück'? Beleg: 504,9 "es ist nicht änderst gehandelt in den conciliis oder ratsiegen den eytel kynderschwengk von glocken leuten, von kelch, kappen und lampen und locaten und messenern". Lit.: MALHERBE S.78 belegt das Wort aus Waldis Esopus und gibt als Bedeutung 'Klassenlehrer' an. 59. logik, f. (-1) - 'Logik'. Beleg: 334,16 "Man wirt euch fortan mit einer newen logiken bescheischen". Lit.: MALHERBE S.78; RUSSLAND S.16 weisen nur die lat.Form 'logica' und die Nebenformen 'loica, loik' auf. 60. Luciper, PI. (-1) - 'Teufel'. Beleg: 502,20 "Ist doch unser glaube meher nach dem angesichte den Lucipers und Sathanas". 61. ludibrium, n. (-1) - 'Gespött'. Beleg: 323,31 "doctor ludibrii" als höhnische Bezeich­ nung Luthers. 62. magnificat, n. (6-) - 'Magnifikat'. Belege: z.B. 49,6; 154,12. Lit.: MALHERBE S.78. 63. malmasier, m. (-1) - 'Malvasier'. Beleg: 334,5 "guter malmasier". Lit.: MALHERBE S.78; RUSSLAND S.34. 64. mandat,-n. (-1) - 'Mandat, Verordnung'. Beleg: 337,4 "gloß über das newlichiste kayserlich mandat". Lit.: MALHERBE S.79; RUSSLAND S.36. 6 5 . matröna, f. (-1) - 'Schutzherrin'. Beleg: 289,11 "Da wSllen sie Mariam nicht hSren, wiewol sie ihr allerliebste matrona ist". Lit.: MALHERBE S.79.

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Fremdwort f

1

66. mirrenstacten, m (1-) - Harz der Myrrhe . Beleg: 55,7. Lit.: WEIGAND II, Sp.941 Beleg im Vocabularius theut. 1485 und bei Luther. T

67. monotesteron, n. (-1) - 'Evangelienharmonie . Beleg: 315,1 "ein gut monotesteron". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIEFENBACH 00; ebenso die übrigen heran­ gezogenen Wörterbücher. Johannes Gerson (1363-1429) nannte entgegen der üblichen Bezeichnung 'Diatesseron' seine Evan­ gelienharmonie 'Monotessaron'. (Vgl. Opera, hrsg.v. DU PIN, 5 Bde., Antwerpen 1706, IV, S.83 ff.). 68. music, f. (-1) - 'Musik, Kompositionsart'. Beleg: 326,6 "Im hSchsten alphabeth der musicen disdyapason". Lit.: MALHERBE S.80. 69. nation, f. (-3) - 'Nation, Volk'. Belege: z.B. 230,8; 311,14 "von vilen landen und frembden nation manigfeltige außerweiten". Lit.: RUSSLAND S.9. 70. natur, f. (1/20) - 'Art, Wesen, Veranlagung'. Belege: z.B. 318,2 "menschliche natur"; 492,33 "dye gutten natur Gots w8rt in dye herczen" teilen. Schon ahd. 71. natürlich, Adj. (-6) - 'der angeborenen Art, Veranla­ gung entsprechend'. Belege: z.B. 250,29 "naturlich liecht"; 303,30 "naturliche vernunfft". 72. neutrales, PI. (-1) - 'Menschen, die sich zu keiner Entscheidung entschließen und bekennen können'. Beleg: 290,7 die Schriftgelehrten "sind neutrales, das sind gute ertzheSchler, die den zuberbaum auff beiden schultern wol tragen können". Lit.: WEIGAND II, Sp.292/93; SCHULZ-BASLER II, S.202/3. 73. oraculum, n. (-1) - 'Ratschlag, Beistand'. Beleg: 340,26 "Stupicianum oraculum stundt hart bey dir" ruft Müntzer Luther in Anspielung auf dessen Verhör durch Cajetan, bei dem auch Staupitz zugegen war, zu. Lit.: RUSSLAND S.21.

Wortliste 1

141 1

74. panir, n. (2-) - Wappenzeichen . Belege: 98,19; 137,27 "unter wilchs (Gottes) panir sollen wir kempffen byß in den todt". Lit.: MALHERBE S.81; RUSSLAND S.42. 1

75. papir, n. (-2) - 'Papier . Das Wort kommt nur in Ver­ bindung mit 'Pergament vor. Belege: 492,7; 498,25 "papir unde pergamen". Schon mhd. 1

76. paradyß, n. (1.-) - 'Paradies'. Beleg: 121,4 "das paradyß auffgethan". Schon ahd. 77. paret, n. (-1) - 'Barett'. Beleg: 293,25 "feyne menner mit iren roten und praunen pareten". Lit.: MALHERBE S.65. 78. passion, f. (-1) - 'Passion Christi'. Beleg: 245,4. Sonst ausschließlich "leiden Christi". Lit.: RUSSLAND S.28. 79. pastalen, V. (-1) - wahrscheinlich:'schlemmen,prassen'. Beleg: 500,22 "Dye herren, die nor fressen unde sauffen unde pastalen". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; eben­ so die übrigen Wörterbücher. Wohl eine Neubildung zu lat. 'pasta' = 1. 'ein gemästetes Huhn, eine Poularde', 2. 'ein Gericht von gemischten u. eingebrockten Speisen' und 'pasticus, a, um (pastus, a, u m ) ' = 'gefüttert, gemästet (GEORGES II, S p . 1 3 3 5 ) . ^ Vgl. DIEFENBACH, Nov.Gloss. S. 282 'Pasta=deych; Pastillus, - illa = hoffbrat, krophen, pfanküchel' usw. Ebenso wäre eine Bildung zu lat. 'Pasta­ le' = 'mfilter', 'Trog, Gefäß' denkbar, vgl. LEXER I, Sp. 2226; DWb VI, Sp.2658. 1

258

80. patene, f. (-1) - 'Oblatenteller'. Beleg: 213,28 "das sacrament in der patene". Lit.: Schon mhd. MALHERBE 00; RUSSLAND 00. 81. pater noster, n. (-1) - 'Vater unser'. Beleg: 164,11. Lit.: RUSSLAND S.26. 82. patriarch, m. (-3) - 'Patriarch, Erzvater'. 258) K.E.Georges, Ausführliches Lateinisch-Deutsches Handwörterbuch, Hannover "'1962.

Fremdwort

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Belege: z.B. 220,4; 273,2. Lit.: MALHERBE S.82; RUSS­ LAND S.28. 83. patriarchisch, Adj. (-1) Beleg: 254,10 "es ist ein rechter apostlicher, patri­ archischer und prophetischer geist auff die gesichte war­ ten" . Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00. Offenbar selten, vgl. WEIGAND II, Sp.385; SCHULZ-BASLER II, S.419. 84. pergamen, pergemen, n. (-2) - 'Pergament'. Erscheint nur in Verbindung mit 'Papier'. Belege: 492,7; 498,25. Lit.: MALHERBE S.83; RUSSLAND S.39. 85. person, f. (-4) - 'Person'. Belege: z.B. 316,16 "eyn verächtliche person"; 326,18 "die person und das leben Christi". Lit.: MALHERBE S.83; RUSSLAND S.23. 1

86. personlich, Adj. (-1) - 'persönlich, leibhaftig , Beleg: 505,2 "der rechte persönliche entheChrist". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; mhd. schon geläufig, vgl. LEXER II, Sp.218. 87. phariseisch, Adj. (-2) - 'pharisäisch, selbstgefällig', Belege: 304,20 "phariseischer geyst"; 323,26 "phariseische tücken". Lit.: MALHERBE S.83. 88. philosophus, m. (-1) - 'Philosoph'. Beleg: 290,22. Lit.: MALHERBE S.83; RUSSLAND S.17. 89. pittalisch, Adj. (-1) - wahrscheinlich verschrieben für 'pestialisch'. (Vgl. Anm.119 der Ausgabe). Beleg: 501,14 "keynn erkentnuß des pittalischen unde ge­ sunden" . 90. plasteucken, V. (-1) - 'lügen, betrügen'. Beleg: 256,9 "Dann wer nit plasteucken kan, der muß ein toller kopff sein". Das Wort kann auf griech. n\aai6(; = 'gebildet, geformt , in übertragener Bedeutung 'erdich­ tet, erlogen' zurückgehen, wie es z.B. in nKaoto-Ypayiw 'Schriften verfälschen' oder n\aaT0-\0Y^w , 'Erdichtetes reden, lügen* vorliegt. Denkbar wäre auch eine Bildung zu dem niederdeutschen"plas", dessen ursprüngliche Bedeutung 1

Wortliste

143

nicht ermittelt ist und von SCHILLER-LÜBBEN III, S.338 mit "nicht bloß die subjektive Empfindung des Verdrußes, son­ dern auch verdrießliche Umstände, Noth, molestia etc." be­ zeichnend angegeben w i r d ^ , wobei für das vorliegende Wort aufschlußreich ist, daß zwei Stellen aus dem Reinike de Vos angeführt werden, an denen das Wort mit dem Be­ reich des Lügens in Verbindung gebracht wird. 2

f

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1

91. polliren, V. (-1) - 'behauen, glätten . Beleg: 222,24 "Cristus ist ein eckstein. Wie mit dem ym polliren ist umbgehalten, ...". Lit. RUSSLAND S.39. 92. prefation, f. (1/2) - 'Praefation'. Belege: z.B. 185,13; 210,28. Lit.: MALHERBE S.84, al­ lerdings nicht als kirchlicher Fachterminus. 93. prelat, m. (-1) - 'Prälat'. Beleg: 296,26. Lit.: MALHERBE S.84; RUSSLAND S.29. 94. profeuse, f. (-1) - Bedeutung unklar. Beleg: 310,29 "Die yetzige Kirch ist zfimal ein alte profeSse dargegen ..." (nämlich im Vergleich mit der wah­ ren Kirche Christi). Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00. HINRICHS, Müntzer, Polit.Schriften, S.51, Anm.706 nimmt an, das Wort bedeute "soviel wie 'alte Hure' (von profunze = weibliches Glied?)", vgl. GÖTZE S,41. SCHILLER-LÜBBEN III, S.382, belegt das Wort 'profose' (im Text "profoyse"), ohne eine Bedeutung anzugeben. 1

95. promission, f. (-2) - 'Versprechen, Verheißung . Belege: 220,21 "promission ader zusage"; 223,31 "promissien", PI. Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; SCHULZBASLER II, S.687 führt den frühesten Beleg für 1546 an. 96. prophet, m. (9/32) - 'Prophet'. Belege: z.B. 163,26; 502,27. Lit.: MALHERBE S.85; RUSSLAND S.28. 97. prophecey, f. (-1) - 'Vorhersage'. Beleg: 341,1. Lit.: RUSSLAND S.28. 259) K.Schiller und A.Lübben, Mittelniederdeutsches Wörterbuch, Bremen 1875 ff.

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Fremdwort

98. prophetisch, Adj . (-3) - 'prophetisch, den Propheten angemessen'. Belege: z.B. 254,10 "prophetischer geist"; 341,6. Lit.: MALHERBE S.85; RUSSLAND S.28. 99. prosa, f. (-1) - 'Prosa'. Beleg: 209,24 "Vor die prosa oder sequentien singt man den psalmen miserere mei deus". Lit.: RUSSLAND S.17; SCHULZ-BASLER II, S.697. 100. protestation, f. (-3) - 'Einspruch, Verwahrung'. Belege: 218,1; 225,1; 495,1. Das Wort erscheint nur in Uberschriften. Lit.: MALHERBE S.85. 101. psalm, m. (13/16) - 'Psalm'. Belege: z.B. 25,3; 208,15. Lit.: MALHERBE S.85; RUSSLAND S.28. 102. Psalter, n. (4/1) - 'Psalter', a, Musikinstrument, ausschließlich in den liturgischen Schriften in die­ ser Bedeutung. Belege: z.B. 89,25; 138,10 "spilet mit psalter seinem namen". b. Buch der Psalmen. Beleg: 208,13. Lit.: MALHERBE S.85; RUSSLAND S.28. 1

103. purificatio Marie (-1) - 'Lichtmeß . Beleg: 164,19. Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; DIE­ FENBACH, Gloss. S.474. 104. purpur, m. (1-) - 'Purpur'. Beleg: 99,10: "Des creutzes holtz gezieret ist / mit purpuren des kuniges Christ". Lit.: RUSSLAND S.33. 105. regent, m. (-14) - 'Regent'. Belege: z.B. 243,19; 288,20. Lit.: MALHERBE S.86; RUSSLAND S.37. 106. regiment, n. (-6) - 'Herrschaftsausübung'. Belege: z.B. 259,2; 273,6. Lit.: MALHERBE S.86; RUSSLAND S.37. 107. regiren, V. (8/8) - 'regieren'• Belege: z.B. 41,8; 289,16, Lit.: RUSSLAND S.37.

Wortliste

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108. responsorium, n. (2-) - 'Responsorium'. Belege: 48,4; 145,8. Lit.: MALHERBE S.86. 1

109. sabath, sabbath, m. (4/2) - »Sabbat . Belege: z.B. 106,23; 327,16. 197,6 PI.: "an eynem der sabather seer frue". Lit.: MALHERBE S.87; RUSSLAND S.28. 1

110. sacrament, n. (-10) - 'Sakrament . Belege: z.B. 212,37; 215,16. Lit.: MALHERBE S.87; RUSSLAND S.26. 111. sanctus, n. (-1) - 'Sanctus'. Beleg: 210,32. 112. sathan, m. (-5) - 'Satan, Teufel'. Belege: z.B. 323,16; 3 3 1 , 2 7 - 502,20 PI.: "Sathanas". Lit.: RUSSLAND S.31113- scepter, n. (3-) - 'Scepter'. Belege: z.B. 55,1; 93,10. Lit.: MALHERBE S.87114. secte, f. (-8) - 'Sekte'. Belege: z.B. 221,19 "secten ader teylungen"; 492,18. Lit.: MALHERBE S.87; RUSSLAND S.30. 1

115- sequenz, f. (1/1) - 'Sequenz . Belege: 184,4; 209,24. Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00;, jedoch schon mhd., vgl. LEXER II, Sp.888. 116. speculieren, V. (-1) -'erdenken, ausdenken'. Beleg: 290,22 "wie Plato, der philosophus, speculiert hat, de republica". Lit.: MALHERBE S.88 'Speculation'; RUSSLAND S.16. 1

117- Student, m. (-1) - 'Student . Beleg: 499,6 "Studenten unde pfaffen". Lit.: MALHERBE S.88; RUSSLAND S.12. 118. studiren, V. (-2) - 'lernen'. Belege: 235,4 "nach dem allerliebsten willen Gottes in seinem lebendigen wort studirth und erfaren werden" muß jede Erkenntnis; 504,26 "das lebendige worth Gots auß Gots munde selbem ... studiren". Lit.: RUSSLAND S . 1 2 .

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Fremdwort 1

119. subtyl, Adj. (-1) - 'fein, verzärtelt , Beleg: 290,21 der vernünftige Glaube der Schriftge­ lehrten "wSrt noch vil g8ts anrichten, er wirt wol ein subtyl volck anrichten, wie Plato, der philosophus, speculiert hat", Lit,: MALHERBE S.89; RUSSLAND S.23. 1

120. summa, f. (-3) - 'Zusammenfassung . Belege: 239,27 "habe ich in einer summa gesagt von dem schaden der kirchen"; 318,22 "Die summa dises ersten capitels". 497,27: "summe". Lit.: MALHERBE S.89; RUSSLAND S.38. 121. termung, f. (-3) - 'Wandlung, Transsubstantiation, Abendmahl'. Belege: z.B. 211,18; 212,6. Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; LEXER 00; GÖTZE S.49; DWb II, Sp.1185 Beleg "dirmung" bei Luther. 122. testament, n. (-3) - 'Neues Testament'. Belege: z.B. 212,17; 228,22. Lit.: MALHERBE S.89; RUSSLAND S.29. 123. text, m. (-30) - 'Text der Bibel'. Belege: z.B. 255,28; 278,28. Lit.: MALHERBE S.89; RUSSLAND S.22. 124. titel, m. (-6) - 'Titel'. Belege: z.B. 299,23 "grosse k§pff mit prechtigen ti­ teln"; 336,14 "grosser titel". Lit.: MALHERBE 00; RUSS­ LAND 00; mhd. geläufig, vgl. LEXER II, Sp.1444. 1

125. tonus peregrinus (-1) - 8,Psalmenton'. Beleg: 209,25: "im tono peregrino". MALHERBE 00; RUSSLAND 00. 126. tyrann, m. (-6) - 'Tyrann'. Belege: z.B. 165,5 "das wueten der tyrannen"; 330,22 "der gotloße tyranne". Lit.: MALHERBE S.90; RUSSLAND S.10 127. tyranney, f. (-1) Beleg: 330,19. Lit.: MALHERBE S.90; RUSSLAND S.10. 128. verdolmetzschen, verdolmetzen, verdolmatzschen, V.

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(1/4) - 'übersetzen, interpretieren . Belege: z.B. 242,6 "Erstlich wart der text des obgemelten untherschidts der weysagung des propheten Danielis nach seynen klaren worten vorzelet und vordolmetzschet"; 333, 18 Luther hat "denselbigen Psalm gar hübsch von im selber und nit allain vom pabst verdolmetzt und wil Sant Peter und Paul z8 püttein machen, seine diebhencker damit ver­ fechten" . Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; schon mhd. ge­ läufig, vgl. LEXER I, Sp.1460; DWb II, Sp.1231129» vormaledien, vormale die gen, V. (-3) - 'verwünschen, verfluchen'. Belege: 496,19; 504,21 "vormalediegen dye ungleuben"; 491,15 adjektivisch: die "vormaledeygthn pfaffen". Lit.: RUSSLAND S.9. 1

130. verß, m. (1-) - 'Vers, formelhafte Wendung . Beleg: 166,14 "Der priester saget darauff: Amen. Und so balde saget er dießen verß: 0 Got, wende dich zu uns wie ein getrewer unterweiser". Lit.: MALHERBE 00; RUSS­ LAND 00; mhd. geläufig, vergl. LEXER III, Sp.208. 1

131. versickel, versikel, m. (-10) - 'Versikel . Belege: z.B. 65,14; 151,15 "Darnach die versickel als oben vor den laudes". Lit.: MALHERBE 00; RUSSLAND 00; LEXER III, Sp.229. 132. vesper, f. (10/2) - 'Vesper'. Belege: z.B. 152,9 "Zur vesper nympt man die funff antiphon von den laudes zu den gewonlichen psalmen der vesper, wie in den ostern"; 163,10. Lit.: RUSSLAND S.27. 133. vigilie, f. (-1) - 'Totenamt'. Beleg: 215,10 "Die todten holen wir mit dem benedictus zu deutsch one vigilien". Lit.: MALHERBE S.75. 134. visieren, V. (-1) - 'darstellen'. Beleg: 289,30 "sie haben daselbst imaginirt, aus eynem alten balcken visiert, die engel mit langen spiessen". Lit.: RUSSLAND S.15.

148

Fremdwort 1

135. Visirlich, Adj. (-3) - a. 'offensichtlich . Beleg: 245,7 "sie haben yn (den Geist Christi) gantz visirlich gestollen wie die diebe und mSrder"; b. 'ansehnlich, kunstvoll . Belege: 288,35 "die kl8ge vernunfft, welche sich mit der lieb des nechsten in irer heScheley pflegt z8 putzen und auffs visierlichst zu schmScken"; 304,36 "visierlich heScheln kSnnen". Lit.: RUSSLAND S.23 in der Bedeutung "an­ sehnlich, drollig"; DWb XII, 2, Sp.379. 1

6. WÖRTERVERZEICHNIS UND REGISTER 6.1.

V o r b e m e r k u n g

Das Wörterverzeichnis erfaßt alle in den lintersuchten Schriften vorkommenden Substantive, Adjektiv-Adverbien und Verben. Nicht aufgenommen wurden Funktionswörter,^60) Zitate biblischer Namen oder Schriften sowie Orts- und Personennamen, für die auf das betreffende Register der 261) Ausgabe ' verwiesen wird. Die Schreibung wurde nur in dem Maße vereinheitlicht, wie dies die Einfügung eines frühneuhochdeutschen Wort­ schatzes in eine alphabetische Ordnung erfordert, so er­ scheint t, ae als ä; 8, oe als ö; S, ue als ü; w in di­ phthongischer Stellung als u. Anlautendes tz- wurde wie z, das Präfix vor- wie ver- behandelt, sofern es nicht lat. prae- entspricht. Der Grundsatz, möglichst viele Schreibvarianten aufzu­ führen, ließ sich nicht in allen Fällen streng befolgen; kommen so viele Spielarten der Schreibung eines Wortes vor, daß ihre vollständige Wiedergabe sich aus Raumgrün­ den verbietet, dann werden die zwei oder drei häufigsten Formen angegeben. Das Wörterverzeichnis ist als Häufigkeitsindex ange­ legt, das Wortregister zur vorliegenden Untersuchung wur­ de miteingearbeitet. Die Ziffern direkt hinter einem Wort geben die Seiten an, auf denen es behandelt wird, Spalte I zeigt seine Häufigkeit in den liturgischen, Spalte II in den politisch-polemischen, Spalte III sein Gesamtvor­ kommen an.

260) Vgl. oben S. 4. 261) S. 586-592.

150 6.2.

Wörterverzeichnis und Register W ö r t e r v e r z e i c h n i s I

abbrechen, V. abent, m. abentessen, n. abentmal, n. abfallen, V. abfressen, V. abgehn, V. abgot, m. abgötterei, f. abgöttisch, Adj. 113 abgrund, m. 42,45,46 abhauen, V. abkeren, V. abkunterfeien, V. 132 ablaß, m. abnemen, V. abreissen, V. abscheumen, V. abschied, m abschneiden, V. abschupffen, V. 105 abstehen, V. absteigen, V. absterben, V. absundern, V. absünderung, f. abt, m. abtilgen, V. abtrinnig, Adj. abweichen, V. abweisen, V. abweltzen, V. abwenden, V. abwerffen, V. abzychtung, f. achtbar, Adj. achtbarkeit, f. achten, V. achthaben, V. achtung, f. acker, m. 102 ackennann, m. adamantenstein, m. 132 adel, m. adfect, m. 132 advent, n. 132 äffe, m. 65,96,113 affenschmaltisch, Adj. 113 affenspiel, m. affterglaube, m. afftergieubisch, Adj.

-4 -1 -1

2 1

-5 1 2

-1 -1 -1 -2 -2 -1 -2 5

-1 -1 -2 -4 -

II 1

-1 1 2

-

7 5 5 5 15

-1 1 4 1 1 2

-1 1 1 1 9 1 1

-2 2 1

-1 1

-2

1 3 1 11 6 1 1 4 1 2 3 1 3 3 1

III 1 4 1 2 2 1 9 6 5 5 20 1 2 1 1 5 1 1 2 1 1 1 2 1 11 1 1 2 2 3 1 2 6 1 1 2 1 4 1 13 6 1 1 4 1 6 3 1 3 3 1

151

Wörterverzeichnis und Register I Alchoran, m. 32,132 allerbescheidenst, Adj. allerbest, Adj. allerbetrieglichst, Adj. allerboshafftigst, Adj. allerchristlichst, Adj. alleredelst, Adj. allerehrgeitzigst, Adj. allerergst, Ad j. allereusserlichst, Adj. allerfrechst, Ad j. allerfreuntlichst, Adj. allergelartest, Ad j. allergelassenst, Adj. 43 allgergeringst, Ad j. allergestrackst, Adj. allergrausamst, Adj. allergröbest, Adj. allergröst, Adj. allerheilgentag, m. allerheiligst, Ad j. allerherlichst, Adj. allerhertzlichst, Adj. allerhöchst, Adj. allerhultzeist, Adj. allerklarest, Adj. allerklerlichst, Adj. allerklügst, Adj. allerliebst, Adj. allerscheinbarlichst, Adj. allerschentlichst, Adj. allerscherpffst, Adj. allerschmeliehst, Adj. allerseligst, Adj. allersicherst, Adj. allersterckst, Adj. allersüssest, Adj. allertapfferst, Adj. allertheurst, Adj. allertieffst, Adj. allertörlichst, Adj. allerunglaubigst, Adj. allerunmüglichst, Adj. allervergifftigst, Adj. allerwunsam, Adj. allerzartlichst, Adj. allgewaltig, Adj. almechtig, Adj. almugend, Adj. allverbitterst, Adj. allwege, Adv. allwissend, Adj. allzeit, Adv. alphabeth, n. 33,132



_ -1 7 -1 -1 12

-1 10 -

II 1 1 3 2 1 1 1 1 3 1 1 1 1 1 12 1 1 2 3 2

-2 1 26 1 1 1 1 19 1 3 1 1

-1 1 1 1 3 1 1 1 2 1 1 1

-7 2 1

-

2 11 1

III 1 1 3 2 1 1 1 1 3 1 1 1 1 1 12 1 1 2 3 2 1 1 33 1 1 1 1 19 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 19 1 1 21 1

152

Wörterverzeichnis und Register

alt, Adj. altar, m. amechtig, Adj. 41 amp t, amma cht, n. amptmann, m. anbegin, m. anbeten, V. anbetter, m. anblasen, V. anblick, m. andacht, f. anfang, m. anfangen, V. anfarth, f. anfechtung, f. anfenglich, Adj. 41 angehn, V. angenem, Adj. angesicht, n. angreiffen, V. angst, f. anheben, V. anhengen, V. anhencken, V. anhören, V. ankleben, V, ankommen, V. ankunfft, f. anlauffen, V. anlegen, V. annemen, V. anreden, V. anregen, V. anrichten, V. anruffen, V. anrüren, V. ansagen, V. anschlag, m. 48 ansehen, V. anspeien, V. 100 ansprechen, V. anstellen, V. antiphon, f. 32,133 antlitz, n. antragen, V. antreffen, V. anthun, V. antwort, f. antworten, V. anweisung, f. antzeigen, anzeichen, V. anziehen, V, anzünden, V. apffel, m. 93

I 2 2

-

16 1 1 4

-1 -5 3 1 2

-2 36

-3 18

-3 -2 1 1

II 21 3 1 20 2 11 6 1 1

1 25 12

-

12 1 5

-5 1 1 4 1 1 2 1 1 26 1 3 29 1 2 13 3

-

18 —

1 8 27 1 1 1

25 3

-

-1 14 33

-4 5 2

-

1 3 2 2 5 7 2 15 3

-1

III 23 5 1 36 3 12 10 1 1 1 1 30 15 1 14 1 5 2 41 1 4 22 1 1 2 1 1 26 1 3 32 1 2 15 4 1 1 8 45 1 1 1 25 4 3 2 3 19 40 2 19 8 2 1

Wörterverzeichnis und Register apostel, m. 133 apostelnschuler, m. 133 apostolisch, Ad j. 133 apocalip, f. april, m. 133 arbeit, f. arbeitselig, Adj. arche, f. arg, Adj. argwenisch, arckwhenig, Adj. arm, m• arm, Adj. 54,75ff. Armenier, m. 26 armgeistig, Adj. 41 armselig, Adj. armut, f. art, f. artickel, m. 33,133 artzt, m. 107 aß, n. asche, f. Asia Asmadeisch, Adj. aspis 95,133 athem, m• auffbinden, V. auffblasen, V. refl. auffbringen, V. auffbrüsten, V. refl. aufferlegen, V aufferstehen, V. aufferstehung, f. auffallen, V. auffgang, m. auffgeben, V. auffgehn, V, auffhalten, V. auffheben, V. auffhelffen, V, auffhörn, V. auffkommen, V. aufflegen, V. auffiesen, V. aufflösung, f. auffmerken, V. auffmutzen, V. auffnemen, V. auffpfeiffen, V. auffputzen, V, refl. auffrichten, V. auffrur, m. auffrürisch, Adj. auffschliessen, V. 105 auffsetzen, V. #

I 5

-2

-1 -2 10

-

6

-1 -

-1 79

-3 1 4

-2 1

-2 4-3 -

II 25 2 4 1 1 3 1 1

-2 1 69 1 5 1 1 10 1 2 2 2 1 1 3

-2 1 2 1

-2 1

-5

1 8

-2 1 4 1 2

-

3 11 1 1 10 6 5 1 1

153 i: 30 2 4 1 1 5 1 1 1 2 3 79 1 5 1 1 16 1 2 2 1 2 1 1 3 1 2 1 2 1 7 11 1 3 1 9 1 10 1 2 1 4 1 2 2 3 15 1 1 13 6 5 1 1

154

Wörterverzeichnis und Register I

aufsitzen, V. auffsperren, V. auffstehn, V. auffsteigen, V. auffthun, V. 47 auffwachen, V. auffweisen, V. auffwerffen, V. auffziehen, V. augapfel, m. auge, n. 98 augenblick, m. ausbeute, f. außbreiten, V, ausdrucken, V. außerwelen, V. außfaren, V. außfliessen, V. außforschen, V. außfressen, V. 102 außgang, m. außgehn, V. außgeschambt, Adj. ausgissen, V. außkerich, n. außkratzen, V. außlassen, V. aufliegen, V. außlegung, f. ausleschen, V, außnemen, V. äußrechen, V. außrede, f. außreden, V. ausredener, m. außreuffen, V. außrichten, V. außrodten, V. außrotten, V. aussatzen, V. außschicken, V. außschreien, V. außsenden, V. außsinnen, V. 51 außsprechen, V. außspriessen, V. außstrauen, V, außstreichen, V. außstrecken, V, außteilen, V. außtichten, V. 51 außtilgen, V. außtrachten, V. außthun, V.

_

1 9 3 12

-1 13

-1

II 1

-7

-

9 1 1 1 2

-

27 1

1

-2

-

2 83

35 1 1 1

-2

-1 1 1

9

-

1 1

-_ -1 -1

1 1

4 1

1 1 1

3

-_ 4 1 8

-1

1 1 1 1 1 1 1

1 2 1 2

-

-

1 1 1

-21

III 1 1 16 3 21 1 1 1 2 1 40 1 1 3 2 118 1 1 2 1 3 15 1 5 1 1 1 8 4 2 1 1 1 5 1 1 5 3 1 1 4 2 9 1 1 1 2 1 2 1 2 1 1 1

155

Wörterverzeichnis und Register I außwendig, Adj. außwerffen, V. außwessern, V. außweisen, V. außwurtzeln, V, außziehn, V.

-

babilonisch, Adj. babst, pabst, m. 122 bachant, m. 133 backe, f. 99 bad, n. balcken, m. ban, f. band, n. bann, m. 71 barmhertzig, Adj. barmhertzigkeit, f. bart, m. 99 basiliscus 95, 134 bauch, m. bauen, V. 104,105 bauer, m. baufellig, Adj. 105 bauleute, PI. bäum, m. 93 bebstisch, Actf. 114 bedecken, V. bedencken, V. bedeuten, V. bedingung, f. bedörfen, V. bedrauen, V. beduncken, n. befehl, m. befelhen, V. beferben, V. befestigen, V. befinden, V. befleissen, V. refl. begegnen, V. begehn, V. begeren, V. begiessen, V. refl. begird, f. begnaden, V*. begraben, V. begrebniß, n. begreiffen, V. begreinen, V. behalten, V. behelff, m. behelffen, V. refl. behertzigen, V.

1

-2 1

-1 -2

II 2 1 1 1 1 1 1 7 1 2

-1 1

-2

-1

1 10 4 1 6 6 12 1 1 1 7 2 5 1 2 1 1 3 2 15

1 1 1

-8

-3 -5 -3 -4 -

2 2 1 9 1 11 1 1 1 2 1 3 1 5 1

21

-1 -1 4

-

4 1 1

III 2 1 1 1 1 1 2 7 1 4 1 1 1 1 2 3 31 4 1 6 6 13 1 2 5 7 6 6 2 2 1 1 3 2 16 1 1 9 2 2 1 12 1 16 1 4 1 2 1 7 1 5 1

156

Wörterverzeichnis und Register I 1

II

-2

2 3 1 4 9

3 14 24 2 7

-5 -1 -1 -1 -1 1

-

CM

behulffig, Adj. behüten, V. beicht, f. beissen, V. beistehn, V. bekennen, V. bekenntnis, n. bekeren, V. refl. beclagen, V. becleiden, V. becleidung, f. bekrefftigen, V. bekommen, V. bekümmern, V. refl. bekomme m u ß , f. belachen, V. beelzebub, m. beltzebuppisch, Ad j. 114 belügen, V. belustigen, V. bemeiden, V. Bemen 26 behe imi s ch, Adj. bemühen, V. refl. benedeigen, V. 134 benedictus, n. 32,134 benemen, V. ber, m. bequem, Adj. berauben, V. berechen, V. bereit, Adj. bereiten, V. bereitung, f. bereitmachen, V. berg, m. bergkgeselle, m. berichten, V. heimlichen, Adv. berufen, V. berümen, V. refl. beschauen, V. bescheischen, V. 110 bescheit, m. bescheiten, V. besehernen, V. bescheren, V. beschirmen, V. beschirmer, m. beschirmung, f. beschissen, Adj. 120 beschlissen, V. beschlus, m. beschmiren, V. refl.

1 1 1 29

5-1 -3

_

-2 3

-1 2 1 2 3 1 1 1 1 1 1 4 1 1 1 3

-1 -1 7

4 1 1 1 1 4 2 1 5

-2 1

4

-2

-5 -

1 1 7 1 1

-

III 1 2 5 4 18 33 2 9 3 5 1 2 1 3 3 2 1 1 1 1 1 4 1 1 1 3 1 1 1 2 7 2 1 1 1 33 1 1 1 1 4 7 1 5 1 2 1 3 6 1 1 12 1 1

157

Wörterverzeichnis und Register beschneiden, V. beschreiben, V. beschreibung, f. beschuldigen, V. beschweren, V. besetzen, V. besichtigen, V. besinnen, V. besitzen, V. besitzer, m. besitzung, f. bespotten, V. besprechen, V. refl. besprengen, V. besprengung, f. 56,91 besser, Adj. bessern, V. besserung, f. bestehen, V. bestendig, Adj. bestendickeit, bestendigkeit, f. bestetigen, V. bestie, f. 134 bestreichen, V. bestürtzet, Adj. besuchen, V. besudeln, V. beten, V. betlersmantel, m. 106 betrachten, V. 45 betrachtung, f. 45 betreffen, V. betriegen, V. 67 betriegerei, f. 67 betrieglich, Adj. 54,65,67 betrigklichkeit, f. betriegniß, n. betrüben, V. betrübnuß, f. bett, n. beugen, V. bewaren, V. bewegen, V. beweglich, Ad:j. bewegung, f. 41,92 beweinen, V. beweisen, V. beweren, V. bewerung, f. betzalen, V. betzaubern, V. bezemen, V. betzeugen, V. biblie, f. 134

I 1 18 1

-2 -1 2 2

-2 -1 1 4

-3 _

1 12

-6 -1 -2 1

-1 -1 2 1 2 8 6

-7 5

-1

-1 -

II _

19

-1 1

-1 -1 3 2 1 1 1 3 11 8 4 6 2 1 6 1 1 1 1 1 2 1 8 5 2 8 2 2 1 1 4 13

-6 4 1 15 2 10 12 4

-2 1 15 34

III 1 37 1 1 1 2 1 1 3 5 2 3 1 2 k

15 8 4 6 5 2 18 1 1 1 7 1 3 1 10 6 2 9 2 2 1 1 5 15 1 2 14 10 1 15 2 17 17 4 1 2 2 15 34

158

Wörterverzeichnis und Register I

bidder, Adj• biderkeit, f. bidermann, m. biegen, V. bieten, V. bild, n. bildtnuß, n. bildreich, Ad j. billich, Adj. billickeit, f. binden, V. bine, f. bißlen, m. bistumb, m. bitten, V. bitter, AdJ. bitterlich, Adj. bitterkeit, f. blaßen, V. blat, n. bleiben, V. blind, Adj. 77 blindenleiter, m. blindheit, f. 63,79,98 blitz, m. 90 blöde, Adj. 44 bloß, Adj. blume, f. 93 blün, V. 93 blute, f. blut, n. 99 blutvergiessen, n. blutvorgiesser, m. boden, m. bogen, m. born, m. 91 bortig, Adj. bosaune, busaune, f. böse, A d o . bösewicht, m. 67,114 bößwichtisch, Ad;). 65,114 böszhafftig, Adj. boßheit, f. 63 bößlich, Adv. born, m. s. brun bothe, m. brauch, m. brauchen, V. braußen, V. 92 braun, Adj. braut, f. breutgam, m. brechen, V. breit, AdJ.

-2 --5 6 2 1

-

17 1

-1 -2 6

-2 1

-1 1 3 10

-1 -1 -2 4 7

-2 7

-41 -4 1 2

II 4 1 1

-1 2 1 1 7 2

-1 1 11 8 1

-1 12 12 1 7 1 1 4

-2 -

14 1 1 10

-1 1

-

24 7 7 1 4 1 5 2 3 1 1 2 2 8 2

III 4 1 1 2 1 2 1 1 12 8 2 1 1 1 28 9 1 1 1 2 18 12 1 7 3 2 4 1 3 3 24 1 2 10 1 1 1 2 28 14 7 1 6 1 12 2 4 5 1 2 6 9 4

159

Wörterverzeichnis und Register I breite, f. brennen, V. briff, m. bringen, V. brot, n. 101 bruch, m. bruder, m. brumfliege, f. 96 brun, m. 91 brunst, f. brünstig, Adj. brüst, f. bube, m. 67,114,120 büberei, f. buch, n. 74 büchlein, n. buchstabe, m. 22 buchstabisch, Adj. 22,65,114 buchse, f. bulge, f. 91,92 bunt, m. bürde, f. bürgerlich, Ado• burgerschafft, f. busen, m. busse, f. büttel, m. 71 butter, f. butterbube, m. 114 capitel, n. 33,134 cathecuminus, m. 32,134 cerimonie, f. 134 chor, m. Christ, m. 49 Christenheit, f. Christenglaube, m. cristformig, Adj. christlich, Adj. Christus closter, n. collect, f. 32,134 communicant, m. communion, f. 33,135 concilium, n. 135 consecration, f. 32,135 context, m. 135 Crabate, m. 26 creatur, f. 135 creaturenforcht, f. 135 creaturisch, Adj. 135 credo, n. 32

_

4

-

7 6

-7 -6 1

-1 1

-2 10 3

-1 -1 4

-

23 2 2

--

1 82

-2 -

-

--3

--1

II 1 2 2 12 7 1 30 1 5 1 1 2 6 2 29 3 5 8 1 5 6

-1 -2 1 3

-1 28 2 8

-

37 51 31 3 23 151 1

-1 1 3 1 2 1 28 1 1

-

III 1 6 2 19 13 1 37 1 11 2 1 3 7 2 29 3 5 8 1 7 16 3 1 1 2 1 3 1 1 32 2 8 23 39 53 31 3 24 233 1 2 1 1 3 1 2 1 31 1 1 1

160

Wörterverzeichnis und Register

danck, m. dancken, V. dancksagen, V. danckbarkeit, f. dargeben, V. darkommen, V. darlassen, V. darlegen, V. darstellen, V. darvonkommen, V. decke, f. deekel, m. decken, V. demuth, f. demutigk, demütig, Adj. dencken, V. 55 deutlich, Adj. deutsch, Adj. 26,129 dick, Adj. Adv. dieb, m. 74,114 dieberei, f. 75 diebhencker, m. diebisch, Adj. diebßgeschwetz, n. dipstohel, m. dienen, V. diener, m. 115 dienst, m. dienstbarkeit, f. ding, n. disdyapason 33,136 distel, f. 44,93 doctor, m. 121,136 dominus 136 donner, m. 90 donnern, V. dorch- s. durchdörffen, durffen, V. dorfftig, durfftig, Adj. 79 dorn, m. 44,93 dornhecke, f. dörr, Adj. dotzufügen, V, drauen, V. drauffsehen, V. dreck, m. 100 drecksack, m. 41,123 drehen, V. dreifaltiglich, Adj. dreiheit, f. dringen, V. drügnuß, n. s. trügnis drümmer,.PI. s. trümmer dulden, V.

I 26 1 8 1 2 2 1 1 1 1 1 4 1

5 3 3 24

1 3 6 1 1 3

1 1

II 8 3 2 -

III 34 1 11 1 4 2

1 1 3 1 3 2 1 1 3 1 19 4 6 3 2 1 3 1 12 10 1 1 32 1 6 15 1 1 -

1 1 4 1 1 4 2 2 2 7 1 20 4 6 3 2 1 3 1 17 13 1 4 56 1 6 15 1 1 1

16 6 6 1 1 1 3 1 2 1 1 4

19 12 6 2 2 1

1

1

1 2 1 1 1 1 4

Wörterverzeichnis und Register I dunckel, m. duncken, V. 49f. dünn, Adj. dunst, m. durchbruch, m. durchdringen, V. durchechten, V. durcherbeiten, V. durchfressen, V, 102 durchgang, m. durchgehn, V. durchglasten, V. durchgraben, V, durchgrübeln, V. durchleuchtig, Adj. durchsehen, V. durchstechen, V. durst, m• dürsten, V. 101 dürstig, dorstig, AdJ. 77

_

eben, Adj. ebenbild, n. eberschwein, n. ebrecherin, f. ebruch, m. ehelich, Adj. eckstein, m. edel, Adj. eher, f. ehre, f. 82f. ehrgeitzig, Ad;}. 83 ehrwirdig, Adj. ehrwirdigen, V, eichenbloch, m. eid, m. eifer, m. eigen, Adj. eigenen, V. eigennutz, m. eigensinnig, Adj. eigenthum, n. eilen, V. eimer, m. einbilden, V. einbleiben, V. einbrauen, V. 106 einfaltig, Adj. 44,58f. einfeltigkeit, f. 59 eingang, m. 105 eingeborn, Adj. eingehn, V. eingießen, V. einhallig, Adj.

-1 -1 -1 -1 -1

161 II 1 12 2

-1 1 1 1 3 2

-1 -1 3 1

1 1

-3

-

2

1 1 1

3 1

-1 2

4 -2

74

1 3 1

-2 -

-1 -6 10 2

-

-2 2 1 5 4 1 13 3 1

-1 2 9 5

-1 1 1

-2 1 1 1 9 4 3

-1 -1

III 1 12 2 1 1 1 1 1 3 2 1 1 1 1 4 1 1 1 4 2 4 2 1 2 2 1 6 6 1 87 3 1 4 1 4 10 8 1 1 3 1 4 2 1 1 1 9 5 3 6 11 2 1

Wörterverzeichnis und Register I 1

einhalt, m. 'Inhalt einhertretten, V. einhorn, n. einig, Adj. einigkeit, f. einkehr, m. einmütig, Adj. einreden, V. einreissen, V, einscreiben, V. einsehen, n. einsteigen, V. eintragen, V. eintrechtig, Adj. einwohner, m. einziehen, V. eis, n. eisen, n. eisern, Adj• eitel, Adj. ehkeln, V, elend, Ado. 77,78f. elevation, f. 136 elffenbeinen, Adj. eitern, PI. empehrn, V. empfangen, V. empfencknis, f. empfallen, V. empfinden, V. empfintlich, Adj. emplössen, V. emplössung, f. emporefaren, V. amporeschweben, V. empören, V. refl. empörlich, Adj. empörung, f. emsig, Adj. end, n. entlich, Adj. eng, Adj. engel, m. englisch, Adj. engsten, V. engstlich, Adj. enlich, Adj. entpiethen, V. entpietung, empietung, f. entdecken, V. entdeckung, f. entechrist, m. 115,136 enthichristisch, Adj. 136 entfliehen, V.

_

-1 5 2

4 -1 -2 1

-2 -1 2

4 -1 -1 16

-1 -1 -1 3

-1 5 14 1 45 1 -1 -1 -

II 1 1

16 2 1 1 1 6 1 1 -1 1

-2 -1 3 8 1 21 1

-4 8 2

-1 4 1 2 1

-1 2 7 9 2 3 18

-3 1 1 2 2 6 1 3

-1

III 1 1 1 21 1 5 1 6 1 1 1 1 3 1 2 2 1 4 10 1 25 1 1 4 1 24 2 1 1 5 1 2 1 1 3 1 3 12 23 3 3 63 1 3 1 2 2 2 6 1 3 1 1

Wörterverzeichnis und Register I entfrembdung, f. entgegengehen, V. entgegenlauffen, V. entgegensein, V. entgröben, V. 54 enthalten, V. refl. entledigen, V. refl. entsagen, V. entschlaffen, V. entschlahen, V. entschliessen, V. entschlummen, V. entschuldigen, V. entschuldigung, f. entsetzen, V. refl, entsincken, V. entspringen, V. entspriessen, V. 92 entwickeln, V. entzihen, V. entzücken, V. epistel, f. 32,136 erarnen, V. erausserbrechen, V. erbarmen, V. refl. erbarmer, m. erbarmung, f. erbärmlich, Adj. 77,79 erbauen, V. erbauung, f. erbe, n. erbe, m. erbeuten, V. erbidmen, V. erbieten, V. erbietung, f. erbittert, Adj. erbitterung, f. erbsal, Adj. erbtsalig, Adj. erbselickeit, f. erde, f. erdbidem, n. erdbodem, m. erdreich, n. erdecken, V. erdulden, V. ererben, V. erfarn, Adj. erfarunge, f. erfinden, V. erfindung, f. erforderung, f. erforschen, V. 45,55

_

1

-1

4

1 1 3

4 12 -1 2

-1 12 1 2 1 2

-5

II 1

-1 -2 3 1

-1 1 1

-

4 2 11 1

-

4 1 1

-5 2 1 5

-

1 13 3 3

1 1 5 16

-3

77

1 1 1 1 1 2 23

2 7 16



-1

1 4

2 3

-9

-2

3 9 1 1 5

7

-1

III 1 1 1 4 2 4 2 1 4 1 1 4 4 2 23 1 1 6 1 1 1 5 2 1 17 1 3 14 5 3 5 1 1 5 19 1 1 1 1 1 2 100 2 7 17 1 5 2 12 3 16 1 1 7

164

Wörterverzeichnis und Register

erforscher, m. erfrauen, V. refl. erfüllen, V. erfullung, f. erfurhergutzen, V. ergern, V. (refl.) ergerniß, n. ergetzen, V. refl. ergissen, V. erglantzen, V. erglasten, V. erglastung, f. ergreiffen, V. ergrimmen, V. ergrunden, V. erhaben, Ad j. erhalten, V. erhängen, V. erharren, V. erharrung, f. erheben, V. refl. erhitzen, V. erhöhen, V. erhören, V. erinnern, V. refl. erinnerung, f. erkennen, V. 63 erkentniß, m.f.n. 63f. erkleren, V. erklerung, f. erkrachen, V. erkünden, V. erlangen, V. erleben, V. erleiden, V. erlesen, V. erleuchten, V. erleuchtung, f. erleutherung, f. erlösen, V. erlöser, m. erlösung, f. erlügen, V. ermessen, V. ernde, f. 103,104 erneren, V. ernst, m. 72,73,74 ernst, Adj. 72 ernstlich, Adj. erneuen, V. erneurung, f. eröffnen, V. eröffnung, f. erquicken, V.

I 1 8 24 1

-3 3 1 1

-1 8 1 16

-1 23 1 7 14 1

-

25 2 2

-1 1

7 1

26

II

-

13 1 1 20 5 2 1

-2 1 1 3

-

8 1

-1 3

-1 3 1 45 7 20 7 1 2 7

-7 2 2

-1 2

3 2

-1

-2 -2

2 5 6 1 7 22 3

1 4 1 9

-

-

12 3 1

III 1 8 37 2 1 20 5 5 4 1 3 1 2 3 8 1 24 1 1 1 26 1 7 15 4 1 70 9

22 7 1 2 8 1 7 2 9 1 1 28 3 3 2 5 6 3 7 24 4 4 1 21 3 1

165

Wörterverzeichnis und Register erquickung, f. erreichen, V. erregen, V. (refl.) 92 erretten, V. errettung, f. ersaufen, V. erschallen, V. erscheinen, V. erschlagen, V. erschrecken, V. erschrecklich, Adj. erstatung, f. erstechen, V. erstehn, V. erstehung, f. erstgeborener, m. ersticken, V. erstlich, Adj. erstrecken, V. erstürzen, V. ersuchen, V. ertichten, V. ertig, Adj. erwachen, V. erwachsen, Adj. erwarten, V. erwartung, f. erwecken, V. 41 erweisung, f. erwelen, V. erwelung, f. erwerben, V. erwürgen, V.. erwuschen, V. Erhaschen' ertz, n. ertzbösewicht, m. 115 ertzbube, m. 121 ertzengel, m. ertzgottlos, Adj. 88,125 ertzgrimmig, Adj. ertzhayd, m. 121 ertzheuchler, m. 115 ertzkantzler, m. 123 ertzteuffel, m. 121 ertzunglaubiger, m. ertzverfurer, m. 115 ertzenei, f. erzeigen, V. erzelen, V. erziehen, V. erziren, V. esel, m. eselisch, Adj. 96,103,121 eselfortzig, Adj. 115

I 1 7 4 11 1 1 —

26 1 1 2 1 1 2 4 7 4 1 1 2 _

7 _

---

II _

1 3 2 1 1 1 7 2 1 2 4 1 2 1 1 4 1 1 5 4 3 2 1 2

-

4 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 4 1 1 1

III 1 1 3 9 1 1 5 18 2 1 1 1 2 30 2 2 1 2 6 1 1 1 1 2 5 8 3 9 1 6 1 5 2 1 1 1 1 2 1 1 1 2 1 1 1 1 7 1 1 4 1 1 1 1

166

Wörterverzeichnis und Register

essen, V. eussern, V. refl. eusserlich, Ado. evangelion, n. 136 evangelisch, Adj. 137 evangelist, m. 137 ewig, Adj. ewigkeit, f. ewiglich, Ado. faden, m. fahr, f. fall, m. fallen, V. falsch, Adj- 57,65,70 fangen, V. fantasei, f. 137 phantast, m. 137 fantastisch, Ado. 40,51,54,137 faren, V. farth, f. fassen, V. fasten, V. faul, Ado. 67 faulentzen, V. faulfressig, Ado. faust, f. fechten, V. feder, fedder, f. fegen, V. feierfest, n. feiertag, m. feil, Adj. fein, Adj. 50,69 feind, m. feist, Ado. 101 feit, n. feien, feilen, V. feil, n. feilen, V. felß, m. 89 fenster, n. ferben, V. ferlich, Adj. ferlichkeit, f. fern, Adv. fertig, Adj. fest, n. fest, Adj. festhalten, V. festiglich, Adv. fett, Adj. fetzen, V. 106 feucht, Adj. feuer, n.

I 6 8 1 36 21 37 1 1 3 1 7

3 1

2 1 1 1 23 1 2 2 1 2

6 3 1 1 2 1

7

Wörterverzeichnis und Register I feurig, Adj. fichtenbaum, m. figur, f. 137 figurirn, V. 137 figürlich, Adj. finden, V. finger, m. finsterniß, m. f. 90 firmament, n. 137 fisch, m. fittig, m. flehen, V. fleiß, m. fleisch, n. 74,103 fleischbank, f. fleischentzen, V. 39 fleischlich, Adj. 54,58,62 fleissig, Adj. flecken, m. fliegen, fügen, V. fliehen, fügen, V. flicken, V. 106 fliessen, V. floßwasser, n. flügel, m. flüchtig, Adj. flux, Adj. folgen, V. forcht, furcht, f. 41,56 förchten, V. (refl.) forchtsam, Adj. forderlich, Adj. 73 fordern, foddern, V. forderst, fodderst, Adj. forderung, f. form, f. fragen, V. franzosisch, Adj. 26 fratze, m. f. 67 frau, f. frech, Adj. 47 frechheit, f. frei, Adj. freihen, V. freiheit, f. freiwillig, Adj. 41 frembd, Adj. frepabdling, m. fressen, V. 101,110 freude, f. freudsam, Adj. freuen, V. refl. freund, m. freundlich, Adj. 72

_

1

-1 -1 7 1

-1 1 1 12

II 1

-6 2

28 3 5

-2 12

-2

14 1 1 13 5 2 3 2 3 2

1 1 3

-1

-9

1 10 39 26 1 3 2 1 3 1 7 1 4 2 4 6 7 2 1

-1 1

-2 3

12 23

-3 1

-1 —

-1 4 -2 6 1 1 23 3 12 2 1

7 3 12 6 -5 16 9

III 1 1 6 2 1 28 4 12 1 2 1 1 13 26 1 1 14 6 2 5 5 3 4 1 1 4 1 19 51 49 1 3 5 2 3 1 8 1 4 3 4 6 12 2 1 2 13 4 13 29 3 17 18 10

168

Wörterverzeichnis und Register

fride, m. fridsam, Adj. fridschilt, m. frisch, friß, Adj. frischhunt, m. 96 frist, f. frölich, Adj. fronkreutz, n. frosch, m. 97 frucht, f. 93 fruchtbar, Adj. früh, Adj. frueessen, n. 102 frumm, fromm, Adj. fuchs, m. 96, 121 fug, m. fugen, V. refl. fuglich, Adj. fülle, f. füllen, V. funcke, m. funckelein, n. fundament, n. 105,138 füren, V. fürst, m. 87f. fürstenthumb, n. fuß, m. 99 fußfesser, f. fußgang, m. fußhadder, m. fußstapffen, m. fußsteig, m. gäbe, f. galgenreu, n. gall, f. ganck, m. gar, Adj. 103 garten, m. gasse, f. gast, m. gasthaus, n. gaumen, m. gauckeln, V. gauckelspiel, n. gebein, n. geben, V. geperde, geberde, f. gebern, gepern, V. gebererin, f. gebet, n. gepeu, gepeub, gepeude, n. 104 gebiet, n. gebiethe, n.

I 16 2

II 12 1

1

-2

-1

1

i

12 1

-

-1 -2

8 1 2

4 2

-1

1 30 9

1

-5

-1 2

11 15 1 9 1 2 1 1 1 3

-2 -1 2 1 1 1

4 57 1 32 2 14

-2 1

-

5 1 6

-1 1 10 33 1 6

-2 2

2 1 2 3 1

-1 -1 1

-

81 10 13 2 1 3

-

i: 28 3 1 3 1 1 13 1 2 12 3 2 1 30 10 1 5 5 1 7 2 1 1 21 48 2 15 1 2 3 3 1 5 1 2 5 1 1 3 1 1 1 1 1 4 138 11 45 4 15 3 2 1

Wörterverzeichnis und Register gebieten, V. gebot, gepot, n. gebrauch, m. geprauchen, V. gebrechen, n. gebrechen, V. gebürn, gepürn, V. geburt, gepurt, f. gedancke, m. 45 gedechtnuß, gedechtnis, n. gedencken, V. gedieht, n. gedön, n. gedult, f. 49 gedultig, Adj. gefallen, V. gefangennemen, V. gefatter, m. gevatterschafft, f. gefehrlich, Adj. gefellig, Adj. gefencknis, n. kegeneinanderhalten, V. gegenteil, n. gegenwertig, Adj. gegenwertigkeit, f. geheim, f., n. geheimnuß, geheimniß, n. gehen, V. gehertzt, Adj. gehirn, n. gehöre, n. gehören, V. gehorsam, Adj. gehüglet, Adj. geisei, f. geißlen, V. geist, m. 37ff.,51,70 geistlich, Adj. geistliche, m. geistlos, Adj. 40,41,86,121,123 geistscheinend, Adj, 115 geitz, m. gel, gelb, Adj. gelangen, V. gelassen, Adj. 43 gelegen, Adj. gelegenheit, f. geleiten, V. gelerte,-gelarthe, m. 70 gelese, n. geliebte, m. gelt, n. geltdorstig, Adj. 115

I 3 10 12 4 1 14 1 1 1 2 1 1 1 4 18 3 1 5 2 1 1 98 '1 1 13 1 -

II 2 5 1 1 4 3 5 4 5 4 17 1 2 3 2 2 2 2 1 1 3 1 7 3 9 6 26 1 1 1 1 1 143 4 3 3 1 2 2 1 1 4 5 1 23 1 2 1 1

169 III 5 15 1 1 4 3 5 16 9 5 31 1 3 4 3 4 2 2 1 1 1 3 1 7 3 1 10 10 44 1 1 4 2 6 2 1 1 241 4 3 3 1 2 2 2 2 4 5 1 23 14 3 1 1

170

Wörterverzeichnis und Register I

gelten, V. gelingen, V. geloben, V. gelübde, n. gelüete, n. gemach, m. gemahel, m. gemein, Adj. gemeine, f. gemeiniglich, Adj. gemeinschafft, f. gemeß, Adj. gemse, f. gemüeth, gemüt, n. 46f. genießsucher, m. genüge, f. geplauder, n. geprenge, n. geraten, V. geradtschlagen, V. gerecht, Adj. 73 gerechtigkeit, f. 73 gericht, n. 103 Speise gerieht, n. 74 gering, Adj. geruch, m. gerucht, n. gesang, m. geschefft, n. geschehen, V. geschenk, n. geschichte, f. geschichtsbuch, n. geschickt, Adj. geschirr, n. geschlecht, n. geschnorre, n. geschrei, n. geschrifft, f. geschuß, n. geschwetz, n. gesegnen, V. geselle, m. geselschaft, f. gesetz, 72ff. gesicht, n. gespaiß, n. 'Spaße gespenst, n. 67 gespot, n. gestalt, f. gestatten, V. gestehn, V. gestirn, n. gestreng, Adj. 1

-2 1 1 1

-1 4 1 -1

-1 -2 17 13 1 2 1

6

-6

3 1

4

9 18 1

II 2

-1 -1 1

8 2 2 -1 14

4 -1 27 1 1 8 1

-2 -1 1

1 5 2 1 4 12 1 3 7 1

-

8 1 16 1 13 2 4

4 1 1 2 -3 3 9 2 33 28 1 5 1 6 2 2

-

III 2 2 2 1 1 2 1 21 14 1 2 1 1 12 1 3 5 5 2 1 13 30 1 3 8 1 1 9 1 24 3 15 2 4 1 18 1 5 2 1 3 30 10 3 41 29 1 7 1 6 2 2 1 1

Wörterverzeichnis und Register I gesuch, n. gesunt, Adj. gesuntheit, f. getreu, Adj. getrost, Adj. getumle, n. gewalt, f. gewaltig, Adj. gewarnt, n. gewandt, Adj. gewar, Adj. gewechß, n. gewertig, Adj. gewinnen, V. gewinß, n. gewiß, Adj. gewißlich, Adj. gewissen, m. gewonheit, f. gewonlich, Adj. gewont, Adj. getzanck, n. getzeuge, m. gezeugnis, n. gießen, V. gifft, f. gifftig, Adj. glantzen, V. glaube, m. 49,70 glauben, gleuben, V. glaubhaftig, Adj. glaubig, gleubig, Adj. gleich, Adj. gleichförmig, Adj gleichnis, n. gleichteild, Adj. gleyssen, V. 67 gleissener, m. glidt, n. glidtmas, f. glimpf, m. gloria, n. gloß, f. 33,138 glosiren, V. 138 glück, n. glüen, V. glut, f. gnade, f. gnadenreich, Adj. gnadenzeichen, n. gnadlos, Adj. gnedig, Adj. gnediglich, Adj. gnahen, V.

_

2

-3 _

8 13 3 2 2 3 3

4 1

-1 6 1

-1 10 5 —

1 8

--— 1 1

-

-1 1 1 14

-1

171 II 1 4 1 3 2 1 3 4

-

3 9 2 5 5 1 9 2 15 3 1

-

3 1 26 _

1 1 _

199 53 2 2 5 4 1 1 2 1 4 _

1 1 1 2 1 — _

6 3

-

1 3

-

1

20 1

III 1 6 1 6 2 1 11 17 3 3 11 4 8 8 1 9 2 15 3 5 1 3 2 32 1 1 1 1 209 58 2 3 13 4 1 1 2 1 5 1 1 1 1 2 2 1 1 20 3 1 1 23 1 1

172

Wörterverzeichnis und Register I

gnucksam, Adj. gnugthun, V. goldt, n. golden, gülden, Adj. goldtfarb, Adj. Gott, Got götter, PI. gotesvolck, n. gottesfreund, m. gottesknecht, m. gottesson, m. gotswort, n. gotvater, m. gotformig, Adj. gottförchtig, gotfürchtig, Adj. 55 gotheit, f. göttlich, Adj. gotlos, Adi. 74,86,116 götze, m. 49 grab, n. grad, m. gradual, n. 32,138 gramentzen, PI. 67,138 graß, n. grassingen, n. grauen, V. grausam, Adj. grausen, V. greiffen, V. 100 greinen, V. grempeler, m. grentze, f. greuel, m. greulich, Adj. griff, m. grimm, grim, m. 74 grimmig, Adj. grob, Adj. 44,54f.,78 grobheit, f. 54 gröblich, Adj. groll, m. groß, Adj. großmachung, f. großtetigkeit, f. grub, f. grün, Adj. grünen, V. 93 grund, m. 45,89f. gründen, V. grunthfest, Adj. gruntfestlich, Adj. gründtlich, Adj. grundtsuppe, f. 102 gruntzen, V.

-3 2 1 411 5

-1 10 1 4 36

11 -2 -1 2

-1 5

-5 -2 4 1

-1 43 1 1 3 1

4

-

--

II 5 1 4 6 1 474 4 1 2 1 5 1

-1 4 1 30 66 3

-1 1 1

-1 -1 1 10 3 1

15 2 1 4 2 22 1 1 1 82 -1 -1 22 4 1 1 3 4 2

III 5 1 7 8 2 885 9 1 2 1 5 1 1 1 14 2 34 102 3 11 1 1 1 2 1 1 3 1 11 8 1 5 15 4 1 8 3 22 2 1 1 125 1 1 4 1 1 26 4 1 1 3 4 2

173

Wörterverzeichnis und Register grüß, m. grüssen, V. günnen, V. gunst, f. gunstig, Adj. gürtel, m. gürten, V. refl. gut, Adj. gutduncken, V. gutdunekler, m. gutduncklisch, Adj. 51 gut, n. gute, f. 49 gutherzig, Adj. gütig, güttig, Adj. gütigkeit, güttigkeit, f. 49 gütigklich, Adj. haben, V. hacken, V. hackelbloch, m. hadder, m. hafen, m. 103 hagel, m. halß, m. 99,102 halßstarrig, Adj. halßstortzig, Adj. halten, V. hammer, m. handt, hant, f. handeln, V. hantirung, f. 70 hantstock, m. hantwerck, n. handtwerckmann, m. hanffpotze, m. hansen, PI. 124 har, haer, n. 99 harpfe, f. harren, V. hart, Adj. Hartz, m. haß, m. hassen, V. hauen, V. häuffe, m. heuffeiein, f. 77 haupt, heubet, n. 99 heubtartikel, m. haubtschalkeit, f. hauß, n. 104f. haußbacke, m. haußvatter, m. haußzierdt, f.

I 1 3

-1 -1 3 33

-6 6 1 7 3 1 •01

-1 -1 11 36 -1 -1 3

-1 8

1

-2 -9 19 -1

II 1 1 1 1 1

-

75 4 1 1 14 3 4 6 9

516 1 2

-1 7 2 1 49 1 16 18 1

-3 1 1 3 3

-5 8 3 5 1 1 12 1 4 1 1 7 1 2 -

III 2 4 1 2 1 1 3 108 4 1 1 20 9 5 13 12 1 917 1 2 1 1 1 7 2 1 60 1 52 18 1 1 3 1 1 3 4 3 5 16 3 6 2 1 14 1 13 1 1 26 1 2 1

174

Wörterverzeichnis und Register I 2

-3 -3 1

16 25

-

II 4

-1 -1 10 1 22 1 7 4 6 1

1 123 3 7

139

-

1 1

1 1

-1

-3 1

21

14 in

1

_

in

haut, f. heben, V. heerholt, m. heerschar, f. hefe, f. 102 hefftig, Adj. heher, m. 95 heide, m. heidenschafft, f. heidenisch, Adj. 48 heil, n. heiland, m. heilbar, Adj. heilen, V. heilig, Adj. heiligen, V. heiligkeit, f. heillos, Adj. heilsam, Adj. heimgang, m. heimgeben, V. heimkommen, V. heimlich, Adj. heimlichkeit, f. heimstellen, V. heimsuchen, V. heimsuchung, f. heimziehen, V. heissen, V. heißer, Adj. helffen, V. helffer, m. hell, Adj. helle, f. hellegrundfest, Adj. 1 1 6 hellfeurisch, Adj. 116 helhundt, m. hellisch, Adj. heller, m. helt, m. hencken, V. hängen hencken, V. hencker, m. 71 hengerisch, Adj. nenne, f. herabreißen, V. heraussergehen, V. herausserfuren, V. herausserplatzen, V. herausserstossen, V. heraußsteigen, V. herb, Adj. herde, f. 104 herdraben, V.

4 -1

14

4

-1 1

-1 -

-3

4 1 1 1 1 1 23 1 26

-

12 4 1 1 1

-1 -2 1 1 1 2 1

-1 1 1 1 4 1

III 4 2 1 3 1 10 1 25 2 7 20 31 1 1 262 3 10 1 6 1 1 1 7 1 1 1 2 1 37 1 47 5 12 18 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 5 1

Wörterverzeichnis und Register I hereintreten, V. herfliessen, V. herfürbrechen, V. herfürbringen, V. herfürfahren, V. herfürgehen, V. herfürgucken, V. herfUrkommen, V. herfürtragen, V. herfürtreten, V. herfürtun, V. hergehen, V. herkumen, V. herkumen, n. hernidderfallen, V. hernidderkummen, V. hernidderreissen, V. hernidderstossen, V. herniddertauen, V. hernidderwerffen, V. Herr, m. 86 herr, m. 86f. hergot, m. herrenhoff, m. herlich, Adj, herlichkeit, f. herstrecken, V. hertigkeit, f. hertiglich, Adj. herumlauffen, V. hertz, n. 44ff. hertzbetrübt, Adj. 79 hertzengrunt, m. 45 hertzenhafftig, Adj. hertzleid, n. hertzlich, Adj. hertzog, m. 87 herzukummen, V. hessig, Adj. heßlich, Adj. hetzen, V. heucheln, V. 6 7 heuchelei, f. heuchler, m. heuchlisch, Adj. heutig, Adj. himel, m. himelreich, n. himlisch, Adj. hinangehen, V. hinauffziehen, V. hinaußfaren, V. hinausfüren, V. hinderkommen, V.

-1 --1 ---1 14 -5-11 25630 1

--1 51 -1 --1 5 5

175

II 1 1 1 2 1

-11

III 1 2 1 2 1 1 1 1

3

3

1 1 3 3

2 1 1 1

--1 21 27 2 1 1 2 1 1

-1

63

1

-21 8

1 1 4 17 2 1 6 1 1 1 1 277 57 3

1 6 7 1 1 1 1 114 1 1 1 2 9 6 2

1 1

5

--65-

6

6

1 2 8

1 2 8 5 2 5 8 80

1

5

2 5

8 15

3

8 1 2

--1

3

4

-31

12 1 2 1 3

1

176

Wörterverzeichnis und Register

hinderlist, hinterlist, f. hinderlistig, hinterlistig, Adj. 49,67,75 hindern, V. hinderstellig, Adj. hineingehen, V. hineinkommen, V. hineinplatzen, V. hineinsteigen, V. hinfallen, V. hinfellig, Adj. hingehen, V. hinkommen, V. hinlegen, V. hinleiten, V. hinlessig, Adj. hinnemen, V. hinopffern, V. hinthun, V. hinwegnemen, V. hinweisen, V. hinwerffen, n. 100 hinwollen, V. hinzugehen, V. hirn, n. hirschen, V. 86 hirschafft, f. 86 hirte, m. historie, f. 138 hoch, Adj. höhe, f. hochert, Adj. hochfertig, Adj. 61 hochgeboren, Adj. hochgelassen, Adj. 43 hochgelert, Adj. hochgetzirt, Adj. 70 hochhönisch, Adj. höchlich, Adv. hochvordampt, Adj. hochvorstockt, Adj. hochverursachte, Adj. hochwirdig, Adj. hodenseckissch, Adj. 61,116 hof, m. hoffart, f. hoffen, V. hoffertig, Adj. hoff i m , V. hoffnung, f. hole, f. hold, Adj. holde, f. holtselig, Adj.

I 1

II 4

6

14 1 2 1 1 1 1 2 2 1 5 1 1 1 1 1 4 8 5 5 1 61 21 1 2 1 1 2 1 1 6 1 1 1 3 1 1 2 2 1 2 1 1 1 4

2 1

1 1 1 1 2 1 1 1 1 8 5 7 19 27

1 2 1 4 1 3

III 5 20 1 2 3 1 1 1 1 2 3 1 1 1 1 7 1 1 2 1 2 1 1 4 12 1 80 48 1 2 1 1 2 1 1 6 1 1 1 3 1 1 3 4 2 2 5 1 1 1 7

Wörterverzeichnis und Register I holtseligkeit, f. holen, V. holtz, n. höltzern, Adj. hon, m. hönisch, Adj honig, m., n. honigfliessend, Adj. honigsuss, Adj. hören, V. hörsagen, n. horn, n. hornaffe, m. 96 hübsch, Adj. 69 hufte, f. hügel, m. huld, f. hülffe, f. nun, n. hunerstall, m. hund, m. 97 hundesglaube, m. huntknecht, m. hungerig, Adj. 101 hunrottuss, Adj. 116 hupffen, V. hurde, f. hure, f. 116 hurhaus, n. 117 hurisch, Adj. 117 hurnhengestig, Adj. 117 hurnsuchtig, Adj. 117 hurnköstlein, n. 121 huth, f. hüten, hütten, V. refl. hutlin, n. igel, m. imaginiren, V. 138 inbrünstig, Adj. Inhalt, innhalt, m. inhaldungk, f. innerlich, Adj. lnnerung, f. Innewerden, V. innig, Adj. inwendig, Adj. irdisch, Adj. irre, Adj. irren, V. 79 irrig, Adj. irsal, n. irthum, irthumb, m. 67 irthumlich, Adj. Israhel

-6 -2 2

18

-6 -3 16 -2 -2 -1 2

-1

177 II 2 3 3 3 1 3 2 555 1

-1 7 1

-1 1 1 2 8 1 1 3 1 1

-2 1 1 1 1 1

1

-5

-

1

1

_

-

1 5 1 1 3 1 3

-1 -1 -

-

4 2 1 1

-

20

III 2 3 9 3 1 3 4 2 5 73 1 6 1 7 1 3 1 17 1 2 10 1 1 5 1 2 2 2 1 1 1 1 1 1 6 1 1 1 5 2 1

4 1 3

-1

4

2 2 5 1

5

3 3 3

1

1 1

9

9

1 1

1 21

178

Wörterverzeichnis und Register

j agthund, m. 97 jamer, m., n. jamertal, n. jamerlich, jhemerlich, jhemmerlich, Adj. 79 jar, n. jannarckt, m. jauchtzen, V. joch, n. Jordan, m. Jude, m. 26 judgenosse, m. judissch, jüdisch, Adj. 117 jugent, f. jung, Adj. junger, jünger, m. Jungfrau, junckfrau, f. jungfrauelich, junckfraulich, Adj. j ungfraus chafft, f. jungkfreulin, n. jüngling, m. Juncker, m. 88 kaiser, m. 84 kaiserlich, Adj. 84 kalb, n. kalt, Adj. kämm er, f. kantzel, f. kappe, f. karrn, m. kauffen, V. kauffhandelung, f. kauffleuth, PI. kauffIon, m. kefftig, Adj. s. krefftig keck, Adj. kelch, kilch, m. kelde, f. kele, f. kelcken, V. 105 kelter, f. kemmerlein, n. kempffen, V. kempffer, kemper, m. kennen, V. keren, V. refl. kern, m. kertze, f. ketzer, m. ketzerei, f. ketzerissch, Adj. 117 keusch, Adj. keuscheit, f.

I 1 2 1 1 7

-

II _

6

12 10 1

9 1 2 4

20

-3

1 1 6 3 4 6 2

3

5 9 19 1 1 1 2

-

-2

1

_

-2 -2 -2 -1

2

-1 -1 1 1

-

1 3

1

-

2 3 2 2

2 3

-

-11 2 3 1 1

--

-1

-

-11 -1 2 4

-1 1 3 1 1

-

III 1 8 1 13 17 1 9 1 2 24 1 4 9 8 13 25 3 1 1 2 2 1 2 2 1 2 1 1 1 2 1 4 1 4 6 2 2 1 1 1 1 3 5 5 1 1 1 3 1 1 1

Wörterverzeichnis und Register kint, n. kinderschwangk, m. kinderspiel, n. kinderteidungk, n. kindlein, n. kindschafft, f. kirche, f. kirchenampt, n. kirchendoctor, m. kirchengeperde, f. kirchenlerer, m. kirchenschuler, m. kiselstein, m. 105 kißlingk, m. klaffe, f. klage, f. klagen, V. klagung, f. klar, Adj. klarheit, f. cleglich, Adj. klerlich, Adj. kleben, V. kleid, n. kleiden, V. klein, Adj. klicken, V. 22 klingen, V. kloster, n. klotz, m. klug, Adj. 57ff. klugheit, f. 57ff. klüglich, Adj. 58 klügling, m. 58 kluglingsch, Adj. 57,70 knabe, m. knauf, m. knecht, m. knie, n. knurren, V. knuttelisch, Adj. kochen, V. kolbarm, f. kolle, f. kommen, kummen, V. könig, künig, m. 84f. königin, künigin, f. künigreich, n. können, kunnen, V. kopff, m. 51 kornblume, f. 93 kornrößelin, n. 93 körre, Adj. kosten, V.

I 11

-3

179 II 30 1 1 1 2

1 2 1

45

-1

2 1 1 1

1 6 1 1 3 3

-1 8 1 6

-1 -1 --

-1 -3 4 -

--1 48 40 1 1 20

-

--

-

-1

-6 16 -1 —

24

16 2

-2 1 9 2 2 1 1 —

1 12

-11 1 1

-

80 13

-

-

121 13 1 1 2 6

III 41 1 1 1 5 1 47 1 1 2 1 1 1 1 1 6 7 1 19 3 1 24 1 8 1 22 2 1 2 1 10 2 2 1 1 1 1 15 4 1 1 1 1 1 128 53 1 1 141 13 1 1 2 6

180

Wörterverzeichnis und Register I

kostparlich, Adj. köstlich, Adj. koth, köth, m. 100 krachen, V. 99 krafft, f. kranich, m. kranck, Adj. kranckheit, f. kraut, n. 101 krefftig, Adj. krefftiglich, Adj. creutz, n. 56 creutzigen, V. kriche, m. 27 krichen, V. krigen, V. kriegesheer, n. krippe, f. krippelein, n. krötenreich, n. 95 krümmer, m. 71 kuche, f. külen, V. kulckrabe, m. 95,122 kümmerlich, Adj. kün, Adj. kundt, Adj. kündig, Adj. künftig, Adn. kunst, f. 64f. kunstreich, Adj. kurtz, Adj. kürtzlich, Adv. kurtzweil, f. kuss, m. kutzelen, V. 67 kyren, V.

_

II 4

1 2

-3

21 1

1 24

-1 1 3 10 7

-1 -2 2 1

-1 -1 -3 -1 6

-1 -

lachen, V. lade, f. lager, n. lagern, V. refl. lam, Adj. lamb, n. 94 lamentzotten, V. »herumreden lampe, f. lant, n. 93 lantsknecht, m. lantßleute, PI. lang, Adj. lanckmütig, Adj. langsam, Adj. langweil, f. 43 langweilig, Adj. 43

1

-3 3 1 5 1 14 10 1

-1 -1 1 1

-5 -5 -1 13 1 9 1 1 1 1 1

_

1

1 6 1 1 14

-

21 2

-6 -1 -

-2 3 1 1 17

-1 20 1 3 1 1

III 4 1 5 1 45 1 3 3 2 6 4 24 17 1 1 1 2 2 1 1 1 1 1 5 1 5 3 1 1 19 1 10 1 1 1 1 1 1 1 6 1 3 17 1 1 38 2 1 26 1 3 2 1

181

Wörterverzeichnis und Register I lapscheisser, m. 117 larve, f. 62,67,138 lassen, V. laster, n. latein, n. 129 lateinisch, Adj. 129 laub, n. laubroß, f. laudes, PI. 32,138 lauffen, V. lauß, f. 97 laut, Adj. lauten, V. lauter, luter, Adj. leben, n. leben, V. lebenlangk, Adj. lebendig, Adj. 42 lebtag, m. lecherei, f. lection, f. 32,139 leder, n. 106 leer, lehr, leher, Adj. 43 lehrmachung, f. legen, V. lehen, n. leib, m. leiche, f. leichnam, m. leicht, Adj. leichtfertig, Adj. leichtfertigkeit, f. leichtlich, Adj. leiden, V. leiden, V. refl. leidig, Adj. leidlikeit, f. leie, m. 139 leinen, n. leiß, m. leisentritt, m. 123 leisten, V. leiten, V. leitter, f. lemblin, lemlin, n. lende, f. 100 lenge, f. lerbe, f. lere, f. leren, V. 65 lernen, V. lesen, V. 22 leser, m. 1esterbuch, n,

_

-

63 2

-1 1 21 4

-1 27 23 3 8

-1 4 16 -1 -2 20

18

8 -2 5

-2 -2 16

-

6 4

-

II 1 9 76 1 5 2

-5 1 3

-

3 38 12 2 27 1 1 1 1 9 1

-

1 9 1 1 2 3 1 8 32 1 1 1 4 1 1 3 1 2 1 4 1 3 1 30 33 24 25 1 1

III 1 9 139 3 5 2 1 1 21 9 1 3 1 3 65 35 5 35 1 1 21 1 10 1 4 1 25 1 2 2 3 1 10 50 1 1 1 4 1 9 3 3 7 1 4 3 3 1 32 49 24 31 5 1

182

Wörterverzeichnis und Register

1

I 1

-1 -1 -_ 15 1 1 3 9 10

in

lesterer, m. lesterlich, Adj, lestermaul, m. 122 lestern, V. lesterung, f. leuchten, V. leufftig, Adj. leugnen, leucknen, laugnen, leuken, lugnen, V. 67 leute, PI. leutseligkeit, f. Leviathan lewe, m. 94,95 lieh, Adj. liebe, f. lieben, V. liecht, n. 48ff.,64,70,90 liebhaben, V. liebhaber, m. lied, n. liedlein, n. liegen, ligen, V. liegen, leugen, V.82 'lügen lindern, V, lippe, f. list, f. listig, Adj. 68,69 lob, n. loben, V. löblich, Adj. lobgesang, m. lobsam, Adj. locat, m. 32,139 loch, n. logik, f. 33,139 locken, V. Lombardia, 27 lohn, Ion, m. loß, n. lose, Adj. loßgeben, V. lotterbube, m. 117 Luciper, 139 Ludribrium, doctor, 121,139 lufft, f. lüge, f. lügner, m. 68 lumpen, PI. lust, f. lustig, Adj. lutbar, Adj. luter, Adj. s. lauter lutern, V.

24 1 1 1

10 21 8

66 3 5 2

-5 2

4 1

-2 -

II 1 6 1 5 4 2 1 12 74

III 2 6 1 6 4 3 1

2 1 1 1 2 6 11 1 17 1 1

12 89 1 1 7 64 18 7 45 1 3 2 4 12 4 1 14 1 3 22 70 4 19 2 1 5 1 1 1 8 2 5 2 1 1 1 6 7 11 1 19 1 1

1

1

-

-

4 55 8 2 21

-2 1 4 4 4 1 4 1 3 1 4 1 14

-1 5 1 1 1 3

-5

183

Wörterverzeichnis und Register I Macedonien machen, V. Machomet macht, f. magd, f. magnificat, n. 32,139 mal, mahl, mohel, n. malen, V. malmasier, m. 139 malmen, V. man, m. manlin, menlein, n. mancherlei, Adj. machfeltig, Adj. mandat, n. 139 marck, n. margkt, m. marteren, V. marterwoche, f. maß, n. Masariter, m. 27 mastsau, f. 95,117 mastschwein, n. 95,122 matrona, f. 139 maul, n. 99,110 maure, f. mechtig, Adj. meder, m. Medier, m. meer, mehr, möhr, n. meiden, V. meile, f. meinbruder, m. meinen, V. 55 meinung, f. meisel, m. 105 meister, m. meisterschaft, f. meisterlich, Adj. meitlin, mithlein, n. mel, n. melden, V. refl. memme, f. menge, f. mensch, m. 50,51 menschenhand, f. menschhertz, n. menschenson, m. menschheit, f. menschlich, Adj. 47 menschwerdung, f. meren, V. mercken, V. 100 mercklich, Adj.

_

45

-1 6 1

8 -1 1

-3 -2 4

-

10 2 -2 -4 58 1 1 2 1 4 1 1

-

II III 2 2 86 131 2 2 2 2 — 1 6 20 19 4 4 1 1 1 1 24 32 5 5 2 3 3 4 2 2 1 1 2 2 1 1 1 1 36 39 1 1 2 2 1 1 1 1 9 9 2 4 19 15 1 1 1 1 13 3 1 3 2 2 1 1 31 33 7 7 1 1 6 6 2 2 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 2 6 154 212 1 2 1 2 1 8 12 4 5 — 1 16 16 1 1

-

184

Wörterverzeichnis und Register

-

-

-

-

-

-

-

-

II 2 9 1

-2 4 1 3 1

-2 5 1 2 1 1 1 1 1 4 1

in

I 1 merterer, m. messe, f. 1 messener, m. messig, Adj. 1 mesten, V. 1 mette, f. 15 milch, f. milchmeulein, n. mild, Adj. 6 mildigkeit, f. 2 mildiglich , Adj. 1 mirrenstacten, m. 140 1 mißbrauch, m. mißfallen, V. mi ßhandlung, f. missethat, f. 4 mißthäter, m. mitbringen, V. mitbruder, m. miten, V. mitfarn, V. mitgenosse, m. 1 mithlein, n. s. meitlin mittag, m. 1 mittel, n. 7 mittenvoneinandersagen, V. mitternacht, f. 1 mittler, m. 1 molchelein, n. monat, m. 1 mönch, m. s. münch mond, m. 5 monotesteron, n. 32,149 mor, m. 27 1 morenland, n. 1 morbe, mürbe, Adj. 93 mörder, m. 75,118 mörderisch, Adj. 122 morgen, m. 5 morgenröte, f. 1 morgenstund, f. 1 müde, Adj. 1 mugen, mügen, mögen, V. 30 müglich, möglich, Adj. mühen, V. refl. 1 muck, f. 98 mülstein, m. münch, münich, mönch, monnich, m.122 münchisch, Adj. 117 münchkalb, n. mönchtraum, m. 118 mönchtreumer, m. 118 mundt, m. 21 müntlich, Adj.

1

-1 1

-1 -2 4 3

-1 119 9 —

1 1 16 1 1 1 1 13 1

III 3 10 1 1 1 17 4 1 9 3 1 1 2 5 1 6 1 1 1 1 1 5 2 12 1 1 2 1 1 5 1 1 1 2 4 3 5 1 1 2 149 9 1 1 1 16 1 1 1 1 34 1

185

Wörterverzeichnis und Register I Müntzer, Müntzer mürbe, s. morbe murren, V. musica disdyapason 33, 140 müssen, V. müssig, Adj. muster, n. mustern, V. 55 musterung, f. mut, m. mutwillen, m. muter, f. muterleib, mutterleib, m. nachbaur, nachtbaur, m. nachbringen, V. nachfolgen, V. nachfolger, m. nachkumling, m. nachkumme, m. nachlassen, V. nachlessig, Adj. 65 nachlessigkeit, f. nachmachen, V. nachsingen, V. nacht, f. nachteil, m. nägelenkrentzlen, n. nah, Adv. nahen, V. refl. name, m. narr, m. 60ff.,122 narren, V. narrenkoppisch, Adj. 61 narung, f. nase, f. 99 nasloch, n. nation, f. 14D naterzichtig, Adj. 118 natur, f. 48ff.,l40 natürlich, Adj. 47,48ff.,54, 55,57,140 nechste, m. neid, m. neiden, V. neidisch, Adj. neigen, V. nemen, V. nennen, V. neronisch, Adj. 118 nerrisch, Adj. 60,61 nescht, nest, n. netz, n. neu, Adj.

_

-

20 -

2 -

8 2 1 -

2 -

1 1 '-

9 -

1 1 57 1 -

1 1 2 -

1

--1 -

4 14

II 11 1 1 182 1 2 1 1 5 2 11 2 2 1 5 1 1 -

2 6 2 1 1 5 6 1 2 -

29 6 1 1 3 8 -

3 1 20 6 3 4

-32

• -

-

30 9 1 4 2

2 10

20

-

11 1

1 202 1 1 1 7 2 19 4 3 1 7 1 2 1 2 6 2 1 1 14 6 1 3 1 86 7 1 1 4 9 2 3 1 21 6 3 4 1 2 7 44 9 1 4 2 2 30

186

Wörterverzeichnis und Register I

neulich, Adv. neutrales, PI. 140 niderfallen, V. nidergang, m. nidergen, V. nidersencken, V. nidrig, Adj. nidrigkeit, f. niessen, V. nigken, V. nire, f. norme, f. noth, f. 79 nothe, f. nothenzeichen, f. nothalhen, Adv. nötlich, Adj. nüchtern, Adj. nüchterheit, f. nutz, m. nutzbarlich, Adj. nützen, V, obenansitzen, V. oberkeit, f. obesbaum, m. obesschal, f. 94 obmelden, V. obnennen, V. ochs, m. öl, m. 94 »Aal» öl, n. offenbar, Adj. offenbaren, V. offenbarlich, Adj. Offenbarung, f. öffentlich, Adj. öffnen, V. omnium sanctorum 33 opffer, n. opffern, V. Opferung, f. or, n. oraculum, n. 140 ordenung, f. orgel, f. ort, m. ostern, f. Osterfest, n. osterlamb, n. österlich, Adj. osterzeit, f. otter, f. 94 otterngezicht, n. 94

-5 2

-1 2 2 2 1 1

13 _

-1 1

-1 -3 4 3

-1 3

10 6

-5 -2 1 1 1 1 1 1 1 1

Wörterverzeichnis panir, n. 141 pantherthier, n. pantzer, n. papir, n. papst, s. babst paradis, n. 141 paret, n. 141 passion, f. 33,141 pastalen, V. 141 patene, f. 32,141 pater noster, n. 141 patisch, Adj. patriarch, m. 141 patriarchisch, Adj. 142 paucken, V. paußbacke, f. pechgesalbet, Adj. pein, f. peinigen, V. peiniger, m. peinigung, f. peltz, m. pergamen, pergemen, n. 142 perle, f. person, f. 142 personlich, Adj. 142 pfaffe, m. 71 pfaffenhandtwerg, n. pfal, m. pfant, n. pfarrleuthe, PI. pfeil, m. Pfenning, m. Pfifferling, m. pfingsten, f. pfingstfest, n. pflantzen, V. 92,93 pflantzung, f. pflastern, V. pflege, f. pflegen, V. pflicht, f. Pflugschar, f. 104 pflücke, Adj. pforte, f. 105 pfui, m. pfund, n. phariseisch, Adj. 40,118,142 philosophus, m. 33,142 pillen, V. 96 pittalisch, Adj. 142 plage, f. plagen, V. plan, m.

Register

187

I 2

II

-

1 1 2

1

_

-1 --

1 1 1 1 1 1 3 1

4 2 1 1 -

--1 -3 1

-

_

-2 1 6 9

-1 2 1 4 1 47 1 1 3 1

-1 1 2 1 2

4 1

-1

-3 -

1 18 1 2

9

-2

-1

1 3 2 1 1 1 1 1 1

-1

I] 2 1 1

1 1 1 1 1 1 1 1 1 10 11 1 1 1 1 1 47 1 1 1 1 1 1 5 2 2 4 2 1 21 1 2 1 11 1 3 2 1 1 1 1 1 2

188

Wörterverzeichnis und Register I

plasteucken, V. 67,142 platz, m. plöcken, V. pochen, puchen, V. pockfintzerei, f. polliren, V. 143 poppenspill, n. pott, n. 103 potzmann, m. pracht, f. prandtfuchs, m. 96,123 prasteln, V. prasten, V. praten, pratten, m. praten, V. 103 prechtig, Adj. predige, f. predigen, V. prediger, m. prefation, f. 32,143 prei, m. 102 preim, m. preiß, m. 83 preißen, V. prelat, m. 143 priester, m. priesterthum, n. profeuse, f. 118.143 promission, f. 143 prophecei, f. 143 prophet, m. 70,143 prophetisch, Adn. 144 prosa, f. 33,144 protestation, f. 144 pruntztopf, m. 118 psalm, m. 144 psalter, m. 144 puchen, s. pochen puff, m. pulver, n. pulversack, m. 28,124 purificatio Marie 33,144 purpur, m. 144 putzen, V.

_

1

-1 -2 -7 -1 74 35 1 -9 13 4 _

-1 -

II 1

-1 2 1 1 1 1 1 3 2

-1 2 1 4 5 42 22 2 1 1 7 4 1 8 1 1 2 1 32 3 1 3 1 16 1 1 1 1 1

III 1 1 1 2 1 1 1 1 1 3 2 1 1 2 1 6 5 49 22 3 1 1 81 4 1 43 2 1 2 1 41 3 1 3 1 29 5

-2

1 1 1 1 1 2

quellen, quillen, V. 91

2

4

6

rabe, m. räche, f. rath, m. rathen, V. ratgeber, m. ratschlag, m. ratsherr, m.

_

1 2 5 4

1 7 10 4 1 6 1

5

in

-1 4 -

-2 1

Wörterverzeichnis und Register I 2 2

--2 -3 --11 1

-

43 5

-3 18

in

raub, m. rauben, V. rauber, m. 75 rauberei, f. rauch, m. rauchwerck, n. räum, m. räumen, V. rausserbrechen, V. rausserfaren, V. rausserquellen, V. rausserspeighen, V. rebe, f. rechen, V. rechenschafft, f. recht, n. 72 recht, Adj. 55,63,70f.,72 rechtfertig, Adj. rechtfertigen, V. 73 rechtschaffen, Adj. 47,71 rechtverrichten, V. rede, f. reden, V. redlich, Adj. regel, f. regen, m. 90 regenwurm, m. regent, m. 86,144 regiment, n. 85.144 regirn, V. 85,144 regnen, V. reich, n. reich, Adj. reichthum, m. reiff, m. reiff, Adj. reimen, V. refl. rein, Adj. reinigen, V. reinigkeit, f. reise, f. reissen, V. responsorium, n. 32,145 reuwig, Adj. Reusse, m. 27 reuten, V. 93 richten, V. refl. richten, V. riehter, m. 71 richtig, Adj. riechen, V. 99 rigel, m. ring, m. ringen, V.

-1 --8 2 15

-11 -

11 2

-11 2 1

-1 13 -

_

1 1 1

-

II _

-11 -31 2 1 1 1 1

-

1 10 7 129 3 7 8 1 9 43 3 2

-

1 14 6 8

-

15 1 5 1 2 1 19

-1 -7 -11 1

-

10 6 4 5

-2

III 2 2 1 1 2 1 6 2 1 1 1 1 1 2 11 7 172 8 7 13 1 12 61 3 2 1 1 14 6 16 2 30 1 6 2 2 1 30 2 1 1 8 2 2 1 1 1 23 6 4 6 1 1 2

189

190

Wörterverzeichnis und Register I

rise, m. roh, Adj. rohr, n. rock. m. Romer, m. 118 Römisch, Adj. roßbube, m. rose, f. 93 roth, Adj. rothblühend, Adj. 93 rotz, m. 99 rudel, n. 106 rufen, V. ruhe, rüge, f. rügken, rucken, m. rucken, V. ruckflügel, m. rhum, rum, m. 83f. rhumen, rümen, V. (refl.) 84 rhumreitig, rhumretig, Adj. rumherführen, V. rümpffen, V. (refl.) 99 runtzeln, V. 99 rüsten, V. (refl.) ruthe, f. sabath, m. 145 sache, f. sacrament, n. 33,145 safft, m. sagen, V. 22 sack, m. 110 sackpfeiffe, f. salbe, f. 107 salben, V. saltz, n. saltzricht, Adj. same, m. 92 samlung, f. sanctus, n. 32,145 sand, m. sandig, Adj. sanfft, Adj. sanfftleben, V. 95,123 sanfftmütig, Adj. sat, Adj. sathan, m. 145 Satzung, f. sauer, Adj. Sauerteig, m. sauffen, V. 110 saugen, V. sausen, V. 91 scepter, n. 86,145

_

-1 -3 -2 1

-3 13

-1 1 3

-3 -3 3 4 4

-1 74

--

8 4 4

-2

II 1 2 1 4 7 3 1 1 5 1 1 1 1 2 2 3

-1 7 4 1 1 1 3 3 2 26 10 2 241 1 1 1 1 4 1 2 3 1 1 2 2 5

3

-1

-— -1

5 1 6 3 3

-3

-1

-

III 1 2 2 4 10 3 1 3 6 1 1 1 4 15 2 3 1 2 10 4 1 4 1 6 6 6 30 10 3 315 1 1 1 9 4 1 6 7 1 1 2 2 5 2 4 5 1 6 3 3 1 1 3

Wörterverzeichnis und Register I

-1 -33 -1 8 10 10 23

4 2

-1 -2 --1

in

schaben. V. schade, m. schaff, n. 94,104 schaffen, V. schal, Adj. 67 schalk, m. schalckhafftig, Adj. schalckeit, f. 67 schall, m. schäm, f. schamrodt, Adj. schanddeckel, m. schanddecker, m. schände, f. schar, f. scharff, Adj. schaten, m. schätz, m. schätzen, V. schedel, m. schedlich, Adj. schefflein, schefflin, n. scheffner, m. scheide, f. scheiden, V. schein, m. 67 scheinbarlich, Adj. 67 scheinen, V. scheitern, V. schellig, Adj. schelm, m. 67,118,123,124 schelten, V. Scheltwort, n. schemel, m. Schemen, V. refl. s chemrodt, s. s chamrot sehenden, V. schendlich, Adj. schencken, V. scherffe, f. scherffen, V. schertz, m. scheu, Adj. scheuen, V. schiere, Adv. schiff, n. 106 schicken, V. schinden, V. schinderei, f. schirm, m. schirmen, V. schlachten, V. Schlachtschaff, n. 94 s chlachtung, f.

1 2

---11 1

---21 ---1 -2 -

II 3 25 15 9 3

-21

2 4

4 2 10 1 6 1 4 1

-11 1 1 1 6 1 3 1 1 3 12

--2 1

-11 1 1 3 1 5 1 2 3 1 5 1 2

-1

i: 3 25 25 32 3 1 2 7 3 1 3 4 2 18 11 10 3 4 1 1 1 3 1 1 2 11 2 5 1 1 3 12 1 1 2 1 1 1 1 1 1 3 1 6 3 2 3 1 5 1 3 2 1

192

Wörterverzeichnis und Register

schlaf, schlaff, m. schlaffen, V. schlaffkämmer, f. schlag, m. schlagen, V. schlammig, Adj. schlänge, f. 94 schlecht, Adj., Adv. schiefferig, Adj. schleiffen, V. schliessen, V. schlim, schlimm, Adj. schlingen, V. schlipperlich, Adj. schlos, n. schlußred, f. Schlüssel, m. 64,74,105 schmach, f. schmachbuch, n. schmalich, Adj. schmatzen, V. schmehen, V. schmeicheln, V. Schmeichler, m. schmeissen, V. schmecken, V. schmertz, m. schmertzlich, Adj. Schmiden, V. 106 schmincke, f. Schmira, V. schmucken, V. sehne, m. 90 schnell, Adj. schnelliglich, Adv. schnöde, Adj. schnödiglich, Adj. schön, Adj. 68f. schonen, V. schöpffen, V. schöpffer, m. schöpffung, f. schoß, m. schotte, f. schreiben, V. 22 Schreiber, m. schreien, V. schrifft, f. 22,74 schrifftdieb, m. 119 schrifftgelerter, m. 65,70 schrifftlich, Adj. schrifftsteler, m. 51,65,74, 119,123 schuch, m. 106

I 4 2 1 1 3

-2 1 -

-1 -1 3

_ 1

-6 -1 1 4 2 3 2 1 4

-1 12

-1 -

-

13 2 —

1 1 _

-

II 2 3

--

7 1

-

12 1 1 4 1 1 1 2 1 7 4 1 1 1 4 3 2 3 3 3 2 1 1 1 4

-

-11 4 1 1 2 1 1 46 1 6 67 1 46

5 2

III 6 5 1 1 10 1 2 13 1 1 4 2 1 1 2 1 8 7 1 1 1 4 4 2 3 3 9 2 1 1 2 5 4 2 3 2 1 15 4 2 13 2 2 1 46 1 19 69 1 47 1 5 2

Wörterverzeichnis und Register I 4 1

schuld, f. 63 schuldig, Adj. schul, f. s c h u l e r ,

m.

S c h u l m e i s t e r , s c h u l t e r ,

m .

f.

schurtz, m. schurtzen, V. schuster, m . 106 schütteln, V. schuten, V. schütz, m . schützen, V. schützer, m . schutzrede, f. schwach, Adj. 77 Schwachheit, f. schwalbe, f. schwalcken, V. schwanger, Adj. schwanck, m. schwantz, m. schwartz, Adj. schwatzen, V. schwechen, V. schweigen, V. schwein, n. 51,58,95 schwencken, V. schweißtuch, n. schwer, Adj. schwerlich, Adv. schwermen, V. schwermerei, f. schwert, n. Schwimmelgeist, m. schwinde, Adj. schwinden, V. (refl.) schwingen, V. (refl.) schwörn, V. secte, f. 143 segen, m. segnen, V. seh, m., f. sehen, V. sehen, V. 'sähen sehnen, V. seidenkussen, n. seim, m. sein, V. seite, f. sele, f. 39,4lff. selig, Adj. Seligkeit, f. seliglich, Adj. 1

-1 -2 1

-1 2 1

-1 -1 1

-1 2 1 1

-6 -7

1 1 4

-3

16 1 40

-1

616 4 27 7

3

-

193 II 3 1 1 13 2 2

-1 1 2 1 6 1 1 1 4

-1

1 5 1 2 5

-2 7 1

-2 3 1 2 15 1 5 3 1 6 8 1 1 1 73 1 2 1 767266 10 2

III 7 2 1 14 2 4 1 1 1 2 1 6 1 1 1 5 2 1 1 2 5 1 2 6 1 2 7 1 1 4 4 2 2 21 1 12 4 2 10 8 4 17 2 113 1 2 1 1 1383 4 53 13 13 2

194

Wörterverzeichnis und Register

seligmacher, m. selewarter, m. seltzam, Adj. sendebrieff, m. senden, V. senffkorn, n. 92 sense, f. 104 sequenz, f. 32,145 seraphim, m. setigen, V. 101 setzen, V. (refl.) seuberlich, Adj. seufftzen, V. seuffzenlich, Adj. seugen, V. seugeling, m. seul, f. Sichel, f. 103,104 sicher, Adj. Sicherheit, f. sicherlich, Adv. Sicherung, f. sichtbarlich, Adj. sichtig, Adj. sichtlich, Adv. sieg, sig, m. Silber, n. silbern, Adj. singen, V. singereien, m. sinken, V. sinn, m. 45,50ff. sinnlich, Adj. 41,51 sinnen, V. 50 Sintflut, f. Sitte, f. sitzen, V. soln, suln, V. son, m. sonderlich, s. sunderlich sonne, sunne, f. sontag, m. sorg, f. sorgen, V. sötlein, n. 103 spalten, V. sparen, V. spe culi eren, V. 49f.,145 speer, m. speihen, V. speise, f. 101 speisen, V. spetzerei, f. Spiegel, m.

I 1

-1 5 8

-1 2 5 16

-3 -1 -1 1

-1 1

-7 4 17 1 1 3 -1 20 94 60 9

-1 -1 -2 -4 1 3

-

II 5 3 6 6 3 4 1 1

-7 22 1 4 1 -1 1 3 1 1 3 1

4 2 2 1 1 36 -7 2 2 1 1 2 207 35 3 2 5

-1

-2 1

-1 3 3

-2

III 6 3 7 11 11 4 1 2 2 12 38 1 7 1 1 1 1 3 1 2 4 1 1 5 2 9 5 1 53 1 1 10 2 2 2 1 22 301 95 12 2 5 1 1 1 2 1 2 1 7 4 3 2

195

Wörterverzeichnis und Register I spil, n. spilen, V. spilleute, PI. spiess, m. spießtieff, Adj. spitz, Adj. spitze, f. spitzfingerisch, Adj. 70,119 spitzfündisch, Adj. spitzklug, Adj. 58,119 spitzknecht, m. spitzlein, n. Spören, sporen, V. spot, m. spotten, V. spotter, m. spöttisch, Adj. spötlich, Adj. spotvogel, m. Sprache, f. sprechen, V. 22 Sprichwort, n. springen, V. spruch, m. Stachel, m. stachlich, Adj. Stadt, stat, f. stetlein, n. stadtgeben, V. stadthaben, V. stamm, m• standt, m. stange, f. starck, Adj. staub, m. staude, f. staupbesen, m. stechen, V. stehen, steen, V. steigen, V. stein, m. 89 Steinigung, f. steinritzschen, n. stecken, V. Stelen, stellen, V. 49,65,74f. stellen, V. (refl.) sterben, V. sterblich, Adj. stercke, f. stercken, V. sterckung, f. stem, m. stetigen, V. stetiglich, Adj.

_

5 1 1

-2

1 1 1 1

-2 20-2 -2 19

1 1 4 3

-1

10 3 5 1 1 1

II 2 3

-1

1 1 1 1 1 1 1 1 2 6 1 2 5 1

7 52 1

-5 1 1 16 1 5 1 _

-

2 12 1 1 1 1 22 1 15

-

21-

-4

-

4 15 1 16 4 1 2

5 7 1 3 1 1

-1

II 2 6 1 2 1 1 1 1 1 1 1 1 2 8 2 3 6 2 4 7 71 1 2 5 1 1 36 1 7 1 2 1 3 16 4 1 1 2 32 4 20 1 1 1 21 9 22 2 19 5 1 4 1 3

196

Wörterverzeichnis und Register

stetlich, Adv. steupen, V. stierbogk, m. stifft, n. still, Adj. stillen, V, stillschweigen, V. stimme, f. stimmen, V. stincken, V. 1 0 2 , 1 1 9

stiplein, stiplen, n. stirn, f. stocken, V. stocknarr, m. stoltz, Adj. storch, m. 97 störmen, s. stürmen stormwind, s. Sturmwind stoss, m. stoßen, V. straff, f. 7 4 straffen, V. 7 3 strackt, Adj. stracks, Adv. stral, m. Strasse, f. strauchhenlin, n. 8 8 , 1 2 4

streben, V. streichen, V. streitt m. streiten, V. strohern, Adj. student, m. 145 studirn, V . 1 4 5 stuck, n. stucklein, n. stückwerck, n. stückwerckisch, Adj. stul, m. stumm, Adj. stunde, f. stürm, storm, m. 9 0 stürmen, störmen, V. sturmwetter, n. sturmwint, m. 9 2 stürzen, V. subtil, Adj. 145 suchen, V. 55 sucht, f. summa, f. 3 3 , 1 4 6

sump, m. sünde, f. 63 sunder, m. Sündern, V.

I

II

III

1

2 1

3 1 1 1

-1 -1 1 1 20

-1 3 3

-

4

4 1

13 1 3 2 3 1 1 3 2

33

-1

1 8 5 15 1 2

1 11 7 18 1

1 3

-1

-3

1 7

1 4 1 10 4 1

-1 3 2 3

-1 -1 11 -5

4

1 2 1 1 2 3 1 1 3 3 5

2

-2 -1

17

1 1 12

1

-3

1

-1

43 3

-

1 16 7 1

1 3

2 3

1 1 3 3

3

3

1 1 2 4 1 1 3

14 5 5 1 2 1 3

1 1 29 1 3

1 59 10 1

197

Wörterverzeichnis und Register I sunderlich, sonderlich, Adv. suppe, f. 102 süß, Adj. süsse, f. sussickeit, f. tadeln, V. tag, m. taglöhner, m. tal, n. tallen, V. tanne, f. tanzen, V. tapffer, Adj. tappen, V. tath, f. tau, m. 90 taube, f. tauen, V. tauffe, f. tauffen, teuffen, V. tausentfaltig, Adj. teglich, Adj. teidungk, PI. teil, m. teilen, V. teilhafftig, Adj. teilung, f. teller, m. 101 tempel, m. termung, f. 33,146 test, m. 25 testament, n. 32,146 tetig, Adj. tetigkeit, f. theuer, Adj. teurbar, Adj. teuffei, m. 115,119 teufflisch, Adj. 119 teuffen, V. s. tauffen teuffer, tauffer, m. teuscherei, f. text, m. 33,146 tichten, V. 49f. tieff, Adj. tieffe, f. thier, tier, n. 95,120 thierisch, Adj. tilgung, f. tinte, f. tisch, m. titel, m. 84,146 toben, V. 51 tochter, f.

4 -_

36

-1 -1 -3 3 1 1 1

-1 1

-1 6

-2 -4 2 2 1

-1 1 7

-1 -1 7-

II 3 3 2 1 2 1 55 1

-1 -2 4 1 1

-1 10 10 4 1 1 8 2

-1 10 3 1 3 1 1 15 1 62 3 4 2 30 29 5 2 6 2

-2 1 6 7 2

III 3 3 6 1 2 1 91 1 1 1 1 2 4 1 1 3 4 1 11 11 4 1 1 8 3 1 1 1 16 3 1 3 3 1 19 3 64 4 4 2 30 29 6 3 13 2 1 2 2 6 7 9

198

Wörterverzeichnis und Register I

tochtermann, m. tod, m. todt, Adj. tödten, V. todtfressen, V. 102 todtschlagen, V. todtwerffen, V. toll, Adj. 51f.,62,120 tölpel, m. 120 tölpisch, tolpelisch, tülpelisch, Adj. 54f. tölpsünde, f. ton, m. 'Erde' ton, thon, m. tonus peregrinus, 146 topff, m. 103 töpffer, m. thor, m. 59,6lf. thor, n. torheit, f. 6lf. thörieht, Adj. 6lf. trache, tracke, m. 95 trachenmilch, f. 95 trachten, V. tragen, V. trager, m. träum, m. traurig, Adj. 79 traurigkeit, f. treffen, V. trefflich, Adj. trege, Adj. treiben, V. trencken, V. treten, V. treu, Adj. treuffen, V. treumen, V. treumer, m. trieffen, V. trincken, V. thron, m. 86 trost, m. trösten, V. tröster, m. trostloss, Adj. trotz, m. trotzen, V. trübsei, f. trügnis, drügnus, n. 67 truck, m. trucken, Adj. trumlein, n. trummel, f.

-

58 8 5

-1 -1 -2 18 -4 -2 -4 -2 -1 5 2 10 3 4 1

-

-

4 1

-1 4

II 1 10 7 8 1 3 2 18 2 5 1 1 3

-3 -1

3 7 5 2 1 5 12 2 14 6 1 3 4 1 18 1 3 1 1 1 4

-4 11 4 1 1 3 2 1 2 3

-1 -

III 1 68 15 13 1 3 2 18 2 5 1 1 3 1 3 1 1 3 7 5 4 1 5 30 2 14 10 1 5 4 1 22 1 5 1 1 1 4 1 9 2 21 7 5 2 3 2 5 3 3 4 1 1

199

Wörterverzeichnis und Register I trümmer, PI. trummete, f. truncken, Adj. tuch, n. tüchelein, tüchle, n, tugend, f. tück, tuck, f. 67,68 tückisch, tukiss, Adj. 74,96 thun, V. tür, f. Türcke, m. 27 thunn, m• tyrann, m. 85,88,124,146 tyrannei, f. 146 übel, ubel, n. übel, ubel, Adj. ubelthäter, m. üben, V. überantworten, V. ubereilen, V. refl. übereinkommen, V. ubereinstimmen, V. uberfallen, V. uberfliegen, V. uberfHessen, V. uberflussigkeit, f. ubergeben, V. übergehen, V. uberglasten, V. ubergoss, m. uberhaben, Adj. uberkommen, V. uberkommung, f. überlegen, Adj. überlegen, V. uberreden, V. Überreichung, f. uberschliessen, V. überschütten, V. überschwank, m. Uberschwencklich, Adj. ubersehen, V. uberstreiten, V. ubertreten, V. Übertreter, m. Übertretung, f. ubertulpelen, V. uberweldigen, V. überwerffen, V. refl. überwinden, V. übervernunfftig, Adj. uberziehen, V. ubung, f.

_

1 2 1 _

37 1 1 —

2 1 6 3 5 1 1 1 1 1 —

2 _

1 1 -

II III 5 5 1 1 2 3 1 1 2 2 3 9 9 6 6 103 140 1 15 15 1 6 6 1 1 6 1 5 4 2 1 1 3 6 1 1 1 1 1 12 1 2 1 1 1

-

--

2 2 1

1

-1

-1 -4 -1



-

2 1 1 1 1 9 1 1 3

8 2 11 7 7 1 1 3 7 1 1 1 2 1 1 1 1 14 1 2 1 1 1 1 1 2 2 1 1 1 2 1 1 2 1 13 1 2 3

200

Wörterverzeichnis und Register

umbringen, V. umbfahen, V. umbfallen, V. umbgehen, V. umbgürten, V. umbhalten, V. umbhang, m. umbhergehen, V. umbherstehen, V. umbkeren, V. umbkreiß, m. umblagern, V. umbschetigen, V. umbschetigung, f. umbsehen, V. refl. umbstehen, V. umbstendig, Adj. umbstendigkeit, f. umbstetigen, V. umbstossen, V. umbtreiben, V. unangesehen, Adj. unauffhörlich, Adj. unausschepflich, Adj. unaußschlalich, Adj. unaußsprechlich, Adj. 67 unbe f1e ckt, Adj. unbeflissen, Adj. unbekant, Adj. unbescheiden, f. unbeschiden, Adj. 63 unbeschwert, Adj. unbestendig, Adj. unbetrieglich, unbetricklich, Adj. unbeweglich, Adj. unbewert, Adj. unbillich, Adj. unchristlich, Adj. uneins, Adj. unerfarn, Adj. 54 unerfindtlichkeit, f. unerkant, Adj. unerkentlich, Adj. unerschrocken, Adj. unerstatlich, Adj. unflat, m. 100 unflatig, unfletig, Adj. 102 unfrid, m. unfruchtbar, Adj. ungebraten, Adj. ungedacht, Adj. ungefherlich, Adj. ungehört, Adj. ungelart, Adj.

I 1 1 1 5 1 1 1 1 1 10 2 1 2 1 1 2 1 1 1 - . -

-

2 -

II 2 1 3 2 1 1 2 4 3 1 1 2 1 1 2 1 3 7 3 2 1 2 1 8 2 1 1 1 2 9 1 1 1 1 4 3 2 1 2 1 1 1 2 2

III 3 1 1 6 1 3 1 1 1 3 11 3 3 6 3 2 1 2 1 2 1 1 2 1 3 8 3 1 2 1 2 1 1 8 2 1 1 1 2 9 1 1 1 1 4 3 2 1 4 1 1 1 2 2

201

Wörterverzeichnis und Register I u n g e m u s t e r t ,

Adj.

U n g e r e c h t i g k e i t ,

f.

u n g e s c h l i f f e n ,

Adj.

u n g e s c h w e c h t , u n g e s p a r t ,

Adj.

u n g e t a d e l t ,

u n g e t a d d e l t ,

u n g e t i c h t , u n g e t r e u ,

Adj.

Adj. 58,65

u n g e ü b t ,

Adj.

u n g e w i ß ,

Adj.

u n g e w i t t e r ,

n.

90

u n g e w ö n l i c h , U n g l a u b e ,

Adj.

Adj.

Adj.

m.

u n g l ä u b i g ,

41,63

u n g l e u b i g ,

Adj.

ungleich, Adj. unglück, n . u n k e u s c h , Adj. u n k e u s c h h e i t , f. n . 44,92,93 unleidlich, Adj. unordenlich, Adj. unmüglich, unmöglich, unmugelich, Adj. unmügligkeit, f . unmündig, Adj. unnütz, Adj. unnützlich, Adj. unrecht, Adj. unrein, Adj. u n k r a u t ,

u n s a u b e r ,

Adj.

unschetzlich, Adj. Unschuld, f . unschuldig, Adj. u n s i c h t b a r ,

Adj.

u n s i c h t i g ,

u n s i n n i g , Adj. 51 U n s t e r b l i c h k e i t ,

u n t e r l a ß ,

f. f.

m.

unternehmen, V. m.

unterrichten, V. unterrichtung , f . unterscheid, unterschied, m. unterscheiden, V. 55 unterstehn,*V. r e f l . unthertan, m. u n t e r t h e n i g ,

Adj.

unterweisen, V. unterweiser, m. u n t e r w i n d e n , u n t h e t i g , u n t r a g l i c h ,

-1 -1 -1 3 3

m.

U n t e r r i c h t ,

1 2 1

1

Adj.

U n t e r g a n g ,

-3 -1 -1 -1 -1

V.

r e f l .

Adj. Adj.

untrechtlich, Adj.

II 1 1 1 1 2 2 5 5 3 1 2 1 30 14

-2 1

11 2 1 16 5 2 2

-1 -1 1 1 4

-

14 -5

-2 -1

3 1 4 7 4 11 4 2 1 1 1

1

-1

-

1 1 1

III 1 4 1 1 2 2 5 5 4 2 2 1 30 14 1 2 1 1 11 2 1 16 5 2 3 1 3 1 1 1 2 4 1 1 14 1 8 6 1 4 9 4 11 4 2 1 1 2 1 1 1 1 1

Wörterverzeichnis und Register

202

untüchtig, Adj. unüberwintlich, Adj. unver- = unvorunverblumet, Adj. unverdros s en, Adj. unverhindert, Adj. unverholen, Adj. unverloren, Adj. unvernünfftig, Adj. 47,48,86 unverrücklich, Adj. unverruckt, Adj. unverschembt, Adj. Unverstand, m. 55 unverstanden, Adj. unverstendig, Adj. 54,55 unversucht, Adj. 58 unverwiekelt, Adj. unverzcöglich, Adj. unvolkomen, Adj. unwandelbar, Adj. unwarheyt, f. > unwidderruflich, Adj. unwirdig, Adj. unwissend, Adj. Unwissenheit, f. unwitzig, Adj. 53 unzälich, Adj. unzam, Adj. unzucht, f. unzüchtig, Adj. üppig, Adj. Üppigkeit, f. urlaub, urlob, m. u r p ü t t i g ,

Adj.

ursach, f. U r s p r u n g ,

u r t e i l ,

n,

u r t e i l e n ,

II 2 8

_

1 2 1 1

-1 4 2

-1 -1 -1 _ _

-1 -1 -1 -3 _

m.

u r s p r ü n g l i c h ,

I 1 1

Adj.

62f.,74 V.

vater, m. vatterunser, n. väterlich, Adj. verachten, V. verächtlich, Adj. verandern, V. Veränderung, f. verantworten, V. verargen, V. verbergen, V. verbieten,V. verbinden, V. Verbitterung, f. verblassen, V.

13 8 80

-1 6

-1 6 1 1 4 1

-3 7

-7 2 2 3 10 1 1 1 4 1 1 1 4 4 1 3

-1 2 1 3 1 1 20 14 1 52 5 45 1 2 18 1 1 2 1 2 4 3

-

III 3 9 1 2 1 1 1 3 11 2 7 2 2 3 11 1 1 1 5 1 2 1 4 4 1 3 1 1 2 2 3 2 1 23 14 1 65 13 125 1 3 24 1 2 2 1 2 10 4 1 4 1

203

Wörterverzeichnis und Register I verblenden, V. verblumen, V. verbrennen, V. verdammen, V, verdecken, V. verdemütigen, V. verderben, V. verterber, m. verderblich, Adj. verderbniß, verderbnuß, m. verdienen, V. verdienst, m. verdolmatzschen, V. 146 verdorren, V. verdrießen, V. verdrißlich, Adj. verdrucken, vertrucken, V. vereichenblochisch, Adj. vereinung, f. verenden, V. verfaren, V, verfassen, V. 104 Verfassung, f. verfechten, V. verfinstern, V. verfluchen, V. verfolgen, V. Verfolger, m. Verfolgung, f. verfüren, V. verfürisch, Adj. verfurunge, f. vergeben, V., vergebens, Adv. Vergebung, f. vergehen, V. vergessen, V. vergifft, f. vergifften, V. vergifftig, Adj. 95 vergiessen, V. vergleichen, V. vergleichung, f. vergotten, V. vergreiffen, V. verhalten, 'Adj. verharren, V. verhassen, V. verhasser, m. verhauen, V. verheischung, f. verheißen, V. verhencklich, Adj. verhindern, V.

_

-3 -3 -1 1

-1 1 1 1 2

-1 -1 -1 1 1

-1 3 5 6 1

-

-1 -1 -1 6 1 1

-1 -1

II 2 1 1 19 4 1 9 1 1 3 7 1 4

-3 3 4 1 1

-

1 12 1 1

-

7 7 2 2 11 2 1 2

-

-7 2 6 2 3 1 3 5 2 1 1 1 4

-1 3 1 10

III 2 1 1 22 4 1 12 1 1 4 8 1 5 1 4 4 6 1 1 1 1 13 1 2 1 8 7 2 2 11 2 1 2 1 3 12 8 7 2 3 2 3 5 3 1 1 2 10 1 1 1 4 1 11

204

Wörterverzeichnis und Register

Verhinderung, f. verhören, V. verhörung, f. verhüten, V. verirren, V. 44 veriagen, V. verkauffen, V. verkeren, V. verkert, verkart, Adj. 50,70 verketzern, V. verkleren, V. verkriechen, V. refl. verkündigen, V. verkürtzen, V. verkurtzweilen, V. verlangen , V. verlassen, V. (refl.) verleihen, V. verlengen, V. verlestern, V. verleugnen, V. verlieren, V. vermaledien, vermalediegen, V. 147 vermanen, V. vermanung, f. vermanigfeidig, Adj. vermanigfeldigkeit, f. vermeiden, V. vermeinen, V. vermenschet, Adj. vermeren, V. vermessen, V. refl. vermischen, V. vermögen, vermügen, V. vernaturt, Adj. verneinen, V. verneinen, V. verneuen, V. vernunfft, f. 47ff.,58,73 vernunfftig, Adj. 47f. verordenen, V. Verordnung, f. verrhaten, V. verreter, m. verretherissch, Adj. verrechten, V. 74 verrechtlich, Adj. verrichten, V. verrücken, V. verrusten, V. verß, m. 32,147 versammeln, versamlen, V. versamlung, f. verschantflecken, V.

2 2 1 1 1 22 1 1 22 10 1 3 1 1 4 1 5 5 1 4 1

1 3 3 -

205

Wörterverzeichnis und Register I verschliessen, V. verschlinden, V. verschmachten, V. 101 verschmeissung, f. verschmutzen, V. verschmitzt, Adj. 68 verschonen, V. verschrecken, V. verschweigen, V. verschwinden, V. verseuffen, V. verseumen, V. versichern, V. Versicherung, f. versickel, m. 32,147 versincken, V. versorgen, V. verspeihen, V. verspotten, V. verstand, m. 53ff. verstehen, V. 55 verstecken, V. verstendig, Adj. verstocken, V. 41,45,50,54 verstockung, f. verstopffen, V. verstören, V. Verstössen, V. verstrauen, V. verstummen, V. versuchen, V. Versuchung, f. versündigen, V. refl. versunen, V. vertadigen, vertedigen, verteidigen, V. Verteidiger, vertediger, m. vertadungk, verteidung, f. verteufeln, V. vertilgen, V. vertracht, f. vertragen, V. (refl.) vertrauen, V. vertreiben, V. vertümniß, n. verunehren, V. verunkeuschen, V. verunreinen, V. veruntreuen, V. verursachen, V. verurteilen, V. verwandeln, V. verwarlosen, V. verweben, V.



-1 -1 5 1 1 1

-1 10 _



-1 1 1

_

4

-1 2 6 9 2 6 4

-1 1

-2 1 2 6 1

_ — —

-1 -1 -2

II 1 3 1 1

-1 6 2 4 3

-1 6 1

-1 4 1 9 22 15 1 1 9 2 1 6 1 3 1 6

-1 1 11 3 2 1 2 1 3 1 7 1 4 1 1

-2 2 2 1

-

III 1 3 1 1 1 1 7 7 5 4 1 1 7 1 10 1 4 1 10 23 16 1 1 13 2 2 8 7 12 3 12 4 1 2 12 3 2 1 4 2 5 7 8 1 4 1 1 1 2 3 2 1 2

206

Wörterverzeichnis und Register I _

-1 -3 -1

II 1 1

-1 16 1

1

-3

-1 -2

2 2 1

1

-1 -_ in

10 -3 -_ 4 10 3 3

in

verweisen, V. verweitterung, f. verwelken, V. 94 verwenden, V. verwerffen, V. verwerren, V. verwesen, V. verwickeln, V, verwildern, V. verwircken, V. verwirren, V. 77 verwunden, V. verwundern, V. refl. Verwunderung, f. verwüsten, V. verzagen, V. vertzeichnen, V. vertzeigen, V. vertzeihung, f. vertzelen, V. verzeren, V. verziehen, V. verzweiffein, V. 65 vertzweiflung, f. vesper, f. 32,147 vigilie, f. 32,147 vih, n. vihisch, Adj. 51 vihstall, m. vilfaltig, Adj. vilglaubertig, Adj. vierfussig, Adj. visieren, V. 147 visierlich, Adj. 147 vögel, m. vol, Adj. volbrengen, V. volenden, V. volfüren, V. volck, n. volcklein, n. volklicken, V. volkommlich, Adj. volle, f. volstrecken, V. volziehen, V. vor- s. vervor-(lat.prae-) s. auch für« vorbilden, V. vorbit, f. vorbringen, V. vorfahr, m. verhalten, V. vorhoff, m.

70

-—

-3 5 4 1 1 2 1 1 2 2 6 1 2 1 2 2 1 2 1 1 1 3 1 9

-

10 65 1 1 1 1 1 1 1

1

-3 1

-1 1 13 1

III 1 1 1 1 19 1 1 4 2 3 1 2 4 5 5 1 1 2 1 6 2 2 6 1 12 1 5 2 1 2 1 1 1 3 5 19 3 3 15 135 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 16 2

207

Wörterverzeichnis und Register

v o r k u m m e n ,

I 1

V.

v o r s a g e n ,

V.

-1 -1

v o r s e h e n ,

V.

1

v o r l e s e n ,

V.

v o r n e m e n ,

V.

v o r n e m l i c h s t ,

Adj.

v o r p r e d i g e n , v o r r e d e ,

V.

f.

v o r s e t z e n ,

-2 -3

V.

v o r s i c h t i g ,

Adj.

v o r s i c h t l i c h , v o r s i n g e n ,

V.

v o r s t e h e n ,

V.

V o r s t e h e r ,

m.

v o r t r a g e n ,

V.

Adv.

v o r ü b e r g e h e n ,

V.

voruberkommen, V. vorwenden, V. vorwerffen, V. vorwitz, m. 53 vorzeichnen, V. w a c h e n ,

V.

w a c h ß ,

n,

w a c h s e n , w a g e ,

V.

V.

w a g e n ,

m.

W a g e n b u r g ,

f.

f

wael, f . Wahl w a l d ,

m.

m,

w a l l f a r t , w a n t ,

f.

f.

w a n d e l ,

m.

w a n d e l n ,

V.

w a n d e r e n , w a n c k e n ,

w a p p e n ,

Adj.

51

n.

w a p p n e n ,

V.

Adj. 70

w a r h a f f t i g ,

Adj.

w a r h e i t ,

f.

w a r l i c h ,

Adj.,

w a r m a c h e n ,

Adv. V.

w a r n e m e n ,

V.

w a r s a g e r ,

m.

w a r m , w a r n e n , w a r t e n ,

V. w a r t t e n , V. n.

91f.

V.

1 3

-1

-

1

4 18 5

4

17

Adj.

w a s c h e n , w a s s e r ,

70

70

-1

2

-1 17

V.

w a n s i n n i g ,

-

3

2

V.

1 1 1 15

1 2 1

-1 -2

27

-1

-

4 1

m.

w a l d e s e l ,

w a r ,

!

-

4 4

12 13 1 1

-1

f.

w a g e n ,

w a l e ,

1

II 1 2 5 1 6 2

3 20

-1 1

-2 1 3 3 3

-

1 15 22 34 1 1 7 2 3 8 9 1 18

III 2 2 6 1 6 2 1 5 4 2 1 1 1 1 15 3 1 12 13 1 1 4 2 2 1 3 1 3 1 4 1 1 1 1 2 3 5 3 3 1 1 32 26 52 6 1 24 2 3 8 13 4 38

Wörterverzeichnis und Register

208

w a s s e r b e g i e s s e n , w a s s e r b u l g e ,

f.

w a s s e r s t r o m ,

m.

w e b e n ,

V.

w e b e r ,

m .

w e c h t e r , w e g , w e g ,

n.

Adv.

w e g e l e i t e r ,

-1 -1 -1

m.

V. f.

w e g f ü h r e n , w e g g e h n ,

V. V.

w e g n e m e n ,

V.

w e g w e r f e n , w e h e ,

4

V.

w e g t h u n ,

V.

f.

w e h t h u n ,

V.

W e h n e n ,

w e n e n ,

V.

50

weib, n . weiblein, n . weich, Adj. w e i c h e n , w e i d e ,

weiden, V. V.

w e i h e r ,

f.

--

weil, f . w e i n ,

m.

w e i n a c h t e n , w e i n e n ,

f.

V.

99

m. 93,104

W e i n g a r t e n , w e i n m o n d , w e i ß , w e i s e ,

m .

Adj. w e i ß e ,

f.

70 1

weise, f . 'Waise w e i s e ,

w e i ß e ,

w e i s e n ,

Adj.

56f.,70,79

f.

w e i s s a g e n ,

Adv. f.

-

f.

in

w e i t ,

w e i t l e u f f t i g , w e i t z e n ,

m.

w e l s c h ,

Adj. 93

Adj.

27

f.

w e l t l i c h ,

Adj.

w e i t z e n ,

V.

w e n d e n ,

V.

w e r d e n ,

V.

w e r e n ,

V.

V. 'dauern

w e r f f e n ,

V.

-1 41 -2 1 367

1

w e r e n ,

4 2 1 3 1

V.

W e i s s a g u n g ,

-3 -1 -3 in

w e i ß h e i t ,

w e i t ,

57

V.

w e i t e ,

-1 -6 -2 8 6 1

V. f.

w e i h e n ,

1 1

1 1 3 23

m.

w e g f a r t ,

II

_

4

m.

w e g e n ,

I

-2 2

--

-2 19 1 -1 -2 -3 13 1 1

12 7 1 -2 3 2 1 1 1 3 1 1 2 1

-3

49

17 25 5 6 9 1 3 13 1 101 2

-

2 458 6 1 8

III

1 1 4 1 1 5 42 1 1 1 1 2 1 7 13 1 1 1 12 13 1 2 10 9 3 1 1 1 6 1 1 3 1 3 53 2 4 20 30 6 6 14 1 3 14 1 142 2 2 3 825 6 3 10

209

Wörterverzeichnis und Register werck, n. werckmeister, m. wert, Adj. wesen, n. wetter, n. 90 wetzen, V. wichtig, Adj. Widder, m. widder- s. widerwiderbringen, V. widerchrist, m. widerdrauen, V. widereinanderstreben, V. widerfaren, V. widergepurt, f. widergelten, V. widerkommen, V. Widerpart, m. Widersacher, m. widersagen,. V. widerspil, n. widersprechen, V, widerstreben, V. widerteil, m. wickeln, V. wild, Adj. Wildschütze, m. wilfertig, Adj. wilkcmen, Adj. wille, m. willig, Adj. wimmen, V. windt, m. 91 windel, f. winden, V. windtfangen, V. winckel, m. Wirde, f. wirdig, Adj. wirdigkeit, f. wircken, V. wirckung, f. wirtschafft, f. wischen, V. wise, f. wispelen, V. wissen, V. 62f. wislich, Adj. witwe, f. witz, m. 52f. woche, f. wog, m. wol, Adv. wolgefallen, V.

I 29 1 6 1 1 2 1 1 1 1 1 1 1 4 2 2 1 2 51 5 1 1 5 1 6 2 16 2 2 11 7

II 60 1 3 12 -

-1 1

-1 2 -

11 1 3 1 2 1

-3 1

-1 63 1 1 4 -3 7 1 6 4 2 10 1 1 1 1 76 1 -1 1 1 8 4

I] 89 1 4 18 1 1 1 2 1 1 1 1 3 1 1 1 1 15 1 3 1 2 1 2 5 1 1 3 114 1 1 9 1 1 3 7 1 11 5 8 12 1 1 1 1 92 1 2 1 1 3 19 11

210

Wörterverzeichnis und Register I

wolglaubig, Adj. wolklingen, V. wolleben, n. wollust, f. wollüstig, Adj. 51,58,120,123 wolmeinung, f. wolversucht, Adj. wolwitzig, Adj. 52 wolff, m. 95 wölke, f. wolle, f. wollen, V. wonen, V. wonung, f. worm, m. wort, n. 22,70 wortkrieg, m. wortlein, n. wucher, m. Wucherer, m. wuchern, V. wuchersüchtig, Adj. 120 wunde, f. wunder, n. wunderbarlich, Adj. wunderlich, Adj. wundern, V. refl. wundersam, Adj. wunderwerck, n. wunne, f. wunsam, Adj. wünschen, V. wurffschauffel, f. 104 würgen, V. würmlein, wörmlein, n. wurmfressig, Adj. wurst, f. wurzel, worzel, f. 92 würzen, V. wüst, Adj. 79 wüste, f. Wüstenei, f. 44,89 wüten, V. wütrich, m. zäch, Adj. zahn, zan, m. zal, f. zanck, m. zart, zartt, Adj. 69 Zartheit, f. zartling, m. 70,120 zaubrer, m. zederbaum, m.

_

1

-1 -4 1 109

8 1 31 -1 1

-1 2

-1 1 4 1 3

II 1

-1 3 13 1 1 1 7

-

268 2 1 142 1 1 6 1 2 5 2 7 1 8 1 -2 3

-2 -1 -1

3 1 2 2 1 1 7 1 3

1 5 2

-1 7 1

_

3 3

12 -

--2

1 1 1 2 7 1 4 1

-

III 1 1 1 4 13 1 1 1 7 4 1 377 2 9 1 173 1 1 7 2 2 5 3 9 1 9 2 4 3 3 3 5 1 2 2 1 1 8 1 4 1 6 9 1 1 4 4 2 19 1 4 1 2

211

Wörterverzeichnis und Register zeichen, n. zeichnen, V. zeigen, V. zeit, f. zeitlich, Adj. zelen, V. zencken, V. 51 zere, f. zerbrechen, V. zerpresten, V. zerfallen, V. 77,79 zerfliessen, V. zerknirschen, V. 100 zerreissen, V zerschlagen, V. zerschmeissen, V. zerschmettern, V. zerstören, V. zerstrauen, V. 77 zerteilen, V. zertrennen, V. zertrennung, f. zertreten, V. zerren, V. zeugen, V. Zeugnis, n. zigenstall, m. ziehen, zihen, V. ziel, zill, n. zimlich, Adj. zirde, f. zieren, V. zierheit, zirheit, f. Zimbel, f. zimmermann, m. zimmetrinde, f. zinne, f. zins, m. zipffel, m. zittern, V. zorn, m. 74 zornen, zörnen, V. zuberbaum, m. 107 zupinden, V. zubringen, V. zucht, f. zufallen, V, zufaren, V. zuflicken, V. zufriden, Adj. zufüren, V. Zugang, m. zugehn, V. zuhören, V. zuhörer, m.

I 2 -

5 19 -

1 1 1 8 -

1 1 5 2 1 -

1 4 2 1

II 7 1 2 45 7 3 2 -

2 1 4 -

4 1 -

1 1

_

2 -

-

1 2 2 1 1 2 1 11 3 1

1 3 5 2

-

-

2

-

1

1 1

-

-

_

-

4 1 3 5 2 1 1 2 4 2 1 1 2

1 3

-

-

3 1 3

1 6 4 -

2 2

III 9 1 7 64 7 4 3 1 10 1 5 1 9 3 1 1 1 1 6 2 2 2 2 1 1 2 1 11 5 1 1 3 5 2 1 1 1 4 1 4 11 6 1 1 4 6 2 1 1 2 1 3 3 1 3

212

Wörterverzeichnis und Register

zukommen, V. zukunft, f. zukünftig, Adj. Zulage, f. zulassen, V. zulegen, V. zunderfeuer, n. zunemen, V, 101 zunge, f. Zünglein, n. zur- s. zer­ zurechtbiegen, V. zurichten, V. zurückhalten, V. zurückkehren, V. refl. zurückweichen, V. zurückwenden, V. refl. zurückwerfen, V. zusage, f. zusagen, V. zusammengehen, V. zusammenkommen, V. zusammenstimmen, V. zusammenstuppeln, V. zusammentragen, V. zuschlissen, V. 105 zuschreiben, V. refl. zusehen, V. zusprechen, V. zustendig, Adj. zuthun, V. Zuversicht, f. zuvorkommen, V. zuwegebringen, V. zuwenden, V. refl. zweiffei, m. zweiffein, V. zweischneidend, Adj. zwibbel, f. 94 zwingen, V.

I 1

II _

-6 -1 -6 -

1 6 1 4 1 1 4 12 5

1 1

_

-1 1 1 1 1

-2 -1 1

-2 -1 1

4

-1 -9 1 1 1 1 1 1 1 2 5 3 8 1

-1 1

10 4 1 1 2

III 1 1 12 1 5 1 1 10 12 5 1 1 1 1 1 1 10 1 1 1 1 1 1 2 5 4 9 1 2 1 2 1 10 4 1 1 6

7.

ABKÜRZUNGEN

Adj. Adv. Anm. Aufl. Ausg. Bd.(PI.Bde.) Diss. f. Hrsg. hrsg. Jg. Jh. m. masch. n. PI. refl. Sp. u.a. u.m. V.

Adjektiv Adverb Anmerkung Auflage Ausgabe Band, Bände Dissertation feminines Substantiv Herausgeber herausgegeben J ahrgang Jahrhundert maskulines Substantiv mas chinens chriftli ch neutrales Substantiv Plural reflexiv Spalte und andere (Belege) und mehr (Belege) Verb

Die Hinweise auf andere Sprachen wie z.B. lat. = la­ teinisch, griech. = griechisch bedürfen keiner Erläute­ rung. Die Abkürzungen der einzelnen Schriften der Bibel entsprechen der üblichen Zitierung.

8. 8.1.

LITERATURVERZEICHNIS Q u e l l e n

H i s t o r i e T h o m ä M ü n t z e r s , des Anfengers der Döringischen Uffrühr, 1526, abgedruckt bei Otto H. Brandt, Thomas Müntzer, sein Leben und seine Schriften, Jena 1933. D . M a r t i n L u t h e r s Werke, Kritische Gesamtaus­ gabe, 57 Bde., Weimar 1883 ff. T h o m a s M ü n t z e r , Politische Schriften, mit Kom­ mentar hrsg. von Carl Hinrichs, Hallische Monographien, Bd.17, Halle 1950. T h o m a s M ü n t z e r , Schriften und Briefe, Kritische Gesamtausgabe, unter Mitarbeit von Paul Kirn hrsg. von Günther Franz, Quellen und Forschungen zur Reformations­ geschichte, Bd. 33, Gütersloh 1968. V u l g a t a - Biblia Sacra Vulgatae Editionis, nach der Ausgabe Rom 1592/93 hrsg. v. Valentin Loch, 2 Bde., 9.Aufl. Regensburg 1902.

8.2.

W ö r t e r b ü c h e r s a m m l u n g e n

und

W o r t s c h a t z ­

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216 8.3.

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E

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F F

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G G

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Quellen und Forschungen zur Sprach- und Kulturgeschichte der Germanischen Völker Neue Folge • Groß -Oktav • Ganzleinen

URS HERZOG

Jakob Gretsers „Udo von Magdeburg" 1598 Edition und Monographie XIV, 283 Seiten. 1 Frontispiz. 1970. DM 54,— (Band 33) ROLF HACHMANN

Die Goten und Skandinavien XIV, 584 Seiten. 82 Abbildungen und 1 Tafel. 1970. DM 86,— (Band 34) GEORG WACKERL

Goethes Tag- und Jahreshefte Vin, 176 Seiten. 1970. DM 34,— (Band 35) HANS-WOLFGANG SCHAFFNIT

Mimesis als Problem Studien zu einem ästhetischen Begriff der Dichtung aus Anlaß Roberts Musils X , 297 Seiten. 1971. DM 42 — (Band 36) IRENE SONDEREGGER-KUMMER

Transparen2 der Wirklichkeit Edzard Schaper und die innere Spannung in der christlichen Literatur des 20. Jahrhunderts XII, 308 Seiten. 1971. DM 48,— (Band 37) JAKOB KNAUS

Hoffmannsthals Weg zur Oper „Die Frau ohne Schatten" Rücksichten und Einflüsse auf die Musik Vni, 151 Seiten. Mit zahlreichen Musikbeispielen. 1971. DM 38,— (Band 38) KARL-Ernst GEITH

Albert von Augsburg Das Leben des Heiligen Ulrich X, 97 Seiten. Mit 2 Abbildungen auf Kunstdrucktafeln. 1971. DM 32,— (Band 39)

W DE

G

Walter de Gruyter • Berlin • New York

Studia Linguistica Germanica Herausgegeben von LUDWIG ERICH SCHMITT und STEFAN SONDEREGGER

Bereits erschienen: ILPO TAPANI PIIRAINEN

Graphematische Untersuchungen zum Frühneuhochdeutschen Groß-Oktav. XIV, 271 Seiten. 1968. Ganzleinen DM 64,— (Band 1) PETER WIESINGER

Phonetisch-phonologische Untersuchungen zur Vokalentwicklung in den deutschen Dialekten Groß-Oktav. 1970. Ganzleinen. Zusammen DM 120,— (Band 2) Band I : Die Langvokale im Hochdeutschen. 420 Seiten. Mit 11 Karten in eigener Mappe Band II: Die Diphthonge im Hochdeutschen. 360 Seiten. Mit 7 Karten in eigener Mappe GLENN G. GILBERT

Texas Studies in Bilingualism Spanish, French, German, Czech, Polish, Sorbian and Norwegian in the Southwest With a concluding chapter on code-switching and modes of speaking in American Swedish Groß-Oktav. X , 223 Seiten und 4 Tafeln. 1970. Ganzleinen DM 98,— (Band 3) In Vorbereitung: GÜNTHER BELLMANN

Slavoteutonica Lexikalische Untersuchungen zum slawisch-detuschen Kontakt Groß-Oktav. Etwa 300 Seiten. Mit 50 Karten. Ganzleinen etwa DM 54,— (Band 4) WOLFGANG PUTSCHKE

Worttopologische Untersuchungen im Sach- und Nennstrukturat der Landfahrzeuge Groß-Oktav. Etwa 480 Seiten. Mit Abbildungen und Karten. Ganzleinen (Band 5) STEFAN SONDEREGGER

Die Orts- und Flurnamen der deutschen Schweiz Ergebnisse und Probleme (Beiträge zur schweizerischen Namensforschung I) Groß-Oktav. Etwa 300 Seiten. Mit etwa 60 Karten. Ganzleinen etwa DM 80,— (Band 6)

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Walter de Gruyter • Berlin • New York

Das Althochdeutsche von St. Gallen Texte und Untersuchungen zur sprachlichen Überlieferung St. Gallens vom 8. bis zum 12. Jahrhundert Herausgegeben von STEFAN SONDEREGGER

Band 1 EMIL LUGINBÜHL

Studien zu Notkers Übersetzungskunst Mit einem Anhang: Die Altdeutsche Kirchensprache Einleitung von STEFAN SONDEREGGER

Groß-Oktav. IV, 6*, 171 Seiten. 1970. Ganzleinen DM 42,— Photomechanischer Nachdruck der Ausgaben „Studien zu Notkers Übersetzungs­ kunst", Abhandlung zur Erlangung der Doktorwürde der philosophischen Fakultät I der Universität Zürich, Weida i.Thür. 1933, sowie „Die Altdeutsche Kirchensprache", Wissenschaftliche Beilage zum 80. Programm der St. Gallischen Kantonsschule und der Sekundarlehramtsschule des Kantons St. Gallen für das Schuljahr 1936/37, St. Gallen 1936. Die Entstehung eines Begriffswortschatzes im Bereich von Glauben, Kirche und Welt­ ordnung ist in der Frühzeit deutscher Sprachgeschichte ein übersetzungsbedingter Vorgang, der am Werk Notkers des Deutschen von St. Gallen um 1000 und an der Ausbildung der altdeutschen Kirchensprache gezeigt wird. Eine forschungsgeschicht­ liche Einleitung führt in den Problemkreis ein.

Band 2 DIETER FURRER

Modusprobleme bei Notker Die modalen Werte in den Nebensätzen der Consolatio-Übersetzung Groß-Oktav. X X , 201 Seiten. 1971. Ganzleinen DM 56,— Monographie über den Gebrauch von Indikativ und Konjunktiv durch Notker IQ., den ersten wissenschaftlichen Ubersetzer und Gestalter deutscher Sprache. Die synchronisch-systematische Untersuchung mit Ausblicken auf das Neuhoch­ deutsche erklärt den Konjunktiv als kontextverknüpfendes Zeichen eingeschränkter, den Indikativ als Zeichen voller Gültigkeit innerhalb eines gegebenen Satzrahmens. Sie beruht mit ihrem statistischen Anhang auf der vollständigen Erfassung aller Neben­ sätze eines geschlossenen lateinisch-althochdeutschen Übersetzungswerkes.

Walter de Gruyter • Berlin • New York