Eigennamen im deutschen Wortschatz: Ein Lexikon 9783110896206, 9783110177022

The dictionary provides exciting insight into the (cultural) history of proper names in the German lexicon (z.B. Zeppeli

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Vorwort
Konzept und Artikelaufbau des Wörterbuchs
Verzeichnis der Abkürzungen
Benutzte und weiterführende Literatur
Wörterbuch
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Eigennamen im deutschen Wortschatz: Ein Lexikon
 9783110896206, 9783110177022

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Rudolf Köster Eigennamen im deutschen Wortschatz

Rudolf Köster

Eigennamen im deutschen Wortschatz Ein Lexikon

W DE G

Walter de Gruyter Berlin/New York 2003

@ Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

ISBN 3-11-017701-3 (geb.) ISBN 3-11-017702-1 (brosch.) Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar.

© Copyright 2003 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, 10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin Typografie: Farnschläder & Mahlstedt, Hamburg Satz: Dörlemann-Satz GmbH & Co. KG, Lemförde Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen

Inhalt

Vorwort

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Konzept und Artikelaufbau des Wörterbuchs Verzeichnis der Abkürzungen

xv

Benutzte und weiterführende Literatur Wörterbuch

ι

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Vorwort Bei Hirt, Etymologie der neuhochdeutschen Sprache (2. Auflage, 1921, S. 413) las ich einmal folgende Textstelle: »Ich halte es für angebracht, einiges aus dem überaus reichen Stoff, den wir nach dieser Richtung in unserer Sprache haben (d.h. Appelativa aus Eigennamen) zusammenzustellen. Vieles findet man nicht in den Wörterbüchern, und die Fülle der hier vereinten Beispiele wird einigermaßen in Erstaunen setzen ...« Nach Aufführung zahlreicher Beispiele schreibt Hirt weiter: »Erschöpft ist damit der Stoff keineswegs. Ich erwähne nur noch neue Bildungen wie >schweningern, röntgenEigenname als Bestimmungswort + >GrundwortChina< wurde angefügt, um Kotschinchina von der portugiesischen Besitzung Kotschin in Indien zu unterscheiden« (Brockhaus-Enzyklopädie, 17. Aufl. 1970, S. 546). Kotschubeit m. Karminrotes Mineral, nach dem russischen Grafen P. A. von Kotschubej (19. Jh.). Fundort: Südural (Rußland). Krähwinkel Ein erfundener Ortsname, der berühmt wurde. Jean Paul (1763-1825) machte den Namen zum Schauplatz einer Satire »Das heimliche Klaglied der jetzigen Männer«, die 1801 erschien. Bekannter wurde er erst durch das Lustspiel »Die deutschen Kleinstädter« von August von Kotzebue (1803), das das Gesellschaftsleben in einem Provinznest satirisch schildert. Krake / Zur Ordnung der Kopffüßer gehörendes Tiefseetier, bes. Vertreter der achtfüßigen Tintenfische (Oktopoden), nach Krake(n), dem Namen eines sagenhaften Seeungeheuers in der nordischen Mythologie. Seit dem 18. Jh. im Deutschen bezeugt. 1815 wird die Bezeichnung von dem deutschen Naturwissenschaftler Lorenz Oken (1779-1851) auf die heute lebenden Kopffüßer übertragen. Der Name gehört zu norweg. krake = verkrüppelter Baum, altnord.

Krakowiak kraki = Stange mit Haken, schwed. mundartl. krake = Holzstamm mit abgehauenen Zweigen. Krakowiak m. Polnischer Nationaltanz im 3/4-Takt, poln. krakowiak = Krakauer (Tanz), Adjektiv zu Kraköw = Krakau, Stadt an der Weichsel, in deren U m gebung der Volkstanz heimisch war. Ebenfalls nach Krakau heißt die Krakuska (poln. krakuska), eine frühere verbrämte Männermütze mit flachem Kopf, viereckigem Deckel und Quaste. Krausismus m. Die Lehre des deutschen Philosophen Karl Christian Friedrich Krause (1781-1832) in ihrem Einfluß auf das spanische Geistesleben dieser Zeit. Sie beinhaltete Erkenntnisoptimismus, Glauben an die Verbesserung des Individuums und der Gesellschaft durch Erziehung und sozialpolitische Reformen. Krawatte f . Schlips. Ende des 17. Jh.s aus französ. cravate = Halsbinde nach kroatischer Art. Aber nicht französ. Croate liegt dem französischen Wort zugrunde, sondern die deutsche Mundartform Krawat = Kroate. Kroatische Reiter dieser Zeit trugen eine Halsbinde. Serbokroat. Hrvat (= Kroate) bedeutet »Viehhüter«, nach anderen »Bergbewohner«. Kremser m. Der Kremserwagen war ein offener, gefederter Pferdewagen meist mit Verdeck f ü r 10 bis 20 Personen. Nach dem Berliner Hofagenten und Fuhrunternehmer M. Kremser, der die Wagen am Brandenburger Tor aufstellte. Die Bezeichnung kam 1825 auf. »Kremser« ist ein sog. Wohnstättenname, svw. »der Mann aus Krems« (Bayern, SchleswigHolstein, Österreich). Kremser Weiß (Kremserweiß) n. Blendendweiße Künstler- und Deckfarbe (Bleiweiß), nach der österreichischen Stadt Krems, dem ersten Herstellungsort. Krennerit m. Silberweißes bis licht-messinggelbes Mineral, nach dem ungarischen Mineralogen Jöszef Sändor Krenner (1839-1920). Krethi und Plethi PI. Alle möglichen (suspekten) Leute. Im 18. Jh. aufgekommen, nach 2. Sam. 8,18, wo von der Reichsverwaltung die Rede ist und von der Einsetzung des Benaja als Befehlshaber über die Krethi und Plethi, wohl die Leibwache oder eine Söldnertruppe König Davids. Das »Ökumenische Verzeichnis der biblischen Eigennamen nach den Loccumer Richtlinien« (2. Aufl. 1981) schreibt «Kereter und Peleter«. Über die Deutung der Namen ist viel gestritten worden. Die übliche ist »Kreter und Philister«. Aber da die nach Palästina eingewanderten Philister geschworene Feinde Israels waren, die von Saul und David erst unterworfen wurden, bleibt diese Erklärung zumindest zweifelhaft. Nach dem Alten Testament sollen auch die Philister von Kreta stammen (Arnos 9,7, Kaphthor ist der hebräische

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Name für Kreta). Die Krethi und Plethi bestanden nicht aus Einheimischen, sondern aus Fremden, die man nicht kannte, und Fremde gelten überall, trotz aller Kultur, auch heute noch als suspekt und distanzauslösend. Ein offenbar schwer zu überwindendes Erbe aus den Anfängen der Menschheit. Kretin m. Mißgestalteter hochgradig Schwachsinniger. Der in der Medizin gebräuchliche Ausdruck (zusammen mit Kretinismus) wird auch als herabsetzendes Schimpfwort verwendet. Im 18. Jh. aus französ. critin übernommen; dieses beruht auf einem Dialektwort, das in den südostfranzösischen Alpentälern einen der dort öfter auftretenden, mit Kröpf behafteten Schwachsinnigen bezeichnete. Dieses Dialektwort ist eine Variante von französ. chrätien = Τ Christ. Die ursprüngliche Bedeutung ist etwa »armer Christenmensch«. Später wurde der Begriff dann negativ besetzt. Kreutzersonate/ Violin-Klavier-Sonate Beethovens (op. 47), die er 1803 dem berühmten französischen Geigenvirtuosen Rodolphe Kreutzer (1766-1831) widmete. Krimmer m. Fell des Krimschafes, nach einer erstmals auf der Halbinsel Krim (älter: K r i m m ) gezüchteten Schafrasse, einem Kreuzungsprodukt zwischen einheimischen und/Karakulschafen; Krimstecher m. Ein früherer Feldstecher, nach seinem Aufkommen im Krimkrieg (1853/54-56). Kristiania m. Früher üblicher bremsender Skischwung quer zum Hang. Von deutschen Skipionieren um 1890 benannt nach dem früheren Namen der norwegischen Hauptstadt Oslo. In dem dortigen Gebiet fanden 1767 die ersten militärsportlichen Skiwettkämpfe statt. Τ Telemark. Kromfohrländer m. 1953 anerkannte Hunderasse. Eltern waren ein bretonischer Griffon und eine rauhhaarige Foxterrierhündin. Die Züchterin Ilse Schleifenbaum nannte die Hunde nach dem Dorf, in dem sie lebte, Kromfohr im Siegerland. Krösus m. Jemand, der sehr reich ist. Seit Anfang des 18. Jh.s im Deutschen bezeugt. Nach dem sagenhaft reichen König Kroisos (latein. Croesus) von Lydien, der von etwa 560 bis 547 v. Chr. regierte. Sein Reichtum stammte aus den Tributen der unterworfenen Städte und Länder und dem aus Bergwerken und dem Fluß Paktolos gewonnenen Gold. Als Krösus das Perserreich angreifen wollte, befragte er vorher das Orakel von Delphi. Dieses gab ihm die zweideutige Antwort: Wenn du den Halys überschreitest, wirst du ein großes Reich zerstören (nach Herodot). Er überschritt ihn und zerstörte dadurch sein eigenes, weil er besiegt wurde.

Kyzikener

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Krügerdepesche / Glückwunschtelegramm Kaiser Wilhelms II. (1896) an den Präsidenten des Burenstaates Transvaal Paulus Krüger (1825-1904, afirikaans: Paulus Kruger, genannt Oom (Ohm) Krüger), dem es gelungen war, einen englischen Angriff (Jameson-Raid) abzuwehren. Diese Depesche war Anlaß zu vermehrter Mißstimmung. Krüger gründete 1898 ein Naturschutzgebiet in Nordosttransvaal, das nach ihm benannt ist, den Krüger-Nationalpark. Krüger-Klappe/ (Nasenklappe, Flap, engl, flap = Klappe), Vorderteil von Flugzeugtragflächen, das zur Auftriebserhöhung nach vorn geklappt werden kann, nach dem Konstrukteur Krüger (20. Jh.). Kubankultur / Nordkaukasische Kultur der frühen Metallzeit (etwa 2. Hälfte des 3. Jt.s v.Chr.), nach dem kaukasischen Fluß Kuban.

für einen Philister, Spießbürger, für jemanden, der aus der Gegend um Halle kam, wo einst viel Kümmel angebaut wurde (Kümmeltürkei). Kunz Τ Hinz. Kunzit m. rosa-violettes bis hellviolettes Mineral von Schmucksteinqualität (Spodumen-Amethyst), nach dem amerikanischen Geologen und Edelsteinfachmann George Frederick Kunz (1856-1932). Kupfer n. Metall. Das alte Lehnwort (mhd. kupfer, ahd. kupfar) wurde aus spätlatein. cuprum übernommen. Dies gehört zu latein. aes cyprium, griech. metallon kyprion = zyprisches Erz, Erz von der Insel Zypern, dem antiken Hauptausfuhrgebiet für dieses erste durch einen metallurgischen Prozeß gewonnene Metall. Als Ursprungsland der Erfindung gilt der Iran. Kurium f Curium.

Kuckersit m. Rotbrauner, kalkhaltiger Bitumenschiefer im Ordovizium von Estland, nach einem estnischen Gutshof Kuckers (estn. Kukruse).

Kurnakovit m. Weißes bis rosa, auch graues Mineral, nach dem russischen Chemiker Nikolai Semjonowitsch Kurnakov (1860-1941).

kufisch Adj. In der Fügung: kufische Schrift (alte, eckige Form der arabischen Schrift, nach der irakischen Stadt Al-Kufah, einer ehemaligen Pflegestätte der Wissenschaften, bes. der arabischen Sprachwissenschaft.

Kurtschatowium n. Chemisches Element, Transuran. Der Name (nach dem russischen Atomphysiker Igor Wassiljewitsch Kurtschatow, 1903-60) wurde zu dessen Ehren vorgeschlagen, aber dann durch fDubium ersetzt.

Kujawiak m. Polnischer Volkstanz in langsamem 3/4-Takt, poln. kujawiak = Kujawier (Tanz), nach der polnischen Landschaft Kujawiett (poln. Kujawy) beiderseits der Weichsel in Nordwestpolen. Kula m. Elfenbeinfarbener türkischer Gebetsteppich, nach Kula, dem Herstellungsort in Anatolien. Kuli m. Früherer Lastträger, Lohnarbeiter in Süd- und Ostasien; übertragen: jemand, der für einen anderen schwer arbeiten muß und von diesem ausgenutzt wird. Im 19. Jh. wahrscheinlich über französ. couli aus engl, coolie, das wiederum auf ind. (Hindi) quuli, kuli beruht. Dies war der Name eines Volksstammes in Westindien (Gujarat), dessen Angehörige sehr arm waren und sich als Lohnarbeiter im Ausland zu verdingen pflegten. Kum (Qum, Ghom) m. Iranischer Teppich mit Baumwolle als Grundgewebe und kurzem Flor, nach der Stadt Kum (140 km südlich von Teheran), schiitisches Pilgerziel mit den Grabstätten der Fatima (fFatimiden) und des Schahs Abbas (/Abbasiden). Kümmeltürke m. (umgangssprachlich abschätzig) in Deutschland lebender und arbeitender Türke, ursprünglich jedoch (seit Ende des 18. Jh.s) studentisch

Kutsche/ Für den Transport von Personen bestimmter und mit Verdeck versehener Pferdewagen. Im 16. Jh. (als Cotschi, Gotschi, Gutsche) entlehnt aus ungar. kotsi, eigtl. = im Ort Kocs (bei Györ = Raab in Ungarn) hergestellter Wagen. Die Wagenbauer von Kocs waren bekannt, sie führten als erste einen gefederten Unterwagen ein. Τ Landauer. Kyrenaiker PI. Altgriechische Philosophenschule, nach Aristipp von Kyrene (etwa 435-nach 366). Kyrene, die Heimat des Philosophen, war die Hauptstadt der Kyrenaika, einer nordafrikanischen Küstenlandschaft. Die Kyrenaiker vertraten den Hedonismus. kyrillisch Adj. In der Fügung: kyrillisches Alphabet (auf die griechische Majuskel zurückgehendes kirchenslawisches Alphabet, nach seinem Schöpfer, dem Slawenapostel Kyrill (826-69); Kyrilliza kyrillische Schrift (russ. kirillica). Kyzikener m. Seit etwa 600 v. Chr. von der Stadt Kyzikos (griech. Kyzikos, latein. Cyzicus) am Südufer des Marmarameeres geprägte Münze (Stater), die Goldwährung der alten Griechen (aus Elektron, Blaßgold). Der Sage nach wurde die Stadt von einem König der Dolionen, Cyzicus, Sohn des Aeneus, gegründet und nach ihm benannt. 543 n. Chr. durch ein Erdbeben zerstört.

L

Labadisten PI. Christliche Glaubensgemeinschaft des 17./18. Jh.s, nach dem reformierten französischen Pietisten Jean de Labadie (1610-74). Laban m. In der umgangssprachlichen Fügung: langer Laban (hoch aufgeschossener Mensch). Die Herkunft ist nicht geklärt. Wo Laban im Alten Testament (bes. Mose 24,29-31) genannt ist, wird er nirgends als hochgewachsener Mann geschildert. Wahrscheinlich hat das Wort einen ganz anderen Ursprung (ein Mundartwort?) und wurde erst später mit dem biblischen Laban verbunden. So führt ζ. B. Grimm im »Deutschen Wörterbuch« ein schlesisches Mundartwort »Labander« auf, das »langer, schlaffer Mensch« bedeutet; er stellt es zu »labben« = schlaff und träge hängen. Bekannter ist das ebenfalls hierhergehörige Adjektiv »labberig«. Labrador m. Hunderasse mit kurzem, meist schwarzem bis graubraunem Fell und Hängeohren, mit besonderer Vorliebe fürs Apportieren (daher die Bezeichnung »Labrador-Retriever«), nach der kanadischen Halbinsel Labrador, deren Fischer die Hunde zur Arbeit benutzt haben sollen. Die Herkunft des Namens ist umstritten, angeblich nach dem portugiesischen Seefahrer Joäo Fernandes Labrador (15. Jh.); labradorisieren sw.V. Ein Farbenspiel aufweisen wie das Mineral / Labradorit, Labradorit m. Mineral, Abart des Feldspats mit metallischem Farbenspiel (Schmuckstein), nach einem Fundort auf der Halbinsel Labrador. Ladik m. Rot- und blaugrundiger Gebetsteppich, nach dem Ort Ladik in Anatolien (Türkei). Lady Mary Jane Τ Mary Jane. Lakelandterrier m. Rauhhaariger englischer Terrier mit schwarzem, braunem oder gelblichem Fell und Kippohren, nach Lakeland, einer Bezeichnung für den englischen Lake District, einer Gebirgs- und Seenlandschaft in Nordwestengland, wo er gezüchtet wurde. Lakoda m. Wertvoller kurzgeschorener Seal (Robbenfell), der um 1950 in Mode kam, nach dem Gebiet auf einer Beringmeerinsel. lakonisch Adj. Kurz, aber treffend, schlagend; wortkarg. Eigtl. svw. »in der Art der Lakonier«. Im 17. Jh.

übernommen aus latein. laconicus, griech. lakonikos, zu Lakon = Lakonier, bekannter unter dem Namen »Lakedämonier«. Dieser griechische Stamm war wegen der Kürze seiner Ausdrucksweise bekannt. Lamarckismus m. Hypothese des französischen Naturforschers Jean-Baptiste de Monet, Chevalier de Lamarck (1744-1829) über die Entstehung neuer Arten durch funktionelle Anpassung, die vererbbar sein soll. Lambert n. Veraltete Einheit der Leuchtdichte, zu Ehren des deutschen Philosophen, Mathematikers und Physikers Joh. Heinr. Lambert (1728-77). Lambertsnuß/ Großfrüchtige Nuß einer Art aus der Gattung der Birkengewächse bes. in den südlichen und östlichen Mittelmeerländern. Älter Lambertinuß, zu mhd. lampartisch = lombardisch, also eigtl. »Nuß aus der Lombardei« (älter: Lombardie, Land der Lombarden = der Langobarden, der Krieger mit den »langen Bärten«), Τ Lombard. Lambethwalk m. Um 1938 in Mode gekommener, temperamentvoller englischer Gesellschaftstanz, nach dem Londoner Stadtteil Lambeth (engl. Lambeth Walk). Engl. Lambeth Walk heißt die Durchgangsstraße, die vom Black Prince Road zum Lambeth Road führt. Sie gab ihren Namen einem 1937 von Lupino Lane in dem Musical »Me and my Gal« im Victoria Palace vorgeführten Tanz in Nachahmung eines Volkstanzes der Töpfer von Lambeth. Der Ortsname ist zusammengesetzt aus lam = Schlamm, Lehm + hythe = Hafen. Lamblien PL Im Zwölffingerdarm, Dünndarm und in den Gallenwegen schmarotzende Geißeltierchen, nach dem tschechischen Arzt Vilöm Dusan Lambe (1824-95). Lamborghini m. Italienische Automobilmarke, nach dem italienischen Unternehmer Ferruccio Lamborghini (1916-93), der seine Fabrik 1963 gründete. Die Firma wechselte seit ihrem Konkurs 1978 mehrfach die Besitzer, 1998 an Audi. Lampe In der Verbindung Meister Lampe (Name des Hasen in der Tierfabel). Auch andere Namen in den Fabeln gehen auf Personennamen zurück (ζ. B. Rei-

Latiumit

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neke Fuchs). Lampe ist seit dem 15. Jh. bezeugt. Der Name ist Kurzform von Lamprecht (ahd. Lantberaht, zusammengesetzt aus lant = Land + beraht = glänzend, berühmt).

Lassafieber n. Tropische Viruserkrankung mit hohem Fieber, Gelenkschmerzen, Mundgeschwüren und anderen Symptomen, nach dem Dorf Lassa in Nigeria (Afrika), 1969 erstmals beschrieben.

Lanarkit m. Grünlich-weißes, blaßgelbes Mineral, nach dem Fundort, der Region Lanark in Schottland.

Lassalleanismus m. Politische Richtung, die von dem deutschen Politiker, Publizisten und Arbeiterführer Ferdinand Lassalle (1825-64) und seinen Anhängern vertreten wurde.

Lancia m. Italienische Automobilmarke, nach dem Rennfahrer Vincenzo Lancia, der 1906 ein eigenes Automobilwerk gründete. 1969 zu Fiat. Lancia nahm im Juni 1904 für Italien (Fiat) am 5. Gordon-BennettRennen auf einem Rundkurs im Taunus teil, dem der deutsche Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Victoria in einer Ehrenloge in Bad Homburg beiwohnten.

Latakia m. Schwarzgeräucherter Orienttabak, der in englischen Rauchtabaken als Gewürztabak beliebt ist, nach dem Einzugsgebiet der syrischen Hafenstadt Al Ladhakija an der Mittelmeerküste, wo der Tabak in vielen Mischungen verarbeitet wird (engl. Latakia).

Landauer m. Viersitziges Pferdefahrzeug, dessen Verdeck in der Mitte nach zwei Seiten zurückgeschlagen werden kann. Nach dem ersten Herstellungsort Landau in der Pfalz. »Im geöffneten Wagen (er war in Landau verfertigt)« dichtete Goethe im 1. Gesang von »Hermann und Dorothea«. Einige Sprachforscher halten dies jedoch f ü r Volksetymologie und führen das Wort - ebenso französ., engl., italien. landau - auf ein letzten Endes arabisches Wort zurück; Landaulett n. Limousine mit aufklappbarem Verdeck über den Fondsitzen (französ. landaulet, Verkleinerungsform von landau = Landauer).

Latein t

Ländler m. Langsamer Volkstanz, ursprünglich Tanz, der im Landl (= Oberösterreich, Österreich ob der Enns) getanzt wurde.

Latimeria/ Z u den Quastenflossern zählende Fischart, die als ausgestorben galt, aber 1938 wiederentdeckt wurde, nach der Entdeckerin, der südafrikanischen Kustodin Majorie E. D. Courtenay-Latimer (geb. 1907).

Landsbergit m. Silberweißes Mineral, nach dem Fundort, dem Landsberg bei Obermoschel (RheinlandPfalz).

latinisieren.

La-Tene-Zeit/ Der Τ Hallstattzeit folgende Kulturstufe der europäischen Eisenzeit (etwa 5.-1. Jh. v. Chr.), nach dem schweizerischen Fundort La Tine am Neuenburger See. Lateran m. Außerhalb der Vatikanstadt gelegener ehemaliger (bis 1308) päpstlicher Palast in Rom mit Basilika und Museum, nach der römischen gens Plautia, deren bekannteste Vertreter die Plautii Laterani waren, ein Cognomen nach ihrem dortigen prächtigen Wohnsitz.

Laplaceoperator m. Rechenvorschrift, die bei Differentialgleichungen angewendet wird, nach dem französischen Mathematiker, Physiker und Astronomen Pierre Simon Marquis de Laplace (1749-1827).

latinisieren sw. V. In lateinische Sprachform bringen, der lateinischen Sprachart angleichen (zu latein. Latinus = lateinisch, zu Latium, einer Landschaft im westlichen Mittelitalien, gehörig, in der Rom liegt und die von den Latini bewohnt wurde. Die Herleitung ihres Namens von Latinos (latein. Latinus), dem Sohn des Odysseus und der Kirke und letztem König des autochthonen Latinervolkes, ist (wohl sagenhafte) römische Überlieferung. Unzutreffend ist die Ableitung von latere = verborgen liegen oder von latus = sich breit erstreckend: Latinismus m. Entlehnung aus dem Lateinischen, dem Lateinischen eigentümlicher Ausdruck in einer nichtlateinischen Sprache; Latinität/ Klassische, mustergültige lateinische Schreibweise (latein. Latinitas); Latinum n. a) an einer höheren Schule vermittelter Wissensstoff der lateinischen Sprache; b) für ein bestimmtes Studium vorgeschriebene, durch eine Prüfung nachgewiesene Kenntnisse in der lateinischen Sprache (/ Graecum, Hebraicum).

Larnit m. Graues Kontaktmineral, nach dem Fundort Scawt Hill bei der Hafenstadt Lame (Nordirland).

Latiumit m. Weißes vulkanisches Gestein, nach dem Fundort in den Albaner Bergen in Latium (Italien).

Landseer m. Die etwas größere schwarzweiße Form des Neufundländers, ein Wachhund mit langhaarigem Körper, kurzhaarigem schwarzem Kopf und weißer Schnauze, nach dem englischen Tiermaler Sir Edwin Landseer (1802-73), der ihn abbildete und ihm so zur Popularität verhalf. Langerhans-Inseln PI. Insulin produzierende Zellgruppen mit inselartiger Verteilung in der Bauchspeicheldrüse, nach dem deutschen Mediziner Paul Langerhans (1847-88). Langschan n. Ein kräftiges Fleischhuhn, nach dem Ort Langschan bei Schanghai (China), seit 1879 auch in Deutschland gezüchtet.

Laumontit

Laumontit m. Verschiedenfarbiges, glas- oder perlmutterartiges Mineral, nach dem französischen Mineralogen F r a n c i s Pierre Nicolas Gillet de Laumont (1747-1834). Laurasia Urkontinent auf der Nordhalbkugel (Nordamerika, Europa, Nordasien), der seit dem Jura zum Teil auseinanderdriftete, Kurzwort aus ? Laurentia + latein. Asia = Asien. Laurentia f . Alte Landmasse, die zu großen Teilen Kanada und Grönland umfaßte, nach dem latinisierten Namen des St.-Lorenz-Stromes (latein. Laurentius = Lorenz). Laurentiustränen PL (volkstümlich) Sternschnuppenfall, nach dem hl. Laurentius, an dessen Tag (10. August) besonders viele Sternschnuppen zu sehen sind. Laurentius erlitt nach der Legende einen besonders grausamen Märtyrertod auf einem glühenden Rost. Τ Perseiden. lauretanisch Adj. In der Fügung: Lauretanische Litanei (Litanei zu Ehren Marias), nach dem latinisierten Namen des italienischen Wallfahrtsortes Loreto. Die Legende berichtet, daß Engel das Haus der hl. Familie in Nazareth über Dalmatien nach Italien gebracht und 1294 in einem Lorbeerhain (latein. Lauretum, Nebenform Loretum) niedergestellt hätten. Im 15. Jh. wurde über dem Haus eine große Kirche errichtet. Τ Lorette. Laurit m. Sehr seltenes, grauweißes, metallisch glänzendes Mineral, von dem deutschen Chemiker Friedrich Wöhler (1800-82) benannt nach Laura Joy. Der weibliche Vorname Laura ist italienische Kurzform von Laurentia, dies wiederum weibliche Form zu dem männlichen Vornamen Laurentius = der aus der Stadt Laurentum in Latium Stammende. Lautal n. Aluminium-Kupfer-Legierung von großer Festigkeit, nach der Stadt Lauta, südöstlich von Senftenberg (Lausitz), wo sich eine Aluminiumhütte befindet. Lavaldüse f . Düse mit anschließender Erweiterung, die dem durchströmenden Medium (z.B. Dampf) eine höhere Geschwindigkeit verleiht, als mit einfacher Düse erreichbar wäre, nach dem schwedischen Ingenieur französischer Abstammung Gustaf Laval (1845-1913). Eingesetzt in der Lavalturbine. Lavaliiere/ Weiche, breite Schleifenkrawatte. Ende des 19. Jh.s als Künstlertuch (Bohemeschleife) bekannt, nach der französischen Herzogin Louise Frar^oise von Lavallitre (1644-1710), einer Mätresse Ludwigs XIV. Lawn η. Sehr feine Leinwand (engl, lawn), nach dem ehemaligen Herstellungsort, der französischen Stadt Laon (Picardie).

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Lawrencit m. Grünes bis graues Mineral, nach dem Vornamen des amerikanischen Chemikers und Mineralogen Lawrence Smith (gest. 1883). Der Vor- und Familienname ist die englische Form des deutschen Namens Lorenz (f Laurentia). Lawrencium n. Künstlich hergestelltes radioaktives Element, Transuran, nach dem amerikanischen Physiker Ernest Orlander Lawrence (1901-58). Zur Herkunft des Namens Τ Lawrencit. Lawson n. Gelber, in alkalischer Lösung orangeroter Naturfarbstoff, der aus Hennablättern isoliert werden kann, nach dem englischen Arzt und Botaniker J. Lawson (1794-1876). Lawsonit m. Farbloses bis graublaues Mineral, nach dem amerikanischen Mineralogen und Geologen Andrew Cowper Lawson (1861-1952). Lazarett n. Militärkrankenhaus. Im 16. Jh. über französ. lazaret aus italien. lazareto übernommen. So hieß im 15. Jh. ein Aussätzigenhospital und ein Quarantäneplatz in Venedig. Die Nebenform nazareto weist auf den Ursprung des Namens hin: das Hospital lag in der Näher der Kirche Santa Maria di Nazaret. Das Wort ist dann von italien. lazzaro = Aussätziger beeinflußt worden (zur Herkunft Τ Lazarus); Lazaristen PL Kongregation katholischer Missionspriester, nach dem Mutterhaus, dem ersten selbständigen Haus Saint Lazare in Paris, dies nach dem »armen Lazarus«; Lazarus m. armer, kranker und daher bedauernswerter Mensch. Nicht der durch Jesus vom Tode auferweckte Lazarus ist gemeint, dessen Geschichte der Evangelist Johannes (11,1-45) erzählt, sondern der Lazarus, von dem Lukas (16,19-31) in seinem Gleichnis vom reichen Mann und vom armen Lazarus berichtet. Lazarus wird von Engeln in Abrahams Schoß getragen, während der reiche Mann in der Hölle Qualen erleidet. »Lazarus« (hebr. Eleazar) bedeutet svw. »Gott hilft, Gott ist mein Heil«. Mit der sog. Lazarusklapper mußten die Aussätzigen im Mittelalter vor ihrer ansteckenden Krankheit warnen; auf italienisch heißt Lazarus »Lazzaro«; dessen Vergrößerungsform Lazzarone m. bedeutet »Schuft, Schurke«. Früher verstand man darunter besonders den Armen in Neapel, der sich als Lastenträger, Bettler und Dieb durchschlug. Leadhillit m. Gelblich-weißes Mineral mit diamantartigem Perlmutterglanz, nach dem Fundort, den Leadhills, einer Berggruppe in Schottland. Lechatelierit m. Farbloses natürliches Kieselglas, nach dem französischen Chemiker Henry Le Chatelier (1850-1936). Ledanche-Element n. Galvanisches Element in bestimmten Batterien, nach dem französischen Chemiker Georges Leclanchi (1839-82).

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Ledeburit m. Feines kristallines Gemisch aus den Metallen Austenit und Zementit, nach dem deutschen Metallurgen Adolf Ledebur (1837-1906). Leghorn n. Huhn einer weitverbreiteten Legerasse. Wenn man sich über die Herkunft des Namens Gedanken macht, könnte man auf die Idee kommen, an (Eier)legen zu denken. Dem ist nicht so. Die Rasse, die über Amerika nach Deutschland gelangte, stammt aus dem Mittelmeerraum und ist an den Namen der italienischen Stadt Livorno geknüpft, der in der englisch-amerikanischen Form »Leghorn« zu uns gekommen ist. Livorno war der Ausfuhrhafen für diese Hühner. Die englische Entstellung des Namens wird verständlicher, wenn man weiß, daß Livorno früher einmal Legorno hieß. Leibnizkeks m. Phantasiebezeichnung für einen Ende des 19. Jh.s (1892) von dem Keksfabrikanten Hermann Bahlsen in Hannover hergestellten Keks, nach dem deutschen Philosophen G. W. Freiherrn von Leibniz (1646-1716), der mehrere Jahrzehnte bis zu seinem Tod in Hannover lebte. Leica / Eine bekannte Kameramarke (seit 1925). Der Name ist gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Herstellerfirma Leitz und des Wortes Camera. Der deutsche Industrielle Ernst Leitz (1843-1920) übernahm 1869 ein optisches Institut in Wetzlar, aus dem die spätere Firma hervorging.

Leporello

dem westungarischen Ort Lengyel im Komitat Tolna, wo ein Friedhof freigelegt wurde. Leninismus m. Der von dem russischen kommunistischen Politker Wladimir Iljitsch Lenin (1870-1924) beeinflußte und geprägte Form des Marxismus. Leo m. (Fußball Jargon) in der Redensart: einen Leo spielen (den Ball mit dem Absatz an einen Mitspieler zurückspielen). Wohl Phantasiebezeichnung. Leonberger m. Hunderasse, nach der Stadt Leonberg (Baden-Württemberg). Großer Haushund, eine Züchtung des Leonberger Stadtrates Heinrich Essig in den 30er Jahren des 19. Jh.s aus Bernhardinerhündin (f Bernhardiner) und Landseerrüden ( f L a n d seer), deren Welpen er mit einem Pyrenäenhund paarte. Aus diesen Würfen behielt er nur die löwenfarbigen mit dunkler Maske. Essig hatte sich in den Kopf gesetzt, einen Hund zu züchten, der dem Löwen im Wappen von Leonberg ähnlich sehen sollte. Die Grafen von Calw errichteten bei Leonberg eine Burg, die sie nach dem Löwen in ihrem Wappen »Löwenberg« (1248: Lewinberck) nannten. Der Name ging auf den Ort über. Leoniden PI. Vom Sternbild Löwe (latein. Leo) ausgehender Sternschnuppenschwarm, entwickelt aus dem Kometen 1866 I, Tempel-Tuttle.

Leitzordner m. Ordner zum Abheften gelochter Blätter, Briefe u.ä., nach dem Namen der Firma Louis L. Leitz in Stuttgart, gegründet 1871 von Louis Leitz (1848-1918).

leoninisch Adj. In der Fügung: leoninischer Vers (Hexameter oder Pentameter, dessen Versmitte und -ende sich reimen). Nach Erdmann stammt der leoninische Hexameter (latein. versus leoninus) wohl von dem von Papst Leo I. (gest. 461) in seiner Kunstprosa gepflegten rhythmischen Satzschluß, dem cursus leoninus; von daher wurde er auf Verse mit Zäsurreim übertragen. Als Namengeber wird teilweise auch ein Dichter Leo (12. Jh.) angenommen.

Lek m. 1925 eingeführte albanische Währungseinheit, nach einer Kurzform des männlichen Vornamens Alexander. Auf den älteren Münzen war noch Alexander der Große abgebildet (griech. Alexandres = der Männer Abwehrende).

ieonisch Adj. (von Garnen, Fäden o.ä.) mit Metallfäden umwickelt, umsponnen; (von Stickereien, Posamenten o.ä.) daraus gefertigt. Nach der nordspanischen Stadt Leön, wo dieses Verfahren entwickelt wurde.

Le-Mans-Start m. Startart bei Autorennen, bei der die Fahrer erst quer über die Fahrbahn zu ihren Wagen laufen müssen, nach der nordöstlich der französischen Stadt Le Mans gelegenen Rennstrecke, wo dies praktiziert wurde.

Leotard η. Früheres einteiliges, enganliegendes (ärmelloses) Trikot für Artisten, Tänzer u.a., nach dem französischen Artisten Jules Liotard (1830-70). Auch engl, leotard.

Leishmania / Einzelliges Geißeltierchen (Krankheitserreger der Tropen), nach dem schottischen Arzt Sir William Boog Leishman (1865-1926).

Lempira f . Währungseinheit in Honduras, nach dem Namen eines Indianerhäuptlings. Lenard-Effekt m. 1. Elektrische Aufladung zerspritzender Wassertropfen. 2. Ionisation von Gasen durch ultraviolette Strahlung, nach dem deutschen Physiker Philipp Lenard (1862-1947). Lengyelkultur/ Kulturstufe von Bauern und Viehzüchtern der frühen Kupferzeit im 5. Jt. v. Chr., nach

Lepenist m. Anhänger des französischen Rechtsradikalen Jean-Marie Le Pen (geb. 1929). Leporello (album η., -falzung/) Der Diener Leporello in Mozarts Oper »Don Giovanni« (1787) hat sich in zwei Bezeichnungen verewigt. Das »Leporelloalbum« ist eine harmonikaartig in Buchform zusammenlegbare Bildersammlung. Leporello bewahrt die Bilder der Geliebten seines Herrn in einem solchen Album auf und zählt im 1. Akt in der »Register-Arie«

Lesbe

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der Dame Elvira zu deren Verdruß alle Geliebten auf, die sein Herr bisher hatte. - Im Buchwesen versteht man unter Leporellofalzung die harmonikaartige Falzung bei Bilderbüchern, Prospekten, Landkarten, Städteansichten usw. L e s b e / , Lesbierin/, lesbisch Adj. (von Frauen) homosexuell, nach der Insel Lesbos im Ägäischen Meer, wo die griechische Dichterin Sappho um 600 v. Chr. in einem Kreis junger Mädchen wirkte, der sie zu leidenschaftlichen Liedern anregte. Ob sie wirklich lesbisch war, wird heute mehr und mehr bezweifelt. Substantiv: Lesbianismus m. Lesginka / Volkstanz vor allem der Lesgier, eines kaukasischen Volksstammes, meist als Solotanz von mit Dolchen bewaffneten Männern (russ. lesginka); Lesgistan m. (auch:) Lesghi m. Kaukasischer Teppich aus dem Wohngebiet der Lesgier. Lesley, Leslie η. Bes. bei moderner Unterhaltungsmusik verwendetes Vibrato, das durch Schallumlenkung mittels rotierender Lautsprecher oder durch eine um einen Lautsprecher rotierende Trommel hervorgerufen wird, nach dem Namen der Herstellerfirma. Lethe / Vergessen schenkender Trank (griech. lethe = Vergessen). Ein Wort der älteren Poesie, das auf den griechischen Mythos Bezug nimmt. In der Unterwelt gehen die Frommen, wenn sie aus dem Fluß Lethe getrunken haben, in die elysischen Gefilde ein. Dort leben sie, unberührt von frohen oder traurigen Erinnerungen, in ewiger Glückseligkeit. Lette-Verein m. 1866 in Berlin gegründeter »Verein zur Förderung der Erwerbsfähigkeit des weiblichen Geschlechts«, nach dem Gründer, dem deutschen Agronomen Wilhelm Adolf Lette (1799-1868). Levalloisien n. Kulturstufe der Altsteinzeit, nach der französischen Stadt Levallois-Perret, heute zu Paris gehörig. Ihre Technik ist gekennzeichnet durch eine Verfeinerung der Faustkeilherstellung. Levantine / Dichtes Gewebe aus Chemiefasern, für Steppdeckenbezüge, auch als Futter- und Kleiderstoff verwendet, nach der Levante, einer alten Bezeichnung für die Mittelmeerländer östlich von Italien. Französ. levantine = eine Art geköperter Seidenstoff, der in diesen Ländern bevorzugt getragen wurde. Leviathan m. Symbol für den allmächtigen Staat bei dem englischen Philosophen Thomas Hobbes (1588-1679) auf der Grundlage seines Werkes »Leviathan or the matter, form and authority of government« (1651). Leviathan (hebr. Liwjatan) ist ein vielköpfiges Meeresungeheuer des biblischen Mythos (Hiob 41,25 und öfter). In der nachbiblischen Sage ist

er König aller Meerbewohner; sein Fleisch dient den Gerechten im Paradies zur Speise. Leviten PI. In der Redensart: Jemandem die Leviten lesen (ihn heftig tadeln). Eigentlich: Geistlichen aus dem Leviticus (3. Buch Mose), den Vorschriften für Priester und Leviten, vorlesen (und ihnen anschließend Strafpredigten halten). Die mittelalterliche Sitte dieses Vorlesens ist seit dem 8. Jh. bezeugt. Der Levit war der Gehilfe des Priesters beim feierlichen Hochamt (mittellatein. levita, von griech. leuites = im Alten Testament Angehöriger des Stammes der Leviten, die als Tempeldiener tätig waren. Sie leiteten sich von Levi, dem Sohn Jakobs und Leas ab). Der Name bedeutet svw. »Anhänger (Jahwes)«. Levittown / In der Umgebung amerikanischer Großstädte errichtete größere Wohnsiedlung aus einheitlichen Fertighäusern, nach der 1947 gegründeten Stadt dieses Namens auf Long Island (Bundesstaat New York). Diese wiederum ist benannt nach dem amerikanischen Fertighaushersteller und Grundstücksmakler Arthur S. Levitt (geb. 1900). Lewisit n. Flüssiger chemischer Kampfstoff, der schmerzhafte Hautrötungen mit schwer heilender Blasenbildung verursacht, nach dem amerikanischen Chemiker Winford Lee Lewis (1878-1943). Lherzolith m. Ein dunkles Tiefengestein, nach dem Fundort, dem Lac de Lherz in den Pyrenäen (Dep. Arifege). Libanonzeder/ Eine berühmte Zedernart, die schon in der Antike geschätzt wurde, bis zu 40 m hoch und 4 m dick. Nach dem über 160 km langen Gebirgszug im Süden des antiken Syrien, dem Libanon, der schon im Alten Testament und in assyrischen Texten erwähnt und dessen Naturschönheit gerühmt wird (Jes. 60,13 ff.). Das Gebirge (latein. Libanus, griech. Libanos, altpers. Labanana) heißt arab. Dschebel Libnan = Weißer Berg. Schon früh setzte der Raubbau ein für Bauholz, Tempelsäulen, Flöße, Sarkophage, Schiffe, Masten u.v.m. Samanzapfen des Baumes schmuggelte der französische Botaniker Antoine-Laurent de Jussieu (1748-1836) in seinem Dreispitz an Bord. Der Baum ist heute libanesisches Staatssymbol, Bestandteil der 1943 eingeführten Staatsfahne. Liberty m. Ein Seidensatin, heute auch aus Chemiefasern, verwendet als Kleider- oder Futterstoff, nach der englischen Stoff- und Modehandelsfirma Liberty (gegründet 1875 von Arthur Lasenby Liberty; LibertyBlumen PI. Stoffe dieser Firma mit sehr kleinem Blumenmuster. Liebenerit m. Ein heller Glimmer, nach dem französischen Mineralogen L. Liebener (19. Jh.).

Liptauer

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Liederjan m. (umgangssprachlich) liederlicher Mensch. Jan = Johann, f Jan und Dummerjan. Lieschen Τ Fleißiges Lieschen·, Lieschen Müller: Abwertend für die Durchschnittsfrau, die dem Durchschnittsgeschmack huldigt, bes. in Bezug auf Filme, Fernsehprogramme, Kulturveranstaltungen. Gebildet aus den sehr häufigen Namen »Liese« (Kurzform von Elisabeth) und »Müller«. Τ Schwatzliese. In Emile Zolas Roman »La Bete humaine« (1890), Band 17 des Zyklus »Les Rougon-Macquart«, benennt der Lokomotivführer Jacques Lantier seine Lokomotive mit dem weiblichen Vornamen »Lison« ( = Lieschen) und behandelt sie wie eine Geliebte. - In der »Frankfurter Rundschau« vom 1 4 . 1 1 . 0 2 mokiert sich jemand über die »Stricklieseln der 70er Jahre«. Lievrit m. Svw. Tllvait, nach dem französischen Mineralogen Claude Hugues Leliivre (1752-1835). Liguorianer m. Svw. Redemptorist, Mitglied der 1732 gegründeten, speziell in der Missionsarbeit tätigen katholischen Kongregation vom allerheiligsten Erlöser, nach ihrem Gründer, dem hl. Alfons Maria von Liguori (1696-1787). Liliputaner m. Mensch von zwerghaftem Wuchs, zu engl. Lilliputian, eigtl. = Bewohner von Lilliput, dem fiktiven Land in »Gullivers Reisen«, veröffentlicht 1726 von dem ir.-englischen Schriftsteller Jonathan Swift (1667-1745).

und Traubeneiche, deren Holz f ü r Weinbrandfässer genutzt wird; Limousinpferd n. Leichtes Reit- und Wagenpferd, aus englischen Pferden im Limousin gezüchtet; Limousin(rind) n. Im Limousin gezüchtete Hausrindrasse. Linarit m. Lasurblaues Mineral mit starkem Glasglanz, nach dem Fundort, der südspanischen Stadt Linares (Andalusien), mit Bleibergbau. Lindt (& Sprüngli) f . Bekannte schweizerische Schokoladenmarke, nach dem Berner Chocolatier Rodolphe Lindt (1855-1909), dessen Schokoladenmanufaktur von der 1845 von David Sprüngli-Schwarz und seinem Sohn Rudolf Sprüngli-Ammann (1816-97) gegründeten Schokoladenfabrik im Jahre 1899 übernommen wurde. Rodolphe Lindt entwickelte 1879 die unter der Bezeichnung »Conche« bekannt gewordene Schmelzschokolade. Lindy-Hop m. Akrobatischer Gesellschaftstanz der 40er Jahre des 20. Jh.s mit solistischen Einlagen (Weiterentwicklung des Jitterbug), gebildet aus Lindy (Kosename von Charles Lindbergh (1902-74), der 1927 den ersten Alleinflug über den Atlantik von New York nach Paris durchführte) + engl, to hop = hüpfen, springen. Linktrainer m. Flugsimulator für die Pilotenschulung am Boden, nach dem amerikanischen Konstrukteur Edwin Albert Link (1904-81).

Limburger m. Deftige Weichkäsesorte in Stangen- oder Backsteinform, nach der belgischen Provinz Limburg, wo er ursprünglich hergestellt wurde.

Linneit m. Rötlich-silberweißes bis stahlgraues Mineral mit Metallglanz, nach dem schwedischen Naturforscher Carl von ϋηηέ (1707-78).

Limburgit m. Ein dunkles, basaltähnliches Ergußgestein, nach der Limburg bei Sasbach (Kaiserstuhl).

Linux n. (EDV) Alternative Shareware (spezielle Kategorie von Software) des Betriebssystems U N I X , nach dem Finnen Linus Torvalds, der 1991 als Informatikstudent das erste Linux-Fragment zur Weiterentwicklung anbot.

Limerick m. Volkstümliches, fünfzeiliges Gedicht von ironischem oder grotesk-komischem Inhalt, nach der irischen Stadt Limerick. Die Gedichtart soll so benannt worden sein, weil bei Festen nach jeder Strophe des von einem Teilnehmer improvisierten Gedichtes der Kehrreim »Will you come up to Limerick« gesungen wurde. Limosiner Email η. Mittelalterliche (seit dem 12. Jh.), in Limoges (Stadt in der Region Limousin) hergestellte Emailarbeiten, vom 15. bis 17. Jh. im sog. Maleremail, in deren Bemalung sich u.a. Leonard Limo(u)sin (um 1505-um 1576) hervortat; Limousine/ Personenwagen mit geschlossenem, festem Verdeck, auch für solche mit Stufenheck und vier Türen (firanzös. limousine), ursprünglich ein weiter Schutzmantel der Fuhrleute aus der französischen Region Limousin, übertragen auf das feste Verdeck des Wagens. Diese historische Region im nordwestlichen Zentralmassiv ist auch Bestimmungsort einiger Zusammensetzungen: Limousineiche/ im Limousin wachsende Stiel-

Liparit m. Ein junges (tertiäres) Ergußgestein, nach Lipari, der größten der vulkanischen Liparischen Inseln, nordöstlich von Sizilien (Italien). Latein. Liparae, griech. Lipara. Lipizzaner m. Edles Warmblutpferd (meist Schimmel), nach dem Gestüt Lipizza (Lipica) bei Triest (Slowenien). Pferde der Spanischen Hofreitschule in Wien. Lipsi m. Gesellschaftstanz der 60er Jahre des 20. Jh.s in der ehemaligen D D R , nach Lipsia, dem neulateinischen Namen der Stadt Leipzig (Sachsen). Deren Name ist sorbischer Herkunft und bedeutet svw. »Ort, wo Linden wachsen«. Liptauer m. Quarkartiger Käse aus Schafsmilch, nach dem ersten Herstellungsgebiet Liptau, einer Talschaft der oberen Waag (mittlere Slowakei), slowak. Liptov, ungar. Liptö.

Listeria

Listeria/ Krankheitserregende Stäbchenbakterie, nach dem englischen Chirurgen Joseph Baron Lister (1827-1912). Er gilt als Begründer der antiseptischen Wundbehandlung. Litewka / Früherer bequemer, weicher, hochgeschlossener Uniformrock mit verdeckter Knopfleiste und Steh- oder Umlegekragen aus robustem Wollstoff, dann (veraltet) schlichte Joppe. Eigtl. = der Litauische (poln. litewska, zu Litwa = Litauen, litewski = litauisch). ΤLituanistik. Litfaßsäule / Freistehende, tonnenförmige Säule, an die Werbeplakate, Bekanntmachungen u.ä. geklebt werden, nach dem deutschen Drucker Ernst Litfaß (1816-74), der am 1. Juli 1855 als erster, zusammen mit dem Zirkusdirektor Renz, solche Säulen in Berlin errichten ließ. »Litfaß« ist ein sog. Übername (Scherz-, Spitzname) f ü r einen Obstweinhändler (mhd. lit = Obstwein). Littreitis/ (bei Gonorrhö) Entzündung der Schleimdrüsen der Harnröhre, nach dem französischen Chirurgen Alexis Littre (1685-1725). Lituanistik/ Wissenschaft von der litauischen Sprache und Literatur, zu neulatein. Lituania = Litauen. Τ Litewka. Livingstonit m. Schwärzliches bis bleigraues Mineral mit Diamant- bis Metallglanz, svw. Spießglanz, nach dem englischen Missionar und Afrikaforscher David Livingstone (1813-73). Livonese m. Russische Silbermünze in den baltischen Provinzen (1757), zu russ. Livonija = Livland (ehemalige russische Provinz auf dem Gebiet des heutigen Estland und Lettland, ursprünglich bewohnt von dem Volksstamm der finnischen Liven) + -ese (griech.-latein. Endung -esis). Lloyd Name von Schiffsversicherungen und Schifffahrtsgesellschaften (auch in Ländern außerhalb Englands), nach dem Besitzer eines Londoner Kaffeehauses in der Lombard Street (nach anderen in der Tower Street) namens Edward Lloyd (gest. 1713). Hier trafen sich Schiffs- und Versicherungsinteressenten, u m ihre Geschäfte abzuschließen. Lobelie / Gattung der Glockenblumengewächse mit vielen Arten (darunter einige Zierpflanzen), nach dem niederländischen Botaniker Matthias de l'Obel (1538-1616), latinisiert Lobelius, einem bekannten Kräuterbuchautor. Lolita / Ziemlich junges, sexuell attraktives Mädchen, eine sog. Kindfrau, nach der Titelgestalt eines Romans des amerikanischen Schriftstellers russischer Herkunft Vladimir Nabokov (1899-1977), erschienen 1955, dt. 1959. Der spanische Name »Lolita« ist Koseform von »Lola«, das wiederum Koseform von Dolores oder Carlota ist.

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Löllingit m. Grünlich- bis silberweißes, grau anlaufendes Mineral mit Metallglanz, nach dem Fundort Lolling in Kärnten (Österreich). Lollo m. Frühere saloppe scherzhafte Bezeichnung für eine üppige weibliche Brust, nach der italienischen Filmschauspielerin Gina Lollobrigida (geb. 1927, nach anderen 1928). Lombard m. Gewährung eines kurzfristigen Darlehens gegen Verpfändung leicht veräußerlicher Werte. Die ältere Bedeutung (seit dem 17. Jh.) war »Leihbank, -haus«, von französ. lombard, gekürzt aus maison de Lombard = Haus eines Lombarden, d.h. eines Italieners aus der Lombardei, die in Geldgeschäften führend waren. Der Bezeichnung liegt der Name des germanischen Volksstammes der Langobarden zugrunde, der »Langbärtigen«, die in der Völkerwanderungszeit dort seßhaft wurden. Longshankultur/ Jungsteinzeitliche Kulturstufe in Ostchina, Schwarzkeramikkultur, nach der Landschaft Longshan am Unterlauf des Hwangho. Lonsdaleit m. Honiggelbes Mineral mit Diamantglanz, gefunden in einem Meteoriten im Canyon Diablo, einer Felsschlucht in Nordarizona (USA), nach der englischen Kristallographin Kathleen Lonsdale (1903-71). Lorette / Prostituierte im Paris des 19. Jh.s (französ. lorette), nach der Kirche Notre-Dame de Lorette, gelegen im damaligen Prostituiertenviertel. Der Name der Kirche gehört zu Loreto, einer italienischen Stadt in der Provinz Ancona, einem bedeutenden Wallfahrtsort mit der Santa Casa, dem Haus der hl. Familie, flauretanisch. Lori fLure; Loristan TLuristan. lormen sw. V. Mit Hilfe des von dem Taubblinden Hieronymus Lorm (1821-1902) erfundenen Tastalphabets mit taubblinden Menschen kommunizieren. Für jeden Buchstaben gibt es Berührungspunkte auf den Fingern und in der Handinnenfläche. Lorm hieß eigentlich Heinrich Landesmann und war ein österreichischer Schriftsteller, der aus Nikolsburg in Südmähren stammte (heute: tschech. Mikulov). Louis m. Französische Form von Ludwig. Der Name wurde in der Gaunersprache (vornehmlich Berlins) zur Gattungsbezeichnung für den Zuhälter, entsprechend Lude aus Ludwig. Zur Übernahme des französischen Namens trug sicher der Umstand bei, daß einige französische Könige mit Namen Louis wegen ihrer Mätressen berüchtigt waren. - Im Namen der früheren französischen Goldmünze »Louisdor« (eigtl. »ein Ludwig aus Gold«) steckt Ludwig XIII. (1601-43), unter dem sie erstmals geprägt wurde. Vier französische Könige mit Namen Louis haben ihren Namen den Kunststilen ihrer Epoche gegeben:

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Louis-treize (XIII., 1601-43) dem Übergang von der Renaissance zum Barock; Louis-quatorze (XIV., 1638-1715) dem Stil der französischen Klassik; Louisquinze (XV., 1710-74) dem Rokokostil und schließlich Louis-seize (XVI., 1754-93) dem Frühklassizismus. Zur »Louisette« t Guillotine. - Auch einige geographische Namen enthalten den Namen Louis, so Louisville in Kentucky (zu Ehren Ludwigs XVI.) oder Louisiana, Bundesstaat der USA (nach der früheren französischen Kronkolonie Louisiane, die der französische Seefahrer und Entdecker Reni Robert Cavelier de La Salle (1643-87, ermordet) zu Ehren Ludwigs XIV. so genannt hatte. Luddismus m. Maschinenstürmerei im 18./19. Jh., Zerstörung von Maschinen, die als Ursache der Arbeitslosigkeit und der Verelendung des Proletariats angesehen wurden, angeblich nach einem Arbeiter (Lehrburschen) aus den Midlands namens Ned Ludd, der 1812 aus Wut über seinen Lehrherrn, der ihn geschlagen hatte, mit dem Hammer auf einen Webstuhl losgegangen war. Damit trat er eine Lawine los. Die Arbeiter, die sich in der Folge 1812/13 gegen die Spinnereibesitzer und das damalige Fabriksystem erhoben, wurden nach ihm Ludditen genannt. 17 ihrer Anführer wurden gehängt. Lude τ Louis. Ludolfsche Zahl, Ludolf-Zahl (auch: Ludolphsche

Zahl, Ludolph-Zahl) f . die Zahl Pi (π), nach dem deutsch-niederländischen Mathematiker Ludolph van Ceulen (1540-1610), der 1596 die Kreiszahl auf 20, später auf 32 und 36 Stellen berechnete. Luise f . In der Fügung: Gute Luise (eine Tafel- und Wirtschaftsbirne), voller Name: Gute Luise von Avranches (Stadt an der Bucht von Mont-Saint-Michel, Dep. de la Manche, Frankreich). Lehnübersetzung von französ. louise-bonne, Bonne Louise (d'Avranche). Die Züchtung entstand 1788. Luitpold Τ Prinzregent Luitpold Lukas m. Auf Jahrmärkten aufgestellter Apparat, mit dem jemandes Kraft gemessen werden kann. Warum dieser Kraftmesser »Lukas« genannt wurde, ist nicht geklärt (weiteres bei R. Köster, Redensarten, DudenTaschenbuch, 1999, S. 91-93). lukullisch Adj. (von einem Essen) üppig, schlemmerhaft, mit erlesenen Speisen, nach dem römischen Feldherrn Lucullus (etwa 117-56 v. Chr.). Der reichste Grundbesitzer seiner Zeit, der prachtvolle Villen mit Bibliotheken, Fischteichen, Tiergärten und Obstanlagen besaß und Wissenschaft und Kunst förderte, führte ein verschwenderisches Leben. Seinen Reichtum hatte er im Osten des Römischen Reiches durch Betrug, Erpressung und Raubzüge erworben.

lumbecken sw. V. Bücher durch Aneinanderkleben der einzelnen Blätter und Bogen binden, nach dem deutschen Techniker Ernst Lumbeck (1886-1979). Das Verfahren heißt Lumbeck-Verfahren. Lungshankultur TLongshankultur. Lupembien n. Älteste Kultur der subsaharischen Mittelsteinzeit in West- und Zentralafrika (von etwa 40000 bis 12000 v.Chr.), nach dem Ort Lupemba in der Provinz Shaba (Demokratische Republik Kongo). Lure (Luri, Lori) m. Kleingemusterter, oft blaugrundiger Teppich, nach dem Volksstamm der Luren in Westiran; Luristan m. Blau- oder rotgrundiger Teppich mit einem oder zwei Medaillons als Muster, nach dem westiranischen Bergland Luristan mit dem Volksstamm der Luren. Lusakit m. Sehr seltenes, tafeliges schwarzes Mineral, nach dem afrikanischen Fundort bei Lusaka, der Hauptstadt von Sambia. Diese hat ihren Namen von dem Häupüing Lusaaka, der seinen Kral an der Stelle der heutigen Stadt errichtet hatte. Lusitanistik/ Wissenschaft von der portugiesischen bzw. brasilianischen Sprache und Literatur, nach latein. Lusitania = Portugal. Seine Bewohner, die Lusitanier, waren Keltiberer, die später romanisiert wurden. Der Name ist iberischer Herkunft. Lutetium n. Chemisches Element, ein Seltenerdmetall, nach latein. Lutetia (Lutecia) = Paris, benannt durch den französischen Chemiker Georges Urbain (1872-1938), der in Paris geboren wurde, an der Sorbonne lehrte und 1907 das Element entdeckte. Τ Cassiopeium. Lutheraner m. Anhänger Luthers; Angehöriger der ev.luth. Kirche, nach dem deutschen Reformator Martin Luther (1483-1546); Lutherrose/ Das Wappenbild Luthers, eine gefüllte weiße Rose, belegt mit einem roten Herzen und einem schwarzen Kranz, von Luther selbst gestaltet, der die Rose als »Merkzeichen seiner Theologie« verstanden wissen wollte, t Rosenkreuzer. Lutz m. Ein bestimmter Kürsprung im Eis- und Rollkunstlauf, nach dem österreichischen Kunstläufer Alois Lutz (1899-1918). Lyddit n. Ein Sprengstoff, nach der englischen Stadt Lydd, südwestlich von Folkestone (Kent), in dessen Umgebung er erstmals (1888) getestet wurde. Lydit m. Schwarzer Kiesel, Wetzschiefer, der dem Erkennen der Echtheit von Gold- und Silberlegierungen diente, nach dem Volk der Lydier (Kleinasien), die ihn schon in der Antike dazu benutzten (latein. lapis Lydius).

Lymekrankheit Lymekrankheit f . Durch ein Borrelienbakterium hervorgerufene Erkrankung der großen Gelenke, bes. des Kniegelenks, nach dem Ort Lyme in Connecticut (USA), wo sie 1975 zuerst diagnostiziert wurde. Svw. Borreliose. lynchen sw. V. (Lynchjustiz) Jemanden ohne Gerichtsurteil f ü r ein reales oder angenommenes Verbrechen mißhandeln oder töten. Seit 1841 im Deutschen bezeugt, entlehnt aus engl.-amerikan. to lynch (lynch law). Das Wort soll sich auf den amerikanischen Friedensrichter Charles Lynch (1736-96) aus Virginia beziehen, der willkürlich Recht gesprochen haben soll. Aber auch ein Captain William Lynch (1742-1820) aus Pittsylvania in Virginia wird dafür

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verantwortlich gemacht. Selbst ein irischer Bürgermeister von Galway aus dem 15. Jh., James Lynch, soll der Urheber gewesen sein. Lyoner / Rosa Brühwurst aus gepökeltem Schweinefleisch, nach der französischen Stadt Lyon, wo sie wohl ursprünglich hergestellt wurde. Lyzeum n. 1. (veraltet) höhere Schule für Mädchen. 2. (schweizer.) Oberstufe eines Gymnasiums. Nach dem Lykeion, einer Lehrstätte (Gymnasion) etwas außerhalb des alten Athen, die dem Apollon Lykeios geweiht war, dem »Wolfstöter« (zu griech. lykos = Wolf). In diesem Beinamen spiegelt sich die unheilabwehrende Funktion des Gottes.

Mäander m. ι. Eine der vielen Schlingen, die ein gewundener Bach- oder Flußlauf bildet. 2. Bandförmiges Ornament. Aus latein. maeander, griech. maiandros = Krümmung, Windung, nach dem Fluß Maiandros (heute: Menderes) in Westanatolien, der südlich der Insel Samos ins Ägäische Meer mündet und in vielen Schleifen verläuft. Das Ornamentband ist ein uraltes Schmuckmotiv, das schon in vorgeschichtlicher Zeit auftritt; dazu das sw. Verb »mäandern, mäandrieren«, konkret und übertragen gebraucht. Maccabi TMakkabi. Mach n. Bezeichnung für das Verhältnis der Geschwindigkeit eines Flugkörpers zur Schallgeschwindigkeit, nach dem österreichischen Physiker, Psychologen und Philosophen Ernst Mach (1838-1916). MachiaveHismus m. Lehre und Praxis der Politik, die dieser den Vorrang vor der Moral geben; durch keine moralischen Bedenken gehemmte Machtpolitik, nach dem florentinischen Schriftsteller und Politiker Niccolö Machiavelli (1469-1527), der dies vertrat. Τ Antimachiavell. Mac(k)intosh m. Regenmantel aus mit Kautschuk imprägniertem und beschichtetem Baumwollstoff, nach dem schottischen Chemiker Charles Macintosh (1766-1843), der ihn fabrikmäßig herstellte. Die Schreibung schwankt auch im Englischen. Macleaya f . Ostasiatische Mohnpflanze, Federmohn (Zierstrauch), von dem englischen Botaniker Robert Browne (1773-1858) benannt nach A. Macleay, dem Londoner Sekretär der Linni-Gesellschaft (1767-1848). Madapolam m. Glatter Baumwollstoff für Wäsche, nach dem Namen einer Vorstadt der indischen Stadt Narsapur im Unionsstaat Tamil Nadu (Südindien). Made in Germany (von deutschen Exportwaren) hergestellt in Deutschland. Ursprünglich 1887 von Großbritannien im Merchandise Marks Act vorgeschriebene Kennzeichnung für aus Deutschland eingeführte Waren zum Schutz der heimischen Industrie. Seitdem von anderen Staaten mit ihrem Namen übernommene Warenkennzeichnung.

Μ

Madeira m. Süßwein, nach der portugiesischen Insel Madeira im Atlantik, deren Name auf span.-portugies. madera = Holz zurückgeht, wegen der einst die Insel bedeckenden großen Wälder, die im 15. Jh. gerodet wurden. Madison m. Mode- und GeseUschafts(gruppen)tanz der 1960er Jahre, nach dem Namen des 4. Präsidenten der USA, James Madison (1751-1836). Die Tanzteilnehmer stehen nebeneinander, während der »Leader« Tanzschritte ausruft, die durch die jeweiligen Buchstaben des Namens »Madison« angekündigt werden. - Ein Fluß, Berge und eine Anzahl Kreise und Orte in Amerika tragen den Namen des Präsidenten.

madjarisieren sw. V. ungarisch machen, gestalten, zu ungar. magyar = Ungar, ungarisch, -gy- wird im Ungarischen wie -dj- gesprochen. Madras m. Ursprünglich (Biedermeierzeit) ein gemustertes Halbseidengewebe, heute meist ein Baumwollgewebe mit Karomuster bes. für die Freizeitkleidung, nach der südindischen Stadt Madras, der Hauptstadt des Unionsstaates Tamil Nadu, Ausfuhrhafen für Baumwolle. MadurafuB m. Im Orient auftretende Fußkrankheit barfuß gehender Eingeborener mit Knotenbildung und chronischen Geschwüren, die durch verschiedene Pilzarten hervorgerufen wird, nach der südindischen Stadt Madura (heute: Madurai) im Unionsstaat Tamil Nadu. Magdalenien n. Kulturstufe der jüngsten Altsteinzeit, nach dem französischen Fundort, dem Abri (Höhle) La Madeleine südwestlich von Tursac (Dep. Dordogne). Magenta(rot) n. Anilinrot, ein purpurroter Teerfarbstoff (Fuchsin), der 1859 entdeckt wurde, nach dem italienischen Ort Magenta (Lombardei), wo am 4. Juni 1859 eine Schlacht zwischen französischen und österreichischen Truppen stattfand, in der die Österreicher unterlagen. Der Name wurde nicht gewählt wegen des vielen vergossenen (roten) Soldatenblutes, sondern unter dem Eindruck der wichtigen Schlacht (zusammen mit der von Solferino am 24. Juni), infolge deren die Österreicher die Lombardei räumen mußten. Τ Marengo.

Maggi

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Maggi η. Eine flüssige, dunkelbraune Suppen- und Soßenwürze, die 1887 von Julius Maggi (1846-1912), einem schweizerischen Industriellen italienischer Herkunft, »erfunden« wurde. Sie ist heute noch ein Markenartikel. Das Küchenkraut Liebstöckel, das einen maggiähnlichen Geruch hat, heißt deshalb ganz folgerichtig - in der Schweiz auch »Maggikraut«. Der deutsche Dichter Frank Wedekind (1864-1918) verfaßte als 22-jähriger rund 100 Werbesprüche fiir Maggi-Erzeugnisse (Gutknecht, Pustekuchen S. 148). Maginotlinie/ Ehemaliges französisches Befestigungssystem an der Nordostgrenze Frankreichs, nach dem französischen Politiker Andre Maginot (1877-1932).

aus latein. Maius, das wohl nach einem italischen Gott Maius, dem Förderer des Wachstums, benannt ist, verwandt mit latein. maior = größer. Majolika f . Italienische Bezeichnung für feine Tonwaren (/Fayence), die im 17. Jh. ins Deutsche entlehnt wurde. Italien, maiolica (aus älterem maiorica) ist nach der Insel Mallorca benannt, die heute italienisch Maiorca heißt. »Mallorca« ist die »größere« (latein. maior = größer), »Menorca« die »kleinere« Insel (latein. minor = kleiner). Über Mallorca kamen im 15. Jh. die feinen spanisch-arabischen Tonwaren nach Italien. Majonäse Τ Mayonnaise.

Magiemosekultur / Früheste Kultur der mittleren Steinzeit im nördlichen Europa, nach dem großen Sumpfgebiet Magie Mose an der dänischen Fundstelle Mullerup.

Majorana-Effekt m. Magnetooptischer Effekt, Doppelbrechung kolloidaler Lösungen im Magnetfeld, nach dem italienischen Physiker Quirino Majorana

Magnesia f . Beim Verbrennen von Τ Magnesium entstehendes lockeres, weißliches Pulver, das ζ. B. beim Geräteturnen zum Händetrocknen verwendet wird, nach der Ähnlichkeit mit dem Magneteisenstein oder nach der Beobachtung, daß das Pulver genauso an den Lippen hängen bleibt wie Eisen am Magneteisenstein. Mittellatein, magnesia aus griech. magnesie (lithos) = Magneteisenstein (f Magnet); Magnesium n. Glänzendes Leichtmetall, das sich bei Erhitzung entzündet und mit blendendhellem Licht verbrennt, zu Magnesia, weil es daraus gewonnen wurde; Magnet m. Weiches Eisen anziehendes und festhaltendes Material. Mhd. magnet, magnes ist von latein.-griech. magnes = Magneteisenstein übernommen, wohl eigentlich Stein aus Magnesia, einer Stadt in Kleinasien, die in einem Gebiet mit reichem Vorkommen von natürlichem Magneteisenstein lag. Andere verbinden das Wort mit der thessalischen Landschaft Magnesia.

Makadam m. od. n. Straßenbelag mit Hohlräumen, früher aus verschiedenen Schichten von Steinschlag, heute mit Asphalt und Teer, nach dem schottischen Straßenbauingenieur John M. McAdam (Macadam, 1756-1836). Die Tätigkeit nannte man makadamisieren sw.V. (engl, macadamize).

Magnolie / Mit rund 80 Arten vertretene Baum- oder Strauchgattung. Der Name wurde 1703 von dem französischen Botaniker Charles Plumier zu Ehren des französischen Botanikers Pierre Magnol (1638-1715) vorgeschlagen.

Makkabi Name jüdischer Sportvereinigungen, nach dem jüdischen Volkshelden Judas Makkabäus (hebr. Juda Makkabi = Hammerschwinger, hebr. maqqabay = mein Hammer oder hammerartig), der in der nach ihm benannten makkabäischen Erhebung gegen seleuzidische Unterdrückung kämpfte (2. Jh. v. Chr.), Makkabiade f . In vierjährigem Zyklus (jeweils ein Jahr nach den Olympischen Spielen) stattfindender jüdischer sportlicher Wettkampf.

Magnuseffekt m. 1852 entdeckte Wirbelerscheinung an einem in einer Strömung rotierenden Zylinder, nach dem deutschen Chemiker und Physiker Heinrich Gustav Magnus (1802-70). Mahal m. Grober bis mittelfeiner iranischer Teppich, nach dem Herstellungsgebiet Mahallat. Mahonie f . Zierstrauch mit gelben Blüten und meist blauen Früchten, nach dem amerikanischen Gärtner und Botaniker Bernard MacMahon (1775-1816). Mai m. 5. Monat des Jahres (mhd. meie, ahd. meio, die gekürzte Form mei seit dem 15. Jh.). Übernommen

(1871-1952)·

Makao n. Glücksspiel mit Würfeln und Karten, nach der ehemaligen portugiesischen Kolonie Macao (portugies. Macäu) an der Südküste Chinas, einem Drogen-, Schmuggel- und Glücksspielzentrum, 1999 an China zurückgegeben. Makartbukett n., -strauB m. Dekorativer Strauß, nach dem österreichischen Maler Hans Makart (1840-84), der in der 2. Hälfte des 19. Jh.s diesen aus Binsen, Schilfkolben, Gräsern, getrockneten Blumen und Fächerpalmzweigen gebundenen Strauß als Ausstattungsstück und Salonschmuck populär machte.

Mako n. Ägyptische Baumwolle mit langen, gelblichen, leicht glänzenden Fasern; Gewebe aus Mako, nach dem Hauptförderer des ägyptischen Baumwollanbaus im 19. Jh. Mako (Maho) Bei (um 1820). Makuba m. Feiner Schnupftabak mit Rosen- oder Veilchengeruch, nach einem Bezirk der Antilleninsel Martinique (französ. macouba). Der Tabakanbau spielt heute keine Rolle mehr.

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Malaga m. Süßwein aus der spanischen Provinz Mälaga (südspanische Mittelmeerküste); Malagueüa f . Spanisches Tanzlied (span, malaguena = weibliche Form zu dem Adjektiv malagueno = aus Malaga stammend).

Manichäer

legt wurde, da Rhodos 1523 von den Türken besetzt worden war. 2. Schoßhund mit weißem, langhaarigem Fell, Varietät des Bichon (?Bologneser). Manche halten nicht Malta, sondern die dalmatinische Insel Melitaea (italien. Meleda, serbokroat. Mljet) für das Ursprungsgebiet.

Malamok m. Das einfache Besatzungsmitglied auf den von den Τ Caphorniers befehligten großen Frachtseg- Malthusianismus m. Wirtschafts- und bevölkerungslern, nach dem gegenüber dem Sturmvogel Albatros politische Lehre, die auf Grund der theoretischen (der als Emblem und Ehrentitel den Caphorniers Erkenntnisse des englischen Nationalökonomen und vorbehalten war) etwas kleineren Malamok. Sozialphilosophen Thomas Robert Malthus (1766-1834) für eine Regelung und Beschränkung der Malamut m. Aus Alaska stammende SchlittenhundGeburten eintritt, weil die Bevölkerung tendenziell rasse, nach dem Eskimostamm der malemuts. »Malaschneller zunehme als die Produktion von Nahmut« ist Variante von »Malemut«. rungsmitteln. Maldonit m. Silberweißes, grünlich anlaufendes MineMalvasier m. Likörartiger, süßer, schwerer Weißwein. ral mit Metallglanz, Wismutgold, nach der MaldonZur Herkunft / Malmsey. Auch Bezeichnung einer alMine in Victoria (Australien). ten Birnensorte (Malvesierbirne). MaledivennuB rSeychellennuß. Mameluck(en)ärmel m. Langer, durch Zierbänder in Malikiten PL Eine Schulrichtung der islamischen eine Reihe von Puffen geteilter Ärmel (etwa 1810-18 Gesetzeslehre, die nach Malik Ibn Anas (um 710-795) in Mode). Der Zusammenhang ist unklar, vielleicht benannt ist. fHanbaliten, Hanefiten, Schafiiten. dachte man, die Mamelucken trügen Kleidungsstücke mit solchen Ärmeln. Napoleon, der 1798 bei den Malimo f . Maschine zur Herstellung von Stoffen, bei ägyptischen Pyramiden die Mameluckengarde beder die Techniken des Webens, Nähens und Wirkens siegte, hatte sogar einen dieser Soldaten in seinen kombiniert sind; das auf einer solchen Maschine herpersönlichen Dienst gestellt. Arab, mamluk = Sklave; gestellte Gewebe. Ein Kunstwort, zusammengesetzt die Mamelucken waren ursprünglich Söldner islamiaus den Anfangsbuchstaben des Familiennamens des scher Herrscher. 1811 ließ der osmanische Statthalter Erfinders, des Textilingenieurs Heinrich Mauersberin Ägypten, Mehmet Ali, die letzten Mameluckenger (1909-82), des Stadtnamens Limmbach-Oberbeis in der Zitadelle von Kairo erschießen. firohna (westlich von Chemnitz) und der Stofifbezeichnung Molton. Malines PL Klöppelspitzen mit Blumenmuster, nach dem französischen Namen (Malines) der belgischen Stadt Mecheln (Mechelner Spitzen); Malinois m. Kurzhaarige belgische Schäferhundrasse aus Malines. Mallardit m. Blaßrosafarbenes Mineral, nach dem französischen Kristallographen Ernest Mallard (1833-94). Malmsey m. Englische Bezeichnung für die weiße Rebsorte Malvasia und die aus ihr hergestellte Variante des Madeiras, svw. Malvasier, nach dem Ort Malvasia im Südosten des Peloponnes, dem italienischen Namen des heutigen Ortes Monemvassia. Maipighiengewächse PL Familie der Rautenpflanzen in den Tropen bes. Südamerikas, nach dem italienischen Arzt, Anatomen und Botaniker Marcello Malpighi (1628-94). Maltafieber n. Mittelmeerfieber; fieberhafte, dem Typhus ähnliche Erkrankung (latein. febris melitensis = maltesisches Fieber), nach dem Inselstaat im Mittelmeer; Malteser m. 1. So nannten sich die Mitglieder des Johanniterordens (/ Johanniter), als 1530 ihr Ordenssitz von Rhodos nach der Insel Malta ver-

Mampe m. Bekannte Spirituosenmarke (mit einem Elefanten als Emblem), nach dem Geh. Sanitätsrat Dr. Carl Mampe (gest. 1899) aus Pommern, der 1852 das Unternehmen gründete. Manchester (Manschester) m. Kräftiger Rippensamt, nach dem ersten Herstellungsort, der englischen Textilstadt Manchester in Lancashire; Manchestertum n. Radikaler wirtschaftspolitischer Liberalismus, der jeden staatlichen Eingriff ablehnte. Die englische Stadt war im 19. Jh. ein Zentrum dieser Anschauung. Mangaben Pl. Gattung der Meerkatzen mit langem, gebogenem Balancierschwanz (engl, mangabey), nach Mangaby, einem Landstrich auf Madagaskar. Mangold m. Spinatähnliches Gemüse (mhd. manegolt). Diese Form stimmt mit dem ahd. Personennamen Managold lautlich überein (dessen Bedeutung svw. »Vielherrscher«); ob jedoch ein Zusammenhang besteht, ist nicht geklärt. An und für sich sind von Personennamen abgeleitete Pflanzennamen nicht selten. Manichäismus m. Dualistische Weltreligion (eine gnostische Erlösungslehre), nach ihrem babylonischen Stifter iranischer Herkunft Mani (Manes, Manichaios; 216-277); Manichäer m. 1. Anhänger des

Manilahanf Manichäismus. 2. (salopp scherzhaft, wegen der Lautähnlichkeit mit »mahnen«) dem Schuldner durch häufiges Mahnen lästig fallender Gläubiger. Manilahanf m. Hartfaser einer philippinischen Faserpflanze von besonderer Reißfestigkeit, nach Manila, Hauptstadt der Philippinen und Ausfuhrhafen. manoli Adv. (umgangssprachlich veraltet, bes. berlin., um 1890 aufgekommen) nicht ganz normal, verrückt, nach der früheren Zigarettenmarke und ihrer Lichtreklame, deren kreisende Bewegung mit der Handbewegung verglichen wird, mit der man andeutet, daß jemand nicht ganz normal ist. Das Wort ist zusammengesetzt aus der Anfangssilbe des Herstellernamens Mandelbaum und der Ehefrau Oli. Mansarde f . Zimmer im Dachgeschoß. Im 18. Jh., zuerst in der Bedeutung »Mansarddach, Mansarddachraum«, übernommen aus französ. mansarde. Nach dem französischen Baumeister Jules HardouinMansart (1646-1708) und dessen Großonkel F r a n c i s Mansart (1598-1666), die diese Dachkonstruktion häufig anwandten, aber nicht als Erfinder gelten dürfen. Manschester /Manchester. Manuelstil (Manuelinischer Stil) f Emanuelstil. Manuldruck m. Ein Übertragungsdruckverfahren zur Wiedergabe von Strichzeichnungen oder bereits gedruckten Texten im Offsetdruck ohne Verwendung der ursprünglichen Druckformen, nach dem Erfinder Max Ulimann (1865-1941) durch Umstellung der zwei Familiennamensilben (Matt-ul). Maoismus m. Chinesische Variante des MarxismusLeninismus, nach dem Vorsitzenden der chinesischen Kommunistischen Partei Mao Tse-tung (1893-1976). Maranta f . Gattung der Pfeilwurzgewächse, insbes. die Art Pfeilwurz, nach dem venezianischen Arzt und Botaniker Bartolommeo Maranta (1500-71). Marathonlauf m. Langstreckenlauf über 42,2 km (olympische Disziplin seit 1896), nach dem griechischen Ort Marathon, von dem aus ein Läufer die Nachricht vom Sieg der Griechen über die Perser (490 v.Chr.) nach Athen gebracht haben soll. Als Wortbildungselemente (als Bestimmungs- oder Grundwort) drücken Marathon- und -marathon etwas überlang Dauerndes und Anstrengendes aus, z.B. MarathonprozeS tri., Sitzungsmarathon n. Maravedi m. Eine alte spanische Münze, die als eine vom Herrschergeschlecht der Almoraviden, den Führern einer berberischen politisch-religiösen Reformbewegung, erstmals 1087 geprägte Goldmünze begann und Mitte des 19. Jh.s als Kupfermünze endete. Italien, maravedi(no), (auch:) marabottino.

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Der Name der moslemischen Dynastie beruht auf arab. muräbitün = Einsiedler (ursprünglich eine islamische Gruppe in Nordafrika, die fromme Übungen mit kriegerischen Vorbereitungen verband und aus der die Al-Murabitun, die Almoraviden hervorgingen). Marcioniten PI. Eine bedeutende christlich-gnostische Sekte des 2. bis 4. Jh.s, die das Alte Testament nicht anerkannte, nach ihrem Gründer Marcion (um 85-um 160). Marconi-Antenne f . Einfache Form einer geerdeten Sende- und Empfangsantenne, nach dem italienischen Ingenieur und Physiker Guglielmo Marchese Marconi (1874-1937). Marechal-Niel-Rose

rMarschall-Niel-Rose.

Marengo m. Graumelierter Kammgarnstoff für Mäntel, Kostüme u.a., Phantasiebezeichnung, nach dem oberitalienischen Ort Marengo (heute zu Alessandria). Der Name des Schlachtenortes, wo Napoleon im Jahre 1800 die Österreicher besiegte, diente auch zur Bezeichnung anderer Dinge: (Masthuhn) Marengo als Bezeichnung eines Gerichts; marengo Adj. grau oder braun mit weißen Pünktchen oder Fädchen als Farbbezeichnung. / Magenta. Margaretenblume f . Volkstümliche Bezeichnung der Margerite, die mit dem weiblichen Vornamen verbunden wird. Beide Namen gehen auf griech. margarites = Perle zurück. Margherita Τ Pizza Margherita. Marialith m. Weißes bis graues Mineral, nach Maria vom Rath, der Frau des deutschen Mineralogen Gerhard vom Rath (1830-88). »Maria« ist ein aus der Bibel übernommener weiblicher Vorname (hebr.-aramäisch Mirjam). Die Bedeutung ist nicht geklärt. Marianisten PI. 1817 in Frankreich von GuillaumeJoseph Chaminade (1761-1850) gegründete Kongregation (Societas Mariae, Gesellschaft Mariens, Marienbrüder, Fr£res de la societi de Marie), nach Maria, der Mutter Jesu, f Marialith, Maristen. Marianne / Meist mit der Jakobinermütze dargestellte Frauengestalt als Sinnbild Frankreichs, nach dem Namen der republikanischen Geheimgesellschaft in Frankreich während der Restauration und des Bürgerkönigtums. Doppelname aus Maria und Anna. Der Geheimname (in älterer Schreibung: Mariane) soll jedoch auf den Namen des spanischen Schriftstellers Juan de Mariana (1536-1624) zurückgehen, dessen Werk »De rege et regio institutione« Ravaillac nach der Lektüre bewog, den französischen König Heinrich IV. zu ermorden. Mariaviten PL Romfireie katholische Sekte in Polen, die in sozialer Arbeit das Leben (latein. vita = Leben)

Marseillaise

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Marias nachahmen will (19./20. Jh.). Marienblümchen n. Anderer Name für Gänseblümchen. Nach einer christlichen Legende erwuchsen die Blümchen aus den Tränen, die Maria, die Mutter Jesu, auf der Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten vergoß; Marienmandel f . Stilisierte Mandel als Einrahmung von Maria und dem Jesuskind (Mandorla). Marienmünze f . Historische Münze mit der Darstellung der hl. Maria als einer der wichtigsten christlichen Heiligengestalten. Ihre Prägungen fanden weite Verbreitung vom 9. bis zum 20. Jahrhundert (zuletzt in Österreich mit der Madonna von Mariazell und in Ungarn). Marihuana n. Die aus dem Amerikanischen übernommene Drogenbezeichnung soll aus der Verbindung der zwei spanischen weiblichen Vornamen »Maria« und »Juana« entstanden sein. Der Vergleich ist nicht so weit hergeholt, da die Droge aus den Blütenständen des weiblichen indischen Hanfs hergestellt wird. Das Wort ist spanisch-mexikanischen Ursprungs. Andere stellen es zu Mariguana (eine Bahama-Insel). Marille f . (bes. Österreich.) Aprikose. Im 17. Jh. über italienische Vermittlung (armellino) ins Süddeutsche gelangt. Das Wort geht vermutlich - was schon Moritz Heyne (Grimm, Dt. Wbch.) annahm - auf eine frühe Entstellung von latein. armeniacum (pomum) = Aprikose zurück, eigtl. = armenischer Apfel, zu latein. Armenia = Armenien. Marinismus m. Übergangsphase der Literatur zwischen Renaissance und Barock, die durch eine Verbindung von Ungleichartigem zu einer künstlichen Einheit, durch Häufung von Metaphern und Antithesen sowie durch überreiche mythologische Anspielungen gekennzeichnet ist, nach dem italienischen Dichter Giambattista Marino (Marini), 1569-1625. Mariologie f . Kathol.-theologische Lehre von Maria, der Mutter Jesu. fMarialith. Marionette / Figur des Puppentheaters. Im 17. Jh. entlehnt aus französ. marionnette, umgestaltete Verkleinerungsform von mariole = Figürchen (ursprünglich der Jungfrau Maria, Verkleinerungsform von Marie) oder unmittelbare Ableitung von Marion, das ebenfalls Verkleinerungsform von Marie ist. Auch »Marotte« / gehört hierher, französ. marotte, über »Narrenzepter« und »Narrenkappe« zu »Narrheit, närrische Liebhaberei«. Maristen PI. 1816/25 in Frankreich von Jean-ClaudeMarie Colin (gest. 1875) gegründete Kongregation zur Volks- und Heidenmission, nach Maria, der Mutter Jesu. fMarialith, Marianisten.

Markolf m. (landschaftl.) Häher. Nach dem Namen des Spötters in der volkstümlichen mittelalterlichen Dichtung Markolf (zu ahd. niarcha = Grenze + wolf = Wolf). Marly m. Gazeartiges (Baumwoll)gewebe für Vorhänge, Damenhüte u.a., nach Marly-le-Roi, einem Vorort von Versailles. Namengebungsmotiv ungeklärt, Phantasiebezeichnung? Marmatit m. Eisenreiches Mineral, Zinkblende, nach dem Fundort Marmato (Italien). Marocain m. od. n. Geripptes (Kunst)seidengewebe, Krepp, nach dem marokkanischen Herstellungsgebiet (französ. marocain = marokkanisch). »Marokko« (arab.) svw. »Land im Westen«. ΤMaroquin. Maroniten PI. Anhänger einer im 12. Jh. mit der römisch-katholischen Kirche unierten orientalischen christlichen Glaubensgemeinschaft, die sich im 7. Jh. um das syrische Kloster des hl. Maro(n) (gest. vor 423) sammelte. Das Kloster lag mit anderen im 50 km langen, sog. »heiligen Tal«, dem Wadi Qadisha. Maroquin n. Feines, genarbtes Ziegenleder, französ. maroquin, zu Maroc = Marokko, wo es zuerst gefertigt worden sein soll. Τ Marocain. Marotte f Marionette. Marrismus Τ Japhetitologie. Mars m. 1. / Saturn. 2. Ein Schokoladenriegel, nach dem amerikanischen Hersteller Forrest Mars (1904-99). Marsala m. Bernsteinfarbener Süßwein, nach der Hafenstadt Marsala (arab. = Hafen des Ali) an der Westküste Siziliens, aus deren Umgebung er kommt. Marschall-Niel-Rose f . Seit 1864 bekannte Rosensorte mit goldgelben, dichtgefüllten Blüten mit Teerosenduft, nach dem französischen Marschall Adolphe Niel (1802-69), Oberbefehlshaber des Geniewesens der französischen Armee bei der Belagerung von Sewastopol im Krimkrieg (1854/55). - Fontane läßt in seinem Roman »Die Poggenpuhls« den Sohn Leo zur Schwester Manon sagen: »Nimm da beispielsweise den Marschall Niel! Er hat, glaub ich, Sebastopol erobert und war, wenn ich nicht irre, verzeih den Kalauer, ein Genie im >Genie