Untersuchungen zum Gefesselten Prometheus


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Untersuchungen zum Gefesselten Prometheus

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UNTERSUCHUNGEN ZUM GEFESSELTEN PROMETHEUS

VON WILHELM

SCHMID

STUTTGART VERLAG

VON

1929

W. KOHLHAMMER

Druck von W. Kohlhammer

in Stuttgart

Den Tübinger

Friedrich Focke, Johannes Karl Watzinger,

Kollegen

Mewaldt, Josef Vogt, Otto Weinreich

ın Freundschaft und Dankbarkeit gewidmet

χρυσῷ χοσμήσασα,

φίλη πεντᾶς,

μεῚ Epovra

χαλκὸν δέξ᾽ ἀγανῶς ἀνταπαμειβομένῳ

Vorwort. Die nachfolgenden Untersuchungen verdanken ihre Formulierung nicht

nur

stehenden

dem

inneren

Zweifel

am

Bedürfnis,

meine

äschyleischen

seit

Ursprung

vielen

des

Jahren

be-

Gefesselten

Prometheus einmal allseitig durchzudenken und zu begründen, sondern auch einem äußeren Umstand. Ich habe in dem kürzlich erschienenen Band I meiner Geschichte der griechischen Literatur den Gefesselten Prometheus immer als pseudo-äschyleisch zitiert und damit das Kopfschütteln auch wohlgesinnter Kollegen hervorgerufen. Ihnen und allen Lesern meiner Literaturgeschichte muß ich nun, bevor ich diese fortsetze, meine Gründe vorlegen, die den Text der Fortsetzung zu stark belasten würden.

Inhaltsverzeichnis. Seite

t2

. Die Abfassungszeit (Okeanosszzene) . Die

technische

ἸΠρομηθεὺς

Auswirkung

δεσμώτης.

. Äschyleisches

im

der

.

Gefesselten

.

Prometheus

im Prometheus

. Mythopoiie

Problemstellung

.

besonderen D

. Unüschyleisches und

.

.

.

.

.

.

.

.

Problemstellung

.

.

5

im

....

20 34 62

.

17

Untersuchungen Der Zweifel, ob uns

zum

Gefesselten Prometheus.

in dem TTpoundeug δεσμώτης ein echt äschy-

leisches Drama vorliege, ist von den durch ihre Kürze und ihre leichtere rhythmische Komposition auffallenden Chorpartien dieser Tragödie ausgegangen. !) R. Westphal, der zuerst auf die Eigenart der Lieder im Prometheus aufmerksam wurde,2) schloß zunächst aus seinen Beobachtungen nur, „daß die Tragödie nicht, wie

man angenommen

hat, zu den älteren Werken

des Dichters ge-

hören kann“; später meinte er, das uns vorliegende Drama habe „in gar vielen seiner einzelnen Partien eine mit Sicherheit nachzuweisende Umarbeitung erfahren.“ 3) Von anderer Seite wurde bemerkt, daß auch der iambische Trimeter des Prometheus seine Besonderheiten habe (ungewöhnlich viele Anapäste im ersten Fuß, σχῆμα Σοφόκλειον), und Westphals Gedanke

einer uns vorliegenden

Überarbeitung des Stückes wirkte in einigen Arbeiten aus den siebenziger und achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts weiter. Aber im Jahr 1888 glaubte A. Kußmahly*) seine sorgfältigen Beobachtungen über die metrischen und sprachlichen Besonderheiten des Prometheus mit der Bemerkung abschließen zu können: „weder die metrische noch die sprachliche Eigenart des Prometheus berechtigt dazu, auch nur einen Vers dem Äschylus abzusprechen“; er war der Meinung, die Kürze der Chorgesänge erkläre sich genügend daraus, daß der Held fortwährend auf der Bühne anwesend sei, die größere rhetorische Flüssigkeit der Diktion in 1) 8. a. die doxographische Übersicht von A. Kórte, Das Prometheusproblem, N. Jahrbb. f. klass. Altertum 45 (1920) 201 ff. 2) A. Roßbach-R. Westphal, Metrik der griech. Dramatiker u. Lyriker 3 (Leipzig 1856), abgedruckt in Roßbach-Westphal, Theorie der musischen Künste der Hellenen? 3,2 (1889) p. VIII. XII. 3) R. Westphal, Prolegomena zu Äschylus Tragódien, Leipzig 1869 S. 6.

13. 224 (gegen W.: H. Weil, Rev. des ét. gr. 1, 1888, 21 1... 4) A. Kußmahly,

Beobachtungen

des Sophien-Realgymnasiums Schmid,

Untersuchungen

zum

zum

Prometheus

des

Äschylus,

Progr.

Berlin 1888.

Gefesselten

Prometheus.

1

2

Schmid:

den Dialogpartien aus dem Charakter des Rechtstreites zwischen Prometheus

und Zeus,

den

das Stück

darstelle;

anderes

sei zu-

fällig; im übrigen fehle uns bei der geringen Zahl der erhaltenen Tragödien ein sicherer Maßstab für Stilunterschiede, die übrigens zwischen dem Agamemnon einerseits, Choéphoren und Eumeniden andererseits noch größer seien als zwischen Prometheus und den 6 anderen erhaltenen Stücken des Aischylos. Nachdem hiemit ein gewisser Abschluß erreicht zu sein schien, wurde der Kampf durch E. Bethe!) von einer neuen Seite her eróffnet: der Maschinenapparat des Prometheus sollte vor den zwanziger Jahren des 5. Jahrhunderts undenkbar sein. Diesen Einwänden hat K. Robert?) die Spitze gebrochen, und man ist auf sie mit Recht, in Anbetracht unserer sehr geringen Kenntnis von den ältesten attischen Bühneneinrichtungen, nicht mehr zurückgekommen.

Aber Bethes Zweifel haben Widerhall

im Lager

der Sprach-

forschung geweckt, und J. Wackernagel3) konnte einige sprachgeschichtliche Besonderheiten des Prometheus, die für eine Herabdatierung des Stückes zu sprechen schienen, herausheben. Den ersten umfassenden und zugleich den schürfsten Angriff auf die Echtheit des ΤΤρομηθεὺς δεσμώτης hat A. Gercke*) gemacht

mit dem Ergebnis: Welckers Konstruktion einer Prometheustrilogie sei, auch in der ihr von Westphal gegebenen Modifikation, zu verwerfen; der Προμηθεὺς πυρφόρος sei mit dem πυρκαεύς gleichzusetzen, also Satyrspiel ; Δεσμώτης und Λυόμενος seien nicht

als Einheit gedacht ; der Δεσμώτης sei nicht Überarbeitung, sondern aus einem Guß, aber nicht von Aischylos, wiewohl er sich in Einzelheiten

an

den Auöuevog

anschließe

und

später

in den Aus-

gaben mit diesem zusammengestellt worden sei. Den terminus ante quem für die Abfassung des Δεσμώτης bilden Aristophanes’ 1) E. Bethe, Prolegomena zur Geschichte des Theaters im Altertum, Leipzig 1896, 156 ff. 2) K. Robert, Herm. 31 (1896) 572 ff. 3) J. Wackernagel in Verh. d. 46. Vers. d. Philol. u. Schulm., Leipzig 1902 S.65; ders., Studien z. griech. Perfektum, Progr., Göttingen 1904, 11; s. dazu die berichtigenden Bemerkungen von K.Meister, Die homer. Kunstsprache,

Leipzig 1921, S. 122 u. A. Peretti, Stud. ital. N. S. 5 (1927) 165 f. 4) A. Gercke, von B. Laudien

Vortrag beim 2. schlesischen Ferienkurs, worüber Bericht in Zeitschr. f. Gymnasialwesen 65 (1911) 161—172.

Neuere Erörterungen der Echtheitsfrage.

3

Ritter (424) mit ihren Anspielungen; auch den rhetorischen Charakter des Stückes, das Unäschyleische in Wortschatz, Sprachgebrauch, Metrik hat Gercke kurz beleuchtet, und sein Schüler F. Niedzballa!) suchte durch eine genauere Prüfung des Wortschatzes, die ihn zu einem Kußmahly entgegengesetzten Ergebnis führte, die Auffassung seines Lehrers noch fester zu begründen. Als sicheres Ergebnis dieser ganzen Diskussion darf man betrachten, daß Westphals Gedanke an Überarbeitung eines echt äschyleischen Stückes aufgegeben werden muß.2) Es gibt nur noch die Alternative: entweder der uns vorliegende Προμηθεὺς δεσμώτης ist von Aischylos oder er ist nicht von ihm; mit dem Gedanken zu spielen, daß etwa auf Grund von Skizzen oder Anregungen des Aischylos ein späterer Dichter den Stoff ausgearbeitet haben könnte, ist zwecklos ; irgendwelche Wahrscheinlichkeit dafür ist nicht aufzubringen. Dem Angriff Gerckes ist in maßgebenden Kreisen wenig Beachtung geschenkt worden. Aber die Versuche, seine Kritik zu entkräften, haben sich meist einer neuen gründlichen Prüfung, insbesondere der sprachlichen Argumente, überhoben.®) Das gilt auch von der übrigens fruchtbaren Arbeit von J. Zum Felde, 4) einem Schüler F. Leos, der aber dafür wertvolle Beobachtungen über die Kompositionstechnik des Prometheus im Vergleich mit den unbezweifelt äschyleischen Stücken gemacht und damit me1) F. Niedzballa, De copia verborum

et elocutione Promethei vincti q. f.

Aeschyleae, Diss. Breslau 1913. Die Arbeit behält ihren Wert durch Sammlung und Gliederung des Wortmaterials; aber für die Echtheitsfrage wertvoll sind nur die Zusammenstellungen von Ausdrücken allgemeinster Bedeutung, die, bei Aischylos häufig, im Prom. fehlen, oder umgekehrt (p. 49—52), der

Wiederholungen

im Prom. (p. 56) und der Anklänge zwischen Prom. einer-

seits, Sophokles, Euripides, Kritias andererseits (p. 57—63), die man freilich in anderem Sinn als N. deuten muß. 2) Dies ist auch betont von A. Körte (s. oben S.1,1) 201ff. E. Bethe

scheint aber die Überarbeitungshypothese noch immer festzuhalten (GerckeNorden, Einl. in die Altert.-wiss. 1°, 1924, 61). 3) Wilamowitz, Aischylos (Berlin 1914) 157 „Der Inhalt des Prometheus enthält nichts, was man dem Aischylos nicht zutrauen dürfte“ — die sehr erheblichen sprachlichen Besonderheiten werden S. 158 mit einer Handbewe-

gung abgetan. 4) J. Zum Felde, De Aeschyli Prometheo quaestiones, Diss. Göttingen 1914. B. Snell, Phil. Suppl. 20, 1 (1928) 96 stimmt in den allgemeinen Chorus mit ein und versichert, Kórte habe die Echtheit , durchaus zwingend" bewiesen.

4

Schmid:

thodisch einen neuen Weg zur Lösung des Problems eingeschlagen hat; seine Ergebnisse faßt er in den zwei Sätzen zusammen: 1. non retractatam esse fabulam, sed totam esse unius poetae 2. multa vestigia extare ab Aeschylo eam fictam esse. In demselben Sinn hat sich auch A. Kórte (s. o. S. 1, 1) ausgesprochen und die sprachlichen Besonderheiten des Stückes auf angeblichen, nicht näher definierten Einfluß sizilischer Rhetorik zurückführen wollen (S. 213).

Und was etwa von Bedenken noch lebte, dem

aus Niedzballas Beobachtungen

hat nun A. Peretti!) durch eine neue eingehende

Untersuchung über den Wortschatz des Prometheus im Vergleich mit den zwei ältesten (Suppl. Pers.) und den zwei jüngsten (Cho., Eum.) Stücken des Aischylos den Todesstoß zu geben versucht. Peretti betont nach dem Vorgang von Wilamowitz, daß wir den Modifikationen der äschyleischen Sprache gegenüber keinen Maßstab hätten, weil uns genauere Kenntnis der auf den Dichter wirkenden Entwicklung des attischen Dialekts in der ersten Hälfte

des

5. Jahrhunderts

fehle.

daß wir wieder auf Kußmahlys

Demnach

Standpunkt

wäre

alle Aussicht,

zurückkommen

und

die These von der unbestreitbaren Echtheit des Προμηθεὺς δεσμώτης

zur Vulgata wird.?) Der vereinzelte Widerspruch 3) wird übertönt werden, wenn nicht der Versuch gemacht wird, die Frage zu entscheiden, nicht mit Machtsprüchen, die sich psychologisch wohl mit erklären aus dem gewaltigen lebensanschaulichen Einfluß des Prometheussymbols seit dem Mittelalter, besonders aber seit Shaftesbury und Goethe, und aus der damit zusammenhängenden Abneigung der Neueren, ein so wirksam gewordenes Drama dem größten Dramatiker des Altertums abzusprechen, sondern mit einer vorsichtigen und erschöpfenden Prüfung und Abwägung der Gründe für und wider. Tatsächlich ist ja weder die sprachlich-stilistische Untersuchung 1) A. Peretti, Osservazioni sulla lingua del Prometeo Eschileo, Stud. ital. N.S.5 (1927) 165 ff.; ders., La cronologia del Prometeo di Eschilo. Ravenna 1927.

2) P. Groeneboom in der Einleitung zu seinem guten Kommentar zu Prometheus (Groningen, Den Haag 1928) zweifelt an der Echtheit so wenig als H. W. Smyth, Aeschylean Tragedy (Berkeley heim, Aisch. Schutzfl, Amsterdam 1928, 246. 3) W. Porzig, Aischylos (Leipzig 1926) 8.

1924,

92 ff.)

und

J. Vürt-

Abfassungszeit

(Okeanosszene).

5

ganz zu Ende geführt noch die Hauptfrage, wes Geistes Kind der Verfasser des Προμηθεὺς δεσμώτης war, und

ob er mit dem uns be-

kannten Aischylos irgendwelche Verwandtschaft der Problemstellung und Problembehandlung hat, ernstlich durchgearbeitet worden. Zuerst muf) der Versuch gemacht werden, über den Zeitrahmen, in

den

die Abfassung

des

Προμηθεὺς

δεσμώτης

fällt, ins klare zu

kommen. Gelingt das, so ist auch für die Beurteilung der sprachlichen Erscheinungen und der zunächst immer doppeldeutigen Berührungen

einzelner

Stellen

des

Δεσμώτης

mit zweifellos

echt

üschyleischen, sophokleischen, euripideischen Stücken für die Beurteilung der Technik, sowie für die Einreihung der geistigen Strömungen und Fragen, die das Stück durchfluten, in den großen Zusammenhang der attischen Kulturentwicklung ein fester Boden geschaffen. 1. Die Abfassungszeit

(Okeanosszene).

Allgemein anerkannt ist der terminus post quem 475 nach dem in dieses Jahr fallenden Ätna-Ausbruch, auf den man die Verse 3511f. bezieht,!) und der terminus ante quem 424, in welchem Jahr Aristophanes (eq. 758 vgl. Prom. 59. 111. 477; eq. 836 vgl. Prom. 613) auf Stellen aus dem Δεσμώτης anspielt.2) 1) Wenn A. C. Pearson zu Soph. fr. 597, dem P. Groeneboom zu Prom. 789 folgt, in Prom. 789 mit Recht eine Nachbildung des Sophoklesfragmentes aus dem 468 aufgeführten Triptolemos erkennte, so wäre 468 terminus post quem; aber das Bild von der δέλτος φρενῶν ist (s. die sophokleischen und äschyleischen Parallelen bei Pearson ; weitere bei Groeneboom) zu verbreitet, um einen Anhaltspunkt zu geben. S. a. unten S. 27 f. 2) A. Peretti, Sullacronol.7. Die zweite der angeführten Parallelen anerkennt auch P. Groeneboom zu Prom. 613, während er die erste bezweifelt. Mir scheint auch Ar. vesp. 725 von Prom. 887 abzuhängen. Wahrscheinlich denkt Aristophanes auch pac. 403 an Prom. Ganz sicher ist, daß die Prometheusszene Ar. av. 1494 auf den AeouWwmg anspielt. Vgl. über auffällige Parallelen zwischen Prom. und Ar. av. C. B. Gulick, Harvard Stud. 10 (1899) 113, H. Th. Becker, Aischylos in der griech. Komödie, Gießener Diss., Darmstadt

1915, 53—61.

Prometheus’ Angst, von Zeus gehört oder gesehen zu werden,

ist aus der Warnung des Kratos Pr. 53 und. des Okeanos Pr. 311 ff. konstruiert; av. 1547 ist unmittelbares Zitat aus Pr. 975, und die Worte 1531 ἕν δέ τοι λέγω σαφῶς rufen das Lieblingswort des gefesselten Prom. (817.

840. 967. 914. 641. 781. 227) in Erinnerung. Die ganze Rolle des aristophanischen Prometheus als Zwischenträgers zwischen den Parteien und Wohltäters

der Menschen

(1545),

der sich freut,

den

Zeus

zu einem

Ver-

6

Schmid:

Die Ätnaepisode ist nun aber ein ohne Schwierigkeit auslösbares Stück der Okeanosszene. Will man es zur Datierung verwenden, so muß erst festgestellt werden, ob man sich fest darauf verlassen kann, daß die gesamte Episode oder das für die Datierung wichtige Stück derselben von Anfang an mit dem ganzen Drama solidarisch verbunden gewesen sei. Die Schwäche der Okeanosszene ist noch nicht gebührend erkannt. Die Szene erschien wohl auch den Alten bedenklich, wie Schol. v. 287 Kirchh. zeigt: καιρὸν δίδωσι τῷ χορῴ καθήκασθαι τῆς μηχανῆς ᾿Ωκεανὸς ὅπου γε ὁ “Ὅμηρος οὐκ εἰσήγαγεν

ἐλθών. ὑπερβολῆ δὲ ἐχρήσατο, ᾿Ωκεανὸν εἰς τὸν σύλλογον τῶν

θεῶν.

ganz

Okeanos

ein:

er

führt

motiviert,

sein Wundertier, holt,

sein

der

Kommen

einandergehaltenen

sich

zwar

nach

einem

sich mit

bei seinem

zwei

durch

Gründen:

in

etwas

äschyleischem koketten

Abgang

χωρίς

Stil!)

Hinweis

auf

(394 f.) wieder-

(291)

pedantisch

1. Verwandtschaft



er

aus-

ist ja

trag gezwungen zu sehen (1514 ff., 1532 ff.), entspricht der des Δεσμώτης. Auch av. 654 zitiert Prom. 130. — Recht wahrscheinlich dünkt mir, die

Reisebeschreibung Prometheus M. vor). —

in Kratinos’

Seriphiern

als Parodie

der

Ioszene

des

zu verstehen (Kisthene kommt Prom. 793 und Cratin. fr. 209 Beiläufig sei bemerkt, daß der Protagorasmythos des Platon

durch wörtliche Anklänge Bekanntschaft mit dem Δεσμώτης beweist. Plat. Prot. 321a εὐλάβειαν ἔχων, un τι γένος ἀιστωθείη mit Prom. ἀιστώσας γένος; Prot. 321d τῷ δὲ TTpoun0ei εἰς μὲν τὴν ἀκρόπολιν Διὸς οἴκησιν οὐκέτι ἐνεχώρει εἰσελθεῖν mit Prom. 120 ff. τὸν πᾶσι ἀπεχθείας ἐλθόνθ᾽ ὁπόσοι τὴν Διὸς αὐλὴν εἰσοιχνεῦσιν; Prot. 8210 ἃ *Hoaícrou καὶ ᾿Αθηνᾶς τὴν ἔντεχνον σοφίαν σὺν πυρὶ... καὶ οὕτω δὴ ἀνθρώπῳ mit Prom. 7f. τὸ σὸν γὰρ ἄνθος, παντέχνου πυρὸς σέλας,

Vgl.

232 ἀλλ᾽ τὴν τοῦ θεοῖς 5v κλέπτει δωρεῖται θνητοῖσι

κλέψας ὦπασεν ; Prot. 522 ἃ klingt sowohl an den Katalog der Erfindungen Prom. 456 ff. wie an das erste Stasimon von Sophokles’ Antigone an. — Daß Io in der Gestalt eines gehörnten Mädchens (während die älteste Kunst sie als Kuh bildete) zuerst im Δεσμώτης eingeführt und von da aus in die Vasen von c. 470 an eingedrungen sei, ist eine willkürliche Annahme von Groeneboom p. 196; das Umgekehrte ist ebensowohl móglich. Hdt. II 41

setzt das gehörnte Mädchen voraus, wenn er Io mitIsis gleicht; diese Gleichung kann

aber viel älter

kommen

ließ, was

sein,

wenn

etwa

zu der Gleichung

schon Hesiodos

Anlaß

geben

die Io nach Ägypten

konnte.

Versuch, mit diesen Gründen das Jahr 470 als terminus den Δεσμώτης zu erweisen, scheitert an Suppl. 568 ff,

schon als gehörntes Mädchen gedacht ist. 1) H. Deckinger, Die Darstellung der persónl. Motive Sophokles,

Leipzig

1911, 58f.



Den

bei Aischylos und

Ausgangspunkt, den

Sprecherin selbst angibt, fügt Prometheus

299 f. hinzu.

Groenebooms post quem für wo Io offenbar

Pers. 159 f. die

Abfassungszeit,

Schwäche

der Okeanosszene.

7

Onkel und (v. 560) Schwiegervater des Prometheus —, 2. eine besonders enge Freundschaft mit dem Helden, die nach der dunklen Andeutung des Prometheus (331. 373) auf Schicksalsgemeinschaft beruhen soll!) Die Frage, woher Okeanos die Not des Prometheus kennt, mag auf sich beruhen — er kann ja ebenso wie seine Töchter (v. 133) die Hammerschlüge, ja er muß, nach seinen Äußerungen (v. 311. 327), Prometheus’ trotzige Worte aus der Ferne (284; daß Okeanos die große Entfernung betont, findet auch der Scholiast seltsam) gehórt haben, und als Gott weiß er ohnehin alles. Aber daß er von seinen Töchtern, die ihm mit Mühe die Erlaubnis zum Wegfliegen abgewonnen haben (130 £), überhaupt kein Wort sagt, ist sonderbar; er ist sonst so gut bürgerlich gezeichnet, daf) ihm die Sorge um die σωφροσύνη seiner Tóchter nicht minder als dem Danaos der Hiketiden anstehen würde, und die innere Motivierung seines Kommens ist

in der Überlieferung nicht so stark

gestützt, daß

dem Dichter

nicht ein äußerer Grund, wie die Erkundigung nach den Töchtern,

zur Ergänzung erwünscht sein müßte. Man hat dieses Ignorieren der Töchter denn auch auffällig gefunden und mit viel Phantasie durch eine angenommene Bühnenveranstaltung, vermöge der Vater und Töchter sich nicht sehen sollen, zu erklären gesucht. 2) Die Tatsache, daß hier

in der dramatischen Aufbautechnik

etwas

nicht stimmt, ist durch dieses schlaue Fündlein verschleiert, aber nicht beseitigt. Für den Fortschritt der Handlung ist die Szene so unwichtig wie keine zweite im ganzen Aischylos: die Hilfsbereitschaft des guten Onkels wird schroff abgewiesen; er geht, und alles bleibt beim alten. Die Szene läßt sich also etwa verstehen als ein Mittel zur Beleuchtung von Prometheus’ Trotz ex contrario. Die Unversöhnlichkeit des Prometheus tritt aber im ganzen Stück zu deutlich hervor, als daf) sie durch eine ein1) Prometheus 199 ff. erwähnt von einer solchen nichts; auch die Tradition

schweigt von ihr, ja sie scheint den Ok. als Zeusfreund und an der Titanomachie unbeteiligt darzustellen (Preller-Robert, Griech. Myth. 1456); auch für den Ok. des Prometheus ist ein ungetrübtes Verhältnis zu Zeus eigentlich selbstverständlich. 2) Wilamowitz, Aischylos 116 und danach Groeneboom p. 116f. P. Gräber, De poetar. Atticor. arte scaenica (Diss. Göttingen 1911) 10.59, der an eine

Überarbeitung des Prom. glaubt, gibt seinem Befremden über diesen Punkt Ausdruck

dadurch,

daf) er annimmt,

seinen Tóchtern gesprochen.

im

,echten*

Prom.

habe Okeanos

mit

8

Schmid:

gelegte zu

dramatisch

werden

müßige

brauchte.

Das

Szene

besonders

Kunstmittel

der

ins Licht

gestellt

Charakterfolie,

das

Sophokles in der Antigone und Elektra so meisterhaft handhabt, ist zwar auch dem Aischylos nicht unbekannt — ich meine hier nicht die im Stoff gegebenen Charaktergegensätze zwischen Personen, die handelnd oder leidend ganz im Fluß des Geschehens stehen, wie der männlich gefaßte Eteokles gegenüber dem weiblich fassungslosen Mädchenchor in den Sieben, oder der lichte Apollon gegenüber dem nächtlichen Greuel der Eumeniden, sondern den ohne stoffliche Notwendigkeit eingeführten Dareios der Perser, von dem sich in der Schlußszene der gebrochene Prahler Xerxes abhebt. Aber Dareios gehört doch immerhin eng zur Handlung: er begründet das Unheil, von dessen Tatsächlichkeit man erfahren hat, er sagt noch weitere Schläge voraus, er tröstet

Erscheinen

auf

seine Gattin

und

das wirksamste

sein Volk, er bereitet Xerxes’

vor.

Dieser

Okeanos

dagegen

ist dramatisch müßig wıe keine andere Figur des Aischylos und um so unerträglicher, als seine gutmütig einfältige Onkelhaftigkeit ins Komische geht.!) Einige Hinweise und Warnungen des Prometheus genügen, die grenzenlose Hilfsbereitschaft, die er anfänglich (293 ff., 337 1.) versprochen hatte, in eine eilige Flucht zu verwandeln, die an Schmählichkeit durch Berufung auf die Ungeduld des Flügeltieres (394 ff.)2) nichts verliert. Die Spießbürgerlichkeit seiner Argumentation gibt Okeanos selbst zu (315) ἀρχαῖ᾽

ἴσως

σοι

φαίνομαι

λέγειν

τάδε.

In der Tat wirkt die Banalität und Unzeitgemäßheit des Siebenweisenspruches γίγνωσκε σαυτόν (309) geradezu stilwidrig, wiewohl sie in dem Chorlied 886 ff. mit der Berufung auf ein Pittakoswort eine Analogie hat; auch die unedlen Tropen V. 314 und 3193) dienen dazu, diesen Gott in einer für Aischylos nicht 1) P. Groeneboom

p.146.

Die

Komik

der Warnung

v. 312 f., weil

Zeus

die Drohungen trotz großer Entfernung hören könnte, hat sich Lucian nicht entgehen lassen, wenn er (Prom. 20) den Hermes sagen läßt: πλὴν ἀλλὰ ὥνησο, διότι μὴ ὁ Ζεὺς ταῦτα ἐπήκουσέ σου. 2) Ähnliches Motiv in romantischer Hochspannung in der Schlußszene von Goethes FaustI: „meine Pferde schaudern, der Morgen dämmert auf." 3) παιδιά v. 314 ist mir in dieser Verwendung erst wieder aus Aristid. or. 18,7. 32,26 K. bekannt (derselbe Tropus Prom. 986 f.; das Wort παιδιά kommt in der Tragödie sonst nur Eur. Tro. 975 vor). ἐπίχειρα V.319 hat

Wiederholungen

denkbaren

Weise

in

das

in der Okeanosszene.

Alltägliche

sprechend verkehrt auch Prometheus ihn keiner Anrede, gewöhnlich

herabzustimmen.

mit Okeanos:

sehr im Gegensatz

umständlichen

und

9

Dement-

er würdigt

zu der für Aischylos

ehrenden

Anrede

μητρόθεν

unund

πατρόθεν, die v. 137 ff. den Okeanostóchtern zuteil wird;!) er wirft ihm einen elementaren Fehler gegen die Regel vom καιρός vor (379 £), kennzeichnet seine Bemühungen als μόχθος περισσός, κουφόνους εὐηθία (383), nimmt das φρονεῖν lediglich für sich selbst

in Anspruch (386 vgl. 392 das verüchtliche oWZe τὸν παρόντα νοῦν, anklingend an die Gnome Theogn. 36), kurz, behandelt ihn, einen der „alten“ Götter, zu denen er sonst immer so treulich hält, als unnützen Schwachkopf. Man mag nun immerhin diesem handlungsürmsten aller griechischen Dramen die Einführung einer dramatisch müßigen Person der Abwechslung und Füllung wegen zubilligen. Aber daß ein Aischylos eine derartige Aufgabe mit

solcher Nachlässigkeit, Stil- und Geistlosigkeit ausgeführt haben würde,

wie

es der

Dichter

dieser

Szene

gemacht

hat,

halte

ich

für ausgeschlossen. Auch die sprachliche Darstellung ist hier von einer Lahmheit und Breite, für die man in den übrigen äschyleischen Dramen keine Beispiele finden wird. Vor allem

betrachte

man

die

lästigen

Wiederholungen

von

Worten

und

Gedanken zunächst innerhalb der Okeanosszene (112 Verse). Es wird gut sein, sie einmal in einer Zusammenstellung sich zu vergegenwärtigen. 288 ταῖς σαῖς δὲ τύχαις, ἴσθι, συναλγῶ

-

298 καὶ σὺ δὴ πόνων ἐπόπτης; 809 μεθάρμοσαι τρόπους

ἐμῶν

802 ἢ, ἣ θεωρήσων τύχας ἐμὰς ἀφῖξαι καὶ ξυνασχαλῶν κακοῖς 302 θεωρήσων τύχας ἐμας. (118 πόνων ἐμῶν θεωρός) 315 ἃς ἔχεις ὀργὰς ἄφες (vgl. 982, 1000. 1038). 329 γλώσσῃ ματαίᾳ ζημία προστρίβεται; 860 τῶν ὑψηγόρων κομπασμάτων.

ἥκεις

νέους

318 τοιαῦτα... τῆς ἄγαν ὑψηγόρου γλώσσης .. τἀπίχειρα γίγνεται

Aischylos nirgends, Sophokles

dagegen,

vielleicht in Erinnerung

an diese

Stelle, Ant. 820 sogar in einer lyrischen Partie; sonst begegnet es Ar. vesp. 581 und in Prosa (Groeneboom z. d. St.), später besonders bei Philon (P. Wendland, Philos Schr. üb. Vorsehung 105) und bei Atticisten (W. Schmid, Atticism. 1, 266; 2, 110; 3, 124). 1) Th. Wendel, Die Gesprächsanrede im griech. Drama d. Blütezeit(Tübinger Beitr. z. Alt.-Wiss. 6)

Stuttg.

eine sehr starke Ablehnung Kreon;

über Klytaimnestras

1929, 44.

Das Fehlen

der Anrede

aus:

im Dialog

zwischen

so

Empfang

des Agamemnon

drückt immer

Antigone

s. Wendel

117.

und

10 326

Schmid: ἐὰν

δύνωμαι

τῶνδέ

σ᾽

ἐκλῦσαι

πόνων

327 σὺ d ἡσύχαζε 334 πάπταινε δ᾽ αὐτός, μή τι πημανθῆς ὁδῷ 342 μηδὲν πόνει' μάτην γὰρ οὐδὲν ὠφελῶν ἐμοὶ πονήσεις 814 σεαυτὸν σῷζ᾽ ὅπως ἐπίστασαι

τῶνδέ g ἐκλῦσαι πόνων (812 f. ὃς πόνων ἐκ τῶνδ᾽ ἐμὲ λύσει) 844 ἀλλ᾽ ἡσύχαζε κτλ. 390 τούτου φυλάσσου μή ποτ᾽ ἀχθεσθῇ κέαρ 888 μόχθον περισσὸν κουφόνουν T εὐηθίαν. 339

392

ὥστε

στέλλου, κομίζου, σῷζε τὸν παρόντα νοῦν.

Schon unter den angeführten Stellen sind drei, zu denen Parallelen Dieser im Prometheus außerhalb der Okeanosszene vorliegen. Wiederholungen auf größere Distanz sind aber noch viel mehr: 289

τό

τε γὰρ

ξυγγενὲς

οὕτως

14 ἐγὼ

ἀναγ-

δ᾽ ἄτολμός

εἰμι ξυγγενῆ

θεὸν

δῆσαι

καζει

99 τὸ συγγενές τοι δεινὸν

ἥ θ᾽ ὁμιλία.

298 ἔα — 114. 687 (sonst bei Aisch. nur Cho. 870 im Mund des Chors; Soph. nur OC. 1478, ebenfalls Chor; öfter erst Eur., auch im Mund von Schauspielern; s. Groeneboom zu Prom. 114. 298). 301

714 σιδηροτέκτονες

σιδηρομήτορα

304 δέρκου

θέαμα

806 οἵαις ὑπ᾽ τομαι

αὐτοῦ

πημοναῖσι

Kdur-

307

ὁρῶ, TTpoundeü

310

Parallelen für Zeus’

311

εἰ δ᾽ ὧδε τραχεῖς καὶ τεθηγμένους λόγους ῥίψεις κτλ. (818 τῆς ἄγαν

92 f. ideode... δέρχθηθ᾽ οἵαις... 119 ὁρᾶτε δεσμώτην με 140 δέρχθητ᾽, ἐσιδέσθε, vgl. 299. 302 237 τῷ τοι τοιαῖσδε πημοναῖσι κάμπτομαι 512 f. μυρίαις δὲ πημοναῖς δύαις T€ καμφθείς 144 λεύσσω, ἸΤρομηθεῦ

neue Herrschaft

35. 96. 149. 389. 439. 942. 955. 960.

180 ἄγαν

δ᾽ ἐλευθεροστομεῖς

ὑψηγόρου γλώσσης) 816 ζήτει

δὲ

τῶνδε

πημάτων

ἀπαλ-

262 ἄθλου

δ᾽ ἔκλυσιν

ζήτει τινά

λαγάς

316 πημάτων

ἀπαλλαγάς

323 ὁρῶν ὅτι am 324 τραχὺς κρατεῖ

Versende

μόναρχος

old

ὑπεύθυνος

149 f. πόνων ἀπαλλαγήν; 754 πημᾶτῶν ἀπαλλαγή ; vgl. 471. 259 u. 951 ὁρᾷς ὅτι ebenso (vgl. Kußmahly 7) 35 ἅπας δὲ τραχὺς ὅστις Av νέον κρατῇ 186 oib ὅτι τραχὺς καὶ map ἑαυτῷ τὸ δίκαιον ἔχων. 150 f. νεοχμοῖς δὲ δὴ νόμοις Ζεὺς ἀθέτως κρατύνει 402 Ζεὺς ἰδίοις νόμοις κρατύνων

Wiederholungen

in der

330 ζηλῶ σ᾽ ὁθούνεκ᾽ ἐκτὸς αἰτίας κυρεῖς 335 f. πολλῷ γ᾽ ἀμείνων τοὺς φρενοῦν ἔφυς ἢ σαυτόν

Okeanosszene.

263

ἐλαφρὸν ὅστις πημάτων ἔξω πόδα ἔχει κτλ. 472 ἀποσφαλεὶς φρενῶν πλανᾷ, κακὸς δ᾽ ἰατρὸς lic τις ἐς νόσον πεσὼν

πέλας

ἀθυμεῖς

338 αὐχῶ τήνδε δωρεὰν Δί᾽, ὥστε κτλ. 347—350

Atlasbeispiel,

376 ἔστ᾽

ἂν

τὸ Δῖον

ἐμοὶ

Auqnog

vom

Chor 654

χόλου

379

ἐάν

καὶ

σεαυτὸν

οὐκ

ἔχεις

εὑρεῖν ὁποίοις φαρμάκοις ἰάσιμος. 616 οὔκουν πόροις ἂν τήνδε δωρεὰν ἐμοί (δωρεά sonst nicht bei Aischylos; Soph. nur Ai. 1033)

δώσειν

wiederholt ὄμμα

11

425—429 !)

dig

àv

τὸ

Δῖον

ὄμμα

λωφήσῃ

πόθου

τις

ἐν

καιρῷ

γε

μαλθάσσῃ

κέαρ

884 ἔα με τῇδε

Term

γὰρ

οὐδὲν

οὐδὲ μαλθάσσῃ

λιταῖς

τῇ νόσῳ νοσεῖν

.

896 κάμψειεν

1008

978 νοσοῖμ ἐχθροὺς

γόνυ

ἄν,

εἰ

νόσημα

τοὺς

στυγεῖν

82 οὐ κάμπτων

γόνυ.

Auch sonst ist der Προμηθεὺς δεσμώτης reich an Wiederholungen ;2)

aber die verhältnismäßig größte Zahl (27) entfällt auf die Ok.-Szene. Nach meinen freilich keineswegs erschöpfenden Beobachtungen sind aber derartige Wiederholungen innerhalb desselben Stücks bei dem echten Aischylos sehr selten, wie sie denn dem Dichter, Sachlichkeit, Kürze, Einfachheit des Ausdruckes betont,3)

der gar

nicht anstehen. Ich kann von auffälligen Gedanken- oder Phrasenwiederholungen innerhalb eines Stücks aus Aischylos nur anführen Pers. 27. 48; Eum. 525. 696; 796. 824; 801 ff. 825. 829 ff.; 711. 1030. Wortwiederholungen freilich finden sich bei Aischylos wie bei Sophokles recht viele.*) Beachtung verdient 1) 425—429 streicht Wilamowitz nach Badhams Vorgang. Was er (Aisch. 161 1.) zur Begründung der Athetese vorbringt, genügt, um eine Verderbnis, nicht eine Interpolation wahrscheinlich zu machen. Das „schäbige“ εἰσιδόμαν v. 427 hat in dem ἤκουσα Soph. Ant. 823 seine

Parallele: Antigone hórt nur von alten Sagen; die Okeaniden, deren eine Atlas Mutter ist, haben ihn gesehen, und ebendarum haben sie mehr Anlaß, seiner zu gedenken, als des ihnen fernliegenden Typhoeus, angenommen, daß die Typhoeusekphrase des Prometheus ursprünglich ist. 2) S. unten. 3) Suppl. 273; Pers. 692. 698; Eum. 201. 415. 585; fragm. 99, 6 N.?; übrigens läßt auch der Prometheusdichter more Aeschyleo seinen Helden mit Brachylogie kokettieren (505. 827 £.). Aischylos' Sachlichkeit zeigt sich

auch darin, daf) kein Dichter in der Anrede so wenige Gattungsbezeichnungen gebraucht wie er (Th. Wendel a. a. O. 103). 4) Wiederholungen desselben oder eines sehr ähnlichen Wortes

auf kurze

12

Schmid:

auch, daß das sophokleische Enjambement mit ὅτι am Versschluß, das man im ganzen Prometheus (Kußmahly 7) sechsmal findet, in der Okeanosszene allein dreimal vorkommt (323. 328. 377); dazu noch ein Versschluß auf ἐπεί (384). Aber so minderwertig die Okeanosszene nach ihrer Bedeutung für die Handlung, nach ihrem Stil und ihrer technischen Einzelausführung sein mag,

so wird man sie dem Dichter

des Acouwrng

doch ungern absprechen, weil sie, wenn auch noch so nachlässig ausgearbeitet, als Füllstück seiner mageren Handlung für ihn von einiger Bedeutung war. Übrigens ist auch ihre Eingliederung formal einzigartig: das Epeisodion wird vom Vorangehenden nicht durch ein Chorhed, sondern durch Einmarschanapäste des Okeanos abgegrenzt. Indessen kann der Dichter ein Interesse gehabt haben, Vater und Tóchter nicht m unmittelbare Berührung zu bringen, weiler die Gefahr, dramatisch dadurch auf ein Nebengeleise zu geraten, vermeiden und lieber eine sachliche Unwahrscheinlichkeit und eine formale Abnormität wagen wollte; denn wenn der Chor den Vater ankündigte, so war ein Dialog mit ihm schwerlich zu vermeiden. Wenn

das Lied,

das

der Chor

nach dem Abtreten

des Okeanos

singt, auf das vorangegangene Epeisodion nicht die mindeste Beziehung hat, so läßt sich auch das allenfalls aus der prekären Lage des Dichters erklären. Denn sollte der Chor, wie das Aischylos gern macht, 1) die durch die vorangehende Szene geweckte Stimmung zum Ausdruck bringen, so hätte der Dichter ihn nicht viel anderes sagen lassen können, als was er ihn zu Prometheus 472 ff. oder 526 ff., 932 ff., 1036 ff. sagen läßt. Man Entfernung (Prom. z. B. 156. 158. 160; 192. 203; 252. 253; 870. 875; 980. 982) z. B. Suppl. 448. 450. 452; 635. 681; 961. 963; Pers. 3. 9. 45;

26. 30; 94. 101; 250. 251; 254. 255; 827. 831; 835. 845; 993. 944; 1048. 1038. 1065. 1069; 587. 588; Sept. 569. 571; 463. 465; Ag. 50. 54; 104. 331. 332; 358. 360; 386. 395; 810. 812; 1063. 1065; 1298. 1303; 1608. Cho. 87. 91; 105. 108; 145. 146; 235. 237; 226. 230; 238. 239; 416. 264. 265; 509. 510; 507. 509; 711. 714; 745. 746; 1050. 1062; 1179. Eum.

160. 167;

boom

S. 141 A. 144a;

220. 224;

568.

570;

einige

und Wiederholungen

weitere

Beispiele

eines Wortes

1066; 109; 1609; 419; 1181;

s. Groene-

innerhalb eines

Verses ders. zu v. 972 p. 267 f. — Den zahlreichen Wiederholungen im Prom. steht gegenüber die summarische und mehr dem Komódienstil angemessene Art, eine Gedankenwiederholung zu vermeiden, v. 615 ff.

1) H. Deckinger a. a. O. 53 ff.

Stellung der Okeanosszene im Zusammenhang.

mag

also zugeben,

Woher

der

Chor

daß ein Verdachtsmoment die

Teilnahme

aller Welt

13

hier nicht vorliegt. kennt,

mit

deren

Verkündung er dem starken Mitleidsbedürfnis des Helden dienen zu sollen glaubt, darf man nicht fragen. Das Lied 397 ff. kann immerhin, da nun einmal Ausdruck der Teilnahme fast die einzige Funktion dieses Chors ist, als eine geschickte Steigerung des Motivs der Parodos vom Individuellen zum Allgemeinen, als Versuch einer Variation des einzigen Chorthemas gelten. Auch die recht gedankenlose Gnome des Okeanos (385) ἢ κέρδιστον

mag passieren, theus

εὖ φρονοῦντα

so schlecht auch

im nächsten Vers

mit

μὴ

φρονεῖν

δοκεῖν

die Abfertigung

ἀμπλάκημα

auf

durch Prome-

das törichte κέρδιστον

antwortet. Und endlich mag man bei diesem Dichter den seltsamen Vers 436 f. in Kauf nehmen, auch in dem Sinn, wie er gewöhnlich verstanden wird: μήτοι χλιδῇ δοκεῖτε und αὐθαδίᾳ σιγᾶν με. Verlockend

ist

freilich

die

Annahme,

während

die

Okeaniden

mit Absteigen beschäftigt sind (nach v. 283), also nicht singen können, sei auch von Prometheus längere Zeit geschwiegen worden, und dieses zum Teil aus szenischen Gründen eingeführte Schweigen werde hinterher entschuldigend psychologisch begründet; solche Mittel, aus der Not eine Tugend zu machen, sind ja der dramatischen Technik der Alten ganz vertraut,?) und der Dichter selbst hat das Motiv des Schweigens im Prolog des Δεσμώτης geschickt angewandt — es ist zwar nicht ganz das berühmte äschyleische Schweigen, das, durch keine szenischen Rücksichten bedingt, eben dadurch viel reiner und großartiger wirkt, aber doch etwas Ähnliches; der Effekt würde hier freilich

viel

besser

erreicht,

wenn

der

Hörer

nicht

soeben

den

Prometheus ausgiebig mit Okeanos reden gehört hätte, d. ἢ. wenn die Okeanosszene nicht dastünde. Läßt man sie aber bestehen, so erwartet man wenigstens v. 436 ff. eine andere Entschuldigung des Prometheus; er müßte etwa bedauern, daß er infolge von Okeanos’ Erscheinen zeitweilig den Okeaniden gegenüber habe schweigen, d.h. die Erfüllung seines Versprechens, ihnen die προσέρπουσαι τύχαι (272) zu erzühlen, habe hinaus1) Zum Felde a. a. O. 75 ff. 2) F. Guglielmino, Arte ed artificio nel dramma Greco, Catania 1912, 87 ff.

14

Schmid:

schieben müssen. daß

Indessen

er die Okeanosszene

man mag ja diesem Dichter zutrauen, mit den Worten,

die er den Prometheus

242 sagen läßt, dramatisch kassieren wollte, nachdem sie ihren Dienst als Füllsel und Folie geleistet hatte. Äschyleisch wäre all dies freilich gar nicht. Es ist jedoch auch noch eine andere Erklärung des oıyäv v. 437 möglich, vielmehr wahrscheinlich. Prometheus hat dem Wunsch der Okeaniden (193), ihnen zu eröffnen, aus welchem Grund ihn Zeus so hart bestrafe, genügt mit der Erzählung 199—241, die, durch eine kurze Beileidsbezeugung des Chors (242—245) unterbrochen, dann in Form der Stichomythie (246—256) zu Ende geführt wird. V. 256 lenkt der Chor die Aufmerksamkeit auf die Zukunft und weckt die Erwartung, daß Prometheus nunmehr über die Möglichkeit, von seinen Qualen erlöst zu werden, Auskunft gebe. Statt dessen gibt Prometheus ein durch den Vorwurf des Chors 259 ausgelöstes Selbstbekenntnis seiner Schuld, die er mit Willen auf sıch genommen habe, um den Menschen zu helfen, verspricht aber aufs

neue

(2721.), von

den προσέρπουσαι

τύχαι

zu reden.

Die Er-

füllung des Versprechens wird jedoch zunächst durch die Okeanosepisode hinausgeschoben, und nach Okeanos’ Abtreten und dem ersten Stasimon folgt wieder nicht die Zukunftsbetrachtung, wird vielmehr an das Schuldbekenntnis der Verse 266 ff. angeknüpft mit den Worten ovvvoia δὲ δάπτομαι κέαρ (437) und dann wieder zur Vergangenheit zurückgekehrt mit der Herzählung von Prometheus’ Verdiensten um die kulturelle Hebung der Menschen im einzelnen (439—471; 476—506), und als der Chor von v. 515 an wieder auf seinen Wunsch von v. 261 f. zurücklenkt, schlägt Prometheus dessen Erfüllung mit unzweideutigen Worten vorläufig ab (522 ff.). Diesen Zusammenhängen nach ist doch wohl σιγᾶν nicht im absoluten Sinn zu verstehen (= “überhaupt nicht reden’), sondern in relativem = ‘nicht sagen, was erwartet wird. Man mag den Ausdruck nicht deutlich genug finden; aber klar ist der künstlerische Zweck der dilatorischen Behandlung: der Trumpf, den Prometheus

Moment werden, Frau,

die

mit

seinem Geheimnis

in der Hand

hat,

soll erst im

der höchsten dramatischen Spannung 907 ff. ausgespielt und auch hier noch nicht ganz; denn der Name der dem

Zeus

den

verhängnisvollen

Sohn

gebären

würde,

konnte auch hier noch nicht genannt werden. Alles in allem genommen muß man also zugeben, daß auch aus v. 436 f. ein

Die

Exemplifikationen

sicheres Verdachtsmoment

in der Okeanosszene.

gegen die Zugehörigkeit

15

der Okeanos-

szene zum ursprünglichen Δεσμώτης nicht hergeleitet werden kann.

Schiede man die ganze Okeanosszene aus, wodurch der Umfang des Stückes auf 982 Verse (Rhesos hat 996) zusammenschrumpfen würde, so fiele damit auch der terminus post quem, von dem wir ausgegangen sind. Indessen, auch wenn man die Szene im ganzen behält, ist noch immer fraglich, ob man in der Exemplifikation, in der die Zeitmarke (s. oben S. 5) enthalten ist (347—372), einen ursprünglichen Bestandteil dieser Szene sehen darf. Gercke!) hat, nach dem Vorgang von Kolisch, 363—372 Wil. ausgeschieden, also bloß das vaticinium ex eventu. Aber die beiden Exempel, Atlas (347—350) sogut wie Typhoeus (351—372), sind überhaupt überflüssig, wenn Prometheus 373f. zu Okeanos sagen kann: σὺ δ᾽ οὐκ ἄπειρος

(?) οὐδ᾽

ἐμοῦ

διδασκάλου

χρήζεις ; das Atlasbeispiel

ge-

braucht später (425—429; vgl. o. S. 11, 1) der Chor, und man kann, wenn man

auch

34'/—350 streicht,

den Dichter der Okeanosszene

wenigstens von einer seiner vielen Dubletten’befreien. Die Hauptsache aber ist, daf) auf Okeanos keines der beiden so eindringlich ausgemalten Beispiele?) irgendwelchen Eindruck gemacht zu haben scheint;

denn was

ihn tatsächlich zum Aufbruch

veranlafit,

ist die Abweisung seiner Hilfe durch Prometheus (387) und das Beispiel von dessen Bestrafung (391), und das genügte auch vollkommen. Also kann, falls man Wert darauf legt, den Verfasser von einer Gedankenlosigkeit zu entlasten, wenn nicht die ganze Okeanosszene, so doch die Stelle 347—372 wegfallen: ihre Beseitigung läßt keine Lücke, tilgt aber eine Unstimmigkeit 8). Ist so die Sicherheit des terminus post quem 475 jedenfalls erschüttert, weil mit der Möglichkeit gerechnet werden muß, daß die ganze Exemplifikation von 347 an Einschub sei, und daß in diesen Einschub wiederum vielleicht aus Anlaß des Ätnaausbruches von 425 die Verse 363—372 eingeschaltet sind 4), so bleibt schein1) 2) gabe dans 3) (353.

A. Gercke a. a. O. 170. Sie stehen auch auf der schwarzfigurigen kyrenäischen Vase (nach Maßvon Hes. theog. 517 ff.) bei L. Séchan, Etudes sur la tragédie Grecque ses rapports avec la céramique. Paris 1926, 25 zusammen. Groeneboom p. 160 stellt in den Versen 353—368 drei Anapäste 366. 368) im ersten Fuf (von den insgesamt 12 Füllen im Prometheus)

und drei Vernachlässigungen der Correptio Attica (358. 366. 368) fest. 4) Für diese Annahme spricht manches. Vergleicht man, wie kurz das

16

Schmid:

bar nur daß

noch eine Möglichkeit

der Δεσμώτης

von

der Zeitbestimmung

den ‘Ixerıdes

besonders

stark

nach oben: abhängt,

ist

unbestreitbar;!) die Iosage der Suppl, in denen Hera der echten Überlieferung entsprechend alleinige Urheberin von IosQualen ist,2) lag dem Verfasser des Δεέσμ. vor und ist von ihm dahin umgebildet worden, daß er Ios Pein überwiegend?) auf Zeus’ Grausamkeit zurückführt, um ihn auch von dieser Seite her zu belasten; die Abhängigkeit ist gesichert durch die Gleichheit und gleichartige Anwendung des Bildes vom Falken und den Tauben (Prom. 857; erste der beiden Beispiele (Atlas 347—350) behandelt ist und wie breit das zweite (Typhoeus 351—372), wiewohl der Bruder Atlas dem Prometheus náher lige als Typhoeus, so wird man nach dem Grund für diese Verschiedenheit fragen; er ist wohl darin zu suchen, daß bei den Hörern starkes Interesse für einen Ätnaausbruch vorauszusetzen war, weil sie einen solchen kurz zuvor erlebt hatten. Die Einschaltung kónnte dann nur aus Anlaß des nächsten Ausbruches nach dem von 475, d.h. frühestens 425 gemacht sein, in der Zeit, da auch Aristophanes in Rittern und Wespen auf den Prometheus anspielt (s. oben S. 5,2). Kórtes Einwand, daß

das Prometheusdrama, auf das sich die Anspielungen der Ritter (aufgeführt an den Lenáen 424) beziehen, spätestens bei den großen Dionysien 425 aufgeführt, also spütestens 426—25 gedichtet sein (N. Jahrbb. 45, 268 f), ist ganz richtig. Aber wenn der δεσμώτης

vorher verfaßt war

und 425

eine Wiederholung

müsse längst

des Stückes stattfand



vielleicht aber auch die Erstaufführung einer Tragódie, die vorher nur Literaturdrama gewesen war (s. unten) —, so bestand doch die Möglichkeit, mit Rücksicht auf den etwa kurz vor den Dionysien Frühjahr 425

stattgehabten Átnaausbruch noch eine kleine Einlage, nach dem Vorbild von Pind.

P. 1, 19 ff, zu machen.

1) Christ-Schmid, Gr. Lit. 1° 297. A. Peretti, Stud. it. N. S. 5, 225 ff. — Seltener, aber bedeutsam sind Anklänge an andere äschyleische Stücke (Prom. 368 vgl. Cho. 280; Prom. 690 f. vgl. Sept. 978; Prom. 39 vgl. Sept. 1031; Prom. 406 vgl. Pers. 548; Prom. 883 vgl. Ag. 1245. Cho. 514. 1022f.; „rom. 519 vgl Eum. 125) — Stilistisch interessant ist die Ähnlichkeit zwischen Prom. 796 f.: ἃς οὔθ᾽ ἥλιος προσδέρκεται ἀκτῖσιν οὔθ᾽ fj νύκτερος μήνη ποτέ und fr. 170 N.* ἃς οὔτε πέμφιξ ἡλίου προσδέρκεται οὔτ᾽ ἀστερωπὸν ὄμμα Λητῴας κόρης dort unäschyleische Nüchternheit, hier äschyleische Farbenpracht der Diktion. 2) Nach Zum Felde 54 f. wäre auch die Vorstellung vom οἶστρος im Pr. umgebildet; s. aber unten S. 25, 1.

3) Nicht ausschließlich: vgl. Prom. 592. 704. 900.

Die Abfassungszeit.

17

Suppl. 223), wie durch die aus dem Zusammenhang fallende Rekapitulation des Inhalts der Danaidentrilogie Prom. 853—870; auch in der Technik weisen die beiden Stücke da und dort engere Verwandtschaft auf.!) Freilich hilft das wenig, zumal wenn die Suppl. so frühe anzusetzen wären, wie F. Focke mit guten Gründen annehmen zu dürfen glaubt,2) und auch der dramatischen Technik nach (dialogischer Prolog, Monodieen, Schauspielerauftreten mit Anapästen im Prometheus) muß ohnehin ein erheblicher Zeitabstand zwischen Prom. und Suppl. angenommen werden, auch wenn man an die Prometheuspuppe glaubt und damit dem Stück nur zwei Schauspieler zubilligt.3) Wenn das ThetisThemisınotiv im Prometheus,

wie

ich glaube,

eine

modifizierende

Entlehnung aus Pind. I. 8, 33 ist,4 so wäre c. 478 terminus post quem für den Prometheus. Mir scheinen aber die starken Anklünge des Prometheus noch an die Orestie (s. oben S. 106, 1) auf seine Abhängigkeit von dieser Trilogie gedeutet werden zu müssen, und in diesem Fall ist der terminus post quem auf frühestens 458 herabzurücken. Wichtiger noch für die Echtheitsfrage ist der terminus ante quem, und hier kann man weit über 424 (s. oben S. 5) hinaufkommen, wenn man die Anklünge zwischen Prometheus und den àlteren Tragódien des Sophokles und Euripides beachtet und erklärt. Von der Parallelensammlung Niedzballas®) gebe ich nur, was mir belangreich erscheint, dazu einiges Eigene: Prometheus

Soph.

91

xai τὸν πανόπτην κύκλον ἡλίου καλῶ 127 πᾶν μοι φοβερὸν τὸ προσέρπον 288 τύχαις συναλγεῖν wie Ai. 288

1) Charakteristik

des Chors:

Zum

Aias$)

857 καὶ τὸν διφρευτὴν ἥλιον προσεννέπω 229 οἴμοι φοβοῦμαι τὸ προσέρπον

Felde

16 f.;

Zurückkommen

auf den

Anfang der Rede an ihrem Schluß: ders. 19 ff. 2) 3) 4) 9)

F. Focke, Gött. Nachr. 1922, 165 ff. So A. Körte, N. Jahrbb. 45, 206. Vgl. bes. Prom. 922—925 mit Pind. I. 8, 34 f. Niedzballa 57 ff. Die Zusammenstellungen in der stark phantastischen

Synkrisis zwischen Prom. u. Sophokles' Antigone Rev.

28, 1914, 9) sind

6) Einige Wortähnlichkeiten Mus. 68 (1913) 539, 1. Schmid,

Untersuchungen

von C. R. Haines (Class.

wertlos.

zum

zwischen

Gefessclien

Prometheus.

Prom. und Ai.:

W. Aly,

Rhein. 2

18

Schmid:

Soph.

Prometheus 330 ζηλῶ σ᾽ ὀθούνεκ᾽ ἢ) ἐκτὸς κυρεῖς

αἰτίας

552 καί τοι σε καὶ λοῦν

daß es noch

νῦν

τοῦτό

γε Zn-

ὁθούνεκ᾽

οὐδὲν

τῶνδ᾽

ἐπαισθάνῃ κακῶν 1390 μνήμων 1 ᾿Ερινὺς καὶ τελεσφόρος Δίκη

τρίμορφοι μνήμονές T 516 Μοῖραι ᾿Ερινύες 644 προσέπτατο tropisch wie Ai. 282 673 εὐθὺς δὲ μορφὴ καὶ φρένες διάστροφοι ἦσαν

696 f. 148 f. Hinweis,

ἔχω,

Α188

447 τόδ᾽

schlimmer

OC. 820) 898 ταρβῶ yap — Ai. 593 1093 écopüc ὡς ἔκδικα πάσχω

ὄμμα

καὶ φρένες

komme,

διάστροφοι

wie Ai. 334

364 ff. ὁρᾷς τὸν θρασύν γέλωτος, οἷον ὑβρίσθην

Soph.

Prometheus 92 ἴδεσθέ μ᾽, οἷα πρὸς θεῶν πάσχω θεός: 1093 ἐσορᾷς μ᾽ ὡς ἔκδικα πάσχω 319 ἐπίχειρα bildlich wie Soph. Antigone 820 (vgl. oben S. 8,3) 320 οὐδ᾽ εἴκεις κακοῖς

940 λεύσσετε..

δρῶν

(vgl.

. ὦμοι ἄρα.

Antigone . οἷα

πάσχω

πρὸς

οἵων

ἀν-

(vgl. Ai. 351)

εἴκειν δ᾽ οὐκ ἐπίσταται κακοῖς (vgl. 118 ff.) 398 ff. δακρυσίστακτον Am ὄσσων 527 ff. φιλάδελφα κάτω δάκρυ᾽ eißoῥαδινὰν [λειβομένα] ῥέος παρειὰν μένη νεφέλη δ᾽ ὀφρύων ὕπερ aiνοτίοις ἔτεγξα παγαῖς ματόεν ῥέθος αἰσχύνει, τέγγουσ᾽ εὐῶπα παρειάν 425 μόνον δὴ πρόσθεν ἄλλον ἐν 821 ἀλλ᾽ αὐτόνομος ζῶσα μόνη δὴ πόνοις... εἰσιδόμαν θνητῶν Ἅιδην καταβήσηι 444 φρενῶν ἐπήβολος ἢ wie Ant. 492 und Soph. fr. 104, 2 N.? 1) Das

Wort

kennt

Aisch.

nicht,

472

während

es bei Soph.

häufig

ist.

2) Diese Wendung ist mir nur aus den oben angeführten Stellen bekannt, also Idiotismus; ihnen kommt Aristid. Quint. de mus. II 2 p. 39, 1 Jahn (ἐπήβ. φρονήσεως) am nächsten. In anderen Verbindungen mit Genitiv begegnet das Wort nach Hom. bei Herodot VIII 111 (θεῶν), IX 44 (τούτων); Archipp. com. fr. 37 M. (χρημάτων); Plat. leg. II 666d (δῆς), IV 724b (παιδείας); Hyperid. fr. 78 (πόλεως, πολιτείας). 239 Jensen; aus Papyri weist Preisigke nur 2 Belege (beide 3. Jahrh. v. Chr.) nach; in Κοινή scheint ἐπιτυχής (m. ὕψ. 15, 3; 22,1; 33, 4; Polyb. Dionys. Hal. App.) dafür üblich gewesen zu sein. Die Atticisten haben das Wort, wie es scheint, wieder hervorgeholt; es war aber von der strengen Richtung angefochten (Hermog. π. ib. p. 397, 6 Rabe; Porph. quaest. Hom. adll. pert.

p. 283,

17 ff.

ebenso wie

Schrader

quaest.

Merkwürdigerweise

Hom.

belegt ad

Od.

es

mit

mehreren

Stellen

und

erklärt

es

pert. p. 31, 25 für attisch, nicht poetisch).

findet sich das Wort

auch

Ps. Hippocr. νόμος 2 (t. 4

Die Abfassungszeit.

Prometheus 883

ἔξω

δὲ δρόμου

939 944

δράτω, σὲ τὸν

Soph. Antigone

φέρομαι

κρατείτω σοφιστήν

19

ohne Verb. dic.

801 νῦν 5 ἤδη ᾿γὼ καὐτὸς θεσμῶν ἔξω φέρομαι 168 δράτω, φρονείτω 441 σὲ δή, σὲ τὴν νεύουσαν εἰς πέδον

κάρα ebenso !).

Die weiteren Parallelen mit Stellen aus Sophokles?) und Euripides3) kann man bei F. Schröder und F. Niedzballa nachsehen.4) Die meisten und sichersten begegnen in den frühesten Tragódien der beiden jüngeren Meister (Ai, Ant.; Alc., Med., Hippol), zu deren Blütezeit ein Stück mit solchen Rudimenten archaischer Technik wie der Prometheus nicht erst entstehen konnte. Die Anklünge sind also auf Abhüngigkeit des Sophokles und Euripides vom Prometheus zu deuten, der in den vierziger und dreißiger Jahren des 5. Jahrhunderts und noch länger ein bekanntes Stück gewesen sein muß, wie auch die Anspielungen des Aristophanes (oben S. 5) zeigen. Die Zeit seiner Abfassung fällt somit zwischen etwa 458 und 445, wozu auch gewisse Primitivitüten der dramatischen Technik 5) stimmen. Ob der Δεσμώτης seinen Nachahmern für äschyleisch galt, dafür haben wir kein Zeugnis. In dem ἀγὼν Αἰσχύλου xoi Εὐριπίδου bei Aristophanes (Frósche) fehlt aber jeder Hinweis auf den Prometheus, wiewohl gerade dieses Stück, wenn p. 638 Littré)

vereinzelt

und

bei

Vit. Aesop.

[Plut.]

de puer.

20 p. 276,3

educ. 10

Eberh.

p. 8a;

(=

klug, findig),

Ael,

Themist.,

dann

Synes.

(vgl. die Illustrationen von Wesseling zu Diod. ed. Bipont, 179, t. 1 p. 329; Ruhnken zu Timae. lex. Plat, 1754, p. 85; Blomfield zu Aesch. Prom., Leipzig 1822, p. 120; für die Bedeutung „zugehörig, angemessen“ Vollgraff, Bull. de corr. hell. 49, 115 ff.; ἐπαβολία — der ,jemandem zustehende Teil* schon Stadtrecht v. Gortyn col. V, 50). 1) S. Th. Wendel a. a. O. 48.

2) Niedzballa a. a. O. 58—59 (in den 5 jüngeren Stücken des Soph. kaum etwas Sicheres). 3) F. Schróder, Dissertationes philolog. Argentorat. 6 (1882) 92—100; O. Krauße, De Euripide Aeschyli instauratore. Dissert. Jena 1905 p. 60 f. (Eur. Alc.) 62 f. (Med.) 79 ff. (Hippol); Niedzballa 60—62. Die Anklänge gehen bis zu den Phónissen und zur aulischen Iphigenie, sind aber am zahlreichsten und offenkundigsten in Alkestis, Medeia und Hippolytos.

4) Wenig

greifbar

ist A. v. Blumenthals Annahme

als Dichter u. Schriftsteller, Δεσμ. beeinflußt.

Stuttg.

(Kritias der Tyrann

1923, 28 ff), Kritias’ TTeipiGouc sei vom

5) A. Körte, N. Jahrbb. 45 (1920) 206. 213.

20

Schmid:

es dem Aischylos zugeschrieben wurde, der euripideischen Kritik besonders viele Blößen hätte geben müssen. Wo Platon den Aischylos wegen unwürdiger Darstellung der Götter tadelt, !) wird

der

Δεσμώτης,

so

reichen

Stoff

er

geboten

hätte,

nicht

genannt. Aristoteles?) redet, ohne den Verfassernamen zu nennen, von einem Prometheus, in dem abenteuerliche Gestalten auftreten; da er ihn

neben

die Φορκίδες

so liegt es nahe

anzunehmen,

— das Schluß

die

er meine

dein

Aischylos

der

dem

die

Sophokles

interpolierten zuschrieb,

Verse

gehören,

ein äschyleisches

könnte dann schwerlich der Auöuevog ist unsicher, und wäre er auch sicher,

Aristoteles, ῥῆσις

stellt,

in

Stück

sein. Aber der so braucht doch

Antigones

in Echtheitsfragen

nicht

Schlußals un-

fehlbar zu gelten. Schon die Untersuchung der Abfassungszeit hat nebenbei eine Reihe schwerster Bedenken gegen die Echtheit des δεσμώτης ergeben. 2. Die technische Auswirkung der besonderen Problemstellung im Προμηθεὺς δεσμώτης. Wenn man die eigenartige Technik des Δεσμώτης für die Echtheitsfrage richtig auswerten will, so müssen selbstverständlich alle die technischen Abweichungen von den übrigen Stücken, die sich zwangsläufig aus der vom Dichter des Δεσμώτης einmal gewählten Problemstellung und Situation ergeben, außer Betracht bleiben. Zwar wird es nicht gelingen, alle Eigentümlichkeiten der Tragödie, wie Kußmahly gewollt hat, auf solche Art zu erklären, aber klar ist folgendes: wenn ein Held gegeben war, der während des ganzen Dramas unbeweglich auf der Bühne fixiert ist, so mußte der Umfang der Chorlieder möglichst gekürzt werden, so mußte das Fortschreiten der dramatischen Bewegung verinnerlicht, d. h. in die Seele des Helden, in seine Entschlüsse, sein wechselndes oder beharrendes Verhalten zur Umgebung verlegt und sie mußte durch Hinzukommen anderer ' Personen von außen ausgelöst werden. Äußere Handlung, deren leidender

Prolog

Gegenstand

und

der

der

Held

Schlußszene.e

ist, hat

Was

1) Plat. reip. I 380a. 383a. b (hier mu ßte wenn Platon ihn für äschyleisch hielt). 2) Aristot. poet. 18 p. 1456a 2.

der

Δεσμώτης

dazwischen der Δεσμ.

liegt,

nur

im

ist

ein

angeführt werden,

Technische Auswirkung

der Problemstellung.

21

Seelendrama, dessen verschiedene Akte zusammengehalten werden durch Prometheus’ Bericht an den Chor bzw. an Io zuerst über das Vergangene, womit die Ursachen seines Leidens aufgeklürt werden, soweit das nicht schon im Prolog geschehen ist (199—256 ; 489—506), dann über die Zukunft, die weiteren Leiden des Helden, seine bevorstehende Befreiung (nach Andeutungen 99 f. 175. 182. 257, deutlicher 754 ff. 7711£), die Gefährdung von Zeus’ Herrschaft ἢ, die nur Prometheus durch Preisgabe seines Geheimnisses retten kann (nach Andeutungen 167 ff. 172 ff. 522 ff., deutlicher 756 ff. 907 ff.). Daß die Chorlieder meist (außer 887—906) als Anreden an den gefesselten Helden gerichtet sind, daß schon die Parodos kommatisch geformt ist, ergibt sich ebenfalls aus der Situation;?) nicht minder die inhaltliche Einförmigkeit der Äußerungen des Chors: entweder Mitleid mit Prometheus?) (145 ff. 242 ff. 397 ff. mit sinnreich steigernder Variation des Motivs s. oben S. 13; ähnlich das mitleidsvolle Entsetzen über Ios Leiden 687 ff. und die Folgerungen, die der Chor aus diesem Beispiel göttlicher Rache wünschend für sich zieht 887 ff.), oder Warnung (118 ff. 2591. 472 ff. 507 ff.*) 936. 1086 ff), oder neugierige Fragen und Bitten

(193 ff., 247 ξ΄;

819 ff.) — mit alledem wird zutreffend wiedergegeben. Wenn

der Held

nicht

515 ff.; 698.

wenigstens

handeln

kann,

das

745.

weibliche

782.

Ethos

muß er entweder vor dem

Auftreten des Chors klagen (88 —112)5) oder nachher erzählen, wozu ihn die Bitten und Fragen der Okeaniden und der Io immer 1) Eine kleine Entgleisung ist es, wenn der Chor davon schon v. 165 eine Andeutung macht, die sich mit seinen Fragen v. 517. 519 schwer verträgt. 2) So erklärt sich auch, daß Prom. 907 unmittelbar an eine Äußerung des vorangegangenen Chorlieds anknüpft, was sonst nicht äschyleische Art (aber Soph. OR. 215) ist. 3) Dies Motiv ist schon im Prolog angeschlagen von Hephaistos. 4) Diese Warnung, auch für sich selbst, nicht nur für die Menschen zu sorgen, paßt nicht gut zu der gleich angeschlossenen Hoffnung, Prometheus werde gelöst dem Zeus an Macht gleichkommen. 5) Die Monodie des Prometheus ist technisch notwendig: den Helden nach der qualvollen Anfesselung, die eine Gefühlsentladung von seiner Seite fordert, schweigen zu lassen, bis der aufgetretene Chor ihn zum Reden veranlaßt, wäre wider alle Natur. Auf die Singularität des Prom.-

Monologs weist 1926, 52, ohne

hin W. Schadewaldt, Monolog darin

ein Anzeichen

und Selbstgespräch, Berlin

der Unechtheit

des Δεσμώτης

zu sehen.

22

Schmid:

wieder Anlaß geben, oder er muß sich als Gegenstand des Mitleidens hinstellen (121. 140. 246. 304. 1092 ff.) oder Wünscheaussprechen (152 ff.) oder prophezeien und drohen (167 ff. 187 ff. 511ff. 700 ff. 762 ff. 786 ff. 903 ff. 989 ff.) oder wiederum klagen (197f. 237 ff.

256. 266 ff. 436 £). Die Entwicklung geht vom Klagen und Sichbemitleidenlassen, was im ersten Teil vorwiegt, über immer schärfere Drohung im zweiten Teil bis zum Höhepunkt, dem erbitterten Widerstand gegen Hermes am Schluß, und zur Katastrophe. Das alles ist klar und folgerichtig aus der gegebenen Lage entwickelt, und mit dieser mag man auch die zahlreichen ermüdenden Motivwiederholungen (s. a. oben S. 9 ff. u. unten S.32, 2) wenigstens entschuldigen, wiewohl sie einem Aischylos nicht zuzutrauen sind. Die Steigerung der Energie von Prometheus’ engbegrenzter Betätigung ist gut motiviert durch die Ioszene, der ich mehr Bedeutung für die Handlung (in dem beschränkten und verinnerlichten Sinn, wie es in Δεσμώτης eben Handlung gibt) zuschreiben möchte als Zum Felde tut.!) Die Szene illustriert freilich Zeus’ unheilvolle Gewalttätigkeit, indem sie dem von Zeus gequälten Mann die in derselben Art.von Göttern mißhandelte Frau gegenüberstellt; aber sie ist doch nicht ein ganz undramatisch?) eingelegtes Bild, in das der Dichter seine eigene religiöse Überzeugung einschlósse. Vielmehr entzündet sich an der Dar-

legung von Ios Schicksal, dem vergangenen und dem künftigen, der Trotz des Prometheus zur hóchsten Gewalt, und sein unbeugsamer Widerstand gegen Zeus’ Befehl, seine mitleidige Verachtung des Zeustrabanten ist psychologisch gut motiviert durch die Ioszene, die ähnlich dramatisch bewegend auf Prometheus wirkt wie auf Orestes die Schilderungen der Zustände nach Agamemnons Ermordung, durch die in den Choéphoren Elektra und Chor mit vereinten Kräften den Jüngling bis zum äußersten erregen, so daß er den Mut zum Muttermord findet. Man beachte 1) Zum Felde a. a. O. 52ff. übertreibt die Verschiedenheit der Io-Darstellung in Prometheus und in Suppl.; auch im Prometheus ist der Groll der Hera mehrfach erwähnt (s.o. S. 16, 3), und nicht nur so pflichtmäßig nebenbei wie Zum Felde 53 f. meint. Prometheus’ Haß gilt ja allen Göttern (120 f. 175),

und man

darf hier keinen Gegensatz zwischen Zeus und Hera konstruieren.

2) Zum Felde 55 ,Ionis scaena

ad actionem

ipsam

nullo modo

Richtiger H. Weil, Études sur le drame ant. (1897) 68.

pertinet".

Künstelnder Aufbau der Erzählung.

23

die kalte, fast ironische Genugtuung, mit der Prometheus dem gequälten Weib neue ungeahnte Leiden in Aussicht stellt (696 f. 743 1): er genießt das Bild der Mißhandlung Unschuldiger durch die Gótter bis zur Neige, er weidet sich dann mit Io zusammen an der Hoffnung auf den Sturz des Zeus, den nur er

durch Preisgabe seines Geheimnisses verhindern kann.

So ver-

steht man ohne weitere Worte den wütenden, alles Bisherige an Schärfe überbietenden Ausbruch des Prometheus v. 907 ff, seine im Verhältnis zu der bisherigen durchaus freundlichen, ja nachgiebigen Haltung!) gegenüber dem Chor befremdlich harten Worte an die Okeaniden 937 oéfov, προσεύχου, θῶπτε τὸν κρατοῦντ᾽ ἀεί, endlich seinen unbeugsamen Trotz gegenüber Hermes. Auch die in allen übrigen Tragódien, und nicht nur in denen des Aischylos, ohne Beispiel dastehende K ünstlichkeit im Aufbau der Erzählung kann man vielleicht zum Teil entschuldigen auf Grund der gegebenen Lage. In einem Stück, in dessen Dialog so viel erzählt und berichtet, ja fast nur erzählt und berichtet wird, verdenkt man es dem Dichter weniger, wenn er zum Zweck der Abwechselung die üblichen Wege der schlichten gradlinigen Erzählung verläßt. So erzählt Prometheus von den Wohltaten, die er den Menschen

erwiesen habe, nicht in einem Stück, sondern

zuerst nur summarisch (228—236 und weiter, zur Abwechselung in stichomythischer Form, 247—254) und in der Art, daß man genauere Ausführung nicht erwartet — veranlaßt er doch den Chor (271ff) zum Absteigen nicht durch die Aussicht auf ein-

gehendere

Darlegung

seiner

bisher

bewiesenen

φιλανθρωπία,

sondern auf die seiner künftigen Leiden (προσέρπουσαι τύχαι 272). Aber nicht von diesen spricht er nach der Okeanosszene, vielmehr gibt er eine nicht erwartete Spezifikation der den Menschen von ihm erwiesenen Wohltaten, auf den Hintergrund eines Bildes von der Hilflosigkeit der primitiven Menschheit gestellt (442 ff.). 2) 1) Vgl die fast unterwürfige Begrüflungsanrede 137ff.; das vom Chor 2591. inspirierte Schuldbekenntnis 266 ff., zu dem die weniger freundlichen Worte

2681. ἐλαφρὸν ὅστις πημάτων ἔξω πόδα ἔχει παραινεῖν νουθετεῖν τε τοὺς κακῶς πράσσοντας

nicht recht passen.

2) Mit

den

Versen

438—440

Prometheus den Göttern

weiß

ich

nichts

anzufangen;

denn

daß

die γέρα παντελῶς διώρισεν, steht in Widerspruch

24

Schmid:

Und auch diese Erzählung ist durch einen Einwurf des Chors ohne daß mit der äußeren Gliederung verbunden wäre. Künstelei

so weit,

daß

sie

nicht glatt durchgeführt, sondern (472—475) in zwei Stücke zerlegt, in merklicher Weise eine innere In der Ioszene jedoch geht die

erkältend

wırkt.

Der

Dichter

hat

es hier geradezu auf Überraschungen, getäuschte Erwartungen des Chors und der Zuhörer abgesehen. Der Wunsch des Chors 282. τοὺς σοὺς δὲ πόνους χρήζω διὰ παντὸς ἀκοῦσαι,

der sich nach Maßgabe der vorangegangenen Versprechung des Prometheus (272) auf die zukünftigen Schicksale beziehen muß,

bleibt lange unerfüllt; nicht bloß bringen ihn die Okeanosszene und die Erzählungen des zweiten Epeisodion fast in Vergessenheit, sondern als der Chor ihn wieder in Erinnerung ruft (515 ff.), schlägt Prometheus die Erfüllung ab mit den Worten (527 ff.) ἄλλου λόγου μέμνησθε, τόνδε δ᾽ οὐδαμῶς καιρὸς γεγωνεῖν, ἀλλὰ συγκαλυπτέος ὅσον μάλιστα: τόνδε yàp σῴζων ἐγὼ

δεσμοὺς ἀεικεῖς καὶ δύας ἐκφυγγάνω, und als in der Ioszene der Chor auf seine alte Bitte wiederholt zurückkommt (785. 821), stellt sich Prometheus taub; doch beantwortet er im Zusammenhang seiner Prophezeiung von Ios künftigem Geschick (871f.) nebenbei und mittelbar auch die Frage des Chors, und sein Geheimnis verrät er, soweit es vorläufig angezeigt scheint (d. h. ohne den Namen der Thetis) nach Ios Abgang und dem letzten Chorlied (907 ff.). Im übrigen werden in dem Dialog zwischen Prometheus und Io allerle mehr oder weniger gezwungene Mittel aufgeboten, um die Geradlinigkeit der Erzählung zu vermeiden. Die Motive für diese eigentümliche Verkräuselung des Erzählungsverlaufs sind recht schwach: es konkurrieren zu diesem Zweck Bitten der Io (613 ff. 779), Willensäußerungen

des Prometheus

(748 ἢ. 778.

786 ff. 823 ff. 875),

neugierige und etwas launenhafte Wünsche des Chors (631 ff. 698. zu v. 229, wonach

Zeus

das

getan

hat;

ich halte die Verse für den Ein-

schub von jemand, der den Zusammenhang der Worte συννοίᾳ δὲ δάπτομαι κέαρ mit v. 266 ff. nicht verstand. Streicht man sie, so werden 441/2 erst verständlich: denn seine Schuld hatte ja Prometheus eben 266 ff. dem Chor bekannt.

Künstelnder Aufbau der Erzählung.

25

145. 182 ff. 819 ff.), um die wechselreiche Mäanderlinie herzustellen. Io wünscht natürlich nach der Begrüßung zunächst Prometheus’ Schicksal

zu

erfahren,

das

der

Hörer

bereits

kennt.

In

naiver Weise rettet sich der Dichter vor Wiederholungen den Erklärungen des Prometheus 615 áppoi πέπαυμαι τοὺς ἐμοὺς θρηνῶν πόνους und 621 τοσοῦτον ἀρκῶ σοι σαφηνίσας λόγον,

recht

mit

und so ist die erste Frage der Io mit 7 Versen erledigt. Nun will Io, die Prometheus’ prophetischen Blick schon aus den Begrüßungsworten des Unbekannten an sie (589 ff.) erkannt hat, von ihm über das Ende ihrer Irrfahrt unterrichtet werden (622). Nach einigem Sträuben aus Rücksicht auf Io erklärt sich Prometheus bereit. Aber der Chor fällt ihm ins Wort mit der Bitte (631

μοῖραν

δ᾽ ἡδονῆς

κἀμοὶ

πόρε),

Io

möge

zuerst

selbst

die Ge-

schichte ihres Unglücks erzählen, dann Prometheus das Weitere. Prometheus stimmt zu init der seltsam rhetorisch-sentimentalen Gnome, mit der er Io zum Erzählen ermuntert: das eigene Schicksal zu beklagen verlohne den Zeitaufwand da, wo man Tränen des Mitgefühls (die der Chor 687 ff. spendet) von den Zuhörern zu erwarten habe. So erzählt zunächst Io mit reizvollem Realismus die Geschichte von ihren erotischen Träumen, ihrer Verstoßung aus dem Vaterhaus, von ihrer Verwandlung, ihrer

Verfolgung durch das Bild des vieläugigen Argos und den οἶστρος (v. 640. 682). ἢ Dem Wunsch des Chors entsprechend schließt Prometheus die Beschreibung des ersten Teils von 105 bevorstehender Irrfahrt an (in Europa, bis zur Überschreitung der Grenze von Asien 707—135), mit rhetorischer Pedanterie die Stoffgliederung betonend (700—704), zugleich mit einer etwas schulmeisterlichen Mahnung

sondern

an

Io

zugleich

(705 f),

auch

der

er

nicht

als Reiseführer

nur

dienen

als Berichterstatter,

will.

Den zweiten

1) Die συνουσία der Io mit Zeus (Suppl. 298 f.. Prom. 131 f. 772) findet im Prom. (anders als in Suppl) erst viel später in Ägypten statt. Die Abweichungen der Iomythopoiie im Prom. von der in Suppl. 291 ff. bespricht O. Weinreich, Rel. Vers. u. Vorarb. 8, 1 (1909) 19 ff. Wenn Io persónlich auf der Bühne auftritt, kann sie nicht wirklich βοῦς, wie in dem Bericht der Suppl, sondern nur παρθένος κεραστίς (Prom. 674, dazu Schol. μόνον bé τὴν ὄψιν, d. h. im Gesicht, μετεβλήθη eic βοῦν) sein. Die Gleichsetzung des οἶστρος mit der Vision des Argos (s. oben S. 16, 2) kann ich mir nicht aneignen.

26

Schmid:

Teil, die asiatische Fahrt, stellt er 743 f. in Aussicht. Aber ein durch den Hinblick auf „to λοιπὸν ἄλγος“ (699) motivierter Verzweiflungsausbruch der Io (747—751) veranlaßt ihn zu einer

für

Io

tröstlichen

σύγκρισις

ihres

Schicksals

mit

dem

seinigen (752—756).1) Wie er dabei (756) auf den Sturz der Zeusherrschaft als die Bedingung für das Ende seiner Leiden zu reden kommt, wird Io neugierig und veranlaßt ihn in einer Stichomythie zu Andeutungen über die verhängnisvolle Heirat des Zeus, die nur durch Prometheus’ Lösung verhindert werden könne, und über Ios Nachkommen Herakles, der in der 13. folgenden Generation sein Erlóser werden werde. Weitere Auskunft. in dieser Richtung verweigert er der Io, läßt ihr vielmehr in wenig

ernsthafter

Art

die Wahl

erzählen bereit ist (778).2) Entscheidung vor mit dem

über

den Rest

ihrer

zwischen

zwei

Aöyoı,

die

er zu

Die Okeaniden greifen aber ihrer Wunsch, Prometheus möge der Io

Irrfahrt,

ihnen

aber

über

den

künftigen

Erlóser berichten (782—785). So führt nach dieser Episode (147—787) Prometheus die 735 abgebrochene Prophezeiung weiter. Wieder mit einer schulmeisterlichen 3) Mahnung an Io (189 wie 705 1.) eingeleitet, und ebenso abgeschlossen mit der Aufforderung an sie, nach etwa Unverstandenem noch einmal zu fragen,*) folgt die Voraussage ihrer Iırfahrten in Asien (190—815). Dann wiederholt der Chor (822) seine Bitte (785) um Bericht über den künftigen Erlóser. Prometheus ignoriert sie noch einmal (s. oben S. 24) und erklärt vielmehr, der Io durch Erzählung der von ihr schon bestandenen Mühsale den 1) Die Erwägung, daß könne (in anderem Sinn nistischen Philosophie. lichen Macht (H.Diels, Unfähigkeit der Götter,

ihm als Gott nicht einmal der Tod Retter sein 933. 1053), gemahnt an Stimmungen der helleIn den Erörterungen über die Grenzen der göttBerl. Ak. SB. 1916 Nr. 6, 19—21) spielt auch die Selbstmord zu begehen, eine Rolle (Plin. nat. hist.

I

27). 2) ἊΝ habe schon Christ-Schmid, Gr. Lit. I 296 an das sophistische »προβάλλετε“ erinnert; vgl. Plat. Men. 70 b c. 3) Selbst der Ausdruck σχολή, den wir freilich in der Bedeutung „Schule“ erst in hellenistischer Zeit nachweisen können, fehlt nicht (818 σχολὴ bé πλείων ἢ θέλω πάρεστί μοι sagt Prometheus). 4) Ähnlich der Lehrer zum Schüler Philostr. im. prooem. p. 5, 12 ff. Vindob.: ὁ μὲν παῖς προβεβλήσθω xai ἀνακείσθω τούτῳ ἣ σπουδὴ τοῦ λόγου, ὑμεῖς δὲ ἕπεσθε μὴ ξυντιθέμενοι μόνον, ἀλλὰ καὶ ἐρωτῶντες, εἴ τι μὴ σαφῶς

φράζοιμι.

Von einer σοφιστικὴ

ἀκρόασις des Prom. spricht Luc. Prom. 4.

Künstelnder Aufbau der Erzählung.

27

Beweis für seine göttliche Allwissenheit geben zu wollen. ἢ Es folgt demnach der Bericht, der nicht ganz scharf an das Ende von Ios Bericht (682) anschließt; denn wie Io von Argos nach Dodona kommt, erfährt man nicht, was übrigens Prometheus selbst mit einer hóchst rhetorischen Betonung der Paraleipsis (827) bemerklich macht: ὄχλον μὲν πρὸς αὐτὸ

οὖν τὸν πλεῖστον δ᾽ εἶμι τέρμα σῶν

ἐκλείψω λόγων, πλανημάτων.

In großer Kürze wird die Wanderung von Dodona am adriatischen Meer hin bis zum Ort von Prometheus’ Qual (der aber nicht ausdrücklich genannt wird) skizziert und dann wieder mit kleinlicher Unterstreichung der Disposition (anschließend an 784) 844

τὰ λοιπὰ δ᾽ ὑμῖν τῇδέ T ἐς κοινὸν φράσω, ἐς ταὐτὸν ἐλθὼν τῶν πάλαι λόγων ἴχνος

Zeus’ Verbindung mit Io in Ägypten und die Geburt des schwarzen Epaphos geweissagt, ohne daß der schon v. 772 an-

gedeutete Erlöser

noch

einmal

erwähnt

würde



die Namen

Herakles und Thetis werden im ganzen Stück nicht genannt. So bietet diese Prophezeiung dem Chor, der Weiteres von dem λύσων zu hören wünschte (785), nichts Neues, und er wird über diesen überhaupt Weiteres nicht erfahren als die kurze Andeutung 871—873. Merkwürdig ist, daß statt dessen Prometheus mit einer von der äschyleischen Danaidentrilogie gespeisten Prophezeiung des Danaidenmythos (s. oben S. 17) schließt, der mit den Worten 870 μακροῦ

λότου

bei

ταῦτ᾽

ἐπεξελθεῖν

τορῶς

abbricht. Dann noch ein Wort über den Erlóser (871—873) und die Berufung auf die Mutter Themis als Quelle, und (875) wiederum ein Abbrechen wie 870 ὅπως δὲ χὥώπῃ, ταῦτα δεῖ μακροῦ λόγου εἰπεῖν, σύ τ᾽ οὐδὲν ἐκμαθοῦσα κερδανεῖς. 1) Parallelen für diese Methode der Prophetenbewährung: Kassandra bei Aesch. Ag. 1184 ff. 1199 ff. 1242 ff.; astrologische Charlatans Petron. Sat. 77, 1f.; Iarchas Philostr. vit. Ap. III 16; Christus Ev. Joh. 4, 17; der Abt Nestorios Act. S. Melaniae iun. in Anal. Bolland. 22, 34. Orakel über

Vergangenes von Epimenides s. Schmid, berg in seinem Ulysses

erprobung verwendet.

von

Gr. Lit. 17 305, 9.

Ithacien III 3 hat dieses Motiv

Auch L. Holder Propheten-

28

Schmid:

Die Danaidenepisode (853—869) wirkt nicht weiter, denn das Chorlied 888—906 gibt lediglich die Wirkung des Berichtes über Ios Schicksal wieder. Man muß also wohl in dieser Episode eine ähnliche Anspielung auf Zeitverhältnisse sehen wie in den Anspielungen auf die Freundschaft Athens mit Argos Eum. 289 f. (die attische Landesgöttin hilft dem Argeier) 689 ff. 756 ff. 762 ff. Schon die Hiketiden haben solchen politischen Einschlag; an sie knüpft bewußt mit der politischen Entgleisung seiner Danaidenepisode der zweifellos jüngere Προμηθεὺς δεσμώτης an, der demnach

in einer Zeit geschrieben ist, da man in Atben der argolischen Demokratie gern Freundlichkeiten erwies. Vielleicht war das etwa für dieselbe Zeit gemünzt, in der die Orestie aufgeführt wurde; es kann aber dafür auch sonst Gelegenheiten gegeben haben. Im

ganzen

kann

man

zugeben,

daß

der erzählenden Partien im Prometheus

Versuche,

das

Übermaf

durch kunstvolle Gliede-

rungen, Gruppierungen, Verschiebungen, Variationen der Erzählungsform (monologisch oder dialogisch-katechisierend) vor der Gefahr ermüdender Wirkung zu schützen, durchaus gerechtfertigt erscheinen und daß sie jedem Bearbeiter eines derartigen Stoffes naheliegen mußten. Auch der zweifellos echte Aischylos kennt solche Künste in erzählenden und ekphrastischen Stellen von größerem Umfang. So findet man den Bericht in katechisierendstichomythischer Form (Prom. 247 ff, 757 ff.) Suppl. 291 ff., Pers. 232 ff. 715 ff, Ag. 1202 ff, Cho. 212 ff. 523 ff.; ähnlich Eum. 585 ff.; auch die Unterbrechung eines Satzes vor seinem Schluß durch den Gegenredner in Stichomythie (Prom. 255) Pers.

734 ff,

Ag.

542 f,

Cho.

117 ff.;

die

Berichterstattung

in

prophetischer Form (Prom. 700 ff) Pers. 803 f£, Ag. 1107 ff. Der Hinweis, daß das Schlimmste noch gar nicht gesagt sei (Prom. 696 ff. 744) begegnet auch Pers. 435, ein sinnreiches Mittel, um einen besonders eindrucksvollen Teil der Gesamterzühlung durch Isolierung heller zu beleuchten. In den Persern werden vor dem langen zusammenhängenden Botenbericht einzelne der Königin persönlich besonders angelegene Punkte in Form eines Gesprächs zwischen ihr und dem Boten voraus abgehandelt; dann erst folgt das geschlossene Stück der Salamisschlacht. Diese Schilderung löst einen Klageruf der Königin aus; es folgt ein kurzer Dialog, in dem der Bote bemerkt, das größte Unheil habe er noch

Rhetorische

Bemerkungen

der

äschyleischen

Personen.

29

gar nicht erzählt; dann die Erzählung über den Handstreich von Psyttaleia; neue Klagen der Königin und schließlich Bericht über die Flucht. Im ganzen ist hier die Gesamtdarstellung beherrscht durch die chronologische Abfolge; diese wird aber gekreuzt durch Teilstücke, die ihre Stellung auf Grund besonderer Wertung erhalten. Berühmt ist der steigernde Aufbau des Botenberichts Sept. 375—676, der durch die Gegenreden des Eteokles und einige dochmische Chorzeilen in 7 Stücke gegliedert ist. Noch abwechslungsreicher ist der Heroldsbericht im Agamemnon (503 ff.) durch Einmischung des Chors und dann der Klytaimestra gestaltet. Aber die kapriziösen und koketten Ameisengänge, die der Dichter des Δεσμώτης meist ohne Not seinen Helden machen läßt, haben mit äschyleischer Art nichts zu tun. Auch Aischylos

würde wohl variiert haben, aber mit ganz anderem Geschmack und Geist. Wenn Aischylos dem Prometheus solche Künsteleien gegeben hätte, so könnte er ihn nur ironisch haben darstellen wollen; aber seine Helden ironisch zu nehmen, ist nicht seine Art. Es lohnt sich, in diesem Zusammenhang die Bemerkungen, die Aischylos seine handelnden Personen über die Form ihrer Reden machen läßt, sich zum Vergleich mit denen des Prometheus zu vergegenwürtigen. Sie betreffen: l. die Ausdehnung der Reden (vgl. Prom. 505. 827. 870 — 815): Eum. 201 πῶς δή; τοσοῦτο μῆκος ἔκτεινον λόγου ; 585 πολλαὶ μέν ἐσμεν, λέξομεν δὲ συντόμως; Suppl. 273 μακράν Ye μὲν δὴ ῥῆσιν οὐ στέργει πόλις, worauf der Chor: βραχὺς τορός θ᾽ ὁ μῦθος; Ag. 829 θεοῖς μὲν ἐξέτεινα φροίμιον τόδε, τὰ δ᾽ ἐς τὸ σὸν φρόνημα; 916 Agamemnon an Klytaimestra μακρὰν γὰρ ἐξέτεινας ; Eum. 707 ταύτην μὲν ἐξέτειν᾽ ἐμοῖς παραίνεσιν ἀστοῖσιν εἰς τὸ λοιπόν ; Sept. 1052 μὴ naxpnyöpeı. 2. Gliederung: a) Absetzen der Einleitung (Prom. 141) Ag. 829 (s. oben); Eum. 20 τούτους ἐν εὐχῇ φροιμιάζομαι θεούς.

Ὁ) Wiederholung ἐμὸν

τὸν

Ag. 1322

ἅπαξ ἔτ᾽ εἰπεῖν ῥῆσιν ἢ θρῆνον

θέλω

αὐτῆς.

c) innere Gliederung Eum. 918 τοιαῦτα σοὔστι: τῶν ἀρειφάτων δ᾽ ἐγὼ κτλ.; Cho. 142 ἡμῖν μὲν εὐχὰς τάσδε, τοῖς δ᾽ ἐναντίοις κτλ.

30

Schmid:

d) Markierung Ag.

des Schlusses (Prom. 112. 221. 469 ff. 655. 669):

427 τὰ μὲν κατ᾽ οἴκους ἐφ᾽ ἑστίας ἄχη τάδ΄ ἐστὶ καὶ τῶνδ᾽

ὑπερβατώτερα. Ag. 903 τοιοῖσδέ τοί νιν ἀξιῶ προσφθέγμασι 930 εἶπον, τάδ᾽ ὡς ἂν εὐθαρσὴς πράσσοιμ᾽ éd: 1661 ὧδ᾽ ἔχει λόγος γυναικός, εἴ τις ἀξιοῖ μαθεῖν

Cho.

520 ὧδ᾽ ἔχει λόγος

Eum.

480

τοιαῦτα

μὲν

τάδ᾽

ἐστί.

Einzigartig ist die Rekapitulation der ganzen Atridentragödie mit enumeratio Cho. 1066 ff. 3. καιρός (ein Teil des πρέπον; Sept. 1 χρὴ λέγειν τὰ καίρια 619

φιλεῖ

Cho. 582

δὲ σιγᾶν

σιτάν

Ag.

1372

ἢ λέγειν

θ᾽ ὅπου

fr. 208 Ν.2). Suppl. 446 γλώσσα πολλιῦν

Prom.

δεῖ

αἰνιγματῶδες

τὰ

καίρια

(vgl. Aesch.

μὴ τὰ καίρια.

καιρίως

εἰρημένων.

4. ἁπλότης (Prom. 46. 610. 975 ὡς ἁπλῷ 610 οὐκ ἐμπλέκων αἰνίγματα: 833. 949). Suppl. 464

523)

καίρια

καὶ λέγειν

τοξεύσασα πάροιθεν

τὰ

379.

dreistufigen

λόγῳ

τοὔπος ' AAN ἁπλῶς

oder ἁπλῷ Aöyw; φράσον.

Cho. 554 ἁπλοῦς

ὁ μῦθος κτλ.

(vgl. 887; Ag. 1113).

fr.

γάρ

ἀληθείας

176 N.2

ἁπλᾶ

ἐστι τῆς

ἔπη.

Alle diese Stellen aus dem unzweifelhaft echten Aischylos sind von sachlichem Ernst und großenteils von starkem Ethos getragen; keine zeigt den rein formalistischen, spielerischen Charakter wie die meisten derartigen Bemerkungen im Προμηθεὺς δεσμώτης. Mögen sie nebst den kapriziös geistreichelnden Verschiebungen der Erzählungsteile hier ihre letzte Quelle in dem durch den Stoff gebotenen Streben nach Abwechselung haben, so hat doch der Dichter sich durch rein formalistische Rücksichten so weit über das Maß des guten Geschmacks und die Grenzen tragischer σεμνότης hinaustreiben lassen, daß sein Held dadurch in Gefahr gerät, überhaupt nicht mehr ernst genommen zu werden, wenn er in seinen so viel bemitleideten Qualen noch

die Stimmung zu so kleinlichen Verstandesspielereien findet — will man solche Verirrungen dem Aischylos zutrauen ?

Prolog. In diesem des

Δεσμώτης

Zusammenhang betrachtet

kann

31 zum

werden.

Schluf) auch der Prolog

Wenn

die

Okeaniden

auf

Flügelwagen hereinkommen, auf denen sie zunächst (bis v. 272) sitzen bleiben, so konnte das Stück nicht mit einer Parodos im eigentlichen Sinn beginnen. Ob es nach den Begriffen des attischen Publikums im 5. Jahrhundert möglich gewesen wäre, den Prometheus gleich von Anfang an gefesselt zu zeigen, so daß es einer dramatischen Anfesselungsszene nicht bedurfte, ist zunächst ungewiß, ebenso wie für die 412 aufgeführte euripideische Andromeda; aber Aischylos hat das doch im Λυόμενος offenbar (s. unten) so gemacht. Für die Andromeda kann man zwar aus fr. 114 N.? (τοῦ προλόγου τῆς Ἀνδρομέδας eioßoAn) schließen, die Heldin sei schon zu Anfang des Stücks an dem Felsen angefesselt erschienen, aber bei freierer Interpretation könnte man unter εἰσβολή 1) den ganzen vielleicht nach euripideischer Art aus mehreren Szenen zusammengesetzten ersten Akt verstehen wollen, so daß denSoloanapästen der Heldin immerhin noch irgendeine kurze Aktion vorangegangen sein könnte. Übrigens kann, so wahrscheinlich es auch im ganzen sein mag?), daß der Anfang der Andromeda sich an den Aeouwrng anlehnt, doch Euripides im einzelnen freier vorgegangen sein und die im Δεσμώτης vorliegende Fesselungsszene weggelassen haben, während sie Sophokles in seiner Andromeda vielleicht beibehalten hat (s. unten Anm. 2). Aber 1) Daß

hier

und

sonst

eioßoAn

einfach

den Anfang

bedeutet,

belegt

W. Kroll, Berl. phil. Woch. 1892, 37 f. mit einigen Stellen, denen ich noch beifüge Antiphan. fr. 191, 20 K.; Strab. XIII p. 616 C.; Schol. Eur. Med. 1; Schol. Pind. I. p.218, 8 Drachm.; O. 6, 44. Die Bedeutung gehört nur der hóheren, insbesondere wissenschaftlichen Κοινή an; die Papyri kennen sie nicht. 2) Eur. fr. 116 N.? ποῖαι λιβάδες, ποία σειρήν erinnert an das τίς ἀχώ), τίς

óbud des Prom.

115;

fr. 119 an Prom. 637 ff.;

fr. 122 an Prom. 92 ff.; die

Anrufung der unbeseelten Natur, ein Zeichen äußerster Verlassenheit, fr. 114. wie Prom. 88 ff. 1092 f. Im ganzen entsprechen fr. 114—119 der Monodie des Prom. 88 ff., und es bleibt denkbar, daß die Andr. mit einer Monodie begann, was auch L. Séchan, Études sur la tragédie Grecque 264. 586 f. annimmt und durch Hinweis auf die Möglichkeit stummen Spiels vor Beginn der Monodie oder auf das Ekkyklema stützt. — Das Andromedabild einer Hydria des britischen Museums bezieht man (L. Séchan,

148 ff.) auf die sophokleische Andromeda und glaubt auf ihm die Darstellung der Andromeda durch eine Puppe für den Δεσμώτης angenommen hat.

zu erkennen,

wie

sie G. Hermann

32

Schmid:

sei dem, μώτης

wie

mit

ihm

einem

wolle, jedenfalls Prolog

beginnen

lag es sehr nahe, zu lassen,

der

den Aeco-

über

die

Vor-

geschichte und den Grund der Fesselung zunächst kurz aufklärte und damit dem ohnehin mit Berichten schwer belasteten Helden die Aufgabe abnahm, sogleich von seiner eigenen Geschichte zu erzählen, der weiter das Motiv der φιλανθρωπία, das je-

nem Sympathie wirbt, sogleich stark betonen und an dem Mitgefühl des Hephaistos auch das der Hörer entzünden, umgekehrt durch Darstellung der Brutalität des Kratos, eines richtigen κύων Διός, auf Zeus ein ungünstiges Licht werfen konnte.

Außerdeın bot

ein solcher Prolog die einzige Gelegenheit, ein kurzes Stück äußerer Handlung an das stationäre „Drama“ heranzubringen. Diese Vorteile könnten auch den Aischylos gelockt haben, einen Prolog voranzuschicken, und seine geniale Kühnheit hätte vor der sonst bei ihm kaum!) begegnenden Form des dialogischen Prologs, wenn sie ihm zweckmäßig schien, nicht zurückzuschrecken gebraucht.

Daß

der

Prolog

des

Δεσμώτης

altertümlich

ist,

zeigt

seine von v. 39 bis 81 strenge stichomythische Symmetrie. Aber doch haben wir nach allem, was wir sonst von äschyleischen Prologen

wissen,

nicht

das

Recht,

dem

Dichter

einen

Prolog

zuzutrauen, der abgesehen von dem kleinen Beitrag zur Exposition, den er gibt (der aber, gegenüber den zahlreichen Wiederholungen derselben Motive?) im weiteren Verlauf des Stücks, recht unwesentlich erscheint) nur der Stimmung, d.h. der Erregung von Sympathie für Prometheus und Antipathie gegen Zeus dient und in keiner Weise in die nachfolgende Handlung wirksam eingreift oder sie vorbereitet. Daß, rein sachlich betrachtet, ohne dialogischen Prolog auszukommen war, daß mit einer Monodie des Prometheus hätte begonnen werden können, 1) In den Φρύγες kam ἐν ἀρχαῖς ein kurzes Zwiegespräch zwischen Hermes und Achilleus vor (Vit. Aesch. $6 Wil.). 2) Das Motiv vom Übergeben göttlicher γέρα an die Menschen 7. 38. 82.

107. 945; Prometheus’ φιλανθρωπία 476 ff.

507.

542, 613;

Prometheus’

11. 28. 123. 231 ff. 239. 247 ff. 267.442 ff. Qualen

19—34

(Ekphrasis).

92 ff. 112 f.

117 ff. 141 ff. 148 ff. 158. 167 f. 175 f. 195. 237 f. 240 f. 256. 268 ff. 298 ff. 313 f. 397 f. 438. 470 f. 512 f. 752 ff. 1094 (die bevorstehenden Qualen 1016 ff.). — Man sieht, 441) die drei Hauptmotive des dialogischen Prologs in der Monodie

des Helden (88—126) wiederkehren,

diese also, struktiv betrachtet,

genügt haben würde oder wenigstens, daß sie leicht so hätte ausgearbeitet werden können, daß sie genügt hätte.

Prolog.

33

in der das Nötige von Exposition zu geben war,

klar

und

wird

vielleicht

durch

den

ist ohne weiteres

analogen

Anfang

von

Euripides’ Andromeda gestützt. Die echt äschyleischen Prologe aber, auch wo sie sich (wie in Ag. und Eum.) der persona pro-

tatica

bedienen,

Vorsetzstücke,

Verlauf

der

sind

nie

sondern

entbehrliche,

geben

Handlung

immer

nur

stimmungsmäßige

etwas

Wesentliches.

für den

Der Prolog

weiteren

der Sieben

zeigt in einer objektiven Art, wie es der angsterfüllte Chor allein

nicht

gekonnt hätte,

durch

die Anordnungen

des

Königs

und

den Botenbericht, daß die belagerte Stadt vor der letzten Entscheidung steht. Der des Agamemnon gibt in lebensvoller Einkleidung

dem

Hörer

die

Nachricht,

die

er

zuerst

wissen

muß

und von der aus die Parodos eine eigenartige Beleuchtung erhält: Troia ist gefallen; nebenbei werden scharfe Schlaglichter auf den Zustand in Agamemnons Palast geworfen. Der Prolog zu den Choéphoren gibt die erste Szene der Handlung: Orestes als Rücher

auf dem

Grab

des

legt, an die seine Erkennung

Vaters,

wo

er die Locken

sich anknüpft.

nieder-

Der der Eumeniden

stellt durch den Mund der Priesterin vor den Hörer das grauenvolle Bild, das ihn über den Fortgang der Handlung seit dem Schluß der Cho&phoren unterrichtet und das alsbald in lebendige Handlung überfließt: Orestes von den Erinyen verfolgt, im Schutz Apollons. Kann man sich denken, daß der Schöpfer dieser Szenen einen bei aller äußerlichen Bewegtheit innerlich so undramatischen Prolog hätte schreiben können, dessen Verse großenteils auf die drastische Schilderung der Schmiedearbeit des Hephaistos verwendet sind? Das

Ergebnis

dieses Kapitels

die

Eigenart

des Stoffs,

zu

mancher

Abweichung

wenn

ist: auch Aischylos würde durch er

den

von seiner

Δεσμώτης

gedichtet

hätte,

gewöhnlichen Technik

ge-

nötigt gewesen sein; er würde vielleicht in manchem sich in derselben Richtung bewegt haben, die auch der Verfasser des vorliegenden Stückes eingeschlagen hat. Aber sein sachlicher Ernst, sein unfehlbarer Sinn für Götterhoheit, Manneswürde und heroische μεγαλοφροσύνη würde ihn vor den üblen Entgleisungen des Geschmacks bewahrt haben, in die der Verfasser des Δεσμώτης geraten ist. Schmid,

Untersuchungen

zum

Gefesselten

Prometheus.

8

34

Schmid:

3. Aschyleisches im Gefesselten Prometheus. Wenn

der Δεσμώτης

nicht allerlei Gemeinsamkeiten

mit äschy-

leischem Stil hätte, wäre er nicht mehr als 2000 Jahre lang fast einhellig als Werk des Aischylos angesehen worden. Daß die alexandrinische Philologie ihn unbedenklich dem Aischylos zuschrieb, zeigt seine Aufnahme in den Katalog der äschyleischen Dramen, zeigen die Zitate aus ihm mit Aischylos’ Namen in den Scholien und Lexika und bei Athenaios (Strabon zitiert nur den Λυόμενος). Um über die Tragweite dieser Ähnlichkeiten und ihre Bedeutung für die Echtheitsfrage ins klare zu kommen, muß man sie in Gruppen sondern und einzeln betrachten. a) Aufbau des Dramas.!) Mit den echten Stücken teilt der Δεσμώτης die Anlage auf Emporsteigen vom Unsicheren zum Sıcheren,

auf

schrittweises

Klarwerden

und

Herannahen

einer

zuerst nur ahnungsweise oder teilweise bekannten Gefahr. In den Schutzflehenden rückt die Gefahr des Landens der ägyptischen Verfolger, in den Sieben die des Wechselmordes der Oidipussöhne und damit des Unterganges der Labdakiden, im Agamemnon die des Gattenmordes, in den Choéphoren die des Muttermordes, zu dem Orestes trotz des apollinischen Auftrages doch durch das Zureden der Elektra und des Chors erst gestrafft werden muß, mit steigender Unerbittlichkeit näher, in den Persern entwickelt sich aus bangen Ahnungen des Chors und der Königin über die Nachricht des Boten, die durch Dareios’ Unheilsprophezeiungen noch weiter verdüstert wird, bis zum Erscheinen

des

zusammengebrochenen

ἀρχέκακος

Xerxes

immer

deutlicher die Gewifheit der vollkommenen und verschuldeten Niederlage. In den Eumeniden klärt sich Schritt für Schritt das unentwirrbar scheinende Geschick des Muttermórders. Eine ühnliche

Anlage

hat

auch

der

Dichter

des

Δεσμώτης

seinem

Stück

gegeben durch das Geheimnis, das er seinem Helden überträgt. An die Preisgabe des Geheimnisses ist die Erhaltung von Zeus’ Herrschaft gebunden, jene aber ist bedingt durch die Freilassung des Prometheus. Aber die Fragen, ob Prometheus befreit wird oder nicht, ob Zeus vom Thron gestoßen wird oder nicht, sind im

Δεσμώτης

nicht

brennend;

unendlich weite Ferne gerückt. 1) Vgl.

auch

oben

S. 21.

der Dichter

hat

ihre

Lösung

in

Für ihn handelt es sich zunächst

Äschyleisches

im

Δεσμώτης : Aufbau.

35

nur darum: was ist das Geheimnis? und wird es Prometheus verraten? Zuerst (168 ff. 186 ff.) erfährt man: Zeus wird den Prometheus

dereinst

noch

brauchen,

denn

dieser

kennt

das

νέον

βούλευμα, durch das Zeus gestürzt werden wird; es wird zur Versöhnung kommen, aber nur unter der Bedingung, daß Prometheus befreit wird. Dann deutet der Titan 511 ff. dem Chor gegenüber

an,

auch

Zeus

sei dem Zwang

der μοῖρα

unterworfen,

verweigert aber (520) den neugierig fragenden Mädchen weitere Auskunft: deutlicher wird er gegenüber der Io, deren Anblick seine Leidenschaft steigert (755 ff.; s. a. S. 22); er teilt ihr mit, daß auch sie Hoffnung auf Erlósung habe; denn Zeus kónne durch seinen eigenen Leichtsinn zu Fall gebracht werden: er wolle eine Heirat schließen, aus der ein ihm an Kraft überlegener Sohn hervorgehen werde; vor der Gefahr kónne nur Prometheus ihn retten und werde es tun, wenn der kühne Held!) aus Ios Geschlecht ihn durch einen Bogenschuf) befreit haben werde (872). Nach Ios Abgang kommt Prometheus noch einmal mit gesteigerter Leidenschaft auf sein Geheimnis, ohne sachlich etwas Neues darüber mitzuteilen; neu ist nur der Ausdruck einer religiösen Auffassung von Zeus’ drohendem Sturz — konnte dieser bisher im Licht von Prometheus’ Rachedurst etwa als Sühne für die an ihm verübte Gewalt erscheinen, so wird er nunmehr auch als gerechte Strafe für die Entthronung des Vaters Kronos, als Auswirkung des väterlichen Fluches (910) dargestellt. Das Gespräch mit Hermes fügt sachlich auch nichts Neues hinzu, zeigt aber die äußerste Verhärtung von Prometheus’ Starrsinn und weckt dadurch die Überzeugung, der Sturz des Zeus sei tatsächlich nicht zu vermeiden — daß Prometheus vorher schon auf die Versöhnung hingewiesen (s. u. A. 1) und damit die Enthüllung des Geheimnisses und die Rettung von Zeus’ Herrschaft in Aussicht gestellt hatte, kommt durch diesen temperamentvollen Ausbruch in Vergessenheit. 1) θρασύς heißt Herakles 871 wie in der Überschrift des pindarischen Dithyrambos Oxyrh. pap. t. 13 nr. 1604. Ein Widerspruch soll hier nicht

unbemerkt bleiben: wenn Prometheus von seinem Erlóser und der bevorstehenden Versóhnung mit Zeus (187 ff.) derIo mit aller Bestimmtheit gesprochen hat (772 ff. 871 f£), warum erregt er sich dann 907 ff. so sehr und redet (764),

als stünde

Zeus’

Sturz

sicher zu erwarten,

als werde

Zurückhaltung seines Geheimnisses (was doch Verweigerung von

Zeus’

Seite voraussetzt)

niederzwingen?

er

ihn

durch

der Befreiung

36

Schmid:

Jedenfalls

ungen

1st klar,

daß

des Prometheus

an

der

Dichter

des

Bestimmtheit

Δεσμώτης

und Schärfe

die Droh-

wachsen

läßt und gleichzeitig die Gefahr von Zeus’ Entthronung näher und näher rückt, und daß er damit ein von Aischylos in allen erhaltenen Stücken angewendetes Kunstmittel sich angeeignet hat, ohne es freilich mit der Klarheit und Sicherheit zu handhaben, wie man sie von Aischylos gewöhnt ist und erwarten muß. Ein weiteres Mittel äschyleischer Struktur hat Zum Felde, eine Beobachtung Welckers verfolgend und ergänzend, im Aeσμώτης nachzuweisen versucht.!) Zwar nicht in allen äschyleischen Stücken, wie Welcker angenommen hatte, aber doch in den Persern, Cho&öphoren, Eumeniden werde in einer Szene mitten im Stück die Handlung zum Stillstand gebracht, um des Dichters sittlich-religiöser Beurteilung der Motive Raum zu schaffen. Diesem Zweck diene auch im Prometheus die Ioszene;2) sie solle Zeus’ Ungerechtigkeit erweisen. Gewiß! aber von dieser war schon bisher unablässig die Rede; die Ioszene bringt nur ein neues, besonders augenfälliges und empörendes Beispiel von Zeus’ Tyrannei und hebt keineswegs das persönliche Urteil des Dichters besonders heraus oder setzt es in neue Beleuchtung. 3) Von einem Stillstehen der Handlung kann innerhalb des Δεσμώτης überhaupt nicht die Rede sein, weil sie von der Monodie des Prometheus an schon ruht — die einzige Form, in der hier gehandelt wird und werden kann, ist das Epeisodion neuer

Personen,

die

in Gespräche

mit

dem

Helden

eintreten;

so

ist auch die Ioszene zu verstehen, die, wıe schon bemerkt, in ihrer Bedeutung für die „Handlung“ von Zum Felde nicht richtig eingeschützt wird (s. oben S. 22). Die Ioszene gibt also keinen Beleg für das ohnehin recht fragwürdige4) struktive Prinzip, das Welcker für Aischylos aufgestellt hat. 1) Zum Felde 41 ff. 2) Ders. 53 ff.

3) Daß der Dichter sein eigenes Urteil nicht, wie er sonst wohl tut, dem Chor in den Mund legte, sondern in einer besonderen Szene zum Ausdruck brächte, wäre dem besonderen Gesetz des lyrischen Müdchenchors (W. Schmid, Griech. Lit.-Gesch. 1* 465, 3) entsprechend, trifft indessen für den Δεσμ. doch nicht zu (s. unten).

4) Auch die Verse Cho. 315—434 legen die Handlung

nicht still, sondern

Aufbau.

Religiöse

Höhepunkte.

37

Eher könnte es scheinen, als ob für den Δεσμώτης die Beobachtung von Luise Reinhard!) zuträfe, daß Aischylos gern dem Mittelstück großer Chorlieder oder auch einem ganzen Lied in der Mitte einer Tragödie ein besonderes Gewicht gebe, indem er von da aus den ganzen Sinn des Dramas religiös beleuchte ; meist liege dieser Höhepunkt in der Mitte der Parodos, im Δεσμώτης

werde

er gebildet

durch

das

Mittelstück

des

zweiten

Stasimon (544—552). Ich kann dem zwar in dieser Form nicht beipflichten; denn die Betrachtung, daf) die Sterblichen bei ihrer Schwüche und Vergünglichkeit dem Prometheus doch für seine Wohltaten keinen Dank mit Taten erweisen können, daß Zeus’ Macht weit über ihren Anschlägen erhaben ist, kann nicht neben jene ganz aus dem Zusammenhang in hóchste kontemplative Hóhe gerückten Allgemeinbetrachtungen aus den Parodoi der Perser (93—101), des Agamemnon (160—183), der Cho&áphoren (48—75)

gestellt

werden.

Die Prometheusstelle

ist gar

keine Betrach-

tung, sondern ein ganz in der augenblicklichen Lage verwurzelter Ratschlag an den Helden, in seinem Kampf gegen Zeus nicht auf menschliche Hilfe zu rechnen. Eher móchte ich in dem ersten Strophenpaar des zweiten Stasimon, wo der Chor aus der eben gehórten Drohung des Prometheus gegen Zeus erschüttert?) die praktische Folgerung unbedingter Unterwerfung unter Zeus' Willen zieht,3) einen solchen Hóhepunkt religióser Schau sehen. Mir scheint die Beobachtung von L. Reinhard zu eng und zu formalistisch gefaßt — auf den Ort innerhalb der Tragödie, an beleben

Orestes.

vielmehr

Was

in wirksamster Weise

die Dareiosszene

oben S. 8. 1) L. Reinhard,

Zu

den

2) Vgl. die Stimmung Ioszene

Liedern

930 ff,

doch

die ermattende Entschlußkraft

auch

für

des Aischylos

die Handlung (Progr.

die aber immerhin

Berl.

des

leistet, 1928)

durch Eindrücke

s.

25 f.

der

besser gestützt ist.

3) Über diesem Stasimon waltet manche Unklarheit. Man erwartet nicht derartige Unterwürfigkeit von den Okeaniden, die doch, noch ehe sie etwas von Prometheus’ Geheimnis wußten, recht deutlich gegen Zeus Partei nahmen (149 ff.) und sogar ganz ruhig von der Möglichkeit seiner Entthronung sprachen (165 f), jetzt dagegen vor der blofien Andeutung des Prometheus, daß es damit Ernst werden könnte, zusammenbrechen. Die Entgleisung, daß die Okeaniden, selbst göttliche Wesen, dem Zeus Opfer bringen wollen (529 ff), ist auch von Wilamowitz (Aischylos 124) notiert. Solch ein Quiproquo mag ich dem Aischylos nicht zutrauen.

38

Schmid:

den die Allgemeinbetrachtung gestellt ist, kommt es nicht an. Aber richtig ist, daß in jedem der erhaltenen äschyleischen

Stücke

außer

den

Persern

irgendwo

mindestens

ein

begei-

sterter Preis von Zeus’ Allmacht oder ein brünstiges Gebet zu ihm vorkommt: Suppl. 86—110; 524—537 ; 807—824; 1064— 1074 (die Hüufigkeit der Zeusanrufungen in diesem Stück hat ihren besonderen Grund:

Zeus

ist nicht

bloß der oberste Gott,

sondern

auch der Stammherr der Danaiden); Ag. 160—183; 355—384; 1015—1033; Cho. 783—799; in den Eumeniden wird wenigstens am Schluf) die Zustimmung des Zeus und der Moiren festgestellt. Daß in den Persern der griechische Gott zurücktritt, ist verständlich, und in den Septem wird Zeus durch die Zusammenfassung mit den thebanischen Stadtgottheiten etwas verdeckt (nach Ares steht er 116 ff.; voran 822 ff, und am Schluß 1074 wird ihm die Ehre gegeben) Das zweite Stasimon des Prometheus

entspricht

also

der

üschyleischen

Technik,

allenfalls

auch

das dritte, auf das man doch die ärgerliche Äußerung des Prometheus (937) über die Zeusfrömmigkeit des Chors beziehen muß, wie denn diese sich ausspricht am Schluß des Liedes (904—906), dessen Anfang aus weltlicher Weisheit fließt. Wer etwa in dem etwas überraschenden Entschluf) des bis dahin so schüchternen und gerade in seinen beiden letzten Liedern zur Unterwerfung unter Zeus' Herrschaft erbótigen Chors (1063 ff.) nicht nur eine bühnentechnische Notwendigkeit, sondern eine Inkonsequenz der Charakterzeichnung sehen wollte, könnte sich beruhigt fühlen durch die Analogie der Mädchen in den Sieben, die das ganze Stück hindurch von einem Beben ins andere fallen, und von denen doch am Ende ein Teil sich der Opposition gegen den Regierungsbefehl anzuschließen den Mut findet.!? Im übrigen hat die Charakterantithese zwischen Held und Chor in Sieben und Prometheus, bei aller Verschiedenheit der Charaktere des Prometheus und Eteokles, eine gewisse Ähn-

lichkeit. Daß denen

v. 436 ff. mit dem seit Aristophanes sprichwörtlich geworäschyleischen

Bruckner, 1) Zum

das Felde

Gefühl 67 ff.

Schweigen,

für

die

in

dem

sich,

künstlerische

wie

bei

Bedeutung

Anton

der

Dialog.

Stichomythie.

Charakterzeichnung.

39

Pausen kundgibt, nichts zu tun haben, ist oben S. 13 bemerkt worden. 1) So bleiben nur wenige und etwas entfernte Ähnlichkeiten der Aufbautechnik

zwischen dem Δεσμώτης

und

den sechs

unbezwei-

felten Tragödien. Bei der eigenartigen Anlage des Δεσμώτης ist das indessen nicht verwunderlich. b) In der Dialogführung ist der Gebrauch der Stichomythie zur Einkleidung von Erzählungen (katechetischer Bericht 246 ff. 615 ff. 757 ff.) oben S. 28 mit Beispielen aus den anderen Stücken belegt worden. In der Handhabung der stichomythischen Technik stimmt jedoch der Δεσμώτης nicht durchweg mit den übrigen 6 Stücken zusammen. Aischylos hat die Regel, daß die einmal angefangene aus Einzelversen gebildete Stichomythie nicht durch eingeschaltete größere Versgruppen eines der Unterredner gestórt wird, ebensowenig die aus Verspaaren

(was erst in der Orestie vorkommt) gebildete.?) Kürzere Stichomythien aus Einzelversen finden sich umrahmt von je einem Verspaar am Anfang und Ende (Cho. 106—123 nach dem Text von Wilamowitz; 164—183); oder auf ein beginnendes Verspaar (Cho. 212 ff) oder zwei Verstriaden (Eum. 582 ff.) folgt die Stichomythie aus Einzelversen; in den Persern 787—799 sind drei Einzelverse umrahmt am Anfang von 2 Verstriaden, am Schluß von 2 Verspaaren. Freierer Bau begegnet erst in den

beiden Schlußstücken der Orestie: Cho. 766—'82

folgt 4 Einzel-

versen eine Gruppe von 4 Versen, darauf 5 Einzelverse, endlich 2 Verspaare; 892—902 nach 2 Einzelversen ein Verspaar, eine Triade, ein Einzelvers, eine Triade; Eum. 225—234 folgen auf 4 Einzelverse zwei Verstriaden, während umgekehrt Eum. 582 bis 606 eine längere Reihe von Einzelversen durch zwei Triaden eingeleitet wird. An die äschyleische Norm halten sich im Δεσμώτης die Stichomythien 246—258; 515—521 (umrahmt von 1) Dagegen kann man Prometheus’ Schweigen im Prolog (das aber die Alten gerade in diesem Zusammenhang nicht erwühnen; die Stellen Trag. Gr. Fr.? p. 50 N.) hieher ziehen.

2) Verspaare Ag. 620—635; 1346—1371; Cho. 1051—1065; Eum. 711—730. Eine kleine Unregelmäßigkeit ist es, wenn in der Stichomythie aus Einzelversen Ag. 1299—1312

802—808 Ausnahme

wird

ein Vers

(1307)

durch Streichung

bildet das Verspaar

von

durch Interjektion

ersetzt

804 die Ordnung

hergestellt.

vor Schluf)

der Stichomythie

ist; Sept.

Eine

Sept. 1051/52.

40

Schmid:

2 Verstetraden);

757—779.

Dagegen

weichen

ab:

der Prolog

mit seinem von 36—811) fortgesetzten Wechsel zwischen Verspaar und Einzelvers; 377—392 (3 Verspaare, 1 Einzelvers, 1 Verspaar, 7 Einzelverse); 613—630 (1 Verspaar, 7 Einzelverse, 1 Verspaar, 7 Einzelverse); 964—986 (3 Verspaare, 2 Einzelverse, 1 Verspaar, 1 Einzelvers, 1 Verspaar, 11 Einzelverse, von denen einer vor 980 nach Wilamowitz’ Ergänzung durch eine Interjektion ersetzt ist wie Ag. 1307). Schließlich sei noch zweier Eigentümlichkeiten der Chorlieder im Δεσμώτης gedacht, für deren eine Zum Felde Analogien aus den unbezweifelten Stücken beigebracht hat: den Eindruck, den die vorangehende Szene auf ihn gemacht hat, bringt der Chor zum Ausdruck Prom. 887 ff. (aber auch, was Zum Felde nicht erwähnt, 526 ff.)2); und in dem Lied 526 ff. ist jene sentimentale Antithese zwischen Sonst und Jetzt intoniert, die Euripides?) so sehr liebt; ganz unbekannt ist sie übrigens auch dem Aischylos nicht — sie beherrscht die Gegenüberstellung von Dareios und Xerxes in den Persern, sie klingt an in dem Chorgesang Ag. 242 ff, wenn dem Bild der zur Schlachtbank geführten Iphigeneia das andere, wie sie einst mit ihrem Gesang die Festmahle im Vaterhaus verschónte, entgegengesetzt wird, und in dem Kommos der Kassandra Ag. 1156 ff. c) Charakterzeichnung. Den Inkonsequenzen, die man aufgedeckt hat, ist nach dem, was Zum Felde4) darüber gesagt hat,

keine

da in

größere Bedeutung

ihm

Stücken,

von

nur Götter

beizumessen.5)

auftreten,

den Eumeniden

mit

den

abgesehen,

Der Δεσμώτης ist,

anderen

erhaltenen

inkommensurabel.

Aber

eine gewisse Ähnlichkeit besteht doch zwischen den ins Unrecht gesetzten Góttern im Δεσμώτης und in den Eumeniden, wie 1) v. 38 vielleicht mit Kiehl zu streichen (vgl. 7). 2) Analogien Zum Felde 75 ff, der bemerkt, daß

derartige

Lieder

bei

Sophokles háufiger werden. Das Lied 526 ff. behandelt Zum Felde in anderem Zusammenhang p. 82 f. 3) W. Schmid, Phil. 55 (1896) 46. 4) Zum Felde 8 ff., vgl. oben S. 37, 3; 38. 5) Immerhin ist doch die geistige Unbedeutendheit des Okeanidenchors (s. oben

und

S. 21)

im

Vergleich

sein Aufschwung

zum

mit

den

Heroismus

anderen

des

Aischyloschören

Ausharrens

bei

auffällig,

Prometheus,

das ja dramatisch keinerlei Folgen haben kann, noch überraschender der bekannte Salto mortale der aulischen Iphigenie des Euripides.

als

Charakterzeichnung.

denn auch

in beiden

Sprache.

Stücken

Klarheitsbedürfnis.

wieder

und

wieder

41

gegen Ver-

gewaltigung der alten durch die neuen Götter protestiert wird — der Kampf des Prometheus mit Zeus ist äußerlich ähnlich dem der Erinyen mit Apollon. Daß ein leidender Griechengott seine Leiden nicht mit stummer Ergebung trägt, daß er keine Geduld kennt, sondern sich wehrt, droht, klagt, entspricht der Göttervorstellung, die seit der Ilias feststeht. Auch bei Aischylos gilt das πάθει μάθος, das er den Menschen predigt, vielleicht nicht unbedingt für die Götter, und dem Gedanken, daß er, wenn er den gefesselten Prometheus darzustellen hatte, dessen Charakter nicht wesentlich anders hätte bilden können, mag ein gewisser Schein zugebilligt werden (s. aber unten). d) Die sprachlichen Darstellungsmittel. Es ist nachgerade bei manchen üblich geworden, die Beweiskraft sprachlicher Beobachtungen für die Echtheitsfrage des Prometheus mit allgemeinen Redensarten zu bestreiten, und die bisherige Erfolglosigkeit der mit sprachlichen Merkmalen arbeitenden Methode scheint solcher Ablehnung recht zu geben. Es wird sich aber im folgenden zeigen, daf) es irreführend ist, wenn man z. B. sagt, wir kennten die Entwicklung der attischen Umgangssprache im 5. Jahrhundert zu wenig, um sprachliche Verschiedenheiten der damaligen Literaturwerke richtig bewerten zu können, oder wir hätten viel zu wenig von Aischylos, um die ganze Spannweite seiner Diktion richtig zu überschauen. Die sprachlichen Eigentümlichkeiten des Δεσμώτης haben nämlich mit der allgemeinen Entwicklung des attischen Dialekts zum überwiegenden Teil gar nichts zu tun; sie sind vielmehr Ausstrahlungen eines persönlichen Stilgefühls, das von dem der sechs unbezweifelten Stücke so sehr abweicht, daß man sich, wenn man sich alles wirklich klar gemacht hat, auch von dieser Seite her genötigt sieht, deren Verfasser von dem des Acouwτῆς zu trennen.

so würde

Hätten wir noch mehr echte Stücke des Aischylos,

das nach

meiner Überzeugung

Freilich fehlen uns mehr

als

80 Stücke,

nur noch klarer werden. aber die sechs erhaltenen

erstrecken sich über einen so großen Zeitraum, daß wir die Grundzüge der Entwicklung von den Schutzflehenden bis zu den Eumeniden, das Konstante und das Variable, völlig ausreichend zu erkennen vermögen. Die Entwicklung geht im allgemeinen

42

Schmid:

auf sprachlichem Gebiet bei Aischylos vom Gezwungenen zum Einfacheren, vom Schwerverständlichen zu größerer Durchsichtigkeit; aber das phantasielose, wasserklare und doch künstelnde Räsonnement, die ermüdende Breite und Seichtigkeit, wie sie in der Sprache des Δεσμώτης herrscht, ist für ihn weder Durchgangsstadium noch Endziel und liegt überhaupt nicht im Bereich äschyleischer Entwicklungsmöglichkeiten. Im ganzen weiß ja jeder Leser des Aischylos, daß unter allen Stücken des Dichters der Prometheus sprachlich am leichtesten zu verstehen ist. Wenn also Aischylos in diesem Drama etwa die Göttersprache hätte charakterisieren wollen, so hätte er das dadurch erstrebt, daß er den Göttern mehr σαφήνεια zuteilte als den Menschen — leichtverständliche und normale Konstruktionen, wenig Glossen, gebräuchliche Wortformen, Neubildungen ohne alle Kühnheit, durchsichtige Wortstellung, Meidung verwickelter Satzperioden, allzuknapp zusammengepreßter Ausdrücke, kühner, breit ausgeführter Bilder, tiefsinniger Sentenzen (die 20, die im Prom. vorkommen, sind außergewöhnlich banal) — alles das wirkt zusammen zu demselben Eindruck hemmungsloser Flüssigkeit und Glätte der Diktion.!) Die Häufigkeit der Begriffe

σαφής,

σαφῶς,

σαφηνῶώς,

σάφα,

σαφηνίζω,

σκεθρώς,

τορῶς, die Ablehnung des αἴνιγμα (Pr. 610. 833. 949), die Aufforderung des Prometheus an Io, noch einmal zu fragen, wenn sie beim erstenmal nicht alles verstanden habe (s. oben S. 26, 4), —

alles

das

verrät bewußte künstlerische Absicht des Verfassers,

der diese Dinge so stark betont, weil er sich mit ihnen in Gegensatz stellt zu dem Stil des echten Aischylos, der, wo er von stilistischen Dingen redet, vor allem die Knappheit 2) hervorhebt (s. oben S. 29), der gerade die Stileigentümlichkeiten pflegt, deren Vermeidung

wurde.

durch

den

Verfasser

Dieser ersetzt also den

1) Auch bei dem stellung des Prom.

des

Δεσμώτης

στόμφος

des

soeben

bemerkt

echten Aischylos

Attizisten Phrynichos kommt die sprachliche Sonderdeutlich zum Ausdruck; er nimmt zwar theoretisch

die drei großen Tragiker in seinen attizistischen Kanon auf, aber praktisch hat er für seine TTporapaokeun unter allen (ihm noch vollständig vorliegenden) äschyleischen Tragödien nur den Prom. exzerpiert (J. v. Borries, Phrynich. praef. XXVI). 2) Vereinzelt eignet sich das auch der Verf. des Prom. an (827): ὄχλον μὲν οὖν τὸν πλεῖστον ἐκλείψω λόγων.

Wortgebrauch.

Eigenwörter.

43

und des Pindaros durch eine wesentlich andere Diktion, mit der er sich als Genossen sophistischen Klarheitsbedürfnisses und als Vorläufer des Euripides darstellt. Diese eine Beobachtung ist für die Entscheidung der Echtheitsfrage weit wichtiger als viele bisherige Versuche, die Frage mit Hilfe einer Vergleichung des Wortvorrates zu lösen. Ihnen kann man ja immer entgegenhalten, wie das neuestens besonders Peretti getan hat,

jedes

auch der erhaltenen Stücke

habe sein

eigenes Lexikon,

und erst wenn wir die etwa 80 verlorenen Tragödien des Aischylos besäßen, hätten wir eine wissenschaftlich brauchbare Grundlage für die Echtheitsuntersuchung mit Hilfe des Sprachmaterials. Gar nichts Brauchbares kommt freilich heraus bei einer Untersuchungsweise, wie sie Peretti anwendet. Er fragt nach den Zahlen epischer und nichtepischer Wörter, die je in Prometheus, Schutzflehenden, niden vorkommen und findet,

Persern, Cho&äphoren und Eumedie Zahlen seien für beide Kate-

gorien in allen 5 Stücken etwa gleich groß. Dabei führt er als „epische Wörter“ alle Wörter, die überhaupt im Epos vorkommen und darunter die so zahlreichen, die das Epos mit der Prosa und Poesie aller Zeiten gemeinsam hat. Durch solches Zusammenwerfen ist ein reinliches Ergebnis unmöglich gemacht. Die Vergleichung hätte interessant werden können, wenn sich Peretti auf charakteristische, spezifisch epische bzw. lyrische Wörter beschränkt hätte und wenn er im zweiten Teil seiner Sammlung (p. 180 ff.) die einzelnen Gattungen der nichtepischen Poesie möglichst scharf geschieden hätte — die Listen wären dann kürzer, aber lehrreicher geworden. Richtiger scheint es mir, die Frage so zu stellen: verhält sich der Prometheus im Gebrauch von Wörtern, die nur im Prometheus nachgewiesen sind, anders als die echt äschyleischen Stücke? und hat er von den nur ihm angehörigen Wörtern einzelne verhältnismäßig häufiger wiederholt gebraucht als die anderen ὃ Zählt man zunächst roh ab,

so steht im Gebrauch

von Wörtern,

die nur in je einem Stück vorkommen (Eigenwörtern), Prometheus weitaus an erster Stelle. Es sind nämlich gebraucht nur in Suppl.

461 in 1074 Versen,

d. h. 42,70/o

»

, Pers.

474



1077

»

5

»

44

»

» Sept.

444

, 1078

»

5

»

41,00

%

44

Schmid:

nur in Ag. 782 in 1673 Versen, d. h. 46,70), , » Cho. 387 , 1076 » 5 » 95,29], ; „» Eum. 329 , 1048 25 » 95 0f, » » Prom. 631 , 1094 » 5 » 91,69jo Nun ist aber zu bedenken, daf) unter den nur in je einem Stück vorkommenden Wörtern viele der gewöhnlichsten Art sind, deren Vorkommen nur zufälligerweise auf ein Stück beschränkt ist, weil nur dieses sachlich die Gelegenheit zur Erwähnung des mit dem Wort bezeichneten Gegenstandes darbot. So finden sich z. B. nur in Suppl. die Wörter ἀέναος, αἶψα, ἀλέγω, ἄμπυξ, ἀνάλωμα, ἀνέδην, ἀντιόομαι, ἀοιδός, ἀπάγχομαι, ἀποσπάω, ἀρέσκομαι, dpóu, ἀρχηγέτης, ἀσυλία, ἀσφάλεια, ἄτερθε, αὖθι, αὔξω, αὐτόθεν, αὐτόχειρ, ἄωτος, βέβηλος, βύβλος, βοηθέω, βραχίων, γεννάω, τονεῖς, διαστρέφω,

διατέμνω, δίζημαι, διχῇ usw.; in Pers. liest man 111ὴηὴ8] πλῆθος, das Aisch. sonst nur einmal (Suppl. 469) braucht. Läßt man diese in keiner Weise für den Stil charakteristischen Wörter beiseite, so verschiebt sich natürlich das Verhältnis, weil es nun auf die Wörter gestellt ist, bei deren Wahl oder Schöpfung nicht sowohl sachlicher Zwang, als künstlerische Absicht gewaltet hat.!) Es finden sich dann charakteristische?) Wörter nur in Suppl. 250 in 1074 Versen, d. h. 23,20 » » » „ , »

» » » » , »

Pers. Sept. Ag. Cho. Eum. Prom.

314 312 523 249 222 395

, 1077. , 1078 „ 1673 , 1076. , 1048 , 1094

, , , , ., ,

, , , , , ,

., , , , 9.

29, 9f, 28,900 91,200 231 0/o 22,10 96,1%.

Beide Rechnungen ergeben, daß der Δεσμώτης überhaupt im Vergleich mit den anderen Dramen erheblich mehr Wörter hat, die in keinem anderen äschyleischen Stück vorkommen, daß er aber namentlich in der Zahl der charakteristischen Eigenwórter auch den in diesem Sinn besonders reichhaltigen Agamemnon

um

beinahe

59/, überbietet.

1) Daß sich bei alle Subjektivität dieses Verfahrens 2) Ich verstehe seltenere Wörter,

Hier

kann man

nicht von Zufall

der Auswahl stilistisch bedeutsamer Eigenwörter nicht ausscheiden läßt, weiß ich, halte aber doch das Ergebnis im ganzen für zuverlässig. darunter nicht bloß Neubildungen, sondern überhaupt auch wenn sie vor Aisch. schon belegt sind.

Wiederholung von Eigenwörtern.

45

sprechen. Es liegt vielmehr eine den Stil dieses Dichters kennzeichnende Neigung zu Neubildungen und selteneren Wörtern vor, die man zwar auch im Agamemnon, verglichen mit den anderen Stücken, bemerkt, die sich aber doch von dem Gebrauch des Agamemnon dadurch wesentlich unterscheidet, daß

die

Neubildungen

des Δεσμώτης

viel

einfacher,

leichter

und

verständlicher sind als die des Agamemnon; es ist etwa ein Unterschied wie zwischen der Wortbildung des Bakchylides und der des Pindaros. Nicht ganz bedeutungslos ist weiter, daf) der Verfasser des Δεσμώτης

eine

auffallend

große

Zahl

der

Wörter,

die

nur

ihm

eigen sind, wiederholt, und zwar einzelne bis zu 7mal gebraucht, so daß man von Schlagwörtern in diesem Stück sprechen konnte. Zur Vergleichung gebe ich die Zahlen: Gesamtzahl der nur in dem betr. Stück vorkommenden Wörter: Von

diesen

Suppl.

Pers.

Sept.

Ag.

Cho.

Eum.

Prom.

461

474

444

782

387

329

632

sind

gebraucht :

Was

1 mal 2 mal 3 mal 4 mal 9 mal 6 mal 1 mal oben bemerkt

Bestätigung:

eine ihn lungen. daß sich ter nur verszahl

433 430 414 17 33 23 8 6 7 3 3 0 0 1 0 0 1 0 0 0 0 wurde (8. 9ff.), findet

der Verfasser

des Aeouwrng

703 371 303 554 03 12 18 47 12 4 6 21 3 0 2 T 1 0 0 1 0 0 0 0 0 0 0 2. durch diese Liste seine hat auch in diesem Fall

von Aischylos unterscheidende Neigung zu WiederhoMit den echten Stücken ist dem Prometheus gemeinsam, die weit überwiegende Mehrzahl der ihm eigenen Wöreinmal gebraucht findet: prozentual auf die Gesamtberechnet, hat der Agamemnon 429/, einmalig gebrauchter

derartiger Wörter,

der

Aeouwrng

5009.

Bei

den

2mal

gebrauch-

ten Eigenwórtern ist das Verhältnis: Ag. 3,80/,, Prom. 4,3 000; bei den 3mal gebrauchten ist, wie die Liste zeigt, der Prom. auch absolut dem Agam. weit voraus, ebenso bei den 4mal gebrauchten; fünfmaliger Gebrauch findet sich je einmal in

46

Schmid:

Pers. Ag. und Prom.; Prometheus.

7 malige Wiederholung

überhaupt

nur im

Von Interesse ist aber auch, zu wissen, welche derartige Wörter es sind,

die

im

Δεσμώτης

mehr

als 2mal

gebraucht

werden:

3 mal: ἀ(ε)ικής, oikía, ἀσθενής, εἱλίσσω, ἐλαφρός, ἔσχατος, ἐφήnepog, ἔχθρα, ζητέω, θάλπω, θεόσυτος, λωφάω, νόσημα, πορεία, προθυμέομαι, προσπέτομαι, σόφισμα, φλογωπός, χόλος, ὠφέλημα. 4 mal: αἰκίζομαι, ἐξευρίσκω, νοσέω, πλανάω, ταλαίπωρος, φάραγξ, χρίω.

5 mal:

αὐθαδία.

7 mal:

yerwvew

Also

außer

φλογωπός

und yerwva

etwa den und

dem

(dazu

noch

durchsichtigen seltenen

yerwvew

γεγωνίσκω),

Neubildungen lauter

ganz

πλάνη.

θεόσυτος, 1) gewöhnliche

Wörter. Genau ebenso ist in diesem Punkt der Sachverhalt in den echt äschyleischen Stücken — nur Suppl. und Pers. wiederholen einige gewähltere Wörter mehr als 2 mal. 2) Mit allen äschyleischen Stücken ist dem Δεσμώτης gemein, daß seine Eigenwörter zum weitaus größten Teil durchsichtige Ableitungen oder Zusammensetzungen bekannter Stämme sind. Die selteneren unter ihnen zerfallen in folgende Klassen: 1, Homerische oder hesiodische Glossen: ἄκικυς, ἄπλατος (Hes. Pind.), ἀτέραμνος (Od.), dyoppov, γαμφηλή, vérwva (nur im Imperativ Prom. 193. 784, den Blaß von einem Präsens *yeywvw leitet) und yeywvew (scheint allgemein ionisch zu sein, wie vielleicht

auch γεγωνίσκω) 8), γνάμπτω, εἴβομαι, εἰσοιχνέω, ἐπαυρίσκομαι (allgemein ıonisch:

Hdt. Democrit.),

ZeuyAn, ἠχέτης

bzw. ἀχέτας (Hes. Anan.),

θήν, ἰότης (freilich in eigentümlicher Verwendung:

ἰότητι c. gen.

— χάριν), κραδαίνω, λευρός, μήδεα (auch Pind.),unvn, μνηστήρ, vwθής (allgemein ionisch, auch Hippocr.), οἴω (v. 187), σμερδνός, στρόμβος, φλοῖσβος; φοῖβος adj. (Hes. Bacchyl. 12, 139£), xepvn-

τῆς (Il. nur fem. —1g).

Leichte

Wörtern

(—éw

sind

ὀλιτοδρανία

Ableitungen Hom.,

- ἧς Ar.),

aus

homerischen mopmáu,

mpooc-

1) Ähnlich λαβρόσυτος Pr. 601. 2) Suppl. 3mal βοῦνις, ἐξοπλίζω, ἐπίπνοια, ἑσμός, εὔτυκος, épd m Tup, ἱκέσιος, ὁρίζω; 4mal xovvéwu, ἐκδίδωμι, πρόξενος; Pers. 3mal ἄκοσμος, &vioc, διαίνω, δύσθροος, τοξοδάμας, ὑπαντιάζω; Amal ἀντίδουπος, καταφθείρω,

πολύχρυσος.

3) S. Kühner-Blaß,

Griech.

Gramm.

1°, p. 387.

Gruppen

πορπατός

(Hom.

der Eigenwörter

πόρπη),

wie

Verbum ὑποτοβέω. 2. Pindarische Glossen:

(auch Soph.

der Herkunft.

aus dem

ἁρμοῖ

47

äschyleischen

(Pind.

fr.

ὄτοβος

10), τυιοπέδη,

das

θράττω

Eur.).

3. Ionische

]mal

nach

Wörter:

Soph.,

ἄρδις

öfter Hdt.

(Hdt.

Eur.)

Call),

ἐλινύω

δῆθεν

(Ar. Thesm.

(2mal

598

Prom.,

paratra-

godisch), Epyarıg (Hdt. Soph. Aristot. Call.), μασχαλιστήρ (Hdt. I 215;

die Nomina

agentis

zur Bezeichnung

von Handwerkszeug

sind

in Κοινή sehr verbreitet), ῥαχία (Hdt. Thuc.), σκεθρός (Hipp. Eur.), waipw (Hipp. ψάμμη (Hdt), vielleicht auch Aewpyóg (Xenoph.) und διαρταμέω (Anaxandr.).

4. Attische Wörter: δαιταλεύς (Aristoph.), inow (Cratin. Ar.), προυσελέω (Ar. ran. 730), σταθευτός (Ar.; vgl. Schol. Aesch. Prom. 22), φανός adj. (Ar. Plat. Xenoph.), φεψαλόω (9) ἢ), vielleicht

auch

Timokles

opudaw

(opvdow,

freilich

in

anderem

Sinn,

bei

belegt).

5. Dorischer

Herkunft

sind

(966. 968;

Sol. Pind. Soph. Eur.

lyrik

sonst

hat

der Verfasser

vielleicht

λατρεία

Pl. Isocr.

Κοινή).

des

Aeouwrng

für

und

λατρεύω

Aus der Chorseine

Sprache

nicht geschópft — nur μελίγλωσσος (172) könnte er dem Bakchylides entlehnt haben; demnach können die genannten Wörter auch attisch sein. 6. Aus Empedokles kennen wir die Glosse θεμερώπις (fr. 122,2 D.; nach Konjektur von Bentley auch fr. 18 D.). Daß der Verfasser des

Δεσμώτης

sie aus

Empedokles

entnommen

habe),

ist wahr-

scheinlich und für die Chronologie des Empedokles interessant. 7. Es bleiben verhältnismäßig wenige seltenere Eigenwörter im Prom., die allenfalls als Neubildungen des Verfassers angesprochen werden

a) solche, Sophokles

kónnen,

nümlich

die bei spüteren Dichtern allein

εὐωριάζω,

ἐπιτιμητής;

noch vorkommen:

so bei

θωύσσω,

Prom.

das

im

auch in der Zusammensetzung ἐπιθωύσσω vorkommt, haben außer Aisch. auch Soph. und Eur.; bei Soph. und Lykophron be1) Zu dem ἀφεψαλωμένη des Sophisten Polemon 1, 58. 2) Bemerkenswert ist der auch von Schol. Prom. vier empedokleischen Elemente. S. Eitrem, Symbolae — Von den Eigenwörten des Δεσμώτης findet Emped., aber auch im Corpus Hippocrateum.

s. W. Schmid, Atticism. 88 notierte Anruf der Osloenses 5 (1927) 45 ff. sich λωφάω auch bei

48

Schmid:

gegnet

wieder

Rhod.

ἀήσυρος,

b) solche,

ἀμαλάπτω,

die

beiLykophron

nirgends

sonst

in

allein τρόχις ; bei Apoll.

der

griechischen

Literatur

vorkommen: ἀναμυχθίζομαι, διαμφίδιος, ἐραστεύω, θεόσυτος, ζάπυρος, κεράστις, κινάθισμα, κίνυγμα 3), κιρκόω, λαβρόσυτος, ὀκρίς.

Es verlohnt sich,

mit diesem Befund die Qualität der Eigen-

wörter in den unbezweifelt 1. Aus

Homer

äschyleischen Stücken zu vergleichen.

und Hesiodos

stammen

hier die folgenden:

in Suppl.: yavaw, ἐνώπιον, ὀπτήρ, πόρτις, in Pers.: ἀμαλός, δίεμαι, in Sept.: κατόπτης (Hymn. Hom. Ar. Hdt.),

κόναβος,

ὄτο-

Bog (Hes.), in Agam.:

μῆχος

in Cho.:

οὖθαρ

in Eum.

0.

2. Àus Suppl.

(Il. Hdt.),

der Lyrik: δάμαλις (? Bacchyl,

aber

Dionys. Hal., Inschr. s. I. ἃ. C.,

(Sapph. Pers.:

Sept.: Ag.:

Cho.:

Eur.);

ὀρφναῖος,

ψῦχος,

(auch Hdt.),

ἐποπτήρ

auch

Aen.

tact,

Nicand.,

also wohl Ionisch-Kowwvn) ; μαινόλις

(? Ps. Aristot. περὶ κόσμ.

6 p. 398a

31).

0.

οἰκιστήρ ἀργᾶς,

(Pind);

μάθος

δνόφος

xepudg

(Alc.

Ar.

(Simonid.),

(Pind.

Eur.).

fr. 209 M.).

riuog (Archil.).

3. Ionisch: Suppl.: γόμος, Pers.: 0.

Sept.: κατοπτήρ

στρέβλη

(Aristot.

Koi).

(Hippocr.).

Ag.: äyyapog (Fremdwort, Hdt. Xen), Theophr); vielleicht ἀτημέλητος (Xen.). Cho.: ἔμμοτον (Medic.), λίβος (Hipp.). Eum.: 0.

σίνος

(Hdt.

Aristot.

4. Attisch:

Suppl.: BpudZw (att. Com. Pers.: εὐνατήρ (? Com.). 1) Vielleicht

attische

Epicur.).

Bezeichnung für die Schwebepuppen,

Aiorafest für Erigone aufhängte.

die man beim

Von Aischylos neu gebildete Wörter. Sept.:

κινύρομαι

(Ar. Call),

kopkopuyn

49

(Ar.).

Ag.: ἀχηνία (Ar.), öpkavn (? Eur. Lycurg.), ὀρτάλιχος (Ar. Theocr.), σποδέω (Com. Eur.), pA&dwv (Anaxipp. com.). Cho.: ἀπαιόλημα (? Soph. Ar.), κλωστήρ (Ar. Eur. Plut.), μαpayva

(Plat.

Eum.:

com.

Eur.).

ἀνατί (Soph. Eur. Plat.), μύζω

5. Aus einer Inschrift von Gortyn τίτης (Cho. 67) belegt. 6. Neubildungen Wörter:

des Aischylos,

(Ar. Hipp.), (Monum.

bzw.

bei

ὥζω

(Ar.).

antichi 3, 78) ist ihm

zuerst

belegte

a) von späteren Dichtern übernommen: Suppl.: γεννήτωρ (Eur. Plat. Inschr.), εὐνάτωρ (Eur.), ἐφάπτωρ (Orph.), ἱκτήρ (Soph. Eur.), iktwp (Lycophr.), κύφελλον (Call. Lycophr.). Pers.: βαλλήν (Soph.), εὔμαρις (Eur. Lycophr.), θεομήστωρ (Maneth.). Sept.: dvn (Call.), θυστάς (Soph. Eur.), λευστήρ (Eur. Lycophr.), λελιμμένος c. gen. (sp. Ep.), παιδολέτωρ (Eur.), ῥύτωρ (Anth. Pal.), τευχηστής

(Anth.

Pal.

Call.).

Ag.: ἀνοτοτύζω (Eur.), doZog (Call, kerkyrä. Inschr.), γάγγαμον (Fischersprache: Opp.), λέπας (Eur.), λίπος (Soph. Aristot.), μιγυρός (Theocr.) πάγος — Eis (Soph. Plat. Polyb.), πίνος (Soph.), ποινάτωρ (Eur.), πρόσπαιος (Aristot. Lycophr. Nic.), ῥινηλατέω

(Phil. Synes.), σπαρνός (Call), συλλήπτωρ (Eur. Xen), συνίστωρ (hellenist. Epigr.: F. Dornseiff, Pindars Stil 77), φιλήτωρ (Strab. Nonn),

pnAow

(Eur.

Lycophr.

Babr),

φυτάλμιος

(Soph.

Eur.

Lycophr.), ψύθος (Call.). Cho.: μασχαλίζω (Soph.), φιλήτης (Call.). Eum.: αἰανής — perpetuus (Lycophr., kerkyrä. Inschr.), λῆνος (Ap. Rh. Nicand.), μηνυτήρ (Orph.; die Form ---ἧς attisch), πρυμνήτης (Eur.), στρατηλάτης (Soph.), σωκέω (Soph.). b) sonst nicht belegt: Suppl.: ἀθέλεος, ἄρος, Apixtwp, τωρ, δύιος, ἐπωπή, θέλεος, θέλκτωρ,

de 1. 1. ΝῊ 52),

λωτίζομαι,

ψεδυρός. Pers.: ἄνιος, δυσβάυκτος σάκτωρ, τευχηστήρ. Schmid,

Untersuchungen

zum

βαθρεία, βαθυχαῖος, βοῦνις, daikἴχαρ, κοννέω, λάτρον (vgl. Varr.

μάρπτις, (βαὔζω

Gefesselten

μάστειρα, attisch),

Prometheus.

νεμέτωρ,

φράστωρ,

ἐκπιδύομαι,

θρηνητήρ, 4

50

Schmid:

Sept.: ἀμπυκτήρ, ἀτιμαστήρ, Bapudöreipa, δατητής, δυσευνάτωρ, ἑβδομαγέτας, μνήστωρ — memor, ὄτλος, ταράκτωρ, φοῖτος.

Ag.:

ἀγύρτρια,

ἀκασκαῖος

(Adj.

zu

dem

bei

Pind.

und

Cratin.

belegten adv. ἀκασκᾷ), ἀσπίστωρ, ἀτίτης, γέμος, ἐδανός, θοινατήρ, θρηνητής, καταισχυντήρ, κεροτυπέω, κτεάτειρα, λαγοδαίτης, μελλώ, ὀβρίκαλον, ὀρυγάνω, ποδοψήστρα, πτάξ, στρόβος, τριακτήρ, ὑποστροβέω (das Simplex auch Ar.), φεύζω. Cho.: αἰσχυντήρ, ἀναλυτήρ, ἀπρικτόπληκτος, Yovias, ἐπαμβατήρ,

ἰηλεμίστρια,

κινύσσομαι, ὀτοτύζω,

ποδιστήρ

(in anderem

Sinn

auch

Κοινή), πυθοχρήστης, πυρδαής, φλάζω. Eum.: αἰσιμία, ἀκρωνία, ἁρμόστωρ, βδελύκτροπος, δέκτωρ (δέκτρια Archiloch.), καρανιστήρ, λαπαδνός, μαστίκτωρ, παρβάτης — Übertreter, προσίκτωρ, στένος, συνδαίτωρ, συνοικήτωρ.

Die Vergleichung zeigt, daß der Δεσμώτης etwa doppelt so viele seltenere Wörter des alten Epos aufgenommen hat, als alle sechs äschyleischen Stücke zusammen, daß die Zufuhr lyrischer und attischer Wörter hier wie dort sehr schwach ist, daß die Zahl der ionischen Wörter

im Δεσμώτης

etwa

so groß

ist wie in allen

sechs äschyleischen Stücken zusammen, daß aber der stärkste Unterschied im Gebrauch der Neubildungen zutage tritt: der Dürftigkeit des Δεσμώτης steht auf diesem Gebiet eine üppige Fülle von kühneren Formen in sämtlichen äschyleischen Stücken gegenüber. Insbesondere fällt auf, daß von den für Aischylos so charakteristischen Nomina agentis auf -twp und -τήρ bzw. -Teıpa oder -rpıa, die schon im 5. Jahrhundert zu veralten und den Bildungen auf -τής Platz zu machen anfingen 1), der Dichter des Δεσμώτης nicht ein einziges Exemplar neu gebildet hat,?) während jede der sechs äschyleischen Tragödien deren mehrere aufweist (Suppl. 10, Pers. 4, Sept. 9, Ag. 10, Cho. 5, Eum. 7). Niemand, der Augen hat, zu sehen, kann hier dende Verschiedenheit des Stilgefühls zwischen

eine einschneiΔεσμώτης und

den sechs anderen Stücken verkennen. Das tritt auch darin scharf hervor, daß der Verfasser des Δεσμώτης einmal (928) die homerische, dann bei Epicharmos und Sophron begegnende, von der tragischen Sprache aber sonst völlig ausgeschlossene Partikel θην

zuläßt.

1) A. Debrunner,

2) Von

Griech.

Nomina agentis

nur ἐπιτιμητής,

zu dem

man

Wortbildungslehre

findet sich

(Heidelb.

1917), p. 172 ff.

unter den Eigenwörtern

der Bildung

nach

κεράστις nehmen

des Prom. kann.

Aeschyleische

Wörter

Es gibt aber doch

und

in Wort-

Wendungen

im

Δεσμώτης.

und Phrasengebrauch

51

noch

einige

nicht oder wenig beachtete Gemeinsamkeiten zwischen Δεσμώτης und den sechs anderen Stücken, die ich verzeichne:

δύη

ist Lieblingswort des Accu.

wie der echten Stücke; ebenso

δάιος.

ἐπιγλωσσάομαι Prom. ματάω Prom. 57; nur noch μῆχαρ Prom. 606; Suppl. ῥέος Prom. 400. 676. 812; πιστός c. dat. — vertrauend Soph. O. C. 1031). πράξις — Schicksal Pr. 695 zu Ai. 790). εἰδυίαισιν

ἂν

ὑμῖν

142; vgl. Groeneboom ἄλλως

re

928; Cho. 1045; fr. 77 N.2. Eum. 142. 394; Ag. 199. Ag. 901. Prom. 917; Pers. 55 (Theogn. 283; (öfter Soph.: s. Schneidewin-Nauck

λέγοιμι

Prom. 441 f. Ag.

zu Prom.

πάντως

καί

1402;

Suppl.

Eum.

627.1)

1. 1].

Prom.

636;

Pers.

689;

ἄλλος ἀντί c. gen. Pr. 467; Ag. 1268 (ἄλλος fj, wie gewöhnlich, auch Pr. 440). Das ironisch-indignierte πρὸς ταῦτα mit Imperativ Prom. 915. 992. 1030. 1043; Suppl. 520. 1006; Pers. 170. 829; Sept. 57. 312; Eum. 545; vgl. Soph. Ai. 971. 1115. 1313; Ant. 658; fr. 301 Pearson; El. 383. 820; Eur. Herc. 1299; Ar. Ach. 659; nub. 990. 1433. Plat. ap. 30b (dazu M. Schanz); Favorin. fr. 87 Marres (seq. indic.); Dio Chr. or. 4,59 Emp.; blofer Imperativ Plut. de virt. et vit. 4 p. 101 ο. 2 οὐκ ἂν ηὔχουν Prom. 688 (dazu Groeneboom); Suppl. 329; Ag. 506; Eum. 561; Soph. hat die Phrase nicht. ὅπως c. ind. fut. Prom. 68; Suppl. 410. 449; Ag. 841. Zusammengesetzte

δέκα) wie Ag. Das

λέτειν

findet man 208 N.2.

Ordinalzahl

Pr.

774

(τρίτος

πρὸς

1605. τὰ

wieder

καίρια,

Suppl.

auf

446;

das

Pr.

Sept.

379.

523.

1. 619;

1036

Cho.

anspielt,

582;

fr.

1) Vgl. Pearson zu Soph. fr. 64, 3. 2) Vergleichbar ist das ὁ nune der römischen Diatribensprache Verg. ecl. I 73; Asin. Poll. bei Cic. ad fam. X 32, 3; Hor. ep. I 6, 17; Π 2, 76; Ov. art. am. Π 222. 635; her. 2, 26; Mart. I 42, 6; Petron. 115; O. Jahn zu Pers. sat. 4, 19; Sen. de brev. vit. 12, 8; ep. 88, 37; Sen. contr. I praef. 10; Lease, Am. Journ. of Philol. 19, 59 ff.

52

Schmid:

πατήρ ohne Artikel Prom. 947 belegt als äschyleisch Groeneboom p. 264. Die

grammatischen

Eigentümlichkeiten

des δεσμώτης,

die von

Kußmahly S. 11—14 und Niedzballa S. 52—55 (dieser fügt die Beobachtungen von Wackernagel hinzu) zusammengetragen sind, haben für die Echtheitsfrage meist wenig Bedeutung. Beachtenswert sind die Ionismen der Formenlehre (Kontraktionsvokal -eu-), die zu der lexikographischen Bemerkung oben S. 50 stimmen; !) ferner die Vorliebe des Δεσμώτης für πρὶν ἄν c. coni, während Aischylos πρὶν immer (außer fr. 327 N.2) mit Infinitiv verbindet. Den

boom

einzigen Äolismus

des Stückes,

πεδάρσιος,

illustriert

Groene-

zu v. 269.

Was mir von einigem Belang erscheint, stelle ich zusammen: Nomen mit verbaler Konstruktion Pr. 904 f. (ἄπορα πόριμος) belegt aus Aischylos A. Radina, Die Analogie auf dem Gebiet der Kasusrektion bei den vier großen griechischen Dramatikern,

Erlanger

Medialformen

Diss.,

statt

Nürnberg

1904,

59 ff.

aktivischer

wie

43

($pnveiodaı,

dazu Groeneboom). 92 (ἰδέσθαι; 5. Groenebooms Note). 689 (μολεῖσθαι) braucht auch Aischylos (ἐλευθεροῦμαι Suppl. 804; κλάομαι Sept. 920; ἀξιοῦμαι Ag. 370 wie auch Hdt.; τίκτομαι Cho.19. 127; fr. 44, 4 N.? wie schon Homer; μηνίομαι Eum. 101; τίνομαι Eum.

220;

σπεύδομαι

ib. 360; αὐδῶμαι 1b. 379 wie Pind.;

θροοῦμαι

ib. 510). Es ist die homerische Freiheit, die Syntax der Versrücksicht zu opfern (so auch der Plural?) προνοίαισι τοῦ mempuuévou Ag. 683). Das Praesens historicum (Pr. 109. 229) findet sich auch Pers. 363; Eum. 12 ff.; das Praesens propheticum (Pr. 171. 513. 525. 764. 848. 948) Ag. 126; Pers. 585. Über die Resultativperfekta des Pr. vgl. oben S. 2, 3. Infinitiv in imperativischer Funktion Pr. 712; Eum. 1008 f. Urbanitütsoptativ (Pr. 346. 978. 985) vgl. Ag. 740. 838. 896. 1578. Cho. 105. 108. 167. 513. 518. 668. 842. 1050; Eum. 94. 118. 212. 513 ff. 552. 584. 681. 887 f. 1) Sammlung:

A. Rómer, Münch. Ak. Sitz.-Ber. 1888 II 205 ff. Unrichtig

gibt Niedzballa S. 53 an, singularisches σφε fehle im Prom., es steht v. 9. 2) Vgl. K. Witte, Singular und Plural, Leipzig 1907, 175 ff.

Aeschyleisches

Σχῆμα

καθ'

ὅλον

in Syntax

καὶ μέρος

und Figuration.

(Pr. 200 £) Ag.

53

429.')

Wortasyndeton kennt Pr. fast nur in der Form der Zusammenreihung von Imperativen (56. 58. 140. 392. 608. 698. 937. 939),2) die Aisch. nur fr. 332 N.? (anders Cho. 779) aufweist, während die bei Aischylos häufigen asyndetischen Gruppen von Indikativen (Pers. 683. Sept. 60. 340; Ag. 1411. 1553; Cho. 287) im Pr. fehlen, die Gruppen von Adjektiven (Ag. 89. 769. 979. 1274. 1411. 1486; Cho. 51. 54; Eum. 353. 385. 474. 479. 565. 785. 868. 942) im Pr. mit einem Beispiel (32) vertreten sind ebenso wie die von Substantiven (Pers. 404; Ag. 643; Eum. 330 ff., 960 ff.; Prom. 691); für die im Prometheus fehlende asyndetische Adverbiengruppe bietet auch Aisch. nur ein Beisplel (Ag. 412). Der Stilunterschied ist also hier stürker als die Ähnlichkeit. Neutrale

Satzapposition

Parenthese Pr. 10 ff. 107. 679. 696. Suppl. 963 (πάρεστι οἶδα); die längsten, 179—183. 192—198.

vorangestellt Pr. 478; Ag. 1656.

289. 718; Ag. 617. 958 (Frageform); Cho. 754 (Frage). 779. 1021; Eum. 297. 463. 576; wie Anacr. fr. 82 D); fr. 199, 2 N.? (σάφ᾽ den Satz sprengenden Parenthesen stehen Ag.

Zitat in Form von Oratio recta innerhalb der Erzühlung Pr. 647 ff.; Suppl. 401. 584ff. Pers. 402 ff. Sept. 580 ff. (καθ᾽ ὑπόκρισιν, sagt Schol); Ag. 126 ff. 206 ff. 410 f. 507. 590. 1334; Cho. 130 ff. 569 f. 575. 680 ff. 824 f.; Eum. 511. 7595 ff. Die

717.

etymologischen

733.

Spielereien

840. 850) und die Wortspiele

des

Δεσμώτης

mit Bildungen

(85

f.

desselben

Stamms (Prom. 19 ἄκοντα ἄκων; 29 θεὸς θεῶν; 37 θεοῖς ἔχθιστον θεόν; 69 θέαμα δυσθέατον; weiteres 92. 150. 192. 218. 230. 276.

310. 384. 442. 480. 586. 595. 677. 682. 690. 692 (ψύχειν codd.). 847. 875. 944. 955. 959. 970. 971 f. 1020. 1042) haben zahlreiche Parallelen in den sechs übrigen Stücken. Epanadiplosis?) von Interjektionen (dazu ist auch ἔα ge1) Mehr Parallelen finden sich, wenn man die Struktur als Nominativus absolutus auffaßt: Ag. 1009; Cho. 397. 790; Eum. 95 ff. 100 ff. 2) Dreimal Verdreifachung, die nur Prom. kennt (W. v. der Brelie, De dictione trimembri, Diss. Góttingen 1911, 59 f.).

3) Ästhetische Beurteilung ἀναφωνῆσαι,

δειλίαν γὰρ

der Figur

ἐμφαίνουσι

Schol.

Sept. 104 K.

διὰ τούτων ; vgl. Schol.

ἠθικὸν τὸ big

Sept.

124.

54

Schmid:

rechnet) gebraucht in anapästischen oder lyrischen Stellen Prometheus 98. 114. 124: Io 566. 577. 579 (τί note). 599. 604. 142. der Chor 687. Andere Wortformen in lyrischen Stellen: Chor οὔποτ᾽ οὔποτ᾽ 688; μήποτε μήποτε 894; μοῖρα, μοῖρα 694: ἡ σοφός, ἦ σοφός 886. Alle anderen Geminationen (4) fallen in Dialogstellen und werden gebraucht von Prometheus (266 ἑκών, ἑκών; 274

πίθεσθέ

μοι,

πίθεσθε;

999

τόλμησον,



μάταιε,

τόλμησον

und Okeanos (338 αὐχώ γάρ, αὐχώ). Aischylos hat auf lyrische Partien beschränkt mit Ausnahme von sechs in denen Klytaimestra, Kassandra und Orestes sie in Dialog verwenden: Ag. 25 Wächter ἰού, ἰού (außerhalb meters wie Cho. 881); 973 Klyt.: Ζεῦ, Ζεῦ τέλειε; 1299 ἔστ᾽ ἄλυξις, οὔ; Cho. 246 Orestes: Ζεῦ, Ζεῦ; 652 Der Verfasser des δεσμώτης hat also im Dialog

ποτε)

die Figur Fällen, 1) erregtem des TriKas.: οὐκ

ders.: παῖ, moi). die Figur allein

so häufig wie sie im Dialog sämtlicher anderen vollständig erhaltenen Stücke vorkommt (dazu noch fr. 140 N.* ὅπλων, ὅπλων δεῖ. Aber auch sonst ist die Verwendung hier und dort stilistisch verschieden: nicht nur daf) die ülteren 3 Stücke die Gemination

ganz auf Chorpartien

bzw.

κομμοί

beschrünken,

auch

hinsichtlich der Wortarten, die geminiert werden und der Personen, denen die Gemination zugeteilt ist, herrschen beachtenswerte Unterschiede. Aın häufigsten ist überall die Gemination der Interjektionen (€ bis zu 4mal Pers. 976; Sept. 154; οἴμοι, mavoinoı2) . οἴμοι

μάλ᾽

αὖθις

ruft der Diener

Cho. 875),

der Vokative

und

der Verba, unter deren Formen die Imperative in den sechs echten Stücken stark überwiegen.3) Während aber die Gemination der Interjektion in den echten Stücken weit überwiegend dem Chor zugeteilt

wird,

hat

sonst die Solisten tritt

in

den

sie

im

Δεσμώτης

Prometheus

lyrischen

Partien

der

Chor

nur

einmal



und Io; die Imperativgemination des

Δεσμώτης

gar

nicht,

da-

gegen 2mal im Dialog auf, wo sie in den anderen Stücken fehlt; Gemination des Vokativs, die im Dialog der unbezweifelten 1) Auszuscheiden sind eigentlich die zwei Stellen, in denen ἰού, ἰού außerhalb des Trimeters steht. 2) Vgl. βαρύ, περίβαρυ Eum. 161. 3) Suppl. 836. 842; Pers. 1038. 1046; Sept. 106. 171; Cho. 156; Eum. 130

(4mal λαβέ). 140. 255. (Pers. 991.

1019)

Die

übrigen

oder Vergangenheit

Perf. Pass. (Sept. 889),

Fälle (Pers.

sind Indikative 985.

1100),

der Gegenwart

einmal

Partizipium

Aeschyleisches

Stücke Beim reifter szene in Ag.

in der Figuration.

55

die Hälfte aller Fälle ausmacht, !) kennt der Aeouwrng nicht. echten Aischylos ist endlich Gemination nicht Sache gegriechischer Männer — nur die Orientalen in der Schlußder Perser, der Knabe Orestes in den Cho., die Diener und Cho. die Frauen Klytaimestra und Kassandra ge-

minleren.

Von

hier

aus

betrachtet,

werden

die

vielen

Gemina-

tionen des Helden Prometheus als feminin empfunden, und die des alten Okeanos, dem sonst das Pathos so fernliegt, ist ganz stilwidrig. Tautologische Wiederholungen wie Pr. 637 (ἀποκλαῦσαι κἀποδύρασθαι). 140 (bépy0nr ἐσίδεσθε). 608 (θρόει φράζε). 698 (λέγ᾽ ἐκδίδασκε). 819 (λοιπὸν ἢ παρειμένον). 849 (ἐπαφῶν καὶ θιτών).

664

κλῃσε

(ἐπισκήπτουσα καὶ μυθουμένη).

δωμάτων).

χρησμοὺς

ἀσήμους

1008 (τέτγη — δυσκρίτως

670

μαλθακίζῃ).

τ᾽ εἰρημένους)

(ἐξήλασέν τε κἀπέ-

661

(αἰολοστόμους

begegnen

in den

an-

deren Stücken auch, wiewohl nicht so häufig, z. B. Pers. 299 (ζῇ τε καὶ βλέπει φάος). 731 (Apwyn κἀπικουρία). 847 (ἀτιμίαν παιδὸς

ἀμφὶ

σώματι

ἐσθημάτων

..

.,



μιν

ἀμπέχει);

(ἀστυδρομουμένα πόλις). 734 (αὐτόκτονοι αὐτοδαϊκτοι); καὶ κατασκαφάς); Ag. If. (φάτιν ἁλώσιμόν τε βάξιν). φατος τέρων λόγος). 753 (δίχα δ᾽ ἄλλων xov ἀπόλεμον). 831 (καὶ φημὶ ταὐτὰ

Sept.

221

1037 (τάφον 750 (παλαί-

μονόφρων εἰμί). 769 ἄμακαὶ συνήγορόν gu ἔχεις).

Cho. 3 (ἥκω καὶ κατέρχομαι). ὅ (κλύειν ἀκοῦσαι). Eum. 397 (κληδόνος Bon). 1023 (ἔνερθε καὶ κατὰ χθονός); fr. 58 N.’ (ἐνθουσιᾷ δὴ

δῶμα,

βακχεύει

στέγη).

Polare Ausdrucksform (positiv und negativ) Pr. 57 nepoiνεται δὴ κοὐ ματᾷ τοὔργον τόδε). 367 (ἔργῳ κοὐ λόγῳ). 833 (λαμπρῶς κοὐδὲν αἰνικτηρίως). 610 (οὐκ ἐμπλέκων αἰνίγματ᾽, ἀλλ᾽ λόγῳ). 1030 f. (οὐ πεπλασμένος, ἀλλὰ καὶ λίαν εἰρημένος)

Epyw ἀλλ᾽

κοὐκέτι μύθῳ) ὡς

ἀνηβῆσαί ne);

findet sich auch Pers.

374

(οὐκ

Suppl.

ἁπλῷ 1080

605 (οὐ διχορρόπως,

ἀκόσμως,

ἀλλὰ

πειθάρχῳ

φρενί). 698 (μήτι μακιστῆρα μῦθον, ἀλλὰ σύντομον λέγων); Sept. 592 (οὐ γὰρ δοκεῖν ἄριστος, ἀλλ᾽ εἶναι θέλει). 840 (ἐξέπραξεν οὐδ᾽ ἀπεῖπεν); Ag. 323 (διχοστατοῦντ᾽ ἄν, οὐ φίλω προσεννέποις). (θεός τις, οὐκ ἄνθρωπος). 888 (οὐκ ἐκρύφθη, πρέπει δέ); Cho.

663 473

1) In lyrischen Partien findet sich Vokativgemination Pers. 658; Ag. 410. 1073. 1489; Cho. 382. 855).

890;

8mal

2) Einiges weitere (nicht alles hieher gehörig) Kußmahly

(Suppl.

15.

56

Schmid:

(οὐδ᾽ ἀπ’ ἄλλων ἔκτοθεν, ἀλλ᾽ Am αὐτῶν). 838 (οὐκ ἄκλητος, ἀλλ᾽ ὑπάγγελος). 985 (πατὴρ οὐχ οὑμός, ἀλλ᾽ ὁ πάντ᾽ ἐποπτεύων τάδε); Eum. 5 (θελούσης οὐδὲ πρὸς βίαν τινός).

Ungenaue Aufzählung Prom. 447 ff. (476). 1016; Pers. 857; Sept. 500 ff.; Ag. 861 (877) — dagegen genau Cho. 1068; Eum. 1 ff. (vgl. Cho. 238 ff.; fr. 99, 11 ff. N.?; in Sept. fängt das Zählen erst mit dem dritten an 459. 486. 526. 568. 631). Zum Schluß der Rede auf den Anfang zurückzugreifen (Prom. 344 f. vgl. 373 ff.; 197 f. vgl. 239 ff.; 442 f. vgl. 469 f.; 476 f. vgl. 505 f.) ist äschyleische Sitte. !) Von

den nicht sehr zahlreichen

einige an Cho. 44).

Ox y mora

üschyleische Stellen: 544 447 f. (βλέποντες ἔβλεπον

vgl. Ag. 1628

οὐχ ὁρᾷς ὁρῶν

κέρδιστον

εὖ φρονοῦντα

ρασίμους

γάμους;

μὴ

ἄχαρις μάτην,

des Prom. erinnern χάρις (— Ag. 1545; κλύοντες οὐκ ἔκλυον

τάδε); weitere Beispiele: Prom. 385

φρονεῖν

904 ἀπόλεμος

δοκεῖν ; 858

θηρεύοντες

ὅδε Y ὁ πόλεμος,

οὐ

θη-

ἄπορα πόριμος

(vgl. Pers. 680 νᾶες ävaes. Ag. 1142 νόμος ἄνομος. Eum. 250 ἄπτερα πωτήματα. 386 ἀνήλιος λάμπα; 457 ἄπολιν ᾿Ιλίου πόλιν. 1034 παῖδες ἄπαιδες).

Die Antithese

Wort — Tat ist schon von Homer

angebahnt

(Il. 7 443 μύθων τε ῥητῆρ᾽ ἔμεναι, πρηκτῆρα δὲ ἔργων ; vgl. ἀγορή — πόλεμος A 490 f.; πόλεμος — βουλή B 202), begegnet dann Sol. fr. 8, 7 f. D. (εἰς γὰρ γλῶσσαν ὁρᾶτε καὶ eig ἔπη αἱμύλου ἀνδρός, εἰς

ἔργον

δ᾽ οὐδὲν γιγνόμενον

épyu

μὲν

σθένος,

beiden Formen,

βουλαῖσι

βλέπετε); δὲ

Pind. N.

φρήν;

die dieser Gegensatz

vgl

P.

1, 27

(πράσσει

2, θ8 f).

im Prom. annimmt

Von

γὰρ den

(bpáv —

λέγειν 660; épru — λόγῳ, bzw. aus Versrücksicht μύθῳ, 336. 1680) hat die erste ein Analogon Cho. 315 (τί φάμενος ἢ τί ῥέξας),

während die zweite später so gewöhnlich gewordene sich in den übrigen Stücken nicht vollständig nachweisen läßt.?) Reden und Denken Pr. 888; dafür kenne ich keinen Beleg aus Aischylos. — Für den Gegensatz Sonst und Jetzt Prom. 553 ff. vergleicht Zum Felde (S. 81ff.) Pers. 852 ff.; es war auch auf Ag. 242 ff. 1) Zum Felde 18 ff. 2) Niedzballa 51, der aber Pers. 174 δρῶντός ἐστι καὶ τὸ βουλεῦσαι) vergißt;

Name

— Sache

gehört Ag.

berührt;

1250 hieher.

und

der

(ἔπος — ἔργον) und Ag. 1359 (τοῦ auch Ag. 160 ff. ist der Gegensatz

Sache,

nicht

der Terminologie

nach

Aeschyleisches

in der Figuration.

57

1159 ff. zu verweisen (s. oben S. 40). In den anderen äschyleischen Stücken begegnen Antithesen, die Prom. nicht hat: δοκεῖν — εἶναι, das eleatische Paar, Sept. 592; Ag. 787. 840; Cho. 1053; τοπάζειν — σάφ᾽ εἰδέναι Ag. 1369; τύχη — yvwun (vgl. Thucyd.); ὕβρις --- ἄτη und δίκη Ag. 764 ff.

fr. 389

N.2

Rhetorische Fragen sind im Prometheus (99. 101. 115 ff. 159 ff. 439 ff. 562 ff. 589) wie bei Aischylos zahlreich; aber ohne Analogie bei Aischylos ist die Frage mit unmittelbar folgender Antwort, eine volkstümliche Form,!) Prom. 502: χαλκὸν σίδηρον ἄργυρον χρυσόν τε τίς φήσειεν ἂν πάροιθεν ἐξευρεῖν ἐμοῦ ; οὐδείς, σάφ᾽ οἶδα.

Parodierendes Prom. 69 f.

Zitat

der δυσθέατον

ΗΦ.

ὁρᾷς

θέαμα

KP.

ὁρῶ

κυροῦντα

Worte

τόνδε

des

Vorredners

ὄμμασιν. τῶν

ἐπαξίων.

911 f. EP.

χλιδᾶν

ἔοικας.

TIP.

χλιδῶ.

χλιδῶντας

ἐχθροὺς

Prom.

.. ὧδε

τοὺς

ἐμοὺς

ἐγὼ

ἴδοιμι. 3)

980 TIP.

«duo»

EP.

ὦμοι;

EP. TIP.

ἐκερτόμησας δῆθεν ὡς παῖδ᾽ ὄντα με οὐ τὰρ σὺ παῖς τε κἄτι τοῦδ᾽ ἀνούστερος :

τόδε Ζεὺς

τοὔπος

οὐκ

ἐπίσταται.

986 f.

Ähnliches

Sept.

αὐδῶ πόλιν σε μὴ βιάζεσθαι τάδε. αὐδῶ σε μὴ περισσὰ κηρύσσειν ἐμοί.

ΚΗ. ΑΝ.

τραχύς γε μέντοι δῆμος ἐκφυγὼν xaxd. τράχυν᾽, ἄθαπτος δ᾽ οὗτος οὐ γενήσεται.

ΑΓ. ΧΟ.

eia δή, φίλοι λοχῖται, τοὔργον οὐχ ἑκὰς τόδε. «eia δή, ξίφος πρόκωπον πᾶς τις εὐτρεπιζέτω.

XO. ATT.

ἔχρησας ὥστε τὸν ξένον untpoxToveiv. ἔχρησα ποινὰς τοῦ πατρὸς πρᾶξαι. τί μή;

Ag. 1650, 51. Eum.

1042 f.

KH. ΑΝ.

202 f.

1) W. Schmid, Griech. Lit.-Gesch. I”, 628, 6 (vgl. Hom. Il. A 8f.; Aristoxen. Selin. fr. 1K.); J. Vahlen Opusc. acad. 1, 209 bringt nur Beispiele aus Soph. und Eur.

2) Über solche ἐπιπομπή vgl. O. Weinreich, Tüb. Beitr. 5, 175 ff.

58

Schmid:

Daß katalogartigeHäufungen geographischerNamen dem äschyleischen Drama, von dem sie vereinzelt auch Sophokles (Triptolemos) und Euripides (Bacch. 13 ff.; Iph. A. 237 ff.) übernommen haben, vertraut sind, ist bekannt.'!) Sie ließen sich im Δεσμώτης

wie

im

Λυόμενος

bequem

anbringen

in

Form

der

Routenverzeichnisse, die Prometheus der Io für die östliche, dem Herakles für die westliche Welt gibt. Dagegen ist der Katalog der asiatischen Völker, die den Prometheus bemitleiden, v. 410 ff. recht gezwungen — wie ganz anders sachlich wirkt der noch unter dem Zeichen der homerischen Βοιωτία stehende Katalog im Anfang der Perser, der ein Bild der persischen Macht vor ihrem Zusammenbruch hinstellt, und wieder ebenso die Revue der Vólker, über die Dareios geherrscht hatte, Pers. 864 ff.! Aber auch die von aller Phantastik freien Routenverzeichnisse Ag. 281 ff. und Suppl. 538 ff. stehen trotz formaler Verwandt-

schaft fremd gegenüber der wilden Phantastik von Proinetheus’ Schilderung der Irrfahrten 105,2) zu der ja immerhin die Reisefabulistik des Aristeas etwas beigetragen haben wird; insbesondere bildet die Schilderung im Prometheus zu der schlichten Klarheit, mit der Ios Irrfahrt von Aischylos in den Suppl. 538 ff. beschrieben wird, einen fühlbaren Gegensatz. Der Verfasser des Δεσμώτης Geist erfüllt.

hat Was

die übernommene Form mit einem anderen wir von dem Routenverzeichnis des Λυόμενος

besitzen, steht auf weit soliderem Grund und kónnte aus Hekataios geschöpft sein. Die Spärlichkeit des Bildergebrauchs im Prometheus, verglichen mit den sechs anderen Stücken, ist längst bemerkt worden.3) Man mag zugeben, daß die agonistische Spannung, die das ganze Stück beherrscht, die zur Ausmalung abge1) Groeneboom zu Prom. p. 197 A. 240. 2) Wilamowitz, Aischylos 151 ff. (ültere Literatur bei W. Kausche, Diss. philol. Hal. 9, 1888, p. 278, 5) lehnt (gegen F. Jacoby, Realenz. 7, 2680, 32 ff, W. Aly, Volksmärchen 118 f. A. 2, R. Stáhlin, Relig.-gesch. Vers. und Vorarb. 12, 1912, S. 19, 2) Benützung des Hekataios und der ᾿Αριμάσπεια ab. Ähnlich phantastische Geographie bei Firdausi: Th. Nóldeke, Das

iranische Nationalepos? 61. Für Benützung des Hekataios dürfte die Bedeutung der Flüsse im geographischen Bild sprechen: bei Hekataios sind sie die natürlichen Grenzen, im Δεσμώτης Io (717 ff. 811 f); vgl. W. Schmid, Griech.

3) Kußmahly

die Wegweiser für die reisende Lit.-Gesch. I7, 699, 2.

S. 14, bei dem übrigens Prom. 986 fehlt.

Aeschyleisches

im Bildergebrauch.

59

schlossener Bilder nötige Beschaulichkeit nicht aufkommen lasse, wobei freilich merkwürdig bleibt, daß von den sieben abgesonderten Bildern, die der Δεσμώτης aufweist, vier dem am wenigsten beschaulichen Prometheus (448. 452. 856 ff. 1001), eines dem sprechenden Chor (473) und zwei dem erregten Hermes (986. 1009) in den Mund gelegt werden, während die sonst bei Aischylos so bilderreichen lyrischen Teile völlig leer ausgehen. Auch die Einkleidung der abgesonderten, durchweg ganz kurzen Bilder unterscheidet sich von der üschyleischen: die von Aischylos am häufigsten gebrauchten Partikeln δίκην. und ὥσπερ, sowie die selteneren οἷα (Ag. 1142), ὡσπερεί (Cho. 753, Ag. 1415), ἅπερ (Cho. 381; Eum. 131. 660) fehlen dem Prometheus; das Prom. 448 f. vorkommende

ἀλίγκιος

ὅπως

gemeinsam

986.

(Prom. 1009

1081);

ὡς

und

452

kennt Aischylos

mit

nicht,

Aischylos

ebensowenig

hat

Prom.

473.

dore.

Zahlenmäßig stark vertreten sind im δεσμώτης wie bei Aischylos die Metaphern, insbesondere die Personifikationen. Wer sich aber die Mühe nehmen wollte, die Vergleichung restlos durchzuführen, würde sich leicht überzeugen, wie schwüchlich und fadenscheinig die Metaphorik des δεσμώτης sich neben der des unbezweifelten Aischylos ausnimmt. Unter den Bildgebieten der Metaphern wiegen vor: Heilwesen mit νόσος (249. 924. 1069) oder νόσημα ἢ) (225. 685. 978; vgl. Suppl. 586; Pers. 750; Ag. 542. 834. 1003. 1017), ἄκος (43; vgl. Pers. 631; Ag. 17. 387. 1169; Cho. 72. 472. 539; Eum.

506.

645.

987),

φάρμακον

(249;

vgl.

Ag.

94.

548.

848 f.

1260), ἰατρός und ἰᾶσθαι (378. 4/4 f.; vgl. Cho. 699; fr. 255 N.2. 349) Dem Prom. eigen ist σφάκελος (1045), ein dem Aischylos und Sophokles fremdes Wort der ionischen Medizin. Pferdewesen

mit

δρόμος

(883

ἔξω

δρόμου

φέρεσθαι

vgl.

Ag. 1245; Cho. 514. 1022), ἐνζεύγνυμι (579; vgl. Pers. 72; Ag. 218. 642; Cho. 676. 1044), στόμιον (1009; vgl. Ag. 17. 134), χαλινός (562. 672; vgl. Ag. 237. 1066), μάστιξ (682; vgl. Sept. 608;

Ag.

642; Eum.

Gymnastik vgl. Sept. 441; 1) νόσημα

kommt

160). mit den farblosen Tropen Ag. 540) und παλαιστής nur im

Prom.

vor.

yuuvazw (Pr. 587. 592; (920; vgl. Eum. 589),

60

Schmid:

denen gegenüberstehen die realistisch kräftigen Bilder des echten Aischylos τριακτήρ, ἀτρίακτος (Ag. 171; Cho. 339), ἔφεδρος (Cho. 866), τρέχω ἐκ δρόμου πεσών Ag. 1245, δίαυλος Ag. 344. Meer

und

Schiffahrt

mit

Landung

(καθορμίζω

965;

κέλσαι

183, ist bei Aisch. nie bildlich gebraucht, wie umgekehrt λιμήν in bildlichem Gebrauch — Suppl. 471; Pers. 250 — dem Prom. fehlt;

in

nur

ἐξοκέλλομαι

Prometheus

nicht

begegnet

Suppl.

vorkommt,

438;

findet

sich

aber

ὅρμος,

bildlich

das

Suppl.

765. 712; Prom. hat nur καθορμίζειν 965), Steuerruder (149. 515; vgl. Sept. 2. 62. 207; Pers. 767), Kielwasser (84. 375; vgl. Sept. 796; Cho. 748), Sturm (χειμών 643. 1015; χειμάζομαι 5623. 828; δυσχείμερος 746; vgl. ühnliche Ausdrücke Suppl. 165; Ag. 800; Cho. 186. 202. 271. 1067; fr. 99, 15 N.2), Meer und Meereswogen (πέλαγος ἀτηρᾶς δύης 746; vgl. κακῶν πέλατος

Pers.

433;

κῦμα

Prom.

κλύδων 886.

κακῶν

1001

vgl.

Pers. 590; Pers.

90;

κακῶν

θάλασσα

Sept. 64.

Sept.

114 f. 443.

758; 1077;

Ag. 1081; Eum. 832; τρικυμία hat nur Prom. 1015, der erste Beleg des Wortes in griechischer Literatur, wührend die Sache auch Sept. 759 f. beschrieben ist). Meeresstille scheint Pr. 190 mit στορέσας angedeutet zu sein, vgl. Ag. 740. Wie blaf) erscheint

auch

hier

der Prometheus,

wenn

man

sich

erinnert

an

die Fülle von anschaulichem Detail aus diesem Bildgebiet, die der echte Aischylos bietet: σέλμα, ἄγκυρα, πρῷῴῷρα, πρύμνα, πούς, 1) πρότονος, 2) κῶπαι, ἐρέσσειν, οὖρος, Schiffbruch! Tierwelt: Das Zerfleischen durch wilde Tiere (bdmrw 368. 437 hat Aisch. nicht bildlich) gibt im Prom. zwei Bilder; aber kein Tier wird im Prom. einzeln bezeichnet — nicht Löwe (Sept. 53; Ag. 717. 827. 1258; Cho. 938), nicht Wolf (Suppl. 760; Ag. 1250; Cho. 421) nicht Eber (fr. 261 N.) nicht Ziege (Ag. 232), nicht Schlange (Suppl. 895; Pers. 81 f.; Sept. 291 ff. 381. 503; Cho. 928. 1047; Eum. 129. 181). Nur der Hund, der auch bei Aischylos eine große Rolle spielt (Suppl. 760; Sept. 383. 740; Pers. 13; Ag. 3. 136. 449. 607. 895. 1093. 1185. 1228. 1631. 1665. 1672; Cho.193. 420. 422. 447. 621. 924. 994 ff. 1044; Eum. 131f.; fr. 282 N.2) gibt einige Bilder ab (803. 1022) mit

dem auch bei Aischylos sehr gewóhnlichen 1) Pers. 656. 2) Ag. 897.

σαίνειν (Pr. 835. 960)

Aeschyleisches im Bildergebrauch.

und

dem

bei

diesem

nicht

vorkommenden

61

Hetzen

(θωύσσειν

73. 277). Die bei Aischylos mit so viel anschaulichen Einzelheiten reichlich vertretenen Vogelbilder (Nachtigall, Taube, Rabe, Geier, Adler, Schwalbe, Singschwan, Hahn und Henne) sind im Acouwτῆς zusammengeschrumpft zu einem einzigen aus Suppl. 223 entlehnten Bild vom Habicht und den Tauben (857) und dem abgenutzten Gebrauch von Flügel und Fliegen im übertragenen Sinn (115. 468. 555. 644; wie z. B. Suppl. 84. 325. 657; Pers. 669; Ag. 977; Cho. 390; Eum. 378). Eigen

ist dem

Prom.

452 die Ameise.

Das Auge begegnet im Bild Prom. 499. 903, bei Aisch. Pers. 168. 428; Sept. 390. 934. Die Quelle Prom. 400 (νότιοι πηγαί mit einem ganz müßigen, dem Aisch. unbekannten Epitheton) 110 (πυρὸς πηγὴ κλοπαία). 808 (ἡλίου πηγή); vgl. Pers. 238 (ἀργύρου πηγή). 148 (κακῶν πηγή); Sept.

584

(μητρὸς

dVera Pers. Jagd

πηγή);

Ag.

887 ff. 901

649;

868) dpbig,

das

Verbum

éxm-

θηρᾶν

(858.

815.

mit

Hunden

(s. oben):

κυνηγετεῖν

1072), Jagdnetz (1077 δίκτυον ἄτης, Ag. 357. 1375; Cho. 493. 557;

Ag.

und



Schiefen ein

dem

Aisch.

(573),

vgl. dpxueg der ἄτη Pers. 99; Eum. 111 ff. 147 f.; auch

und Geschosse unbekanntes

(βέλος

ionisches

Prom. Wort,

371. Prom.

879; vgl. βέλος ὀμμάτων Ag. 742; Cho. 380; Eum. 676; die plastischeren Bilder mit τόξον (Cho. 694. 1033; fr. 83 N.2), τοξεύω (Suppl. 446. 473), τόξευμα (Suppl. 1005), τοξότης (Ag. 364. 628.

1194),

σφενδόνη

(Ag.

1010)

kennt

Pr.

nicht.

Aus der Pflanzenwelt werden bildlich verwendet: Blüte Pr. 7. 283. 420. 885 (vgl. Suppl. 856; Pers. 59. 252. 925; Ag. 198. 659. 743. 954. 1392. 1662; Cho. 150. 1009; Eum. 666 — überall abwechslungsreicher als im Prom.) Wurzelstock (πυθμήν) Pr. 1046 (Plural, dem Aisch. fremd, aber Soph. OR. 1261 gebraucht); vgl. Suppl. 104; Cho. 204. 260. 646 (αὐτόπρεμνος Cho. 402). Aus der Redekunst προοίμιον Pr. 741; vgl. Ag. 1354. Aus dem Schreibewesen s. unten S. 62. Von Bildsphären, die für Aischylos kennzeichnend sind, fehlen im Prom. vor allem Wage und Wügen, ein Bild, das in jedem

62

Schmid:

der sechs äschyleischen Stücke mindestens einmal herangezogen ist (Suppl. 405; Pers. 346. 437. 440; Sept. 22; Ag. 164. 280. 438. 574. 643. 707. 1042; Cho. 240. 290; Eum. 888. 965); weniger treten bei Aischylos hervor die im Prom. fehlenden Bilder vom Fischfang Pers. 424 (θύννοι); Ag. 361 (γάγγαμον). 1382 (ἀμφίβληστρον); Cho. 506 f. (δίκτυον mit φελλοί); von Bauten Pers. 815 (xpnris); Ag. 897 f. (στέγης στῦλος modnpns); Eum. 515 (πίτνει δόμος δίκης); vom Schriftwesen!) Suppl. 179 rau’ ἔπη

δελτουμένας vgl. Eum. 275 und Prom. 789; Sept. 373; Ag. 1329; Cho. 450. 699; fr. 358 N.?; von Wolken und Wind Sept. 228. 706. Ag. 212; Cho. 391. 764; Ag. 219. 1180; von Lichterscheinungen

φῶς

oder

φέγγος

Pers.

151.

167.

300;

Ag.

389. 504. 522. 602; Cho. 131. 810. 863. 961; ἦμαρ Pers. 300. Ag. 900; Feuer Pers. 395; Sept. 52. 286; Ag. 480; Cho. 863; Blitz Pers. 514; Eum. 482; Sonne Ag. 288; Dunkel Pers. 666 f.; Ag. 460. 546; von τρέφειν, παχύνειν, πιαίνειν Sept. 618. 620; Pers. 806; Sept. 244. 587. 110; Ag. 276. 1476. 1479. 1669; Strom und Strómen Suppl. 469; Pers. 88. 412; Sept. 80. 85. 557; Schlaf?) Sept. 287 (ὑπνώσσει κέαρ); Ag. 275 (φρὴν BpíZovca). 566 (ueonuBpivoi κοῖται des Meers). 1357 (οὐ καθεύδουσιν

χερί);

Eum.

280

(BpiZev .. αἷμα).

705

(der

Areopag

εὑδόντων

ὕπερ ἐγρηγορὸς φρούρημα τῆς). Der

Δεσμώτης

Abklatsch Aischylos.3)

von

ist

der

reich

weit

an

Metaphern,

lebensvolleren

Die Metaphern,

die

sie

sind

matter

Bilderwelt

aber

des

echten

Eigenbesitz

des Δεσμώτης

sind,

haben wenig Stimmungswert und sind je nur einmal gebraucht. Nur zwei eigene Metaphern des Prom. fallen durch eine gewisse

Originalität auf: die Schwebepuppe mutter der Schiffe 727.

Auch

(κίνυγμα) 157 und die Stief-

die Personifikationen des

Δεσμώτης

bleiben nicht sowohl an Zahl als an Kühnheit der Phantasie hinter dem echten Aischylos weit zurück, 4) was hier nicht weiter verfolgt werden soll. 1) Groeneboom zu Prom. 535 zieht auch ἐκτακῆναι hierher. 2) Die Metaphern vom Schlafen und Erwachen liebt auch Herakleitos (fr. 1. 21. 26. 88. 89 D.). Sie sind aller Mystik beliebt und stammen vielleicht aus der Orphik. 3) Eine als besonders kühn empfundene Metapher erklärt der Dichter selbst Sept. 489: ἅλω δὲ πολλήν, ἀσπίδος κύκλον λέγω. 4) Ich zähle im Δεσμ. 19 Personifikationen (24. 115. 220. 275 f. 301. 358.

Sentenzen.

An

Sentenzen

Sprichwörter.

Vers

ist der Δεσμώτης

und

Sprache.

verhältnismäßig

63

reicher

als

jedes der sechs anderen Stücke. !) Ich zähle zusammen 21, von denen je eine dem Hephaistos (34), Kratos (49) und Hermes (1032), 4 dem Okeanos (309. 318. 378. 385), 2 der Io (685. 750), 4 dem Chor (698. 890. 936. 1039), 8 dem Prometheus (103. 224. 263. 275. 514. 637. 981. 1041) zugeteilt sind; dieser erleidet durch solche gnomologische Färbung eine gewisse Einbuße an heroischer Würde und Kraft, was man mit seiner andauernden Passivität entschuldigen mag. Sprichwörterund sprichwörtliche Redensarten sind, wie überall bei Aischylos,2) so auch im Δεσμώτης selten: πρὸς κέντρα κώλον ἐκτείνειν Prom. 323 (vgl. Ag. 1624) ; wahrscheinlich ist auch das Wort vom Arzt, der sich selbst nicht helfen kann

(413),3) das γνῶθι σαυτόν (beides Worte des Okeanos) und die Regel des Pittakos κηδεῦσαι καθ᾽ ἑαυτόν (890; vgl. Pearson zu

Soph. fr. 353) hieherzuziehen. In der Prosodie stimmt Prom. mit Aischylos überein. Die iambische Messung von κόνιν v. 1085 hat Groeneboom illustriert, ebenso die Krasis μὴ ἀπολακτίσης zu v. 651. Modifikation der Sprachformen, der syntaktischen Strukturen, der Wortwahl mit Rücksicht auf den Vers, wie sie Homer in die Dichtersprache eingeführt hat, sind in geringerem Umfang auch von Aischylos zugelassen, und

ebenso

von

= - vu-

u

der

Silbe

ersten

ib. 547; 368. 387.

dem

185;

ἀκάματος

ὠλεσίοικος 555. 577.

Verfasser

ἀνήριθμος Sept.

586. 686.

90

des

(vgl.

Pers. 901;

720); 712. 726.

Δεσμώτης:

ἀπαράμυθος

mit

Vokalen

ἰσόθεος

οὐλόμενος 865.

langen

909.

Pers.

80;

nur Pr. 397.4) 917.

981.

in

ἰσόνειρος

1086);

Die in den

Pers. 13; Sept. 24, darunter die gewaltigen Bilder von der’Apd des Oidipus 695 ff. 953 f.; in Ag.

53; Cho. 12; Eum.

10.

Die Zahlen

sind wahrscheinlich

für die sechs Stücke zu niedrig. 1) In Suppl. zähle ich 16 Sentenzen, in Pers. 4, Sept. 15, Ag. 25, Cho. 10, Eum. 11. 2) Berufung auf Tradition: ὥσπερ ἡ παροιμία Ag. 256; τις Ag. 369; Cho. 633; λόγος γέρων Ag. 750; rpıyepwv μῦθος Cho. 313; μῦθος λιβυστικός fr. 139 N.?. Anspielung auf δὶς παῖδες οἱ γέροντες Ag. 74 f.; Eum. 38; die Sprichwörtlichkeit notiert Schol. Cho. 71 K. 678 K. 919 K. Sonst vgl. Pers. 525. 752. 753; Sept. 530; Ag. 393. 884; Cho. 514; fr. 99, 22; 317. 335 N.:, 3) Vgl. Groeneboom zu Prom. p. 184. 4) Interessant der Wechsel zwischen θανατοφόρος (Ag. 1176) und θανα-

64

Schmid:

Endung -ueoda im Mediopassiv, Ὁ Wechsel zwischen Plural und Singular, ἢ Medium und Aktivum (8. ο. S. 52), Absonderlichkeiten der Wortbildung 3) und Wortwahl) fallen unter diesen Gesichtspunkt. Die Wortstellung im Vers zeigt keine besonderen Kühnheiten — stärkere Sperrungen wie v. 371. 398 f. 528 f. sind auch bei Aischylos gewöhnlich, auch die Vorrückung von δὲ tiefer in den Satz hinein, wie sie Prom. 321 vorliegt: πρὸς

hat Analogien

τοῖς

παροῦσι

δ᾽ ἄλλα

προσλαβεῖν

θέλεις

in den Stellen

Sept. 902 f. μένει κτέανα δ᾽ ἐπιγόνοις Ag. 296 σθένουσα λαμπὰς δ᾽ οὐδέπω μαυρουμένη 653 ἐν νυκτὶ δυσκύμαντα d ὠρώρει κακά 144 f. παρακλίνασ᾽ ἐπέκρανεν δὲ γάμου πικρὰς τελευτάς 1320 ἐπιξενοῦμαι ταῦτα d ὡς θανουμένη Cho. 761 ἐγὼ διπλᾶς δὲ τάσδε χειρωναξίας.

Der Bau der Trimeter bietet,5) abgesehen wöhnlica häufigen Anapästen im ersten Fuß und

von den ungesophokleischen

τηφόρος (Cho. 368), παρθένιος (Ag. 215) und παρθένειος (Ag. 229), δυσσέβεια (Cho. 704) und duogeßia (Eum. 533). 1) Prom. 822; O. Lautensach, Grammat, Studien zu den griech. Tragikern

und Komiker, 2) K. Witte,

3) ebndia

Progr. Gotha 1896, 26 ff. Singular

Pr. 383

und

Plural,

statt εὐήθεια;

ἁμάρτιον

statt ἁμάρτημα

(ähnlich

Hom.

ὑστάτιος,

Pers. Nic.

175 ff.

πιστός

676. Ag. Opp.

537;

&oxarıos

ganz singulär statt

ποτός;

vgl.

πατρωνύμιος

statt πατρώνυμος

vgl.

Pers.

ἱππιάναξ

996),

αὐτό-

x8ovov statt -va Ag. 536; νεοθήλου statt — θηλέος Eum. 450; Formen wie πολισσοῦχος, πολισσονόμος (πολισσόος Hymn. Hom.); ταρφύς fem. Pers. 926; εὐφιλήτα statt — oc Sept. 107; das ionische ὑπίσχομαι Eum. 804; dorisches ἐπωρθίαξε Cho. 956; die attischen'Feminina — εἰα, — οἷα Sept. 402. 685. 909; die Form Ἀρταφρένης Pers. 22 versteht Schol. als διὰ τὸ μέτρον ὑπέρθεσις. 4) οὐκέτι μύθῳ statt λόγῳ Prom. 1080 vgl. 336; Χθονός statt Γαίας (Eum. 6 vgl. 2); ἐν οἴκτῳ προθέμενος statt θέμενος Prom. 239; vgl. εἰσόπιν statt κατόπιν Suppl. 617. Die seltsame Struktur Eum. 856 τεύξῃ map ἀνδρῶν (statt ἀνδρείων) xai γυναικείων στόλων. Ebenso zu beurteilen sind die zahlreichen üschyleischen Streck- oder Füllbildungen wie δεξιώνυμος statt δεξιός (vgl. εὐώνυμος), μελάγχιμος, μελαμπαγής, μελάνδετος, nupióvcapxoc (vgl. éxaróvταρχος), τοσουτάριθμος, λευκήρης, πλειστήρης, δίφυιος, ὁμόπτερος, εὐθυδίκαιος, θηλυγενής, θηλύσπορος u. à, zu denen auch Prom. mit τηλουρός (1 mit Groenebooms Note), κελαινόβρωτος (1025), ὑψηλόκρημνος (5), κραιπνοφόρος (132), ἐχθρόξενος ναύτῃσι (727) Beiträge liefert. 5) Kußmahly S. 5 ff.

Zäsurlose

und

halbierte

Trimeter.

65

Enjambements,!) wenig Abweichungen von Aischylos ; die lex Porsoniana ist überall gewahrt.;) Auffällig ist nur der Vers 612, mit dem sich Prometheus der Io als Wohltäter der Menschheit vorstellt : πυρὸς

βροτοῖς

δοτῆρ᾽

ὁρᾷς

ΤΤρομηθέα.

Solch durchgängiges Zusammenfallen von Wort- und Versfußende bezeichneten die alten Metriker im homerischen Hexameter als

ὑπόρρυθμονϑ8);

Die Zahl dem

der

dritten

Fuß)

die

Folge

ist,

halbierten ist

im

daß

der

Vers

Trimeter

Acouwrng

keine

Zäsur

hat.

(mit Wortschluß

etwa

so groß

wie

nach

in

den

übrigen sechs Stücken, d. h. etwa ein Drittel der vorkommenden Trimeter ist halbiert.) In den weitaus meisten Fällen 5) aber steht vor der Mitte dieser halbierten Trimeter ein einsilbiges syntaktisch eng zum Folgenden gehöriges Wort,6) so daß der Einschnitt in der Mitte verkleistert ist und nicht empfunden wird. Die Zahl der halbierten Trimeter, in denen vor der Mitte ein mehr als zweisilbiges Wort steht, ist im Δεσμώτης absolut

und noch mehr verhältnismäßig am höchsten: es sind 28 Fälle gegen 11 in Suppl., 14 in Pers., 10 in Sept., 27 in Ag., 15 in Cho,, 17 in Eum., und zwar stehen vor der Mitte 2silb. „ , 3silb. . „ 4silb. , 6silb.

Nomina od. Pronom. Verba Adverbia Nomina od. Pronom. Verba Adverbia Nomina Verba Nomina

Prom. 12 Suppl. ^ 3... ^ 2. , , 4.4. " τις, n 0 . δ, » 1 , 1 , 8

3 Pers. 3 , 0, 3. , 2 , O0 , 0. O0 , 0 , 11

5 Sept. 0, 0, ὃ’, 2 , 1, 0, 4 , 0, 1:

4 Ag. 5 Cho. 5 Eum. 6 2,11 , 7" , 0 0, 0,0 ,0 3, 1 , 1 , 1 0,5 . 1 .,2 0, 0,0 ,0 1,2 ,0 ,0 0, 3 , 1 . 1 0, 0,0 ,] 10

27

15

17

1) Kufimahly S. 7 ff. 2) 107. 648. 821. 933 sind keine Ausnahmen. 3) Sehol. Hephaest. p. 293, 18 Consbr. 4) Im Prom. 325,0, Suppl. 32, Sept. 31, Pers. 23, Ag. 31, Cho. 32, Eum. 40. 5) Prom. 88*/, Suppl. 94, Sept. 93, Pers. 88, Ag. 89, Cho. 92, Eum. 90. 6) Einsilbiges Pronomen oder Artikel steht in halbierten Versen vor der Mitte: Prom. 32°/, aller Fülle, Suppl. 1494, Sept. 19, Pers. 26, Ag. und Cho. je 30, Eum. 32; καί Prom. 18*/,, Suppl. 11, Sept. 23, Pers. 15, Ag. 14, Cho. 12, Eum. 23; einsilbiges Adverbium Prom. 14°/,, Suppl. 31, Sept. 20,

Pers. 18, Ag. 24, Cho. und Eum. je 20; einsilbige Prüposition Prom. Suppl.

11, Sept.

Schmid,

und

Untersuchungen

Pers. je 10, Ag. zum

Gefesselten

12, Cho.

Prometheus.

6, Eum.

10*/,,

11. 5

66

Schmid:

In diesen zusammen zäsur

122 Fällen von Unterdrückung

in halbierten Versen,

zu

denen Prom.

mehr

der Haupt-

als ein Viertel

beiträgt, wird sichtlich darauf gehalten, die Halbierung des Verses möglichst wenig fühlbar zu machen. Die Mittel zu diesem Zweck sind folgende: l. nach der Mitte folgt ein enklitisches oder syntaktisch an das Vorhergehende angelelıntes einsilbiges Wort: δέ Prom. 11. 40. 74. 109. 381. 437; Suppl. 1009; Ag. 1599. Cho. 2393. 262. μέν Prom. 992; Pers. 365; Eum. 40. γάρ

Ag. γε dv 434.

Prom.

Suppl. 479. 714; Pers. 802.

1069; Cho. 522. 753. 989; Eum. 246. Prom. 379. 518; Sept. 538. 1026. Prom. 770; Ag. 280. 319. 930. 933; 1023.

te Prom.

Ag.

27. 46. 342. 361. 750. 940.

960;

Suppl

380.

457;

Pers.

Cho. 262; 308.

320:

Eum.

284.

Sept.

795;

683.

713;

327. 534. 635. 930.

νιν Prom.

333;

Eum. 631.

με Prom. 119; Cho. 695; σε Ag. 1321; Eum. 88. σφε Pers. 198.

Eum.

731.

Tig Prom. 489. 638. 843. 988; Suppl. 728; Sept. Ag. 210. 563. 1194; Cho. 756; Eum. 4. 420. 889.

2. Das vor der Mitte stehende mehrsilbige Wort erfährt Elision Prom. 612. 710. 770; Pers. 179. 493. 831; Sept. 635. 1005; Ag. 319. 921. 930. 1049. 1068. 1361. 1379. 1394. 605. 955. 1254. 1270. 1420. 280. 833. 929; Cho. 219. 258. 752. 516. 518. 545. 919. 922; Eum. 267. 429. 444. 484. 663. 707. 906. 1023. Die Technik des Δεσμώτης weicht also in diesen Dingen von der der übrigen Stücke kaum ab. Unter

den

halbierten Versen

sind

schneidung in zwei kompakte rischer Absicht entspringt. So Prom. 500 » 976 Analog Sept. 1046 Ag. 567 „ 1353 „ 1390

manche,

bei

Hälften

denen

aus

τοιαῦτα μὲν δὴ ταῦτ᾽ * ἔνερθε δὲ χθονός ὅσοι παθόντες εὖ κακοῦσί μ᾽ ἐκδίκως. àAX ὃν πόλις στυγεῖ, σὺ τιμήσεις τάφῳ ; τί ταῦτα πενθεῖν δεῖ; παροίχεται πόνος. ψηφίζομαί τι δρᾶν" τὸ μὴ μέλλειν d ἀκμή. τῷ δ᾽ ἂν δικαίως ἣν, ὑπερδίκως μὲν οὖν.

die Zer-

künstle-

Reim

Besonders Soph.

zwischen

den

Trimeterhülften.

Antilabe.

67

deutlich: Ant. Ἶχν.

555

σὺ

μὲν γὰρ

50 τὰς βοῦς

"Ixv. 351

ἀλλ᾽

εἵλου

ἀπάξω

αἰὲν

ζῆν,

ἐγὼ

σοι, σὺ d

εἴ σὺ παῖς"

δὲ κατθανεῖν. ἐμπέδου

νέος γὰρ

ὧν

δίκην. ἀνήρ..

Auffallend häufig reimt im Prom. die der halbierten Trimeter auf die zweite: 28 τοιαῦτ᾽

ἐπηύρου

τοῦ

φιλανθρώπου

erste

Hälfte

τρόπου

ähnlich 66. 220. 228. 272. 400. 615. 628. 679. 850. 910. 944. 1004. 1014, zusammen 14 Fälle, während in Suppl. nur 3 (376. 414. 493), Pers. 2 (484. 689), Sept. 4 (391. 424. 555. 678), Ag. 12 (333. 338. 513. 514. 811. 856. 894. 1185. 1217. 1305. 1324), Cho. 2 (249. 511), Eum. 4 (68. 162. 462. 589) vorkommen. Die

’Avrı\aßn

Prom.

980

ist

erst

durch

Lachmanns

Text-

verteilung hereingebracht; G. Hermann und Wilamowitz haben anders geholfen!) (vgl. oben S. 57). Mit vielen dieser Erscheinungen unterscheidet sich der Acoμώτης nicht grundsätzlich, aber graduell von den sechs übrigen Stücken und bekundet dadurch wiederum ein anderes Stilgefühl. Solche Dinge fallen für die Echtheitsfrage um so mehr ins Gewicht, je weniger in ihnen eine bestimmte künstlerische Absicht erkennbar ist, je mehr sie im Bereich des Instinktiven, Unbewußten liegen. Die lyrischen Partien im Accu. weichen zwar bekanntlich sehr stark von denen der sechs übrigen Stücke ab,2) stehen jedoch bei der ganzen Anlage des Dramas unter so eigenartigen Bedingungen, daß eine Vergleichung mit jenen aus der Untersuchung der Echtheitsfrage besser ausgeschaltet bleibt. Die Kürze der Chorlieder ist erklärlich, ihre leichteren und flüssigen Rhythmen ebenso,

wenn

man

annimmt,

daß

mit

ihnen

der Dichter,

ebenso

wie die Partheniendichter?) tun, den Charakter der Mädchen ausdrücken wollte. Die epodische Komposition (Prom. 397 bis 434aabbc; 887—907aab) bei nur einem oder zwei Strophenpaaren ist sonst bei Aischylos nicht gebräuchlich, weil er eben 1) Für Einschaltung von Interjektionen außerhalb des Trimeters Beispiele bei Kußmahly S. 8; vgl. A. Groß, Die Stichomythie 2) Kußmahly S. 11. 3) Vgl. W. Schmid, Griech. Lit.-Gesch. I? 614, 2.

(Berlin

1905)

23.

68

Schmid:

längere Reihen von Strophenpaaren bevorzugt, die aber dann auch, wie Suppl 776—842 (aabbccd), Pers. 633—680 (ebenso), 852—907 (ebenso) mit Epode geschlossen werden kónnen (der Schlußkommos der Perser bringt erst nach sieben Strophenpaaren die Epode). Die Monodien (Prometheus, Io) begegnen sonst bei Aischylos nicht, lassen sich aber zur Not (s. auch oben S. 21, 5) damit rechtfertigen,

daf) der Dichter,

auf kurze Chorlieder

wenigstens durch solistische Partien versuchen Drama etwas mehr lyrische Fülle zu geben. 4. Unäschyleisches

angewiesen,

mochte,

dem

im Prometheus.

Wesentliche Teile dieses Abschnittes sind schon in dem vorangehenden bei Vergleichung von Sprache und Versbau des Prometheus mit den sechs anderen Stücken vorweggenommen worden. Es hat sich gezeigt, daß in gewissen Erscheinungen, sei es durch Fehlen auf der einen, Vorkommen auf der anderen Seite, sei es nach der Häufigkeit und Art ihres Vorkommens ein Abstand des Aeouwrng

von

den übrigen Stücken zutage

tritt,

der

sich nur aus einem anders orientierten Stilgefühl erklären läßt (Eigenwörter; Schlagwörter; Fehlen der Nomina agentis -τήρ und -twp; Schwächlichkeit der Neubildungen unter den Eigenwörtern; Wortgemination im Dialog; Wortasyndeton von Imperativen; Epanadiplosis im Dialog und in Männerrollen; rhetorische Fragen mit Antwort; Dürftigkeit der Bilder und Metaphern; Fehlen der Bilder in den lyrischen Stellen; Sentenzen; Anapüste; halbierte züsurlose Trimeter; Reim zwischen erster und zweiter Trimeterhülfte). Zu dieser Klasse kann man auch die Wiederholungen

im Δεσμώτης

rechnen;

sie

sind

aber

nicht nur der Zahl, sondern besonders der logischen und stilistischen Qualität nach dem äschyleischen Geist und Brauch so fremd, daß sie allein schon genügen würden, dem Aischylos das Stück abzusprechen. Soweit die Wiederholungen von Wörtern, Phrasen, Gedanken in den Bereich der Okeanosszene fallen, sind sie schon 8. 9 ff. behandelt worden. Die Liste bei Niedzballa, der (S. 56) im ganzen Stück 31 Fälle aufzählt, ist ganz ungenügend und muß hier ergänzt werden:

Unäschyleisches

Wiederholungen.

im Δεσμώτης.

270 ἐρήμου

2 ἄβροτον eig ἐρημίαν 7 τὸ σὸν γὰρ ἄνθος, παντέχνου πυρὸς σέλας κτλ.

38

τὸ

τοῦδ᾽

σὸν

69

ἀγείτονος

θνητοῖσι

τόπου

προὔδιυκεν

τέρας

(θεῶν τέρα 82. 107) 254 dp οὗ γε πολλὰς ἐκμαθήσονται τέχνας 109 f. πυρὸς πηγὴν xAomaiav, fj διδάσκαλος

τέχνης

πάσης

βροτοῖς

πέφηνε 11 = 42

ἀεὶ

28 φιλάνθρωπος μὲν

δὴ νηλὴς

σὺ

τρόπος καὶ

θράσους

118 σὺ μὲν

θρασύς

τε κτλ.

πλέως

312 μηδὲν πόνει᾽ μάτην γὰρ οὐδὲν 44 σὺ δὲ τὰ μηδὲν ὠφελοῦντα μὴ υὑφελῶν ἐμοὶ πονήσεις. πόνει μάτην 67 Διὸς ἐχθροὶ vgl. 120 546 τίς ἐφαμερίων ἄρηξις ; 84 τί σοὶ οἷοί τε θνητοὶ τῶνδ᾽ ἀπαντλῆσαι πόνων 101 (Prometheus weiß alles) vgl. 265. 617. 913 f. 935. 1040. 165 θέορτον ἢ βρότειον 116 θεόσυτον ἢ βρότειον 119 ὁρᾶτε vg). 140 ff. δέρχθητ᾽ ἐσιδέσθ᾽. 304 1f. δέρκου θέαμα. 123 (Liebe zu den Menschen) vgl. oben S. 32, 3. 149 ff. (Zeus’ neue Gewaltherrschaft) vgl. 162 ff. 186 ff. (vgl. Eur. Suppl. 431 f.). 324. 333. 402. 161 (ξυνασχαλ ἂν) vgl. 243 212 xaT ἰσχύν --- πρὸς τὸ καρτερόν 208 πρὸς βίαν 240 οὐκ ἠξιώθην αὐτός κτλ. 215 οὐκ ἠξίωσαν οὐδὲ προσβλέψαι τὸ

πᾶν᾽

244 f. ἐγὼ

τὰρ

oóT

ἂν

εἰσιδεῖν

τάδε

t2 2 -1

ἔχρῃζον

θνητοῖς

ἀρήγων

αὐτὸς

nópóunv

πόνους

688 ff. οὔποτ, οὔποτ ἄν ηὔχουν (d)be» ξένους μολεῖσθαι λόγους ἐς ἀκοὰν ἐμάν, οὐδ᾽ ὧδε δυσθέατα καὶ δύσοιστα πήματα --- τύὐύψειν ψυχὰν ἐμάν 469 τοιαῦτα μηχανήματ᾽ ἐξευρὼν τάλας βροτοῖσιν αὐτὸς οὐκ ἔχω σόφισμ᾽ κτλ.

696 f. mpi τε στενάζεις καὶ φόβου πλέα τις εἰ ἐπίσχες, ἔστ᾽ ἂν καὶ τὰ λοιπὰ προσμαάθης 105 f. σύ T, ᾿Ινάχειον σπέρμα, τοὺς ἐμοὺς λόγους θυμῷ BdX

118 f. σὺ

δ' αὖ

κέκραγας

τί που δράσεις, θάνῃ 189

f.

κἀναμυχθίζῃ "

ὅταν τὰ λοιπὰ πυν-

κακώ;

coi

πριῦτον,

πλάνην

φράσω,

μνήμοσιν

δέλτοις

'loi,

πολύδονον

ἣν ἐγγράφου

σὺ

φρενῶν.

753 (Prometheus unsterblich) vgl. 933. 1053. 826 vgl. 812 Beweis für Prometheus’ prophetische Gabe. 870 — 875 μακροῦ λόγου dei. 992 vgl. 1043 πρὸς ταῦτα purréo0w . .; vgl. oben S.e] 51.

Nimmt man diese Wiederholungen, deren Zahl wahrscheinlich bei genauerem Zusehen noch weiter vermehrt werden kónnte,

170

Schmid:

zusammen

mit den oben S. 9 f. 32,2 verzeichneten, so ist das Urteil

nicht zu scharf, daß solche Wortäschyleischem Stil nichts zu tun hat.

und

Gedankenarmut

mit

Auch Eigentümlichkeiten, für die in den sechs übrigen Stücken Parallelen fehlen, sind bereits berührt worden (Abweichung von der äschyleischen Behandlung der Stichomythie; Fehlen von Nomina agentis -rp und -rwp; rhetorische Frage mit Antwort; Formen der Einleitung von Gleichnissen) Von diesen sollen nun weitere Belege gegeben werden. In der Fonnenlehre begegnen, von den oben S. 41 genannten lonismen abgesehen, folgende den übrigen sechs Stücken unbekannte Besonderheiten: Augmentum temporale fehlt 181 (ἐρέθισε) in einer lyrischen Partie, wofür bei Aischylos nur Pers. 972 eine Analogie bieten. !) — Die ionische Form ἐκτημένος

besonders

bei Aischylos

795 ist in der gesamten Tragödie,

(vgl. Suppl.

336;

Sept.

fr. 389 N.?; Pearson zu Soph. fr. 358), unerhórt.

1017; —

Ag.

1051;

Das Perfektum

ὦπται 998 tritt erst wieder in der Prosa des 4. Jahrh. v. Chr. auf. — Statt δέδια 182. 902 sagt Aisch. δέδοικα. — Ein Futurum von ríkrw kommt im Corpus Aeschyleum nur Pr. 851. 869 vor; die aktive Form τέξω, die hier steht (med. Prom. 768), kennt im 5. Jahrh. sonst nur das Orakelgriechisch und Euripides. — Das homerische οἴω (oder dorisch oi?) Pr. 187 ist in der Tragödie völlig vereinzelt. — Formen wie προσέπτα (115. 555) und προσέπτατο (644) braucht Aischylos nicht; „fliegen“ heißt -— puyyavw 913. 525 hat Aisch. nirgends,

bei ihm ποτάομαι. wohl aber Soph.

das Corp. Hippocr., Thucyd. und die Prosa des 4. ὀλέκομαι

stammt

aus

Homer,

kommt

aber

Jahrhunderts. —

dann

außer

Prom.

064 erst wieder bei Sophokl. in Chorstellen in Gebrauch. — λέλακα 406 gebraucht sonst nur Eurip. und parodierend Aristoph.



eng (Pr. 49) Prom.

nicht

ἀπενθής

Für

κομπέω

947

etwa

μοχθηρός;

hat;

für

sagt

Aisch.

für ἥδομαι

χόλος

(Pr.

(Pr. 956) ἀπένθητος

(Ag.

4mal)

κομπάζω;

für

(Pr. 758)

χαίρω,

das

ὀργή;

für

χολή

896, Eum.

oder

émay-

912); für mnuwo-

σύνη (Pr. 1038) πῆμα oder πημονή; für μαλθακίζομαι (Pr. 79. 952) μαλθάσσομαι (Eum. 134 und auch Pr. 379. 1008); für pavóg 1) O. Lautensach,

(Hannover-Leipzig

Grammat.

Studien

zu

den

griech.

Trag.

1899) 178 ff.; Soph. 'Ixv. 172 (ὑπό μ᾽ ideg).

und

Kom.

Unäschyleische

Formen,

Wörter,

Strukturen.

71

(Pr. 537) φαιδρός; für πρὸς βίαν (Pr. 208. 353. 592. 672) βίᾳ (was auch Pr. 74. 357. 380 hat) oder βιαίως; für μήνη (797)

σελήνη; für ὁ 900 v ex a (Pr. 330; Soph. oft) οὕνεκα (Suppl. 639); für φέρε (Pr. 294. 544) ἄγε; für ἀπιστῶ (640) ἀπειθῶ (Ag. 1049); für δωρεά (338. 616; auch bei Soph. nur Ai. 1033) δῶρον oder δώρημα; für πλανάομαι (275. 565) πλάζομαι oder ἀλάομαι; für λωφάω (intr. 376. 654, transit. 27 1); auch bei Soph. nur einmal) παύω (auch Prom. 248) und παύομαι (auch Prom. 11. 616); für λιπαρέω (520. 1004) λίσσομαι; für αἰνιγμάτων; für ἁρμοῖ (615) ἄρτι;

aivırrnpiws (833. 949) ἐξ für λίαν (123. 1031) ἄγαν;

für (ὡς) ἁπλῷ Aöyw2) (46. 610. 975) ἁπλῶς. — προοίμιον 741 für φροίμιον ist nicht äschyleisch, ebensowenig die adjektivischen Ableitungsformen πέτρινος 562 (statt πετραῖος, was Pr. 1019 auch steht wie Aesch. fr. 300, 5; 304, 3 N.2), Topyoveıos 793 (statt Γόργειος Eum. 49 nach Hom. X 633) und βασιλικός8)

(statt βασίλειος). Dem Aischylos unbekannte Strukturen: das homerische &pxu c. dat. 940 (Genitiv wäre im Vers ebensogut inóglich und steht 203); γνωρίζω der Prosa der Kaiserzeit

τί τινι — „mache bekannt“ ist erst in wieder belegt; δεῖ μέτινος 86 ist

euripideisch, nicht äschyleisch (τινί τινος Ag. 848)4); εἶτα nach part. praes. 777 (Aisch. braucht ἔπειτα, meist nach part. praeterit, aber Eum. 29 auch nach part. praes. ebenso Eur.

El.

1058:

Ion

833;

Xen.

(Pr. 41. 84. 107) ist nicht sechs Sophoklesstellen und ποῖος

ist

nit

attische 1) Die

Artikel

in der

Umgangssprache

transitive Bedeutung

an.

IV

7,

13);5)

οἷός

τε

c. inf.

äschyleisch, begegnet dagegen an scheint ionisch zu sein (Od. Hdt.); Frage

(Soph.

gehört

(τὸ ποῖον φάρμακον)

Ar.

Plat),9)

der Medizinersprache

aber an

Pr. 194

nicht (Emped.

Hippocr.). 2) Die Phrase scheint ionisch zu sein: Hipp. m. ἀγμ. 31 p. 95, 13 Kühl.; T. ἄρθρ. ἐμβ. 62 p. 213, 15. 3) J. Wackernagel, Verh. d. 46. Vers. d. Philologen (Leipzig 1902). 65. R. Perettis (Stud. it. N.S. 5, 1927, 199) Versuch, Wackernagels Bedenken zu entkráften dureh Hinweis auf 11 bei Aischylos gebrauchte Adjektive τικός überzeugt nicht, weil diesen 11 nicht, wie bei βασιλικός der Fall ist, Bildungen -εἰος zur Seite stehen. 4) J. C. Valekenaer zu Eur. Hipp. 23; Groeneboom zu Prom. 86. 5) W. Schmid, Atticism. 2, 107 f.; 3, 116 f. 6) Kühner-Gerth I? S. 623f. J. Wackernagel, Vorlesungen über Syntax 2,137.

12

Schmid:

äschyleisch; πτήσσω c. acc. hat nach Pr. 175 erst wieder Eur; ὅπως als Vergleichungsadverbium hat Pr. 1001, dann öfter Soph., nicht Aischylos; φέρε mit Imperativ (294 φέρε yàp σήμαινε; 544 ist q. vielleicht mit εἰπέ zusammengedacht) kennt Aisch. nicht, Sophokles nur in der Phrase φέρ᾽ εἰπέ. Über die Attraktion des Relativpronomens 963. 984," über ἔστε) und πρὶν àv c. 6011.8) ist bereits anderwürts gehandelt. — Die Ellipse der ersten oder zweiten Person von εἰμί kennt Aischylos nicht — im Prom. begegnet sie 6 mal. 4) Wörter mit eigenartiger Bedeutung im Prom.: δερχθῆναι

πη

53. 93. 140. 546 (— 837, 2 P.). δηναιός



aktivischem

nur

Soph.

Sinn

Ai. 425. Trach.

kennt

1000.

außer

Prom.

fr. 753, 2 N.2

alt (794. 912) scheint auch Eum. 845 vorzukommen,

begegnet aber sonst nur (in diesem Sinn als Glosse) bei Call. ἀπιστεῖν — nicht gehorchen (640), Eigenwort, ist sophokleisch (Pearson zu Soph. fr. 32). εὐηθία (Pr. 383 mit Groenebooms Note) in der von Thuc. III 83, 1 bemerkten Umwertung (Herodot. I 60; III 140) kennt Aischylos nicht, der das Wort überhaupt nicht gebraucht. — Auf die dem Prom. eigene Verwendung von σοφιστής in üblem Sinn hat schon Wackernagel 5) aufmerksam gemacht (fr. 314 N.2 scheint es diesen Sinn nicht zu haben). — Neu und dem Aischylos fremd

ist

φαίνομαι

1036), wofür

Soph.

Phraseologisch

Parenthetisch meines Wissens σὸν

ἔρτον

im

schon

Sinn

von

δοκέω

(217.

317.

Eigenartiges

im

Δεσμώτης:

eingeschaltetes δοκῶ (289)9 sonst überhaupt nur Plat. Parm. 126b

seq.

inf.

997.

einige Beispiele bietet.

(635)

wird

von

Groeneboom

kommt vor. —

illustriert;

der Ausdruck hat zwar Eum. 734 eine Analogie, gehórt aber sonst ganz der attischen Umgangssprache an. — ὅπως Te 1) 2) 3) 4) 5) 6) (=

Nach R. Fórster Groeneboom zu Prom. 963. Groeneboom zu Prom. 656. Niedzballa S. 53 f. Die Stellen bei Groeneboom zu Pr. 42. ἃ. ἃ. O. (s. oben S. 69, 1) 64. Aus Soph. ist nur eine annähernd ähnliche Verwendung 85 P.) bekannt; aus Hdt. IX 65; aus Ar. pac. 47.

fr. 82 N.?

Unäschyleisches

in Wortbedeutung

und

Phraseologie.

73

xörnn (875 mit Groenebooms Note, der an Plat. leg. 652a erinnert, wo aber die zwei Adverbia umgestellt erscheinen wie Xen. mem. ΠῚ 1, 11; Plat. ep. 7 p. 3476; Ps.-Plat. epin. 990b; Dio Chr. or. 25, 2; 36, 27; 49, 7 Emp.; Ael. V. H. p. 14, 9 H.; Philostr. Her. p. 200, 11 K.) kann ich in dieser Stellung nur noch mit Philostr. Vit. Ap. I 23 p. 24, 32 K. belegen. δυοῖν θάτερον (867 vgl. 778) ist ein von poetischer Gehobenheit und heroischer μεγαλοψυχία weit entfernter terminus der Dialektik und Gerichtsrede, den Rehdantz-Blaß, Indices zu

Demosthenes' Philipp. Reden4 S. 41 (unter dem Wort Accusativus) reichlich belegen; nicht einmal Aristophanes, geschweige denn die Tragódie braucht ihn. Der

Wunsch

Pr.

48

ἔμπας

rig

αὐτὴν

ἄλλος

ὥφελεν

λαχεῖν

(ähnlich 244 ἐγὼ τὰρ οὔτ᾽ ἂν εἰσιδεῖν τάδε ἔχρηζον κτλ. 688 ff.) hat bei Aisch. und Sophokles 1) keine genaue Parallele (Pers. 915 ist etwas anders); er ist verwandt dem Wunsch eis ἐχθρῶν κεφαλάς, 3) der

Pr.

864.

972

auftritt.

Die fragende Selbstkorrektur Pr. 101 καίτοι τί φημι ist nach Geist und Form unäschyleisch, wie denn auch καίτοι nur im Prom. (noch 439. 642) vorkommt; Soph. und Eur. haben das Wort häufig, und auch in der Selbstkorrektur (Soph. OC. 1132 καίτοι τί φωνώ). Die

stilistische

Eigenart

des

Δεσμώτης

gibt

sich

auch

in den

Anredeformen zu erkennen, die man in engem Zusammenhang mit den zahlreichen anderen Abnormitäten des Stücks betrachten muß, um der Versuchung zu gezwungenen Deutungen der Einzelfälle zu entgehen. Anreden3) mit bloßem Eigennamen hat

kein

äschyleisches

Stück

so viele

wie

der

Δεσμώτης : Pro-

metheus wird in dieser Art 13mal, Io 3mal angeredet. Die Anrede ὦ φίλος, die Aischylos nur in pluralischer Form (am häufigsten in Pers.) an den Chor richten läßt, #) wird 544 vom Chor an den Helden gerichtet.5) Andererseits hat kein anderes ΠῚ Am ähnlichsten Soph. Trach. 999. 2) Ο. Weinreich in Tübinger Beiträge 118 f.

z. Altertumswiss.

5 (1929)

169 ff.;

3) Th. Wendel (s. oben S. 9, 1) S. 5. Die Anrede im Auöu. fr. 190, 2 zu Anfang der Parodos der Titanen ist zur Vorstellung notwendig. 4) Auch Sophokles hat überwiegend diese Verwendung. 9) Davon findet sich bei Soph. ein Beispiel (El. 465 der Chor an Chrysothemis, nicht Elektra); im übrigen braucht Soph. diese singularische An-

14

Schmid:

äschyleisches Prom. :

Stück

so

umständlich

zeremonielle

18 τῆς ὀρθοβούλου Θέμιδος 647 ὦ μέγ᾽ εὔδαιμον κόρη 705 ᾿Ινάχειον σπέρμα

Aın

weitesten

μητρόθεν

und

geht

πατρόθεν

Prometheus’

αἰπυμῆτα

Anrede

Anreden

wie

παῖ

an

die

Okeaniden

137—140

τῆς πολυτέκνου Τηθύος ἔκγονα τοῦ περὶ πᾶσαν θ᾽ εἱλισσομένου χθόν᾽ ἀκοιμήτιυ ῥεύματι παῖδες πατρὸς ᾿ωκεανοῦ.

Damit lassen sich nur etwa die dem orientalischen Kolorit dienenden feierlichen Anredeformeln der Perser vergleichen oder etwa die kalte und innerlich unwahre Feierlichkeit der Begrüßungsforineln zwischen Agamemnon und Klytaimestra. Im übrigen zeigt Aischylos gerade das Bestreben, durch Schlichtheit, Sachlichkeit und Spärlichkeit der Anredeformeln sich von epischer Ziererei zu befreien. Im Partikelwesen fallen die nur im Prom. vorkoinnenden Partikeln Onv und δῆθεν (s. oben S. 46.47) und die Partikelverbindungen γε δή (42), δὲ δή (149) auf — Aischylos hat nur N δή, καὶ bn, μὲν δή. Schließlich ist noch

der

Lieblingswörter

zu gedenken, auch derer, die nicht Eigenwórter!) sind. Die Lieblingswörter sind 1. solche,

ragende a)

die

Rolle

Trotz,

ihrem

Begriff

nach

im

} Δεσμώτης

des

dieses Stücks

Acouwrns

eme

hervor-

spielen : 2)

Härte,

Beschimpfung,

Nachgeben,

Leiden,

Qual:

τύραννος (Dinal), τυραννίς (7 18]; sonst im ganzen Aisch. 4ınal), inmer in dem bei Aisch. sonst ungewöhnlichen ungünstigen rede nur im Verkehr zweier Schwestern; einmal OR. 1321 in der Anrede des Helden an den Chor. Auch Eurip. braucht den Singular nur in Anreden

an

Frauen

oder

Subalterne

1) Über die Eigenwörter s. oben 2) Vergleichbar ist die Häufigkeit

(Bote,

Herold:

S. 43 ff. von πλῆθος

Med.

1133;

Tro.

in den Persern,

nebst Ableitungen in den Sieben, von δίκη und Ableitungen

267).

von

κόμπος

in der Orestie.

Daf) aber in diesen Dingen der Prometheus eine Sonderstellung einnimmt, erhellt schon aus den Sammlungen der ,üsthetischen* Wiederholungen bei

R. Wölffel,

Gleich- und Anklünge

19 ff., 47. 49, 3.

bei Äschylus,

Progr.

Bamberg

1906,

Lieblingswörter

Sinn,

αὐθαδία (5mal),

Eigenwörter

des

des Δεσμώτης.

αὐθάδης (21nal),

Prom.;

τραχύς

75

αὐθάδισμα

(Amal)

(1mal)

τραχύτης

— lauter

(lmal)

ἀεικής

und aixüg (3mal), aikía (31nab, αἰκίζομαι (4mal) αἴκισμα (lmal) (alle 4 Eigenwörter); χαλάω (4mal), ἐπιχαλάω (Eigenwort 1 mal); πημονή

(91nal)

πῆμα

(11mal)

mnuocóvn

(Eigenwort 2mal), πάσχω

(4imal), τάλας (61nal), ταλαίπωρος (Eigenwort 41nal), νόσος (11 mal), νόσημα (dmal, Eigenwort), νοσέω (4mal) πόνος (20mal, xeμάζομαι (Eigenwort 2mal). b) Menschenliebe und Hilfe: φιλάνθρωπος (Eigenwort 2mal), ὠφελέω (4mal), ὠφέλημα (Eigenwort 3mal). c) Irrfahrt der Io: πλάνη (6inal), πλανάω (4mal),

πλάνημα (1mal),

lauter Eigenwörter; xpiw (Eigenwort 4mal). d) Wörter, die das verstandesmäßig Sophistische, im Wesen des σαφῶς (mal)

τορῶς δείκνυμι

wort), wort),

Praktische

Prometheus zum Ausdruck bringen:!) σαφής und σαφηνώῶς (1mal) σάφα (1mal), σαφηνίζω (3inal),

(4imal)

σκεθρώς

(6:nal)

(2mal,

ἐπίσταμαι

Eigenwort),

(61nal)

onpaivw

προυξεπίσταμαι

(2mal,

(5mal), Eigen-

εὑρίσκω und εὑρίσκομαι (7mal), ἐξευρίσκω (4mal, Eigenμανθάνω (12mal — sonst im ganzen Aischylos 26mal),

ἐκμανθάνω (2.181), σόφισμα (3mal), σοφιστής (2mal), σοφός (4mal), τέχνη (81nal), πόρος (3mal) πόριμος (Eigenwort, l1mal) πορεῖν

(5inal); auch νουθετέω, wiewohl nur 1mal vorkommend, ist hier zu nennen, und eundia 1m schlimmen Sinn (s. oben S. 72) fällt in die sophistische Sphäre. e) Wörter, die Prometheus’ Bedürfnis, als Schauspiel zu dienen, ausdrücken: ὁρῶ und ὁρῶμαι (7mal) εἰσοράω und εἰσοράομαι (12mal;

sonst

(2mal),

θεωρέω,

ἐπόπτης

(1mal,

in

ganzen

θεωρία

Aisch.

7mal),

δέρκομαι

(je lınal, Eigenwörter),

(81al),

λεύσσω

θεωρός

(1 mal),

Eigenwort).

Diese Lieblingswórter sind durch die Sachlage erklürlich, aber ihre Häufigkeit ermüdet. Andere verdanken ihre Häufigkeit der launenhaften Vorliebe des Verfassers und beleuchten dessen Verschiedenheit von Aischylos: yeywvew, yeywva, γεγωνίσκω, lauter Eigenwörter des Prom., zusammen 8mal; τέρμα (10mal; Ag. und Eum. je mal; Suppl. l1mal; fr. 362, 2 N.2) und repudviog

(Eigenwort, 1mal); μορφή (6mal), sonst je 1mal in Eum. und Suppl, 2ial in fragın.); xprjZwu (8 118]; sonst nur Cho. 3mal, 1) S. oben

5. 41;

über

ἁπλότης

S. 30.

16

Schmid:

oft Soph.), θυύσσω und das Eigenwort ἐπιθωύσσω (zusammen 5mal), προθυμέομαι

(3mal,

Eigenwort;

Soph.

nur

1mal)

Zntew

(3 mal,

Eigenwort; Soph. öfter), θάλπω (3mal, Eigenwort), πέρα und περαιτέρω (beide Eigenwörter, zusammen 3mal; beide öfter bei Soph.). Die Gegenprobe, welche Lieblingswörter des Aischylos im Δεσμώτης fehlen, soll hier nicht gemacht werden. Auf das Fehlen gewisser Nomina agentis im Δεσμώτης ist oben S. 50 hingewiesen; das Fehlen einiger dem Aischylos beliebten Frageformeln hat Niedzballa S. 50 beobachtet. Auch die eigenartige, von Aischylos 5mal!) gebrauchte Verbindung von κτίζω mit doppeltem Akkusativ, fehlt dem Δεσμώτης.



„einen

zu

etwas

machen“,

Nimmt man die Lieblingswörter zusammen mit den oben (S. 11 ff., 68 1.) besprochenen Wiederholungen von Gedanken und Ausdrücken,

so wird

man

nicht

umhinkönnen,

sie als

Zeichen

einer gewissen dichterischen Minderwertigkeit zu deuten. Denu auch zugegeben, daß auf der eigenartigen Grundlage, die durch die Unbeweglichkeit des Helden gegeben war, die Gefahr einer Kreisbewegung von Gedanken und Worten schwer vermieden werden konnte, so ist doch undenkbar, daß ein Dichter vom Rang des

Aischylos die Einförmigkeit der Lage noch durch eine so starke Belastung des Ausdrucks mit Elementen der Stagnation bis zur Ermüdung des Hörers gesteigert haben würde. Das war nicht zwangsläufige Folge der sachlichen Gegebenheiten, sondern ist Mangel an dichterischer Phantasie und Sprachgewalt. Ähnlich ist auch der Aufbau des Stückes zu beurteilen. Zugegeben, daß Bewegung nur von außen, durch Eintreten aus der Ferne kommender Personen, hereingebracht werden konnte — aber eine Szene von der Armseligkeit des Okeanosepeisodions war nicht notwendig; der Dichter konnte den Titanen und den Titanensohn über das Vorangegangene, über das Verhältnis zu Zeus ein gehaltvolleres Gespräch führen und dadurch das ganze Problem wirksamer beleuchten lassen als er tut. Und dem Dichter, der nach landläufiger Ansicht zur Zeit, da der Δεσμώτης entstand, mindestens schon die Schutzflehenden und die Perser,

zwel bis in alle Einzelheiten von warmem Lebensblut und künstlerischer Gestaltungskraft durchpulste Tragódien, wahrscheinlich 1) Je 1mal Suppl. Pers. Cho., 2mal Eum.

Mythopoiie

und

Problemstellung.

17

aber auch schon die übrigen vier erhaltenen Stücke (S. oben S. 17)

geschrieben haben mußte, konnte die Fähigkeit dazu nicht fehlen, und er hätte sie an einem so mächtigen und weltanschaulich bedeutsamen Stoff sicherlich nicht gespart. Der

Verfasser

des

Δεσμώτης

hat

in Sprache

und

so

Stil starke

Anregungen von Aischylos empfangen. Aber wo er sich mit ihm berührt, verführt er mit dem äschyleischen Gut in einer Weise, die zeigt, daß in ihm ein von Grund aus anderer Geist, ein anderes stilistisches Empfinden waltet als in Aischylos, daß er an Tiefsinn, Phantasie, künstlerischem Verantwortungsbewußtsein

weit unter diesem steht, ein leichtes, bewegliches, zu Formspiel und Rabulistik geneigtes Talent. Die stilistischen und sprachlichen Abweichungen von Aischylos aber sind an Zahl und Gewicht so erheblich und meist so wenig durch die Eigenart des Stoffproblems bedingt, daß es unmöglich erscheint, das Stück dem Aischylos zuzuschreiben. Die Betrachtung der inneren Form führt nun, wie sich zeigen wird, zu demselben Ergebnis wie die der äußeren. 5. Mythopoiie

und

Problemstellung.

.Weder der Δεσμώτης noch der Annahme, daß ihrem Verfasser

Wesentliche der Mythopoiie gelegen habe als Hesiodos. Gerüste

des

Aufbaus

Λυόμενος geben Anlaf) zu der oder ihren Verfassern für das

eine andere literarische Quelle vorIm Δεσμώτης ist diesem das grobe

entnommen:

der

Feuerdiebstahl,

dessen

Bestrafung durch Fesselung, die nach langer Zeit in Aussicht stehende Rettung durch Herakles, der den Adler schießt. Der Feuerdiebstahl ist nicht ausdrücklich lokalisiert, weder bei Hesiodos

noch

im

Δεσμώτης.

Wenn

aber

Prometheus

das

Feuer dem Hephaistos stiehlt, wie es im Prom. 7. 38, bei Accius Philoct. fr. 2, Cic. Tusc. II 23 und auf dem borghesischen Sarkophag!) dargestellt ist, so muß Lemnos gedacht sein. Hesiodos und alle älteren Bildwerke?) verstehen den Titanen 1) K. Bapp in Roschers Mythol. Lex. 3, 3102; L. Séchan, Études sur la tragédie Grecque (Paris 1926) 25. 2) K. Bappa. a.O. 3086 ff. Bei Hes. theog. 522 ist der κίων durch die δεσμοί, nicht durch den Kórper des Pr. getrieben zu denken; vgl. die Sklavenstrafe Soph. Ai. 108.

18

Schmid:

an eine Säule oder einen Pfahl gefesselt (nicht gepfählt) — wo? sagt Hesiodos nicht. Am reichsten und durch besonders alte Bildwerke illustriert ist die Befreiung durch Herakles, die nicht zum Urbestand der Prometheussage gehört — eine Spur in der Tradition, auch das Präsens ἐρύκει Hes. theog. 616') verrät, daß Prometheus auch als einer der unerlósten Büßer wie Tityos und Tantalos gedacht wurde —, sondern zur Heraklessage, als ein Parergon des

Wanderhelden.2)

Prometheus

selbst

spricht

im

Δεσμώτης

nur von diesem Weg der Erlösung,3) während Hermes (1027 ff.) nur den andern nennt: stellvertretendes Opfer eines Gottes, der für Prometheus in den Hades steige. Da Prometheus als Gott nicht sterben kann (754. 933. 1053), so müssen sich Hermes’ Worte auf eine Bannung in die Erdtiefe (vgl. 1051) beziehen, wo auch die anderen Titanen eingekerkert sind. Auf eine Ausgleichung der beiden widersprechenden Vorstellungen 4) — einerseits Zerfleischung des oberhalb der Erde Angefesselten durch den Adler, bis der Erlóser Herakles koinmt, andererseits Bannung in den Hades und Tartaros, bis Cheiron bereit ist, für ihn hin-

abzusteigen — hat der Dichter sich nicht weiter eingelassen. Das Cheironmotiv kann man auch nicht mit der oben erwühnten Vorstellung von Prometheus als Büßer in der Unterwelt in Zusammenhang bringen; denn die Versenkung des Prometheus in die Tiefe,

als

die

am

Dauerstrafe,

Ende

sondern

des Δεσμώτης

nur

als

dargestellt

wird,

Durchgangsstadium

ist nicht

zu

der

1) Vgl. Hor. c. II 13, 37; Bapp a. a. O. 3041. 3073. 3089. Auch ἀλυκτοπέδαι Hes. theog. 521 weist auf diese Anschauung; Hesych. erklärt: δεσμοῦ εἶδος ἀναφεύκτου, und mir scheint Pind. P. 2, 41 die hesiodische Glosse mit ἀφύκτοισι yurorredaıs zu erklären. 2) Preller-Robert, Griech. Mythol. 2* 508. 3) Auch attische Vasen (die Exemplare sind nicht zahlreich, aber alle früh) kennen nur diesen (E. Pfuhl, Malerei und Zeichnung der Griechen 1 ξ 122 p. 126; 8 335 p. 321; S 339 p. 321). 4) Einen oberflächlichen Ausgleich versuchte die Mythographie (Apollod. II 5, 11, 10: “Ἡρακλῆς, nach Tötung des Adlers, παρέσχε τῷ Διὶ Χείρωνα θνήσκειν ἀθάνατον ἀντ᾽ αὐτοῦ θέλοντα). Ob man das Motiv mit der sprichwörtlichen Verwundung des Cheiron durch Herakles, an der er starb (Diod. IV 12, 8; Χειρώνειον ἕλκος Zenob. prov. VI 46), zusammenbringen darf, ist ganz fraglich, da die tódliche Wunde mit dem freiwilligen Ent-

schluf,

in

den

Hades

zu

steigen,

unvereinbar

ist.

An

Kontamination

zweier verschiedener Traditionen denkt H. Weil, Études sur le drame ant. 78.

Zwei

Wege

zu Prometheus’

Erlösung.

Motive

der Fesselung.

79

neuen, schärferen Peinigung am Kaukasus gedacht; zu dauernder Versenkung in die Erdtiefe ist Prometheus im Drama nicht verurteilt; von einer Übernahme unterirdischer Pein des Prometheus durch Cheiron kann also nicht die Rede sein, ebensowenig davon, daß nach seiner oberirdischen Befreiung Prometheus wie die übrigen Titanen automatisch der Bannung in die Unterwelt verfallen

sei;

denn

davon

wird

im Δεσμώτης

nichts

gesagt,

und

zu Beginn des Avóyevog ist die Befreiung der Titanen vorausgesetzt. So bleibt das Cheironmotiv in diesem Zusammenhang und der Sinn und Zweck der Doppelinotivierung überhaupt unverständlich; die bildende Kunst kennt es nicht; nur die Mythographie hat es gebucht und mit einer künstlichen und äußerlichen Eingliederung in die Heraklessage plausibel zu machen versucht. Eine alte Tradition muß aber doch wohl vorhanden gewesen sein; denn mit einer eigenen Improvisation hätte auch der Dichter des Δεσμώτης schwerlich die Geschlossenheit seiner Darstellung zerstört. Vielleicht ist aber das ganze Cheironmotiv nur ein mythographischer Versuch, der Stelle Prom. 1027 ff. einen vom Dichter gar nicht gemeinten Sinn zu geben. Denn es besteht die Möglichkeit, daß der Dichter seinen Hermes ironisch sagen lassen

wollte:

Prometheus

wird

niemals

befreit

werden,

weil

sich nie ein Gott finden wird, der für ihn in die Unterwelt steigt; der Götterbote knüpft vielleicht die Aussicht auf Befreiung an eine der Natur der Sache nach unerfüllbare Bedingung. Von der Befreiung von dem Adler durch Herakles konnte der Dichter den Hermes kauın wissen oder sprechen lassen. Dieses Motiv erscheint ja in seinem Stück als ein auf Prometheus und Io beschränktes Geheimnis; auch bedeutet der Adlerschuf noch nicht die endgültige Befreiung, war also für Hermes, der 1026 ff. nur von dieser spricht, nebensächlich. Bei dieser Erklärung würde

der Dichter

graphische Daß

das

des

Mifdeutung Cheironmotiv

Δεσμώτης

von

entstandenen im

Λυόμενος

einer

erst

durch

Zwiespültigkeit vorgekommen

mytho-

entlastet.

sei, halte ich

für undenkbar. Bei Hesiodos ist die Fesselung und Zerfleischung des Prometheus Strafe für den Opferbetrug von Mekone (theog. 521 ff. 934

ff).

Für

1) ἀντὶ πυρός

den theog.

Feuerdiebstahl!) 570

ist gekürzter

wird

Ausdruck

nicht =

Prometheus,

zur Strafe

für den

80

Schmid :

sondern die Männerwelt durch die Schaffung des Weibes gestraft (theog. 570 ff.; op. 57 ff.).!) Aber doch schließt der Abschnitt über die Schaffung des Weibes, auf 521 ff. zurückgreifend, mit der Feststellung (613 ff.), niemand könne den Verstand des Zeus überbieten; auch Prometheus sei seinem Groll nicht entgangen, ἀλλ᾽ daß

ὑπ’ ἀνάγκης Kai πολύιδριν ἐόντα μέγας κατὰ δεσμὸς ἐρύκει, so man annehmen muß, entweder Prometheus sei von seiner

Fesselung zur Strafe für die fraus Meconea wieder freigekommen, habe dann den Menschen das ihnen durch Zeus zur Strafe vorenthaltene Feuer gebracht und sei daraufhin noch einmal gefesselt worden; oder, der Dichter habe sich fraus Meconea und Feuerdiebstahl als eine zusammenhängende Handlung gedacht, nach deren Ablauf erst die einmalige Fesselung folgte.?) Diesen Unklarheiten

durch

hat

völlige

Dichter

des

Ausschaltung

der

der

Δεσμώτης

fraus

ein

Meconea.

Ende

gemacht

Prometheus’

Schuld besteht bei ihm lediglich im Feuerdiebstahl; aber diesem wird ein neues Motiv untergelegt, die Liebe zu den Menschen, die Zeus zu vernichten3) im Begriff gewesen war, um ein neues Geschlecht zu schaffen — aus welchem Grund Zeus diese schwarze Absicht hegte4) und mit welchen Mitteln er sie auszuführen gedachte, wird nicht mitgeteilt. Es scheint aber die Meinung des Dichters zu sein, daß Zeus die Menschen nicht durch eine Katastrophe vertilgen, sondern durch Vorenthaltung des Feuers verkümmern lassen wollte, und daß nun Prometheus Feuerdiebstahl (Ähnliches Hom. H 228; Hymn. Hom. 3, 326; W. Schmid, Atticism. 3, 285 f.; 4, 106. 298. 459 £.). — Das Motiv schwerer Strafe für Mitteilung eines Gótterprivilegiums an die Menschen ist bei Pind. O. 1, 60 ff. auch in die Tantalossage (sonst in die Sisyphossage; vgl. Pearson zu Soph. 2 p. 184 8.) übertragen.

1) Über das Motiv, daß der Fehltritt eines Einzelnen Verderben bringt, Schneidewin-Nauck zu Soph. Ai. 844

dem ganzen Volk (vgl. Hes. op. 240.

260; Hor. ep. I 2, 14). 2) Dem widerspricht freilich Vers 534, der den Groll des Zeus daher leitet, daß Prometheus ἐρίζετο βουλὰς ὑπερμενέϊ Κρονίωνι, was doch nur auf den Schlauheits-4ywv von Mekone gehen kann.

3) ἀιστῶσαι v. 232 (vgl. unten), — ebenso von der Behandlung der Titanen durch Zeus 152; gleichbedeutend die Ausdrücke Op. 121. 140. 156 (κατὰ γαῖ ἐκάλυψε); 137 f. (τοὺς μὲν ἔπειτα Ζεὺς Κρονίδης ἔκρυψε χολούμενος).

4) In den Κύπρια fordernden Krieges gesch.

11 208, 1).

will Zeus durch Anstiftung des viele Menschenopfer die Erde erleichtern (vgl. W. Schmid, Griech. Lit.-

Prometheus

Schöpfer

und

Schützer

der Menschen.

81

diesen Plan des Zeus durchkreuzte und den Menschen durch Überbringung des Feuers an sie die Möglichkeit gab, sich zu erhalten. Den letzten Grund für den Menschenhaß des. Zeus und für

die

Menschenliebe

des

Prometheus,

für

die

Solidarität

zwischen Prometheus und Menschheit hat der Dichter des Δεσμώτης so wenig wie Hesiodos ausgesprochen. Es kann aber kein anderer sein, als: Prometheus, nicht Zeus, hat die Menschen geschaffen, !) und zwar in der Hoffnung, in diesen seinen Geschöpfen eine Unterstützung für seinen Widerstand gegen Zeus zu finden. 2) Neben der volkstümlichen Vorstellung, 3) daß die Menschen aus der Erde hervorgewachsen seien wie die Pflanzen und Bäume, und der Adelslegende, daß die vornehmen Geschlechter von den Göttern stammen, wobei nach der Herkunft der Gemeinen gar nicht gefragt wird, macht sich schon bei Hesiodos eine andere geltend: der ursprüngliche Mensch ist Artefakt — so werden die yeveoi in den Werken und Tagen von

den

Göttern

oder

von

Zeus

„gemacht“,*)

das

erste

Weib

wird auf Befehl des Zeus von Hephaistos aus Erde und Wasser bereitet.6) Diese Vorstellung verdichtet sich zu der Legende von Prometheus, dem Menschenbildner, die sich literarisch allerdings erst im 4. Jahrhundert für uns erkennbar ans Licht wagt.9) Tatsächlich ist sie offenbar latent recht alt und trägt in aller Stille den für die Vorstellungswelt des Hesiodos bezeichnenden explosiv-oppositionellen Charakter. Gibt sie doch 1) Von

dieser

Voraussetzung

aus

erklärt

sich

das Epitheton

äxd«nra,

das Hesiodos theog. 614 dem Prometheus gibt. Der Zusammenhang tritt bei Prob. ad Verg. buc. #, 42 p. 21 Keil noch hervor: Prometheus opera sua et fictos solis in lumine rebat.

et animatos homines cum videret ignis egere, qui diem dis operabatur, ferula interceptum in terram defe-

2) Das wird angedeutet vom 3) Preller-Robert 1*, 78 ff. 4) Hes. op. 109 f. 127 f. 143.

schlecht

Chor Prom. 544 ff. und von Kratos 83 f. 157 f.;

nur beim

wird über den Ursprung nichts gesagt

fünften,

σιδήρεον 176. 5) Hes/Xheog. 570 ff.; op. 60 ff.; auch Aischylos πλάστου “σπέρματος θνητὴ γυνή nennt diese Methode. 6) Preller-Robert I* 81, 6. Bei Plotin. Enn. IV 8,14 Prometheus, nicht Hephaistos, Bildner der Pandora. Protagoras Prometheus bei der Menschenschöpfung W. Aly, Rh. Mus. 68 (1913) 545. Vgl. auch Pearson Schmid,

Untersuchungen

zum

Gefesselten

Prometheus.

dem

eisernen

Ge-

--- νῦν γὰρ δὴ γένος ἐστὶ fr. 369 N.*

τοῦ πηλο-

(= XXVI, 14 K.) ist Daß schon in Platons beteiligt sei, bemerkt zu Soph. fr. 591. 6

82

Schmid:

den Leuten ohne Ahnen die Möglichkeit, sich, wenn sie auch nicht von göttlichem Samen sind, von einem göttlichen Urheber, und zwar einem aus der über Zeus zurückreichenden Göttergeneration!) abzuleiten. Prometheus der Volkstribun der von ihm

geschaffenen

Menschen,

die

nicht

dioyeveis

sind



das

ist

die Idee dieser Legende, deren Wurzelstock sich für uns verbirgt, während wir seine Schößlinge erkennen. Sie kann nicht in Ionien entstanden sein, wo der schon vom Adel der homerischen Zeit in den Olymp aufgenommene Hephaistos die Provinz des Feuers und seiner industriellen Verwertungen regiert. Wenn Hesiodos die Schaffung der Pandora unter einen Befehl des Zeus stellt und sie von Hephaistos ausführen läßt, so zahlt er damit dem Stil und der aristokratischen Weltanschauung des ionischen Ostens seinen Tribut. Bevor das Mutterland den Hephaistos kannte, hat in den mittelgriechischen Städten mit alter Töpferindustrie, Theben und Athen, 2) der heroisierte πηλοπλάθος und κοροπλάθος Prometheus in Kult und Sage eine Rolle

gespielt und auch auf die Nachbarlandschaften Phokis und Lokris hinübergewirkt.3) Hier muß er auch beim Ringen des Gewerbe, Viehzucht und Ackerbau treibenden Volkes mit deın Adel um politische Geltung zum Symbol des Vorkämpfers für „Menschenrechte“ geworden sein, weil man diesem Töpferdämon auch das Formen von Menschen aus Lehm zuschrieb. Bei Hesiodos scheint das alles durch Verhüllungen und Umbiegungen noch leidlich durch. Aber er kennt die Sage, ihren Sinn, ihre Problematik und hat sie in seinen beiden Gedichten nachdrucksvoll in der Sache, schonend und vorsichtig in der Form, zuerst zur Diskussion gestellt, die er selbst scheinbar in durchaus adelsfreundlichem Geist führt: Prometheus ist ihm der Rebell gegen Zeus, wie es die Titanen sind, und er verdient Strafe wie sie; nur versucht es Prometheus,

anders

als

List, nicht mit der Gewalt,

die Helden

der Titanomachie,

in der ihm Zeus überlegen

mit der

ist.

Daß

1) Zur Fiktionstechnik vgl. die Datierung des Orpheus über Homer zurück. j 2) Der attische Vasenexport beginnt schon in der Dipylonperiode (E. Pfuhl, a. à. O. 1, S. 72) und tut sich mit bedeutenden Leistungen in der Peisistratidenzeit hervor (ders. 1, 232 ff). 3) Bapp a. a. 0. S. 3036 f.

Mythopoiie

im

Δεσμώτης

und

bei Hesiodos.

83

Zeus von ihm tatsächlich düpiert wird, verhüllt der Dichter !): als Prometheus dem Gott die Wahl zwischen den ungleichen Opferportionen läßt, da greift Zeus, wiewohl er (543 f.) die Parteilichkeit

der Verteilung

Händen“ Betrug

schon

bemerkt

hat,

doch

„mit

nach der schlechteren und ärgert sich dann zuvor aber bemerkt der Dichter (550 f.)

γνῶ

beiden

über den

Ζεὺς δ᾽ ἄφθιτα μήδεα εἰδιὺς ῥ᾽ οὐδ᾽ ἠγνοίησε δόλον,

ein ungeschickter Versuch, Zeus’ Allweisheit in dieser kritischen Lage zu salvieren. Die unliterarische Tradition von Prometheus dem Titanen, der seine Zeusfeindschaft in besonderer Art, durch Schaffung und Beschützung der Menschen, betätigt, eine Tradition, die durch Hesiodos’ ängstlich verhüllende und deshalb unklare Darstellung noch durchschimmert, für deren Erhaltung jedoch im 5. Jahrhundert auch noch andere unserem Blick sich entziehende Organe vorhanden gewesen sein mögen, ist vom Verfasser

des

Aecouwrng

ergriffen

und

ausgebaut

worden.

Wenn

unsere Deutung richtig ist, so hat er in ihr auch vom Geist seines Dramas schon mehr vorgefunden, als unsere lückenhaften und entstellten literarischen Quellen unmittelbar verraten. Die Weglassung der fraus Meconea beseitigte nicht nur sachliche Unklarheiten,

die

sondern

Möglichkeit,

Zügen

zu

den

reinigen

gab

dem

Charakter

und zu voller

oeuvörng zu

erheben,

gewahrt werden konnte,

wieder

stark

vor Zeus’ Feindschaft nicht zurückschreckenden Menschenwar. Der Dichter bleibt seiner Quelle Hesiodos insofern als auch er den Grund von Prometheus’ Menschenliebe, Menschenschöpfung, verschweigt. Dem Gefühl der Alten scheint

wird,

wenn

seiner liebe treu, seine

in der klassischen-Zeit,

betont

auch

burlesken

Tat,

wenigstens

und

von

seine

nach,

wieder

des Δεσμώτης

Helden

tragischer

die immerhin auch dem Feuerdieb wie

Dichter

seines

Wirkung

das Motiv

von

der künstlichen Herstellung des Menschen, das Homunculusmotiv ohne Chemie, eben in die komische Sphäre gehört zu haben: von

Epicharmos

Δευκαλίων,

von

gab

es eine Komödie

Eubulos,

Ophelion

Πύρρα

und

καὶ Προμαθεύς

Antiphanes

je

oder

einen

1) Hygin. poet. astr. II 15 p. 52, 24 Bunte konstatiert es mit Widerwillen.

84

Schmid:

Δευκαλίων, von Antiphanes Tragiker lieber davon. Die Art

der

Bestrafung

eine Ἀνθρωπογονία; im

δεσμώτης

weicht

so schweigt von

Hesiodos

der in

doppelter Weise ab: Prometheus wird dort wie im Auönevog an einen Felsen geschlossen, bei Hesiodos wie auf den älteren Bildwerken (s. o. S. 77,2) an einen Pfahl, und die Fesselung wird in zwei Akte zerlegt, eine Veränderung, die der Dichter durch Einführung des neuen Motivs von Prometheus' Geheimnis begründet. Die Fesselung an den Felsen, die wohl dem Euripides in der Andromeda als Vorbild gedient hat, bot dichterisch den Vorteil, daf durch die Versetzung in menschenferne Wildnis jene rührende Wirkung der Verlassenheit verstürkt werden konnte, die in Anreden der Verlassenen oder sich verlassen Fühlenden an die unbelebte Natur!) von den griechischen Tragikern gern eingesetzt wurde; sie entsprach auch mehr als die Anschließung an den Pfahl den Forderungen der tragischen σεμνότης. Der Δεσμώτης nin zwei Fesselungen an verschiedenen Orten an: zuerst in Skythien nahe

beim

Okeanos

zur

Strafe

für

den

Feuerdiebstahl,

dann

an

dem vorläufig ungenannten Kaukasos 2) zur Strafe für Prometheus’ Weigerung, sein Geheimnis dem Zeus zu eröffnen, mit Strafverschärfung durch den Adler. In der bildenden Kunst ist nur die Anfesselung mit dem Adler berücksichtigt worden, 3) in der Literatur wird nur vom Kaukasos als dem Ort der Qual gesprochen.*) Die Fesselung in Skythien ohne Adler ist also 1) Prom. 88 ff. 1092 ff.; Soph. Ai. 412 ff. 815 ff. 859. 862 ff.; Ant. 844 ff.; El. 86 ff.; Philoct. 1083 ff.; Eur. Andr. 91 ff.; Med. 57; El. 59; IT. 43; Andromeda fr. 114. 118 N.*. 2) Auch in der Typhoeussage findet sich der Kaukasos als Strafort (Pherecyd. fr. 54 Jac.). 3) Bapp a. a. Ὁ. 3086 ff.; daß dies der κοινὸς λόγος war, sagt Schol. Prom. 11. 4) Die Stellen bei Bapp 3042. An die Lokalisation des Δεσμώτης scheint sich Varro Sat. Men. Prometheus fr. 4 Büch. anzuschließen : mortalis nemo exaudit, sed late incolens Scytharum inhospitalis campis vastitas (vgl. Prom. 1f); der Parapanisos ist späte Abänderung. Die Scythici vertices bei Catull. 64, 296 sind auch nichts anderes als der Kaukasus, der bei Hygin. poet. astr. II 15 p. 53, 19 Bunte (= Apollod. I 7, 1; Schol. Bern. Verg. ecl. 6, 42) mons Scythiae heift; demnach ist es kaum nótig, in der Hypothesis des Acouwms nach den Worten ^ μὲν σκηνὴ τοῦ δράματος ὑπόκειται ἐν Σκυθίᾳ den Zusatz ἐπὶ τὸ Καυκάσιον ὄρος mit Wilamowitz zu tilgen. S. a. Th. O. H. Achelis, Philol. 72 (1913) 520 n. 169; unten S. 104.

Prometheus’

Geheimnis

und

zweite

Bestrafung.

85

offenbar eine wenig beachtete Improvisation des Aeouwrng-Dichters,

erkauft durch die Handlungsarmut, zu der er sein Stück verurteilt hat, da er die Aktion des Adlerschusses und der Lösung sei es einem weiteren eigenen Drama vorbehielt oder durch ein fremdes Drama (den Λυόμενος des Aischylos) schon belegt fand. Er

mußte

für

seinen Zweck

eine Schuld

erfinden,

die der

bereits

leidende Prometheus nach dem Feuerdiebstahl als Gefesselter auf sich lud und die eine Strafverschürfung nach sich zog — ein recht sehr auf Schrauben gestelltes Problem, das er durch einen geistreichen, aber gewagten Einfall löste, angeregt durch eine Stelle aus Pindaros oder, wenn man will, !) durch Pindaros’ Quelle. Pindaros spricht (I. 8, 27 ff.) von Zeus’ Absicht, Thetis zu heiraten,

und

von

der

wirksamen

Interzession

der

Götter

dagegen; diesen eröffnet Themis ein Orakel,2) dem nach Zeus mit Themis einen Sohn erzeugen würde, der, ihm überlegen, eine gewaltigere Waffe als Donnerkeil und Dreizack führen würde. Diese Spezifikation des bekannten Sagenthemas „tov υἱόν σου φρῖξον“,8) das schon in Hesiodos Erzählung von Zeus’

Verbindung mit Metis (theog. 886 ff) auftritt, ist auch von Aischylos im Λυόμενος verwendet, aber von dem Verfasser des Aeσμώτης in sehr phantastischer Weise für seine Zwecke abgeändert worden: der Orakelspruch wird im Δεσμώτης und im Λυόμενος

nicht dem

allen Göttern Prometheus;

verkündigt, der

Dichter

wie bei Pindaros, des

Δεσμώτης

angeregt durch die Pindarversion, um mität Glaubwürdigkeit zu gewinnen, zur

Mutter

des

Prometheus,

wovon

sondern

macht

aber

nur nun,

für diese besondere Intidie Verkünderin Themis

sonst

keine

Tradition

etwas

weiß. "Themis paßt ihm als Mutter des Helden, der die Rechte der Menschen gegen die brutale Gewalt des jungen Herrschers 1) So nach H. Weil, Études sur le drame ant. 74 f. und Wilamowitz, Aischylos 132 ff. M. Ch. van der Kolf, Quomodo Pindarus fabulas tractaverit, Leidener Diss, Rotterdam 1923, 55. Die starke Ähnlichkeit durch Prom. 922—925 mit Pind. I. 8, 34 f. macht mir die unmittelbare Benützung des Pind. durch den Verf. des Aeoy. wahrscheinlich. 2) Bei Hygin. poet. astr. II 15 p. 54, 1 ff. Bunte singen es die Parzen, denen es Prom. abhórt. 3) Das Thema ist, zunüchst von seiten der Oidipussage, behandelt von S. Luria in Raccolta di scritti in onore di F. Ramorino, Milano 1927, 289 ff. ; vgl. O. Gruppe, Griech. Mythol. 715, 5. Daß es auch den alttestamentlichen Propheten vorschwebt, zeigt H. Greßmann, Preuß. Jahrbb. 168 (1917) 182 ff.

86

Schmid:

Zeus verficht, und um mit seinem Autoschediasma doch einigermaßen in der Nähe der Überlieferung zu bleiben, !) setzt er sie gleich der Titanenmutter Gaia, die schon bei Hesiodos (theog. 891 ff.) den Zeus in ähnlicher Angelegenheit beraten hatte und im Avouevog eine später (S. 99 f.) zu erörternde Rolle spielt; er nimmt es nicht schwer, daß nun Mutter und Großmutter des Prometheus eine Person geworden sind. Diese Manipulation wird vertuscht mit den Worten

πολλῶν ὀνομάτων

μορφὴ

μία (210).

Götteridentifikationen hat nun der von Xenophanes’ Monotheismus vielleicht nicht unberührte Aischylos wohl auch vorgenommen, ?) aber zwischen Gaia und ihren Kindern weiß er zu scheiden, Themis und Gaia, mögen sie auch in der Kaiserzeit?) in einem Heiligtum am Südabhang der Akropolis im Kult verbunden gewesen sein, sind für ihn verschiedene Götter,%) und Ungeschicklichkeiten, wie sie die Gleichsetzung von Themis und Gaia mit

sich

brachte,

kónnen

wir

ihm

nicht

nachweisen.

Aus dem bei Pindaros allen Góttern mitgeteilten und von Zeus ohne weiteres befolgten Orakel hat auch Aischylos im Λυόμενος ein Familiengeheimnis gemacht; aber er hat die peinliche Möglichkeit ausgeschaltet, die bei der Gleichsetzung von Themis mit Gaia im Δεσμώτης entsteht, daß auch die Mutter des Prometheus dem Zeus

das

Geheimnis

verraten

könnte

und

sollte,

sofern

"(Themis

ὀρθόβουλος und sofern sie ehemalige Gattin und ständige mápedpog des Zeus ist. ) Neu im Δεσμώτης ist aber auch, daß das Geheimnis hier dem Prometheus in die Hand gegeben wird als ein Mittel, mit dem er den Zeus im Schach halten und ihm seine Erlösung abzwingen kann. Ohne diese Fiktion wäre dem ganzen 1) H. Weil, Études sur le drame ant. 72 f. 2) „Name ist Schall und Rauch“ will das berühmte Ζεὺς ὅστις ποτ᾽ ἐστίν im Ag. 160 (nachgebildet von Eur. fr. 180 N.?) besagen, und daß Aisch. als erster Artemis zur Tochter der Demeter machte, also Demeter mit Leto

oder Artemis mit Persephone identifizierte,

bezeugt

Herodot II 156.

So

hat er auch in den Βασσάραι, fr. 25a (hsg. v. H. W. Smyth, Am. Philol. 41, 1920, 103 ff.) Apollon mit Helios und (fr. 341 N.?) mit

Journ. of Dionysos

zusammengerückt

nicht aus

— aber alles dieses auf religióser Grundlage,

poetischer Willkür. 3) Preller-Robert 1!, 475, 2. 4) Aesch. Eum. 2. 9) Preller-Robert I* 476 f.

Themis-Gaia

und

andere

Götteridentifikationen.

87

Δεσμώτης der Boden entzogen,!) weil die von seinem Verfasser eingeführte Teilung von Prometheus’ Bestrafung in zwei Akte ohne sie keinen Grund hätte. Die dramatische Spannung beruht nun auf der stufenweise vor sich gehenden Lüftung des Schleiers, wobei schließlich (907 ff.) Prometheus nur noch den Namen der unheildrohenden Gemahlin des Zeus bei sich behält, zugleich auf der zunehmenden Verschärfung und Aktivierung von Prometheus’ Trotz. Für solch willkürliches Umspringen mit der überlieferten Góttersage, um sie einem dramatischen Zweck bzw. einer weltanschaulichen Tendenz

dienstbar zu machen,

fehlt

es bei Aischylos,

soweit wir sehen, an Analogien. Für seine eigenartige Darstellung der Geschichte des delphischen Orakels im Anfang der Eumeniden beruft dieser sich (Eum. 4.21) auf — wahrscheinlich delphische — Tradition.2) Er wagt nicht einmal die Mythenkorrekturen im Sinn der sittlichen ἀλήθεια, wie sie Pindaros vornimmt.3) Wenn er die Erinyen

als Töchter

der

Nyx

und

Schwestern

der

Nyxtöchter,

der Moiren, einführt und damit von der hesiodischen Theogonie dem Buchstaben nach abweicht, weil bei Hesiodos die Erinyen aus Uranos’ Blut hervorgehen, so hat er sich wenigstens nicht gegen den Geist der Theogonie verfehlt, in der alles Böse und

Unheimliche

auch

sonst

von der Nacht geboren wird.

Für die

ungewöhnliche Ableitung des Dionysos-Zagreus von Hades 4) gegen die orphische Lehre,5) nach der dieser ein Sohn des Zeus und der Persephone ist, mag er irgendwelche Beglaubigung gehabt 1) Über Δεσμώτης

die Bedeutung des Themisgeheimnisses für den Aufbau des R. Stühlin, Relig.-gesch. Vers. und Vorarb. 12 (1912) 13 ff, der

aber nicht (S. 15), von einer innerlichen Berechtigung reden durfte, die dem Trotz des Prometheus durch den Besitz des Geheimnisses gegeben

werde.

Innerliche Berechtigung gibt ihm nur allenfalls seine φιλανθρωπία;

das Geheimnis ist ein ihm von außen übertragenes Kampfwerkzeug gegen Zeus. 2) Vgl. die Traditionsgemäßheit, die Cho. 602. 613. 631 f. betont wird; O. Crusius, Philol. 53 (1894) Erg.-heft ?4 ff. 3) W. Schmid, Griech. Litt. I? 584 ff. Die bedenkliche Geschichte von Kronos! Fesselung durch seinen Sohn Zeus legt Aischylos ohne jede sachliche oder sittliche Beanstandung Eum. 645 ff. den Erinyen als Argument gegen Apollon in den Mund. 4) Aesch. fr. 228 N.*. 9) Orph. fr. p. 230 f. Kern.

88

Sehmid:

haben. Was ihn zur Gleichsetzung von Artemis und Persephone (s. oben S. 45, 4) veranlaßte, wissen wir nicht. Daß aber der tragende Grundstein,

auf

dem der ganze Aufbau

des Dramas beruht,

Phantasiegebilde des Dichters ist, kommt bei Aischylos unseres Wissens nicht vor. Das Motiv von dem Erlöser Herakles,') das Prometheus wiederholt verwendet, war als Bestandteil der Heraklessage 3) längst gegeben und ist aus Hesiodos von der Kunst schon des 7./6. Jahrhunderts, von Aischylos im Λυόμενος übernommen. Bei Hesiodos schießt Herakles den Adler, etwa wie er andere Ungetüime erlegt, um die Welt zu säubern. Zeus läßt es geschehen, wiewohl es sein Adler ist, den er zur Vollziehung der von ihm verhängten Strafe geschickt hat (theog. 523); er gibt seinen Groll wegen des Betrugs von Mekone auf, weil er den Ruhm seines Sohnes durch Zulassung dieses kühnen Schusses vermehren will (529#f.). Daß Prometheus diese Befreiung sich bei Zeus verdient, oder daß er sie diesem gar abgezwungen habe, davon weiß Hesiodos nichts. Aus dieser kindlich-einfachen Darstellung hat der Verfasser des Δεσμώτης

durch Einführung seines Geheimnismotivs etwas völ-

lig anderes gemacht: Zeus wird in eine nicht schicksalsmäßige — dies kennt ja schon Homer —, sondern in eine vom Willen eines einzelnen geschaffene Zwangslage versetzt. Es ist freilich kein Mensch, sondern ein Gott, der ihn durch Zurückhaltung des für Zeus bedrohlichen Geheimnisses zur Aufhebung der verhängten Strafe nötigen kann; aber dieser Gott ist Vertreter der

menschlichen

Interessen.3)

solcher Auffassung Fall

die Zukunft

Wegen

auf Zeus’ nicht

kennt,

des

üblen

Lichtes,

das

bei

Allwissenheit fällt, da er in diesem trifft den Verfasser

keine Schuld, denn so war die Lage schon dem im Auönevog diesem folgenden Aischylos

des

Δεσμώτης

bei Pindaros und dargestellt. Aber

1) S. oben S. 77 f. 2) Dieser Zusammenhang drückt sich noch bei Apollod. I 7, 2 und Hygin. fab. 31 aus, noch deutlicher Hygin. poet. astr. Π 15 p. 54, 20 Bunte.

3) Áhnlichkeit des Wassers

und

mit Prometheus hat in der babylonischen Sage der Gott zugleich

aller Kunstfertigkeit und

ders des Zaubers, Ea: er nimmt die Menschen in Schutz

und

verrät dem

Utnapischti

den

Gelehrsamkeit,

beson-

gegen den Groll der Gótter

Beschluß

der Götter,

die Men-

schen durch die Sintflut zu vernichten (B. Meißner, Babylon u. Assyrien 2, 13).

Aischylos und die mythologische Überlieferung.

89

wer mag dem Aischylos, der der Allmacht, Allgerechtigkeit, Allweisheit des Zeus in jedem der erhaltenen Dramen mit innigster religiöser Wärme und Überzeugung huldigt (s. ob. S. 38), zutrauen,

daß

er

durch

freie Wahl,

durch

eine

eigene

Fiktion,

nicht unter dem Zwang der Überlieferung, den Zeus in eine Lage versetzt habe, an der etwa ein Lukian Behagen finden konnte? Alle Versuche, diese Bedenken zu beseitigen, müssen fehlschlagen. Der Dichter des Δεσμώτης hebt freilich öfter hervor, Zeus sei erst vor kurzem zur Herrschaft gelangt und infolgedessen ein harter

Herrscher:

ἅπας

δὲ τραχύς,

ὅστις

ἂν

νέον

κρατῇ

(35;

vgl.

ob. S. 69). Seit Welckers Tagen ist immer wieder der schon von Welcker verworfene Gedanke aufgetaucht, Aischylos verstehe Zeus’ Charakter als in der Entwicklung begriffen,!) seine Vollreife solle erst im Auönevog vorgeführt werden. Griechisch ist solche Vorstellung vom Heranreifen der Götter nicht; griechisch ist die von Kallimachos (h. 1, 57) formulierte Auffassung des Zeus ἀλλ᾽

ἔτι παιδνὸς

ἐὼν

ἐφράσσαο

πάντα τέλεια.

Das Stadium der Entwicklung wird im Bios des antiken Gottes inöglichst gekürzt?) oder ganz übersprungen. 3) Den Gott sich in einem Zustand der Unreife, Unvollkommenheit

oder Schwäche,

als

1) Welcker, die äschyl. Trilogie Prometheus (Darmstadt 1824), 92 ff.; Kufimahly a. a. O. 22; H. Weil, Et. sur le drame ant. 80ff.; W. Kausche, Diss. phil. Hal. 9 (1888), 204,31; W. Nestle, W. Jbb. 19 (1907), 235 ff.; Groeneboom zu Prom. p. 11; dagegen richtig E. Petersen, Die att. Tragödie 71f.; O. J. Todd, The character of Zeus in the Prom. Bound, Class. Quart. 19,

1925, 61ff. (ohne Belang ist, was T. 66 unter Berufung auf Herakles über Charakteründerung griechischer Gótter sagt). 2) Hes. theog. 492 von Zeus: καρπαλίμως δ᾽ ἄρ᾽ ἔπειτα μένος xai φαίδιμα yvia ηὔξετο τοῖο ἄνακτος; danach Call. ἢ. 1, 56 ὀξὺ 8 ἀνήβησας, ταχινοὶ δέ τοι ἦλθον ἴουλοι; vgl. Myro bei Ath. XI 491b v. 2 und die gezwungene Deutung des Zeuskindes Plat. Cratyl. 396b κόρον γὰρ σημαίνει οὐ παῖδα, ἀλλὰ τὸ καθαρὸν αὐτοῦ καὶ ἀκήρατον τοῦ νοῦ; über Hermes Hymn. Hom. 3.17 f; Soph. Indag. 271 ff. S. auch Weinreich, N. Jbb. 1921 I 142; H. Herter, Kallimachos und Homer 1929 S. 60, 3. 88 f. Vom Götterkind kann der antike Mensch nicht wohl denken wie Epictet. Diss. II, 1, 16 vom menschlichen: Tí ydp ἐστι παιδίον ; ἄγνοια τί ἐστι παιδίον ; ἀμαθία. 3) Der Dichter des homer. Hymn. in Ap. Del. 127 ff. ersetzt das Heran-

wachsen des Apollönkindes durch die magische Wirkung von Nektar und Ambrosia, Hes. theog. 68 überspringt die Zeit zwischen Geburt und erster Tätigkeit

der Musen.

90

Schmid:

Kind oder Greis vorstellen zu sollen, ist dem Griechen peinlich. Deshalb verrichten auch griechische Götter schon als Kinder Wundertaten (Hermes, Herakles) Etwas anderes ist der Gegensatz

zwischen

alten

und

neuen

Göttern,

auf

dessen

auch in den Eumeniden man schon hingewiesen der hesiodischen Theogonie gegeben. Welckers

eigener

Gedanke,

in

dem

Zeus

Vorkommen

hat;

des

er war

Δεσμώτης

ın die

Kritik des Aischylos an den Mythen des griechischen Volksglaubens ausgedrückt zu sehen, findet in dem sonstigen Verhalten des Dichters zum Volksglauben keinen Rückhalt,!) ist auch deshalb nicht annehmbar, weil Aischylos ebensowenig wie der Volksglaube die Anwendung von Gewalt gegen seine Feinde dem Zeus zum Vorwurf zu machen sich einfallen läßt. Κράτος und Bia stehen dem Zeus schon bei Hesiodos zur Seite,?) und er kann sie gebrauchen, wie es ihm gefállt, denn bei ihm ist vollkominenste

zustand,

Erkenntnis;

den Aischylos

darin

erfüllt

sich

also

der

Wunsch-

fr. 381 N.? bezeichnet:

ὅπου yàp ἰσχὺς συζυγοῦσι koi δίκη, ποία ξυνωρὶς τῆσδε καρτερωτέρα;3)

Im Δεσμώτης wird das Wesen des Zeus fast nur vom Standpunkt des Prometheus und seiner Klientel, der recht- und hilflosen Menschheit,

aus

beleuchtet.

Nur für Prometheus

wird,

vom

Hephaistos des Prologs an, unaufhörlich Sympathie geworben. Das Verhalten des Zeus wird mit keinem Wort sittlich-religiós gerechtfertigt — wer sich für ihn einigermaßen einsetzt, der schwache Okeanos *) und die furchtsamen Mädchen des Chors, 5) 1) Auf ein Kompromiß kommt

im

wesentlichen

einen Wandel

in Zeus’

Aussöhnung an und solehe Entwicklung

zwischen der ersten und der zweiten Auffassung Todd

und

hinaus,

wenn

Prometheus’

er meint,

Gesinnung

der Dichter

als Grundlage

nehme

ihrer

lasse in dem μυριέτης χρόνος (Prom. 94 mit Schol.) für die genügende Zeit; sein Kompromif) zwischen tradi-

tioneller Mythologie und sittlich vertiefter Auffassung

bestehe (etwas gar

mechanisch!) darin, daß er beide Auffassungen, jene im Δεσμώτης, diese im Λυόμενος, nebeneinander stelle. Aber der Λυόμενος ruht doch auch auf Tradition, und der Prometheus im Auöuevog Aesch. fr. 201 N.2) zeigt keine Sinnesänderung. 2) Nach Hes. theog. 385 Call. h. 1, 67. 3) Auch das κράτος der Kónige rechtfertigt der Chor der sophokleischen Antigone (873 f): κράτος 8 ὅτῳ κράτος μέλει παραβατὸν οὐδαμᾷ πέλει. 4) Prom. 309 ff. 323 ff. 5) 149 ff. 162 1f. 184 f. 259 ff. 4024f., von Prom. 937 ff. hart zurückgewiesen.

Der Zeus des Δεσμώτης.

91

sehen in seiner Herrschaft lediglich eine harte, mechanische Übermacht, die durch Ios Erscheinen drastisch illustriert wird; dieser Übermacht ınuß man sich fügen auch wider seine Über-

zeugung, wenn ınan nicht Schaden leiden will. leischen πάθει μάθος Man wende dagegen

fällt kein nicht ein,

Von deın äschy-

Schimmer in diese Tragödie. !) Prometheus als Gott stehe zu

Zeus im Verhältnis der Gleichordnung und sei sittlicher Besserung durch gottgesandte Leiden nicht zugänglich. Wenn der Dichter ihn zum Anwalt menschlicher Interessen gemacht, ihn unter die Strafe des Zeus gebeugt hat, wenn er ihm durch Okeanos den Rat erteilen läßt (309) μεθάρμοσαι τρόπους νέους, so hat er ihn trotz der Betonung seiner Göttlichkeit und der Unsterblichkeit (14. 92. 753. 933. 1053), die seine Qual nur verschärft,

doch

tatsächlich

auf

dieselbe Stufe

mit

menschlichen

Heroen gestellt. Hätte Aischylos einen Zeusfeind auf die Bühne bringen wollen, so hätte er von Anfang an stärkere Gegengewichte eingesetzt, um dein Hörer seine eigene Auffassung klarzumachen.

Aus

dem

Δεσμώτης,

der uns

vorliegt,

kann

auch das

feinste Ohr keine Kritik der religiösen Volksvorstellungen über Zeus heraushören; denn so roh und ungerecht, wie sie der Δεσμώτης

malt,

hat

sich

Zeit die Herrschaft Auch

der

auch

des Zeus

Versuch,

die

das

attische

Volk

zu

Aischylos’

nicht gedacht.

religiöse

Absonderlichkeit

des

Stücks

auf die vom Dichter vorgefundene und übernoinmene Beschaffenheit der überlieferten Sage zurückzuführen, so daß er einfach ein dramatisches Bild einer Episode aus der Titanomachie gegeben hätte, fruchtet nicht. Denn der Dichter hat eben gerade nicht die Überlieferung dramatisiert, sondern sie durch Einfügung neuer Motive völlig umgestaltet. Er hat sie auch umgedeutet, nicht nur,

indem

er den

Prometheus

mit

einer

zuvor

in

der

Literatur

nicht dagewesenen Betonung zum Retter, Wohltäter und Anwalt der Menschen gemacht, sondern auch, indem er dem von ihm 1) Okeanos und

wie der Chor lassen es bei einzelnen Äußerungen des Tadels

Aufforderungen

an Prom.,

sich

zu

fügen,

bewenden

(259 ff.

309 ff.

320 ff. 335 ff. 377 f. 380 f. 472, 507. 538 ff. 932. 936. 1036 ff.). Zu der frohen Hoffnung der Okeaniden auf Prometheus’ Sieg (509 f) und ihrem Entschluß, mit Prometheus unterzugehen (1063 ff.), stimmt druck ihrer Furcht und demütigen Ergebung gegenüber

904 ff.

schlecht der AusZeus 526 ff. 894 ff.

92

Schmid:

gestohlenen Feuer eine ungewöhnlich weitreichende zivilisatorische Bedeutung gegeben!) und den Prometheus aus freier Phantasie, und im Widerspruch mit sonstiger Tradition, 2) zum Erfinder von allerlei,

ja von

allen?)

Künsten

erhoben,

endlich,

indem

er das

Geheimnis wider alle Überlieferung zu einem Zwangsmittel gegenüber Zeus in der Hand des Helden gemacht hat. Damit ist aber das Maß der Fiktionen παρ᾽ ἱστορίαν im Aeσμώτης

noch

Vorgeschichte wahrer

nicht

voll.

des

Helden

κόθορνος

erscheint,

Der

Dichter

ersonnen, mit

hat

(199

ff)

auch

in der Prometheus

verkannten

guten

eine

als ein

Ratschlägen

von Partei zu Partei wechselnd unter den Góttern, bis er sich endlich zum Volkstribunen der Menschen aufwirft: zuerst verachten die rebellierenden Titanen seinen von der Mutter ThemisGaia inspirierten Rat, nicht mit Gewalt, sondern mit List die Herrschaft des Zeus zu stürzen. Dann suchen Mutter und Sohn ihre Weisheit bei Zeus anzubringen — diesmal empfehlen sie Gewalt, und auf ihren Rat sperrt Zeus die Titanen in den Tartaros. Aber für die φιλανθρωπία des Prometheus hat der Gott, dessen Thron Prometheus gerettet hatte, kein Verständnis. Von allen diesen Dingen weiß die Sage nichts. Schon äußerlich betrachtet übersteigt die Zahl und das Maß nicht nur der motivischen Umdeutungen der Tradition, sondern auch der frei erfundenen Tatsachen im Bios des Helden alles, 1) 7 παντέχνου

πυρὸς

σέλας;

110

f.



διδάσκαλος

τέχνης

πάσης

βροτοῖς

πέφηνε καὶ μέγας πόρος; 254 ἀφ᾽ οὗ Te πολλὰς ἐκμαθήσονται τέχνας (197); ähnlich Xen. mem. IV 3, 7. 2) Ohne Rückhalt ist der Versuch von C. B. Gulick, Harvard Studies 10 (1899) 103 ff, den Katalog von Prometheus’ Erfindungen aus attischer Lokaltradition abzuleiten. Ähnliche Überhäufung der Götter mit Erfindungen gegen die Überlieferung findet sich in den ἱεροὶ λόγοι des Aristides und in der Vita Mosis des Artapanos (O. Weinreich, Tübinger Beiträge 5, 300). Gorgias Pal. 30 gibt diese und ähnliche Erfindungen dem Palamedes: ähnlich Aesch. selbst fr. 59 f. N.?; Soph. fr. 432 P. (mit Pearsons Note). 479 P.; Eur. fr. 578 N.’. Übrigens sind auch im Λυόμενος

(fr. 194 N.*

dem

Prom.

Erfindungen

gegen

die

sonstige

Tradition

bei-

gelegt. Zur Sache vgl. Xenophan. fr. 18 D?; Soph. Ant. 351 f.; Archel. in Diels Vorsokr. I® p. 112,6; Eur. fr. 27 N.?; Isocr. or. 2, 12; 4, 32. 40; Plut. mor. t. 7 p. 129 Bern; Ep. Jac. 3,7; daß Eur. Suppl. 201 ff. nicht den Prometheus meint, bemerkt richtig Gulick a. a. O. 111 f. Plat. Prot. 321 cf. steht offensichtlich unter dem Einfluß des Δεσμώτης (s. oben S. 6, A.). 3) Pr. 506 πᾶσαι τέχναι βροτοῖσιν ἐκ TTpoun8éuc.

Der

Prometheus

des Δεσμώτης.

93

was wir von Aischylos wissen und erwarten können. Der Dichter des Δεσμώτης hat es mit einer dem Aischylos unbekannten Gewaltsamkeit durchgesetzt, den überlieferten Prometheus zu einem neuen Typus des θεομάχος umzubilden. Die gewalttätigen θεομάχοι, die Aischylos im Orpheus der Βασσάραι, im Lykurgos der ’Höwvoi, im Pentheus geschaffen hat, ruhen fest in der Tradition und sind von ganz anderer Art. Eine so stürmische und phantastische Änderung der Tradition, wie sie der Δεσμώτης zeigt, läßt sich nur aus einer von Aischylos stark abweichenden Auffassung von der Aufgabe des Dichters verstehen. Dem Dichter des Δεσμώτης dient das Überlieferte nur noch als loser Rahmen, in den er ein Bild von aktueller Tendenz hineinsteckt. Ihm fehlt die äschyleische Andacht zum Mythos. In seinem Prometheus lebt und atmet, von offenkundiger Sympathie des Dichters getragen, der Geist hartnückiger Auflehnung gegen jedes Gewaltregiment,

der Stolz des Menschen satorischen

auf die den Góttern abgetrotzten zivili-

„Fortschritte“,

auf

die

Errungenschaften

der

Ge-

werbetätigkeit und ihrer Technik, wie es auch im ersten Stasimon von Sophokles’ Antigone zum Ausdruck kommt,!) die Auflehnung gegen das olympische Herrentum, das Vertrauen des strebenden Menschen auf seine eigene Kraft, die Verstimmung über die Hindernisse, gegen die er sich durchzusetzen suchen muß. Es ist wirklich der Typus des den Himmel anbellenden und sich dabei als tragischen Helden fühlenden Menschen, mit dem Goethe 1773 in seinem bekannten, von ihm später desavouierten?) Gedicht die Stimmung der Rebellen von Sturm und Drang auf den klassischen Ausdruck gebracht und dem er in den „Grenzen der Menschheit“ um 1780 das kritische Gegenbild gegenübergestellt hat.

Diese Stimmung

Zeit vorgefunden gedrängt fühlte, attische Archon müßte ein neuer Das Stück ist Antigone eine ältestes Zeugnis

muß

der Verfasser

des

Δεσμώτης

in seiner

und selbst so sehr geteilt haben, daß er sich sie in dramatische Form zu kleiden — der aber, der diese Tragödie zur Aufführung zuließ, Themistokles gewesen sein. also zusammen mit dem ersten Stasimon der Geschichtsquelle von hoher Bedeutung, unser für die Existenz der Sophistik und ihres Radi-

1) Vgl. W. Schmid, Philol. 62 (1903) 12 ff. 2) O. F. Walzel, N. Jahrbb. 25 (1910) 135.

94

Schmid:

kalismus um die Mitte des 5. Jahrhunderts in Athen. Bezeichnend ist für diesen gefesselten Prometheus, daf) er nicht nur an der

Anwendung

äußerer Gewalt mechanisch

gehindert ist, sondern

daß er die äußere Gewalt grundsätzlich ablehnt (212 ff). Die Ersetzung der βία durch die πειθώ ist ja aber ein Hauptpunkt im Programm der Sophisten und Rhetoren. Schon in den Siebenweisensprüchen ist das Thema angeschlagen 1); es klingt durch das ganze Altertum vom 5. Jahrhundert an fort.?) Dadurch, wie durch die rhetorischen Künste seiner Darlegungen vor dem Chor und vor Io, durch die Betonung des Intellektuellen (s. oben S. 75) und durch seine Stellung als Schöpfer der menschlichen Kultur, über deren Ursprung und Entwicklung die Sophistik zuerst sich Gedanken gemacht hat,3) rückt dieser Prometheus nahe an die Ideenkreise der sophistischen Rhetorik heran, und wenn

er selbst

und

Hermes

von

seinen

σοφίσματα

redet

(459.

470. 1011), wenn seine Feinde ihn σοφιστής (62. 944), die Okeaniden ihn σοφός (1038 f.) nennen, wenn der Chor ihm die σοφὴ εὐβουλία (1035. 1038) zuerkennt, auf welche die Sophistik besonders stolz war,4) so ist damit in Sache und Terminologie deutlich genug gezeigt, in welchen Zusammenhang das Stück gehört. Auch die Betonung der ὠφελεῖν und ὠφελεῖσθαι, das ein sicher schon in der Sophistik vorbereitetes Leitmotiv des xenophontischen Sokrates ist, im Prometheus verdient Beachtung.5) Begriffe, mit denen die Sophistik ihrer Zeit imponierte, 1) Bias in Diels Vorsokr. 2* p. 217, 6; Cleobul. ibid. p. 215, 2 (vgl. Critias fr. 25, 10 D.). 2) Soph. Ai. 1160; Philoct. 563; OC. 68; Gorg. Hel. 7.8; Xen. mem. I 2, 10; Isoer. or. 4, 40; 5, 15 f.; 8, 21; Plat. Phileb. 58b; Aristot. Eth. Eud. p. 12242 39. Auswirkungen der Ausschaltung der Gewalt sind die Verherrlichungen der auf sie verzichtenden Redekunst, des λόγος δυνάστης (Gorg. Hel. 8—14), der ὁμόνοια (H. Kramer, Quid valeat ὁμόνοια in litteris Graec., Diss. Góttingen 1915; vgl. bes. Hipp. bei Plat. Prot. 337d; Plat. Politic. 3llbc; Alc.I 126c ff.; Antiphon m. ὁμονοίας), der aibuc und δίκη (J. Mewaldt, Tüb. Beitr. 5,72 ff.), des Prinzips ἑκόντων ἄρχειν (ebenfalls von Gorgias ausgegangen: Plat. Phileb. 58a; G. Heintzeler, Tüb. Beitr. 3, 124). Aristid. or. 45 p. 64 Dind.

3) Plat. Protag. 320c ff.; Gorg. Pal. 30; Soph. Ant. 332 ff. 4) Ps. 5) 9, 3

Soph. Ant. 95. 1050. 1098. 1242; Plat. Prot. 318e; "Thuc. III 48, 2; Isocr. or. 1, 34; Plat. Alc. I 125e ff. Prom. 44. 222. 251. 342. 501. 507. 613; vgl. z. B. Xen. mem. II 6, 35. ff.

Aktualität

des

„Sophisten“

Prometheus.

95

sind τέχνη und πόρος;1) denn sie erbietet sich, der verwirrten und unvernünftigen Menschheit durch ihre Methoden Wege aus ihrer Hilflosigkeit heraus zu bahnen. Dieser Prometheus ist also Träger einer Reihe von Begriffen und Grundsätzen, ja einer Lebensauffassung, die für die Sophistik bezeichnend ist, er ist auf dem Weg zu der atheistischen und anthropozentrischen Weltanschauung des Protagoras und heißt mit Recht σοφιστής. Er hat aber noch nicht den moralisch-politischen Ernst der ältesten uns bekannten Sophisten, die alle Illusionen wegwerfen. Denn er rühmt (250) als sein erstes Verdienst um die Menschen, daß er ihnen verblendende (τυφλάς) Hoffnungen gebracht habe, die ihnen den Blick für ihr Schicksal trübten. Die Sophistik, in deren Bahnen Thukydides wandelte, hat der irrationalen Hoffnung,

wie

bekannt,

nicht nur

jeden Wert

abgesprochen,

sondern

sie für schädlich und verwerflich erklärt.2) Der Dichter des Δεσμώτης eignet sich die in der hesiodischen Pandorasage (96) gegebene Überlieferung von der ἐλπίς an und überträgt sie, wiederum mit stärkster Willkür, auf seinen Prometheus; aber er deutet sie ganz um. Die Meinung der Pandorasage ist, daß das Weib alle Übel über die Menschen ausschüttet, die Hoffnung aber, die hier offenbar als ein Gut betrachtet wird, ihnen vorenthält.3) Von diesem Non plus ultra ınenschlicher Unsälde aus 1) S. oben S. 75; zu τέχνη und μηχανή (μηχάνημα Pr. 469. 989; μῆχαρ Pr. 606) Soph. Ant. 349. 365 (dazu W. Schmid, Philol. 62, 1903, 17). Die Bedeutung von πόρος (Prom. 59. 111. 477) wird beleuchtet durch Soph. Ant. 360 παντοπόρος ἄπορος ém οὐδὲν ἔρχεται τὸ μέλλον; der Ausdruck ἄπορα πόριμος Pr. 904 erinnert an das Wort Gorg. Palam. 80 τίς γὰρ ἂν ἐποίησε τὸν ἀνθρώπειον βίον πόριμον ἐξ ἀπόρου, mit dem Palamedes sich ähnlich wie Prometheus als Wohltäter der Menschheit hinstellt. 2) Christ-Schmid, Griech. Lit. I® 487, 1; weniger schroff Antiph. soph. fr. 58 D. ἐλπίδες 8 οὐ πανταχοῦ ἀγαθόν. Aisch. äußert sich wenig über die ἐλπίς (Ag. 102. 817), ablehnend Ag. 1668; als ἰατρός bezeichnet sie Klytaimestra Cho. 699. Pind. meist ablehnend (W. Schmid, Griech. Lit. 1’ 588, 5); ebenso Soph. (Ai. 477 f.; Ant. 221. 615; El. 810. 958; etwas optimistischer Trach. 723 ff); skeptisch Democrit. fr. 176 D., der fr. 58 D.

zwischen ἐλπίδες der Vernünftigen und der Unvernünftigen

scheidet.

Vgl.

auch O. Waser, RE. 5, 2454 f. Der Gesinnung nach steht dem v. 250 am nächsten Critias fr. 1, 26 N.?, wo es von dem „Erfinder“ der Religion heißt: διδαγμάτων ἥδιστον εἰσηγήσατο, ψευδεῖ τυφλώσας τὴν ἀλήθειαν λόγῳ͵ 3) Wahrscheinlich ist damit auf die Furchtsamkeit des weiblichen Ge-

schlechts

hingedeutet,

die

keine

Hoffnung

aufkommen

läßt.

Auch

die

96

Schmid:

gesehen ist Prometheus, wenn er den Menschen die Hoffnung gibt, ihr Wohltüter; er macht sie zu Optimisten, was die Griechen der ionisch-attischen Kultursphäre im ganzen nicht sind.) Wir dürfen aus dieser Stelle schließen, daß es in der älteren Periode Sophisten gab, 416 der Illusion durch Hoffnung noch entschiedenen Glückswert zuerkannten. Dieser Meinung ist Theognis (1135 ff.) in seinem Hymnus auf die Hoffnung, und — für den Kulturzusamnenhang des Δεσμώτης wichtiger — der sophistisch orientierte Redner Antiphon, der (or. 6, 5) sagt: ἔστι μὲν yàp τὰ πλείω Toig ἀνθρώποις τοῦ βίου ἐν ταῖς ἐλπίσιν ᾿" ἀσεβῶν δὲ καὶ παραβαίνων τὰ εἰς τοὺς θεοὺς καὶ αὐτῆς ἂν τῆς ἐλπίδος, ὅπερ μέγιστόν ἐστιν ἀνθρώποις ἀγαθόν, αὐτὸς αὑτὸν ἀποστερεῖ. Freilich unterscheiden sich beide wesentlich

von dem Prometheus dadurch, daß ihr Lob Korrektheit beruhenden Hoffnung gilt. 2)

der auf religiöser

Faßt man diese Züge zusammen und fügt man zu ihnen, was aus dem ersten Stasimon der Antigone zu lernen ist, so gewinnt man die Umrisse einer altsophistischen Lebensanschauung, die schon um die Mitte des fünften Jahrhunderts in Athen zu solcher Bedeutung herangewachsen war, daß ein von ihr erfüllter Dichter von nicht gewöhnlicher Veranlagung, an die Kunst des Aischylos angelehnt, es wagen durfte, sie in einer Tragödie zu gestalten. Daß Aischylos dieser Dichter nicht gewesen sein kann, ist hoffentlich aus der vorangehenden Untersuchung klar geworden. Wer gegen alle sprachlichen, stilistischen, weltanschaulichen Eigenheiten des Stücks, gegen das für einen Aischylos ganz undenkbare Verhältnis zur mythologischen Überlieferung sich die Augen verschließend, trotzdem den Aischylos als Verfasser ansehen wollte, der müßte zunächst ihm zutrauen, daß er seinen Okeaniden geben zu, daß das Leben in Hoffnung angenehm

sei (vgl. Call.

ep. 13, 5 Wil.; von δῖνοι ἡδυλόγου σοφίας Tim. Phlias. 67, 4 f. D.; vgl. das Solonwort Diog. Laert. I 60; ψεῦδος γλυκύ Pind. P. 2, 37; ἡδύ und ἀληθές stehen im Gegensatz Aesch. Ag. 491; Eur. fr. 1036 N.*; Plat. Euthyphr. p. 14e), schaudern aber beim Anblick des Prometheus. 1) S. die Stellen oben A. 1 und aus der Sololyrik Semonid. fr. 1, 6 D.;

Sol. fr. 1, 36 D.; Theogn. 637. 2) Die religiöse Basierung der ἐλπίς schon Hymn. Hom. 5, 481f.; vgl. Isoer. or. 2, 20; ἐλπὶς elg θεοὺς spezifisch griechisch nach Schol. B Hom.

Il. B 350. 400; Σ 293; X 379,

Der

ΤΤρομηθεὺς

λυόμενος

des Aischylos.

97

Helden das ganze Stück hindurch hätte ironisch behandeln, in ihm eine Karikatur des sophistischen θεομάχος hätte entwerfen wollen. Denn wie sollte sich der Aischylos,

den

wir

kennen,

für

einen

so

eigensinnigen Zeusfeind, für einen Jammermann, der sein weibliches Publikum unausgesetzt zu Mitleidsbezeugungen reizt, theatralisch sich jedem Besucher zur Schau stellt und seiner Taten rühmt,

zugleich

in maßlosesten Drohungen

sich ergeht,

für einen

am Gängelband der Mutter gehenden Schlaukopf, der seine Weisheit von Partei zu Partei kolportiert, der als erstes Geschenk an die Menschheit die Illusion nennt, einen Rhetor und Improvisator, der ein kokettes Spiel mit seinen Weissage- und Redekünsten treibt, der sich Dinge anmaßt, von denen keine Sage auch nur das Geringste weiß — wie sollte Aischylos für einen solchen Helden ein Herz fassen, aus ihm die Erlebniskraft saugen, deren er zur dramatischen Ausgestaltung bedurfte?

Ein Dichter, der aus

diesem Typus die Begeisterung zu einem Bühnenwerk schöpfte, war von völlig anderer Geistesbeschaffenheit als Aischylos. Wer für alles das keinen Blick hat, der müßte jedenfalls an der Welcker’schen Prometheustrilogie festhalten, die G. Hermann nach scharfem Widerstand schließlich auch angenommen und in die dann Gercke zuerst wieder Bresche zu legen gewagt hat. Denn wenn Aischylos es etwa über sich gebracht hätte, aus dem Gesichtswinkel dieses ihm ohne Zweifel völlig unsympathischen Sophistenheros ein ganzes Stück hindurch seinen Zeus in die übeiste Beleuchtung zu setzen, so müßte er dieses schiefe Bild wenigstens in einem anschließenden Drama richtiggestellt haben. Die

letzte

λυόμενος

Aufgabe

des

Δεσμώτης

zu

muß

also

echten Aischylos

sein,

über

und

sein

den

Προμηθεὺς

Verhältnis

zum

sprechen.

Aus den sicheren erhaltenen Bruchstücken des Λυόμενος ergibt sich: Prometheus ist am Kaukasus angeschmiedet. Die eben befreiten Titanen

kommen

zu

ihm

als „Beschauer“

seiner Leiden

(wie die episodischen Personen im Δεσμώτης) und erzählen ihm in der anapästischen Parodos von der Reise, die sie soeben hinter sich gebracht haben, mit ähnlicher geographischer Aufzählung, wie sie in den Dialogpartien des Δεσμώτης einen so breiten Raum einnimmt; sie bezeichnen dabei den Phasis als Grenzfluß zwischen Europa und Asien.!) Prometheus redet sie 1) Ob und wie damit Schmid,

Untersuchungen

zum

die im Acou. 729 ff. genannte Gefesselten

Promeiheus.

Grenze

der beiden 71

98

Schmid:

in Trimetern an; er gibt von seinen Qualen eine ebenso kurze als durch das herrliche Bild von dem Schiff, das ängstliche Schiffer in der Nacht an Felsen verankern, packende Schilderung; Zeus habe das verhängt, Hephaistos die Fesselung ausgeführt,

und

so

wohne

er

nun

in

dieser

„Burg

der Rache-

geister“ ; dann folgt die Schilderung der jeden dritten Tag sich wiederholenden Besuche des Adlers — alles von einem lebensvollen und zugleich schwungvollen Realismus, mit dem sich keine der vielen Mitleid werbenden Äußerungen des Prometheus im Δεσμώτης messen kann. Den Titanen kann er auch von seinen Gaben an die Menschen erzählt haben; uns ist davon nur noch

die Äußerung

erhalten,

er habe

ihnen

die

Zugtiere

gegeben,

die ihnen Sklavendienst und Mühen abnehmen (fr. 194 N.2) —, eine Stelle, die in 2 Versen knapper und in merklich äschyleischer Diktion !) sagt, was im Aceouwrng (462—466) in 5 Versen breitgeschlagen ist; die Worte können freilich auch später zu Herakles gesprochen sein. Die

auf

Rekonstruktion

sehr

nämlich

schmaler, auf

dem

nach Aufzählung Ηρακλῆς genannt

des

aber

ersten

darum

Epeisodion

im

keineswegs

unsicherer

Personenverzeichnis

des

Auönevog

Δεσμώτης,

ruht

Basis, in

dem

aller Rollen dieses Stückes noch Γαῖα und sind.?) Es ist längst bemerkt und wohl un-

bestreitbar, daß diese zwei Rollen aus dem Personenverzeichnis des Λυόμενος in das des Acouwrng geraten sind, der jenem in

der Ausgabe voranging. Vollständig, in der Reihenfolge ihres Auftretens, wie es die Regel ist, sind nur die Rollen des Δεσμώτης aufgeführt; daß im angeschlossenen Rollenverzeichnis des Auonevog zwei schon in dem des Δεσμώτης vorgekommene Personen, Ἥφαιστος und Προμηθεύς,3) fehlen, ist ver-

ständlich,

auch

die Weglassung

des Titanenchors

dürfte

nicht

Erdteile, der kimmerische Bosporos, vereinbar ist, mögen andere entscheiden (s. Wilamowitz, Aisch. 152 £.). 1) Vgl. besonders das äschyleische Nomen agentis (s. oben S. 50) πόνων ἐκδέκτορα mit Δεσμ. 463 ff. ὅπως θνητοῖς μεγίστων διάδοχοι μοχθημάτων γένοιντο.

2) Die Bildwerke geben für das Vorkommen der Gaia im Λυόμενος nur eine schwache Stütze (Bapp a. a. O. 3090 £.). 3) Prometheus hat jedenfalls an der Spitze stehen müssen. Daß nach ihm Gaia folgte, wird auch durch den Parallelismus mit dem Okeanos des Δεσμώτης wahrscheinlich.

Rekonstruktion

des Λυόμενος.

99

besonders schwer zu nehmen sein. Im übrigen hatte der Abschreiber keinen Grund, in der verstümmelten Liste des Λυόμενος die zuvor von ihm festgehaltene Reihenfolge der Rollen nach ihrem Auftreten zu ändern, und so dürfen wir annehmen, im ersten Epeisodion sei Gaia aufgetreten. Sie ist es ja, die mit Uranos zusammen in der hesiodischen Theogonie (891) den Zeus vor dem gefährlichen Prinzen warnt, den ihm seine erste Gemahlin Metis gebüren würde. Daß Aischylos im Audnevos Gaia mit Themis gleichgesetzt und zur Mutter des Prometheus gemacht

hätte,

wie

der Verfasser

des

Δεσμώτης,

durch Pindaros

angeregt, tut, dafür gibt es weder Beweis noch Wahrscheinlichkeit. Ohnehin ist ja Gaia Prometheus’ Großmutter und die Allmutter. Wenn sie auftrat, so mußte sie dem Dulder Trost und Hoffnung geben und womöglich einen Weg zur völligen Erlösung weisen. Wie sie bei Hesiodos von dem gefährlichen Sohn der Metis weiß, so wird sie im Λυόμενος von dem der Thetis gewußt haben. Sie wird dem Prometheus die Befreiung vom Adler durch Herakles angekündigt und ihm das Thetisgeheimnis anvertraut haben, !) durch dessen Preisgabe an Zeus er nach der Tötung des Adlers etwa Indemnität für Herakles und namentlich Lösung der Fesseln für sich selbst erreichen könne; sie mag sich ihm als Vermittlerin bei Zeus angetragen haben. Von einer solchen dramatisch bedeutsamen Szene wäre die

Okeanosszene

des

Aceouwrng

mit

ihrer

stumpfen

Hilfsbereit-

schaft ein matter Abklatsch. Gaia wird nicht hereingetreten, sondern aus der Tiefe aufgestiegen sein, vielleicht nur mit halbem Leib sichtbar, wie sie auf Bildwerken häufig dargestellt ist. 2) Nach

ıhrem Verschwinden

erscheint Herakles.

Er

befindet

sich

auf der ihm von Eurystheus aufgetragenen Wanderung zu den Hesperiden, hat sich aber verirrt und erkundigt sich bei Prome1) Daß das Geheimnis im Auduevos vorkam, müssen wir aus Philod. de piet. p. 41 Gomp. (καὶ τὸν TTpoundea λύεσθαί φησιν Αἰσχύλος, ὅτι τὸ λόγιον ἐμήνυσεν τὸ περὶ Θέτιδος κτλ.; da p. 39 der Λυόμενος ausdrücklich zitiert wird, gehört diesem auch das zweite Zitat an) schließen, mit dem Probus ad Verg. buc. 6, 42 p. 21 f. Keil übereinstimmt: hune quidem vulturem Hercules interemit, Prometheum tamen liberare, ne offenderet patrem, timuit. Sed postea Prometheus lovem ἃ concubitu deterruit, pronuntians, quod ex his nasceretur, qui ipsis dis fortior futurus esset. Ob hoc beneficium Iuppiter eum solvit. 2) Preller-Robert, Griech. Myth. I* 637; S. Eitrem, RE. 7, 474 f.

100

Schmid:

theus nach dem Weg.!) Ob er den Adler aus Mitleid mit Prometheus schoß oder ob Prometheus die Tötung des Vogels von ihm erbat oder sie zur Bedingung für die Mitteilung des richtigen Wegs machte, ist nicht ganz klar — jedenfalls hatte Herakles von Zeus keinen Auftrag, den Adler zu schießen,?) wenn auch kein Verbot, es zu tun; er handelt auf eigene Verantwortung; daher

seine

Beklommenheit

beim

Schießen,

die

der

Hilferuf

an

Apollon verrät (Aesch. fr. 200 N.?). Weiter wagt er sich nicht, aus Scheu vor dem Willen seines göttlichen Vaters (Probus). Die Spuren einer gewissen Ängstlichkeit des Herakles bei seinem Schuß dürfen doch vielleicht dahin gedeutet werden, daß er nicht aus freiem Antrieb, sondern auf Bitten des Prometheus schießt. Prometheus wird, nachdem er ihm den Weg gewiesen,3) von ihi in seinen Banden gelassen worden sein, und er wird nun sein Geheimnis, etwa durch Vermittlung des Hermes,®) dem Zeus angeboten haben, nicht um diesen zu nötigen, sondern um ihm die Begnadigung zu erleichtern, zu der Zeus ohnehin schon durch seine Nachsicht gegen Herakles auf dem Weg war. Zum Dank für dieses „beneficium“ (Probus) ließ ihm dann wohl Zeus durch Hephaistos, der ja den Titanen auch im Auönevog gefesselt hatte (fr. 193, 6 N.?), die Fesseln abnehmen. Die Indemnität für den Schuß des Herakles kann Aischylos, wie Hesiodos (theog. 529 ff.) tut, mit der Freude des Vaters über die kühne und 1) Hygin. poet. astr. II 15 p. 54, 20 ff. Bunte. 2) Daß aus v. 771 (ἄκοντος Διός) nicht geschlossen werden darf, der Schuß sei gegen Zeus’ Willen geschehen, hat H. Weil, Et. sur le drame ant. 91, 1, richtig gezeigt; ἄκοντος Διός bedeutet „da (bis jetzt) oder wenn

Zeus

es nicht will“.

Hygin. fab.

54 mittitur Hercules,

ut aquilam

inter-

ficiat (anders id. poet. astr. II 15 p. 54, 20 Bunte) verdient keinen Glauben. Die Worte, mit denen Prometheus seinen Erlöser anredet (fr. 201 N.?) ἐχθροῦ πατρός μοι τοῦτο φίλτατον τέκνον, hat A. Kolisch, Der Prometheus

des Äsch. (Berl. 1876) 6 richtig so gedeutet, Zeus

noch

nicht stattgefunden

daß

die Begnadigung

durch

hatte.

3) Man beachte, wie sehr sich diese solide Periegese des Westens, aus Hekataios geschöpft sein könnte, von der wilden Phantastik

die der

Periegese des Ostens im Δεσμώτης unterscheidet. Über die Anordnung der Fragmente in diesem Teil s. W. Kausche a. a. O. 267, 5—T. 4) Aus Prom. 950 ist freilich auf Hermes’ Beteiligung nicht zu schließen. Aber er muf) als Zeus' Stellvertreter doch vorgekommen sein und ist auf

dem etruskischen Castur

genannt.

Spiegel

bei Bapp a. a. O. 3094 f. wohl

mißverständlich

Ausschließender

Gegensatz

zwischen

Λυόμενος

und

Δεσμώτης.

101

edle Tat des Sohnes psychologisch begründet haben. Nach der Lösung der Fesseln erhält Prometheus als Symbol seiner dauernden Gebundenheit von Zeus den Weidenkranz und den eisernen Ring.') Das

ist, was

wir

nissen

ablesen

können.

über

den Inhalt

des

Absichtlich

Λυόμενος

ist

davon

aus den Zeug-

alles,

was

man

etwa darüber aus dem Δεσμώτης erschließen möchte, ferngehalten.?)

Denn Aischylos hat im Λυόμενος sammenhängen ein völlig anderes des

Δεσμώτης.

Δεσμώτης des Zeus

Die

von den Vorgängen und ZuBild gegeben als der Dichter

Voraussetzungen

der

Entwicklung

sind

im

so angelegt, daß es zwangsläufig zu einer Demütigung kommen muß. Das Wort des Kratos (Prom. 50) ἐλεύθερος

Yàp

οὔτις

ἐστὶ

πλὴν

Διός

entspricht dem Glaubensbekenntnis des Aischylos, wird aber, sobald Prometheus angefangen hat, das Geheimnis anzudeuten, durch das er Macht über Zeus hat, Lügen gestraft. Während für Aischylos ein Widerspruch zwischen Zeus und der Moira oder

den

Moiren

undenkbar

is*,3)

wird

im

Δεσμώτης

Zeus

aus-

drücklich (511 ff. 516 f£.) der Moira untergeordnet; er ist belastet vom Fluch seines Vaters Kronos (910 ff.) und deshalb auch den Erinyen verfallen (516). Er hat sich gegenüber dem Prometheus, der ihm zur Herrschaft verholfen hat (305), schnöden Undanks schuldig gemacht (221 ff. 437 1f). Zeus sitzt im Δεσμώτης auf der Anklagebank4) ohne Verteidiger; denn die Warnungen des Okeanos und des Chors vor Zeus’ Übermacht haben

nichts,

was

ihn

von

sittlicher

Schuld

entlasten

könnte,

und an Ergebung in Zeus’ Willen unter Verzicht auf sittliche Maßstäbe gegenüber dem obersten Machthaber denkt Prometheus 1) Preller-Robert,

Griech.

Myth.

(p.22 Keil) „ne tamen impunitus

ut neque

in anulo

forma remaneret"

1’ 102, 2,

saxi aut ferri memoria

fehlt.

wo

Prob.

ad Verg.

Buc.

6, 42

esset, coronam et anulum gestanda ei tradidit,

deesset

et in corona

vinculorum

S. a. Weil, Et. 88 ff.

2) Den sachlichen Widersprüchen zwischen Δεσμώτης und Λυόμενος, die "Gercke, Zschr. f. Gymnasialw. 65 (1911) 166 herzählt, möchte ich, so beachtenswert sie sind, doch keinen entscheidenden Wert beilegen. 3) Ag. 1025 ff. 1483 ff.; Suppl. 1048 ff.; Pers. 102 ff.; Eum. 1046 ff. 4) Die Stellen bei W. Kausche, Diss. philol. Halens. 9 (1888) 195. Die Anklage wird 976 auf alle Götter ausgedehnt, ὅσοι παθόντες εὖ κακοῦσί u

éxbikuc; vgl. Todd a. a. O. 64.

102

Schmid:

nicht (332 ff. 340 ff. 937 ff). Dagegen ist er sich bewußt, ein Mittel in der Hand zu haben, mit dem er Zeus niederzwingen kann, wenn dieser ihn nicht von seinen Banden befreit.) Es ist klar, daf) diese Problemstellung zu nichts anderem als zu einer Kapitulation des Zeus führen kann, ebenso klar aber, daß für Aischylos diese Konsequenz

undenkbar ist, wie er sie denn auch im Λυόμενος

keineswegs gezogen hat. Das Orakel, das bei Pindaros oder seiner Quelle von Themis allen Góttern verkündigt wird und das mit der Prometheussage nicht das mindeste zu tun hat, ist, wie bemerkt, schon von Aischylos in diesen Zusammenhang gezogen und zum Geheimnis umgeformt worden, das offenbar Gaia dem Prometheus übergibt als ein Mittel, den Dank des Zeus zu verdienen und so seine Befreiung durch die Gnade des Zeus zu erwirken. Davon hat sich der Verfasser des Δεσμώτης anregen lassen zu der, von äschyleischem Standpunkt aus beurteilt, wider-

sinnigen und nur aus leidenschaftlicher Parteinahme für eine atheistisch-anthropozentrische Zeitstrómung erklärlichen Umfor-. mung, durch die aus dem Hilfsmittel zur Begnadigung des Sträflings ein Zwangsmittel, um am Richter Erpressung zu tiben,

geworden ist.

Um

diese zeusfeindliche Wendung

moralisch

zu

stützen, hat er den Prometheus mit starker Unterstreichung zum Wohltäter des Zeus sowohl als der Menschheit gestempelt — beides aus freier Phantasie. Von der φιλανθρωπία des Prometheus (s. oben S. 32, 2) ist im Auönevog schwerlich viel die Rede gewesen,?) da Aischylos sicherlich kein Interesse daran hatte, seinen Zeus,

den immer Gerechten,

dessen

Strafen

den Menschen

zum Heil dienen, in das Licht der Misanthropie3) zu stellen. Es besteht also gar keine Möglichkeit, im Λυόμενος eine Fortsetzung nehmen,

des Δεσμώτης der Verfasser

zu sehen. Im Gegenteil muß man des Δεσμώτης habe in der Form, in

ander

auch Sophokles und Euripides den Aischylos und einander kritisieren, am Λυόμενος schärfste Kritik üben wollen, habe aber aus begreiflichen Gründen es unterlassen, in einer eigenen dramatischen Fortsetzung die Konsequenzen aus den Voraus1) Prom. 165 ff. 189 ff. 764 ff. 907 ff. 958 f. 990 f. 2) Auch bei Hesiod (theog. 565; op. 55 ff.) spielt dieses Rolle; es macht dem ποικιλόβουλος einfach Genuß, den Zeus

darin lebt sich die Veranlagung 3) Vgl.

u. S. 105, 2.

des Schlaukopfs aus.

Motiv keine zu betrügen;

Geist und

setzungen

zu ziehen,

Tendenz

des Δεσμώτης.

die er keck und

nicht

103

ohne

dramatisches

Geschick in seinem Aeccuürng aufgestellt hatte, d. ἢ. anderen Λυόμενος zu schreiben, in dem Zeus wirklich

geben

mußte.

tribunen

Er wagt

dramatisch

es,

als erster

auszuarbeiten,

der

den Typus

als Anwalt

des

einen nach-

Volks-

der enterbten

Menschheit zur Rebellion gegen die Götter hetzt und die Menschen ohne die Götter und gegen die Götter zum Glück führen zu können glaubt; er ist der Wegbereiter für die Blasphemien auf der Bühne, die Euripides so reichlich gebraucht. Durch Treue gegenüber der Sagenüberlieferung fühlte er sich nicht im mindesten gebunden und hat sich die stärksten Umdeutungen und Neuerungen gestattet. Als Dichter steht er unter fühlbarem Einfluß der äschyleischen Technik (s. o. S. 34ff.), ohne doch die Bild- und Sprachgewalt, die innere Ruhe, Überlegtheit und Sachlichkeit seines Vorbildes auch nur von ferne erreichen zu können. Es wird für ihn noch kein anderes maßgebendes Vorbild dramatischer Gestaltung gegeben haben. Da er aber Wert darauf legte, mit seiner agitatorischen Predigt weithin verstanden zu werden,

so

rückte

dem Boınbast dacht,

sein

er

bewußt

ab

des Aischylos.')

Stück

zusammen

von

der

dunklen

Diktion

Sicherlich hat er nicht daran mit

dem

Λυόμενος,

zu

dem

und

ge-

es nach

Tendenz und Problemstellung in Gegensatz steht, aufführen zu lassen. Wie sollte auch — von allem anderen abgesehen — das attische Publikum in zwei Tragódien nacheinander einen zu kórperlicher Unbeweglichkeit verurteilten, aufgehüngten Helden ertragen? Wie sollte es die Einförmigkeit eines völligen Parallelismus der dramatischen Struktur ertragen? In beiden Stücken der in menschenleerer Einsamkeit klagende Held, in beiden Chor und Besucher, die ihn bemitleiden,?) in beiden eine Gótterfigur der alten Generation als Mittelsperson, in beiden weltdurchschweifende Sagengestalten als Besucher, in beiden Prometheus ihr Wegweiser mit ausführhcher geographischer Periegese. Ob es um die Mitte des fünften Jahrhunderts einen Archon gab, der

dem

Dichter

terpublikum,

des

δεσμώτης

einen

Chor

das sich für diesen trotzenden

bewilligt,

ein Thea-

und prahlenden

und

1) Vgl. oben S. 41 f. 2) Dabei ist immerhin zwischen Δεσμώτης und Λυόμενος der sehr beträchtliche Unterschied, daß die Besucher im Λυόμενος, Gaia und Herakles, nicht bloß bemitleiden, sondern helfen.

104 im

Schmid: Grund

doch

femininen

θεομάχος

erwärmt

hätte,

möchte

ich

sehr bezweifeln. Aber eine Unterströmung war da, die dann in der ausgebildeten Sophistik eine gewaltige Mächtigkeit erlangt hat: für sie und in ihrem Sinn hat der Dichter des Δεσμώτης, wie ich annehmen zu müssen glaube, sein Stück zum Lesen, nicht zum Schauen geschrieben, und es hat in diesem Sinn auch seine Wirkung getan. Weil der Dichter seinen Δεσμώτης als eine Kritik des Avópevog und der äschyleischen Zeusfrömmigkeit überhaupt verstand, hat er, fast parodierend, die Schablone des Λυόμενος so genau

übernommen,

daf) man an seiner eigenen Erfin-

dungskraft zweifeln müßte, wenn man darin nicht Absicht vermuten dürfte — um stoffliche Erfindung im Interesse der Bühnenwirksamkeit war es ihm gar nicht besonders zu tun, sondern nur um das beredte Plaidoyer für die „entrechtete“ Menschheit gegen die göttliche Gewaltherrschaft, um den Typus des modernen

Menschen,

der sich kühn auf die eigenen Füße stellen und von

den Göttern im

Namen

nichts geschenkt bekommenwwil; der

Aíxn,2)

die

Hesiod

als

für ihn wirbt

erster

zitiert

hat,

er

durch

Erregung von Mitleid, das ihm von den Anwesenden und Abwesenden, von der ganzen Welt (406 ff.) auch reichlich bewiesen wird. Wenn man hinter diesem Typus etwas vom Schatten des Themistokles gesucht hat,?) so möchte ich dem nicht ganz widersprechen; nur darf man nicht an Einzelheiten von Themistokles’ Politik und Schicksal denken. Für

die Annahme,

daß

der

Δεσμώτης

bloßes

Lesestück

war,

spricht auch die Art seiner Wirkung, so weit wir sehen: mit Händen zu greifen ist sein literarischer Einfluß auf Tragödie und Komödie im 5. Jahrhundert; dagegen hat die bildende Kunst vor Christus von ihm keine Notiz genommen.) Allgemein ist die Lokalisation der Prometheusstrafe am Kaukasus aus dem Λυόμενος

sich

keine

1) S. oben

übernommen

Spur

in

worden;5)

von

vorchristlicher

der

Zeit.

des

Δεσμώτης

Auch

das

findet

einzige

S. 5. 17 f.

2) Prom. 976. 1093. 150. 188 f. 3) Luise Reinhard (s. oben S. 37, 1) 26. 4) Das spätrömische Relief der Blundell-Sammlung in Ince (Bapp a.a. O. 3099) ist sehr fragwürdig; vgl. L. Séchan a. a. O. 33. 35. 9) So sogar der Scholiast Prom. 117. 285. 422, im Widerspruch mit seiner

eigenen Angabe

zu v. 11 und mit Prom. v. 717; vgl. oben S. 84, 4.

Nachleben

Exemplum,

von

Δεσμώτης

und

Λυόμενος.

105

in dem die hellenistische Philosophie den Prometheus

zur Illustration des τόπος de dolore tolerando verwendet hat, !) ist aus dem Auduevog geschöpft. Des Menschenbildners Prometheus hat sich die Komödie seit Epicharmos bemächtigt. Der Kultur-

bringer Prometheus galt dem Kynismus

als Verderber, nicht als

Wohltüter.?) Den gefesselten Prometheus hat die kynische Diatribe (Varro sat. Men. Prometheus liber) und ihr nach Lucian 3) als komische Figur behandelt. Davon, daß der Δεσμώτης etwa die griechische „Volksseele“ tiefer aufgewühlt hätte, kann keine Rede

sein



er half nur der Stimmung

und Verstimmung

eines

be-

schränkten Kreises zu seiner Zeit zum Ausdruck. Den Römern hat Accius nicht den Δεσμώτης gebracht, sondern den äschyleischen Auouevog.*) Von den Atticisten ist der Δεσμώτης seiner

klaren Sprache wegen bevorzugt worden (s. oben S. 42, 1); das mag mit zur Verdrüngung des Λυόμενος beigetragen haben. Christliche Schriftsteller sehen in dem Gefesselten ein Gegenbild des Gekreuzigten,5) und auch in der Kunst tritt er am Ende des Altertums wieder hervor,9) zu einer Zeit, in der vermutlich

nur

der

uns

erhaltene

Δεσμώτης

noch

gelesen

wurde.

Im ganzen hat dieses Drama im Altertum eine recht geringe Wirkung ausgeübt, verglichen mit der Bedeutung, die dem Prometheus als dem Menschenbildner, als dem Symbol des frei schaffenden Künstlers im Kreis christlicher Kultur beschieden war. Lactantius scheint diese Idee dem Mittelalter übergeben zu haben;?) der Kunsttheoretiker Filippo Villani im 14. Jahrhundert

hat

sie sich angeeignet,9)

und Shaftesbury

hat

sie, ver-

1) Cic. Tusc. II 23 ff. 2) Diogenes bei Dio Chr. or. 6, 25 Emp. sieht in der μετάδοσις τοῦ πυρὸς ἀρχὴν xai ἀφορμὴν τοῖς ἀνθρώποις μαλακίας καὶ τρυφῆς οὐ γὰρ δὴ τὸν Ala μισεῖν τοὺς ἀνθρώπους οὐδὲ φθονεῖν αὐτοῖς ἀγαθοῦ τινος; ib. 29; 8, 33.

3) R. Helm, Lucian

und Menipp

181 f. Dem

Λυόμενος

hat Lucian

das

Lokal (Kaukasus) und vielleicht den Hermes entnommen. 4) Acc. Prom. fr. 2 Ribb. — Aesch. fr. 193, 14 N.*; wahrscheinlich gehört zum Prometheus auch Ace. fragm. inc. 23 Ribb. (p. 259); Prom.' Erfindungen wurden ja (Aesch. fr. 194 N.?) auch im Λυόμενος behandelt. 5) Bapp S. 3083.

6) Iulian. Aeg. AP. XVI 87. 88;

Liban. ecphr. 14 t. 8 p. 511 ff. Fórster;

Bapp 3100 nr. 17. Pantomimische Darstellungen von πλάσις, ΤΤρομηθέως κόλασις Luc. de salt. 37. 7) K. Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation 8) K. Burdach, Deutsche Rundschau 40 II (1914)

πυρὸς

κλοπή, ἀνθρώπων

III 1 (1917) 320 ff. 70.

106

Schmid:

mischt

mit

Zeitalter

Elementen

der

Trotzes

Originalgenies

Goethe

gekommen;

als

seinen

er

des

er hat

Prometheus

aus

dem

zugeleitet.‘) den

Δεσμώτης

schrieb,"

Δεσμώτης,

So

ist

selbst

in dem

sie

dem

auch

nicht

zu

gekannt,

er das Motiv

des

gottfeindlichen Trotzes auf den schrillsten Ausdruck gebracht hat.3) Nachdem

versucht

worden

ist,

die Unvereinbarkeit

des

Ae-

ouwrng mit dem Λυόμενος nachzuweisen, bleibt noch die Aufgabe, de Autarkie des Λυόμενος wahrscheinlich zu machen. Braucht der Λυόμενος ein vorbereitendes und braucht er ein abschließendes Stück zur Ergänzung? Die Anfangsanapäste 4) des Λυόμενος mit dem üblichen ἥκομεν 5) des auftretenden Titanenchors sind uns erhalten. Das Stück gehört also, im Gegensatz zum Δεσμώτης mit seinem modernen dialogischen Prolog, zum ältesten Typus äschyleischer Aufbautechnik (Suppl, Pers.)9) Eine Anfesselungsszene ist, das darf man schon aus dem Tite] entnehmen, nicht vorangegangen: der Held hing vom Beginn an am Felsen; das Stück ist der letzte Abschnitt der Fesselungsperiode. Auch ein Prolog wie der des

Δεσμώτης,

nötig,

da man,

genügend

ein

Stück

echter

Dramatik,

war

was jener zur Exposition beiträgt,

erfährt;

im

Δεσμώτης

dient

ja der

an

sich

nicht

auch weiterhin

Prolog

tatsächlich

nicht sowohl der historischen Exposition als dem Zweck des Dichters, durch die Folie der Brutalitát des Zeus und seiner Trabanten, durch das von Hephaistos geäußerte Mitgefühl die Sympathie für den Helden und die Antipathie gegen Zeus von vornherein auf den hóchsten Grad zu steigern und dadurch den Blick für das Gewagte, ja Unmögliche der ganzen Problemstellung zu trüben.

Eine Monodie

des Prometheus

vor

der Parodos,

wie

sie

1) O. Walzel, N. Jahrbb. f. kl. Alt. 25 (1910) 40 ff. 133 ff. 2) Walzel a. a. O. 143 ff.

3) Über die weiteren Auswirkungen

des Stoffes im 19. Jahrh. K. Heine-

mann, Die trag. Gestalten d. Griechen in der Weltliteratur I (1920) 19 ff. H. W. Smyth (s. oben S. 4, 2) 92 ff. 4) Procop. bell. goth. IV 6, 15 εὐθὺς ἀρχόμενος τῆς τραγῳδίας (Aesch. fr. 190. 191 N.?. 9) H. Deckinger (s. oben S. 6, 1) 58 ff. 6) Dazu stimmt, daß der Λυόμενος nur zwei Schauspieler braucht; es

treten nämlich dem Prometheus vermutlich gegenüber: Gaia,

Der

in dem

2. Herakles,

im 3. Hermes,

in dem 1. Epeisodion

im 4. Hephaistos,

Λυόμενος wird bekanntlich vor 467 gesetzt.

im

5. Athena.

Rekonstruktion

des

Λυόμενος;

seine

Autarkie.

107

der Δεσμώτης bietet, ist im Auöuevog ausgeschlossen, weil Prometheus alles, was eine solche enthalten könnte, in der Anrede

an die Titanen Feuerdiebstahl konnte

(fr. 193 N.2) dem Hörer

ebensogut

wie

im

Chor dargelegt werden.

Spiels

war

gefallen,

Προμηθεὺς

glaube,

Δεσμώτης ") in

πυρκαεύς 3); dieser

ist, wie

des

das gewöhnlichere

ist.

Der Auönevog

bedurfte

also

ich

Mediceus Προμηθεὺς

ersetzt, wie es auch in dem Zitat des Gellius der Fall

mit

dem

nicht nur weil der Stoff dazu nicht überhaupt kein Gegenstand für eine ihn Aischylos auch in einem Satyrder Persertrilogie. Der Titel dieses

im Tragödienkatalog

sondern durch

Gesprächen

Eine Tragödie mit dem Feuerdiebstahl

zu füllen war unmöglich, hinreicht, sondern weil das Tragödie ist. Darum hat spiel behandelt am Schluß anderen?)

ausspricht. Was von Prometheus’ bekannt gemacht werden mußte,

mit

vielen

nicht ausπυρφόρος 4)

(N. Att. XIII

19, 4)

keiner Einleitung durch

ein anderes Stück; die Rede des Prometheus (fr. 193 N.?) weiß von einem vorausgegangenen ersten Stadium der Strafe an einem anderen Ort, also von dem δεσμώτης, nichts; mir scheint dieses argumentum e silentio beweiskrüftig zu sein. Daß sich Aischylos am Schluß der Tragödie von Prometheus, dem uralten, durch ein eigenes Fest geehrten attischen Dämon, die

Gelegenheit

nicht entgehen ließ, der Einsetzung der Τρομήθεια ir-

gendwie

gedenken,

zu

halte

für höchst wahrscheinlich 5). 1) Vgl. Gercke 2) Poll. on. IX Ναύπλιος

πυρκαεύς

ἃ. ἃ. Ο. 164. 156. Sophokles

ich, nach

In diesem

Analogie

Fall

der

müßte

hat das seltene Wort

Eumeniden,

wohl

auch

in den Titel

seines

aufgenommen.

3) Literatur bei W. Kausche a. ἃ. O. 202; H. Weil, Études 92. 4) πυρφόρος ist Kultbeiname des attischen Prometheus (Soph. OC. 55) und kommt auch sonst als Gótterepitheton (Demeter, Artemis, Zeus) vor; vgl. Bapp a. a. O. 3101. Wenn man sich freilich darauf versteift, im Schol. Prom. 94 die Lesung δεδέσθαι festzuhalten, kann πυρφόρος mit πυρκαεύς

nicht gleichgesetzt werden, wie A. Kórte, N. Jbb. 45, 205 richtig bemerkt. Aber warum sträubt man sich gegen Welckers Korrektur λυομένῳ statt πυρφόρῳ (sie begünstigt freilich die lectio facilior, wird aber durch das inhaltsgleiche Zitat aus dem Λυόμενος bei Philod. de piet. p. 39 Gomp. gestützt — Galen. t. 17, 1 p. 8/9 K. hat ja notorisch auch den Λυόμενος mit dem Δεσμώτης verwechselt) oder gegen die plausiblen Besserungsvorschläge von Kvicala (δεδήσεσθαι) und Cobet (δεθήσεσθαι) ? 5) Soph. fr. 844 P. móchte ich dem Λυόμενος zuteilen und statt der sinnlosen Worte xai οὗτος bei Plut. de fort. p. 99a Αἰσχύλος schreiben.

108 Athena,

Schmid: die

als

’Epyavn

Wesensverwandtschaft

mit

dem

Hand-

werkergott hat und in phrygischer Sage ihm auch bei der Menschenbildung zur Seite steht, 1) eine Rolle im Λυόμενος ähnlich wie in den Eumeniden gespielt haben;?) sie müßte die Einsetzung des neuen Kults in ihrer Stadt in die Wege geleitet oder wenigstens gebilligt haben; in einem Satyrspiel war eine so feierliche Sache nicht unterzubringen, und zur Füllung einer ganzen Tragódie reichte der Stoff nicht aus; denn daf) er auch noch die Hochzeit des Peleus und der Thetis in ein Stück verpackt hätte, in dei das Geheimnis eine im Vergleich init. dem Δεσμώτης

so

wenig

bedeutende

Rolle

spielte,

wird

man

einem

Aischylos doch nicht ansinnen. So aufgefaf bedarf der Λυόμενος auch keines ergänzenden Stücks am Schluß. Er ist Monodrama wie z. B. jedes der drei Stücke der Persertrilogie und hat volle αὐτάρκεια, dabei ungleich mehr dramatisches Leben

und Fluß als der Aeouwrng.

fromme

Stück des Aischylos

terisch

tiefer

stehenden

Aber das schlicht

ist von dem hochpathetischen, dich-

Δεσμώτης

verdrüngt

worden.

Es

war

eben für die Athener des fünften Jahrhunderts geschrieben, eine einfache und warmherzige Huldigung für den Schützer des damals mächtig einporblühenden attischen Gewerbefleißes, insbesondere der für den attischen Außenhandel so wichtigen Vasenfabrikation, ganz im Rahmen der äschyleischen Religion gehalten, etwa in demselben Sinn, wie das erste Stasimon der sophokleischen Antigone: die Technik, wiewohl ungóttlichen oder gótterfeindlichen Ursprungs und den Menschen leicht zur Überschreitung der ihm gesetzten Grenzen ermutigend, kann Segen bringen, wenn sie sich in die góttliche Weltordnung dienend einfügt. Der Δεσμώτης dagegen ınit seiner scharfen Antithese zwischen Gewalt und Recht, Kraft und Geist, mit seinem Gefühle erregenden Bild des unschuldig Leidenden, des mit Undank und Schmach gelohnten

Wohltáters

Aufbüumen

der

trotzigsten

Menschheit,

Widerstands,

mit

hat

seinem

allgemein

theatralischen

menschliche

1) Etym. m. s. 'lkóviov: γενομένου τοῦ ἐπὶ Δευκαλίωνος κατακλυσμοῦ rmdvτες διεφθάρησαν. ἀναξηρανθείσης bé τῆς γῆς ὁ Ζεὺς ἐκέλευσε τῷ ΤΤρομηθεῖ καὶ τῇ ᾿Αθηνᾷ εἴδωλα διαπλάσαι ἐκ τοῦ πηλοῦ. 2) Die Bildwerke, auf denen Athene hinter ihrem Lieblingshelden Herakles beim Adlerschuß steht (Amphora von La Tolfa, Wandbild der Villa Pamfili bei Bapp 3092. 3097), beweisen natürlich nichts in dieser Richtung.

Verschiedener Sinn von Δεσμώτης u. Λυόμενος. Verfasser desAcouWbtns.

109

Stimmungen und Probleme formuliert und mit tief erregenden Gesten zum Vortrag gebracht, die weit über die Grenzen Attikas hinausdrangen und namentlich seit dem Auftreten des Weltschmerzes und der Geniesucht bis in die neueste Zeit empfängliche Herzen gefunden haben. Ein Drama von so weitreichender Wirkung ist bei allen Gewagtheiten der Problemstellung und allen technischen Schwächen im einzelnen dem Geist nach doch von großem Zug, es hat Leben und wirkt Leben, mag man über seine rhetorische Hyperbolik und über Künsteleien der Ausführung denken, wie man will. Aber Aischylos hat dieses Stück nicht gedichtet; er hat seinem Verfasser nur Anstoß und Rahmen gegeben. Gercke ist ganz auf dem richtigen Weg gewesen; aber die skizzenhafte Behandlung des Problems, bei der er es bewenden ließ, konnte kein Vertrauen zu der Zuverlässigkeit seiner Ergebnisse erwecken. Nach dem Verfasser des Δεσμώτης auch nur zu fragen, mag vielleicht unerlaubt scheinen. Immerhin möchte ich das Stück,

in dem sich die a$0abía der gewerblichen Lebenstechnik mit der der aufkeimenden sophistischen Denk- und Redetechnik verbunden zum erstenmal für uns an das Licht der Literatur wagt, einem bodenstündigen Altattiker nicht zutrauen. Man móchte eher an einen Mann aus Metókenkreisen denken, die ja weithin in Athen Trüger des Handels und Gewerbes und Vermittler fortgeschritten kolonialer Lebensanschauung gewesen sind, oder an einen der Fremden, die schon frühe mit Literaturschópfungen auch vor das attische Publikum getreten sind — man denke an Pratinas, Ion, Achaios, Aristarchos, Lasos, die jüngeren Chorlyriker. Dazu würden etwa auch einige dem Δεσμώτης eigentümliche Ionismen (s. oben S. 50. 52. 70. 71, 2) stimmen.

Nachfrag. Zu S. 20 Z. 10 f. v. o. attische Zu S. Soph. fr. Zu S.

Über irrtümliche Zuweisungen

von Tragódien an

Dichter bei Aristoteles Pearson, Sophocl. fragm. Bd. 2 p. 223 f. 79 A. 1 dasselbe Strafmotiv auch in der Sisyphossage: Pearson, Bd. 2 p. 184 f. 105, 6: Prom. bei Themistios s. F. Wilhelm, Byz.-neugr. Jahrbb.

1929, 413.

Register. 1. ἄγαν (5. λίαν) 71. ἄγε 5. φέρε. αἰνικτηρίως — ἐξ αἰνιγμάτων ἀλάομαι 8. πλάζομαι. ἀλίγκιος 59. ἄλλος

ἀντί

71.

5].

ἄλλως τε πάντως καί 5]. ἀλυκτοπέδαι 78, 1. ἀπειθῶ --- ἀπιστῶ 71. 72. ἀπενθής — ἀπένθητος 70. ἀπιστῶ 5. ἀπειθῶ. ἁπλῷ

λόγῳ



ἁπλῶς

Tl.

ἐπαχθής 70. ἐπήβολος 18, 2. ἐπιγλωσσάομαι 51. ἐπιτυχήῆς 18, 2. ἐπίχειρα 8, 3. ἔργον: σὸν ἔργον c. inf. 72. ἔστε 72, 2. εὐηθία 64, 3. 72. ἥδομαι



χαίρω

θεμερῶπις

70.

47.

ἁρμοῖ --- ἄρτι Tl. ἄρχω c. dat. 71.

θεόσυτος

βασίλειος --- βασιλικός 71,3. βία: πρὸς βίαν, βιαίως, βίᾳ 71.

κίνυγμα 48, 1. 62. κομπάζιω, κομπέω 70, κτάομαι: ἐκτημένος Τύ. κτίζω mit doppeltem Akkusativ

46.

θην 46. 74.

γέγωνα u. ἅ. 40. Γόργειος — Γοργόνειος γνωρίζω τί τινι 7].

de: Stellung 64. deidw: δέδια, δέδοικα 70. δέλτος φρενῶν 5, 1. depkonar Aor. in aktivem Sinn 72. δέω: dei μέ τινος 71. δή: γε δή, δὲ δή, f) δή, καὶ δή, μὲν δή 74.

δῆθεν 74.

Adw:

λέλακα

λίαν

5. ἄγαν.

70.

λιπαρέω — λίσσομαι 71. λωφάω, παύω, παύομαι 71. μαλθακίζομαι --- μαλθάσσομαι pardw 51. unvn — σελήνη 71.

ὀθούνεκα 71. οἷός re c. inf. 71. ὅπῃ xai ὅπως 72. ὅπως c. ind. fut. 51.

εἰσβολή 31, 1.

ὁράω: ὦπται 70. ὀργή 5. χολή.

Partic.

praes. 71.

70.

μῆχαρ 51.

δηναιός ΞΞ alt 72. δοκῶ parenthetisch 72; s. ἃ. φαίνομαι. δύη 51. δυοῖν θάτερον 73. δωρεά, δώρημα, δῶρον TI.

εἶτα nach

76.

Tl.

» Vergleichungsadverbium 72. ὅπως τε — xd und umgekehrt 12 f.

Register. παῖς, παιδιά 8, 3. πατὴρ ohne Artikel παύω,

-ομαι

111

ῥέος 51.

σαφής und Ableitungen 42.

51.

S. Àugdu.

σελήνη s. μήνη. σοφιστής im schlimmen

πεδάρσιος 52. πέτομαι: ἔπτην, ἐπτάμην TO. πετραῖος --- πέτρινος 7]. πῆμα, πημονή, πημοσύνη 70. πιστός C. dat. confidens 51. πλάζομαι, πλανάομαι, ἀλάομαι 71. πλῆθος Lieblingswort in Pers. 4. ποῖος mit Artikel 71. ποτάομαι 70. rpiv-Konstruktionen 52. 72, 3. προοίμιον — φροίμιον 71. πρὸς ταῦτα (i nunc) 51. πτήσσω c. acc. 72.

χαίρω 5. ἥδομαι. χολή — χόλος --- ὀργή

αἰδώς 94, 2.

Aischylos

αἴνιγμα 30. 42. Aischylos (s. a. Προμηθεὺς δεσμ.) Antithesen 57. Äschyleisches im TTpon. δεσμ. 34 ff. Aufbau 34 ff. Brachylogie 11, 3. 27. 29. 42, 2.

Charaktergegensätze 38. Chorlieder, die Stimmung der vorhergehenden Szene ausdrückend

12 f. 28. Dialogführung

39 ff.

Eigenwörter der einzelnen Stücke 43 ff. 48 ff. Einführung sonen 6.

ankommender

Per-

Entwicklung von Sprache und Stil 41 f. Epodische Komposition 67. Erzählungstechnik 28. Folienwirkungen 8. 14. Frageformen 76. Gaia im Λυόμενος 85. 98 f. Göttercharaktere 41.

σφε

52,

τίκτω:

Sinn

τέξω

70.

φαιδρός --- φανός Τῦ f. φαίνομαι — δοκέω 72. φέρε — ἄγε 71. »

C. imperat.

72.

φροίμιον

s. προοίμιον.

φυγγάνω

10.

Τύ.

(s. a. Προμηθεὺς

derungen. Nomina agentis 50. 98, 1. πάθει ud8og 41. 91. TTepoaı 8. 28 f. Phraseologie 51. 72 ff. Φρύγες 32, 1. Prologe 32 f. 106. TTpoundeüs λυόμενος 86. 88. 97 ff.; seine Autarkie 106 f. TTpoundeug λυόμενος mit Δεσμώτης unvereinbar 101 f. 106 f. ἸΤρομηθεὺς λυόμενος bei den Römern 105. Προμηθεὺς πυρκαεύς, πυρφόρος 107. 108. Realismus 98.

Religiöse Höhepunkte in den Stükken

37 f.

Sage, Verhältnis des Aischylos zu ihr 91 ff.

Sagen-Änderungen 86 ff.

“Entd s. u. Septem. Herakles im Λυόμενος

Schlagwörter 45. Schweigen 13. 38 f. Sentenzen 63,

"Ikéribeg s. Supplices.

δεσμ).

Lieblingswörter 74 ff. Moira und Zeus s. u. S. 116 Zeus. Mythenkorrektur s. u. Sagen-Än-

Götteridentifikationen 85 f. 87. 98 ff.

72.

1.

Register.

112

Aischylos(s.a. Προμηθεὺς δεσμώτης) Septem

8. 38.

Stillstehen der Handlung

36 f.

ἁπλότης des Ausdrucks 30. ἑκόντων ἄρχειν 94, 2. Hephaistos, Bildner der Pandora 81.

Szenische Notwendigkeiten durch dramatische Motive verdeckt 13.

Hesiodos: Menschenschópfung 81; Prometheusfigur 81; Pandorasage 95.

Ocoudyoc-Figuren 93. 97. 104. Tradition, Berufung auf —, 63, 2.

Hoffnung 95 f. ὁμόνοια 94, 2.

Tragódienkatalog des Mediceus 107. Wiederholungen 11 f. 45.

Illusion

Supplices

ἀποπομπή Argos und Aristoteles Dichter Athena im

16 f.

s. ἃ. Wunsch. Athen 28. irrt in Angaben von Tragódien 109. ΤΤρομηθεὺς λυόμενος

Bildereinkleidungsformeln

Bildergebrauch 59. 98. 103. Blasphemieen der Tragódie

über 107 f.

Δίκη

λόγος

103.

109.

94, 2; 104.

Ea, babylonischer Gott, dem Prometheus ähnlich 88, 3. ἐπιπομπή s. u. Wunsch. Erzühlung künstlich variiert 28 f. εὐβουλία 94. Euripides Andromeda 3l. » lphig. Aul. 40, 5. Fehltritt eines einzelnen schadet der Gesamtheit 80, 1.

phantastische

58.

97.

Gewalt durch List, Überredung

er-

100, 3. setzt 82.92 f.; —

δυνάστης

Mädchenchöre

94,

einem Gott ohne

weiteres zugebilligt 90. Gewerbetätigkeit in Attika 82. 108. Goethes Prometheus 93. 106. Götteridentifikationen 85 f.

2.

37, 3. 67.

μηχανή, unxap 95, 1. Menschenliebe auf Kosten der Götter 32. 75. 80. 83. 92. Menschenschöpfung durch Prometheus 80 f. 105. Komödienmotiv 83 f.

Menschenvertilguug

durch Zeus 80.

Metaphern 59 ff. Mittelstück, beleuchtet den Sinn der

Tragödie sittlich-religiös 37. Monodie s. u. ΤΤρομηθεὺς Monodrama 106. 108.

δεσμώτης.

Natur apostrophiert 84, 1. ὠφελεῖν-ὠφελεῖσθαι Optimismus 96, 1.

Gaia-Themis 85 ff. 99. Geographie,

καιρός 9. 80. 51. Kindheit der Götter 89. κράτος s. u. Gewalt. Kultur, ihr Ursprung 9. Lesedrama 104, Lichtmetapher 62.

59.

Chorlied des Dichters eigene Meinung ausdrückend 36. Christen, ihre Stellung zum Δεσμώτης

94— 96,

94.

Pantomimen mit Prometheusstoff 105, 6. Parodos 37. 97. Peleus und Thetis, Hochzeit 108. Personifikationen 62, 4. Phasis Grenze zwischen Europa und

Asien 97, 1.

Register. Phrynichos, Attizist 42, 1; 105. Pindaros im Δεσμώτης und Λυόμενος benützt 85,1. 102. πόρος

113

Προμηθεὺς

Eigenwörter

95.

ΤΤρομήθεια, attische 107. Prometheus Menschenbildner Symbol des Künstlers 105. ἹΤρομηθεὺς

Einzelstellen:

v. , „ , „

δεσμώτης

Abhängigkeit von Aesch. Suppl. u. a. üschyl. Stücken 16 f. 27. 34 ff. Anfesselungsszene 106. Anklänge an andere Dichter 3, 1.

11 ff. 40 f. 46 f. Anredeformeln 9. 18 f. » μητρόθεν und πατρόθεν (vgl. Pearson zu Soph. fr. 564) 74. Anspielungen der Komódie 5 f. 19 f. » des Platon 6 A.

Äschyleisches im TTpou. δεσμ. 34 ff. 15 f.

Ätna-Episode 5 f. 15 f. Attizisten

bevorzugen

den

Δεσμ.

42, 1; 105. Aufbau

dem

34 ff.;

Parallelismus

mit

Λυόμενος 97 f. 103. 104.

43 ff.; verglichen mit

denen der übrigen Stücke 48 ff.

Abfassungszeit 5 ff. 19.

Atlas

δεσμώτης

Echtheitin voralexandrinischerZeit nicht sicher bezeugt 19 f.

885: 13, 425 fe: 11, 1. 436 ff.: 13 f. 438 ff.: 23, 2. 526 ff.: 37.

ἐλπὶς τυφλή 95. Empedokleischer Einfluß? 47. Erfindungen des Prometheus 92. 98. Erlösung (Herakles und Cheiron)

78 ff. Erzählung

künstlich

variiert

24

bis 29. Fesselung verdoppelt 84 f. Feuerdiebstahl 77. 19 f. 84 f. 107. Feuer Grundlage aller Kultur 92, 1. Figuration: Antithesen 56 f. Asyndeton 53. Enumeratio 56. Epanadiplosis 53 f.

Etymologie 53.

Aufzählung, genaue u. ungenaue 56. Bestrafung s. u. Strafe.

Frage,

Bildlichkeit 58 ff. 103.

^

rhetorische »

57.

mit Antwort 57,1.

Charakterzeichnung 40 f. Cheironmotiv 78 ff. Chor der Okeaniden charakterisiert 21. 38. 40, 5 vgl. u. S. 114 Okeaniden.

Oratio recta innerhalb der Erzühlung 53. Oxymoron 56. Parenthese 53. Polarer Ausdruck 55. Satzapposition 53. σχῆμα καθ᾽ ὅλον καὶ μέρος 53.

Chorlieder 1. 13. 21. 36,3 (Träger

Schluß der Rede auf den Anfang

Bühnenapparat

2, 17

(Puppe

vgl.

31, 2).

eigener

Urteile

des

Dichters).

67 (Kürze). Dialog an den vorangehenden Chor angeknüpft

21, 2.

Dialogführung 39 ff. Dramatische Technik 17; ihre Pri-

mitivität keit

ihrer

19. 32;

Zwangsläufig-

Gestaltung

aus

dem

zurückgreifend 56. Selbstkorrektur in Frageform 73. Tautologieen 55. Wortspiel 53. Zitat von Worten des Vorredners, parodierendes 57. Gaia-Themis s. o. S. 112, Geheimnis des Prometheus 34 ff.

gestellten Problem 20 ff. Schmid,

Untersuchungen

zum

Gefesselten

84 1f. 86. 88. 92. 99 f. 102. Prometheus.

8

114

Schmid:

Προμηθεὺς

deon.

Προμηθεὺς

Geist des Dramas 92 ff. 108 f. Götter im Stadium der Unvollkommenheit der griechischen Auffassung nicht gemäß 89. Herakles

Erlöser

des Prometheus

18 ff. 99 f. Intellektualistischer Zug 15. Io, Bedeutung der Io-Szene

22 f.

24 f. 36. Io Kuh

oder gehórntes Mädchen 6

A. 25. Io

in Prom.

und

Suppl.

16. 22, 1.

25, 1. Ironische Darstellung des Prometheus? 29. 97. Kataloge von Namen 58. Kaukasos oder Skythien Strafort

84. 104, 5. Klarheitsstreben im Ausdruck 41 ff.

103. Kompositionstechnik bau.

3; s. a. Auf-

Kritik der Volksreligion ? 90 ff. Künstlichkeit der Erzühlung 23 ff. Leichtverständlichkeit theus 42.

des Prome-

Lieblingswörter 74 ff,

Mekoneischer Betrug 83. Menschenschöpfer Prometheus

81 ff. Zeus 102, 3. des Helden

21.

75. 104.

Nachwirkungen

5.

Sagenüberlieferung, Schauspieler,

Magerkeit der Handlung 9. 12. 22. 32. 36.

Monodien 17. 21, Mythopoiie 77 ff.

φιλανθρωπία 32,2. 75. 80f. 88. 92. 102. Phraseologie 51. Problemstellung und ihre technische Auswirkung 20 ff. Prolog 30 ff. 106. Prometheus Tribun der Menschheit 81f. 92 f. 103. Heros der Gewerbetätigkeit 82. 108. Prometheus’ Charakter im Δεσμ. 90, 1. 96 f. Prometheus’ Vorgeschichte im Aeσμώτης 92. Prometheus-Trilogie 97 f. 107. Prometheus als Exemplum in der hellenistischen Philosophie 105. Prometheus vom Kynismos verurteilt 105. Rhetorisches 3. 4. 25. 26. 27. 291. (Bemerkungen der Personen über die Technik ihrer Reden) 51.53 ff. 58 ff.; vgl. a. u. Brachylogie, Bildlichkeit, Figuration, καιρός, Metaphern, Tropik. Rollenverzeichnis 98.

Stellung

zu

ihr 83 ff. 91 ff. 96.

Logische Pedanterie 6. 25. 75. Lokal der Bestrafung 84. 104 f.

Metaphern 59 ff. Misanthropie des Mitleidsbedürfnis

δεσμ.

68. 106 f.

103 ff.

Okeaniden, Charakter 90, 5. 95, 3; vgl. o. S. 113 Chor. Okeanosszene 6 ff. 76. 99. Parodos, kommatische 21.

zwei

für

Λυόμενος

ausreichend 106, 6. Schulmeisterlicher Ton 25. 26. Sentenzen 63. Skythien s. Kaukasos. Sonst und Jetzt in Antithese 40. 56. Sophistischer Geist des Δεσμώτης 92 ff. Sprache (s. a. ἃ. Eigenwörter, Figuration, Klarheitsstreben, Lieblingswörter, Phraseologie) 1. 2. 4. 9. 41 ff.

Äolismus 52. Artikel fehlt bei πατήρ 51. Attraktion des Pronomen relativum 72. Augmentum temporale fehlt 70.

Register. Προμηθεὺς

TTpoundeüg

δεσμ.

Ellipse von εἰμί in 1. u. 2. Person Sing. 72. Etymologisches Spiel 53. Infinitiv = Imperativ 52. Interjektion außerhalb des Trimeters 67, 1. Interjektion verdoppelt 53 f. Ionismen 47. 50. 52. 70. 71, 2. Medium statt Activum 52. Neugebildete Wörter 44 ff. Nomen mit verbaler Struktur 52. Nomina agentis -τήρ, -Twp, -Tpıa 50. 76. 98, 1. Nominativus absolutus 53, 1. Optativus urbanitatis 52. Ordinalzahl zusammengesetzt 51. Partikelwesen 74. Plural statt Singular 52, 1. Praesens historicum, propheticum 52. Resultativperfectum 52.

Sophistisch - Verstandesmäßiges 75. Spannung, dramatische 14. 87. Sprachform durch Versrücksichten bestimmt 63 f. Streck- und Füllbildungen θά, 4, Spruchweisheit 8. 63. Steigerung im Aufbau 22. Stilverschiedenheit von den übrigen Stücken 41 f. Strafe des Prometheus n Art und Lokal 77 f. 84, 4. 104, 5. „ Motivierung 19 f. 83. 109.

»

. Verdoppelung 84 f. 86 f.

τέχνη 95. Themis-Thetismotiv »

S.

Tragische

17. 85 ff. 99.

Gaia.

σεμνότης

veranlaft

Ánderungen des Mythos 83. Tropik 8, 3. 58 ff. Typhoeus 15 f. Verfasser 109. Versbau:

115 δεσμ.

Anapäste -

im Trimeter 1. 15,3. zum Einmarsch von Schauspielern 12. Antilabe 67. Enjambement 12. 65, 1. Epodische Komposition 67 f. ὑπόρρυθμον 65. Porsoniana lex 65. Prosodie 63. Reim zwischen den beiden Trimeterhälften 67. Rhythmus der Chorlieder 67. σχῆμα Σοφόκλειον 5. u. Enjambement. Stichomythie 32. 39 ff. Trimeter, iambischer, Bau 64 ff. »

"

halbiert,

züsurlos 65 ff. Verspaare in Stichomythie 39. Versrücksicht wirkt auf die Sprachform 68 f.

Verstandesmäßigkeit s. Sophistisch-Verstandesmäßiges.

Umarbeitungshypothese Wiederholungen

9 ff.

1—3. 15.

22.

32, 2. 55. 68 ff. 74 ff. Wortschatz 43 ff. Wortstellung 64. Zeus’ Sturz Wirkung von Kronos’ Fluch 35. 101. Zeus’ Charakter im Δεσμώτης

88. 90. TTpoundeug λυόμενος, πυρκαεύς, πυρφόρος s. o. u. d. W. Aischylos S. 111. Prophezeiungen über Vergangenes 27. 98. Religiös-sittliche Rhetorik 94 f.

Beleuchtungen

37.

Sagen-Änderungen bei Aischylos und im Δεσμώτης

86 ff.

Sagenmotiv von Bedrohung desVaters durch einen zu erwartenden Sohn 85, 3.

116

Register.

Satyrspiel

107.

Schlafen-Wachen im Bild 62, 2. Schlußwendungen 30. Selbstmord Göttern versagt 26, 1. Shaftesbury 105 f. Sophistik 93 ff. Sophokle's Aias, Antigone von Τρ. ὃ. abhängig 17 f. » Andromeda 31.

Themistokles 104. θεομάχοι s. u. Aischylos Tropik 58 ff.

S. 112.

Vasenexport, attischer 82, 2; 108. Versbau s. u. TTpoundeug δεσμώτης. Villani 105.

Antigone, erstes Stasimon 93. 96. 108.

Wortbedeutung, wechselnd 72. Wortschatz 43 ff. Wunsch (ἀποπομπή, ἐπιπομπή) 73.

"

Triptolemos

Zeus

"

fr. 844 P.: 107, 4.

"

Sprichwórter 63. Stichomythie als Form lung 23. 28. Stillstand der Handlung

5, 1.

der

Erzüh-

36.

τέχνη 95, 1. Technische Fortschritte 93; ihre Beurteilung 108.

bei

Hesiod

von

Prometheus

düpiert 82 f. Zeus bei Aischylos und im Volksglauben 90 f. Zeus und Moira 101. Zeus im Δεσμώτης vom väterlichen Fluch belastet 35. 101. Zeusverherrlichung in jedem áschyleischen Stück 38. 83.89; kritisiert im Δεσμώτης 104.