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German Pages 107 [112] Year 1884
Untersuchungen über das
oliaiinesovaiigelium
von
August Jacobsen.
Berlin. Druck und Verlag von G. R e i m e r . 1884.
Seinem lieben Lehrer,
Herrn Director Prof. Dr, Raspe in dankbarer Verehrung gewidmet
von dem Verfasser.
V o r w o r t . Eine fast unabsehbare Litteratur ist durch das Johannesevangelium
hervorgerufen
sind daran beteiligt.
worden.
Die ersten
theologischen Namen
Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
"Wollte ich über die Abfassungszeit, über die zeitgeschichtlichen Verhältnisse, über den Lehrgehalt, über die Bezeugung des vierten Evangeliums u. a. eingehender sprechen, so hätte ich meist nur zu wiederholen, was aufs beste gesagt ist.
Ich habe mich daher so
ziemlich auf diejenigen Fragen beschränkt, für deren Beantwortung ich neues und, wie ich glaube, gewichtiges Material
gesammelt
habe, vornehmlich ist es die Frage nach der Historicität der johanneischen Erzählungen und Reden. Mannigfache Bedenken werden bei unbefangener Betrachtung des Johannesevangeliums und bei der Vergleichung desselben mit den synoptischen Evangelien rege. In dieser Beziehung war freilich nur eine Nachlese zu halten, — im weitern Verlauf der vorliegenden Schrift wird man indess einer Fülle neuer Beobachtungen begegnen.
In überraschender Weise hellt sich die Composition der
ganzen Schrift auf, ergibt sich die Unzulässigkeit von echt historischen Erinnerungen in ihr zu sprechen, erklärt sich die Entstehung der meisten Anstösse aus der Beschaffenheit der Vorlagen und der eigentümlichen Art ihrer Benutzung. Was in einer unkritischen Zeit nicht auffallen kann, — Johannes hat den synoptischen Geschichtsstoff, oft genug in Folge von
VI
Vorwort.
Missverständnissen, umgebildet, erheblich freier noch als die Synoptiker ihre Vorlagen. Er erlaubt sich manches zu ändern und hinzuzufügen, indem er den Gottessohn dadurch noch mehr verherrlichen zu können meint; überall aber blickt der synoptische Jesus durch, auf dass die Schrift nicht zu fremdartig werde: sonst hätte er nach den alexandrinischen Speculationen, die er verwertet, noch ganz andre Bilder gestalten können. Gegen alle Vermittlungsversuche und gegen die sog. Teilungshypothesen muss ich mich ablehnend verhalten. Dass die Abfassung der Schrift durch einen Jünger des Herrn hier nicht in Frage kommen kann, versteht sich von selbst. — Die kritische Erforschung des christlichen Altertums kann iind wird dem Einfluss des Evangeliums in unsrer Zeit zu gute kommen. Es ist ein grossartiger, glänzender Bau, an dem schon ein halbes Jahrhundert hindurch die kritische Theologie in und ausserhalb Deutschlands so rührig und so glücklich arbeitet: hoffentlich wird die vorliegende Schrift als ein brauchbarer Baustein für denselben erfunden. Berlin, im Februar 1884. Der
Verfasser.
Inhaltsverzeichnis. Seite
Untersuchungen über das Johannesevangelium
1
Erster Teil. Die evangelischen Erzählungen des Johannes A. Kritische Analyse und Yergleichung mit der synoptischen Darstellung B. Zur Aufhellung der Composition des Johannesevangeliums 1) Capitel 1—3 •2) Capitel 4—7,13 3) Capitel 7,14—11 4) Capitel 12 — fin
5 5 46 50 57 69 77
Zweiter Teil. Die Herrnreden im Johannesevangelium A. Ueber die Ilistoricität der johanneischen Christusworte . B. Ueber den johanneischen Lehrbegriff C. Ueber den eigentümlichen Reiz der johanneischen Reden Schluss Excurs über Job. 7,53 — 8,11 und J o h . 21
. .
87 89 93 98 99 100
Untersuchungen über
das
Johannesevangelium.
A. J a c o b s e » , Unters, üb. d. Jobannesevangeliuid.
Das Evangelium nach J o h a n n e s ist fast stets mit grösserer Gunst behandelt worden, als die synoptischen Evangelien.
In ihm fand man
gewöhnlich erst die volle Oflenbarung Jesu von N a z a r e t h ,
die
ganze
Erschliessung des göttlichen Heilsplans, des tiefsten Geheimnisses d e r neuen
Lehre,
in ihm
eine
durchaus
authentische
Lebens Jesu aus t r e u e r E r i n n e r u n g h e r a u s . mit der johanneischen
Darstellung
des
Diejenigen Züge, die sich
Darstellung verschmelzen Hessen, wurden f ü r
das Leben Jesu den Synoptikern entlehnt, die synoptischen Herrnreden, deren
und
unvergleichliche Schönheit
kennen
konnte,
gelten,
aber
liess man
wo
die
Synoptiker
Evangeliums a b w i c h e n ,
Erhabenheit
als d u r c h g e h e n d s von
der
man
sichere
nicht
Darstellung
des
Das Johannesevangelium
evangelischen
vierten
wo alle Interpretationskilnste die Differenzen
nicht verschwinden lassen wollten, da sollten die Synoptiker haben.
ver-
Reininiscenzen
Ueberlieferungen.
galt
als
Johannes,
der
echte
Unrecht
Prüfstein
der Apostel
Jesu,
der der
Lieblingsjünger des Herrn, erschien als d e r getreueste Hüter d e r Erinnerungen
an
den
Heiland.
Wenn
er
geirrt
schien kein sichres Wissen um Jesu Person sein,
wenn seine Stimme
Concert der Evangelien Seele,
der
wunderbare
s c h w u n d e n zu sein.
nicht
finden
haben
sollte,
und Wirken
die vornehmste
dann
möglich zu
Beachtung
in
dein
sollte, dann schien die geheimnisvolle
Zauber
der
evangelischen
Geschichte
ent-
Ja, die Verehrung des einen Schriftstellers und
seiner tiefsinnig ernsten Schrift machte gegen die a n d e r n evangelischen Schriftsteller höchst ungerecht.
Der Fingerzeig der kanonischen
An-
o r d n u n g , die dem Johannesevangelium die vierte und nicht die erste Stelle zuwies, blieb unbeachtet. Vergebens hat die kritische Schärfe B a u r s und seiner Nachfolger dieses Vorurteil zu beseitigen
gesucht.
Synoptiker
Evangelium
nach
dem
vierten
Immer wieder gerichtet.
werden Man
1*
die
begnügt
4
Ungerechte Bevorzugung des Johannesevang.
sich d a n n n i c h t d a m i t , die eigenartigen R e d e n , die d e r vierte gelist Jesu
in
den
Mund
legt,
jenen
Gleichnissen u n d S e n t e n z e n d e s
erhabenen
Evan-
religiös-sittlichen
s y n o p t i s c h e n J e s u s als e t w a s
Bedeu-
t u n g s v o l l e r e s und G e w i c h t i g e r e s g e g e n ü b e r z u s t e l l e n , m a n n i m m t a u c h die
evangelischen
Erzählungen
des J o h a n n e s
gegen
d e r drei e r s t e n Evangelisten d u r c h a u s in S c h u t z .
die
Darstellung
Man f ü r c h t e t e b e n ,
d a s s a u c h die B e d e u t u n g d e r j o h a n n e i s c h e n R e d e n —
in d e n e n
man
bald eine möglichst g e n a u e W i e d e r g a b e von H e r r n r e d e n , bald (ziemlich u n b e s t i m m t ) eine g e n i a l e , s c h ö p f e r i s c h e R e c o n s t r u c t i o n d e r s e l b e n sieht —
in F r a g e gestellt w e r d e n w ü r d e , w e n n die p r a g m a t i s c h e Geschichte
d e s vierten wenn
Evangeliums
sie nicht m e h r
schiene. —
in
irgend
einem P u n k t e
würde, er-
Wir h a b e n o f t m a l s die E m p f i n d u n g g e h a b t , d a s s man
die
Erzählung
treue
verdächtig
Bericht eines A u g e n z e u g e n
evangelische
als d e r des
Johannes
n i c h t s o ernstlich verteidigen
gegenüber
w ü r d e , wenn
man
der
synoptischen
nicht e i n e
liche G e f ä h r d u n g a n d r e r P o s i t i o n e n b e s o r g t e , u n d d a s s in
bedenk-
unzähligen
Fällen die d u r c h s i c h t i g e , l e b e n d i g e Darstellung d e r S y n o p t i k e r es a u c h den
Verteidigern
des Johannesevangeliums
angethan
haben
w e n n es n u r nicht so u n a b w e i s l i c h e , missliche Folgen
würde,
hätte.
Im F o l g e n d e n w i r d dem vierten E v a n g e l i u m auf G r u n d einer oft wiederholten chung
Durchforschung desselben,
desselben
mit
Stellung zugewiesen. vierten E v a n g e l i u m s
den
auf G r u n d
synoptischen
Evangelien
genauer eine
Wir w e r d e n die evangelischen E r z ä h l u n g e n und
die j o h a n n e i s c h e n C h r i s t u s r e d e n
möglich ist) g e s o n d e r t b e t r a c h t e n . des s y n o p t i s c h e n ,
In dem e r s t e n Teil k o m m t es u n s
die Mängel des j o h a n n e i s c h e n zu
die Vorbeleuchten
u n d d a n n die Composition des vierten E v a n g e l i u m s a u f z u h e l l e n . hoffen d e n Beweis e r b r i n g e n die s y n o p t i s c h e n
Evangelien
zu k ö n n e n , in
u n d b e n u t z t hat, s o n d e r n auch kundlich
historisches Material
des
(soweit es
d a r a u f an, die Differenzen d e r beiderseitigen C h r i s t u s b i l d e r , züge
Verglei-
secundäre
ihrer
dass Johannes
kanonischen
nicht
Fassung
Wir bloss
gekannt
d a s s ihm a u f a n d e r m W e g e kein u r zugeflossen
ist
Der zweite Teil wird
die R e d e n J e s u n a c h J o h a n n e s ins Auge fassen. W i r sind
weit d a v o n e n t f e r n t , das J o h a n n e s e v a n g e l i u m zu u n t e r -
s c h ä t z e n ; es h a t s o e i g e n a r t i g e , u n w i d e r s t e h l i c h g e w i n n e n d e Züge, die k e i n e k r i t i s c h e B e l e u c h t u n g ihm n e h m e n k a n n u n d w i r d . Aber wir d ü r f e n schlechterdings
nicht d u l d e n ,
d a s s es
den
synoptischen
Evangelien,
d e r e n Quellen u n s in die u n m i t t e l b a r e N ä h e Jesu f ü h r e n , v o r g e z o g e n wird.
Erster Teil. Die evangelischen Erzählungen des Johannes. A.
Kritische Analyse und Vergleichung mit der synoptischen Darstellung. Wie in den synoptischen Evangelien
gelium Bericht
die
eigentliche
über
so wird im J o h a n n e s e v a n -
evangelische Geschichtserzählung
das Auftreten
des Täufers
durch
eingeleitet und durch
den die
Schilderung der Erscheinungen des a u f e r s t a n d e n e n Jesus beschlossen. Wir werden Capitel f ü r Capitel die j o h a n n e i s c h e Darstellung beleuchten und sie mit der synoptischen
in den wichtigsten Zügen
vergleichen,
ohne allzu ängstlich auf absolut vollständige Aufzählung der differierenden Puncte zu hallen. C a p i t e l I. Nach einem
kurzen Prolog werden wir auf den Vorläufer Jesu,
auf den gottgesandten T ä u f e r , der von dem „ L i c h t " zeugen hingewiesen.
sollte,
Das Zeugnis Uber Jesus, das der Evangelist dem Täufer
in den Mund legt, entspricht in der Bezeichnung des Subjects (6 omau» (lou £p/o[i£vo?) synoptischen W o r t e n , m u n g entfernt es sich aber sehr
in der prädicativischen
wesentlich
Bestim-
von der Auffassung d e r
Synoptiker ( — ep.:tpoj[isvoi sis T*/jv euXaxijv 'Iu>avvr(; (Joh. 3,2 I).
Das wäre demnach nichts weniger
als eine begründete Corrcctur der synoptischen Noch
einmal v. 2 6
(und
ebenso
4.1) wird
Darstellung. der
Irrtum
(unser
Schriftsteller nimmt die Bemerkung ja später zurück) wiederholt.
Des
Täufers Jünger sagen: , , — dieser (Jesus) tauft, und Jedermann kommt zu i h m " .
Aber wie befremdlich, willkürlich und widerspruchsvoll ist
die vorliegende Darstellung 1 Diese Worte weisen doch auf grossartige Erfolge Jesu
hin;
der Evangelist
lässt
den Täufer
sagen: „er muss wachsen, ich aber muss abnehmen".
auch
zunächst
Mit nicht ge-
ringer Verwunderung hören wir aber gleich v. 3 2 in demselben Atemzuge aus annehme.
des Täufers M u n d , dass Niemand sein i. e. Jesu Ist das Geschichte —
Zeugnis
ist das wirklich von einem A u g e n -
zeugen erzählt? Hier, wo Johannes nach
unsrer Darlegung das Lucasevangelium
und zwar Cap. 3 vor sich hat, wiederholt er teils einzelne Züge, die schon im ersten Capitel bei der vorläufigen Besprechung
der W i r k -
samkeit des Täufers verwendet sind, teils entlehnt er neue Züge, die
Zur Aufhellung der Composition.
54
er o b e n , wo er die Vorlage wohl brachte.
Ist das
Verfahren?
gedächtnismässig b e n u t z t e * ) ,
nicht s e h r bezeichnend
Einzelne
Momente
glänzende Bestätigung u n s r e r
für
enthalten
sein
nicht
schriftstellerisches
hier n o c h
eine
besonders
Hypothese.
L u c . 3 , 1 5 — irepi xou 'Ituavvou, |i.VjTTOXE auxo? st7) o Xpiaxo?. nach
der
Täufers
Darstellung solche
o Xpiaxo?.
Lucae
Vermutung.
regt
sich
S.
Joh.
unter 3,28
den —
Nur
Zeitgenossen
STTIOV
¿^UJ
( E b e n s o J o h . 1 , 1 9 s'/u) oux sifxt o X p i a x o ? .
des eifj.1
OUX
Dort hat auch
L u c . 3 , 1 6 : „ I c h taufe euch mit W a s s e r , es k o m m t a b e r ein S t ä r k e r e r nach m i r , dem ich nicht genugsam b i n , S c h u h e löse.
Der wird euch
mit
t a u f e n " fast wörtliche Verwertung
dass ich die Riemen
seiner
dem heiligen Geist und mit
Feuer
gefunden).
Nur hier (im 3 . Cap., nicht a b e r im 1.) wird wie in den S y n o p tikern e r z ä h l t ,
dass viel Volks zu J o h a n n e s k a m , um sich taufen zu
lassen; Joh. 3 , 2 3 —
xal irapsyivovTo xal eßairxi'Covxo.
Hier verwendet J o h a n n e s ferner in e i g e n a r t i g e r w e i s e L u c . 3 , 2 2 : xal
xaxaßrjvai
xö
TivsSaa xö oTytov —
—
au ei o u?oc [J.ou o d*(a-
Tnjxö?. s. J o h . 3 , 3 4 sq. ou -¡äp sx ¡xsxpou oiScoaiv xö irvsujxa. o uar/jp ¿•[anq xöv uiov — . des Täufers
Diese
eigentlich
S t e l l e ist
schon
um
so w i c h t i g e r , als die R e d e
zuvor a b g e s c h l o s s e n war
und
als hier
im stricten Gegensatz zu der sonstigen j o h a n n e i s c h e n Auffassung von einer Geistesverleihung an J e s u s g e s p r o c h e n
wird.
Der Schluss der R e d e nimmt h i e r im 3 . Cap. die ernste W e n d u n g der synoptischen (s. L u c . 3 , 7 . Zeugnis
17),
Täuferreden während
des T ä u f e r s
— oben
wiederholt
fj im
opf/j
xou
fteou
fiivst
ersten Capitel n u r
wurde,
dass J e s u s
ITC
aüxöv
immer
das
der Messias
sei
und dass er das L a m m Gottes sei, welches der Welt S ü n d e w e g n e h m e . W i r würden a u f die weitern Berührungen des J o h a n n e s e v a n g e l i u m s mit dem Lucasevangelium in diesem Teil kein grosses Gewicht legen, wenn sie ganz isoliert w ä r e n : in Verbindung mit den bisherigen B e o b achtungen gewinnen sie an Bedeutung.
Zugleich m a g es hier gestattet
sein, auf einige R e m i n i s c e n z e n aus andern neutestamentlichen Schriften hinzuweisen. *) In der Relation des ersten Cap. über den Täufer fällt der unsichre, wiederholte Ansatz auf — v. 6 sq.: Es ward ein Mensch, von Gott gesandt, der hiess Johannes; derselbige kam zum Zeugnis, dass er von dem Licht zeugete — v. 15: Johannes zeuget von ihm und spricht — v. 19: Und dies ist das Zeugnis Johannis —.
1) Capitel 1—3. . L u c .
1,5
¿-ysvexo
Luc. 1 , 1 3
xai
—
—
Joh.
xaXsoEi?
1,6
tb
55
¿-/SVSTO
ovojia
— .
auToü 'lioavvijv
—
Joh.
1,6
avSpos
—
ovofj-a aut(5 'la>avv>j?. Luc. 1 , 3 4 sq. — Luc. 2 , 9 JAEOGC
Luc. 2 , 4 0
—
7r).r(pi'j|iEvov
Luc. 2 , 4 1 — 4 3 ¡XSIVSV
SOPIIJ
'I^AOIJ;
die
Worte
auxou? —
Joh. 1,14
eine Anspielung auf den L o g o s gefunden hat.
Es würde sich so seine Vorliebe für das Lucasevangelium
noch leichter
erklären.
Rücksichtlich verschweigen, (auch
des Anfangs
dass uns
von L u c .
von Cap. 2
wollen wir endlich
die Uebereinstimmung
in der Bedeutung
„einladen"
verwendet)
'Iijaoö? und L u c . 2 , 2 1 xai ixXr(i>7) — 'Ir^croui auffällt. j a den
reichen
keineswegs, menschlichen Möglichkeit, zuhellen,
Inhalt,
aber
bei
Geistes
die symbolische den
Bedeutung
oft so geheimnisvollen
darf unsres E r a c h t e n s
auch
die Entstehung einer j o h a n n e i s c h e n
hingewiesen
werden.
(Eine
gewisse
nicht
von J o h . 2 , 2 ¿XXTJDTJ os xai o
W i r verkennen dieses Abschnitts
Conceptionen auf eine
des
entfernte
Perikope etwas aufAnalogie
dazu
findet
sich Mt. 1 5 . 2 1 , s. m. Unters, über d. synopt. E w . pp. 1 8 s q . )
W i r s e h e n , auf wie s c h w a c h e m Grunde sich die evangelische Erzählung
des J o h a n n e s
in
diesem ersten Teil auferbaut.
An
die Be-
nutzung dieses Teils für die Construction eines L e b e n s J e s u ist nicht mehr
zu
denken.
Die synoptische
für ihren schliesslichen ginn
der
öffentlichen
Darstellung
Sieg zu s o r g e n : Wirksamkeit
Jesu
braucht
nicht
ist u n h i s t o r i s c h ,
die
redung J e s u mit Nicodemus ist unhistorisch, das gleichzeitige Jesu und des Täufers ist unhistorisch. Gewicht
bei
UnterWirken
Das, worauf bisher ein besondres
der Beurteilung des J o h a n n e s e v a n g e l i u m s
gelegt wurde,
ist schon s e h r in F r a g e gestellt: ein Hauplpfeiler in seiner gischen Construction ist eingestürzt.
mehr
die Tempelreinigung im B e -
F ü r die weitern
chronolo-
Constructionen
57
2) Capitel 4—7,13. des
vierten E v a n g e l i u m s
erweckt es
freilich nicht g e r a d e das beste
Vorurteil. — Ob man noch Lust haben wird, in einigen ganz n e b e n sächlichen Notizen*) des J o h a n n e s historisches Material zu s u c h e n ?
2) Capitel 4—7,13. In
diesem Abschnitt
ist
die
galiläische Wirksamkeit Jesu
dar-
gestellt. Verschiedenes ist freilich aus den oben dargelegten Gründen von dem Verfasser des vierten Evangeliums v o r w e g g e n o m m e n , a n d r e s hat für ihn wohl, da er nicht die historische E n t w i c k l u n g tums im Auge
hat,
mehrerer Jünger
geringere Wichtigkeit.
bereits
im
ersten
Capitel
erwähnt
decken sich zum Teil mit den Jilngernamen Zählung, der
des Christen-
So hat er die B e r u f u n g —
die
Namen
in der synoptischen
zum Teil sind sie n u r von allegorischer B e d e u t u n g ;
erste Besuch J»'su
deutet ("2.12).
in Kapernaum
wenigstens
zuvor
ange-
Dagegen von einem Abschluss des Jüngerkreises,
einer selbständigen Thätigkeit Johannesevangelium schichtlichen
war
Er auch
gar
der JUnger bei Jesu Lebzeiten
nicht
die Rede.
Zu
einer
von
ist im
wirklichen
Bedeutung kommt ja hier auch Niemand
—
ge-
weder Pe-
t r u s noch der Lieblingsjunger. Der e n t s p r e c h e n d e Hauptteil
in
den synoptischen Evangelien
—
Jesu Wirksamkeit in Galiläa — handelt ausserdem noch von m a n n i g fachen Heilungen — Mc
c. 1**) (mit Absicht scheinen von J o h a n n e s
die Heilungen der Besessenen Ubergangen sie
ihm
nicht w u n d e r b a r g e n u g ,
treiben
zu sein ja
—
vielleicht sind
doch auch die Gegner
Jesu böse Geister aus), von Conflicten mit den Pharisäern wegen
der F r a g e
über
die S ü n d e n v e r g e b u n g
haltung des S a b b a t h s — Mc. cc. 2 u. 3, c. 4, von T o t e n a u f e r w e c k u n g e n — Mc der Synagoge seiner Vaterstadt
und
gorische
Thoma,
die G e n e s i s
Heilig-
von L e h r v o r t r ä g e n —
Mc.
c. 5 , vom Aultreten Jesu
— Mc. c. 0
(das
geringe
*) Die g e o g r a p h i s c h e n A n g a b e n (z. B. über Bethsaida als bezeichnet
besonders
Uber die
des J o h a n n e s e v . p. 7 4 7
in
Entgegen-
Heimat
mit Recht
Petri)
als alle-
Spielereien.
" ) Wir weisen
hier
nur
auf
die
betreffenden A b s c h n i t t e
E v a n g e l i u m s h i n ; L u c a s hat fast d u r c h g e h e n d s d i e s e l b e
des
Anordnung.
ältesten
Zur Aufhellung der Composition.
58 kommen
der Bewohner
entlockt ihm
d o r t das W o r t :
„Ein
Prophet
gilt n i r g e n d s w e n i g e r als in seiner V a t e r s t a d t " ) , von d e r w u n d e r b a r e n S p e i s u n g vieler T a u s e n d Petri —
—
Mc. c. 7 ,
Mc. c. 8 u . s. w.
von
dem
zweien g e m e i n s a m s i n d ,
b e s o n d e r s die E r z ä h l u n g
Sohn)
in K a p e r n a u m
des H a u p t m a n n s
Messiasbekenntnis
Dazu k o m m e n einige Abschnitte, die n u r vom Knecht (resp.
(in Mt. u n d L u c . ) u n d
vom
S e e w a n d e l n Jesu (in Mc. u n d Mt.). Fast alle diese P e r i k o p e n
nun
finden
wir in d e m
vorliegenden
Abschnitt des J o h a n n e s e v a n g e l i u m s in g r ö s s e r e r o d e r g e r i n g e r e r Ausf ü h r l i c h k e i t ( w e n i g s t e n s in A n d e u t u n g e n ) , a b e r in teilweis a b w e i c h e n d e r O r d n u n g wieder.
In Wirklichkeit
ist also die galiläische
Wirk-
s a m k e i t J e s u nicht ganz so erheblich b e s c h r ä n k t , wie m a n gewöhnlich a n n i m m t : n u r w e r d e n wir alsbald s e h e n , dass in Folge m i s s v e r s t ä n d licher A u f f a s s u n g des l u c a n i s c h e n T e x t e s , als möglich folgt,
dieser Teil
Johannesevangelium
ein
erhalten
dem
er
auch
hier
soviel
etwas b e f r e m d l i c h e s Aussehen
hat.
Auch
für
die
einzelnen
im
Abwei-
c h u n g e n in d e r O r d n u n g d e r P e r i k o p e n k ö n n e n wir den Einfluss des Lucasevangeliums nachweisen. — Johannes
folgt hier w i e d e r u m
dem
L u c a s u n d da, wo L u c a s ihn im Stich liess, dem Marcus fast Schritt f ü r Schritt.
Der Evangelist
weiss
sich
ja
dabei eine gewisse Selb-
s t ä n d i g k e i t zu w a h r e n , a b e r die Fülle d e r B e r ü h r u n g e n — bald
mehr
bald m i n d e r b e d e u t s a m e r , zum Teil g e r a d e z u f r a p p i e r e n d e r B e r ü h r u n gen wird einem J e d e n die Z u s t i m m u n g zu u n s r e r T h e s e a b n ö t i g e n . Von einer V e r s u c h u n g d u r c h den Teufel (Luc. 4 , 1 — 1 3 ) k o n n t e hier dem L o g o s g e g e n ü b e r wohl nicht die R e d e sein. berichtet u n s L u c a s Beginn
der
Luc. 4,14
JCGCI
von Jesu
öffentlichen UIRSCITPSIJJSV
Rückkehr
Wirksamkeit O
'IrjsoO;
fährt Johannes (4,3) fort: —
—
Jesu EIS
Unmittelbar
nach Galiläa TTJV
in
und
Galiläa.
TataXaiav.
darauf
von Wir
dem lesen
F a s t ebenso
y.ai ATR^Xösv ua'Xiv sü? T/¡V raXdotiav.
Die folgende E r z ä h l u n g s c h e i n t u n s im b e w u s s t e n Gegensatz z u r nächsten
Lucasperikope
( 4 , 1 6 — 30) g e s c h r i e b e n
m u t u n g w i r d , w e n n wir wissheit.
die F o r t s e t z u n g
L u c a s f ü h r t u n s die
gläubigen S a m a r i t e r vor.
zu sein.
betrachtet
haben,
wahre
Gottesanbetung)
die S a m a r i t e r i n .
Ver-
zur
Ge-
ungläubigen Nazarener, Johannes
die
Jesu W o r t , dass n u n m e h r die Verheissung
d e r Schrift e r f ü l l t sei (Luc. 4 , 2 1 ) , m a c h t keinen d a u e r n d e n auf die N a z a r e n e r , —
Die
wie a n d e r s w i r k t d a s W o r t :
Eindruck
die Zeit ( f ü r die
k o m m t u n d ist s c h o n jetzt (Joh. 4 , 2 3 ) ,
auf
J e n e n gilt d e r n e u e P r o p h e t nichts, sie stossen ihn
schliesslich z u r S t a d t h i n a u s ; hier b e g r ü s s t die Samariterin J e s u m
mit
2) Capitel 4 — 7,13. dem Zuruf: 4,19) —
ich
sehe, dass
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du ein Prophet bist (Luc. 4,24 — Joh.
u n d die Samariter kommen in hellen Haufen, glauben an
ihn und bitten ihn bei ihnen zu bleiben (Luc. 4 , 2 9 — J o h . 4,39 sq.). Ganz unvermittelt, ganz zusammenhangslos Abschnitts
ist am Ende
dieses
ein Ausspruch Jesu, den wir in der bezeichneten Lucas-
perikope finden, ^angeknüpft.
Die Beweiskraft dieser Stelle ist um so
bedeutender, als Lucas die Perikope von Jesu Auftreten in der Synagoge zu Nazareth hier
irrtümlich
oder willkürlich
(s. m. Unt. üb. d. synopt. E w . pp. 37 sq.).
also ein Versehen des dritten Evangelisten. — dass ein Prophet daheim nichts üiiTv
keyci
oxt
eingereiht
„Jesus selbst zeugte,
gilt" (Joh. 4,44 cf. Luc. 4,24:
ouoel? Trpo'prjX/jC Ssxxo? l(jtiv
ev nj) iraxpiSi
Daran erkennen wir aufs deutlichste, dass Johannes das gelium
und zwar den
hatte
Johannes wiederholt hier ofjxrjv aoxoü).
Lucasevan-
bezeichneten Abschnitt vor Augen hat.
Ver-
geblich hat man bisher nach einer befriedigenden Erklärung für die Einschaltung in
der
dieses Ausspruchs
Scene
mit
der
gesucht.
Samariterin
E s ist klar, dass
nicht wohl
verwendet
derselbe werden
konnte; entgehen lassen aber wollte der Evangelist sich offenbar dies Wort auch nicht, —
um so weniger, als es prophetisch das Verhalten
der Juden beleuchtete, —
er fügt es ohne weiteres mit einer kurzen
einleitenden Bemerkung an. Unmittelbar nach diesem Ausspruch erwarten wir aber wahrlich nicht von einer willigen Aufnahme Jesu in seiner Heimat zu hören. Bedürfte
unsre obige Darlegung
finden wir eine nachdrückliche sammenhangslosigkeit
des
noch
eines
vorliegenden
kam,
nahmen ihn
alles,
was er zu Jerusalem
die
Galiläer
auf
dem Fest
waren auch zum Fest gekommen".
Beweises,
der unleugbaren
johanneischen
Joh. 4,45 lesen wir unbegreiflicher Weise: liläa
weitern
Bestätigung in
,,Da e r auf,
so Zu-
Abschnitts.
nun nach
Ga-
die gesehen hatten
gethan hatte;
denn sie
(Uebrigens hat Johannes es nicht
für nötig gehalten, uns von diesen Zeichen in Jerusalem zu erzählen; auch
hätte wenigstens angedeutet werden
erste Osterfest in Jerusalem
(c. 2)
müssen, dass etwa jenes
gemeint ist,
da Jesus nach
der
johanneischen Darstellung ja gar nicht direct von einem Fest kommt, sondern längere Zeit „getauft hat".)
W i r erklären uns nun aber sehr
wohl die auffällig mechanische Aneinanderreihung solcher Sätze, wenn wir sehen, dass Lucas im folgenden Abschnitt
(4,31—44)
erfolgreichen Wirksamkeit Jesu in Kapernaum spricht. —
von
der
Eine Beur-
teilung dieser Compositionsweise brauchen wir wohl nicht hinzuzufügen.
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Z u r A u f h e l l u n g der Composition.
Nachdem wir uns oft genug schon überzeugt haben, dass dem vierten Evangelisten auch etwas Menschliches begegnen kann, wollen wir doch nicht unterlassen, wenn auch nur als blosse Vermutung auszusprechen, dass er eine Lucasstelle falsch gelesen hat. Man vergl. Luc. 4,31 : xai xax9jXi>sv eis Ka; òè ifyt'a ¿yivsxo
xaxeßr ( pa, ( J o h . 1 3 , 1
dv&reasv ( J o h . 1 3 , 1 2 ) .
—
Dazu k o m m e n noch
Be-
ins Auge gefasst zu ijXdsv
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RT ? BouXov x a l d i t i x o ^ s v a u x o u x ö toxa'piov t o o s S i o v s . L u c . 2 2 , 5 0 xal iiräxa£sv (Mc. srat'.asv) ei? xi? auxöiv xoü a p / t s p s t u ; x b v 8oüXov x a l acpsTXsv xö o u ? a u x o ü x ö 8 e £ t o v . Joh. 1 8 , 1 2 — 1 5 — auvsXaßov xöv 'I^aouv — x a l rflayov r p ö c " A v v a v — o ? TjV o i p y i s p s ü c — r ( x o X o u i k i o k x xsi(isvo?).
Hin und wieder schlichen sich einzelne dem Marcus (Mt.)
eigen-
tümliche W ö r t e r ein z. B. pdm