Thomas von Aquins Kommentar zum Johannesevangelium: Teil 2 [1 ed.] 9783666510120, 9783525510124


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Thomas von Aquins Kommentar zum Johannesevangelium: Teil 2 [1 ed.]
 9783666510120, 9783525510124

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Paul Weingartner / Michael Ernst Wolfgang Schöner (Hg.)

Thomas von Aquins Kommentar zum Johannesevangelium Teil 2

Vandenhoeck & Ruprecht

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISBN 978-3-525-51012-4 Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de 2016, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen/ Vandenhoeck & Ruprecht LLC, Bristol, CT, U.S.A. www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Satz: Konrad Triltsch Print und digitale Medien GmbH, Ochsenfurt Druck und Bindung: Hubert & Co GmbH & Co. KG, Robert-Bosch-Breite 6, D-37079 Göttingen Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Vorwort Zu den bereits im Vorwort des ersten Bandes dargelegten Grundsätzen, denen diese Übersetzung folgt, ist nichts Neues hinzuzufügen. Wiederum wurde größtmögliche Texttreue angestrebt, soweit dies ohne Verletzung des deutschen Sprachempfindens möglich war. Die in den Fußnoten gegebenen Erläuterungen dienen einer ersten Orientierung. Die abermals sehr zahlreichen Fehler der Marietti-Ausgabe1 bei der Angabe der Bibelstellen wurden durch Vergleich mit der Vulgata korrigiert.

Danksagung Wir bedanken uns auch diesmal herzlich beim Stift Admont und dessen Abt Bruno Hubl für die großzügige finanzielle Unterstützung. Ebenso danken wir dem Verlag Vandenhoeck & Ruprecht sowie unseren Betreuern Herrn Christoph Spill und Herrn Moritz Reissing. Salzburg, im Februar 2016

Paul Weingartner Michael Ernst Wolfgang Schöner

1 S. Thomae Aquinatis, Super Evangelium S. Ioannis Lectura. Cura P. Raphaelis CAI, O. P. Editio V, revisa. Taurini, Roma, Marietti: 1952. – Allein die letzten 540 Paragraphen, von § 2120 bis § 2660, enthielten fast 200 falsche Zitate.

Abkürzungen A. Schriften des Alten und Neuen Testaments Apostelgeschichte Act. Mal. Apoc. Apokalypse (Offenbarung des Johannes) Matth. Mc. Bar. Baruch Mich.

Malachias Matthäus-Evangelium Markus-Evangelium Michäas (Micha)

Cant. Col. I Cor. II Cor.

Hohes Lied Kolosserbrief 1. Korintherbrief 2. Korintherbrief

Nahum Nahum bzw. Naoum Num. Numeri Oseae

Hosea

Dan. Deut.

Daniel Deuteronomium

Eccle. Eccli. Eph. Ex. Ez.

Prediger (Kohelet) Jesus Sirach Epheserbrief Exodus Ezechiel

I Paral. II Paral. I Petr. II Petr. Phil. Prov. Ps.

1 Chronik 2 Chronik 1. Petrusbrief 2. Petrusbrief Philipperbrief Sprichwörter Psalmen

Gen. Gal.

Genesis Galaterbrief

Hab. Hebr.

Habakuk Hebräerbrief

I Reg. II Reg. III Reg. IV Reg. Rom.

1 Könige (1. Samuel) 2 Könige (2. Samuel) 3 Könige (1 Könige) 4 Könige (2 Könige) Römerbrief

Iac. Ier. I Io. Iob Ioel Ios. Is.

Jakobusbrief Jeremias 1. Johannesbrief Hiob Joel Josua Isaias

Sap.

Weisheit

Thren. I Tim. II Tim. Tit.

Klagelieder 1.Timotheusbrief 2.Timotheusbrief Titusbrief

Zach.

Zacharias

Lc. Levit.

Lukas-Evangelium Levitikus (3. Mose)

B. Sonstiges ult.

letztes Kapitel

Michael ERNST (Päpstl. Phil.-theol. Hochschule Benedikt XVI., Heiligenkreuz): Thomas von Aquino und die Exegese des Mittelalters 1. Biographisches Thomas von Aquino1 wurde um 1225 in Roccasecca (Provinz Frosinone [Latium], 118 km östlich von Rom) im Schloss des Ritters Landulf von Aquino als jüngster Sohn geboren. Mit fünf Jahren übergab man ihn den Mönchen der nahe gelegenen Benediktinerabtei Monte Cassino zur Erziehung. Schon mit 14 Jahren (1239) wurde Thomas zum „Studium generale“ an der Universität zu Neapel immatrikuliert, wo er fünf Jahre lang nicht nur Theologie, sondern – wie damals üblich – auch die „freien Künste“ („septem artes liberales“) und Philosophie studierte.2 Hier lernte er auch die für sein späteres Denken so wichtigen Schriften des Aristoteles kennen, und dies zu einem Zeitpunkt, als die Beschäftigung mit Aristoteles in Paris, der damals berühmtesten theologischen Fakultät, noch verboten war. Von größter Wichtigkeit für sein Leben war jedoch die Begegnung mit dem Predigerorden des heiligen Dominikus. Die hier gelebte Armut und der seelsorgliche Eifer dieser Gemeinschaft beeindruckten ihn so, dass er ihr 1244 beitrat. Vergeblich suchten seine Angehörigen diese Entscheidung rückgängig zu machen. Im Sommer 1245 reiste er nach Paris, um bei Albert dem Großen weiter zu studieren. Diesen seinen Lehrer begleitete er 1248 auch nach Köln, wo er wohl 1250 zum Priester geweiht wurde. Auf Empfehlung Alberts wird er 1252 wieder nach Paris3 geschickt, um dort

1 Vgl. zum folgenden Abschnitt v. a.: Greshake, Thomas, in: ders./Weismayer, Quellen 161–175. 2 Die „sieben freien Künste“ [Grammatik, Rhetorik, Dialektik (Logik), Arithmetik, Geometrie, Astronomie und Musik] waren das System der Allgemeinbildung in der Antike und im Mittelalter. „Kunst“ kommt von „Können“ und bedeutet hier: sich auf etwas verstehen, ein Wissen haben. „Frei“ hießen diese Tätigkeiten, weil sie des freien Mannes würdig waren. An der Universität wurden diese Artes an der Artisten-Fakultät gelehrt. Zu Thomas’ Zeit hatte sich der Unterricht jedoch bereits zu einem regelrechten Philosophiestudium entwickelt, das Naturphilosophie, Ethik und Metaphysik umfasste (vgl. Schlosser, Bonaventura 13). 3 Wenn man heute das Wort „Universität“ hört, denkt man vielleicht zuerst an ein Gebäude, in dem der akademische Unterricht abgehalten wird, und dann erst an eine Institution. Der mittelalterliche Gebrauch von „universitas“ meint dagegen zunächst eine Körperschaft, wie die Gesamtheit der Bürger einer Stadt oder eine Zunft. Die „universitas magistrorum et studentium“, „die Gemeinschaft der Professoren und Studenten“, z. B. von Paris, ist die „Universität“ (vgl. Schlosser, Bonaventura 13 f).

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Thomas von Aquino und die Exegese des Mittelalters

einen der Lehrstühle zu übernehmen.4 Hier beginnt nun seine eigentliche Lehrtätigkeit, die er ab 1259 für seine Ordensbrüder in Italien (Orvieto, Rom, Viterbo), ab 1269 wieder in Paris und ab 1272 in Neapel fortsetzte. Aus dieser Lehrtätigkeit resultieren auch die meisten seiner Werke, die nicht nur quantitativ einen staunenswerten Umfang besitzen, „sondern die auch qualitativ die im damaligen Horizont großartigste Synthese von Glaube und Wissen, von Theologie und Philosophie, von Exegese und Systematik, von Reflexion und Spiritualität darstellen. Dabei bedeutet Synthese … ein spannungsvolles Ganzes, das die inneren Pole, Gegensätzlichkeiten und Abgründe der Wirklichkeit nicht verharmlost, sondern ausdrücklich zu Wort kommen lässt.“5 Der unglaublichen Menge seiner Schriften nach liegt es nahe, dem Zeugnis seines Hauptsekretärs zu glauben: demnach habe Thomas drei oder vier Sekretären gleichzeitig diktiert. In dieser geistig und politisch spannungsreichen Zeit des 13. Jh. war Thomas unentwegt mit Studium, Lehrtätigkeit und Schreiben, aber auch mit Predigt und Gebet beschäftigt. Seine Konzentrationsfähigkeit sei so groß gewesen, dass er seine Umgebung oft völlig vergaß – der Bericht, er habe bei der Niederschrift seines Kommentars zu Boethius’ „De Trinitate“ nicht bemerkt, dass eine niederbrennende Kerze seine Hand verletzte, ist eine legendarische Bestätigung dafür. Kurz vor seinem Tod, mitten in der Arbeit am dritten Teil seiner großen „Summa Theologica“, hatte Thomas am 6. 12. 1273 offenbar eine mystische Erfahrung. Nach der hl. Messe hat er nie mehr etwas geschrieben oder diktiert. Er sagte seinem Freund: „Reginald, ich kann nicht mehr weiterarbeiten, weil alles, was ich geschrieben habe, mir wie Stroh erscheint … im Vergleich zu dem, was mir jetzt geoffenbart worden ist.“ Von Papst Gregor X. (zusammen mit Bonaventura) als Experte zum Zweiten Konzil von Lyon gerufen, das der Wiedervereinigung mit der orthodoxen griechischen Kirche dienen sollte, wurde er auf der Reise dorthin krank. Er verbrachte die letzten Lebenstage in der Zisterzienserabtei Fossanova (Provinz Latina [Latium]) und starb dort am 7. März 1274. Seine Gebeine wurden am 28. Januar 1369 nach Toulouse überführt, wo sie seit 1974 wieder in der Kirche des Dominikanerklosters Les Jacobins ruhen (1792–1974 waren sie in der Basilika Saint-Sernin bestattet). Die ungeheure Wirkungsgeschichte von Thomas kann hier nicht geschildert werden. Im Jahr 1323 heiliggesprochen, wurde er 1567 von Papst Paul V. zum Kirchenlehrer und 1880 von Leo XIII. zum Patron aller katholischen Schulen ernannt. Im alten Kirchenrecht Can. 589 §1 wird er als „Dux studiorum“ (als Führer im Studium der Philosophie und Theologie) bezeichnet. 4 Dem Studium der Artes liberales folgten ein bis zwei Jahre als Assistent (Baccalaureus), bevor man den Magister-Titel erwerben konnte. – NB: Da von 1248–1257 auch der hl. Bonaventura in Paris lehrte, werden die beiden sich seit dem gut gekannt haben! 5 Greshake a. a. O. 163.

Die Kommentare des Thomas zur hl. Schrift

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Über seine Lehre hinaus war er jedoch vor allem ein Mann des gelebten Glaubens.

2. Die Kommentare des Thomas zur hl. Schrift Die Bibel war in der theologischen Ausbildung im 13. Jh. der Grundtext. „Sie war nicht nur gleichsam die erste Sammlung von Autoritäten, brauchbar, um die ausgearbeiteten Argumente mit ihren Beweisen auszustatten, sondern gleichsam direkt ausgewerteter Grundbestand des heiligen Wissens, d. h. der Theologie als Wissenschaft von Gott, die vom Worte Gottes ausgeht.“6 Der dozierende „Theologie-Professor“ ist, wie sein offizieller Name besagt, ein magister in sacra pagina.

Exkurs: Der zeitgeschichtliche Hintergrund: die „Atmosphäre“7 In der Periode, die den Zeitraum zwischen dem III. (1179) und dem IV. Laterankonzil (1215) ausfüllt, ist eines der auffälligsten Merkmale der intensive biblische Wissensdurst, der damals bei den einfachen Gläubigen wie bei den berufsmäßigen Magistri das christliche Bewusstsein erfasst hat. Von Petrus Waldes bis zu Franziskus, von den Humiliaten bis zu den Predigerbrüdern hat die Bewegung im 12./13. Jh. alle aufgerüttelt. Als gemeinsamer Nenner dieser aller erscheint immer deutlicher ihr Rückgriff auf das Evangelium, und Franziskus und die Minderbrüder, Dominikus und die Predigerbrüder sind seine deutlichsten Ergebnisse. Alle diese „Armen“ haben sich gegen veraltete Institutionen gewandt: sie begaben sich in die Nachfolge der Apostel – d. h. Predigen als Wandermissionare, Unterrichten des Volkes auf biblischer Grundlage, und geschwisterliche Lebensform. Die von der Apostelgeschichte beschriebene Urgemeinde lebte in diesem Jahrhundert der „revolutionären“ Gemeinschaften wieder auf. Von hier aus muss man die volkstümliche Verbreitung der Bibeltexte bewerten. Sie wurden dem wissenshungrigen Volk in die Hand gegeben, dessen Elite künftig die neuen Schulen füllte, da die traditionellen Klosterschulen sie weder platzmäßig noch dem Geiste nach fassen konnten. Diese neuen „Schüler“ sind plötzlich keine Mönche mehr! Alle diese genannten Faktoren sind in folgenden historischen Kontext einzuordnen: eine beträchtliche Vervielfältigung vollständiger oder teilweiser Abschriften des heiligen Textes; Übersetzungen in die Volkssprache, wodurch er auch außerhalb des Klerus zugänglich wurde; Einteilung in Perikopen, die 6 Chenu, Werk 263. 7 Vgl. Chenu, Werk 264 f.

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Thomas von Aquino und die Exegese des Mittelalters

seine Benutzung ermöglichen. B. Smalley hat in seinem Standardwerk die Reichweite, Qualität und die Methoden aufgezeigt.8 In seiner Geschichte der scholastischen Methode hat M. Grabmann die drei großen magistri in sacra pagina, Petrus Comestor († um 1169), Petrus Cantor († 1197) und Stephan Langton (Ende der Lehrtätigkeit 1206) unter dem Titel „biblisch-moralische Richtung“ zusammengefasst.9 Er hat sie aus der Perspektive der „scholastischen Methode“10 den Theoretikern gegenübergestellt, denen es die Dialektik angetan hatte. Um ihre Bedeutung tiefer zu verstehen, muss man sie ebenso in die Perspektive der Arbeit an der Heiligen Schrift hineinstellen. Die Aktivität dieser drei Magistri war ein Ereignis ersten Ranges. Ein erstes Merkmal dieser in Gang gekommenen Entwicklung ist von größter Tragweite: Hörer dieses biblischen Unterrichts sind, wie gesagt, nicht mehr Mönche, sondern Weltkleriker; es sind nicht mehr claustrales, sondern scholares, „Studenten“. Der magister in sacra pagina nimmt den Platz des Abtes ein, und sein exegetisches Bemühen tritt an die Stelle der monastischen „väterlichen“ Autorität. Was er vorträgt, ist keine collatio, sondern eine lectio, und darauf ist er stolz. Die Heilige Schrift ist jetzt das Textbuch, zu dessen Verständnis man Arbeitswerkzeuge, Methoden und Grammatiken entwickelt und anwendet. „Die fromme Herzlichkeit und die literarische Kraft der Darstellung, die bei den Viktorinern oder einem hl. Bernhard noch so spürbar sind, verschwinden unter der Technik der reportatio, die dazu zur Vervielfältigung bestimmt ist, um dann in den Handel zu kommen.“11 Selbst die spirituellen Erklärungen richten sich nach den neuen Erfordernissen, und eine ganze Literatur von Distinctiones wird erstellt in einer für uns „seltsamen“ Gattung, die während eines halben Jahrhunderts in Blüte stand, einer Art Lexikon der Schriftsinne, das weit entfernt ist von der mystischen Beschwingtheit des hl. Bernhard und seines Kommentars zum Hohenlied.12 Robert von Courson sagt: „Qui legit publice sacram scripturam, iter majoris perfectionis arripuit quam aliquis clarevallensis.“13

—– Man macht sich also an das wissenschaftliche Studium der Heiligen Schrift, um erst nach dem Unterricht des Professors die Tätigkeiten eines Seelsorgers zu lernen. Dabei kann man beobachten, wie sich die ursprünglich einheitlichen Funktionen eines magister differenzieren und aufgliedern: legere, den 8 9 10 11 12 13

Vgl. Smalley, Study of the Bible. Vgl. Grabmann, Geschichte der scholastischen Methode 2, 476 ff. D. h. der Bildung von Sentenzenbüchern und Summen. Chenu, Werk 267. Vgl. dazu: Lacombe, La vie 117–125; Spicq, Esquisse 175 f. „Wer öffentlich die Heilige Schrift lehrt, hat damit einen Weg höherer Vollkommenheit betreten als ein Mönch von Clairvaux.“

Die Kommentare des Thomas zur hl. Schrift

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Text erklären; disputare, in der Diskussion die Fragen lösen, die er aufwirft; praedicare, ihn den Gläubigen predigen. Kurz zuvor hatte Hugo von St. Viktor in seinem berühmten Didascalion das Programm eines solchen Schriftstudiums aufgestellt, und dieses Programm wird jetzt realisiert, und zwar in seinem Gesamtplan, in seiner Methode und in seinen praktischen Anweisungen. Er sanktioniert den Grundsatz vom Primat des Literalsinns: „Fundamentum et principium doctrinae sacrae historia est, de qua quasi mel de favo veritas allegoriae exprimitur.“14 Hier muss auch noch das Werk des Petrus Comestor genannt werden, die Historia scholastica, die in der theologischen Kultur des 13. Jh. die Rolle eines Gegenstücks zu den Sentenzen des Petrus Lombardus spielt. Ihr Titel ist in doppelter Weise bezeichnend: Die hl. Schrift wird gesehen und dargestellt als „Geschichte“ – nicht als Vorwand für spekulative Untersuchungen. Und diese Geschichte wird vor Studenten erklärt, in einer „Schule“ und mit allem erforderlichen technischen Aufwand. In seinem mittelalterlichen Zusammenhang ist es eine bewusste Aufwertung der „Heilsgeschichte“, auf die Petrus Comestor zusteuert. Seine ausdrückliche Zielsetzung: die veritas historiae wiederfinden! Das Kolleg von Saint-Jacques, in dem Thomas sich zunächst als Student und später als Professor der Bibel befindet, ist offensichtlich der geeignete Ort, an dem man im höchsten Maße die Erfordernisse dieses evangeliumsgemäßen Erwachens bemerkte. Es ist eine spirituelle Umgebung, eine apostolische und eine intellektuelle Umgebung dazu, denn die spirituellen Bestrebungen und der apostolische Eifer haben sich bewusst ihre Arbeitsmethoden geschaffen und sich mit zweckmäßigen Techniken ausgerüstet. „Im Dienst eines geöffneten und intensiven geistigen Lebens bedurfte es der Hilfsmittel einer Arbeitsgemeinschaft, die in der Lage war, die beträchtlichen Aufgaben durchzuführen, wie sie eine zugleich wissenschaftliche und praktische Bibelausbildung erforderte. Ohne dass wir uns auf ausdrückliche Dokumente stützen könnten, hat es den Anschein, dass während der beiden Jahrzehnte vor der Ankunft von Thomas in Saint-Jacques und in seinem Ausstrahlungsbereich … eine Team-Arbeit geleistet wurde,“15 und zwar unter der Leitung von Hugo von St.-Cher, der zunächst Regens des Kollegs war (1230–1235), dann Provinzial und bald Kardinal wurde (1244). Man kann das auf Grund der Resultate, die uns vorliegen, vermuten. Von ihnen ausgehend können wir nicht nur die wissenschaftlichen Hilfsmittel rekonstruieren, sondern auch das geistige Klima verspüren, das sie durchdrungen hat. Eine erste Aufgabe war die Herstellung eines Textes der biblischen Bücher, der von der zunehmenden Textverderbnis gereinigt war. So entstanden die Korrektorien. Eine zweite Aufgabe war die Herstellung einer „Verbalkonkor14 „Grundlage und Ursprung der heiligen Lehre ist die Geschichte, aus der, wie aus dem Honig der Honigseim, die allegorische Wahrheit ausgepresst wird.“ 15 Chenu, Werk 271 f.

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danz“ für eine buchstabentreue und organische Auswertung der Texte in Verbindung mit dem Kontext und den Parallelstellen. Sie war die erste ihrer Art und stellte sich den „Realkonkordanzen“ gegenüber.

3. Magister in Sacra Pagina Wie machte sich dieses biblische Erwachen im akademischen Unterricht16 in der Zeit bemerkbar, als Thomas dort 1252 als junger Professor17 antritt? Die Universitätssatzungen des 13. Jh. zeigen in Frankreich (und auch außerhalb) deutlich die Spur des modus parisiensis, der Pariser Ordnung des Bibelunterrichts, die nach und nach in der Christenheit übernommen wurde:18 Ein erster biblischer Zyklus füllte die beiden ersten Jahre des jungen Theologen aus, während deren man secundum modum parisiensem die Bibel cursorie „las“ (= „lehrte“). Und der mit diesen Vorlesungen beauftragte Professor, der baccalaureus biblicus, nannte sich cursor biblicus. Ein zweiter biblischer Zyklus (nach zwei weiteren Jahren, die dem Studium der Sentenzen des Petrus Lombardus19 gewidmet waren) brachte die eigenständigen Vorlesungen des Magisters, der sich dann mit der genauen und ausführlichen Exegese des einen oder anderen Buches der Heiligen Schrift befasste. Die Theologen von Paris verteilten also den bis dahin nicht weiter aufgegliederten Bibelunterricht auf drei verschiedenartige Stufen. Eine Art Konkurrenzkampf zwischen der spekulativen Stoßkraft der quaestiones und der Wiederer16 Vgl. zum Folgenden Chenu, Werk 274 f, und v. a. Schlosser, Bonaventura 13–36. 17 NB: Thomas ist 27 Jahre alt! 18 Um das Wesen der Universität als Institution zu beschreiben, gebrauchte man den Ausdruck „Studium generale“. Hier konnte jeder akademische Grade erwerben, die überall gültig sein sollten. Wer an einem Studium generale, also an einer Universität, die Lehrerlaubnis (licentia docendi) erworben hatte, durfte überall lehren. Dieses Privileg hat zum ersten Mal Papst Gregor IX. einer Universität verliehen, der mit dem Schreiben Parens scientiarum („Mutter der Wissenschaften“, 1231) der Universität Paris gewissermaßen ihre Magna Charta gegeben hat. Ebenso wie Innozenz III. hatte übrigens auch Gregor seine Studien in Paris gemacht (vgl. Schlosser, Bonaventura 14). 19 Ein weiterer Grundlagen-Text für das Theologie-Studium waren die sogenannten „Sentenzen“ des Petrus Lombardus, ein Lehrbuch, das um die Mitte des 12. Jahrhunderts von einem Pariser Gelehrten (und späteren Bischof) verfasst worden war. In vier Büchern wurde hier der Stoff der Theologie anhand von Texten der Kirchenväter, insbesondere des hl. Augustinus, und einiger neuerer Theologen dargestellt: beginnend mit der Gotteslehre, über die Schöpfung und den Menschen, die Christologie, Tugenden und Sakramente bis zur Eschatologie. Diesem Lehrbuch, das keinen Anspruch auf besondere Originalität stellt, und dessen gelegentliche Schwächen von den Theologen des 13. Jahrhunderts durchaus erkannt und angemerkt wurden, war eine große Geschichte beschieden: Jahrhundertelang war es der autoritative Text, an dem der Baccalaureus seine Fähigkeit der Lehre und Kommentierung beweisen musste; ja, auch manche Magistri legten diesen Text ihren Vorlesungen zugrunde. Doch in der Hauptsache war dies die Aufgabe der Assistenten: Jeder, der in Theologie Magister werden wollte, musste die „Sentenzen“ des Magisters, wie man Petrus Lombardus einfach nannte, kommentiert haben.

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schließung der biblischen Quellen hatte zu diesem ausgewogenen Stadium geführt, in dem die Rolle des baccalaureus biblicus bezeichnend war: Er dozierte fortlaufend (cursorie) die ganze Heilige Schrift und befasste sich dabei ohne Abschweifungen und Quästionen allein mit dem Text (textualiter), den er flüchtig durch die damals angenommenen Glossen erklärte.20 Die Bibel biblice zu lehren, wie man damals sagte, das ist die Pariser Art. Sie war auch die des jungen Thomas. Von dieser Lehrtätigkeit von Thomas, die definitionsgemäß nur ein Minimum an Eigenständigkeit enthielt, besitzen wir offenbar nichts außer der Antrittsvorlesung (principium); sie handelte über die Würde der hl. Schrift und die Einteilungen der verschiedenen Bücher. Wir haben also die Texte seiner biblischen Vorlesungen nur aus seiner Lehrtätigkeit als Magister (seit 1256). Dieses schriftliche Werk des heiligen Thomas in sacra pagina erstreckt sich also über seine gesamte Lehrlaufbahn, da die Erklärung der Bibel die erste Aufgabe des Magisters in der Theologie war. Indessen ist es sehr schwierig, seine verschiedenen Teile chronologisch einzuordnen. P. Mandonnet21 vermutet, dass Thomas in Paris pro Woche zwei Vorlesungen zur hl. Schrift hielt, während er in Neapel täglich eine Vorlesung gehalten hätte. Seine chronologischen Hypothesen, die diese Aufteilung stützen, führen aber zu keinem sicheren Schluss. Was die Aufteilung angeht, so vermutet man, dass der Magister im Verlauf des Studienjahres abwechselnd nach seiner Wahl ein Buch des Alten Testaments und ein Buch des Neuen Testaments kommentierte. Tatsächlich hatte sich seit langem die Gewohnheit ausgebildet, der zufolge sich der gängige Unterricht für das Alte Testament zumeist mit der Genesis, dem einen oder anderen Buch aus den Propheten, den Psalmen, dem Hohenlied und dem Buche Ijob befasste, das durch den klassischen Kommentar Gregors des Großen empfohlen wurde. Im Neuen Testament beschäftigte man sich mit den Evangelien nach Matthäus und Johannes, den Paulusbriefen und der Apokalypse.22

20 Thomas definiert diese Aufgabe des baccalaureus biblicus genau: „Percurrere est expedite in finem currendo devenire … sine impedimento dubitationis.“ (In Is, prol.). – Theologie war Schriftauslegung. Eine Einführung erhielten die Studenten durch die Lehrveranstaltungen der Assistenten, welche die Bücher der Hl. Schrift „kursorisch“ zu erklären hatten, gewissermaßen in einem ersten Durchgang, ohne auf theologische Fragen genauer einzugehen, während der Magister „ordinarie“ las und einen eingehenden Kommentar gab. 21 Die Artikelserie von Mandonnet, Chronologie, bringt eine Fülle von Angaben und Anregungen, die der Titel nicht vorausahnen lässt; im Gegensatz dazu bleibt die aufgestellte Chronologie hypothetisch. 22 Wahrscheinlich wurden die exegetischen Vorlesungen des heiligen Thomas nicht alle veröffentlicht. Von den erhaltenen Werken sind die einen direkt von ihm verfasst (expositiones), von anderen haben wir nur Vorlesungsmitschriften (lecturae).

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Thomas von Aquino und die Exegese des Mittelalters

Vorlesungen, Disputationen, Predigten23 Man konnte etwas lernen: Die Vorlesungen, die ein jeder Professor (Magister) für seine Studenten hielt, begannen um sechs Uhr morgens, wenn die Glocke zur Prim des Stundengebetes rief. Der Assistent (Baccalaureus) las von neun bis zum Mittag, und nach der Mittagsruhe (von der Non bis zur Vesper) gab es nochmals eine Einführungsvorlesung in die Bibel. Die Vorlesungszeit dauerte, mit Ferien an Ostern und Weihnachten, vom Anfang September bis zum Fest Peter und Paul (29. Juni). Ein Lehrer der Theologie hatte dreierlei Aufgaben: Vorlesungen und Disputationen zu halten, und zu predigen. Die Predigten waren also nicht einfach ins Belieben des einzelnen Magisters gestellt, sondern gehörten zu seinen Pflichten, wie auch die Studenten die Pflicht hatten, teilzunehmen. – Die Vorlesung24 (lectio) hat ihren Namen ganz wörtlich vom „Lesen“: Man las und kommentierte Werke, die für die jeweilige Wissenschaft als grundlegend galten. Ob Grammatik, Recht oder Medizin, jede Wissenschaft hatte ihre auctoritates: das heißt, Autoren oder Texte von besonderem Gewicht. In der Sicht des Mittelalters bietet das Verstehen eines Textes eine hervorragende Quelle für das eigene Wissen, es bildet das Fundament der Wissenschaft. In dieser Haltung kommt zunächst ganz augenfällig eine tiefe Achtung vor der Tradition zum Ausdruck: Man setzt sich nicht großspurig über das von Anderen Gedachte hinweg. Auch wenn man einer auctoritas nicht zustimmen kann, oder nur mit Einschränkung, so muss man begründen können, warum. Auf alle Fälle herrschte die Überzeugung, dass auch in einer weniger richtigen These ein Goldkorn stecken könnte, das sorgfältig zu bergen ist. – Die Achtung vor der Tradition war aber keineswegs sklavisch. Die „Renaissance“ des 13. Jahrhunderts erstrebte nicht die Imitation der Alten. Es ging auch nicht darum, einen Text in sich zu verstehen. Der Text ist nicht „tot“; er vermittelt vielmehr Wahrheit und fördert die Erkenntnis bei demjenigen, der ihn jetzt liest. So ist das Philosophie-Studium eben nicht gleichbedeutend mit „Aristoteles kennen“. Es geht um geistige Aneignung und um ein Urteil, „wie es sich mit einer Sache in Wahrheit verhält“ – „qualiter se habeat veritas rerum“, wie es Thomas von Aquin ausdrückte. Die Verbindung von auctoritas und ratio, von Tradition und eigenem Urteil, von Quellen und systematischer Wertung, ist eine der Säulen der Scholastik.

23 Vgl. dazu: Schlosser, Bonaventura 17–20. 24 Die Lehrbücher und die Schriften der Professoren waren bei den Buchhändlern zu einem bestimmten Preis zum Abschreiben auszuleihen. Manche Studenten verdienten sich damit ihren Lebensunterhalt; andere halfen abends und in der Nacht als Krankenpfleger und fanden dafür Unterkunft im Hospital. Die älteste erhaltene Liste von Studienliteratur (aus dem letzten Viertel des 13. Jahrhunderts) nennt übrigens neben Werken der Kirchenväter, und anerkannter Theologen des frühen Mittelalters auch zeitgenössische Magistri wie Thomas von Aquin, und Bonaventura.

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Kommentar zu Isaias (expositio). Wir besitzen einen Teil (Kap. 34–49) der Originalhandschrift des hl. Thomas25. Alle anderen Manuskripte sind abhängig von der Abschrift, die zwischen 1274 und 1278 in Neapel von Jacobin von Asti nach dem Original angefertigt wurde. Jacobin von Asti hat übrigens 126 collationes (eine Art kleiner Predigtskizzen, die durch die Formel: „Nota super illo verbo“ eingeleitet werden) eingearbeitet, die in den Text der modernen Editionen eingegangen sind. Kommentar zu Jeremias und den Klageliedern (expositiones). Dieser Kommentar ist unvollendet, was Mandonnet zu der Vermutung führt, dass er durch die unvorhergesehene Abreise von Thomas nach Paris im November 1268 unterbrochen wurde. Kommentar zu den Psalmen, wenigstens zu den 54 ersten Psalmen (factum, Mitschrift des Reginald von Piperno). „Magis frequentatur Psalterium in Ecclesia, quia continet totam Scripturam.“26 So sagt Thomas im Prolog. In der Tat, für das Alte Testament sind die Psalmen das Objekt, das sich die magistri in sacra pagina am häufigsten aussuchten, und es ist normal, dass sie in der Ausbildung der Kleriker stets einen vorzüglichen Platz einnahmen, weil sie den größten Teil ihres liturgischen Offiziums bilden. Kommentar zum Buche Ijob (expositio). Thomas erklärt ausdrücklich, sich an den Literalsinn des Textes halten zu wollen – während es sonst vor allem für das Alte Testament allgemeine Gewohnheit war, sich über die geistlichen Schriftsinne auszulassen –, weil der hl. Gregor der Große die „Mysterien“ dieses Buches schon hinreichend herausgearbeitet habe. Der Text des Buches Ijob lieferte für Thomas übrigens eine höchst reichhaltige Schriftgrundlage für die Erarbeitung der schwierigen christlichen Lehre über das Thema der Anwesenheit des Übels in der Welt. Für das Neue Testament besitzen wir eine lectura über Matth us, eine Vorlesungsmitschrift des Petrus von Andria (Kap. 1–15) und eines weltlichen Studenten, der damals zu Paris die Vorlesungen von Thomas hörte (Kap. 15–28). „Lectura … quae defectiva est“, sagt der offizielle Katalog – das heißt nicht, dass sie unvollständig, sondern dass sie in der Qualität ihrer Wiedergabe fehlerhaft ist. Kommentar zu Johannes (lectura). Dieser (in unserer vorliegenden Edition erstmals ins Deutsche übersetzte) Kommentar ist – im Gegensatz zum vorhergehenden – durch Reginald von Piperno in sehr guter Qualität wiedergegeben: „quam recollegit idem frater Rainaldus, sed correxit eum frater Tho25 Heute ms. Vatican. lat. 9850, fol. 105–114. 26 „Das Psalterium wird deswegen in der Kirche häufiger benutzt, weil es die ganze Schrift enthält.“

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mas“27, und der offizielle Katalog fügt hinzu: „qua non invenitur melior.“28 Die Nachwelt bestätigt diese Urteile. Eine Schlussbemerkung der Mitschrift des Reginald führt dazu, die Abfassung des Werkes während des zweiten Pariser Aufenthaltes von Thomas anzusetzen (1269–1272). Kommentar zu den Paulusbriefen. Dieser Fall ist komplizierter, nicht nur, weil der Text für sich allein schon ein Drittel aller exegetischen Schriften des heiligen Thomas ausmacht, sondern besonders, weil dieser Kommentar Bücher der hl. Schrift bearbeitet, die im höchsten Maße einer theologischen Exegese entgegenkommt. Thomas hat zweimal die Briefe kommentiert, ein erstes Mal von Anfang bis Ende, wobei er die Sorge der Textredaktion Reginald überließ; später, während seines letzten Aufenthaltes zu Neapel, hat er sie wieder aufgegriffen und diesmal seine expositio selbst redigiert. Aber er wurde nach Kapitel zehn des ersten Briefes an die Korinther durch seinen Tod unterbrochen, und der getreue Reginald setzte, als er die Schriften seines Meisters ordnete, den Text seiner alten Mitschrift an die Stelle der fehlenden Abschnitte, um so das Werk des hl. Thomas zu vervollständigen. In diesem Zustand ist der Kommentar auf uns gekommen. Das üblicherweise Catena aurea genannte Werk, dessen genauer Titel nach dem Ausdruck des hl. Thomas selbst Expositio continua heißt, muss gesondert behandelt werden. Es ist nicht mehr die Schulordnung, die Thomas veranlasst, diese Arbeit anzufertigen, sondern die politisch-religiösen Umstände des Konfliktes zwischen Griechen und Lateinern: Papst Urban IV. hatte (um 1263) Thomas gleichzeitig um eine theologische Kritik einer kürzlich aus dem Osten herübergekommenen Sammlung griechischer Texte und um einen Kommentar, eine „Glosse“ zum Evangelium gebeten, in die neben den lateinischen Autoritäten auch die Zeugnisse der griechischen Schriftsteller einbezogen werden sollten. Das erste dieser Werke war das berühmte Opusculum Contra errores Graecorum, das zweite bildete unsere Catena aurea29.

4. Scholastische Exegese – Fragen der Hermeneutik und Methodik Es fehlt uns heute das Gespür für diese große Leistung, die von der Bibellesung pastoralen Stils zur wissenschaftlichen Disziplin „Exegese“ führte.30 Diese 27 „Die derselbe Bruder Raynald aufschrieb, wobei ihn der Bruder Thomas verbesserte“. 28 „… eine bessere als sie findet man nicht.“ 29 Deutsche Ausgabe: Thomas von Aquin: Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. M. Schlosser / F. Kolbinger, St. Ottilien 2012. 30 Vgl. Chenu, Werk 281–286; vgl. weiters ausführlich Weingartner, Hat in der hl. Schrift …; ders., Bochenski –beide Beiträge zu grundsätzlichen Fragen der Hermeneutik und Semantik anhand von Thomas’ STh I, 1, 10.

Scholastische Exegese – Fragen der Hermeneutik und Methodik

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Leistung zeigt sich aber dem, der z. B. den Übergang von den sermones des hl. Bernhard zu den akademischen expositiones des 13. Jh. nachvollzieht. Es wäre unangebracht, diese beiden Typen eines Kommentars einander entgegen zu setzen, und ebenso hieße es, sich dem Verständnis des einen zugunsten des anderen zu verschließen, würde man die Verfahrensweisen und die Strukturen dieser beiden literarischen Gattungen nicht genau beachten. Gerade die Differenzierung der literarischen Gattungen ist das erste Merkmal einer Weiterentwicklung – sowohl in der Entwicklung des sich entfaltenden christlichen Denkens als auch in der Organisation des Bildungswesens – von der pastoralen Paraphrase zur „scholastischen“ Exegese, d. h. einer Exegese, in der die objektive Analyse des Textes durch bestimmte Techniken in schulmäßiger Arbeit erreicht werden soll, und die nicht mehr die geistliche Erbauung der Hörer zum Ziel hat. 1. Der erste Schritt bei einer solchen „objektiven“ Exegese ist, den Text nach der inneren Ordnung, die die Anordnung seiner Teile bestimmt, zu behandeln – nicht im Hinblick auf die Schwierigkeiten oder die psychische Verfasstheit des Lesers. Infolgedessen teilt und unterteilt man ihn von vorn bis hinten in große Abschnitte, und dann weiter Perikope um Perikope, Satz um Satz. Während die herkömmlichen Glossen bei diesem oder jenem schwierigen Wort anknüpfen, das im Verlauf des Textes auftauchte, trachtet man jetzt danach, das Ganze zu erfassen, die Verzahnungen des Gedankens zu bestimmen, und das dank einer logischen Analyse, die bis zur Spitzfindigkeit vorgetrieben wird. Im 13. Jh. (ebenso wie im 20.!) wird, wie Roger Bacon tadelnd vermerkt, die Auslegungstechnik den profanen Disziplinen entnommen, besonders denen, welche die magistri artium gewohnt sind, bei der Lektüre ihrer „profanen“ Texte anzuwenden. Albert der Große, Bonaventura, Thomas wenden diese Techniken ständig an. Ihre Vorzüge liegen in der Genauigkeit, zu der sie die Exegese zwingen. Ebenso sind aber ihre Grenzen zu sehen: Die Rationalisierung des Textes erliegt auch einer künstlichen Verfeinerung, die die Lebendigkeit jedes Textes verkennt. 2. Die erste Auswirkung dieses Verfahrens ist, dass der Erklärer im Gegensatz zur Flüchtigkeit der Paraphrase auf eine strenge Exegese der Worte und Sätze festgenagelt wird. Er ist gezwungen, ständig am Buchstaben zu kleben, um so auf den Gedanken zu stoßen. Es ist dies übrigens ein Vorgehen, das schon früher von Hugo von St. Viktor als Leitfaden für die Erklärung eines Textes ausdrücklich beschrieben wurde: littera, d. h. die Worte und ihre Verknüpfung (constructio und continuatio); sensus, der unmittelbare Sinn; sententia, das tiefere Verständnis, wie es eine vollkommene expositio vermittelt. Die komplette Technik der alten Grammatiker belastet diesen Vorgang, und zwar durch diese Atomisierung, die zuweilen das Maß überschreitet und bei einer mehr literalen als literarischen Interpretation endet. Aber sobald es sich um Lehraussagen handelt, vermittelt sie ein gesundes und fruchtbares Verstehen und damit den Ansatz einer biblischen Theologie. 3. Der mittelalterliche Magister des 13. Jh. überlässt sich ganz diesem ra-

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tionalen Bemühen und trachtet danach, die Worte und Begriffe zu definieren, sie in Kategorien einzustufen. Begegnet er dem Worte oblatio, so analysiert er die vier Bedingungen, deren Erfüllung für ein Opfer erfordert sind. Das Wort timor bringt ihm die verschiedenen Arten der Furcht in Erinnerung. Die Partikel per führt ihn zu der Beobachtung, dass diese Präposition eine indirekte Kausalität bezeichnet, usw. Er führt ein Werk ein, indem er es nach den vier Ursachen analysiert: Wirk-, Material-, Formal- und Zielursache – so auch Thomas am Anfang seines Kommentars zum Corpus Paulinum, zum Epheserbrief, zu Jeremia. 4. Mit dem nächsten Schritt befinden wir uns auf der Höhe dieser scholastischen Exegese: Man sucht nach Gründen: den Gründen der Dinge, den Gründen der Tatsachen, den Gründen der Worte, den Gründen der Abläufe. Beständig setzt man voraus, dass der Evangelist oder der Prophet Gründe im Kopf hat. „Et ponit duas rationes“,31 das ist die Klausel, durch die der Kommentator häufig die logischen Verbindungen eines Berichtes bloßlegt. Weshalb geht Christus nach dem Einzug in Jerusalem in den Tempel? Zwei „Gründe“ bewegen ihn dazu. Weshalb offenbart er sich? Es gibt dafür zwei Gründe. Und so fort! Diese Suche nach den Gründen geht bis zur exegetischen Konstruktion des Textes nach den Verfahrensweisen der Schlussfolgerung. Einmal haben wir den Untersatz eines Schlusses.32 Ein anderes Mal findet sich ein Beweis „quasi per locum a divisione.“33 5. Einmal an diesem Punkte angekommen, vollzieht der mittelalterliche Magister ganz von selbst den Übergang von der expositio zur quaestio. Wir haben gesehen, wie man in der Geschichte des Bildungswesens im Mittelalter nach und nach von der lectio zur quaestio fortgeschritten war. Im 13. Jh. ist die Differenzierung der literarischen Gattungen vollzogen; eine quaestio disputata stellt eine völlig andersartige Schulübung dar als der Textkommentar, aber der Textkommentar führt unter dem Zwang seiner rationalen Analyse dazu, dass neuerlich kurze quaestiones auftauchen, die zwar an den Text gebunden bleiben, aber gleichwohl eine theologische Durcharbeitung herbeiführen. „Hic oritur quaestio … Hic est duplex quaestio … Potest aliquis quaerere … Hic oritur dubitatio …“34 Selbst wenn die Formel nicht gebraucht wird, entfaltet sich die Exegese häufig auf dem Wege einer inhaltlichen Untersuchung, einer Beweisführung, eines Konvenienzgrundes, und zuweilen ausführlich in der Widerlegung von Irrtümern. So vollzieht man unmerklich den Übergang von der Exegese zur Theologie und deren „modus ratiocinativus“. So im Kommentar zu Joh 3, 34: „Gott 31 „Und er gibt zwei Gründe an.“ 32 In Jo 6, 57 lect. 7 (977). 33 In Jo 3, 18 lect. 3 (484): „Hie probat quae dixerat, quasi per locum a divisione.“ = „… gewissermaßen durch einen disjunktiven Schluss.“ 34 „Hier entsteht die Frage … Hier gibt es eine doppelte Frage … Es kann jemand fragen … Hier erhebt sich ein Zweifel.“

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verleiht den Geist in ungemessener Fülle“; zu Joh 5, 20: „Der Vater liebt den Sohn“; zu Joh 10, 17: „Der Vater liebt mich, weil ich mein Leben hingebe“. Im Grenzfall finden wir mehrere Male die Struktur eines Artikels aus der Summa wieder, mit Einwänden, sed contra, Antwort, Unterscheidungen. Der magister in sacra pagina bringt den magister in theologia, die Exegese bringt die Scholastik hervor.

5. Theologische Exegese – oder: vom allegorischen zum akademischen Kommentar Wenn man noch einmal unvoreingenommen die Kommentare liest, deren scholastischen Aspekt ich gerade vorgestellt habe, dann muss man den Überbau der symbolischen Erklärungen bemerken, die regelmäßig zu der rationalen Analyse des Textes hinzutreten.35 Das geschieht in beachtlichem Maße nicht nur beim Alten Testament, das definitionsgemäß Vorbildcharakter hat, sondern selbst im Kommentar zum Matthäusevangelium, dessen Bericht der biblischen Tatsachen ausgesprochen „historisch“ ist. „Mystice considerandum est … Aliquid mystice hie praetenditur … Quantum ad mysterium signantur … Per istam occasionem significatur …“36 So auf dem Raum von nur drei Seiten! Was stellt im Denken und in den Vorlesungen des hl. Thomas diese spirituelle (allegorische, moralische, eschatologische) Stufe des Kommentars dar? Sind diese zusätzlichen Schriftsinne mit Bedacht in der Gesamtstruktur der Schrift eingebaut, also „de necessitate sacrae Scripturae“ (Qlb VII 15 Einw. 5)? Bestimmt seine Theorie von den Schriftsinnen durchgreifend die Praxis einer Lehrtätigkeit? Man weiß, dass für ihn nur der Literalsinn in theologischer Beweisführung angewandt wird (I 1,10). Wo soll man also im Gebäude der Theologie diese fast ständig mitgegebene vorbildhafte Bedeutung der hl. Schrift einordnen, wie sie der Kommentar trotz seines scholastischen Vorgehens hochschätzt ? Eine erste Beobachtung: Thomas befindet sich hier in voller Kontinuität mit dem Verfahren der Väter, bei denen die spirituelle Erklärung direkt in die Lesung der Bibel hineinverwoben wird. Wenn Thomas einen „mystischen“ Sinn vorträgt, so ist der nie auf seinem eigenen Boden gewachsen. Er wird aus Augustinus entnommen oder aus Johannes Chrysostomus oder aus Gregor, entweder ausdrücklich oder über die Florilegien und Glossen, die im 12. Jh. noch durch Allegorien-Sammlungen verstärkt werden.37 35 Vgl. zum Folgenden Chenu, Werk 286 ff. 36 „Man muss mystisch betrachten … Es wird hier etwas mystisch ausgesagt … Was das Mysterium betrifft, so werden bezeichnet … Durch diese Tötung wird bezeichnet …“ 37 Zwei Arten von Sammelwerken verarbeiten das diesbezügliche patristische Kapital: die Allegoriae in Sacram Scripturam, deren berühmteste die Allegoriae des Richard von St. Viktor

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Im Geist der magistri des 13. Jh. wird die spirituelle Erklärung aber damit nicht schon einfach eine äußerliche Illustration zur hl. Schrift. Sie bildet einen Bestandteil des biblischen Kapitals, das für den Theologen nicht nur ein dogmatisches oder quasi-dogmatisches Begriffsmaterial bedeutet, sondern eine Art und Weise zu sehen und zu denken – eine Geistigkeit, eine Perspektive, dessen privilegierte Ausdrucksform die Liturgie ist. Dieser Mehrwert an Sinnfülle gehört somit innerlich zur Lesung der Bibel, ist also, um das Wort des hl. Thomas zu wiederholen, „de necessitate sacrae Scripturae“. Man muss aber bei dieser Verbindung von Literalsinn und metaphorischem Sinn bei Thomas folgendes unterscheiden: Die Typologie entwickelt sich auf zwei Ebenen: Einmal handelt es sich um die allgemeine vorbildartige Bedeutung, wie sie die Offenbarung der jüdisch-christlichen Heilsgeschichte wesentlich mit sich bringt; ihre Entwicklungsstufen – vom Alten zum Neuen Testament und vom Neuen Testament über die Kirche bis zur himmlischen Vollendung – vollziehen sich in einer Voraus-Abbildung, „die sich ausdrückt in Ähnlichkeiten, in Typen, welche in der Einheit dieser Ökonomie begründet sind. Der Zuwachs an Sinnfülle realisiert sich somit im Mittel der Symbole: Abraham war nicht nur historisch der Vater der Gläubigen, sondern er bleibt der Typus der Gläubigen aller Zeiten; Jerusalem, die historische Stadt des Volkes Israel, symbolisiert der Reihe nach die Kirche als Stadt Gottes, die Seele als Wohnstatt des Heiligen Geistes, die himmlische Stadt usw. Die Theologie der Heiligen Schrift erbringt so von sich aus eine symbolische Theologie. Die eschatologische Dimension erweitert die Exegese noch über die lehrhafte Allegorese und die moralische Tropologie hinaus.“38 Bekannt ist die Theorie von den vier Schriftsinnen, deren klassische Formel Thomas zitiert und anwendet.39 Man kann dabei von einer „Pädagogik des Schriftunterrichts“40 sprechen. Aber diese organische Vorbildhaftigkeit, die der Ausdruck einer in der Zeit realisierten Heilsordnung ist, erstreckte sich nach und nach bei den mittelalterlichen Bibelerklärern ebenso wie bei den alten Katecheten bis in die Einzelheiten der Berichte, der Ereignisse und der Texte. Vom Vorbildcharakter des Volkes Israel ging man dazu über, in jeder Tatsache und jeder Begebenheit sind, und die Distinctiones, Lexika der symbolischen Bedeutungen, nicht nach der Reihenfolge der Bücher der Bibel gearbeitet, sondern nach den alphabetisch geordneten Typus-Worten – so das Werk des Alanus von Lille, Liber In distinctionibus dictionum theologalium, PL 210, 685–1012. 38 Chenu, Werk 289. 39 „Littera gestas docet, quid credas allegoria, Moralis quid agas, quo tendas anagogia.“ [= sinngemäß:] „Der Literalsinn lehrt die Fakten, der allegorische Sinn, was du glauben sollst, der moralische Sinn, was du tun sollst, der anagogische, wohin du streben sollst.“ Vgl. de Lubac, Sur un vieux distique 347–366; http://de.wikipedia.org/wiki/Vierfacher_Schrift sinn (2013–08-04). 40 Vgl. Spicq, Esquisse 99. – Hugo von St. Viktor war der Lehrer dieser methodologischen Konstruktion.

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seiner Geschichte ein Vorbild zu finden, einen „geistlichen Sinn“, und das um so nachdrücklicher, je mehr die Tatsachen, Begebnisse und Worte endgültig vorbei und vergangen waren und damit für den Christen kein weiteres Interesse mehr hatten. Die Allegorese übertreibt endlos das im Kern Wahre und Gültige: „Omnia in figura contingebant illis“ (1Kor 10,11), alles ist Zeichen, selbst die Zahlen und die Namen.41 Die geringste Ähnlichkeit, der geringfügigste Wortparallelismus werden symbolisch ausgeschlachtet. Die moralisatio gestaltete den Inhalt von Texten, die außerhalb ihres historischen Zusammenhanges keinerlei typologische Bedeutung hatten, zu Lektionen für das Leben aus. Ganze Bücher wurden auf diese Weise behandelt: Die Moralia in Job des hl. Gregor des Großen waren das Urbild dafür und wurden im Mittelalter beständig nachgeahmt. Die Reaktion von Thomas, der, als er seinerseits das Buch Ijob kommentiert, die Meinung äußert, die moralisatio sei hinreichend besorgt, und sich vornimmt, sich allein an den Literalsinn zu halten, ist bezeichnend und gebietet den maßlosen Multiplikationen der Vorbilder und Allegorien Einhalt. Ohne sich bei der Geschichte dieser spirituellen Exegese und bei den Unterscheidungen, die sie erfordert,42 aufzuhalten, muss man beachten, dass die Theologen des Mittelalters „als Nachfolger der Väter in der gleichen exegetischen Haltung die bleibenden Werte der biblischen Typologie und ihre Verarbeitung durch die aus der hellenistischen Kultur ererbten Verfahrensweisen und Kategorien erstarren lassen. Bei den heidnischen Autoren sowie bei Philo und Origenes hatte sich in der Tat eine literarische Gattung gebildet, welche die Texte (Homer, Vergil usw.) über den Buchstaben hinaus durch einen Überbau interpretierte, wobei der Grundbestand des Berichtes, des Mythos, des Mysteriums abgespalten wurde zum vermeintlichen Vorteil eines ,Geistes‘, der sich dem Buchstaben entfremdet hatte. Die Christen (und selbst Philo) hielten gewiss den ursprünglichen historischen Sachverhalt aufrecht. Dennoch übernahmen sie vor allem in Alexandrien die Methoden ihrer Zeitgenossen. Über Ambrosius, Augustinus und Gregor drangen diese Methoden mit einem allegorisierenden Intellektualismus belastet in die Exegese des abendländischen Mittelalters ein. Auf diese Weise versperrt die Allegorese die christliche Verklärung der

41 Dieses Verfahren ist schon von Origines und dann v. a. von Augustinus eingeführt worden: „Quidquid in sermone divino neque ad morum honestatem, neque ad fidei veritatem proprie referri potest, figuratum esse cognoscas“: De doctr. Christ. III 10 (= PL 34, 71, 14). Oder Hieronymus: „Singula nomina habent singula sacramenta; quot enim verba, tot mysteria“: Tract. in Pss (= ed. Morin, Analecta Maredsolana, vol. 3 P. 3 p. 33). 42 Das Prinzip dieser Kriterien stellt Thomas auf in dem berühmten Text, wo er den geistlichen Sinn nicht mehr auf die Worte gründet (also auf das vom menschlichen Verfasser Gemeinte), sondern auf die Sachverhalte (die von Gott gelenkt und damit aus sich zu Trägern von Vorbildbedeutungen werden): I 1, 10. – Man beachte auch die Abwehr der totalen Allegorisierung, die die Riten des AT jedes Eigenwertes berauben wollte, indem er sie auf eine reine „Vorbildrolle“ beschränkte, die keinen wirklichen geschichtlichen Inhalt übrig ließ: I–II 102, 2.

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Geschichte durch eine moralische Transposition, in der die biblischen Berichte das innere Leben des Gerechten symbolisieren.“43

Diese für die Exegese notwendigen Klärungen entwerten in keiner Weise diesen Typus der Exegese, wie man ihn bei den Universitätslehrern des 13. Jh. antrifft. Es handelt sich durchaus um einen Typus „theologischer“ Exegese. Auf diese Art kann man die Gesamtheit der Verfahrensweisen kennzeichnen, die dazu bestimmt sind, den Gehalt der Heilsökonomie in seiner geschichtlichen und übergeschichtlichen Ganzheit zu erfassen, die sich zwar in einem den Gesetzen der menschlichen Schrift unterworfenen Buchstaben kundgibt, doch durch ihre Erfüllung das Nacheinander ihrer geschichtlichen Elemente übersteigt. Gerade durch diese Aufzählung der „Geburtsorte“ dieser lectio divina von Augustinus zu Benedikt und Bernhard lässt sich sehen, dass ihre Übertragung in eine akademische – wenn man so sagen darf: ent-seelsorglichte – Ordnung zu einer weniger homogenen literarischen Gattung führen muss, und zwar im Maße, als die theologische explicatio (rationes und quaestiones) neben der typologischen significatio das Feld beherrscht. Man vollzieht den Übergang von der lectio divina zur doctrina sacra, in der verschiedene Funktionen nach und nach eine rechtmäßige Eigenständigkeit gewinnen. Die theologische „Wissenschaft“, die gleichwohl im Zusammenhang mit der hl. Schrift bleibt, erwirbt gegenüber der Exegese, der lectio, ihre Selbständigkeit. Die Schriftkommentare des hl. Thomas illustrieren hier das schöne Wort des Hugo von St. Viktor: „Cathedra doctoris sacra Scriptura est.“44

6. Biblische Theologie in den systematischen Werken des hl. Thomas Die Frucht45 dieser „theologischen“ Exegese des hl. Thomas ist eine biblische Theologie im Innersten seiner Wissenschaft. Das heißt, dass sich auch in seiner Systematik ganze Abschnitte herausheben lassen, in denen biblischer Stoff bzw. Heilsgeschichte lehrhaft abgehandelt wird. Die Summa enthält in drei großen Abschnitten direkte Verarbeitung der hl. Schrift: aus der Genesis im Traktat über die Schöpfung (I 65–74), aus den Gesetzbüchern im Traktat über das Alte Gesetz (I–II 98–105) und schließlich aus den Evangelien im Traktat über das Leben Christi (III 27–59). Dabei geht Thomas „weiter“ als die Exegese: Das biblische Material ordnet sich ein in wissenschaftliche Kategorien, die den ursprünglichen Buchstaben verlassen. 43 Chenu, Werk 292. 44 „Die Kathedra des Lehrers ist die Heilige Schrift.“: Miscellania 1:75. 45 Vgl. zum Folgenden Chenu, Werk 293 ff.

Literatur

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So ordnet der Traktat von der Schöpfung die Berichte der Genesis unter die beiden Akte der distinctio und des ornatus ein. Im Traktat über das Alte Gesetz baut sich das theologische Gebäude um die drei Elemente auf: moralia, caeremonialia, judicialia, so zufällig sie auch in dem angeführten Text Dtn 6,1 sein mögen. Der Traktat über das Leben Christi zieht den biblischen Bericht in eine rationale, d. h. „scholastische“ Analyse hinein; es gibt Konvenienzgründe, den Wert des Beispiels usw. In allen diesen Fällen, vor allem aber im Traktat über das Alte Gesetz, das ja definitionsgemäß Vorbildcharakter trägt, vollzieht sich eine Befreiung von den Fakten zugunsten einer Schau auf das Ganze: ein homogener und verstehender Ausdruck einer göttlichen Heilsordnung, ihrer Zielsetzungen, ihrer Wirkweise, ihrer Stufen. Hier, wie auch in den Kommentaren, belasten Allegorese und rationes figurales die Einzelheiten auf Kosten des Buchstabens und der Geschichte. Besser aber als in den Kommentaren wird die Erkenntnis der Allgemeingültigkeit herausgearbeitet, wie sie die Vorbilder („Typoi“) über die Geschichte hinaus offenbaren. Sie sind Teile einer Gesamttheologie des Volkes Gottes, einer Theologie der Geschichte: Doctrina sacra.

7. Literatur Böhner, Ph. / Gilson, E., Christliche Philosophie von ihren Anfängen bis Nikolaus von Cues, Paderborn 31954. Chenu, M.-D., Das Werk des hl. Thomas von Aquin (= Die deutsche Thomasausgabe, 2. Erg.-Bd.), Graz / Wien / Köln 21982. de Lubac, H., Sur un vieux distique: La doctrine du quatruple sens, in: M langes F. Cavallera, Toulouse 1948, 347–366. Glorieux, P., Essai sur les commentaires scripturaires de Saint Thomas et leur Chronologie: Recherches de theologie ancienne et medievale 17 (1950) 237–266. Grabmann, M., Die Geschichte der scholastischen Methode, nach den gedr. und ungedr. Quellen bearb. Teil 2: Die scholastische Methode im 12. und beginnenden 13. Jahrhundert, Freiburg 1911 [= Unveränd. Nachdr. Berlin 1988]. Greshake, G. / Weismayer, J. (Hrsg.), Quellen geistlichen Lebens Bd. II: Das Mittelalter, Mainz 2008. Gribomont, J., Le lieu des deux Testaments selon la th ologie de saint Thomas: Ephemerides Theologicae Lovanienses 22 (1956) 70–89. Lacombe, G., La vie et les oeuvres de Prevostin, Le Saulchoir 1927, 117–125. Mandonnet, P., Chronologie des crits scripturaires de saint Thomas d’Aquin: Revue Thomiste 33 (1928) 27–45, 116–155, 211–245; 34 (1929) 53–69, 132–145, 489–519. Par , G. / Brunet, A. / P. Tremblay, P., La Renaissance du XIIe siecle, Paris / Ottawa 1933. Pieper, J., Thomas von Aquin. Das Wort, München 1955. Rost, H., Die Bibel im Mittelalter, Augsburg 1939. Schlosser, M., Bonaventura begegnen (= Zeugen des Glaubens), Augsburg 2000. Smalley, B., The Study of the Bible in the Middle Ages, Oxford 21952. Spicq, C., Esquisse d’une histoire de l’ex g se latine au moyen ge, Paris 1944.

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Caput IX. Lectio I. Und im Vorübergehen sah Jesus einen Mann, der blind war von Geburt an. II. Und es fragten ihn seine Jünger: Meister, wer hat gesündigt, dieser, oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde. III. Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern, sondern damit die Werke Gottes offenbart würden an ihm. IV. Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange Tag ist. V. Es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. VI. Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. VII. Als er dies gesagt hatte, spuckte er aus auf die Erde, und machte Lehm aus dem Speichel: und er strich den Lehm auf die Augen jenes, und sagte zu ihm: Geh, wasch dich im Teich Siloe (was übersetzt wird: gesandt). Er ging also weg, und wusch sich: und er kam sehend [zurück]. I.

I. 1293. – Nachdem der Herr die erleuchtende Kraft seiner Lehre gezeigt hat im Wort [vgl. n. 1118], bekräftigt er sie hier folgerichtig durch die Tat, indem er einen Blinden körperlich erleuchtet. Und hinsichtlich dieser Erleuchtung wird dreierlei angeführt. Erstens die Krankheit; zweitens die Heilung der Krankheit, an der Stelle [n. 1309] Als er dies gesagt hatte, spuckte er aus auf die Erde etc.; drittens bezüglich der Heilung der Streit der Juden, an der Stelle [n. 1312] Daher die in der Nähe etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens wird die Krankheit angeführt; zweitens wird nach ihrer Ursache gefragt, an der Stelle [n. 1295] es fragten ihn seine Jünger. 1294. – Man muss wissen hinsichtlich des ersten, dass Jesus, als er sich verbarg und sich vom Tempel zurückzog, als er vorüberging [an ihm], diesen Blinden sah. Und das ist der Grund, weshalb [der Evangelist] sagt Und im Vorübergehen sah Jesus einen Mann, der blind war von Geburt an. Dabei wird dreierlei bedacht. Erstens nämlich ging er vorüber, damit er der Wut der Juden auswich; Eccli. 8,13: Entzünde nicht die Kohlen der Sünder, indem du sie anklagst, und werde nicht entzündet durch die Flamme des Feuers der Sünden jener. Zweitens, damit er die Härte der Juden erweichte aufgrund eines getanen

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und [noch] werdenden Wunders; unten 15,24: Wenn ich nicht Werke getan hätte bei ihnen, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. Drittens, damit er durch die Vollbringung eines Zeichens seine Worte bekräftigte; denn die Taten des Herrn bewirken Glauben für das, was von ihm gesagt wurde; Mc. ult., 20: Da er die Rede bekräftigte durch nachfolgende Zeichen. Mystisch aber, Augustinus zufolge, ist das menschliche Geschlecht dieser Blinde. Denn die geistliche Blindheit ist die Sünde, Sap. 2,21: Es hat sie blind gemacht ihre Bosheit. [Ein Blinder,] der von Geburt her blind ist, weil er von seiner Herkunft die Sünde mit sich zieht. Diese Blindheit nämlich wird [uns] zuteil durch die Sünde im ersten Menschen, von dem wir alle die Herkunft herleiten; Eph. 2,3: Ihr wart von Natur, das heißt von der natürlichen Herkunft, Söhne des Zorns. II. 1295. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und es fragten ihn seine Jünger, wird von der Ursache dieser Krankheit gehandelt, und erstens wird nach ihrer Ursache gefragt von den Jüngern; zweitens wird sie geoffenbart von Christus, an der Stelle [n. 1298] Weder dieser hat gesündigt. 1296. – Hinsichtlich des ersten muss dreierlei untersucht werden. Das erste ist die Ursache der Befragung Christi durch die Jünger; diese ist, wie Chrysostomus sagt, dass Jesus, als er aus dem Tempel ging, und diesen Blinden sah, ihn sehr beflissen betrachtete, weil er gleichsam in ihm den Stoff für die Anwendung [seiner] Kraft sah; sodass die Jünger, als sie dies sahen, nämlich ihn, der beflissen hinsah, bewegt wurden, zu fragen. Zweitens die Sorgfalt der Jünger, weil sie Meister sagen, ihn [also] ,Lehrer‘ nennen, um anzudeuten, dass sie so fragen [wie] gleichsam solche, die lernen wollen. Drittens weshalb sie, als sie nach der Ursache der Sünde fragten, sagten wer hat gesündigt? Man muss sagen, Chrysostomus zufolge, dass die Jünger, weil der Herr oben in 5,14, als er den Lahmen heilte, zu ihm gesagt hatte Siehe, schon bist du gesund gemacht: gehe und wolle weiter nicht mehr sündigen, [nun] dachten, dass ihm wegen einer Sünde jene Krankheit widerfahren war, und darüber hinaus annahmen, dass jede menschliche Krankheit hervorgehe aus der Sünde, dem zufolge was Eliphaz sagt, Iob 4,7: Wer ist jemals unschuldig zugrunde gegangen? Und deshalb fragten sie, ob er entweder aufgrund seiner Sünde oder [der] der Eltern blind geboren worden sei. Aber dass es aufgrund seiner Sünde sei, scheint nicht [wahrscheinlich]: weil niemand sündigt, bevor er geboren wurde, da es Seelen vor den Körpern nicht gab und sie auch nicht gesündigt haben, wie manche fälschlich annahmen: gemäß jener Stelle Rom. 9,11: Als sie noch nicht geboren waren, oder etwas Gutes getan hatten oder Böses … nicht von den Werken her, sondern vom Berufer ist ihr gesagt

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worden, dass der Älter dem Jüngeren dienen sollte. Dass er aber dies aufgrund einer Sünde der Eltern erlitten habe, ersieht man nicht: weil in Deut. 24,16 gesagt wird: Nicht werden die Väter getötet werden für die Söhne, noch auch die Söhne für die Eltern. Aber man muss wissen, dass es eine zweifache Strafe ist, mit der die Menschen gestraft werden. Eine ist die geistliche hinsichtlich der Seele; die andere ist die körperliche hinsichtlich des Körpers. Und durch eine geistliche Strafe freilich wird niemals ein Sohn für den Vater gestraft. Der Grund dafür wird angegeben in Ez. 18,4, weil [nämlich] die Seele des Sohnes nicht von einem Vater her ist, sondern von Gott. Alle, sagt er, Seelen sind meine, nämlich durch die Schöpfung; so wie die Seele des Vaters, so ist auch die Seele des Sohnes die meine: die Seele, die gesündigt hat, dieselbe wird bestraft. Dies sagt auch Augustinus in einem Brief. Aber durch eine körperliche Strafe wird der Sohn für den Vater gestraft, weil hinsichtlich des Körpers ein gewisser Bestand [der] des Vaters ist. Und ausdrücklich hat man dies in Gen. 19, wo die Söhne der Sodomer getötet werden für die Sünde der Eltern im Untergang Sodoms. Oft auch droht der Herr den Juden den Tod der Kinder an wegen der Sünden der Eltern. 1297. – Weshalb aber aufgrund einer Sünde ein anderer gestraft wird, [dazu] muss man wissen, dass die Strafe zweierlei an sich hat: die Verletzung und das Heilende. Denn manchmal wird ein Glied abgetrennt, damit der ganze Körper gerettet wird: und so fügt die Bestrafung eine Verletzung dieses [Gliedes] zu, insofern als es abgetrennt wird, aber ein Heilendes hat sie [an sich] insofern, als sie den Körper rettet. Niemals jedoch trennt ein Arzt ein vornehmeres Glied ab wegen der Bewahrung eines weniger vornehmen, sondern umgekehrt. Im Bereich des Menschlichen aber ist die Seele vornehmer als der Körper, und der Körper vornehmer als die äußeren Dinge; und deshalb geschieht es niemals, dass jemand wegen des Körpers an der Seele gestraft wird, sondern eher am Körper wegen der Heilung der Seele. Bisweilen also verhängt der Herr Strafen für die Körper, oder an den äußeren Dingen, wegen eines guten Heilmittels für die Seele: und dann werden Strafen dieser Art nicht zugefügt nur als schädigende, sondern als reinigende für die Heilung. Deshalb auch geschah selbst die Tötung der Kinder der Sodomiterinnen zum Guten der Seelen: nicht zwar im Hinblick aufs Verdienst, aber damit sie nicht als Nachahmer der väterlichen Schlechtigkeit, im Leben Sünden aufhäufend, härter gestraft würden. Derartig werden ebenfalls für die Sünden der Eltern öfters manche bestraft. III. 1298. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus antwortete etc., offenbart der Herr die Ursache der Krankheit, und erstens schließt er die vermutete Ursache aus; zweitens ersetzt er sie durch die wahre [n. 1300]; und

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drittens offenbart er sie [n. 1303]. 1299. – Die vermutete Ursache nun schließt er aus, wenn er antwortet und sagt Weder dieser hat gesündigt, noch seine Eltern. Dass dies nämlich die Ursache der Krankheit sei, haben die Jünger vermutet, wie gesagt wurde. Aber [ein Einwand] dagegen. Rom. 3,23: Alle nämlich haben gesündigt, und entbehren der Herrlichkeit Gottes. Und ebd. 5,12 wird gesagt, dass die Sünde von Adam in alle übergegangen ist. Ich antworte, dass gesagt werden muss, dass ebenso der Blinde wie seine Eltern von der Erbsünde erfasst waren, und auch andere selbst getätigte im Leben hinzugefügt hatten, weil, wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, wir uns selbst verführen, und Wahrheit nicht in uns ist: I Io. 1,8. Dass aber der Herr sagt Weder dieser hat gesündigt, muss [so] verstanden werden, dass sie nicht gesündigt haben in Bezug darauf, dass jener blind geboren wurde; als ob er sagte: dass seine Blindheit nicht gefolgt ist aus ihrer Sünde. 1300. – Die wahre Ursache aber setzt er an, indem er sagt sondern damit die Werke Gottes offenbart würden an ihm: denn durch die Werke Gottes werden wir zu seiner Erkenntnis geführt; Rom. 1,20: Das Unsichtbare Gottes wird durch das, was geschaffen ist, als Verstandenes erblickt; oben 5,36: Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, die sind es, die Zeugnis geben für mich. Die Erkenntnis Gottes aber ist das höchste Gut des Menschen, weil in ihr die Seligkeit des Menschen besteht; unten 17,3: Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen als den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast: Jesus Christus. Und Ier. 9,23: Darin rühme sich, wer sich rühmt: um mich zu wissen und mich zu kennen. So also wird die Krankheit zuteil, damit die Werke Gottes geoffenbart werden und durch ihre Offenbarung Gott bekannt wird; offenkundig ist es, dass körperliche Krankheiten dieser Art zuteil werden um des Guten willen. 1301. – Es könnte aber irgend jemandem scheinen, dass die Offenbarung der Werke Gottes keine hinreichende Ursache für eine Krankheit dieser Art sei, zumal da weder dieser, noch seine Eltern gesündigt haben, und deshalb wollen sie sagen, dass das ,dass‘ nicht kausal, sondern der Folge nach aufgefasst wird; als ob er sagte: Da dieser Blinde existiert, werden die Werke Gottes geoffenbart, der ihn heilt. Aber dies scheint nicht vernünftig gesagt zu sein; und deshalb ist besser zu sagen, dass es bezüglich der Ursache aufgefasst wird. Denn es ist das Übel ein zweifaches: nämlich das der Schuld und das der Strafe. Aber das Übel der Schuld freilich macht Gott nicht, sondern er erlaubt, dass es geschieht: dies würde er nicht erlauben, wenn er nicht damit irgend ein Gutes beabsichtigte. Deshalb sagt Augustinus im Enchiridion (De fide, spe et caritate): „Gott ist so sehr gut, dass er niemals erlauben würde, dass etwas Böses geschehe, wenn er nicht so mächtig wäre, aus jedem beliebigen Übel ein Gutes hervorzulocken.“ So also erlaubt er, dass etliche Sünden geschehen aufgrund der Absicht des Guten, das er beabsichtigt: so wie er den Tyrannen zu wüten erlaubte, damit er die Märtyrer krönte. Um vieles mehr also muss gesagt werden, dass er das

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Übel der Strafe, das er selbst gemacht hat, wie gesagt wird in Amos 3,6: Nicht gibt es ein Übel, das der Herr nicht gemacht hätte: [dass] er es niemals herbeiführt außer aufgrund der Absicht des Guten. Und unter anderem Guten ist das Beste, dass die Werke Gottes geoffenbart werden, und dass aus ihnen Gott bekannt werde. Nicht ist es also unpassend, wenn er irgendwelche Geißeln schickt, oder erlaubt, dass irgendwelche Sünden geschehen, damit das Gute daraus hervorgehe. 1302. – Und man muss wissen, dass, wie Gregorius sagt in I Moral., auf fünf Arten Gott den Menschen die Geißeln schickt. Manchmal nämlich zum Beginn der Verdammung, gemäß jener Stelle Ier. 17,18: Mit zweifacher Zerknirschung sie aufzureiben. Und durch diese Geißel wird der Sünder in diesem Leben so erschüttert, dass er ohne Weigerung und Ende gestraft werde im anderen; so wie Herodes, der Iacobus getötet hat, gestraft wurde in diesem Leben, und in der Hölle gleicherweise: Act. 12,23. Manchmal aber [schickt Gott den Menschen die Geißeln] zur Besserung: und über diese wird gesagt in Ps. 17,36: Deine Zucht selber wird mich lehren. Manchmal aber wird jemand gegeißelt nicht wegen der Besserung von Vergangenem, sondern zur Verhütung von Zukünftigem: so wie es von Paulus gesagt wird in II Cor. 12,7: Damit nicht die Größe der Offenbarungen mich hochmütig mache, ist mir gegeben der Stachel meines Fleisches, der Engel Satans, der mich ohrfeigt. Manchmal aber [wird jemand gegeißelt] zur Förderung der Tugend: wie nämlich [dann], wenn an jemandem weder vergangene Schuld gebessert wird, noch zukünftige verhindert, wenn unerwartetes Heil der Heimsuchung folgt [und], da die Kraft des Erlösenden erkannt ist, [er] brennender geliebt wird; II Cor. 12,9: Die Tugend wird in der Schwäche vollendet; Iac. 1,4: Die Geduld hat ein vollkommenes Werk. Manchmal jedoch zur Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit: deshalb wird auch hier gesagt damit die Werke Gottes offenbart würden an ihm. IV. 1303. – Wenn [Christus] anschließend sagt Ich muss die Werke wirken etc., offenbart er die wahre Ursache, die er angeführt hat: und weil er der Werke Gottes Erwähnung getan hat, deshalb führt er erstens die günstige Gelegenheit an, die Werke Gottes zu offenbaren, zweitens bezeichnet er die Ursache der günstigen Gelegenheit, beziehungsweise der Notwendigkeit, an der Stelle [n. 1307] Es kommt die Nacht; drittens legt er sie aus, an der Stelle [n. 1308] Solange ich in der Welt bin. 1304. – Er sagt also: Deshalb nämlich ist er blind geboren, damit die Werke Gottes offenbart würden an ihm, die freilich geoffenbart werden sollen: denn Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat. Das kann freilich

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bezogen werden auf Christus, sofern er Mensch ist; und so ist der Sinn Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, das heißt die Werke, die mir aufgetragen sind vom Vater; oben 6,37: Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie tue. Oder [es kann bezogen werden] auf Christus, sofern er Gott ist; und so spricht er [von] der Gleichheit seiner Macht mit der des Vaters, sodass der Sinn ist Ich muss die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, das heißt die Werke, die ich vom Vater habe. Alles nämlich, was der Sohn tut, auch gemäß der göttlichen Natur, hat er vom Vater; oben 5,19: Nicht kann der Sohn von sich aus etwas tun, außer was er den Vater hat tun gesehen. 1305. – Ich muss, sage ich, solange Tag ist. Der materielle Tag nun wird durch die Anwesenheit der Sonne über der Erde verursacht. Die Sonne der Gerechtigkeit aber ist Christus, unser Gott; Mal. 4,2 (= 3,20): Euch, die ihr meinen Namen fürchtet, wird aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit. Solange also diese Sonne uns gegenwärtig ist, können die Werke Gottes geschehen in uns, gegen uns, und von uns. Gegenwärtig aber war er uns einst freilich in körperlicher Gegenwart; und damals war Tag; Ps. 117,24: Dieser Tag, den Gott gemacht hat: springen wir empor und freuen wir uns in ihm. Und deshalb ist es nötig, die Werke Gottes zu wirken. Er ist auch uns gegenwärtig durch die Gnade: und dann ist der Tag der Gnade, an dem es nämlich nötig ist, die Werke Gottes zu wirken, solange Tag ist; Rom. 13,12: Die Nacht ist vorangeschritten, der Tag aber naht. Lasst uns also wegwerfen die Werke der Finsternisse, und lasst uns anlegen die Waffen des Lichts; I Thess. 5,7: Die schlafen, schlafen in der Nacht. Ihr aber seid nicht in den Finsternissen etc. 1306. – Aber man muss wissen, dass, wenn die Anwesenheit der Sonne Tag macht und die Abwesenheit Nacht, für die Sonne selbst, weil die Sonne [bei] sich immer anwesend ist, immer Tag ist: und so ist für die Sonne immer Zeit des Wirkens und des Leuchtens. Aber was uns anlangt, [bei] denen sie manchmal anwesend ist, manchmal abwesend, wirkt und leuchtet sie nicht immer. Auf dieselbe Art ist bei Christus, der Sonne der Gerechtigkeit, immer Tag und Zeit des Wirkens; nicht aber bei uns: weil wir nicht immer aufnahmefähig sind für seine Gnade, wegen der Hinderung von unserer Seite. V. 1307. – Die Ursache aber der zuvor genannten günstigen Gelegenheit fügt [Christus] hinzu, indem er sagt Es kommt die Nacht, in der niemand wirken kann. So wie der Tag zweifach ist, so ist die Nacht zweifach. Eine ist die durch das körperliche Verschwinden der Sonne der Gerechtigkeit, so wie die Apostel sie erfuhren, als sie verwirrt wurden, da Christus ihnen körperlich genommen war in der Zeit des Leidens; Matth. 26,31: Ihr alle werdet Anstoß nehmen an mir in jener Nacht. Und da war nicht die Zeit des Wirkens, sondern des Leidens.

Lectio I.

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Aber besser ist es, dass wir sagen, es war auch, als Christus körperlich abwesend war durch die Auferstehung, für die Apostel Tag, sofern ihnen die Sonne der Gerechtigkeit leuchtete, und [es war auch] Zeit des Wirkens. Und deshalb muss es verstanden werden hinsichtlich der Nacht, die es gibt durch die geistliche Abtrennung der Sonne der Gerechtigkeit, nämlich durch den Entzug der Gnade: diese Nacht freilich ist zweifach. Eine durch den Entzug der gegenwärtigen Gnade, den die Todsünde bewirkt; I Thess. 5,7: Die schlafen, schlafen in der Nacht. Und wenn diese Nacht kommt, kann niemand Werke wirken, die das ewige Leben verdienen. Eine andere Nacht ist die vollständig gemachte, wenn einer nicht nur beraubt wird der gegenwärtigen Gnade durch eine Todsünde, sondern auch der Möglichkeit, [Gnade] zu erlangen, aufgrund der ewigen Verdammnis in der Hölle, wo tiefe Nacht ist, die denen zuteil werden wird, denen gesagt wird: Geht, Verdammte, in das ewige Feuer; Matth. 25,41. Und dann kann niemand wirken, weil keine Zeit des Verdienens ist, sondern des Empfangens gemäß den Verdiensten. Solang du also lebst, handle, so wie du einer bist, der handeln wird. Deshalb [heißt es] in Eccle. 9,10: Was immer deine Hand vermag, wirke sofort: weil weder Verstand, noch Werk, noch Weisheit, noch Wissen sein werden bei den Unteren, wohin du eilst. VI. 1308. – Den Grund des Gesagten aber legt [Christus] dar, indem er sagt Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt; als ob er sagte: wenn ihr wissen wollt, welches der Tag ist, und welches die Nacht, von denen ich spreche: ich, sage ich, bin das Licht der Welt: denn meine Gegenwart macht Tag, und meine Abwesenheit Nacht; [vergleiche] oben 8,12: Ich bin das Licht der Welt. Solange ich in der Welt bin, körperlich durch meine Anwesenheit; [vergleiche] unten 16,28: Ausgegangen bin ich vom Vater, und gekommen bin ich in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt, und gehe zum Vater. Ich bin das Licht der Welt: deshalb wird jener Tag dauern bis zur Himmelfahrt Christi. Ebenso, solange ich in der Welt bin, geistlich durch die Gnade; Matth. ult., 20: Siehe, ich bin mit euch bis zur Vollendung der Zeit. Ich bin das Licht der Welt: deshalb wird jener Tag ausgedehnt bis zur Vollendung der Zeit. VII. 1309. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Als er dies gesagt hatte, spuckte er aus auf die Erde etc., wird gehandelt von der Heilung des Blinden, zu der fünf Taten Christi der Reihe nach sich vereinigen. Erstens nämlich das Spucken: deshalb sagt [der Evangelist] er spuckte auf die Erde; zweitens das Bereiten des Lehms: deshalb sagt [der Evangelist] er machte Lehm aus dem Speichel; drittens das Bestreichen der Augen: deshalb sagt er er strich den Lehm auf die Augen jenes; viertens der Auftrag, dass er sich wüsche: deshalb sagt [Christus] Geh und wasch dich im Teich Siloe; fünftens das Erlangen des

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Caput IX.

Sehens: deshalb fügt [der Evangelist] hinzu und er kam sehend; alles dies hat nun sowohl einen wörtlichen als auch einen mystischen Grund. 1310. – Einen wörtlichen nämlich, Chrysostomus zufolge, auf diese Art. Mit Speichel erleuchtet [Christus], damit er zeige, dass er mit einer Kraft, die aus ihm selbst hervorging, dies tat, und [damit] keiner anderen Sache das Wunder zugeschrieben werde; Lc. 6,19: Kraft ging aus von ihm. Denn mag es auch sein, dass der Herr alle Wunder nur mit dem Wort hätte tun können, weil er selbst es sagte, und es war getan [Ps. 148,5], benutzt er dennoch häufig seinen Körper dafür, damit er zeige, dass dieser, sofern er das Werkzeug der Göttlichkeit ist, eine gewisse heilsame Kraft erhalten habe. Lehm aber machte er aus dem Speichel, damit er zeige, dass er versagende Glieder des Menschen [neu] formen könne, der er den ganzen ersten Menschen geformt hatte. Daher machte er, wie er den ersten Menschen aus Lehm geformt hatte, so [wieder] Lehm, damit er die Augen formte des blind Geborenen. Er strich aber den Lehm auf die Augen des blind Geborenen, damit er sich zeigte als den Urheber der Körper, dadurch, was das Mächtigste ist an den Körpern. Der Mensch nämlich ist hervorragender unter den körperlichen Geschöpfen; unter den Gliedern des Menschen aber ragt der Kopf hervor; unter den Gliedern des Kopfes aber wird das Auge als überragender gefunden. Deshalb [heißt es] in Matth. 6,22: Die Leuchte deines Körpers ist dein Auge. Indem [Christus] also das Auge formte, das überragender ist als die anderen körperlichen Dinge, zeigt er, dass er der Schöpfer des ganzen Menschen ist und der körperlichen Natur. Er sagte aber zu jenem Geh, wasch dich im Teich Siloe, damit es nicht so schiene, dass die über die Augen gestrichene Erde eine Heilkraft für das Auge hätte. Deshalb sah [der Blinde] nicht, solange er Lehm auf den Augen hatte, sondern nachdem er sich wusch. [Christus] schickte ihn aber weit, um sich zu waschen, nämlich zum Teich Siloe: erstens freilich, um die Hartnäckigkeit der Juden niederzuschlagen; denn jener musste die Stadt durchqueren, damit so alle denselben blind gehen sähen, wie er Lehm auf den Augen hatte, und zurückkehren mit wiederhergestelltem Sehen. Zweitens aber, damit empfohlen würde des Blinden Gehorsam und Glaube: häufig nämlich hatte er wohl Lehm auf das Gesicht bekommen, häufig hatte er sich im Teich Siloe gewaschen, und trotzdem hatte er nicht gesehen. Deshalb hätte er sagen können: „Lehm macht üblicherweise mehr blind, und viele Male habe ich mich dort gewaschen, und in nichts ist mir geholfen“, so wie es gesagt wird von Naaman in IV Reg. 5,10 f. Aber er widersprach nicht, vielmehr gehorchte er einfach. Daher folgt Er ging weg, und wusch sich. Deshalb aber schickte [Christus] ihn zum Teich Siloe, weil durch jenes Wasser das Volk der Juden bezeichnet wird; Is. 8,6: Jenes Volk hat die Wasser des Siloe verworfen, die rinnen in Stille. Damit er also zeigte, dass ihm die Liebe des jüdischen Volkes nicht fremd sei, schickte er ihn zum Siloe. Die Wirkung aber folgt, weil er sehend [zurück] kam. Dies war vorhergesagt in Is. 35,5: Dann werden geöffnet werden die Augen der Blinden.

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1311. – Den mystischen und allegorischen Grund aber bezeichnet Augustinus, der sagt, dass durch den Speichel, der ein vom Kopf ausgehender Ausfluss ist, das Wort Gottes bezeichnet wird, das vom Vater, dem Kopf aller Dinge, ausgeht; Eccli. 24,5: Ich bin hervorgegangen aus dem Mund des Höchsten. Damals also hat der Herr aus Speichel und Erde Lehm gemacht, als das Wort Fleisch geworden ist. Er strich den Lehm auf die Augen des Blinden, das heißt des menschlichen Geschlechts, auf die Augen des Herzens nämlich, durch den Glauben an die Fleischwerdung Christi. Aber [der Blinde] sah noch nicht: weil [Christus], als er ihn etwa salbte, einen Katechumenen [aus ihm] machte, der den Glauben hat, aber noch nicht getauft ist. Und deshalb schickt er ihn zum Teich, der genannt wird Siloe, damit er sich wasche und erleuchtet werde, das heißt getauft werde und in der Taufe die volle Erleuchtung empfange. Daher wird, Dionysius zufolge, die Taufe ,Erleuchtung‘ genannt; Ez. 36,25: Ich werde über euch reines Wasser ausgießen, und ihr werdet gereinigt werden von allen euren Befleckungen. Und deshalb wird bezeichnenderweise dieses Evangelium gelesen an jenem Tag in der Fastenzeit, an dem die Erforschung der Täuflinge zu geschehen beginnt am Ostersamstag. Und nicht ohne Ursache fügt der Evangelist die Übersetzung des [Namens des] Teiches hinzu, indem er sagt was übersetzt wird: gesandt: weil, wer immer getauft wird, in Christus getauft werden muss, der gesandt ist vom Vater; Gal. 3,27: Wieviele nur immer ihr getauft seid, Christus habt ihr angelegt. Wenn nämlich nicht jener gesandt worden wäre, wäre niemand von uns von der Ungerechtigkeit entlassen. Gregorius zufolge aber wird durch den Speichel der Geschmack an der innersten Anschauung empfangen, die zum Mund vom Kopf herabfließt, weil sie von der Liebe des Schöpfers, auch wenn wir uns noch in diesem Leben befinden, uns mit dem Geschmack der Offenbarung berührt. Daher vermischte der Herr Speichel mit Lehm, und stellte die Augen des blind Geborenen wieder her, weil die Gnade von oben unser fleischliches Denken durch die Beimischung seiner Anschauung bestrahlt, und die Menschen von der ererbten Blindheit zum Verstand umformt etc.

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II. III.

Deshalb sagten die Nachbarn, und die ihn zuvor gesehen hatten, weil er ein Bettler war: Ist dieser nicht der, der saß, und bettelte? Die einen sagten, er sei es; andere aber, [er sei es] keineswegs, sondern er sei ihm ähnlich. Jener aber sagte: Ich bin es. Sie sagten also zu ihm: Auf welche Art sind dir die Augen geöffnet worden? Er antwortete: Jener Mensch, der Jesus genannt wird, hat Lehm gemacht und meine Augen gesalbt, und hat zu mir gesagt: Geh zum Teich

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Caput IX.

Siloe, und wasche dich. Und ich bin fortgegangen, und habe mich gewaschen, und sehe. IV. Und sie sagten zu ihm: Wo ist jener? Er sagte: Ich weiß es nicht. V. Sie führen ihn zu den Pharisäern, der blind gewesen war. Es war aber Sabbat, als Jesus den Lehm machte, und die Augen jenes geöffnet hat. Wiederum also fragten ihn die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Jener aber sagte ihnen: Er hat mir Lehm über die Augen getan, und ich habe mich gewaschen, und sehe. VI. Es sagten also einige von den Pharisäern: Nicht ist dieser Mensch von Gott, der den Sabbat nicht einhält. Andere aber sagten: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es war eine Spaltung zwischen ihnen. VII. Sie sagen also zum Blinden wiederum: Was sagst du über jenen, der deine Augen geöffnet hat? Jener sagte: Er ist ein Prophet. VIII. Nicht glaubten also die Juden hinsichtlich seiner, dass er blind gewesen sei, und sehend geworden, bis sie die Eltern dessen, der sehend geworden war, riefen und sie fragten und sagten: Ist dies euer Sohn, von dem ihr sagt, dass er blind geboren ist? Wieso also sieht er jetzt? IX. Es antworteten ihnen seine Eltern, und sagten: Wir wissen, dass dies unser Sohn ist, und dass er blind geboren ist; wieso er aber jetzt sieht, wissen wir nicht, oder wer ihm die Augen geöffnet hat, wissen wir [auch] nicht: fragt ihn selbst, er hat das Alter [dafür], er selbst soll für sich reden. Das sagten dessen Eltern, weil sie die Juden fürchteten. Schon nämlich verschworen sich die Juden, dass, wenn jemand bekennen würde, dass es Christus sei, er außerhalb der Synagoge sein solle. Deshalb sagten die Eltern ihnen: Er hat das Alter, fragt ihn selbst. I. 1312. – Nachdem die wunderbare Erleuchtung des Blinden angeführt ist [vgl. n. 1293], wird hier anschließend die Untersuchung des Wunders angeführt, und erstens zwar wird das Wunder untersucht vom Volk; zweitens von den Pharisäern und den Hochgestellten, an der Stelle [n. 1320] Sie führen ihn zu den Pharisäern; drittens wird der Blinde wegen seines Bekenntnisses von Christus belehrt und empfohlen, an der Stelle [n. 1335] Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] dreierlei, weil erstens gefragt wird nach der Person des Erleuchteten; zweitens nach der Erleuchtung selbst, an der Stelle [n. 1316] Sie sagten also zu ihm etc.; drittens nach der Person des Erleuchtenden, an der Stelle [n. 1319] Und sie sagten zu ihm: Wo ist jener?

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Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens wird die Frage angeführt nach der Person des Erleuchteten; zweitens werden verschiedene Meinungen zu der Frage aufgegriffen [n. 1314]; drittens wird die Frage entschieden [n. 1315]. 1313. – Es wird nun die Frage seitens des Volkes angeführt. Deshalb sagt [der Evangelist] Deshalb sagten die Nachbarn, und die ihn zuvor gesehen hatten, dass er ein Bettler war: Ist dieser nicht der, der saß, und bettelte? Hier kommt zweierlei vor, was zu erwägen ist. Das eine ist, dass aufgrund der Größe des Wunders dieses selbst unglaublich wird: daher sagten sie unten [in diesem Kapitel]: Seit Menschengedenken ist nicht gehört worden, dass jemand die Augen geöffnet hat eines blind Geborenen. Daher wird an ihnen erfüllt, was gesagt ist in Hab. 1,5: Ein Werk ist getan worden in unseren Tagen, das niemand glauben wird, wenn es erzählt werden wird. Das andere ist die bewundernswerte Milde Gottes, weil nicht nur für die Mächtigen, sondern auch für die Unvornehmen der Herr Wunder wirkt, indem er die, die betteln, mit vieler Barmherzigkeit heilte: darin wird gezeigt, dass [derjenige] wegen der Armut niemanden zurückstößt, der wegen des Heils der Menschen gekommen ist; Iac. 2,5: Hat nicht der Herr ausgewählt die Armen, die reich sind im Glauben und Erben des Königreichs? Daher sagen auch jene bezeichnenderweise Ist dieser nicht der, der saß, und bettelte? Als ob sie sagten: ein Unvornehmer und der Fürsorge Unwürdiger. Dagegen wird gesagt in Baruch 3,26: Dort sind, die Riesen genannt werden. 1314. – Meinungen aber werden angeführt aus dem Volk: deshalb sagt [der Evangelist] Die einen sagten, er sei es, nämlich der, der bettelte; und dies deshalb, weil sie ihn öfters gesehen hatten als Bettler, und ähnlich hatten sie ihn durch die Stadt weggehen sehen, als er mit dem Lehm zum Teich ging. Daher konnten sie nicht weiter sagen: Es ist nicht dieser. Aber die Meinung anderer war entgegengesetzt: daher sagten sie keineswegs nämlich sei er es, sondern er sei ihm ähnlich. Der Grund dafür ist, dass, wie Augustinus sagt, die wiederhergestellten Augen sein Gesicht veränderten. Nichts nämlich ist so erkennbar wie der Blick; Eccli. 19,26: Am Blick wird erkannt der Verständige. 1315. – Die Frage wird entschieden durch den Blinden: weil jener aber sagte, nämlich der Blinde, Ich bin es, nämlich der gebettelt hat. Ein dankbares Wort ist dies, damit nicht verdammt werde ein undankbares. Weil er nämlich nicht undankbar sein konnte für eine so große Wohltat, und kein anderes Zeichen der Dankbarkeit vorweisen konnte als dass er beharrlich bekannte, er sei von Christus geheilt, sagt er Ich bin es, der ich nämlich blind war, und bettelte; und nun sehe ich; Tob. 12,6: Lobpreiset Gott, ihr Himmel, und vor allem Lebendigen bekennt euch zu ihm, weil er an euch betätigt hat seine Barmherzigkeit.

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Caput IX.

II. 1316. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Sie sagten also zu ihm: Wie sind dir die Augen geöffnet worden?, wird die Nachforschung nach dem Geschehenen behandelt, nämlich nach der Erleuchtung selbst, und erstens wird die Frage der Juden angeführt; zweitens die Antwort des Blinden, an der Stelle [n. 1318] Er antwortete: Jener Mann, der Jesus genannt wird, hat Lehm gemacht etc. 1317. – [Der Evangelist] sagt also: Wenn du jener bist, der blind gebettelt hat, sage uns also Auf welche Art sind dir die Augen geöffnet worden? Aber diese Frage geht aus der Neugier hervor, weil diese Art weder er selbst, der geheilt wurde, noch wir wissen; Eccli. 3,22: Auf mehr von seinen Werken sei nicht neugierig. III. 1318. – Die Antwort des Blinden war erstaunlich; deshalb sagt [der Evangelist] Er antwortete: Jener Mensch, der Jesus genannt wird, hat Lehm gemacht und meine Augen gesalbt etc. Darin zeigt er erstens freilich die erleuchtende Person, indem er sagt Jener Mensch, der Jesus genannt wird. Richtig nennt er einen Menschen ihn, den er als Menschen kannte, und der wirklich ein Mensch war; Phil. 2,7: In Ähnlichkeit der Menschen gemacht. Mag es aber auch sein, dass er ihn nicht gesehen hatte, weil er sich blind von ihm entfernte, und zum [Teich] Siloe ging, so kannte er ihn von Hören und aus dem Gespräch der Menschen über ihn. Zweitens bringt er das Geschehene vor, indem er sagt [Jener Mann] hat Lehm gemacht und meine Augen gesalbt; dabei zeigt er sich als wahrhaftig, indem er nicht Unsicheres behauptet. Der Herr hatte nämlich Lehm gemacht aus Speichel, was freilich jener nicht wusste; aber dass Lehm gemacht wurde, und auf die Augen aufgetragen wurde, verstand er durch den Tastsinn; und deshalb sagte er nicht „Lehm hat er gemacht aus Speichel“, sondern einfach [Jener Mann] hat Lehm gemacht und meine Augen gesalbt; I Io. 1,1: Was wir gehört haben, was wir gesehen haben mit unseren Augen, und erblickt haben, und was unsere Hände berührt haben … bezeugen wir und verkündigen wir euch. Drittens berichtet er den Auftrag, indem er sagt und [er] hat zu mir gesagt, nämlich Jesus, Geh zum Teich Siloe, und wasche dich. Das ist auch für uns nötig; denn wenn wir gereinigt werden wollen von der Blindheit des Herzens, ist es nötig, dass wir geistlich gewaschen werden; Is. 1,16: Wascht euch, seid rein. Viertens empfiehlt er seinen Gehorsam, indem er sagt Und ich bin fortgegangen, und habe mich gewaschen, als ob er sagte: Nachdem ich den Auftrag gehört habe, habe ich, geführt von dem Verlangen nach der Sehkraft,

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den Auftrag ausgeführt. Und das ist nicht zu verwundern: weil gesagt wird in Prov. 6,23: Der Auftrag, nämlich der erfüllte, ist eine Leuchte, und das Gesetz ein Licht. Fünftens bekennt er, [nämlich] die Wirkung der Wohltat, indem er sagt und ich sehe. Und richtigerweise wird er nach dem Gehorsam erleuchtet: weil, wie gesagt wird in Act. 5,32, er geben wird den Heiligen Geist denen, die ihm gehorchen. Beachte die Beständigkeit des Blinden. Denn, wie Augustinus sagt, „siehe, er ist ein Verkündiger der Gnade geworden; siehe, er bringt die Frohbotschaft und bekennt sie den Juden“. Jener Blinde bekannte, und das Herz der Unfrommen wurde berührt, weil sie nicht das Licht hatten, nämlich im Herzen, das jener im Gesicht hatte. IV. 1319. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und sie sagten zu ihm: Wo ist jener?, wird die Nachforschung behandelt, und erstens forschen sie bei dem Blinden nach; zweitens bei den Eltern, an der Stelle [n. 1330] Nicht glaubten also die Juden. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens wird der vorgeführt, bei dem nachgeforscht werden soll; zweitens wird die Absicht der Nachforschenden angeführt [n. 1322]; drittens wird die Nachforschung selbst angeführt [n. 1323]. 1321. – Der nun, bei dem nachgeforscht werden soll, nämlich der Blinde, wird vom Volk den Pharisäern vorgeführt; daher führen sie, nämlich die Scharen, ihn, der blind gewesen war, zu den Pharisäern; und dies deshalb, weil sie ihn befragt hatten, wo Jesus sei, damit sie ihn, wenn sie ihn fänden, zu den Pharisäern führten, da er verurteilt werden sollte wegen der Auflösung des Sabbats. Weil sie aber Christus nicht hatten, führen sie den Blinden [hin], damit sie, wenn sie ihn heftiger befragen, ihn zwingen, aufgrund [ihrer] Schroffheit oder aus Furcht etwas Falsches gegen Christus zu erfinden; Ier. 5,5: Ich werde also zu den Vornehmen gehen; dieselbigen nämlich haben erkannt den Weg des Herrn, das Urteil ihres Gottes; und siehe, sie haben mehr das Joch zerschlagen, haben zerbrochen die Fesseln. 1322. – Dass ihre Absicht aber schlecht sei, zeigt der Evangelist, indem er sagt Es war aber Sabbat, als Jesus den Lehm machte. Dies sagt er, damit er ihren üblen Sinn aufweise, und die Ursache, wegen der sie [Christus] suchten; damit sie nämlich einen Anlass gegen ihn fänden, und ablenkten von dem Wunder wegen der angenommenen Pflichtverletzung am Gesetz; obwohl doch, in Matth. 12,8, gesagt wird, dass Herr ist der Sohn des Menschen auch über den Sabbat. 1323. – Die Untersuchung aber geschieht durch die Pharisäer, weil gesagt wird Wiederum also fragten ihn die Pharisäer etc., und erstens fragen sie über das Getane;

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Caput IX.

zweitens über die Person dessen, der es tat, an der Stelle [n. 1325] Es sagten also einige von den Pharisäern. 1324. – Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens wird die ihre Frage angeführt; zweitens die Antwort des Blinden. Sie fragen ihn aber über das Thema der erlangten Sehkraft. Daher fragten ihn also die Pharisäer wiederum etc.: nicht, damit sie wüssten, sondern damit sie einen Vorwand anbrächten und eine Falschheit anwendeten. Es antwortet aber der Blinde nichts dem Gesagten Entgegengesetztes, noch auch, was nicht zur Wahrheit passte. Daher sagte aber jener zu ihnen: Er hat mir Lehm über die Augen getan. Hier ist erstens zu bewundern die Beständigkeit des Blinden¸ denn wenn er auch vor den Scharen, von denen er ohne Gefahr befragt worden war, die Wahrheit gesagt hatte, schien das [doch] nichts Großes [zu sein]; aber dies ist von bewundernswerter Beständigkeit, dass er in größere Gefahr gebracht, nämlich vor die Pharisäer, weder leugnet, noch Gegenteiliges sagt zum Früheren, gemäß jener Stelle Ps. 118,46. Ich werde über Deine Zeugenschaften reden im Angesicht der Könige, und nicht werde ich verwirrt werden. – Zweitens ist sein Eifer bewundernswert; denn die Gepflogenheiten der Berichtenden hält er ein, die zuerst ausgebreitet und mit allen Nebenumständen berichten; und wenn ein zweites Mal berichtet werden muss, reden sie kürzer. Daher gibt er weder den Namen des Sprechenden an, noch dass er mir sagte: Geh und wasche Dich; sondern sofort, indem er nur das Wesentliche des Vorgangs berührt, sagt er er machte Lehm. VI. 1325. – Wenn anschließend hinzugefügt wird Es sagten also einige von den Pharisäern etc., geschieht die Untersuchung hinsichtlich der Person des Erleuchtenden, und erstens werden verschiedene Ansichten der Pharisäer über Christus angeführt; zweitens wird die Ansicht des Blinden ausgeforscht, an der Stelle [n. 1329] Sie sagen also zum Blinden wiederum. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens führt er die Meinung derer an, die Christus lästern; zweitens die Meinung derer, die ihn loben [n. 1327], und drittens schließt er, dass unter ihnen Spaltung und Uneinigkeit war [n. 1328]. 1326. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass jene, die bösartig gegen jemanden vorgehen, schweigen, wenn sie etwas Gutes in seiner Tat sehen; und Übles, wenn sie dergleichen sehen, machen sie offenbar, auch indem sie Gutes in Übles verkehren; gemäß jener Stelle Eccli. 11,33: Gutes in Übles verkehrend macht er Anschläge, und den Auserwählten fügt er einen Makel zu. Was auch jene tun: denn während sie das, was als Gutes erschien, nämlich die Erleuchtung des Blinden, verschweigen, machen sie, was gegen

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Christus ausfallen konnte, offenbar, nämlich die Auflösung des Sabbats. Daher sagten also einige von den Pharisäern, nämlich die bösartigen und schlechten, Nicht ist dieser Mensch von Gott, der den Sabbat nicht einhält, obwohl Christus doch den Sabbat einhielt. Wenn der Herr nämlich verbot, am Sabbat zu wirken, verstand er es hinsichtlich des sklavischen Wirkens, welches die Sünde ist; oben 8,34: Wer eine Sünde begeht, ist Sklave der Sünde. Also löst, wer Werke der Sünde tut am Sabbat, den Sabbat auf. Christus also, der ohne Sünde war, hat eher den Sabbat bewahrt als sie selbst. 1327. – Die Meinung der Lobenden aber wird angeführt, wenn [der Evangelist] hinzufügt Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Diese nämlich hatten einen gewissen Glauben gefasst aus den Zeichen und waren unvollkommen und schwach veranlagt; deshalb führen sie aus Furcht vor den Pharisäern und Mächtigen gleichsam im Zweifel an und sagen Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Unten, in 12,42, wird gesagt, dass viele von den Mächtigen an ihn glaubten, aber wegen der Pharisäer es nicht bekannten. Sie hätten trotzdem eher zeigen sollen, auf welche Weise [Christus] den Sabbat nicht auflöste, und passend zugunsten Jesu antworten sollen. 1328. – Eine Uneinigkeit unter ihnen aber erschließt [der Evangelist], indem er sagt Und es war eine Spaltung zwischen ihnen: die nämlich auch zwischen den Völkern war; und das war das Zeichen ihres Unterganges; Oseae 10,2: Gespalten ist ihr Herz, jetzt werden sie untergehen. Matth. 12,25: Jedes Reich, das in sich gespalten ist, wird veröden. VII. 1329. – Anschließend erfragen sie die Ansicht des Blinden, und sagen Was sagst du über jenen, der deine Augen geöffnet hat? Und zuerst wird die Frage der Pharisäer angeführt, zweitens die Antwort des Blinden. Sie fragen nämlich, indem sie sagen Was sagst du über jenen? Diese Frage nun ist, Chrysostomus zufolge, nicht die derer, die Christus lästerten, sondern derer, die [ihn] lobten. Und dies zeigt sich an der Art des Fragens. Daher erinnern sie ihn an die empfangene Wohltat, indem sie sagen Was sagst du über jenen, der deine Augen geöffnet hat? Andernfalls, wenn die anderen gefragt hätten, hätten sie nicht das gesagt, sondern eher, „der den Sabbat aufgelöst hat“. Deshalb aber erinnern sie an die Wohltat, damit sie, indem sie ihn dankbar machen, ihn hinführen zur Verkündigung Christi. Augustinus zufolge aber ist es die Frage der Gegner, die eine falsche Anklage vorbringen wollen gegen den Menschen, der standhaft die Wahrheit bekannte, oder damit er aus Furcht die Meinung ändere, oder zumindest, damit sie ihn aus der Synagoge würfen. Die Antwort des Blinden aber wird als standhafte angeführt: daher fügt [der Evangelist] hinzu Jener sagte: Er ist ein Prophet. Mag er nämlich bisher, gleichsam ungesalbt im Herzen, den Sohn Gottes noch nicht bekannt haben, hat er dennoch standhaft ausgedrückt, was er meinte, [und] hat dennoch nicht

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Caput IX.

gelogen. Denn der Herr selbst sagte über sich in Mc. 6,4 und in Matth. 13,57: Nicht ist ein Prophet ohne Ehre, außer in seiner Heimat; Deut. 18,15: Einen Propheten wird euch Gott erwecken, ihn werdet ihr hören. VIII. 1330. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Nicht glaubten also die Juden hinsichtlich jenes, wird die Erforschung bei den Eltern behandelt, und erstens wird die Ursache der Erforschung angeführt; zweitens wird die Befragung hinzugefügt, an der Stelle [n. 1332] und sie fragten; drittens wird die Antwort angegeben, an der Stelle [n. 1333] Sie antworteten ihnen also; viertens wird der Grund der Antwort bezeichnet, an der Stelle [n. 1334] Das sagten dessen Eltern. 1331. – Die Ursache der zweiten Erforschung aber war die Ungläubigkeit der Pharisäer. Und das ist es, weshalb [der Evangelist] sagt Nicht glaubten also sie, nämlich die Pharisäer, hinsichtlich seiner, dass er blind gewesen sei, und sehend geworden, bis sie die Eltern dessen, nämlich des Blinden, der sehend geworden war, riefen. Dies nämlich tun sie, weil sie das Wunder Christi zunichte machen wollen, damit sie nicht ihre Ehre verlieren; vergleiche oben 5,44: Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre wechselseitig voneinander empfangt? 1332. – Die Erforschung aber wird von den Pharisäern den Eltern vorgelegt; dabei tragen sie dreierlei vor. Erstens betreffend die Person des Sohnes, indem sie sagen Ist dies euer Sohn? Als ob sie sagten: Ist es etwa dieser? Zweitens hinsichtlich seiner Blindheit; daher fügen sie hinzu von dem ihr sagt, dass er blind geboren ist? Nicht sagen sie „der einmal blind war“, sondern „von dem ihr sagt“, als ob sie sagten: Das erfindet ihr. Ist es etwa wahr? Jedoch, oh ihr Unreinen! welcher Vater würde es erwählen, derlei zu erlügen über den Sohn? Sie versuchen nämlich, sie dadurch zur Verneinung zu bringen. Drittens fragen sie nach der Art der Erlangung des Augenlichts, indem sie sagen Wieso also sieht er jetzt? Als ob sie sagten: Entweder das ist falsch, dass er jetzt sieht, oder das erste, dass er blind war; aber es steht fest, dass es wahr ist, dass er sieht: falsch also war es, dass sie ihn blind nannten; Eccli. 13,14: Aus vielem Reden nämlich wird er dich versuchen, und lächelnd wird er dich fragen nach deinen Geheimnissen. IX. 1333. – Die Antwort der Eltern wird anschließend angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Es antworteten so seine Eltern etc. Über dreierlei nun hatten die Pharisäer gefragt; aber über zweierlei antworten sie standhaft, und über das dritte verweisen sie an den Sohn. Erstens freilich bekennen sie das erste,

Lectio III.

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nämlich dass es ihr Sohn ist: daher sagen sie Wir wissen, dass dies unser Sohn ist. Ebenso bekennen sie das zweite, indem sie hinzufügen und dass er blind geboren ist. Darin ist offenkundig, dass die Wahrheit immer die Lüge besiegt. Daher wird gesagt in den Apokryphen Esdrae [III Esdrae 3,13], dass die Wahrheit über alles siegt. Als drittes aber, nämlich auf welche Art er sehend wurde, sagen sie wieso er aber jetzt sieht, wissen wir nicht. Zweitens über die Person des Erleuchtenden [ebenso], wenn sie hinzufügen oder wer ihm die Augen geöffnet hat, wissen wir [auch] nicht. Dies sagen sie deshalb, weil eine Untersuchung stattfand gegen die Person des Erleuchtenden. Und deshalb verweisen sie an den Sohn, indem sie sagen fragt ihn selbst, er hat das Alter [dafür], er selbst soll für sich reden; als ob sie sagten: wenn wir ihn auch blind gezeugt haben, so doch nicht stumm; daher kann er für sich sprechen in der Sache. Dies geschieht freilich abwägend, damit, wenn die Eltern bekennen, was sie wissen, und der Blinde bekräftigt, dass er geheilt ist, die Wahrheit des Wunders sich mehr zeigt. 1334. – Die Ursache der Antwort aber wird angeführt, wenn [der Evangelist] hinzufügt Das sagten dessen Eltern, weil sie die Juden fürchteten: noch immer nämlich waren sie unvollkommen, und nicht wagten sie, zu erfüllen, was der Herr sagt in Matth. 10,28: Fürchtet nicht die, die den Körper töten. Der Grund der Furcht aber war, dass die Juden schon sich verschworen hatten, dass jemand, der bekennen würde, dass [Jesus] Christus sei, von der Synagoge ausgeschlossen werden solle. Unten 16,1: Dies habe ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmt: von den Synagogen werden sie euch entfernen. Und, wie Augustinus sagt, schon war es kein Übel mehr, von der Synagoge ausgeschlossen zu werden: denn die jene verstießen, nahm Christus auf.

Lectio III. I.

Sie riefen also wiederum den Mann, der blind gewesen war, und sagten zu ihm: Gib Gott Ehre, wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. II. Jener sagte also zu ihnen: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht: eines weiß ich, dass ich nun sehe, obwohl ich blind war. III. Es sagten also jene: Was hat er dir getan? Wie hat er deine Augen geöffnet? IV. Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt es gehört: warum wollt ihr es wieder hören? Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden? V. Sie schmähten ihn also, und sagten: Du sei sein Jünger; VI. wir aber sind Jünger Mose: wir wissen, dass mit Moses Gott geredet hat; von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist. VII. Es antwortete jener Mensch, und sagte zu ihnen: Daran ist verwunderlich, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und er hat meine Augen geöffnet.

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Caput IX.

VIII. Wir wissen aber, dass Gott Sünder nicht hört; IX. wenn jedoch jemand ein Verehrer Gottes ist, und seinen Willen tut, auf den hört er. X. Von Ewigkeit her ist nicht gehört worden, dass jemand geöffnet hat die Augen eines blind Geborenen. XI. Wenn dieser nicht von Gott wäre, könnte er nichts tun. XII. Sie antworteten, und sagten zu ihm: In Sünden bist du ganz geboren, und du belehrst uns? Und sie warfen ihn hinaus. I. 1335. – Nachdem oben die Erforschung der Angelegenheit angeführt wurde, nämlich vom Blinden und den Eltern, raten sie ihm hier, die Wahrheit zu verneinen, und Falsches vorzubringen, und erstens raten sie zur Verneinung der Wahrheit; zweitens fügen sie eine Schmähung zu; drittens verhängen sie die Verurteilung. Das zweite an der Stelle [n. 1341] Sie schmähten ihn also; das dritte an der Stelle [n. 1353] Sie antworteten, und sagten zu ihm: In Sünden bist du ganz geboren. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens zeigt er, auf welche Weise sie ihm raten, die Wahrheit zu verneinen; zweitens, auf welche Weise sie ein zweitesmal fragen, damit sie einen falschen Vorwurf anbringen können, an der Stelle [n. 1338] Es sagten also jene: Was hat er dir getan? Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er ihr Übelwollen an; zweitens die Standhaftigkeit des Blinden, an der Stelle [n. 1337] Jener sagte also. Das Übelwollen der Pharisäer wird gezeigt im Anraten der Verneinung der Wahrheit. Die Standhaftigkeit des Blinden wird offenbar im festen Bekennen der Wahrheit. 1336. – [Der Evangelist] sagt also, hinsichtlich des ersten, Sie riefen also, nämlich die Pharisäer, wiederum den Mann, der blind gewesen war: denn die Eltern, als sie befragt wurden, verwiesen sie an den Blinden, und sagten zu ihm: Gib Gott Ehre. Eines sagen sie, aber ein anderes beabsichtigen sie. Sie beabsichtigen freilich, dass sie ihn zu sagen zwingen, dass er nicht erleuchtet worden sei von Christus, oder, wenn sie das nicht können, dass er wenigstens bekenne, er sei von ihm durch irgendeinen Frevel geheilt worden. Dies jedoch sagen sie nicht offen; sondern verschwiegen und unter dem Vorwand der Religion. Dazu nämlich wollen sie ihn hinführen, indem sie sagen Gib Gott Ehre; als ob sie sagten: Erleuchtet bist Du; doch dies ist von nirgendher außer von Gott: also schreibe dies niemand anderem zu außer Gott, und nicht jenem, nämlich Christus, weil wenn du dies tust, zeigst du, dass du nicht von Gott die

Lectio III.

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Wohltat der Heilung empfangen hast, weil Gott durch Sünder nicht Wunder wirkt. Daher fügen sie hinzu wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist; als ob sie sagten: Bekenne, dass dieser nichts gewirkt hat, verleugne, was du empfangen hast. Aber, wie Augustinus sagt, wenn er dies getan hätte, hätte er nicht Gott Ehre gegeben, sondern eher, indem er undankbar wäre, gelästert. Aber wahrlich eine Lüge hat das Wort der Pharisäer gesprochen, die sagten wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist; denn oben in 8,46 hatten sie ihn der Sünde nicht anklagen können, als er sagte: Wer von euch klagt mich der Sünde an? Und das ist nicht wundersam, weil folgendes gesagt wird in I Petr. 2,22: Eine Sünde hat er nicht begangen, noch ist eine List erfunden worden in seinem Mund. II. 1337. – Hier wird die Standhaftigkeit des Blinden angeführt: denn unwillig über die Verhärtung der Pharisäer, und unempfindlich gegen ihre Worte, sagt er mit Versicherung der Wahrheit: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht. Aber, während er oben gesagt hatte dass er ein Prophet ist, sagt er etwa dieses aus Angst gleichsam zögernd: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht? Dies sei fern; sondern gleichsam indem er entrüstet die Pharisäer verspottet. Als ob er sagte: Ihr behauptet, er sei ein Sünder; aber das weiß ich nicht, ob er ein Sünder ist, und ich wundere mich, dass ihr das behauptet, weil er ein Werk getan hat, das nicht das eines Sünders zu sein scheint, weil ich nun sehe, obwohl ich blind war, durch seine Wohltat. Augustinus zufolge sagt er dies, damit er weder eine Bedrängnis erleide, noch die Wahrheit verhehle. Denn vermutlich, wenn er gesagt hätte, ich weiß, dass er gerecht ist – was wahr war –, hätten sie ihn bedrängt. Aber, Chrysostomus zufolge, sagt er dies deshalb, damit er ihnen ein größeres Zeugnis gebe, nämlich das des wunderbaren Wirkens selbst, und damit er seine Antwort des Vertrauens wert mache von der empfangenen Wohltat her. III. 1338. – Hier fragen sie ein zweitesmal, damit sie einen falschen Vorwurf anbringen können, und erstens wird die hinterlistige Frage der Pharisäer angeführt; zweitens die Verspottung durch den Blinden, an der Stelle [n. 1340] Er antwortete ihnen etc. 1339. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Es sagten also jene: Was hat er dir getan? Weil nämlich der Blinde bekannt hatte, dass er von Christus die Sehkraft erhalten habe, wonach jene nicht fragten, sondern vielmehr hinsichtlich der Art des Tuns selbst gegen Christus einen falschen Vorwurf anzubringen beabsichtigten. Deshalb sagen sie nicht „Wie bist du sehend geworden?“ sondern Wie hat er deine Augen geöffnet? Als ob sie

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Caput IX.

sagten: Hat er das etwa durch irgendeine Gaukelei oder eine Übeltat getan? gemäß jener Stelle Ps. 38,13: Die mir Übles [anzutun] suchten, haben Nichtigkeiten gesagt, und Tücken haben sie den ganzen Tag ersonnen. IV. 1340. – Hier wird die Antwort angeführt: weil er nämlich schon als Blinder gleichsam gesehen hatte, deshalb spricht er nicht zurückhaltend, sondern kühn zu ihnen über das Übrige. Daher verspottet er zuerst die wiederholte Befragung der Pharisäer, indem er sagt Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt es gehört: warum wollt ihr es wieder hören? Als ob er sagte: Nachdem ich es euch einmal gesagt habe, warum wollt ihr es ein zweitesmal hören? Das ist nämlich die Art eines Törichten. Es scheint nämlich, dass ihr nicht acht gebt darauf, was gesagt wird. Daher muss euch nicht weiter geantwortet werden, die ihr nichtig fragt, und eher spitzfindig sein wollt als lernen; Eccli. 22,9: Mit einem Schlafenden spricht, wer einem Dummen Weises erzählt: und am Ende der Erzählung sagt er: Wer ist das? Zweitens verlacht er die vermessene Absicht der Pharisäer, indem er sagt Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden? Wenn nämlich jemand sorgfältig nachforscht: entweder macht er dies in guter Absicht, damit er sich nämlich [Christus] anschließe; oder in übler, damit er ihn verurteile. Weil also jene sorgfältig nachforschten, und der Blinde nicht wagte, ihnen anzulasten, dass sie in übler Absicht nachforschten, wendet er sich dem Gegenteil zu, indem er sagt Wollt etwa auch ihr seine Jünger werden? Als ob er sagte: Wenn ihr nicht böswillig nachforscht, wollt ihr euch ihm also anschließen; Ier. 13,23: Wenn der Äthiopier seine Haut ändern kann, oder der Leopard seine Flecken: dann werdet auch ihr gut handeln können. Und, wie Augustinus sagt, der Erleuchtete wollte gerne jene erleuchten. Daher sagt er bezeichnenderweise auch ihr, indem er gleichsam den Wink gibt, er sei ein Jünger; als ob er sagte: Wollt etwa auch ihr, wie ich es bin, seine Jünger werden? Ich sehe schon; eure Erleuchtung neide ich [euch] nicht. Und, wie Chrysostomus sagt, aus der Standhaftigkeit dieses Blinden wird sichtbar, ein wie Starkes die Wahrheit ist, die, wenn sie Verachtete ergriffen hat, sie zu Ruhmvollen und Starken macht. Und ein wie Schwaches die Lüge ist, die, wenn sie auch bei Starken war, sie als Schwache erweist und [zu solchen] macht. V. 1341. – Hier wird dem Blinden die Schmähung von den Pharisäern zugefügt, und erstens wird die Schmähung der Pharisäer gegen den Blinden angeführt; zweitens die Widerlegung der Pharisäer durch den Blinden, an der Stelle [n. 1344] Es antwortete jener. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei.

Lectio III.

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Erstens wird die Schmähung der Pharisäer angeführt; zweitens der Anlass der Schmähung, an der Stelle [n. 1343] wir aber sind Jünger Mose. 1342. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten: Sie schmähten ihn also, nämlich die Pharisäer den Blinden, und sagten: Du sei sein Jünger. Dies freilich ist eine Schmähung, wenn du ihr schlechtes Herz betrachtest, nicht wenn du die Worte abwägst: vielmehr ist es die höchste Seligpreisung. Und eine solche Schmähung möge über uns sein, und über unseren Kindern; vergleiche oben 8,31: Wahrlich meine Jünger werdet ihr sein, wenn ihr bleibt in meiner Rede. Deshalb hat der Evangelist trotzdem Sie schmähten gesagt, weil sie aufgrund ihres schlechten Herzens vorgingen; Prov. 26,23: Wie wenn du ein irdenes Gefäß verzieren willst mit schmutzigem Silber, so sind sich aufblähende Lippen, verbunden mit dem schlechtesten Herzen. Und über diese Schmähung wird gesagt in Ps. 108,28: Es werden jene schmähen, und du wirst loben; und in Matth. 5,11: Selig werdet ihr sein, wenn sie euch schmähen etc. VI. 1343. – Die Ursache der Schmähung fügt [der Evangelist] im Anschluss an, wenn er sagt wir aber sind Jünger Mose. Sie hielten es nämlich für eine Schmähung, dass der Blinde ihnen gesagt hatte, dass sie Jünger Christi würden, während sie selbst sich rühmen, Jünger Mose zu sein, den sie für größer hielten. Und deshalb führen sie als erstes ihren Zustand an, indem sie sagen wir aber sind Jünger Mose. Eccli. 24,33: Das Gesetz trug Moses auf in den Anfängen der Gerechtigkeit etc. Aber ihr Ruhm ist falsch, weil sie jenem weder folgten noch seine Vorschriften erfüllten; oben 5,46: Wenn ihr Moses glauben würdet, würdet ihr vielleicht auch mir glauben; als ob er sagte: Weder folgt ihr dem Diener, und darunter stellt ihr hingegen den Herrn. Zweitens heben sie die Würde des Moses hervor, indem sie sagen wir wissen, dass mit Moses Gott geredet hat. Darin sagen sie Wahres, weil, wie gesagt wird in Ex. 33,11, Gott sprach mit Moses von Angesicht zu Angesicht, so wie zu sprechen pflegt der Mensch zu seinem Freund; und in Num. 12,6 sagt der Herr: Wenn unter euch sein wird ein Prophet des Herrn, werde ich ihm in der Vision erscheinen, oder im Traum werde ich sprechen zu ihm. Aber nicht ist ein solcher mein Diener Moses, der in meinem ganzen Haus der Treueste ist: von Mund zu Mund nämlich werde ich zu ihm sprechen. Daher wurde mit ihm auf hervorragendere Art gesprochen als mit den anderen Propheten. Und von diesem Sprechen sprechen hier [die Pharisäer]. Es steht aber fest, weil zu Moses Gott sein Wort sprach, dass die Würde des Moses vom Wort Gottes her stammt. Und so ist das Wort von größerer Würde als Moses; Hebr. 3,3: Von größerem Ruhm ist jener, nämlich Christus, vor Moses für würdig gehalten worden, um so viel mehr eine größere Ehre als das Haus der hat, der es baute. Drittens deuten sie verborgen auf Christi Würde hin, indem sie sagen von diesem aber, nämlich von Christus, wissen wir nicht, woher er ist: dies ist

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Caput IX.

freilich wahr, nicht jedoch gemäß ihrer Absicht. Sie kannten nämlich nicht den Vater, von dem Christus her war; oben 8,19: Weder mich kennt ihr, noch meinen Vater. Aber falsch ist es hinsichtlich ihrer Absicht. Sie sagten nämlich von diesem aber wissen wir nicht, woher er ist; als ob sie sagten: Von keiner Autorität ist er, und gleichsam untergeschoben, sodass nicht feststeht über ihn, ob er von Gott gekommen ist; dadurch schienen sie ihm jenes Wort anlasten zu wollen aus Ier. 23,21: Nicht sandte ich sie, und sie selber liefen. VII. 1344. – Hier wird die Beweisführung des Blinden gegen die Pharisäer angeführt, und erstens bestaunt er ihre Hartnäckigkeit; zweitens widerlegt er ihre Falschheit, an der Stelle [n. 1346] Wir wissen aber, dass Gott Sünder nicht hört. 1345. – Man muss aber wissen hinsichtlich des ersten, dass wir nicht das bewundern, was häufig geschieht, und gemäß der üblichen Art; sondern das Unübliche und Schwierige, sei es, dass es Gutes, sei es, dass es Übles sei, bewundern wir. Unübliches und schwieriges Gutes nämlich bewundern wir gemäß jener Stelle Esther 15,17: Denn sehr bewundernswert bist du, Herr, und dein Angesicht ist voll der Gnaden. Wir bewundern auch schwieriges Übles, gemäß jener Stelle Ier. 2,12: Darüber erstarrt ihr, Himmel … zwei Übel nämlich hat mein Volk begangen. Dem entsprechend also sagte der Blinde antwortend zu ihnen Daran ist verwunderlich, dass ihr nicht wisst, woher er ist, als ob er sagte: Wenn ihr jemanden, der klein ist und uns ähnlich, keiner Autorität für wert halten würdet, wäre es nicht verwunderlich; aber weil ihr ein ausdrückliches und offensichtliches Zeichen der göttlichen Kraft in Christus seht, und sagt, dass ihr nicht wisst, woher er ist, ist sehr verwunderlich, zumal weil er mir die Augen geöffnet hat. VIII. 1346. – Ihre Falschheit widerlegt er, indem er sagt Wir wissen aber, dass Gott Sünder nicht hört. Er benutzt einen solchen Schluss: Wen immer Gott hört, der ist von Gott; aber Gott hörte auf Christus: also ist [Christus] von Gott. Erstens also setzt er die Praemissa maior; zweitens nimmt er die Praemissa minor hinzu, an der Stelle [n. 1351] Von Ewigkeit her ist nicht gehört worden etc.; und drittens bringt er die Conclusio vor, an der Stelle [n. 1352] Wenn dieser nicht von Gott wäre, könnte er nichts tun. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens weist er darauf hin, wen Gott nicht hört;

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zweitens zeigt er, wen Gott hört, an der Stelle [n. 1350] wenn jedoch jemand ein Verehrer Gottes ist … auf den hört er. 1347. – Nicht hört aber Gott die Sünder, und in Bezug darauf sagt er Wir wissen aber, dass Gott Sünder nicht hört, als ob er sagte: In dieser Ansicht stimmen ich und ihr überein, dass von Gott die Sünder nicht erhört werden. Daher [heißt es in] Ps. 106,6: Sie riefen zum Herrn, und er erhörte sie nicht;46 Prov. 1,28: Dann werden sie mich anrufen, und ich werde nicht hören. Aber dagegen in II. Paral. 6,36: Wenn sie dir aber gesündigt haben, und es gibt nämlich keinen Menschen, der nicht sündigt, und sich bekehrt haben zu dir in ihrem ganzen Herzen … mögen, bitte ich, sich öffnen deine Augen, und deine Ohren mögen sich richten auf die Bitte, die getan wird an jenem Ort. Lc. 18,14 sagt über den Steuereinheber, dass er gerechtfertigt hinabging in sein Haus. Und deswegen sagt Augustinus, dass der Blinde hier noch spricht als Ungesalbter, der noch nicht vollkommen wissend ist. Denn auch die Sünder erhört Gott, andernfalls hätte der Steuereinheber umsonst gesagt: Herr [und] Gott, gnädig sei mir Sünder. Wenn wir aber das Wort des Blinden retten wollen, muss man sagen, dass Gott nicht die Sünder erhört hat, die in den Sünden verharren; er hat jedoch erhört die Sünder, die für die Sünden büßten, die [also] eher unter der Zahl der Büßenden zu rechnen sind als der Sünder. 1348. – Aber es erhebt sich ein Zweifel. Es steht nämlich fest, dass Wunder nicht geschehen durch Mensch aufgrund eigener Macht, sondern durch die Bitte. Sünder aber tun oft Wunder, gemäß jener Stelle Matth. 7,22: Haben wir nicht in deinem Namen prophezeit … und viele Wundertaten getan? Und dennoch hat Gott sie nicht gekannt. Es scheint also nicht wahr, was der Blinde sagt: Wir wissen aber, dass Gott Sünder nicht hört. Darauf ist die Antwort zweifach. Eine [ist] allgemein. Denn die Bitte hat zweierlei [an sich], dass sie nämlich etwas erreicht, und dass sie es verdient: manchmal also erreicht sie es und verdient es nicht; manchmal aber verdient sie es und erreicht es nicht. Und so hindert nichts, dass die Bitte des Sünders erreicht, was sie erstrebt, ohne dass sie es verdiente. So also erhört Gott die Sünder, nicht nach Art des Verdienstes, sondern insofern, als sie aus göttlicher Macht, die sie verkünden, erreichen, was sie erstreben. Die andere [Antwort] ist speziell, in dem Fall, über den gesprochen wird, nämlich weil das vollbrachte Wunder die Person Christi bekannt machte. 1349. – Man muss aber wissen, dass jedes vollbrachte Wunder gewissermaßen ein Zeugnis ist. Manchmal also geschieht ein Wunder zum Zeugnis der gepredigten Wahrheit; manchmal aber zum Zeugnis der bewirkenden Person. Es muss aber beachtet werden, dass kein wirkliches Wunder geschieht außer durch göttliche Kraft; und dass Gott niemals Zeuge ist einer Lüge. Ich sage also, dass, wann immer ein Wunder geschieht zum Zeugnis der gepredigten Lehre, es nötig ist, dass jene Lehre wahr sei, wenn auch die predigende Person 46 Die zweite Hälfte des Zitates ist nicht zu verifizieren.

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Caput IX.

nicht gut ist. Auch wenn [das Wunder] geschieht zum Zeugnis der Person, ist es ähnlicherweise nötig, dass jene Person gut sei. Es steht aber fest, dass die Wunder Christi geschahen zum Zeugnis seiner Person; oben 5,36: Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie sie vollbringe, geben Zeugnis über mich. Auf diese Art also sprechend sagte der Blinde, dass Gott niemals Sünder hört, nämlich dass sie Wunder vollbrächten, die Zeugnis wären für die Heiligkeit von Sündern. IX. 1350. – Wenn [der Blinde] anschließend sagt wenn jedoch jemand ein Verehrer Gottes ist … auf den hört er, zeigt er, dass die Gerechten erhört werden von Gott und nach Maß des Verdienstes. Hier muss man wissen, dass die Bewirkung von Wundern dem Glauben zugeschrieben wird; Matth. 21,21: Wenn ihr sagt zu diesem Berg „Hebe dich empor, und wirf dich ins Meer“, wird es geschehen. Die Ursache dafür ist, dass Wunder geschehen durch die Allmacht Gottes, auf die der Glauben sich stützt: wer also von Gott etwas erreichen will, der muss Glauben haben; Iac. 1,6: Er verlange aber im Glauben. Wenn er es aber durch Verdienst erreichen will, muss er den Willen Gottes tun. Und dies beides wird hier angeführt. Hinsichtlich des ersten sagt [der Blinde] wenn jemand ein Verehrer Gottes ist, durch Opfer und Darbringungen; Is. 19,21: Sie werden ihn verehren in Opfern etc. Darin nämlich besteht der Dienst der Verehrung, die durch den Glauben erwiesen wird. Hinsichtlich des zweiten sagt er und seine Willen tut, indem er sein Gebot erfüllt, auf den hört er: ergänze: Gott. X. 1351. – Hier nimmt er die Praemissa minor seines Schlusses hinzu; als ob er sagte: aus seinem Werk selbst, das bisher keiner der Menschen getan hat, ist offenbar, dass er durch das Wirken Gottes dies getan hat, und dass er von Gott erhört worden ist; unten 15,24: Wenn ich nicht Werke getan hätte unter ihnen, die niemand anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. XI. 1352. – Hier bringt er die Conclusio vor; als ob er sagte: daraus, dass er solche Werke wirkt, ist offenbar, dass er von Gott ist. Denn, wenn dieser nicht von Gott wäre, könnte er nichts tun, nämlich frei, beständig und wahrhaftig: weil, wie unten gesagt wird in 15,5: Ohne mich könnt ihr nichts tun.

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XII. 1353. – Hier verdammen die Pharisäer den Blinden. In dieser Verdammung geraten sie in einen dreifachen Verrat beziehungsweise Sünde, nämlich in die der Lüge, des Hochmuts und der Ungerechtigkeit. [In die] der Lüge nämlich durch den Vorwurf der Blindheit; daher sagen sie In Sünden bist du ganz geboren. Hier muss man wissen, dass die Juden dieser Meinung waren, dass alle Krankheiten und irdischen Widrigkeiten den Menschen zustoßen wegen ihrer vorangehenden Sünden; eine Meinung, die Eliphaz behauptet, indem er sagt in Iob 4,7: Erinnere dich, ich bitte dich, wer ist jemals unschuldig zugrunde gegangen, oder wann sind Anständige vernichtet worden? Ja vielmehr habe ich jene, die Unrecht tun und Listiges aussäen, und es ernten, zugrunde gehen sehen beim Hauch Gottes. Die Ursache dieser Meinung freilich ist, dass im Alten Gesetz sowohl für Gutes irdische Belohnungen, als auch für Böses irdische Strafen verheißen wurden; Is. 1,19. Wenn ihr wollt und mich hört, werdet ihr die Güter der Erde verzehren. Da sie also sahen, dass dieser Mensch blind geboren war, glaubten sie, dass ihm dies geschehen sei wegen seiner Sünden; und deshalb sagen sie In Sünden bist du ganz geboren. Aber sie sagen Falsches, weil oben, über denselben, der Herr [sagt] Weder hat dieser gesündigt, noch seine Eltern; Eccli. 19,28: Es ist eine Berichtigung lügenhaft im kränkenden Zorn. Sie fügen aber hinzu ganz, damit sie zeigen, dass er nicht nur verunreinigt ist von Sünden hinsichtlich der Seele, demzufolge, dass alle als Sünder geboren werden, sondern auch, dass die Spuren der Sünden erscheinen am Körper durch die Blindheit. Oder, Chrysostomus zufolge, [sagen sie] ganz, das heißt alle Zeit deines Lebens, und von jugendlichem Alter an bist du in Sünden. In den Fehler des Hochmuts aber geraten sie, indem sie die Lehre des Blinden verdammen, indem sie sagen du belehrst uns? Als ob sie sagten: Du bist [dessen] nicht würdig. Darin erscheint ihr Hochmut: kein Mensch nämlich, wie weise auch immer, darf von irgendeinem Niedrigen eine Lehre zurückweisen; daher lehrt der Apostel, I Cor. 14,30, dass, wenn einem Geringen etwas enthüllt wurde, dann die Höheren schweigen müssen, und ihn hören. In Dan. 13,60 wird gesagt, dass das ganze Volk und die Ältesten dem Urteil eines jungen Knaben zuhörten, nämlich Daniels, dessen Geist Gott erweckt hat. In den Fehler der Ungerechtigkeit aber geraten sie, indem sie ihn ungerechtfertigt hinauswerfen: daher wird gesagt, dass sie ihn hinauswarfen, nämlich wegen des Bekenntnisses der Wahrheit. An dem Blinden aber erfüllt sich schon, was der Herr gesagt hatte, Lc. 6,22: Selig werdet ihr sein, wenn euch die Menschen hassen, und euch abgesondert haben, und euren Namen verworfen haben gleich wie ein Übel wegen des Sohnes des Menschen.

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Caput IX.

Lectio IV. Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten, und als er ihn traf, sagte er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes? II. Jener antwortete, und sagte: Wer ist es, Herr, dass ich an ihn glaube? III. Und Jesus sagte zu ihm: Sowohl hast du ihn gesehen, und der mit dir spricht, ist es selbst. IV. Aber jener sprach: Ich glaube, Herr. Und niederfallend betete er ihn an. V. Und Jesus sagte zu ihm: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit jene, die nicht sehen, sehen, und die sehen blind werden. VI. Und es hörten [dies] einige Pharisäer, die mit ihm waren, und sagten zu ihm: Sind etwa auch wir blind? VII. Jesus sagte ihnen: Wenn ihr blind wäret, hättet ihr keine Sünde. Nun aber, weil ihr sagt „Wir sehen“, bleibt eure Sünde.

I.

I. 1354. – Nachdem der Evangelist gezeigt hat, wie die Juden den Blinden, der bei der Wahrheit beharrte, hinauswarfen [vgl. n. 1312], zeigt er hier, wie Jesus ihn aufnahm und belehrte, und erstens wird Christi Belehrung angeführt; zweitens die Gottergebenheit des Blinden, an der Stelle [n. 1358] Aber jener sprach: Ich glaube, Herr; drittens die Anempfehlung seiner Gottergebenheit, an der Stelle [n. 1359] Jesus sagte zu ihm: Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens stellt er Christi Eifer dar, zu belehren; zweitens das Verlangen des Blinden, zu glauben, an der Stelle [n. 1356] Jener antwortete, und sagte: Wer ist es, Herr? drittens den Beweis des Glaubens zu [dessen] Vollendung, an der Stelle [n. 1357] Jesus sagte zu ihm: Sowohl hast du ihn gesehen. 1355. – Der Eifer Christi, zu belehren, wird aber beschrieben aus dreierlei. Erstens aus der sorgfältigen Überlegung dessen, was hinsichtlich des Blinden getan wurde. So wie nämlich der Anführer sorgsam überlegt, was sein Kämpfer erträgt um seinetwegen, so achtet auch Christus sorgsam darauf, was der Blinde erträgt wegen der Wahrheit und des Bekenntnisses zu ihm. Und deshalb sagt [der Evangelist], dass Jesus hörte, das heißt sorgfältig beachtete, dass die Pharisäer ihn hinausgeworfen hatten, nämlich aus dem Tempel; Ier. 18,19: Achte, Herr, auf mich, und auf die Stimmen meiner Feinde. Zweitens [wird der Eifer Christi, zu belehren, beschrieben] aus der sorgfältigen Befragung; daher fügt [der Evangelist] hinzu und als er ihn traf, sagte er zu ihm etc. Von jenem nämlich wird gesagt, dass es gefunden werde, das sorgfältig gesucht wird; Lc. 15,8: Er sucht sorgfältig, bis er findet. Daraus sieht

Lectio IV.

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man, dass Christus einzig ihn sucht, weil er in ihm als einzigem mehr an Glauben findet als in allen anderen. Daraus wird gefolgert, dass ein Gerechter mehr geliebt wird von Gott als zehntausend Sünder, Is. 13,12: Wertvoller wird ein Mann sein als Gold, und ein Mensch [wertvoller als] reines Ophirgold. Und in Gen. 18,32 wollte der Herr für zehn Gerechte Sodom retten. Drittens [wird der Eifer Christi, zu belehren, beschrieben] aus der ernsthaften Befragung: daher sagte er zu ihm: Glaubst du an den Sohn Gottes? Jener Blinde stellte den Typus der Täuflinge dar. Daher auch wurde es in der Kirche Brauch, dass die Täuflinge befragt werden über den Glauben; I Petr. 3,21: Uns macht die Taufe heil, nicht die Niederlegung der Verächtlichkeiten des Fleisches, sondern die Frage des guten Gewissens an Gott. Indem er aber über den Glauben fragt, sagt er nicht „Glaubst du an Christus?“, sondern an den Sohn Gottes: weil, wie Hilarius sagt, es kommen würde, dass einige Christus bekannten, von dem sie jedoch verneinen, dass er der Sohn Gottes und Gott sei; dies hat später Arius erfunden. Daher wird dadurch der Irrtum jener offenkundig ausgeschlossen. Denn wenn Christus nicht Gott wäre, wäre nicht an ihn zu glauben, weil nur Gott Gegenstand des Glaubens ist, der in der ersten Wahrheit zur Ruhe kommt. Daher auch sagt [Christus] bezeichnenderweise an den Sohn: Denn gut kann ich irgendeinem Geschöpf glauben, nimm [etwa] Petrus und Paulus; doch aber nicht an Petrus, sondern nur an Gott allein so wie an einen Gegenstand. Daher ist es offensichtlich, dass der Sohn Gottes kein Geschöpf ist; Io. 14,1: Glaubt an Gott, und ihr glaubt an mich. II. 1356. – Hier wird das Verlangen des Blinden, zu glauben, angeführt. Man muss aber wissen diesbezüglich, dass jener Blinde bisher Christus noch nicht körperlich gesehen hatte: denn als Christus seine Augen bestrich, und ihn zum Teich Siloe schickte, hatte er ihn noch nicht gesehen; und bevor er zu ihm zurückkehrte, nachdem er sich wusch und sah, war er abgehalten worden von den Pharisäern und den Juden. Mag es nun sein, dass er ihn körperlich nicht gesehen hatte, so glaubte er dennoch, dass der, der seine Augen geöffnet hatte, der Sohn Gottes war. Und deshalb bricht er aus in Worte einer verlangenden und heftig suchenden Seele, indem er sagt Wer ist es, Herr, nämlich Sohn Gottes, der mir die Augen geöffnet hat, dass ich an ihn glaube? Daraus zeigt sich hier, dass er [Christus] zum Teil kannte, und zum Teil nicht kannte. Wenn er ihn nämlich nicht gekannt hätte, dann hätte er nicht so standhaft für ihn gesprochen, und wenn er ihn gekannt hätte, dann hätte er jedenfalls nicht gesagt Wer ist es, Herr. Is. 26,9: Meine Seele verlangte nach dir in der Nacht, nämlich des Unwissens.

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III. 1357. – Aber weil, wie gesagt wird in Sap. 6,16, sie diejenigen im voraus verpflichtet, die sie begehren, nämlich die Weisheit, deshalb zeigt [Christus] sich dem Blinden, der nach ihm begehrt, indem er sagt Sowohl hast du ihn gesehen, und der mit dir spricht, ist es selbst: darin wird ein Beweis des Glaubens angeführt, aufgrund dessen Christus ihn belehrt. Und erstens erinnert er ihn an die empfangene Wohltat, indem er sagt Sowohl hast du ihn gesehen, nämlich körperlich, der du davor niemanden gesehen hast. Als ob er sagte: Von ihm selbst hast du die Kraft des Sehens empfangen; Lc. 10,23: Glückliche Augen, die sehen, was ihr seht; und Lc. 2,29: Jetzt entlässt du deinen Knecht, Herr … weil meine Augen dein Heilsames gesehen haben. – Zweitens wird der Beweis angeführt, wenn [Christus] sagt und der mit dir spricht, ist es selbst; Hebr. 1,2: Zuletzt hat er zu uns gesprochen im Sohn. Infolge dieser Worte also wird der Irrtum des Nestor zerstört, der sagte, eine andere Grundlage sei in Christus die des Sohnes Gottes, eine andere die des Sohnes des Menschen. Denn der sprach, ist von Maria geboren, und [ist] der Sohn des Menschen: und eben derselbe der spricht ist der Sohn Gottes, wie der Herr sagt. Nicht ist er also jeweils ein anderer, wie sehr auch die Natur eines jeden [der beiden] nicht dieselbe ist. IV. 1358. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Aber jener sprach: Ich glaube, Herr, wird die Gottergebenheit des Glaubens bei dem Blinden angeführt. Und erstens bekennt er den Glauben, den er glaubt im Herzen, mit dem Mund, indem er sagt Ich glaube, Herr; Rom. 10,10: Im Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, das Bekenntnis mit dem Mund aber geschieht zum Heil. – Zweitens beweist er [den Glauben] durch die Tat; daher betete er ihn niederfallend an: dadurch zeigt er, dass er an [Christi] göttliche Natur glaubte, weil er mit gereinigtem Bewusstsein ihn erkannte nicht nur als den Sohn des Menschen, was er äußerlich [zu sein] schien, sondern als den Sohn Gottes, der das Fleisch angenommen hatte: denn Anbetung wird nur Gott geschuldet; Deut. 6,13: Den Herrn, deinen Gott sollst du anbeten. V. 1359. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und Jesus sagte zu ihm etc., wird die Gottergebenheit des Blinden empfohlen, und erstens wird die Empfehlung der Gottergebenheit des Blinden angeführt; zweitens das Murren der Juden, an der Stelle [n. 1362] Und es hörten [dies] einige Pharisäer;

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drittens die Widerlegung der Murrenden, an der Stelle [n. 1363] Jesus sagte ihnen: Wenn ihr blind wäret, hättet ihr keine Sünde. 1360. – Es wird aber die Gottergebenheit des Blinden empfohlen aufgrund der Erleuchtung des Glaubens; daher sagt [Christus] Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen. [Ein Einwand] dagegen. Oben in 3,17: Nicht nämlich hat Gott seinen Sohn in die Welt gesandt, damit er die Welt richte etc. Ich antworte. Gesprochen wird von dem Urteil der Verdammung, über das gesagt wird oben in 5,29: Die Übles getan haben, werden gehen in die Auferstehung des Gerichts, das heißt der Verdammung; dafür hat Gott seinen Sohn nicht gesandt in der ersten Ankunft, sondern vielmehr zur Rettung. Hier aber wird gesprochen vom Urteil der Unterscheidung, über das gesagt wird in Ps. 42,1: Beurteile mich, Herr, und entscheide meinen Fall etc. Denn dafür ist er gekommen, dass er die Guten von den Bösen unterscheide: und dies zeigen die folgenden Worte, nämlich damit jene, die nicht sehen, sehen, und die sehen blind werden; Denn Augustinus zufolge sehen jene nicht, die glauben, dass sie sehen, jene aber, die glauben, dass sie nicht sehen, sehen. Es werden aber die Menschen geistlich blind genannt, insofern sie Sünden haben; Sap. 2,21: Ihre Bosheit hat sie blind gemacht. Derjenige also glaubt, dass er sehe, der seine Sünden nicht erkennt; dass er nicht sehe aber glaubt, wer sich als Sünder erkennt. Das erstere ist Eigenart der Hochmütigen; das zweitere ist [Eigenart der] Demütigen. Es ist also der Sinn: Zum Gericht bin ich gekommen, damit jene, die nicht sehen, sehen, [also] damit ich die Demütigen von den Hochmütigen unterscheide. Der Tag nämlich war [gekommen], der Unterschied zwischen Licht und Finsternis, damit nämlich die Demütigen, die nicht sehen, das heißt die sich für Sünder halten, sehen, erleuchtet durch den Glauben, und die sehen, das heißt die Hochmütigen, blind werden, das heißt in der Finsternis bleiben. 1361. – Chrysostomus zufolge wird es ausgelegt vom Urteil der Verdammnis her, so jedoch, dass [die Tatsache], dass [Christus] sagt Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen nicht hinsichtlich der Ursache, sondern hinsichtlich der Folge verstanden wird; als ob er sagte: Da ich in die Welt komme, ist [daraus] für einige das Urteil der Verdammung gefolgt, insofern als für einige die Ursache der Verdammung mehr gewachsen ist. Ähnlich wird gesagt in Lc. 2,34: Siehe, eingesetzt ist er zum Untergang und zur Auferstehung vieler: nicht, weil er selbst die Ursache des Unterganges ist, sondern weil aus seiner Ankunft sich dies ergibt. Und es wird hinzugefügt damit jene, die nicht sehen, nämlich die Heiden, die des Lichtes der göttlichen Kenntnis entbehren, sehen, das heißt zugelassen werden zur Kenntnis Gottes; Is. 9,1: Das Volk, das wanderte in der Dunkelheit, sah ein großes Licht, und [damit jene,] die sehen, nämlich die Juden, die die Kenntnis Gottes haben, Ps. 75,2: Bekannt ist in Judäa Gott, blind werden; das heißt aus eben dieser Kenntnis Gottes hinausfallen. Und dies berührt ausdrücklich der Apostel, Rom. 9,30: Die Heiden, die nicht der Gerechtigkeit nachjagten, haben die Gerechtigkeit erfasst.

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Caput IX.

VI. 1362. – Hier wird das Murren der Juden angeführt: weil sie nämlich die Worte des Herrn fleischlich verstanden, da sie sahen, dass der Blinde körperlich erleuchtet war, und da sie [es so] verstanden, dass der Herr an ihm nur das Licht des Angesichts empfahl und nicht des Geistes, glaubten sie auf ähnliche Art, dass er ihnen die körperliche Blindheit androhte, und ihnen Vorwürfe machte, als er sagte [damit jene] blind werden. Und deshalb sagt [der Evangelist] es hörten einige Pharisäer, die mit ihm waren, die zuvor genannten Worte. Deshalb aber sagt [der Evangelist] die mit ihm waren, damit er ihre Unbeständigkeit zeige: weil sie manchmal mit ihm sind wegen irgendwelcher Wunder, die sie sehen; aber dennoch von ihm zurückweichen, wenn ihnen die Wahrheit geoffenbart wird; Lc. 8,13: Auf eine Zeit lang glauben sie, und in der Zeit der Versuchung weichen sie zurück. Und sie sagten zu ihm: Sind etwa auch wir blind? Nämlich körperlich; wie sehr sie doch geistig blind waren; Matth. 15,14: Lasst sie: blind sind sie und Anführer von Blinden. VII. 1363. – Hier wird die Widerlegung der Juden angeführt: wobei, der Auslegung des Augustinus zufolge, die Absicht des Vorhergehenden geoffenbart wird, dass nämlich gezeigt werde, von welcher Blindheit der Herr spricht, da von der geistlichen. [Er] sagt also Wenn ihr blind wäret, das heißt euch für blind hieltet, indem ihr in Demut eure Sünde anerkennt, hättet ihr keine Sünde: weil ihr zum Heilmittel laufen würdet. Die Sünde nämlich wird nachgelassen durch die Gnade, die nur den Demütigen gegeben wird; Iac. 4,6: Den Demütigen aber gibt er die Gnade. Nun aber, weil ihr sagt ,Wir sehen‘, das heißt hochmütig glaubt, dass ihr seht, bleibt eure Sünde, das heißt sie wird nicht nachgelassen, Iac. 4,6: Gott widersteht den Hochmütigen. Chrysostomus zufolge wird es ausgelegt von der körperlichen Blindheit her, sodass der Sinn ist Wenn ihr blind wäret, körperlich, hättet ihr keine Sünde, bezüglich dessen, dass ihr blind wäret: weil wenn es ein körperlicher Defekt ist, hat es nicht als Ursache die Sünde. Nun aber, weil ihr sagt ,Wir sehen‘, wird eure Sünde mehr angeklagt; weil ihr, mit körperlichen Augen die Wunder sehend, die ich tue, mir nicht glaubt; Is. 6,10: Mache das Herz dieses Volkes blind. Oder anders, Wenn ihr blind wäret, das heißt unwissend hinsichtlich der Urteilssprüche Gottes und der Sakramente des Gesetzes, hättet ihr keine Sünde; ergänze: [keine] so große. Als ob er sagte: Wenn ihr aus Unwissenheit sündigen würdet, wäre eure Sünde nicht so schwer. Nun aber, weil ihr sagt ,Wir sehen‘, das heißt euch das Wissen um das Gesetz und die Erkenntnis Gottes zuschreibt, und dennoch sündigt, deshalb bleibt eure Sünde, das heißt

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sie wird schwerer; Lc. 12,47: Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt und nicht gehandelt hat nach dessen Willen, wird mit vielen [Schlägen] geprügelt werden.

Caput X. Lectio I. I.

Amen amen, ich sage euch, wer nicht durch den Eingang hineingeht in den Stall der Schafe, sondern anderswoher hinaufsteigt, der ist ein Dieb, und ein Räuber. II. Wer aber durch den Eingang hineingeht, ist der Hirte der Schafe. III. Dem öffnet der Türhüter, und die Schafe hören seine Stimme, und die eigenen Schafe ruft er mit Namen, und führt sie hinaus; und wenn er die eigenen Schafe hinausgeschickt hat, geht er vor ihnen. IV. Und die Schafe folgen ihm, weil sie seine Stimme kennen. V. Einem anderen aber folgen sie nicht, sondern fliehen vor ihm, weil sie nicht kennen die Stimme der anderen. I.

1364. – Nachdem der Herr gezeigt hat, dass seine Lehre erleuchtende Kraft hat [vgl. n. 1118], zeigt er hier folgerichtig, dass sie belebende Kraft hat, und erstens zeigt er dies durch das Wort; zweitens durch ein Wunder, Kap. 9, an der Stelle [n. 1471] Es war aber ein Lahmer etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens zeigt er, dass er belebende Kraft hat; zweitens zeigt er die Art des Belebens, an der Stelle [n. 1409] Ich bin der gute Hirt etc.; drittens zeigt er die Macht des Belebens, an der Stelle [n. 1427] Uneinigkeit also entstand unter den Juden wegen dieser Reden. Der erste Teil ist aufgeteilt in drei: Erstens nämlich trägt der Herr ein Gleichnis vor; zweitens lehrt der Evangelist die Notwendigkeit der Auslegung desselben, an der Stelle [n. 1378] Dieses Sprichwort sagte er ihnen etc.; drittens bietet der Herr die Auslegung des Gleichnisses dar, an der Stelle [n. 1381] Es sagte ihnen Jesus wiederum etc. Das Gleichnis aber führt er ihnen an, indem er sagt Amen, ich sage euch. Dieses besteht aus zweien, nämlich hinsichtlich des Diebes und des Hirten der Schafe. Daher macht er bezüglich dessen dreierlei.

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Caput X.

Erstens führt er die Verfassung des Diebes und Räubers an; zweitens die des Hirten, an der Stelle [n. 1369] Wer aber durch den Eingang hineingeht, ist der Hirte der Schafe; drittens die Wirkung eines jeden der beiden, an der Stelle [n. 1375] Und die Schafe folgen ihm etc. 1365. – Zum Verständnis dessen aber muss erstens bedacht werden, wer die Schafe sind: die nämlich sind die Gläubigen Christi, und die in der Gnade Gottes sind; Ps. 94,7: Wir nämlich sind sein Volk und die Schafe seiner Weide; Ez. 34,31: Ihr aber seid die Schafe meiner Weide, als Menschen. Der Stall der Schafe also ist die Versammlung des gläubigen Volkes; Mich. 2,12: Ich werde versammeln, Jakob, dich als ganzen; in eins zusammenführen werde ich die Reste Israels; ohne Unterschied werde ich jenen gleich wie eine Herde in den Stall bringen. Der Eingang des Stalles aber wird anders aufgefasst Chrysostomus zufolge, und anders Augustinus zufolge. 1366. – Denn Chrysostomus zufolge nennt Christus ,Eingang‘ die Heiligen Schriften, zufolge jener Stelle Col. 4,3: Betend zugleich für uns, dass Gott öffne den Eingang der Rede. Es wird aber die Heilige Schrift ,Eingang‘ genannt, wie Chrysostomus sagt, erstens weil wir durch sie Zugang haben zur Erkenntnis Gottes; Rom. 1,2: Was er aber versprochen hatte durch seine Propheten in den Heiligen Schriften von seinem Sohn, der ihm geschaffen wurde aus dem Samen Davids nach dem Fleisch. – Zweitens, weil so, wie der Eingang die Schafe bewacht, auch die Heilige Schrift das Leben der Gläubigen bewahrt; oben 5,39: Durchforscht die Schriften: weil ihr glaubt, in ihnen das Leben zu haben. – Drittens, weil der Eingang nicht erlaubt, dass die Wölfe über [die Schafe] kommen: so wehrt die Heilige Schrift die Häretiker von der Schädigung der Gläubigen ab; II Tim. 3,16: Die gesamte göttlich inspirierte Schrift ist nützlich zur Lehre, zur Widerlegung, zur Bekämpfung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit. Jener also tritt nicht durch den Eingang ein, der zur Belehrung des Volkes nicht den Eingang nimmt durch die Heilige Schrift. Daher sagt der Herr über solche in Matth. 15,9: Ohne Ursache verehren sie mich, indem sie Lehren und Aufträge der Menschen lehren; ebendort 15,6: Ungültig habt ihr den Auftrag Gottes gemacht. Dies also ist die Verfassung des Diebes, dass er nicht durch den Eingang eintritt, sondern anderswoher. [Christus] fügt aber hinzu hinaufsteigt; dies passt sowohl zum Gleichnis, weil die Diebe nicht durch den Eingang hineingehen, sondern die Wände hinaufklettern, und hinunter springen in den Schafstall. Es passt auch zur Wahrheit: weil die Ursache, weshalb einige anders lehren, als die Heilige Schrift es weiß, vornehmlich aus dem Hochmut hervorgeht; I Tim. 6,3: Wenn jemand anders lehrt, und nicht Ruhe findet bei den heiligen Reden, ist er hochmütig und weiß nichts. Und bezüglich dessen sagt [Christus] hinaufsteigt, nämlich durch Hochmut. Wer, sage ich, so anderswoher hinaufsteigt, der ist ein Dieb, indem er rafft, was nicht sein ist, und ein Räuber, indem er tötet, was er rafft; Abdiae 5: Wenn Diebe eingedrungen wären zu dir, wenn Räuber in der Nacht, wie hättest du geschwiegen?

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Und dieser Auslegung zufolge ist der Anschluss an das Vorhergehende folgendermaßen. Weil nämlich der Herr gesagt hatte: Wenn ihr blind wäret, hättet ihr keine Sünde, könnten die Juden antworten und sagen: Nicht kommt es aus unserer Blindheit, dass wir dir nicht glauben, sondern aus deinem Irrtum, durch den wir von dir abgewendet werden. Und deshalb will der Herr, indem er dies ausschließt, zeigen, dass er kein Irrgänger ist, weil er durch den Eingang geht, das heißt durch die Heilige Schrift; das heißt er lehrt das, was die Heilige Schrift enthält. 1367. – Aber dagegen ist [im Widerspruch], was der Herr, unten an derselben Stelle, auslegend sagt: Ich bin der Eingang etc., woraus man ersieht, dass unter dem Eingang Christus zu verstehen ist. Dazu sagt Chrysostomus, dass in diesem Gleichnis der Herr sagt, er sei sowohl der Eingang als auch der Hirt; daher wird demzufolge, dass er selbst auf verschiedene Art sich nennt, auf verschiedene Art ,Eingang‘ gesagt, weil demzufolge, dass er sich einen Hirten nennt, es sein muss, dass der Eingang etwas anderes sei als er selbst, weil nicht dasselbe ist ein Hirt und ein Eingang. Nichts anderes aber kann von Christus passender ,Eingang‘ genannt werden als die Heilige Schrift, wegen den zuvor genannten Gründen. Passend also wird die Heilige Schrift ,Eingang‘ genannt. 1368. – Augustinus zufolge wird hier unter dem Eingang Christus verstanden: und dies, weil durch ihn eingetreten wird; Apoc. 4,1: Danach sah ich einen großen Eingang etc. Wer immer also eintritt in den Schafstall, muss durch den Eingang, nämlich durch Christus, eintreten und nicht anderswoher. Aber es muss beachtet werden, dass in den Schafstall einzutreten dem Hirten zukommt und dem Schaf: dem Schaf freilich, damit es dort bewahrt wird; dem Hirten aber, damit er die Schafe bewahrt. Wenn du also eintreten willst wie ein Schaf, damit du dort bewahrt wirst, oder wie ein Hirt, damit du die Schafe bewahrst, musst du durch Christus eintreten in den Schafstall, nicht anderswoher als durch Christus, so wie die Philosophen, die die erstrangigen Kräfte behandelten, und die Pharisäer, die die Überlieferungen der Zeremonien aufstellten. Sondern diese sind nicht Hirten noch auch Schafe, weil, wie der Herr sagt, wer nicht durch den Eingang hineingeht in den Stall der Schafe, nämlich durch Christus, sondern anderswoher, der ist ein Dieb, und ein Räuber; weil er sich und andere tötet. Denn Christus ist der Eingang des Schafstalles, das heißt der Versammlung der Gläubigen, und niemand anderer; Rom. 5,1: Frieden haben wir durch Christus mit Gott, durch den wir auch Zugang haben durch den Glauben in diese Gnade, in der wir stehen, und uns rühmen in der Hoffnung des Ruhmes der Söhne Gottes; Act. 4,12: Nicht ist ein anderer Name unter dem Himmel gegeben den Menschen, darin wir heil werden müssten. Und zufolge dieser Auslegung ist der Anschluss an das Vorhergehende auf diese Art. Weil [die Pharisäer] nämlich sagten, dass sie sähen ohne Christus, demzufolge dass er sagte Jetzt, weil ihr sagt „Wir sehen“, bleibt eure Sünde,

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Caput X.

deshalb zeigt der Herr, dass dies falsch ist, weil sie nicht eintreten durch den Eingang, indem er sagt Amen amen, ich sage euch. Man muss aber wissen, dass wie jemand, der als Schaf nicht durch den Eingang eintritt, nicht bewahrt werden kann, so auch der nicht, der als Hirt eintritt, bewahrt werden kann, wenn er nicht durch den Eingang eintritt, nämlich durch Christus; durch diesen Eingang sind freilich die wahren Hirten eingetreten, über die [gesagt wird in] Hebr. 5,4: Niemand nimmt für sich die Ehre in Anspruch, sondern [nur], wer gerufen wird von Gott, wie Aaron. Die üblen Hirten aber treten nicht durch den Eingang ein, sondern durch den Ehrgeiz, und die weltliche Macht, und die Simonie; und diese sind die Diebe und Räuber; Oseae 8,4: Sie selbst haben geherrscht, und ich habe sie nicht gekannt, das heißt, nicht gebilligt. Und [Christus] sagt sondern anderswoher hinaufsteigt, weil diesen Eingang, nämlich Christus, weil er klein ist durch Demut (Matth. 11,29: Lernt von mir, weil ich sanft bin), nur die durchschreiten können, die Christi Demut nachahmen. Die also nicht eintreten durch den Eingang, steigen anderswoher hinauf, das heißt sie sind Hochmütige, und ahmen nicht jenen nach, der, obwohl er Gott war, Mensch geworden ist; und seine Demut erkennen sie nicht an. II. 1369. – Hier handelt Christus vom Hirten, und erstens legt er die Verfassung des Hirten dar; zweitens zeigt er durch Anzeichen, dass er dieser Hirte ist, an der Stelle [n. 1371] Dem öffnet der Türhüter. 1370. – Die Verfassung des wahren Hirten aber ist, dass er durch den Eingang eintritt, das heißt durch die Zeugnisse der Heiligen Schrift; daher sagte er, Lc. ult, 44: Es muss alles erfüllt werden, was geschrieben steht im Gesetz Mose, und bei den Propheten, und in den Psalmen über mich. Hirt wird er genannt in Ier. 17,16: Ich bin nicht verwirrt, da ich dir, dem Hirten, folge; Eccli. 18,13: Wer Erbarmen hat, lehrt und erzieht so wie der Hirt seine Herde. Aber wenn unter dem Eingang Christus verstanden wird, wie Augustinus es auslegt, dann tritt er, so durch den Eingang eintretend, durch sich selbst ein. Und dies ist Christus eigen: denn keiner kann einen Eingang betreten, nämlich zur Seligkeit, wenn nicht durch die Wahrheit, weil nichts anders die Seligkeit ist als die Freude an der Wahrheit. Christus aber ist, sofern er Gott ist, die Wahrheit: und deshalb tritt er, sofern er Mensch ist, durch sich selber ein, nämlich durch die Wahrheit, die er selbst ist, sofern [er] Gott [ist]. Wir aber sind nicht die Wahrheit selbst, sondern wir sind Söhne des Lichts, durch Teilhabe am wahren und ungeschaffenen Licht; und deshalb müssen wir durch die Wahrheit, die Christus ist, eintreten; unten 17,17: Mache sie heilig in der Wahrheit; unten [10,9]: Wenn jemand durch mich eintritt, wird er gerettet werden. Aber wenn jemand auch eintreten will als Hirt, muss er eintreten durch den

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Eingang, das heißt durch Christus, nämlich gemäß dessen Wahrheit, Willen und Ordnung; deshalb wird gesagt in Ez. 34,23: Ich werde ihnen einen einzigen Hirten geben, der sie weide, meinen Knecht David, als ob er sagte: Durch mich müssen sie gegeben werden, und nicht durch andere, oder durch sich selbst. III. 1371. – Hier legt [Christus] die Anzeichen des guten Hirten dar, die drei sind [vgl. nn. 1372, 1374]. Das erste wird genommen von seiten des Türhüters, nämlich dass [man] durch ihn hineingeführt wird; und hinsichtlich dessen sagt er der Türhüter öffnet. Dieser Türhüter nämlich ist, Chrysostomus zufolge, jener, der den Weg eröffnet zur Kenntnis der Heiligen Schrift, deren erster Moses war, der die Heiligen Schriften als erster empfangen hat und einsetzt hat. Und dieser hat [den Weg] eröffnet für Christus, weil, wie oben gesagt wird in 5,46, wenn ihr Moses glauben würdet, würdet ihr vielleicht auch mir glauben: über mich nämlich hat jener geschrieben. Oder, Augustinus zufolge, ist der Türhüter Christus selbst, weil er selbst die Menschen einführt zu sich selbst; [Augustinus] sagt: „Er selbst eröffnet sich, der sich selbst darbietet; und ausschließlich durch ihn treten wir ein in die Gnade“; Eph. 2,8: Durch Gnade seid ihr geheilt. Und es tut nichts zur Sache, ob Christus, der der Eingang ist, selbst als derselbe der Türhüter sei; denn manches passt im Geistlichen zusammen, was im Körperlichen nicht sein kann. Mehr aber scheinen sich zu unterscheiden der Hirt und der Eingang als der Eingang und der Türhüter. Wenn also Christus genannt wird Hirt und Eingang, wie gesagt wurde, kann er umso mehr genannt werden Eingang und Türhüter. Aber wenn Du eine andere Person des Türhüters suchst als Moses und Christus, sieh den Heiligen Geist als Türhüter an, wie Augustinus sagt. Zur Aufgabe des Türhüters nämlich gehört es, dass er den Eingang öffne; und über den Heiligen Geist wird unten gesagt, 16,13: Er wird euch lehren die ganze Wahrheit. Christus nämlich ist der Eingang, insofern er die Wahrheit ist. 1372. – Das zweite Zeichen wird genommen von seiten der Schafe, nämlich dass sie ihm gehorchen. Und dies ist, was besagt und die Schafe hören seine Stimme: dies wird freilich, wenn es von der Ähnlichkeit zum natürlichen Hirten her verstanden wird, vernünftigerweise gesagt, weil, so wie die Schafe aufgrund der gewohnten Vorstellung die Stimme des Hirten wiedererkennen, so auch die gerechten Gläubigen die Stimme Christi hören; Ps. 94,8: Wenn ihr heute seine Stimme hörtet. 1373. – Aber [ein Einwand] dagegen. Viele Schafe Christi gibt es, die dennoch seine Stimme nicht gehört haben, so wie Paulus. Ebenfalls haben einige sie gehört, und waren [doch] keine Schafe, so wie Judas. Darauf kann gesagt werden, dass Judas entsprechend jenem Zeitpunkt ein Schaf Christi war, hinsichtlich der gegenwärtigen Gerechtigkeit. Paulus aber

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Caput X.

war, als er die Stimme Christi nicht gehört hatte, kein Schaf, sondern ein Wolf, aber die sich nahende Stimme Christi veränderte den Wolf in ein Schaf. Diese Antwort nun könnte aufrecht erhalten werden, wenn sie nicht entgegengesetzt wäre dem, was gesagt wird in Ez. 34,4,: Was gebrochen war, habt ihr nicht verbunden, und was irrend ist, habt ihr nicht zurückgeführt. Daraus erscheint es so, dass sie sogar, als sie gebrochen und irrend waren, Schafe waren. Und deshalb muss gesagt werden, dass hier der Herr über seine Schafe spricht, nicht nur hinsichtlich der gegenwärtigen Gerechtigkeit, sondern auch hinsichtlich der ewigen Vorherbestimmung. Es gibt nämlich eine gewisse Stimme Christi, die niemand außer der Vorherbestimmte hören kann, nämlich wer Ausdauer hat bis zum Ende: Matth. 10,22. Deshalb auch sagt er und die Schafe hören seine Stimme, weil sie sich entschuldigen könnten von ihrer Ungläubigkeit, indem sie sagen, dass nicht nur sie selbst, sondern auch keiner von den Oberen an ihn glaubt. Daher sagt [Christus], indem er darauf antwortet und die Schafe hören seine Stimme: als ob er sagte: Deshalb glauben sie selber nicht, weil sie nicht zu meinen Schafen gehören. 1374. – Das dritte Zeichen wird genommen von den Handlungen des Hirten selbst; und hinsichtlich dessen sagt [Christus] die eigenen Schafe ruft er mit Namen. Hier führt er vier Handlungen des guten Hirten an. Erstens nämlich, dass er die Schafe kennt. Daher sagt er, dass er die eigenen Schafe mit Namen ruft: darin zeigt er seine Kenntnis und Vertrautheit mit den Schafen. Diejenigen nämlich rufen wir mit Namen, die wir vertraut kennen; Ex. 33,17: Ich kenne dich mit Namen. Und freilich gehört es zur Aufgabe des guten Hirten, gemäß jener Stelle Prov. 27,23: Sorgfältig betrachte das Gesicht deines Viehs. Und dies freilich passt zu Christus zufolge der gegenwärtigen Kenntnis, oder mehr [noch] gemäß der ewigen Vorherbestimmung [der Schafe], die er von Ewigkeit her dem Namen nach kennt; Ps. 146,4: Der zählt die Menge der Sterne, und ihnen allen die Namen sagt; II Tim. 2,19: Der Herr kennt die, die sein sind. Zweitens aber, dass er sie erzieht, das heißt abgrenzt von der Gemeinschaft der Unfrommen; Ps. 106,14: Er führte sie heraus aus der Finsternis und dem Schatten des Todes. Drittens, dass er die schon von den Unfrommen Weggeführten und in den Schafstall Hineingeführten wieder hinausführt aus dem Schafstall. Erstens freilich zum Heil der anderen; Is. ult., 19: Ich werde senden von denen, die gerettet worden sind, nach Lydien; Matth. 10,16: Siehe, ich sende euch wie Schafe in die Mitte der Wölfe; damit ihr nämlich aus Wölfen Schafe macht. Zweitens aber in die Richtung und den Weg des ewigen Heils; Lc. 1,79: Um unsere Füße zu lenken auf den Weg des Friedens. Viertens aber geht er ihnen voran zum Beispiel guten Umganges; daher sagt er und er geht vor ihnen, was freilich beim körperlichen Hirten nicht so ist; ja sogar folgt er eher, gemäß jener Stelle Ps. 77,70: Von hinter den säugenden [Schafen] nahm er ihn. Der gute Hirt aber geht vor ihnen als Beispiel; I Petr. ult., 3: Und nicht wie Herrschende im Klerus, sondern zum Vorbild der Herde

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gemacht aus der Seele. Christus aber geht in beiderlei Sendung vor ihnen her: weil er als erster für die Lehre der Wahrheit den Tod erlitten hat; Matth. 16,24: Wenn jemand mir nachgehen will, verleugne er sich selbst, und trage sein Kreuz, und folge mir; [und weil er] allen vorangegangen ist ins ewige Leben. Mich. 2,13: Aufgestiegen ist er, den Weg eröffnend vor ihnen. IV. 1375. – Hier handelt [Christus] über die Wirkung der beiden, des Diebes nämlich, und des Hirten, für die Schafe, und erstens führt er die Wirkung des guten Hirten an; zweitens die Wirkung des Wolfes und Diebes, an der Stelle [n. 1377] Einem anderen aber folgen sie nicht. 1376. – Er sagt also, was gesagt wurde über die Verfassung der beiden, aber die Schafe folgen jenem, der nämlich vor ihnen geht. Und das freilich liegt offen da, dass die Untergebenen folgen den Spuren der Vorgesetzten, wie gesagt wird in I Petr. 2,21: Christus hat für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Spuren folgt; Iob 23,11: Euren Spuren ist gefolgt mein Fuß. Und dies deshalb, weil sie seine Stimme kennen, das heißt sie kennen und sich an ihr erfreuen; Cant. 2,14: Es klingt deine Stimme in meinen Ohren: denn deine Stimme ist angenehm. V. 1377. – Die Wirkung aber des Diebes ist, dass die Schafe ihm nicht lange folgen, sondern [nur] auf Zeit; daher sagt er Einem anderen aber folgen sie nicht; das heißt einem lügenhaften und häretischen Lehrer folgen sie nicht; Ps. 17,46: Fremde Söhne haben mich belogen. So ist auch Paulus den lügenhaften Lehrern nicht lange gefolgt. Sondern sie fliehen vor ihm: und dies deshalb, weil, wie gesagt wird in I Cor. 15,33, üble Unterredungen die guten Sitten verderben. Deshalb aber fliehen sie vor ihm, weil sie nicht kennen, das heißt nicht billigen die Stimme der anderen, das heißt ihre Lehre, die einherkriecht wie ein Krebs.

Lectio II. I.

Dieses Sprichwort sagte ihnen Jesus. Jene aber verstanden nicht, was er ihnen sagte. II. Jesus sagte ihnen also abermals: Amen amen, ich sage euch, dass ich der Eingang der Schafe bin. III. Alle, wieviele auch gekommen sind, sind Diebe und Räuber: aber die Schafe haben sie nicht gehört. Ich bin der Eingang. IV. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden.

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Caput X.

V. Und er wird hineingehen und hinausgehen; und Weide wird er finden. VI. Der Dieb kommt nicht, außer damit er stiehlt, und schlachtet, und zugrunde richtet. VII. Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und damit sie reichlicher haben. I. 1378. – Hier führt der Evangelist die Notwendigkeit der Auslegung für das oben angeführte Gleichnis an [vgl. n 1364], eine Notwendigkeit, die verursacht wird durch die Unwissenheit der Hörenden. Erstens freilich berührt er die Ursache der Unwissenheit; zweitens offenbart er die Unwissenheit selbst [n. 1380]. 1379. – Die Ursache der Unwissenheit aber war die sprichwortartige Rede Christi; und das ist es, weshalb [der Evangelist] sagt Dieses Sprichwort sagte ihnen Jesus. ,Sprichwort‘ aber wird passend gesagt, wenn an die Stelle von etwas gesetzt wird etwas anderes; weil nämlich ein Wort gegeben wird, um aufgrund der Ähnlichkeit zu einem anderen verstanden zu werden: dies wird auch ,Gleichnis‘ genannt. Es sprach aber der Herr in Gleichnissen erstens freilich wegen der Bösen, damit er die Geheimnisse des himmlischen Reiches ihnen verbarg; Lc. 8,10: Euch ist gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu kennen, den anderen aber in Gleichnissen. – Zweitens aber wegen der Guten, damit sie aufgrund der Sprichwörter erzogen würden, nachzuforschen; daher fragten, nachdem der Herr der Menge Sprichwörter oder Gleichnisse vorlegte, die Jünger Christus abgesondert, wie man findet in Matth. 13,10 und Mc. 4,10. Daher sagt auch Augustinus: „Der Herr nährt mit Offenbarem (nämlich die glaubende Menge), erzieht mit Undeutlichem“, nämlich die Jünger. 1380. – Die Unwissenheit offenbart [der Evangelist], indem er sagt Jene aber verstanden nicht, was er ihnen sagte. Die Unwissenheit aber, die hervorging aus den von Christus vorgelegten Sprichwörtern, war freilich nützlich, und [auch] schädlich. Aber nützlich den Guten und Gerechten, die fragten zur Erziehung zum Lob Gottes: denn solang sie jene nicht verstehen, glauben sie, verherrlichen den Herrn, und dessen Weisheit, die über ihnen ist; Prov. 25,2: Der Ruhm Gottes ist es, das Wort zu verhüllen. Schädlich aber den Bösen, weil sie lästern, da sie nicht verstehen, gemäß jener Stelle in Canon. Iudae 10: Was immer sie nicht kennen, lästern sie. Denn, wie Augustinus sagt, wenn die Worte des Evangeliums der Fromme und der Unfromme hören, und beide sie nicht verstehen, sagt der Fromme: Wahr ist und gut ist, was es sagt, aber wir verstehen es nicht. Und der freilich klopft schon an, dem zu öffnen es wert ist, aber [nur] wenn er beharrt. Der Unfromme sagt: Nichts sagte es, schlecht ist, was es sagt.

Lectio II.

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II. 1381. – Hier legt der Herr das Gleichnis dar. Wenn aber das zuvor genannte Gleichnis recht bedacht wird, enthielt es zwei hauptsächliche Schlüsse, auf die andere folgen. Deren erster ist: Wer nicht durch den Eingang hineingeht in den Stall der Schafe, ist ein Dieb, und ein Räuber. Der zweite aber ist: Wer aber durch den Eingang hineingeht, ist der Hirte der Schafe. Und also wird dieser Teil eingeteilt in zwei: Erstens nämlich legt [Christus] den ersten Schluss dar; zweitens den zweiten, an der Stelle [n. 1397] Ich bin der gute Hirt. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens legt er dar, was der erste Schluss enthielt; zweitens beweist er es, an der Stelle [n. 1386] Ich bin der Eingang. Es werden aber erwähnt im ersten Schluss der Eingang, der Dieb und der Räuber. Erstens legt er den ersten dar; zweitens den zweiten, an der Stelle [n. 1383] Alle, wieviele auch gekommen sind, sind Diebe und Räuber. 1382. – Hinsichtlich des ersten sagt [der Evangelist]: Jesus sagte ihnen also abermals, nämlich damit er sie aufmerksamer machte, und sie das Gleichnis verstünden; Prov. 1,6: Er merke auf das Gleichnis und die Deutung etc. Amen amen, ich sage euch, das heißt wahrlich, Ich bin der Eingang. Aufgabe des Eingangs nämlich ist es, dass man durch ihn ins innere Haus eintritt; und dies passt zu Christus: denn durch ihn muss wer auch immer zu den Geheimnissen Gottes eintreten; Ps. 117,20: Dies ist das Tor des Herrn, nämlich Christus, und die Gerechten werden in es eintreten. Er sagt aber der Schafe, weil nicht nur Hirten durch Christus eingeführt werden in die gegenwärtige Kirche, oder in die ewige Seligkeit durch Christus eingehen, sondern auch Schafe; daher [sagt er] unten ebenda [10,27 f.] Meine Schafe hören meine Stimme …und folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. III. 1383. – Wenn [Christus] anschließend sagt Alle, wieviele auch gekommen sind, sind Diebe und Räuber, legt er dar, was er über den Dieb und Räuber gesagt hat: und erstens zeigt er wer der Dieb und Räuber sei; zweitens gibt er ein Zeichen dessen. 1384. – Hinsichtlich des ersten aber muss man sich hüten vor dem Irrtum der Manichäer, die, das Alte Testament verdammten und davon her, dass gesagt wird Alle, wieviele auch gekommen sind, sind Diebe, sagten, die Väter des Alten Testaments, die vor Christus waren, seien übel gewesen und verdammt.

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Caput X.

Aber dass dies falsch ist, zeigt sich aus dreierlei. Erstens freilich daraus, was im Gleichnis gesagt wurde. Dass nämlich hier gesagt wird Alle, wieviele auch gekommen sind, wird angeführt als Auslegung des Vorangehenden; dort aber wird gesagt, dass sie eingetreten sind etc. Also alle jene, wieviele auch gekommen sind, nämlich nicht durch mich, das heißt nicht, indem sie durch den Eingang eintraten, sind Diebe und Räuber. Es steht aber fest, dass die Patriarchen und Propheten alle durch den Eingang, das heißt Christus, eingetreten sind, die Christus, da er kommen würde, als Herolde schickte. Mag er nämlich von der Zeit her das Fleisch angenommen haben, und als Mensch geschaffen worden sein, war er von Ewigkeit her dennoch das Wort Gottes; Hebr. 13,8: Jesus Christus gestern und heute, derselbe auch in Ewigkeit. Propheten aber sind gesandt durch das Wort Gottes und die Weisheit; Sap. 7,27: Durch die Völker hin überträgt sie sich in heilige Seelen (nämlich Gottes Weisheit) und setzt Propheten und Freunde Gottes ein. Und deshalb lesen wir bezeichnend in den Propheten, dass das Wort Gottes geschaffen wurde zu diesem oder zu jenem Propheten, die durch Teilhabe des Wortes Gottes prophezeiten. Zweitens [zeigt sich, dass dies falsch ist] daraus, dass der Herr sagt gekommen sind; als ob er sagte: aus eigener Urheberschaft und nicht von Gott gesandt, [sondern] sich selbst aufdrängend; über diese [wird gesagt in] Ier. 23,21: Ich sandte sie nicht, und sie selber liefen. Die freilich sind nicht gekommen vom Wort Gottes; Ez. 13,3: Wehe den unverständigen Propheten, die ihrem Geist folgen und nichts sehen. Solche waren nicht die Väter des Alten Testaments, wie gesagt wurde. Drittens aus dem Geschehenen selbst, das die Folge der Worte zeigt: denn hier wird gesagt die Schafe haben sie nicht gehört. Jene also, die die Schafe gehört haben, waren nicht Diebe und Räuber. Das Volk Israel aber hat die Propheten gehört. Deswegen werden jene, die nicht hörten, in der Heiligen Schrift gescholten; Act. 7,52: Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Matth. 23,37: Jerusalem, Jerusalem, die du die Propheten tötest, und steinigst die, die zu dir gesandt sind. 1385. – So also, nachdem der Irrtum ausgeschlossen ist, muss gesagt werden Alle, wieviele auch gekommen sind, nämlich außer mir, und außer mit göttlicher Einhauchung und Autorität, und nicht mit der Absicht, die göttliche Ehre zu suchen, sondern eigene sich anzumaßen, sind Diebe, insofern sie, was nicht ihr Eigen ist, nämlich die Autorität des Lehrens, sich anmaßen, Is. 1,23: Deine untreuen Anführer, Gesellen der Diebe, und Räuber, weil sie durch falsche Lehre töten; Matth. 21,13: Ihr aber habt jene zu einer Höhle von Räubern gemacht; Oseae 6,9: Teilnehmer der Räuber, die jene töten, die auf dem Weg gehen. Aber sie, nämlich die Diebe und Räuber, haben die Schafe, die vorherbestimmten, nicht gehört, nämlich auf Dauer; sonst wären sie nicht von den Schafen Christi, weil sie einem anderen nicht folgen, sondern vor ihm fliehen, wie oben gesagt wird [10,5] ebenda. Dies wird auch vorgeschrieben in Deut. 13,4: Nicht sollst du hören die Worte jenes Propheten oder Träumers. 1386. – Ich bin der Eingang. Hier offenbart [Christus] die Auslegung, und

Lectio II.

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erstens die Auslegung des Eingangs; zweitens die des Diebes, an der Stelle [n. 1394] Der Dieb kommt nicht. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens greift er wieder auf, was er vorhat, auszulegen; zweitens legt er es aus [n. 1388]. 1387. – Er nimmt aber wieder auf, dass er sagte Ich bin der Eingang. Cant. ult., 9: Wenn ein Eingang ist, wollen wir ihn zusammenfügen mit Brettern von Zeder, das heißt wir wollen ihm unverfaulende Kraft geben. IV. 1388. – [Christus] legt aber aus, indem er sagt Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er gerettet werden. Wobei er erstens zeigt, dass ihm der Gebrauch des Eingangs entspricht, der darin besteht, die Schafe zu retten; zweitens die Art der Rettung andeutet, an der Stelle [n. 1390] er wird hineingehen und hinausgehen. 1389. – Es rettet aber der Eingang, indem er die Inneren davon abhält, hinauszugehen, und sie bewahrt vor den Äußeren, damit die nicht hineingehen. Und dies entspricht Christus, denn durch ihn werden wir gerettet und beschützt. Und das ist es, weshalb er sagt Wenn jemand, nicht heuchlerisch, durch mich, nämlich durch den Eingang, hineingeht, in die Gemeinschaft der Kirche und der Gläubigen, wird er gerettet werden: ergänze: wenn er beständig bleibt; Act. 4,12: Nicht ist ein anderer Name unter dem Himmel gegeben den Menschen, in dem es sich gebührte, dass wir heil würden; Rom. 5,10: Um vieles mehr werden wir heil sein im Leben seiner selbst. V. 1390. – Die Art der Rettung aber wird angeführt, wenn [Christus] sagt Und er wird hineingehen und hinausgehen; und Weide wird er finden: diese Worte nun können vierfach ausgelegt werden [vgl. nn. 1391, 1392, 1393]. Erstens freilich, Chrysostomus zufolge, soll nichts anderes verstanden werden als die Sicherheit und Freiheit derer, die Christus anhängen. Denn wer anderswoher hinaufsteigt als durch den Eingang, hat nicht freies Hineingehen und Hinausgehen; wer aber durch den Eingang eintritt, hat freies Hinausgehen, weil er frei hinausgehen kann. Wenn [Christus] also sagt er wird hineingehen und hinausgehen, ist der Sinn, nach diesem Gleichnis, dass die Apostel Christi in Sicherheit hineingehen, indem sie Umgang haben mit den Gläubigen, die innerhalb der Kirche sind, und mit den Ungläubigen, die außerhalb sind, weil sie zu Herren des ganzen Erdkreises gemacht wurden, und niemand sie hinauswerfen wollte; Num. 27,16: Es möge der Herr, der Gott der Geister allen Fleisches sorgen für einen Mann über diesem Volk, der hineingehen und hinausgehen kann: damit nicht das Volk des Herrn sei so wie Schafe

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Caput X.

ohne Hirten. Und Weide wird er finden, das heißt, sie hatten Vergnügen in der Bekehrung, und Freude auch in den Verfolgungen durch die Ungläubigen für Christi Namen; gemäß jener Stelle Act. 5,41: Es gingen die Apostel erfreut vom Anblick der Versammlung, weil sie für würdig gehalten wurden, für Christi Namen Schmähung zu erleiden. 1391. – Zweitens kann es ausgelegt werden nach Augustinus in Super Ioannem. Auf einem jeden, der gut handelt, liegt zweierlei, nämlich dass er sich gut verhalte darin, was innerhalb seiner ist, und was außen ist. Innerhalb des Menschen aber ist der Geist; außen aber ist der Körper; II Cor. 4,16: Mag jener unser Mensch, der außen ist, zerstört werden, wird dennoch jener, der innen ist, erneuert von Tag zu Tag. Jener also, der Christus anhängt, geht freilich hinein durch Kontemplation zur Wache des Bewusstseins; Sap. 8,16: Eintretend in mein Haus, nämlich das Bewusstsein, werde ich zur Ruhe gelangen mit jener, nämlich mit der Weisheit. Und er wird hinausgehen, nach außen, nämlich für eine gute Handlung, zur Zähmung des Körpers; Ps. 103,23: Hinausgehen wird der Mensch zu seinem Werk und zu seiner Arbeit bis zum Abend: und Weide wird er finden, nämlich in einem reinen und gottergebenen Bewusstsein; Ps. 16,15: Ich werde erscheinen zu deinem Anblick, gesättigt werde ich sein, wenn deine Herrlichkeit erscheint; und in der Handlung wird er Weide finden, nämlich Nutzen; Ps. 125,6: Die kommen aber werden mit Jubel kommen, und werden ihre Bündel tragen. 1392. – Die dritte Auslegung ist auch von Augustinus, und von dem seligen Gregorius in Super Ezech., sodass der Sinn ist: er wird hineingehen, in die Kirche, indem er glaubt; Ps. 41,5: Hinübergehen werde ich an den Ort der bewundernswerten Hütte, was bedeutet hineinzugehen in die kämpfende Kirche; und hinausgehen, nämlich aus der kämpfenden zur triumphierenden Kirche; Cant. 3,11: Geht hinaus, Töchter Zions, und seht den König Salomon im Diadem, mit dem ihn gekrönt hat seine Mutter am Tag seiner Verlobung; und Weide wird er finden, in der kämpfenden Kirche, nämlich die [Weide] der Lehre und der Gnade; Ps. 22,2: Am Ort der Weide, dort wird er mich unterbringen; und [Weide wird er finden] in der triumphierenden Kirche, nämlich die der Herrlichkeit; Ez. 34,14: Auf fruchtbarsten Weiden werde ich sie weiden. 1393. – Viertens wird [die Stelle] ausgelegt im Buch De Spiritu et Anima, das Augustinus zugeschrieben wird, von dem es jedoch nicht ist: dort wird gesagt, dass hineingehen werden, nämlich die Heiligen, zur Anschauung der Göttlichkeit Christi, und [dass sie] hinausgehen werden, zur Betrachtung seiner Menschlichkeit; und in beidem werden sie Weide finden, weil sie in beidem die Freuden der Anschauung kosten werden; Is. 33,17: Den König werden sie sehen in seiner Ehre. VI. 1394. – Hier also [handelt Christus] vom Dieb, und erstens führt er das Eigentümliche des Diebes an;

Lectio III.

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zweitens versichert er, dass ihm das entgegengesetzte Eigentümliche innewohne, an der Stelle [n. 1396] Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben etc. 1395. – Er sagt also, dass jene, die nicht hineingehen durch den Eingang, das heißt die außer mir gekommen sind, selbst Diebe und Räuber sind, deren Zustand schlecht ist. Denn erstens freilich kommt der Dieb nicht, außer damit er stiehlt, das heißt damit er sich anmaßt, was nicht sein ist, weil nämlich die Aufrührer und Häretiker jene, die Christus gehören, mit sich verbinden; Ps. 9,39: Anschläge macht er, dass er beraube den Armen. Zweitens kommt der Dieb, damit er schlachtet, das heißt tötet, indem er einführt eine abartige Lehre und verkehrte Sitten; Oseae 6,9: Mitglied der Räuber, die töten jene, die sich auf den Weg machen von Sichem. Drittens, damit er vernichte, indem er [die Schafe] in die ewige Vernichtung schickt; Ier. 50,6: Eine verlorene Herde ist mein Volk geworden. Diese Voraussetzungen nun sind nicht in mir. VII. 1396. – Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben; als ob er sagte: Jene sind nicht durch mich gekommen, weil sie Ähnliches tun würden wie das, was ich tue; aber sie tun Gegenteiliges: weil sie stehlen, töten und zugrunde richten. Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, nämlich [das] der Gerechtigkeit, indem sie hineingehen in die kämpfende Kirche durch den Glauben; Hebr. 10,38 und Rom. 1,17: Der Gerechte aber lebt aus dem Glauben. Über dieses Leben wird gesagt in I Io. 3,14: Wir wissen, dass wir hinübergeführt sind vom Tod zum Leben, weil wir die Brüder lieben. Und damit sie reichlicher haben, nämlich das ewige Leben, indem sie hinausgehen aus dem Körper: über dieses Leben wird unten gesagt in 17,3: Dass sie dich erkennen, den einzigen wahren Gott.

Lectio III. I. Ich bin der gute Hirt. II. Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. III. Der Taglöhner aber, und der kein Hirt ist, der keine eigenen Schafe hat, sieht den Wolf kommen, und verlässt die Schafe, und flieht. IV. Und der Wolf raubt, und zerstreut die Schafe. V. Der Taglöhner aber flieht, der eben ein Taglöhner ist, und nicht liegt ihm an den Schafen.

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Caput X.

I. 1397. – Hier legt [Christus] den zweiten Schluss des vorangehenden Gleichnisses aus [vgl. n. 1381], nämlich Wer eintritt durch den Eingang, ist der Hirt der Schafe, und erstens führt er die Auslegung an; zweitens offenbart er sie, an der Stelle [n. 1409] Ich bin der gute Hirt etc. Er legt aber jenen [Schluss] partikular aus, indem er sagt, er sei der gute Hirt; zweitens führt er die Aufgabe des guten Hirten an, an der Stelle [n. 1399] Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe; drittens zeigt er über den schlechten Hirten das Gegenteil, an der Stelle [n. 1400] Der Taglöhner aber … sieht den Wolf kommen, und … flieht. 1398. – Er sagt also hinsichtlich des ersten Ich bin der gute Hirt. Dass aber Christus der Hirt sei, kommt ihm offensichtlich zu: denn so, wie durch den Hirten die Herde gelenkt und geweidet wird, so werden die Gläubigen durch Christus mit geistlicher Nahrung, und auch mit seinem Körper und Blut, gestärkt; I Petr. 2,25: Ihr wart einst so wie Schafe, die keinen Hirten haben; aber bekehrt seid ihr jetzt zum Hirten und Aufseher eurer Seelen; Is. 40,11: So wie ein Hirt seine Herde weidet. Aber zur Unterscheidung vom schlechten Hirten und vom Dieb fügt [Christus] hinzu der gute. Gut, sage ich, weil er erfüllt die Aufgabe des Hirten, so wie ein guter Soldat genannt wird, wer die Aufgabe des Soldaten erfüllt. Aber weil Christus oben gesagt hat, der Hirt trete durch den Eingang ein, und wiederum, dass er der Eingang sei, hier aber sagt, er sei der Hirt, ist es nötig, dass er selbst durch sich selbst eintritt. Und freilich tritt er durch sich selbst ein, weil er sich selbst offenbart, und durch sich selbst den Vater kennt. Wir aber treten durch ihn ein, weil wir durch ihn selig werden. Jedoch beachte, dass niemand anderer der Eingang ist außer ihm, weil niemand anderer das wahre Licht ist, sondern nur durch Teilhabe; oben 1,8: Nicht war jener das Licht, nämlich Johannes der Täufer, sondern damit er Zeugnis ablege für das Licht. Aber über Christus wird gesagt [v. 9] Er war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Und deshalb sagt niemand, dass er der Eingang sei: dies hat Christus sich selbst als eigen vorbehalten; aber ein Hirt zu sein, [das] hat er mit anderen geteilt, und hat es seinen Gliedern gegeben: denn auch Petrus war ein Hirt, und die anderen Apostel waren Hirten, und alle guten Aufseher; Ier. 3,15: Ich werde euch Hirten geben gemäß meinem Herzen. Mögen aber auch die Vorgesetzten der Kirche, die Söhne sind, alle Hirten sein, wie Augustinus sagt; deshalb sagt [Christus] dennoch in der Einzahl Ich bin der gute Hirt, damit er die Kraft der Liebe lehre. Niemand ist nämlich ein guter Hirt, wenn er nicht durch die Liebe eins geworden ist mit Christus, und ein Glied geworden ist des wahren Hirten.

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II. 1399. – Die Aufgabe des guten Hirten ist die Liebe; daher sagt [Christus] Der gute Hirt gibt sein Leben für seine Schafe. Man muss nämlich wissen, dass ein Unterschied ist zwischen dem guten Hirten und dem schlechten: denn der gute Hirt beabsichtigt den Vorteil der Herde; der schlechte aber den eigenen Vorteil: und dieser Unterschied wird berührt in Ez. 34,2: Wehe den Hirten, die sich selber weiden! Werden nicht die Herden geweidet von den Hirten? Wer also die Herde benutzt, damit er nur sich selber weidet, ist nicht der gute Hirt. Daraus folgt, dass der schlechte Hirt, auch körperlich, keinen Schaden ertragen will für die Herde, weil er nicht ihren Vorteil beabsichtigt, sondern den eigenen. Der gute Hirt aber, auch körperlich, erträgt vieles für die Herde, deren Vorteil er beabsichtigt; daher sagt Jakob in Gen. 31,40: Nacht und Tag wurde ich verbrannt durch Eis und Hitze. Aber bei den körperlichen Hirten ist nicht verlangt von dem guten Hirten, dass er sich dem Tod aussetze für das Heil der Herde. Aber weil das Heil der geistlichen Herde das körperliche Leben des Hirten überwiegt, deshalb muss, wenn Gefahr droht für das Heil der Herde, ein jeder geistlicher Hirt die Einbuße des körperlichen Lebens ertragen für das Heil der Herde. Und das ist es, weshalb der Herr sagt Der gute Hirt gibt sein Leben, das heißt sein körperliches Leben, für seine Schafe, das heißt durch Vorbild und Liebe. Beides nämlich ist verlangt, sowohl das, was ihn betrifft, als auch, dass er die [Schafe] liebt: denn das erste ohne das zweite genügt nicht. Ein Beispiel dieser Lehre aber hat uns Christus gegeben; I Io. 3,16: Wenn Christus sein Leben für uns aufgegeben hat, müssen auch wir das Leben für unsere Brüder aufgeben. III. 1400. – Hier handelt [Christus] über den schlechten Hirten, indem er zeigt, dass diesem die gegenteiligen Bedingungen innewohnen zu den Bedingungen des guten Hirten, und erstens führt er die Bedingungen des schlechten Hirten an; zweitens zeigt er, auf welche Art selbige Bedingungen auseinander folgen, an der Stelle [n. 1408] Der Taglöhner aber … flieht. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Bedingungen des schlechten Hirten an zweitens lehrt er die Gefahr, die der Herde droht von einem schlechten Hirten, an der Stelle [n. 1407] Und der Wolf raubt etc. 1401. – Man muss aber beachten, dass aus dem, was gesagt wird über den guten Hirten und aus dem, was gesagt wird über den schlechten, ein dreifacher Unterschied der Bedingungen derselben, nämlich des guten und des schlechten Hirten, erkannt werden kann. Die erste Unterscheidung wird er-

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Caput X.

kannt hinsichtlich der Absicht [n. 1402], die zweite hinsichtlich der Leidenschaft [n. 1405], die dritte hinsichtlich der Besorgnis [n. 1404]. 1402. – Sie unterscheiden sich also erstens hinsichtlich der Absicht, und dies vom Namen eines jeden der beiden her: denn der erste wird ,Hirt‘ genannt, woraus zu verstehen gegeben wird, dass er beabsichtigt, die Herde zu weiden; Ez. 34,2: Werden nicht die Herden geweidet von den Hirten? Jener aber, nämlich der schlechte, wird Taglöhner genannt, gleichsam weil er Lohn sucht. Sodass sie sich auf diese Weise unterscheiden darin: dass der gute Hirt den Vorteil der Herde sucht; der Taglöhner aber vorrangiger den eigenen Vorteil. Dies ist auch der Unterschied zwischen dem König und dem Tyrannen, wie der Philosoph sagt, weil der König in seiner Herrschaft den Nutzen der Untertanen beabsichtigt; der Tyrann aber den eigenen Nutzen; daher ist er wie der Taglöhner: Zach. 11,12: Wenn es gut ist in euren Augen, entfernt mir den Lohn. 1403. – Aber können etwa auch gute Hirten Lohn suchen? Es scheint, dass es so ist; Eccli. 36,18: Gib Lohn, Herr, denen, die dich emporhalten; Is. 40,10: Siehe, sein Lohn ist bei ihm; und Lc. 15,17: Wieviele Taglöhner im Haus meines Vaters haben Überfluss an Broten. Ich antworte. Man muss sagen, dass ,Lohn‘ zweifach verstanden werden kann: nämlich allgemein und besonders. Allgemein freilich wird alles, was denen gegeben wird, die es verdienen, ,Lohn‘ genannt, und weil das ewige Leben, das Gott ist, I Io. ult., 20: Dieser ist der wahre Gott, und das Leben, denen, dies es verdienen, gegeben wird, deshalb wird das ewige Leben selbst ,Lohn‘ genannt. Und diesen Lohn kann und soll jeder beliebige gute Hirt suchen. Im Besonderen aber wird ,Lohn‘ etwas genannt, das abgesondert ist von der Erbschaft; und auf diesen soll jener keinen Bedacht nehmen, der der wahre Sohn ist, für den die Erbschaft gedacht ist; sondern auf diesen haben Bedacht die Knechte und Taglöhner. Weil das ewige Leben unsere Erbschaft ist, arbeitet daher derjenige, der mit Bedacht auf jenes arbeitet, als Sohn; wer aber etwas anderes beabsichtigt abgesehen von jenem (nimm [etwa] an, dass er nach irdischen Vorteilen giert, sich an der Ehre der Vorrangstellung freut), ist ein Taglöhner. 1404. – Zweitens werden [der gute und der schlechte Hirt] unterschieden hinsichtlich der Besorgnis: weil über den guten Hirten gesagt wird, dass die Schafe seine sind, nicht nur in Überlassung, sondern auch in Liebe und Besorgnis; Phil. 1,7: Dadurch, dass ich euch im Herzen habe etc; aber über den Taglöhner wird gesagt der keine eigenen Schafe hat; das heißt er hat keine Besorgnis um sie; Ez. 34,8: Noch auch suchten die Hirten meine Herde, sondern sie weideten sich selbst. 1405. – Drittens unterscheiden sie sich hinsichtlich der Leidenschaft: denn der gute Hirt, der die Herde liebt, gibt sein Leben für sie, das heißt er setzt sich der Gefahr für das körperliche Leben aus. Der schlechte aber, weil er keine Leidenschaft hat für die Herde, flieht, wenn er den Wolf sieht. Daher sagt [Christus] [er] sieht den Wolf kommen, und verlässt die Schafe, und flieht.

Lectio III.

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Dieser Wolf wird dreifach verstanden. Erstens nämlich als der versuchende Teufel; Eccli. 13,21: Aber wenn jemals Gemeinschaft hatte der Wolf mit dem Lamm, so [dann auch] der Sünder mit dem Gerechten. Zweitens aber als der vernichtende Häretiker; Matth. 7,15: Gebt acht auf die falschen Propheten, die zu euch kommen in den Gewändern der Schafe; Act. 20,29: Ich weiß, dass nach meinem Weggang reißende Wölfe über euch kommen werden, die nicht die Herde schonen. Drittens der wütende Tyrann: Ez. 22,27: Seine Anführer inmitten seiner gleich wie Wölfe. Es muss also der gute Hirt gegen diesen dreifachen Wolf die ihm unterstellte Herde schützen: indem er nämlich, wenn er den Wolf sieht, das heißt die teuflische Versuchung, den häretischen Betrug und das tyrannische Wüten, sich widersetzt: dem entgegengesetzt, was gesagt wird in Ez. 13,5: Nicht seid ihr emporgestiegen aus dem Widrigen, noch habt ihr entgegengesetzt eine Mauer für das Haus Israel. Und deshalb wird gesagt über den schlechten Hirten, dass er die Schafe verlässt, und flieht; Zach. 11,17: Oh Hirt, und Trugbild, das du die Herde verlässt; als ob er sagte: Nicht bist du ein Hirt, sondern eine Ähnlichkeit und ein Trugbild trägst du eines Hirten; Ier. 46,21: Seine Tagelöhner inmitten seiner, gleichsam wie gemästete Kälber, haben sich umgewendet, und sind zugleich geflohen, und konnten nicht standhalten. 1406. – Aber dem entgegengesetzt ist, was gesagt wird in Matth. 10,23: Wenn sie euch verfolgen werden in einer Stadt, flieht in eine andere. Also scheint es, dass es dem Hirten erlaubt ist, zu fliehen. Ich antworte. Man muss sagen, dass es dafür eine zweifache Lösung gibt. Eine ist die des Augustinus in Super Ioannem. Denn es ist die Flucht eine zweifache: nämlich die des Geistes und des Körpers. Dass aber hier gesagt wird er verlässt die Schafe, und flieht, wird verstanden hinsichtlich der Flucht des Geistes: denn solange der schlechte Hirt vom Wolf für sich Gefahr fürchtete, nimmt er sich nicht vor, dessen Ungerechtigkeit zu widerstehen; sondern er flieht, nicht indem er den Ort wechselt, sondern indem er [den Schafen] das Hilfsmittel entzieht, nämlich indem er sich von der Sorge um die Herde zurückzieht. Aber diese Auslegung ist notwendig hinsichtlich des ersten Wolfes, denn gegen Teufel ist es nicht angebracht, körperlich zu fliehen. Aber weil es auch geschieht, dass irgendein Hirt körperlich flieht wegen irgendwelcher Wölfe, nämlich derer, die häretische Macht haben und [wegen] des Tyrannen, deshalb muss eine andere Antwort angewendet werden, die Augustinus anführt in der Epistola ad Honoratum. Denn, wie er selbst sagt, scheint es so, dass es erlaubt ist, auch körperlich zu fliehen vor den Wölfen, nicht nur aufgrund der Autorität des Herrn, die oben angeführt ist, sondern auch nach dem Beispiel einiger Heiliger, etwa des Athanasius oder anderer, die Verfolgern entflohen. Nicht nämlich, weil er flieht, sondern weil er die Schafe verlässt, wird er getadelt: wenn er daher fliehen könnte, ohne die Schafe zu verlassen, wäre es nicht tadelnswert. Es geschieht nämlich manchmal, dass die Person des Vorgesetzten gesucht wird, nicht die ganze Herde. Es ist aber offenkundig, wenn

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Caput X.

nur die Person des Vorgesetzten gesucht wird, dass andere an seiner Stelle zur Bewachung der Schafe bestimmt werden können, die statt seiner die Herde ermutigen und lenken. Daher wird, wenn er so flieht, nicht gesagt, dass er die Herde verlässt; und auf diese Art, fallweise, ist es erlaubt, zu fliehen. Wenn aber die ganze Herde gesucht wird, ist es entweder nötig, dass alle Hirten zugleich bei den Schafen sind, oder es ist nötig, dass einige von ihnen bleiben, andere aber weichen. Wenn sie aber insgesamt die Herde verlassen, dann passt auf sie, was hier gesagt wird: [Der Taglöhner] sieht den Wolf kommen, und verlässt die Schafe, und flieht. IV. 1407. – Hier wird die drohende Gefahr angeführt, die eine zweifache ist. Eine ist der Raub der Schafe; daher sagt [Christus] der Wolf raubt, nämlich, was jemand anderem gehört, eignet er sich an. Die Gläubigen Christi nämlich sind seine Schafe. Dann also raubt irgendein Häretiker und Wolf die Schafe, wenn er die Gläubigen Christi zu seiner falschen Lehre hinzieht; Ez. 34,8: Meine Herde ist zum Raub geworden aller Raubtiere des Feldes. Eine andere Gefahr ist die Zerstreuung der Herde; daher sagt [Christus] und zerstreut die Schafe, insofern einige verführt werden, und einige ausharren; Ez. 34,6: Zerstreut sind meine Herden; und nicht gab es jemanden, der sie suchte. V. 1408. – Hier zeigt [Christus], auf welche Art die vorgenannten Bedingungen auseinander folgen: denn aus den ersten beiden folgt die dritte. Daraus nämlich, dass [der schlechte Hirt] seinen Vorteil sucht, und nicht ergriffen ist von Liebe und Besorgnis zur Herde, folgt, dass er nicht für sie eine Unannehmlichkeit erleiden will. Und deshalb sagt [Christus] Der Taglöhner aber flieht deshalb nämlich, weil er ein Taglöhner ist, das heißt, er sucht den eigenen Vorteil (das bezieht sich auf die erste Bedingung); und nicht liegt ihm an den Schafen; das heißt, er liebt sie nicht, noch auch sorgt er sich für sie (das bezieht sich auf die zweite seiner Bedingungen). Daher wird gesagt in Iob 39,16 über den schlechten Hirten: Er verhärtet sich gegen die Söhne, so als ob sie nicht die seinen wären. Gegenteilig aber verhält es sich mit dem guten Hirten: denn er sucht die Annehmlichkeit für die Herde, nicht die eigene; Phil. 4,17: Nicht suche ich das Geschenk, sondern ich suche die Ernte etc. Und es liegt ihm an den Schafen; das heißt, er liebt sie, und er sorgt sich um sie, Phil. 1,7: Deshalb, weil ich euch in meinen Fesseln habe etc.

Lectio IV.

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Lectio IV. I. Ich bin der gute Hirt. II. Und ich kenne meine Schafe, und es kennen mich die meinen. So wie mich der Vater kennt, und ich den Vater erkenne, gebe ich auch mein Leben für meine Schafe. III. Und andere Schafe habe ich, die nicht aus diesem Schafstall sind, und jene muss ich herbeiführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird ein einziger Schafstall sein und ein einziger Hirt. IV. Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben niederlege, damit ich es wiederum an mich nehme. V. Niemand nimmt es mir, sondern ich lege es nieder aus mir selbst. Ich habe die Macht, es niederzulegen, und ich habe die Macht, es wiederum an mich zu nehmen. VI. Diesen Auftrag habe ich empfangen von meinen Vater. I. 1409. – Hier beweist der Herr seine Auslegung, und erstens nimmt er wieder auf, was er zu beweisen beabsichtigt; zweitens führt er den Beweis vor, an der Stelle [n. 1411] Und ich kenne meine Schafe; drittens macht er ihn offenbar, an der Stelle [n. 1420] Deshalb liebt mich der Vater. 1410. – Er sagt also erstens: Ich bin der gute Hirt. Dies ist oben ausgelegt worden [vgl. nn. 1397–1408]. Ez. 34,11: Ich werde nach meinen Schafen forschen an jenem Tag, so wie der Hirt nach seiner Herde sieht. II. 1411. – Wenn [Christus] anschließend sagt Und ich kenne meine Schafe, beweist er, was er sagt. Zweierlei aber sagt er über sich; nämlich dass er der Hirt ist, und dass er gut ist. Erstens also beweist er, dass er der Hirt ist; zweitens dass er der gute Hirt [ist] [n. 1413]. 1412. – Dass er der Hirt ist beweist er aber durch zwei Zeichen, die oben für den Hirten angegeben wurden: deren erstes ist, dass er die eigenen Schafe namentlich ruft. Und hinsichtlich dessen sagt er Und ich kenne meine Schafe; II Tim. 2,19: Es kennt der Herr die, die sein sind. Ich kenne, sage ich, nicht nur durch einfache Kenntnis, sondern auch durch die der Billigung und Liebe; Apoc. 1,5: Er hat uns geliebt, und wäscht uns rein von unseren Sünden. Das zweite Zeichen ist, dass die Schafe seine Stimme hören, und ihn kennen. Und hinsichtlich dessen sagt er und es kennen mich die meinen, die

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meinen, sage ich, durch Vorherbestimmung, Berufung und Gnade; als ob er sagte: Sie selbst, die mich lieben, folgen mir. Daher wird dies verstanden bezüglich der Kenntnis der Liebe, über die gesagt wird in Ier. 31,34: Alle kennen mich vom Kleinsten bis zum Größten etc. 1413. – Als guten Hirten aber zeigt er sich, indem er zeigt, dass er die Aufgabe des guten Hirten hat, die ist, dass er sein Leben hingibt für seine Schafe, und erstens führt er dessen Fall an; zweitens führt er sich selbst ein [n. 1415]; drittens fügt er den Nutzen des Zeichens hinzu [n. 1416]. 1414. – Der Fall aber dieses Zeichens, nämlich dass er sein Leben hingibt für seine Schafe, ist die Kenntnis, die er vom Vater hat: und diesbezüglich sagt er So wie mich der Vater kennt, und ich den Vater erkenne, gebe ich auch mein Leben für meine Schafe. Und dieses Wort nun kann zweifach ausgelegt werden. Auf eine Art, dass das ,so wie‘ die Ähnlichkeit bezeichnet; und auf diese Art kann die Kenntnis des Vaters jedem beliebigen Geschöpf mitgeteilt werden; I Cor. 13,12: Ich werde erkennen so, wie ich auch erkannt bin, das heißt so, wie ich erkannt bin ohne Verhüllung, so werde ich auch ohne Verhüllung erkennen. Auf eine andere Weise [kann dieses Wort ausgelegt werden] dass das ,so wie‘ die Gleichheit bedeutet; und dann ist, den Vater zu erkennen so, wie er von ihm erkannt ist, einzig dem Sohn eigen, weil einzig der Sohn den Vater erkennt im Erfassen, so wie der Vater im Erfassen erkennt den Sohn; Matth. 11,27: Niemand kennt den Sohn, außer dem Vater, noch auch kennt jemand den Vater außer der Sohn, in der Kenntnis nämlich des Erfassens. Deshalb aber sagt dies der Herr, weil er genau darin, dass er den Vater erkennt, seinen Willen erkennt, in dem [enthalten] war, dass der Sohn für das Heil des menschlichen Geschlechts sterbe: darin auch nennt er sich den Mittler Gottes und des Menschen. Denn so, wie er sich zu den Schafen verhält als Erkannter und Erkennender, so auch zum Vater: weil so, wie der Vater ihn kennt, so auch er selbst den Vater kennt. 1415. – Wenn [Christus] anschließend sagt gebe ich auch mein Leben für meine Schafe, führt er das Zeichen selber an; I Io. 3,16: Darin erkennen wir die Gnade Gottes, weil er für uns sein Leben gegeben hat etc. Aber weil in Christus drei Substanzen sind, nämlich die Substanz des Wortes, der Seele und des Körpers, fragt sich, wer spricht, wenn er sagt ich gebe mein Leben. Wenn Du sagst, dass das Wort hier spricht, ist es nicht wahr: denn das Wort hat niemals das Leben gegeben, weil es niemals vom Leben getrennt war. Wenn du aber sagst, dass die Seele spricht, scheint dies auch unmöglich zu sein, weil nichts getrennt wird von sich selbst. Wenn du aber sagst, dass Christus dies hinsichtlich des Körpers sagt, scheint auch dies nicht [so zu sein], weil der Körper nicht die Macht hat, ein zweites Mal das Leben an sich zu nehmen.

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Man muss dazu also sagen, dass im Tode Christi die Seele getrennt wurde vom Fleisch; andernfalls wäre er nicht wahrhaftig tot gewesen; aber die Göttlichkeit wurde in Christus niemals getrennt von der Seele selbst und vom Fleisch, sondern sie war vereint mit der Seele, die hinabstieg zu den Toten und mit dem Körper, der vorhanden war im Grab: und deshalb hat der Körper durch die Kraft der Göttlichkeit das Leben niedergelegt, und hat es wiederum an sich genommen. III. 1416. – Wenn [Christus] anschließend sagt Und andere Schafe habe ich etc., führt er den Nutzen seines Todes an, der das Heil ist nicht nur der Juden, sondern auch der Völker. Weil er nämlich gesagt hatte Mein Leben gebe ich für meine Schafe, könnten die Juden, die sich für die Schafe Gottes hielten gemäß jener Stelle Ps. 78,13: Wir aber sind sein Volk und die Schafe seiner Weide, sagen, dass er nur für sie das Leben hingebe. Aber der Herr fügt hinzu und sagt, dass nicht nur für sie, sondern auch für andere [er das Leben hingebe]; unten 11,51: Dies hat er von sich selbst her nicht gesagt; sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, prophezeite er, dass Christus sterben würde für das Volk, und nicht nur für das Volk, sondern damit er die Söhne Gottes, die verstreut waren, zusammenführe in eins. 1417. – Bei diesem Nutzen aber tut der Herr dreierlei. Erstens führt er die Vorherbestimmung der Völker an; zweites ihre Berufung durch die Gnade [n. 1418]; drittens ihre Rechtfertigung [n. 1419]. Hinsichtlich des ersten sagt er andere Schafe habe ich, nämlich Völker, die nicht aus diesem Schafstall sind, nämlich aus dem Stamm des Fleisches Israels, das gleichsam der Schafstall war; Mich. 2,12: Ich werde dich, Jakob, versammeln gänzlich. Denn so, wie die Schafe im Schafstall eingeschlossen werden, so wurden jene in den gesetzlichen Vorschriften eingeschlossen bewacht, wie man findet in Gal. 3,23. Jene Schafe, sage ich, nämlich die Heiden, habe ich vom Vater durch ewige Vorherbestimmung; Ps. 2,8: Fordere von mir, und ich werde dir geben die Völker als dein Erbe; Is. 49,6: Zu wenig ist es, daß du mir Knecht seist, um aufzuwecken die Stämme Jakobs, und die Hefe Israels zu bekehren: ich habe dich gegeben zum Licht der Völker, daß du mein Heil seist bis zum äußersten Rand der Erde. 1418. – Hinsichtlich des zweiten sagt [Christus] und jene muss ich herbeiführen, das heißt günstig ist es, gemäß der Ordnung der göttlichen Vorherbestimmung, sie zur Gnade zu rufen. Aber [ein Einwand] dagegen. In Matth. 15,24 sagt der Herr: Ich bin nur gesandt zu den Schafen des Hauses Israel, die zugrund gegangen sind. Die Antwort. Man muss sagen, dass zu den Schafen nur des Hauses Israel Jesus gesandt ist, damit er ihnen körperlich predige, gemäß jener Stelle Rom. 15,8: Ich sage aber, dass Christus Jesus der Diener war der Beschneidung wegen der Wahrheit Gottes, um zu bekräftigen die Verheißungen der Väter. Die

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Caput X.

Völker aber hat er herangeführt durch seine Apostel; Is. ult., 19: Ich werde [solche] von denen, die zurückgelassen wurden, zu den Völkern senden. 1419. – Hinsichtlich des dritten sagt [Christus] und sie werden meine Stimme hören. Hier wird dreierlei angeführt, das notwendig ist für die Gerechtigkeit der christlichen Religion. Das erste ist der Gehorsam für die Aufträge Gottes. Und hinsichtlich dessen sagt er und sie werden meine Stimme hören, das heißt, sie werden meine Aufträge bewahren; Matth. ult., 20: Indem ihr sie lehrt, alles zu bewahren, was immer ich euch aufgetragen habe; Ps. 17,45: Ein Volk, das ich nicht kannte, das heißt das ich nicht anerkannte, hat nach dem Hören des Ohres mir gehorcht. Das zweite ist die Einheit der Liebe; und hinsichtlich dessen sagt er und es wird ein einziger Schafstall sein; das heißt, aus zwei Stämmen, dem jüdischen und dem heidnischen Volk, eine Kirche der Gläubigen; Eph. 4,5: Ein Glaube; und Eph. 2,14: Er selbst ist unser Friede, der aus zweien eins macht. Das dritte ist die Einheit des Glaubens: und hinsichtlich dessen sagt er und ein einziger Hirt; Ez. 37,24: Und ein einziger Hirt wird sein ihrer Schafe, nämlich derer der Juden und der Heiden. IV. 1420. – Hier offenbart der Herr seinen Beweis, und erstens offenbart er die Ursache des Zeichens; zweitens das Zeichen, beziehungsweise die Wirkung, an der Stelle [n. 1423] Niemand nimmt es mir; drittens zeigt er, dass [der Beweis] angemessen ist, an der Stelle [n. 1426] Diesen Auftrag habe ich empfangen von meinen Vater. 1421. – Als Ursache des Todes aber nennt der Herr, dass es die Kenntnis sei, die er vom Vater hat, indem er sagt: So wie mich der Vater kennt, so erkenne auch ich den Vater, und mein Leben lege ich nieder für meine Schafe. Daher sagt er, dies auslegend, Deshalb liebt mich der Vater: daraus ist offensichtlich, dass der Vater ihn kennt durch die Kenntnis der Billigung, deshalb, sage ich, weil ich mein Leben niederlege, damit ich es wiederum an mich nehme. 1422. – Aber ist etwa der Tod die Ursache der väterlichen Liebe? Es scheint, dass das nicht [so ist], weil das Zeitliche nicht die Ursache des Ewigen ist: der Tod Christi aber ist zeitlich, die Liebe Gottes zu Christus jedoch ist ewig etc. Ich antworte. Man muss sagen, dass Christus hier spricht über die Liebe des Vaters zu ihm, aber insofern er Mensch ist: und so kann dieser Wortlaut zweifach gelesen werden. Auf eine Art, dass das weil [quia] kausal aufgefasst wird, auf eine andere Art, dass es bezeichnet das Ziel oder das Zeichen der Liebe. Wenn es freilich kausal aufgefasst wird, dann ist der Sinn: Weil ich mein Leben niederlege, das heißt den Tod ertrage, deshalb liebt mich der Vater; das heißt, er gibt mir die Auswirkung der Liebe, nämlich das Strahlen und die Erhöhung des Körpers; Phil. 2,8: Beschaffen ist er gehorchend bis zum Tod,

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zum Tod aber des Kreuzes; deswegen hat Gott ihn sowohl erhöht, als auch ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist. Aber dem entgegen scheint zu sein, dass gute Werke nicht die Liebe Gottes verdienen können. Weil nämlich unsere Werke insofern verdienstvoll sind, sofern sie von der Liebe geformt werden, demzufolge was gesagt wird in I Cor. 13,3: Wenn ich verteilen werde alle meine Reichtümer für die Ernährung der Armen, die Liebe aber nicht hätte, nutzt es mir nichts, und [weil] Gott uns auch zuvorkommt im Lieben; I Io. 4,10: Darin ist die Liebe, nicht als ob wir Gott liebten, sondern weil er selbst als erster uns geliebt hat, ist es offenbar, dass seine Liebe vorhergeht all unserem Verdienst. Aber dazu ist zu sagen, dass die Liebe Gottes selbst niemand verdienen kann; aber die Auswirkung der göttlichen Liebe, die eine Vermehrung der Gnade ist, und die Zuwendung des Gutes der Herrlichkeit, die aufgrund seiner Liebe Gott uns zuwendet, können wir verdienen durch unsere guten Werke. Daher können wir sagen, dass Gott deswegen diesen oder jenen Menschen liebt, das heißt ihm die Auswirkung seiner Liebe zukommen lässt, weil er seine Gebote erfüllt. Und so können wir über Christus als Mensch sagen, dass deswegen der Vater ihn liebt, das heißt erhöht hat, und ihm das Strahlen der Herrlichkeit gegeben hat, weil er sein Leben niedergelegt hat im Tod. Wenn aber das quia bedeutet das Ziel der Liebe, dann ist der Sinn: Deshalb liebt mich der Vater, das heißt dafür liebt mich der Vater, dass ich mein Leben niederlege. Als ob er sagte: Der Vater hat in seiner Liebe, die er für mich hat, angeordnet, dass ich durch mein Leiden das menschliche Geschlecht erlöse; Rom. 8,32: Den eigenen Sohn hat er nicht gespart, sondern für uns alle hat er ihn hingegeben. Wenn aber das quia bedeutet das Zeichen der Liebe, dann ist der Sinn: Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben niederlege; als ob er sagte: Dies ist das Zeichen, dass der Vater mich liebt, weil ich mein Leben niederlege, damit ich es wiederum erhalte; das heißt indem ich seine Aufträge tue und seinen Willen, ertrage ich den Tod. Ein offensichtliches Zeichen der Liebe nämlich ist es, dass ein Mensch aus Liebe die Aufträge Gottes tut. V. 1423. – Hier legt [Christus] die Wirkung des Zeichens aus: jenes Zeichens nämlich, wo er sagte Mein Leben gebe ich für meine Schafe, indem er erklärt, auf welche Art er es gibt, und erstens schließt er Gewalt aus; zweitens fügt er die Macht dafür hinzu [n. 1425]. 1424. – Gewalt freilich schließt er aus, die jemandem geschehen könnte bei der Wegnahme des Lebens: die wurde Christus nicht angetan. Und hinsichtlich dessen sagt er Niemand nimmt es mir, nämlich mein Leben, sondern ich lege es nieder, aus eigener Macht, nämlich aus mir selbst; Is. 49,24: Wird etwa Beute genommen vom Starken?

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Caput X.

Aber haben etwa die Juden Christus nicht Gewalt angetan? Sie haben sie ihm freilich angetan, soweit sie in ihnen war, aber in Christus war diese Gewalt nicht, weil, wenn er wollte, er [das Leben] freiwillig niederlegen konnte. Daher wird oben in 7,30 gesagt, dass die Juden, als sie ihn ergreifen wollten, dies nicht konnten, weil seine Stunde noch nicht gekommen war, die freiwillige nämlich, „in der er nicht gezwungen wurde, zu sterben, sondern in der er gewürdigt wurde, getötet zu werden“, wie Augustinus sagt. 1425. – Die Macht dafür aber fügt er hinzu, wenn er sagt Ich habe die Macht, es niederzulegen. Hinsichtlich dessen muss man wissen, weil die Einheit der Seele und des Körpers naturgegeben ist, dass ihre Trennung [auch] naturgegeben ist. Und mag die Ursache dieser Trennung und des Todes freiwillig sein, ist dennoch der Tod bei den Menschen immer naturgegeben. Bei keinem aber, der nur Mensch ist, ist die Natur dem Willen untergeordnet, weil so wie der Wille, so auch die Natur von Gott ist; und deshalb muss der Tod jedes beliebigen bloßen Menschen naturgegeben sein. In Christus aber ist seine Natur und die gesamte übrige Natur seinem Willen untergeordnet, so wie die Kunstwerke dem Willen des Künstlers. Und deshalb konnte er gemäß dem Belieben seines Willens das Leben niederlegen, als er wollte, und es wiederum an sich nehmen: dies kann kein bloßer Mensch tun, mag er auch freiwillig die Ursache seines Todes sich zufügen. Und daher kommt es, dass der Centurio, der ihn sterben sah nicht aufgrund naturgegebener Notwendigkeit, sondern aufgrund eigener (dann gab er mit lauter Stimme rufend den Geist auf: Matth. 27,50) in ihm die göttliche Macht erkannte und sagte: Wahrlich, dieser war der Sohn Gottes. Daher [sagt] auch der Apostel in I Cor. 1,18: Das Wort des Kreuzes ist für die, die zugrunde gehen, Torheit; denen aber, die heil werden, das heißt uns, ist es die Kraft Gottes. Das heißt, genau im Tod Christi ist die Kraft seiner Macht geoffenbart worden. VI. 1426. – Hier zeigt [Christus] dass die zuvor genannte Ursache ihm zukomme: denn die Erfüllung des Auftrages zeigt die Liebe zum Beauftragenden. Und deshalb sagt er Diesen Auftrag habe ich empfangen von meinen Vater, nämlich den, das Leben niederzulegen, und es [wieder]aufzunehmen; unten 14,23: Wenn jemand mich liebt, wird er meine Rede bewahren, und mein Vater wird ihn lieben.

Lectio V. I.

Wiederum entstand eine Meinungsverschiedenheit unter den Juden wegen dieser Reden. Es sagten aber viele von ihnen: Er hat einen Dämon, und ist von Sinnen; was hört ihr ihn? Andere sagten: Diese Worte sind

Lectio V.

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nicht die eines, der einen Dämon hat. Kann etwa ein Dämon die Augen von Blinden öffnen? II. Es wurde aber ein Einweihungsfest gemacht in Jerusalem, und es war Winter, und Jesus ging umher im Tempel in der Vorhalle Salomos. Es umgaben ihn also die Juden. III. Und sie sagten zu ihm: Wie lange wirst du unsere Seele hinhalten? Wenn du Christus bist, sag es uns offen. IV. Jesus antwortete ihnen: Ich spreche zu euch, und ihr glaubt nicht. Die Werke die ich tue im Namen meines Vaters, die geben Zeugnis von mir. Aber ihr glaubt nicht, weil ihr nicht von meinen Schafen seid. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich erkenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nicht zugrunde gehen in Ewigkeit, und nicht wird jemand sie rauben aus meiner Hand. V. Was mein Vater mir gegeben hat, ist größer als alles; und niemand kann [etwas] rauben aus der Hand meines Vaters. Ich und der Vater sind eins. I. 1427. – Nachdem der Herr gezeigt hat, dass er belebende Kraft hat, und [nachdem] er die Art des Belebens gelehrt hat [vgl. n. 1364], zeigt er hier, infolge wovon ihm die belebende Macht zukomme, und erstens führt der Evangelist die Meinungsverschiedenheit an, die darüber unter den Scharen gegenseitig entstanden ist; zweitens führt er den Streitfall zwischen den Anführern der Juden und Christus an, an der Stelle [n. 1432] Es wurde ein Einweihungsfest gemacht etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er die Meinungsverschiedenheit der Scharen selbst an; zweitens fügt er die Meinung des einen Teiles der Uneinigen an [n. 1429]; drittens trägt er die vernünftige Versicherung des anderen Teiles vor [n. 1430]. 1428. – Die Meinungsverschiedenheit aber entstand unter den Scharen, die Christus gehört hatten, aufgrund seiner Reden: und das ist es, was besagt Wiederum entstand eine Meinungsverschiedenheit unter den Juden wegen dieser Reden. Weil nämlich einige von ihnen ebendiese Reden richtig verstanden, einige nicht richtig, waren sie untereinander uneinig; Matth. 10,34: Nicht bin ich gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert, nämlich das der evangelischen Lehre, der die einen glauben, die anderen widersprechen; Ps. 106,40: Ausgegossen ist der Streit über die Ersten. 1429. – Die Meinung aber des einen Teiles der Uneinigen ist falsch: und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] Es sagten aber viele von ihnen. Er sagt aber viele, weil, wie gesagt wird in Eccle. 1,15: Der Dummen Zahl ist unbegrenzt. Sie sagten, sage ich, er hat einen Dämon, und ist von Sinnen. Die Gewohnheit der Dummen nämlich ist es, dass sie Zweifelhaftes immer zum Schlechten hin auslegen, obwohl dennoch das Gegenteil geschehen müsste.

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Caput X.

Daher tritt es ein, dass sie lästern, was immer sie nicht kennen, wie gesagt wird in Canonica Iudae. Weil sie also nicht imstande waren, die Worte des Herrn zu verstehen, weil das Licht leuchtet in den Finsternissen, und die Finsternisse haben es nicht erfasst [oben 1,5], deshalb lästern sie und sagen Er hat einen Dämon, und ist von Sinnen. Und sie bemühen sich, andere von ihm abzuwenden, indem sie sagen: was hört ihr ihn? Die Lästernden aber werfen Christus zweierlei vor. Erstens, dass er den Teufel habe; als ob sie sagten: Nicht aus dem Heiligen Geist, sondern aus einem bösartigen Geist sprichst du. Ähnlich wird gesagt in Act. 17,18 über Paulus: Neuer Dämonen Verkündiger ist er. Es kommt nun vor, dass jemand einen privaten und familiären Dämon hat; und mag ein solcher auch immer geistig wahnsinnig sein, ist er dennoch nicht immer körperlich wahnsinnig; [es kommt aber vor,] dass jemand vom Dämon besessen ist: und der ist immer auch körperlich wahnsinnig. Daher sagten sie in Mc. 3,21: Weil er in die Raserei gefallen ist. – Zweitens, damit sie zeigen, dass Christus auf diese Weise einen Dämon habe, sagen [die Lästernden] und er ist von Sinnen. Act. 26,24: Viele Schriften führen dich zum Wahnsinn. Und es ist kein Wunder, dass sie lästern, weil sie fleischlich sind und, wie gesagt wird in I Cor. 2,14, ein fleischlicher Mensch versteht nicht, was des Geistes Gottes ist. 1430. – Die Ansicht aber und die Versicherung des anderen Teiles missbilligt die zuvor genannte Meinung zweifach. Erstens aufgrund der Gewichtigkeit der Worte; daher sagt [der Evangelist] Andere, die nämlich richtig verstanden, sagten: Diese Worte sind nicht die eines, der einen Dämon hat, als ob sie sagten: Aus ihnen ersieht man, dass er nicht wahnsinnig ist, weil sie geordnet sind und gewichtig; oben 6,68: Herr, zu wem werden wir gehen? Worte des ewigen Lebens hast du. Daher sagt Paulus in Act. 26,25: Nicht bin ich wahnsinnig, bester Festus, sondern Worte der Wahrheit und Nüchternheit spreche ich. Zweitens [missbilligen sie die zuvor genannte Meinung] aufgrund der Größe des Wunders; daher sagt [der Evangelist] Kann etwa ein Dämon die Augen von Blinden öffnen? Als ob er sagte: War denn dieses Wunder nicht das größte? Und deshalb glaubten sie richtigerweise, dass es nicht geschehen könne außer durch die Kraft Gottes; oben 9,33: Wenn dieser nicht von Gott wäre, könnte er nichts tun. 1431. – Man muss aber wissen, dass es einige Wunder gibt, die geschehen können durch die Kraft der Dämonen und der Engel; einige aber gibt es, die auf keine Art durch deren Kraft geschehen können. Die nämlich, die über der Ordnung der Natur sind, kann kein Geschöpf, welches immer es auch sei, durch seine Kraft tun, weil auch es selbst den Gesetzen der Natur unterworfen ist. Gott aber allein, der oberhalb der Natur ist, kann wirken oberhalb der Ordnung der Natur. Was immer also irgendein Geschöpf wirkt, muss innerhalb der Ordnung der Natur bleiben. Daraus ist offensichtlich, dass all das, was geschehen kann gemäß der Ordnung der Natur, der Engel vermag, sowohl der böse wie der gute, wenn es

Lectio V.

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ihm erlaubt wird. So wie sie entsprechend den Samen, die in den natürlichen Dingen zur Zeugung irgendwelcher Lebewesen vorgesehen sind, die Zeugung jener Lebewesen bewirken können; so wie es die Magier des Pharao machten, Ex. 7,11. Und ähnlich können sie die Natur irgendeines [Lebewesens] ändern: daher können sie die Kranken heilen, denen durch eine Wohltat der Natur geholfen werden kann. Jenes aber, was schlechthin die Ordnung der Natur übersteigt, kann nicht geschehen außer durch Gott, oder von guten Engeln und heiligen Menschen durch die Kraft Gottes, die sie durch Bitten erhalten. Ein solches aber ist die Erleuchtung des Blinden und die Auferweckung der Toten: nicht nämlich kann sich die Kraft der Natur ausdehnen zur Wiederherstellung der Augen und zur Auferweckung der Toten. Und deshalb kann ein Dämon nicht die Augen von Blinden öffnen, und Tote auferwecken: weil dies nur Gottes ist und der Heiligen durch die Kraft Gottes. II. 1432. – Hier wird die Meinungsverschiedenheit angeführt, die von den Anführern der Juden ausging gegen Christus, und erstens stellt der Evangelist die Frage der Juden vor; zweitens fügt er Christi Antwort hinzu, an der Stelle [n. 1440] Jesus antwortete ihnen: Ich spreche zu euch; drittens bringt er die Wirkung der Antwort vor, an der Stelle [n. 1452] Es hoben die Juden Steine auf. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens beschreibt er die Umstände der Befragung; zweitens führt er die Befragung selbst an, an der Stelle [n. 1439] Und sie sagen zu ihm: Wie weit wirst du unsere Seele erheben? Die Umstände der Befragung aber beschreibt er hinsichtlich dreierlei: nämlich hinsichtlich der Zeit [n. 1433], hinsichtlich des Ortes [n. 1436], und hinsichtlich der fragenden Personen [n. 1438]. 1433. – Hinsichtlich der Zeit freilich erstens im besonderen, indem er sagt Es wurde aber ein Einweihungsfest gemacht in Jerusalem. Zum Verständnis dieses [Wortes] muss man wissen, dass, wie Augustinus sagt, die encaenia ein Fest der Einweihung für die Kirche war. Das griechische caenos nämlich ist dasselbe wie das lateinische ,novum‘. Daher ist encaenia dasselbe wie ,Innovation‘: dadurch kommt es, dass auch im allgemeinen Sprachgebrauch, wenn etwas irgendeinem Gebrauch übergeben wird, gesagt wird, es werde eingeweiht, was dasselbe ist wie ,innoviert‘. Es wurde also ein Einweihungsfest gemacht in Jerusalem, das heißt das Fest und das Gedenken an die Weihung des Tempels. Denn wenn wir eine Kirche neu dem göttlichen Kultus weihen, wird das Fest ihrer Heiligung begangen, und an demselben Tag in den einzelnen [folgenden] Jahren zur Erinnerung dessen. Auf diese Art

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Caput X.

begingen die Juden Jahr für Jahr das Einweihungsfest, das heißt die Gedenkfeier an die Weihung des Tempels. 1434. – Um aber für das Fest der Heiligung den Grund zu kennen und die Ursache, muss man wissen, dass alle Feste in der Kirche gefeiert werden in Erinnerung an göttliche Wohltaten, Is. 63,7: Der Erbarmungen des Herrn werde ich mich erinnern etc. Und Ps. 117,1, nachdem David sich vieler Wohltaten Gottes erinnert und sagt: Bekennen wir uns zu Gott, weil er gut etc., fügt er hinzu [117,27]: Setzt einen feierlichen Tag fest dicht gedrängt bis zu den Hörnern des Altars. Wir feiern aber wiederholt die göttlichen Wohltaten, die uns erwiesen wurden, dreifach. Manchmal nämlich, wie sie uns erwiesen wurden in unserem Haupt dem Herrn Jesus Christus; und so feiern wir das Fest der Geburt, und der Auferstehung, und [andere] dieser Art. Manchmal, wie sie uns erwiesen wurden an unseren Mitgliedern, nämlich an den Heiligen, die Glieder der Kirche sind. Und dies passenderweise: weil, wie der Apostel sagt in I Cor. 12,26: Wenn ein Glied geehrt wird, freuen sich alle Glieder mit. Und so feiern wir die Feste der Heiligen Petrus und Paulus und anderer Heiliger. Manchmal aber [feiern wir die göttlichen Wohltaten] demgemäß, wie sie erwiesen wurden der gesamten Kirche; nimm [etwa] im Dienst der Sakramente, und in anderem, das gemeinsam der Kirche zugewendet wurde. Und weil das materielle Haus gleichsam das Zeichen ist der Versammlung der Gläubigen der Kirche, und auch in ihr alle Sakramente der Gnade ausgeteilt werden, deshalb feiern wir in Erinnerung ebendieser Wohltaten das Fest der Einweihung der Kirche. Dieses Fest freilich ist größer als das Fest irgendeines Heiligen; so wie auch die Wohltaten, die der ganzen Kirche erwiesen wurden, deren Erinnerung wir begehen, hinausgehen über die Wohltat, die irgendeinem Heiligen erwiesen wurde, die an seinem Fest wiederum gefeiert wird. 1435. – Man muss trotzdem wissen, dass der Tempel in Jerusalem zu drei Anlässen geweiht wurde. Erstens nämlich von Salomon, wie man es findet in III Reg. 8; zweitens, zur Zeit des Esdra von Zorobabel und Jesus dem Hohepriester, wie man es findet in I Esd. 6,13–22; drittens von den Makkabäern, wie man es findet in I Mach. 4, 42–58, dass sie hinaufgingen nach Jerusalem, um die Heiligtümer zu erneuern. Diese Einweihungsfeste aber wurden nicht begangen zur Erinnerung an die Weihung, die durchgeführt wurde von Salomon, weil dies im Herbst war, nämlich im Siebten Monat; noch auch zur Erinnerung an die Weihung, die durchgeführt wurde zur Zeit des Esdra, weil jene im Frühling war, nämlich am neunten Tag des März; sondern zur Erinnerung an die Weihung, die durchgeführt wurde von den Makkabäern in der winterlichen Zeit. Und deshalb, damit er dies bezeichne, beschreibt [der Evangelist] die Zeit im besonderen, indem er sagt und es war Winter: dies hat auch einen mystischen Grund. Wie Gregorius sagt, II Moral., bemühte sich darum der Evangelist, die Zeit des Winters deutlich zu machen, damit er anzeige, dass den Herzen der Hörer, nämlich der Juden, die Kälte der Bösartigkeit innewohne;

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Ier. 6,7: Sowie die Zisterne ihr Wasser kalt macht, so macht sie ihre Bösartigkeit kalt. Über diesen Winter wird gesagt in Cant. 2,11. Schon nämlich ist der Winter vorübergegangen, der Regen ist vergangen und zurückgewichen. 1436. – Den Ort aber beschreibt [der Evangelist], wenn er sagt und Jesus ging umher im Tempel in der Vorhalle Salomos. Und erstens freilich im allgemeinen, indem er sagt im Tempel: Ps. 10,4: Der Herr in seinem Heiligen Tempel etc.; zweitens aber im besonderen, indem er sagt in der Vorhalle Salomos. Man muss nämlich wissen, dass ,Tempel‘ nicht nur dessen Baukörper genannt wird, sondern auch die umstehenden Vorhallen, in denen das Volk stand, um zu beten: denn im Tempel beteten nur die Priester. Es wird aber die ,Vorhalle Salomos‘ jener Ort genannt, an dem Salomo stand, als er, nachdem die Einweihung des Tempels durchgeführt war, betete; III Reg. 8,22: Es stand also Salomo im Anblick der Kirche Israels. 1437. – Aber [ein Einwand] dagegen. Der Tempel, den Salomo gebaut hatte, ist zerstört worden, und gleichfalls die Vorhalle Salomos. Die Antwort. Man muss sagen, dass der Tempel wiederhergestellt wurde in Ähnlichkeit des früheren: und jene Vorhalle wurde, wie sie vorher die Salomos genannt wurde, deshalb auch später [so genannt], wegen der Ehrerbietung für ihn. 1438. – Die fragenden Personen aber beschreibt [der Evangelist] hinsichtlich ihrer Bösartigkeit. Daher sagt er Es umgaben ihn also die Juden, kalt von der Wertschätzung der Liebe her, aber brennend von der Begierde des Schädigens, sodass sie sich näherten im Geist des Umzingelns, und [Christus] bedrängend umgaben, im Geist des Verfolgens; Ps. 21,13: Es umgaben mich viele Kälber, fette Stiere belagerten mich; Oseae 12,1: Es umgaben mich die Ephraim. III. 1439. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und sie sagten zu ihm etc., wird die Frage der Juden angeführt. Und erstens führt er die vorgebliche Ursache der Frage an, wenn er sagt Wie lange wirst du unsere Seele hinhalten? Schmeichlerisch reden sie, indem sie dadurch zeigen wollen, dass sie danach verlangen, die Wahrheit über [Christus] zu wissen. Als ob sie sagten: Unsere Seele ist in der Spannung des Verlangens; wie lange lässt du uns traurig bleiben? Prov. 13,12: Die Hoffnung, die aufgeschoben wird, schlägt die Seele nieder. Und deshalb fügen sie, zweitens, die Frage hinzu, indem sie sagen Wenn du Christus bist, sag es uns offen. Hierbei beachte erstens ihre Verworfenheit. Denn weil sie sich empörten gegen Christus, dass er sich den Sohn Gottes nannte, oben in 5,18, fragen sie ihn nicht, ob er der Sohn Gottes sei, sondern sagen Wenn du Christus bist, sag es uns offen: damit sie dadurch einen Anlass haben könnten, ihn bei Pilatus anzuklagen, wie wenn er aufrührerisch wäre

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Caput X.

und die Königsherrschaft anstrebte, was gegen den Caesar gerichtet war, und den Römern verhasst. Daher auch kümmerte es Pilatus wenig, als die Juden Christus anklagten, dass er sich zum Sohn Gottes mache. Als sie aber sagten [unten 19,12]: Jeder, der sich zum König macht, widerspricht dem Caesar, begann er mehr, gegen ihn aufgebracht zu werden. Und deshalb sagen sie Wenn du Christus bist, oder der König, oder der Gesalbte, sag es uns offen. – Zweitens betrachte ihre Schlechtigkeit, weil sie sagen offen; als ob sie sagten: Bis eben erst hat er nicht öffentlich gelehrt, sondern gleichsam im Verborgenen; obwohl er doch offen alles sagte, bei den Festen immer anwesend war, und nichts verborgen sprach; unten 18,20: Ich habe offen gesprochen zur Welt: im Geheimen habe ich nichts gesprochen. IV. 1440. – Hier wird die Antwort Christi angeführt: wobei er ihre Ungläubigkeit zeigt, indem er zeigt, dass falsch sei, was sie gesagt hatten, dass sie [nämlich] die Wahrheit wissen wollten, als sie sagten: Wie lange wirst du unsere Seele hinhalten? etc. Und dies in Hinsicht auf zweierlei. Erstens, weil sie seinen Worten nicht glaubten; und hinsichtlich dessen sagt er Ich spreche zu euch. Als ob er sagte: Ihr sagt zu mir: Wenn du Christus bist, der König, sag es uns; aber ich spreche, das heißt ich sage euch die Wahrheit; und ihr glaubt nicht; Lc. 22,67: Wenn ich es sage, werdet ihr es nicht glauben etc. Zweitens, weil sie seinen Werken nicht glauben; und hinsichtlich dessen sagt er Die Werke die ich tue im Namen meines Vaters, die geben Zeugnis von mir. Wobei er erstens ihre Ungläubigkeit hinsichtlich der Werke selbst zeigt; zweitens die Ursache der Ungläubigkeit, an der Stelle [n. 1442] weil ihr nicht von meinen Schafen seid. 1441. – Hinsichtlich des ersten sagt er Die Werke die ich tue, als ob er sagte: Weder nur vom Wort könnt ihr überzeugt werden, sodass ihr schwieget; aber auch nicht von so vielen Werken, die ich tue im Namen meines Vaters, das heißt zu seiner Ehre, die Zeugnis von mir geben, weil sie nämlich nicht geschehen können außer von Gott; daher zeigt sich aus ihnen offenbar, dass ich von Gott gekommen bin. Matth. 12,33: Ein jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt; oben 5,36: Die Werke, die ich tue, geben Zeugnis von mir. Aber ihr glaubt nicht; unten 12,37: Obwohl er also so viele Wunder getan hatte, glaubten sei ihm nicht. Und deshalb sind sie unentschuldbar, unten 15,24: Wenn ich nicht Werke getan hätte bei ihnen, die niemand anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. Nun aber haben sie sowohl gesehen, als auch hassen sie mich und meinen Vater. 1442. – Die Ursache ihrer Ungläubigkeit aber ist ihre Trennung von den Schafen Christi; daher sagt er ihr glaubt nicht, weil ihr nicht von meinen Schafen seid. Hinsichtlich dessen macht er dreierlei.

Lectio V.

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Erstens führt er ihre Ausschließung aus der Gemeinschaft der Schafe Christi an; zweitens zeigt er die Würdigkeit der Schafe, an der Stelle [n. 1445] Meine Schafe hören meine Stimme etc.; drittens beweist er etwas, das er gesagt hatte, nämlich dass niemand seine Schafe reißen werde aus seiner Hand, an der Stelle [n. 1450] Was mein Vater mir gegeben hat, ist größer als alles. 1443. – Ihre Trennung von seinen Schafen führt er an, indem er sagt ihr seid nicht von meinen Schafen, nämlich vorherbestimmt zum Glauben, sondern vorhergewußt zum ewigen Untergang. Dies selbst nämlich, dass wir glauben, ist uns von Gott; Phil. 1,29: Euch ist gegeben nicht nur, dass ihr an ihn glaubt, sondern auch, dass ihr für ihn leidet; Eph. 2,8: Durch Gnade seid ihr gerettet, und nicht aus euch: es ist Gottes Geschenk. Dieses wird freilich niemandem gegeben, außer wem es vorbereitet ist von Ewigkeit her; und deshalb glauben nur jene an ihn, die dafür eingesetzt sind von Gott durch ewige Vorherbestimmung; Act. 13,48: Es haben geglaubt, wie viele nur immer vorher eingesetzt worden waren zum ewigen Leben. Und ebendort 15,11: Durch die Gnade unseres Herrn Jesus Christus glauben wir, gerettet zu werden. 1444. – Aber soll etwa irgend jemandem gesagt werden, dass er nicht vorherbestimmt sei? Es scheint, dass [dem] nicht [so ist]; weil nämlich niemand gerettet werden kann, außer der Vorherbestimmte, so scheint, wenn jemandem gesagt würde, dass er nicht vorherbestimmt ist, er zur Verzweiflung gezwungen zu werden. Also zwang der Herr, als er zu den Juden sagte ihr glaubt nicht, weil ihr nicht von meinen Schafen seid, sie dazu, zu verzweifeln. Die Antwort. Man muss sagen, dass in jener Schar etwas allen gemeinsam war, nämlich dass sie nicht vorherbestimmt waren von Gott, damals zu glauben; etwas besonderes, weil einige von ihnen vorherbestimmt waren, zu glauben in Zukunft: daher haben sie auch später geglaubt, wie man findet in Act. 2,41, dass von ihnen glaubten an einem einzigen Tag drei Tausend; einige aber [gab es], die nicht dafür vorherbestimmt waren. Nicht also lief es der Hoffnung zuwider, in der Schar, in der einige vorherbestimmt waren dafür, in Zukunft zu glauben, zu sagen, dass sie nicht zu den Schafen [Christi] gehörten: weil keiner über sich bestimmt dies argwöhnen konnte. Es wäre aber der Hoffnung zuwider gelaufen, wenn er dies irgendeiner Person bestimmt gesagt hätte. 1445. – Die Würdigkeit seine Schafe aber führt [Christus] an, wenn er sagt Meine Schafe hören meine Stimme etc., wobei er viererlei anführt. Zwei von unserer Seite her, das wir tun hinsichtlich Christi; und zwei von Seiten Christi, die er selbst an uns tut, wechselseitig einander entsprechend. 1446. – Das erste also, was wir tun, ist der Gehorsam gegen Christus; und hinsichtlich dessen sagt er Meine Schafe, nämlich durch Vorherbestimmung, hören meine Stimme, indem sie glauben und meinen Vorschriften gehorchen; Ps. 94,8: Wenn ihr heute seine Stimme hört, wollet nicht verhärten eure Herzen. 1447. – Das zweite, das Christus tut, entsprechend dem ersten, ist seine

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Caput X.

Liebe und Billigung; und hinsichtlich dessen sagt er und ich erkenne sie, das heißt liebe und billige sie; II Tim. 2,19: Es kennt der Herr, die die Seinen sind. Als ob er sagte: Genau dies, dass sie mich hören, ist dies, dass ich sie erkenne, indem ich sie von Ewigkeit her auswähle. Aber wenn niemand auf andere Weise glauben kann, außer es wird ihm von Gott gegeben, scheint es, dass die Ungläubigkeit niemandem vorgeworfen werden kann. Dazu muss man sagen, dass sie ihnen deshalb vorgeworfen wird, weil in ihnen die Ursache ist, weshalb sie ihnen nicht gegeben wird: so wie ich das Licht nicht sehen kann, außer wenn ich erleuchtet werde von der Sonne, wenn ich aber die Augen schlösse, das Licht nicht sähe – was nicht von Seiten der Sonne stattfände sondern von Seiten meiner, weil ich, durch Schließen der Augen, die Ursache dafür biete, dass ich nicht erleuchtet werde. Die Sünde aber ist die Ursache, weshalb wir nicht erleuchtet werden von Gott durch den Glauben, nämlich die Erbsünde, oder, in einigen Fällen, die gegenwärtige. Diese Ursache freilich ist in allen. Daher werden alle, die verlassen werden, durch das gerechte Urteil Gottes verlassen, und jene, die ausgewählt werden, durch das Erbarmen Gottes aufgenommen. 1448. – Das dritte, das von unserer Seite geschieht, ist die Nachahmung Christi; und hinsichtlich dessen sagt er und sie folgen mir; Iob 23,11: Seinen Spuren ist gefolgt mein Fuß; I Petr. 2,21: Christus hat für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, dass ihr seinen Spuren folgt. 1449. – Das vierte Entsprechende von Seiten Christi ist die Zuteilung des Lohnes; und hinsichtlich dessen sagt er und ich gebe ihnen das ewige Leben, als ob er sagte: Sie folgen mir; hier beschreiten sie den Weg der Sanftmut und der Unschuld; und ich werde machen, dass sie später [auch] mir folgen werden, indem sie eintreten zu den Freuden des ewigen Lebens. Der Herr zeigt aber, dass dieser Lohn nicht versagt, dreifach. Denn es kann etwas dreifach versagen. Erstens nämlich aufgrund seiner eigenen Natur, etwa wenn es zerstörbar ist; aber jener Lohn ist hinsichtlich seiner Natur unzerstörbar; daher sagt er ich gebe ihnen das ewige Leben, das der unzerstörbare und unsterbliche Genuss Gottes ist; unten 17,3: Dies ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen als den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast: Jesus Christus. Und, wie Augustinus sagt, dies sind die Weiden, von denen [Christus] oben gesprochen hatte. Und „gute Weiden“ wird das ewige Leben genannt, weil dort keine Pflanze verdorrt, alles grünt. Zweitens kann etwas versagen aufgrund des Versagens des Empfängers, wenn der Empfänger versagt und wenn er es schlecht behütet; aber dies geschieht nicht bei jenem Lohn; daher sagt er und sie werden nicht zugrunde gehen in Ewigkeit, nämlich die Schafe. Dies ist gegen Origenes, der sagte, dass manchmal die Heiligen, die in der Herrlichkeit sind, werden sündigen können. Aber der Herr sagte sie werden nicht zugrunde gehen, weil sie in Ewigkeit bewahrt werden; Apoc. 3,12: Wer leben wird, zu einer Säule werde ich ihn machen im Tempel meines Gottes, und er wird nicht weiter hinausgehen.

Lectio V.

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Drittens kann etwas versagen aufgrund der Gewalttätigkeit des Raubenden: vielleicht nämlich wäre auch Adam nicht ausgeschlossen worden, wenn nicht der Verführer Einfluss genommen hätte. Im ewigen Leben aber wird das nicht sein; daher sagt [Christus] und nicht wird jemand sie, nämlich die Schafe, rauben aus meiner Hand, das heißt aus meiner Beschützung und sorgenden Liebe; Sap. 3,1: Die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes. Wie nämlich Augustinus sagt, „raubt dort weder ein Wolf, noch stiehlt ein Dieb, noch tötet ein Räuber“. V. 1450. – Hier beweist [Christus], was er oben über die Würdigkeit der Schafe gesagt hatte, nämlich dass „sie niemand aus meiner Hand rauben wird“, auf diese Art. Das, was in der Hand meines Vaters ist, kann niemand rauben; aber dieselbe ist die Hand des Vaters und die meine: also kann das, was in meiner Hand ist, auch niemand rauben. Hinsichtlich dessen macht er dreierlei. Erstens führt er den Nachsatz an, indem er die Gemeinschaft der Göttlichkeit offenbart, die ihm vom Vater gegeben ist, wenn er sagt Was mein Vater mir gegeben hat, nämlich durch ewige Zeugung, ist größer als alles. Denn oben in 5,26 [heißt es]: So wie der Vater das Leben hat in sich selbst, so hat er dem Sohn gegeben, dass er das Leben habe in sich selbst. Ebenfalls ist es größer an Macht; oben 5,27: Macht hat er ihm gegeben, das Gericht zu halten, weil er der Sohn des Menschen ist. Ebenfalls ist es größer an Ehrfurcht und Würde; Phil. 2,9: Er hat ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist, sodass im Namen Jesu jedes Knie gebeugt wird. Größer ist also als alles, was mein Vater mir gegeben hat, dass ich nämlich sein Wort bin, dass ich sein Einziggeborener bin, dass ich der Glanz seines Lichtes bin. Zweitens führt er die Überragendheit der väterlichen Macht an; dies betrifft den Vordersatz, wenn er sagt und niemand kann [etwas] rauben, das heißt mit Gewalt wegnehmen, oder durch Unwissenheit erraffen, aus der Hand, das heißt aus der Macht meines Vaters, oder von mir, der ich die väterliche Kraft bin; um wieviel besser auch gesagt wird „von der Macht des Vaters“, als „von mir“, wie Augustinus sagt. Deshalb aber kann niemand [etwas] rauben aus der Hand des Vaters, weil er selbst der stärkste ist, dem keine Gewalt geschehen kann, und der weiseste, in den keine Unwissenheit fällt, Iob 9,4: Weise ist er von Herzen, und stark von Kraft etc. Drittens führt er seine Einheit mit dem Vater an, woraus der Schluss folgt. Daher sagt er Ich und der Vater sind eins; als ob er sagte: Deshalb wird niemand sie rauben aus meiner Hand, weil Ich und der Vater eins sind, nämlich in der Einheit des Wesens. Denn die Natur des Vaters und des Sohnes ist dieselbe. 1451. – Dadurch aber wird ein zweifacher Irrtum ausgeschlossen: nämlich der des Arius, des das Wesen teilte, und des Sabellius, der die Personen ver-

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Caput X.

mischte, sodass wir auf diese Art sowohl von der Charybdis wie von der Scylla befreit werden. Denn dadurch, dass [Christus] sagt eins, befreit er dich von Arius; denn wenn eines, dann also nicht verschieden. Dadurch aber, dass er sagt sind, befreit er von Sabellius; wenn nämlich „sind“, ist also der Vater und der Sohn ein jeweils anderer. Aber dies bemühen sich die Arianer, in der Lüge ihrer Unfrommheit, zu verneinen, indem sie sagen, dass das Geschöpf auf eine andere Weise eins ist mit Gott: daher kann auf diese Weise auch der Sohn eins sein mit dem Vater. Aber es ist offensichtlich, dass dies falsch ist, aufgrund von dreierlei. Erstens durch die Art des Sprechens selbst. Es ist nämlich offenkundig, dass „eins“ so gesagt wird wie „seiend“; so wie daher etwas nicht schlechthin seiend genannt wird, außer hinsichtlich der Substanz, so auch nicht eins, außer hinsichtlich der Substanz oder des Wesens. Schlechthin aber wird etwas [eins] genannt, von dem so gesprochen wird, dass ihm nichts hinzugefügt ist. Weil also dies schlechthin gesagt wird Ich und der Vater sind eins, [und] nichts anders hinzugefügt ist, ist es offenkundig, dass sie eins sind hinsichtlich der Substanz und des Wesens. Niemals aber wird gefunden, dass Gott und das Geschöpf eins sind ohne, dass etwas hinzugefügt ist, so wie jene Stelle I Cor. 6,17: Der Gott anhaftet, ist ein einziger Geist. Also ist offensichtlich, dass der Sohn Gottes nicht eins ist mit dem Vater, als Geschöpf. Zweitens [ist es offensichtlich, dass dies falsch ist] aufgrund dessen, was [Christus] oben gesagt hatte, nämlich Was mir der Vater gegeben hat, ist größer als alles, und danach schließt er Ich und der Vater sind eins, als ob er sagte: Insofern sind wir eins, inwiefern er mir das gegeben hat, was größer ist als alles. Drittens ist es offensichtlich aufgrund seiner Absicht: denn der Herr beweist, dass niemand diese [Schafe] rauben wird aus seiner Hand, dadurch, dass niemand [etwas] rauben kann aus der Hand seines Vaters. Dies würde nicht folgen, wenn seine Macht kleiner wäre als die Macht des Vaters. Eins also sind der Vater und der Sohn durch das Wesen, die Ehre und die Kraft.

Lectio VI. I.

Die Juden hoben also Steine auf, damit sie ihn steinigten. Jesus antwortete ihnen: Viele gute Werke habe ich euch gezeigt von meinem Vater. Wegen welchen Werkes von diesen steinigt ihr mich? II. Die Juden antworteten ihm: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen der Lästerung, und weil du, obwohl du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst. III. Jesus antwortete ihnen: Ist nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich sagte, ihr seid Götter? IV. Wenn er jene „Götter“ nannte, an die die Rede Gottes gerichtet war, und die Schrift nicht aufgelöst werden kann: den der Vater geheiligt hat, und

Lectio VI.

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in die Welt gesandt, zu dem sagt ihr „Du lästerst“, weil ich gesagt habe, ich bin der Sohn Gottes? V. Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, glaubt mir nicht. Wenn ich sie aber tue, und wenn ihr mir nicht glauben wollt, glaubt den Werken, damit ihr erkennt, und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich im Vater. VI. Sie versuchten also, ihn zu ergreifen, und er entging ihren Händen. Und er ging fort wiederum über den Jordan an den Ort, wo Johannes der Täufer zuerst gewesen war, und blieb dort: und viele kamen zu ihm, und sagten, dass Johannes freilich kein Wunder getan habe. Alles aber, was immer Johannes über ihn gesagt hat, war wahr: und viele glaubten an ihn. I. 1452. – Nachdem die Lehre Christi angeführt worden ist [vgl. n. 1432], wird hier folgerichtig die Wirkung seiner Lehre auf die Juden angeführt, und erstens widerlegt er deren Raserei; zweitens schließt er von sich die [ihm] unterstellte Lästerung aus, an der Stelle [n. 1455] Die Juden antworteten ihm; drittens wendet er ihre Hartnäckigkeit ab, an der Stelle [n. 1467] Sie versuchten also, ihn zu ergreifen. 1453. – Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens wird die Raserei der Juden angeführt, durch die sie entbrannten, Christus zu steinigen; daher sagt [der Evangelist] Die Juden hoben also Steine auf, damit sie ihn steinigten. Weil sie nämlich hart waren, und die tiefen Worte des Herrn nicht verstehen konnten, laufen sie, Steinen ähnlich, zu Steinen; Ps. 119,7 Als ich zu jenen sprach, bekämpfen sie mich umsonst. 1454. – Als der Herr zweitens hinzufügt Viele gute Werke habe ich euch gezeigt, hemmt der Herr ihre Raserei: und erstens erinnert er sie an die erwiesenen Wohltaten; zweitens hemmt er ihre Raserei. Er erinnert aber an die Wohltaten, die er ihnen erwiesen hat in den Heilungen der Kranken, in der Darbietung der Lehre und der Wunder; daher antwortete er ihnen und sagte: Viele gute Werke habe ich euch gezeigt, nämlich durch Heilen, Predigen, Bewirken von Wundern: Mc. 7,37: Gut hat er alles getan, von meinem Vater, dessen Ehre ich durch alles gesucht habe; oben 8,50: Meine Ehre suche ich nicht, sondern die dessen, der mich gesandt hat. Die Raserei hemmt er, indem er sagt Wegen welchen Werkes von diesen steinigt ihr mich? Als ob er sagte: Einen Wohltäter muss man ehren, nicht steinigen. Ähnlich wird gesagt in Ier. 18,20: Wird etwa für Gutes Übles zurückgegeben? II. 1455. – Hier spricht sich der Herr von der Lästerung frei, und

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Caput X.

erstens wird der Vorwurf der Blasphemie seitens der Juden angeführt; zweitens die Freisprechung von ihr durch Christus, an der Stelle [n. 1457] Jesus antwortete ihnen: Ist nicht geschrieben in eurem Gesetz etc. 1456. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht etc. Hierbei kommt fünferlei Erwägenswertes vor. Erstens nämlich scheint es den Beweggrund der Steinigung zu betreffen, der die Lästerung ist. Es wird nämlich vorgeschrieben in Lev. 24,14, dass Lästerer gesteinigt werden. Führe (sagt er) den Lästerer aus dem Lager, und es sollen alle, die [ihn] gehört haben, ihre Hände auf sein Haupt legen, und es soll ihn steinigen das ganze Volk. Und hinsichtlich dessen sagen sie Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen der Lästerung. Zweitens [kommt vor], dass sie selbige Lästerung spezifizieren. Den Lästerung ist es nicht nur, Gott zuzuschreiben, was ihm nicht zukommt, sondern auch, einem anderen zuzuschreiben, was nur Gottes ist: so wie es Lästerung nicht nur ist, zu sagen, dass Gott ein Körper sei, sondern auch, zu sagen, dass irgend ein Geschöpf schaffen könne. In Mc. 2,7 sagten sie: Dieser lästert. Wer kann Sünden nachlassen, außer Gott allein? Es sagten also die Juden, der Herr sei ein Lästerer, nicht nach der ersten Art, sondern indem er sich anmaßte, was der Göttlichkeit eigen war; daher sagten sie weil du, obwohl du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst. Das Dritte ist, dass die Juden besser als die Arianer das Wort Christi verstanden haben, das er gesprochen hatte: Ich und der Vater sind eins. Deshalb sind sie erzürnt, weil sie verstanden haben, dass nicht gesagt werden könne: Ich und der Vater sind eins, außer wo eine Gleichheit des Vaters und des Sohnes ist: und das ist es, weshalb sie sagen du machst dich selbst zu Gott, indem du zeigst mit deinen Worten, dass du Gott bist; dies ist [aber] nicht wahr, weil du ein Mensch bist. Das Vierte ist, dass der Abstand zwischen Gottes und des Menschen so groß ist, dass es ihnen unglaublich war, dass derselbe, der ein Mensch ist, Gott sei: daher sagen sie bezeichnend weil du, obwohl du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst. Obwohl sie von dieser Ungläubigkeit abgebracht werden könnten dadurch, was gesagt wird in Ps. 8,5: Was ist der Mensch, dass du dich seiner erinnerst, oder der Sohn des Menschen, weil du ihn besuchst? Hab. 1,5: Ein Werk tue ich in euren Tagen, das niemand glauben wird, wenn es erzählt werden wird, das heißt das Werk der Fleischwerdung, das jedes Denken übersteigt. Das Fünfte ist, dass sie in ihren Worten sich selbst widersprechen: denn einerseits bekennen sie, dass Christus gute Werke tue, wenn sie sagen Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht; und andererseits werfen sie ihm Lästerung vor, nämlich dass er sich fälschlich die Ehre Gottes anmaße: das ist widersprüchlich. Nicht nämlich könnte er aus Gott Wunder tun, wenn er Gott lästerte, weil, wie gesagt wird in Matth. 7,18, nicht ein guter Baum schlechte

Lectio VI.

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Früchte bringen kann, noch ein schlechter Baum gute Früchte bringen kann: dies hat am meisten Statt in Christus. III. 1457. – Hier schließt [Christus] die ihm vorgeworfene Lästerung von sich aus, und erstens führt er seine Entschuldung an; zweitens zeigt er die Wahrheit, an der Stelle [n. 1464] Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, glaubt mir nicht. Er entschuldet sich aber durch Beglaubigung; daher führt er erstens die Beglaubigung der Schrift an; zweitens eröffnet er ihnen den Verstand [n. 1460]; drittens erschließt er daraus das Zugrundeliegende [n. 1461]. 1458. – [Der Evangelist] sagt also Jesus antwortete ihnen: Ist nicht geschrieben in eurem Gesetz, nämlich in Ps. 81,6: Ich sagte, ihr seid Götter? Hierbei muss man wissen, dass „Gesetz“ dreifach verstanden wird in der Schrift. Manchmal nämlich allgemein für das ganze Alte Testament, sofern es die fünf Bücher Mose enthält, die Propheten und die Hagiographien. Und auf diese Art wird hier verstanden in eurem Gesetz, das heißt im Alten Testament: weil es geschrieben ist in den Psalmen; dies wird deshalb „Gesetz“ genannt, weil das ganze Alte Testament genommen wird für die Beglaubigung des Gesetzes. Manchmal wird „Gesetz“ so verstanden, dass es abgegrenzt wird gegen die Propheten, die Psalmen und die Hagiographien: und so wird es verstanden in Lc. ult., 44: Es muss alles erfüllt werden, was geschrieben ist im Gesetz, und bei den Propheten, und in den Psalmen über mich. Manchmal aber wird es so verstanden, dass das Gesetz abgegrenzt wird gegen die Propheten. Und so werden die Psalmen, und die anderen Bücher des Alten Testaments, außer dem Pentateuch, unter den Propheten mit eingeschlossen, deshalb weil vom prophetischen Geist die Schrift des Alten Testaments hervorgebracht ist. Und auf diese Art wird es verstanden in Matth. 22,40: In diesen beiden Geboten liegt das ganze Gesetz und die Propheten. So also ist geschrieben: Ich sagte, ihr seid Götter. 1459. – Daher muss man wissen, dass dieser Name „Gott“ dreifach verstanden wird. Manchmal nämlich bezeichnet er die göttliche Natur selbst, und so wird nur einmal gesagt: Deut. 6,4: Höre, Israel, der Herr dein Gott ist ein einziger. Manchmal aber wird „Gott“ zeremoniell gesagt: und auf diese Art werden Götzen „Götter“ genannt: Ps. 95,5: Alle Götter der Völker sind Dämonen. Manchmal aber wird jemand „Gott“ genannt aufgrund von Teilhabe an irgendeiner Göttlichkeit, oder einer hervorragenderen Kraft, die ihm göttlich eingegossen ist: und auf diese Art werden auch die Richter „Götter“ genannt in der Schrift; Ex. 22,8: Du sollst sie vor die Götter bringen, das heißt vor die Richter, und, Ex. 22,28: Den Göttern sollst Du nicht fluchen, das heißt Vorgesetzten. Und auf diese Art wird hier dieses Wort „Gott“ verstanden,

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Caput X.

wenn [Christus] sagt Ich sagte, ihr seid Götter, das heißt Teilhaber an irgendeiner göttlichen Kraft über die menschliche hinaus. IV. 1460. – Wenn [Christus] anschließend sagt Wenn er jene „Götter“ nannte, an die die Rede Gottes gerichtet war, etc., eröffnet er den Sinn der vorgenannten Beglaubigung, als ob er sagte: Deshalb hat er sie ,Götter‘ genannt, sofern sie an etwas Göttlichem teilhaben gemäß der Teilhabe an der Rede Gottes, die an sie gerichtet war. Denn aus der Rede Gottes erlangt der Mensch eine gewisse Teilhabe an der göttlichen Kraft und Reinheit; unten 15,3. Schon seid ihr rein wegen der Rede, die ich zu euch gesagt habe; und in Ex. 34,29 f wird gesagt, dass leuchtend gemacht wurde das Gesicht Mose durch den Umgang mit der Rede des Herrn. Aufgrund dessen aber, was zuvor gesagt wurde, könnte so argumentiert werden. Es ist offenkundig, dass jemand aufgrund der Teilhabe am Wort Gottes teilhabend Gott wird; aber es wird nichts teilhabend dies, außer aufgrund der Teilhabe daran, was seinem Wesen nach ein solches ist: etwa wird nicht durch Teilhabe [etwas zu] Feuer, außer durch die Teilhabe am Feuer dem Wesen nach; also wird nichts durch Teilhabe zu Gott, außer aufgrund der Teilhabe an dem, der Gott ist dem Wesen nach: also das Wort Gottes, nämlich der Sohn selbst, an dem teilhabend jemand zu Gott wird, ist Gott dem Wesen nach. Aber der Herr wollte eher menschlicher als so profund gegen die Juden argumentieren. Er sagt aber und nicht kann die Schrift aufgelöst werden: damit er zeige, dass die Wahrheit der Schrift unverbrüchlich ist; Ps. 118,89: In Ewigkeit, Herr, bleibt dein Wort. 1461. – Wenn [Christus] anschließend sagt den der Vater geheiligt hat etc., erschließt er das Zugrundeliegende. Wenn wir dies freilich so, Hilarius zufolge, auf Christus beziehen demzufolge, dass er Mensch ist, dann ist der Sinn: Einige Menschen werden Götter genannt nur durch die Teilhabe an der Rede Gottes; wie also sagt ihr, du lästerst, das heißt, haltet es für Lästerung, dass jener Mensch „Gott“ genannt wird, der vereint ist mit dem Wort Gottes in Person? Und deshalb sagt er den der Vater geheiligt hat. Mag nämlich alle, die geheiligt werden, Gott heiligen, [vergleiche] unten 17,17: Heilige sie in der Wahrheit, so hat er Christus doch besonders geheiligt. Denn die anderen heiligt er so, dass sie adoptierte Söhne sind; Rom. 8,15: Ihr habt empfangen den Geist der Adoption der Söhne; Christus aber hat er so geheiligt, dass er der Sohn Gottes sei durch das Wesen, vereint in der Person mit dem Wort Gottes: dies zeigen diese Worte zweifach. Erstens dadurch, dass er sagt den der Vater geheiligt hat. Wenn er nämlich als Vater heiligt, dann ist es offenbar, dass er [Christus] heiligt als Sohn; Rom. 1,4: Der vorherbestimmt ist als Sohn Gottes in der Kraft gemäß dem Geist der Heiligung. Zweitens dadurch, dass er sagt und in die Welt gesandt. An einen Ort gesandt zu werden nämlich, kommt keiner Sache zu, außer sie war früher, als sie dort war: also ist

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jener, den der Vater in die Welt gesandt hat, nämlich sichtbar, der Sohn Gottes, der vor jedem sichtbaren Anblick existiert: weil, wie gesagt wird oben in 1,10, In der Welt war er, und die Welt ist durch ihn gemacht. Oben 3,17: Nicht nämlich hat Gott seinen Sohn in die Welt geschickt, damit er die Welt richte. Zu diesem also, den Gott in die Welt geschickt hat, zu dem sagt ihr ,Du lästerst‘, weil ich gesagt habe, ich bin der Sohn Gottes? Als ob er sagte: Um vieles eher kann ich dies sagen, der ich vereinigt bin mit dem Wort in der Person, als jene, an die die Rede Gottes gerichtet war. 1462. – Aber woher hatten es die Juden, dass Christus der Sohn Gott war? Nicht nämlich hat dies der Herr ausdrücklich gesagt. Dazu muss man sagen, dass, mag auch der Herr dies nicht ausdrücklich gesagt haben, sie nichtsdestoweniger trotzdem aus den Worten, die er sagte, nämlich Ich und der Vater sind eins, und Was mir der Vater gegeben hat, ist größer als alles, verstanden haben, dass er das Wesen vom Vater empfangen habe, und dass er eins sei im Wesen mit ihm. Dies aber, nämlich zu empfangen dasselbe Wesen von jemandem und das Sein, hat die Form der Sohnschaft. 1463. – Wenn wir aber dies, dass [Christus] sagt der Vater hat geheiligt, Augustinus zufolge auf Christus beziehen, sofern er Gott ist, dann ist der Sinn den der Vater geheiligt hat, das heißt den er heilig von Ewigkeit her gezeugt hat. Aber das andere, was folgt, muss auf dieselbe Weise ausgelegt werden, der zufolge Hilarius es auslegt. Trotzdem wird es besser ausgelegt, wenn es ganz auf Christus bezogen wird, sofern er Mensch ist. V. 1464. – Wenn [Christus] anschließend sagt Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, glaubt mir nicht, beweist er die Wahrheit des Gesagten; als ob er sagte: Mag ich nur ein Mensch sein, gemäß eurer Einschätzung, lästere ich dennoch nicht, wenn ich mich wahrlich Gott nenne, weil ich es aufs wahrhaftigste bin. Daher macht er hinsichtlich dessen zweierlei. Erstens führt er den Beweis der Werke an; zweitens trägt er den beabsichtigten Schluss vor, an der Stelle [n. 1466] damit ihr erkennt, und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich im Vater. 1465. – Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens sagt er, dass sie ohne [seine] Werke entschuldbar wären. Und er sagt Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue, dieselben nämlich, die er selber tut, und mit derselben Kraft und Macht, glaubt mir nicht; oben 5,19: Was immer der Vater tut, das tut gleichermaßen auch der Sohn. Zweitens [sagt er], dass sie aufgrund der Werke selbst widerlegt werden, indem er sagt Wenn ich sie aber tue, nämlich dieselben Werke, die der Vater tut, und wenn ihr mir, der ich als Sohn des Menschen erscheine, nicht glauben wollt, glaubt den Werken; das heißt, die Werke selbst zeigen, dass ich der Sohn

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Gottes bin; unten 15,24: Wenn ich nicht Werke getan hätte, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. 1466. – Anschließend trägt er den beabsichtigten Schluss vor, indem er sagt damit ihr erkennt, und glaubt, dass der Vater in mir ist und ich im Vater. Keinen so offensichtlichen Hinweis nämlich über die Natur einer Sache kann es geben als jenen, der empfangen wird von deren Wirkungen. Offensichtlich also kann erkannt werden über Christus und geglaubt werden, dass er Gott ist, dadurch, dass er Werke Gottes tut. Und deshalb sagt er Aus den Werken selbst werde ich [es] beweisen, damit ihr erkennt, und glaubt, was ihr mit euren Augen nicht sehen könnt, nämlich dass der Vater in mir ist und ich im Vater; unten 14,10: Ich im Vater, und der Vater ist in mir. Was [so] verstanden werden muss: durch die Einheit des Wesens. Und gleichsam dasselbe ist der Vater ist in mir und ich im Vater, und Ich und der Vater sind eins. Hilarius aber legt dies gut aus, wenn er sagt, dass ein Unterschied ist zwischen Gott und Mensch: denn der Mensch, weil er zusammengesetzt ist, ist nicht seine Natur; Gott aber, weil er allereinfachst ist, ist sein Sein und seine Natur. Worin immer also die Natur Gottes ist, dort ist Gott. Weil also der Vater Gott ist und der Sohn Gott ist, ist, wo auch immer die Natur des Vaters ist, dort der Vater, und wo immer die Natur des Sohnes ist, dort ist der Sohn. Wenn also die Natur des Vaters im Sohn ist, und umgekehrt: [dann] ist also der Vater im Sohn, und umgekehrt. Aber, wie Augustinus sagt, mag auch Gott im Menschen sein, und der Mensch in Gott, wie gesagt wird in I Io. 4,16: Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm, ist es [doch] nicht zu verstehen als durch die Einheit des Wesens; sondern der Mensch ist in Gott, das heißt unter der göttlichen Sorge und Beschützung, und Gott im Menschen durch die Ähnlichkeit seiner Gnade. Der einziggeborene Sohn aber ist im Vater, und der Vater in ihm gewissermaßen gleichartig. VI. 1467. – Hier entgeht der Herr dem Starrsinn der Juden, und erstens zeigt [der Evangelist] ihren Starrsinn; zweitens entgeht [Christus] ihm [n. 1469]; drittens zeigt [der Evangelist] die Wirkung des Entgehens [n. 1470]. 1468. – Den Starrsinn aber zeigt [der Evangelist] dadurch, dass nach so vielen Proben der Wahrheit, nach so vielen Beweisen von Wundern und wunderbaren Werken sie immer noch in der Bösartigkeit verharren. Daher versuchten sie also, ihn zu ergreifen: nicht, um zu glauben und zu verstehen, sondern um zu rasen und zu schaden. Denn weil er seine Gleichheit mit dem Vater offensichtlicher ausgedrückt hatte, waren sie aufgebrachter; Ier. 8,5: Sie ergriffen die Lüge, und sie wollten nicht zurückkehren. 1469. – Der Herr entgeht aber ihrer Raserei, indem er von ihnen geht; daher sagt [der Evangelist] er entging ihren Händen. Hierbei wird erstens gezeigt, auf welche Art er sie entließ, nämlich indem er

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ihren Händen entging: und dies wegen zweierlei. Erstens, damit er zeige, dass er nicht festgehalten werden könne, außer wenn er es wollte; Lc. 4,30: Jesus ging hindurch durch ihre Mitte. Oben 10,18: Niemand nimmt von mir mein Leben, sondern ich lege es nieder von mir selbst aus. – Zweitens, damit er uns ein Beispiel gebe, der Raserei der Bösen zu entgehen, wenn es ohne Gefahr des Glaubens geschehen kann; Eccli. 8,14: Stehe nicht entgegen dem Gesicht des Schmähenden. Zweitens wird gezeigt, dass [Christus] entgehend ging; daher sagt [der Evangelist] Und er ging fort wiederum über den Jordan an den Ort, wo Johannes der Täufer zuerst gewesen war. Der mystische Grund dafür ist, dass [Christus] einmal gehen würde vermittels seiner Apostel zu den Völkern, die bekehrt werden sollten. Der wörtliche Grund ist zweifach. Der eine, weil der Ort nahe bei Jerusalem war, und schon die Zeit des Leidens bevorstand; daher wollte er sich nicht entfernen. – Der zweite, damit er in Erinnerung riefe das Zeugnis, das dort Johannes gegeben hatte, als er sagte [oben 1,29]: Siehe das Lamm Gottes, siehe, das hinwegnimmt die Sünde der Welt, und das Zeugnis des Vaters und des Sohnes, das Christus gegeben worden war in der Taufe. 1470. – Die Wirkung des Entgehens aber war die Bekehrung der Scharen zum Glauben: eine Bekehrung, die beschrieben wird hinsichtlich dreierlei. Erstens hinsichtlich der Nachahmung des Wirkens; daher sagt [der Evangelist] und viele kamen zu ihm, nämlich durch die Nachahmung der Werke; Matth. 11,28: Kommt zu mir alle, die ihr Mühsal habt und beladen seid, und ich werde euch wiederherstellen. Zweitens hinsichtlich des Bekenntnisses des Mundes; daher sagten sie, dass Johannes kein Wunder getan habe. Hierbei bekennen sie erstens die Hervorragendheit Christi gegenüber Johannes; daher sagten sie, dass Johannes kein Wunder getan habe. Der Grund dafür nun war, dass Johannes gesandt war als Zeuge Christi; daher war es nötig, dass er des Vertrauens würdig war, und dass sein Zeugnis sich als wahr erwies: dies freilich geschieht passenderweise durch die Heiligkeit des Lebens; Christus aber kam als Gott: und deshalb musste er in sich Zeichen göttlicher Macht erweisen. Und deshalb war Johannes stark durch die Heiligkeit des Lebens; Christus aber übte damit zugleich auch Werke aus, die göttliche Macht offenbarten. Hierbei wurde auch die Sitte bewahrt bei den alten Mächten, dass in Gegenwart der größeren Macht die kleinere Macht nicht die Kennzeichen ihrer Macht gebrauchte; daher legten in Gegenwart des Diktators die Konsuln die Kennzeichen nieder. Also war es nicht passend, dass Johannes, der von kleinerer Macht war, als Vorläufer und Zeuge, in Gegenwart Christi Kennzeichen göttlicher Macht gebrauchte; sondern nur Christus. – Zweitens bekennen sie die Wahrheit des Zeugnisses des Johannes für Christus; daher sagen sie Alles nämlich, was Johannes über ihn gesagt hat, nämlich über Christus, war wahr; als ob sie sagten: Und wenn auch Johannes kein Wunder getan hat, hat er dennoch über Christus alles wahrheitsgemäß gesagt.

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Caput XI.

Drittens offenbart [der Evangelist] den Glauben des Herzens; daher sagt er und viele glaubten an ihn. Wie Augustinus sagt, sie erfassten Christus dauerhaft, den die Juden im Niedergang fassen wollten, weil sie durch die Laterne zum Tag gekommen waren: Johannes nämlich war die Laterne, und er bot das Zeugnis für den Tag dar.

Caput XI. Lectio I. I.

Es war aber ein gewisser kranker Lazarus aus Bethanien, aus der Stadt Marias und Marthas, seiner Schwestern. Maria aber war es, die den Herrn gesalbt hatte mit Salbe, und seine Füße abgewischt hatte mit ihren Haaren; deren Bruder Lazarus war krank. II. Es schickten also seine Schwestern zu ihm, und sagten: Herr, siehe, den du liebst, der ist krank. III. Als aber Jesus es hörte, sagte er zu ihnen: Diese Krankheit ist nicht auf den Tod, sondern zur Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes verherrlicht werde durch sie. IV. Es liebte aber Jesus Martha, und ihre Schwester Maria, und Lazarus. I. 1471. – Oben zeigte der Herr seine belebende Kraft mit dem Wort [vgl. n. 1364], hier bekräftigt er sie mit einem Wunder, indem er einen Toten, nämlich Lazarus, auferweckt, und erstens wird des Lazarus Krankheit angeführt; zweitens desselben Auferweckung, als er schon tot war, an der Stelle [n. 1480] Als er hörte; drittens wird die Wirkung der Auferweckung hinzugefügt, an der Stelle [n. 1563] Viele von den Juden also … glaubten an ihn. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens wird die Erkrankung des Lazarus angeführt; zweitens die Meldung der Krankheit, an der Stelle [n. 1475] Es schickten also seine Schwestern zu ihm; drittens wird die Ursache des zuvor Gesagten bezeichnet, an der Stelle [n. 1476] Als aber Jesus es hörte, sagte er zu ihnen etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens beschreibt er die kranke Person; zweitens den Ort des Kranken [n. 1473]; drittens die damit verbundene Person [n. 1474].

Lectio I.

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1472. – Die kranke Person ist Lazarus; daher sagt [der Evangelist] Es war aber ein gewisser kranker Lazarus. Durch diesen wird ein Gläubiger bezeichnet, der auf Gott hofft, und dennoch die Schwäche der Sünde erleidet; über diese wird gesagt in Ps. 6,3: Erbarme dich meiner, Herr, weil ich schwach bin. Lazarus nämlich wird übersetzt als „Hilfe von Gott“; daher bezeichnet er den, der Hoffnung hat auf göttliche Hilfe; Ps. 120,2: Meine Hilfe [kommt] vom Herrn. 1473. – Der Ort des Kranken war Bethanien; daher sagt [der Evangelist] aus Bethanien, aus der Stadt Marias und Marthas: dieses Bethania nun war irgendein Dorf nahe bei Jerusalem, wo der Herr gewohnt war, häufig einzukehren, wie häufig oben gesagt wurde. Und es wird übersetzt als ,Haus des Gehorsams‘. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass, wenn ein Kranker Gott gehorcht, er von ihm leicht geheilt werden kann; so wie ein Kranker, der dem Arzt gehorcht, leichter von ihm die Wohltat der Gesundheit erlangt; in IV Reg. 5,13 sagten die Diener des Naaman zu ihm: Vater, wenn dir der Prophet auch eine große Sache gesagt hätte, du hättest sie tun müssen. Jenes Bethanien war der Wohnort von Maria und Martha, den Schwestern des Lazarus: durch sie wird zweierlei Leben bezeichnet, das aktive nämlich und das kontemplative, damit so dadurch zu erkennen gegeben werde, dass durch den Gehorsam der Mensch vollkommen gemacht wird im aktiven und kontemplativen Leben. 1474. – Die damit verbundene Person war Maria; daher sagt [der Evangelist] Maria aber war es, die den Herrn gesalbt hatte mit Salbe. Weil er nämlich Maria erwähnt hatte und es mehrere Frauen dieses Namens gab, deshalb bezeichnet er, damit wir uns nicht aufgrund des Namens irren, sie nach der bekanntesten Tat, indem er sagt die den Herrn gesalbt hatte mit Salbe, und seine Füße abgewischt hatte mit ihren Haaren. Über diese Maria aber gibt es eine gewisse Divergenz zwischen den Heiligen. Einige nämlich sagen, wie Hieronymus und Origenes, dass diese Maria, die Schwester des Lazarus, nicht dieselbe ist wie jene, die die Sünderin war, über die gesagt wird in Lc. 7,37, dass sie ein Gefäß mit Salbe herbeitrug, und nahe hinter seinen Füßen stehend, begann sie mit Tränen zu befeuchten seine Füße, und trocknete sie mit den Haaren ihres Kopfes. Daher war, so wie Chrysostomus sagt, diese nicht jene Dirne, von der man bei Lukas liest. Diese nämlich war ehrenhaft und eifrig in der Aufnahme Christi: denn der Name jener Sünderin wird verschwiegen. Es konnte aber jene Maria gegen Christus in der Zeit seines Leidens aus Verehrung und besonderer Liebe ein ähnliches Werk getan haben, das für ihn jene Sünderin liebend und reuevoll getan hat: diese Tat nun wird hier vom Evangelisten wegen der Größe des Namens Mariae in Vorwegnahme genannt. Einige andere, so wie Augustinus und Gregorius, sagen, dass eben diese Maria, von der hier gehandelt wird, jene Sünderin ist, von der gehandelt wird in Lc. 7. Und den Beweis dafür nimmt Augustinus aus diesem Wort. Denn hier sagt der Evangelist, bevor Maria den Herrn salbt mit der Salbe, dass dies war,

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Caput XI.

als die Passion bevorstand; unten in 12,3, wo gesagt wird: Maria nahm also ein Pfund ungefälschtes, wertvolles Nardenöl, und salbte die Füße Jesu. Daher sagt er, dass das, was hier der Evangelist sagt über jene Tat, wiederholt wird in Lc. 7. Ambrosius aber hält beide Seiten fest. Nach der Meinung des Augustinus also ist es offensichtlich, dass jene Sünderin, von der gesprochen wird bei Lukas, jene Maria ist, deren Bruder Lazarus krank war, das heißt seinen erbarmungswürdigen Körper ergriff eine mit heißen Fiebern sich verschlimmernde, um sich greifende Entzündung. II. 1475. – Hier wird die Meldung der Krankheit durch die Schwestern des Lazarus angeführt, die bei dem Kranken waren, und die Schmerz empfanden durch das Geschick des leidenden jungen Mannes. Sie schickten zu ihm, nämlich zu Jesus, und sagten: Herr, siehe, den du liebst, der ist krank. In dieser Meldung liegt dreierlei vor, das bedacht werden muss. Das eine ist, dass die Freunde Gottes manchmal körperlich zerrüttet werden: daher ist es nicht ein Zeichen, dass jemand nicht ein Freund Gottes sei, wenn er irgendeinmal körperlich zerrüttet wird, so wie Eliphaz gegen Iob fälschlich argumentierte, Iob 4,7: Erinnere dich, bitte, wer jemals unschuldig zugrunde gegangen ist, oder wann Gerechte zerstört worden sind? Und deshalb sagen sie Herr, siehe, den du liebst, der ist krank; Prov. 3,12: Wen der Herr liebt, den fällt er an, und gleichsam wie ein Vater gefällt er sich im Sohn. Das zweite ist, dass sie nicht sagen „Herr komm, heile ihn“, sondern nur, indem sie die Krankheit darlegen, sagen er ist krank. Darin wird gezeigt, dass es genügt, einem Freund nur die Notwendigkeit darzulegen, ohne die Hinzufügung irgendeiner Bitte. Denn weil ein Freund das Gute des Freundes will so wie sein eigenes Gutes, ist er so, wie er besorgt ist, sein eigenes Übel zu beseitigen, so auch [besorgt], das Übel seines Freundes zu beseitigen. Und dies ist am meisten wahr von dem, der am wahrhaftigsten liebt; Ps. 144,20: Es bewacht der Herr, die ihn lieben. Das dritte ist, dass jene beiden Schwestern, die die Heilung des kranken Bruders ersehnten, nicht persönlich zu Christus kamen, so wie der Gelähmte, Lc. 5,18, und der Zenturio, Matth. 8,5; und dies wegen des Vertrauens, das sie zu Christus hatten aufgrund der besonderen Liebe und Vertrautheit, die Christus gegen sie gezeigt hatte: und vielleicht wurden sie von der Trauer abgehalten, wie Chrysostomus sagt, Eccli. 6,10 f: Ein Freund, wenn er fest dabei geblieben ist, wird dir ein Gleicher sein, und in deinen häuslichen Dingen wird er zuverlässig handeln. III. 1476. – Hier wird die Ursache des zuvor Gesagten angeführt, und erstens die Ursache der Krankheit selbst;

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zweitens, weshalb seine Schwestern nicht zu Christus gekommen sind, Augustinus zufolge, an der Stelle [n. 1479] Es liebte aber Jesus Martha, und ihre Schwester Maria, und Lazarus. 1477. – Die Ursache der Krankheit aber ist die Verherrlichung des Sohnes Gottes; daher sagt [der Evangelist] Jesus sagte zu ihnen: Diese Krankheit ist nicht auf den Tod, sondern zur Ehre Gottes. Hier muss man wissen, dass von den körperlichen Krankheiten manche auf den Tod sind, manche aber nicht. Jene aber sind auf den Tod, die nicht auf irgendetwas anderes hin geordnet sind. Denn alle Übel werden als Strafe aufgrund der göttlichen Vorsehung zugefügt; Amos 3,6: Wenn ein Übel im Staat ist, das nicht der Herr getan hätte. Für die Schuld des Bösen aber ist Gott der Rächer, aber dennoch nicht der Urheber. Alles nämlich, was von Gott ist, ist geordnet; und deshalb sind alle Übel als Strafen auf irgendetwas hin geordnet: einige zum Tod, einige zu etwas anderem. Diese Krankheit aber ist nicht geordnet auf den Tod hin, sondern auf die Ehre Gottes. 1478. – Aber ist etwa Lazarus nicht gestorben aufgrund dieser Krankheit? Es scheint so. Sonst hätte er nicht viertägig im Grab gestunken, noch auch wäre die Auferweckung wunderbar gewesen. Die Antwort. Man muss sagen, dass diese Krankheit nicht auf den Tod hin geordnet war als auf das letzte Ziel, sondern wegen etwas anderem, wie gesagt wurde: dass nämlich derselbe, der auferweckt wurde, gleichsam zurechtgewiesen, gerecht leben sollte zur Ehre Gottes, und dass das jüdische Volk, wenn es das Wunder sah, bekehrt würde zum Glauben; Ps. 117,18: Zurechtweisend hat mich der Herr zurechtgewiesen, und dem Tod hat er mich nicht übergeben. Daher folgt sondern zur Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes verherrlicht werde durch sie. Wobei, Chrysostomus zufolge, das ,zur‘ und das ,damit‘ nicht kausal verstanden werden, sondern konsekutiv. Nicht nämlich ist [Lazarus] deshalb krank geworden, damit daraus Gott verherrlicht würde; sondern irgendwo anders her freilich ist diese Krankheit gekommen, und aus ihr hat sich das ergeben, dass verherrlicht wurde der Sohn Gottes, insofern er durch seine Auferweckung sie benutzte zur Ehre Gottes. Dies aber hat auf eine Art freilich Wahrheit, auf eine andere Art nicht. Es kann nämlich eine zweifache Ursache der Krankheit des Lazarus erwogen werden. Eine natürliche; und hinsichtlich dieser bewahrheitet sich das Wort des Chrysostomus, weil die Krankheit des Lazarus hinsichtlich der natürlichen Ursache nicht auf die Auferweckung hin geordnet war. Als andere Ursache kann die göttliche Vorsehung erwogen werden; und dann hat das Wort des Chrysostomus keine Wahrheit, denn aufgrund der göttlichen Vorsehung ist eine derartige Krankheit auf die Ehre Gottes hin geordnet. Und demzufolge wird das zur und das damit kausal aufgefasst; als ob er sagte sondern zur Ehre Gottes: weil, mag [die Krankheit] auch nicht darauf hin geordnet sein von der Absicht einer natürlichen Ursache her, war sie dennoch geordnet von der Absicht der göttlichen Vorsehung auf die Ehre Gottes hin, insofern als aufgrund des vollbrachten Wunders die Menschen an Christus glauben sollten,

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Caput XI.

und den wahren Tod vermeiden sollten. Daher sagt [Christus] damit der Sohn Gottes verherrlicht werde durch sie. Hier nennt der Herr sich offenkundig ,Sohn Gottes‘: denn er selbst sollte verherrlicht werden in der Auferweckung des Lazarus, weil er selbst der wahre Gott ist; I Io. ult., 20: Damit wir seien in seinem wahren Sohn; oben 9,3: Weder hat dieser gesündigt noch seine Eltern; sondern damit die Werke Gottes geoffenbart würden an ihm. IV. 1479. – Hier bezeichnet der Evangelist, Augustinus zufolge, die Ursache, weshalb die beiden Schwestern nicht zu Christus kamen: diese [Ursache] nämlich wird genommen aus dem besonderen Vertrauen der Liebe; daher sagt [der Evangelist] Es liebte aber Jesus Martha, und ihre Schwester Maria, und Lazarus. Zumal er, der der Tröster der Traurigen war, liebte die traurigen Schwestern; und der der Retter der Leidenden war, liebte den leidenden und toten Lazarus; Deut. 33,3: Er hat die Völker geliebt: alle Heiligen sind in seiner Hand.

Lectio II. I. II. III. IV. V. VI.

Als er also hörte, dass er krank war, da blieb er zwar an dem selben Ort zwei Tage lang. Dann nach diesem sagt er zu seinen Jüngern: Gehen wir wiederum nach Judäa. Es sagen die Jünger zu ihm: Rabbi, jetzt versuchten die Juden, dich zu steinigen, und du gehst wiederum dort hin? Jesus antwortete: Gibt es nicht zwölf Stunden des Tages? Wenn jemand geht am Tag, gibt er nicht Anstoß, weil er das Licht dieser Welt sieht. Wenn er aber geht in der Nacht, gibt er Anstoß, weil Licht nicht in ihm ist. I.

1480. – Hier wird gehandelt von der Auferweckung des Toten, und erstens wird der Vorsatz der Auferweckung angeführt; zweitens wird die Reihenfolge der Auferweckung hinzugefügt, an der Stelle [n. 1505] Jesus kam also etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens gibt der Herr dem Tod Raum; zweitens kündigt er den Vorsatz an, hinzugehen zu dem Ort, wo der Tote war, an der Stelle [n. 1482] Dann nach diesem sagt er etc.;

Lectio II.

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drittens kündigt er den Vorsatz der Auferweckung an, an der Stelle [n. 1492] Dies sagt er, und nach diesem sagt er zu jenen etc. 1481. – Der Herr gibt aber den dem Tod Raum, indem er Zeit verbringt jenseits des Jordan; und deshalb sagt [der Evangelist] Als er also hörte, dass er krank war, da blieb er zwar an dem selben Ort zwei Tage lang. Dadurch wird bestimmt, dass am selben Tag, an dem Christus von den Schwestern des Lazarus die Botschaft empfing, Lazarus gestorben ist: denn als Christus zu dem Ort kam, wo der Tote war, war er schon vier Tage tot; Christus aber blieb zwei Tage, nachdem er die Botschaft erhielt, am selben Ort, und am folgenden Tag nach jenen beiden ging er nach Judäa. Er gab aber dem Tod Raum durch so viele Tage wegen zweierlei. Erstens nämlich, damit nicht durch seine Anwesenheit der Tod des Lazarus verhindert würde: denn wo das Leben anwesend ist, hat der Tod keinen Raum. Zweitens, damit das Wunder glaubwürdiger vollzogen würde, und niemand sagen könnte, dass er ihn als noch nicht Toten auferweckt habe, sondern eher als Betäubten. II. 1482. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Dann nach diesem sagt er zu seinen Jüngern, offenbart der Herr den Vorsatz, sich an den Ort zu begeben, und erstens kündigt er den Vorsatz an; zweitens wird hinzugefügt die Furcht der Jünger, an der Stelle [n. 1484] Es sagen die Jünger zu ihm etc.; drittens vertreibt der Herr die Furcht, an der Stelle [n. 1485] Jesus antwortete: Gibt es nicht zwölf Stunden des Tages? 1483. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten: Dann nach diesem, nämlich nach der verbrachten Zeit, sagt er, nämlich Jesus, zu seinen Jüngern: Gehen wir wiederum nach Judäa. Hier fragt es sich, weshalb [Christus] nur hier den Aposteln ankündigte, dass er wiederum nach Judäa gehen werde, während er dies sonst nicht tat. Aber die Ursache dafür ist, dass die Juden vor kurzem in Judäa Christus verfolgt hatten, sodass sie ihn beinahe gesteinigt hätten; daher auch war er deshalb von dort weggegangen: deswegen war zu glauben, dass, wenn Christus wiederum dorthin gehen wollte, Furcht in die Herzen der Jünger eindringen werde. Und weil „vorhergesehene Speere weniger verwunden, und Übel, die vorhergesehen werden, leichter ertragen werden“, wie Gregorius sagt, offenbart deshalb der Herr, damit er ihnen die Furcht nehme, ihnen den Vorsatz seines Weges. Dadurch aber, dass er wiederum zurückkehrt nach Judäa, wird mystisch zu verstehen gegeben, dass der Herr beim Ende der Welt wiederum zurückkehren werde zu den Juden, die sich zu Christus bekehrt haben; Rom. 11,25: Die Blindheit ist zum Teil in Israel vorgefallen, bis die Fülle der Völker eintritt.

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Caput XI.

III. 1484. – Die Furcht der Jünger aber wird angeführt, wenn gesagt wird Es sagen die Jünger zu ihm: Rabbi, jetzt versuchten die Juden, dich zu steinigen, und du gehst wiederum dort hin? Als ob sie sagten: Es scheint, dass du freiwillig in den Tod gehst. Aber diese Furcht ist unvernünftig, weil die Jünger Gott als Beschützer mit sich hatten; mit wem er ist, der braucht sich nicht zu fürchten; Is. 50,8: Lasst uns zusammen stehen: Wer ist mein Feind? Ps. 26,1: Der Herr ist meine Erleuchtung und mein Heil: wen werde ich fürchten? IV. 1485. – Diese Furcht vertreibt der Herr, indem er sie ermutigt; daher sagt [der Evangelist] Jesus antwortete, nämlich den Jüngern: Gibt es nicht zwölf Stunden des Tages? Hierbei führt er erstens der Zustand der Zeit an; zweitens zeigt er, welche Zeit geeignet ist für den Gang; drittens, welche nicht geeignet ist. Das zweite an der Stelle [n. 1488] Wenn jemand geht am Tag, gibt er nicht Anstoß; das dritte an der Stelle [n. 1489] Wenn er aber geht in der Nacht, gibt er Anstoß. 1486. – Zum Verständnis dieses Wortlautes aber muss man wissen, dass er dreifach ausgelegt wird [vgl. nn. 1490, 1491]. Auf eine Art nach Chrysostomus folgendermaßen. Gibt es nicht zwölf Stunden des Tages? Als ob er sagte: Ihr zögert, nach Judäa hinaufzugehen, weil vor kurzem die Juden mich steinigen wollten; aber der Tag hat zwölf Stunden, und was in einer geschieht, geschieht nicht in der anderen. Mag es daher sein, dass sie mich damals steinigen wollten, werden sie in einer anderen Stunde dies nicht wollen; Eccle. 3,1: Alles hat seine Zeit. Und ebendort 8,6: Jedem Geschäft ist Zeit und Gelegenheit. 1487. – Aber hier ergibt sich eine wörtliche Frage: wird gesprochen vom natürlichen Tag, oder vom künstlichen Tag. Wenn freilich vom natürlichen Tag gesprochen wird, dann ist falsch, was er sagt: weil sie nicht zwölf, sondern vierundzwanzig Stunden haben. Ähnlich, wenn vom künstlichen Tag gesprochen wird, ist falsch, was er sagt: weil dies nicht wahr ist außer zur Tagund Nachtgleiche, weil nicht alle künstlichen Tage zwölf Stunden haben. Aber dazu ist zu sagen, dass es zu verstehen ist hinsichtlich des künstlichen Tages: weil alle künstlichen Tage zwölf Stunden haben. Denn die Stunden derartiger Tage werden zweifach unterschieden. Einige nämlich sind gleich, und einige sind ungleich. Die gleichen aber werden unterschieden gemäß dem Zirkel der: und demzufolge haben nicht alle Tage zwölf Stunden, sondern einige mehr, andere weniger, außer nur bei der Tag- und Nachtgleiche [selbst]. Die ungleichen aber werden unterschieden entsprechend den Aufstiegen des Tierkreises wegen seiner Schiefheit: weil der Tierkreis nicht gleichmäßig

Lectio II.

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aufsteigt an allen seinen Stellen, die Tag- und Nachtgleiche aber gleichmäßig: und von diesen ungleichen Stunden hat jeder beliebige künstliche Tag zwölf Stunden, weil an jedem beliebigen Tag sechs Zeichen am Tag aufsteigen, und sechs in der Nacht; aber jene, die im Sommer aufsteigen, sind von langsamerer Bewegung als jene, die im Winter aufsteigen; der Aufstieg jedes beliebigen Zeichens aber macht zwei Stunden aus. V. 1488. – Wenn jemand geht am Tag, das heißt ehrlich, und ohne das Bewusstsein irgendeiner Schuld, Rom. 13,13: So wie am Tag wollen wir ehrenvoll gehen, gibt er nicht Anstoß; das heißt erfindet nichts, was ihm schadet. Und dies deshalb, weil er das Licht dieser Welt sieht; das heißt, das Licht der Gerechtigkeit ist in ihm; Ps. 96,11: Das Licht ist aufgegangen dem Gerechten, und den Rechtschaffenen im Herzen die Freude; als ob der Herr sagte: Wir können sicher gehen, wenn wir am Tag gehen. VI. 1489. – Wenn er aber geht in der Nacht, nämlich [in der Nacht] der Ungerechtigkeiten, wird er leicht vielen Gefahren begegnen: über diese Nacht [heißt es in] I Thess. 5,7: Die schlafen, schlafen in der Nacht. Und ein solcher gibt Anstoß, das heißt stößt an etwas, weil Licht, nämlich das der Gerechtigkeit, nicht in ihm ist. 1490. – Auf eine andere Art legt es ein Grieche aus, nämlich Theophylactus, ab jener Stelle Wenn jemand geht am Tag, indem er sagt, dass der Tag die Anwesenheit Christi in der Welt ist, die Nacht aber ist die Zeit nach seinem Leiden. Sodass der Sinn ist: Nicht müssen die Juden gefürchtet werden, weil, solange ich in der Welt bin, euch keine Gefahr droht, sondern mir. Daher sagte, als die Juden ihn ergreifen wollten, unten 18,8, der Herr zu den Scharen: Wenn ihr also mich sucht, dann lasst diese fortgehen. Damit die Rede erfüllt werde, die er sagte: Die du mir gegeben hast, nicht habe ich irgendeinen von ihnen verloren. Aber in der Nacht, das heißt in der Zeit nach dem Leiden, dann müsst ihr euch fürchten, nach Judäa zu gehen, weil ihr Verfolgung erleiden werdet von den Juden; Zach. 13,7: Töte den Hirten, und die Schafe werden zerstreut werden. 1491. – Auf eine andere Art legt es Augustinus aus, sodass unter dem Tag Christus verstanden wird; oben 9,4: Ich muss die Werke dessen tun, der mich gesandt hat, solange Tag ist; und Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt. Die zwölf Stunden dieses Tages also sind die zwölf Apostel; oben 6,70: Habe ich nicht euch zwölf ausgewählt? Aber zu fürchten ist sehr, was folgt: Und einer von euch ist der Teufel. Judas also war keine Stunde dieses Tages, weil er nicht leuchtete. Aber man muss

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sagen, dass der Herr dies sagte nicht im Hinblick auf Judas, sondern auf seinen Nachfolger Matthias. Es ist also der Sinn Gibt es nicht zwölf Stunden des Tages? als ob er sagte: Ihr seid die Stunden, ich bin der Tag. So wie also die Stunden dem Tag folgen, so müsst auch ihr mir folgen. Wenn ich daher nach Judäa gehen will, dürft ihr mir nicht vorangehen, noch meinen Willen ändern, sondern ihr müsst mir folgen. Ähnlich sagt er zu Petrus, Matth. 16,23: Gehe zurück hinter mich, Satan; das heißt Gehe mir nicht voran, sondern folge mir, indem du meinen Willen nachahmst. Wenn jemand geht am Tag, als ob er sagte: Nicht müsst ihr Gefahr fürchten, weil ihr mit mir geht, der ich der Tag bin. Wie daher derjenige, der am Tag geht, nicht anstößt, das heißt nicht Anstoß gibt, so auch ihr nicht, die ihr mit mir geht; Rom. 8,31: Wenn Gott für uns ist, wer ist gegen uns? Und dies deshalb, weil er das Licht dieser Welt sieht, in mir. Wenn er aber geht in der Nacht, das heißt in der Finsternis der Unwissenheit und der Sünde, dann gibt er Anstoß; und dies deshalb, weil Licht, nämlich geistliches, nicht in ihm ist; nicht freilich aufgrund eines Mangels des Lichts, sondern aufgrund ihrer Auflehnung; Iob 24,13: Sie selbst waren Aufrührer gegen das Licht.

Lectio III. Dies sagt er, und danach sagt er ihnen: Unser Freund Lazarus schläft; aber ich gehe, dass ich ihn vom Schlaf aufwecke. II. Es sagten also seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird er heil sein. III. Es hatte aber Jesus von seinem Tod gesprochen; sie aber glaubten, dass er vom Schlummer des Schlafes spreche. IV. Dann also sagte Jesus ihnen offen: Lazarus ist tot; und ich freue mich wegen euch, auf dass ihr glaubet, weil ich nicht dort war. Aber gehen wir zu ihm! V. Es sagte also Thomas, der Didymus genannt wird, zu den Mitjüngern: Gehen wir und sterben mit ihm.

I.

I. 1492. – Oben hat der Herr den Vorsatz angekündigt, zu dem Ort des Toten zu gehen [vgl. n. 1480], hier offenbart er den Vorsatz der Auferweckung des Toten, und erstens kündigt er den Vorsatz selber an; zweitens die Gefühlsregung der Jünger, an der Stelle [n. 1504] Thomas sagt zu ihm etc. Den Vorsatz aber kündigt er erstens gleichsam indirekt und verborgen an; zweitens zeigt der Evangelist die Trägheit des Verstandes der Jünger, an der Stelle [n. 1497] Es sagten also die Jünger;

Lectio III.

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drittens verkündet der Herr selbst den Vorsatz offen, an der Stelle [n. 1500] Dann also sagte Jesus ihnen. 1493. – [Der Evangelist] sagt also Dies sagt er, und danach sagt er ihnen, als ob er sagte: bald nach diesen Worten, die oben angeführt sind, sagt [Christus] zu seinen Jüngern Unser Freund Lazarus schläft. Dies freilich scheint er, Chrysostomus zufolge, zu tun als zweite Ursache, die die Furcht der Jünger ausschließt: denn die erste ging hervor aus der Unschuld der Jünger, weil, wer am Tage geht, nicht Anstoß gibt; diese wird genommen aus der bevorstehenden Notwendigkeit, weil es notwendig sei, zu gehen. 1494. – Daher macht er hinsichtlich dessen dreierlei. Erstens erinnert er an die alte Freundschaft mit dem Toten, indem er sagt Unser Freund Lazarus: Freund nämlich wegen vieler Wohltaten und Gehorsams, die er uns erwiesen hat; und deshalb dürfen wir nicht in der Not ausbleiben; Prov. 12,26: Wer einen [eigenen] Schaden vernachlässigt zugunsten eines treuen Freundes, [tut recht].47 1495. – Zweitens führt er das Bevorstehen der Notwendigkeit an; daher sagt er schläft: daher ist es nötig, dass man ihm zu Hilfe kommt; Prov. 17,17: Der Bruder erweist sich in der Bedrängnis. Schläft, sage ich, wie Augustinus sagt, für den Herrn; aber tot war er für die Menschen, die ihn nicht auferwecken konnten. Man muss nämlich wissen, dass „Schlaf“ verstanden wird auf viele Arten. Manchmal als Schlaf der Natur; I Reg. 3,9: Samuel schlief bis zum Morgen. Und Iob 11,18: Sicher mögest du schlafen etc. Manchmal für den Schlaf des Todes; I Thess. 4,13: Wir wollen nicht, dass ihr nicht wisst von den Schlafenden, dass ihr nicht betrübt werdet so wie auch die anderen, die keine Hoffnung haben. Manchmal für die Nachlässigkeit; Ps. 120,4: Siehe, weder schläfrig sein noch schlafen wird, der Israel bewacht. Manchmal aber für den Schlaf der Schuld; Eph. 5,14: Stehe auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten. Manchmal für die Ruhe der Kontemplation; Cant. 5,2: Ich schlafe, und mein Herz wacht. Manchmal für die Ruhe der künftigen Herrlichkeit; Ps. 4,9: In Frieden in ihm selbst werde ich schlafen, und ruhen. Der Tod aber wird „Schlaf“ genannt wegen der Hoffnung der Auferstehung; und deshalb war es üblich, dass der Tod „Schlaf“ genannt wurde, von der Zeit an, als Christus gestorben ist und auferstanden; Ps. 3,6: Ich schlief und schlummerte. 1496. – Drittens zeigt [Christus] seine Wirkungskraft für die Auferstehung, wenn er sagt aber ich gehe, dass ich ihn vom Schlaf aufwecke. Darin wird zu erkennen gegeben, dass er ihn mit so großer Leichtigkeit vom Grab aufrief, mit wie großer du einen Schlafenden aufrufst im Bett. Und das ist kein Wunder: weil er selbst es ist, der die Toten auferweckt und belebt, oben 5; daher sagt er selbst ebendort [5,28]: Es kommt die Stunde, in der alle, die in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. 47 Dies ist eine Textvariante der Vulgata.

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II. 1497. – Die Trägheit des Verstandes der Jünger aber führt der Evangelist an, wenn er sagt Es sagten also seine Jünger: Herr, wenn er schläft, wird er heil sein. Und erstens führt er das Zeichen ihrer Trägheit an, nämlich dass sie nicht antworteten gemäß der Absicht des Herrn; zweitens wird ihre Trägheit offen gezeigt, an der Stelle [n. 1499] Es hatte aber Jesus von seinem Tod gesprochen. 1498. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass das, was der Herr gesagt hatte über den Schlaf des Toten, jene verstanden über den Schlaf der Natur. Und weil der Schlaf von Kranken ein Zeichen der Heilung zu sein pflegt, deshalb sagten die Jünger: wenn er schläft, wird er heil sein; als ob sie sagten: Dies ist offensichtlich ein Zeichen der Heilung, sodass sie daraus weiter schließen: Herr, wenn er schläft, scheint es nicht nötig zu sein, dass du gehst, um ihn wachzurufen. III. 1499. – Ihre Trägheit aber fügt [der Evangelist] hinzu, wenn er sagt Es hatte aber Jesus von seinem Tod gesprochen, weil sie roh waren. Daher sagt der Herr zu ihnen in Matth. 15,16: Immer noch seid auch ihr ohne Verstand? Über den Weisen aber wird gesagt in Prov. 1,6: Er wird achten auf das Gleichnis und die Deutung, die Worte der Weisen und ihre Rätsel. IV. 1500. – Der Herr offenbart aber ausdrücklich den Vorsatz der Auferweckung, wenn er hinzufügt Lazarus ist tot; und ich freue mich wegen euch. Und erstens verkündet er ihnen den Tod des Lazarus, was auf sein Wissen hinweist; zweitens lehrt er sein Wirken hinsichtlich dieses Todes, was auf seine Vorhersicht hinweist [n. 1502]; drittens bestätigt er den Vorsatz, zu dem Ort zu gehen, wo der Tote war, was auf seine Milde hinweist [n. 1503]. 1501. – Den Tod nun kündet er an, indem er offen sagt Lazarus ist tot, das heißt er ist dem allgemeinen Gesetz des Todes unterlegen, dem kein Mensch entfliehen kann; Ps. 88,49: Wer ist der Mensch, der lebt, und nicht den Tod sehen wird? 1502. – Seine Gefühlsregung hinsichtlich dessen Todes aber zeigt er, indem er sagt und ich freue mich wegen euch, auf dass ihr glaubet, weil ich nicht dort war. Dies kann zweifach ausgelegt werden. Auf eine Art so. Wir haben gehört von der Krankheit des Lazarus; aber ich verkünde als Abwesender

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seinen Tod, und ich freue mich wegen euch, das heißt wegen eures Vorteils, dass ihr daraus eine Erfahrung meiner Göttlichkeit gewinnt, weil ich in Abwesenheit sehe; Hebr. 4,13: Alles ist nackt und offen für seine Augen. Und das ist kein Wunder, weil er selbst bei allem anwesend ist; Ier. 23,24: Himmel und Erde erfülle ich. Auf dass ihr glaubet: nicht dass sie von neuem anfingen, zu glauben, sondern dass sie fester und unerschütterlicher glaubten: gemäß jener Stelle Mc. 9,24: Ich glaube, Herr; hilf meiner Ungläubigkeit. Auf eine andere Art so. Ich freue mich, nämlich dass er gestorben ist; und dies wegen euch, das heißt wegen eures Vorteils, nämlich auf dass ihr glaubet. Deshalb, sage ich, freue ich mich … weil ich nicht dort war: denn wenn ich dort gewesen wäre, wäre er nicht gestorben; aber weil er tot ist, wird das Wunder größer erscheinen, wenn ich auferwecken werde einen verfaulenden Toten: und dadurch werdet ihr mehr bestärkt im Glauben. Größer nämlich ist es, einen Toten aufzuerwecken, als einen Lebenden vorm Tod zu bewahren. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass manchmal Übel die Ursache der Freude sind, insofern sie hingeordnet sind auf das Gute; Rom. 8,28: Denen, die Gott lieben, wirkt alles zum Guten mit. 1503. – Den Vorsatz zu gehen aber bestätigt [Christus], indem er sagt Aber gehen wir zu ihm: darin wird die Milde Gottes gezeigt, insofern er die Menschen, die in Sünden sind und von sich aus als gleichsam Tote ihm sich zu nähern nicht vermögen, barmherzig, indem er ihnen zuvorkommt, sie herbeizieht, gemäß jener Stelle Ier. 31,3: In immerwährender Liebe habe ich dich geliebt, deshalb habe ich dich herbeigezogen in Erbarmen. V. 1504. – Hier wird die Gefühlsregung der Jünger angeführt: dies kann freilich zweifach ausgelegt werden. Auf eine Art so, dass es bedeutet die Gefühlsregung des Zweifelnden; auf eine andere Art so, dass es bedeutet die Gefühlsregung des Liebenden. Und auf die erste Art wird es ausgelegt von Chrysostomus. Denn, wie oben gesagt ist, fürchteten alle Jünger die Juden, und Thomas über die anderen hinaus. Denn vor der Passion war er schwächer als die anderen, und ungläubiger; dennoch ist er später stärker geworden und nicht zurückzuhalten, er, der allein den Erdkreis durchläuft. Daher sagt er aufgrund dieses Zweifelns zu den Mitjüngern Gehen auch wir und sterben mit ihm, als ob er sagte: Dieser fürchtet nicht den Tod, ganz und gar will er gehen, indem er sich und uns dem Tod ausliefern will. Auf die zweite Art legt es Augustinus aus. Thomas nämlich und die anderen Jünger liebten Christus so sehr, dass sie entweder mit ihm, wenn er da war, leben oder mit ihm sterben wollten, damit sie nicht, nach [seinem] Tod verlassen, wieder ungetröstet zurückblieben. Daher sagt aus dieser Gefühlsregung Thomas zu den Mitjüngern Gehen auch wir und sterben mit ihm, als ob er sagte: Er will gehen, die Gefahr des Todes droht ihm: werden etwa auch wir

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Caput XI.

zurückbleiben, damit wir leben? Dies sei fern. Sondern Gehen wir und sterben mit ihm; Rom 8,17: Wenn wir mit [ihm] leiden, werden wir auch mit [ihm] herrschen; II Cor. 5,14: Wenn einer für alle gestorben ist, dann sind also alle gestorben.

Lectio IV. I. II.

Jesus ging also, und fand ihn, der schon vier Tage im Grab war. Es war aber Bethania etwa fünfzehn Stadien nahe bei Jerusalem. Viele der Juden aber waren zu Martha und Maria gekommen, damit sie sie trösteten über ihren Bruder. III. Martha aber, als sie hörte, dass Jesus kommt, läuft ihm entgegen; Maria aber saß zu Hause. Martha also sagte zu Jesus: Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich, was immer du von Gott verlangen wirst, wird Gott dir geben. IV. Jesus sagt zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. V. Martha sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. VI. Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung, und das Leben. VII. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er tot ist; und jeder, der lebt, und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit. VIII. Glaubst du das? Sie sagte zu ihm: Unbedingt, Herr, glaube ich, dass du Christus bist, der Sohn des lebenden Gottes, der du in diese Welt gekommen bist. I. 1505. – Nachdem er die Auferweckung des Toten angekündigt hat [vgl. n. 1480], beschreibt hier der Evangelist den Hergang der Wiederauferweckung, und erstens schickt er gewisse Vorbemerkungen voraus, die andere betreffen; zweitens führt er einiges vor, was die Gefühlsregung Christi betrifft, an der Stelle [n. 1531] Jesus aber, als er sie weinen sah etc.; drittens fügt er die Bewirkung der Auferweckung hinzu, an der Stelle [n. 1540] Jesus also ergrimmte abermals etc. Vorbemerkungen aber, die andere betreffen, schickt [der Evangelist] erstens voraus hinsichtlich des Zustandes des Toten; zweitens hinsichtlich der Tröstung der Juden für die Schwestern, an der Stelle [n. 1508] Es war aber Bethania etc.; drittens hinsichtlich der Ergebenheit der Schwestern, an der Stelle [n. 1509] Martha aber, als sie hörte etc.

Lectio IV.

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1506. – Der Zustand des Toten aber wird beschrieben hinsichtlich der Zeit des Todes, weil am vierten Tag; daher sagt [der Evangelist] Jesus ging also, und fand ihn, der schon vier Tage im Grab war; und hinsichtlich des Ortes, weil im Grab. Daraus zeigt sich, dem Wortlaut zufolge, wie oben gesagt wird, dass der erste Tag des Todes war, als [Christus] die Krankheit gemeldet wurde. 1507. – Durch diese vier Tage aber werden, Augustinus zufolge, vier Tage eines vierfachen Todes bezeichnet. Ein Tag ist der der Erbsünde, die der Mensch bezog vom Ableger des Todes; Rom. 5,12: Durch einen Menschen ist die Sünde eingetreten in die Welt. Die anderen drei Tage werden bezogen auf den Tod der gegenwärtigen Sünde; denn jedwelche Todsünde wird gewissermaßen ein Tod genannt; Ps. 33,22: Den Frevler tötet das Unheil. Und sie werden eingeteilt nach der Übertretung eines dreifachen Gesetzes. Erstens nämlich des Gesetzes der Natur, das die Menschen übertreten; und so ist der zweite Tag des Todes, Is. 24,5: Überschritten haben sie das Gesetz und den ewigen Bund, das heißt das Gesetz der Natur. Zweitens des geschriebenen Gesetzes, das die Menschen auch überschreiten; und so ist der dritte Tag, oben 7,19: Hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben, und niemand von euch tut das Gesetz? Drittens des Gesetzes des Evangeliums und der Gnade, das die Menschen überschreiten; und so ist der vierte Tag, und schwerwiegender als die anderen, Hebr. 10,28 f: Jemand, der das Gesetz des Moses ungültig macht, stirbt bei zwei oder drei Zeugen ohne Erbarmen: um wieviel mehr, glaubt ihr, verdient üblere Strafen, wer den Sohn Gottes missachtet, und das Blut des Testamentes für unrein hält, in dem er geheiligt ist, und dem Geist der Gnade Schmähung antut? Oder anders, der erste Tag ist die Sünde des Herzens, Is. 1,16: Entfernt das Übel eurer Überlegungen etc. Der zweite Tag ist die Sünde des Mundes; Eph. 4,29: Jegliche schlechte Rede möge aus eurem Munde nicht hervorgehen. Der dritte Tag ist die Sünde des Werkes; darüber Is. 1,16: Hört auf, verkehrt zu handeln. Der vierte Tag ist die Sünde der verkehrten Gewohnheit; darüber Ier. 13,23: So werdet auch ihr gut handeln können, obwohl ihr es übel gelernt habt. Wie immer auch es aber ausgelegt wird, der Herr heilt über kurz oder lang die Toten, die im vierten Tag sind, das heißt die das Gesetz des Evangeliums übertreten, und die in der Gewohnheit der Sünde festgehalten sind. II. 1508. – Die Umstände der Besuchenden aber werden beschrieben sowohl hinsichtlich der günstigen Gelegenheit des Besuchens, als auch hinsichtlich ihrer Menge. Hinsichtlich der günstigen Gelegenheit nämlich, weil der Ort des Toten nahe bei Jerusalem war; daher sagt [der Evangelist] Bethanien aber war etwa fünfzehn Stadien nahe bei Jerusalem, was etwa zwei Meilen war: denn eine Meile hat acht Stadien: und so stand vielen der Juden ein leichter Zugang von Jerusalem dorthin offen.

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Caput XI.

Mystisch aber wird durch Bethania, das übersetzt wird als ,Haus des Gehorsams‘, und Jerusalem als ,Schau des Friedens‘, zu verstehen gegeben, dass jene, die im Zustand des Gehorsams sind, nahe sind am Frieden des ewigen Lebens; oben 10,27: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Und [der Evangelist] sagt fünfzehn Stadien, weil, wer von Bethania, das heißt vom Zustand des Gehorsams, ins himmlische Jerusalem gehen will, für den ist es nötig, dass er fünfzehn Stadien durchwandert. Zuerst nämlich sieben; das betrifft die Befolgung des Alten Gesetzes: denn die Zahl Sieben betrifft das Alte Gesetz, das den Siebten Tag heiligt; danach aber acht, das heißt die Erfüllung des Neuen Testamentes, das die Zahl Acht betrifft wegen des achten [Tages] der Auferstehung. Hinsichtlich der Menge aber [werden die Umstände der Besuchenden beschrieben], dass [es] viele [waren]; daher sagt [der Evangelist] Viele der Juden aber waren zu Martha und Maria gekommen, damit sie sie trösteten: dies war ein Zeichen von Mitleid; Rom. 12,15: Man muss froh sein mit den Frohen. Eccli. 7,38: Bleib nicht den Wehklagenden fern zur Tröstung. III. 1509. – Die Schwestern aber beschreibt der Evangelist erstens hinsichtlich Marthas; zweitens aber hinsichtlich Marias, an der Stelle [n. 1521] Als sie dies gesagt hatte, ging sie fort, und rief Maria. Martha aber beschreibt er hinsichtlich dreierlei. Erstens hinsichtlich ihres Entgegenlaufens, mit dem sie Christus entgegenging; zweitens hinsichtlich der Gefühlsregung der Verehrung, die sie Christus erwies [n. 1511], und drittens hinsichtlich des Erfolges der Unterweisung, zu dem Christus sie aufrichtete [n. 1512]. 1510. – Das Entgegenlaufen Marthas aber wird beschrieben als eilig, weil Martha, als sie hörte, dass Jesus kommt, ihm entgegen läuft, ohne Aufschub und Verzögerung. Kommt aber ist Präsens: vielleicht nämlich ist jemand, als Christus dem Ort nahe war, vorausgegangen, und hat Martha die Ankunft Christi gemeldet; als sie dies hörte, lief sie sofort. – Die Ursache aber, weshalb Martha als erste hörte, und allein entgegenlief, ist, dass Martha besorgt war; daher sagt der Herr, Lc. 10,41: Martha, Martha, besorgt bist du, und aufgeregt bist du gegen vieles: und deshalb lief sie beschäftigt mit der Ordnung der Angelegenheiten durch das Haus, und begegnete leichter dem Boten. Maria aber saß im Haus mit jenen, die von Jerusalem gekommen waren; und deshalb konnte ihr nicht so schnell ein Hinweis gegeben werden wie Martha. – Die Ursache aber, weshalb Martha nicht sofort Maria [die Ankunft Christi] mitteilte, wird angegeben von Chrysostomus. Weil Maria mit den Juden saß, und Martha wusste, dass die Juden Christus verfolgten, und sich schon ver-

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schworen hatten zu seinem Tod; und deshalb in Furcht, dass diese, wenn sie ihr Botschaft gäbe und sie gegangen wäre zur Begegnung mit Christus, mit ihr gegangen wären: deswegen also wollte sie ihr nichts melden. Aber wenn die Juden sich verschworen hatten gegen Christus, wie besuchten sie Lazarus und seine Schwestern, die mit Christus vertraut waren, und gleichsam Jünger? – Darauf antwortet Chrysostomus, dass sie dies taten wegen der Nötigung der Verwandtschaft, und wegen der Vornehmheit dieser Frauen, die sie unter Missachtung des Gebots der Oberen trösteten. Oder weil die, die da waren, nicht schlecht waren, sondern sich gut gegen Christus verhielten: viele nämlich aus dem Volk glaubten. Mystisch aber werden dadurch bezeichnet das aktive Leben, das bezeichnet wird durch Martha, die Christus entgegenlief, um die Wohltat des Gehorsams seinen Gliedern darzubieten; und das kontemplative Leben, das durch Maria bezeichnet wird, die zuhause sitzt in der Ruhe der Kontemplation und frei in der Reinheit des Gewissens; Sap. 8,16: Eintretend in mein Haus, werde ich zur Ruhe kommen mit jener. 1511. – Die Gefühlsregung der Ergebenheit aber zeigt sich in Martha vorzugsweise; daher sagt [der Evangelist] Martha also sagte zu Jesus: Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben. Hierbei trägt sie Christus zweierlei ergeben vor: eines, das die Vergangenheit betrifft, und ein anderes, das die Zukunft betrifft. Die Vergangenheit nämlich betrifft es, dass sie sagt Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben: denn sie glaubte, dass der Tod, wenn Christus anwesend sei, keinen Raum habe, weil sie gesehen hatte, dass eine Frau bei der bloßen Berührung einer Franse durch Jesus geheilt worden war, Matth. 9,20. Und freilich wurde sie vernünftigerweise [dazu] bewegt, denn das Leben ist dem Tod entgegengesetzt; Christus aber ist das Leben, und der Baum des Lebens; Prov. 3,18: Baum des Lebens ist er denen, die es erfasst haben. Wenn also der Baum des Lebens vor dem Tod bewahren konnte, [dann] umso mehr Christus. Nichtsdestoweniger hatte sie dennoch einen unvollkommenen Glauben, weil sie glaubte, dass Christus weniger vermöchte als Abwesender denn als Anwesender; daher sagte sie Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben: dies kann freilich über eine beschränkte und geschaffene Kraft gesagt werden; aber über die unbegrenzte und ungeschaffene Kraft, die Gott ist, kann es nicht gesagt werden, weil sie sich gleich verhält gegen Anwesendes wie gegen Abwesendes, vielmehr ist ihr alles gegenwärtig; Ier. 23,23: Glaubst Du, Gott bin ich aus der Nähe? Etc. Die Zukunft aber betrifft das, dass [Martha] hinzufügt Aber auch jetzt weiß ich, was immer du von Gott verlangen wirst, wird Gott dir geben. Mag sie darin freilich auf irgendeine Art etwas Wahres gesagt haben – denn Christus kam es, sofern er Mensch war, zu, von Gott etwas zu erbitten; daher liest man auch oft, dass er gebetet habe, und oben in 9,31 wird gesagt: Wenn jemand Verehrer Gottes ist … den erhört er – : trotzdem hat [Martha] weniger [als

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Caput XI.

etwas Wahres] gesagt: denn durch diese Worte scheint sie Christus zu betrachten so wie irgendeinen heiligen Menschen, der einen vergangenen Tod durch Bitten beseitigen könne; so wie Eliseus durch Bitten einen Toten auferweckte. IV. 1512. – Der Erfolg aber wird angeführt, wenn [der Evangelist] hinzufügt Jesus sagt zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Weil sie nämlich bisher unvollkommen erkannte, deshalb bringt der Herr sie belehrend zu Höherem voran, und erstens kündigt er die Auferstehung des Bruders an; zweitens zeigt er die Macht der Wiederauferweckung, an der Stelle [n. 1515] Ich bin die Auferstehung, und das Leben etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens kündigt er das zukünftige Wunder an; zweitens wird das Verständnis Marthas von der Wiederauferweckung angeführt, an der Stelle [n. 1514] Martha sagte zu ihm etc. 1513. – Das zukünftige Wunder aber, das der Herr ankündigt, ist die Wiederauferweckung des Lazarus; daher sagt er Dein Bruder wird auferstehen; Is. 26,19: Sie werden leben, und deine Toten werden auferstehen. Man muss aber wissen, dass Christus drei Tote auferweckt hat: die Tochter des Synagogenvorstehers, wie man findet in Matth. 9,18ff; den Sohn der Witwe, der herausgebracht wurde aus der Tür, wie man findet in Lc. 7,12 f; und Lazarus, der vier Tage im Grab verbrachte. Aber die Tochter freilich im Haus, den Jüngling vor der Tür, Lazarus im Grab. Ebenso die Tochter, als er nur wenige Zeugen mit sich hatte, den Vater natürlich, und die Mutter des Mädchens, und drei von seinen Jüngern, nämlich Petrus, Jakobus und Johannes; den Jüngling aber, als eine große Schar anwesend war; doch Lazarus, als die Menge dabeistand, und mit Stöhnen. Denn unter diesen drei Auferweckten werden drei Arten von Sündern verstanden. Einige nämlich sündigen durch die Zustimmung zur Todsünde im Herzen; und diese werden bezeichnet durch das Mädchen, das im Haus gestorben ist. Andere aber gibt es, die durch äußere Zeichen und Handlungen sündigen; und sie werden bezeichnet durch den Toten, der vor die Tür getragen wird. Aber wenn sie durch Gewohnheit in der Sünde befestigt werden, dann sind sie eingeschlossen im Grab. Und dennoch weckt der Herr alle auf. Aber jene, die nur durch Zustimmung sündigen, und in Todsünde gestorben sind, werden leichter auferweckt. Und weil es geheim ist, deshalb wird es durch geheime Verbesserung geheilt. Wenn aber die Sünde nach außen gegangen ist, dann bedarf es öffentlicher Heilung.

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V. 1514. – Das Verständnis Marthas aber über die versprochene Wiederauferweckung wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Martha sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Denn es ist seit Ewigkeit nicht gehört worden, dass jemand einen viertägigen Stinkenden in einem Grab auferweckt hat, und deshalb konnte es Martha nicht ins Herz kommen, dass [Christus] ihn sogleich auferwecken würde von den Toten; aber sie glaubte, dass dies bei der allgemeinen Auferstehung geschehen werde. Daher sagt sie Ich weiß, das heißt ich halte es für völlig sicher, dass er auferstehen wird am Jüngsten Tag; oben 6,40: Ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag. VI. 1515. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus sagte zu ihr: Ich bin die Auferstehung, und das Leben, zeigt der Herr, indem er Martha zu Höherem erhebt, erstens seine Kraft und seine Macht; zweitens führt er die Wirkung der Macht an, an der Stelle [n. 1517] Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er tot ist; drittens verlangt er Glauben, an der Stelle [n. 1518] Glaubst du das? 1516. – Seine Macht aber ist belebend; daher sagt er Ich bin die Auferstehung, und das Leben; als ob er zu Martha sagte: Glaubst du, dass dein Bruder auferstehen wird am Jüngsten Tag? All dies aber, dass die Menschen auferstehen werden, wird sein durch meine Kraft; und deshalb kann ich, durch dessen Kraft dann alle auferstehen werden, auch deinen Bruder auferwecken in der Gegenwart. Er sagt aber zweierlei: nämlich dass er die Auferstehung ist, und dass er das Leben ist. Man muss nämlich wissen, dass an der Bewirkung des Lebens teilzuhaben einigen nötig ist. Manchen nämlich, weil sie das Leben verloren haben; manchen aber, nicht weil sie das Leben selbst verloren haben, sondern damit sie das bereits vorhandene bewahren. So sagst [Christus] also hinsichtlich des ersten Ich bin die Auferstehung, weil jene, die das Leben durch den Tod verloren haben, wiederhergestellt werden; hinsichtlich des zweiten sagt er und das Leben, weil nämlich die Lebenden bewahrt werden. Man muss aber wissen, dass dies, dass er sagt Ich bin die Auferstehung, ein kausales Sprechen ist; als ob er sagte: ich bin die Ursache der Auferstehung. Diese Art des Sprechens aber pflegte nur in solchen Fällen vorzukommen, die die Ursache irgendeiner Sache sind; Christus aber ist die gesamte Ursache unserer Auferstehung, so der Seelen wie der Körper, und deshalb ist dies, dass er sagt Ich bin die Auferstehung, ein kausales Sprechen, als ob er sagte: Dieses Gesamte, dass sie auferstehen [werden] in den Seelen und in den Körpern,

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Caput XI.

wird durch mich sein; I Cor. 15,21: Weil nämlich durch den Menschen der Tod, und durch den Menschen die Auferstehung der Toten. Dieses, sage ich, dass ich die Auferstehung bin, kommt mir dadurch zu, dass ich das Leben bin; denn des Lebens ist es, dass einige wiederhergestellt werden zum Leben, so wie es des Feuers ist, dass etwas Ausgelöschtes wieder brennt. Oben 1,4: In Christus war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen. VII. 1517. – Die Wirkung aber entspricht der Macht, und daher sagt er Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er tot ist. Erstens also behandelt er die Wirkung, die der ersten Macht entspricht; zweitens die Wirkung, die der zweiten entspricht. Das erste aber, was er über seine Macht gesagt hatte, ist, dass er selbst die Auferstehung ist; und dem entspricht die Wirkung, dass er selbst die Toten belebt: und hinsichtlich dessen sagt er Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er tot ist. Die Ursache dafür ist, dass ich die Ursache der Auferstehung bin; die Wirkung dieser Ursache erlangt jemand durch den Glauben an mich. Daher sagt er Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er tot ist: denn dadurch, dass er glaubt, hat er mich in sich; Eph. 3,17: Dass Christus wohnt durch den Glauben in euren Herzen; wer aber mich hat, hat die Ursache der Auferstehung: also Wer an mich glaubt, wird leben. Dass aber durch den Glauben einige auferstehen, findet sich oben in 5,25: Es kommt die Stunde, und sie ist jetzt, da die Toten hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die sie hören, werden leben, im geistlichen Leben nämlich, auferstehend vom Tod der Schuld, und auch im natürlichen Leben, auferstehend vom Tod der Strafe. Das zweite aber, was er über seine Macht gesagt hatte, ist, dass er selbst das Leben ist; und dem entspricht die Wirkung der Bewahrung im Leben; daher sagt er und jeder, der lebt, und an mich glaubt, im Leben der Gerechtigkeit, von der gesagt wird in Hab. 2,4: Mein Gerechter lebt aus dem Glauben, wird nicht sterben in Ewigkeit, das heißt im ewigen Tod; sondern er wird das ewige Leben haben; oben 6,40: Dies ist der Wille meines Vaters, dass jeder, der den Sohn sieht, und an ihn glaubt, das ewige Leben habe. Und das ist nicht so zu verstehen, dass er nicht sterben werde zur Zeit im Tod des Fleisches; sondern dass er irgendwann so sterben wird, dass er trotzdem auferweckt leben wird in Ewigkeit in der Seele, bis das Fleisch aufersteht, das niemals danach sterben wird; daher fügt er ebendort hinzu: Und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tag.

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VIII. 1518. – [Christus] verlangt aber Glauben, damit er [Martha] vollkommen mache; daher sagt er Glaubst du das? Und erstens wird die Frage des Herrn angeführt, der sagt Glaubst du das? Nicht fragt der Herr gleichsam als Unwissender, sondern wissend um ihren Glauben, zumal da er eben diesen Glauben ihr eingegossen hatte: zu glauben nämlich kommt von Gott. Er erstrebt aber, dass sie den Glauben, den sie im Herzen hatte, mit dem Mund bekennt; Rom. 10,10: Mit dem Herzen wird geglaubt für die Gerechtigkeit, mit dem Mund aber geschieht das Bekenntnis zum Heil. 1519. – Zweitens wird die Antwort der Frau angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Sie sagte zu ihm: Unbedingt, Herr, glaube ich, dass du Christus bist, der Sohn des lebenden Gottes, der du in diese Welt gekommen bist. Diese Antwort scheint zwar nicht das zu betreffen, was der Herr gesagt hatte. Er sagte nämlich Ich bin die Auferstehung und das Leben, und danach fragte er, ob sie dies glaube. Die Frau aber antwortet nicht: Ich glaube, dass du die Auferstehung und das Leben bist; sondern ich glaube, dass du Christus bist, der Sohn des lebenden Gottes, der du in diese Welt gekommen bist. Dies nun wird zweifach ausgelegt. Chrysostomus nämlich sagt, dass diese Frau, die nicht die hohen Worte des Herrn erkennt, gleichsam verblüfft antwortet, indem sie sagt: Herr, ich verstehe nicht, was du sagst, nämlich dass du die Auferstehung bist und das Leben, aber das glaube ich, dass du Christus bist, der Sohn des lebenden Gottes. Augustinus aber sagt, dass die Frau dies antwortet deshalb, weil das, was sie sagt, der Grund ist all des vom Herrn Vorausgeschickten; als ob sie sagte: Was immer du sagst über deine Macht und die Bewirkung des Heils, glaube ich ganz; weil ich glaube, was mehr ist und die Wurzel von allem, nämlich dass du Christus bist, der Sohn des lebenden Gottes. 1520. – Dieses Bekenntnis Marthas aber ist vollkommen. Sie bekennt nämlich Christi Würde, Natur und Auferlegung, nämlich [die] der Fleischwerdung. Als Würde nämlich sowohl die königliche als auch die priesterliche; und dies, indem sie sagt: du bist Christus. Christus nämlich ist Griechisch; Lateinisch sagt man ,der Gesalbte‘. Gesalbt aber werden Könige und Priester: es ist also Christus König und Priester. Daher [sagt] der Engel in Lc. 2,11: Geboren ist uns heute der Retter, der ist Christus, der Herr. Und wahrlich ist er selbst auf einzigartige Weise der Gesalbte, weil die anderen gesalbt werden mit sichtbarem Öl, er aber mit unsichtbarem Öl, nämlich mit dem Heiligen Geist, und mit dem anderen übrigen überreichlich; Ps. 44,8: Gesalbt hat dich Gott, dein Gott, mit dem Öl der Freude vor deinen Gefährten. Deshalb vor den Gefährten, weil, wie oben gesagt wird in 3,34, nicht nach Abmessung Gott ihm den Geist gibt. Als Natur aber bekennt [Martha] in Christus die göttliche, die dem Vater

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Caput XI.

gleich ist; daher sagt sie der Sohn des lebenden Gottes: denn daraus, dass sie einmalig ihn den Sohn des lebenden Gottes nennt, verkündet sie die Wahrheit der Sohnschaft; nicht aber ist er der wahre Sohn Gottes, wenn er nicht die gleiche Natur hat wie der Vater: daher wird über Christus gesagt in I Io. ult., 20: Dass wir seien in seinem wahren Sohn, Christus. Dieser ist der wahre Gott und das ewige Leben. Das Mysterium der Auferlegung aber bekennt sie, wenn sie sagt der du in diese Welt gekommen bist, nämlich das Fleisch annehmend. Ähnlich bekennt Petrus in Matth. 16,16: Du bist Christus, der Sohn des lebenden Gottes; unten 16,28: Ausgegangen bin ich vom Vater, und gekommen bin ich in die Welt.

Lectio V. I.

Und als sie dies gesagt hatte, ging sie weg, und rief Maria, ihre Schwester, in Stille, und sagte: Der Meister ist da, und er ruft dich. II. Jene, als sie es hörte, stand schnell auf, und ging zu ihm. III. Noch nämlich war Jesus nicht in den Ort gekommen, sondern er war noch an jener Stelle, wo ihm Martha entgegengelaufen war. IV. Die Juden also, die mit ihr in dem Haus waren, und sie trösteten: als sie sahen, dass Maria schnell aufstand, und hinausging, folgten ihr und sagten: Sie geht zum Grab, damit sie dort weint. V. Maria also, als sie dorthin gekommen war, wo Jesus war, sah ihn und fiel vor seine Füße, VI. und sagte zu ihm: Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben. VII. Jesus also, als er sie weinen sah, und die Juden, die weinend mit ihr gekommen waren, knirschte im Geist, und empörte sich. VIII. Und er sagte: Wo habt ihr ihn hingelegt? Sie sagten zu ihm: Herr, komm, und sieh! IX. Und Jesus weinte. X. Es sagten also die Juden: Seht, wie er ihn geliebt hat. XI. Einige aber von ihnen sagten: Konnte nicht dieser, der die Augen des blind Geborenen geöffnet hat, machen, dass dieser nicht gestorben wäre? I. 1521. – Nachdem der Evangelist die Umstände der Schwestern vorausgeschickt hat hinsichtlich Marthas [vgl. n. 1509], beschreibt er sie hier hinsichtlich Marias, und erstens beschreibt er die Herbeirufung Marias; zweitens ihr Hineilen zu Christus, an der Stelle [n. 1524] Jene, als sie es hörte;

Lectio V.

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drittens ihre Ergebenheit, die sie Christus erwies, an der Stelle [n. 1528] Maria also, als sie dorthin gekommen war, wo Jesus war, sah ihn und fiel vor seine Füße. 1522. – Es wird aber Maria gerufen von Martha, die, getröstet und belehrt von Christus, nicht wollte, dass ihre Schwester einer solchen Tröstung unteilhaftig sei; als sie die zuvor genannten Worte mit dem Herrn gesprochen hatte, ging sie weg, sofort, und rief Maria, ihre Schwester, in Stille, und sagte: Der Meister ist da, und er ruft dich etc. Hierbei zeigt sich zweierlei Bezweifelnswertes. Erstens bezüglich dessen, dass [der Evangelist] sagt in Stille: denn die Stille ist nichts anderes als die Wegnahme des Sprechens oder des Tones. Nicht also hätte sie sie in Stille rufen können. Die Antwort. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass ,Stille‘ die gedämpfte Stimme meint, als ob er sagte: sie rief sie leise, gemäß jener Stelle Eccle. 9,17: Die Worte der Weisen werden gehört in der Stille. Deshalb aber ruft sie sie leise, weil eine Menge von Juden um sie war, wie gesagt, und vielleicht waren unter ihnen welche, die Christus nicht liebten, die [also] entweder fortgegangen wären oder, da sie dies hörten, Maria nicht gefolgt wären. Mystisch aber wird dadurch zu verstehen gegeben, dass, wer zu Christus nur mit der äußeren Stimme ruft, wirkungsvoller aber in Stille riefe; daher wird gesagt in Is. 30,15: In Stille und Hoffnung wird eure Stärke sein. 1523. – Zweitens wird gezweifelt darüber, dass sie sagt Der Meister ist da, und er ruft dich. Sie scheint Falsches gesagt zu haben: denn nicht sagte der Herr zu Martha, dass sie Maria rufen solle. Die Antwort. Augustinus sagt, dass der Evangelist aufgrund der Kürze [nur] zu verstehen gibt, was er in seiner Erzählung ausgelassen hatte: denn vielleicht sagte der Herr zu Martha, dass sie sie rufen solle. Andere aber sagen, dass Martha die Anwesenheit [Christi] selbst als ein Hinrufen erachtete; als ob sie sagte: Unentschuldbar ist es, dass du, da er da ist, nicht hinausgehst ihm entgegen. II. 1524. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jene, als sie es hörte, stand schnell auf, und ging zu ihm, wird das Hineilen Marias [zu Christus] angeführt. Und hinsichtlich dessen macht er dreierlei. Erstens wird die Bereitschaft Marias angeführt, hinzueilen; zweitens der Platz, zu dem sie ihm entgegeneilte, an der Stelle [n. 1526] Noch nämlich war Jesus nicht in den Ort gekommen; drittens die Begleitung, die ihr folgte, an der Stelle [n. 1527] Die Juden also, die mit ihr in dem Haus waren … folgten ihr. 1525. – Die Bereitschaft Marias aber, hinzueilen, wird beschrieben [insofern], als sie es nicht aufschob wegen der Trauer, nicht zögerte wegen der

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Caput XI.

Umstehenden, sondern sofort, als sie es hörte, schnell aufstand, weg von dem Haus, in dem sie war, und zu ihm ging, nämlich zu Jesus. Daraus wird ersichtlich, dass ihr nicht Martha zuvorgekommen wäre, wenn ihr die Ankunft Christi von Anfang an bekannt gewesen wäre. Es wird auch dadurch uns ein Beispiel gegeben, nicht zu zögern, wenn wir zu Christus gerufen werden. Eccli. 5,8: Nicht zögernd bekehre dich zum Herrn, und schiebe es nicht auf von einem Tag zum anderen; Is. 50,4: Ich werde ihn hören wie einen Lehrer. III. 1526. – Der Platz aber, wohin Maria Christus entgegenlief, ist derselbe, wo Martha mit Christus gesprochen hatte; daher sagt [der Evangelist] Noch nämlich war Jesus nicht in den Ort gekommen, sondern er war noch an jener Stelle, wo ihm Martha entgegengelaufen war; dies führt der Evangelist deshalb an, damit nicht geglaubt werde, das Entgegenlaufen Mariae sei überflüssig gewesen, weil Christus genau so schnell in den Ort hätte kommen können wie auch Martha. Deshalb aber blieb Christus an jenem Ort, damit er nicht selbst sich zu dem Wunder zu drängen schiene; sondern als er gebeten und hingeführt das Wunder vollbringt, werden sie wohl bekennen, dass [Lazarus] tot sei, und das Wunder wird keine Verdrehung erleiden. Es wird dadurch auch zu verstehen gegeben, dass, wenn wir von Christus Nutzen haben wollen, ihm, wenn er kommt, zuvorkommen müssen, nicht abwartend, dass er selbst zu uns heruntersteige: sondern dass eher wir selbst zu ihn hinaufsteigen; Ier. 15,19: Sie selbst werden sich hinwenden zu dir, und du wirst dich nicht hinwenden zu ihnen. IV. 1527. – Die Begleitung aber, die Maria folgte, wird beschrieben, wenn [der Evangelist] sagt Die Juden also, die mit ihr in dem Haus waren … folgten ihr. Die Ursache aber, weshalb sie ihr folgten, führt er an, indem er sagt Sie geht zum Grab, damit sie dort weint. Sie glaubten nämlich, dass sie dies durch den Antrieb des Schmerzes tat: sie hatten nämlich nicht die Worte gehört, die Martha zu Maria gesagt hatte. Darin freilich sind die Juden zu loben, dass sie, wie gesagt wird in Eccli. 7,38, Nicht fehle den Weinenden zur Tröstung. Nichtsdestoweniger ist es durch göttliche Vorhersehung geschehen, dass sie ihr folgten, damit, wenn recht viele dort waren, als Lazarus auferweckt wurde, das so große Wunder eines viertägig [toten] Auferstehenden sehr viele Zeugen fände, wie Augustinus sagt.

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V. 1528. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Maria also, als sie dorthin gekommen war, wo Jesus war, sah ihn und fiel vor seine Füße, wird die Ergebenheit Mariae gegen Jesus gelobt, und erstens die Ergebenheit, die sie zeigte durch die Tat; zweitens die Ergebenheit, die sie zeigte durch das Wort, an der Stelle [n. 1530] Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben. 1529. – Hinsichtlich des ersten beachte an Maria die Sicherheit und die Demut. Die Sicherheit nämlich, weil sie entgegen dem Befehl der Oberen, dass niemand [sich zu] Christus bekennen solle, die Menge nicht scheute, noch den Verdacht der Juden gegen Christus fürchtete: obwohl einige der Feinde Christi darunter waren, lief sie zu Christus; Prov. 28,1: Der Gerechte, gleichsam vertrauend wie ein Löwe, wird ohne Furcht sein. Die Demut aber, weil sie vor seine Füße fiel, was man über Martha nicht liest; I Petr. 5,6: Erniedrigt euch unter die mächtige Hand Gottes, damit er euch erhöhe in der Zeit der Heimsuchung; Ps. 131,7: Wir werden anbeten an der Stelle, wo seine Füße gestanden sind. VI. 1530. – Durch das Wort aber zeigte sie Ergebenheit, als sie zu ihm sagte: Herr, wenn du hier gewesen wärest, wäre mein Bruder nicht gestorben. Sie glaubte nämlich, dass er das Leben sei, und dass, wo er selbst sei, der Tod keinen Raum habe; II Cor. 6,14: Nicht gibt es eine Übereinkunft des Lichtes mit der Finsternis. Als ob sie sagte: „Solang du anwesend bei uns warst (wie Augustinus sagt), hat keine Krankheit, keine Schwäche es gewagt, zu erscheinen bei uns, bei denen, wie sie wusste, das Leben zu Gast war. Oh ungetreue Verabredung! Da du immer noch in der Zeitlichkeit vorhanden bist, ist dein Freund Lazarus gestorben. Wenn ein Freund stirbt, was wird ein Feind erleiden?“ VII. 1531. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus also, als er sie weinen sah … knirschte im Geist, und empörte sich, wird das angeführt, was die Gefühlsregung Christi betrifft. Christus antwortet nämlich Maria nicht dasselbe, was er Martha geantwortet hat; sondern wegen der anwesenden Menge sagt er nichts, da er durch Taten seine Kraft zeigt. Erstens also wird die Gefühlsregung Christi angeführt, die Maria gezeigt wurde;

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zweitens wird hinzugefügt eine Erörterung über Christi Gefühlsregung, an der Stelle [n. 1538] Es sagten also die Juden: Seht, wie er ihn geliebt hat. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens wird die Gefühlsregung Christi angeführt, die er im Herzen empfand; zweitens, wie er sie in Worten ausdrückte, an der Stelle [n. 1536] Und er sagte: Wo habt ihr ihn hingelegt? drittens, wie er sie durch Tränen zeigte, an der Stelle [n. 1537] Und Jesus weinte. 1532. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Jesus also, als er sie weinen sah etc. Hierbei muss beachtet werden, dass Christus wahrlich Gott ist, und wahrlich Mensch; und deshalb wird fast überall bei seinen Taten Menschliches berichtet, das mit Göttlichem vermischt ist, und Göttliches mit Menschlichem: und wenn einmal etwas Menschliches über Christus angeführt wird, wird sofort etwas Göttliches hinzugefügt. Nichts Machtloseres nämlich lesen wir über Christus als seine Passion; und trotzdem zeigen sich, als er am Kreuz hing, göttliche Taten, dass die Sonne sich verfinstert, die Felsen sich spalten, die Körper der Heiligen, die geschlafen hatten, auferstehen. Bei der Geburt auch, und als er in der Krippe liegt, leuchtet ein Stern vom Himmel, ein Engel singt [sein] Lob, Magier und Könige bringen Geschenke dar. Ähnlich nun haben wir es an dieser Stelle: denn Christus erleidet gemäß der Gefühlsregung der Menschlichkeit etwas Schwaches, indem er eine gewisse Erregung empfängt durch den Tod des Lazarus; daher sagt [der Evangelist] er knirschte im Geist, und empörte sich. 1533. – Hinsichtlich dieser Erregung nun beachte erstens freilich das Mitleid, zweitens die Zurückhaltung [n. 1534], drittens die Macht [n. 1535]. Das Mitleid freilich aus einem Grund, der gerecht ist. Dann nämlich erregt sich jemand gerecht, wenn er sich aufgrund der Trauer und des Unglücks von anderen erregt; und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] als er sie weinen sah; Rom. 12,15: Sich freuen mit den Frohen und weinen mit den Weinenden. 1534. – Die Zurückhaltung aber, weil er sich gemäß dem Urteil der Vernunft erregt; daher sagt [der Evangelist] knirschte im Geist; gleichsam ein Urteil der Vernunft einhaltend. In der Erregung nämlich wird das Denken Geist genannt, oder Vernunft, gemäß jener Stelle Eph. 4,23: Erneuert euch im Geist eures Denkens. Manchmal aber geschieht es, dass ein derartiges Erleiden des empfindenden Teiles weder im Geist geschieht, noch die Mäßigung der Vernunft bewahrt, sondern vielmehr sie selbst verwirrt: dies freilich fand in [Christus] nicht statt, weil er knirschte im Geist. Aber was bedeutet das Knirschen Christi? Es scheint, dass es Zorn bedeutet; Prov. 19,12: So wie das Knirschen des Löwen, so [ist] auch der Zorn des Königs. Ebenfalls scheint es, dass es Unwillen bedeutet, gemäß jener Stelle Ps. 111,10: Er knirscht mit seinen Zähnen, und verzehrt sich.

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Die Antwort. Man muss sagen, dass dieses Knirschen bei Christus einen gewissen Zorn und Unwillen des Herzens bedeutet. Jeder Zorn und Unwillen aber wird durch irgendeinen Schmerz und eine Trauer verursacht. Zweierlei aber lag hier zugrunde: das eine, wodurch Christus erregt wurde, [war,] dass der Tod dem Menschen zugefügt wurde wegen der Sünde; das andere aber, wodurch er erregt wurde, war die Grausamkeit des Todes und des Teufels. So wie daher jemand, wenn er den Feind zurückschlagen will, Schmerz empfindet von den Übeln, die [ihm] von diesem zugefügt worden sind, und sich erregt, um ihn zu bestrafen, so empfand auch Christus Schmerz und Unwillen. 1535. – Die Macht aber [beachte als drittes], weil er selbst durch sein eigenes Geheiß sich bei sich selbst erregte. Denn ein derartiges Erleiden entsteht manchmal aus einer ungebührlichen Ursache; wie wenn jemand sich über Übel freut und über Gutes trauert; Prov. 2,14: Die sich freuen, wenn sie übel gehandelt haben, und jubeln bei schlechtesten Dingen. Und dies fand nicht statt bei Christus; daher sagt [der Evangelist] als er sie weinen sah … empörte er sich. Manchmal entsteht [ein derartiges Erleiden] aus irgendeiner guten Ursache, wird aber dennoch nicht von der Vernunft gemäßigt: und deswegen sagt [der Evangelist] Jesus … knirschte im Geist. Manchmal aber kommt es, wenn es auch durch etwas gemäßigt wird, dennoch dem Urteil der Vernunft zuvor; von dieser Art sind die plötzlichen Regungen. Dies freilich fand nicht statt bei Christus: weil jede Regung sinnlichen Bestrebens bei ihm nach dem Maß und Geheiß der Vernunft stattfand. Und deshalb sagt [der Evangelist] Jesus … empörte sich, als ob er sagte: Nach dem Urteil der Vernunft nahm er diese Trauer an. Aber dagegen steht, was gesagt wird in Is. 42,4: Nicht wird er traurig sein noch aufgeregt. Die Antwort. Man muss sagen, dass dies verstanden wird bezüglich der vorwegnehmenden und unmäßigen Traurigkeit. Es wollte auch Christus sich empören und traurig werden aus dreifacher Ursache. Erstens nämlich, um die Verfassung und die Wahrheit der menschlichen Natur zu erweisen. – Zweitens damit er, indem er traurig wird und sich beherrscht, lehre, dass ein Maß einzuhalten ist in der Trauer. Die Stoiker nämlich sagten, dass kein Weiser traurig werde. Aber es scheint sehr unmenschlich zu sein, dass jemand durch den Tod von jemandem nicht traurig wird. Manche aber gibt es, die in der Trauer über das Unglück von Freunden allzu weit gehen. Aber der Herr wollte traurig werden, damit er dir bezeichne, dass du manchmal traurig werden sollst, was gegen die Stoiker ist: und er hielt Maß in der Trauer, was gegen die zweiteren ist. Daher sagt [der Apostel] in I Thess. 4,13: Wir wollen nicht, dass ihr nichts wisst über die Entschlafenen, damit ihr nicht dabei traurig werdet so wie die übrigen, die keine Hoffnung haben; Eccli. 22,10: Über den Toten weine, weil sein Licht fehlt, und danach fügt er hinzu: Mäßig weine über den Toten, weil er ruht. – Die dritte Ursache ist, damit [Christus] lehre, dass wir für die

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Toten körperlich trauern und weinen müssen: gemäß jener Stelle Ps. 27,2: Erschüttert bin ich, und erniedrigt bin ich allzu sehr.48 VIII. 1536. – Anschließend zeigt der Herr die Gefühlsregung seines Herzens in Worten; daher sagt er Wo habt ihr ihn hingelegt? Aber [ein Einwand] dagegen. Hat etwa der Herr die Stelle, wo er begraben war, nicht gekannt? Es scheint, dass [dem] nicht [so war]: denn so, wie er durch die Kraft der Göttlichkeit abwesend um seinen Tod wusste, so wusste er auch die Stelle des Grabes. Weshalb also fragt er, wo [Lazarus] liegt? Die Antwort. Man muss sagen, dass [Christus] nicht als Unwissender fragt, sondern indem ihm vom Volk das Grab gezeigt wird, will er, dass sie bekennen, dass Lazarus tot und begraben sei: damit er so das Wunder allem Verdacht entreiße. Es gibt dazu auch zwei mystische Gründe. Einer ist, dass, wer fragt, das nicht zu wissen scheint, worum er fragt. Durch Lazarus im Grab aber werden die in Sünden Gestorbenen bezeichnet. Es zeigt also der Herr, dass er die Stelle von Lazarus nicht kenne, indem er dadurch zu verstehen gibt, dass er gleichsam die Sünder nicht kennt, gemäß jener Stelle Matth. 7,23: Ich kenne euch nicht, und Gen. 3,9: Adam, wo bist du? – Der andere Grund ist, dass [die Tatsache], dass einige aus der Sünde auferstehen in den Zustand der göttlichen Gerechtigkeit, geschieht aus der Tiefe der göttlichen Vorhersehung: einer Tiefe, die die Menschen freilich nicht kennen; Rom. 11,34: Wer kennt den Sinn des Herrn, oder wer war sein Ratgeber? Und Ier. 23,18: Wer war denn anwesend beim Rat Gottes, und hat gesehen und gehört seine Reden? Und deshalb verhält sich der Herr, indem er dies andeutet, in der Art eines Unwissenden, weil auch wir selbst dies nicht wissen. So also wird die Frage des Herrn angeführt, und es folgt die Antwort des Volkes; daher sagt [der Evangelist] Sie sagten zu ihm: Herr, komm, und sieh! Komm in Erbarmen, sieh in Erwägung; Ps. 24,18: Sieh meine Niedrigkeit und meine Mühsal, und erlasse mir alle meine Vergehen. IX. 1537. – Anschließend zeigt der Herr seine Gefühlsregung durch Tränen; daher wird hinzugefügt Und Jesus weinte. Diese Tränen freilich geschahen nicht aus Nötigung, sondern aus Mitleid und einem Vernunftgrund. Er war nämlich die Quelle des Mitleids, und deshalb weinte er, damit er zeigte, dass es nicht zu tadeln sei, wenn jemand aus Mitleid weint; Eccli. 38,16: Sohn, über einen Toten vergieße Tränen. Er weinte aus einem Vernunftgrund, damit er lehrte, dass der Mensch wegen der Sünde das Weinen nötig hat, gemäß jener 48 Diese Stelle ist nicht verifizierbar.

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Stelle Ps. 6,7: Ich habe mich gemüht in meinem Stöhnen, ich werde jede einzelne Nacht mein Bett befeuchten. X. 1538. – Wenn der Evangelist anschließend sagt Es sagten also die Juden: Seht, wie er ihn geliebt hat, legt er die Erörterung über die Gefühlsregung Christi dar: und erstens führt er einige vor, die Christi Gefühlsregung bewundern; zweitens einige, die ein früher getanes Wunder in Zweifel riefen, an der Stelle [n. 1539] Einige aber von ihnen sagten etc. Die aber, die das Wunder Christi bewunderten, führt der Evangelist in der Art eines Schlusses vor, wenn er sagt Es sagten also die Juden, da nämlich die Zeichen der Gefühlsregung Christi offenbar waren, so in Worten wie in Tränen, Seht, wie er ihn geliebt hat: denn die Liebe offenbart sich am meisten in der Trauer der Menschen; Prov. 17,17: In der Trauer wird der Freund erkannt. Mystisch aber wird dadurch zu verstehen gegeben, dass Gott die Menschen auch in den Sünden liebt; wenn er sie nämlich nicht geliebt hätte, würde er keinesfalls sagen: Nicht bin ich gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die Sünder zur Reue, Matth. 9,13. Daher [wird gesagt in] Ier. 31,3: In immerwährender Liebe habe ich dich geliebt, daher habe ich dich herbeigezogen in Erbarmen. XI. 1539. – Die aber ein getanes Wunder in Zweifel stellten, waren von den Neidern Jesu; daher sagt [der Evangelist] Einige aber von ihnen sagten: Konnte nicht dieser, der die Augen des blind Geborenen geöffnet hat, machen, dass dieser nicht gestorben wäre? Als ob sie sagten: Wenn er ihn so liebte, dass er auch über seinen Tod weint, scheint es, dass er gewollt hätte, dass jener nicht stürbe: denn die Trauer gehört zu dem, was uns geschieht, obwohl wir es nicht wollen. Wenn er also gestorben ist, obwohl [Christus] es nicht wollte, scheint es, dass er den Tod nicht verhindern konnte; um vieles mehr scheint es [dann], dass er die Augen des blind Geborenen nicht öffnen konnte. Oder es ist zu sagen, dass sie dies sagten in Bewunderung, in jener Art des Sprechens, auf die Eliseus sagt in IV Reg. 2,14: Wo ist der Gott des Elias auch jetzt? Und David in Ps. 88,50: Wo ist dein altes Erbarmen, Herr?

Lectio VI. I. Jesus also ging, wieder in sich knirschend, zum Grab. II. Es war aber eine Höhle, und ein Stein war über sie gelegt. Jesus sagte: Hebt den Stein auf. Martha sagte zu ihm, die Schwester dessen, der gestorben war: Herr, er stinkt schon, am vierten Tag nämlich ist er. Jesus

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sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Sie hoben also den Stein auf. III. Jesus aber, als er die Augen aufwärts gerichtet hatte, sagte: Vater, ich danke dir, dass du mich gehört hast. Ich wusste, dass du mich immer hörst; aber wegen des Volkes, das ringsum steht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. IV. Als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus. V. Und sofort kam hervor, der tot gewesen war, gebunden an Händen und Füßen mit Bändern, und sein Gesicht war gebunden mit einem Schweißtuch. VI. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihn, und lasst ihn gehen. I. 1540. – Nachdem der Evangelist einiges Einleitende zur Auferweckung angeführt hat [vgl. n. 1499], behandelt er hier folgerichtig die Auferweckung selbst: hinsichtlich dessen macht er viererlei. Erstens bezüglich der Ankunft Christi beim Grab; zweitens bezüglich der Wegschaffung des Steines, an der Stelle [n. 1542] Es war aber eine Höhle etc.; drittens bezüglich des Gebetes Christi, an der Stelle [n. 1550] Jesus aber, als er die Augen aufwärts gerichtet hatte, etc.; viertens bezüglich der Wiederauferweckung, an der Stelle [n. 1556] Als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus. 1541. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Jesus also ging, wieder in sich knirschend, zum Grab. Eifrig aber sagt der Evangelist oft, dass [Christus] weinte und dass er knirschte, wie Chrysostomus sagt, weil er im Folgenden die Macht seiner Göttlichkeit zeigen wird. Damit du also nicht zweifeln mögest an der Wahrhaftigkeit seiner Menschlichkeit, versichert [der Evangelist] Schwächeres und Niedrigeres unserer Natur [auch] über Christus. Und so, wie Johannes ausdrücklicher als die übrigen Evangelisten die göttliche Natur und Macht zeigt, so sagt er auch gewisses Schwächeres über ihn, so wie [etwa], dass er weinte, dass er knirschte, und derartiges, was am meisten die Gefühlsregung der menschlichen Natur in Christus zeigt. Mystisch aber knirschte er, damit zu verstehen gegeben wird, dass jene, die von den Sünden auferstehen, in fortwährender Trauer verbleiben müssen, gemäß jener Stelle Ps. 37,7: Den ganzen Tag schritt ich bekümmert einher. Oder man muss sagen, dass [Christus] oben knirschte im Geist, wegen des Todes des Lazarus, hier aber wieder in sich wegen der Ungläubigkeit der Juden. Daher hatte der Evangelist die Bezweifelung des Wunders vorangeschickt, durch die, die sagten Konnte nicht dieser, der die Augen des blind Geborenen geöffnet hat,

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machen, dass dieser nicht gestorben wäre? Dieses Knirschen freilich geschah aus Mitleid und Erbarmen mit den Juden; Matth. 14,14: Da Jesus die Scharen sah, erbarmte er sich ihrer. II. 1542. – Hier wird die Wegschaffung des Steines behandelt, wobei [der Evangelist] viererlei macht. Erstens beschreibt er den Stein; zweitens fügt er den Befehl Christi hinzu über die Entfernung des Steines [n. 1544]; drittens schließt er die Erörterung über die Beseitigung des Steines an [n. 1545]; viertens bringt er die Erfüllung des Auftrages vor [n. 1549]. 1543. – Der Stein aber wird beschrieben als über das Grab gelegt; daher sagt [der Evangelist] Es war aber eine Höhle, und ein Stein war über sie gelegt. Man muss nämlich wissen, dass sie in jenen Gegenden Löcher in Form einer Höhle als Begräbnisstätten der Menschen haben, wo sie mehrere Körper von Toten zu verschiedenen Zeiten niederlegen können, und deshalb haben sie eine Öffnung, die sie mit einem Stein verschließen und öffnen, wenn es nötig ist. Und deshalb wird hier gesagt, dass ein Stein über sie gelegt war, nämlich über den Ausgang der Höhle. Ähnlich findet man es in Gen. 23,1–20, wo Abraham einen Acker kauft und eine Höhle, um seine Frau Sarah zu beerdigen. Mystisch aber wird unter der Höhle verstanden die Tiefe der Sünden, von der man findet in Ps. 68,3: Ich sitze fest im Schlamm der Tiefe, und kein Grund ist da. Unter dem darüber gelegten Stein wird das Gesetz verstanden, das auf Stein geschrieben ist, und die Sünde nicht aufhob, sondern [die Menschen] in der Sünde festhielt: weil sie dadurch schwerer sündigten [darin], was sie gegen das Gesetz taten; daher sagt [der Apostel] in Gal. 3,22: Eingeschlossen hat die Schrift alle unter der Sünde. 1544. – Den Befehl Christi bezüglich der Wegschaffung des Steines führt [der Evangelist] an, wenn er sagt Jesus sagte: Hebt den Stein auf. Aber es wird gefragt, weil es etwas Größeres ist, einen Toten aufzuerwecken als einen Stein wegzubewegen, weshalb er nicht zugleich mit dieser Kraft den Stein aufhob. Darauf antwortet Chrysostomus, dass dies geschehen ist zur größeren Sicherheit des Wunders, damit er nämlich jene zu Zeugen des Wunders machte, damit sie nicht sagen würden, was sie in Blindheit sagten: Nicht ist es dieser, der tot war. Mystisch, Augustinus zufolge, bezeichnet die Wegschaffung des Steines die Abschaffung der Last der Gesetzesbefolgungen von den Gläubigen Christi, die von den Heiden zur Kirche kamen, welche ihnen einige auferlegen wollten. Daher sagt der selige Jakobus, Act. 15,28: Geschienen hat es dem Heiligen Geist

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und uns, euch keine Last darüber hinaus aufzuerlegen. Und Petrus sagt ebendort [Act. 15,10]: Weshalb strebt ihr danach, ein Joch über die Nacken der Schüler zu legen, das weder unsere Väter, noch wir tragen konnten? Bezüglich dessen also sagt der Herr Hebt den Stein auf, das heißt die Last des Gesetzes, und predigt die Liebe. Oder er bezeichnet durch den Stein jene, die in der Kirche korrupt leben, und zum Anstoß sind denen, die glauben wollen, indem sie sie von der Bekehrung abziehen; über diesen Stein [heißt es in] Ps. 90,12: Nicht mögest du etwa deinen Fuß stoßen an einen Stein. Der Herr freilich schreibt vor, dass dieser beseitigt wird; Is. 57,14: Bringt die Hindernisse weg vom Weg meines Volkes. 1545. – Die Erörterung aber wird angeführt von Seiten Marthas, und erstens werden die Worte Marthas, die es erörtert, angeführt; zweitens die Worte Christi, der antwortet [n. 1547]. 1546. – Die Worte Marthas nun führt [der Evangelist] an, indem er sagt Martha sagte zu ihm, die Schwester dessen, der gestorben war: Herr, er stinkt schon, am vierten Tag nämlich ist er. Dies ist dem Buchstaben nach geschehen zur Erweisung der Wahrheit des Wunders, weil fast schon durch die Fäulnis die Glieder sich aufzulösen begannen. Mystisch aber [ist gesagt] über den, der zu sündigen gewöhnt ist, er stinkt schon, nämlich aufgrund des sehr schlechten Rufes, dessen sehr übler Geruch durch die Sünde aufsteigt. Denn so, wie von den guten Werken ein guter Geruch ausgeht, demzufolge was der Apostel sagt in II Cor. 2,15: Christi guter Geruch sind wir für Gott, so dampft aus dem üblen Werken Gestank und schlechter Geruch: der wird auch mit Recht viertägig genannt, denn gleichsam gepresst vom Gewicht der irdischen Sünden und der fleischlichen Begierden ist die Erde das letzte der vier Elemente; Ioel. 2,20: Es steigt auf der Gestank jenes, und es steigt auf die Fäulnis jenes, weil er hochmütig gehandelt hat. 1547. – Ihr aber antwortet Christus, indem er sagt Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Hier scheint der Herr Martha vorzuwerfen, dass sie sich nicht dessen erinnerte, was Christus ihr gesagt hatte: Wer an mich glaubt, wird, auch wenn er tot ist, leben; denn Martha zweifelte, ob Christus einen vier Tage lang Toten auferwecken könne. Mag er nämlich einige kürzlich Verstorbene auferweckt haben, hielt sie dies doch für unmöglich bei [ihrem] Bruder wegen der Anzahl der Tage. Und daher sagte der Herr zu ihr Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?, das heißt die Auferweckung deines Bruders, durch die Gott verherrlicht werden wird. Aber während der Herr oben zu den Aposteln gesagt hatte, dass dieses Wunder geschehen werde zu seiner Verherrlichung, indem er sagte damit verherrlicht werde der Sohn Gottes durch ihn, nämlich durch den Tod, sagt er hier jedoch zu Martha, dass dieses Wunder geschehen werde zur Verherrlichung Gottes. Und dies deshalb, weil die Herrlichkeit des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes dieselbe ist. Deshalb aber hat er hier nicht die

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Herrlichkeit des Sohnes erwähnt, damit er nicht die dabeistehenden Juden aufregte, die geneigt waren zum Widerspruch. 1548. – Es wird aber in diesen Worten des Herrn ein zweifacher Nutzen unseres Glaubens angezeigt. Der erste ist die Bewirkung der Wunder, die dem Glauben geschuldet wird; Matth. 17,20: Wenn ihr Glauben haben werdet wie ein Senfkorn, werdet ihr zu diesem Berg sagen: Geh von hier nach dorthin, und er wird hingehen; und nichts wird euch unmöglich sein. Daher [sagt] auch der Apostel in I Cor. 13,2: Wenn ich Glauben haben werde, so dass ich Berge versetze. Und in Mc. ult., 20 wird gesagt: Jene aber predigten überall, wobei der Herr mitwirkte, und die Rede bestärkte, und Zeichen folgten. Diese Bewirkung von Wundern freilich geschieht zur Verherrlichung Gottes: und deshalb sagt [Christus] wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen. Der zweite Nutzen ist die Schau der ewigen Herrlichkeit, die dem Glauben geschuldet wird als Lohn; daher sagt [Christus] wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen; Is. 7,9, nach einer anderen Lesart: Wenn ihr nicht glauben werdet, werdet ihr nicht erkennen. I Cor. 13,12: Wir sehen jetzt in einem Spiegel, und in einem Rätsel, durch den Glauben, dann aber von Angesicht zu Angesicht. 1549. – Die Erfüllung des Auftrages führt [der Evangelist] an, indem er sagt Sie hoben also den Stein auf. Hierbei muss beachtet werden, Origenes zufolge, dass die Verzögerung, den daliegenden Stein aufzuheben, verursacht wurde von der Schwester des Toten. Und deshalb wurde die Auferweckung des Bruders so lange aufgeschoben, wie sie Christus durch Worte abhielt, aber sofort, als sie Christi Auftrag in Gehorsam ausführt, wird der Bruder auferweckt. So dass wir dadurch lernen, nichts einzuschieben zwischen die Befehle Christi und ihre Ausführung, wenn wir wollen, dass sofort die Wirkung des Heiles erfolgt; Ps. 17,45: Im Hören des Ohres gehorchte er mir. III. 1550. – Hier wird Christi Gebet behandelt, in dem er Dank sagt: hinsichtlich dessen führt der Evangelist viererlei an. Erstens führt er die Art des Betens an; zweitens die Wirksamkeit des Gebetes [n. 1553]; drittens schließt er die Notwendigkeit des Gebetes aus [n. 1554]; viertens fügt er die Nützlichkeit des Gebetes an [n. 1555]. 1551. – Die Art des Betens aber führt er an als eine passende, nämlich als er die Augen aufwärts gerichtet hatte; das heißt, er richtete sein Erkenntnisvermögen empor, indem er es durch das Gebet hinführte zum erhabenen Vater. Für uns aber, wenn wir nach dem Beispiel des Gebetes Christi beten wollen, ist es nötig, dass wir die Augen unseres Geistes zu ihm erheben, indem wir sie wegbewegen von den gegenwärtigen Dingen, in Erinnerung, Überlegungen und Absichten. Wir erheben auch die Augen zu Gott, wenn wir, nicht vertrauend auf unsere Verdienste, nur auf das Erbarmen hoffen, gemäß jener

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Stelle Ps. 122,1: Zu dir habe ich erhoben meine Augen, der du wohnst in den Himmeln, und So wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Herrin, so die Augen auf den Herrn unseren Gott, bis er sich unser erbarmt; Thren. 3,41: Erheben wir unsere Herzen mit den Händen zum Herrn in den Himmeln. 1552. – Die Wirksamkeit des Gebetes aber führt [der Evangelist] an, wenn er sagt Vater, ich danke dir, dass du mich gehört hast. Darin haben wir einen Beweis, dass Gott geneigt ist, großzügig zu sein, gemäß jener Stelle Ps. 9,17: Das Verlangen der Armen hat der Herr erhört, so, dass er das Verlangen, auch bevor [der Bittende] die Worte vorbringt, erhört; Is. 30,19: Auf die Stimme deines Rufens wird er dir sofort, sowie er sie gehört hat, antworten; und 65,24: Während jene noch sprechen, werde ich sagen, Sieh, ich bin da. Um vieles mehr also nützt es, über den Herrn [und] Heiland zu glauben, dass Gott Vater, seiner Bitte zuvorkommend, ihn erhört hat: denn die Tränen, die Christus über den Tod des Lazarus vergossen hat, vertraten die Stelle des Gebetes. Dadurch aber, dass er am Beginn des Gebetes dankt, wird uns das Beispiel gegeben, dass wir, wenn wir beten wollen, für die erhaltenen Wohltaten Gott Dank abstatten, bevor wir Zukünftiges erbitten; I Thess. 5,18: In allem dankt. 1553. – Dass [Christus] aber sagt dass du mich gehört hast, hat keine Schwierigkeit, wenn es ausgelegt wird in Beziehung auf Christus, sofern er Mensch ist: so nämlich war Christus geringer als der Vater, und insofern stand es ihm an, den Vater zu bitten, und von ihm erhört zu werden. Wenn es aber, wie Chrysostomus es will, ausgelegt wird in Beziehung auf Christus, sofern er Gott ist, dann hat das Wort eine Schwierigkeit: denn demzufolge kam es ihm nicht zu, zu beten, noch auch, erhört zu werden, sondern eher, die Bitten anderer zu erhören. Und deshalb muss man sagen, dass dann jemand erhört wird, wenn sein Wille erfüllt wird. Der Wille des Vaters aber wird immer erfüllt, weil, wie gesagt wird in Ps. 113,B,3, alles, was immer er wollte, der Herr getan hat. Weil also der Wille des Vaters und des Sohnes derselbe ist, erfüllt der Vater immer, wenn er seinen Willen erfüllt, den Willen des Sohnes. Es sagt also der Sohn, sofern er das Wort ist, dass du mich gehört hast, das heißt getan hast, was in deinem Wort war, dass es geschähe. Er sagte es nämlich, und es ist vollendet. 1554. – Die Notwendigkeit des Gebetes aber schließt [Christus] aus, indem er sagt Ich wusste, dass du mich immer hörst etc. Hier zeigt der Herr seine Göttlichkeit gleichsam verschleiert, als ob er sagte: Dafür, dass mein Wille geschehe, bedarf ich nicht des Gebetes, weil von Ewigkeit her mein Wille erfüllt ist; Hebr. 5,7: In allem ist er erhört für seine Ergebenheit. Denn Ich wusste, nämlich mit Sicherheit, dass du mich, das Wort, immer hörst: weil, was immer du tust, in mir ist, dass es geschehe. 1555. – [Ich wusste] ebenfalls, dass du mich, den Menschen, immer hörst, weil mein Wille immer übereinstimmend ist mit deinem Willen; aber wegen des Volkes, das ringsum steht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass [Christus] vieles tat und sagte wegen des Nutzens für andere; unten 13,15: Ein Beispiel habe ich

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euch gegeben, dass, wie ich euch getan habe, so auch ihr tun sollt. Denn jede Tat Christi ist unsere Unterweisung. Christus wollte aber durch dieses Tun insbesondere zeigen, dass er nicht ein anderer sei als der Vater, sondern er erkannte ihn als seinen Ursprung; und deshalb fügt er hinzu damit sie glauben, dass du mich gesandt hast; unten 17,3: Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen als den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus; Gal. 4,4: Gott hat geschickt seinen Sohn, gemacht aus einer Frau her, geschaffen unter dem Gesetz. Und damit wird angeführt die Nützlichkeit des Gebetes. IV. 1556. – Hier wird die Auferweckung des Lazarus behandelt, und diesbezüglich macht [der Evangelist] dreierlei. Erstens wird das Wort des Auferweckenden angeführt; zweitens die Wirkung des Wortes, an der Stelle [n. 1558] Und sofort kam hervor, der tot gewesen war; drittens den Auftrag der Lösung des Auferweckten, an der Stelle [n. 1559] Jesus sagte zu ihnen: Löst ihn. 1557. – Die Stimme des Auferweckenden aber wird angeführt als eine laute; daher sagt [der Evangelist] Als er dies gesagt hatte, nämlich Jesus, rief er mit lauter Stimme: und dies wörtlich, damit er den Irrtum der Heiden zerstöre und mancher Juden, die sagen, dass die Seelen der Toten in den Gräbern blieben bei den Körpern. Und deshalb rief er, gleichsam die Seele von weit her aufrufend, die im Grab nicht war. Oder man muss sagen, und [zwar] besser, dass die Stimme Christi eine laute genannt wird wegen der Größe seiner Macht: denn so groß war seine Macht, dass er den vier Tage [toten] Lazarus vom Tod auferweckte, wie ein Schlafender aus dem Traum aufgeweckt wird; Ps. 67,34: Er gab seiner Stimme die Stimme der Kraft. Auch ist diese laute Stimme veranschaulichend für jene laute Stimme, die sein wird bei der allgemeinen Auferstehung, durch die alle von den Gräbern werden auferweckt werden; Matth. 25,6: Mitten in der Nacht ist ein Geschrei erhoben worden etc. [Christus] ruft, sage ich, und sagt Lazarus, komm heraus. Er ruft ihn deshalb mit dem Eigennamen, weil die Macht seiner Stimme so groß war, dass gleichermaßen alle Toten gezwungen worden wären, hervorzukommen, wenn er nicht durch die Nennung des Namens seine Macht auf einen einzigen eingeschränkt hätte, wie Augustinus sagt über das Wort Gottes. Dadurch wird auch zu verstehen gegeben, dass Christus die Sünder ruft, heraus zu kommen aus dem Umgang mit der Sünde: Apoc. 18,4: Kommt heraus aus jener, mein Volk. Ebenso aus ihrer Verbergung [heraus zu kommen] durch das Bekenntnis in der Offenbarung der Sünde; Iob 31,33: Wenn ich, gleichsam als ein Mensch, meine Sünde verheimlicht habe.

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Caput XI.

V. 1558. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und sofort kam hervor, der tot gewesen war, wird die Wirkung der Stimme angeführt: und erstens wird die Auferstehung des Toten angeführt; zweitens der Zustand des auferstehenden Toten. Die Auferstehung des Toten nun war eilig auf den Befehl des Herrn; daher sagt [der Evangelist] Und sofort kam hervor, der tot gewesen war. So groß nämlich war die Kraft der Stimme Christi, dass sie ohne einen Aufschub an Zeit das Leben brachte: so wie es sein wird bei der allgemeinen Auferstehung, wenn in einem Augenblick die toten, die die Trompete hören, die Toten, die in Christus sind, als erste auferstehen werden, wie gesagt wird in I. Thess. 4,16. Schon nämlich wird vorweggenommen das Amt Christi, das genannt wird oben in 5,25: Es kommt die Stunde, und jetzt ist sie da, da die Toten, die in den Gräbern sind, hören werden die Stimme des Sohnes Gottes, und die hören werden, werden leben. So also ist erfüllt, was der Herr gesagt hatte: Ich gehe, damit ich ihn aufrufe. Hinsichtlich des Zustandes des Auferstehenden wird gesagt, gebunden, das heißt gebunden seiend an Händen und Füßen mit Bändern, das heißt mit Binden, in die die Alten die Toten einwickelten, und sein Gesicht war gebunden mit einem Schweißtuch, damit er nämlich keine Schrecken erregte. Deshalb aber befahl [Christus], dass er gebunden und verhüllt auferstehe, damit das Wunder mehr anerkannt würde. VI. 1559. – Wenn [Christus] anschließend sagt Löst ihn, und lasst ihn gehen, befiehlt er, dass [Lazarus] gelöst werde. Der Grund dafür ist, dass genau jene, die ihn lösten, zuverlässigere Zeugen des Wunders sein sollten, und ein festeres Gedenken dessen hätten, was geschah. Ähnlich auch, dass sie, während sie ihn berühren und sich ihm nähern, sähen, dass jenes [Wunder] wahr sei. Deshalb aber fügt er hinzu und lasst ihn gehen, damit er zeige, dass das Wunder keine Einbildung sei. Einige Magier nämlich scheinen irgendeinmal Tote auferweckt zu haben, nicht aber konnten sie diese dahin bringen, dass sie die früheren Aufgaben durchführten: und dies freilich war [deshalb so], weil ihre Auferweckung nur eine eingebildete war, und nicht wahrhaftig. 1560. – Man muss aber wissen, dass dies ganze, dass gesagt wird Und sofort kam hervor, mystisch ausgelegt wird von Augustinus; und dies zweifach, gemäß der zweifachen Art des Hervorkommens. Es kommt nämlich der Sünder hervor, wenn er bereuend herausgeht aus der Gewohnheit der Sünde in den Zustand der Gerechtigkeit; II Cor. 6,17: Geht heraus aus ihrer Mitte, und sondert euch ab. Er hat dennoch die Hände gebunden mit Bändern, das heißt mit fleischlichen Begierden: weil die noch im

Lectio VI.

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Körper Festsitzenden von den Beschwerlichkeiten nicht unbetroffen sein können, auch wenn sie sich von den Sünden erheben; daher sagt der Apostel in Rom 7,25: Ich selbst diene im Geist dem Gesetz Gottes, im Fleisch aber dem Gesetz der Sünde. Dass aber sein Gesicht mit dem Schweißtuch bedeckt war, bedeutet dies, dass wir in diesem Leben die volle Erkenntnis Gottes nicht haben können; I Cor. 13,12: Wir sehen jetzt in einem Spiegel im Rätsel, dann aber von Angesicht zu Angesicht. Und deshalb befiehlt [Christus], ihn zu lösen, und gehen [zu lassen], weil nach diesem Leben denen, die sich von der Sünde erheben, alle Schleier weggenommen werden, damit sie Gott von Angesicht zu Angesicht betrachten, wie gesagt wird in I Cor. 13,12. Dann wird nämlich die Verführbarkeit des Körpers aufgelöst, die gleichsam eine gewisse Fessel ist, die die Seele bindet und herabzieht von jeder vollen und klaren Betrachtung dieser Art; Is. 52,2: Löse die Fesseln deines Halses, gefangene Tochter Sion. So also zeigt sich eine Art des geistlichen Hervorkommens, die von Augustinus angeführt wird, in Buch 83 der Quaestiones. Die andere Art des Hervorkommens geschieht durch das Bekenntnis, über das gesagt wird in Prov. 28,13: Wer seine Verbrechen verbirgt, wird nicht berichtigt; wer aber bekennen wird, und sie hinter sich lässt, wird Barmherzigkeit erlangen. So nämlich geschieht das Hervorkommen durch ein Herausgehen aus den Geheimnissen, durch ein Offenbarwerden durch das Bekenntnis; aber dass du bekennst, bewirkt Gott durch ein Rufen mit lauter Stimme, das heißt Gnade. Der Tote aber, der hervortritt noch gebunden, ist der Bekennende, der noch Angeklagter ist. Damit aber seine Sünden gelöst werden, wird er den Dienern übergeben, damit sie ihn lösen, und ihn fortgehen lassen. Denn wen Christus durch sich selbst innerlich belebt, den lösen die Jünger, weil sie durch den Priesterdienst als Belebte losgelöst werden; Matth. 16,19: Was immer du lösen wirst auf der Erde, wird gelöst sein auch in den Himmeln. 1561. – Es sagen aber einige, die dieses Mysterium weiter verfolgen, dass so, wie Christus den Lazarus durch sich selbst belebt hat, den Belebten [dann] den Jüngern zur Loslösung übergab, so [auch] Gott die Seele innerlich belebt durch die Gnade, indem er die Schuld erlässt, und sie loslöst von der Anklage der ewigen Strafe; [dass] aber die Priester durch die Kraft der Schlüssel loslösen von einem Teil der irdischen Strafe. Aber diese Annahme schreibt den Schlüsseln der Kirche allzu wenig zu. Dies nämlich ist den Sakramenten des neuen Gesetzes eigentümlich, dass in ihnen die Gnade zugewendet wird. Die Sakramente aber bestehen in der Zuteilung durch die Diener; daher erhalten sich im Sakrament der Buße Reue und Bekenntnis materiell, seitens dessen, der das Sakrament empfängt; die verursachende Kraft des Sakramentes aber besteht in der Absolution durch den Priester, aus der Kraft der Schlüssel, durch die er die Wirkung der Passion des Herrn auf irgendeine Art dem zuwendet, den er losspricht, damit die Vergebung erlangt wird. Wenn also der Priester von nichts losspräche als nur von der Strafe, würde das Sakrament der Buße nicht die Gnade bringen, durch die

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Caput XI.

die Schuld vergeben wird; und infolge dessen wäre es kein Sakrament des neuen Gesetzes. Man muss also sagen, dass so, wie im Sakrament der Taufe der Priester, indem er die Worte vorbringt und [den Täufling] äußerlich reinwäscht, den Dienst der Taufe darbietet, während Christus innerlich tauft, so [auch] der Priester äußerlich durch die Kraft der Schlüssel den Dienst der Absolution erbringt, während Christus durch die Gnade die Schuld vergibt. 1562. – Aber das scheint Zweifel zu bewirken, dass zur Taufe meistens Kinder kommen, nicht vor der Taufe gerechtfertigt, die in der Taufe die Gnade der Vergebung erlangen; aber, um die Absolution zu erlangen, kommen Erwachsene, die meistens zuvor durch Reue die Vergebung der Sünden erlangt haben: so dass auf diese Art die folgende Absolution nichts zu bewirken scheint für die Vergebung der Sünden. Aber wenn es jemand sorgfältig betrachtet und in beiden Fällen Erwachsene annimmt, wird auf jeden Fall eine Ähnlichkeit gefunden. Es kommt nämlich vor, dass manche Erwachsene, bevor sie im realen Vollzug das Sakrament der Taufe erlangen, weil sie es als Gelübde [geäußert] haben, die Vergebung der Sünden erlangen [und] durch die Taufe des Geistes getauft werden; und trotzdem bewirkt die spätere Taufe, hinsichtlich dessen, was von ihr ausgeht, die Vergebung der Sünden, mag auch in demjenigen, dem sie bereits erlassen sind, dies nicht stattfinden, sondern er erlangt nur eine Vermehrung der Gnade. Wenn aber ein Erwachsener vor der Taufe nicht vollkommen vorbereitet war, um die Vergebung der Sünden zu erlangen, erlangt er im realen Vollzug selbst, während er getauft wird, die Vergebung durch die Kraft der Taufe, wenn er nicht durch Vortäuschung dem Heiligen Geist ein Hindernis entgegenstellt. Und ähnlich muss es gesagt werden bei der Reue. Wenn nämlich jemand vor der Absolution durch den Priester völlig reuevoll war, erlangt er die Vergebung der Sünden, dadurch, dass er es als Gelübde [geäußert] hat, dass er sich unterwerfen wird den Schlüsseln der Kirche; ohne das wäre es keine wahre Reue. Wenn aber zuvor die Reue nicht vollständig gewesen wäre [und] hinreichend zur Vergebung, erlangt er in der Absolution selbst die Vergebung der Schuld, wenn er nicht dem Heiligen Geist ein Hindernis entgegenstellt. Und ähnlich ist es bei der Eucharistie und der Letzten Ölung, und bei den anderen Sakramenten.

Lectio VII. I.

Viele der Juden also, die zu Maria und Martha gekommen waren, und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, glaubten an ihn. Einige von ihnen aber gingen fort zu den Pharisäern, und sagten ihnen, was Jesus getan hatte.

Lectio VII.

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Es beriefen also die Hohepriester und Pharisäer eine Versammlung, und sagten: III. Was tun wir, da dieser Mensch viele Zeichen tut? IV. Wenn wir ihn so gehen lassen, werden alle an ihn glauben: und die Römer werden kommen, und werden unsere Stätte vernichten, und das Volk. V. Einer aber von ihnen mit Namen Caiphas, weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte zu ihnen: VI. Ihr wisst nichts, noch überlegt ihr, dass es euch nützt, dass ein Mensch stirbt für das Volk, und nicht das ganze Volk zugrunde geht. VII. Dies aber sagte er nicht von sich aus; sondern weil er der Hohepriester jenes Jahres war, prophezeite er, dass Jesus sterben würde für das Volk: VIII. Und nicht nur für das Volk, sondern damit er die Söhne Gottes, die zerstreut waren, in eins versammle. IX. Von jenem Tag an also bedachten sie, dass sie ihn töteten. II.

I. 1563. – Nachdem der Evangelist den Tod des Lazarus angeführt hat und seine Auferstehung [vgl. n. 1471], führt er hier folgerichtig die Wirkung der Auferstehung an, und erstens führt er ihre Wirkung auf die Menge an; zweitens führt er ihre Wirkung auf die Mächtigen an, an der Stelle [n. 1566] Es beriefen also die Hohepriester und Pharisäer eine Versammlung. 1564. – Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er solche ein, die glaubten, indem er sagt Viele der Juden also, die zu Maria und Martha gekommen waren, um sie zu trösten, und gesehen hatten, was Jesus getan hatte, glaubten an ihn. Und [das ist] nicht sonderbar, weil ein solches Wunder nicht erhört worden ist seit Ewigkeit, dass nämlich ein vier Tage im Grab Toter auferweckt wurde zum Leben. Ähnlich sagt auch der Herr, dass er dieses Wunder tun werde wegen des Volkes, das dabeistand, damit sie nämlich glaubten an ihn: und deshalb ging jenes Wort nicht umsonst vorbei, sondern aufgrund des gesehenen Wunders glaubten viele. I Cor. 1,22: Die Juden suchen Wunder. 1565. – Zweitens führt [der Evangelist] solche ein, die es meldeten, indem er sagt Einige von ihnen aber gingen fort zu den Pharisäern etc. Dies freilich kann zweifach verstanden werden. Auf eine Art, dass sie das, was Jesus tat, den Obersten der Priester sagten, damit sie sie gegen Jesus mild stimmten, und damit sie ihnen Einhalt täten bezüglich dessen, was jene gegen Jesus, der so Wunderbares tat, ins Werk setzten. Auf eine andere Art, und besser, dass sie dies sagten, damit sie jene gegen Jesus aufwiegelten. Denn sie waren Ungläubige, und sie ereiferten sich über das Wunder. Und dies ist offenbar aufgrund der Art des Sprechens selbst. Denn als [der Evangelist] gesagt hatte Viele der Juden also … glaubten an ihn,

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Caput XI.

fügt er gleichsam den Gegensatz hinzu, indem er sagt Einige von ihnen aber gingen fort zu den Pharisäern etc. Diese sind es, von denen unten gesagt wird in 12,37, dass, obwohl Jesus so große Zeichen getan hatte vor ihnen, sie nicht an ihn glaubten … sie liebten nämlich die Ehre der Menschen mehr als die Ehre Gottes. II. 1566. – Wenn der Evangelist anschließend sagt Es beriefen also die Hohepriester und Pharisäer eine Versammlung, führt er die Wirkung des Wunders auf die Obersten an, und erstens führt er die Schlechtigkeit an, die sie gegen Christus ersannen; zweitens zeigt er, auf welche Art Christus ihr entging, an der Stelle [n. 1582] Jesus ging also nun nicht mehr öffentlich unter den Juden. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er die Einberufung der Versammlung an; zweitens fügt er hinzu die Zweifel der Versammelten, an der Stelle [n. 1568] Was tun wir, da dieser Mensch viele Zeichen tut? drittens bezeichnet er das Ende des Zweifels, an der Stelle [n. 1573] Einer aber von ihnen etc. 1567. – Es wird aber hinsichtlich des ersten die Schlechtigkeit der Hohepriester gezeigt an dreierlei. Erstens an der Verfassung der Personen, da sie nicht einfache Leute, sondern Hohepriester und Pharisäer waren. Hohepriester, weil sie die Leiter der Gottesdienste waren; Pharisäer aber, weil sie den Anschein von Religion hatten, damit so erfüllt würde, was gesagt wird in Gen. 49,5: Die Brüder Simeon und Levi, kriegerische Gefäße der Ungerechtigkeit. Denn von Simeon stammten die Gründer der Sekte der Pharisäer. Von den Hohepriestern aber ist es offenkundig, dass sie vom Stamm Levi waren: I Esd. 9,2: Die Schar der Obersten war die erste bei diesem Verrat. Zweitens [wird die Schlechtigkeit der Hohepriester gezeigt] an der Bösartigkeit der Überlegung; daher sagt [der Evangelist] sie beriefen eine Versammlung, was geschah, um Rat zu halten; Gen. 49,6: Ihrem Ratschluss möge meine Seele nicht beitreten; Ps. 1,1: Ein seliger Mann, wer nicht weggegangen ist in den Rat der Unfrommen etc. Aber, wie gesagt wird in Prov. 21,30: Nicht gibt es einen Rat gegen den Herrn. Drittens [wird die Schlechtigkeit der Hohepriester gezeigt] an der verwerflichen Absicht, weil sie gegen Jesus [gerichtet war], das heißt gegen den Heiland; Ps. 40,8: Gegen mich sprachen meine Feinde, gegen mich ersannen sie mir Übel; Ier. 18,18: Kommt, überlegen wir gegen Jeremias Überlegungen. III. 1568. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Was tun wir, da dieser Mensch viele Zeichen tut?, führt er ihre Zweifel an, und

Lectio VII.

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erstens führt er den Beweggrund des Zweifels an; zweitens den Gegenstand des Zweifels, an der Stelle [n. 1570] Wenn wir ihn so gehen lassen, werden alle an ihn glauben. 1569. – Es bewegten sie aber zum Zweifel die Wunder Christi; daher sagten sie Was tun wir, da dieser Mensch viele Zeichen tut? Blind sind sie, da sie ihn immer noch einen Menschen nennen, von dem sie einen so großen Erweis der Göttlichkeit empfangen haben. Denn, wie er selbst oben sagt in 5,36: Die Werke selbst, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie tue, geben Zeugnis über mich. Sie sind auch nicht weniger unweise als blind: weil sie zweifeln, was sie tun sollten, während sie nichts anderes zu tun hatten, als zu glauben; oben 6,36: Welches Zeichen tust du, dass wir dir glauben? Doch siehe, wieviele Zeichen er getan hat, und immer noch sagen sie da dieser Mensch viele Zeichen tut. Blind gemacht nämlich hat sie ihre Bösartigkeit: Sap. 2,21. IV. 1570. – Der Gegenstand des Zweifels aber war, dass sie die Schäden fürchteten, die sie ereilen würden. Und [der Evangelist] führt zweierlei an bezüglich dessen. Erstens den Verlust der geistlichen Führung; und hinsichtlich dessen sagt er Wenn wir ihn so gehen lassen, werden alle an ihn glauben: was freilich hinsichtlich der Wahrheit der Sache wünschenswert war für alle, denn der Glaube, der Christus gilt, rettet und führt hin zum ewigen Leben; unten 20,31: Dies ist geschrieben, damit ihr glaubt … und damit ihr glaubend das Leben habt in seinem Namen. Aber hinsichtlich ihrer schlechten Absicht schien es ihnen erschreckend, weil sie glaubten, dass keiner von denen, die an Christus glaubten, ihnen gehorchen werde. Daher ziehen sie aufgrund ihres Ehrgeizes sich selbst und andere ab vom Heil. Daher wird gesagt in III Io. 9: Jener, der die erste Stelle haben will bei ihnen, Diotrephes, nimmt uns nicht an. 1571. – Zweitens führt [der Evangelist] den Ehrgeiz des zeitlichen Besitzes an, indem er sagt und die Römer werden kommen, und werden unsere Stätte vernichten, und das Volk: dies scheint daraus zu folgen, Augustinus zufolge. Weil wenn alle an Christus glaubten, bliebe niemand übrig, der gegen die Römer den Tempel Gottes verteidigen würde, weil sie verlassen würden den heiligen Tempel und ihre väterlichen Gesetze, gegen die sie die Lehre Christi gerichtet glaubten. Aber das scheint nicht sehr das Zugrundeliegende zu betreffen, weil sie bereits den Römern untertan waren und nicht erwogen hatten, Krieg gegen sie zu beginnen. Und deshalb scheint es besser, zu sagen, Chrysostomus zufolge, dass sie dies deshalb sagten, weil sie sahen, dass Christus vom Volk geehrt wurde wie ein König. Und weil es der Befehl der Römer war, dass keiner, außer von ihnen, König genannt würde, deshalb fürchteten sie, dass die Römer, wenn sie dies hörten, dass [die Juden] Christus wie einen König behandelten, die Juden für

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Caput XI.

aufrührerisch hielten und gegen sie vorgehen, den Staat und das Volk zerstören würden; unten 19,12: Jeder, der sich zum König macht, widerspricht dem Kaiser. 1572. – Aber beachte ihre Erbärmlichkeit, weil sie nichts zu verlieren fürchten außer Zeitliches, [doch] an das ewige Leben nicht denken; Deut. 33,28: Das Auge Jakobs zur Erde. Aber, wie gesagt wird in Prov. 10,24, was der Unfromme fürchtet, wird über ihn kommen. Deshalb haben die Römer, nach der Passion des Herrn und der Verklärung, ihnen sowohl die Stätte wie das Volk vernichtet, durch Eroberung und Wegschaffung. V. 1573. – Die Beendigung des Zweifels aber führt [der Evangelist] an, wenn er sagt Einer aber von ihnen mit Namen Caiphas, weil er der Hohepriester jenes Jahres war, sagte zu ihnen. Und erstens wird die Beendigung angeführt; zweitens die Erklärung der Beendigung, an der Stelle [n. 1576] Dies aber sagte er nicht von sich aus; drittens die Annahme des Antrages durch die Versammlung, an der Stelle [n. 1581] Von jenem Tag an also bedachten sie, dass sie ihn töteten. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens beschreibt er die Person des Antragstellers; zweitens führt er die Worte des Antrages an, an der Stelle [n. 1575] Ihr wisst nichts etc. 1574. – Die Person des Antragstellers wird beschrieben hinsichtlich des Namens und der Würde. Hinsichtlich des Namens freilich, weil [er] Caiphas [hieß]; dieser Name passt zu seiner Schlechtigkeit. Er wird nämlich übersetzt erstens als „auskundschaftend“, was seiner Anmaßung zugeschrieben wird; Prov. 25,27: Wer Ausforscher der Hoheit ist, wird niedergedrückt von der Herrlichkeit.49 Anmaßend nämlich war er, als er sagte [Matth. 26,63]: Ich beschwöre dich beim lebendigen Gott, dass du uns sagst, ob du Christus bist. Zweitens wird es übersetzt als „scharfsinnig“, was seiner Verschlagenheit zugeschrieben wird, weil er sich bemühte, den Tod Christi zu bewirken. Drittens wird es übersetzt als „mit dem Mund ausspeiend“, was seiner Torheit zugeschrieben wird; Prov. 26,11: So wie ein Hund, der zum Ausgespieenen zurückkehrt. Hinsichtlich der Würde aber wird er beschrieben, weil er der Hohepriester jenes Jahres [war]. Bezüglich dessen muss man wissen, dass der Herr, wie man findet in Lev. 8, einen höchsten Priester bestimmt hat, dem, wenn er tot war, einer nachfolgte, der das ganze Leben lang das Amt des Hohepriesters ausübte. Später aber, als der Ehrgeiz und der Wetteifer unter den Juden wuchs, wurde bestimmt, dass es 49 Textvariante der Vulgata.

Lectio VII.

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mehrere Hohepriester gäbe, und dass allen abwechselnd die derartige Würde zukäme, und dass sie für jedes Jahr in Abwechslung dienten. Und manchmal verschafften sie sich sogar das mit Geld; wie Iosephus darüber berichtet. Und um dies zu zeigen sagt [der Evangelist] jenes Jahres. VI. 1575. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Ihr wisst nichts etc., führt er die Worte dessen an, der [den Zweifel] beendet; dieser wirft nun erstens den anderen Trägheit vor, indem er sagt: Ihr wisst nichts, noch überlegt ihr, als ob er sagte: Ihr seid träge, und immer noch nachlässiger erwartet ihr das Geschehen. Und deshalb, zweitens, führt [der Evangelist] seine Bösartigkeit an, indem er sagt es nützt euch, dass ein Mensch stirbt für das Volk. Diese Worte nun haben einen anderen Sinn gemäß der Absicht des Caiphas, und einen anderen gemäß der Auslegung des Evangelisten [vgl. n. 1576]. Damit es also erstens ausgelegt wird gemäß seiner schlechten Absicht, muss man wissen, dass, wie gesagt wird in Deut. 13,1ff, der Auftrag des Herrn ist: Wenn in deiner Mitte ein Prophet ist, oder einer, der sagt, er habe eine Traumerscheinung gesehen, und dich vom Herrn abbringen will, soll jener Prophet, als Vortäuscher von Traumerscheinungen, getötet werden. Diesem Gesetz zufolge also glaubte jener, dass Christus das Volk vom Dienst Gottes abwende; Lc. 23,2: Diesen haben wir aufgefunden dabei, dass er unser Volk umstürzt. Und deshalb sagte jener Ihr wisst nichts, nämlich über das Gesetz, noch überlegt ihr, dass es euch nützt, dass ein Mensch, nämlich dieser, stirbt, damit nicht das ganze Volk verführt wird; als ob er sagte: Das Heil eines einzelnen Menschen muss für den gemeinsamen Staat missachtet werden. Daher folgt in Deut. 13,6: Und wegbringen sollst du das Übel aus der Mitte deines Volkes; I Cor. 5,13: Bringt weg das Übel aus euch selbst. VII. 1576. – Aber anders legt der Evangelist es aus, indem er sagt Dies aber sagte er nicht von sich aus etc. Hierbei führt er dreierlei an. Erstens den Urheber dieser Worte; zweitens ihren richtigen Sinn, an der Stelle [n. 1578] dass Jesus sterben würde für das Volk; drittens fügt der Evangelist zu den Worten des Caiphas hinzu, an der Stelle [n. 1580] Und nicht nur für das Volk, sondern damit er die Söhne Gottes, die zerstreut waren, in eins versammle. 1577. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass der Evangelist, weil jemand glauben könnte, dass Caiphas aus eigener Veranlassung die gesprochenen Worte vorgebracht habe, sagt, indem er dies ausschließt Dies aber sagte er nicht von sich aus. Darin wird zu verstehen gegeben, dass jemand manchmal von sich selbst aus spricht. Der Mensch nämlich ist das, was das

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Caput XI.

Hauptsächliche in ihm ist, das aber ist der Verstand und die Vernunft: daher ist der Mensch das, was er ist, durch die Vernunft. Wenn also der Mensch spricht aus eigener Vernunft, dann spricht er von sich selbst aus, aber wenn er spricht aus irgendeiner höheren und äußeren Veranlassung, spricht er nicht von sich selbst aus. Zweifach aber geschieht dies. Manchmal wie eine Bewegung vom göttlichen Geist aus, gemäß jener Stelle Matth. 10,20: Nicht nämlich seid ihr es, die ihr sprecht, sondern der Geist eures Vaters, der in euch spricht. Manchmal aber wie eine Bewegung vom übelwollenden Geist aus, so wie die Besessenen: und insbesondere wird manchmal gesagt, dass [diese] prophezeien. Was freilich die vom göttlichen Geist Bewegten prophezeien, wird gesagt in II Petr. 1,21: Nicht nämlich durch menschlichen Willen wird bisweilen eine Prophezeiung herbeigeführt, sondern vom Heiligen Geist inspiriert haben heilige Menschen Gottes gesprochen. Was aber die vom übelwollenden Geist Bewegten prophezeien, findet man in Ier. 29,26: Gegeben hat dich der Herr als Priester für den Priester Ioiades, damit du Anführer seist im Haus des Herrn über jeden besessenen und prophezeienden Mann. Man muss auch wissen, dass manchmal jemand spricht durch Eingebung des Heiligen Geistes, oder eines übelwollenden Geistes, der dennoch den Gebrauch der Vernunft verliert, und besessen wird. Manchmal aber bleibt ihm der freie Gebrauch der Vernunft, und er wird nicht besessen. Wenn nämlich die sensitiven Kräfte überreich vorhanden sind aufgrund eines höheren Eindrucks, wird die Vernunft gefesselt, und bewegt, und er wird besessen. Weil aber ein Dämon die Macht hat, die Phantasie zu beeindrucken, da sie ein Vermögen ist, das einem Organ anhaftet, kann er in ihr manchmal einen Eindruck so bewirken, dass aufgrund des Übermaßes des Eindrucks die Vernunft zu einer gleichsam gefesselten gemacht wird, nicht aber, dass sie gezwungen wird zur Zustimmung; und dann wird der Mensch besessen von einen übelwollenden Geist. 1578. – Es bleibt also die Frage, ob Caiphas jene Worte durch die Eingebung des Heiligen Geistes gesprochen hat, oder des übelwollenden. Und es scheint, dass er sie nicht gesprochen hat durch die Eingebung des Heiligen Geistes: denn der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit, wie gesagt wird in Ier. 15.50 Der übelwollende Geist aber ist der Geist der Lüge; III Reg. 22,22: Ich werde hinausgehen, und werde ein lügender Geist sein im Mund aller Propheten. Es steht aber fest, dass Caiphas eine Lüge gesprochen hat, indem er sagte es nützt euch, dass ein einzelner stirbt. Er hat also nicht gesprochen durch die Eingebung des Heiligen Geistes, wie es scheint, sondern er hat prophezeit durch die Eingebung des übelwollenden Geistes der Besessenheit. Dies aber scheint nicht zusammenzustimmen mit den Worten des Evangelisten: denn wenn es so wäre, hätte Johannes nicht hinzugefügt weil er der Hohepriester jenes Jahres war. Deshalb fügte er also die Würde des Caiphas hinzu, damit er andeutete, dass jener durch die Eingebung des Heiligen 50 Dieses Zitat ist nicht verifizierbar.

Lectio VII.

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Geistes gesprochen habe. Dadurch wird uns zu verstehen gegeben, dass auch Üble, die in eine Würde eingesetzt sind, der Heilige Geist bewegt, manches zu sprechen, das wahr und wenigstens für die Untergebenen zum Vorteil sein wird. Darauf also, was im Gegensatz dazu gesagt wird, nämlich dass falsch sei, wenn er sagt es nützt euch, dass ein Mensch stirbt, und nicht das ganze Volk zugrunde geht, kann zweifach geantwortet werden. Auf eine Art, dass der Tod Christi, soviel er von sich aus ist, nützlich war für alle, auch für die, die ihn töteten; I Tim. 4,10: Der der Heiland aller Menschen ist, am meisten der Gläubigen; Hebr. 2,9: Dass die Gnade Gottes für alle den Tod gekostet hat. Auf eine andere Art so, dass gesagt wird es nützt euch, das heißt dem Volk. Daher setzt der Evangelist, wo Caiphas sagt dass er für euch stirbt, [statt dessen] für das Volk. 1579. – Aber es scheint aufgrund der Worte des Evangelisten, dass [Caiphas] ein Prophet war, weil er sagt er prophezeite. Wenn nämlich jemand prophezeit, folgt daraus, dass er ein Prophet ist. Aber, Origenes zufolge, folgt nicht, dass ein jeder, der prophezeit, ein Prophet ist; sondern wenn er ein Prophet ist, prophezeit er jedenfalls; denn manchmal wird jemandem die Ausführung irgendeiner Sache gestattet, deren Zustand ihm nicht gestattet wird; so wie nicht irgendjemand, der etwas Gerechtes tut, gerecht ist, sondern wer gerecht ist, Gerechtes tut. Man muss aber bemerken, dass eine zweifache Handlung zusammentrifft dazu, dass jemand prophezeit: nämlich zu sehen; I Reg. 9,9: Wer jetzt Prophet genannt wird, hieß früher ein Sehender. Ebenfalls, zu verkündigen: I Cor. 14,3: Der Prophet spricht zu allen für die Erbauung. Es geschieht aber manchmal, dass jemand beides hat, dennoch aber nicht zutreffend ein Prophet genannt wird: denn manchmal hat jemand eine prophetische Vision, so wie Nebukadnezar und der Pharao; und ähnlich haben sie die Vision anderen mitgeteilt; dennoch können sie nicht Propheten genannt werden, weil ihnen etwas fehlte, nämlich das Verständnis der Vision, die nötig ist bei einer Vision, wie gesagt wird in Dan, 10,1. Mag aber Caiphas auch keine prophetische Vision gehabt haben, so hatte er doch die Verkündigung der prophetischen Angelegenheit, insofern nämlich als er die Nützlichkeit des Todes Christi verkündete. Manchmal nämlich bewegt der Heilige Geist zu allem, was zur Prophetie gehört, manchmal aber nur zu etwas davon. An Caiphas aber hat er weder den Geist erleuchtet, noch die Vorstellungskraft; und deshalb blieb dessen Geist und Vorstellungskraft auf das Böse gerichtet: [der Heilige Geist] hat aber dennoch seine Zunge bewegt, damit er die Art vorbrachte, auf die das Heil des Volkes erfüllt würde. Daher wird er nicht Prophet genannt, außer soweit er die prophetische Handlung aufwies in der Verkündung, während seine Vorstellungskraft und seine Vernunft auf das Gegenteil aus war. Daraus ist offenbar, dass er nicht mehr ein Prophet genannt werden kann als die Eselin des Balaam.

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Caput XI.

VIII. 1580. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und nicht nur für das Volk, sondern damit er die Söhne Gottes, die zerstreut waren, in eins versammle, fügt er [etwas] zu den Worten des Hohepriesters hinzu, indem er sagt, dass Jesus nicht nur für den Stamm des Volkes, nämlich der Juden, sterben würde, wie Caiphas sagte, Hebr. ult., 12: Jesus hat, damit er durch sein Blut das Volk heiligte, vor dem Stadttor gelitten; sondern er fügt hinzu: auch für die ganze Welt; daher fügt er an damit er die Söhne Gottes, die zerstreut waren, in eins versammle. Hierbei muss man sich hüten vor der Häresie der Manichäer, die sagen, dass einige Seelen von göttlicher Substanz sind, und Söhne Gottes genannt werden; und sie sagen, dass Gott gekommen sei, um diese in eins zu versammeln. Aber das ist irrig; weil, wie gesagt wird in Ez. 18,4: Alle Seelen sind meine, nämlich durch die Schöpfung. Und deshalb ist, dass [der Evangelist] sagt damit er die Söhne Gottes, die zerstreut waren, in eins versammle nicht so zu verstehen, dass sie schon damals den Geist der Adoption empfangen hätten; weil, wie Gregorius sagt, sie weder schon seine Schafe waren noch Söhne Gottes durch Adoption. Sondern es muss verstanden werden gemäß der Vorherbestimmung, so dass gesagt wird damit er die Söhne Gottes, nämlich die von Ewigkeit vorherbestimmten, Rom. 8,29: Die er wusste, dass sie gleichgestaltig würden dem Abbild seines Sohnes, so dass er sei der Erstgeborene unter vielen Brüdern, die zerstreut waren, in verschiedene Bräuche und Völker, in eins versammle, nämlich in die Einheit des Glaubens; oben 10,16: Andere Schafe habe ich, die nicht aus diesem Schafstall sind, und diese muss ich herbei führen … und es wird sein ein Schafstall und ein Hirt; Ps. 146,2: Jerusalem bauend wird der Herr die Zerstreuung Israels versammeln. IX. 1581. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Von jenem Tag an also bedachten sie, dass sie ihn töteten, führt er die Übereinstimmung der Juden hinsichtlich des Todes Christi an. Aber hatten sie zuvor etwa nicht bedacht, ihn zu töten? Es scheint so: weil oben an verschiedenen Stellen gesagt wird, dass die Juden versuchten, ihn zu töten. Die Antwort. Man muss sagen, dass sie zuvor freilich den Antrieb hatten, ihn zu töten; aber von jenem Tag an, angestachelt zum Zorn durch die Worte des Caiphas, behandelten sie es als ein festes Vorhaben, ihn zu töten. Prov. 1,16: Ihre Füße rennen zum Bösen.

Lectio VIII.

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Lectio VIII. I.

Jesus ging nun also nicht mehr offen bei den Juden umher, sondern ging fort in die Gegend nahe der Wüste, in die Stadt die genannt wird Ephrem, und dort hielt er sich mit seinen Jüngern auf. II. Es war aber nahe das Paschafest der Juden, und es stiegen viele nach Jerusalem hinauf aus der Gegend, damit sie sich heiligten. III. Sie suchten also Jesus, und besprachen sich untereinander, da sie im Tempel standen: Was glaubt ihr, kommt er nicht zu diesem Festtag? IV. Es hatten aber die Hohepriester und Schriftgelehrten den Auftrag gegeben, dass wenn jemand wüsste, wo er sei, es angebe, damit sie ihn fassten. I. 1582. – Hier führt der Evangelist an, wie Christus ihrer Böswilligkeit entging, und erstens führt er die Art des Vermeidens an von Seiten Christi; zweitens die Wirkung der Bewunderung von Seiten des Volkes, an der Stelle [n. 1585] Es war aber nahe das Paschafest der Juden. 1583. – Die Art des Vermeidens aber war [die] durch Verbergen, und der Rückzug Christi von den Juden. Denn nach der Beratung hütete er sich vorsichtiger und ging nun also nicht mehr offen bei den Juden umher; aber er ging auch nicht in irgendeine bewohnte Stadt fort, sondern in die abgelegene Gegend nahe der Wüste, in die Stadt die genannt wird Ephrem, und dort hielt er sich mit seinen Jüngern auf. 1584. – Aber war etwa seine Macht geschwunden, in der er, wenn er wollte, inmitten der Juden offen umginge, und sie würden ihm nichts tun? Dies sei fern. Sondern dies tat er nicht wegen des Schwindens der Macht, sondern damit er den Jüngern ein Beispiel vorführte. Darin zeigt sich, dass es keine Sünde ist, wenn seine Gläubigen den Augen der Verfolger sich entziehen, und das Toben der Übeltäter eher durch Verbergen vermeiden, als dass sie, indem sie sich ihnen zeigen, es mehr entflammen: gemäß jener Stelle Matth. 10,23: Wenn ihr verfolgt werdet in einer Stadt, flieht in eine andere. Origenes aber sagt, dass niemand sich in Gefahren begeben muss; trotzdem ist es sehr lobenswert, wenn die Gefahren bereits drohen, weder das Bekenntnis zu Christus zu vermeiden, noch sich zu weigern, den Tod zu erleiden, um der Wahrheit willen. Und dies wegen zweier Gründe. Erstens, weil es sehr unvorsichtig ist, sich in Gefahren zu begeben, wegen der Unerprobtheit der eigenen Stärke, die sich manchmal als zerbrechlich herausstellt, und wegen der Unsicherheit des zukünftigen Ereignisses; I Cor. 10,12: Wer glaubt, dass er stehe, sehe zu, dass er nicht fällt. Zweitens, damit wir nicht, uns den Verfolgern aufdrängend, ihnen eine Gelegenheit geben, dass sie unfrommer und schul-

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Caput XI.

diger werden; I Cor. 10,32: Ohne Anstoß seid für die Juden, und für die Heiden, und für die Kirche Gottes. II. 1585. – Es wird die Wirkung der Verwunderung im Volk angeführt, und erstens wird der Anlass der Verwunderung angeführt; zweitens wird die Verwunderung selbst angeführt [n. 1587]; drittens die Ursache der Verwunderung [n. 1588]. 1586. – Der Anlass aber des Suchens und der Verwunderung wird zweifach genannt. Der erste aufgrund des Zustandes der Zeit, weil das Paschafest der Juden nahe war: an ihm wird die Erinnerung des Auszuges der Hebräer aus Ägypten gefeiert; Ex. 12,11: Es ist nämlich Phase, das heißt der Auszug des Herrn. [Der Evangelist] setzt aber hinzu der Juden, weil die Juden dieses Paschafest übel und ungebührend feierten: denn wenn wir ehrerbietig das Paschafest feiern, dann wird es das Paschafest Gottes genannt, Is. 1,13: Eure Festlichkeiten werde ich nicht ertragen. Der zweite [Anlass] aber [wird genannt] aufgrund der Versammlung des Volkes, weil viele nach Jerusalem hinaufstiegen aus der Gegend: denn, wie man liest in Ex. 23,14, mussten zu drei Zeiten im Jahr, beziehungsweise [zu drei] Festen, die Söhne Israels sich dem Herrn zeigen, von denen das erste das Paschafest war, und deshalb stieg eine große Menge nach Jerusalem hinauf, wo der Tempel war. Aber weil noch nicht die Zeit des Paschafestes war, zu der sie hinaufsteigen mussten, bezeichnet der Evangelist deshalb anschließend den Grund des Hinaufsteigens, indem er anfügt damit sie sich heiligten: Niemand nämlich wagte es, das Lamm zu essen, außer [er war] gereinigt, und deshalb kamen sie der Zeit des Paschafestes zuvor, damit sie inzwischen sich reinigten und am Paschafest das Lamm gebührlich essen könnten. Darin wird uns ein Beispiel gegeben, dass wir in der vierzigtägigen Zeit uns durch Fasten und gute Werke reinigen, damit wir am Paschafest gebührlich empfangen den Leib unseres Herrn. III. 1587. – Die Verwunderung aber wird angeführt [als] durch die Abwesenheit des Herrn verursacht: und das ist es, weshalb [der Evangelist] sagt Sie suchten also Jesus, freilich nicht, um [ihn] zu ehren, sondern zu töten, und besprachen sich untereinander, da sie im Tempel standen: Was glaubt ihr, kommt er nicht zu diesem Festtag? Aber es muss beachtet werden, dass, wenn ein Festtag heilig gefeiert wird, [Christus] immer bei dem Festtag ist; Matth. 18,20: Wo immer zwei oder drei versammelt sein werden in meinem Namen, dort bin ich in ihrer Mitte. Und

Lectio I.

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deshalb wollen wir, wenn wir versammelt sind im Haus Gottes, Jesus suchen, uns wechselweise tröstend und erbittend, dass er komme zu unserem Festtag. Wenn das Fest aber nicht heilig gefeiert wird, dann kommt Jesus nicht; Is. 1,14: Eure Feste und eure Feiertage hasst meine Seele. IV. 1588. – Als Ursache der Verwunderung und der Abwesenheit Jesu aber wird hinzugefügt, dass die Hohepriester und Schriftgelehrten aber den Auftrag gegeben hatten, dass wenn jemand wüsste, wo er, nämlich Jesus, sei, es angebe, damit sie ihn fassten, nämlich um ihn zu töten. Oben 8,21: Ihr sucht mich, und in eurer Sünde werdet ihr sterben. Aber, wie Augustinus sagt, wir, die wir wissen wo Christus ist, nämlich zur Rechten des Vaters, werden es ihnen angeben, dass sie ihn doch so erfassen durch den Glauben.

Caput XII. Lectio I. I. II.

Sechs Tage vor dem Paschafest also ging Jesus nach Bethanien, wo Lazarus gewesen war, der Tote, den er auferweckt hat. III. Sie machten dort aber ein Festessen für ihn. IV. Und Martha bediente: Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen. Maria also nahm ein Pfund von unverfälschter wertvoller Nardensalbe, und salbte die Füße Jesu, und wischte seine Füße ab mit ihren Haaren: und das Haus war erfüllt vom Geruch des Salböls. V. Es sagte also einer von seinen Jüngern, Judas Ischariot, der ihn verraten würde: VI. Warum ist diese Salbe nicht verkauft worden um dreihundert Denare, und gegeben worden den Armen? VII. Er sagte dies aber nicht, weil ihm an den Armen lag, sondern weil er ein Dieb war, und weil er die Geldkiste hatte, trug er, was gegeben wurde. I. 1589. – Im Vorangegangenen hat der Evangelist die Kraft der Göttlichkeit Christi gezeigt dadurch, was er im Leben getan und gelehrt hat [vgl. n. 335]; hier aber beginnt er, die Kraft seiner Göttlichkeit zu zeigen hinsichtlich seines Leidens und Todes: und

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Caput XII.

erstens behandelt er sein Leiden und seinen Tod; zweitens seine Auferstehung, im zwanzigsten Kapitel, an der Stelle [n. 2470] Gemeinsam aber am Sabbat etc. Der erste Teil wird eingeteilt in drei. Im ersten zeigt er die Ursachen beziehungsweise Anlässe seines Leidens und Todes; im zweiten wird die Vorbereitung der Jünger angeführt, von denen er sich durch den Tod körperlich trennen würde, Kapitel dreizehn, an der Stelle [n. 1727] Vor dem Tag des Paschafests etc.; im dritten wird sein Leiden und seinen Tod selbst behandelt, Kapitel achtzehn, an der Stelle [n. 2271] Nachdem Jesus dies gesagt hatte, ging er hinaus etc. Die Ursache beziehungsweise der Anlass des Leidens Christi aber war zweifach: nämlich die Herrlichkeit Christi selbst, die Neid erweckte, und die Ungläubigkeit der Juden, die sie blind machte. Zuerst wird die Herrlichkeit Christi behandelt; zweitens die Ungläubigkeit der Juden, an der Stelle [n. 1688] Obwohl er aber so große Zeichen getan hatte vor ihnen, glaubten sie nicht an ihn. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens zeigt er, wie Christus verherrlicht wurde von den Menschen; zweitens, wie er verherrlicht wurde von Gott, an der Stelle [n. 1649] Jetzt ist meine Seele verwirrt etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens zeigt er, wie [Christus] verherrlicht wurde von den Vertrauten und Hausangehörigen; zweitens, wie er verherrlicht wurde von den Scharen der Juden, an der Stelle [n. 1612] Es erkannte also eine große Schar etc.; drittens, wie er verherrlicht wurde von den Heiden, an der Stelle [n. 1631] Es waren aber Heiden etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Herrlichkeit Christi vor in der Dienstbarkeit, die ihm von den Vertrauten erwiesen wurde; zweitens die Missgunst des Verräters, die dadurch hervorgerufen wurde, an der Stelle [n. 1600] Es sagte also einer von seinen Jüngern etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens beschreibt er die Zeit; zweitens den Ort, an der Stelle [n. 1592] ging Jesus nach Bethania etc.; drittens die Hingabe, die Christus erwiesen wurde, an der Stelle [n. 1593] Sie machten dort aber ein Festessen für ihn etc. 1590. – [Der Evangelist] sagt also erstens: Gesagt wird, dass Christus vor dem Paschafest fortging in die Gegend nahe der Wüste, und dass er, als das Paschafest bevorstand, von den Juden gesucht wurde. Also nahte er sich, als die Zeit des Paschafestes bevorstand, an dem ein mustergültiges Schaf geopfert wurde, selbst gleichsam als das wahre Schaf dem Ort der Passion, um für

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das Heil der Welt freiwillig geopfert zu werden: gemäß jener Stelle Is. 53,7: Dargebracht wurde er, weil er selbst es wollte. [Der Evangelist] sagt aber Sechs Tage vor dem Paschafest, damit du den Tag des Paschafestes nun nicht verstehest als den vierzehnten Tag des ersten Monats, an dem gegen Abend das Paschalamm geopfert wurde, wie man findet in Ex. 12; sondern vielmehr wird hier ,Paschafest‘ genannt der fünfzehnte Tag, der gänzlich ein Feiertag war, und in jenem Jahr war es der sechste Wochentag, an dem der Herr gelitten hat; so dass der sechste Tag vor dem Paschafest der erste Wochentag war, das heißt der Tag des Herrn, an dem der Herr mit Palmzweigen in Jerusalem einzog, und am Tag davor, nämlich am Sabbat, kam Christus nach Bethania: und das ist es, was besagt wird mit Sechs Tage vor dem Paschafest. 1591. – Es passt aber diese Zahl zum Mysterium. Erstens nämlich hinsichtlich der Zahl: denn die Sechszahl ist vollkommen, daher hat auch Gott die Werke der Schöpfung vollendet in sechs Tagen, wie gesagt wird in Gen. 1. Und deswegen musste es sein, dass an sechs Tagen auf irgendeine Weise das Werk der Passion erfüllt würde, durch das alles wiederhergestellt wurde, gemäß jener Stelle Col. 1,20: Zum Frieden bringend durch sein Blut, sei es, was in den Himmeln, sei es, was auf Erden ist etc.; II Cor. 5,19: Gott war in Christus sich die Welt versöhnend. Zweitens stimmt [diese Zahl] zum Mysterium hinsichtlich des Sinnbildes. Es wird nämlich aufgetragen in Ex. 12, dass am zehnten Tag des ersten Monats ein jeder in seiner Familie ein Osterlamm aufhebe, um es zu opfern. Daher wollte auch der Herr am zehnten Tag des ersten Monats, das ist am sechsten Tag vor dem fünfzehnten, Jerusalem betreten, indem er gleichsam dem Ort der Opferung sich nahte; wie es offensichtlich ist dadurch, was unten gesagt wird ebenda: Am nächsten Tag aber nahm eine große Schar, die gekommen war zum Festtag, als sie gehört hatten, dass Jesus nach Jerusalem kam, Palmzweige und gingen ihm entgegen. II. 1592. – Dann wird der Ort beschrieben: ging nach Bethanien etc. Bethanien aber war ein Dorf nahe bei Jerusalem, und wird übersetzt als „Haus des Gehorsams“; daher passt es zum Mysterium. Erstens nämlich hinsichtlich der Ursache der Passion, gemäß jener Stelle Phil. 2,8: Beschaffen ist er, dem Vater zu gehorchen bis in den Tod; zweitens hinsichtlich des Nutzens der Passion, den nur jene erlangen, die ihm gehorchen, gemäß jener Stelle Hebr. 5,9: Beschaffen ist er für alle, die ihm gehorchen, zur Ursache des ewigen Heils etc. Bezeichnend aber wird hinzugefügt wo Lazarus gewesen war, der Tote, den er auferweckt hat, weil im Haus des Gehorsams jene, die geistlich tot sind in Sünden, auferweckt werden [und] zurückgeführt auf den Weg der Gerechtigkeit. Rom. 5,19: Durch den Gehorsam eines einzigen Menschen, werden viele

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Caput XII.

zu Gerechten gemacht. Aber dem Buchstaben gemäß wird dies gesagt, um zu zeigen, dass Christus nach Bethanien kam, damit er die Erinnerung an die Auferstehung des Lazarus wachriefe. Ps. 110,4: Erinnerung an seine Wunder bewirkte der barmherzige Herr und Erbarmer. III. 1593. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Sie machten dort aber ein Festessen für ihn, führt er den Gehorsam an, der Christus entgegengebracht wurde von seinen Vertrauten, und erstens im allgemeinen hinsichtlich aller; zweitens im besonderen hinsichtlich einzelner, an der Stelle [n. 1595] Und Martha bediente. 1594. – Es passt aber zum Mysterium, dass dort, das heißt in Bethanien, sie ein Festessen für ihn machten, weil der Herr im Haus des Gehorsams geistlich bewirtet wird, indem er sich erfreut an unserem Gehorsam, gemäß jener Stelle Apoc. 3,20: Wenn jemand gehört hat meine Stimme, und mir geöffnet hat die Tür, werde ich zu ihm hineingehen, und werde mit ihm essen, und er mit mir. IV. 1595. – Dann werden drei Personen angeführt, die ihm beigestanden sind oder ihn bedient haben: nämlich Martha, Lazarus und Maria. Durch Martha werden die Vorgesetzten bezeichnet, die zum Dienst in den Kirchen eingesetzt sind, gemäß jener Stelle I Cor. 4,1: So soll uns der Mensch betrachten als Diener Christi und Verteiler der Mysterien Gottes. Daher wird gesagt Und Martha bediente; Lc. 10,40: Martha aber hatte ringsum dauernd viel zu tun mit der Bedienung. Durch Lazarus aber, den Auferweckten, werden die bezeichnet, die unterstellt sind dem Dienst der Vorgesetzten [und] von den Sünden zum Zustand der Gerechtigkeit zurückgeführt sind, die mit anderen Gerechten geistlich mit dem Herrn speisen; daher wird gesagt Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tisch lagen; Ps. 67,4: Die Gerechten werden speisen, und werden jubeln im Anblick Gottes, und werden sich erfreuen in Frohsinn. Durch Maria werden die Kontemplativen bezeichnet. Denn es wird gesagt in Lc. 10,39, dass Maria zu Füßen des Herrn saß und seine Worte hörte. 1596. – Was den Wortlaut betrifft, wird hinsichtlich ihres Dienstes dreierlei erwähnt. Als erstes nämlich, worin sie willfährig war, wird das Salböl erwähnt; als zweites die Huldigung, die sie erwies, an der Stelle und salbte die Füße Jesu; drittens die Wirkung der Huldigung, an der Stelle und das Haus war erfüllt vom Geruch des Salböls. Hinsichtlich des ersten erwähnt [der Evangelist] dreierlei. Erstens die Menge des Salböls, da es viel war; daher sagt er ein Pfund Salbe; Tob. 4,8: Wenn dir viel zuteil wurde, teile reichlich aus. – Zweitens den Stoff, da es aus

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Narde gemacht war; daher sagt er Nardensalbe; Cant. 1,12: Als der König auf seinem Lager war, gab meine Narde ihren Duft. Es ist aber die Narde eine kleine, doldige und schwarze Pflanze, aus der ein Öl gemacht wird, das eine angenehme Wirkung hat aufgrund seines Wohlgeruchs. – Drittens [erwähnt der Evangelist] die Beschaffenheit der Zusammensetzung, darin dass er sagt [von] unverfälschter wertvoller [Nardensalbe]. Und, Augustinus zufolge, wird sie unverfälscht nach dem Ort genannt, an dem die Narde wächst. Aber besser ist es, dass es ausgelegt wird als ,ohne Falsch‘, das ist ,aufrichtig‘, das heißt nicht raffiniert gemacht durch irgendeine Beimischung: denn pistis ist auf Griechisch dasselbe wie fides. [Der Evangelist] fügt aber wertvoll hinzu, weil sie gemacht war aus der Dolde der Narde, aus der ein wertvolles Öl gemacht wird, und vielleicht unter Beimischung anderer wertvoller Dinge. Dadurch werden wir belehrt, dass wir das, was bei uns das Wertvollste ist, Gott darbringen müssen, gemäß jener Stelle Ps. 65,15: Brandopfer werde ich dir bringen mit Verbrennung von Widdern. Und Mal. 1,14: Verflucht [sei] der Listige, der in seiner Herde ein männliches Tier hat, und wenn er ein Gelübde tut, bringt er dem Herrn ein schwaches dar. Hinsichtlich von Marias Huldigung beachte erstens die Demut darin, dass gesagt wird salbte die Füße Jesu, [ihm] zu Füßen fallend, gemäß jener Stelle Ps. 130,7: Wir werden anbeten an dem Ort, wo seine Füße gestanden sind. Zweitens die Ergebenheit, weil sie seine Füße abwischte mit ihren Haaren, damit sie von sich selbst auf irgendeine Art ihm Huldigung bewies. Rom. 6,13: Bietet eure Glieder dar als Waffen der Gerechtigkeit für Gott. Die Wirkung der Huldigung aber wird anschließend erwähnt, wenn [der Evangelist] sagt und das Haus war erfüllt vom Geruch des Salböls: dadurch wird angedeutet die Güte des Salböls, dessen Geruch das ganze Haus erfüllte; Cant. 1,3: Wir werden laufen zum Geruch deiner Salben.51 1597. – Es wird aber gezweifelt, ob diese Frau dieselbe war, über die hier gesagt wird, dass sie den Herrn salbte, und über die es gesagt wird in Lc. 7,37, und Matth. 26,7, und Mc. 14,3. Vielen freilich scheint es, Hieronymus und Chrysostomus zufolge, dass die sündhafte Frau, von der Lucas erzählt, nicht Maria sei, die Schwester des Lazarus, von der gesagt wird, sie habe den Herrn gesalbt. Origenes aber fügt hinzu, dass sie auch nicht dieselbe sei, von der Matthäus und Marcus erzählen, sondern sie sei eine gewisse dritte: und dies will er beweisen durch dreierlei. Erstens nämlich durch die Zeit: denn diese salbte den Herrn am sechsten Tag vor dem Paschafest; jene aber, von der Matthäus und Marcus erzählen, innerhalb von zwei Tagen vor dem Paschafest. Es schickt nämlich Matthäus voraus [26,2], dass der Herr gesagt habe: Ihr wisst, dass in zwei Tagen das Paschafest ist. Marcus aber [14,1]: Es war das Paschafest, und das Fest der ungesäuerten Brote nach zwei Tagen. Zweitens durch den Ort: denn über jene Frau wird gesagt, sie habe den Herrn gesalbt im Hause Simons 51 Der Wortlaut lässt sich nicht verifizieren.

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Caput XII.

des Aussätzigen; für dieses aber wird gefolgert, dass es im Haus Marthas geschehen sei, daraus, dass gesagt wird, dass Martha bediente, wie auch Augustinus sagt. Drittens aus dem Tun selbst: denn über jene Frau wird gesagt, sie habe den Kopf gesalbt, diese aber die Füße. Augustinus aber und Gregorius sagen, dass es ein und dieselbe Frau war, von der die vier Evangelisten erzählen, sie habe den Herrn gesalbt, aber sie hat es zweimal getan. Als erstes nämlich am Beginn ihrer Bekehrung in der mittleren Zeit des Predigens Christi, was Lucas erzählt; als zweites aber hat sie, als Christi Passion bevorstand, das getan, was die drei anderen Evangelisten erzählen. Also ist es dasselbe Geschehen, das hier erzählt wird, und das man findet in Matth. 26 und Mc. 14. Zum ersten also, was gesagt wird hinsichtlich der Unstimmigkeit der Zeit, muss man sagen, Augustinus zufolge, dass Johannes selbst die historische Abfolge einhält; Matthäus und Marcus versetzen aus dem Gedächtnis, was früher geschehen war, unmittelbar vor den Verrat des Judas, über den geglaubt wird, dass er in diesem Geschehen seinen Anlass hatte. Zum zweiten, was vorgeworfen wird hinsichtlich der Unstimmigkeit des Ortes, kann es so verstanden werden, dass das Haus Simons des Aussätzigen dasselbe war wie auch das Marthas und Marias, so, dass Simon der Hausvater war. Er wird aber ,der Aussätzige‘ genannt, weil er zuerst aussätzig war und dann von Christus geheilt wurde. Zum dritten, was vorgeworfen wird hinsichtlich der Unstimmigkeit des Tuns, muss man sagen, Augustinus zufolge, dass die Frau sowohl die Füße gesalbt hat wie den Kopf. 1598. – Und wenn jemand einwenden würde, dass Marcus sagt, dass [die Frau] das Alabastergefäß zerbrach und [das Öl] ausgoss über den Kopf des Liegenden, kann zweifach geantwortet werden. Auf eine Art, dass es nicht so zerbrochen war, dass nicht etwas übrig geblieben wäre, womit die Füße gesalbt werden konnten. Auf eine andere Art kann gesagt werden, dass sie zuerst die Füße salbte, danach das Alabastergefäß zerbrach und alles über den Kopf ausgoss. 1599. – Dem Mysterium zufolge aber wird durch das Pfund, das Maria nahm, das Werk der Gerechtigkeit bezeichnet: denn zur Gerechtigkeit gehört es, das Einzelne abzuwiegen und zu gewichten; Ez. 45,11: Nach dem Maß des Herzens wird ihre Wägung sein. Das Werk der Gerechtigkeit aber muss durch die Hinzufügung einer vierfachen Tugend vollkommen sein. Erstens nämlich durch das Mitleid: daher sagt [der Evangelist] Salbe, die, weil sie lindernd ist, die Barmherzigkeit bezeichnet; Iac. 2,13: Urteil ohne Barmherzigkeit für den, der nicht Barmherzigkeit geübt hat. Zweitens durch Demut: daher sagt [der Evangelist] Narde, die, weil sie eine kleine Pflanze ist, die Demut bezeichnet; Eccli. 3,20: Umso viel, wie du groß bist, demütige dich vor allen. Drittens durch den Glauben: daher sagt er unverfälscht, das heißt glaubwürdig; Hab. 2,4: Mein Gerechter aber lebt aus dem Glauben. Viertens durch die Liebe: daher sagt er wertvoll, denn einzig die Liebe gewährt den Preis des ewigen Lebens; I

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Cor. 13,3: Wenn ich den Armen alle meine Schätze austeile … die Liebe aber nicht habe, nützt es mir nichts. Durch ein Werk der Gerechtigkeit aber werden die Füße Jesu gesalbt, und sein Kopf. Unter den Füßen verstehen wir das Mysterium der Menschlichkeit; unter dem Kopf aber die Göttlichkeit, gemäß jener Stelle I Cor. 11,3: Der Kopf Christi [ist] Gott: so dass verstanden wird, dass Kopf und Füße Christi salbt, wer seine Göttlichkeit und Menschlichkeit verehrt. Oder unter dem Kopf können wir verstehen die Person Christi selbst, gemäß jener Stelle Eph. 1,22: Ihn selbst hat er gegeben als Haupt über die ganze Kirche. Unter den Füßen aber [können wir verstehen] die Gläubigen Christi, über die gesagt wird in Matth. 25,40: Was ihr einem von den Geringsten der Meinen getan habt, habt ihr mir getan; Is. 52,7: Wie schön sind die Füße dessen, der verkündigt auf dem Berg und predigt den Frieden. Daher salbt das Haupt Christi, wer Christus selbst verehrt; die Füße aber, wer seinen Gläubigen gehorcht. Weil aber die Haare aus dem Überfluss entstehen, werden die Füße des Herrn mit den Haaren abgewischt, wenn jemand von eben dem, woran er Überfluss hat, dem Mangel der Nächsten zu Hilfe kommt. Lc. 11,41: Was aber überbleibt, gebt als Almosen. Daher sagt Augustinus: „Wenn du Überflüssiges hast, gib den Armen, und du hast des Herrn Füße abgewischt“. Dadurch aber, dass gesagt wird und das Haus war erfüllt vom Geruch des Salböls, wird bezeichnet, dass wegen der Werke der Gerechtigkeit der gute Ruf die ganze Kirche erfüllt; II Cor. 2,14: Den Geruch seiner Bekanntheit offenbart er durch uns an jedem Ort: weil wir Christi guter Geruch sind. V. 1600. – Wenn [der Evangelist] dann sagt Es sagte also einer von seinen Jüngern etc., wird die Missgunst des Verräters angeführt, die durch den zuvor erwähnten Dienst erregt wurde. Und hinsichtlich dessen macht er zweierlei. Erstens zeigt er die Missgunst des Verräters; zweitens wird die Unterdrückung der Missgunst angeführt, an der Stelle [n. 1607] Es sagte also Jesus etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens wird die Person des Verräters beschrieben; zweitens werden seine Worte angeführt, an der Stelle [n. 1602] Warum ist diese Salbe nicht verkauft worden um dreihundert Denare etc.; drittens wird seine bösartige Absicht geoffenbart, an der Stelle [n. 1603] Er sagte dies aber nicht, weil ihm an den Armen lag, sondern weil er ein Dieb war. 1601. – Seine Person aber wird geoffenbart durch dreierlei. Erstens nämlich durch die Würde, weil gesagt wird Es sagte also einer von seinen Jüngern: damit gezeigt wird, dass keiner, in welche Hervorragendheit auch immer er

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gesetzt sei, sich seiner sicher wähnen darf, weil, wie gesagt wird in Iob 4,18: An seinen Engeln findet er Schlechtigkeit. Zweitens durch den Namen, weil [der Evangelist] sagt Judas Ischariot von Namen. Es wird aber Judas übersetzt mit ,der Bekennende‘, damit bezeichnet werde, dass außer dem tugendhaften Bekenntnis, über das gesagt wird in Rom. 10,10: Das Bekenntnis geschieht zum Heil, es ein gewisses tadelnswertes und feiles Bekenntnis gibt, über das gesagt wird in Ps. 48,18: Er wird sich zu dir bekennen, wenn du ihm wohlgetan hast.52 Drittens wird er beschrieben durch das Verbrechen, weil gesagt wird der ihn verraten würde; Ps. 40,10: Der mein Brot gegessen hat, wird sich grosstun über mich in Hinterlist. VI. 1602. – Danach werden die Worte des Judas selbst angeführt, durch die gezeigt wird, dass er an dem guten Geruches der Salbe geistlich gestorben war, gemäß jener Stelle II Cor. 2,15: Wir sind Christi guter Geruch: den einen der Geruch des Todes zum Tod, den anderen aber der Geruch des Lebens zum Leben. Es missfiel ihm nämlich, dass die Salbe nicht verkauft worden war, sondern ausgegossen in Huldigung für Christus: daher sagt er Warum ist diese Salbe nicht verkauft worden um dreihundert Denare? Aber so, wie gesagt wird in II Cor. 11,14, die Diener des Satans gestalten sich gleich wie Diener der Gerechtigkeit. Daher verbarg er seine Ungerechtigkeit unter dem Anschein der Frömmigkeit, indem er sagte und gegeben worden den Armen; Is. 32,6: Sein Herz wird eine Ungerechtigkeit begehen, so dass er die Täuschung vollführt und zum Herrn betrügerisch spricht. VII. 1603. – Daher legt der Evangelist seinen Betrug offen, indem er hinzufügt Er sagte dies aber nicht, weil ihm an den Armen lag, sondern weil er ein Dieb war. Nicht nämlich sorgte er sich darum, dass ihnen geholfen würde, weil gesagt wird in Prov. 12,10: Die Herzen der Frevler sind grausam, sondern weil er ein Dieb war und die Gewohnheit des Diebstahls besaß, schmerzte es ihn, dass ihm eine Gelegenheit, zu stehlen, genommen war durch die Vergießung des Salböls, und durch diese Habgier ist er verführt worden zum Verrat: denn es wird gesagt in Eccli. 10,9: Nichts ist verbrecherischer als der Habgierige; und oben 10,10: Der Dieb kommt nur, damit er stiehlt, und schlachtet, und zerstört. Weshalb er aber gewohnt war, zu stehlen, erklärt [der Evangelist], indem er hinzufügt: Und weil er die Geldkiste hatte, das heißt zum Wächter der Geldkiste des Herrn eingesetzt war, trug er, als Aufgabe, aber nahm im 52 Diese Stelle ist nicht verifizierbar.

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Diebstahl weg, was gegeben wurde, nämlich von Gläubigen in die Geldkiste [gegeben wurde] als Geschenke für den Gebrauch Christi und der Armen. 1604. – Hierbei wird zweierlei festgehalten. Erstens, dass Christus wie ein Armer von Almosen lebte; Ps. 39,18: Ich aber bin ein Bettler und ein Armer. – Zweitens, dass es der Vollkommenheit nichts wegnimmt, wenn Almosen in Geldkisten aufgehoben werden: daher wird, was gesagt wird in Matth. 6,34: Wollet nicht besorgt sein über den morgigen Tag, nicht [so] verstanden, dass nichts für den morgigen Tag aufgehoben werden soll, weil der Herr dies getan hat, der das höchste Muster der Vollkommenheit war. 1605. – Aber es wird gefragt, weshalb der Herr dem Judas, den er als Dieb erkannte, die Bewachung der Geldkiste übertrug? Darauf ist dreifach zu antworten. Erstens nämlich, Augustinus zufolge, tat Christus dies, damit seine Kirche, wenn sie unter Dieben leidet, dies ertrüge: denn nicht ist gut, wer die Bösen nicht ertragen kann; deshalb wird gesagt in Cant. 2,2: So wie die Lilie unter Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern. – Zweitens übergab ihm der Herr die Geldkiste, damit er ihm die Gelegenheit des Verrates gäbe, obwohl er aufgrund der Geldkiste eine Milderung der Begehrlichkeit hatte; aber, wie gesagt wird in Eccle. 5,9: Der Habgierige wird nicht voll von Geld. – Drittens, anderen zufolge, damit er lehrte, dass die geistlichen Dinge Größeren anzuvertrauen sind, die zeitlichen aber minder Würdigen; daher wird gesagt in Act. 6,2, von den Aposteln: Nicht ist es gerecht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und an den Tischen dienen, sondern sie übergaben diesen Dienst einem von den Diakonen. 1606. – Es wird auch gefragt, wieso hier gesagt wird, dass nur Judas über dieses vergossene Salböl gesprochen habe, während Matthäus erzählt, die Jünger hätten dies gesagt. Aber man muss sagen, dass Matthäus den Plural für den Singular setzt; so wie gesagt wird in Matth. 2,20: Gestorben sind nämlich, die auf das Leben des Knaben aus waren. Oder es kann gesagt werden, dass Judas als erster murrte, und dass von ihm danach die anderen dazu verleitet wurden, dass sie ähnliche Worte vorbrachten, wenn auch nicht aufgrund derselben Absicht.

Lectio II. Es sagt also Jesus: Lasst sie, dass dies diene für den Tag meines Begräbnisses. II. Arme nämlich werdet ihr immer bei euch haben, mich aber werdet ihr nicht immer haben. III. Es erkannte also eine große Menge der Juden, dass er dort war: und sie kamen nicht nur wegen Jesus, sondern damit sie Lazarus sähen, den er auferweckt hatte von den Toten. IV. Es überlegten aber die Obersten der Priester, dass sie auch Lazarus

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töteten, weil viele von den Juden weggegangen waren wegen ihm, und an Jesus glaubten. I. 1607. – Nachdem die Missgunst des Verräters wegen der Huldigung der Frau angeführt wurde [vgl. n. 1600], wird hier folgerichtig die Unterdrückung dieser Missgunst angeführt, und erstens weist der Herr die Bosheit zurück, die Judas der Frau zugefügt hatte; zweitens schließt er den frommen Grund aus, den jener vorgeschützt hatte, an der Stelle [n. 1610] Arme nämlich werdet ihr immer bei euch haben etc. 1608. – Er sagt also Lasst sie, das heißt, hindert sie nicht. Man muss nämlich wissen, dass viel gute Werke geschehen, über die, wenn ein Beschluss erstrebt würde, bevor sie geschehen, wir nicht beschließen würden, dass sie geschähen, weil vielleicht bessere geschehen könnten; nachdem sie aber zu geschehen beginnen, sollen sie nicht verhindert werden, wenn sie bereits gut sind. Und, wie Chrysostomus sagt, hätte Jesus vielleicht, bevor die Frau das Salböl ausgoss, eher gewählt, dass es den Armen gegeben werde; nun aber, weil es bereits geschehen war, hält er die zurück, die es verhindern wollten, indem er sagt Lasst sie. [Vgl.] Prov. 3,27: Wollet nicht den hindern, der Gutes tut: wenn du kannst, tu auch selber Gutes. Und [Christus] fügt hinzu dass dies diene für den Tag meines Begräbnisses: hier kündigt er erstmals an, dass sein Tod bevorsteht, und die Huldigung dieser Frau, die sie ihm im Begräbnis zu erweisen bereit war, wenn ihr nicht die schnelle Auferstehung Christi zuvorgekommen wäre: denn, wie man liest bei Marcus [16,1], kaufte Maria Magdalena mit anderen Duftstoffe, damit sie gingen und Jesus salbten. Deshalb also sagt er dass dies diene für den Tag meines Begräbnisses, freilich nicht dasselbe, das vergossen war, sondern ein ähnliches der Beschaffenheit nach, oder der Art nach, oder auch dem Werk nach; als ob er sagte: Hindert sie nicht daran, das an mir als Lebendem zu tun, was sie an dem Toten nicht wird tun können: denn, wie gesagt, ihr kam die schnelle Auferstehung Christi zuvor. Und dies wird deutlicher ausgedrückt in Mc. 14,8, wo nämlich gesagt wird: Sie kam dem zuvor, meinen Leib zu salben im Grab. 1609. – Aber wusste sie etwa den Tod Christi voraus? Man muss sagen: nein; denn sie verstand nicht, was sie tat; aber durch einen gewissen inneren Instinkt wurde sie bewegt, das zu tun. Oft nämlich werden manche bewegt, etwas zu tun, was sie nicht verstehen, so wie Caiphas, oben 11,49, weil er der Hohepriester jenes Jahres war, zu ihnen sagte: Ihr wisst nichts. Und derlei wird Vorahnung genannt, sofern es früher geschieht als die Tatsachen.

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II. 1610. – Wenn [Christus] anschließend sagt Arme nämlich werdet ihr immer bei euch haben etc., schließt er den frommen Grund aus, den Judas vorschützte, indem er sagte Warum wird diese Salbe nicht verkauft um dreihundert Denare und gegeben den Armen? Daher fügt der Herr hinzu Arme nämlich werdet ihr immer bei euch haben. Hier muss man wissen, dass manchmal dasjenige getan werden muss, das weniger nötig ist, wenn [noch] die Gelegenheit bleibt, zu erfüllen, was nötiger ist: und deshalb erlaubte der Herr, mag es auch nötiger sein, dass dieses Salböl den Armen gegeben würde, als dass damit seine Füße gesalbt wurden, [dennoch], dass dies geschah, das weniger nötig ist: weil [jenes andere] trotzdem immer noch geschehen kann, da wir stets Arme bei uns haben. Dadurch aber, dass er sagt Arme werdet ihr immer bei euch haben, wird die Vertrautheit zu verstehen gegeben, die die Reichen mit den Armen haben sollen etc.; Eccli. 4,7: Für eine Versammlung von Armen mach dich ansprechbar. 1611. – Mich aber werdet ihr nicht immer haben. Aber [ein Einwand] dagegen. Matth. ult., 20: Ich werde bei euch sein bis zur Vollendung der Zeiten. Die Antwort, Augustinus zufolge. Der Herr sprach, als er sagte mich aber werdet ihr nicht immer haben, von der Gegenwart seines Körpers, so wie er in seinem Anblick sich zeigte, dem entsprechend er gehen würde in den Himmel; unten 16,28: Wiederum verlasse ich die Welt. Aber hinsichtlich der Anwesenheit der Göttlichkeit ist er immer bei uns; und auch im Sakrament in der Kirche. Oder anders. Man muss sagen, dass der Herr, indem er dies sagt, es versteht hinsichtlich der Anwesenheit seiner Göttlichkeit. Einige nämlich scheinen Christus zu haben geistlich oder im Sakrament, oder im Bekenntnis des Glaubens, die ihn trotzdem nicht immer haben werden, weil sie zur Kirche nur gehören hinsichtlich der Anzahl, nicht hinsichtlich des Verdienstes: und von dieser Art sind die Sklaven. Die [echten] Söhne aber werden ihn immer haben: weil, wie gesagt wird oben 8,35, der Sohn im Haus bleibt in Ewigkeit. [Christus] sagt also zu Judas mich aber werdet ihr nicht immer haben: weil du dich unwürdig gemacht hast dafür. Wie aber Chrysostomus sagt, schilt der Herr damit Judas: denn dadurch, dass ihm die Huldigung, die Christus dargebracht wurde, lästig war, scheint er beschwert zu werden durch die Anwesenheit Christi: und deshalb sagt Christus mich aber werdet ihr nicht immer haben, als ob er sagte: beschwerlich bin ich dir und eine Last, aber warte ein wenig, und ich werde fortgehen.

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Caput XII.

III. 1612. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es erkannte also eine große Menge der Juden, dass er dort war etc., zeigt er, wie Christus verherrlicht wurde von den Scharen der Juden, und erstens wie [er verherrlicht wurde] von den Scharen, die Christus besuchten; zweitens wie [er verherrlicht wurde] von den Scharen, die ihm entgegen gingen, an der Stelle [n. 1616] Am nächsten Tag aber etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens wird die Ehrerbietung der Scharen der Besuchenden angeführt; zweitens wird hervorgehoben die Missgunst der neidischen Pharisäer, die erregt wurde, an der Stelle [n. 1614] Es überlegten aber die Obersten der Priester. 1613. – Der erste Teil wird unterteilt in zwei. Im ersten wird der Besuch der Scharen angeführt; im zweiten wird die Gelegenheit des Besuches hinzugefügt. Hinsichtlich des ersten sagt [der Evangelist] Es erkannte also eine große Menge der Juden, dass er dort war, in Bethania, und sie kamen, wozu der Herr einlädt, Matth. 11,28: Kommt zu mir alle, die ihr Mühe habt, und beladen seid, und ich werde euch wiederherstellen. Und deshalb müssen wir dorthin, wo wir wissen, dass er ist, eilig uns nahen. Der Grund des Besuches aber wird zweifach angegeben. Einer, dass sie sich erfreuten am Anblick und der Lehre Christi; ein anderer, dass sie Lazarus sähen. Und dies wegen zweierlei. Erstens, weil jenes, was geschehen war mit ihm, insofern als einer, der vier Tage im Grab war, auferweckt wurde, sehr staunenswert war; und die Menschen verlangten danach, dies zu sehen. Ps. 138,14: Staunenswert sind deine Werke, und meine Seele wird sie gar sehr erkennen; das heißt, wird daran arbeiten, sie zu erkennen. Zweitens, weil sie hofften, wenn Lazarus es vortrüge, etwas über das andere Leben genau zu untersuchen und zu hören; das Verlangen nach der Kenntnis darüber ist dem Menschen angeboren. Dies aber ist dem entgegengesetzt, was die Törichten sagen, Sap. 2,1: Winzig, und mit Ekel ist die Zeit unseres Lebens, und nicht ist Erleichterung im Ende des Menschen, und nicht gibt es einen, der erkannt wäre als Zurückgekehrter von den Unterirdischen. Denn siehe, Lazarus, den [Christus] auferweckt hat von den Toten, ist von den Unterirdischen zurückgekehrt. IV. 1614. – Die Missgunst der neidischen Pharisäer aber, die erregt wurde, führt [der Evangelist] an, wenn er sagt Es überlegten aber die Obersten der Priester, dass sie auch Lazarus töteten, worin sie sich Gott entgegenzusetzen schienen: er selbst nämlich hatte Lazarus belebt, und jene wollten ihn töten. Iob 15,26: Er

Lectio III.

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lief gegen ihn an mit aufgerichtetem Hals, und mit einem feisten Nacken war er bewaffnet. Als Ursache der Missgunst aber wird angeführt, dass viele von den Juden weggegangen waren wegen ihm, und an Jesus glaubten. 1615. – Aber [ein Einwand] dagegen. Christus hatte viele geheilt, nimm [etwa] den Gelähmten, oben 5,5ff, den blind Geborenen oben 9,1ff: weshalb wollten sie nur Lazarus töten? Dafür gibt Chrysostomus vier Gründe an. Einen, dass dieses Wunder offensichtlicher war, in Anwesenheit vieler geschah, und es nicht zu erwarten schien, dass einer, der vier Tage tot war, gehen und sprechen würde. – Ein anderer Grund ist, dass Lazarus eine bekannte Persönlichkeit war, der Blinde aber eine unbekannte: deshalb auch warfen sie ihn aus dem Tempel. – Der dritte Grund ist, dass jenes Wunder getan wurde, als das Fest bevorstand, als das ganze Volk der Juden, das zum Fest zusammenkam, erstaunte, und sie das Fest verließen und nach Bethania kamen. – Der vierte Grund [ist], dass sie sich bei den anderen Wundern Christi bemühten, die Verletzung des Sabbats anzuklagen und dadurch die Scharen von ihm abzuziehen; aber hier konnten sie nichts derartiges tun. Weil sie daher in nichts gegen Jesus zu klagen hatten, machen sie den Versuch gegen Lazarus, gleichsam weil dies der beste Weg war, das Wunder zu verbergen. Prov. 1,16: Ihre Füße rennen zum Bösen, und sie beeilen sich, Blut zu vergießen.

Lectio III. I.

II. III. IV. V. VI.

Am nächsten Tag aber nahm die große Schar, die gekommen war zum Fest, als sie gehört hatten, dass Jesus nach Jerusalem kam, Zweige von Palmen, und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen: Hosanna, gelobt, der kommt im Namen des Herrn, König Israels. Und Jesus fand einen Esel, und setzte sich auf ihn; so wie geschrieben ist: Fürchte dich nicht, Tochter Sion: Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Fohlen einer Eselin. Dies erkannten seine Jünger zuerst nicht; aber als Jesus verherrlicht wurde, dann erinnerten sie sich, dass dies geschrieben war über ihn, und sie ihm dies taten. Zeugnis also gab die Schar, die mit ihm war, als er Lazarus rief aus dem Grab, und ihn auferweckte von den Toten. Deswegen auch kam ihm die Schar entgegen, weil sie hörten, dass er dieses Wunder getan habe. Die Pharisäer sagten also zu sich selbst: Seht ihr, dass wir nichts ausrichten? Seht, alle Welt ist hinter ihm her fortgegangen. I.

1616. – Hier wird die Ehrerbietung der Schar, die Christus entgegenkam, angeführt, und

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Caput XII.

erstens wird das Entgegenkommen der Scharen angeführt; zweitens die Eifersucht der Pharisäer, an der Stelle [n. 1630] Die Pharisäer aber sagten etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens wird das Entgegenkommen der Schar angeführt; zweitens die Ankunft des Herrn, an der Stelle [n. 1625] Und Jesus fand einen Esel etc.; drittens die Ursache des Entgegenkommens, an der Stelle [n. 1629] Zeugnis also gab die Schar. 1617. – Das Entgegenkommen aber wird beschrieben hinsichtlich viererlei. Erstens hinsichtlich der Zeit, da Am nächsten Tag, nämlich von jenem Tag an, über den [der Evangelist] gesagt hatte Sechs Tage vor dem Paschafest, der der zehnte Tag des Monats ist. Und es passt zu der Andeutung, Ex. 12,3ff, wo gesagt wird, dass das Osterlamm, das geopfert werden soll am vierzehnten Tag gegen Abend, genommen werden soll am zehnten Tag des Monats. 1618. – Zweitens wird [das Entgegenkommen] beschrieben hinsichtlich der entgegenkommenden Personen, nämlich die große Schar, die gekommen war zum Fest; dadurch wird bezeichnet die Vielzahl der Völker, die zu Christus bekehrt werden sollten; Ps. 7,8: Die Versammlung der Völker wird mich umgeben. [Der Evangelist] sagt aber zum Fest, weil die Gläubigen dafür zu Christus bekehrt werden, dass sie zum Fest des himmlischen Jerusalem gelangen; Matth. 8,11: Viele kommen vom Osten und Westen, und liegen zu Tisch mit Abraham und Isaac und Jacob im Königreich der Himmel. 1619. – Drittens wird das Entgegenkommen beschrieben hinsichtlich seines Beweggrundes, welcher das Hören von Christi Ankunft ist; daher sagt [der Evangelist] als sie gehört hatten, dass Jesus nach Jerusalem kam. Zu Christus nämlich werden alle Gläubigen bekehrt wegen des Hörens des Glaubens; Rom. 10,17: Der Glaube aus dem Hören, das Hören aber durch das Wort Christi; Exod. 4,31: Es hörten die Söhne Israels, dass der Herr besucht hatte die Söhne Israels, und das Volk glaubte. 1620. – Viertens wird das Entgegenkommen beschrieben hinsichtlich seiner Art: und erstens hinsichtlich dessen, was sie taten, da sie Zweige von Palmen nahmen. Die Palme nämlich, die ihre grüne Frische bewahrt, bezeichnet den Sieg; daher wurde sie auch bei den Alten den Triumphatoren zum Zeichen des Sieges gegeben. Und über die triumphierenden Märtyrer liest man in Apoc. 7,9, dass Palmen in ihren Händen waren. Zweige von Palmen also sind, Augustinus zufolge, Lob, das den Sieg bezeichnet, weil der Herr den Tod durch Sterben überwinden [und] auf dem Siegeszeichen des Kreuzes über den Teufel, den Fürsten des Todes, triumphieren würde. Und sie gingen hinaus, ihm entgegen; Amos 4,12: Bereite dich vor zur Begegnung mit deinem Gott, Israel. 1621. – Zweitens [wird das Entgegenkommen beschrieben] hinsichtlich dessen, was sie sagten, da sie riefen: Hosanna, gelobt, der kommt im Namen des Herrn, König Israels. Hier führt [der Evangelist] eine Bitte an, und ein

Lectio III.

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Lob. Eine Bitte nämlich, wenn sie sagen Hosanna, das heißt, als ob sie sagten: Bitte rette uns! Hosy, das ist ,rette‘, und anna, das ist ,bitte‘. Dieses ist, Augustinus zufolge, nicht ein Verbum, sondern eine Interjektion des Bittenden. Mit Recht erbitten sie vom Herrn Jesus die Errettung, weil gesagt wird in Is. 35,4: Der Herr selbst wird kommen, und wird uns retten; Ps. 79,3: Übe deine Macht aus und komme. 1622. – Sie loben [Christus] aber hinsichtlich zweierlei, nämlich hinsichtlich seiner Ankunft, und hinsichtlich der Macht seiner Königsherrschaft. Seine Ankunft freilich loben sie, indem sie sagen gelobt, der kommt im Namen des Herrn. Dabei muss man wissen, dass ,loben‘ (benedicere) heißt: ,Gutes sagen‘ (bonum dicere). Anders freilich sagt Gott Gutes zu uns, anders wir zu Gott. Gott nämlich, wenn er zu uns Gutes sagt, macht uns gut, denn sein Sagen ist sein Tun: Er sagte es nämlich, und es geschah, Ps. 148,5. Wir aber, wenn wir Gutes zu Gott sagen, bekennen seine Güte; Ps. 117,26: Wir sagten euch Gutes vom Haus des Herrn. Gen. 27,29: Wer dir Gutes gesagt hat, ihm sei Gutes gesagt etc. Gelobt also, der kommt im Namen des Herrn. Christus nämlich wirkte im Namen des Herrn; weil er alle Werke, die er tat, zum Ruhm Gottes einrichtete. Weil aber sowohl der Vater der Herr ist, als auch der Sohn der Herr ist, deshalb kann, dass gesagt wird im Namen des Herrn, zweifach verstanden werden. Auf eine Art gelobt, der kommt im Namen des Herrn, das heißt im Namen seiner selbst, gleichsam als Herr; Is. 33,22: Der Herr ist unser Gesetzgeber. Moses also kam nicht auf diese Art im Namen des Herrn, weil er kam wie ein Knecht. Hebr. 3,5: Moses war in seinem ganzen Haus gleichsam ein treuer Gehilfe, zum Zeugnis dessen, was gesagt werden musste. Aber, Augustinus zufolge, wird besser gesagt im Namen des Herrn, nämlich des Vaters. Denn Christi Worte lenken unser Verständnis darauf. Oben 5,43: Ich bin gekommen im Namen meines Vaters etc. Zweifach aber wird gesagt, im Namen des Vaters zu kommen. Erstens nämlich insofern, als er als Sohn kam, wodurch gegeben wird, dass der Vater verstanden wird; zweitens insofern, als er kam als der, der den Vater offenbarte; unten 17,6: Ich habe den Menschen deinen Namen geoffenbart. 1623. – Die Macht seiner Königsherrschaft aber loben sie, wenn sie sagen König Israels. Dem Buchstaben nach glaubten die Juden nämlich, dass er gekommen wäre, um zeitlich über sie zu herrschen, und um sie zu befreien von der Knechtschaft unter den Römern, und deshalb jubelten sie ihm zu wie einem König; Ier. 23,5: Herrschen wird der König, und weise wird er sein; Is. 32,1: Siehe, in Gerechtigkeit herrschen wird der König, und die Obersten werden voran sein im Urteil. 1624. – Aber man muss wissen, dass alle zuvor genannten Worte genommen werden konnten aus den Psalmen. Denn nachdem der Psalm 117,22 sagte: Der Stein, den die Bauleute verwarfen, fügt er hinzu [Vers 25] Oh Herr, mach mich heil … Gelobt, der kommt im Namen des Herrn. Hier übersetzte Hieronymus, gemäß der hebräischen Wahrheit, Hosanna, gelobt. Aber das, was sie hinzu-

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Caput XII.

fügen, König Israels, ist nicht in den Psalmen, sondern ist dort [Vers 27]: Gott [und] Herr, und er hat geleuchtet auf uns. Darin vermindern sie aufgrund ihrer Blindheit sein Lob, weil der Psalm ihn lobt als Gott, sie aber als weltlichen König. II. 1625. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und Jesus fand einen Esel, und setzte sich auf ihn, führt er die Ankunft des Herrn an, und erstens führt er die Art des Kommens an; zweitens führt er eine Prophezeiung ein [n. 1627]; drittens zeigt er den Zustand der Jünger hinsichtlich dieser Gegebenheit [n. 1628]. 1626. – Es muss beachtet werden hinsichtlich des ersten, dass der Evangelist Johannes sein Evangelium nach allen anderen Evangelisten geschrieben hat; deshalb hatte er alle Evangelien sorgfältig gelesen und, was bei den anderen ausgedehnt gesagt worden war, selbst in Abkürzung überliefert, was sie aber ausgelassen hatten, selbst hinzugefügt. Weil aber bei den anderen Evangelisten ausgedehnt gefunden wird, wie der Herr zwei von seinen Jüngern schickte, dass sie einen Esel herbeiführten, hat deshalb Johannes dies kurz übergangen, indem er sagt Und Jesus fand einen Esel, und setzte sich auf ihn. Man muss aber wissen, dass die Taten Christi gleichsam in der Mitte sind zwischen den Taten des Alten Testaments und denen des Neuen: und deshalb hat, so wie die Schar, die ihm vorausging, so auch die, die ihm folgte, ihn gelobt, insofern als die Taten Christi die Richtschnur und das Beispiel derer sind, die im Neuen Testament geschehen, und vorgebildet sind von den Vätern des Alten Testaments. Der Esel aber, der ein rohes Tier ist, bezeichnet das Volk der Heiden, auf dem [Christus] sitzt, damit er bezeichne, dass er die Heiden aufnehmen wird; Is. 49,6: Gegeben habe ich dich als Licht der Heiden, damit du mein Heil seist bis zum Äußersten der Erde; ebendort 32,20: Selig, die ihr sät an allen Wasser und laufen lasst die Füße des Rindes und der Eselin, das heißt verbindend zur Einheit des Glaubens das Volk der Juden und der Heiden. Weil aber Matthäus sein Evangelium geschrieben hat für die Juden, erwähnt er die Eselin, durch die bezeichnet wird die Synagoge der Juden, die gleichsam die Mutter der Heiden war im Geistlichen, weil von Sion ausgehen wird das Gesetz, und das Wort Gottes aus Jerusalem: Is. 2,3. Die anderen Evangelisten aber, weil sie für die Heiden Evangelien schrieben, erwähnen auch das Füllen etc.

Lectio III.

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III. 1627. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt so wie geschrieben ist etc., führt er die Prophezeiung ein, die geschrieben ist in Zach. 9,9, in der erstens Sicherheit gegeben wird; zweitens verspricht er königliche Hoheit; drittens fügt er die Nützlichkeit des Königs hinzu. Sicherheit gibt er, wenn er sagt Fürchte dich nicht, Tochter Sion. Sion war die Burg in Jerusalem, wo die Wohnung des Königs war. Die Tochter Sion also ist das Volk der Jerusalemer, und der Juden, die dem König in Jerusalem untertan waren. Den Juden also wird gesagt Fürchte dich nicht, weil der Herr dein Beschützer ist; Is. 51,12: Wer bist du, dass du [etwas] fürchtest von einem sterblichen Menschen? Ps. 26,1: Der Herr ist der Beschützer meines Lebens: wovor werde ich zittern? Damit schließt der Evangelist die weltliche und sklavische Furcht aus. Königliche Hoheit aber verspricht er, indem er sagt Siehe, dein König kommt etc. Is. 9,5: Ein kleines Kind ist uns gegeben. Und unten ebendort, 9,7: Auf dem Thron Davids wird er sitzen und in seinem Reich. [Der Evangelist] sagt aber dein, das heißt von dir eher das Fleisch nehmend, weil er nirgendsher Boten nahm, sondern den Samen Abrahams: Hebr. 2,16. Ebenso dein, das heißt zu deinem Nutzen, deshalb fügt er hinzu kommt für dich; Lc. 19,42: Wenn auch du erkannt hättest, und freilich jetzt, was zu deinem Frieden ist: jetzt aber ist es verborgen vor deinen Augen. Aber trotzdem verhindern sie, indem sie sich ihm widersetzen, ihren Nutzen. Er kommt, sage ich, für dich, nicht zum Schrecken, sondern zur Befreiung; daher fügt [der Evangelist] hinzu sitzend auf dem Fohlen einer Eselin. Damit wird bezeichnet die Milde des Königs, die sehr willkommen ist den Untergebenen; Prov. 20,28: Mit Milde wird befestigt sein Thron. Und dagegen wird gesagt in Prov. 19,12: So wie das Brüllen des Löwen, so ist des Königs Zorn. Als ob er sagte: Nicht kommt [Christus] in königlichem Hochmut, um dessentwegen er verhasst sein könnte, sondern er kommt in Sanftmut; Eccli. 32,1: Sie haben dich als Anführer eingesetzt? Überhebe dich nicht. Fürchte also nicht Unterdrückung durch die Herrschaft. Das alte Gesetz aber ist in Furcht gegeben, weil das Gesetz Knechtschaft hervorbrachte. Ebenso wird dadurch bezeichnet die königliche Macht, insofern als [Christus], in Demut und Schwäche ankommend, die ganze Welt anzog. I Cor. 1,25: Was das Schwache Gottes ist, ist stärker für die Menschen. IV. 1628. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Dies erkannten seine Jünger zuerst nicht, führt er das Verhältnis der Jünger zu der eingeführten Prophezeiung an, wobei der Evangelist die Unwissenheit bekennt sowohl

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Caput XII.

seiner selbst als auch der Jünger, weil, wie gesagt wird in Prov. 18,17, der Gerechte zuerst der Ankläger seiner selbst ist. Daher sagt er, dass das, was vorhergesagt wurde, seine Jünger zuerst nicht erkannten, das heißt vor der Passion, aber als Jesus verherrlicht wurde, das heißt als er die Kraft seiner Auferstehung zeigte, dann erinnerten sie sich, dass dies geschrieben war über ihn, und sie ihm dies taten. Deshalb aber erkannten sie es, als er verherrlicht wurde, weil sie dann die Kraft des Heiligen Geistes empfingen, durch die sie weiser gemacht wurden als alle Weisen; Iob 32,8: Die Einhauchung des Allmächtigen gibt Verstandeskraft. Dies aber führt der Evangelist deshalb ein, damit er zeige, dass nicht gewesen war, was [dann] hervorgebracht [und] ernsthaft von den Jüngern betrieben wurde. V. 1629. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Zeugnis also gab die Schar etc., führt er die Ursache des Entgegenziehens an, die das Erweisen des Zeugnisses war, das die Schar gab, die mit ihm war, über die Auferstehung des Lazarus; als er nämlich Lazarus rief aus dem Grab … Deswegen auch kam ihm die Schar entgegen; I Cor. 1,22: Die Juden suchen Zeichen. Jenes war nämlich das offensichtlichere Zeichen, und das wunderbarere, und deshalb bewahrte [Christus] es für zuletzt auf, damit es stärker ihrer Erinnerung eingeprägt würde. VI. 1630. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Die Pharisäer sagten also zu sich selbst etc., führt er die Eifersucht der Pharisäer an, die erregt wurde durch die Vereitelung ihres Bemühens; daher sagen sie Seht ihr, dass wir nichts ausrichten? etc.: dies freilich ist das Wort der neiderfüllten Pharisäer, dass sie sagen wir richten nichts aus, nämlich in unserer Bösartigkeit, weil wir nicht imstande sind, ihn zu hindern. Auf diese Art wird ,ausrichten‘ verstanden in II Tim. 3,13: Schlechte Menschen aber und Verführer richten etwas aus zum Schlechteren, indem sie irren und in Irrtum bringen. Aber was neidet [dem Herrn] die blinde Schar? Dass alle Welt fortgegangen ist hinter ihm, durch den die Welt gemacht ist. Aber trotzdem wird dadurch bezeichnet, dass die ganze Welt ihm folgen würde; Oseae 6,3: Wir werden leben in seinem Anblick, und wir werden ihm folgen, damit wir den Herrn erkennen. Chrysostomus aber will, dass dies Worte seien von glaubenden Pharisäern, jedoch heimlich aus Furcht vor den Juden. Und sie sagen dies, dass sie sie zurückhielten von der Verfolgung Christi, als ob sie sagten: Wieviel immer ihr ihm nachstellt, um soviel wird er gestärkt, und sein Ruhm wird ausgebreitet. Weshalb also steht ihr nicht ab von so großen Nachstellungen? Dies ist freilich fast dasselbe wie der Ratschluss des Gamaliel, von dem man liest in Act. 5,34 ff.

Lectio IV.

161

Lectio IV. I.

Es waren aber einige Heiden unter denen, die hinauf gegangen waren, damit sie anbeteten am Festtag. II. Die also gingen zu Philippus, der aus Bethsaida in Galiläa war, und baten ihn und sagten: Herr, wir wollen Jesus sehen. III. Philippus geht, und sagt es zu Andreas; Andreas und Philippus hinwiederum sagten es zu Jesus. IV. Jesus aber antwortete ihnen und sagte: Es ist gekommen die Stunde, da der Sohn des Menschen verherrlicht wird. V. Amen amen, ich sage euch, wenn nicht das Getreidekorn auf die Erde fällt und gestorben ist, bleibt es allein. VI. Wenn es aber gestorben ist, bringt es viele Frucht. VII. Wer sein Leben liebt, wird es verlieren. VIII. Und wer sein Leben hasst in dieser Welt, wird es im ewigen Leben bewahren. IX. Wenn mir jemand dient, folge er mir nach: und wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein. X. Wenn jemand mir dient, wird ihn mein Vater ehren. I. 1631. – Nachdem die Ehre angeführt wurde, die Christus erhielt durch den Dienst der Hausangehörigen und der Ehrerbietung der Scharen [vgl. n. 1589], führt der Evangelist hier die Ehre an, die Christus erhielt von der Ehrerbietung der Heiden, und erstens wird die Ehrerbietung der Heiden angeführt; zweitens die Meldung ihrer Ehrerbietung, an der Stelle [n. 1634] Philippus ging etc.; drittens die Vorankündigung von Christi Passion, an der Stelle [n. 1635] Jesus aber antwortete: Es ist gekommen die Stunde, da der Sohn des Menschen verherrlicht wird. Die Ehrerbietung der Heiden aber wird angeführt hinsichtlich zweierlei. Erstens wird sie angeführt hinsichtlich der Sakramente des Alten Testaments; zweitens hinsichtlich Christi, an der Stelle [n. 1633] Die also gingen zu Philippus. 1632. – Die Ehrerbietung der Heiden aber für die Sakramente des Alten Testaments wird gezeigt dadurch, dass sie den Tempel besuchten. Daher sagt [der Evangelist] Es waren aber einige Heiden unter denen, die hinauf gegangen waren, nämlich nach Jerusalem, damit sie anbeteten am Festtag, als ob er sagte: Nicht nur die Schar der Juden, sondern sogar die Heiden selbst ehrten Christus.

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Caput XII.

Als Ursache aber, weshalb sie hinaufgingen, wird, einer Randbemerkung zufolge, bezeichnet, dass sie Proselyten waren und Bekehrte zum Ritus der Juden, zur Verkündigung der Juden: weil diese [überall] in der Welt lebten und versuchten, viele zu sich zu bekehren: Matth. 23,15: Ihr durchreist das Meer und das Trockene, damit ihr einen einzigen Proselyten macht. Und deshalb steigen sie gemäß dem Ritus der Juden mit den anderen [nach Jerusalem] hinauf. Aber besser muss man sagen, Chrysostomus zufolge, so wie man findet in II Mak. 3,2ff, dass der Tempel Gottes, der in Jerusalem war, in Verehrung gehalten wurde bei allen Völkern und Königen der ganzen Welt, dass sie so den Tempel mit größten Geschenken schmückten. Und so geschah es, dass an den Festtagen auch viele Heiden nach Jerusalem hinaufgingen. Ähnlich findet man es in Act. 8,27 über den Eunuchen der Candace, Königin von Äthiopien, der gekommen war, um anzubeten in Jerusalem. Daher auch wird gesagt in Is. 56,7: Mein Haus wird genannt werden das Haus des Gebetes für alle Völker, sagt der Herr. Jene Heiden aber stiegen aufgrund der Ehrerbietung, die sie hatten, zum Tempel hinauf: darin wird vorgebildet die Bekehrung der Heiden zum Glauben. II. 1633. – Die Ehrerbietung der Heiden aber für Christus zeigt sich dadurch, dass sie ihn sehen wollten; daher sagt [der Evangelist] Die also, nämlich die Heiden, gingen zu Philippus etc. Man muss aber wissen, dass Christus den Juden nur persönlich predigte; Rom. 15,8: Ich sage, dass Christus Jesus der Diener der Beschneidung war, wegen der Wahrheit Gottes, für die Bekräftigung der Verheißungen der Väter. Den Heiden aber predigte er durch die Apostel; Is. ult., 19: Ich werde schicken von denen, die gerettet sind, zu den Heiden … und sie werden verkünden meinen Ruhm den Heiden; Matth. ult., 19: Wenn ihr geht, lehrt alle Heiden etc. Dies also wird hier bereits vorhergesagt, insofern als die Heiden, die Christus sehen wollten, nicht unmittelbar zu ihm kamen, sondern zu einem von seinen Jüngern, nämlich zu Philippus. Und dies passenderweise, weil er als erster denen predigte, die außerhalb des Ritus der Juden waren, nämlich den Samaritanern, wie man findet in Act. 8,5: Philippus aber ging hinunter in das Land Samaria, und predigte ihnen Christus. Und dies kommt ihm zu gemäß der Übersetzung des Namens: „Philippus“ nämlich wird übersetzt als „Mund der Lampe“. Die Prediger aber sind der Mund Christi; Ier. 15,19: Wenn du trennen wirst das Wertvolle vom Wertlosen, wirst du gleichsam mein Mund sein. Christus aber ist eine Lampe; Is. 42,6: Gegeben habe ich dich als Licht der Völker etc. Es kommt [Philippus] auch zu hinsichtlich des Ortes: der aus Bethsaida war, das übersetzt wird mit „Jagd“,53 53 Wörtlich im Hebräischen: Ort der Fischerei.

Lectio IV.

163

weil die Prediger jene jagen, die sie zu Christus bekehren; Ier. 16,16: Ich werde ihnen Fischer schicken, und sie werden sie fischen. Ebenso in Galiläa, das übersetzt wird als „Hinüberwandern“, und die Heiden sind zur Predigt der Apostel hinübergewandert vom Zustand des Heidentums in den Zustand des Glaubens; Ez. 12,3: Sohn des Menschen, mach dir Gefäße des Hinüberwanderns, und hinüberwandern wirst du am Tag vor ihnen. Indem sie aber zu Philippus gehen, drücken sie ihr Verlangen aus, indem sie sagen wir wollen Jesus sehen, worin angezeigt wird, dass die Heiden, die Christus körperlich nicht gesehen hatten, sobald sie durch den Dienst der Apostel zum Glauben bekehrt waren, danach verlangten, ihn verherrlicht in der Heimat zu sehen; III Reg. 10,24: Die ganze Erde verlangte, zu sehen das Gesicht Salomons. III. 1634. – Hier wird der Bericht von der Ehrerbietung der Heiden an Christus angeführt: darin freilich wird die Ordnung beachtet, weil, wie gesagt wird in Rom. 13,1, was von Gott ist, ist [von Gott] angeordnet. Es ist aber dies die göttliche Ordnung, dass Niedrigeres zu Gott zurückgeführt wird durch Höheres: Andreas aber war höher im Apostolat als Philippus, weil er früher zu ihm bekehrt worden war; und deshalb wollte Philippus nicht nur durch sich selbst, sondern durch Andreas diese Heiden zu Christus führen, eingedenk vielleicht dessen, was der Herr gesagt hatte [Matth. 10,5]: Auf den Weg der Heiden geht ihr nicht fort. Und das ist es, was besagt, dass Philippus es sagt zu Andreas; Andreas und Philippus hinwiederum sagten es zu Jesus. Darin wird uns ein Beispiel gegeben, dass alles nach dem Ratschluss der Größeren zu machen ist. So stieg auch Paulus nach Jerusalem hinauf, und brachte den Aposteln das Evangelium zu, das er bei den Heiden predigte, wie man findet in Gal. 2,1. Wir können aber an den Namen jener beiden zweierlei erkennen, das nötig ist für die Prediger, damit sie die Menschen zu Christus hinführen. Das erste ist die Beredtheit im geordneten Sprechen, die festgehalten wird im Namen des Philippus, der übersetzt wird als „Mund der Lampe“. Das zweite ist die Kraft des guten Handelns, das festgehalten wird im Namen des Andreas, der übersetzt wird als „männlich“. Ps. 32,6: Durch das Wort Gottes werden die Himmel befestigt, und durch den Hauch seines Mundes alle ihre Kraft. IV. 1635. – Hier wird die Passion Christi angekündigt, und erstens kündigt Christus an, dass die Zeit seiner Passion bevorstehe; zweitens lehrt er die Notwendigkeit der Passion, an der Stelle [n. 1638] Amen amen, ich sage euch, wenn nicht das Getreidekorn auf die Erde fällt und gestorben ist etc.;

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Caput XII.

drittens führt er die Notwendigkeit der Passion anderer ein, an der Stelle [n. 1642] Wer sein Leben liebt, wird es verlieren. 1636. – [Christus] sagt also Es ist gekommen die Stunde, da der Sohn des Menschen verherrlicht wird. Hierbei ist festzuhalten, dass der Herr, als er jene Heiden zum Glauben eilen sah, und als er bemerkte, dass mit ihnen auf eine gewisse Weise die Bekehrung der Heiden begann, ankündigte, dass die Zeit seiner Passion bevorstehe, in Ähnlichkeit dazu, wie wenn jemand, der das weiße Getreide sieht, sagt: Die Stunde ist gekommen, dass die Sichel angelegt wird zur Ernte; oben 4,35: Ihr seht die Gebiete, die schon weiß sind für die Ernte. So also spricht hier der Herr. Infolge dessen, sagt er, dass die Heiden mich zu sehen suchen, ist die Stunde gekommen, da der Sohn des Menschen verherrlicht wird. 1637. – Er ist aber dreifach verherrlicht worden. Erstens in seiner Passion, Hebr. 5,5: Nicht hat er sich selbst verherrlicht, dass er Hohepriester würde (nämlich am Altar des Kreuzes), sondern der, der zu ihm sprach: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Und demzufolge sagt [Christus] Es ist gekommen die Stunde, da der Sohn des Menschen verherrlicht wird, das heißt in der er leidet, weil sich vor seiner Passion die Heiden nicht zu ihm bekehren werden: in dieser Passion wurde er verherrlicht sowohl hinsichtlich sichtbarer Zeichen, wie in der Verdunkelung der Sonne, im Zerreißen des Vorhangs und in anderem dieser Art; als auch hinsichtlich unsichtbarer Zeichen, wie im Triumph, durch den er offenbar in sich selbst über die höllischen Fürsten triumphierte, wie gesagt wird in Col. 2,15. Deshalb aber sagte er oben [2,4]: Noch nicht ist meine Stunde gekommen, weil die Ehrerbietung der Heiden noch nicht bereit war wie eben jetzt. Zweitens wurde er verherrlicht in der Auferstehung und der Himmelfahrt. Zuerst nämlich musste Christus auferstehen, und in den Himmel aufsteigen, und so verherrlicht den Heiligen Geist in die Apostel schicken, durch die die Heiden bekehrt werden sollten. Oben 7,39: Noch war der Geist nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war; Ps. 67,19: In die Höhe emporsteigend, hat Christus die Knechtschaft unterworfen. Drittens ist er verherrlicht worden durch die Bekehrung der Heiden; Phil. 2,11: Jede Zunge bekenne, dass der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des Vaters ist. V. 1638. – Wenn [Christus] anschließend sagt Amen amen, ich sage euch etc., lehrt er die Notwendigkeit seiner Passion, und erstens führt er sie an; zweitens ihre Nützlichkeit, an der Stelle [n. 1641] Wenn es aber gestorben ist, bringt es viele Frucht. 1639. – Die Notwendigkeit seiner Passion aber wird verursacht durch die Bekehrung der Heiden, die nicht sein kann, außer wenn der Sohn des Men-

Lectio IV.

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schen durch Passion und Auferstehung verherrlicht worden ist: und dies ist es, weshalb er sagt Amen amen, ich sage euch, das heißt in Wahrheit, wenn nicht das Getreidekorn auf die Erde fällt und gestorben ist, bleibt allein der Erdboden. Hinsichtlich dessen muss man bezüglich der Wörtlichkeit wissen, dass wir das Getreidekorn benutzen zu zweierlei; nämlich als Brot und als Samen. Was nun hier gesagt wird, wird verstanden hinsichtlich des Getreides, sofern es Samen ist, nicht sofern es Stoff des Brotes ist: weil es als solches niemals keimt, so dass es Frucht brächte. [Christus] sagt aber gestorben ist, nicht weil es die keimende Kraft verloren hätte, sondern weil es verwandelt wird in eine andere Art; I Cor. 15,36: Was du säst, wird nicht belebt, wenn es nicht zuerst stirbt. So wie aber das Wort Gottes ein Samen ist im Herzen des Menschen, demzufolge, dass es mit einer sinnenfälligen Stimme umkleidet ist, um die Frucht des guten Werkes hervorzubringen, Lc. 8,11: Ein Samen ist das Wort Gottes, so ist das Wort Gottes, mit Fleisch umkleidet, der in die Welt geschickte Samen, aus dem die größte Ernte keimen musste: daher auch wird es verglichen mit dem Senfkorn, Matth. 13,31. [Christus] sagt also: Ich bin gekommen als Samen zur Frucht, und deshalb sage ich euch wahrlich: Amen amen, ich sage euch, wenn nicht das Getreidekorn auf die Erde fällt und gestorben ist, bleibt es allein, das heißt wenn ich nicht sterben werde, wird die Frucht der Bekehrung der Heiden nicht folgen. Deshalb aber vergleicht er sich mit einem Getreidekorn, weil er zu dem Zweck gekommen ist, dass er die Seelen der Menschen wiederherstelle und aufrechterhalte: dies aber bewirkt vor allem das Brot des Getreides; Ps. 103,15: Brot stärkt das Herz der Menschen; oben 6,51: Das Brot, das ich euch geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt. 1640. – Aber konnte etwa die Menge der Heiden nicht bekehrt werden außer durch den Tod Christi? Es war freilich zufolge der Kraft Gottes, aber nicht zufolge Gottes Vorherbestimmung, die von ihm selbst angeordnet war, dass es auf diese Art geschehe, zumal sie angemessener war. Hebr. 9,22: Ohne Vergießen von Blut geschieht die Vergebung nicht; unten 16,7: Wenn ich nämlich nicht weggehe, wird der Paraclitus nicht zu euch kommen. VI. 1641. – Der Nutzen der Passion aber wird angeführt, wenn [Christus] sagt Wenn es aber gestorben ist, bringt es viele Frucht, als ob er sagte: Wenn es nicht fällt auf die Erde durch die Erniedrigung der Passion; Phil. 2,8: Erniedrigt hat er sich selbst, gehorchend gemacht bis in den Tod, folgt kein Nutzen, weil es allein bleibt. Aber wenn es gestorben ist, das heißt getötet und umgebracht von den Juden, bringt es viele Frucht. Und erstens freilich die Frucht der Vergebung der Sünde, Is. 27,9: Dies ist die ganze Frucht, dass die Sünde weggenommen wird. Diese Frucht nun hat die Passion Christi gebracht, gemäß jener Stelle I Petr. 3,18: Christus ist einmal für unsere Sünden gestorben,

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Caput XII.

ein Gerechter für Ungerechte, damit er uns Gott darbringe. – Zweitens aber [hat die Passion Christi] die Frucht der Bekehrung der Heiden zu Gott [gebracht]. Unten 15,16: Ich habe euch eingesetzt, dass ihr gehet, und die Frucht herbeibringet, und dass eure Frucht bleibe. Diese Frucht hat die Passion Christi gebracht. Unten ebendort, 12,32: Ich werde, wenn ich erhöht sein werde von der Erde, alles zu mir ziehen. – Drittens [hat die Passion Christi] die Frucht der Herrlichkeit [gebracht]. Sap. 3,15: Guter Arbeiten Frucht ist herrlich. Oben 4,36: Wer erntet, empfängt Lohn, und wird Frucht sammeln für das ewige Leben. Und diese Frucht hat auch die Passion Christi gebracht. Hebr. 10,19: Wir haben Vertrauen in den Einzug der Heiligen im Blut Christi, der euch begonnen hat den neuen Weg, und lebend in der Verhüllung, das ist sein Fleisch. VII. 1642. – Hier führt [Christus] die Notwendigkeit des Todes anderer an, die aus Liebe zu Christus sich Leiden aussetzen, und erstens führt er die Notwendigkeit dieses Todes an; zweitens fordert er zum Tod selbst auf, an der Stelle [n. 1646] Wenn mir jemand dient, folge er mir nach. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens schickt er voran, dass man sich der Notwendigkeit des Todes wegen Christus unterziehen muss; zweitens fügt er die Nützlichkeit dieses Todes hinzu, an der Stelle [n. 1645] Und wer sein Leben hasst in dieser Welt, wird es im ewigen Leben bewahren. 1643. – [Christus] sagt also hinsichtlich des ersten Wer sein Leben liebt. Und freilich liebt jeder Mensch sein Leben. Aber einige schlechthin, und andere zufolge von etwas. Jemanden lieben nämlich ist, ihm Gutes wollen; jener also liebt sein Leben, der ihm Gutes will. Wer also seinem Leben das will, was schlechthin gut ist, liebt es schlechthin; wer ihm aber irgendein besonderes Gutes will, liebt es zufolge von etwas. Die Güter der Seele aber schlechthin sind jene, durch die die Seele gut wird, nämlich das höchste Gut, das Gott ist. Wer also seiner Seele das göttliche und geistliche Gute will, liebt sie schlechthin; wer ihr aber irdische Güter will, etwa Reichtümer und Ehren, Vergnügungen und dergleichen, liebt sie zufolge von etwas. Ps. 10,5: Wer die Ungerechtigkeit liebt, hasst seine Seele; Eccli. 18,31: Wenn du deiner Seele ihre Begierden gewährst, wird sie dich zur Freude machen für deine Feinde. 1644. – Es kann also dieser Wortlaut zweifach verstanden werden. Auf eine Art so:, das heißt, wird sich dem Tod aussetzen wegen Christus. Aber dies ist nicht die wahre Bedeutung. Und deshalb wird gesagt Wer sein Leben liebt, zufolge von etwas, nämlich zwecks zeitlicher Güter, wird es verlieren, schlechthin nämlich. Matth. 16,26: Was nämlich nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Erde gewänne, an seiner Seele aber Schaden litte? Und die Wahrheit dieser Bedeutung offenbart sich daraus, dass folgt Wer sein Leben hasst in dieser Welt, wird es im ewigen Leben bewahren. Also Wer sein Leben

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liebt, in dieser Welt, das heißt zwecks weltlicher Güter, wird es verlieren hinsichtlich der ewigen Güter. Lc. 6,25: Wehe euch, die ihr lacht, denn ihr werdet weinen; und ebendort 16,25: Erinnere dich, dass du Güter empfangen hast in deinem Leben, und Lazarus ähnlichermaßen Übel; jetzt aber wird dieser getröstet, du aber wirst gepeinigt. VIII. 1645. – Die Nützlichkeit dieses Todes aber fügt [Christus] hinzu, wenn er sagt Wer sein Leben hasst in dieser Welt, das heißt wer die gegenwärtigen Güter für seine Seele ablehnt, und wegen Gott erträgt, was als Übel erscheint in dieser Welt, wird es im ewigen Leben bewahren; Matth. 5,10: Selig, die Verfolgung erleiden wegen der Gerechtigkeit, weil ihrer das Reich der Himmel ist; Lc. 14,26: Wenn jemand kommt zu mir, und er hasst nicht Vater und Mutter … dazu aber auch sein Leben, kann er nicht mein Jünger sein. Es muss aber beachtet werden, dass jenes, was oben über das Getreidekorn gesagt worden ist, übereinstimmt mit diesem Spruch. Denn so, wie Christus geschickt wurde in diese Welt gleichsam als ein Samen zur Fruchtwerdung, so wird, was immer und zeitlich gegeben wird von Gott, uns nicht zugeführt als Frucht, sondern wir kommen durch es zur Frucht der ewigen Beschenkung. Unser Leben aber ist ein gewisses zeitliches Geschenk, von Gott uns zugeführt. Wer es also wegen Christus [der Gefahr] aussetzt, trägt viele Frucht davon. Dieser also ist es, der sein Leben hasst: das heißt, der sein Leben aussetzt, und sät wegen Christus für das ewige Leben; Ps. 125,6: Als sie gingen, gingen sie und weinten, streuten ihre Samen aus; wenn sie kommen aber werden sie kommen mit Jubel und ihre Bündel tragen. Und ähnlich, wer seine Reichtümer und andere Güter, die er hat, aussetzt wegen Christus, und sie teilt mit anderen für das ewige Leben; II Cor. 9,6: Wer sät für Segnungen, wird auch Segnungen ernten. IX. 1646. – Aber weil es hart erscheint, dass der Mensch Hass hat gegen sein Leben, deshalb fordert der Herr anschließend dazu auf, indem er sagt Wenn mir jemand dient, folge er mir nach, und erstens wird die Aufforderung angeführt; zweitens der Grund der Aufforderung, an der Stelle [n. 1648] Wenn jemand mir dient, wird ihn mein Vater ehren. 1647. – Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens beschreibt er die Verfassung seiner Gläubigen; zweitens führt er zu seiner Nachahmung hin; drittens fügt er die Belohnung der Nachahmenden hinzu. Und freilich beachte, hinsichtlich des ersten, die Würdigkeit der Gläubigen, da sie Diener Christi [sind]; II Cor. 11,23: Diener Christi sind sie, und auch ich. Jene also dienen Christus, die das, was Christi ist, suchen; die eigene Be-

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Caput XII.

quemlichkeiten suchen, sind nicht Diener Christi, sondern ihrer selbst; Phil. 2,21: Alle suchen, was ihrer ist. Die Vorgesetzten aber sind Diener, insofern als sie seine Sakramente den Gläubigen spenden; I Cor. 4,1: So soll uns der Mensch erachten als Diener Christi und als Spender der Mysterien Gottes. Ebenso [ist ein Diener Christi] jedweder Gläubige, der die Gebote Christi einhält; II Cor. 6,4: In allem wollen wir uns erweisen als Gottes Diener etc. Hinsichtlich des zweiten beachte der Gläubigen Christi Herrlichkeit und Vornehmheit, deshalb sagt er folge er mir nach; als ob er sagte: Die Menschen folgen ihren Herren, denen sie dienen: wer also mir dient, folge mir nach; damit nämlich, so wie ich den Tod auf mich nehme, damit ich viele Frucht herbeibringe, so auch er [dies tut]. Christus aber zu folgen ist eine große Herrlichkeit; Eccli. 23,38: Eine große Herrlichkeit ist es, dem Herrn zu folgen; oben 10,27: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir. Hinsichtlich des dritten beachte die Seligkeit der Gläubigen, weil dort, wo ich bin, nicht nur an dem Ort, sondern auch in der Teilhabe an der Herrlichkeit selbst, wird auch mein Diener sein; Matth. 24,28: Wo der Körper sein wird, dort werden sich auch die Adler versammeln; Apoc. 3,21: Wer gesiegt hat, den werde ich sitzen machen mit mir auf meinem Thron. X. 1648. – Der Grund der Aufforderung aber wird hinzugefügt, wenn [Christus] sagt Wenn jemand mir dient, wird ihn mein Vater ehren; wer nämlich Christus dient, den ehrt der Vater. Aber oben, 5,23, wird gesagt: Dass alle den Sohn ehren, so wie sie den Vater ehren. Dasselbe ist es also, den Sohn zu ehren und den Vater zu ehren. Der Vater aber sagt, I Reg. 2,30: Wer mich verherrlicht, den werde ich verherrlichen etc. Wer also Jesus dient, nicht das Seine suchend, sondern was Jesu Christi ist, den wird der Vater Jesu ehren. Nicht aber sagt [Christus] „Ich werde ihn ehren“, sondern mein Vater, weil sie noch nicht die Meinung über ihn hatten, dass er nämlich gleich sei dem Vater. Oder man muss sagen, dass er dies sagt im Zeichen größerer Vertrautheit, insofern als sie von demselben geehrt werden werden wie auch der Sohn. Denn die Ehre, die der Sohn durch das Wesen hat, werden sie durch die Gnade haben. Daher sagt Augustinus: „Eine größere Ehre kann der Adoptierte nicht empfangen, als dass er sei, wo der einzige [Sohn] ist“. Rom. 8,29: Die er vorgesehen hat, dass sie übereinstimmend werden mit dem Bild seines Sohnes, so dass dieser sei der Erstgeborene unter vielen Brüdern.

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Jetzt ist meine Seele beunruhigt. Und was soll ich sagen? Vater, erlöse mich aus dieser Stunde. Aber

Lectio V.

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deswegen bin ich in diese Stunde gekommen. Vater, mache ruhmvoll deinen Namen. III. Es kam also eine Stimme vom Himmel und sagte: Ich habe [ihn] ruhmvoll gemacht, und ich werde [ihn] wiederum ruhmvoll machen. IV. Die Menge also, die stand und gehört hatte, sagte, ein Donner sei gewesen. Andere aber sagten: Ein Engel hat zu ihm gesprochen. V. Jesus antwortete und sagte: Nicht wegen mir ist diese Stimme gekommen, sondern wegen euch. VI. Jetzt ist das Gericht der Welt. VII. Jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden. VIII. Und wenn ich erhöht worden sein werde von der Erde, werde ich alles zu mir hinziehen. Dies aber sagte er, indem er anzeigte, durch welchen Tod er sterben werde. I. 1649. – Oben [vgl. n. 1589] wurde die Ehre behandelt, die Christus erwiesen wurde von verschiedenen Menschen; hier behandelt [der Evangelist] die Ehre, die Christus erwiesen wurde von Gott, und erstens wird die Bitte um diese Ehre angeführt; zweitens wird das Versprechen der Ehre hinzugefügt, an der Stelle [n. 1661] Es kam also eine Stimme vom Himmel etc. Hinsichtlich des ersten macht [Christus] zweierlei. Erstens schickt er den Zustand seiner Seele voraus; zweitens bringt er die Bitte vor, an der Stelle [n. 1655] Und was soll ich sagen? etc. 1650. – Aber beachte hinsichtlich des ersten, dass es staunenswert ist, dass [Christus] sagt Jetzt ist meine Seele beunruhigt. Oben nämlich hat er seine Gläubigen aufgefordert, ihr Leben in dieser Welt zu hassen, und jetzt, da [ihm] der Tod bevorsteht, hören wir den Herrn selbst sagen Jetzt ist meine Seele beunruhigt. Deshalb sagt Augustinus: „Herr, du befiehlst, dass meine Seele folge; ich sehe, dass deine Seele sich beunruhigt: welches Fundament soll ich suchen, wenn der Felsen nachgibt?“ Und deshalb muss man zuerst sehen, was diese Beunruhigung in Christus sei; zweitens, weshalb er sich ihr unterziehen wollte [n. 1652]. 1651. – Man muss aber wissen hinsichtlich des ersten, dass eigentlich gesagt wird, etwas werde beunruhigt, wenn es bewegt wird: daher sagen wir auch, die bewegte See sei unruhig. Wann immer also etwas das Maß seine Ruhe und Unbewegtheit überschreitet, dann wird gesagt, dass es beunruhigt werde. In der menschlichen Seele aber ist ein empfindender Teil, und ein vernunftgemäßer Teil. Im empfindenden Teil der Seele nun geschieht die Beunruhigung, wenn sie von irgendwelchen Bewegungen bewegt wird; etwa wenn sie sich vor Angst zusammenzieht, durch Hoffnung erhoben wird, durch Freude sich ausdehnt, oder durch irgendeine andere Leidenschaft beeinflusst wird. Aber

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Caput XII.

diese Beunruhigung hält sich freilich manchmal unter der Vernunft; manchmal aber überschreitet sie die Grenze der Vernunft, wenn nämlich die Vernunft selbst in Unruhe gerät. Dies freilich geschieht oftmals bei uns, aber in Christus findet dies nicht statt, weil er selbst die Weisheit des Vaters ist; noch auch in irgendeinem Weisen: daher kommt der Satz der Stoiker, dass der Weise nicht beunruhigt werde, nämlich hinsichtlich der Vernunft. Demzufolge ist also dies der Sinn: Jetzt ist meine Seele beunruhigt, das heißt sie ist beeinflusst von den Leidenschaften der Angst und der Trauer, hinsichtlich der empfindenden [Seele], von denen doch die Vernunft nicht beunruhigt wurde noch ihr Maß verließ; Mc. 14,33: Jesus begann zu fürchten und Widerwillen zu empfinden. Derlei Leidenschaften aber sind anders in uns, und anders waren sie in Christus. In uns nämlich geschehen sie aus Notwendigkeit, insofern als wir gleichsam von außen her bewegt werden und beeinflusst werden; in Christus aber geschehen sie nicht aus Notwendigkeit, sondern aufgrund des Befehls der Vernunft, weil in ihm keine Leidenschaft war, außer die er selbst hervorrief. Denn so sehr waren die niedrigeren Kräfte in Christus der Vernunft untergeordnet, dass sie nichts tun und erleiden konnten, außer was ihnen die Vernunft anordnete: und deshalb wird oben gesagt in 11,33, dass Jesus knirschte im Geist, und sich erregte; Ps. 59,4: Bewegt hast du die Erde (das heißt die menschliche Natur) und hast sie in Unruhe gebracht. So also wurde die Seele Christi beunruhigt, dass nicht gegen die Vernunft, sondern gemäß der Ordnung der Vernunft Unruhe in ihr war. 1652. – Hinsichtlich des zweiten aber muss man wissen, dass der Herr beunruhigt werden wollte wegen zweierlei. Erstens freilich wegen der Beweismittel des Glaubens, dass er nämlich die Wahrheit der menschlichen Natur bewiese: und deshalb tut er, da er sich schon der Passion nähert, alles auf menschliche Art. Zweitens wegen des Beispiels: denn wenn er alles unwandelbar getan hätte, und kein Leiden empfunden hätte in der Seele, wäre er kein zureichendes Beispiel für das Ertragen des Todes gewesen für die Menschen. Und deshalb wollte er beunruhigt werden, damit, wenn wir beunruhigt werden, es nicht zurückweisen, den Tod zu ertragen, und nicht schwach werden; Hebr. 4,15: Nicht haben wir einen Hohepriester, der nicht unsere Schwächen miterleiden könnte, [da er] erprobt ist durch alles, gemäß der Ähnlichkeit, ohne Sünde. 1653. – Daher wird daraus der Zusammenhang mit dem Vorhergehenden offenbar. Weil [Christus] nämlich gesagt hatte Wer sein Leben hasst in dieser Welt, bewahrt es im ewigen Leben, womit er die Jünger zur Passion aufgefordert hatte: damit [nun] nicht irgendwelche sagten: O Herr, in Sicherheit kannst du disputieren und philosophieren über den Tod, der du, außerhalb der menschlichen Schmerzen existierend, des Todes wegen nicht beunruhigt wirst: deshalb, damit er dies ausschließe, wollte er beunruhigt werden. Diese Beunruhigung Christi aber war natürlich: denn so wie die Seele natürlicherweise die Vereinigung mit dem Körper liebt, so flieht sie auch na-

Lectio V.

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türlicherweise die Trennung von ihm, zumal da die Vernunft Christi der Seele und den niedrigeren Kräften erlaubt hatte, zu tun, was ihnen eigentümlich war. 1654. – Deswegen auch, weil er sagt Jetzt ist meine Seele beunruhigt etc., wird der Irrtum des Arius und Apollinaris zerstört, die sagen, dass in Christus keine Seele war, sondern das Wort an ihrer Stelle. II. 1655. – Anschließend tut der Herr die Bitte um Ehre, indem er sagt Und was soll ich sagen? Vater, erlöse mich aus dieser Stunde: wobei der Herr auf sich die Gefühlsregung eines beunruhigten Menschen überträgt: nach dessen Art tut er viererlei bei seiner Bitte: erstens nämlich tut er die Frage des Überlegenden; zweitens trägt er die Bitte vor, die aus einer Regung hervorgeht [n. 1657]; drittens schließt er aus Vernunft diese Regung aus [n. 1659]; viertens tut er eine andere Bitte, die von einer anderen Regung verursacht ist [n. 1660]. 1656. – Die Frage des Überlegenden aber trägt er vor, weil es natürlich ist für Menschen, die in Bedrängnis stehen, dass sie überlegen; daher sagt der Philosoph in der Rhetorik, dass die Angst zu Rate Gehende hervorbringt. Deshalb fügt Christus nach der Offenbarung seiner Beunruhigung sofort hinzu Und was soll ich sagen? Als ob er sagte: Was ist zu tun nach der Beunruhigung? Ähnlich findet man es in Ps. 54,6: Angst und Zittern sind über mich gekommen. Und sofort folgt: Wer wird mir Federn geben wie der Taube, und ich werde fliegen, und werde zur Ruhe kommen? Denn auch die Bedrängten und die durch Leiden Beunruhigten werden beschwert, und sie suchen Hilfe, durch die sie befreit werden. 1657. – Eine Bitte, die von einer Regung verursacht ist, führt er an, weil jemand, wenn er im Zweifel ist, was er tun soll, sich zu Gott wenden muss; II Paral. 20,12: Wenn wir nicht wissen, was wir tun müssen, haben wir dies als einzige Zuflucht, dass wir unsere Augen richten auf dich, unser Gott; Ps. 120,1: Erhoben habe ich meine Augen auf die Berge, von wo mir Hilfe kommen wird. Und deshalb sagt [Christus], sich zum Vater wendend, Vater, erlöse mich; das heißt befreie mich von der Drangsal, die droht in der Stunde der Passion; Ps. 68,2: Mach mich heil, Herr, weil die Wasser eingedrungen sind bis an meine Seele. Und, wie Augustinus sagt, es ist, dass hier der Herr sagt Jetzt ist meine Seele beunruhigt und Vater, erlöse mich dasselbe wie das, was er sagt in Matth. 26,38: Betrübt ist meine Seele bis zum Tod. 1658. – Aber es muss beachtet werden, dass diese Bitte nicht vorgebracht wird aus einer eigenen Regung der Vernunft, sondern die Vernunft selbst spricht, gleichsam als Beistand, in der Rolle der natürlichen Gemütsregung, die begehrte, nicht zu sterben: und deshalb bezeichnet die Vernunft in dieser Bitte die Regung des natürlichen Gemüts.

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Caput XII.

Dadurch löst sich die Frage, die üblicherweise entstand, weil, wie gesagt wird in Hebr. 5,7: In allem ist er erhört worden für seine Ehrerbietung. Und trotzdem ist er in diesem, das er erbat, nicht erhört worden. Darauf ist zu sagen, dass er in jenen Dingen erhört wurde, die die Vernunft selbst von ihrer Seite her erbat, und als etwas, das erhört werden sollte. Das aber, was er hier erbittet, bringt sie nicht von ihrer Seite her vor, und nicht als etwas, das erhört werden soll, sondern wie um eine natürliche Gefühlsregung auszudrücken: und deshalb, Chrysostomus zufolge, wird es fragend gelesen: Und was soll ich sagen? Etwa: Vater, erlöse mich aus dieser Stunde? als ob er sagte: Dies werde ich nicht sagen. 1659. – Diese Bitte aber, die aus der Regung eines natürlichen Begehrens vorgebracht wurde, weist [Christus] zurück, indem er sagt deswegen bin ich in diese Stunde gekommen, als ob er sagte: Nicht ist es gerecht, dass ich aus dieser Stunde der Passion befreit werde, weil ich deshalb gekommen bin, damit ich leide, nicht durch eine schicksalhafte Notwendigkeit geführt, nicht durch menschliche Gewalt gezwungen, sondern freiwillig dargebracht; Is. 53,7: Dargebracht ist er, weil er selbst es wollte; oben 10,18: Niemand wird es von mir nehmen, nämlich mein Leben, sondern ich lege es nieder. 1660. – Seine Bitte aber bringt die Vernunft vor, als er sagt Vater, mache ruhmvoll deinen Namen. Hier können wir unter deinen Namen zweierlei verstehen. Nämlich den Sohn selbst. Denn „Name“ (nomen) wird von „Kennen“ (notitia) her gesagt, gleichsam als „Kennzeichen“ (notamen): daher ist es der Name, wodurch eine Sache geoffenbart wird; der Sohn aber offenbart den Vater; unten 17,6: Vater, ich habe deinen Namen geoffenbart den Menschen. Und über diesen Namen wird gesagt in Is. 30,27: Siehe, der Name des Herrn ist gekommen von weit her. Der Sinn ist also: Vater, mache ruhmvoll deinen Namen, das heißt deinen Sohn; unten 17,5: Mache mich ruhmvoll, Vater, mit dem Ruhm, den ich bei dir hatte, bevor die Welt war. Oder der Name des Herrn ist die Kenntnis des Vaters; und dann ist der Sinn: Tue dies, Vater, mache ruhmvoll deinen Namen; das heißt mach das, was die Herrlichkeit deines Namens ist. Und es läuft auf dasselbe hinaus, weil, wenn der Sohn ruhmvoll gemacht ist, der Name des Vaters ruhmvoll gemacht ist. Deshalb aber sagt [Christus] dies, weil durch die Passion der Sohn verherrlicht werden würde, Phil. 2,8: Gemacht ist er gehorsam, dem Vater, bis zum Tod, zum Tod aber des Kreuzes. Deshalb hat auch Gott ihn erhöht. Als ob er sagte: Die natürliche Gefühlsregung erbittet, dass ich gerettet werde, aber die Vernunft erbittet, dass dein Name ruhmvoll gemacht wird, das heißt, dass der Sohn leidet, weil nämlich durch die Passion Christi die Kenntnis Gottes ruhmvoll gemacht werden sollte. Denn vor der Passion war Gott nur in Judäa bekannt, und in Israel sein Name groß; aber nach der Passion ist sein Name ruhmvoll gemacht worden bei den Heiden.

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III. 1661. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es kam also eine Stimme vom Himmel etc., wird das Versprechen der Ehre angeführt, und erstens wird die Stimme dessen eingeführt, der die Ehre verspricht; zweitens wird die Meinung der ergebenen, zweifelnden Menge angeführt, an der Stelle [n. 1663] Die Menge also, die stand und gehört hatte, sagte, ein Donner sei gewesen; drittens wird die Deutung der erklungenen Stimme angeführt, an der Stelle [n. 1664] Jesus antwortete und sagte: Nicht wegen mir ist diese Stimme gekommen. 1662. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten: Es kam also eine Stimme vom Himmel. Jene Stimme ist die Stimme Gott Vaters, so wie jene über dem getauften Christus, Matth. 3,17: Dies ist mein geliebter Sohn, und gleichermaßen, die über ihn als verwandelten kam, Matth. 17,5. Mag aber jede derartige Stimme geformt sein durch die Kraft der ganzen Trinität, wird sie insbesondere doch geformt, um die Person des Vaters darzustellen, weshalb sie auch Stimme des Vaters genannt wird: so wie die Taube geformt wird von der ganzen Trinität, um die Person des Heiligen Geistes zu bezeichnen; und gleichermaßen ist der Leib Christi von der ganzen Trinität geformt, aber insbesondere von der Person des Wortes angenommen, weil er dafür geformt ist, dass er mit ihr vereint wird. Diese Stimme also macht zweierlei. Erstens offenbart sie das Vergangene, indem sie sagt Ich habe [ihn] ruhmvoll gemacht, das heißt ruhmvoll habe ich ihn gezeugt von Ewigkeit her, weil der Sohn nichts ist außer eine gewisse Helligkeit und ein Glanz des Vaters; Sap. 7,26: Ein Schimmer ist er des ewigen Lichtes, und ein Spiegel ohne Flecken von Gottes Majestät; Hebr. 1,3: Weil er der Glanz des Ruhmes ist, und die Gestalt seiner Substanz. Oder Ich habe [ihn] ruhmvoll gemacht in der Geburt, als die Engel sangen: Ehre sei Gott in der Höhe, Lc. 2,14, und in den Wundern, die durch ihn vollbracht wurden. Zweitens kündigt er das Zukünftige an: und ich werde [ihn] wiederum ruhmvoll machen, in der Passion, in der er triumphierte über den Teufel, und in der Auferstehung und der Himmelfahrt, und in der Bekehrung der ganzen Welt; Act. 3,13: Der Gott unserer Väter hat ruhmvoll gemacht seinen Sohn Jesus. IV. 1663. – Die Meinung der zweifelnden Menge hinsichtlich der Stimme wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Die Menge also, die stand und gehört hatte, sagte, ein Donner sei gewesen: in dieser Menge nun, und in jeder Menge, waren manche von schwerfälligerem und langsamerem Verstand, manche aber von schärferem; wie sehr auch alle sich unvollkommen ver-

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Caput XII.

hielten in der Erkenntnis dieser Stimme. Denn die Trägen und Fleischlichen nahmen diese Stimme nicht wahr, außer hinsichtlich des Klanges; und deshalb sagten sie, ein Donner sei gewesen. Aber sie täuschten sich nicht ganz und gar: die Stimme Gottes nämlich war ein Donner, einmal, weil sie eine staunenswerte Bedeutung hatte, ein andermal, weil sie Größtes beinhaltete; Iob 26,14: Da wir kaum einen kleinen Funken seiner Rede gehört haben, wer könnte ermessen den Donner seiner Größe? Ps. 76,19: Die Stimme deines Donners im Kreis. Die Scharfsinnigeren aber nahmen von jener Stimme wahr, dass sie der Klang einer artikulierten und bedeutungsvollen Stimme war: daher sagten sie, dass sie eine Rede sei. Aber da sie glaubten, dass Christus nur ein Mensch sei, gingen sie fehl, indem sie jene Rede einem Engel zuschrieben; daher sagten sie Ein Engel hat zu ihm gesprochen: darin freilich geschah ihnen ähnliches wie dem Teufel, der glaubte, dass Christus des Beistands der Engel bedürfe; daher sagte er, Matth. 4,6: Seinen Engeln hat er Auftrag gegeben bezüglich deiner, auf Händen werden sie dich emporheben. Denn nicht bedarf er des Schutzes der Engel und der Hilfe, sondern er selbst verherrlicht die Engel und beschützt sie. V. 1664. – Die Auslegung der Stimme wird hinzugefügt, wenn [der Evangelist] sagt Jesus antwortete und sagte etc., und erstens legt er die erklungene Stimme aus; zweitens führt er den Widerspruch an, an der Stelle [n. 1675] Es antwortete ihm die Menge; drittens fügt er die Antwort des Herrn hinzu, an der Stelle [n. 1681] Es sagte also Jesus zu ihnen. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Ursache der Stimme an; zweitens fügt er ihre Bedeutung hinzu, an der Stelle [n. 1666] Jetzt ist das Gericht der Welt etc. 1665. – Man muss wissen hinsichtlich des ersten, weil sie gesagt hatten Ein Engel (Bote) hat zu ihm gesprochen, ein Bote (angelus) aber zu jemandem offenbarend spricht zum Nutzen dessen, mit dem er spricht, so wie es offenkundig ist in Apoc. 1 und Ez. 1, dass der Herr deshalb zeigt, dass er nicht irgendeiner Stimme bedarf, noch auch des Beistands einer Offenbarung durch Engel, und sagt Nicht wegen mir, nämlich um mich zu unterweisen, ist diese Stimme gekommen, sondern wegen euch. Nichts nämlich bezeichnete sie, was er selbst zuvor nicht gewusst hätte, weil in ihm alle Schätze der Weisheit und des Wissens Gottes verborgen sind: Col. 2,3; so dass er alles weiß, was der Vater weiß. Sondern wegen euch ist sie gekommen, nämlich um euch zu unterweisen. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass an Christus vieles zu unserer Befreiung wegen uns getan wurde, nicht weil Christus dessen bedurft hätte; Rom. 15,4: Alles, was geschrieben worden ist, ist zu unserer Belehrung geschrieben worden.

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VI. 1666. – Wenn [Christus] anschließend sagt Jetzt ist das Gericht der Welt, führt er die Bedeutung der Stimme an, und erstens führt er das Gericht an, in dem er verherrlicht werden würde; zweitens fügt er die Wirkung des Gerichtes an, an der Stelle [n. 1668] Jetzt wird der Fürst diese Welt hinausgeworfen werden, und drittens die Art der Verherrlichung, an der Stelle [n. 1672] Und wenn ich erhöht worden sein werde von der Erde, werde ich alles zu mir hinziehen. 1667. – Er sagt also Jetzt ist das Gericht der Welt. Aber wenn dies so ist, weshalb also erwarten wir, dass der Herr komme, um ein zweitesmal zu urteilen? Dazu muss man sagen, dass er bereits gekommen ist, um zu urteilen im Urteil der Unterscheidung, durch das er unterscheidet die Seinen von den nicht Seinen; oben 9,39: Zum Urteil bin ich in diese Welt gekommen. Aber er wird kommen, um zu urteilen im Urteil der Verdammung, zu dem er zuvor nicht gekommen ist; oben 3,17: Nicht nämlich hat Gott seinen Sohn in die Welt geschickt, damit er die Welt verurteile, sondern damit die Welt geheilt würde durch ihn. Oder man muss sagen, dass das Urteil ein zweifaches ist. Eines, durch das die Welt verdammt wird, und von diesem wird hier nicht gesprochen; das andere ist das Urteil über die Welt, in dem geurteilt wird zugunsten der Welt, insofern als die Welt von der Knechtschaft unter dem Teufel befreit wird. Auf diese Art wird jene Stelle verstanden in Ps. 34,1: Verurteile, Herr, die mir schaden, besiege, die mich bedrängen etc. Und diese beiden [Urteile] kommen in eines zusammen: weil dadurch selbst, dass geurteilt wird zugunsten der Welt, und der Teufel ausgeschlossen wurde, die Guten unterschieden werden von den Bösen. VII. 1668. – Die Wirkung des Urteils ist die Ausschließung des Teufels, daher sagt [Christus] Jetzt wird der Fürst diese Welt hinausgeworfen werden, durch die Kraft der Passion Christi. Daher ist seine Passion seine Verherrlichung, so dass er gleichsam dadurch auslegt, was und ich werde [ihn] wiederum ruhmvoll machen besagt, nämlich dass insofern, als der Fürst diese Welt hinausgeworfen werden wird, [Christus] gleichsam durch die Passion den Sieg über den Teufel hat; I Io. 3,8: Dafür ist der Sohn Gottes erschienen, dass er auflöse die Werke des Teufels. 1669. – Aber diesbezüglich wird gezweifelt hinsichtlich dreierlei. Erstens darüber, dass [Christus] den Teufel den Fürsten dieser Welt nennt; infolgedessen nennen die Manichäer ihn den Schöpfer und Herrn alles Sichtbaren. Dazu ist zu sagen, dass der Teufel der Fürst dieser Welt genannt wird nicht

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Caput XII.

aufgrund naturgemäßer Herrschaft, sondern durch Usurpation, insofern, als die weltlichen Menschen, während der wahre Herr verachtet wird, sich ihm unterstellt haben; II Cor. 4,4: Der Gott dieses Zeitalters hat blind gemacht den Sinn der Ungläubigen. Er ist also der Fürst dieser Welt insofern, als er in den weltlichen Menschen herrscht, wie Augustinus sagt, die über den ganzen Erdkreis verstreut sind. Denn das Wort ,Welt‘ wird manchmal aufgefasst im schlechten Sinn als die Menschen, die die Welt lieben; oben 1,10: Die Welt hat ihn nicht erkannt; manchmal aber im guten Sinn als die guten Menschen, die so in der Welt leben, dass dennoch ihr Umgang in den Himmeln ist; II Cor. 5,19: Gott war in Christus so, dass er die Welt mit sich versöhnte. 1670. – Zweitens wird gezweifelt darüber, dass [Christus] sagt wird hinausgeworfen werden. Denn wenn er hinausgeworfen worden wäre, würde er nicht jetzt [die Menschen] so in Versuchung führen, wie er [sie] vorher in Versuchung geführt hat; weil er dennoch nicht aufgehört hat, [sie] in Versuchung zu führen, ist er also nicht hinausgeworfen worden. Dazu ist zu sagen, Augustinus zufolge, dass der Teufel, mag er auch die Menschen in Versuchung führen, die aufgehört haben, von dieser Welt zu sein, dennoch nicht auf dieselbe Art [sie] in Versuchung führt wie früher. Weil damals versuchte und beherrschte er [sie] von innen her, aber danach nur mehr von außen. Denn solange die Menschen in der Sünde sind, da beherrscht er und versucht er [sie] von innen; Rom. 6,12: Nicht herrsche die Sünde in eurem sterblichen Körper, so dass ihr gehorcht seinen Begierden. So also ist er hinausgeworfen worden, weil die Wirkung der Sünde im Menschen nicht von innen geschieht, sondern von außen. 1671. – Als drittes wird gefragt bezüglich dessen, dass [Christus] sagt Jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen werden: daraus scheint zu folgen, dass er vor der Passion Christi nicht hinausgeworfen war, und als Folge, weil er dann hinausgeworfen wird, wenn die Menschen befreit werden von den Sünden, dass Abraham, Isaac, und andere aus dem Alten Testament, nicht befreit waren von der Sünde. Dazu ist zu sagen, Augustinus zufolge, dass [der Teufel] vor der Passion Christus hinausgeworfen war aus einzelnen Personen, aber nicht aus der Welt, wie später. Denn jenes, das damals an ganz wenigen Menschen getan wurde, wird nun an den vielen und großen Völkern der Juden und der Heiden, die zu Christus bekehrt sind, durch die Kraft der Passion Christi als getan erkannt. Oder man muss sagen, dass der Teufel dadurch hinausgeworfen wird, dass die Menschen befreit werden von der Sünde; aber vor der Passion Christi waren alle Gerechten befreit von der Sünde, aber nicht völlig, weil sie noch abgehalten wurden davon, dass sie hineingeführt wurden in das Königreich: und diesbezüglich hatte [der Teufel] über sie ein gewisses Recht, das jedoch durch die Passion Christi völlig beseitigt worden ist, als das flammende Schwert beseitigt wurde, als dem Menschen gesagt wurde [Lc. 23,43]: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.

Lectio V.

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VIII. 1672. – Die Art der Passion aber ist [die] durch Erhöhung; daher sagt [Christus] Und wenn ich erhöht worden sein werde von der Erde, werde ich alles zu mir hinziehen. Hinsichtlich dessen muss man wissen, dass Chrysostomus sich eines solchen Beispiels bedient: Wenn irgendein Tyrann, der gewohnt war, einige Untergebene zu unterdrücken, zu schlagen, und sie in Fesseln zu werfen, dann aufgrund desselben Wahnsinns auch den angreift, der ihm in nichts auf dieselbe Weise untergeben ist, so dass er ihn in denselben Kerker führt, muss er durch dieses Verschulden auch der Herrschaft über die anderen beraubt werden, die ihm untergeben waren: so hat auch Christus gegen den Teufel gehandelt. Der Teufel nämlich hatte wegen der Sünde des ersten Vaters ein gewisses Recht über die Menschen; daher konnte er auf eine gewisse Art mit Recht gegen sie wüten. Weil er aber auch gegen Christus, gegen den er kein Recht hatte, ähnliches zu versuchen gewagt hat, als er ihn als Versucher angriff, gegen den er über nichts verfügte, wie gesagt wird unten in 13,27, war es deshalb gerecht, dass er auch der Herrschaft beraubt würde durch den Tod Christi. Und das ist es, was besagt Und wenn ich erhöht worden sein werde von der Erde, werde ich alles zu mir hinziehen. Hier schickt [Christus] zuerst die Art des Todes voran; zweitens legt der Evangelist das aus, was [Christus] sagt, an der Stelle Dies aber sagte er, indem er anzeigte, durch welchen Tod er sterben werde. Die Art des Todes aber ist die durch Erhöhung am Holz des Kreuzes. Die Auslegung aber ist, dass [Christus] dadurch bezeichnete, durch welchen Tod er sterben werde. 1673. – Man muss aber wissen, dass aus zweifachem Grund der Herr den Tod des Kreuzes sterben wollte. Zum einen freilich wegen der Schändlichkeit des Todes; Sap. 2,20: Zum schändlichsten Tod wollen wir ihn verurteilen. Daher auch sagt Augustinus: „Deshalb wollte der Herr auf diese Weise sterben, dass den Menschen auch gerade die Schändlichkeit des Todes nicht von der Vollendung der Gerechtigkeit zurücktreibe“. Zweitens, weil so der Tod geschieht nach Art einer Erhöhung: daher auch sagt der Herr wenn ich erhöht worden sein werde. Diese Art des Todes freilich passte zu Nutzen, Ursache und Symbol der Passion. Zum Nutzen nämlich, weil [Christus] durch die Passion erhöht werden wollte. Phil. 2,8: Beschaffen ist er gehorsam bis in den Tod, den Tod aber des Kreuzes: deshalb hat ihn Gott erhöht, und hat ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist. Und deshalb lautete Ps. 20, 14: Erhöhe dich, Herr, in deiner Kraft. Zur Ursache der Passion aber passte [diese Art des Todes] zweifach: weil sowohl hinsichtlich des Dämons, als auch hinsichtlich der Menschen. Hinsichtlich der Menschen nämlich, weil [Christus] zu ihrem Heil starb; sie aber

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Caput XII.

waren zugrunde gegangen, weil sie niedergeworfen und versunken waren in Irdisches; Ps. 16,11: Beschlossen haben sie, ihre Augen niederzubeugen zur Erde. Er wollte also erhöht sterben, damit er unsere Herzen zu Himmlischem erhöbe. So ist er nämlich selbst unser Weg in den Himmel. Hinsichtlich der Dämonen aber [passte diese Art des Todes], damit er nämlich sie, die in der Luft Herrschaft und Macht ausübten, selbst in die Luft erhöht niederträte. Zum Symbol [der Passion] aber passte [diese Art des Todes], weil der Herr vorschrieb, dass eine eherne Schlange gemacht würde in der Wüste, wie es heißt in Num. 21,9. Oben 3,14: So wie Moses erhöht hat eine Schlange in der Wüste, so muss erhöht werden der Sohn des Menschen etc. So erhöht also werde ich alles hinziehen, durch die Liebe, zu mir: Ier. 31,3: In ewiger Liebe habe ich dich geliebt, deshalb habe ich dich herbeigezogen, mich erbarmend. Darin auch zeigt sich am meisten die Liebe Gottes zum Menschen, insofern als er für sie zu sterben für wert erachtet hat; Rom. 5,8: Gott zeigt seine Liebe zu uns, weil Christus, als wir noch Sünder waren gemäß der Zeit, für uns gestorben ist. Darin erfüllte er, was die Braut erbittet in Cant. 1,3: Ziehe mich dir nach, und lass uns laufen in den Geruch deiner Salböle. 1674. – Festzuhalten ist außerdem, dass, was der Vater zieht, auch der Sohn zieht; oben 6,44: Niemand kann zu mir kommen, außer der Vater, der mich gesandt hat, zieht ihn. Deshalb aber sagt [Christus] hier ich werde alles hinziehen, damit er zeige, dass die Handlung beider dieselbe ist. Er sagt aber alles, nicht alle, weil nicht alle gezogen werden zum Sohn. Alles, sage ich, werde ich hinziehen, das heißt die Seele und den Körper. Oder alle Arten der Menschen, nämlich die Heiden und die Juden, Sklaven und Freie, Männer und Frauen. Oder alles, was vorherbestimmt ist fürs Heil. Und es ist festzuhalten, dass dieses selbst, dass er sagt, alles zu sich hinzuziehen, bedeutet, den Fürsten dieser Welt hinauszuwerfen: nicht nämlich gibt es eine Übereinkunft Christi mit Belial, noch auch des Lichtes mit der Finsternis [II Cor. 6,15].

Lectio VI. Es antwortete ihm die Menge: Wir haben gehört aus dem Gesetz, dass Christus bleibt in Ewigkeit. Und wie sagst du: Es muss erhöht II. werden der Sohn des Menschen? Und wer ist dieser Sohn des Menschen? III. Jesus sagte also zu ihnen: Noch ist wenig Licht in euch. IV. Wandert, solange ihr Licht habt, damit euch nicht die Finsternis erfasst. V. Und wer in der Finsternis wandert, weiß nicht, wohin er geht. VI. Solange ihr Licht habt, glaubt an das Licht, damit ihr Söhne des Lichtes seid. VII. Dies sagte Jesus, und ging weg, und verbarg sich vor ihnen.

I.

Lectio VI.

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I. 1675. – Nachdem das Versprechen der Verherrlichung des Herrn, und die Auslegung der Stimme angeführt sind [vgl. n. 1664], wird hier anschließend der Zweifel der Menge angeführt, wobei sie erstens die Autorität des Gesetzes einführt; zweitens aus ihr den Zweifel erhebt, an der Stelle [n. 1677] Und wie sagst du etc. 1676. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Es antwortete ihm die Menge, nämlich dem Herrn, der über seinen Tod sprach, Wir haben gehört aus dem Gesetz (,Gesetz‘ wird hier allgemein verstanden als die ganze Schrift des Alten Testaments), dass Christus bleibt in Ewigkeit. Und dies kann aus vielen Stellen des Alten Testaments entnommen werden, und vorrangig aus Is. 9,6: Vervielfacht werden wird seine Herrschaft, und des Friedens wird kein Ende sein; Dan. 7,14: Seine Macht ist eine ewige Macht, die nicht weggenommen werden wird, und sein Reich, das nicht zerstört werden wird. 1677. – Und aufgrund dieser Autorität bilden sie zwei Zweifel: einen über die Tatsache, den anderen über die Person [n. 1680]. Über die Tatsache, wenn sie sagen wie sagst du: Es muss erhöht werden der Sohn des Menschen? Aber da Christus nicht sagte Es muss erhöht werden der Sohn des Menschen, sondern Wenn ich erhöht sein werde etc., wie sagen die Juden Es muss erhöht werden der Sohn des Menschen? Aber man muss sagen, dass die Juden bereits gewöhnt waren an die Worte des Herrn; daher hatten sie im Gedächtnis, dass er sagte, er sei der Sohn des Menschen. Deshalb verstanden sie, als er sagte Wenn ich erhöht sein werde von der Erde, werde ich alles zu mir hinziehen, als dasselbe, wie wenn er gesagt hätte: Wenn der Sohn des Menschen erhöht sein wird, wie Augustinus sagt. Oder man muss sagen, dass [Christus], mag er auch hier keine Erwähnung getan haben vom Sohn des Menschen, dennoch oben 3,14 dies sagte: Es muss, sage ich, der Sohn des Menschen erhöht werden. 1678. – Aber es scheint dies, dass sie sagen Es muss erhöht werden der Sohn des Menschen, in nichts entgegengesetzt zu sein dem, was besagt hatte dass Christus bleibt in Ewigkeit. Aber dazu muss man sagen, dass sie, weil der Herr gewohnt war, zu ihnen in Gleichnissen zu sprechen, deshalb vieles von dem, was gesagt wurde, verstanden. Daher haben sie auch das, was der Herr sagte, als Erhöhung im Kreuzestod vermutet; oben 8,28: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, wer ich bin. Oder man muss sagen, dass sie dies deshalb verstanden, weil sie schon daran dachten, es zu tun. Daher hat ihnen das Verständnis jener Worte nicht der Scharfsinn des Wissens eröffnet, sondern das verhehlte Bewusstsein der Böswilligkeit. 1679. – Aber beachte ihre Böswilligkeit, weil sie nicht sagen Wir haben

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Caput XII.

gehört aus dem Gesetz, dass Christus nichts erleidet: denn viele Stellen handeln von seinem Leiden und der Auferstehung, wie etwa Is. 53,7: So wie ein Schaf zum Töten geführt wird, und Ps. 3,6: Ich habe geschlafen, und habe geschlummert, und bin aufgefahren. Aber sie sagen, dass Christus bleibt in Ewigkeit. Der Grund dafür ist, dass darin keine Gegensätzlichkeit gewesen wäre, weil der Unsterblichkeit Christi aus seinem Leiden kein Hindernis entstanden wäre. Denn sie wollten zeigen, dass er deshalb nicht Christus sei, weil Christus bleibt in Ewigkeit, wie Chrysostomus sagt. 1680. – Hinsichtlich der Person aber erregen sie eine Frage, indem sie sagen wer ist dieser Sohn des Menschen? Dies fragen sie deshalb, weil in Dan. 7,13 gesagt wird: Ich schaute, und siehe, gleichsam der Sohn des Menschen kam, und bis zu dem Alten der Tage ist er gelangt, weil sie unter jenem Sohn des Menschen Christus verstanden; als ob sie sagten: Sage, weil der Sohn des Menschen erhöht werden muss, und der Sohn des Menschen, den wir als Christus verstehen, in Ewigkeit bleibt: Wer ist also dieser Sohn des Menschen? Wenn er nicht bleibt in Ewigkeit, ist er auch nicht Christus. Darin nun ist ihre Verstandesschwäche zu tadeln: weil sie immer noch zweifeln nach so vielem Gesehenen, so vielem Gehörten, ob er selbst Christus sei; Eccli. 22,9: Mit einem Schlafenden spricht, wer einem Dummen die Weisheit erzählt. II. 1691. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus sagte also zu ihnen etc., tut der Herr ihrem Zweifel Genüge, in gewisser Art, und erstens weist er auf das Gute hin, das sie hatten; zweitens ermahnt er sie zum Vorwärtskommen, an der Stelle [n. 1683] Wandert, solange ihr Licht habt; drittens erklärt er die Ermahnung, indem er sagt [n. 1686] Solange ihr Licht habt, glaubt an das Licht. 1682. – Jesus sagte also zu ihnen: Noch ist wenig Licht in euch. Dies kann nun zweifach gelesen werden. Auf eine Art, Augustinus zufolge, dass nämlich wenig ein Adjektivum ist, welches das festlegt, was Licht besagt, als ob er sagte: Ein gewisses Licht ist in euch, insofern es erkennt, dass Christus bleibt in Ewigkeit. Denn dies ist eine gewisse Wahrheit: jede Manifestation der Wahrheit aber ist ein gewisses Licht, eingegossen von Gott. Aber trotzdem ist jenes Licht, das in euch ist, wenig, weil, mag es auch sein, dass ihr Christi Ewigkeit erkennt, dennoch an seinen Tod und seine Auferstehung nicht glaubt: darin wird ersichtlich, dass ihr keinen vollkommenen Glauben habt. Es passt also dazu, was Petrus gesagt wurde, Matth. 14,31: Du von wenig Glauben, weshalb hast du gezweifelt? Chrysostomus zufolge aber ist gesagt Noch ein weniges, nämlich ist noch Zeit, dass Licht in euch ist, das heißt ich, der ich das Licht bin; als ob er sagte: Eine kurze Zeit bin ich als Licht mit euch; unten 16,16: Ein weniges, und schon werdet ihr mich nicht mehr sehen.

Lectio VI.

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III. 1683. – Und deshalb ermahnt [Christus] sie anschließend zur Vervollständigung und zum Vorwärtskommen im Guten, und erstens führt er seine Ermahnung aus; zweitens zeigt er die drohende Gefahr, wenn sie nicht vorwärts kommen, an der Stelle [n. 1685] wer in der Finsternis wandert, weiß nicht, wohin er geht. 1684. – Er sagt also: ich weiß, dass ihr wenig Licht habt; dennoch, solange ihr es habt, wandert; das heißt nähert euch [ihm] und kommt vorwärts, so dass ihr zugleich mit der Ewigkeit erkennt, dass Christus sterben wird und auferstehen. Und dies hinsichtlich der ersten Auslegung. Oder Wandert, solange ihr Licht habt, das heißt, solange ich mit euch bin, kommt vorwärts und bemüht euch, mich so zu haben, dass ihr mich niemals verliert; Ps. 88,16: Herr, im Licht deines Angesichtes werden sie wandern. Und dies, damit euch nicht die Finsternis des Unglaubens, des Unwissens und der ewigen Verdammung erfasst, und ihr auf dies Art nicht weiter vorwärts schreiten könnt. Dann nämlich wird der Mensch von der Finsternis erfasst, wenn er gänzlich im Unglauben versinkt: dies würde sein, wenn ihr auf diese Art an Christi Ewigkeit glaubt, dass ihr die Niedrigkeit des Todes an ihm verneint; Iob 3,23: Dem Mann, dem der Weg verborgen ist; ebendort 37,19: Alle werden wir ja von der Finsternis verschlungen. IV. 1685. – Die Gefahr, die droht, wenn sie nicht vorwärts kommen, fügt [Christus] hinzu, indem er sagt Und wer in der Finsternis wandert, weiß nicht, wohin er geht. Denn das Licht, sei es das äußere, sei es das innere, leitet den Menschen. Das äußere freilich leitet ihn hinsichtlich der äußeren körperlichen Handlungen, aber das innere leitet den Willen selbst. Wer also nicht im Licht wandert, nicht im vollkommenen Glauben an Christus, sondern in der Finsternis wandert, weiß nicht, wohin er geht, das heißt zu welchem Ziel er geleitet wird; Ps. 81,5: Sie wissen nicht und verstehen nicht: in der Finsternis wandern sie. Dies freilich geschieht auch den Juden selbst, weil sie nicht wissen, was sie tun, sondern wie solche, die in der Finsternis wandern, freilich glauben, den richtigen Weg zu gehen, und aus dem Grund, aus dem sie glauben, Gott zu gefallen, ihm [umso] mehr missfallen. Ähnlich verdienen auch die irrenden Häretiker aus dem Grund, aus dem sie glauben, das Licht der Wahrheit und der Gnade zu verdienen, eher, [seiner] beraubt zu werden; Prov. 14,12: Es gibt einen Weg, der dem Menschen der richtige zu sein scheint; sein Ende aber führt zum Tod.

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Caput XII.

V. 1686. – Wenn [Christus] anschließend sagt Solange ihr Licht habt, glaubt an das Licht, legt er aus, was er sagte, nämlich was „wandern“ bedeutet: und dies zweifach, gemäß zwei vorhergegangenen Auslegungen [vgl. n. 1589]. Erstens, gemäß der ersten, Solange ihr Licht habt, das heißt solange ihr irgendetwas habt an Kenntnis und Licht der Wahrheit, glaubt an das Licht, das heißt an die vollkommene Wahrheit, damit ihr Söhne des Lichtes seid, das heißt damit ihr wiedergeboren werdet [in] der Wahrheit; I Thess. 5,6: Wir gehören nicht der Nacht noch der Finsternis: also wollen wir nicht schlafen. Oder, gemäß der anderen Auslegung, Solange ihr Licht habt, das heißt mich, der ich das Licht bin: oben 1,9: Er war das wahre Licht, das erleuchtet jeden Menschen, der kommt in diese Welt, glaubt an das Licht, das heißt an mich; dieses heißt: kommt vorwärts in der Erkenntnis meiner: damit ihr Söhne des Lichtes seid, weil ihr aufgrund dessen, dass ihr an mich glaubt, Söhne Gottes sein werdet; oben 1,12: Er gab ihnen die Macht, Söhne Gottes zu werden, denen die glauben an seinen Namen. VI. 1687. – Hier erzählt der Evangelist eine Tat, die Jesus getan hat, nämlich dass er sich verbarg. Aber als wir oben in 8,59 lasen, dass Christus dasselbe getan habe, ist der Grund offensichtlich, weil sie Steine nahmen, dass sie nach ihm würfen; aber hier wird kein Grund seines Verbergens bezeichnet, weil sie weder Steine aufhoben, noch ihn schmähten: weshalb also verbarg er sich? Darauf ist zu sagen, dass der Herr, indem er ihre Herzen erforschte, ihre Wut und Bösartigkeit erkannte, der sie sich bereits hingaben hinsichtlich seiner Tötung. Daher wartete er, da er ihnen zuvorkommen wollte, nicht ab, dass sie ans Werk gingen, sondern milderte, indem er sich verbarg, ihre Missgunst und ihren Zorn. Darin gab er uns ein Beispiel, dass wir, wenn wir uns der Bösartigkeit jemandes sicher sind, schon bevor er sie im Werk zu betätigen strebt, fliehen sollen. Nichtsdestoweniger zeigte der Herr dennoch in der Tat, was er im Wort sagte. Er hatte nämlich gesagt: Wandert, solange ihr Licht habt, damit euch nicht die Finsternis erfasst. Welcher Art diese Finsternis ist, lehrte er durch sein Verbergen, Is. 8,17: Ich werde erwarten ihn, der sich verbirgt vor dem Haus Jakob.

Lectio VII. I.

Obwohl er aber so große Zeichen getan hatte vor ihnen, glaubten sie nicht an ihn.

Lectio VII.

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II. So dass die Rede des Propheten Isaias erfüllt wurde, die er gesagt hat: Herr, wer hat geglaubt unserem Hören, und wem ist der Arm Gottes enthüllt worden? III. Deswegen konnten sie nicht glauben. IV. Weil wiederum Isaias sagte: Blind gemacht hat er ihre Augen, und verhärtet hat er ihr Herz, dass sie nicht sehen mit den Augen, und nicht verstehen mit dem Herzen, und sich bekehren, und ich sie heile. V. Dies hat Isaias gesagt, als er seine Herrlichkeit sah, und von ihm gesprochen hat. I. 1688. – Oben [vgl. n. 1589] hat der Evangelist mehrfach die Herrlichkeit Christi behandelt, durch die die Juden aus Missgunst bewegt wurden, ihn zu töten; hier behandelt er einen anderen Anlass seiner Passion, nämlich die Ungläubigkeit der Juden, und erstens berührt er ihre Ungläubigkeit; zweitens wird diese getadelt vom Herrn, an der Stelle [n. 1710] Jesus aber rief etc. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens tadelt er die Ungläubigkeit derer, die ganz und gar nicht glauben; zweitens die Ungläubigkeit derer, die glaubten, jedoch im Verborgenen, an der Stelle [n. 1706] Aber dennoch glaubten auch von den Oberen viel an ihn. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens stellt er die bestaunenswerte Härte ihrer Ungläubigkeit vor; zweitens führt er, damit es nicht als unvernünftig oder aufs Geratewohl geschehen erscheine, eine Prophezeiung ein, an der Stelle [n. 1690] So dass die Rede des Propheten Isaias erfüllt wurde. 1689. – Der Evangelist sagt also, gleichsam bewundernd: Gesagt ist, dass der Herr viele Zeichen tut, etwa dass er Wasser in Wein verwandelt hat, oben 2; dass er den Gelähmten geheilt hat, oben 5; dass er erleuchtet hat den Blinden, oben 9; dass er einen Toten auferweckt hat, oben 11: und trotzdem glaubten sie, obwohl er so große Zeichen getan hatte vor ihnen, nicht an ihn. Sie pflegten also zu sagen [oben 6,30]: Welches Zeichen zeigst du uns, dass wir dir glauben? Aber siehe, was der Evangelist sagt: Obwohl er aber so große Zeichen getan hatte vor ihnen, glaubten sie nicht an ihn; unten 15,24: Wenn ich keine Werke getan hätte bei ihnen, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. Daher konnten sie nicht sagen jenes Wort aus Ps. 73,9: Unsere Zeichen haben wir nicht gesehen.

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Caput XII.

II. 1690. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt So dass die Rede des Propheten Isaias erfüllt wurde, werden dazu die Zeugnisse der Propheten eingeführt, und erstens werden Prophezeiungen eingeführt; zweitens wird gezeigt, was über Christus gesagt wird, an der Stelle [n. 1703] Dies hat Isaias gesagt etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Prophezeiung ein, die ihre Ungläubigkeit vorhersagt; zweitens fügt er die Prophezeiung an, die die Ursache der Ungläubigkeit vorhersagt, an der Stelle [n. 1697] Deswegen konnten sie nicht glauben. 1691. – Er sagt also. Ich sage, dass sie nicht glaubten an ihn, so dass die Rede des Propheten Isaias erfüllt wurde. Hierbei muss man wissen, dass das dass in der Heiligen Schrift manchmal kausal aufgefasst wird; so wie jene Stelle oben 10,10: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben; manchmal aber wird es konsekutiv verstanden, und bezeichnet ein zukünftiges Ergebnis: und so wird es hier aufgefasst. Nicht nämlich glaubten sie deshalb nicht, weil Isaias es vorhergesagt hatte, sondern weil sie nicht glauben würden, deshalb hat er es vorhergesagt: daher wird durch die nicht Glaubenden die Rede des Isaias erfüllt; Lc. ult., 44: Notwendig ist es, dass alles erfüllt wird, was geschrieben ist; Matth. 5,18: Kein Iota und kein Strich wird vorübergehen vom Gesetz, bis alles geschieht. 1692. – Aber wenn es nötig war, dass die Rede des Isaias erfüllt wurde, scheint es, dass die Juden entschuldbar sind darin, dass sie nicht glaubten: denn nicht konnten sie gegen die Prophezeiung handeln. Die Antwort. Man muss sagen, dass es so prophezeit war, dass sie ihr freies Ermessen gebrauchen konnten. Gott nämlich, das Zukünftige vorherwissend, hat ihre Ungläubigkeit durch die Prophezeiung vorhergesagt, nicht gemacht: nicht zwingt nämlich Gott deshalb jemanden, zu sündigen, weil er die zukünftigen Sünden der Menschen schon kennt. Dass also die Juden jene Sünde, die sie begingen, begehen würden, hat der Herr, dem nichts verborgen ist, vorhergesagt. 1693. – Was der Prophet aber sagt, fügt er hinzu, indem er sagt Herr, wer hat geglaubt unserem Hören, und wem ist der Arm Gottes enthüllt worden? Hierbei muss man wissen, dass die Art des Glaubens zweifach ist. Manchmal nämlich durch Belehrung durch einen anderen; und dies ist die allgemeine Art des Glaubens; Rom. 10,17: Der Glaube aus dem Hören, das Hören aber aus dem Wort Christi. Manchmal aber durch göttliche Enthüllung; und dies ist die einmalige Art, von der der Apostel sagt [Gal. 1,12]: Weder von einem Menschen habe ich dies gelernt, noch empfangen, sondern durch Enthüllung von Jesus Christus.

Lectio VII.

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1694. – Is. 53,1 hat also freilich eine Seltenheit der Gläubigen vorhergesagt, indem er sagt Herr, wer hat geglaubt unserem Hören? Und erstens hinsichtlich der allgemeinen Art, die durch die Belehrung geschieht, als er sagt wer hat geglaubt unserem Hören? Dies nämlich findet sich an der zitierten Stelle, und kann zweifach verstanden werden. Auf eine Art so, dass der Sinn ist: wer hat geglaubt unserem Hören? – was nämlich wir gehört haben von dir; Abd. 1: Ein Hören haben wir gehört vom Herrn der Heere etc. Ps. 84,9: Hören will ich, was der Herr [und] Gott zu mir sagen wird. Als ob sie sagten: Wir haben gehört von dir; aber, Herr, wer wird uns glauben, was wir von deiner Geburt und Passion dich sprechen gehört haben? Daher auch spricht jenes ganze Kapitel des Isaias darüber. Er sagt aber, dass die Propheten hören, damit er die Art der Erleuchtung der Propheten deutlich mache. Denn durch den Anblick empfängt der Mensch unmittelbare Kenntnis der gesehenen Sache, aber durch das Hören wird keine unmittelbare Kenntnis von einer gesehenen Sache erlangt, sondern von irgendeinem Zeichen jener Sache. Weil also die Propheten nicht unmittelbar das göttliche Wesen sahen, sondern irgendwelche Zeichen der göttlichen Dinge, deshalb sagt [Isaias], dass sie hören. Num. 12,6: Wenn irgendein Prophet des Herrn unter euch sein wird, werde ich ihm in der Vision erscheinen, oder im Traum werde ich zu ihm sprechen; gleichsam durch irgendwelche Zeichen. Der Sohn aber sieht ewig das göttliche Wesen selbst; oben 1,18: Gott hat niemand jemals gesehen: der einziggeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, selbst hat ihn ausgesprochen. Wer also hat geglaubt unserem Hören? das heißt wer hat das geglaubt, was wir gehört und ausgesprochen haben? Is. 21,10: Was ich gehört habe vom Herrn der Heerscharen, dem Gott Israels, hat er euch verkündet. Auf eine andere Art. Wer hat geglaubt unserem Hören? das heißt das, was sie von uns hören; Ez. 33,31: Sie hören meine Reden aus deinem Mund, und sie tun sie nicht: weil sie jene verkehren in den Ton ihres Mundes. 1695. – Hinsichtlich der einzigartigen Weise aber, die durch die Enthüllung geschieht, sagt [Isaias] und wem ist der Arm Gottes enthüllt worden? „Arm“ wird der Sohn genannt, durch den der Vater alles bewirkt, so wie der Arm des Menschen [das] genannt wird, wodurch der Mensch wirkt. Und wenn der Mensch nur mit dem inneren Wort wirkt, dann könnte sein Wort sein Arm genannt werden. So also wird gesagt „Arm Gottes“, nicht weil Gott Vater beschränkt würde durch die Gestalt des menschlichen Fleisches, und einen körperlichen Arm hätte; sondern weil durch ihn alles gemacht ist: oben 1,3. Und Iob 40,9: Ob du einen Arm hast so wie Gott, und ob du mit ähnlicher Stimme donnerst? Lc. 1,51: Er bewirkte die Macht in seinem Arm, er zerstreute die Hochmütigen mit dem Geist seines Herzens. 1696. – Man muss also festhalten, dass von diesem Wort Sabellius den Anlass nahm für seinen Irrtum, indem er sagte, dass die Person des Vaters und des Sohnes dieselbe sei; und Arius, indem er sagte, dass der Sohn geringer sei als der Vater. Nicht nämlich sind der Mensch und sein Arm zwei Personen,

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Caput XII.

sondern eine; und nicht kann der Arm als dem Menschen gleichwertig bezeichnet werden. Dazu ist zu sagen, dass in Derartigem keine genügende Ähnlichkeit ist: denn das, was im Geschöpf ist, stellt nicht vollkommen das dar, was in Gott ist. Daher sagt Dionysius, dass die symbolische Theologie nicht beweisend ist. Also wird der Sohn nicht ,Arm‘ genannt, weil er gleichsam dieselbe Person wäre wie der Vater oder geringer als er, sondern weil durch ihn alles bewirkt wird. [Der Evangelist] sagt also und wem ist der Arm Gottes enthüllt worden? Als ob er sagte: wenigen, nämlich den Aposteln selbst; I Cor. 2,10: Uns aber hat Gott [es] enthüllt durch seinen Geist. III. 1697. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Deswegen konnten sie nicht glauben, führt er die Prophezeiung an, die die Ursache der Ungläubigkeit voraussagt. Und wenn wir diese Worte des Evangelisten betrachten, scheinen sie freilich gemäß der Oberfläche des Wortlautes eine dunkle Verständlichkeit zu haben. Und [zwar] erstens, weil die Juden entschuldbar zu sein scheinen, wenn gesagt wird, dass sie deswegen nicht glauben konnten, weil [eben] Isaias dies gesagt hat. Was ist nämlich die Sünde des Menschen, der nicht tut, was er nicht tun kann? Und, was schwerwiegender ist, die Schuld wird auf Gott zurückgewälzt, weil er ihre Augen blind gemacht hat. Erträglich aber wäre es, wenn dies über den Teufel gesagt würde, weil, wie gesagt wird in II Cor. 4,4: Der Gott dieses Zeitalters hat blind gemacht den Sinn der Ungläubigen. Aber hier wird es gesagt über unseren Herrn. Denn Is. 6,1 sagt: Ich sah den Herrn sitzen auf einem erhöhten Thron. Und es folgt [6,10]: Mache blind das Herz dieses Volkes, und seine Ohren beschwere, und seine Augen schließe; damit es nicht zufällig sehe mit seinen Augen, und mit seinen Ohren höre, und mit seinem Herzen verstehe, und bekehrt werde und geheilt werde. 1698. – Aber zwecks Offensichtlichkeit dessen legen wir erstens aus, was deswegen konnten sie nicht glauben besagt. Hierbei muss man wissen, dass etwas auf zweifache Art unmöglich oder nötig genannt wird: nämlich absolut, und aufgrund einer Voraussetzung. Absolut freilich so, wie es unmöglich ist, dass ein Mensch ein Esel sei; aufgrund einer Voraussetzung aber so, wie es unmöglich ist, dass ich außerhalb des Hauses sei, solange ich drinnen in ihm sitze. Demgemäß also muss man sagen, dass der Mensch entschuldet wird, wenn er nicht das tut, was ihm absolut unmöglich ist: aber wenn er das nicht tut, was ihm aufgrund einer Voraussetzung unmöglich ist, wird er nicht entschuldet. So, wie wenn gegeben ist, dass jemand einen gänzlich schlechten Willen habe, zu stehlen, und [dass er] sagt, es sei ihm unmöglich, nicht zu sündigen, solang er jenen hartnäckigen Willen habe, nicht entschuldet wird; weil eine derartige Unmöglichkeit nicht schlechthin besteht, sondern aufgrund einer Voraussetzung: er kann nämlich den schlechten Willen in Ord-

Lectio VII.

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nung bringen. [Der Evangelist] sagt also deswegen konnten sie nicht glauben, weil sie nämlich einen in seiner Bösartigkeit verborgenen Willen haben; Ier. 13,23: Wie nämlich kann der Äthiopier seine Haus wechseln, und der Panther seine Flecken; und ihr könntet Gutes tun, da ihr das Üble gelernt habt?; Matth. 12,34: Wie könnt ihr Gutes tun, da ihr schlecht seid? Und ähnlich ist es so, wie wenn ich über jemanden sage: Ich kann ihn auf keine Weise lieben; aber [tatsächlich] hasse ich ihn. Hinsichtlich des zweiten muss man wissen, dass die Blindheit und Verhärtung gegen Gott nicht [so] verstanden wird, als ob Gott die Bösartigkeit sende oder zum Sündigen antriebe, sondern dadurch, dass er nicht die Gnade eingießt: die Gnade freilich, die er eingießt aus seiner Barmherzigkeit; aber die Ursache dafür, dass er [sie] nicht eingießt, besteht von unserer Seite her, insofern nämlich, als in uns etwas ist, das gegen die göttliche Gnade ankämpft. Denn er selbst, sofern er in sich ist, erleuchtet jeden Menschen, der kommt in diese Welt: oben 1,9; I Tim. 2,4: Er will, dass alle Menschen heil werden. Aber weil wir uns von Gott entfernen, deshalb entzieht er uns seine Gnade; Oseae 4,6: Weil du das Wissen zurückgestoßen hast, werde ich dich zurückstoßen; ebendort 13,9: Dein Verderben, Israel, aus dir: nur in mir deine Hilfe. Und es ist ähnlich so, wie wenn jemand das Fenster des Hauses geschlossen hätte, und ihm würde gesagt: Du kannst nicht sehen, weil du beraubt bist des Lichtes der Sonne. Aber dies wäre nicht aufgrund eines Fehlers der Sonne, sondern weil er selbst sich das Sonnenlicht abgesperrt hätte. Und ähnlich wird hier gesagt, dass sie nicht glauben konnten, weil Gott sie blind gemacht hat: weil nämlich sie selbst die Ursache geboten hatten, dass sie blind gemacht würden, gemäß jener Stelle Sap. 2,21: Blind gemacht hat sie ihre Bösartigkeit. IV. 1699. – Dass dies also betrachtet wurde, müssen die Worte dieser Prophezeiung erwogen werden, die sich findet in Is. 6,10, nicht nach denselben Worten, sondern nach demselben Sinn. In diesen Worten also ist dreierlei enthalten. Erstens die Verhärtung und Blindheit der Juden; zweitens die Wirkung von beiden, an der Stelle [n. 1701] dass sie nicht sehen; drittens das Ergebnis, an der Stelle [n. 1702] und sich bekehren, und ich sie heile. 1700. – Hinsichtlich des ersten muss erwogen werden, dass der Herr zum Glauben zweifach hinführte: nämlich durch Wunder und Lehre, deshalb warf er ihnen beides vor, indem er sagte [unten 15,24]: Wenn ich nicht Werke getan hätte unter ihnen, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. Und abermals [15,22]: Wenn ich nicht gekommen wäre, und nicht zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Beides nämlich haben sie verschmäht.

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Insofern also, als sie die Wunder Christi nicht beachteten mit der geschuldeten Aufmerksamkeit, sagt [der Prophet] Blind gemacht hat er ihre Augen, nämlich die des Herzens: über diese steht in Eph. 1,18: Die erleuchteten Augen eures Herzens, wenn sie mit dem Verstand erwogen hätten, dass solche Wunder nicht geschehen konnten außer durch göttliche Kraft: Is. 42,20: Der du vieles siehst, erwägst du es nicht? Und wiederum ebendort, 19: Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht; und taub, wenn nicht der, zu dem ich meine Boten sandte? Weil sie hinsichtlich der Lehre Christi nicht bewegt wurden, fügt [der Prophet] hinzu und verhärtet hat er ihr Herz. Es erscheint nämlich als das Härteste, was durch starke Hitze nicht aufgelöst wird, und durch göttliche Erschütterung nicht zerschlagen wird. Die Worte Christi aber sind gleichsam Feuer, und so, wie ein Hammer zerschlägt die Felsen, wie gesagt wird in Ier. 23,29. Feuer nämlich, weil sie entflammen durch Liebe; Hammer aber, weil sie erschrecken durch Drohung, und zertrümmern durch die offensichtlichste Wahrheit. Und trotzdem machte das Wort Christi das Herz der Juden nicht aufmerksam. Daher ist es offenkundig, dass es verhärtet war; Iob 41,16: Sein Herz wird sich verhärten wie der Amboss des Schlagenden; Rom. 9,18: Dessen er will, erbarmt er sich, und wen er will verhärtet er. 1701. – Die Wirkung der Blindheit aber wird angeführt, wenn [der Prophet] sagt dass sie nicht sehen mit den Augen, nämlich den geistlichen, indem sie Christi Göttlichkeit erkennen; Ps. 113,5: Augen haben sie, und werden nicht sehen. Und dagegen wird gesagt in Lc. 10,23: Selig die Augen, die sehen, was ihr seht. Die Wirkung der Verhärtung wird angeführt, wenn [der Prophet] dagegen sagt und nicht verstehen mit dem Herzen: damit mitverstanden werde so dass sie nicht verstehen mit dem Herzen; Iob 4,20: Und weil keiner versteht, wird er für ewig zugrunde gehen; Ps. 35,4: Er wollte nicht verstehen, dass er gut handle. Man muss aber hier beachten, dass das dass [lateinisch: ut] hier nicht kausal gesetzt wird, sondern konsekutiv. 1702. – Das Ergebnis der Blindheit aber und der Verhärtung wird anschließend angeführt, wenn [der Prophet] sagt und sich bekehren, und ich sie heile. Und es kann zweifach verstanden werden, wie Augustinus sagt im Buch De Quaestionibus Evangel. Auf eine Art, dass der Ausdruck „nicht“ wiederholt wird, so dass der Sinn ist: Und sie sich nicht bekehren, und ich sie nicht heile. Der Weg der Heilung von der Sünde nämlich ist die Bekehrung zu Gott; Thren. 5,21: Bekehre uns, Herr, zu dir, und wir werden uns bekehren, und sogleich wird hinzugefügt: Erneuere unsere Tage so wie von Anbeginn. Jenen aber, die sich als unwürdig erwiesen haben, dass ihnen die Sünden vergeben würden, erweist Gott nicht die Wohltaten, durch die sie bekehrt und geheilt werden, so wie es offensichtlich ist bezüglich aller, die nicht gesegnet sind. Auf eine andere Art kann es verstanden werden, dass jener Ausdruck ,nicht‘ nicht wiederholt wird, so dass der Sinn ist: Deshalb sind sie blind und verhärtet, damit sie auf Zeit weder sehen noch verstehen; und so, nicht sehend

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und nicht verstehend, das heißt nicht an Christus glaubend, ihn töten, und danach zerknirscht sich bekehren und geheilt werden. [Gott] erlaubt nämlich, dass einige manchmal in Sünde fallen, damit sie gedemütigt sich zur Gerechtigkeit gefestigter erheben. Und jede der beiden Auslegungen hat statt bei verschiedenen Juden. Die erste freilich bei denen, die in ihrer Ungläubigkeit letztendlich verharrt sind; die zweite aber bei denen, die nach Christi Passion sich zu Christus bekehrt haben, die nämlich, zerknirscht im Herzen aufgrund der Worte Petri, zu den Aposteln gesagt haben: Was sollen wir tun, brüderliche Männer?, wie gesagt wird in Act. 2,37. V. 1703. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Dies hat Isaias gesagt etc. [12,41], zeigt er, dass das zuvor Gesagte den vorliegenden Fall betrifft; daher sagt er Dies hat Isaias gesagt, als er Gottes Herrlichkeit sah. Zugleich nämlich sah er die Herrlichkeit Gottes und die Blindheit der Juden, wie offensichtlich ist aus Is. 6,1, wo zuerst gesagt wird: Ich sah den Herrn sitzen auf einem erhöhten Thron, und danach [6,10] hinzugefügt wird: Mache blind das Herz dieses Volkes, und ihre Ohren beschwere, und ihre Augen schließe: damit es nicht zufällig sehe mit seinen Augen, und mit seinen Ohren höre, und mit seinem Herzen verstehe, und bekehrt werde und ich es heile. Und weil, was er gesehen hatte, angemessen war, dass es bezeugt würde, wie gesagt wird in I Io. 1, deshalb folgt und von ihm gesprochen hat, nämlich von Christus, dessen Herrlichkeit er sah; gemäß jener Stelle Act. 10,43: Für diesen legen alle Propheten Zeugnis ab; Rom. 1,2: Was er früher versprochen hat durch seine Propheten in den Heiligen Schriften über seinen Sohn. 1704. – Hinsichtlich des ersten der beiden Dinge, die hier erwähnt werden, muss man sich hüten vor dem Irrtum der Arianer, die sagen, dass nur der Vater unsichtbar sei für alle Kreatur, der Sohn aber sichtbar gewesen sei in den Visionen des Alten Testaments. Aber weil gesagt wird unten, 14,9: Wer mich sieht, sieht auch meinen Vater, ist es offensichtlich, dass auf ein und dieselbe Art der Sohn sichtbar ist wie der Vater. Indem also Isaias die Herrlichkeit des Sohnes sah, sah er auch die Herrlichkeit des Vaters; ja sogar der ganzen Dreifaltigkeit, die der eine Gott ist, der sitzt auf einem erhöhten Thron, dem die Seraphim zurufen: Heilig, heilig, heilig. Nicht aber so, dass Isaias das Wesen der Dreifaltigkeit gesehen hätte, sondern in einer vorgestellten Vision, mit Erkenntnis, hat er einige Zeichen der Majestät ausgedrückt, gemäß jener Stelle Num. 12,6: Wenn unter euch irgendein Prophet des Herrn sein wird, werde ich im Traum oder in einer Vision zu ihm sprechen. 1705. – Durch das aber, was als zweites gesagt wird: und von ihm gesprochen hat, wird der Irrtum der Manichäer ausgeschlossen, die sagten, dass keine Prophezeiungen im Alten Testament vorhergegangen seien über Christus, wie Augustinus erzählt im Buch Contra Faustum, und [gegen]

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Theodorus Mopsuestenus, der sagte, dass alle Prophezeiungen des Alten Testaments gesagt seien über irgendeinen [konkreten] Anlass, jedoch von den Aposteln durch eine gewisse Aneignung zum Dienst Christi herbeigezogen worden seien: so wie das, was sie sagen in einer Angelegenheit, angeglichen werden kann an eine andere Angelegenheit. Alles [das] aber wird ausgeschlossen dadurch, dass gesagt wird und von ihm gesprochen hat, von mir so wie von Moses; oben in 5,46 sagte Christus: Über mich nämlich hat jener geschrieben.

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Gleichwohl glaubten auch von den Oberen viele an ihn. Aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht, damit sie nicht aus der Synagoge hinausgeworfen würden. III. Sie liebten nämlich die Ehre der Menschen mehr als die Ehre Gottes. IV. Jesus aber rief und sagte: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat. V. Und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. VI. Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. VII. Und wenn jemand meine Worte gehört hat, und sie nicht bewahrt, richte ich ihn nicht. Denn ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt heil mache. VIII. Wer mich verachtet, und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet. IX. Die Rede, die ich gesprochen habe, sie wird ihn richten am Jüngsten Tag. X. Weil ich nicht aus mir selbst gesprochen habe. XI. Sondern der mich gesandt hat, der Vater selbst hat mir den Auftrag gegeben, was ich sagen soll und was ich sprechen soll. Und ich weiß, dass sein Auftrag das ewige Leben ist. Was ich also spreche, spreche ich so, wie der Vater [es] mir gesagt hat. I. 1706. – Oben [vgl. n. 1688] hat der Evangelist den Fehler derer dargelegt, die überhaupt nicht glauben; hier legt er den Fehler derer dar, die im geheimen glauben, die schwachmütig waren, und erstens legt er deren Rang dar; zweitens zeigt er ihren Fehler, an der Stelle [n. 1708] Aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht; drittens lehrt er die Wurzel des Fehlers, an der Stelle [n. 1709] Sie liebten nämlich die Ehre der Menschen mehr als die Ehre Gottes.

Lectio VIII.

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1707. – Der Rang aber derer, die in geheimen glaubten, ist hoch, da sie Obere sind; und hinsichtlich dessen sagt er Gleichwohl glaubten auch von den Oberen viele an ihn. Als ob er sagte: Ich habe gesagt, dass sie, obwohl er so große Zeichen getan hatte vor ihnen, nicht an ihn glaubten; dies ist freilich wahr für den größeren Teil, nicht aber so, dass nicht doch einige an ihn geglaubt hätten, da auch von den Oberen, nämlich des Volkes, viele an ihn glaubten, deren einer Nicodemus war, der in der Nacht zu Jesus kam, wie gesagt wird oben in 3. So wird erfüllt, was gesagt wird in Ps. 46,10: Die Oberen des Volkes haben sich versammelt mit dem Gott Abrahams. So wird auch als fasch gezeigt, was die Pharisäer sagten oben in 7,48: Glaubt etwa von den Oberen irgendeiner an ihn, oder von den Pharisäern? II. 1708. – Der Fehler dieser Oberen ist die Schwachmütigkeit; daher sagt [der Evangelist] Aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht: Wie nämlich oben in 9,22 gesagt ist, verschworen sich die Pharisäer, dass, wenn jemand ihn als Christus bekennen würde, er von der Synagoge ausgeschlossen werden solle. Mögen sie im Herzen geglaubt haben, bekannten sie es doch nicht mit dem Mund. Aber der Glaube dieser war ungenügend, weil, wie gesagt wird in Rom. 10,10, mit dem Herzen geglaubt wird zur Gerechtigkeit, das Bekenntnis mit dem Mund zum Heil geschieht; Lc. 9,26: Wer sich meiner und meiner Reden schämt, dessen wird sich der Sohn des Menschen schämen. III. 1709. – Die Wurzel des Fehlers jener aber ist die nichtige Ehre; daher folgt Sie liebten nämlich die Ehre der Menschen mehr als die Ehre Gottes: dadurch nämlich, dass sie öffentlich bekannten, verloren sie die Ehre bei den Menschen; aber dadurch erlangten sie die Ehre bei Gott. Jene aber zogen es mehr vor, der Ehre bei Gott beraubt zu werden, wenn sie öffentlich bekennen wollten, als der Ehre bei den Menschen, da sie in weltlichen Dingen geehrt sein wollten. Oben 5,44: Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre von einander empfangt, und die Ehre, die allein von Gott ist, nicht sucht? Gal. 1,10: Wenn ich noch den Menschen gefiele, wäre ich kein Diener Christi. IV. 1710. – Hier zeigt [der Evangelist], wie Christus die Ungläubigkeit der Juden widerlegt, und erstens zeigt er die Geschuldetheit des Glaubens; zweitens fügt er den Nutzen des Glaubens hinzu, an der Stelle [n. 1713] Ich bin als Licht in die Welt gekommen etc.; drittens droht er den Ungläubigen Strafe an, an der Stelle [n. 1715] Und

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wenn jemand meine Worte gehört hat, und sie nicht bewahrt, richte ich ihn nicht etc. Weil aber dem Glauben die Schau folgt, deshalb behandelt er hinsichtlich des ersten erstens den Glauben; zweitens die Schau, an der Stelle [n. 1712] der mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. 1711. – Hinsichtlich des ersten sagt [der Evangelist] Jesus aber rief, sowohl wegen der Größe dessen, was zu sagen war, als auch wegen der Freiheit der Seele, die Sünden zurückzuweisen: Is. 58,1: Rufe, damit du nicht weichst; wie eine Trompete erhebe deine Stimme, und verkünde meinem Volk ihre Verbrechen. Und [Jesus] sagte: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat, was freilich einen Widerspruch zu umfassen scheint, denn er sagt: Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich. Zum Verständnis dessen muss man erstens wissen, Augustinus zufolge, dass dies vom Herrn gesagt wurde, um in ihm die göttliche und die menschliche Natur zu unterscheiden. Weil nämlich der eigentliche Gegenstand des Glaubens Gott ist, können wir zwar glauben, dass [Christus] ein Geschöpf sei, aber wir dürfen nicht an ein Geschöpf glauben, sondern einzig an Gott. In Christus aber ist eine geschaffene Natur, und eine ungeschaffene Natur. Es ist also erforderlich für die Wahrheit des Glaubens, dass unser Glauben sich auf Christus richte, insofern, als auf die ungeschaffene Natur; und insofern sagt er Wer an mich glaubt, das heißt an die Person, glaubt nicht an mich, insofern als ich Mensch bin, sondern an den, der mich gesandt hat, das heißt an mich, insofern als ich gesandt bin vom Vater; oben 7,16: Meine Lehre ist nicht die meine, sondern dessen, der mich gesandt hat. Chrysostomus zufolge aber muss beachtet werden, dass der Herr dies nur sagt, um seine Herkunft anzudeuten. Und es ist eine ähnliche Art des Sprechens, wie wenn jemand, der vom Wasser eines Flusses schöpft, sagt: Dieses Wasser ist nicht das des Flusses, sondern das der Quelle: nicht also ist es ursprünglich das des Flusses etc. So also sagt der Herr Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat; als ob er sagte: Nicht bin ich der Anfang meiner selbst, sondern die Göttlichkeit ist mir von jemand anderem, nämlich vom Vater: daher glaubt, wer an mich glaubt, nicht an mich, außer insofern ich vom Vater bin. V. 1712. – Wenn [Christus] anschließend sagt Und wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat, behandelt er die Vision. Hinsichtlich dessen muss man wissen, dass so, wie der Vater den Sohn gesandt hat, um die Juden zu bekehren, so auch Christus seine Jünger gesandt hat: unten 20,21: So wie mich der Vater gesandt hat, sende auch ich euch. Keiner

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der Jünger aber hat gewagt, zu sagen, noch auch durfte er, dass an ihn geglaubt werden sollte; wie sehr er auch hätte sagen können, dass ihm geglaubt werden solle. Weil jenes nicht hätte sein können, ohne dass dem Sendenden [etwas] entzogen würde, weil sie, wenn sie geglaubt hätten an den Schüler, aufgehört hätten, an den Lehrer zu glauben. Es könnten also die Juden sagen, dass auf dieselbe Art, weil du vom Vater gesandt bist, derjenige aufhört, an den Vater zu glauben, der an dich glaubt. Und deshalb zeigt der Herr gegen dieses, dass derjenige, der nicht an ihn glaubt, nicht an den Vater glaubt: und das ist es, was besagt wer mich sieht, sieht den, der mich gesandt hat. „Vision“ wird hier nicht das körperliche Anschauen genannt, sondern die Betrachtung des Wahren, die durch den Verstand geschieht. Deshalb aber sieht, wer den Sohn sieht, auch den Vater, weil er in ihm ist durch die Einheit des Wesens. Es wird nämlich gesagt, dass etwas in etwas gesehen werde, entweder, weil sie dasselbe sind, oder weil sie gänzlich gleichgestaltig sind. Der Vater aber und der Sohn sind dasselbe im Wesen, und gänzlich gleichgestaltig: weil der Sohn das in Nichts unähnliche Bild des Vaters ist; Col. 1,15: Der das Bild ist des unsichtbaren Gottes; Hebr. 1,3: Weil er der Glanz der Herrlichkeit ist und die Gestalt seines Wesens. Und deshalb glaubt jemand, so wie er an den Vater glaubt, so auch an mich; unten 14,9: Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater. Glaubst du nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? Als ob er sagte: Das ist die Ursache, weshalb auch den Vater sieht, wer mich sieht, dass der Vater in mir ist, und ich im Vater. So also zeigt sich die Geschuldetheit des Glaubens, dass nämlich der Glaube sich richtet an Christus insofern, als er Gott ist, so wie an den Vater. VI. 1713. – Den Nutzen des Glaubens aber zeigt [Christus] anschließend: und erstens zeigt er seine Würdigkeit und Kraft, wenn er sagt Ich bin als Licht in die Welt gekommen. Auf welche Art Christus das Licht ist, ist oben ausgelegt worden in 1,9: Er war das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet; und in 8,12: Ich bin das Licht der Welt. Darin zeigt er auch, dass er göttliche Natur hat. Licht zu sein nämlich ist Gott eigen, die anderen Dinge aber sind Leuchtendes, das heißt teilhabend am Licht; aber Gott ist Licht durch [sein] Wesen; I Io. 1,5: Gott ist Licht, und Finsternis ist keine in ihm. Aber weil in I Tim. 6,16 gesagt wird, dass er ein unnahbares Licht bewohnt, das keiner der Menschen sieht, hatten wir uns ihm nicht nähern können: und deshalb war es nötig, dass er selbst zu uns kam. Und das ist es, weshalb [Christus] hinzufügt in die Welt gekommen; nämlich, ich bin das unnahbare Licht, der ich [euch] dem Irrtum entreiße, und die Finsternis des Verstandes auflöse. Unten 16,28: Ausgegangen bin ich vom Vater und gekommen in die Welt; oben 1,11: In Eigenes ist er gekommen etc. Mögen [auch] die Apostel Licht genannt werden, Matth. 5,14: Ihr seid das Licht der Welt, so dennoch nicht aus demselben Grund wie Christus: sie sind nämlich

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das erleuchtete Licht; wie sehr sie auch, auf eine andere Art, nämlich im Dienen, Erleuchtende seien. Und es kommt nicht irgendeinem der Apostel zu, zu sagen Ich bin als Licht in die Welt gekommen: weil, als sie in die Welt kamen, immer noch Finsternis war, und nicht Licht: weil, wie gesagt wird in Iob 37,19, wir alle von Finsternis eingehüllt sind. 1714. – Zweitens fügt [Christus] hinzu und sagt damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe. Die Erleuchtung also ist die Wirkung des Glaubens; oben 8,12: damit jeder, der glaubt an mich, nicht wandelt in der Finsternis. – Nicht in der Finsternis bleibe, nämlich [in der] der Unwissenheit, des Unglaubens, und der ewigen Verdammung: dadurch ist offenkundig, dass alle geboren werden in der Finsternis der Schuld; Eph. 5,8: Ihr wart einstmals Finsternis, jetzt aber Licht im Herrn. Ebenso im der Finsternis der Unwissenheit; Iob 3,23: Dem Mann, dem der Weg verborgen ist, und Gott hat ihn umgeben mit Finsternis. Und schließlich, wenn sie sich nicht bekehren zu Christus, werden sie weggeführt in die Finsternis der ewigen Verdammung. Wer also nicht an mich glaubt, bleibt in der Finsternis; oben 3,36: Wer ungläubig ist gegen den Sohn, wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes wird bleiben über ihm. VII. 1715. – Die Strafe der Ungläubigen aber lehrt [Christus], wenn er sagt Und wenn jemand meine Worte gehört hat, und sie nicht bewahrt, richte ich ihn nicht: darein geraten sie durch die Verdammung des Gerichts. Und erstens führt er den Aufschub des Gerichts an; zweitens kündigt er an, dass dieses selbige Gericht kommen werde, an der Stelle [n. 1718] Wer mich verachtet, und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet; drittens zeigt er die Ursache des Aufschubs, an der Stelle [n. 1719] Die Rede, die ich gesprochen habe, sie wird ihn richten am Jüngsten Tag. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er den Aufschub des Gerichts an; zweitens bezeichnet er die Ursache des Aufschubs [n. 1717]. 1716. – Er sagt also hinsichtlich des ersten Und wenn jemand meine Worte gehört hat, und sie nicht bewahrt, richte ich ihn nicht. Man muss also beachten, dass jene selig gemacht werden, die das Wort Gottes hören und es bewahren, indem sie es innerlich im Herzen glauben, und äußerlich im Werk ausführen. Die es aber hören und nicht genügend tun, es zu bewahren, werden dadurch mehr zu Angeklagten; Rom. 2,13: Denn nicht sind die Hörer des Gesetzes gerecht bei Gott, sondern die Vollbringer des Gesetzes werden gerechtfertigt; und Iac. 1,22: Seid Vollbringer, und nicht nur Hörer. Und deshalb, wenn jemand meine Worte gehört hat, und sie nicht bewahrt, richte ich ihn nicht. Aber das scheint entgegengesetzt zu sein dem, was oben gesagt wird in 5,22:

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Der Vater hat alles Urteil dem Sohn gegeben: und deshalb muss verstanden werden richte ich ihn nicht, nämlich sogleich. Es hätte ihm nämlich als Schwäche angerechnet werden können, wenn er die straflos entlässt, die ihn verachten; und deshalb sagt er, dass sie auf diese Art gerichtet werden werden, aber nicht sogleich: denn, wie gesagt wird in Eccle. 12,14: Alles, was Gott gemacht hat, wird er hinführen zum Gericht; und Iob 19,29: Flieht weg vom Angesicht der Ungerechtigkeit, weil der Rächer der Ungerechtigkeit ist das Schwert, und wisset, dass das Gericht sein wird. 1717. – Die Ursache des Zweifels am Aufschub aber fügt er hinzu, indem er sagt ich bin nicht gekommen, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt heil mache. Zweifach nämlich ist die Ankunft des Sohnes Gottes: die eine, durch die er als Erlöser kommt; die andere, durch die er als Richter kommt. Aber weil alle in Sünden sind, hätte er, wenn er zuerst als Richter gekommen wäre, keinen erlöst, weil wir alle Söhne des Zorns waren: und deshalb musste es sein, dass er zuerst kam, um die Glaubenden zu erlösen, und danach, um zu verurteilen sowohl die Gläubigen als auch die Sünder. Und das ist es, weshalb er sagt: Deshalb nämlich richte ihn nicht sogleich, weil ich nicht gekommen bin, nämlich in der ersten Ankunft, dass ich die Welt richte, sondern dass ich die Welt heil mache; oben 3,17: Nicht nämlich hat Gott seinen Sohn in die Welt geschickt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn erlöst werde. VIII. 1718. – Wenn [Christus] anschließend sagt Wer mich verachtet, und meine Worte nicht annimmt, hat den, der ihn richtet, kündigt er das kommende Gericht an; als ob er sagte: Mag es auch sein, dass die, die meine Worte nicht bewahren, nicht sogleich gerichtet werden, werden sie dennoch nicht ungestraft davonkommen, wer immer sie sind, denn Wer mich verachtet, und meine Worte nicht annimmt, in Glauben und Erfüllung durchs Werk, hat den, der ihn richtet. Die Ursache dafür ist, dass, wer nicht [Christi] Worte annimmt, den Spruch Gottes verachtet, dessen Wort [Christus] ist, so wie, wer nicht gehorcht dem Auftrag seines Herrn. Iob 19,29: Flieht weg vom Angesicht der Ungerechtigkeit, weil der Rächer der Ungerechtigkeit ist das Schwert, und wisset, dass das Gericht sein wird. Eccle. 12,14: Alles, was Gott gemacht hat, wird er hinführen zum Gericht für jede Verirrung; Is. 33,1: Wehe, der du verachtest, wirst du nicht auch selbst verachtet? I Reg. 2,30: Die aber mich verachten, werden unbekannt sein. IX. 1719. – Wenn [Christus] anschließend sagt Die Rede, die ich gesprochen habe, sie wird ihn richten am Jüngsten Tag, bezeichnet er die Ursache der Verschiebung des Gerichts, und erstens wird die Ursache der Verschiebung des Gerichts angeführt;

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zweitens wird die Zulänglichkeit der Ursache dessen bezeichnet, an der Stelle [n. 1721] Weil ich nicht aus mir selbst gesprochen habe. 1720. – [Christus] sagt also: Ich sage, dass, wer von dieser Art ist, den hat, der ihn richtet. Wer aber wird dieser sein? Die Rede, sagt er, die ich gesprochen habe, sie wird ihn richten am Jüngsten Tag. Dies gilt ebenso viel, wie Augustinus sagt, als ob er gesagt hätte: ich werde ihn richten am Jüngsten Tag. Sich selbst ja hat Christus ausgedrückt in seiner Rede, sich selbst hat er verkündet. Er selbst also ist die Rede, die er gesprochen hat: weil er über sich gesprochen hat; oben 8,14: Und wenn ich Zeugnis ablege über mich selbst, ist mein Zeugnis wahr, weil ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe. Als ob er sagte: Eben das, was ich gesprochen habe zu ihnen, und was sie dennoch verachtet haben, wird sie richten. Act. 10,42: Dieser ist es, der eingesetzt ist von Gott als Richter der Lebenden und der Toten: ihm legen alle Propheten Zeugnis ab. X. 1721. – Die Zulänglichkeit der Ursache aber zeigt [Christus], indem er sagt Weil ich nicht aus mir selbst gesprochen habe, und erstens zeigt er sie aufgrund des Ursprungs der Rede; zweitens aufgrund ihrer Würdigkeit, an der Stelle [n. 1725] Und ich weiß, dass sein Auftrag das ewige Leben ist. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens schließt er das Falsche aus; zweitens stellt er die Wahrheit her [n. 1723]. 1722. – Das Falsche freilich ist, dass der Sohn etwas tue oder spreche, oder dass er sei nur von sich selbst her und nicht von einem anderen: dies nämlich wäre, anzunehmen, dass der Sohn nicht vom Vater sei. Und das ist es, weshalb er sagt: Deshalb sage ich, dass das Wort, das ich gesprochen habe, sie richten wird, weil; oben 5,19: Nicht kann der Sohn von sich her etwas tun; und unten 14,10: Von mir selbst her spreche ich nicht. Dasselbe aber ist aus mir selbst habe ich nicht gesprochen, wie „Ich bin nicht aus mir selbst geboren, sondern aus dem Vater“, als ob er sagte: Ich werde ihn richten am Jüngsten Tag, erscheinend in Gestalt des Dieners; Oben 5,27: Macht hat er ihm gegeben, Gericht zu halten, weil er der Sohn des Menschen ist. Aber trotzdem werde ich nicht richten aus menschlicher Macht, weil ich nämlich der Sohn des Menschen bin, sondern aus göttlicher Macht, weil ich der Sohn Gottes bin. Nicht also werde ich richten aus mir selbst, sondern aus dem Vater, aus dem ich die Kraft des Richtens habe.

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XI. 1723. – Die Wahrheit stellt [Christus] her, indem er sagt Sondern der mich gesandt hat, der Vater selbst hat mir den Auftrag gegeben, was ich sagen soll und was ich sprechen soll. Aus diesen Worten nun, wenn sie nicht fromm verstanden werden, eröffnet sich die Gelegenheit für zweifachen Irrtum. Erstens nämlich, dass der, der [jemandem etwas] aufträgt, größer ist als der, dem er [es] aufträgt: größer als der Sohn ist also der Vater. Sodann, dass jenes, das jemandem gegeben wird, von diesem nicht innegehabt wird, bevor es ihm gegeben wurde; und infolgedessen wusste er jenes nicht. Wenn also der Vater dem Sohn einen Auftrag gibt, folgt, dass der Sohn irgendeinmal diesen nicht innehatte, und infolgedessen nicht wusste: also ist ihm etwas hinzugegeben worden. Also ist sein Sohn nicht der wahre Gott. Dazu muss man wissen, dass alle göttlichen Aufträge im Geist des Vaters sind, weil selbige Aufträge nichts anderes sind als die Gründe dessen, was geschehen muss. So wie also im Geist des Vaters die Ursachen aller Geschöpfe sind, die von Gott hervorgebracht werden, welche wir die Ideen nennen, so sind auch in ihm die Gründe alles dessen, was durch uns geschehen muss. So wie also vom Vater in den Sohn, der die Weisheit des Vaters ist, die Gründe aller Dinge erfließen, so auch die Gründe alles dessen, was geschehen muss. So also sagt der Sohn: Sondern der mich gesandt hat, der Vater selbst, insofern er Gott ist, hat mir den Auftrag gegeben, das heißt durch ewige Zeugung mitgeteilt, was ich sagen soll, innerlich, und was ich sprechen soll, äußerlich: so wie auch unser Wort (wenn wir Wahres sprechen wollen) das vorbringt, was der Geist [ihm] zubringt. 1724. – Chrysostomus aber legt all dies, nämlich Wenn jemand meine Worte gehört hat, und sie nicht bewahrt, etc., anders aus, und klarer; so dass gesagt wird Wenn jemand meine Worte gehört hat, und sie nicht bewahrt, richte ich ihn nicht. Zweifach nämlich kann gesagt werden, dass jemand jemanden verdammt: entweder so wie ein Richter, oder so wie die Ursache der Verdammung. Einen Mörder nämlich verdammt zum Erhängen sowohl der Richter, der das Urteil spricht, als auch der begangene Mord selbst, der die Ursache seiner Verdammung ist. [Christus] sagt also ich richte ihn nicht, das heißt ich bin nicht die Ursache seiner Verdammung, sondern er selbst; Oseae 13,9: Dein Untergang, Israel, aus dir (nämlich: kommt aus dir); dennoch ist nur in mir deine Hilfe. Und dies deshalb, weil ich nicht gekommen bin, dass ich die Welt richte, das heißt ich bin nicht gesandt, um zu verdammen, sondern um zu retten. Aber wird etwa ein solcher [Mörder] nicht gerichtet werden? Gewisslich doch, weil wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt hat den, der ihn richtet. Wer aber jener ist, der richtet, zeigt [Christus], indem er sagt Die Rede, die ich gesagt habe, von uns gehört, die im Amt des Anklägers stehen wird, die wird ihn richten am Jüngsten Tag; unten 15,22: Wenn ich nicht

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Caput XII.

gekommen wäre, und nicht zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Sünde; jetzt aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. Welche Rede aber, die er gesprochen hat, sie richten wird, zeigt [Christus], indem er sagt weil ich nicht aus mir selbst gesprochen habe. die freilich wird nicht ursächlich gesetzt, sondern gleichsam stofflich, so dass der Sinn ist: Du sagst, dass deine Rede ihn richten wird; aber welche ist diese Rede? Jene nämlich, die ich gesagt habe, weil ich nicht aus mir selbst gesprochen habe; das heißt die ich gesprochen habe vom Vater her, und das, was er mir gegeben hat, dass ich es sage und spreche: sonst hätte ich gesprochen das dem Vater Entgegengesetzte, oder was ich nicht von ihm gehabt hätte, und die mir nicht geglaubt hätten, würden eine Entschuldigung haben; aber weil ich so gesprochen habe, ist es sicher, dass sie nicht nur mich, sondern auch meinen Vater verachtet haben. 1725. – Und zufolge dieser Auslegung zeigt, dass [Christus] sagte der mich gesandt hat, der Vater selbst hat mir den Auftrag gegeben, was ich sagen soll und was ich sprechen soll, die Hinlänglichkeit der Ursache seitens der Würde der Rede selbst. Und erstens wird ihre Würde angeführt; zweitens wird auf die Durchführung dieser Rede geschlossen. Die Würde nun [wird angeführt], wenn [Christus] sagt Und ich weiß, dass sein Auftrag, sage ich, das ewige Leben ist; I Io. ult., 20: Dieser ist der wahre Gott, und das ewige Leben. Der Sohn selbst nämlich ist der Auftrag des Vaters. Oder er ist das ewige Leben, das heißt derjenige, der ins ewige Leben führt; Matth. 19,17: Wenn du eintreten willst ins Leben, bewahre die Aufträge. Weil also der Vater mir eben den Auftrag gegeben hat, der das ewige Leben ist, ich aber dafür gekommen bin, dass ich die Menschen führe ins ewige Leben: deshalb führe ich in allem den Auftrag des Vaters aus. Und das ist es, was besagt Was ich also spreche, spreche ich so, wie der Vater [es] mir gesagt hat. Dies ist, Chrysostomus zufolge, klar, so dass der Sinn ist: Was ich also spreche, indem ich äußerlich predige, spreche ich so, wie der Vater [es] mir gesagt hat, das heißt insofern als ich die Kenntnis von ihm empfangen habe: so dass [diese Worte] verstanden werden über Christus insofern, als er Mensch ist. 1726. – Aber wenn sie verstanden werden, Augustinus zufolge, über Christus insofern, als er Sohn Gottes ist: wie sagt ihm der Vater [etwas], wenn er selbst das Wort ist? Dazu muss man sagen, dass er nicht so zu ihm gesprochen hat, als ob er durch Worte gesprochen hätte zu seinem einzigen Wort, sondern so hat der Vater gesprochen zum Sohn, wie er ihn gezeugt hat als Vater, und so, wie er ihm das Leben gegeben hat, es in ihm selbst zu haben; Ps. 2,7: Der Herr hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn.

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Caput XIII. Lectio I. I.

Vor dem Paschafest, da Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, dass er hinüberginge aus dieser Welt zum Vater: weil er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, liebte er sie bis ans Ende. II. Und als das Mahl bereitet war, III. als der Teufel schon dem Judas Ischariot, Sohn Simons, ins Herz gegeben hatte, dass er ihn verriete: IV. [und] da [Jesus] wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hat, und dass er von Gott ausgegangen ist und zu Gott geht. I. 1727. – Oben [vgl. n. 1589] hat der Evangelist gewisse Umstände der Passion und des Todes Christi angeführt; in diesem Teil zeigt er, auf welche Art Christus seine Jünger vorbereitet vor seiner Passion, und erstens zeigt er, auf welche Art er sie unterwies durch das Beispiel; zweitens, auf welche Art er sie bestärkte durch das Wort, und dies unten in Kapitel 14 [n. 1848] Nicht werde euer Herz betrübt; drittens, auf welche Art er sie standhaft machte mit dem Beistand der Reden, unten in 17 [n. 2177] Dies hat Jesus gesprochen, und mit zum Himmel erhobenen Augen sprach er etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er das Beispiel an, das Christus seinen Jüngern, um es nachzuahmen, gab; zweitens das Versagen der Jünger, die noch nicht geeignet waren zur Nachfolge, an der Stelle [n. 1795] Als Christus dies gesprochen hatte, wurde er betrübt. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er das Beispiel an; zweitens fügt er die Nützlichkeit des Beispiels hinzu, an der Stelle [n. 1751] Er ging also zu Simon Petrus; drittens führt er zum Nachahmen hin, an der Stelle [n. 1768] Nachdem er also ihre Füße gewaschen hatte … sagte er zu ihnen. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens stellt er Christi Seelenzustand vor, als er das Beispiel gibt; zweitens weist er auf das Geschehnis hin, bei dem er das Beispiel gab, an der Stelle [n. 1739] Und als das Mahl bereitet war etc. Hinsichtlich des ersten wird dreierlei berührt. Erstens freilich das stattfindende Fest;

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Caput XIII.

zweitens der bevorstehende Tod Christi [n. 1731]; drittens Christi glühende Liebe [n. 1735]. 1728. – Das stattfindende Fest war das Paschafest; und das ist es, weshalb [der Evangelist] sagt Vor dem Paschafest etc. Hier muss festgehalten werden, dass einige sagen, dieser Name „Pascha“ sei Griechisch, so, dass es gesagt werde [in Ableitung] von „Passion“, so als ob jenes Fest „Pascha“ genannt wurde deshalb, weil dann die Passion des Herrn gefeiert wird; und freilich stimmt dies mit dem Griechischen überein, denn p schein ist im Griechischen dasselbe wie pati [im Lateinischen]. Der erste Ursprung dieses Vokabels aber wird aus dem Hebräischen genommen: Pascha nämlich wird gesagt gleichsam für „Phase“, das heißt „Übergang des Herrn“, wie gesagt wird in Ex. 12,11. Der Evangelist aber übersetzt es hier auf diese Weise wegen eines doppelten Übergangs. Der eine, der voranging, nämlich [der] des Engels, der die Erstgeborenen der Ägypter vernichtete, und die Erstgeborenen der Hebräer verschonte; der andere, der folgt, [nämlich der] der Söhne Israels, die das Rote Meer durchschreiten. Und deshalb ist es gut getan, dass jenes Fest „Pascha“ genannt wird. Und so können wir sagen, dass unser Pascha die Bedeutung jeder der beiden Sprachen hat, der hebräischen nämlich, und der griechischen, weil genau in der Passion des Herrn der Übergang Christi geschah aus dieser Welt zum Vater; Act. 10,38: Ganz hinüber ging er, indem er Gutes tat und heilte. Ebenso [geschah darin] unser aller Übergang, indem wir Christus folgen, entweder durch Reue und Martyrium, gemäß jener Stelle Ps. 65 s,12: Hinübergegangen sind wir durch Feuer und Wasser, und hinausgeführt hast du uns ins Kühle; oder indem wir im Verlangen der Seele nach dem Himmlischen seufzen, gemäß jener Stelle Eccli. 24,26: Geht herüber zu mir, alle, die ihr nach mir verlangt, und ihr werdet erfüllt von meinen Zeugungskräften. 1729. – Dies aber, dass [der Evangelist] sagt Paschafest, ist zum Ausdruck der Vorrangigkeit gesagt. Denn, wie man liest in Ex. 23,14ff, gab es drei festliche Tage des Jahres, an denen die Juden zusammenkommen mussten an dem Ort, den der Herr ausgewählt hatte: nämlich „Phase“, als das Paschaopfer stattfand, und Pfingsten, und das Laubhüttenfest, nämlich Scenopegiae. Aber der Tag des Paschafestes war unter den anderen der festlichste. Aber ein Zweifel stellt sich hier ein darüber, dass [der Evangelist] sagt Vor dem Paschafest: denn Paschafest wird jener Tag genannt, an dem das Lamm geopfert wurde, was im vierzehnten Mond geschah.54 Weil er also sagt, dass dies war vor dem Paschafest, scheint es, dass dies geschehen ist im dreizehnten Mond, der dem vierzehnten Mond vorherging. Die Griechen nun, die dem folgen, sagen, dass der Herr gelitten hat im vierzehnten Mond, als die Juden ihr Paschafest feiern mussten: und deshalb kam der Herr, der wusste, dass ihm die Passion bevorstand, der Feier des Paschafestes zuvor, und feierte am vor54 Die Argumentation von Thomas ist dann sinnvoll, wenn statt „Mond“ der hebräische Monatsname Nisan eingesetzt wird.

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hergehenden Tag sein Paschafest, vor dem Paschafest der Juden. Aber weil in Ex. 12,18 vorgeschrieben wird, dass vom vierzehnten Tag am Abend bis zum einundzwanzigsten Tag des Monats kein Sauerteig vorgefunden werden darf bei den Hebräern, sagen sie darüber hinaus, dass der Herr [sein Paschafest] nicht beging mit ungesäuertem [Brot], sondern mit gesäuertem: denn Vor dem Paschafest, das heißt im dreizehnten Mond, wurde Sauerteig vorgefunden bei den Hebräern. Dieser Ansicht aber stehen die drei anderen Evangelisten entgegen: denn sie selbst sagen, nämlich Matth. 26,17, Mc. 14,12, Lc. 22,7, dass es am ersten Tag der ungesäuerten [Brote] war, dass das Paschaopfer dargebracht wurde. Daraus folgt, dass das Abendmahl des Herrn an dem Tag geschehen ist, an dem das Paschaopfer der Juden dargebracht wurde. Darauf nun antworten die Griechen und sagen, dass die anderen Evangelisten diese Tatsache nicht richtig erzählt haben, und deshalb Johannes, der das letzte Evangelium geschrieben hat, sie korrigiert hat. Aber es ist häretisch, zu sagen, dass etwas Falsches, nicht nur in den Evangelien, sondern überhaupt in irgendeiner kanonischen Schrift gefunden wird: und deshalb ist es nötig, zu sagen, dass alle Evangelisten dasselbe sagen, und in nichts uneinig sind. Für die Einsicht darin muss man wissen, dass, wie man findet in Lev. 23,5, die Feierlichkeiten der Juden begannen am Abend des vorausgehenden Tages. Der Grund dafür ist, dass sie die Tage zählten nach dem Mond, der vom frühen Abend an erscheint, so dass sie auch den Tag zählten von einem Abend zum anderen. Und so begann bei ihnen die Feierlichkeit des Paschafestes am Abend des vorangehenden Tages, und endete am Abend des Tages des Paschafestes; so wie auch bei uns die Feste gefeiert werden. So also kann von etwas, das bei uns geschieht in der Nachtwache vor dem Geburtsfest des Herrn, gesagt werden, dass es geschehe am Geburtsfest. Indem sie sich nun an diese Art hielten, sagten die anderen Evangelisten, dass das Abendmahl gehalten wurde am ersten Tag der ungesäuerten Brote, weil es gehalten wurde am Abend des vorausgehenden Tages, der bereits gehörte zum ersten Tag der ungesäuerten Brote. Der Evangelist Johannes aber versteht hier den Tag des Paschafestes als jenen Tag, der gänzlich Festtag war, nicht aber als jenen, an dem nur der Abend festlich war, der der dem Paschafest vorausgehende Tag war: und deshalb sagt er Vor dem Paschafest. Es ist also offensichtlich, dass das Abendmahl des Herrn gehalten wurde im vierzehnten Mond am Abend. 1731. – Der bevorstehende Tod Christi aber war sein Übergang aus dieser Welt durch die Passion; und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] da Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war: denn jene Festlichkeit der Juden war das Symbol der Passion Christi, alles nämlich geschah jenen in Symbolen: I Cor. 10,11, und deshalb führt er sogleich die Wahrheit an, nämlich die Passion Christi. Und indem er gleichsam erläutert, dass [das Fest] „Pascha“ genannt wird von phase, das heißt „Übergang“ her, erwähnt er den Übergang [und] sagt, dass er hinüberginge aus dieser Welt zum Vater.

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Caput XIII.

1732. – Hierbei führt er dreierlei an hinsichtlich der Passion Christi. Erstens, dass sie vorhergesehen war; zweitens, dass sie übereinstimmend war [n. 1733]; drittens, dass sie vorwärtsbewegend und erhöhend war [n. 1734]. Vorhergesehen freilich war sie, nicht zufällig, und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] da Jesus wusste; als ob er sagte: Nicht unwollend, nicht unwissend, sondern da er wusste und freiwillig hat er gelitten etc.; unten 18,4: Da Jesus alles wusste, was kommen würde. Umgekehrt wird über uns gesagt, Eccle. 8,6: Groß [ist die] Niedergeschlagenheit des Menschen: weil er das Vergangene nicht weiß, und was kommen wird auf keine Weise wissen kann. Übereinstimmend aber war [die Passion] hinsichtlich der Zeit, und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] dass seine Stunde gekommen war, das heißt genau der Tag des Paschafestes, an dem er hinüberginge durch das Kreuz; Eccle. 8,6: Für jedes Geschäft ist [eine] Zeit und Gelegenheit. Das ist jene Stunde, über die oben gesagt wird in 2,4: Noch ist meine Stunde nicht gekommen. Noch auch ist jene Stunde zu verstehen als eine schicksalhafte, als ob sie unterworfen wäre dem Lauf und der Anordnung der Gestirne, sondern als festgelegt durch göttliche Anordnung und Vorhersicht. Deshalb, sage ich, festgelegt am Paschafest der Juden, weil es übereinstimmte mit der Festlichkeit der Juden, dass die Wahrheit dem Symbol folgte, wenn Christus, der das wahre Lamm Gottes ist, geopfert wurde, als das Lamm geopfert wurde, das Christus symbolisierte; I Petr. 1,18: Nicht seid ihr mit vergänglichem Gold oder Silber erlöst worden von eurem nichtigen Umgang väterlichen Herkommens, sondern mit wertvollem Blut des unbefleckten und reinen Lammes Christus. Es stimmte auch mit den Aufgaben überein. Schon nämlich war Christus verherrlicht; unten ebenda: Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, und Gott ist verherrlicht in ihm. Schon hatte er den Vater der Welt geoffenbart; unten 17,6: Vater, geoffenbart habe ich deinen Namen den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast. Es blieb also übrig, dass er das Werk der Passion und der menschlichen Erlösung vollbrachte, über die gesagt wird unten in 19,30: Es ist vollbracht, und es folgt: Mit geneigtem Haupt gab er den Geist auf. 1734. – Vorwärtsbewegend war die Passion Christi und erhöhend, und nicht unterdrückend: weil [der Evangelist sagt] dass er hinüberginge aus dieser Welt zum Vater, das heißt indem er die menschliche Natur teilhaftig machte der väterlichen Herrlichkeit; unten 20,17: Ich steige auf zu eurem Vater, meinem Gott, und eurem Gott. Nicht aber darf es [so] verstanden werden, dass [Christus] hinüberging von einem Ort zu einem Ort, weil Gott Vater nicht umfasst wird von einem Ort; Ier. 23,24: Himmel und Erde fülle ich aus. Aber, so wie über Christus gesagt wird, dass er vom Vater gekommen sei nicht, indem er ihn verließ, sondern indem er eine niedrigere Natur annahm, die ähnlich war der unseren, so wird auch insofern gesagt, dass er zu ihm zurückgekehrt sei, insofern er auch gemäß der Menschenhaftigkeit zum Teilhaber der väterlichen Herrlichkeit gemacht worden ist; Rom. 6,10: Was er aber lebt, lebt er Gott; Phil. 2,11: Jede Zunge möge bekennen, dass der Herr Jesus Christus in der Herrlichkeit Gottes des Vaters ist.

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1735. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt weil er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, liebte er sie bis ans Ende, wird [uns] die glühende Liebe Christi nahegebracht, und dies hinsichtlich viererlei. Erstens hinsichtlich dessen, dass sie zuerst da war, gemäß jener Stelle I Io. 4,10: Nicht haben gleichsam wir Gott geliebt, sondern weil er als erster uns geliebt hat. Und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] weil er die Seinen geliebt hatte, gleichsam zuvor: er hat sie geliebt, sage ich, bevor er sie erschuf; Sap. 11,24: Du liebst alles, was ist, und nichts hassest du von dem, was du gemacht hast. Er hat sie geliebt, bevor er sie rief; Ier. 31,3: In ewiger Liebe habe ich dich geliebt; deshalb habe ich dich herbeigezogen, mich erbarmend. Er hat sie geliebt, bevor er sie erlöste; unten 15,13: Eine größere Liebe hat niemand, so dass einer sein Leben hingäbe für seine Freunde. 1736. – Zweitens wird [uns] seine Liebe nahegebracht hinsichtlich dessen, dass sie übereinstimmend war, weil er die Seinen geliebt hat. Hier muss man wissen, dass demzufolge, dass manche verschiedenartig sind, sie demzufolge von Gott verschiedenartig geliebt werden. Es sind aber manche die Seinen auf dreierlei Art. Erstens durch die Erschaffung; und die liebt er, indem er ihnen die Güter der Natur bewahrt; oben 1,11: In Eigenes ist er gekommen, und die, durch Erschaffung, Seinen haben ihn nicht aufgenommen. – Manche aber sind sein durch Weihung, die [ihm] nämlich gegeben sind von Gott Vater durch den Glauben; unten 17,6: Die Deinen waren sie, und mir hast du sie gegeben, und deine Rede haben sie bewahrt. Und die liebt er, indem er sie bewahrt in den Gütern der Gnade. – Andere aber sind sein durch besondere Ergebenheit; I Paral. 11,1: Die Deinen sind wir, o David, und dein Fleisch. Die liebt er durch besondere Tröstung. 1737. – Drittens wird [uns] die Liebe Christi nahegebracht hinsichtlich dessen, dass sie notwendig war, weil er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren. Denn einige sind sein, die bereits in der Herrlichkeit des Vaters waren, weil auch die alten Väter sein waren, insofern als sie hofften, durch ihn befreit zu werden; Deut. 33,3: Alle Heiligen sind in seiner Hand. Aber diese bedürfen nicht so sehr einer derartigen Liebe wie die, die in der Welt waren; und deshalb sagt [der Evangelist] die in der Welt waren, im Körper nämlich, aber nicht im Geist. 1738. – Viertens [wird uns die Liebe Christi nahegebracht] hinsichtlich dessen, dass sie vollkommen war; daher sagt [der Evangelist] liebte er sie bis ans Ende. ,Ende‘ aber wird zweifach gesagt: als Ende der Absicht, und Ende der Durchführung. Jenes nun ist das Ende der Absicht, worauf unsere Absicht gerichtet ist; und das der artige Ende muss das ewige Leben sein, gemäß jener Stelle Rom 6,22: Ihr habt euren Nutzen in der Heiligung, als Ende aber das ewige Leben. Hinwiederum muss das Ende dieser Art Christus sein: Rom. 10,4: Das Ende des Gesetzes ist Christus zur Gerechtigkeit für jeden Gläubigen. Und diese beiden sind ein [und dasselbe] Ende: weil das ewige Leben nichts anders ist als die Erfreuung an Christus, zufolge der Göttlichkeit; unten 17,3: Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen als den einzigen

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Caput XIII.

Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus. Demzufolge also sagt [der Evangelist] liebte er sie bis ans Ende; dass er sie hinführte zu sich als dem Ende, oder ins ewige Leben, das nichts anderes ist; Ier. 31,3: In Liebe habe ich dich geliebt, deshalb habe ich herangezogen, mich erbarmend. Jenes aber ist das Ende der Durchführung, was die Begrenzung der Sache ist; und so kann der Tod ein Ende genannt werden, so dass gesagt wird er liebte sie bis ans Ende, das heißt bis zum Tod: dies kann einen dreifachen Sinn haben. Auf eine Art, Augustinus zufolge, dass es auf eine gewisse menschliche Art gesagt wird. Christus hat die Seinen nur bis zum Tod geliebt, und nicht darüber hinaus. Aber dieser Sinn ist falsch: fern nämlich sei es, dass [derjenige] die Liebe durch den Tod beendet habe, der nicht im Tod zu Ende kam. – Auf eine andere Art kann verstanden werden, dass das ans die Ursache bezeichne, und so ist der Sinn: bis ans Ende liebte er sie, das heißt bis an den Tod brachte ihn die Liebe zu ihnen; Gal. 2,20: Er hat uns geliebt, und er hat sich ausgeliefert für uns. – Auf eine dritte Art kann es verstanden werden, so dass der Sinn ist: bis ans Ende, das heißt, während er ihnen viele Zeichen der Liebe zuvor gezeigt hat, hat er am Ende, das heißt beim Tod, ihnen Zeichen größerer Liebe gezeigt; unten 16,4: Dies habe ich euch am Anfang nicht gesagt, weil ich mit euch war, als ob er sagte: Nicht war es damals für euch nötig, dass ich zeigte, wie sehr ich euch liebte, sondern im Scheiden, damit so die Liebe und die Erinnerung meiner in eure Herzen tiefer eingedrückt werde. II. 1739. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und als das Mahl bereitet war, weist er auf die Tat hin, darin [Christus] ein Beispiel gab, und erstens beschreibt er die Stunde der Tat; zweitens fügt er die Würdigkeit des Vollbringers hinzu, an der Stelle [n. 1743] da [Jesus] wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hat etc.; drittens fährt er fort mit der Demut der Tat, an der Stelle [n. 1744] Er steht auf vom Mahl. Die Zeit aber beschreibt [der Evangelist] hinsichtlich von zweierlei. Hinsichtlich des einen, das [Christi] Liebe betrifft, und hinsichtlich des anderen, das die Ungerechtigkeit des Judas hervorhebt, an der Stelle [n. 1741] als der Teufel schon dem Judas Ischariot, Sohn Simons, ins Herz gegeben hatte, dass er ihn verriete. 1740. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Und als das Mahl bereitet war. Hierbei muss man wissen, dass anders ausgedrückt wird ein Gemachtes bei Bleibendem, und anders bei aufeinander Folgendem. Bei Bleibendem nun wird gesagt, dass etwas gemacht worden sei, wenn es zur Vollendung der eigenen Gestalt und Form gelangt ist, so wie gesagt wird, ein Haus sei gemacht, wenn es die [ihm] eigene Form hat. Bei aufeinander Folgendem aber wird gesagt, dass etwas gemacht worden sei, wenn es schon vollendet ist; so wie von der Welt gesagt wird, sie sei gemacht, wenn sie

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vollständig ist. Auch auf diese Art wird gesagt, dass etwas gemacht worden sei, wenn es die [ihm] eigene Gestalt empfängt. Wenn [der Evangelist] also sagt Und als das Mahl bereitet [gemacht] war, darf nicht verstanden werden, dass das Mahl vollendet und durchgeführt war: weil [Christus], nachdem er die Füße [der Jünger] gewaschen hat, sich wieder hinlegte, und Judas den Bissen gab. Es muss also verstanden werden als das Mahl gemacht war, das heißt bereitet, und zu seiner eigenen Gestalt bereits geführt war: schon nämlich hatten sie begonnen, zu essen, und danach stand [Christus] auf. Daher wusch er die Füße der Jünger während des Essens. Über dieses Mahl findet sich in Lc. 14,16: Ein gewisser Mann machte ein großes Mahl. Es unterscheidet sich aber das Mittagessen vom Mahl. „Mittagessen“ nämlich wird genannt, was im ersten Teil des Tages geschieht, „Mahl“ jedoch, was im letzten [Teil des Tages] geschieht. So also wird die geistliche Erfrischung „Mittagessen“ genannt, sofern sie passt zu den Beginnenden; „Mahl“ jedoch, sofern sie passt zu den Vollendeten. III. 1741. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt als der Teufel schon dem Judas Ischariot, Sohn Simons, ins Herz gegeben hatte, dass er ihn verriete, beschreibt er die Zeit, dadurch, dass er die Ungerechtigkeit des Verräters hervorhebt: dies freilich beschreibt der Evangelist wegen zweierlei. Erstens freilich, damit er mehr die Ungerechtigkeit des Judas zeige, der unter so vielen Anzeichen der Liebe, und so vielen Diensten der Demut, eine so große Ungerechtigkeit zu begehen gedachte; Ps. 40,10: Der mein Brot isst, tat groß über mich mit heuchlerischer Täuschung. Zweitens aber, damit die Liebe Christi bewunderungswürdiger dargestellt werde, der, mag er dies [auch] gewusst haben, dennoch ihm den Dienst der Liebe und Demut erweisend seine Füße wusch; Ps. 119,6: Mit denen, die den Frieden hassten, war ich friedfertig. 1742. – Aber kann denn der Teufel etwas ins Herz des Menschen geben? Es scheint, dass [es] so [ist]. In Ps. 77,49 nämlich wird gesagt: Eingebungen durch böse Engel. Aber dazu muss gesagt werden, dass davon gesagt wird, es sei im Herzen des Menschen, was in seiner Überlegung und in seinem Willen ist; daher muss, dass gesagt wird als er schon ins Herz gegeben hatte etc. verstanden werden nämlich [als] in seinem Willen. Aber so kann „ins Herz geben“ zweifach verstanden werden. Direkt; und so kann als einziger jener etwas ins Herz des Menschen geben, der die Macht hat, innerlich seinen Willen zu bewegen: und dies kann als einziger Gott; und deshalb kann als einziger er selbst direkt [etwas] in den Willen des Menschen eindrücken; Prov. 21,1: Das Herz der Könige ist in der Hand, das heißt im Willen, des Herrn; wohin immer er will wird er es neigen. Weil aber der Wille [auch] bewegt wird von einem äußeren Objekt, so wie von etwas erkanntem

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Guten, kommt es daher, dass über den, der [jemandem] nahe legt, etwas sei gut, gesagt wird, dass er es ins Herz [dieses] Menschen gebe, indem er indirekt bewirkt, dass jener etwas als etwas Gutes erkennt, wodurch der Wille bewegt wird. Aber dies geschieht zweifach: entweder durch äußerliches Nahelegen: und auf diese Weise kann auch der Mensch [jemandem] etwas ins Herz geben; oder durch innerliches Nahelegen: und auf diese Art gibt der Teufel [jemandem etwas ins Herz]. Denn weil die Vorstellungskraft körperlich ist, ist sie, wenn Gott es erlaubt, der Macht des Dämons unterworfen. Daher formt er, sei es im Wachen, sei es im Schlafen, in ihr irgendwelche Gestalten, durch die, wenn sie erfasst werden, der Wille des Menschen bewegt wird auf irgendetwas zu Erstrebendes hin. So also gibt der Teufel [etwas] ins Herz des Menschen, nicht direkt auf die Art eines Bewegenden, sondern indirekt auf die Art eines Nahelegenden. IV. 1743. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt da [Jesus] wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hat, behandelt er die Würdigkeit des Vollbringers. Weil in Eccli. 3,20 gesagt wird: Um wieviel größer du bist, erniedrige dich, deshalb schickt der Evangelist, der reden wird über Christi Demut, seine allergrößte Würdigkeit voraus; und dies hinsichtlich von viererlei. Erstens hinsichtlich des Wissens; und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] da [Jesus] wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hat. So beschaffen nämlich sind die geistlichen Güter, dass sie, wenn sie gegeben sind, nicht verkannt werden; I Cor. 2,12: Wir haben einen Geist nicht dieser Art empfangen, sondern den Geist, der von Gott ist, so dass wir wissen, was von Gott uns gegeben ist. Und deshalb wusste Christus, was ihm gegeben war von Gott. Dies aber sagt [der Evangelist] deshalb, damit die Demut lobenswerter sei. Manchmal nämlich geschieht es, dass jemand von großer Würdigkeit ist, und trotzdem, wegen seiner Einfachheit, seine Würdigkeit nicht erkennt. Wenn ein solcher also etwas Demütiges tut, wird es ihm nicht zu großem Lob angerechnet, gemäß jener Stelle Cant. 1,7: Wenn du es nicht weißt, du schönste unter den Frauen. Aber wenn jemand den Zustand seiner Würdigkeit kennt, und trotzdem seine Leidenschaft sich zu Demütigem hinneigt, ist seine Demut lobenswert. Und deshalb sagt der Evangelist da [Jesus] wusste, dass der Vater ihm alles in die Hand gegeben hat, hat er trotzdem nicht unterlassen, zu tun, was demütig ist. Zweitens [schickt der Evangelist Christi allergrößte Würdigkeit voraus] hinsichtlich der Macht, weil der Vater ihm alles in die Hand gegeben hat, das heißt in seine Macht. Gott hat Christus als Mensch in der Zeit gegeben, was doch in der Macht des Sohnes war von Ewigkeit her; Matth. ult. 18: Gegeben ist mir alle Macht im Himmel und auf Erden. [Der Evangelist] sagt aber der Vater hat ihm alles in die Hand gegeben, wegen zweierlei: damit er zeige, dass

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Christus nicht gegen seinen Willen gelitten hat. Denn wenn alles in seiner Hand war, ist es offensichtlich, dass seine Feinde ihm daher nichts gegen seinen Willen antun konnten. – Zweitens, weil jemand von geringer Bedeutung, wenn er erhöht wird, sich brüstet über Wohlfeiles, und nichts Demütiges macht, damit er nicht seiner Würde Abbruch zu tun scheine; aber wer sich in großen Verhältnissen befindet und erhöht wird, Demütiges nicht vernachlässigt: und deshalb erwähnt [der Evangelist] die Würdigkeit Christi. Drittens [schickt der Evangelist Christi allergrößte Würdigkeit voraus] hinsichtlich seiner Vornehmheit, und hinsichtlich dessen sagt er dass er von Gott ausgegangen ist und zu Gott geht; Sap. 8,3: Gemeinschaft habend mit Gott. Viertens hinsichtlich der Heiligkeit, weil [Christus] zu Gott geht. Darin ist die Heiligkeit des Menschen, dass er zu Gott geht. Und das führt [der Evangelist] deshalb unten an, weil daher, dass [Christus] selbst zu Gott geht, es ihm eigen ist, andere zu Gott zurückzuführen: dies geschieht insbesondere durch Demut und Liebe; und deshalb gab [Christus] ihnen ein Beispiel der Demut und Liebe.

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Er steht vom Mahl auf, und legt seine Kleider ab, und nachdem er einen Schurz erhalten hatte, legte er ihn an. II. Danach gab er Wasser in ein Becken, und begann, die Füße der Jünger zu waschen, und abzuwischen mit dem Schurz, den er angelegt hatte. III. Er kam also zu Simon Petrus. Und Petrus sagte zu ihm: Herr, du wäschst mir die Füße? IV. Jesus antwortete und sagte zu ihm: Was ich tue, weißt du soeben nicht; du wirst es aber danach wissen. V. Petrus sagte zu ihm: Nicht wirst du mir die Füße waschen in Ewigkeit. VI. Jesus antwortete: Wenn ich dich nicht wasche, wirst du nicht Gemeinschaft mit mir haben. VII. Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände, und den Kopf. VIII. Jesus sagte zu ihm: Wer reingewaschen ist, braucht nur, dass er die Füße wäscht; aber er ist rein als ganzer. IX. Und ihr seid rein, aber nicht alle. X. Er wusste nämlich, wer es sei, der ihn verraten würde. Deswegen sagte er: Ihr seid nicht alle rein. I. 1744. – Nachdem der Evangelist Christi Hoheit vorgestellt hat [vgl. n. 1743], stellt er hier seine Demut vor, die [Christus] zeigte im Waschen der Füße. Und

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Caput XIII.

erstens wird die Vorbereitung Christi für die Verrichtung der Demut vorausgeschickt; zweitens wird die Verrichtung selbst beschrieben, an der Stelle [n. 1447] Danach gab er Wasser in ein Becken etc. 1745. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass Christus in der Verrichtung der Demut sich als Diener darbietet, gemäß jener Stelle Matth. 20,28: Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen, und sein Leben zu geben zur Erlösung für viele. Zu einem guten Diener aber wird dreierlei erfordert. Erstens, dass er ringsum schaue auf alle Lebensmittel, die beim Bedienen fehlen können; und dies würde am meisten verhindert, wenn er säße oder läge: daher ist es an den Dienern, zu stehen; und deshalb sagte [der Evangelist] Er steht vom Mahl auf. Luc. 22,27: Wer ist größer, der liegt, oder der dient? – Zweitens, dass er unbehindert sei, damit er alles passend durchführen kann, was nötig ist für das Bedienen: und dabei behindert sehr die Menge der Kleider; und deshalb legt der Herr seine Kleider ab. Dies freilich ist bezeichnet in Gen. 17,23, dass Abraham leichtbekleidete Haussklaven auswählte. – Drittens, dass er bereit sei zum Bedienen, dass er nämlich alles habe, was zur Dienstleistung nötig ist. Lc. 10,40 wird gesagt über Martha, dass sie übergenug zu tun hatte mit der häufigen Dienstleistung. Und daher kommt es, dass der Herr, nachdem er einen Schurz erhalten hatte, ihn anlegte, damit er bereit sei nicht nur zum Waschen der Füße, sondern auch zum Trocknen: dadurch zertritt er jeglichen Stolz, wenn der, der zu Gott geht und von Gott ausging, Füße wäscht. 1746. – Mystisch aber kann diese Tat auf zweierlei bezogen werden: nämlich auf Christi Fleischwerdung, und auf seine Passion. Wenn es nämlich bezogen wird auf die Fleischwerdung, wird auf diese Art dreierlei angenommen von Christus. Erstens nämlich der Wille, dem Menschengeschlecht zu Hilfe zu kommen, darin dass er vom Mahl aufsteht. Denn solange Gott duldet, dass wir bedrängt werden, scheint er zu ruhen; aber wenn er uns der Bedrängnis entreißt, scheint er sich zu erheben; Ps. 43,26: Erhebe dich, Herr, hilf uns. – Zweitens [wird auf diese Art von Christus angenommen] seine Entäußerung: nicht freilich, weil er die Majestät seiner Würde niederlegte, sondern weil er sie verbarg, indem er die Kleinheit annahm; Is. 45,15: Wahrlich bist du der verborgene Gott. Und dies wird bezeichnet darin, dass er seine Kleider ablegt; Phil. 2,7: Er entäußerte sich selbst, indem er die Gestalt eines Sklaven annahm. – Drittens [wird auf diese Art von Christus angenommen] die Übernahme unserer Sterblichkeit darin, dass er einen Schurz anlegte; Phil. 2,7: Indem er die Gestalt eines Sklaven annahm, ist er in Ähnlichkeit der Menschen gemacht, und im Aussehen erfunden als ein Mensch. Wenn es aber bezogen wird auf die Passion Christi, dann hat er dem Wortsinn nach die Kleider abgelegt, als die Soldaten ihn auszogen, und über sein Gewand das Los warfen, unten 19,23. Dann auch ist er mit einem Schurz bekleidet worden im Grab. In der Passion hat er auch abgelegt die Kleider unserer Sterblichkeit, und den Schurz angenommen, das heißt die weiße Farbe

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der Unsterblichkeit; Rom. 6,9: Christus, der von den Toten aufersteht, stirbt nun nicht mehr. Der Tod wird ihn fernerhin nicht mehr beherrschen. II. 1747. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Danach gab er Wasser in ein Becken etc., führt er Christi Gehorsam an: darin wird seine Demut gepriesen hinsichtlich dreierlei. Erstens nämlich hinsichtlich der Art des Gehorsams; weil es sehr demütig war, dass der Herr der Hoheit sich zum Waschen der Füße der Knechte neigte. Zweitens hinsichtlich der Menge des Gehorsams, weil er Wasser in ein Becken gab, die Füße wusch, und abtrocknete etc. Drittens hinsichtlich der Art des Vollbringens, weil [nämlich] nicht durch andere, noch mit Hilfe anderer, sondern durch ihn selbst. Eccli. 3,20: Um wieviel größer du bist, erniedrige dich in allem. 1748. – Mystisch aber kann darunter dreierlei verstanden werden. Denn erstens wird dadurch, dass [Christus] Wasser in ein Becken gab, das Ausgießen seines Blutes auf die Erde bezeichnet. Das Blut Christi kann nämlich Wasser genannt werden, weil es reinigende Kraft hat; Apoc. 1,5: Er wäscht uns rein von unseren Sünden in seinem Blut. Und daher kommt es, dass zugleich Wasser und Blut aus seiner Seite hervorkam, so dass zu verstehen gegeben wird, dass jenes Blut von den Sünden reinwaschend war. Oder unter dem Wasser kann die Passion Christi verstanden werden: denn in der Schrift bezeichnet Wasser Bedrängnisse, Ps. 68,2: Mach mich heil, Herr, weil Wasser eingedrungen sind bis an meine Seele, das heißt Bedrängnisse. Er gab also Wasser in ein Becken, das heißt, er drückte die Erinnerung an die Passion den Seelen der Gläubigen ein durch Glauben und Ergebenheit; Thren. 3,19: Erinnere dich meiner Armut und meines Übergangenseins, des Wermuts und der Galle. 1749. – Zweitens wird dadurch, dass [der Evangelist] sagt er gab Wasser in ein Becken, die menschliche Unvollkommenheit gelehrt: denn die Apostel waren nach Christus die Vollkommeneren [der Menschen], und doch bedurften sie der Waschung, da sie irgendwelche Unreinheiten hatten. So dass auf diese Art zu verstehen gegeben wird, dass, um wieviel ein Mensch vollkommener sei, er nichtsdestoweniger dennoch mehr bedarf, vervollkommnet zu werden, und sich irgendwelche Unreinheiten zuzieht, gemäß jener Stelle Prov. 20,9: Wer kann sagen: Rein ist mein Herz, und gereinigt bin ich von der Sünde? Aber dennoch haben sie Unreinheiten dieser Art nur an den Füßen. Einige aber sind nicht nur an den Füßen, sondern auch zur Gänze befleckt. Jene nämlich werden zur Gänze von den irdischen Unreinheiten beschmutzt, die auf ihnen liegen: daher sind jene, die zur Gänze sowohl zufolge der Leidenschaft als auch zufolge der Sinnlichkeit der Liebe zu Irdischem anhaften, zur Gänze unrein. Aber jene, die stehen, das heißt mit Geist und Sehnsucht nach dem Himmlischen streben, ziehen sich Unreinheit nur an den Füßen zu. So wie nämlich ein stehender Mensch zum mindesten mit den Füßen die Erde

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berühren muss, so ziehen wir, solange wir leben in diesem sterblichen Leben, das irdischer Dinge zur Aufrechterhaltung des Körpers bedarf, zum mindesten seitens der Sinnlichkeit uns irgendetwas zu. Und deshalb schrieb der Herr den Jüngern vor, Lc. 9,5, dass sie den Staub von ihren Füßen schütteln sollten. [Der Evangelist] sagt aber er begann zu waschen, weil die Reinigung von den irdischen Leidenschaften hier beginnt, und in der Zukunft vollendet wird. Dann nämlich wird erfüllt werden, was gesagt wird in Is. 35,8: Der Weg wird heilig genannt werden. Aber es muss beachtet werden, Origenes zufolge, dass [Christus] begann, die Füße der Jünger zu waschen, als die Passion bevorstand, weil, wenn er sie lange vorher gewaschen hätte, sie wiederum beschmutzt worden wären. Daher begann er, als er nach kurzem sie abwaschen würde mit dem Wasser des Heiligen Geistes, nämlich nach der Passion; Act. 1,5: Ihr aber werdet getauft werden mit dem Heiligen Geist nicht [erst] nach vielen Tagen. So also zeigt sich die Ausgießung seines Blutes dadurch, dass er Wasser in ein Becken gab; und die Abwaschung unserer Sünden dadurch, dass er begann, die Füße der Jünger zu waschen. 1750. – Es zeigt sich, drittens, die Übernahme unserer Sünden auf ihn selbst: denn nicht nur hat er unsere Flecken abgewaschen, sondern die Strafen, die für jene geschuldet wurden, auf sich genommen. Nicht nämlich würden unsere Strafen und unsere Reue genügen, wenn sie nicht gegründet würden auf das Verdienst und die Kraft der Passion Christi. Dies nun zeigt sich darin, dass er die Füße der Jünger abwischte mit dem Schurz, nämlich seines Körpers; [vgl.] I Petr. 2,21 ff. III. 1751. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Er kam also zu Simon Petrus etc., führt er ein Beispiel der Nützlichkeit durch einen gewissen Streit des Jüngers und des Lehrers: in diesem Streit zeigt der Herr an diesem Beispiel erstens, was mystisch ist [n. 1756] und was notwendig ist, an der Stelle [n. 1757] Petrus sagte zu ihm: Nicht wirst du mir die Füße waschen; zweitens, was angemessen ist, an der Stelle [n. 1760] Simon Petrus sagte zu ihm: Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände, und den Kopf. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens wird der Anlass der Worte Christi angeführt; zweitens werden die Worte Christi selbst hinzugefügt, an der Stelle [n. 1765] Jesus antwortete und sagte zu ihm etc. 1752. – Der Anlass der Worte Christi freilich war die Weigerung Petri, der sich weigerte, das Beispiel der Demut anzunehmen: und das ist es, weshalb er sagt Er kam also zu Simon Petrus etc. Dies wird freilich dreifach ausgelegt [vgl. n. 1754 und 1755]. Erstens freilich, Origenes zufolge, dass der Herr zu waschen begann bei den letzten. Und dies deshalb, weil so wie ein Arzt, der sich bemüht um die Behandlung für

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mehrere Kranke, bei denen, die dessen mehr bedürfen, mit der angemessenen Behandlung beginnt, so auch Christus, der die schmutzigen Füße der Jünger abwäscht, beginnt bei denen, die schmutziger waren, und so zu Petrus gelangt, der gleichsam weniger als die anderen dessen bedurfte; Matth. 20,8: Beginnend von den letzten bis zu den ersten. Und dies scheinen freilich die Worte des Evangeliums zu sagen: Er begann, die Füße der Jünger zu waschen, und danach folgt Er kam also zu Simon Petrus. Daher scheint es, dass er zuerst die Füße der anderen wusch. 1753. – Wenn aber gefragt wird, weshalb Petrus dies vor den anderen zurückwies, antwortet Origenes, dass er dies tat wegen der allzu großen Glut der Liebe, die er für Christus hatte. Die anderen Jünger aber verehrten Christus mit einer gewissen Furcht, und deshalb nahmen sie ohne Diskussion jedes Geschehen auf sich. Petrus aber, der glühender war als sie (gemäß jener Stelle Io. ult., 15: Simon, liebst du mich mehr als diese? Er sagt zu ihm: Auch du, Herr, weißt, dass ich dich liebe) und aus der Liebe Zuversicht gewann, weigert sich, das Geschehen auf sich zu nehmen und forscht nach der Ursache; Eccli. 6,10 f: Wenn ein Freund fest bleibt, wird er dir gleichsam gleich sein, und wird in deinen häuslichen Angelegenheiten treu handeln. Und deshalb findet man Petrus in den Schriften häufig forschend, und bereit, vorzubringen, was ihm besser erscheint. 1754. – Zweitens wird [es] ausgelegt, Chrysostomus zufolge, dass nämlich Christus begann, zuerst die Füße zu waschen von den ersten der Apostel an. Aber weil jener Verräter dumm war und hochmütig, nämlich Judas, legte er sich als erster zur Waschung der Füße hin, vor Petrus. Keiner der anderen nämlich hätte es gewagt, Petrus zuvorzukommen. Daher spricht der Evangelist von Judas, indem er sagt Er begann, die Füße der Jünger zu waschen, nämlich die des Judas, der freilich, da er hochmütig und dumm war, sich in nichts widersetzte, und sich nicht weigerte, zu tragen, was der Herr tat. Aber nachdem [dieser] zu Petrus kam, der dem Meister verehrte und liebte, weigert sich [dieser] mit Furcht, und forscht nach der Ursache des Geschehens; und ähnlich hätte es ein jeder der anderen getan. 1755. – Drittens aber wird [es] ausgelegt, Augustinus zufolge, dass wir aufgrund der Worte des Evangelisten nicht verstehen müssen, dass der Herr zuerst den anderen Jüngern die Füße gewaschen habe, und danach zu Petrus gekommen sei; sondern dass der Evangelist, gemäß seiner Gewohnheit, zuerst das Geschehen anführt, und danach die Reihenfolge des Geschehens erzählt, so wie er es auch oben in [Io.] 6 macht. Daher lehrt er zuerst das ganze Geschehen, nämlich dass [Christus] die Füße der Jünger wäscht; und danach, falls gefragt würde, wie es geschehen sei, sagt er, dass [Christus] zuerst zu Simon Petrus kam. Und daher weigerte sich zuerst dieser selbst und sagte Herr, du wäschst mir die Füße? Diese Worte freilich haben ein großes Gewicht. Herr, sagt er, du, der du der Sohn Gottes bist, wäschst mir die Füße? der ich Simon Bariona bin, das heißt Simon Iona, Matth. 16,17. Ebenso: Herr, du, der du das unbefleckte Lamm

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bist, der Spiegel ohne Flecken, und der Glanz des ewigen Lichts, wäschst mir die Füße, der ich ein sündiger Mensch bin? gemäß jener Stelle Lc. 5,8: Geh hinweg von mir, weil ich ein sündiger Mensch bin. Herr, du, der du der Schöpfer bist, wäschst mir die Füße, der ich ein Geschöpf bin, und mäßigen Glaubens? Dies sagte Petrus erschrocken aufgrund des Bedenkens der Majestät Christi, gemäß jener Stelle Hab. 3,2: Bedacht habe ich deine Werke, und habe mich gefürchtet. IV. 1756. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus antwortete etc., werden die Worte Christi angeführt, aufgrund derer sich zeigt, dass jenes Geschehen ein mystisches ist. Daher sagt er zu ihm Was ich tue, weißt du soeben nicht; du wirst es aber danach wissen. Dieses Geschehene freilich ist ein Beispiel und ein Mysterium. Ein Beispiel freilich der darzubietenden Menschlichkeit; unten ebenhier [v. 15] Ein Beispiel nämlich habe ich euch gegeben, dass so, wie ich euch getan habe, so auch ihr tuet. Ein Mysterium aber der inneren Reinigung. Unten ebenhier: Wer gewaschen ist, bedarf nichts anderes, als dass er die Füße wasche etc. Zweifach also kann verstanden werden, dass [Christus] sagt Was ich tue. Auf eine Art Was ich tue, das heißt wie ich zwecks des Beispiels handle, weißt du soeben nicht, das heißt du verstehst es nicht; du wirst es aber danach wissen, dann nämlich, als er [es] ihnen auslegte und sagte: Wisst ihr, was ich euch getan habe? unten ebenhier [v. 12]. – Auf eine andere Art Was ich tue, weißt du soeben nicht; das heißt, dies ist ein Mysterium, und ist geheim, und bezeichnet die innere Reinigung, die nicht geschehen kann außer durch mich; die begreifst du soeben nicht; du wirst es aber danach wissen, nämlich wenn du den Heiligen Geist empfängst; unten 16,12: Vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener Heilige Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch jede Wahrheit lehren. V. 1757. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Petrus sagte zu ihm etc., zeigt er, dass jenes Geschehen mystisch ist, und erstens führt er die Worte Petri an, die den Anlass abgaben für die Worte Christi; zweitens schließt er Christi Worte an [n. 1759]. 1758. – Es sagt also zuerst Petrus Nicht wirst du mir die Füße waschen in Ewigkeit, das heißt niemals. Als ob er sagte: Fern sei von mir, dass ich dies ertrage von meinem Meister, Herrn und Gott. Und mag Petrus dies aus Eifer getan haben, so war doch sein Eifer ungebührlich und ungeordnet; Rom. 10,2: Eifer für Gott haben sie, aber nicht gemäß dem Wissen. Dieser Eifer nun war ungeordnet wegen dreierlei: Weil er zurückwies, was

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nützlich war und nötig: denn, wie gesagt wird in Rom. 8,26, Was wir erbitten sollen, so wie es sich gehört, wissen wir nicht; und deshalb weisen wir ungebührlich zurück, zu empfangen, was Gott uns reichlich schenkt, auch wenn es entgegengesetzt aussieht. So bat auch Paulus um die Entfernung des Stachels, II Cor. 12,8, der ihm jedoch nützlich war. Ebenfalls [war dieser Eifer ungeordnet], weil er eine gewisse Unehrerbietigkeit gegen Christus mit sich zu bringen scheint darin, dass er dessen Anordnung vereiteln will. Ebenfalls, weil es sich einer Geringschätzung der Gefährten zu nähern scheint, wenn [Petrus] das, was andere, Origenes zufolge, von Christus ohne Widerspruch empfangen hatten, selbst zu empfangen sich weigerte, indem er sagte Nicht wirst du mir die Füße waschen in Ewigkeit. VI. 1759. – Und deshalb widerlegt ihn der Herr, indem er sagt Wenn ich dich nicht wasche, wirst du nicht Gemeinschaft mit mir haben: dies kann auf zweierlei bezogen werden, offensichtlich auf die Tat, die Christus tat, und auf ihre Bedeutung. Aber wenn es bezogen wird auf die Bedeutung, dann ist klar, was gesagt wird. Niemand nämlich kann der Erbschaft der Ewigkeit teilhaftig werden und Miterbe Christi, wenn er nicht geistlich gereinigt ist: weil dies gesagt wird in Apoc. 21,27: Nichts Besudeltes wird eintreten. In Ps. 14,1: Herr, wer wird wohnen in deinem Zelt? Und antwortend fügt er hinzu: Der unschuldig ist an den Händen, und rein im Herzen. Als ob [Christus] also sagte: Wenn ich dich nicht wasche, wirst du nicht rein sein, und wenn du nicht rein bist, wirst du nicht Gemeinschaft mit mir haben. Aber wenn es bezogen wird auf die Tat, dann ist zweifelhaft, ob diese Waschung von Notwendigkeit ist für das Heil. Darauf ist zu sagen, dass so, wie manches verboten ist, da schlecht, und manches schlecht, da verboten, so auch manches vorgeschrieben ist, da notwendig, und manches notwendig, da vorgeschrieben. Diese Tat der Waschung also, über die der Herr sagt Wenn ich dich nicht wasche, wirst du nicht Gemeinschaft mit mir haben, ist, in sich betrachtet, nicht nötig zum Heil, aber, vorausgesetzt, dass sie von Christus anbefohlen wird, wird sie sogleich zu einer notwendigen gemacht. I Reg. 15,22: Besser ist Gehorsam als ein Schlachtopfer; und so: Wolle dir gleichsam das Verbrechen des Götzendienstes nicht zuziehen. VII. 1760. – Hier zeigt [der Evangelist], dass jene Tat angebracht ist. Und es werden angeführt erstens die Worte Petri; zweitens wird die Antwort Christi hinzugefügt [n. 1763]. 1761. – Aber in den Worten Petri wird seine allerglühendste Liebe zu

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Christus gezeigt. Denn oben, als der Herr zu ihm sagte: Was ich tue, weißt du soeben nicht, hatte er ihm zu verstehen gegeben, dass diese Tat nützlich sein werde; trotzdem, da jene Nützlichkeit [von Petrus] nicht beachtet wurde, konnte er nicht dazu gebracht werden, die Waschung der Füße anzunehmen. Aber als der Herr seine Trennung von ihm androhte, indem er sagte: Du wirst nicht Gemeinschaft mit mir haben, bot er sich nicht nur an, jenes anzunehmen, sondern noch weiteres, indem er sagt Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände, und den Kopf. In dieser Antwort nämlich bietet er sich, erschrocken, als ganzer zur Waschung an, erreget durch Liebe und Furcht. Wie man nämlich liest im Itinerarium Clementis, wurde Petrus so beeindruckt von Christi körperlicher Gegenwart, den er aufs glühendste geliebt hatte, dass er nach Christi Himmelfahrt, als er sich der allerangenehmsten Gegenwart und des allerheiligsten Umganges erinnerte, gänzlich in Tränen aufgelöst war, so dass seine Wangen entzündet zu sein schienen. 1762. – Man muss aber wissen, dass im Menschen dreierlei ist: der Kopf, der das Höchste ist; die Füße, die das Unterste sind; die Hände, die das Mittlere sind. Und ähnlich ist im inneren Menschen, nämlich in der Seele, der Kopf, nämlich die Vernunft das Höherstehende, durch welche die Seele Gott anhaftet, I Cor. 11,3: Der Kopf der Frau ist der Mann, das heißt die höher stehende Vernunft; die Hände aber, das ist die niedrigere Vernunft, die bereitsteht für die Werke der vita activa; die Füße aber sind die Sinnlichkeit. Aber der Herr wusste, dass seine Jünger rein waren hinsichtlich des Kopfes, weil sie Gott verbunden waren durch Glauben und Liebe; und hinsichtlich der Hände, wegen ihrer heiligen Werke: aber hinsichtlich der Füße hatten sie einige Leidenschaften in irdischen Dingen aufgrund der Sinnlichkeit. Petrus aber, der Christi Androhung fürchtet, stimmt nicht nur der Waschung der Füße, sondern auch der Hand und des Kopfes zu, indem er sagt Herr, nicht nur meine Füße, sondern auch die Hände, und den Kopf. Als ob er sagte: Ich weiß nicht, ob ich der Waschung der Hand und des Kopfes bedarf, keiner [Schuld] nämlich bin ich mir bewusst; aber nicht darin bin ich gerechtfertigt: I Cor. 4,4, und deshalb bin ich bereit, nicht nur die Füße, das heißt die niedrigeren Leidenschaften, Cant. 5,3: Ich habe meine Füße gewaschen, wie soll ich sie wieder schmutzig machen, sondern auch die Hände, das heißt die Werke, Ps. 25,6: Ich werde meine Hände waschen unter Unschuldigen, und den Kopf, das heißt die überlegene Vernunft, Matth. 6,17: Wasche dein Gesicht. VIII. 1763. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus sagte zu ihm, wird die Antwort des Herrn angeführt, und erstens gibt er einen gewissen allgemeinen Beweis; zweitens passt er diesen dem Vorliegenden an, an der Stelle [n. 1766] Und ihr seid rein, aber nicht alle;

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drittens legt der Evangelist die Worte Christi aus, an der Stelle [n. 1767] Er wusste nämlich, wer es sei, der ihn verraten würde. 1764. – Er sagt also erstens: Wer reingewaschen ist braucht nur, dass er die Füße wäscht; aber er ist rein als ganzer; ergänze: außer die Füße, mit denen er die Erde berührt. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass die Apostel bereits getauft waren. [Christus] sagt nämlich Wer reingewaschen ist etc., und danach fügt er hinzu ihr seid rein etc., weil sie nämlich getauft waren. 1765. – Aber einige sagen, dass [die Jünger] getauft waren nur durch die Taufe des Johannes: dies scheint nicht wahr zu sein, weil sie dann nicht reingewaschen waren; denn die Taufe des Johannes reinigte nicht innerlich von der Schuld. Und deshalb muss man sagen, dass sie getauft waren durch die Taufe Christi, Augustinus zufolge. Und wenn du einwirfst, dass Christus nicht taufte, sondern seine Jünger, wie gesagt wird oben in 4,2, sage ich, dass er nicht die Scharen taufte: aber seine Jünger, die ihm nahe standen, und Hausangehörige taufte er. Aber weil die Taufe auch den Schmutz der Füße abwischt, scheint es dass, wer reingewaschen ist, das heißt getauft, es nicht braucht, dass er die Füße wäscht. Aber darauf muss man sagen, dass sie, wenn sie sofort nach der Taufe hinübergegangen wären aus der Welt, sie jedenfalls nicht dieser Waschung bedurft hätten, weil sie, als sie gänzlich rein waren, sogleich emporgeflogen wären. Aber die nach der Taufe leben in diesem sterblichen Leben, können nicht zu einem solchen Gipfel der Vollkommenheit emporsteigen, dass nicht auch ungeordnete Regungen der Sinnlichkeit von irdischen Affekten sich erhöben: und deshalb muss es sein, dass sie die Füße waschen entweder durch ein Martyrium, das die Taufe des Blutes ist, oder durch Reue, die die Taufe des Windes ist, damit sie emporfliegen können. IX. 1766. – Wenn [Christus] anschließend sagt Und ihr seid rein, aber nicht alle, passt der Herr dem Vorliegenden den allgemeinen Beweis an. Aber wenn sie rein waren, weshalb wusch der Herr sie ein zweitesmal ab? Dazu sagt Augustinus, dass sie rein waren hinsichtlich der Hände und des Kopfes, aber [die Waschung] benötigten hinsichtlich der Füße. Chrysostomus aber sagt, dass sie nicht schlechthin rein waren, weil sie noch nicht rein waren von der ursprünglichen Unreinheit: weil Christus noch nicht gelitten hatte, war der Preis für unsere Erlösung noch nicht eingelöst; aber hinsichtlich von etwas waren sie rein, nämlich von den Irrtümern der Juden. Origenes aber sagt, dass sie rein waren, aber dass eine noch größere Reinheit nötig war, weil immer die Vernunft in Wetteifer sein muss um bessere Gnadengaben, immer die Höhen der Tugenden ersteigen muss, im Glanz der Gerechtigkeit erstrahlen; Apoc. ult., 11: Wer heilig ist, werde noch mehr geheiligt. Aber nicht alle: weil einer von ihnen sowohl den Kopf als auch die Hände unrein hatte.

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X. 1767. – Und deshalb legt der Evangelist anschließend die Worte des Herrn aus, indem er sagt Er wusste nämlich, wer es sei, der ihn verraten würde, als ob er sagte: Deshalb sagt er nicht alle, weil er um die Unreinheit des Verräters Judas wusste. Zweierlei nämlich macht den Menschen gänzlich rein: das Almosen und das Mitleid mit den Armen; Lc. 11,41: Gebt ein Almosen, und siehe, alles ist euch rein; und die Liebe zu Gott: Lc. 7,47: Erlassen sind ihr viele Sünden, weil sie sehr geliebt hat; Prov. 10,12: Alle Vergehen verdeckt die Liebe. Dies beides nämlich fehlte dem Judas. Das Mitleid freilich, weil er ein Dieb war, und die Geldbüchse hatte, und die Almosen der Armen veruntreute. Ebenso [fehlte ihm] die Liebe zu Christus, weil bereits der Teufel ihm ins Herz gegeben hatte, dass er ihn ausliefere den Anführern der Priester zur Kreuzigung etc.

Lectio III. Nachdem er also ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider, und als er sich wieder hingelegt hatte, sagte er zu ihnen: II. Wisst ihr, was ich [an] euch getan habe? Ihr nennt mich Meister und Herr: und gut sagt ihr das: ich bin es nämlich. Wenn also ich eure Füße wasche, als Herr und Meister, sollt auch ihr der eine dem anderen die Füße waschen. III. Ein Beispiel nämlich habe ich euch gegeben, dass so, wie ich [an] euch getan habe, so auch ihr tun sollt. IV. Amen amen, ich sage euch: Nicht ist der Diener größer als sein Herr, noch auch ist der Apostel größer als der, der ihn gesandt hat. V. Wenn ihr das wisst, werdet ihr selig sein, wenn ihr es tun werdet. VI. Nicht von allen spreche ich zu euch: ich weiß, welche ich ausgewählt habe. VII. Aber damit erfüllt werde die Schrift: Der mit mir das Brot isst, wird gegen mich seine Ferse erheben. VIII. Jetzt sage ich [es] euch, bevor es geschieht: damit ihr, wenn es geschehen sein wird, glaubt, dass ich es bin. IX. Amen amen, ich sage euch: Wer den annimmt, den ich sende, nimmt mich an: wer aber mich annimmt, nimmt den an, der mich gesandt hat. I.

I. 1768. – Nachdem der Herr gezeigt hat, dass der Gehorsam in Demut nötig ist [vgl. n. 1727], führt er hier folgerichtig zur Nachahmung hin, und erstens schickt er die Umstände der Ermahnung voran;

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zweitens bringt er die Ermahnung selber vor, an der Stelle [n. 1772] Wisst ihr, was ich [an] euch getan habe? etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens lehrt der Evangelist die Reihenfolge der Ermahnung; zweitens offenbart er den Zustand des Ermahnenden, an der Stelle [n. 1770] er nahm seine Kleider etc. 1769. – Die Reihenfolge der Ermahnung aber ist, dass [Christus], was er zuerst im Werk getan hat, [jetzt] in der Rede lehrt; und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] Nachdem er also ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider etc. Act 1,1: Jesus begann, zu wirken und zu lehren; Matth. 5,19: Wer gewirkt hat und gelehrt, der wird groß heißen im Reich der Himmel. 1770. – Der Zustand des Ermahnenden aber wird gelehrt sowohl hinsichtlich des Aussehens, als auch hinsichtlich der Stellung. Hinsichtlich des Aussehens freilich: weil ein verschiedenes Aussehen zu verschiedenen Personen passt, gemäß der Verschiedenheit der zugehörigen Handlungen; Eccli. 19,27: Das Gewand eines Menschen kündet von ihm. Ein anderes Aussehen also passt zum Diener, ein anderes zum Lehrer. Zum Diener nun, weil er behende sein muss zum Gehorsam, passt es, dass er die Behinderung durch die Gewänder ablegt; und als Christus dienen wollte, steht er deshalb vom Essen auf und legt seine Kleider ab. Zum Lehrer aber, der würdevoll sein muss, und durch Autorität hervorragend, passt ein geziemender Schmuck von Kleidern: und deshalb nahm der Herr seine Kleider, als er lehren wollte. Hinsichtlich der Stellung aber stand er, weil er dienen wollte, auf; daher sagt [der Evangelist]: Er stand vom Essen auf; jetzt aber, da er lehren will, legt er sich nieder; daher sagt [der Evangelist] und als er sich wieder hingelegt hatte, sagte er zu ihnen: und dies deshalb, weil die Lehre stattfinden muss in der Ruhe. Im Sitzen nämlich und im Ruhen wird die Seele weise und klug. 1771. – Diese drei [Vorgänge] können ein Geheimnis [an sich] haben. Da nämlich Christus die vollkommene Lehre den Jüngern darbot, als er ihnen den Heiligen Geist sandte; unten 14,26: Der Paraclitus aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, wird selbst euch alles lehren, und wird euch alles nahebringen, was immer ich euch sagen werde. Dreierlei ist vorhergegangen der Sendung selbst. Nämlich die Reinwaschung von den Sünden durch die Passion; Apoc. 1,5: Er hat uns reingewaschen von unseren Sünden in seinem Blut. Und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] Nachdem er also ihre Füße gewaschen hatte, das heißt, nachdem die Reinigung durch das Blut vollendet war. – Ebenso die Auferstehung. Christus hatte nämlich vor seiner Passion einen sterblichen Körper; diese Sterblichkeit freilich kam ihm nicht seitens der Person des Sohnes Gottes zu, sondern seitens der angenommenen menschlichen Natur; aber nachdem er auferstand aufgrund der Kraft der Göttlichkeit, empfing er die Unsterblichkeit des Körpers: und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] er nahm seine Kleider, das heißt: auferstehend ist er unsterblich gemacht worden. Und [der Evangelist] sagt seine, weil er sie durch seine Kraft empfing; Rom. 6,10: Was

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aber lebt, lebt durch Gott, das heißt durch die Kraft Gottes. Über jene Kleider wird gesagt in Apoc. 3,5: Wer gesiegt hat, wird gekleidet werden in weiße Kleider, und nicht werde ich seinen Namen auslöschen aus dem Buch des Lebens. – Ebenfalls ging [der Sendung] voran das Sitzen, und dies in der Auferstehung; unten 16,7: Wenn ich nämlich nicht weggehe, wir der Paraclitus nicht zu euch kommen etc. Und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] als er sich wieder hingelegt hatte, nämlich zur Rechten des Vaters sich setzend und sitzend; Marc. ult., 19: Und der Herr Jesus freilich, nachdem er gesprochen hatte, ist aufgenommen worden in den Himmel, und sitzt zur Rechten Gottes. Und er sagt wieder, nicht weil [Christus], sofern er Sohn Gottes [ist], jemals aufgehört hätte, zu sitzen, da er vielmehr von Ewigkeit her im Schoß des Vaters ist, sondern weil er, sofern er Mensch ist, erhöht wurde zu den besseren Gütern des Vaters; Phil. 2,9: Deswegen hat auch Gott ihn erhöht und hat ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist. So also wusch [Christus], bevor er [den Aposteln] den vollkommen belehrenden Heiligen Geist eingoss, [sie], indem er [sein] Blut vergoss; er nahm die Kleider, indem er auferstand; er legte sich hin, indem er in Herrlichkeit auffuhr. II. 1772. – Wenn [Christus] anschließend sagt Wisst ihr, was ich [an] euch getan habe?, trägt er die Mahnung selbst vor, und erstens fragt er; zweitens nimmt er an [n. 1774]; drittens schließt er [n. 1778]; viertens bestärkt er den Schluss [n. 1780]. 1773. – Er fragt freilich, indem er sagt Wisst ihr, was ich [an] euch getan habe? Als ob er sagte: Die Tat freilich seht ihr, aber dennoch versteht ihr nicht, weshalb ich dies getan habe: und deshalb fragt er so, damit er die Größe der Tat zeige, und zum Nachdenken hinführe. Über die Werke Gottes nämlich muss nachgedacht werden, weil sie tiefgründig sind; Ps. 91,6: Wie großartig sind deine Werke, Herr! Allzu tiefgründig sind deine Überlegungen beschaffen. Kaum nämlich können wir hinreichend die Werke Gottes kennen gemäß jener Stelle Eccle. 8,17: Ich habe erkannt, dass keinen Sinn der Werke Gottes ein Mensch finden kann. Sie sind auch erfreulich zu bedenken; Ps. 91,5: Erfreut hat du mich, Herr, bei deinem Tun, und bei den Werken deiner Hände juble ich auf. Sie sind auch nützlich, weil sie zur Kenntnis des Urhebers hinführen; Sap. 13,7: Wenn sie auf die Werke geachtet hätten etc.; oben 5,36: Die Werke nämlich, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie tue, selbst sind es, die Zeugnis ablegen für mich. Es kann auch, Origenes zufolge, dass gesagt wird Wisst, was ich [an] euch getan habe als Imperativ aufgefasst werden; als ob er sagte: Wisset, was ich

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[an] euch getan habe! Und dann sagt dies der Herr, damit er ihren Verstand aufrichtet. 1774. – [Christus] nimmt ihr Bekenntnis an, indem er sagt Ihr nennt mich Meister und Herr, und erstens führt er ihr Bekenntnis an; zweitens lobt er es, an der Stelle [n. 1776] und gut sagt ihr das. 1775. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass der Apostel, I Cor. 1,24 zweierlei über Christus sagt, nämlich dass er Gottes Kraft und Gottes Weisheit sei. Insofern er die Kraft Gottes ist, herrscht er über alles, wie nämlich Ambrosius sagt: „Herr“ ist der Name der Macht; insofern er Gottes Weisheit ist, lehrt er alle, und deshalb nannten die Jünger ihn „Herrn“; oben 6,68: Herr, zu wem sollen wir gehen? Und Lehrer; oben 4,31: Rabbi, iss. Und [dies] verdientermaßen: der Herr selbst nämlich ist der einzige, der erschafft und neu erschafft; Ps. 99,3: Wisst, dass er selbst der Herr ist, er selbst allein ist der Lehrer, der innerlich lehrt: Matth. 23,10: Euer einziger Lehrer ist Christus, ihr alle aber seid Brüder. 1776. – Wenn [Christus] anschließend sagt und gut sagt ihr das, lobt er ihr Bekenntnis. Hinsichtlich dessen muss man wissen, dass etwas lobenswert wird auf zweierlei Art. Auf eine Art, wenn das, was gesagt wird passt zu der Sache, über die es gesagt wird; dies geschieht durch die Wahrheit, weil wenn es falsch wäre, passt es nicht zu ihr; daher wird gut gesagt in Eph. 4,25: Sprecht die Wahrheit, indem ihr die Lüge niederlegt. So sehr nämlich müssen die Lügen vermieden werden, dass sie auch, wenn sie dem Lob Gottes zu dienen scheinen, nicht gesagt werden dürfen. Hinsichtlich dessen also sagt [Christus] gut sagt ihr das; und dies deshalb, weil wahr ist was ihr sagt, weil es mir zukommt, ich bin es nämlich, nämlich Lehrer und Herr. Lehrer, sage ich, wegen der Weisheit, die ich lehre mit Worten; Herr wegen der Macht, die ich zeige mit Wundern. Auf eine andere Art wird [etwas] lobenswert, wenn, was gesagt wird passt zur Person dessen, der es sagt. Einige nämlich gibt es, die Christus Lehrer und Herrn nennen, denen es nicht zukommt, weil sie sich nicht unterwerfen der Lehre und dem Auftrag Gottes: und diese sagen es nicht gut. Daher wird in Matth. 25,12 denen, die sagen Herr, öffne uns geantwortet: Amen amen, ich sage euch, ich kenne euch nicht, weil sie es nicht mit dem Herzen sagen, sondern nur mit dem Mund. Die Apostel [aber] sagten es gut, weil es ihnen zukam; daher sagt [Christus] zu ihnen und gut sagt ihr das, das heißt wahr, ich bin es nämlich, nämlich für euch Lehrer und Herr: denn ihr habt mich gehört als Lehrer, oben 6,69: Zu wem sollen wir gehen? Worte des ewigen Lebens hat du; [und] ihr folgt mir wie dem Herrn; Matth. 19,27: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir gefolgt. 1777. – Aber dem entgegen ist, was gesagt wird in Prov. 27,2: Es lobe dich ein anderer, und nicht dein Mund; ein Außenstehender, und nicht deine Lippen. Es scheint also, dass der Herr nicht gut getan hat, indem er sich lobte. Aber darauf antwortet Augustinus zweifach. Auf eine Art, dass es tadelns-

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wert sei, dass jemand sich lobt, wegen der Gefahr der Hochmütigkeit: denn gefährlich ist, sich selbst zu gefallen, für den, der sich hüten muss, hochmütig zu sein. Wo also die Gefahr der Hochmütigkeit nicht droht, ist das eigene Lob nicht tadelnswert. An Christus aber wurde diese Gefahr nicht gefürchtet, denn jener, der über allem ist, erhebt sich nicht höher, wie sehr er sich auch lobt. Auf eine andere Art, weil es manchmal lobenswert ist, dass ein Mensch sich lobt, wenn es nämlich vor sich geht zum Nutzen der Gläubigen: und so lobt sich der Apostel, II Cor. 11. Aber sehr nützlich ist es für uns, und auf jede Weise notwendig, dass wir Gott erkennen, weil darin unsere ganze Vollkommenheit besteht; daher hilft es uns, dass er uns seine Größe enthüllt, zumal wir sie anders auf keine Weise kennen können, wenn nicht er selbst auf sich hinweist, der es weiß. Und deshalb muss es sein, dass er selbst sich uns [gegenüber] lobt, weil er, wie Augustinus sagt, wenn er dadurch, dass er sich nicht lobte, gleichsam die Anmaßung hätte vermeiden wollen, uns die Weisheit vorenthalten hätte; Eccli. 24,1: Die Weisheit wird seine Seele loben. 1778. – [Christus] schließt aber, indem er sagt Wenn also ich eure Füße wasche, als Herr und Meister, sollt auch ihr der eine dem anderen die Füße waschen. Hierbei argumentiert er von dem, was weniger [offensichtlich zu sein] scheint, zu dem, was mehr. Weniger [offensichtlich] nämlich scheint es [zu sein], dass der Höhere etwas Demütiges tun soll, als der Geringere; und demzufolge schließt [Christus] Wenn also ich, der ich höher bin, da [nämlich] Lehrer und Herr, eure Füße wasche, als Herr und Meister, sollt auch ihr, um vieles mehr, die ihr geringer seid, die ihr Schüler und Diener seid, der eine dem anderen die Füße waschen; Matth. 20,26: Wer der Höhere ist von euch, sei euer Diener … denn der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, bedient zu werden, sondern zu dienen. 1779. – Aber dagegen scheint es, dass dies, dass gesagt wird ihr sollt der eine dem anderen die Füße waschen den Sinn eines Gebotes hat: aber wer ein Gebot vernachlässigt, sündigt tödlich; also etc. Die Antwort. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass jeder Mensch die Füße des anderen waschen muss entweder körperlich oder geistlich; und um vieles besser ist es, und ohne Widerspruch wahrer, dass jemand vollziehe im Werk, und nicht verschmähe, was Christus getan hat, zu tun als Christ. Wenn nämlich der Körper geneigt wird zu den Füßen des Bruders, wird auch im Herzen selbst die Leidenschaft der Demut entweder angeregt oder, wenn sie schon darinnen war, bestärkt. Wenn dies nicht im Werk geschieht, müssen wir es wenigsten im Herzen tun. Durch die Waschung der Füße nämlich wird zu verstehen gegeben die Waschung der Makel. Dann also wäschst du geistlich die Füße deines Bruders, wenn du, so weit es an dir liegt, seine Makel abwäschst. Und dies geschieht dreifach: indem du ihm nämlich die Kränkung vergibst, gemäß jener Stelle Col. 3,13: Indem ihr wechselseitig euch vergebt, wenn jemand gegen jemanden eine Beschwerde hat: so wie auch der Herr euch vergeben hat, so auch ihr.

Lectio III.

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Ebenso durch Beten für seine Sünden, gemäß jener Stelle Iac. ult., 16: Betet für einander, damit ihr gerettet werdet. Und diese zweifache Art des Waschens ist allen Gläubigen gemeinsam. Die dritte Art betrifft die Vorgesetzten, die waschen müssen durch Vergebung der Sünden durch die Autorität der Schlüssel, gemäß jener Stelle unten 20,22: Empfangt den Heiligen Geist: deren Sünden ihr vergebt, denen wird vergeben. Wir können auch sagen, dass in dieser Tat der Herr alle Werke der Barmherzigkeit zeigt. Denn wer Brot gibt dem Hungernden, wäscht seine Füße; ähnlich, wer ihn in Gastfreundschaft aufnimmt, und wer den Nackten bedeckt, und so in den anderen Dingen; Rom. 12,13: In den Bedürfnissen der Heiligen Gemeinschaft haltend. III. 1780. – [Christus] bekräftigt aber den Schluss, wenn er sagt Ein Beispiel nämlich habe ich euch gegeben etc.: und dies nämlich aus viererlei. Erstens nämlich aus seiner Absicht; zweitens aber aus der Autorität, an der Stelle [n. 1782] Amen amen, ich sage euch; drittens aus dem Lohn, der diesem Werk geschuldet wird, an der Stelle [n. 1784] Wenn ihr das wisst, werdet ihr selig sein, wenn ihr es tun werdet; viertens aus der Würdigkeit derer, denen er die Füße wäscht, an der Stelle [n. 1793] Wer den annimmt, den ich sende, nimmt mich an. 1781. – [Christus] sagte also: Ich tat dies deshalb, damit ich euch ein Beispiel gebe; und deshalb sollt ihr einer des anderen Füße waschen, weil ich dies mit jener Tat beabsichtigte. Denn bei den Handlungen der Menschen bewegen Beispiele mehr als Worte. Das nämlich tut der Mensch und wählt er aus, was ihm gut zu sein scheint: daher zeigt er mehr, dass das gut sei, was er selbst auswählt, als von dem er lehrt, dass es auszuwählen sei. Und daher kommt es, dass jemand, wenn er etwas sagt und dennoch etwas anderes tut, mehr die anderen davon überzeugt, was er tut, als davon, was er lehrt: und deshalb ist es äußerst nötig, aus der Tat selbst das Beispiel zu geben. Aber freilich war das Beispiel eines bloßen Menschen für das menschliche Geschlecht nicht hinreichend, um es nachzuahmen, einmal weil der menschliche Verstand hinter jeder Überlegung zurückbleibt, dann weil er in der Überlegung der Dinge selbst getäuscht wird: und deshalb wird uns das Beispiel des Sohnes Gottes gegeben, das unfehlbar ist, und zu allem hinlänglich. Daher sagt Augustinus: „Weil der Hochmut nicht geheilt wird, wenn er nicht durch göttliche Demut geheilt wird“, ähnlich wie die Habgier, und so von anderem. Aber beachte, dass hinlänglich passend für uns der Sohn Gottes ist als Beispiel der Tugenden. Er selbst nämlich ist die Kunst des Vaters, dass so, wie er das Urbild der Schöpfung war, er auch das Urbild der Rechtfertigung sei; I Petr. 2,21: Christus hat für uns gelitten, indem er euch ein Beispiel hinterließ,

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Caput XIII.

damit ihr seinen Spuren folgt. Iob 23,11: Seinen Spuren ist gefolgt mein Fuß: seinen Weg habe ich bewacht, und nicht bin ich abgewichen von ihm. IV. 1782. – Wenn [Christus] anschließend sagt Amen amen, ich sage euch: Nicht ist der Diener größer als sein Herr etc., bekräftigt er den Schluss durch die Autorität: und erstens berührt er den Zustand der Jünger, zweitens ihre Aufgabe. Der Zustand der Jünger aber ist, dass sie Diener sind; Lc. 17,10: Wenn ihr alles gut getan habt, sagt: Wir sind unnütze Diener. Ihre Aufgabe aber ist es, dass sie Apostel sind; Lc. 6,13: Er wählte zwölf aus, die er Apostel nannte. So also sagt er: Ich sage, dass ihr der eine des anderen Füße waschen sollt, so wie ich sie gewaschen habe, weil nicht der Diener größer ist als sein Herr, hinsichtlich des ersten, noch auch ist der Apostel, das heißt der gesandt wurde, größer als der, der ihn gesandt hat. Mag aber der Sohn Gottes selbst, der der Apostel unseres Bekenntnisses ist, wie gesagt wird in Hebr. 3,1, jenem gleich sein, der ihn gesandt hat, nämlich dem Vater, ist dennoch über alle anderen wahr, was hier gesagt wird: noch auch ist der Apostel größer als der, der ihn gesandt hat. 1783. – Aber [ein Einwand] dagegen: unten nämlich in 15,15 sagt der Herr seinen Jüngern: Schon nenne ich euch nicht mehr Diener, weil der Diener nicht weiß, was sein Herr tut. Ich antworte. Man muss sagen, dass das Dienen zweifach ist. Eines, das hervorgeht aus der kindlichen Furcht, die einen guten Diener hervorbringt, gemäß jener Stelle Matth. 25,23: Gut, oh guter und treuer Diener: und auf diese Weise nennt der Herr sie Diener. Ein anderes ist jenes Dienen, das die sklavische Furcht hervorbringt; über sie wird gesagt in Matth. 18,32: Du nichtsnutziger Diener, alle Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich batest. Und über dieses Dienen sagt der Herr: Schon nenne ich euch nicht mehr Diener etc. V. 1784. – Wenn [Christus] anschließend sagt Wenn ihr das wisst, werdet ihr selig sein, wenn ihr es tun werdet, bekräftigt er den Schluss durch den Lohn, und erstens führt er den Lohn an; zweitens nimmt er jemanden davon aus, an der Stelle [n. 1786] Nicht von allen spreche ich zu euch. 1785. – Er sagt also Wenn ihr das wisst, als ob er sagte: Du sagst uns dies, was uns freilich nicht unbekannt ist. Weshalb also sagst du es uns? Deshalb, sage ich, weil auch, wenn ihr das wisst, was nämlich Sache aller ist, ihr dennoch selig sein werdet, wenn ihr es tun werdet, was nur Sache weniger ist. Und er sagt Wenn ihr das wisst und es tun werdet, weil nämlich, wie gesagt

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wird in Lc. 11,28, selig sind, die das Wort Gottes hören, und es bewahren. Und Ps. 110,10: Ein guter Verstand ist allen eigen, die das tun. Und dagegen wird gesagt in Iac. 4,17: Der weiß, das Gute zu tun, und es nicht tut, der hat eine Sünde. VI. 1786. – [Christus] nimmt aber jemanden aus, wenn er sagt Nicht von allen spreche ich zu euch, und erstens führt er die Ausnahme an; zweitens bezeichnet er die Ursache der Ausnahme, an der Stelle [n. 1790] Aber damit erfüllt werde die Schrift; drittens bezeichnet er die Ursache, weshalb er die Ausnahme erwähnt, an der Stelle [n. 1792] Jetzt sage ich [es] euch, bevor es geschieht. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Ausnahme an; zweitens antwortet er auf eine stumme Frage [n. 1788]. 1787. – Die Ausnahme führt er an, wenn er sagt Nicht von allen spreche ich zu euch etc., als ob er sagte: Selig seid ihr, jedoch nicht alle, weil ich nicht von allen zu euch sage, dass ihr zur Seligkeit gelangt; I Cor. 9,24: Alle zwar laufen, aber einer empfängt den Preis. Es ist nämlich einer unter euch, das ist Judas, der nicht selig sein wird; noch auch wird er jenes tun. Aber, Origenes zufolge, sagt der Herr nicht Ihr werdet selig sein auf unbedingte Weise, sondern er setzt eine Bedingung hinzu, indem er sagt wenn ihr das tun werdet: dies freilich ist wahr für alle, auch für Judas; wenn nämlich Judas dies getan hätte, wäre er selig gewesen. Daher will [Origenes], dass [Christus] mehr jenes ausnimmt, dass er sagt Nicht ist der Diener größer als sein Herr etc., als ob er sagte: Ich sage, dass ihr Diener seid und Apostel; dennoch spreche ich nicht von allen zu euch: Judas nämlich war, da er Diener der Sünde war, nicht Diener des göttlichen Wortes, noch auch Apostel, da der Teufel eingetreten war in sein Herz. 1788. – Aber weil jemand sagen könnte: Da [Christus] nicht über alle sagt, dass sie selig seien, oder seine Apostel, wird also unvorhergesehener Weise einer aus seiner Gruppe zugrunde gehen. Deshalb sagt der Herr, indem er darauf antwortet, ich weiß, welche ich ausgewählt habe, als ob er sagte: Die Erwählten werden nicht zugrunde gehen; aber nicht alle sind erwählt. Jener also wird zugrunde gehen, der nicht erwählt ist, nämlich Judas; unten 15,16: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. 1789. – Aber dagegen ist, was gesagt wird oben in 6,70: Habe ich nicht euch zwölf ausgewählt? Da also Judas einer von den zwölfen war, scheint es, dass er erwählt war. Aber man muss sagen, dass die Erwählung eine zweifache ist. Eine ist die zur gegenwärtigen Gerechtigkeit, und zu dieser war Judas ausgewählt; die andere Erwählung ist die zur letztendlichen Herrlichkeit, und dieser zufolge war Judas nicht auserwählt.

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Caput XIII.

VII. 1790. – Die Ursache dieser Ausnahme aber ist, damit erfüllt werde die Schrift: sie sagt dies vorher, nicht weil sie zwingt, sondern weil sie das, was sein würde, nicht verschweigt; Lc. ult., 44: Es muss sein, dass alles erfüllt wird, was geschrieben ist im Gesetz des Moses und in den Propheten und den Psalmen über mich; Matth. 5,18: Nicht ein Jota oder ein Strich wird vergehen vom Gesetz, bis alles geschieht. Die Schrift nun sagt Der mit mir das Brot isst, wird gegen mich seine Ferse erheben. Dies entspricht einer anderen Übersetzung, wo wir haben [Ps. 40,10]: Und ein Mensch meines Friedens nämlich, auf den ich hoffte, der mein Brot aß, tut groß über mich mit einem Anschlag. Hier wird die Vertrautheit des Judas mit Christus gezeigt, wenn [Christus] sagt Der mit mir das Brot isst. Denn Judas isst das Brot mit den anderen Jüngern mit Christus, auch das geweihte. Ebenso wird seine bösartige Dreistigkeit gegen Christus gezeigt, wenn [Christus] sagt er wird gegen mich seine Ferse erheben; das heißt er wird sich erdreisten, mich niederzutreten. Mit der Ferse nämlich unterdrücken wir Feinde; Gen. 3,15: Sie selbst wird dein Haupt zertreten, und dir wird nachgestellt werden von ihrer Ferse. Dann also wird gesagt über jemanden, dass er seine Ferse erhebe gegen jemanden, wenn er es unternimmt, ihn zu unterdrücken. Aber das wird Judas nicht können: weil dadurch, wovon er selbst glaubt, mich zu unterdrücken, dadurch werde ich erhöht werden; oben 12,32: Ich, wenn ich erhöht sein werde von der Erde, werde alles zu mir hinziehen. 1791. – Darin haben wir ein Beispiel, dass wir, wenn wir von Dienern oder von irgendwelchen Geringeren irgendein Übel erleiden, uns nicht ärgern, indem wir auf das Beispiel des Judas sehen, der unendlicher Güter teilhaftig geworden auf gegenteilige Art es dem Wohltäter lohnte. Deshalb aber hat der Herr den Judas, von dem er wusste, dass er böse sein würde, ausgewählt, damit er zu verstehen gebe, dass es keine Gemeinschaft von Menschen ohne Beimischung irgendeines Bösen geben werde: Cant. 2,2: So wie die Lilie unter Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern. Daher sagt Augustinus in einem Brief: „Nicht wage ich, für mich zu verlangen, dass mein Haus besser sei als die Versammlung der Apostel“. Ebenso, wenn es geschieht, dass jemand, der von einem Oberen in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen wurde, zu einem Bösen wird, dass es nicht führe zur Verdammung dieses Oberen. Denn siehe, dass Judas, von Christus ausgewählt, zum Verräter wurde. So auch hat, Act. 8,13, Philippus den Magier Simon aufgenommen; Ier. 18,20: Ersteht etwa für Gutes ein Übles, weil sie eine Fallgrube gegraben haben für mein Leben? Matth. 10,36: Die Feinde des Menschen: seine Hausgenossen.

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VIII. 1792. – Wenn [Christus] anschließend sagt Jetzt sage ich [es] euch, bevor es geschieht, bezeichnet er die Ursache, weshalb er die Ausnahme anführte; als ob er sagte: Lang habe ich geschwiegen über seine Bösartigkeit, aber weil die Zeit da ist, dass sie hervorkomme an die Öffentlichkeit, deshalb sage ich [es] euch, das heißt offenbare es, bevor es geschieht: damit ihr glaubt, dass ich es bin, der ich Zukünftiges vorhersage, und das Verborgene des Herzens offenbare; dies ist Gott eigen; Ier. 17,9: Verkehrt ist das Herz des Menschen und unerforschbar: wer wird es erkennen? Ich, der Herr, erforschend das Herz, und prüfend die Nieren; Is. 41,23: Was kommen wird verkündet uns, und wir werden wissen, dass ihr Götter seid. Oder auch: Ich bin der ich bin, Ex. 3,14. IX. 1793. – Wenn [Christus] anschließend sagt Amen amen, ich sage euch etc., bestärkt er den Schluss, der gezogen wurde aus der Würdigkeit derer, denen er die Füße wusch: deren Würdigkeit ist so groß, dass Willfährigkeit, die ihnen gezollt wird, auf eine gewisse Art in Gott überzufließen scheint, aber dennoch gemäß einem gewissen Grad: weil das, was den Gläubigen geschieht durch Christus, überfließt auf Gott Vater. [Christus] zeigt also erstens, auf welche Art das, was den Jüngern Christi geschieht, überfließt auf Christus. Und hinsichtlich dessen sagt er Amen amen, ich sage euch; als ob er sagte: wahrlich, ihr müsst die Füße [der anderen] waschen, weil wer den annimmt, den ich sende, nimmt mich an; das heißt die Willfährigkeit, die denen erwiesen wird, die ich sende, weise ich als mir vollzogen zu; Matth. 10,40: Wer euch empfängt, empfängt mich. Zweitens zeigt er, wie die Willfährigkeit, die Christus erwiesen wird, überfließt auf den Vater, indem er sagt wer aber mich annimmt, nimmt den an, der mich gesandt hat; oben 5,23: Dass alle den Sohn ehren so, wie sie den Vater ehren. Origenes zufolge aber kann es zweifach verstanden werden. Auf eine Art als verbunden; und so ist der Sinn: Wer den annimmt, den ich sende, nimmt mich an etc.; das heißt wer die von mir Gesandten annimmt, nimmt auch den Vater an. Auf eine andere Art als getrennt; und so ist der Sinn: Wer den annimmt, den ich sende, nimmt mich an: wahr ist es körperlich, wer aber mich annimmt, nämlich der ich geistlich zu den Seelen komme, gemäß jener Stelle Eph. 3,17: Dass Christus wohnt durch den Glauben in euren Herzen, nimmt den an, der mich gesandt hat, nämlich den Vater. Nicht nur ich werde in ihm bleiben, sondern auch der Vater; unten 14,23: Zu ihm werden wir kommen, und Wohnung werden wir bei ihm nehmen. 1794. – Aber daraus hat Arius sich angestrengt, seinen Irrtum zu befestigen, auf folgende Weise. Der Herr sagt, dass wer ihn annimmt, den Vater annimmt:

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also ist der Vergleich derselbe zwischen dem Vater, der sendet, und dem Sohn, wie zwischen dem Sohn, der sendet, und den Jüngern; aber Christus, der sendet, ist größer als die gesandten Jünger: also ist der Vater größer als der Sohn. Aber darauf ist zu sagen, Augustinus zufolge, dass in Christus zwei Naturen waren, nämlich die menschliche, und die göttliche: und demgemäß spricht er einerseits gemäß der menschlichen Natur, indem er sagt Wer den annimmt, den ich sende, nimmt mich, den Menschen, an, der ich Gemeinschaft habe mit ihnen in einer [gemeinsamen] Natur; und andererseits spricht er gemäß der Göttlichkeit wer aber mich, als Gott, annimmt, nimmt den an, der mich gesandt hat, der ich mit ihm von einer [gemeinsamen] Natur bin. Oder Wer den annimmt, den ich sende, nimmt mich an, dessen Autorität in ihnen ist; und wer mich annimmt, nimmt den Vater an, dessen Autorität in mir ist; so dass auf solche Weise mit diesen Worten gleichsam eine Vermittlung Christi zwischen Gott und Mensch eingeführt wird, gemäß jener Stelle I Tim. 2,5: Vermittler Gottes und der Menschen Christus Jesus.

Lectio IV. Als Jesus dies gesagt hatte, wurde er erregt im Geist: und er verkündete laut und sagte: Amen amen, ich sage euch, dass einer von euch mich verraten wird. II. Es blickten also die Jünger einander an, zögernd darüber, was er sagte. III. Es lag also einer seiner Jünger im Schoß Christi, der, den Christus liebte. IV. Es nickte also Simon Petrus diesem zu, und sagte zu ihm: Wer ist es, von dem er spricht? V. Deshalb sagte jener, als er über der Brust Jesu lag, zu ihm: Herr, wer ist es? VI. Jesus antwortete: Jener ist es, dem ich das eingetauchte Brot reichen werde. Und als er Brot eingetaucht hatte, gab er es dem Judas, dem Sohn Simons, Ischariot. VII. Und nach dem Bissen ging in ihn Satan ein.

I.

I. 1795. – Oben [vgl. n. 1727] zeigt der Evangelist ein Beispiel, das Christus seinen Jüngern gab, um es nachzuahmen; hier zeigt er den Fehler der Jünger, den Christus ihnen vorhersagt, die noch nicht geeignet waren zur Nachfolge, und erstens führt er den Fehler des Jüngers an, der ihn verriet; zweitens den Fehler des Jüngers, der ihn verleugnete, an der Stelle [n. 1840] Es sagte Simon Petrus zu ihm: Herr, wohin gehst du?

Lectio IV.

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Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens verkündet er den Verrat des Jüngers; zweitens seine Absonderung, an der Stelle [n. 1825] Als er also hinausgegangen war, sagte Jesus etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens wird die Vorhersage des zukünftigen Verrates angeführt; zweitens die Ausführung ebendieses Verrates, zum Erweis der Wahrheit des Vorhersagenden, an der Stelle [n. 1814] Was du tust, tue schnell. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens sagt er das Verbrechen des Verrates voraus; zweitens die Person des Verräters, an der Stelle [n. 1800] Es blickten also die Jünger einander an. 1796. – Hinsichtlich des ersten schickt [der Evangelist] erstens die Erregtheit des Vorhersagenden voraus, zweitens führt er das vorhergesagte Ergebnis an. Der Vorhersagende also ist Christus, der ergriffen ist bis zur Erregtheit: und hinsichtlich dessen sagt [der Evangelist] Als Jesus dies gesagt hatte, sie wiederum einladend zur Liebe, von der er den verräterischen Jünger entfernt sah, wurde er erregt im Geist. Hinsichtlich dessen muss man wissen, dass die Erregtheit eine gewisse Bewegung bezeichnet: und dies zeigt sich dadurch, was sich findet oben in 5,4: Der Engel des Herrn stieg entsprechend der Zeit in den Teich hinab, und das Wasser wurde bewegt, und danach folgt: Herr, ich habe keinen Menschen, dass er mich, wenn das Wasser aufgeregt ist, in den Teich brächte: darin wird als dasselbe aufgefasst, dass das Wasser aufgeregt, und [dass es] bewegt wird. Nach dieser Art auch sagen wir, dass das Meer aufgeregt sei, wenn es bewegt ist. Die Erregung des Geistes also bezeichnet seine Bewegtheit. Aber es sind einige Akte der Seele ohne Bewegung des Körpers, das heißt Akte des verstandesmäßigen Teiles. Die Akte des sinnlichen Verlangens aber sind mit Bewegung des Körpers; daher werden die Erregtheiten des sinnlichen Verlangens Leidenschaften genannt. Unter allen Erregtheiten oder Leidenschaften des sinnlichen Verlangens aber hat die Traurigkeit mehr die Kraft der Bewegung. Die Freude nämlich, weil sie besagt die Ruhe im gegenwärtigen Guten, hat mehr das Wesen der Ruhe als der Bewegung. Auch die Furcht, weil sie [eine solche] vor dem zukünftigen Übel ist, bewegt weniger als die Traurigkeit, die [eine solche] über ein gegenwärtiges Übel ist. Und daher kommt es, dass die Erregtheit der Seele vor allem Traurigkeit genannt wird. Erregt also ist Jesus, das heißt traurig. 1797. – Aber es muss beachtet werden, dass es einige Philosophen gab, nämlich die Stoiker, die sagten, dass eine derartige Erregung und derartige Leidenschaften in einem Weisen nicht vorfallen; wie sehr nämlich der Weise ihnen zufolge sich fürchtet, sich freut und sehnt, wird er dennoch auf keine Weise traurig. Aber ihre Irrigkeit zeigt sich offenkundig daran, dass Jesus, der die höchste Weisheit ist, erregt wurde.

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Man muss jedoch wissen, dass die Erregung eine zweifache ist. Eine gewisse geht hervor aus dem Fleisch, wenn nämlich jemand erregt wird gegen das Urteil der Vernunft aufgrund einer sinnlichen Wahrnehmung; diese Erregung bleibt freilich manchmal innerhalb der Grenzen der Vernunft und vernebelt sie in nichts. Diese Leidenschaft wird von Hieronymus die nicht vollkommene, sondern „Vorleidenschaft“ genannt; und diese fällt im Weisen vor. Manchmal aber überschreitet sie die Grenze der Vernunft, und erregt sie, und ist nicht nur Leidenschaft, sondern auch Erregung; und diese fällt im Weisen nicht vor. Eine andere Erregung ist die, die hervorgeht aus der Vernunft, wenn nämlich aufgrund des Urteils der Vernunft und aufgrund von Überlegung jemand erregt wird im sinnenhaften Bestreben. Und diese Erregung war in Christus: daher sagt der Evangelist bezeichnend, dass er erregt wurde im Geist, das heißt die Erregung, die im sinnenhaften Bestreben war, war in Christus aufgrund des Urteils der Vernunft. Daher sagt [der Evangelist] oben in 11,33, dass er sich erregte. In Christus ging nämlich alles aus der Erwägung der Vernunft hervor, sogar im niedrigeren sinnenhaften Bestreben; daher gab es auch keine plötzlichen Regungen der Sinnlichkeit in Christus. 1798. – Jesus wollte hier aber erregt werden wegen zweierlei. Erstens freilich wegen der Belehrung in unserem Glauben. Denn es drohte ihm die Passion, und der Tod, den natürlicherweise die menschliche Natur flieht, und wenn sie spürt, dass er ihr droht, wird sie traurig wie von einem Übel und einer Schädigung, die ihr gegenwärtig ist. Damit er also zeigte, dass er die wahre menschliche Natur habe, wollte er die Leidenschaft der Erregung aufgrund des Urteils der Vernunft auch hinsichtlich der Seele selbst erleiden. Dadurch wird ausgeschlossen der Irrtum des Apollinaris, der sagt, in Christus sei keine Seele gewesen, sondern das Wort anstelle der Seele. Zweitens [wollte Jesus erregt werden] wegen unserer Erbauung. Er sah nämlich, Augustinus zufolge, dass jener Verräter hinausgehen werde, damit er die Juden, die [Christus] ergreifen sollten, herbeiführte: aufgrund dessen wurde [Judas] von der Versammlung der Heiligen getrennt, und empfing das Urteil des Todes gegen sich. Und deshalb wurde [Christus] aus einer gewissen Leidenschaft des Mitleides mit ihm traurig, und gab dadurch den Vorgesetzten ein Beispiel, dass sie, wenn es sich manchmal ereignet, ein hartes Urteil gegen Untergebene vorzubringen, es mit Schmerz des Herzens vorbringen, gemäß jener Stelle Ps. 140,5: Es wird mich ergreifen der Gerechte in Mitleid. Denn er selbst wurde, als er den Verrat des Judas den anderen offenbaren wollte, erregt im Geist, und er verkündete laut, damit er nämlich nicht gleichsam unwissend verraten würde, und sagte: Amen amen, ich sage euch, dass einer von euch mich verraten wird. 1799. – Bezeichnend aber sagt er einer von euch, nämlich den zur heiligen Versammlung Ausgewählten, damit er zu verstehen gebe, es werde keine zukünftige so heilige Versammlung geben, dass nicht irgendein Sünder und Böser in ihr gefunden werde; Iob 1,6: Als die Söhne Gottes gekommen waren, damit sie stünden vor dem Herrn, war unten ihnen auch Satan anwesend.

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[Christus] sagt aber einer, nicht zwei oder mehrere, damit er nicht die Versammlung zu verfluchen scheine, sondern den Verräter aus der Versammlung. Denn wegen eines Bösen aus einer Versammlung muss die Versammlung nicht für böse gehalten werden. Deshalb aber, weil die Versammlung, wenn mehrere böse wären, für böse gehalten werden könnte, sagt er einer von euch wird mich verraten, nach der Zahl, nicht nach dem Verdienst, und nach der Bindung des Geistes: I Io. 2,19: Aus uns sind sie hervorgegangen; aber sie waren nicht aus uns: denn wenn sie aus uns gewesen wären, wären sie jedenfalls bei uns geblieben. Siehe die Aussage: mich, sage ich, den Lehrer, mich den Herrn, mich den Heiland. II. 1800. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es blickten also die Jünger einander an etc., bezeichnet er verborgen die Person des Verräters, und erstens wird der Anlass der Bezeichnung angeführt; zweitens die Bezeichnung der Person, an der Stelle [n. 1808] Jesus antwortete: Jener ist es, dem ich das eingetauchte Brot reichen werde; drittens die Wirkung der Bezeichnung, an der Stelle [n. 1810] Und nach dem Bissen ging in ihn Satan ein. Es ist aber der Anlass der Bezeichnung ein zweifacher. Einer [ist] das gemeinsame Zögern der Jünger; der andere war die zuvor genannte Frage. Erstens also führt [der Evangelist] den ersten an, zweitens den zweiten, an der Stelle [n. 1802] Es lag also. 1801. – Man muss wissen hinsichtlich des ersten, dass die guten Jünger zu Christus die größte Liebe hatten, und die größte Festigkeit des Glaubens. Aus Liebe nun nahm jeder beliebige von sich aus an, dass keiner ihn verleugnen würde; aber aufgrund der Festigkeit des Glaubens hielten sie aufs allersicherste daran fest, dass das Wort Christi nicht falsch sein konnte. Und deshalb glaubten sie, mochten sie auch sich selbst keines Bösen bewusst sein, dennoch, dass Christi Ankündigung wahrer sei als ihre eigenen Überlegungen, und glaubenswürdig. Sich erinnernd, dass sie Menschen waren, und dass die Leidenschaft, auch [die] solcher, die so weit vorangeschritten waren, veränderlich sei, sodass sie das Gegenteil wollen könnte davon, was sie zuvor wollte, zweifelten sie daher mehr an sich als an der Wahrheit Christi: und deshalb blickten sie einander an, zögernd darüber, was er sagte. I Cor. 10,12: Wer glaubt, dass er stehe, sehe zu, dass er nicht fällt; Iob 9,30: Wenn ich gewaschen bin gleichsam mit den Wassern des Schnees, und meine Hände glänzen gleich wie die allerreinsten: trotzdem wirst du mich tauchen in Schmutziges. III. 1802. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es lag also einer seiner Jünger im Schoß Christi, wird die Frage des Jüngers angeführt, und

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erstens wird seine Vertrautheit mit Christus beschrieben; zweitens dessen Anregung zur Frage, an der Stelle [n. 1805] Es nickte also Simon Petrus diesem zu; drittens wird dessen Frage hinzugefügt, an der Stelle [n. 1807] Deshalb sagte jener, als er über der Brust Jesu lag, zu ihm. 1803. – Die Vertrautheit des Jüngers mit Christus aber zeigt sich darin, dass er über ihm lag, daher sagt [der Evangelist] Es lag also einer seiner Jünger im Schoß Christi. Jener Jünger war der Evangelist Johannes, der dieses Evangelium geschrieben hat, und von sich in der Person eines anderen spricht, weil er die Prahlerei vermeiden will [und] dem Brauch anderer gefolgt ist, die heilige Schriften geschrieben haben. So spricht nämlich Moses in seinen Büchern über sich so wie von jemand anderem, indem er sagt Der Herr sprach zu Moses und sagte etc. So auch Matthäus [9,9]: Er sah einen Menschen sitzen im Zollhaus, mit Namen Matthäus etc. Und Paulus II Cor. 12,2: Ich weiß, dass ein Mensch in Christus auf diese Art emporgerissen wurde bis in den dritten Himmel. 1804. – Dreierlei aber berührt Johannes hier über sich. Erstens nämlich die Liebe, in der er in Christus ruhte, indem er sagt, dass er lag, also ruhte; Iob 21,26: Dann wirst du von Freuden über den Allmächtigen überfließen, und wirst zu Gott erheben dein Gesicht; Ps. 22,2: Über den Wassern der Erquickung hat er mich auferzogen. – Zweitens [berührt Johannes hier] die Kenntnis der Geheimnisse, die ihm Christus enthüllte, und insbesondere in der Abfassung dieses Evangeliums; daher sagt er, dass er im Schoß Christi lag: durch den Schoß wird nämlich das Geheimnis bezeichnet; oben 1,18: Der Einziggeborene, der im Schoß des Vaters ist, hat es selbst erzählt. – Drittens [berührt Johannes hier] die besondere Liebe, mit der ihn Christus liebte; daher sagt er den Christus liebte: nicht freilich als einzigen, aber gleichsam auf eine gewisse Art hervorragender vor den anderen liebte er ihn. Auf welche Art er ihn aber hervorragender vor den anderen liebte, wird mehr am Ende dieses Buches gesagt werden. Hinsichtlich des Gegenwärtigen aber muss man wissen, dass Johannes von Christus mehr geliebt wurde wegen dreierlei. Erstens nämlich wegen der Reinheit der Unschuld: denn jungfräulich wurde er vom Herrn ausgewählt, und jungfräulich ist er in Ewigkeit geblieben. Und Prov. 22,11: Der die Reinheit des Herzens liebt, wird wegen der Anmut seiner Lippen zum Freunde den König haben. Zweitens wegen der Höhe seiner Weisheit, weil er tiefer als die anderen in das Verborgene der Göttlichkeit geblickt hat: daher auch wird er verglichen mit dem Adler; Prov. 14,35: Willkommen ist dem König ein verständiger Diener. Drittens wegen der heftigen Glut seiner Liebe zu Christus; Prov. 8,17: Ich liebe, die mich lieben.

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IV. 1805. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es nickte also Simon Petrus diesem zu, wird die Anregung zur Frage angeführt. Aber wenn „zunicken“ bedeutet, ohne Worte [jemanden zu etwas] aufzufordern, wozu ist es, dass [der Evangelist] sagt Er nickte … und sagte? Darauf ist zu sagen, dass es heißt, wir nicken [jemandem] etwas zu, wenn wir etwas innerlich denken, gemäß jener Stelle Ps. 13,1: Es sagte der Törichte im Herzen etc. Um vieles mehr also heißt es, dass wir etwas sagen, indem wir [jemandem] nun äußerlich etwas zunicken, mit irgendwelchen oder wie auch immer beschaffenen Mitteln, was im Herzen vorgestellt war. Und so ist der Sinn: Es nickte … und sagte; das heißt indem er nickte, sagte er. Oder es kann gesagt werden, dass er es zuerst zunickt mit einem Zeichen, und danach sagt mit dem Wort, das nämlich was folgt: Wer ist es, von dem er spricht, dass er ihn nämlich verraten würde. 1806. – Aber während Petrus überall im Evangelium immer als mutig, und als erster beim Antworten gefunden wird wegen der Glut der Liebe, er hier schweigt? Was ist [der Grund], dass er einem anderen die Frage aufträgt? Die Ursache dafür nun kann dreifach sein, Chrysostomus zufolge. Eine, weil er oben zurechtgewiesen wurde vom Herrn darüber, dass er nicht duldete, dass ihm die Füße gewaschen wurden vom Herrn, und [weil er] gehört hatte Wenn ich dich nicht wasche, wirst du keine Gemeinschaft mit mir haben, er jetzt aufgrund dessen zögerte, den Herrn zu belästigen. Eine andere Ursache ist, dass Petrus nicht wollte, dass der Herr dies öffentlich, so dass andre es hören konnten, offenbarte. Daher, weil er selbst entfernt von Christus war, und selbst nicht viel gehört hätte, veranlasst er Johannes, der am nächsten bei Christus war, zu fragen. Es hat auch eine mystische Ursache. Durch Johannes nämlich wird das kontemplative, durch Petrus das aktive Leben bezeichnet. Petrus aber wird durch Vermittlung des Johannes von Christus belehrt: weil das aktive Leben über die göttlichen Dinge belehrt wird durch Vermittlung des kontemplativen: Maria nämlich, die zu den Füßen des Herrn saß, hörte seine Worte; aber Martha hatte zu tun mit häufigem Bedienen: Lc. 10,39. V. 1807. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Deshalb sagte jener, als er über der Brust Jesu lag, zu ihm etc. wird die Frage angeführt. Aber man muss beachten, dass Johannes, als Petrus ihm zunickte, damit er fragte, im Schoß Jesu lag; jetzt aber fragt ihn Johannes, der über seiner Brust liegt. Die Brust ist nämlich dem Mund näher als der Schoß. Johannes also, der die Antwort geheimer hören wollte, und leiser, erhebt sich vom Schoß zur Brust.

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Caput XIII.

Mystisch aber wird dadurch zu verstehen gegeben, dass der Mensch, umso mehr er die Geheimnisse der göttlichen Weisheit erfassen will, desto mehr es unternehmen muss, dass er Jesu näher komme, gemäß jener Stelle Ps. 33,6: Gehet zu ihm, und ihr werdet erleuchtet. Denn die Geheimnisse der göttlichen Weisheit werden vornehmlich denen enthüllt, die Gott verbunden sind durch Liebe; Iob 36,33: Er verkündet darüber seinem Freund, was sein Besitz ist; Prov. 18,17: Es kam sein Freund, und erforschte ihn. VI. 1808. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus antwortete etc., bezeichnet er die Person des Verräters: und zuerst durch das Wort, zweitens durch die Tat [n. 1809]. Durch das Wort nämlich, wenn er sagt Jener ist es, dem ich das eingetauchte Brot reichen werde: dies kann zweierlei bezeichnen, demzufolge dass es zweifach verstanden werden kann. Weil wenn es hier verstanden wird im üblen Sinn, bezeichnet es die Heuchelei des Judas. Denn so wie das eingetauchte Brot benetzt ist davon, worin es eingetaucht wird, und die Farbe ändert, so auch der Heuchler, wenn er etwas anderes im Herzen trägt und etwas anderes mit der Miene vorgibt: und so war Judas, der äußerlich vorgab, dass er den Meister liebte, im Herzen den Verrat bedachte; Ps. 27,3: Sie reden vom Frieden mit ihrem Nächsten, Übles aber in ihren Herzen. Wenn es aber im guten Sinn verstanden wird, wird es so angeführt, um seine Bösartigkeit hervorzuheben. Eingetauchtes Brot ist nämlich geschmackreicher. Damit er also zeige, dass Judas, mag er auch viel Gutes von Christus erfahren haben, dennoch dies vergessend ihn verrät, reicht er ihm eingetauchtes Brot; Ps. 54,14: Du Mensch, wahrlich eines Sinnes [mit mir], mein Anführer, und mein Vertrauter, der Du köstliches Essen gemeinsam mit mir eingenommen hast. 1809. – Durch die Tat aber zeigt es [der Evangelist], wenn er sagt Und als er Brot eingetaucht hatte, gab er es dem Judas, dem Sohn Simons, Ischariot. Daher sagen manche, dieses Brot sei der geweihte Leib Christi gewesen. Aber dies ist, Augustinus zufolge, nicht wahr. Denn, so wie man es in den anderen Evangelien findet, gab der Herr, als er aß, den Jüngern seinen Leib: und deshalb ist es offenbar, dass Judas mit den anderen Jüngern gemeinsam den Leib Christi empfing beim Mahl. Christus aber stand, nachdem er ein wenig beim Mahl gewesen war, vom Mahl auf, und wusch die Füße der Jünger; nachdem diese gewaschen waren, setzte er sich wieder, und bald darauf gab er Judas das eingetauchte Brot. Daher ist offenbar, dass es nicht der Leib Christi war. VII. 1810. – Es folgt die Bezeichnung der Wirkung, wenn [der Evangelist] sagt Und nach dem Bissen ging in ihn Satan ein.

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Aber es fragt sich hier, wie der Satan in einen Menschen eingeht. Darauf ist zu sagen, dass es zweifach verstanden werden kann, dass der Satan in einen Menschen eingeht. Weil er eingehen kann in den Körper des Menschen, so wie es offensichtlich ist bei denen, die körperlich von einem Dämon geplagt werden; und so kann der Teufel wesenhaft in einen Menschen eingehen. Oder es kann [so] verstanden werden, dass er in den Geist eingeht, so dass der Dämon in den Geist sich wesenhaft einschleicht. Und so kann niemand in den Menschen eingehen außer Gott allein. Denn die vernunftartige Seele hat keine Ausmaße der Quantität, so dass von etwas gesagt werden könnte, es sei in ihr, gleichsam als ob es innerhalb ihres Ausmaßes enthalten wäre. Nichts kann in ihr sein, außer was ihr gibt, zu sein, was [also] dort ist durch seine Kraft. Wo aber die Kraft Gottes ist, dort ist auch das Wesen Gottes: In Gott ist nämlich Wesen und Kraft dasselbe. Also ist es offenkundig, dass Gott wesenhaft in der Seele ist. Es wird trotzdem gesagt, dass der Teufel sich einschleiche in den menschlichen Geist durch die Wirkung und den Gemütszustand der Bösartigkeit, insofern nämlich der Mensch, von ihm verführt, ihm folgt zur Durchführung eines Übels. 1811. – Aber während [der Evangelist] oben gesagt hat: Weil der Teufel Judas bereits ins Herz gegeben hatte, dass er ihn verriete, er hier aber sagt Satan ging in ihn ein, scheint es ein anderes zu sein, einzugeben und einzugehen. Aber dazu ist zu sagen, dass dies nicht gesagt ist, um einen Unterschied zu bezeichnen, sondern um die Vergrößerung der Bösartigkeit anzudeuten. Dann nämlich wird gesagt, der Teufel gebe ein Übel in das Herz eines Menschen, wenn der Mensch ihm Zustimmung gewährt zum Übel, jedoch mit einer gewissen Bangigkeit, ob er dies tun solle; aber dann geht er ins Herz ein, wenn der Mensch sich völlig hingibt, seiner Einflüsterung zu folgen, und ihm in nichts widersteht. Es ging also Satan in ihn ein, damit er ihn vollständiger besaß, und brachte ihn zur Durchführung der Bösartigkeit, dem er zuvor eingegeben hatte, dass er [Christus] betrüge. Es wird gefragt, warum in Lc. 22,3 gesagt wird, dass der Satan in ihn einging, was freilich geschah, bevor [Judas] den Bissen empfing. Und das ist dem entgegen, was Johannes hier sagt, nämlich dass nach dem Bissen Satan in ihn einging. Die Antwort. Man muss sagen, dass er damals [in ihn] einging wegen des Verrates, der begangen werden sollte, jetzt aber ging er [in ihn] ein, um diesen durchzuführen und zu beenden. 1813. – Aber war etwa, dem Judas den Bissen zu geben, nachdem der Satan in ihn eingegangen war, ein Übel? Die Antwort. Man muss sagen, dass [das] nicht [so ist]. Sondern Judas selbst, weil er übel war, hat das Gute übel benutzt. So empfängt, wenn jemand unwürdig die Eucharistie empfängt, die ein Gutes ist und ein Bestes, er sie übel, und sie wendet sich ihm zum Üblen, weil er sich das Urteil isst und trinkt: I Cor. 11,29.

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Caput XIII.

Lectio V. I. Und Jesus sagte zu ihm: Was du tust, tue schnell. Das aber wusste niemand der Liegenden, wozu er ihm dies sagte. Denn einige glaubten, weil Judas die Kasse hatte, dass Jesus zu ihm gesagt hatte: Kauf das, was uns nötig ist am Festtag; oder dass er den Armen etwas gäbe. II. Als jener also den Bissen empfangen hatte, ging er sofort hinaus. Es war aber Nacht. I. 1814. – Nachdem die Ankündigung des zukünftigen Verrates angeführt ist [vgl. n. 1795], wird hier die Vollendung der angekündigten Sache angeführt, nämlich die Vollbringung des Verrates, und erstens spricht [Christus] Judas zu, dass dieser erfülle, was er gesagt hatte; zweitens zeigt [der Evangelist], auf welche Weise es erfüllt wird, an der Stelle [n. 1822] Als jener also den Bissen empfangen hatte, ging er sofort hinaus. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er die Worte des Herrn an, der es erlaubt; zweitens offenbart er die Dunkelheit dieser Worte [n. 1816]; drittens fügt er hinzu, wie diese Worte von den Aposteln verstanden wurden [n. 1819]. 1815. – Die Worte des Herrn aber sind diese: Was du tust, tue schnell. Diese Worte sind freilich nicht die eines Vorschreibenden, oder eines Anratenden, weil die Sünde nicht unter göttliche Vorschrift und Rat fallen kann, da gesagt wird in Ps. 18,9: Die lichte Vorschrift des Herrn, die die Augen erleuchtet; aber es sind Worte eines Erlaubenden. Denn, wie gesagt ist, der Teufel hatte Judas ins Herz gegeben, dass er ihn verriete, nämlich Jesus, was er bereits abgemacht hatte mit den Oberen; aber erfüllen konnte er es nicht, wenn nicht Christus selbst es erlaubte: weil [er] oben [sagt], 10,18: Niemand nimmt mir mein Leben, sondern ich lege es ab von mir selbst aus; Is. 53,7: Dargebracht wurde er, weil er selbst es wollte. Es sind auch die Worte eines, der das Verbrechen des Verrates missbilligt, damit er zeigte, dass jener ihn mit dem Tod bedrohte, obwohl [Christus] ihm Wohltaten erwies; Ps. 49,21: Anklagen werde ich dich und werde stehen gegen dein Angesicht. Es sind auch die Worte eines, der lechzt nach dem Werk unserer Erlösung, wie Augustinus sagt. Dennoch hat er die Untat nicht vorgeschrieben, sondern vorhergesagt, nicht so sehr, indem er zum Zweck des Unterganges des Verräters wütete, wie indem er zum Heil der Gläubigen sich eilte; Lc. 12,50: Ich muss getauft werden in der Taufe, und wie werde ich beengt, bis es vollendet ist? 1816. – Die Worte des Herrn waren aber sehr dunkel für die Jünger; und

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deshalb sagt [der Evangelist] Das aber wusste niemand der Liegenden, wozu er ihm dies sagte. Darin wird zu verstehen gegeben, dass die Worte Christi so tiefgründig sind und den menschlichen Verstand überschreitend, dass wir nicht mehr davon verstehen können, außer so viel er selbst uns enthüllt; Prov. 25,2: Die Ehre Gottes ist es, das Wort zu verhüllen. 1817. – Aber hier erhebt sich eine Frage. Weil nämlich der Herr dem Johannes die Person des Verräters angezeigt hatte, indem er sagte: Jener, dem ich das eingetauchte Brot reichen werde, und das eingetauchte Brot dem Judas gegeben hatte, scheinen die Jünger allzu plump gewesen zu sein, weil sie das Wort des Herrn nicht verstanden. Darauf ist zu sagen, dass der Herr jene Worte geheim gesagt hatte nur zu Johannes, damit nicht der Verräter offenkundig würde. Die Ursache dafür ist, dass Petrus so glühend war in der Liebe zu Christus, dass er, wenn er als sicher gewusst hätte, dass Judas es war, der Christus verraten würde, er ihn sofort umgebracht hätte. 1818. – Aber wenn Johannes der einzige war von den Liegenden, fällt noch die andere Frage vor, weshalb [der Evangelist] sagt, dass niemand der Liegenden das wusste. Darauf ist zu sagen, dass es die Gewohnheit eines guten und unschuldigen Geistes ist, dass er glaubt, auch andere seien weit vom Unrecht entfernt, gegen die sie selbst sich immun wissen. Weil also Johannes der unschuldigste war, und vom Unrecht des Verrates getrennt, argwöhnte er überhaupt nicht, dass ein Jünger zu einem so großen Unrecht vorschreiten könnte. 1819. – Was aber die Jünger, die die wahre Ursache der Worte nicht erkannten, über diese Worte glaubten, fügt der Evangelist hinzu, indem er sagt Denn einige von ihnen, das heißt von den Jüngern, glaubten, weil Judas die Kasse hatte etc. Hier muss man wissen, dass der Herr, der Gott des Himmels, der die Nahrung gibt allem Fleisch, eine Kasse hatte, nicht damit er etwas Irdisches besäße, sondern damit er, bewahrend, was die Gläubigen darbrachten, seinen Notwendigkeiten und anderen Bedürftigen zu Hilfe käme: diese Kasse nun hielt Judas in Aufsicht. Darin wird ein Beispiel gegeben, wie Augustinus sagt, dass die Kirche Geld besitzen kann und es bewahren für drohende Notwendigkeiten. Darin werden wir auch belehrt, dass kirchliches Geld nur für zweierlei ausgegeben werden soll. Erstens freilich dafür, was den göttlichen Kultus betrifft; daher sagt [Christus] Kauf das, was uns nötig ist am Festtag, das heißt womit wir Gott ehren können am Festtag: Mal. 3,10: Bringt den Zehent in meine Vorratskammer, und es sei Speise in meinem Haus. Sodann aber [soll kirchliches Geld ausgegeben werden] dafür, was den Unterhalt der Armen betrifft, so dass [der Evangelist] hinzufügt oder dass er den Armen etwas gäbe. 1820. – Aber wenn du dagegen einwendest, was der Herr sagt in Matth. 6,34: Wollet nicht an den morgigen Tag denken, antwortet Augustinus darauf, und

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Caput XIII.

sagt, dass dies nicht eine Vorschrift des Herrn war dafür, dass kein Geld oder andere Dinge eines Tages von den Heiligen aufbewahrt würden für den morgigen Tag; sondern der Herr sagte deshalb Wollet nicht an den morgigen Tag denken, damit wir nämlich nicht predigen und andere Dienste Gottes tun, damit uns Vorsorge sei für später; oder damit wir nicht abstehen davon, was zur Tugend gehört, wegen Besorgnis für den morgigen Tag. Daraus ist offenbar, dass der Herr, indem er sagt Wollet nicht an den morgigen Tag denken, zweierlei unterbindet. Erstens dass wir nicht Gutes tun wegen des Morgen; andererseits, dass wir nicht von Gutem abgehalten werden wegen der Furcht morgiger Mittellosigkeit etc. Chrysostomus aber legt es deutlicher aus und sagt: „Wollet nicht über das Morgen nachdenken; das heißt wollet nicht die Sorge, die den morgigen Tag bedrängt, vorwegnehmen in den heutigen Tag: es genügt nämlich dem Tag sein [eigenes] Übel“. 1821. – Es wird hier auch gezweifelt, weil der Herr seinen Jüngern vorgeschrieben hat, Lc. 10,4: Wollet nicht einen Geldbeutel tragen auf dem Weg, noch einen Ranzen, noch Schuhwerk. Wie hatte also er selbst eine Kasse? Aber, Chrysostomus zufolge, trug der Herr die Kasse zum Dienst an den Mittellosen, damit du daraus lernest, dass einer, wie sehr er auch arm ist und gekreuzigt von der Welt, für die Armen Sorge tragen muss, gemäß jener Stelle Ps. 111,9: Er verschleuderte, er gab den Armen etc. Oder man muss sagen, dass das, was er sagt: Tragt nichts mit auf dem Weg, zu beziehen ist auf die einzelnen Prediger und Apostel, die nichts mit sich tragen sollen, wenn sie zum Predigen gehen. Nicht aber ist es zu beziehen auf das ganze Kollegium, das etwas haben muss sowohl für sich selbst als auch für die Bedürftigen. II. 1822. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Als jener also den Bissen empfangen hatte, ging er sofort hinaus, wird die Erfüllung der angekündigten Sache angeführt, und erstens wird der Vollzug angeführt; zweitens die Bestimmung der Zeit [n. 1824]. 1823. – Der Vollzug freilich ist schnell: weil als jener den Bissen empfangen hatte, ging er sofort hinaus. Hierbei beachte, Origenes zufolge, dass der Evangelist nicht sagt „nachdem er den Bissen aufgegessen hatte“, sondern empfangen hatte: dies kann zweifach verstanden werden. Auf eine Art so, dass der Verräter, nur darin ängstlich, dem Meister zu gehorchen, das Brot, nachdem er es empfangen hatte, nicht aufaß, sondern, nachdem er es vielleicht auf den Tisch hingelegt hatte, keine Verzögerung zuließ und zur Durchführung des Verrates schritt. Die Ursache dafür kann freilich sein, dass der Teufel, der bereits eingegangen war in das Herz des Judas, und der fürchtete, dass er weichen müsste, wenn [Judas] das Brot aufäße, weil er nicht imstand war, am selben Ort wie Jesus zu sein, nicht

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erlaubte, dass Judas das Brot aufaß; II Cor. 6,15: Welchen Umgang hat Christus mit Belial? I Cor. 10,21: Nicht könnt ihr zugleich Teilnehmer sein am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen. Auf eine andere Weise kann es [so] verstanden werden, dass [Judas] das empfangene Brot aufaß, und so ist der Sinn Als jener also den Bissen empfangen hatte, nicht nur in die Hand, sondern auch, indem er es aufaß, ging er sofort hinaus, das Gute übel gebrauchend. So wie auch der, der unwürdig das Brot des Herrn isst, oder seinen Kelch trinkt, es sich zur Vorverurteilung isst und trinkt und mehr beschwert wird von den Sünden: so war auch das Brot, das von Jesus dem Judas gegeben wurde, zum Schaden, so dass nach dem Brot in ihn der Satan einging. 1824. – Die Zeit aber oder die Stunde wird festgelegt als finster; daher sagt [der Evangelist] Es war aber Nacht: dies legt er fest aufgrund von zweierlei. Erstens, um des Judas Bösartigkeit gewichtiger zu machen, die so sehr erstarkt war in seinem Herzen, dass er nicht aufgrund der Ungelegenheit der Zeit bis zum Morgen verharrte; Iob 24,14. Am frühen Morgen erhebt sich der Mörder … und von der Nacht wird der Dieb hervorgebracht. Zweitens, um die Beschaffenheit des Sinnes [des Judas] zu bezeichnen: Es war nämlich Nacht: weil der Sinn des Verräters Judas lichtlos war an göttlichen Licht. Oben 11,9: Wer geht am Tag, gibt keinen Anstoß, weil er das Licht dieser Welt sieht; wer aber geht in der Nacht, gibt Anstoß, weil in ihm kein Licht ist.

Lectio VI. I. Als er also hinausgegangen war, sagte Jesus: Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, und Gott ist verherrlicht in ihm. Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, wird Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und wird ihn sofort verherrlichen. I. 1825. – Nach dem Hinausgehen des Judas, um den Tod des Herrn zu bewerkstelligen [vgl. nn. 1795, 1814], behandelt der Herr seinen Fortgang in die Herrlichkeit, und erstens verkündet er ihnen die Herrlichkeit, in die er geht, damit sie dadurch getröstet werden; zweitens kündigt er ihnen seinen Fortgang an, an der Stelle [n. 1813] Söhne, noch bin ich ein wenig mit euch etc. 1826. – Die Herrlichkeit aber, in die er geht, ist die Verherrlichung und die Erhöhung Christi, insofern er der Sohn des Menschen ist: und das ist es, was besagt Als er also hinausgegangen war, nämlich Judas, sagte Jesus zu seinen Jüngern: Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen etc. Hierbei muss man wissen, dass verherrlicht zu werden dasselbe ist wie

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Caput XIII.

ruhmvoll gemacht zu werden: Ruhm nämlich wird gleichsam Herrlichkeit genannt. Ambrosius zufolge daher „ist Ruhm Herrlichkeit mit Bekanntheit des Lobes“. Daher übersetzten die Ausleger, wo im Griechischen „verherrlicht werden“ ist, „ruhmvoll werden“, und umgekehrt. Und so ist dasselbe, dass hier gesagt wird Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, was „ruhmvoll gemacht“ bedeutet. Es kann also vierfach ausgelegt werden, nämlich mit Beziehung auf die vierfache Herrlichkeit Christi. Erstens nämlich hinsichtlich der Herrlichkeit des Kreuzes [n. 1827]; zweitens hinsichtlich der Herrlichkeit der richterlichen Macht [n. 1828]; drittens hinsichtlich der Herrlichkeit der Auferstehung [n. 1829]; viertens hinsichtlich der Herrlichkeit der Erkenntnis Christi im Glauben der Völker [n. 1830]. Diese vierfache Herrlichkeit nämlich schreibt die Schrift Christus zu. 1827. – Erstens also ist Christus verherrlicht worden in der Erhöhung des Kreuzes; daher auch sagt Paulus, dass im Kreuz selbst seine Herrlichkeit ist, Gal. ult., 14: Mir liege es fern, mich zu rühmen, außer im Kreuz unseres Herrn Jesu Christi. Und hinsichtlich dieser Herrlichkeit legt Chrysostomus [es] aus. Daher berührt bezüglich dessen der Herr viererlei über die Herrlichkeit des Kreuzes. Erstens die Herrlichkeit selbst, zweitens den Nutzen der Herrlichkeit; drittens den Urheber der Herrlichkeit; viertens die Zeit der Herrlichkeit. Hinsichtlich des ersten sagt er Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen etc. Man muss nämlich wissen, dass, wenn etwas beginnt, zu geschehen, es gleichsam geschehen zu sein scheint. Da nun Judas hinausging, um die Soldaten herzuführen, scheint der Vorgang der Passion Christi, durch die er verherrlicht werden sollte, begonnen zu sein, und deshalb sagt [Christus] Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen etc., das heißt es beginnt die Passion, in der er verherrlicht werden wird. Verherrlicht nämlich ist Christus durch die Passion des Kreuzes, weil er durch sie über die Feinde, nämlich den Tod und den Teufel, triumphierte; Hebr. 2,14: Dass er durch den Tod zertrümmerte denjenigen, der die Herrschaft des Todes hatte. Ebenso, weil er durch sie die irdischen Dinge den himmlischen verband; Col. 1,20: Frieden bringend durch das Blut des Kreuzes sei es dem, was auf Erden, sei es dem, was in den Himmeln ist. ebenso, weil er durch sie alle Herrschaften einnahm; Ps. 95,9, gemäß einer anderen Lesart: Sagt unter den Völkern, dass der Herr geherrscht hat vom Holz aus. Ebenso, weil er in ihr viele Wunder zeigte: denn der Vorhang des Tempels zerriss, die Erde wurde bewegt, Felsen zerrissen, und die Sonne wurde verdunkelt, und viele Körper der Heiligen erstanden auf, wie gesagt wird in Matth. 27,51 f. Deswegen also sagt [Christus], da die Passion bevorsteht Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, gleichsam: jetzt beginnt meine Passion, die meine Verherrlichung ist. Der Nutzen dieser Herrlichkeit aber ist, dass dadurch Gott verherrlicht wird; und deshalb sagt [Christus] und Gott ist verherrlicht in ihm; das heißt im Sohn des Menschen verherrlicht: weil die Herrlichkeit der Passion darauf hinzielt, dass Gott durch sie verherrlicht wird. Wenn nämlich Gott verherrlicht

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wurde durch den Tod Petri, unten ult., 19: Dies sagte er, um anzuzeigen, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde, ist er um vieles mehr verherrlicht worden durch den Tod Christi. Der Urheber dieser Herrlichkeit aber ist nicht ein Engel noch ein Mensch, sondern Gott selbst: und deshalb sagt [Christus] Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, das heißt wenn die Herrlichkeit so groß ist, dass Gott dadurch verherrlicht wird, durfte er nicht durch etwas anderes verherrlicht werden; sondern Gott hat ihn selbst verherrlicht in sich selbst, das heißt durch sich selbst; unten 17,5: Verherrliche mich, Vater, durch die Herrlichkeit, die ich hatte bei dir, bevor die Welt wurde. Die Zeit aber dieser Herrlichkeit ist eilig, da er ihn sofort, das heißt sogleich, verherrlichen wird; das heißt er wird ihm die Verherrlichung des Kreuzes geben. Das Kreuz nämlich, mag es auch den Heiden und denen, die zugrunde gehen, Torheit sein, ist dennoch für uns Gläubige die größte Weisheit Gottes, und Gottes Kraft: I Cor. 1,30. 1828. – Die zweite Herrlichkeit Christi aber ist die Herrlichkeit der richterlichen Macht; Mc. 13,26: Dann werden sie sehen den Sohn des Menschen kommen in den Wolken, mit vieler Kraft und Herrlichkeit. Und über diese Herrlichkeit legt Augustinus dar, wie sie in der Glosse berührt wird. Demzufolge macht [Christus] hier viererlei. Erstens führt er die Herrlichkeit der richterlichen Macht an; zweitens zeigt er das Verdienst, durch das zu dieser gelangt wird; drittens legt er es aus; viertens zeigt er den Ursprung dieser Herrlichkeit. [Christus] sagt also hinsichtlich des ersten Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen. Hierbei muss man wissen, dass in der Heiligen Schrift die bezeichneten Dinge genannt werden mit dem Namen der bezeichnenden Dinge,55 wobei die Bezeichnung nicht ausgedrückt ist, gemäß jener Stelle I Cor. 10,4: Der Felsen aber war Christus. Hier sagt [Paulus] nicht, „Felsen“ bedeute „Christus“. In der Tatsache nun, dass Judas hinausging von den Aposteln, wird dargestellt ein Bild des künftigen Gerichts, wo die Bösen getrennt werden von den Guten, wenn [Christus] die Schafe aufstellen wird zur Rechten, die Böcke aber zur Linken, wie man findet in Matth. 25,33. Darin also, dass Judas hinausging, wurde das künftige Gericht nachgebildet, deshalb behandelt der Herr nach dem Hinausgehen des Judas die Herrlichkeit der richterlichen Macht, mit der er richten wird, indem er sagt Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, das heißt durch das Hinausgehen jenes wird die Herrlichkeit des Sohnes des Menschen dargestellt, die er haben wird im Gericht, wo keiner der Bösen bestehen wird [und] wo keiner der Guten vergehen wird. Nicht aber wird gesagt: Jetzt ist die Verherrlichung des Sohnes des

55 Zu diesem Sachverhalt, dass in der Heiligen Schrift nicht nur Namen (sprachliche Ausdrücke) zur Bezeichnung von Dingen verwendet werden, sondern auch Dinge (mit Hilfe ihrer Namen) andere Dinge bezeichnen können, siehe Summa Theologica I, qu. 1, art. 10.

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Caput XIII.

Menschen bezeichnet worden; sondern Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, nach der zuvor genannten Art der Schrift. Das Verdienst aber dieser Verherrlichung ist, dass Gott verherrlicht wird in ihr. In jenen nämlich wird Gott verherrlicht, die seinen Willen zu tun suchen, nicht den ihren; ein solcher aber war Christus; oben 6,38: Nicht bin ich gekommen, meinen Willen zu tun, sondern den dessen, der mich gesandt hat. Und deshalb ist Gott verherrlicht in ihm. [Christus] legt dies aber aus, indem er sagt Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, das heißt wenn er, den Willen Gottes tuend, Gott verherrlicht, wird Gott ihn nach Verdienst verherrlichen in sich selbst, damit nämlich die menschliche Natur, die vom ewigen Wort angenommen wurde, auch mit unsterblicher Ewigkeit beschenkt wird; und deshalb in sich selbst, das heißt in seiner Herrlichkeit; Phil. 2,9: Deshalb hat er ihn erhöht, und hat ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist. Die Verherrlichung selbst also, durch die Gott verherrlicht ist in Christus, ist das Verdienst, darin Christus, sofern er Mensch ist, verherrlicht wird in sich selbst, das heißt in der Herrlichkeit Gottes. Und dies war, als die menschliche Natur, nachdem die Schwäche abgelegt war durch den Tod des Kreuzes, die Herrlichkeit der Unsterblichkeit empfing in der Auferstehung. Daher war die Auferstehung selbst der Anfang, darin jene Herrlichkeit begonnen hat. Deshalb sagt [Christus] und wird ihn sofort verherrlichen, in der Auferstehung, die nämlich sofort war, gemäß jener Stelle Ps. 107,3: Aufrufen werde ich ihn bei Tagesanbruch. Und anderswo, Ps. 15.10: Nicht wirst du geben, dass dein Heiliger die Zerstörung sieht. 1829. – Die dritte Herrlichkeit Christi ist die Herrlichkeit der Auferstehung, über die gesagt wird in Rom. 6,4: Wie Christus auferstanden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so werden auch wir in der Neuheit des Lebens wandeln. Und über diese Herrlichkeit legt hier Hilarius [etwas] aus, und auch teilweise Augustinus. Und demzufolge kündigt als erstes Christus diese seine Herrlichkeit an, indem er sagt Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen. Und er spricht über die Zukunft nach der Art der Vergangenheit; weil wir das, wovon wir glauben, dass es sogleich geschehen werde, gleichsam für Geschehenes halten. Die Herrlichkeit der Auferstehung aber stand aufs nächste bevor; und deshalb sagt [Christus] Jetzt ist [er] verherrlicht: gleichsam hat der Körper durch die Verbindung mit der göttlichen Natur auf eine gewisse Art die Herrlichkeit der Göttlichkeit erlangt. Zweitens fügt [Christus] die Ursache dieser Verherrlichung hinzu, und [dies] sehr subtil: denn, wie er selbst sagt, die Menschlichkeit Christi ist in der Auferstehung verherrlicht aufgrund der Verbindung mit der göttlichen Natur, die sie aufnimmt in der Person des Wortes, weil dies gesagt wird in Ps. 15,10: Nicht wirst du meine Seele zurücklassen in der Hölle, noch wirst du preisgeben deinen Heiligen, der der Heilige der Heiligen ist, dass er die Verderbnis sehe. Es wird auch dem Menschen Christus eine solche Herrlichkeit geschuldet, insofern er Gott ist. Auch wir werden insofern die Herrlichkeit der Auferstehung

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haben, als wir teilhabend sind an der Göttlichkeit; Rom. 8,11: Der Jesus Christus auferweckt hat von den Toten, wird auch eure sterblichen Körper auferwecken wegen seines Geistes, der in euch wohnt. Und deshalb sagt [Christus], dass der Sohn des Menschen, nämlich Christus gemäß der menschlichen Natur, verherrlicht ist durch die Auferstehung. Und wer wird ihn verherrlichen? Gott, sagt er, wird ihn verherrlichen in sich selbst, so dass nämlich der Mensch Christus, der herrscht in der Herrlichkeit, die aus Gottes Herrlichkeit ist, auch selbst daraufhin in die Herrlichkeit Gottes übergeht, nämlich indem er als ganzer in Gott bleiben wird, gleichsam vergöttlicht aufgrund der Erlassung dessen, wodurch er Mensch ist. So, wie wenn ich sagte: Die Lampe ist hell, weil das Feuer hell ist in ihr. Jenes also, was Strahlen der Helligkeit aussendet auf die Menschlichkeit Christi, ist Gott: und so wird die Menschlichkeit Christi erhellt von der Herrlichkeit seiner Göttlichkeit, und die Menschlichkeit Christi wird hineingeführt in die Herrlichkeit der Göttlichkeit, nicht durch eine Veränderung der Natur, sondern durch Teilhabe an der Herrlichkeit, insofern der Mensch Christus angebetet wird wie Gott; Phil. 2,9: Deswegen auch hat Gott ihn erhöht, und hat ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist, damit im Namen Christi jedes Knie gebeugt wird. Und deshalb sagt [Christus] und Gott ist verherrlicht in ihm; das heißt: wenn es so ist, dass die Herrlichkeit der Göttlichkeit auf die Herrlichkeit der Menschlichkeit überfließt, hat Gott ihn verherrlicht, das heißt hat ihn teilhabend gemacht an seiner Herrlichkeit, indem er ihn aufnahm in seine Herrlichkeit. Phil. 2,11: Jede Zunge wird bekennen, dass der Herr Jesus in der Herrlichkeit Gottes des Vaters ist. Und so ist die Herrlichkeit Christi zweifach. Eine, die in seiner Menschlichkeit ist als von der Göttlichkeit abgeleitete; die andere ist die der Göttlichkeit, in die auf eine gewisse Art die Menschlichkeit aufgenommen wird, wie gesagt wird: aber jeweils anders. Denn die erste Herrlichkeit hatte einen Beginn der Zeit; und deshalb spricht [Christus] von ihr in der Vergangenheit, indem er sagt Gott hat ihn verherrlicht in sich selbst, was am Tag der Auferstehung geschehen ist. Die zweite Herrlichkeit ist ewig, weil von Ewigkeit her das Wort Gottes Gott ist; die Menschlichkeit Christi, die in sie aufgenommen worden ist, wird in Ewigkeit verherrlicht werden; daher spricht er von ihr im Futur, indem er sagt und [Gott] wird ihn fortwährend verherrlichen; das heißt wird immer bewirken, dass er in jener Herrlichkeit in Ewigkeit sei. 1830. – Die vierte Herrlichkeit Christi ist die Herrlichkeit der Erkenntnis im Glauben der Völker, und über diese legt Origenes [folgendes] aus. Hierbei muss beachtet werden, dass die Herrlichkeit, ihm zufolge, anders aufgefasst wird im allgemeinen Gebrauch der Menschen, und anders in der Schrift. Denn dem allgemeinen Gebrauch zufolge ist die Herrlichkeit nichts anderes als eine von vielen dargebrachte Lobpreisung, oder „Bekanntheit mit lautem Lob“, wie Ambrosius sagt; in der Heiligen Schrift bedeutet die Herrlichkeit ein göttliches Anzeichen über den Menschen. Daher in Ex. 40,34: Die Herrlichkeit des Herrn erschien über dem Zelt, das heißt ein göttliches Zeichen ruhte über ihm. Und

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Caput XIII.

ähnlich [ist] jenes, was gesagt wird über das Gesicht Mose, dass es verherrlicht war. Und so, wie die Herrlichkeit körperlich ein göttliches Zeichen über den Menschen besagt, so wird auch geistlich gesagt, dass der Verstand des Menschen verherrlicht wird, wenn er so vergöttlicht und alles Materielle übersteigend erhoben wird zur Erkenntnis Gottes: dadurch nämlich wird er gemacht zu einem Teilhaber von dessen Herrlichkeit, II Cor. 3,18: Wir aber werden, da wir bei enthülltem Anblick die Herrlichkeit des Herrn betrachten, in eben dieses Bild verwandelt. Wenn also, wer immer Gott erkennt, verherrlicht und zum Teilhaber der Herrlichkeit gemacht wird, ist es offenbar, dass Christus, der am vollkommensten Gott erkannte, zumal er als Glanz der ganzen göttlichen Herrlichkeit existierte, Hebr. 1,3, und fähig war, den Glanz der ganzen göttlichen Herrlichkeit aufzunehmen: wenn, sage ich, es so ist, [dann] ist Christus aufs vollkommenste verherrlicht worden, und auch alle, die Gott erkennen, haben dies von Christus. Aber dass Christus so verherrlicht worden war in der vollkommensten Erkenntnis und Teilhabe der Göttlichkeit, hatten die Menschen noch nicht erkannt: und deshalb, mag er in sich verherrlicht gewesen sein, war er dennoch nicht verherrlicht in der Kenntnis der Menschen. Aber diese Herrlichkeit zu haben begann er in der Auferstehung und in der Passion, in der die Menschen begannen, seine Kraft und seine Göttlichkeit zu erkennen. Über diese seine Verherrlichung also spricht hier der Herr und sagt Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, nämlich hinsichtlich der Menschenhaftigkeit, in seiner Passion, die bevorstand, ist er ruhmvoll gemacht worden in der Kenntnis der Menschen; und Gott, nämlich der Vater, ist verherrlicht in ihm. Der Sohn enthüllt nämlich nicht nur sich, sondern auch den Vater; unten 17,6: Vater, ich habe geoffenbart deinen Namen: und deshalb ist nicht nur der Sohn verherrlicht, sondern auch der Vater; Matth. 11,27: Den Vater kennt niemand außer der Sohn, und wem der Sohn es enthüllen wollte. Und [Christus] sagt in ihm, weil wer den Sohn sieht, auch den Vater sieht: unten 14,9. Dem Größeren aber kommt es zu, dass er etwas Größeres erwidere, und deshalb fügt [Christus] hinzu Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, das heißt wenn aufgrund der Herrlichkeit des Sohnes des Menschen auf irgendeine Art die Herrlichkeit für Gott Vater wächst, insofern als er mehr erkannt wird von allen, wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, das heißt er hat bekannt gemacht, dass Christus Jesus in seiner Herrlichkeit ist. Und dies wird nicht aufgeschoben, weil er ihn sofort verherrlichen wird, das heißt augenblicklich etc.

Lectio VII. I. Söhne, noch ein wenig bin ich mit euch. II. Ihr werdet mich suchen, und so, wie ich zu den Juden sagte: Wohin ich gehe, könnt ihr nicht kommen, sage ich jetzt auch euch.

Lectio VII.

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III. Einen neuen Auftrag gebe ich euch, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe, dass auch ihr einander liebt. IV. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt füreinander. I. 1831. – Oben [vgl. n. 1825] hat der Herr die Herrlichkeit dargelegt, die er erlangen würde durch seinen Fortgang; hier kündigt er ihnen seinen Fortgang selbst an, und erstens kündigt er ihnen seinen Fortgang an; zweitens zeigt er, dass die Jünger noch nicht geeignet waren, ihm zu folgen, an der Stelle [n. 1834] Ihr werdet mich suchen; drittens lehrt er, auf welche Weise sie geeignet werden, an der Stelle [n. 1835] Einen neuen Auftrag gebe ich euch. 1832. – Den künftigen Fortgang aber kündigt er ihnen in Kürze an, indem er sagt Söhne, noch ein wenig bin ich mit euch. Und er benutzt das Wort der Sohnschaft zur größeren Entflammung. Denn wenn Freunde von einander scheiden, dann entbrennen sie am meisten in der Leidenschaft der Liebe. Oben ebenda [13,1] Weil er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, liebte er sie bis ans Ende. Aber er sagt filioli (kleine Söhne), in der Verkleinerungsform, damit er ihre Unvollkommenheit zeige, denn sie waren noch nicht auf vollkommene Art Söhne, weil sie noch nicht vollkommen liebten: noch nicht waren sie in der Liebe vollkommen; Gal. 4,19: Meine (kleinen) Söhne, mit denen ich wiederum schwanger bin, bis Christus in euch geformt wird. Nichtsdestoweniger waren sie trotzdem genügend gewachsen in der Vollkommenheit, weil sie aus Sklaven zu Söhnen gemacht wurden, wie man hier liest, und zu Brüdern, unten 20,17: Gehe zu meine Brüdern, und sage ihnen etc. 1833. – Es muss dennoch beachtet werden, dass dies, dass [Christus] sagt noch ein wenig, dreifach ausgelegt werden kann, demgemäß, dass Christus dreifach mit seinen Jüngern ist. Christus war nämlich körperlich mit seinen Jüngern. Sein Körper nun kann zweifach betrachtet werden. Erstens zufolge der Ähnlichkeit mit dem Zustand der menschlichen Natur; denn Christus war dem Körper zufolge sterblich, so wie auch die übrigen Menschen; und so wird das ein wenig aufgefasst als die Zeit, die zwischen den Worten dieser Rede und seinem Tod war. So dass der Sinn ist noch ein wenig bin ich mit euch, das heißt ein wenig an Zeit steht noch aus, dass ich ergriffen werde und sterbe, und dann auferstehe, daraufhin unsterblich sein werde, auch gemäß dem Körper; Rom. 6,9: Christus, auferstehend von den Toten, stirbt nun nicht mehr, der Tod wird ihn fernerhin nicht beherrschen. Und deshalb wird gesagt in Lc. ult., 44: Dies sagte ich euch, solange ich noch bei euch war etc. Zweitens war er mit ihnen in körperlicher Gegenwart, aber dem gemäß, dass sein Körper schon verherrlicht war; und so wird das ein wenig aufgefasst

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Caput XIII.

als die Zeit, die bis zur Himmelfahrt war; unten 16,16: Ein wenig, und schon werdet ihr mich nicht mehr sehen; und nochmals ein wenig, und ihr werdet mich sehen, dass ich zum Vater gehe; Aggaei 2,6: Noch ein wenig, und ich werde bewegen den Himmel und die Erde und das Meer und das Trockene. Drittens wird es ausgelegt demzufolge, dass Christus geistlich mit ihnen war gemäß der Gegenwart seiner Göttlichkeit, und in den Sakramenten; und so wird das ein wenig aufgefasst für die Zeit, die war bis zur Vollendung des Zeitalters: diese Zeit wird „wenig“ genannt im vergleich mit der Ewigkeit; I Io. 2,18: Meine Söhne, die letzte Stunde ist [da]. Und so ist der Sinn ein wenig bin ich mit euch, das heißt mag ich auch körperlich von euch scheiden, bin ich dennoch geistlich noch mit euch jene wenige Zeit, die ist bis zur Vollendung des Zeitalters; Matth. ult., 20: Siehe, ich bin bei euch bis zur Vollendung des Zeitalters. Aber diese Auslegung passt nicht hinsichtlich der Gegenwart seiner Göttlichkeit, weil er nicht nur bis zur Vollendung des Zeitalters, sondern auch in Ewigkeit mit ihnen sein wird. Und deshalb legt Origenes [es] anders aus, indem er sagt, dass Christus mit den Vollkommenen, die nicht tödlich sündigen, immer ist, aber mit den Unvollkommenen nicht ist, weil er, wenn sie sündigen, von ihnen weicht. Die Jünger aber würden nach einer kurzen Zeit von Christus weichen, und Anstoß nehmen, und ihn verlassen; Matth. 26,31: Alle werdet ihr Anstoß nehmen an mir in dieser Nacht. Und so wich Christus geistlich von ihnen; und hinsichtlich dessen sagt er noch ein wenig bin ich mit euch, das heißt ein wenig Zeit ist, bis ihr fliehen werdet, mich zurücklasst, und so werde ich nicht mit euch sein. II. 1834. – Wenn [Christus] anschließend sagt Ihr werdet mich suchen etc., zeigt er ihre Unfähigkeit, [ihm] zu folgen: und erstens führt er ihren Versuch an, indem er sagt Ihr werdet mich suchen, den ihr geistlich verlassen habt, sowohl indem ihr floht, als indem ihr leugnetet. Ihr werdet suchen, sage ich, durch Reue, so wie Petrus, der bitterlich weinte; Is. 55,6: Sucht den Herrn, solange er gefunden werden kann; Oseae 5,15: In ihrer Plage werden sie sich morgens erheben zu mir. Oder Ihr werdet mich suchen, das heißt die körperliche Gegenwart durch Sehnsucht, Lc. 17,22: Kommen werden die Tage, an denen ihr ersehnen werdet, einen Tag des Sohnes des Menschen zu sehen, und ihr werdet ihn nicht sehen. Zweitens zeigt er ihr Versagen, indem er sagt und so, wie ich zu den Juden sagte [oben 8,22]: Wohin ich gehe, könnt ihr nicht kommen. Aber anders [hier] und anders [dort]: weil unter den Juden einige waren, die niemals bekehrt werden würden, wurde über jene schlechthin gesagt, dass sie nicht gehen konnten, wohin Christus ging. Aber da Judas schon hinausgegangen war, war unter den Jüngern keiner, der von Christus getrennt werden musste, und deshalb sagt er nicht schlechthin ihr könnt nicht kommen, sondern er

Lectio VII.

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fügte hinzu sage ich jetzt auch euch. Als ob er sagte: Den Juden sagte ich, dass [sie] niemals [kommen könnten], nämlich was die Hartnäckigen betrifft; aber euch sage ich, dass ihr jetzt mir nicht folgen könnt, weil ihr nicht vollkommen seid in der Liebe, so dass ihr sterben wolltet für mich: ich nämlich werde durch den Tod fortgehen. Ebenso werde ich gehen zur Herrlichkeit des Vaters, zu der niemand kommen kann, wenn er nicht in der Liebe vollkommen ist. Ebenso werde ich jetzt verherrlicht werden, weil wie gesagt worden ist [13,31], jetzt der Sohn des Menschen verherrlicht ist, aber noch ist nicht die Zeit, dass eure Körper verherrlicht werden: und deshalb könnt ihr, wohin ich gehe, nicht kommen. III. 1835. – Wenn [Christus] anschließend sagt Einen neuen Auftrag gebe ich euch, lehrt er, auf welche Art sie geeignet werden, um zu folgen, und erstens führt er die Bedingung des Auftrages an; zweitens zeigt er die Ursache, weshalb sie ihn erfüllen sollten, an der Stelle [n. 1839] Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er die Beschaffenheit des Auftrages an; zweitens seinen Inhalt [n. 1837]; drittens das Beispiel des Inhaltes [n. 1838]. 1836. – Aber die Beschaffenheit des Auftrages wird nahegelegt durch die Neuheit; daher sagt er Einen neuen Auftrag. Aber ist etwa nicht im Alten Testament oder im Gesetz der Auftrag bezüglich der Liebe zum Nächsten gegeben worden? Gegeben wurde er freilich, weil in Matth. 22,37 Christus, als er gefragt wird vom Gesetzeskundigen, welches der wichtigste Auftrag sei, antwortet: Liebe den Herrn deinen Gott, und hinzufügt: und deinen Nächsten wie dich selbst. Dies findet man in Lev. 19,18: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Im besonderen aber wird dieser Auftrag ein neuer genannt wegen dreierlei. Erstens wegen der Wirkung der Erneuerung, die er bewirkt; Col. 3,9: Indem ihr ablegt den alten Menschen mit seinen Handlungen, und den neuen anlegt, ihn der erneuert wird in der Erkenntnis, gemäß dem Bild dessen, der ihn erschaffen hat. Diese Neuartigkeit aber geschieht durch die Liebe, zu der Christus aufruft. – Zweitens wird jener Auftrag ein neuer genannt wegen der Ursache, die dies bewirkt, weil sie vom neuen Geist ist. Es ist nämlich der Geist zweifach, nämlich der alte und der neue. Der alte nun ist der Geist der Knechtschaft; der neue aber der Geist der Liebe; jener bringt Knechte hervor, dieser Söhne der Annehmung; Rom. 8,15: Nicht habt ihr empfangen den Geist der Knechtschaft, wiederum in Furcht, sondern ihr habt empfangen den Geist der Annehmung als Söhne; Ez. 36,26: Ich werde euch ein neues Herz geben, und einen neuen Geist werde ich in eure Mitte legen. Und dieser Geist entflammt zur Liebe: weil die Liebe Gottes gegossen ist in unsere Herzen durch den Hei-

246

Caput XIII.

ligen Geist; Rom. 5,5. – Drittens [wird jener Auftrag ein neuer genannt] durch die Wirkung, die er herstellt, nämlich das Neue Testament. Denn der kurz gefasste Unterschied zwischen dem neuen und dem Alten Testament ist Furcht und Liebe; wie nämlich sagt Ier. 31,31: Ich werde ein neues Bündnis schließen mit dem Haus Israel. Weil aber jener Auftrag im Alten Testament aus heiliger Furcht und Liebe war, reichte er ins Neue Testament: daher war dieser Auftrag im Alten Gesetz gleichsam nicht als diesem eigen, sondern als Vorbereitung des neuen Gesetzes. 1837. – Der Inhalt aber des Auftrages ist die wechselseitige Liebe; daher sagt [Christus] dass ihr einander liebt etc. Zum Begriff der Freundschaft nämlich gehört es, dass sie nicht verborgen sei, sonst wäre sie nämlich keine Freundschaft, sondern ein gewisses Wohlwollen. Und deshalb muss es sein bei der wahren und sicheren Freundschaft, dass die Freunde sich wechselseitig lieben; weil dann die Freundschaft gerecht ist und sicher, gleichsam eine verdoppelte. Der Herr also, der wollte, dass unter seinen Gläubigen und Jüngern vollkommene Freundschaft sei, gab ihnen die Vorschrift der wechselseitigen Liebe; Eccli. 6,17: Wer Gott fürchtet, wird eine gute Freundschaft haben. 1838. – Das Beispiel des Inhalts führt [Christus] an, wenn er sagt so wie ich euch geliebt habe. Dreifach nämlich hat Christus uns geliebt: unentgeltlich, wirkungsvoll und richtig. Unentgeltlich, weil er selbst [es] begann, und nicht erwartete, dass wir begännen, zu lieben; I Io. 4,10: Nicht haben gleichsam wir Gott geliebt, sondern weil er als erster uns geliebt hat. So müssen auch wir zuerst die Nächsten lieben, und nicht erwarten, dass uns zuvorgekommen wird, noch dass uns wohlgetan wird. Wirkungsvoll aber hat [Christus] uns geliebt: dies ist offensichtlich durch das Werk: der Beweis der Liebe nämlich ist die Darbringung des Werkes. Das Größte aber, was ein Mensch für den Freund tun kann, ist, dass er sich selbst für ihn hingebe, was auch Christus getan hat; Eph. 5,2: Er hat uns geliebt, und hat sich für uns ausgeliefert; daher sagte er, unten 15,13: Eine größere Liebe als diese hat niemand, dass jemand sein Leben lasse für seine Freunde. Wir also sollen nach seinem Beispiel wirkungsvoll und erfolgreich uns wechselseitig lieben; I Io. 3,18: Nicht wollen wir lieben mit dem Wort noch mit der Rede, sondern mit der Tat und in Wahrheit. Richtig aber [hat Christus uns geliebt], weil, da jede Freundschaft sich ausbreitet über irgendeine Gemeinsamkeit (Ähnlichkeit nämlich ist die Ursache der Liebe), jene die richtige Freundschaft ist, die wegen einer Ähnlichkeit oder Gemeinsamkeit im Guten besteht. Christus aber hat uns insofern geliebt, insofern wir ihm ähnlich sind durch die Gnade der Annehmung [als Söhne], indem er liebte gemäß jener Ähnlichkeit, damit er uns zu Gott zöge. Ier. 31,3: In ewiger Liebe habe ich dich geliebt, deshalb habe ich dich herbeigezogen in Erbarmen. So müssen also auch wir im Geliebten nicht so sehr

Lectio VIII.

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lieben, was Wohltat ist, oder Erfreuung, sondern was Gottes ist. Und in einer solchen Liebe zum Nächsten ist auch die Liebe zu Gott eingeschlossen. IV. 1839. – Wenn [Christus] anschließend sagt Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid etc., wird der Sinn der Erfüllung dieses Auftrages angeführt. Man muss aber wissen, dass, wer immer dem Heer irgendeines Königs zugerechnet wird, seine Kennzeichen tragen muss. Die Kennzeichen Christi aber sind die Kennzeichen der Liebe. Wer immer also dem Heer Christi zugerechnet werden will, muss mit dem Gepräge der Liebe gekennzeichnet werden; und das ist es, weshalb er sagt Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt füreinander: die heilige Liebe, sage ich; Eccli. 24,24: Ich bin die Mutter der schönen Liebe, und der Furcht, und der Erkenntnis, und der heiligen Hoffnung. Beachte aber, dass, obwohl die Apostel viele Geschenke von Christus erhalten haben, wie etwa das Leben, und den Verstand, und den guten Zustand des Körpers; einige aber [auch sind] geistliche, wie etwa die Werke der Wunder; Lc. 21,15: Ich werde euch Beredsamkeit und Weisheit geben etc.: [dass also] alle diese nicht Zeichen der Jüngerschaft Christi sind, weil sie Guten und Bösen gemeinsam sein können. Aber das besondere Zeichen der Jüngerschaft Christi ist die Liebe, und das wechselseitige Lieben; II Cor. 1,22: Er hat uns gezeichnet und hat den Geist gegeben.

Lectio VIII. I.

Es sagt zu ihm Simon Petrus: Herr, wohin gehst du? Jesus antwortet: Wohin ich gehe, kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst aber später folgen. II. Es sagt zu ihm Petrus: Weshalb kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben werde ich geben für dich. III. Es antwortet ihm Jesus: Dein Leben wirst du für mich geben? IV. Amen amen, ich sage dir: Nicht wird der Hahn krähen, bis du mich dreimal verleugnest. I. 1840. – Nachdem das Versagen eines Jüngers angeführt ist, nämlich des [Christus] verratenden Judas [vgl. n. 1795], führt [der Evangelist] hier das Versagen eines Jüngers an, nämlich des [Christus] verleugnenden Petrus, und erstens wird der Anlass des Ankündigens angeführt;

248

Caput XIII.

zweitens die Ankündigung der Verleugnung, an der Stelle [n. 1844] Es antwortet ihm Jesus: Dein Leben wirst du für mich geben? Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er Petri Verlangen an; zweitens führt er dessen Zuversicht an, an der Stelle [n. 1843] Es sagt zu ihm Petrus: Weshalb kann ich dir jetzt nicht folgen? Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Äußerung des Verlangens an; zweitens die Aufschiebung, an der Stelle [n. 1842] Jesus antwortet: Wohin ich gehe, kannst du mir jetzt nicht folgen. 1841. – Es wird aber Petri Verlangen gezeigt in der schnellen Frage, wenn [der Evangelist] sagt Es sagt zu ihm Simon Petrus: Herr, wohin gehst du? Sie hatten nämlich vom Herrn gehört, dass er noch ein wenig mit ihnen sein werde: dadurch ist er geängstigt wegen Christi Weggehens von ihnen, und deshalb fragt er und sagt wohin gehst du? Hier sagt Chrysostomus: „Groß ist wahrlich Petri Liebe, und heftiger selbst als Feuer, dessen schnellen Andrang keine Untersagung verhindern kann“. Und deshalb kommt es, dass Petrus sogar, obwohl Christus sagte [v. 33]: Wohin ich gehe, könnt ihr nicht kommen, ihm folgen wollte; und deshalb fragte er ihn, wohin er gehe, gleichwie eines der Mädchen frägt in Cant. 6,1: Wohin ist dein Geliebter weggegangen, oh schönste der Frauen, wohin ist er weggegangen? Und wir werden ihn suchen mit dir. 1842. – Die Aufschiebung aber dieses Verlangens geschieht, weil [Petrus] gegenwärtig gehindert ist am Folgen; und das ist es, weshalb [Christus] sagt Wohin ich gehe, kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst aber später folgen; als ob er sagte: Noch bist du unvollkommen, und deshalb kannst du mir jetzt nicht folgen; später aber, wenn du vollkommen sein wirst, wirst du mir folgen. Ähnlich ist es, was er unten sagt in ult., 18: Amen, ich sage dir, als du jung warst, gleichsam unvollkommen, hast du dich gegürtet … Wenn du aber alt wirst, und den Gipfel der Vollkommenheit ersteigen wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten. II. 1843. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es sagt zu ihm Simon Petrus etc., führt er Petri Zuversicht an. Petrus hatte nämlich verstanden, dass der Herr die zuvor gesagten Worte gesagt hatte gleichsam zweifelnd an der Vollkommenheit seiner Liebe. Die vollkommene Liebe aber ist, dass jemand sich selbst für die Freunde dem Tod aussetzt; unten 15,13: Eine größere Liebe als diese hat niemand, dass einer sein Leben hingibt für seine Freunde. Weil also Petrus bereit war, für Christus zu sterben, zeigte er sich als vollkommen in der Liebe, wenn er sagt Mein Leben werde ich geben für dich, das heißt ich bin bereit, für dich zu sterben. Dies sagte er, sofern es ihm so erschien, nicht aus vorgeblicher Gesonnenheit. Aber trotzdem kennt der Mensch nicht die Kraft

Lectio VIII.

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seiner Leidenschaft, dann am meisten, wenn Gefahr droht; I Cor. 4,4: Nichts bin ich mir bewusst, aber nicht darin bin ich gerechtfertigt. III. 1844. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es antwortet ihm Jesus etc., kündigt er Petri Verleugnung an, und erstens widerlegt er die Vorwegnahme; zweitens sagt er die Verleugnung voraus, an der Stelle [n. 1846] Amen amen, ich sage dir: Nicht wird der Hahn krähen, bis du mich dreimal verleugnest. 1845. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass Petrus, als Christus ihm sagte du kannst mir jetzt nicht folgen, vorwegnehmend über sich gesagt hatte, er könne ihm folgen, und für ihn sterben: und deshalb sagt der Herr, indem er ihn dämpft, Dein Leben wirst du für mich geben? Als ob er sagte: Überlege, was du sprichst. Mehr weiß ich, was in dir ist, als du es weißt, du weißt nicht das Gewicht deiner Liebe zu wägen. Wolle also nicht über dich über das Maß hinaus [etwas] vorwegnehmen; Rom. 11,20: Wolle nicht groß wissen, sondern fürchte. Und ein Grund dieser Art wird bezeichnet in Matth. 26,41: Der Geist zwar ist bereit, aber das Fleisch schwach. Es erlaubte aber der Herr, dass Petrus versucht werde und fiele, damit er, erhöht zur obersten Stelle der Kirche, lerne, über sich Demütiges zu denken, und mit sündigen Untergebenen Mitleid zu haben; Hebr. 4,15: Nicht haben wir einen Hohepriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwächen, da er an allem versucht war gemäß der Ähnlichkeit, außer der Sünde. Aber in Petrus war die Versuchung stark bis zur Schuld; in Christus aber war die Ausrichtung bis hin zur Ähnlichkeit der Strafe: weil er keine Sünde beging. IV. 1846. – Die Verleugnung kündigt [Christus] an, indem er sagt Amen amen, ich sage dir: Nicht wird der Hahn krähen, bis du mich dreimal verleugnest. Hier wird erstens gezweifelt darüber, dass [Christus] sagt Nicht wird der Hahn krähen, bis du mich dreimal verleugnest. Es scheint nämlich falsch zu sein: weil sofort, nach der ersten Verleugnung Petri, der Hahn krähte, wie man findet in Mc. 14,68. Aber darauf antwortet Augustinus zweifach. Auf eine Art, dass der Herr mehr den Seelenzustand Petri, als die Tat ausdrückte: denn in die Seele Petri war eine so große Furcht eingedrungen, dass er bereit war beim ersten Krähen des Hahns, nicht nur einmal, sondern dreimal [Christus] zu verleugnen; und so ist der Sinn: Bevor der Hahn kräht, wirst du bereit sein, mich dreimal zu verleugnen. Auf eine andere Art, dass es sich beziehe auf den Beginn der Verleugnung: weil von etwas gesagt wird, dass es geschehe vor einem anderen, auch wenn es nur beginnt, zu geschehen. Der Herr aber sagte die dreifache

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Caput XIV.

Verleugnung voraus, die begann vor dem ersten Krähen des Hahns, mag sie auch nicht vorher beendet worden sein; und dann ist der Sinn Nicht wird der Hahn krähen, bis du mich dreimal verleugnest, das heißt die dreifache Verleugnung wirst du beginnen, bevor der Hahn kräht. 1847. – Ebenso wird gefragt bezüglich des Ortes, wo diese Worte gesagt wurden; denn sowohl Matthäus als auch Marcus sagen, dass der Herr diese Worte zu Petrus sagte, nachdem er hinausgegangen war aus dem Ort, wo er mit den Jüngern gegessen hatte; Lucas aber und Johannes sagen, dass er diese Worte sagte an dem Ort, wo er gegessen hatte. Denn nach dieser Rede sagte der Herr unten in 14,31: Steht auf, gehen wir von hier fort. Darauf aber ist zu sagen, dass es wahr ist, dass der Herr diese Worte gesagt hat an dem Ort, wo er gegessen hatte; Matthäus aber und Marcus folgen der Ordnung des Gedächtnisses, nicht des Geschehenen. Es kann aber gesagt werden, Augustinus zufolge, dass der Herr diese Worte dreimal gesagt hat. Denn wenn jemand aufmerksam die Worte des Herrn bedenkt, von denen übergegangen wurde zur Ankündigung der Verleugnung Petri, wird er finden, dass sie dreifach gesprochen wurden: denn in Matthäus und Marcus steht, dass der Herr sagte [Matth. 26,31]: Ihr alle werdet Anstoß nehmen an mir in dieser Nacht. Und Petrus antwortet: Und wenn alle Anstoß nehmen werden an dir, werde ich niemals Anstoß nehmen. Und Jesus sagt zu ihm: Heute in dieser Nacht, bevor der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. Bei Lucas aber findet man [Luc. 22,31]: Jesus sagte zu ihm: Siehe, der Satan hat sich an euch gemacht, dass er euch siebe wie Weizen. Ich aber habe gebetet für dich, dass nicht dein Glaube versage. Und dann sagt Petrus zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir in den Kerker und in den Tod zu gehen. Und der Herr [sagt] zu ihm: Ich sage dir, Petrus, nicht wird heute der Hahn krähen, bis du nicht dreimal geleugnet hast, mich zu kennen. Hier aber sagte, als Petrus den Herrn fragte wohin gehst du? etc., der Herr zu ihm Amen amen, ich sage dir: Nicht wird der Hahn krähen, bis du mich dreimal verleugnest. Daher ergibt sich, dass der Herr mehrmals die Verleugnung Petri vorhergesagt hatte.

Caput XIV. Lectio I. I. II. III. IV.

Und er sagte zu seinen Jüngern: Nicht werde euer Herz betrübt. Ihr glaubt an Gott: glaubet auch an mich. In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Wenn nicht, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten.

Lectio I.

V.

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Und wenn ich weggegangen bin und euch einen Ort bereitet habe, werde ich wiederum kommen, und werde euch aufnehmen zu mir, damit wo ich bin, auch ihr seid. I.

1848. – Oben hat der Herr seine Jünger belehrt mit Beispielen [vgl. n. 1727], hier bestärkt er sie mit Worten, und erstens wird die vielfältige Aufforderung der Worte angeführt; zweitens die Erklärung dessen, was gesagt wurde, in cap. 14 [n. 2068] Dies habe ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmt. Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass zweierlei den Jüngern drohte, wodurch sie verwirrt werden konnten. Eines in der Gegenwart, nämlich der bevorstehende Weggang Christi; ein anderes in der Zukunft, nämlich die Bedrängnisse, die sie erleiden würden. Erstens also bestärkt [Christus] sie gegen das erste, nämlich gegen seinen Weggang; zweitens gegen die Bedrängnisse, die sie erleiden würden, in cap. 15 [n. 1978] Ich bin der wahre Weinstock etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens bestärkt er sie in Anbetracht ihrer selbst, die zurückbleiben würden; zweitens in Anbetracht seiner, der zurückkehren würde, an der Stelle [n. 1965] Nicht werde euer Herz betrübt, noch fürchte es [sich]. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens schickt er seinen Hingang zum Vater voraus; zweitens verspricht er ihnen das Geschenk des Heiligen Geistes, an der Stelle [n. 1907] Wenn ihr mich liebt, bewahrt meine Aufträge; drittens [verspricht er ihnen] seine Gegenwart, an der Stelle [n. 1921] Nicht werde ich euch als Waisen zurücklassen. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens schickt er seinen Hingang zum Vater voraus; zweitens behandelt er den Weg, durch den er erreicht werden würde, an der Stelle [n. 1863] Sowohl wohin ich gehe wisst ihr, als auch den Weg wisst ihr. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens schließt er die Betrübnis aus; zweitens deutet er seine Macht an, an der Stelle [n. 1851] Ihr glaubt an Gott: glaubet auch an mich; drittens schließt er ein Versprechen an, an der Stelle [n. 1852] In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. 1849. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass die Jünger betrübt werden konnten durch die oben genannten Worte des Herrn über den Verrat des Judas, und über die Verleugnung Petri, und über seinen Weggang. Und wahrlich brachten alle [drei] Betrübnis und Schmerz; Ps. 59,4: Du hast die Erde bewegt, nämlich die [der] Herzen der Jünger, und hast sie verwirrt. Und

252

Caput XIV.

deshalb sagt der Herr, indem er ihr Elend heilen will, Nicht werde euer Herz betrübt. 1850. – Aber dagegen [heißt es in] Act. 1,1: Jesus begann zu handeln und zu lehren. Aber oben in 13,21 wird gesagt: Betrübt wurde Jesus im Geist etc. Wie also lehrt [der], nicht betrübt zu werden, der zuvor betrübt geworden ist? Die Antwort. Man muss sagen, dass [Christus] nicht das Gegenteil dessen lehrte, was er tat. Über ihn aber wird gesagt, dass er betrübt war im Geist, nicht dass sein Geist betrübt war. Hier aber verbietet er nicht, dass [die Jünger] betrübt würden im Geist, sondern er verbietet, dass ihr Herz, das heißt ihr Geist, betrübt werde. Es gibt nämlich eine gewisse Betrübnis, die aus dem Geist, aus der Vernunft hervorgeht, die lobenswert ist, und nicht verboten wird. II Cor. 7,10: Die Traurigkeit nämlich, die Gott gemäß ist, bewirkt Reue zu beständigem Heil. Eine andere [aber] ist die Traurigkeit oder Betrübtheit der Vernunft selbst: die ist nicht lobenswert, weil sie von der angemessenen Richtigkeit wegführt; und sie wird verboten in Ps. 36,24: Der Gerechte wird nicht betrübt, weil Gott seine Hand unterlegt. Nicht nämlich kann betrübt werden, wer Gott immer hat. II. 1851. – Und deshalb fügt der Herr die Macht seiner Göttlichkeit hinzu, indem er sagt Ihr glaubt an Gott: glaubet auch an mich: wobei er eines zugrunde legt, und ein anderes vorschreibt. Er legt freilich ihren Glauben an Gott zugrunde, indem er sagt Ihr glaubt an Gott: darin nämlich waren sie von ihm bereits unterwiesen worden; Hebr. 11,6: Wer sich Gott nähert, der muss glauben. Er schreibt aber vor, dass sie an ihn glauben sollen, indem er sagt glaubet auch an mich. Wenn ihr nämlich an Gott glaubt, ich aber Gott bin: die Folge ist, dass ihr an mich glaubet. Und diese Folge hält, sei es dass das Gott wesenhaft aufgefasst wird, weil der Sohn selbst Gott ist, sei es dass das Gott für die Person des Vaters steht. Niemand nämlich kann an den Vater glauben, wenn er nicht an den Sohn glaubt; oben 5,23: Wer nicht den Sohn ehrt, ehrt nicht den Vater. Darin aber, dass [Christus] sagt glaubet auch an mich, bezeugt er, dass er wahrhaftig Gott ist; denn wenn es auch freisteht, einem Menschen oder einer Kreatur zu glauben, müssen wir doch an niemanden außer an Gott glauben. Dies ist also Sache derer, die an Christus glauben so wie an Gott. I Io. ult., 20: Dass ihr seid in seinem wahren Sohn Christus. Dieser ist der wahre Gott und das ewige Leben; oben 6,29: Das ist das Werk Gottes, dass ihr glaubet an den, der jener gesandt hat.

Lectio I.

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III. 1852. – Wenn [Christus] anschließend sagt In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen, fügt er das Versprechen hinzu, welches ist, dass wir durch Christus uns dem Vater nähern und zu ihm eingeführt werden. Das Versprechen der Näherung anderer an einen Ort aber schließt zweierlei ein: eines ist das Vorangehende, nämlich die Vorbereitung des Ortes; das andere ist das Folgende, nämlich die Einführung in den Ort. Und deshalb macht der Herr hier zwei Versprechen: eines, das die Vorbereitung des Ortes betrifft, ein anderes, [das] die Einführung in den Ort [betrifft]. Die erste nun ist nicht notwendig, weil der Ort bereits vorbreitet ist, jedoch die zweite: und deshalb macht [Christus] hinsichtlich dessen zweierlei. Erstens schließt er die Notwendigkeit des ersten Versprechens aus; zweitens führt er das zweite Versprechen an, an der Stelle [n. 1858] Und wenn ich weggegangen bin und euch einen Ort bereitet habe, werde ich wiederum kommen, und werde euch aufnehmen zu mir. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens schließt er die Notwendigkeit der Vorbereitung aus; zweitens zeigt er seine Fähigkeit zur Vorbereitung, wenn sie nötig wäre, an der Stelle [n. 1857] Wenn nicht, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten. 1853. – [Christus] sagt also In meines Vaters Haus sind viele Wohnungen. Hier muss man wissen, weil eines jeden Haus [jenes] ist, in dem er wohnt, dass jenes das Haus Gottes genannt wird, in dem Gott wohnt; Gott aber wohnt in den Heiligen; Ier. 14,9: Du bist in uns, Herr etc. Aber in einigen freilich durch den Glauben; II Cor. 6,16: Ich werde wohnen in jenen, und ich werde einhergehen unter ihnen. In einigen aber durch vollkommenes Erleben; I Cor. 15,28: Dass Gott alles sei in allen. Zweifach ist also das Haus Gottes. Eines ist die kämpfende Kirche, nämlich die Zusammenscharung der Gläubigen; I Tim. 3,15: Dass du wissest, auf welche Art es nötig ist, dass du im Haus Gottes umgehest, das die Kirche des lebendigen Gottes ist. Und dieses [Haus] bewohnt Gott durch den Glauben; Apoc. 21,3: Siehe das Zelt Gottes mit den Menschen, und ich werde wohnen unter ihnen. Das andere [Haus] ist die triumphierende [Kirche], nämlich die Versammlung der Heiligen in der Herrlichkeit des Vaters; Ps. 64,5: Erfüllt werden wir in den Gütern deines Hauses. Heilig ist dein Tempel, bewundernswert in Gerechtigkeit. Aber das Haus des Vaters wird nicht nur jenes genannt, das er selbst bewohnt, sondern auch er selbst, weil er selbst in sich selbst ist. Und in dieses Haus versammelt er uns. Dass aber Gott selbst das Haus sei, findet man in II Cor. 5,1: Ein Haus haben wir von Gott, nicht hergestellt, ewig in den Himmeln. Und dieses ist das Haus der Herrlichkeit, die Gott selbst ist; Ier. 17,12: Der Thron der Erhabenheit deiner Herrlichkeit von Anbeginn; der Ort unserer Heiligung. Es bleibt aber der Mensch an diesem Ort, nämlich in Gott, hin-

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sichtlich des Willens und der Leidenschaft durch das erleben der Liebe, I Io. 4,16: Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm; und hinsichtlich des Verstandes durch die Kenntnis der Wahrheit; unten 17,17: Heilige sie in der Wahrheit. In diesem Haus also, das heißt in der Herrlichkeit, die Gott ist, sind viele Wohnungen, das heißt verschiedene Teilhabungen an seiner Seligkeit; weil, wer mehr erkennt, wird einen größeren Raum haben. Verschiedene Teilhabungen also an der göttlichen Erkenntnis und [dem göttlichen] Erleben sind verschiedene Wohnungen. 1854. – Aber hier ist die Frage, ob einer seliger sein könne als der andere. Es scheint, dass [dem] nicht [so ist]. Die Seligkeit nämlich ist ein Ende; und das Vollkommene hat nicht ein Mehr oder Weniger an sich: also kann es nicht mehr oder weniger besessen werden. Die Antwort. Man muss sagen, dass etwas „vollkommen“ genannt wird zweifach: absolut, und gemäß von etwas. Die absolute Vollkommenheit der Seligkeit freilich hat nur Gott: weil nur er selbst so sehr sich erkennt und liebt, wie sehr er erkennbar ist und liebenswert (unendlich nämlich erkennt er, und liebt seine unendliche Wahrheit und Güte). Und hinsichtlich dessen kann das höchste Gut selbst, das der Gegenstand der Seligkeit ist, und die Ursache, nicht größer oder kleiner sein: es gibt nämlich kein höchstes Gut außer dem einen, das Gott ist. Gemäß von etwas aber, das heißt gemäß irgendwelcher Bedingungen der Zeit, der Natur und der Gnade; und so kann einer seliger sein als der andere gemäß der Erreichung dieses Gutes, und der Aufnahmefähigkeit eines jeden Menschen. Weil um wieviel mehr ein Mensch dafür aufnahmefähig ist, um soviel mehr hat er teil an ihm, insofern er nämlich besser bereit und geordnet ist für dessen Erleben; zu diesem ist man zweifach bereit. Es besteht nämlich die Seligkeit in zweierlei: nämlich in der göttlichen Schau, und zu dieser ist man veranlagt durch die Reinheit: und deshalb wird, um wieviel mehr einer das Herz erhoben hat von den irdischen Dingen, er desto mehr und vollkommener Gott sehen. Ebenso in der Freude an dem Erleben, und zu dieser ist man bereit durch die Liebe: und deshalb wird, wer das Herz glühender hat in der Liebe zu Gott, mehr erfreut werden in dem göttlichen Erleben. Über die erste wird gesagt in Matth. 5,8: Selig, die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen. 1855. – Ebenso wird gefragt darüber, dass gesagt wird in Matth. 20,2 f, dass ein Denar gegeben wird allen Arbeitenden. Dieser Denar aber ist nicht anderes als die Wohnung im Haus des Vaters. Also sind [es] nicht viele Wohnungen. Die Antwort. Man muss sagen, dass der Lohn des ewigen Lebens sowohl einer ist, als auch viele. Viele nämlich gemäß der verschiedenen Aufnahmefähigkeit der Teilhabenden, der gemäß verschiedene Wohnungen sind im Haus des Vaters; einer aber [ist der Lohn] auf dreifache Art. Erstens nämlich wegen der Einheit des Gegenstandes: dasselbe nämlich ist es, was alle Seligen sehen, und was alle erleben; und deshalb ist der Denar einer, aber er wird auf verschiedene Weise gesehen und geliebt; Iob 22,26: Dann reichlich versehen

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mit Freuden über den Allmächtigen; Is. 28,5: An jenem Tag wird sein der Herr der Heerscharen das Szepter des Jubels für den Rest seines Volkes, und die Krone der Herrlichkeit. Und ähnlich ist es, wie wenn jemand jemandem eine Quelle darbietet, damit nach Belieben alle trinken; von dieser wird, wer das größere Gefäß hat, mehr erhalten, und wer das kleinere, weniger. Eine einzige Quelle also ist sie von ihrer Seite her, aber nicht dieselbe nach dem Maß der Empfangenden. Und dies ist die Ansicht des seligen Gregorius, 22 Moral. – Zweitens [ist der Lohn ein einziger] wegen desselben Maßes der Ewigkeit, Augustinus zufolge: weil alle die ewige Seligkeit haben werden, weil die Gerechten gehen werden ins ewige Leben, aber die [Seligkeiten] verschieden sind wegen der Aufnahmefähigkeit. – Drittens wegen der Liebe, die alle vereint und die Freuden der einzelnen zu denen aller macht, und umgekehrt; Rom. 12, 15: Sich freuen mit den Freudigen etc. 1856. – Aber es muss beachtet werden, dass von diesem Wort die Pelagianer einen Anlass des Irrtums genommen haben. Sie sagen nämlich, dass die Kinder, die nicht getauft sterben, gerettet sein werden im Haus Gottes, aber nicht im Reich; weil oben, 3,5, gesagt wird: Wer nicht wiedergeboren ist aus Wasser und dem Heiligen Geist, wird nicht in das Reich Gottes eingehen. Aber dagegen sagt Augustinus, dass der Herr sagt, dass Wohnungen dieser Art im Haus Gottes sind. Nichts aber ist mehr im Reich als im Haus: denn das Reich besteht aus Städten, die Städte aber aus Straßen, die Straßen aus Häusern. Wenn also Wohnungen im Haus sind, ist es offensichtlich, dass sie im Reich sind. IV. 1857. – Wenn [Christus] anschließend sagt Wenn nicht, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten, zeigt er seine Fähigkeit, ihnen einen Ort zu bereiten, wenn es nötig wäre. Es könnte nämlich jemand sagen: Wahr ist es, dass im Haus seines Vaters viele Wohnungen bereitet sind: wenn dies nicht wäre, könnte er sie nicht bereiten. Und deshalb sagt der Herr, dies ausschließend, dass Wenn nicht, nämlich [wenn] Wohnungen nicht bereitet wären, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten. Hierbei ist zu sehen, was dies ist, dass [Christus] sagte euch einen Ort zu bereiten. Es wird aber ein Ort bereitet zweifach. Auf eine Art, wenn er in sich geordnet wird, nimm an, wenn ein Ort gereinigt oder erweitert wird; Is. 54,2: Dehne aus den Ort deines Zeltes. Auf eine andere Art, wenn jemandem die Möglichkeit des Eintretens gegeben wird; daher wurde gebeten in Ps. 70,3: Sei mir ein beschützender Gott, und ein befestigter Ort; als ob er sagte: Immer sei mir die Möglichkeit, einzutreten. Und demzufolge kann dies zweifach verstanden werden. Wenn nämlich jener Ort irgendein solcher wäre, dass er einen Fehler hätte, oder was immer ein Geschaffenes [wäre], unterläge es meiner Macht, dass ich ihn vollendete: denn jegliches Geschaffene ist der Macht des

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Wortes unterworfen; oben 1,3: Alles ist durch es geschaffen. Wenn [der Ort] also so wäre, dass er einen Fehler hätte, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten. Aber der Ort ist in sich bereitet. Jener Ort nämlich ist Gott selbst, wie gesagt worden ist, in dem der Gipfel aller Vollkommenheiten ist. Aber vielleicht gibt es für euch nicht die Möglichkeit des Eintretens; und deshalb Wenn nicht, das heißt wenn ihr nicht die Möglichkeit des Eintretens hättet, und nicht vorherbestimmt wäret für jenen Ort, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten. Denn in meiner Macht ist es, dass ich euch vorherbestimme für jenen Ort. Denn er selbst mit dem Vater und dem Heiligen Geist hat sie vorherbestimmt für das ewige Leben; Eph. 1,4: Er hat uns ausgewählt in ihm selbst. V. 1858. – Aber weil [Christus] oben gesagt hatte: Wohin ich gehe, könnt ihr mir jetzt nicht folgen: damit sie nicht glaubten, dass sie endgültig von ihm abgeschnitten seien, fügt er deshalb hinzu Und wenn ich weggegangen bin und euch einen Ort bereitet habe, werde ich wiederum kommen, und werde euch aufnehmen zu mir: hier führt er das zweite Versprechen an, nämlich die Einführung ins Königreich. Hier scheint eine Gegensätzlichkeit der Worte zu sein. [Christus] sagte nämlich: Wenn nicht, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten: hierbei deutet er an, dass er nicht gehe zur Bereitung eines Ortes. Hier aber wird gesagt wenn ich weggegangen bin und euch einen Ort bereitet habe: wobei er andeutet, dass er gehe zur Bereitung eines Ortes. Aber man muss sagen, dass es auf eine Art gelesen werden kann verbunden, so dass der Sinn ist: Wenn nicht, das heißt wenn es nötig wäre, hätte ich euch gesagt, dass ich gehe, euch einen Ort zu bereiten. Und wiederum: Wenn nicht, das heißt wenn ich weggegangen bin und euch einen Ort bereitet habe. Augustinus zufolge aber wird es getrennt gelesen, dass nämlich dieser Schluss anders sei als jener. Der Herr hat bereitet von Ewigkeit her durch Vorausbestimmung, hat bereitet durch Durchführung. Er hat nun [auch] bereitet durch seinen Weggang. Daher wird jenes, was er als erstes sagte, dass die Wohnungen bereitet waren, verstanden hinsichtlich der ersten Bereitung von Ewigkeit her; dass er aber hier sagt wenn ich weggegangen bin und bereitet habe, wird verstanden hinsichtlich der Vollziehung der ewigen Vorherbestimmung. 1859. – Bereitet aber hat der Herr durch seinen Weggang uns einen Ort auf fünffache Art. Erstens freilich, indem er dem Glauben einen Ort gibt. Der Glaube nämlich, weil er [Sache] derer ist, die nicht sehen, war hinsichtlich Christi nicht bei den Jüngern, als sie ihn persönlich sahen. Er entzog sich ihnen also, damit sie ihn, den sie in körperlicher Gegenwart hatten und mit den Augen des Körpers sahen, in geistlicher Gegenwart hätten, und ihn erkennten mit dem Auge der

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Besinnung: das ist es, [etwas] durch den Glauben zu haben. – Zweitens, indem er ihnen den Weg zeigte, zu dem Ort zu gehen; Mich. 2,13: Er stieg empor und machte den Weg breit vor ihnen. – Drittens, indem er für sie betete; Hebr. 7,25: Indem er durch sich selbst sich Gott nähert, kann er erretten; Deut. 33,26: Der hinaufsteigt in den Himmel ist dein Helfer. – Viertens, indem er [sie] aufwärts zieht; Cant. 1,4: Ziehe mich hinter dir nach; Col. 3,1: Wenn ihr auferstanden seid mit Christus, forscht, was oben sei. – Fünftens, indem er ihnen den Heiligen Geist sandte; oben 7,39: Noch war nicht der Geist gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. 1860. – Die Vervollständigung der Verherrlichung Christi aber war in seiner Himmelfahrt: und deshalb sandte er sofort, als er auffuhr, seinen Jüngern den Heiligen Geist. So also sagte er ihnen den körperlichen Weggang voraus, indem er sagte wenn ich weggegangen bin und euch einen Ort bereitet habe; daraufhin verspricht er ihnen die geistliche Wiederkehr, indem er sagt werde ich wiederum kommen, und aufnehmen. Ich werde wiederkommen am Ende der Welt, Act. 1,11: Auf welche Weise ihr ihn gesehen habt in den Himmel aufsteigen, so wird er kommen. Und werde euch aufnehmen zu mir, verherrlicht an Seele und Körper, I Thess. 4,17: Ähnlich werden wir erfasst werden mit jenen in den Wolken Christus entgegen in die Lüfte. 1861. – Aber werden etwa die Geister der Apostel nicht aufgenommen werden von Christus bis zum Ende der Welt? Dazu muss man sagen, dass die Meinung der Griechen ist, dass die Heiligen nicht ins Paradies gehen bis zum Tag des Gerichts. Aber wenn dies wäre, dann hätte der Apostel umsonst die Sehnsucht gehabt, mit Christus zu sein, Phil. 1,23. Und deshalb muss man sagen, dass wir sofort, wenn das Haus dieses [irdischen] Aufenthaltes aufgelöst ist, was die Seele anlangt mit Christus sind. Und so kann dies, dass er sagt ich werde wiederum kommen, und werde euch aufnehmen zu mir, ausgelegt werden hinsichtlich der geistlichen Ankunft, mit der Christus immer die Kirche der Gläubigen besucht, und jeden beliebigen der Heiligen belebt im Tod. So dass der Sinn ist: ich werde wiederum kommen, zur Kirche geistlich fortwährend, und werde euch aufnehmen zu mir: das heißt werde euch stärken im Glauben und in meiner Liebe; Cant. 6,2: Mein Geliebter steigt auf zum Rauch der Gewürze, das heißt zur Versammlung der Heiligen, damit er geweidet werde, das heißt erfreut werde in Tugenden, und Lilien sammle, das heißt reine Seelen zu sich ziehe, wenn er Heilige belebt im Tod. 1862. – Dann fügt [Christus] den Nutzen hinzu, indem er sagt damit wo ich bin, auch ihr seid, das heißt wo der Kopf ist, sollen die Glieder sein; wo der Meister, dort sollen die Jünger sein; Matth. 24,28: Wo der Körper ist, dort werden auch die Adler versammelt werden; oben 12,26: Wo ich bin, dort wird auch mein Diener sein.

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Lectio II. I. Und wohin ich gehe wisst ihr, und den Weg wisst ihr. II. Es sagt Thomas zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und wie können wir den Weg wissen? III. Jesus sagt zu ihnen: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. IV. Niemand kommt zum Vater, außer durch mich. V. Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch meinen Vater kennen. VI. Und von jetzt an werdet ihr ihn kennen und habt ihn gesehen. I. 1863. – Oben hat der Herr die Jünger getröstet hinsichtlich seines Wegganges, indem er ihnen versprach, dass sie Zugang haben würden zum Vater [vgl. n. 1848], hier behandelt er folgerichtig den Weg, auf dem sie zum Vater gehen. Der Weg aber wird nicht erkannt ohne das Ziel; und deshalb behandelt er auch das Ziel, und erstens führt er den Weg an und das Ziel, als ihnen bekannt; zweitens offenbart er, was er angeführt hat, an der Stelle [n. 1865] Es sagt Thomas zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. 1864. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass der Herr gesagt hatte: Wenn ich weggegangen sein werde und euch den Ort bereitet haben werde, werde ich wiederum zu euch kommen. Weil vielleicht die Jünger ihn fragen würden, wohin er gehe, so wie oben in 13,36 Petrus fragte: Herr, wohin gehst du?, hat deshalb der Herr, weil er dies wusste, zu ihnen gesagt Und wohin ich gehe wisst ihr, und den Weg wisst ihr. Ich gehe nämlich zum Vater, den ihr kennt als von mir euch offenbart; unten 17,6: Ich habe deinen Namen geoffenbart den Menschen, die du mir gegeben hast. Der Weg aber, auf dem ich gehe, bin ich, den ihr kennt; oben 1,14. Wir haben seine Herrlichkeit gesehen. Mit Recht also sagte er wohin ich gehe wisst ihr, und den Weg wisst ihr: weil sie den Vater kannten durch Christus, und Christus durch seinen Umgang und [seine] Gegenwart kannten. II. 1865. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es sagt Thomas zu ihm etc., offenbart der Herr, was er angeführt hat, und erstens wird vorangeschickt der Anlass der Offenbarung; zweitens wird hinzugefügt die Offenbarung des Angeführten, an der Stelle [n. 1867] Jesus sagt zu ihnen: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. 1866. – Der Anlass der Offenbarung aber war der Zweifel des fragenden Thomas. Daher sagt Thomas zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst

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etc. Hierbei beachte, dass Thomas beides verneint, was der Herr versichert hat: denn der Herr sagte, dass sie sowohl den Weg als auch das Ziel des Weges kennen; Thomas aber verneint, dass er Weg und Ziel kenne: dennoch ist beides wahr. Wahr ist es nämlich, dass sie wussten, doch sie wussten nicht, dass sie wussten. Viel nämlich wussten sie über Vater und Sohn, was sie von Christus gelernt hatten; aber sie wussten nicht, dass der Vater es sei, zu dem Christus ginge, und dass der Sohn der Weg sei, den er ginge. Schwierig nämlich ist es, dass gegangen werde zum Vater. Und kein Wunder [ist es], wenn sie es nicht wussten: weil, mag es sein, dass sie Christus als Menschen vollkommen kannten, so erkannten sie dennoch seine Göttlichkeit unvollkommen; Iob 28,7: Seinen Pfad kannte nicht der Vogel. Und [Thomas] fügt hinzu wie können wir den Weg wissen? Denn die Kenntnis des Weges hängt ab von der Kenntnis des Zieles: weil also das Ziel uns unbekannt ist, I Tim. 6,16: Ein unzugängliches Licht bewohnt er, den kein Mensch gesehen hat noch auch sehen kann, deshalb ist sein Weg uns zu erforschen, gemäß jener Stelle Rom. 11,33: Zu erforschen sind seine Wege. III. 1867. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus sagt zu ihnen: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, wird die Offenbarung des Gefragten angeführt. Zweierlei zu Offenbarendes aber hatte der Herr ihnen vorgelegt. Erstens nämlich den Weg und sein Ziel; zweitens, dass sie beides wüssten. Erstens also offenbart er das erste; zweitens das zweite, an der Stelle [n. 1876] Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch meinen Vater kennen. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens offenbart er, was der Weg sei; zweitens was das Ziel sei, an der Stelle [n. 1873] Niemand kommt zum Vater, außer durch mich. 1868. – Der Weg aber, wie gesagt, ist Christus selbst: und deshalb sagt er Ich bin der Weg etc. Dies hat freilich genügenden Grund: denn durch ihn haben wir Zugang zum Vater, wie gesagt wird in Rom. 5,2. Es entspricht auch dem Vorsatz, dem gemäß [Christus] beabsichtigt, den Zweifel des zweifelnden Jüngers aufzuklären. Aber weil dieser Weg nicht entfernt ist vom Ziel, sondern mit ihm vereint, fügt er hinzu die Wahrheit und das Leben; und so ist er selbst zugleich der Weg, und das Ziel. Der Weg nämlich zufolge der Menschenhaftigkeit, das Ziel zufolge der Göttlichkeit. So sagt er also insofern, als er Mensch ist, Ich bin der Weg; insofern, als er Gott ist, fügt er hinzu die Wahrheit und das Leben. Durch diese beiden wird das Ziel dieses Weges passend bezeichnet. Denn das Ziel dieses Weges ist das Ende des menschlichen Ersehnens, der Mensch aber ersehnt vorrangig zweierlei: erstens nämlich die Erkenntnis der

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Wahrheit, die ihm eigentümlich ist; zweitens, dass es einen Fortbestand seiner gebe; dies ist allem Bestehenden gemeinsam. Christus aber ist der Weg, zur Erkenntnis der Wahrheit zu gelangen, weil er doch selbst die Wahrheit ist; Ps. 85,11: Führe mich hin, Herr, zur Wahrheit, und einhergehen werde ich auf deinem Weg. Christus ist auch der Weg, zum Leben zu gelangen, weil er doch selbst das Leben ist; Ps. 15,11: Bekannt gemacht hast du die Wege des Lebens. Und deshalb hat er das Ziel dieses Weges durch die Wahrheit und das Leben bezeichnet: was beides oben, 1, über Christus gesagt ist. Erstens nämlich, dass er selbst das Leben ist: daher [heißt es oben in 1,4] In ihm war das Leben; dann, weil er die Wahrheit ist, weil er das Licht der Menschen war; das Licht aber ist die Wahrheit. 1869. – Aber es muss beachtet werden, dass diese beiden wesentlich und durch sich Christus zukommen. Die Wahrheit nämlich kommt ihm durch sich zu, weil er selbst das Wort ist. Nichts anderes nämlich ist die Wahrheit als die Angleichung der Sache an den Verstand; dies geschieht, wenn der Verstand die Sache auffasst, wie sie ist. Die Wahrheit unseres Verstandes also betrifft unser Wort, das das Erfassen ihrer ist. Aber dennoch ist, mag unser Wort auch wahr sein, ist es dennoch nicht die Wahrheit selbst, weil es nicht aus sich selber ist, sondern daraus, dass es der erfassten Sache angeglichen ist. Die Wahrheit des göttlichen Verstandes also betrifft das Wort Gottes. Aber weil das Wort Gottes wahr ist aus sich selbst, da es nicht bemessen wird nach den Dingen, sondern die Dinge insofern wahr sind, inwiefern sie sich der Ähnlichkeit seiner nähern: daher kommt es, dass das Wort Gottes die Wahrheit selbst ist. Und weil keiner die Wahrheit erkennen kann, wenn er nicht der Wahrheit anhaftet, muss jeder, der die Wahrheit zu erkennen ersehnt, diesem Wort anhaften. Das Leben aber kommt [Christus] wesenhaft zu: weil alles, was irgendeine Wirksamkeit aus sich hat, lebendig genannt wird, nicht lebendig aber wird genannt, was aus sich selbst keine Bewegung hat. Unter den Wirksamkeiten des Lebens sind die vorrangigen die verstandesmäßigen Wirksamkeiten: daher wird auch der Verstand selber lebendig genannt, und seine Handlung ist eine Art Leben. In Gott aber ist verstehen und Verstand dasselbe: daher ist es offenbar, dass der Sohn, der das Wort des Verstandes des Vaters ist, sein Leben ist. So also hat Christus sich selbst bezeichnet als den Weg, und als vereint mit dem Ziel: weil er selbst das Ziel ist, das in sich hat, was [nur] immer ersehnt werden kann, da [er] nämlich existiert als Wahrheit und Leben. 1870. – Wenn du also suchst, wo du hinübergehest, nimm Christus, weil er selbst der Weg ist; Is. 30,21: Dies ist der Weg, geht auf ihm. Und Augustinus sagt: „Geh durch den Menschen, und du wirst ankommen bei Gott“. Besser ist es nämlich, auf dem Weg zu humpeln, als außerhalb des Weges kräftig einherzugehen. Denn wer auf dem Weg humpelt, nähert sich dem Ziel, auch wenn er nur wenig vorwärts kommt; wer aber außerhalb des Weges einhergeht, entfernt sich vom Ziel desto mehr, umso kräftiger er läuft. Wenn du aber fragst, wohin du gehst, hafte Christus an, weil er selbst die

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Wahrheit ist, zu der zu gelangen wir uns sehnen, Prov. 8,7: Nach der Wahrheit sinnt meine Kehle etc.56 Wenn du fragst, wobei du ausharren sollst, hafte Christus an, weil er selbst das Leben ist. Prov. 8,35: Wer mich finden wird, wird das Leben finden, und wird schöpfen das Heil vom Herrn. Hafte also Christus an, wenn du sicher sein willst: denn nicht wirst du vom Weg abkommen können, weil er selbst der Weg ist. Daher gehen, die ihm anhaften, nicht im Unwegsamen, sondern auf dem geraden Weg; Prov. 4,11: Den Weg der Weisheit werde ich dir zeigen. Im Gegenteil wird gesagt über einige [Ps. 106,4]: Den Weg zur Wohnstätte der Wahrheit haben sie nicht gefunden. Ebenfalls kann er nicht betrogen werden, weil [Christus] selbst die Wahrheit ist, und jegliche Wahrheit lehrt; unten 18,37: Dazu bin ich geboren, und dafür bin ich gekommen, dass ich Zeugnis gebe für die Wahrheit. Ebenso kann er nicht verwirrt werden, weil er selbst das Leben ist und der das Leben gibt; oben 10,10: Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und es reichlicher haben. Denn, wie Augustinus sagt, der Herr sagt Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben, als ob er sagte: Wo willst du gehen? Ich bin der Weg. Wohin willst du gehen? Ich bin die Wahrheit. Wo willst du bleiben? Ich bin das Leben. Nicht nämlich, wie Hilarius sagt, führt in Irriges der, der der Weg ist, noch täuscht durch Falsches der, der die Wahrheit ist, noch lässt im Irrtum des Todes [uns] zurück der, der das Leben ist. 1871. – Oder anders. Dreierlei ist im Menschen, was die Heiligkeit betrifft, nämlich die Tat und die Betrachtung und die Absicht: und diese [drei] werden vollendet von Christus. Denn für die, die das tätige [Leben] ausüben, ist Christus der Weg; für die aber, die im betrachtenden [Leben] ausharren, ist Christus die Wahrheit: aber die Absicht der Tätigen und Betrachtenden lenkt er zum Leben, nämlich zu ewigen. Er lehrt nämlich, zu gehen, und zu predigen für das zukünftige Zeitalter. So also ist der Herr uns der Weg, den wir zu ihm selbst gehen, und durch ihn selbst zum Vater. 1872. – Aber weil er selbst, der der Weg ist, zum Vater geht, ist er selbst etwa sich der Weg? Aber, wie Augustinus sagt, er selbst ist der Weg, und [ist der,] der geht auf dem Weg, und [ist das Ziel,] wohin er geht: daher geht er selbst durch sich selbst zu sich selbst. Denn er selbst ist, sofern er Mensch ist, der Weg: daher kommt er durchs Fleisch und blieb [doch], wo er war; und durch das Fleisch geht er und verließ [doch] nicht, woher er gekommen war; durch das Fleisch auch kehrt er zu sich zurück als zur Wahrheit und zum Leben: denn Gott war durch das Fleisch zu den Menschen gekommen, die Wahrheit zu den Lügnern, das Leben zu den Sterblichen. Es ist nämlich Gott wahrhaftig, jeder Mensch aber ein Lügner: Rom. 3,4. Als er sich aber von den Menschen entfernte, und dorthin, wo keiner lügt, sein Fleisch erhob, ist eben derselbe, der als Wort Fleisch geworden ist, durch sein Fleisch zu der Wahrheit, die er selber ist, 56 Gemeint ist beim halblauten Lesen.

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zurückgekehrt. Und ähnlich ist es, wie wenn ich sagte: Auch mein Geist, wenn ich mit irgendwelchen spreche, geht zu ihnen hinaus, und dennoch verlässt er mich nicht: wenn ich aber schweige, kehre ich auf eine gewisse Art zu mir zurück, und bleibe [doch] bei denen, mit denen ich spreche. So also ist Christus, der uns der Weg ist, auch für sich selbst, das heißt für [sein] Fleisch, geworden als der Weg, damit er zur Wahrheit und zum Leben gehe. IV. 1873. – Wenn [Christus] anschließend sagt Niemand kommt zum Vater, außer durch mich, offenbart er, was das Gesuchte war hinsichtlich des Zieles des Weges. Der Weg aber, der Christus ist, wie gesagt, führt zum Vater. Aber weil der Vater und der Sohn eins sind, deshalb führt dieser Weg auch zu ihm selbst. Und deshalb sagt Christus, dass er das Ziel des Weges ist. Niemand, sagt er, kommt zum Vater, außer durch mich. 1874. – Aber man muss wissen, dass, wie der Apostel sagt [I Cor. 2,11], niemand weiß, was des Menschen ist, außer der Geist dessen, der in ihm selbst ist, was zu verstehen ist nur insofern, als der Mensch sich offenbaren will. Sein Geheimnis aber offenbart jemand durch sein Wort: und deshalb kann niemand zum Geheimnis des Menschen kommen außer durch das Wort des Menschen. Weil also auch was Gottes ist niemand weiß außer der Geist Gottes [ebd.], kann niemand zur Kenntnis des Vaters kommen außer durch sein Wort, das sein Sohn ist; Matth. 11,27: Noch auch kennt den Vater jemand außer der Sohn. Und so, wie der Mensch, der sich enthüllen will mit dem Wort des Herzens, das er mit dem Mund vorbringt, auf eine gewisse Art das Wort selbst umkleidet mit Buchstaben oder der Stimme, so hat Gott, da er sich den Menschen offenbaren wollte, Wein Wort, das empfangen war von Ewigkeit an, mit Fleisch umkleidet in der Zeitlichkeit. Und so kann niemand zur Kenntnis des Vaters gelangen außer durch den Sohn. Daher sagt er oben in 10,9: Ich bin der Eingang. Wenn jemand durch mich eintritt, wird er gerettet werden. 1875. – Aber es muss beachtet werden, Chrysostomus zufolge, dass oben in 6,44 der Herr sagt: Niemand kann kommen zu mir, wenn nicht mein Vater ihn zieht, hier aber sagt er Niemand kommt zum Vater, außer durch mich. Darin wird gezeigt die Gleichheit des Sohnes mit dem Vater. Es ist also offensichtlich, welches der Weg ist, da Christus [es ist]; [und] welches das Ziel, da der Vater [es ist]. V. 1876. – Wenn [Christus] anschließend sagt Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch meinen Vater kennen, zeigt er, dass die Jünger beides kennen, nämlich wohin er geht, und den Weg, und erstens trägt er die Offenbarung vor;

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zweitens schließt er den Zweifel aus, der sich erhebt, an der Stelle [n. 1882] Es sagt zu ihm Philippus: Herr, zeige uns den Vater. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens zeigt er die Zusammengehörigkeit der vorhandenen Kenntnis des Sohnes mit der vorhandenen Kenntnis des Vaters; zweitens offenbart er, auf welche Art die Jünger sich verhalten hinsichtlich der Kenntnis des Vaters, an der Stelle [n. 1880] Und von jetzt an werdet ihr ihn kennen. 1877. – [Christus] sagt also erstens: Ich habe gesagt, dass ich der Weg bin, und dass ihr den Weg kennt, nämlich mich: also wisst ihr auch, wohin ich gehe, weil ihr Kenntnis über mich nicht haben könnt ohne Kenntnis des Vaters. Und das ist es, was besagt Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch meinen Vater kennen. 1878. – Oben in 8,19 sagte [Christus] zu den Juden: Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr vielleicht auch meinen Vater kennen. Was ist es also, dass er sagt Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch meinen Vater kennen: dort aber sagt er vielleicht? Es scheint, dass er dort zweifelte über das, was er hier versichert. Aber man muss sagen, dass er dort zu den Juden sprach, die er schalt; und deshalb fügt er hinzu vielleicht, nicht zweifelnd, sondern sie scheltend. Hier aber spricht er zu den Jüngern, die er lehrt; und deshalb trägt er ihnen die Wahrheit mit Versicherung vor, indem er sagt Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch meinen Vater kennen; als ob er sagte: Wenn ihr meine Gnade und Würde kennen würdet, würdet ihr auch jedenfalls die kennen, die des Vaters ist. Durch nichts anderes nämlich wird eine Sache besser erkannt als durch das Wort und ihr Bild; der Sohn aber ist das Wort des Vaters; oben 1,1: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott; ebd. 14: Das Wort ist Fleisch geworden, und hat unter uns gewohnt; und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des vom Vater gleichsam Einziggeborenen. Der Sohn ist auch das Bild des Vaters; Col. 1,15: Der das Bild ist des unsichtbaren Gottes; Hebr. 1,3: Weil er der Glanz der Herrlichkeit jenes und das Symbol seiner Substanz ist. Im Sohn also wird erkannt der Vater, als im Wort und im eigenen Bild. 1879. – Aber es muss beachtet werden, dass insofern, als etwas vorfällt in Ähnlichkeit zum väterlichen Wort, in ihm der Vater erkannt wird, und ähnlicherweise, insofern es etwas [an sich] hat vom Bild des Vaters. Weil aber jedes geschaffene Wort eine gewisse Ähnlichkeit ist zu jenem Wort, und in jeder beliebigen Sache eine Ähnlichkeit gefunden wird zur Göttlichkeit, sei es des Bildes, sei es der Spur, jedoch unvollkommen: daher kommt es, dass durch kein Geschöpf und von keiner Intelligenz und keinem Begreifen des geschaffenen Verstandes vollkommen eben das erkannt werden kann, was Gott ist; sondern nur das einziggeborene Wort, das vollkommen ist und das vollkommene Bild des Vaters, selbst erkennt und erfasst, was des Vaters ist. Daher, Hilarius zufolge, können diese Worte anders fortgesetzt werden.

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Caput XIV.

Denn weil der Herr sagt Niemand kommt zum Vater außer durch mich, antwortet Arius, gefragt, wie man zum Vater komme durch den Sohn, dass [dies geschehe] durch die Ermahnung der Lehre, insofern nämlich der Sohn durch seine Lehre die Menschen unterrichtet über den Vater, gemäß jener Stelle unten 17,6: Vater, ich habe deinen Namen geoffenbart den Menschen. Aber der Herr sagt, indem er dies ausschließt Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch meinen Vater kennen; als ob er sagte: Arius oder irgendein anderer Mensch kann freilich [etwas] über den Vater verkünden, aber keiner ist so groß, dass, wenn er erkannt wird, der Vater erkannt wird, außer der Sohn allein, der von derselben Natur ist mit ihm. VI. 1880. – Wenn [Christus] anschließend sagt Und von jetzt an werdet ihr ihn kennen, zeigt er, auf welche Weise die Jünger sich verhalten sollen zur Erkenntnis des Vaters. Es hatte aber oben der Herr den Jüngern gesagt, dass sie den Vater kennen [v. 3], indem er sagte Wohin ich gehe, wisst ihr. Und dies verneinte Thomas, indem er sagte Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Und deshalb zeigt hier der Herr, dass sie auf irgendeine Weise den Vater kennen, damit er zeige, dass sein Wort wahr ist, und dass sie auf irgendeine Weise [den Vater] nicht kennen, so dass das Wort des Thomas wahr ist. Und dazu führt er eine zweifache Kenntnis des Vaters an: eine, die in der Zukunft sein wird; eine andere, die in der Vergangenheit war. Er sagt also von jetzt an werdet ihr ihn kennen. Er sagt aber von jetzt an, weil es eine zweifache Kenntnis des Vaters gibt. Eine vollkommene, die geschieht durch seine unmittelbare Schau, die sein wird in der Heimat, I Io. 3,2: Wenn er erscheinen wird, werden wir ihm ähnlich sein; die andere ist die unvollkommene, die durch einen Spiegel und im Rätsel geschieht, die wir durch den Glauben haben; I Cor. 13,12: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel und im Rätsel. Es kann also hier nach beiderlei [Kenntnis] verstanden werden, so dass der Sinn ist: von jetzt an werdet ihr ihn kennen, in vollkommener Kenntnis in der Heimat, unten 16,25: Offen von meinem Vater werde ich euch verkünden, als ob er sagte: Wahr ist es, dass ihr ihn nicht kennt in vollkommener Kenntnis, aber von jetzt an werdet ihr ihn kennen, wenn das Mysterium meiner Passion vollendet ist. Oder von jetzt an, das heißt nach meiner Auferstehung und der Auffahrt und der Sendung des Heiligen Geistes, werdet ihr ihn kennen, in vollkommener Kenntnis des Glaubens, weil, wenn der Geist, der Paraclitus gekommen ist, wird er euch alles lehren, und wird euch alles zuführen, was immer ich euch sagen werde: unten 14,26. So also sagst du wahrheitsgemäß, dass du ihn nicht kennst in vollkommener Kenntnis; ich aber sage wahrheitsgemäß, dass ihr ihn gesehen habt; Bar. 3,38: Danach ist er gesehen worden auf Erden, und mit den Menschen ist er umgegangen. Sie sahen nämlich Christus, gemäß dem angenommenen Fleisch, in dem das Wort war,

Lectio III.

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und im Wort den Vater: daher sahen sie in ihm selbst den Vater; oben 7,29: Der mich gesandt hat, ist mit mir. 1881. – Aber beachte, dass der Vater nicht im Fleisch war durch Einheit der Person, sondern er war im fleischgewordenen Wort durch die Einheit der Natur, und im fleischgewordenen Christus wurde der Vater erblickt; oben 1,14: Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des gleichsam Einziggeborenen vom Vater.

Lectio III. Es sagt Philippus zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. Jesus sagt zu ihm: So lange Zeit bin ich mit euch, und ihr kennt mich nicht? Philippus, der mich sieht, sieht auch den Vater. Wie sagst du: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? III. Die Worte, die ich euch sage, sage ich nicht aus mir selbst. Der Vater aber, der in mir weilt, tut selbst diese Werke. IV. Glaubt ihr nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? Sonst glaubt wegen der Werke selbst. V. Amen amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch selber tun: weil ich zum Vater gehe. VI. Und um was immer ihr bitten werdet den Vater in meinem Namen, das werde ich tun: VII. damit der Vater verherrlicht werde im Sohn. Wenn ihr mich um irgend etwas bitten werdet in meinem Namen, werde ich das tun.

I. II.

I. 1882. – Hier löst der Herr den aufsteigenden Zweifel der Jünger, und erstens wird die Äußerung des Zweifelnden selbst angeführt; zweitens die Entfernung des Zweifels, an der Stelle [n. 1884] Jesus sagt zu ihm etc. 1883. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass der Herr oben [vgl. n. 1876] den Jüngern ein gewisses Zukünftiges versprach, nämlich die vollkommene Kenntnis Gottes, als er sagte [v. 7] von jetzt an werdet ihr ihn kennen: [und] ein anderes, Vergangenes, nämlich dass sie ihn gesehen haben. Als Philippus das hörte, glaubte er, er hätte den Vater gesehen; aber er bittet um dessen Erkenntnis, indem er sagt Herr, zeige uns den Vater: dass die Bitte nach diesem Zeigen nicht bezogen werde auf das Sehen, sondern auf die Erkenntnis, und es genügt uns. Und [das ist] kein Wunder, weil, den Vater zu sehen, das Ziel all unseres Verlangens und Tuns ist, so dass nichts weiter gesucht wird; Ps. 15,11: Du wirst mich erfüllen mit Freude durch dein Gesicht,

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Caput XIV.

das heißt im Anschauen deines Gesichtes; Ps. 102,5: Der erfüllt in Gutem dein Verlangen. II. 1884. – Hier wird der Zweifel beseitig, und erstens wird die Beseitigung des Zweifels angeführt; zweitens wird hinzugefügt die Offenbarung des Gesagten, an der Stelle [n. 1892] Die Worte, die ich euch sage, sage ich nicht aus mir selbst. Im ersten tadelt [Christus] erstens die Trägheit [des Begreifens]; zweitens lehrt er die Wahrheit, an der Stelle [n. 1887] Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater; drittens tadelt er die Bitte, an der Stelle [n. 1890] Wie sagst du: Zeige uns den Vater? 1885. – [Christus] sagt also erstens So lange Zeit bin ich mit euch, und ihr kennt mich nicht? Als ob er sagte: Aus dem täglichen Umgang, in dem ich so lange Zeit mit euch umgegangen bin, hättet ihr mich erkennen müssen. Und wenn ihr mich erkannt hättet, würdet ihr jedenfalls auch den Vater kennen. Daraus also, dass du den Vater nicht kennst, gibst du zu erkennen, dass du mich nicht kennst: darin bist du der Trägheit [des Begreifens] zu tadeln; Matth. 15,16: Noch immer seid auch ihr ohne Verstand? Hebr. 5,12: Während ihr Lehrer sein solltet wegen der Lebenszeit, bedürft ihr es umgekehrt, dass ihr belehrt werdet. 1886. – Aber hier fällt ein Zweifel vor: weil der Herr oben [v. 4] den Jüngern sagte, dass sie ihn kennten, als er sagte Ihr kennt den Weg etc., scheint er hier aber das Gegenteil zu sagen, indem er sagt Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch den Vater kennen. Aber man muss sagen, Augustinus zufolge, dass unter den Jüngern einige waren, die Christus demzufolge, dass er das Wort Gottes war, kannten: einer von ihnen war Petrus, als er sagt [Matth. 16,16]: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Andere aber waren, die ihn in Wahrheit nicht kannten; unter diesen war Philippus. Hinsichtlich der ersten also sagt der Herr: Wohin ich gehe, wisst ihr; aber hinsichtlich der zweiten sagt er Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch den Vater kennen. Oder anders. Christus konnte zweifach erkannt werden: nämlich gemäß der menschlichen Natur, und so kannten ihn alle; und hinsichtlich dessen sagt er: Sowohl wohin ich gehe, wisst ihr, und den Weg wisst ihr. Und [zweitens] gemäß der göttlichen, und so kannten sie ihn noch nicht vollkommen; und hinsichtlich dessen sagt er Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr jedenfalls auch den Vater kennen. Und dies wird offenkundig dadurch, dass er hinzufügt Philippus, wer mich sieht, sieht auch den Vater, als ob er sagte: Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr den Vater kennen; und so würdest du nicht sagen zeige uns den Vater, weil du ihn schon gesehen hättest, da du mich gesehen

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hast; oben 8,19: Wenn ihr mich kennen würdet, würdet ihr vielleicht auch meinen Vater kennen. 1887. – Aber daher nimmt Sabellius die Stütze seines Irrtums, indem er sagt: Was bedeutet dies, dass [Christus] sagt wer mich sieht, sieht auch den Vater, wenn nicht, dass eben derselbe sei der Vater und der Sohn? Darauf sagt Hilarius: Wenn dies so wäre, hätte der Herr gesagt wer mich sieht, sieht den Vater, ohne beigefügte Konjunktion, aber weil er die Konjunktion dazusetzt und sagt sieht auch den Vater, zeigt er die Trennung. Und es ist eine ähnliche Art des Sprechens, Augustinus zufolge, wie wenn jemand, von zweierlei Ähnlichem sprechend, sagt: Wenn du dies gesehen hast, hast du auch jenes gesehen. Im Sohn aber ist die vollkommenste Ähnlichkeit zum Vater; und deshalb sagt er wer mich sieht, sieht auch den Vater. Aber außerdem ist im Sohn eine größere Ähnlichkeit als bei den Menschen, weil in ihnen niemals Ähnlichkeit sein kann hinsichtlich derselben Gestalt oder Beschaffenheit nach der Zahl, sondern nur gemäß dem Aussehen: im Sohn aber ist dieselbe Natur nach der Zahl, die im Vater ist; und deshalb wird in der Schau des Sohnes der Vater mehr gesehen als in der Schau irgendeines Menschen, wie sehr sie auch aufs äußerste ähnlich erscheinen mögen. 1888. – Aber es muss beachtet werden, dass aufgrund der Worte, die hier gesagt werden, der Irrtum des Arius ausgeschlossen wird hinsichtlich zweierlei. Erstens hinsichtlich dessen, dass er die Konsubstantialität leugnete. Es ist nämlich unmöglich, daß in der Schau einer geschaffenen Substanz geschaut werden könnte eine ungeschaffene Substanz, so wie durch die Erkenntnis der Substanz einer Gattung nicht die Erkenntnis der Substanz einer anderen Gattung erfasst werden kann. Es ist also offenbar, dass der Sohn nicht eine geschaffene Substanz ist, sondern konsubstanziell mit dem Vater ist: sonst würde, wer den Sohn sieht, nicht den Vater sehen. Zweitens [wird der Irrtum des Arius ausgeschlossen] hinsichtlich dessen, was sie sagen über jene Stelle I Tim. 1,17: Dem unsterblichen König der Zeiten, dem unsichtbaren, einzigen Gott, nämlich dass nur der Vater unsichtbar ist, der Sohn aber in seiner Natur sehr oft gesehen worden ist: wenn dies wäre, würde auch folgen, dass der Vater oft gesehen worden sei, weil wer den Sohn sieht, auch den Vater sieht. Weil also der Vater unsichtbar ist gemäß seiner Natur, ist es unmöglich, dass der Vater gemäß seiner Natur gesehen worden sei. 1889. – Aber wendet jemand ein, weshalb der Herr den Philippus tadelte, der, da er den Sohn sah, verlangte, den Vater zu sehen, weil einer nicht zu tadeln sei, der, wenn er ein Bild sieht, die abgebildete Sache sehen will? Darauf antwortet Chrysostomus und sagt, dass Philippus, als er hörte von der Schau des Vaters und seiner Kenntnis, den Vater selbst mit körperlichen Augen schauen wollte, so wie er auch den Sohn selbst geschaut zu haben meinte: und deshalb missbilligte dies der Herr, indem er ihm zeigte, dass er auch nicht den Sohn selbst in seiner Natur gesehen habe mit dem körperlichen Auge. Augustinus aber sagt, dass der Herr nicht die Bitte tadelte, sondern die

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Caput XIV.

Seele des Bittenden. Denn Philippus sagt zeige uns den Vater, und es genügt uns, als ob er sagte: Wir kennen dich, aber das genügt nicht. Und so glaubte er, dass in der Kenntnis des Sohnes nicht das vollkommene Genügen sei, sondern in der Kenntnis des Vaters. Aufgrund dessen schien er zu meinen, dass der Sohn geringer sei als der Vater. Und dies rügte der Herr, indem er zeigte, dass in der Kenntnis des Sohnes dasselbe Genügen sei, die in der Kenntnis des Vaters ist, indem er sagt wer mich sieht, sieht auch den Vater. 1890. – Und wenn er deshalb anschließend sagt Wie sagst du: Zeige uns den Vater? tadelt er erstens seine Bitte; zweitens den Ursprung der Bitte. Die Bitte tadelt er freilich, indem er sagt Wie sagst du: Zeige uns den Vater?, weil nämlich der Vater gesehen wird im Sohn. Es konnte Philippus freilich sagen, was man findet in Iob 39,34: Der ich leichtsinnig gesprochen habe, was kann ich antworten? Meine Hand werde ich legen über meinen Mund. Den Ursprung der Bitte tadelt [Christus], wenn er sagt Glaubst du nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? als ob er sagte: Du willst den Vater haben, weil du glaubst, in ihm das Genügen zu haben; aber wenn du so glaubst, glaubst du nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist. Denn wenn du dies glaubtest, würdest du hoffen, dass du in mir alles Genügen hast, das [du] im Vater [hast]. 1891. – Dies aber, was er sagt: ich [bin] im Vater, und der Vater ist in mir, wird gesagt wegen der Einheit des Wesens, über die oben gesagt wird in 10,30: Ich und der Vater sind eins. Man muss nämlich wissen, dass das Wesen sich anders verhält bei den göttlichen [Personen] zur Person, und anders bei den Menschen. Denn bei den Menschen ist das Wesen des Sokrates nicht Sokrates, weil Sokrates etwas Zusammengesetztes ist; aber bei den göttlichen [Personen] ist das Wesen dasselbe wie die Person, der Sache nach, und so ist das Wesen des Vaters der Vater, und das Wesen des Sohnes der Sohn. Wo immer also das Wesen des Vaters ist, ist der Vater selbst; und wo immer das Wesen des Sohnes ist, ist der Sohn selbst. Das Wesen des Vaters aber ist im Sohn, und das Wesen des Sohnes ist im Vater. Also ist der Sohn im Vater, und der Vater im Sohn. Und so legt Hilarius [es] aus. III. 1892. – Hier offenbart der Herr seine Antwort, und [zwar] erstens durch die Werke, die er durch sich selber tut; zweitens durch die Werke, die er tun würde durch die Jünger, an der Stelle [n. 1897] Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch selber tun. Im ersten also schickt er die Werke voraus, die er selber tut; zweitens schließt er den Schluss des Glaubens, an der Stelle [n. 1896] Glaubt ihr nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? 1893. – Der Glaube aber bezüglich Christi, dass er Gott sei, konnte durch zweierlei geoffenbart werden: nämlich durch seine Lehre, und durch die

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Wunder. Und diese zwei, unten [15,24], nennt der Herr: Wenn ich nicht Werke unter ihnen getan hätte, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde: soviel zum ersten. Und wenn ich nicht gekommen wäre und nicht zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Sünde [15,22], und, oben 7,46: Niemals hat so ein Mensch gesprochen: soviel zum zweiten. Oben in 9,32 sagte über ihn der Blinde: Seit Ewigkeit ist es nicht gehört worden, dass jemand geöffnet hat die Augen eines blind Geborenen. Durch dies beides zeigt der Herr seine Göttlichkeit. Hinsichtlich des ersten sagt er Die Worte, die ich euch sage, nämlich mit dem Werkzeug der Menschenhaftigkeit, sage ich nicht aus mir selbst, sondern aus dem, der in mir ist, nämlich aus dem Vater; oben 8,26: Was ich von meinem Vater gehört habe, das sage ich in der Welt. Der Vater also, der in mir spricht, ist in mir. Aber weil es nötig ist, dass der Mensch, was immer er spricht, vom ersten Wort habe, das erste Wort aber, nämlich das Wort Gottes, vom Vater ist: [deshalb] also ist es nötig, dass alle Worte, die wir sprechen, von Gott sind. Wenn also jemand Worte spricht, die er vom Vater hat, ist der Vater in ihm. Hinsichtlich des zweiten sagt [Christus] Der Vater aber, der in mir weilt, tut selbst diese Werke, weil niemand die Werke, die ich tue, tun könnte; oben 5,19: Nicht kann der Sohn aus sich etwas tun. 1894. – Aber Chrysostomus fragt, wie Christus, mit den Worten beginnend, zu den Werken kommt. Er sagte nämlich: Die Worte, die ich zu euch spreche, spreche ich nicht aus mir selbst, und danach sagt er: Er selbst tut die Werke. Aber dies wird zweifach aufgelöst. Auf eine Art Chrysostomus zufolge, der sagt, gemäß der zuvor genannten Art der Konjunktion, dass [Christus] zuerst von der Lehre spricht, und danach spricht er von den Wundern. Augustinus zufolge muss man sagen, dass der Herr die Worte, die er sprach, Werke nennt: oben 6,29: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr glaubt an den, den er gesandt hat. Deshalb gibt er zu verstehen, wenn er sagt er tut selbst diese Werke, dass seine Worte gewissermaßen Werke sind. 1895. – Aber beachte, dass aus diesen beiden [Sätzen] zwei Häresien unterschiedlich ihre Stütze nehmen: weil dass [Christus] sagt Ich [bin] im Vater, nimmt Sabellius für sich [in Anspruch] und sagt, dass der Vater und der Sohn derselbe seien; dass [Christus] aber sagt Aus mir selbst spreche ich nicht, nimmt Arius auf und schließt daraus, dass der Sohn geringer sei als der Vater. Aber durch eben dieselben Sprüche werden die Häresien ausgeschlossen. Denn wenn der Vater und der Sohn derselbe wären, wie Sabellius erfindet, hätte der Sohn nicht gesagt Die Worte, die ich euch sage, sage ich nicht aus mir selbst. Wenn aber der Sohn geringer wäre als der Vater, wie Arius lästert, würde er nicht sagen Der Vater, der in mir weilt, tut selbst diese Werke.

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Caput XIV.

IV. 1896. – Weil also aus beidem zuvor Gesagten der Glaube an die Dreifaltigkeit geoffenbart wird, deshalb schließt [Christus] dagegen auf den Glauben selbst, indem er sagt Glaubt ihr nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? Wie dies nun zu verstehen ist, ist oben ausgelegt worden. Im Griechischen hat man Glaubt, nämlich mir, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist. Und auch ist es wundersam, dass ihr nicht glaubt, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist. Aber beachte, dass [Christus] zuvor nur zu Philippus gesprochen hat; aber von der Stelle an [v. 10], wo er sagt Die Worte, die ich spreche etc., spricht er zu allen Aposteln zugleich. Wenn die Worte, die ich sage, nicht ausreichen, um die Konsubstantialität zu zeigen, glaubt wegen der Werke selbst. Oben 5,36: Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie tue, selbst legen Zeugnis ab über mich; und 10,38: Wenn ihr mir nicht glaubt, glaubt den Werken. V. 1897. – Nachdem der Herr das, was er gesagt hatte, geoffenbart hat durch die Werke, die er durch sich selber tat, offenbart er es hier durch die Werke, die er durch die Jünger tun würde, und erstens stellt er die Werke der Jünger vor; zweitens lehrt er die Art des Bewirkens, an der Stelle [n. 1903] um was immer ihr bitten werdet. Im ersten stellt er erstens die Werke der Jünger vor; zweitens bezeichnet er die Ursache des Gesagten, an der Stelle [n. 1902] weil ich zum Vater gehe. 1898. – Er sagt also erstens Amen amen, ich sage euch, als ob er sagte: Die Werke, die ich tue, sind so groß, dass sie einen genügenden Beweis meiner Göttlichkeit geben; aber wenn euch diese nicht genügen, blickt auf die Werke, die ich durch andere tun werde. Das mächtigste Zeichen großer Kraft nämlich ist es, dass ein Mensch nicht nur durch sich, sondern auch durch andere Außerordentliches bewirkt; und deshalb sagt [Christus] Amen amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch selber tun; diese Worte zeigen nicht nur die die Kraft der Göttlichkeit in Christus, sondern auch die Kraft des Glaubens, und die Verbindung Christi mit den Gläubigen. So wie nämlich der Sohn wirkt wegen des Vaters, der in ihm weilt durch die Einheit der Natur, so wirken auch die Gläubigen wegen Christus, der in ihnen weilt durch den Glauben; Eph. 3,17: Dass Christus wohnt durch den Glauben in euren Herzen. Die Werke aber, die Christus tat und die Jünger tun durch die Kraft Christi, sind die Werke der Wunder; Mc. ult., 17: Als Zeichen aber werden denen, die glauben,

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diese folgen: in meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Sprachen werden sie sprechen, Schlangen werden sie aufheben etc. 1899. – Jedoch staunenswert ist es, dass [Christus] hinzufügt und größere als diese wird er tun. Auf eine Art so, dass wir sagen, dass der Herr durch die Apostel mehr und Größeres tut als durch sich selbst. das größte nämlich unter den Wundern Christi war, dass bei der Berührung seines Gewandsaumes Kranke geheilt wurden, wie man findet in Matth. 9,20. Aber über Petrus liest man in Act. 5,15, dass durch seinen Schatten Kranke geheilt wurden. Mehr aber ist es, dass ein Schatten heile als ein Gewandsaum. Auf eine andere Art so, dass wir sagen, dass Christus mehr getan hat durch die Worte der Jünger, als durch seine. Es spricht nämlich hier der Herr von den Werken, die getan wurden durch Worte, wie Augustinus sagt, die er dann ,Werke‘ nannte, wo sie Worte [waren], die er sprach, und der Erfolg eben dieser Worte war der Glaube der Hörenden. Man liest nämlich über Christus in Matth. 19,22, dass der Jüngling nicht dazu gebracht wurde, zu verkaufen, was er hatte, und [Christus] zu folgen. Denn als er zu dem Jüngling sagte: Geh, und verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, wird hinzugefügt: Er ging traurig weg. Aber über Petrus und die anderen Apostel liest man in Act. 4,34, dass [die Hörer], als [jene] predigten, die Besitztümer verkauften und alles, was sie hatten, und den Erlös davon herbeibrachten zu Füßen der Apostel. 1900. – Aber es könnte jemand entgegnen, dass der Herr nicht sagt, dass die Apostel Größeres tun werden, sondern Wer an mich glaubt. Ist also etwa, wer nicht Größeres getan hat als Christus, nicht unter die zu rechnen, die an Christus glauben? Dies sei fern. Denn es wäre hart. Deshalb muss man anders sagen, dass Christus ein zweifaches Werk tut. Eines ohne uns, nämlich Himmel und Erde zu schaffen, die Toten aufzuerwecken, und [anderes] dieser Art; das andere wirkt er in uns, aber nicht ohne uns: dieses ist das Werk des Glaubens, durch das der Unfromme belebt wird. Über diese [Werke] also spricht hier der Herr, die allgemein sind für den Glaubenden. Und dies ist das Werk, das Christus in uns tut, aber nicht ohne uns; weil dasselbe tut ein jeder, der glaubt: weil was in mir geschieht durch Gott, geschieht in mir auch durch mich selbst, nämlich durch den freien Willen. Daher sagt der Apostel [I Cor. 15,10]: Nicht aber ich, ergänze: allein, sondern die Gnade Gottes mit mir. Und über diese [Werke] sagt [Christus] [Wer an mich glaubt] wird die Werke, die ich tue, auch selber tun, und größere als diese wird er tun: weil es größer ist, den Unfrommen gerecht zu machen, als Himmel und Erde zu schaffen. Denn die Rechtfertigung des Unfrommen, insofern als sie aus sich ist, dauert in Ewigkeit; Sap. 1,15: Die Gerechtigkeit ist ewig und unsterblich. Der Himmel aber und die Erde werden vergehen, wie gesagt wird in Lc. 21,33. Ebenso, weil das körperliche Werk nachgeordnet wird dem geistlichen: Himmel und Erde aber sind ein körperliches Werk, die Rechtfertigung des Unfrommen aber ein geistliches Werk. 1901. – Aber hier fällt ein Zweifel vor. Denn in der Erschaffung des Himmels und der Erde ist die Erschaffung auch der heiligen Engel eingeschlossen. Tut

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also etwa jemand, der mit Christus zusammenwirkt zu seiner Rechtfertigung, etwas Größeres, als einen Engel zu erschaffen? Dies entscheidet Augustinus nicht, sondern sagt: „Beurteilen möge, wer es kann, ob es größer sei, Engel zu erschaffen, als unfromme Menschen zu gerecht zu machen: sicherlich ist, wenn beides von gleicher Mächtigkeit ist, dieses von größerer Barmherzigkeit“. Wenn wir aber sorgfältig beachten, von welchen Werken der Herr hier spricht, ziehen wir nicht die Erschaffung der Engel der Rechtfertigung des Unfrommen vor. Wir dürfen nämlich nicht darunter, dass er sagt und größere als diese wird er tun, alle Werke Christi verstehen; sondern vermutlich nur jene, die er damals tat. Damals aber wirkte er mit dem Wort für den Glauben: und jedenfalls ist es geringer, Worte der Gerechtigkeit zu predigen, was er außerhalb von uns tat, als Unfromme gerecht zu machen, was er so tut in uns, dass auch wir es tun. 1902. – Anschließend bezeichnet [Christus] die Ursache des Gesagten, der Gläubige werde Größeres tun, indem er sagt weil ich zum Vater gehe. Dies kann dreifach zurechtgelegt werden. Auf eine Art Chrysostomus zufolge. Ich wirke, solange ich in der Welt bin, aber, wenn ich mich entferne, werdet ihr an meiner Stelle sein: und deshalb werdet, was ich tue, ihr tun, und sogar Größeres, weil ich zum Vater gehe, und fernerhin durch mich selbst nicht mehr wirke, nämlich durch Predigen. Auf eine andere Art so, dass der Sinn ist: Die Juden glauben, dass, wenn ich getötet bin, der Glaube an mich ausgelöscht sein wird; und dies ist nicht wahr, vielmehr wird er mehr anerkannt werden, und ihr werdet Größeres tun, weil ich zum Vater gehe, das heißt ich vergehe nicht, sondern weile in [meiner] eigenen Würde, und werde in den Himmeln sein; oben 13,31: Jetzt ist verherrlicht der Sohn des Menschen, und Gott ist verherrlicht in ihm. Auf die dritte Art: Größeres werdet ihr tun, und dies, weil ich zum Vater gehe; als ob er sagte: Wenn ich mehr verherrlicht sein werde, ist es angemessen, dass ich Größeres tue, und dass ich auch euch die Kräfte gebe, Größeres zu tun. Daher wurde, bevor Christus verherrlicht war, der Geist den Jüngern nicht gegeben in der Fülle, in der er danach gegeben wurde; oben 7,39: Noch war der Geist nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war. VI. 1903. – Hier lehrt [Christus] die Art des Wirkens, und erstens führt er das Beabsichtigte an; zweitens bezeichnet er die Ursache, an der Stelle [n. 1906] damit der Vater verherrlicht werde im Sohn etc. 1904. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, weil der Herr gesagt hatte und größere als diese wird er tun, damit aus der Größe der Werke erkannt werde die Größe dessen, der sie tut, dass [nun] jemand glauben könnte, dass, wer an den Sohn Gottes glaubt, größer sein werde als jener selbst: und deshalb schließt der Herr dies aus aufgrund der Art des Tuns, weil der Sohn diese

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Werke tut aus eigener Vollmacht, aber wer an ihn glaubt sie tut mit Ersuchen: und deshalb sagt er Und um was immer ihr bitten werdet den Vater in meinem Namen, das werde ich tun. Hierbei wird die Gleichheit der Gläubigen mit dem Sohn dreifach ausgeschlossen. Erstens nämlich, weil sie selbst, wie gesagt wird, [die Werke] tun aufgrund von Ersuchen: daher sagt er um was immer ihr bitten werdet; Matth. 7,8: Jeder, der bittet, empfängt. – Zweitens, weil sie [die Werke] tun in der Kraft des Sohnes: daher sagt er in meinem Namen, das heißt in der Kraft meines Namens; Act. 4,12: Nicht ist ein anderer Name gegeben unter dem Himmel den Menschen, in dem wir heil werden sollen, Dieser Name nämlich ist über jedem Namen; Ps. 113,9: Nicht uns Herr, nicht uns: sondern deinem Namen gib die Ehre. – Drittens, weil der Sohn selbst in ihnen und durch sie alle Werke tut: daher sagt er das werde ich tun. Und beachte, dass der Vater gebeten wird, und der Sohn [die Werke] tut: weil unzertrennbar sind die Werke des Vaters und des Sohnes; oben 5,19: Was immer der Vater tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Alles nämlich tut der Vater durch den Sohn; oben 1,3: Alles ist durch es geschaffen. 1905. – Aber was bedeutet es, dass [Christus] sagt um was immer ihr bitten werdet, das werde ich tun, da wir sehen, dass seine Gläubigen bitten und nicht empfangen? Aber, Augustinus zufolge, muss hier als erstes bedacht werden, dass er sagt in meinem Namen, danach, dass er hinzufügt das werde ich tun. Der Name Christi nämlich ist der Name des Heils; Matth. 1,21: Du wirst seinen Namen Jesus nennen: er nämlich wird heil machen sein Volk von ihren Sünden. Wer also um etwas bittet, das das Heil betrifft, bittet im Namen Christi. Es geschieht aber, dass jemand um etwas bittet, das nicht das Heil betrifft, aus zweierlei [Gründen]. Nämlich aufgrund einer schlechten Versessenheit; etwa wenn er um etwas bittet, worauf er versessen ist, was jedoch, wenn er es hat, sein Heil verhindert. Und deshalb wird, wer so bittet, nicht erhört, weil er um Übles bittet; Iac. 4,3: Ihr bittet und empfangt nicht, deshalb weil ihr wohl um Übles bittet. Wenn nämlich jemand aufgrund einer schlechten Leidenschaft dasjenige schlecht verwenden wird, was er empfangen will, empfängt er vielmehr deshalb nicht, weil der Herr sich erbarmt, da er nicht gehört hat auf die Bitte, sondern mehr auf den Nutzen. Denn der gute Herr verweigert oft, worum wir bitten, damit er zuteile, was wir lieber wollen. – Zweitens [bittet jemand um etwas, das nicht das Heil betrifft,] aufgrund von Unwissenheit, wenn jemand manchmal um etwas bittet, wovon er glaubt, dass es ihm nütze, und es [ihm] jedoch nicht nützt. Aber diesen tut der Herr eher aus Fürsorge das nicht, worum sie bitten. Denn Paulus, der mehr als alle sich mühte, hat dreimal den Herrn gebeten, dass von ihm der Stachel des Fleisches weiche, und dennoch hat er nicht erlangt, worum er bat, weil es ihm nicht nützlich war. II Cor. 12,8, und Rom. 8,26: Denn was wir erbitten sollen so, wie es sich gehört, wissen wir nicht, aber der Geist selbst verlangt es für uns bei unsagbaren Seufzern; Matth. 20,22: Ihr wisst nicht, was ihr erbitten sollt. Der

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Vater also wird, wenn wir in seinem Namen bitten, nämlich im Namen Jesu Christi, selbst dieses tun. [Christus] sagt aber das werde ich tun, in der Zukunft, nicht aber das tue ich, in der Gegenwart, weil er es manchmal aufschiebt, zu tun, worum wir bitten, um unser Verlangen zu erhöhen, und damit es zur passenden Zeit geschehe; Levit. 26,4: Ich werde euch Regen geben zu seiner Zeit; Is. 49,8: Am Tag des Heils habe ich dich erhört. Es geschieht auch manchmal, dass wir für jemanden bitten, für den wir vielleicht nicht erhört werden, dann nämlich, wenn seine Verdienste dagegen stehen; Ier. 7,16: Du wolle also nicht bitten für jenes Volk, weil ich dich nicht erhören werde; und 15,1: Wenn Moses und Samuel vor mir stünden, ist meine Seele doch nicht [geneigt] zu jenem Volk. VII. 1906. – Wenn [Christus] anschließend sagt damit der Vater verherrlicht werde im Sohn, führt er die Ursache an. Und dies wird so gelesen von Augustinus: Was immer ihr bitten werdet den Vater in meinem Namen, das werde ich tun: so dass hier der Punkt ist. Und er beginnt neu mit Damit der Vater verherrlicht werde im Sohn, werde ich, wenn ihr mich um irgend etwas bitten werdet in meinem Namen, das tun; als ob er sagte: Deshalb werde ich tun, was ihr erbitten werdet in meinem Namen, damit der Vater verherrlicht werde im Sohn etc., und alles, was der Sohn tut, ist eingerichtet für den Ruhm des Vaters; oben 8,50: Nicht suche ich meinen Ruhm. So müssen auch wir alle unsere Werke einrichten für den Ruhm des Vaters; I Cor. 10,31: Alles sollt ihr tun zum Ruhm Gottes.

Lectio IV. Wenn ihr mich liebt, bewahrt meine Aufträge; und ich werde den Vater bitten, II. und einen anderen Paracliten wird er euch geben, III. damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht aufnehmen kann: weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht kennt. IV. Ihr aber werdet ihn erkennen, weil er bei euch bleiben wird, und in euch sein wird.

I.

I. 1907. – Oben hat der Herr die Jünger getröstet über seinen Weggang, indem er ihnen ihr Näherkommen zum Vater versprach [vgl. n. 1848], aber weil es ihnen lang erscheinen konnte, dass sie zum Vater kämen, und es sie schmerzte, dass sie inzwischen ohne Meister wären, deshalb tröstet er sie, indem er ihnen den Heiligen Geist verspricht. Und es wird angeführt

Lectio IV.

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erstens die Vorbereitung für die Aufnahme des Heiligen Geistes; zweitens wird die Gabe des Heiligen Geistes versprochen, an der Stelle [n. 1911] und einen anderen Paracliten wird er euch geben; drittens wird das Versprechen des Heiligen Geistes ausgelegt, an der Stelle [n. 1913] damit er bei euch bleibe in Ewigkeit. Vorbereitung aber für die Aufnahme des Heiligen Geistes war freilich eine nötig seitens der Jünger, eine andere seitens Christi [n. 1910]. 1908. – Seitens der Jünger freilich war eine doppelte Vorbereitung nötig, nämlich die Liebe des Herzens, und der Gehorsam des Werkes. Von deren einer setzt der Herr voraus, dass sie sie besäßen. Und hinsichtlich dessen sagt er Wenn ihr mich liebt; und dies zeigt sich, weil ihr betrübt seid über meinen Weggang; unten 15,27: Ihr habt mich geliebt, weil ihr von Anfang an bei mir seid. Ein anderes aber befiehlt er als Zukünftiges: und hinsichtlich dessen sagt er bewahrt meine Aufträge, als ob er sagte: Zeigt die Liebe, die ihr zu mir habt, nicht im Weinen, sondern im Gehorsam für meine Aufträge: dies nämlich ist das offenbare Zeichen der Liebe; unten 14,23: Wenn jemand mich liebt, wird er meine Rede bewahren. Dies beides also bereitet vor für den Empfang des Heiligen Geistes. Weil nämlich der Heilige Geist die Liebe ist, wird er nur den Liebenden gegeben; Prov. 8,17: Ich liebe die, die mich lieben. Ebenso wird er gegeben den Gehorchenden: Act. 3,15: Wir sind Zeugen dieser Sache etc. Is. 42,1: Über dem ruht mein Geist etc. 1909. – Aber bereiten etwa der Gehorsam der Jünger und ihre Liebe zu Christus vor auf den Heiligen Geist? Es scheint, dass [dem] nicht [so ist]: weil die Liebe, mit der wir Gott lieben, da ist durch den Heiligen Geist; Rom. 5,5: Die Liebe zu Gott ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Den Gehorsam aber haben wir [auch] vom Heiligen Geist; Rom. 8,14: Die vom Geist Gottes geführt werden, die sind Söhne Gottes; und in Ps. 118,32: Den Weg Deiner Gebote bin ich gelaufen, weil du weit gemacht hast mein Herz. Aber es könnte jemand sagen, dass wir durch die Liebe zum Sohn den Heiligen Geist verdienen; wenn wir ihn haben, lieben wir den Vater. Aber dem widerstreitet, dass die Liebe zum Vater und zum Sohn dieselbe ist. Und deshalb muss man anders sagen, dass dies in den Geschenken Gottes liegt, dass der, der das ihm gewährte Geschenk gut benutzt, den Empfang größerer Gnade und eines größeren Geschenkes verdient; und der es schlecht benutzt, dem wird eben das, was er erhalten hat, weggenommen. Denn, wie man liest in Matth. 25,24ff, ist dem faulen Diener das Talent weggenommen worden, das er von seinem Herrn erhalten hatte, weil er es nicht gut benutzt hat, und ist dem gegeben worden, der fünf erhalten hatte, mit denen er fünf andere verdient hatte. So also ist es auch mit dem Geschenk des Heiligen Geistes. Denn niemand kann Gott lieben, wenn er nicht den Heiligen Geist hat; denn wir kommen nicht der Gnade Gottes zuvor, sondern sie kommt uns zuvor. Er selbst nämlich hat uns als erster geliebt, wie gesagt wird in I Io. 4,10.

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Und deshalb muss man sagen, dass die Apostel zwar zuerst den Heiligen Geist empfangen haben, damit sie Gott liebten, und seinen Geboten gehorchten; aber es war nötig dafür, dass sie in größerer Fülle den Heiligen Geist empfingen, dass sie das zuvor erhaltene Geschenk des Heiligen Geistes gut benutzten, durch Liebe und Gehorsam. Und demzufolge ist der Sinn Wenn ihr mich liebt, durch den Heiligen Geist, den ihr habt, und meine Geboten gehorcht, werdet ihr den Heiligen Geist empfangen, den ihr haben werdet in größerer Fülle. 1910. – Eine andere Vorbereitung war nötig seitens Christi; und hinsichtlich dessen sagt er ich werde den Vater bitten etc. Hierbei muss man wissen, dass Unser Herr Jesus Christus, insofern er Mensch ist, der Mittler ist zwischen Gott und dem Menschen, wie gesagt wird in I Tim. 2,5. Daher erlangt er, insofern er Mensch ist, und sich Gott naht, für uns die himmlischen Gaben, und wenn er zu uns kommt, erhöht er uns, und führt uns zu Gott zurück. Weil er also schon zu uns gekommen war, und indem er uns die Gebote Gottes gab, die Gläubigen zu ihm zurückführte, blieb übrig, dass er zum Vater zurückging, und die geistlichen Gaben erlangte; Hebr. 7,25: Die durch [Christus] selbst sich Gott nähern, kann er retten in Ewigkeit. Und dies tut er, indem er den Vater bittet. Und das ist es, was besagt ich werde den Vater bitten etc.; Eph. 4,8: Aufsteigend in die Höhe, hat er gefangen mitgeführt die Gefangenschaft; hat Gaben gegeben den Menschen. Aber beachte, dass es derselbe ist, der bittet und der gegeben wird, und der den Paracliten gibt. Er bittet, insofern er Mensch ist, gibt, insofern er Gott ist. Er sagt aber und ich werde bitten, damit er die Trauer [der Apostel] über seinen Weggang vertreibe, weil der Weggang selbst die Ursache ist, dass sie den Heiligen Geist empfangen. II. 1911. – Hier wird das Versprechen des Heiligen Geistes angeführt. Aber beachte, dass dieser Name „Paraclit“ griechisch ist, und „Tröster“ bedeutet; und deshalb sagte [Christus] einen anderen Paracliten wird er euch geben, nämlich der Vater, jedoch nicht ohne den Sohn, das heißt [er wird] den Heiligen Geist [geben], der der Tröster ist, weil er der Geist der Liebe ist; die Liebe aber bewirkt geistliche Tröstung und Freude; Gal. 5,22: Die Frucht des Geistes ist die Liebe, die Freude etc. Er selbst ist der Fürbitter etc; Rom. 8,26: Denn was wir erbitten sollen so, wie es nötig ist, wissen wir nicht; aber der Geist selbst fordert für uns mit unsagbaren Seufzern. Dies aber, dass [Christus] sagt einen anderen, bezeichnet die personenhafte Unterscheidung in den göttlichen [Personen] gegen Sabellius. 1912. – Aber es wird eingewendet: weil dies, dass [Christus] sagt Paracliten, eine Handlung des Heiligen Geistes bedeutet: [deshalb] also scheint er darin, dass er sagte einen anderen Paracliten, eine Andersartigkeit der Natur zu bezeichnen: denn die Andersartigkeit der Handlung bezeichnet eine An-

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dersartigkeit der Natur: es ist also der Heilige Geist von anderer Natur als der Sohn. Die Antwort. Man muss sagen, dass der Heilige Geist der Tröster und Verteidiger ist, und der Sohn ähnlich. Dass nämlich der Sohn Verteidiger ist, wird gesagt in I Io. 2,1: Als Verteidiger haben wir beim Vater Jesus Christus. Dass [er] Tröster [ist, wird gesagt] in Is. 61,1: Der Geist des Herrn … hat mich gesandt, damit ich Trost bringe den Trauernden in Sion. Dennoch ist auf eine jeweils andere Art ein Tröster und ein Verteidiger der Sohn und der Heilige Geist, wenn wir es auffassen gemäß der Zuständigkeit der Personen. Denn Christus wird „Verteidiger“ genannt insofern, als er demgemäß, dass er Mensch [ist], für uns beim Vater vorspricht; der Heilige Geist aber insofern, als er uns veranlasst, [etwas] zu beantragen. Ebenso wird der Heilige Geist „Tröster“ genannt insofern, als er die Liebe der Form nach ist; der Sohn aber insofern, als er das Wort ist. Und dies zweifach: nämlich durch die Lehre, insofern der Sohn sowohl selbst den Heiligen Geist gibt, als auch die Liebe entzündet in unseren Herzen. So also bezeichnet das einen anderen nicht eine Andersartigkeit der Natur im Sohn und im Heiligen Geist, sondern es bezeichnet eine andere Art, auf die ein jeder der beiden Tröster und Verteidiger ist. III. 1913. – Hier wird das Versprechen angeführt, und [zwar] erstens hinsichtlich der Beschenkung selbst; zweitens hinsichtlich der Gabe selbst [n. 1916]; drittens hinsichtlich derer, die die Gabe empfangen [n. 1918]. 1914. – Aber das Geschenk ist wahr, da ewig; daher sagt [Christus] damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit. Jemandem wird nämlich etwas nur auf Zeit gegeben, und das ist keine wahre Schenkung; aber dann ist sie wahr, wenn sie gegeben wird, um sie immer zu haben; und deshalb wird der Heilige Geist wahrlich gegeben, da so, dass er bei ihnen bleibe in Ewigkeit: hier freilich erleuchtend und lehrend und eingebend, später einführend zum Sehen des Anblicks [Gottes], I Reg. 16,13: Hingewendet worden ist der Geist des Herrn zu David von jenem Tag [an] und danach. Mag aber Judas ihn auch empfangen haben, bleibt er dennoch nicht immer bei ihm: weil er ihn nicht empfangen hat, dass er bei ihm bliebe in Ewigkeit, sondern nur gemäß der gegenwärtigen Gerechtigkeit. Chrysostomus zufolge aber kann gesagt werden, dass der Herr dies sagt, um einen gewissen fleischlichen Argwohn der Jünger auszuschließen. Sie könnten nämlich argwöhnen, dass jener ihnen gegebene Paraclitus später durch eine Passion von ihnen gehen würde, so wie [Christus] selbst; und dies schließt er aus, indem er sagt damit er bei euch bleibe in Ewigkeit; als ob er sagte: Nicht wird er den Tod erleiden wie ich, und nicht wird er von euch gehen. 1915. – Aber [ein Einwand] dagegen. Oben in 1,33 ist dies gesagt worden zu

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Johannes dem Täufer: Über wen du den Heiligen Geist herabkommen und bleiben siehst, der ist es, der tauft. Daraus scheint es Christus eigentümlich zu sein, dass der Heilige Geist immer bei ihm bleibe; dies ist nicht wahr, wenn er bei den Jüngern in Ewigkeit bleibt. Die Antwort. Chrysostomus zufolge muss man sagen, dass über den Heiligen Geist gesagt wird, er bleibe bei uns durch seine Gaben. Von den Gaben des Heiligen Geistes aber sind gewisse nötig zum Heil: und dies sind die allen Heiligen gemeinsamen, und sie bleiben immer bei uns, wie es die Liebe ist, die niemals ausgeht, wie gesagt wird in I Cor. 13,8, weil sie auch in der Zukunft [da] sein wird. Gewisse [Gaben] aber sind nicht von Nötigkeit zum Heil, sondern werden den Gläubigen gegeben zur Offenbarung des Geistes; I Cor. 12,7: Einem jeden wird die Offenbarung des Geistes gegeben zum Nutzen. So also hinsichtlich der ersten Gaben. Der Heilige Geist bleibt bei den Jüngern und Heiligen in Ewigkeit; aber hinsichtlich der zweiten Gaben ist es so Christus eigen, dass [der Heilige Geist] immer bei ihm bleibt: weil er es immer in der Fülle seiner Macht hat, dass er Wunder tun könne und prophezeien, und anderes dieser Art. Aber so ist es nicht bei den anderen, weil, wie Gregorius sagt, die Geister der Propheten nicht den Propheten unterworfen sind. 1916. – Die Gabe aber ist die hervorragendste, nämlich der Geist der Wahrheit. „Geist“ freilich sagte Christus, damit er die Subtilität der Natur zeige. „Geist“ nämlich wird etwas Verborgenes und Unsichtbares genannt, daher wird, was unsichtbar ist, gewöhnlich „Geist“ genannt. So ist auch der Heilige Geist verborgen und unsichtbar: oben 3,8: Der Geist weht wo er will,57 und du hörst seine Stimme, aber du weißt nicht, woher er kommt oder wohin er geht. Ebenso [sagte Christus „Geist“], damit er dessen Kraft zeige, weil sie uns bewegt zum guten Tun und Handeln. „Geist“ nämlich bedeutet einen gewissen Anstoß; deshalb auch nennen wir den Wind „Geist“; Rom. 8,14: Die vom Geist Gottes getrieben werden, die sind Söhne Gottes; Ps. 142,10: Dein guter Geist wird mich wegführen in das richtige Land. [Christus] fügt aber hinzu den Geist der Wahrheit, weil er aus der Wahrheit hervorgeht, und die Wahrheit sagt. Der Heilige Geist ist nämlich nichts anderes als die Liebe. Wenn also jemand gedrängt ist, Irdisches und die Welt zu lieben, dann wird er gedrängt vom Geist der Welt; I Cor. 2,12: Wir aber haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott ist. Wenn aber [jemand] gedrängt wird zu Werken des Fleisches, dann wird er nicht gedrängt vom Heiligen Geist; Ez. 13,3: Wehe den unweisen Propheten, die ihrem Geist folgen. Aber dieser [Heilige] Geist führt zur Erkenntnis der Wahrheit, weil er hervorgeht aus der Wahrheit, die oben an eben dieser Stelle sagt [14,6]: Ich bin der Weg, und die Wahrheit, und das Leben. Denn so, wie in uns aus der erfassten und bedachten Wahrheit die Liebe zu ebendieser Wahrheit folgt, so geht in Gott aus der erfassten Wahrheit, die der Sohn ist, die Liebe hervor. Und 57 Im Griechischen ein Wortspiel zwischen Geist und Wind.

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so, wie sie aus jener hervorgeht, so führt sie auch zu deren Erkenntnis; unten 16,14: Jener wird mich verherrlichen, weil er von mir empfangen wird etc. Und deshalb sagt Ambrosius, dass jegliches Wahre, von wem immer es gesagt wird, vom Heiligen Geist ist. I Cor. 12,3: Niemand kann sagen „der Herr Jesus“, wenn nicht im Heiligen Geist; unten 15,26: Wenn der Paraclit kommen wird, den ich euch senden werde, den Geist der Wahrheit. Die Wahrheit zu offenbaren aber kommt der Eigentümlichkeit des Heiligen Geistes zu. Es ist nämlich die Liebe, die die Enthüllung der Geheimnisse vollbringt; unten 15,15: Euch aber habe ich ,Freunde‘ genannt, weil ich euch alles, was ich von meinem Vater gehört habe, bekannt gemacht habe; Iob 36,33: Er kündet von ihr (nämlich der Wahrheit) seinem Freund. 1917. – Es empfangen aber den Heiligen Geist die Gläubigen, und hinsichtlich dessen sagt [Christus] den die Welt nicht aufnehmen kann, und erstens zeigt er, wer die sind, denen [der Heilige Geist] nicht gegeben wird; zweitens zeigt er, wem er gegeben wird, an der Stelle [n. 1920] Ihr aber werdet ihn erkennen etc. Erstens aber zeigt [Christus], dass [der Heilige Geist] nicht der Welt gegeben wird; zweitens aber bezeichnet er die Ursache, weshalb er nicht gegeben wird [n. 1919]. 1918. – Hinsichtlich des ersten sagt er den die Welt nicht aufnehmen kann. „Welt“ nennt hier der Herr die Liebhaber der Welt. Diese freilich können, solang sie die Welt lieben, den Heiligen Geist nicht aufnehmen, er ist nämlich die Liebe zu Gott: nicht aber kann jemand mit endgültiger Liebe Gott und die Welt lieben: I Io. 2,15: Wenn jemand die Welt liebt, ist nicht die Liebe zum Vater in ihm. Denn Gregorius sagt, 5 Moral. 20: „Der Heilige Geist entflammt alles, was er erfüllt hat, dazu, das Unsichtbare zu ersehnen. Und weil weltliche Herzen nur das Sichtbare lieben, nimmt diesen [Heiligen Geist] die Welt nicht auf, weil sie sich nicht emporhebt, das Unsichtbare zu lieben. Die weltlichen Geister nämlich, so sehr sie sich nach außen durch das Verlangen ausbreiten, so sehr verengen sie für das Empfangen jenes [Heiligen Geistes] den Schoß des Herzens.“ Sap. 1,5: Der Heilige Geist meidet das Trügerische. 1919. – Hinsichtlich des zweiten sagt [Christus] weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht kennt. Denn die geistlichen Gaben werden nicht aufgenommen außer als ersehnte; Sap. 6,13: Im voraus nimmt sie, nämlich die göttliche Weisheit, die ein, die sie begehren; und nicht werden [die geistlichen Gaben] begehrt, außer sie sind [schon] irgendwie bekannt. Dass sie aber nicht erkannt werden, geschieht aufgrund von zweierlei. Erstens nämlich deshalb, weil der Mensch nicht seine Absicht legt auf ihre Erkenntnis; zweitens aber, weil jemand nicht imstande sein kann zu jener Erkenntnis. Dies nun haben die Weltlichen nicht. Denn erstens beabsichtigen sie nicht, jene [Gaben] zu ersehnen, und hinsichtlich dessen sagt [Christus] weil sie ihn nicht sieht, das heißt nicht ihre Absicht darauf legt, ihn zu erkennen; Ps. 16,11: Sie haben beschlossen, ihre Augen zur Erde zu wenden.

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Ebenso können sie [jene Gaben] nicht erkennen; daher sagt [Christus] sie kennt ihn nicht: denn, wie Augustinus sagt, „nicht hat die weltliche Vergnügung unsichtbare Augen: durch die kann der Heilige Geist nicht gesehen werden, außer unsichtbar“. I Cor. 2,14: Ein animalischer Mensch nimmt das nicht wahr, was des Geistes Gottes ist. So wie eine kranke Zunge den guten Geschmack nicht schmeckt wegen der Verderbnis der Feuchtigkeit, so schmeckt die von der Verderbnis der Welt kranke Seele nicht die Süße der himmlischen Dinge. Oder, Chrysostomus zufolge, sage ich, dass er euch einen anderen Paracliten geben wird, den Geist der Wahrheit; aber er wird hier nicht Fleisch annehmen, weil die Welt ihn nicht sieht und ihn nicht kennt, das heißt sie wird ihn nicht empfangen, sondern nur ihr. IV. 1920. – Hier zeigt [Christus] erstens, wem der Heilige Geist gegeben wird; zweitens bezeichnet er die Ursache. Er wird aber gegeben den Gläubigen: daher sagt [Christus] Ihr aber, die ihr bewegt werdet vom Heiligen Geist, werdet ihn erkennen: I Cor. 2,12: Wir aber haben nicht den Geist dieser Welt empfangen, sondern den Geist, der von Gott ist. Und dies deshalb, weil ihr die Welt verachtet; II Cor. 4,18: Die wir nicht betrachten, was Anschein hat, sondern was nicht Anschein hat. Die Ursache dessen aber ist, weil er bei euch bleiben wird. Hierbei beachte erstens die Vertrautheit des Heiligen Geistes mit den Aposteln, weil er bei euch bleiben wird, das heißt zu eurem Nutzen; Ps. 142,10: Dein guter Geist wird mich hinführen auf den richtigen Weg; Sap. 12,1: Oh wie gut ist dein Geist, Herr, für alle. – Zweitens [beachte hierbei] eine gewisse innerste Einwohnung seiner, weil er in euch sein wird, das heißt im Innersten unseres Herzens; Ez. 11,19: Und einen neuen Geist werde ich verteilen in ihrem Inneren.

Lectio V. Nicht werde ich euch als Waisen zurücklassen: ich werde zu euch kommen. II. Noch ein weniges, und die Welt wird mich schon nicht mehr sehen. Ihr aber seht mich, weil ich lebe und ihr leben werdet. III. An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ich in euch. IV. Wer meine Gebote hat und sie bewahrt, der ist es, der mich liebt. Wer aber mich liebt, wird geliebt von meinem Vater: und ich werde ihn lieben, und werde mich selbst ihm offenbaren.

I.

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I. 1921. – Oben [vgl. n. 1848] hat der Herr den Heiligen Geist versprochen als Tröster. Aber weil die Apostel nicht sehr zur Kenntnis des Heiligen Geistes emporgestiegen waren, und sehr zurückgehalten wurden bei Christi Gegenwart, erschien ihnen ein Trost dieser Art als klein: und deshalb verspricht [Christus] ihnen an dieser Stelle erstens seinen Rückkehr; zweitens seine Gaben, an der Stelle [n. 1952] Dies habe ich zu euch gesprochen, als ich bei euch weilte etc. Hinsichtlich des ersten verspricht er ihnen erstens den wiederholten Besuch; zweitens bezeichnet er die Ursache, an der Stelle [n. 1931] Wer meine Gebote hat und sie bewahrt, der ist es, der mich liebt; drittens schließt er den Zweifel der Jünger aus, an der Stelle [n. 1938] Es sagt zu ihm Judas etc. Hinsichtlich des ersten Offenbart er ihnen erstens seine Rückkunft; zweitens offenbart er ihnen die Art des Zurückkommens, an der Stelle [n. 1924] Noch ein weniges, und die Welt wird mich schon nicht mehr sehen; drittens sagt er den Nutzen der Rückkunft voraus, an der Stelle [n. 1926] An jenem Tag werdet ihr erkennen etc. Hinsichtlich des ersten zeigt er erstens die Notwendigkeit des Zurückkommens; zweitens verspricht er die Rückkunft [n. 1923]. 1922. – Die Notwendigkeit des Zurückkommens aber ist, dass die Jünger nicht als Waisen zurückbleiben; und das ist es, was besagt Nicht werde ich euch als Waisen zurücklassen. Waisen sind auf Griechisch nämlich orphani, im Lateinischen pupilli; und [die Apostel] werden hier kleine Kinder genannt, die den Vater entbehren, gemäß jener Stelle Thren. ult., 3: Zu Waisen sind wir gemacht worden ohne Vater, unsere Mütter gleichsam zu Witwen. Zu erwägen ist aber, dass der Mensch einen dreifachen Vater haben kann. Nämlich den Vater der Herkunft, Heb. 12,9: Väter freilich haben wir unseres Fleisches etc. Ebenso [solche] der schlechten Nachahmung; oben 8,44: Ihr seid vom Teufel als [eurem] Vater. Ebenso [solche] der geschenkten Annehmung; Rom. 8,15: Ihr habt den Geist der Annehmung als Söhne empfangen. Aber die, die den Teufel als Vater nachahmen, nimmt Gott nicht als Söhne an: weil kein Übereinkommen besteht des Lichtes mit der Finsternis, wie gesagt wird in II Cor. 6,15. Ähnlich auch jene nicht, die fleischlich allzu sehr gebunden sind an die Eltern: weil dies gesagt wird in Matth. 10,37: Wer seinen Vater oder seine Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht würdig. Wer also eine Waise sein wird, das heißt verlassen von der Leidenschaft zur Sünde, und ablassend von der fleischlichen Liebe zu den Eltern, den nimmt Gott für sich an als Sohn;

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Ps. 26,10: Weil mein Vater und meine Mutter mich verlassen haben; der Herr aber hat mich angenommen. Um vieles mehr aber [nimmt Gott den für sich an als Sohn], der jene verlässt; Ps. 44,11: Vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters, und es wird der König begehren deine Ehre. Aber es ist zu beachten, dass Christus sich seinen Jüngern darstellt als den Vater: wie sehr nämlich dieser Name ,Vater‘, persönlich aufgefasst, der Person des Vaters eigen ist, kommt er, dem Wesen nach aufgefasst, dennoch der gesamten Dreifaltigkeit zu. Daher sagte [Christus] oben in 13,33 zu ihnen: Meine Söhne, noch ein wenig bin ich bei euch. 1923. – Seine Ankunft verspricht er ihnen, indem er sagt ich werde zu euch kommen. Christus war bereits zu ihnen gekommen, indem er das Fleisch annahm; I Tim. 1,15: Christus Jesus ist in diese Welt gekommen. Es blieb also eine dreifache Ankunft seiner übrig, deren zwei körperlich sind: eine nämlich nach der Auferstehung und vor der Himmelfahrt, als nämlich Jesus, durch den Tod von ihnen weichend, nach der Auferstehung kam und inmitten der Jünger blieb, wie gesagt wird unten in 20. Eine andere wird sein am Ende der Welt, über die gesagt wird in Act. 1,11: Auf welche Art ihr gesehen habt, dass er in den Himmel ging, so wird er kommen; Lc. 21,27: Sie werden sehen den Sohn des Menschen kommen in einer Wolke mit großer Macht und Hoheit. Aber die dritte ist die geistliche und unsichtbare; wenn er nämlich zu seinen Gläubigen kommt durch die Gnade im Leben oder im Tod; Iob 9,11: Wenn er zu mir kommen wird, werde ich ihn nicht sehen. [Christus] sagt also ich werde zu euch kommen, nach der Auferstehung, was die erste Ankunft betrifft; unten 16,22: Wiederum aber werde ich euch sehen. Ebenso am Ende der Welt; Is. 3,14: Der Herr wird kommen zum Gericht. Ebenso im Tod, um euch bei mir aufzunehmen; oben ebenda [14,3] Ich werde kommen und werde euch zu mir selbst emporheben. Ebenso werde ich zu euch kommen, indem ich euch geistlich besuche. Unten ebenda [14,23] Zu ihm werden wir kommen, und Wohnstatt werden wir bei ihm nehmen. II. 1924. – Hier legt [Christus] die Art des Besuches aus, indem er zeigt, dass dieser Besuch den Aposteln einzeln zu erweisen sei. Und weil sie glauben könnten, dass er noch als Sterblicher existierend zu ihnen zurückkäme, deshalb schließt er in weiterer Folge dies aus, indem er sagt Noch ein weniges, und die Welt wird mich schon nicht mehr sehen. Dass wir es zuerst auslegen hinsichtlich der Rückkunft nach der Auferstehung; dann ist der Sinn: Noch ein weniges, das heißt ein wenig Zeit bin ich mit euch in diesem sterblichen Fleisch, und dann werde ich gekreuzigt, aber danach wird die Welt mich schon nicht mehr sehen. Und dies [deshalb], weil [Christus] nach der Auferstehung sich nicht allen offenbarte, sondern den Zeugen, die vorgesehen waren von Gott, nämlich seinen Jüngern, Act. 1,8, und deshalb sagt er Ihr aber seht mich, nämlich im verherrlichten und unsterblichen Leib.

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Die Ursache dafür bezeichnet er, indem er sagt weil ich lebe und ihr leben werdet. Hier beseitigt er einen Zweifel. Es könnten nämlich die Jünger sagen: Wie werden wir dich sehen, der du sterben wirst, und werden [also] wir auch mit dir sterben? Und deshalb sagt er, dass dies nicht so sein wird, weil ich lebe; das heißt ich werde leben nach der Auferstehung, Apoc. 1,18: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig in alle Ewigkeit. Und ihr werdet leben, weil ihr nicht bald mit mir sterben werdet; unten 18,8: Wenn ihr mich sucht, lasst diese gehen. Oder ich lebe, durch die Auferstehung, und ihr werdet leben, das heißt ihr werdet euch daraufhin freuen, weil [es heißt] unten, in 20,20: Gefreut haben sich die Jünger, da sie den Herrn sahen. Auf diese Art wird „leben“ aufgefasst in Gen. 45,27: Als Jakob gehört hatte, dass Joseph regierte im Land Ägypten, lebte sein Geist wieder auf, nämlich wegen der Freude. 1925. – Aber gegen diese Auslegung wendet sich Augustinus: weil daraus, dass der Herr sagt Noch ein weniges, und die Welt wird mich schon nicht mehr sehen, folgt, dass die Menschen der Welt ihn niemals sehen werden: dies ist falsch, weil sie ihn beim Gericht sehen werden, gemäß jener Stelle Apoc. 1,7: Es wird ihn sehen jedes Auge. Dazu kann gesagt werden, dass es wahr ist, dass die Menschen der Welt [ihn nicht sehen werden]: noch ein weniges, und die Welt wird ihn nicht sehen in diesem sterblichen Fleisch; und deswegen legt Augustinus dieses Noch ein weniges aus, indem er es bezieht auf die zweite Ankunft, in der [Christus] kommen wird zum Gericht. Und es wird diese Zeit „wenig“ genannt bis zum Gericht, im Hinblick auf die Ewigkeit. Denn tausend Jahre sind vor deinen Augen gleichsam wie der gestrige Tag, der vergangen ist: Ps. 89,4. Und auf diese Art nennt der Apostel in Hebr. 12,26 f diese Zeit „wenig“, als er jene Stelle Aggaei 2,6 auslegt: Noch ein weniges, und ich werde Himmel und Erde bewegen etc. Und die Welt wird mich schon nicht mehr sehen: weil fernerhin nach dem Gericht die Menschen, die Liebhaber der Welt sind und schlecht, ihn nicht sehen werden, da sie ins ewige Feuer gehen. Daher wird gesagt in Is. 26,10, nach einer anderen Lesart: „Beseitigt werde der Unfromme, damit er nicht sehe die Herrlichkeit Gottes“.58 Ihr aber, die ihr mir gefolgt seid, und ausgeharrt habt bei mir in meinen Heimsuchungen, seht mich in immerwährender Ewigkeit; Is. 33,17: Sie werden sehen den König in seiner Pracht; I Thess. 4,17: Immer werden wir mit dem Herrn sein. Und dies deshalb, weil ich lebe und ihr leben werdet; als ob er sagte: So wie ich ein herrliches Leben habe an Seele und an Leib, so auch ihr, Phil. 3,21: Er wird umwandeln den Leib unserer Niedrigkeit, ähnlich gemacht dem Leib seiner Herrlichkeit. Und dies sagt er deshalb, weil unser Leben herrlich geschaffen wird aus dem herrlichen Leben Christi; I Cor. 15,22: So wie wir in Adam alle sterben, so werden wir auch in Christus alle belebt werden. Aber über sich sagt [Christus] es in der Gegenwart, ich lebe, weil seine Auferstehung nicht aufgeschoben werden musste bis nach seinem Tod, sondern sofort folgen würde; gemäß jener Stelle Ps. 107,3: Erheben werde ich mich bei 58 Dieses Zitat ist nicht verifizierbar.

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Tagesanbruch, weil, wie gesagt wird in Ps. 15,10: Nicht wirst du deinen Heiligen hingeben, dass er sehe die Verderbnis. Aber über die Jünger sagt er ihr werdet leben, in der Zukunft, weil die Auferstehung ihrer Leiber aufgeschoben werden musste bis zum Ende der Welt, gemäß jener Stelle Is. 26,19: Deine Toten werden leben, meine Getöteten werden auferstehen. III. 1926. – Hier wird der Nutzen des Besuches angeführt, der die Kenntnis dessen ist, was die Apostel nicht wussten. Wie nämlich oben [13,36] gesagt ist, wusste Petrus nicht, wohin Christus ging; daher sagte er: Herr, wohin gehst du? Auch Thomas wusste dies nicht, und [auch nicht] den Weg, den er gehen würde; daher sagt er [oben 14,5]: Wir wissen nicht, wohin du gehst, und wie können wir den Weg wissen? Philippus aber kannte den Vater nicht; daher bat er und sagte [ebd. 14,8]: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. Dieses [Nichtwissen] wurde freilich verursacht durch die Unkenntnis einer einzigen Sache: dadurch nämlich, dass sie nicht wussten, wie der Vater im Sohn [sei], und wie der Sohn im Vater: daher auch sagte [Christus] zu Philippus [ebd. v. 10]: Glaubst du nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? Die Kenntnis dessen also verspricht ihnen der Herr, indem er hier sagt An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin etc. Dadurch wird aller Zweifel aus den Herzen der Jünger ausgeschlossen. 1927. – Es kann [der Satz] aber ausgelegt werden hinsichtlich der Ankunft zur Zeit der Auferstehung, und hinsichtlich der Ankunft zum Gericht. Aber es muss unterschieden werden eine zweifache Kenntnis der Geheimnisse der Göttlichkeit. Eine ist die unvollkommene, die man hat durch den Glauben; die andere die vollkommene, die man hat durch den Anblick; über diese [beiden] wird gesagt in I Cor. 13,12: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel im Rätsel, hinsichtlich der ersten, dann aber von Angesicht zu Angesicht, hinsichtlich der zweiten. [Christus] sagt also An jenem Tag, nach meiner Auferstehung, werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin: und dies durch Erkenntnis des Glaubens, weil sie dann, da sie sahen, dass er auferstanden war, und [dass er] bei ihnen war, den sichersten Glauben daran hatten, vor allem, da sie den Heiligen Geist empfingen, der sie alles lehrte. Oder An jenem Tag, der letzten Auferstehung beim Gericht, werdet ihr erkennen, nämlich offensichtlich durch den Anblick; I Cor. 13,12: Dann werde ich erkenne, so wie ich auch erkannt bin. 1928. – Aber was werden sie erkennen? Die beiden Dinge, die [Christus] oben sagt: eines nämlich, dass der Vater, in mir weilend, selbst die Werke tut; und hinsichtlich dessen sagt er dass ich in meinem Vater bin, nämlich durch die Konsubstantialität der Natur. Das andere [ist], dass er sagt, er werde Werke tun durch die Jünger, indem er sagt [oben in diesem Kapitel, v.12]: Wer an

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mich glaubt, wird die Werke, die ich tue, auch selber tun: und hinsichtlich dessen sagt er und ihr in mir, und ich in euch. 1929. – Hierbei muss beachtet werden, weil hier der Herr ein ähnliches Verhältnis seiner zum Vater anzugeben scheint wie der Jünger zu ihm, dass [deshalb] die Arianer wollten, dass so, wie die Jünger geringer sind als Christus, und ihm nicht konsubstanziell, so [auch] der Sohn geringer sei als der Vater, und von einer anderen Substanz als dieser. Und deshalb muss man sagen, dass dies, was ich bin in meinem Vater besagt, gesagt wird wegen der Konsubstantialität der Natur; oben 10,30: Ich und der Vater sind eins; und oben 1,1: Das Wort war bei Gott. 1930. – Dies aber, dass [Christus] sagt und ihr in mir etc., wird verstanden auf eine Art [so], dass die Jünger in Christus sind. Denn davon, was von etwas beschützt wird, wird gesagt, dass es in diesem sei; so wie der Inhalt in dem Beinhaltenden: und auf diese Art wird gesagt, dass dasjenige im König ist, was im Königreich ist. Und demzufolge wird gesagt in Act. 17,28: In ihm leben wir, bewegen uns und sind wir. Und ich in euch, innen bleibend, und wirkend, und innen einwohnend durch die Gnade; Eph. 3,17: Dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohnt; und II Cor. 13,3: Oder sucht ihr einen Beweis für den, der in mir spricht, Christus? Auf eine andere Art Hilarius zufolge. Ihr in mir, ergänze: in mir werdet ihr sein durch eure Natur, die ich angenommen habe: indem er nämlich unsere Natur angenommen hat, hat er uns alle angenommen; Hebr. 2,16: Nirgends nämlich hat er die Engel angenommen, aber den Samen Abrahams hat er angenommen. Und ich in euch, durch das Nehmen meines Sakramentes: weil wer den Leib Christi nimmt, in dem ist Christus; oben 6,56: Wer mein Fleisch isst, und mein Blut trinkt, bleibt in mir, und ich in ihm. Auf eine andere Art ihr in mir, und ich in euch, ergänze: sind wir, durch wechselseitige Erfreuung: weil dies gesagt wird in I Io. 4,16: Gott ist die Liebe: und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm. Und dies war euch unbekannt, aber dennoch werdet ihr es an jenem Tag erkennen. IV. 1931. – Hier wird die Ursache des Besuches bezeichnet. Und der Herr führt eine zweifache Ursache dafür an, weshalb von den Gläubigen der Herr gesehen wird, und nicht von der Welt. Die erste ist ihre wahre Liebe zu Gott; die zweite die wahre Liebe Gottes zu ihnen, an der Stelle [n. 1934] Wer aber mich liebt, wird geliebt von meinem Vater. 1932. – Hinsichtlich des ersten sagt [Christus] Wer meine Gebote hat und sie bewahrt, der ist es, der mich liebt. Hierbei ist zu beachten, dass jene Liebe die wahre ist, die sich kundgibt und beweist im Werk; denn durch die Erweisung im Werk wird die Liebe geoffenbart. Weil nämlich, jemand zu lieben, ist, ihm Gutes zu wollen und zu ersehnen, was er selbst will, scheint nicht

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Caput XIV.

wahrhaftig zu lieben, wer nicht den Willen des Geliebten tut, und nicht ausführt, wovon er weiß, dass jener es will. Wer also nicht den Willen Gottes tut, scheint ihn nicht wahrhaftig zu lieben; und deshalb sagt [Christus] Wer meine Gebote hat und sie bewahrt, der ist es, der mich liebt, das heißt der die wahre Liebe zu mir hat. 1933. – Aber beachte, dass jemand die Gebote Gottes freilich zuerst im Herzen hat durch das Gedächtnis und fortwährende Bemühung, Ps. 118,11: In meinem Herzen habe ich verborgen deine Aussprüche, damit ich nicht sündige gegen dich. Aber das genügt nicht, wenn es nicht dient zum Werk; Ps. 110,10. Ein guter Verstand [eignet] all denen, die ihn ausüben. Einige aber haben [die Gebote] im Mund, durch Sprechen und Ermahnen; Ps. 118,103: Wie süß sind meinem Mund deine Aussprüche. Und auch diese müssen sie bewahren im Werk: weil wer gehandelt und gelehrt hat, der wird ein Großer genannt werden im Reich der Himmel: Matth. 5,19. Daher werden von Gott gescholten jene, die reden und nicht tun, Matth. 23. Einige aber haben [die Gebote] im Ohr, indem sie sei gern und sorgfältig hören; oben 8,47: Wer aus Gott ist, hört die Worte Gottes. Und auch das genügt nicht, wenn sie nicht dienen: weil nicht die Hörer des Gesetzes, sondern die Vollbringer gerechtfertigt werden: Rom. 2,13; oben 6,27: Arbeitet nicht für eine Nahrung, die vergeht, sondern die bestehen bleibt für das ewige Leben. Wer also die Gebote Gottes so hat, bewahrt sie auf eine gewisse Weise, aber dazu wird ihm noch auferlegt, dass er sie bewahre im Beharren. Daher sagt Augustinus: „Wer [die Gebote] im Gedächtnis hat und im Leben bewahrt; wer sie im Reden hat und im Verhalten bewahrt; wer sie hörend hat und tuend bewahrt; wer sie tuend und beharrend hat: eben der ist es, der mich liebt“. 1934. – Hinsichtlich des zweiten sagt [Christus] Wer aber mich liebt, wird geliebt von meinem Vater. Aber dies scheint beim ersten Anblick absurd. Liebt denn etwa Gott uns, weil wir ihn lieben? Dies sei fern. Es wird nämlich gesagt in I Io. 4,10: Nicht als ob wir Gott geliebt hätten, sondern weil er selbst als erster uns geliebt hat. Und deshalb muss gesagt werden, dass wir das Verständnis dieses [Satzes] haben daraus, was gesagt wurde oben, nämlich Wer meine Gebote hat und sie bewahrt, der ist es, der mich liebt. Denn dort wird nicht gesagt, dass [der Mensch] deshalb liebt, weil er die Gebote bewahrt; sondern weil er liebt, deshalb erfüllt er die Gebote. Und auf diese Art muss hier gesagt werden, dass jemand deshalb Christus liebt, weil er geliebt wird vom Vater, und nicht deshalb geliebt wird, weil er liebt. Wir lieben also den Sohn, weil der Vater uns liebt. Es hat nämlich die wahre Liebe das [an sich], dass sie die Geliebten hinzieht dazu, den Liebenden zu lieben; Ier. 31,3: In ewiger Liebe habe ich dich geliebt, deshalb habe ich dich herbeigezogen, in Erbarmen. 1935. – Aber weil die Liebe zum Vater nicht ist ohne die Liebe zum Sohn, da die Liebe zu beiden dieselbe ist, denn was immer der Vater tut, dies tut auch gleichermaßen der Sohn: oben 5,19, deshalb fügt [Christus] hinzu und ich werde ihn lieben.

Lectio VI.

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Aber weil der Vater und der Sohn alles lieben von Ewigkeit her: weshalb sagt [Christus] ich werde lieben, im Futur? Man muss also sagen, dass die Liebe, so betrachtet, wie sie im göttlichen Willen ist, ewig ist; aber betrachtet demgemäß, dass sie sich offenbart in der Ausübung des Werkes und der Wirkung, ist sie zeitlich. Und deshalb ist der Sinn und ich werde ihn lieben, das heißt werde die Wirkung der Liebe zeigen, weil ich nämlich mich selbst ihm offenbaren werde: weil ich zu dem Zweck liebe, dass ich offenbare. 1936. – Man muss aber wissen, dass die Liebe von jemandem zu jemandem manchmal gemäß von etwas ist, manchmal schlechthin. Gemäß von etwas nämlich, wenn er ihm irgendein vereinzeltes Gutes will; schlechthin aber, wenn er ihm jegliches Gutes will. Gott nun liebt alles Verursachte gemäß von etwas, weil er jedem Geschöpf irgendetwas Gutes will, sogar den Dämonen, dass sie nämlich leben und verstehen und sind; dies sind gewisse Güter. Schlechthin aber liebt er jene, denen er jegliches Gute will, nämlich dass sie ihn, Gott selbst, haben, den zu haben bedeutet, die Wahrheit zu haben, weil Gott die Wahrheit ist. Aber die Wahrheit hat man dann, wenn man sie erkennt. Jene also liebt er wahrhaftig und schlechthin, denen er sich selbst offenbart, der er die Wahrheit ist. Und das ist es, was besagt ich werde mich selbst ihm offenbaren, nämlich in der Zukunft durch die Herrlichkeit, die die letzte Wirkung der zukünftigen Seligkeit ist; Iob 36,33: Er kündet von ihr seinem Freund, dass sie sein Besitz sei. Sap. 6,13: Er kommt denen zuvor, die ihn begehren. 1937. – Aber es könnte jemand sagen: Wird etwa der Vater sich nicht offenbaren? Vielmehr sowohl der Vater als auch der Sohn: denn der Sohn offenbart sowohl den Vater wie auch sich zugleich, weil er dessen Wort ist; Matth. 11,27: Und nicht kennt jemand den Vater, wenn nicht der Sohn etc. Und dennoch ist, wenn unterdessen der Sohn sich jemandem offenbart auf irgendeine Art, dies ein Zeichen der göttlichen Liebe. Daher kann auch dies die Ursache sein, weshalb die Welt ihn nicht sehen wird, weil er sich nämlich ihr nicht offenbaren wird; und dies, weil sie ihn nicht liebt.

Lectio VI. I.

Es sagte zu ihm Judas, nicht jener Ischariot: Herr, was ist es, dass du dich uns offenbaren wirst, und nicht der Welt? II. Jesus antwortete und sagte zu ihm: Wenn jemand mich liebt, wird er meine Rede bewahren. III. Und mein Vater wird ihn lieben; und zu ihm werden wir kommen, und werden Wohnung bei ihm nehmen. IV. Wer mich nicht liebt, bewahrt meine Reden nicht. V. Und die Rede, die ihr hört, ist nicht meine, sondern dessen, der mich gesandt hat, des Vaters.

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Caput XIV.

VI. Dies habe ich euch gesagt, da ich bei euch weile. Der Paraclitus aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren, und wird euch alles beibringen, was immer ich euch sagen werde. I. 1938. – Oben hat der Herr den Jüngern seinen Besuch versprochen [vgl. n. 1921]; hier beseitigt er den Zweifel eines Jüngers, und erstens wird der Zweifel des Jüngers angeführt; zweitens die Antwort Christi, an der Stelle [n. 1940] Jesus antwortete etc. 1939. – Man muss wissen hinsichtlich des ersten, dass es die Gewohnheit der Heiligen und Demütigen ist, dass sie staunen und sich wundern, wenn sie Großes über sich hören. Es hatten aber die Jünger den Herrn sagen gehört [oben 14,18] Noch ein weniges und die Welt wird mich schon nicht mehr sehen; ihr aber werdet mich sehen etc., woraus es schien, dass er die Apostel der ganzen Welt vorziehe: und deshalb sagt Judas, der Bruder des Jakobus, dessen Brief in den Kanonischen Schriften gelesen wird, in Verwunderung und Erstaunen versetzt Herr, was ist es, dass du dich uns offenbaren wirst? Als ob er sagte: Was wird die Ursache sein? Sind etwa wir über der ganzen Welt? Ähnlich sagte David in II Reg. 7,18: Wer bin ich, oder was ist mein Haus? In Matth. 25,37 sagen die Gerechten: Herr, weil wir dich hungern sahen, und dich fürchten? II. 1940. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus antwortete etc., wird Christi Antwort angeführt, wobei er erstens die Ursache seiner Offenbarung für die Jünger, und nicht für die Welt, bezeichnet; zweitens etwas offenbart, was er sagte, an der Stelle [n. 1950] Und die Rede, die ihr hört, ist nicht meine. Darin zeigt er erstens, weshalb er sich den Jüngern offenbaren wird, zweitens zeigt er, weshalb er sich der Welt nicht offenbaren wird, an der Stelle [n. 1949] Wer mich nicht liebt, bewahrt meine Reden nicht. Und beim ersten wird erstens die Geeignetheit der Jünger angeführt, die Offenbarung Christi zu haben; zweitens wird der Vorgang der Offenbarung gelehrt und die Ordnung, an der Stelle [n. 1943] Und mein Vater wird ihn lieben. Hinsichtlich des ersten führt [Christus] zweierlei an, das den Menschen geeignet macht für die Offenbarung Gottes. Das erste ist die Liebe; das zweite ist der Gehorsam [n. 1942].

Lectio VI.

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1941. – Bezüglich des ersten sagt [Christus] Wenn jemand mich liebt. Dreierlei nämlich ist notwendig für den Menschen, der Gott sehen will. Erstens, dass er sich Gott nähere; Deut. 33,3: Die seiner Fußspur nachgehen, werden empfangen von seiner Lehre. Zweitens, dass er die Augen erhebe, um ihn zu sehen; Is. 40,26: Erhebt in die Höhe eure Augen, und seht, wer dies geschaffen hat. Drittens, dass er frei sei für die Schau; denn Geistliches kann nicht sehen, außer wer frei ist von Irdischem, Ps. 33,8: Seid frei, und seht, dass der Herr angenehm ist. Und diese drei bewirkt die Liebe. Denn sie verbindet die Seele des Menschen mit Gott; I Io. 4,16: Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm. Sie richtet den Blick zu Gott empor; Matth. 6,21: Wo dein Schatz ist, dort ist dein Herz. Daher wird gesagt: „Wo deine Liebe ist, dort die Augen“. Die Liebe macht nämlich frei vom Weltlichen; I Io. 2,15: Wer die Zeitlichkeit liebt, in dem ist nicht die vollkommene Liebe Gottes. Also, ex contrario, wer Gott vollkommen liebt, in dem ist nicht die Liebe zur Zeitlichkeit. 1942. – Aus der Liebe aber folgt der Gehorsam; daher sagt [Christus] wird er meine Rede bewahren. Wie Gregorius sagt: „Die Probe der Liebe ist die Erweisung des Werkes. Niemals ist die Liebe zu Gott müßig; sie wirkt nämlich, wenn sie groß ist, wenn sie aber zu wirken ablehnt, ist sie keine Liebe“. Das Wollen nämlich, und am meisten [jenes], das vom Ende her ist, bewegt die anderen Vermögen zu ihren Handlungen: nicht nämlich ruht der Mensch, wenn er nicht das tut, wodurch er zum vorgesetzten Ziel gelangt, vor allem, wenn [das Wollen] darauf ausgerichtet ist. Wenn also das Wollen des Menschen ausgerichtet ist auf Gott, der sein Ziel ist, bewegt es alle Kräfte dazu, das zu tun, was zu ihm führt. Man ist aber ausgerichtet auf Gott durch die Liebe; und deshalb ist es die Liebe, die uns veranlasst, die Gebote zu bewahren; II Cor. 5,14: Die Liebe Christi drängt uns; Cant. 8,6: Seine Lampen, die Lampen des Feuers. Und durch den Gehorsam wird der Mensch geeignet, Gott zu sehen; Ps. 118,104: Von deinen Geboten her, nämlich von den von mir bewahrten, habe ich verstanden. Und wiederum: Über die Alten [hinaus] habe ich verstanden. III. 1943. – Wenn [Christus] anschließend sagt Und mein Vater wird ihn lieben, wird der Vorgang und die Ordnung der Offenbarung angeführt. Dreierlei aber ist es, wodurch dem Menschen die göttliche Offenbarung wird. Das erste ist die göttliche Liebe; und hinsichtlich dessen sagt [Christus] mein Vater wird ihn lieben. Oben ist gesagt, weshalb er sagt wird lieben, im Futur, offenbar hinsichtlich der Wirkung der Liebe, der doch von Ewigkeit her geliebt hat hinsichtlich des Wollens, Wohltaten zu tun; Mal. 1,2: Jakob habe ich geliebt, Esau aber habe ich gehasst. Nicht aber sagt er „Ich werde ihn lieben“, weil er ihnen dies bereits oben eröffnet hat. Prov. 8,17: Ich liebe die, die mich

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Caput XIV.

lieben. Es blieb also [noch] übrig, dass er sie lehrte, dass der Vater sie liebe; Deut. 4,37: Er hat die Völker geliebt; alle Heiligen sind in seiner Hand. 1944. – Das zweite ist der göttliche Besuch; und hinsichtlich dessen sagt [Christus] und zu ihm werden wir kommen. Aber [ein Einwand] dagegen. Zu kommen bedeutet eine örtliche Veränderung; aber Gott verändert sich nicht; also etc. Die Antwort. Von Gott wird gesagt, dass er zu uns komme nicht, weil er selbst bewegt würde zu uns her, sondern weil wir bewegt werden zu ihm. Es wird nämlich gesagt, dass etwas an einen Ort komme, an dem es zuvor nicht war: dies aber passt nicht auf Gott, weil er überall ist; Ier. 23,24: Himmel und Erde erfülle ich. Es wird auch gesagt, dass jemand in jemanden komme, insofern er dort ist auf eine neue Art, demgemäß er zuvor nicht dort war, nämlich durch die Wirkung der Gnade: und durch diese Wirkung der Gnade bewirkt [Gott], dass wir zu ihm kommen. 1945. – Aber es muss beachtet werden, Augustinus zufolge, dass auf drei Arten Gott zu uns kommt, und auf dieselben [Arten] wir zu ihm gehen. Erstens freilich kommt er zu uns, indem er uns erfüllt mit seinen Wirkungen, und wir gehen zu ihm, indem wir sie aufnehmen; Eccli. 24,26: Geht herüber zu mir alle, die ihr nach mir verlangt, und werdet erfüllt von meinen Erzeugungen. Zweitens [kommt er zu uns], indem er uns erleuchtet, und wir gehen zu ihm, indem wir [ihn] schauen; Ps. 33,6: Nähert euch ihm, und werdet erleuchtet. Drittens aber, indem er hilft, und wir [gehen] zu ihm durch Gehorsam: weil wir auch nicht gehorchen können, wenn wir nicht unterstützt werden durch Christus; Is. 2,3: Kommt, steigen wir auf den Berg des Herrn. 1946. – Aber weshalb erwähnt [Christus] nicht den Heiligen Geist? Augustinus sagt, dass er hier nicht genannt wird, weil er ausgeschlossen werden müsse, wenn der Vater und der Sohn kommen, weil oben [14,16] gesagt wird: Dass er bei euch bleibe in Ewigkeit. Aber weil in der Dreifaltigkeit zweierlei ist: nämlich die Trennung der Personen, und die Einheit des Wesens, werden manchmal die drei Personen erwähnt, um die Trennung der Personen zu lehren; manchmal aber erwähnt [Christus] zwei ohne die dritte, um die Einheit des Wesens zu lehren. Oder man muss sagen, weil der Heilige Geist nichts anderes ist als die Liebe des Vaters und des Sohnes, dass [deshalb], wenn der Vater und der Sohn genannt sind, der Heilige Geist [mit]verstanden wird. 1947. – Drittens ist für die Offenbarung Gottes nötig die Beständigkeit in beidem, nämlich in der Liebe zu Gott, und in seinem Besuch; und hinsichtlich dessen sagt [Christus] und werden Wohnung bei ihm nehmen. Darin berührt er zweierlei. Erstens nämlich die Festigkeit des Zusammenhängens mit Gott, wenn er sagt Wohnung. Denn Gott kommt zu einigen vermittels des Glaubens, aber er bleibt nicht, weil sie auf Zeit glauben, und in der Zeit der Versuchung zurückweichen: Lc. 8,13. Zu einigen kommt er vermittels der Reue über die Sünde, bleibt jedoch nicht bei ihnen, weil sie zu den Sünden zurückkehren; Prov. 26,11: So wie der Hund, der zurückkehrt zu seinem Erbrochenen, so ist der

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Unkluge, der seine Torheit wiederholt. Aber in seinen Vorherbestimmten bleibt [Gott] immer; Matth. ult., 20: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Zeit. Zweitens zeigt Christus seine Vertrautheit mit den Menschen: weil [er sagt] bei ihm, nämlich bei dem [ihn] Liebenden, zum Gehorsam, insofern er nämlich sich erfreut mit uns, und bewirkt, dass wir uns erfreuen in ihm. Prov. 8,31: Dass meine Freuden sind mit den Söhnen der Menschen; Is. 62,5: Es wird sich freuen über dich der Herr, dein Gott. 1948. – Chrysostomus aber, der dies auf eine andere Absicht bezieht, sagt, dass Judas, als er hörte Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen etc., Ihr aber werdet mich sehen etc., glaubte, dass Christus nach dem Tod zu ihnen kommen werde, so wie Tote zu uns kommen im Traum; daher fragt er: Was ist es, dass du dich uns offenbaren wirst, und nicht der Welt? Als ob er sagte: Weh uns, weil du stirbst und als Toter uns beistehen musst. Damit [Christus] also dies ausschließe, sagt er: Ich und der Vater werden zu ihm kommen, das heißt so wie der Vater sich selbst offenbart, so auch ich, und werden Wohnung bei ihm nehmen: was bei Träumen nicht [so] ist, bei denen kein Verbleiben zustande kommt. IV. 1949. – Hier führt [Christus] die Ursache an, weshalb er sich nicht der Welt offenbaren wird: diese Ursache nun ist das Wegfallen dessen, um dessentwillen, wie er sagt, er sich den Menschen offenbaren werde. Wenn nämlich die Ursache wegfällt, fällt die Wirkung weg; aber sie selbst haben keine Ursache, dass ihnen göttliche Offenbarung wird: also wird der Welt und den Weltlichen Gott sich nicht offenbaren. Dass sie keine Ursache haben, zeigt sich, weil die Welt mich nicht liebt; und hinsichtlich dessen sagt er Wer mich nicht liebt. Ebenso gehorcht sie mir nicht: daher sagt er bewahrt meine Reden nicht. Wie nämlich Gregorius sagt: „Von der Liebe zum Schöpfer wird Zunge und Geist und Leben verlangt“. Es ist also die Ursache offensichtlich, weshalb er sich den Seinen offenbaren wird, und nicht den anderen; weil jene freilich lieben: die Liebe nämlich unterscheidet die Heiligen von der Welt; Iob 36,32: Den Unmenschen, das heißt den Stolzen, verbirgt er das Licht; und so kündet er davon seinem Freund, was sein Besitz ist; ebenda 28,14: Der Abgrund sagt: Nicht ist es in mir, das Meer, das heißt der Aufrührerische, nicht ist er bei mir. V. 1950. – Wenn [Christus] anschließend sagt Und die Rede, die ihr hört, ist nicht meine, offenbart er das, was er oben sagte: Wenn jemand mich liebt, wird er meine Rede bewahren. Und mein Vater wird ihn lieben etc. Es könnte nämlich jemand sagen, dass dieser Satz keine Vernünftigkeit habe, ja vielmehr,

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dass [Christus] vernünftiger gesagt hätte: Ich werde ihn lieben, und werde zu ihm kommen. Und deshalb schließt [Christus] dies aus, indem er sagt Und die Rede, die ihr hört, ist nicht meine; das heißt sie gehört nicht mir von mir her an, sondern sie gehört mir von jemand anderem her an, nämlich von Vater, der mich gesandt hat. Als ob er sagte: Nicht nur [nicht] mich, sondern auch nicht den Vater liebt, wer diese Rede nicht hört. Und deshalb verdient, wer ihn liebt und den Vater, die Offenbarung beider. Er sagt also Und die Rede, die ihr hört und die von mir als Mensch vorgebracht ist, ist zwar meine, insofern als ich sie ausspreche, und sie ist nicht meine, insofern als sie mir angehört von jemand anderem her; oben 7,16: Meine Lehre ist nicht die meine; oben ebendort: Die Worte, die ich zu euch spreche, spreche ich nicht aus mir selbst. 1951. – Aber beachte, Augustinus zufolge, dass der Herr, wenn er von seinen Reden spricht, [dies] im Plural sagt, meine Reden; wo er aber von der Rede des Vaters spricht, spricht er im Singular, indem er sagt Und die Rede, die ihr hört, ist nicht meine; weil er wollte, dass unter dem Wort des Vaters er selbst verstanden würde, der er dessen einziges Wort ist. Daher auch sagt er, dass sie nicht die seine sei, sondern [die] des Vaters, weil er auch nicht sein [eigenes] Bild ist, noch auch sein [eigener] Sohn, sondern [der] des Vaters. Alle Reden aber in unseren Herzen sind von dem einzigen Wort des Vaters. VI. 1952. – Hier verspricht der Herr seinen Jüngern Gaben [vgl. n. 1921]. Er hatte ihnen den Heiligen Geist und sich selbst versprochen, und deshalb zeigt er hier erstens, was sie erlangen werden durch die Ankunft des Heiligen Geistes; zweitens, was sie erlangen werden durch ihn selbst, an der Stelle [n. 1961] Den Frieden lasse ich euch zurück. Durch die Ankunft des Heiligen Geistes werden sie Großes erlangen, nämlich das Verständnis aller Worte Christi. Und deshalb erinnert er sie erstens an seine Lehren; verspricht er ihnen zweitens deren Verständnis, an der Stelle [n. 1954] Der Paraclitus aber, der Heilige Geist … wird euch alles lehren. 1953. – [Christus] sagt also hinsichtlich des ersten Dies, nämlich was ich gesprochen habe, habe ich euch gesagt, mit menschlichem Organ, da ich bei euch weile, in körperlicher Gegenwart. Und dies ist freilich die größte Wohltat, dass der Sohn selbst zu uns spricht, und uns lehrt; Hebr. 1,1: An vielen Orten und auf viele Arten hat Gott einst zu den Vätern gesprochen in den Propheten, zuletzt hat er zu uns gesprochen im Sohn; Deut. 5,26: Was ist alles Fleisch, dass es seinen Herrn höre? 1954. – [Christus] verspricht aber, dass er ihnen das Verständnis selbiger Lehren durch den Heiligen Geist geben werde; daher sagt er Der Paraclitus aber … wird euch alles beibringen. Hier tut [Christus] dreierlei hinsichtlich des Heiligen Geistes.

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Erstens beschreibt er ihn selbst; zweitens seine Sendung [n. 1956]; drittens seine Wirkung [n. 1958]. 1955. – Ihn selbst freilich beschreibt [Christus] mehrfach: nämlich als Paracliten, als Geist und als heilig. Paraclit freilich ist er, weil er uns tröstet, und [zwar] hinsichtlich der Traurigkeiten aufgrund der Verwirrungen dieser Welt, über die er uns tröstet, II Cor. 7,5: Draußen Kämpfe, drinnen Ängste; II Cor. 1,4: Der uns tröstet in aller unserer Qual. Und dies tut er insofern, als er die Liebe ist, uns Gott lieben macht und ihn für etwas Großes zu halten: deswegen ertragen wir mit Freude Schmähungen, gemäß jener Stelle Act. 5,41: Es gingen die Apostel freudig vom Anblick der Versammlung fort, weil sie für würdig gehalten wurden, für den Namen Jesu eine Schmähung zu erleiden; Matth. 5,12: Freut euch und jubelt, weil euer Lohn reich ist in den Himmeln. Ebenso tröstet uns [der Heilige Geist] gegen die Traurigkeiten wegen der vergangenen Sünden: über diese wird gesagt in Matth. 5,4: Selig, die trauern. Und dies tut er insofern, als er uns die Hoffnung auf die Gnade gibt; unten 20,22: Empfanget den Heiligen Geist; deren Sünden ihr vergebt, denen werden sie vergeben, Is. 61,3: Dass ich Tröstung setze den Trauernden in Sion. Geist freilich ist er, weil er die Herzen bewegt, Gott zu gehorchen. Is. 59,19: Weil der kommt gleichwie ein gewaltsamer Fluss, den der Geist des Herrn zwingt; Rom. 8,14: Die vom Geist Gottes getrieben werden, die sind Söhne Gottes. Heilig aber ist er, weil er uns für Gott weiht; alles Geweihte aber wird „heilig“ genannt; I Cor. 6,19: Wisst ihr nicht, dass unsere Leiber der Tempel des Heiligen Geistes sind? Ps. 45,5: Der Andrang des Flusses erfreut die Stadt Gottes etc. 1956. – Wenn [Christus] anschließend sagt den der Vater senden wird in meinem Namen, behandelt er dessen Sendung. Nicht aber darf verstanden werden, dass [der Heilige Geist] vermittels einer örtlichen Bewegung zu uns komme, sondern dass er auf eine gewisse neue Art in ihnen sein sollte, auf die er es vorher nicht war; Ps. 103, 30: Entsende deinen Geist, und sie werden geschaffen werden, das heißt im geistlichen Sein. Aber beachte, dass der Heilige Geist vom Vater und vom Sohn gesandt wird: und deshalb, um dies zu zeigen, sagt [Christus] manchmal, dass der Vater ihn sende, so wie hier; manchmal, dass er selbst [ihn sende], unten 16,7: Den ich euch senden werde etc. Aber niemals sagt er, dass [der Heilige Geist] vom Vater gesandt werde, ohne dass er nicht sich selbst erwähnte; daher sagt er den der Vater senden wird in meinem Namen. Und nicht sagt er, dass [der Heilige Geist] gesandt werde von ihm als Sohn, ohne dass er nicht den Vater mit erwähnte; daher sagt er Den ich euch senden werde vom Vater. 1957. – Aber was ist es, dass er sagt in meinem Namen? Wird etwa der Heilige Geist „Sohn“ genannt werden? Es könnte gesagt werden, dass dies gesagt wird insofern, als der Heilige

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Geist gegeben wird den Gläubigen zur Anrufung des Namens Christi. Aber besser ist es, dass wir sagen, dass so, wie der Sohn kommt im Namen des Vaters, oben 5,43: Ich bin gekommen im Namen meines Vaters, so auch der Heilige Geist kommt im Namen des Sohnes. der Sohn aber kommt im Namen des Vaters, nicht weil er der Vater wäre, sondern weil er der Sohn des Vaters ist: ähnlich kommt der Heilige Geist im Namen des Sohnes, nicht damit er „Sohn“ genannt werde, sondern weil er der Geist des Sohnes ist; Rom. 8,9: Wenn einer den Geist Christi nicht hat, der gehört nicht zu ihm; Gal. 4,6: Gott hat den Geist seines Sohnes gesandt in eure Herzen: nicht damit er „Sohn“ genannt werde, sondern damit er der Geist des Sohnes sei; Rom. 8,29: Vorherbestimmt hat er, dass sie gleichförmig würden mit dem Bild seines Sohnes: und dies freilich wegen der Konsubstantialität des Sohnes mit dem Vater, und des Heiligen Geistes mit dem Sohn. Ebenfalls hat, so wie der Sohn im Namen des Vaters kommt und seine Gläubigen dem Vater unterworfen hat: Apoc. 5,10: Du hat uns gemacht für unseren Gott zum Reich etc.: so hat auch der Heilige Geist uns gleichgebildet dem Sohn, insofern als er uns annimmt zu Söhnen Gottes; Rom. 8,15: Ihr habt empfangen den Geist der Annehmung zu Söhnen, in dem wir rufen „Abba, Vater“. 1958. – Anschließend behandelt [Christus] die Wirkung des Heiligen Geistes, indem er sagt der wird euch alles lehren. Denn so, wie die Wirkung der Sendung des Sohnes war, zum Vater zu führen, ist die Wirkung der Sendung des Heiligen Geistes, die Gläubigen zum Sohn zu führen. Der Sohn aber, weil er die gezeugte Weisheit selbst ist, ist die Wahrheit selbst; oben 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und deshalb ist die Wirkung einer derartigen Sendung, dass sie die Menschen teilhaftig mache der göttlichen Weisheit, und zu Erkennern der Wahrheit. Der Sohn also übergibt uns die Lehre, weil er das Wort ist; aber der Heilige Geist macht uns aufnahmefähig für jene Lehre. [Christus] sagt also der wird euch alles lehren, weil ein Mensch, was immer er äußerlich lernt, wenn nicht der Heilige Geist innerlich das Verständnis gibt, sich umsonst müht: weil die Rede des Lehrenden müßig sein wird, wenn nicht der Geist im Herzen des Hörenden anwesend ist; Iob 32,8: Die Eingebung des Allmächtigen gibt das Verständnis; und so sehr, dass auch der Sohn selbst, wenn er mit menschlichem Organ spricht, nicht genügt, wenn er nicht selbst innerlich wirkt durch den Heiligen Geist. 1959. – Aber beachte, dass [Christus] oben in 6,45 sagt: Jeder, der gehört hat vom Vater, und gelernt hat, kommt zu mir. Hier erwägt er, was dies sei, weil [niemand] lernt, wenn nicht der Heilige Geist lehrt, gleichsam: jener, der den Heiligen Geist empfängt vom Vater und vom Sohn, der erkennt den Vater, und den Sohn, und kommt zu ihnen. Er lässt aber uns alles wissen, indem er uns innerlich inspiriert, lenkt und zu Geistlichem erhebt. So nämlich, wie jemand, der einen kranken Geschmackssinn hat, keine wahre Kenntnis hat über die Geschmäcker, so kann auch, wer erkrankt ist an der Liebe zur Welt, nicht das

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Göttliche schmecken: gemäß jener Stelle I Cor. 2,14: Ein sinnlicher Mensch aber nimmt das nicht wahr, was des Heiligen Geistes ist. 1960. – Aber wenn es Sache der Niedrigeren ist, etwas herbeizubringen, etwa der Untergeordneten in göttlichen Dingen, ist [dann] etwa der Heilige Geist, der uns etwas bringt, niedriger als wir? Deshalb muss man sagen, Gregorius zufolge, dass über den Heiligen Geist gesagt wird, dass er etwas bringe, nicht weil er uns Wissen von unten zuträgt; sondern aus dem Verborgenen stellt er uns Kräfte für das Erkennen zur Verfügung. Oder er lehrt insofern, als er uns teilhaben lässt an der Weisheit des Sohnes. Er bringt uns etwas insofern, als er uns antreibt dementsprechend, wie er die Liebe ist. Oder er wird euch alles beibringen; das heißt ins Gedächtnis zurückrufen; Ps. 21,28: Erinnern werden sich und sich bekehren zum Herrn alle Enden der Welt. Man muss nämlich wissen, dass davon, was Christus den Jüngern sagte, sie einiges nicht verstanden, anderes aber nicht in Erinnerung hatten. Der Herr sagt also der wird euch alles lehren, was ihr jetzt nicht verstehen könnt, und wird euch alles beibringen, was ihr nicht dem Gedächtnis anvertrauen könnt. Wie nämlich hätte der Evangelist Johannes nach vierzig Jahren die Erinnerung an alle Worte Christi, die er im Evangelium schreibt, haben können, wenn sie ihm nicht der Heilige Geist gebracht hätte?

Lectio VII. I. Frieden lasse ich euch zurück, meinen Frieden gebe ich euch: II. Nicht, wie die Welt gibt, gebe ich euch. I. 1961. – Oben hat der Herr seinen Jüngern versprochen, was sie durch die Anwesenheit des Heiligen Geistes erlangen werden [vgl. n. 952], hier verspricht er das Geschenk, das sie erlangen werden durch seine Ankunft und Anwesenheit. Man muss jedoch wissen, dass der Herr, wenn die Eigenart der Personen betrachtet wird, nämlich des Sohnes und des Heiligen Geistes, die Gaben zu vertauschen scheint. Weil nämlich der Sohn das Wort ist, scheint ihm angemessenerweise die Gabe der Weisheit und Erkenntnis zuzukommen. Dem Heiligen Geist aber, weil er die Liebe ist, die die Ursache des Friedens ist, ist der Friede angemessen. Weil jedoch der Heilige Geist dem Sohn zugehört, und das, was der Heilige Geist gibt, er vom Sohn hat: deshalb teilt [Christus] dem Heiligen Geist diese Gabe der Erkenntnis zu, als er sagt [v. 26] Jener wird euch alles lehren etc., was dennoch dem Sohn angemessen ist. Weil aber der Heilige Geist aus dem Sohn hervorgeht, deshalb wird, was der Heilige Geist ange-

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Caput XIV.

messenerweise tut, dem Sohn zugeteilt. Und gemäß dieser Art teilt Christus sich den Frieden zu, indem er sagt Frieden lasse ich euch zurück: wobei er erstens die Gabe des Friedens verspricht, den er zurücklässt; zweitens diesen Frieden unterscheidet vom Frieden der Welt, an der Stelle [n. 1964] Nicht, wie die Welt gibt, gebe ich euch. 1962. – [Christus] sagt also Frieden lasse ich zurück. Man muss wissen, dass Friede nichts anderes ist als die Ruhe der Ordnung: dann nämlich sagt man von etwas, dass es Frieden habe, wenn seine Ordnung unverwirrt bleibt. Im Menschen aber ist eine dreifache Ordnung: nämlich die des Menschen mit sich selbst, die des Menschen mit Gott, und die des Menschen mit dem Nächsten: und so ist ein dreifacher Friede im Menschen. Ein gewisser innerer, dem gemäß er in Frieden steht mit sich selbst, ohne Verwirrung der Kräfte; Ps. 118,165: Viel Frieden denen, die dein Gesetz lieben. Ein anderer [Friede] ist, durch den der Mensch in Frieden steht mit Gott, indem er völlig dessen Ordnung unterworfen ist; Rom. 5,1: Gerechtfertig also durch den Glauben, mögen wir Frieden haben mit Gott. Der dritte ist der Friede mit dem Nächsten; Hebr. 12,14: Frieden erreicht ihr mit allen Heiligen und die Heiligkeit. Aber es muss beachtet werden, dass in uns dreierlei geordnet werden muss: nämlich der Verstand, der Wille und das sinnliche Verlangen: dass also der Wille gelenkt werde zufolge dem Geist, oder der Vernunft; das sinnliche Verlangen aber zufolge dem Verstand und dem Willen. Und deshalb sagt Augustinus im Buch De verbis Domini, als er den Frieden der Heiligen definiert: „Friede ist Heiterkeit des Geistes, Ruhe der Seele, Einfachheit des Herzens, Band der Liebe, Gemeinschaft der Verehrung“: so dass die Heiterkeit des Geistes bezogen wird auf die Vernunft, die frei sein muss, nicht gebunden, noch vereinnahmt durch irgendeine ungeordnete Leidenschaft; die Ruhe des Geistes soll bezogen werden auf die sensitive [Seele], die zur Ruhe kommen muss von der Belästigung durch die Leidenschaften; die Einfachheit des Herzens soll bezogen werden auf den Willen, der völlig verlagert werden soll in Gott als sein Objekt; das Band der Liebe soll bezogen werden auf den Nächsten; die Gemeinschaft der Verehrung auf Gott. Diesen Frieden aber haben die Heiligen hier und werden ihn haben in Zukunft; aber hier freilich unvollkommen, weil wir weder mit uns noch mit Gott noch mit dem Nächsten Frieden haben können ohne irgendeine Verwirrung; aber in der Zukunft werden wir ihn vollkommen haben, weil wir ohne Feind regieren werden: wo wir uns niemals entzweien werden können. Und beiderlei [Frieden] verspricht uns hier der Herr. Den ersten, wenn er sagt Frieden lasse ich euch zurück, in dieser Zeitlichkeit nämlich, damit ihr den Feind besiegt, und damit ihr einander liebt; dies ist gleichsam das Testament, das einzuhalten uns von Christus festgesetzt ist; Eccli. 45,30: Er hat jenem das Testament des Friedens festgesetzt, und hat ihn zum Ersten gemacht. Wie Augustinus sagt, wird zur Erbschaft des Herrn nicht gelangen können, wer sein Testament nicht einhalten will: und nicht kann Eintracht mit Christus

Lectio VII.

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haben, wer Zwietracht haben will mit einem Christen. Den zweiten [Frieden] aber [verspricht uns der Herr], wenn er sagt meinen Frieden gebe ich euch, nämlich in der Zukunft; Is. ult., 12: Hinlenken werde ich über sie, nämlich über das himmlische Jerusalem, gleichsam einen Strom des Friedens. 1963. – Aber weil, sei es in der Welt, sei es in der Heimat, der ganze Friede der Heiligen zu ihnen durch Christus gelangt; vergleiche unten 16,33: In mir werdet ihr Frieden haben: weshalb sagt der Herr, da er spricht über den Frieden der Heiligen auf dem Weg, nicht meinen Frieden gebe ich euch, sondern nur, wenn er spricht über den Frieden der Heiligen in der Heimat? Darauf ist zu sagen, dass beiderlei Friede, nämlich der gegenwärtige und der zukünftige, der [Friede] Christi ist: aber der gegenwärtige ist [sein] nur als des Urhebers; der zukünftige aber ist sein als des Urhebers und Besitzers: denn ihn hatte er immer, weil er immer ohne Widerspruch war. Der gegenwärtige Friede aber, wie gesagt worden ist, besteht mit einem Widerspruch: und deshalb besitzt er ihn, mag er ihn auch schaffen, dennoch nicht. Und, dem zuvor Gesagten zufolge, schreitet die Auslegung fort vom Frieden der Zeitlichkeit und vom Frieden der Ewigkeit. Aber, Augustinus zufolge, kann beides ausgelegt werden bezüglich des Friedens der Zeitlichkeit: und [Christus] sagt Frieden lasse ich euch zurück, durch das Beispiel, aber meinen Frieden gebe ich, durch Macht und Kraft. II. 1964. – Wenn [Christus] anschließend sagt Nicht, wie die Welt gibt, gebe ich euch, unterscheidet er diesen Frieden vom Frieden der Welt. Es wird aber der Friede der Heiligen unterschieden vom Frieden der Welt hinsichtlich auf dreierlei. Erstens hinsichtlich der Absicht: denn der Frieden der Welt ist hingeordnet auf die ruhige und friedliche Nutzung der zeitlichen [Dinge], wodurch es geschieht, dass er manchmal den Menschen mitwirkt zur Sünde; Sap. 14,22: In einem großen Krieg leben sie in Unwissenheit und nennen so viele und so große Übel Frieden. Aber der Friede der Heiligen ist hingeordnet auf ewige Güter. Es ist also der Sinn: Nicht, wie die Welt gibt, gebe ich: das heißt nicht zu demselben Zweck: weil die Welt gibt im Hinblick darauf, Äußerliches in Ruhe zu besitzen, ich aber gebe im Hinblick darauf, Ewiges zu erlangen. Zweiten aber [wird der Friede der Heiligen unterschieden vom Frieden der Welt] hinsichtlich der Vortäuschung: da der Friede der Welt vorgetäuscht ist, da nur äußerlich: Ps. 27,3: Sie besprechen den Frieden mit ihrem Nächsten, Übles aber in ihren Herzen; der Friede Christi aber ist wahr, weil er innerlich und äußerlich ist. Und so ist der Sinn: Nicht, wie die Welt gibt, das heißt einen vorgetäuschten Frieden gebe ich, so wie die Welt, sondern den wahren. Drittens aber [wird der Friede der Heiligen unterschieden vom Frieden der Welt] hinsichtlich der Vollkommenheit: weil der Friede der Welt unvollkommen ist, da er nur im Hinblick auf die Ruhe des äußeren Menschen besteht und

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Caput XIV.

nicht des inneren; Is. 57,21: Nicht ist Frieden für die Unfrommen, sagt der Herr: sondern der Friede Christi beruhigt innerlich und äußerlich; Ps. 118,165: Viel Friede für die, die dein Gesetz lieben. Und der Sinn ist: Nicht, wie die Welt gibt, das heißt nicht einen so unvollkommenen [Frieden].

Lectio VIII. Nicht werde euer Herz verwirrt, noch fürchte es. Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: ich gehe, und ich komme zu euch. Wenn ihr mich liebt, werdet ihr euch wohl durchaus freuen, weil ich zum Vater gehe, weil der Vater größer ist als ich. Und jetzt habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr glaubet, wenn es geschehen sein wird. II. Schon werde ich nicht [mehr] viel mit euch sprechen. Es kommt nämlich der Fürst dieser Welt, und in mir hat er nichts. III. Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe, und so, wie der Vater mir den Auftrag gegeben hat, so tue ich; steht auf, lasst uns von hier gehen.

I.

I. 1965. – Oben [vgl. n. 1848] hat der Herr seine Jünger getröstet mit Gründen, die genommen waren von Seiten der Jünger selbst, indem er ihnen versprach den Zugang zum Vater, die Ankunft des Heiligen Geistes, und seine Rückkehr; hier aber tröstet er sie mit Gründen, die genommen sind von Seiten seiner selbst; infolge dessen konnte er ihnen eine zweifache Ursache des Trostes sein. Eine aufgrund der Nützlichkeit des Erfolges, der erlangt werden würde durch den Weggang Christi; die andere aus der Ursache des Todes. Und deshalb führt er erstens die erste an; zweitens die zweite, an der Stelle [n. 1974] Schon werde ich nicht [mehr] viel mit euch sprechen. 1966. – Der Erfolg aber, der erlangt werden würde durch den Weggang Christi, war seine Erhöhung etc.; dadurch konnten die Jünger getröstet werden. Sitte nämlich bei Freunden ist es, dass sie, wenn ein Freund zu seiner Erhöhung geht, durch seinen Weggang weniger vereinsamen: und deshalb führt der Herr diesen Grund an zu ihrem Trost. Und erstens schließt er einen Zweifel des Herzens aus; zweitens erinnert er an etwas, das sie zum Teil tröstete, und zum Teil verwirrte [n. 1968]; drittens fügt er den Grund hinzu, der vollständig tröstet [n. 1969]; viertens antwortet er auf eine gewisse stumme Frage [n. 1973]. 1967. – Die Verwirrung des Herzens nun schließt er aus, indem er sagt Nicht werde euer Herz verwirrt etc. Die Verwirrung bezieht sich auf die Trauer; die Furcht auf die Angst. Trauer aber und Angst kommen freilich in etwas überein, darin nämlich, dass beides von einem Übel kommt; aber sie unterscheiden

Lectio VIII.

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sich, weil die Trauer kommt von einem gegenwärtigen Übel, die Angst aber von einem zukünftigen Übel. Es sagt aber der Herr Nicht werde euer Herz verwirrt, von einem gegenwärtigen Übel, Ps. 111,6: Der Gerechte wird nicht erschüttert werden; noch fürchte es, nämlich aufgrund eines zukünftigen [Übels]; Is. 51,12: Wer bist du, dass du etwas fürchtest von einem sterblichen Menschen?, was zu verstehen ist bezüglich der menschlichen Furcht: denn die vor Göttlichem schließt [Isaias] nicht aus. 1968. – Wenn [Christus] anschließend sagt Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: ich gehe, und ich komme zu euch, wurden sie nämlich betrübt durch den Weggang Christi, aber [auch] zum Teil getröstet, weil er hinzufügt und ich komme zu euch; oben: Ich gehe, und ich komme zu euch. Dennoch wurden sie dadurch nicht vollständig getröstet, da sie fürchteten, dass vielleicht ein Wolf die Herde in dieser Zwischenzeit anfiele, in der Abwesenheit des Hirten: gemäß jener Stelle Zach. 13,7: Töte den Hirten, und die Schafe werden sich zerstreuen. [Christus] sagt also Nicht werde [euer Herz] verwirrt, weil ich gehe, aber es fürchte auch nicht, weil ich zu euch komme. [Christus] geht freilich, indem er aufgrund seiner Macht stirbt, und er kommt, indem er aufersteht; Matth. 20,18: Der Sohn des Menschen wird übergeben werden den Obersten der Priester und Schriftgelehrten, und sie werden ihn verurteilen zum Tod … und am dritten Tage wird er auferstehen. Er ging, indem er [in den Himmel] auffuhr; Is. 63,1: Jener schöne in seinem Aufzug, schreitend in der Vielheit seiner Kraft. Er wird kommen, um zu richten; Lc. 21,27: Sie werden sehen den Sohn des Menschen, der kommt in einer Wolke, mit großer Macht und Hoheit. 1969. – Vollständig aber tröstet er sie, wenn er sagt Wenn ihr mich liebt, werdet ihr euch wohl durchaus freuen; als ob er sagte: Wenn ihr mich liebt, müsst ihr nicht betrübt sein, sondern müsst euch vielmehr freuen über meinen Weggang, weil ich zu meiner Erhöhung gehe, weil ich nämlich zum Vater gehe, weil der Vater größer ist als ich. 1970. – Aber aufgrund dessen frohlockt Arius und sagt, dass der Vater größer sei als der Sohn. Sein Irrtum wird ausgeschlossen durch die Worte des Herrn selbst. Denn aus dem Verständnis davon, auf welche Weise verstanden wird ich gehe zum Vater, aus demselben wird verstanden der Vater ist größer als ich. Der Sohn aber geht nicht zum Vater und kam nicht zu uns insofern, als er der Sohn Gottes ist, dementsprechend dass er beim Vater war von Ewigkeit her; oben 1: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott. Aber es wird gesagt, dass er zum Vater gehe, entsprechend der menschlichen Natur. So also sagt er dies, dass er sagt der Vater ist größer als ich, nicht insofern, als er Sohn Gottes [ist], sondern insofern, als er Sohn des Menschen [ist], infolgedessen er nicht nur geringer ist als der Vater und der Heilige Geist, sondern auch als selbst die Engel; Hebr. 2,9: Ihn aber, der für ein kurzes niedriger gewesen ist als die Engel, sehen wir, Jesus, wegen des Leidens des Todes, in Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Ebenso war er einigen Menschen, nämlich den Eltern untergeordnet hinsichtlich von manchen, wie man liest in Lc. 2,51. So also ist er

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Caput XIV.

geringer als der Vater hinsichtlich der Menschenhaftigkeit, gleich hinsichtlich der Göttlichkeit; Phil. 2,6: Nicht hat er es als einen Raub betrachtet, Gott gleich zu sein; doch er hat sich selbst ausgeplündert, indem er die Gestalt eines Sklaven empfing. 1971. – Es könnte auch gesagt werden, Hilarius zufolge, dass der Vater auch hinsichtlich der Göttlichkeit größer ist als der Sohn, aber dennoch der Sohn nicht geringer ist, sondern gleich. Es ist nämlich der Vater größer als der Sohn nicht an Macht, Ewigkeit und Größe, sondern an Autorität des Schenkenden oder des Prinzips. Denn der Vater empfängt nichts von einem anderen, der Sohn aber empfängt die Natur, dass ich es [so] sage, vom Vater durch ewige Zeugung. Es ist also der Vater größer, weil er gibt; aber der Sohn ist nicht kleiner, sondern gleich, weil er alles, was der Vater hat, empfängt; Phil. 2,9: Er hat ihm den Namen gegeben, der über jedem Namen ist. Geringer nämlich als der Gebende ist der nun nicht, dem gegeben wird, eins [mit dem Gebenden] zu sein. 1972. – Chrysostomus aber legt es so aus, dass er sagt, dass der Herr spreche gemäß dem Verdacht der Apostel, die noch nicht wussten, was die Auferstehung sei, und ihn nicht für gleich mit dem Vater hielten. Und deshalb sagt er ihnen: Und wenn ihr mir nicht glaubt, weil ich mir nicht beistehen kann, und nicht vertraut, dass ich nach dem Kreuz euch wiederum sehen werde; so glaubet mir dennoch, weil ich zum Vater gehe, der größer ist als ich. 1973. – Er antwortet aber auf eine stumme Frage, indem er sagt Und jetzt habe ich es euch gesagt, bevor es geschieht, damit ihr glaubet, wenn es geschehen sein wird. Sie könnten nämlich fragen, weshalb er dies sage, und deshalb sagt er vorwegnehmend: jetzt habe ich es euch gesagt etc. Aber Augustinus fragt: Wenn der Glaube [einer] dessen ist, was nicht gesehen wird, soll [dann] der Mensch nicht glauben, nachdem es geschehen ist, sondern vorher? Aber man muss sagen, dass [die Apostel] etwas anderes sahen, und etwas anderes glaubten. Sie sahen zuvor den Tod Christi und seine Auferstehung; als sie dies gesehen hatten, glaubten sie, dass er Christus sei, der Sohn Gottes. Daher glaubten sie, als es geschehen war, nicht mit neuem Glauben, sondern mit vermehrtem; oder sicher, als er gestorben war, mit beschädigtem, [und] als er auferstanden war, mit wiederhergestelltem, wie Augustinus sagt. II. 1974. – Wenn [Christus] anschließend sagt Schon werde ich nicht [mehr] viel mit euch sprechen, führt er einen anderen Grund der Tröstung an hinsichtlich seines Wegganges, der genommen wird aus der Ursache des Todes. Man muss aber wissen, dass es eine gewisse Ursache des Todes gibt, die Schmerz bringt, wenn [nämlich] jemand für eine Schuld stirbt; eine gewisse [andere Ursache des Todes] bringt Trost, wenn nämlich jemand stirbt für das

Lectio VIII.

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Gut der Tugend; I Petr, 4,15: Keiner von euch leidet als ein Dieb oder Mörder … Wenn aber als ein Christ, dann soll er nicht erröten. Bezüglich dessen also zeigt der Herr erstens, dass nicht die Sünde Ursache seines Todes war; zweitens, dass dessen Ursache die Tugend des Gehorsams und der Liebe war, an der Stelle [n. 1976] Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe. 1975. – [Christus] sagt also Schon werde ich nicht [mehr] viel mit euch sprechen, wegen der Kürze der Zeit, oben 13,33: Söhne, noch ein wenig bin ich bei euch. Oder weil ihr noch nicht auffassungsfähig [dafür] seid; unten 16,12: Noch vieles habe ich mit euch zu sprechen, aber ihr könnt es noch nicht tragen. Oder deshalb werde ich nicht [mehr] viel mit euch sprechen, weil ich euch in einer kurzen Rede erklären werde, dass ich nicht sterbe aufgrund meiner Schuld. Und dies macht [Christus] anschließend, wenn er sagt Es kommt nämlich der Fürst dieser Welt, und in mir hat er nichts, nämlich der Teufel, der „Fürst“ genannt wird, nicht aufgrund [seiner] Erschaffung, noch auch wegen natürlicher Macht, wie die Manichäer lästern, sondern aufgrund seiner Schuld, das heißt der Liebhaber der Welt: daher wird er Fürst der Welt und der Sünde genannt. Eph. ult., 12: Nicht haben wir ein Ringen gegen Fleisch und Blut; sondern gegen die Lenker und Fürsten dieser Finsternisse. Nicht also ist er der Fürst der Geschöpfe, sondern der Sünden und Finsternisse; Iob 41,25: Jener ist König über alle Söhne des Hochmuts. Dieser Fürst also kommt, um zu verfolgen: er ging nämlich in das Herz des Judas ein, dass der [Christus] verriete, in das der Juden aber, dass sie [Christus] töteten; aber in mir hat er nichts: denn in uns hat er keine Macht, außer durch die Sünde; oben 8,34: Wer eine Sünde tut, ist Sklave der Sünde. In Christus aber war keine Sünde, weder von der Seele her: I Petr. 2,22: Der keine Sünde getan hat etc.; noch vom Fleisch her, weil er von der Jungfrau ohne Erbsünde vom Heiligen Geist empfangen war; Lc. 1,35: Was nämlich Heiliges aus Dir geboren werden wird, wird Sohn Gottes genannt werden. Weil also der Teufel Christus, in dem er kein Recht hatte, auch angefallen hat, verdiente er, zu verlieren, was er zu Recht besaß; Mc. 5,7: Was haben wir mit dir zu tun, Jesus, Sohn des höchsten Gottes? So also ist offenbar, dass die Ursache seines Todes nicht eine Schuld war; aber es gab auch keinen Grund, dass er stürbe, wenn er keine Sünde hat. III. 1976. – Anschließend fügt [Christus] die wahre Ursache hinzu, die das Gut der Tugend ist; und deshalb sagt er Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe: dies wird, Augustinus zufolge, so interpunktiert: Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe, und so, wie der Vater mir den Auftrag gegeben hat, so tue ich, (Unterbrechung), steht auf, lasst uns von hier gehen. Hier muss man wissen, dass zweierlei Christus bewog, den Tod zu auf sich zu nehmen, nämlich die Liebe zu Gott und die Zuneigung zum Nächsten;

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Caput XV.

Eph. 5,2: Gehet in Zuneigung. Und dies beweist er durch ein Anzeichen, weil er seine Aufträge erfüllt; oben [v. 15] Wenn ihr mich liebt, erfüllt meine Aufträge. Und hinsichtlich dessen sagt er Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe etc.; und dies wirkungsvoll, weil ich nämlich sterbe; daher fügt er hinzu und so, wie der Vater mir den Auftrag gegeben hat, so tue ich: dies ist demzufolge, dass der Vater ihn bewogen hat, den Tod auf sich zu nehmen, nämlich aufgrund von Gehorsam, der von Liebe verursacht wird. Diesen Auftrag aber hat der Vater nicht dem Sohn Gottes gegeben, der, weil er das Wort ist, auch der Auftrag des Vaters ist; sondern er gab ihn dem Sohn des Menschen, insofern als er dessen Seele es eingab, es sei nötig für das menschliche Heil, dass Christus in menschlicher Natur sterbe. Damit also dies die Welt erkenne, steht auf, von dem Ort, an dem sie gegessen hatten, und lasst uns von hier gehen, zu dem Ort, so ich verraten werden muss, damit ihr seht, dass ich nicht aus Notwendigkeit, sondern aus Liebe und Gehorsam sterbe; Iob 39,21: Mutig bricht er auf zur Begegnung mit den Bewaffneten. 1977. – Chrysostomus zufolge aber wird es anders gelesen: dass darin nämlich, dass [Christus] sagt so tue ich, das Ende des Satzes sei, und darin, dass er wieder beginnt steht auf, lasst uns von hier gehen, der Anfang eines anderen [Satzes ist]; so dass der Sinn ist: Ich sterbe nicht, als ob der Fürst der Welt etwas in mir hätte, sondern weil ich den Vater liebe, deshalb mache ich dies. Ihr aber steht auf und lasst uns von hier gehen. Er sah nämlich, dass sie Angst hatten sowohl wegen der Zeit, weil tiefe Nacht war, als auch wegen des Ortes, weil sie offen in dem Landhaus saßen, so, dass sie immer die Augen zum Eingang kreisen ließen, gleichsam in Erwartung von Feinden, die sie anfallen würden, und deshalb nicht aufpassten auf das, was gesagt wurde. Und deshalb, damit sie besser die Worte, die er sagen würde, verstünden, führt er sie an einen anderen, geheimen Ort, damit sie glaubten, sie seien sicher, und aufmerksamer hörten, was er ihnen sagte; Oseae 2,14: Ich werde sie in die Einsamkeit führen, und zu ihrem Herzen sprechen.

Caput XV. Lectio I. I. II. III. IV.

Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Bauer. Jeden Zweig an mir, der nicht trägt, den wird er beseitigen; und jeden, der Frucht trägt, den wird er reinigen, damit er mehr Frucht trage. Schon seid ihr rein wegen der Rede, die ich zu euch gesprochen habe. Bleibt in mir, und ich in euch. So wie der Zweig nicht Frucht tragen kann aus sich selbst, wenn er

Lectio I.

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nicht am Weinstock bleibt, so auch nicht ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt. Ich bin der Weinstock, und ihr seid die Zweige. V. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der trägt viele Frucht: weil ihr ohne mich nichts tun könnt. VI. Wenn einer in mir nicht bleibt, wird er hinausgebracht werden wie die Zweige; und wird verdorren; und sie werden ihn sammeln, und ins Feuer geben, und er brennt. VII. Wenn ihr in mir bleibt, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten um was immer ihr wollt, und es wird euch werden. VIII. Darin ist mein Vater verherrlicht, dass ihr sehr viele Frucht bringt und meine Jünger werdet. I. 1978. – Der Herr beabsichtigte in dieser Rede insbesondere, die Seelen der Jünger zu stärken gegen zweierlei: nämlich gegen das eine, das in der Gegenwart drohte, das seine Passion war; und [gegen] ein anderes Zukünftiges, das gefürchtet wurde, nämlich die Verfolgung, die über sie kommen würde. Daher hatte er gegen dies beides zu ihnen gesagt [14,27] Nicht werde euer Herz betrübt, hinsichtlich des ersten, noch auch fürchte es, hinsichtlich des zweiten. Nachdem er sie also getröstet hat über seinen Weggang [vgl. n. 1848], tröstet er sie hier über die Drangsale, die über sie kommen würden, und erstens führt er ihnen ein Gleichnis vor; zweitens schreitet er von diesem zum Beabsichtigten vor, an der Stelle [n. 1986] Schon seid ihr rein. Das Gleichnis aber ist [das] vom Weinstock und dem Bauern. Daher führt [Christus] als erstes den Weinstock an, zweitens führt er den Bauern ein [n. 1981]; drittens lehrt er den Eifer des Bauern bezüglich der Zweige [n. 1983]. 1979. – Aber der Weinstock ist er selbst; daher sagt er in einem Gleichnis Ich bin der Weinstock, weil so, wie der Weinstock, mag er auch als verachtet erscheinen, dennoch alle Hölzer übertrifft an Süße der Frucht, so [auch] Christus, wenn er auch als von der Welt verachtet erschien, weil er arm war und als niedrig erschien und Schande ertragend, dennoch die süßesten Früchte hervorbrachte; gemäß jener Stelle Cant. 2,3: Seine Frucht ist süß für meine Kehle. Und deshalb ist Christus der Weinstock, der Wein trägt, der innerlich berauscht: dies ist der Wein der Reue; Ps. 59,5: Getränkt hast du uns mit dem Wein der Reue. Zweitens [ist es] der tröstende Wein, nämlich der unserer Stärkung; oben 6,55: Mein Blut ist wahrlich ein Trank. So nämlich hat [Christus] sich oben verglichen mit dem Korn des Getreides, weil sein Fleisch wahrlich Nahrung ist. Dies ist jener Weinstock, über den gesagt wird in Gen. 40,9: Ich sah vor mir einen Weinstock, der drei Triebe hatte, das heißt Christus, in dem drei Substanzen sind, nämlich der Körper und die Seele und die Göttlichkeit. Dies ist

304

Caput XV.

auch der Weinstock, über den Jakob sagt in Gen. 49,11: Du wirst an einen Weinstock, mein Sohn, deinen Esel anbinden, das heißt die Kirche. 1980. – Aber dieser ist der wahre Weinstock. Hier muss man wissen, dass das Wahre manchmal abgesetzt wird gegen das Ähnliche, so wie ein wahrer Mensch gegen einen gemalten Menschen; manchmal gegen das Verdorbene, so wie der Essig gegen den Wein, weil er ein verdorbener Wein ist. Dies also, dass gesagt wird Ich bin der wahre Weinstock, wird aufgefasst auf die zweite Art, dass [Christus] sich unterscheidet vom verdorbenen Weinstock, nämlich vom Volk der Juden, über das gesagt wird in Ier. 2,21: Wie bist du verändert worden in Bitternis, die unangemessen ist einem Weinstock? Und dies deshalb, weil er nicht Trauben brachte, sondern Säuerlinge; Is. 5,4: Ich habe erwartet, dass er Trauben brächte, und er hat Säuerlinge gebracht. 1981. – Aber man muss beachten, dass in Christus eine zweifache Natur ist, die göttliche nämlich und die menschliche: und der menschlichen zufolge stimmt er mit uns überein, und ist minder als der Vater; der göttlichen zufolge stimmt er mit Gott überein, und ist über uns. Er ist also der wahre Weinstock demzufolge, dass er das Haupt der Kirche ist, der Mensch Christus Jesus. Und dies lehrt er, indem er den Bauern einführt, der der Vater ist; daher sagt er und mein Vater ist der Bauer. Wenn er nämlich der Weinstock ist zufolge der göttlichen Natur, wäre der Vater der Weinstock so wie auch der Sohn: weil er also zufolge der menschlichen Natur der Weinstock ist, deshalb verhält sich der Vater zu ihm so wie der Bauer zum Weinstock. [Christus] selbst ist auch demzufolge, dass er Gott ist, der Bauer. Man sagt aber „Bauer“ (agricola) nach dem Pflegen (cultura): daher ist auch der Winzer insofern, als er pflegt, ein Bauer. 1982. – Aber weil „pflegen“ bedeutet, Eifer anzuwenden, pflegen wir etwas zweifach. Entweder so, dass das, was wir pflegen, verbessert wird: und auf diese Art pflegen wir einen Acker, oder irgendetwas dergleichen. Auf eine andere Art so, dass wir durch es verbessert werden: und auf diese Art pflegt der Mensch die Weisheit. Gott also pflegt uns, damit wir aufgrund seines Werkes besser werden, insofern als er die üblen Samen austilgt aus unseren Herzen. Er öffnet unser Herz mit dem Pflug der Predigt; er pflanzt die Samen der Vorschriften; er sammelt die Frucht der Frömmigkeit, wie Augustinus sagt. Wir aber pflegen ihn, damit wir durch ihn verbessert werden, aber dies durch Anbeten, nicht durch Pflügen; oben 9,31: Wenn jemand der Pfleger Gottes ist … den erhört er. Es ist also der Vater der Bauer dieses Weinstockes zum Guten eines anderen. Er selbst nämlich pflanzt ihn; Ier. 2,21: Ich habe dich gepflanzt als ausgewählten Weinstock, jeder Samen ist echt. Er selbst vergrößert; I Cor. 3,6: Ich habe gepflanzt, Apollon hat bewässert, Gott aber hat das Wachstum gegeben, weil nur Gott innerlich vergrößert und bewirkt, dass Frucht entsteht: wie viel auch der Mensch äußerlich mitarbeitet, [Gott] selbst bewacht und bewahrt [den Ertrag]; in Matth. 21,33 und Is. 5,2 wird gesagt, dass er im Weinberg einen Turm baute und eine Umzäunung darumlegte.

Lectio I.

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1983. – Der Eifer des Bauern aber geht auf zweierlei: auf den Weinstock und auf die Zweige. Aber der Weinstock, um den es sich hier handelt, war vollkommen und bedurfte nicht des Eifers des Bauern; daher musste der ganze Eifer des Bauern auf die Zweige angewendet werden, und deshalb sagt [Christus] Jeden Zweig an mir, der nicht trägt, den wird er beseitigen. Die Zweige aber sind von der Natur des Weinstocks: daher sind die, die Christus anhängen, Zweige dieses Weinstocks; Ez. 17,6: Vollbracht ist der Weinstock in den Zweigen. Hinsichtlich dessen also macht [Christus] zweierlei. Erstens führt er den Eifer des Bauern bezüglich der schlechten Zweige an; zweitens bezüglich der guten Zweige [n. 1985]. 1984. – [Gottes] Eifer bezüglich der schlechten [Zweige] aber ist, dass sie vom Weinstock abgeschnitten werden; daher sagt [Christus] Jeden Zweig, das heißt jeden Gläubigen, der nicht trägt, nämlich am Weinstock, an mir, ohne den nichts Frucht tragen kann, den wird er beseitigen, nämlich vom Weinstock. Daraus zeigt sich, dass nicht nur von Christus einige fortgeschnitten werden, weil sie Übles tun, sondern auch weil sie es verabsäumen, Gutes zu tun; II Cor. 6,1: Wir ermuntern euch, dass ihr nicht für Nichtiges Gottes Gnade empfanget. Daher sagte der Apostel über sich, I Cor. 15,10: Durch Gottes Gnade bin ich das, was ich bin, und seine Gnade war in mir nicht nichtig. Und in Matth. 25,28 wird gesagt, dass dem das Talent weggenommen wurde, der daraus kein Ergebnis hervorbrachte, sondern es verbarg; in Lc. 13,7 befiehlt der Herr, den unfruchtbaren Feigenbaum abzuschneiden. 1985. – [Gottes] Eifer bezüglich der guten [Zweige] aber ist, dass sie unterstützt werden, um mehr Frucht zu bringen; daher sagt [Christus] und jeden, der Frucht trägt, den wird er reinigen, damit er mehr Frucht trage. Im wörtlichen Sinn nämlich geschieht es am natürlichen Weinstock, dass eine Rebe, die viele Zweige hat, weniger Frucht bringt wegen der Aufteilung der Feuchtigkeit auf alle, und deshalb reinigen sie die Winzer, damit sie mehr Frucht bringe, von den überflüssigen Zweigen. So ist es beim Menschen. Denn ein gut veranlagter und Gott verbundener Mensch, wenn seine Leidenschaft zu vielem hinneigt, wird seine Tugend gemindert, und weniger wirksam wird sie für das gute Tun. Und daher kommt es, dass Gott, damit [dieser Mensch] gute Frucht bringe, oft dergleichen Hindernisse beschneidet und bereinigt, indem er Plagen und Versuchungen schickt, durch die er stärker wird zum Tun. Und deshalb sagt [Christus] den wird er reinigen, auch wenn er rein ist: weil niemand so sehr rein ist in diesem Leben, dass er nicht mehr und mehr zu reinigen wäre; I Io. 1,8: Wenn wir sagen würden, dass wir keine Sünde haben, haben wir uns selbst verführt, und in uns ist keine Wahrheit. Und dies deshalb, damit er mehr Frucht trage, das heißt in der Tugend wachse, damit sie desto fruchtbringender seien, umso reiner sie sind; Apoc. 22,11: Wer gerecht ist, wird noch mehr gerechtfertigt, und der Heilige wird noch mehr geheiligt: Col. 1,6: Das Wort des Evangeliums bringt Frucht und wächst; Ps. 83,8: Sie werden gehen von Tugend zu Tugend.

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Caput XV.

II. 1986. – Hier folgt aus dem Gleichnis das Beabsichtigte. Zweierlei jedoch wird im vorhergehenden Gleichnis berührt im Vergleich der Zweige mit dem Weinstock. Das eine ist das Anhaften der Zweige am Weinstock, das zweite ist die Reinigung der Zweige. Erstens also behandelt [Christus] das Anhaften; zweitens die Reinigung, an der Stelle [n. 2030] Wenn euch die Welt hasst, wisset, dass sie mich als ersten vor euch mit Hass bedacht hat. Hinsichtlich des ersten mahnt er erstens die Jünger, dass sie dem Weinstock anhaften sollen; zweitens führt er Gründe für das Anhaften an, an der Stelle [n. 1989] So wie der Zweig nicht Frucht tragen kann aus sich selbst etc.; drittens bezeichnet er die Art des Anhaftens, an der Stelle [n. 1997] So wie der Vater mich geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens erinnert er sie an die empfangene Wohltat; zweitens mahnt er sie, dass sie in ihr verbleiben, an der Stelle [n. 1988] Bleibt in mir, und ich in euch. 1987. – Wohltaten der Reinigung haben sie empfangen, daher sagt er Schon seid ihr rein; als ob er sagte: Derlei habe ich über die Zweige gesagt, aber ihr seid Zweige, die vorbereitet sind, gereinigt zu werden für das Tragen der Frucht, und dies wegen der Rede, die ich zu euch gesprochen habe. Denn das Wort Christi reinigt erstens freilich von den Irrtümern, indem es lehrt; Tit. 1,9: Umfassend die treue Rede, die gemäß der Lehre ist, damit sie mächtig sei, zu ermahnen in unbeschädigter Lehre, und die, die widersprechen, zu widerlegen. Und dies deshalb, weil in den Worten Gottes keine Falschheit gefunden wird; Prov. 8,8: Richtig sind meine Reden. [Christus] sagt also ihr seid rein, von den Irrtümern der Juden. – Zweitens reinigt [das Wort Christi] die Herzen von den irdischen Leidenschaften, indem sie zu himmlischen entflammt. Denn das Wort Gottes erschüttert durch seine Kraft das Herz des Menschen, das zu Irdischem niedergedrückt ist; dadurch wird es entflammt, Ier. 23,29: Sind denn meine Worte nicht gleichsam ein Feuer? – Drittens reinigt die Rede Gottes von den Sünden, wenn sie angerufen wird in der Taufe. Denn die Menschen werden in der Taufe gereinigt, weil im Wasser das Wort reinigt: weil, wie Augustinus sagt: „Nimm weg das Wort, was ist das Wasser, außer Wasser? Es tritt das Wort zum Element hinzu, und es wird das Sakrament“. Das Wort also macht, dass das Wasser den Körper berührt, und das Herz abwäscht. Das Wort, sage ich, nicht weil es gesagt wird, sondern weil es geglaubt wird. Dieses Wort des Glaubens nämlich vermag so viel in der Kirche, dass es sogar auch die kleinen Kinder reinigt, wie sehr sie nicht imstand sind, zu glauben aufgrund des Glaubens der Gläubigen, Darbringenden, Lobpreisenden und das Vorgebrachte Erfassenden; Matth. ult., 19: Sie taufend im

Lectio I.

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Namen des Vaters, und des Sohnes, und des Heiligen Geistes. – Viertens reinigt [das Wort Christi] durch die Kraft des Glaubens; Act. 15,9: Durch den Glauben reinigend ihre Herzen. [Christus] sagt also ihr, die schon Belehrten, schon Bewegten, schon Getauften, schon im Glauben Gefestigten, seid rein wegen der Rede, die ich zu euch gesprochen habe. Oben ebenda: Ihr seid rein, aber nicht alle. Aber weil er oben gesagt hat, das Werk des Bauern sei es, zu reinigen, zeigt er offenkundig, dass er der Bauer sei, indem er sagt, seine Rede sei reinigend. Und wahrlich ist er selbst, sofern [er] Gott [ist], der Reiniger der Zweige, und der Bauer. III. 1988. – Hier leitet [Christus] sie zur Beständigkeit an; als ob er sagte: weil ihr rein seid, und eine so große Wohltat empfangen habt, müsst ihr darin verbleiben. Daher sagt er Bleibt in mir, durch die Liebe, I Io. 4,16: Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott; und [bleibt in mir] durch die Teilnahme an den Sakramenten, oben 6,56: Wer mein Fleisch isst, und mein Blut trinkt, bleibt in mir. Er sagt also Bleibt in mir, indem ihr die Gnade empfangt, und ich in euch, indem ich euch helfe. IV. 1989. – Wenn [Christus] anschließend sagt So wie der Zweig nicht Frucht tragen kann aus sich selbst, wenn er nicht am Weinstock bleibt, so auch nicht ihr, wenn ihr nicht in mir bleibt, führt er Gründe des Anhaftens ein, deren vier sind. Der erste wird genommen von der Heiligung der Anhaftenden; der zweite von der Bestrafung der nicht Anhaftenden, an der Stelle [n. 1994] Wenn einer in mir nicht bleibt, wird er hinausgebracht werden; der dritte von der Erreichung des Willens der Anhaftenden, an der Stelle [n. 1995] Wenn ihr in mir bleibt … werdet ihr bitten um was immer ihr wollt, und es wird euch werden; der vierte von der Verherrlichung Gottes, an der Stelle [n. 1996] Darin ist mein Vater verherrlicht etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens zeigt er, dass das Anhaften an Christus notwendig ist, um Frucht zu tragen; zweitens, dass es wirkungsvoll ist, an der Stelle [n. 1991] Wer in mir bleibt und ich in ihm, der trägt viele Frucht. 1990. – Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens trägt er ein Gleichnis vor; zweitens zeigt er, dass es zutreffend ist. [Christus] sagt also hinsichtlich des ersten: Ich sage, dass ihr in mir bleiben müsst dafür, dass ihr Frucht bringt, weil So wie der Zweig, dem Wortsinn

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Caput XV.

nach, der materielle Zweig, nicht Frucht tragen kann aus sich selbst, wenn er nicht am Weinstock bleibt, aus dessen Wurzel die Feuchtigkeit für das Wachsen der Blätter aufsteigt, so auch nicht ihr, ergänze: könnt Frucht bringen, wenn ihr nicht in mir bleibt. Das Bleiben in Christus also ist die Ursache des Fruchttragens. Daher wird über die, die nicht in Christus bleiben, gesagt in Rom. 6,21: Welche Frucht also habt ihr gehabt bei denen, bei denen ihr jetzt errötet? Iob. 15,34: Eine unfruchtbare Versammlung von Heuchlern. Dieses Gleichnis aber ist zutreffend: weil Ich der Weinstock bin, und ihr die Zweige, als ob er sagte: derartig ist der Vergleich eurer mit mir, wie [der] der Zweige mit dem Weinstock. Über jene Zweige wird gesagt in Ps. 79,12: Er streckt seine Zweige aus bis zum Meer. V. 1991. – Hier zeigt [Christus], dass das Anhaften an ihm wirkungsvoll ist, und erstens zeigt er seine Wirksamkeit; zweitens fügt er die Ursache der Wirksamkeit hinzu [n. 1993]. 1992. – [Christus] sagt also erstens: Ich sage, dass das Anhaften des Menschen an mir nicht nur notwendig ist, damit er Frucht bringe, sondern es ist auch wirkungsvoll; weil Wer in mir bleibt, durch Glauben, Gehorchen, Ausharren, und ich in ihm, durch Erleuchten, Helfen, durch Geben von Beharrlichkeit, der, und nicht ein anderer, trägt viele Frucht. Er trägt, sage ich, dreifache Frucht in diesem Leben. Die erste ist, sich von den Sünden fernzuhalten; Is. 27,9: Dies ist die ganze Frucht, dass die Sünde weggenommen wird.59 Die zweite ist, frei zu sein für die Werke der Heiligkeit; Rom. 6,22: Ihr habt eure Frucht in der Heiligung etc. Die dritte Frucht ist, frei zu sein für die Erbauung der anderen; Ps. 103,13: Von der Frucht deiner Werke wird die Erde gesättigt werden. Er trägt auch eine vierte Frucht im ewigen Leben; oben 4,36: Frucht versammelt er im ewigen Leben. Dies ist die letzte und vollkommene Frucht unserer Mühen; Sap. 3,15: Guter Mühen Frucht ist ruhmvoll. 1993. – Die Ursache dieser Wirksamkeit aber ist, weil ihr ohne mich nichts tun könnt. Darin belehrt er einerseits die Herzen der Demütigen, andererseits zerstört er die Reden der Hochmütigen, und vor allem der Pelagianer, die sagen, dass sie die guten Werke der Tugenden und des Gesetzes ohne die Beihilfe Gottes aus sich selbst tun können: während sie dadurch den freien Willen bekräftigen wollen, richten sie ihn vielmehr zugrunde. Denn siehe, der Herr sagt hier, dass wir ohne ihn nicht nur Großes nicht, sondern auch nicht Kleinstes, ja vielmehr nichts machen können. Und [das ist] nicht erstaunlich, da auch Gott ohne sich selbst nichts tut; oben 1,3: Ohne ihn selbst ist nichts geschaffen. Unsere Werke nämlich sind entweder durch die 59 Das Zitat entspricht dem Sinn, aber nicht ganz dem Wortlaut der Stelle.

Lectio I.

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Kraft des Wesens, oder aufgrund göttlicher Gnade. Wenn durch die Kraft des Wesens, [dann] kann, weil alle Bewegungen des Wesens vom Wort Gottes selbst herkommen, ohne dieses kein Wesen bewegt werden, irgendetwas zu tun. Wenn aber aufgrund göttlicher Gnade: weil er selbst der Urheber der Gnade ist, weil Gnade und Wahrheit durch Jesus Christus gemacht sind, wie gesagt wird oben in 1,17: [deshalb] ist es offensichtlich, dass kein verdienstvolles Werk ohne ihn geschehen kann; II Cor. 3,5: Nicht, dass wir fähig wären, etwas zu denken aus uns, als ob [es] aus uns [käme]; aber unsere Fähigkeit ist von Gott. Wenn wir also auch nicht einmal denken können außer durch Gott, dann um vieles weniger etwas anderes. VI. 1994. – Hier wird der zweite Grund des Anhaftens angeführt, der genommen wird von der Androhung der Strafe; weil wir, wenn wir nicht in [Christus] bleiben, der Strafe nicht entkommen werden. Und [Christus] führt fünferlei an, was jene Strafe hervorhebt: einiges davon bezieht sich auf die Strafe der Einbuße, nämlich die Verstoßung aus der Herrlichkeit; daher sagt er wird er hinausgebracht werden. Aber manchmal sehen wir, dass am materiellen Weinstock ein Blatt [hängen] bleibt durch äußerliche Verbindung, nicht aber durch Teilhabe an der Feuchtigkeit: so bleiben auch einige in Christus nur durch den Glauben, haben aber dennoch nicht teil an der Feuchtigkeit des Weinstocks, weil sie nicht in der Liebe sind. Daher werden solche hinausgebracht, das heißt, werden getrennt von der Gemeinschaft der Guten; Ez. 34: Ich werde stehen, und werde trennen etc.60 Die zweite Strafe der Einbuße ist das Verdorren; daher sagt [Christus] und wird verdorren. Daher wird er, wenn er etwas erhielt von der Wurzel, es verlieren, ihrer Hilfe und des Lebens entblößt. Denn üble Christen scheinen eine gewisse Frische zu haben; aber wenn sie von den Heiligen und von Christus getrennt werden, wird sich ihre Trockenheit zeigen; Ps. 21,16: Trocken wie ein Ziegelstein war meine Kraft. Die dritte Strafe ist die Zusammenführung jener mit den Bösen; daher sagt [Christus] und sie werden ihn sammeln, nämlich die Engel als Schnitter, zu den Bösen; diese Strafe freilich ist die größte. Wenn es nämlich eine große Strafe ist, in der Zeitlichkeit mit den Bösen zu sein, um wieviel mehr, auf ewig mit den schlechtesten Menschen und den Dämonen zu sein? Is. 24,22: Sie werden versammelt werden in der Sammlung eines einzigen Bündels im Trog; Matth. 13,30: Sammelt als erstes das Unkraut, und bindet es in Bündel zum Verbrennen. Die vierte Strafe ist der Schmerz; daher sagt [Christus] und ins Feuer geben, nämlich ins ewige; Ez. 15,2: Was geschieht mit dem Holz des Weinstocks? … Siehe, dem Feuer ist es gegeben zum Verzehr. Holz nämlich, wenn es 60 Das Zitat lässt sich nicht verifizieren.

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Caput XV.

am Weinstock nicht bleibt, ist verachtenswerter als die übrigen Hölzer; wenn es aber am Weinstock bleibt, ist es herrlicher. Daher sagt Augustinus: „Eines von beidem passt zum Zweig, entweder der Weinstock oder das Feuer: wenn er am Weinstock nicht ist, wird er im Feuer sein“. Matth. 25,41: Geht, Verdammte, ins ewige Feuer. Die fünfte Strafe ist die ewige Erfahrung des Feuers; daher fügt [Christus] hinzu und er brennt, auf ewig; Matth. 25,46: Die werden gehen in die ewige Strafe. VII. 1995. – Hier wird der dritte Grund des Anhängens angeführt, der genommen wird von der Wirksamkeit der Vergünstigung, als ob er sagte: Wenn ihr in mir bleibt, werdet ihr diesen Nutzen erlangen, nämlich um was immer ihr wollt, werdet ihr bitten, und es wird euch werden. Aber es muss beachtet werden, dass [Christus] oben in der Anmahnung des Anhängens zweierlei anführte, das er hier wieder aufnimmt. Erstens, nämlich mit wenn er in mir bleibt, das er hier wieder aufnimmt und sagt Wenn ihr in mir bleibt. Zweitens Und ich in euch; und anstelle dessen sagt er und meine Worte in euch bleiben. Weil Christus das Wort des Vaters ist, sind alle Worte der Weisheit von ihm: Eccli. 1,2ff: Die Quelle der Weisheit [ist] das Wort Gottes in der Höhe. Es ist also offenkundig, dass Christus in uns ist, wenn die Worte seiner Weisheit in uns sind; oben 5,38: Das Wort Gottes habt ihr nicht bleibend in euch. Deshalb sagt er und [wenn] meine Worte in euch bleiben, nämlich vierfach, durch Lieben, Glauben, Nachsinnen und Erfüllen; Prov. 4,20: Sohn, höre meine Worte, nämlich durch Glauben, und zu meinen Reden neige dein Ohr, nämlich durch Gehorchen, oder Erfüllen, damit sie nicht weichen von deinen Augen, durch Nachsinnen, und bewahre sie in der Mitte deines Herzens, durch Lieben; Ier. 15,16: Gefunden sind deine Reden, und ich habe sie verschlungen. Dann also sind die Worte Christi in uns, wenn wir tun, was er vorgeschrieben hat, und lieben, was er versprochen hat. Und daraus folgt, dass wir unterrichtet werden, was wir erstreben sollen; Rom. 8,26: Was wir bitten sollen so, wie es sein soll, wissen wir nicht, aber der Geist selbst fordert für uns mit unsagbaren Seufzern. Daher hat er uns auch mit seinen Worten beten gelehrt, Matth. 6,9 und Lc. 11,2. So also unterrichten die geglaubten und bedachten Worte Gottes uns, zu wollen, was uns nötig ist zum Heil. Aber die geliebten und erfüllten Worte Gottes helfen uns, es zu verdienen; und deshalb fügt [Christus] hinzu ihr werdet bitten um was immer ihr wollt, bescheiden, beharrlich, und es wird euch werden; unten 16,23: Wenn ihr den Vater etwas bittet in meinem Namen, wird er [es] euch geben.

Lectio II.

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VIII. 1996. – Hier wird der vierte Grund des Anhängens angeführt, der genommen wird von der Ehre des Vaters. Alle unsere Werke müssen wir auf die Ehre Gottes beziehen; Ps. 113,1: Nicht uns, Herr, nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre; I Cor. 10,31: Wenn ihr esst oder trinkt, oder irgendetwas tut, tut alles zur Ehre Gottes. Es zeigt also der Herr, dass wir in Christus sind, weil wir daraus Frucht tragen, und aus unserem Fruchttragen wird der Vater verherrlicht; daher sagt er Darin ist mein Vater verherrlicht, das heißt es ist im Überfluss vorhanden zur Ehre des Vaters, dass ihr sehr viele Frucht bringt. Hier führt [Christus] dreierlei an, in umgekehrter Reihenfolge, das wechselweise auseinander folgt. Eines betrifft das Innewohnen, nämlich Ihr werdet meine Jünger, was dasselbe ist wie Ihr bleibt in mir. Und daraus folgt das zweite, nämlich dass ihr sehr viele Frucht bringt. Und dadurch wird mein Vater verherrlicht: als ob er sagte: Zur Ehre des Vaters ist es, dass ihr sehr viele Frucht bringt, und die meiste Frucht bringt ihr dadurch, dass ihr meine Jünger seid. Erstens nämlich durch gutes Gesehenwerden; Matth. 5,16: Sie sollen eure guten Werke sehen, und sie sollen euren Vater verherrlichen; und durch gutes Lehren, durch das Gott gleicherweise verherrlicht wird, Is. 24,15: In den Lehren verherrlicht Gott, und 43,7: Jeden, der meinen Namen anruft, zu meinem Lob und meiner Herrlichkeit, habe ich geschaffen. Also sind die Apostel jene Erde, die viel Frucht gebracht hat, wie unten gesagt wird, 15,8: Und werdet zu meinen Jüngern gemacht werden, durch Anhängen und Leidenschaft der Liebe. Dies nämlich sind die Zeichen der Jüngerschaft Christi, nämlich das Anhängen an Christus; oben 8,31: Wenn ihr in meinem Wort bleiben werdet, werdet ihr wahrlich meine Jünger sein. Und dadurch werden sie geeignet, dass sie die Frucht guter Werke erbringen; I Cor. 13,2: Wenn ich die Gabe der Prophezeiung haben werde und alle Geheimnisse kennen werde und alle Wissenschaft etc., weil dort angeführt wird, dass sie ohne Liebe nichts wert sind.

Lectio II. I. So, wie mich der Vater geliebt hat, habe auch ich euch geliebt. II. Bleibt in meiner Liebe. III. Wenn ihr meine Gebote bewahren werdet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben. IV. So wie auch ich die Gebote meines Vaters bewahrt habe, und bleibe in seiner Liebe.

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Caput XV.

V.

Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch sei, und eure Freude erfüllt werde. VI. Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebt. VII. So wie ich euch geliebt habe. Eine größere Liebe als die hat keiner, als dass er sein Leben hingibt für seine Freunde. I.

1997. – Oben hat der Herr seine Jünger ermahnt, dass sie in ihm blieben [vgl. n. 1986], hier zeigt er, was es sei, in ihm zu bleiben, und dies dreifach. Erstens nämlich, dass in ihm zu bleiben bedeutet, in seiner Liebe zu bleiben; zweitens zeigt er, dass seine Gebote zu bewahren bedeutet, in seiner Liebe zu bleiben, an der Stelle [n. 2001] Wenn ihr meine Gebote bewahren werdet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben; drittens zeigt er, dass die Einhaltung der Liebe sein Gebot ist, an der Stelle [n. 2005] Dies ist mein Gebot etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens erinnert er an die den Jüngern erwiesene Wohltat; zweitens ermuntert er sie, auszuhalten, an der Stelle [n. 2000] Bleibt in meiner Liebe. 1998. – Er sagt also erstens, dass dies, dass wir in Christus bleiben, aus seiner Gnade geschieht; diese Gnade ist die Wirkung seiner Liebe, Ier. 31,3: In ewiger Liebe habe ich dich geliebt. Daraus wird offenbar, dass alle unsere guten Werke uns eigen sind aus der Wohltat der göttlichen Liebe. Nicht nämlich würden sie uns eigen sein, wenn nicht dadurch, dass der Glaube durch die Liebe wirkt; und nicht würden wir lieben, wenn wir nicht zuerst geliebt würden. Und deshalb sagte [Christus], indem er an diese Wohltat erinnert: So, wie mich der Vater geliebt hat, habe auch ich euch geliebt. 1999. – Aber man muss beachten, dass das So wie manchmal eine Gleichartigkeit der Natur bezeichnet, manchmal aber eine Ähnlichkeit der Handlung. Die Arianer aber, die sich irrten, wollten, dass das So wie eine Gleichartigkeit bedeute, und dadurch, was oben ziemlich häufig ausgedrückt ist, schlossen sie, dass [Christus] minder sei als der Vater. Aber das ist falsch; und deshalb, Augustinus zufolge, muss man sagen, dass das So wie die Ähnlichkeit der Gnade und der Liebe besagt: denn die Liebe, mit der der Sohn die Jünger liebt, hat eine gewisse Ähnlichkeit zu der Liebe, mit der der Vater den Sohn liebt. Weil nämlich jemanden zu lieben ist, für ihn Gutes zu wollen, liebt der Vater den Sohn gemäß der göttlichen Natur, insofern als er für ihn sein unbeschränktes Gutes will, das er selbst hat, indem er ihm dieselbe Natur mitteilt der Zahl nach, die er selbst hat; oben 5,20: Der Vater liebt den Sohn, und alles zeigt er ihm, was er selbst tut. Er liebt ihn auch gemäß der menschlichen Natur; Oseae 11,1: Sohn ist Israel, und ich habe ihn geliebt, und aus Ägypten habe ich

Lectio II.

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meinen Sohn gerufen. Und nämlich dafür, dass er zugleich Gott und Mensch sei. Und für nichts davon hat der Sohn die Jünger geliebt, denn weder hat er sie dafür geliebt, dass sie Gott seien durch [ihre] Natur, noch dass sie vereint seien mit Gott in der Person; sondern für eine gewisse Ähnlichkeit ihrer [mit ihm] liebte er sie, dass sie nämlich Götter seien durch die die Teilhabe der Gnade; Ps. 81,6: Ich habe gesagt: Götter sei ihr; II Petr. 1,4: Durch den er uns große und wertvolle Versprechen gegeben hat, dass wir dadurch teilhaftig werden der göttlichen Natur. Ebenso, dass sie aufgenommen würden in die Einheit der Leidenschaft: weil, wer Gott anhängt, ein einziger Geist [mit ihm] ist: I Cor. 6,17. Rom. 8,29: Von denen er vorherwußte, dass sie übereinstimmend werden würden mit dem Bild seines Sohnes, so dass er selbst der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. So hat also Gott Vater ein größeres Gutes gesetzt für den Sohn hinsichtlich beider Naturen, als der Sohn den Jüngern, aber trotzdem ein ähnliches, wie gesagt. II. 2000. – Bleibt in meiner Liebe, als ob er sagte: Aufgrund dessen, dass ihr eine so große Wohltat empfangen habt aus meiner Liebe, bleibt in ihr, nämlich dass ihr mich liebt: oder Bleibt in meiner Liebe, weil ich euch liebe, nämlich in meiner Gnade, damit ihr nicht herausfallt aus dem Guten, das ich vorbereitet habe für euch. Und diese Auslegung passt eher, so dass der Sinn ist: Bleibt in diesem Zustand, dass ihr nämlich geliebt werdet von mir durch die Wirkung der Gnade; I Cor. 7,20: Ein jeder soll bleiben in jener Berufung, in der er berufen ist; I Io. 4,16: Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm. III. 2001. – Hier zeigt [Christus], was es sei, in seiner Liebe zu bleiben, und erstens zeigt er, was das ist, seinen Auftrag bewahren; zweitens offenbart er [es] durch ein Beispiel, an der Stelle [n. 2003] So wie auch ich die Gebote meines Vaters bewahrt habe; drittens schließt er einen Zweifel aus, an der Stelle [n. 2004] Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch sei. 2002. – Er sagt also Bleibt in meiner Liebe, und dies werdet ihr tun, wenn ihr meine Gebote bewahren werdet: so nämlich werdet ihr in meiner Liebe bleiben. Die Bewahrung der Gebote nämlich ist die Wirkung der göttlichen Liebe, nicht nur derjenigen, mit der wir uns lieben, sondern derjenigen, mit der er selbst uns liebt. Infolgedessen nämlich, dass er selbst uns liebt, bewegt er uns und hilft zur Erfüllung seiner Gebote, die nicht erfüllt werden können außer durch Gnade, I Io. 4,10: Darin ist die Liebe, nicht also ob wir Gott liebten, sondern weil er selbst als erster uns geliebt hat.

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Caput XV.

IV. 2003. – Ein Beispiel aber fügt [Christus] zu diesem hinzu, indem er sagt So wie auch ich die Gebote meines Vaters bewahrt habe. So, wie nämlich die Liebe, mit der der Vater ihn liebt, das Beispiel für die Liebe ist, mit der er selbst uns liebt, so wollte er, dass sein Gehorsam das Beispiel sei für unseren Gehorsam. Christus zeigt nämlich dadurch, dass er in der Liebe des Vaters geblieben sei, weil er, in allem, seine Gebote bewahrte. Denn er hat sogar den Tod ertragen, Phil. 2,8: Gehorsam ist er dem Vater bis zum Tod, nämlich zum Tod des Kreuzes. Jeder Sünde hat er sich enthalten; I Petr. 2,22 [nach Is. 53,9]: Der eine Sünde nicht beging, noch ist eine List gefunden worden in seinem Mund. Dies muss verstanden werden von Christus, sofern er ein Mensch war; oben 8,29: Nicht hat er mich allein gelassen, weil, was ihm gefallen hat, ich immer tue. Und deshalb sagt er: Ich bleibe in seiner Liebe, weil nichts in mir ist, sofern ich Mensch bin, was seiner Liebe entgegengesetzt wäre. V. 2004. – Damit [die Apostel] nicht glaubten, dass er sie ermahne zur Bewahrung seiner Gebote wegen [eines] eigenen Nutzens, und nicht [wegen eines Nutzens] der Jünger, sagt [Christus] Dies habe ich euch gesagt, nämlich dass ihr meine Gebote bewahren sollt wegen des Guten für euch, nämlich damit meine Freude in euch sei. Die Liebe nämlich ist die Ursache der Freude: ein jeder nämlich freut sich über die geliebte Sache. Gott aber liebt sich und die Kreatur, vor allem die vernünftige, der er ein unendliches Gutes zuteil gibt. Christus also freut sich über zweierlei von Ewigkeit her: nämlich über sein Gutes und das des Vaters; Prov. 8,30: Ich wurde erfreut vor ihm, da ich spielte im Kreis der Länder. Ebenso [freut sich Christus] über das Gute für die vernünftige Kreatur; ebendort 8,31: Meine Freuden sind es, mit den Söhnen der Menschen zu sein, das heißt darin, was ich den Söhnen der Menschen zuteil gebe: und darüber freut er sich von Ewigkeit her; Is. 62,5: Freuen wird sich über dich dein Gott. Der Herr will also, dass wir durch Beachtung seiner Gebote teilhaftig gemacht werden seiner Freude; daher sagt er damit meine Freude, durch die ich mich nämlich freue über meine Göttlichkeit und die des Vaters, in euch sei: dies ist nichts anderes als das ewige Leben, das die Freude über die Wahrheit ist, wie Augustinus sagt; als ob [Christus] sagte: damit ihr das ewige Leben habt; Iob. 22,26: Dann wirst du wegen des Allmächtigen überfließen in Freuden. Und [damit] eure Freude, durch die ich mich über meine Menschlichkeit freue, erfüllt werde. Denn Gutes, über das wir uns nicht freuen, ist entweder unvollkommen, oder wird unvollkommen gehandhabt; und deshalb kann die Freude in diesem Leben nicht vollständig sein. Dann aber wird sie vollständig

Lectio II.

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sein, wenn wir das vollkommene Gute vollkommen erlangen; Matth. 25,21: Tritt ein in die Freude deines Herrn. VI. 2005. – Hier zeigt der Herr, was seine Gebote sind, und erstens führt er an, was sein Gebot ist; zweitens führt er ein Beispiel ein, an der Stelle [n. 2008] So wie ich euch geliebt habe; drittens erinnert er an eine Wohltat, an der Stelle [n. 2010] Ihr seid meine Freunde. 2006. – Das Gebot aber, das er gibt, ist das Gebot der Liebe, von dem er will, dass es bewahrt werde. Dies ist, sagt er, mein Gebot, dass ihr einander liebt. Aber weil es viele andere Gebote des Herrn gibt im heiligen Wort, wird gefragt, weshalb er nur sagt, dass die Bewahrung der Liebe sein Gebot ist. Darauf, Gregorius zufolge, muss man sagen, dass die Liebe die Wurzel und das Ziel aller Tugenden ist. Die Wurzel nämlich, weil durch die Liebe, die im Herzen des Menschen gefestigt ist, der Mensch bewegt wird zur Erfüllung aller anderen Gebote; Rom. 13,8: Wer den Nächsten liebt, hat das Gesetz erfüllt. Also werden alle Gebote gleichsam dafür angeordnet, dass der Mensch dem Nächsten Wohltaten erweise, und dass er ihm nicht beschwerlich werde; dies freilich geschieht am besten durch die Liebe. Das Ziel [aller Tugenden] aber ist sie, weil alle Gebote auf sie hin angeordnet sind, und einzig in der Liebe befestigt sind; I Tim. 1,5: Das Ziel des Gebotes ist die Liebe. [Christus] sagt also Dies ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, gleichsam nämlich geht aus der Liebe alles hervor wie aus einem Prinzip, und in der Liebe ist alles geordnet wie auf ein Ziel hin. Denn, wie Gregorius sagt, wie viele Äste eines Baumes aus einer Wurzel hervorgehen, so entstehen viele Tugenden aus einer Wurzel: und nicht hat der Zweig eines guten Werkes irgendetwas Lebendiges, wenn er nicht in der Wurzel der Liebe bleibt. 2007. – Aber während in Matth. 22,40 gesagt wird, dass nicht nur an der Liebe zu Gott, sondern auch an der zum Nächsten das Gesetz und die Propheten hängen, weshalb erwähnt [Christus] hier nur die Liebe zum Nächsten? Aber man muss sagen, dass das eine eingeschlossen ist im anderen: wer nämlich Gott liebt, [für den] ist es nötig, dass er den Nächsten und das, was Gott gehört, liebt; und wer den Nächten liebt wegen Gott, [für den] ist es nötig, dass er Gott liebt: mögen nämlich die Objekte verschiedene sein, sind dennoch die Handlungen hinsichtlich der Folge eins. Es gibt aber eine zweifache Ursache, weshalb [Christus] mehr die Liebe zum Nächsten erwähnt als die zu Gott. Eine nämlich, weil er damit beabsichtigte, [die Apostel] zu lehren und anzuleiten, wie sie den Nächsten erbauen sollten, und wie sie stark würden zum Ertragen der Peinigungen durch die Verfolger; und für beides ist die Liebe zum Nächsten nötig.

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Caput XV.

VII. 2008. – Hier offenbart [Christus] durch ein Beispiel, wie wir den Nächsten lieben sollen, so nämlich, wie Christus uns geliebt hat. Christus aber hat uns geliebt ordnungsgemäß und wirkungsvoll. Ordnungsgemäß nämlich, weil er nichts in uns geliebt hat außer Gott, und in Hinordnung auf ihn; Eccli. 24,18: Ich, die Mutter der schönen Liebe etc. Wirkungsvoll aber, weil er uns so sehr geliebt hat, dass er sich selbst für uns hingegeben hat; Eph. 5,2: Er hat uns geliebt, und er hat sich hingegeben für uns als Darbringung und Opfer für Gott im Geruch der Erfreulichkeit. Wir also müssen die Nächsten lieben, nämlich heilig zum Guten, und wirkungsvoll, so dass nämlich wir die Liebe zeigen durchs Werk; I Io. 3,18: Nicht wollen wir lieben im Wort noch mit der Zunge, sondern in Werk und Wahrheit. 2009. – So wie ich euch geliebt habe. Eine größere Liebe als die hat keiner, als dass er sein Leben hingibt für seine Freunde. Hier zeigt [Christus] die Wirksamkeit der Liebe, die es ist, dass jemand den Tod erträgt für die Freunde, was das Zeichen der größten Liebe ist. Aber dagegen wird eingewendet, dass es ein Zeichen größerer Liebe genannt wird, wenn jemand sein Leben hingibt für seine Feinde, wie Christus getan hat; Rom. 5,8:. Gott bringt uns seine Liebe gegen uns nahe: weil Christus, als wir noch Sünder waren, gemäß der Zeit für uns gestorben ist. Darauf muss man sagen, dass Christus sein Leben nicht für uns als Feinde niedergelegt hat, so dass wir nämlich Feinde blieben, sondern damit er uns zu Freunden machte: oder mögen sie auch nicht Freunde gewesen sein gleichsam als liebende, waren sie dennoch Freunde als geliebte. Es ist aber offenkundig, dass es das Zeichen der größten Liebe ist, um der Freunde wegen das Leben hinzugeben, weil in der Ordnung des zu Liebenden viererlei angeordnet ist, nämlich Gott, unsere Seele, der Nächste, und unser Körper. Und Gott müssen wir lieben über uns selbst und über die Nächsten, so dass wir für Gott uns selbst, das heißt die Seele und den Körper und den Nächsten hingeben müssen. Für unsere Seele aber ist der Körper hinzugeben, nicht aber sie preiszugeben. Für den Nächsten aber müssen wir das körperliche Leben und den Körper einsetzen für das Heil des Nächsten: und deshalb, weil das körperliche Leben das Wichtigste ist, was wir nach der Seele haben, deshalb ist es das wichtigste, es einzusetzen des Nächsten halber, und Zeichen größerer Liebe; I Io. 4,9: Darin zeigte sich die Liebe Gottes zu uns, dass Gott seinen einziggeborenen Sohn geschickt hat in die Welt, damit wir leben durch ihn.

Lectio III. I.

Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch vorschreibe.

Lectio III.

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II.

Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen, weil der Knecht nicht weiß, was sein Herr tut. III. Euch aber habe ich Freunde genannt, weil ich alles, was immer ich von meinem Vater gehört habe, euch bekannt gemacht habe. IV. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt: V. Und habe euch eingesetzt, damit ihr gehet, und die Frucht herbeibringet, und eure Frucht bleibe. VI. So dass, was immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe. VII. Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebet. I. 2010. – Oben hat der Herr uns ermahnt zur brüderlichen Liebe, und dies durch sein Beispiel [vgl. n. 2005], hier zeigt er den Jünger die erwiesene Wohltat, durch die sie verpflichtet waren zur Nachahmung Christi: nämlich dass Christus sie zu seiner Liebe aufnahm. Und erstens führt er das Zeichen der Freundschaft an; zweitens fügt er die Ursache hinzu, an der Stelle [n. 2019] Nicht ihr habt mich erwählt etc. Er führt aber ein zweifaches Zeichen der Freundschaft an: eines seitens der Jünger; ein anderes seitens seiner, an der Stelle [n. 2013] Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen. 2011. – Das Zeichen seitens der Jünger, dass sie Freunde Christi sind, ist die Bewahrung seiner Gebote; daher sagt er Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch vorschreibe; als ob er sagte: Bis vor kurzem habe ich euch ermahnt, dass ihr einander liebet; aber jetzt mahne und spreche ich von eurer Liebe zu mir selbst. Es kann aber, dass [Christus] sagt Ihr seid meine Freunde, zweifach verstanden werden, dem zufolge, dass ,Freund‘ [jemand] zweifach genannt wird, nämlich der liebt und der geliebt wird; und beidem zufolge ist es wahr, was [Christus] hinzufügt: wenn ihr tut, was ich euch vorschreibe. Auch die, die Gott lieben, bewahren seine Gebote; weil ein Freund genannt wird gleichsam der Wächter der Seele, wie Gregorius sagt, wird nicht unverdienterweise der, der den Willen Gottes in seinen Vorschriften bewahrt, sein Freund genannt. Ebenso bewahren die, die Gott liebt, die Gebote Gottes, insofern als er, indem er ihnen seine Gnade zukommen lässt, sie unterstützt bei der Bewahrung: Gott nämlich macht, indem er uns liebt, uns zu seinen Liebhabern; Prov. 8,17: Ich liebe die, die mich lieben: nicht waren sie gleichsam zuerst Liebende, sondern weil er selbst sie zu Liebenden macht durch Liebe. 2012. – Aber man muss wissen, dass das Bewahren der Gebote nicht die Ursache der göttlichen Liebe ist, sondern ihr Zeichen: nämlich sowohl [dafür], dass Gott uns liebt, als auch, dass wir ihn lieben; Sap. 6,18: Die Liebe seiner ist

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Caput XV.

die Bewahrung der Gesetze; I Io. 2,4: Wer sagt, er liebe Gott, und seine Gebote nicht bewahrt, ist ein Lügner. II. 2013. – Das Zeichen der Freundschaft seitens Christi aber wird angeführt, wenn er sagt Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen, und erstens schließt er aus, was als der Freundschaft entgegengesetzt erscheint; zweitens führt er das Zeichen der wahren Freundschaft an, an der Stelle [n. 2016] Euch aber habe ich Freunde genannt etc. 2014. – Der Freundschaft ist aber die Knechtschaft entgegengesetzt, und deshalb schließt [Christus] als erstes die Knechtschaft aus, indem er sagt Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen; als ob er sagte: Wenn ihr auch einst gleichsam Knechte wart unter dem Gesetz, seid ihr jetzt gleichsam Freie unter der Gnade; Rom. 8,15: Nicht habt ihr den Geist der Knechtschaft empfangen wiederum in Furcht; sondern ihr habt den Geist der Annehmung zu Söhnen empfangen. Zweitens fügt [Christus] den Grund hinzu, indem er sagt weil der Knecht nicht weiß, was sein Herr tut: denn der Knecht ist gleichsam außenstehend hinsichtlich seines Herrn; oben 8,35: Der Knecht bleibt nicht im Haus in Ewigkeit. Außenstehenden aber dürfen Geheimnisse nicht anvertraut werden; Prov. 25,9: Geheimnisse sollst Du Außenstehenden nicht enthüllen; daher nun dürfen Knechten Geheimnisse nicht anvertraut werden. Es kann aber dies an das Vorhergehende so angeschlossen werden. Es könnten die Jünger sagen, dass, wenn wir deine Gebote bewahren, wir deine Freunde sind; aber Gebote zu bewahren gehört mehr zur Knechtschaft als zur Freundschaft: und deshalb sagt der Herr, indem er dies ausschließt Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen. 2015. – Aber hier wird gezweifelt. Während die Apostel selbst sich Knechte Christi nennen, wie etwa [Rom. 1,1]: Paulus der Apostel, der Knecht Christi Jesu, und David [Ps. 118,125]: Ich bin dein Knecht, und auch die, die eingeführt werden sollen ins ewige Leben: Matth. 25,23: Auf, guter und treuer Knecht … tritt ein in die Freude deines Herrn: was bedeutet es, dass der Herr sagt Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen? Ich antworte. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass die Knechtschaft eigentlich aus der Furcht entsteht. Es gibt aber eine zweifache Furcht: nämlich die knechtische, die von der Liebe vertrieben wird, I Io. 4,18: Furcht ist nicht in der Liebe; eine andere ist die Furcht eines Sohnes, die aus der Liebe entsteht, weil jemand fürchtet, zu verlieren, was er liebt; und dies ist die gute und reine Furcht, über die gesagt wird in Ps. 18,10: Die heilige Furcht des Herrn bleibt in Ewigkeit. Und demgemäß gibt es zwei Knechtschaften. Eine, die hervorgeht aus der Furcht eines Sohnes, und der zufolge sind alle Gerechten Knechte, und Söhne Gottes, wie eingewendet wurde. Eine andere Knechtschaft ist die, die hervorgeht aus der Furcht vor der Strafe, und die der Liebe entgegengesetzt ist;

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und über diese sagt [Christus] Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen. Man muss auch wissen, dass ein Knecht eigentlich der ist, der nicht Ursache seiner selbst ist: ein Freier aber, wer Ursache seiner selbst ist. Es ist also ein Unterschied zwischen den Handlungen des Knechtes und des Freien: weil der Knecht handelt aufgrund der Verursachung durch einen anderen; der Freie aber handelt aufgrund der Verursachung durch sich, sowohl hinsichtlich der Zielursache des Handelns, als auch hinsichtlich der bewegenden Ursache. Denn der Freie handelt wegen sich, so wie wegen eines Zieles, und er handelt von sich aus, weil er durch eigenen Willen bewegt wird zum Handeln; aber der Knecht handelt weder wegen sich, sondern wegen des Herrn, noch von sich aus, sondern aufgrund des Willens des Herrn, und gleichsam durch einen gewissen Zwang. Aber es geschieht manchmal, dass irgendein Knecht handelt aufgrund der Verursachung durch einen anderen, so wie durch eine Zielursache; er handelt jedoch von sich aus, insofern als er sich veranlasst zum Handeln: und dies ist die gute Knechtschaft, weil er durch Liebe bewegt wird dazu, gute Handlungen zu tun; aber er handelt nicht wegen sich: weil die Liebe nicht sucht, was das Seine ist, sondern was Jesu Christi ist und zum Heil der Nächsten gehört. Die aber gänzlich aufgrund der Verursachung durch einen anderen handeln, sind die schlechten Knechte. Es ist also offenbar, dass die Jünger Knechte waren, aber in guter Knechtschaft, die aus der Liebe hervorgeht. Zur zweiten Frage muss man sagen, dass jener Knecht, der bewegt wird nur von einem anderen, und nicht von sich, sich zum Bewegenden verhält wie das Werkzeug zum Handwerker. Das Werkzeug aber hat Gemeinschaft mit dem Handwerker im Werk, aber nicht in der Ursache des Werkes. So also haben solche Knechte teil nur am Werk; aber wenn der Knecht handelt aus eigenem Willen, ist es nötig, dass er die Ursache des Werkes kennt, und dass ihm Verborgenes enthüllt wird, wodurch er das wissen kann, was er tut, Eccli. 33,39: Wenn du einen treuen Knecht hast, sei er dir gleichsam deine Seele. Die Apostel aber, wie gesagt, wurden von sich aus bewegt zum Tun guter Werke, nämlich durch den eigenen Willen, der durch Liebe [dazu] geneigt war; und deshalb enthüllt der Herr ihnen seine Geheimnisse. Aber hinsichtlich der bösen Knechte ist es wahr, dass sie nicht wissen, was ihr Herr tut. Aber was ist jenes, das sie nicht wissen? Jenes genau, was in uns Gott tut. Alles Gute nämlich, was wir tun, bewerkstelligt Gott in uns; Is. 26,12 und Phil. 2,13: Er bewerkstelligt in uns sowohl das Wollen wie das Vollenden. Der böse Knecht also, in Finsternis gebracht durch den Hochmut seines Herzens, weiß, solang er, was er tut, sich selbst zuschreibt, nicht, was sein Herr tut.

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III. 2016. – Hier wird das wahre Zeichen der Freundschaft von seiten Christi angeführt, das ist, dass ich alles, was immer ich von meinem Vater gehört habe, euch bekannt gemacht habe. Das wahre Zeichen der Freundschaft nämlich ist, dass der Freund seinem Freund die Geheimnisse des Herzens enthüllt. Wenn nämlich das Herz der Freunde eines ist und die Seele eine, scheint der Freund nicht außerhalb seines Herzens zu legen, was er dem Freund enthüllt; Prov. 25,9: Deine Angelegenheit behandle mit deinem Freund. Gott nun enthüllt uns seine Geheimnisse, indem er uns teilhaftig macht seiner Weisheit; Sap. 7,27: Durch die Völker hin überträgt [die Weisheit] sich in heilige Seelen, stellt Freunde Gottes und Propheten auf. 2017. – Aber hier wird gezweifelt erstens, was und wie der Sohn vom Vater hört. Da es ja vielmals schon geoffenbart ist. Wenn Hören nämlich ist, Weisheit von einem anderen zu empfangen, ist, dass der Sohn vom Vater [etwas] höre nichts anderes, als dass er Weisheit von ihm empfängt; die Weisheit des Sohnes aber ist sein Wesen: dass der Sohn vom Vater [etwas] hört, ist also, dass er sein Wesen von ihm empfängt. 2018. – Es wird auch gezweifelt darüber, dass [Christus] sagt alles, was immer ich von meinem Vater gehört habe, habe ich euch bekannt gemacht. Wenn er ihnen also alles bekannt gemacht hat, folgt, dass die Jünger soviel wussten wie auch der Sohn. Die Antwort. Man muss sagen, Chrysostomus zufolge: Alles, was immer ich gehört habe, was ihr nämlich hören solltet, habe ich euch bekannt gemacht; nicht aber schlechthin alles; unten 16,12: Vieles habe ich euch zu sagen, was ihr noch nicht tragen könnt. Oder man muss sagen, Augustinus zufolge, dass der Herr wegen der Unbezweifelbarkeit des zu Sagenden die Vergangenheit benutzt statt der Zukunft; so dass der Sinn ist Alles, was immer ich gehört habe, habe ich euch bekannt gemacht, das heißt werde ich [euch bekannt machen] in Vollständigkeit, über die der Apostel sagt in I Cor. 13,12: Dann werde ich erkennen so wie auch ich erkannt bin; unten 16,25: An jenem Tag werde ich euch offen verkünden von meinem Vater, wenn er uns nämlich einführen wird in die Schau des Vaters. Alles nämlich, was der Sohn weiß, weiß der Vater. Wenn er uns also den Vater enthüllen wird, wird er alles enthüllen, was er weiß, und das, was wir wissen. Oder man muss [so] sagen, Gregorius zufolge, und [das ist] besser. Von derselben Sache kann man eine vollkommene und unvollkommene Erkenntnis haben: so wie es in den Wissenschaften offensichtlich ist, dass über den, der alle Grundsätze einer Wissenschaft kennt, gesagt wird, er kenne jene Wissenschaft, aber er kennt sie unvollständig. Daher kann, wer gewisse Grundsätze einer gewissen Wissenschaft lehrt, sagen, er habe jene Wissenschaft gelehrt, weil alles, was zu jener Wissenschaft gehört, in ihren Grundsätzen ist der Möglichkeit nach; aber jene selbe Wissenschaft wird er voll-

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kommener kennen, wenn er alle einzelnen Folgerungen, die der Möglichkeit nach in den Grundsätzen waren, kennt. So kann man also auch über das Göttliche eine zweifache Erkenntnis haben. Eine unvollkommene: und so hat man sie durch den Glauben, der das Vorkosten jener zukünftigen Seligkeit und Kenntnis ist, die wir haben werden in der Heimat; Hebr. 11,1: Es ist aber der Glaube die Substanz der zu erhoffenden Dinge, der Beweis der sich nicht offen zeigenden. Daher sagt [Christus] über diese Kenntnis alles habe ich euch bekannt gemacht, nämlich im Glauben, gemäß einem gewissen Vorkosten, so wie die Folgerungen der Möglichkeit nach in den Grundsätzen sind. Daher sagt Gregorius: „Alles, was er seinen Knechten bekannt gemacht hat, sind Freuden der inneren Liebe und Feste der oberen Heimat, die er täglich den Seelen durch die Anhauchung seiner Liebe einprägt; sobald wir nämlich die gehörten oberen himmlischen Dinge lieben, kennen wir das Geliebte bereits: weil die Liebe selbst Kenntnis ist“. IV. 2019. – Hier führt [Christus] die Ursache der Freundschaft an. Es ist aber bei den Menschen üblich, dass ein jeder sich die Ursache der Freundschaft zuschreibt; Eccli. 37,1: Jeder Freund sagt: Und ich habe die Freundschaft zustande gebracht. Und so schreiben viele sich die Ursache der göttlichen Freundschaft zu, solang sie sich den Ursprung der guten Werke zuschreiben und nicht Gott. Und der Herr sagt, dies ausschließend Nicht ihr habt mich erwählt; als ob er sagte: Wer immer zu dieser Würde der Freundschaft gerufen ist, möge nicht sich die Ursache der Freundschaft zuschreiben, sondern mir, der ich ihn dazu auswähle. Und erstens führt er die unerkaufte göttliche Wahl an; zweitens legt er dar, wozu sie ausgewählt werden, an der Stelle [n. 2025] Und habe euch eingesetzt, damit ihr gehet, und die Frucht herbeibringet. 2020. – [Christus] sagt also Nicht ihr habt mich erwählt, dass nämlich ich euer Freund sei, sondern ich habe euch erwählt, dass ich euch zu meinen Freunden mache; I Io. 4,10: Nicht als ob gleichsam wir Gott ausgewählt hätten, sondern weil er selbst als erster uns geliebt hat. Es gibt aber eine zweifache göttliche Liebe. Eine ewige, durch die wir vorherbestimmt sind; Eph. 1,4: Er hat uns ausgewählt in ihm selbst vor der Erschaffung der Welt. Eine andere zeitliche, durch die wir von ihm berufen werden, die nichts anderes ist als die Ausführung der ewigen Vorherbestimmung: weil jene, die er ausgewählt hat durch Vorherbestimmen, die wählt er auch aus durch Berufen; Rom 8,30: Die er vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen etc.; Lc. 6,13: Er wählte zwölf aus, die er auch Apostel nannte. 2021. – Es gibt aber einige, die sagen, dass die zeitliche Auswahl Gottes bewirkt werde durch die Verdienste der Ausgewählten. Aber das ist gegen jenes, was hier gesagt wird. Denn wenn er deshalb dich ausgewählt hat, weil du gut warst, konntest du aber nicht gut sein, wenn du nicht das Gute auswählen

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würdest; dieses Gute aber ist am stärksten Gott; also hast du zuvor das Gute gewählt, das Gott ist, als dass du ausgewählt würdest. Aber der Herr sagt das Gegenteil: Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt. Also darf man nicht sagen, dass irgendein Gutes von unserer Seite völlig der Auswahl Gottes vorhergehe. Ich sage aber völlig, weil irgendein partikuläres Gutes, das in uns ist, die Ursache sein kann dafür, ein anderes Gutes uns zu geben, und dieses [die Ursache] eines anderen, weil eine gewisse Abfolge in den göttlichen Geschenken ist; aber gänzlich kann nichts die Ursache sein und der göttlichen Auswahl vorhergehen: weil alles Gute uns von Gott ist. 2022. – Aber bezüglich der ewigen Auswahl wäre es noch mehr irrig, zu sagen, dass ihr unsere Auswahl vorherginge. Es hat trotzdem einige gegeben, die sagten, dass unsere vorhergehenden Verdienste die Ursache jener Auswahl sind: und dies war der Fehler des Origenes, der sagte, dass die Seelen der Menschen zugleich geschaffen worden seien als gleiche, und als eine gewisse Anzahl bestand, hätten manche mehr und manche weniger gesündigt; und deshalb hätten manche verdient, Gnade zu haben, manche nicht. Aber dagegen steht, was der Herr sagt: Nicht ihr habt mich erwählt. 2023. – Andere aber sagen, dass es wahr ist, dass die Verdienste, die in der Verwirklichung vorhanden sind, [dies] nicht sind durch die Ursache der Vorherbestimmung, sondern dass sie vorher vorhanden sind im Vorherwissen Gottes; sei sagen, dass Gott, weil er wusste, dass einige gut sein und die Gnade gut verwenden würden, deshalb sich vorgenommen hat, dass er ihnen Gnade geben werde. Aber wenn dies [so] wäre, würde folgen, dass er uns deshalb gewählt hat, weil er vorherwusste, dass wir ihn wählen werden. Und so wäre unsere Wahl vorhergehend der göttlichen Wahl, was gegen den Spruch des Herrn ist. 2024. – Aber vielleicht könnte jemand sagen: Was für eine Wahl konnte sein, da wir nichts waren und kein Hervorragen unter uns bestand? Aber den, der solcherlei sagt, täuscht die Art der menschlichen Wahl, der entsprechend er glaubte, dass die göttliche Wahl sei. Aber die [beiden] verhalten sich anders: weil unsere Wahl verursacht wird durch ein Gutes, das bereits zuvor vorhanden ist; aber die göttliche Wahl ist Ursache des größeren Einflusses des Guten in einem [Menschen] als in einem anderen. Da nämlich die Wahl ein Akt des Willens ist, so ist demgemäß, dass der Willen Gottes und der des Menschen sich verschieden verhalten zum Guten, [auch] die Art ihrer Wahl verschieden. Der Willen Gottes nun verhält sich zum geschaffenen Guten als dessen Ursache; Sap. 11,25: Wie hätte jenes sein können, wenn du es nicht gewollt hättest? Und so wird das Gute den geschaffenen Dingen zugeteilt aufgrund des Willens Gottes. Daher zieht Gott den einen [Menschen] dem anderen vor, insofern als er ihm mehr des Guten einflößt als dem anderen. Der Wille des Menschen aber wird bewegt zu etwas aufgrund eines wahrgenommenen Guten, das bereits vorher vorhanden ist: und deshalb muss in unserer Wahl ein Gutes vorher vorhanden sein als das andere. Deshalb aber flößt Gott dem einen mehr Gutes ein als dem anderen, damit die Rangordnung in den

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Dingen widerscheine: so wie es sich in den materiellen Dingen zeigt, dass die Erste Materie, soviel sie von sich [selbst] her ist, einförmig angelegt ist für alle Formen. Auch die Dinge selbst, bevor sie sind, sind nicht angelegt dazu, dies oder jenes zu sein; aber damit die Rangordnung in ihnen gewahrt werde, gehen sie, [um] verschiedene Formen und Verschiedenes zu sein, aus Gott hervor. Und ähnlich werden bei der vernunftbegabten Kreatur einige ausgewählt zur Herrlichkeit, einige werden verworfen zur Strafe; II Tim. 2,19: Es weiß der Herr, wer die Seinen sind … In einem großen Haus nämlich sind nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene: und einige zwar [stehen] in Ehre, andere aber in Geringschätzung. Und so zeigt sich die verschiedene Rangordnung: indem Gottes Barmherzigkeit in manchen [Menschen] widerscheint, die er ohne irgendwelche vorhergehenden Verdienste zur Gnade vorbereitet; in manchen aber Gottes Gerechtigkeit, indem er sie aufgrund eigener Schuld, jedoch unterhalb des Angemessenen, für die Strafe bestimmt. So also habe ich euch erwählt durch Vorhersehung von Ewigkeit her und Berufung zum Glauben in der Zeitlichkeit. V. 2025. – Wozu er sie aber erwählt hat, fügt er anschließend an, indem er sagt Und habe euch eingesetzt, damit ihr gehet, und die Frucht herbeibringet, und erstens führt er an, wozu er sie erwählt hat; zweitens bezeichnet er den Grund des Gesagten, an der Stelle [n. 2029] Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebet. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens zeigt er, dass er [sie] ausgewählt hat, um etwas zu tun; zweitens, dass er [sie] ausgewählt hat, um etwas zu empfangen, an der Stelle [n. 2028] So dass, was immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, er euch gebe. 2026. – [Christus] sagt also ich habe euch eingesetzt, das heißt, habe euch einen Rang in meiner Kirche gegeben; I Cor. 12,28: Gott hat in der Kirche zuerst die Apostel eingesetzt etc. Ebenso ich habe euch eingesetzt, das heißt, habe euch fest angeordnet; Gen. 1,16: Gott hat große Lichter gemacht, und hat sie an das Firmament des Himmels gesetzt; Iud. 5,20: Die Sterne, bleibend in ihrer Ordnung und ihrem Lauf, haben gegen Sisara gekämpft. Die Einsetzung nämlich beinhaltet Ordnung und Festigkeit. 2027. – Habe euch eingesetzt, sage ich, zu dreierlei. Erstens freilich, um zu gehen; daher sagt [Christus] damit ihr gehet, indem ihr die Welt durcheilt, damit ihr die ganze [Welt] bekehrt zum Glauben; Mc. ult., 15: Geht in die gesamte Welt, predigt das Evangelium jeder Kreatur. Oder damit ihr gehet, das heißt fortschreitet von Tugend zu Tugend; Ps. 83,8: Sie werden gehen von Tugend zu Tugend: der Gott der Götter wird gesehen werden in Sion; Oseae ult., 6: Gehen werden seine Zweige wie die des Libanon.

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Zweitens, um Frucht herbeizubringen; daher sagt [Christus] und damit ihr die Frucht herbeibringet, nämlich die der Bekehrung der Gläubigen, hinsichtlich des ersten Weges; Rom. 1,13: Damit ich eine Frucht habe bei euch, so wie auch bei den übrigen Völkern. Oder die geistliche innerliche Frucht, hinsichtlich des zweiten Weges; Gal: 5,22: Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede etc. Eccli. 24,17: Meine Blüten sind die Früchte der Ehre und der Ehrenhaftigkeit. Drittens, dass sie eine Frucht herbeibringen, die nicht zerstört wird durch Tod oder Sünde; daher sagt [Christus] und damit eure Frucht bleibe, nämlich damit die Versammlung der Gläubigen hinübergeführt werde ins ewige Leben, und die die geistliche Frucht mehr nütze; oben 4,36: Und Frucht versammle für das ewige Leben. VI. 2028. – So dass, was immer ihr bitten werdet. Hier zeigt [Christus], dass er [sie] ausgewählt hat, um etwas zu empfangen, nämlich alles, worum sie bitten. Als ob er sagte: Ich habe euch eingesetzt dazu, dass ihr würdig seid, vom Vater zu empfangen in meinem Namen; I Io. 3,21: Wenn unser Herz uns nicht zurückhält, haben wir Vertrauen zu Gott, und was immer wir bitten werden, werden wir empfangen von ihm. VII. 2029. – Dies trage ich euch auf. Hier bezeichnet [Christus] den Grund dessen, was er sagte. Es könnte nämlich jemand sagen, weshalb Christus all dies zu ihnen gesagt habe. Daher antwortet der Herr und sagt Dies trage ich euch auf, dass ihr einander liebet; gleichsam: alles was ich sage, leitet euch hin zur Liebe der Nächsten: I Tim. 1,5: Das Ziel des Gebotes ist die Liebe. Oder man muss sagen, Chrysostomus zufolge, dass die Jünger sagen konnten: Herr, weshalb bringst du uns so viel über deine Liebe in Erinnerung? Etwa, damit du tadelst? Aber der Herr sagt: Nein, vielmehr damit ich euch anrege zur Liebe des Nächsten; I Io. 4,21: Diesen Auftrag haben wir von Gott, dass wer Gott liebt, auch seinen Bruder liebe.

Lectio IV. I. Wenn die Welt euch hasst, wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat. II. Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt, was ihrer ist, lieben. III. Weil ihr aber nicht von der Welt seid, aber ich euch von der Welt ausgewählt habe, deshalb hasst euch die Welt.

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IV. Erinnert euch meiner Rede, die ich euch gesagt habe. Nicht ist der Knecht größer als sein Herr. V. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie meine Rede bewahrt haben, werden sie auch eure bewahren. VI. Aber all dies werden sie euch tun wegen meines Namens, weil sie ihn nicht kennen, der mich gesandt hat. I. 2030. – Nachdem das Gleichnis vom Weinstock und den Blättern angeführt und erklärt wurde hinsichtlich der Anhaftung der Blätter an den Weinstock [vgl. n. 1986], erklärt [Christus] es hier anschließend hinsichtlich ihrer Reinigung, die kommen würde durch die Drangsale. Der Herr tröstet sie also über die Drangsale, die sie erleiden würden, und erstens trägt er die Gründe vor, durch die er sie tröstet; zweitens legt er die Gründe aus, an der Stelle [n. 2039] Erinnert euch meiner Rede etc.; drittens schließt er die Entschuldigungen der Verfolgenden aus, an der Stelle [n. 2044] Wenn ich nicht gekommen wäre und nicht zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Sünde. Er führt aber zwei Gründe für ihre Tröstung an, deren einer von einem Beispiel genommen ist; der zweite von einer Ursache, an der Stelle [n. 2033] Wenn ihr von der Welt wäret etc. 2031. – Es tröstet der Herr sie also mit seinem Beispiel, da auch er Verfolgungen durch die Machthaber erlitten hat; daher sagt er Wenn die Welt euch hasst, wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat. Man muss nämlich wissen, dass so, wie aller Wohltaten Anfang die Liebe ist, so auch aller Verfolgungen Anfang der Hass ist: und deshalb kündigt der Herr ihnen den zukünftigen Hass an; Matth. 24,9: Zum Hass werdet ihr sein für alle Menschen; Lc. 6,22: Selig werdet ihr sein, wenn euch die Menschen hassen etc. [Christus] sagt also: Wenn die Welt euch hasst, das heißt wenn es sein wird, dass ihr der Welt zum Hass seid, und sie ihren Hass offenbaren wird, indem sie euch verfolgt, wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat, oben 7,7: Nicht kann die Welt euch hassen, mich aber hasst sie. Aber dies ist eine große Tröstung für die Gerechten, um stark die Verfolgungen zu ertragen; Hebr. 12,3: Denkt an ihn, der einen solchen Widerspruch der Sünder gegen ihn ertragen hat, damit ihr nicht ermüdet und in eurem Mut nachlasst; I Petr. 2,21: Christus hat für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seiner Spur folgt. Und deshalb, Augustinus zufolge, dürfen sich nicht die Glieder über den Scheitel erheben, und nicht zurückweisen, dass sie im Körper [der Kirche] sind, indem sie nicht den Hass der Welt ertragen wollen [gemeinsam] mit dem Haupt. 2032. – ,Welt‘ aber wird zweifach verstanden. Manchmal nämlich im Guten, für die, die gut leben in der Welt; II Cor. 5,19: Gott war in Christus, indem er die

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Welt mit sich versöhnte. Manchmal aber im Bösen, nämlich für die Liebhaber der Welt; I Io. 5,19: Die ganze Welt liegt im Bösartigen. So also hasst die ganze Welt die ganze Welt: weil die Liebhaber der Welt, die durch die ganze Welt zerstreut sind, die ganze Welt hassen, das heißt die Kirche der Guten, die durch die ganze Welt hin gekräftigt ist. II. 2033. – Wenn ihr von der Welt wäret: hier wird der zweite Grund angeführt, der genommen ist von der Ursache des Hasses. Wenn nämlich jemand den Hass von jemandem erträgt wegen seiner [eigenen] Schuld, ist es schmerzlich und zu betrauern; wenn aber wegen der Tugend, dann muss man sich freuen. Erstens also zeigt [Christus], was die Ursache ist, warum einige geliebt werden von der Welt; zweitens zeigt er, warum die Apostel der Welt zum Hass sind, an der Stelle [n. 2037] Weil ihr aber nicht von der Welt seid … deshalb hasst euch die Welt. 2034. – Die Ursache aber, warum einige geliebt werden, ist ihre Ähnlichkeit zur Welt; daher sagt [Christus] Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt, was ihrer ist, lieben. Alles Ähnliche liebt das ihm Ähnliche; Eccli. 13,15: Jedes Fleisch wird ähnlichem sich verbinden. Und die Welt, das heißt die Liebhaber der Welt lieben deshalb die Liebhaber der Welt; daher sagt [Christus] Wenn ihr von der Welt wäret, das heißt der Welt folgen würdet, würde die Welt, was ihrer ist, lieben, so wie die Ihren, und die ihr Ähnlichen; oben 7,7: Nicht kann die Welt euch hassen, mich aber hasst sie; I Io. 4,5: Von der Welt sind sie: deshalb sprechen sie von der Welt, und die Welt hört sie. 2035. – Aber [ein Einwand] dagegen. Mit „Welt“ meint der Herr hier die Herrschenden der Welt, die die Apostel verfolgen würden; aber eben dieselben Herrschenden verfolgen manche als Weltliche Erkannte, etwa Mörder und Räuber: also liebt die Welt nicht, was das Ihre ist, so wie auch nicht die Apostel. Ich antworte. Man muss sagen, dass es möglich ist, etwas rein Gutes zu finden, aber rein Böses wird nicht gefunden, weil das Substrat des Bösen das Gute ist. Das Böse der Schuld also ist gegründet auf dem Guten der Natur. Daher kann nicht irgendein Mensch ein Sünder sein und böse, ohne dass er irgendetwas Gutes hätte. So also gehören sie infolge des Bösen, das sie [in sich] haben, zur Welt, und hassen die Apostel und die, die nicht von der Welt sind; aber dem Guten zufolge, das sie haben, sind sie nicht von der Welt, und hassen die, die von der Welt sind, nämlich Diebe und Räuber, und anderes dieser Art. Es waren dennoch einige in der Welt, die gut lebten: die liebten die Apostel, indem sie deren Taten guthießen. 2036. – Aber noch mehr scheint es zweifelhaft zu sein: weil zur Welt jede Sünde gehört, und so ist zufolge jeder beliebigen Sünde der Mensch von der Welt. Aber wir sehen, dass einige Menschen, die in irgendeiner Sünde übereinstimmen, einander zum Hass sind, wie etwa die Hochmütigen; Prov. 13,10: Unter Hochmütigen gibt es immer Streit; und der Habgierige hasst den Hab-

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gierigen. Daher, dem Philosoph zufolge, streiten die Töpfer miteinander. Die Welt also hasst die Welt. Also scheint es nicht wahr zu sein, was der Herr sagt: Die Welt würde, was ihrer ist, lieben. Die Antwort. Man muss sagen, dass es eine zweifache Liebe gibt: die der Freundschaft nämlich und die des Begehrens, aber sie unterscheiden sich: weil wir in der Liebe des Begehrens das, was uns äußerlich ist, zu uns selbst heranziehen, weil wir mit derselben Liebe Fremdes lieben, insofern es uns nützlich oder erfreulich ist; aber in der Liebe der Freundschaft ist es umgekehrt, weil wir uns selbst hinziehen zu dem, was außerhalb von uns ist; weil wir uns zu denen, die wir mit jener Liebe lieben, so verhalten wie zu uns selbst, indem wir mit ihnen auf eine gewisse Art uns selber teilen. Daher ist in der Liebe der Freundschaft die Ähnlichkeit die Ursache der Liebe, denn nicht lieben wir jemanden so, wenn nicht insofern, als wir eins sind mit ihm: die Ähnlichkeit aber ist eine gewisse Einheit. Aber in der Liebe des Begehrens, sei sie nützlich, sei sie lustvoll, ist die Ähnlichkeit die Ursache von Trennung und Hass. Weil ich nämlich durch jene Liebe jemanden liebe insofern, als er mir nützlich oder lustvoll ist, ist mir als Feindliches zum Hass, was immer ein Hindernis der Nützlichkeit oder der Lust ist. Und daher kommt es, dass die Hochmütigen mit einander zanken, insofern als einer die Ehre für sich beansprucht, die ein anderer liebt, und an der er sich erfreut; auch die Töpfer, insofern als einer den Gewinn an sich zieht, den der andere für sich wollte. Aber man muss wissen, dass die Liebe des Begehrens nicht die zur begehrten Sache ist, sondern die zum Begehrenden: deswegen nämlich liebt jemand mit dieser Liebe jemanden, insofern er ihm nützlich ist, wie gesagt. Und deshalb liebt er darin mehr sich als jenen: so wie der, der den Wein liebt, weil er ihm lustvoll ist, sich mehr als den Wein liebt. Aber die Liebe der Freundschaft ist mehr die zur geliebten Sache als zum Liebenden, weil sie jemanden liebt wegen des Geliebten selbst, nicht wegen des Liebenden selbst. So also, weil in der Liebe der Freundschaft die Ähnlichkeit die Ursache der Liebe ist, die Unähnlichkeit die Ursache des Hasses, kommt es, dass der Welt zum Hass ist, was nicht das Ihre ist und ihr unähnlich, und [dass] sie liebt, das heißt mit der Liebe der Freundschaft, was das Ihre ist. Aber hinsichtlich der Liebe des Begehrens ist es umgekehrt. Und deshalb sagt [Christus] Wenn ihr von der Welt wäret, würde die Welt, was ihrer ist, lieben, nämlich mit der Liebe der Freundschaft. III. 2037. – Hier führt [Christus] die Ursache an, weshalb die Apostel der Welt zum Hass sind: dies ist die Unähnlichkeit. Er sagt also Weil ihr aber nicht von der Welt seid, nämlich durch die Erhebung des Geistes, wie sehr ihr es auch seid durch die Abstammung; oben 8,23: Ihr seid von unten, ich aber bin von den Höhen. Und dies deshalb, weil ihr erhoben seid über die Welt, nicht durch euch, sondern durch meine Gnade, weil nämlich ich euch von der Welt aus-

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gewählt habe; oben 15,16: Ich habe euch ausgewählt; deswegen, weil ihr nämlich nicht von der Welt seid, hasst euch die Welt, das heißt die Liebhaber der Welt, als ihnen Unähnliche: Prov. 29,27: Es verabscheuen die Gerechten die Unfrommen, und es verabscheuen die Unfrommen die, die auf dem rechten Weg sind. Und ebendort 10: Die Männer des Blutes hassen [die Tugendhaften] etc. 2038. – Es kann aber ein dreifacher Grund bezeichnet werden, weshalb die Welt die Heiligen hasst. Der erste ist die Verschiedenheit des Zustandes. Weil nämlich die Welt im Tod ist, aber die Heiligen sind im Zustand des Lebens; I Io. 3,13. Wundert euch nicht, Brüder, wenn euch die Welt hasst. Wir wissen, dass wir versetzt sind vom Tod ins Leben, weil wir die Brüder lieben. Und deshalb wird gesagt in Sap. 2,14: Schwer ist er für uns auch anzusehen. – Der zweite Grund ist die Unzufriedenheit mit der Verbesserung. Denn die heiligen Männer tadeln sowohl mit Worten wie mit Taten die Taten der Welt, und deshalb hasst die Welt sie; Amos 5,10: Zum Hass war ihnen der, der sie ergriff an der Tür; oben 7,7: Mich aber hasst sie, nämlich die Welt, weil ich Zeugnis ablege über sie, dass ihre Werke schlecht sind. – Der dritte Grund ist das Unrecht der Eifersucht, weil die Schlechten die gerechten Männer beneiden, weil sie sie wachsen sehen und vervielfacht werden in Güte und Heiligkeit; so wie den Ägyptern, als sie die Söhne Israels wachsen sahen, diese zum Hass waren, und sie sie verfolgten, Ex. 1,9ff, und in Gen. 37,4 wird gesagt, dass die Brüder, die sahen, dass Joseph von allen mehr geliebt wurde, ihn hassten. IV. 2039. – Hier erklärt [Christus] die oben genannten Ursachen, und erstens den ersten, der das Beispiel betrifft; zweitens den zweiten, der den Grund des Hasses betrifft, an der Stelle [n. 2043] Aber all dies werden sie euch tun wegen meines Namens. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens erinnert er an den Unterschied des Ranges seiner zu den Jüngern; zweitens zeigt er die Ähnlichkeit der Taten, an der Stelle [n. 2042] Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen. 2040. – Der Unterschied des Ranges Christi zu den Jüngern war, dass er selbst der Herr war, jene aber die Knechte; daher sagt er oben in 13,16: Nicht ist der Knecht größer als sein Herr. An diesen Unterschied des Ranges also erinnert er, indem er sagt Erinnert euch meiner Rede, die ich euch gesagt habe, oben 13,16. nämlich dass nicht der Knecht größer ist als sein Herr. Also darf es euch nicht unwürdig sein, wenn ihr das erleidet, was euer Herr erlitten hat; vielmehr müsst ihr euch das zu großem Ruhm anrechnen. Daher sagte [Christus] in Matth. 20,22 zu den Jüngern, die bitten, der eine zur Rechten zu sitzen und der andere zur Linken: Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinken werde? Eccli. 23,28: Großer Ruhm ist es, dem Herrn zu folgen; Matth. 10,25: Es genügt dem Schüler, dass er sei so wie sein Lehrer.

Lectio IV.

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2041. – Aber [ein Einwand] dagegen. Oben ebendort hat [Christus] gesagt: Schon werde ich euch nicht mehr Knechte nennen, hier aber: Nicht ist der Knecht größer als sein Herr. Ich antworte, dass man sagen muss, die Knechtschaft sei zweifach. Eine, die hervorgeht aus knechtischer Furcht, nämlich [aus der vor] der Strafe: und der zufolge waren die Apostel keine Knechte; die andere [geht hervor] aus sittenreiner Furcht, und eine solche Knechtschaft war in den Aposteln; Lc. 12,37: Selig jene Knechte, die der Herr, wenn er kommen wird, wachend findet. V. 2042. – Wenn ihr also Knechte seid, und ich der Herr, müsst ihr zufrieden sein, dass euch das geschieht, was mir geschehen ist. Mich aber haben manche verachtet, und manche aufgenommen; oben 1,11: In sein Eigenes ist er gekommen, und die Seinen haben ihn nicht aufgenommen: wie viele ihn aber aufgenommen haben, denen gab er die Macht, Söhne Gottes zu werden: und ähnlich werden euch einige verachten, einige jedoch verehren. Daher sagt [Christus] Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen: hier wird die Ähnlichkeit der Heiligen [mit Christus] angeführt, weil die Ursache der Verfolgung dieselbe ist, die [die Menschen] gegen die Jünger ausübten und gegen Christus, weil sie in den Jüngern Christus verfolgten; in Act. 9,4 sagte Christus, dass in der Verfolgung der Jünger er verfolgt werde: Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich? Und deshalb folgt wegen der Ähnlichkeit der Ursache die Konsequenz Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen; Matth. 10,25: Wenn sie den Hausvater „Beelzebub“ gerufen haben, um wieviel mehr sein Gesinde? Über diese Verfolgung wird gesagt in Matth. 23,34: Siehe, ich schicke zu euch die Weisen und die Schriftgelehrten, und von ihnen werdet ihr etliche töten und kreuzigen, und etliche von ihnen werdet ihr geißeln in euren Synagogen, und werdet sie verfolgen von Stadt zu Stadt. Und ebenso ist die Ursache der Verehrung dieselbe, und deshalb sagt [Christus] Wenn sie meine Rede bewahrt haben, werden sie auch eure bewahren: weil eure Worte meine Worte sind; II Cor. ult., 3: Oder sucht ihr nach einer Probe auf den, der in mir spricht, auf Christus? Matth. 10,20: Nicht nämlich seid ihr es, die sprechen, sondern der Geist eures Vaters, der in euch spricht; und deshalb sagt [Christus] in Lc. 10,16: Wer euch hört, hört mich. Dass aber von einigen die Apostel aufgenommen worden sind, und geehrt, ist offensichtlich in I Thess. 2,13: Und ihr habt, als ihr von uns empfangen habt das Wort des Hörens von Gott, jenes nicht empfangen als das Wort der Menschen, sondern so wie es wahr ist, das Wort Gottes.

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Caput XV.

VI. 2043. – Hier erklärt [Christus] den Grund der Tröstung, die genommen wird von der Ursache des Hasses. Die Apostel waren nämlich auserwählt und erhoben über die Welt, insofern als sie zu Teilhabern der Göttlichkeit gemacht worden waren, und mit Gott verbunden, und deshalb waren sie der Welt zum Hass: daraus folgt, dass die Welt eher Gott in ihnen hasste als sie selbst. Und die Ursache dieses Hasses war, dass [die Menschen] nicht die wahre Kenntnis Gottes hatten, nämlich durch wahren Glauben und ergebene Liebe: sonst hätten sie, wenn sie [die Apostel] erkannt hätten als Freunde Gottes, sie nicht verfolgt. Und deshalb sagt [Christus] all dies, dass sie euch hassen und verfolgen, werden sie euch tun wegen meines Namens, und deshalb muss es für euch ruhmvoll sein; I Petr. 4,15: Niemand von uns leide gleichsam als Dieb oder Mörder oder Lästerer oder als einer, der strebt nach [dem Gut] anderer: wenn [er] aber als Christ [leidet], dann erröte er nicht: er wird nämlich Gott verherrlichen in jenem Namen. Nicht aber wegen meines Namens, als ob sie ihn liebten, sondern weil er ihnen zum Hass ist. So wie umgekehrt ihr leidet wegen meines Namens, weil ihr ihn liebt. Und dies werden sie tun, weil sie ihn nicht kennen, der mich gesandt hat; oben 8,19: Wenn ihr mich kenntet, würdet ihr auch jedenfalls meinen Vater kennen. Sie wussten nämlich nicht, dass es Gott angenehm war, dass sie Christus anhingen. Aber man muss beachten, dass hier gesprochen wird über die vollkommene Erkenntnis, die im Glauben besteht, der den Verstand vollkommen macht und die Leidenschaften mit Gott verbindet. Über diese Erkenntnis wird gesagt in Ier. 9,23: Darin rühme sich, wer sich rühmt: um mich zu wissen und mich zu kennen; Sap. 15,3: Dich zu kennen, das ist der vollendete Sinn etc.

Lectio V. Wenn ich nicht gekommen wäre, und nicht zu ihnen gesprochen hätte, hätten sie keine Sünde. II. Jetzt aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde. III. Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. IV. Wenn ich nicht Werke getan hätte bei ihnen, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. V. Jetzt aber haben sie sowohl gesehen, als auch hassen sie sowohl mich wie meinen Vater. VI. Aber damit erfüllt werde die Rede, die in ihrem Gesetz geschrieben ist, dass ich ihnen zum Hasse sei grundlos. VII. Wenn aber der Paraclitus kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater als den Geist der Wahrheit, der vom Vater hervorgeht, wird

I.

Lectio V.

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er Zeugnis ablegen über mich. Und auch ihr werdet Zeugnis ablegen, weil ihr von Anfang an mit mir seid. I. 2044. – Oben [vgl. n. 2030] bezeichnete der Herr, als er die Verfolgung behandelte, die über die Jünger von den Juden kommen würde, die Ursache: dass [die Juden] den nicht kennen, der ihn gesandt hat. Aber weil Unwissenheit eine Entschuldigung zu sein pflegt, deshalb zeigt er hier, dass sie unentschuldbar sind; und dies zweifach. Erstens durch das, was er selbst persönlich bei ihnen getan und gelehrt hat; zweitens durch das, was in seiner Abwesenheit geschehen werde, an der Stelle [n. 2058] Wenn aber der Paraclitus kommen wird etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens zeigt er, dass sie unentschuldbar sind wegen der Wahrheit der Lehre; zweitens wegen der Offensichtlichkeit der Zeichen, an der Stelle [n. 2053] Wenn ich nicht Werke getan hätte. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens zeigt er, was ihnen zur Entschuldigung zugute gehalten werden könnte; zweitens zeigt er, dass sie dieses Zugutehaltens entbehren, an der Stelle [n. 2049] Jetzt aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde; drittens zeigt er, aus welcher Wurzel ihre Verfolgung hervorgeht, an der Stelle [n. 2050] Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater. 2045. – [Christus] sagt also dass sie euch all dies antun wegen meines Namens: und freilich könnten sie davon entschuldigt werden, wenn ich nicht gekommen wäre, und nicht zu ihnen gesprochen hätte; das heißt wenn ich mich nicht persönlich gezeigt hätte, und sie nicht persönlich belehrt hätte, hätten sie keine Sünde. 2046. – Aber [ein Einwand] dagegen, Rom. 3,23: Alle haben gesündigt, und bedürfen der Gnade Gottes. Aber man muss sagen, dass der Herr hier nicht spricht über eine beliebige Sünde, sondern über die Sünde der Ungläubigkeit, dass sie nicht an Christus glauben: dies wird antonomastisch ,Sünde‘ genannt, weil, wenn diese Sünde besteht, keine andere Sünde nachgelassen werden kann, weil keine Sünde nachgelassen wird außer durch den Glauben an Jesus Christus, durch den die Gerechtigkeit da ist, wie gesagt wird in Rom. 5,1. Und deshalb ist es dasselbe, dass [Christus] sagt hätten sie keine Sünde, wie wenn er sagte: Nicht würde ihnen angerechnet, dass sie an mich nicht glauben. Und dies erstens, weil der Glaube aus dem Hören kommt, Rom. 10,17. Daher hätten sie, wenn er nicht gekommen wäre, und zu ihnen nicht gesprochen hätte, nicht glauben können. Niemandem aber wird es zur Sünde angerechnet, wenn er nicht tut, was er auf keine Weise tun kann.

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Caput XV.

2047. – Und wenn gesagt würde, dass sie verpflichtet waren, und glauben konnten, auch wenn Christus nicht gekommen wäre, weil er ihnen angekündigt war durch die Propheten, Rom. 1,2: Was er vorher versprochen hatte durch seine Propheten in den heiligen Schriften über seinen Sohn etc., [dann] ist zu antworten, das die Juden nicht einmal den Worten der Propheten hätten von sich selbst her glauben und sie verstehen können, wenn ihnen nicht die göttliche Hilfe gezeigt worden wäre; Dan. 12,9: Verschlossen sind und versiegelt die Reden bis zu [dieser] Zeit. Daher sagte in Act. 8,31 der Eunuch: Wie kann ich verstehen, wenn nicht jemand [es] mir zeigt? So also hätten sie, wenn Christus nicht gekommen wäre, diese Sünde, nämlich die der Ungläubigkeit, nicht, wie sehr sie auch andere tätige Sünden gehabt hätten, wegen denen sie bestraft worden wären. Und ähnlich ist die Überlegung über alle jene, zu denen die Predigt des Wortes Gottes nicht hatte gelangen können. Daher wird ihnen nicht zur Verdammung die Sünde der Ungläubigkeit angerechnet, aber da sie beraubt sind der Wohltat Gottes, werden sie wegen ihrer anderen tätigen und ererbten Sünden verdammt werden. 2048. – Man muss aber wissen, dass für viele Christi Ankunft und Lehre zu etwas Gutem wurde, für jene nämlich, die ihn aufnahmen, und seine Rede bewahrten; und für viele zu etwas Schlechtem, für jene nämlich, die ihn weder hören noch ihm glauben wollten; Is. 8,14: Er wird euch ein Stein des Anstoßes sein und ein Fels des Skandals den zwei Häusern Israels, ein Fallstrick und Untergang für die Einwohner Jerusalems; Lc. 2,34: Aufgestellt ist er für den Untergang und für die Auferstehung vieler. II. 2049. – So also hat [Christus] angeführt, wodurch [die Menschen] der Ungläubigkeit entschuldigt werden könnten. Aber sie ermangeln des Zugutehaltens dieser Entschuldigung, weil Christus sich sowohl persönlich ihnen gezeigt hat, als auch sie gelehrt hat. Daher sagt er Jetzt aber, nämlich seitdem ich gekommen bin, und gesprochen habe, haben sie keine Entschuldigung, nämlich aufgrund von Unwissenheit, für ihre Sünde; Rom. 1,20: So, dass sie unentschuldbar sind: weil sie, obwohl sie Gott kannten, ihn nicht wie Gott verherrlicht haben. Dass sie aber Christus erkannt haben, ist offensichtlich in Matth. 21,38: Dieser ist der Erbe: kommt, wir wollen ihn töten. Aber sie erkannten, dass er der im Gesetz versprochene Christus war, nicht aber, dass er Gott war: weil wenn sie das erkannt hätten, hätten sie niemals den Herrn der Herrlichkeit gekreuzigt [I Cor. 2,8]. Nicht also haben sie die Unwissenheit als Entschuldigung: weil sie dies nicht aus Unwissenheit getan haben, sondern aus einer anderen Wurzel, nämlich aus Hass und einer gewissen Bösartigkeit.

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III. 2050. – Daher fügt [Christus] hinzu Wer mich hasst, hasst auch meinen Vater, als ob er sagte: Nicht die Unwissenheit, sondern der Hass, den sie gegen mich hatten, ist für sie die Sünde, und dies, weil sie sich erweitert zum Hass gegen den Vater. Weil nämlich der Sohn und der Vater eins sind im Wesen, in Wahrheit und Güte, und [weil] jede Kenntnis von etwas besteht durch die Wahrheit, die in diesem ist, liebt, wer immer den Sohn liebt, auch den Vater; und wer immer den einen erkennt, erkennt auch den anderen; und wer den Sohn hasst, hasst auch den Vater. 2051. – Aber hier gibt es eine zweifache Frage [vgl. n. 2052]. Die erste, ob jemand Gott hassen könne. Darauf ist zu sagen, dass niemand Gott, insofern er Gott ist, hassen kann. Weil Gott das reine Wesen der Güte ist [und] weil diese ihr selbst zufolge liebenswert ist, ist es unmöglich, dass [Gott] ihm selbst zufolge von jemandem gehasst wird. Daher ist dies die Ursache, weshalb es unmöglich ist, dass der Böse Gott sieht. Es ist nämlich unmöglich, dass Gott gesehen wird von jemandem, ohne dass er geliebt würde: wer aber Gott liebt, ist gut; daher sind dies unvereinbare Dinge, nämlich dass jemand Gott sieht und böse sei. Es kann jedoch jemand Gott hassen zufolge von etwas anderem, etwa, wer die Lust liebt, hasst Gott als den, der die Erlebnisse der Lust verwehrt, und wer Straflosigkeit sucht, hasst die strafende Gerechtigkeit Gottes. 2052. – Die zweite Frage ist, dass niemand hassen kann, was er nicht kennt: die Juden aber kannten den Vater nicht, oben ebd. [15. 21]: Sie kennen ihn nicht, der mich gesandt hat: nicht also scheint es wahr zu sein, wenn [Christus] sagt hasst auch meinen Vater. Aber man muss sagen, Augustinus zufolge, dass jemand etwas lieben oder hassen kann, das er niemals gesehen hat, noch auch gemäß der Wahrheit kennt, sondern nach dem Gerücht, das gut oder schlecht darüber schwätzt. Aber dies kann zweifach geschehen. Auf eine Art so, dass [jemand] gehasst oder geliebt wird gemäß seiner Person selbst, oder gemäß dem, was über ihn erzählt wird, so wie ich, wenn ich höre, jemand sei ein Dieb, ihn hasse, nicht weil ich seine Person selbst kenne oder hasse, sondern weil ich allgemein jeden Dieb hasse: daher würde ich, wenn er ein Dieb wäre, und ich nicht wüsste, das er ein Dieb ist, ihn hassen, und dennoch nicht wissen, dass ich ihn hasse. Die Juden aber hassten Christus, und die Wahrheit, die er predigte. Weil dieselbe Wahrheit, die Christus predigte, im Willen des Vaters war, und [auch] die Werke, die Christus tat, hassten sie daher zugleich so wie Christus auch den Vater, mögen sie auch nicht gewusst haben, dass jene im Willen des Vaters waren.

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Caput XV.

IV. 2053. – Hier zeigt [Christus], dass jene unentschuldbar sind, durch die Offensichtlichkeit der Zeichen. Sie könnten nämlich sagen, dass sie durch die Worte, die er gegen sie sagt, nicht überzeugt werden; und deshalb bekräftigt er die Worte mit wunderhaften Taten, indem er sagt Wenn ich nicht Werke getan hätte bei ihnen, die kein anderer getan hat, hätten sie keine Sünde. Und erstens zeigt er, dass sie in irgendeiner Weise entschuldbar sein könnten; zweitens zeigt er die Wurzel ihrer Sünde; drittens führt er die Beglaubigung ein. Das zweite macht er hier [n. 2056]: Jetzt aber haben sie sowohl gesehen, als auch hassen sie sowohl mich wie meinen Vater; das dritte hier [n. 2057]: damit erfüllt werde die Rede, die in ihrem Gesetz geschrieben ist: 2054. – Hinsichtlich des ersten wird eine zweifache Frage vorgelegt. Eine, die die Wahrheit des Vorhergehenden betrifft, nämlich Wenn ich nicht Werke getan hätte bei ihnen, die kein anderer getan hat etc.: und es wird gefragt, ob Christus irgendwelche guten Werke bei ihnen getan hat, die niemand anderer getan hatte. Und es scheint nicht [so zu sein]: weil wenn gesagt wird, dass Christus Tote auferweckt hat, [dann] haben dies auch Elias und Eliseus getan. Wenn Christus über das Meer gegangen ist, [dann] hat Moses das Meer geteilt. Aber Josua hat, was größer ist, getan, nämlich dass die Sonne stillstand. Unpassend also scheint Christus jene anzuklagen, und nicht scheint die Folge Wahrheit zu haben. Ich antworte. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass der Herr hier nicht spricht über irgendwelche Wunder, die er bei ihnen getan hat, das heißt in ihrem Anblick, sondern darüber, was er an ihnen getan hat, das heißt an ihrer Person. Denn in der Sorge für die Schwachen hat keiner so viel an ihnen getan wie Christus: wie sehr auch in anderem ähnlicherweise, weil kein anderer Mensch Gott geworden ist, und keiner von einer Jungfrau geboren worden ist außer Christus. Er hat also an ihnen Werke getan, die kein anderer getan hat in der Sorge für die Schwachen; und dies dreifach. Erstens freilich an Größe: weil er einen viertägigen Toten auferweckt hat, einen blind Geborenen sehend gemacht hat, was seit Ewigkeit nicht gehört worden ist, wie oben gesagt wird in 9,32. Zweitens an Anzahl: weil er alle, wie viele ein Übel hatten, heilte, wie gesagt wird in Matth. 14,35 f, was kein anderer getan hat. Drittens nach der Art: weil die anderen es taten unter Anrufung, und so zeigten, dass sie es nicht aus eigener Kraft taten; aber Christus tat es befehlend, da aus eigener Kraft; Mc. 1,27: Was ist das für eine neuen Lehre? dass er in Kraft und Macht auch den unreinen Geistern befiehlt, und sie gehorchen ihm. So also haben andere, mögen sie auch Tote auferweckt haben, und anderes Wunderbares getan haben, was Christus getan hat, es dennoch nicht auf diese Weise getan, und nicht aus eigener Kraft, wie Christus.

Lectio V.

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Ähnlich ist, was gesagt wird über den Stillstand der Sonne, kleiner als das, dass Christus sterbend den Mond rückwärts laufen ließ, und den ganzen Lauf des Firmaments veränderte, wie Dionysius sagt. 2055. – Die zweite Frage ist [die] über die Wahrheit der Bedingung, ob nämlich, wenn Christus bei ihnen nicht Wunder getan hätte, die kein anderer getan hat, sie straffrei wären von der Sünde der Ungläubigkeit. Die Antwort. Man muss sagen: Wenn wir sprächen über irgendwelche Wunder, hätten sie eine Entschuldigung, wenn die bei ihnen nicht getan worden wären von Christus. Niemand nämlich kann zu Christus kommen durch den Glauben, wenn [er] nicht [von Gott] gezogen [wird]; oben 6,44: Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht. Und deshalb sagt die Braut in Cant. 1,4: Ziehe mich dir nach: wir werden laufen zum Geruch deiner Salben. Daher wären sie, wenn niemand wäre, der sie zum Glauben gezogen hätte, entschuldbar wegen der Ungläubigkeit. Aber man muss beachten, dass Christus [sie] angezogen hat durch das Wort, durch sichtbare und unsichtbare Zeichen, nämlich indem er innerlich die Herzen bewegte und anspornte; Prov. 21,1: Das Herz der Könige ist in der Hand Gottes. Es ist also das Werk Gottes ein innerer Antrieb zum guten Handeln, und die sich dem widersetzen, sündigen: sonst hätte Stephanus umsonst gesagt in Act. 7,51: Ihr widersetzt euch immer dem Heiligen Geist. Und Is. 50,5: Der Herr hat mir geöffnet das Ohr, nämlich des Herzens, ich aber widerspreche nicht. Es muss also dieses, dass der Herr sagt Wenn ich nicht Werke getan hätte bei ihnen, die kein anderer getan hat, verstanden werden nicht nur über das Sichtbare, sondern auch über den inneren Antrieb, und die Anziehung der Lehre: wenn er freilich dies bei ihnen nicht getan hätte, hätten sie keine Sünde. So also ist offenkundig, auf welche Weise sie entschuldigt werden könnten, dadurch nämlich, wenn [Christus] bei ihnen keine wunderbaren Werke getan hätte. V. 2056. – Hier zeigt [Christus], aus welcher Ursache sie in die Sünde der Ungläubigkeit gerieten: nämlich aus Hass, aufgrund dessen sie den geschauten Werken nicht glaubten. Daher sagt er Jetzt aber haben sie gesehen, nämlich die Werke, die er bei ihnen tat, und sie hassen sowohl mich wie meinen Vater; Prov. 1,29: Deshalb, weil sie die Lehre hassten, haben sie auch die Furcht des Herrn nicht angenommen. Und, wie Gregorius sagt, es gibt einige in der Kirche, die Gutes nicht nur nicht tun, sondern [es] auch verfolgen, und was sie selbst zu tun verabsäumen, auch an anderen verdammen: daher kommt deren Sünde nicht aus Schwäche oder Unwissenheit, sondern nur aus Bestrebung zustande.

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Caput XV.

VI. 2057. – Weil [die Menschen] sagen könnten: Wenn es so ist, dass die Juden dich und deinen Vater hassten, weshalb tust du Wunder bei ihnen? deshalb antwortet [Christus] und sagt, dass er dies tue, damit erfüllt werde die Rede, die in ihrem Gesetz geschrieben ist. Aber hier wird gezweifelt darüber, dass er sagt, es sei in ihrem Gesetz geschrieben, obwohl es in den Psalmen geschrieben ist. Darauf ist zu sagen, dass „Gesetz“ in der Schrift dreifach verstanden wird. Manchmal nämlich gemeinsam für das ganze Alte Testament; und so wird es hier verstanden, weil die ganze Lehre des Alten Testaments ausgerichtet ist auf die Befolgung des Gesetzes; Lc. 23,42: Erinnere dich meiner etc. Manchmal wird es genommen demzufolge, dass es abgesetzt wird gegen die Hagiographie und die Propheten; Lc. ult., 44: Es muss alles erfüllt werden, was geschrieben steht in den Propheten, und im Gesetz, nämlich bei Moses, und in den Psalmen; einiges auch wird der Hagiographie zugezählt. Manchmal aber wird ,Gesetz‘ genommen so, dass es nur gegen die Propheten abgesetzt wird; und dann wird die Hagiographie gezählt mit den Propheten. [Christus] sagt also damit erfüllt werde die Rede, die in ihrem Gesetz (das ist in Ps. 34,19) geschrieben ist, dass ich ihnen zum Hasse sei grundlos, das heißt nicht um einen Vorteil zu erlangen, oder um einen Nachteil zu vermeiden, um dessentwegen nämlich der Mensch etwas hasst, das nicht in Christus war; vielmehr gab er ihnen Anlass zur Liebe, indem er sie heilte und belehrte; Act. 10,38: Sie durchwandernd tat er Gutes; Ier. 18,20: Wird etwa für Gutes Schlechtes zurückgegeben, weil sie eine Grube gegraben haben für mein Leben? Ebd. 2,5: Welche Ungerechtigkeit haben eure Väter in mir gefunden, weil sie sich entfernt haben von mir? VII. 2058. – Hier zeigt [Christus], dass [die Menschen] nicht entschuldbar sind, wegen dessen, was nach ihm kommen würde, weil sie andere Zeugnisse haben würden, nämlich das des Heiligen Geistes, und auch das der Jünger, und erstens führt er an, was kommen würde seitens des Heiligen Geistes; zweitens das, was sein würde seitens der Apostel, an der Stelle [n. 2067] Und auch ihr werdet Zeugnis ablegen etc. Hinsichtlich des Heiligen Geistes berührt er viererlei. Erstens nämlich die Freiheit; zweitens die Annehmlichkeit [n. 2060]; drittens das Hervorgehen [n. 2061]; viertens das Wirken [n. 2066]. 2059. – Die Freiheit nämlich, beziehungsweise die Macht, berührt [Christus], wenn er sagt Wenn aber der Paraclitus kommen wird etc. Über den

Lectio V.

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nämlich wird passenderweise gesagt, es komme einer, der freiwillig und aus eigener Vollmacht geht; und dies passt zum Heiligen Geist, der weht, wo er will: oben 3,8. Sap. 7,7: Ich rief ihn an, und in mich kam der Geist der Weisheit. Dies also, dass Christus sagt den ich euch senden werde, bezeichnet nicht Zwang, sondern den Ursprung. 2060. – Die Annehmlichkeit berührt er, wenn er sagt Paraclitus, das heißt Tröster. Denn weil er die Liebe zu Gott ist, macht er uns das Irdische verachten, und Gott anhaften; daher schließt er Schmerz und Trauer von uns aus, und versieht uns mit Freude über das Göttliche; Gal. 5,22: Die Frucht des Geistes ist die Liebe, die Freude, der Friede etc.; Act. 9,31: Die Kirche wurde erfüllt von der Tröstung des Heiligen Geistes etc. 2061. – Drittens führt [Christus] das zweifache Hervorgehen des Heiligen Geistes an [n. 2062]. Erstens nämlich das zeitliche, wenn er sagt den ich euch senden werde vom Vater etc. Hierbei muss man wissen, dass gesagt wird, der Heilige Geist werde gesandt, nicht als ob er den Ort wechselte, weil er selbst den Kreis der Länder ausfüllt, wie gesagt wird in Sap. 1,7, sondern weil er auf eine neue Weise durch Gnade beginnt, in denen zu wohnen, die er zum Tempel Gottes macht; I Cor. 3,16: Der Tempel Gottes seid ihr, und der Geist Gottes wird in euch wohnen. Und nicht ist es ein Gegensatz, dass gesagt wird, der Heilige Geist werde gesandt und werde kommen: denn darin, dass gesagt wird, er komme, erweist sich offenkundig die Hoheit der Göttlichkeit selbst, die wirkt, wie sie will, I Cor. 12,11. Es wird aber gesagt, dass [der Heilige Geist] gesendet werde, damit gezeigt wird sein Hervorgehen aus einem anderen: dass er nämlich die vernunftbegabte Kreatur heiligt, indem er ihr einwohnt, hat er von einem anderen, von dem er hat, dass er sei, so wie der Sohn von einem anderen hat, was immer er wirkt. Es muss aber beachtet werden, dass die Entsendung des Heiligen Geistes gemeinsam geschieht vom Vater und dem Sohn: dies wird bezeichnet in Apoc. ult., 1: Er zeigte mir einen Fluss lebendigen Wassers, das heißt den Heiligen Geist, der hervorging vom Sitz Gottes und des Lamms, das ist Christus. Deshalb erwähnt [Christus] bei der Entsendung des Heiligen Geistes den Vater und den Sohn, von denen er mit gleicher und derselben Kraft gesendet wird. Und deshalb führt er manchmal den Vater als den Sendenden ein, nicht jedoch ohne den Sohn; so wie oben 14,26: Der Paraclitus aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen. Manchmal aber führt er sich selbst als den Sendenden ein, nicht ohne den Vater, so wie hier, wenn er sagt den ich euch senden werde vom Vater, weil nämlich der Sohn, was immer er wirkt, vom Vater hat; oben 5,19: Nicht kann der Sohn von sich aus etwas tun. 2062. – Zweitens führt Christus das ewige Hervorgehen an, wobei er ähnlich zeigt, dass der Heilige Geist den Sohn betreffe, wenn er sagt den Geist der Wahrheit: er selbst nämlich ist die Wahrheit; oben 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben: und [dass der Heilige Geist] den Vater [betreffe], wenn er sagt der vom Vater hervorgeht. So also ist, dass er sagt den Geist der

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Caput XV.

Wahrheit, dasselbe, wie wenn er sagte den Geist des Sohnes; Gal. 4,6: Gott hat den Geist seines Sohnes in eure Herzen geschickt. Und weil dieser Name des Geistes einen gewissen Anstoß bedeutet, jede Bewegung aber eine Wirkung hat, die zu ihrem Prinzip passt, so wie die Erwärmung etwas Warmes hervorbringt, ist die Folge, dass der Heilige Geist die, in die er gesandt wird, ähnlich macht dem, dessen Geist er ist: und deshalb, weil er der Geist der Wahrheit ist, lehrt er jegliche Wahrheit, wie gesagt wird unten in 16,13; und Iob 32,8: Die Einwehung des Allmächtigen gibt Erkennen. Und ähnlich, weil er der Geist des Sohnes ist, macht er [uns] zu Söhnen; Rom. 8,15: Empfangen habt ihr den Geist der Annehmung zu Söhnen. [Christus] sagt aber Geist der Wahrheit, zum Unterschied des Geistes der Lüge, Is. 19,14. Der Herr mischte inmitten der Ägypter den Geist des Irrtums; III Reg. ult., 22: Ich werde hinausgehen, und werde ein lügenhafter Geist sein im Munde aller seiner Propheten. 2063. – Aber weil [Christus] sagt der vom Vater hervorgeht, und nicht hinzufügt vom Vater und dem Sohn, sagen die Griechen, dass der Heilige Geist nicht vom Sohn hervorgehe, sondern nur vom Vater; dies [aber] kann ganz und gar nicht sein. Denn nicht könnte der Heilige Geist unterschieden werden vom Sohn, wenn er nicht entweder selbst vom Sohn hervorginge, oder umgekehrt der Sohn von ihm; dies sagt [aber] niemand. Denn es kann nicht gesagt werden, dass in den göttlichen Personen, die gänzlich immateriell und einfach sind, eine materielle Unterscheidung sei, die es gibt gemäß der Teilung der Quantität, der die Materie zugrunde liegt. Daher muß es sein, dass die Unterscheidung der göttlichen Personen besteht nach der Art der formalen Unterscheidung, die bestehen muss gemäß irgendeinem Gegensatz. Denn welche Formen auch immer, die nicht [einander] entgegengesetzt sind, machen, wenn sie einander wechselseitig widerfahren in demselben, das Zugrundeliegende nicht verschieden, so wie das Weiße und das Große. Daher betreffen in den göttlichen Personen Eingeborensein und Vaterschaft, weil sie nicht entgegengesetzt sind, eine Person. Wenn also der Sohn und der Heilige Geist verschiedene Personen sind, die vom Vater hervorgehen, müssen sie durch einige entgegengesetzte Eigenschaften unterschieden sein: nicht aber entgegengesetzt nach Bejahung und Verneinung oder nach Ermangelung und Haben, weil so der Sohn und der Heilige Geist sich zu einander verhielten wie Seiendes und Nichtseiendes, und so wie Vollkommenes und Mangelhaftes, was ihrer Gleichheit widerstreitet; und auch nicht nach dem Gegensatz von Unterschiedlichem, von denen eines vollkommener ist als das andere. Daher bleibt übrig, dass nur durch relativen Gegensatz der Heilige Geist sich unterscheide vom Sohn. Dieser Gegensatz aber kann aus nichts anderem herkommen, als dass einer von ihnen sich beziehe auf den anderen. Denn verschiedene Beziehungen von zweien auf etwas Drittes sind nicht geradewegs einander entgegengesetzt, außer vielleicht durch etwas, das per accidens folgt. Daher bleibt übrig, dass bezüglich darauf, dass der Heilige Geist sich unterscheidet vom Sohn, ihnen

Lectio V.

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entgegengesetzte Beziehungen zugeschrieben werden müssen, durch die sie einander entgegengesetzt sind. Und nicht können andere gefunden werden, wenn nicht die Beziehungen des Ursprungs, dem zufolge einer aus dem anderen stammt. Also ist es unmöglich, wenn die Dreifaltigkeit der Personen zugrundegelegt wird, dass der Heilige Geist nicht aus dem Sohn stamme. 2064. – Es sagen aber einige, dass der Heilige Geist und der Sohn sich unterscheiden gemäß der Verschiedenheit des Hervorgehens, insofern als der Sohn vom Vater stammt durch Geburt, und der Heilige Geist durch Hervorgehen. Aber hierbei kehrt dieselbe Frage wieder, die entsteht aus der vorherigen Meinung, auf welche Art dieses zweifache Hervorgehen sich unterscheidet. Es kann nämlich nicht gesagt werden, dass sie sich unterschieden durch Verschiedenartiges, das sie durch die Zeugung erhalten haben: so wie die Zeugung des Menschen und des Pferdes sich unterscheiden gemäß den verschiedenen mitgeteilten Naturen. Dieselbe göttliche Natur nämlich empfängt der Sohn vom Vater durch Geburt, und der Heilige Geist durch Hervorgehen. Daher bleibt übrig, dass sie sich nur gemäß der Reihenfolge des Ursprungs unterscheiden, insofern nämlich die Geburt des Sohnes der Beginn ist des Hervorgehens des Heiligen Geistes. Wenn daher der Heilige Geist nicht vom Sohn stammte, wäre weder er unterschieden vom Sohn, noch das Hervorgehen von der Geburt. Daher bekennen auch die Griechen eine gewisse Ordnung bei dem Sohn und dem Heiligen Geist. Sie sagen nämlich, dass der Heilige Geist zum Sohn gehört, und dass der Sohn wirke durch den Heiligen Geist; aber nicht umgekehrt. Und einige gestehen auch zu, dass der Heilige Geist vom Sohn [her] ist, sie wollen jedoch nicht zugestehen, dass der Heilige Geist aus dem Sohn hervorgeht. Aber darin erdreisten sie sich offensichtlich. Wir verwenden nämlich das Wort „hervorgehen“ für alles, was auf irgendeine Art von anderem [her] ist. Und deshalb ist dieses Wort wegen des Grundes der Gemeinsamkeit geeignet, die Existenz des Heiligen Geistes vom Sohn [her] zu bezeichnen, die kein Beispiel bei den Geschöpfen hat, von dem her irgendein eigenes Wort dafür genommen werden könnte, so wie das Wort „Zeugung“ für den Sohn angenommen wird. Nicht nämlich findet sich bei den Geschöpfen irgendeine Person, die als die Liebe hervorgeht nach der Weise des Willens, so wie [doch] irgendeine Person gefunden wird, die als ein Sohn hervorgeht nach der Weise der Natur. Und deshalb kann geschlossen werden, auf welche Art auch immer sich die Ordnung des Heiligen Geistes hinsichtlich des Sohnes verhält, dass er aus ihm hervorgeht. 2065. – Es sagen jedoch einige der Griechen, dass man nicht sagen dürfe, der Heilige Geist gehe hervor aus dem Sohn, weil diese Präposition „aus“ bei ihnen einen Ursprung bezeichnet, [der] nicht von einem Ursprung her [kommt]; dies [aber] kommt nur dem Vater zu. Aber das ist nicht zwingend: weil der Sohn mit dem Vater der eine Ursprung des Heiligen Geistes ist, so wie auch der Geschöpfe. Wie sehr nun der Sohn es vom Vater hat, dass er der

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Caput XVI.

Ursprung der Geschöpfe ist, wird dennoch gesagt, dass die Geschöpfe aus dem Sohn da sind; daher kann mit demselben Grund gesagt werden, dass der Heilige Geist aus dem Sohn hervorgehe. Und es steht auch nicht entgegen, dass hier gesagt wird der vom Vater hervorgeht, nicht aber vom Vater und vom Sohn: weil ähnlich gesagt wird den ich senden werde, und dennoch wird verstanden, dass der Vater sende, dadurch dass hinzugefügt wird vom Vater: so und [auch] dadurch, dass hinzugefügt wird den Geist der Wahrheit, das heißt des Sohnes, wird verstanden, dass [der Heilige Geist] aus dem Sohn hervorgeht. Denn immer wird, wie gesagt, der Sohn mit dem Vater verbunden, und umgekehrt, hinsichtlich des Hervorgehens des Heiligen Geistes; wenn auch in verschiedener Art des Sprechens, um den Unterschied der Personen zu bezeichnen. 2066. – Viertens führt [Christus] die Wirkungen des Heiligen Geistes an, wenn er sagt wird er Zeugnis ablegen, und dies dreifach. Erstens freilich, indem er die Jünger belehrt, und ihnen Zuversicht darbietet zum Bezeugen; Matth. 10,20: Nicht nämlich seid ihr es, die sprechen, sondern der Geist eures Vaters, der in euch spricht. Zweitens, indem er seine Lehre mitteilt denen, die an Christus glauben; Hebr. 2,4: Da Gott es mitbezeugt mit Zeichen und Wundern, und mit mannigfachen Austeilungen des Heiligen Geistes. Drittens, indem er die Herzen der Hörer weich macht; Ps. 103,30: Sende aus deinen Geist, und sie werden geschaffen werden. 2067. – Zuletzt führt [Christus] an, was kommen würde seitens der Jünger, wenn er sagt Und auch ihr werdet Zeugnis ablegen, angefacht vom Heiligen Geist; Act. 1,8: Ihr werdet mir Zeugen sein in Jerusalem, und in ganz Judäa und Samaria, und bis ans Ende der Erde. Und über dieses zweifache Zeugnis wird gesagt in Act. 5,32: Wir sind Zeugen dieser Sache, und der Heilige Geist, den der Herr gegeben hat allen, die ihm gehorchen. Und [Christus] fügt die Geeignetheit des Zeugnisses hinzu, wenn er sagt weil ihr von Anfang an mit mir seid, nämlich [vom Anfang] des Predigens und der Wirkung der Wunder, sodass sie bezeugen konnten durch Anblick und Hören, gemäß jener Stelle I Io. 1,3: Was wir gesehen und gehört haben, verkünden wir euch. Daraus kann auch entnommen werden, dass Christus nicht Wunder getan hat in der Kindheit, wie man es in manchen Apokryphen findet; sondern nur seit damals, seitdem er Jünger versammelte.

Caput XVI. Lectio I. I.

Dies habe ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmt.

Lectio I.

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II. Aus den Synagogen werden sie euch entfernen. Aber es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, glaubt, Gott Gehorsam zu leisten. III. Und das werden sie euch tun, weil sie den Vater nicht kennen noch auch mich. IV. Aber dies habe ich euch gesagt, damit ihr, wenn ihre Stunde kommt, euch erinnert, dass ich es euch gesagt habe. V. Dies aber habe ich euch nicht von Anfang an gesagt, weil ich bei euch war. I. 2068. – Oben [vgl. n. 1848] hat der Herr die Jünger getröstet mit einigen Gründen über seinen Weggang, und über die Verfolgungen und Drangsale, die über sie kommen würden; hier erklärt er diese selben Gründe offen, und erstens wird die Erklärung der oben angeführten Gründe angeführt; zweitens wird die Wirkung der Erklärung auf die Jünger gelehrt, an der Stelle [n. 2164] Es sagten zu ihm die Jünger: Siehe, jetzt sprichst du offen etc. Der Herr beabsichtigte aber, wenn das gut bedacht wird, was in den vorangegangenen zwei Kapiteln gesagt wurde, die Jünger zu trösten über zweierlei: über seinen Weggang, und über die Drangsale, die über sie kommen würden; und die Gründe für dies beides erklärt er hier, in rückwärts laufender Reihenfolge. Der Grund dafür ist, dass er deshalb, weil sein Weggang sofort bevorstand, und er ihnen noch nicht die Drangsale, die über sie kommen würden, angekündigt hatte, sie zuerst über seinen Weggang tröstete. Aber weil sie nun durch die ihnen angekündigten Drangsale mehr betroffen zu werden schienen hinsichtlich der Drangsale als hinsichtlich des Wegganges Christi, deshalb tröstet er sie hier erstens über diese Drangsale, die über sie kommen würden; zweitens über seinen Weggang, an der Stelle [n. 2082] Und jetzt gehe ich zu ihm, der mich gesandt hat. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens offenbart er seine Absicht; zweitens kündigt er den Jüngern die Verfolgung durch die Drangsale an, an der Stelle [n. 2070] Aus den Synagogen werden sie euch entfernen etc.; drittens fügt er die Ursache der Verfolgung hinzu, an der Stelle [n. 2075] Und das werden sie euch tun. 2069. – [Christus] sagt also: Ich habe gesagt, dass die Juden mich und euch hassen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat. Und sie sind unentschuldbar, und der Heilige Geist und ihr werdet zeugen gegen sie. Aber Dies alles habe ich euch gesagt, damit ihr nicht Anstoß nehmt; das heißt dass ihr, wenn die Drangsale kommen, die ich euch ankündige, keinen Anstoß nehmt. Und mit Recht lässt er nach dem Versprechen des Heiligen Geistes den Anstoß nicht zu, weil der Heilige Geist die Liebe ist, die Liebe Gottes aber ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist:

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Caput XVI.

Rom. 5,5; und [der Heilige Geist] vertreibt jeden Anstoß, Ps. 118,165: Viel Frieden denen, die dein Gesetz lieben, und nicht gibt es für sie einen Anstoß. Für Freunde aber gehört es sich, dass sie von einem Schaden absehen wegen eines Freundes, wie gesagt wird in Prov. 12,26.61 Für Freunde Gottes also ist es kein Anstoß, Strafen und Schaden zu leiden für Christus. Weil aber die Jünger vor dem Tod Christi den Heiligen Geist nicht empfangen haben, deshalb haben sie beim Leiden Christi Anstoß genommen; Matth. 26,31: Ihr alle werdet Anstoß nehmen an mir in dieser Nacht. Aber nach der Ankunft des Heiligen Geistes waren sie gänzlich ohne Anstoß. II. 2070. – Aber die Jünger könnten sagen: Haben wir denn etwa einen Anlass für einen Anstoß? Freilich, weil viele Drangsale über uns kommen werden, und zwar erstens [die der] Ausschließung; zweitens die der Tötung [n. 2073]. 2071. – [Die Drangsal] der Ausschließung freilich aus der Gemeinschaft der Juden [wird über die Apostel kommen]; daher sagt [Christus] Aus den Synagogen werden sie euch entfernen; oben 9,22: Schon verabredeten sich die Juden, dass wenn jemand bekannte, dass [Jesus] Christus sei, er aus der Synagoge [ausgeschlossen werden] solle. Und dies war deshalb wirksam, weil einige von den Oberen, die an Christus glaubten, deshalb fürchteten, es öffentlich zu bekennen, wie man findet oben in 12,42. Diese Ausschließung kündigt [Christus] an in Lc. 6,22: Selig werdet ihr sein, wenn euch die Menschen hassen, und euren Namen verwerfen als ein Übel wegen des Sohnes des Menschen. 2072. – Aber war es etwa ein Übel, dass die Apostel aus der Synagoge der Juden ausgeschlossen würden, wenn sie selbst daraus sich zurückzogen? Darauf ist zu sagen, Augustinus zufolge, dass darin für sie eine Drangsal war, weil dadurch der Herr zu verstehen gab, dass die Juden Christus nicht annehmen würden. Denn wenn sie Christus angenommen hätten, wäre die Synagoge der Juden und die Kirche Christi dieselbe gewesen; und die sich zur Kirche Christi bekehrt hätten, wären zur Synagoge der Juden bekehrt worden. 2073. – [Die Drangsal] der Tötung sodann [wird über die Apostel kommen]: Aber es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, glaubt, Gott Gehorsam zu leisten. Diese Worte nun können verstanden werden gleichsam als zum Trost der Jünger gesagt, sodass das ,aber‘ entgegensetzend verstanden wird, so dass der Sinn ist: Gleichsam getröstet werden müsst ihr daraus, was sie euch antun werden, aber es kommt die Stunde, da jeder, der euch tötet, glaubt, Gott Gehorsam zu leisten. 61 Dieses Zitat lässt sich nicht auffinden.

Lectio I.

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Aber welche Tröstung konnte es für sie sein, das nämlich, dass jeder, der sie tötete, glauben würde, er leiste Gott Gehorsam? Darauf ist zu sagen, Augustinus zufolge, dass dadurch, dass [Christus] gesagt hatte Aus den Synagogen werden sie euch entfernen, zu verstehen gegeben wurde, dass jene, die sich zu Christus bekehrten, sofort von den Juden getötet werden würden: und deshalb sagt ihnen der Herr zu ihrer Tröstung, dass sie so viele [Menschen] für Christus erwerben würden, ausgestoßen aus den Versammlungen der Juden, dass [dieses]sie nicht würden ausrotten können; und deswegen würden sie danach streben, ihnen den Tod zu bereiten, dass nicht alle zum Namen Christi durch ihre Predigt bekehrt würden. Oder man muss sagen, dass [Christus] ihnen damit die Drangsal der Tötung vorhersagte. 2074. – Er sagt aber glaubt, Gott Gehorsam zu leisten, nicht den Göttern, damit er zu verstehen gebe, dass dies gesagt werde nur über die Verfolgung durch die Juden; Matth. 23,34: Siehe, ich schicke zu euch Weise und Schriftgelehrte; und von ihnen werdet ihr [welche] töten und kreuzigen. Denn die Zeugen Christi sind von den Heiden getötet worden, doch haben jene nicht geglaubt, Gott Gehorsam zu leisten, sondern nur ihren Göttern. Deshalb aber glaubten die Juden, als sie Christi Prediger töteten, dass sie Gott Gehorsam leisteten, weil sie Eifer für Gott hatten, aber nicht gemäß dem Wissen: sie glaubten nämlich, dass ein jeder, der sich zu Christus bekehrte, den Gott Israels verlassen würde. Über diese Tötung wird gesagt in Ps. 43,23: Wegen dir werden wir getötet den ganzen Tag; erachtet sind wir als Schafe der Schlachtung. III. 2075. – Den Grund des Gesagten bezeichnet [Christus], wenn er sagt Und das werden sie euch tun, weil sie den Vater nicht kennen noch auch mich, und erstens [bezeichnet er] den Grund der zukünftigen Verfolgung; zweitens den Grund der Vorankündigung, an der Stelle [n. 2077] Aber dies habe ich euch gesagt. 2076. – [Christus] sagt also: Sie werden euch verfolgen, Und das werden sie euch tun, nicht wegen des Eifers für die Wahrheit, sondern weil sie den Vater nicht kennen, sofern er nämlich Vater ist, noch auch mich, seinen Sohn; oben 8,19: Wenn ihr mich kenntet, würdet ihr vielleicht auch meinen Vater kennen; I Tim. 1,13: Der ich früher ein Lästerer war und Verfolger, … habe ich die Barmherzigkeit Gottes erlangt, weil ich es unwissend tat in Ungläubigkeit. IV. 2077. – Aber es könnte gesagt werden: Wenn die Juden euch aus Unkenntnis des Glaubens verfolgen werden, weshalb also hat [Christus] es euch vorhergesagt? Und deshalb führt er, indem er sagt Aber dies habe ich euch gesagt,

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Caput XVI.

damit ihr, wenn ihre Stunde kommt, euch erinnert, dass ich es euch gesagt habe, erstens den Grund der Vorankündigung an; zweitens den Grund der Verschiebung bis zur [jetzigen] Vorankündigung, an der Stelle [n. 2079] Dies aber habe ich euch nicht von Anfang an gesagt. 2078. – [Christus] sagt also: Deshalb aber habe ich euch dies gesagt, damit ihr, wenn ihre Stunde kommt, euch erinnert, dass ich es euch gesagt habe. Dass jemandes Stunde kommt, wird gesagt, wenn jemand erfüllen kann, wonach er verlangt, und tun, was er will; Sap. 2,7: Nicht möge an uns vorbeigehen die Blüte der Zeit, nämlich [der Zeit], die geeignet ist, die Vergnügungen auszuführen. Die Stunde der Juden also wird dann kommen, wenn sie die Verfolgungen gegen euch werden ausüben können. Aber diese Stunde ist die nächtliche. Lc. 22,53: Dies ist eure Stunde und die Macht der Finsternis etc. [Damit ihr] euch erinnert, dass ich es euch gesagt habe. Dies freilich ist gut für zweierlei. Weil [die Apostel] nämlich, als sie sich erinnerten in den währenden Drangsalen, dass Christus sie ihnen vorhergesagt hatte, seine Göttlichkeit erkannten, und mehr vertrauten auf seine Hilfe. Ebenso wurden sie dadurch, dass jemand die Drangsale vorhersah, die ihnen bevorstanden, weniger niedergedrückt, weil ein vorhergesehener Speer weniger verwundet. Und die Ursache dafür bezeichnet [Marcus] Tullius [Cicero] im Buch De Tusculanis Quaest. Gutes nämlich und böses Weltliches wird, je mehr es erkannt wird, für desto weniger geachtet. Reichtümer nämlich werden von denen, die sie nicht haben, für größer erachtet, als von denselben, nachdem sie sie haben. Ähnlich werden auch Drangsale, bevor man sie hat, mehr gefürchtet und für betrübend gehalten, bevor sie über einen kommen, als nachdem sie über einen gekommen sind und anwesend sind. Ein Übel aber, wenn es vorher bedacht wird, wird gleichsam zu einem anwesenden gemacht, und eben aufgrund der Anwesenheit für geringer erachtet. Daher sagt [Cicero], dass der Weise aus dem Vorherbedenken Tröstung gewinnen kann für die kommende Traurigkeit, die einige empfangen durch die dauernde Anwesenheit der drohenden Traurigkeit. So also kündigt [Christus] ihnen aus zweifachem Grund die Drangsale an: um ihnen die Hoffnung zu erhöhen auf seine Hilfe, und um die Traurigkeit zu mindern. V. 2079. – Hier bezeichnet [Christus] den Grund, weshalb er ihnen dies nicht früher vorhergesagt hat, nämlich, weil ich bei euch war Dies kann bezogen werden auf zweierlei zuvor Gesagtes. Erstens auf die Erhöhung der Hoffnung: denn als ich bei euch war, habt ihr auf meine Hilfe vertraut und nicht gezweifelt; bald aber, wenn ihr mich werdet sterben sehen, werdet ihr zweifeln können an meiner Macht: und deshalb ist es nötig, dass ich

Lectio II.

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euch das Zukünftige vorhersage, durch das ihr meine Göttlichkeit und Macht erkennen werdet. Oder es kann bezogen werden auf das zweite, sodass der Sinn ist: bei euch war ich, beschützte euch und nahm alle Last auf mich; unten 17,12: Vater, als ich bei ihnen war, habe ich die bewahrt, die du mir gegeben hast. Aber weil ich von euch weggehen werde, wird die ganze Last der Drangsal euch bleiben: und deshalb ist es nötig, dass sie euch nicht unvorhergesehen sind. 2080. – Aber es scheint, dass der Herr [es] vor dieser Stunde vorhergesagt hat, weil die anderen drei Evangelisten erzählen, dass der Herr vor dieser Zeit den Jüngern vorhergesagt habe, dass sie ausgeliefert würden vor Könige und Statthalter, und gepeitscht werden würden in den Synagogen der Juden. Aber man muss sagen, dass dies nicht dem entgegengesetzt ist, dass der Herr sagt Dies aber habe ich euch nicht von Anfang an gesagt, weil jene sagen, der Herr habe dies gesagt am Ölberg; dies war, als die Passion bevorstand, drei Tage bevor man zum Mahl gekommen war. Daher bezieht sich dies, dass [Christus] sagt von Anfang an, nicht auf die Zeit der Passion, sondern auf die Zeit, als er das erste Mal mit den Jüngern zusammen war, wie Augustinus sagt. 2081. – Aber dem entgegen steht, dass gesagt wird in Matth. 10,16, dass der Herr den Jüngern die kommenden Drangsale ankündigte nicht nur, als die Passion bevorstand, sondern vom Anfang ihrer Erwählung an. Siehe, sagte er, ich schicke euch wie die Schafe inmitten der Wölfe. Und deshalb muss man sagen, dass dies, dass er sagt von Anfang an, verstanden werden muss nicht nur hinsichtlich der kommenden Drangsale, sondern hinsichtlich der Ankunft des Heiligen Geistes, den er ihnen nicht von Anfang an vorhergesagt hat, wie Augustinus sagt. Oder man muss sagen, Chrysostomus zufolge, dass es verstanden werden muss hinsichtlich der Drangsale. Und dann sagt [Christus] von Anfang an wegen zweierlei, das er ihnen neu vorhersagte: das eine nämlich, dass sie Drangsale erleiden würden von den Juden, was er ihnen früher nicht gesagt hatte, sondern nur von den Heiden, wie es offensichtlich ist in Matth. 10,22; das andere, was er ihnen oben vorhersagte, dass sie Geißelungen erleiden würden: hier aber fügt er das eine hinzu, das sie am meisten erschrecken machen konnte, nämlich dass ihr Tod von den Juden als Gehorsam [gegen Gott] erachtet würde.

Lectio II. I.

Und jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du? II. Aber weil ich dies zu euch gesprochen habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. III. Aber ich sage euch die Wahrheit: Es nützt euch, dass ich gehe. Wenn ich

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Caput XVI.

nämlich nicht weggehe, wird der Paraclitus nicht zu euch kommen: wenn ich aber weggehe, werde ich ihn zu euch senden. I. 2082. – Oben [vgl. n. 2068] hat der Herr die tröstenden Gründe erklärt gegen die Drangsale, die über die Jünger kommen würden; hier erklärt er die tröstenden Gründe für seinen Weggang. Der Herr hab sie aber getröstet über seinen Weggang mit einem dreifachen Grund. Erstens mit dem Grund ihrer Annäherung zum Vater, die er versprach; daher sagte er [oben 14,1]: Nicht werde euer Herz verwirrt … Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen. Zweitens mit dem Grund des Paraclitus, den er senden würde; daher sagte er [14,16]: Und ich werde den Vater bitten, und einen anderen Paraclitus wird er euch geben. Drittens mit dem Grund der wiederkehrenden Schau seiner, die er versicherte [14,18]: Nicht werde ich euch verlassen, sage ich, als Waisen: ich werde zu euch kommen. Diese drei Gründe nun erklärt er hier, aber in umgekehrter Reihenfolge, und erstens das Versprechen des [Heiligen] Geistes, des Paraclitus; zweitens die wiederkehrende Schau seiner, an der Stelle [n. 2116] Ein kurzes, und ihr werdet mich schon nicht mehr sehen; und wiederum ein kurzes, und ihr werdet mich sehen; drittens die Einführung zum Vater, an der Stelle [n. 2135] Und an jenem Tag werdet ihr mich nicht fragen. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens schickt er die Notwendigkeit der Tröstung voran; zweitens führt er diese an, an der Stelle [n. 2086] Aber ich sage euch die Wahrheit etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens kündigt er seinen Weggang an; zweitens zeigt er die Wirkung dieser Ankündigung, an der Stelle [n. 2085] Aber weil ich dies zu euch gesprochen habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. 2083. – [Christus] geht also zum Vater weg, und deshalb sagt er: Ich war mit euch, bis jetzt, aber jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, das heißt zum Vater: dies freilich ist [ein Geschehen der] Vollendung. Dann nämlich wird eine jegliche Sache vollendet, wenn sie zu ihrem Ursprung zurückkehrt; Tob. 12,20: Zeit ist es, dass ich zurückkehre zu dem, der mich gesandt hat. Eccle. 1,7: Zu dem Ort, von dem die Flüsse ausgehen, kehren sie zurück. [Christus] kehrte freilich [nur] gemäß der Menschenhaftigkeit zu dem zurück, bei dem er von Ewigkeit her war gemäß der Göttlichkeit. Und dies ist ausführlicher ausgelegt worden im Vorhergehenden. 2084. – Aber [Christus] fügt hinzu niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du? Aber was bedeutet dies, was er sagt? Hat denn nicht Petrus gefragt, oben in

Lectio II.

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13,36: Herr, wohin gehst du? und Thomas, oben in 14,5: Wir wissen nicht, wohin du gehst? Und deshalb antworten auf diese Frage Chrysostomus und Augustinus, jedoch jeder anders. Chrysostomus nämlich sagt, dass die Jünger, als sie hörten, dass sie getötet und aus den Synagogen vertrieben werden sollten, so betrübt und erschrocken wurden, dass sie beinah den Weggang Christi vergaßen, die Rede darüber beiseite ließen und ihn über seinen Weggang nicht fragten. Daher fügt [Christus] hinzu Aber weil ich dies zu euch gesprochen habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. Und so schilt der Herr sie eher, wenn er sagt Und jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, Chrysostomus zufolge. Und dies fragten sie nicht; Deut. 32,7: Frage deinen Vater, und er wird dir verkünden; Eccli. 6,28: Forsche ihr nach, und es wird dir geoffenbart werden. Augustinus aber will, dass dies, dass Christus sagt jetzt gehe ich zu dem, der mich gesandt hat, nicht für jenen Augenblick gelte, in dem es gesprochen wurde, sondern für die Zeit, zu der er auffahren würde in den Himmel; als ob er sagte: Früher habt ihr mich gefragt, wohin ich gehe, aber jetzt gehe ich so, dass es nicht nötig ist, dass jemand von euch mich fragt Wohin gehst du?, weil, wie gesagt wird in Act. 1,9, er emporgehoben wurde, während jene zusahen. II. 2085. – Hier wird die Traurigkeit angeführt, die die Wirkung der Ankündigung ist, Chrysostomus zufolge; aber, Augustinus zufolge, werden [die Jünger] betrübt über den Weggang: sie freuten sich nämlich über die Gegenwart Christi auf eine gewisse fleischliche Art, bewegt von seinem menschlichen Aussehen, so wie ein Mensch erfreut wird durch die Gegenwart des Freundes: und deshalb waren sie traurig über seinen Weggang; Ps. 29,6: Am Abend, nämlich [an dem] der Passion, wird das Weinen verweilen, in den Aposteln, und am Morgen, dem der Auferstehung, die Freude. Aber weil es menschlich ist, dass die Traurigkeit das Herz berührt, fehlerhaft aber, dass sie das Herz erfüllt, weil dadurch die Vernunft verwirrt wird, deshalb sagt, beinah anklagend, [Christus] Traurigkeit hat euer Herz erfüllt; Eccli. 30,22: Nicht gib Traurigkeit deiner Seele; oben 14,27: Nicht werde euer Herz verwirrt. III. 2086. – Hier wird der Grund der Tröstung angeführt, der die Versprechung des Heiligen Geistes ist, und erstens verspricht [Christus] den Heiligen Geist; zweitens kündet er dessen Wirkung an, an der Stelle [n. 2091] Und wenn jener kommen wird etc. 2087. – Hinsichtlich des ersten macht [Christus] zweierlei. Erstens zeigt er die Notwendigkeit seines Wegganges;

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Caput XVI.

zweitens die Nützlichkeit des Wegganges. (Christus) sagt also hat Traurigkeit euer Herz erfüllt, nämlich über meinen Weggang, aber er ist eher etwas, das euch freuen soll, weil es euch nützt, dass ich gehe, das heißt es ist für euch sehr nötig, weil wenn ich nicht weggehe, wird der Paraclitus nicht zu euch kommen. Ebenso ist es für euch fruchtbringend und nützlich: weil wenn ich weggehe, werde ich ihn zu euch senden, nämlich den Heiligen Geist. 2088. – Aber hätte Christus etwa den Heiligen Geist nicht geben können, als er im Fleisch lebte? Man muss sagen, dass es so [möglich gewesen wäre]: weil auch über [Christus], als er getauft wurde, der Heilige Geist in Gestalt der Taube herniederkam und niemals von ihm wich, da Christus ihn vom Augenblick seiner Empfängnis bekam nicht nach [beschränktem] Maß. Aber er wollte ihn den Jüngern nicht geben, als er mit ihnen lebte, aus vierfachem Grund. Erstens wegen ihrer Unvorbereitetheit: denn dem Heiligen Geist, weil er die geistliche Liebe ist, ist die fleischliche Liebe entgegengesetzt. Die Jünger aber waren erfasst von einer gewissen fleischlichen Liebe zu Christi Menschenhaftigkeit, und waren noch nicht emporgehoben durch eine geistliche Liebe zu seiner Göttlichkeit, und deshalb waren sie noch nicht aufnahmefähig für den Heiligen Geist; II Cor. 5,16: Von jetzt an kennen wir schon niemanden mehr gemäß dem Fleisch, das heißt gemäß der Leidenschaft des Fleisches, und wenn wir gemäß dem Fleisch kannten, nämlich Christus vor der Passion, kennen wir ihn aber jetzt schon nicht mehr [auf diese Weise]. Zweitens wegen der Bedingung der göttlichen Hilfe, die am meisten da ist in den Bedrängnissen; Ps. 9,10: Geholfen wird mir bei günstigen Gelegenheiten, und wiederum Ps. 26,10: Weil mein Vater und meine Mutter mich zurückgelassen haben, hat der Herr mich aber angenommen. Solang Christus aber bei ihnen war, war eine hinreichende Hilfe bei ihnen, aber als er wegging, waren sie vielen Drangsalen ausgesetzt: und deshalb wurde ihnen sofort ein anderer Tröster und Helfer gegeben. Daher sagt [Christus] bezeichnenderweise [unten 14,16]: Und einen anderen Paraclitus wird er euch geben; Is. 28,9: Wen wird er das Wissen lehren … Den von der Milch Entwöhnten, den von den Eutern Weggerissenen? Drittens aufgrund der Betrachtung der Würdigkeit Christi: denn, wie Augustinus sagt im Buch De Trinitate, hat Christus, sofern er Mensch ist, nicht [die Möglichkeit], dass er den Heiligen Geist gebe, sondern sofern er Gott [ist]. Als er aber bei den Jüngern war, schien er gleichsam ein Mensch unter ihnen zu sein. Damit es also nicht schiene, dass es ein Mensch sei, der den Heiligen Geist gebe, deshalb habe er ihn vor seiner Himmelfahrt nicht gegeben; oben 7,39: Noch war der Geist nicht gegeben, weil Jesus noch nicht verherrlicht war; Sap. 9,10: Sende jene aus vom Sitz deiner Größe. Viertens, um die Einheit der Kirche zu bewahren: denn, wie man findet oben in 10,41, hat Johannes kein Wunder getan: dies war deshalb [so], damit nicht das Volk abgespalten werde von Christus, und damit offensichtlicher

Lectio III.

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[sein] Hervorragen über Johannes sich zeigte. Die Jünger aber mussten mit dem Geist selbst erfüllt werden, damit sie sogar größere Wunder täten, als Christus getan hat, [vgl.] oben 14,12: Und größere als diese werden sie tun, und deshalb hätte, wenn [der Heilige Geist] ihnen vor der Passion gegeben worden wäre, beim Volk in Zweifel geraten können, wer Christus sei, und so wäre in jenem ein Zwiespalt entstanden; Ps. 67,19: Als er aufstieg in die Höhe, gab er Geschenke den Menschen. 2089. – Aber, Chrysostomus zufolge, kann daher ein Argument genommen werden gegen die Macedonianer, die sagen, der Heilige Geist sei ein Geschöpf und der Diener des Vaters und des Sohnes. Wenn es nämlich so wäre, wäre die Ankunft des Heiligen Geistes keine genügende Tröstung über den Weggang Christi: so wie es keine genügende Tröstung über den Weggang des Königs wäre, wenn einer von seinen Dienern gegeben würde an seiner Stelle. Weil also der Heilige Geist gleichrangig ist dem Sohn, deshalb tröstet der Herr sie durch die Versprechung des Heiligen Geistes. 2090. – Aber wenn der Sohn und der Heilige Geist gleichrangig sind, weshalb nützt es, dass der Sohn geht, damit der Heilige Geist komme? Deshalb offensichtlich, weil [Christus] körperlich wegging, und zugleich mit dem Heiligen Geist unsichtbar kam. Wenn nämlich der Sohn [im Himmel] unsichtbar gewohnt hätte, und sagen würde: „Es nützt [euch], dass ich weggehe, weil der Heilige Geist kommen wird“, würde jedenfalls der Heilige Geist für größer gehalten werden als er.

Lectio III. I.

Und wenn jener kommen wird, wird er die Welt anklagen wegen der Sünde, und der Gerechtigkeit, und des Gerichts. II. Wegen der Sünde nämlich, weil sie nicht geglaubt haben an mich [vgl. n. 2086]; wegen der Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe, und ihr mich bald nicht mehr sehen werdet; wegen des Gerichts aber, weil der Fürst dieser Welt bereits gerichtet ist. III. Noch habe ich euch viel zu sagen, aber ihr könnt es noch nicht tragen. IV. Wenn aber jener Geist der Wahrheit gekommen sein wird, wird er euch die ganze Wahrheit lehren. V. Nicht nämlich wird er aus sich selber sprechen; sondern was immer er hören wird, wird er sagen, und was kommen wird, wird er euch verkünden. I. 2091. – Oben [vgl. n. 2086] hat der Herr die Apostel getröstet durch das Versprechen des Heiligen Geistes; hier zeigt er den Nutzen, den der Heilige Geist, wenn er kommt, ihnen bringen wird. Und er führt einen dreifachen

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Caput XVI.

Nutzen an: einen hinsichtlich der Welt, einen anderen hinsichtlich der Jünger, und einen dritten hinsichtlich Christi. Hinsichtlich der Welt nämlich, dass der Heilige Geist, wenn er kommt, die Welt anklagen wird; hinsichtlich der Jünger, dass er sie lehren wird, an der Stelle [n. 2099] Noch habe ich euch viel zu sagen etc.; hinsichtlich Christi, dass er ihn verherrlichen wird, an der Stelle [n. 2105] Jener wird mich verherrlichen etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Nützlichkeit der Ankunft des Heiligen Geistes an, was die Welt betrifft; zweitens legt er sie aus, an der Stelle [n. 2095] Wegen der Sünde nämlich, weil sie nicht geglaubt haben an mich. 2092. – [Christus] sagt also: Es nützt euch, dass ich gehe, weil ich den Heiligen Geist zu euch senden werde, und wenn jener kommen wird, wird er die Welt anklagen wegen der Sünde, und der Gerechtigkeit, und des Gerichts. Dies wird zweifach gelesen. Auf eine Art nach Augustinus; auf eine andere Art nach Chrysostomus [n. 2098]. 2093. – Nach Augustinus freilich auf diese Art: wenn jener kommen wird, nämlich der Heilige Geist, wird er die Welt anklagen, das heißt tadeln; Prov. 9,8: Klage den Weisen an, und er wird dich lieben. Aber hat etwa nicht auch Christus die Welt angeklagt? Er hat sie freilich angeklagt, oben 8,44: Ihr stammt vom Teufel als Vater, und Matth. 23, wo er vieles gegen die Pharisäer und die Schriftgelehrten sagt. Weshalb also sagt er hier jener wird anklagen, als ob er selbst nicht angeklagt hätte? Aber vielleicht könnte jemand sagen, dass Christus nur die Juden anklagte, der Heilige Geist aber in den Jüngern und durch die Jünger die ganze Welt anklagt. Aber dem widerspricht, dass Christus in den Aposteln und durch die Apostel spricht so wie der Heilige Geist; II Cor. ult., 3: Eine Probe sucht ihr auf den, der in mir spricht, Christus. Und deshalb muss man sagen, dass [Christus] sagte jener wird die Welt anklagen, der, unsichtbar eure Herzen durchdringend, in ihnen die Liebe ausbreiten wird, durch die ihr, da die Furcht vertrieben ist, die Macht des Anklagens haben werdet. Solang nämlich die Jünger fleischlich an Christus hingen, war der Heilige Geist, wie gesagt worden ist, nicht in ihnen auf die Art, auf die er es später war: und deshalb waren sie nicht so mutig, wie sie es nach seiner Ankunft waren; Ps. 32,6: Im Geist seines Mundes [ist] all ihre Kraft, nämlich die der Apostel; II Paral. 24,20: Der Geist des Herrn umhüllte Zacharias. Jener wird auch die Welt anklagen, weil er die Herzen, die vorher weltlich waren, erfüllt und bewirkt, dass sie sich tadeln; Iob 13,15: Ich werde meine Wege anklagen vor ihm etc. Und dies macht der Heilige Geist; Ps. 50,12: Den rechten Geist erneuere in meinen Eingeweiden. 2094. – Aber weswegen wird er anklagen? Wegen dreierlei. Wegen der Sünde, die [die Menschen] begangen haben; Is. 58,1: Verkünde meinem Volk

Lectio III.

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ihre Verbrechen etc. Und dies taten die Apostel; Ps. 18,5: In jedes Land ist ihr Ruf hinausgegangen. Ebenso wegen der Gerechtigkeit, die sie vernachlässigt haben; Is. 29: Gerechtigkeit haben sie nicht geübt etc.62 Und dies taten die Apostel: Rom. 3,10: Nicht gibt es irgendeinen Gerechten. Ebenso wegen des Gerichts, das sie verachtet haben: wie nämlich gesagt wird in Prov. 18,3, der Unfromme, wenn er in die Tiefe der Sünden gekommen ist, wird verachten; Ez. 5,6: Verachtet hat er meine Urteile etc. II. 2095. – Hier legt [Christus das Gesagte] aus. Und erstens, was er sagt über die Sünde, und dies, weil sie nicht geglaubt haben an mich. Er klagte nur wegen der Sünde der Ungläubigkeit an: weil durch den Glauben alle anderen Sünden vermindert werden, Matth. 25,35 ff.63 Der Herr rechnet den Verdammten nur den Mangel an Barmherzigkeit an, weil durch die Barmherzigkeit alle Sünden gereinigt werden; Prov. 15,27: Durch die Barmherzigkeit und den Glauben werden die Sünden gereinigt. So also auch hier, weil die übrigen Sünden behalten werden, wenn die Ungläubigkeit bleibt, und die übrigen vermindert werden, wenn sie weicht. [Christus] sagt aber weil sie nicht geglaubt haben an mich; und er sagt nicht „mir“ oder „mich“, weil die Dämonen glauben, dass Christus ist, und erzittern; Iac. 2,19. Aber an mich, in einem Glauben, der geformt ist durch Hoffen und Lieben. 2096. – Zweitens wegen der Gerechtigkeit, und dies, weil ich zum Vater gehe etc. dies nun kann zweifach ausgelegt werden: da entweder hinsichtlich der Gerechtigkeit Christi, oder hinsichtlich der Gerechtigkeit der Apostel. Hinsichtlich der Gerechtigkeit der Apostel so: wegen unserer Gerechtigkeit, weil [die Menschen] sie nicht nachgeahmt haben. Gerechtigkeit meine ich nicht vom Gesetz her, sondern vom Glauben her; Rom. 3,22: Die Gerechtigkeit Gottes aber durch den Glauben an Jesus Christus. Der Glaube aber ist [einer] an Unsichtbares: Hebr. 11,1. Die Jünger aber sahen etwas, nämlich [Christi] Menschenhaftigkeit, und sahen etwas nicht, nämlich seine Göttlichkeit: aber dies verspricht er ihnen als Lohn; oben 14,21: Ich werde mich ihnen offenbaren. Es hatten also die Jünger Glauben an Christus nur hinsichtlich der Göttlichkeit; aber als ihnen die Menschenhaftigkeit Christi entzogen wurde, dann war ihr Glaube [einer] an beides: und deshalb, Augustinus zufolge in Super Ioan., sagt [Christus] weil ich zum Vater gehe, und ihr mich bald nicht mehr sehen werdet; als ob er sagte: Ihr glaubt an mich gemäß der Göttlichkeit, und, weil 62 Das Zitat lässt sich nicht auffinden. 63 Das Zitat findet sich nicht bei Mt 25; die Formulierung „alle Sünden vergeben“ gibt es nur in Kol. 2,13; die Formulierung „deine Sünden sind dir vergeben“ im sinngemäßen Zusammenhang mit „Glaube“ gibt es dann noch in der Wundererzählung von dem Gelähmten, der durch das Dach gelassen wird (Mk 2,1ff). (Michael Ernst)

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Caput XVI.

ich zum Vater gehe, werdet ihr an mich glauben auch hinsichtlich der Menschenhaftigkeit: diese Gerechtigkeit des Glaubens freilich ahmt die Welt nicht nach. Aber [Christus] sagt: und ihr mich bald nicht mehr sehen werdet: nicht weil sie ihn niemals sehen würden, sondern weil sie ihn nicht sehen werden in diesem sterblichen Fleisch. Sie sahen ihn in der Auferstehung, aber als unsterblich Vorhandenen; und sie werden ihn sehen im Gericht, aber als in Hoheit Kommenden. Über die Gerechtigkeit Christi nun gibt [Augustinus] Erklärung in De Verbis Domini. Die Juden nämlich wollten nicht anerkennen, dass Christus gerecht war; oben 9,24: Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Er klagt sie hinsichtlich dieser Gerechtigkeit an, indem er sagt weil ich zum Vater gehe: weil dies selbst, dass ich zum Vater gehe, [Teil] meiner Gerechtigkeit ist. Dass nämlich Christus herabstieg, war [Teil] seiner Barmherzigkeit; aber dass er aufstieg, war seiner Gerechtigkeit geschuldet; Phil. 2,9: Deswegen auch hat Gott ihn erhöht etc. 2097. – Drittens klagt [Christus] die Welt an wegen des Gerichts; und dies weil der Fürst dieser Welt, das heißt der Teufel, der der Fürst der Welt ist, das heißt der Weltlichen, nicht durch Schöpfung, sondern durch Einflüsterung und Nachahmung; Sap. 2,25: Es ahmen ihn jene nach, die von seiner Seite sind; Iob 41,26: Er selbst ist König über alle Söhne des Hochmuts. Dieser Fürst also ist bereits gerichtet, das heißt hinaus gestoßen; oben 12,31: Jetzt ist das Gericht der Welt, das heißt für die Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinaus gestoßen. Und dies sagt [Christus], damit er die Entschuldigung der Menschen wegnimmt, die sich wegen der Sünden entschuldigen durch die Versuchung des Teufels; als ob er sagte: Sie können nicht entschuldigt werden, weil der Teufel hinaus gestoßen ist durch die Gnade und den Glauben an Christus und durch den Heiligen Geist aus den Herzen der Gläubigen, so, dass er schon nicht mehr innerlich versucht so wie früher, sondern es ihm nur äußerlich erlaubt ist durch Ausübung; und deshalb können die ihm widerstehen, die Christus anhängen wollen. Und daher kommt es, dass schwache Frauen den Teufel besiegt haben, von dem doch die stärksten Männer überwunden worden sind. Wegen dieses Gerichts also wird die Welt angeklagt, weil sie vom Teufel besiegt wird, da sie nicht widerstehen will, und ihn, der aus ihr vertrieben ist, durch die Zustimmung zur Sünde zurückführt; Rom. 6,12: Nicht herrscht die Sünde in eurem sterblichen Körper. Oder anders, demselben [Augustinus] zufolge im Buch De Verbis Domini, so dass, dass Christus sagt bereits gerichtet ist, verstanden wird hinsichtlich des Gerichts der Verdammung; das heißt, [der Teufel] selbst ist schon verurteilt und in Folge davon alle, die ihm anhängen; Matth. 25,41: Geht, Verdammte, ins ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln. Es wird auch die Welt angeklagt wegen des Gerichts: weil sie wissend, dass der Fürst dieser Welt verurteilt ist, nicht auch selbst diesem Gericht entgeht; sondern mit ihrem Fürsten wird sie verurteilt, weil sie das Hochmütige und Unfromme nachahmt.

Lectio III.

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2098. – Chrysostomus zufolge wird von Anfang an anders ausgelegt: Wenn jener kommen wird, nämlich der Heilige Geist, wird er die Welt anklagen, das heißt überführen, wegen der Sünde; als ob er sagte: Der Heilige Geist selbst wird eine gewisse Anklage gegen die Welt sein; Hebr. 2,4: Da Gott es bezeugt in Wundern und Vorzeichen etc. Und hinsichtlich dieser Sünde wird er zeigen, dass sie schwer gesündigt haben, weil sie nicht geglaubt haben an mich, wenn sie sehen werden, dass der Heilige Geist in meinem Namen gegeben werden wird den Gläubigen; Act. 5,32: Wir sind Zeugen dieser Sache, und der Heilige Geist, den Gott gegeben hat allen, die ihm gehorchen. Wegen der Gerechtigkeit, die ich nämlich habe, von der die Welt jedoch nicht glaubte, dass ich sie habe: und dies, weil ich zum Vater gehe, und euch den Geist senden werde, nämlich den, der zeigen wird, dass ich gerecht bin, und ein untadeliges Leben geführt habe; oben 15,26: Den ich euch senden werde vom Vater, den Geist der Wahrheit. Weil dies gesagt wird in Ps. 67,19, nachdem Christus in die Höhe emporgestiegen ist, gab er die Gaben den Menschen. Wegen des Gerichts: weil der Fürst dieser Welt bereits gerichtet ist; das heißt genau dadurch, dass er vom Heiligen Geist gerichtet wird, das heißt vertrieben wird aus den Herzen der Gläubigen; Zach. 13,2: Den unreinen Geist werde ich hinauswerfen; I Cor. 2,12: Wir haben den Geist dieser Welt nicht empfangen, sondern den Geist, der von Gott ist. Und über dieses Urteil wird [der Heilige Geist die Menschen] anklagen, weil sie schlecht geurteilt haben, dass [Christus] einen Dämon habe, und dass er in Beelzebub Dämonen austreibe: darin werden sie widerlegt werden, weil der Heilige Geist, den ich senden werde, den Dämon selbst verdammen und hinauswerfen wird. III. 2099. – Hier führt [Christus] den Nutzen der Ankunft des Heiligen Geistes für die Jünger an, der ihre Belehrung ist, und erstens führt er die Notwendigkeit der Belehrung an; zweitens verspricht er die Belehrung, an der Stelle [n. 2102] Wenn aber jener Geist der Wahrheit gekommen sein wird, wird er euch die ganze Wahrheit lehren; drittens schließt er einen Zweifel aus, an der Stelle [n. 2103] Nicht nämlich wird er aus sich selber sprechen. 2100. – [Christus] sagt also: Nützlich wird die Ankunft des Heiligen Geistes sein für die Welt, weil er sie anklagen wird. Aber auch für euch wird er nützlich sein zur Belehrung; dieser Belehrung nämlich bedürft ihr, weil ich euch viel zu sagen habe, aber ihr könnt es noch nicht tragen: als ob er sagte: Ich habe euch gelehrt, aber ihr seid [darin] nicht vollendet; Iob 26,14: Siehe, dies ist zum Teil Gesagtes aus den Worten dessen: und da wir kaum einen kleinen Tropfen seiner Rede gehört haben, wer wird den Donner der Größe seiner schauen können? Zu fragen aber, was jenes viele sei, das sie noch nicht tragen konnten, ist töricht,

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Caput XVI.

wie Augustinus sagt. Denn wenn sie selbst es nicht tragen konnten, können um vieles eher auch wir es nicht. 2101. – Dies aber, dass [Christus] sagt ihr könnt es noch nicht tragen, nehmen verschiedene Häretiker zum Deckmantel ihres Irrtums, während sie denen, die ihnen anhängen, gewisses Allerschändlichstes im geheimen sagen, das sie nicht wagen würden, öffentlich zu sagen: als ob genau dieses es sei, was damals die Jünger nicht tragen konnten, und [als ob] der Heilige Geist das gelehrt hätte, was offen zu lehren und zu predigen der Geist des Menschen sich schämt. Nicht also darf verstanden werden, dass irgendwelche Geheimnisse der Lehre geringen Gläubigen verschwiegen werden, die getrennt den größeren zu lehren sind, sondern allen Gläubigen wird das vorgetragen, was des Glaubens ist; Matth. 10,27: Was ihr im Ohr gehört habt, predigt auf den Dächern. Aber anders ist es vorzutragen den Ungebildeten, anders den Kundigen; so wie, was es Subtiles gibt über das Mysterium der Fleischwerdung, und anderes dieser Art, nicht den Ungebildeten vorzutragen ist, weil sie Anstoß nehmen werden, da sie es nicht verstehen können. Alles also, was zum Glauben gehörte, hat der Herr [den Aposteln] vorgetragen, aber nicht auf die Art, auf die er es später enthüllte, und vor allem im ewigen Leben. So also ist, was sie nicht tragen konnten, die volle Kenntnis des Göttlichen, die sie damals nicht hatten; etwa die Gleichheit des Sohnes mit dem Vater, und dergleichen. Daher sagt Paulus, II Cor. 12,4: Ich habe verborgene Worte gehört, die zum Menschen nicht gesagt werden dürfen, die nicht über eine andere Wahrheit waren als die des Glaubens, sondern auf eine höhere Art. Ebenso das geistliche Verstehen aller Schriften, das sie damals nicht hatten, aber als er ihnen den Sinn eröffnete, dass sie die Schriften verstünden: Lc. ult., 45. Ebenso die Leiden und die Gefahren, die sie erleiden würden [und dies] damals noch nicht konnten, weil ihre Seelen schwach waren; Eccli. 6,25: Unterwirf deine Schulter, und trage es. So also war ihnen die Belehrung nötig. IV. 2102. – Hier verspricht [Christus] ihnen die Belehrung, die sie erlangen werden bei der Ankunft des Heiligen Geistes, der sie die ganze Wahrheit lehren wird. Weil er nämlich von der Wahrheit stammt, ist es seine Sache, Wahrheit zu lehren, und solche hervorzubringen, die seinem Ursprung ähnlich sind. Und [Christus] sagt die ganze Wahrheit, nämlich des Glaubens, die [der Heilige Geist] lehren wird durch ein gewisses erhöhtes Verständnis in diesem Leben, und dieselbe vollständig im ewigen Leben, wo wir so erkennen werden, wie wir erkannt sind: I Cor. 13,12, und I Io. 2,27: Die Salbung wird euch lehren etc. Oder die ganze Wahrheit der Symbole des Gesetzes, die die Jünger erlangt haben durch den Heiligen Geist. Daher wird gesagt in Dan 1,17, dass der Herr jenen Knaben Weisheit und Verständnis gegeben habe.

Lectio IV.

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V. 2103. – Hier schließt [Christus] einen Zweifel aus, der entstehen konnte. Wenn der Heilige Geist sie lehren wird, scheint es nämlich, dass er größer sei als Christus: dies ist [aber] nicht [der Fall], weil er sie lehren wird kraft des Vaters und des Sohnes, weil er nicht aus sich selber sprechen wird, sondern aus mir, weil er aus mir sein wird. So wie nämlich der Sohn nicht aus sich selbst wirkt, sondern aus dem Vater, so wird der Heilige Geist, weil er aus einem anderen ist, nämlich vom Vater und vom Sohn, nicht aus sich selber sprechen; sondern was immer er hören wird, indem er das Wissen so wie das Wesen von Ewigkeit her erhält, wird er sagen, nicht körperlich, sondern innerlich im Geist erleuchtend; Oseae 2,14: Ich werde ihn in die Einsamkeit führen, und werde sprechen zu seinem Herzen; Ps. 84,9: Ich werde hören, was in mir der Herr [und] Gott sagt. 2104. – Aber wenn er es gehört hat von Ewigkeit her, was bedeutet dies, dass [Christus] sagt er wird hören, im Futur? Aber man muss sagen, dass die Ewigkeit jegliche Zeit einschließt; und deshalb kann gesagt werden, dass der Heilige Geist, der von Ewigkeit her hört, in der Gegenwart höre, in der Vergangenheit und in der Zukunft. Aber trotzdem wird manchmal ,hören‘ im Futur gesagt, deswegen, weil jenes, dessen Kenntnis er hat, Zukünftiges ist. Er wird also sagen, was immer er hören wird, weil er nicht nur Ewiges lehren wird, sondern [auch] Zukünftiges; und deshalb fügt [Christus] hinzu: und was kommen wird, wird er euch verkünden; dies ist der Göttlichkeit eigen; Sap. 8,8: Zeichen und Schrecken weiß er, bevor sie geschehen; Is. 41,23: Was kommen wird, verkündigt uns; und wir werden wissen, dass ihr Götter seid. Dies nämlich ist dem Heiligen Geist eigen; Ioel. 3,1: Ausgießen werde ich von meinem Geist über alles Fleisch, und prophezeien werden eure Söhne und eure Töchter. Die Apostel aber hatten dem Geist der Prophezeiung. Oder er wird die ganze Wahrheit lehren, nämlich der Symbole. Aber damit sie nicht zweifelten, auf welche Weise sie von den zukünftigen Drangsalen wüssten, die er ihnen angekündigt hatte, deshalb fügt [Christus] hinzu und was kommen wird, nämlich über euch, wird er euch verkünden.

Lectio IV. I. II. III. IV.

Jener wird mich verherrlichen: Weil er von dem Meinigen empfangen wird, und euch verkünden wird. Alles, was immer der Vater hat, ist mein. Deshalb habe ich gesagt, dass er von mir empfangen wird, und euch verkünden wird.

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Caput XVI.

I. 2105. – Oben [vgl. n. 2091] ist ein zweifacher Nutzen der Ankunft des Heiligen Geistes angeführt worden, nämlich die Anklagung der Welt und die Belehrung der Jünger, hier wird der dritte Nutzen angeführt, nämlich Christi Verherrlichung, und erstens stellt er den Nutzen der Verherrlichung vor; zweitens offenbart er den Grund derselben, an der Stelle [n. 2107] Weil er von dem Meinigen empfangen wird; drittens fügt er die Offenbarung des Grundes an, an der Stelle [n. 2109] Alles, was der Vater hat, ist mein. 2106. – [Christus] sagt also: Er wird die ganze Wahrheit lehren, weil jener mich verherrlichen wird: darin ist die ganze Wahrheit; oben 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; Col. 2,3: In dem, nämlich in Christus, alle Schätze der Weisheit und des Wissens sind. Er wird mich verherrlichen: das heißt er wird die Kenntnis meiner herrlich machen. Erstens freilich, in dem er die Jünger erleuchtet: weil sie noch fleischlich waren, und zu Christus hingezogen waren gemäß dem Fleisch, das heißt gemäß der Schwachheit des Fleisches, und nicht die Majestät seiner Göttlichkeit erkannten, die aufzufassen sie danach durch den Heiligen Geist in den Stand gesetzt wurden; I Cor. 2,10: Uns aber hat es Gott enthüllt durch den Heiligen Geist. – Zweitens [wird der Heilige Geist Christus verherrlichen], indem er das Zutrauen verleiht, deutlich zu verkünden. Denn die Jünger waren zuvor ängstlich, so dass sie es nicht wagten, Christus öffentlich zu bekennen, aber erfüllt vom Heiligen Geist, da die Furcht vertrieben war, verkündeten sie den Menschen Christus, vom Geist selbst auf eine gewisse Art angetrieben; Is. 59,19: Wenn gleichsam ein reißender Fluss kommen wird, den der Geist des Herrn zwingt. Daher auch sagte der Apostel [II Cor. 5,14]: Die Liebe Christi drängt uns. – Drittens [wird der Heilige Geist Christus verherrlichen] indem er wunderbare Werke an den Aposteln, und durch die Apostel tut; I Cor. 12,11: Dies alles wirkt ein und derselbe Geist. II. 2107. – Hier wird der Grund der Verherrlichung angeführt, der ist, dass der Sohn der Ursprung des Heiligen Geistes ist. Alles nämlich, was von einem anderen her ist, offenbart das, von dem her es ist: der Sohn nämlich offenbart den Vater, weil er von ihm her ist. Weil also der Heilige Geist vom Sohn her ist, ist es [ihm] eigen, dass er ihn verherrlicht. [Christus] sagt also er wird mich verherrlichen, weil er von dem Meinigen empfangen wird. Dieses Empfangen aber darf nicht so verstanden werden wie bei den Geschöpfen. Dreierlei nämlich gibt es beim Empfangen der Geschöpfe, wovon es zweierlei nicht bei den göttlichen [Personen] gibt. Nämlich, dass bei den Ge-

Lectio IV.

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schöpfen ein anderes das ist, das empfängt, und ein anderes das, was empfangen wird: dies ist nicht [so] bei den göttlichen [Personen], weil die göttlichen [Personen] einfach sind, und in ihnen nicht etwas und ein anders ist: vielmehr empfängt der Heilige Geist, von wem immer er empfängt, seine ganze Substanz, ähnlich auch der Sohn. Ein zweites ist, dass bei den Geschöpfen der Empfangende manchmal das nicht hatte, was er empfängt, so wie wenn die Materie die Form empfängt, oder das Subjekt ein Akzidens: manchmal nämlich war die Materie ohne eine solche Form, und das Subjekt ohne ein solches Akzidens. Und dies freilich gibt es nicht bei den göttlichen [Personen]: weil der Sohn von Ewigkeit her hat, was er vom Vater empfängt, und der Heilige Geist, was er vom Vater und vom Sohn empfängt; oben 10,29: Was der Vater mir gegeben hat, ist größer als alles. So also bedeutet „empfangen“ bei den göttlichen [Personen] die Reihenfolge des Ursprungs. 2108. – Aber beachte, wenn [Christus] sagt von dem Meinigen wird er empfangen, dass das von nicht die Teilhabe bedeutet, sondern die Konsubstantialität, weil [der Heilige Geist] alles empfängt, was der Sohn hat. So wie nämlich über den Sohn gesagt wird, [er sei] von der Substanz des Vaters, weil er die ganze Substanz des Vaters empfängt, so auch über den Heiligen Geist, [er sei] von der Substanz des Sohnes, weil er dessen ganze Substanz empfängt. Weil er also von dem Meinigen empfangen wird, und ich das Wort Gottes bin, deshalb wird er euch verkünden. Ein animalischer Geist nämlich kann auf keine Weise bestehen, außer demzufolge, dass er hervorgeht aus dem innerlich begriffenen Wort. III. 2109. – Hier wird die Offenbarung des Grundes angeführt, wo Christus beweist, dass der Heilige Geist von dem Seinigen empfangen hat wegen der Einheit und Konsubstantialität des Vaters und des Sohnes. Hierbei führt er erstens die Konsubstantialität des Vaters und des Sohnes an; zweitens bringt er die beabsichtigte Schlussfolgerung vor, an der Stelle [n. 2114] Deshalb habe ich gesagt, dass er von mir empfangen wird. 2110. – Er sagt also Von dem Meinigen wird er empfangen, weil alles, was immer der Vater hat, mein ist, als ob er sagte: Mag auch der Geist der Wahrheit aus dem Vater hervorgehen, ist dennoch, weil alles, was immer der Vater hat, mein ist, sowohl der Geist des Vaters, als auch empfängt er von dem Meinen. Aber man muss beachten, dass wir zweifach sagen, man habe etwas. Auf eine Art so wie einen Besitz; auf eine andere Art so, wie was in uns ist, beispielsweise entweder so wie die Form, oder so wie ein Teil. Der Vater also hat so wie einen Besitz und eine Sache sich unterworfen die ganze Schöpfung: Ps. 23,1: Dem Herrn gehört die Erde und ihre Fülle; er hat auch etwas, das in ihm selbst ist, vielmehr das er selbst ist, weil er selbst ist, was immer in Christus selbst ist, weil er selbst sein Wesen ist, seine Güte, seine Wahrheit und Ewigkeit. Über diese Art des Habens also wird [hier] gesprochen. Und so

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Caput XVI.

gehört, was immer der Vater hat, dem Sohn: weil dieselbe Weisheit, dieselbe Güte der Sohn hat, die auch der Vater hat; oben 5,26: So wie der Vater das Leben hat in sich selbst, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in ihm selbst zu haben; Matth. 11,27: Alles ist mir übergeben von meinem Vater. 2111. – Aber, wie Didymus sagt, wenden einige ein: Wenn alles, was immer der Vater hat, auch der Sohn hat, folgt also, wenn der Vater die Vaterschaft hat, dass auch der Sohn [sie hat]. Darauf antwortet er, dass diese Überlegung Offensichtlichkeit hätte, wenn der Herr sagen würde: Alles was Gott hat, ist mein. Aber indem er sagt Alles was der Vater hat, bewahrt er die Trennung des Vaters und des Sohnes, indem er zu verstehen gibt, dass alles, was immer der Vater hat, sein ist, außer dem, worin sich der Vater vom Sohn unterscheidet. Denn durch das Wort „Vater“ hat er sich zum Sohn erklärt, die Vaterschaft hat er, der der Sohn war, nicht für sich beansprucht. 2112. – Aber man muss beachten, dass wir dies schlechthin zugestehen, nämlich „Was immer der Vater hat, hat der Sohn“, jedoch nicht, dass der Sohn in der Reihenfolge hat, in der der Vater hat. Denn der Sohn hat so, wie wenn er von jemand anderem empfängt; der Vater aber so, wie wenn er einem anderen gibt. Nicht also ist der Unterschied darin, was besessen wird, sondern in der Reihenfolge des Besitzens. Beziehungen dieser Art aber, nämlich die Vaterschaft und die Sohnschaft, beinhalten die Unterscheidung dieser Reihenfolge: die Vaterschaft nämlich beinhaltet dies, was bedeutet: einem anderen zu geben; die Sohnschaft aber, von einem anderen zu empfangen. 2113. – Aber es wird gefragt, ob die Beziehung in den göttlichen [Personen] etwas Tatsächliches ist. Es scheint, dass [es] so [ist]: sonst wäre, weil die göttlichen Personen durch Beziehungen unterschieden sind, ihre Unterscheidung nicht tatsächlich. Man muss also sagen, dass die Beziehung in den göttlichen [Personen] zweifach betrachtet wird. Auf eine Art durch den Vergleich mit dem Wesen beziehungsweise der Person des Vaters; und so ist die Beziehung des Vaters keine andere Sache als das Wesen beziehungsweise die Person des Vaters. Auf eine andere Art kann sie betrachtet werden durch den Vergleich mit der entgegengesetzten Beziehung, nämlich mit der Sohnschaft; und so ist die Vaterschaft eine tatsächliche Beziehung, weil sie dem gemäß die Reihenfolge der Natur beinhaltet, die der Vater dem Sohn gibt durch ewige Zeugung: diese Ordnung freilich ist in Gott gemäß der Wahrheit der Sache. So also hat, wenn die Vaterschaft zum Wesen des Vaters gehört, alles, was immer der Vater hat, der Sohn, weil die Vaterschaft keine dem Wesen des Vaters fremde Sache ist; aber er hat sie in der Reihenfolge, wie gesagt.

Lectio IV.

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IV. 2114. – Hier bringt [Christus] die beabsichtigte Schlussfolgerung vor, dass der Heilige Geist vom Sohn empfängt. Mit Notwendigkeit nämlich muss es sein, wenn alles, was der Vater hat, dem Sohn gehört, und der Sohn auch konsubstanziell mit dem Vater ist, dass der Heilige Geist hervorgehe aus dem Sohn, so wie er hervorgeht aus dem Vater, wie Hilarius und Didymus beweisen. Hierbei muss man wissen, dass wir bei einem beliebigen Hervorgehen oder Ursprung einer geschaffenen Sache sagen, dass es dasselbe sei, worin handelnd sie handelt, oder was sie hat und gibt, und dasjenige, was der Empfangende empfängt; so wie hervorgebrachtes Feuer die Form des Feuers empfängt, die das hervorbringende Feuer gibt durch seine Form. Aber dies ist im Ursprung der göttlichen Personen auf eine gewisse Art ähnlich, nämlich weil es dasselbe ist, wodurch der Vater seine Natur dem Sohn gibt, nicht durch ein Wollen, sondern durch die Natur, das heißt durch seine Natur. Aber darin ist es unähnlich: dass bei den Geschöpfen es nicht dasselbe an Zahl ist, was mitgeteilt wird und wodurch mitgeteilt wird, sondern nur [dasselbe] an Gestalt; aber bei den göttlichen [Personen] ist es an Zahl dieselbe Natur, die der Vater dem Sohn gibt, und durch die er sie gibt beziehungsweise mitteilt. 2115. – Aber beachte, dass wir sagen, dass der Sohn von der Substanz des Vaters empfängt, das heißt die Substanz des Vaters [empfängt]; und der Heilige Geist [empfängt] von der Substanz des Vaters und des Sohnes; und dass der Vater durch die Kraft seiner Natur dem Sohn seine Substanz gibt und der Vater und der Sohn dem Heiligen Geist. Aber dennoch sagen wir nicht, dass der Vater von der Substanz des Sohnes sei, oder der Vater und der Sohn von der Substanz des Heiligen Geistes: weil das „von“ die Konsubstantialität bedeutet [zusammen] mit der Reihenfolge des Ursprungs. So also wird dem Heiligen Geist Gemeinschaft gegeben daran, was dem Vater und dem Sohn gemeinsam ist. Es muss aber sein, dass jenes selbe das Prinzip der Gemeinsamkeit in den göttlichen [Personen] ist, und [zugleich das,] was zu Gemeinschaft gegeben wird. Wenn also das Wesen dem Heiligen Geist zu Gemeinschaft gegeben wird, muß das, was [ihm das Wesen] zu Gemeinschaft gibt, das Wesen sein. Das Wesen aber ist dem Vater und dem Sohn gemeinsam: es muß also sein, wenn der Vater das Wesen dem Heiligen Geist gibt, dass auch der Sohn [es] ähnlicherweise gibt: und deshalb sagt [Christus], dass alles, was immer der Vater hat, mein ist. Und wenn der Heilige Geist empfangen hat vom Vater, wird er auch vom Sohn empfangen; und deswegen sagt [Christus] Deshalb habe ich gesagt, dass er von dem Meinigen empfangen wird, und euch verkünden wird, weil demzufolge, dass er von mir empfängt, wird er euch solcherart verkünden.

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Caput XVI.

Lectio V. I.

Ein kurzes, und schon werdet ihr mich nicht sehen; und wiederum ein kurzes, und ihr werdet mich sehen: weil ich zum Vater gehe. II. Es sagten also von seinen Jüngern [einige] zueinander: Was ist dies, dass er uns sagt: Ein kurzes, und schon werdet ihr mich nicht sehen; und wiederum ein kurzes, und ihr werdet mich sehen: weil ich zum Vater gehe? Sie sagten also: Was ist dies, dass er sagt „ein kurzes“? Wir wissen nicht, was er sagt. III. Es erkannte aber Jesus, dass sie ihn fragen wollten, und er sagte zu ihnen: Darüber fragt ihr unter euch, dass ich gesagt habe: Ein kurzes, und schon werdet ihr mich nicht sehen; und wiederum ein kurzes, und ihr werdet mich sehen? IV. Amen amen, ich sage euch, dass ihr wehklagen und weinen werdet, die Welt aber wird sich freuen: ihr aber werdet traurig sein, aber eure Trauer wird sich umkehren in Freude. V. Eine Frau, wenn sie gebiert, hat Trauer, weil ihre Stunde gekommen ist; VI. Wenn sie aber einen Knaben geboren hat, erinnert sie sich schon nicht mehr der Wehen wegen der Freude, weil ein Mensch in der Welt geboren ist. VII. Und ihr also habt jetzt zwar Trauer, ich aber werde euch wiederum sehen, und euer Herz wird sich freuen: und eure Freude wird niemand von euch nehmen. I. 2116. – Oben [vgl. n. 2082] hat der Herr einen Grund der Tröstung erklärt durch das Versprechen des Heiligen Geistes; hier erklärt er den zweiten, nämlich durch die wiederkehrende Schau seiner, und erstens wird das Versprechen der wiederkehrenden Schau angeführt; zweitens wir der Zweifel der Jünger eingeführt, an der Stelle [n. 2121] Es sagten also etc.; drittens wird die Zufriedenstellung des Zweifels hinzugefügt, an der Stelle [n. 2125] Es erkannte aber Jesus etc. 2117. – Die wiederkehrende Schau aber verspricht ihnen der Herr mit der Vorankündigung seiner Wiederkehr: dies schärft er ihnen deshalb häufig ein, damit sie seine Abwesenheit leichter ertragen, wenn sie oft an ihn als zukünftig [Anwesenden] sich vorstellen. Dreierlei Tröstliches aber führt er an. Die kurze Abwesenheit, seine wiederkehrende Anwesenheit, und den ehrenvolle Weggang. 2118. – Die Abwesenheit freilich ist kurz, weil Ein kurzes, und schon werdet ihr mich nicht sehen: sodass das Ein kurzes bezogen wird auf ihr werdet nicht sehen; als ob er sagte: Die Zukunft ist, dass ich von euch genommen werde

Lectio V.

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durch den Tod, und schon werdet ihr mich nicht sehen, aber ihr müsst nicht betrübt werden, weil diese Zeit, in der ihr mich nicht sehen werdet, kurz sein wird, weil ich auferstehen werde in der Morgendämmerung, nämlich am dritten Tag; Is. 26,20: Verbirg dich für ein kurzes im Augenblick, bis der Unwillen vorübergeht. 2119. – Aber meine wiederkehrende Anwesenheit wird wiederum ein kurzes sein, das heißt in dem kurzen Zeitraum nach der Auferstehung, nämlich vierzig Tage, Act. 1,3: Durch vierzig Tage hin erschien er ihnen, und ihr werdet mich sehen; unten 20,20: Erfreut waren die Jünger durch den Anblick des Herrn. 2120. – Und dies, weil ich ehrenvoll weggehe, weil ich zum Vater gehe; Act. 1.9: Während jene es sahen, fuhr er auf. Oder anders, sodass das ein kurzes bezogen wird auf die Zeit vor seinem Tod, und der Sinn ist ein kurzes, nämlich eine kurze Zeit wird es geben, bis ich euch entzogen werde, nämlich auf morgen; oben 13,33: Söhne, noch ein kurzes bin ich bei euch. Und ihr werdet mich nicht sehen, nämlich den Sterblichen, weil, oben 14,19, Noch ein kurzes, und die Welt sieht mich schon nicht mehr, nämlich als Sterblichen, weil sie ihn kommen sehen wird im Gericht in Hoheit; die Jünger aber [werden ihn sehen] nach der Auferstehung als Unsterblichen: weil, wie gesagt wird in Act. 10,40 f, er ließ ihn offenbar werden nicht für das ganze Volk, sondern für bevorzugte Zeugen. Und deshalb fügt [Christus] hinzu ein kurzes, nämlich wird es dauern, und ihr werdet sehen, weil es nämlich eine kurze Zeit sein war, die er im Tode blieb; Is. 54,8: Im Augenblick des Unwillens verbarg ich mein Gesicht auf kurze Zeit vor dir. Oder das ein kurzes kann bezogen werden auf die Zeit unseres ganzen Lebens bis zum Gericht; und dann werden wir ihn sehen im Gericht und in der Herrlichkeit. Es wird aber gesagt ein kurzes im Vergleich mit der Ewigkeit; Ps. 90,4: Tausend Jahre [sind] vor deinen Augen wie der gestrige Tag, der vergangen ist. Weil ich zum Vater gehe, durch die Auferstehung und die Himmelfahrt; oben 13,1: Da Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, sodass er hinüberginge aus dieser Welt zum Vater. II. 2121. – Hier wird der Zweifel der Jünger angeführt: und erstens wird ihre Besprechung unter einander angeführt; zweitens wird der Anlass des Zweifels ausgedrückt; drittens wird der Zweifelnden Seele und Leidenschaft beschrieben. 2122. – Es legten nämlich die Jünger untereinander [einiges] aus den Worten des Herrn vor und sagten Was ist dies, dass er uns sagt: Ein kurzes? Darin ist ihre Ehrerbietung gegen Christus zu loben, die so groß war, dass sie sich nicht herausnahmen, ihn zu fragen. Ähnlich machen es die Engel; Is. 63,1: Wer ist jener, der von Edom kam, in gefärbten Kleidern von Bosra? Denen antwortet er aber trotzdem und sagt: Ich, der ich die Gerechtigkeit spreche, und

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Caput XVI.

Vorkämpfer bin zum Heil. Aber dadurch wird uns zu verstehen gegeben, dass sie noch nicht das vollkommene Verständnis hatten für die Worte Christi, entweder wegen der Trauer, die sie vereinnahmte, oder wegen der Dunkelheit der Worte; Matth. 15,16: Seid auch ihr immer noch ohne Verstehen? 2123. – Der Anlass aber war der Kontext der Worte selbst, die eine gewisse Widersprüchlichkeit zu beinhalten schienen. Zur Genüge nämlich verstanden sie, was besagt ihr werdet mich nicht sehen, und weil ich zum Vater gehe: aber dies brachte Zweifel, dass sie ihn, der da war und starb, nach kurzem sehen würden. Noch nämlich war ihnen die Auferstehung nicht bekannt, weil dies gesagt wird in Ps. 89,49: Wer ist der Mensch, der nicht den Tod sehen wird, der seine Seele entreißen wird aus der Hand des Unterirdischen? Sap. 2,1: Nicht ist der erkannt, der zurück gekommen wäre von den Unterirdischen. 2124. – Und deshalb sagen [die Jünger] Was ist dies, dass er uns sagt: Ein kurzes, ergänze: dass ihr mich sehen werdet. Aber diesen Zweifel hatten sie maßvoll vorgetragen. Wir wissen nicht, sagen sie, was er sagt. Denn, wie Augustinus sagt, manche, die die Worte der Schrift nicht verstehen, lästern, indem sie das eigene Verstehen der Autorität der Schrift voranstellen; aber andere bescheidene bekennen, solange sie nicht verstehen, ihre Unwissenheit; Sap. 9,5: Schwach ist der Mensch, und von winziger Zeitdauer, und recht schwach zum Verständnis des Gerichts und der Gesetze: dies tun auch hier die Jünger. Nicht nämlich sagen sie, er spricht übel, oder nichtig; sondern ihrer Unwissenheit schreiben sie zu, dass sie nicht verstehen. III. 2125. – Hier wird die Offenbarung des Zweifels angeführt, und erstens wird das Erkennen des Zweifels angeführt; zweitens die Offenbarung dessen, worüber gezweifelt wird, an der Stelle [n. 2127] Amen amen, ich sage euch etc.; drittens wird ein Gleichnis eingeführt, an der Stelle [n. 2131] Eine Frau, wenn sie gebiert, hat Trauer. 2126. – Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens zeigt er, auf welche Art der Zweifel der Jünger von Christus erkannt wird, wenn er sagt Es erkannte aber Jesus, durch die Kraft seiner Göttlichkeit, dass sie ihn fragen wollten, nämlich über das, worüber sie zweifelten; oben 2,25: Er selbst nämlich wusste, was in dem Menschen sei; I Reg. 16,7: Die Menschen sehen, was offenliegt, Gott aber blickt ins Herz. Zweitens [zeigt der Evangelist], auf welche Art es durch das Wort geoffenbart wird; daher sagte [Christus] ihnen Darüber fragt ihr unter euch etc.; Is. 48,3: Ich habe es hören lassen von damals an, ich habe plötzlich gewirkt, und es ist eingetreten.

Lectio V.

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IV. 2127. – Hier legt Christus sein Wort aus und nimmt den Zweifel fort, führt nicht ausdrücklich die Worte an, die er gesagt hatte, [und] tut den Jüngern mehr Genüge als sich: wobei er dreierlei tut. Erstens zeigt er die Abwechslung von Freude und Trauer; zweitens die innerliche Trauer; drittens die folgende Freude. 2128. – [Christus] sagt also hinsichtlich des ersten Amen amen, ich sage euch, dass ihr in der kurzen Zeit, in der ihr mich nicht sehen werdet, wehklagen werdet, indem ihr äußerlich schmerzvolle Rede von euch gebt, und weinen, indem ihr Tränen vergießt; Thren. 1,2: Klagend klagte sie in der Nacht, hinsichtlich des ersten, und ihre Tränen waren auf ihrem Kinn, hinsichtlich des zweiten; Ier. 31,16: Deine Stimme verstumme von der Klage. 2129. – Innerlich aber wird ihre Trauer sein durch den Gegensatz zur Freude der Welt; daher sagt [Christus] die Welt aber wird sich freuen: dies kann verstanden werden partiell hinsichtlich der Zeit der Passion Christi, und so wird die Welt, das heißt die Schriftgelehrten und die Pharisäer, sich freuen über die Ermordung Christi; Thren. 2,16: Dies ist der Tag, den wir erwarteten: wir haben ihn gefunden, wir sehen ihn. Oder die Welt, das heißt die Bösen, die in der Kirche sind, wird sich freuen, in der Verfolgung der Heiligen; Apoc. 11,10: Die auf der Erde wohnen, werden sich freuen. Oder insgesamt die Welt, das heißt die Menschen, die fleischlich leben, wird sich freuen, in weltlichen Dingen; Is. 22,13: Siehe, Freude und Lust ist es, Kälber zu schlachten und Widder abzustechen, Fleisch zu essen und Wein zu trinken. Es folgt die Trauer der Jünger; daher sagt [Christus] ihr aber werdet traurig sein, nämlich über die Leiden, die ihr in der Welt ertragen werdet, oder eher über meine Ermordung. So werden auch die Heiligen traurig über die Leiden, die ihnen zugefügt werden von der Welt, und über die Sünden; II Cor. 7,10: Die Trauer, die Gott gemäß ist, bewirkt Reue zu beständigem Heil. 2130. – Aber der Trauer folgt die Freude: weil eure Trauer, die ihr nämlich haben werdet in der Passion, wird sich umkehren in Freude, geistlich der Auferstehung; unten 20,20: Die Jünger freuten sich, als sie den Herrn sahen. Aber insgesamt wird aller Heiligen Trauer sich umkehren in die Freude des zukünftigen Lebens; Matth. 5,4: Selig, die trauern, denn sie werden getröstet werden; Ps. 126,6: Gehend gingen sie und weinten, da sie ihre Samen ausstreuten; kommend aber werden sie kommen mit Jubel und ihre Garbenbündel tragen. Es weinen nämlich die Heiligen in der Zeit des Verdienstes, da sie säen; aber sie werden sich freuen in der Zeit des Lohnes, wenn sie sammeln. V. 2131. – Hier führt der Herr erstens ein Gleichnis an;

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Caput XVI.

zweitens wendet er es an, an der Stelle [n. 2134] Und ihr also habt jetzt zwar Trauer. Er führt aber das Gleichnis von der gebärenden Frau an; deshalb führt er erstens ihre Trauer wegen des Gebärens an; zweitens ihre Freude über das Kind, an der Stelle [n. 2133] Wenn sie aber einen Knaben geboren hat, erinnert sie sich schon nicht mehr der Wehen wegen der Freude. 2132. – [Christus] sagt also hinsichtlich des ersten: Eine Frau, wenn sie gebiert, hat Trauer, eine sinnenhafte, nämlich die größte, weil ihre Stunde gekommen ist, nämlich [die] des Schmerzes; Ps. 48,7: Dort [sind] Schmerzen wie [die] einer Gebärenden. Durch diesen Schmerz wird zu verstehen gegeben der Schmerz der Passion Christi, der der größte war; Thren. 1,12: Oh ihr alle, die ihr des Weges geht, passt auf, und seht, ob es einen Schmerz gibt so wie meinen Schmerz. Ebenso [wird dadurch zu verstehen gegeben der Schmerz] der Heiligen, die büßen wegen der Sünden; Is. 26,17: So wie die, die empfangen hat, Schmerzen hat und schreit in ihren Schmerzen, wenn sie sich dem Gebären nähert, so sind wir beschaffen bei deinem Anblick, Herr. VI. 2133. – Hier führt [Christus] die Freude über das Entrinnen an. Auf das Gebären nämlich folgt eine zweifache Freude: eine über das Entrinnen aus dem Schmerz; eine andere, und größere, über die Geburt des Kindes; diese freilich ist die größte, wenn das Kind männlichen Geschlechtes ist, weil der Mann etwas Vollkommenes ist, die Frau aber etwas Unvollkommenes und Hinfälliges; Ier. 20,15: Verflucht sei der Mann, der meinem Vater verkündete: Geboren ist dir ein männlicher Knabe. In Gen. 21,6, als Sara empfing, sagte sie: Lachen hat mir der Herr geschaffen, und wer immer es hören wird, wird mit mir lachen. Und deshalb sagt [Christus] Wenn sie aber geboren hat, erinnert sie sich schon nicht mehr der Wehen, da sie sich freut über das Entrinnen aus dem Schmerz, aber mehr [noch] wegen der Freude, weil ein Mensch in der Welt geboren ist. Dieses Gleichnis nun passt freilich auf Christus, weil er im Leiden die Wehen des Todes aufgelöst hat, und wiedererschaffend bewirkte, dass ein neuer Mensch da war, das heißt, er gab zur Neuheit des Lebens [auch] die der Herrlichkeit, die den Menschen noch nicht bekannt war; daher sagt er nicht „Ein Knabe ist geboren“, sondern ein Mensch ist in der Welt geboren: weil Christus selbst, der als Mensch lebte, von den Toten neu auferstand, wie ein Knabe. Ebenso passt es auf die kämpfende Kirche, die in der Neuheit des Lebens wandelt. Ebenso auf die triumphierende Kirche, die in der Neuheit der Herrlichkeit wandelt. Und [Christus] sagt nicht „Es werden keine Wehen sein“, sondern sie erinnert sich schon nicht mehr der Wehen, weil die Heiligen, wenn sie sich auch an das Elend erinnern werden, das sie erlitten haben,

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wenn sie in jener Seligkeit der Herrlichkeit sind, dennoch nicht irgendein Elend daraus im Erleiden erleben werden. VII. 2134. – Hier wendet Christus das Gleichnis an: und [zwar] erstens hinsichtlich der gegenwärtigen Trauer, die die Apostel damals hatten, indem er sagt Und ihr also habt jetzt, das heißt in der Zeit der Passion, zwar Trauer, über meinen Tod; Lc. ult., 17: Was sind dies für Reden, die ihr wechselseitig führt, und seid traurig? Oder jetzt, das heißt im ganzen gegenwärtigen Leben, habt ihr Trauer. Oben ebenda: Ihr werdet klagen und weinen. Zweitens [wendet Christus das Gleichnis an] hinsichtlich der zukünftigen Freude, indem er sagt ich aber werde euch wiederum sehen. Hierbei verspricht er ihnen erstens die zukünftige Schau, indem er sagt ich aber werde euch wiederum sehen; dies ist dasselbe, als ob er sagte „Ihr werdet mich sehen“, weil wir ihn nicht sehen können, wenn er sich nicht selbst zeigt. Aber er sagt nicht „Ihr werdet mich sehen“, sondern ich werde euch sehen: weil eben dies, dass er sich selbst zeigt, aufgrund seiner Barmherzigkeit geschieht, die ausgedrückt wird durch die Schau seiner. Er sagt also ich aber werde euch wiederum sehen, bei der Auferstehung und in der zukünftigen Herrlichkeit; Is. 33,17: Den König in seiner Würde werden sie sehen. – Zweitens verspricht [Christus] die Freude des Herzens, und den Jubel, indem er sagt und euer Herz wird sich freuen, nämlich aufgrund der Schau meiner bei der Auferstehung. Daher singt die Kirche: „Dies [ist] der Tag, den der Herr gemacht hat, an ihm wollen wir jubeln und uns freuen“. Und [euer Herz] wird sich freuen, in der Schau der Herrlichkeit: Ps. 16,11: Erfüllen wirst du mich mit Freude mit deinem Angesicht; Is. 40,5: Dann wirst du sehen und herbeikommen, und staunen und ausdehnen wird sich dein Herz. Natürlich nämlich ist es für einen jeden, dass er sich freut im Anblick der geliebten Sache. Das göttliche Wesen aber kann niemand sehen außer dem, der es liebt. Iob 36,33: Er verkündet davon seinem Freund, dass es sein Besitz sei. Und deshalb ist es notwendig, dass jener Schau die Freude folgt; Is. ult., 14: Ihr werdet sehen, indem ihr erkennt mit dem Verstand, und euer Herz wird sich freuen; diese Freude wird sogar bis auf den Körper überfließen, wenn er verherrlicht werden wird; daher fügt [Isaias] hinzu und eure Knochen werden sprießen; Matth. 25,21: Tritt ein in die Freude deines Herrn. – Drittens verspricht [Christus] ihnen die ewige Dauer der Freude, indem er sagt und eure Freude, die ihr bei der Auferstehung durch mich haben werdet, Is. 61,10: Freuend werde ich mich freuen im Herrn, wird niemand von euch nehmen: so wie die Juden sie zuvor beseitigten durch die Passion, weil [Rom. 6,9] Christus, da er von den Toten aufersteht, nun nicht mehr stirbt, der Tod über ihn darüber hinaus nicht mehr herrschen wird. Oder eure Freude, über das Erleben der Herrlichkeit, wird niemand von euch nehmen, weil sie unverlierbar ist und immerwährend; Is. 35,10: Ewige Freude über ihre Häupter. Niemand nämlich wird sich selbst diese Freude nehmen

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Caput XVI.

durch die Sünde, weil eines jeden Wille dort befestigt ist im Guten; niemand auch wird einem anderen diese Freude nehmen, weil dort keine Gewalttätigkeit ist, kein Zufügen eines Schadens etc.

Lectio VI. I. Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. II. Amen amen, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er [es] euch geben. III. Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen: IV. Bittet und ihr werdet empfangen, sodass eure Freude vollkommen ist. I. 2135. – Oben [vgl. n. 2082] hat der Herr zwei Gründe verfolgt, die die Apostel bestärkten; nämlich durch das Versprechen des Paracliten, und durch seine Rückkehr; hier aber verfolgt er einen dritten Grund, mit dem er sie bestärkt durch das Versprechen ihres Zugangs zum Vater, und erstens verspricht er ihnen den vertrauten Zugang zum Vater; zweitens bezeichnet er den Grund des Gesagten, an der Stelle [n. 2147] Dies habe ich in Sprichwörtern zu euch gesagt. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens gibt er Sicherheit des Vertrauens; zweitens fordert er sie auf zum Gebrauch des Vertrauens, an der Stelle [n. 2143] Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens schließt er die Notwendigkeit des Fragens aus; zweitens verspricht er die Gelegenheit des Erlangens [der Bitte], an der Stelle [n. 2141] Amen amen, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er [es] euch geben. 2136. – [Christus] sagt also An jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Demzufolge was Augustinus sagt, haben hier, wo wir haben ihr werdet fragen, die Griechen ein Wort, das zweierlei bedeutet, nämlich bitten und fragen; und daher kann zweifach verstanden werden an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen, das heißt ihr werdet mich um nichts bitten, oder ihr werdet mich nichts fragen. [Christus] sagt also: an jenem Tag. Welches aber jener Tag sei, ist offensichtlich aus dem oben Gesagten, nämlich wiederum aber werde ich euch sehen. Dies kann verstanden werden hinsichtlich der Auferstehung, und [hinsichtlich] der Schau in der Herrlichkeit [n. 2139]. 2137. – Hinsichtlich des ersten wird ausgelegt, Chrysostomus zufolge, an jenem Tag, nämlich wenn ich von den Toten auferstehen werde, werdet ihr

Lectio VI.

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mich nichts fragen; das heißt ihr werdet nicht sagen: Zeige uns den Vater, und dergleichen. Aber gegen diese Auslegung wendet Augustinus ein, dass die Jünger nach der Auferstehung sagen, Act. 1,6: Ob du in dieser Zeit das Königtum Israels wiederherstellen wirst? Und unten ult., 21 fragt Petrus und sagt: Was aber ist dieser? Aber, wenn man die Auslegung des Chrysostomus aufrechterhält, muss man sagen, dass der Herr als jenen Tag nicht nur den Tag der Auferstehung nennt, sondern auch jenen Tag, an dem sie vom Heiligen Geist belehrt werden würden; oben ebenda: Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch alle Wahrheit lehren. Und indem er so mehrdeutig von „jener Zeit“ spricht, schließt er auch die Ankunft des Heiligen Geistes ein; als ob er sagte: an jenem Tag, wenn der Heilige Geist gegeben worden ist, werdet ihr mich nichts fragen: weil ihr alles wisst durch den Heiligen Geist; I Io. 2,27: Die Salbung belehrt uns über alles. Ebenso, demselben [Chrysostomus] zufolge: an jenem Tag der Ankunft des Heiligen Geistes werdet ihr mich nichts fragen, das heißt ihr werdet keine Notwendigkeit haben, mich zu fragen. 2138. – Aber haben etwa nach der Auferstehung die Apostel nicht irgendeine Frage an Christus getan? Es scheint [doch] so; in II Cor. 12,8 sagt der Apostel: Deswegen habe ich dreimal den Herrn gefragt, das heißt Christus. Die Antwort. Man muss sagen, dass in Christus eine zweifache Natur war: nämlich die menschliche, durch die er der Vermittler Gottes und der Menschen ist: I Tim. 2,5; und die göttliche, durch die er der eine Gott ist mit dem Vater. Christus aber war, soweit er Mensch [war], nicht ein solcher Vermittler, dass er uns niemals mit Gott verbände, so wie manche Vermittler, die niemals die Extreme verbinden. Er verbindet uns also mit dem Vater. Die Verbindung mit Gott Vater und mit Christus ist aber dieselbe gemäß der göttlichen Natur; daher sagt [Christus]: Nicht habt ihr es nötig, dass ihr meine Vermittlung benutzt, soweit ich ein Mensch bin. So also werdet ihr mich an jenem Tag nichts fragen, gleichsam als einen Vermittler, weil ihr durch euch [selbst] Zugang haben werdet zu Gott; aber ihr werdet mich als Gott fragen. Und mag auch Christus für uns fürsprechen, wie der Apostel sagt in Rom. 8,34, so fragt doch die Kirche ihn nicht als Fürsprechenden; daher sagen wir nicht: Christus, bitte für uns; sondern sie fragt ihn als Gott: indem sie ihm anhängt als Gott, durch Liebe und Glaube. 2139. – Zweitens legt es Augustinus aus hinsichtlich des Tages der Schau der Herrlichkeit, auf diese Art: An jenem Tag, wenn ich euch sehen werde in der Herrlichkeit, werdet ihr mich nichts fragen, das heißt ihr werdet um nichts bitten, weil nichts übrig ist, was man ersehnen muss, weil alles Gute uns im Überfluss vorhanden ist in der Heimat; Ps. 16,11: Erfüllen wirst du mich mit Freude durch dein Angesicht; und wiederum, Ps. 17,15: Ich werde gesättigt werden, wenn deine Herrlichkeit erscheinen wird. Ebenso werdet ihr nichts fragen, weil ihr erfüllt sein werdet von der Erkenntnis Gottes; Ps. 36,10: In deinem Licht werden wir das Licht sehen.

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Caput XVI.

2140. – Aber gegen jedes von beidem wird eingewandt, dass die Heiligen in der Heimat bitten: gemäß jener Stelle Iob 5,1: Rufe, ob jemand ist, der dir antwortet, und wende dich an einen der Heiligen. Und in II Mac. ult., 12 wird gesagt, dass dieser [der Hohepriester Onias] bat für sein Volk. Und es kann auch nicht gesagt werden, dass sie für andere bitten, nicht für sich; weil gesagt wird in Apoc. 6,10: Wie lange wirst du nicht richten über unser Blut? Ebenso fragen die Heiligen: sie werden nämlich gleich sein den Engeln, wie gesagt wird in Matth. 22,30, aber die Engel sprechen und fragen [Ps. 24,8]: Wer ist jener König der Herrlichkeit? Und in Is. 63,1: Wer ist jener, der kam von Edom? Dies ist die Stimme der Engel, Dionysius zufolge. Also fragen auch die Heiligen. Aber hinsichtlich von beidem gibt es eine zweifache Antwort. Erstens, dass die Zeit der Herrlichkeit zweifach betrachtet werden kann: hinsichtlich des Beginns der Herrlichkeit, und hinsichtlich der vollen Erfüllung. Die Zeit des Beginns der Herrlichkeit aber ist bis zum Tag des Gerichts: denn die Heiligen haben hinsichtlich der Seele die Herrlichkeit empfangen, aber etwas erhoffen sie noch, zu empfangen, nämlich die Herrlichkeit des Körpers bei ihnen, und hinsichtlich der anderen, dass die Zahl der Auserwählten erfüllt wird; und so können sie bis zum Tag des Gerichts sowohl bitten wie fragen, nicht jedoch bezüglich dessen, was zum Wesen der Seligkeit gehört. Die Zeit der völlig erfüllten Herrlichkeit aber ist nach dem Tag des Gerichts, nach dem nichts mehr zu erstreben übrig bleibt, nichts mehr zu erkennen; und über diesen sagt [Christus] an jenem Tag, nämlich der erfüllten Herrlichkeit, werdet ihr nichts erstreben, werdet ihr nichts fragen. Was aber über die Engel gesagt wird, dass sie fragen, ist wahr über die Mysterien der Menschenhaftigkeit und Fleischwerdung Christi, nicht aber [über die der] Göttlichkeit. II. 2141. – Hier verspricht [Christus] die Gelegenheit, [Erbetenes] zu erreichen: dies freilich schließt sich zweifach an. Auf eine Art so, Chrysostomus zufolge, dass es bezogen wird auf die Zeit der Auferstehung und der Ankunft des Heiligen Geistes; als ob [Christus] sagte: Wahr ist es, dass ihr an jenem Tag der Auferstehung und des Heiligen Geistes mich nicht fragen werdet, dennoch werdet ihr meine Hilfe haben, weil ihr bitten werdet in meinem Namen, vom Vater, zudem ihr Zugang habt durch mich. Auf eine andere Art, Augustinus zufolge: An jenem Tag, dem meiner Herrlichkeit, werdet ihr nichts fragen, aber inzwischen, solange ihr in der Pilgerschaft dieses Elends umgeht: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet, wird er [es] euch geben. Und diesem zufolge bezieht sich Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet etc. nicht darauf, dass [Christus] sagt an jenem Tag, sondern darauf, was jenem Tag vorhergeht. 2142. – Der Herr führt aber sieben Bedingungen des guten Bittens an. Die

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erste ist, dass geistliche Güter erbeten werden; und dies [führt er an], wenn er sagt Wenn um etwas. Denn was gänzlich etwas Irdisches ist, wenn es auch in sich etwas ist, ist doch, verglichen mit dem Geistlichen, nichts; Sap. 7,8: Reichtümer hielt ich für nichts im Vergleich zu jenem; Ier. 4,23: Ich erblickte die Erde, und sie war leer und nichts. Aber [ein Einwand] dagegen. In Matth. 6 lehrt der Herr, Zeitliches zu erbitten, an der Stelle [6,11]: Unser tägliches Brot. Aber man muss sagen, dass ein erbetenes Zeitliches, das bezogen ist auf ein Geistliches, bereits etwas Geistliches ist. Die zweite Bedingung [des guten Bittens] ist, dass es geschehe mit Beharrlichkeit; und hinsichtlich dessen sagt [Christus] bitten werdet, gleichsam beharrend; Lc. 18,1: Es ist nötig, immer zu bitten, und nicht nachzulassen; und I Thess. 5,17: Betet ohne Unterbrechung. Die dritte [Bedingung des guten Bittens ist], dass es in Einigkeit geschehe, weil [Christus] sagt bitten werdet, in der Mehrzahl; Matth. 18,19: Wenn zwei von euch übereinstimmen auf der Erde, wird es ihnen für jede Sache, welche auch immer sie erbitten, zuteil werden von meinen Vater, der in den Himmeln ist. Daher sagt die Glosse, zu Rom. ult., dass es unmöglich ist, dass die Bitten vieler nicht erhört werden. Die vierte [Bedingung des guten Bittens ist], dass es hervorgehe aus kindhafter Liebe, weil [Christus] sagt den Vater. Wer nämlich aus Furcht bittet, bittet nicht einen Vater, sondern einen Herrn, oder einen Feind; Matth. 7,11: Wenn ihr es versteht, gute Gaben zu geben euren Söhnen, um wieviel mehr wird euer Vater, der in den Himmeln ist, Gutes geben denen, die ihn bitten? Die fünfte ist, dass es in Frömmigkeit geschehe, das heißt in Demut, Ps. 102, 18: Er blickte auf das Beten der Demütigen, und nicht verachtete er ihre Bitten; [ferner] im Vertrauen, es zu erreichen, Iac. 1,6: Er fordere aber im Vertrauen, zögere nicht; und geordnet, Iac. 4,3: Ihr bittet, und ihr empfangt nicht, deshalb weil ihr übel bittet. Und hinsichtlich dessen sagt [Christus] in meinem Namen, der der Name des Heilands ist: in diesem Namen bittet, wer um etwas bittet, das zum Heil gehört, und auf die Art, auf die das Heil erlangt werden kann; Act. 4, 12: Nicht ist ein anderer Name unter dem Himmel gegeben den Menschen, in dem es sich gebührte, dass wir heil werden. Die sechste [Bedingung des guten Bittens ist], dass es geschehe in der angebrachten Zeit; und deshalb sagt [Christus] wird er geben. Denn nicht darf [einer] sofort aufhören, wenn er nicht empfängt; sondern es wird tatsächlich gegeben werden, wenn es auch, damit es in der passenden Zeit gegeben wird, verschoben wird, damit das Verlangen mehr wachse; Ps. 145,15: Du gibst ihre Nahrung in der günstigen Zeit. Die siebte ist, dass man für sich bitte; daher sagt [Christus] euch, weil es manchmal für andere nicht erhört wird, da die Verdienste derer entgegenstehen, für die die Bitte geschieht; Ier. 7,16: Du also wolle nicht beten für jenes Volk; und 15,1: Wenn Moses und Samuel vor mir stünden, ist [doch] meine Seele nicht bei diesem Volk.

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Caput XVI.

III. 2143. – Hier fordert er [die Apostel] zum Gebrauch der geschenkten Zuversicht auf, und erstens erinnert er an die vergangene Unterlassung; zweitens fordert er zum zukünftigen Fortschritt auf, an der Stelle [n. 2145] Bittet. 2144. – Die vergangene Unterlassung besteht darin, nicht zu bitten; daher sagt [Christus] Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten. Aber [ein Einwand] dagegen. Matth. 10,1 und Lc. 9,1: Er gab ihnen die Macht über alle Dämonen, und dass sie Krankheiten heilten. Dies aber taten sie durch Bitten: also erbaten sie etwas im Namen Christi, und vor allem, weil in Lc. 10,17 gesagt wird von den Jüngern: Herr, in deinem Namen sind uns auch die Dämonen unterworfen. Und deshalb muss man sagen, dass dies zweifach ausgelegt werden kann. Auf eine Art so: Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten, was nämlich etwas Großes gewesen wäre, in meinem Namen. Denn die Bitten wegen körperlicher Hilfen sind maßvoll im Vergleich mit anderem Großen, das sie durch bitten tun würden: noch hatten sie nicht den Geist der Annehmung [zu Söhnen] empfangen, durch den sie nach Geistlichem und Himmlischem verlangten. Und wenn du sagst, dass sie etwas Großes erbaten, oben 14,8: Herr, zeige uns den Vater, [dann] muss man sagen, dass sie dies nicht erbaten vom Vater, über den [Christus] hier spricht, sondern nur, weil sie auf den Menschen Christus vertrauten, baten sie ihn als Vermittler, dass er den Vater zeige. Auf eine andere Art, weil [Christus] sagt: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, in dem sie zuvor nichts gebeten hatten, weil sie nicht die vollkommene Kenntnis des Namens Christi hatten. IV. 2145. – Wenn [Christus] anschließend sagt Bittet und ihr werdet empfangen, fordert er sie zum zukünftigen Fortschritt auf, nämlich dass sie bitten. Matth. 7,7: Bittet und es wird euch gegeben werden. Bittet, sage ich, und ihr werdet empfangen, nämlich worum ihr bittet, sodass eure Freude erfüllt wird; Lc. 10,17: Die Jünger kehrten zurück in Freude und sagten: Herr, in deinem Namen sind uns auch die Dämonen unterworfen. Und dass [Christus] sagt sodass eure Freude vollkommen ist, wird auf diese Art aufgefasst als Ende der Erhörung. Oder es kann aufgefasst werden so wie die erbetene Sache, sodass der Sinn ist Bittet und ihr werdet empfangen: das, sage ich, sollt ihr erbitten, dass eure Freude vollkommen ist. 2146. – Hierbei muss man wissen, dass der Gegenstand der Freude das ersehnte Gut ist. Weil nämlich das Verlangen eine Bewegung des Begehrens nach einem Gut ist und die Freude sein Ruhen in ihm, freut sich der Mensch

Lectio VII.

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dann, wenn er ruht in einem bereits innegehabten Gut, zu dem das Verlangen hinbewegt wurde. Aber die Freude ist verhältnismäßig zum innegehabten Gut: und durch ein geschaffenes Gut kann nicht die volle Freude erlangt werden, weil es nicht völlig das Verlangen und das Begehren des Menschen beruhigt: dann also wird unsere Freude voll sein, wenn wir jenes Gut haben werden, in dem überreich alle Güter sind, die wir ersehnen können. Und dieses Gut ist nur Gott, der in Gutem unser Verlangen erfüllt, wie gesagt wird in Ps. 103,5. Deshalb sagt [Christus] Bittet um jenes, sodass eure Freude vollkommen ist, nämlich Gott und die Dreifaltigkeit zu genießen, wie Augustinus sagt: etwas Größeres als dies gibt es nicht; Ps. 16,11: Erfüllen wirst du mich mit Freude mit deinem Angesicht. Und weshalb? Weil mir alle Güter gleichermaßen gekommen sind mit jener, Sap. 7,11, das heißt mit der Schau der göttlichen Weisheit.

Lectio VII. Dies habe ich in Sprichwörtern zu euch gesagt. Es kommt die Stunde, da ich schon nicht mehr in Sprichwörtern zu euch reden werde, sondern offen von meinem Vater euch verkünden werde: II. An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten. Und nicht sage ich euch, dass ich den Vater fragen werde wegen euch: III. Der Vater selbst nämlich liebt euch, weil ihr mich geliebt habt, und geglaubt habt, dass ich aus Gott hervorgegangen bin. IV. Hervorgegangen bin ich vom Vater, und bin gekommen in die Welt; wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater.

I.

I. 2147. – Oben [vgl. n. 2135] hat der Herr den Jüngern versprochen die Vertrautheit und ihren Zugang zum Vater; hier bezeichnet er die Ursache dieser Vertrautheit. Zweierlei aber ist es, was dem Menschen die Zuversicht gibt, von jemandem [etwas] zu erbitten, und die Vertrautheit, nämlich die Bekanntschaft und die Liebe: und deshalb bezeichnet der Herr diese doppelte Ursache. Die erste wird genommen aus der offenen Kenntnis des Vaters; die zweite aus der besonderen Liebe seiner, an der Stelle [n. 2153] An jenem Tag werdet ihr in meinem Namen bitten. 2148. – Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens erinnert er an ihre vergangene unvollkommene Kenntnis über den Vater; zweitens verspricht er die vollkommene, an der Stelle Es kommt die Stunde, da ich schon nicht mehr in Sprichwörtern zu euch reden werde. Eine unvollkommene Kenntnis hatten sie freilich; deshalb sagt [Christus] Dies habe ich in Sprichwörtern zu euch gesagt. Ein Sprichwort wird eigentlich genannt, was allgemein ist im Munde aller, so wie jenes in Prov. 22,6: Ein

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Caput XVI.

Junger auf seinem Weg wird, auch wenn er alt geworden ist, nicht von ihm abgehen. Aber weil derlei manchmal dunkel ist und metaphorisch, daher kommt es, dass „Sprichwort“ manchmal genommen wird für „Gleichnis“, in dem etwas gesagt, etwas anderes bezeichnet wird. Und auf diese Art wird hier „Sprichwort“ als „Gleichnis“ aufgefasst, das heißt als „gleichnishafte Rede“. 2149. – Es kann aber dies einen vierfachen Sinn haben. Der erste ist ein solcher gemäß dem Wortlaut, sodass es bezogen wird darauf, was [Christus] unmittelbar [zuvor] gesagt hatte, auf diese Art: Ich habe euch gesagt, bisher habt ihr noch nichts erbeten, und dass ihr in meinem Namen bitten werdet, und ich habe es gleichsam dunkel und in Sprichwörtern gesagt; aber es kommt die Stunde, da ich sofort, was ich euch dunkel gesagt habe, offen sagen werde; deshalb fügt [er] hinzu: Der Vater selbst liebt euch, und Ich bin ausgegangen vom Vater, und bin gekommen in die Welt. Und so scheinen es die Apostel verstanden zu haben; deshalb sagen sie, nachdem sie dies gehört haben, zu ihm: Siehe, jetzt sprichst du offen etc. 2150. – Der zweite Sinn ist, dass dies, dass [Christus] sagt Dies habe ich in Sprichwörtern zu euch gesagt, bezogen wird auf alles, was in diesem Evangelium gesagt wird über die Lehre Christi; dass aber gesagt wird Es kommt die Stunde, da ich schon nicht mehr in Sprichwörtern zu euch reden werde, wird bezogen auf die Zeit der Herrlichkeit. Weil wir nämlich jetzt sehen in einem Spiegel und in einem Rätsel, deshalb wird, was uns gesagt wird über Gott, in Sprichwörtern vorgebracht. Aber weil wir in der Heimat sehen werden von Angesicht zu Angesicht, wie gesagt wird in I Cor. 13,12, deshalb wird uns dann nicht in Sprichwörtern, sondern offen über den Vater verkündet werden. [Christus] sagt aber vom Vater, weil niemand den Vater sehen kann in jener Herrlichkeit, wenn nicht der Sohn ihn offenbart; Matth. 11,27: Niemand kennt den Vater, außer der Sohn, und wem der Sohn es enthüllen will. Er selbst nämlich ist das wahre Licht, das uns das Licht gibt, in dem wir den Vater sehen; oben 8,12: Ich bin das Licht der Welt. 2151. – Aber weil dieser Auslegung zuwiderläuft, dass folgt ihr werdet in meinem Namen bitten: in diesem [Namen] werden wir nichts erbitten, wenn es bezüglich des Tages der Herrlichkeit verstanden wird, weil in dem Guten unser Verlangen gesättigt werden wird: deshalb gibt es einen anderen, zweifachen Sinn. Der eine, Chrysostomus zufolge, [ist] so: Dies, nämlich was ich euch jetzt gesagt habe, habe ich in Sprichwörtern, das heißt in einer gewissen Verlegenheit der Wörter, zu euch gesagt, indem ich nicht völlig das ausgedrückt habe, was ihr wissen müsst über mich und meinen Vater, weil ich euch vieles zu sagen habe, was ihr noch nicht tragen könnt: oben in diesem Kapitel [16,12]; aber Es kommt die Stunde, wenn ich nämlich von den Toten auferstehen werde, da ich schon nicht mehr in Sprichwörtern, das heißt dunkel und durch Rätsel, zu euch reden werde, sondern offen euch verkünden werde. Denn während jener vierzig Tage, die er ihnen erschien, hat er sie viele Geheimnisse gelehrt und viel über sich und den Vater verkündet; und [zwar deshalb,] weil sie schon durch den Glauben an die Auferstehung fest glaubten,

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dass er der wahre Gott sei, und erhoben waren zu Höherem; daher wird in Act. 1,3 hinzugefügt: Da er ihnen sprach über das Reich Gottes, Lc. ult., 45: Er öffnete ihnen den Sinn, sodass sie die Schriften verstanden. 2152. – Der andere Sinn ist, Augustinus zufolge, dass der Herr dadurch, dass er sagt Dies habe ich in Sprichwörtern gesagt, verspricht, er werde sie geistlich machen. Der Unterschied zwischen einem geistlichen und einem animalischen Mann ist nämlich dieser: dass der animalische Mensch Geistliches aufnimmt als Sprichwörter, nicht weil sie sprichwörtlich gesagt wären; sondern weil sein Verstand sich über Körperliches nicht erheben kann, sind sie ihm dunkel; I Cor. 2,14: Ein animalischer Mensch nimmt das nicht wahr, was des Geistes Gottes ist. Ein geistlicher Mensch aber nimmt Geistliches als Geistliches auf. Die Jünger aber waren am Anfang gleichsam animalisch, und was ihnen gesagt wurde, war [für sie] dunkel und so wie Sprichwörter; aber nachdem sie von Christus geistlich gemacht und vom Heiligen Geist belehrt wurden, haben sie Geistliches offen verstanden. Und deshalb sagt [Christus] Dies habe ich in Sprichwörtern zu euch gesagt, das heißt es war für euch wie Sprichwörter. Aber Es kommt die Stunde, da ich schon nicht mehr in Sprichwörtern zu euch reden werde; II Cor. 3,18: Wir aber werden, da wir mit enthülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn schauen, in dasselbe Bild verwandelt von der Helligkeit in die Helligkeit gleichwie vom Geist des Herrn. II. 2153. – Hier wird die zweite Ursache der Zuversicht angeführt, die genommen wird von der Liebe des Vaters zu den Jüngern, und erstens zeigt [Christus] die Liebe des Vaters zu ihnen; zweitens die Vertrautheit des Vaters mit dem Sohn, an der Stelle [n. 2160] Hervorgegangen bin ich vom Vater, und bin gekommen in die Welt. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens wiederholt er das ihnen gemachte Versprechen; zweitens bezeichnet er den Grund des Versprechens, an der Stelle [n. 2157] Der Vater selbst nämlich liebt euch. 2154. – Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens wiederholt er das eine, das er ihnen versprochen hat; zweitens verspricht er ihnen die Zuversicht des Bittens. Daher sagt er An jenem Tag, nämlich wenn ich euch offen vom Vater verkünden werde, werdet ihr in meinem Namen bitten: weil ihr, wenn ihr ihn offen erkennt, wisst, dass ich ihm gleich und von gleichem Wesen bin, und dass ihr durch mich Zugang habt zu ihm. Dies nämlich ist das Bitten in seinem Namen: zu hoffen, dass man durch Christus Zugang hat zum Vater; Ps. 20,8: Die in Wagen und die auf Pferden, wir aber werden um Hilfe rufen im Namen des Herrn, unseres Gottes. Er schweigt aber darüber, dass er den Vater fragen werde für sie; daher sagt er Und nicht sage ich euch, dass ich den Vater fragen werde etc. 2155. – Aber bittet er etwa nicht selbst für uns? Unbedingt; I Io. 2,1: Als

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Caput XVI.

Rechtsbeistand haben wir beim Vater Jesus Christus, den gerechten; Hebr. 7,25: Herantretend durch sich selbst zu Gott kann er [uns] erretten. Und dazu ist erstens zu sagen, Augustinus zufolge, dass [Christus] dies sagt, um [die Auffassung] zu beseitigen, dass er fortan sei wie eine fürsprechende Person, sofern er Mensch [ist]. So werdet ihr an jenem Tag, wenn ich offen verkünden werde, sowohl in meinem Namen bitten als auch erkennen, dass ich eins bin mit dem Vater und dass ich keine fürsprechende Person bin; sondern sofern [ich] Gott [bin], werde ich zugleich mit ihm fürsprechend erhören. Auf eine andere Art, Chrysostomus zufolge, sagt [Christus] dies vielleicht, damit nicht vielleicht die Jünger glauben, sie würden [das Erbetene] so durch den Sohn erlangen, dass sie selbst nicht den unmittelbaren Zugang zum Vater hätten; als ob er sagte: Jetzt kommt ihr zu mir, dass ich für euch fürspreche, aber dann werdet ihr so große Zuversicht haben vor ihm, dass ihr auch selbst vom Vater [etwas] werdet erbitten können in meinem Namen, und nicht jemand anderen braucht, der euch einführt. 2156. – Aber haben etwa die Apostel den Menschen Christus nicht gebraucht, dass er fürspräche? Sonst wäre, wenn er [als Mensch] fürsprach, sein Fürsprechen überflüssig. Aber man muss sagen, dass er nicht fürspricht für sie gleichsam als für Abwesende und [solche], die nicht imstand sind, Zugang zu haben, sondern indem er ihre Bitten erhörbarer machte. III. 2157. – Hier bezeichnet [Christus] den Grund des Versprechens, der die Liebe des Vaters zu ihnen ist, und erstens führt er die Liebe des Vaters an; zweitens den Beweis der Liebe, an der Stelle [n. 2159] weil ihr mich geliebt habt. 2158. – [Christus] sagt also: Deshalb sage ich nicht dass ich den Vater fragen werde wegen euch (dadurch nämlich würde es scheinen, dass [der Vater] selbst sie nicht liebte), sondern durchaus Der Vater selbst, der alles liebt und ihnen das Gute der Natur will, Sap. 11,25: Du liebst alles, was ist, und nichts von dem hassest du, was du gemacht hast, liebt euch, die Apostel und die Heiligen, mit einer gewissen vorzughaften Liebe, indem er euch das höchste Gute will, das heißt sich selbst; Deut. 33,3: Er liebte die Völker: alle Heiligen sind in seiner Hand, weil er sie zu diesem [Zweck] geliebt hat; Sap. 3,1: Die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes. 2159. – Den Beweis dafür zeigt [Christus] aus zweierlei: erstens aus der Liebe der Jünger zu Christus, und aus dem Glauben. Hinsichtlich des ersten sagt er weil ihr mich geliebt habt: dieser Beweis freilich ist keiner durch die Ursache, weil, wie gesagt wird in I Io. 4,10: Nicht als ob wir ihn geliebt hätten; sondern weil er selbst als erster uns geliebt hat;

Lectio VII.

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sondern er ist [ein Beweis] durch ein Zeichen, weil eben dies, dass wir Gott lieben, ein Zeichen ist, dass er selbst uns liebt: denn dass wir ihn lieben können, geschieht durch ein Geschenk Gottes; Rom. 5,5: Die Liebe zu Gott ist in unsere Herzen gegossen worden durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist, oben 14,21: Wer mich liebt, wird geliebt werden von meinem Vater. Hinsichtlich des zweiten sagt [Christus] und geglaubt habt, dass ich aus Gott hervorgegangen bin. Ohne Glauben nämlich ist es unmöglich, Gott zu gefallen: Hebr. 11,6. Der Glaube aber kommt uns aus der Liebe Gottes: ein Geschenk Gottes nämlich ist er, wie gesagt wird in Eph. 2,8. Ein Geschenk aber wird nicht gegeben außer durch die Liebe des Gebenden. Zu glauben aber und Christus zu lieben, insofern als er aus Gott hervorgegangen ist, ist ein genügend offensichtliches Zeichen der Liebe Gottes, weil [sie das ist], um dessentwegen beides [gegeben ist], und jenes mehr. Wer also Christus liebt, der aus Gott hervorgegangen ist, dessen Liebe wird vor allem auf Gott Vater zurückgewendet; nicht aber, wenn er [Christus] liebt, sofern er Mensch ist. IV. 2160. – Aber weil [Christus] sein Hervorgehen aus dem Vater erwähnt hat, erklärt er es hier offener und sagt Hervorgegangen bin ich vom Vater, und bin gekommen in die Welt. Hierbei zeigt er seine Vertrautheit mit dem Vater, und erstens führt er sein Hervorgehen aus dem Vater an; zweitens seine Rückkehr zum Vater, an der Stelle [n. 2163] wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater. 2161. – Es gibt aber ein zweifaches Hervorgehen des Sohnes aus dem Vater: das eine nämlich [ist] ein ewiges, das andere ein zeitliches. Das ewige nun bezeichnet er, indem er sagt Hervorgegangen bin ich vom Vater, von ihm ewig gezeugt. Aber man muss beachten, dass alles, was aus etwas hervorgeht, zuvor in diesem war. Etwas ist aber in etwas auf dreifache Art. Auf eine Art so, wie das Enthaltene im Enthaltenden; auf eine andere Art so, wie ein Teil im Ganzen; auf eine dritte Art so, wie das Akzidenz im Subjekt und so, wie die Wirkung in der Ursache: und diesem gemäß wird gesagt, dass etwas aus etwas hervorgehe. Aber auf die ersten beiden Arten geht etwas hervor, das vorhanden ist als dasselbe an Zahl; nimm [etwa] den an Zahl selben Wein aus dem Fass, und derselbe Teil aus dem Ganzen. Aber auf die anderen beiden Arten geht nicht dasselbe an Zahl hervor. Dies jedoch ist nicht über Gott zu sagen: Weil Gott das höchste Einfache ist, und er nicht an einem Ort ist außer metaphorisch, kann nicht gesagt werden, dass der Sohn in ihm ist so wie ein Teil oder wie ein Enthaltenes, sondern er war in ihm durch die Einheit des Wesens; oben 10,30: Ich und der Vater sind eins. Das ganze Wesen des Vaters nämlich ist das ganze Wesen des Sohnes, und umgekehrt; und deshalb geht er nicht auf die Art aus dem Vater hervor wie das zuvor Erwähnte. Denn was aus dem Ganzen hervorgeht als ein Teil, ist von ihm unterschieden durch das Wesen: denn der Teil,

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Caput XVI.

der aus dem Ganzen hervorgeht, wird ein aktuelles Seiendes, das in jenem ein potentielles Seiendes war. Und ähnlich unterscheidet sich, was aus dem enthaltenden Ganzen hervorgeht, durch den Ort; aber der Sohn geht aus dem Vater nicht örtlich hervor, weil er alles ausfüllt, gemäß jener Stelle Ier. 23,24: Himmel und Erde erfülle ich; noch trennbar: weil der Vater unteilbar ist; sondern er geht aus ihm hervor durch personale Unterscheidung. So also wird im Hervorgehen, sofern es das Innewohnen voraussetzt, die Einheit des Wesens bezeichnet; sofern es einen gewissen Vorgang bedeutet, wird die personale Unterscheidung bezeichnet; Ps. 19,7: Vom höchsten Himmel, nämlich von Gott Vater, ist ihr Ausgang. Und Ps. 110,3: Aus dem Uterus vor dem Morgenstern habe ich dich gezeugt. Aber bei körperlichen Dingen ist die Sache, die hervorgeht aus etwas, schon nicht mehr in ihr, weil sie hervorgeht durch Teilung des Wesens oder des Ortes. Weil dieser Hervorgang [Christi] aber nicht ein solcher ist, deshalb ist er so von Ewigkeit her aus dem Vater hervorgegangen, dass er dennoch von Ewigkeit her in ihm ist: und so geht er, wenn er in ihm ist, aus ihm hervor, und wenn er hervorgeht, ist er in ihm: so dass er immer hervorgeht, und immer in ihm ist. 2162. – Sein zeitliches Hervorgehen aber bezeichnet [Christus], indem er sagt und bin gekommen in die Welt. So, wie aber der Ausgang vom Vater von Ewigkeit her nicht örtlich ist, so ist auch [Christi] Ankunft in der Welt eine örtliche: weil der Sohn, da er im Vater ist und umgekehrt, wie der Vater so auch er alles ausfüllt; und nicht gibt es [etwas], wohin er sich örtlich bewegen würde. Es wird also über ihn gesagt, er sei in die Welt gekommen insofern, als er die menschliche Natur annahm und, hinsichtlich des Körpers, den Ursprung von der Welt her hat, ohne den Ort zu ändern; oben 1,11: In sein Eigenes ist er gekommen, und die Seinen haben ihn nicht aufgenommen. 2163. – Wenn [Christus] anschließend sagt wiederum verlasse ich die Welt und gehe zum Vater, behandelt er seine Rückkehr zum Vater: und erstens führt er seinen Rückzug aus der Welt an, indem er sagt wiederum verlasse ich die Welt, nicht indem er [ihr] die Voraussicht seiner Lenkung entzieht, weil er zusammen mit dem Vater immer die Welt lenkt, und immer mit den Gläubigen ist durch die Gnade des Beistandes; Matth. ult., 20: Siehe ich bin bei euch bis zum Ende der Zeiten. Er verlässt also die Welt, indem er sich dem körperlichen Anblick der Weltlichen entzieht. Zweitens führt [Christus] seine Rückkehr zum Vater an, wenn er sagt ich gehe zum Vater, den er niemals verlassen hatte. Er geht aber insofern, als er sich dem Vater darbrachte in der Passion; Eph. 5,2: Er brachte sich selbst dar als Darbringung und Opfer für Gott. Ebenso, insofern er [zum Vater geht] in der Auferstehung, demgemäß, dass er als Mensch gleich gestaltet worden ist dem Vater in der Unsterblichkeit; Rom. 6,10: Was er aber lebt, lebt er [für] Gott. Ebenso, insofern er in der Himmelfahrt emporfährt in die Himmel, worin insbesondere die göttliche Herrlichkeit erstrahlt, Mc. ult., 19: Der Herr Jesus freilich, nachdem er gesprochen hat zu ihnen, ist aufgenommen worden in den

Lectio VIII.

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Himmel, und sitzt zur Rechten Gottes; oben ebenda [16,5]: Ich gehe zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du?

Lectio VIII. Es sagen seinen Jünger zu ihm: Siehe, jetzt sprichst du offen, und kein Sprichwort sagst du. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt, und nicht ist es dir nötig, dass jemand dich fragt. Darin glauben wir, dass du aus Gott hervorgegangen bist. II. Jesus antwortet ihnen: Glaubt ihr nun? Siehe es kommt die Stunde, und schon ist sie gekommen, dass ihr euch zerstreut ein jeder in das Eigene, und mich allein zurücklasst; und dennoch bin ich nicht allein, weil der Vater mit mir ist. III. Dies habe ich euch gesagt, damit ihr in mir Frieden habt. IV. In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben: aber vertraut, ich habe die Welt besiegt. I.

I. 2164. – Da die Gründe und Worte angeführt sind, die die Apostel trösteten [vgl. n. 2068], wird hier ihre Wirkung auf die Jünger angeführt, und erstens wird die Gemütsstimmung der Jünger angeführt; zweitens wird ihre Lage gezeigt, an der Stelle [n. 2169] Jesus antwortet ihnen; drittens wird die Absicht des zuvor Gesagten bezeichnet, an der Stelle [n. 2173] Dies habe ich euch gesagt etc. Die Gemütsstimmung der Jünger ist die des Bekenntnisses und der Gläubigkeit; daher sagen sie Siehe, jetzt sprichst du offen. Hierbei bekennen sie dreierlei über Christus, nämlich die Klarheit der Lehre [n. 2165], die Sicherheit des Wissens [n. 2166], und die göttliche Herkunft [n. 2168]. 2165. – Das erste bekennen sie, indem sie sagen Siehe, jetzt sprichst du offen, und kein Sprichwort sagst du. Wenn wir nämlich sorgfältig hinsehen, wird kaum an irgendeiner Stelle der Heiligen Schrift die Herkunft Christi so ausgedrückt wie hier, wenn er sagt: Offen werde ich euch verkünden von meinem Vater, und Ausgegangen bin ich vom Vater, und bin gekommen in die Welt. Und da sie glauben, dieses Versprechen sei für sie vollkommen, in welchem er sagte Offen werde ich euch verkünden von meinem Vater, sodass sie keine andere Offenbarung brauchen, deshalb sagen sie Siehe, jetzt sprichst du offen. Aber, wie Augustinus sagt, so sehr waren die Jünger immer noch unwissend, dass sie nicht wissen, dass sie nicht verstehen. Denn nicht hatte ihnen [Christus] versprochen, dass er in jener Stunde ohne Sprichwörter reden werde, sondern in der Stunde der Auferstehung oder der Herrlichkeit. Dennoch hat er hinsichtlich der Jünger selbst schon damals klarer zu ihnen ge-

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Caput XVI.

sprochen, obwohl eine andere Klarheit seiner Reden [noch] zu erwarten war. Unten 18,20: Ich habe offen gesprochen zur Welt. 2166. – Das zweite bekennen sie, wenn sie sagen Jetzt wissen wir, dass du alles weißt. Und freilich ist es an der Oberfläche der Wörter ein genügend offensichtlicher Beweis des sicheren und vollkommenen Wissens, wenn jemand das offenbart, was er sagt: das Kennzeichen des Wissenden nämlich ist es, [das Wissen] zur Gänze lehren zu können; daher wird gesagt in Prov. 14, 6, dass das Lehren der Klugen leicht ist. Was nämlich unseren Verstand übersteigt, erklären wir nicht deutlich mit Wörtern. Aber trotzdem sagen die Apostel dies wegen einer anderen Absicht, weil nämlich der Herr alle Geheimnisse ihres Herzens sieht, und sie zufriedenstellt hinsichtlich dessen, worüber sie zweifeln: er tröstet sie, indem er ihnen die Freude des Heiligen Geistes verspricht, und seine wiederholte Schau und die Liebe des Vaters. Und deshalb sagen sie Jetzt wissen wir, dass du alles weißt, nämlich die Geheimnisse der Herzen; unten ult., 17: Du weißt alles; Sap. 8,8: Dem Herrn unserem Gott ist alles bekannt, bevor es geschieht. 2167. – Daher fügen sie hinzu und nicht ist es dir nötig, dass jemand dich fragt. Dies scheint dem zuvor Gesagten zu widersprechen. Sie sagen nämlich, dass [Christus] alles weiß; zu einem Wissenden aber gehört es nicht, dass er fragt, sondern dass er gefragt wird: wie also ist es ihm nicht nötig, dass jemand ihn fragt? Aber man muss sagen, dass sie dies sagen, damit sie andeuten, dass er auch die Geheimnisse der Herzen weiß, er auch vor der Frage sie zufrieden stellte, oben, als sie unter einander sagten [16,18]: Was ist dies, dass er uns sagt: Ein kurzes? Nichtsdestoweniger fragt Christus und wird gefragt, nicht weil es ihm nötig ist, sondern uns. 2168. – Das dritte bekennen sie, wenn sie sagen Darin glauben wir, dass du aus Gott hervorgegangen bist: und freilich passend, denn alles zu wissen und auch die Geheimnisse der Herzen, ist der Gottheit eigen; Ier. 17,9 f: Verkehrt ist das Herz des Menschen und unerforschbar: wer wird es erkennen? Ich der Herr, der ich das Herz erforsche und prüfe die Nieren. Und deshalb sagen sie aus Gott hervorgegangen, wesensgleich mit dem Vater, und der wahre Gott. II. 2169. – Hier wird die Lage der Jünger angeführt, welche die der Schwäche ist: hierbei tadelt [Christus] erstens ihre Langsamkeit; zweitens die zukünftige drohende Bedrängnis [n. 2171]; drittens zeigt er, dass er unberührt ist von all ihrer Schwäche [n. 2172]. 2170. – Hinsichtlich des ersten sagt er Glaubt ihr nun. Wenn dies fragend aufgefasst wird, ist es der Tadel ihrer Langsamkeit, zu glauben, als ob er sagte: Bis jetzt soeben habt ihr es aufgeschoben, zu glauben? Wenn es aber zuge-

Lectio VIII.

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stehend aufgefasst wird, tadelt es die Unbeständigkeit ihres Glaubens, als ob er sagte: Es ist wahr, das ihr nun glaubt, aber sogleich, wenn ich verraten werde, werdet ihr mich verlassen, Lc. 8,13: Auf [eine kurze] Zeit glauben sie, und in der Zeit der Prüfung weichen sie zurück. 2171. – Siehe es kommt die Stunde, und schon ist sie gekommen, dass ihr euch zerstreut ein jeder in das Eigene, und mich allein zurücklasst. Hier wird die ihnen drohende Bedrängnis angeführt und das Ärgernis. Hierbei muss man wissen, dass [die Apostel], als ein derartiges Ärgernis drohte, verloren, was sie zuvor durch Christus erlangt hatten. Sie hatten nämlich Christi Gemeinschaft, Passion und die Entledigung von den Dingen erlangt, und die ganze gemeinsame Art des Lebens. Daher zählt Petrus diese drei auf, Matth. 19,27, indem er sagt: Siehe, wir, nämlich alle, hinsichtlich des dritten, haben alles verlassen, hinsichtlich des zweiten, und sind dir gefolgt, hinsichtlich des ersten. Und dies haben sie verloren: und deshalb hat ihnen der Herr dies vorausgesagt, indem er sagte Siehe es kommt die Stunde, und schon ist sie gekommen, dass ihr euch zerstreut, hinsichtlich des dritten, wegen der Furcht, die über euch herrschen wird, sodass ihr auch nicht zusammen fliehen könnt; Zach. 13,7: Töte den Hirten, und die Schafe der Herde werden sich zerstreuen etc. Ein jeder in das Eigene, hinsichtlich des zweiten, das heißt zum Geist des Besitzens von Eigenem; daher sind Petrus und die anderen zurückgekehrt zum Schiff, und zum Eigenen; unten ult., 3: Sie gingen hinaus, und stiegen auf das Schiff. Und mich allein zurücklasst, hinsichtlich des ersten; Iob 19,14: Meine Brüder haben mich verlassen, und die mich kannten, haben mich vergessen; Is. 63,3: Die Kelter trat ich allein. 2172. – Aber durch das Ärgernis der Jünger erleidet Christus keine Schaden; daher sagt er und dennoch bin ich nicht allein, weil der Vater mit mir ist, als ob er sagte: Wenn ich auch eins bin mit dem Vater durch die Einheit des Wesens, bin ich [doch] nicht allein durch die personale Trennung: daher bin ich nicht so vom Vater ausgegangen, dass ich mich von ihm entfernt hätte. III. 2173. – Hier führt der Herr seine Absicht mit seiner Lehre an: und erstens führt er die Nützlichkeit seiner Lehre an; zweitens die Notwendigkeit [n. 2175] In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben. 2174. – Die Nützlichkeit der Lehre ist der Friede; daher sagt [Christus]: Ich sage, dass ihr dazu gebracht werdet, dass ihr mich allein zurücklasst: und deswegen bringe ich euch meine Lehre vor, damit ihr nicht in dieser Vernachlässigung verharrt: und deswegen nämlich [ist] alles [gesagt worden], was ich zu euch im Gespräch gesagt habe, oder alles, was ich im ganzen Evangelium zu euch gesprochen habe, damit ihr, zu mir zurückkehrend, in mir Frieden habt. Das Ziel des Evangeliums nämlich ist der Friede in Christus; Ps. 119,165:

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Caput XVI.

Viel Friede denen, die deinen Namen lieben. Der Grund dafür ist, dass der Friede des Herzens ihrer Verwirrung entgegengesetzt ist, die entsteht aus den Übeln, die über sie kommen und wachsen. Wenn jemand aber bisweilen eine Trauer oder Freude hat, die jene Übel übersteigen, ist es offensichtlich, dass die Verwirrung nicht bleibt. Und daher kommt es, dass die weltlichen Menschen, die Gott nicht durch Liebe verbunden sind, Drangsale haben ohne Frieden; aber die Heiligen, die Gott durch die Liebe im Herzen haben, wenn sie auch von der Welt her Drangsale haben, in Christus haben sie Frieden; Ps. 147, 14: Der deine Ziele in Frieden gesetzt hat. Unser Ziel hier nämlich muss sein, dass wir Frieden in Gott haben; Ps. 77,3: Es weigerte sich meine Seele, sich zu trösten, nämlich in den Dingen der Welt, aber wo ich Gottes eingedenk war, habe ich mich erfreut. IV. 2175. – Die Notwendigkeit dieses Friedens aber ist die durch die Welt zugefügte Misshandlung; daher sagt [Christus] In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben. Und erstens kündigt er die zukünftige Bedrängnis an; zweitens gibt er gegen sie Zuversicht. Hinsichtlich des ersten sagt er In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben, das heißt von den Weltlichen; I Io. 3,13: Wundert euch nicht, wenn die Welt euch hasst; oben 15,19: Weil ich euch aus der Welt ausgewählt habe, deshalb hasst euch die Welt. Hinsichtlich des zweiten sagt [Christus] vertraut, ich habe die Welt besiegt. Er selbst nämlich befreit uns; Eccli. 51,6: Er hat mich befreit aus der Bedrängnis der Flamme. Als ob er sagte: Eilt zu mir zurück, und ihr werdet Frieden haben: und dies deshalb, weil ich die Welt besiegt habe, die euch bedrückt. 2176. – Christus hat die Welt besiegt, erstens indem er ihr die Waffen fortnahm, mit denen sie angreift: dies ist aber ihr Begehrenswertes; I Io. 2,16: Alles, was in der Welt ist, entweder ist es ein Begehren der Augen, oder ein Begehren des Fleisches, oder Hochmut des Lebens: [Christus hat die Welt besiegt], weil er nämlich die Reichtümer besiegt hat durch Armut; Ps. 86,1: Hilflos und arm bin ich; Lc. 9,58: Der Sohn des Menschen hat nichts, wo er seinen Kopf zurücklehnen kann. Die Ehre [hat Christus besiegt] durch Demut; Matth. 11,29: Lernt von mir, weil ich sanft bin und demütig von Herzen. Die Begierden [hat Christus besiegt] durch Leiden und Mühen; Phil. 2,8: Beschaffen ist er gehorsam bis in den Tod, den Tod aber des Kreuzes. Ebenso oben 4,6: Jesus aber, erschöpft vom Weg, saß so über der Quelle; Ps. 87,16: In Mühen bin ich von meiner Jugend an. Wer also dieses so besiegt, besiegt die Welt: und dies ist es, was Zuversicht schafft; I Io. 5,4: Dies ist der Sieg, der die Welt besiegt, unser Glaube: weil er, da er die Substanz der erhofften Dinge ist, welche die geistlichen und ewigen Güter sind, uns die fleischlichen und vergänglichen Güter verachten lässt.

Lectio I.

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Zweitens hat [Christus] die Welt besiegt, indem er den Fürsten der Welt ausgeschlossen hat; oben 12,31: Jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgeworfen; Col. 2,15: Beraubt hat er die Fürstenherrschaften und die Mächte, hat sie mutig verhöhnt, hat öffentlich über sie triumphiert durch sich selbst. Dadurch hat er uns den Teufel dargeboten, dass er von uns besiegt würde; Iob 40,24: Verspottest du ihn etwa wie einen Vogel, oder bindest ihn an für deine Mägde? Buchstäblich, nach der Passion Christi, verspotten ihn jugendliche Mägde und Halbwüchsige. Drittens [hat Christus die Welt besiegt], indem er die Menschen der Welt zu sich bekehrt hat. Die Welt rebellierte, indem sie Aufstände in Bewegung brachte durch die Menschen der Welt, die Christus zu sich zog; oben 12,32: Wenn ich erhöht sein werde von der Erde, werde ich alles zu mir hinziehen. Daher sagen sie oben in 11,47 f: Siehe, alle Welt geht hinter ihm her. So also dürfen wir nicht Drangsale befürchten, weil [die Welt] besiegt ist; I Cor. 15,57: Dank aber Gott, der uns den Sieg gegeben hat durch Jesus Christus.

Caput XVII. Lectio I. I.

Dies sprach Jesus, und mit zum Himmel emporgehobenen Augen sagte er: Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, II. Damit dein Sohn dich verherrliche. III. So wie du ihm die Macht gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen, die du ihm gegeben hast, das ewige Leben gebe. Dies aber ist das ewige Leben: dass sie dich erkennen, den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus. IV. Ich habe dich verherrlicht auf der Erde; das Werk habe ich erfüllt, das du mir gegeben hast, dass ich es verrichte: und jetzt verherrliche mich du, Vater, bei dir selbst, mit der Herrlichkeit, die ich hatte, bevor die Welt war, bei dir. I. 2177. – Oben hat der Herr die Jünger bestärkt durch Beispiel und Aufmunterung [vgl. n. 1727]; in diesem Teil bestärkt er sie durch ein Gebet: in diesem Gebet nun macht er dreierlei. Erstens betet er für sich selbst; zweitens für die Gemeinschaft der Jünger, an der Stelle [n. 2193] Ich habe deinen Namen geoffenbart den Menschen, die du mir von der Welt gegeben hast;

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Caput XVII.

drittens für das ganze gläubige Volk, an der Stelle [n. 2232] Nicht für sie nur bitte ich, sondern für die, die glauben werden. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens trägt er die Bitte vor; zweitens den Nutzen der Bitte, an der Stelle [n. 2182] Damit dein Sohn dich verherrliche etc.; drittens den Verdienst für die Erhörung der Bitte, an der Stelle [n. 2189] Ich habe dich verherrlicht etc. Hinsichtlich des ersten wird zuerst die Abfolge des Bittens angeführt; zweitens die Art [n. 2179]; drittens die Worte der Bitte [n. 2180]. 2178. – Die Abfolge des Bittens ist angemessen, da [es] nach der Aufmunterung [geschieht]; daher sagt [der Evangelist] Dies sprach Jesus. Darin wird uns ein Beispiel gegeben, dass wir denen, die wir belehren mit dem Wort, helfen sollen mit der Stimme der Gebete, weil die göttliche Rede am meisten Wirkung hat in den Herzen der Hörer, wenn sie durch das Gebet gestützt wird, durch das die göttliche Hilfe erfleht wird; II Thess. ult., 1: Betend zugleich auch für uns, damit Gott uns den Mund der Rede öffne. Daher auch muss das Ende unserer Rede mit einem Gebet schließen; Eccli. 43,29: Die Vollendung der Reden ist er selbst. 2179. – Die Art [des Bittens führt der Evangelist an], indem er sagt mit zum Himmel emporgehobenen Augen. Denn es ist ein Unterschied zwischen dem Beten Christi und unserem Beten: denn unser Beten geschieht nur hinsichtlich der Notwendigkeit, aber das Beten Christi geschieht mehr hinsichtlich der Belehrung. Denn es war keine Notwendigkeit, zu beten, in ihm, der zusammen mit dem Vater es erhört. Er hat uns aber darin belehrt, sowohl im Wort als auch in der Tat. In der Tat nämlich, indem er die Augen emporhob, damit auch wir in unserem Gebet die Augen zum Himmel erheben; Ps. 123,1: Zu dir habe ich meine Augen erhoben, der du wohnst in den Himmeln. Und nicht nur unsere Augen, sondern auch indem wir unsere Handlungen auf Gott beziehen; gemäß jener Stelle Thren. 3,41: Wir wollen unsere Herzen erheben samt den Händen zum Herrn in den Himmeln. Im Wort aber [hat Christus uns belehrt], weil er offen das Gebet vorbrachte; daher sagt [der Evangelist] und er sagte, damit er nämlich die, die er durch Lehren belehrt hatte, durch Beten belehrte. Denn nicht nur das Wort Christi, sondern auch seine Taten sind unsere Belehrung. 2180. – Seine Worte aber sind wirkungsvoll; daher sagt er Vater, die Stunde ist gekommen: diese Wirksamkeit nun wird verursacht durch dreierlei. Nämlich durch den Erfolg des Bittenden: denn den Vater bittet der Sohn, dem es zukommt, den Vater aus Liebe zu suchen, und aus Liebe zu fragen; daher sagt er Vater, damit er zu verstehen gebe, dass wir in kindlicher Liebe Gott

Lectio I.

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bitten sollen; Ier. 3,19: Vater wirst du mich nennen, und hinter mir herzugehen wirst du nicht unterlassen. Zweitens [wird diese Wirksamkeit verursacht] durch die Notwendigkeit des Bittens; daher sagt [Christus] die Stunde ist gekommen, die der Passion, über die oben [gesagt wurde] in Io. 2,4: Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Stunde, sage ich, nicht Zeit, nicht Tag, weil er sie sofort ergreifen würde etc. Noch auch die Stunde einer schicksalsverhängten Notwendigkeit, sondern seiner Einordnung und [seines] Einverständnisses. Und passend fügt er als einer, der bitten wird, die Drangsale ein, weil in solchen Gott am meisten erhört; Ps. 120,1: Zum Herrn, da ich bedrängt wurde, rief ich und er hat mich erhört; II Paral. 20,12: Weil wir nicht wissen, was wir tun sollen, haben wir nur dies als Zuflucht, dass wir unsere Augen richten zu dir. Drittens durch den Sinn der Bitte; daher sagt [Christus] verherrliche deinen Sohn. 2181. – Aber weil der Sohn Gottes die Weisheit selbst ist, I Cor. 1,30, diese aber die größte Klarheit hat, Sap. 6,13: Klar ist und niemals verwelkt die Weisheit: wie wird gesagt, dass die Klarheit verklärt wird, zumal da [Christus] selbst der Glanz des Vaters ist? Hebr. 1,3. Aber man muss sagen, dass Christus bat, auf dreifache Art vom Vater verherrlicht zu werden. Nämlich in der Passion: und dies durch viele Wunder, die damals geoffenbart wurden, als die Sonne sich verfinsterte, der Vorhang des Tempels zerriss und die Gräber sich öffneten. Und darüber wird gesagt oben, 12,28: Ich habe ihn verherrlicht, nämlich durch die Wunder vor der Passion, und ich werde ihn wiederum verherrlichen, in der Passion. Daher sagt [Christus], nach diesem, verherrliche, indem du in der Passion zeigst, dass ich dein Sohn bin. Daher sagte der Centurio, als er die Wunder gesehen hatte [Matth. 27,54]: Wahrlich, dieser war Gottes Sohn. Zweitens [bat Christus, vom Vater verherrlicht zu werden] in der Auferstehung. Denn jene heilige Seele war Gott immer verbunden und hatte Herrlichkeit aus der Schau Gottes; oben 1,14: Wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des gleichsam vom Vater Einziggeborenen, voll der Gnade und der Wahrheit. Denn vom Anfang der Empfängnis an hatte er die Herrlichkeit hinsichtlich der Seele, aber in der Auferstehung hatte er die Herrlichkeit des Körpers, über die [gesagt wird] in Phil. 3,21: Er wird umformen den Körper unserer Niedrigkeit, gleichgestaltet dem Körper seiner Herrlichkeit. Drittens [bat Christus, vom Vater verherrlicht zu werden] in der Bekanntheit bei allen Völkern; Sap. 8,10: Ich werde durch sie Herrlichkeit haben bei den Scharen, und Ehre bei den Älteren. Und so sagt [Christus] verherrliche, das heißt offenbare der ganzen Welt, dass ich dein Sohn bin, nämlich [dein] eigener, und dies durch Geburt, nicht durch Erschaffung: gegen Arius, der sagt, der Sohn Gottes sei ein Geschöpf; [und ferner] in Wahrheit, nicht durch Setzung: gegen Sabellius, der sagt, dass es derselbe sei, der Vater genannt wird, und derselbe, der Sohn genannt wird;

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Caput XVII.

[und schließlich] durch Abstammung, nicht durch Adoption: gegen Nestor, der sagt, dass Christus der adoptierte Sohn sei. II. 2182. – Hier wird der Nutzen der Verherrlichung angeführt, und erstens führt [Christus] den Nutzen an; zweitens erklärt er ihn, an der Stelle [n. 2184] So wie du ihm die Macht gegeben hast über alles Fleisch. 2183. – Der Nutzen der Verherrlichung des Sohnes aber ist die Verherrlichung des Vaters; daher sagt [Christus] Damit dein Sohn dich verherrliche. Und man muss wissen, dass Arius, da er hörte, dass der Herr sagte verherrliche deinen Sohn, wähnte, der Vater sei größer als der Sohn: dies ist freilich wahr hinsichtlich der Menschenhaftigkeit. Oben 14,28: Der Vater ist größer als ich. Und deshalb fügt [Christus], damit er seine Gleichheit mit dem Vater hinsichtlich der Göttlichkeit zeige, hinzu Damit dein Sohn dich verherrliche, nämlich in der Kenntnis der Menschen. Denn die Herrlichkeit ist Kenntnis mit verherrlichendem Lob. Gott aber war einst verherrlicht bei den Juden, weil Gott in Judäa bekannt war, Ps. 76,2; jedoch danach durch den Sohn ist er bekannt geworden in der ganzen Welt. Jedoch auch die heiligen Männer verherrlichen mit guten Werken die Kenntnis Gottes. Matth. 5,16: Sie sollen eure guten Werke sehen, und sie sollen euren Vater verherrlichen, der in den Himmeln ist. Daher sagt [Christus] oben in 8,50: Ich suche nicht meine Ehre: es gibt den, der sie sucht und der urteilt. III. 2184. – Hier führt [Christus] den Nutzen der Bitte an, und erstens führt er die Wohltat an, die von ihm den Menschen erwiesen wurde; zweitens zeigt er, dass diese Wohltat die Herrlichkeit des Vaters betrifft, an der Stelle [n. 2186] Dies aber ist das ewige Leben. 2185. – [Christus] sagt also Damit dein Sohn dich verherrliche, und dies So wie du ihm die Macht gegeben hast über alles Fleisch. Man muss nämlich wissen, dass die Bemühung jedes beliebigen Handelnden, das von einem anderen aus handelt, ist, seine Wirkung zurückzuführen zur Offenbarung der Ursache: denn durch die Betätigung eines Prinzips wird, weil sie vom Prinzip her kommt, das Prinzip selbst geoffenbart. Der Sohn aber hat, was immer er hat, vom Vater, und deshalb muss er durch das, was er tut, den Vater offenbaren, und deshalb sagt er du hast ihm die Macht gegeben, über alle Menschen. Aber auch muss der Sohn sie durch diese Macht zur Kenntnis deiner, die das ewige Leben ist, führen. Und so ist der Sinn Damit dein Sohn dich verherrliche, so wie du ihm die Macht gegeben hast über alles Fleisch, das heißt über jeden Menschen, Lc. 3,6: Sehen wird alles Fleisch das Heilsame Gottes. Du hast gegeben, sage ich, Hilarius zufolge, indem du [dem Sohn]

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durch ewige Zeugung die göttliche Natur gegeben hast, durch die er die Macht hat, alles zu umfassen; Matth. 11,27: Alles ist mir übergeben worden von meinem Vater. Und oben 5,20: Der Vater liebt den Sohn, und alles zeigt er ihm, was er selber tut. Oder du hast ihm [die Macht] gegeben, nämlich dem Menschen Christus, wegen der personalen Gemeinschaft mit deinem Sohn, sodass das Fleisch Macht hatte über das Fleisch; Matth. ult., 18: Gegeben ist mir alle Macht im Himmel und auf Erden. Dan. 7,14: Er hat ihm, nämlich dem Sohn des Menschen, Macht und Ehre und Herrschaft gegeben. Zu diesem Zweck, sagt [Christus], hast du gegeben, damit nämlich ebenso, wie du die Macht hast, sodass du nicht vom Menschen irgendetwas empfängst, sondern du dich selbst ihm bringst, so auch dem Menschen Christus [du die Macht gegeben hast], damit er allen, die du ihm gegeben hast, durch die ewige Vorherbestimmung, das ewige Leben gebe, ihnen, die ihm gegeben sind. Oben 10,27: Meine Schafe hören meine Stimme, und ich erkenne sie. 2186. – Aber betrifft etwa das ewige Leben, das den Menschen gegeben ist, die Herrlichkeit des Vaters? In der Tat, weil Dies das ewige Leben ist: dass sie dich erkennen, den einzigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus; das heißt, dass der Vater verherrlicht wird in der Kenntnis der Menschen. Aber hier muss zweierlei ausgelegt werden. Erstens freilich das, was besagt Dies ist das ewige Leben: dass sie erkennen. Hinsichtlich dessen muss man wissen, dass wir von jenem zutreffend sagen, es lebe, das sich selbst bewegt zum Handeln; was aber nicht anders bewegt wird als durch anderes, wird nicht lebendig, sondern tot genannt: und deshalb werden alle Handlungen, zu denen der Handelnde [selbst] sich bewegt, Lebenshandlungen genannt, so wie wollen, verstehen, wahrnehmen, wachsen und sich bewegen. Es wird aber auf zweifache Art von etwas gesagt, es lebe: entweder weil es Lebenshandlungen hat der Möglichkeit nach, und so wird gesagt vom Schlafenden, dass er lebe im sensitiven Leben, weil er die Möglichkeit hat, sich zu bewegen, mag er sich auch in Wirklichkeit nicht bewegen; oder weil er bereits die Lebenshandlungen ausübt in Wirklichkeit, und dann wird über etwas vollkommen [passend] gesagt, es lebe: daher wird der Schlaf die Hälfte des Lebens genannt. Unter den Lebenshandlungen nun ist die höchste Handlung die des Verstandes, die das Verstehen ist; und deshalb ist die Handlung des Verstandes am meisten das Leben. So wie aber dasselbe ist die Sinnlichkeit in der Wirklichkeit und das Sinnending in der Wirklichkeit, so das Verstehende in der Wirklichkeit und die verstandene Sache in der Wirklichkeit. Weil also der Verstand das Leben ist und verstehen leben ist, folgt, dass ein ewiges Ding zu verstehen sei, das ewige Leben zu leben. Gott aber ist ein ewiges Ding, also ist, Gott zu verstehen und zu sehen, das ewige Leben. Und deshalb sagt der Herr, dass in der Schau das ewige Leben besteht, nämlich vor allem gemäß seiner ganzen Substanz. Die Liebe aber ist das zu ihr Bewegende, und eine gewisse Ergänzung zu ihr: denn aus der Freude, die im göttlichen Erleben ist, das die Liebe hervorbringt, entsteht eine Ergänzung

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Caput XVII.

und Ausschmückung der Seligkeit: aber ihre Substanz besteht in der Schau; I Io. 3,2: Wir werden ihn sehen, so wie er ist. 2187. – Zweitens muss das ausgelegt werden, dass [Christus] sagt dich, den einzigen wahren Gott. Offenkundig ist es nämlich, dass Christus zum Vater sprach: wenn er also sagt dich, den einzigen wahren Gott, scheint es, dass nur Gott Vater der wahre Gott sei. Dies freilich gestehen die Arianer zu und sagen, der Sohn unterscheide sich vom Vater durch das Wesen, weil er eine geschaffene Substanz sei, jedoch mehr und vollkommener unter allen Geschöpfen an der Göttlichkeit des Vaters teilhabe, so sehr, dass er „Gott“ genannt wird, aber nicht „der wahre“, weil nicht er Gott durch [seine] Natur ist, sondern nur der Vater. Aber gegen dies argumentiert Hilarius. Es steht nämlich fest, dass wir, wenn wir über eine Sache wissen wollen, ob sie wahr ist, es aus zweierlei wissen können: nämlich aus ihrer Natur und aus ihrer Kraft. Wahres Gold nämlich ist [jenes], das das Aussehen des wahren Goldes hat; dies nun wissen wir, wenn es die Wirkung des wahren Goldes ausübt. Wenn wir also über den Sohn [die Kenntnis] haben, dass er die wahre Natur Gottes hat, und dies durch die wahre Wirkung der Göttlichkeit, die er ausübt, ist es offensichtlich, dass er der wahre Gott ist. Dass aber der Sohn die wahren Werke der Göttlichkeit ausübt, zeigt sich oben in 5,19: Was immer der Vater tut, das tut gleichermaßen auch der Sohn. Und wiederum sagt [Christus] [ebd. 26]: So wie der Vater das Leben hat in sich selbst, so hat er auch dem Sohn gegeben, das Leben in ihm selbst zu haben; I Io. ult., 20: Dass wir sind in seinem wahren Sohn Jesus Christus. Dieser ist der wahre Gott und das ewige Leben. [Christus] sagt aber dich, den einzigen Gott, Hilarius zufolge nicht, indem er etwas ausschließt. Daher sagt er nicht absolut dich, den einzigen, sondern fügt hinzu und den du gesandt hast, Jesus Christus; als ob er sagte: dass sie dich erkennen, und den du gesandt hast, Jesus Christus, als den einzigen wahren Gott: nach jener Art, zu sprechen: „Du einzig der höchste, Jesus Christus, mit dem Heiligen Geist“. Und nicht erwähnt [Christus] den Heiligen Geist: weil wo immer der Vater und der Sohn gesetzt sind, und vor allem darin, was die Majestät der Göttlichkeit betrifft, der Heilige Geist mitverstanden wird, der die Verbindung zwischen beiden ist. 2188. – Oder Augustinus zufolge, in De Trinitate, sagt [Christus] dies, um den Irrtum einiger auszuschließen, die sagen, dass dies falsch sei: der Vater ist Gott, und der Sohn ist Gott, und der Heilige Geist ist Gott; sondern dass dies wahr sei: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist sind ein [einziger] Gott. Und der Grund für jene war, dass Christus, wie vom Apostel gesagt wird in I Cor. 1,24, die Kraft Gottes ist und die Weisheit Gottes. Es ist aber offensichtlich, dass niemand jemanden „Gott“ nennen kann, wenn er nicht die göttliche Kraft und Weisheit hat. Wenn also jene wollten, dass der Vater die Weisheit ist, die der Sohn ist, sagten sie darüber hinaus, dass der Vater ohne den Sohn betrachtet nicht Gott wäre, und auch der Sohn und der Heilige Geist. Und weil in der Sendung die Fleischwerdung des Sohnes Gottes bezeichnet wird, wird

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dadurch, dass [Christus] sagt und den du gesandt hast, Jesus Christus zu verstehen gegeben, das wir uns im ewigen Leben freuen werden auch an der Menschenhaftigkeit Christi; Is. 33,17: Den König, das heißt Christus, werden sie sehen in seiner Pracht. Oben 10,9: Er wird einhergehen, und Weide wird er finden. IV. 2189. – Hier wird das Verdienst für die Erhörung der Bitte angeführt, und erstens erinnert [Christus] an das Verdienst; zweitens fordert er den Lohn, an der Stelle [n. 2192] und jetzt verherrliche mich du, Vater. 2190. – [Christus] erinnert aber an ein zweifaches Verdienst. Nämlich an das der Lehre, wenn er sagt Ich habe dich verherrlicht, nämlich in der Kenntnis der Menschen, indem ich [dich] offenbarte durch die Lehre; Is. 24,15: In den Lehren verherrlicht Gott.64 Ebenso [erinnert Christus an das Verdienst] des Gehorsams; daher fügt [er] hinzu das Werk habe ich erfüllt. Er verwendet die Vergangenheit für die Zukunft, nämlich Ich habe verherrlicht, das heißt ich werde verherrlichen; und ich habe erfüllt, das heißt ich werde erfüllen: und dies deshalb, weil [das Werk] schon begonnen war, und ebenfalls, weil die Stunde der Passion bevorstand, da dieses Werk erfüllt worden ist. Das du mir gegeben hast, nicht befohlen: nicht nämlich genügt es, dass Christus und uns göttlicherseits etwas aufgetragen wird; denn was immer Christus dem gemäß, dass er Mensch [war], getan hat und was wir tun können, stammt aus dem Geschenk Gottes; Sap. 8,21: Ich wusste, dass ich nicht mich selbst beherrschen kann, wenn nicht Gott es gewährt. Das du mir gegeben hast, sage ich, durch das Geschenk der Gnade, dass ich es verrichte, das heißt dass ich es vollende; Eccli. 38,31: Sein Herz wird er geben in der Vollendung. 2191. – Aber weil der Lohn des Gehorsams, und der Lehre Christi die Herrlichkeit ist; Phil. 2,8: Beschaffen ist er gehorsam bis zum Tod, zum Tod aber des Kreuzes; deswegen auch hat Gott ihn erhöht, und hat ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist: deshalb fordert [Christus] den Lohn, indem er sagt und jetzt verherrliche mich du, Vater. Dies ist nicht so zu verstehen, wie manche glaubten, so wie Augustinus sagt, dass die menschliche Natur Christi, die vom Wort empfangen ist, irgendwann umgeändert wird ins Wort, und der Mensch verwandelt wird in Gott; weil dies nichts anders wäre, als die Natur [Christi] selbst zunichte zu machen. Alles nämlich, was so in etwas anderes umgeändert wird, dass jenes, in das es umgeändert wird, sich 64 Das doctrinis der Vulgata ist wahrscheinlich eine fehlerhafte Übersetzung für einen geographischen Ausdruck, deren Zustandekommen man sich anhand der Formulierung „in den Gründen“, Luther-Bibel, Ausgabe 1912, noch verständlich machen kann; die Ausgabe von 1984 hat „an den Gestaden“.

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nicht vermehrt, scheint zunichte gemacht zu werden: am göttlichen Wort Gottes aber kann nichts vermehrt werden. Und deshalb muss und jetzt verherrliche mich du, Vater, verstanden werden, Augustinus zufolge, hinsichtlich der Vorherbestimmung von Christus als Mensch. Denn etwas haben wir in der göttlichen Vorherbestimmung, und [etwas] in der Verwirklichung der Sache. Der Mensch Christus Jesus aber war, so wie auch andere Menschen, von Gott Vater vorherbestimmt; Rom. 1,4: Der vorherbestimmt ist zum Sohn Gottes etc. Und demzufolge sagt [Christus] und jetzt, das heißt nachdem ich dich verherrlicht habe und das Werk erfüllt habe, das du mir gegeben hast, dass ich es verrichte, verherrliche mich du, Vater, bei dir selbst; das heißt lasse mich sitzen zu deiner Rechten; und dies mit der Herrlichkeit, die ich hatte, bevor die Welt war, bei dir, das heißt in deiner Vorherbestimmung; Mc. ult., 19: Der Herr Jesus nun ist aufgenommen worden in den Himmel, und sitzt zur Rechten Gottes. 2192. – Oder anders, Hilarius zufolge. Denn die Herrlichkeit der Menschen ist eine gewisse Anähnlichung an die Herrlichkeit Gottes, wie sehr [sie] auch ungleich [ist]; Christus aber hatte, sofern er Gott war, ewige Herrlichkeit beim Vater, nämlich göttliche, und dem Vater gleichartige. Er bittet also hier darum, dass er in [seiner] Menschenhaftigkeit verherrlicht wird, dass nämlich das, was aus der Zeitlichkeit her Fleisch war, und in der Zerstörung umgewandelt, seine Herrlichkeit der Klarheit empfange, die ohne Zeit ist. Nicht jedoch die gleichartige, sondern eine ähnliche: sodass er nämlich, so wie er von Ewigkeit her beim Vater unsterblich und zur Rechten sitzend war, so auch insofern, als [er] Mensch [ist], unsterblich gemacht wird, und zur Rechten Gottes erhöht wird.

Lectio II. I. Ich habe deinen Namen den Menschen geoffenbart, die du mir gegeben hast von der Welt. Die Deinen waren sie, und mir hast du sie gegeben: und dein Wort haben sie bewahrt. Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist: weil ich die Worte, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben habe: und sie haben sie empfangen, und haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast. II. Ich bitte für sie: nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, die du mir gegeben hast, weil sie die Deinen sind: und alles Meine ist dein, und das Deine ist mein: und verherrlicht bin ich in ihnen. Und bald bin ich nicht mehr in der Welt, und sie sind in der Welt, und ich komme zu dir.

Lectio II.

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I. 2193. – Oben [vgl. n. 2177] bat der Herr für sich selbst; hier bittet er für die Gemeinschaft der Apostel, und erstens bezeichnet er die Gründe des Bittens; zweitens führt er den Sinn der Bitte an, an der Stelle [n. 2212] Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens berührt er die Gründe von Seiten der Jünger; zweitens von Seiten seiner, an der Stelle [n. 2205] Ich bitte für sie etc. Von Seiten der Jünger aber führt er drei Gründe des Bittens für sie an. Erstens, weil sie von ihm belehrt sind; zweitens, weil sie ihm gegeben sind [n. 2196]; drittens, weil sie ihm gehorsam und ergeben sind [n. 2197]. 2194. – Den ersten [Grund] führt er an, indem er sagt Ich habe geoffenbart, als ob er sagte, Augustinus zufolge: Damit dein Sohn dich verherrliche. Diese Verherrlichung nun ist schon zum Teil erfüllt, weil Ich deinen Namen den Menschen geoffenbart habe, die du mir gegeben hast von der Welt. Oder, Chrysostomus zufolge: Ich sage, dass ich das Werk, das du mir gegeben hast, damit ich es tue, vollendet habe. Welches Werk dies aber sei, fügt [Christus] hinzu, wenn er sagt Ich habe deinen Namen den Menschen geoffenbart etc.: dies ist das eigene Werk des Sohnes Gottes, der das Wort ist, dem es eigen ist, dass der [etwas] offenbart, der es spricht; Matth. 11,27: Noch auch kennt den Vater jemand außer dem Sohn, und wem der Sohn es enthüllen will. Oben 1,18: Gott hat niemand jemals gesehen. Der Einziggeborene, der im Schoß des Vaters ist, selbst hat [von ihm] erzählt. 2195. – Aber hier ist ein Zweifel. Da Gott Vater den Menschen bekannt war vor der Ankunft Christi, gemäß jener Stelle Ps. 76,2: Bekannt ist Gott in Judäa, was bedeutet dies, dass [Christus] sagt Ich habe deinen Namen geoffenbart? Die Antwort. Man muss sagen, dass der Name Gottes, des Vaters dreifach erkannt werden konnte. Auf eine Art insofern, als er der Schöpfer von allem ist; und auf diese Art wurde er gekannt von den Heiden; Rom. 1,20: Das Unsichtbare Gottes wird erblickt und verstanden durch das, was geschaffen ist. Und davor [Rom. 1,19]: Gott hat es ihnen enthüllt. – Auf eine andere Art als der, dem allein darzubringen war: und auf diese Art war er den Heiden nicht bekannt, die den Kultus der Verehrung auch anderen Göttern darbrachten, sondern einzig den Juden, denen allein vorgeschrieben worden war im Gesetz, dass sie nur Gott opfern sollten; Ex. 22,19 [bzw. 20]: Wer fremden Göttern opfert, soll getötet werden; nur Gott allein. – Auf eine dritte Art [konnte Gott erkannt werden] als der Vater seines einziggeborenen Sohnes Jesus Christus, und auf diese Art war er niemandem bekannt; aber er wurde bekannt durch den Sohn, als die Apostel glaubten, dass er der Sohn Gottes sei. 2196. – Den zweiten Grund führt [Christus] an, wenn er sagt die du mir

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Caput XVII.

gegeben hast: und erstens führt er das Geben an, aus dem der Grund beziehungsweise die Art genommen wird. Er sagt also die du mir gegeben hast, nämlich: diesen Menschen habe ich deinen Namen geoffenbart. Aber hatte etwa der Sohn sie so, wie auch der Vater sie hatte? Jedenfalls sofern [er] Gott [ist]. Aber er sagt mir gegeben hast, nämlich [mir] dem Menschen, dass sie mich hörten und mir gehorchten; oben Io. 6,44: Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht. Dass nun einige zu Christus gelangen, geschieht durch Geschenk und Gnade Gottes; Eph. 2,8: Durch Gnade seid ihr gerettet: dies nämlich ist das Haus des Herrn. Gegeben hast, sage ich, von der Welt, das heißt aus der Welt Ausgewählte; oben 15,19: Weil ich euch ausgewählt habe aus der Welt. Denn wenn auch die ganze Welt dem Sohn gegeben ist, sofern er Gott ist, sind die Apostel doch dem Sohn gegeben, um zu gehorchen. Den Grund des Gebens führt [Christus] an, indem er sagt Die Deinen waren sie; gleichsam deshalb gegeben, weil sie die Deinen waren, und die Meinen, und gemäß der Göttlichkeit vorherbestimmt von Ewigkeit her, dass sie durch Gnade zur künftigen Herrlichkeit gelangen sollten; Eph. 1,4: Er hat uns ausgewählt in ihm selbst vor der Schaffung der Welt. Und mir hast du sie gegeben, das heißt, was du zuvor für sie mit mir und in mir vorherbestimmt hast, hast du durch die Tat erfüllt, indem du bewirktest, dass sie mir anhingen. 2197. – Den dritten Grund führt [Christus] an, wenn er sagt und dein Wort haben sie bewahrt: dieser [Grund] wird aus der Ergebenheit der Jünger genommen. Und erstens führt er ihre Ergebenheit für den Sohn an; zweitens zeigt er, dass diese Ergebenheit überfließt zur Herrlichkeit des Vaters, an der Stelle [n. 2199] sie haben erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist; drittens bezeichnet er den Grund dafür, an der Stelle [n. 2200] weil ich die Worte, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben habe. 2198. – [Christus] sagt also hinsichtlich des ersten mir hast du sie gegeben, weil sie die Deinen waren; aber auch sie selbst haben sich ergeben verhalten, weil sie dein Wort bewahrt haben, im Herzen durch den Glauben, und im Werk durch Erfüllung; Prov. 7,2: Bewahre meine Gebote, damit du lebest; oben 15,10: Wenn ihr meine Gebote bewahren werdet, werdet ihr in meiner Liebe bleiben. 2199. – Aber auch dies, dass sie so das Wort bewahrt haben, fließt über zu deiner Herrlichkeit, Vater; denn das ist mein Wort, dass ich alles, was immer ich habe, von dir habe; und jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, nämlich deinem Sohn als Menschen, von dir ist; oben 1,14: Wir sehen seine Herrlichkeit, des gleichsam Einziggeborenen vom Vater, das heißt wir sehen, dass er gleichsam alles vom Vater hat. Und durch das, was sie erkannten, wird der Vater verherrlicht in ihrer Seele. 2200. – Der Grund dieser Verherrlichung aber, dass nämlich der Gehorsam

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der Jünger überfließt zur Herrlichkeit des Vaters, wird angeführt, wenn [Christus] sagt weil ich die Worte, die du mir gegeben hast etc. Hierbei führt er erstens die Abfolge des Hervorganges der Kenntnis vom Vater zu den Jüngern an; zweitens bringt er die Abfolge der Zurückführung der Seelen der Jünger in den Vater vor [n. 2202]. 2201. – Das erste führt [Christus] an durch die Gabe der Lehre vom Vater. Und es wird eine zweifache Gabe angeführt. Eine, die der Vater dem Sohn gab, daher sagt [Christus] die Worte, die du mir gegeben hast, infolge ewiger Zeugung, in der der Vater dem Sohn die Worte gegeben hat, obwohl dieser dennoch selbst das Wort des Vaters ist. Worte dieser Art sind nichts anderes als Gründe für alles, was entstehen soll, die der Vater alle von Ewigkeit her dem Sohn gegeben hat, indem er ihn zeugte. Oder [die Worte, die] du mir gegeben hast, nämlich dem Menschen Christus: weil seine heiligste Seele vom Augenblick der Empfängnis an erfüllt war mit aller Erkenntnis der Wahrheit; oben 1,14: Voll der Gnade und der Wahrheit, das heißt der Erkenntnis jeder beliebigen Wahrheit; Col. 2,3: In ihm sind alle Schätze der Weisheit und des Wissens. Eine andere Gabe ist [die], die Christus den Jüngern gibt: daher sagt er [weil ich die Worte …] ihnen gegeben habe, innerlich und äußerlich lehrend; oben 15,15: Alles, was immer ich von meinen Vater gehört habe, habe ich euch bekannt gemacht. Darin zeigt er sich als Mittler Gottes und der Menschen, I Tim. 2,5, weil er nämlich, was er vom Vater bekommen hat, in die Jünger hinübergießt; Deut. 5,5: Ich war Vermittler zwischen dem Herrn und euch in jener Zeit, damit ich euch seine Worte verkündete. 2202. – Die Zurückführung der Seelen der Jünger in Gott aber wird angeführt, wenn [Christus] sagt und sie haben [die Worte] empfangen. Hierbei wird ein zweifaches Empfangen angeführt, das der zuvor genannten zweifachen Gabe entspricht. Eines entspricht der zweiten Gabe, wenn er sagt und sie haben empfangen, von mir, und waren nicht widerspenstig; Is. 50,5: Der Herr [und] Gott hat mir das Ohr geöffnet; ich aber widerspreche nicht; oben 6,45: Jeder, der gehört hat vom Vater und gelernt hat, kommt zu mir. Und indem sie empfangen haben, haben sie erkannt, dass du mir alles gegeben hast: dies entspricht der ersten Gabe. 2203. – Und, Augustinus zufolge, ist dies, dass [Christus] sagt und haben geglaubt, dass du mich gesandt hast, die Auslegung des Vorhergegangenen. Zweifach nämlich ist die Erkenntnis des Göttlichen: eine vollkommene, die die der Herrlichkeit ist durch die offene Schau; die andere unvollkommene, die die des Weges durch den Glauben ist; I Cor. 13,12: Wir sehen jetzt durch einen Spiegel im Rätsel, hinsichtlich des zweiten, dann aber von Angesicht zu Angesicht, hinsichtlich des ersten. [Christus] sagt also und haben erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin. Aber mit welcher Erkenntnis? Etwa mit der der Heimat? Nein; sondern [mit der] des Glaubens: daher fügt er hinzu und [sie] haben geglaubt, gleichsam als

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Caput XVII.

ob, zu erkennen, dasselbe sei wie zu glauben. Haben, sage ich, wahrhaftig geglaubt, das heißt fest und beständig; oben 16,31: Glaubt ihr jetzt? nämlich beständig. Siehe, es kommt die Stunde, nämlich da ihr vollkommen glaubt. Und [Christus] verwendet die Vergangenheit für die Zukunft, einmal wegen der Sicherheit der zukünftigen Sache, dann wegen der Untrüglichkeit der göttlichen Vorherbestimmung. Oder, Chrysostomus zufolge, spricht [Christus] von der Vergangenheit: und er sagt, dass dies geschehen sei, weil es schon begonnen war. Man muss also sagen, dass wir beiden Bedeutungen zustimmen, weil alles dies schon begonnen war, aber zu vollenden blieb. Also spricht [Christus], was den Beginn anlangt, von der Vergangenheit; aber was die Vollendung [anlangt], spricht er von der Zukunft, was geschehen sollte durch die Ankunft des Heiligen Geistes. 2204. – Aber was haben [die Apostel] geglaubt? Dass du mich gesandt hast; Gal. 4,4: Gesandt hat Gott seinen Sohn etc. Dies ist, Augustinus zufolge, dasselbe wie ich bin von dir ausgegangen. Aber dies ist gegen Hilarius, weil ihm zufolge, wie gesagt worden ist, „ausgehen“ die ewige Zeugung betrifft, „gesandt werden“ aber die Fleischwerdung. Aber man muss sagen, dass wir über Christus zweifach reden können; nämlich hinsichtlich der Göttlichkeit: und so ist, hinsichtlich des Sohnes Gottes, es ein anderes, auszugehen, und ein anderes, gesandt zu werden, wie Hilarius sagt; oder hinsichtlich der Menschenhaftigkeit: und so ist es, hinsichtlich des Sohnes des Menschen, dasselbe, auszugehen und gesandt zu werden, wie Augustinus sagt. II. 2205. – Hier werden die Gründe des Betens von Seiten Christi angeführt. Und er führt dafür drei Gründe an [vgl. nn. 2206, 2210, 2211]. 2206. – Einer wird genommen von der Schirmherrschaft, die [Christus] über die Jünger angenommen hatte: und diesbezüglich sagt er Ich bitte für sie, nämlich für die Jünger. Hierbei führt er erstens den Grund selbst an; zweitens offenbart er ihn, an der Stelle weil sie die deinen sind. Der Grund aber, weshalb jemand erhört werden soll, und für andere bitten soll, ist, falls jene besonders ihn betreffen; denn allgemeine Bitten werden weniger erhört; und deshalb sagt [Christus] Ich bitte für sie: nicht für die Welt bitte ich, das heißt für die Liebhaber der Welt, sondern für die, die du mir gegeben hast als Jünger und besonders Gehorsame, wie sehr auch alles mein ist, vermittels der Macht. Ps. 2,8: Fordere von mir, und ich werde dir die Völker geben als dein Erbe. 2207. – Aber [ein Einwand] dagegen. Es scheint, dass [Christus] für alle bat: I Io. 2,1: Als Rechtsbeistand haben wir beim Vater Jesus Christus, den gerechten; und er selbst ist die Versöhnung für unsere Sünden; nicht nur aber für unsere,

Lectio II.

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sondern auch der ganzen Welt; I Tim. 2,4: Der will, dass alle Menschen heil werden, und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Die Antwort. Man muss sagen, dass Christus, von ihm her, für alle gebeten hat, weil sein Bitten, von ihm her, so wirkungsvoll ist, dass es für die ganze Welt auslangt; aber trotzdem entsteht nicht für alle die Wirkung, außer für die Heiligen und Auserwählten Gottes: und dies wegen des Hindernisses der weltlichen Dinge. 2208. – Und den Grund offenbart [Christus], wenn er sagt Die Deinen waren sie, nämlich durch ewige Vorherbestimmung. Aber sie waren nicht so die deinen, dass der Sohn sie nicht hätte, noch auch werden sie dem Sohn so gegeben, dass sie dem Vater genommen würden; daher sagt [Christus] und alles Meine ist dein, und das Deine ist mein; darin wird gezeigt die Gleichheit des Sohnes mit dem Vater, der, insofern als er Gott ist, von Ewigkeit her alles hat, was der Vater hat. 2209. – Aber man muss beachten, dass der Vater manches hat, was sein Wesen betrifft, so wie die Weisheit es ist, die Güte und derartiges, die nichts anderes sind als sein Wesen: und der Sohn bezeugt, dass er dies habe; oben 16,14 f, wo er spricht über das Hervorgehen des Heiligen Geistes, von meinem Gott wird er empfangen, und wird euch verkünden: und dies deshalb, weil was immer der Vater hat, mein ist. Und [Christus] sagt alles, weil, mag es auch eines sein der Sache nach, es doch vieles ist der Überlegung nach. Zweitens hat [der Vater] manches, was den Besitz der Heiligkeit betrifft, das ihm geweiht ist durch den Glauben, so wie alle Heiligen und Auserwählten es sind, über die [Christus] sagt oben ebenda, die Deinen waren sie. Und auch, dass er all dieses habe, bezeugt der Sohn, wenn er hier über sie spricht und sagt und das Deine ist mein: weil sie nämlich dazu vorherbestimmt sind, dass sie sich am Sohn erfreuen, so wie auch am Vater. Auf eine dritte Art hat der Vater manches in der Art gemeinsamen Besitzes, wie etwa alle geschaffenen Dinge; Ps. 24,1: Des Herrn ist die Erde und ihre Fülle. Und auch all dies gehört dem Sohn. Daher sagt im Gleichnis vom verschwenderischen Sohn, Lc. 15,31, der Vater zum älteren Sohn: Alles Meine ist dein. 2210. – Der zweite Grund wird genommen von der Herrlichkeit, die Christus bei ihnen hatte: weil sie seine Herrlichkeit bereits teilweise erkannten, und noch mehr erkennen würden; II Petr. 1,16: Nicht indem wir ausgeklügelten Geschichten folgten, haben wir euch die Kraft und Gegenwart unseres Herrn Jesus Christus bekannt gemacht, sondern weil wir zu Augenzeugen seiner Größe gemacht wurden. 2211. – Der dritte Grund wird genommen von der Abwesenheit, durch die er körperlich von ihnen schied; daher sagt [Christus] Und bald bin ich nicht mehr in der Welt. Hierbei muss man wissen, dass zweifach gesagt wird, etwas sei in der Welt. nämlich indem es der Welt anhaftet durch Leidenschaft; I Io. 2,16: Alles, was in der Welt ist, ist von der Begehrlichkeit des Fleisches, und von der Begehrlichkeit der Augen, und vom Hochmut des Lebens. Aber auf diese

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Caput XVII.

Art darf man nicht sagen, dass Christus bald nicht mehr in der Welt ist, weil er niemals in der Welt war, indem er ihr durch Leidenschaft anhaftete. Sondern man muss es auf eine andere Art verstehen, nämlich dass er bald nicht mehr in der Welt ist durch körperliche Gegenwart: weil es bald geschehen würde, dass er, der körperlich in der Welt gewesen war, körperlich sie verlassen würde. Und sie, nämlich die Jünger, sind in der Welt nämlich in körperlicher Gegenwart; und ich komme zu dir, insofern als ich Mensch bin, nämlich zur Teilhabe an deiner Herrlichkeit, und zur Erhöhung bis zu deiner Rechten etc. Und deshalb ist es gerecht, dass ich für die bitte, von denen ich körperlich scheiden werde.

Lectio III. I.

Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind so wie auch wir. II. Als ich mit ihnen war, habe ich sie bewahrt in deinem Namen. Die du mir gegeben hast, habe ich behütet; und keiner von ihnen ist zugrunde gegangen, außer dem Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde. III. Jetzt aber komme ich zu dir. IV. Und dies sage ich in der Welt, damit sie meine Freude erfüllt haben in ihnen selbst. V. Ich habe ihnen dein Wort gegeben; VI. Und der Welt waren sie zum Hass, weil sie nicht von der Welt sind, so wie auch ich nicht von der Welt bin. VII. Nicht bitte ich, dass du sie aus der Welt fortnimmst, sondern dass du sie vor dem Übel bewahrst. Von der Welt sind sie nicht, wie auch ich nicht von der Welt bin. I. 2212. – Nachdem die Gründe des Bittens für die Apostel angeführt sind [vgl. n. 2193], führt [Christus] hier die Bitten an, die er für sie vorbrachte, und erstens erbittet er ihre Bewahrung; zweitens [ihre] Heiligung, an der Stelle [n. 2228] Heilige sie. Aber die Bewahrung vom Übel, die Heiligung im Guten. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens erbittet er ihre Bewahrung; zweitens führt er die Notwendigkeit der Bewahrung an, an der Stelle [n. 2215] Als ich mit ihnen war, habe ich sie bewahrt. 2213. – Hinsichtlich des ersten muss viererlei bedacht werden. Erstens, von wem [Christus] erbittet; zweitens was er erbittet; drittens für wen; viertens wozu er bittet. Er erbittet freilich vom Vater: daher sagt er Vater; und verdientermaßen, da

Lectio III.

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dieser der Ursprung alles Guten ist; Iac. 1,17: Jede beste Gabe und jedes vollkommene Geschenk ist von oben, kommt herab vom Vater der Lichter. Aber [Christus] fügt Heiliger hinzu, weil in [Gott] auch der Anfang und der Ursprung der gesamten Heiligkeit ist, und weil er abschließend die Heiligung erbat; Lev. 19,2: Heilig werdet ihr sein, weil ich heilig bin, der Herr euer Gott; I Reg. 2,2: Nicht gibt es einen Heiligen, wie es der Herr ist. [Christus] erbittet aber [auch] ihre Bewahrung. Daher sagt er bewahre sie; weil, wie gesagt wird in Ps. 127,1: Wenn nicht der Herr die Stadt bewacht, wird umsonst wachen, wer sie bewacht. Nicht nämlich ist unser Gutes nur darin, dass wir das Sein von Gott haben, sondern wir müssen auch von ihm bewahrt werden: weil, wie Gregorius sagt, „alles ins Nichts zurückversetzt wird, wenn nicht die Hand des Allmächtigen es erhielte“; I Hebr. 1,3: Der alles trägt mit dem Wort seiner Kraft. Und deshalb betete der Psalmist [Ps. 16,1]: Bewahre mich, Herr, weil ich auf dich gehofft habe. Es wird aber der Mensch bewahrt vor dem Übel und vor der Sünde im Namen Gottes: daher sagt [Christus] in deinem Namen; das heißt durch die Kraft deines Namens und deiner Erkenntnis: weil darin unsere Herrlichkeit ist und unser Heil; Ps. 20,8: Diese [verlassen sich] auf Wagen und diese auf Pferde; wir aber werden um Hilfe rufen im Namen des Herrn, unseres Gottes. [Christus] bittet aber für die, die ihm gegeben sind: daher sagt er die du mir gegeben hast, Eccle. 7,14: Blicke auf alle Werke des Herrn, weil niemand den verbessern kann, von dem jener weggeblickt hat. Niemand nämlich kann bewahrt werden vor dem Übel, wenn nicht durch göttliche Erwählung, die bezeichnet wird, wenn [Christus] sagt die du mir gegeben hast, das heißt durch die Gabe deiner Gnade, sodass sie mir anhingen; Matth. 19,11: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist. Die nämlich Christus so gegeben werden, werden bewahrt vorm Übel. Wozu er also erbittet, dass sie bewahrt werden, fügt er hinzu, indem er sagt damit sie eins sind so wie auch wir; dies kann zweifach angeschlossen werden an das Vorhergehende. Auf eine Art so, dass es die Art der Bewahrung bezeichnet, so dass der Sinn ist: So werden sie gerettet werden, dass sie eins sind; denn eine jegliche Sache wird im Sein bewahrt, solange sie eine [einige] ist; durch Teilung hört sie auf, zu sein; Matth. 12,25: Jedes Reich, das in sich uneins ist, wird verödet werden. Und deshalb kann die Kirche bewahrt werden, und die Menschen, wenn sie einig sind. Auf eine andere Art [kann es angeschlossen werden] so, dass es das Ziel der Bewahrung ist, so dass der Sinn ist: Und dafür sollen sie bewahrt werden, dass sie eins sind: denn in der Einheit des Geistes besteht unsere ganze Vollkommenheit; Eph. 4,3: Bemüht, die Einheit des Geistes zu bewahren in den Schranken des Friedens; Ps. 133,1: Siehe, wie gut es ist und wie erfreulich, wenn Brüder einig leben. 2214. – Aber [Christus] fügt hinzu so wie auch wir. Aber [ein Einwand] dagegen. [Christus und Gott] sind eins hinsichtlich des Wesens: also werden auch wir eins durch das Wesen sein. Aber dies ist nicht wahr.

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Caput XVII.

Die Antwort. Man muss sagen, dass eines jeglichen Vollkommenheit nichts anderes ist als die Teilhabe an der göttlichen Ähnlichkeit. Soweit nämlich sind wir gut, wieweit wir Gott ähnlich werden. Unsere Einheit also ist soweit vollkommen, wieweit sie teilhat an der göttlichen Einheit. Es gibt aber eine zweifache Einheit in den göttlichen [Personen]: nämlich die des Wesens, oben 10,30: Ich und der Vater sind eins, und die Einheit der Liebe bei Vater und Sohn, die die Einheit des Geistes ist. Und jede der beiden ist in uns, nicht freilich durch Gleichartigkeit, sondern durch eine gewisse Ähnlichkeit: der Vater nämlich und der Sohn sind desselben Wesens nach der Zahl, wir aber sind eins im Wesen gemäß der Art. Ebenso sind die [göttlichen Personen] eins durch die Liebe, an der sie nicht teilhaben durch das Geschenk von irgend jemandem, sondern die aus ihnen hervorgeht: denn der Vater und der Sohn lieben sich durch den Heiligen Geist; wir aber durch die Liebe, an der wir teilhaben von jemand Höherem her. II. 2215. – Die Notwendigkeit dieser Bewahrung aber führt [Christus] an, wenn er sagt Als ich mit ihnen war, habe ich sie bewahrt in deinem Namen; sie wird verursacht durch zweierlei. Erstens freilich durch seinen Weggang; zweitens durch den Hass der Welt, an der Stelle [n. 2221] Ich habe ihnen dein Wort übergeben. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er das Bestreben der Bewahrung an, das der Herr, als er anwesend war, für sie aufbot; zweitens weist er auf den Weggang hin, durch den er zum Vater zurückkehrt, an der Stelle [n. 2219] Jetzt aber komme ich zu dir; drittens bezeichnet er den Grund, weshalb er diese Worte vorbrachte, an der Stelle [n. 2220] Und dies sage ich etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er die Art des Bewahrens vor; zweitens die Verpflichtung zur Bewahrung [n. 2217]; drittens die Wirksamkeit der Bewahrung, beziehungsweise die Wirkung [n. 2218]. 2216. – Aber die Art des Bewahrens ist angemessen, da durch die Kraft des Vaters; daher sagt [Christus] Als ich mit ihnen war, nämlich in körperlicher Gegenwart, Bar. 3,38: Danach ist er auf Erden gesehen worden, und mit den Menschen ist er umgegangen, habe ich, nämlich der Sohn des Menschen, sie bewahrt, das heißt behütet vor Übel und Sünde; aber nicht durch menschliche Kraft, vielmehr durch göttliche, weil in deinem Namen: dieser Name nun ist auch dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist gemeinsam; Matth, ult., 19: Indem ihr sie tauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und dies freilich einerseits, weil der Vater und der Sohn ein

Lectio III.

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Gott sind, andererseits weil im Namen des Vaters auch der Name des Sohnes verstanden wird: „Vater“ nämlich wird genannt, wer einen Sohn hat. Aber beachte, dass [Christus], während er oben verneint hatte, dass er einen Dämon habe, nicht verneinte, dass er Samariter, das heißt Wächter sei, weil er [eben] Wächter ist; Is. 21,11: Wächter, was [ist übrig] von der Nacht? nämlich [der Nacht] dieser Welt. Er selbst nämlich bewacht wie ein Hirte seine Herde. 2217. – Aber die Verpflichtung zur Bewahrung führt er an, indem er sagt Die du mir gegeben hast: der Wächter nämlich ist verhalten, die zu bewachen, die seiner Bewachung zugeteilt sind; III Reg. 20,39: Bewache jenen Mann; Hab. 2,1: An meinem Wachtposten werde ich stehen. So steht der Prälat, wenn er sorgfältig wacht über die, die ihm zugeteilt sind; Lc. 2,8: Hirten waren in jener Gegend, die wachten, und die die Nachtwache hielten über ihre Herde. 2218. – Aber die Wirksamkeit der Wache ist vollkommen, weil keiner von ihnen zugrunde gegangen ist; oben 10,27: Meine Schafe hören meine Stimme, und nicht wird sie jemand reißen von meiner Hand; und oben 6,40: Jeder der glaubt an ihn, hat das ewige Leben. Aber von dieser Wirksamkeit ist einer ausgenommen, nämlich der Sohn des Verderbens, nämlich Judas; er wird Sohn des Verderbens genannt, gleichsam zum ewigen Verderben vorhergewusst und vorherbestimmt. Denn so werden manche, die dem Tod zugeteilt sind, „Söhne des Todes“ genannt, I Reg. 26,16: Ihr alle seid Söhne des Todes; Matth. 23,15: Ihr durchzieht das Meer und das Trockene, damit ihr einen einzigen Proselyten gewinnt … und macht ihn zum Sohn des Todes doppelt so sehr wie ihr selbst [es seid]. Aber beachte, dass die Interlinearis hat: „Sohn des Todes, das heißt vorgesehen für das Verderben“; obwohl es dennoch selten gefunden wird, dass eine Vorsehung für das Übel angesetzt wird. Daher wird es hier allgemein genommen für Wissen oder Bestimmung. Deshalb wird die Vorsehung immer für ein Gutes angesetzt, weil sie die zweifache Wirkung der Gnade und der Herrlichkeit hat, und beides bestimmt der Herr. Aber in der Missbilligung liegt zweierlei, Schuld und Strafe in der Zeit: und nur eines der beiden bestimmt Gott, nämlich die Strafe, und nicht von sich aus. Damit die Schrift erfüllt werde, durch die ich nämlich vorhergesagt habe, nämlich in Ps. 109,1 f: Gott, verschweige nicht mein Lob: weil der Mund des Sünders und der Mund des Listigen über mich geöffnet ist, dass er mich nämlich verraten werde. III. 2219. – Jetzt aber komme ich zu dir und verlasse [die Jünger] hinsichtlich der körperlichen Gegenwart; oben 16,28: Ich verlasse wiederum die Welt, und gehe zum Vater. Aber weil diese Worte im Herzen derer, die [sie] schlecht verstehen, einen Anstoß zum Unglauben hervorbringen könnten, als ob er sie nicht bewahren könnte, wenn er von ihnen geht, oder dass der Vater sie zuvor nicht bewahrt hätte – aber freilich hat sowohl der Vater sie zuvor bewahrt,

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Caput XVII.

deshalb sagte [Christus]: Ich habe sie bewahrt in deinem Namen, und auch konnte der Sohn sie nach seinem Weggang bewahren. IV. 2220. – Und deshalb sagst [Christus], indem er die Ursache des Gesagten bezeichnet Und dies sage ich in der Welt, damit sie meine Freude erfüllt haben in ihnen selbst; als ob er sagte: Gesprochen habe ich wie ein betender Mensch; aber dies sage ich wegen der Tröstung der Jünger, die glauben, dass ich nur ein Mensch bin, damit sie wenigsten darin getröstet werden, dass ich sie dir, dem Vater, den sie für größer halten [als mich], empfehle, und sie sich freuen, dass sie in der Obhut des Vaters sind. Und dies Chrysostomus zufolge. Oder, Augustinus zufolge, [ist es aufzufassen] so, dass diese Worte bezogen werden auf das, was [Christus] oben sagte: damit sie eins sind so wie auch wir. Und so werden sie gesetzt als Frucht der Einigkeit; als ob er sagte: damit sie volle Freude haben, wie schon oben ausgedrückt, durch die sie sich nämlich in mir freuen, oder die ihnen von mir kommt, in ihnen selbst: dies freilich werden sie erreichen durch die Einigkeit des Geistes, durch die sie gelangen werden zur Freude des ewigen Lebens, die die volle ist. Deshalb aber folgt die Freude auf die Einigkeit, weil die Einigkeit und der Friede es bewirken, dass man sich vollkommen freut; Prov. 12,20: Die die Ratschlüsse des Friedens eingehen, denen folgt die Freude; Gal. 5,22: Die Frucht des Geistes aber ist die Freude etc. V. 2221. – Hier wird eine andere Notwendigkeit der Bewahrung angeführt, die verursacht wird durch den Hass der Welt, und erstens bringt [Christus] die Wohltat vor, die er den Jüngern erweisen hatte; zweitens den Hass der Welt, in den sie hineingeraten waren, an der Stelle [n. 2223] Und der Welt waren sie zum Hass; drittens bittet er um die Hilfe des Vaters, die sie beschützen soll, an der Stelle [n. 2225] Nicht bitte ich, dass du sie aus der Welt fortnimmst, sondern dass du sie vor dem Übel bewahrst. 2222. – [Christus] sagt also erstens Ich habe ihnen dein Wort übergeben, das heißt [jenes], das ich von dir empfangen habe. Oben ebenda [v. 8] Die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie empfangen. Oder Ich habe übergeben, das heißt ich werde geben durch die Eingebung des Paracliten, dein Wort, das heißt das Wort über dich, dies freilich ist das größte Geschenk und Wohltun; Prov. 4,2: Ein gutes Geschenk werde ich euch zuteilen: dass ihr mein Gesetz nicht verlasst.

Lectio III.

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VI. 2223. – Aber daraus folgte der Hass der Welt, weil nämlich infolgedessen, dass sie dein Wort aufgenommen haben, sie der Welt zum Hass waren; Lc. 6,22: Selig werdet ihr sein, wenn euch die Menschen hassen etc.; I Io. 3,13: Wundert euch nicht, wenn die Welt euch hasst. Die Ursache dieses Hasses aber ist, dass sie sich von der Welt zurückgezogen haben. Das Wort Gottes nämlich macht, dass die Menschen sich von der Welt zurückziehen: denn es verbindet mit Gott, mit dem niemand verbunden werden kann, als wer sich von der Welt zurückzieht; wer nämlich die Welt liebt, in dem ist nicht die vollkommene Liebe zu Gott; und deshalb sagt [Christus] weil sie nicht von der Welt sind; oben 15,19: Weil ich euch von der Welt ausgewählt habe, deshalb hasst euch die Welt. Naturgemäß nämlich ist es einem jeden, zu lieben, was ihm ähnlich ist; Eccli. 13,19: Jedes Lebewesen liebt das ihm ähnliche, und das unähnliche ist ihm zum Hass; Sap. 2,15: Schwer ist es uns sogar, ihn zu sehen; und dies, weil unähnlich den anderen sein Leben ist. 2224. – Und dazu führt [Christus] ein Beispiel an, auf welche Art sie nämlich nicht von der Welt sind, indem er sagt so wie auch ich nicht von der Welt bin: dies muss verstanden werden hinsichtlich der Liebe, weil so, wie Christus nicht in der Welt war durch Leidenschaft, so auch nicht jene; nicht aber [darf es verstanden werden] hinsichtlich der Herkunft, weil [die Jünger] einst von der Welt waren. Christus aber niemals, weil er auch hinsichtlich der Geburt des Fleisches geboren ist aus dem Heiligen Geist. Matth. 1,20; oben 8,23: Ihr seid von dieser Welt; ich bin nicht von dieser Welt. VII. 2225. – Hilfe aber gegen den Hass erbittet [Christus], wenn er sagt Nicht bitte ich, dass du sie aus der Welt fortnimmst, sondern dass du sie vor dem Übel bewahrst, und erstens führt er seine Bitte an; zweitens bezeichnet er den Grund der Bitte, an der Stelle [n. 2227] Von der Welt sind sie nicht. 2226. – Hinsichtlich des ersten führt er zweierlei an, von deren einem er sagt, dass er es nicht erbitte, nämlich dass sie nicht fortgenommen werden aus der Welt. [Ein Einwand] dagegen. Wie können die fortgenommen werden aus der Welt, die nicht von der Welt sind? Aber man muss sagen, dass sie von der Welt zwar nicht waren durch Leidenschaft, so wie [Christus] oben sagte, aber von der Welt [waren] durch die körperliche Erhaltung; und diesbezüglich wollte er nicht, dass sie aus der Welt fortgenommen würden: und dies wegen der Nützlichkeit für die Gläubigen, die durch sie glauben würden; Mc. ult., 15: Geht in die ganze Welt, predigt das Evangelium einem jeden Geschöpf.

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Caput XVII.

Aber [Christus] erbittet etwas anderes, nämlich dass [du] sie, die in der Welt körperlich umhergehen, vor dem Übel bewahrst, nämlich [vor dem] der Welt: schwer nämlich ist es, dass ein Mensch, der unter Bösen ist, vom Bösen frei ist, vor allem weil die ganze Welt auf Bösartigem beruht; Is. 43,2: Wenn du durch die Wasser hinübergehst, werde ich bei dir sein, und die Fluten werden dich nicht bedecken. 2227. – Der Grund der Bitte aber wird angeführt, wenn [Christus] sagt Von der Welt sind sie nicht. Hier scheint eine Unbeholfenheit der Worte zu sein und eine unnötige Wiederholung, weil er dieselben Worte oben sagt. Aber freilich ist es keine unnötige Wiederholung: weil sie bezüglich eines anderen gesagt werden dort, und eines anderen hier. Dort nämlich werden sie gesagt, um den Grund zu zeigen, weshalb [die Apostel] der Welt zum Hass sind; hier aber werden sie gesagt, um die Ursache zu bezeichnen, weshalb [die Apostel] von Gott gerettet werden müssen. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass es dasselbe ist, weshalb die Heiligen von der Welt gehasst werden und von Gott geliebt werden, nämlich die Verachtung der Welt; Iac. 2,5: Hat euch nicht Gott ausgewählt als Arme in der Welt, als Reiche im Glauben und Erben der Herrschaft, die Gott denen versprochen hat, die ihn lieben? Und deshalb macht jedes beliebige Gute, das der Mensch tut, ihn der Welt verhasst, aber Gott lieb; Ex. 8,26: Das Verwünschenswerte der Ägypter würden wir opfern dem Herrn unserm Gott.

Lectio IV. I. Heilige sie in der Wahrheit. Deine Rede ist die Wahrheit. II. So wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt. III. Und für sie heilige ich mich selbst, damit auch sie geheiligt sind in der Wahrheit. I. 2228. – Oben [vgl. n. 2212] erbat der Herr die Bewahrung der Jünger, hier erbittet er ihre Heiligung, und erstens erbittet er ihre Heiligung; zweitens bezeichnet er die Notwendigkeit der Heiligung, an der Stelle [n. 2230] So wie du mich in die Welt gesandt hast, drittens deutet er den Beginn dieser Heiligung an, an der Stelle [n. 2231] Und für sie heilige ich mich selbst. 2229. – Er sagt also: so habe ich gebeten, dass sie vor dem Übel bewahrt werden, aber das genügt nicht, wenn sie nicht vollendet werden im Guten; Ps. 37,27: Wende dich ab vom Bösen, und mach das Gute. Und deshalb, Vater, heilige, das heißt vollende sie, und mach sie heilig. Und dies in der Wahrheit,

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das heißt in mir, deinem Sohn, der ich die Wahrheit bin, oben 14,6; als ob er sagte: Mach sie teilhaftig meiner Vollkommenheit und Heiligkeit. Und deshalb fügt er hinzu Deine Rede, das heißt dein Wort, ist die Wahrheit, sodass der Sinn ist: Heilige sie in mir, der Wahrheit, weil ich, dein Wort, die Wahrheit bin. Oder Heilige sie, indem du den Heiligen Geist in sie sendest; und dies in der Wahrheit, das heißt in der Erkenntnis der Wahrheit des Glaubens und deiner Gebote; oben 8,32: Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch befreien. Denn durch den Glauben und die Erkenntnis der Wahrheit werden wir geheiligt; Rom. 3,22: Denn die Gerechtigkeit Gottes durch den Glauben an Jesus Christus, für alle und über alle, die an ihn glauben. Und deshalb fügt [Christus] hinzu Deine Rede ist die Wahrheit: weil nämlich die Wahrheit der Reden Gottes nichts Falsches beigemischt hat; Prov. 8,8: Richtig sind meine Reden, nicht ist in ihnen etwas Krummes oder Verkehrtes. Und weil seine Rede die ungeschaffene Wahrheit lehrt. Oder anders. Im Alten Testament gab es die Ausdrucksweise, dass von allem, was bestimmt wurde für den Gottesdienst, gesagt wurde, es werde geheiligt; Ex. 28,1: Schließe mir Aaron an, deinen Bruder, mit seinen Söhnen aus der Mitte der Kinder Israels, damit sie für mich das Priesteramt ausüben. [Christus] sagt also heilige, das heißt bestimme gleichsam auf die Art der Heiligung, sie in der Wahrheit, das heißt für das Predigen deiner Wahrheit: weil Deine Rede, die sie predigen sollen, die Wahrheit ist. II. 2230. – Und die Notwendigkeit der Heiligung wird hinzugefügt, wenn [Christus] sagt So wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt; als ob er sagte: dafür bin ich gekommen, dass ich die Wahrheit predige; unten 18,37: Dafür bin ich geboren … dass ich Zeugnis gebe für die Wahrheit: so habe auch ich die Jünger gesandt, um die Wahrheit zu predigen; Mc. ult., 15: Geht in die ganze Welt und predigt das Evangelium jeglichem Geschöpf. Sie haben es also nötig, dass sie in der Wahrheit bezeugt werden; unten 20,21: So wie mich der Vater gesandt hat, sende auch ich euch. III. 2231. – Aber sie müssen geheiligt werden nicht nur wegen des Amtes, für das sie bestimmt sind, sondern auch, weil [die Heiligung] bereits begonnen ist von mir; deshalb sagt [Christus] Und für sie heilige ich mich selbst. Augustinus zufolge nämlich muss man wissen, dass in Christus eine zweifache Natur ist: aber hinsichtlich der göttlichen ist Christus heilig durch [sein] Wesen, hinsichtlich der menschlichen aber ist Christus heilig durch die Gnade, die zugebracht wird von der göttlichen Natur. Er sagt also hinsichtlich der Göttlichkeit ich heilige mich selbst, indem ich das Fleisch annehme für sie. und dies, damit die Heiligkeit der Gnade, die von mir, dem Gott, in mir, dem

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Caput XVII.

Menschen ist, von mir ihnen zugebracht wird; weil wir von seiner Fülle alles empfangen haben; oben 1,16. Ps. 133,2: So wie die Salbe, die am Kopf Christi ist, weil er Gott ist, die hinabrinnt in den Bart Aarons, das heißt in die Menschenhaftigkeit, und von ihr hinabrinnt auf den Saum seines Kleides, das heißt auf uns. Oder anders, Chrysostomus zufolge, bat [Christus], dass sie geheiligt würden durch geistliche Heiligung. Im Alten Testament aber waren die Rechtfertigungen fleischliche; Hebr. 9,10: Rechtfertigungen des Fleisches, die bis zur Zeit der Berichtigung auferlegt waren. Aber jene waren Symbole der geistlichen Heiligung, die jedoch geschahen durch irgendein Opfer; und deshalb passte es, dass für die Heiligung der Jünger irgendein Opfer geschah. Und das ist es, was [Christus] sagt: Damit sie geheiligt werden, heilige nun ich mich, das heißt bringe mich als Opfer dar; Hebr. 9,14: Er brachte sich selbst Gott dar; ebd. 13,12: Deshalb hat Christus, damit er durch sein Blut das Volk heilige, vor dem Tor gelitten. Und dies in der Wahrheit, nicht im Symbol, wie im Alten Testament.

Lectio V. Nicht aber bitte ich nur für sie, sondern für die, die an mich glauben werden durch ihr Wort: II. Dass alle eins seien, so wie du, Vater, in mir, und ich in dir, sodass auch sie selbst in uns eins seien: damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. III. Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben: damit sie eins seien, wie auch wir eins sind. Ich in ihnen, und du in mir: damit sie zusammengebracht sind in eins: und die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast und sie geliebt hast, wie du auch mich geliebt hast. I.

I. 2232. – Nachdem der Herr gebeten hat für seine Jünger [vgl. n. 2177], bittet er hier gemeinsam für alle Gläubigen, und erstens trägt er die Bitte vor; zweitens schließt er den Grund für die Erhörung an, an der Stelle [n. 2263] Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt. In der Bitte aber erstrebt er zweierlei vom Vater für seine Jünger. Erstens freilich die Vollendung der Einheit; zweitens die Schau der Herrlichkeit, an der Stelle [n. 2252] Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast, auch mit mir sind dort, wo ich bin. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens erbittet er gleichsam als Mensch die Vollendung der Einheit; zweitens zeigt er, dass er selbst als Gott ihnen die Möglichkeit verschafft hat,

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diese Einheit zu erreichen, an der Stelle [n. 2244] Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die an, für die er bittet; zweitens fügt er hinzu, was er erbittet, an der Stelle [n. 2237] Dass alle eins seien etc. 2233. – Er bittet aber für die ganze Vereinigung der Gläubigen, daher sagt er: Ich sagte, dass du die Jünger bewahren mögest vor dem Übel, und dass du sie heiligen mögest in der Wahrheit; aber ich bitte nicht nur für sie, sondern auch für die, die an mich glauben werden, das heißt für jene, deren Glaube bestärkt werden wird: und dies durch ihr Wort, das heißt das der Apostel. Und gerechterweise bittet [Christus um das], weil keiner gerettet wird, wenn nicht durch die Bürgschaft Christi. Damit aber nicht nur die Apostel gerettet werden, sondern auch andere, deshalb musste auch für andere gebeten werden; Deut. 4,37: Er hat deine Väter geliebt, und ausgewählt hat er ihren Samen nach ihnen; Eccli. 44,11 f: Mit ihrem Samen werde ich bestehen bleiben, und die heilige Erbschaft ihrer Enkel. 2234. – Aber [ein Einwand] dagegen. Es scheint, das [Christus] nicht für alle seiner Gläubigen gebeten hat. Denn hier bittet er für die, die bekehrt werden sollten durch die Worte der Apostel: aber die alten Väter und Johannes der Täufer waren nicht bekehrt worden durch die Worte jener. Dazu muss man sagen, dass diese bereits zur Vollendung gelangt waren; und mögen sie sich auch nicht der Anschauung Gottes erfreut haben, weil der Preis noch nicht erlegt war, waren sie dennoch mit ihren Verdiensten von hier weggegangen, so, dass sie sofort durch die geöffnete Tür hineinzuführen waren: und deshalb bedurften sie nicht der Bitte [Christi]. 2235. – Aber dazu wird nochmals gefragt hinsichtlich einiger, die nicht durch die Worte der Apostel glaubten, sondern unmittelbar durch Christus, so wie Paulus; Gal. 1,12: Nicht von Menschen noch durch einen Menschen habe ich dies empfangen oder gelernt, sondern durch die Offenbarung Jesu Christi; und der Räuber am Kreuz, Lc. 23,43. Es scheint also, dass er nicht für sie bat. Aber dazu muss man sagen, Augustinus zufolge, dass nicht nur über diejenigen, die es von ihnen selbst gehört haben, gesagt wird, dass sie durch das Wort der Apostel glauben, sondern über alle, die durch das Wort glauben, das die Apostel gepredigt haben, das das Wort des Glaubens ist, Rom. 10,8, das das Wort der Apostel genannt wird, weil es vor allem ihnen anvertraut und gepredigt worden war; auch Paulus und dem Räuber am Kreuz ist es enthüllt worden, [jedoch] göttlich. Oder man muss sagen, dass die, die unmittelbar von Christus und durch Christus bekehrt wurden, so wie Paulus, und dem Räuber am Kreuz, und wenn [es] irgendwelche anderen [gab], sie mitgerechnet werden in dem Teil der Bitte, in dem der Herr für die Jünger bat. Daher sagte der Herr (oben in diesem Kapitel): die du mir gegeben hast, oder geben wirst.

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2236. – Aber dazu wird noch gefragt wegen uns, die wir nicht durch die Apostel glauben. Aber dazu ist zu sagen, dass wir, mögen wir auch nicht glauben durch die Apostel, dennoch durch ihre Schüler glauben. II. 2237. – [Christus] erbittet aber die Vollkommenheit der Einheit; daher sagt er Dass alle eins seien. Hierbei nennt er erstens die Einheit, um die er bittet; zweitens das Beispiel und den Grund der Einheit, an der Stelle [n. 2239] so wie du, Vater, in mir, und ich in dir; drittens den Nutzen der Einheit, an der Stelle [n. 2241] damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. 2238. – [Christus] sagt also: Ich bitte dies, dass alle eins seien. Denn, wie die Platoniker sagen, jede beliebige Sache hat die Einheit davon, wovon sie die Gutheit hat. Gut nämlich ist, was das die Sache Bewahrende ist; keine Sache aber wird bewahrt, wenn nicht dadurch, dass sie eine [einzige] ist. Und deshalb bittet der Herr, da er um die Vollendung der Jünger in der Gutheit bittet, dass sie eins seien; dies nun ist erfüllt worden; Act. 4,32: Ein einziges Herz war [das] der Menge der Gläubigen und eine einzige Seele; Ps. 133,1: Siehe, wie gut und wie erfreulich es ist, wenn Brüder in einem [beisammen] wohnen. 2239. – Aber [Christus] fügt das Beispiel der Einheit und den Grund hinzu, indem er sagt: so wie du, Vater, in mir, und ich in dir. Manche nämlich sind eins, aber im Übel. Daher strebt Gott diese Einheit nicht an, sondern jene, der zufolge die Menschen vereint werden zum Guten, nämlich in Gott; und deshalb sagt [Christus]: so wie du, Vater, in mir, und ich in dir; das heißt auf diese Art sollen sie vereint werden, dass sie glauben an mich und an dich; Rom. 12,5: Viele sind wir ein Körper in Christus; Eph. 4,3: Besorgt, die Einheit des Geistes zu bewahren … die der eine Gott ist, der eine Glaube, die eine Taufe. Und freilich sind wir eins, die wir im Vater und im Sohn eins sind: weil wenn wir Verschiedenes suchen im Glauben und im Wünschen, wird unsere Leidenschaft zertrennt zu vielem. 2240. – Aber Arius argumentiert daraus, dass auf dieselbe Art der Sohn im Vater sei und der Vater im Sohn, auf die wir in Gott sind: aber wir sind es nicht durch Einheit des Wesens, sondern durch Formähnlichkeit des Wollens und der Liebe: also ist auf ähnliche Art auch der Vater nicht im Sohn durch Einheit des Wesens. Aber man muss sagen, dass im Vater und im Sohn eine doppelte Einheit ist, nämlich die des Wesens und der Liebe; und jeder der beiden zufolge ist der Vater im Sohn, und der Sohn im Vater. Dass [Christus] also hier sagt so wie du, Vater, in mir, und ich in dir, kann bezogen werden auf eine Art auf die Einheit der Liebe, Augustinus zufolge, so dass der Sinn ist: so wie du, Vater, in mir bist durch die Liebe, weil die Liebe macht, dass man eins ist mit Gott; als ob er

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sagte: So wie der Vater den Sohn liebt, und umgekehrt, so sollen [die Apostel] den Vater und den Sohn lieben. Und so besagt das so wie nicht die Gleichartigkeit, sondern eine gewisse entfernte Ähnlichkeit. Oder, Hilarius zufolge, kann es bezogen werden auf die Einheit der Natur: nicht freilich, dass dieselbe Natur der Zahl nach wäre in uns mit dem Vater und dem Sohn, so wie es in ihnen ist; sondern dass unsere Einheit dadurch [vorhanden] sei, dass wir ähnlich werden jener göttlichen Natur, durch die der Vater und der Sohn eins sind. Auch auf diese Art besagt das so wie eine gewisse Nachahmung. Und daher kommt es, dass wir eingeladen werden zur Nachahmung der göttlichen Liebe: Eph. 5,1 f: Seid Nachahmer Gottes so wie sehr geliebte Söhne, und wandelt in der Liebe, so wie auch Christus uns geliebt hat; und [dass wir eingeladen werden zur Nachahmung] der Vollkommenheit, beziehungsweise der Gutheit; Matth. 5,48: Seid vollkommen, wie euer Vater vollkommen ist. 2241. – Den Nutzen der Einheit aber führt [Christus] an, wenn er sagt damit die Welt glaube: durch nichts anders nämlich wird die Wahrheit des Evangeliums so geoffenbart, wie durch die Liebe der Gläubigen; oben 13,35: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt gegeneinander. Es wird also dies der Nutzen der Einheit sein: dass, dadurch dass sie eins sind, die Welt glaube, dass die Lehre, die ich ihnen gegeben habe, von dir ist, und dass sie erkenne, dass du mich gesandt hast. Denn Gott ist nicht die Ursache der Entzweiung, sondern des Friedens. 2242. – Aber hier besteht eine Frage: weil wir vollkommen eins sein werden in der Heimat, wo nicht die Zeit des Glaubens sein wird: unpassend also fügt [Christus] nach der Einheit hinzu damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Aber man muss sagen, dass hier nicht gesprochen wird über die vollendete Einheit, sondern über die begonnene. 2243. – Ebenfalls besteht eine andere Frage: weil [Christus] bittet, dass jene eins seien, die an ihn glauben, ist also die Welt, wenn sie glaubt, eins. Wie also sagt er, nachdem sie eins sind, damit die Welt glaube? Darauf kann mystisch geantwortet werden, dass auf eine Art der Herr erbittet für alle Gläubigen, dass sie eins seien: dennoch würden sie nicht zugleich glauben, sondern einige früher, durch die die anderen zu bekehren waren. Dass [Christus] also sagt damit die Welt glaube, wird verstanden hinsichtlich jener, die nicht von Anfang an glaubten, die, als sie glaubten, eins gemacht wurden, und ähnlich andere, die nach ihnen glaubten: und so bis zum Ende der Welt. Auf eine andere Art [kann geantwortet werden], Hilarius zufolge, dass das damit die Welt glaube das Ziel der Einheit und der Vollendung ist; als ob [Christus] sagte: Vollende sie, dass sie so eins sind, dafür nämlich, dass die Welt glaube, dass du mich gesandt hast. Daher bedeutet das dass die Endursache.

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Auf eine dritte Art [kann], Augustinus zufolge, so [geantwortet werden] dass das damit die Welt glaube eine andere Bitte ist: und dann muß wiederholt werden, dass [Christus] sagte Ich bitte; als ob er sagte: Ich bitte, dass sie eins seien, und ich bitte, dass die Welt glaube. III. 2244. – Was aber Christus für diese Einheit getan hat, fügt er hinzu, indem er sagt Und ich habe die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, ihnen gegeben, gleichsam: das, was er als Mensch erbittet, tut er als Gott. Und erstens zeigt er, was er selbst getan hat dafür, dass sie eins seien; zweitens führt er die Art und die Ordnung der Einheit an, an der Stelle [n. 2247] Ich in ihnen, und du in mir; drittens zeigt er den Zweck der Einheit, an der Stelle [n. 2249] damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast. 2245. – [Christus] sagt also: wenn ich auch als Mensch ihre Vollendung erbitte, bewirke ich nichtsdestoweniger dies dennoch zugleich mit dir, weil auch ich die Herrlichkeit, das heißt die Herrlichkeit der Auferstehung, die du, Vater, mir gegeben hast durch ewige Vorherbestimmung, und [mir] sogleich geben wirst in Wirklichkeit, ihnen gegeben habe, nämlich den Jüngern. Und die Herrlichkeit ist die Unsterblichkeit, die in der Auferstehung die Gläubigen erhalten werden auch hinsichtlich des Körpers; Phil. 3,21: Umformen wird er den Körper unserer Niedrigkeit, ähnlich gemacht dem Körper seiner Herrlichkeit; I Cor. 15,43: Er wird gesät in Unrühmlichkeit, er wird auferstehen in Herrlichkeit. Und dies damit sie eins seien: weil dadurch, dass sie die Herrlichkeit haben werden, sie eins gemacht werden werden, wie auch wir eins sind. 2246. – Aber [Christus] scheint sein Wirken von dem Wirken des Vaters zu unterscheiden. Er sagt, dass der Vater ihm die Herrlichkeit gegeben hat, und Christus sie den Gläubigen gegeben hat. Aber wenn es gut verstanden wird, wird dies nicht angeführt, um das Wirken zu unterscheiden, sondern die Personen. Denn der Sohn, sofern [er] Sohn [ist], gibt gemeinsam mit dem Vater die Herrlichkeit dem Menschen Christus, und gemeinsam auch mit ihm den Gläubigen. Aber insofern er ihnen diese Herrlichkeit besonders durch seine Menschenhaftigkeit austeilt, teilt er diese deshalb trotzdem sich zu, jene [Herrlichkeit, die ihm der Vater gab] dem Vater. Und so wird hier Herrlichkeit verstanden, Augustinus zufolge. Oder, Chrysostomus zufolge, ich habe die Herrlichkeit nämlich die der Gnade, die du mir gegeben hast, dem Menschen, hinsichtlich herausragender Erkenntnis, Vollkommenheit und des Wirkens der Wunder, ihnen gegeben zum Teil, und werde sie noch vollkommener geben: II Cor. 3,18: Wir werden umgeformt aus der Herrlichkeit in die Herrlichkeit; Ps. 67,19: Er hat Geschenke gegeben den Menschen. Und dies, damit sie eins seien, wie auch wir eins sind. Dies nämlich ist das Ziel der göttlichen Geschenke, dass wir vereint werden in

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jener Einheit, die übereinstimmend ist mit der Einheit des Vaters und des Sohnes. 2247. – Die Ordnung der Einheit aber wird hinzugefügt, wenn [Christus] sagt Ich in ihnen, und du in mir. Denn durch diese Ordnung gelangen sie zur Einheit, weil sie sehen, dass ich in ihnen bin durch die Gnade, so wie im Tempel; I Cor. 3,16: Wisst ihr nicht, dass ihr der Tempel Gottes seid, und der Geist Gottes in euch wohnt? Dies ist gleichsam eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Wesen, durch das du in mir bist durch die Einheit der Natur; oben 14,10: Ich im Vater, und der Vater ist in mir. Und dies, damit sie zusammengebracht, das heißt vollendet sind in eins. Aber beachte, dass [Christus], während er oben gesagt hatte damit sie eins seien, hier hinzufügt zusammengebracht: [dies] ist deshalb, weil jenes bezogen wird auf die Einheit der Gnade, dieses aber auf deren Erfüllung. Oder anders, Hilarius zufolge, Ich, ergänze: bin in ihnen durch die Einheit der menschlichen Natur, die ich als dieselbe mit ihnen habe, und weil ich ihnen auch meinen Leib gebe als Nahrung, und du in mir, durch die Einheit des Wesens. 2248. – Aber der ersten Auslegung zufolge, weil durch die Gnade nicht nur der Sohn in ihnen ist, sondern auch der Vater, oben 14,23: Zu ihm werden wir gehen, und Aufenthalt werden wir bei ihm nehmen: weshalb sagt [Christus] Ich in ihnen, ohne den Vater? Die Antwort. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass [Christus] dies nicht sagt, damit er zeige, dass der Sohn in ihnen sei ohne den Vater, sondern weil sie durch den Sohn Zugang haben zum Vater; Rom 5,1 f: Gerechtfertigt also aus dem Glauben mögen wir mit Gott durch Christus Frieden haben, durch den wir auch den Zugang haben. Oder, Chrysostomus zufolge, sagte [Christus] oben Zu ihm werden wir gehen, damit er die Mehrzahl der göttlichen Personen zeige gegen Sabellius; hier aber sagt er Ich in ihnen, damit er die Gleichheit des Vaters und des Sohnes zeige gegen Arius. Dadurch nämlich wird zu verstehen gegeben, dass es den Gläubigen genügt, wenn nur der Sohn [ihnen] innewohnt. 2249. – Der Zweck der Einheit aber wird angeführt, dort [wo Christus sagt] damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt hast. Und freilich ist, wenn die zusammengebrachte Einheit bezogen wird auf die Vollendung des Weges, dann das damit die Welt erkenne dasselbe, was er oben gesagt hat: damit die Welt glaube. Dort wird es gesagt wegen des Beginns; hier aber sagt er erkenne, weil auf die unvollkommen Erkenntnis nicht der Glaube folgt, sondern die volle Erkenntnis. Und [Christus] sagt damit die Welt erkenne, nicht das, was jetzt die Welt ist, sondern was die Welt war; so dass der Sinn ist: die Welt, die schon glaubt, erkenne. Oder die Welt, das heißt die Liebhaber der Welt, erkenne, dass du mich gesandt hast: weil dann die Bösen durch offensichtliche Kennzeichen erkennen werden, dass Christus der Sohn Gottes ist; Apoc. 1,7: Sie werden ihn sehen, ein jedes Auge; und unten 19,37: Sie werden sehen, wen sie durchbohrt

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Caput XVII.

haben; Lc. 21,27: Sie werden sehen den Sohn des Menschen kommen in den Wolken des Himmels mit großer Macht und Hoheit. 2250. – Und nicht nur das erkenne [die Welt]; sondern auch die Herrlichkeit der Heiligen, weil du … sie geliebt hast, nämlich die Gläubigen. Jetzt nämlich können wir nicht erkennen, wie groß die Liebe Gottes zu uns ist: weil die Güter, die Gott uns geben wird, da sie unser Streben und unser Verlangen überschreiten, nicht in unser Herz fallen können. I Cor. 2,9: Das Auge hat nicht gesehen, noch hat das Ohr gehört, noch ist in das Herz des Menschen gestiegen, was Gott vorbereitet hat denen, die ihn lieben. Und deshalb wird die glaubende Welt, das heißt die Heiligen durch Erfahrung erkennen, wie sehr er uns liebt; aber die Liebhaber der Welt, das heißt die Bösen, werden das erkennen, wenn sie sehen und bewundern die Herrlichkeit der Heiligen; Sap. 5,3: Die sind es, die uns einst zum Gespött waren und zu einem Bild der Beschimpfung; und ebd. 5,5: Sieh, wie sie gezählt werden unter die Söhne Gottes, und unter den Heiligen ist ihr Los. 2251. – Aber [Christus] sagt wie du auch mich geliebt hast: die bedeutet nicht die Gleichheit der Liebe, sondern den Grund und die Ähnlichkeit. Als ob er sagte: Die Liebe, mit der du mich geliebt hast, ist der Grund und die Ursache, weshalb ich sie geliebt habe: denn dadurch, dass du mich liebst, liebst du, die mich lieben, und meine Glieder; oben 16,27: Der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt habt. Man muss aber wissen, dass Gott alles liebt, was er geschaffen hat, indem er ihm das Sein gab; Sap. 11,25: Nichts davon, was du geschaffen hast, hast du gehasst; und nicht nämlich hast du etwas hassend festgesetzt oder geschaffen. Am meisten aber liebt er seinen einziggeborenen Sohn, dem er sein ganzes Wesen durch ewige Zeugung gegeben hat. In mittlerem Maß aber liebt er die Glieder seines Einziggeborenen, nämlich die Gläubigen Christi, indem er ihnen die Gnade gibt, durch die Christus uns innewohnt; Deut. 33,3: Er hat die Völker geliebt: alle Heiligen sind in seiner Hand.

Lectio VI. I. Vater, ich will, dass jene, die du mir gegeben hast, auch mit mir sind, wo ich bin: damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast: weil du mich geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. II. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht gekannt, ich aber habe dich gekannt: und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Und bekannt gemacht habe ich ihnen deinen Namen, und werde [ihn] bekannt machen: damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist, und ich in ihnen.

Lectio VI.

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I. 2252. – Oben [vgl. n. 2232] hat der Herr für die Jünger die Einheit der Vollkommenheit erbeten; hier erbittet er für sie die Herrlichkeit der Schau, und erstens berührt er die Personen, für die er bittet; zweitens führt er die Art des Bittens an [n. 2254]; drittens fügt er hinzu, was er erbittet [n. 2255]. 2253. – Er bittet freilich für die ihm Gegebenen, daher sagt er Vater … die du mir gegeben hast etc. Man muss wissen, dass über jenes gesagt wird, es werde jemandem gegeben, das seinem Willen untertan gemacht wird, damit er nämlich damit mache, was er will. Der Wille Christi aber ist zweifach, nämlich [einer] des Erbarmens und der Gerechtigkeit; aber der des Erbarmens freilich ist zuerst und durch sich der seine, weil sein Erbarmen über allen seinen Werken ist, Ps. 145,9; und I Tim. 2,4: Er will, dass alle Menschen heil werden; aber der Wille der strafenden Gerechtigkeit ist nicht zuerst der seine, sondern [erst] nachdem die Sünde vorausgesetzt ist: Gott nämlich freut sich nicht am Untergang der Menschen, Sap. 1,13; Ez. 18,32: Ich will nicht den Tod des Sünders, wahrlich nicht gemäß seiner selbst, aber trotzdem will er ihn in der Folge wegen der Sünde. Es sind also alle Menschen dem Sohn gegeben; oben [v. 2] Du hast ihm die Macht gegeben über alles Fleisch, das heißt über jeden Menschen, damit er nämlich an ihnen seinen Willen tue, entweder den des Erbarmens, um zu retten, oder den der Gerechtigkeit, um zu strafen. Er selbst nämlich ist es, der eingesetzt ist von Gott als Richter der Lebenden und der Toten: wie gesagt wird in Act. 10,42. Aber jene sind ihm schlechthin gegeben, die ihm dafür gegeben sind, dass er an ihnen den Willen des Erbarmens tue, um [sie] zu retten: daher sagt er über diese die du mir gegeben hast, nämlich in deiner Vorherbestimmung von Ewigkeit her; Is. 8,18, und Hebr. 2,13: Siehe, ich, und meine Söhne, die mir der Herr gegeben hat. 2254. – Die Art des Bittens aber wird bezeichnet, wenn [Christus] sagt ich will: die kann entweder Autorität bezeichnen, oder Verdienst. Autorität freilich, wenn wir es verstehen hinsichtlich seines Willens, sofern er Gott ist [und] dieser [Wille] derselbe ist mit dem Willen des Vaters: denn durch seinen Willen rechtfertigt und rettet er die Menschen; Rom. 9,18: Er erbarmt sich, wessen er will. Das Verdienst aber bezeichnet [das ich will], wenn wir es verstehen hinsichtlich seines Willens, sofern er Mensch ist [und] dieser [Wille] das Erwerben unseres Heiles ist. Wenn nämlich die Willen der Gerechten, die die Glieder Christi sind, das Verdienst haben, [Heil] zu erlangen: oben 15,7: Was immer ihr wollen werdet, werdet ihr erbitten, und es wird euch [zuteil] werden: um vieles mehr hat dieses [Verdienst] der Wille des Menschen Christus, der das Haupt aller Heiligen ist.

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Caput XVII.

2255. – Was er aber erbittet, fügt er hinzu, indem er sagt dass jene auch mit mir sind, wo ich bin, und erstens erbittet er die Verbindung der Glieder mit dem Haupt; zweitens die Vorzeigung seiner Herrlichkeit für die Glieder, an der Stelle [n. 2259] damit sie meine Herrlichkeit sehen. 2256. – [Christus] sagt also hier: ich will, nämlich dass jene auch mit mir sind, wo ich bin: dies kann zweifach verstanden werden. Auf eine Art so, dass es bezogen wird auf den Menschen Christus. Denn Christus, sofern er Mensch war, würde sogleich, und aufsteigend, im Himmel sein; unten 20,17: Ich steige auf zu meinem Vater und zu eurem Vater. Und so ist der Sinn: Ich will, dass im Himmel, wo ich bald sein werde, auch jene, nämlich die Gläubigen, mit mir sind, auch hinsichtlich des Ortes; Matth. 24,28: Wo der Körper sein wird, dort werden sich auch die Adler versammeln, das heißt die Heiligen. Dies nämlich hatte [Christus] versprochen in Matth. 5,12 und in Lc. 6,23: Freut euch und jubelt, weil euer reicher Lohn in den Himmeln ist. 2257. – Aber es wird gezweifelt: weil [Christus], da er noch nicht im Himmel war, hätte sagen müssen „wo ich sein werde“, nicht wo ich bin etc. Ebenso, weil [Christus] oben 3,13 sagte: Niemand steigt in den Himmel auf, außer wer von Himmel herabgestiegen ist. Die Antwort. Man muss sagen hinsichtlich des ersten, dass Christus, der sprach, sowohl Gott war als auch Mensch, und deshalb, mag er auch gemäß seiner Menschenhaftigkeit nicht im Himmel gewesen sein, er trotzdem dort war gemäß der Göttlichkeit, dass er so, auf der Erde daseiend, im Himmel war; und deshalb sagt er wo ich bin. Zum zweiten muss man sagen, dass dies, was er oben sagt (3,13), dass niemand vom Himmel herabsteigt außer dem Sohn des Menschen, der im Himmel ist, [so] verstanden wird, dass er im Himmel ist gemäß der Göttlichkeit, und herabgestiegen ist, indem er die menschliche Natur annahm, und aufgestiegen ist gemäß der menschlichen, bereits verherrlichten Natur. Und so sind wir, solange wir bei ihm [sind], bereits eins gemacht. Woher er allein gekommen ist, in sich nämlich, indem er vom Himmel herabstieg, dorthin ist er auch allein zurückgekehrt, indem er in uns emporstieg in den Himmel: Gregorius zufolge [in] Moralium 28. [Christus] sagt aber ich bin, wobei er das Präsens benutzt für das Futur: entweder weil er sogleich dort sein würde, oder damit es bezogen wird auf Christus als Gott. 2258. – Aber demzufolge, weil Gott überall ist, Ier. 23,24: Himmel und Erde erfülle ich, scheint es, dass auch die Heiligen überall sein werden. Darauf muss man sagen, dass Gott sich zu uns auf die Art verhält wie das Licht zu den Menschen. Das Licht aber ergießt sich überall, wenn die Sonne da ist, über die Erde. Und mag auch das Licht mit den Menschen sein, sind dennoch nicht alle im Licht der Sonne, sondern nur die, die es sehen. So also ist Gott, weil er überall ist, mit allen, die, wo auch immer, sind; aber dennoch sind nicht alle mit Gott, außer die ihm verbunden sind durch Glaube und Liebe, und

Lectio VI.

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die ihm schließlich verbunden sein werden durch vollkommenes Erleben; Ps. 73,23: Und ich immer mit dir; I Thess. 4,17: So werden wir immer mit dem Herrn sein. Und so ist der Sinn dass, wo ich bin, nämlich in deiner Göttlichkeit, die ich durch [mein] Wesen habe, jene auch mit mir sind, durch Teilhabe der Gnade; oben 1,12: Er gab ihnen die Macht, Söhne Gottes zu werden; I Io. 4,16: Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott in ihm. 2259. – Die Vorzeigung seiner Herrlichkeit für die Glieder aber fügt er hinzu, indem er sagt damit sie meine Herrlichkeit sehen, und erstens führt er die Bitte an; zweitens zeigt er den Ursprung der Herrlichkeit, an der Stelle [n. 2261] die du mir gegeben hast; drittens bezeichnet er die Ursache der Herrlichkeit, an der Stelle [n. 2262] weil du mich geliebt hast etc. 2260. – [Christus] sagt also: Ich will, dass sie nicht nur mit mir sind, sondern dass sie meine Herrlichkeit sehen, nämlich in selig machender Schau; I Io. 3,2: Wenn er erscheinen wird, werden wir ihm ähnlich sein, und werden wir ihn so sehen, wie er ist: dies kann verstanden werden über seine Herrlichkeit gemäß der Menschenhaftigkeit, durch die er erleuchtet ist in der Auferstehung; Phil. 3,21: Umformen wird er den Körper unserer Niedrigkeit, der gleich gestaltet wird dem Körper seiner Herrlichkeit. Oder über seine Herrlichkeit gemäß der Göttlichkeit: sie ist nämlich der Glanz der Glorie, und die Gestalt der väterlichen Substanz; Hebr. 1,3 und Sap. 7,26: Es ist der Glanz des ewigen Lichts. Und beide Herrlichkeiten werden die Heiligen, die in der Glorie sind, sehen. Denn über die erste wird gesagt in Is. 33,17: Den König in seiner Pracht werden sie sehen. Aber diese werden die Unfrommen nur im Gericht sehen; Lc. 21,27: Dann werden sie den Sohn des Menschen kommen sehen mit Macht und Majestät. Aber Marcus sagt [13,26]: kommen in Glorie, das heißt in Herrlichkeit. Aber die Schau dieser Herrlichkeit wird ihnen entzogen nach dem Gericht; Is. 26,10, nach einer anderen Lesart: Beseitigt wird der Unfromme, damit er nicht die Herrlichkeit Gottes sieht.65 Aber gemäß der Herrlichkeit werden [ihn] die Heiligen ewig sehen; Ps. 36,10: In deinem Licht, nämlich dem der Gnade, werden wir das Licht sehen, nämlich das der Herrlichkeit, die die Bösen niemals sehen; Iob 36,32 f: In den Händen, nämlich bei Hochmütigen, verbirgt er das Licht … er verkündet davon seinem Freund, dass es sein Besitz sei. 2261. – Der Ursprung dieser Herrlichkeit aber ist vom Vater: daher sagt [Christus] die du mir gegeben hast. Die Herrlichkeit des Körpers nämlich hat er ihm gegeben in der Auferstehung, aber weil dies [bereits] geschehen war in 65 Der Wortlaut in der Vulgata ist: misereamur impio et non discet iustitiam: in terra sanctorum inique gessit et non videbit gloriam Domini (Is. 26,10). (Wir mögen uns des Unfrommen erbarmen – und er lernt nicht die Gerechtigkeit; in einem Land von Heiligen verhält er sich ungerecht und wird die Herrlichkeit Gottes nicht schauen.)

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Caput XVII.

der göttlichen Ordnung, mag es auch zukünftig sein in der Sache, deshalb sagt [Christus] gegeben hast; Ps. 8,6: Mit Herrlichkeit und Ehre hast du ihn gekrönt. Aber die göttliche Herrlichkeit hat er ihm gegeben von Ewigkeit her, weil der Sohn vom Vater ist von Ewigkeit her, so wie der Glanz vom Licht. 2262. – Die Ursache der gegebenen Herrlichkeit aber zeigt [Christus], indem er sagt weil du mich geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Wenn dies nun bezogen wird auf den Menschen Christus, bezeichnet das weil so die Ursache. So wie nämlich die Liebe und die ewige Vorhersehung die Ursache ist, dass wir die Herrlichkeit der Gnade haben in der Gegenwart, und die der Glorie in der Zukunft; Eph. 1,4: Er hat uns ausgewählt in sich selbst vor der Erschaffung der Welt; so ist sie auch die Ursache der Herrlichkeit Christi demgemäß, dass er Mensch ist; Rom. 1,4: Der vorherbestimmt ist als Sohn Gottes in der Kraft. Und so ist der Sinn: Ich sage, dass du mir die Herrlichkeit gegeben hast: und [zwar] aufgrund dessen, weil du mich geliebt hast, und dies vor der Erschaffung der Welt, sodass nämlich jener Mensch vereint würde mit dem Sohn Gottes in der Person; Ps. 65,5: Selig, den du ausgewählt hast und angenommen hast: wohnen wird er in deinen Häusern. Wenn es aber bezogen wird auf Christus insofern, als er Gott ist, bezeichnet so das weil ein Zeichen. Nicht nämlich hat [Gott] gegeben, weil er liebte: denn in der Gabe, mit der der Vater dem Sohn gibt, wird dessen ewige Zeugung bezeichnet; in der Liebe aber, wenn sie wesenhaft genommen wird, ist der Wille Gottes eingeschlossen; wenn aber begrifflich, wird der Begriff des Heiligen Geistes bezeichnet. Aber der Vater hat dem Sohn durch die Natur die Herrlichkeit gegeben, nicht durch den Willen, weil er ihn gezeugt hat durch die Natur: und nicht deshalb hat er [sie] dem Sohn gegeben, weil er den Heiligen Geist atmete. II. 2263. – Hier wird die Ursache bezeichnet für die Erhörung seiner Bitte. Oben [vgl. n. 2232] aber hat der Herr zu seiner Bitte auch die Gläubigen zugelassen, als er sagte Nicht für sie nur bitte ich, sondern für die, die glauben werden durch sie, und einige hat er ausgeschlossen, nämlich die Welt und die Ungläubigen; daher sagte er: Für sie bitte ich, nicht für die Welt. Indem er also die Gründe dafür bezeichnet, führt er erstens den Mangel der Welt an; zweitens den Fortschritt der Jünger, an der Stelle [n. 2266] ich aber habe dich gekannt. 2264. – Aber beachte, dass [Christus], als er ihre Heiligung erbat, den Vater „heilig“ nannte; daher sagte er: Heiliger Vater; hier aber, wo er eine Zuteilung erbittet, nennt er ihn „gerecht“, Ps. 7,12: Gott [ist] ein gerechter Richter. Darin wird der Irrtum der Alten ausgeschlossen, die annahmen, ein anderer sei der gerechte Gott, nämlich der Gott des Alten Testaments, und ein anderer der gute Gott, nämlich der Gott des Neuen Testamentes.

Lectio VI.

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Der Mangel der Welt aber ist [der] hinsichtlich der Erkenntnis Gottes; daher sagt [Christus] die Welt, nicht die versöhnte, sondern die verdammte, hat dich nicht gekannt; oben 1,10: Die Welt ist durch ihn gemacht, und die Welt hat ihn nicht erkannt. 2265. – Aber [ein Einwand] dagegen. Rom. 1,19: Was das Erkannte Gottes ist, ist jenen offenbar … Das Unsichtbare Gottes nämlich wird durch das, was geschaffen ist, an der Schöpfung der Welt durch die Vernunft erkannt. Die Antwort. Man muss sagen, dass die Erkenntnis eine zweifache ist: eine spekulative, und eine gefühlsmäßige: und in keiner der beiden hat die Welt Gott vollkommen erkannt. Mögen nämlich einige der Heiden Gott hinsichtlich von einigem, was durch die Vernunft erkennbar war, erkannt haben: ihn selbst aber, demzufolge dass er der Vater des einziggeborenen und wesensgleichen Sohnes ist, haben sie nicht erkannt: über diese Erkenntnis spricht der Herr. Und daher kommt es, dass der Apostel sagt Was das Erkannte … ist [Rom. 1,19], das heißt das Erkennbare Gottes. Aber auch wenn sie etwas in spekulativer Erkenntnis über Gott erkannt haben, war dies mit Beimischung vieler Irrtümer, solang einige die Voraussicht aller Dinge abzogen, einer sagte, dass [Gott] die Seele der Welt sei, einige zugleich mit ihm viele andere Götter verehrten. Daher sagt man, sie haben Gott nicht erkannt. Kann nämlich bei Zusammengesetztem teilweise erkannt werden und teilweise nicht, so wird dennoch Einfaches, solang es nicht als Ganzes erfasst wird, nicht erkannt. Wenn daher manche auch nur im Kleinsten irren hinsichtlich der Erkenntnis Gottes, sagt man, dass sie ihn ganz und gar nicht erkennen. Daher sagt man, dass jene, die nicht die einzigartige Hervorragendheit Gottes erkennen, ihn nicht erkennen; Rom. 1,21: Obwohl sie Gott kannten, haben sie ihn nicht wie Gott verherrlicht, oder Dank abgestattet; sondern sie verloren sich in ihren Überlegungen, und ihr unwissendes Herz hat sich verfinstert; Sap. 13,1: Und nicht, wenn sie auf die Werke achteten, haben sie erkannt, wer der Künstler ist. Auf ähnliche Art auch hat die Welt [Gott] nicht erkannt in der gefühlsmäßigen Erkenntnis, weil sie ihn nicht liebt; I Thess. 4,5: So wie auch die Heiden, die Gott nicht erkennen. [Christus] sagt also die Welt hat dich nicht gekannt, ohne Irrtum, und [nicht] als Vater durch die Liebe. 2266. – Der Fortschritt der Jünger aber wird bezeichnet, wenn [Christus] sagt ich aber habe dich gekannt: und diese haben erkannt, und erstens hinsichtlich der Erkenntnis; zweitens hinsichtlich des Nutzens der Erkenntnis, an der Stelle [n. 2270] damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist, und ich in ihnen. Hinsichtlich des Fortschritts der Jünger in der Erkenntnis Gottes macht er dreierlei. Erstens führt er die Wurzel und Quelle der Erkenntnis Gottes an; zweitens die Zweige und Abzweigungen, die daraus hervorgehen [n. 2268]; drittens ihre Ableitung aus der Wurzel oder Quelle [n. 2269]. 2267. – Die Wurzel und Quelle der Erkenntnis Gottes aber ist das Wort Gottes, nämlich Christus; Eccli. 1,5: Die Quelle der Weisheit, das Wort Gottes in

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Caput XVII.

den Höhen. Die menschliche Weisheit aber besteht in der Erkenntnis Gottes. Diese Kenntnis aber wird abgezweigt zu den Menschen von dem Wort; weil die Menschen, inwiefern sie am Wort Gottes teilhaben, insofern Gott kennen. Deshalb sagt [Christus]: So hat die Welt dich nicht erkannt, ich aber, nämlich die Quelle der Weisheit, dein Wort, habe dich gekannt, in ewiger Kenntnis der Erfassung; oben 8,55: Wenn ich sagen werde, dass ich ihn nicht kenne, werde ich euch ähnlich sein: ein Lügner. 2268. – Aus dieser Erkenntnis des Wortes aber, die die Quelle und Wurzel ist, werden abgeleitet, so wie Abzweigungen und Zweige, alle Erkenntnisse der Gläubigen; und deshalb sagt [Christus] und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast: sodass das dass die Ursache der Erkenntnis besagt, Augustinus zufolge, sodass der Sinn ist: Ich habe dich gekannt, durch [mein] Wesen, und diese haben dich erkannt durch Gnade; und weshalb? Dadurch dass du mich gesandt hast: ergänze: dafür, dass sie dich erkennen; unten 18,37: Dafür bin ich geboren, und dafür bin ich in die Welt gekommen, dass ich Zeugnis ablege für die Wahrheit; oben [v. 6] Ich habe deinen Namen den Menschen geoffenbart. Oder das dass besagt die erkannte Sache, so dass der Sinn ist: diese haben erkannt, und was? Das nämlich, dass du mich gesandt hast, weil wer den Sohn sieht, sieht den Vater; oben 14,9. 2269. – Aber dies hatten sie nicht von sich selbst, sondern es wurde zu ihnen abgeleitet von mir, weil [Matth. 11,27] niemand den Vater kennt außer dem Sohn, und wem der Sohn es enthüllen will. Und deshalb sagt [Christus] bekannt gemacht habe ich ihnen deinen Namen, und werde [ihn] bekannt machen. Und er bezeichnet eine zweifache Kenntnis, die durch ihn die Gläubigen haben. Nämlich die der Lehre; und hinsichtlich deren sagt er bekannt gemacht habe ich ihnen deinen Namen, durch äußerliches Belehren mit Worten; oben 1,18: Gott hat niemand jemals gesehen: der einziggeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, selbst hat von ihm erzählt; Hebr. 2,3: [der Glaube], nachdem er den Anfang des Weitererzählens empfangen hatte vom Herrn, von denen, die ihn gehört haben, in uns befestigt worden ist. Eine andere Kenntnis ist die innerliche durch den Heiligen Geist; und hinsichtlich deren sagt [Christus] und werde bekannt machen, indem er ihnen nämlich den Heiligen Geist gibt; oben 16,13: Wenn aber jener Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch die ganze Wahrheit lehren. Oder [Christus] sagt bekannt gemacht habe ich ihnen deinen Namen, nämlich durch Kenntnis des Glaubens, weil wir jetzt sehen durch einen Spiegel im Rätsel, und werde [ihn] bekannt machen, durch den Anblick der Herrlichkeit in der Heimat, wo wir schauen werden von Angesicht zu Angesicht, I Cor. 13,12. 2270. – Der Nutzen dieser Kenntnis aber ist, dass die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist, und ich in ihnen. Dies kann zweifach ausgelegt werden. Auf eine Art, und [zwar] besser: weil gesagt ist, dass der Vater den Sohn liebt, wie sich zeigt durch die Herrlichkeit, die er ihm gegeben hat: die Folge also ist, dass er alle liebt, in denen der Sohn ist, der in ihnen ist insofern,

Lectio I.

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als sie die Kenntnis der Wahrheit haben. Und so ist der Sinn: ich werde ihnen deinen Namen bekannt machen; und dadurch dass sie dich erkennen, werde ich dein Wort in ihnen sein; und dadurch dass ich in ihnen bin, wird die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen sein; das heißt sie wird zu ihnen abgeleitet, und du wirst sie so lieben, wie du mich geliebt hast. Oder anders. Damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, das heißt so wie du mich geliebt hast, so mögen sie selber lieben, indem sie am Heiligen Geist teilhaben: und dadurch werde ich also ich in ihnen sein so wie Gott im Tempel, und sie in mir, so wie die Glieder im Kopf; I Io. 4,16: Wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm.

Caput XVIII. Lectio I. I.

II. III. IV. V. VI.

Als Jesus dies gesagt hatte, ging er mit seinen Jüngern hinaus über den Bach Cedron, wo ein Garten war, in den er selbst hineinging und seine Jünger. Es kannte aber auch Judas, der ihn verriet, den Ort: weil Jesus oft dort zusammengekommen war mit seinen Jüngern. Judas also, als er eine Schar erhalten hatte, und von den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten Diener, kam dorthin mit Laternen, und Fackeln, und Waffen. Jesus also, der alles wusste, was über ihn kommen würde, trat hervor, und sagte zu ihnen: Wen sucht ihr? Sie antworteten ihm, Jesus den Nazarener. Jesus sagte zu ihnen: Ich bin es. Es stand aber auch Judas, der ihn verriet, bei ihnen. Als er ihnen also sagte, Ich bin es, gingen sie nach hinten weg, und fielen auf die Erde. Wiederum also fragte er sie, Wen sucht ihr? Jene aber sagten: Jesus den Nazarener. Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, lasst diese weggehen: damit erfüllt würde die Rede, die er sagte: Die du mir gegeben hast, nicht habe ich irgendeinen von ihnen verloren. I.

2271. – Oben, vor der Passion, hat der Herr seine Jünger vorbereitet [vgl. n. 1589], indem er sie vielfach mit Beispielen versah, mit Worten bestärkte, und mit Zustimmungen vorwärts brachte; hier macht sich der Evangelist daran, seine Passion zu berichten, und

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Caput XVIII.

erstens führt er das Mysterium der Passion an; zweitens die Herrlichkeit der Auferstehung, im zwanzigsten Kapitel an der Stelle [n. 2470] Gemeinsam aber am Sabbat etc. Die Passion Christi aber ist teilweise durch die Juden vollendet worden, teilweise durch die Heiden. Erstens also beschreibt [der Evangelist] die Passion Christi hinsichtlich dessen, was er durch die Juden erlitten hat; zweitens hinsichtlich dessen, was er durch die Heiden erlitten hat, im neunzehnten Kapitel an der Stelle [n. 2371] Dann nahm Pilatus etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens zeigt er, wie von einem Jünger Christus verraten wurde; zweitens, wie er von den Dienern den Oberen vorgeführt wird, an der Stelle [n. 2294] Die Schar also, und der Tribun, und die Diener der Juden ergriffen Jesus; drittens, wie er von den Oberen beim Statthalter angeklagt wird, an der Stelle [n. 2328] Sie führen also Jesus etc. Hinsichtlich des Verrates des Jüngers berührt der Evangelist dreierlei. Erstens nämlich den Ort; zweitens die Vorbereitung, an der Stelle [n. 2278] Judas also, als er eine Schar erhalten hatte … kam dorthin mit Laternen etc.; drittens die bereitwillige Leidenschaft Christi, den Verrat zu ertragen, an der Stelle [n. 2279] Jesus also, der alles wusste, was über ihn kommen würde, trat hervor etc. Der Ort aber wird gezeigt als zum Verrat passend durch dreierlei: weil er von der Stadt entfernt war, in sich geheim und abgeschlossen [n. 2275], und dem Verräter bekannt [n. 2276]. 2272. – Entfernt von der Stadt war er freilich; deshalb konnte Judas leichter tun, was er beabsichtigte: deshalb sagt [der Evangelist] Als Jesus dies gesagt hatte, nämlich was oben gesagt ist. Aber weil das, was Christus sagte, sein Gebet betraf, hätte der Evangelist passender gesagt „Als Jesus dies gebetet hatte“. Aber dies tat der Evangelist, damit er zeigte, dass [Christus] dieses Gebet nicht wegen einer Notwendigkeit für ihn selbst getan hatte, weil er selbst es war, der betete als Mensch und erhörte als Gott: sondern [dass er] dies wegen unserer Belehrung getan hatte. Daher war es gleichsam eine Art Sagen. 2273. – Er ging mit seinen Jüngern hinaus, nicht freilich sofort, Augustinus zufolge, nach seinem Gebet, weil gewisses anderes dazwischen vorfiel, das von den anderen Evangelisten erzählt wurde, von ihm aber übergangen wurde, nämlich dass ein Wettstreit unter den Jüngern stattfand, wer von ihnen größer zu sein schien, Lc. 22,24. Dazwischen auch sagte Christus zu Petrus: Siehe, der Satan hat danach getrachtet, dass er euch siebte wie Weizen. Ich aber habe gebetet für dich, dass nicht dein Glaube schwinde: wie Lukas erzählt ebendort 31 f. Es sprachen auch die Jünger ein Gebet mit dem Herrn, wie Matthäus [26,30] und Markus [11,24] erzählen. So also darf nicht verstanden werden,

Lectio I.

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dass [Christus], als er jenes sagte, sofort hinausging: sondern dass er nicht eher hinausging, als er es gesagt hatte. 2274. – Er ging hinaus, sage ich, über den Bach Cedron. Aber Matthäus und Markus sagen, dass sie auf den Ölberg hinausgingen, und dann kam er mit ihnen in das Dorf, das Gethsemane genannt wird. Darin ist keine Widersprüchlichkeit, weil es derselbe Ort ist, den Johannes erwähnt und Matthäus: der Bach Cedron nämlich ist an den Wurzeln des Ölberges, wo auch das Dorf ist, das Gethsemane genannt wird. Cedron aber ist im Griechischen der Genitiv Plural; als ob er sagte: über den Bach der Zedern. Vielleicht waren dort viele Zedern angepflanzt. Es passt aber zum Mysterium, dass [Christus] den Bach überschritt, weil durch ihn seine Passion bezeichnet wird; Ps. 110,7: Vom Bach am Weg wird er trinken, deshalb wird er den Kopf erheben. Es passt auch [zum Mysterium], dass [Christus] über den Bach der Zedern [hinaus schritt]. Cedron nämlich wird übersetzt als „Umschattung“, und Christus hat durch seine Passion den Schatten der Sünde und des Gesetzes weggenommen, und mit ausgestreckten Armen am Kreuz hat er uns beschützt unter dem Schatten seines Armes; Ps. 17,8: Unter dem Schatten deiner Flügel beschütze mich. 2275. – Es war aber der Ort passend für den Verrat: daher sagt [der Evangelist] wo ein Garten war, in den er selbst hineinging und seine Jünger. Und dies übereinstimmend, weil er Genugtuung leistete für die Sünde des erstens Menschen, die in einem Garten begangen wurde. „Paradies“ nämlich wird übersetzt als „Garten der Freuden“. Ebenso, weil er uns durch die Passion in den Garten und das Paradies hineinführt, damit wir bekränzt werden; Lc. 23,43: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. 2276. – Es war auch der Ort passend, weil dem Verräter bekannt: daher sagt [der Evangelist] Es kannte aber auch Judas, der ihn verriet, den Ort; und der Grund dafür ist, weil Jesus oft dort zusammengekommen war mit seinen Jüngern, unter denen Judas gewesen war wie der Wolf unter den Schafen; oben 6,70: Habe nicht ich euch zwölf ausgewählt, und von euch ist einer der Teufel? Ein Wolf, bedeckt mit einem Schaffell, und unter den Schafen durch den hohen Ratschluss des Hausvaters geduldet, lernte, wo er auf kurze Zeit die Herde der Schafe zerstreute. 2277. – Aber weil Judas lange vorher hinausgegangen war vom Essen, damit er den Verrat vollendete, fragt es sich, wie er wusste, dass Christus zu jener Stunde dorthin hinausging? Darauf ist zu sagen, Chrysostomus zufolge, dass es eine Gewohnheit Christi war, und vor allem an den großen Festen, nach den Essen die Jünger beiseite zu führen und etwas Erhabenes über das Fest zu lehren, von dem es nicht rechtens war, dass andere es hörten: und deshalb glaubte Judas, weil damals das vorrangigste Fest war, dass [Christus] nach dem Essen dorthin hinausgehen würde. [Christus] machte aber dies, dass er auf Bergen und in Gärten die Jünger Erhabenes lehrte, am meisten, indem er einen Ort suchte, der rein war

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Caput XVIII.

vom Lärmen, damit nicht ihr Geist behindert würde; Oseae 2,14: Ich werde sie in die Einsamkeit führen, und werde zu ihrem Herz sprechen. II. 2278. – Hier wird die Vorbereitung des Verräters angeführt. Und beachte, dass Judas, wie gesagt wird in Lc. 22,3 ff, nachdem er den Verrat besprochen hatte mit den Oberen, eine Möglichkeit suchte, wie er [Christus] auslieferte ohne Aufruhr der Menge: und deshalb wollte er ihn im Geheimen finden, und in der Nacht, weil [Christus] am Tag immer mit der Belehrung der Menge beschäftigt war. Aber weil [Judas] in der Nacht behindert werden konnte entweder wegen eines plötzlichen Zusammenlaufens der Menge, oder wegen der Dunkelheit, in der [Christus] ihren Händen entrissen werden oder entkommen könnte: deshalb bewaffnete er sich gegen die Menge mit Waffen, gegen die Finsternis mit Laternen und Fackeln. Aber weil von der Menge einige ihm Widerstand leisten konnten durch die Macht des Volkes, deshalb erhielt er dagegen eine Schar, nicht von Juden, sondern von Soldaten vom Statthalter: damit so, indem die Ordnung der legitimen Macht gewahrt würde, niemand sich ihm zu widersetzen wagte. Ebenso hätten einige von den Juden, vom Eifer für das Gesetz geführt, zumal weil [Christus] von Heiden ergriffen wurde, ihnen vielleicht Widerstand leisten wollen: und deshalb empfing [Judas] auch von den Hohepriestern und den Schriftgelehrten Diener, und kam dorthin. Iob 15,26: Er lief an gegen Gott mit aufgerichtetem Hals; Lc. 22,52: Wie gegen einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln. III. 2279. – Hier führt der Evangelist die bereitwillige Leidenschaft Christi an, den Verrat freiwillig zu ertragen, zweifach. Erstens, indem er sich freiwillig darbot; zweitens, in dem er den Jünger, der Widerstand leistete, [daran] hinderte, an der Stelle [n. 2286] Simon Petrus also, der ein Schwert hatte, zog es heraus. Und hinsichtlich des ersten macht der Evangelist zweierlei. Erstens erzählt er, dass Christus sich zeigte, um seine Macht zu zeigen; zweitens, um seine Geduld zu zeigen, an der Stelle [n. 2283] Wiederum also fragte er sie, Wen sucht ihr? Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens führt er Christi Frage an; zweitens die Offenbarung seiner selbst, an der Stelle [n. 2281] Jesus sagte zu ihnen: Ich bin es; drittens die Wirkung der Offenbarung, an der Stelle [n. 2282] Als er ihnen also sagte, Ich bin es, gingen sie nach hinten weg. 2280. – Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] dreierlei. Erstens

Lectio I.

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hebt er Christi Wissen und Erkenntnis hervor, nämlich: Jesus, der alles wusste, was über ihn kommen würde, trat hervor etc.; oben 13,1: Da Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war etc. Dies hat der Evangelist eingeschoben wegen zweierlei. Erstens, damit es nicht scheine, die Frage, die Christus ihnen stellen würde, habe er aus Unwissenheit gestellt; zweitens, damit es nicht scheine, dass er sich ihnen unwillig und aus Unwissenheit dargeboten hätte, obwohl sie gekommen waren, um ihn zu töten. Daher wusste er alles, was über ihn kommen würde. Zweitens führt [der Evangelist] Christi Frage an, der, obwohl er es wusste, trotzdem hervortrat, und zu ihnen sagte: Wen sucht ihr? nicht aufgrund von Unwissenheit, wie gesagt. Drittens fügt er deren Antwort hinzu, nämlich: Jesus den Nazarener, ergänze: suchen wir, freilich nicht zur Nachahmung, sondern zu Böswilligkeit und Töten. Daher [heißt es] oben in 8,21: Ihr sucht mich, und in eurer Sünde werdet ihr sterben. IV. 2281. – Hier wird [Christi] Offenbarung seiner selbst angeführt, durch die er sich ihnen als der kundgab, der ergriffen werden sollte: daher sagt er Ich bin es, nämlich Jesus den Nazarener, den ihr sucht. Der Evangelist fügt aber die Anwesenheit des Judas hinzu: deshalb, weil er oben gesagt hatte, dass Judas von ihm fortgegangen war. Man könnte aber glauben, dass es nicht erstaunlich wäre, wenn Christus von ihnen nicht erkannt wurde am Gesicht, wegen der Dunkelheit; aber dass jemand nicht erkannt wird an der Stimme, vor allem von einem, der ihm sehr vertraut war, das kann nicht der Dunkelheit zugeschrieben werden. Er zeigt also dadurch, dass er sagt Ich bin es, dass er auch von Judas, der ihm vertraut war, [und] der bei jenen stand, nicht erkannt wurde: dies ist in höchstem Grad ein Erweis der Macht der Göttlichkeit Christi. Es stand also Judas bei ihnen; das heißt er verblieb im Übel, so dass er ihn mit einem Zeichen des Auges anzeigte; Is. 33: Sein Gesicht wird sein etc.66 V. 2282. – Hier wird die Wirkung der Offenbarung angeführt: dass sie nach hinten weggingen, und auf die Erde fielen. Und, wie Gregorius sagt, manchmal wird gesagt über die Heiligen, dass sie auf die Erde fallen; Dan. 2,46: Er fiel auf sein Gesicht, und betete Daniel an etc.; Ez. 1,28: Ich fiel auf mein Gesicht. Über die Ungerechten aber wird gesagt, dass sie fallen; Is. 3,25: Deine schönsten Männer werden fallen. Aber dies ist der Unterschied: dass über die Ungerechten gesagt wird, dass sie rückwärts fallen, I Reg. 4,18, Er fiel rückwärts vom Sessel; über die Heiligen aber, dass sie fallen auf ihr Gesicht. Der 66 Dieses Zitat läßt sich nicht auffinden.

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Caput XVIII.

Grund dafür wird bezeichnet in Prov. 4,18: Weil der Pfad der Gerechten gleichsam als ein leuchtendes Licht vorwärts geht, und wächst bis zum vollendeten Tag. Und der Weg der Unfrommen ist finster, sie wissen nicht, wohin sie laufen. Jeder nämlich, der hinter sich fällt, fällt dorthin, wo er nicht sieht. Über die Ungerechten also, weil sie in Unsichtbares fallen, wird gesagt, sie fallen rückwärts: weil sie dort laufen, wo sie, was ihnen sodann folgt, bald nicht sehen können. Aber wer vor sich fällt, fällt dorthin, wo er sieht: und über die Heiligen, die in jenem Sichtbaren sich selbst freiwillig niederwerfen, damit sie im Unsichtbaren aufgerichtet werden, wird deshalb gesagt, sie fallen auf ihr Gesicht, weil sie, von Furcht zerknirscht, sehend sich demütigen. Mystisch aber wird dadurch, dass [die Schar und die Diener] rückwärts gefallen sind, zu verstehen gegeben, dass das Volk der Juden, das ein eigenartiges Volk war, die Stimme Christi in der Predigt nicht hörte, rückwärts wegging, ausgeschlossen vom Reich [der Gnade]. VI. 2283. – Hier wird die zweite Frage [Christi] angeführt. Und zuerst führt [der Evangelist] die wiederholte Frage an; zweitens Christi Offenbarung, und drittens seine [Selbst-]Darbringung. Er fragte aber ein zweites Mal, Chrysostomus zufolge, wegen zweierlei: damit die Gläubigen, wenn er nämlich seine Macht andeutete, weil die Feinde, die gegen ihn kamen, in seiner Anwesenheit rückwärts auf die Erde fielen, belehrt würden, dass er mit seinem Willen gefangen genommen wurde; Is. 53,7: Dargebracht wurde er, weil er selbst [es] wollte. Zweitens, damit auch, soweit es an ihm liegt, den Juden Anlass zur Bekehrung gegeben würde, da sie das Wunder seiner Macht sahen; Is. 5,4: Was musste ich darüber hinaus [noch] tun? Und weil sie sofort beim Zeigen seiner Macht nicht bekehrt wurden, hat er sich deshalb ihnen zur Gefangennahme freiwillig dargebracht. Daher, als er sie wiederum fragte, Wen sucht ihr? Jene aber sagten: Jesus den Nazarener, antwortete er, sich wiederum offenbarend: Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Darin ist offenbar, dass sie blind waren, sodass sie ihn nicht erkennen konnten. Die Darbringung seiner selbst wird angeführt, wenn er sagt Wenn ihr also mich sucht, nämlich zu ergreifen, tut, was ihr vorhabt, aber so, dass ihr diese, nämlich meine Jünger, weggehen lasst: weil noch nicht die Zeit ist, dass sie weggenommen werden aus der Welt durch die Passion; oben 17,15: Nicht bitte ich, dass du sie wegnimmst aus der Welt. Darin ist offenbar, dass er selbst jenen die Möglichkeit gab, ihn zu ergreifen: denn so, wie er aufgrund seiner Macht seine Jünger rettete, so hätte er um vieles mehr sich retten können; oben 10,18: Niemand nimmt mein Leben: sondern ich lege es ab von mir selbst aus. 2284. – Und dass die Diener die Apostel nicht aufgrund von Christi Überredung gehen ließen, sondern aufgrund seiner Macht, zeigt der Evangelist, indem er sagt damit erfüllt würde die Rede, die er sagte: gleichsam

Lectio II.

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deshalb ließen die Diener die Apostel gehen, weil sie sie nicht halten konnten; weil [Christus] selbst gesagt hat, oben 17,12: Die du mir gegeben hast, nicht habe ich irgendeinen von ihnen verloren. 2285. – Aber [ein Einwand] dagegen. Oben hat der Herr dies gesagt über den Verlust der Seele: wie passt der Evangelist dies an den Verlust des Leibes an? Die Antwort. Man muss sagen, Chrysostomus zufolge, dass der Herr oben gesprochen hat über den Verlust der Seele und des Leibes. Und wenn er nur über den Verlust der Seele gesprochen haben sollte, muss man sagen, dass der Evangelist hier in einer gewissen Ausdehnung sich auf den Verlust des Leibes bezieht. Oder, Augustinus zufolge, muss man sagen, dass das, was gesagt wird, verstanden werden muss auch hinsichtlich des Verlustes der Seele; weil die Apostel noch nicht so glaubten, wie die glauben, die nicht zugrunde gehen. Und deshalb wären sie, wenn sie damals aus dieser Welt gegangen wären, unter jenen gewesen, die zugrunde gehen.

Lectio II. I.

Simon Petrus also, der ein Schwert hatte, zog es heraus, und traf den Diener des Hohepriesters; und er schnitt ihm das rechte Ohr ab. II. Der Name des Dieners aber war Malchus. III. Jesus also sagte zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide. IV. Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, willst du nicht, dass ich ihn trinke? I. 2286. – Nachdem der Evangelist die Bereitschaft Christi gezeigt hat, den Verrat zu ertragen, indem er sich selbst freiwillig dem Verräter darbot [vgl. n. 2279], zeigt er hier, dass [Christus] zum selben bereit war, indem er den Widerstand des Jüngers verhinderte, und erstens wird das Hervortreten des Widerstand leistenden Jüngers angeführt; zweitens seine Verhinderung, an der Stelle [n. 2291] Jesus sagte zu Petrus etc. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens führt er den Eifer des Jüngers bei der Verwundung des Dieners an; zweitens fügt der Evangelist den Namen des Diener an, an der Stelle [n. 2290] Der Name des Dieners aber war Malchus. 2287. – [Der Evangelist] spricht also so: Die Diener ergriffen Jesus, aber Simon Petrus, eifriger als die anderen Jünger, der ein Schwert hatte, zog es heraus, und traf den Diener des Hohepriesters, der unter den Dienern war;

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Caput XVIII.

und er schnitt ihm das rechte Ohr ab: nicht aufgrund seiner vorrangigen Absicht, weil er ihn töten wollte, sondern der Schlag, den er auf den Kopf richtete, glitt ab auf das Ohr. Deshalb nämlich richtete er den Schlag auf den Kopf, damit er leichter darauf hinweise, dass er dies tat aus Eifer für seinen Herrn; III Reg. 19,10: Mit Eifer habe ich geeifert für den Herrn, den Gott der Heerscharen. 2288. – Aber hier fällt eine zweifache Frage vor. Während der Herr den Jüngern aufgetragen hat, Matth. 10,10. dass sie nicht einmal zwei Gewänder haben sollten, wie hatte [dann] Petrus sogar ein Schwert? Ich antworte. Man muss sagen, dass Christus ihnen diese Vorschrift gab, als er sie zum Predigen schickte, und sie dauerte bis zur Zeit der Passion: daher nahm Christus sie in der Passion zurück; Lc. 22,35: Als ich euch schickte ohne Sack und Ranzen, hat euch etwa etwas gefehlt? Und unten [Lc. 22,36]: Aber wer jetzt einen Sack hat, soll desgleichen auch den Ranzen aufnehmen; und wer ihn nicht hat, verkaufe sein Gewand und kaufe ein Schwert. Aufgrund dieser Erlaubnis hatte Petrus verstanden, dass es ihm erlaubt sei, ein Schwert zu tragen. Aber woher hätte er so schnell ein Schwert haben können, da der Herr die zuvor genannten Worte [nur] wenig früher gesagt hatte? Man muss sagen, Chrysostomus zufolge, dass Petrus schon lange früher, da er hörte, dass die Juden Christus ausliefern sollten den Obersten der Priester zur Kreuzigung, sich fürchtete und sich ein Schwert vorbereitet hatte. Oder man muss sagen, der Interlinearis zufolge, dass „Schwert“ hier verstanden wird für „Messer“, das er vielleicht gehabt hatte bei Tisch zum Essen des Lamms, und als er vom Essen aufstand, mit sich getragen hatte. 2289. – Zweitens wird gefragt, was es ist, dass Petrus den Diener des Hohepriesters schlug, obwohl der Herr ihnen gesagt hatte, dass sie nicht dem Bösen Widerstand leisten sollten, Matth. 5,39? Darauf ist zu sagen, dass der Herr [hier] verboten hat, dass sie jemandem Widerstand leisten sollten, um den Herrn zu verteidigen. Oder man muss sagen, dass sie noch nicht durch die Kraft, die von oben über [sie] kam, bestärkt waren, [nicht] sich, [und auch] nicht den [zur Passion] gehenden [Christus] zu verteidigen; Lc. ult., 49: Sitzt in der Stadt, bis ihr bekleidet werdet mit Kraft von oben. Deshalb waren sie noch nicht so vollkommen, dass sie ganz und gar dem Bösen nicht Widerstand leisteten. II. 2290. – Hier wird der Namen des Dieners angeführt: und dieser wird von Johannes besonders beschrieben, weil er selbst, wie unten [v. 15] gesagt wird, dem Hohepriester bekannt war: und deshalb hatte er auch Kenntnis von dessen Dienern. Daher hat er, da er seinen Namen kannte, ihn nicht verschwiegen, zwecks der Gewissheit des Geschehenen. Aber Lucas fügt hinzu, dass der Herr das Ohr jenes [Dieners] geheilt hat, Lc. 22,51. Und dies passt zum Mysterium. Denn durch diesen Diener wird das Volk

Lectio II.

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der Juden bezeichnet, das unterdrückt wurde von den Oberen der Priester; Ez. 34,3: Was fett war, habt ihr aufgegessen. Das Gehör jenes Dieners also hat Petrus beschnitten: weil er schlecht hörte die Worte des Gesetzes, fleischlich nämlich; aber der Herr hat ein neues Gehör wiederhergestellt; Ps. 18,45: Im Gehör des Ohres hat er mir gehorcht. Und demzufolge wird er passend Malchus genannt, das heißt „König“, weil wir durch Christus in der Neuheit des Lebens zu Königen gemacht werden, Apoc. 5,10: Du hast uns gemacht zu Königreich und Priestern für unseren Gott, und wir werden herrschen über die Erde. III. 2291. – Hier wird die Verhinderung des Eifers Petri angeführt, und erstens wird die Verhinderung Petri angeführt; zweitens der Grund der Verhinderung, an der Stelle [n. 2293] Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, willst du nicht, dass ich ihn trinke? 2292. – [Der Evangelist] sagt also, dass Petrus auf diese Weise das Schwert zog, aber der Herr sagte zu ihm Stecke dein Schwert in die Scheide, gleichsam weil nicht Verteidigung, sondern Geduld not tat, und ihm nicht der Gebrauch des materiellen Schwertes erlaubt war: Ier. 47,6: Bis wann wirst du sinken? Oh Schwert des Herrn, wie lange wirst du nicht ruhen? Mystisch aber wird dadurch bezeichnet, dass das Schwert des Wortes Gottes in die Scheide gesteckt werden musste, das heißt in den Glauben der Heiden. IV. 2293. – Und hier wird Grund der Verhinderung angeführt, wenn [Christus] sagt Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, willst du nicht, dass ich ihn trinke? Denn nicht darf Widerstand geleistet werden gegen das, was aus göttlicher Vorhersehung angeordnet wird; Iob 9,4: Wer hat ihm Widerstand geleistet, und hatte Frieden? Es wird aber die Passion „Kelch“ genannt, weil sie aufgrund der Liebe des Duldenden Süße hatte, aber aufgrund ihrer Natur Bitternis; so wie auch eine heilsame Medizin wegen der Hoffnung auf Gesundheit süß ist, aber bitter wegen des Geschmacks; Ps. 116,13: Den Kelch des Heiles werde ich empfangen, und den Namen des Herrn werde ich anrufen. Diesen Kelch also gab ihm der Vater, weil er die Passion aus seinem und des Vaters Willen freiwillig auf sich nahm; unten 19,11: Nicht hättest du Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre.

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Caput XVIII.

Lectio III. I.

Die Schar aber, und der Tribun, und die Diener der Juden ergriffen Jesus, und banden ihn, und führten ihn zuerst zu Annas. II. Er war nämlich der Schwiegervater des Caiphas, der der Hohepriester jenes Jahres war. Es war aber Caiphas, der den Juden den Rat gegeben hatte: Es nützt, dass ein einzelner Mensch stirbt für das Volk. III. Simon Petrus und ein anderer Jünger aber folgten Jesus. IV. Jener Jünger aber war dem Hohepriester bekannt, und er ging mit Jesus in das Haus des Hohepriesters hinein. Petrus aber stand am Eingang der Tür. V. Es ging also der andere Jünger, der dem Hohepriester bekannt war, heraus und sprach mit der Türhüterin, und führte Petrus hinein. VI. Es sagte also zu Petrus die Dienerin [und] Türhüterin: Bist etwa auch du [einer] von den Jüngern dieses Menschen? VII. Jener sagte: Ich bin es nicht. VIII. Es standen aber Diener und Gehilfen bei den Kohlebecken, weil Kälte war, und wärmten sich. Es war aber bei ihnen auch Petrus, stand da und wärmte sich. IX. Der Hohepriester also befragte Jesus über seine Jünger, und über seine Lehre. X. Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich gesprochen zur Welt: ich habe immer gelehrt in den Synagogen und im Tempel, wo alle Juden zusammenkommen, und im geheimen habe ich nichts gesprochen. XI. Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen gesprochen habe: siehe, die wissen, was ich gesagt habe. I. 2294. – Hier wird angeführt, wie der Herr, von den Dienern gefangen genommen, den Oberen vorgeführt wird, und erstens, wie er geführt wird zu einem Oberen, nämlich zu Annas; zweitens, wie er zu einem anderen geführt wird, nämlich zu Caiphas, an der Stelle [n. 2322] Und Annas schickte ihn gebunden zu Caiphas. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens sagt er, wie [Christus] dem Annas vorgeführt wird; zweitens, wie er von Annas verhört wird, an der Stelle [n. 2311] Der Hohepriester also befragte [Jesus]. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er an, wie [Christus] zum Haus des Annas geführt wird; zweitens, wie die Jünger ihm folgen, an der Stelle [n. 2299] Jesus aber folgten Simon Petrus und ein anderer Jünger. Hinsichtlich des ersten

Lectio III.

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wird zuerst gezeigt, was mit Jesus geschah; zweitens wird der Hohepriester selbst beschrieben, zu dem er gebracht wird, an der Stelle [n. 2297] Er war nämlich der Schwiegervater des Caiphas. 2295. – Mit Christus aber ist dreierlei geschehen. Erstens nämlich wird er ergriffen, daher sagt [der Evangelist] Die Schar aber, das heißt die der Soldaten, und ihr Tribun, und die Diener der Juden ergriffen Jesus, der unbegreifbar ist; Ier. 32,19: Groß im Rat, und unerfassbar im Denken. Vielleicht nämlich dachten sie an jene Stelle Ps. 71,11: Gott hat ihn verlassen: verfolgt und ergreift ihn, weil [der] nicht da ist, der ihn [euch] entreißt; Thren. 4,20: Der Geist unseres Mundes, Christus der Herr, ist gefangen in unseren Sünden, das heißt wegen unserer Sünden, damit er uns nämlich befreite; Is. 49,25: Gewiss wird der Fang dem Starken genommen werden. Zweitens wird er gebunden, daher sagt [der Evangelist] und banden ihn, der gekommen ist, die Bande zu lösen und ihre Fesseln zu zerbrechen; Ps. 116,16: Zerbrochen hast du meine Fesseln etc. Drittens wird er hingeführt, daher sagt [der Evangelist] und führten ihn zu Annas, damit sie ihn zugrunde richteten, der gekommen ist, alle auf den Weg des Heils zu führen; Ps. 61,3: Weggeführt hast du mich, weil du zu meiner Hoffnung geworden bist. 2296. – Es kann aber eine zweifache Ursache angegeben werden, weshalb [Christus] zuerst zu Annas geführt wurde. Eine nämlich [ist] der Auftrag des Caiphas, des Hohepriesters jenes Jahres, der nämlich deshalb Jesus zu Annas schickte, damit es entschuldbarer sei, wenn er den von Annas Verurteilten danach selbst verurteilte. Eine andere Ursache [kommt] von der Nähe des Hauses des Annas, das am Weg gelegen und näher war. Und da sie fürchteten, dass Jesus ihnen entrissen würde, wenn ein Aufruhr des Volkes ausgelöst würde, wichen sie deshalb dorthin aus. II. 2297. – Hier wird zuerst der Hohepriester beschrieben hinsichtlich der Verwandtschaft mit Caiphas, dass er der Schwiegervater des Caiphas war; zweitens wird Caiphas selbst beschrieben, dass er der Hohepriester jenes Jahres war. Man muss nämlich wissen, dass nach dem Gesetz der höchste Priester durch [sein] ganzes Leben hin das Amt ausübte [und] ihm nach dem Tod der Sohn nachfolgte. Danach aber, als der Neid und der Ehrgeiz der Oberen wuchs, folgte nicht nur dem Vater nicht der Sohn nach, sondern [der Hohepriester] übte auch nicht über ein Jahr hinaus das Amt des Hohepriesters aus, und selbst das beschaffte er [sich] durch Geld, wie Josephus sagt. Und deshalb ist es kein Wunder, wenn [Caiphas] im Jahr jenes Hohepriestertums, das so nichtswürdig erworben war, eine so verbrecherische Tat vollbrachte. 2298. – [Der Hohepriester] wird beschrieben auch hinsichtlich seines Rates;

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Caput XVIII.

daher sagt [der Evangelist] Es war aber Caiphas, der den Juden den Rat gegeben hatte, oben 11,50, diesen nämlich, dass es nützt, dass ein einzelner Mensch stirbt für das Volk. Daran erinnert der Evangelist deshalb, damit er den Anstoß entferne aus den Herzen der Gläubigen, indem er zeigt sogar durch die Prophezeiungen der Feinde, dass [Christus] nicht wegen seiner Schwäche oder Ohnmacht gefangen wurde und gestorben ist, sondern wegen des Heils des Volkes, damit nämlich nicht das ganze Volk zugrunde gehe. Das Zeugnis der Feinde nämlich ist wirkungsvoller; und die Wahrheit ist von solcher Natur, dass auch der Feind sie nicht verschweigen kann. III. 2299. – Hier wird angeführt, wie die Jünger sich Christus anschlossen, und erstens wird angeführt, wie Petrus mit einem anderen Jünger Christus folgte; zweitens, wie sie hineingehen an den Ort, wo Christus war [n. 2203]; drittens, wie [Petrus] ableugnete [n. 2307]. 2300. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Jesus aber folgte Simon Petrus, aus Ergebenheit, wie sehr auch von weitem, wegen der Furcht, und ein anderer Jünger, nämlich Johannes, der seinen Namen selbst verheimlicht aufgrund von Demut. Es wird aber dadurch zu verstehen gegeben, dass die übrigen Jünger geflohen sind und Jesus verließen, wie gesagt wird in Matth. 26,56. 2301. – Mystisch aber werden unter diesen zwei Jüngern zwei Leben verstanden, die Christus folgen, nämlich das tätige, das bezeichnet wird durch Petrus, und das anschauende, das [bezeichnet wird] durch Johannes. Und das tätige freilich folgt Christus gehorchend, oben 10,27: Meine Schafe hören meine Stimme; das anschauende aber erkennend und anschauend, Oseae 6,3: Wir werden dich kennen und dir folgen. 2302. – Diese beiden Jünger aber folgten Christus, weil sie ihn mehr als die anderen liebten: daher kamen sie als erste zum Grab, unten 20,2; und weil sie wechselseitig eine größere Kraft der Liebe vereinte: daher sind sie oft im Evangelium gemeinsam verbunden; und in Act. [8,14] wird gesagt, dass sie zu jenen Petrus und Johannes sandten. Und wiederum [Act. 3,1]: Petrus und Johannes gingen hinauf zum Tempel zur neunten Stunde des Gebets. IV. 2303. – Hier wird angeführt, wie Petrus hineinging, der Reihenfolge nach: und erstens, wie Johannes voranging; zweitens, wie er Petrus hineinführte, an der Stelle [n. 2306] Es ging also der andere Jünger heraus etc. 2304. – Die Reihenfolge aber war so, weil Johannes zuerst hineinging mit

Lectio III.

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Jesus. Und der Grund dafür war, dass er dem Hohepriester bekannt war; und Petrus stand am Eingang der Tür. Und mag Johannes auch ein Fischer gewesen sein, und ein junger Mann, der von Christus gerufen wurde, war er dennoch dem Hohepriester bekannt: entweder weil der Vater des Johannes [bei] ihm Diener war, oder irgendjemand von seinen Verwandten. Und nicht führte Johannes dies aufgrund von Prahlerei über sich an, sondern aufgrund von Demut, damit nicht dies, dass er früher als Petrus eintrat mit Jesus in das Haus des Hohepriesters, und nicht Petrus [zuerst], mehr seiner Tugend und Vorrangigkeit, als der Bekanntschaft [mit dem Hohepriester] zugeschrieben werde. Und deshalb sagt er Jener Jünger aber, nämlich Johannes, war dem Hohepriester bekannt, und deshalb ging er mit Jesus in das Haus des Hohepriesters hinein, wohin Christus geführt worden war. Petrus aber stand, gleichsam als ob er die kommende Verleugnung ahnte; Ps. 31,13: Die mich sahen, sind von mir hinaus geflohen. 2305. – Mystisch aber tritt Johannes mit Jesus ein, weil er durch das beschauende Leben mit ihm vertraut ist; Sap. 8,16: Eintretend in mein Haus, werde ich mit ihr zur Ruhe kommen. Aber Petrus bleibt draußen, weil sich das tätige Leben mit Äußerem beschäftigt; Lc. 10,39 f: Maria saß nahe den Füßen des Herrn und hörte sein Wort. Martha aber mühte sich um häufiges Bedienen. V. 2306. – Hier wird gezeigt, auf welche Weise Petrus durch Vermittlung des Johannes hineingeführt wurde, weil der andere Jünger, nämlich Johannes, dem Hohepriester bekannt war und mit der Türhüterin sprach, damit er ihn hineinführte, und führte Petrus hinein. Dadurch wird mystisch zu verstehen gegeben, dass durch das beschauende Leben das tätige Leben zu Christus hineingeführt wird: so wie nämlich die niedrigere Vernunft gelenkt wird durch die höhere, so auch das tätige Leben durch das beschauende; Ps. 43,3: Sende dein Licht aus und deine Wahrheit: sie selbst haben mich weggeführt und hingeführt auf deinen heiligen Berg, und in deine Zelte. VI. 2307. – Hier wird Petri Verleugnung angeführt, und erstens wird angeführt das Motiv der Verleugnung, oder auch der Anlass; zweitens wird die Verleugnung selbst angeführt, an der Stelle [n. 2309] Jener sagte: Ich bin es nicht; drittens die Bekräftigung der Verleugnung, an der Stelle [n. 2310] Es standen aber Diener und Gehilfen bei den Kohlebecken. 2308. – Der Anlass der Verleugnung aber und das Motiv war für Petrus die Frage der Dienerin; daher sagt [der Evangelist] Es sagte also zu Petrus die Dienerin [und] Türhüterin: Bist etwa [einer] von den Jüngern dieses Men-

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schen? Sie sagt aber auch du, weil sie wusste, dass Johannes ein Jünger Christi war, und dennoch sagt sie wegen der Bekanntschaft [des Johannes mit dem Hohepriester] zu ihm nichts. Es zeigt sich aber darin die Schwäche Petri zu jener Zeit, weil er durch einen geringfügigen Anlass bewegt wurde zum Verleugnen: und dies aufgrund von zweierlei. Erstens aufgrund der fragenden Person selbst, weil nicht ein bewaffneter Soldat, nicht ein beeindruckender Hohepriester, sondern eine Frau und Dienerin [und] Türhüterin fragte. Zweitens aufgrund der Form der Frage, weil [die Dienerin] nicht sagte: Bist du etwa [einer] von den Jüngern dieses Verräters? Dadurch schien sie mehr aus Mitleid zu sprechen. Daher wird auch dadurch erkannt, dass durch das Wort Gottes die Himmel befestigt sind, und durch den Geist seines Mundes all ihre Kraft: Ps. 33,6, weil der, der auf das Wort einer Dienerin hin verleugnet hat, danach den Namen Christi vor den Oberen der Priester bekennen und predigen wird; Act. 4,8 ff. VII. 2309. – Die Verleugnung Petri wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Jener sagte: Ich bin es nicht. Hierbei müssen wir beachten, Augustinus zufolge, dass Christus nicht nur von dem verleugnet wird, der sagt, dass [Jesus] Christus sei, sondern sogar von dem, der leugnet, dass er [selbst] Christ sei. Nicht anderes aber hat Petrus auf diese Art verleugnet, als dass er Christ sei. Deshalb aber erlaubte der Herr Petrus, zu leugnen, weil er wollte, dass dieser, der der ganzen Kirche vorangestellt werden sollte, mit den Schwachen und Sündigenden mehr Mitleid habe, da er in sich selbst die Schwäche der Sünde erfahren hatte, Hebr. 4,15: Nicht haben wir einen Hohepriester, der nicht Mitleid haben könnte mit unseren Schwächen, da er versucht wurde von allem außer der Sünde: wahr ist dies von Christus, aber über Petrus kann es auch gesagt werden, [allerdings] mit der Sünde. Einige jedoch, die Petrus eine gewisse nichtige Nachsicht zuwenden, sagen, dass er nicht aus Angst verleugnete, sondern aus Liebe, weil er immer mit Christus sein wollte, und ihm fortwährend folgen; er wusste nämlich, dass er, wenn er bekannte, er gehöre zu den Jüngern Christi, von Christus getrennt und hinaus gestoßen werden würde. Aber das stimmt nicht zu den Worten des Herrn: weil er nicht deshalb verleugnete, weil er nicht von Christus getrennt werden wollte, sondern weil er nicht für Christus das Leben hingeben wollte. Oben nämlich [13,37], als er gesagt hatte Mein Leben werde ich für dich hingeben, antwortet Jesus: Dein Leben wirst du für mich hingeben? Amen amen, ich sage dir: nicht wird der Hahn dreimal krähen, bevor du mich dreimal verleugnest.

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VIII. 2310. – Die Bekräftigung der Verleugnung wird angeführt an der Stelle Es standen aber Diener und Gehilfen bei den Kohlebecken … Es war aber bei ihnen auch Petrus; gleichsam damit es mehr so schiene, dass er nicht sein Jünger sei. Denn Petrus stellte sich, damit er nicht zu den Jüngern zu gehören schiene, zwischen die Gehilfen und Diener, die bei den Kohlebecken standen, weil Kälte war, so wie es manchmal bei einer winterlichen Tag- und Nachtgleiche im März geschieht: dabei bedachte Petrus nicht gut, dass gesagt wird in Ps. 18,26 f: Mit dem Heiligen wirst du heilig sein … und mit dem Verdorbenen wirst du verdorben werden. Auch das Wetter selbst passt mit dem Zustand seines Gemütes zusammen, in dem die Liebe gefroren war; Matth. 24,12: Gefrieren wird die Liebe vieler, weil die Ungerechtigkeit überhand genommen hat. IX. 2311. – Der Hohepriester also befragte Jesus, wobei erstens die Befragung angeführt wird; zweitens Christi Antwort, an der Stelle [n. 2313] Jesus antwortete ihm; drittens die Tadelung der Antwort, an der Stelle [n. 3217] Als er dies aber gesagt hatte etc. 2312. – Zweierlei aber wurde Christus angelastet von den Juden: nämlich eine falsche Lehre, und eine neue; Mc. 1,27: Was ist das für eine neue Lehre? Zweitens Aufruhr, und Anlockung der Menschen zu ihm; Lc. 23,5: Er bewegte das Volk in ganz Judäa, angefangen von Galiläa bis hierher. Und deshalb befragt [der Hohepriester] ihn über diese beiden Dinge. Erstens nämlich über seine Jünger, die er verführt zu haben schien; zweitens über seine Lehre, indem er gleichsam deren Falschheit feststellte. X. 2313. – Hier wird die Antwort des Herrn angeführt, und erstens führt er die Art seiner Lehre an, zweitens fragt er nach dem Zeugnis anderer, an der Stelle [n. 2316] Was fragst du mich? Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens stellt er die Offenbarung der Lehre dar; zweitens legt er sie aus [n. 2315]. 2314. – [Christus] sagt also Ich habe öffentlich gesprochen zur Welt. Aber [ein Einwand] dagegen. Oben, 16,25, sagt er: Es kommt die Stunde, da ich nicht in Sprichwörtern, sondern offen euch vom Vater künden werde. Wenn

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Caput XVIII.

er also zu den Jüngern noch nicht offen gesprochen hatte, wie hat er offen zur Welt gesprochen? Die Antwort. Man muss sagen, dass er zu den Jüngern noch nicht offen sprach, weil er herausragende Gedanken vortrug; zur Welt aber hat er offen gesprochen, weil er gemeinverständlich predigte. 2315. – Daher legt er dies aus, indem er sagt ich habe immer gelehrt in den Synagogen und im Tempel. Aber [ein Einwand] dagegen. In Matth. 16,11 f wird gesagt, dass er den Jüngern vieles abgesondert [von der Menge] ohne Gleichnisse vortrug. Aber darauf gibt es dreifache Antwort. Eine, dass es nicht als im Geheimen gesprochen erachtet wurde, weil er zu zwölf Jüngern sprach. Eine andere ist, dass er es nicht den Jüngern vortrug mit der Absicht, es zu verheimlichen. Drittens, wenn Gewicht auf das Wort gelegt wird, dass der Herr hier spricht über die Lehre, die er dem Volk gab, die er ihnen nicht in [kleinen] Zusammenkünften vortrug, sondern an öffentlichen Orten; Ps. 40,10: Verkündet habe ich deine Gerechtigkeit in der großen Versammlung; Is. 45,19: Nicht habe ich gesprochen im Verborgenen, an finsterem Ort der Erde. XI. 2316. – Und dazu verlangt [Christus] das Zeugnis anderer, indem er sagt Was fragst du mich? Frage die, die gehört haben, was ich zu ihnen gesprochen habe: und erstens verweist er jene auf das Zeugnis anderer, zweitens zeigt er, wessen Zeugnis er sucht; drittens bezeichnet er den Grund dafür. Hinsichtlich des ersten sagt er Was fragst du mich? als ob er sagte: Durch andere kannst du dies wissen. Und das heißt fügt er hinsichtlich des zweiten hinzu Frage die, die gehört haben. Denn, wie gesagt wird in Matth. 22,15, schickten die Pharisäer zu Jesus, um ihn zu überführen im Gespräch: dennoch konnten sie gegen ihn nichts finden. Und deshalb verweist er sie auf jene. Und den Grund dafür fügt er hinzu: siehe, die wissen, was ich gesagt habe: darüber können sie Zeugnis geben.

Lectio IV. I.

Als er aber dies gesagt hatte, gab einer der Diener, der dabeistand, Jesus eine Ohrfeige, und sagte: So antwortest du dem Hohepriester? II. Jesus antwortete ihm: Wenn ich übel gesprochen habe, gib Zeugnis über das Üble; wenn aber gut, weshalb schlägst du mich? III. Und es schickte ihn Annas gebunden zum Hohepriester Caiphas. IV. Es stand aber Simon Petrus, und wärmte sich. V. Sie sagten also zu ihm: Bist etwa auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete, und sagte: Ich bin es nicht. Es sagte zu ihm einer von den Dienern des Hohepriesters, der ein Verwandter war desjenigen, dessen

Lectio IV.

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Ohr Petrus abgeschlagen hatte: Habe ich dich nicht gesehen im Garten mit jenem? Wiederum also leugnete Petrus; VI. Und sofort krähte der Hahn. I. 2317. – Nachdem die Antwort des Herrn angeführt worden ist [vgl. n. 2313], wird hier die Missbilligung der Antwort angeführt, und erstens wird die Missbilligung durch den Diener angeführt; zweitens die Rechtfertigung des Herrn, an der Stelle [n. 2320] Jesus antwortete ihm etc. 2318. – Der Diener aber missbilligt die Antwort des Herrn, erstens durch die Tat, weil er ihm eine Ohrfeige gab ; daher sagt [der Evangelist] Als er, nämlich Jesus, aber dies gesagt hatte, gab einer der Diener nämlich des Hohepriesters, der dabeistand, ihm eine Ohrfeige. Dies nun geschah nicht zufällig, sondern war lange vorher und vielfach prophezeit worden; Is. 50,6: Ich gab meinen Leib denen, die ihn schlugen, und meine Wangen denen, die [am Bart] rissen; Thren. 3,30: Er wird dem, der ihn schlägt, die Wange darbieten, gesättigt werden wird er durch Schmähungen; Micha 4,14: Mit der Rute werden sie schlagen die Wange des Richters von Israel. Zweitens aber missbilligt [der Diener die Antwort des Herrn] durch das Wort, indem er sagt So antwortest du dem Hohepriester? Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass Annas Hohepriester war und dass [Christus] noch nicht zu Caiphas geschickt worden war; daher erwähnt Lc. 3,2 diese zwei Hohepriester. Unter den Obersten, sagt er, der Priester, Annas und Caiphas. Aber es werden zwei Hohepriester genannt, weil sie abwechselnd die Hohepriesterschaft für sich beanspruchten; aber in jenem Jahr war Annas der Oberste der Priester. 2319. – Bewegt aber wurde der Diener dazu, Christus zu schlagen, offensichtlich dadurch, weil [dieser] das Zeugnis derer verlangt hatte, die ihn [früher] gehört hatten [7,32]: als [damals] die Hohepriester Diener geschickt hatten, ihn [mit listigen Worten] zu fangen, kamen sie, selbst gefangen durch die Worte Jesu, zurück und sagten [7,46], dass niemals ein Mensch so gesprochen hat wie dieser Mensch. Weil jener [Diener] also sich entschulden wollte, dass er [nämlich] nicht zu jenen [Dienern] gehörte, schlug er ihn. Aber dass Christus dem Hohepriester übel geantwortet hatte, vermutete er daraus, dass er gesagt hatte Weshalb fragst du mich? Frage die, die es gehört haben, und es deshalb schien, er habe den Hohepriester gerügt wegen einer unklugen Frage, während jedoch geschrieben steht, Ex. 22,28: Den Obersten deines Volkes sollst du nicht schmähen.

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Caput XVIII.

II. 2320. – Anschließend entschuldet sich Jesus vernünftig, wenn er sagt Wenn ich übel gesprochen habe als ich dem Hohepriester antwortete, gib Zeugnis über das Üble; als ob er sagte: Wenn du aufgrund dessen, was von mir gesagt wurde, einen Grund hast, aufgrund dessen du mich tadeln könntest, zeige, was ich Übles gesagt habe: weil im Mund zweier oder dreier Zeugen jedes Wort besteht, Deut. 19,15. Wenn aber gut das heißt wenn du dies nicht zeigen kannst, weshalb schlägst du mich? das heißt weshalb wütest du gegen mich? Oder dies kann bezogen werden darauf, dass [Christus] oben gesagt hatte [v. 21] Frage die, die es gehört haben, was ich zu ihnen selbst gesagt habe, so dass der Sinn ist: Wenn ich übel gesprochen habe, in der Synagoge oder im Tempel, was ich nicht sollte, gib Zeugnis über das Üble, das ich gesagt habe vor dem Obersten der Priester. Aber dies hätte der Diener nicht zeigen können. Wenn aber gut, weshalb schlägst du mich? als ob er sagte: es ist ungerecht; Ier. 18,22: Wird etwa zurückgegeben Übles für Gutes, weil sie gegraben haben eine Grube für mein Leben? 2321. – Aber hier besteht eine Frage, weil in Matth. 5,39 der Herr seinen Jüngern vorschreibt: Wenn jemand dich auf die rechte Wange schlägt, gib ihm auch die andere. Über Christus aber wird gesagt in Act. 1,1: Jesus begann zu tun und zu lehren. Er musste also tun, was er lehrte. Aber dies tat er [hier] nicht; vielmehr, was das Gegenteil zu sein scheint, er entschuldete sich. Die Antwort. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass die Worte und Vorschriften der Heiligen Schrift aufgrund der Taten der Heiligen ausgelegt werden können und verstanden werden, weil derselbe Heilige Geist, der die Propheten und die anderen Autoren der Heiligen Schrift inspiriert hat, die Heiligen zum Werk bewegt hat. Denn, so wie in II Petr. 1,21 gesagt wird, Vom Heiligen Geist inspiriert haben gesprochen die heiligen Menschen Gottes, so wird gesagt in Rom, 8,14: Die vom Geist Gottes getrieben werden, die sind Söhne Gottes. So muss die Heilige Schrift verstanden werden dem gemäß, was Christus und die anderen Heiligen eingehalten haben. Christus aber hat jenem [Diener] nicht die andere Wange hingehalten; noch auch Paulus, Act. 16,22 ff. Daher muss nicht verstanden werden, dass Christus aufgetragen hätte, dass [die Gläubigen] die andere körperliche Wange, dem Buchstaben nach, dem hinhielten, der die eine geschlagen hat; sondern dies muss verstanden werden hinsichtlich der Vorbereitung der Seele, dass sie, wenn es nötig ist, so geordnet ist, dass sie nicht im Geist aufgeregt wird gegen den Schlagenden, sondern bereit sei, Ähnliches und auch Weitergehendes zu ertragen. Und dies hat der Herr eingehalten, der seinen Körper der Tötung darbot. So also war die Entschuldung des Herrn nützlich zu unserer Belehrung.

Lectio IV.

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III. 2322. – Hier wird gezeigt, wie [Christus] vom Hohepriester geschickt wird zum anderen Hohepriester, und erstens wird das Wegschicken Christi angeführt; zweitens wird Petri Verleugnen vollendet, an der Stelle [n. 2324] Es stand aber Simon Petrus, und wärmte sich. 2323. – [Der Evangelist] sagt also Und es schickte ihn Annas gebunden zum Hohepriester Caiphas, zu dem er von Anfang an geführt wurde; aber die Ursache, weshalb er zuerst hierher kam, ist oben ausgeführt worden. Aber beachte des Annas Schlechtigkeit: weil er, obwohl er ihn hätte freilassen müssen, da er ja ohne Schuld war, trotzdem ihn gebunden [zu Caiphas] schickte. IV. 2324. – Hier wird die zweite Verleugnung Petri behandelt und die dritte, und erstens wird der Anlass der Verleugnung angeführt; zweitens Petri doppelte Verleugnung, an der Stelle [n. 2326] Sie sagten also zu ihm etc.; drittens wird die Erfüllung des Zeichens der Worte Christi angeführt, an der Stelle [n. 2327] Und sofort krähte der Hahn etc. 2325. – Der Anlass der zweiten Verleugnung Petri aber war das Verweilen mit den Dienern des Hohepriesters, die am Feuer standen. Denn Chrysostomus sagt: „Als Christus zu Caiphas wegging, blieb Petrus noch mit den Dienern zurück.“ So nämlich war er vereinnahmt von der Sünde nach der [ersten] Verleugnung, dass er, der zuvor glühend war, nun sich nicht mehr um Christus zu kümmern schien, Ier. 8,6: Keinen gibt es, der Reue übt für seine Sünde, indem er sagt: Was habe ich getan? Und deshalb sagt [der Evangelist] Es stand aber Simon Petrus noch, und wärmte sich, obwohl Christus von dort weggegangen war, und erinnerte sich nicht dessen, was gesagt wird in Ps. 1,1: Selig der Mann, der nicht fortgegangen ist in den Rat der Unfrommen. Aber diese Auslegung kann nicht bestehen: weil so folgen würde, dass die zweite und dritte Verleugnung geschahen in Abwesenheit Christi; dies ist dem entgegen, was gesagt wird in Lc. 22,61, dass nach der dritten Verleugnung Petri der Herr sich umdrehte und Petrus ansah. Und deshalb legt Augustinus es anders aus und sagt, dass der Evangelist in Zusammenfassung spricht, nach seiner Art, damit er den Fortgang und die Ordnung der Sache zeige. Er hatte nämlich oben gesagt [v. 18], dass die Diener und Gehilfen bei den Kohlebecken standen, weil Kälte war und sie sich wärmten, und Petrus stand bei ihnen und wärmte sich, und danach fügte er die Befragung Christi durch den Hohepriester ein; und nachher, damit er den

434

Caput XVIII.

Ablauf fortführte, nimmt er fast dieselben Worte wieder auf und sagt Es stand aber Simon Petrus, nämlich bevor Christus zu Caiphas geschickt wurde. V. 2326. – Danach wird die zweifache Verleugnung Petri angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Sie sagten also zu ihm: Bist etwa auch du einer von seinen Jüngern? Und bezüglich einer jeden wird zweierlei angeführt, nämlich der Anlass der Verleugnung, das heißt die Frage, und die Verleugnung selbst. Aber hier ergibt sich eine zweifache Frage des Wortlautes. Denn Matth. sagt in 26,71, als er über die zweite Verleugnung spricht: Als aber jener durch die Tür hinausging, sah ihn eine zweite Dienerin, und sagte zu denen, die dort waren: Auch dieser war mit Jesus von Nazareth. Und wiederum leugnete er mit einem Schwur. Und so erscheint hier eine zweifache Gegensätzlichkeit. Weil Johannes sagte, Petrus habe geleugnet, als er beim Feuer stand, Matthäus aber, als er aus dem Haus hinausging. Die andere Gegensätzlichkeit ist: dass [Petrus] Matthäus zufolge von einer anderen Dienerin gefragt wird, Johannes zufolge von anderen, nämlich vielen; deshalb sagt er Sie sagten also zu ihm: Bist etwa auch du einer von seinen Jüngern? Ebenso wird [Petrus] auch Lucas zufolge nur von einer [Frau] gefragt; daher wird gesagt in Lc. 22,59: Und nach der Zwischenzeit von ungefähr einer Stunde sagte ein anderer und versicherte: Wahrlich war auch dieser mit ihm. Die Antwort. Man muss sagen, dass Petrus, als er das erste Mal leugnete, aufstand und bei der Tür hinausging, und als er hinausging, ihn eine andere Dienerin fragte. Oder sie sagte es zu anderen, weil sie zu diesen gehörte, so wie Matthäus berichtet. Und so leugnete [Petrus] ein zweites Mal. Und danach kehrte Petrus zurück, damit er sich auch davon entschuldete, und saß bei anderen; als er dort saß, fragten andere, die [es] von der Dienerin gehört hatten, ihn wiederum, wie Matthäus sagt. Oder einer zuerst, wie es hier gesagt wird, und danach viele andere. Und so leugnete er das dritte Mal. Daher wird über die dritte Verleugnung hinzugefügt: Es sagte zu ihm einer von den Dienern des Hohepriesters, der ein Verwandter war desjenigen, dessen Ohr Petrus abgeschlagen hatte. Dieser dritte gab ein Zeugnis, da vom Anblick [selbst]; daher sagt er Habe ich dich nicht gesehen im Garten mit jenem? Wiederum also leugnete Petrus, nach der Zwischenzeit von einer Stunde, zum dritten Mal. Und es bedeutet nichts, wenn die anderen Evangelisten sagen, die dritte Befragung sei geschehen durch viele, Johannes aber, sie sei geschehen durch einen. Es konnte nämlich geschehen, dass jener, der sich mehr sicher war, fragte, und andere zum Fragen veranlasste. Vieles nämlich ist bezüglich dieser Worte gesagt worden von den Umstehenden, deren eines der eine Evangelist erwähnt, und der andere ein anderes, weil nicht das ihre vorrangige Absicht war, sondern an die Worte Petri zu erinnern, und die Wahrheit dessen zu

Lectio V.

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zeigen, was der Herr zu Petrus gesagt hatte; daher kommen in den Worten Petri alle überein; Num. 24,13: Was immer der Herr sagen wird, das werde ich sprechen. VI. 2327. – Anschließend behandelt [der Evangelist] das Erinnerungszeichen Christi: daher sagt er Und sofort krähte der Hahn, veranlasst durch göttliche Kraft, damit die Vorhersage des Arztes erfüllt würde, und die Erwartung des Kranken besiegt.

Lectio V. Sie führen also Jesus von Caiphas in die Statthalterei. Es war aber morgens: und sie selbst gingen nicht in die Statthalterei hinein, damit sie nicht verunreinigt würden, sondern das Paschamahl essen [konnten]. II. Es ging also Pilatus zu ihnen hinaus und sagte: Welche Anklage bringt ihr vor gegen diesen Mann? Sie antworteten und sagten zu ihm: Wenn dieser kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn nicht dir übergeben. III. Pilatus sagte also zu ihnen: Nehmt ihr ihn, und richtet ihn nach eurem Gesetz. IV. Die Juden sagten also zu ihm: Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten. V. Sodass das Wort Jesu erfüllt wurde, das er gesagt hatte, als er bezeichnete, durch welchen Tod er sterben würde.

I.

I. 2328. – Hier wird die Zuweisung Christi an die Heiden behandelt, und erstens sagt der Evangelist, auf welche Art Christus dem Statthalter zugewiesen wird; zweitens wird der Grund dafür vom Statthalter untersucht, an der Stelle [n. 2335]; und er sagte: Welche Anklage bringt ihr vor gegen diesen Mann?; drittens [sagt der Evangelist], auf welche Art [Christi] Unschuld erklärt wird, an der Stelle [n. 2366] Und als er dies gesagt hatte, ging er wiederum heraus. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens beschreibt er den Ort der Zuweisung; zweitens die Zeit [n. 2330]; drittens die Art [n. 2331]. 2329. – Der Ort nämlich ist, dass [sie Christus] in die Statthalterei [führten]: daher sagt [der Evangelist] Sie führen also Jesus zu (sic) Caiphas in die

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Caput XVIII.

Statthalterei (Prätorium), die der Ort des Gerichtes ist. Daher wurde auch üblicherweise im Heer [der Platz], wo das Zelt des Feldherrn war, Prätorium genannt; daher wird hier das Haus des Statthalters Prätorium genannt. Aber wie[so] wird [Christus] zu Caiphas in die Statthalterei geführt? Darauf ist zu sagen, dass man sagen kann, dass Caiphas vorausgegangen war ins Haus des Pilatus, damit er ihn informierte über die Tatsache, dass Jesus ihm vorgeführt werden würde: daher hat er ihm Jesus bezeichnet, als er in der Statthalterei mit Pilatus herausging. Oder man kann sagen, dass Caiphas, weil er der Oberste der Priester war, geräumige Häuser hatte, so, dass in einem Teil von ihnen auch der Statthalter beherbergt wurde: und so ist der Sinn: Sie führen also Jesus zu Caiphas, nämlich in sein Haus, und dies [bedeutet] in die Statthalterei. Oder man muss sagen, dass es im Griechischen besser lautet: Sie führen Jesus von Caiphas in die Statthalterei: und so wird jeder Zweifel behoben. 2330. – Die Zeit wird beschrieben: Es war aber morgens, denn ihre Schlechtigkeit war so groß, dass kein Aufschub dazwischen gelassen wurde, [Christus] dem Pilatus zur Tötung zu übergeben. Mich. 2,1: Weh, die ihr Unnützes bedenkt, und Übles bewerkstelligt in euren Lagern. Im morgendlichen Licht machen sie jenes, weil gegen Gott ihre Hand ist; Iob 24,14: Am frühesten Morgen erhebt sich der Mörder, er tötet den Bedürftigen und Armen. Aber daraus erhebt sich eine schwere Frage. Denn die drei anderen Evangelisten sagen, dass gegen Anfang der Nacht der Herr gegeißelt wurde im Haus des Caiphas, und von ihm verhört wurde, indem er sagte [Lc. 22,67]: Sage uns, ob du Christus bist, und am Ende des Morgens wurde er wurde er zu Pilatus geführt. Dazu muss man sagen, wenn wir unseren Wortlaut retten wollen, dass Caiphas [Christus] das erste Mal sah, als er nachts im Haus des Annas war, und dass [Christus] damals von ihm verhört werden konnte. Aber noch immer bleibt ein Zweifel darüber, dass [die anderen Evangelisten] sagen, dass [Christus] gegeißelt wurde im Haus des Caiphas. Dies wird gänzlich gelöst dadurch, wie es im Griechischen lautet, nämlich dass sie ihn von Caiphas in die Statthalterei führen, weil er demzufolge vom Haus des Annas in der Nacht geführt wurde zum Haus des Caiphas, wo er gegeißelt und verhört wurde, und am Morgen wurde er von Caiphas in die Statthalterei gebracht. 2331. – Damit sie nicht verunreinigt würden, sondern das Paschamahl essen [konnten]. Hier wird zuerst ihr nichtiger Aberglaube bezeichnet, weil sie nicht in die Statthalterei hineingingen, zweitens des Pilatus Ehrerbietung gegen sie, weil er ihnen hinaus entgegenging. Aber dies, was [der Evangelist] sagt hinsichtlich des ersten, dass sie nicht hineingingen, damit sie nicht verunreinigt würden, hat einen Zweifel. Es sagen nämlich die anderen Evangelisten, dass Christus gefangen genommen wurde am Abend am Tag des Festmahls: und damals war Pascha, Lc. 22,15: Mit Verlangen habe ich danach verlangt, dieses Paschamahl mit euch zu essen. Und

Lectio V.

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des Morgens am nächsten Tag wurde er zur Statthalterei geführt. Wie also [wird gesagt] damit sie das Paschamahl essen [konnten], wenn es am nächsten Tag nach dem Paschafest war? Aber dazu sagen manche jetzige Griechen, dass dies geschah am vierzehnten Tag nach Neumond, und dass [Christus] gekreuzigt wurde an dem Tag, an dem die Juden das Paschafest feierten, [und] sie sagen, dass Christus dem Paschafest einen Tag zuvorkam, weil er wusste, dass ihm die Tötung bevorstand am Paschafest der Juden; daher feierte er das Paschafest am dreizehnten Tag nach Neumond am Abend. Und dies sagen sie, weil im Gesetz vorgeschrieben ist, dass vom vierzehnten Tag nach Neumond des ersten Monats bis zum einundzwanzigsten Tag des Monats kein gesäuertes [Brot] gefunden werden darf bei den Juden. Daher sagen sie, dass Christus von gesäuertem [Brot] seinen Leib geheiligt hat. 2332. – Aber dies kann nicht bestehen wegen zweierlei. Erstens, weil niemals im Alten Testament gefunden wird, dass es jemandem erlaubt war, der Feier des Paschafestes zuvorzukommen; sondern wenn es eine Verhinderung gab, war es erlaubt, [das Paschafest] zu verschieben bis zum nächsten Monat. Num. 9,10: Ein Mann in eurem Volk, der unrein wäre in der Seele, oder fern auf dem Weg, mache dem Herrn ein Pascha, im folgenden Monat, am vierzehnten Tag des Monats gegen Abend. Weil also Christus nichts übergangen hat bei den Befolgungen des Gesetzes, sagen [jene Griechen] Falsches, [nämlich] dass er dem Paschafest zuvorgekommen wäre. Zweitens [kann dies nicht bestehen], weil sich in Mc. 14,12 ausdrücklich findet, dass Christus am Tag der ungesäuerten Brote kam, weil es notwendig war, dass er am Paschafest getötet würde; und Matthäus sagt [26,17], dass am ersten Tag der ungesäuerten Brote die Jünger zu Jesus kamen und sagten: Wo willst du, dass wir dir das Pascha bereiten sollen, um es zu essen? Nicht also darf man sagen, dass Christus dem Paschafest zuvorgekommen ist. 2333. – Und deshalb sagt es Chrysostomus anders, nämlich dass Christus, der das Gesetz in allem erfüllte, zur vorgesehenen Zeit das Paschafest feierte, nämlich am vierzehnten Tag nach Neumond am Abend; aber die Juden waren so entschlossen, Christus zu töten, dass sie das Paschafest nicht zur vorgesehenen Zeit feierten: sondern am folgenden Tag, nämlich am fünfzehnten Tag nach Neumond. Daher sagt [der Evangelist] damit sie nicht verunreinigt würden, sondern das Paschamahl essen [konnten], das sie am vorangehenden Tag ausgelassen hatten. Aber auch das kann nicht bestehen, weil in Num. 9,10 f gesagt wird, dass jemand, wenn er wegen Hindernissen das Paschafest nicht feiern kann am vierzehnten Tag nach Neumond des ersten Monats, es nicht am folgenden Tag feiert, sondern am vierzehnten Tag des zweiten Monats. 2334. – Und deshalb muss man sagen, Hieronymus und Augustinus und anderen lateinischen Gelehrten zufolge, dass der vierzehnte Tag nach Neumond der Beginn des Festes ist; aber ,Pascha‘ wird nicht nur der Abend genannt, sondern die ganze Zeit der sieben Tage: deshalb aßen sie ungesäuerte

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Caput XVIII.

Brote, die gegessen werden mussten von den Reinen. Daher gingen die Juden, weil sie sich in der Statthalterei eines fremden Richters Unreinheit zuzogen, deshalb nicht in die Statthalterei, damit sie nicht verunreinigt würden, sondern das Paschamahl essen [konnten], das heißt die ungesäuerten Brote. Aber beachte die unfromme Blindheit, weil sie fürchteten, verunreinigt zu werden durch einen heidnischen Menschen; aber das Blut Gottes und eines Menschen zu vergießen fürchteten sie nicht. Is. 49,17: Es kamen deine Bauleute; die dich einreißen und zerstören werden aus dir hinausgehen. II. 2335. – Anschließend wird des Pilatus Ehrerbietung gegen sie angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Es ging also Pilatus zu ihnen hinaus, und dann übernahm er Christus, der von ihnen hingebracht wurde, und sagte: Welche Anklage bringt ihr vor gegen diesen Mann? Hier wird die Befragung Christi angeführt, und erstens, auf welche Art er befragt wird von Pilatus vor den Anklägern; zweitens, auf welche Art von ihm, an der Stelle [n. 2343] Er ging also hinein etc. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er die Befragung durch Pilatus an; zweitens sein großzügiges Zugeständnis, an der Stelle [n. 2338] Nehmt ihr ihn etc. 2336. – Hinsichtlich des ersten wird erstens [Christi] Befragung angeführt; zweitens die bösartige Antwort der Juden. Pilatus also, der [Christus] gefesselt sah, und von so vielen zur Verurteilung geführt, sagt Welche Anklage bringt ihr vor gegen diesen Mann? Sie antworteten und sagten zu ihm: Wenn dieser kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn nicht dir übergeben; als ob sie sagten: Wir haben ihn befragt, und als schon Verurteilten haben wir ihn dir übergeben, damit er sofort bestraft wird, gleichsam als ob dem Pilatus ihr Urteil genügte. Aber sie sagen Falsches, wenn sie sagen, er sei ein Übeltäter, weil, wie gesagt wird in Act. 10,38: Er indem er Gutes tut, und alle heilt, die bedrängt sind vom Teufel. Aber sie handeln gemäß jener Stelle Ps. 35,12: Sie gaben mir Böses zurück für Gutes. 2337. – Aber dem entgegen ist, was gesagt wird in Lc. 23,5, dass sie Christus viele Verbrechen anlasteten; deshalb sagten sie Er rührt das Volk auf durch ganz Judäa, fängt an von Galiläa bis hierher: hier aber [liest man] nichts [dergleichen]. Ich antworte. Man muss sagen, dass die Juden damals viele Worte zu Pilatus sagten, wie Augustinus sagt, aber es konnte sein, dass [sie] zuerst [das sagten], was hier Johannes zeigt, und dass danach geschah, was Lucas sagt.

Lectio V.

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III. 2338. – Anschließend wird das großzügige Zugeständnis des Pilatus angeführt, wenn er sagt Nehmt ihr ihn, und erstens wird das Zugeständnis des Pilatus angeführt; zweitens die Ablehnung der Juden, an der Stelle [n. 2340] Die Juden sagten also zu ihm; drittens der Grund der Ablehnung, an der Stelle [n. 2342] So dass das Wort Jesu erfüllt wurde. 2339. – [Pilatus] sagt also Nehmt ihr ihn, weil er ihnen einen Gefallen tun will. So sagte auch Felix zu Paulus: Wenn du gerichtet werden willst bei den Juden, Act. 23,35. Oder er sagt dies, indem er sie anklagt: denn sie selbst hatten [Christus] befragt, und verurteilt: daher wollte er, dass die, die ihn verurteilt hatten als Übeltäter, das Urteil sprächen: weil, wie gesagt wird in Act. 25,16: Nicht ist es Gewohnheit für die Römer, einen Menschen zu verurteilen, bevor der, welcher angeklagt wird, die Ankläger anwesend [vor sich] hat, und Gelegenheit erhält, sich zu verteidigen, und sich von den Vergehen zu lösen. Und so ist der Sinn: Ihr wollt unser Urteil; aber Nehmt ihr ihn, und richtet ihn nach eurem Gesetz: ich aber werde keinesfalls zu einem solchen Richter werden. IV. 2340. – Aber die Ablehnung der Juden wird anschließend angeführt, an der Stelle Die Juden sagten also zu ihm: Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten. Aber [ein Einwand] dagegen. Ex. 22,18 wird gesagt: Du sollst nicht ertragen, dass die Übeltäter leben. Jesus aber hielten sie für einen Übeltäter. Aber, Augustinus zufolge, sagen sie Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten am Festtag, zu einer anderen Zeit aber doch. Oder, Chrysostomus zufolge, haben die Juden viel von [ihrer] Macht verloren: weil ein Urteil über ein Vergehen gegen den Staat nicht ihnen oblag, sie selbst aber am meisten danach strebten, [Christus] zu verurteilen wegen dessen, was gegen den Staat [gerichtet] war; unten 19,12: Jeder, der sich zum König macht, widerspricht dem Kaiser. Daher sagen sie Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten, nämlich der etwas gegen den Staat tut; wie sehr es ihnen auch freistand wegen irgendeines Vergehens gegen das Gesetz, dessen Verurteilung ihnen vorbehalten war. Oder man muss anders sagen, dass etwas jemandem nicht erlaubt ist, entweder weil es durch göttliches Recht verboten ist; und auf diese Art war es ihnen nicht verboten; oder weil es ihnen verboten war durch menschliches Recht; und auf diese Art war es ihnen nicht erlaubt, jemanden zu töten, weil diese Macht schon beim Statthalter lag.

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Caput XVIII.

2341. – Aber dann bleibt eine Frage: dass sie Stephanus gesteinigt haben, Act. 7,58. Aber darauf antwortet Chrysostomus, dass es den Juden erlaubt war von den Römern, das sie ihre Gesetze anwendeten: daher war die Strafe der Steinigung, weil sie zugefügt wurde aufgrund des Gesetzes, ihnen deshalb erlaubt von den Römern. Aber der Kreuzestod war im Gesetz tadelnswert; Deut. 21,23: Verflucht [sei] ein jeder, der am Holz gehangen ist. Und deshalb war diese Art des Todes ihnen nicht vorbehalten. Die Juden aber waren aufgrund ihrer Bösartigkeit nicht zufrieden, wenn sie Jesus steinigten; sondern sie wollten ihn verurteilen durch den schändlichsten Tod, wie gesagt wird in Sap. 2,20. Und deshalb sagen sie jetzt Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten, nämlich mit dem Kreuzestod. Oder man muss sagen, dass Stephanus gesteinigt wurde beim [jährlichen] Wechsel der Verwaltung: und dann wurde viel Unerlaubtes sich [von ihnen] angemaßt, das nicht geschah im [ordnungsgemäßen] Ablauf der Zeit. V. 2342. – Der Grund der Ablehnung wird hinzugefügt, wenn [der Evangelist] sagt Sodass das Wort Jesu erfüllt wurde: sodass das dass sich nicht bezieht auf die Absicht der Juden, sondern auf die Anordnung der göttlichen Vorhersehung. Jesus sagte nämlich, Matth. 20,19, dass er getötet werden würde von den Heiden, und gekreuzigt, dennoch von den Juden [ihnen] übergeben. Und deshalb, damit dies erfüllt würde, wollten sie selbst ihn nicht richten und töten.

Lectio VI. I.

[Pilatus] ging also wiederum in die Statthalterei hinein, und rief Jesus, und sagte zu ihm: Bist du der König der Juden? II. Jesus antwortete: Sagst du das von dir selber aus, oder haben andere es dir gesagt über mich? III. Pilatus antwortete: Bin ich etwa ein Jude? Dein Volk und deine Hohepriester haben dich mir übergeben. Was hast du getan? IV. Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. V. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten es meine Diener unbedingt ausgekämpft, dass ich nicht den Juden ausgeliefert würde. VI. Nun aber ist mein Reich nicht von hier. VII. Pilatus sagte daher zu ihm: Also bist du ein König? VIII. Jesus antwortete: Du sagst, dass ich ein König bin. IX. Ich bin dafür geboren, und dazu bin ich in die Welt gekommen, dass ich Zeugnis gebe für die Wahrheit. X. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme.

Lectio VI.

XI. XII.

441

Pilatus sagte zu ihm: Was ist die Wahrheit? Und als er dies gesagt hatte, ging er wiederum hinaus zu den Juden und sagte: Ich finde keinen Rechtsfall an ihm. Es ist aber Brauch, dass ich euch einen [Angeklagten] freigebe zum Paschafest: Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freigebe? Da riefen wieder alle und sagten: Nicht diesen, sondern Barabbas, den Räuber. I.

2343. – Oben wurde die Befragung angeführt, mit der Pilatus Christus befragte vor den Anklägern [vgl. n. 2335]; hier aber führt der Evangelist an, wie Pilatus Christus befragte bei sich selbst, und erstens behandelt der Evangelist die Ausforschung durch den fragenden Pilatus; zweitens die Antwort des befragten Christus, an der Stelle [n. 2349] Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens stellt er die Frage des Pilatus vor; zweitens den Grund der Frage, an der Stelle [n. 2346] Jesus antwortete: Sagst du das von dir selber aus? 2344. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass Pilatus, als gerechter Richter, und weil er alles sorgfältig behandelte, sich nicht sofort zufrieden gab mit der Anklage des Hohepriesters. Ex. 23,2: Nicht sollst du der Menge folgen, um Übles zu tun, noch sollst du im Urteil dich zufrieden geben mit der Meinung der meisten, sodass du vom Wahren abwichest. Sondern er ging also wiederum in die Statthalterei hinein, und rief Jesus, nämlich abgesondert, deshalb, weil er einen großen Verdacht hatte bezüglich seiner. Deshalb aber rief er Christus zu sich, damit er sorgfältiger nachforschte, und Christus ruhiger antwortete, da der Lärm der Juden beseitigt war. Iob 29,16: Eine Rechtssache, die ich nicht kannte, habe ich aufs gründlichste untersucht. 2345. – Und dann sagte er zu ihm Bist du der König der Juden? Daraus ist ersichtlich, wie Lucas berichtet in 23,2, dass die Juden dieses Vergehen ihm anlasteten, mag auch Johannes nur sagen [v. 30] Wenn dieser nicht ein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht übergeben; und viele andere Vergehen warfen sie ihm vor. Aber dieses berührte am meisten das Herz des Pilatus, und deshalb fragt er ihn nur über dieses einzige. Matth. 12,34: Aus dem Überfließen des Herzens spricht der Mund. II. 2346. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus antwortete etc., wird die Prüfung der Frage angeführt, und erstens wird Christi Frage angeführt;

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Caput XVIII.

zweitens die Antwort des Pilatus, an der Stelle [n. 2348] Bin ich etwa ein Jude? 2347. – [Der Evangelist] sagte also Jesus antwortete, seinerseits fragend: Sagst du das von dir selber aus? Hierbei muss man wissen, dass ein Mensch fragt aus zweierlei Gründen. Manchmal, damit er eine Sache wisse, die er zuvor nicht wusste, und so fragt ein Schüler einen Lehrer; manchmal fragt er über eine [von ihm] gewusste Sache, damit er die Antwort dessen wisse, den er fragt, und so fragt der Lehrer den Schüler. Aber der Herr wusste sowohl das, worüber er selbst fragte, als auch das, was [der Befragte] antworten würde; und deshalb fragte er nicht als gleichsam Nichtwissender, weil alles nackt ist und offen für seine Augen, Hebr. 4,13; sondern er fragt, damit wir wissen, welche Meinung die Juden und die Heiden hatten, und damit wir zugleich über jenes Reich belehrt werden. III. 2348. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Pilatus antwortete etc., wird die Antwort des Pilatus angeführt. Aber weshalb antwortet er so? Deshalb offensichtlich, weil der Herr ihn gefragt hatte, ob er von sich selbst aus dies gesagt habe. Und deshalb zeigt Pilatus, dass es nicht seine Sache war, [Christus] zu fragen, ob er der König der Juden sei, sondern eher die der Juden, deren König er sich nannte; dadurch gibt er zu verstehen, dass es ihm von anderen gesagt wurde. Und deshalb fügt er hinzu Dein Volk und deine Hohepriester haben dich mir übergeben, indem sie nämlich diese Anschuldigung gegen dich aussprachen. Und er sagt Dein Volk, weil [Christus] von den Juden [stammend], sofern er Mensch war, geboren war. Ier. 20,10: Ich habe nämlich von Schmähungen vieler gehört und von Schrecknissen ringsum: „Verfolgt ihn!“, von allen Männern, die friedlich mit mir waren. Mich. 7,6: Feinde des Menschen sind seine Hausgenossen. Und es wird gesagt Hohepriester, weil sie, je höher sie waren in der Macht, desto mächtiger im Verbrechen. Esd. 9,2: Die Schar der Oberen und der Regierenden war bei dieser Übertretung die erste; Ier. 5,5: Ich werde zu den Angesehenen gehen, und werde mit ihnen sprechen: sie nämlich kennen die Wege des Herrn, und das Urteil ihres Gottes: und siehe, mehr haben diese das Joch zerbrochen, die Fesseln zerrissen. Wenn also sie selbst dich mir übergeben haben, Was hast du getan? als ob er sagte: Nicht ist zu glauben, dass sie dich mir übergeben haben, wenn nicht wegen einer großen Sache. IV. 2349. – Hier wird die Antwort Christi angeführt, und erstens beseitigt er den falschen Verdacht bezüglich seines Königreiches;

Lectio VI.

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zweitens stellt er die Wahrheit dar, an der Stelle [n. 2355] Pilatus sagte daher zu ihm: Also bist du ein König? Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens schließt er den falschen Verdacht aus; zweitens gibt er den Beweis eines Anzeichens an, an der Stelle [n. 2353] Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten es meine Diener unbedingt ausgekämpft, dass ich nicht den Juden übergeben würde. 2350. – Den falschen Verdacht beseitigt er, indem er sagt Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Dies haben die Manichäer falsch verstanden und sagten, es gäbe zwei Götter und zwei Reiche: nämlich den guten Gott, der sein Reich hat in der Region des Lichts; und den bösen Gott, der sein Reich hat in der Region der Finsternis; und diese, sagten sie, sei diese Welt, weil sie sagten, alles Körperliche sei Finsternis. Und demnach ist der Sinn: Mein Reich ist nicht von dieser Welt, als ob er sagte: Der Herr [und] Vater, der gut ist, und ich haben nicht das Reich in der Region der Finsternis. Aber dagegen ist, was gesagt wird in Ps. 47,8: Weil der König der ganzen Erde Gott ist. Und wiederum [Ps. 135,6]: Alles, was immer der Herr wollte, hat er getan im Himmel und auf der Erde. Und daher muss man sagen, dass Christus dies gesagt hat wegen Pilatus, der glaubte, dass Christus ein irdisches Reich beanspruche, wo er körperlich, so wie auch die irdischen Menschen, herrschte; und deshalb sei er mit dem Tod zu bestrafen, weil er ein verbotenes Reich beanspruchte. 2351. – Man muss aber wissen, dass „Reich“ manchmal jenes Volk genannt wird, das regiert [wird], [und] manchmal die königliche Macht selbst. Auf die erste Art also, „Reich“ aufzufassen, legt es Augustinus aus, und sagt Mein Reich, das heißt meine Gläubigen, Apoc. 5,10: Du hast uns zum Reich gemacht für unseren Gott, ist nicht von dieser Welt. Er sagt nicht: ist nicht in dieser Welt; oben 17,11: Und diese sind in der Welt, sondern ist nicht von dieser Welt, durch Leidenschaft und Nachahmung, [ihr] entrissen freilich durch die Gnade der Erwählung. So nämlich hat uns Gott entrissen der Macht der Finsternis, und hinübergebracht in das Reich seiner Liebe. Chrysostomus aber legt es aus, indem er „Reich“ versteht auf die zweite Art, und sagt: Mein Reich, das heißt meine Macht und Autorität, durch die ich ein König bin, ist nicht von dieser Welt, das heißt sie hat nicht den Ursprung in weltlichen Gründen und der Wahl der Menschen, sondern anderswoher, nämlich vom Vater selbst. Dan. 7,14: Seine Macht, eine ewige Macht, die [ihm] nicht genommen werden wird, und sein Reich, das nicht zerbrochen werden wird. V. 2352. – Hier bringt [Christus] offensichtliche Zeichen vor, um zu beweisen, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist, und erstens führt er das Zeichen an;

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Caput XVIII.

zweitens schließt er auf das Beabsichtigte, an der Stelle [n. 2354] Nun aber ist mein Reich nicht von hier. 2353. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass derjenige, der ein irdisches Reich hat, sei es gerecht, sei es gewaltsam, Verbündete und Gehilfen haben muss, durch die er in der Macht befestigt wird. Der Grund dafür ist, dass er nicht mächtig ist durch sich selbst, sondern durch seine Gehilfen. II Reg. 3,1: Es fand ein langer Machtkampf statt zwischen dem Haus Sauls und dem Haus Davids: David kam voran und wurde immer noch stärker als er selbst; das Haus Sauls aber verfiel täglich mehr. Aber der obere König teilt, weil er mächtig ist durch sich selbst, seinen Dienern Macht zu; daher bedarf er für sein Reich nicht der Gehilfen. Und deshalb sagt [Christus], dass sein Reich nicht von dieser Welt ist: weil Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten es meine Diener unbedingt ausgekämpft, dass ich nicht den Juden ausgeliefert würde. Daher auch bemerkte Petrus, als er für Christus kämpfen wollte, nicht, dass [Christi Reich] nicht von dieser Welt war: oben ebenda [18,10 f]. Es hatte trotzdem der Herr andere Gehilfen, nämlich die Engel, die ihn hätten den Händen der Juden entreißen können; aber der Herr wollte nicht entrissen werden. Matth. 26,53: Oder konnte ich nicht meinen Vater bitten, und er hätte mir mehr als zwölf Legionen von Engeln zugesandt? VI. 2354. – Nun aber ist mein Reich nicht von hier. Nämlich, weil [Christus] nicht nach solchen Gehilfen fragt, schließt er, dass sein Reich nicht von hier ist; das heißt es hat nicht den Ursprung in dieser Welt; es ist aber trotzdem hier, weil es überall ist: Er reicht nämlich machtvoll von einem Ende bis ans andere, und er ordnet alles mild: Sap. 8,1; Ps. 2,8: Fordere von mir, und ich werde dir die Völker geben als dein Erbe, und als deinen Besitz die Grenzen der Erde; Dan. 7,14: Er gab Macht und Ehre und Herrschaft; und alle Völker, Stämme und Sprachen werden ihm dienen. VII. 2355. – Hier offenbart der Herr die Wahrheit über sein Reich, was es sei, und erstens wird der Anlass für die Offenbarung angeführt; zweitens die Offenbarung selbst, an der Stelle [n. 2357] Jesus antwortete etc.; drittens die Wirkung der Offenbarung, an der Stelle [n. 2367] Pilatus sagte zu ihm: Was ist die Wahrheit? 2356. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass Pilatus, der aus den oben genannten Worten des Herrn verstand, dass [dessen] Reich gleichsam ein fleischliches und ferne von jenen Gegenden sei (I Cor. 2,14: Ein fleischlicher Mensch versteht das nicht, was des Geistes Gottes ist), danach lechzte, die

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Wahrheit zu wissen; und deshalb fragt er und sagt Also bist du ein König? Nämlich [dann] auch der Herr. VIII. 2357. – Anschließend antwortet [Christus] und sagt Du sagst, dass ich ein König bin, wobei er erstens bekennt, dass er ein König ist; zweitens den Grund seiner Herrschaft zeigt, an der Stelle [n. 2359] Ich bin dafür geboren, … dass ich Zeugnis gebe für die Wahrheit; drittens andeutet, über wen er herrscht, an der Stelle [n. 2361] Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme. 2358. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass der Herr, als er auf die Frage über die Herrschaft antwortete, seine Antwort so mäßigte, dass er weder offen bekannte, dass er ein König sei, weil er ein König nicht auf jene Art war, auf die Pilatus es verstand; noch [auch], dass er leugnete, weil er geistlich der König der Könige war. Er sagt also Du sagst, dass ich ein König bin, nämlich fleischlich, welcher Art gemäß ich nicht König bin, sondern ich bin König auf eine andere Art; Is. 32,1: Siehe in Gerechtigkeit wird der König herrschen, die Obersten werden im Gericht an der Spitze stehen. IX. 2359. – Die Art aber und den Grund seines Reiches zeigt [Christus], indem er sagt Ich bin dafür geboren, und dazu bin ich in die Welt gekommen, dass ich Zeugnis gebe für die Wahrheit; dies wird zweifach ausgelegt. Auf eine Art, Augustinus zufolge, dass das Reich Christi die Gläubigen sind, so wie es oben gesagt wurde: und so herrscht Christus über die Gläubigen; und dazu kommt er in die Welt, dass er sich Gläubige versammelt und ein Reich erwirbt. Lc. 19,12: Ein vornehmer Mann ging fort in ein entferntes Land, um für sich eine Herrschaft zu empfangen. Und so ist der Sinn: Ich bin dafür, nämlich für das, geboren, nämlich in fleischlicher Geburt. Und dies legt [Christus] aus, indem er sagt und dazu bin ich in die Welt gekommen, indem er fleischlich geboren wurde; so nämlich ist er in die Welt gekommen, Gal. 4,4: Es sandte Gott seinen Sohn in die Welt, dass ich Zeugnis gebe für die Wahrheit, nämlich für mich, der ich die Wahrheit bin, oben 14,6. Und wenn ich Zeugnis gebe für mich selbst, ist mein Zeugnis wahr, oben 8,14. Und insofern ich mich als die Wahrheit offenbare, sofern schaffe ich mir ein Reich. Denn dies kann nicht geschehen außer durch die Offenbarung der Wahrheit, [und] diese Offenbarung durfte nicht geschehen außer durch mich, der ich das Licht bin. Oben 1,18: Der Einziggeborene, der im Schoß des Vaters ist, selbst hat es erzählt. Hebr. 2,3: Der [Glaube], nachdem er den Anfang genommen hat von der Erzählung des Herrn, ist von jenen, die [ihn] gehört haben, in uns befestigt

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worden, wobei Gott [ihn] bezeugte mit Zeichen und Wundern und mannigfachen Kräften und den Zuteilungen des Heiligen Geistes. 2360. – Auf eine andere Art legt es Chrysostomus so aus: Du fragst, ob ich ein König bin, und ich sage, dass [es] so [ist]: aber durch göttliche Macht, weil Ich dafür geboren bin, in ewiger Geburt vom Vater, so wie Gott aus Gott, so [auch] König aus König; Ps. 2,6: Ich aber bin eingesetzt als König und er fügt hinzu: Ich habe dich heute gezeugt. Aber dass [Christus] hinzufügt und dazu bin ich in die Welt gekommen, wird nicht auslegend angeführt, sondern wird verstanden hinsichtlich der zeitlichen Geburt; als ob er sagte: Wenn ich auch der ewige König bin, so bin ich doch dazu in die Welt gekommen, dass ich Zeugnis gebe für die Wahrheit; für mich nämlich, dass ich König bin von Gott Vater her. X. 2361. – Hier zeigt [Christus], über wen er herrscht. Hierbei ist festzuhalten, dass er oben in 10,2 sich einen Hirten genannt hatte, und die [ihm] Unterstellten Schafe, was dasselbe ist, wie dass er sich hier einen König nennt und die die [ihm] Unterstellten [sein] Reich: weil das Verhältnis des Königs zu den Unterstellten dasselbe ist wie das des Hirten zu den Schafen: und so wie der Hirt die Schafe weidet (Ez. 34,2: Werden nicht die Herden geweidet von den Hirten), so erhält auch der König die [ihm] Unterstellten. Und insbesondere sagte [Christus] unter anderem [10,27] Meine Schafe hören meine Stimme: daher sagt er auch hier wer aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme, nicht nur äußerlich, sondern glaubend innerlich und liebend und erfüllend durch das Werk; oben 6,45: Jeder, der gehört hat vom Vater und gelernt hat, kommt zu mir. Aber woher [kommt] dies dem Menschen, dass er meine Stimme hört? Daher freilich, weil er aus der Wahrheit ist, die Gott ist. 2362. – Aber wenn alle von Gott sind, sind alle aus der Wahrheit und hören seine Stimme. Ich antworte. Man muss sagen, dass manche von Gott sind durch Erschaffung, und so sind alle von Gott. Von manchen aber wird gesagt, sie seien von Gott durch Leidenschaft und Nachahmung; daher wird gesagt oben in 8,47: Von Gott seid ihr nicht, nämlich durch Leidenschaft, aber durch die Erschaffung seid ihr es: jener also hört die Stimme, glaubend und liebend, der nämlich aus der Wahrheit ist, das heißt der dieses Geschenk empfangen hat, das er die Wahrheit liebt. 2363. – Aber beachte, dass [Christus] nicht sagt: Jeder, der die Stimme hört, ist aus der Wahrheit. Weil folgen würde, dass wir deshalb aus der Wahrheit wären, weil wir glauben: während wir jedoch deshalb glauben, weil wir aus der Wahrheit sind, insofern wir nämlich das Geschenk Gottes empfangen haben, durch das wir glauben und die Wahrheit lieben. Eph. 2,8: Durch Gnade seid ihr gerettet vermittels des Glaubens, und dies nicht aus euch: denn es ist das

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Geschenk Gottes; Phil. 1,29: Euch ist gegeben nicht nur, dass ihr an ihn glaubt, sondern auch, das ihr für ihn leidet. XI. 2364. – [Der Evangelist] führt die Wirkung der Antwort an, indem zu verstehen gegeben wird, dass Pilatus, nachdem der Verdacht des irdischen Königreiches vertrieben war, und er verstand, dass Christus ein König sei in der Lehre der Wahrheit, die Wahrheit kennen will, und das sie bewiesen werde hinsichtlich der Herrschaft Christi; daher sagt er Was ist die Wahrheit?, nicht indem er fragt, was die Definition der Wahrheit ist, sondern was die Wahrheit sei, durch deren Kraft [etwas] bewiesen werde hinsichtlich der Herrschaft Christi: dadurch gibt er zu verstehen, dass die Wahrheit der Welt unbekannt war, und fast von allen verschwunden, solang sie ungläubig waren. Is. 59,14: Gestürzt ist die Wahrheit in den Straßen, und die Gerechtigkeit konnte nicht einhergehen; Ps. 12,2: Vermindert worden sind die Wahrheiten von den Söhnen der Menschen. Aber Pilatus wartete die Antwort nicht ab. 2365. – Und deshalb muss man, was diese Frage anlangt, wissen, dass wir im Evangelium eine zweifache Wahrheit finden: eine ungeschaffene und bewirkende: und die ist Christus, oben 14,6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; [und] eine andere geschaffene, oben 1,17: Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geschaffen. Die Wahrheit nämlich beinhaltet von ihrem Begriff her eine Vereinbarkeit der Sache mit dem Verstand. Der Verstand aber wird zweifach verglichen mit der Sache. Weil eine gewisse [Form des Verstandes] existiert [gleichsam] als das Maß der Dinge, jene nämlich, die die Ursache der Dinge ist; eine gewisse [Form des Verstandes] aber [existiert] als bemessen von der Sache, jene nämlich, deren Erkennen verursacht wird von der Sache. Nicht also ist die Wahrheit im göttlichen Verstand, weil er den Dingen angeglichen würde, sondern weil die Dinge dem göttlichen Verstand selbst angeglichen sind. Aber in unserem Verstand ist deshalb die Wahrheit, weil er die Dinge so versteht, wie die Dinge sich verhalten. Und so ist die ungeschaffene Wahrheit und der göttliche Verstand die nicht bemessene noch gemachte Wahrheit, sondern die bemessende Wahrheit, die eine doppelte Wahrheit schafft: eine nämlich in den Dingen selbst, insofern als sie sie schafft dem gemäß, was sie im göttlichen Verstand sind; und eine andere, die sie schafft in unseren Seelen, die nur die bemessene Wahrheit ist und nicht die bemessende. Und daher kommt es, dass die ungeschaffene Wahrheit des göttlichen Verstandes dem Sohn zugeeignet ist, der selbst die Vorstellung des göttlichen Verstandes ist und das Wort Gottes. Denn die Wahrheit folgt der Vorstellung des Verstandes.

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Caput XVIII.

XII. 2366. – Wenn [der Evangelist] sodann [vgl. n. 2328] sagt Und als er dies gesagt hatte, ging er wiederum hinaus zu den Juden, behandelt er das Urteil des Pilatus über Christus, und erstens verkündet [Pilatus] die Unschuld [Christi]; zweitens beabsichtigt er, Barmherzigkeit anzuwenden, an der Stelle [n. 2368] Es ist aber Brauch, dass ich euch einen [Angeklagten] freigebe zum Paschafest. 2367. – Man muss aber wissen hinsichtlich des ersten, dass Pilatus, wie Augustinus sagt, gerne Christus freigelassen hätte, und während er Christus fragte Was ist die Wahrheit?, kam ihm plötzlich in den Sinn, wie er durch einen gewissen Brauch, demzufolge er ihnen einen [Gefangenen] freizulassen pflegte am Paschafest, Christus freilassen könnte: und deshalb wartete er die Antwort nicht vollständig ab und machte sich daran, dies zu bewerkstelligen, und deshalb sagt [der Evangelist] Und als er dies gesagt hatte. [Pilatus] hatte den Lärm der Juden gehört, und weil er glaubte, dass er ihn bändigen könnte und danach ruhiger die Antwort der schwierigen Frage hören, ging er wiederum hinaus zu den Juden, und indem er Christi Unschuld geltend machte, sagte er zu ihnen: Ich finde keinen Rechtsfall an ihm, nämlich der Todesstrafe. I Petr. 2,22: Der keine Sünde beging. Und wenn trotzdem eine [Schuld] an ihm wäre, will ich, bei dem die Macht liegt, und vor allem die, zu urteilen über das, was gegen den Herrscher geschieht, ihn freilassen und lossprechen. 2368. – Daher sagt [Pilatus] Es ist aber Brauch, dass ich euch einen [Angeklagten] freigebe zum Paschafest. Hierbei bietet er erstens Christi Freilassung an; zweitens führt der Evangelist die Antwort der Juden an [n. 2370]. 2369. – Man muss aber wissen, dass diesen Brauch Pilatus einführte, oder andere römische Statthalter, wegen der Gunst beim Volk. Und weil er deshalb diesen Brauch zufolge [Christus] freilassen will, sagt er Wollt ihr also, dass ich euch den König der Juden freigebe? Er sagt dies nicht, als ob er [Christus] schuldig befunden hätte hinsichtlich des Königtums der Juden, sondern damit er ihre Bösartigkeit hervorhöbe; als ob er sagte: Und wenn er auch der König der Juden wäre, worüber zu richten euch nicht zusteht, sondern mir, werde ich doch, wenn ihr wollt, ihn euch freigeben. 2370. – Aber die Juden selbst riefen wieder alle und sagten: Nicht diesen, sondern Barabbas. Und damit [der Evangelist] die Bösartigkeit der Juden zeige, fügt er sofort das Verbrechen dessen hinzu, von dem sie baten, dass er befreit würde, und sagt Es war aber Barrabas ein Räuber. Is. 1,23: Deine Anführer sind untreu, Genossen von Dieben. Darin wird erfüllt jene Stelle Ier. 12,8: Mir ist mein Erbe geworden gleich wie ein Löwe im Wald; Act. 3,14: Den Gerechten und Heiligen habt ihr abgelehnt, und wolltet, dass euch ein Mörder gegeben würde.

Lectio I.

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Caput XIX. Lectio I. I. Da also ergriff Pilatus Jesus und geißelte ihn. II. Und Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf seinen Kopf, und legten ihm ein purpurnes Gewand um; und sie kamen zu ihm und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden: III. Und sie gaben ihm Ohrfeigen. I. 2371. – Oben [vgl. n. 2271] hat der Evangelist das beschrieben, was der Herr von den Juden erlitten hat; hier beschreibt er das, was er insbesondere erlitten hat von den Heiden: von diesen nun hat er dreierlei erlitten, demzufolge was er selbst vorhergesagt hatte, Matth. 20,18 f, und Lc. 18,32: Denn er wird ausgeliefert werden den Heiden zum Verspotten und Geißeln und Kreuzigen etc. Erstens also behandelt der Evangelist Christi Geißelung; zweitens seine Verspottung, an der Stelle [n. 2374] Und Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf seinen Kopf; drittens seine Kreuzigung, an der Stelle [n. 2379] Pilatus ging wiederum hinaus etc. 2372. – [Der Evangelist] sagt also Da also, das heißt nach dem Rufen aller, ergriff Pilatus Jesus und geißelte ihn, freilich nicht mit eigenen Händen, sondern durch Soldaten: und dies deshalb, damit die Juden, zufrieden gestellt durch seine Ungerechtigkeiten, besänftigt würden und bis zu seinem Tod aufhörten, zu toben. Natürlich nämlich ist es, dass der Zorn sich beruhigt, wenn er den, gegen den gezürnt wird, gedemütigt und bestraft sieht, wie der Philosoph sagt in der Rhetorica. Dies freilich ist wahr bei einem Zorn, der die Schädigung des Nächsten sucht mit Maß, aber nicht beim Hass, der gänzlich den Tod dessen anstrebt, der gehasst wird. Eccli. 12,16: Ein Feind, wenn er die Stunde findet, wird nicht satt werden am Blut. Jene aber wurden vom Hass gegen Christus bewegt, und deshalb genügte die Geißelung nicht. Ps. 73,14: Ich bin gegeißelt worden den ganzen Tag; Is. 50,6: Ich habe meinen Körper gegeben denen, die ihn durchbohrten. 2373. – Aber entschuldet etwa diese Absicht Pilatus von der Geißelung? Freilich nicht, weil bei allem, was durch sich böse ist, nichts davon gänzlich gut werden kann durch die gute Absicht; einen Unschuldigen aber zu misshandeln, und vor allem den Sohn Gottes, ist am meisten das durch sich Böse; und deshalb kann [Pilatus] durch keine Absicht entschuldet werden.

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Caput XIX.

II. 2374. – Hier wird die Verspottung behandelt, und erstens hinsichtlich der falschen Ehren, die sie [Christus] erwiesen; zweitens hinsichtlich der tatsächlichen Schimpflichkeiten, die sie ihm antaten, an der Stelle [n. 2378] Und sie gaben ihm Ohrfeigen etc. Sie erwiesen [Christus] aber falsche Ehren, indem sie ihn ,König‘ nannten: dadurch spielten sie auf die Anklage durch die Juden an, dies sagten, dass er sich selbst zum König der Juden machte. Und deshalb brachten sie ihm die dreifache Ehre eines Königs dar, aber eine falsche. Erstens nämlich hinsichtlich der verspottenden Krone [n. 2375]; zweitens hinsichtlich des verspottenden Gewandes [n. 2376]; drittens hinsichtlich des verspottenden Grußes [n. 2377]. 2375. – Sie verspotten [Christus] also hinsichtlich der Krone, weil die Könige mit Gold gekrönt zu werden pflegten; Eccli. 45,14: Eine goldene Krone auf seinem Haupt. Daher auch wird über ihn gesagt in Ps. 21,4: Gelegt hast du auf sein Haupt eine Krone von wertvollem Stein. Aber Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf seinen Kopf, auf den [Kopf] dessen nämlich, der den Seinigen die Krone der Herrlichkeit ist. Is. 28,5: An jenem Tag wird der Herr der Heere die Krone der Herrlichkeit und das Szepter der Erhöhung sein für den Rest seines Volkes. Und passenderweise [war es eine Krone] von Dornen: weil er durch sie die Dornen der Sünden entfernte, die stechen mit dem Biss des Gewissens. Ier. 4,3: Macht euch neu das Saatfeld, und sät nicht auf Dornen; und [weil Christus durch sie entfernte] die Dornen der Strafen, die uns zerstören; Gen. 3,18: Dornen und Stacheln wird er dir sprießen lassen etc. Aber ist etwa dies geschehen auf Befehl des Statthalters? Chrysostomus sagt, dass [es] nicht [auf seinen Befehl geschehen ist]; sondern die Soldaten, mit Geld bestochen, haben dies zu jüdischem Gefallen getan. Augustinus aber sagt, dass dies geschehen sei auf Befehl oder mit Erlaubnis des Statthalters, damit nämlich der Hass der Juden mehr gesättigt würde, und er [Christus] leichter frei bekäme. 2376. – Zweitens verspotten sie [Christus] hinsichtlich des Gewandes; daher folgt und legten ihm ein purpurnes Gewand um, welches das Zeichen der königlichen Würde war bei den Römern. Daher wird gesagt in I Mak. 8,14, dass zu jener Zeit, da die römischen Konsule herrschten, sie die Krone oder Purpur verwendeten. Dadurch aber, dass [die Soldaten Christus] mit Purpur umgaben, wird jene Stelle Is. 63,2 erfüllt: Weshalb also ist dein Gewand rot? und deine Kleider wie die jener, die treten in der Kelter? Zugleich aber wird dadurch auch bezeichnet das Leiden der Märtyrer, durch das der ganze Körper Christi, das heißt die Kirche, gerötet wird. 2377. – Drittens verspotten sie ihn hinsichtlich des Grußes; daher gingen sie zu ihm und sagten Sei gegrüßt, König der Juden. Es war aber damals der

Lectio II.

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Brauch, so wie es auch jetzt ist, dass die Menschen, die zum König gingen, ihn begrüßten. II Reg. 16,16: Chusai ging zu Absalom und sagte: Sei gegrüßt, König, sei gegrüßt, König. Mystisch aber grüßen Christus jene verspottend, die ihn mit dem Mund bekennen, mit den Taten aber verleugnen, Tit. 1,16. Matth. 7,21: Nicht jeder, der zu mir sagt Herr Herr, wird eintreten in das Reich der Himmel. III. 2378. – Anschließend nennt [der Evangelist] die Schimpflichkeiten, die sie [Christus] antaten: Und sie gaben ihm Ohrfeigen: und dies deshalb, damit sie durch die Tat selbst zeigten, es sei Spott, dass sie ihm eine solche Ehre erwiesen. Is. 50,6: Meine Wangen habe ich gegeben denen, die daran rissen; Mich. 5,1: Sie schlugen das Kinn des Ersten von Israel.

Lectio II. Es ging also Pilatus wiederum hinaus, und sagte zu ihnen: Seht, ich führe ihn euch heraus, damit ihr erkennt, dass ich keinen Rechtsfall finde an ihm. Es ging also Jesus hinaus und trug die Dornenkrone und das purpurne Gewand. Und [Pilatus] sagte zu ihnen: Seht, der Mensch. II. Als ihn also die Hohepriester gesehen hatten und die Diener, riefen sie und sagten: Kreuzige, kreuzige ihn! III. Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn, und kreuzigt ihn: ich nämlich finde keinen Rechtsfall an ihm. IV. Es antworteten ihm die Juden: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz muss er sterben, weil er sich zum Sohn Gottes gemacht hat. V. Da also Pilatus diese Rede gehört hatte, fürchtete er sich mehr. Und er ging wiederum in die Statthalterei hinein und sagte zu Jesus: Woher bist du? Jesus aber gab ihm keine Antwort. Es sagte also Pilatus zu ihm: Zu mir sprichst du nicht? Weißt du nicht, dass ich die Macht habe, dich zu kreuzigen, und die Macht habe, dich frei zu lassen? Jesus antwortete: Nicht hättest du irgendeine Macht gegen mich, wenn sie dir nicht gegeben wäre von oben. Deshalb hat, wer mich dir ausgeliefert hat, die größere Sünde. Und von da an versuchte Pilatus, ihn freizulassen. I.

I. 2379. – Hier behandelt der Evangelist Christi Kreuzigung, und erstens führt er die Kreuzigung selbst an; zweitens fügt er [etwas] über [Christi] Tod hinzu, an der Stelle [n. 2444] Danach, als Jesus wusste, dass alles erfüllt ist etc.;

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Caput XIX.

drittens fügt er [etwas] über das Begräbnis hinzu, an der Stelle [n. 2463] Danach bat den Pilatus Joseph von Arimathäa etc. Hinsichtlich der Kreuzigung führt [der Evangelist] erstens die Verhandlung zwischen Pilatus und den Juden an; zweitens Christi Verurteilung, an der Stelle [n. 2401] Da also Pilatus diese Rede gehört hatte, fürchtete er sich mehr; drittens führt er die Vollstreckung des Urteils an, an der Stelle [n. 2411] Sie nahmen aber Jesus. Es verhandelte aber Pilatus mit den Juden, weil er Christus befreien wollte. Und deshalb führt [der Evangelist] erstens an, wie [Pilatus] sich bemüht, ihn zu befreien, indem er ihn selbst den Juden zeigt; zweitens, indem er seine Unschuld geltend macht, an der Stelle [n. 2384] Pilatus sagte zu ihnen: Nehmt ihr ihn etc. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens führt er die Vorzeigung Christi an; zweitens die Wirkung der Vorzeigung, an der Stelle [n. 2383] Als ihn also die Hohepriester gesehen hatten etc. 2380. – Hinsichtlich des ersten wird dreierlei angeführt. Erstens die Absicht des Pilatus, als er [Christus] vorzeigte, die [es] war, ihn zu befreien; daher sagt [der Evangelist] Es ging also Pilatus wiederum hinaus, nämlich aus der Statthalterei, und sagte zu ihnen, nämlich zu den wartenden Juden: Seht, ich führe ihn euch heraus, und dies deshalb, damit ihr erkennt, dass ich keinen Rechtsfall finde an ihm, nämlich keinen mit Todesstrafe. Weshalb also hast du [Christus] schändlich behandelt, unfrommer Pilatus, ohne Rechtsgrund? Natürlich damit nicht die Juden glaubten, das ich ihn aufgrund einer Begünstigung freiließe. Welche Vergünstigung nämlich wird dem gewährt, dem so viele Geißelhiebe gegeben werden? Oder deshalb, damit diese seine Verspottung die Feinde mit größter Freude sähen, und darüber hinaus nicht nach Blut dürsteten; als ob er sagte: Wenn er ein Angeklagter auf den Tod wäre, würde ich ihn so verurteilen, wie ich ihn geißelte. Vielleicht hat er dennoch einiges Leichtere begangen gegen das Gesetz, dessentwegen er nur die Geißelung verdiente, nicht aber den Tod. 2381. – Zweitens wird Christi Offenbarung angeführt, und dies als Geschehen; daher sagt [der Evangelist] Es ging also Jesus hinaus und trug die Dornenkrone und das purpurne Gewand etc. In jenem Gewand zeigt [Pilatus] ihn, indem er von den Dienern verspottet wird, damit [die Juden] wenigstens sich beruhigen, solang er zu ihnen hinausgeht, nicht herrlich in Macht, sondern voll von Schande. Ps. 69,8: Weil ich um deinetwillen Schande ertrug, bedeckte Erröten mein Gesicht. Darin werden wir unterwiesen, dass wir bereit sein müssen, jegliche Schande um Christi willen zu ertragen. Is. 51,7: Fürchtet nicht die Beschimpfung der Menschen, und habt keine Angst vor ihren Schmähungen.

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2382. – Drittens wird die Erklärung der Vorzeigung [Christi] angeführt, und dies durch Worte des Pilatus; daher sagt er zu ihnen Seht, der Mensch, indem er gleichsam verächtlich spricht, weil jemand, der so verachtenswert ist, für sich die Herrschaft beanspruchen wolle. Seht, von welchem Menschen ihr das glaubt, sodass demzufolge auf ihn jenes [Wort] zutrifft aus Ps. 22,7: Ich bin ein Wurm, und nicht ein Mensch. Wenn ihr also gegen [diesen] König missgünstig seid, verschont ihn jetzt: weil ihr ihn niedergeworfen seht. „Glüht die Schande, erkaltet die Missgunst“, wie Augustinus sagt. II. 2383. – Hier wird die Wirkung der Vorzeigung Christi auf die Juden angeführt: weil ihre Missgunst, so sehr sie ihn auch niedergeworfen und gegeißelt sahen, nicht erkaltet, sondern eher entbrennt und wächst. Daher riefen die Hohepriester und die Diener, als sie ihn also gesehen hatten, herbeigeführt vor die Türen, Kreuzige, kreuzige ihn! Sie verdoppeln es wegen der Heftigkeit des Verlangens. Und nicht sind sie zufrieden mit irgendeinem Tod, sondern sie verlangen den schimpflichsten, nämlich den des Kreuzes. Sap. 2,20: Zum schändlichsten Tod wollen wir ihn verurteilen. Und [der Evangelist] sagt Als [sie] ihn gesehen hatten: weil durch den Anblick dessen, der gehasst wird, das Herz des Hassenden mehr bewegt und entflammt wird gegen ihn. Sap. 2,15: Beschwerlich ist es uns auch, ihn zu sehen. III. 2384. – Hier zeigt der Evangelist, auf welche Art Pilatus sich bemüht, Christus zu befreien, indem er seine Unschuld geltend macht. Daraus entstand eine Kontroverse, weil erstens Pilatus Christi Unschuld geltend macht; zweitens die Juden [eine] Schuld vorbringen, an der Stelle [n. 2386] Wir haben ein Gesetz etc. 2385. – Hinsichtlich des ersten sagte Pilatus zu ihnen: Nehmt ihr ihn, und kreuzigt ihn, als ob er sagte: Ich will nicht ein ungerechter Richter sein, ich werde ihn nicht kreuzigen; kreuzigt ihr ihn, wenn ihr wollt: ich nämlich finde keinen Rechtsfall an ihm, nämlich für eine Kreuzigung. Oben 14,30: Gekommen ist der Fürst dieser Welt, und gegen mich hat er nichts [vorzubringen]; Act. 3,13: Den ihr ausgeliefert habt und verleugnet vor dem Angesicht des Pilatus, dessen Urteil war, ihn freizulassen. IV. 2386. – Aber die Juden bringen immer noch einen Angriff gegen Christus vor; daher folgt Es antworteten ihm die Juden: Wir haben ein Gesetz etc. Sie scheinen verstanden zu haben aus der Antwort des Pilatus, dass er nicht

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aufgebracht war gegen Christus aufgrund der Anklage der angemaßten Königswürde, von dem sie glaubten, dass durch ihn seine Seele am meisten bewegt werden würde, ihn zu töten. Und deshalb glaubten sie, gleichsam als ob diese Anklage nicht genügte für seinen Tod, dass Pilatus dadurch, dass er gesagt hatte Nehmt ihr ihn etc., gefragt hätte, ob sie eine andere Anklage nach dem Gesetz hätten, der zufolge er zu verurteilen sei, und dass sie ihn dieser zufolge verurteilen sollten; und deshalb sagen sie nach dem Gesetz muss er sterben. Und erstens bringen sie das Vergehen Christi gegen das Gesetz der Juden vor; zweitens das gegen das Gesetz der Römer, an der Stelle [n. 2398] Wenn du diesen freilässt, bist du kein Freund des Kaisers. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] zweierlei. Erstens wird die Anklage der Juden gegen Christus angeführt; zweitens die Wirkung der Anklage in der Seele des Pilatus, an der Stelle [n. 2388] Da also Pilatus diese Rede gehört hatte, fürchtete er sich mehr. 2387. – Das Vergehen, das Christus angelastet wurde gegen das Gesetz der Juden, war, dass er sich zum Sohn Gottes gemacht hat; aufgrund dessen erachteten sie ihn als Angeklagten auf den Tod. Oben 5,18: Deshalb versuchten die Juden ihn zu töten, weil er nicht nur den Sabbat auflöste, sondern auch Gott seinen Vater nannte [und so] sich Gott gleich machte; und oben 10,33 heißt es: Wegen eines guten Werkes steinigen wir dich nicht, sondern wegen Lästerung: weil du, während du ein Mensch bist, dich selbst zu Gott machst. Und jedesmal sagen sie er macht sich zum Sohn Gottes, als ob er es nicht wäre. Aber es ist nicht gegen das Gesetz, wie er ihnen bewies oben in 10,34, durch jene Stelle Ps. 82,6; Ich habe gesagt, ihr seid Götter. Wenn nämlich andere Menschen, die angenommenen Söhne sind, ohne Lästerung sich Söhne Gottes nennen, um wieviel mehr Christus, der der Sohn Gottes ist von Natur? Aber weil sie die ewige Zeugung nicht verstanden, deshalb hielten sie ihn für falsch und lästernd, wofür jemand überall in die Schuld des Todes geriet. V. 2388. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Da also Pilatus diese Rede gehört hatte, fürchtete er sich mehr, führt er die Wirkung der Anklage in der Seele des Pilatus an, und [zwar] erstens die Wirkung der Furcht; deshalb sagt er Da er diese Rede gehört hatte, nämlich dass [Christus] sich zum Sohn Gottes machte, fürchtete er sich mehr, nämlich dass es wahr wäre, und dass er unrecht handelte, wenn er ungerecht vorginge gegen ihn. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass die Heiden, als sie hörten von dem Verrat am Sohn Gottes, sich fürchteten. Hab. 3,2: Herr, ich habe gehört das Gerücht von dir, und ich habe mich gefürchtet. 2389. – Zweitens führt [der Evangelist] die Wirkung des Zweifelns und der Befragung an: daher folgt Und er ging wiederum in die Statthalterei hinein und sagte zu Jesus etc., und

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erstens wird die Frage des Pilatus angeführt; zweitens das Schweigen Christi [n. 2391]; drittens der Tadel des Schweigens [n. 2392]. 2390. – Hinsichtlich des ersten sagt [der Evangelist] Und [Pilatus] ging wiederum in die Statthalterei hinein, nämlich von Furcht erschüttert, und sagte zu Jesus, den er mit sich zurück geführt hatte: Woher bist du?, weil er wissen wollte, ob [Christus] ein Gott sei, der göttliche Herkunft hat, oder ein Mensch, der irdische [Herkunft hat]. Darauf kann geantwortet werden, was man oben findet in 8,23: Ihr seid von unten, ich aber bin von den Höhen. 2391. – Jesus aber gab ihm, weil er nicht wollte, keine Antwort: damit er zeigte, dass er nicht durch Reden siegen wollte und Ausflüchte zurechtlegen, weil er [ja] dafür gekommen war, dass er litte. Zugleich gab er auch uns dadurch ein Beispiel der Geduld. Und es wird erfüllt, was gesagt wird in Is. 53,7: Wie ein Lamm vor dem, der es schert, wird er verstummen und wird seinen Mund nicht auftun. Und [der Prophet] sagt gleichwie ein Lamm, damit nicht geglaubt werde, dass [Christus] schwiege so wie einer, der sich eines Üblen bewusst ist, der von seinen Sünden überwältigt wird, sondern so wie ein Sanftmütiger, so wie einer, der für fremde Sünden geopfert wird. 2392. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es sagte also Pilatus zu ihm: Zu mir sprichst du nicht? Weißt du nicht, dass ich die Macht habe, dich zu kreuzigen, und die Macht habe, dich frei zu lassen? wird angeführt, auf welche Art Pilatus [Christi] Schweigsamkeit tadelt, und erstens macht Pilatus dies durch Prahlerei mit seiner Macht; zweitens wird die Antwort Christi über die Macht des Pilatus angeführt [n. 2394]. 2393. – Weil also Christus ihm keine Antwort gab, sagt Pilatus hier tadelnd Zu mir sprichst du nicht etc.: womit er sich selbst verurteilt hat. wenn es nämlich völlig in seiner Macht lag, weshalb hat er, da er keinen Rechtsfall daran fand, ihn nicht freigelassen? Lc. 19,22: Nach deinem Mund richte ich dich, nichtswürdiger Sklave; II Mac. 7, 16: Macht hast du über die Menschen, und weil du korrumpierbar bist, machst du, was du willst. 2394. – Und weil er so prahlt mit seiner Macht, gemäß jener Stelle Ps. 49,7: In der Menge seiner Reichtümer prahlt er, deshalb macht dies der Herr zunichte, indem er sagt Nicht hättest du irgendeine Macht gegen mich, wenn sie dir nicht gegeben wäre von oben. Daher, wie Augustinus sagt, schweigt Christus wie ein Lamm, wo er schweigt; wo er spricht, lehrt er wie ein Hirt. Daher lehrt er zuerst über den Ursprung der Macht [des Pilatus]; zweitens über die Größe von dessen Schuld [n. 2396]. 2395. – Hinsichtlich des ersten sagt er Nicht hättest du irgendeine Macht gegen mich, wenn sie dir nicht gegeben wäre von oben, als ob er sagte: Wenn du irgendeine [Macht] zu haben scheinst, hast du diese nicht von dir, sondern sie ist dir gegeben von oben, das heißt von Gott, von dem jede Macht ist.

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Rom. 13,1, und Prov. 8,15: Durch mich herrschen die Herrscher. Und er sagt irgendeine, das heißt eine wie kleine du auch immer hast, weil [Pilatus] eine begrenzte hatte von einer größeren her, nämlich von der des Kaisers; Matth. 8,9: Ich bin unter die Obrigkeit gestellt. 2396. – Und deshalb schließt [Christus] Deshalb hat, wer mich dir ausgeliefert hat, nämlich Judas, oder die Obersten der Priester, die größere Sünde. Und er sagt die größere, damit er sowohl jene, die ihn auslieferten, als auch Pilatus selbst der Sünde schuldig zeigte: aber jene der größeren, die von sich aus und aus Missgunst ihn auslieferten; aber jener tat, was er tat, aus Furcht vor einer höheren Macht. Dadurch wird auch der Irrtum der Häretiker zerstört, die sagen, dass alle Sünden gleich seien: sonst hätte der Herr nicht gesagt hat die größere Sünde. Matth. 18,7: Wehe aber jenem Menschen, durch den das Ärgernis kommt. 2397. – Das Ergebnis der [versuchten] Freilassung Christi wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Und von da an versuchte Pilatus, ihn freizulassen. Aber weil er, wie gesagt wird von Anfang an, sich bemühte, ihn freizulassen, wird passender gesagt von da an, das heißt aufgrund dieser Ursache, dass er keine Sünde hätte. Oder er versuchte oben, ihn freizulassen, aber von da an, das heißt ab nun, versuchte er ganz und gar und mit feststehendem Sinn, ihn freizulassen.

Lectio III. Die Juden aber riefen und sagten: Wenn du diesen freilässt, bist du nicht ein Freund des Kaisers. II. Jeder nämlich, der sich zum König macht, widerspricht dem Kaiser. III. Pilatus aber, als er diese Reden gehört hatte, führte Jesus hinaus, und saß auf dem Richterstuhl, an dem Ort der genannt wird Lithostratos, hebräisch aber Gabbatha. IV. Es war aber der Rüsttag des Paschafestes, ungefähr die sechste Stunde. V. Und [Pilatus] sagte zu den Juden: Seht, Euer König! Jene aber riefen: Bring ihn weg, bring ihn weg, kreuzige ihn! VI. Pilatus sagte zu ihnen: Euren König soll ich kreuzigen? Es antworteten die Hohepriester: Wir haben keinen König außer dem Kaiser. VII. Da also gab er ihn ihnen, dass er gekreuzigt würde. VIII. Sie nahmen also Jesus und führten ihn hinaus, und er trug sich das Kreuz und ging hinaus an den Ort, der genannt wird Schädelstätte, hebräisch aber Golgotha: dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, in der Mitte aber Jesus. I.

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I. 2398. – Oben [vgl. n. 2386] haben die Juden ein Vergehen Jesu gegen das Gesetz angeführt: weil Pilatus dieses gering zu achten schien, weil er nämlich dem Gesetz nicht verpflichtet war, deshalb schreiben sie Christus hier ein Vergehen gegen das Gesetz der Römer zu, damit sie [Pilatus] mehr drängten, ihn zu töten, und erstens bringen sie eine Gefahr vor, die dem Pilatus drohte, wenn er Christus freiließe; zweitens bestimmen sie die Ursache, an der Stelle [n. 2400] Jeder, der sich zum König macht, widerspricht dem Kaiser. 2399. – [Der Evangelist] sagt also, dass die Juden, nachdem Pilatus versuchte, Christus freizulassen, riefen und sagten: Wenn du diesen freilässt, der sich zum König macht, bist du nicht ein Freund des Kaisers, das heißt du wirst seine Freundschaft verlieren. Oft nämlich geschieht es, dass Menschen über andere das glauben, was ihnen selbst widerfährt. Und weil über sie oben gesagt wird in 12,43, dass sie die Ehre bei den Menschen mehr liebten als die Ehre bei Gott, deshalb glaubten sie auch über Pilatus, dass er die Freundschaft des Kaisers der Freundschaft zur Gerechtigkeit voranstellen werde; wie sehr auch das Gegenteil zu tun wäre. Ps. 118,9: Gut ist es, mehr auf den Herrn zu hoffen als auf die Fürsten. Deshalb urteilt auch der Philosoph, dass die Wahrheit höher zu achten sei als die Freundschaften. II. 2400. – Als Grund der drohenden Gefahr aber fügen sie hinzu Jeder nämlich, der sich zum König macht, widerspricht dem Kaiser. Dies nämlich ist die Natur der irdischen Macht, dass eine die Gemeinschaft mit einer anderen nicht erträgt: und deshalb duldete der Kaiser nicht, dass ein anderer herrschte. Eccli. 7,4: Wolle nicht von einem Menschen eine Herrscherwürde erstreben, noch von einem König einen Ehrenplatz. III. 2401. – Hier behandelt der Evangelist die Verurteilung Christi, hinsichtlich derer er dreierlei berührt. Erstens nämlich den Ort; zweitens die Zeit, an der Stelle [n. 2404] Es war aber der Rüsttag etc.; drittens die Art, an der Stelle [n. 2406] Und [Pilatus] sagte zu den Juden. 2402. – Hinsichtlich des ersten führt er erstens das Motiv der Verurteilung an, indem er sagt Als Pilatus diese Reden gehört hatte, fürchtet er sich mehr: nicht nämlich konnte er so den Kaiser verachten, den Urheber seiner Macht,

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wie das Gesetz eines anderen Volkes: und deshalb sagt [der Evangelist] Pilatus … führte Jesus hinaus. Aber umsonst wurde er ihretwegen aufgeregt, weil [Christus] kein solcher [Mensch] war. Nicht nämlich konnte [Pilatus] glauben aufgrund von Purpur, nicht aufgrund einer Krone, nicht aufgrund eines Szepters, nicht aufgrund eines Wagens, nicht aufgrund von Soldaten, die Christus gehabt hätte, das ihn nach der Herrschaft verlangte. Er saß immer allein mit den Jüngern, arm beim Essen, Gewand und Unterkunft. Aber, wie gesagt wird in Prov. 28,1: Der Unfromme flieht, wenn niemand [ihn] verfolgt; Ps. 53,6: Sie zitterten in Furcht, wo keine Furcht war; Ez. 2,6: Du also fürchte sie nicht, noch habe Angst vor ihren Reden … und schrecke dich nicht vor ihren Mienen. 2403. – Zweitens führt [der Evangelist] den Ort an, indem er sagt und saß auf dem Richterstuhl. Das Tribunal [nämlich] ist der Richterstuhl, so wie der Thron des Königs und der Katheder des Lehrers; Prov. 20,8: Der König, der sitzt auf dem Thron des Gerichts, zerstreut alles Böse durch seine Einsicht. Und deshalb wird es ,Tribunal‘ genannt, weil bei den Römern Tribunen die privaten Streitfälle entschieden, benannt nach den tribus, denen sie vorgesetzt waren. Und es wird gesagt ,vor dem Tribunal‘ (pro tribunali), das heißt davor, denn bei den Griechen ist diese Präposition ,pro‘ dasselbe wie im lateinischen ,vor‘ oder ,auf‘. Und dieses Tribunal war an dem Ort, der Lithostratos genannt wird, das heißt „Pflaster von Steinen“. Lithos ist nämlich im Griechischen dasselbe wie „Stein“; denn der Ort, an dem Pilatus auf dem Richterstuhl saß, war gepflastert mit verschiedenen Steinen. Und deshalb wird der Ort auf hebräisch Gabbatha genannt, das heißt Hügel, beziehungsweise Erhöhung aus einer Aufhäufung von Steinen. IV. 2404. – Die Zeit der Verurteilung aber beschreibt [der Evangelist], wenn er sagt Es war aber der Rüsttag, das heißt die Vorbereitung des Paschafestes, ungefähr die sechste Stunde. Man muss aber wissen, dass bei den Juden der Tag des Sabbats in gewisser Hinsicht feierlicher war als jegliches andere Fest, insofern nämlich als sie wegen der Achtung für jenen Tag sich nicht am Tag selbst das Essen bereiteten, sondern am davor liegenden sechsten Wochentag; so wurde der sechste Wochentag zu jener Zeit aufgrund dessen „Rüsttag“ genannt. Und dies hat den Ursprung daher, dass gesagt wird in Ex. 16,26 f, dass sie am Sabbat nicht Manna sammeln sollten, sondern dass sie am sechsten Wochentag das Doppelte sammeln sollten; dadurch wurden sie keiner Festlichkeit entzogen. Daher bereiteten sie, mag auch der gegenwärtige sechste Wochentag ein Feiertag gewesen sein bei ihnen, dennoch an ihm für den folgenden Tag des Sabbats das Essen. 2405. – Aber [der Evangelist] fügt hinzu Es war aber … ungefähr die

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sechste Stunde: dem entgegen ist das, was gesagt wird in Mc. 15,25: Es war aber die dritte Stunde, und sie kreuzigten ihn. Aber es steht fest, dass [Pilatus] zuvor auf dem Richterstuhl saß, ehe Christus gekreuzigt wurde. Aber darauf ist die Antwort zweifach, Augustinus zufolge. Die erste und bessere ist, dass Christus zweifach gekreuzigt wurde. Erstens durch die Zungen und Worte der Juden, die sagten Kreuzige, kreuzige ihn; zweitens durch die Hände der Soldaten, die ihn kreuzigten. Weil die Juden die Kreuzigung den Heiden anlasten wollten, lastete daher Marcus, der das Evangelium schrieb für die Heiden, sie den Juden an, indem er sagt, dass die Juden damals Christus kreuzigten, als sie schrieen Kreuzige, kreuzige ihn; dies war in der dritten Stunde. Johannes aber, der der Ordnung der Zeit folgt, sagt Es war … ungefähr die sechste Stunde: denn als Christus am Kreuz war, war es schon am Ende der fünften Stunde und am Anfang der sechsten, in der die Finsternis entstand für drei Stunden, nämlich bis zur neunten Stunde. Daher sagt er, weil die sechste Stunde noch nicht begonnen hatte, ungefähr die sechste Stunde. Die zweite Antwort ist, dass „Rüsttag“ die Vorbereitung des Paschafestes genannt wird; zu unserem Osterfest aber ist Christus geopfert worden: daher ist die Vorbereitung, [also der] Rüsttag, die der Opferung Christi: davon war es die sechste Stunde, und nicht die des Tages, weil der Anfang dieser Vorbereitung die neunte Stunde der Nacht war, als [die Juden], da Christus gefangen war, sagten [Matth. 26,66]: Angeklagt ist er des Todes. Wenn wir daher zu den drei übrigen Stunden der Nacht drei Stunden des Tages hinzuzählen, an dem Christus gekreuzigt wurde, ist es offenbar, dass er zur sechsten Stunde des Rüsttages, das heißt der Vorbereitung, gekreuzigt wurde, mag auch die Stunde des Tages die dritte gewesen sein, wie Marcus sagt. Und sicher passt es, dass er in der sechsten Stunde gekreuzigt wurde: weil er durch das Kreuz den Menschen wiederherstellte, der am sechsten Tag geschaffen wurde, und im sechsten Zeitalter. V. 2406. – Die Art aber und den Ablauf der Verurteilung beschreibt [der Evangelist], indem er sagt Und [Pilatus] sagte zu den Juden: Seht, Euer König! etc. Hierbei ist zu beachten, dass Pilatus ihn bisher freilassen wollte, wie sehr ihn auch die Angst vor dem Kaiser bedrängte. Und deshalb wird erstens der Versuch des Pilatus angeführt, Christus freizulassen; zweitens wird sein Einverständnis hinzugefügt zu [Christi] Kreuzigung, an der Stelle [n. 2410] Da also gab er ihn ihnen, dass er gekreuzigt würde. Hinsichtlich des ersten wird erstens der Versuch des Pilatus angeführt; zweitens die Böswilligkeit der Juden, an der Stelle [n. 2408] Jene aber riefen. 2407. – [Der Evangelist] sagt also, dass [Pilatus], nachdem er auf dem Richterstuhl saß, zu den Juden sagte, gleichsam mit einem gewissen Unwillen:

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Seht, Euer König, als ob er sagte: Es ist erstaunlich, dass ihr diesen abscheulichen König habt, so gedemütigt und verworfen: die Herrschaft beansprucht niemand außer Reiche und Starke, dieser aber ist kein solcher, weil, wie gesagt wird in Ps. 88,16: Arm bin ich und in Mühsalen. 2408. – Aber dies besänftigt nicht die Böswilligkeit der Juden. Von unendlichem Hass ergriffen riefen sie, und indem sie das Übermaß der Böswilligkeit verdoppelten: Bring ihn weg, bring ihn weg, kreuzige ihn: zugleich auch deuten sie damit an, dass sie ihn auch nicht anblicken konnten. Iob 21,14: Sie sagten zu Gott: Weiche von uns, wir wollen die Kenntnis deiner Wege nicht; Sap. 2,15: Beschwerlich auch ist er zu schauen. Und deshalb fügen sie hinzu: Zum schändlichsten Tod wollen wir ihn verurteilen: dies ist dasselbe wie kreuzige ihn! VI. 2409. – Hier wird gezeigt, wie Pilatus sich bemüht, [Christus] zu befreien durch eine Schande für die Juden. Und zuerst wird die Anstrengung des Pilatus angeführt, als er sagt Euren König soll ich kreuzigen? als ob er sagte: Wenn ihr nicht bewegt werdet von seiner Demütigung, muss euch [doch] eure Schande bewegen, dass ich [nämlich] den kreuzige, der eure Königswürde beanspruchte: dies ist sehr unehrenvoll, wenn es von Landesfremden geschieht. Zweitens wird die Hartnäckigkeit der Juden angeführt; daher sagt [der Evangelist] Es antworteten die Hohepriester: Wir haben keinen König außer dem Kaiser; damit haben sie sich selbst der ewigen Knechtschaft unterworfen, indem sie Christi Hoheit ablehnten; und deshalb sind sie bis zum heutigen Tag, da sie Christus fern sind, zu Sklaven des Kaisers und der irdischen Macht geworden. I Reg. 8,7: Nicht dich haben sie verworfen, sondern mich, damit ich nicht herrschte über sie; Ier. 2,13: Verlassen haben sie mich, die Quelle des lebendigen Wassers, und haben sich Zisternen gegraben, die kein Wasser enthalten können. VII. 2410. – Anschließend wird die Zustimmung des Pilatus zur Tötung Christi angeführt; daher sagt [der Evangelist] Da also gab er ihnen, nämlich den Juden, weil sie so der Macht der Römer und deren Willen unterworfen waren, ihn, dass er gekreuzigt würde: gegen den Ratschluss [des Pilatus]. Ex. 23,2: Folge nicht der Menge, um ein Übel zu tun; Iob 9,24: Die Erde ist gegeben in die Hand des Unfrommen; Ier. 12,7: Ich habe meine geliebte Seele gegeben in die Hand ihrer Feinde. VIII. 2411. – Hier behandelt der Evangelist die Kreuzigung Christi, und

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erstens wird die Schande des Kreuzes angeführt; zweitens erzählt er die Folgen der Kreuzigung, an der Stelle [n. 2418] Pilatus schrieb aber auch eine Aufschrift. Die Schande des Kreuzes aber beschreibt [der Evangelist] teils hinsichtlich des Zustandes derer, die [Christus] kreuzigten, teils hinsichtlich der Art des Hinführens [n. 2413], teils hinsichtlich des Ortes [n. 2415], und hinsichtlich der Begleitung [n. 2417]. 2412. – Der Zustand derer, die [Christus] kreuzigten, wird beschrieben insofern, als sie Soldaten waren: daher sagt [der Evangelist] Sie nahmen also Jesus etc. Soldaten freilich nach dem Tun; denn es folgt [v. 23] Als die Soldaten ihn also gekreuzigt hatten; Juden aber nach der Entscheidung: weil sie selbst es bewirkten, und, was immer geschehen ist, [dem Pilatus] abrangen. Dadurch wird bezeichnet, dass die Juden den Nutzen des Kreuzes Christi verlieren mussten, und die Heiden ihn erlangen; Matth. 21,43: Es wird von euch genommen werden das Reich Gottes, und wird gegeben werden dem Volk, das seine Früchte hervorbringt. 2413. – Die Art des Hinführens aber war schandhaft, daher sagt [der Evangelist] und er trug sich das Kreuz, denn der Kreuzestod war schandhaft, daher wird gesagt in Deut. 21,23: Verflucht [ist] jeder, der am Holz hängt. Und deshalb fliehen sie das Zeichen des Kreuzes wie etwas Unheiliges, und weil sie es nicht berühren wollen, bürden sie das Kreuz Jesu dem verurteilten Jesus auf. Daher sagt [der Evangelist] und er trug sich das Kreuz. 2414. – Aber [ein Einwand] dagegen. In Matth. 27,32 wird gesagt, dass sie einen gewissen Simon, der aus der Stadt kam, zwangen, dass er das Kreuz trug. Die Antwort. Man muss sagen, dass Christus es von Beginn an trug; aber während er ging, trafen sie auf jenen, [ganz] nach Wunsch. Und dies entbehrt auch nicht des Mysteriums: weil [Christus] selbst als erster dass Leiden des Kreuzes auf sich nahm, und danach andere, und am meisten die dazukommenden Heiden, indem sie ihn nachahmten, I Petr. 2,21: Christus hat gelitten für uns, und hat euch ein Beispiel hinterlassen; Matth. 16,24: Wenn einer mir nachgehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf, und folge mir. Aber dies, dass Christus sich das Kreuz trug, und wenn es auch den Unfrommen und Ungläubigen ein großer Spott ist, für die Gläubigen aber und die Frommen ist es ein großes Mysterium. I Cor. 1,18: Das Wort vom Kreuz ist freilich denen, die zugrunde gehen, eine Torheit: denen aber, die gerettet werden, das heißt uns, ist es die Kraft Gottes. Christus trägt das Kreuz wie ein König das Szepter, als Zeichen der Herrlichkeit, die die allumfassende Herrschaft über alle Dinge ist. Ps. 96,9: Der Herr wird herrschen vom Holz;67 Is. 9,6: Und die Herrschaft ist gelegt auf seine Schulter, und er wird genannt werden bewundernswerter, beratender, starker Gott, Vater des zukünftigen Zeitalters, Fürst des Friedens. Er trägt es wie ein Sieger die Trophäe seines Sieges. Col. 2,15: Die Regierungen und die Mächte 67 Dieses Zitat läßt sich nicht auffinden.

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hat er [ihrer Macht] entkleidet, hat sie öffentlich vorgeführt im Triumph durch sich selbst. Ebenso [trägt Christus das Kreuz,] wie ein Lehrender den Leuchter trägt, in den das Licht seiner Lehre gestellt werden sollte, weil das Wort des Kreuzes für die Gläubigen die Kraft Gottes ist: Lc. 11,33: Niemand zündet ein Licht an und stellt es unter den Scheffel, sondern auf einen Leuchter, damit, die hereinkommen, das Licht sehen. 2415. – Der Ort der Passion aber war schmachvoll hinsichtlich zweierlei: sowohl weil er außerhalb der Stadt war; daher sagt [der Evangelist] er ging hinaus an den Ort, der genannt wird Schädelstätte, nämlich außerhalb der Mauern der Stadt; Hebr. ult., 12: Deshalb hat Jesus, damit er durch sein Blut das Volk heiligte, außerhalb des Stadttores gelitten. Und dies wegen zweierlei. Erstens damit er zeigte, dass die Kraft seiner Passion nicht eingeschlossen werden durfte innerhalb der Grenzen des jüdischen Volkes; zweitens damit er zeigt, dass alle, die den Nutzen der Kreuzigung erlangen wollen, aus der Welt hinausgehen müssen, wenigstens der Hinwendung nach. Daher fügt ebendort [Hebr. ult., 13] der Apostel sofort hinzu: Gehen wir also hinaus zu ihm nach außerhalb des Lagers. 2416. – Zweitens [war der Ort der Passion schmachvoll], weil er der geringste war; daher sagt [der Evangelist] an den Ort, der genannt wird Schädelstätte. Ps. 88,5: Geachtet wurde ich gleich denen, die hinabstiegen in die Grube. Und nun sagen manche, Chrysostomus zufolge, dass an jenem Ort, der Schädelstätte genannt wurde, Adam gestorben und begraben worden ist: daher wurde er Schädelstätte genannt nach dem Schädel des ersten Menschen, damit so, wie dort der Tod regierte, so auch dort Christus das Siegeszeichen aufstellte. Aber, wie Hieronymus sagt, eine Deutung dieser Art ist gefällig und angenehm für die Ohren des Volkes, aber trotzdem nicht wahr, weil Adam begraben ist in Hebron: Iosue 14,15: Adam, der größte, ist begraben unter den Enakitern. Und deshalb muss man sagen, dass außerhalb von Jerusalem vor dem Tor ein Ort war, an dem die Köpfe der Verurteilten abgeschlagen wurden: daher erhielt dieser Ort den Namen „Schädelstätte“ wegen der abgeschlagenen Köpfe der Verurteilten oder Hingebrachten, die dort lagen. 2417. – Die Begleitung aber und Gemeinschaft der Passion zeigen Schimpflichkeit an, weil sie mit ihm zwei andere kreuzigten, nämlich Räuber, wie gesagt wird in Lc. 23,33. Und [der Evangelist] sagt zu beiden Seiten, das heißt der eine zur Rechten, der andere zur Linken, in der Mitte aber Jesus. Aber beachte, dass Christus auch in der Passion in der Mitte steht. Aber dies ist ihm, was die Absicht der Juden anlangt, zur Beschimpfung geschehen; damit nämlich die Ursache seines Todes als ähnlich beurteilt würde der Ursache des Todes der Räuber. Is. 53,12: Und zu den Ungerechten ist er gerechnet worden. Aber wenn auf das Mysterium geachtet wird, betrifft dies die Herrlichkeit Christi: denn dadurch wird gezeigt, dass Christus durch die Passion die richterliche Macht verdient hat. Iob 36,17: Dein Rechtsfall ist gleichsam wie der eines Unfrommen beurteilt worden; aber Urteil und Rechtsfall wirst du emp-

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fangen. Die Mitte aber zu halten ist Sache des Richters; daher ist, auch dem Philosophen zufolge, zum Richter zu gehen [dasselbe] wie zum Mittler zu gehen. Und deshalb wird [Christus] in die Mitte gestellt, und einer zur Rechten, und ein anderer zur Linken, weil er beim Gericht freilich die Schafe zur Rechten stellen wird, die Böcke aber zur Linken. Daher wird der Räuber zur Rechten, der glaubte, freigesprochen, und der andere zur Linken, der [Christus] beleidigt, ist verdammt worden.

Lectio IV. Pilatus schrieb aber auch eine Aufschrift, und setzte sie über das Kreuz. Es war aber geschrieben: Jesus von Nazareth, König der Juden. II. Diese Aufschrift lasen also viele der Juden, weil der Ort, an dem Jesus gekreuzigt wurde, nahe der Stadt war. Und es war geschrieben hebräisch, griechisch und lateinisch. III. Es sagten also zu Pilatus die Hohepriester der Juden: Schreib nicht: König der Juden; sondern, dass er selbst sagte: ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. IV. Die Soldaten also, nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider, und sie machten vier Teile, einem jeden Soldaten einen Teil. V. Und das Untergewand. Es war aber das Untergewand ohne Naht, von oben her gewebt als Ganzes. VI. Sie sagten also zueinander: Wir wollen es nicht zerreißen, sondern losen wir darüber, wem es gehören soll. VII. Damit erfüllt wurde die Schrift, die sagt: Geteilt haben sie sich meine Kleider, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen. Und die Soldaten nun taten dies. VIII. Es standen aber nahe dem Kreuz Jesu seine Mutter, und die Schwester seiner Mutter Maria Cleophae, und Maria Magdalene. IX. Als Jesus also die Mutter stehen gesehen hatte und den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn. X. Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter. XI. Und seit jener Stunde nahm sie der Jünger zu sich auf.

I.

I. 2418. – Nachdem der Evangelist Christi Kreuzigung behandelt hat, behandelt er hier das, was darauf folgte, und erstens das, was folgte auf die Kreuzigung, sofern es Pilatus betraf; zweitens, sofern es die Soldaten betraf, an der Stelle [n. 2425] Die Soldaten also, nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider;

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drittens, sofern es die Freunde betraf, die dabei standen, an der Stelle [n. 2434] Es standen aber nahe dem Kreuz Jesu seine Mutter etc. Es wird aber dreierlei angeführt, was Pilatus betrifft, nämlich das Verfassen der Aufschrift [n. 2419], das Lesen der Aufschrift [n. 2422], das Festhalten an der Aufschrift [n. 2423]. 2419. – Hinsichtlich des ersten wird zweierlei angeführt. Erstens das Verfassen der Aufschrift; daher sagt [der Evangelist] Pilatus schrieb aber auch eine Aufschrift, und setzte sie über das Kreuz. Und dies sehr passend: damit er sich wenigstens dadurch an den Juden rächte, indem er ihre Bösartigkeit zeigte, da sie sich gegen ihren König erhoben hatten. Aber trotzdem passt es [auch] zum Mysterium, weil so, wie bei den Triumphen auf dem Siegesdenkmal eine Aufschrift angebracht wurde, die den Sieg zeigte, deshalb weil die Menschen die Erinnerung an sich feiern wollten, Gen. 11,4: Lasst uns unseren Namen feiern, bevor wir [sonst] in alle Länder zerstreut werden, so ordnete [Pilatus] an, dass eine Aufschrift auf das Kreuz geschrieben wurde, damit das Leiden [Christi] im Gedächtnis bewahrt würde, Thren. 3,19: Erinnere dich an meine Armut und meinen Untergang, an Wermut und Galle. 2420. – Zweitens wird der Inhalt der Aufschrift angeführt: Es war aber geschrieben: Jesus von Nazareth, König der Juden. Diese drei Worte freilich passen hinreichend zum Mysterium des Kreuzes; denn dies, dass er Jesus sagt, was als „Erlöser“ übersetzt wird, passt zur Kraft des Kreuzes, durch die uns die Erlösung geschaffen wurde; Matth. 1,21: Du sollst seinen Namen „Jesus“ nennen, denn er wird sein Volk erlösen von ihren Sünden. Dies aber, dass [Pilatus] sagt von Nazareth, was übersetzt wird als „blühend“, betrifft die Unschuld des Leidenden; Cant. 2,1: Ich bin die Blume des Feldes, und die Lilie der Täler; Is. 11,1: Und eine Blüte wird von seiner Wurzel emporwachsen. Dies aber, dass [Pilatus] sagt König der Juden, betrifft die Macht, die Herrschaft, die [Christus] aus der Passion sich erworben hat. Phil. 2,9: Deshalb auch hat Gott ihn erhöht; Ier. 23,5: Regieren wird der Herr, und weise wird er sein; Is. 9,7: Über dem Thron Davids und über seiner Herrschaft wird er sitzen. 2421. – Aber weil [Christus] durch das Kreuz nicht nur der König der Juden ist, sondern auch der Heiden, weshalb in Ps. 2,6 [der Psalmist], nachdem er gesagt hatte Ich aber bin als König eingesetzt worden von ihm, hinzufügt [v. 8] Fordere [es] von mir, und ich werde dir die Völker geben als dein Erbe: weshalb also hat [Pilatus] nur geschrieben König der Juden? Die Antwort. Man muss sagen, dass die Heiden eingeführt wurden in die Fettheit der Olive wie der wilde Ölbaum, Rom. 11,17. Und so wie der wilde Ölbaum teilhaftig wird der Fettheit der Olive, nicht aber die Olive teilhaftig wird der Bitterkeit des wilden Ölbaums, so werden die Heiden selbst, die zum Glauben bekehrt sind, geistlich ,Juden‘ genannt, wenn sie zu Bekennenden gemacht wurden, nicht durch Beschneidung des Fleisches, sondern des Geistes; und deshalb werden darunter, dass [Pilatus] sagt König der Juden, auch die bekehrten Heiden verstanden.

Lectio IV.

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II. 2422. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Diese Aufschrift lasen also viele der Juden, wird das Lesen der Aufschrift behandelt. Und erstens wird das Lesen der Aufschrift angeführt, weil Diese Aufschrift viele der Juden lasen: dadurch wird bezeichnet, dass mehr gerettet werden durch den Glauben, indem sie die Passion Christi lesen, als von denen, die [sie] gesehen haben. Unten 20,31: Dies aber ist geschrieben, damit ihr glaubt. Zweitens wird die Möglichkeit des Lesens angeführt, und die ist zweifach. Eine ist [die] aufgrund der Nähe des Ortes: weil der Ort, an dem Jesus gekreuzigt wurde, nahe der Stadt war, zu der viele zusammenströmten, die andere aufgrund der Vielfalt der Schrift, weil es geschrieben war hebräisch, griechisch und lateinisch: damit niemand es nicht wüsste, und weil diese drei Sprachen vor den anderen hervorragten. Die hebräische freilich wegen der Verehrung des einen Gottes; die griechische wegen der Weisheit; die römische wegen der Macht der Römer. Daher erwerben diese drei Völker sich Würdigkeit am Kreuz Christi, wie Augustinus sagt. Damit wird bezeichnet, dass durch das Kreuz Christi unterworfen und bekehrt werden müssen die Ergebenen und Religiösen, die bezeichnet werden durch die hebräische Sprache; die Weisen, die [bezeichnet werden] durch die griechische; die Mächtigen, die [bezeichnet werden] durch die römische. Oder es wird durch die hebräische [Sprache] bezeichnet, dass Christus herrschen sollte über die theologische Philosophie, die bezeichnet wird durch das Hebräische, weil den Juden die Kenntnis der göttlichen Dinge übergeben ist; durch die griechische [Sprache] aber [wird bezeichnet, dass Christus herrschen sollte] über die natürliche und philosophische Philosophie: denn die Griechen bemühten sich um die Spekulation über die natürlichen Dinge; durch die lateinische [Sprache] aber [wird bezeichnet, dass Christus herrschen sollte] über die praktische Philosophie, weil bei den Römern am meisten die moralische Wissenschaft blühte: damit so in Gefangenschaft geführt werden alle Arten der Vernunft in Gehorsam für Christus, wie gesagt wird in II Cor. 10,5. III. 2423. – Das Festhalten an der Aufschrift aber wird angeführt, wenn gesagt wird Es sagten also zu Pilatus die Hohepriester der Juden etc. Und erstens wird der Versuch der Juden angeführt, die Aufschrift zu zerstören, daher sagten zu Pilatus die Hohepriester der Juden: Schreib nicht: König der Juden; sondern, dass er selbst sagte: ich bin der König der Juden. Denn darin wird Christi Verherrlichung gezeigt, und der Vorwurf an die Juden, dass er bezeichnet wird als König der Juden. Denn es ist schimpflich für die Juden, dass sie ihren König kreuzigen ließen.

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Caput XIX.

Aber wenn angegeben würde: Weil er sagte, Ich bin der König der Juden, wäre das hinausgelaufen auf eine Beschimpfung Christi, und hätte eine Schuld seiner angezeigt; und dies beabsichtigten sie, damit sie nämlich dem Gekreuzigten den Ruhm nähmen, dem sie schon, als er lebte, das Leben nahmen. Ps. 68,13: Gegen mich sprachen sie, die saßen am Tor. 2424. – Zweitens wird des Pilatus Standhaftigkeit bezüglich der Aufschrift angeführt, weil Pilatus, der ihnen einen Schimpf antun wollte, den Spruch nicht ändern wollte; daher folgt Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben. Dies ist nicht zufällig geschehen, sondern lange zuvor von Gott angeordnet und prophezeit. Denn einige Psalmen sind so betitelt: Zerstöre nicht die Aufschrift Davids auf dem Titel: der Psalm 59 nun bezieht sich am meisten auf die Passion, wie etwa: Entreiße mich meinen Feinden [v. 2], und zwei vorhergehende [Ps. 57,2]: Erbarme dich meiner, Gott, erbarme dich meiner, weil auf dich meine Seele vertraut, und [Ps. 58,2] Ob ihr wirklich unbedingt Gerechtigkeit sprecht. Und deshalb riefen die Hohepriester töricht, weil so, wie nicht zerstört werden kann, was die Wahrheit gesprochen hat, so auch nicht vernichtet werden kann, was Pilatus geschrieben hat. Deshalb nämlich sagte Pilatus Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben, weil der Herr, was er gesagt hat, gesagt hat, wie Augustinus sagt. IV. 2425. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Die Soldaten also, nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider, führt er die Folgen der Kreuzigung hinsichtlich der Soldaten an, und erstens führt er die Teilung der anderen Kleider an; zweitens das Losen über das Untergewand ohne Naht, an der Stelle [n. 2427] Und das Untergewand; drittens führt er eine prophetische Vorankündigung ein, an der Stelle [n. 2433] Damit erfüllt wurde die Schrift. 2426. – Er sagt also Die Soldaten, nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, nahmen seine Kleider. Daraus können wir zweierlei entnehmen: nämlich das Demütigende am Tod Christi, aufgrund dessen, dass sie ihn entkleideten, was üblicherweise nur gedemütigten Personen geschieht; zweitens die Habgier der Soldaten, weil sie seine Kleider nahmen, und sie machten vier Teile, einem jeden Soldaten einen Teil. Diese Sorte von Menschen nämlich ist die habgierigste, deshalb sagte Johannes der Täufer zu ihnen: Ängstigt niemanden … und seid zufrieden mit eurem Sold [Lc. 3,14], und Iob 24,7: Nackt schicken sie die Menschen weg und nehmen ihnen die Kleider. V. 2427. – Hinsichtlich des zweiten sagt [der Evangelist] Und das Untergewand, und

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erstens wird die Beschreibung des Untergewandes angeführt; zweitens das Losen darüber, an der Stelle [n. 2430] Sie sagten also zueinander: Wir wollen es nicht zerreißen. 2428. – [Der Evangelist] sagt also Und das Untergewand, nämlich nahmen sie zugleich mit jenen [Kleidern]. Es war aber das Untergewand ohne Naht, von oben her gewebt als Ganzes. [Der Evangelist] sagt aber, dass es ohne Naht war, damit er den Grund der Unteilbarkeit zeige. Daraus kann, wie manche sagen, die Kostbarkeit des Untergewandes bewiesen werden. Chrysostomus aber sagt im Gegenteil, dass der Evangelist, indem er dies sagt, heimlich die Wertlosigkeit des Gewandes andeutet. Denn in Palästina gibt es eine gewisse Art von Gewändern für die Armen, die aus vielen Lappen zusammengenäht sind, gleichsam ein Lappen über dem anderen: II Cor. 8,9: Wir kennen nämlich die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: weil er, obwohl er reich war in allem, wegen uns arm geworden ist. 2429. – Mystisch aber kann es bezogen werden auf den mystischen Körper Christi, und so werden die Kleider in vier [Teile] geteilt, weil die Kirche in die vier Teile der Welt sich ausgebreitet hat. Is. 49,18: So wahr ich lebe, spricht der Herr: Du wirst mit all diesen wie mit einem Schmuck bekleidet werden, und du wirst sie dir umlegen wie eine Braut. Das Untergewand ohne Naht, das nicht geteilt wird, bezeichnet die Liebe, weil andere Kräfte nicht zufolge ihrer [selbst] geeint sind, sondern durch etwas anderes geeint werden, insofern als alle übereinkommen im letzten Ziel, mit dem nur die Liebe vereint wird. Denn wenn auch der Glaube das letzte Ziel zeigt, [und] die Hoffnung macht, dass man darauf hinzielt, so verbindet [doch] nur die Liebe [damit]. Col. 3,14: Über alles aber die, die die Liebe haben, die das Band der Vollendung ist. Über sie wird gesagt, dass sie von oben her gewebt ist, weil die Liebe über allen anderen Kräften ist. I Cor. 12,31: Einen noch hervorragenderen Weg zeige ich euch; Eph. 3,19: Zu erkennen auch die Liebe zu Christus, die alles Wissen überragt, damit ihr erfüllt werdet mit jeglicher Fülle Gottes. Oder weil die Liebe uns nicht kommt von uns selbst, sondern vom Heiligen Geist. Rom. 5,5: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist. Es kann dies auch bezogen werden auf den wahren Leib Christi; und so ist es von oben her gewebt, weil der Leib Christi geformt ist durch höhere Kraft, nämlich durch die des Heiligen Geistes. Matth. 1,20: Was in ihr geboren ist, ist vom Heiligen Geist. VI. 2430. – Das Losen um das Untergewand wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Sie sagten also zueinander: Wir wollen es nicht zerreißen, sondern losen wir darüber, wem es gehören soll. Es gibt nämlich ein gewisses divinatorisches Losen, und dieses ist, weil es keine Notwendigkeit besitzt,

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Caput XIX.

unerlaubt; es gibt auch ein anderes, verteilendes: und dieses ist in weltlichen Angelegenheiten erlaubt, aber nicht in geistlichen, dass nämlich die Menschen das, was sie nach ihrem Ermessen nicht teilen können, dem Ermessen und Ratschluss Gottes überlassen. Prov. 16,33: Die Lose werden geworfen zum Zeichen, aber von Gott werden sie geordnet. Und ebendort 18,18: Den Widerspruch unterdrückt das Los, und auch unter den Mächtigen entscheidet es. 2431. – Aber dem entgegen scheint [zu sein], was gesagt wird in Matth. 27,35, dass sie das Los geworfen haben über sein Gewand. Die Antwort. Man muss sagen, dass Matthäus nicht sagt, dass sie über alle [Kleidungsstücke] das Los geworfen haben, sondern während sie die anderen teilten, warfen sie freilich das Los über das Untergewand. 2432. – Außerdem ist Marcus noch verwirrender, wenn er sagt [15,24] Lose warfen sie, wer was an sich nähme: also über alle Teile. Die Antwort. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass die Worte des Marcus so zu verstehen sind, und so auszulegen: Sie warfen das Los über sich, das heißt über irgendeinen von ihnen, wer was, das heißt wer von ihnen das Unterkleid nehmen solle. VII. 2433. – Anschließend wird eine Vorhersage der Schrift angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Damit erfüllt wurde die Schrift. Und erstens wird die prophetische Vorankündigung angeführt: in ihr bemerkt man die Sorgfalt des Propheten, indem er auch gewisse Beiläufigkeiten, die mit Christus geschehen würden, angekündigt hat. Es ist auch offensichtlich, dass nicht durch Zufall das Vorhergesagte geschehen ist. Und deshalb sagte [der Evangelist] Damit erfüllt wurde die Schrift, folgernd nämlich, was [der Psalmist] gesagt hat in Ps. 22,19: Aufgeteilt wurden meine Gewänder, er sagt nicht „Gewand“, weil es mehrere waren, und über mein Gewand, das heißt über das Untergewand, haben sie das Los geworfen. Zweitens wird die Erfüllung der Prophezeiung angeführt, dass [nämlich] die Soldaten nun dies taten: dadurch wird zu verstehen gegeben, dass die göttliche Schrift auch im Kleinsten erfüllt wird, Matth, 5,18: Kein Jota und kein Strich wird vergehen vom Gesetz, bis alles geschieht; Lc. ult., 44: Es muss alles erfüllt werden, was geschrieben ist im Gesetz und den Propheten und den Psalmen über mich. VIII. 2434. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es standen aber nahe dem Kreuz Jesu seine Mutter, und die Schwester seiner Mutter etc., wird die dritte Folge [der Kreuzigung] hinsichtlich der Freunde angeführt, und erstens wird die Anwesenheit der Frauen angeführt, die dabeistanden;

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zweitens Christi beunruhigte Besorgnis um die Mutter, an der Stelle [n. 2439] Als Jesus also die Mutter stehen gesehen hatte etc.; drittens der bereitwillige Gehorsam des Jüngers, an der Stelle [n. 2443] Und seit jener Stunde nahm sie der Jünger zu sich auf. 2435. – Die Frauen aber, die dastanden nahe dem Kreuz, werden beschrieben als drei, nämlich seine Mutter, und die Schwester seiner Mutter Maria Cleophae, und Maria Magdalene. Aber man muss beachten, dass die anderen Evangelisten, obwohl sie viele Frauen erwähnen, die dastanden, keiner die Selige Jungfrau erwähnt, außer Johannes: daher ergibt sich aus den beiden Erzählungen ein zweifacher Zweifel. 2436. – Der erste, weil Matthäus und Marcus sagen, dass die Frauen von weitem standen, Johannes aber, dass [sie] nahe dem Kreuz [standen]. Dazu könnte gesagt werden, dass es andere Frauen waren, die Matthäus und Marcus erwähnen, und andere, die Johannes erwähnt. Aber dem steht entgegen, dass Maria Magdalena unter den Frauen aufgezählt wird, die Matthäus und Marcus erwähnen, und auch Johannes. Und daher muss man sagen, dass diese Frauen und jene als dieselben verstanden werden müssen; und darin ist auch kein Widerspruch. Denn ,nahe‘ und ,von weitem‘ sind relativ gesagt; und nichts verbietet, dass etwas auf eine gewisse Art als ,nahe‘ bezeichnet wird und auf eine gewisse als ,von weitem‘. Dass sie nahe waren nämlich sagt [der Evangelist], weil sie in Sichtweite [Christi] waren, aber von weitem, weil zwischen ihm und den Frauen Dazwischenstehende war. Oder es kann gesagt werden, dass sie am Beginn der Kreuzigung nahe bei ihm standen, so, dass er mit ihnen sprechen konnte; aber danach, als die Menge der Spottenden dazukam, wichen sie zurück und standen von weitem. Daher erzählt Johannes, was zuerst war, die anderen, was nachher. 2437. – Die zweite Frage besteht, weil Johannes Maria Cleophae erwähnt, aber Matthäus und Marcus an ihrer Stelle Maria Iacobi, die Alphaei genannt wurde. Aber dazu muss man sagen, dass die Maria Cleophae, die Johannes nennt, dieselbe ist wie jene Alphaei, die Matthäus nennt. Denn sie hatte zwei Männer, nämlich Alphaeus und Cleophas. Oder es kann gesagt werden, dass Cleophas ihr Vater war. 2438. – Dass aber einerseits die Frauen nahe dem Kreuz standen und die Jünger Christus verlassen hatten und geflohen waren, hebt die ergebene Beständigkeit der Frauen hervor. Iob 19,20: An meiner Haut, da das Fleisch verschwunden war, haftet mein Gebein: gleichsam nämlich waren die Jünger, die durch das Fleisch bezeichnet werden, zurückgewichen, und die Frauen, die durch die Haut bezeichnet werden, hafteten [ihm] an.

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Caput XIX.

IX. 2439. – Anschließend wird [Christi] Beunruhigung wegen der Mutter angeführt, an der Stelle Als Jesus also die Mutter stehen gesehen hatte etc., und erstens wird die Beunruhigung angeführt hinsichtlich der Sorge wegen des Jüngers, den er der Mutter zuwies; zweitens hinsichtlich der Sorge wegen der Mutter, die er dem Jünger übergab, an der Stelle [n. 2442] Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter. 2440. – Hinsichtlich des ersten sagt [der Evangelist] Als Jesus also die Mutter stehen gesehen hatte und den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn, als ob er sagte: Bis jetzt trug ich die Sorge um dich, und war bedacht auf dich: dir lasse ich diesen zurück. Darin wird die Würdigkeit des Johannes gezeigt. Aber beachte, dass [Christus] oben, 2,3 f, als die Mutter sagte Sie haben keinen Wein etc., sagt: Noch ist meine Stunde nicht gekommen, nämlich die der Passion, in der ich leiden werde, dem zufolge, was ich von dir empfangen habe: wenn aber jene Stunde gekommen sein wird, dann werde ich dich kennen. Daher auch kennt er sie dann als Mutter. Wunder aber zu tun kommt mir zu nicht dem zufolge, was ich von dir empfangen habe, sondern dem zufolge, was ich vom Vater habe durch ewige Zeugung, nämlich demzufolge, dass ich Gott bin. 2441. – Und bemerke, Augustinus zufolge, dass Christus, als er am Kreuz hing, sich so betrug wie ein Lehrer am Katheder. Daher auch lehrt er uns, den Eltern, die in Not geraten, beizustehen, und um sie Sorge zu tragen, wie gesagt wird in Ex. 20,12: Ehre deinen Vater und deine Mutter; und I Tim. 5,8: Wenn einer um die Seinen, und am meisten um die Hausangehörigen, keine Sorge trägt, hat er keinen Glauben, und ist schlechter als ein Ungläubiger. Aber dem entgegen steht, was gesagt wird in Lc. 14,26: Wenn einer zu mir kommt, und er hasst nicht seinen Vater und die Mutter und die Gattin und die Söhne, dazu aber auch sein Leben, kann er nicht mein Jünger sein. Die Antwort. Man muss sagen, dass der Herr, so wie er vorschreibt, die Eltern zu hassen, so auch unser Leben, an dem er das Wesen zu lieben vorgeschrieben hat und die Ungerechtigkeit zu hassen, und was von Gott abwendet. Und so müssen wir die Eltern erhalten, lieben und ehren hinsichtlich des Wesens; aber hassen hinsichtlich der Fehler, und hinsichtlich dessen, worin sie uns von Gott abwenden. X. 2442. – Hinsichtlich des zweiten sagt [Christus] zu dem Jünger Siehe, deine Mutter, damit nämlich so, wie jener ihr dienen sollte wie ein Sohn der Mutter, sie jenen lieben sollte wie eine Mutter einen Sohn.

Lectio V.

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XI. 2443. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und seit jener Stunde nahm sie der Jünger zu sich auf, wird der Gehorsam des Jüngers angeführt. Und nach Beda muss gesagt werden als die seine, und so ist der Sinn der Jünger, nämlich Johannes, nahm sie auf, nämlich die Mutter Jesu, als die seine, nämlich Mutter. Aber Augustinus zufolge muss, wie es auch im Griechischen steht, zu sich gesagt werden: nicht freilich auf seinen Besitz, weil er zu jenen gehörte, die gesagt hatten [Matth. 19,27]: Siehe, wir lassen alles zurück; denn in Matth. 4,22 wird gesagt, dass Jacobus und Johannes alles zurückließen und Jesus folgten; sondern zu sich, nämlich zu seinen Verpflichtungen, denen er sorgfältig und ehrfürchtig nachkam.

Lectio V. I.

II. III. IV.

V. VI.

Danach sagte Jesus, da er wusste, dass alles vollbracht war, sodass die Schrift erfüllt würde: Ich habe Durst. Ein Gefäß aber war aufgestellt voll von Essig. Jene also gaben einen Schwamm, der voll war von Essig, auf einen Ysopstengel und brachten ihn an seinen Mund. Als Jesus also den Essig genommen hatte, sagte er, Es ist vollbracht. Und er neigte den Kopf und gab den Geist auf. Die Juden fragten also Pilatus, weil Rüsttag war, damit nicht die Körper am Kreuz blieben am Sabbat (es war nämlich jener Tag der große des Sabbats), dass die Beine jener [Gekreuzigten] zerbrochen würden, und dass sie weggenommen würden. Es kamen also Soldaten, und sie zerbrachen die Beine des ersten, und des anderen, der gekreuzigt war mit ihm. Als sie aber zu Jesus gekommen waren und sahen, dass er schon tot war, zerbrachen sie seine Beine nicht; sondern ein Soldat öffnete mit der Lanze seine Seite; und sofort kam heraus Blut und Wasser. Und der es sah, hat Zeugnis [davon] gegeben, und wahr ist sein Zeugnis: und jener weiß, dass er Wahres sagt, damit auch ihr glaubt. Geschehen ist dies nämlich, sodass die Schrift erfüllt würde: Keinen Knochen werdet ihr zertrümmern von ihm. Und wiederum eine andere Schrift sagt: Sie werden den sehen, den sie durchbohrt haben. I.

2444. – Nachdem [der Evangelist] die Kreuzigung behandelt hat, und ihre Folgen [vgl. n. 2379], erzählt er hier den verehrungswürdigen Tod Christi, und erstens führt er den passenden Zeitpunkt des Todes an; zweitens beschreibt er den Tod, an der Stelle [n. 2452] Und er neigte den Kopf und gab den Geist auf;

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Caput XIX.

drittens stellt er die Verwundung des Toten dar, an der Stelle [n. 2454] Die Juden fragten also Pilatus, weil Rüsttag war … dass die Beine jener [Gekreuzigten] zerbrochen würden. Der passende Zeitpunkt des Sterbens aber wird gezeigt darin, dass schon alles vollbracht war. Daher wird bezüglich des Vollbringens erstens vorhergeschickt das Wissen Christi über das Vollbringen selbst; zweitens wird das vollbracht, was zu vollbringen noch übrig war, an der Stelle [n. 2451] Als Jesus also den Essig genommen hatte etc. 2445. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Danach, das heißt nach allem, was voranging, sagte Jesus, da er wusste, dass alles vollbracht war, was die Propheten und das Gesetz vorhergesagt hatten über ihn. Lc. ult., 44: Es muss alles erfüllt werden, was geschrieben ist im Gesetz und den Propheten und Psalmen über mich. Ps. 119,96: Ich habe das Ende allen Vollbringens gesehen. 2446. – Aber weil noch etwas anderes, das in der Schrift vorhergesagt war, vollbracht werden musste, fügt deshalb [der Evangelist] hinzu sodass die Schrift erfüllt würde, sagte Jesus: Ich habe Durst, und erstens wird das Wort Christi angeführt, das er aussprach; zweitens die Gelegenheit, zu erfüllen, worum er bat [n. 2448]; drittens die Bereitstellung dessen, was er nicht wollte [n. 2449]. 2447. – [Der Evangelist] sagt also sodass die Schrift erfüllt würde. Hier muss man wissen, dass das ut nicht kausal gesetzt wird, sondern konsekutiv. Nicht nämlich deshalb bat [Christus um etwas zu trinken], damit die Schrift des Alten Testamentes erfüllt würde, sondern deshalb gibt es Sprüche [in der Schrift], weil sie erfüllt werden würden durch Christus. Wenn wir nämlich sagen, das Christus deshalb dies tat, weil die Schriften es vorhergesagt hatten, würde folgen, dass das Neue Testament da wäre wegen des Alten und seine Vervollständigung wäre, während es jedoch umgekehrt ist. So also gibt es deshalb Vorhersagungen, weil sie erfüllt werden würden von Christus. Dadurch aber, dass [Christus] sagt Ich habe Durst, zeigt er, dass sein Tod wahrhaftig ist, nicht eingebildet. Ebenso wird sein brennendes Verlangen nach dem Heil des menschlichen Geschlechts gezeigt. I Tim. 2,4: Er will, dass alle heil werden; Lc. 19,10: Gekommen ist der Sohn des Menschen, zu suchen und heil zu machen, was verloren gegangen war. Ein drängendes Verlangen aber sind wir gewohnt, als Durst zu bezeichnen; Ps. 42,3: Es dürstete meine Seele nach dem wahren Gott. 2448. – Die Gelegenheit, zu erfüllen, worum er bat, wird gezeigt dadurch, dass Ein Gefäß aufgestellt war voll von Essig. Mit diesem Gefäß also wird die Synagoge der Juden bezeichnet, die vom Wein der Patriarchen und Propheten heruntergekommen war zu Essig, das heißt zur Bösartigkeit und Grausamkeit der Hohepriester. 2449. – Die Bereitstellung aber wird angeführt, da Jene einen Schwamm, der voll war von Essig, an seinen Mund brachten. Daraus entsteht ein wörtlicher Zweifel, wie sie nämlich einen Schwamm an den Mund Christi brachten, der in der Höhe hing.

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Aber dies wird gelöst durch Matth. 27,48, weil sie [den Schwamm] auf ein Schilfrohr steckten. Oder, einigen zufolge, steckten sie ihn auf einen Ysopstängel, der lang war, weshalb er auch von Matthäus ein Schilfrohr genannt wird. 2450. – Mystisch aber werden durch diese drei [Betrachtungen] drei Übel bezeichnet, die an den Juden waren: nämlich der Neid durch den Essig, die List durch die Hohlheit des Schwammes, die Bösartigkeit durch die Bitterkeit des Ysops. Oder der Ysop bezeichnet die Demut Christi, weil er ein Kraut ist, das die Brust reinigt, die besonders durch Demut gereinigt wird. Ps. 51,9: Besprenge mich, Herr, mit Ysop, und ich werde gereinigt werden. II. 2451. – Die letzte Vollbringung wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Als Jesus also den Essig genommen hatte, sagte er, Es ist vollbracht, was bezogen werden kann entweder auf das Erreichen des Todes, Hebr. 2,10: Es musste der Urheber ihres Heiles zur Herrlichkeit durch die Passion zur Vollendung kommen; ebenso [kann es bezogen werden] auf die Vollendung der Heiligung, die geschieht durch die Passion und das Kreuz [Christi], Hebr. 10,14: Durch eine [einzige] Darbringung nämlich hat er [uns] in Ewigkeit zu Geheiligten gemacht; oder [es kann bezogen werden] auf die Erfüllung der Schriften, Lc. 18,31: Es wird alles erfüllt werden, was geschrieben wurde von den Propheten über den Sohn des Menschen. III. 2452. – Wenn der Evangelist anschließend sagt Und er neigte den Kopf und gab den Geist auf, beschreibt er den Tod Christi. Und erstens wird die Ursache des Todes angeführt, nämlich er neigte den Kopf. Nicht nämlich darf man [es so] verstehen, dass [Christus], weil er den Geist aufgab, deshalb den Kopf neigte; sondern umgekehrt: denn die Neigung des Kopfes zeigt den Gehorsam an, für den er den Tod ertrug. Phil. 2,8: Beschaffen ist er gehorsam bis in den Tod. Zweitens wird die Macht des Todes angeführt: nämlich dass er den Geist aufgab, nämlich durch eigene Macht. Oben 10,18: Niemand nimmt von mir mein Leben, sondern ich lege es nieder von mir selbst her. Denn, wie Augustinus sagt, niemand hat so in seiner Macht, zu schlafen, wann er will, wie Christus, zu sterben, wann er wollte. 2453. – Aber man muss beachten, dass aufgrund dessen, dass er den Geist aufgab, manche sagen, dass im Menschen zwei Seelen wären: nämlich die verstandesmäßige, die sie ,Geist‘ nennen, und eine andere animalische, nämlich die vegetative und sensitive, die den Körper beseelt, und vorrangig

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Caput XIX.

,Seele‘ genannt wird. Daher sagen sie, dass Christus nur die verstandesmäßige Seele aufgab. Aber das ist falsch: einmal, weil im Buch De Ecclesiasticis Dogmatibus es unter die Fehler gerechnet wird, dass zwei Seelen im Menschen seien; sodann, weil [Christus], wenn er den Geist aufgegeben hätte und die Seele noch zurückgeblieben wäre, nicht tot gewesen wäre. Weil also kein anderer Geist im Menschen ist als die Seele, muss man sagen, dass er den Geist aufgab, das heißt die Seele. Dadurch wird auch ausgeschlossen der Irrtum einiger, die sagen, dass die Seelen der toten Menschen nicht sofort nach dem Tod ins Paradies oder in die Hölle oder ins Fegefeuer gehen, sondern in den Gräbern bis zum Tag des Gerichtes bleiben. Denn der Herr übergab sofort den Geist dem Vater: dadurch wird zu verstehen gegeben, dass die Seelen der Gerechten in der Hand Gottes sind: Sap. 3,1. IV. 2454. – Hier wird die Verwundung des Körpers Christi angeführt, und erstens wird der Bericht über die Verwundung angeführt; zweitens die Gewissheit des Berichts, an der Stelle [n. 2459] Und der es sah, hat Zeugnis [davon] gegeben. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] dreierlei. Erstens wird das Vorhaben der Juden angeführt und die Absicht; zweitens die Erfüllung des Vorhabens, zu einem Teil [n. 2456]; drittens, wie es erfüllt wurde an Christus [n. 2458]. 2455. – Es wird also gesagt hinsichtlich des ersten, dass die Juden Pilatus fragten, weil Rüsttag war, damit nicht die Körper am Kreuz blieben am Sabbat … dass die Beine jener [Gekreuzigten] zerbrochen würden, und dass sie weggenommen würden. Man muss nämlich wissen, dass so, wie es steht in Deut. 21,22 f, im Gesetz vorgeschrieben ist, dass die Leichen derer, die wegen Verbrechen aufgehängt wurden, nicht hängen blieben bis zum Morgen, damit nicht die Erde verunreinigt würde; und auch um die Schande derer zu tilgen, die aufgehängt wurden, denn ein derartiger Tod wurde als der schimpflichste erachtet. Daher wird ebendort gesagt [v. 23]: Verflucht ein jeder, der am Holz hängt, nämlich wegen der Verfluchtheit der Strafe. Mag nun, diese Strafe zu verhängen, schon nicht in der Macht der Juden gewesen sein, so bemühten sie sich dennoch, was bei ihnen lag, zu tun. Und deshalb fragten sie, weil Rüsttag war, damit nicht der Körper Christi und auch die der anderen am Kreuz blieben am Sabbat, der sehr feierlich war, auch wegen desselben Sabbats, für das Fest der ungesäuerten Brote, Pilatus, dass die Beine jener [Gekreuzigten] zerbrochen würden, und dass sie weggenommen würden. Sie sind freilich in kleinen Dingen sorgfältig in der Einhaltung des Gesetzes, in großen aber haben sie es verachtet; Matth. 23,24: Die Mücke sieben sie, das Kamel aber verschlucken sie.

Lectio V.

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2456. – Wie aber auch dies zu einem Teil erfüllt wurde, fügt [der Evangelist so] hinzu: Es kamen also Soldaten, und sie zerbrachen die Beine des ersten, des Räubers nämlich, zu dem sie zuerst kamen, und des anderen, der gekreuzigt war mit ihm, nämlich mit Jesus; darin zeigt sich ihre Grausamkeit. Mich. 3,3: Das Fleisch meines Volkes haben sie aufgegessen. 2457. – Aber was bedeutet es, dass [der Evangelist] hinzufügt: Als sie aber zu Jesus gekommen waren und sahen, dass er schon tot war, zerbrachen sie seine Beine nicht? War er denn nicht in der Mitte gekreuzigt? Die Antwort. Man muss sagen, dass von zwei Soldaten jeder einzeln zu jedem einzelnen Räuber gekommen war, um ihn zu zerschlagen: als die zerschlagen waren, der eine von dem einen und der andere von dem anderen, kamen sie zu Jesus. Daher wird daraus der Anlass des Verwundens angegeben, weil sie, als sie sahen, dass er schon tot war, seine Beine nicht zerbrachen. 2458. – Aber damit sie sich über den Tod sicher wurden, öffnete ein Soldat mit der Lanze seine Seite. Und bezeichnend sagt [der Evangelist] öffnete, nicht verwundete: weil durch diese Seite uns das Tor zum Ewigen Leben geöffnet wird. Apoc. 4,1: Danach sah ich ein offenes Tor. Dies ist der Eingang auf der Seite der Arche, durch den die Lebewesen hineingehen, die in der Sintflut nicht untergehen werden: Gen. 7,8 f. Aber dieses Tor ist die Ursache des Heiles, daher kam sofort Blut und Wasser heraus; dies ist sehr wundersam, dass aus dem Körper eines Toten, in dem das Blut geronnen ist, Blut herauskommt. Aber wenn jemand sagt, dass dies geschehen ist wegen irgendeiner Hitze, die noch im Körper zurückgeblieben war, kann jedoch das Fließen des Wassers nicht davon berührt werden, sodass es nicht wundersam wäre, weil das herauskommende Wasser sehr rein war. Dies freilich ist geschehen, damit Christus das zeigte, was er war, nämlich ein wirklicher Mensch. Im Menschen nämlich ist eine zweifache Zusammensetzung: eine nämlich aus den Elementen, die andere aus Flüssigkeiten. Eines der Elemente ist Wasser; unter den Flüssigkeiten aber ist die wichtigste das Blut. Ebenso ist dies geschehen, um zu zeigen, dass wir durch Christi Passion die volle Reinwaschung erlangen, von den Sünden nämlich und den Fehlern. Von den Sünden freilich durch das Blut, das der Preis ist für unsere Freikaufung. I Petr. 1,18: Nicht mit zerstörbarem Gold und Silber seid ihr freigekauft worden von eurem nichtigen Umgang, sondern mit dem wertvollen Blut gleichsam des unberührten und unbefleckten Lammes Christus. Von den Fehlern aber durch das Wasser, das das Bad unserer Wiedererschaffung ist. Ez. 36,25: Ich werde ausgießen über euch reines Wasser; und ihr werdet gereinigt werden von allen euren Ungerechtigkeiten; Zach. 13,1: Es wird eine Quelle sein, die offensteht für das Haus Davids und die Bewohner Jerusalems zur Abwaschung des Sünders und der Menstruierenden. Und deshalb beziehen sich diese beiden insbesondere auf zwei Sakramente: das Wasser auf das Sakrament der Taufe, auf die Eucharistie das Blut. Oder beides bezieht sich auf die Eucharistie, weil im

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Caput XIX.

Sakrament der Eucharistie Wasser mit Wein gemischt wird; wie sehr auch das Wasser nicht von der Substanz des Sakramentes ist. Es passt dies auch zum Symbol: weil so, wie von der Seite des schlafenden Christus am Kreuz Blut und Wasser floss, mit denen die Kirche geweiht wird; so ist von der Seite des schlafenden Adam die Frau geformt worden, die die Kirche selbst symbolisierte. V. 2459. – Hier wird die Gewissheit des Berichtes angeführt, und [zwar] erstens aufgrund des apostolischen Zeugnisses; zweitens aufgrund der Weissagung der Schrift, an der Stelle [n. 2461] Geschehen ist dies nämlich, damit die Schrift erfüllt wurde. 2460. – Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] dreierlei. Erstens beschreibt er die Geeignetheit: weil der es sah, hat Zeugnis [davon] gegeben, dies ist Johannes selbst. I Io. 1,3: Was wir gesehen haben und gehört haben, verkündigen wir euch. – Zweitens fügt er die Wahrheit des Zeugnisses an, weil sein Zeugnis wahr ist. Rom. 9,1: Die Wahrheit sage ich, nicht lüge ich; oben 8,32: Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen. – Drittens verlangt er das Ziel: und jener weiß, dass er Wahres sagt, damit auch ihr glaubt; unten 20,31: Dies aber ist geschrieben, damit ihr glaubt etc. VI. 2461. – Und nicht nur durch das apostolische Zeugnis wird [der Bericht] gewiss gemacht, sondern es wird auch eine Weissagung der Schrift hinzugefügt; daher sagt [der Evangelist] Geschehen ist dies nämlich, sodass die Schrift erfüllt würde: sodass das ,ut‘ konsekutiv aufgefasst wird, so wie es bereits oben gesagt worden ist. Und er führt zwei Autoritäten des Alten Testamentes an. Eine, die sich darauf bezieht, dass er sagt sie zerbrachen seine Beine nicht etc., und sie findet sich in Ex. 12,46 Keinen Knochen sollt ihr zertrümmern von ihm, nämlich vom Paschalamm, das Christus symbolisierte. Weil, wie gesagt wird in I Cor. 5,7: Unser geopfertes Paschalamm ist Christus. Deshalb ist von Gott angeordnet, dass die Knochen des Paschalammes nicht zertrümmert werden, damit zu verstehen gegeben wird, dass die Stärke des wahren Lammes und des unbefleckten Jesus Christus auf keine Art erschüttert werden konnten durch die Passion. Daher glaubten die Juden, durch die Passion die Kraft der Lehre Christi zu zerstören; aber sie ist eher bekräftigt worden. I Cor. 1,18: Das Wort vom Kreuz ist für die, die zugrunde gehen, freilich eine Torheit; aber für uns ist es die Kraft Gottes. Deshalb sagte [Christus] oben in 8,28: Wenn ihr den Sohn des Menschen erhöht haben werdet, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin. 2462. – Die zweite Autorität wird erwähnt hinsichtlich dessen, dass [der

Lectio VI.

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Evangelist] sagt [ein Soldat] öffnete mit der Lanze seine Seite, und sie findet sich in Zach. 12,10: den sie durchbohrt haben: hier hat unser Wortlaut: Sie werden auf mich sehen, den sie durchbohrt haben. Daher wird es, wenn wir das Wort des Propheten zusammensetzen, offenkundig, dass der gekreuzigte Christus Gott ist. Denn was der Prophet in der Person Gottes sagt, schreibt der Evangelist Christus zu. Sie werden sehen, sagt er, den, der zum Gericht kommt: Apoc. 1,7. Oder sie werden ihn sehen, bekehrt durch den Glauben etc.

Lectio VI. Danach aber fragte Joseph von Arimathaea (deshalb weil er ein Jünger Jesu war, jedoch heimlich wegen der Angst vor den Juden) den Pilatus, dass er den Leib Jesu herabnähme: und Pilatus erlaubte es. II. Er kam also, und nahm den Leib Jesu. Es kam aber auch Nicodemus, der zu Jesus gekommen war zuerst in der Nacht, und gebracht hatte eine Mischung von Myrrhe und Aloe, ungefähr hundert Pfund. III. Sie nahmen aber den Leib Jesu und banden ihn in Leintücher mit den Wohlgerüchen, so wie es für die Juden der Brauch ist, [jemanden] zu begraben. IV. Es war aber an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten; und im Garten ein neues Grab, in das noch niemand gelegt worden war. V. Dorthin also legten sie Jesus, wegen des Rüsttages der Juden, weil das Grab nahe war.

I.

I. 2463. – Nachdem der Evangelist die Kreuzigung und den Tod behandelt hat [vgl. nn. 2379, 2444], behandelt er hier die Grablegung Christi, und erstens wird die Möglichkeit und Erlaubnis der Grablegung angeführt; zweitens der Eifer für die Sorge um den Leib, an der Stelle [n. 2465] Er kam also, und nahm den Leib Jesu; drittens wird der Ort der Grablegung angeführt, an der Stelle [n. 2468] Es war aber an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten etc.; viertens wird die Grablegung selbst angeführt, an der Stelle [n. 2469] Dorthin also legten sie Jesus. 2464. – [Der Evangelist] sagt also Danach, nämlich nach Passion und Tod, fragte Joseph von Arimathaea, was dasselbe ist wie Ramatha, wie man findet in I Reg. 1,19, deshalb weil er ein Jünger Jesu war. nicht von den zwölf, aber von vielen anderen Gläubigen: weil alle Gläubigen von Anfang an „Jünger“ genannt wurden. Er war [es] jedoch heimlich wegen der Angst vor den Juden, so wie auch viele andere, aber vor der Passion. Oben 12,42: Aber von den Oberen glaubten viele an ihn; aber wegen der Pharisäer bekannten sie es nicht, damit sie nicht aus der Synagoge hinausgeworfen wurden. Daher ist es of-

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Caput XIX.

fensichtlich, dass dieser, während die Jünger das Vertrauen verloren und sich verbargen nach der Passion, das Vertrauen gewann und öffentlich Gefolgschaft leistete. Dieser, sagte ich, fragte den Pilatus, dass er den Leib Jesu herabnähme, nämlich vom Kreuz, und ihn begrübe, weil den menschlichen Gesetzen zufolge die Leiber der Verurteilten nicht ohne Erlaubnis begraben werden durften. Und Pilatus erlaubte es: weil Joseph vornehm war und mit ihm verwandt. Daher wird gesagt in Mc. 15,43, dass er Decurio war. II. 2465. – Hinsichtlich des zweiten sagt [der Evangelist] Er kam also, und nahm den Leib Jesu: hier wird der Eifer für die Sorge um den Leib behandelt, und erstens wird das Mittel der Sorge um den Leib angeführt; zweitens die Sorge selbst, an der Stelle [n. 2467] Sie nahmen aber den Leib Jesu. 2466. – Das Mittel der Sorge um den Leib war eine Mischung von Myrrhe und Aloe, die Nicodemus in großer Menge besorgt hatte. Und deshalb erwähnt [der Evangelist] zweierlei. Erstens Joseph, der den Leib brachte; zweitens Nicodemus, der die Wohlgerüche brachte. Dieser aber war der Nicodemus, der zu Jesus kam in der Nacht, nämlich vor der Passion, wie man findet oben in 3,1. Und dies erwähnt [der Evangelist] deshalb, weil er über Joseph gesagt hatte, dass er heimlich [ein Jünger] war wegen der Angst vor den Juden, damit er zeige, dass auch dieser, der ein heimlicher Jünger war, jetzt ein öffentlicher wurde, aber noch nicht den wahren Glauben hatte hinsichtlich der Auferstehung; weil er Myrrhe und Aloe brachte, als ob [Christi] Leib beschützt werden müsste vor der Verwesung: darüber sagt die Schrift [Ps. 16,10]: Nicht wirst du geben, dass dein Heiliger die Verwesung sieht. Mystisch aber wird dadurch zu verstehen gegeben, dass wir den gekreuzigten Christus in unserem Herzen niederlegen müssen mit der Bitternis von Reue und Passion. Cant. 5,5: Meine Hände waren voll fließender Myrrhe. III. 2467. – Nachdem also das Mittel der Vorbereitung vorhanden war, wird die Vorbereitung selbst angeführt: daher sagt [der Evangelist] Sie nahmen aber den Leib Jesu etc. Hier erhebt sich ein Zweifel: weil Johannes sagt, dass sie ihn in Leintücher banden, während in Matth. 27,59 gesagt wird, dass sie ihn in Baumwolle wickelten. Ich antworte. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass Matthäus nur von einem Baumwolltuch spricht, weil er nur Joseph erwähnt: und dieser brachte

Lectio VI.

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eines. Aber weil nur Johannes den Nicodemus erwähnt, deshalb sagt er Leintücher, weil Nicodemus ein zweites brachte. Oder man muss sagen, dass wir ein Leintuch jedes Gewebe nennen, das aus Leinen gemacht ist. Der Leib Christi aber wurde in Binden gewickelt, so wie man es auch über Lazarus liest, weil es bei den Juden der Brauch war, [jemanden] so zu begraben. Es war auch ein Schweißtuch gelegt um den Kopf: und deshalb sagt Johannes, indem er alles zusammenfasst, Leintücher. Dadurch aber, dass sie ihn mit Wohlgerüchen aromatisieren, werden wir ermahnt, dass in den Pflichten dieses Liebeserweises die Sitte eines jeglichen Volkes bewahrt werden muss. IV. 2468. – Der Ort der Grablegung wird anschließend bezeichnet, wenn [der Evangelist] sagt Es war aber an dem Ort, wo er gekreuzigt wurde, ein Garten etc. Hier muss beachtet werden, dass Christus in einem Garten gefangen wurde, und in einem Garten gelitten hat, und in einem Garten begraben wurde: um zu bezeichnen, dass wir durch die Kraft seiner Passion befreit werden von der Sünde, die Adam im Garten der Freuden begangen hat, und dass durch ihn die Kirche geweiht wird, die so wie ein abgeschlossener Garten ist. Und im Garten war ein neues Grab. Es gibt aber einen zweifachen Grund, weshalb [Christus] in einem neuen Grab begraben werden wollte. Ein buchstäblicher, damit nicht über andere Leiber, die dort gewesen wären, geglaubt würde, sie wären auferstanden, und nicht Christus: oder [dass alle] durch dieselbe Kraft [auferstanden wären]. Der andere Grund ist, weil der, der geboren ist von der unberührten Jungfrau, passend in einem neuen Grab begraben ist: so wie auch im Uterus Marias niemand vor ihm, niemand nach ihm war, so auch in diesem Grab. Ähnlicherweise, damit zu verstehen gegeben wird, dass er durch den Glauben niedergelegt wird in einem erneuerten Geist. Eph. 3,17: Christus wohnt auch durch den Glauben in unseren Herzen. V. 2469. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Dorthin also legten sie Jesus, wegen des Rüsttages der Juden, wird die Grablegung angeführt. Dorthin also, das heißt in das neue Grab, wegen des Rüsttages der Juden, weil er sich schon dem Abend näherte, da wegen des Sabbats nichts getan werden durfte. Denn um die neunte Stunde hauchte [Christus sein Leben] aus, und wegen der Vorbereitung der Grablegung und der Dinge, die nötig waren, war der Tag fast bis zum Abend vergangen. Und weil das Grab nahe war an dem Ort, wo er gekreuzigt worden war, legten sie Jesus dorthin.

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Caput XX

Caput XX Lectio I. I. II. III.

IV.

V. VI.

Am ersten Tag nach dem Sabbat kam Maria Magdalena morgens, als es noch finster war, zum Grab, und sah, dass der Stein weggenommen war vom Grab. Sie lief also, und kam zu Simon Petrus, und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn genommen aus dem Grab, und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Es ging also Petrus hinaus und jener andere Jünger, und sie kamen zum Grab. Sie liefen aber beide zugleich; und jener andere Jünger lief schneller voraus als Petrus, und kam als erster zum Grab. Und als er sich hinein gebeugt hatte, sah er die Leinentücher hingelegt, jedoch er ging nicht hinein. Es kam also Simon Petrus, der ihm folgte, und ging in das Grab hinein, und sah die hingelegten Leinentücher, und das Schweißtuch, das auf seinem Kopf gewesen war, nicht mit den Leinentüchern hingelegt, sondern getrennt [davon] eingerollt an einem [anderen] Platz. Dann also ging auch jener Jünger hinein, der als erster zum Grab gekommen war: Und er sah und glaubte: noch nämlich kannten sie nicht die Schrift, dass es sein musste, dass [Christus] von den Toten auferstand. I.

2470. – Nachdem die Mysterien der Passion Christi berichtet sind [vgl. nn. 1589, 2271], offenbart hier der Evangelist seine Auferstehung, und erstens offenbart er, auf welche Art die Auferstehung Christi den Frauen geoffenbart wurde; zweitens, auf welche Art sie den Jüngern geoffenbart wurde, an der Stelle [n. 2523] Als es also spät war an jenem Tag etc. Die Auferstehung Christi wurde den Frauen geoffenbart in einer gewissen Ordnung. Erstens hinsichtlich der Öffnung des Grabes; zweitens hinsichtlich der Erscheinung des Engels, an der Stelle [n. 2490] Sie gingen also wiederum weg etc. drittens hinsichtlich der Schau Christi, an der Stelle [n. 2504] Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich um, und sah Jesus. Hinsichtlich des ersten wird erstens angeführt die Schau der Frau;

Lectio I.

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zweitens die Meldung des Geschauten, an der Stelle [n. 2476] Sie lief also etc.; drittens die Erforschung des Gemeldeten, an der Stelle [n. 2477] Es ging also Petrus hinaus etc. 2471. – Hinsichtlich des ersten ergibt sich viererlei Bedenkenswertes. Erstens nämlich die Zeit der Schau, nämlich Am ersten Tag nach dem Sabbat, nämlich am ersten Wochentag. Denn bei den Juden wurde der Tag des Sabbats als der festlichste erachtet, und deshalb wurde von ihm ab jeder andere Tag benannt: daher sagten sie der erste nach dem Sabbat, der zweite nach dem Sabbat etc. Daher auch sagt Matthäus in 28,1 Am ersten Tag nach dem Sabbat. Aber Johannes sagt [wörtlich] Am einen Tag des Sabbats, wegen des Mysteriums, weil an diesem Tag, an dem die Auferstehung geschehen ist, gleichsam eine gewisse neue Schöpfung begann; Ps. 104,30: Sende aus deinen Geist, und sie werden erschaffen werden, und du wirst erneuern das Angesicht der Erde; Gal. 6,15: In Christus Jesus zählt weder die Beschneidung etwas noch die Vorhaut, sondern die neue Schöpfung. Moses aber sagt am Anfang von Gen. [v. 5] über den ersten Tag nicht „Geschaffen wurde der erste Tag“, sondern der eine [Tag]. Deshalb benutzt der Evangelist, um genau diese Erneuerung anzudeuten, das Wort des Moses. Ebenso, weil an diesem Tag der Tag der Ewigkeit begann, der ein einziger ist [und] nicht die Einschiebung einer Nacht hat; weil die Sonne, die ihn macht, nicht untergeht. Apoc. 21,23: Jene Stadt braucht nicht die Sonne noch den Mond, dass sie in ihr scheinen: denn die Helligkeit des Herrn wird sie erleuchten, und seine Leuchte ist das Lamm; Zach. ult., 7: Es wird der eine Tag sein, der bekannt ist dem Herrn, nicht Tag noch Nacht: und zur Zeit des Abends wird Licht sein. 2472. – Zweitens wird die Person angeführt, die es sah, nämlich es kam Maria Magdalena morgens, als es noch finster war, zum Grab. Aber hier ist ein Zweifel: weil in Mc. 16,1 gesagt wird: Maria Magdalena und [die Mutter] des Jacobus und Salome; und in Matth. ult. [v. 1] wird auch eine andere Maria aufgezählt. Die Antwort. Man muss sagen, Augustinus zufolge, dass Maria Magdalena eifriger war und Christus ergebener als die anderen Frauen: daher wird gesagt in Lc. 7,47: Nachgelassen wurden ihr viele Sünden, weil sie sehr liebte. Und deshalb nennt sie der Evangelist besonders. Und daher kommt es, dass der Herr ihr zuerst erschien, Mc. ult. [v. 9]. Sap. 6,14: Er kommt denen zuvor, die ihn begehren, sodass er sich ihnen als erster zeigt. 2473. – Drittens wird die Stunde angeführt, beziehungsweise die Beschaffenheit der Zeit, nämlich morgens, als es noch finster war; in Lc. 23,55 f wird gesagt, dass die Frauen, die mit Jesus aus Galiläa gekommen waren, das Grab sahen, und auf welche Art der Leib Jesu hingelegt war, und zurückkehrend bereiteten sie Wohlgerüche und Salben vor, und am Sabbat freilich schwiegen sie, der Vorschrift gemäß. Und deshalb kam [Maria Magdalena], als der Sabbat vorüber war, vor dem Tageslicht des ersten [Tages] nach dem Sabbat zum

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Caput XX

Grab: denn eine allzu große Hitze der Liebe beunruhigte sie; Cant. 8,6: Seine Lampen sind Lampen des Feuers und der Flammen, nämlich der der Liebe. 2474. – Aber hier gibt es eine Frage des Wortlauts: weil, wie gesagt wird in Mc. ult., 2, sehr früh, als schon die Sonne aufgegangen war: weshalb also sagt der Evangelist als es noch finster war? Die Antwort. Man muss sagen, dass das, was Marcus sagt, sich versteht hinsichtlich der Morgenröte: daher [kam Maria Magdalena,] als die Sonne schon aufgegangen war, nicht weil sie über der Erde erschien, sondern weil sie sich unseren Regionen näherte. 2475. – Viertens [wird angeführt], was sie sieht: nämlich dass der Stein weggenommen war; dies war das Zeichen entweder, dass jemand Christus weggenommen hatte, oder dass er auferstanden war. Und so, wie gesagt wird in Matth. ult., 2, der Engel des Herrn kam herab vom Himmel: dies ist nicht so zu verstehen, dass vorher der Stein weggewälzt wurde, ehe Christus auferstand, sondern danach. Denn Christus ging hervor aus dem verschlossenen Uterus der Jungfrau, als er noch nicht einen verherrlichten Körper hatte, also ist es nicht verwunderlich, wenn er mit einem verherrlichten Körper aus dem Grab hervorging. Denn der Stein ist weggewälzt worden, damit die, die sahen, dass Christus nicht dort war, leichter an seine Auferstehung glaubten. II. 2476. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Sie lief also … zu Simon Petrus, wird die Meldung des Gesehenen angeführt. Aus allzu großer Liebe nämlich schob sie es nicht auf, den Jüngern zu melden, was sie gesehen hatte; sondern Sie lief also, und kam zu Simon Petrus, und zu dem anderen Jünger, den Jesus liebte. IV Reg. 7,9: Dies ist der Tag der frohen Botschaft: wenn wir schweigen und es nicht bis zum Morgen melden wollen, werden wir des Verbrechens angeklagt. Wenn jemand die Worte des Herrn hört, muss er sie eilig anderen sagen. Apoc. ult., 17: Wer hört, der sage: Komme! Aber sie kam zu jenen, die vorrangig waren, und Christus heißer liebten, damit sie entweder mit ihr suchten, oder mit ihr klagten. Und sie sagt zu ihnen Sie haben den Herrn genommen aus dem Grab. Da sie nämlich das leer Grab sah und noch nicht im Herzen hatte, dass Christus auferstanden war, sagt sie und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Hier gibt sie zu verstehen, dass sie nicht allein beim Grab war, und dass sie noch an der Auferstehung zweifelte. Und deshalb sagte der Evangelist nicht ohne Grund als es noch finster war, indem er durch die Eigenschaft der Zeit die Eigenschaft der Seele bezeichnet, in der die Finsternis des Zweifels war. Ps. 82,5: Sie wussten nicht und sie erkannten nicht: in der Finsternis wandeln sie. Aber beachte, dass sich in den griechischen Codices findet meinen Herrn, um die nachdrücklichere Liebe zu bezeichnen, und die dienende Leidenschaft; Ps. 73,25 f: Was ist für mich im Himmel, und was wollte ich auf der Erde außer

Lectio I.

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dir? Mein Fleisch hat mich verlassen und mein Herz: Gott ist meines Herzens, und mein Teil ist Gott in Ewigkeit. III. 2477. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es ging also Petrus hinaus und jener andere Jünger, wird die Erforschung der gemeldeten Sache angeführt: und erstens wird der Eifer der Suchenden, zu erforschen, angeführt; und dies durch das Hinausgehen, wenn [der Evangelist] sagt Es ging also Petrus hinaus und jener andere Jünger. Wer nämlich die Mysterien Christi ergründen will, muss auf eine gewisse Art herausgehen aus sich, und aus der fleischlichen Gewohnheit. Cant. 3,11: Geht heraus und seht, Töchter Sions, den König Salomon. 2478. – Zweitens wird der Ablauf oder die Art der Erforschung angeführt. Und erstens hinsichtlich des Laufens, weil sie beide zugleich liefen, die vor den anderen Christus liebten. Ps. 119,32: Den Weg deiner Gebote bin ich gelaufen; I Cor. 9,24: So lauft, damit ihr es erfasst. 2479. – Zweitens [wird] hinsichtlich der Ankunft [angeführt], dass jener andere Jünger schneller voraus lief als Petrus, wobei erstens angeführt wird, wie Johannes [Petrus] zuvorkam; zweitens, wie Petrus ihm folgt, an der Stelle [n. 2481] Es kam also Simon Petrus, der ihm folgte. 2480. – Aber beachte, dass der Evangelist nicht ohne Grund auch die Einzelheiten sorgfältig erzählt. Denn durch diese beiden Jünger werden zweierlei Völker bezeichnet, das der Juden nämlich und [das] der Heiden. Weil, mögen auch die Juden zuerst die Kenntnis des einen wahren Gottes gehabt haben, so ist doch hinsichtlich des Zustandes der Welt das Volk der Heiden älter: weil aus den Heiden auch die Juden hervorgegangen sind. Gen. 12,1: Gehe heraus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft. Sie liefen zugleich: entweder den Lauf dieser Welt: die Juden durch den Buchstaben des Gesetzes, die Heiden durch das Gesetz der Natur; oder sie laufen zugleich durch das natürliche Verlangen nach der Seligkeit und der Erkenntnis der Wahrheit, die alle Menschen von Natur aus zu wissen verlangen. Aber jener andere Jünger, nämlich der jüngere, lief schneller voraus als Petrus: weil die Heiden zur Kenntnis der Wahrheit langsamer gekommen sind als die Juden, weil einst Gott nur in Judäa bekannt war; daher sagen sie in Ps. 147,20: Nicht hat er derartiges jedem Volk getan. Und kam als erster zum Grab: weil er als erster die Mysterien Christi bedachte, und zuerst den Juden das Versprechen bezüglich Christi gemacht wurde. Rom. 9,4: Ihrer ist die Annehmung als Söhne und die Herrlichkeit und das Testament und die Gesetzgebung und die Versprechungen; ihrer [sind] die Väter, von denen Christus stammt nach dem Fleisch etc. Und als er sich hinein gebeugt hatte, sah er die Leinentücher hingelegt, jedoch er ging nicht hinein. Und als er sich hinein gebeugt hatte, nämlich

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Caput XX

unter das Joch des Gesetzes, Ex. 24,7: Alles, was immer der Herr vorgeschrieben hat, werden wir tun. Er sah die Leinentücher hingelegt, nämlich gewisse Andeutungen aller Mysterien, II Cor. 3,14: Bis auf den heutigen Tag bleibt dieser selbige Schleier bei der Lektüre des Alten Testamentes nicht entschleiert. Jedoch er ging nicht hinein: weil er nicht bis zur Erkenntnis der Wahrheit kam, solange er nicht an den Toten glauben wollte. Und des wird gesagt in Lc. 15,25 ff über den älteren Bruder, der die Musik und den Tanz hörte, die für den zurückkehrenden Bruder gemacht wurden, und nicht hineingehen wollte: obwohl jedoch David den Eintritt verspricht, indem er sagt in Ps. 43,4: Ich werde hineingehen zum Altar Gottes. IV. 2481. – Hier wird das Hinkommen Petri behandelt. Und dem Buchstaben nach war, dass sie zugleich liefen, ein Zeichen glühender Ergebenheit; aber Johannes kam schneller hin, weil er jünger war als der Greis Petrus. Aber dem Mysterium nach folgt Petrus dem Johannes: weil die Heiden, die zu Christus bekehrt waren, nicht in einer anderen Kirche versammelt werden sollten als der Kirche der Juden, sondern eingefügt werden sollten in den früheren Olivenbaum und in die Kirche: Rom. 11,17. Und deshalb sagt der Apostel, I Thess. 2,14, indem er sie empfiehlt: Ihr aber, Brüder, seid geworden zu Nachfolgern der Kirchen, die in Judäa sind in Christus Jesus. 2482. – Drittens wird angeführt der Ablauf der Erforschung hinsichtlich ihres Hineingehens, denn [Petrus] ging in das Grab hinein, und erstens wird angeführt, auf welche Weise Petrus als erster hineinging; zweitens, auf welche Weise Johannes [hineinging], an der Stelle [n. 2486] Dann also ging [auch jener Jünger] hinein. 2483. – [Der Evangelist] sagt also, dass Petrus in das Grab hineinging: und dem Wortlaut zufolge ging freilich Johannes, der zuerst hingekommen war, nicht hinein wegen der Ehrerbietung für Petrus, dem er das frühere Hineingehen vorbehielt. Aber dem Mysterium zufolge wird [dadurch] bezeichnet, dass das Volk der Juden, das zuerst die Mysterien der Fleischwerdung gehört hat, später zum Glauben bekehrt wird als das Volk der Heiden. Rom. 9,30: Die Heiden, die nicht auf die Gerechtigkeit ausgingen, haben Gerechtigkeit erlangt … Israel aber, das auf das Gesetz der Gerechtigkeit ausging, ist zum Gesetz der Gerechtigkeit nicht gelangt. Und er sah, nämlich Petrus, die hingelegten Leinentücher. Johannes sah nur die Leinentücher, die Petrus gleichermaßen sah: weil wir nicht das Alte Testament verwerfen, denn [Lc. ult., 45] es hat ihnen den Sinn geöffnet, dass sie die Schriften verstünden. Aber dazu noch sieht [Petrus] zuletzt das Schweißtuch, das auf seinem Kopf gewesen war. I Cor. 11,3: Der Kopf Christi [ist] Gott. Das Schweißtuch zu sehen, das auf dem Kopf Jesu war, bedeutet also, Glauben an die Göttlichkeit Christi zu haben, die die Juden nicht annehmen wollten. Dieses Schweißtuch

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nun wird beschrieben sowohl als getrennt von den anderen [Tüchern], als auch als eingerollt an einem Platz: weil die Göttlichkeit Christi verborgen ist, und getrennt von aller Kreatur: Gott ist über allem, gelobt in Ewigkeit, amen; Is. 45,15: Wahrlich du bist der verborgene Gott. Eingerollt sieht er es gleichsam nach der Art eines Kreises: weil an Leinentüchern, wenn sie eingerollt werden, man weder Anfang noch Ende sieht: die Erhabenheit der Göttlichkeit ist es, die weder beginnt zu sein noch endet. Hebr. ult., 8: Jesus Christus gestern und heute, und er auch in Ewigkeit; Ps. 102,28: Du aber bist derselbe selbst, und deine Jahre vergehen nicht. Aber sie sahen [das Schweißtuch] an einem Platz, weil Gott nicht wohnt, wo eine Spaltung der Geister ist; sondern jene verdienen seine Gnade, die eins sind durch die Liebe. Ps. 75,3: Im Frieden ist ihre Stätte gemacht;68 I Cor. 14,33: Nicht ist er der Gott der Entzweiung, sondern des Friedens. 2484. – Oder anders. Unter dem Schweißtuch, mit dem üblicherweise der Schweiß der Arbeitenden abgewischt wird, kann die Mühe Gottes verstanden werden, die, wenn sie auch immer ruhig bleibt, dennoch anzeigt, dass sie sich müht, indem sie die harten Verfehlungen der Menschen trägt. Is. 1,14: Bereitet ist mir Beschwerliches, gemüht habe ich mich es zu tragen. Und vor allem ertrug diese Mühe Christus in der angenommenen Menschenhaftigkeit. Thren. 3,30: Er wird sich geben dem, der ihm die Wange schlägt, er wird gesättigt werden mit Schmähungen. Dieses Schweißtuch also wird weit entfernt gefunden, weil die Passion unseres Erlösers selbst weit von unserer Passion getrennt ist. Denn unter den Leinentüchern, die sich so zu den Gliedern verhalten wie das Schweißtuch zum Kopf, werden die Passionen der Heiligen verstanden, von denen das Schweißtuch entfernt [ist], nämlich die Passion Christi: weil er ohne Schuld ertrug, was wir mit Schuld tragen. I Petr. 3,18: Christus ist gestorben, ein Gerechter für Ungerechte. Er selbst wollte freiwillig dem Tod unterliegen. Oben 10,18: Niemand nimmt von mir mein Leben: aber ich lege es nieder von mir selbst aus; Eph. 5,2: Er hat uns geliebt, und hat sich selbst ausgeliefert für uns. Aber die Heiligen gehen unwillentlich zum Tod. Unten ult., 18: Ein anderer wird dich gürten, und wird dich führen, wohin du nicht willst. 2485. – Aber weshalb erzählt der Evangelist alles so sorgfältig? Darauf muss man sagen, Chrysostomus zufolge: damit er die falsche Meinung ausschließe, die von den Juden verbreitet wurde, dass der Körper Christi heimlich weggenommen wurde, wie man findet in Matth. ult., 13. Denn wenn irgendwelche [Menschen] ihn auf diese Art weggebracht hätten, hätten sie ihn jedenfalls nicht entkleidet, vor allem, weil es nötig gewesen wäre, dass sie dies eilends täten wegen der Anwesenheit der Wächter; noch auch wären sie so 68 Diese Stelle lautet in der heute gängigen Ausgabe der Vulgata (Biblia Sacra Vulgata, Editio quinta, herausgegeben von Robert Weber und Roger Gryson): et erit in Salem tabernaculum eius (wobei Salem für Jerusalem steht). Der von Thomas verwendete Text hingegen hatte statt dessen: et factus est in pace locus eius.

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Caput XX

besorgt gewesen, dass sie das Schweißtuch aufhoben, und einrollten, und entfernt an einer Stelle niederlegten, sondern sie hätten es einfach, wie es sich getroffen hätte, verloren, nachdem sie den Körper aufgehoben hatten. Aufgrund dieser Sache auch erlaubte [Christus], dass er begraben wurde mit Myrrhe und Aloe, die mit dem Körper die Leinentücher verkleben, sodass sie nicht so schnell vom Körper hätten getrennt werden können. V. 2486. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Dann also ging auch jener Jünger hinein, der als erster zum Grab gekommen war, behandelt er das Hineingehen des Johannes: nicht nämlich blieb er draußen, sondern ging nach Petrus hinein, weil am Ende der Welt zum Empfangen des Glaubens auch die Juden versammelt werden. Rom. 11,25: Von der Blindheit her geschah es in Israel, bis die Vollzahl der Völker eintrat, und so wird ganz Israel heil werden; Is. 10,22: Die Überreste werden heil werden. 2487. – Oder anders, dem Mysterium zufolge, werden durch jene zwei Jünger zwei Arten der Menschen bezeichnet: nämlich die, die frei sind für die Betrachtung der Wahrheit, und die werden bezeichnet durch Johannes; und die, die beharren beim Gehorsam für die Aufträge, die bezeichnet werden durch Petrus: daher wird Simon als „gehorchend“ übersetzt. Es geschieht aber meistens, dass zuerst zur Erkenntnis der Mysterien Christi der Betrachtende gelangt, aufgrund seiner Belehrbarkeit, aber nicht eintritt: weil manchmal der Intellekt vorangeht, und eine späte oder gar keine Leidenschaft folgt. Aber der Tätige [tritt ein] aufgrund der Beharrlichkeit der Hitzigkeit und des Eifers, wenn er auch [erst] später versteht, Ps. 119,104: Durch deine Aufträge habe ich verstanden, tritt er trotzdem schneller ein: sodass die, die beim Hinkommen die Späteren waren, die Früheren werden beim Erkennen. Matth. 20,16: Die Ersten werden die Letzten sein, und die Letzten die Ersten. VI. 2488. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und er sah und glaubte, wird die Wirkung der Erforschung angeführt. Und auf den ersten Blick könnte es einen solchen Sinn haben: dass er sah, [all] jenes nämlich, und glaubte, dass Christus auferstanden sei. Aber, Augustinus zufolge, kann dies nicht bestehen, weil folgt noch nämlich kannten sie nicht die Schrift etc. Deshalb muss man sagen, dass er das leere Grab sah, und dem glaubte, was die Frau gesagt hatte, nämlich dass irgendjemand den Herrn weggetragen habe; und dann folgt noch nämlich kannten sie nicht die Schrift, weil ihnen der Sinn noch nicht eröffnet war, dass sie die Schriften verständen; Lc. ult. Aber hat denn Christus ihnen nicht die Passion und die Auferstehung vorhergesagt? Matth. 20,19: Und am dritten Tag wird er auferstehen.

Lectio II.

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Ich antworte. Man muss sagen, dass sie aufgrund einer gewissen Gewohnheit, von ihm Gleichnisse zu hören, vieles, was er ihnen offen sagte, nicht verstanden, und glaubten dass er irgendetwas anderes [damit] bezeichne. 2489. – Oder, Chrysostomus zufolge, sah er die Leinentücher, die so geordnet dalagen, was nicht geschehen wäre, wenn der Körper heimlich weggenommen worden wäre, und glaubte, nämlich in wahrem Glauben, dass Christus von den Toten auferstanden war. Und dann bezieht sich das, was folgt, noch nämlich kannten sie nicht die Schrift, darauf, dass [der Evangelist] sagt er sah und glaubte, als ob er sagte: Bevor er [es] sah, kannte er nicht die Schrift, dass es sein musste, dass [Christus] von den Toten auferstand. Aber als er [es] sah, glaubte er, dass [Christus] von den Toten auferstanden war.

Lectio II. Es gingen die Jünger also wieder weg zu sich [nach Hause]; Maria aber stand beim Grab, heraußen, und weinte. Während sie also weinte, neigte sie sich vor, und blickte in das Grab: II. Und sie sah zwei Engel, in weißen Kleidern, die saßen einer beim Kopf und einer bei den Füßen, dort wo der Körper Christi gelegen war. III. Es sagen jene zu ihr: Frau, was weinst du? Sie sagt zu ihnen: Weil sie meinen Herrn weggenommen haben, und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. I.

I. 2490. – Nachdem angeführt wurde [vgl. n. 2470], auf welche Art Maria Magdalena kam, um die Öffnung des Grabes zu sehen, zeigt hier der Evangelist, auf welche Art sie gelangte zur Schau der Engel, und erstens wird die Ergebenheit angeführt; zweitens wird die Schau der Engel vorgebracht, an der Stelle [n. 2495] sie sah zwei Engel etc.; drittens wird die Anrede der Engel beschreiben, an der Stelle [n. 2500] Es sagen jene zu ihr etc. Die Ergebenheit der Frau aber, die die Schau der Engel verdiente, wird gelobt aufgrund von dreierlei. 2491. – Erstens freilich aufgrund ihrer Beharrlichkeit, die sie lobenswert macht, [wobei] erstens das Weggehen der Jünger [zu beachten ist]: weil die Jünger also wieder weggingen, da sie noch nicht die Schrift kannten, dass [Christus] von den Toten auferstehen musste, zu sich [nach Hause], das heißt wo sie wohnten, und von wo sie zum Grab gelaufen waren. Noch nämlich waren sie zerstreut aus Furcht und blieben nicht beieinander. Zach. 13,7: Ich werde den Hirten töten, und zerstreut werden die Schafe der Herde; Thren. 4,1: Zerstreut sind die Steine des Heiligtums vorn auf allen Gassen.

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Caput XX

Zweitens [ist zu beachten] ihr beharrliches Verweilen: weil Maria stand beim Grab, heraußen, und weinte. Denn während die Jünger weggingen, hielt das schwächere Geschlecht eine stärkere und glühendere Leidenschaft an demselben Ort fest. 2492. – Aber hier gibt es eine Frage, weil in Mc. ult., 8 gesagt wird, dass die Frauen herausgingen aus dem Grab: also waren sie drinnen. Wie also sagt dann Johannes [Maria] stand … heraußen? Die Antwort. Man muss sagen, dass das Grab Christi herausgehauen war aus dem Fels, und um es herum war die Einfriedung des Gartens, so wie man es oben findet. Manchmal also nennen „Grab“ die Evangelisten nur den Ort, wo der Körper hingelegt wurde, manchmal den ganzen, der eingefriedet war. Wenn also gesagt wird, dass sie in das Grab hineingingen, muss es verstanden werden hinsichtlich der ganzen Einfriedung des Gartens; aber dies, dass gesagt wird [Maria] stand … heraußen, muss verstanden werden hinsichtlich jenes Ortes des steinernen Grabmals, aber trotzdem innerhalb jenes Raumes, in den sie bereits hineingegangen waren, wo sie stand wegen der Beharrlichkeit der Liebe, die ihren Sinn entflammt hatte. I Cor. 15,58: Seid beständig und unbeweglich, überströmend im Dienst des Herrn immer; Ps. 122,2: Stehend waren unsere Füße. 2493. – Zweitens wird ihre Ergebenheit gelobt aufgrund des Erfließens der Tränen, weil [sie] weinte. Thren. 1,2: Weinend weinte sie in der Nacht. Es gibt aber ein zweifaches Seufzen der Tränen: nämlich das der Reue, um die Sünden abzuwaschen, Ps. 6,7: Mit meinen Tränen habe ich mein Lager benetzt; und das der Ergebenheit, um Himmlisches zu ersehnen, Ps. 126,6: Gehend gingen sie und weinten, als sie ihre Samen streuten, das heißt indem sie zu Himmlischem eilten. Aber Maria Magdalena freilich ist von Tränen der Reue übergeflossen in der Zeit ihrer Bekehrung, als sie, die in der Stadt die Sünderin gewesen war, aus Liebe zur Wahrheit mit Tränen die Flecken der Missetat abwusch. Lc. 7,47: Nachgelassen wurden ihr viele Sünden, weil sie viel liebte. Sie floss auch über von Tränen der Ergebenheit bei Christi Passion und Auferstehung, wie man hier findet. 2494. – Drittens wird ihre Ergebenheit gelobt aufgrund der Sorgfalt der Nachforschung. Daher sagt [der Evangelist] Während sie also weinte, neigte sie sich vor, und blickte in das Grab. Jenes Weinen nämlich ging hervor aus dem Verlangen der Liebe. Das Wesen der Liebe nämlich ist, dass sie das Geliebte anwesend haben will, und wenn sie dies in der Wirklichkeit nicht kann, hat sie wenigstens seine Anwesenheit im Denken. Matth. 6,21: Wo dein Schatz ist, dort ist dein Herz. Bitterlich also weinte Maria, weil die Augen, die den Herrn gesucht hatten und nicht gefunden hatten, für die Tränen frei waren, da es sie noch mehr schmerzte, dass er weggebracht worden war vom Grab: denn die Erinnerung an einen so großen Lehrer, dessen Leben weggenommen worden war, blieb. Und weil sie ihn nicht haben konnte, neigte sie sich deshalb vor, da sie wenigstens den Ort sehen wollte, wo er hingelegt worden war, und blickte in das Grab. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass wir auf den Tod

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Christi hinsehen müssen mit Demut des Herzens. Matth. 11,25: Verborgen hast du dies vor den Weisen und Klugen, und hast es enthüllt den Geringen. Und [sie] blickte, damit sie ein Beispiel gäbe, fortwährend mit den Augen des Geistes auf den Tod Christi zu blicken: weil es dem Liebenden nicht genügt, nur einmal erblickt zu haben, dessen Kraft der Liebe die Absicht der Nachforschung vervielfacht. Hebr. 12,2: Indem wir hinblicken auf den Urheber und Vollender des Glaubens Jesus, der, da ihm die Freude angeboten war, das Kreuz auf sich nahm und die Entstellung verachtete. Sie neigte sich aber vor, und blickte, weil die Liebe Christi sie drängte. II Cor. 5,14: Die Liebe Christi drängt uns. Oder eher, Augustinus zufolge, ist es durch göttliche Eingebung in ihrer Seele bewirkt worden, dass sie hinblickte, und tiefer etwas sah, nämlich die Engel; Rom. 8,14: Die vom Geist Gottes getrieben werden, die sind die Söhne Gottes. II. 2495. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und sie sah zwei Engel, in weißen Kleidern, die saßen [etc.], behandelt der Evangelist die Schau der Engel: diesbezüglich berührt der Evangelist viererlei. 2496. – Erstens was sie sieht, da zwei Engel: damit er zeige, dass alle Ordnungen der Engel, so die der beistehenden wie die der dienenden, Christus gehorchten. Hebr. 1,6: Es werden ihn anbeten alle seine Engel. Aber diesbezüglich gibt es eine Frage: weil in Matth. 28,2 ff und Mc. ult., 5 gesagt wird, dass Maria und die anderen Frauen einen Engel sahen, der stand an der Seite des Grabes, hier aber gesagt wird, dass [Maria] zwei [sah] und innerhalb [des Grabes]. Aber beides ist wahr: weil jenes vorherging, das Matthäus und Marcus erzählen, als sie nämlich zuerst kamen und, da sie glaubten, [Christus] sei weggenommen worden, zurückgingen zu den Jüngern; und jenes, das Johannes erzählt, geschah bei der Rückkehr, als [Maria] mit den Jüngern zurückkehrte und, als sie wieder fortgingen, selbst zurückblieb. 2497. – Zweitens beschreibt [der Evangelist] das Aussehen, nämlich in weißen Kleidern: dadurch wird der Glanz der Auferstehung und die Herrlichkeit des auferstehenden Christus gezeigt. Apoc. 3,4: Sie werden mit mir in weißen Kleidern gehen. Und ebendort 19,14 wird gesagt, dass das Heer, das im Himmel ist, ihm folgte in weißem Gewand, das heißt in herrlichem. 2498. – Drittens beschreibt [der Evangelist] die Haltung, nämlich die saßen: dadurch wird die Ruhe und Macht Christi bezeichnet, der schon von allen Drangsalen ausruhend regiert im unsterblichen Fleisch, sitzend zur Rechten des Vaters. Ps. 110,1: Sitze zu meiner Rechten; Is. 9,7: Über dem Thron Davids und über seiner Herrschaft wird er sitzen. 2499. – Viertens beschreibt [der Evangelist] die Einteilung: einer beim Kopf und einer bei den Füßen: dies kann bezogen werden auf dreierlei. Erstens freilich auf die beiden Testamente: „Engel“ nämlich auf Griechisch heißt

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Caput XX

„Ankündiger“ auf Latein. Die Testamente aber hatten Christus angekündigt, weil gesagt wird in Matth. 21.9: Die Menge, die voranging und die folgte, rief: Hosanna dem Sohn Davids. So also bezeichnet der Engel, der beim Kopf saß, das Alte Testament, und der bei den Füßen das Neue. Zweitens [kann dies bezogen werden] auf die [kirchlichen] Prediger. Denn in Christus ist eine zweifache Natur, die göttliche nämlich, und die menschliche. Der Kopf Christi aber ist Gott, wie gesagt wird in I Cor. 11,3, die Füße aber die Menschenhaftigkeit; Ps. 132,7: Wir werden anbeten an der Stelle, wo seine Füße gestanden sind. Wer also die Göttlichkeit Christi verkündet, so wie jenes ist [oben 1,1]: Im Anfang war das Wort, sitzt beim Kopf; wer aber die Menschenhaftigkeit verkündet, so wie jenes [1,14]: Das Wort ist Fleisch geworden, sitzt bei den Füßen. Drittens kann es bezogen werden auf die Zeit der Verkündigung; und so sitzt einer beim Kopf, und einer bei den Füßen: weil sie anzeigten, dass vom Anfang bis zum Ende der Welt die Mysterien Christi verkündigt werden müssen. I Cor. 11,26: Den Tod des Herrn werdet ihr verkündigen, bis er kommt. III. 2500. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es sagen jene zu ihr: Frau, was weinst du?, wird das Gespräch der Engel behandelt, und erstens führt er die Frage der Engel an; zweitens die Antwort der Frau [n. 2502]. 2501. – Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass die Engel, die wussten, dass die Frau noch zweifelte, gleichsam von Entferntem beginnend nach der Ursache des Weinens fragen. Daher sagt [der Evangelist]: Es sagen jene, nämlich die Engel, zu ihr: Frau, was weinst du? als ob sie sagten: Weine nicht, denn es ist überflüssig, weil [Ps. 30,6] am Abend, nämlich der Passion, wird das Weinen da sein, und am Morgen, der Auferstehung, die Freude; Ier. 31,16: Es ruhe deine Stimme vom Weinen, und deine Augen von den Tränen, weil der Lohn da ist für deine Mühe. Hierbei ist festzuhalten, Gregorius zufolge, dass dieselben heiligen Ausdrücke, die in uns die Tränen der Liebe hervorrufen, diese selben Tränen trösten, indem sie uns die Hoffnung auf unseren Erlöser von neuem versprechen. Ps. 94,19: Gemäß der Menge meiner Schmerzen haben deine Tröstungen fröhlich gemacht meine Seele. 2502. – Aber die Frau, die glaubt, dass sie als Nichtwissende gefragt haben, glaubt, dass sie nicht Engel, sondern Menschen sind, und erklärt die Ursache ihres Weinens, und sagt zu ihnen: Weil sie meinen Herrn weggenommen haben, das heißt den Körper meines Herrn, indem sie vom Ganzen her den Teil bezeichnet: so wie wir bekennen, dass der Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, begraben worden ist, obwohl nur sein Fleisch begraben worden ist: weil die Göttlichkeit das Fleisch nicht verlassen hat. Und ich weiß nicht, wohin sie ihn gelegt haben. Dies nämlich war ihr die Ursache der Vereinsamung, dass

Lectio III.

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sie nicht wusste, wohin sie gehen sollte, und ihn zur Tröstung ihres Schmerzes fände. 2503. – Aber dient es etwa der Tröstung des Liebenden, etwas zu haben, was dem Freund gehörte? Sogar auch trägt es, Augustinus zufolge, Confessiones IV, mehr zum Schmerz bei. Daher sagt er selbst, dass er alle Orte floh, an denen er umgegangen war mit seinem Freund. Und trotzdem sagt Chrysostomus, dass es der Tröstung dient. Aber beides ist wahr. In allem nämlich, was eine Beimischung von Freude und Trauer hat, ist die Hoffnung auf die ersehnte Sache erfreulich: Rom. 12,12: In Hoffnung sich freuend, in Drangsal ertragend; sie ist [aber] sogar auch betrüblich, weil [Prov. 13,12] die Hoffnung, die verzögert wird, die Seele niederdrückt: aber nicht infolge derselben Ursache. Denn insofern, als durch die Hoffnung die geliebte Sache dargestellt wird als möglicherweise zu erreichen, verursacht sie Freude; insofern sie aber [den Hoffenden von jener Sache] trennt in Wirklichkeit, wird er als Abwesender traurig. Und so ist es an dieser Stelle: weil die [hinterlassene] Sache des Freundes, insofern sie den Freund darstellt, dem Liebenden erfreulich ist; insofern sie aber den Verlust des Freundes in Erinnerung ruft, bringt sie Trauer.

Lectio III. I. II. III. IV. V. VI.

Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich rückwärts um, und sah Jesus dastehen, und wusste nicht, dass es Jesus ist. Jesus sagt zu ihr: Frau, was weinst du? Was suchst du? Jene glaubte, dass es der Gärtner sei, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggenommen hast, sag mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegnehmen. Jesus sagt zu ihr: Maria. Jene wandte sich hin und sagte zu ihm: Rabboni: das wird übersetzt als: Meister. Jesus sagt zu ihr: Berühre mich nicht: noch nicht nämlich bin ich aufgestiegen zu meinem Vater. Geh aber zu meinen Brüdern, und sage ihnen: Ich steige auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott. Es ging Maria Magdalena und verkündete den Jüngern. Ich habe den Herrn gesehen, und dies hat er mir gesagt. I.

2504. – Hier wird angeführt, auf welche Art jene Frau zur Schau Christi gelangte, und erstens wird die Schau Christi behandelt; zweitens seine Anrede, an der Stelle [n. 1507] Jesus sagt zu ihr: Frau, was weinst du?

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Caput XX

2505. – [Der Evangelist] sagt also hinsichtlich des ersten Als sie dies gesagt hatte, nämlich Maria Magdalena zum Engel, wandte sie sich rückwärts um. Aber Chrysostomus fragt: Weshalb wartete die Frau, die mit den Engeln sprach, die sie zumindest für achtenswerte Männer hielt, nicht deren Antwort ab auf das, was sie sagte, sondern wendet sich rückwärts um? Die Antwort. Man muss sagen, dass, während die Frau den Engeln geantwortet hatte, Christus kam, dem die Engel Ehrfurcht erwiesen und aufstanden: als dies die Frau sah, erstaunte sie und blickte rückwärts, damit sie wüsste, zu welchem Zweck sie aufgestanden waren. Deshalb auch erwähnt Lucas ult., 4, dass die Engel stehend gesehen wurden. Und so sieht sie, rückwärts gewandt, um [die Ursache] zu erblicken, Jesus dastehen, und wusste nicht, dass es Jesus ist: denn sie sah ihn in einer nicht herrlichen Gestalt, den die Engel geehrt hatten, weil sie ihn herrlich sahen. Es wird auch dadurch gezeigt, dass jemand, wenn er sich danach sehnt, Christus zu sehen, sich zu ihm hinwenden muss. Zach. 1,3: Wendet euch zu mir, spricht der Herr der Heere, und ich werde mich wenden zu euch. Jene gelangen dazu, ihn zu sehen, die sich gänzlich zu ihm, aus Liebe, hinwenden. Sap. 6,14: Er kommt denen zuvor, die nach ihm verlangen, sodass er sich ihnen als erster zeigt. Mystisch aber wird dadurch bezeichnet, dass diese Frau aus Unglauben Christus den Rücken zugewendet hatte: aber als sie ihren Geist zum Erkennen umwendete, wandte sie sich rückwärts um. 2506. – Aber weshalb erkannte sie ihn nicht, obwohl er derselbe war? Man muss sagen, dass dies entweder deshalb war, weil sie nicht glaubte, dass der, den sie tot gesehen hatte, auferstanden war, oder weil ihre Augen verhalten wurden, dass sie ihn nicht erkannte, wie es gesagt wird über die zwei Jünger, die nach Emaus gingen, Lc. ult., 16. II. 2507. – Die Anrede Christi wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Jesus sagt zu ihr: Frau, was weinst du? Erstens wird Christi Frage angeführt; zweitens die Antwort der Frau [n. 2509]. Hinsichtlich des ersten muss man wissen, dass jene Frau langsam vorwärtskommt: denn die Engel fragen nach der Ursache des Weinens, aber Christus fragt, was sie sucht. Denn das Weinen wurde verursacht durch das Verlangen nach der Nachforschung. Wen sie suche nämlich fragt [Christus], damit das Verlangen vermehrt wird, weil sie ja, wenn sie den nannte, den sie suchte, in der Liebe zu ihm brennender erglühte, und so immer suchen würde. Ps. 105,4: Suchet sein Angesicht immer; Prov. 4,18: Den Pfaden der Gerechten geht gleichsam ein strahlendes Licht voran und wächst bis zum vollkommenen Tag.

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III. 2509. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jene glaubte, dass es der Gärtner sei, und sagte zu ihm etc., wird die Antwort der Frau angeführt, und es wird angeführt erstens die Meinung, die sie über den Fragenden hatte; zweitens werden die Worte der Antwort angeführt [n. 2513]. 2510. – Jene glaubte aber, dass es der Gärtner sei. Sie wusste nämlich, dass die erschrockenen Wächter wegen des Erdbebens und des Anblicks der Engel bereits geflohen waren, und dass niemand sich um jene Orte kümmerte als der, der ihr Pfleger war. Und wie Gregorius sagt: „Jene Frau, die sich irrte, irrte sich nicht, als sie Christus für einen Gärtner hielt: weil er in ihre Brust durch die Liebe zu ihm die Kraft der Samen der Tugend pflanzte.“ Eccli. 24,42: Ich sprach: Ich werde meinen Garten der Pflanzungen bewässern und trunken machen den Ertrag meiner Wiese. 2511. – Und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggenommen hast, sag mir: ,Herr‘ nämlich nennt sie ihn, damit sie [sein] Wohlwollen gewinnt. Aber weil jener neu [dazu] gekommen war, und sie ihm nicht gesagt hatte, wen sie suchte, weshalb sagte sie wenn du ihn weggenommen hast? Wen ,ihn‘? Aber man muss sagen, dass die Kraft der Liebe dies zu bewirken pflegt im Liebenden, dass er davon, was er selber immer denkt, glaubt, dass niemand anderer es nicht weiß. Als daher in Lc. ult., 17, der Herr fragte: Was sind das für Reden, die ihr führt zwischen euch? sagten jene: Bist du allein ein Fremder in Jerusalem? etc. 2512. – Aber was besagt wenn du ihn weggenommen hast, sag mir, wo du ihn hingelegt hast, und ich werde ihn wegnehmen? Staunenswert ist die Kühnheit der Frau, die der Anblick eines Toten nicht schreckt, und deren Stärke, um das beschwerliche Begräbnis des Toten zu übernehmen, mehr beabsichtigt als sie könnte. Aber das ist es, was gesagt wird in I Cor. 13,7: Die Liebe hofft alles. Deshalb aber wollte sie ihn nehmen, damit nicht die Juden sich austobten an dem entseelten Leib; und deshalb wollte sie ihn an einen anderen unbekannten Ort bringen. IV. 2513. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus sagt zu ihr: Maria etc., behandelt er das Erkennen Christi durch die Frau. Und erstens wird die Anrede angeführt, wenn er sagt Maria, oben hatte er, als er diese Frau ansprach, sie gleichsam mit dem allgemeinen Namen angeredet. Aber hier wird sie mit dem Eigennamen Maria genannt, damit er die besondere Kenntnis bezeichnet, die [Christus] hinsichtlich der Heiligen hat. Ps. 147,4: Der die Menge der Sterne zählt und ihnen allen die Namen zuruft; Ex. 33,12: Ich kenne

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Caput XX

dich mit Namen; und damit [der Evangelist] zeige, dass, mögen auch durch eine gewisse allgemeine Bewegung alle Dinge von Gott bewegt werden, trotzdem besonders für die Rechtfertigung des Menschen eine besondere Gnade nötig ist. Die Wirkung der Anrede wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Jene wandte sich hin und sagte zu ihm: Rabboni: das wird übersetzt als: Meister. 2514. – Aber blickte sie etwa nicht auf Christus, der sie gerufen hatte? Ich antworte. Man muss sagen Augustinus zufolge, dass dies bezogen werden muss auf die innere Verfassung des Geistes: denn zuerst, als sie sich mit dem Körper hinwandte, glaubte sie, dass Christus wäre, der er nicht war, nämlich der Gärtner; jetzt aber wendet sie sich mit dem Herzen hin, da sie, was er war, erkennt. Oder man muss sagen, dass sie, wie gesagt, glaubte, er sei irgendein anderer Mensch. Als er zu ihr spricht, schaut sie daher nicht ihn an, da sie besorgt ist darüber, was sie im Herzen trug, sondern ringsumher, ob sie irgendein Anzeichen des Begrabenen sähe. Und deshalb rief sie Christus, als er sie wieder anrief, mit dem eigenen Namen an und sagte Maria, als ob er sagte: Wo schaust du hin? Erkenne ihn, von dem du erkannt bist. Und deshalb erkannte sie sofort, als sie beim Namen gerufen wurde, den Urheber und sagte Rabboni: das wird übersetzt als: Meister: so nämlich war sie gewohnt gewesen, ihn zu rufen. Darin wird zu verstehen gegeben, dass die Anrede durch Christus die Ursache unserer Rechtfertigung ist und des wahren Bekenntnisses. V. 2515. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus sagt zu ihr: Berühre mich nicht, zeigt der Evangelist, auf welche Art Maria von Christus belehrt wird, und erstens führt er eine verbietende Belehrung an; zweitens eine andere, positive, an der Stelle [n. 2519] Geh aber zu meinen Brüdern. 2516. – Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens führt er das Verbot an; zweitens bezeichnet er dessen Grund. Christus ermahnt freilich Maria, dass sie ihn nicht berühre, indem er sagt Berühre mich nicht. Und wenn hier nicht gesagt wird, dass die Frau ihn berühren wollte, wird [doch] daraus zu verstehen gegeben, Gregorius zufolge, dass Maria, zu seinen Füßen hingestreckt, seine Kleider umfassen wollte, da sie ihn erkannte. Aber es wird als Grund hinzugefügt noch nicht nämlich bin ich aufgestiegen zu meinem Vater; daraus scheint es, dass der Herr nach der Auferstehung nicht berührt werden wollte von Menschen, bevor er aufgestiegen war: das Gegenteil dazu hat man in Lc. ult., 39: Betastet und seht, dass ein Geist Fleisch und Knochen nicht hat.

Lectio III.

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Und wenn du sagen wolltest, er wollte von den Jüngern berührt werden, nicht aber von Frauen, kann dies nicht bestehen, weil in Matth. ult., 9 gesagt wird über Magdalena und andere Frauen, dass sie sich näherten und seine Füße hielten. Man muss also verstehen, dem Wortlaut nach, dass diese Frau zweimal Engel sah auf diesem Weg. Erstens freilich sah sie zugleich mit den anderen Frauen einen Engel, der auf dem Stein saß, wie gesagt wird in Matth. 28,2 und Mc. 16,5. Zweitens aber bei der Rückkehr sah sie zwei Engel innen im Grab, so wie Johannes sagt. Ähnlich auch sah sie auf diesem gleichen Weg zweimal Christus. Erstens freilich im Garten, als sie ihn für den Gärtner hielt, wie man oben findet; zweitens auf dem Weg, als sie mit den anderen lief, um den Jüngern zu verkünden, was sie gesehen hatte, damit sie mehr bestärkt würden im Glauben an die Auferstehung: und dann näherten sie sich und hielten seine Füße, wie Matthäus und Marcus sagen. 2517. – Es gibt aber einen zweifachen mystischen Grund, weshalb [Christus] nicht berührt werden wollte. Einer, dass diese Frau die Kirche der Heiden bezeichnete, die Christus nicht durch den Glauben berühren würde, wenn er nicht zum Vater aufgestiegen wäre. Ps. 7,8: Die Versammlung der Völker wird dich umgeben: wegen ihr ziehe dich zurück in die Höhe. Der andere Grund ist, dass nach Augustinus I De Trinitate cap. IX die Berührung gleichsam das Ziel der Kenntnis ausmacht. Wenn wir nämlich eine Sache sehen, kennen wir sie einigermaßen; aber durch die Berührung haben wir die vollkommene Kenntnis über sie. Diese Frau aber hatte einen gewissen Glauben über Christus wie über einen heiligen Mann; daher auch nennt sie ihn Meister: noch nicht war sie dazu gelangt, dass sie erkannte, dass er dem Vater gleich war und eins mit Gott. Und deshalb sagt [Christus] Berühre mich nicht, das heißt stelle nicht das Ziel deines Kennens darin auf, was du [jetzt] über mich glaubst: noch nicht nämlich bin ich aufgestiegen zu meinem Vater, nämlich in deinem Herzen, weil du nicht glaubst, dass ich eins bin mit ihm; später hat sie dies jedoch geglaubt. Denn in ihren innersten Sinnen ist Christus auf eine gewisse Art zum Vater aufgestiegen, da er so in ihr fortschritt, dass sie ihn als dem Vater gleich erkannte. 2518. – Oder man muss sagen, Chrysostomus zufolge, dass diese Frau, als sie sah, dass Christus auferstanden war, glaubte, dass er von derselben Beschaffenheit war, von der er vorher gewesen war, und ein sterbliches Leben hatte: daher auch wollte sie mit ihm zusammen sein so wie vor der Passion, und vor Freude erdachte sie nichts Großes; wie sehr auch das Fleisch Christi um vieles besser wurde durch die Auferstehung. Und deshalb will er sie von diesem Verständnis wegrufen und sagt Berühre mich nicht; als ob er sagte: Glaube nicht, dass ich des weiteren ein sterbliches Leben habe, und mit euch auf die [selbe] Weise umgehe wie früher. II Cor. 5,16: Und wenn wir Christus kannten nach dem Fleisch, aber jetzt kennen wir ihn nicht mehr. Und das ist es, weshalb er hinzufügt noch nicht nämlich bin ich aufgestiegen zu meinem Vater. Und dann ist es nicht der Grund der Mahnung, sondern die Antwort auf

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Caput XX

eine stumme Frage, als ob er sagte: Wenn du auch siehst, dass ich hier verweile, ist es nicht deswegen, weil ich nicht das herrliche Fleisch hätte, sondern weil ich noch nicht aufgestiegen bin zu meinem Vater. Er wollte nämlich, bevor er aufstieg, den Glauben an die Auferstehung und an seine Göttlichkeit befestigen in den Herzen der Apostel. VI. 2519. – Danach führt [der Evangelist] die positive Belehrung an, indem er sagt Geh aber zu meinen Brüdern, nämlich zu den Aposteln, die Brüder sind durch die Übereinstimmung des Wesens, Hebr. 2, 17: Ich musste durch alles den Brüdern ähnlich werden, und durch die Annehmung vermittels der Gnade, weil sie die Adoptivsöhne seines Vaters sind, dessen wesensmäßiger Sohn er selbst ist. Hier muss die dreifache Bevorzugung beachtet werden, die Magdalena zugeteilt wurde. Erstens freilich die prophetische, dadurch nämlich, dass sie verdiente, die Engel zu sehen: der Prophet nämlich ist der Mittler zwischen den Engeln und dem Volk. Zweitens den Gipfel [der Seinsweise] der Engel, dadurch dass sie Christus sah, auf den zu schauen die Engel sich sehnen. Drittens das apostolische Amt, ja sogar ist sie zur Apostelin der Apostel gemacht worden, dadurch dass ihr übertragen wurde, dass sie die Auferstehung des Herrn den Jüngern verkündete: sodass, wie eine Frau dem Mann zuerst die Worte des Todes verkündete, so auch eine Frau zuerst die Worte des Lebens verkündete. 2520. – Und sage ihnen: Ich steige auf zu meinem Vater und zu eurem Vater. Oben 14,12: Ich gehe zu ihm, der mich gesandt hat; Eph. 4,10: Der selbst herabgestiegen ist und der aufgestiegen ist über alle Himmel. Aber daraus nimmt Arius die Stütze seines Irrtums: weil er daraus, dass [Christus] sagt zu meinem Vater und zu eurem Vater schließen wollte, dass auf dieselbe Art Gott der Vater des Sohnes sei, wie er auch unser Vater ist; und Gott des Sohnes so wie unser Gott. Aber dagegen ist zu sagen, dass sich aus den Umständen des Sprechens zeigt, mit welcher Absicht diese Worte gesprochen werden. [Christus] sagt nämlich oben Geh zu meinen Brüdern etc.: diese Brüder aber hat Christus insofern, als er Mensch ist, und insofern ist Christus dem Vater unterworfen, so wie das Geschöpf dem Schöpfer: denn der Leib Christi selbst ist gewissermaßen ein Geschöpf. 2521. – Oder anders, Augustinus zufolge, spricht Christus hier über sich gemäß jeder [seiner] beiden Naturen: denn dass er sagt Ich steige auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, betrifft die göttliche Natur, der gemäß er zum Vater Gott hat als von derselben Natur, dem er gleich ist. Und so muss anders verstanden werden meinem, und anders eurem: durch Natur meinem, durch Gnade eurem; gleichsam habt ihr das, dass ihr angenommene Söhne seid durch Gnade, durch mich. Gal. 4,4: Gott hat seinen Sohn gesandt … damit

Lectio IV.

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wir die Annehmung zu Söhnen Gottes erlangten; Rom. 8,29: Von denen er vorherwusste, dass sie gleichgestaltig würden dem Bild seines Sohnes, sodass er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Dass [Christus] hinzufügt zu meinem Gott und eurem Gott, bezieht sich auf die menschliche Natur, der gemäß er Gott zum Lenker hat. Und so sagt er zu meinem Gott, unter dem ich als Mensch bin, und eurem Gott, zwischen dem und euch ich der Vermittler bin: weil wir durch [Christus] Gott als uns versöhnten haben, und so als unseren Gott. Rom. 5,1 f: Gerechtfertigt also aus dem Glauben, haben wir Frieden durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir Zugang haben zur Gnade, in der wir stehen, und werden verherrlicht in der Hoffnung auf die Herrlichkeit von Söhnen Gottes; II Cor. 5,19: Gott war in Christus so, dass er die Welt sich versöhnt hat. 2522. – Die Bereitwilligkeit von Marias Gehorsam wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Es ging Maria Magdalena und verkündete den Jüngern. Ich habe den Herrn gesehen, und dies hat er mir gesagt. Sie ging, von dem Ort wo das Gebiet des Gartens war vor dem Stein des Grabes, und verkündete den Jüngern. I Cor. 11,23: Ich nämlich habe vom Herrn empfangen, was ich auch euch übergeben habe; Is. 21,10: Was ich gehört habe vom Herrn, dem Gott der Heere, Haus Israel, habe ich euch verkündet.

Lectio IV. Als es also spät war an jenem Tag, dem ersten nach dem Sabbat, und die Türen geschlossen waren, wo die Jünger versammelt waren wegen der Angst vor den Juden, II. Kam Jesus, und stand in der Mitte, und sagte zu ihnen: Friede [sei mit] euch! Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite. III. Es freuten sich also die Jünger, da sie den Herrn sahen. IV. Er sagte zu ihnen also wiederum: Friede [sei mit] euch! So wie mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch. V. Als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an, und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist: deren Sünden ihr nachlasst, denen sind sie nachgelassen, und denen ihr sie belasst, denen sind sie belassen.

I.

I. 2523. – Nachdem die Erscheinungen Christi, die den Frauen geschahen, angeführt sind [vgl. n. 2470], behandelt der Evangelist hier die Erscheinungen, die den Aposteln geschahen, und erstens die Erscheinung, bei der er allen zugleich in Jerusalem erschien, Thomas ausgenommen;

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zweitens die, die geschah, als Thomas anwesend war, an der Stelle [n. 2551] Und nach acht Tagen etc.; drittens die, die einigen abgesondert geschehen ist an Meer, Kapitel 21 [n. 2569] Danach offenbarte er sich etc. Hinsichtlich des ersten wird zweierlei angeführt. Erstens die Erscheinung des Herrn; zweitens der Zweifel der Jünger, an der Stelle [n. 2545] Thomas aber etc.; Hinsichtlich des ersten wird dreierlei angeführt. Erstens die Erscheinung des Herrn; zweitens die Auferlegung des Amtes, an der Stelle [n. 2535] sagte zu ihnen: Friede [sei mit] euch! etc.; drittens die Beibringung des geistlichen Geschenkes, an der Stelle [n. 2538] Als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an etc. Hinsichtlich des ersten macht [der Evangelist] dreierlei. Erstens führt er die Umstände der Erscheinung an; zweitens den Inhalt der Erscheinung, an der Stelle [n. 2530] Kam Jesus etc.; drittens die Folgen der Erscheinung, an der Stelle [n. 2534] Es freuten sich die Jünger, da sie den Herrn sahen. [Der Evangelist] beschreibt also die Erscheinung des Herrn vor den Jüngern von vier Umständen her. Erstens freilich durch die Beschreibung der Stunde, nämlich Als es also spät war; zweitens durch die Bezeichnung des Tages, nämlich an jenem Tag [n. 2525]; drittens durch die Beschaffenheit des Ortes, nämlich und die Türen geschlossen waren [n. 2526]; viertens durch die Verfassung der Jünger, nämlich wo die Jünger versammelt waren wegen der Angst vor den Juden [n. 2529]. 2524. – Es war also die Stunde der Erscheinung eine späte: die buchstäbliche Ursache dafür ist zweifach. Eine, weil [Christus] zugleich allen erscheinen wollte; und deshalb wartete er bis zum Abend, damit jene, die zerstreut waren am Tag, zugleich zusammenkämen am Abend: denn in der Nacht waren sie beieinander. Der andere Grund ist, dass der Herr ihnen erschien, damit er sie stärkte. Jene Stunde also wählte er, in der die Erschrockenen mehr der Stärkung bedurften: das ist die späte. Ps. 46,2: Der Helfer in Drangsalen, die uns allzu sehr heimgesucht haben. Es gibt auch einen mystischen Grund, weil nämlich der Herr am Ende der Welt erscheinen wird den Gläubigen, wenn mitten in der Nacht Geschrei entstehen wird: Siehe, der es versprochen hat, kommt und wird ihnen ihren Lohn bringen; Matth. 20,8: Als es spät geworden war, sagte der Herr des Weinbergs zu seinem Aufseher: Rufe die Arbeiter, und gib ihnen den Lohn. 2525. – Der Tag der Erscheinung war der Tag der Auferstehung selbst, nämlich an jenem Tag, dem ersten nach dem Sabbat, nämlich der Tag des

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Herrn, über den gesagt wird (oben in diesem Kapitel) der erste aber nach dem Sabbat. Weshalb er aber genannt wird der erste nach dem Sabbat, ist bereits gesagt worden [n. 2471]. Es kann aber aus den Evangelien zusammengestellt werden, dass der Herr fünfmal an jenem Tag erschienen ist. Zweimal nämlich den Frauen, einmal Magdalena allein, über die unmittelbar zuvor [die Rede war], und wiederum zusammen mit den anderen Frauen, die zurückkehrten: und dann näherten sie sich und hielten seine Füße. Drittens aber erschien er zwei Jüngern am selben Tag, die nach Emaus gingen, Lc. ult., 13. Viertens aber dem Simon Petrus. Aber wann und wie und wo, wird nicht ausgedrückt, außer nur, dass er erschien. Lc. ult., 34: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden, und er erschien dem Simon. Fünftens erschien er zugleich allen, die versammelt waren spät [abends], wie man hier findet. Und deshalb wird gesungen: Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat: jubeln wir und freuen uns an ihm: Ps. 118,24. Dadurch aber wird zu verstehen gegeben, dass am Tag der allgemeinen Auferstehung [Christus] offen allen Frauen, Sündern, Fremden, Aposteln, und apostolischen Männern erscheinen wird: weil ihn sehen wird jedes Auge, auch die ihn verletzt haben: Apoc. 1,7. 2526. – Der Zustand des Ortes aber wird beschrieben, durch das Verschlossensein [der Türen], als zweifelvoll und ängstlich; weil die Türen geschlossen waren: dem Buchstaben nach wegen der späten Stunde, weil Nacht war, und wegen der Angst vor den Juden. Aber von Seiten Christi war die Ursache des Verschlossenseins, dass er ihnen die Kraft seiner Macht zeigte, indem er zu ihnen eintrat durch verschlossene Türen. 2527. – Man muss aber diesbezüglich wissen, dass einigen zufolge es eine Eigenschaft des verherrlichten Leibes ist, bei verschlossenen Türen einzutreten: sie sagen, dass er durch eine gewisse ihm innewohnende Beschaffenheit zugleich mit einem anderen Leib an demselben Ort sein könne, insofern er [eben] verherrlicht ist: und dies sei [damals] geschehen und könne geschehen ohne Wunder. Aber dies kann nicht bestehen: weil einem nicht verherrlichten menschlichen Leib aufgrund seiner Natur innewohnt, dass er nicht zugleich mit einem anderen Leib [an derselben Stelle] sein kann. Wenn gesagt wird, ein verherrlichter Leib habe in sich eine gewisse [ihm] innewohnende Eigenschaft, dass er zugleich mit einem anderen Leib an derselben Stelle sein kann, muss es also sein, dass von ihm jene Eigenschaft ausgeschlossen ist, durch die er jetzt daran gehindert wird, dass er zugleich mit einem anderen Leib [an derselben Stelle] sein kann. Diese Eigenschaft ist aber auf keine Art trennbar oder zerstörbar in einem Körper, weil es nicht eine mathematische Körperhaftigkeit ist, wie jene selben sagen, sondern die Ausmaße selbst eines [so und] so großen Körpers, durch die eigentlich eine Lage ihm zukommt. Von da her argumentiert der Philosoph gegen die, die Ideen und Materien annehmen. Und gegeben auch, dass der ganze Raum oberhalb der Erde leer wäre, könnte

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immer noch der wahrnehmbare Körper nicht zugleich mit jenen [an derselben Stelle] sein, wegen der Ausmaße der Größe. Durch keine Eigenschaft des verherrlichten Körpers aber könnten die Ausmaße vom Körper entfernt werden, wenn die Natur des Körpers bleibt. Und deshalb muss man sagen, dass Christus dies wunderbarerweise tat durch die Kraft seiner Göttlichkeit; und wann immer es bei den Heiligen ähnlich geschähe, wäre es wunderbar, und von neuem geschieht ein Wunder. Und dies sagen ausdrücklich Augustinus und Gregorius. Es sagt nämlich Augustinus: „Du fragst, wie er durch geschlossene Türen eintreten konnte? Wenn du die Art begreifst, ist es kein Wunder. Wo die Vernunft versagt, dort ist der Bau des Glaubens.“ Und er fügt hinzu: „Jener freilich konnte, da sie nicht geöffnet waren, eintreten, der, als er geboren wurde, die Jungfräulichkeit der Mutter unverletzt ließ.“ So wie also sein Entstehen aus der jungfräulichen Mutter durch die Kraft seiner Göttlichkeit wunderbar war, so auch jenes Hineingehen. 2528. – Mystisch aber wird dadurch zu verstehen gegeben, dass Christus uns erscheint, wenn die Türen, das heißt die äußeren Sinne, verschlossen sind im Gebet, Matth. 6,6. Du aber, wenn du betest, geh in das Zimmer; und [dass Christus uns erscheint] am Ende der Welt, wenn [die Seelen], die bereit sind, hineingehen werden zur Hochzeit, und danach wird die Tür geschlossen werden, wie man es findet in Matth. 25,10. 2529. – Die Verfassung der Jünger wird beschrieben als nachahmenswert, weil sie versammelt waren: dies freilich entbehrt nicht des Mysteriums. Denn Christus kam zu den Versammelten, der Heilige Geist kam herab zu den Versammelten: weil Christus und der Heilige Geist nur bei denen sind, die in Liebe versammelt sind. Matth. 18,20: Wo immer zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, dort bin ich in ihrer Mitte. II. 2530. – Hier wird die Erscheinung Christi selbst angeführt hinsichtlich dreierlei. Erstens hinsichtlich von Christi Gegenwart, die er erwies; zweitens hinsichtlich des Grußes, den er ihnen bot [n. 2532]; drittens hinsichtlich seiner sicheren Offenbarung, die er ihnen zeigte [n. 2533]. 2531. – Seine Gegenwart nun erwies ihnen Christus ohne jeden Zweifel, weil er kam und stand in der Mitte der Jünger. Er kam freilich persönlich als er selbst, so wie er es ihnen versprochen hatte oben 14,28: Ich gehe, und ich komme wieder zu euch. Aber er stand in der Mitte, damit alle [ihn] sicher erkannten. Von da her werden die Juden angeklagt, die ihn nicht erkannten. Oben 1,26: In eurer Mitte aber stand [er], den ihr nicht kennt. Ebenso stand Jesus in der Mitte der Jünger, damit er die Gleichartigkeit der menschlichen Natur zeigte, die er mit ihnen hat. Eccli. 50,13: Um jenen der Kranz der Brüder, wie eine Zedernpflanzung im Libanon. Ebenso stand Jesus in der Mitte [der

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Jünger], in Herablassung, weil er unter ihnen umging wie einer von ihnen. Eccli. 32,1: Zum Lenker haben sie dich eingesetzt? Hebe dich nicht heraus, sei unter ihnen gleichsam wie einer von ihnen; Lc. 22,27: Ich aber bin in eurer Mitte so wie einer, der dient. Ebenso [stand Jesus in der Mitte der Jünger], um zu zeigen, dass wir in der Mitte der Tugend sein müssen. Is. 30,21: Dies ist der Weg: Geht auf ihm, weicht weder zur Rechten ab noch zur Linken. Wer nämlich darüber hinausgeht in mehr, wendet sich weg zur Rechten; wer aber zurückbleibt in weniger, geht zur Linken. 2532. – Worte des Grußes aber bot er ihnen, indem er sagte Friede [sei mit] euch! Aber dies war nötig: es war nämlich ihr Frieden vielfach verwirrt, sowohl gegen Gott, gegen den einige gesündigt hatten durch Leugnen, einige durch Flucht, Matth. 26,31: Ihr alle werdet Anstoß nehmen an mir in jener Nacht, denn es ist geschrieben: ich werde den Hirten töten, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden. Und gegen dies bot er ihnen den Frieden der Versöhnung mit Gott an; Rom. 5,10: Versöhnt sind wir mit Gott durch den Tod seines Sohnes: diesen [Frieden] nämlich hat [Christus durch die Passion bewirkt. Ebenso [war ihr Frieden vielfach verwirrt] gegen sich selbst: weil sie traurig waren, und zweifelnd im Glauben; und auch diesen Frieden bot er ihnen als geschlossen an. Ps. 119,165: Vieler Frieden denen, die dein Gesetz lieben. Ebenso [war ihr Frieden vielfach verwirrt] gegen die [Menschen] außerhalb: weil sie durch die Juden Verfolgungen erlitten; und gegen dies sagt [Christus] zu ihnen Friede [sei mit] euch, gegen die Verfolgungen durch die Juden. Oben 14,27: Meinen Frieden gebe ich euch, Frieden hinterlasse ich euch. 2533. – Seine sichere Offenbarung aber zeigt er ihnen durch die Hände und die Seite; daher folgt Und als er dies gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite, weil insbesondere an diesen [Stellen] die Zeichen seiner Passion geblieben waren. Lc. ult., 39: Seht meine Hände und meine Füße: ich bin es selbst. So wird er sich auch in der Herrlichkeit zeigen; oben 14,23: Wenn einer mich liebt, wird er mein Wort bewahren, und ebendort [14,21]. Ich werde mich ihm offenbaren. III. 2534. – Hier wird die Wirkung der Erscheinung angeführt, welche die Freude ist in den Herzen der Jünger über die Schau des Herrn, die er ihnen oben versprochen hatte in 16,22: Wiederum aber werde ich euch sehen, und euer Herz wird sich freuen. Aber diese Freude wird erfüllt in der Heimat, nämlich den Guten, durch die offene Schau Gottes. Is. ult., 14: Ihr werdet sehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Knochen werden wie Gräser keimen. IV. 2535. – [Christus] erlegt den Aposteln das Amt auf, und

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erstens schickt er Bedingung des Friedens voraus; zweitens erlegt er das Amt auf, an der Stelle [n. 2537] So wie mich der Vater gesandt hat. 2536. – Er sagte zu ihnen also wiederum: Friede [sei mit] euch! Dies sagte er ihnen gegen eine zweifache Verwirrung: denn gegen die gegenwärtige Verwirrung durch die Juden sagte er ihnen zuerst Friede [sei mit] euch; aber gegen die Verwirrung durch die Heiden sagte er zu ihnen also wiederum: Friede [sei mit] euch! Oben 16,33: In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben, in mir aber Frieden. Denn zu den Heiden mussten sie geschickt werden. 2537. – Und deshalb wird sofort die Auferlegung des Amtes hinzugefügt: So wie mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch: darin zeigt er sich als Mittler zwischen Gott und den Menschen. I Tim. 2,5: Der Mittler Gottes und der Menschen, der Mensch Jesus Christus etc. Dies war zur Tröstung der Jünger, die die Autorität Christi kannten und wussten, dass er sie aufgrund göttlicher Autorität sendete. Ebenso, indem sie die eigene Würdigkeit bedachten, nämlich dass sie das angemessene Amt der Apostel hatten: „Apostel“ ist nämlich dasselbe wie „gesandt“. [Christus] sagt also So wie mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch; das heißt so wie der Vater liebend mich gesandt hat in die Welt, um die Passion zu ertragen für das Heil der Gläubigen, oben 3,17: Nicht nämlich hat Gott seinen Sohn gesandt in die Welt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt gerettet werde durch ihn, so auch liebe ich euch und schicke euch, Drangsale auszuhalten für meinen Namen. Matth. 10,16: Siehe ich schicke euch so wie Schafe inmitten der Wölfe. 2538. – Zweitens wird ihnen die Eignung zum Amt gegeben durch die Gabe des Heiligen Geistes. II Cor. 3,6: Der uns auch gemacht hat zu geeigneten Dienern des Neuen Testamentes nicht durch den Buchstaben, sondern durch den Geist. V. Daher folgt Als er dies gesagt hatte, hauchte er sie an etc. Und hinsichtlich dieser Gabe schickt [der Evangelist] erstens [vgl. nn. 2540, 2541] das Zeichen der Gabe voran, welches das Einhauchen ist; daher sagt er hauchte er sie an. Ähnlich findet man in Gen. 2,7: Er hauchte in sein Gesicht den Atem des Lebens, den zuerst der Mensch entstellte, nämlich den des natürlichen Lebens: aber Christus hat dies wiederhergestellt, indem er den Heiligen Geist gab. Nicht darf [es so] verstanden werden, dass ein derartiger Atem Christi der Heilige Geist war, sondern dessen Zeichen. Daher sagt Augustinus in IV De Trinitate: „Jener körperliche Atem war nicht die Substanz des Heiligen Geistes, sondern das Erweisen durch übereinstimmende Bezeichnung, dass nicht nur vom Vater, sondern auch vom Sohn der Heilige Geist ausgehe.“ 2539. – Man muss aber beachten, dass über Christus der Heilige Geist gesandt wurde zuerst freilich in Gestalt einer Taube bei der Taufe, oben 1,32,

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und in der Gestalt einer Wolke in der Transfiguration; Matth. 17,5. Der Grund dafür ist, dass die Gnade Christi, die gegeben wird durch den Heiligen Geist, uns zugeleitet werden muss durch die Ausbreitung der Gnade in den Sakramenten: und so kam er bei der Taufe herab in der Gestalt einer Taube, die ein fruchtbares Tier ist; und [uns zugeleitet werden muss] durch die Lehre, und so kam er herab in einer lichten Wolke. Daher auch wird er dort gezeigt als Lehrer; daher sagt [Gott] [Matth. 17,5]: Ihn sollt ihr hören. Über die Apostel aber kam er herab zuerst im Hauch, um die Ausbreitung der Gnade in den Sakramenten zu bezeichnen, deren Diener sie waren; daher sagt [Christus] [Io. 20, 23]: deren Sünden ihr nachlasst, denen sind sie nachgelassen. Matth. ult., 19: Geht also und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Zweitens aber [kam der Heilige Geist über die Apostel herab] in feurigen Zungen, um die Ausbreitung der Gnade durch die Lehre zu bezeichnen. Daher sagt Act. 2,4, dass sie, nachdem sie erfüllt waren vom Heiligen Geist, sofort zu sprechen begannen. 2540. – Zweitens führt [der Evangelist] die Worte der Gabe an, indem er sagt Empfangt den Heiligen Geist. Aber haben sie etwa hier den Heiligen Geist empfangen? Es scheint, dass [dem] nicht [so ist]: weil [Christus], als er noch nicht aufgestiegen war in die Höhe, nicht den Menschen Geschenke geben durfte. Und freilich sagen manche, Chrysostomus zufolge, dass Christus ihnen hier nicht den Heiligen Geist gab; sondern er bereitete sie vor für die künftige Gabe zu Pfingsten. Und sie wurden dazu bewogen, weil gesagt wird in Dan. 10,8, dass [Daniel] nicht die Schau des Engels ertragen konnte: daher hätten diese nur vorbereitet die Ankunft des Heiligen Geistes ertragen können. Aber trotzdem sagt Chrysostomus selbst: Der Heilige Geist ist den Jüngern nicht allgemein gegeben worden für alles: sondern für einen bestimmten Zweck, nämlich für das Nachlassen der Sünden, [und] so wie in Matth. 10,8, für das Vollbringen von Wundern. Augustinus aber und Gregorius sagen, dass der Heilige Geist zwei Vorschriften der Liebe hat, nämlich die Gottes und des Nächsten: und deshalb wurde er zuerst gegeben auf der Erde, um die Vorschrift der Liebe des Nächsten zu bezeichnen; zweitens vom Himmel, um die Vorschrift der Liebe Gottes zu bezeichnen. 2541. – Drittens wird der Erfolg der Gabe angeführt: deren Sünden ihr nachlasst, denen sind sie nachgelassen: dies ist eine angemessene Wirkung des Heiligen Geistes, nämlich die Nachlassung der Sünden: denn er selbst ist die Liebe, und durch ihn wird uns die Liebe gegeben. Rom. 5,5: Die Liebe Gottes ist ausgegossen worden in unsere Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben worden ist. Die Nachlassung der Sünden aber geschieht nicht, außer durch die Liebe. Weil [Prov. 10,12] alle Vergehen die Liebe zudeckt, I Petr. 4,8: Die Liebe deckt die Menge der Sünden zu. 2542. Hier also fragt [man] sich erstens darüber, dass [Christus] sagt deren Sünden ihr nachlasst, obwohl nur Gott Sünden nachlässt. Dazu sagen man-

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che, dass nur Gott die Schuld nachlässt; aber der Priester spricht nur von der Anklage zur Strafe los, und verkündet, dass [der Sünder] losgesprochen ist vom Makel der Schuld. Aber das ist nicht wahr: denn weil das Sakrament der Buße ein Sakrament des Neuen Gesetzes ist, bringt es Gnade, so wie sie auch in der Taufe gebracht wird. Aber in der Taufe tauft der Priester als Instrument, und trotzdem bringt er Gnade: also spricht er ähnlich im Sakrament der Buße sakramental und dienend von Strafe und Schuld los, insofern er das Sakrament gibt, in dem Sünden nachgelassen werden. Dass aber gesagt wird, dass nur Gott Sünden nachlässt, ist wahr hinsichtlich der Autorität. So auch tauft nur Gott; aber der Priester [tauft] im Dienen, wie gesagt. 2543. – Ebenso fragt [man] sich darüber, dass [Christus] sagt Empfangt den Heiligen Geist: deren Sünden ihr nachlasst, denen sind sie nachgelassen. Es scheint also, dass jemand, der nicht den Heiligen Geist hat, nicht Sünden nachlassen kann. Darauf muss man sagen, dass, wenn das Nachlassen der Sünden das eigene Werk des Priesters wäre, das heißt dass er aus seiner Kraft dies täte, jedenfalls niemand [jemanden] heiligen könnte außer der Heilige. Das Nachlassen der Sünden aber ist das eigene Werk Gottes, weil er durch eigene Kraft und Autorität die Sünden nachlässt, das des Priesters aber ist es nur als das eines Instruments. So wie also ein Herr durch seinen Diener und Gehilfen, sei es nun ein Guter oder ein Böser, seinen Willen tun kann, um etwas auszuführen: so auch kann der Herr durch Gehilfen, auch wenn sie böse sind, Sakramente erteilen, in denen die Gnade gegeben wird. 2544. – Ebenso fragt [man] sich darüber, dass gesagt wird deren Sünden ihr nachlasst, denen sind sie nachgelassen, und denen ihr sie belasst, denen sind sie belassen. Darauf ist zu sagen, dass, wie gesagt, der Priester in den Sakramenten handelt wie ein Gehilfe Gottes. I Cor. 4,1: So soll uns der Mensch halten für Gehilfen Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. Auf dieselbe Art also, wie Gott Sünden nachlässt und belässt, [tut es] zugleich auch der Priester. Es lässt aber Gott die Sünden nach durch Schenken der Gnade; aber man sagt, dass er sie belasse, indem er die Gnade nicht schenkt wegen eines Hindernisses von Seiten des Empfangenden: so auch lässt der Priester Sünden nach, insofern er das Sakrament der Kirche spendet; und er belässt sie, insofern er zeigt, dass einige unwürdig sind des Empfanges der Sakramente.

Lectio V. Thomas aber, einer der zwölf, der Didymus genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. II. Es sagten also zu ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen. I.

Lectio V.

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III. Jener aber sagte zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen das Wundmal der Nägel sehe und meinen Finger lege an die Stelle der Nägel, und meine Hand lege in seine Seite, werde ich [es] nicht glauben. I. 2545. – Nachdem die Erscheinung des Erlösers angeführt ist (vgl. n. 2523), behandelt der Evangelist hier den Zweifel des Jüngers, und erstens wird die Abwesenheit des Jüngers angeführt; zweitens wird der ihm gemachte Bericht angeführt, an der Stelle [n. 2548] Es sagten also zu ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen; drittens sein hartnäckiger Zweifel, an der Stelle [n. 2549] Jener aber sagte etc. 2546. – Der abwesende Jünger aber wird beschrieben erstens nach dem Namen, nämlich Thomas, was übersetzt wird als „Abgrund“, oder auch als „Zwilling“. An einem Abgrund aber ist zweierlei: nämlich Tiefe und Finsternis. Ein Abgrund also ist Thomas wegen der Finsternis des Glaubens, die er aus sich [selbst] hat. Ebenso [ist er] ein Abgrund aufgrund der Tiefe des Erbarmens, das er von Christus hat: daher wird darüber gesagt in Ps. 41,8: Der Abgrund der Tiefe, nämlich Christus, ruft den Abgrund der Finsternis, nämlich Thomas, in Erbarmen; und der Abgrund der Hartnäckigkeit, nämlich Thomas, [ruft] den Abgrund der Tiefe, nämlich Christus, im Bekennen. Zweitens [wird der abwesende Jünger beschrieben] nach der Würdigkeit, nämlich einer der zwölf: nicht weil sie damals zwölf waren, da Judas schon gestorben war, Matth. 27,5, sondern er wird „einer von den zwölf“ genannt, weil er erwählt war zu jener Würde, die Gott geweiht hatte durch die Zwölfzahl, Lc. 6,13: Er erwählte zwölf, die er Apostel nannte. Und Gott wollte, dass diese Zahl immer vollständig war. Drittens [wird der abwesende Jünger beschrieben] nach der Übersetzung, der Didymus genannt wird. Thomas nämlich ist ein syrischer oder hebräischer Name, und hat zwei Übersetzungen, nämlich „Abgrund“ und „Zwilling“. Das lateinische „Zwilling“ aber heißt griechisch Didymus: und deshalb, weil Johannes [sein] Evangelium in Griechisch schrieb, setzt er Didymus. [Thomas] wird aber „Zwilling“ genannt, weil er vielleicht vom Stamm Benjamin war, in dem einige „Zwilling“ genannt wurden; oder auch alle. Oder es kann dies bezogen werden auf seinen Zweifel: weil wer sicher ist, ist fest auf einer Seite, aber wer zweifelt, nimmt eine Seite an aus Furcht vor der anderen. 2547. – Jener Thomas also war nicht bei ihnen, nämlich den Jüngern, als Jesus kam: später nämlich kam er zurück als die anderen, die am Tag zerstreut gewesen waren, und so verlor er die Tröstung der Schau des Herrn, den Segensspruch des Friedens, und die Anhauchung mit dem Heiligen Geist. Wir werden aber dadurch belehrt, dass wir uns von der Gemeinschaft nicht trennen dürfen. Hebr. 10,25: Indem sie nicht unsere Versammlung verlassen, so wie es die Gewohnheit mancher ist. Aber, wie Gregorius sagt, ist dies nicht aus

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Zufall, sondern aus göttlichem Willen geschehen, dass ein erwählter Jünger damals fehlte; sondern aus einer Erwägung des göttlichen Mitleids, damit nämlich der zweifelnde Jünger, als er an seinem Meister die Wunden des Fleisches betastete, in uns die Wunden des Unglaubens heilte. Daher zeigen sich darin die mächtigsten Zeichen des höchsten Mitleids Gottes. Und [zwar] erstens darin, dass er so sehr das menschliche Geschlecht liebt, dass er manchmal einige Drangsale seinen Erwählten widerfahren lässt, damit dadurch etwas Gutes dem menschlichen Geschlecht entstehe. Deswegen nämlich erlaubt er, dass die Apostel, Propheten und heiligen Märtyrer geplagt werden. Oseae 6,5: Deswegen habe ich sie geschlagen durch die Propheten, ich habe sie getötet durch die Worte meines Mundes; II Cor. 1,6: Sei es, dass wir geplagt werden zu eurer Ermahnung und Rettung, sei es, dass wir getröstet werden zu eurem Trost, der das Ertragen derselben Leiden bewirkt, die auch wir erleiden. Aber, was noch wunderbarer ist, [Gott] erlaubt, dass ein Heiliger in Sünde fällt wegen der Belehrung: wozu nämlich erlaubte er, dass einige Heilige und gerechte Männer schwer gesündigt haben (wie, dass David Ehebrecher war und Mörder), wenn nicht, damit wir, dadurch belehrt, vorsichtiger sind und demütiger? Damit, wer zu stehen glaubt, zusehe, dass er nicht fällt, und wer gefallen ist, darauf achte, dass er wieder aufsteht. Daher sagte Ambrosius zu Kaiser Theodosius: „Gefolgt bist du einem Irrenden, bemühe dich, einem Bereuenden zu folgen!“ Und deshalb sagt Gregorius, dass uns die Ungläubigkeit des Thomas mehr genützt hat zum Glauben, als der Glaube der glaubenden Jünger. II. 2548. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es sagten also zu ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen, führt er den Bericht an. Weil Thomas nicht sofort gekommen war, sagten zu ihm die anderen Jünger: Wir haben den Herrn gesehen. Und dies geschieht aufgrund göttlicher Anordnung, damit, was einer empfängt von Gott, er den anderen mitteilt. I Petr. 4,10: Indem ein jeder die Gnade, die er empfangen hat, jedem anderen zuwendet; und Is. 21,10: Was ich gehört habe vom Herrn der Heere, dem Gott Israels, habe ich euch verkündet, Gen. 32,30: Ich sah den Herrn, und heil gemacht wurde meine Seele. III. 2549. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jener aber sagte zu ihnen etc., wird der hartnäckige Zweifel des Thomas angeführt. Und freilich wäre es genügend entschuldbar gewesen, dass er nicht sofort glaubte: weil, wie gesagt wird in Eccli. 19,4. Wer schnell glaubt, ist leicht von Herzen. Aber viel nachzuforschen, zumal wo es sich um die Geheimnisse Gottes handelt, ist eine Plumpheit des Geistes. Prov. 25,27: So wie, wer viel Honig aufisst, dem tut es

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nicht gut: so, wer seine Majestät durchforscht, wird erdrückt von der Herrlichkeit; Eccli. 3,22: Höheres frage dich nicht, und, was stärker ist als du, durchforsche nicht! Aber was Gott dir vorgeschrieben hat, das bedenke immer, und auf mehr seiner Werke sei nicht neugierig! 2550. – Hinsichtlich von Thomas muss bedacht werden, dass er hart war bezüglich des Glaubens, und unvernünftig bezüglich des Bestrebens. Hart nämlich, weil er nicht glauben wollte außer einem sinnfälligen Beweis, und nicht nur dem eines einzigen Sinnes, sondern zweier, nämlich des Sehens, weil Wenn ich nicht in seinen Händen das Wundmal der Nägel sehe, und des Tastsinns: und meinen Finger lege an die Stelle der Nägel, und meine Hand lege in seine Seite, werde ich [es] nicht glauben. Unvernünftig aber war er, weil er danach strebte, die Wunden zu sehen zum Beweis des Glaubens; während er Größeres sah, nämlich die Wiederherstellung eines ganzen auferweckten Menschen. Und mag Thomas dies auch wegen seines Zweifels gesagt haben, ist dies dennoch göttlich bewirkt worden wegen unsers Nutzens und Erbauung. Denn es ist sicher, dass, wer sich als ganzen Menschen wiederhergestellt hat in der Auferstehung, auch die Narben der Wunden fortwischen konnte; aber sie sind bewahrt worden wegen des Nutzens für uns.

Lectio VI. I. II. III. IV. V. VI.

Und nach acht Tagen waren seine Jünger wiederum drinnen, und Thomas mit ihnen. Jesus kam, bei verschlossenen Türen, und stand in der Mitte, und sagte zu ihnen: Friede [sei mit] euch. Dann sagte er zu Thomas: Lege deinen Finger hier hinein, und sieh meine Hände, und nähere deine Hand, und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Thomas antwortete, und sagte zu ihm: Mein Herr und mein Gott. Jesus sagte zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du. Selig, die nicht sehen und [doch] glauben. Auch viele andere Zeichen freilich tat Jesus im Angesicht seiner Jünger, die nicht aufgeschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, und damit ihr glaubend das Leben habt in seinem Namen. I.

2551. – Hier wird die zweite Erscheinung des Herrn behandelt, bei der er allen Jüngern erschien und Thomas anwesend war, und erstens führt [der Evangelist] die Erscheinung Christi an; zweitens die Bestärkung des Jüngers, an der Stelle [n. 2555] Dann sagte er zu Thomas etc.;

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Caput XX

drittens die Wiederholung dessen, was im Evangelium gesagt ist, an der Stelle [n. 2567] Auch viele andere Zeichen freilich tat Jesus etc. Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens beschreibt er die Zeit der Erscheinung; zweitens offenbart er die Personen, denen [Christus] erschien [n. 2553]; drittens zeigt er die Art der Erscheinung [n. 2554]. 2552. – Die Zeit freilich, da nach acht Tagen, nämlich vom Tag der Auferstehung des Herrn an, an deren Abend die erste Erscheinung war. Der eine Grund dafür freilich ist ein buchstäblicher, dass [nämlich] der Evangelist auch zeige, dass Christus, mag er auch mehrmals den Jüngern erschienen sein, dennoch nicht andauernd mit ihnen umgegangen ist, weil er nicht zu derselben Art des Lebens auferstanden ist, so wie auch wir nicht zu demselben Leben auferstehen werden. Iob 14,14: An allen Tagen, an denen ich nun kämpfe, harre ich, bis meine Verwandlung kommt. Zweitens, damit Thomas inzwischen von den Jüngern hörte von der vorangegangenen Erscheinung und zu größerem Verlangen entflammt wurde, und vertrauender würde für den Glauben. Der andere Grund ist ein mystischer, weil eine Erscheinung dieser Art jene bezeichnet, in der [Christus] uns erscheinen wird in der Herrlichkeit; I Io. 3,2: Wenn er erscheinen wird, werden wir ihm ähnlich sein, weil wir ihn sehen werden so, wie er ist. Diese Erscheinung nun wird sein im achten Zeitalter der Auferstehenden. 2553. – Wem [Christus] aber erschien, zeigt [der Evangelist], indem er hinzufügt waren seine Jünger wiederum drinnen, und Thomas mit ihnen. Hierbei ist zu beachten, dass nur Thomas diese Erscheinung nicht [gehabt] hatte; dennoch erschien der Herr nicht ihm einzeln, sondern in der bestehenden Versammlung, um zu bezeichnen, dass Vereinzelungen Gott nicht sehr angenehm sind, sondern die [Menschen], die in der Gemeinschaft der Liebe stehen. Matth. 18,20: Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, dort bin ich in ihrer Mitte. Ähnlich auch sind die, denen er jetzt erscheint, nicht zugleich in eins versammelt; so waren auch bei der Erscheinung selbst nicht alle zugleich; aber bei der zukünftigen werden alle zugleich sein, so dass keiner fehlen wird. Matth. 24,28: Wo ein Leichnam ist, dort werden sich auch die Adler versammeln. Und ebd. [24,31]: Er wird seine Engel senden mit Posaune und lauter Stimme, und sie werden versammeln seine Erwählten aus den vier Winden, von den Gipfeln der Himmel bis zu ihren Grenzen. 2554. – Die Art der Erscheinung aber zeigt [der Evangelist], indem er sagt Jesus kam, bei verschlossenen Türen, und stand in der Mitte, und sagte zu ihnen: Friede [sei mit] euch: dies ist oben ausgelegt worden. Nichtsdestoweniger führt [der Evangelist] diesbezüglich dreierlei an: denn erstens führt er die Art des Kommens an, nämlich bei verschlossenen Türen; dies ist wunderhaft geschehen, wie Augustinus sagt, auf Grund der Kraft, mit der [Christus] übers Meer mit trockenen Füßen ging. Zweitens die Art des Stehens, nämlich in der Mitte, damit er von allen gesehen würde, und es gehörte

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sich, dass er in der Mitte stand. Drittens die Art des Sprechens, nämlich Friede [sei mit] euch, also [die Sprechweise] der Versöhnung, von der er verkündete, dass sie mit Gott geschlossen sei. Rom. 5,10: Versöhnt sind wir mit Gott durch den Tod seines Sohnes; Col. 1,20: Indem er Frieden schloss durch das Blut seines Kreuzes, sei es für die, die in den Himmeln sind, sei es für die auf der Erde. Ebenso [ist es die Sprechweise] einer Zukunft von Ewigkeit und Unsterblichkeit, von der er ihnen versprach, dass sie sie haben würden. Ps. 147,14: Der deinen Grenzen den Frieden gesetzt hat. Ebenso [ist es die Sprechweise] der Liebe und Einigkeit, von der er ihnen vorschrieb, dass sie sie halten sollten. Mc. 9,50: Frieden sollt ihr haben unter euch. II. 2555. – Hier wird die Bestärkung und das Zurückrufen des zweifelnden Jüngers angeführt: darin offenbart sich das zweite Zeichen des göttlichen Mitleids, dass er seinen Auserwählten schnell zu Hilfe kommt, mögen sie auch gefallen sein. Es fallen nämlich die Auserwählten manchmal, so wie die Verworfenen, aber anders: weil die Verworfenen zerbrochen werden, unter die Auserwählten aber legt der Herr schnell seine Hand, damit sie sich wieder erheben. Ps. 37,24: Wenn der Gerechte gefallen ist, wird er nicht zerschlagen, weil der Herr seine Hand unter [ihn] legt. Ebenso [Ps. 94,18]: Wenn ich sagte: Gestrauchelt ist mein Fuß; dein Erbarmen, Herr, hat mir geholfen. Und deshalb legt [Christus] schnell seine Hand dem gefallenen Thomas unter, so dass er, weil jener sagte wenn ich nicht sehen werde, werde ich nicht glauben, ihn zurückruft und sagt Lege deinen Finger hier hinein. Und hinsichtlich dessen wird dreierlei angeführt. Erstens das Vorweisen der Narben; zweitens das Bekenntnis des Thomas, an der Stelle [n. 2562] Thomas antwortete etc.; drittens der Tadel seines Säumens, an der Stelle [n. 2563] Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du. 2556. – Man muss aber bemerken hinsichtlich des ersten, dass Thomas Bedingungen erbat, damit er glaubte, nämlich die Narben zu sehen und zu berühren, wie gesagt; und wenn ihm dies zuteil würde, versprach er zu glauben. Und deshalb ruft der Herr, weil [Thomas] dies sagte, indem er dasteht in der Gegenwart seiner Göttlichkeit und jene Bedingungen gewahrt sind, ihn zurück. Daher bietet er erstens die Bedingung dar; wünscht zweitens die Einlösung des Versprechens, an der Stelle [n. 2561] sei nicht ungläubig, sondern gläubig. 2557. – Die Bedingung war, die Narben zu sehen und zu berühren, und deshalb sagt [Christus] Lege deinen Finger hinein. Aber hier entsteht ein Zweifel: weil an verherrlichten Leibern kein Defekt

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sein kann, Narben aber ein gewisser Defekt sind: wie also waren sie am Leib Christi? Drauf antwortet Augustinus im Buch De Symbolo, indem er so spricht: „Er könnte also vom auferweckten und verherrlichten Leib jeden Makel jeder beliebigen Narbe von seinem Leib abwischen; aber er wusste, weshalb er die Narben an seinem Leib bewahrte. Erstens freilich, damit er [sie] Thomas zeigte, der nicht glaubte, wenn er nicht berührte und sähe; zweitens aber, um [sie] vorzuhalten den Ungläubigen und Sündern beim Gericht. Nicht, damit er ihnen sagt so wie Thomas: Weil du mich gesehen hast, glaubst du: sondern damit er sie überführt und sagt: Seht den Menschen, den ihr gekreuzigt habt, seht, die Wunden, die ihr zugefügt habt, erkennt die Seite, die ihr durchbohrt habt: weil sie auch wegen euch geöffnet war, und trotzdem wolltet ihr nicht eintreten.“ 2558. – Neben diesem wird auch gefragt, ob an den Leibern der Heiligen Spuren der Wunden bleiben. Aber darauf antwortet Augustinus ähnlich in XXII De Civitate Dei, dass sie freilich bleiben werden, nicht zur Schande, sondern zur unermesslichen Ehre, und sagt so: „Nicht wird dies an ihnen eine Entstellung, sondern eine Würde sein; und freilich wird am Körper die Schönheit nicht des Körpers, sondern der Tugend erglänzen. Und trotzdem werden nicht deshalb, wenn den Märtyrern Glieder abgeschnitten oder entfernt wurden, sie ohne diese Glieder sein bei der Auferstehung der Toten, denen gesagt worden ist: Kein Haar von eurem Kopf wird verloren gehen; sondern wo Glieder, wie sie abgehauen wurden, zerstört sind oder beschnitten, dort werden Narben erscheinen, aber an denselben [ihnen] zurückgegebenen, nicht verlorenen Gliedern.“ 2559. – Aber weil, Gregorius zufolge, was unzerstörbar ist, nicht betastet werden kann, wie hat der Herr seinen Leib, der unzerstörbar ist, zum Betasten dargeboten? Rom. 6,9: Christus, von den Toten auferstanden, ist nicht mehr sterblich. Daher sagte, von diesem Grund bewogen, der Häretiker Eutyches, dass der Leib Christi und die Leiber aller Auferstehenden nicht berührbar waren, sondern leicht und geistig nach der Art des Windes und der Geister. Aber weil dies dagegen ist, was der Herr sagt in Lc. ult., 39: Betastet und seht, denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, hat sich der Herr also unzerstörbar und betastbar gezeigt, damit er zeigte, dass sein Leib nach der Auferstehung von derselben Natur sei, der er als zerstörbarer gewesen war, und die Unzerstörbarkeit angelegt hatte, I Cor. 15,53. und [dass er von] höherer Herrlichkeit war: weil, was plump und unvornehm gewesen war, ist auferstanden in Herrlichkeit und leicht durch die Wirkung der geistlichen Macht. 2560. – Aber [Christus] fügt hinzu und sieh [meine] Hände, die gehangen sind am Kreuz, und lege [deine Hand] in meine Seite, die durchbohrt wurde von der Lanze, und erkenne, dass ich jener selbe bin, der gehangen ist am Kreuz. Mystisch aber wird durch den Finger die Abtrennung bezeichnet, durch die Hand unser Tun. [Christus] mahnt also, dass wir sowohl den Finger

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als auch die Hand in seine Seite legen, damit wir, was immer in uns an Abtrennung und an Tun ist, für den Dienst an Christus verwenden: Gal. ult., 14: Von mir aber sei es fern, mich zu rühmen, außer des Kreuzes unseres Herrn Jesu Christi. 2561. – Und [Christus] wünscht die Einlösung des Versprechens, indem er sagt und sei nicht ungläubig, sondern gläubig. Apoc. 2,10: Sei gläubig bis in den Tod. III. 2562. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Thomas antwortete etc., wird das Bekenntnis des Thomas angeführt: hier zeigt es sich, dass Thomas sogleich zu einem guten Theologen geworden ist, indem er den wahren Glauben bekannte: nämlich den an die Menschenhaftigkeit Christi, wenn er sagt Mein Herr. So nämlich nannten sie ihn vor der Passion; oben 13,13: Ihr nennt mich Meister und Herr. Ebenso [bekannte er den Glauben] an die Göttlichkeit Christi: nämlich mein Gott. Vorher nämlich hatten sie ihn nicht „Gott“ genannt, außer als Petrus sagte in Matth. 16,16: Du bist Jesus Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. I Io. ult., 20: Dieser ist der wahre Gott, und das ewige Leben; Ps. 118,28: [Du bist] mein Gott, und ich werde [es] dir bekennen. IV. 2563. – Das Säumen des Thomas aber tadelt der Herr, indem er sagt Weil du mich gesehen hast, Thomas, glaubst du, und erstens tadelt er sein Säumen; zweitens lobt er die Bereitwilligkeit anderer, zu glauben, an der Stelle [n. 2566] Selig, die nicht sehen und [doch] glauben. 2564. – [Christus] sagt also Weil du mich gesehen hast. Hier gibt es einen Zweifel; denn während der Glaube die Grundlage der zu erhoffenden Dinge ist, das Überzeugtsein von jenen [Dingen], die sich nicht zeigen, wie gesagt wird in Hebr. 11,1, wie sagt [dann] hier der Herr Weil du mich gesehen hast, glaubst du? Aber man muss sagen, dass [Thomas] ein anderes sah, und ein anderes glaubte. Er sah den Menschen und die Narben, und infolgedessen glaubte er die Göttlichkeit des Auferstehenden. 2565. – Aber ein zweiter Zweifel ist, dass Gott dem Thomas, der bat Wenn ich nicht sehe und berühre, beides gewährte, nämlich die Berührung und den Anblick; also hätte er sagen müssen: Weil du gesehen und berührt hast, glaubst du. Ich antworte, dass man sagen muss, Augustinus zufolge, dass wir den Gesichtssinn benützen statt jedes beliebigen Sinnes. Wir sagen nämlich: Sieh wie heiß es ist, wie es klingt, wie es schmeckt, wie es riecht. [Christus] sagt also Lege deinen Finger hier hinein, und sieh, nicht weil im Finger das Sehen wäre,

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sondern es wird gleichsam gesagt: Berühre und erfahre; so auch hier: Weil du mich gesehen hast, das heißt weil du erfahren hast bereits durch den Tastsinn. Oder man muss sagen, dass Thomas, als er die Wunden sah und die Narben, bestürzt wurde in sich selbst, und bevor er den Finger [hinein]legte, [bereits] glaubte und sagte Mein Herr und mein Gott. Aber trotzdem sagt Gregorius, dass er [Christus] berührte, und dass er auf den Anblick hin bekannte. V. 2566. – Wenn [Christus] anschließend sagt Selig, die nicht sehen und [doch] glauben, lobt er die Bereitwilligkeit anderer, zu glauben; und dies betrifft insbesondere uns. Er benützt aber die Vergangenheit statt der Zukunft wegen der Bestimmtheit. Aber dagegen wird gesagt in Lc. 10,23: Selige Augen, die gesehen haben, was ihr seht. Also sind seliger die, die gesehen haben, als die nicht gesehen haben. Ich antworte, dass die Seligkeit eine zweifache ist. Eine ist die der Sache, die in einem göttlichen Geschenk besteht: um wieviel mehr jemandem davon gewährt wird, desto seliger ist er; und so sind hinsichtlich dessen selig die Augen, die sehen, weil dies ein Geschenk der Gnade ist. Die andere ist die Seligkeit der Hoffnung, die im Verdienst besteht: sodass ihr zufolge einer um so viel seliger ist, um so viel mehr er Verdienst haben kann. Mehr aber hat Verdienst, wer glaubt und nicht sieht, als wer sehend glaubt. VI. 2567. – Hier wird der Epilog angeführt: und erstens wird die Ungenügendheit dieser Schrift angeführt; zweitens ihre Nützlichkeit, an der Stelle [n. 2568] Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt etc. Die Ungenügendheit freilich zeigt sich [darin], dass Jesus auch viele andere Zeichen und Taten tat im Angesicht seiner Jünger, die nicht aufgeschrieben sind in diesem Buch. Iob 26,14: Siehe, das sind zu einem Teil die Worte seiner Wege: und da wir kaum einen kleinen Tropfen seiner Rede gehört haben, wer könnte dem Donner seiner Größe entgegensehen? Eccli. 43,36: Vieles ist verborgen, was größer ist als dies: weniges von ihm nämlich sehen wir. Aber Chrysostomus zufolge sagt Johannes dies, weil er weniger Wunder erzählt als die anderen Evangelisten. Und damit er deshalb nicht jene zu verneinen scheine, sagt er dies: und deshalb fügt er insbesondere hinzu die nicht aufgeschrieben sind in diesem Buch. Oder dies bezieht sich auf die Passion und Auferstehung; gleichsam: [Christus] tat vieles, was seine Auferstehung erwies, nach der Auferstehung im Anblick seiner Jünger, was er anderen nicht zeigte. Act. 10,40: Er gab, dass er offenbar wurde nicht dem ganzen Volk, sondern Zeugen, die vorherbestimmt waren von Gott. 2568. – Es wird auch der Nutzen davon angeführt, nämlich die Wirkung des

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Glaubens, nämlich Diese aber sind aufgeschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist, und damit ihr glaubend das Leben habt in seinem Namen. Dafür nämlich ist die ganze Schrift des Neuen und Alten Testamentes [da]; Ps. 40,8: Im Anfang des Buches ist geschrieben über mich; oben 5,39: Durchforscht die Schriften … denn sie sind es, die Zeugnis geben über mich. Ebenso der Nutzen des Lebens, nämlich damit ihr glaubend das Leben habt; hier das Leben der Gerechtigkeit, das man hat durch den Glauben, Hab. 2,4: Der Gerechte aber lebt aus dem Glauben; und in Zukunft das Leben der Art, die man hat durch die Herrlichkeit; und in seinem Namen, nämlich in dem Christi. Act. 4,12: Nicht ist ein anderer Name unter dem Himmel, in dem es sich gebührt, dass wir heil werden.

Caput XXI. Lectio I. I. Danach offenbarte sich Jesus wiederum den Jüngern am See Tiberias. II. Er offenbarte sich aber so. Es waren beieinander Simon Petrus, und Thomas, der Didymus genannt wird; und Nathanael, der aus Cana war in Galiläa, und die Söhne des Zebedäus, und zwei andere von seinen Jüngern. III. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagen zu ihm: Wir gehen auch mit dir. Und sie gingen hinaus, und stiegen auf das Schiff, und in jener Nacht fingen sie nichts. IV. Als aber Morgen wurde, stand Jesus am Ufer, jedoch die Jünger erkannten nicht, dass es Jesus war. V. Jesus also sagte zu ihnen: Ihr Jungen, habt ihr vielleicht etwas Fisch? Sie antworteten ihm, Nein. Er sagte zu ihnen: Werft an der rechten Seite des Schiffes das Netz aus, und ihr werdet [welchen] finden. Sie warfen also, und sogleich konnten sie es nicht ziehen wegen der Menge der Fische. I. 2569. – Nachdem die zwei Erscheinungen Christi vor den Jüngern angeführt worden sind (vgl. n. 2523), führt der Evangelist hier die dritte Erscheinung an. Und wenn wir die Abfolge und das Ende dieser Erscheinungen bedenken, ist offenkundig, dass [Christus] in der ersten die Autorität seiner Göttlichkeit zeigt, indem er dort den Heiligen Geist einhaucht; in der zweiten [zeigt er] die Identität der Person, indem er die Narben zeigt; in der dritten die Wahrheit der auferstandenen Natur, indem er mit ihnen gemeinsam isst. Dieser Teil aber ist geteilt in zwei.

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Im ersten zeigt [der Evangelist], was der Herr gemeinsam mehreren Jüngern darbot; im zweiten, was [er] insbesondere zwei bevorzugten [darbot], an der Stelle [n. 2614] Als sie also gegessen hatten etc. Hinsichtlich des ersten wird zuerst die Kennzeichnung der Erscheinung angeführt; zweitens die Art der Erscheinung, an der Stelle [n. 2574] Er offenbarte sich aber so; drittens das Schlusswort der Erscheinung, an der Stelle [n. 2613] Hier hat sich Jesus schon zum dritten Mal geoffenbart. In der Kennzeichnung aber wird dreierlei bezeichnet; nämlich die Zeit, die Art [n. 2572] und der Ort [n. 2573]. 2570. – Die Zeit nämlich, weil Danach, das heißt nach dem zuvor Gesagten. Dies sagt [der Evangelist] nachdrücklich, weil, wie gesagt, [Christus] nicht fortwährend bei ihnen war, sondern von Mal zu Mal ihnen erschien. Der Grund dafür ist, dass er nicht auferstanden war zu demselben Leben, sondern zum verherrlichten, in dem die Engel sind, und die Seligen sein werden. Dan. 2,11: Empfangen werdet ihr von den Göttern, das heißt den Engeln, deren Umgang nicht mit den Menschen ist. 2571. – Aber obwohl [der Evangelist] oben einen gewissen Abschluss gemacht hat, indem er sagt Dies aber ist geschrieben worden, weshalb fügt er hier diese Erzählung hinzu? Dafür gibt Augustinus einen mystischen Grund an. Durch diese Erscheinung nämlich wird die Herrlichkeit des zukünftigen Lebens bezeichnet, wenn [Christus] uns so erscheinen wird, wie er ist. Und deshalb hat er diese [Erzählung] nach dem Ende angeführt, damit er den Ort offensichtlicher machte, für den er sie zu verstehen gab. 2572. – Die Art [der Erscheinung] aber führt er an, nämlich dass Jesus sich wiederum den Jüngern offenbarte am See Tiberias. In der Natur des verherrlichten Leibes nämlich ist es und in der Kraft, dass er gesehen werden kann und nicht gesehen, so wie er will, von einem nicht verherrlichten Leib: und deshalb sagt [der Evangelist] er offenbarte sich, das heißt er bot sich sichtbar dar. Dies wird auf diese Art auch „erscheinen“ genannt, was dasselbe ist wie „sich offenbaren“. Act. 1,3: Durch vierzig Tage hin erschien er ihnen. Denn, wie Ambrosius sagt, das erscheint, in dessen Macht es ist, gesehen zu werden und nicht gesehen zu werden. 2573. – Der Ort [der Erscheinung] aber ist am See Tiberias, welcher der See Galiläas ist; aber „Tiberias“ wird er genannt nach der Stadt Tiberias, die gebaut wurde zu Ehren von Tiberius Caesar. Der Evangelist führt aber dieses an, damit er freilich als erstes zeige, dass das Versprechen erfüllt ist, das den Jüngern gemacht wurde. Matth. 28,7: Er wird euch vorausgehen nach Galiläa. Zweitens, damit er zeige, dass der Herr die meiste Furcht von den Herzen der Jünger weggenommen hatte, sodass sie für die übrige [Zeit] schon nicht mehr im Haus eingeschlossen blieben: sondern weit weg gingen sie bis nach Galiläa.

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II. 2574. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Er offenbarte sich aber, wird die Erscheinung selbst angeführt, und erstens werden die Personen angeführt, für die die Erscheinung geschah; zweitens die Aufgabe dieser Personen, an der Stelle [n. 2576] Simon Petrus sagte zu ihnen etc.; drittens die Art der Erscheinung, an der Stelle [n. 2583] Als aber Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. 2575. – Die Personen aber, denen er sich offenbarte, sind sieben; daher sagt [der Evangelist] Es waren beieinander Simon Petrus, der [Christus] verleugnet hatte, und Thomas, der Didymus genannt wird, der bei der ersten Erscheinung nicht gewesen war, und Nathanael, der aus Cana war in Galiläa, der, wie geglaubt wird, der Bruder des Philippus war, über den oben [geschrieben wird] in 1,45 [n. 316], und die Söhne des Zebedäus, nämlich Jacobus und Johannes, und zwei andere von seinen Jüngern, die nicht ausdrücklich benannt werden. Durch diese Zahl aber wird mystisch bezeichnet die Erscheinung der künftigen Herrlichkeit, die nach dem siebten Zeitalter sein wird, nämlich im achten, welches das der Auferstehenden ist. Is. ult., 23: Es wird ein Monat nach dem [anderen] Monat sein und ein Sabbat nach dem [anderen] Sabbat, dass alles Fleisch kommen wird, damit es anbete vor meinem Angesicht. III. 2576. – Die Aufgabe aber, mit der sie beschäftigt waren, ist das Fischen; daher sagt [der Evangelist] Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen, und erstens wird Petri Einladung zu dieser Aufgabe angeführt; zweitens die Zustimmung der anderen [n. 2581]; drittens die Ausführung der Aufgabe [n. 2582]. 2577. – Petrus lädt freilich zu der Aufgabe ein, indem er sagt Ich gehe fischen: dadurch wird freilich mystisch die Aufgabe des Predigens bezeichnet. Matth. 4,19: Ich werde euch zu Menschenfischern machen. So also sagte Petrus Ich gehe fischen, wodurch mystisch bezeichnet wird, dass er andere aufnimmt zu seinem Teil der Bemühung und des Predigens. Ex. 18,22: Leichter sei dir die Last, die mit anderen geteilt ist. 2578. – Aber dagegen [wird gesagt in] Lc. 9,62: Niemand, der seine Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist geeignet für das Reich Gottes. Es steht aber fest, dass Petrus das Fischen aufgegeben hatte: wie also ist er zurückgekehrt und hat zurückgeblickt? Die Antwort, Augustinus zufolge. Wenn er zurückgekehrt wäre zur Aufgabe des Fischens vor der Auferstehung Christi und der Betrachtung der Wunden,

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würden wir glauben, dass er dies aus Verzweiflung getan hätte. Jetzt aber, da [Christus] ihm lebend vom Grab zurückgekehrt war, nachdem die Stelle der Wunden betrachtet und durch seien Einhauchung der Heilige Geist empfangen worden war, sind sie geworden, so wie sie gewesen waren, zu Fischern von Fischen. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass der Prediger aus seiner [ihm] zugestandenen Beschäftigung den nötigen Lebensunterhalt gewinnen kann, wobei die Integrität seines Apostolats gewahrt bleibt, wenn er [den Lebensunterhalt] nicht anderswoher hat. Wenn nämlich der selige Paulus, damit er nicht andere belästigte, eine Beschäftigung, die er nicht konnte, erlernte, damit er sich den nötigen Lebensunterhalt erwarb: um wieviel mehr konnte Petrus durch seine [ihm] zugestandene Beschäftigung dies tun? 2579. – Aber [Augustinus] sagt, dass dies zu tun sei, wenn [der Prediger den nötigen Lebensunterhalt] nicht anderswoher hat. Aber es steht fest, dass dieser immer da ist und da war, weil der Herr sagte und versprochen hat in Matth. 6,33: Sucht zuerst das Reich Gottes, und alles dies wird euch hinzugegeben werden, nämlich das Nötige. Dazu muss man sagen, dass es wahr ist, dass es hinzugegeben wird, aber indem wir [daran] mitwirken: und deshalb hat der Herr, indem Petrus mitwirkte, dies erfüllt. Denn welcher andere hat die Fische, die gefangen wurden, hingebracht, wenn nicht der Herr selbst? 2580. Aber man muss beachten, Gregorius zufolge, dass es eine zweifache Aufgabe gibt. Eine, die den Geist in Beschlag nimmt und Geistliches verhindert; und zu einer solchen Aufgabe darf man nicht zurückkehren, noch auch durch sie den Lebensunterhalt erwerben; so wie es das Zolleinnehmen ist und dergleichen. Daher lesen wir nicht, dass Matthäus zurückgekehrt wäre zum Zollhaus. Es gibt aber auch eine andere [Aufgabe], die ohne Sünde und Beschlagnahmung des Geistes ausgeübt werden kann, so wie es die Aufgabe des Fischens ist in dieser Art; und deshalb war es keine Schuld, diese Aufgabe nach der Bekehrung wieder aufzunehmen. 2581. – Die Zustimmung der anderen aber wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Wir gehen auch mit dir: darin wird den Predigern und den Prälaten ein Beispiel gegeben, sich wechselweise zu ermuntern zur Bekehrung. Prov. 18,19: Der Bruder, dem geholfen wird vom Bruder, [ist] gleichsam eine sichere Stadt; Eccli. 50,13: Um jenen ist ein Kranz von Brüdern wie eine Pflanzung von Zedern auf dem Berg Libanon. 2582. – Die Ausführung der Aufgabe aber wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt sie gingen hinaus, und stiegen auf das Schiff, und in jener Nacht fingen sie nichts. Und er berührt dreierlei, was die Prediger tun müssen. Erstens freilich sich entfernen aus dem Umgang mit den Sündern; II Cor. 6,17: Entfernt euch aus ihrer Mitte, nämlich von den Chaldäern, und sondert euch ab, sagt der Herr, und berührt nicht das Unreine, und ich werde euch aufnehmen. Zweitens [müssen die Prediger sich entfernen] von der Leidenschaft zu fleischlichen Dingen; Gen. 12,1: Geh heraus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters. Und [drittens müssen

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die Prediger sich entfernen] aus der Betrachtung der Stille; Cant. 7,11: Lasst uns hinausgehen auf den Acker, verweilen wir in den Weingärten: am Morgen wollen wir uns erheben zu den Weinstöcken etc. Zweitens müssen sie auf das Schiff steigen, das heißt vorwärtskommen in der Liebe der Einheit der Kirche, die ein Schiff genannt wird. I Petr. 3,20: In den Tagen Noahs, als die Arche gebaut wurde, in der wenige, das heißt acht Seelen gerettet wurden durch das Wasser hin. Ebenso [müssen sie steigen] auf das Schiff des Kreuzes, indem sie die Abtötung des Fleisches auf sich nehmen. Gal. ult., 14: Fern sei es von mir, mich zu rühmen, außer des Kreuzes unseres Herrn Jesu Christi, durch den mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt; Sap. 14,7: Gesegnetes Holz, durch das die Gerechtigkeit wird. Drittens [ist nötig] das unumschränkte Vertrauen auf die Hilfe Christi; daher fingen sie nichts in jener ganzen Nacht, weil die Zunge des Predigers umsonst arbeitet, solange die göttliche Hilfe fehlt und der innere Prediger; aber dann fangen sie, wenn das Licht kommt, das die Herzen erleuchtet. Ps. 43,3: Sende aus dein Licht und deine Wahrheit. Daher wird auf diese Art der Mangel an göttlicher Hilfe „Nacht“ genannt. Oben 9,4: Es kommt die Nacht, in der niemand arbeiten kann. Oder in [jener] Nacht, das heißt im Alten Testament, fingen sie nichts, weil sie nicht die Heiden zum Glauben hinführen konnten. Rom. 13,12: Die Nacht ist vorgerückt. Nach Augustinus aber fischten sie in der Nacht, weil sie noch ängstlich waren. IV. 2583. – Die Art der Erscheinung aber und der Ablauf wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Als aber Morgen wurde, stand Jesus am Ufer, und erstens stellt er die körperliche Betrachtung dar; zweitens das Erkennen [Christi], an der Stelle [n. 2587] Ihr Jungen, habt ihr vielleicht etwas Fisch? drittens das vertrauliche gemeinsame Essen, an der Stelle [n. 2597] Jesus sagte zu ihnen: Bringt also herbei von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. 2584. – [Der Evangelist] sagt also Als aber schon Morgen wurde. Mystisch aber wird unter dem Morgen die Herrlichkeit der Auferstehung verstanden. Ps. 30,6: Am Abend wird das Weinen verweilen und am Morgen die Freude. Ebenso die Herrlichkeit des ewigen Lebens. Ps. 5,4: Am Morgen werde ich bei dir stehen, und werde sehen. 2585. – Aber während [Christus] vor der Passion bei einem ähnlichen Wunder nicht am Ufer stand, sondern im Schiff: weshalb steht er nach der Passion am Ufer? Der Grund dafür ist, dass das Meer die Bewegung des gegenwärtigen Zeitalters bezeichnet, das Ufer aber ist die Grenze des Meeres. Ier. 5,22: Er hat den Sand als Grenze des Meeres gesetzt, als immerwährende Vorschrift, die es nicht überschreiten wird. Christus aber stand vor der Passion im Meer, weil er

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einen sterblichen Leib hatte; aber nach der Auferstehung war er bereits aus der Verderbnis des Fleisches herausgetreten, deshalb stand er am Ufer. 2586. – Aufgrund der Unwissenheit der Jünger geschieht es, dass sie nicht erkannten, dass es Jesus war. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass wir im Meer dieser Strömung nicht die Geheimnisse Christi erkennen können. Is. 64,4: Das Auge sieht nicht, Herr, ohne dich, was du vorbereitet hast denen, die dich erwarten. V. 2587. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus also sagte zu ihnen etc., führt [Christus] sie zum Erkennen seiner, und erstens wird die Hinführung zum seinem Erkennen angeführt; zweitens der Ablauf, an der Stelle [n. 2591] Es sagte also der Jünger, den Jesus liebte etc. 2588. – Hinsichtlich des ersten macht er dreierlei. Erstens wird die Frage des Herrn um die Fische angeführt, der sagt Ihr Jungen, habt ihr vielleicht etwas Fisch? Die Jünger glaubten nämlich, dass es nicht Christus sei, sondern irgendein Käufer von Fischen; und deshalb sprach er zu ihnen wie ein Käufer. Mystisch aber erbittet er von uns Fisch, damit er gestärkt wird: dies ist der Gehorsam für die Gebote Gottes. Oben 4,34: Meine Nahrung ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, damit ich sein Werk vollende. Sie antworteten ihm, nämlich die Jünger, Nein, nämlich von uns selbst her. Rom, 7,18: Denn das Wollen liegt bei mir, das Gute aber zu vollenden finde ich nicht. 2589. – Zweitens [wird] der Auftrag [angeführt]: Werft an der rechten Seite des Schiffes das Netz aus. Aber in Lc. 5,4 findet man ein ähnliches Geschehen: dennoch aber befiehlt [Christus] ihnen nicht, dass sie [das Netz] zur Rechten auswerfen, wie hier. Der Grund dafür ist, dass dadurch das Fischen bezeichnet wird, durch das die Vorherbestimmten ins ewige Leben gezogen werden, in das sie nicht eingeführt werden außer an der Rechten des Sohnes. Prov. 4,27: Die Wege, die zur Rechten sind, kennt der Herr: abartig aber sind die, die zur Linken sind;69 Ps. 118,16: Die Rechte des Herrn hat den Sieg bewirkt. Mit dem anderen Fischen aber wird der Ruf in die gegenwärtige Kirche bezeichnet; und deshalb wird unterschiedslos an jeder Seite das Netz ausgeworfen, weil alle gefangen

69 Die Biblia Sacra Vulgata (Editio quinta, hrg. von Robert Weber und Roger Gryson) hat hier nur: ne declines ad dexteram et ad sinistram averte pedem tuum a malo. Andere Vulgata-Ausgaben, etwa The Vulgate Bible, Volume III: The Poetical Books: Douay-Rheims Translation, herausgegeben von Swift Edgar, Angela M. Kinney, 2011, Dumberton Oaks medieval library) hat den von Thomas benutzten Wortlaut gleichsam als Kommentar im Anschluss an den lateinischen Text: „For the Lord knoweth the ways that are on the right hand: but those are perverse which are on the left hand.“ Dieser Zusatz scheint also zu seiner Zeit als Bestandteil des Bibeltextes gegolten zu haben.

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und zu ihm gezogen werden. Lc. 14,21: Gehe schnell hinaus auf die Straßen und Gassen. 2590. – Anschließend wird der Gehorsam der Jünger angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Sie warfen also das Netz; und der Erfolg des Gehorsams, denn sogleich konnten sie es nicht ziehen wegen der Menge der Fische, das heißt derer, die gerettet werden sollten. Gen. 22,18: Gesegnet werden in deinem Samen alle Völker sein, weil du gehorcht hast meiner Stimme; Apoc. 7,9: Ich habe gesehen eine große Schar, die niemand zählen konnte. Es unterscheidet sich aber dieses Fischen von jenem bei Lucas [5,4], weil bei jenem das Netz zerreißt: so erleidet die Kirche Zerreißungen durch Unstimmigkeiten und Häresien. Bei diesem aber zerreißt das Netz nicht, weil im zukünftigen Leben kein Zerreißen sein wird. Ebenso werden bei jenem [Fischen] die Fische ins Schiff gezogen, bei diesem aber ans Ufer: weil die Heiligen, die in jener Herrlichkeit sind, uns verborgen sind. Ps. 31,21: Du wirst jene verbergen in der Verborgenheit deines Angesichts vor dem Gewimmel der Menschen.

Lectio II. I.

II. III.

IV. V. VI.

Es sagte also jener Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr. Als Simon Petrus gehört hatte, dass es der Herr war, gürtete er sich mit der Tunica (er war nämlich nackt) und warf sich ins Meer. Die anderen Jünger aber kamen im Schiff (sie waren nämlich nicht weit vom Land, sondern ungefähr zweihundert Ellen), und zogen das Netz mit den Fischen. Als sie also ausstiegen ans Land, sahen sie Kohlen, die dalagen, und einen Fisch darüber gelegt, und Brot. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. Simon Petrus stieg hinauf und zog das Netz ans Land, voll von großen Fischen, einhundertdreiundfünfzig; und obwohl es so viele waren, war das Netz nicht zerrissen. Jesus sagte zu ihnen: Kommt, esst. Und niemand von den Daliegenden wagte ihn zu fragen, Wer bist du? da sie wussten, dass es der Herr war. Und Jesus kam, und nahm das Brot und gab es ihnen, und gleichermaßen den Fisch. Hier offenbarte sich Jesus schon das dritte Mal seinen Jüngern, nachdem er auferstanden war von den Toten.

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Caput XXI.

I. 2591. – Nachdem [vgl. n. 2591] die Hinführung zum Erkennen Christi angeführt ist, die die Menge der gefangenen Fische war, die ihnen von Christus dargeboten wurde, wird hier anschließend der Ablauf des Erkennens angeführt, und erstens führt [der Evangelist] an, wie sich Johannes dabei verhielt; zweitens wie sich Petrus verhielt [n. 2593]; drittens wie sich die anderen Jünger verhielten [n. 2595]. 2592. – Johannes aber, da er scharfsichtig im Erkennen war, erkannte Christus sofort; und deshalb sagte er zu Petrus, den er mehr als die anderen liebte, und auch weil er vorrangig war unter den anderen, Es ist der Herr; bewogen dazu wurde er durch den Fang der Fische. Ps. 89,10: Du wirst herrschen über die Macht des Meeres; und an anderer Stelle in [Ps.] 135,6: Alles, was immer er wollte, hat der Herr getan im Himmel und auf der Erde, im Meer und in allen Abgründen. [Johannes] sagte aber Es ist der Herr, weil sie gewohnt waren, ihn mit diesem Namen zu rufen. Oben 13,13: Ihr nennt mich Meister und Herr. 2593. – Petrus aber wird dargestellt als leidenschaftlich, zu gehorchen: seine Leidenschaft zeigt sich erstens hinsichtlich der Bereitwilligkeit; daher sagt [der Evangelist] Als Simon Petrus gehört hatte, dass es der Herr war, gürtete er sich mit der Tunica (er war nämlich nackt) und warf sich ins Meer. Die anderen Jünger aber kamen im Schiff. Als Simon Petrus es gehört hatte, schob er es nicht auf, sondern bereitete sich sofort, zu gehen. Eccli. 5,8: Nicht säume, dich zum Herrn zu bekehren, noch schiebe es auf von Tag zu Tag. Zweitens [zeigt sich Petri Leidenschaft] hinsichtlich seiner Ergebenheit gegen Christus: weil er nicht nackt sich ihm nähern wollte, aus Scham, sondern er gürtete sich mit der Tunica (er war nämlich nackt), sowohl wegen der Hitze des Landes, als auch wegen der Erleichterung für die Arbeit. Und dadurch wird zu verstehen gegeben, dass die, die zu Christus kommen, den alten Menschen ablegen müssen, und den neuen anlegen, der Gott zufolge geschaffen ist im Glauben. Apoc. 3,5: Wer gesiegt hat, wird so bekleidet werden mit weißen Kleidern, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens. Drittens [zeigt sich Petri Leidenschaft] hinsichtlich seiner Sicherheit: weil er aus übergroßer Liebe nicht mit dem Schiff fahren wollte, weil er [dadurch] aufgehalten wurde; sondern er warf sich ins Meer, damit er schneller zu Christus kam. 2594. – Mystisch aber wird durch das Meer die Drangsal der gegenwärtigen Zeit bezeichnet. Daher werfen jene, die sich danach sehnen, zu Christus zu kommen, sich ins Meer, [das heißt] sie fliehen nicht die Drangsale dieser Welt. Act. 14,22: Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gott eintreten; Eccli. 2,1: Sohn, der du dich nahst zum Dienst an Gott, bleibe in Gerechtigkeit

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und Furcht, und bereite deine Seele vor für die Versuchung. Petrus aber warf sich ins Meer, und trotzdem kam er unverletzt zu Christus: weil aus den Drangsalen ein Diener Christi sicher und unverletzt hervorgeht. Sap. 14,3: Gegeben hast du im Meer einen Weg, und zwischen den Fluten den festesten Pfad. Und, wie Chrysostomus sagt, wird hier aufs beste die Beschaffenheit des Johannes und des Petrus angegeben: weil Johannes höher war im Verstehen, Petrus glühender in der Leidenschaft. 2595. – Die anderen Jünger aber fuhren mit dem Schiff. Daher führt [der Evangelist] erstens an, was sie taten; nämlich sie kamen im Schiff, weil sie weniger leidenschaftlich waren als Petrus. Das Schiff bezeichnet die Kirche. Sap. 14,6: Die Hoffnung des Erdkreises, die bei dem Schiff ihre Zuflucht nahm, hat dem Zeitalter den Samen des Geborenwerdens wiedergegeben. Und damit wird die Kirche bezeichnet, wie man findet in I Petr. 3,20. Die anderen [Jünger] aber kamen im Schiff, das heißt beschützt von der Gemeinschaft der Kirche, die erschreckend ist wie die aufgestellte Schlachtreihe des Heerlagers. Ps. 31,21: Du wirst sie beschützen in deinem Zelt vor dem Gezänk der Zungen. 2596. – Zweitens bezeichnet [der Evangelist] den Grund für das zuvor Gesagte, wenn er sagt sie waren nämlich nicht weit vom Land, sondern ungefähr zweihundert Ellen, und zogen das Netz mit den Fischen. Dies kann der Grund dafür sein, weshalb Petrus sich ins Meer warf, nämlich weil er nahe am Land war, oder weshalb jene schnell ankamen. Und freilich waren sie nicht weit [vom Land], weil die Kirche nicht weit ist vom Land der Lebenden: sie ist nämlich das Haus Gottes und das Tor des Himmels, Gen. 28,17, und jenes Land beschauen die Heiligen täglich. II Cor. 4,18: Nicht was uns, den Schauenden, erscheint, sondern was nicht erscheint; Phil. 3,20: Unser Umgang ist in den Himmeln. Und [der Evangelist] sagt zweihundert Ellen: dasselbe bezeichnen zwei Schiffe, Lc. 5,2, nämlich zwei Völker: von diesen werden die Auserwählten gezogen zum ewigen Leben. Eph. 2,15: Dass er zwei rettet in sich selbst zu einem neuen Menschen, indem er Frieden macht und beide versöhnt in einem Körper mit Gott. Das Netz aber, in dem die Fische gezogen werden, ist die Lehre des Glaubens, durch die freilich Gott [uns] zieht, indem er [uns] innerlich begeistert; vgl. oben 6,44: Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht: und auch die Apostel, indem sie ermuntern, wie hier. II. 2597. – Hier wird angeführt, wie Christus seinen Jüngern ein gemeinsames Essen darbietet, und erstens [wird] die Vorbereitung des Essens [angeführt]; zweitens die Einladung Christi zum Essen, an der Stelle [n. 2607] Jesus sagte zu ihnen: Kommt [und] esst;

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drittens das Verzehren des Essens selbst, an der Stelle [n. 2610] Und Jesus kam, und nahm das Brot etc. Die Vorbereitung des Essens wird beschrieben erstens hinsichtlich dessen, was von Christus vorbereitet wurde; zweitens hinsichtlich dessen, was von den Jüngern herbeigebracht wurde, an der Stelle [n. 2600] Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt. 2598. – Von Christus ist aber dreierlei vorbereitet worden. Erstens Fisch und Brot; daher sagt [der Evangelist] Als sie also ausstiegen ans Land, sahen sie Kohlen, die Christus durch seine Macht geschaffen hatte aus dem Nichts, oder aus irgendeiner vorliegenden Materie geformt hatte. Aber oben, in 6,5 ff, hat er die Menge genährt mit vervielfachten Broten; hier jedoch, nach seiner Passion, schafft er [Fisch und Brot] wunderartig neu oder formt es, weil nun nicht mehr die Zeit ist, [menschliche] Schwäche zu zeigen, sondern Macht zu offenbaren. Denn das, was er oben getan hat vor der Passion, war [eine Sache des] Herabsteigens [auf menschliches Maß], weil er, wenn er gewollt hätte, [die Brote] neu hätte schaffen oder formen können. 2599. – Dadurch aber wird zu verstehen gegeben, dass in der geistlichen Gemeinschaft etwas von Christus vorbereitet wird. Und wenn freilich diese Gemeinschaft allegorisch verstanden wird für die Gemeinschaft der Kirche, bereitet Christus jene drei so vor: nämlich die Kohlen der Liebe. Prov. 25,22: Wenn du dies aber tust, wirst du Kohlen des Feuers sammeln auf seinem Kopf; Ez. 10,2: Fülle deine Hand mit Kohlen des Feuers. Diese Kohlen hat Christus vom Himmel auf die Erde gebracht; oben 13,34: Einen neuen Auftrag gebe ich euch: dass ihr einander liebt; ebenso Lc. 12,49: Gekommen bin ich, Feuer zu bringen in die Welt. Ebenso bereitet Christus, nachdem die Kohlen darunter gelegt sind, Fisch vor, der er selber ist: denn der gebratene Fisch ist der gemarterte Christus, der auf die Kohlen gelegt wird, als er aufgrund des Entflammens der Liebe zu uns geopfert wird am Kreuz. Eph. 5,2: Er hat sich selbst dargebracht für uns als Darbringung und Opfer für Gott zum Wohlgeruch; ebenso ebendort [Eph. 5,]1: Seid Nachahmer Christi so wie geliebteste Söhne, und geht einher in der Liebe, so wie auch Christus uns geliebt hat. Ebenso bereitet er Brote vor, durch die man genährt wird [und] die er selbst ist. Denn insofern Christus verborgen ist durch seine Göttlichkeit, wird er ,Fisch‘ genannt, dessen Eigenart es ist, unter dem Wasser verborgen zu sein, Is. 45,15: Wahrlich bist du der verborgene Gott; aber insofern er uns ernährt durch die Lehre und uns auch seinen Körper gibt zur Nahrung, ist er wahrlich Brot; oben 6,51: Ich bin das lebendige Brot, der ich vom Himmel herabgestiegen bin; Is. 30,23: Das Brot des Getreides deines Landes wird sehr reichlich sein und fett. Aber zu dieser Mahlzeit muss etwas gebracht werden seitens der Diener der Kirche: aber dennoch nichts, außer was für uns zuvor vorhanden ist von Gott her.

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III. 2600. – Was aber gebracht wird, fügt [der Evangelist] hinzu, [wenn er sagt] Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt, und erstens wird der Auftrag des Herrn angeführt; zweitens die Ausführung durch den Jünger [n. 2603]. 2601. – [Der Herr] trägt aber [den Jüngern] auf, dass sie [einige] von den Fischen bringen, die sie gefangen haben, als ob er sagte: Ich habe das Geschenk der Liebe gegeben, habe den Körper geröstet am Kreuz, und habe euch das Brot der Lehre vorgesetzt, durch das die Kirche vollendet und gestärkt wird: das Eure ist, dass ihr andere fangt, und das sind die, welche bekehrt werden zur Predigt der Apostel. Ps. 29,1: Bringt es dem Herrn, ihr Söhne Gottes; Is. ult., 20: Ihr werdet herbeiführen alle eure Brüder aus allen Völkern als Geschenk für den Herrn. 2602. – Wenn aber dieses Mahl genommen wird als ein moralisches Mahl, so bereitet Christus für das Mahl der Seele zuerst die Kohlen der Liebe. Rom. 5,5: Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen; Lc. 12,49: Gekommen bin ich, Feuer zu bringen auf die Erde. Ebenso [bereitet Christus] den Fisch, das heißt den verborgenen Glauben, weil er einer von nicht Sichtbarem ist, Hebr. 11,1. Ebenso [bereitet Christus] das Brot, das heißt die gediegene Lehre. Hebr. 5,14: Kräftig aber ist die Nahrung der Vollendeten. Zu diesem Mahl ist von unserer Seite erforderlich, dass wir die Gnade gut gebrauchen, die uns gewährt ist. I Cor. 15,10: Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin, und seine Gnade war in mir nicht leer. Daher schreibt [Christus] vor Bringt von den Fischen, das heißt tragt eure guten Werke herbei, die euch gegeben sind. Matth. 5,16: So leuchte euer Licht vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen. 2603. – Und deshalb wird anschließend die Ausführung durch den Jünger angeführt, nämlich durch Petrus, der leidenschaftlicher war: deshalb sagt [der Evangelist] Petrus stieg hinauf und zog das Netz ans Land, voll von großen Fischen, einhundertdreiundfünfzig. Er stieg hinauf ans Ruder der Kirche. Cant. 7,8: Ich werde hinaufsteigen in den Zustand der Vollendung;70 Ps. 84,6: Stufen hat er eingerichtet in seinem Herzen.71 Und zog das Netz ans Land, weil ihm die heilige Kirche anvertraut ist, und insbesondere ihm wird gesagt Weide meine Schafe, unten v. 17. Was also Christus damals mit der Stimme offenbart, indem er sagt Weide meine Schafe, das führt [Petrus] uns nun selbst im Werk vor: denn selbst zieht er die Fische an den festen Strand, weil er den Gläubigen die Festigkeit der ewigen Heimat zeigt. 70 Der Originaltext lautet allerdings: ascendam in palmam adprehendam fructus eius; also Thomas hat den Wortlaut abgewandelt. 71 Der Originaltext lautet: beatus homo cuius fortitudo est in te, semitae in corde eius (Pfade [sind] in seinem Herzen).

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2604. – Aber [der Evangelist] sagt das Netz, voll von großen Fischen, weil [Gott] diejenigen, die er vorherbestimmt hat, auch gerufen hat, und die er gerufen hat, auch erhoben hat, Rom. 8, 30; und Eccli. 44,3: Männer von großer Kraft, und mit Klugheit begabt, die mit der Würdigkeit der Propheten verkünden, und dem gegenwärtigen Volk befehlen; und [die] durch die Kraft der Klugheit allerheiligste Worte den Völkern [sagen]. Bei dem anderen Fischzug aber [Lc. 5,4] wird keine Zahl hinzugefügt so wie hier: es waren nämlich einhundertdreiundfünfzig. Weil zur Berufung in die gegenwärtige Kirche gezogen werden die Guten und die Bösen, wie gesagt wird in Eccle. 1,15: Die Zahl der Törichten ist unendlich. Daher wird in Gen. 22,17 dem Abraham gesagt über jene Berufung: Dein Samen wird sein so wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist, der zum üblen Teil gerechnet wird. Aber über den anderen wird gesagt [Gen. 15,5]: Schau auf die Sterne, und zähle sie, wenn du kannst. Diese nämlich werden von Gott gezählt gleichsam als solche, die von Wert erachtet sind. Ps. 147,4: Der die Menge der Sterne zählt. 2605. – Aber werden etwa nicht mehr gerettet werden als einhundertdreiundfünfzig? Wahrlich mehr, aber diese Zahl bezeichnet etwas Mystisches. Niemand nämlich kann in die Heimat gelangen, außer durch die Einhaltung des Dekalogs; und nicht kann dieser eingehalten werden, außer durch die siebenfache Gnade des Heiligen Geistes, über den [gesagt wird in] Is. 11,2: Es wird ruhen über ihm der Geist des Herrn, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Ratschlusses und der Stärke, der Geist des Wissens und der Frömmigkeit, und erfüllen wird ihn der Geist der Furcht des Herrn. Von der Heiligung aber wird gesagt, dass sie erstmals geschehen ist am siebenten Tag, Gen. 2,3: Segnend den siebenten Tag, hat er ihn geheiligt. Zehn aber und sieben machen siebzehn. Wenn also gezählt wird in dieser Abfolge des Vorwärtsschreitens, dass du zuerst eins und zwei nimmst, die drei machen, und [dazu] drei, die sechs machen, und vier, die zehn machen, und zehn und fünf, die fünfzehn machen, und so nacheinander durch Hinzufügen der Zahl, die folgt, bis zehn und sieben, wirst du in der zusammengefügten Zahl erhalten einhundertdreiundfünfzig. Oder anders. Diese Jünger, denen Christus erschien, waren sieben. Durch Multiplizieren aber von sieben mal sieben (welches die Gaben des Heiligen Geistes sind) entstehen neunundvierzig, woraus, wenn du eins hinzufügst zur Bezeichnung der Vollkommenheit der Einheit, in der die Söhne Gottes sein müssen, die vom Geist Gottes getrieben werden, entstehen fünfzig, aus denen, wenn sie verdreifacht werden, und wiederum drei hinzugefügt werden zur Bezeichnung des Glaubens an die Dreifaltigkeit, der im Bekenntnis des Herzens und des Mundes und des Werkes besteht, entstehen einhundertdreiundfünfzig. Denn jene, die vollendet sind durch die sieben Gaben des Heiligen Geistes und geeint im Glauben an die Dreifaltigkeit, kommen zum Vater. 2606. – Aber [der Evangelist] sagt und obwohl es so viele waren, war das Netz nicht zerrissen; beim anderen [Fischzug, Lc. 5,6] aber wird gesagt, dass es riss: weil in der gegenwärtigen Kirche, die durch jenes [Netz] bezeichnet

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wird, viele Risse sind von Schismen, Häresien, Aufruhr, aber insgesamt reißt es nicht, weil ich mit euch bin bis zur Erfüllung der Zeiten: Matth. ult., 20. Aber in der künftigen Heimat, die durch dieses [Netz, nämlich das bei Johannes] bezeichnet wird, das heißt in jenem Frieden der Heiligen, werden keine Schismen sein. Ps. 147,14: Der deinem Land den Frieden gegeben hat. IV. 2607. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Jesus sagte zu ihnen: Kommt, esst, wird die Einladung zum vorbereiteten Mahl angeführt, und erstens wird Christi Einladung angeführt; zweitens die Verfassung der Jünger beim Mahl, an der Stelle [n. 2609] Und niemand von den Daliegenden wagte ihn zu fragen. 2608. – Christus lädt aber zum Mahl ein, indem er innerlich dazu begeistert durch sich selbst, indem er sagt Kommt, esst, Matth. 11,28: Kommt zu mir alle, die ihr müde und beladen seid: und ich werde euch erquicken; Cant. 5,1: Esst auf, Freunde, trinkt und berauscht euch, ihr Liebsten; und äußerlich [begeistert Christus dazu], indem er lehrt und aufmuntert durch andere. Lc. 14,16: Ein Mann gab ein großes Essen … und schickte seinen Diener, die Stunde des Essens zu sagen den Eingeladenen, damit sie kämen. 2609. – Die Verfassung der Jünger wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt Und niemand von den Daliegenden wagte ihn zu fragen: dies bezeichnet, Augustinus zufolge, die Sicherheit der Jünger hinsichtlich der Auferstehung Christi, weil sie nämlich so sicher waren, dass Christus es sei, dass keiner der Daliegenden gewagt hat, zu zweifeln, ob er selbst es sei. Und weil die Frage ein Zeichen des Zweifels ist, wagte keiner, ihn zu fragen Wer bist du? Oben 16,23: An jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Chrysostomus zufolge bezeichnet es die Ehrerbietung der Jünger gegen Christus, die größer war als üblich. Gern hätten sie ihn gefragt; aber Christus erschien ihnen in einem großartigen Anblick, und in bewunderungswürdiger Herrlichkeit, sodass sie ihn nicht zu fragen wagten, vor Erstaunen und Ehrerbietung. Und davon, [ihn] zu fragen, hielt sie insbesondere dies ab, dass sie wussten, dass es der Herr war. V. 2610. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Und Jesus kam, und nahm das Brot und gab es ihnen, wird die Mahlzeit selbst angeführt, die sie hatten mit ihm, der selbst aß. Ps. 145,16: Du öffnest deine Hand, und erfüllst jedes Lebewesen mit Segnung. Er selbst nämlich ist es, der das Essen jener gibt zur rechten Zeit. 2611. – Aber hat etwa Christus mit ihnen zusammen gegessen? Man muss sagen, dass [es] so [ist], mag es auch hier nicht ausgedrückt werden; in Lc. ult., 30 wird ausdrücklich gesagt, dass er mit ihnen aß. Und in

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Act. 1,4 wird gesagt: Und als er mit ihnen aß, befahl er ihnen, dass sie nicht von Jerusalem weggingen. 2612. – Aber war es etwa ein wahrhaftiges gemeinsames Essen? Die Antwort. Man muss dazu sagen, dass eine Handlung auf zweifache Weise „wahrhaftig“ genannt wird, nämlich durch die Wahrhaftigkeit der Bezeichnung, und durch die Wahrhaftigkeit der Art. Durch die Wahrhaftigkeit der Bezeichnung nämlich ist einen Handlung wahrhaftig, die übereinstimmt mit der bezeichneten Sache: so wie wenn ich etwas bezeichnen will durch die Rede, und jenes, das ich bezeichne, ist wahr und passt zusammen mit der bezeichneten Sache, dann ist die Rede wahr durch die Wahrhaftigkeit der Bezeichnung, mag sie es auch nicht sein durch die [Wahrhaftigkeit] der Art: so wie [etwa] das, was Christus sagt [oben 15,1]: Ich bin der wahre Weinstock, wahr ist, mag er auch nicht ein wahrhaftiger Weinstock sein nach der Art des Weinstocks, sondern nur danach, was „Weinstock“ bedeutet. Gemäß der Wahrhaftigkeit der Art wird etwas „wahrhaftig“ genannt, das etwas hat, was die Wahrhaftigkeit der Art betrifft. Dergleichen aber sind die Prinzipien der Art, nicht aber ihre Wirkungen, die folgen: so wie dieser Satz „Der Mensch ist ein Lebewesen“ auf die erste Art wahr ist, weil er Wahres bezeichnet; aber nach der Wahrhaftigkeit der Art ist es nicht wahr, wenn es nicht abgeleitet wird vom Aussehen des Lebewesens, das spricht mit den [dafür] erforderlichen Organen. Und für die Wahrheit dessen wird nicht die Wirkung des Sprechens gefordert, etwa dass er gehört wird und dergleichen. So also muss man sagen über das Essen, dass es in gewisser Hinsicht nur von der Wahrhaftigkeit der Bezeichnung ist, so wie das Essen der Engel, weil es bei den Engeln keine Körperteile gibt, die vorgesehen sind fürs Essen; aber wahr ist, was sie dadurch ausdrückten, nämlich den Wunsch, den sie hatten nach dem Wohlergehen der Menschen. Das Essen Christi nach der Auferstehung aber war wahrhaftig sowohl nach der Wahrhaftigkeit der Bezeichnung, weil es dafür geschah, dass er zeigte, er habe die menschliche Natur, die er [ja] in Wahrheit hatte, als auch [wahrhaftig] nach der Wahrhaftigkeit der Art, weil er die geeigneten Werkzeuge hatte zum Essen. Aber trotzdem waren die daraus folgenden Wirkungen des Essens dort nicht [vorhanden]: weil das Essen nicht umgewandelt wurde in den Essenden, da er einen verherrlichten und unzerstörbaren Leib hatte, sondern aufgelöst wurde durch göttliche Kraft in die vorliegende Materie. Dergleichen Wirkungen aber betreffen nicht die Wahrhaftigkeit der Art, wie gesagt wurde. VI. 2613. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Hier offenbarte sich Jesus schon das dritte Mal seinen Jüngern, fasst er die Erscheinungen zusammen. Und Augustinus zufolge ist es nicht wahr, wenn dies, dass gesagt wird schon das dritte Mal, auf die Anzahl bezogen wird: weil, wie gesagt, [Christus] am

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ersten Tag fünfmal erschienen ist; danach freilich am achten Tag, als Thomas bei ihnen war, oben 20,26; zweitens am See, wie hier [gesagt wird]; drittens am Berg von Galiläa, wie man findet in Matth. ult., 16 f; viertens den [zum Essen] Gelagerten, Mc. ult., 14; fünftens am Tag der Himmelfahrt selbst, als er auffuhr und jene es sahen: Act. 1,9. Obwohl er ihnen viele andere Male erschienen ist durch vierzig Tage hin [Act. 1,3], mag dies auch nicht geschrieben stehen. Es muss also Hier schon das dritte Mal bezogen werden auf die Tage, an denen er erschien: weil die ersten Male erschien er am Tag der Auferstehung selbst; die zweiten Male am achten Tag nach der Auferstehung, oben 20,26: Und nach acht Tagen; und das dritte Mal erscheint er hier. Oder man muss sagen, dass auch, wenn man es auf die Anzahl bezieht, die Wahrheit des Gesagten gewahrt ist; weil nicht gesagt wird, dass er vielen Jüngern zugleich, die versammelt waren, erschien, außer das erste Mal am Abend, als die Türen verschlossen waren etc.; und das zweite Mal nach acht Tagen, als die Jünger versammelt waren; und das dritte Mal hier: daher sagt [der Evangelist] bezeichnenderweise Jesus offenbarte sich seinen Jüngern.

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Als sie also gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon Jona, liebst du mich mehr als diese? II. Er sagte zu ihm: Auch du weißt, Herr, dass ich dich liebe. III. Er sagte zu ihm: Weide meine Lämmer. IV. Er sagte wiederum zu ihm: Simon Jona, liebst du mich? Dieser sagte zu ihm: Auch du weißt, Herr, dass ich dich liebe. Er sagte wiederum zu ihm: Weide meine Lämmer. Er sagte zu ihm zum dritten Mal: Simon Jona, liebst du mich? Petrus wurde traurig, weil er zu ihm zum dritten Mal sagte: Liebst du mich? und sagte zu ihm: Herr, du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe. Er sagte zu ihm: Weide meine Lämmer. I. 2614. – Oben [vgl. n. 2569] hat der Evangelist angeführt, was der Herr den Jüngern gemeinsam vorbrachte; hier zeigt er, was insbesondere den beiden bevorzugten, und erstens führt er an, was [der Herr] dem Petrus vorbrachte; zweitens, was er dem Johannes vorbrachte, an der Stelle [n. 2634] Petrus wandte sich um und sah jenen Jünger, den Jesus liebte. Hinsichtlich des ersten macht er zweierlei. Erstens weist er ihm das Hirtenamt zu; zweitens kündigt er ihm das Leiden des Martyriums an, an der Stelle [n. 2628] Amen amen, ich sage dir etc. Das Hirtenamt aber weist er ihm zu, nachdem er eine Prüfung vorher-

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Caput XXI.

schickt: und deshalb werden jene, die zu diesem Amt zugelassen werden, zuerst geprüft. I Tim. 5,22: Die Hand lege niemandem schnell auf. Aber dreimal prüft er ihn, und deshalb wird, demgemäß, jener Abschnitt geteilt in drei Abschnitte gemäß den drei Prüfungen. Die Abschnitte sind offenkundig. Im ersten aber wird zuerst die Frage des Herrn angeführt; zweitens die Antwort Petri, an der Stelle [n. 2621] Er sagte zu ihm: Auch du weißt, Herr, dass ich dich liebe; drittens die Zuweisung des Amtes, an der Stelle [n. 2623] Er sagte zu ihm: Weide meine Lämmer. Hinsichtlich des ersten kommt dreierlei Beachtenswertes vor. Erstens die Abfolge der Prüfung; zweitens die Art der Anrede [n. 2616]; drittens, worauf die Prüfung abzielt [n. 2617]. 2615. – Die Abfolge freilich [ist beachtenswert], weil [der Evangelist sagt] Als sie also gegessen hatten: damit wird das geistliche Mahl bezeichnet, bei dem auch zugleich mit dem Leib die Seele durch geistliche Gaben gestärkt wird. Apoc. 3,20: Ich werde eintreten zu ihm, und werde essen mit ihm. Und deshalb ist es passend, dass [jemand], der zu diesem Amt zugelassen wird, zuerst durch jenes glückliche Mahl gestärkt wird; wie sonst könnten sie nämlich, wenn sie selbst hungrig sind, andere stärken? Ier. 31,14: Trunken machen werde ich die Seelen der Priester von Fett: von jenem, sage ich, über das gesagt wird in Ps. 63,6: So wie mit Schmalz und Fett erfüllt werde meine Seele. 2616. – Die Art der Anrede aber wird angeführt, wenn [der Evangelist] sagt sagte zu Simon Petrus: hierbei wird dreierlei angeführt, was wichtig ist für einen Vorgesetzten. Der Gehorsam [ist notwendig für die Vorgesetzten], weil [Christus] sagt Simon, was übersetzt wird mit „gehorsam“; das ist notwendig für die Vorgesetzten: denn wer den Oberen nicht zu gehorchen weiß, weiß den Niedrigeren nicht zu befehlen. Prov. 21,28: Der gehorsame Mann wird Siege künden etc. Ebenso [ist für die Vorgesetzten notwendig] das Wissen, weil [Christus] sagt Petrus, was übersetzt wird mit „erkennend“: das ist notwendig für den Vorgesetzten, weil er eingesetzt wird als Beobachter; wer aber blind ist, ist ein schlechter Beobachter. Is. 56,10: Die Beobachter sind alle blind; Oseae 4,6: Weil du das Wissen zurückgewiesen hast, weise ich dich zurück, dass du mir nicht das Priesteramt ausführst. Ebenso [ist für die Vorgesetzten notwendig] die Gnade, weil [Christus] sagt Jona, das heißt Sohn des Johannes: und das ist notwendig für die Vorgesetzten, weil sie ohne jene nichts haben. I Cor. 15,10: Durch die Gnade Gottes bin ich, was ich bin; Gal. 2,9: Weil sie erkannt hatten die Gnade Gottes, die mir gegeben ist, gaben Petrus, Jacobus und Johannes, die als Säulen angesehen wurden, mir und Barnabas die rechte Hand um der Gemeinschaft willen. 2617. – Die Prüfung aber betrifft die Liebe: liebst du mich, sagt [Christus],

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mehr als diese? Und dies freilich [sagt Christus] zur Genüge passend. Petrus war früher in Schuld gefallen, wie oben offensichtlich wurde, und war nicht geeignet, dass er [den anderen Jüngern] vorgezogen wurde, wenn nicht zuvor seine Schuld getilgt wurde: dies geschieht nur durch die Liebe. I Petr. 4,8: Die Liebe deckt eine Menge von Sünden zu; Prov. 10,12: Alle Vergehen deckt die Liebe zu. Und deshalb musste durch die Prüfung seine Liebe geoffenbart werden, nicht für [Christus], der Nieren und Herzen erforscht, sondern für die anderen: und deshalb sagt er nicht gleichsam unwissend liebst du mich mehr als diese, sondern weil, wie gesagt wird in I Io. 4,18, die vollkommene Liebe die Furcht hinausschickt. Daher kommt es, dass der Herr dem Petrus, der sich fürchtete und [Christus] verleugnete, als der Herr starb, [nun] auferstehend die Liebe eingab, und die Furcht vertrieb. Deshalb fürchtete jener, der [Christus] damals verleugnete, weil er zu sterben fürchtete, nichts [mehr], da der Herr auferstanden ist. Was nämlich sollte er fürchten, da er den Tod bereits tot vorfand? 2618. – Es passt auch diese Prüfung zum Amt [Petri]. Viele nämlich, die das Hirtenamt ergreifen, benutzen es so wie [solche], die sich selbst lieben. II Tim. 3,1: Es werden gefährliche Zeiten bevorstehen, und es werden Menschen da sein, die sich selbst lieben. Und wer nicht den Herrn liebt, ist nicht ein geeigneter Vorgesetzter; sondern mehr [ist] jener [geeignet], der nicht darauf aus ist, was sein ist, sondern was Jesu Christi [ist], und dies aus Liebe zu ihm. II Cor. 5,14: Die Liebe zu Christus treibt uns. [Diese Prüfung] passt auch zum Amt hinsichtlich des Nutzens für die Nächsten: aus Überfluss an Liebe nämlich ist es, dass einige, die lieben, manchmal die Ruhe der eigenen Kontemplation unterbrechen, damit sie für den Nutzen der Nächsten sorgen. Als nämlich der Apostel sagte, Rom. 8,38 f: Sicher bin ich, dass auch nicht der Tod uns wird trennen können von der Liebe Gottes, fügt er hinzu [9,3]: Ich hoffte, dass ich selbst verbannt sei für meine Brüder. Und deshalb ist die Prüfung über die Liebe für einen Vorgesetzten nötig. 2619. – [Christus] fügt aber hinzu mehr als diese, weil, wie man es auch von dem Philosophen hat in seiner Politica, nach der natürlichen Ordnung jener, der den Vorsitz hat und lenkt, hervorragender sein muss: daher sagt er, dass ähnlich, wie die Seele sich verhält zum Körper, den sie regiert, und die Vernunft zu den minderen [Seelenteilen], so auch der Mensch zu den rohen Tieren. So muss sich der Vorgesetzte verhalten zu den Untergebenen. Daher muß, Gregorius zufolge, das Leben des Hirten ein solches sein, dass im Vergleich mit ihm die Untergebenen sind so wie die Tiere im Vergleich mit ihrem Hirten. Und deshalb sagt [Christus] mehr als diese, weil einer, je mehr er liebt, desto größer ist. I Reg. 10,24: Sicher seht ihr, wen der Herr erwählt hat, weil ihm keiner ähnlich ist im ganzen Volk. 2620. – Aber ist es etwa nötig, in der Auswahl immer schlechthin den Besseren auszuwählen, auch wenn die Gesetze bestimmen, dass es genügt, den Guten auszuwählen?

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Dazu muss man sagen, dass eine zweifache Unterscheidung nötig ist. Denn etwas genügt gemäß dem menschlichen Urteil, das dennoch nicht genügt gemäß dem göttlichen Urteil. Gemäß dem menschlichen Urteil genügt jenes, wofür der Mensch nicht angeklagt werden kann, noch auch seine Auswahl missbilligt wird. Es steht aber fest, dass es schwierig ist, dass Wahlen geschehen, wenn sie getadelt werden könnten aufgrund dessen, dass ein anderer besser ist als jener, der gewählt wurde. Daher genügt es gemäß dem menschlichen Urteil, wie man es in den Dekreten hat, dass die Wahl ordnungsgemäß sei, und das ein Geeigneter gewählt werde. Nach dem göttlichen Urteil aber und Wissen ist es nötig, den Besseren auszuwählen. Aber trotzdem wird jemand schlichtweg „besser“ genannt, und so wird jener „besser“ genannt, der heiliger ist; die Heiligkeit nämlich macht [ihn] gut, aber er ist nicht besser in Bezug auf die Kirche. Und wodurch im Bezug darauf jemand besser ist, insofern er belesener ist, kompetenter oder diskreter, wird er auch übereinstimmender ausgewählt. Aber wenn, sofern das übrige gleich ist, das den Nutzen für die Kirche betrifft und das Bessersein in Bezug darauf, jemand den schlichtweg weniger Guten jemand anderem vorzieht, sündigt er, weil irgendeine Notwendigkeit ihn dazu bewegt. Entweder also betrifft dies die Ehre Gottes und den Nutzen für die Kirche, oder aber irgendetwas Privates. Wenn freilich die Ehre Gottes und der Nutzen für die Kirche ihn bewegt, wird dies als Gutes verstanden in der Beschaffenheit des Ausgewählten, und macht ihn besser in Bezug darauf. Wenn aber irgendetwas Privates [ihn bewegt], etwa eine fleischliche Leidenschaft, Hoffnung auf eine Wohltat und zeitliche Bequemlichkeit, ist es eine betrügerische Auswahl und Heranziehung der Personen. II. 2621. – Hier wird die Antwort Petri angeführt: aus ihr wird eine offensichtliches Zeichen der Berichtigung seiner Verleugnung [Christi] offenbar, und dass die Auserwählten immer sich zum Besseren berichtigen, wenn sie einmal gestrauchelt sind. Denn bevor er [Christus] verleugnete, war Petrus hochmütig gegen die anderen Apostel, indem er sagte [Matth. 26,33]: Wenn auch alle Anstoß nehmen werden, ich werde niemals an dir Anstoß nehmen. Ebenso gegen den Herrn: weil er, als der Herr sagte Dreimal wirst du mich verleugnen, hinzufügt: [Sogar] wenn ich mit dir sterben müsste, werde ich dich nicht verleugnen. Aber da er vor kurzem von den eigenen Kräften besiegt wurde, wagt er nicht, seine Liebe zu bekennen, außer unter dem Zeugnis und der Beglaubigung Christi, indem er sich vor Christus demütigt und sagt Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Iob 16,19: Siehe, im Himmel ist mein Zeuge, und mein Mitwisser [ist] in den Höhen. Indem er sich ebenso vor den Aposteln demütigt, sagt er nicht mehr als diese, sondern einfach ich liebe dich. Dadurch werden wir unterwiesen, dass wir uns nicht anderen voranstellen sollen,

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sondern andere uns; Phil. 2,3: Aber indem sie in Demut einander wechselseitig für höher achten. 2622. – Zu bemerken ist auch, Augustinus zufolge, dass Petrus dem Herrn, der fragt liebst du mich (diligis me) nicht antwortet diligo te, sondern amo te, gleichsam als ob Liebe (amor) und liebende Hochschätzung (dilectio) dasselbe wäre. Dies ist wahr der Sache nach; aber beide unterscheiden sich nach dem Namen. Amor nämlich ist eine Bewegung des Erstrebens, und wenn freilich das Erstreben geordnet wird durch die Vernunft, so ist es der amor des [freien] Willens, der im eigentlichen Sinn die dilectio ist, weil er einem Auswählen (electio) folgt: und daher kommt es, dass über die Tiere nicht im eigentlichen Sinn gesagt wird, dass sie lieben (diligere). Wenn aber die Bewegung nicht geordnet wird durch die Vernunft, wird sie amor genannt. III. 2623. – Hier weist [Christus], da Petrus bereits geprüft ist, ihm das Amt zu, indem er sagt Weide meine Lämmer, das heißt meine Gläubigen, die von mir, dem Lamm, Lämmer genannt werden; oben 1,29: Siehe das Lamm Gottes, siehe [ihn], der wegnimmt die Sünden der Welt; sodass also nicht ein Christ genannt werden könnte, wer sagt, dass er nicht unter der Obhut jenes Hirten sei, nämlich Petri. Ez. 37,24: Ein einziger Hirt wird sein von euch allen; Oseae 1,11: Sie werden sich ein einziges Oberhaupt geben. Passend aber übertrug [Christus] dieses Amt, unter Auslassung aller, dem Petrus, der, Chrysostomus zufolge, der am meisten ausgezeichnete der Apostel war, und das Sprachrohr der Jünger, und der Scheitel der Gemeinschaft. IV. 2624. – Hier wird die zweite Prüfung angeführt. Damit aber nicht mehrmals dieselben Worte wiederholt werden, beachte, dass [Christus] das dritte Mal sagt Weide meine Schafe; weil [Petrus] sie dreimal weiden muss. Nämlich mit dem Wort der Lehre; Ier. 3,15: Ich werde euch Hirten geben gemäß meinem Herzen, die euch weiden werden mit Wissen und Lehre. Ebenso mit dem Beispiel des Lebens; I Tim. 4,12: Ein Beispiel sei für die Gläubigen im Wort, im Umgang, in der Liebe, im Glauben, in der Reinheit; Ez. 34,14: Auf den Bergen Israels, das heißt auf der Höhe großer Männer, werden eure Weiden sein. Ebenso mit irdischer Hilfe; ebd. 2: Wehe den Hirten Israels, die sich selber weiden. Werden nicht die Herden geweidet von den Hirten? 2625. – Aber beachte, dass [Christus] zu ihm beim dritten Mal sagt Weide meine Schafe. Der Grund dafür ist, dass in der Kirche dreierlei Arten von Menschen sind, nämlich die der Beginnenden, der Fortgeschrittenen und der Vollendeten. Und die ersten beiden freilich sind die Lämmern, gleichsam noch unfertig; die anderen aber werden, als vollendete, „Schafe“ genannt. Ps. 114,4: Berge, das heißt Vollendete, werden springen wie Widder, und Hügel, das heißt

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Caput XXI.

die anderen, so wie die Lämmer der Schafe. Und daher kommt es, dass alle Vorgesetzten die Untergebenen bewachen müssen als Schafe Christi, und nicht als ihre eigenen. Aber siehe, dass, wie Augustinus sagt im Sermo Paschalis, „es sind gewisse untreue Knechte aufgestanden, die die Herde Christi aufgegeben haben, und mit ihren Diebstählen sich eine Herde als Eigentum geschaffen haben, und du hörst sie sagen: Das sind meine Schafe. Was suchst du bei meinen Schafen? Ich will dich nicht finden bei meinen Schafen. Wenn aber wir sagen „unsere“, und sie sagen „ihre“: [dann] hat Christus seine Schafe verloren“. 2626. – Man muss auch beachten, dass [Christus], so wie er dreimal [das Amt] zuweist, so [auch] dreimal prüft. Erstens freilich, weil [Petrus] ihn dreimal verleugnet hatte; und „deshalb wird ein dreifaches Bekenntnis verlangt, damit die Zunge nicht weniger der Liebe diene als der Furcht, und nicht der drohende Tod mehr an Rede hervorgelockt zu haben scheine als das gegenwärtige Leben“, wie Augustinus sagt. Zweitens, weil Petrus angehalten war, Christus aus dreifacher Ursache zu lieben. Erstens wegen der nachgelassenen Sünde: Lc. 7,43: Wem mehr nachgelassen wird, der liebt mehr. Zweitens wegen der versprochenen Ehre, weil [sie] eine große [war], nämlich auf diesem Felsen werde ich meine Kirche bauen, Matth. 16,18. Drittens wegen des anvertrauten Amtes, wie hier, als [Christus] ihm die Sorge für die Kirche anvertraute; oder als er sagt weide [meine Schafe], deshalb weil der Herr vorgeschrieben hat, Deut. 6,5: Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben aus deinem ganzen Herzen, sodass du nämlich dein ganzes Bestreben auf Gott ausrichtest, aus ganzer Seele, nämlich sodass dein ganzes Wollen in Gott durch die Liebe zur Ruhe komme, und aus deiner ganzen Kraft, sodass die ganze Ausübung deiner Werke Gott diene. 2627. – Man muss auch beachten, dass Petrus, als er das dritte Mal gefragt wurde, traurig wurde. Denn als er vor der Passion eifrig versicherte, Christus zu lieben, wurde er vom Herrn getadelt, wie gesagt. Da er also sieht, dass er so oft wegen der Liebe befragt wird, fürchtet er, dass er getadelt wird vom Herrn, und wird traurig. Und deshalb sagt er du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe, als ob er sagte: Ich liebe dich, wie mir scheint; aber du weißt alles, und vielleicht weißt du, ob irgend etwas anderes geschehen muss. Und deshalb wird Petrus, der sich so gedemütigt hat, zuletzt die Anvertrauung der Kirche zuteil. Und nach einem gewissen griechischen Kirchenlehrer wird gesagt, dass deshalb die Täuflinge dreimal gefragt werden in der Taufe.

Lectio IV. I. Amen amen, ich sage dir, als du jünger warst, hast du dich gegürtet, und bist gegangen, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten, und wird dich führen, wohin du nicht willst.

Lectio IV.

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II. Dies aber sagte er, indem er andeutete, durch welchen Tod [Petrus] Gott verherrlichen würde. I. 2628. – Oben hat der Herr Petrus das Hirtenamt übertragen [vgl. n. 2614]; hier kündigt er ihm das Martyrium der Passion an, und sehr passend: denn zu einem guten Hirten gehört es, dass er für seine Schafe das Leben hingibt, oben 10,12. Petrus aber war es nicht gegeben, dass er für Christus als Junger das Leben hingab, sondern als Alter für die Schafe: und dies kündigt [Christus] ihm an. In dieser Ankündigung aber erinnert der Herr erstens an den Zustand des vergangenen Lebens; zweitens kündigt er die Vollendung des künftigen Lebens an, an der Stelle [n. 2630] wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, drittens legt der Evangelist die Worte des Herrn aus, an der Stelle [n. 2633] Dies aber sagte er, indem er andeutete, durch welchen Tod [Petrus] Gott verherrlichen würde. 2629. – Der vergangene Zustand Petri aber war mit einem Schaden [behaftet], weil er in seiner Jugend allzu vermessen war, und eigenen Willens; es ist dies nämlich den Jungen eigen, wie der Philosoph sagt in seiner Rhetorik. Daher wird in Eccle. 11,9 gleichsam scheltend gesagt: Freue dich, Jüngling, in deiner Jugendlichkeit, und im Guten sei dein Herz in den Tagen der Jugendzeit, und wandle auf den Wegen deines Herzens. Und deshalb sagt der Herr, indem er dies andeutet: als du jünger warst, hast du dich gegürtet, und bist gegangen, wohin du wolltest. Und er sagt du hast dich gegürtet, das heißt von manchem Unerlaubten und Überflüssigen hast du dich zurückgehalten, gleichsam weil du durch deine [eigene] Entscheidung nicht gelitten hast, dass du von irgend jemandem zurückgehalten wurdest; und auch daher kommt es, dass du im Fortschritt der guten Werke immer vor mir stehen willst in den Gefahren. Dennoch ist es dir nicht gegeben, dass du als Junger für mich leidest, sondern wenn du alt geworden bist, werde ich dein Verlangen erfüllen, sodass du, was du nicht als Junger erlitten hast, als Alter erleiden wirst: denn du wirst deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten. Eine staunenswerte Ankündigung. Die ganze Zeit und Passion legt [Christus] dar. Denn nach der Zeit, in der dieses gesagt wurde, bis zur Zeit des Todes Petri verflossen ungefähr 37 Jahre: daraus wird offenkundig, dass er genügend alt war. 2630. – [Christus] sagt aber, Chrysostomus zufolge, wenn du aber alt geworden bist, weil es anders ist in menschlichen Dingen, anders in göttlichen: in menschlichen Geschäften nämlich sind die Jungen nützlich, der Alte aber unnütz; aber in göttlichen Dingen wird die Kraft nicht weggenommen durch das Alter, vielmehr wird sie manchmal stärker. Ps. 91,11: Mein Alter in reichem Erbarmen; Deut. 33,25: So wie der Tag deiner Jugend, so auch dein Alter. Aber dies muss verstanden werden hinsichtlich jener, die in ihrer Jugend sich im

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Caput XXI.

Guten geübt haben, wie Tullius sagt. Aber die in ihrer Jugend sich der Untätigkeit hingeben, sind als Alte zu nicht viel oder zu gar nichts imstande. Es wird dadurch auch verstanden, wie Origenes sagt über jene Stelle Matth. 25,19: Nach langer Zeit aber wiedergekehrt, dass selten nützliche Lenker und Lehrer der Kirche gefunden werden, die eine kurze Zeit leben, und er führt das Beispiel des Paulus ein, der, als man [erstmals von ihm] liest in Act. 7,58, ein Jüngling war, und später schreibt er an Philemon, 1,9, weil du ein solcher Greis bist wie Paulus. Und der Grund für dergleichen ist, weil [nur] wenige gefunden werden, die dafür geeignet sind, dass vom Herrn, wenn einige solche [doch] gefunden werden, sie bewahrt werden, damit sie länger leben. 2631. – Ebenso legt [Christus] die Art der Passion dar, weil du deine Hände ausstrecken wirst: denn Petrus wurde gekreuzigt, aber nicht mit Nägeln, sondern mit Stricken, damit er länger lebte. Und Christus nennt das Gürtung. Es ist aber dreierlei in der Passion der Heiligen zu bedenken. Erstens die Bewegung der natürlichen Leidenschaft: denn zwischen der Seele und dem Leib besteht so sehr eine natürliche Liebe, dass die Seele niemals vom Leib getrennt werden will, noch auch umgekehrt. II Cor. 5,4: Wir wollen nicht entblößt, sondern bekleidet werden; Matth. 26,38: Betrübt ist meine Seele bis an den Tod. Und deshalb sagt [Christus] wohin du nicht willst, nämlich mit dem Instinkt der Natur, der so naturgemäß ist, dass auch nicht das Alter selbst ihn Petrus nehmen konnte. Aber das Verlangen nach der Gnade vermindert dies: daher Phil. 1,23: Ich will aufgelöst werden, und mit Christus sein; II Cor. 5,8: Wir wagen es aber, und guten Willen haben wir, mehr aus dem Leib auszuwandern, und anwesend zu sein bei Gott. – Zweitens [ist in der Passion der Heiligen zu bedenken] die Verschiedenheit der Absicht der Verfolger von der Absicht der Heiligen: und wird dich führen, wohin du nicht willst. – Drittens, dass wir bereit sein müssen zum Leiden, jedoch nicht uns zu töten: daher sagt [Christus] du wirst deine Hände ausstrecken. Und dies ist offenkundig bei Petrus: weil er selbst, als das Volk einen Aufstand gegen Nero anstiften wollte, und Petrus [der Gefangenschaft] entreißen, dies verhinderte. I Petr. 2,21: Christus hat gelitten für uns und uns ein Beispiel hinterlassen. 2632. – Aber man muss beachten, dass dies, dass [Christus] sagt [ein anderer] wird [dich] führen, dem vorhergehen muss, dass er sagt ein anderer wird dich gürten; als ob er sagte: er wird dich gürten, weil er dich führen wird, wohin du nicht willst. Aber damit nicht geglaubt würde, dass dies gleichsam nichtig gesagt worden sei, ist es nach dem Tod Petri geschrieben worden. Denn Petrus ist getötet worden zur Zeit Neros, aber Johannes schrieb dieses Evangelium, nachdem er aus dem Exil zurückgerufen wurde, in das er geschickt worden war zur Zeit Domitians, zwischen dem und Nero etliche andere Kaiser waren.

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II. 2633. – Und deshalb legt [der Evangelist] dies aus als etwas, das gleichsam noch zukünftig ist, indem er sagt Dies aber sagte er, indem er andeutete, durch welchen Tod [Petrus] Gott verherrlichen würde: der Tod der Heiligen nämlich ist der Weg zur Herrlichkeit Christi. Phil. 1,20: Christus wird verherrlicht werden in meinem Leib; I Petr. 4,15 f: Niemand von euch wird leiden gleichsam wie ein Dieb oder Mörder … Wenn aber als ein Christ, dann erröte er nicht: er wird aber Gott verherrlichen in jenem Namen. Darin wird nämlich die Größe des Herrn gezeigt, dass für seine Wahrheit und den Glauben die Heiligen sich dem Tod aussetzen.

Lectio V. I. Und als er dies gesagt hatte, sagte er zu ihm: Folge mir nach. II. Petrus aber wandte sich um und sah jenen Jünger, den Jesus liebte, folgen, der auch beim Abendmahl an seiner Brust lag, und der sagte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? III. Als Petrus also diesen gesehen hatte, sagte er zu Jesus: Herr, was aber ist mit diesem? IV. Jesus sagte zu ihm: So will ich es, dass er bleibt, bis ich komme: was betrifft das dich? Du folge mir. V. Es ging [davon] also diese Rede unter den Brüdern aus, dass jener Jünger nicht stirbt. Und Jesus sagte [aber] nicht zu ihm: Er stirbt nicht; sondern: So will ich es, dass er bleibt, bis ich komme: was betrifft das dich? I. 2634. – Nachdem der Evangelist dargestellt hat, was der Herr dem Petrus vorbrachte, erzählt er hier, was er dem Johannes vorbrachte, nämlich ihm selbst, und erstens wird das Lob des Jüngers angeführt; zweitens das Lob seines Evangeliums, an der Stelle [n. 2652] Es gibt aber auch vieles andere, was Jesus getan hat. Hinsichtlich des ersten wird erstens der Anlass des Lobes angeführt; zweitens wird das Lob des Jüngers selbst hinzugefügt, an der Stelle [n. 2638] Petrus aber wandte sich um und sah jenen Jünger, den Jesus liebte. 2635. – Der Anlass des Lobes des Johannes aber war die Einladung Christi, der Petrus einlud zur Nachfolge: weil er, als er dies gesagt hatte, nämlich über das Amt und das Martyrium, zu ihm sagte, Jesus zu Petrus: Folge mir nach: Augustinus zufolge hinsichtlich des Martyriums, nämlich indem du für mich

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Caput XXI.

leidest: weil es nicht genügt, auf eine beliebige Art zu leiden, sondern nur, indem man Christus nachfolgt, das heißt um [Christi] selbst willen. Lc. 6,22: Selig werdet ihr sein, wenn euch die Menschen hassen … um des Sohnes des Menschen willen; I Petr. 2,21: Christus hat für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen. 2636. – Aber obwohl viele andere, die dort anwesend waren, gelitten haben um Christi willen, und vor allem Jacobus, der als erster getötet wurde, Act. 12,2: Er tötete aber Jacobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwert, weshalb wird insbesondere zu Petrus gesagt Folge mir nach? Deshalb nämlich, Augustinus zufolge, weil er nicht nur den Tod erlitten hat für Christus, sondern auch in der Art des Todes, nämlich dem des Kreuzes, Christus nachgefolgt ist. Matth. 16,24: Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir. Oder, Chrysostomus zufolge, wird gesagt Folge mir nach im Amt der Vorsteherschaft; als ob er sagte: so wie ich von Gott Vater die Sorge um die Kirche habe, Ps. 2,8: Fordere von mir, und ich werde dir die Völker geben als dein Erbe, so dass du an meiner Stelle seist über die ganze Kirche. 2637. – Aber weshalb hatte nach Christus Jacobus die höchste Stellung in Jerusalem nach der Himmelfahrt Christi? Dazu ist zu sagen, dass er freilich die besondere Stellung hatte an jenem Ort, Petrus aber die umfassende Herrschaft über die gesamte Kirche der Gläubigen. II. 2638. – Hier wird das Lob des Johannes angeführt, und [zwar] erstens hinsichtlich des Vergangenen; zweitens hinsichtlich des Zukünftigen, an der Stelle [n. 2644] Als Petrus also diesen gesehen hatte etc. 2639. – Erstens [wird das Lob] der besonderen Liebe zu Christus angeführt; daher sagt [der Evangelist] Petrus, der bereits begonnen hatte, sogar insbesondere körperlich Christus zu folgen, wandte sich um und sah jenen Jünger, den Jesus liebte: dadurch wird zu verstehen gegeben, dass Petrus, bereits zum Hirten gemacht, sich zur Sorge für die anderen anschickte. Lc. 22,32: Und du wende dich manchmal um und bestärke deine Brüder. Es liebte aber Jesus den Johannes nicht unter Ausschluss der anderen, weil er oben, 15,9 sagte: So wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt. Aber [Johannes] liebte er mit einer besonderen Liebe vor den anderen, und dies wegen dreierlei. Erstens wegen der Scharfsichtigkeit seines Verstandes; Lehrer lieben nämlich verständige Schüler besonders. Prov. 14,35: Willkommen ist dem König ein verständiger Diener. – Zweitens wegen der Reinheit der Enthaltsamkeit, weil er unberührt war. Prov. 22,11: Wer die Reinheit des Herzens liebt, wird wegen der Anmut der Worte den König zum Freund haben. – Drittens wegen des zarten Alters: Mit Kindern nämlich und Schwachen

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haben wir mehr Mitleid, und zeigen Anzeichen der Vertrautheit, so auch Christus für den bekehrten Jüngling Johannes. Oseae 11,1: Ein Knabe war Israel, und ich habe ihn geliebt. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass Gott insbesondere jene liebt, die die von Jugend an ihm dienen. Micha 7,1: Frühreife Feigen hat meine Seele verlangt. 2640. – Aber [ein Einwand] dagegen. Prov. 8,17: Ich liebe die, die mich lieben. Aber Petrus liebte Christus mehr; oben [v. 15]: Liebst du mich mehr als diese? Also musste Christus den Petrus mehr lieben als den Johannes. Die Antwort. Es könnte gesagt werden, dass Johannes, weil er mehr geliebt wurde, glücklicher war, aber Petrus, weil er mehr liebte, besser war. Aber dies wäre gegen die Gerechtigkeit. Und deshalb wird dies bezogen auf das Mysterium: denn durch diese beiden wird ein zweifaches Leben bezeichnet, nämlich das tätige und das beschauende, und beider Ziel und Gegenstand ist Christus. Aber vom tätigen Leben, das durch Petrus bezeichnet wird, wird Gott mehr geliebt als vom beschauenden, das durch Johannes bezeichnet wird: weil es mehr die Bedrängnisse des gegenwärtigen Lebens spürt, und glühender von ihnen befreit zu werden verlangt und zu Gott zu gehen. Das beschauende Leben aber wird mehr von Gott geliebt, weil es ihn eher bewahrt; denn nicht wird es beendet zugleich mit dem Leben des Körpers, so wie das tätige Leben. Ps. 87,2: Der Herr liebt die Tore Zions über alle Zelte Jakobs. 2641. – Aber einige, die dies nach dem Wortlaut auflösen wollen, unterscheiden in Christus eine zweifache Liebe, gemäß dem zweifachen Willen, dem göttlichen nämlich und dem menschlichen, und sagen, dass Christus den Petrus mehr geliebt hat in göttlicher Liebe, den Johannes aber mehr in menschlicher Liebe. Aber dagegen ist, dass der menschliche Wille in Christus völlig gleichartig war mit dem göttlichen Willen: daher hat er den, den er mehr liebte mit göttlichem Willen, auch mehr geliebt mit menschlichem Willen. Man muss also sagen, dass er jenen mehr liebte, dem er eher Gutes wollte. Petrus aber liebte er mehr diesbezüglich, dass er ihn mehr zu dem machte, der ihn liebte; Johannes aber liebte er zu etwas anderem, nämlich zur Scharfsichtigkeit des Verstandes. Eccli. 15,5: Es erfüllte ihn der Herr mit dem Geist der Weisheit und des Verstandes. Und demzufolge ist Petrus besser, weil die Liebe das Wissen überragt, I Cor. 13,8, Johannes aber [ist] besser zufolge der Scharfsichtigkeit des Verstandes. Aber die Verdienste beider abzuwägen ist nur Sache Gottes. Prov. 16,2: Der die Geister wägt, ist der Herr. Und deshalb sagen andere, und besser, dass Petrus Christus mehr liebte in den Gliedern [des Leibes der Kirche], und auf diese Art war er auch mehr von Christus geliebt, und deshalb vertraute er ihm die Kirche an; Johannes aber [liebte Christus mehr] in diesem selbst, und auf diese Art war er mehr von ihm geliebt: daher vertraute er ihm die Mutter an. Oder man muss sagen, dass Petrus Christus liebte hinsichtlich der Bereitschaft und des Eifers, Johannes aber mehr geliebt wurde hinsichtlich der Anzeichen von Vertrautheit, die ihm Christus mehr erwies wegen seiner Jugend und Reinheit.

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2642. – Und deshalb wird [Johannes], wenn er hinzufügt der auch beim Abendmahl an seiner Brust lag, gelobt aufgrund des zweiten Vorzuges, nämlich der besonderen Vertrautheit mit Christus; und dies ist oben ausgelegt. 2643. – Drittens wird [Johannes] gelobt aufgrund des Vorzuges des besonderen Vertrauens, das er von Christus hatte, so dass er vertrauensvoller vor allen anderen ihn fragte; daher sagt er und der sagte: Herr, wer ist es, der dich verraten wird? Dies ist ähnlich ausgelegt worden [oben 13,25]. Als Grund aber, weshalb Johannes derartige Vorzüge seiner erwähnt, nannte Chrysostomus, dass es zum Lobe Petri war. Es könnte nämlich geglaubt werden, dass Petrus deshalb, weil er Christus verleugnet hatte, nicht [wieder] zugelassen wurde zur früheren Vertrautheit, und deshalb, damit er das ausschloss, zeigt [Johannes], dass [Petrus] zu Größerem zugelassen wurde. Der beim Mahl nicht zu fragen wagte, sondern Johannes die Frage überließ, dem wird nach der Passion der Vorrang über die Brüder anvertraut, und er fragt nicht nur für sich, sondern auch für Johannes. Dadurch wird zu verstehen gegeben, dass die, die in Sünde gefallen sind, manchmal zu größerer Gnade wieder erstehen. Bar. 4,28: So wie nämlich euer Sinn war, dass ihr von Gott abirrtet, werdet ihr zehnmal mehr, wenn ihr wiederum zurückkehrt, ihn suchen. III. 2644. – Und deshalb fügt der Evangelist erstens sofort die Frage hinzu, indem er sagt Als Petrus also diesen gesehen hatte, sagte er zu Jesus: Herr, was aber ist mit diesem? Hier wird das Lob des Johannes angeführt hinsichtlich der Zukunft, und erstens wird die Frage Petri angeführt; zweitens die Antwort Christi, an der Stelle [n. 2646] Jesus sagte zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme; drittens wird das Verständnis dieser Antwort angeführt, an der Stelle [n. 2651] Es ging [davon] also diese Rede unter den Brüdern aus etc. 2645. – Man muss aber wissen hinsichtlich des ersten, dass Petrus, als der Herr zu ihm sagte Folge mir nach, mit körperlichem Schritt ihm nachzufolgen begann, und auch Johannes mit ihm; als Petrus ihn folgen sieht, fragt er Christus für ihn und sagt was aber ist mit diesem? als ob er sagte: Siehe, ich folge dir in der Passion, aber wird dieser etwa [auch] sterben? Danach hätte auch Johannes gefragt, aber er wagte es nicht. Chrysostomus zufolge aber beabsichtigte Petrus nicht, wegen der Passion zu fragen, sondern wegen des Vorranges. Petrus liebte nämlich über alle anderen Mitjünger den Johannes, und immer heißt es von ihnen, dass sie beisammen waren, sowohl im Evangelium als auch in Act. 3,1, und deshalb wollte er ihn als Kollegen haben im Amt der Predigt über den Erdkreis hin: deshalb

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sagt er was aber ist mit diesem, ergänze: was wird er tun? Er soll mit mir kommen. IV. 2646. – Anschließend wird die Antwort Christi angeführt, wenn [der Evangelist] sagt So will ich, dass er bleibt, bis ich komme. Aber man muss wissen, dass im Griechischen nicht steht So, sondern Wenn ich will, dass er bleibt etc. Aber das macht nicht viel aus: wie immer es auch nämlich gesagt wird, es ergibt sich von Anfang an jener Sinn dieser Worte, wie es den Aposteln selbst erschien, nämlich dass [Johannes] nicht sterben würde. [Christus] sagt nämlich So will ich es, dass er bleibt, bis ich komme, als ob er sagte: Er wird nicht sterben bis zu meiner Ankunft. Aber das wird ausgeschlossen dadurch, dass hinzugefügt wird Und Jesus sagte [aber] nicht zu ihm: Er stirbt nicht; sondern: So will ich es, dass er bleibt, bis ich komme: was betrifft das dich? 2647. – Aber einige, die diesen Sinn aufrechterhalten wollen, sagen, dass Johannes dies hinzufügt, nicht damit er den erwähnten Sinn ausschließe, sondern damit er zeige, dass der Herr diesen Sinn durch diese Worte nicht ausgedrückt hat, sondern nur durch jene So will ich es, dass er bleibt. Und deswegen sagen sie, dass Johannes noch nicht gestorben ist. Aber auf entgegengesetzte Weise ist gemutmaßt worden über sein Begräbnis. Es ist nämlich wahr, allen zufolge, dass er ins Grab eingegangen ist, und immer noch ist jenes sichtbar. Einige aber sagen, dass er ins Grab lebend einging, und durch göttliche Macht herausging und versetzt wurde an den Ort von Enoch und Elias, wo er aufbehalten wird bis zum Ende der Welt. Und demzufolge wird es so ausgelegt: So will ich es, dass er lebendig bleibt bis zum Ende der Welt; und dann wird er für mich das Martyrium erleiden durch den Antichrist mit jenen zwölfen. Denn unpassend ist es, dass er nicht stürbe: alles was entsteht nämlich, stirbt. Hebr. 9,27: Aufgestellt ist es für alle Menschen, einmal zu sterben. Andere aber sagen, dass er in sein Grab, das bei Ephesos ist, lebend einging und darin immer noch lebt und schläft, bis Christus kommt; als Argument haben sie derlei, dass dort die Erde gleichsam sprudelnd emporquillt, was, wie sie sagen, durch seinen Atem geschieht. Aber dies schließt Augustinus aus, indem er sagt, dass es weniger ist, wenn er schlafend lebt, als wenn er selig lebte. Weshalb also hätte Christus dem Jünger, den er vor den anderen liebte, als großes Geschenk einen langen Schlaf gegeben, und ihn eines so großen Gutes beraubt, für das der Apostel [Paulus] aufgelöst werden wollte und mit Christus [vereint] sein? Phil. 1,23. Und deshalb darf man das nicht glauben, sondern dass er gestorben ist, und dass er auch im Leib auferstanden ist. Und dafür ist ein Zeichen, dass sein Leib nicht gefunden wird, und so weilt er selig bei Christus, demgemäß dass dieser ihn einlud. Apoc. ult., 20: Es sagt, der das Zeugnis ablegt für jene: Auch ich komme eilig.

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2648. – Es muss also mystisch ausgelegt werden, Augustinus zufolge, sodass darunter verstanden wird, dass er sagt bleibt, das heißt „bestehen bleibt“, oder auch „erwartet“, gemäß jener Stelle Lc. 24,49: Bleibt in der Stadt, bis ihr bekleidet werdet mit der Kraft aus der Höhe. Und so sagt der Herr über Johannes, das heißt über das kontemplative Leben, So will ich es, dass er bleibt, das heißt [mich] erwartet, bis ich komme, entweder am Ende der Welt, oder im Tod jedes beliebigen Kontemplativen: weil die Kontemplation, die hier begonnen hat, nicht vollendet wird, sondern sie bleibt begonnen, und erwartet, das Christus kommt, um vollendet zu werden, wenn er gekommen ist. Apoc. 6,11: Gesagt ist jenen, dass sie ruhen noch eine kleine Zeit, bis erfüllt ist die Zahl ihrer Mitknechte; Lc. 10,42: Maria hat den besten Teil gewählt, der nicht von ihr genommen werden wird; Prov. 3,16. Die Länge der Tage ist in ihrer Rechten, und in ihrer Linken die Reichtümer und die Herrlichkeit. Aber das tätige Leben ist erfüllt und hat Gestalt durch das Beispiel der Passion [Christi], während sie Christus folgt, leidend für ihn. 2649. – Aber, Chrysostomus zufolge, wird es so gelesen: So will ich es, dass er bleibt, bis ich komme, das heißt in Judäa bleibt, und in diesem Land, um zu predigen, und von dir will ich, dass du mir folgst und die Sorge für den ganzen Erdkreis hast, und für mich leidest; und dies, bis ich komme, um die Juden auszulöschen. Was betrifft das dich? als ob er sagte: meine Sache ist es, anzuordnen. Denn, wie man es findet in der Geschichte, ging Johannes nicht aus Judäa fort bis zu der Zeit, als Vespasian nach Judäa kam und Jerusalem einnahm; und dann ging er von dort weg und ging nach Kleinasien. 2650. – Oder, Hieronymus zufolge, Du folge mir, nämlich in der Passion, und So will ich es, dass er bleibt, nämlich Johannes, ohne Passion des Martyriums und Todes, bis ich komme, um ihn zu mir zu rufen; oben 14,3: Ich werde wieder kommen, und werde euch aufnehmen zu mir selbst. Was betrifft das dich? nämlich dieses Vorrecht. Daher wird gesagt in der Legendes des heiligen Johannes, dass ihm, als er neunzig Jahre alt war, der Herr Jesus Christus erschien, und ihn einlud zu seinem Mahl. V. 2651. – Wenn [der Evangelist] anschließend sagt Es ging [davon] also diese Rede unter den Brüdern aus, dass jener Jünger nicht stirbt, wird angeführt, auf welche Art die Jünger die Worte des Herrn verstanden, nämlich dass [Johannes] nicht sterben würde. Und das ist es, was besagt Es ging die Rede aus, das heißt sie wurde verbreitet, unter den Brüdern, das heißt unter den Jüngern, Ps. 133,1: Siehe, wie gut es ist und wie erfreulich, wenn Brüder beieinander wohnen, dass jener Jünger, nämlich Johannes, nicht stirbt. Aber dieses Verständnis berichtigt [Johannes], indem er sagt Und Jesus sagte [aber] nicht: Er stirbt nicht; Matth. 15,16: Seid auch ihr immer noch ohne Verstand? Alles andere ist [bereits] ausgelegt.

Lectio VI.

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Lectio VI. Dies ist jener Jünger, der das Zeugnis ablegt über diese Dinge, und der dies geschrieben hat. II. Und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. III. Es gibt aber auch vieles andere, was Jesus getan hat; wenn es im einzelnen aufgeschrieben würde, glaube ich, dass nicht einmal die [ganze] Welt jene Bücher fassen könnte, die geschrieben werden müssten.

I.

I. 2652. – Hier wird der letzte Teil des Evangeliums angeführt, der gleichsam der Epilog ist, und erstens wird die Empfehlung des Evangeliums angeführt; zweitens der Überschuss darüber, was im Evangelium erzählt wird, an der Stelle [n. 2657] Es gibt aber auch vieles andere, was Jesus getan hat. Das Evangelium aber wird zweifach empfohlen. Erstens freilich aufgrund des Verfassers; zweitens aber aufgrund der Wahrheit, an der Stelle [n. 2656] Und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Hinsichtlich des ersten aber führt [der Evangelist] dreierlei an. 2653. – Erstens das Vorrecht seiner Urheberschaft, weil Dies jener Jünger ist, ergänze wiederholend: der bevorzugte, vertraute, zuversichtlich fragende, und dem es gegeben ist, das er so bleibt, bis ich komme: all dies weist auf das Vorrecht der Urheberschaft hin. Johannes wird besonders bevorzugt genannt wegen der Besonderheit der Liebe. Oben 13,35: Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habt für einander. Über die brüderliche Liebe aber spricht keiner der Apostel so viel wie [Johannes] selbst in seinen Briefen. Es wird auch über ihn gesagt, dass er, als er schon ein Greis geworden war, zur Kirche getragen wurde von seinen Schülern, damit er die Gläubigen unterrichtete; er sagte ihnen nur dies: Söhne, liebet einander. Und darin ist die Vollendung der christlichen Lehre. 2654. – Zweitens [wird Johannes besonders bevorzugt genannt] wegen seines Amtes, das es ist, Zeugnis zu geben; daher sagt er der das Zeugnis ablegt über diese Dinge. Dies ist das den Aposteln eigene Amt; Act. 1,8: Ihr werdet mir Zeugen sein; Is. 44,8: Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr. 2655. – Dritten fügt er seinen Eifer an, wenn er sagt und der dies geschrieben hat: der nämlich aufgrund des Amtes des Apostolats den Gegenwärtigen Zeugnis gegeben hat von den Taten Christi, hat selbst aus Eifer die zuvor genannten Taten zum Nutzen der Zukünftigen und Abwesenden aufgeschrieben. Is. 8,1: Nimm dir ein großes Buch, und schreibe in dieser Art der Menschen: Schnell raube die Waffen, schnell plündere; Eccli. 38,25: Weisheit

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Caput XXI.

wird der Gelehrte erlangen in der Zeit der Befreiung von [handwerklichem] Tun; von dieser Weisheit wird er erfüllt werden. Es ist nämlich dem Johannes gegeben worden, dass er lebte bis zur Zeit, in der die Kirche in Frieden war; und dann hat er all dies geschrieben. Aber er fügt dies deshalb hinzu, damit nicht dieses Evangelium geringer an Gültigkeit zu sein scheine als die anderen drei Evangelien, deswegen, weil es geschrieben worden war nach dem Tod aller Apostel, und [weil] die anderen Evangelien anerkannt worden waren von ihnen, und insbesondere das des Matthäus. II. 2656. – Hier wird die Wahrheit des Evangeliums angeführt. Und [Johannes] spricht in der Person der ganzen Kirche, von der dieses Evangelium angenommen worden ist. Prov. 8,7: Der Wahrheit wird nachsinnen meine Kehle. Man beachte aber, dass, während viele über die katholische Wahrheit schrieben, dies der Unterschied ist, dass jene, die die kanonische Schrift geschrieben haben, so wie die Evangelisten und Apostel, und andere dieser Art, sie so beharrlich behaupten, dass sie nichts zu bezweifeln übrig lassen. Und deshalb sagt er Und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist; Gal. 1,9: Wenn jemand euch [etwas] verkündet über das hinaus, was ihr empfangen habt, soll er verflucht sein. Der Grund dafür ist, dass einzig die kanonische Schrift die Richtschnur des Glaubens ist. Die anderen aber haben sich so geäußert über die Wahrheit, dass sie nicht wollen, das ihnen geglaubt werde außer darin, was sie Wahres sagen. III. 2657. – Hier wird das Nichtgenügen seiner Schrift angeführt hinsichtlich der Sache, über die er schreibt, damit er gleichsam [die Ansicht] entfernt, dass er dies schrieb gleichsam, indem er Dank abstatten wollte dem, der ihn erwählte: weil [dieser] nicht nur das getan hat, sondern auch vieles andere, das nicht aufgeschrieben ist in diesem Buch. 2658. – Das aber, dass folgt wenn es im einzelnen aufgeschrieben würde, glaube ich, dass nicht einmal die [ganze] Welt jene Bücher fassen könnte, die geschrieben werden müssten, kann zweifach ausgelegt werden. Auf eine Art, dass fassen bezogen wird auf die Aufnahmefähigkeit des Verstandes; als ob er sagte: So viel könnte gesagt werden über Christus, dass nicht einmal die [ganze] Welt jene Bücher [er]fassen würde, die darüber geschrieben würden. Oben 16,12: Vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es noch nicht tragen, das heißt erfassen. Auf eine andere Art, dass dies ein übertreibender Ausdruck ist: und es bezeichnet das Übermaß der Werke Christi. 2659. – Aber was ist es, was das besagt? [Der Evangelist] hat nämlich vorangeschickt: Und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist, und sofort fügt er

Lectio VI.

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einen übertreibenden Ausdruck hinzu. Aber, Augustinus zufolge, benutzt die Heilige Schrift einige figürliche Ausdrücke, so wie [Is. 6,1]: Ich sah den Herrn sitzen auf einem erhabenen und erhöhten Thron, und trotzdem sind sie nicht falsch: so gibt es [auch] manchmal in der Heiligen Schrift einen übertreibenden Ausdruck. Denn es ist nicht die Absicht des Redenden, dass geglaubt wird, was er sagt, sondern was er zu bezeichnen beabsichtigt, nämlich das Übermaß der Werke Christi. Jenes geschieht jedoch nicht, wenn etwas ausgelegt wird, das dunkel oder zweifelhaft war, sondern wenn das, was offensichtlich ist, vermehrt oder vermindert wird; etwa wenn jemand, der die Menge einer Sache empfehlen will, sagt: Das langt für hundert Personen oder für tausend. Wenn er sie aber tadeln will, sagt er: Das würde kaum für drei langen. Und trotzdem sagt er nichts Falsches: weil die Worte so die Sache, die sie bezeichnen, übersteigen, dass sich zeigt, dass er nicht beabsichtigt zu lügen, sondern zu zeigen, dass es wenig ist oder viel. 2660. – Oder es kann bezogen werden auf die Kraft Christi, der Wunder tat: sodass eine Verletzung geschieht darin, was im einzelnen besagt. Die Wunder und Worte Christi nämlich im einzelnen aufzuschreiben, bedeutet, die Kraft der einzelnen Worte und Wunder darzulegen. Die Christi aber sind auch die Gottes. Wenn jemand aber deren Gründe im einzelnen aufschreiben oder erzählen wollte, könnte er es auf keine Weise; vielmehr auch nicht einmal die ganze Welt kann es. Unendliche Worte der Menschen nämlich können nicht an ein einziges Wort Gottes rühren. Von Anfang der Kirche an nämlich gibt es immer Schriften über Christus, aber nicht zureichend; vielmehr könnten auch, wenn die Welt hunderttausend Jahre lang dauern würde, Bücher über Christus entstehen, und es würden nicht bis zur Vollkommenheit im einzelnen seine Taten und Worte dargelegt. Eccle. ult., 12: Mehr Bücher zu machen, dessen ist kein Ende; Ps. 40,6: Ich habe verkündet, und ich habe gesprochen: vermehrt sind sie über [jede] Zahl.