Kommentar zum zweiten Buch von Xenophons Memorabilien


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Kommentar zum zweiten Buch von Xenophons Memorabilien

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SCHWEIZERISCHE BEITRÄGE

KOMMENTAR

ZUR

ZUM ZWEITEN BUCH VON

ALTERTUMSWISSENSCHAFT

XENOPHONS MEMORABILIEN VON

IN VERBINDUNG OLOF GIGON

MIT DENIS

VAN BERCHEM

WILLY TBEILER

FRITZ WEHRLI

HERAUSGEGEBEN

VON BERNHARD

WYSS

OLOF GIGON

HEFT 7

VERLAG FRIEDRICH

REINHARDT

AG BASEL 1956

VERLAG FRIEDRICH

REINHARDT

AG BASEL 1956

Inhaltsverzeichnis

Signet dea Titelblattes:

Schwan, rll»:ÜSehesBronzebeschläg aus Augu

Alle Rechte vorbehalten Copyright by Friedrich Reinhardt AG., Basel

Druck von Friedrich Reinhardt AG., Basel

Kapitel

1

1

Kapitel

2

84

Kapitel

3

102

Kapitel

4

118

Kapitel

5

Kapitel

6

Kapitel

7

121 126 172

Kapitel

8

Kapitel

9

181 184

Kapitel 10

188

Literatur Zu der beim Kommentar zum 1. Buch angeführten gekommen und nachzutragen:

Literatur

ist hinzu-

A. Dihle, Studien zur griechischen Biographie (Abhd. dei- Akademie der Wissenschaften in Göttingen Phil.-Hist. Klasse III/37), Göttingen 1956. H. Erbse, Soki-ates im Schatten der aristophanischen Wolken, Hermes 1954. Th. Gelzer, Aristophanes und sein Sokrates, Museum Helveticum 1966. J. Luccioni, Xenophon et le Socratisme, Paris 1953. R. Sfärk, Sokratisches in den Vögeln des Aristophanee, Rh. Mus. 1953.

Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung

KAPITEL

1

Die Analyse des ersten Buches der Memorabilien hat zu drei wesentlichen Ergebnissen geführt. Erstens: Die Memorabilien sind nicht, wie es vor allem R. Maier (Sokrates 25 f.) und Wilamowitz (Platon I, 265} gemeint haben, eine und eine .tTEurnem überhaupt preisgibt. Der Unterschied ist jedoch der, daß der eine zu einem mühsamen Leben gezwungen wird, der andere hingegen es freiwillig auf sich nimmt, weil es der Weg zum Ruhme ist. Damit ist der Gegner der Enkrateia nicht minder gründlich widerlegt als derjenige des noAtTEUEC10m. Wir dürfen abschließend folgern, daß Xenophon das Kapitel hier eingelegt hat in erster Linie als Vorbau zu den Erzählungen vom Wirken des Sokrates in der menschUchen und politischen Gemeinschaft. Es lag ihm aber auch daran, sein ethisches Hauptgebot der Enkrateia erneut zu bekräftigen und damit eine sofort erkennbare Beziehung zum ersten Buch zu schaffen; nebenbei ist interessant, daß auch das zweite Hauptstück von II, die große Unterhaltung über die Freundschaft mit dem jungen e.pwTtKWTUTO.11' trw TOl,f.eui; in der Sokratik gerecht werden könnte. Hier haben wir uns zwangsläufig auf eine Skizze zu beschränken. Wir brauchen zunächst kaum ein Wort darüber zu verlieren, daß der Begriff der ßacrtAtK~ TE:(Vll nicht für unsere Stelle geprägt ist. Er tritt vielmehr so überraschend wie nur möglich auf. Der bisherige Dialogverlauf konnte erwarten lassen, daß etwa die zum ÜpXEIV befähigende Enkrateia als Inhalt der sokratischen Eudaimonia bestimmt würde (man dürfte dazu an I, 6, 1- 10 erinnern) oder ein in der Enkrateia sich legitimierendes upxEIV selbst oder endlich ein spartanisch diszipliniertes up:(E1vKai üpxwem überhaupt. Statt dessen hören wir von einer ßacr1A1K~ TE:(Vn, auf die wir nicht einmal in Andeutungen vorbereitet waren. Seltsamerweise ist dasselbe auch von der zweiten Stelle zu sagen, an der sie genannt wird: IV, 2, 11 ; da ist es Sokrates, der dem ununklaren Ehrgeiz des jungen Euthydemos Form gibt; er strebe nach aßTl'J der schönsten apET~und größten TEXVTJ · fon rap Twv ßaa1>,,ewv KalKaAEtTat ßaoütK~.Mehr wird von ihr überhaupt nicht gesagt. Sie erscheint unvermutet als Inbegriff (wie es zuvor heißt) des äpxew in 4

50

II, 1, 17

Polis und Haus und des Nützens roi,;;TEc'iH01,;; dv0pwrrm,;;Kai fouTOi..1TtKllidentisch sei, doch habe die Frage, was sie leiste, zu keinem genügenden Ergebnis geführt. Wenn irgendwo, so beweist an unsern Stellen der Befund, daß Platon wie Xenophon einen bereits fest geprägten Begriff im Auge haben. Sie führen ihn so prägnant an, als läge ihnen nur daran, den Leser an eine bekannt,e Doktrin zu erinnern. Welches ist diese Doktrin ? Bei Platon wird der ßaO'lÄLKll die rrohlTlKTJ gleichgesetzt, und dasselbe meint mehr oder weniger auch Xenophon. Aber eins ist zu bedenken. Um es in äußerster Simplizität auszudrücken: Platons Kleinias und Xenophons Euthydem können zwar hoffen, TTOhmKoi zu werden, aber gewiß nicht als ßctO"LAEit;; zu regieren. ßctO'tÄLKTJ muß also nuancierter gefaßt werden als TTOAtTlKTJ, und wir gehen wohl nicht fehl mit der Annahme, daß sie ursprünglich und unterirdisch auf den ßctO"LAEUapa.vKai rrpETIOVTwr,; gxouaav gezeigt (10, 9). Es ist evident, daß hier in einem sachlich vollständigeren Text vorliegt, was Xenophon an unserer Memorabilienstelle meint. Erst aus Oik. 10 erfahren wir, was eigentlich die 37

Zuletzt darüber B. Snel! in: Entretiens

de Ja Fondation Hardt 1954,

97ff. 86 Näohstverwandt ist die Zeichnung der clflETrJals Matrone und der i:uxri als Hetäre: vgl. Jambl. Protr. 9,3f. Fist,, Gnom. Homoi. Nr. 4 Elter etc.

65

Kakia tut, um sich künstlich ansehnlicher zu machen, und was in der Beschreibung der Arete die Ka0ap6n1c;des Körpers bedeuten soll. Dieser Zug ist noch in das cpua1,.-.Momenteinzubeziehen, obschon ihn Xenophon syntaktisch abgetrennt hat 3 9• Wie weit Xenophon mit dem Betonen dieses kosmetischen Betrugs der Kakia auf das innerlich Täuschende ihrer Worte vorausdeuten will (vgl.§ 27), läßt sich nicht sagen. Ein zweites Moment ist mit den beiden Stichworten aihwr,;und awcppoauvrigegeben. Fqr die griechische Ethik sind dies die beiden grundlegenden Tugenden des jungen Mannes und der ehrbaren Frau. Daß die atbwc;in den Augen sitzt, ist seit Il. 1, 225 bekannt; es genügt, als weitere Belege Euripides Fr. 457 N., Iph. Aul. 378 n und Gnomol. Vatic. Nr. 433 Sternb. zu zitieren. In unserm Text stehen die niedergeschlagenen Augen der alhwi., wie sie die Arete auszeichnet, den oµµa.m a.vaTfETI• Taµeva der Kakia unmittelbar gegenüber. Was unter der awcppoauvri der Haltung zu verstehen ist, lehrt am besten der platonische Charmides 159b2-5: alles Tun, besonders das Gehen und Reden Koaµiwi. 1..a?..Et · µavia.vrap tµcpa.ive1.Dasselbe gilt auch für unsere Stelle. Wir brauchen nur die ersten Zeilen von§ 23 zu lesen, um zu vernehmen, daß die Arete, auch nachdem sie Herakles zu Gesicht bekommen hat, ruhig weiterschreitet, während die Kakia auf die unvornehmste Weise 1ipocrhpauä Xenophon hat augenscheinlich umdisponiert. Bei der Arete wurde dem axnµa die c,wcppocruvri zugeordnet; bei der Kakia teilt er unter dem Stichwort axfiµa.im Sinne von Oik. 10, 2 mit, sie habe (durch hohe Schuhe) ihre Körpergestalt künstlich erhöht, eine Prozedur, die nur sehr indirekt etwas mit der crw· cppocruvri zu tun hat. Als eigentliches Gegenstück zur crwcppocruvri der 90

Aus spiHerPn vgl. etwa noch Hor. serm. I, 2, 123/4, Aelian v. h. 14, 39.

66

II, 1, 22

.Arete trägt Xenophon später das npoobpaµE'ivnach, mit dem die Begegnung der Frauen mit Herakles anhebt. Das dritte Moment ist dasjenige der Kleidung. Nimmt man es pedantisch, so ist es leicht, eine gewisse Inkonzinnität zu konstatieren. Denn der weißen Kleidung der Arete müßte wohl ein buntfarbiges Hetärengewand entsprechen 40 .Natürlich kennzeichnet auch das durchscheinende Kleid, von dem Xenophon spricht, die Hetäre, und insofern kann man die Unstimmigkeit belanglos finden. Anderseits wird vielleicht ein Nachrechnen finden, daß das Bemühen wpav bmMµrmv zu lassen nicht ganz konsequent auf die Maßnahmen folgt, die ein Uebertrumpfen und Fälschen der (j.)U0"11, bezwecken. Endlich sei nicht vergessen, daß die weiße Farbe nicht nur den Matronen ansteht, sondern auch vielfach die Farbe ist, in der die Götter ererscheinen; so die Dioskuren (lustin 20, 3, 8, Paus. 4, 27, 2 u. a.) und so vor allem die göttliche Frau, die dem platonischen Sokrates bei seinem letzten Traum im Gefängnis erscheint (Kriton 44AB). Es bleiben noch zwei Momente zu besprechen, die in der Beschreibung der Arete kein Gegenstück besitzen. Das eine sind die rrol,.ucia.pKia und anal,.6n11,.Die zwei Begriffe kommen sonst bei Xenophon nicht vor, bieten aber in sich keine Schwierigkeiten. Merkwürdig ist nur, daß eben das Gegenbild fehlt, obschon es sich mühelos ergänzen läßt. In der wohlüberlegten Paraphrase des Basileios, de leg. lib. gent. 5, ist das geschehen. Während es von der Kakia u. a. heißt, sie würde urro Tpucpf\i; oiappE'iv,hören wir ,~v o' frEpav Ka,1:0"KAT1KEvm Kai auxµE1v.Allgemein: der weichlichen Kakia tritt die muskulös magere, rr6voi;;-gewohnteArete entgegen. Daß Xenophon diesen Zug, der augenscheinlich in der Vorlage angeführt war, bei seiner Schilderung der Arete gestrichen hat, ist höchst sonderbar. Hat er nur kürzen wollen oder widersprach es seiner Vorstellung von göttlicher Würde, die Arete als eine abgehärtete Virago zu präsentieren? u Wir wissen es nicht; aber daß Prodikos hier deutliche, wenn nicht geradezu krasse Kontraste schuf, dürfen wir zuversichtlich annehmen. 40 Vgl. die metaphorischen Stellen Demetr. Phal. Frg. 178 Wehrli und Diog. Laert. 4, 52 über Bion. 41 Natürlich kann man annehmen, daß eurcpen:~~eine Anspielung darauf sein soll. Ebenso mag in üeu0Eptrn;, wie Alexis Fr. 263 Kock zeigt, an den Gegensatz zu rcpoabpaµeiv mit zu denken sein. Aber das Gewicht liegt auf cpuo"El.

II, l, 22-23

67

Das zweite ist der Satz, mit dem das Bild der Kakia schließt. Beherrscht wird er durch den in drei Gliedern sorgfältig variierten Begriff des Schauens. Von der Haltung der Augen war an sich schon die Rede. Während aber zuvor der züchtige und der schamlose Blick gemeint waren, haben wir es nun mit der Eitelkeit zu tun, einem Zug, der natürlich dem unverständigen Ka>-61, primär eigen ist 4 2 , in einem weiteren Sinne aber auch den sophistischen a>..aZ:wv charakterisieren kann. Wir verstehen, daß da das Gegenstück fehlt. Man sieht nicht recht, wie es lauten könnte. § 23. Offenbar bleibt Herakles ruhig sitzen(§ 21), während die beiden Frauen auf ihn zugehen. Die Kakia fängt nun zu laufen an, was nicht nur, wie wir sahen, die Schicklichkeit verletzt, sondern auch das eitle und zugleich ängstliche Streben veranschaulicht, unter allen Umständen zuerst zu Wort zu kommen. In der Tat folgt zunächst ihre Rede(§ 23-25), in§ 26 stellt sie sich auf eine Gegenfrage des Herakles vor; inzwischen i:.;tauch die Arete in die Nähe gekommen und hält ihrerseits ihre Rede (§ 27-28). Die Kakia antwortet nur mit einer äußerst knappen Replik(§ 29), worauf die Arete zur breiten Schluß rede ausholt, die mit Ausnahme des letzten Satzes nicht an Herakles, sondern an die Kakia gerichtet ist(§ 30-33). Dennoch nennt sie Xenophon {m' 'ApETfj1, 'HpaKkfoui;rraioEUO"tv, so daß man beinahe meinen könnte, der Verfasser habe in abgewandelter Form die uns seit I, 2, 30 bekannte Methode der indirekten Belehrung durchführen wollen. Den pedantischen Verweis n7v µEvrrp6,.41 T4Jcrwµcmvollzogenen Wahrnehmungen bezeichnen kann. Ob Xenophon dies hier gemeint und also die Aphrodisia allein den fünften partikularen Sinn hat vertreten lassen wollen, ist nicht ganz zu entscheiden, wenn auch weniger wahrscheinlich. Doch sei nicht vergessen, daß schon im Atomismus der Begriff des > ein außerordentlich bedeutungsreicher gewesen ist. Zum einzelnen: Indem textlichzerstörtenbericrrimußeinSynonym § 23 Ende stecken; welches, bleibt ungewiß. Der Begriffszu b1aß1wcrr;i klingt von weitem an die vielzitierte komplex O"Konouµcvor;; - Ti- Eupotc:; Erzählung vom üppigenFürsten an, der demjenigen einen Preis aussetzt, der ihm eine neue Art von ~hovfi erfindet 43 • Im Punkte des Schlafes ist nicht wie in § 3 an die Dauer, sondern an die Beschaffenheit des Lagers gedacht. Von der apophthegmatischen Tradition, die auch da Beachtung verdient, wird zu § 30 zu reden sein. § 25. Es ist an sich sinnvoll, an die Beschreibung des Telos diejenige der Wege zum Telos anzuschließen. Das geschieht aber nicht allgemein, sondern seltsamerweise nur für den besondern Fall der u1to41ia..amwpe'iv als Synonym von nove.iv begegnete schon in§ 18. Was die Wege angeht, die positiv zur ~hov~ führen, so kombiniert Xenophon zwei Motive, die uns beide schon bekannt sind. Einmal soll sich der i.fthovoc:; die Frucht der Arbeit Anderer zunutze machen, Wie das zugehen soll, erfahren wir nicht, aber der Gedanke als solcher begegnete schon in§ 13. Allerdings ist 49

Bei Theophrast Fr. 125 W. und Aristoxenos Fr. 50 W. ist es der Perserkönig, bei Cicero TD 5, 20 ist es im besonderen Xerxes, bei Flut. mor. 622A der König der Assyrer und bei Herodian Hist. 1, 3 Dionysios von Syrakus.

70

II, 1, 25-26

dort vom Rechte des Stärkeren die Rede, was hier kaum gelten kann. Offenbar ist hier vielmehr an einen schwelgerischen Tyrannos gedacht, der seine Untertanen ausbeutet. In einem gewissen Sinne das Gegenteil davon scheint der Satz oube.vo,;;und nav,ax60e.v zu sagen. Er zielt auf die ataxpoKEphem,wie sie von Aristot. EN 1121 b 31-1122a 13 und Theophrast Char. 30 beschrieben, aber auch schon von Theognis 83-86 gemeint ist 44 • In den Mem. selbst ist I, 2, 56/7 zu nennen, wo Sokrates gegen den Vorwurf verteidigt wird, Res. Erga 311 als Aufforderung zur aiaxpoKEpbeminterpretiert zu haben; ferner I, 2, 22 und die kuriose Stelle II, 9, 4. Formal angemessen schließt die Rede der Kak.ia mit dem leise ETWTTO.PEXW, dem Hinweis auf das Geschenk, das feierlichen EEoutaO'upovi:e,;;. Kakia Eudaimonia sein soll. Denn gewiß hatte bisher nur der uK6Xu.qe. Daß im übrigen das Streben nach foaivoc;bei Xenophon zu den edelsten Eigenschaften gehört, lehrt Kyr. I, 2,1; 5, 12. Es folgen zwei Fragen, deren erste wohl auf das iforraTciv(§ 27) zurückgreift, deren zweite ganz neu das Moment der Unersättlichkeit bietet. Dieses ist zwar durchaus in der ~bov~-Diskussionheimisch (es genüge, an Plat. Gorg. 492Eff. und an Epikur Fr. eth. 53 Diano zu erinnern) und ist hier deutlich als Gegensatz zur sokratischen Autarkeia formuliert; vgl. besonders I, 2, 1 und 3, 5, die vielleicht sogar die Folgerung erlauben, daß in dem auffallenden UITOlJ.lta. amiVEW.ou E\TErro>.Eµiou undankbar sei. Worauf Sokrates abschließend bestätigt, der Undank sei also ei>.ucptviic; douda; wir merken sofort an, daß Elli.tKptvfic; bei Xenophon nur noch (in ganz anderm Sinne) in Kyr. VIII, 5, 14 vorkommt. Es dürfte also hier nicht ohne besondere Absicht verwendet sein. Freilich können wir diese Absicht nur erraten; der Gedankensprung, den Xenophon wagt, ist gar zu beträchtlich. Offenbar will er Sokrates feststellen lassen, daß der Undank nicht nur eine der vielen, vom jeweiligen Kmpöc;her zu qualifizierenden Formen der Ungerechtigkeit ist, sondern Ungerechtigkeit par excellence und in jedem Falle. Denn die Dankespflicht gilt nicht nur dem Freunde, sondern sogar dem Feinde gegenüber, der Gutes tut. Daß wir damit in den Umkreis platonischer Gedankengänge gelangen, ist nicht zu verkennen ; und bei PlaElh.tKpwfic; eines der Worte für die ton ist (aus eleatischer Tradition Eindeutigkeit des ov und des auf das ov gerichteten voeiv(Phaid. 66A u. a.). Doch halte ich es für ausgeschlossen, an dieser wie an ververwandten Stellen ernstlich Platons Einfluß anzunehmen, auch wenn wir andere Namen zu nennen nicht in der Lage sind. Unklar bleibt, wie Xenophon den Uebergang von dem legitimen axaptO'rE'ivgegen den Feind (der sich als Feind betätigt) zum xapw urrobtbovmgegen den Feind (der einem - auf welche Weise 1 - Gutes erweist) bewerkstelligt hat. Erkennbar ist nur das eine, daß er über der Ambivalenz des avbpanohiZ:ecr{}m usw. eine höhere StnfP ansetzen will, auf der diese Ambivalenz nicht mehr gilt und Undank unter allen Umständen ungerecht ist. Wir sagten schon, daß zunächst dieser ganze Abschnitt durchaus

n

II, 2, 2 3

89

fehlen könnte. Fragen wir, was Xenophon bewogen haben mag, ihn einzulegen und auf eine Undankbarkeit hinzusteuern, die auch bei einem rroMµtopobicrm1tmb1Kii zur Seite gestellt werden; im ersten Falle ist das einzige Problem das des sozialen Ranges der Frau, im zweiten Falle dagegen tritt der Eros mit seinen Imponderabilien in den Mittelpunkt. Eine Parallele zum Ganzen ist die zu 1, 5 schon genannte Stelle Oik. 7, 11. Verblüffend wirkt, mit welcher kaum verdeckten civmcrxuvTia.hier der Vater vor dem Sohne, dort der Ehemann zur Gattin von der Möglichkeit spricht, sich für die Aphrodisia an die Hetären zu wenden. Zum zweiten Punkt ist noch IV, 4, 20-23 heranzuziehen. Da wird die Frage nach dem Rang des Nomos diskutiert, und zwar anhand des den Griechen äußerst anstößigen persischen Nomos, der eine Ehe mit Mutter oder Schwester erlaubt; er spielt auch sonst in der sophistischen und sokratischen Diskussion eine beträchtliche Rolle (vgl. u.a. Dissoi logoi VS 90, c, 2, 15, Antisthenes bei Athen. 220 C). Der xenophontische Sokrates weist i lm zurück; da er notwendig zum KaKw,;; TEKV01to1eicr0m führe, habe er seine Strafe und Widerlegung in sich selbst. Im übrigen ist der unter den Lehren des Antisthenes bei Diog. Laert. 6, 11 angeführte Satz zu zitieren: (Tov crocpov)raµiJcr1:1v TEKvorrmia~ xap1v,Ta.1,;; EU(j)UEO'TClTU\~ O'UVIOVT!l 'fUVa.tEi. So wie er dasteht, resümiert er unser II, 2, 4. Da wir a her nicht wissen, aus welchem szenischen Zusammenhang diese dürftige Notiz abstrahiert ist (es kann Xanthippe diskutiert worden sein, aber auch Alkibiades oder Perikles usw.), so wird aus ihr für die Herkunft unseres Kapitels nicht viel zu entnehmen sein. In einem weitem Sinne lassen sich zum ersten Punkt noch fol-

92

II,2,4-5

gende Texte vergleichen. Einmal Herakleides Pont. F. 146 Wehrli: der Sohn einer Hetäre braucht nach Solons Gesetz seinen Vater nicht zu unterhalten, da dieser offensichtlich sich seine Frau ou TEKvwv genommen habe. Die Geschichtlichkeit dieser Ane'.VEKa ... an' ~hovf\..4J EVTU'fX6.vo1c;; repräsentiert die schwächste Form menschlicher Beziehung; daß ein Interesse besteht, sich auch mit ihm gut zu stellen (El'.,voiai;; wie vorhin EuvoiKwi;; soll vermutlich eine Klammer zu KaK6vouv-eüvouv § 9/10 bilden}, wird mindestens angedeutet. Zum Ganzen ist ein Apophthegma des Diogenes im Gnomol. Vatic. Nr. 197 Sternb. heranzuziehen: Kaw.µa8wv Ttva Twv pwpiµwv Ei Trh!;lV µtv ßouMµevot µox{hwoic;; tlv9pumo1c;; öµtAOUVTU 'dTOliOV 'fE' ElliEV' O'uµn>.ouc;; ßehiO'TOU(,; E1TlhtE6µe0a, ßtouv be 6p{}wc;npoaipouµwot KOtvW64 • vouc;TOUßiou Touc;TUXOVTUt;; ulprio-6µE8a' § 13. Vorbereitet durch µnT~pa- qn>..oOo-av, kehrt die Diskussion zur a.xapicrtiazurück. Die Gesamtdisposition des durch dieses Stichwort umgriffenen Komplexes wird sichtbar: begonnen war mit einer Definition der uxap10'Tia,dann wurden die Leistungen der Eltern geschildert, zuerst grundsätzlich (§ 3), dann im einzelnen von der Wahl der Ehefrau durch den Mann bis zum Gebet der Mutter für das Kind. Angemessen wird nun zum Schluß auf den Nomos verwiesen, der empirisch und gewissermaßen als Manifestation des consensus gentium bestätigt, daß der Undank gegen die Eltern eine Eih1Kp1v~c;; ab1Kiaist. Schon in§ 3 war der Nomos zur Sprache gekommen, dort noch allgemeiner (o.ln61'.ai;; gegen~ n6>..tc;; so. Athen). Xenophon steht damit für sein bescheidenes Teil in der Problementwicklung, die im geschichtsgebundenen Denken des Aristoteles gipfelt 6". Die Rückbeziehung auf§ 1 ist sogleich durch die von dorther wiederholte Elementardefinition der uxaptO'Tiamarkiert. Sehr eigentümlich wird der Gedanke, daß man wegen Undanks nicht gerichtlich 63

Vgl. II, 4, 6: Hieron 3, 2; natürlich schon Theognis 81/2 u. a. Als Variante kann man ein Apophthegma bezeichnen, das bei Plut. mor. 148 A auf den Namen Chilons, im Gnomol. Vat.-Pal. Gr. 122 Nr. 24 auf denjenigen eines Aristarchos gestellt wird; ferner - besonders bemerkenswert - SVF 3, 634. 65 Dazu im ganzen: Archivio di filosofia ed. E. Castelli, 1954, 129 ff.; die zahlreichen Stellen antiker Literatur, in denen das 1ovEt,.~ll'E0"8a1. Im übrigen ist zum Abschnitt über die Menschen IV, 4, 24 zu vergleichen. Da weist Sokrates nach, daß sich die Ver-

102

11,3, l

II, 2, 14-3, 1

letzung des Gebots der Dankbarkeit durch den Verlust aller guten Freunde von selbst straft. Der &xapwroi;;macht sich also, worauf schon der athenische Nomos hinweist, bei Göttern und Menschen verhaßt; wirkungsvoller kann die Paränese nicht schließen. Lamprokles kommt nicht mehr zu Wort. Nur in der Anrede wrm.iist die Szenerie noch einmal flüchtig angedeutet. Das Kapitel ist ja auch ein Musterbeispiel dafür, wie Ansätze und Fragmente eines Dialogs über ein echtes Problem durch einen nicht uninteressanten, aber völlig gradlinigen Vortrag erdrückt werden.

KAPITEL

3

Daß dieses Kapitel von Xenophon als Ergänzung zum vorangehenden gedacht ist, liegt auf der Hand. Neben (Mann-Frau und) Eltern-Kinder ist die Beziehung unter Geschwistern die dritte der elementaren Relationen im Familienverband. Wieder gilt es einen Streit zu schlichten; wieder ist als Partner des Sokrates mit Absicht ein ihm besonders nahe stehender Mensch gewählt und wiederum (was nicht selbstverständlich ist) der j fingere der beiden Streitenden. Chairekrates ist, wie§ 15/6 ausdrücklich sagt und sich auch aus Plat. Apol. 21A erschließen läßt, der jüngere Bruder Chairephons. Dieser ist in einer bei Xenophon (I, 2, 48 und Apol.14) wie bei Platon (Apol.20E/2IA; Gorg.447 Aff.;Charm.153Bff.)berücksichtigten Tradition der ergebenste Jünger und ständige Begleiter des Sokrates, derjenige, der aus Delphi den berühmten Orakelspruch geholt hat. 66 Aber schon die Komödie des Eupolis und Aristophanes kennt ihn im Gefolge des Sokrates, allerdings auch selbständig als einen absonderlichen bleichgesichtigen Schwärmer und Sophisten. Doch ist es hier nicht der Ort, das Rätsel, das diese Gestalt uns aufgibt und das mit dem Rätsel des Sokrates in der Komödie eng verbunden ist 6 7,zu diskutieren; dies um so weniger, als es für das Verständnis 88 Außer den Wolken des Aristophanes vgl. besonders die Zusammenstellung im Schol. Plat. Apol. 20 A. 61 Darüber neuestens scharfsinnig, aber nicht durchschlagend H. Erbse, Hermes 82, 385 ff.

103

unseres Kapitels keinerlei Rolle spielt. Wir erfahren bei Xenophon nur das Unentbehrlichste: daß die streitenden Brüder Sokrates gut bekannt sind (was sein Eingreifen legitimiert) und daß Chairekrates der jüngere und Chairephon nach seinem Charakter cp1h6r1µoi;; Kai üeu0ep1oi;;(§ 16) ist, was beides Sokrates berechtigt, den jüngeren zu einem ersten Schritt der Versöhnung aufzufordern. Zum Sachproblem des richtigen Verhältnisses unter Brüdern ist verschiedenes Parallel.material zu vergleichen, voran Plutarchs Traktat IT. cpt>1.abehcpiai;, der freilich Xenophon nirgends zitiert und nur gelegentlich nähere Berührungen mit den Gedanken unseres Kapitelszeigt (so 478 D ff. und 491 C ff.); subsidiär ist Stob. IV, 27 von Interesse, An alten Texten sei hervorgehoben Res. Erga 707, dann etwa die aller Wahrscheinlichkeit nach von Hesiod selbst vollzogene Deutung des Namens der Musen auf deren geschwisterliche Eintrachta 8 , schließlich die vielbehandelte Erzählung Herodots III, 119 von der Frau des Intaphernes. Im Umkreis der Sokratik finden sich, soweit ich sehe, nur noch zwei kurze Stellen, die auf eine thematische Behandlung der q>thabE>.cpiaschließen lassen. Die eine ist eine kümmerlich reduzierte Aeußerung des Antisthenes: oµovoouvrwv.cpwv cruµßiwow1mvroi;; re.ixoui;icrxuporepavE1vm(Dfog. Laert. 6,6). Zugrunde liegen dürfte ein konkretes Beispiel, das erraten zu wollen müßig ist. Für die Formulierung sind zwei Sätze aus Diog. Laert. 6, 13 heranzuziehen, nach denen die Phronesis, bzw. die >.or1crµoi stärker als alle Mauern sind; als gemeinsamen Hintergrund aller drei Texte haben wir die ziemlich zahlreichen Apophthegmata anzusetzen, in denen Sparta, die Stadt der tapferen Männer, es verschmäht, sich mit Mauern zu sichern 69 , Die andere Stelle ist eine ebenfalls nicht sehr ergiebige, aber häufig zitierte Anekdote über einen Streit des Sokratikers Eukleides mit seinem Bruder. Der ergrimmte Bruder erklärt: «Ich will sterben, wenn es mir nicht gelingt, mich an dir zu rächen>>,doch Eukleides erwidert: «Und ich will sterben, wenn es mir nicht gelingt, uns zu versöhnen►> 10 • Genauer einordnen läßt sich das schon darum kaum, 68 Moüam als öµoü oüam bzw. öuovooüam s. Flut. mor, 480 EF, Serv. Aen. 1, 9, der sich auf Epicharm beruft, und endlich Hes. Th. 60 oµ6..uwµEv

er schlägt eine Versöhnung vor mit dem Hinweis, es sei doch gar zu sich als Vermittler unwürdig zu warten, bis jemand üri Trjc;KUAIKO\; betätige (eine leise Aehnlichkeit mit Plat. Symp. l 76E und Xen. Sy. 3 2 ist unverkennbar). Aischines stimmt zu, worauf aber Aristippos ' noch ausdrücklich darauf aufmerksam macht, daß er, obwohl ihn der Aeltere, als erster die Hand zur Versöhnung geboten habe (Diog. Laert. 2, 82/3, offenbar aus einem größeren Dialogzusammenhang verkürzt). Da kommen wir ja nun wieder in die Nähe unseres Kapitels§ 15 6. Darüber hinaus ist nichts anzuführen, es seien denn die Strafbestimmungen, die Platon in den Gesetzen 868 E/869 A und 869 CD über den Brudermord erläßt; doch da ist der Zusammenhang mit den Problemen Xenophons nur noch äußerst vage. Auch die berühmten und schrecklichen Sagen von streitenden Brüdern (Atreus-Thyestes, Eteokles-Polyneikes u. a.) berücksichtigt Xenophon nicht. Eher wird sich fragen lassen, ob der Konflikt Hesiods mit seinem Bruder Perses, der die Voraussetzung des Anfangsteils der Erga bildet, in unserm Kapitel eine Rolle spielt. Bei der großen Bedeutung, die Hesiod und die Hesiodinterpretation für die Entwicklung der grie" chischen Ethik gehabt hat, wäre dies sehr wohl denk.bar. Sichtbarer ist immerhin eine Linie, die von unserm Kapitel zur Kyrupädie und damit (wie wir in gewisser Weise sagen dürfen) zur persischen Geschichte hinü herführt. Diese kennt aus vorxenophontischer Zeit zwei gegensätzliche Beispiele von Beziehungen unter Brüdern: Kambyses läßt rücksichtslos seinen Bruder Smerdis töten, von den Söhnen des Dareios dagegen huldigtAriamenes ohne Widerstreben seinem Bruder Xerxes, obschon dieser der jüngere ist (hiezu Plut. mor. 488 C-489 A). Von den Söhnen des Kyros, Kambyses und seinem Bruder, spricht auch die Kyrupädie. Aber selbstverständlich legt Xenophon den 71 Gnomol. Vatic. Nr. 38 Sternb.; im Texte steckt ein \Vortspiel, das befriedigend aufzuklären ich nicht in der Lage bin,

105

II, 3, 1-2

106

herangezogen, während Xenophon sich hier im Falle der Menschen mit einem eher unbestimmten Satze begnügt. Ein Wort noch über die drei Teile des ersten Punktes. Das Paar dcppwv-cpp6vtµoc;; soll zunächst wohl nicht mehr besagen als ÜIIJUXoc;;und damit den Gegensatz des Geldes zum «lebendigen Besitz►> lµq.n,xoc;; überhaupt; daneben mag auch der uralte Gedanke der Unzuverlässigkeit und Blindheit des Reichtums hereinspielen 72 • Der zweite Teil greift voraus auf§ 4 ~nov-ümi8EvTm und§ 18/19. Zusätzlich darf man vielleicht an den Satz erinnern, den Aristoteles (vermutlich aus dem Protreptikos) in Pol. 1323 a 40/ 1 mit größter Knappheit so Kai cpu>.anoua1v ou TU,.>,.01 av0pwrrm sehr vage formuliert ist, bemerkten wir schon. Maniriert wirkt die gewählte Antithese ouvabEAcpo1 - a.vabe},.cpm bzw. nµw(n - foni0EVTat.Es läßt sich nicht ausmachen, ob Xenophon Exempla aus Sage und Geschichte oder irgendwelche v6µ1µaim Sinne hat; im Prinzip wird aber die Linie von I, 4, 16 und II, 2, (3); 13 weitergeführt. § 5, Nun erst kommt Chairekrates zu Worte. Daß seine entschieden ablehnende Aeußerung derjenigen des Lamprokles in 2, 7 entsprechen soll, liegt auf der Hand. Xenophon will in beiden Fällen einen renitenten Partner zeigen, der nun aber nicht wie Aristippos in II, 1 bis zum Ende verstockt bleibt, sondern sich sehließlich bekehren läßt. Allerdings : während Lamprokles in 2, 7 sofort unmißverständlich auf den konkreten Fall der eigenen Mutter zielt, deren xa>,.rn6TTJI:: alle denkbaren EüEpyeaimweit überwiegt, scheint Chairekrates ganz allgemein zu reden, so daß sein Widerstand überrascht. Lamprokles war grundsätzlich einverstanden und statuierte nur für Xanthippe eine Ausnahme. Chairekrates scheint grundsätzliche Bedenken zu haben. Xenophons Dialogführung ist etwas ungeschickt. Im einzelnen unterscheidet Chairekrates zwei Fälle : 1. wo der Konflikt gering ist, 2. wo rrcxvToc;; fvbfo1Kainav 10 lvavrn.urn1ovE1l'J, wie ebenso kompliziert wie unklar gesagt wird. Der Fall, daß man mit dem Bruder in Harmonie leben kann, wird nur in dem a.1a0ovyapSatz flüchtig gestreift. Vielleicht ist es sogar teilweise Absicht Xenophons, zur pathetischen Rede des Sokrates in der etwas schnodderig wirkenden (besonders das l'crwc;; ö:v Um!) Reserviertheit des Chairekrates einen scharfen Kontrast zu schaffen. § 6. Sokrates bezieht nun den zweiten der von Chairekrates genannten Fälle sofort auf Chairephon. Sachlich ist seine Replik ein Gegenstück zu 2, 11-13 Anf. In beiden Texten kommt es Sokrates darauf an, die paradoxe Ausnahme herauszuarbeiten, die dann gerade als solche fragwürdig wird. Das Verhalten des Lam prokles wäre verständlich, wenn er im Sinne des H.voc;; Aristippos auf menschlichen Umgang überhaupt keinen Wert legte; nun aber ist die Mutter ausgerechnet der einzige Mensch, mit dem er nicht auskommt. Da muß also (was in Kap. 2 freilich nicht ausgesprochen wird, aber, wie wir

II, 3, 6-7

109

von Kap. 3 aus erkennen, mindestens teilweise der ursprüngliche Sinn der Stelle war) der Fehler bei Lamprokles liegen. Hier wäre das Verhalten des Chairekrates verständlich, wenn Chairephon auch mit allen andern Menschen im Streit läge; nun aber ist es ausgerechnet der Bruder allein (oubE.viapEO"UI ist parallel zu µ17bEv1 - apEO'KEtV in 2, 11), mit dem er nicht harmoniert. Also wird der Fehler wesentlich beim Bruder, Chairekrates, liegen. Streng konform sind die beiden Stücke nicht; die Ausgangspunkte sind ja genau gegensätzlich, und unser Text ist jedenfalls der innerlich logischere. Aber es liegt in beiden Fällen derselbe Beweistyp zugrunde. Vom Schöpfer des Dialogs gewiß beabsichtigt ist es, daß Chairekrates zunächst gar nicht bemerkt, wie er mit dem Ü}.lo1i;; apfoKEtv Mvarn1 schon sein eigenes Urteil spricht, sondern daraus sein Recht ableitet, den Bruder zu hassen (noch mehr als in 2,7 8 soll im ersten Gesprächsstadium die Renitenz des Partners energisch unterstrichen werden). Gewollt ist auch die Umständlichkeit der Schlußwendung. naow apEGKElV ist ein alter Begriff griechischer Gesellschaftsethik, wie folgende Stellen zeigen: Theognis 24,287, 80 1 4 ;Demokrit 68 B 153; ..mc; apEO"KEtv, das er § 6 dem Bruder zugebilligt hat, allerdings mit der Nuance, daß er nicht einfach durch sein Benehmen apE.O"KEt, sondern das gute Benehmen der Anderen durch xup1c;zu erwidern weiß. Und darüber hinaus kommen wir zu der vollständigen Formel, die wir als eines der Zentren xenophontischer Ethik bei II,1,19 besprochen haben. Für den Dialog ergibt sich, daß die Feindschaft nach beiden Richtungen hin eine Ausnahme darstellt. Für Chairephon wie für Chairekrates ist der Bruder ausgerechnet der einzige Mitmensch, mit dem er sich nicht verträgt. Offenbar soll sich ergeben, daß die Feindschaft unter Brüdern nicht nur theoretisch absurd ist (§ 1-4), sondern auch im konkreten Falle der wahren Natur (huvuTm§ 6, {mO'TctµEvos § 8) der Beiden durchaus widerspricht. Mehr oder weniger explicite wird diese Folgerung allerdings erst in § 16 (und dort recht unerwartet) gezogen. § 9. Auch der nun folgende Vergleich mit dem Hunde ist eher geeignet, den Gedankengang zu verwischen; dies, obschon Sokrates versucht, § 5-8 gewissermaßen zu rekapitulieren. Der Hund wird beschrieben wie Chairephon § 6: er weiß mit den Schafen und den Hirten gut umzugehen, bloß nicht mit Chairekrates. Chairekrates selbst wird festgelegt auf seine Aussagen von § 5 und 8: Er halte einen Bruder, der sei ofos hE.'i',für ein großes Gut und besitze selbst die Episteme des f.u rrotEtvKul.Eu >..E:rew. Unterschlagen wird allerdings, daß Chairekrates in seiner pedantisch sorgfältigen Formulierung § 8 ausschließlich vom Erwidern des rechten Benehmens Anderer gespro-

II,3,9-10

111

chen hatte; darum wird auch der Hundevergleich so ausgeführt, daß man den Hund durch Freundlichkeit zu gewinnen sucht, selbst wenn di_esersich schlecht benimmt. Also: da ein Ausnahmefall vorliegt, Wll'dohne Umschweife von Chairekrates gefordert, über das schlechte Benehmen des Bruders hinwegzusehen und die Initiative zur Versöhnung zu ergreifen. Der Einwand liegt nahe, daß die Initiative vielmehr bei Chairep~on zu li~gen habe; daß er objektiv der Schuldigere ist, wird ja rocht bestritten. Doch erst von§ 14 an steht der Einwand zur Diskussion, und dort nicht unter dem Aspekt der Schuldhaftigkeit, sondern unter dem des Alters. Was dazwischen steht(§ 10-13), könnte man wohl eine nachträgliche Erweiterung Xenophons nennen. Dialogtechnisch ist es nicht einwandfrei, daß Chairekrates seinen scharfen Aeußerungen § 5·-8 zum Trotz nun gleich überlegt, wie er den Bruder gewinnen kann, und erst hinterher durch Sokrates auf den Gedank~n gebracht werden muß, ob es überhaupt an ihm sei, als erster die Hand zur Versöhnung zu bieten. Sachlich ist § 10-13 nicht mehr als eine Ausführung von - - E.1TE1pw eu 1to1r\crac; rrpuuvewaih6v (§ 9) und eine Wiederholung von § 8 in ungekehrter Richtung: Chairekrates soll zuerst Eurro1Eiv,dann wird der Bruder mit seinem Eu rr~tEtva~two~en. ~ndlich ist zu erkennen, daß es Sokrates mit § 10 bIS 13 eigentlich n10ht auf die Fortführung der Antithese ankommt die in § 9 liegt und den Gedanken von § 1-4 auf die Spitze treibt; einen bösen Hund versucht man zu versöhnen, aber einen bösen Bruder nicht ; es wird vielmehr ein neues Paradoxon eingeführt: es ~cheint, a~ müßten nun komplizierte µrixavai,ungewöhnliche o-ocpia, Ja sogar em dem Chairekrates ganz unbekannten cpi~Tpov aufgeboten werden. In Wirklichkeit handelt es sich einfach um die Regel, die Chairekrates in § 8 ausgesprochen hat und längst kennt. § 10. Der Einwand des Chairekrates kommt auf den Gedanken hinaus, daß es leicht sei, einen Hund zu besänftigen, doch übermäßig schwer, einen Bruder wie Chairephon zu gewinnen. Für die Charakterisierung Chairephons bleibt das in der Linie von § 5-8, auch wenn man überrascht ist, bei Chairekrates nun so viel guten Willen zu finden. Die Pointe des Sokrates ist zunächst die, daß es keiner neuen Methode bedarf, sondern einer, die Chairekrates schon beherrscht. Das sokratische Motiv, daß das Gesuchte das Nächstliegende sei und daß man das Nächstliegende am meisten übersieht,

II, 3, 10-11

II, 3, 11-14

ist damit angetönt. Es gehört zum Umkreis des TVW0t .moTi,c;; Chairephons erinnert. Dazu kommt als neues Element der Ausblick auf den Erfolg. Die Versicherung, Chairephon sei q>1A6T1µoi; und lkeu8Ept0,;;,überrascht allerdings genau so sehr wie in 2,9 die Behauptung, die Mutter sei dem Sohne gegenüber eüvouc;;. Weder hier noch dort sind wir auf diese Charakteristik im mindesten vorbereitet. Die xaXETTDTl1c;; der Mutter wie des Bruders waren unbestritten geblieben. Die Vermutung stellt sich ein, Xenophon habe eben aus einem reicheren und differenzierteren Porträt der beiden komplizierten Gestalten Xanthippe und Chairephon so viel weggestrichen, daß nur noch inkohärente, ja widersprechende Einzelzüge übrigblieben. Der Sinn von qnA6nµoi;klärt sich am Ende von § 17: Ohairephon wird in einem Wettstreit um das Eurroteivnicht zurückstehen wollen. EAeu0Ep10c;; wird durch den wiederum stark sententiösen Schlußsatz von § 16 erläutert: bestechen lassen wird er sich nicht, nur Freundlichkeit gewinnt ihn (€A01c;; wie KaTEPTciCTmo nehmen den Jagdvergleich von § 10 auf). Die zwei Begriffe umgrenzen also positiv und negativ den Weg des Ohairekrates über das hinaus, was§ 11-13 dargelegt hatte.

116

II,3, 17-19

§ 17. Szenisch fein ist der letzte Einwand und damit gleichzeitig die letzte Aeußerung des Chairekrates formuliert. Nachdem er Sokrates alles zugestanden hatte, bleibt noch die ausdrückliche Frage § 16 vorbereitet nach dem Erfolg, die mit navu Taxu crot u1taKoucrEtm war. Der Erfolg kann ausbleiben. Die Antwort des Sokrates ist bemerkenswert, auch wenn wir sie als die einzig angemessene empfinden werden. Die gute Tat hat ihren Wert in sich, ganz unabhängig davon, ob sie beim Partner die erhoffte Wirkung hat, bzw. ob der Partner ihrer würdig ist oder nicht. Es gibt nicht allzu viele Stellen klassischer griechischer Ethik, die sich damit vergleichen lassen. Am nächsten kommt, soweit ich sehe, ein in mehreren Brechungen überliefertes Aristoteles-Apophthegma, das bei Diog. Laert. 5, 21 lautet: Wc;; €!Tlµ~aya64' EpavovbEbWKW.oi(vgl. § 2) steigert. Neu ist der Hinweis auf den Gewinn, den die Fürsorge verspricht. Damit ist im Sinne Xenophons die Verbindung zwischen§ 2-4 und 5-7 hergestellt; denn vom Gewinn sprach eben 5-7. Ein gewisses Kolorit erhält der Satz sohließlich dadurch, daß der Vergleich des Freundes mit einem Besitz, hier einem Fruchtbaum, wenigstens einigermaßen durchgeführt (§ 5) zurückweisende wird; darum das in der Sache auf miTXPfl{J'Tov TtaµcpopwTuTov. Das Sokrates-Apophthegma Gnom. Vatic. Nr. 471 Sternb. ist möglicherweise aus eben diesem Satz abgeleitet.

KAPITEL

5

§ 1. Nachdem nun der Wert der Freundschaft allgemein ins Licht gestellt ist (man mag dazu noch an Hieron 3 erinnern), folgen Mahnungen des Sokrates in bestimmten Situationen. Vielleicht darf man Kap. 5 und 6, ihrem sehr ungleichen Umfang zum Trotz, als Gegenstücke auffassen: 5 ist negativ die Zurechtweisung eines Gefährten, der die Freundespflicht versäumt, 6 gibt positiv Ratschläge, wie man Freunde wählen und gewinnen soll. Der erste Satz ist mit 4, 1 und noch mehr mit 1, 1 (s. dort) ver-

122

II,5, 1-2

wandt. Das Ziel des Gesprächs wird angegeben, wobei ätm(i;das Stichwort ist, das den ganzen kurzen Dialog beherrscht, und tftTaZ:ewfot1T6v an Platon Apol. 230, 29 E, 33 C, besonders aber die gleichlautenden Stellen Apol. 28E und 38A (wozu Laches 187 E-188B) erinnert. Der Sache nach steht es e.rnµe>.rnecuiuvrnu nahe, und beides darf man als Ausläufer des delphischen rvwEh1Yat1T6v auffassen, das zwar nicht bei Platon, wohl aber in der bekannten Stelle der m,aTwv1Kades Aristoteles (bei Plut. adv. Col. 1118 C) Sokrates zur Philosophie gebracht hat. Szenisch haben wir es mit einem Tadelsgespräch zu tun, das sich in der zu II, 1, 1 schon berührten eigenartigen pädagogischen Form abwickelt: Sokrates unterhält sich mit einem Dritten in der Anwewesenheit dessen, der getadelt werden soll (bzw. mit dem zu Tadelnden vor den Anderen). Wer getadelt werden soll, wird gar nicht gesagt; um so mehr zieht die Person des Dritten, Antist.henes, die Aufmerksamkeit auf sich. Die Mem, nennen ihn nur noch III, 11, 17 zusammen mit Apollodoros als die beiden treuesten Freunde, die Sokrates unter den Athenern hat (daß keiner von beiden in I, 2, 48 vorkommt, ist etwas auffallend), und dies mag auch der Hauptgrund sein, weshalb er gerade hier Partner ist: Dem nachlässigen Freund tritt der beste Freund gegenüber. Fernzuhalten ist offenbar der Antisthenes, der in Mem, III, 4 eine Rolle spielt und dessen Reichtum herausgestrichen wird, als solle er ein Gegenstück darstellen zum Antisthenes des Symp. (3, 8 plus 4, 34-45), der sich seiner Armut rühmt. Allerdings wird auch an unserer Stelle einerseits vorausgesetzt, daß der vernachlässigte Freund ebenfalls an Armut leidet {wir werden uns aber nicht wundern dürfen, daß später kein Wort mehr darüber fällt, ob ihm auf die Darlegungen des Sokrates hin nun auch wirklich geholfen wird), anderseits in § 3 fingiert, Antisthenes sei in der Lage, für einen wahrhaft wertvollen Freund ein ganzes Vermögen daranzugeben, Da sind denn die Dinge nicht völlig durchsichtig. § 2. Der Dialog selbst läuft klar auf drei Thesen hinaus, Verhältnismäßig breit wird (1) festgestellt, daß ein Freund genau so wie ein Sklave einen Handelswert besitzt(§ 2-3). Das ist als Paradox gemeint wie etwa die Bezeichnung des Freundes als -rraµcpopwTCITOV KT~µusc. bevbpov am Ende von 4, 7, mit dem Unterschied, daß daß hier eine detaillierte Analogie entsteht. Also muß jeder (2) sich selbst prüfen, welchen Wert er für seine Freunde besitzt. Denn wie

II, 5,2

123

man (3) nur einen wertlosen Sklaven verkauft, so wird man auch nur einen wertlosen Freund im Stich lassen. Dieser Ausgang überrascht. Gegeben war jemand, der seinen darbenden Freund im Stich ließ und dafür doch offenbar Tadel verdiente. Und nun hören wir, daß derjenige, der im Stiche gelassen wird, selbst daran schuld ist, weil er nicht Wert genug besaß; denn einen wertvollen Freund gibt keiner auf. Da liegt ein Widerspruch oder zum mindesten ein schwerer Hiatus des Gedankens vor. Denn das kann kaum Xenophons und seiner Vorlage ernstliche Meinung gewesen sein, nicht den ciµeAwv,sondern den TTE.Vi'l meZ:6µevo(i; zum Schuldigen zu erklären. Doch hat Xenophon so grob gekürzt, daß der Text, streng genommen, nur diesen Widersinn hergibt. Wie lief der Dialog ursprünglich aus? Wissen können wir es nicht, aber möglich ist etwa folgendes: Sokrates mag darauf aufmerksam gemacht haben, daß die cWa des Menschen nicht materiell verstanden und daß vom Handelswert des Freundes nur vergleichsweise geredet werden könne. Der &µeAwvhatte seinen Freund verlassen, weil er die ciEiawörtlich genommen, also auf die Freundschaft eines TTEVTJiö verzichtet hatte. Doch die wirkliche a.Eia, so kann Sokrates gesagt haben, liegt gerade anderswo, etwa im cpp6v1µov und wcpEAtµov. wie I, 2, 55 lehrt. Dann ist der, der am Freund nur die materielle ciE[aschätzt in Wahrheit selbst der Wertlose, der Freundschaft nicht verdient'. So könnte dieses Kapitel vielleicht zurechtgerichtet werden. Es ist von Xenophon so stark verstümmelt wie wenige; vergleichen kann man das Ende von I, 2, 40-46. Eine Frage, die wir nur andeuten, ist, wie weit mit der Terminologie unseres Kapitels der spätere stoische Begriff der a.Eia(vgl. den Index der S. V. F. s. v.) im Zusammenhang steht. Zum einzelnen: Sokrates beginnt mit der allgemeinen Frage und gibt sofort eine Liste der Werte von Sklaven in absichtlich etwas lässiger Folge und endet mit einem präzisen Beispiel. Nikias ist eine feste Figur in der sokratischen Literatur. Dialogpartner ist er im Laches, und nach Diog. Laert 2, 105 war er Titelheld eines Dialogs des Phaidon. Sein Typus ist derjenige des wohlmeinenden und unermeßlich reichen Aristokraten. Oik. 11, 4-5 ist von seinem Rennpferd die Rede (der Text ist zerstört, aber es muß sich um ihn handeln), und in Symp. 3, 5 plus 4, 6-9 und 4, 45 tritt sein Sohn Nikera tos auf, den der traditionsbewußte Vater den ganzen Homer hat

II, 5, 2-4

II, 5, 4-5

auswendig lernen lassen. Der Sache nach steht unserer Stelle am nächsten Poroi 4, 14, wo auch die Silberbergwerke des Nikias und die Arbeiter, die er dort beschäftigt, erwähnt werden. Der Preis eines Talents ist sehr hoch; es handelt sich aber auch um einen Vertrauensposten besonderer Art. dem O"Komi.1 § 5 entspricht. Sokrates Beachtenswert ist O"KorroDµm, stellt die Ueberlegung für sich allein an, nicht (wie etwa in II, 1) zusammen mit dem Gesprächspartner. § 3. Antisthenes antwortet, indem er die von Sokrates gegebene Wertliste beinahe vollständig wiederholt. Dem Nikias-Beispiel steht die Versicherung rrpo rravrwv xp11µarwvgegenüber. Das beigefügte Kctt1T6vwvist an sich natürlich nicht sinnlos, nur paßt es schlecht in einen Text, der im übrigen strikte bei Geldwerten und Geldleistungen bleibt. Wir bemerkten schon, man könnte sich etwas wundern, daß ausgerechnet Antisthenes, der nach Symp. 3, 8 µnbe.oßoMv besitzt, mit dergleichen Angeboten spielt. § 4. Hier wäre genau gesehen die Stelle, an der Sokrates untersuchen müßte, was man denn unter der atia eines Freundes zu verstehen habe. Denn weder kann sie in den Eigenschaften eines Sklaven bestehen noch im Reichtum, wie es vielleicht der aµe>.wvannahm. Erst wenn das geklärt ist, kann der Dialog ohne Gefahr eines Mißverstehens weiterlaufen. Warum hat Xenophon dieses Glied weggelassen 1 Erlaubt ist die Vermutung, es sei darum geschehen, weil im nachfolgenden Kapitel 6, 1-5 gerade von den Bedingungen ausführlich die Rede ist, die ein .oc;; cha06c;;erfüllen muß. Aus Kap. 6, das sozusagen eine umfassende Lehre von der Freundschaft vorträgt, wollte Xenophon das nicht streichen, also ließ er den entsprechenden Teil hier fallen. Aehnlich scheint er, um Früheres zu nennen, in I, 2, 1-8 über dieEnkratie des Sokrates gegenüber denAphrodisia nichts Näheres gesagt zu haben, weil er es in I, 3, 8-15 in einer ausgeführten Szene behandeln wollte. Am Text, den Xenophon gibt, ist die Wendung zur Reflexivität besonders wichtig. Nicht den andern soll man prüfen, sondern sich selbst, ob man des andern wert sei. Wir verknüpften dies schon mit Platon und deuteten an, wie EEetafov €auT6Vin die große und überaus einflußreiche Reihe der (von Hause aus paradox gemeinten) reflexiven Begriffe hineingehört, die mit r1rvwcr1Cetv fouT6v anhebt und

sich in aföe1e10m fouT6v,Kpare'ivfouroO schließlich qi1>.e1v four6v usw. fortpflanzt. § 5. Der umfangreiche Schlußsatz erinnert an 4, 1, sofern er wie jener mit einem aKouEwbeginnt und einem 6pav endet. Das eine sind die Behauptungen der Leute, dies die Wirklichkeit, die Sokrates selbst konstatiert. Die Leute klagen über Verrat, und zwar wird dem allgemeinen Satz noch ein Sonderfall beigegeben, in welchem die Analogie des Geldwertes durch µvav civT'fouroü drastisch zur Realität wird. Sokrates selbst führt aber gerade da die Analogie streng zu Ende: Man verkauft nur untaugliche Sklaven und verrät nur untaugliche Freunde. Das ist natürlich, so formuliert, doppelt bedenklich. Denn szenisch ist der Verratene bis dahin eindeutig der rrEvfq.TrtEZ:oµEvoi;; gewesen, und jeder aufmerksame Leser muß unsern Satz auf ihn beziehen, was doch Xenophon, wie schon gesagt, unmöglich meinen kann. Er hat also in seiner Verkürzung nicht nur die unentbehrliche Klärung des Begriffs dtia wegfallen lassen, sondern auch die nicht minder unentbehrliche szenische Mitteilung, daß faktisch der d.µe>.wvvon seinen Freunden aufgegeben wird, und zwar mit Recht, weil er die aEia wörtlich auf den Reichtum bezog. Was stehengeblieben ist, ist beinahe absurd. Es kommt dazu, daß die These des Sokrates auch als solche befremdet, Soll es nach Xenophons Meinung tatsächlich nicht vorkommen, daß auch ein xpricrroi;; dv~p von seinen Freunden verraten wird1 Man kann es nicht anders auffassen, selbst wenn man in rravu n eine leise Einschränkung zu hören glaubt. Jedenfalls hat Xenophon die These in seiner Vorlage vorgefunden, und da war sie wohl auch interpretiert, so daß sie standhielt. Man mag sich an gewisse Radikalismen Platons erinnern, etwa Rep. 335 B-D oder Gorg. 466 D bis 468E. Zum einzelnen sind nur noch die kaufmännischen Fachbegriffe zu nennen. Wie dEiawohl schon so empfunden werden sollte, so d1toMb0Tmroü eup6vrni;;(vgl. Oik. 2, 3, Poroi 4, 25 und 40), das sich durch den zweiten örav-Satz erklärt, so noch Errarwr6v.

124

125

126

II, 6, 1

KAPITEL

II, 6, I

6

Wir vermuteten, daß Kap. 5 darum so übermäßig und bis zur Sinnlosigkeit verkürzt worden ist, weil es Kap. 6 nicht im Wege stehen sollte. Denn daß Xenophon dieses Kapitel zu einer vollstänausbauen und es zum Mittelpunkt des digen Diskussion rrEpicp1>.ia~ II. Buches machen wollte, liegt auf der Hand. Es übertrifft an Umfang Kap. 1 und berührt so ziemlich alles, was im Sinne Xenophons grundsätzlich über Freundschaft zu sagen war. Darüber hinaus ist für uns besonders wichtig, daß es der einzige Dialog in den Mem. ist, der in seiner Gesamtheit mit einem platonischen Dialog verglichen werden kann und muß: Die Berührungen mit dem Lysis sind manifest und zu einem guten Teil längst konstatiert. Es wird sich aber lohnen, einen umfassenden Vergleich durchzuführen. Da dieser ohne eine Interpretation des Lysis selbst unbefriedigend bleibt, so sei zunächst die Analyse des Kapitels ohne Rücksicht auf Platon vorgelegt; es folge ein Exkurs, der mit einer kurzen Analyse des Lysis beginnt und mit der Synkrisis schließt. § 1. Der erste Satz ist ein Gegenstück zum Anfang von Kapitel 5. Als bloße stilistische Variatio ist offenbar zu werten cppEvoDv(von Xen. nur noch im Mem. IV, 1, 5 um eines Wortspiels willen verwendet) für rrpoTpE1TEtv und hoK1µcifov(das in § 6 aufgenommen wird) für lEETcifov.Sachlich wichtig ist, daß in Kap. 5 der Einzelne sich prüft, wieviel er den Freunden wert ist, wogegen hier zu prüfen ist, was für Freunde zu erwerben sich lohnt. Die zwei Kapital ergänzen sich also nicht nur als Tadel und Beratung, sondern auch als Prüfung seiner selbst und der andern. Freilich ist sofort beizufügen, daß ä'ElovKTc'icr0m nur § 1-7 umfaßt, und das Programm cpi>.oui;Ö1Toioui; zwar§ 1-5 mit der Frage: ,,>,,wv. ei.ue10'uµßo>,,oc;; wird im letzten Satzteil erläutert. Xenophon versucht da, den Unterschied zum Verschwender möglichst scharf herauszuarbeiten. Beide haben es mit >..aµßcivEtv und cmoh1h6vm,den Elementen des Geschäftsverkehrs, zu tun. Während aber der Verschwender unter Zwang unkorrekt handelt, tut es der Geldgierige aus lrn3uµia. Darum nennt ihn Kritobulos auch ausdrücklich novripoTEpoc;;, darin im wesentlichen mit Aristoteles übereinstimmend, der die u.vEAEU8Epia für schlimmer hält als die c't.crwTia (EN 1122 a 13-16, vgl. 1121 b 13). § 4. Worin sich diese Frage von der vorangehenden unterscheidet, ist kaum zu sagen. Soll man von der leicht unerwartet zu nennenden Verwendung von gpwc;;(vergleichbar in Mem. nur noch unten II, 6, 21) und crxo>,,riv 1ro1e1cr0ai (>;vgl. Kyr. VII, 5, 42) ausgehen und etwa in der Richtung von I, 5, 4 erkläre~: Der Geldgierige hat keine Muße, sich dem menschlichen Eros zu widmen, da sich seine ganze Aufmerksamkeit auf den einzigen lpwµEvoc;;, das Geld, richtet? Mag sein; allzuviel kommt nicht darauf an. Wichtig ist dagegen das Stichwort avwqie>,,ric;; in der Antwort des Kritobulos. Es expliziert, was in§ 1 TaMovrn npcnmv nur angedeutet war. Der gute Freund ist der, der dem Andern nützlich zu sein vermag. Der Gedanke erscheint als Abschluß unseres Zusammenhangs

II,6,4

129

in§ 5 als Xucr1TeAEiv und wird in§ 16 wieder aufgenommen. Daß er aus dem Zentrum des xenophontischen Sokrates bild es herauswächst, bedarf keines Beweises; wir werden ihm aber auch wieder begegnen, wenn wir nach Platons Lysis fragen. Vom Enkratie-Karteria-Autarkie-Schema gänzlich gelöst ist die nächste Eigenschaft. Die Erwähnung des O'Ta0'1wbrir; (vor Xenophon nicht belegt; sonst vgl. etwa die hübsche Stelle Arist. Probl. 956 b 22-30) ist unmittelbar einleuchtend, Vergleichen kann man den KaKOAO"foc;; Theophrasts. Ungemein charakteristisch ist die letzte Frage. Eine dramatische Nuance ist beabsichtigt: Sämtliche bisherigen KaK&. werden aufgewogen durch das Eine, das noch bleibt. Dabei ist dieses Eine der Sache nach von den Aeußerungen über den ha1ravripo~und q)l;\oxp~µaTO77• Das XP~O-~ Sm 1m emen, nächsten oder schon konstatierbaren Falle ergibt den Maßs~ab für das XPf\ihpa, also nut bemahe etwas pedantischer Unterscheidung die beiden Ha~ptarten der Zaubermittel. Von >Von Kritobulos aus kann der Sinn dieser Frage nur in dem Hintergedanken bestehen, daß nicht nur die Sirenen, sondern auch er zu dieser ETil.,\JbTJ. greifen kann. Erst die nun folgende Distinktion des Sokrates (die zunächst Krito-

bul_osenttäuschen muß) klärt das Wesen der em.µbfi. als solcher; doch bleibt der Gespräc~sduktus bei Xenophon derart flüchtig, daß die ~us~eutung des Sirenengesangs und damit der Em.µbfi. als Enaivoc; apnrJ,; nur so nebenher und wie selbstverständlich mitzulaufen scheint, obschon das die Pointe der ganzen Stelle ist. § 12. Nur auf fa' apET~ cp1AonµouµEvo1wirkt der Sirenengesang. Und so entDenn er ist eben nichts anderes als das Lob der dpETTJ.. puppt sich tm.µbfi.und o,;bzw. croq>tar~r;; men. Dergleichen kam ja schon bei Stesimbrotos vor 80 • Unsere Stelle weicht ab durch den Kontrast, den sie zwischen

iy,

8 ~ FGrHist 107 F l; die merkwürdige Stelle ist noch nicht befriedigend erklärt.

139 Themistokles und Perikles statuiert. Hier wäre nun Platon beizuziehen mit den loci classici über die großen Staatsmänner 81, Antisthenes, der in seiner .ia.nicht vollständig abgeht • So ist 8 das Verhältnis im Kosmos des Empedokles \ und wenn auch Empedokles selbst die (naheliegende) Anwendung auf die Menschenwelt nicht vollzogen haben wird, so ist das bei einem Philosophen zwischen Empedokles und Xenophon um so leichter denkbar. Indessen bleibt dies reine Hypothese. TTmKi>..wr,; ist als Gegensatz zu a.n>..wr,; zu verstehen (vgl. Oik. 16, l; 17 7): Die Formel des Kritobulos führt zur Aporie, weil sie zu einfa~h und undifferenziert ist. Wie dies Sokrates meint, wird freilich nur klar wenn wir im folgenden zusammennehmen lxoucnv--rö. µe.v qn>..tK6.--rd bE'ITOAEµtK6., wobei erst noch -ra µEv--rö.b€ im Sinne_von uµa zu betonen ist. Außerdem liegt natürlich in ..,Kov Kyr. VII, 5, 60 und zum 1to>..eµu..tK6v sind offenbar je zwei Begriffe zusammenzunehmen. ~oran steht he'tcr0mund i>.,ee'tv,das Erbitten und Gewähren von Hilfe; da drängt sich der Gedanke an die bekannten Thesen, Freundschaft und Gemeinschaft überhaupt seien auf den Mangel des Menschen 87 an Autarkie, auf seine xpeia 86 und imbecillitas zurückzuführen, und xaptv ~XEtv unmittelbar auf. Im zweiten Paar sind uns wcpE>..iiv als Lieblingsbegriffe Xenophons längst vertraut. Doch haben s~e auch hier einen guten Sinn. Vom negativen Aushelfen gelangen wir zum positiven Fördern. cruvEp'f€1V nimmt den Begriff voraus, der in der nachfolgenden Darlegung immer wiederkehren wird. Bemerken~wert ist cruvihTEr,;,was man mit I, 4, 12 verknüpfen möchte: Die

--;Vgl.

Plat. Rep. 351A-352A, wo Aehnliches intendiert ist.

VS 31 B 16 ff. , so Nicht uninteressant ist, daß an beiden Stellen ri qiucrt~&va,-xaZ:1;1. Da werden um nur den Rahmen abzustecken, Assoziationen etwa mit Eur. Tro. 886 hie;, mit Arist. Met. 984 alB/9 und 984 b 10 dort möglich. B6 Etwa Pla.t. Rep. 369 B-D in Anlehnung an einen ältern Autor, Vorsokras4 Vgl.

tiker oder Sophisten. 87 Cic. La.el. 26 ff. u. a.

145

Men_schensind (als einzige Lebewesen) auch cpucmbefähigt, sich unteremander zu verständigen. Wie die Begründung des 1TOhEµLK6v gemeint ist, ergibt sich am besten, wenn man Plat. Euthyphr. 7B-8A danebenhält. Dort kommt der Streit daher, daß es zwar in Sachen des Zählens, Messens und :Vägens ein eindeutiges und anerkanntes Kriterium gibt, nicht aber m Sachen des biicaiov,Ka>..6v, U'fa06v. Darüber hat jeder eine andere 1\Iei~ung 88 • Hier handelt es sich gerade nicht um die Meinungen, die ausemandergehen, sondern um die Wünsche, die identisch sind und darum aufeinanderprallen. Gerade der Consensus der Menschen über die Güter, die sie alle gern besitzen möchten, schafft den Streit; worin bereits impliziert ist, daß dieser Consensus selbst keineswegs verwerflich und das so orientierte Begehren der Menschen durchaus legitim ist. Das ist eine gut gebaute Theorie. Recht unbeholfen freilich werden nun vier Formen des rrohµLK6v angehängt. Erst § 23 gibt einen Hinweis darauf, was sie hier sollen, Es sind zwei zulässige und zwei unzulässige Formen des Streits. Epu;; und 6py~ werden auch die dya0oi äußern, aber mit Maß. Dagegen sind TtAEoveEia und cp06vor,;bedingungslos zu verwerfen. Man kann das eine an sich sinnvolle Weiterbildung der hesiodischen Distinktion nennen. Doch verrät der Wortlaut schon an unserer Stelle daß Xenophon nicht mehr ganz mitkommt. Im Folgenden wird d~s immer spürbarer, so daß der beinahe aristotelisch anmutende Grundgedanke, der ll'fa06i;;werde zwischen der Freundschaft und einer maßvollen Eris schon einen Ausgleich finden, gar nicht mehr recht zur Geltung gelangt. § 22. So beginnt ein durch Xenophons Ungeschicklichkeit ziemlich schwieriger Abschnitt. Schon der Anfang verwundert. Vier Arten des Streits waren erwähnt, von denen die zwei spätern in gewählten Worten abgelehnt worden waren, entsprechend§ 23. Hier aber werden den Edlen mOTa miv-razugeschrieben. Die Freundschaft und cp66vor,; ihren Platz finsoll also mitten unter lp1~,opr~, TTAEOVEEia den. Gewiß wird auch Xenophons Vorbild auf die concordia discors die aus den menschlichen Naturgegebenheiten entspringt, aufmerk~ sam gemacht haben, aber nicht in diesem Sinne. 88 \Vir verglichen mit dieser Stelle schon früher Mem. I. 1, 9. Unexakt und dai:um auf das konventionelle Paraphrasieren zurückfallend ist die Interpretation von Mem, I, 1, 9 bei Kühn, Gnomon 26, 516 f.

10

IT, 6,22-25

II,6,22

146 Im Folgenden scheinen zwei Dispositionen ver~sch_t. Die. e~e geht aus von 1Ier Dreiheit Enkratie, Karteria, ~utarki~, die bereits~ § 1-2 zugrunde lag. In diesen drei Bereichen lieg~n W~sche :or, ~e der Edle um der Freundschaft willen zügeln wird. D1e_zwe1teDIS: position verfolgt die vier .Arten d~s Streits und zeigt, wie man zwei überwinden, zwei mit Maß betätigen soll. . . . . Es sei gleich vermutet, daß nur die zweite Dispositmn m unseri:u Zusammenhang ursprünglich zu Hause ist, und. zwar als Vorb~reitung auf eine Diskussion, wie sie bei Xenophon_m § 24-_27 ~orliegt. Denn bei den KaM Kai~bEavon § 21 ist schwerlich an die J?m~e gedacht, die die Objekte von Enkratie, Karter~a. und A_~t~r~1ebilden, sondern vielmehr an Ehre und Macht im politisch-militar1sch~n Bereich. Hier ist der Ort eines edlen, leidenschaftlichen, aber ~1ema~s niedrigen Wetttstreites. Darauf geht § 24-27. Xenop~on wird die Problematik der Enkratie usw. vorangestellt haben, teils_um nebe?" der Sphäre des Koiv6vdie des '{1:nov nicht zu vergessen, teils um mit § 1-2 zu verklammern. Das Durcheinanrler in § 22-23 ist allerdings groß. Begonn~n

•d

~

(im rap-Satz) mit der Autarkie, die fähig ist, auf den Streit ~her Besitztümer zu verzichten. In der Form steht I, 2, 1 nahe: µET~ia KEK,~0"0m entspricht µu..Eµoc; und jeder novnein Stück cp1>..ia. Doch war vielleicht poc;umgekehrt neben dem n6>..Eµo,;; gerade dies das ursprüngliche Ergebnis der Untersuchung. __DasNe~e beginnt damit, daß Sokrates sich selbst als der größte Jager auf die K_a>..oi K&raeoivorstellt. Er ist eben EpwnK6,;;,womit eine F~rm me~schhcher Beziehungen ins Spiel kommt, die in§ 13-27 bestimmt mcht gemeint war (die Gesellschaftsregel § 22 steht ja auf ganz anderer Ebene). Der anschließende Satz umschreibt sie bei aller Dezenz in unmißverständlicher, ja gerade in ihrer Schematik beinahe übertrieben wirkender Weise. Em0uµeiv und 6pµacr{}mstehen am über das rrofJ.Eivzum Anfang, und dann verläuft der Weg vom cp1)..e1v cruvE'ivm._Auch d~s Nachfolgende bis § 37 handelt vom Eros, mindestens emer erotisch motivierten Freundschaft, wobei Sokrates Kritobulos sachkundig berät. Blicken wir zurück auf diewichtigsteStelle,

150

II,6,28

die in den Mem. außer der unsrigen den Eros thematisch diskutiert (I, 2, 22 und III, 9, 7 lassen wir außer Betracht, ebenso I, 2, 29-30; auch das anders orientierte III, 11), nämlich das Gespräch mit Xenophon über die Verliebtheit des Kritobulos (I, 3, 8-15), so ist der Widerspruch derart, daß man zu meinen versucht wäre, er sei gewollt. Das wird kaum zutreffen. Kritobulos als der E.pWTtKWTUTO.w(8, 2), worauf in 8, 12-41 seine Rede folgt. Daß da die Erotik schließlich auf das Bestreben hinausgeht, einfach den rechten Mann auf den rechten Platz zu bringen, hindert nicht die Feststellung, daß Sokrates im Symp. ausdrücklich die Sprache des Eros und teilweise doch auch die Sache für sich in Anspruch nimmt. Wie nahe wir damit dem platonischen Sokrates kommen, bedarf kaum der Worte; es genügt, an das Symposion, Charm. 154B ff., Lysis 204BC und Protag. 309 AB zu erinnern. Aber auch Aischines hat vom Eros des Sokrates zu Alkibiades gesprochen. (Fr. 11 Dittmar). Was letzten Endes hinter dieser Erotik der Sokratiker steckt, ist nicht zu verfolgen. Historische Realitäten spielen ebenso eine Rolle wie der Zug der Sokratiker zum Paradoxon (der häßliche Sokrates, der die 1iAo~ konzentrieren, fällt es aus dem Rahmen. Es ist eine Lebensregel aus ganz andern Zusammenhängen, eine pointierte Variante des Satzes, der in II, 1, 19 begegnete und dort kurz behandelt wurde, eines der Fundamente der Weltanschauung Xenophons. Geprägt ist der Gedanke aber keineswegs von ihm, was sich schon daran erkennen läßt, daß er eine Keimzelle der weitYer-

II,6,35-36

155

breiteten Antilogien über die btKmocruvri darstellt, wie wir sie bei Xenophon etwa in IV, 2, 14-18 lesen. Xenophon wollte die l\faxime hier nicht missen, auch wenn sie nicht völlig paßte. Der Schluß nimmt mit cruv0ripo~ das Angebot von § 28 ausdrücklich wieder auf. § 36. Ein Einwand des Kritobulos führt zum entscheidenden Punkt weiter. Sokrates hat nicht umsonst in § 33-35 dreimal mit Nachdruck Kritobulos um die Erlaubnis gebeten, über ihn so reden zu dürfen, wie er es vorschlägt. Diese Peinlichkeit soll die Bemerkung provozieren, Sokrates könne frei sagen, was ihm beliebe. Dem widerspricht Sokrates energisch, aber nicht im eigenen Namen, sondern unter Berufung auf Aspasia. Sachlich ist an der berichteten Aeußerung Aspasias nur der Hinweis auf die npoµvrJ.aµur;; (III, 10,12, Anab.VII, 4,4), x>.avii,;(fehlt außer in unserm Begriff x>.av1borrotia ganz), ~Ewµir;; (nur hier}. Die Replik Aristarchs entspricht ganz derjenigen in § 3, erweitert nur die bo0>.01 zu ßapßapot und die tfü:uOe.pot zu O"UHE.VE.it,;. § 7. Bis § 10 haben wir nun eine geschlossene Mahnrede des Sokrates, in drei Abschnitte deutlich gegliedert. Erst stürzen in einer lückenlosen Folge von Fragesätzen die prinzipiellen Hinweise des Sokrates auf Aristarch (7-8), dann folgt die Gegenüberstellung des gegenwärtigen unglücklichen und des möglichen glücklichen Zustandes (9) und endlich die Abwehr eines denkbaren Einwandes (10). Das Entscheidende an § 7 haben wir schon früher zu I, 2, 57 hervorgehoben. Das ganze Kapitel und§ 7 im besonderen läuft auf eine Verwerfung aristokratischer upria hinaus. Dann ist es aber nicht zu gewagt, es im Ganzen als eine Antwort auf den entsprechenden Vorwurf des Polykrates aufzufassen. Die erste Frage hat einen unverkennbar sarkastischen Unterton; dabei wird man unwillkürlich an die aristotelische Stufung erinnert, die dem Menschen das EVE.P"fEiv, dem Tier die Genüsse des Essens usw. (etwa EE 1215b30-1216a2) und der Pflanze das Schla-

177

fen (EE 1216a2-9) zuordnet. Die zweite Frage mißt die Lebensformen des EmµE>.e.ia{}m und des aµEAEiv(in die nächste Frage hinübergenommen) an der Eudaimonia. Bezogen sich die zwei Begriffe vor allem in II, 4 und 5 auf das Verhältnis zu den Freunden, so ist hier an das Verhältnis zum eigenen Können gedacht. Auf der dritten Frage liegt das Hauptgewicht. Die Güter, die der aµria zu entgehen drohen, werden scharf durchschematisiert. Kaum kann man sich des Eindrucks erwehren, daß Xenophon der Dreiteilung nach wuxfi,awµa, EKT6~folgt, die bei Platon und noch mehr im Peripatos eine so große Bedeutung gewinnt (vgl. Arist. EN 1098 b 12-18). Aber auch KTacraa1und CJ4JZEtVist ein festes Paar, und schließlich könnte sogar (aus wie großer Distanz immer) µa{}e.ivund µvrJµOVEUEtv mit dem akademischen Schema Ciceros T. D. I, 57- 64 (memoria, inventio) in Verbindung gebracht werden. Im übrigen ist klar, daß die Ep"facriabesonders bei tl-'UXTI und awµu mit der aO'KrJO"tt:; identisch ist, wie sie I, 2, 19- 23 u. a. gelehrt hat. § 8. Konkreter bezieht sich nun Sokrates zurück auf § 5 Ende, und wir erkennen von hier aus, welch wichtiges Zugeständnis Aristarch dort gemacht hat. Die Frauen beherrschen bestimmte Technai, und wenn dies schon der Fall ist, ist es sinnlos, sie brach liegen zu lassen. Die letzten zwei Fragen sind mit derjenigen nach den drei Gütern zu verknüpfen. Hatten wir es in µafüiv und µvriµovEuew(aristotelisch gesprochen) mit zwei dianoetischen Tugenden zu tun, so folgen nun noch zwei ethische nach, crwcppocruvri und b1Kmoauv11, § 9. War die Arbeit an einer Techne bisher teils damit empfohlen, daß sie den Lebensunterhalt sichert und reich macht, teils damit, daß jedes menschliche Gut nur durch Arbeit erworben und bewahrt werden kann, so gelangen wir nun zu einem dritten (wie der Anfang von § 8 ganz konkreten) Aspekt: In der vorliegenden Situation kann nur die Arbeit die .a scher Manier bis ins Einzelne symmetrisch aufgebaut. Sachlich ist zu beachten, daß zwischen Aristarchos und seinen Verwandten kein Verhältnis der Ebenbürtigkeit herrscht. Er darf von ihnen Nutzen erwarten, und sie schätzen sich glücklich, wenn sie ihm durch nütz12

178

Il,7,9-12

liehe Tätigkeit Freude machen. In § 12 -14 wird diese Relation von upxc1vund apxoµEvoi;;noch einmal zur Sprache kommen. In den zweiten Satzhälften braucht auf die ausgedachte Antithetik von und .ricriov 1.aEKritons. Damit wird auch hier wie in 7, 12-14 und 8,4-6 die menschliche Seite des von Sokrates angeregten Arrangements zur Diskussion gestellt, genauer: es wird gefragt, ob nicht der apxoµEvoc;; (die Frauen, Eutheros, Archedemos) gegenüber dem apxwv in eine ungerechte und demütigende Abhängigkeit gerät. Vor allem besteht zwischen der Qualifikation als bou>.o,;;, wie sie 8,4 einwirft, und derjenigen als K6>.aE sozial nur ein geringer Unterschied. Hübsch ist es aber (und vielleicht von 7 und 8 bewußt abweichend), wie hier nicht Sokrates, sondern Archedemos selbst den Vorwurf abwehrt. Daß dies ganz im Sinne der xenophontischen Schemata (XPTJO'T6,;;-1tovrip6c;, Freund- Feind, f.UEpye1e1v-euEp'fETEt..m auToO.Die Frage, ob man ihn versetzen darf oder ob Xenophon selbst schlecht redigiert hat, bleibe offen. Wir wissen ja auch nicht, wieweit erst durch ihn jedes der drei Kapitel 7, 8 und 9 eine doppelte Pointe erhalten hat: die Ueberwindung einer sozusagen technischen Aporie und die menschliche Einordnung des dpxoµevos23, 7 Aristides 8 Cato maior 2, 2 Cimon 10,6 Solon 20, 1 Sulla 38, 6 Theseus 6-11 3AB moralia 100 70EF 75 B ff. 124 D ff. 139 A

148A 158BC 173 C 176D 177 CD !ROE 185D 185E 210E 212B0 215D 215E 216 A 217D 217E

II, 132 II,61 II,39 II, 11; 36 II, 185 I, 159 II, 22 II, 112 1,23 II, 85

II, 87 I,49 II, 143 II, 15 1,91 II, 11 II, 54 II, 39 II, 14 II, 95 I, 56; II, 12 I, 157 II, 76 I, 102 II, 100 1,159 II, 15 I, 153; II, 106 II, 107 II, 44 II, 52 II,27 II, 103 II,9 II, 9; 103 II, 10 II, 10 II, 109 II, 103

218A 223D 225E-226B 233A 239A 386 C 439E 461D 462C 471 B 478 D ff. 480EF 482B 488 C-489A 489D 491 C ff. 512F 529D 541DE 622A 673 C ff. 759D 779E 780 C 786E 806F 988 Fff. 1088 CD 1094E 1118 C Polyaenus 7, 6, 4 Porphyrius v. Pyth. 39 Proclus in Euclid. p.32 Fr. Quintilianus inst. 5, 11, 28--29 Sappho fr. 58 Diehl 92 Schol. Plat. Apol. 20 A Plat. Gorg. 489 E Sophocl. Oed. Col. 329 Verg. Aen, 1, 9 Semonides fr. 7 Diehl

203 II, 54, II, 10 II, 14 II, 24 1, 97 1,10 II, 37 II, 95 11,103 II, 85 II, 103 JI, 103 II, 130 II, 104 II, 103 II, 103 II, 76 II, 21 II, 27 II, 69 II, 98 II, 158 II, 107 II,51 II, 79 II,27 1,137 lI, 158 1,55 II, 122 II, 15 II, 136

II, 175 II, 85 II, 81 II, 106

II,102 I, 165 II, 15 II, 103 II, 92

Annaeua Sen-eca, ben.5,7,5 de ira 2, 17, 1 de tr. 11.Il. 8, 7 ep. mor. 104, 27 Sextus adv. math. 2, 23 Simonicks fr. 5 Diehl Solon Fr. 1, 57 ff. Diehl Sophocles Philoct. 431 Stobae.us II, p. 48/9 W acham. II, 31,101 III, 1,34 1,88 1,98 4,111 5,30 5,33 5,39 6,39 11,23 14,22 15,8 20, 54 a 29,65 29, 75 39,30 IV, 13,41 21, 15 24 b, 30 25,42 27 27, 14 31/3, 84 31/4, 108 33,28 Stoicorum veterum fragmenta ed. Arnim 1,19 1,41 1,235 1,242 1,244 1,297 1,351 1,356-7

Stellenindex

Stellenindiex

204 II, 173 II,98 II, 189 II,85 II, 10 11,81 I, 10 II,38 II, 75 II, 119 II, 77 II, 75 II, 92; 98 II,54 I, 102 I, 159 II, 54 II, 22 II, 79 II, 133 I, 161 II,98 II,47; 73 Il,54 II, 27 II, 15 II, 52 1, 78 II,85 II, 103 II, 130 II, 77 II, 77 II, 98

II,85 11,166 II, 93; 130 11,6 II, 23 II, 103 II,98 I,120

1,375 1,386 3,38 3,211-2 3,237 3,244 3,274 3,333-9 3,340 3,617-622 3,634 3,657-70 3,663 3,705 Suda LI 1676 y 517 Theognis

24 35-36 81-82 83-86 105-112 135 ff. 175-8 183 ff. 219-20 254 257 ff. 287 331-2

371-2 467 ff. 503 ff. 801-4 1103-4 1249 ff. 1267 ff. Theophrastus char. 30 fr. 125 Wimmer Theophylactus Simoc. ep.43 Thucydides I,5 VIII, 90-98

II, 185 I, 74 II, 54 1,117 I,45 I, 45 I,117 II, 36 II, 107 II, 52 II, 100 I, 75 I, 75 II, 54 II,21 II, 70 II, 109 I,46 II, 100 II, 70 II,86 I, 10 I, 46; 81 JI,92 II, 11; 32 II, 133 II, 110 II,109 II, 11; 32 11,110; 133 I,102 I, 102 II, 109 II, 30 II, 110 JI,110 II, 70 11,69 II,95 II,39 TI,174

Tyrtaeus fr. 7 Diehl

II, 14

Valerius Maximus VII, 2, ext. 1 VII, 2ext. 8 VIII, 8, ext. 1

I, 97; 166 I,25 II, 85

Vorsokratiker {die Fr. der-, hrsg. Diels-Kranz) 21B 33 22B45 46 56 58 82 83 93 96 101 116 23B21 36 37 28B8,5 31 A 1 § 60 A13 A14 B2 B 16 ff. B96 Blll B 121-123 59A66 B1 68B3 4 33 60

63 69 77 80 92-96 107 153 188

1,131 1,18 I,75 I,79 I, 79 I, 138 I, 138 I, 6 1,78 I, 18; 28 I, 18 II, 131 II, 58 II, 58 II,47 I,22 I,22 I,22 I, 91 II,144 I, 131 I,22 11,64 I,18 I, 132 II, 27; 185 II, 76 II, 15 II, 27 1,168 1,155 11,106 11, 27; 185 II,87 I,80 II,109 I, 32; II, 76

205

212 214 234 247 253 264 283 BOAl 82 B 11, 8 ff. 84 A 1 a 87B 10 88 B 25, 15 ff. B 31 90 C. 2, 15 3,2-9 6,8 X-enarchus fr. 4 Keck Xenocrates fr. 2 Heinze Xenophon Agesila.UB 1,27 4,2 5 5,3 9,3 11,6 11,9 11, 12 Anabasis II, 1, 11 3,23 II,4,1 III, 1,5 1,23 2,8 IV, 1, 14 3,10 V,4, 13 VII,4,4 6, 18 6,34 6,36 Apologia 1 10

11-13

II, 18 I,147;Il,51 I, 12 II, 43 II, 27 1,28 I, 155 I, 35 I, 38; 47 II, 59 I, 134 I,25 I, 49 II,91 II,87 I, 124 II, 22 II, 38

II,53 II, 87; 101 II,8 II,48 II, 48; 76 II, 57 II,48 II, 54 II, 14 II, 14 II, 40 II, 183 II, 8 II,53 II, 64 II, 18 II, 176 II, 176 II,173 II, 186 II, 18 I, 94 I,3 I, 14 f.

Stellenlndex

Stellenindex

206 (Xenophon, Apologia}

12 13 14 16 18 20-21 24 25 26 28 29 32 34 Cyrupaedia I, 1,3 1,4 1, 5 2, 1 2,3 2, 7 4,25 5,1 5,2 5,9 5,9-10 5, 11-12 5,12 ;), 13 6

6,2 6,3-4 6,7 6,8 6,17 6,19 6,20 6,22 6,27 6,27-34 6,34 6,39 6,42

I, 5 I, 5; 93; II, 180 II, 102 I, 55; II, 93 II,48 I, 75 ff. I,15 I, 101 I, 101; II, 93 I,91 I,58 II, 117 I, 94 II,50 II, 31 II,25 II, 79; 135 I,49 II, 87; 101 II, 35; 54 ll,48 II, 25 II,57 II, 30 II, 18 I,101; II, 79; 135 II,53 I, 11 ff.; II, 19 II,80 II, 73 II, 25 II, 16; 57 II,35 II, 53 II, 9; 135 II, 158 I, 168 II,87 II,57 II, 21 II, 18

II,1,1 1, 13 1,17 1,22-24 1,27-28 1,29 2, 11-16 2,24 3,2 3,7 3,9-10 3,13 3,15 4,6 III, 1, 19 3,8 3, 21 f. 3,35 3. 54 3,57 IV, 2,46 V,2,23 2,34 VI, 1,6 1,37 VII, 5, 42 5,60 5,73 5,74 5, 76 5,78 5,80 5,80-81 VIII, 1, 32 1,36 1,38 2, 14 2,19-23 3, 5 3,47 3,49 5, 14 7,6-28 7, 10 8,2 8, 16

II, 80 II, 54 II,35 II, 135 II, 107 II. 74 II, 34 II, 57 II,35 1,88 II, 144 II, 8 I, 88 II,74 II, 23 II, 8: 18 II, 80 II, 74 II, 22 II, 74 II, 53 II, 186 II, 22 I, 103 II, 101 II, 128 II, 144 II,35 II, 48; 57 II, 57 II, 8 I, 101 II, 30 II, 57 II,8 II, 74 I,59 II, 107 I, 88 I, 103 II, 87 II, 88 II, 105; 107 II, 114 II, 105 II, 77

(Xenophon} Hellenica

1,7,2 7, 15 7,16 7,28 II, 3, 46 4,43 III, 4, 18 IV, 2, 18 5, 19 7,1 7,7 V, 1, 29 VI, 1, 15-16 3,16 VII, 5, 10 IIic,ron 1-7 1,4-16 1,4-6 1, 12 1,14 1, 17-23 1,22 1,23 1,26-30 1,32-36 2, 2 3,2 3,3-4 6, 12 7, 3 7,4 7,9 8, 1 11, 1-5 Hipparchicus 1,26 6,3 11, 13 Oeconomicus 1,3-4 1,8 1, 17-23

1,22 2, 1 2,3 2,6 2, 7 2, 15 3,14 4, 1-3 4,4-25 4, 24 5,4 5,12 6,5-9 7-10 7, 11 7.18 7,18-23 9, 11 10, 2 ff. 11,4-5 11, 12 f. 13, 5 16, 1 17,7 18,2

II, 184 I, 24 II. JO II, 174 II, 174 II, 40 II, 53 II, 17 II,28 II,49 II,23 II, 28 lf, 8 I,45 II, 117 II, 142 II, 78 f. II,68; 78 II,113 II, 135 II, 76 II, 76 I, 158 II, 91 II, 133 II,54 II, 100 II, 23 II, 54 II, 8 I,159 II, 115 II, 5; 142 II, 107 Il,53 II.18 1,100 I,21 II, 109 1,110

207

'.!l, 7

21, 9-10 Poroi

1, 5

·1.14 4, 22 4, 25 4,40

II, 8; 80; 128 II, 93 II, 125 II, 26 1,105 II, 100 II, 155 II,81 II, 24; 74 II, 74 II, 24 II, 73 11,81 II,84 II, 22; 91 I, 127 II, 24 II,8 II, 64f. II, 123 I,32 II, 51 II, 144 II, 144 II,48 I,109 II, 51 II, II, II, II, II,

117 124 182 125 125

resp. La.c. 1 1, 4 2,4 3, 4 9, 5

II,25 II, 176 II, 25 II, 115

Symposion 1, 1 1,2 1,5 1,8-10 1,10 2,4

I, 94; 103 I, 105 II, 59 II, 150 II, 65 I, 46

I,3

SteHenindiex

208 (Xenophion, Symposion)

2,9-10 2, 10 2, 11-14 2,19 3,2 3,5 3, 7 3,8 3, 10 3, 11 4,6-9 4, 10--28 4,16 4,25-28 4,30-32 4,31 4,34-45 4,38

II, 84 II, 96; 110 I, 109 I, 115;II, 85 II, 104 II,123 II, 13; 127 II, 6; 122,; 124 II, 150; 155 II, 34 I, 47; II, 123 I, 104ff.; 113ff.; II, 13; 127 1,109 II, 150; 153 11,174 II, 115 11,6; 122 II,22

4,41 4,42 4, 45 4,46-9 4,48 4,49 4,56-64 4,62 5 6,6 7,3 8, 1-2 8,4-6 8,5 8,9 8, 12-41 8,23 8,26 8,31 8,37-39

II, 76 I, 101 II, 28; 123 1,24 I, 6 I, 101 II, 150; 151; 154f. II, 59; 173 II, 127 I, 18

1,109 II, 150 I, 73 II, 132 II, 57 II, 150; 152 1,55 Il,57 II,38 II, 137f.